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Full text of "De arte amatoria libri tres;"

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P.  OVIDI  NASONIS 

DE    ARTE    AMATORIA 
LIBRI  TRES. 


ERKLART 


VON 


PAUL  BRANDT. 


ERSTE  ABTEILUNG: 
TEXT  UND  KOMMENTAR. 


1^553^ 


LEIPZIG, 

DIETERICH'SCHE  VERL AGS-BUCHH ANDLUNQ 

THEODOR  WEICHER. 

1902. 


ueimany 


MEINEN  LEIPZIGER  FREUNDEN. 


Vorwort. 


Nehmt  es  freundlich  auf,  Ihr  Lieben,  das  Büchlein,  das  ich 
Euch  heute  bringe,  und  das  Euch  gewidmet  sein  soll  als  ein  Zeichen 
dankbarer  Gesinnung.  Sind  es  doch  schon  mehrere  Jahre,  dass  ich 
in  Eurer  Mitte  das  Glück  des  Nehmens  und  Gebens  geniessen  darf 
in  manchem  anregenden  und  fördernden  Gespräche  bei  fast  täg- 
licher Lebensgemeinschaft.  In  so  vielem,  was  die  Hauptfragen 
unseres  Schaffens  angeht,  wissen  wir  uns  einig;  einig  wissen  wir 
uns  zumal  in  der  unbegrenzten  Verehrung  und  der  das  Grab  über- 
dauernden Liebe  zu  unserem  unvergesslichen  Richard  Richter. 
Er  hat  den  Funken  der  Begeisterung  zu  unserem  herrlichen  Be- 
rufe, der  in  uns  schlummerte,  mächtig  angefacht  von  dem  Tage  an, 
da  wir  zum  ersten  Male  als  junge  Studenten  dem  Zauberflusse  seiner 
Rede  lauschten.  Und  als  an  jenem  lachenden  Pfingsttage,  dessen 
Sonnenschönheit  in  solch  bitterem  Gegensatz  stand  zu  der  Wehmut 
unseres  von  Trauer  zerrissenen  Innern,  was  an  Richter  sterblich 
war,  zur  letzten  Ruhe  bestattet  wurde,  da  hat  jeder  von  uns,  das 
weiss  ich  bestimmt,  sich  gelobt,  weiter  wirken  zu  wollen  in  seinem 
Geiste  und  dessen  würdig  zu  bleiben,  was  wir  in  schönen  Jahren 
von  Richard  Richter  empfangen  haben.  Ja  bleiben  wir  ihm  treu, 
dem  Manne,  dessen  Namen  die  Guten  mit  Ehrfurcht  und  inniger 
Dankbarkeit  nennen. 

So  haben  wir  in  frohen  Tagen  wie  in  der  schweren  Zeit  der 
Trauer  innig  zu  einander  gehalten.  Möge  Euch  das  Büchlein,  das 
ich  Euch  nun  in  dankbarer  Gesinnung  vorlege,  ein  wenig  von  der 
Freude  bereiten,  die  ich  bei  der  Arbeit  empfunden  habe. 

Ihr,  die  Ihr  um  die  Entstehungsgeschichte  des  Büchleins  wisst, 
erwartet  von  mir  nicht  ein  Werk  im  Sinne  pedantisch-ängstlicher 
Philologie.  Nicht,  weil  es  mich  drängte,  eine  philologische  Arbeit 
zu  liefern,  habe  ich  diese  Ausgabe  besorgt,  sondern  nur  um  das 
Gedicht  als  solches  war  es  mir  zu  thun:  es  schien  es  mir  reichlich 
zu  verdienen,  eine  zwar  umfassende,  aber  nicht  bis  in  die  tiefsten 
Tiefen  philologischer  Minierarbeit  hinabsteigende  Erklärung  zu 
finden.    Dabei  lege  ich  viel  Wert  gerade  auf  das  Wort  'Erklärung*. 


VI  Vorwort. 

Sie  ist  in  unserer  Zeit  auffällig-  vernachlässigt  worden.  Schon 
im  Jahre  1893  klagt  ein  kompetenter  Beurteiler  der  römischen 
Elegie,  K.  P.  Schulze,  in  einem  Berliner  Programm  über  die  'auf- 
fallende Thatsache,  dass  in  Deutschland  seit  Jahren  so  viel  kritische 
Ausgaben  der  römischen  Elegiker  und  so  wenig  erklärende  er- 
schienen sind\  Die  vorliegende  Arbeit  will  einen  bescheidenen  Bei- 
trag zur  Erklärung  Ovids  liefern.  Gerade  aber  die  Ars  Amatoria, 
unübertroifen  durch  geistvoll  spielenden  Witz  und  durchdrungen 
von  feinster  Psj^chologie,  anziehend  an  sich  und  höchst  interessant 
durch  die  reichen  und  lohnenden  Ausblicke  auf  die  Kultur-  und 
Sittengeschichte  einer  Weltstadt,  verdient  eine  geschmackvolle  Inter- 
pretation. Zu  oft  tappt  der  Leser  der  Ars  im  Dunkeln :  sei  es  nun, 
dass  er  das  Gedicht  um  seiner  selbst  willen  lesen  will,  so  wird  er 
oft  aufgehalten  durch  die  Fülle  von  Anspielungen  auf  Antiquitäten, 
Kultus,  Mythologie,  die  er  sich  erst  notdürftig  zurecht  suchen  muss, 
um  doch  bei  sehr  vielen  Stellen  unbefriedigt  zu  bleiben,  oder  dass 
er  das  Gedicht  benutzen  will  zu  näherer  Kenntnis  einer  kultur- 
geschichtlich höchst  interessanten  Zeit,  so  fehlt  es  auch  hier  immer 
wieder  an  dem  notwendigen  Material.  Aus  solchen  Erwägungen 
heraus  ist  das  Buch  entstanden,  nur  für  die  eben  skizzierten  Klassen 
von  Lesern  ist  es  geschrieben,  aber  nichts  lag  mir  ferner  als  der 
Gedanke,  einen  das  letzte  und  abschliessende  Wort  in  der  Er- 
läuterung der  Liebeskunst  sprechenden  Kommentar  zu  schafien. 
Mir  kam  es  zunächst  einmal  darauf  an,  das  Rohmaterial  zu  ver- 
arbeiten, das  Gedicht  so  zu  erklären,  wie  es  uns  vorliegt,  und 
andere  sehr  wesentliche  Untersuchungen,  wie  z.  B.  die  Darstellung 
der  Beziehungen  der  Ars  zur  Komödie  müssen  anderen  Arbeiten 
vorbehalten  werden.  Damit  hängt  es  auch  zusammen,  dass  ich 
mich  nicht  entschliessen  konnte,  gleichzeitig  mit  der  x4rs  eine  Be- 
arbeitung des  unter  dem  Namen  medicamina  faciei  auf  uns  ge- 
kommenen Fragmentes  und  der  remedia  amoris  zu  unternehmen. 
Ovid  hat  seineu  Lesern  die  drei  Werke  auch  nicht  als  ein  unbedingt 
zusammengehöriges  Ganze  vorgelegt,  sondern  gab  die  Ars  als  ein 
selbständiges  und  für  sich  durchaus  bestehendes  Kunstwerk  heraus. 
Ich  vermag  schlechterdings  nicht  einzusehen,  warum  man  nicht  in 
demselben  Sinne  die  Ars  für  sich  allein  herausgeben  und  inter- 
pretieren dürfte.  Dass  dabei  die  beiden  anderen  Gedichte  nicht 
ignoriert  werden,  verstellt  sich  natürlich  von  selbst:  aber  ebenso 
selbstverständlich  ist  es,  dass  nicht  der  Kommentar  der  Ars  das 
Verhältnis  dieses  Gedichtes  zu  den  Remedia  bis  ins  kleinste  zu  ver- 
folgen hat,  sondern  dass  es  einer  Bearbeitung  der  Remedia  vor- 
behalten bleiben  muss,  darzustellen,  wie  sich  diese  Pseudopalinodie 
zu  der  eigentlich  originellen  Schöpfung,  der  Ars,  verhält.  Oder  um 
mich  noch  klarer  auszudrücken:  Ich  habe  mich  schlechterdings 
nicht  dazu  entschliessen  können,  die  Ars  zum  Gegenstande  eines 
philologischen  Kommentars  in  herkömmlichem  Sinne  zu  machen, 
vor  allem  ängstlich  bemüht,  nur  gar  keine  Beziehung  zu  übersehen, 


Vorwort.  VII 

sondern  ich  beabsichtigte,  das  Verständnis  und  vor  allem  den  poe- 
tischen Genuss  des  einzig  dastehenden  Gedichtes  zu  fördern.  Im 
übrigen  muss  meine  Arbeit  für  sich  selbst  sprechen. 

Noch  während  ich  mit  der  Abfassung  des  Büchleins  beschäftigt 
war,  habe  ich  die  eine  und  andere  Stimme  von  sehr  urteilsfähigen 
Männern  vernommen,  dahingehend,  ob  es  nicht  etwas  bedenkliches 
und  höchst  riskantes  sei,  das  vielberüchtigte  Buch  einer  Spezial- 
behandlung  zu  unterziehen.  Dafür  fehlt  mir  das  Verständnis.  Meiner 
Ansicht  nach  liegt  die  Sache  so.  Entweder  ist  die  Ars  vom  poe- 
tischen Standpunkte  aus  betrachtet  wertvoll  oder  sie  ist  es  nicht. 
Im  letzteren  Falle  würde  ich  mich  nie  zu  einer  Bearbeitung  dieses 
Stoffes  haben  entschliessen  können.  Ist  aber  die  erste  Annahme 
richtig,  so  liegt  nicht  das  mindeste  Bedenken  vor,  das  Verständnis 
eines  poetisch  höchst  wertvollen  Gedichtes  zu  fördern.  Was  ist  es 
überhaupt,  was  an  dem  übermütigen  Büchlein  Anstoss  erregen  kann  ? 
Sicherlich  nicht  die  paar  schlüpfrigen  Stellen,  oder  wie  Ribbeck 
(R.  D.  II  -  263)  sagt,  die  „Delikatessen  am  Scliluss  des  zweiten  und 
dritten  Buches".  Sicherlich  nicht  diese,  denn  sie  lassen  sich  leicht 
eliminieren,  wie  denn  auch  die  Übersetzer  sie  zumeist  ausgelassen 
haben.  Wer  also  von  ihnen  wirklich  eine  ernste  Geiährdung  seiner 
Moral  fürchtet,  mag  sie  getrost  auch  in  der  vorliegenden  Ausgabe 
überspringen  (II  703—732.  III  769—808).  Nein,  was  wirklich  An- 
stoss erregen  kann,  wäre  der  Ton,  auf  den  das  ganze  Gedicht  ge- 
stimmt ist,  der  Ton  lüderlicher  Frivolität,  der  das  Gedicht  in  ge- 
nialer Weise  durchzieht.  Nun  Ovid  selbst  hat  ja  den  Übermut 
seiner  Jugend  schwer  büssen  müssen,  und  das  Jammern  und  Winseln 
seiner  Dichtungen  aus  der  Tomizeit  könnte  ja  den  engherzigen 
Moralisten  mit  dem  so  wohligen  Gefühle  selbstherrlicher  Genug- 
thuung  erfüllen.  Mir  war  bei  der  Lektüre  der  Ars  immer  das 
massgebend,  dass  wir  hier  ein  poetisches  Spiel  feinsten  Witzes 
haben,  ein  Kabinetstück  geistvollen  Scherzes,  das  man  unbedenklich 
als  Ovids  gelungenste  Schöpfung  bezeichnen  kann.  Viel  noch  Hesse 
sich  anführen,  um  eine  Bearbeitung  dieses  Stoffes  bedenklichen 
Gemütern  plausibel  zu  machen:  doch  wozu?  Nur  das  eine  möchte 
ich  noch  sagen.  Höchst  angenehm  überrascht  wurde  ich,  als  am 
Schluss  des  vorigen  Jahres  die  Übersetzung  der  Liebeskunst  von 
Hugo  Blümn  er  „erschien.  Wenn  er  es  riskierte,  das  verrufene 
Büchlein  in  freier  Übertragung  einem  grossen  Publikum  vorzulegen, 
darf  man  wohl  auch  einem  engbegrenzten  Kreise  von  Fachleuten 
eine  Bearbeitung  des  Gedichtes  zumuten.  Doch  nun  genug.  Karl 
August  Böttiger,  der  Gymnasialdirektor  von  Weimar,  der  Mann 
mit  der  nimmer  rastenden  Feder,  mag  hierin  das  letzte  Wort  sagen. 
Er  sagt  in  seiner  Sabina  (Leipzig,  Göschen  1803)  auf  Seite  40: 
„Übrigens  verdienet  diese  Kunst  zu  lieben  wegen  ihrer  wahren 
Originalität  und  als  das  lebendigste  Sittengemälde  des  Augusteischen 
Roms  gewiss  einen  weit  höheren  Rang  unter  dem  wenigen,  was  die 
Camönen  nicht  bloss  durch  griechischen  Mund  den  römischen  Sängern 


Vm  Vorwort. 

oflfenbarten,  dass  nur  eine  einseitige  und  engbrüstige  Moral  bis  jetzt 
eine  klassische  Bearbeitung  dieses  in  seiner  Art  einzigen  Lehr- 
gedichts verhindern  konnte." 

Der  vorliegenden  Ausgabe  liegt  der  Text  zu  Grunde,  wie  ihn 
Ehwald  in  seiner  bei  Teubner  erschienenen  Bearbeitung  gegeben 
hat.  Kritische  Bemerkungen  sind  im  Kommentar  selbst  fast  gar 
nicht  zu  finden;  wo  es  unbedingt  erforderlich  war,  ist  im  Anhang 
das  Nötige  kurz  angegeben:  die  vorliegende  Ausgabe  verzichtet, 
um  dies  nochmals  nachdrücklich  hervorzuheben,  auf  die  Kritik  und 
will  nur  das  Verständnis  des  einmal  vorhandenen  Textes  fördern. 
In  den  Anhang  verwiesen  sind  Ausführungen  des  im  Kommentar 
Gegebenen,  Zusätze  dazu  und  weitere  litterarische  Nachweise. 

Und  nun  tritt  deine  Reise  an,  Ovids  zierliches  Büchlein  in 
neuem  Gewände.  Komm  zu  denen,  für  die  dieses  Gewand  zurecht 
geschnitten  ist,  und  sieh  zu.  ob  du  bei  ihnen  freundliche  Aufnahme 
findest. 

Leipzig,  Pfingsten  1902. 

Dr.  Paul  Brandt. 


Einleitung. 


Prisca  iuvent  alias,  ego  me  nunc  denique  na/um 
Gratulor.     Ovid  aiS  III  121. 

Der  Satz,  den  wii'  als  Motto  für  unsere  einleitenden  Bemerkungen 
gewählt  haben,  mag  auch  ihren  Ausgangspunkt  bilden  und  uns  den 
richtigen  Gesichtspunkt  für  die  Beurteilung  des  in  mehr  als  einer 
Beziehung  einzig  dastehenden  Gedichtes  andeuten.  Mit  jubelnder 
Freude  bekennt  sich  Ovid  in  diesen  Worten  als  ein  Kind  seiner 
Zeit;  sie  sind  der  Niederschlag  jenes  wohligen,  angenehmen  Ge- 
fühles, das  den  eleganten  Weltmann  bei  dem  sorgenlosen  und  be- 
haglichen Genüsse  aller  der  Freuden  und  Annehmlichkeiten  erfüllt, 
wie  sie  das  Leben  in  dem  glänzenden  Eom  damals  so  überaus 
reichlich  bot.  Es  ist  eine  eigenartige  Ironie  des  Geschickes,  dass 
gerade  der  Manu,  der  wohl  am  meisten  für  die  zahllosen  Freuden 
der  einzigen  Stadt  empfänglich  war,  gerade  in  d  e  m  Gedichte  seinem 
Jubel  darüber  Ausdruck  gab,  das  später  zum  grossen  Teil  au  seiner 
Verbannung  Schuld  werden  sollte,  in  der  ihm  all  das,  was  bisher 
sein  Glück  ausmachte,  mit  einem  Male  genommen  wurde.^)  Daran 
aber  dachte  er  nicht,  als  er  mit  diesen  Worten  freudig  im  Genüsse 
seiner  Zeit  sich  selbst  beglückwünscht,  dass  er  jetzt  erst  geboren 
sei.  Jetzt  fühlt  er  sich  nur  als  Kind  seiner  Zeit,  den  die  Fort- 
schritte der  Gegenwai't  mit  freudiger  Bewunderung  erfüllen.  Frei- 
lich ist  es  nicht  der  bis  ins  Unsinnige  getriebene  Luxus,  nicht  die 
mit  ebenso  verschwenderischer  Pracht  wie  bis  zum  Frevel  gesteigerten 


1)  Es  lieg-t  nicht  der  mindeste  Grund  vor,  daran  zu  zweifeln,  dass  die  Liebes- 
kunst an  Ovids  Verbannung  mit  schuld  war,  wenn  mau  sich  auch  nicht  dem 
Aurelius  Victor  anschliessen  darf,  der  in  den  tres  libelli  der  ar.s  amatoria  die 
einzige  Ursache  des  Exils  erblickt  (epit.  I  27;  vgl.  Apoll.  Sidon.  carm.  23,  158). 
Ovid  selbst  bezeichnet  das  Gedicht  als  prima  causa  (ex  Pont.  JV  13,  42),  vgl. 
trist.  III  1,  4.  7.  ex  Pont.  II  9,  73.  III  3,  70.  Oft  in  trist.  II  etc.  Dass  es  aber 
nicht  die  einzige  Ursache  war,  geht  mit  Sicherheit  schon  daraus  hervor,  dass  seit 
dem  Erscheinen  des  Gedichtes  bis  zur  Verbannung  etwa  zehn  Jahre  vergrangen 
waren:  die  unmittelbare  Ursache  war  daher  eine  andere  (der  geheimnisvolle  und 
oft  besprochene  error). 


X  Einleitung. 

Dimensionen  arbeitende  Bau\Mit  seiner  Zeit,')  die  ihm  die  Gegen- 
wart so  begehrlich  erscheinen  lässt:  das  was  ihn  entzückt,  ist  der 
culhis,  die  verfeinerte  Lebensart,  das  Raffinement  des  Lebens,  welches 
an  die  Stelle  der  alten  rusticitas  getreten  ist.  Mit  sichtlichem  Be- 
hagen malt  sich  daher  das  verwöhnte  Weltkind  des  öftern  die  alte 
gute  Zeit  aus  mit  ihren  schlichten  Zuständen,  da  man  noch  auf 
kunstlosen  Rasenplätzen  vor  der  ebenso  kunstlosen  Scene  sass,  die 
noch  nichts  wusste  von  dem  Luxus  der  kostbaren  Essenzen,  mit 
denen  man  später  die  Bühne  besprengte,  und  den  mächtigen  Tüchern, 
die  über  dem  ganzen  Zuschauerraum  ausgespannt  willkommenen 
Schutz  gegen  die  heissen  Strahlen  der  Sonne  gewähren.-)  Er  ge- 
fällt sich  in  dem  Gedanken,  wie  das  Kapitol  sich  so  verändert  hat, 
dass  man  glauben  möchte,  ein  anderer  Juppiter  wohne  auf  ihm.  Die 
strohgedeckte  Kurie  der  alten  Zeit  lockt  ihm  ein  mitleidiges  Lächeln 
ab,  und  er  vergisst  nicht,  die  bescheiden  ländlichen  Verhältnisse 
jener  längst  entschwundenen  Tage  durch  das  Weiden  von  Euanders 
Rindern  auf  dem  nun  so  stolzen  Palatin  ebenso  wohlgefällig  wie 
anschaulich  zu  schildern.^)  Gewiss  sprechen  auch  andere  Dichter 
gern  von  den  Zuständen  des  alten  Rom^),  aber  kaum  einer  mit 
solch  sichtlicher  Freude,  dass  diese  Zeit  bäuerlicher  rusticitas  über- 
wunden ist,  wie  gerade  Ovid.  Daher  ist  ihm  denn  alles  zuwider, 
was  an  diese  rusticitas  erinnert.  Mit  dem  frivolen  Spotte  des  über- 
legenen Freigeistes  macht  er  sich  über  Vulcanus  lustig,  den  bäu- 
rischen Gatten  der  graziös  koketten  Venus,  das  tj'pische  Urbild 
eines  rusticus.  Köstlich  ist  das  Bild,  wie  Venus  vor  ihrem  Buhlen 
Mars  den  hinkenden  Gang  des  plumpen  Gemahles  nachahmt  und 
sich  über  die  von  harter  Arbeit  schwieligen  Hände  mokiert.  Und 
wenn  Ovid  sagt,  Venus  sei  dem  Liebesverlangen  des  IVIars  gegen- 
über nicht  rustica  gewesen,  so  hat  gerade  diese  Litotes  in  diesem 
Zusammenhange  etwas  höchst  pikantes,  wie  jeder  leicht  empfinden 
wird.^) 

Noch  mehr  spottet  der  Dichter  über  die  rusticitas  des  weib- 
lichen Geschlechtes.  Zwar  die  Treue  der  keuschen  Penelope  ist 
ein  zu  stereotyp  überlieferter  Zug  ihres  AVesens,  als  dass  Ovid  sie 
hätte  antasten  mögen.*')  Um  so  spöttischer  spricht  er  dagegen  von 
der  Andromache,  deren  unharmonisch  lange  Gestalt ")  seinen  Lesern 
gewiss  von  der  Bühne  her  geläufig  war.  Als  Gattin  eines  rauhen 
Kriegsmannes  erscheint  sie  in  rauhem  groben  Kleide^);  auch  wundert 
sich  der  Dichter  darüber  nicht,  doch  hört  man  leicht  aus  seinen 
Worten  heraus,  wie  wenig  begehrenswert  sie  ihm  erschien.  Und 
Tekmessa  gar,  die  erbeutete  Gattin  des  grossen  Ajax,  ist  nichts  für 
seinen  verfeinerten,  raffinierten  Geschmack.  Beide  Damen  gelten 
ihm  als  höchst  langweilig  und   griesgrämig.     Dass   sie  mit  ihi'en 


1)  m  123-126.  Vgl.  Hör.  carm.  II  18.  2)  I  103—108.  3)  III  115-120. 
4)  Vgl.  zu  III  115—120.  5)  II  565—570.  6)  m  15;  doch  vgl.  I  477:  Penelopen 
ipsam,  persta  modo,  tempwe  vinces.      7)  II  645.      8;  III  109. 


Einleitung.  XI 

Gatten  die  Freuden  des  Lagers  g-enossen  hätten,  möchte  der  Über- 
mütige bezweifeln,  wenn  ihre  Söhne  ihm  nicht  das  Gegenteil  be- 
wiesen. Aber  dass  sie  mit  ihren  Männern  zärtlichen  Liebesgeplauders 
gepflogen  hätten,  weist  er  mit  der  komischen  Ironie  ungläubig 
rhetorischer  Frage  zurück,  und  ein  Schmeichelwort  wie  'mein 
Schatz'  kann  er  sich  auf  den  Lippen  der  Tekmessa  schlechter- 
dings nicht  denken.^)  Dem  entsprechend  sieht  er  die  rusticitas  am 
schlimmsten  verkörpert  in  dem  legitimen  Ehestande,  der  ihn  als 
eine  durchaus  langweilige  und  philisterhafte  Einrichtung  abstösst, 
und  den  er  daher  in  wenig  ermutigender  Weise  ausmalt.  Wie 
kleinlich  ist  das  Misstrauen  des  Mannes,  der  bei  seiner  Frau  nach 
verborgenen  Liebesbrief  lein  fahndet.-)  Die  mehr  passiven  Liebes- 
bezeugungen der  legitimen  Gattin,  die  beim  ersten  Wunsche  des 
Mannes  'standesamtlich  und  honett'  nachgiebt,  sind  ihm  nicht  delikat 
und  pikant  genug  ^);  er  bedauert  sie,  dass  sie  sich  mit  einem  Manne 
begnügen  muss.  kann  aber  dabei  nicht  unterlassen,  an  ihrer  mora- 
lischen Kraft,  dies  auszuführen,  einen  leisen  Zweifel  zu  äussern.'^) 
Nach  seiner  Ansicht  wird  die  legitime  Ehe  durch  Zank  und  Streit 
charakterisiert:  dos  est  uxoria  Utes.'") 

Daher  nimmt  es  niemand  Wunder,  dass  er  gegen  Menelaus  für 
die  schöne  Helena  offen  und  rückhaltlos  Partei  ergreift.  Menelaus 
ist  selbst  schuld  an  der  Untreue  seiner  Frau:  wie  konnte  er  so 
w^ahnsinnig  sein,  solch  liebeheischend  junges  Weib  mit  dem  in  Jugend- 
blüte und  Schönheit  strahlenden  Fremdling  allein  zu  lassen!  So 
that  Paris  nur  das,  was  jeder  Verständige  an  seiner  Stelle  gethan 
haben  würde,  und  folgerichtig  kommt  der  Dichter  zu  dem  Resultate : 
Helenen  ego  crimine  solvo.^)  Man  beachte:  auch  hier  heisst  es  wieder 
et  adest  non  rusticus  hospes.  ]\Ienelaus  ist  der  Typus  eines  rusticus, 
über  den  Paris  den  thatsächlichen  und  nach  des  Dichters  Meinung 
auch  den  moralischen  Sieg  davonträgt. 

So  ist  es  also  die  philisterhafte  rusticitas,  der  Ovid  die  Fehde 
erklärt  als  einem  seiner  Zeit  unwürdigen  Zustande.  Sein  Ideal  ist 
der  cultus,  und  wie  cultus  pner  und  cidta  pueJJa  seine  Lieblings- 
wörter sind,  so  will  er  es  in  seinem  Gedichte  auch  nur  mit  solchen 
zu  thun  haben.  Wenn  nun  aber  auch  Ovid  unter  cultus  die  raffi- 
niert verfeinerte,  die  zahllosen  Freuden  der  Weltstadt  mit  der 
Wollust  des  ausgesprochenen  Gourmands  auskostende  Lebensweise 
der  genussfreudigen  Halbwelt  versteht,  so  warnt  er  doch  ebenso 
eindringlich  vor  den  nur  allzu  leicht  möglichen  Auswüchsen  und 
Yerirrungen  dieser  von  ihm  verherrlichten  Kunst  des  Geniessens. 
Das  ganze  Gedicht  predigt  den  Genuss  und  die  Wollust  mit  rück- 
haltloser Offenheit.  Aber  nur  die  Wollust  will  er  gelten  lassen, 
die  beide  geniessende  Teile  mit  gleicher  Wonne  befriedigt,  und  so 
gelangt  er  zwar  folgerichtig,  aber  sehr  im  Gegensatze  zu  dem  Ge- 


1)  III  517—524.  2)  II  597.         3)  IH  585.         4)  II  388.         5)  II  155. 

6)  II  359—372.     III  254. 


XTT  Einleitung. 

schmack  seiner  Zeit  zu  dem  absprechenden  Urteile  über  die  Knaben- 
liebe.') Wenn  der  cultus  nach  anderer  Seite  hin  übertrieben  wird, 
führt  er  zum  Stutzertum  und  zur  Geckenhaftigkeit.  Auch  hiervon 
mag  Ovid  nichts  wissen.  Er  spricht  seine  Freude  aus  über  die 
nmndities,  die  zierlich  anmutige  Sauberkeit,  und  giebt  eingehende 
Vorschriften  Jünglingen  -)  und  Mädchen  ^),  wie  sie  sich  zu  kleiden 
und  die  Regeln  täglicher  Ästhetik  zu  beachten  haben,  dass  die 
Zähne  blendend  weiss  sind,  dass  nicht  unschöne  Haare  die  Glieder 
entstellen,  dass  nicht  unappetitlicher  Geruch  des  Atems  den  nahe 
Stehenden  belästige,  und  sonstige  unzählige  Vorschriften,  die  vor- 
handenen Reize  zu  erhöhen  und  fehlende  geschickt  zu  ersetzen. 
Aber  ebenso  verhasst  sind  ihm  die  Stutzer  und  neumodischen  Gecken, 
die  mit  dem  Brenneisen  das  Haar  kräuseln  und  mit  einem  Eifer, 
der  einer  bessern  Sache  wert  wäre,  jedes  überflüssige  Härchen  ängst- 
lich entfernen*),  und  nachdrücklich  betont  Ovid  auch  hier  die 
mundities  und  erinnert  an  die  forma  neglecta  eines  Theseus,  Hippo- 
lytus,  Adonis.^) 

Diese  äusserliche  mundities,  die  Ovid  von  seinen  Schülern  beider 
Geschlechter  verlangt,  findet  ihr  Gegenstück  in  der  feinen  Bildung, 
die  nach  seiner  Meinung  unerlässlich  gefordert  werden  muss.  Das 
ist  wohl  zu  beachten  und  wieder  ein  Ergebnis  seines  feinen,  welt- 
städtisch verwöhnten  Geschmacks.  Nirgends  verirrt  sich  sein  Vers 
bis  in  das  Innere  des  lupanar,  er  erklärt  nachdrücklich,  dass  er 
nichts  wissen  will  von  den  feilen  Dirnen,  die  ihre  Reize  jedwedem 
verkaufen  *^),  und  verlangt  entgegenkommende  Zärtlichkeit.  So  ist 
also  Ovid  nicht  der  Verkünder  des  Genusses,  der  nur  in  der  Be- 
friedigung rein  physischer  Triebe  sich  genug  thut,  sondern  nach 
seiner  Lehre  muss  zu  dem  rein  sinnlichen  Genuss  auch  ein  geistiger, 
mindestens  aber  ästhetischer  hinzukommen.  Nicht  genug,  dass  er 
seinen  Schülern  zeigt,  wie  man  ein  süsses  Gift  mit  möglichstem 
Behagen  geniessen  kann,  er  will  dieses  Gift  auch  in  glänzend  ge- 
schliffenem kostbaren  Pokale  darreichen.  Seine  Schüler  sind  daher 
fein  gebildet  und  zumal  rhetorisch  gut  geschult;  den  "Wert  glän- 
zender Dialektik  zu  betonen,  liegt  dem  Ovid  ja  besonders  nahe. 
Daran  erinnert  er  denn  mehrfach  seine  Schüler ').  ja  er  schreibt 
das  Glück,  das  Odysseus  bei  zwei  Meergöttinnen  hatte,  zumal  seiner 
gewandten  Zunge  zu  und  der  einschmeichelnden  Beredsamkeit,  mit 
welcher  der  körperlich  durchaus  nicht  schöne  Mann  zu  erzählen 
wusste.^)  Nach  solcher  geistigen  Bildung  zu  streben,  ist  aber  um 
so  mehr  zu  empfehlen,  als  ja  die  Schönheit  ein  'gebrechliches  Gut' 
ist  und  sich  mit  den  Jahren  mehr  und  mehr  verliert,  da  bleiben 
denn   nur    die   ingenuae   artes.^)     Nicht   nur  die  'beiden  Sprachen' 


1)  II  683:  odi  concubitus  qui  non  utrumqne  resolvunt;  hoc  est  cur  pueri 
tannar  amore  minus.  Vgl.  Gebhardi,  Berlin.  Ztschrft.  f.  G.  W.  1875,  p.  7.3. 
2)  I  513-524.  3)  m  133  ff.  4)  I  505—508.  5)  I  509^512.  6)  II  685—688. 
7)  Vgl.  z.  B.  I  459  ff.      8)  II  123  ff.    Vgl.  die  Anm.  zu  V.  127.      9)  II  113—122. 


Einleitung.  XIII 

muss  der  Jüngling-  erlernt  haben  ^),  je  mehr  gesellschaftliche  Talente 
ihm  zu  Gebote  stehen,  um  so  grösser  sind  seine  Aussichten.  Eine 
schöne  Stimme  und  geschmeidige,  zum  Tanzen  gelenke  Glieder 
werden  als  solche  höchst  angenehmen  Zugaben  genannt.'-) 

Noch  eindringlicher  sind  die  Lehren,  die  der  Dichter  den 
Mädchen  giebt,  sich  die  Bildung  ihres  Geistes  und  ihrer  gesell- 
schaftlichen Vorzüge  angelegen  sein  zu  lassen.-^)  Das  Mädchen  soll 
singen  können:  die  neusten  Arien  aus  dem  Theater  oder  die  be- 
sonders beliebten  Weisen  der  Egyptischen  Musik  werden,  so  ver- 
sichert der  erfahrene  Dichter,  ihren  Eindruck  nicht  verfehlen. 
Natürlich  verlangt  man  von  der  docta  imeJla  auch,  dass  sie  mit  dem 
Plectrum  die  Zither  gar  anmutig  zu  schlagen  wisse,  und  mit  galanter 
Liebenswürdigkeit  erinnert  der  Dichter  seine  museufrohen  Leserinnen 
an  die  himmliche  Kunst  eines  Orpheus,  Amphion,  Arion. 

Die  Hauptsache  aber  ist  doch  die  litterarische  Bildung,  die 
Belesenheit  in  den  Klassikern  der  Zeit.  Es  ist  eine  artige  und 
höchst  interessante  Auswahl  von  namhaften  Dichtern,  mit  denen 
vertraut  zu  sein,  Ovid  von  seinen  Schülerinnen  fordert.  Wie  natürlich, 
stehen  die  Griechen  obenan  und  Kallimachus  erscheint  als  erster 
in  dem  glänzenden  Fünfgestirn.  Ihm  zunächst  steht  der  Koische 
Dichter,  Philetas,  den  manche  gar  über  Kallimachus  stellten.'*) 
Gern  sehen  wir  auch  den  Anakreon,  den  liebenswürdigen  alten 
Sänger  von  Teos,  unter  dieser  Schar,  und  dass  die  heisse  Poesie 
der  Aeolischen  Sappho  nicht  fehlt,  ünden  wir  gerade  in  diesem  Zu- 
sammenhange durchaus  verständlich.  Auch  die  komische  Muse  ist 
durch  Men ander  würdig  vertreten. 

In  entsprechender  Weise  werden  dann  fünf  Glanznummern  aus 
dem  Programm  lateinischer  Belesenheit  der  römischen  Damen  her- 
vorgehoben. Liebenswürdig  wie  immer  gedenkt  Ovid  zunächst 
seines  Herzensfreundes  Properz:  seine  Gedichte  soll  das  Mädchen 
nicht  nur  kennen,  sondern  sie  muss  sie  auch  mit  Anmut  vorzutragen 
wissen.  Die  Poesie  des  vom  Glücke  so  verwöhnten,  dann  so  be- 
klagenswerten Cornelius  Gallus  ebenso  wie  die  des  milden,  von  Ovid 
hochgeschätzten  Tibull  werden  als  zur  Bildung  unentbehrlich  ge- 
nannt, und  die  Epik  wird  durch  die  Argonautica  des  P.  Terentius 
Varro  Atacinus  und  die  Aeneide  Yergils  vertreten. 

Das  ist  eine  reichliche  Auswahl  litterarischer  Kenntnisse,  die 
Ovid  von  seinen  Schülerinnen  verlangt,  und  mit  ebenso  liebens- 
würdiger Schalkhaftigkeit  wie  zuversichtlicher  Bescheidenheit  knüpft 
er  daran  die  Hotfnung,  dass  ein  zartes  Mädchen  vielleicht  auch  ein- 
mal aus  seinen,  des  Meisters  in  der  Liebe,  Dichtungen  etwas  vor- 
tragen möchte,  sei  es  nun  aus  der  Ars,  oder  den  Amores,  oder  den 
Herolden. 

Man  sieht,  das  Milieu,  in  dem  wir  uns  befinden,  ist  geistig  an- 
geregt und  ermangelt  durchaus  nicht  einer  gewissen  feineren  Bildung. 

1)  II  122.        2)  I  595.        3)  III  315  ff.        4)  Vgl.  zu  IH  329. 


XIV  Einleitung. 

Aber  damit  noch  nicht  genug.  Die  Damen,  die  sich  Ovid  als  seine  Lese- 
rinnen und  Schülerinnen  denkt,  verfügen  auch  über  gesellschaftliche 
Talente  aller  Art.  Sie  verstehen  in  graziösem  Tanze  die  gelenken 
Glieder  zu  regen  und  sind  geschickt  in  den  mannigfaltigen  Arten  des 
Würfelspiels  und  allerlei  Bewegungsspiele  draussen  im  Freien. 

Auf  solcher  Höhe  litterarischer  und  gesellschaftlicher  Bildung 
stehen  die  Damen,  in  deren  Sphäre  uns  die  Ars  führt.  Von  diesen 
Vorzügen  abgesehen  sind  es  lockere,  recht  lockere  Dämchen,  sämt- 
lich dem  Stande  der  Libertinen  angehörig  und  schon  äusserlich 
daran  kenntlich,  dass  sie  das  insif/ne  pudoris,  die  vittae  und  insfita, 
welche  der  Kleidung  der  ehrbaren  Frauen  eigen  sind,  nicht  tragen.^) 
Mit  ihnen  springt  der  Dichter  in  oft  frivoler,  mindestens  leicht- 
fertiger Weise  um.  Man  erkennt  den  blasierten  Weltmann,  wenn 
er  seinen  lauschenden  Hörern  versichert,  dass  schlechterdings  jedes 
Mädchen  zu  haben  sei,  und  mit  der  ihm  eigenen  psychologisch 
feinen  Beobachtungsgabe  erkennt  er  leicht,  wie  selbst  die  zunächst 
Spröde  sich  doch  darüber  freut,  dass  man  ihren  Reizen  nachstellt.^) 
Mit  übermütiger  Laune  versichert  er,  dass  selbst  eine  Penelope 
schliesslich  nachgeben  würde.")  Der  Mann  freilich  muss  die  Initiative 
ergreifen,  das  kann  man  schon  von  dem  in  erotischen  Abenteuern 
erfahrenen  Juppiter  lernen,  der  zu  seinen  Geliebten  kam,  nicht  aber 
wartete,  bis  diese  zu  ihm  kamen.*)  Von  grosser  Wichtigkeit  ist 
dann,  dass  der  Mann  Ausdauer  zeigt  und  sein  Ziel  nicht  aus  dem 
Auge  verliert.  Diese  Lehre  kann  der  Dichter  nicht  eindringlich 
genug  wiederholen,  und  viele  Beispiele  dienen  ihm  dazu,  sie  zu  be- 
gründen.'') 

Leichtfertig  genug  behandelt  der  Dichter  auch  die  Mittel,  die 
den  Liebenden  zu  seinem  Ziele  führen  sollen.  Am  einfachsten  und 
bequemsten  sind  die  Versprechungen.  Man  mag  ruhig  das  Blaue 
vom  Himmel  herunter  versprechen,  ob  man  es  zu  erfüllen  vermag, 
braucht  einen  nicht  weiter  zu  kümmern.  Mit  ruhigem  Blute  kann 
man  dabei  alle  möglichen  Götter  zu  Zeugen  anrufen,  denn  Juppiter 
lacht  über  die  Schwüre  der  Liebenden,  wie  ein  alter  Erfahrungssatz 
der  erotischen  Poesie  lautet  ^),  und  hat  selbst  bei  der  St^-x  der  Juno 
oft  falsch  geschworen.") 

Aber  freilich  auch  hier  wiederholt  sich  die  alte  Klage  antiker 
Erotik,  dass  die  Mädchen  sich  damit  nicht  begnügen,  und  dass  der 
Liebhaber  sich  zu  Geschenken  wird  entschliessen  müssen,  wenn  er 
Erfolg  haben  will.^j  Solche  Tage,  an  denen  es  sich  nicht  vermeiden 
lässt,  das  Mädchen  zu  beschenken,  wie  z.  B.  ihr  Geburtstag,  sind 
dem  Liebhaber  atrae  dies.^)  Bitter  beschwert  sich  der  Dichter  über 
die  aurea  saecula:   nur  nach  Golde  drängt  alles,   und  wenn  er  nur 


1)  I  .31,  mit  der  Anmerkung.  2)  I  343  ff.  3)  I  477.  4)  I  709—714. 
5)  Vgl.  zumal  I  470  ff.  II  177  ft\  666  ff.  6)  Vgl.  zu  I  6.33.  7)  I  631  ff.  Vgl.  442  ff. 
8)  Vgl.  Goethe,  Faust  I  2321 :  Gleich  schenken  ?  Das  ist  brav !  Da  wird  er  reus- 
siren!      9)  I  418. 


Einleitung;.  XV 

reich  ist,  findet  selbst  der  harharus  Gehör. ^)  Est  ist  die  ständige 
Klage  der  römischen  Erotiker,  dass  nicht  mehr  zärtliche  Gedichte 
das  Herz  des  Mädchens  erobern,  sondern  das  Gold.  Selbst  Homer 
von  allen  Musen  begleitet  würde  ohne  Geschenke  nichts  ausrichten.-) 
Trotzdem  will  Ovid  den  Dichtern  das  schöne  Vorrecht  erhalten 
wissen,  dass  ihnen  der  Mädchen  Herzen  durch  den  Zauber  der  Lieder 
auch  ohne  Geschenke  sich  erweichen  lassen,  und  weiss  dies  gar  sinnig 
zu  begründen :  sind  es  doch  die  Dichter,  die  das  Lob  ihrer  Schönheit 
singen;  so  ist  durch  Dichtermund  eine  Nemesis,  Cynthia,  Lycoris, 
Corinna  allberühmt  geworden.  Schliesslich  kommt  er  zu  dem  Re- 
sultat, dass  es  geradezu  ein  Verbrechen  sei,  von  den  dodi  poetae 
etwas  zu  verlangen,  fügt  aber  gleich  in  komischer  Klage  hinzu, 
dass  sich  kein  Mädchen  vor  diesem  Verbrechen  fürchte.-^)  Doch 
giebt  es  auch  Geschenke,  die  mehr  nach  dem  Sinne  des  Dichters 
sind,  Körbchen  mit  Früchten  oder  Weinbeeren  und  ähnliches,  was 
Ovid  in  höchst  anmutigen  Versen  ausmalt.^) 

Versprechungen  und  Geschenke  sind  nicht  die  einzigen  Mittel, 
das  Herz  des  Mädchens  zu  erobern ;  auch  das  Liebesgedicht  ist  be- 
reits genannt,  neben  dem  der  erotische  Brief  eine  grosse  Eolle 
spielt.^)  Hüten  muss  man  sich  aber  vor  allzu  grossem  Vertrauen 
seinen  Freunden  gegenüber,  was  der  Dichter  in  längerer  durch 
Eede  und  Gegenrede  höchst  belebter  Darstellung  begründet. **)  Die 
wenig  erfreuliche  Moral  dieses  Passus  ergänzen  wir  noch  durch 
die  Bemerkung,  dass  der  Dichter  das  Gesetz  der  Mitschuldigen  ver- 
tritt. Das  zeigt  sich  z.  B.  in  der  Auseinandersetzung,  ob  man  auch 
mit  der  Zofe  der  Geliebten  erotische  Abenteuer  wagen  dürfe.  Ent- 
weder, so  meint  Ovid,  fan^e  gar  nicht  an,  oder  führe  es  bis  zu 
Ende  durch,  denn  wenn  sie  erst  einmal  deine  Mitschuldige  geworden 
ist,  kann  sie  dich  nicht  mehr  verraten.")     Vgl   noch  III  491. 

Das  Gedicht  will  ein  Lehrbuch  der  Liebe  sein.  Welche  Art 
von  Liebe  gemeint  ist,  darüber  klärt  uns  der  Dichter  wiederholt  auf. 
Nur  um  die  Liebe  zu  den  leichtfertigen  Libertinen  handelt  es  sich, 
und  des  öftern  verwahrt  sich  der  Dichter  dagegen,  dass  man  seine 
Lehren  auch  auf  ehrbare  Mädchen  anwenden  möchte.  Nur  die  sind 
seine  Leserinnen  und  Schülerinnen,  welche  die  vitta  und  instita  nicht 
tragen.^)  Nil  nisi  lascivi  a  me  discunfur  amores.^)  Er  singt  von  der 
Venus  tuta,  von  der  vom  Zwange  des  Gesetzes  befreiten  freien  Liebe  ^**); 
diese  gilt  ihm  aber  als  ein  Spiel  ^^)  oder  als  eine  Jagd,  bei  der  das 
Mädchen  die  ersehnte  Beute  ist.^-)  Noch  häufiger  aber  wendet  er 
das  der  Erotik  überhaupt  so  geläufige  Bild  an,  nach  dem  die  Liebe 
ein  Kriegsdienst  ist,  ein  Bild,  das  er  ja  schon  in  den  Amores  mit 
glänzender  rhetorischer  Technik  durchgeführt  hatte. ^'^) 


1)  II  276.  Vgl.  163  f.  2)  II  279  f.  Vgl.  auch  III  405  ff.  3)  III  533  ff. 
4)  II  263  ff.  5)  I455ft'.  III  469  ff'.  6)  1739—754.  7)  1375  ff.  8)  131.  II  600. 
9)  III  27.  10)  I  33.     II  599:  en,  itemm  festor:   nihil  hie  nisi  lege  remissum 

luditur;  in  nostrifi  instita  nulki  iocis.      11)  II  600.   III  809.       12)  I  253.  263.   II  2. 
13)  Näheres  zu  II  233. 


XVI  Einleitung. 

Es  wäre  überaus  verkehrt,  die  bisher  auseinandergesetzten 
Anschauungen  und  Maximen  dazu  verwerten  zu  wollen,  über  den 
Charakter  Ovids  selbst  das  Verdammungsurteil  auszusprechen.  Wenn 
je,  so  muss  man  bei  der  Beurteilung  dieses  Gedichtes  beachten, 
dass  Theorie  und  Praxis  himmelweit  von  einander  verschieden  sind, 
und  dass  es  sehr  wohl  denkbar  ist,  dass  man  Verse  macht,  die  bei 
moralisch-ängstlichen  Gemütern  Anstoss  erregen,  und  dass  man  dabei 
doch  ein  ganz  ehrenwerter  Mann  sein  kann.  Warum  sollen  wir  dem 
Ovid  nicht  glauben,  wenn  er  dem  erzürnten  Machthaber  versichert 
(trist.  II  353)  crede  mihi,  distant  mores  a  carmine  nostro,  vita  vere- 
cunda  est,  musa  iocosa  mea.  Auch  hier  gilt,  was  Plinius  sagt  (ep. 
IV  14) :  ex  qiiihus  (sc.  hendecasyllabis)  tarnen  si  nonnulla  tibi  paullo 
pttulantiora  videbuntur,  erit  eniditionis  tuae  cogitare  summos  illos  et 
gravissimos  viros,  qui  talia  scripserunt,  non  modo  lascivia  reriim  sed 
ne  verbis  quideni  nudis  abstinuisse.  Und  er  beruft  sich  auf  das  Vor- 
bild des  Catullus  (carm.  16): 

nam  castum  esse  decet  pium  poetam 

ipsum,  versiculos  nihil  necesse  est, 

qui  tum  deniqiie  habent  salem  ac  leporetn, 

si  sunt  moUicidi  ac  parum  pudici 

et  quod  pruriat  inciiare  possunt  etc. 

Auch  Plinius  (ep.  V  3)  verteidigt  die  petulantia  seiner  Verse  in 
der  nämlichen  Weise  wie  es  Ovid  that  (trist.  II  427  ff.) :  Beide  stellen 
einen  langen  Katalog  von  Männern  auf,  die  in  ihren  Gedichten  auch 
nicht  die  Parole  der  Keuschheit  befolgt  hätten,  ohne  dass  man  darum 
ihren  Charakter  angreifen  dürfe. ^) 

Die  Liebe,  als  deren  Meister  Ovid  sich  bekennt,  bedarf  nun 
der  Kunst  ebensowohl  wie  das  Rudern  des  Kahnes  und  das  Lenken 
des  Wagens.-)  Ovid  ist  aber  der  gegebene  Mann  dazu,  diese  Kunst 
zu  lehren,  durch  seine  ausgedehnte  persönliche  Erfahrung 
auf  diesem  Gebiete.  Auf  diese  beruft  er  sich  wiederholt.  Usus 
opus  movet  hoc.-^)  Ausdrücklich  sagt  er*),  dass  er  seine  'Liebeskunst' 
durch  lange  Erfahrung  zu  Stande  gebracht  habe.  Er  selbst  hat 
als  armer  Dichter  geliebt  und  ist  daher  gerade  berufen,  den  Un- 
bemittelten in  der  Liebe  ein  Lehrer  zu  sein.^)  Daher  weiss  er 
auch  von  persönlichen  erotischen  Erlebnissen  zu  berichten**),  und 
verrät  uns  das  Entzücken,  mit  dem  ihn  der  Anblick  einer  nackten 
blendendweissen  Schulter  erfüllt.')  Und  ein  weiterer  Grund,  dass 
er  gerade  geschickt  sei  zum  Lehrer  in  der  Liebe,  ist  seine  gött- 
liche Berufung.  Freilich  haben  ihm  nicht  die  Musen  die  Lippen 
gelöst  wie  dem  Sänger  von  Askra  %  aber  Venus  selbst  hat  ihn  als 
artificem    ienero  praefecit   Amori^),    und    unter    ihrem    beständigen 


1)  Vgl.  Mart.  I  4,  8:  lasciva  est  nobis  pagina,  vita  proba.  2)  I  3f.  3)  I  29. 
4)  m  791.  5)11165.  6)111245.666  7)111309.  Weitere  Andeutungen 
persönlicher  Art:  II  547 if.  738.    III  51.      8)  I  27.      9)  I  7. 


Einleitung.  XVII 

Schutze  und  Beistande  ^eht  ihm  das  Werk  flink  von  der  Hand.^) 
Ja  sie  erscheint  ihm  leibhaftig,  ihm  Anweisungen  gebend,  und  voll- 
zieht seine  Dichterweihe  durch  das  Geschenk  eines  Blattes  aus 
dem  Myrtenkranze,  der  ihr  Haar  schmückt.-)  Neben  ihr  ist  es 
Erato,  die  Muse  zärtlicher  Poesie,  die  der  Dichter  um  Beistand 
bittet,  den  sie  ihm  nicht  versagt.^)  Und  Amor  selbst  ist  dem 
Dichter  ein  freundlicher  Gott,  unter  dessen  Schutze  sein  Werk  ge- 
deiht. Mit  besonderer  Vorliebe  und  Kunst  schildert  Ovid  diese  von 
der  Dichtung  so  oft  ausgeprägte  holde  Gestalt.  Er  ist  ein  lieblich 
schöner  Knabe  mit  einem  Flügelpaar,  das  oft  vom  Weine  feucht 
ist,  er  trägt  den  gefürchteten  Bogen  mit  dem  beflügelten  Geschoss, 
und  erscheint  auch  mit  der  Fackel,  dem  Symbole  der  Liebesglut. 
So  zart  er  ist,  ist  er  doch  wild  und  oft  ungefüge,  aber  da  er  noch 
ein  Knabe  ist,  hofft  der  Dichter  seiner  Herr  zu  werden.*) 

Wenn  so  dieses  Dreigestirn.  Venus,  Erato,  Amor  dem  Dichter 
erotischer  Poesie  zumal  seinen  Schutz  angedeihen  lässt,  so  ist  ihm 
doch  auch  der  Dichtergott  Apollo  günstig,  der  sich  auch  herablässt, 
ihm  in  leibhafter  Erscheinung  zu  nahen.^) 

Mit  glänzender,  staunenerregender  Virtuosität  hat  der  Dichter 
seinen  Stolf  behandelt.  Wenn  man  sich  auf  den  Standpunkt  des 
Dichters  zu  stellen  vermag  und  das  Gedicht  nur  als  solches  be- 
trachtet, wird  man  unbedenklich  zugeben  müssen,  dass  es  ein  Kunst- 
werk allerersten  Banges,  ja  dass  es  Ovids  weitaus  am  besten  ge- 
lungene Schöpfung  ist.  Zur  Würdigung  des  künstlerischen  Wertes 
von  Ovids  Ars  ist  manches  gute  geschrieben  worden. **)  Hier  können 
nur  einige  Gesichtspunkte  kurz  erörtert  werden.  Da  sind  eine 
Menge  von  glänzenden  Bildern  weltstädtischen  Treibens,  die  der 
Dichter  bald  ausfürlich  wie  ein  wohl  ausgeführtes  Gemälde  vor  uns 
entrollt,  bald  mit  ein  paar  flüchtigen  Strichen  nur  leise  skizzierend 
aber  doch  anschaulich  genug  uns  vorführt.  Wie  stehen  dem  Dichter 
die  Worte  zu  Gebote,  wenn  er  uns  Rom  als  den  Sammelpunkt  all 
der  unzähligen  freundwilligen  Mädchen  schildert,  die  liebeheischend 
und  gewährend  sich  in  der  Hauptstadt  umhertreiben.    Zahllos  sind 


1)  I  30.  II  15.  III  769.  2)  III  43.  3)  II  16.  425.  4)  Die  Belegstellen 
für  die  hier  angedenteteu  Momente  sind  der  Reihe  nach  folgende:  II  18.  I  233. 
21.  169.  22.  9.  lÖ.  5)  II  493.  Vgl.  ferner  I  232  (Bacchus)  264  (Thalea)  203  (Mars). 
6)  Am  besten  Eibbeck  in  der  Geschichte  der  Römischen  Dichtung  II  -  p.  263 — 271. 
—  Vgl.  Bernhardy  RL.  p.  490:  „Beide  (die  ars  amatoria  und  die  remedia  amoris) 
zeigen  eine  gleich  sichere  Hand,  dieselbe  Klarheit  der  Anlage,  die  feinste  Korrekt- 
heit und  Grazie  des  Stils;  noch  mehr  glänzen  sie  durch  die  fast  spielende  Herr- 
schaft über  das  Objekt,  durch  ausgezeichneten  Scharfsinn  und  liebenswürdige 
Laune."  —  Hermann  Paldamus,  Römische  Erotik  (Greifswald  1833)  p.  73:  „Der 
Wert  aber,  welchen  jene  Bücher  ewig  behaupten  werden,  besteht  neben  der  geist- 
vollen Form  in  einer  unnachahmlich  tiefen  und  richtigen  Auffassung  des  weib- 
lichen Charakters  von  gewöhnlichem  Schlage  etc.  —  Daher  das  psychologisch 
unübertreffliche  Ausmalen  aller  weiblichen  Schwächen,  und  wie  oft  auch  der  Ver- 
gleich des  weiblichen  Herzens  mit  einer  Festung  gemissbraucht  ist,  hier  passt  er : 
Ovid  lieferte  eine  vollkommene  erotische  Strategik."  Dann  sei  noch  genannt 
Man  so  in  den  Nachträgen  zu  Sulzers  Theorie  der  schönen  Künste  III  St.  II  p.  339  ff. 

Ovid,  ars  amatoria  ed.  Brandt.  H 


XVIII  Einleitung. 

sie  wie  die  Ähren  auf  den  Feldern  von  Gargaros,  die  Trauben  des 
wein^esegneten  Methj^mna,  die  Fische  im  Wasser,  die  Vögel  auf 
den  Bäumen  oder  die  Sterne  am  Himmel.^)  Ein  andermal  führt 
uns  der  Dichter  an  den  Eingang  des  Theaters;  hier  ist  erst  ein 
Leben,  ein  Drängen,  so  dass  der  Dichter  wiederum  einen  Vergleich 
braucht,  um  uns  eine  anschauliche  Schilderung  zu  geben.  Zahllos 
wie  die  Ameisen  oder  die  Bienen  drängen  sich  die  Mädchen  ins 
Theater,  um  dort  zu  sehen,  doch  ebenso  um  gesehen  zu  werden.-) 
Mit  glänzenden  Farben  schildert  Ovid  einen  Triumphzug.  =')  Er 
führt  uns  ferner  nach  Bajae:  nicht  durch  ausgeführte  Darstellung, 
vielmehr  durch  epigrammatische  Kürze  weiss  er  hier  in  dem  einen 
Distichon 

Jiinc  aliquis  vulnus  referens  in  jyectore  dixit: 
'non  haec,  ut  faniasf,  unda  saluhris  eraf 

sein  Ziel  zu  erreichen.*) 

Damit  ist  die  Zahl  der  Bilder  weltstädtischen  Treibens,  die 
uns  Ovid  in  seiner  Ars  vorführt,  keineswegs  erschöpft;  das  Leben 
in  den  Porticus  und  den  Tempeln,  den  Haupttummelplätzen  der 
römischen  Demimondainen,  im  Circus  und  der  Arena  steht  greifbar 
deutlich  vor  unseren  Augen.'')  Nicht  minder  sind  es  Scenen  und 
kleine  Genrebildchen  aus  dem  täglichen  Leben,  die  uns  Ovid  mit 
vollendeter  Meisterschaft  schildert.  Er  führt  uns  zu  einem  römischen 
Gelage,  und  wenn  er  sagt,  dass  oft  Amor  des  Bacchus  Hörner 
niederdrückt,  so  deutet  er  damit  neckisch  an,  dass  nicht  nur  um 
des  Weines  willen  ein  solches  Gelage  aufgesucht  wird.  Hier  kann 
der  Liebende  die  Wünsche  seines  Herzens  in  versteckten  Worten 
aussprechen,  mit  dem  Weine  werden  auf  dem  Tische  geheime  Liebes- 
zeichen gemalt,  man  trinkt  und  achtet  dabei  darauf,  genau  d  i  e 
Stelle  des  Bechers  mit  den  Lippen  zu  berühren,  an  der  sie  eben 
getrunken  hat.  ?]s  würde  über  den  Raum  dieser  kurzen  einleitenden 
Bemerkungen  hinausgehen,  alle  diese  feinen  Gemälde  und  Bilder 
eingehend  zu  analysieren.") 

Mit  wenigen  Strichen,  aber  meisterhaft  hingeworfen  ist  das 
Bild,  das  uns  das  Vorsprechen  des  Hausierers  malt.")  Die  Begehr- 
lichkeit des  Mädchens  wird  durch  das  Wort  emax  vortrefflich  ge- 
schildei't;  nun  packt  der  Hausierer  seinen  Kram  vor  den  lüsternen 
Augen  der  Eiteln  aus,  während  du  missvergnügt  dabei  sitzt.  Wie 
raffiniert  versteht  sie  es,  das  Geld  aus  deinem  Beutel  herauszulocken. 
Nur  einmal  ansehen  sollst  du  dir  die  Herrlichkeiten,  und  wenn  du 
es  thust,  sucht  sie  mit  Küssen  deine  Schwachheit  zu  bestürmen, 
dass  du  ihr  davon  kaufst.  Dabei  entwickelt  sie  eine  glänzende 
Beredsamkeit:  nur  diesmal  kaufe  es  mir,  dann  bin  ich  zufrieden 
für  lange  Jahre;  und  gerade  jetzt  brauche  ich  es  so  sehr  notwendig, 


l)  I  57  ff.  2)  I  89  ff.  31  I  213  ff.  4)  I  255—259.  5)  porticus  I  67  ff. 
III  387.  —  templa  I  75  ff.  III  393.  —  circus  I  135  ff.  III  396.  —  arena  I  164  ff. 
III  395.       6 j  Gelage  I  229  ff.    565  ff.        7)  I  421  ff. 


Eiuleituug.  XIX 

auch  wirst  du  es  nie  wieder  so  vorteilhaft  kaufen  können.  Der 
Liebende  wird  dann  vorgeben,  das  nötige  Geld  nicht  zur  Hand  zu 
haben:  auch  das  nutzt  ihm  nichts,  da  sich  der  Händler  zunächst 
gern  mit  einem  Schuldschein  begnügt. 

Oder  ein  anderes  Bild.  Die  Schöne  mit  ihrem  Galan  am  Spiel- 
tisch.') Wie  anschaulich  ist  ferner,  was  uns  der  vorwitzige  Dichter 
von  den  Geheimnissen  des  Toilettetischchens  zu  erzählen  weiss-), 
wie  lebenswahr  die  Scenen  der  Eifersucht,  die  er  uns  mit  stets 
siegreicher  Kunst  vorführt  ^),  wie  plastisch  versteht  er  die  Be- 
deutung herauszuarbeiten,  welche  die  Thür  und  das  Fenster  in  der 
antiken  Erotik  hat.^j  Oft  möchte  man  unwillkürlich  ausrufen  tout 
comnie  dies  nous,  wenn  man  liest,  wie  sich  das  Mädchen  dem  zu 
ihr  ungelegenen  Stunde  kommenden  Besucher  verleugnen  lässt,  un- 
geachtet er  sie  selbst  gesehen  hat^),  oder  wenn  man  Zeuge  des 
Streites  ist,  wie  er  aus  dem  harmlosesten  Spiel  so  leicht  entsteht.") 
Man  merkt  bei  jeder  Zeile,  wie  sehr  der  Dichter  seinen  Stoff  be- 
herrscht und  wie  er  sich  nicht  genug  thun  kann,  wenn  es  gilt,  die 
Phantasie  und  Sinne  seiner  Leser  zu  erregen.  Wir  hören  mit 
eigenen  Ohren  gar  manches  zärtlich  süsse  Liebesgeflüster,  jenes 
Liebesgekose,  das  der  Grieche  mit  einem  sehr  bezeichnenden  Worte 
öaQiGTvg  nennt.  Dulcihus  est  verbis  moUis  alendus  amor ')  sagt  der 
Dichter  ausdrücklich  und  ist  auch  freundlich  genug,  unsere  Neu- 
gierde nach  solchen  clnMa  verha  zu  befriedigen.  Tii  mihi  sola  places, 
so  begrüsst  in  übertriebener  Galanterie  der  gelehrige  Schüler  die 
Erwählte  seines  Herzens.^)  Sie  tritt  vor  ihn  hin  nur  mit  der 
leichten  Tunica  bekleidet:  moves  incendia,  das  ist  die  Huldigung, 
die  er  entzückt  ihrer  Schönheit  darbringt,  und  sehr  pikant  ist  es, 
wenn  er  mit  den  ängstlichen  Worten,  sie  solle  sich  aber  vor  einer 
Erkältung  hüten,  sein  inneres  Wohlgefallen  über  ihre  leichte  Be- 
kleidung nur  v/enig  zu  verbergen  vermag.'-^)  Wir  belauschen  die 
galanten  Gespräche  im  Circus^"),  wir  hören  aus  dem  zärtlichen 
'maiie'  den  Schmerz  des  Mädchens  über  den  Abschied  heraus"), 
und  das  allerliebste  "improhe'  sagt  uns,  dass  die  anfangs  sich  sträu- 
bende den  Kuss  des  stürmischen  Liebhabers  doch  nicht  gar  zu 
tragisch  auffasst.^-) 

Das  führt  uns  von  selbst  zu  einem  weiteren  Vorzug  des  ovi- 
dischen  Gedichtes.  Ich  meine  die  wunderbar  feine  psychologische 
Beobachtung.  Auch  hier  müssen  freilich  wenige  Andeutungen  ge- 
nügen. Meisterhaft  in  dieser  Beziehung  ist  der  oft  citierte  Vers 
speciatum  veniunt;  veniimt  spedentur  ut  ipsae?'-^)  Von  feiner  Be- 
obachtung zeugt  auch  die  lässig  hingeworfene  Bemerkung,  dass 
jedes  Mädchen  sich  für  liebensAvert  hält,  dass  keiner,  auch  der 
hässlichsten  nicht,  die  eigene  Gestalt  missfällt.'*)    Aber  sie  halten 


1)  II  203-208.  2)  III  209  ff.  3)  II  447  ff.  373  ff.  Vgl.  I  365.  4)  11  244  ff. 
m  71.  567.  5)11521.  6)  HI  369  ff.  7)11152.  8)142.  9)  II  301  f. 
10)  I  145.       11)  I  701.   Vgl.  II  125.       12    I  665.       13)  I  99.       14)  I  613 f. 


XX  Einleitung. 

sich  nicht  nur  für  schön,  sie  freuen  sich  auch  des  Lobes  ihrer 
Schönheit,  eine  Wahrheit,  die  der  Dichter  kokett  bis  zu  dem 
Wohlgefallen  der  drei  Göttinnen  an  dem  Lobe  des  Paris  herauf- 
datiert und  selbst  durch  Beispiele  aus  dem  Tierleben  gar  anmutig 
zu  illustrieren  weiss. ^)  Mit  der  Technik  der  Thränen  und  Küsse 
spielt  der  Dichter  in  zwar  frivoler,  doch  psychologisch  feiner  Vir- 
tuosität.-) Wenn  das  JMädchen  Thränen  im  Auge  des  Liebenden 
perlen  sieht,  wird  sie  ihm  kaum  widerstehen  können ;  drum  empfiehlt 
es  sich,  vor  ihren  xA.ugen  solche  zu  vergiessen,  und  sollten  sie  sich 
nicht  in  gewünschter  Weise  einstellen,  wische  man  die  Augen 
mit  der  feuchten  Hand.  Auch  die  Spröde  lässt  sich  gern  ein 
Küsschen  rauben,  doch  darf  man  dann  nicht  auf  halbem  Wege  stehen 
bleiben,  denn 

oscula  qui  sionpsit,  si  non  et  cetera  sumpsit, 
haec  quoque,  qiiae  data  sunt,  perdere  digniis  erit. 

Fein  ist  auch  die  Unterscheidung  von  zwei  Arten  der  pudlae 
dodae  ^) : 

sunt  tarnen  et  doctae,  rarissima  turha,  pnellae, 
altera  non  doctae  turha,  sed  esse  volunt. 

Ganz  eigenartig  mutet  es  uns  an,  wenn  wir  die  so  modern 
klingende  Warnung  lesen,  dass  man  die  Mädchen  nicht  nach  ihrem 
Alter  fragen  soll."*)  Ovids  Meisterschaft  in  psychologischer  Schilde- 
rung tritt  dann  noch  besonders  anschaulich  hervor  in  dem  freilich 
recht  abstossenden  Mythus  von  der  Pasiphae  und  ihrer  verbreche- 
rischen Liebe.  ^)  Die  Kunst,  mit  der  Ovid  die  Schönheit  des  Stieres 
beschreibt,  soll  uns  die  unnatürliche  Leidenschaft  wenigstens  einiger- 
massen  verständlich  machen.  Wie  grauenerregend  wahr  ist  aber 
diese  Leidenschaft  ausgemalt.  Die  unglückliche  Königin  begnügt 
sich  nicht  damit,  ihrem  Lieblinge  das  frischeste,  zarteste  Grün 
eigenhändig  zum  Futter  zu  schneiden,  nein  sie  schmückt  sich  für 
ihn  mit  kostbaren  Kleidern  und  ordnet  in  dem  Gedanken  an  ihn 
vor  dem  Spiegel  mit  besonderer  Sorgfalt  das  Haar.  Die  wahnsinnige 
Liebe  treibt  sie  oft  bis  zur  vollendeten  Eifersucht  auf  eine  der  mit 
ihm  weidenden  Kühe,  in  der  sie  eine  gefährliche  Rivalin  erblickt, 
und  die  sie  daher  mit  wollüstiger  Freude  opfert. 

Wenn  hier  die  psychologische  Wahrheit  der  Darstellung  ab- 
stösst,  so  vereinigt  sie  sich  in  einem  anderen  Bilde  mit  rühi-end 
lieblicher  Anmut,  ich  meine  in  der  Sage  von  Prokris.")  Die  höchst 
anmutige  Schilderung  der  Gegend  leitet  stimmungsvoll  die  zarte 
Liebesgeschichte  ein.  Durch  einen  allzu  eifrigen  Zwischenträger 
vernimmt  Prokris  den  unglückseligen  Namen  Aura,  unter  dem  sie 
eine  Nebenbuhlerin  erkennen  zu  müssen  glaubt.  Wenn  der  Dichter 
nun  ihren  Schmerz  schildert,  wird  jeder  innigstes  Mitleiden  mit  der 


1)  1623  ff.   Vgl.  II  296  ff.     2)  1659  ff.     H)  II  281.     4)11663.     5)1289—326. 

6)  III  687-746. 


Einleitung.  XXI 

Armen  empfinden.  Nun  kommt  sie,  um  sich  selbst  zu  überzeugen, 
dahin,  wo  Cephalus  zu  jagen  pflegt.  Wie  psychologisch  fein  ist 
das  Schwanken  ihrer  Stimmung:  sie  bereut  es,  gekommen  zu  sein, 
denn  sie  fürchtet  sich  vor  schmerzlicher  Entdeckung  und  doch  will 
sie  wieder  um  jeden  Preis  Gewissheit  haben.  Das  ist  meisterhaft, 
und  auf  dieser  Höhe  bleibt  die  weitere  Darstellung,  wie  jeder  Leser 
empfinden  muss. 

Auch  kindlich  naiv  kann  das  Lied  Ovids  klingen.  Die  Gestalt 
des  kleinen  Ikarus  ^)  ist  entzückend,  man  muss  den  Jungen  lieb  haben, 
dessen  rührende  Kindlichkeit,  mit  der  er  dem  Vater  bei  der  wunder- 
baren Arbeit  zuschaut,  und  herzliche  Freude  über  die  neue  Kunst 
des  Fliegens  uns  umsomehr  entzückt,  als  wir  wissen,  wie  sehr  sein 
naives  Treiben  in  tragischem  Gegensatz  steht  zu  seinem  jammer- 
vollem Tode. 

Hervorheben  muss  man  jedoch  auch  die  Rhetorik  der  Dar- 
stellung, die  an  vielen  Stellen  zu  erkennen  ist,  und  für  die  Ovid 
ja  eine  besondere  Vorliebe  hatte.  Glänzend  bethätigt  hat  er  diese 
Rhetorik  in  der  Rede  des  Daedalus.-)  Ich  muss  es  mir  versagen, 
hier  darauf  näher  einzugehen;  vielleicht  findet  sich  an  anderer 
Stelle  dazu  Gelegenheit. 

Mit  besonderer  Vorliebe  verwendet  Ovid  den  rhetorisch  zu- 
gespitzten Gegensatz.  Achilles,  vor  dem  die  Feinde  zitterten,  hat 
knabenhafte  Furcht  vor  dem  hochbetagten  Lehrer  gehabt.  Die 
Hand,  die  einem  Hektor  den  Todesstreich  versetzte,  hat  er  Chiron 
willig  hingehalten,  um  eine  Züchtigung  entgegenzunehmen.-^)  Die- 
selbe Hand  hat  aber  auch  Frauenarbeit  verrichtet.'^)  Noch  einmal 
verwendet  der  Dichter  einen  ähnlichen  Gegensatz.  Dieselben  Hände, 
die  vom  Blute  der  Feinde  gerötet  waren,  konnten  der  Briseis  gar 
zärtliche  Liebkosungen  erweisen.^) 

Dei-  Atride,  der  den  Gefahren  des  Krieges  und  des  Meeres 
glücklich  entronnen,  fiel  der  Tücke  des  eigenen  Weibes  zum  Opfer.") 
Rhetorisch  zugespitzt  ist  die  Diktion  an  vielen  Stellen,  vgl.  I  84: 
qiiique  äliis  cavit,  non  cavet  ipse  sibi ;  I  99 :  spectafum  veniunt ;  vcniunt, 
spectenfur  ut  ipsae.  Die  köstliche  Stelle  I  149 :  utqiie  fit,  in  gremium 
pulvis  si  forte  puellae  deciderit,  digitis  cxcutiendus  erit,  et  si  nullus 
erit  pulvis,  tarnen  excute  nulluni.  I  166:  et  gtä  spectavit 
vulnera,  vulnus  habet.  II 24 :  semihovemque  virum,  semivvrumqiie  hovem. ") 

1)  II  49  ff.  2)  II  25—30.  33—42.  3)  I  13  ff.  4)  I  694.  5)  II  711. 
6)  I  333.  7)  Mit  Vorüebe  verwendet  Ovid  die  Metapher,  zumal  Bilder  aus  der 
Nautik  sind  häufig,  vgl.  z.B.  I  373.  772.  II  10.  725  ff.  (zugleich  mit  einem  Bilde 
aus  der  Rennbahn),  III  26.99.500;  ebenso  Bilder  vom  Wagenrenuen :  139.  Vgl. 
1264.  III  467.  —  Ädynata:  1271  ff.  747.  Vgl.  III  149.  —  Anapher:  13.  III  63. 
Dazu  noch  einige  sachliche  Andeutungen,  die  auszuführen  der  3Iangel  an  Raum 
verbot.  Komödienhaftes  und  von  sonstiger  Bühneudarstelluug  beeinfllusst :  Vulkans 
Erscheinung  II  567  ff.  Andromache  II  645.  lU  109.  Tekmessa  III  111.  Laoda- 
meia  III  138.  Briseis  III  189.  Andromeda  III  191.  —  Beeinflussung  durch 
plastische  Kunstwerke:  II  613  (Venus),  III  141  (Phoebus  und  Diana  succincta), 
219  (Myronis  signa),  224  (Venu.s),  401  (Venus  des  Apelles).  —  Von  pornographischer 
Litteratur  beeinflusst:  H  703  ff.   III  773  ff.   Vgl.  auch  II  415  ff. 


XXII  Einleitung. 

Charakteristisch  für  Ovid  ist  endlich  die  Ai't,  wie  er  den  mj'tho- 
logischen  Schmuck  verwendet,  der  freilich  an  sich  ja  ein  stereotypes 
Motiv  der  antiken  Erotik  ist  ^),  der  aber  in  der  Ars  in  einer  A\'eise 
zur  Anwendung  kommt,  die  den  künftigen  Epiker  bereits  ahnen 
lässt.  Neben  den  zahlreichen  knappen  m>i:hologischen  Anspielungen 
und  Reminiszenzen  finden  wir  nicht  weniger  als  zehn  mehr  oder 
weniger  ausgeführte  epische  Darstellungen,  die  hier  aufgezählt  sein 
mögen.-)  I  101—134  (Eaub  der  Sabinerinneu).  —  283—340  (Zehn 
mythologische  Beispiele  für  die  bis  zum  Verbrechen  sich  steigernde 
Liebesraserei  der  Frauen)  =^),  525—564  (Bacchus  und  Ariadne).  — 
681—704  (Achilles  und  Deidameia).  —  II  21—96  (Dai- 
dalos  und  Ikaros).  —  185—192  (Milanion  und  Atalante).  — 
217—222  (Herakles  bei  Omphale).  —  467—480  (Der  Urzustand 
der  Menschheit,  bis  die  voluptas  ihre  Sitten  milderte).  — 
561—588  (Mars  und  Venus).  —  III  687—746  (Cephalus  und  Pro- 
kris).  So  lohnend  und  lehrreich  auch  ein  Vergleich  der  hier  be- 
handelten epischen  Stofie  mit  den  in  den  Metamorphosen  wieder- 
kehrenden an  sich  sein  würde,  so  gebieten  doch  die  Rücksichten 
auf  den  Raum  davon  abzusehen:  einiges  ist  im  Kommentar  zur 
Sprache  gekommen. 

Die  Disposition  des  Gedichtes  ^)  ist  sehr  einfach.  Buch  I  und  II 
enthalten  Vorschriften  für  die  Jünglinge,  und  zwar  lehrt  das  erste, 
wo  und  wie  man  ein  Mädchen  gewinnen  kann,  das  zweite,  wie  man 
das  gewonnene  festhalten  muss.  Dann  nimmt  das  Gedicht  einen 
neuen  Anlauf  und  dreht  im  dritten  Buche  den  Spiess  um,  indem 
es  den  Mädchen  Belehrungen  giebt,  wie  sie  den  Jünglingen  ge- 
fallen können.^) 

Über  den  Namen  des  Gedichtes  ist  folgendes  zu  bemerken. 
Ovid  selbst  citiert  es  meist  kurzweg  als  ars.'^)  Der  erste  Vers  des 
Gedichtes  legte  den  Namen  ars  amandi  nahe,  während  die  Hand- 
schriften ars  amaforia  haben.') 

Die  Entstehungszeit  der  Ars  lässt  sich  mit  annähernder  Sicher- 
heit bestimmen.  Der  Dichter  hat  uns  selbst  zwei  Zeitindicien  ge- 
geben. Er  spricht  von  der  glänzenden  Naumachie,  die  Augustus 
zur  Einweihung   des  Marstempels   veranstaltete^),    und   die    nach 


1)  Vgl.  Ribbeck,  RD.  11^  181.  2)  Die  iu  den  Metamorphosen  wiederkehrenden 
sind  gesperrt  gedruckt:  vgl.  den  Kommentar  zu  den  einzelnen  Stellen.  3)  Näm- 
lich: Byblis  (283 f.),  Myrrha  (285—288),  Pasiphae  (289—326),  Aerope  (327—330), 
Skylla  (331f.),  Clytaemnestra  (3331),  Med ea  (335 f.),  Phthia  (,337),  Phaedra  (338), 
Eidothea  (339  f.).  4)  Die  Einteilung  in  drei  Bücher  bezeugt  auch  trist.  II  245: 
neve,  quibus  scribani,  j'ossis  dnhitare  Ubellos,  (juaUnnr  hos  versus  e  fribus  unus 
habet  (folgt  ars  I  31 — 34).  5)  Hier  ist  nur  das  Schema  des  ganzen  Gedichtes 
angedeutet:  die  Disposition  des  Einzelnen  ist  aus  dem  Kommentar  ersichtlich. 
Dass  Ovid  ursprünglich  niir  die  beiden  ersten  Bücher  plante,  geht  aus  der  partitio 
des  Gedichtes  (I  3b— 40)  deutlich  hervor.  ß)  So  trist.  II  303:  scripta  solis  nie- 
retricibtis  Arte.  Vgl.  240.  251.  345.  V  12,  68.  Pont.  II  9,  73.  76.  10,  12.  11,  2. 
Ib.  6.  7)  Zu  erwähnen  ist  auch  Ov.  amor.  II  18,  19:  artes  teneri  profitemur 
Amoris.    Vgl.  auch  Seneca  controv.  III  7  (p.  371  Burs.).        8)  I  171  ff. 


Einleitung.  XXIII 

Velleius  (II  100)  am  Ende  des  Jahres  2  y.  Chr.  stattfand.  Dann 
erinnert  er  an  den  Auszug  des  jungen  C.  Caesar  gegen  die  Parther 
im  Jahre  1  v.  Chr.^)  Mitliin  wird  die  Abfassung  des  ersten  Buches 
zwischen  2  u.  1  anzusetzen  sein:  es  spricht  nichts  dagegen,  dass 
die  beiden  andern  Bücher  in  rascher  Folge  entstanden  sind.") 


1)  I  179 ff.  Peter,  Geschichte  Roms*  (1881)  III  74.  2)  Über  die  Zeitan- 
setzung  der  ars  vgl.  die  gründliche,  aber  etwas  schwerfällige  Untersuchung  von 
Joh.  Masson  (P.  Ovidii  Nasouis  Vita  ordine  chronologico  digesta  etc.  Amstelod. 
1708).  Bequem  zugänglich  (zum  grösseren  Teile)  in  der  Ovidausgabe  von  P.  Bur- 
mann JV  voll.  Amstel.  1727)  in  Bd.  IV,  appendix  p.  29—120:  zum  Jahre  752 
(p.  66  ff.).  Vgl.  auch  J.  Heuwes,  de  tempore,  quo  Ovidii  amores,  heroides,  ars 
amatoria  conscripta  et  edita  sint.     Münster  1883. 


ERSTES  BUCH. 


Ovid,  ars  araatoria  ed.  Brandt. 


Inhalt. 


Prooemium.    1  —  34. 
Partitio.    35—40. 

Transitio.    41 — 66. 

Erster  Teil.    Wo  die  Mädchen  zu  finden  sind.    67 — 262. 

1.  Die  Porticus.    67—74. 

2.  Oeffentliche  Feste.    75—76. 

3.  Der  Isistempel.    77—78. 

4.  Die  Fora.    79—88. 

5.  Die  Theater.    89—134. 

6.  Der  Circus.     135—163. 
n.  Die  Areua.    164-170. 

\8.  Die  Naiimachie  des  Augustiis.    171—176. 

9.  Der  Triumph.     177—228. 

10.  Das  Gelage.    229—252. 

11.  Bajae.    253—258. 

12.  Aricia.    259—262. 

Uebergang  zum  zweiten  Teile.    263—268. 

Zweiter  Teil.     Wie  die  Mädchen  zu  gewinnen  sind.    269—770. 

1.  Zutraun  zu  sich  selbst.    269 — 350. 

2.  Gutes  Einvernehmen  mit  der  Zofe.    351 — 398. 

3.  Beobachtung  der  günstigen  Zeit.    399 — 436. 

4.  Liebesbriefe,  Bitten,  Versprechen.    437—458. 

5.  Beredsamkeit  und  Beharrlichkeit.    459—486. 

6.  Beständiges  Zusammensein.    487 — 504. 

7.  Vermeidung  von  geckenhaftem  Wesen,  aber  Beobachtung  der  Kegeln 
äusseren  Anstandes.    505 — 524. 

8.  Geschickte  Benutzung  der  günstigen  Gelegenheit,  die  ein  Gelage 
bietet.    525—630. 

9.  Geschicklichkeit  in  der  Technik  der  Versprechen.    631—658. 

10.  Thränen.    Küsse.    Gewalt.    Initiative.    Rückzug.    659—722. 

11.  Die   Gesichtsfarbe   des   Liebenden    und   sein   Aussehen   überhaupt. 
723—738. 

12.  Vorsicht  in  der  Offenheit  gegen  Freunde  und  Verwandte.    739—754. 

13.  Individuelle  Behandlung  der  einzelnen  Mädchen.    755—770. 

Schlusswort.    771—772. 


1* 


Siqiiis  in  hoc  artem  populo  non  novit  aniandi, 

Hoc  leg-at  et  lecto  carmine  doctus  amet! 
Arte  citae  veloqiie  rates  remoque  moventur, 

Arte  leves  curriis:  arte  regendus  Amor. 
Curribus  Antomedon  lentisqiie  erat  aptus  liabenis, 

Tiphys  in  Haemonia  puppe  magister  erat: 
Me  Venus  artificem  tenero  praefecit  Amori; 

Tiphys  et  Automedon  dicar  Amoris  ego. 


1 — 34.  Prooemiuin.  Ankündigung 
des  Themas  ( — 4),  Qualifikation  des 
Dichters  ( — 8),  Schwierigkeit  der  Auf- 
gabe, und  was  sie  erleichtert  ( — 24), 
Quellen  des  Dichters  ( — 30) ;  sein  Publi- 
kum (—34). 

1.  Das  Thema  des  Gedichtes  wird 
gleich  im  ersten  Vers  scharf  und  deut- 
lich ausgesprochen:  Die  Kunst  zu 
lieben  will  Ovid  lehren  und  er  ver- 
spricht, dass  jeder  Leser  {siquis)  nach 
dem  Studium  des  Gedichtes  die  Raffi- 
niertheit besitzt  {doctus  amet),  die  bei 
der  hier  gemeinten  Liebe  nötig  ist.  Es 
kommt  eben  nur  auf  die  Kunst  an :  wie 
die  Kähne,  wie  die  Wagen  durch  Kunst 
gelenkt  werden,  so  auch  die  Liebe.  Die 
Anapher  (arte)  stellt  die  Objekte  be- 
dingungslos nebeneinander:  genau  so 
wie  Kähne  und  Wagen,  genau  so  die 
Liebe.  Vgl.  II  12.  —  artem  amandi] 
vgl.  die  Einl.  p.  XXII. 

3.  arte  veloque  remoque  bilden 
einen  Begriif:  die  Kunst,  mit  der  Segel 
und  Ruder  gehandhabt  wird.  —  Die 
Epitheta  citae  und  leves  nicht  ohne  Ab- 
sicht: je  schneller  ein  Kahn,  je  rtüch- 
tiger  und  leichter  ein  Wagen,  um  so  mehr 
bedarf  es  der  Kunst,   beide  zu  lenken. 

5  ff.  Diese  Kunst  aber  verstehe  ich 
ebenso  virtuos,  wie  Automedon  oder 
Tiphys  in  ihrer  Kunst  anerkannte  Meister 
waren. 

Automedon  ist  der  aus  der  Hias  be- 


kannte Wagenlenker  des  Achilleus.  II. 
XVII  429  u.  ö.    Vgl.  unten  V.  738. 

6.  Tiphys,  der  oft  genannte  und 
gerühmte  Steuermann  der  Argonauten; 
Apollod.  I  111:  Tlfvs  'Äyviov,  os  iy.v- 
ßepva  xrjv  vavv. 

Haemonia  puppis  ist  das  Schiff 
Argo.  Ai/xovia  als  älterer  Name  für 
Thessalien  (Strabo  IX  443)  ist  in  der 
lateinischen  Poesie  häufig.  _  Hör.  e.  I 
37,  20:  venator  in  campis  nivalis  Hae- 
moniae.  Ov.  ex.  P.  I  4,  31  u.  o.  In 
der  ars  noch  I  682.  II  99.  136.  Die 
Argo  wurde  aus  Fichtenholz  vom  thes- 
salischen  Gebirge  Pelion  erbaut  (Eur. 
Med.  3:  firjS^  bv  vaTiaiai  IlrjXiov  TCeaeiv 
TTOTS  rfirj&staa  Ttevy.r].    CatuU.  64,  1)  Und 

zwar  im  Haien  von  Jolkos,  wo  die  Muste- 
rung der  Helden  durch  Jason  stattfand, 
und  von  wo  aus  die  Fahrt  begann. 
Pind.  Pyth.  4,  188:  h  Ss  'Icolxdv  snel 
y.aießa  vaviäv  acoros ,  Xe^aro  Ttdvtas 
Inaivriaais  'Idacov.  —  puppe  die  Synek- 
doche (in  der  Form  pars  pro  toto)  ist 
hier  besonders  passend,  denn  der  Steuer- 
mann sitzt  auf  dem  Hinterdecke  am 
Steuerruder. 

8.  Die  beiden  Bilder  aus  3  u.  4 
werden  beibehalten:  Ovid  ist  in  einer 
Person  Meister  Steuermann  und  Wagen- 
lenker, nämlich  wenn  es  gilt,  den  Amor 
zu  steuern  und  zu  lenken ;  er  vereinigt 
die  Kunst  des  Tiphys  und  Automedon 
in  sich. 


Ars  amatoria 

nie  quidem  ferus  est  et  qui  mihi  saepe  repugnet. 
10     Sed  puer  est,  aetas  mollis  et  apta  regi. 
Phillyrides  puerum  cithara  perfecit  Achillem 
Atque  animos  placida  contudit  arte  feros: 
Qui  totiens  socios,  totiens  exterruit  hostes, 
Creditui'  annosum  pertimuisse  senem; 
15  Quas  Hector  sensurus  erat,  poscente  magistro 
Verberibus  iussas  praebuit  ille  manus. 
Aeacidae  Chiron,  ego  sum  praeceptor  Amoris 

Saevus  uterque  puer,  natus  uterque  dea. 
Sed  tarnen  et  tauri  cervix  oneratur  aratro, 
20      Frenaque  magnanimi  dente  teruntur  equi, 
Et  mihi  cedet  Amor,  quamvis  mea  vulneret  arcu 
Pectora  iactatas  excutiatque  faces: 


9.  ferus]  Eros  ist  äypios  (Meleager, 
AP.  V  176,  1.  177,  6.)  Ihn  zu  zügeln, 
ist  schwer;  vgl.  den  bekannten  Steck- 
brief des  Meleager,  in  dem  er  wie  ein 
flüchtiger  Sklave  ausgerufen  und  be- 
schrieben \vird  (AP.  V  176).  Daher 
lehnt  er  sich  auch  oft  gegen  seinen 
Herrn  Ovid  auf. 

11.  Phillyrides,  Chiron,  der  be- 
rühmte Heldenerzieher,  ist  Sohn  der 
Philyra.  Pind.  Pyth.  3,  1 :  ri»eXov  Xei- 
Qwvd  x£  <P^XvQiSaf  .  .  ^cösiv.  Schon  bei 
Hesiod  (Theog.  1002).  —  Eine  hübsche 
Illustration  zu  diesem  Verse  ist  das  be- 
kannte pompejanische  Wandgemälde 
'Achill  und  Chiron'  (Baumeister,  Denk- 
mäler Fig.  6  Bd.  I  p.  5). 

12.  conhidit]  die  wilden  Regungen 
in  der  jungen  Seele  werden  'zusammen- 

fehauen',  'niedergeschlagen'.  Lygdamus 
,  13 :  BaccMis  ferocem  contudit  et  do- 
niinae  misit  in  arbitrium.  Hör.  c.  IV 
3,  8:  quod  regum  tumidas  contuderit 
minas.  III  6,  10:  non  auspicatos  con- 
tudit impetus. 

Zur    Sache    vgl.   Pind.   Pyth.     6, 

21  ruTtor'  SV  ovqeoi  (pavxl  fieyaf.oad'evEl 
<Pt.XvQas  vlov  o^yavi^ofievqj  UrjXeiSq 
Tta^aivsly '  fiäXiara  fiev  KqoviSuv,  ßaovö- 
Tiav  are^onäv  xe^awoJv  re  TTovraviv, 
&ecüv  aeßead'ai, '  ravTae  Se  fii]  rcore 
Ttjuäg  dfiEi^eiv  yovecov  ßiov  rCETiQUifiivov. 

Vgl.  auch  die  Fragmente  aus  Hesiods 
JCsi^covos  vTTod'rjxai.  Ueber  die  andere 
Seite  der  pädagogischen  Thätigkeit  Chi- 
rons vgl.  die  herrliche  Stelle  Pind.  Nem. 
3,  43  ff. 

13 — 16.  Schöne  Kontraste ;  vgl.  die 
Einl.  p.  XXI.    Der  im  Kriege  Fürchter- 


liche hat  selbst  kindliche  Furcht  vor 
dem  bejahrten  Lehrer.  Die  Hand,  die 
Hektor  fällte,  hat  er  dem  Chiron  Avillig 
zur  Züchtigung  dargeboten. 

17.  Aeacides  ist  Achilles  nach 
seinem  Grossvater  Aeacus,  dem  Vater 
des  Peleus,  benannt ;  schon  bei  Homer 
(II.  IX  191  u.  ö.).  In  der  ars  noch  I 
691.  n  736. 

16.  Die  sonst  übliche  Züchtigungs- 
manier (Liban.   I   112  R:    nal   reo   fiEv 

veui  yvfivcö    re  rjarrjv  y.ai  fiEXEfOQO)  Tt^os 

Ttlrjyäs,  Vgl.  Luc.  philops.  28),  wie  wir 
sie  durch  mehrere  Darstellungen  aus 
römischer  Zeit  kennen  (vgl.  z.  B.  Bau- 
meister, Nr.  1653  (III  p.  1590),  ist  hier 
durch  Schläge  auf  die  Handflächen  er- 
setzt, die  mit  der  ferula  (Mart.  XIV  80) 
gezüchtigt  wurden.  Vgl.  amor.  1 13,  17 : 
tu  (Aurora)  pueros  somno  fraudas  tra- 
disque  magistris,  ut  subeant  tenerae 
verbera  saeva  manus.  Juven.  I  1^  15: 
et  nos  ergo  manum  ferulae  subduxtmus. 
19  f.   Soph.  Antig.  M9:   x^azEi  8e 

firjxavais  dyoavXov  O'rjQoi  o^Eoatßdra, 
laatav^Eva  &  itctiov  oTr^.i^eTai  dfi<piXo(pov 
t,vyov    oi'QEiov  T    dxfiTJTa    rav^ov.     Vgl. 

ars  I  471. 

cervix  oneratur  in  ganz  eigentlichem 
Sinne,  denn  das  Joch  des  Pfluges  wurde 
den  Tieren  auf  den  Nacken  gelegt. 

20.  Dass  die  Zügel  durch  das  Ge- 
biss  des  Rosses  zerrieben,  zernagt  wer- 
den, ist  an  sich  hier  nicht  wesentlich; 
wohl  aber  wird  durch  die  Wut,  mit  der 
das  Ross  in  den  ihm  widerstrebenden 
Zügel  beisst,  die  Sch\vierigkeit ,  es 
zu  zähmen,  hervorgehoben;  demselben 
Zwecke  dient  magnanimi. 


I  9—35 

Quo  me  fixit  Amor,  quo  me  violentius  ussit, 

Hoc  melior  facti  vulneris  ultor  ero. 
25  Non  ego,  Plioebe,  datas  a  te  mihi  mentiar  artes. 

Nee  nos  aeriae  voce  monemui-  avis, 
Nee  mihi  sunt  visae  Clio  Cliusque  sorores 

Servanti  pecudes  vallibus,  Ascra,  tuis; 
Usus  opus  movet  hoc:  vati  parete  perito! 
30      Vera  canam:  coeptis,,  mater  Amoris,  ades! 
Este  procul,  vittae  tenues,  insigne  pudoris, 

Quaeque  tegis  medios  instita  longa  pedes! 
Nos  Venerem  tutam  concessaque  furta  canemus, 

Inque  meo  nullum  carmine  crimen  erit. 

35  Principio,  quod  amare  velis,  reperii^e  labora, 


23.  ussit  das  eigentliche  Verb :  in 
Liebesglut  versetzen.  Hör.  c.  I  19,  5: 
urit  me  Glycerae  nitor.  Griech.  xarai- 
■9-etv,   vgl.   Theoer.  7,  56:    ü-spjuds   yd^ 

e^cos  aindi  /xe  xarai&si.    DaS  Passivum 

z.  B.  Ovid.  met.  VII  21 :  quid  in 
hospite,  reffia  virgo,  ureris.  Hör.  ep. 
14,  13:  ureris  ipse  miser.  Theoer.  2,  40: 
a^A'  sTil  Tijvco  Ttäaa  xaraid'ofiai, 

25.  Vgl.  aber  II  493  ff.  —  mentiar 
mit  der  überlegenen  Ironie  des  Frei- 
geistes. 

27  f.  bezieht  sich  auf  Hesiod.  theog. 
22 :  ai  vi)  zioff'  ^HaioSov  naXrjy  sSiÖa- 
^av  doiS/jv.  aQvas  Tioifiaivovd''  'EXixcö- 
vos  vTio  ^a&£oio.  TovSe  Se  /ue  nQcÖTiara 
Seal  TiQos  fiv-d'ov  teinav,  Movaat  OXvft- 
TTidSsi ,  'AovQaL  ^los  alyiöxoio  .  .  .  y.ai 
fioi  OKTJTirQov  eSov  Säipvrjs  eoi&rjXeoi  o^ot' 
S^ixpaaö'aij  d'rjrjTov '  ETcenvevaav  Se  /uoi 
avSfjv  O'eiTjv,  (ög  xXeioifii  rd  r'  eaaöfieva 
Tiqö  t'  lovxa.  xai  fit  xehjvd"'  vuveiv 
fiandooiv  yevos    alev   eövTtov   y.rX.     Vgl. 

Oy.  fast.  VI  13. 

28.  Ascra  "Aax^r],  Hesiods  Heimat 
am  Helikon  (vgl.  unten  zu  11  3),  über 
das  sich  Hesiod  selbst  bekanntlich  recht 
ungünstig  ausgesprochen  hat  (opp.  639 : 
vuaaao  S'äyx  '' EXixtövos  o'i^v^ij  sri  xcöfijjj 
Aox^T],  XElfia.  xaxji,  &i^ei  d^yaXsr^,  ovÖe 
ttot'   tO&Xfj). 

29.  Die  (eigene)  praktische  Erfah- 
rung bringt  dies  Werk  hervor:  dies 
Werk  ist  eine  Frucht  der  praktischen 
Erfahrung.    Vgl.  die  Einl.  p.  XVI. 

30.  coeptis  wie  met.  1  2:  di  coep- 
tis  .  .  .  aspirate  meis.  Vgl.  II  15: 
mihi  puer  et  Cytherca  favete ! 

31.  Aber  nicht  für  keusche  Mäd- 
chen,   nicht    für   Matronen    will    der 


Dichter  singen.  Vgl.  HI  27.  Der 
Stand  der  keuschen  Matronen  wird 
durch  zwei  ihnen  eigentümliche  Klei- 
dungsstücke bezeichnet,  durch  die  vittae 
und  die  instita.  Die  vittae  sind  Binden, 
die  im  Haar  getragen  wurden,  vgl. 
zu  32. 

32.  Die  instita  longa  ist  eine  breite 
Falbel,  die  an  den  unteren  Saum  der 
Stola  angenäht  war  und  bis  auf  die 
Füsse  herabreichte,  die  sie  halb  bedeckte. 
Vgl.  Hör.  sat.  I  2,  28:  sunt  qui  nolint 
tetigisse  nisi  illas,  quarum  suhsuta  talos 
tegat  instita  veste.  Die  instita  vervoll- 
kommnet erst  die  stola  der  Matronen, 
während  die  Buhlerinneu  eine  kürzere 
tunica  trugen  (Hör.  sat.  I  2,  63;  vgl. 
Marquardt,  Privataltertümer  I  42.  44. 
II  178).  Zu  vergleichen  ist  übrigens 
ex  Pont.  III  3,  51 :  scripsimus  haec  istis, 
quarum  nee  vitta  pudicos  contingit 
crines  nee  stola  longa  pedes.  fast.  IV 
134:  quis  vittae  longaque  vestis  abest. 
trist.  II  247.  ars  II  600:  in  nostris 
instita  nulla  iocis.  III  483.  Tib.  I  6, 
67:  sit  modo  casta,  doce,  quamvis  non 
vitta  ligatos  impediat  crines  nee  stola 
longa  pedes. 

33.  tutam  im  Gegensatze  zu  der 
Liebe  zu  den  Matronen,  die  höchst  ge- 
fährlich ist,  wie  aus  Horaz  sattsam  be- 
Jjannt  ist  (sat.  I  2,  38  ff.).  In  demselben 
Sinne  sagt  daher  Iloraz  (1. 1.  47) :  tutior 
at  quanto  nierx  est  in  classe  secunda, 
libertinarum  dico  etc. 

35—  40.  P  a  r  t  i  t  i  0.  Sie  nimmt  nur 
auf  die  beiden  ersten  Bücher  Rücksicht. 
I  und  II  (=  Buch  I):  Auffinden  der 
Mädchen  und  Erwerben  ihrer  Gunst 
(—37).    III   (=  Buch    n):    Festhalten 


Ars  amatoria 

Qui  nova  nunc  primum  miles  in  arma  venis! 
Proximus  liuic  labor  est  placitam  exorare  puellam; 

Tertius,  ut  longo  tempore  diiret  amor. 
Hie  modus:  haec  nostro  signabitur  area  curru, 
40      Haec  erit  admissa  meta  premenda  rota. 

Dum  licet,  et  loris  passim  potes  ire  solutis, 

Elige,  cui  dicas  'tu  mihi  sola  places."* 
Haec  tibi  non  tenues  veniet  delapsa  per  auras: 

Quaerendast  oculis  apta  puella  tuis. 
45  Seit  bene  venator.  cervis  ubi  retia  teudat, 

Seit  bene,  qua  frendens  valle  moretur  aper; 
Aueupibus  noti  frutices;  qui  sustinet  hamos. 

Novit,  quae  multo  pisee  natentur  aquae: 
Tu  quoque,  materiam  longo  qui  quaeris  amori, 
50      Ante  frequens  quo  sit  disce  puella  loco. 
Non  ego  quaerentem  vento  dare  vela  iubebo, 

Nee  tibi,  ut  invenias,  longa  terenda  viast. 
Andromedan  Perseus  nigris  portarit  ab  Indis 


der  Gewonnenen  (38).     Vgl.  die  Einl. 

p.  xxn. 

36.  Das  Bild  vom  Kriegsdienste  ist 
in  der  erotischen  Poesie  überaus  häufig. 
Vgl.  vor  allem  amor.  I  9,  If. :  militat 
omnis  amans  et  habet  sna  castra  Ciipido, 
Attice,  crede  mihi,  militat  omnis  amans. 
Diese  ganze  Elegie  ist  eine  Begründung 
und  Erläuterung  des  Bildes,  ars  II  233 : 
militiae  species  amor  est  (dazu  unsere 
Anmerk.).     Vgl.  auch  zu  61. 

39  f.  Ein  nicht  allzu  glücklich  ge- 
wähltes Bild.  Der  Dichter  vergleicht 
sich  mit  dem  Wagenlenker.  Die  meta 
ist  die  Zielsäule,  um  die  es  galt,  ge- 
schickt herumzubiegen.  Hör.  carm.  11,4: 
metaque  fervidis evitata  votis.  Vgl.  11 426. 

40.  admissa  rota  poetisch  für  ad- 
missis  habenis;  vgl.  II  435:  modo  ad- 
missos  arte  retentet  equos.  III  468. 
Aehnlich  Prop.  IV  8,  18:  effusis  rotis, 
m  9,  58:  inmissis  rotis. 

41 — 66.  Uebergangz um  ersten 
Teile  durch  Vergleiche  eingeleitet. 
Wie  der  Jäger  genau  die  Schlupfwinkel 
des  Wildes  kennt,  der  Vogelsteller  weiss, 
wo  er  die  meisten  Vögel,  und  der  Fischer, 
wo  er  seine  Fische  findet,  so  müssen  Ovids 
Schüler  vor  allem  lernen,  quo  loco  puella 
sit  ( — 50).  Das  hat  in  Rom  auch  keine 
Schwierigkeit,  denn  Rom  ist  die  Stadt 
der  Liebe  und  der  Mädchen  { — 6ü),  und 
für  jeden  Geschmack  ist  gesorgt  (—66). 

41.  Vgl.  II  434. 


42.  tn  mihi  solaplaces  das  Hemistich 
auch  bei  Prop.  H  7,  19.    Tib.  IV  13,  3. 

43.  delapsa  per  auras  dieser  Aus- 
gang auch  am.  III  5,  21.  Verg.  Aen. 
XI  595.  Zur  Sache  vgl.  Otto,  Sprich- 
wörter der  Römer  p.  62. 

46.  frendens  ganz  eigentlich  von 
dem  Naturlaut  des  Ebers  gebraucht 
(Suet.  fr.  161,  p.  248,  1  R:  aprornm 
(est)  frendere,  vgl.  AL.  762,  52  (H  226 
R.):  frendit  agrestis  aper);  hier  aber 
gleichzeitig  ein  malender  Zusatz,  der  pro- 
ieptisch  die  Wut  des  Tieres  veranschau- 
licht. —  lieber  den  Eber  als  sehr  geschätz- 
tes Wild  vgl.  Becker,  Gallus  HI»  346 f. 

48.  tiatare  dichterisch  mit  dem  acc. 
verbunden;  vgl.  trist.  V  2,  25:  quot 
piscibus  nnda  natatur.  Verg.  georg. 
III  260.  Mart.  XIV  196,  2.  mxdto 
pisce  kollektiv  die  gleich  nachher  fre- 
quens puella. 

51  ff.  Du  brauchst  weder  zu  Wasser 
noch  zu  Lande  eine  lange  Reise  zii 
unternehmen,  wie  es  Perseus  und  Paris 
thaten,  um  ein  Mädchen  zu  bekommen. 

53  f.  Die  Konjunktive  portarit  und 
ra^ita  sit  stehen  koncessiv :  mag  immer- 
hin geholt  haben,  mag  immerhin  geraubt 
haben  u.  s.  w.,  d  u  hast  jedenfalls  dies 
nicht  nötig. 

53.  Unter  Indi  sind  hier  die  Aethio- 
pen  zu  verstehen,  wie  unten  III  130 
und  bei  Verg.  ge.  IV  292,  vgl.  auch 

AP.  V  131,  8:  xat  Hsoaevs   'Ivorjg  rjod- 


I  36—66. 


Eaptaque  sit  Phryg-io  Graia  puella  viro: 
55  Tot  tibi  tamque  dabit  formosas  Roma  piiellas, 
'Haec  habet/  ut  dicas  'qiiidqiüd  in  orbe  fuit/ 
Gargara  quot  segetes,  quot  habet  Methymiia  racemos, 

Aequore  quot  pisces,  fronde  teguntiir  aves, 
Quot  caelum  Stellas,  tot  habet  tua  Roma  puellas; 
60      Mater  in  Aeneae  constitit  urbe  sui. 

Seu  caperis  primis  et  adhuc  crescentibus  annis, 

Ante  oculos  veniet  vera  puella  tuos; 
Sive  cupis  iuvenem,  iuvenes  tibi  mille  placebunt, 
Cogens  et  voti  nescius  esse  tui; 
65  Seu  te  forte  iuvat  sera  et  sapientior  aetas, 
Hoc  quoque,  crede  mihi,  plenius  agmen  erit. 


aar  'ArSoofiiSrjs.  So  erklärt  sich  auch 
das  Beiwort  7iigris  {colorati  heissen  sie 
hei  Verg.  a.  a.  0.),  denu  die  Aethiopen 
sind  Neger,  daher  das  griechische  Sprich- 
wort Ai&ioTTa  aiirj/sn'  (Liic.  adv.  iud. 
28.  Zenob.  1,461.  Vgl.  unten  III  180: 
decolor  Indus.  Andromeda  seihst  heisst 
fiisca  (III  191).  Die  Geschichte  seihst 
bei  Apollod.  II  43  f.  Ov.  met.  IV  670  ff. 
Lucian.  dial.  marin.  14.  —  In  der  ars 
noch  II  643.  IH  429.  —  Nicht  ohne 
Absicht  ist  die  Wahl  des  Beispieles. 
Die  Aethiopen  wohnten  im  äussersten 
Westen  (eo/aroi  dvÖQcöy  Hom.  Od.  I  23), 
also  ist  das  Beispiel  sehr  geeignet,  die 
grosse  Mühe,  die  Persens  nötig  hatte, 
hervorzuheben ,  im  Gegensatz  zu  der 
Leichtigkeit,  mit  der  man  in  Eom  ein 
Mädchen  findet. 

54.  Phrygius  vir  ist  Paris;  Phry- 
ghis  steht  häufig  für  Troianus,  weil 
die  Troas  zu  Phrygien  gehörte.  In  der 
ars  noch  I  625.  11  714  (vgl.  I  508). 

56.  Aehnlich  sagt  Properz  (III 22, 17) 
von  der  Weltstadt  Eom:  omnia  Eomanae 
cedent miracula  terrae,  natura  hicposuit, 
quidquid  ubique  fnit. 

57,  Gargara  {rdoyaoov  imd  t« 
rÜQyaQa)  eine  Spitze  des  Berges  Ida  in 
Troas.  Dias VIII 47 : "lÖr^v b" ixa^ev tto'/.v- 
7ii§ay.a,  /uTjrsoa  dr^ocöv  räoyaoov,  tvü'a 
Se    Ol    (Zeus)    rstievos    ßcoaoi  Te   d'vr-sis. 

Berühmt  geworden  ist  die  Spitze  Gar- 
garon  durch  die  Liebessceue  zwischen 
Zeus  und  Hera  (Ilias  XIV  292-353). 

Mcthymna  (Mrjd-vura),  eine  Stadt 
auf  Lesbos,  Geburtsort  des  Arion,  war  be- 
rühmt durch  vortrefflichen  süssen  Wein. 
Vgl.  Hör.  sat.  U  8,  50.  Prop.  IV  8,  38. 
Gell.  XIII  5,  5. 

59.  Vgl.  Herond.  1,  32:  ;'t>»«?x«s 
oxöooi's  ov  flu  rrjv  'AiÖsto  xovorjv  darioas 


Eveyy.slv  ovoavos  y.f/f.avyjycai.  Die  Zahl- 
losigkeit  der  Sterne  wird  zum  Vergleiche 
benutzt  auch  bei  Theoer.  30,  27.  Kallim. 
hymn.  4,  175.  Catull  7 ,  7.  Ov.  am. 
li  10,  13. 

60.  Vgl.  Ov.  amor.  18,  42:  at 
\enns  Aeneae  regnat  in  urbe  sui. 

61.  caperis  den  römischen  Erotikern 
sehr  geläufige  Uebertragung.  Zu  Grunde 
liegt  die  Vorstellung,  dass  der  Liebes- 
dienst ein  Kriegsdienst  ist.  Vgl. 
zu  36.  Der  Krieger  wird  überwunden 
und  gefangen  genommen.  Vgl.  83. 
Prop.  1 1, 1:  Cynthia prima  suis  misernm 
me  cepit  ocellis.  —  Zur  Sache  vgl.  Hör. 
carm.  II  5. 

63.  Es  handelt  sich  hier  natürlich 
nicht  um  Knabenliebe,  sondern  iuvenis 
steht  hier  von  Mädchen,  vgl.  Plin.  h.  n. 
Vn  36,  36:  Cornelia  iuvenis  est  et 
parere  adhuc  potest. 

64.  Recht  geschraubt  ausgedrückt. 
,.Sie  zwingen  dich,  gar  nicht  mehr  dran 
zu  denken,  dass  überhaupt  Verlangen 
du  getragen".    Blümner.    Vgl.  90. 

65.  Vgl.  aefas  senor  Ov.  ars  II 667. 
am.  n  4,  45.  hor-a  serior  Ov.  her.  18 
(19),  14. 

66.  pleyiius  der  Komparativ  in  dyna- 
mischem Sinne:  eine  sehr  reichliche 
Schar.  Der  Koraperativ  lässt  sich  in 
solchen  Fällen  immer  sehr  leicht  er- 
klären: mehr,  sc.  als  du  denkst,  als  du 
brauchst  u.  s.  w. 

agmen  prägnantes  Wort,  nicht  nur 
die  Menge ,  sondern  auch  die  Art  der  hier 
gemeinten  Damen  bezeichnend.  Vgl. 
XXIX  28,3:  honrinuin  turba  mtdierum 
puerorumque  agminibus  immixta.  Cic. 
Verr.  I  7,  19.  Noch  verächtlicher  ist 
grex  (Hör.  carm.  I  37,  9;  Suet.  Tit.  7: 
spado7ium  greges). 


10 


Ars  amatoria 


Tu  modo  Pompeia  lentus  spatiare  sub  umbra, 

Cum  sol  Herculei  terga  Leonis  adit, 
Aut  ubi  muneribus  nati  sua  munera  inater 
70      Addidit,  externo  marmore  div^es  opus; 
Nee  tibi  vitetur  quae  priscis  sparsa  tabellis 

Porticus  auctoris  Livia  nomen  habet, 
Quaque  parare  necem  miseris  patruelibus  ausae 


67—262.  Erster  Hauptteil. 
Die  Stätten,  wo  die  Mädchen  zu 
finden  sind. 

1.  Die  porticus.  (67—74).  Mit 
der  nun  folgenden  Aufzählung  von 
Tummelplätzen  der  weiblichen  Jugend 
vgl.  III  389—396.  —  Ueber  die  porticus 
insbesondere  I  491  ff.  rem.  am.  627. 
Prop.  II  23,  5. 

67.  Pompeia  sub  umbra.  Gemeint 
ist  die  porticus  Pompei.  Es  war  eine 
grosse  Säulenhalle  mit  mannigfachen 
Anlagen  wie  Gärten  und  Springbrunnen, 
welche  sich  auf  dem  Marsfelde  unmittel- 
bar neben  dem  theatrum  Pompei  befand, 
das  bekanntlich  das  erste  steinerne  (vgl. 
auch  103)  Theater  in  Korn  war,  und 
von  Pompeius  in  seinem  zweiten  Kon- 
sulate   (55)    eingeweiht    wurde    (Plut. 

Pomp.  52:  TIouTrifioi  §s  ro  ^äar^ov 
avad'ei^as  dyäjras  riye  yv/urixovs  y.ai  /uov- 
aixovs  ETil  tFj  y.a&iEQioaei  y.ai  ü'rjQcüv 
dfiiXXas^  ev  ois  Tievrny.daioi  Xeovres  dvrj^t- 
d-riaav  y.xl.  Vgl.  Cic.  Att.  IV  9',  1. 
Val.  Max.  II  4,  6). 

Dass  dieser  schattige  [umbra),  ge- 
räumige (spafiosa  I  491)  Spaziergang 
zumal  bei  den  Damen  der  Demimonde 
sehr  beliebt  war,  geht  auch  aus  CatuU 
hervor,  der  dort  alle  Dämchen  anhält, 
was  sie  mit  seinem  Freunde  Camerius 
gemacht  haben  (CatuU.  55,  6 :  In  Magni 
simul  ambulatione  femellas  omnes, 
atnice,  prendi).  Vgl.  auch  Prop.  II 32, 11. 
IV  8,  75.  Ovid.  ars  I  491.  HI  387. 
trist,  n  285.  Kiepert-Huelsen,  formae 
urbis  Romae  antiquae   Berl.  1896.  p.  58. 

lentus  bezeichnet  das  lässige  Pro- 
menieren des  Lebemannes. 

68.  D.  h.,  wenn  die  Sonne  in  das 
Zeichen  des  Löwen  tritt,   also  im  Juli. 

Das  Sternbild  des  Löwen  wird  nach 
Herakles  benannt,  weil  dieser  den  neraei- 
ßchen  Löwen  getötet  hatte  (Apoll.  II  75. 
Theoer.  25,  153  ff.  etc.),  der  dann  unter 
die  Sterne  versetzt  wurde. 

69  f.  Gemeint  ist  die  porticus  Octa- 
viae,  welche  die  Schwester  Augusts  zu 
Ehren  ihres  früh  verstorbenen  Sohnes 


Marcellus  gewidmet  hatte.  Vgl.  Plut. 
Marceil.  cap.  30.  Pi,ichter,  Topographie  * 
p.  217.    Kiepert,  p.  57. 

munera  bedeuten  ganz  allgemein 
die  Prachtbauten,  welche  Rom  durch 
die  Freigebigkeit  der  Kaiser  erhalten 
hatte.  Vgl.  Mart.  sp.  II  7:  hie  ubi 
miramur  velocia  munera  thermas  etc. 
Vni  65,  7  (dona). 

Die  munera  des  Sohnes  meint  die 
porticus  Marcelli,  die  er  im  Jahre  149 
V.  Chr.  nach  seinem  Triumph  über 
Macedonien  erbaut  hatte,  und  welche 
den  Tempel  des  Juppiter  Stator  mit  dem 
der  Juno  verband.  Vgl.  Vell.  Paterc. 
I  11,  3. 

70.  externo  —  opus]  Mit  Anspielung 
darauf,  dass  hier  mit  zum  ersten  Male 
fremder  Marmor  verwendet  wurde.  Vgl. 
Vell.  Paterc.  I  11,  3. 

71.  Auch  die  Porticus  Liviae  eignet 
sich  sehr  gut  (das  liegt  in  der  Litotes 
nee  tibi  vitetur)  zu  solchen  Erobe- 
rungen. Auf  dem  Esquilin  hatte  Vedius 
Pollio  ein  Haus,  so  gross  wie  eine  Stadt 
(Sali.  Cat.  12:  domos  atque  villas  in 
urbium  modum  exaedificatas).  Dies 
hatte  Augustus  geerbt,  aber  abreissen 
lassen,  um  seinen  Unterthanen  kein 
Beispiel  von  verschwenderischem  L\ixus 
zu  geben,  und  an  seiner  Stelle  errichtete 
er  i.  J.  7  v.  Chr.  die  grosse  Säulen- 
halle, die  er  nach  seiner  Gemahlin  Livia 
nannte.  Vgl.  dazu  Ov.  Fast.  VI  639: 
disce  tarnen,  veniens  aetas,  ubi  Livia 
nunc  est  porticus,  immensae  tectafuisse 
domus.  Urbis  opus  domxis  una  fuit 
spatiumque  tenebat,  quo  brevius  nmris 
oppida  multa  tenent.  Haec  aequata  solo 
est  etc.  Preller,  röm.  Myth.  *  II  261. 
Kiepert  p.  57.  Richter,  Topographie* 
326. 

Dass  die  porticus  mit  Statuen  und 
Gemälden  geschmückt  zu  werden  pfleg- 
ten, ist  bekannt;  vgl.  Dio  53,  27.  Ov. 
her.  20  (21),  97. 

73  f.  Es  handelt  sich  um  die  porti- 
cus des  berühmten  Apollotempels  auf 
dem  Palatin,   zu  deren  Eröffnung  Pro- 


I  67—75. 


11 


Belides  et  stricto  stat  ferus  ense  pater. 
75  Nee  te  praeterat  Veneri  ploratus  Adonis 


^/ 


perz  das  Gedicht  II  31  verfasst  bat. 
Der  Tempel  war  von  Augustus  erbaut 
und  im  Jabre  28  v.  Chr.,  am  9.  Oktbr. 
eingeweiht  worden.  (Dio  53,  1.  Sue- 
ton.  Octav.  29:  templnm  ApolUnis  .  .  . 
addita  portims  cum  bibliotheca  Latina 
Graecaque.  Hör.  carm.  I  31.  Tib.  II 
ö,  1,  vgl.  nnten  III  390.)  —  lu  der 
Halle  waren  zwischen  den  ans  Giallo 
antico  erbauten  Säulen  die  Statuen  der 
50  Danaiden  aufgestellt,  denen  gegen- 
über im  Freien  die  Reiterstatuen  der 
Söhne  des  Aegyptus  entsprachen.  Schol. 
Pers.  sat.  2 :  Acron  tradit,  quod  in 
porticu  ApolUnis  Palatini  fuerunt  Da- 
naidum  effigies  et  contra  eas  srib  dio 
totidem  equestres  filiorum  Aegypti.  Ovid 
selbst  erwähnt  sie  öfters,  amor.  II  2, 
3:  hesterna  indi  spatiantem  luce  puellam 
illa  quae  Danni  portiais  agmen  habet. 
trist.  III  1,  60:  ducor  ad  intonsi  Can- 
dida templa  dei;  signa  peregrinis  ubi 
sunt  alterna  columnis  Belides  et  stricto 
barbarus  ense  pater.  Vgl.  Prop.  II  31, 
4.  Vell.  II  81.  Richter,  Topographie^ 
147.  Die  Geschichte  selbst  ist  bekannt. 
Die  BrjkiSes  sind  die  50  Töchter  des 
Danaus,  Enkelinnen  des  Belus,  die  in 
der  Brautnacht  die  ihnen  vermählten 
50  Söhne  des  Aegyptus  auf  Befehl  ihres 
Vaters  ermordeten,  mit  Ausnahme  der 
Hypermnestra,  die  ihren  Lynceus  ver- 
schonte. Apollod.  II  21.  Hygin.  fab. 
170.  255.  Hör.  carm.  III  11,  23.  Ov. 
her.  14.  Zur  Sache,  auch  zum  Bau  des 
Verses  vgl.  auch  Ov.  met.  IV  461: 
inolirique  suis  letum  patruelibus  ausae 
assiduae  repetiint,  quas  perdant,  Beli- 
des undas.  —  patruelibus]  Danaus  und 
Aegyptus  waren  Brüder.  Apoll.  II  11 : 
BfjXos  .  .  yaftel  Se  'Ayyivörjv  ttjv  NeiXov 
■d'vyaxeQa ,  y.al  avttö  yivnvjai  Ttatdei; 
SiSvfioi,  AiyvTiros  aal  ^avaoi. 

2.  Oeffentliche  Feste,  das 
Adonisfest  und  der  jüdische  Sabbath 
(75 — 76).  Wieder  zwei  Gelegenheiten, 
die  wegen  der  auf  den  Strassen  umher- 
ziehenden Menschenmengen  zu  eroti- 
schen Abenteuern  sehr  geeignet  er- 
scheinen. Die  Adouisfeier  war  ein 
rechtes  Hetärenfest:  vgl.  Diphilos  fr. 
43,  38  Kock  (bei  Athen.  VII  292  e): 
OV  de  VW  a  ayco,  TTo^veiov  eori,  noKvie 
).iöi  'AScJvia  ayovi  £Tai(ja  fieO"  eripcov 
nopvcüv    xv^rjv.      oavror    arcoan^eis    röv 


re  y.ölnov  d;toT(>excov.  Dazu  Alciphr. 
ep.  I  39. 

Ueber  die  Adonisage  ist  interessant 
Apollod.  III  183—185. 

75.  Venus,  um  ihren  schönen  Lieb- 
ling Adonis  klagend,  ist  ein  sehr  häufi- 
ges Motiv  poetischer  Darstellung.  Vgl. 
zumal  Theokr.  XV  102  ff.  Bion  I  Iff. 
Die  Darstellungen  gefallen  sich  gerade 
in  der  Ausmalung  des  Schmerzes  der 
Göttin,  ars  III  85:  quem,  luget  adhuc, 
Theokr.  3,  48:  ovök  (f&i^evov  viv  ärep 
fin^oio  ri&rjTi,  WOZU  ein  Scholiast  (bei 
Ahrens  p.  151,  aus  Cod.  M)  bemerkt: 
ovreo  yap  ev  yQnyfi  Tivi  i]v  e^coypayr]- 
fiivri. 

Vgl.  I  415 :  quaque  die  redeunt  rebus 
minus  apta  gerendis  culta  Palaestino 
septima  festa  Syro.  Der  Name  Syria 
umfasst  im  weiteren  Sinne  auch  Assy- 
rien, Mesopotamien,  Palaestiua  etc.  — 
Seit  der  Eroberung  Jerusalems  durch 
Pompeins  (63  v.  Chr.)  waren  sehr  viel 
Juden  in  Rom.  Vgl.  die  bekannten 
Stellen  Hör.  sat.  I  4,  143.  5,  100.  9, 
70.  Cic.  pro  Flacco  §  66.  Mart.  VII 
30,  5,  Suet.  Caes.  84.  Tac.  bist.  V  5, 
etc.  Dazu  Friedländer,  Sittengeschichte 
III  568  ff. 

Es  handelt  sich  hier  und  I  415  um 
den  Festtag  der  Juden,  der  auf  den 
siebenten  Wochentag  fällt,  vgl.  Juv. 
XIV  96:  metuentem  sabbata  j^o-t''^^^^ ■ 
Anders  ist  Hör.  sat.  19,  69:  hodie  trice- 
sima  sabbata. 

3.  Der  Isistempel  (77-78).  Er 
lag  auf  dem  Marsfelde  nördlich  vom 
Circus  Flaminius,  wie  durch  mehrere 
Funde  gesichert  ist.  Vgl.  Juv.  11  6, 
528:  in  aede  Isidis,  antiq%io  quae 
proxima  surgit  ovili  (dazu  Serv.  zu 
Verg.  ecl.  1,  34).  Mart.  II  14,  7.  Apul. 
met.  XI  26:  reginae  Isidis,  quae  de 
templi  situ  sumpto  nomine  Campensis 
summa  cum  veneratione  propitiatur.  — 
Der  Isistempel  (vgl.  ars  III  393.  635) 
wird  als  Stätte  der  Unsittlichkeit  mehr- 
fach erwähnt,  vgl.  Juv.  II  6,  489 :  apud 
Isiacae  potius  sacraria  lenae.  Wie  es 
in  ihm  herging,  lehrt  drastisch  die  Ge- 
schichte der  keuschen  Paullina  aus  dem 
Jahre  19  n.  Chr.  (Joseph  arch.  Jud. 
XVIII  3,  4).  Vgl.  Marquardt-Wissowa*. 
Staatsverwaltung  III  76  ff.  Preller,  E.  M.* 
II  379. 


12 


Ars  amatoria 


80 


Cultaque  ludaeo  septima  sacra  Syro, 
Nee  fuge  linigerae  Memphitica  templa  iuvencae: 

Multas  illa  facit,  quod  fuit  ipsa  lovi. 
Elt  fora  conveiiiiiiit  (quis  credere  possit?)  Amori, 

Flammaque  in  argiito  saepe  reperta  foro. 
Subdita  qua  Veiieris  facto  de  marmore  templo 

Appias  expressis  aera  pulsat  aquis, 
Illo  saepe  loco  capitur  consultus  Amori, 


Jo,  Tochter  des  Inachns,  von  Jup- 
piter  geliebt,  wird  aus  Eifersucht  von 
Juno  in  eine  Kuh  verwandelt  (unten 
323.  III  393 :  vaccae  Manphitidos,  vgl. 
635)  und  dem  Argus  zur  Bewachung 
übergeben.  Nach  vielen  Verfolgungen 
erhielt  sie  in  Egypten  ihre  Gestalt 
wieder  und  gebar  den  Epaphus.  Vgl. 
Ovid.  met.  I  588  ff.  Hyg.  fab.  145. 
Dann  wurde  sie  mit  der  egyptischen 
daher  Memphitica  templa)  Göttin  Isis 
identificiert  (vgl.  Luc.  dial.  deor.  3), 
deren  Kult  früh  nach  Eom  kam  und 
hier  bekanntlich  so  ausartete,  dass  von 
■der  Regierung  zuweilen  eingeschritten 
werden  musste.  Vgl.  Val.  Max.  I  3,  3. 
Tac.  ann.  II  85.  Suet.  Tib.  36.  — 
Ueberhaupt  Averden  auch  sonst  die 
Heiligtümer  als  beliebte  Stätten  eroti- 
scher Abenteuer  genannt.  Prop.  II  19, 
10:  fanaque  j}eccatis  plurima  causa 
tuis.  Juv.  9,  22 :  nuper  etiim,  ut  repeto, 
fanuni  Isidis  et  Ganymedem  Pacis  et 
advectae  secreta  Palatia  matris  et 
Cererem  —  navt  quo  non  prost at 
femina  templo?  ■ —  notior  Aufidio 
moechiis  scelerare  solebas  (dazu  Weidner). 

linigerac  die  Tracht  der  Isis  und 
ihrer  Priester  war  1  innen.  Ov.  met. 
I  747:  nunc  dea  linigera  colitur  cele- 
berrima  turba.  Vgl.  Hdt.  II 37 :  iad-fjra 
Se  cpOQeovoi  ol  iQsei  Xifkr^v  f.iovi'i]v.    Juv. 

n  6,  533.   Vgl.  Becker,  Gallus  =*  HI  287. 

4.   Die  Fora  (79-88). 

80.  «>•</?(  to' lärmend',  nicht  unabsicht- 
liches Beiwort:  trotz  des  Lärmens  und 
Hastens  knüpft  sich  doch  hier  so  manch 
Verhältnis. 

81  —  88.  Auch  auf  dem  Forum 
ist  mannigfache  Gelegenheit.  Mancher 
Rechtsgelehrte,  der  andern  half,  wusste 
sich  hier  nicht  zu  helfen  und  ward  ge- 
fangen. Hier  reicht  seine  Beredsamkeit 
nicht  aus  zum  Ergötzen  der  Venus; 
hier  könnte  man  auch  sagen:  ,. Jetzt, 
Retter,  hilf  dir  selbst  —  du  rettest  alle!" 
Neckisch  und  mit  Laune  stellt  der 
Dichter   gegenüber,    wie   der  sonst   so 


gewandte  Rechtsgelehrte,  der  aus  allen 
Lagen  einen  Ausweg  weiss,  jetzt  hilf- 
los ist  und  selbst  einen  patronus  haben 
möchte.    Vgl.  Einl.  p.  XXI. 

81.  Der  marmorne,  reich  mit  Gold 
geschmückte  (III  451)  Tempel  der  Venus 
Genitrix  war  von  Caesar  erbaut  und 
stand  auf  dem  Forum  Jiüium.  Vgl. 
Suet.  Caes.  26.  Dio  Cass.  43,  22.  Richter, 
Topographie'''  110. 

82.  Vor  dem  Tempel  befand  sich  eine 
Springbrunnenanlage  mit  den  Statuen 
von  Wassernymphen,  die  aus  uns  un- 
bekannten Gründen  Appiades  hiessen 
(ars  III  452);  hier  und  rem.  am.  660 
spricht  Ovid  nur  von  einer  Appias. 
Vgl.  Plin.  h.  n.  36,  33.  Prop.  IV  8,  58. 
Jordan,  Topographie  I  2,  440.  0.  Jahn, 
Ber.  der  Sachs.  Ges.  d.  Wissensch.  1861, 
116  f.  —  DasEmporspringen  des  W^assers 
aus  der  Fontaine  wird  poetisch  der 
Thätigkeit  der  Nymphe  zugeschrieben: 
Sie  „presst  das  Wasser"  aus  der  Leitung 
„heraus"  (expressis  aquis)  und  „schlägt 
damit  die  Luft"  {aera  pulsat),  d.  h.  treibt 
es  hoch  in  die  Luft. 

Uebrigeus  ist  die  Art,  wie  der 
Dichter  die  Scenerie  schildert,  nicht  zu- 
fällig. Gerade  den  Venustempel  nennt 
er,  damit  er  nachher  seinen  Scherz  um 
so  passender  anbringen  kann,  dass  Venus 
von  ihrem  ganz  benachbarten  (vgl. 
auch  87)  Tempel  aus  die  Niederlage  des 
consultus  mit  ansieht  und  ihre  herz- 
liche Freude  darüber  hat;  ähnlich  ist 
III  451  f.  —  facto  de  marmore  templo'] 
das  Hemistich  auch  ex  Ponto  III  6,  25. 
Vgl.  Verg.  Aen.  IV  457.    VI  69. 

83.  capitur]  zu  61. 

5.  Die  Theater  (89—134).  Sie 
sind  zu  erotischem  Fange  am  meisten 
(praecipue)  geeignet;  vgl.  III  394.  633. 
Hat  doch  Rom'ulus  selbst  durch  den 
Raub  der  Sabinerinnen  für  alle  Zeiten 
ein  klassisches  Beispiel  gegeben. 

Wieder  hat  der  Dicher  einen  neuen 
Vergleich:  eine  Jagd  auf  schöne  Mäd- 
chen   [venare],   die   reiche   Beute    [loca 


I  76—100. 


13 


Qiiiqiie  aliis  cavit,  non  cavet  ipse  sibi; 
85  lUo  saepe  loco  desimt  sua  verba  diserto, 

Resque  novae  veniimt,  causaqiie  agenda  suast. 
Hunc  Venus  e  templis,  qiiae  sunt  confinia,  ridet: 
Qui  modo  patronus,  nunc  cupit  esse  cliens. 

Sed  tu  praecipue  curvis  venare  theatris: 
90      Haec  loca  sunt  voto  fertiliora  tuo. 

lUic  invenies,  quod  ames,  quod  ludere  possis, 

Quodque  semel  tangas,  quodque  teuere  velis. 
Ut  redit  itque  frequens  longum  formica  per  agmen, 
Granifero  solitum  cum  veliit  ore  cibura, 
95  Aut  ut  apes  saltusque  suos  et  olentia  nactae 
Pascua  per  flores  et  thj^ma  summa  volant, 
Sic  ruit  in  celebres  cultissima  femina  ludos: 

Copia  iudicium  saepe  morata  meumst. 
Spectatum  veniunt;  veniunt,  spectentur  ut  ipsae: 
100      nie  locus  casti  damna  pudoris  habet. 


fertiliora)  gewährt  (vgl.  v.  253.  766). 
Hier  ist  aber  auch  für  jeden  Geschmack 
gesorgt,  ob  mau  nun  nur  flüchtig  vor- 
übergehendes Liebesspiel  begehrt,  oder 
ein  etwas  längeres  Verhältnis  anknüpfen 
will  (—92);  kommen  doch  die  Mädchen 
hierher  zahllos  und  immer  wieder  wie 
die  Ameisen  oder  die  Bienen,  so  zahl- 
reich, dass  selbst  ein  so  routinierter 
Kenner  wie  der  Dichter  lange  braucht, 
ehe  er  von  all  den  Schönen  die  Schönste 
herausfindet  ( — 98).  Denn  mit  der 
Lust  zu  schauen  paart  sich  die  Lust, 
geschaut  zu  werden;  hier  hat  schon 
manches  Mädchens  Zucht  Schaden  ge- 
nommen (—100).  —  curvis]  vgl.  497. 

90,  'Ergiebiger  als  du  wünschen 
magst':  vgl.  oben  64. 

91.  quod  beachte  das  Neutrum :  du 
wirst  schon  irgend  ein  Objekt  dieses 
Liebesspiels  finden.    Vgl.  175. 

ludere  technischer  Ausdruck  in  der 
Erotik :  flirten,  tändeln  mit  einem  Mäd- 
chen, nur  zum  vorübergehenden  Scherz 
und  Spiel.  Da  das  Verb  hier  mit  dem 
Acc.  erscheint ,  liegt  mit  darin ,  dass 
dieses  Tändeln  gleichzeitig  ein  Necken 
und  Foppen  bedeutet. 

93.  Das  Bild  von  den  in  zahlloser 
Menge  hin  und  her  laufenden,  immer 
wiederkehrenden  Ameisen  ist  sehr  an- 
schaulich und  auch  sonst  gebräuchlich. 
Aehnlich  ist  met.  VII  624:  hie  nos 
frugilegas    asjyeximus    a  g  m  i  n  e 


longo  gründe  omts  exiguo  formicas  ore 
legenfes  etc. 

granifero  met.  VII  638:  graniferum 
agmen. 

95.  snos  ihre,  auf  denen  sie  sich 
wohlfühlen:  so  ist  für  die  Mädchen 
ihr  Revier,  das  ihnen  eigentlich  zu- 
kommende, das  Theater. 

97.  cwZfiSsÜHrt  kokett  geputzt;  vgl. 
unten  zu  99  und  497;  cultus,  auf  die 
sorgfältige,  kokette  Toilette  und  über- 
haupt zierliche  Gefälligkeit  sich  be- 
ziehend, ist  ein  Lieblingswort  Ovids. 
celebres  deutet  auf  die  Zahl,  ruit  auf 
die  Hast,  mit  der  die  Mädchen  ins 
Theater  drängen. 

99.  Bekanntes,  fein  pointiertes  Bon- 
mot, das  öfters  bei  Späteren  wiederkehrt. 
Vgl.  TertuU.  spect.  25:  7iemo  denique 
m  spectaculo  ineundo  jjriits  cogitat  nisi 
videre  et  rideri.  Vgl.  Goethe,  Faust 
(Vorspiel  auf  dem  Theater  V.  87) :  Die 
Damen  geben  sich  und  ihren  Putz 
(vgl.  97:  cultissima)  zum  besten  und 
spielen  ohne  Gage  mit. 

Clem.  AI.  paed.  III  11,  76:  dvafu^ 
dvSowv  xa'i  yvvamcüv  avriöi'Tcor  STii 
TT]v  dllrjkcov  ö'iav. 

100.  casti  pudoris  nicht  seltener 
Pleonasmus.  Met.  XIII  480:  castiquc 
decHS  servare  pudoris.  —  Ueber  die 
Leidenschaft  der  Frauen  für  die  Schau- 
spiele vgl.  Friedläuder,  Sittengeschichte 
I  432. 


14 


Ars  amatoria 


Primos  sollicitos  fecisti,  Romule,  ludos, 

Cum  iiivit  viduos  rapta  Sabina  viros. 
Tunc  neque  marmoreo  pendebant  vela  theatro, 

Nee  fuerant  liquido  pulpita  rubra  croco; 
105  Illic,  quas  tulerant  nemorosa  Palatia,  frondes 

Sirapliciter  positae,  scaena  sine  arte  fuit; 
In  gradibus  sedit  populus  de  caespite  factis, 

Qualibet  hirsutas  fronde  tegente  comas. 
Respiciunt  oculisque  notant  sibi  quisque  puellam, 
110      Quam  velit,  et  tacito  pectore  raulta  movent. 
Dumque  rudern  praebente  modum  tibicine  Tusco 


101—134  Zu  alledem  hat  ja  ßo- 
mulus  selbst  das  Beispiel  gegeben,  indem 
der  unter  seinen  Auspicien  inscenierte 
Raub  der  Sabinerinnen  bei  Gelegenheit 
einer  Theateraufführung  ominös  für  die 
Zukunft  wurde.  Daher  ergreift  der 
Dichter  die  Gelegenheit,  den  Raub  der 
Sabinerinnen  episodenhaft  z\i  schildern 
mit  einem  kurzen  Rückblick  auf  die 
Theaterzustände  im  ältesten  Rom. 

101.  Mit  lebhafter  Apostrophe  wendet 
sich  der  Dichter  an  Romulus  und  ver- 
setzt uns  so  geschickt  in  die  Zeit  des 
gleich  zu  schildernden  Ereignisses. 

sollicitos  ganz  eigentlich :  du  hast  die 
an  sich  friedliche  Aufführung 'stürmisch' 
gemacht.    Vgl.  unten  164. 

102.  viduos  bezeichnet  auch  die, 
welche  noch  keine  Frauen  haben.  Den 
Grund  dafür,  dass  die  Römer  jener  Zeit 
(also  unmittelbar  nach  Roms  Gründung) 
keine  Frauen  hatten,  giebt  Ovid  selbst 
so  an  (fast.  III  188):  nee  coniunx  Uli, 
nee  socer  ullus  erat:  spernebant  generös 
inopes  vicinin  dives.  —  Es  folgt  die  E  r  - 
Zählung  von  dem  Raube  der 
Sabinerinnen.  Vgl.  Liv.  I  9.  Cic.de 
rep.  II  7,  12.    Plut.  Rom.  14.    Dio  II  30. 

Auch  in  den  Fasten  Avollte  Ovid 
den  Raub  erzählen,  zum  21.  August, 
dem  Tage  der  Oonsualia:  fast.  III  199. 

103 — 108.  Der  Vergleich  zwischen 
der  luxuriösen  Pracht  ihrer  Zeit  mit 
der  Kleinheit  und  Einfachheit  des  ältesten 
Rom  ist  bei  den  römischen  Dichtern  sehr 
beliebt;  ich  erinnere  an  Prop.  IV  1,  Iff. 
Ov.  fast.  I  201  ff.  243  ff.  II  280.  V  93. 
Tibull.  II  5,  25.  Verg.  Aen.  VHI  347. 
Vgl.  die  Einl.  p.  X. 

103  f.  Wohl  mit  Benutzung  von 
Prop.  IV  1,  15:  nee  sinuosa  cavo  pende- 
bant vela  theatro,  pulpita  sollemnis  non 
oluerc  crocos.  Ueber  die  vela  im  Theater 
vgl.  Plin.  hist.  nat.  XIX  23 :  postea  in 


theatris  tantum  umbram  fecere,  quod 
primus  omnium  invenit  Q.  Catulus, 
cum  Capitolium  dedicaret.  Es  sind 
grosse,  mächtige,  über  das  ganze  Theater 
ausgespannte  Tücher,  anschaulich  be- 
schrieben von  Lucr.  IV  73:  et  volgo 
faciunt  id  lutea  russaque  vela  et  ferru- 
gina,  cum  magnis  intenta  theatris  per 
nialos  volgata  trabesque  trementia  flutant: 
namque  ibi  consessum  eaveai  supter  et 
omnem  scaenai  speciem  elaram  variamque 
deorsum  inficiunt  coguntque  suo  fluitare 
colore.  Vgl.  Prop.  III  18,  13:  pleno 
fluitantia  vela  theatro.  Val.  Max.  II 4,  6. 
—  neque  verneint  nicht  nur  den  ganzen 
Satz,  sondern  auch  marmoreo:  zu  67. 

104.  Die  Bühne  wurde  mit  einer 
Safranessenz  besprengt,  wie  mehrfach 
bezeugt  ist.  Lucr.  II  416:  cum  scena 
croco  Cilici  perfusa  recens  est.  Hör. 
ep.  II  1,  79:  rede  necne  crocum  floresque 
peraDibidet  Attae  fabnla  si  dubitem  etc. 
Plin.  hist.  nat.  XXI  33.  Sen.  ep.  90.  15. 
Becker,  Gallus  I^  87. 

105.  nemorosa.  Tibull  sagt  II  5, 
25  herbosa:  ähnliches  oft. 

108.  Die  Stelle  der  späteren  vela 
(103)  vertrat  jedwedes  Laubwerk,  mit 
dem  sich  der  Zuschauer  das  Haupt  be- 
schattete. ■ —  Auch  Juistifas  deutet  auf 
die  schlichte  Natürlichkeit  der  ur- 
wüchsigen Römer  jener  Zeit. 

109.  Etwas  abweichend  davon  Liv. 
I  9,  11 :  magna  pars  forte,  in  quem 
quaeque  inciderat,  raptae. 

111  f.  Die  Verse  geben  uns  Auf- 
schluss  darüber,  worin  nach  Ovids  Mei- 
nung jene  scenarische  Darstellung  be- 
standen hat.  Unter  der  kunstlosen  Be- 
gleitung eines  etrurischen  Flötenspielers 
wurde  das  tripudium  aufgeführt.  Der 
Dichter  hat  sich  offenbar  daran  erinnert, 
was  Livius  (VII  2)  von  der  ersten  Auf- 
führung sceuischer  Spiele  in  Rom  i.  J. 


I  101—129. 


15 


Ludius  aequatam  ter  pede  pulsat  humum, 
In  medio  plausu  (plausus  tunc  arte  carebant) 

Rex  populo  praedae  signa  petita  dedit. 
115  Protinus  exiliunt  animum  clamore  fatentes 

Virginibus  cupidas  iniciuntque  manus: 
Ut  fugiunt  aquilas,  timidissima  turba,  columbae, 

Utque  fugit  visos  agna  novella  lupos, 
Sic  illae  timuere  viros  sine  more  ruentes; 
120       Constitit  in  nulla,  qui  fuit  ante,  color. 
Nam  timor  unus  erat,  facies  non  una  tiraoris: 

Pars  laniat  crines,  pars  sine  mente  sedet; 
Altera  maesta  silet,  frustra  vocat  altera  matrem; 

Haec  queritur,  stupet  haec;  haec  nianet,  illa  fugit, 
125  Ducuntur  raptae,  genialis  praeda,  puellae. 

Et  potuit  multas  ipse  decere  timor. 
Siqua  repugnarat  nimium  comitemque  negabat, 

Sublatam  cupido  vir  tulit  ipse  sinn 
Atque  ita  'quid  teneros  lacrimis  corrumpis  ocellos? 


364  V.  Chr.  erzählt.  Vgl.  perioch.  VII : 
pestilentia  civitas  laboravit  ....  cuius 
remedium  et  finis  cum  per  novas  reli- 
giones  quaereretur,  ludi  scenici  tunc 
primum  facti  sunt.  Es  heisst  dann  bei 
Livius  I.  1. :  sine  carmine  ullo,  sine 
imitandorum  eanninum  actu  ludiones 
ex  Etruria  acciti  ad  tihicinis  modos 
saltantes  haud  indecoros  motus  more 
Tusco  dahant.  Vgl.  auch  (ausser  den 
Erklärern  zu  dieser  Stelle)  Teuffel- 
Schwabe,  röm.  Litt.  I  ^  §  6,  3.  Ribbeck, 
röm.  Dicht.  I^  11. 

112.  ludius  Liv.  VII  2,  6:  quia 
hister  Tusco  verbo  ludio  vocabatur, 
nomen  histrionibus  inditum.  Das  tri- 
pudium  ist  eigentlich  der  den  Saliern 
eigentümliche  „Dreitritt".  Liv.  I  20, 
4:  Salios  item  duodecim  Marti  Gra- 
divo  legit  (sc.  Numa)  tunicaeque  pictae 
insigne  dedit  et  sup)er  tunicam  aeneum 
pectori  tegumen  caelestiaque  arma,  quae 
ancilia  appellantur,  ferre  ac  per  urbem 
ire  canentes  carmina  cum  tripudiis 
sollemnique  saliatu  iussit. 

Doch  wird  tripudium  auch  sonst 
gebraucht,  wo  es  sich  nicht  um  die 
Salier  handelt,  z.  B.  bei  Catull.  63,  26 
vom  wilden  ßacchustanz.  Vgl.  Tac. 
ann.  IV  47. 

pede  pulsat  vgl.  Ennius  Ann.  I  2: 
Musae  quae  pedibus  magnum  pulsatis 
Olimpum.    Ov.  fast.  VI  330. 

113.  Auch  das  Beifallsklatschen 
musste  sich  eine  gewisse  Technik  ge- 
fallen   lassen,    vgl.    Suet.    Nero    20: 


adulescentulos  equestris  ordinis  et  quin- 
que  amplius  millia  e  plebe  robustissi- 
mae  iuventutis  undique  elegit,  qui  di- 
visi  in  factiones  plausuum  genera  con- 
discerent  [bombos  et  imbrices  et  testas 
vocabant)  operamque  navarent  cantanti 
sibi  insignes  pinguissima  coma  etc. 

114.  petita  'das  ersehnte',  entspre- 
chend der  Begierde  (v.  116)  der  Männer. 

117  f.  Wieder  zwei  in  der  Poesie 
geläufige  Vergleiche.  Die  Tauben  schon 
bei  Homer  ein  Bild  der  Furchtsamkeit. 
Ilias  XXII,  139:  rjvre  xi^xos  o^eo^iv,ika- 
woöraroG  Ttsrsrjpü/v,  orjiSiMs  o%firias  f^iexd 
TQTj^cova  TT  tleiav  (timidissima  turba, 
columbae  Ov.).  Vgl.  Ov.  met.  I  506. 
V  605 :  ut  fugere  accipitrem  penna  tre- 
pidante  columbae,  ut  solet  accipiter 
trepidas  urguere  columbas.  ars  II  363. 
Hör.  carm.  I  37,  18;  auch  sonst  sehr  oft. 

118.  Vgl.  Theoer.  11,  24:  fsiyeis  ö' 

cüOTrsp  als  TTokiov  Xvxoy  d&^r^oaaa.  Hor. 
ep.  12,  25:   ut  pavet  acres  agna  lupos. 

125.  genialis  'hochzeitlich',  genia- 
lis ist  ursprünglich  'zum  Genius  ge- 
hörig'. Genius  (von  gt>no  (Varro  r.  r. 
II  2,  19.  Cic.  de  or.  11  32,  141  etc.)  = 
gigno,  vgl.  lENii,  yiyvo^iai)  ist  eigent- 
lich der  „lebenerzeugende",  über  der 
Menschennatur  waltende  Gott.  Näheres 
darüber  bei  Orelli  zu  Hor.  ep.  II  2, 
187.  Daher  lectris  genialis  (Hor.  ep.  I 
1,  87)  und  ähnliche  Verbindungen. 

127.  Hor.  carm.  I  35,  22:  comitem 
dbnegat. 

129.  teneros  ocellos  corrumpis  schöne 


16 


Ars  amatoria 


130       Quod  matri  pater  est,  hoc  tibi'  dixit  'ero/ 
Eonnile,  militibus  seist!  dare  commoda  solus! 

Haec  mihi  si  dederis  commoda,  miles  ero. 
Scilicet,  ex  illo  sollemni  more,  theatra 

Nunc  qiioque  formosis  insidiosa  manent. 

135  Nee  te  nobilium  fugiat  eertamen  equorum: 
Multa  eapax  populi  commoda  circus  habet. 
Nil  opus  est  digitis,  per  quos  arcana  loquaris, 

Nee  tibi  per  nutus  aeeipienda  notast; 
Proximus  a  domina,  nullo  prohibente,  sedeto. 
140      lunge  tuum  lateri,  qua  potes  usque,  latus. 
Et  bene,  quod  cogit.  si  nolit,  linea  iungi, 
Quod  tibi  tangendast  lege  puella  loci! 
Hie  tibi  quaeratur  socii  sermonis  origo, 


Gegensätze ,  vgl.  Catull.  3,  17 :  fua 
nunc  opera  mene  puellae  flendo  tiirgi- 
duli  rubent  ocelli.  Ziugerle,  Ovid  und 
seine  Vorgänger  I  129. 

blanditiae  virorum  erwähnt  bei 
dieser  Gelegenheit  auch  Livius  I  9. 

133.  Der  verführerische  Einfluss 
der  Spiele  wird  auch  sonst  erwähnt; 
vgl.  z.  B.  Prop.  II  19,  9:  illic  te  nulli 
poterunt  corrumpere  ludi. 

6.  Der  Circus  (135—162).  Vgl. 
in  634.  Auch  sonst  wird  der  Circus 
als  ein  Ort  genannt,  in  dem  die  lebens- 
lustige Jugend  mit  den  Damen  der 
Demimonde  ihr  Wesen  treibt,  vgl.  z.  B. 
Catull.  55,  4.  Das  Leben  und  Treiben 
im  j  Cü'cus,  wie  es  die  nachfolgenden 
Verse  schildern,  geht  anschaulich  her- 
vor auch  aus  amor.  III  2,  einer  Elegie, 
die  mit  unserer  Stelle  sehr  verwandt 
ist  und  viele  Anklänge  hat.  trist.  II  283 : 
tollatur  circus:  non  tuta  licentia  drei 
est:  hie  sedet  ignoto  iuncta  puella  viro. 
Juv.  IV  11,  201.  Clem.  AI.  paed.  III 
11,  76. 

135.  nobilium  equorum  so  auch 
am.  III  2,  1,  an  denselben  Versstellen. 

13G.  So  schliesst  auch  der  Vers 
amor.  III  2,  20. 

capax  ist  mit  pojmli  zu  verbinden. 
Liv.  IX  16,  13:  cibi  vi7iique  capacis- 
simum. 

137.  lieber  solche  „geheime  Finger- 
sprache" und  „verstolilene  Zeichen" 
vgl.  Tib.  I  2,  21 :  illa  viro  coram  nutus 
conferre  loquaces  blandaque  compositis 
abdere  verba  notis.  Ov.  amor.  I  4,  17 : 
nie  specta  nutusque  meos  vultumque 
loquacem,  excipe  furtivas  et  refer  ipsa 


notas!  Verba  superciliis  sine  voce  lo- 
quentia  dicam  etc.  her.  17,  75  u.  s.  w. 

139  flF.  Interessant  und  keiner 
näheren  Erklärung  bedürftig  ist  ein 
Vergleich  mit  amor.  III  2,  21 :  tu  tarnen, 
a  dextra  quicumqne  es.  jyarce  puellae: 
contactn  lateris  laeditur  ista  tui.  Tu 
quoque,  qui  spectas  post  )ios,  tua  con- 
trahe  crura,  si  pudor  est,  rigido  nee 
preme  terga  genu!  Vgl.  auch  unten 
157  f. 

141.  lineae  sind  Einschnitte  in  den 
Sitzreihen  des  Theaters  und  des  Circus, 
durch  welche  die  einzelnen  Plätze  von 
einander  getrennt  werden.  Also  der 
Sinn  des  Distichons :  Und  vortrefflich, 
dass  die  Linie,  auch  wenn  sie  [puella) 
nicht  Avill,  es  notwendig  macht,  dicht 
neben  einander  zu  sitzen  (iungi),  weil 
nach  dem  Gesetz  des  Ortes,  d.  h.  nach 
seiner  Beschaffenheit  du  das  Mädchen 
berühren  musst  (wegen  der  Enge). 
Zur  näheren  Erklärung  vgl.  auch  amor. 
III  2,  19:  quid  frustra  refugis?  cogit 
nos  linea  iungi,  haec  in  lege  loci  com- 
moda circus  habet.  Vgl.  trist.  II  284: 
hie  (in  Circo)  sedet  ignoto  iuncta  puella 
viro. 

143—103.  Bei  so  nahem  Beisammen- 
sitzen macht  sich  die  Bekanntschaft 
nun  gar  leicht.  Ein  Gespräch  ist  bald 
im  Gange,  dann  erweist  man  dem  Mäd- 
chen ein  paar  liebenswürdige  Gefällig- 
keiten, und  meist  wird  schon  hier  eine 
kleine  Gunst  den  galanten  Eifer  lohnen. 

143,  socii]  die  Unterhaltung  mit 
dem  Mädchen  ist  dem  Manne  ein  Bun- 
desgenosse in  dem  Kampfe,  in  dem  es 
besiegt  werden  soll. 


I  130—161. 


17 


Et  moveant  primos  publica  verba  sonos. 
Üb  Cuius  eqiii  veniant,  facito  studiose  requiras, 

Nee  mora,  quisquis  erit,  cui  favet  illa,  fave! 
At  cum  pompa  frequens  certantibus  ibit  ephebis, 

Tu  Veneri  dominae  plaude  favente  manu; 
Utque  fit,  m  gremium  pulvis  si  forte  puellae 
150      Deciderit,  digitis  excutiendus  erit, 

Et  si  nullus  erit  pulvis,  tamen  excute  nulluni: 

Quaelibet  officio  causa  sit  apta  tuo. 
Pallia  si  terra  nimium  demissa  iacebunt, 
Collige  et  inmunda  sedulus  eifer  humo; 
155  Protinus,  officii  pretium,  patiente  puella 
Contingent  oculis  crura  videnda  tuis. 
Eespice  praeterea,  post  vos  quicumque  sedebit. 

Nee  premat  opposito  mollia  terga  genu. 
Parva  levis  capiunt  animos:  fuit  utile  miiltis 
160       Pulvinum  facili  conposuisse  manu; 
Profuit  et  tenui  vento  movisse  tabellam 


145  ff.  Eiue  kleine  Probe  solcher 
Unterhaltung.  Erwünschte  Auknüphing 
zu  einem  Gespräch  bietet  die  Frage 
nach  dem  Besitzer  der  rennenden 
Pferde. 

146.  Erläutert  lebhaft  amor.  III 
2,  65  ff.  Vgl.  Friedländer,  Sittenge- 
schichte II  302. 

Gemeint  ist  die  pompa  circensis, 
eine  feierliche  Prozession,  welche  die 
Spiele  des  Circus  einleitete.  Der  Fest- 
zug kam  vom  Kapitol  herab,  zog  über 
das  forum  und  das  forum  boarium,  trat 
dann  zum  Circus  ein  und  ging  hier  die 
Bahn  entlang  um  die  meta  herum.  Da- 
bei wurden  Götterbilder  auf  Wagen 
herumgefahren  oder  auf  Bahren  ge- 
tragen ;  jeder  klatschte  der  Gottheit  zu, 
die  ihm  am  meisten  sympathisch  war, 
der  Bauer  der  Ceres,  der  Soldat  dem 
Mars,  der  Liebende  der  Venus:  vgl. 
Ov.  am.  III  2,  43  ff.  Suet.  Claud.  12. 

certantibus  ephebis]  im  Trojaspiel; 
ausführlich  beschreibt  es  Verg.  Aen.  V 
545—603.  Suet.  Caes.  39 :  Troiam  liisit 
turma  duplex,  maiorum  minorumqne 
puerorum.  Au^.  43:  et  Troiae  ludum 
edidit  frequentissime,  maiorum  mino- 
rumque  puerorum  delectu :  prisci  decori- 
que  moris  existimans  clarae  stirpis 
indolem  sie  notescere.  Tac.  ann.  XI  11: 
cum  pueri  nobiles  equis  ludicrum,  Troiae 

149  ff.   Vgl.   amor.  III  2,  41:  dum 

loquor,   alba   levi  spar  säst   tibi  pulvere 

Ovid,  ars  amatoria  ed.  Brandt. 


vestis :  sordide  de  niveo  corpore  pulvis 
abi ! 

153  ff.  Vgl.  amor.  III  2,  25:  sed 
nimium  demissa  iacent  tibi  pallia  terra: 
coUige!  vel  digifis  en  ego  tollo  meis. 
Invida  vestis  eras,  quae  tarn  bona  crura 
tegebas;  quoque  magis  spectes  —  invida 
vestis  eras.  Talia  Milanion  Atalantes 
crura  fugacis  optavit  manibus  susti- 
nuisse  suis.  Talia  pinguntur  succin- 
ctae  crura  Dianae,  cum  sequitur  fm'tes 
fortior  ipsa  feras.  etc.  —  Ueher  die 
jiallia  vgl.  Becker,  GaUus»  III  261. 

157  f.  Die  Parallelstelle  ist  ausge- 
schrieben zu  V.  139.  Man  erinnere  sich 
des  Baues  der  Sitzreihen  im  antiken 
Theater.  Die  vordere  Hälfte  diente  zum 
Sitzen,  die  hintere  (etwas  vertiefte) 
war  für  die  Füsse  der  höher  Sitzenden 
bestimmt. 

160.  Kissen  auf  den  harten  Stein- 
sitzen mögen  bei  der  langen  Dauer  der 
Spiele  sehr  erwünscht  gewesen  sein. 
V^gl.  Sen.  de  vita  beata  25,  2:  «j- 
hUo  miserius  ero,  si  lassa  cervix  mea 
in  manipulo  faeni  adquiescet,  si  »uper 
Circense  tomentum  per  sarturas  veteris 
lintei  effluens  incubabo.    Mart.  XFV  160. 

161.  tabella  ein  Fächer.  Vgl. 
amor.  III  2,  37:  vis  tarnen  interea 
faciles  arcesscre  ventos?  (^uos  faciet 
nostra  mota  tabella  manu.  Vgl.  Becker, 
Gallus*  III  266.  Baumeister,  Denk- 
mäler Nr.  561  (I  p.  521). 


18 


Ars  amatoria 


Et  Cava  sub  tenerum  scamna  dedisse  pedem. 
Hos  aditus  circusque  novo  praebebit  amori 

Sparsaque  soUicito  tristis  harena  foro. 
165  lila  saepe  puer  Veneris  pugnavit  harena, 
Et,  qui  spectavit  vulnera,  vulnus  habet: 
Dum  loquitur  tangitque  manum  poscitque  libellum 

Et  quaerit  posito  pignore,  vincat  iiter, 
Saucius  ingemiiit  telumque  volatile  sensit 
170      Et  pars  spectati  muneris  ipse  fuit. 

Quid,  modo  cum  belli  uavalis  imagine  Caesar 
Persidas  induxit  Cecropiasque  rates? 


7.  Die  G 1  a  d  i  a  t  0  r  e  n  s  p  i  e  1  e. 
(164:— 170.)  Sie  fanden  ursprünglich 
auf  dem  Forum  statt  (zu  164),  wo  zu 
diesem  Zwecke  improvisierte  Holzgerüste 
schnell  aufgeschlagen  wurden( interessant 
Dio  37,  58),  und  noch  Caesar  baute  in 
seinem  Todesjahre  ein  Amphitheater  aus 
Hok,  während  das  erste  steinerne,  von 
dem  wir  wissen ,  von  Statilius  Taurus 
29  T.  Chr.  errichtet  Avurde.  Das  so- 
genannte Colosseum  (amphitheatrum 
Flavium)  ist  erst  am  Ende  des  ersten 
nachchristlichen  Jahrhunderts  vollendet 
worden.  Die  Beliebtheit  der  Gladiatoren- 
spiele gerade  bei  Frauen  (Friedländer, 
Sittengeschichte  II  332)  lässt  sie  für 
erotische  Zwecke  besonders  geeignet 
erscheinen. 

164.  Prop.  IV  8,  75:  tu  neque 
Pompeia  spatiaberc  cultus  in  umhra, 
nee  cum  lascivum  sternet  arena  forum. 
Wenn  hier  Properz  das  Forum  lascivum 
nennt,  so  erinnert  das  lebhaft  an  unsere 
OvidsteUe:  dadurch,  dass  das  sonst  so 
ernste  Forum  zu  Gladiatorenspielen  be- 
nutzt wird,  wird  es  lascivum,  weil  es 
nun  Gelegenheit  zu  erotischen  Aben- 
teuern giebt.  Die  Verwendung  des 
Forums  zu  Gladiatorenspielen  geht  ferner 
hervor  aiis  Dio  55,  8,  5:  iTmd^ioi  in^l 
T(ö  'Ay^iTTTcn  oTclo/^iw/jai  ...  kv  roTs 
oaiTtTois  8id  re  ttji'  ttoos  tov  ^AyolriTiuv 
7iurjv  xal  Scd  tu  TtokXd  ttöv  tieqI  irjv 
d'/oodv  oly.oHofirjuUTCop  xexava&at  iye- 
rovTO.  — 

sparsa  harena  der  Sand  wird  auf 
dem  Boden  ausgestreut  (vgl.  die  eben 
citierte  Properzstelle  und  Ov.  trist. 
11  282:  Martia  cur  durum  sternit 
harena  solum .'),  um  für  die  Kampfspiele 
einen  geeigneten  Platz  herzustellen. 

sollicito  s.  zu  101. 


166.  Vgl.  die  Einl.  p.  XXI. 

167.  libellum,  das  Festprogamm. 
Sie  wurden  an  öffentlichen  Stellen  an- 
geschlagen und  in  den  Strassen  und  im 
Circus  verkauft.  Derartige  Anzeigen 
sind  in  Pompei  mehrfach  gefunden 
worden.  Weiteres  bei  Friedländer, 
Sittengeschichte  II  343. 

168.  pignus  ist  hier  der  Betrag 
der  Wette. 

169.  telumque  volatile  sensit  vgl. 
met.  VII  841:   telumque  volatile  misi. 

170.  Zum  Ausdruck  vgl.  met. 
XIV  482.     her.  3,  46. 

170.  In  einem  Schauspiel,  in  dem 
Wunden  geschlagen  werden  (vgl.  166), 
spielt  er  selbst  eine  Rolle  mit,  indem 
ihm  eine  Liebeswunde  geschlagen  wird. 

8.  Die  Naumachie  des  Au- 
gustus.  (171  —  176.)  Die  bisherige 
Aufzählung  von  Gelegenheiten,  wo  der 
Liebende  Beute  findet,  führt  den  Dichter 
zu  der  Erinnerung  an  die  glänzende 
Naumachie,  welche  Augustus  bei  der 
Weise  des  Tempels  des  Mars  Ultor  am 
12.  Mai  des  Jahres  2  v.  Chr.  auf  dem 
Forum  Augusti  veranstaltet  hatte.  Ihre 
Erwähnung  ist  hier  passend,  da  sie 
durch  den  ungeheuren  Zusammenlauf 
von  Menschen  sicherlich  auch  zu  den 
hier  in  Frage  stehenden  Zwecken  hatte 
dienen  können ;  gleichzeitig  gelingt  dem 
Dichter  dadurch  ungezwungen  und  fast 
selbstverständlich  eine  liebenswürdige 
Huldigung  an  den  Kaiser.  —  lieber 
diese  Naumachie  vgl.  vor  allem  res 
gestae  divi  Augusti  IV  43  (p.  94  M.*). 

171.  Ueber  die  Verwendung  von 
m  odo  zur  Zeitbestimmung  unseres  G;e- 
dichtes  vgl.  die  Einl.  p.  XXII  f. 

172.  Die  Naumachie  stellte  Scenen 


I  162—186. 


19 


Nempe  ab  utroqiie  mari  iuvenes,  ab  iitroque  puellae 
Venere,  atque  ingens  orbis  in  Urbe  fuit. 
175  Quis  non  invenit  tiirba,  quod  amaret,  in  illa? 
Eheu!  quam  multos  advena  torsit  Amor! 

Ecce,  parat  Caesar,  domito  quod  defuit  orbi, 

Addere:  nunc,  Oriens  ultime,  noster  eris. 
Parthe,  dabis  poenas:  Crassi  gaudete  sepulti 
180      Signaque  barbaricas  non  bene  passa  manus! 
Ultor  adest:  primisque  ducem  profitetur  in  annis 

Bellaque  non  puero  tractat  agenda  puer. 
Parcite  natales  timidi  numerare  deorum: 

Caesaribus  virtus  contigit  ante  diem. 
185  Ingenium  caeleste  suis  velocius  annis 

Surgit  et  ignavae  fert  male  damna  morae: 


ans  dem  Perserkriege  dar,  wohl  aus  der 
Salamiuisclieu  Schlacht.  Vgl.  Dio  55, 10. 
Cecropius  steht  für  athenisch,  wie 
unten  III  457  Cecropides  (uom.  ])h;r.) 
für  Athenerinueu  steht.  Cecrops  ist  der 
älteste  König  in  Attika,  der  die  Burg 
Tou  Athen  gründete,  die  daher  Ksx^oTria 
heisst  (z.  B.  Eur.  El.  1289)  oder  im 
Orakel  bei  Hdt.  VII  141  Ktnoonoi 
od^os.    Vgl.  Hyg.  fab.  48.  158. 

173.  ab  utroquc  mari  bezeichnet 
inare  supcrum  und  inferum,  d.  ET  das 
adriatische  und  tuscische,  wie  bei  Cie. 
ad  Att.  IX  5,  1 :  iter  ad  stipernm,  navi- 
yatio  infero;  vgl.  Ov.  met.  XV  830:  ab 
titroque  Oceano.  Met.  I  338.  E.  P. 
I  4,  30.  Nicht  dahin  gehört  Cat.  31,  3: 
uterque  Keptimus.  lieber  den  Fremden- 
verkehr bei  solchen  Veranlassungen  vgl. 
Friedländer,  Sittengeschichte  1 19.  II 279. 

174.  orbis  in  urbe  sprichwörtlich. 
Sidon.  Apoll,  carm.  VII  556:  captiinis 
ut  aiuut  orbis  in  urbe  iacet.  Vgl. 
Wölfüin,  Arch.  f.  lat.  Lex.  I  388. 

175.  quod  das  Neutrum,  s.  zu  91. 

176.  torquere  in  diesem  Sinne  z.  B. 
auch  Prop.  III  6,  39. 

9.  Der  Triumph  (177  —  228). 
Höchst  erwünschte  Gelegenheit,  Daraen- 
bekanntschaft  zumachen,  gewährt  ferner 
ein  Triumph,  und  einen  solchen  haben 
wir  ja  bald  zu  erwarten,  da  der  jugend- 
liche Gaius  Caesar  zum  Kriege  gegen 
die  Parther  rüstet.  So  fügt  der  Dichter 
zurVervoUständigung  seiner  Darstellung 
ein  neues  höchst  anschaulich  ausgeführtes 
Gemälde  zu  und  bringt  zugleich  sehr 
geschickt  eine  neue  Huldigung  für  den 
Monarchen  und  sein  Haus  au.  —  Zum 


historischen  Verständnis  der  Stelle  diene 
folgendes. 

M.  Licinius  Crassus,  der  Trium- 
vir,  war  im  Jahre  53  v.  Chr.  von 
den  Parthern  bei  Carrhae  in  Meso- 
potamien geschlagen  \and  mit  seinem 
Sohne  getötet  worden ,  während  das 
Heer  zum  grössten  Teile  aufgerieben 
worden  war.  Dabei  waren  bekanntlich 
auch  die  Feldzeichen  der  Legionen 
den  Feinden  in  die  Hände  gefallen, 
vgl.  Ov.  fast.  V  583:  addiderant  ani- 
mos  Crassorum  funera  genti  (den  Par- 
thern), cum  periit  milcs  signaque  dux- 
que  simul.  Nun  hatte  zwar  i.  J.  20 
V.  Chr.  Augustus  den  König  der  Par- 
ther Phraates  durch  feine  Politik  ge- 
zwungen, die  Feldzeichen  wieder  her- 
auszugeben (vgl.  Ov.  fast.  V  593: 
Parthe  refers  aquilas  etc.  Monum.  An- 
cyr.  5,  42  p.  124.  Peter,  Gesch.  d. 
Rom.  III  34),  aber  jetzt  wurden  neue 
Rüstungen  zu  einem  Feldzuge  wider 
die  Parther  veranstaltet,  für  den  Au- 
gusts Enkel,  der  jugendliche  Gaius 
Caesar  zum  Feldherrn  ausersehen  war. 

181.  Gaius  Caesar  war  der  Sohn 
des  Agrippa  und  der  Julia,  der  Tochter 
des  Augustus;  nachdem  er  seinen  20. 
Geburtstag  gefeiert  hatte  (1  v.  Chr.) 
ist  er  nach  Syrien  abgerückt.  Daraus 
ergiebt  sich,  wie  primis  in  annis, 
ebenso  nachher  puer  aufzufassen  ist: 
prima  aetas  ist  eben  nicht  die  erste 
Lebenszeit  im  wörtlichen  Sinne,  son- 
dern die  Jugend  im  Gegensatz  zum 
Alter,  vgl.  Ov.  amor.  III  1,  28;  mehr 
bei  Rothstein  zu  Prop.  II  10,  7. 

183.    natales  sc.  dies. 

2* 


20 


Ars  amatoria 


Parvus  erat  manibusque  duos  Tirynthius  angues 

Pressit  et  in  cunis  iam  love  dignus  erat; 
Nunc  quoque  qui  puer  es,  quantus  tum,  Bacche,  fuisti, 
190       Cum  timuit  thyrsos  India  victa  tuos? 

Auspiciis  animisque  patris,  puer,  arma  movebis, 

Et  vinces  animis  auspiciisque  patris: 
Tale  rudimentum  tanto  sub  nomine  debes, 

Nunc  iuvenum  princeps,  deinde  future  senum; 
195  Cum  tibi  sint  fratres,  fratres  ulciscere  laesos 

Cumque  pater  tibi  sit,  iura  tuere  patris! 
Induit  arma  tibi  genitor  patriaeque  tuusque, 

Hostis  ab  invito  regna  parente  rapit: 
Tu  pia  tela  feres,  sceleratas  ille  sagittas; 


187 — 190.  Die  Behauptung  von 
184 — 18ß,  dass  das  g-öttliche  Genie  wie 
das  der  Caesareu  den  Jahren  voraus- 
eile und  nicht  an  sonst  übliches  Zeit- 
mass  gebunden  sei,  wird  durch  zwei 
mythologische  Beispiele  erA\'iesen,  das 
des  Herkules,  der  schon  in  der  Wiege 
Jove  dignus  erat,  und  das  des  Bacchus, 
der  schon  als  Jüngling  sich  Indien 
unterworfen  hatte.  In  höfischer  Schmei- 
chelei wird  so  der  junge  Gaius  Caesar 
diesen  beiden  leuchtenden  Vertretern 
jugendlicher  Heldenkraft  gleich  gestellt. 
Die  Mythen  selbst  sind  bekannt.  Die 
Geschichte  von  Herkulus  in  der  Wiege, 
wie  er  die  beiden  von  Hera  gesendeten 
Schlangen  würgt,  erzählen  am  schön- 
sten Find.  Nem.  1,  35  ff.  und  Theokr. 
24,  1—62. 

187.  parvHs  nach  Theokr.  24,  1 
zehn  Monate  alt. 

Tirynthius.  In  Tiryns,  einer  uralten 
Stadt  in  Argolis  (II.  II  559),  soll  Her- 
kules erzogen  sein.    Vgl.  II  221. 

188.  pressit  äiaaalai  Soioi'i  avxtvcov 
ftäQxpais     djvy.Tois     y^Eoalv     iais     ofias 

Find.  V.  44. 

189.  Bacchus  bleibt  ewig  jung. 

190.  Dionysos  hat  seine  Macht  bis 
an  die  äussersten  Grenzen  von  Indien 
ausgebreitet,  wo  seine  Säulen  stehen, 
vgl.  Luc.  V.  h.  1,  7.  In  Verbindung 
mit  Herakles  wird  er  übrigens  auch 
Luc.  rhet.  praec.  7  als  Beispiel  einer 
alles  bezwingenden  Gewalt  gebraucht. 

193.  rudimentum  ist  der  erste 
Unterricht,  der  erste  Versuch,  hier  im 
Kriegsdienste. 

194.  iuvenum  princeps  i.st  Ehren- 
titel der  kaiserlichen  Prinzen:  vgl. 
Her.  carin.  I  2,  50.  Tac.  ann.  I  3: 
nam  genitos  Agnppa  Gaium  et  Luciiim 


in  familiam  Caesarum  induxeraf  nee- 
dum  posita  puerili  practexta  prindpes 
iuventutis  appellari,  destinari  consules 
specie  recusaniis  fiagrantissime  ciipi- 
verat. 

future  sc.  princeps. 

195.  fratres.  Gaius  hatte  zwei 
Brüder,  Lucius  und  Agrippa  Posthu- 
mus. Letzterer  wurde  erst  nach  dem 
Tode  des  Vaters  (12  v.  Chr.)  geboren 
und  ebenfalls  wie  Gaius  und  Lucius 
von  Augustus  adoptiert  später  aber 
durch  Intriguen  der  Livia  nach  der 
Insel  Planasia  bei  Corsica  verbannt 
(Vell.  II  104,  1.  Tac.  ann.  I  3, 
6);  kurz  nach  dem  Regierungs- 
antritte des  Tiberius  wurde  er 
ermordet  (Tac.  ann.  I  6,  1).  Von  ihm 
wird  wenig  rühmliches  berichtet  fSuet. 
Aug.  65:  ingcniuni  sordidum  ac  fcrox. 
Tac.  1.  1.:  multa  sine  dubio  saevaque 
Augustus  de  moribus  adulescentio  ques- 
t%(s  etc.),  daher  ist  vielleicht  hier  nicht 
an  ihn,  sondern  au  Tiberius  zu  denken, 
der  ebenfalls  von  Augustus  adoptiert, 
mithin  des  Gaius  Halbbruder  war. 

197.  genitor.  Augustus,  der  Vater 
des  Vaterlandes,  hatte  Gaius  adoptiert. 
Zu  der  Bedeutung  von  genitor  vgl. 
Cic.  de  div.  I  2,  3:  huius  urbis  jid^'f^ns 
Romidus.  Interessant  ist  die  Zusam- 
menstellung Ov.  met.  XV  862 :  genitor- 
que  Quirine  ui'bis  et  invicti  genitor 
Gradive  Quirini.    Vgl.  Enn.  ann.  I  181. 

198.  Der  V^ers  enthält  eine  An- 
spielung darauf,  dass  es  vom  Parther- 
könig Phraates  (IV)  hiess,  er  habe  die 
Herrschaft  durch  Ermordung  seines 
Vaters  an  sich  gerissen.  Plut.  Crasa. 
15:  "^i'^foi^ij  Öt  .  .  .  voarjaavTt  vöaov  eis 
vS^coTTa  rQanslaav  fP^aärrjg  6  vlos  erci- 
ßovXsvcov  axöpirop  tÖojxev.     dva^aftevijs 


I  187—214. 


21 


200       Stabit  pro  signis  iusque  piumque  tuis. 
Vincuntur  causa  Parthi,  vincantur  et  armis! 

Eoas  Latio  dux  meus  addat  opes! 
Marsque  pater  Caesarque  pater,  date  numen  eunti! 

Nam  deus  e  vobis  alter  es,  alter  eris. 
205  Auguror,  en,  vinces:  votivaque  carmina  reddam, 

Et  magno  nobis  ore  sonandus  eris. 
Consistes  aciemque  meis  hortabere  verbis: 

0  desiiit  animis  ne  mea  verba  tuis! 
Tergaque  Parthorum  Eonianaque  pectora  dicam 
210       Telaque,  ab  averso  quae  iacit  hostis  equo. 

Qui  fugis,  ut  vincas,  quid  victo,  Parthe,  relinquis? 

Parthe,  malum  iam  nunc  Mars  tuus  omen  habet. 
Ergo  erit  illa  dies,  qua  tu,  pulcherrime  rerum, 

Quattuor  in  niveis  aureus  ibis  equis! 


Se  T^s  voaov  to  ffÜQ/iiay.ov  eh  envTrjv^ 
iSioTS  avvexy.()i&f]vai  .  .  .  sTii  Tfjv  raxia- 
TTjv  TCüv  oScöv  eX&cov  6  0^aazTjS  aneTtvi- 
^£V  avrov. 

200.  pium  substantivisch :  Billigkeit. 

202.  Eoas  'östliche',  von  'Hcoi  ab- 
geleitet {fiMos),  denn  das  e  ist  laug, 
wie  noch  III  537 ;  doch  steht  bei  Dich- 
tern häufig  auch  eous  {iaws.  von  "£cos) 
so  amor.  I  15,  29:  Gallus  et  Hesperiis 
et  Gallus  notus  Eois. 

203.  Caesar,  d.  i.  Augustus.  Er 
führte  diesen  Beinamen  nach  C.  Julius 
Caesar,  und  bis  auf  Hadrian  war  Caesar 
der  allgemein  übliche  Beiname  der 
Kaiser  neben  dem  Titel  Aiigustus. 

205.  votiva  carmina  'ein  Festlied' 
Blümner. 

209  ff.  Die  Verse  beziehen  sich  auf 
die  bekannte  Kampfesweise  der  Parther, 
dass  sie  auf  leichten,  flüchtigen  Pferden 
sassen,  die  sie  oft  umwandten,  um  den 
Feind  durch  diese  nur  verstellte  Flucht 
näher  zu  locken  und  so  sicherer  zu 
vernichten.  Vgl.  unten  III  786;  Ov. 
fast.  V  591.  Hör.  carm  I  19,  11:  versis 
animosum  equis  Parthum.  II  13,  17. 
Verg.  ge.  III  31:  fidentemque  fuga 
Parthum  versisque  sagittis.  Prop.  III 
9,  54:  Parthorum  astutae  tela  remissa 
ftigae.  Seneca  Oed.  118:  vidit  et  versas 
equitis  sagittas,  terga  fallacis  metuenda 
Parthi.  Die  Gegenüberstellung  von 
terga  und  jyectora  hebt  die  Feigheit  der 
Parther  und  die  Tapferkeit  der  Römer 
hervor. 

211.  Rhetorisch:  du  fliehst  schon 
jetzt,  ehe  du  besiegt  bist  —  was  wirst 
du  erst  thuu,  wenn  dies  eingetreten  ist ! 


213  ff".  So  wird  denn  einst  der  Tag 
kommen,  an  dem  der  junge  Cäsar  seinen 
Triumph  feiert.  Wie  ihn  die  Phantasie 
des  Dichters  sich  vorstellt,  beschreibt  er 
um  so  lieber,  als  er  damit  einen  vorzüg- 
lichen Uebergang  zu  seinem  eigentlichen 
Thema  gewinnt,  denn  bei  diesem  Tri- 
umphzuge wird  wieder  Gelegenheit  sein, 
Liebesbekanntschaften  zu  machen,  und 
freundliche  Antwort  zu  geben  auf 
manche  wissbegierige  Frage,  auch  wenn 
der  Jüngling  selbst  nicht  genau  Be- 
scheid weiss. 

213.  Der  Anfang  erinnert  an  das 
homerische  (II.  VI  448)  saaerat  fj/na^,  6t 
av  'ütX.  Das  erit  am  Anfang  deutet  wie 
eaasrai-  auf  die  Zuversichtlichkeit  seines 
prophetischen  (vgl.  205 :  auguror)  Wortes. 

piblrJierrime  rerum  hat  Ovid  öfters : 
met.  VIII  49.  her.  4,  125.  Vgl.  auch 
her.  9,  107 :  maxime  rerum,  vgl.  ars 
I  359.  Hör.  sat.  I  9,  4 :  quid  agis,  dul- 
cissime  rerum  ? 

214.  Nach  Dio  (43,  14,  3)  wurde 
ein  Triumphzug  mit  weissen  Rossen 
noch  Cäsar  ausdrücklich  zuerkannt. 
Später  war  es  allgemeine  Sitte,  die  Pro- 
perz  sogar  schon  auf  die  Zeit  des  Ro- 
mulus  überträgt  (IV  1,  32:  quattuor  hine 
albos  Romulus  egit  equos).  Tib.  I  7,  7 : 
at  te  victrices  lauros,  Messalla,  gereutem 
portahat  niveis  currus  eburnus  equis.  — 
aureus.  Der  triumphierende  Feldherr 
trug  die  toga  picta,  das  mit  goldenen 
Sternen  verzierte  purpurne  Prunkge- 
wand ;  ferner  waren  die  Schuhe  golden, 
auch  an  die  goldene  Krone,  die  ein 
hinter  ihm  stehender  Sklave  über  seinem 
Haupte  hielt,  mag  erinnert  sein,  ferner 


22 


Ars  amatoria 


215  Ibunt  ante  diices  onerati  colla  catenis, 
Ne  possint  tuti,  qua  prius,  esse  fuga; 
Spectabunt  laeti  iuvenes  mixtaeque  puellae, 

Ditfundetque  animos  omnibus  ista  dies, 
Atque  aliqua  ex  illis  cum  regum  nomina  quaeret, 
220       Quae  loca,  qui  montes,  quaeve  ferantur  aquae; 
Omnia  responde:  nee  tantum  siqua  rogabit; 

Et  quae  nescieris,  ut  bene  nota  refer! 

Hie  est  Euphrates,  praecinctus  harundine  frontem; 

Cui  coma  dependet  caerula,  Tigris  erit. 

225  Hos  facito  Armenios,  haec  est  Danaeia  Persis; 

Urbs  in  Achaemeniis  vallibus  ista  fuit; 

nie  vel  ille  duces;  et  erunt  quae  nomina  dicas, 

Si  poteris,  vere,  si  minus,  apta  tarnen. 

Dant  etiam  positis  aditum  convivia  mensis: 


an  den  Goldschmuck  des  Wagens  etc. 
Vgl.  Liv.  V  23.  X  7.  Zum  Bau  des 
Verses  vgl.  rem.  am.  258.  Zingerle, 
Ovid  etc.  I  106. 

215.  Die  gefangenen  Führer  wurden 
ebenfalls  im  Triumphzuge  mitgeführt. 
Vgl.  Cic.  Verr.  V  30,  77 :  at  etiam  q\ä 
triumpJiant  eoqiie  diutius  vivos  hostitim 
duces  servant,  ut  his  per  triumphum 
ductis  pulcherrimum  spectaculum  fruc- 
tumque  victoriae  populus  Romanus 
percipere  j^ossit:  tarnen,  cum  de  foro 
in  Capitolium  currum  flectere  hicipiunt, 
illos  duci  in  carcerem  iubent.  Hör. 
carm.  II  12, 11 :  ductaque  per  vias  regum 
(vgl.  V.  219)  colla  minacium. 

219.  Vgl.  trist.  IV  2,  25:  quorum 
pars   causas   et  res  et  nomina  quaeret. 

220.  Im  Triumphzuge  konnte  man 
auch  Darstellungen  von  Gegenden, 
Bergen  und  Flüssen  des  besiegten  Landes 
sehen,  meist  von  Männern  in  der  Tracht 
und  Bewaffnung  ihres  Landes  getragen 
(vgl.  Tac.  ann.  II  41:  vecta  spolia  cap- 
tivi  simulacra  montium  fluminum  proe- 
liorum). 

221.  nee  —  rogahit  also  auch  un- 
aufgefordert, mit  einem  Worte,  suche 
jede  nur  irgendmögliche  Gelegenheit, 
dich  gefällig  zu  erweisen  und  mit  dem 
Mädchen  anzuknüpfen.  Erinnert  in  ge- 
wisser Weise  an  den  prächtigen  Vers  151. 
In  demselben  Sinne  222:  gieb  ruhig 
Auskunft,  auch  wenn  du  es  selbst  nicht 
weisst ;  vgl.  trist.  IV  2,  26 :  pars  referet, 
qiiamvis  noverit  illa  x>arum.  Hauptsache 
ist  eben,  dass  du  das  Mädchen  unter- 
hältst, indem  du  ihr  alles  erklärst;   im 


folgenden  (233  ff.)  giebt  der  Dichter  uns 
eine  Probe  solcher  Belehrung,  mit  der 
zu  vergleichen  ist  trist.  IV  2,  27 — 46. 

225.  Das  Land  Persis,  Persien  heisst 
Danaeia,  weil  Perses,  der  Sohn  des  Per- 
seus,  also  der  Enkel  der  Danae  (zu  III 
415),  als  Stammvater  der  Perser  galt. 
Vgl.  Hdt.  VII  l.oO,  wo  ein  persischer 
Herold  im  Auftrage  des  Xerxes  in  Argos 
sagt :  i]juecg  vo/ui^ofisv  Usootjv  elvai,  drc 
ov  rjuEig  yeyovafiev,  Ttaida  ÜEQOeos  tov 
/laväris,  yeyovöra  ex  rijs  Krjfios  &vya- 
r^os  'At'8oo/uedr]s. 

226.  ^  Der  wegen  seines  Eeichtums 
oft  genannte  (z.  B.  Hör.  carm.  II 12,  21) 
Achaemenes  gilt  als  Grossvater  des 
Cyrus  und  Stifter  des  Gesclüechtes  der 
Achämeuiden.  Hdt.  VII 11.  Plato  Alcib. 
I  p.  120  E. 

228.  a2)ta  d.  h.  sie  müssen  wenig- 
stens so  klingen,  als  seien  sie  richtig, 
man  darf  ihnen  nicht  gleich  anhören. 
dass  du  sie  nur  fingierst. 

10.  Das  Gelage  (229—252).  Dass 
die  Gastmähler  der  Tugend  der  Frauen 
höchst  gefährlich  werden  konnten,  zeigt 
in  ganz  raffinierter  Weise  die  Verfüh- 
rung der  Helena  durch  Paris  während 
eines  Gelages  (Ov.  her.  15).  Vgl.  Plin. 
bist.  nat.  XIV  141:  tunc  avidi  matro- 
nam  oculi  Ucentur ,  graves  produnt 
marito,  tunc  animi  secreta  proferuntur. 

Der  Unfug  wurde  dadurch  gesteigert, 
dass  schon  zu  den  Zeiten  des  Augustus 
die  Frauen  bei  Tische  lagen,  während 
die  alte  Sitte  verlangt  hatte,  dass  sie 
Sassen.  Vgl.  unten  566.  Darüber  Mar-, 
quardt,  Privatleben  der  Eömer  I  291  ff. 


I  215—239. 


23 


230      Est  aliqiüd  praeter  vina,  quod  inde  petas. 
Saepe  illic  poti  teneris  adducta  lacertis 

Piirpureus  Bacchi  cornua  pressit  Amor, 
Vinaque  cum  bibulas  sparsere  Cupidinis  alas, 

Permanet  et  capto  stat  gravis  ille  loco. 
235  Ille  quidem  pennas  velociter  excutit  udas, 

Sed  tamen  et  spargi  pectus  amore  nocet. 
Vina  parant  animos  faciiintque  caloribus  aptos 

Cura  fugit  multo  diluitiirqiie  mero. 
Tunc  veniunt  risus,  tum  pauper  cornua  sumit, 


230.  Neckisch  verrät  der  Dichter 
noch  nicht,  was  man  dort  ausser  dem 
Wein  noch  finden  kann.  Und  pikant 
ist  gerade  die  Wendung  est  aliquid, 
womit  er  den  Leser  in  Spannung  setzt, 
der  wohl  schon  vergnügt  schmunzeln 
mag,  denn  est  aliqnid  erweckt  in  dem 
römischen  Leser  sofort  die  prägnante 
Vorstellung:  es  ist  etwas  schönes, 
grosses;  also  etwa  wie  wenn  wir  über- 
setzen wollten:  „und  noch  was  ganz 
feines  giebts,  was  du  von  dort  mit  hin- 
weg nehmen  magst".  Nun  folgt  die 
Lösung  des  bereits   erratenen  Rätsels. 

231—234,  Die  innige  Gemeinschaft 
des  Bacchus  und  Amor  führt  uns  der 
Dichter  in  zwei  anmutigen  Bildern  vor : 
Amor  die  Hörner  des  Bacchus  mit  zärt- 
licher Umarmung  an  sich  ziehend  und 
sie  festdrückend  und  haltend  und  Bacchus 
die  Flügel  Amors  mit  Weine  netzend, 
so  dass  er  schwer,  unbeweglich  stehen 
bleibt  auf  dem  von  ihm  eroberten  Gebiete. 

Zum  Gedanken  vgl.  zumal  Callim. 
epigr.  43 :  xpvx'riv  xaraa^ovres  ex/uaivovaiv 
eis  avaioxvvriav,  6  fiev  y.d(av  avTrjv  reo 
avvTi&ei  Ttv^ij  6  Se  rov  olvov  vTiexy.avjna 
ipiQcav  olvos  ydo  eqcotos  iQOffrj. 

Die  Unzertrennlichkeit  beider  Götter 
ist  übrigens  ein  häufiger  locus  communis. 
Tgl.  z.  B.  Bacch.  fr.  20,  3  Bl.  (bei  Athen. 
II  39  e) :  KvTtQiSo?  Ö'  sknls  Siai&vaaei 
<p^svas  df.i/j.Eiyvvfieva  ^lovvaioiai  Scoqois. 

231.  In  schönem  Oxymoron  wird 
die  Gewalt  Amors  vorgeführt,  zwar 
zart  sind  die  Arme,  mit  denen  er  die 
Hörner  des  Bacchus  an  sich  zieht,  aber 
er  fasst  sie  fest  und  presst  sie 
widerstandslos. 

232.  cornua,  die  Hörner  sind  ein 
altes  Symbol  der  Kraft,  der  niemand 
widerstehen  kann.  Umsomehr  will  es 
sagen,  dass  Amor  sie  fest  zix  halten  und 
niederzudrücken  vermag.  Bacchus  er- 
scheint  gehörnt   z.  B.    bei    Ov.    Amor. 


III 15,  17 :  Corniger  Lyaeus,  Hör.  earm. 

II  19,  30.  Tib.  II  1,3:  Bacche  veni, 
dulcisque  tuis  e  cornibus  uva  pendeat. 
In  der  ars  noch  II  380.  III  348.  Aus 
ähnlichem  Grunde  ist  das  Hom  auch 
Attribut  der  Flussgötter:  Verg.  ge. 
IV  371.  Mart.  X  7,  6.  —  So  sieht 
Pentheus  in  seiner  Verblendung  den 
Dionysos.  Eur.  Bacch.  920:  xai  ravQos 
Tjfilv  riQoad'sv  ■fjysZad'ai  Soaels  xai  aq? 
xeQara    xqutI  TiQoaTtecfVicevai.     Bei  Plu- 

tarch  (qu.  Gr.  36)  ist  ein  Volkslied 
Elischer  Frauen  überliefert  (bei  Bergk, 
carmina  popularia  6):  el&eiv  iqQco  zliö- 
vvOE^  II  ^AXtlov  SS  vadt^  ||  dyvor  avv  Xa^i- 
rsaaiv,  ||  es  vaov,  ||  iio  ßoeco  TtoSl  S'vmv.  | 
ä^  IS  1  av  ^  s ,  ä  ^i  E  T  av  Q  e. 

purpureus  beziehe  ich  auf  die  Farbe 
der  von  Wein  und  Liebe  leuchtenden 
Wangen.  Vgl.  Phrynichos  bei  Athen. 
XIII  604  a:  Xdfinei,  8'  ejzI  no^yv^sats 
TiaofiOi  (fiös  ttJcoTos. 

237  ff.  Bekannter,  häufig  durch- 
geführter Gemeinplatz  von  den  Wir- 
kungen des  Weines,  hier  dahin  zu- 
gespitzt, dass  er  den  Mut  zu  erotischen 
Abenteuern  steigert. 

237.  caloribus  übertragen  'Liebes- 
glut', wie  oft.  Hör.  carm.  IV  9,  11. 
Prop.  I  12,  17.  Zum  Gedanken  vgl. 
rem.  am.  805.    Prop.  III  17,  5. 

238.  Vgl.  Cypr.  fr.  10  Kinkel  (bei 
Ath.  II  35  c)  olvov  rot  Msvelas  d'eol 
Ttoirjaav  doiarov  d'i'rjroTs  dv&QCÖTTotatv 
aTcoaxsSdaat  /nEXeScövas.  Hor.  carm.  I 
18,  3.  IV  12,  19:  [cadus)  amara  cura- 
rum  eluere  efficax. 

239.  cornua  sumit  er  gewinnt  Mut, 
erklärt  sich  aus  dem,  was  zu  232  gesagt 
ist.  Vgl.  auch  Hor.  carm.  III  21,  18: 
addis     cornua    pauperi.       Ov.    amor. 

III  11,  6:  venerunt  capiti  cornua  sera 
meo.  —  Zu  dem  Gedanken  giebt  es 
unzählige  Parallelen.  Ich  erinnere  au 
Arist.  equ.  92 :  örav  Ttivcoatv  dvd'^ajnoi. 


24 


Ars  amatoria 


240      Tum  dolor  et  ciirae  rugaque  frontis  abit; 
Tunc  aperit  nientes  aevo  rarissima  nostro 

Simplicitas,  artes  excutiente  deo. 
Illic  saepe  animos  iuvenum  rapuere  puellae, 
Et  Venus  in  vinis  ignis  in  igne  fuit. 
245  Hie  tu  fallaci  nimium  ne  crede  lucernae: 
ludicio  formae  noxque  merumque  nocent. 
Luce  deas  caeloque  Paris  spectavit  aperto, 

Cum  dixit  Veneri  Vincis  utramque,  Venus;' 
Nocte  latent  mendae,  vitioque  ignoscitur  omni, 
250      Horaque  formosam  quamlibet  illa  facit: 
Consule  de  gemmis,  de  tineta  murice  lana, 
Consule  de  facie  corporibusque  diem! 


ZOTE  7th}VT0vai ,  SiartQÜTTOvai ,  viy.cöaiv 
diitag ,  evSaiftovovaip ,  M(feXovai  rovg 
fiXovs.  Find.  fr.  218  (239)  bei  Athen. 
XI  782  D :  drix'  dr&^omcov  y.a/uaTCoSies 
o'ixovxai  ixsQifxvai  OTrj&icjv  s^co,  TisXccysi 
äi"  SV  TtoXv/^vooio  TtloVTOV  TlävXES  lOq 
VEOflSV    IfJSvSfj  TT^OS    clxTUV  '    OS    fliv    CLXQTj- 

fioiv^  a(pvs6s  TOTf,  101  8^  av  TtkovreovTes 
.  .  .  di^ovrat  if^evas  d/nTtekivois  ro^ois 
Sa/ievrss. 

Hör.  carm.  III  21,  11 :  narratur  et 
prisci  Catonis  saepe  mero  caluisse  virtus. 
Tu  lene  tormentum  ingenio  admoves 
plerumque  duro  (dazu  das  Gegenteil: 
carm.  I  18,  3);  tu  sajnentium  curas  et 
arcmium  iocoso  consilium  retegis  Lyaeo  ; 
tu  spemreducismentibus  anxiis,  viresque 
et  addis  cornua  paujjeri  post  te  neque 
iratos  trementi  regum  apices  neque 
militum  arma. 

241,  Theoer.  29,  1:  olvos,  u>  (fils 
Tial,  XiyeTac  yal  dldd'ea,  Philochoros 
bei  Athen.II  p.  37  F.  Theogn.  500: 
dvä^os  d'  otvos  eSsi^e  voov.  Hör.  sat. 
I  4,  89:  verax  Liber. 

/242.  artes]  gemeint  ist  die  Kirnst, 
sich  zu  verstellen,  sich  anders  zu  geben, 
als  man  in  Wirklichkeit  ist. 

244.  Sprichwörtlich.  Vgl.  Diogen. 
VI  71 :  fiTi  71VO  enl  7tv^.  Aristoph.  fr. 
453  K :  £7ii  TivQ  Se  tiv^  Bot'/'  fjy-sti'  äycov. 
Ov.  her.  15  (16),  229:  saepe  mero  volui 
ßammam  compescere.  at  illa  crevit  et 
ebrietas  ignis  in  igne  fuit.  am.  III  2,  34: 
in  flammam  flammas,  in  mare  fundis 
aquas. 

245 — 252.  Doch  wie  der  Wein  leicht 
Liebschaften  vermittelt,  so  hat  er  auch 
seine  grossen  Gefahren:  Wein  und 
Lampenlicht  lassen  dich  leicht  körper- 
liche Mängel  des  Mädchens  übersehen, 


also  Vorsicht  und  hübsch  bei  Tageslicht 
geprüft,  wie  es  Paris  that. 

245.  Das  Lampenlicht  trügt  nur 
zu  leicht,  in  voller  Beleuchtung  muss 
sich  das  Mädchen  dem  Auge  darstellen. 
Aehnliches  bei  Properz :  Selbst  die 
schönsten  Liebesfreuden  werden  voll- 
ständig erst  durch  das  ungehinderte 
Beschauen  der  nackten  Schönheit 
(II  15,  11 :  non  iuvat  in  caeco  Yener em 
corrumpere  motu:  si  nescis  oculi  sunt 
in  amore  duces.  Ipse  Paris  nuda  fertur 
periise  Lacaena  etc.). 

245.  Die  Lampe  personifiziert;  sie 
spielt  in  der  Erotik  eine  grosse  Rolle. 
Xvyvov  uTcioTov  bei  Musäus  im  Gedicht 
von  Hero  und  Leander  (v.  328),  in  dem 
sie  von  grosser  Bedeutung  ist,  ebenso 
wie  in  der  Anthologie  und  den  röm. 
Elegikern. 

247.  Das  Parisurteil  (Luc.  dial. 
deor.  20)  ist  ein  äusserst  beliebter  Gegen- 
stand poetischer  und  künstlerischer  Dar- 
stellung und  wird  auch  in  nur  andeuten- 
der Weise  sehr  gern  verwendet.  Vgl. 
Eur.  Troad.  924  ff.  Anth.  Plan.  IV  172. 
182.  AP.  V  34,  11:  d  laviai  6  yQirfis 
6  d'Eiöv  l&ErjaaTO  rcvyds,'  ovxet^  di^  ovb 
eoiSeZp  7J\)'eIe  ras  TctJOTEQas.  35,  13.  68. 
XV  21,  12.  Herond.  I  34:  rnv  b"  o^iv 
ola  TC()6s  UdQiv  y.od'''  co^firionv  d'eal 
y.Qi&rjvai  xaX?.orrjv.     Nic.  Eug.  VI  620  ff. 

Verg.  Aen.  I  27.  Prop.  II  2,  13:  cedite 
iam  divae,  quas  pastor  viderat  olim 
Idaeis  tunicas  ponere  verticibus.  Ov. 
her.  15  (16),  53  ff.  —  In  der  ars  noch 
I  625.  683. 

249.  nocte  latent  mendae  erinnert 
an  Catuli  62;  34:  nocte  latent  fures. 
Sachlich  vgl.   Apost.  X  90  (H  p.  511) : 


I  240—262. 


25 


Quid  tibi  femineos  coetus  venatibus  aptos 
Eniimerem?  numero  cedet  harena  meo. 
255  Quid  referam  Baias  praetextaque  litora  Bais 
Et,  quae  de  calido  sulpure  fumat,  aquam? 

Hinc  aliquis  vulnus  referens  in  pectore  dixit: 
"^Non  liaec,  ut  famast,  unda  salubris  erat/ 

Ecce  suburbanae  templum  nemorale  Dianae 
260       Partaque  per  gladios  regna  nocente  manu: 
lila  quod  est  virgo,  quod  tela  Cupidinis  odit, 
Multa  dedit  populo  vulnera,  multa  dabit. 


Xv^vov  d^d'evros  yvvf]  Tiäaa  fj  avtr;.  Plut. 
praec.  coni.  46  (p.  144  e). 
11.   Bajae  (253—258). 

253.  venatibus  zu  89. 

254.  Die  Sandkörner  dienen  bildlich 
znr  Bezeiclinung'  einer  unennesslich 
grossen  Zahl.  Der  Vergleich  ist  nahe- 
liegend und  daher  uralt  (Genes.  22,  17). 
Hom.  II.  IX  385 :  Öoa  ■K^d./na&oi  re  kövis 
TS.  Pind.  Ol.  2,  108:  tpäujuos  doif^fidi' 
TtEQi-ncefevysv.  Catull.  7,  3.  Hor.  carm. 
I  28,  1:  numeroque  carentis  harenae. 
Verg.  ge.  II  105.     Ov.  met.  XI  615. 

255.  Die  alte  prächtige  Stadt  Bajae, 
in  Campanien  zwischen  Miseuum  und 
Puteoli  gelegen,  ebenso  berühmt  durch 
die  Reize  der  Natur  wie  durch  die  Heil- 
kraft ihrer  warmen  Schwefelquellen 
(v.  256),  gilt  den  römischen  Dichtern 
als  ein  irdisches  Elysium  voll  eitel  Lust 
und  Freude.  Mart.  XI  80 :  litus  beatae 
Veneris  aureum  Baias,  Baias  superbae 
blanda  dona  naturae,  xit  mille  laudem, 
Flacce,  versibns  Baias,  laudabo  digne 
non  saus  tarnen  Baias.  Hor.  ep.  1 1,  83: 
nulliis  in  orbe  sinus  Baus  praelucet 
amoenis.  Es  ist  klar,  dass  ein  solcher 
Ort,  begünstigt  durch  das  weiche 
wonnige  Klima  bei  dem  beständigen 
Nichtsthun  und  Zusammenleben  auf 
engem  Gebiet  Liebesabenteuer  jeder 
Art  begünstigte.  Daher  nennt  es  Ovid 
hier,  daher  ist  Properz  (I  11)  ängstlich 
und  eifersüchtig,  dass  Cynthia  sich  auf 
einer  Badereise  in  dem  gefährlichen 
Bajae  aufhält,  imd  Martial  (I  62)  weiss 
gar  von  einer  Frau  zu  erzählen,  die  als 
Penelope  nach  Bajae  ging,  aber  als 
Helena  zurückkam.  Weiteres  s.  bei 
Becker,  Gallus  P  145 ff.  158.  Fried- 
länder, Sittengeschichte  II  104. 

256.  Die  Heilkraft  der  warmen 
Schwefelquellen  von  Bajae  wird  öfters 
gerühmt.     Vgl.  z.  B.  Hor.  ep.  I  15,  6. 


258.  ut  fania  est  vgl.  Hor.  ep.  I 
15,  6:  dictaque  cessantem  nervis 
elidere  morbuni  sulpura. 

12.  Der  Diauahain  bei  Ari- 
el a  (259—262).  Aricia  ist  eine  der 
ältesten  Städte  in  Latium,  am  Fusse 
des  Albanerberges  gelegen.  Hier  hatte 
Diana  einen  berühmten  Hain  und  Tem- 
pel.    Prop.  II  32,  10. 

259.  templum  nemorale  ist  eben 
ihr  Tempel  in  dem  heiligen  Haine,  für 
den  Nemus  geradezii  als  Eigenname 
im  Gebrauch  war:  Prop.  1.  1.  Cic.  ad 
Att.  XV  4,  5. 

suburbanae.  Aricia  lag  von  Rom 
nur  16  milia  passuum  entfernt  an  der 
via  Appia,  daher  ist  es  denn  auch  für 
die  Reisenden  im  iter  Brundisinum  die 
erste  Station  (Hor.  sat.  I  5,  1).  Ge- 
legenheit zu  Liebesbekanntschaften 
mochte  sich  zumal  bei  dem  Fackellauf 
bieten,  der  zu  Ehren  der  Göttin  abge- 
halten wurde.  Vgl.  über  ihn  Ov.  fast. 
III  263 :  vallis  Aricinae  silva  praecinc- 
tus  opaca  est  lacus  antiqua  religione 
sacer.  269:  saepe  potens  voti  frontem 
redimita  coronis  femina  lucentes  portat 
ab  urbe  faces.  Grattius  cyn.  484: 
spicatasque  faces  sacrum  ad  nemorale 
Dianae  sistimus.  Stat.  silv.  III  1,  55. 
So  erklärt  sich  auch  die  Eifersucht  des 
Properz  (II  32,  9),  wenn  er  daran  denkt, 
dass  Cynthia  bei  diesem  Fackellauf  die 
staunenden  Blicke  der  Menge  auf  sich 
zieht. 

260.  Zur  Erklärung  vgl.  Ovid. 
fast,  ni  271 :  regna  (im  Haine  der 
Diana)  tenent  fortes  manibus  pedibus- 
que  fugaces,  et  perit  exemplo  postmodo 
quisque  suo,  d.  h.  Oberpriester  (rej' 
nemorensis)  war  ein  flüchtiger  Sklave 
[pedihus  fugax),  der  seinen  Vorgänger 
im  Kampfe  erschlagen  hatte. 


26 


Ars  amatoria 


Hactenus.  unde  legas,  qiiod  ames,  ubi  retia  ponas, 
Praecipit  inparibus  vecta  Thalea  rotis; 
265  Nunc  tibi,  qiiae  placuit,  quas  sit  capienda  per  artes, 
Dicere  praecipuae  molior  artis  opus: 

Quisquis  ubique,  viri,  dociles  advertite  mentes, 
Pollicitisque  favens  vulgus  adeste  meis! 

Prima  tuae  menti  veniat  fiducia,  cunctas 
270      Posse  capi:  capies,  tu  modo  tende  piagas. 
Vere  prius  volucres  taceant,  aestate  cicadae, 

Maenalius  lepori  det  sua  terg-a  canis, 
Femina  quam  iuveni  blande  temptata  repugnet: 

Haec  quoque,  quam  poteris  credere  noUe,  volet. 


263—268.  Uebergang  zum 
z  w  e  i  t  e  n  T  e  i  1  e.  Hatte  der  erste  ge- 
lehrt, wo  man  die  Mädchen  findet,  so 
zeigt  der  zweite,  w  i  e  man  sie  ge- 
winnt. 

263.  retia  zu  89. 

264.  Thalea  die  Muse  der  komi- 
schen und  heiteren  Dichtkunst.  Verg. 
ecl.  6,  2.  (Ueber  die  Schreibweise 
Thalea  vgl.  den  Anhang.)  —  imparibiis 
rotis  vecta.  Gemeint  sind  Hexameter 
und  Pentameter,  die  als  zwei  ungleiche 
Räder  gedacht  werden,  auf  denen  Thalia 
einherfährt.  Die  Elegiker  lieben  der- 
artige Umschreibungen  des  Begriffes 
'Distichon'.  Dasselbe  Bild  hat  Ovid 
auch  ex  Pento  III  4,  86.  Vgl.  amor. 
ni  1,  7. 

267.  Zum  Ausgang  des  Verses  vgl. 
Zingerle,  Ovid  etc.  II  92. 

268.  pollicitis  meis  vgl.  v.  2:  hoc 
legat  et  lecto  carmine  doctus  amet. 

269-770.  Zweiter  Hauptteil: 
Die  Künste,  durch  die  ein  Mäd- 
chen gewonnen  werden  kann. 
Das  Folgende  enthält  dreizehn  Er- 
fordernisse oder  Anweisungen, 
durch  deren  Anwendung  der  Liebende 
zu  seinem  Ziele  kommen  wird. 

269—350.  Erste  Anweisung: 
Zutraun  zu  sich  selbst  und  die  feste 
Gewisslieit,  dass  alle  Mädchen  zu  haben 
seien,  was  zuerst  (271—278)  an  einem 
dSvvuTov,  dann  (279—282)  an  der  ana- 
logen Erscheinung  im  Tierleben,  end- 
lich (283—340)  an  einer  langen  Reihe 
von  mythologischen  Beispielen  \yeib- 
licher  Liebesleidenschaft  nachgewiesen 
wird.  Daran  schliesst  sich  eine  Re- 
kapitulation des  gebrachten  Beweises 
(341—342)  und  die  daraus  resultierende 
Nutzanwendung  (343 — 350). 


271  ff.  Das  Wesen  des  sogenannten 
o/?,fia  i'l  dSvvdrov  besteht  darin,  dass 
irgend  etwas  schon  von  Natur  ganz 
unmögliches  als  weit  eher  möglich  hin- 
gestellt wird  als  das,  worum  es  sich 
gerade  handelt.  Die  beiden  häufigsten 
Formen  sind:  I.  Eher  wird  das  aller- 
unmöglichste  sich  wirklich  ereignen 
(in  der  Regel  eine  Aufzählung  von  res 
quae  fieri  nequunt)  —  ehe  das  eintritt, 
wovon  gesprochen  wird.  IL  Wer  das 
für  möglich  hält  (wovon  gerade  ge- 
sprochen wird),  der  muss  auch  das  von 
Natur  schon  unmögliche  für  möglich 
halten  (Aufzählung  von  solchen  res, 
quae  fieri  nequunt).  Dabei  kann  eine 
allgemeine  Formel  wie  tmiUn  prius 
[fient)  die  Reihe  der  dSvvara  einleiten 
(so  z.  B.  Prop.  I  15,  29)  oder  auch  ab- 
schliessen  (Dirae  4),  -vvie  in  ähnlicher 
Weise  Ovid  (trist.  I  8,  7)  den  ganzen 
Gedanken  mit  dem  Verse:  omnia  iam 
fient,  fieri  quae  posse  negabam  zu- 
sammenfasst  und  abschliesst.  Die  dSi- 
vaxn  sind  in  der  griechischen  und 
römischen  Dichtung  sehr  beliebt  und 
werden  auch  von  neueren  Dichtern  gern 
angewendet.  Vgl.  ars  I  747.  Reich- 
haltige Sammlung  bei  Zingerle,  Ovid 
etc.  I  110—112. 

271.  Gerade  die  Cicaden  werden 
sehr  passend  genannt,  denn  sie  sind 
unermüdlich  mit  ihrem  Gezirpe;  bei 
Theokr.  5,  111  ärgern  sie  dadurch  die 
Schnitter. 

272.  Maenalius  canis.  Der  Mae- 
nalus  ist  ein  Gebirge  in  Arkadien.  Ov. 
fast.  V  89.  —  Zum  Gedanken^  vgl. 
Theokr.  1,  135:  ynl  tw»  y.vvas  co/.aipog 
e/.y.oi  ('und  den  Jagdhund  zause  die 
Hindin'  Voss). 

274.   Der   Vers  bedarf  keiner  Er- 


I  263—285. 


27 


275  Utque  virö  furtiva  Venus,  sie  grata  piiellae: 
Vir  male  dissimulat,  tectius  illa  cupit; 
Conveniat  maribus,  ne  quam  nos  ante  rogemus, 

Femina  iam  partes  victa  rogantis  agat! 
Mollibus  in  pratis  admugit  femina  tauro, 
280      Femina  cornipedi  semper  adhinnit  equo; 
Parcior  in  nabis  nee  tarn  furiosa  libido: 
Legitimum  finem  flamma  virilis  habet. 
Byblida  quid  referam,  vetito  quae  fratris  amore 
Arsit  et  est  laqueo  fortiter  ulta  nefas? 
285  Myrrha  patrem,  sed  non  qua  filia  debet,  amavit; 


klärnn^.  Eine  Art  Illustration  giebt 
Musäus,  Hero  u.  Leander  v.  131 :  x«/. 
ydo  Sr  iji&eotait'  cLTteileicoai.  yvvaiy.ee 
(also  quam  poteris  credere  nolle),  Kv- 
TiQiSicüv  oaQcav  aindyykXoi  etoiv  diteJ.ai 
{haec  quoque  volet). 

277—280.  Der  Mann  soll  nicht  un- 
gestüm fordern,  sondern  soll  der  bereits 
gewonnenen  Frau  die  Eolle,  Liebe  zu 
heischen,  überlassen. 

281  f.  Vgl.  Prop.  III  19,  2:  crede 
mihi,  vobis  imperat  ista  {sc.  libido) 
magis.  Vos,  ubi  contempti  rupistis 
frena  jmdoris,  nescitis  eaptae  mentis 
habere  modum. 

283—340.  Zehn  mythologische  Bei- 
sjnele  für  die  Liebesraserei  und  die 
bis  zu  unnatürlichen  Verirrunge?}  gehende 
Leidenschaft  der  Frauen.  —  Der  281  f. 
ausgesprochene  Gedanke  wird  in  ganz 
ähnlicher  Weise  von  Properz  (III  19) 
geäussert  (zu  281  f.)  und  ebenfalls  an 
einer  Reihe  von  (sechs)  mythologischen 
Beispielen  veranschaulicht.  Gemein- 
schaftlich haben  beide  die  Beispiele  von 
Pasiphae,  Myrrha,  Medea,  Klytaemnes- 
tra,  Skylla.  Ovid  hat  dann  noch  die 
Beispiele:  Byblis,  Aerope,  die  7xnXkay.ri 
des  Amyntor,  Phädra,  Eidothea;  Pro- 
perz das  von  Tyro. 

283  f.  Erstes  Beispiel :  Byblis.  Byb- 
lis, die  Tochter  des  Miletus,  entbrannte 
in  heftiger  Liebe  zu  ihrem  Bruder  Cau- 
nus  und  machte  ihrem  sündigen  Leben 
durch  Erhängen  ein  Ende.  In  den  Meta- 
morphosen (IX  446—664)  hat  Ovid  die 
Sage  ausführlich  erzählt:  dort  wird  sie 
aber,  von  ihren  Thränen  verzehrt,  in 
eine  Quelle  gleichen  Namens  verwandelt. 
Bei  Parthenius  (IIa)  wird  die  Sage 
verschieden  erzählt.  Nach  Nicaenetus 
verliebte  sich  Caunus  in  die  Schwester, 
verliess  in  seinem  Unglück  die  Heimat, 
und    fern    von    ihr    gründete    er    eine 


Stadt.  Und  Byblis  härmt  sich  ab  nach 
dem  Tag  von  Caunus  ßückkehr:   «vt/; 

Ss  yvcoTTj,  oXoXvyövoe  oirov  sxovoa  Bvß- 
kls  aTTOTtpo  7TvX(öv  Kavvov   loSvQaro  vöa- 

lov.  —  Die  Üblichere  Form  der  Sage 
ist  aber  nach  Parthenius  (1.  1.),  dass 
Byblis  in  Liebe  zu  dem  Bruder  ent- 
brannte ;  dieser  floh  vor  ihrer  sündigen 
Liebe  in  das  Land  der  Leleger,  allwo 
die  Quelle  Echeneis  rieselt,  und  grün- 
dete die  Stadt  Kaunos.  Die  Schwester 
aber  von  Jammer  überwältigt,  zumal 
sie  sich  auch  die  Schuld  zuschrieb,  dass 
Caunus  fern  der  Heimat  weilte,  knüpfte 
an  einer  Eiche  die  Schlinge  auf  und 
endete  ihr  Leben.  Einige  erzählen  auch, 
dass  aus  ihren  Thränen  eine  Quelle 
entstanden  sei,  welche  sie  Byblis  nannten. 
Vgl.  Nonn.  XIII  557.  Schol.  Theoer.  7, 
115.    Hyg.  fab.  243. 

285 — 288.  Zweites  Beispiel :  Myrrha. 
Apollod.  III  183:  JJarvaaaig  8e  cprjai 
(^'ASiorivy  OeiavToe  ßnaiXeros  'AaavQiojv, 
c£  ea^e  d'vyareQa  I^fivQvaf  avrr]  xard 
fifjviv  'Afpodhrjs  [ov  ydQ  avjrjv  eri/iia) 
iox^t  T^ov  TCar^os  e^eora  xal  avvsQyov  Xa- 
ßovaa  Trjv  XQOffov  ayroovPTt  tm  iraiQi 
vvxrag  ScöSexa  avvevvdad'i] "  6  Öi,  cos 
yjad'eTo  j  arcaadfiEvos  to  ^ifog,  kSicoy.ev 
avrriv.  rj  Se  Tie^ixaraXaftßavofievi]  ü'eoTi 
Tjv^aTO  dcparfjs  yevead'ai..  d'eol  de  }<ccr- 
oiy.reiQavres  avTTjv  ek  ScvSqov  fierrjXXa- 
^or,  o  xaXovai  a^ivQvav.  Sexafiriviaio}  Si 
vare^ov  xqovco  tov  äei'Ö()Ov  ^ayivToe  yev- 
rrjd'fjrai  tov  Xeyofievov  "AScovtv.  Die  Sage 
ist  im  Altertum  wiederholt  Gegenstand 
poetischer  Behandlung  gewesen.  Wir 
wissen  z.  B.  von  eineui  Epyllion  'Zmyr- 
na'  des  C.  Helvius  Cinna,  des  Freundes 
CatuUa,  in  dem  er  die  Liebe  der  Zmyrna 
(wie  sie  hier  heisst),  ihren  Incest  mit 
dem  Vater  und  ihre  Verwandlung  dar- 
stellte; vgl.  darüber  Catull.  95.  Teuffei, 
ß.  L."  I  §  213.  3.    Ribbeck,  R.  D.'^  I 


28 


Ars  amatoria 


Et  nunc  obducto  cortice  pressa  latet; 
Illius  lacrimis,  quas  arbore  fundit  odora, 

Unguimur,  et  dominae  nomina  g^utta  tenet. 
Forte  sub  umbrosis  nemorosae  vallibus  Idae 
290      Caudidus,  armenti  gloria,  taiirus  erat, 
Signatus  tenui  media  inter  cornua  nigro: 

Una  fuit  labes,  cetera  lactis  erant. 
Illum  Gnosiadesque  Cydoneaeque  iuvencae 

Optarunt  tergo  sustinuisse  suo; 
295  Pasiphae  fieri  gaudebat  adultera  tauri: 


p.  344.  Ausführlich  erzählt  ist  die  Sag-e 
dann  von  Ovid,  met.  X  298—502.  Verl. 
Prop.  m  19,  15.  —  sed  non  qua  filia 
(lebet  rhetorisch,  vgl.  Ov.  uiet.  IX  455: 
Byblis  AppoUinei  correpta  cupidine  fra- 
tris  non  soror  ut  fratrem  nee  qua  de- 
hebat  amavit  u.  ö. 

286.  Sie  wurde  in  einen  M3Trhen- 
haum  verwandelt.  Ihre  beständigen 
Thränen  sind  der  aus  dem  Baume  träu- 
felnde balsamische  Saft.  Ov.  raet.  X 
500:  flet  tarnen  et  tepidae  manant  ex 
arbore  guttae. 

289—326.  Drittes  Beispiel:  Pasi- 
phae. Die  bekannte  (297)  Sage  erzählt 
Appollodor  III  8:  UooeiStovi  d-iiov  (sc. 
Minos)  f]r^azo  ravQov  dvatfaviivat  ix 
xwv  ßv&iöv ,  y.ara&vasip  vTcoaxöiievos 
Tov  ffavtvxa.  tov  Se  UoaeiScövos  ravQov 
dvEVTOS  avTiö  öiaTT^ETtfj  Tr]^  ßaai?.eiav 
TiaQÜ.aße.  tov  de  lavoov  ei  rd  ßovy.6}ua 
Tiifupas  ed'vaev  trs^ov  .  .  .  ooyiaS'tli  Se 
avT(ö  UoaeiStüv ,  ort  /urj  y.are&iae  lov 
TavQov.  rovrov  /uev  itr^y^icoae,  Uaoi^dr^v 
8e  ü.&Elv  eis  tTii.d'vfjLiav  avrov  Ttaoeay.ei- 
aOEV.  T]  de  Eoaa&Eiaa  tov  tuv^ov  ovveo- 
yov  Xa/itßdvEt  /dniSaXov^  oa  rjv  d^/iTay.rcov 

TCSIfEVywS     £^    ÄdTiVtTjv     ETll    (fövo).      OVTOS 

^v?Uvrjv  ßovv  ETll  TQoyüv  y.araaxEvdaag 
y.al  TavTT]v  *y.oikdvug  evSoS'ev  ey.SEiQas 
T£  ßovv  Tr]v  SoQuv  TtSQitQ^a-KjJE  y.al  ^Eig 
Ev  (pTZEo  t'ld'iOTo  6  rav^og  leificüvi  ßöa- 
y.Ea&at  Tt)v  naOKfdrjv  ivEßißaoEV,  eX&cov 
Se  6  TUVQOS  (o£  dXr^&ivfj  ßöl  avvrjl&ev' 
f]  Se  Aaritiiov  lyivvrfiE  tov  y.Xrj&tvra 
MivtaravQOi'.  Dramatisch  dargestellt  war 
die  Sage  von  Euripides  in  den  KoijTtg 
(bei  Dindorf  fr.  474.  475  a.  Nauck  -  471. 
472).  Vgl.  ferner  Ap.  Rhod.  III  1075. 
Anth.  Pal.  XIV  43.  Verg.  ecl.  6,  45. 
Prop.  III  19,  IIC  Cretaci  fastus  quae 
passa  luvend  induit  abicgnae  cornua 
falsa  bovis.     Ov.  her.  4,  57. 

289.  Ida,  bekannter  Berg  auf  Kreta. 
Paus.  V  7,  6.     Ov.  amor.  III  10,  25. 

2JK),   candidus.    Vgl.  Verg.   ecl.  6, 


46:  Pasiphaen  nivei  solatur  amoi'e 
ixivenci  (vgl.  53). 

Vgl.  die  ausführliche  Beschreibung 
des  schönen  Stieres,  in  den  sich  Juppiter 
verwandelte,  um  die  Europa  zu  ent- 
führen, bei  Ov.  met.  II  852  ff.  Auch  da 
wird  die  schneeweisse  Farbe  gerühmt: 
quippe  color  nivis  est.  Denselben  Stier 
beschreibt  Moschos  in  der  EvpoJTzr]  (80 ff.). 
—  gloria  armenti  Tib.  IV  1,  208:  tardi 
pecoris  sim  gloria,  taurus. 

291.  nigrum  hier  substantivisch: 
ein  schwarzer  Fleck.  Die  Alten  er- 
wähnen es  gern,  wenn  ein  Tier  ganz 
gleichmässig  gefärbt  ist,  und  nur  au 
einer  Stelle  eine  andere  Färbung  zeigt. 
Vgl.  z.  B.  Hom.  IL  XXIII 454  V9m  Pferde 
des  Diomedes:    o»    to   /uhv   d).).o  tooov 

^oivi^  (rotbraun)  riv,  iv  Se  fiETCOTico  Kev- 
y.ov  a7]a  liEXvy.To  TiEQiT^oyßv  tjvte  firjvr,. 
Moschos,   Europa  (Ii,  v.  84:  tov  Sr,  rot. 

TO  fiiv  aX).o  Se/uas  ^av&oyooov  eay.E  y.v- 
y.Xoi  S'  uoyvtfEog  iieaaio  fidofiaioE  /.lETOJTiq), 
Theoer.  8,  27  wird  ein  Hund  ^a).ao6s 
genannt,  was  der  schol.  erklärt :  o  tycov 

TO      J.EVy.OV      EV     T(Ö     flETOJTlM.        Vgl.      aUCh 

die  Erklärer  zu  Theokr.  11,  41  (tEß^oi-, 
Txdaai  jxr^vo^foQioi).  Auch  der  teuer  vitii- 
lus,  den  Horaz  opfern  will  (carm.  ly 
2,  59) :  qua  notam  duxit,  niveus  videri, 
cetera  t'fiktis.     Vgl.   Ov.  met.  III  221, 

292.  lahes  Makel,  aber  ohne  tadeln- 
den (so  ars  I  514)  Sinn :  Fleck.  In  den 
eben  citierten  Stellen  hiess  es  af]ua,  nota. 

293.  Guosus,  Krcoaoi,  eine  der 
ältesten  Städte  Kretas,  ehemalige  Resi- 
denz des  Minos,  bekannt  durch  das  Laby- 
rinth.  Hom.  Ii.  XVIII 591.  Od.  XIX  178. 

Die  Adjektivform  Gnosias  ist  grie- 
chisch nicht  nachzuweisen.  Ovid  hat 
sie  in  der  ars  noch  I  556,  wo  Ariadna 
gemeint  ist.  — 

Cydonea  iKvSorvia),  ebenfalls  eine 
uralte  berühmte  kretische  Stadt,  an  der 
Xordküste  der  Insel.    Hdt.  III  47. 

294.  Die  Schönheit  des  Stieres  wird 


I  286-314. 


29 


Invida  formosas  oderat  illa  boves. 
Nota  cano:  non  hoc,  centum  quae  sustinet  urbes, 

Quamvis  sit  mendax,  Greta  negare  potest. 
Ipsa  novas  frondes  et  prata  tenerrima  tauro 
300      Fertur  inadsueta  subsecuisse  manu; 

It  comes  armentis:  nee  ituram  cura  moratur 

Coniugis,  et  Minos  a  bove  victus  erat. 
Quo  tibi,  Pasiphae,  pretiosas  sumere  vestes? 
nie  tuus  nullas  sentit  adulter  opes. 
305  Quid  tibi  cura  speculo  montana  armenta  petenti? 
Quid  totiens  positas  flngis,  inepta,  comas? 
Crede  tarnen  speculo,  quod  te  negat  esse  iuvencam. 

yQuam  cuperes  fronti  cornua  nata  tuae! 
Sive  placet  Minos,  nullus  quaeratur  adulter; 
310      Sive  virum  mavis  fallere,  falle  viro! 
In  nemus  et  saltus  thalarao  regina  relicto 

Fertur,  ut  Aonio  concita  Baccha  deo. 

A!  quotiens  vaccam  vultu  spectavit  iniquo 

Et  dixit  Momino  cur  placet  ista  meo? 


an  der  Wirkung  geschildert,  die  sie  aixf 
die  iuvencae  ausübt. 

296.  formosas  denn  nur  you  diesen 
hatte  sie  etwas  zu  befürchten.  So  wird 
der  Stier  durch  dieses  eine  Wort  mit 
ästhetischen  Empfindungen  begabt  und 
dadurch  das  Heikle  der  Geschichte  etwas 
veredelt. 

297.  Schon  Homer  (IL  II  649)  nennt 
Kreta  eyaTouTzohi^  wenn  es  auch  frei- 
lich in  der  Odyssee  (XIX  174)  von  Kreta 
heisst:  sv  (f  ävd'QConoi,  rtokXoi^  aTtei- 
^eaioi,  y.al  evv  rxo  VT  a  TioXrjss.  Eurl- 
pides  fr.  475  a,  3  (Dind.):  K^jjttjs  exa- 
To^iTiToXisd-Qov.  Vgl.  Hör.  carm.  III 
27,33:  centum  potentem  oppidis  Creten; 
epod.  9,  29:  centum  nobilem  Cretam 
urbibus.    Ov.  her.  10,  67. 

298.  Die  Kreter  standen  als  Lügner 
und  Betrüger  in  schlechtem  Rufe.  Vgl. 
den  bekannten  Vers  des  Epimenides: 
Kpfirss  del  xpevarai.  xaxd  d'rjQta^  yaari^es 
rlQyal.  Auch  das  Sprichwort  (Suidas  sub 
xcLTiTia) :  TQia  xärtTia  •xdxiara,  KaTiTta- 
Soy.ia  K^^TT]  y.cu  KiXiy.ia.     Vgl.  Suid.  SUb 

yiQrrtit,Eiv.    Zenob.  IV  62  (I  101   v.  L.) 
Plut.  Lys.  20.    Ov.  am.  III  10,  19. 

299.  Mau  beachte,  wie  in  den  Bei- 
worten novas  und  tenerrima  höchst 
wirkungsvoll  die  Zärtlichkeit  von  Pa- 
siphaes  Liebe  zum  Ausdruck  kommt: 
sie  kann  ihrem  Liebling  nicht  liebes 
genug  anthun;  sie  vergisst  ganz  ihre 
persönliche  Würde  {ipsa). 


301  f.  Dieser  Zug  nicht  ohne  Be- 
deutung. Dass  sie  um  des  Stieres  willen 
den  Gatten  vergisst,  erweckt  einerseits 
unser  Mitleid  mit  ihm,  andrerseits  ver- 
anschaulicht es  aufs  beste  die  Macht  von 
Pasiphaes  unseliger  Leidenschaft,  eben 
wieder  durch  die  Wirkung,  die  sie  aus- 
übt. Anders,  aber  in  der  Wirkung  ähn- 
lich ist  Hör.  carm.  I  1,  25:  manet  sub 
Jove  frigido  venator  tenerae  coniu- 
gis immemor. 

303  ff.  Die  Verse  erinnern  etwas 
an  Prop.  12,  Iff.  Formell  vgl.  Hör. 
sat.  I  6,  24 :  quo  tibi,  Tilli,  sumere  de- 
posituni  clavum  fierique  tribuno? 

Nichts  in  der  That  kann  besser  die 
unselige  Verirrung  der  Pasiphae  ver- 
anschaulichen, als  wenn  geschildert  wird. 
wie  sie,  um  dem  Stiere  zu  gefallen,  sich 
putzt  und  wieder  und  wieder  den  Spiegel 
befragt.  Abstossend,  aber  die  Schilde- 
rung auch  hier  wieder  meisterhaft.  Mau 
beachte  auch,  wie  fein  (wenn  auch  wieder 
echt  rhetorisch)  die  Erwähnung  des 
Spiegels  weiter  verwertet  wird  (307  f.). 

312.  Vgl.  III  710.  Aonia  ist  der 
alte,  mythische  Name  Boeotiens  (Callim. 
Del.  75  Nonn.  IV  337),  die  Aonides  da- 
her die  Musen  (Ov.  met.  V  333),  der 
Aonius  deus  (auch  noch  ars  11  380)  also 
Bacchus,  dessen  Mutter  Semele  in  Thebeu 
wohnte.  Vgl.  ars  III  547.  her.  10,48: 
qualis  ab  Ogygio  concita  Bacclm  deo. 

314.    domino  s.  zu  322. 


30 


Ars  araatoria 


315  Adspice,  ut  ante  ipsum  teneris  exultet  in  herbis! 
Nee  diibito,  quin  se  stulta  decere  putet/ 
Dixit,  et  ingenti  iaradndum  de  grege  duci 

lussit  et  inmeritam  sub  iuga  curva  tralii. 
Aut  cadere  ante  aras  commentaque  sacra  coegit 
320      Et  tenuit  laeta  paelicis  exta  manu. 
Paelicibus  quotiens  placavit  numina  caesis 
Atque  ait  exta  tenens  'ite,  placete  meo!* 
Et  modo  se  Europen  fieri,  modo  postulat  Ion, 
Altera  quod  bos  est,  altera  vecta  bove. 
325  Hanc  tamen  inplevit,  vacca  deceptus  acerna, 
Dux  gregis,  et  partu  proditus  auctor  erat. 
Cressa  Thyesteo  si  se  abstinuisset  amore, 
(Et  quantumst  uno  posse  calere  viro!) 
Non  medium  rupisset  iter  curruque  retorto 
330     Auroram  versis  Phoebus  adisset  equis. 
Filia  purpureos  Niso  furata  capillos 


317.  ianidiidum  was  schon  längst 
hätte  geschehen  müssen,  also  'schleu- 
nigst'.   Vgl.  II  457. 

319.  commenta  'erlogen' :  in  diesem 
Falle  war  das  Opfer  nicht  sacrum,  sie 
brachte  es  nicht,  um  der  Gottheit  zu 
gefallen,  sondern  um  zum  Ziele  ihrer 
sündigen  Begierde  zu  kommen.  Dem 
widerspricht  natürlich  placavit  numina 
(321)  nicht. 

322.  ite  placete  meo  mit  bitterer 
Ironie,  wie  solcher  Imperativ  häufig  ge- 
braucht wird.  Vergl.  ecl.  1,  73 :  insere 
nunc.  Meliboec.  piros,  pone  ordine  vitis. 

322.  Soweit  vergisst  sich  Pasiphae, 
dass  sie  den  Stier  mit  den  erotischen 
Koseworten  dominus  (314,  vgl.  Ov.  amor. 
III  7,  11:  et  mihi  blanditias  dixit  do- 
minumque  vocavit)  und  mens  beneuut, 
Met.  XIV  761:  0  mea. 

323.  Europa.  Schol.  Ven.  zu  Ilias 
XII  292:  EvQüjnrif  rr^r  'Polviy.oi  (nach 
andern  ist  sie  die  Tochter  des  phöui- 
zischen  Königs  Agenor,  z.  B.  Hdt.  IV 147, 

vgl.  Apoll.  III  2)  Zsii  d-aaadfievos  tv 
Tivi  XeifiäJyi  (.itTo.  Nv/iiffu>v  uvQt]  dva- 
Xeyovaav  ^^daO'r]  y.al  y.axt'f.d'wv  rjlla^sr 
eavTov  eis  lai-^ov  xal  a.To  rov  aröfiaTos 
XQÖy.ov  tTtvei.  ovrco  re  irjv  Evoojnrjv 
d7iar/;aas  eßdaraae  yai  Siajto^&fievaas 
eis  KqrjTr^v  ef-äyr]  avri]  ...'//  laroqia  Tiap' 
'Hai6S(o  (fr.  209  Goettl.*^)  ^lal  Bay./vUdu 
(fr.  10  Blass). 

Poetisch  ist  die  Sage  mehrfach  dar- 
gestellt (vgl.  auch  Paus.  IX  5,  8:  ö  Sh 
TU    iTCTi    xd    es    EvQ(07trjv    TioiTjqas)-^    ich 

erwähne  Moschus  I  (II).    Ovid.  met.  II 


836  ff.  (her.  4,  55),  fast.  V  605  ff.  Hör. 
carra.  III  27,  25  ff.  Vgl.  auch  Luc.  dial. 
deor.  mar.  15.  Ferner  die  ausführliche 
Be.schreibung  eines  Gemäldes,  das  Eu- 
ropas Entführung  darstellt,  bei  Achill. 
Tat.  I  1. 

Ion  s.  zu  V.  77  und  vgl.  noch  Luc. 
dial.  deor.  3. 

325.  acernns,  das  Adjektiv  zu  acer, 
der  Ahorn.  Zur  Sache  vgl.  die  An- 
merkung zu  289  und  Suet.  Nero  12: 
inter  pyrrhicharum  argumenta  taurns 
Pasiphaen  ligneo  iuvencae  simulacro 
ahditam  iniit. 

326.  partu:  Pasiphae  gebar  den 
Minotaurus :  zu  289. 

327 — 330.  Viertes  Beispiel :  Aeropc. 
Sie  Avar  die  Enkelin  des  Minos  (daher 
Cressa),  zuerst  mit  Pleisthenes.  dann 
mit  Atreus  vermählt  und  von  ihm  Mutter 
des  Agamemnon  iiud  Menelaus.  Später 
buhlte  sie  mit  Thyestes.  Vgl.  Eur. 
Orest.  1009:  liy.r^a  re  Kotjaous  'AepÖTias 
Sofias  bohoiai  ydfiois.     Hjg.   fab.  86. 

329  f.  Vgl.  Eur.  Or.  imi -.od-sv 
eQis  To  re  TirepcoTov  dXiov  fietißakev 
üofia,  rdf  tt^os  torcepav  y.k/.ev&ov  ovpa- 
vov  7tooaaof.i6aaaa  (.lovoTitol.ov  es  Äüj. 
Iph.  faur.'  192.  Ov.  trist.  II  391:  si 
non  Acropen  frater  sceleratus  anlasset, 
aversos  Solis  non  legeremus  equos. 
Goethe,  Iphigenie  I  3:  Du  wendest 
schaudernd  dein  Gesicht,  o  König:  So 
wendete  die  Somi'  ihr  Antlitz  weg  und 
ihren  Wagen  ans  dem  eicgen  Gleise. 

331 — 332.  Fünftes  Beispiel :  Skylla. 
ApoUod.    III    210:    Mtpcos    Meyaoa  elXe 


I  315—337. 


31 


Pube  premit  rapidos  inguinibiisque  canes. 
Qui  Martern  terra,  Neptimum  eflfiigit  in  uiidis, 

Coniugis  Atrides  victima  dira  fuit. 
335  Cui  11011  defletast  Ephyraeae  flamnia  Creusae 

Et  nece  iiatorum  sanguiniilenta  parens? 
Flevit  Amyntorides  per  inaiiia  liimina  Phoenix; 


Niaov  ßaaiksvovTOi  tov  IlnvSioroi  .  .  . 
OLTii&ave  Se  xal  Niooi  äin  O'vyaroos 
Tt^oSooiav.     e^ovri  yd^   aimö   itOQffVQeav 

d'siorjs  r^f  x^rjOfios  TEkevcrjoai.  /)  Öe 
d'vya.zrjQ  avxov  —xi'XXa  s^aad'sTaa  Mivcooi 
s^elks  T^v  TQixa.  Mivms  Öe  Msyd^iov 
x^arrjoag  xal  tf]v  y.ö^rjv  rFjs  TT^vftprjs 
Tcöv  Ttoöcö-y  sxSrjOus  vnoßQvxiov  tnoirjae. 
Vgl.  Paus.  I  19,  4.  Aescli.  Choeph. 
613  fi".  (bei  dem  aber  nicht  Liebe,  son- 
dern Habsucht  das  Motiv  zu  Skyllas 
That  ist).  Ausführlich  dargestellt  ist 
dann  die  Sage  in  dem  (fälschlich  dem 
Vergil  zugeschriebenen)  Gedichte  Ciris 
(vgl.  Eibbeck,  RD. '  II  350  ff.)  und  bei 
Ovid,  met.  VIII  6-151.  Vgl.  auch 
Prep.  III  19,  21  ff.  IV  4,  39.  Verg. 
ge.  I  404  ff. 

332.  Skylla  wurde  zur  Strafe  in 
den  Vogel  Ciris  vervpandelt  und  lebt 
mit  dem  Seeadler,  in  den  ihr  Vater 
verwandelt  wurde,  in  beständiger  Feind- 
schaft. So  in  den  zu  321  citierten  Stellen. 
Die  Dichter  verwechseln  aber  Skylla, 
die  Tochter  des  Nisus,  nicht  selten  mit 
dem  aus  der  Odyssee  (XII  80  ff.)  be- 
kannten Meerungeheuer,  welches  ur- 
sprünglich eine  Tochter  des  Phorkus 
sein  sollte  und  von  Circe  aus  Eifersucht 
in  das  Ungeheuer  mit  Hunden  am  Unter- 
leibe  verwandelt  wurde.  Ov.  met. 
XIV  52  ff.  Cic.  Verr.  V  146.  Die  Ver- 
mischung der  beiden  wie  hier  auch  bei 
Prop.  IV  4,  39:  quid  mirum  in  patrios 
Scyllam  saevisse  capülos  candidaque  in 
saevos  mguina  versa  canes?  Verg. 
ecl.  6,  74:  Scyllam  Nisi,  quam  fama 
secuta  est  Candida  succinctam  latranti- 
bus  mguina  monstris  etc.  Dazu  vgl. 
Ciris  54  ff. 

333  f.  Sechstes  Beispiel :  Clytae- 
mnestra.  Die  Geschichte  von  der  Buhl- 
schaft der  Clytamuestra  mit  Aegisth 
und  der  Ermordung  Agamemnons  ist 
allbekannt  und  ein  überaus  häufiger 
Gegenstand  poetischer  Darstellung.  Vgl. 
in  der  arsII399ff.  Hom.  Od.  III  256  ff. 
IV  512  ff  XI  405  ff  Dann  wichtiges 
Motiv  der  griech.  Tragödie.  Vgl.  Prop. 
m  19,  19.     Formell  vgl.   auch  Hom. 


Od.  XI  406  (Agamemnon  spricht  zu 
Odysseus  in  der  Unterwelt):  ovr  ifü 
y''  tv  vrjsaoi  UooeiÖdcov  idäfiaaaev  o(?(J«s 
aQyaXeaiv  dva/niov  dueya^rov  dvx/n'^v, 
ovre  fi  dvdQOiot  uvd'psg  kSrjXrjaavT  ircl 
yj^oov,  dXXd  fioi  Aiyia&os  rev^as  ■d'dva' 
rov  TS  fto^ov  T£  l'/tra  avv  ovXofikvj] 
dXöxtp,  oixovSs  y.aXioaai^  SstTtviaaag,  cog 
rig  T^  xaTsarave  ßovv  eni  ifdTvrj. 

335 f.  Siebentes  Beispiel:  Medea. 
Jason, derLiebe  zuMedea  überdrüssig,will 
sich  mit  der  korinthischen  {Ephyraeae) 
Königstochter  Creusa  vermählen.  Um 
sich  zu  rächen,  tötet  Medea  die  Braut 
durch  ein  vergiftetes  Gewand,  das  ihren 
Körper  verbrennt  [flamma)  und  tötet 
die  eigenen  Kinder,  um  sie  nicht  dem 
Jason  zurückzulassen.  Vgl.  II  381  f. 
III  33.  Hauptdarstellung:  Euripides' 
Medea.  Wie  bekannt  ist  auch  diese 
Sage  unzählige  Male  poetisch  dargestellt 
oder  verwertet  worden.  —  flamma  steht 
in  Doppelsinn:  die  wirkliche  Flamme 
und  die  Liebesglut  (vgl.  zu  II  301). 
Derartige  Wortspiele  liebt  Ovid,  vgl. 
fast.  III  545  f.  —  Ephyra  'h'fi'^a,  der 
alte  Name  für  Korinth,  öfters  bei 
Dichtern,  z.  B.  Hom.  II.  VI  152. 
Theokr.  28,  17.    Ov.  met.  II  240. 

337.  Achtes  Beispiel:  Die  rcaXXay.i] 
des  Amyntor.  Die  Erklärung  giebt 
Hom.  IL  IX  447  ff.  und  eine  bei  Apollodor 
(III 175)  erhaltene  (auf  ein  euripideisches 
Drama  zurückgehende)  weniger  bekannte 
Sage:  <I'oiii^  6  Afivi^ro^os  .  .  .  vtzö  tov 
TiaT^ds  szvfXiöB'r]  aaTay,'£var(utvr]s  (f&o- 
ouv  fPd'Lag  rrjs  tov  Trar^og  naXXaxiSoa. 
Vgl.  Hieronymus  hei  Suidas  s.  v.  '^4*'«- 
yv^daios-.ToiTov  (sc.  daemonis  Anagyrasii) 

Se  TIS  s^ty.oif'S   t6    äXaos.     u    de    tcö    vliö 

avTov  ETliuljve   (machte  in  ihn  rasend 

verliebt)  T/;r  naXXayctjv  ijrig  fir)  Sviuuirt] 
ayfineloai  top  TtalSa  SiißaXev  cog  datXyij 

TCÖ    TiaTQi.     6   Se   ETirj^wotv  (blendete) 

avTov  y.al  iyxaTMy.oSöfirjOer.  eTii  Toi'XOiS. 
xal  6  TiaTfjQ  eavTov  dvrj^TriOev,  /}  ^e- 
TtaXXay.i]  sig  f^eao  favxrjv  t^^ixf'sv. 

Also  wieder  ist  es  die  Liebesleiden- 
schaft einer  Frau  (der  TraXXaxr'i .  des 
Amyntor),  welche  das  Unheil  anstiftet. 


32 


Ars  amatoria 


Hippolytum  pavidi  diripuistis  equi. 
Quid  fodis  inmeritis,  Phineu,  sua  lumina  natis? 
340      Poena  reversurast  in  caput  ista  tuum. 
Omnia  feminea  sunt  ista  libidine  mota: 

Acrior  est  nostra  plusque  furoris  habet. 

Ergo  age,  ne  dubita  cunctas  sperare  puellas! 

Vix  erit  e  multis,  quae  neget.  una  tibi. 

345  Quae  dant  quaeque  negant,  gaudent  tarnen  esse  rogatae; 

Ut  iam  fallaris,  tuta  repulsa  tuast. 

Sed  cur  fallaris,  cum  sit  nova  grata  voluptas, 

Et  capiant  animos  plus  aliena  suis? 
Fertilior  seges  est  alienis  semper  in  agris, 
350      Vicinumque  pecus  grandius  über  habet. 

Sed  prius  ancillam  captandae  nosse  puellae 


Das  Beispiel  ist  sachlich  sehr  verwandt 
mit  dem  folo'enden. 

338.  Neuntes  Beispiel:  Phädra. 
Hippolytus,  der  Sohn  des  Theseus,  wird 
von  seiner  Stiefmutter  gelieht,  ohne 
dass  sie  den  keuschen  Jüngling  sich 
willig  machen  kann,  weshalb  sie  ihn 
beim  Vater  verleumdet.  Ein  aus  dem 
Meere  aufsteigender  Stier  macht  seine 
Pferde  scheu  [jMvidi],  die  ihn  zu  Tode 
schleifen.  Apoll,  epit.  1,  18  f.  Euripi- 
des'  Hippolytus,  und  sonst  sehr  oft. 

pavidi  Eur.  Hipp.  1218:  evü-vs  Sk 
TttöXois  Seivos  kfiniTtrsi  (foßos  [Tirorj&EVTcov 

Ss    TCüf    ITtTTOIV    Apoll.    1.    1.). 

339 f.  Zehntes  Beispiel:  Eidothea. 
Phineus,  der  König  von  Salmydessos, 
war  vermählt  mit  Kleopatra,  der  Tochter 
des  Boreas  und  der  Oreithyia,  und  hatte 
aus  dieser  Ehe  zwei  Söhne.  Später 
verstiess  er  die  Kleopatra  (Ovid.  rem. 
am.  454:  cessit  ab  Idaea  coniuge  victa 
prior)  und  nahm  Idaea  oder  Idothea  zum 
"Weibe.  Diese  bestimmte  den  Phineus 
aus  Eifersucht  gegen  Kleopatra,  die 
beiden  Söhne  zu  blenden  und  in  ein 
Grabgewölbe  einzusperren.  Apollod. 
III  200.  So  dient  sie  dem  Ovid  als 
letztes  Beispiel  für  die  unnatürlichen 
Verirrungen  weiblicher  Liebesleiden- 
schaft. Die  Sage  ist  bekannt  aus  Soph. 
Ant.  966  ff. 

340.  Zur  Strafe  wurde  Phineus 
selbst    geblendet.      Vgl.    schol.    Apoll. 

Rhod.  II  178:  sTcriQOJ&T]  Sh  Tai  bweis 
6  (fiivsvs  .  .  .  y.aru  efiovg,  Sri  etib- 
ßovXtvae  IJeQOel.  —ofoxXfis  Sh  (vgl. 
Anh.  zu  339),  ön  toi)»'  ty.  KleorcdT^as 
vlovs  exv(fku)OBv  ^'Oa^d'ov   xai   K^äfißiv^ 


TTsia&eis  dtaßolali  'Idaias  r^s  avrcör 
fiTjr^viäi.  Darüber  auch  Apollod.  I  120. 
Bekannt  ist  auch  die  andere  Strafe  des 
Phineus ,  dass  die  Harpyien  ihm  die 
Speisen  rauben  und  den  Rest  besudeln, 
so  dass  er  von  immerwährendem  Hunger 
gequält  wird.  Aesch.  Eum.  46  ff.  Verg. 
Aen.  III  212  ff. 

341 — 350.  Rekapitnlatioyi  des  durch 
die  zehn  mythischen  Beispiele  gebrach- 
ten Beweises  und  daraus  resultierende 
Nutzamvendung. 

346,  tnta  d.  h.  du  hast  nicht  irgend- 
welche Unannehmlichkeit  zu  befürchten, 
weil  sich  eben  jedes  Mädchen  ge- 
schmeichelt fühlt,  selbst  wenn  sie  wirk- 
lich gegen  alles  Erwarten  dir  einen 
Korb  geben  sollte. 

347—350.  Der  eben  wenigstens  als 
möglich  zugegebene  Fall,  dass  ein 
Mädchen  sich  weigert,  wird  sofort  wieder 
abgelehnt  und  schon  durch  die  allgemein 
giltige  Erfahrungsthatsache  widerlegt, 
dass  das  Neue  und  die  Abwechselung 
lockt:  so  wird  ein  Mädchen  gern  der 
710V a  voluptas,  eben  weil  sie  grata 
ist,  nachgeben.  Das  Fremde,  Unge- 
wohnte reizt  eben  gerade,  illustriert  an 
zwei  ländlichen  Beispielen. 

350.  Sprichwörtlich,  vgl.  Her.  sat. 
I  1,  110:  aliena  capella  gerat  distentius 
über.    Mehr  im  Anhang. 

351—398.  Zweite  Anweisung: 
Du  musst  dich  mit  ihrer  Zofe  gut 
stehen.  Das  ist  von  grossem  Wert 
(—354)  und  durch  Versprechen  und 
Bitten  leicht  zu  erreichen  (—356),  Durch 
sie  erfährst  du  die  für  dein  Vorhaben 
günstigen  Zeitpunkte  (—374);  sei  aber 


I  338—373. 


33 


Cura  Sit:  accessus  molliet  illa  tiios; 
Proxima  consiliis  dominae  sit  iit  illa,  videto, 

Neve  pariim  tacitis  conscia  fida  iocis; 
355  Hanc  tu  pollicitis,  haue  tu  corrumpe  rogando: 

Quod  petis,  ex  facili,  si  volet  illa,  feres. 
Illa  leget  tempus  (medici  quoque  tempora  servant), 

Quo  facilis  dominae  mens  sit  et  apta  capi. 
Mens  erit  apta  capi  tum,  cum  laetissima  rerum 
360      Ut  seg-es  in  pingui  luxuriabit  humo; 

Pectora  dum  gaudent  nee  sunt  adstricta  dolore, 

Ipsa  patent:  blanda  tum  subit  arte  Venus; 
Tum,  cura  tristis  erat,  defensast  Ilios  armis: 

Militibus  gravidum  laeta  recepit  equum. 
365  Tum  quoque  temptandast,  cum  paelice  laesa  dolebit: 

Tum  facies  opera,  ne  sit  inulta,  tua. 
Hanc  matutinos  pectens  ancilla  capillos 

Incitet  et  velo  remigis  addat  opem 
Et  secum  tenui  suspirans  murmure  dicat: 
370      'At,  puto.  non  poteras  ipsa  referre  vicem/ 
Tum  de  te  narret,  tum  persuadentia  verba 

Addat  et  insano  iuret  amore  mori. 
Sed  propera,  ne  vela  cadant  auraeque  residant: 


vorsichtig,  wenu  du  beabsichtigst,  dich 
mit  ihr  selbst  in  erotische  Abenteuer 
einzulassen  ( — 398.) 

353  f.  Also  die  Lieblingszofe  der 
Herrin,  der  sie  am  meisten  vertraut, 
auf  deren  verschwiegene  Treue  Ver- 
lass  ist. 

357—374.  Die  Zofe  kann  dich  über 
die  geeignete  Zeit  orientieren, 
deren  Wichtigkeit  beiläufig  durch  das 
Analogon  aus  der  ärztlichen  Praxis 
'jLi^^-W  'betont  wird  (357).  Solche  günstigen 
C  Zeitpunkte  sind  aber  erstens,  Avenn  sie 
fröhlich  und  guter  Dinge  ist  (—364), 
und  zweitens,  wenn  sie  eifersüchtig  ist 
(-374). 

359.   rerum  zu  213. 

364.  gravidum  dieselbe  Vorstellung 
z.  B.  bei  Prop.  IV  1,  42:  abieyni  veuter 
aperhis  equi.  Verg.  Aen.  II  237:  scandit 
fatalis  machina  muros  feta  armis. 

laeta  vgl.  Verg.  Aen.  II  238 :  pueri 
circum  innuptaeque  puellae  sacra  canunt 
funemque  manu  confingere  gaudent. 

367.  ancilla  nämlich  die  ornatrix, 
vgl.  zu  III  239.  Hier  ist  also  eine 
ganz  freundliche  Behandlung  der  orna- 
trix  durch  die  Herrin  vorausgesetzt,  sie 
iinterhält  sich  mit  ihr  während  der 
Morgentoilette.    Dabei  benutzt  dann  die 

Ovid,  ars  amatoria  ed.  Brandt. 


dienstfertige  Zofe  die  momentane  Ver- 
stimmung (374)  der  Herrin  über  die 
sei  es  nun  wirklich  vorhandene  oder 
nur  in  ihrer  Eifersucht  bestehende 
paelex  (365)  und  weiss  den  neuen  Lieb- 
haber recht  einschmeichelnd  zu  em- 
pfehlen und  von  der  Glut  seiner  Liebe 
zu  reden. 

368.  Das  Bild  erklärt  sich  leicht. 
Das  vcliim  ist  die  schon  bestehende 
Eifersucht,  sie  ist  das  Segel,  durch 
■welches  das  Schifflein  ihrer  Liebe  be- 
reits einen  andern  Kurs  einschlägt ;  die 
Zuflüsterungeu  der  ornatrix  sind  nuu 
das  Ruder,  das  die  Thätigkeit  des 
Segels  unterstützt  und  das  Schifflein 
vollends  dem  neuen  Galan  zusteuert. 

370.  vicem  referre  d.  h.  gleiches 
mit  gleichem  vergelten,  durch  ähnliche 
Untreue.  So  leitet  die  Zofe  sehr  ge- 
schickt auf  den  neuen  Freund  hin. 

373.  Das  Bild  von  368  wird  bei- 
behalten, nur  dass  die  vela  hier  ziinächst 
noch  von  aurae  unterstützt  sind.  Eile, 
damit  nicht  beim  Nachlassen  {residant) 
des  dir  günstigen  Windes  {aurae)  das 
Segel  schlaff  zusammenfalle  {cadant). 
Beide  bildliche  Wendungen  gehören  also 
zusammen  und  bilden  in  der  bekannten 
Form  des  votsqov  i^tqöteqov  nur  eine 
3 


34 


Ars  amatoria 


Ut  fragilis  glacies,  interit  ira  mora. 
375  Quaeris,  an  hanc  ipsam  prosit  violare  ministram? 
Talibus  admissis  alea  grandis  inest. 
Haec  a  concubitu  fit  sedula.  tardior  illa; 

Haec  dominae  munus  te  parat,  illa  sibi. 
Casus  in  eventust:  licet  hie  indulgeat  ausis, 
380       Consilium  tarnen  est  abstinuisse  memn. 

Non  ego  per  praeceps  et  acuta  cacumina  vadam, 

Nee  iuvenum  quisquam  me  duce  captus  erit. 
Si  tarnen  illa  tibi,  dum  dat  recipitque  tabellas, 
Corpore,  non  tantum  sedulitate  placet, 
385  Fac  domina  potiare  prius,  comes  illa  sequatur 
Non  tibi  ab  ancillast  incipienda  Venus. 
Hoc  unum  moneo,  siquid  modo  creditur  arti, 

Nee  mea  dieta  rapax  per  mare  ventus  agit: 
Aut  non  temptaris  aut  perfice!  tollitur  index, 
390       Cum  semel  in  partem  criminis  ipsa  venit; 


Umsclireibung  für:  dass  der  günstige 
Zeitpunkt  nicht  ungenützt  Torüber- 
gehe.  Schmiede  das  Eisen,  so  lange 
es  warm  ist.' 

374.  Denn  ira  furor  brevis  est  (Hör. 
ep.  I  2,  62,  wo  freilich  mehr  furor  be- 
tont wird). 

375—398.  Eine  beiläufige  Erörte- 
rung der  Frage,  ob  es  sich  empfiehlt, 
zu  dem  Zwecke,  die  Zofe  sich  noch 
dienstwilliger  zu  macheu,  sich  mit  ihr 
in  intimen  und  intimsten  Umgang  ein- 
zulassen. Ovid  lässt  die  Frage  unent- 
schieden, rät  aber  im  allgemeinen  da- 
von ab. 

376.  alea,  das  Wurf  elspiel  und  dann 
mit  leicht  verständlicher  Metapher  das 
Wagnis,  Risiko.  Vgl.  Caesars  Ausspruch, 
als  er  den  Rubiko  überschritt:  iacta 
alea  est  (Suet.  Caes.  321  Hör.  carm.  II 
1,  6:  periculosae  plenum  opus  aleae 
(Pollios  Geschichtswerk).  Liv.  I  23, 9  u.o. 

381.  Bildlich  von  übereiltem  und 
dabei  waghalsigem  Beginnen,  praeceps 
substantivisch  wie  Hör.  sat.  II  3,  292: 
casus  medicusve  levurit  aegrum  ex  prae- 
cipiti.  Juven.  I  1,  149:  omne  in  prae- 
cipiti  vitiiun  stetit.    Vgl.  IV  10,  107. 

383.  In  solcher  Thätigkeit  erscheint 
z.  B.  die  gefällige  ornatrix  Xapc  bei 
Ov.  amor.  I  11  und  12.  Diese  Elegieen 
belehren  uns  auch  über  den  Inhalt 
solcher  tabellae. 

388.  Ein  überaus  häufiges  Bild. 
Schon  bei  Homer:  Od.  VIII  408.  Eur. 
Troad.  419.  454:  ödJ  &oais  avoan  fi^£- 


ad'ai  aoi  T«(J',  ft)  fiavTef  ("ra^.  Theokr. 
29,  35:  fd  de  lavra  (ffor^v  dve/noian' 
t.-TiTooTir^s.  Dann  auch  den  römischen 
Dichtern  sehr  geläufig,  ars  I  634.  rem. 
286.  Catull.  3U,  10.  Hör.  carm.  I  26, 
2:  tradain  jjrotervis  in  mare  Creticum 
portare  ventis.  Tib.  I  4,  22.  Stat.  Ach. 
II  286.  Ov.  amor.  II  16,  46.  trist.  I  8, 
35  f.  Eine  reiche  Parallelensammlung 
giebt  Ziugerle.  Ovid  etc.  I  39  If.  rapax 
ventus  entspricht  d^m  homerischen  (Od. 
VTTT  408):  ucfao  rd  (ftQOiev  av aQTcä- 
"iaaai  ueXXui. 

Bei  der  ganzen  nicht  eben  erfreu- 
lichen Auseinandersetzung  über  die  et- 
was heikle  Frage  erinnere  man  sich, 
dass  dem  Dichter  selbst  der  zu  intim 
gewordene  Verkehr  mit  der  allzu  willigen 
Zofe  Cj-passis  einmal  schlecht  bekommen 
ist,  wenn  es  auch  gerade  inOvids  amores 
sich  nur  in  den  allerseltensteu  FäUen 
um  ein  wirkliches  Erlebnis  handelt. 
Amor.  I  8:  Ponendis  in  mille  modos 
perfecta  Cypassi,  comere  sed  solas  digna, 
Cyjjassi,  deas,  et  mihi  iucunde  non  rus- 
tica  cognita  furto,  apta  quidem  domi- 
nae, sed  niagis  apta  mihi ,  quis  fuit 
inter  nos  sociati  corporis  index?  Sensit 
concuhitus  undc  Corinna  tuos?  u.  s.  w. 
Dann  würde  auf  v.  380  ein  ganz  anderes 
Licht  fallen.  —  Vgl.  dazu  auch  Prop. 
III  15. 

390.  Wenn  du  auf  halbem  Wege 
stehen  bleibst,  kann  dich  die  ornatrix 
leicht  verraten :  ist  sie  aber  mitschuldig 
geworden,  wird  sie  sich  hüten,  zu  plan- 


I  374—405. 


35 


Non  avis  iitiliter  viscatis  effug-it  alis, 
Non  bene  de  laxis  cassibus  exit  aper. 

Sauciiis  arrepto  piscis  teneatur  ab  hämo: 
Perprime  temptatam  nee  nisi  victor  abi! 
397  Sed  bene  celetur!  bene  si  celabitur  index, 
Notitiae  suberit  semper  amica  tuae. 


Tempora  qui  solis  operosa  colentibns  arva, 
400      Fallitur,  et  nautis  adspicienda  putat; 
Nee  semper  credenda  Ceres  fallacibus  arvis, 
Nee  semper  viridi  concava  piippis  aquae, 
Nee  teneras  semper  tutum  captare  puellas: 
Saepe  dato  melius  tempore  fiet  idem. 
405  Sive  dies  suberit  natalis,  sive  Kalendae, 


dem.  Sie  ist  danu  gefangen  und  kann 
sich  nicht  losmachen,  was  an  drei  ana- 
logen Beispielen  aus  dem  Naturleben 
veranschaulicht  wird. 

391.  viscatus  mit  Vogelleim  [vis- 
aim)  bestrichen,  durch  V.  gehemmt. 

7ion  utiliter  nicht  zu  seinem  From- 
men, d.  h.  überhaupt  nicht.  Nicht  die 
einfache  Thatsache  wird  negiert  {non 
effwjit)  sondern  die  Folge  der  momentan 
als  möglich  gedachten  Thatsache,  damit 
aber  diese  selbst. 

392.  laxis  gertäumig.  als  Beiwort 
von  cassis  auch  bei  Verg.  »i^i^^iy  ■  ■^'^'?' 

394.  perprime  in  derb  erotischem 
Sinne:  'setze  ihr  tüchtig  zu'. 

395  f.    Vgl.  den  Anhang. 

398.  Die  Freundin  wird  immer  deiner 
Bekanntschaft  unterworfen  sein,  d.  h. 
du  wirst  von  allem,  was  sie  redet  und 
thut,  unterrichtet  sein,  also  die  Zofe 
wird  dir  als  Kundschafterin  wertvolle 
Dienste  leisten.  Dadurch  wird  zum 
Folgenden  geschickt  übergeleitet. 

399—436.  Dritte  Anweisung. 
Du  musst  die  günstigen  und  ungünsti- 
gen Zeitpunkte  genau  kennen.  — 
Die  Wichtigkeit,  die  passende  Zeit  ab- 
zuwarten, wird  zunächst  wieder  durch 
zwei  Vergleiche  aus  der  Natur  veran- 
schaiilicht  (—402),  an  die  sich  dann 
erst  die  daraus  resultierende  Schluss- 
folgerung anschliesst  (—404),  ehe  der 
Dichter  imgünstige  Zeitpunkte  erörtert 
f —  412)  und  günstige  ( — 416).  Eine 
besondere  Besprechung  finden  dann  die 
Gelegenheiten ,  da  das  Mädchen  Ge- 
schenke haben  will  ( —  436). 

399  f.    Construiere :  qui  putat  tem- 


pora  solis  operosa  arva  colentibns  et 
nautis  adspicienda  (esse),  fallitur. 

Eine  solche  verschränkte  Wortstel- 
lung (Hyperbaton)  ist  in  der  Dichtung 
nichts  seltenes.   Theokr.  29,  3 :  y.ijyco  ftev 

T«  (fQevLov  IqUo  y.tar  er  fiv/V.  Kallim. 
fr.  445  (II  612) :  oiS'  o&sr  olSev  oSevei 
d-vt]T6s  rhr'i^.  Mehrfach  hei  Catull :  vgl. 
14,  21.  44,  9.  64,  184  etc.  Hör.  sat.  I 
5,  72.  II  3,  211  etc.  Prop.  II  15,  50. 
Und  so  noch  viele  Beispiele.  Vgl. 
Schneider,  Callimachea  I  429.  Schmidt, 
Rhein.  Mus.  26,  180. 

401.  fallacibus  mit  bekannter  Per- 
sonifikation. Der  Erde  vertraut  der 
Säemann  seine  Saat  an,  und  diese  lässt 
seine  Hoffnungen  entweder  in  Erfüllung 
gehen  oder  täuscht  sie,  ist  also  fallax; 
vgl.  450. 

Besonders  anschaulich  ist  das  Bild 
durchgeführt  bei  Hör.  carm.  III  1,  30: 
fundusque  mendax,  arbore  nunc  aquas 
cidpanfe,  nunc  torrentia  agros  sidera, 
nunc  hiemes  iniquas.  Ovid  fast.  IV 
645 :  saepe  Ceres  primis  dominum  falle- 
bat in  herbis.  Hör.  epist.  I  7,  87: 
spem  mentita  seges.  Tib.  II  3,  62.  Vgl. 
med.  fac.  3. 

401.  Ceres  in  bekannter,  häufiger 
Metonymie  für  ihre  Gabe  (Cerealia  mn- 
nera  med.  fac.  3);  vgl.  Hör.  carm.  III 
24,  13. 

405.  Der  Geburtstag  wurde  bei  den 
Römern  zunächst  mit  einem  Opfer  für 
den  Genius  gefeiert;  man  lud  ferner 
Freunde  zu  einem  Male  ein,  empfing 
Glückwünsche  und  Geschenke;  vgl. 
417.    Marquardt,  Privatleben  I  244. 

Das  Folgende  bietet  der  Erklärung 
nicht  geringe  Schwierigkeiten.  Nach 
3* 


36 


Ars  amatoria 


Quas  Venerem  Marti  continuasse  iiivat, 
Sive  erit  ornatus,  non,  ut  fuit  ante,  sigillis, 


Ovids  Ausdruck  (vgl.  zu  406)  kann  nur 
dei  erste  April  gemeint  sein.  Dass  an 
diesem  Tage  die  Mädchen  beschenkt 
wurden,  ist  sonst  nicht  überliefert.  Es 
war  der  Festtag  der  Venus  Verticordia 
und  der  Fortuna  Virilis;  vgl.  die  aus- 
führliche Beschreibung  bei  Ov.  fast.  IV 
133 — 162.  Ein  Tag,  an  dem  man  den 
Frauen  herkömmlicher  Weise  Geschenke 
gab,  war  dagegen  der  erste  März,  wie 
mehrfach  überliefert  wird  (vgl.  z.  B. 
Plaut,  mil.  glor.  III  1,  99  (690).  Mart. 
V  8-4.  Lygd.  I  1).  Wenn  nun  Ovid 
hier  nicht  diesen  Tag  sondern  den  ersten 
Aprü  angiebt,  so  wird  das  nicht  auf 
einem  Irrtum  beruhen,  was  immerhin 
möglich  wäre,  sondern  er  wird  es  mit 
guter  Absicht  gethau  haben,  weil  am 
ersten  März  au  der  Feier  der  Matro- 
nalien schwerlich  die  hier  einzig  ge- 
meinten Demimondainen  teilnehmen 
durften.  Dazu  passt  gut,  dass  er  fast. 
rV  134  ausdrücklich  hervorhebt,  das 
Fest  am  ersten  Aprü  werde  auch  von 
denen  begangen,  qius  viitae  lonyaque 
vestis  übest  (zu  ars  I  31f.l.  Die  Er- 
klärung wird  sich  demnach  an  unserer 
Stelle  bei  der  Annahme  des  ersten  April 
zii  beruhigen  haben.  Dazu  stimmt  ferner, 
dass  dieser  Tag  auch  von  niederen  Mäd- 
chen gefeiert  wurde,  zum  Teil  auf  recht 
zweifelhafte  Art;  vgl.  fast.  Praen.  p. 
390:  freqiienter  mulieres  supplicant 
Fortunae  Virili,  humiliores  etiam  in 
balineis,  quod  in  iis  ea  i^artc  corporis 
utique  viri  nudantur,  qua  feminarum 
at'atia  desideratur.  Vgl.  dazu  Preller 
KM  3  I  449.  Peter  im  Anh.  zu  Ov.  fast. 
IV  133.  160.  Die  Erklärung  wird  natür- 
lich dadurch  nicht  hinfällig,  dass  wir 
nicht  anderweit  nachweisen  können,  dass 
die  Mädchen  an  diesem  Tage  Geschenke 
empfingen.  Dass  die  hier  gemeinten 
Damen  bei  allen  nur  möglichen  Gelegen- 
heiten für  Geschenke  empfänglich  waren, 
ist  an  und  für  sich  klar,  und  dass  sie 
an  einem  Tage,  der  ihnen  ganz  offiziell 
gehörte,  solche  mit  ziemlicher  Sicher- 
heit erwarteten,  kann  auf  einem  still- 
schweigenden Vertrage  beruhen,  an 
dessen  Wahrscheinlichkeit  zu  zweifeln, 
nicht  der  mindeste  Grund  vorliegt. 

406.  Ganz  ähnlich  ist  fast.  IV  130: 
(Venus)  Marti  continuata  sno.  Eine 
natürliche  Interpretation  kann  hier  nur 


den  ersten  April  bezeichnet  finden.  Wie 
aber  der  März  dem  Mars  heilig  ist  (Ov. 
fast.  III  76  etc.),  so  ist  der  April  der 
Monat  der  Venus  (ib.  IV  Iff.).  Vgl. 
Auson.   dist.   de   mens.    (p.  98  Peiper) : 

Aeneadum  yenetrix  vicino  nomen 
Aj)rili  das  Venus:  est  Marti  namquc 
Aphrodite  comes. 

407  f.  Höchst  schwierige  Verse, 
deren  Erklärung  nicht  Anspruch  auf 
Unfehlbarkeit  machen  kann.  Der  Zu- 
sammenhang lehrt  zunächst  mit  Sicher- 
heit, dass  es  sich  um  einen  regelmässig 
wiederkehrenden  Termin  handelt.  Diesen 
bezeichnet  der  Dichter,  für  seine  Zeit- 
genossen sicher  deutlich  genug,  für  uns 
aber  recht  unklar,  dadurch,  dass  er  sagt, 
an  diesem  Tage  (oder  Tagen?)  seien  im 
Circus  königliche  Schätze  deponiert, 
nicht  aber  wie  früher,  sigilla.  Dabei 
denkt  man  unwillkürlich  an  die  sigilla- 
ria,  kleine-  Figuren  und  Puppen  aus 
Thon,  wie  man  sie  in  der  Saturnalien- 
zeit sich  gegenseitig  schenkte  (Macrob. 
I  11,  1).  Vielleicht  ist  nun  sigilla  hier 
in  weiterem  Sinne  zu  verstehen,  umfasst 
vielleicht  auch  all  die  anderen  Kleinig- 
keiten, die  man  sich  an  den  Saturnalien 
schenkte,  über  die  wir  durch  Martials 
XIV.  Buch  näher  unterrichtet  sind ;  vgl. 
auch  V  18.  VII  53.  Sigilla  hätte  dann 
der  Dichter  gesagt,  weil  diese  ursprüng- 
lich wohl  allein  geschenkt  wurden,  so 
dass  sich  der  frühere  Name  auch  für 
die  spätere  Mannigfaltigkeit  der  Ge- 
schenke verwenden  Hess.  Wenn  die  Er- 
klärung bis  hierher  das  Richtige  trifft, 
scheint  mir  dann  sehr  beachtenswert, 
dass  diese  Saturnaliengescheuke  nur 
Kleinigkeiten  ohne  grossen  Wert,  also 
nicht  teuer  waren.  Daraus  würde  es 
sich  erklären,  dass  der  Dichter  vor  dem 
Tage,  an  dem  die  sigillaria  geschenkt 
Averden,  nicht  warnt,  sondern  vor  einem 
andern,  an  dem  es  sich  um  kostbarere 
Geschenke  handelt :  nicht  vor  dem  (früher 
liegenden)  Termine  der  sigillaria,  .son- 
dern vor  dem  der  opcs  reguni  nimm  dich 
in  Acht.  Mithin  bezeichnet  erst  V.  408 
den  eigentlichen  dies  ater,  dessen  Ge- 
fährlichkeit durch  den  Gegensatz  zu  dem 
relativ  harmlosen  in  407  bezeichneten 
Termine  nur  um  so  anschaulicher  her- 
vorgehoben -vAdrd.  Gemeint  wäre  dann 
in  408  der  Neujahrstag,    von  dem  die 


I  406—417. 


37 


Sed  regiim  positas  Circus  liabebit  opes, 
Differ  opus!  timc  tristis  hiemps.  Urne  Pliades  instant, 
410       Tnnc  tener  aequorea  mergitur  Haedus  aqua. 
Tunc  bene  desinitur;  tnnc,  siquis  creditur  alto, 

Vix  tenuit  lacerae  uaufraga  merabra  ratis. 
Tu  licet  incipias,  qua  flebilis  Allia  luce 

Vulneribus  Latus  sanguinulenta  fuit, 
415  Quaque  die  redeunt  rebus  minus  apta  gerendis 

Culta  Palaestino  septima  festa  Syro. 
Magna  superstitio  tibi  sit  natalis  amicae, 


Sitte  der  Geschenke  bekannt  ist  (Nach- 
weise im  Anhang).  Diese  Geschenke 
müssen  mit  fortschreitendem  Luxus  bis- 
weilen sehr  kostspielig  gewesen  sein, 
so  dass  dadurch  der  Neujahrstag  für 
den  Liebenden  zu  einem  dies  ater  vrurde. 
Aber  was  hat  mit  alledem  nun  der 
Circus  zu  thun?  Circus  ohne  näheren 
Zusatz  bezeichnet  den  Circus  Maximus 
und  wir  haben  vorläufig  keinen  Grund, 
hier  eine  andere  Erklärung  anzunehmen 
(doch  vgl.  den  Anh.).  So  würde  sich 
die  Annahme  als  möglieh  ergeben,  dass 
zur  Zeit  der  Saturnalien  und  vor  dem 
Neujahrstage  im  Circus  (Maximus  V) 
eine  Art  Messe  oder  Jahrmarkt  statt- 
fand, wo  die  zu  Geschenken  dienenden 
Sachen,  zum  Teil  kostbarster  Art  [regum 
opes)  ausgestellt  waren  [positas).    Die 

f/aaiXixd    /ir;yc<i'ijuara,    die  LucuUus    im 

Circus  Flamiuius  aufstellte  (Plut.  Luc. 
37),  nützen  uns  nichts,  da  es  sich  bei 
Ovid  um  einen  regelmässig  wiederkeh- 
renden Termin  handelt. 

409—412.  Die  beiden  eben  ge- 
nannten unglücklichen  Tage  des  Liebes- 
kalenders erhalten  zwei  Analoga  aus 
der  Nautik,  wobei  aber  nicht  genaue 
chronologische  Uebereinstimmung  er- 
strebt Avird. 

409.  Pliades,  nleiäSss,  rein  latei- 
nisch Fer^iZme,  das  Siebeugestirn;  sein 
Untergang  (8.— 11.  November)  bedeutet 
das  Ende  der  Schiffahrt  (vgl.  412)  und 
bringt  winterliche  Stürme.  Plin.  bist. 
nat.  XVIII  69,  280:  namque  vergiliae 
pricatim  attinent  ad  fructus,  ut  quartim 
exortu  acstas  incipiat,  occanu  hiemps  etc. 

instant  sie  drohen,  bringen  Gefahr, 
eben  bei  ihrem  Untergange;  ihr  Auf- 
gang bedeutet  dagegen  den  Einzug  des 
Frühlings  (vergiliae)  und  den  Beginn 
der  Schiffahrt  {TrhiäSsg).  Vgl.  Athen. 
XI  489  e,  490  a. 

410.  Haedus  meist  haedi,  ioi^oi, 


die  Böckleiu.  Der  Singular  z.  B.  auch 
bei  Hör.  carm.  III 1,  28:  impetus  orientis 
haedi.  —  Vgl.  Servius  zu  Verg.  Aen. 
IX  668:  supra  Tauri  conma  est  Signum, 
cui  Auriga  nor.ien  est.  Retinet  autem 
Stellas  duas  in  manu,  quae  Haedi  vocan- 
tur  .  .  .  qi(.arum  et  orttis  et  oc ca- 
sus gravissimas  tempestates  fa- 
ciunt.  Vgl.  Verg.  ge.  I  205.  Aen. 
IX  668:  quantus  ab  occasu  veniens 
pluvialibus  Haedis  (abl.  der  Zeit) 
verberat  imber  humum.  Theokr.  7,  53. 
Ueber  den  Aufgang  der  Haedi  sagt 
Columella  (XI  2,  73):  pridie  nonas  Oc- 
tobres  haedi  oriuntur  vespere. 

tener  erklärt  sich  aus  der  dem 
Namen  zu  Grunde  liegenden  Vorstellung. 
Den  haedus  nennt  CatuU.  17,  15  te- 
nellulus.  Vgl.  Ovid  met.  XIII  791: 
spilendidior  vitro,  tenero  lascicior  haedo 
(nach  Theoer.  11,  20:  artalcortQa  (xqvös, 
fwayco  .yavoorloa). 

413.  Die  bekannte  Niederlage  der 
Römer  durch  die  Gallier  an  der  Allia 
war  390  v.  Chr.  am  18.  Juli,  der  seit- 
dem als  dies  ater  galt.  Liv.  V  37 ft'.; 
selten  erwähnt  ohne  ein  derartiges  Bei- 
wort wie  hier  flebilis.    Vgl.  Verg.  Aen. 

VII  717:  infaustiuH  Allia  nomen.    Sil. 

VIII  647:  Allia  horrificis  rijns.  Lucan. 
VII  409:  damnata  diu  Romanis  Allia 
fatis. 

415  f.  Der  jüdische  Sabbath;  vgl. 
zu  V.  76.  Beide  Tage  sind  aber  um  so 
passender,  als  au  ihnen  der  geschäftliche 
Verkehr  stockte,  mithin  keine  grosse 
Gelegenheit  war,  dem  Mädchen  Ge- 
schenke zu  kaufen. 

417.  Besonders  warnt  der  Dichter 
vor  dem  Geburtstage  des  Mädchens 
wegen  der  damit  verbundeneu  Notwen- 
digkeit, sie  zu  beschenken.    Vgl.  zu  405. 

41S— 436.  Der  Satz  quaque  aliquid 
dandumst,  illa  sit  atra  dies  bildet  nun 


38 


Ars  amatoria 


Quaque  aliquid  dandumst,  illa  sit  atra  dies. 
Cum  bene  vitaris,  tarnen  auferet:  iuvenit  artem 
420       Femina,  qua  cupidi  carpat  amantis  opes. 
Institor  ad  dominam  veniet  discinctus  eraacem 

Expediet  merces  teque  sedente  suas, 
Quas  illa  inspicias,  sapere  ut  videare,  rogabit 
Oscula  deinde  dabit;  deinde  rogabit  emas. 
425  Hoc  fore  content  am  multos  iurabit  in  annos, 
Nunc  opus  esse  sibi,  nunc  bene  dicet  emi; 
Si  non  esse  domi,  quos  des,  causabere  nummos, 

Littera  poscetur,  ne  didicisse  luvet. 
Quid,  quasi  natali  cum  poscit  munera  libo 
430       Et,  quotiens  opus  est,  nascitur  illa, sibi? 
Quid,  cum  raendaci  damno  maestissima  plorat, 

Elapsusque  cava  fingitur  aure  lapis? 
Multa  rogant  utenda  dari,  data  reddere  nolunt; 
Perdis,  et  in  damno  gratia  nulla  tuo: 
435  Non  mihi,  sacrilegas  meretricum  ut  persequar  artes, 


das  Thema  des  folgenden  Passus:  die 
unermüdliche  Geschicklichkeit  des  Mäd- 
chens, den  Mann  auszubeuten.  —  Be- 
sonders die  raffinierte  Art,  wie  sie  es 
anfängt,  etwas  zu  bekommen,  tritt  in 
dieser  Schilderung  in  den  Vordergrund. 
Die  Sache  an  sich  ist  in  immer  neuen 
Variationen  ein  beliebtes  Motiv  der  ero- 
tischen Poesie.  Ich  erinnere  an  Ovid. 
amor.    I    10.     Tib.    I   4,    58  ff.    9.    7  ff. 

II  3,  49  ff.   4,  13  ft'.    Straton  ep.  XV. 

420.  carpat  hässliches  Wort,  vgl. 
'rupfen .  Vgl.  amor.  I  8,  91 :  et  soror 
et  mater,  nutrix  quoqiie  carpat  amantctn. 
Die  beste  Illustration,  wie  dies  geschieht, 
giebt  Prop.  II  16,  7;  quare,  si  sapis, 
oblates  ne  desere  t)iesses  et  stolidmn  pleno 
vellere  carpe  pecus;  deinde,  ubi  con- 
Humpto  restabit  mimere  pauper,  die  alias 
iteriim  naviget  lllyrias.  —  cupidi  die 
Begehrlichkeit  des  Mannes  erleichtert 
es  dem  Mädchen,  ihn  auszubeuten. 

421.  Der  iiistiior  ist  ein  Hausierer, 
den  uns  der  Dichter  hier  vorführt,  wie 
er  den  Damen  seine  Ware  vorlegt. 
Bekanntlich  blieb  es  dabei  nicht  immer, 
sondern  sein  Beruf  gab  ihm  Gelegenheit, 
zu  intimerer  Bekanntschaft.    Hör.  carm. 

III  6,  29:  scd  iussa  coram  non  sine 
conscio  suryit  marito,  seu  vocat  institor, 
seu  navis  Hispanae  magister  etc.  epod. 
17,  20:  0  nautis  multum  amata  et  in- 
stitoribns.  Ov.  rem.  am.  306:  institor 
heu  noctes,  quas  mihi  non  dat,  habet. 
Auch   discinctus  deutet  auf  die  Unge- 


zwungenheit des  Verkehrs;  vgl.  Prop. 
IV  2,  38. 

423.  sapere  ut  videaris  damit  du 
guten  Geschmack  erkennen  lässt.  Also 
bei  der  lieben  Eitelkeit  packt  ihn  das 
schlaue  Mädchen,  dass  er  sich  die  Ware 
nur  erst  einmal  ansieht. 

428.  littera  hier  eine  Schuldver- 
schreibung, didicisse  nämlich  Schreiben. 
Das  hast  du  nun  davon,  schreiben  zu 
können,  dass  du  einen  Schuldschein 
schreiben  musst. 

429.  Wie  wenn  ihr  Geburtstag 
wäre,  hat  sie  Kuchen  gebacken ,  mit 
dem  sie  dich  zum  Kaufe  verleiten  will. 
Demnach  war  auch  der  Geburtstags- 
kuchen schon  bei  den  Römern  üblich. 
Vgl.  trist.  III  13,   17.  —  Vgl.  zu  405. 

430.  Sie  hat  dann  eben  so  oft 
Geburtstag,  als  es  ihr  passt,  so  oft  sie 
etwas  haben  will. 

431.  mendaci  damno  sie  giebt  vor. 
etwas  verloren  zu  haben,  wie  z.  B.  den 
Stein  aus  dem  Ohrgehänge.  >!atürlich 
sollst  du  den  Verlust  ersetzen.  Vgl.  II 172. 

432.  Ohrringe  zu  tragen  war  ebenso 
in  Griechenland  [tviÖTia  etc.,  iÄiy.rfjoes) 
wie  in  Rom  bei  Frauen  und  Mädclien 
allgemein  üblich.  Siehe  Becker,Charikles-' 
I  309.  Gallus  ■'  III  279.  Tibull.  I  8,  39. 
Baumeister,  Denkmäler  II  p.  1047. 

433 f.  Ein  neuer  Kniff:  sie  borgen 
sich  etwas  von  dir,  was  du  nie  wieder 
sehen  wirst;  dann  hast  du  uoch  nicht 
einmal  Dank  davon. 


I  418—454. 


39 


Cum  totidem  ling'iiis  sint  satis  ora  decem. 

Gera  vadum  temptet  rasis  infusa  tabellis. 

Gera  tuae  primum  conscia  mentis  eat; 
Blanditias  ferat  illa  tiias  imitata([ue  amantiira 
440      Verba,  nee  exiguas,  qiiisqiiis  es,  adde  preces! 
Hectora  donavit  Priamo  prece  motiis  Achilles; 

Flectitur  iratus  voce  rogante  deus. 
Proinittas,  facito!  quid  enim  promittere  laedit? 

PoUicitis  dives  quilibet  esse  potest. 
445  Spes  tenet  in  tempus,  semel  est  si  credita,  longiim 

Illa  quidem  fallax,  sed  tarnen  apta  deast. 
Si  dederis  aliquid,  poteris  ratione  relinqui: 

Praeteritum  tulerit  perdideritque  nihil; 
At  quod  non  dederis,  semper  videare  daturus: 
450      Sic  dominum  sterilis  saepe  fefellit  ager, 
Sic,  ne  perdiderit,  non  cessat  perdere  lusor, 

Et  revocat  cupidas  alea  saepe  manus. 
Hoc  opus,  hie  labor  est,  primo  sine  munere  iungi: 

Ne  dederit  gratis,  quae  dedit,  usque  dabit. 


436.  'Nur  ein  zehnfacher  Mund  mit 
ebenso  vielen  Zung-en  würde  dazu  ge- 
njigen/  Die  Ausdrucksweise  ist  aus 
Homer  bekannt.  IL  11  488:  7cXi]d-vv 
8  ovx  UV  eyio  fivd'rjao/.iai  oi'S'  ovoftjvco^ 
ovS'  ei  fiot  dexa  fisr  yXcöaaatj  Sixa  Ss 
oTofiar  slev.  Interessant  ist  übrigens, 
wie  die  Zahl  durch  die  Uebertreibung- 
der  Modernen  wächst.  Homer  naiv 
redet  von  zehn  Zungen  und  so  hier 
Ovid;  an  einer  andern  Stelle  lässt  er 
die  Zahl  unbestimmt,  trist.  1 5,  54 :  si . . . 
pluraque  cum  llmjuis x>  l  u r  i  b  u  s  ora 
forent.  Vergil  setzt  die  Zahl  100  ein ;  ge. 
II  43:  mihi  si  linguae  centttni  sint 
oraque  centum  (so  auch  Aen.  VI  625). 
Ebenso  Claudian.  I  55:  mihi  centenis 
resoneiit  si  vocibus  ora  multifidusque 
riuit  centum  jyer  jKctora  Phoehus  (vgl. 
XXVIII  436),  und  endlich  der  Dichter 
des  Kirchenliedes  Joh.  Mentzer  singt: 
„0  dass  ich  tausend  Zungen  hätte 
und  einen  tausendfachen  Mund.'' 

437—458.  Vierte  Anweisung. 
Du  musst  es  verstehen,  Liebesbriefe 
zu  schreiben  und  in  ihnen  Schmei- 
cheleien und  Bitten  auszusprechen 
(— 442),aber  auch  mitVe  rsprechungen 
freigebig  umzugehen  ( — 454).  Reka- 
pitulation des  Gesagten  (—456)  und 
Bestätigung  durch  ein  prägnantes 
mythologisches  Beispiel  (—458). 

437.  Die  Wachstäfelchen  zu  solchen 


zärtlichen  Liebesbriefen  waren  meist 
sehr  zierlich,  sie  Messen  Vitelliani; 
vgl.  die  Erklärer  zu  Mart.  11  6,  6. 
XIV  8.  XIV  9:  quod  minimos  cernis, 
mitti  nos  credis  amicae.  —  Vgl.  auch 
ars  II  395. 

439,  amantnm  verba  vgl.  die  Einl. 
p.  XIX. 

441.  Die  Geschichte  ist  bekannt 
aus  Hom.  IL  XXIV.  Die  Bitten  des 
Priamos  liest  man  daselbst  V.  486—506 
Zwar  könnte  gerade  dieses  Beispiel 
nicht  passend  erscheinen,  da  Priamos 
bekanntlich  auch  Geschenke  für  Hektors 
Lösung  in  reicher  Menge  (228—235) 
mitnimmt;  indessen  sind  es  doch  die 
Bitten  des  greisen,  tiefunglücklichen 
Königs,  die  Achills  Herz  erweichen  (vgl. 
V.  .50^7). 

tenet  intransitiv,  anhalten.  Oft  bei 
Livius  (XXIII  44,  6:  imber  continens 
2)er  noctem  totam  usque  ad  horam  tertiam 
diei  insequentis  tenuit)  u.  s. 

446.  Ueber  spes  als  Göttin  vgl 
Preller  EM.^  II  253. 

447.  ratione  mit  gutem  Grunde, 
mit  Fug  und  Recht. 

450.    fcfelUt  zu  401. 

452.  Höchst  glückliche  Personifi- 
kation des  Würfels,  der  gleichsam  wie 
ein  böser  Geist  den  Spieler  immef  wieder 
anlockt. 

454.    „Denn  um  nicht  zu  verlieren 


40 


Ars  amatoria 


455  Ergo  eat  et  blandis  peraretur  littera  verbis 
Exploretqiie  animos  primaque  temptet  iter: 
Littera  Cydippen  pomo  perlata  fefellit, 
Insciaquest  verbis  capta  puella  suis. 

Disce  bonas  artes,  moneo,  Eomana  iuventus, 
460      Non  tantum  trepidos  ut  tueare  reos: 

Quam  populus  iudexque  gravis  lectusque  senatus, 

Tarn  dabit  eloquio  victa  puella  manus. 
Sed  lateant  vires,  nee  sis  in  fronte  disertus; 
Effugiant  voces  verba  molesta  tuae! 
465  Quis,  nisi  mentis  inops,  tenerae  declamat  amicae? 
*Saepe  Valens  odii  littera  causa  fuit. 
Sit  tibi  credibilis  sermo  consuetaque  verba, 
Blanda  tarnen,  praesens  ut  videare  loqui. 
Si  non  accipiet  scriptum  inlectumque  remittet, 
470      Lecturam  spera  propositumque  tene! 

Tempore  difficiles  veniunt  ad  aratra  iuvenci,* 


den  Gewinn  für  ihre  Gunst,  giebt  sie 
sich  weiter  hin."     Blümner. 

455.  peraretur  sehr  passend  und 
anschaulicli :  das  Wachs  wird  von  dem 
die  Buchstaben  einritzenden  st'üus  gleich- 
sam 'durchpflügt'. 

457.  Acontius  liebte  die  Cydippe. 
Um  sie  zu  gewinnen,  schrieb  er  auf 
einen  Apfel  die  Worte:  ich  schicöre  bei 
der  Diana,  class  ich  Akontius  zum 
Gatten  nehme  [ud  rfjv  "Agrefiiv  'A-Aoriiio 
ya/uovfiai).  Den  Apfel  rollte  er  zu  ihren 
Füssen;  sie  las  ahnungslos  {inscia)  die 
Aufschrift  laut  und  that  so  den  verhäng- 
nisvollen Schwur.  Kalliniachos  hatte  eine 
erzählende  Elegie  Kydippe  geschiieben. 
Vgl.  Aristaen.  ep.  I  10.  Ov.  her.  20 
u.  21.    Vgl.  Ribbeck  ED  II''  253. 

459 — 486.  Fünfte  Anweisung. 
Du  musst  dich  einer  ganz  eigenen 
erotischen  Beredsamkeit  befleissigen 
und  selbst  bei  einem  Misserfolge  nicht 
verzagen,  sondern  Beharrlichkeit 
zeigen. 

459.  Romana  iuventus  bildet  bei 
Ennius  mehrfach  den  Ausgang  des 
Hexameters:  vgl.  Zingerle,  Ovid  etc. 
II  7.  Vielleicht  kann  man  in  der  Ovid- 
stelle  eine  leise  Parodie  erblicken,  vgl. 
Hör.  sat.  II  2,  52. 

461.  Hübsch  ist  die  Wahl  der 
Beiworte:  der  Stand  der  Eichter  und 
Senatoren  bekommen  die  sie  zumal 
charakterisierenden  Attribute :  obwohl 
der  Eichter  streng,  der  Senat  auserlesen 


ist,  beugt  er  sich  der  Macht  der  Bered- 
samkeit: das  gilt  auch  vom  grossen 
Haufen ,  dem  thörichten  Volke ,  das 
gerade  dadurch,  dass  es  keines  Bei- 
worts gewürdigt  Avird,  am  besten  cha- 
rakterisiert wird. 

462.  dabit  manus  wird  sich  als 
überwunden  ergeben.  Aus  Caesar  und 
Cicero  bekannte  Redensart.  Ov.  her. 
17,  260 :  et  dabo  cundatas  tempore  victa 
manus. 

eloquio  als  beredt  erscheinen  dem 
Mädchen  natürlich  die  Worte,  da  sie 
blanditiae  und  verba  amantis  sind. 

465.  declamat  schreit  auf  sie  los, 
poltert,  in  hübschem  Contrast  zu  te- 
nerae amicae. 

470.  propositum  tene  vgl.  Hör. 
carm.  III  3,  1 :  iustum  et  tenacem  pro- 
positi  virum.  Caes.  B.C.  I  83,  3:  tali 
instructa  acie  tenere  uterque  propositum 
vidcbatur. 

471-478.  Die  eben  (470)  gegebene 
Aufforderung  wird  durch  sieben  kurz 
augedeutete  Beispiele,  darunter  zwei 
mythologische,  als  richtig  erwiesen.  — 
Dass  die  Zeit  alles  bewirkt,  ist  ein 
häufiger  Gemeinplatz  poetischer  Dar- 
stellung. Besonders  ausführlich  ist  der 
Gedanke  durchgeführt  von  Ovid  trist. 
IV  6. 

471,  Ovid.  1.  1.  1:  tempore  runcolae 
patiens  fit  taurus  aratri  praebet  et  in- 
curvo  colla  premenda  iugo.  Hör.  carm. 
II  5.    Tib.  I  4,  17. 


I  455—489. 


41 


Tempore  lenta  pati  frena  docentiir  equi; 
Ferreus  adsiduo  consumitur  aniüus  usu, 

Interit  adsidiia  vomer  aduncus  luimo. 
475  Quid  magis  est  saxo  durum,  quid  mollius  uuda? 

Dura  tarnen  molli  saxa  cavantur  aqua. 
Penelopen  ipsam,  persta  modo,  tempore  yinces; 

Capta  vides  sero  Pergama,  capta  tarnen. 
Legerit  et  nolit  rescribere,  cogere  noli: 
480       Tu  modo  blanditias  fac  legat  usque  tuas! 
Quae  voluit  legisse,  volet  rescribere  lectis: 

Per  numeros  venient  ista  gradusque  suos. 
Forsitan  et  prirao  veniet  tibi  littera  tristis, 

Quaeque  roget,  ne  se  sollicitare  velis: 
485  Quod  rogat  illa,  timet ;  quod  non  rogat,  optat,  ut  instes ; 

Insequere,  et  voti  postmodo  compos  eris! 

Interea  sive  illa  toro  resupina  feretur, 
Lecticam  dominae  dissimulanter  adi, 
Neve  aliquis  verbis  odiosas  offerat  auris, 


4:72.  Ov.  1. 1.  3:  tempore  paret  equus 
lentis  animosus  habenis,  et  placido  duros 
accipit  ore  liipos. 

473.  Vgl.  Lucr.  I  312.  Ov.  e  P. 
IV  10,  5. 

474.  Vgl.  e  P.  II  7,  43.  am.  I 
15,  31. 

475.  Tib.  14,  18:  longa  dies  molli 
saxa  peredit  aqua. 

477.  Penelope  wird  oft  als  Muster 
einer  keuschen  Frau  genannt.  Vgl. 
Arist.  thesm.  547  ff.  Dio  Chrys.  VII 
p.  115.  XV  p.  236.  Prop.  III  12,  38. 
Mart.  I  62.  Ov.  amor.  III  4,  23: 
Penelope  mansit,  quamvis  custode  care- 
bat,  inter  tot  iuvenes  intemerata  procos. 
Aehnlich  ist  übrigens  Hör.  sat.  II 5,  75  ff. 
In  der  ars  noch  II  355.  III  15.  — 
Vgl.  Rothstein  zu  Prop.  II  6,  23. 
Goethe,  Euphrosyne  V.  131 :  Pendopeia 
redet  zu  mir.    die   treuste  der  Weiber. 

478.  Vgl'Verg.  ecl.  1,  27:  libertas 
quae  sera,  tarnen  respexit  inertem.  Prop. 
III  4,  5. 

483—486.  Eine  hübsehe  Illustration 
giebt  der  Brief  der  Helena  an  Paris 
(heroid.  17). 

485.  Vgl.  Catull.  62,  36:  at  übet 
innuptis  ficto  te  carpere  questu;  quid 
tum.  si  carpunt,  tacita  quem  mente 
requirunt? 

487—504.  SechsteAnweisung. 
Du  musst  beständig  um  sie  herum  sein, 
dich    auf    Schritt    und    Tritt    ihr    an- 


schliessen  und  immerdar  ihr  wohlgefällig 
sein  und  reden. 

487.  Ueber  den  Gebrauch  der  Sänf- 
ten vgl.  die  ausführlichen  Nachweise  in 
ßeckel-s  Gallus  III*  2  ff.  torus  ist  die 
Matratze;  resupina  ist  passend,  denn 
die  lectica  ist  ein  Tragbett;  sie  imter- 
scheidet  sich  dadurch  von  der  sella,  die 
zum  Sitzen  eingerichtet  war  (Becker 
p.  8),  auch  malt  es  die  elegante  Lässig- 
lieit  der  mit  ihrer  graziösen  Lage  koket- 
tierenden Dame.  —  Für  die  hier  vor- 
liegende Situation  ist  es  wahrscheinlicher 
anzunehmen,  dass  es  sich  um  offene 
Sänften  handelt,  als  dass  die  Vorhänge 
der  geschlossenen  Sänfte  zurückge- 
schlagen seien,  so  dass  man  einen  Blick 
in  das  Innere  thun  durfte.  Solche  offenen 
Sänften  mögen  den  gefälligen  Damen 
recht  willkommen  gewesen  sein:  Cyn- 
thia  verbietet  ihrem  Geliebten  die  Unter- 
haltung mit  diesen  Damen  ausdrück- 
lich (Prop.  IV  8,  78).  Auch  galt  es 
nicht  für  anständig,  wenn  sich  Frauen 
in  offener  Sänfte  zeigten;  freilich  galt 
der  Mann  als  ein  Barbar,  der  es  seiner 
Frau  verbot,  vgl.  Senec.  de  benef.  I  9, 
S:  rusticus,  inhumanus  ac  mali  moris 
est,  si  quis  conixujem  suam  in  sella 
prostare  vetuit  et  vulgo  admissis  in- 
spectoribus  vehi  pierspicuam  undique. 
So  diente  auch  der  Gebrauch  der  Sänfte 
der  koketten  Eitelkeit  der  Frauen :  vgl. 
Friedländer,  Sittengeschichte  I  438. 
488.    dissimulanter  unauffällig. 


42 


Ars  amatoria 


490       Quam  potes,  ambiguis  callidus  abde  notis/'  . 
Seu  pedibus  vacuis  illi  spatiosa  teretur 

Porticus,  hie  socias  tu  quoque  iunge  moras 
Et  modo  praecedas  facito,  modo  terg-a  sequaris 

Et  modo  festines  et  modo  lentus  easi 
495  Nee  tibi  de  mediis  aliquot  transire  columnas 

Sit  pudor  aut  lateri  continuasse  latus, 
Nee  sine  te  curvo  sedeat  speeiosa  theatro; 

Quod  speetes,  umeris  adferet  illa  suis. 
Illam  respieias.  illam  mirere  licebit, 
500       Multa  supereilio,  multa  loquare  notis; 
Et  plaudas,  aliquam  raimo  saltante  puellam, 

Et  faveas  illi,  quisquis  agatur  amans. 
Cum  surgit,  surges;  donec  sedet  illa,  sedebis: 

Arbitrio  dominae  tempora  perde  tuae! 

505  Sed  tibi  nee  ferro  placeat  torquere  capillos, 
Nee  tua  mordaci  pumiee  erura  teras:  . 


490.  notis  wohl  vom  Minenspiel 
zu  verstehen:  vgl.  II  543.  549.  Zu 
III  514. 

492  flf.  Mit  dieser  Aufzählung  von 
Gelegenheiten,  beständig  um  die  domina 
sein  zu  können,  vgl.  Prop.  IV  8,  75: 
(Cynthias  Verbot)  tu  neque  Pompeia 
spatiabere  cidtus  in  umbra,  nee  cum 
lascivum  sternet  arena  forum,  colla 
cave  inflectas  ad  summum  obliqua  thea- 
trum  mit  lectica  tuae  sudcf  aperta  morae. 

491 — 496.  Die  porticus.  lieber  die 
Gefährlichkeit  dieser  Promenaden  vgl. 
zu  67. 

491.  pedibus  caciiis  'mit  müssigem 
Fuss'. 

spatiosa  geräumig,  zu  67. 

492.  moras  so  heissen  auch  bei 
Properz  1.  1.  diese  Unterhaltungen  des 
Liebenden  mit  der  domina,  während  er 
ihre  Sänfte  begleitet. 

495.  Der  Ausdruck  ist  nicht  ganz 
klar.  'Einige  Säulen  aus  der  Mitte  (an 
ihr)  vorüberzugehen'  kann  doch  nur, 
wie  der  Gegensatz  nut  lateri  continu- 
asse latus  andeutet,  heissen:  wenn  es 
die  Situation  erfordert,  darf  es  dir  nicht 
peinlich  sein,  eine  Distanz  von  einigen 
Säulen  zwischen  eucli  zu  lassen. 

497—504.    Die  Theater.  Vgl.  zu  89. 

497.  sp>cciosa  bezieht  sich  nicht 
sowohl  auf  die  Toilette  (zu  97)  sondern 
bezeichnet  die  auffallende  Schönheit 
selbst. 


500.  notis  zu  490. 

501.  Ovid  meint  Pantomimen,  über 
die  zu  vgl.  Friedländer,  Sittengeschichte 
II  406  ff.  Hier  wurden  auch  die  weib- 
lichen Rollen  von  männlichen  Schau- 
spielern gegeben;  aber  gerade  dabei 
bot  sich  reichlich  Gelegenheit,  alle  Künste 
der  Verführung  zu  entfalten.  Vgl.  z.  B. 
Juveu.  II  6,  63  ff.  (Bathyllus  die  Leda 
tanzend). 

505—524.  Siebente  Anwei- 
sung. Du  musst  dich  ebenso  vor 
stutzerhafter  Eitelkeit  hüten  wie 
nach  Sauberkeit  streben  und  darfst 
dieRegeln  anstä  ndiger  Toilette 
nicht  ausser  Acht  lassen. 

505.  Das  Brenneisen  (calamistrum), 
mit  dem  sich  die  Modegigerl  die  Haare 
kräuseln  liessen,  ist  schon  aus  Plautus 
bekannt:  vgl.  z.  B.  asin.  III  3  37: 
cinaede  calamistrate.  eure.  IV  4,  21. 
Auch  Cicero  ereifert  sich  wiederholt 
über  diese  Sitte.  Vgl.  pro  red.  5:  cin- 
cinuatus  ganco.  pro  Sest.  8:  U7iguentis 
adfluens,  calamistrata  conin.  Petron. 
102:  crines  calamistro  convertere. 

506.  Eine  zweite  geckenhafte  Al- 
bernheit: man  beseitigte  teils  durch 
hierzu  bestimmt  präparierte  Pflaster 
(.luv.  III  8,  114),  teils  durch  Ausreissen 
(IV  11,  157)  überflüssige  Haare,  worauf 
die  Haut  mit  Bimstein  geglättet  wurde. 
Das  uon  plus  ultra  hierin  leistet  bei 
Martial  (IX  27)  der  famose  Chrestus, 
vgl.  zumal  V.  4:  ncc  vivat  ullus  iti  tuo 


I  490—414. 


43 


Ista  iuhe  faciant,  quorum  Cybeleia  mater 
Concinitur  Phrygiis  exululata  modis! 

Forma  viros  neclecta  decet:  Minoida  Tlieseus 
510       Abstiilit  a  iiiüla  tempora  comptus  acu; 

Hippolytum  Phaedra,  nee  erat  bene  cultus,  amavit; 
Cura  deae  silvis  aptus  Adonis  erat. 

Muiiditie  placeant:  fuscentur  corpora  Campo, 
Sit  bene  conveniens  et  sine  labe  toga; 


pihis  crure.  Die  Tarentiner  sollen  diese 
Unsitte  eingeführt  haben  (Athen.  XII 
522  (1).  Vgl.  auch  Becker  Gallus  *  III 
241.  Uebrigens  war  dieses  Entfernen 
der  Haare  besonders  bei  Lieblingssklaven 
Mode,  denen  man  dadurch  ein  zartes 
und  weibliches  Aussehen  verleihen  wollte. 
Vgl.  zu  520. 

507.  Das  überlass  weibischen  Män- 
nern wie  den  Galli,  den  entmannten 
Priestern  der  Cybele.  Der  orgiastische, 
rauschende  Kultus  der  Kvßihj,  der  uralt 
ist  und  zumal  in  Phrygien  (v.  508) 
ausgebildet  wurde,  war  schon  sehr  früh 
zu  den  Griechen  gekommen  (vgl.  hymn. 
hora.  th  fit]Tf^a  x^ieo/i' {14:),  Pind.  fr.  80; 
95  (63),  Pyth.  III  78)  und  _  gelangte 
nach  Rom  im  2.  punischen  Kriege  (vgl. 
Liv.  XXIX  10  ff.  Ovid.  fast.  IV  179  ff.). 
Bekannte  Schilderungen  sind  die  von 
Lucrez  (II  610  ff.)  und  CatuU  (c.  63). 
Varro  sat.  M.  p.  132  R.  Mehr  s.  bei 
EUis  in  der  Einl.  zu  Cat.  63.  Preller, 
GrM_^  I  638  ff. 

508.  exahdata  das  eigentliche  Wort 
bei  diesem  und  dem  Bacchuskult.  Ca- 
tuU. 63,  24:  ^ihi  sacra  sancia  acutis 
ululaübus  agitant.  Ov.  fast.  IV  341 : 
exululant  comites,  furiosaque  tibia  fla- 
hir,  et  feriunt  niolles  taurea  terga 
manus. 

509.  Minoida  die  Tochter  des  Minos, 
Ariadne.  Die  Geschichte  von  der  Liebe 
des  Theseus  und  der  Ariadne  ist  aus 
Poesie  und  bildender  Kunst  allgemein 
bekannt.  Theseus  erscheint  als  Ver- 
treter der  Mannesschönheit,  die  keine 
Toilettekünste  mehr  nötig  hat.  Als 
Beispiel  von  solchen  wird  510  die  Be- 
handlung des  Haares  durch  die  Nadel 
angeführt.  Geraeint  ist  die  acus  coma- 
ioria  (Petron.  21)  oder  crinalis  (Apul. 
met.  VIII  13),  mit  der  die  Frauen  die 
Haarwülste  zusammenhielten.  V^gl.  Böt- 
tiger, Sabina  11  128.  143. 

511.  Hippolijtus  und  Fhacdra  zu  338. 

nee   erat   bene   cultus   sie   schreibt 

ihm   darüber   selbst  (her.   4,   75):   sint 


procul  a  nobis  iuvenes ut  femina  compti! 
Fine  coli  moäico  forma  virilis  amal. 
Te  tuus  iste  rigor  2>ositique  sine  arte 
capilli  et  levis  egregio  pulvis  in  ore  decet. 

512.  Venus  und  Adojiis  zu  75. 
cura  in  der  bekannten  Bedeutung 

'  Liebessorge'  und  dannGegeustand  dieser. 
Vgl.  555.  Verg.  Aen.  IV  1:  at  regina 
gravi  iamduduni  saucia  cura  volmis  alit 
venis.  Prop.  I  10,  17.  Verg.  ecl.  10 
22:  tua  cura,  Lycoris. 

silvis  aptus  Theoer.  1,  109:  logaio^- 
'/cüScot'is .  trctl  y.nl  uäXa  vofj-EvEi ,  xa'i 
TCTcöy.ng  ßäkXei   y.al  ■d'rjpiac  TzdvTa  Sccoaei. 

513.  munditie]  mundities  (iiud  mun- 
ditia)  ist  das  schmucke,  saubere  Aeussere, 
gleichweit  entfernt  von  eiteler  Putz- 
sucht wie  tadelnswerter  Lässigkeit. 
Mundities  ist  es  auch,  wodurch  —  wie 
hier  die  Frauen  —  so  ars  III  133  die 
Männer  gewonnen  werden.  Das  weiss 
auch  die  blonde  Pyrrha  in  der  Ro.sen- 
grotte  bei  Horaz  (carm.  I  5,  5:  simplex 
munditiis). 

513.  fuscentur  wenn  dem  Jüng- 
linge die  Haut  auf  dem  Campus  Martins 
braun  gebrannt  ist,  so  ist  das  gleich- 
zeitig ein  Beweis,  dass  er  sich  in 
jugendlichem  Spiel  und  Kampf  dort 
umhertummelt.  Darauf  kommt  es  aber 
wesentlich  au,  denn  das  gefällt  den 
Mädchen  (vgl.  z.  B.  Hör.  carm.  III  12, 
7  ff.).  Die  Uebungen  und  Spiele  auf 
dem  Marsfelde  sind  bekannt,  vgl.  ars 
III  385,  Hör.  carm.  I  8.  Stat.  silv.  V 
2,  113  ff.  Dabei  mochte  denn  die  Sonne 
dem  Jüngling  die  Haut  tüchtig  ver- 
brennen, war  doch  das  Marsfeld  der 
Sonne  sehr  ausgesetzt  [campus  apricus 
Hör.  carm.  I  8,  3  und  oft),  campus 
steht  häufig  ohne  das  Attribut  Martius ; 
in  der  ars  noch  III  385,  Hör.  carm.  1 
8,  4,  III  1,  11,  auch  in  der  Prosa,  z.  B. 
Cic.  Cat.  2,  1. 

514.  conveniens  'passend'. 

labe  ohne  Flecken,  'ohne  Unthät- 
chen,  vgl.  Hör.  ep.  TI  1,  235:  labem 
remittunt  airauicnta. 


44 


Ars  amatoria 


515  Linguam  ne  rigeant;  careant  rubigine  dentes; 

Nee  vagus  in  laxa  pes  tibi  pelle  iiatet, 
Nee  male  deformet  rigidos  toiisiira  capillos; 

Sit  eoma,  sit  seita  barba  resecta  manu; 
Et  nihil  emineant  et  sint  sine  sordibus  ungues, 
520       Inque  eava  nullus  stet  tibi  nare  piliis; 
Nee  male  odorati  sit  tristis  anhelitus  oris, 

Nee  laedat  naris  virque  paterque  gregis! 
Cetera  laseivae  faeiant,  eoneede,  puellae 

Et  siqiiis  male  vir  quaerit  habere  wum! 


515.  rigeant  wird  deutlich  aus  met. 
IX  567 :  lingiiam  dcfecerat  umor.  Vgl. 
Verg.  ge.  III  508:  aspera  lingua. 

rubigine  vgl.  met.  II  776:  livent 
rubigine  dentes  (von  der  Invidia).  Als 
positive  Forderung  ergiebt  sich  mithin 
die  vom  Anstandsgefühl  aus  selbst- 
verständliche Vorschrift,  die  Zähne  sorg- 
fältig zu  putzen;  vgl.  III  216.  Der 
Gebrauch  des  Zahnpulvers  [dentifricium) 
war  dabei  ganz  üblich,  vgl.  Mart. 
XIV  56. 

516.  Auch  den  Griechen  galt  es  als 
Zeichen  mangelnder  Bildung,  fiei^o-)  rov 
TToiüoi  rd  vTcoSjquara  cfootlv  (Theophr. 
char.  4).  Vgl.  auch  Luc.  pro  imag.  10 : 
firjoe  V7CIQ  Tov  TtoSa  lario  x6  vTXÖdrjfiu. 
Auch  Plato  redet  (Hipp.  m.  p.  294)  von 

vTioÖrjfiuTU  OLQ /Liorro  i^T a.  Proj).  II  29, 
40:  prosilit  in  laxa  nixa  pedem  solea. 
Hör.  sat.  13,  31:  male  lojcns  in  pede 
calceus  haeref.  Das  Bild,  das  Ovid  an- 
wendet, steht  schon  bei  Aristophanes, 
vgl.  equit.  321:  eveov  tv  rars  eußdaiv. 
Wir  wenden  es  anders:  'die  Schuhe 
seien  nicht  so  weit  wie  Kähne  über- 
setzt ßlümner.  —  pelle  Metonj'mie:  der 
Stoff  für  das  daraus  Gefertigte,  vgl. 
Hor.^sat.  I  6,  27. 

517.  mala  tonsura  im  Gegensatz 
zu  dem  Inhalt  des  folgenden  Verses. 
Vielleicht  kann  man  an  unvollständiges 
Wegnehmen  des  Haares  denken,  vgl. 
Sen.  ep.  114.  Natürlicher  aber  erscheint 
der  einfache  Gegensatz  zu  scita  manu. 
—  Uebrigens  ist  rigidos  nicht  einfaclies 
cpitheton  ornans,  sondern  wird  ebenso 
wie  der  ganze  Vers  negiert. 

518.  Anklang  trist.  V  7,  18:  non 
coma,  non  ulla  barba  resecta  mann. 

519.  Auch  sorgfältige  Nagelpflege 
war  ein  wesentliches  Erfordernis  der 
Bildung.  niJdl  emineant,  d.  h.  sie 
sollen  gut  verschnitten  sein,  eine 
mehrfach  bezeugte  Austandsregel,  vgl. 


Theophr.  char.  26:  dy.^tßcos  aTicDvvxta- 
/Lievos,  Wer  die  Nägel  zu  lang  wachsen 
lässt,  gilt  als  unfein  (ib.  char.  19).  In 
der  Regel  überliess  man  die  Pflege  der 
Nägel  dem  tonsor,  vgl.  Plaut,  aulul. 
U  4,  33. 

520.  Solche  unschöne  Haare  wurden 
mit  der  volsella  ausgerissen,  vgl.  Plaut, 
curcul.  577.  Mart.  IX  27,  5.  Poll. 
VII  165.     (Dazu  Dindorf  V  1  p.  476f.) 

ö2l.  Um  den  Atem  wohlriechend 
zu  macheu ,  bediente  man  sich  der 
pastilli,  Mundpillen,  wie  sie  Horaz  er- 
wähnt (sat.  I  2,  27).  Vgl.  Mart.  I  87,  1: 
ne  gravis  hesterno  fragres,  Fescennia, 
vino,  2^astillos    Cosmi  luxuriosa  voras. 

522.  virque  paterque  gregis  gemeint 
ist  der  hircus,  der  hässliche  Schweiss- 
geruch  unter  den  Achseln,  der  wieder- 
holt mit  ästhetischem  Abscheu  erwähnt 
wird;  ars  III  193:  quam paene  admonui, 
ne  trux  caper  iret  in  alas.  Catull. 
71,  1 :  sacer  alarum  hirais.  69,  6 : 
valle  sub  alarum  trux  habitare  caper. 
Hör.  sat.  12,  27 :  pastillos  Rupllus  oh-f, 
Gargonius  hircuin.  epist.  I  5,  29:  scd 
nimis  arta  premunt  olidae  convivia 
caprae.  epod.  12,  5:  polypus  an  gravis 
hirsutis  cubet  hircus  i)i  alis.  Zu  dem 
Ausdruck  virque  paterque  vgl.  Theokr. 

8,   49 :   ciJ  r^dys.  tuv  Xevy.äv  uiyiZv  uvtn. 

Verg.  ecl.  7,  7 :  vir  gregis  ipse  caper 
deerraverat.  Hör.  carm.  I  17,  7 :  olentis 
uxores  mariti.  Ov.  fast.  1 334 :  lanigerue 
coniuge  ovis.    Vgl.  unten  II  486. 

523.  laseivae  mutwillig,  üppig, 
häufiges  Beiwort  der  Mädchen  in  der 
römischen  Poesie.  Verg.  ecl.  3,  64: 
malo  me  Galatea  petit,  lasciva  pu,eria. 
Ov.  met.  XIII  791:  (Galatea)  splendidior 
vitro,  tenero  lascivior  haedo. 

524.  D.  h.  die  nicht  wahre  Männer 
sind,  sondern  absurd  [male)  weiblich 
fühlen  und  nach  männlicher  Liebe  ver- 
langen.   Vgl.  II  683. 


I  515-528. 


45 


525  Ecce,  simra  vatem  Liber  vocat:  hie  quoque  amantis 
Adiuvat  et  flammae,  qua  calet  ipse,  favet. 
Gnosis  in  ignotis  amens  errabat  liarenis. 
Qua  brevis  aequoreis  Dia  feritur  aquis, 


5^^G30,  Achte  Anweisung". 
Du  inusst  die  günstige  Gelegenheit,  die 
ein  Gelage  bietet,  geschickt  auszunützen 
wissen.  Ist  doch  Bacchus  selbst  der 
Liebe  hold,  wie  er  bewies,  da  er  sein 
Herz  der  schönen  Ariadne  zuwendete. 
Daher  erzählt  der  künftige  Epiker  ihre 
Geschichte,  ihre  Verlassenheit  auf  Dia, 
das  Nahen  des  bacchischen  Zuges  und 
ihre  Vermählung  mit  dem  Gotte  ( — 564). 
Du  musst  also  Bacchus  um  seinen  Schutz 
bitten  (—568),  seine  Gabe  bietet  dir 
alle  möglichen  Gelegenheiten,  deine 
Liebe  zu  fördern  (—578).  Du  musst 
dich  auch  mit  dem  vir  deiner  puella 
gut  stehen  ( — 588).  Trinke  nicht  zu 
viel,  denke  an  das  böse  Beispiel  des 
Eurytion;  hingegen  zeige  deine  gesell- 
schaftlichen Talente.  Erheuchelte  Trun- 
kenheit aber  kann  dir  nützen,  du  kannst 
mit  ihr  dein  zu  kühnes  Benehmen  leicht 
entschuldigen  ( — 6ü2).  Ist  dann  das 
convivium  zu  Ende,  dann  weiche  nicht 
von  der  Erwählten  deines  Herzens :  jetzt 
ist  es  Zeit,  Beredsamkeit  zu  entfalten, 
spiele  die  Rolle  des  sterblich  Verliebten, 
erobere  ihre  Gunst,  indem  du  ihr 
schmeichelst  und  ihre  Schönheit  lobst, 
denn  eitel  sind  sie  ja  alle:  Göttinnen 
selbst  gaben  das  Beispiel ,  und  in  der 
Natur  ist  es  nicht  anders  (—630). 

525,  Liber  ist  ursprünglich  ein 
altitalischer  Gott;  der  Name  wird  ge- 
wöhnlich mit  der  Freiheit  und  Aus- 
gelassenheit seines  Kultes  in  Verbindung 
gebracht.  Er  wurde  dann  mit  Bacchus 
identificiert  und  erscheint  bei  denDichtern 
an  seiner  Stelle.  Preller  RM  II  47. 
In  der  ars  noch  III  101.  Cic  de  nat. 
deor.  II  62.  Hör.  ep.  II  1,  5.  Ihm 
feierte  man  das  Fest  der  Liberalia, 
beschrieben  von  Ovid  fast.  III  713  -790. 

suum  vatem  an  sich  schon  ist  der 
Dichter  vates  Bacchi,  des  die  Dichter 
begeisternden  Gottes  (vgl.  III  348.  Hör. 
carm.  II  19,  6.  Ov.  amor.  III  15,  17 
u.  0.),  aber  hier  besonders,  da  er  die 
Liebe  des  Bacchus  besingt.  Vgl.  fast. 
III  714:  Bacxhe,  f'ave  vati,  dum  tua 
festa  cano. 

vocat  der  Gott  selbst  ruft  seinen 
Sänger,  treibt  ihn  unmittelbar  an.    Hör. 


carm.  III  25,  1:  qxio  me,  Bacche,  rapis 
tili  plenum ? 

526.  Vgl.  oben  231  ff. 

qua  calet  ipse  in  erotischem  Spiel 
führt  ihn  z.  B.  Nonnus  vor,  wo  er 
(42,  70)  ywaif-iavYis  heisst.  Auch  Froperz 
weiss,  dass  Bacchus  in  der  Liebe  nicht 
unerfahren  ist ;  III  17 ,  7 :  te  quoque 
enim  no)i  esse  rüdem  testatur  in  astris 
lyncibus  ad  caelum  vecta  Ariadna  tuis. 

527.  Die  Geschichte  der  von  Theseus 
verlassenen  Ariadne  und  ihr  Liebesbund 
mit  Dionysos  ist  reich  an  dichterischen 
Schönheiten  und  daher  von  der  Poesie 
ebenso  wie  von  der  bildenden  Kunst 
häutig  dargestellt.  Die  Entführung  der 
kretischen  Königstochter  durch  Theseus 
kennt  schon  Homer  (Od.  XI  323) ,  bei 
dem  sie  durch  das  Geschoss  der  Artemis 

stirbt _////  iv  afi(fn)vrri  ^ lov vaovfiaQTVQir^- 

(uv  (325).  Ueber  weitere  Darstellungen 
der  Sage,  z.  B.  durch  Hesiod,  Jon,  Paeon 
ist  lehrreich  Flut.  Thes.  20.  Der  erste 
Dichter,  der  danach  von  der  Flucht  des 
Theseus  erzählt,  ist  ApoUonius  Rhodius 
(IV  425  ft.)  Vgl.  Theoer.  2,  45:  oaaov 
■Jioy.ti.    (:)r]aea    tfavTi    ev    jJtu     Xaod'i]fj,£v 

ivTtXoy.dfiia  'A^itidfag.  Gelegentliche  An- 
deutungen finden  sich  bei  römischen 
Dichtern  sehr  zahlreich;  von  ausführ- 
lichen Darstellungen  sei  erinnert  an 
Catull.  64,  52  ff.  Ovid.  heroid.  10.  Vgl. 
auch  Ov.  fast.  III  459  ö'.  ars  III  35  f. 
157  f.  457  f.  Weiter  vgl.  Welcker, 
griech.  Götterlehre  II  591  ff.  Preller, 
Gr.  M.  I«  559  f. 

Gnosis  zu  v.  293.  In  der  ars  noch 
III  1.58. 

amens  vor  Liebesleidenschaft  und 
getäuschten  Hofifnungen;  vgl.  Catull. 
64,  54:  indomitos  in  corde yerens  Ariadna 
f'urores.    ib.  197:   amenti  caeca  furore. 

liarenis  so  auch  fast.  III  472.  her. 
10,  20.     Catull.  64,  57  etc. 

528.  Dia  wird  in  diesem  Zusammen- 
hange meist  von  den  Dichtern  genannt, 
die  jedoch  die  Lage  der  Insel  (Hom. 
Od.  XI  325:  ^itj  ev  dficpifjvru)  zunächst 
unbestimmt  lassen  und  nur  ihre  ungast- 
liche Einsamkeit  hervorheben.  Apoll. 
Rhod.  IV  434  (dazu  den  Scholiasten). 
Theoer.  2,  46.    Cat.  64,   52.    121.     Ov. 


46 


Ars  amatoria 


Utque  erat  e  somno  tunica  velata  recincta, 
530      Xuda  pedem,  croceas  iiirelig-ata  comas. 
Thesea  crudelem  surdas  clamabat  ad  undas 

Indigno  teueras  imbre  rigante  genas. 
Clamabat  flebatque  simul;  sed  utrumque  decebat: 
Non  factast  lacrimis  turpior  illa  suis. 
535  lanique  iterum  tundens  mollissima  pectora  palmis 
Terfidus  ille  abiitl  quid  mihi  fiet?'  ait. 
'Quid  mihi  fiet?"  ait:  sonuerunt  cymbala  toto 


met.  III  597.  VIII  174.  Seit  Kalli- 
machos  wurde  sie  mit  Naxos  identificiert : 
fr.  163:  t>^  —l'l,,  To  yäofoy.e  Tccü.antooi' 
ouvoua  Nc(i(p.  So  dann  Properz  (III  17, 
27),  Ovid  (met.  III  636)  u.  andere. 
Vgl.  darüber  Bursian,  Geogr.  v.  Gr. 
II  560.  Preller,  Gr.  M.  I  ^  559.  —  ferihir 
auch  CatuU  (64,  52)  erwähnt  das  finenü- 
sonum  litus  der  Insel  Dia. 

529.  e  somno  Catull.  v.  56:  iitpote 
fallaci  que  tunc  primuni  excita  somno. 
Ot.  her.  10,  5  ff. 

Die  in  der  Erregung  in  Unordnung 
geratene  Kleidung  wird  in  diesem  Zu- 
sammenhange auch  sonst  erwähnt.  Z.  B. 
Catull.  V.  63:  no)i  flava  retinens  subtilem 
vertice  mitram ,  non  contecfa  levi  velatum 
pectiis  amict.u,  non  tcreti  strophio  laclenüs 
vincfa  jMjnllas,  oninia  quactoto  delajjsa 
e  corjwre passini  ipsius  ante pcdes  flncfus 
salis  adludebant. 

tunica  velata  recincta  der  Versaus- 
gang auch  fast.  III  645. 

530.  nuda  pedem  Catull.  v.  129: 
mollia  nudatae  toUentem  teijmina  surae. 

inrelcgata  Ov.  her.  10, 16 :  utque  erat 
c  somno  turbida,  rapta  coniast. 

croceas  Ariadne  wird  oft  ^avd-i] 
genannt.  Hes.  theog.  947:  yovaoy.ofir^s 
de  ^KÖvvaoi  ^avd'rji'  'A^idd'prjv^  y.oior^i' 
Mivojos^  ß'aXaofiVTtoii^aux' äy.oiriv.  Catull. 

V.  63.  Das  blonde  Haar  Avar  von  den 
Alten  sehr  geschätzt.  Vgl.  bei  Homer 
Sar&ög.  Pind.  Nem.  lÖ,  7:  iard-d 
rlavy.äJTiig.      ElU".    Med.    1141 :     iavd-ov 

xd^a  TiaiScor.  Iph.  Aul.  225.  Theocr. 
13,  36 :  "}V.«=  ö  ia,,J6i.  17,  103.  18,  1 : 
^av&ÖTot/i.  Tido  MtvaXdip.  (\\.  III  284). 
LougUS  past.  114,  1:  ßkeTteTai  fioi  rcun 
P.evy.Os    <w»    ydX.a ,    ^ai'd'ds    ü)S    ttvo    (vom 

kleinen  Eros).  Hör.  carm.  I  5,  4:  cui 
flavam  religas  comatn.  Ov.  her.  4,  72.  u.  ö. 
531  ff.  Ihre  Klagen  liest  man  bei 
Catull.  64,  132-201.  ^Ov.  her.  10.  35 f. 
56 ff.  Vgl.  fast.  III  473:  dicebam, 
memini,  periure  et  perfide  Thesen.  — 


Thesea  crudelem  entspricht  der  direkten 
Rede  Thesen  crudelis.  So  Verg.  ecl. 
5,  23:  atque  deos  atquc  astra  vocat 
crudeiia  mater.  georg.  IV  356:  fe 
crudelem  nomine  dicit.  Prop.  18,  16: 
crudelem  infesta  saepe  vocarc  manu. 
Vgl.  Theokr.  8,  73.  Aber  auch  direkte 
Rede  kommt  in  solchem  Falle  vor.  Verg. 
ecl.  3,  79:  et  longum  ..formonse,  vale, 
vale'\  inquit,  „lolla'' !  6,  44.  Ov.  met. 
III  501.    ars  I  701. 

532.  indigno  wird  zumal  durch 
teneras  erklärt,  was  gleichzeitig  wieder 
einen  schönen,  das  Mitleid  mit  der  armen 
Verlassenen  steigernden  Contrast  ei- 
giebt:  weil  die  Wangen  so  zart  sind, 
verdienen  sie  nicht,  von  Thränen  be- 
netzt zu  werden.  Derartiges  ist  häufig. 
Eine  ähnliche  Wirkung  hat  das  Demini- 
tivum,  z.  B.  bei  Catull.  3,  17 :  tua  nunc 
opera  meae  puellae  flendo  turgidnli  ru- 
bent  ocelli.  Das  'thränenfeuchte  Ant- 
litz' auch  bei  Catull.  64,  131 :  frigidulos 
udo  singult^is  ore  cientem. 

imbre  bekanntes  schönes  Bild.  Vgl. 
Ov.  trist.  13,  18:    imbre  per    indignas 
usque  cadente  genas.     III  2,  19.  IV  1, 
98:  inque  sinum  maestae  labitur  imber- 
aquae. 

535.  Das  Schlagen  der  Brust  ist 
ein  bekanntes  Zeichen  von  Trauer, 
Schmerz,  Verzweiflung.  Aesch.  Choepb. 
23  mit  der  Note  von  Klausen.  —  mol- 
lissima Avieder  pathetisch  das  Mitleid 
steigernd ;  zu  532.  Ausserdem  ist  es 
ständiges  Rüstzeug  der  Poesie,  die  Brust 
des  Mädchens  mit  irgend  einem  ästhe- 
tisch schönen  Beiwort  auszuzeichnen. 
Vgl.  Cat.  55,  12.  Rufinus  (AP  V  59). 
Theocr.  27,  49.     Apul.  met.  X  21  u.  o. 

536.  perfidus  zu  v.  531. 

537.  Die  Wiederholung  der  Frage 
malt  sehr  hübsch  das  Hoffnungslose, 
Verzweiflungsvolle  ihrer  La^e,  in  die 
dann  plötzlich,  ganz  mit  einem  Male 
(Asyndeton,  vorausgesteUtes  sonuerunt) 


1  529—545. 


47 


Litore  et  adtonita  tympana  pulsa  manu.  ^ 
Excidit  illa  metu  rupitque  novissima  rerba; 
540       Nullus  in  exanimi  corpore  sanguis  erat. 
Ecce  Miraallonides  sparsis  in  terga  capillis, 

Ecce  leves  Satyri,  praevia  turba  dei, 
Ebrius  ecce  senex:  pando  Silenus  asello 
Vix  sedet  et  pressas  continet  arte  i^bas; 
545  Dum  sequitur  Bacchas,  Bacchae  fugiuntque  petuntque, 


das  Erscheinen  des  Gottes  fällt,  das  sie 
zunächst  mit  neuer  Furcht  erfüllt. 

Die  Beschreibung  des  bacchischen 
Zuges  beginnt  sehr  passend  mit  der 
Erwähnung  der  rauschenden  Musik : 
zunächst  ist  der  Zug  noch  nicht  ganz 
nahe,  aber  er  kündet  sich  an  durch  die 
Cymljeln,  Pauken  und  dgl. 

cymhala  meist  im  JPlural,  denn  es 
sind  zwei  hohle  [cava  Catull.  63,  29, 
vgl.  ars  n  610).  Halbkugelu  aus  Metall, 
die  mit  grossem  Schalle  auf  einander 
geschlagen  wurden.  \s:\.  Ov.  met.  III 
532  mit  Haupts  Note.  ^Liv.  XXXIX  8, 
8:  oceulebat  vim,  quod  prae  uluhitibus 
tympauorin)ique  et  cymhalornm  strepitu 
nulla  vox  quirifantium  inter  stupra  et 
caedes  exaudiri  potcrat.  Prop.  III  18, 
6:  cymhala  Thebnno  concrepuere  deo. 

538.  tympana  sind  besonders  im 
Dienste  der  Cybele  und  des  Dionysos  hei- 
mische Musikinstrumente,  Handpauken 
mit  hohlem  (Ov.  met.  XII  481),  halb- 
rundgewölbtem Schallboden,  mit  Leder 
überzogen.  Eur.  Hei.  1346 :  yah/.ov  Ö' 
avSdv  x&oviav  rvTiavä  t  e}.aße  ßvQOo- 
TSVTJ.  Bacch.   124  :  ßvoaorovov  y.vyJ.cofia. 

Ov.  met.  IV  29.  391.  XI  17.  Nicht 
eigentlich  die  manus  ist  adtonita  (ver- 
zückt) ;  aber  nicht  unpassend  wird  das 
Epitheton  demjenigen  Körperteile  zu- 
gefügt, in  dessen  Thätigkeit  sich  die 
Verzücktheit  offenbart ;  vgl.  li  610 : 
vaesanis   ictihus. 

539.  novissima  vcrba  die  letzten 
Worte,  da  sie  vor  Angst  zu  sterben 
meint.  Vgl.  Catull.  64,  130:  atque  haec 
extremis  maestam  dixisse  quereiis 
(vgl.  Prop.  III  7,  55).  Verg.  Aeu.  IV 
650:  dixitque  novissima  vcrba. 

540.  Vgl.  Ov.  met.  ni  39:  san- 
guisque  relinquit  corpus  et  attonitos 
subitus  tremor  occupat  artus. 

541.  MtfiaXAoiei  heisseu  die  Bac- 
chantinnen. Die  Etymologie  des  Wortes 
ist  ungewiss,  wahrscheinlich  mit  fttico, 
ftatfiuM  zusammenhängend.  Vgl.  Athen. 
V  198  c:    fisTO.    8e    xavta    Maxerai,    al 


y.aXovfisvai  Mifia/.köves ,  yial  BaaaÜQui 
y.al  Avdai ,  y.aTay.e%vftivai  ras  TQiy/ts 
y.ai  EOTECfavioukvaL  Tives  ueP  orfsaiv^  al 
Se  fiilrtii  y.al  dfiTTtXco    xal  xiaocö.      Stat. 

Theb.  IV660.  Strab.  X468c.  Die  Form 
Mi))iaUo7iides  kommt  meines  Wissens 
sonst  nicht  vor.  Das  adj.  Mimalloneus 
hat  Nero  bei  Persius  (1,  99:  torva  Mi- 
malloneis  iniplerant  cornua  bombis). 

542.  leves  Hes.  fr.  129  Goettl.;-'  (bei 

Strabo  X  471):  yni  yri-os  oviiSavcöu 
—  ariiocov  y.nl  afir^yai'otoyiov. 

543.  Natürlich  darf  auch  die  höchst 
ergötzliche  Figur  des  Silenus  nicht 
fehlen,  l'tih^iös  gilt  als  Erzieher  und 
Lehrer  des  Dionysos,  ist  dann  sein  treuer 
Begleiter.  Piud.  fr.  156  (57).  Diod.  Sic. 
IV  4,  3 :  (faal  äs  y.al  TTcuSaycoydv  y.al  t^o- 
(fea  avvETTtad'ai  y.ard  rds'  ar^arsias  av- 
Tcö  EEi~Kriv6i\  siir]yr]Tr]v  y.nl  SiSäay.aXov 
ytVü/.iBvov  rcöv  y.nU.ioTcov  irciTtßsvfiä- 
Tiüv  y.al  /.leydXa  ovftßd)J.ea%'tti  reo  .dio- 
rvaco  TTOOS   doETrjv    ts    y.al    So^av.      Hor. 

AP.  239 :  custos  famulusque  dei  Silenus 
alumni.  Er  erscheint  dann  als  wunder- 
bares Gemisch  von  Trunkenheit  und 
heiterer  Lebensw^eisheit,  ist  yi^iov,  senior 
(Ov.  fast.  I  399),  senex  (ib.  III  745), 
natürlich  auch  kahlköpfig  (ib.)  und  stets 
betrunken  (Verg.  ecl.  6,  15:  inflatuni 
hesterno  venas  ut  s  cm  per  Jaccho). 
Er  reitet  auf  einem  Esel  (Luc.  deor. 
conc.  4.  Bacch.  4  und  sonst  oft),  dessen 
Rücken  sich  unter  seiner  Last  biegt 
{A?i\i&v pando  asello).  Ewig  lüstern  (Ov. 
fast.  I  413:  te  quoque,  inextinctae 
Silene  libidinis ,  unmt:  ncquitiast, 
qiiae  te  non  sinit  esse  scneni)  ist  er 
hinter  den  Bacchantinnen  her,  die  vor 
dem  hässlichen  Alten  fliehen  und  doch 
wieder  kommen,  um  ihn  zu  necken. 
Mancherlei  liesse  sich  noch  anführen, 
vgl.  im  allgemeinen  Ov.  met.  IV  25: 
Bacchae  Sa}yrique  sequuntur,  quique 
senex  f'erula  titiihantes  ebrius  artus 
sustinet  aut  pando  non  fortiter  haeret 
asello.    fast.  I  399. 

545.   Höchst   humoristisch    ist    die 


"/ 


48 


Ars  amotoria 


Quadrupedem  ferula  dum  malus  urg-et  eques. 
In  Caput  aurito  cecidit  delapsus  asello: 

Clamarunt  Satyri  'surge  ag'e,  surg-e,  pater!' 
lam  deus  in  curru,  quem  summuni  texerat  uvis, 
550      Tigribus  adiunctis  aurea  lora  dabat: 
Et  color  et  Theseus  et  vox  abiere  i)uellae 

Terque  fugam  petiit  terque  retenta  metust; 
Horruit,  ut  steiilis  agitat  quas  ventus  aristas, 

Ut  levis  in  madida  canna  palude  tremit. 


edle  Reitkunst  iarte)  des  alten  Silen 
geschildert.  Trotzdem  er  sich  an  der 
Mähne  mit  Todesangst  festklammert 
(ßressas),  sitzt  er  doch  kaum  und  wäh- 
rend er  in  lüsterner  Gier  hinter  den 
Mädchen  her  sein  edles  Tier  antreibt, 
fällt  er  natürlich  von  Meister  Laugohr 
herunter  auf  die  Glatze.  Vgl.  Ov.  fast. 
m  755:  nie  cadit  pracceps  et  calce  fcri- 
tur  aselli  inclamatque  suos  auxilium- 
que  rogat.  Concurrunt  satyri  turgen- 
tiaque  ora  parentis  rident;  ijercusso 
Claudicat  ille  genu.  Bidet  et  ipse  deus 
limumque  inducere  monstrat,  hie  paret 
monitis  et  Unit  ora  luto. 

546.  ferula.  vä^dr^^  (Hes.  theog. 
567)  dient  dem  Silen,  seinen  Esel  anzu- 
treiben, vgl.  auch  met.  IV  26.  Be- 
kanntlich diente  die  ferula  in  den 
Schulen  auch  als  Rohrstöckchen,  vgl. 
Juv.  I  1,  15.  Mart.  X  62,  10 :  ferulaeque 
tristes,  sceptra  paedagorum ;  auch  Skla- 
ven wurden  damit  gestraft,  s.  Hör.  sat. 
I  3,  120. 

547.  anritns  ist  leichterklärliches 
Beiwort  des  Esels,  vgl.  am.  II  7,  15: 
auritus  miserandae  sortis  asellus;  sonst 
heisst  auch  der  Hase  so,  Verg.  georg. 
I  308.  Vgl.  Fest.  p.  8:  auritus  a  ma- 
gnis  auribus  dicitur  ut  smit  asinorum 
et  leporum,  alias  ab  audiendi  facultate. 

550,  Zu  dem  Auftreten  des  bacchi- 
schen  Zuges,  wie  er  hier  von  537 — 564 
geschildert  ist,  giebt  es  viele  Parallelen ; 
besonders  zu  vergleichen  ist,  (ohne  dass 
bestimmte  Reminiszenzen  vorlägen)  Ca- 
tull.  64,  251  ff:  at  jmrte  ex  alia  florcns 
volitabat  Jacchus  cum  thiaso  Satyro- 
rmn  et  Nysigenis  Silenis,  te  quaereiis, 
Ariadna,  tuoque  incensus  amore;  quüe 
tum  alacres  j^f^ssim  lymphata  mente 
furebayit,  euhoe  bacchantes  euhoe  capita 
inflectentes.  Harum  pars  tecta  quatie- 
bant  cuspide  thyrsos,  pars  e  divolso 
iactabajit  membra  iuvenco,  pars  sese 
tortis  serpentibus  incingebant,  pars  ob- 


scura  cavis  celebrahant  orgia  cisfis. 
orgia  quae  frustra  cupiunt  audire  pro- 
fan i ;  plangebant  aliae  proceris  tympana 
palniis  aut  tereti  tenuis  tinnitus  aere 
ciebant,  tnultis  raucisonos  efflabant  cor- 
nua  bombos  barbaraque  horribili  stride- 
bant  tibia  cantu.  „Wie  Ariadnes  Trauer 
war  auch  ihre  Vereinigung  mit  Dionysos 
häufig  ein  Gegenstand  der  bildenden 
Kunst;  vgl.  0.  Jahn,  archäol.  Beiträge 
S.  251—299.  Pauly,  Realencykl.  I  -  1550 
A  (jetzt  II  809  ff.).  Auf  einer  Vase  von 
Volci  ist  'Theseus  von  Athena  geführt 
uud  Dionysos  Ariadne  umarmend'  zu- 
sammen dargestellt;  eiu  Gemälde  mit 
beiden  Scenen  schildert  auch  Philostr. 
imag.  1,  26."    Riese  zu  Catull.  64,  251. 

551.  Die  göttliche  Schönheit  des 
Dionys  lässt  den  Theseus  aus  ihrem 
Gedächtnis  schwinden.  Fast.  III  461 : 
iam  bene  p>eriuro  tmitarat  coniuge  Bac- 
chum  .  .  Sorte  tori  gaudens  'quid  flebam 
rustica'f  dixit:  utiliter  nobis  perfidus 
ille  fuit. 

551 — 554.  Die  Angst  der  Ariadne 
vor  dem  Glanz  der  ungeahnten  gött- 
lichen Erscheinung  wird  zunächst  an 
zwei  äusseren  S}Tnptomen  i  color,  vox) 
geschildert,  dann  an  dem  "Widerspruch 
ihres  Handelns:  wiederholt  will  sie 
fliehen,  wiederholt  hemmt  die  Ang.st 
ihren  Fuss ;  schliesslich  an  zwei  Gleich- 
nissen. 

552.  Die  Dreizahl  ist  in  solchen 
Fällen  beliebt.  Vgl.  Ov.  met.  VH  324. 
VIII  51.  X  279.  Hör.  sat.  II 1,  7.  Vor 
allem  bei  heiligen  Handlungen,  Be- 
schwön;ngen  etc.  war  die  Dreizahl  üb- 
lich, worüber  Horaz  spottet  (ep.  1 1,  36). 
Vgl.  darüber  Voss  zu  Verg.  ecl.  8,  73, 
die  Erklärer  zu  Theoer.  2,  43.  6,  39  etc. 

554.  Daher  Ov.  met.  VI  326:  tre- 
mulis  circumdata  cannis. 

palude]  canna  palustris  met.  I\ 
298.  Vin  631. 


I  546—567. 


49 


555  Cui  deus  '"eu,  adsum  tibi  cura  fidelior/  inquit, 
Tone  nietiim:  Bacclii,  Gnosias,  iixor  eris! 
Miinus  habe  caelum:  caelo  spectabere  sidus; 
Saepe  reget  dubiam  Cressa  Corona  ratem.' 
Dixit,  et  e  curru,  ne  tigres  illa  timeret, 
560      Desilit  (inposito  cessit  harena  pede) 

Inplicitamqne  sinn  (neque  enim  pngnare  valebat) 

Abstnlit:  in  facilist  omnia  posse  deo. 
Pars  "^Hymenaee'  cannnt,  pars  clamant  Euhion,  'euhoe !' 
Sic  coeunt  sacro  nnpta  deusque  toro. 
565  Ergo  nbi  contigerint  positi  tibi  munera  Bacchi, 
Atque  erit  in  socii  feniina  parte  tori, 
Nyctelinmqne  patrem  noctnrnaque  sacra  precare, 


555.  cura]  zu  v.  512. 

556.  Gnosias]  zu  v.  293. 

557  f.  Bei  ihrer  Vermählung  mit 
Bacchus  empfing;  Ariadue  von  Venus  zum 
Brautgeschenk  eine  überaus  kostbare 
Krone  aus  Gold  und  Edelgestein,  die 
Vulcan  gar  kunstvoll  gefertigt  hatte ;  vgl. 
schol.Arat.phaen. 71.  Dann  wurde  sie  unter 
die  Sterne  versetzt,  was  hier  angedeutet 
und  an  anderen  Stellen  ausführlich  er- 
zählt wird,  vgl.  fast.  III 459  -  516,  zumal 
513  ff:  sintque  tuae  tecum  faciam  (Bac- 
chus spricht  zu  Äriadne)  nionimenta 
coronae,  Vnlca7ms  Veneri  quam  dedit, 
illa  tibi.  Dicta  facit  gemmasque  novem 
transformat  in  ignes:  aurea  per  Stellas 
nunc  micat  illa  novem.  met.  VIII  176: 
desertae  et  multa  qiierenti  amplexus  et 
opem  Liber  tulit ;  utque  perenni  sidere 
clara  foret,  sumptam  de  fronte  coronam 
immisit  caelo.  Tenues  volat  illa  per 
auras,  dumque  volat  gemmae  nitidos 
vertuntur  in  ignes,  consistuntque  loco, 
specie  remanente  Coronae,  qui  medius 
Nixique  genu  est  angxiemque  tenentis. 
Vgl.  Hygin.  a.  p.  II  5.    Verg.  ge.  I  222. 

558.  Wie  Äriadne  schon  früher  den 
Liebesdienst  des  regere  ausübte :  damals 
war  es  der  dubius  Theseus,  den  sie 
durch  ihren  Knäuel  leitete  (Catull.  64, 
113:  erräbunda  regens  tenui  vestigia 
filo),  jetzt  die  dubia  ratis,  die  sich  nach 
ihrem  Lichtglanz  richtet. 

563.  Die  Anrufung  des  Hochzeits- 
gottes Hymenaeus  (meist  als  Inter- 
calaris)  war  Regel  in  jedem  Brautge- 
sange.  Vgl.  Arist.  av.  1736:  'l'/u^p  lo 
'l'fiivai  o).  pax  1332  u.  sonst:  'Tfirjv, 
'Tftevai  CO.  Eur.  Troad.  'dl^-.'Vftrjv,  a» 
'l'/uevai  äva^.  331:  'l\uriv,  aj  Yfiivai 
'  Tfiriv.  Theoer.  18,  58 :  "l'u/ji.\  w  ' 2'fievaie, 

Ovid,  ars  amatoria  ed.  Brandt. 


yaficp  ETtl  TcöSs  y/tgeir^s.  CatuU.  62,  5 : 
Hymen  o  Hymenaee ,  Hymen  ades  o 
Hymenaee.  61,  4 :  o  Hymenaee  Hymen, 
Hymen  o  Hymenaee.  Ov.  her.  12,  143. 
pars  clamant  Euhion,  'euhoe'] 
Evioi  ist  ein  Name  des  Bacchus,  der 
gewöhnlich  von  dem  Jubelruf  eia,  eioi 
{euhoe  hier)  hergeleitet  wird.  Soph. 
OR  211:  olvcÖTia  Bd-zi/of  Eviov.  Eur. 
Bacch.  566.  Vgl.  Athen.  VIII  363  B. 
Oft  dann  bei  römischen  Dichtern.  Lucr. 
V  741.  Hör.  carm.  I  18,  9:  Sithoniis 
non  levis  Euius.  II  11.  17:  dissi2Xif 
Euius  curas  edaces.  —  euhoe  (evor)  ist 
der  Jubelruf  der  Bacchantinnen.  Catull. 
64,  255:  euhoe,  bacchantes,  euhoe,  capita 
inflectentes.  Ov.  met.  IV  523.  Verg. 
Aen.  VII  389.    Hör.  carm.  II  19,  5  u.  ö. 

565.  Nach  dieser  Episode  kommt 
der  Dichter  mit  ergo  auf  seinen  eigent- 
lichen Gegenstand   (zu  524)  zurück.  — 

Bacchi]   metonymisch:   zu  III  645. 

566.  Dass  die  Römerinnen  an  den 
Gastmählern  der  Männer  teilnahmen,  ist 
bekannt.  Vgl.  z.  B.  Nep.  praef.  6: 
quem  enim  Romanorum  pudet  uxorem 
ducere  in  convivium?  Früher  verlangte 
es  die  ehrbare  Sitte,  dass  die  Frauen 
bei  Tisch  sassen.  Zu  Ovids  Zeit  fing 
es  jedoch  an,  dass  sie  bei  Tisch  lagen, 
ebenso  wie  die  Männer.  Vgl.  Val. 
Max.  II  1,  2.  Mart.  X  98,  4.  Zu  ars  I  229. 

567.  NvKTsXioi,  der  Nächtliche,  ist 
einBeiname  des  Dionysos,  mit  Beziehung 
auf  die  nocturna  sacra,  die  nächtlicheu 
Orgien  (vgl.  Paus.  II  37,  6).  Bei 
Euripides  (Bacch.  486)  sagt  Dionysos 
auf  die  Frage  des  Fentheus,  waun  er 
seine    Isgä    feiere:    m'y.rtt/o    t«   TioXkä- 

aefivÖTrjz'      exei      axöioi.        Vgl.      Nonu. 

XXII 5.   AP  IX  524, 14.   Ov.  met.  IV  15. 
4 


60 


Ars  amatoiia 


Ne  iubeant  capiti  vina  nocere  tuo! 
Hie  tibi  multa  licet  sermone  latentia  tecto 
570      Dicere,  quae  dici  sentiat  illa  sibi, 

Blanditiasque  leves  tenui  perscribere  vino, 

Ut  dominam  in  mensa  se  legat  illa  tuam, 
Atque  oculos  oculis  spectare  fatentibus  ignem: 
Saepe  tacens  vocem  verbaque  vultiis  habet. 
575  Fac  primiis  rapias  illius  tacta  labellis 

Pociila,  quaque  bibit  parte  puella,  bibas, 
Et  qiiemcumque  cibum  digitis  libaverit  illa, 

Tu  pete  dnmque  petes,  sit  tibi  tacta  maniis! 
Sint  etiam  tua  vota  viro  placuisse  puellae: 
580       Utilior  vobis  factus  amiciis  erit. 


Verg.  ge.  IV  521 :  nocturnique  orgia 
BaccJii.  —  Hier  in  diesem  erotischen 
Zusammenhang-e  ist  das  Beiwort  mit 
Absicht  gewählt  nnd  pikant.  Pentheus 
sagt  daher  (1.  1.):  roir'  sh  yvvnZy.as 
S6?.i6f  sari  xnl  aad'oof. 

569  —  578.  Allerhand  Eaffiniert- 
heiten,  wie  man  heim  Gelage  mit  der 
puella  erotisches  Spiel  treiben  kann. 
Die  beste  Erläuterung  des  ganzen  Passus 
ergiebt  ein  Vergleich  mit  folgenden 
Stellen,  der  in  den  engbegrenzten  Zeilen 
eines  Kommentars  freilieh  nur  ange- 
deutet, nicht  durchaeführt  werden  kann. 
Ov.  her.  17  (16),  75—90.  amor.  I  4. 
n  5,  15  ff.  ars  I  229  ff.  Dazu  Zingerle, 
Ovid  etc.  I  94. 

569  f.  Vgl.  amor.  II  5, 19 :  sermonem 
agnovi,  quod  non  videatur  agentem  ver- 
baque pro  certis  iussa  valere  notis. 
Ueber  solche  geheime  Zeichensprache 
vgl.  auch  ars  II  543.     III  514. 

571.  Mit  Wein  zärtliche  Zeichen 
auf  den  Tisch  schreiben,  war  ein  sehr 
beliebtes  und  daher  oft  erwähntes  Mittel. 
Vgl.  her.  17,  87:  orhe  (fwqiie  in  mensae 
legi  sub  nomine  nostro,  quod  deducta 
mero  littera  fecit  AMO.  am.  I  4,  20: 
verba  leges  digitis,  verba  notata  mero. 
n  5,  17:  non  oculi  tacuere  hii,  con- 
scriptaque  vino  mensa,  nee  in  digitis 
littera  nulla  fuit.  Tib.  I  6,  19.  Goethe, 
römische  Elegieen  XV  15:  „Wein  floss 
über  den  Tisch,  und  sie  mit  zierlichem 
Finger,  zog  auf  dem  hölzernen  Blatt 
Kreise  der  Feuchtigkeit  hin.  Meinen 
Namen  verschlang  sie  dem  ihrigen ;  immer 
begierig  schauV  ich  dem  Fingerchen 
nach,  iind  sie  bemerkte  mich  toohl''  etc. 

573,    her.   17,   77:    cum  modo  me 


spectas  oculis,  lascive.  protervis ,  quos 
vix  instantes  lumina  nostra  ferunt. 

57-1:.  Daher  amor.  I  4, 17  :  me  specta 
nutiisque  meos  vultumque  loquacem , 
excipe  furtivas  et  refer  ipsa  notas!  verba 
superciliis  sine  voce  loquentia  dicam. 
her.  17,  82.  Mehr  bei  Otto,  Sprichwörter 
etc.  p.  339. 

575—578.  "Wieder  überaus  häufig. 
Man  trinkt  aus  dem  Becher  da,  wo  ihn 
die  Lippen  der  Schönen  berührt  haben. 
Darüber  belehrt  uns  Achilles  Tatius  II 9 : 

oji'oxöei  äs  6  ^ärvoog  ijuti'  y.ai  ri  Tioiei: 
eoaizixot'.     ^laD.äoaei  xa  sxncouaTa  aal 

tÖ     U£V    EflOV    T/,     xÖpTj    7TOOarid'1]0l,     TO    06 

sxsiiT^S  sfioi  y.it'i  iy/^ecov  afi^otsoois  xal 
ey/.egaoäuEvos  logsyei'.  '£ya>  Se  iTiirr^o/jOas 
tÖ  fiEocs  TOI'  ey.Ttoiuaroe,  si'd'a  ro  '^elÄos 
/)  xöoTj  nivovaa  TTOoae&rjxev,  ifapuoaaue- 

VOs      eniVOV    S.TiaTO?.lUrtlOy     TOVTO    (fi).T}flU 

Tiolcöv  xal  aun  y.nzs<fiXovv  xo  exTKOfia. 
'i2s  be  eWev  ij  napd'ivos,  avvrjy.ev  ort  rov 
■/siXovs  avjrfi  xarafü.ci  xal  Tr]y  ay.iav. 
'All'  oyi  ^drvpos  ovu(fpovrjans  rtäXiv  t« 
sy.rxcoiinra  SirjÜ.n^er  ijf^lv.  Ov.  am. 
I  4,  31 :  quae  tu  reddideris,  ego  primus 
pocula  sumam  et,  qua  tu  biberis,  hac 
ego  parte  bibam.  her.  17,  79.  Mehr 
bei  Kohde,  Gr.  R.  164,  3. 

577.  Das  Gegenteil  amor.  14,  33: 
si  tibi  forte  dabit  (sc.  vir  tuus),  quod 
praegustaverit  ipse,  reice  libatos  illitis 
ore  cibos.  —  digitis]  zu  HI  755. 

579—588.  Auch  mit  dem  vir  deiner 
puella  musst  du  dich  gut  stehen. 
vir  ist  nicht  der  Gatte  einer  Matrone 
in  bürgerlicher  Ehe  (vgl.  1 31  ff.  II  559  ff. 
III  611  ff.)  Vgl.  Ribbeck,  RD.  IP264: 
„Wenn  es  auch  nicht  der  legitime  Gatte 
ist,  der  betrogen  -wird,  so  gilt  es  doch, 


I  568—595. 


51 


Huic,  si  Sorte  bibes,  sortem  concede  priorem, 

Huic  detur  capiti  missa  corona  tuo; 
Sive  erit  inferior  seu  par,  prior  omnia  sumat: 

Nee  dubites  illi  verba  secunda  loqui. 
585  Tiita  frequensque  viast,  per  amici  fallere  nomen; 

Tuta  frequensque  licet  sit  via,  crimen  habet. 
Inde  procurator  nimium  quoque  multa  procurat 

Et  sibi  mandatis  plura  videnda  putat. 
Certa  tibi  a  nobis  dabitur  mensura  bibendi: 
590      Officium  praestent  mensque  pedesque  suum. 
lurgia  praecipue  vino  stimulata  caveto 

Et  nimium  faciles  ad  fera  bella  manus: 
Occidit  Eurytion  stulte  data  vina  bibendo; 

Aptior  est  dulci  mensa  merumque  ioco. 
595  Si  vox  est,  canta;  si  mollia  bracchia,  salta, 


den  unbequemen  'Manu',  der  im  Besitz 
ist,  zu  hintergehen." 

581.  Die  griechische  Sitte,  durch 
Würfeln  einen  Symposiarchen  zu  wählen 
(vgl.  Luc.  Saturn.  4),  war  auch  in  Eom 
bräuchlich  geworden.  Vgl.  Becker 
Gall.  I^  204.  —  Sorte]  zwar  bediente 
man  sich  zu  dem  angegebeneu  Zwecke 
meist  der  tali,  doch  sagt  auch  Hör.  carm. 
14,  18:  nee  regna  vini  sortiere  talis. 

582»  Griechen  und  Römer  be- 
kränzten sich  bei  Symposien.  Vgl. 
Becker,  Charikles  I«  160,  10.  Gallus 
in  3  444  ff. 

584.  verba  secunda  loqui  ihm  gefäl- 
liges reden,  ihm  nach  dem  Munde  reden. 

586.  Die  Wiederholung  will  sagen : 
je  mehr  zuzugeben  ist  tuta  frequensque 
viast,  um  so  mehr  ist  auch  die  Kehr- 
seite der  Medaille  zu  beachten:  crimen 
habet. 

587.  procurator  ein  Anwalt,  Sach- 
walter. Ein  solcher  geht  zuweilen  über 
seinen  eigentlichen  Auftrag  hinaus. 
Durch  diese  Analogie  entschuldigt  Ovid 
mit  komischem  Ernst,  dass  er  überhaupt 
den  Rat  gab,  per  amici  fallere  nomen. 

589—602.  Weitere  Verhaltungs- 
massregeln  beim  convivium. 

590.  Es  darf  also  nicht  soweit 
kommen,  dass  er  sagt :  sta  pes,  sta,  mi 
pes,  sta  pes,  nee  labere,  mi  pes  etc. 

591.  Eine  bekannte  Lebensweisheit ; 
Her.  carm.  I  27,  5:  vino  et  lucernis 
Medus  acinaces  immane  quantuni 
diserepat.  impium  lenite  clamorem, 
sodales  etc. 

593.  Der  Ton  liegt  auf  stulte:  es 
war  sein  Verderben,   dass    er    den    ge- 


spendeten Wein  thöricht,  d.  h.  un- 
mässig  trank.  Bei  der  Hochzeit  des 
Peirithoos  mit  der  Lapithenjungfrau 
Hippodameia  waren  auch  die  Kentauren, 
unter  ihnen  Eurytion  (oder  Eurytos), 
geladen.  Vom  Weine  berauscht  will 
er  die  schöne  Braut  entführen,  die 
andern  Kentauren  stürzen  sich  auf  die 
übrigen  Frauen,  und  so  entsteht  ein 
furchtbarer  Kampf  der  Lapithen  und 
Kentauren,  iu  dem  auch  Eurytion  fiel. 
Hom.  Od.  XXI  295:  olvos  ycal  Kevtuv- 
qov,  (iyaxlvrbv  Ev^vricova,  daa  svl  fie- 
yd^cp  fieyaü'vuov  TJeiQtd'ooio.  rjocoas  S' 
axos  elüs,  Sisx  ttooO'i'oov  öe  d'voa^e  eXy.ov 
aviu^uvtes,  an  ovma  vrjXet  ^«Axw  Qiväs 
t'  äurioaiieg-  6  de  foealf  fjair  daad'slg 
'liitv  rjif  drrjt'  oysuiP  deaicfoovi  d'vficö.  i^ 
ov  Kevravaotat  xal  avSodai  vsTxos  trv- 
xd'rj,    ol    S"    ((.vTO)    TC^cörco    y.axov    tv^ezo 

oh'oßaQsiun'.  Ov.  met.  XII  210 — 535. 
Aucli  sonst  oft  erwähnt,  vgl.  Hör.  carm. 
I  18,  7.  Verg.  ge.  II  456  (beide  Male 
ohne  iNennung  des  Eurytion).  Val.  Fl. 
I  141.  Prop.  II  33,  31 :  tuque,  o  Eury- 
tion, vino,  eoitaurc,  peristi. 

595  f.  Entfalte  vielmehr  deine  ge- 
sellschaftlichen Talente.  Zwei  werden 
herausgegriffen,  cantare  und  saltare. 
Durch  diese  beiden  Künste  sucht  bei 
Horaz  (sat.  I  9)  jener  aufdringliche 
Mensch  sich  zu  empfehlen,  v.  24 :  quis 
niembra  movere  mollius  (sc.  possit)  ? 
Invideat  quod  et  Hcrmogencs  ego  canto. 
Unter  saZtore  ist  nicht  Tanzen  in  unserem 
Sinne,  sondern  hauptsächlich  wohl  über- 
haupt graziöse  rhythmische  Bewegung 
der  Gliedmassen  zu  verstehen  (bracchia 
mollia),  gesticulari  et  saltare  sagt  der 
4* 


52 


Ars  amatoria 


Et  quacuraque  potes  dote  placere,  place! 
Ebrietas,  ut  vera  nocet,  sie  ficta  iuvabit: 

Fac  titubet  blaeso  subdola  lingua  sono, 
Ut,  quidquid  facias  dicasve  proterviiis  aequo, 
600      Credatur  nimiiim  causa  fuisse  merum. 

Et  "^bene'  die  'dominae;  bene,  cum  quo  dormiat  illa'; 

Sed,  'male  sit\  tacita  mente  precare,  'viro', 
At  cum  discedet  mensa  conviva  remota, 

Ipsa  tibi  accessus  turba  locumque  dabit: 
605  Insere  te  turbae  leviterque  admotus  euuti 

Velle  latus  digitis  et  pede  tauge  pedem! 
Conlofiuii  iam  tempus  adest:  fuge  rustiee  longe 

Hine  Pudor!  audentem  Forsque  Venusque  iuvat. 
Non  tua  sub  nostras  veniat  faeundia  leges; 
610      Fac  tantum  eupias:  sponte  disertus  eris. 

Est  tibi  agendus  amans  imitandaque  vuluera  verbis : 


schol.  Cruqu.  zu  der  eben  citierten 
Horazstelle.  Vgl.  Lucr.  IV  977:  cernere 
saltantis  et  mollia  menibra  movcntis. 
Ueberhaupt  wurde  in  die  rhythmische 
Bewegung  gerade  der  Arme  und  Hände 
der  meiste  Ausdruck  gelegt,  wodurch 
sich  Plutarchs  "Worte  erklären  {de  ani- 
ma    8) :    x«t  oo/situi    6    di^i) ocorros,  dfj.a 

inis  xeoai.  Vgl.  Becker,  Charikles  I' 
152:  „Dann  trat  auch  der  Knabe  auf 
und  tanzte  mit  einer  Kunst,  die  das 
schöne  Ebenmass  des  jugendlichen  Kör- 
pers noch  deutlicher  hervorhob.  Die 
ganze  Gestalt  wurde  zur  ausdrucksvollen 
Bewegung;  man  mochte  nicht  unter- 
scheiden, ob  Hände  oder  Nacken,  ob  die 
Füsse  mehr  Anteil  an  dem  Eindrucke 
hatten,  den  die  Anmut  seiner  Stellungen 
auf  den  Zuschauer  äusserte."  Mehr  bei 
Friedländer,  Sittengeschichte  11  421. 

597  fif.  Sich  bei  Tisch  betrunken  zu 
stellen,  damit  die  verliebte  Kühnheit 
unverfänglich  erschien,  war  ein  beliebter 
Kunstgriff.  Vgl.  her.  15  (16)  245 :  quin 
etiam,  ut  posseui  verbifi  ■petuUnitius  uti, 
71011    semel  ebrietas    est   sinmlata  mihi. 

598.  suhdola  eben  weil  das  titu- 
hare  nur  erheuchelt  ist. 

599.  dicas  protervius  aequo  ein 
Beispiel  solch  zu  kecker  Rede  bringt 
Vers  601. 

601.  Nicht  sowohl  wegen  des  Aus- 
druckes ist  dieses  Wort  protervum  zu 
nennen,  sondern  wegen  des  Gedankens 
an  sich.  Zum  Ausdruck  vgl.  z.  B. 
Theoer.  18,  19  (in  dem  Epithalamiou  der 

Helena):    Zavös    toi    d'vydrriQ    VTTO    rar 


ftiav  'ixero  y/.alvav.  17,  133:  i-v  Se  ?Jxos 
axöovvaiv  iavetv  Zrjvi  y.al  "Hofi  xeloas 
(foißr^aaoa     fivpois     eri     Tiao&spos     Ipis. 

Ov.  met.  I  353. 

602.  Wird  illustriert  durch  amor. 
I  4,  66 :  blanditiae  iaceant,  sitque  ma- 
ligna Venus!  Si  mea  vota  valent.  illum 
qiioque  ne  iuvet,  opto   etc. 

603—030.  Anweisungen  zu  ge- 
schicktem Vorgehen,  wenn  das  convi- 
v'uun  beendet  ist. 

603.  Vgl.  mit  dem  folgenden  z.  B. 
amor.  II  5,  21  ff. 

605  f.  Zur  Ergänzung  dient  amor. 
I  4,  55:  cum  surges  abitura  domum, 
surgemus  et  omnes,  i)i  medium  turbae 
fac  memor  agmen  eas.  Agmine  me  in- 
venies  aut  invenieris  in  illo;  quidquid 
ibi  2)oteris  tangere,   tauge  mei. 

606.  velle  vgl.  Hör.  sat.  I  9,  63: 
vellere  coepi  et  pressare  manu  letitissi- 
nia  bracchia,  ebenfalls  um  die  Airfmerk- 
samkeit  auf  sich  zu  ziehen.  —  Das  Ob- 
jekt zu  velle  ist  nicht  eigentlich  latus, 
sondern  das  Gewand  an  der  Stelle. 

607.  7-iisticus  ist  ein  Lieblingswort 
Ovids,  vgl.  zu  II  566.    Zum  Gedanken 

vgl.  AP.  V  252,  3:  nlSajs  vöoyi  neXei 
7r;i  KtTipidoi.  —  Tib.  I  2,  16:  fortes 
adiuvat  ipsa  Venus.    Mehr  im  Anhang. 

610.  Ob  Ovid  hier  mit  Absicht 
disertus,  nicht  eloquens  gesagt  hat  ? 
Vgl.  Cic.  de  orat.  I  21,  94. 

611.  vulnera  in  bekannter  oft  an- 
gewendeter Metonymie.  Verg.  Aen.  IV 1 : 
at  regina  gravi  iamdudum  saucia  cura 
volnus  alit  venis  et  caeco  carpitur  igni. 


I  596-631. 


53 


Haec  tibi  quaeratur  qualibet  arte  fides! 
Nee  credi  labor  est:  sibi  quaeqiie  videtur  amaiida; 
Pessima  sit,  nulli  non  sua  forma  placet. 
615  Saepe  tarnen  vere  coepit  Simulator  amare, 
Saepe,  quod  incipiens  finxerat  esse,  fuit. 
Quo  magis  o!  faciles  imitantibus  este,  puellae: 

Fiet  amor  verus,  qui  modo  falsus  erat. 
Blanditiis  animum  furtim  deprendere  nunc  sit, 
620      Ut  pendens  liquida  ripa  subitur  aqua. 
Nee  faciem  nee  te  pigeat  laudare  capillos 

Et  teretes  digitos  exigmimque  pedem. 
Delectant  etiam  eastas  praeconia  formae: 
Virginibus  curae  grataque  forma  suast. 
625  Nam  cur  in  Phrygiis  lunonem  et  Pallada  silvis 
Nunc  quoque  iudicium  non  tenuisse  pudet? 
Laudatas  ostendit  avis  lunonia  pinnas: 
Si  tacitus  spectes,  illa  recondit  opes; 
Quadrupedes  inter  rapidi  certamina  cursus 
630      Depexaeque  iubae  plausaque  colla  iuvant. 

Nee  timide  promitte:  trahunt  promissa  puellas; 


613.  Vgl.  Achill.  Tat.  I  9,6: 
d'sXet  ya^  exciorrj  rcöv  na^d'evcov  elvai 
xaXi]  yal  (fLlovfisvr]  iai(jei,  yal  snaivsZ 
zfjs  fzn^Tvgins  ibv  (piXovt'T<x.. 

619.  est,  erat,  sit  etc.  mit  dem 
Infinitiv  ist  der  Dichterspraclie  geläufig. 
Petron.  126 :  mono  erat  a  torva  sum- 
mittere  cornua  fronte,  noch  häufiger 
negativ,  Prop.  III  3,  41:  7iil  tibi  sit 
rauco  praeconia  classica  cornu  flere. 
Verg.  ecl.  10,  46.    Tib.  I  6,  24  u.  ö. 

620.  Der  Sinn  des  Vergleiches  ist 
der:  wie  das  überhangende  Ufer  durch 
das  fliessend  immer  anströmende  [liquida) 
Wasser  allmählich  immer  mehr  unter- 
höhlt wird,  so  wird  der  Sinn  durch  die 
blanditiae  allmählich  und  verstohlen 
erweicht. 

622.  teretes  bei  Hör.  carm.  II  4, 
21  Beiwort  der  surae. 

Noch  weiter  in  dem  laudare  geht 
Paris,  wenn  er  der  Helena  schreibt  (her. 
15,  247) :  prodita  sunt,  memini,  tunica 
tua  pcctora  laxa  atque  oculis  aditum 
nuda  dedere  nieis,  pectora  vel  puris  ni- 
vibus  vel  lacte  tuamque  complexo  matrem 
candidiora  love.  Und  Acontius  schreibt 
an  Cydippe  (her.  19,  55):  tu  facis  hoc 
oc%diq%i,e  tui  quibus  ignea  ccdunt  sidera, 
qui  flammae  causa  fuere  meae ;  hoc 
faciunt  fiavi   crines   et  ebnrnea  cervix, 


quaeque,  precor,  veniant  in  mea  colla 
manus,  et  decor  et  motus  sine  rustici- 
tate  pudentes,  et,  Thetidis  qualis  vix 
rear  esse,  pcdes.  Cetera  si  possem  lau- 
dare, beatior  esseni,  nee  dubito,  totum 
quin  sibi  par  sit  opus. 

624.  Eeminiscenz  aus  med.  fac. 
32:  virginibus  cordi  grataque  forma 
suast. 

625  f.  Anspielung  auf  das  bekannte 
Parisurteil :  zu  247.  —  Phrygiis  zu  54. 
—  silvis]  genauer  beschrieben  her. 
15,  53  ff. 

627.   avis  Jun^nia]  pavo,  der  Pfau. 

Paus.  II  17,  6:  /oiiooiJ  §e  xai  Xid'iov 
XaimöpiMV  'ASoiapos  ßnaiXfhs  racor  dve- 
drjysv  dved'rjxe  Ss,  öti  rrjv  opi'i&a   Ispdv 

T^fe'  "ffoag  vo/ü^ovai.  Antiphanes  bei 
Athen.' XIV  655  B  (II  p.  83K.):  \Kv- 
TtQoe  exsi  TTsleias  ^laqö^ovs'  t)  ^  £V 
Eäficp  "Hoa  To  xovaovv,  <faah',  oorid'cov 
ysvos,    Tovg  yr(XktfW{)(fovs   mtl    TteoißleTi- 

tovs   Tfimg.   Vgl.  med.  fac.  33. 

629.  quadrupedes  sind  speziell 
Pferde ;  der  Ausdruck  wird  naturgemäss 
zumal  da  angewendet,  wo  die  Pferde 
laufend  vorgeführt  werden,  wie  hier, 
vgl.  Ov.  met.^I  226. 

631—658.  Neunte  Anweisung. 
Du  musst  mit  der  Technik  der  Ver- 
sprechungen umzugehen  Avissen.    Diese 


54 


Ars  amatoria 


Pollicito  testes  quoslibet  adde  deos! 
luppiter  ex  alto  periuria  ridet  amaiitum 

Et  iubet  Aeolios  inrita  ferre  Notos. 
635  Per  Styga  luiioni  falsum  iurare  solebat 

luppiter:  exemplo  nunc  favet  ipse  suo. 
Expedit  esse  deos,  et,  ut  expedit,  esse  putemus: 

Dentur  in  antiquos  tura  nierumque  focos; 
Nee  secura  quies  illos  similisque  sopori 
640      Detinet:  innocue  vivite,  numen  adest. 
Reddite  depositum,  pietas  sua  foedera  servet; 

Fraus  absit,  vacuas  caedis  habete  manus: 
Ludite,  si  sapitis,  solas  inpune  puellas! 

Hac  magis  est  una  fraude  pudenda  fides. 
645  Fallite  fallentes:  ex  magna  parte  profanum 

Sunt  genus;  in  laqueos,  quos  posuere,  cadant! 
Dicitur  Aegyptos  caruisse  iuvantibus  arva 


sind  selbst  unter  feierlicher  Anrufung- 
der  Götter  ganz  ungefährlich :  Juppiter 
selbst  nimmt  es  mit  ihnen  nicht  so  ge- 
nau (—636).  Den  Göttern  selbst  gegen- 
über soll  man  freilich  treu  und  rein 
sein,  denn  der  Glaube  an  sie  ist  den 
Menschen  erspriesslich  (—642) ;  aber  die 
Mädchen  darf  man  betrügen,  denn  sie 
betrügen  uns  auch,  und  noch  immer 
soll  das  Sprichwort  gelten  'wer  andern 
eine  Grube  gräbt,  fällt  selbst  hinein', 
wie  es  Busiris  und  Phalaris  erfahren 
mussten.  So  soll  es  auch  den  Mädchen 
ergehen  (—  658). 

631.  Ein  Hexameter  bei  Graux, 
revue  de  philologie  I  217  lautet :  «jj  äei- 
(icuvs  d'eovs  sodojv  Tjf  yjeväos  6u6aüj]i. 

633.  Das  ist  ein  alter  sprichwört- 
licher Satz,  der  meines  Wissens  zuerst 
bei  Hesiod  uns  begegnet,  vgl.  Apollod. 
n  5:  Si6  frjaif'UaioSos  ovx  tnionäad'ai 
iTjv  anö  Tcüv  Qeiür  oQyrji^    Toii  yiyt^o,ue- 

vQve  opy.ovs  vTzeo  eoonoi  (dazu  Hesych. 
s.  tifpoöloios  ÖQxos  und  schol.  Plat.  symp. 
183  b).  Dann  häufig,  vgl.  Callim.  epigr. 
27  (AP.  V  5):  djaoaef'  äk).d.  leyovaiv 
a/.rj&ea   tovS    if   eocoTt  ooy.ovs  ,«/)   SvfSii' 

Ovar  SS  ad-ni'drcoi'.  Bekannt  ist  auch 
die  Stelle  in  Piatos  Symposion  (p.  183  b) : 

a(poooi(jLov    yao    oQv.ov    ov    (faaiv    slyai, 

ausführlicher  Phileb.  p.  65  c:  y.ul  ei/  mis 

TiOovttla  Tuti  Tzeot  ia(foontnia  .  .  .  yjti  to 
sTtiooxelf  avyyvcjfxriv  el/.rj'fs  rraoa  Hs-Mf. 

Der  locus  dassicus  bei  den  Eömern  ist 
Tib.  I  4,  21:  nee  iurare  time;  Veneris 
periuria  venH  irrita  per  ferras  et  frefa 
longa  ferunt.  Gratia  magna  Jovi;  ve- 
tuit  pater  ipse  valere,  iurasset  cujpide 


quidquid  ineptus  amans.  Perque  suas 
impune  sinet Didynna  sagittas  affirmes, 
crines  perqtie  Minerva  suos.  Vgl.  III 
6,  49. 

634.  Aeolus,  der  bekannte  Wiud- 
wart.  Hom.  Od.  X.  Verg.  Aen.  1 52  ff.  — 
Dass  Ovid  die  Südwinde  herausgreift, 
ist  an  sich  ohne  Belang  und  nur  dichte- 
risch individualisiert.  —  Wegen  des 
Ausdrucks  vgl.  zu  388. 

635.  ^;er  Styga]  Sonst  ist  der 
Schwur  bei  der  Styx  der  unverbrüch- 
lichste Eid  der  Götter.    Hom.  II.  XV  36: 

iarco  vvv  Toöe  yaia  xtil  ov^avoa  svovs 
vTieo&sv  'Aal  to  y.aTEifiöuevov  ^Tvyos 
vScoOj  6s  te  /teyiaros  o^y.os  SeiföraTOS  te 
7i£).ei   uay.äoeaoi   d'eoiaiv. 

637 — 642.  Ein  recht  rationalistisch 
gehaltenes  Glaubensbekenntnis.  Der 
Glaube  an  die  Götter  ist  für  uns  er- 
spriesslich, darum  soll  er  beibehalten 
werden  mit  den  aus  ihm  sich  ergebenden 
Konsequenzen. 

647—656.  Der  Satz,  „wer  andern 
eine  Grube  gräbt,  fällt  selbst  hinein" 
(vgl.  rem.  502),  wird  an  zwei  Beispielen 
aus  Mythologie  und  Geschichte  veran- 
schaulicht, an  dem  des  Busii'is  und  des 
Phalaris. 

647—652.  Busiris.  Apollod.  II 116: 
iierd  Aißvrjv  Se  AXyvTixov  öieii[ei  (^Hoa- 
'c/^b')>.  ravxrjs  iSitai/.eve  Bovoiqis  Iloaet- 
Säivos  Tiali  aal  Avoiapäaarjg  t^s  'ETtafov. 
ovTos  TOVS  ^h'ovs  eif'vei'  enl  ßcofiq)  iJtOi 
y.ard  n  }.6yiov.  ai'vea  yao  ezr^  afooia  rriv 
Aiyvmoi'  xare).aße.  <Poaoiog  Sl  il&eoy 
ex  KvTToov,  fidt'Tcs  t/jv  entaxriuriv.  efrj 
r};i'  dfooiav  Tiuvaead'at,  kdv  $epov  äySoa 


I  632—659. 


55 


Imbribus  atqiie  annos  sicca  fuisse  novem. 
Cum  Thrasius  ßusirin  adit  monstratque  piari 
650      Hospitis  adfuso  sanguiiie  posse  lovem. 
Uli  Busiris  'fies  lovis  hostia  primus' 

Inqiiit  *^et  Aegj'pto  tu  dabis  liospes  aquam.' 
Et  Phalaris  tauro  violenti  membra  Perilli 

Torruit:  infelix  inbuit  auctor  opus. 
655  lustus  uterque  fuit:  neque  enira  lex  aequior  ullast. 

Quam  uecis  artifices  arte  perire  sua. 
Ergo  ut  periuras  merito  periuria  fallant, 

Exemplo  doleat  femina  laesa  suo! 

Et  lacrimae  prosunt:  lacrimis  adamauta  movebis! 


Tcö  .i/ti  oifä^wai  x«t'  ejoi.  Bovoiqh  §e 
ey.BlfOP  Tioünoi'  Ofäsm  rbi'  uäi'xti',  tovs 
y.ariovTas  ^erovi  eayu^s.  ov/.f.rjfO'Eli  oi'v 
ical  'HpayJS]S  TOTi  ßuiuoTi  TTooosfsoETO, 
T«  Se  dsaud  Siaooj^ns  lüv  rs  Bovaioiv 
nal  Tov  ey.EifOv  TTalSa  'AufidduavTa  drrey- 

leivs.    Hygin.  fab.  56. 

649.  Thrasius  ist  der  cyprische 
Wahrsager;  so  schreibt  auch  "bei  Ap- 
pollodor Becker;  sonst  heisst  er  Phrasiiis. 

653  f.  Phalaris.  Die  Geschichte  ist 
bekannt,  vgl.  Li;c.  Phal.  pr.  llff. ;  Ovid 
erzählt  sie  ausführlich  in  den  Tristien 
(ni  11,  39  ff.),  ebenfalls  in  Ziisaiumen- 
stellung  mit  Busiris:  saevior  es  tristi 
Busiride,  saevior  illo,  qui  falsum  lento 
torruit  igne  hovem,  quique  bovem  Siculo 
fertur  donasse  tyranno,  et  dictis  artes 
conciliasse  suas :  'munere  in  hoc,  rex, 
est  nsits,  sed  imagine  maior,  nee  sola 
est  operis  forma  ■prohanda  mei.  Ad- 
spicis  a  dextra  latus  hoc  adapertile  tauri  ? 
hac  tibi,  quem  perdes,  coniciendus  erit. 
Protinus  inclusum  lentis  carbonibus 
iire:  mugiet,  et  veri  vox  erit  illa  bovis. 
Pro  quibus  inventis,  ut  munus  niunere 
2)enses,  da,  precor,  i7igenio  praemia  digna 
meo!'  Dixerat,  at  Phalaris  'Poenae 
mirande  repertor,  ipse  tuuni  j^ynesens 
imbtie'  dixit  'opus!'  Xec  mora,  mon- 
stratis  crudeliter  ignibus  ustus  exhibuit 
gcminos  ore  gemente  sonos.  — 

Perillus  oder  Perilaos  hiess  der 
Künstler,  welcher  den  berüchtigten  Stier 
angefertigt  hatte.  Prop.  II  25,  12:  ge- 
niere in  tauro,  saeve  Perille,  tuo.  Luc. 
Phal.  pr.  11 :  Jlsfiilaos  i;v  Sä  Tts  /  tieSn- 
Ttos,    y/tlxsvs    fihv    ayn&os,    7Toi't]pus    Se 

654.  Der  Ausdruck  wie  in  der  eben 
citierten  Ovidstelle:  ipse  tuiim  p-aesens 


imbue  opus.  So  auch  Prop.  IV  10,  5: 
inibuis  exemplum  primae  tu,  Romule, 
2)almae. 

656.  Tib.  I  6,  10:  nunc  premor 
arte  mea. 

659 — 722.  Zehnte  Anweisung. 
Du  mnsst  es  verstehen,  zu  passender 
Zeit  Thräuen  im  Auge  zu  haben;  sind 
keine  wirklich  da,  ists  auch  genug, 
wenns  nur  so  aussieht  ( — 662).  Dann 
ists  nicht  mehr  weit  bis  zu  einem  Küss- 
chen, dann  aber  hast  du  schon  halb 
gewonnen  ( — 672).  Ist  sie  dann  noch 
nicht  willig  genug,  musst  du  etwas 
Gewalt  brauchen,  wie  sie  alle  Mädchen 
gern  haben  (—678);  das  beweist  das 
Beispiel  der  Phoebe  und  Hilaira  ( — 680) 
und  der  Deidamia,  welche  sich  auch 
der  Gewalt  des  Achilles  fügte,  aber 
doch  so  gern,  dass  sie  ihn  nicht  wieder 
von  sich  lassen  wollte  ( — 704).  Die 
Mädchen  scheuen  sich  ja  nur  vor  dem 
Anfang,  die  Initiative  muss  daher  der 
Mann  ergreifen,  wie  es  schon  Juppiter 
durch  sein  Beispiel  lehrte  ( — 714).  Frei- 
lich darf  man  nichts  ertrotzen,  oft  ist 
ein  scheinbarer  Rückzug  von  Nutzen, 
oft  empfiehlt  es  sich  auch,  die  Liebe 
durch  den  Namen  der  Freundschaft  zu 
verdecken  ( — 722). 

659.  adamanta;  äSäunc,  der  nicht 
zu  bewältigende,  ist  eigentlich  stahl- 
hartes Eisen;  bei  Homer  noch  nicht, 
zuerst  bei  Hesiod  (sc.  137).  In  der  Be- 
deutung Diamant  ist  es  erst  seit  Theo- 
phrast  zu  belegen.  Sprichwörtlich  dient 
es  zur  Bezeichnung  grösster  Härte;  vgl. 
schon  Hdt.  VII  141  (im  Orakel):  ./ot  Sk 

ToS'  inrii  e:zog  ioectJ  äSdtiarTi  Tre/.aaoa^-. 
PlatO      spricht     von    dSauäiruoi     löyoi 

(Gorg.  509  a)    und   bei   Theokrit  3,  39 


56 


Ars  amatoria 


660      Fac  madidas  videat,  si  potes,  illa  genas; 

Si  lacrimae  (iieqne  enim  veniunt  in  tempore  semper) 

Delicient,  uda  lumina  tange  manu! 
Quis  sapiens  blandis  non  misceat  oscula  verbis? 
Illa  licet  non  det,  non  data  smne  tamen! 
665  Pugnabit  primo  fortassis  et  'inprobe'  dicet: 
Pugnando  vinci  se  tamen  illa  volet; 
Tantum  ne  noceant  teneris  male  rapta  labellis, 

Neve  queri  possit  dura  fuisse,  cave! 
Oscula  qui  sumpsit,  si  non  et  cetera  sumpsit, 
670       Haec  quoque,  quae  data  sunt,  perdere  dignus  erit. 
Quantum  defuerat  pleno  post  oscula  voto? 
Ei  mihi!  rusticitas,  non  pudor  ille  fuit! 
Vim  licet  appelles,  gratast  vis  ista  puellis: 
Quod  iuvat,  invitae  saepe  dedisse  volunt. 
675  Quaecumquest  Veneris  subita  violata  rapina, 
Gaudet,  et  inprobitas  muneris  instar  habet; 
At  quae  cum  posset  cogi,  non  tacta  recessit, 

Ut  simulet  vultu  gaudia,  tristis  erit. 
Vim  passast  Phoebe,  vis  est  allata  sorori; 
680      Et  gratus  raptae  raptor  uterque  fuit. 


findet  der  Ziegenhirt  darin  Trost,  dass 
seine  Amaryllis  or-/.  dönuavTh'a  ist. 
Dieselbe  Vorstellung  findet  sich  dann 
oft  in  der  römischen  Poesie,  vgl.  Ov. 
trist.  IV  6,  14:  (tempus)  rigidas  silices, 
hoc  adamanta  terit.  IV  8,  45.  am.  III 
7,  57 :  illa  gravcs  poUiit  quercus  ada- 
mantaque  durum  hlanditiis  movere.  Da- 
her erklärt  es  sich  auch,  dass  das  Thor 
des  unerweichlichen  Hades  aus  adamas 
ist  (s.  Rothstein  zu  Prop.  IV  11.  3). 

666.  Vgl.  amor.  15,  15:  quae  cum 
iia  pugnaret ,  tamquani  quae  vincere 
nollet,  victast  non  aegre  jyroditione  sua. 

667.  Gemeint  sind  zu  ungestüm 
leidenschaftliche  Küsse,  ein  Biss,  der  ein 
Mal  zurücklässt.  Hör.  carm.  I  13,  11 : 
puer  furcns  impressit  mcmorem  dente 
labris  notam.  Tib.  16,  14 :  livor,  quem 
facit  impresso  mutua  dente  Venus.  I  8, 
38:  in  collo  figere  dente  notas.  Ov. 
amor.  I  7,  41. 

671.  2^le»'0  'voto  wie  Theokr.  2, 143: 

in^dxd'i]  TU  fiiyiOTa,  xit'i  is  :r6i^or  fjvd'o- 
usg  afifco.  Stat.  Achill.  I  642 :  potitur 
votis 

673.    Vgl.   Achill.    Tat.   I   10,    6: 

.  .  .  TTokXd'Kis  Se  xal  ty.ovoai  ti^os  to 
EQyov  eQxofievai  d'elovui  ßiä^ead'ai  Soy.sTi', 
'iva  rT]  So^p  t/;s  (irnyxrji  dn'or(>tncoi'Tai 
rfje  nla^vx'Tjs  tu  exovotov.  fiij  xoifvr 
OHvrjaiiS ,     edf    di'd'ioTauerriv    iSriS,    d}X 


STTiT^osi ,  TiäJs  dv&iaraTai.  aotpias  yag 
y.urrav&a  Sei.  y.dv  /iiiv  TtQoaxnQxeQr, 
eniaxes  trp'  ßiav,  ovtxco  yao  Tiai&exat 
(vgl.  ars  715). 

679.  Anspielung  auf  die  von  den 
Dichtern  häufig  poetisch  verwertete 
Sage  von  Phoebe  und  Hüaira,  den  Töch- 
tern des  Leukippos  (Apollod.  III  117). 
Vgl.  schol.  zu  Find.  ^Nem.  10,  60: 
Avyxei's  y-fti  *lSas,  ol  Afn^ecos  Tialoss, 
iurrjorei'oai'To  jds  ÄBvy.iTiTTOv  d'vytnioas 
(poißrjv  xtii  'Ekdeioav,  y.md  Se  rr]v  xcöt' 
yduiov  svcoyiav  rovg  ^looxoigovs  eis 
eariaoip  ixdksaai' '  ol  Se  'cds  x6(/as 
dcf'UQndaavies  nnefsvyov,  ol  Se  eSicoy.ov 
xni  ovriararai  rots  'Afa^t]TidSais  xal 
ToTi  ^LOOxovQois  fidxq  rce^l  tcöv  yufuov 
xal  dpaioelrai  Kdarivo.  eixa  IIolvSevy.Tjs 
avelXsv  dfi(pojeoovs,  ovfiTTpa^arzos  tov 
zJibs  ycl  y.Euavyoi'  (ivroTi  inme/ujpuvros. 

Vgl.  die  'Erzählung  Theokrits  (22, 
137—211).  Prop.  I  2,  15.  Ov.  fast. 
V  699  ff. 

Von  bildlichen  Darstellungen  der 
Lage  spricht  Pausanias  (II  22,  5. 
IV  31,  12)  und  er  erwähnt  (IH  16,  1) 
ein  Heiligtum  der  Hilaira  und  Phoebe 
in  Sparta.  Vgl.  Cram.  an.  Par.  I  298. 
12  ff.  Bekannt  ist  die  künstlerische  Dar- 
stellung des  Dioskurenkampfes  durch 
Polygnot  in  Athen:  Baumeister,  Denk- 
mäler I  452. 


I  660-692. 


57 


Fabula  nota  quidem,  sed  non  indigua  referri 

Scyrias  Haemonio  iimcta  puella  viro: 
lam  dea  laudatae  dederat  mala  praemia  formae 

Colle  sub  Idaeo  vincere  digna  duas; 
685  lam  nurus  ad  Priamum  diverso  venerat  orbe, 

Graiaque  in  Iliacis  moenibus  uxor  erat; 
Inrabant  omnes  in  laesi  verba  raariti: 

Nam  dolor  unius  publica  causa  fuit; 
(Turpe!  nisi  hoc  matris  pi-ecibus  tribuisset)  Achilles 
690       Veste  virum  longa  dissimulatus  erat. 

Quid  facis,  Aeacide?  non  sunt  tua  mmiera  lanae: 

Tu  titulos  alia  Palladis  arte  petas! 


681— 70-t.  Die  Geschichte  von  Achill 
auf  Skyros  und  seiner  Liebe  zu  Deida- 
mia,  der  Tochter  des  Königs  Lykomedes, 
hat  ihren  Ursprung  in  dem  Kyklischen 
Gedichte  der  Kyprien.  Dann  vgl.  Apollod. 

m  174 :  cos  de  eysi'STO  Evvaaxfjg  'A/,i,kXevs, 
KäXx,nvros  Isyot^ros  ov  Svvaad'ai  xools 
avTOv  T^oiav  nioE&rjvuL,  0£Tig  TT^osiSvia 
oTi  Sei  OToaxEvöfiEvov  avTov  a.TtoXEod'ai,, 
xovipaaa  sa&TjTi  yvvaiy.EUO  cog  TiaQ&Evov 
Avxo/UT]§ei  TTa^E&ETO,  xäxet  Toscpofist'Oi 
rj]  Avxo/utj8ov£  ü'vyaxQl  ^r]i§a/u£iq  uiyvv- 
tai,    x«t    yiv£T((i    nais    ITvo^os    ninco    o 

xXrj&Eis  NsoTCTolenoi  aid'ig.  —  Drama- 
tisch hat  Sophokles  die  Sage  dargestellt 
in  den  ly.vQiai  (fr.  496 — 505  Dind.), 
ebenso  Euripides  in  einem  gleichnamigen 
Stücke  (fr.  683-687).  Unter  Bions 
Namen  (id.  15)  ist  ein  Fragment  eines 

ETZid'ciXdfuos     'Axt?.?.ECog     y.al     ^rjidnfisias 

auf  uns  gekommen.  Vgl.  ferner  Quint. 
Sm.  VII  184  Ov.  met.  XIII  162-170. 
Prep.  II  9,  16.  Hör.  carm.  I  8,  14. 
Stat.  Ach.  I  207  ff.  Claudian.  10,  16. 
Paus.  I  22,  6. 

682.  Scyrias  puella  -ft;i§dfiEia,  vgl. 
zu  681.  Die  Insel  ^y.vgos,  heute  Skyro, 
liegt  nordöstlich  von  Euboea.  Vgl.  schol. 
II.  XIX  326. 

Haemonio  viro  Achilles.  Ueber 
Haemonia,  den  alten  Namen  Thessaliens, 
ist  gesprochen  zu  I  6.  Achills  Heimat 
ist  (P&ia  in  Thessalien.  Hom.  II. 
I  169  f.  u.  0. 

683  ff.  Bereits  hatte  das  Paris- 
urteil (zu  I  247)  stattgefunden,  bereits 
hatte  Venus  zum  Lohne  für  den  ihr 
zugesprocheneu  Sieg  dem  Paris  die 
Helena  geschenkt,  bereits  befand  sich 
diese  in  Troja. 

683.  mala  praemia  weil  sie  dem 
Beschenkten  nicht  frommen  sollten,  vgl. 


die  dScopa  Scöoa  xovx  uv?]aifia  Soph.   Ai. 

665.    Vgl.  auch  Bion  15,  11. 

684.  colle  Idaeo  der  Ida,  das  be- 
kannte Gebirpe  in  Mysien.  II.  XIV  157. 
Verg.  Aen.  II  801. 

687  f.  DieVeranlassungdesSchwures 
ist  aus  Euripides'  Aulischer  Iphigenie 
bekannt,  wo  (v.  50  ff.)  sie  ausführlich 
auseinandergesetzt  wird.  Vgl.  auch 
schol.  Ven.  zu  Ilias  II  339 :  rtäv  el  'EUä- 
Sos  doiarcop  knl  fivrjarslav  Trjg  ^EXei'rjg 
TtaoövToiv  Sia  ro  yivog  xal  rö  xäXXog, 
TvvbäoEtog  6  tcuttjo  avtt^g  (pvlaaaöfievog, 
/nt]  TioTS  iva  avxüv  TiQO-AQivag  rovs 
alXovs  ix^QOvg  TiotjarjTai ,  _  x  o  iv  o  v 
avTcöv  sXaßsv  o^xov,  fi  (iJ]v  Tcä 
Xt]\po/x£vq7  iTjv  nuzSa  dStv.ovfiEvcp  nEQi 
avTi]v  acpoSoa  Tcdvrag  tTtafivvEiv.  /liönEo 
MeveXÜco  avrrjv  ty.SiScoaf  xal  fiex  ov 
TCoXv  d(i7Caad'Eiarjg  nvr/jg  vno  'AXE^dvopov 
Exoivcövrjaav  T/j  OToarEiq  Sid  rovg  yavofie- 
vovg  ooxovg.  laro^El  —xriaixooos.  Vgl. 
Hör.  carm.  I  15,  7.    Ov.  met.  XII  6. 

688.  Vgl.  Bion  15,  12:  iicöaaxo  K 
d  Aa'üBbai/iicoi' ,  nävxa  Se  Xahv  dystoEt' 
AxaiKÖv,  ovBe  xig"EkXr]v  ovxe  Mvxrjvaicov 
ovx"  "HXiSog  OVXE  Aaxcopco}'  /ueipev  eov 
xard  Öf7>fia,  (pEQOv  Se  avv  nlvov  A^rja. 

689.  matris  precibus  s.  zu  681. 

691.  Aeacide  zu  I  17. 

691  ff.  Bion  15,  15:  Xdvd-avs  S'  Iv 
y.cÖQaig  Avxo/urjSiai.  fiovt'og  'J^jt/Xeiv,  st^ia 
5"  livd''  oTtXcur  säiSdaxExo,  xal  x^Q'^  Xevxü 
■nap&Evixor  xöoov  aly^EV,   EfaivEXO  (3'  t]vxe 

xiöpa.    Vgl.  Ov.  heroid.  9,  73  ff.    (Die 
Stelle  ist  ausgeschrieben  zu  II  219.) 

692.  titulos  Ehrennamen,  Ruhm, 
vgl.  II  293.    trist.  I  11,  30. 

alia  Palladis  arte  durch  die  Kriegs- 
kunst, das  Waffenhandwerk.  Pallas 
Athene  ist  sowohl  die  göttliche  Be- 
schützerin weiblicher  Kunstfertigkeit 
(Hom.  Od.  XX  72.     Theoer.  28,  1)    wie 


58 


Ars  amatoria 


Quid  tibi  cum  calatliis?  clipeo  manus  apta  ferendost 

Pensa  quid  in  dextra,  qua  cadet  Hector,  liabes? 
695  Eeice  succinctos  operoso  stamine  fusos: 

Quassandast  ista  Pelias  hasta  manu! 
Forte  erat  in  tlialamo  virgo  regalis  eodem: 

Haec  illum  stupro  conperit  esse  virum. 
Viribus  illa  quidem  victast  (ita  credere  oportet), 
700      Sed  voluit  vinci  viribus  illa  tamen. 

Saepe  'mane!'  dixit,  cum  iam  properaret  Achilles: 

Fortia  nam  posito  sumpserat  arma  colo. 
Vis  ubi  nunc  illast?  quid  blanda  voce  nioraris 

Auctorem  stupri,  Deidamia,  tui? 
705  Scilicet  ut  pudor  est  quaedam  coepisse  priorem, 

Sic  alio  gratumst  incipiente  pati. 
A!  nimiast  iuveni  propriae  fiducia  formae, 

Expectat  siquis,  dum  prior  illa  roget. 


die  Göttin  kluger  geordneter  Ki'iegs- 
führung:. 

693.  calathns  ist  ein  Arbeits- 
körbcheu  der  Frauen,  meist  aus  Ruten 
geflochten  (Catull.  64,  319:  virgati  cala- 
thisci).  Bekannt  ist  der  besonders  zier- 
liche und  kunstvolle  Spinukorb  der 
Helena.  Hom.  Od.  IV  131  ff.  In  der 
ars  wird  der  calatJms  noch  erwähnt 
n  219.  Vgl.  zu  n  264.  Vgl.  auch 
her.  9,  73.  fast.  H  742.  met.  IV  10. 
Xn  475.    luven.  I  2,  54  u.  o. 

69-I-,  pensum  ist  ganz  eigentlich  die 
zur  Arbeit  zugewogene  (])enclere)  Wolle. 
Vgl.  fast.  II  743.  her.  9,  78.  met. 
IV  10:  telasque  calathosque  infecfaque 
pensa  reponunt.     Tib.  I  3,  87.  — 

qua  cadet  Hector  rhetorischer  Kon- 
trast, sehr  beliebt.    Vgl.  zu  I  13. 

695.  „Die  mit  mühevollem  Faden 
umgürteten,  umwundenen  Spindeln." 
stamen  ist  ursprünglich  die  (vertikale) 
Kette,  im  Gegensatz  zu  suhtegmcn,  dem 
(horizontalen)  Einschlag  vgl.  Ov.  met. 
VI  55;  dann  stehen  beide  für  „Faden" 
überhaupt.  Vgl.  Ov.  met.  XII  475: 
stamina  polhce  torquc.  stamen  erh'Alt 
aber  das  Beiwort  operosum,  wie  Horaz 
carm.  III  12,  5  in  demselben  Sinne  von 
dem  operosae  Mincrvae  studlum  spricht. 
Nicht  eigentlich  dem  stamen  kommt 
operosum  zu,  sondern  der  Kunst  des 
stamina  pollice  forquere.  Derartiges  ist 
häufig,  vgl.  Ov.  met.  VI  241 :  transie- 
rant  ad  opus  nitidae  iuvenile  pa- 
Inestrae  (s.   fast.  V  667),   wie  schon 

Theokrit     2,      51     lirxaoäs     TialniaToui 


696.  Pelias  hasta  auch  her.  3, 126. 
rem.  am.  48.  Der  Pelion  [Ui'iXiov),  das 
bekannte,  hohe  Waldgebirge  Thessaliens, 
hatte  nicht  nur  das  IIolz  für  das  Schiff 
Argo  geliefert  (zu  ars  I  6),  sondern  auf 
ihm  war  auch  die  Esche  gefällt  worden, 
aus  der  die  Lanze  hergestellt  wurde, 
welche  Chiron  dem  Peleus  schenkte,  und 
die  dann  in  die  Hand  des  Achilles  kam. 
Hom.    U.    XIX    390:     Hrj/udSa    ,ueUrir, 

TIJV     TlUTol     (fikcp      TIOQB     Xf.'lQCOV     ÜTlXiov 

ty.     xoov(fr,s .     (fövov    eufiEvai    r^ocoeaaiv. 

Bei  Piudar  fällt  sich  Peleus  die  Lanze 
selbst  (Nem.  3,  33).  Vgl.  Ov.  met. 
xn  74  u.  ö. 

697.  Bion  15,  22:  e|  aovq  S'enl 
rvy.rn  naoi^sro  -IqiSausiq  25  :  /jad'te  5'  ovx 
a.X).a  avj'  ofiä/uxij  nüvra  ö'  sTioiei  ansvScop 
y.oct'bi'  ig  vtcvov. 

698.  stupro.  Vgl.  schol.  fl.  XIX  326: 

TtoÖTe^of  de  ratg  Trn^d'evois  avvOiarQißijov 
to'd'ei.Qe  ^ r^ibäuEiai' . 

701.  manc  vgl.  II  125. 

702.  fortia  zu  v.  695  (operoso). 

705 — 714.  Das  Beispiel  der  Dei- 
damia hätte  also  die  Wahrheit  von  673 
erwiesen :  bilde  dir  aber  nicht  ein,  ver- 
langen zu  können,  dass  das  Mädchen 
anfängt,  daran  hindert  es  das  natürliche 
Gefühl  schamhafter  Zurückhaltung.  Du 
musst  anfangen  und  zwar  mit  schmei- 
chelnden Bitten,  zu  denen  sich  selbst 
Juppiter  herabliess,  wenn  er  auf  Liebes- 
abenteuer ausging. 

707.  Aehnlich  aber  in  anderm 
Sinne  ist  die  Warnung  bei  Verg.  ecl. 
2,  17:  0  forynose  puer,  nimium  ne  crede 
colori. 


I  693—726. 


59 


Vir  prior  accedat,  vir  verba  precantia  dicat: 
710      Excipiat  blandas  comiter  illa  preces. 
Ut  potiare,  roga:  tantum  cupit  illa  rogari; 

Da  causam  voti  principiumque  tui! 
luppiter  ad  veteres  supplex  heroidas  ibat: 
Corrupit  magnum  nulla  puella  lovem. 
715  Si  tarnen  a  precibus  tumidos  accedere  fastus 
Senseris,  incepto  parce  referque  pedem! 
Qiiod  refiigit,  multae  cupiunt,  ödere,  qiiod  instat: 

Lenins  instando  taedia  tolle  tui! 
Nee  semper  Veneris  spes  est  profitenda  roganti: 
720      Intret  aniicitiae  nomine  tectus  amor. 
Hoc  aditu  vidi  tetricae  data  verba  puellae: 
Qui  fuerat  cultor,  factus  amator  erat. 

Candidus  in  nauta  turpis  color:  aequoris  unda 
Debet  et  a  radiis  sideris  esse  niger; 
725  Turpis  et  agricolae,  qui  vomere  semper  adunco 
Et  gravibus  rastris  sub  love  versat  humum; 


714.  Höchst  launiger  Vers:  Der 
grosse  Juppiter  wartete  nicht  erst  ah, 
bis  ihn  ein  Mädchen  verführte,  sondern  — 
Sachlich  lässt  sich  vergleichen  Theoer. 

8,  59:  (o  :rctT£6»,  ut  Zev,  ov  uöi'os  >}odaif'r]v  • 
xal    TV    yv  i'aixofL^Ki;    (vgl.  Kallim. 

AP.  Xn  230). 

715.  Wenn  deine  Bitten  auf  hoch- 
mütige Sprödigkeit  stossen,  dann  ziehe 
dich  zurück,  dann  vnrä  sie  schon  wollen. 
fastus  ist  das  eigentliche  Wort  für 
weibliche  Sprödigkeit  (vgl.  zu  ars  III 
511),  die  hier  mit  Hochmut  (tumidos) 
gepaart  ist,  weil  das  Mädchen  den  Ver- 
ehrer als  supplex  sieht;  das  wird  aber 
anders,  wenn  er  pedem  refert. 

717.  Klingt  sprichwörtlich.   Schon 

bei    Sappho    1,  21 :    y.nl    ya^    at    (fsiysi, 

taxsws  öuo^ei.  Ter.  Eun.  IV  7,  43: 
novi  ingenium  mulierum:  nolunt.  ubi 
velis;  ubi  nolis  cupiunt  ultro.  Erinnern 
kann  man  auch  an  Theokrit  6,  17:  y.nl 

q'Evyet  cpiXsoi'Ta  y.nl  o  v  f>  i  /.  e  o  r  z  a 
Sitiiii  et. 

718.  instare  bedeutet  ein  aufdring- 
liches Bitten,  zusetzen.  Hör.  sat.  II 
6,  39:  '  si  vis,  potes'  nddit  et  instat. 

719—722.  Bisweilen  empfiehlt  es 
sich,  die  erotischen  Absichten  unter  dem 
Deckmantel  der  Freundschaft  zu  ver- 
bergen. 

723— 73S.  Elfte  Anweisung. 
Du  musst  als  Liebender  die  richtige 
Gesichtsfarbe  haben.  Wie  dem  Seemann. 


dem  Bauer  und  dem  Wettkämpfer  die 
weisse  Hautfarbe  schlecht  anstehen 
würde,  sondern  man  schon  an  ihrem 
sonnenverbrannten  Antlitz  auf  ihre 
Thätigkeit  schliessen  will,  so  muss  der 
Liebende  bleich  sein.  Das  ist  der 
colo7-  ajitus  amanti,  wie  er  durch  ero- 
tische Grössen  der  Mythologie  ein  für 
allemal  eingebürgert  ist,  das  ist  die 
Farbe,  wie  sie  zu  dem  anstrengenden 
Liebesdienste  passt.  Ueberhaupt  muss 
ein  klägliches  etwas  dein  Aeusseres  kenn- 
zeichnen, damit  man  deinen  Seelenzu- 
stand  sofort  vom  Gesichte  ablesen  kann. 

724.  sidus  yrn'  s^oxt;v  bezeichnet 
die  'Sonne',  vtlq  sidera  'Sonne  und  Mond'. 
Vgl.  met.  IX  286 :  dec.imum  premeretur 
sidere  signnm.  Mehr  bei  Vulpius  zu 
Tib.  II  1,  46  und  Burmann  zu  Verg. 
Aen.  II  154. 

725.  semper  iXlouifcov  oloötquh- 
ST  OS  eis  ST  OS  Soph.  Ant.  340.  Zum 
ganzen  Distichon  vgl.  met.  II  286: 
adunci  vulnera  aratri  rastrorumque 
fero.  —  Man  beachte  die  Wahl  der 
Attribute:  Dass  vo))ier  das  Beiwort 
"aduncus  erhält,  ist  freilich  nur  malen- 
der Zusatz,  aber  wenn  die  Karste 
'schwer  heissen,  so  veranschaulicht  dies 
die  Mühseligkeit  der  Arbeit  ebenso,  wie 
'sub  love'  sofort  die  Vorstellung  von 
der  versengenden  "\Mrkung  der  Sonnen- 
strahlen in  uns  erweckt,  M'orauf  gerade 
es  hier  ankommt. 


60 


Ars  araatoria 


Et  tua,  Palladiae  petitur  cui  palma  coronae, 
Candida  si  fiierint  corpora,  turpis  eris: 

Palleat  omnis  amans!  hie  est  color  aptiis  amanti: 
730      Hoc  decet:  hoc  stulti  non  valuisse  putent! 

Pallidus  in  Side  silvis  errabat  Orion, 
Pallidus  in  lenta  Naide  Daphnis  erat. 


727.  Palladia  corona  ist  ein  Kranz 
aus  Oelzweigen.  Bei  dem  Streite  der 
Pallas  Athene  und  des  Poseidon  um 
den  Besitz  des  attischen  Landes  hatte 
Pallas    den    Oelbaum    erschaffen    (Eur. 

Troad.  802:  y).avy.äi  kkniis  noönov  fdeiie 

■AdSor.  Apollod.  III  178.  Hdt.  VIII 55. 
Bekannte  Darstellung-  im  westlichen 
Giebel  des  Parthenon) ;  seit  der  Zeit  ist 
der  Oelhanra  der  Göttin  heilig  (Soph. 
OK.  695—706).  Vgl.  unten  H  518.  — 
Der  Vers  meint  die  Kämpfer  in  den 
Olympischen  Spielen,  deren  Sieg  mit 
einem  Oelkranze  ausgezeichnet  wurde; 

Paus.  VIII  48,  2 :  ip  /uev  Srj  'OÄv/UTilq 
xorivov  TM  viy.cötnt  SiSoad'd.i  OTE(favov 
y.rl.  —  palma  steht  hier  wie  so  oft  in 
übertragenem  Sinne,  und  mau  darf  nicht 
an  die  Verbindung  des  Oelkranzes  mit 
einem  Palmenzweige  denken,  von  der 
Pausanias  spricht,  1.  1. :  £»  S'e  tI^v  Seliäv 
sali    y.al    7iaviay_ov    Zfo    vixmvti    eoTid'i- 

uevos  (foifii.  (vgl.  Hör.  carm.  IV  2,  18). 
Dass  griechische  Spiele  genannt 
werden,  daran  wird  man  hier  ebenso- 
wenig Anstoss  nehmen  wie  bei  Hör. 
carm.  I  1,  5.  Als  die  berühmtesten 
stehen  die  Olympischen  typisch  für 
Wettspiele  überhaupt. 

729.  Die  blasse  Farbe  der  Liebe 
kennt  schon  Sappho  1,  14:  yJ-wooTioa 
de  TToias  eufii.  Long.  I  17 :  yJ.oiQÖttoov 
t6  nooaaiTiov  r]v  Tiöas  d'eoivr/C.     Ov.  her. 

3,  141  u    0. 

731  f.  Zwei  mythologische  Beispiele 
sollen  die  Richtigkeit  der  eben  gegebenen 
Lehre  beweisen.  Das  Distichon  bietet 
der  Kritik  und  Exegese  grosse  Schwie- 
rigkeiten, vgl.  den  Anhang. 

731.  Apoll.  I  25 :   ovtos  (sc.  Orion) 

^TlQiöcrjvy  fiEf  eyrjus  —iörjv,  T^v  sooiif'sv 
eis  AiÖov  Ttspl  /uop^rji'  toioaa<tv  "Hon. 

in  Side\  Der  Ablativ  mit  in  bei 
pallidus,  pallere  und  ähnlichen  die  Ver- 
liebtheit bezeichnenden  Ausdrücken  ist 
den  römischen  Erotikern  geläufig.  Hier 
bezeichnet  er  die  Person,  in  die  jemand 
verliebt  ist  (vgl.  Prop.  I  13,  7 :  2)erditus 
in  quadam  tardis  pallcscere  curis  in- 
cipis,  vgl.  III  8,  28),  sonst  auch  die 
Ursache  der  Erscheinung,  oder  das  Ge- 


biet, auf  dem  sie  .sich  äussert,  s.  Roth- 
stein  zu  Prop.  I  3,  44. 

732.  Es  ist  schwer,  aus  den  ver- 
schieden überlieferten  Formen  der  Daph- 
nissage  die  richtige  Beziehung  heraus- 
zufinden. 

Daphnis  ist  der  Sohn  des  Hermes 
und  einer  Nvmphe  (Parthen.  29.  Diod. 
Sic.  IV  84.  'Aelian.  var.  bist.  X  18). 
Aus  Theokr.  I  ist  bekannt,  wie  sich 
der  schöne  Hirte  dem  Dienst  der  jung- 
fräulichen Artemis  widmete  und  sich 
vermass,  der  Gewalt  der  Kypris  nicht 
unterliegen  zu  werden.  Darüber  er- 
grimmte die  beleidigte  Göttin  und 
flösste  ihm  heisse  Liebe  zu  einem  Mäd- 
chen ein.  Er  aber  versuchte  die  Leiden- 
schaft zu  bez^ving•en,  unterlag  aber, 
schmachtete  dahin  und  verschied  zum 
Leidwesen  der  Nymphen  und  Musen. 
Darauf  könnte  sich  unser  Ovidvers  zur 
Not  beziehen,  vgl.  Theokr.  66:  Jätpvis 
sTaxETo,  78.  82.  Indessen  wäre  das  Bei- 
spiel recht  unpassend,  da  ja  Daphnis 
nur  sehr  widerwillig  der  Liebe  nach- 
giebt  und  mithin  von  einem  p>allcre  im 
Sinne  Ovids  nicht  Rede  sein  kann.  Mit 
der  Form  der  Sage,  wie  sie  z.  B.  bei 
Parthenius  29  erzählt  wird  (vgl.  dazu 
die  kurze  Erwähnung  bei  Ov.  met.  IV 
276),  ist  in  unserem  Zusammenhange 
nichts  anzufangen.  Man  wird  vielleicht 
auszugehen   haben   von  Theokr.  8.  92: 

y.i]v.  loinio  TTouTos  Tiuod  Troiuiai  Ja(ftii 
syevzo,    y.al   Nvu^av    uy.or^ßos    ieuv 

ETI  NaiSa  yätisv.  Daphnis  und  Me- 
nalkas  hatten  mit  einander  einen  Wett- 
gesang veranstaltet,  in  dem  Daphnis 
siegte:  darauf  bezieht  sich  iy-  tovtm. 
Wir  haben  also  hier  eine  Andeutung 
auf  die  Liebe  des  Daphnis  zu  einer 
Najade  (fvfifu  NaU:  siehe  unten).  In 
diesen  Zusammenhang  wird  nun  wohl 
auch  unser  Ovidvers  gehören,  imd  man 
wird  annehmen  müssen,  dass  in  einer 
uns  nicht  mehr  bekannten  alexandri- 
nischen  Quelle  diese  Liebe  erzählt  war, 
wo  dann  wahrscheinlich  der  Liebes- 
kummer des  Daphnis,  ehe  er  Erklärung 
fand,  einen  breiten  Raum  in  der  Schil- 
derung   einnahm,    aus    der    Ovid    das 


I  727—743. 


61 


Aro'uat  et  macies  animum,  nee  turpe  putaris 
Palliolum  nitidis  inposuisse  comis! 
735  Attenuant  iuvenum  vigilatae  corpora  noctes 
Curaque  et,  in  magno  qui  fit  amore,  dolor. 
Ut  voto  potiare  tuo,  miserabilis  esto, 
Ut  qui  te  videat,  dicere  possit  'amas'. 

Conquerar,  an  moneam  mixtum  fas  omne  nefasque? 
740      Nomen  amicitiast,  nomen  inane  fides. 

Ei  mihi!  non  tutumst,  quod  ames,  laudare  sodali! 

Cum  tibi  laudanti  credidit,  ipse  subit. 
'At  non  Actorides  lectum  temeravit  Achillis; 


für  seinen  Zweck  passende  Symbol  der 
Liebe,  das  pallere,  berübeniahra.  Mög- 
lich wäre  natürlich  auch,  dass  unsere 
Stelle  auf  einer  ungenauen  Eemiuiszeus 
Ovids  beruht.  Wenn  nun  lenta  über- 
liefert ist,  so  ist  kein  Grund  zu  ändern. 
Es  bedeutet  'spröde'  und  giebt  somit 
den  Grund  an,  warum  Daphuis  j;aZ/ül»s 
ist.  Der  Name  der  Najade  (v^'l.  schol. 
Theoer.  8,93:  Unooovai  yao  uvtoi'  vnö 
iLVOi  a.yunt]\^i]i>ai^  t^r  —coaUfsoi   Oa/.etav 

■Auksi)  ist  entbehrlich,  wo  es  dem  Dichter 
nur  darauf  ankommt,  ein  allgemein 
giltiges  Liebessymbol  auch  an  Daphnis 
nachzuweisen.  Auch  bei  Theokrit  ist 
der  Name  nicht  genannt,  denn  das 
Nvufn  Nai^  einfach  aufzufassen  ist  als 
'eine  Nymphe,  und  zwar  eine  Najade', 
scheint  nach  bekanntem  Sprachgebrauch 
sicher.     Vgl.  Hom.  II.  II  21 :    (»('•»  nore 

Nvu(fr]  Nrj'is  'AfiiioJaotrj  rexs.  XIV  444. 
Apollod.  m  190:  'Eoi/^d-otios  lloa^td-euv 
^i]tSa    Nvfi^rjf  syrj/usv. 

733.  macies,  ein  weiteres  in  der 
Erotik  häufiges  Symbol  der  verzehrenden 
Liebe.  Bekannte  Stelle  bei  Theoer.  2,  88 : 
To  Öe  -AaXkos  sräxero.  88 :  xai  uev  x^coi: 
juev  ofioios  eyifSTo  Ttu/J.dy.t  d'ay.'U),  e^^evv 
oey,  y.ecpaXäs  Tiaoui  iQiXEi,   <ti'ra  Ök  KotTia 

oai'i  sz'  »^t;  y.al  Seoua.  Vgl.  den  häufigen 
Gebrauch  von  rjy.ead-at  (z.  B.  Theoer. 
1.  66.  7,  76  von  Daphuis:  svre  ■/ituit'  Mi 
iti    xaTeTiixsTo    futyooi'    v(f    Aiuoi'   yrX). 

734.  Das  Verhüllen  des  Hauptes 
ist  ein  bekanntes  Symbol  von  Trauer 
und  Schmerz,  vgl.  Plut.  quaest.  Roman. 
14;  hier  soll  es  den  Schmerz  der  von 
Liebespein  gequälten  Seele  andeuten. 

nitidis  von  Salböl  duftig,  nach  be- 
kannter Sitte;  Hör.  carm.  I  4,  9:  nunc 
decet  aut  viridi  nitidum  caput  impe- 
dire  myrto. 

735.  vigilatae,   den  Grund  bringt 


der  folgende  Vers.  „Mit  Unruhe  auf 
nächtlichem  Lager  beginnen  die  Leiden" 
Ribbeck,  RD.  IP  179.  Dazu  z.  B. 
Theokr.  30,  6 :  rdxa  8^  ovä'  oaov  vrcvco 
'thxvxiiv  saasr'  eocoin.  Ov.  amor.  I  2,  1 : 
es.se  quid  hoc  dicam,  quod  tarn  mihi 
dura  videntur  strata,  necque  in  lecto 
2)allia  nostra  sedent,  et  vacuus  somno 
noctem,  quam  longa,  peregi,  lassaquc 
versah  corporis  ossa  dolent?  Catull 
50,  10  etc. 

739 — 754.  Zwölfte  Anweisung. 
Sei  vorsichtig,  sprich  nicht  zu  deinen 
treuen  Freunden  von  deiner  Liebe,  da- 
mit du  nicht  Grund  hast,  eifersüchtig 
zu  werden.  Du  kommst  mit  Beispielen 
aus  der  Mythologie,  die  das  Gegenteil 
beweisen  sollen?  Eitler  Thor!  weisst 
du  nicht,  dass  gerade  das  Unrechte  er- 
freut, dass  jeder  nur  an  Befriedigung 
seiner  Begierden  denkt,  auch  auf  Kosten 
des  Freundes?  Nicht  fremde  Feinde 
hast  du  zu  fürchten,  hüte  dich  vor 
denen,  denen  du  am  meisten  traust,  vor 
Verwandten  und  Freunden. 

743—746.  Ein  fingierter  Einfall 
{at)  des  Lesers,  der  an  drei  mytho- 
logischen Beispielen  lauterster  Freuudes- 
treue  nachweisen  will,  dass  Ovids  War- 
nung doch  gar  zu  ängstlich  sei. 

743.  Erstes  Beispiel:  Achilles  und 
Patroklos.  Actorides  ist  Patroklos  als 
Enkel  des  Aktor:  H.  XI  785.   Find.  Ol. 

9,  69:  vlor  d'^^y-raoog  flo/w»  linaaev 
sTtoiywf  Aiyü'ai  TS  Met^oiriov  rov  nai-; 
äfi  'AroEiSaii  Tevd'oavxog  TTsSioy  /xokcof 
eara  avy  A'/dlei.  Des  Patroklos  und 
Achilles  treue  Freundschaft  ist  seit 
Homer  berühmt.  Pind.  Ol.  10,  19.  Xen. 
symp.  8,  31.  Luc.  Tox.  10.  Ov.  trist. 
I  9,  29:  quae  fuit  Actoridae  cum  magno 
semper  Achille,  laudari  solifa  est  Hec- 
toris  ore  fides. 


62 


Ars  amatoria 


Quantum  ad  Pirithoum,  Phaedra  pudica  fuit; 
745  Hermionam  Pylades,  qua  Pallada  Phoebus,  amabat, 
Quodque  tibi  geminus,  Tyndari,  Castor,  erat/ 
Siquis  idem  sperat,  iacturas  poma  myricas 
Speret  et  e  medio  flumine  mella  petat! 
Nil  nisi  turpe  iuvat:  curae  sua  cuique  voluptas; 
750      Haec  quoque  ab  alterius  grata  dolore  venit. 
Heu  facinus!  non  est  hostis  metuendus  amanti; 

Quos  credis  fidos,  effuge:  tutus  eris. 
Cognatum  fratremque  cave  carumque  sodalem: 
Praebebit  veros  haec  tibi  turba  metus. 


755  Finiturus  eram;  sed  sunt  diversa  puellis 


744.  Ziveites  Beispiel:  Theseus 
und  Pirithous.  Sinn :  Pirithous  hat 
seines  Freundes  Theseus  Gemahlin 
Phädra  nicht  verführt.  Phädra  :  zu  338. 
UsiQi^ooi ,  der  Sohn  des  Ixion,  La- 
pithenfiirst,  bekannt  durch  seine  JEoch- 
zeit  mit  Hippodameia.  während  welcher 
der  grosse  Kampf  der  Lapithen  und  Ken- 
tauren stattfand  (zu  593).  Sprichwört- 
lich   war   die    Iltnif^'ov    y.a\   Ör^aeios    fi- 

XotEvia  (Apost.  14.'l9  =  II  p.  611).  Soph. 
OK.  1594.    Paus.  X  29,  30:    6»,;aew=  bh 

y.ni   JJecoid'ov  rr;i'  Xeyouirrji^  rfü.iav  y.xK. 

Xen.  \.\.  Lud.  1.  salt.  60.    Charid.  16. 

745 f.  Drittes  Beispiel:  Orestes  und 
Pylades.  —  Pj'lades  liebte  die  Hermione, 
die  Gemahlin  seines  Freundes  Orestes, 
mit  nur  schwesterlicher  Liebe,  ohne  ihr 
nachzustellen. 

Hermione,  die  Tochter  des  Menelaus 
und  der  Helena  (Hom.  Od.  IV  14),  zu- 
nächst die  Gemahlin  des  Neoptolemos, 
dann  des  Orestes  (vgl.  Eurip.  Audro- 
mache).  Hermione  wird  als  überaus 
liebreizend  geschildert,  vgl.  Hom.  Od. 
IV  13:  nalS'  eoaxeiv  '^f ,  'Ei)ui6vi]v  ff 
eiSoe     sxs    Xi'vair^i    'ArfooSirrjs.       Wurde 

doch  um  ihretwillen  Xeoptolemos  durch 
Orestes  getötet  (Eur.  Andr.  1058  ff.). 
Um  so  passender  ist  aber  gerade  hier 
das  Beispiel :  trotzdem  sie  so  begehrens- 
wert war,  hat  Pylades  doch  seinem 
Freunde  die  Treue  gewahrt  und  dessen 
Gattin  nur  mit  der  Liebe  des  Bruders 
geliebt. 

In  diesem  Sinne  erscheint  hier  an 
dritter  Stelle  der  treue  Freundschafts- 
bund zwischen  Orestes  und  Pylades,  der 
ebenfalls  sprichwörtlich  iind  weltberühmt 
geworden  ist:  vgl.  Xen.  symp.  8,  31. 
Luc.  am.  47.  Cic.  de  am.  7,  24.  Thera. 
22,  p.  269,  u.  s. 


Um  die  reine  Liebe  des  Pylades 
zur  Hermione  recht  deutlich  zu  bezeich- 
nen, sagt  der  Dichter  erst:  er  liebte 
sie  wie  Phoebus  die  Pallas  liebt,  und 
dann :  er  war  ihr  das,  was  der  Helena 
Castor  war,   d.  h.  eben  nur  Bruder. 

746.  Tyndaris  ist  Helena  als  Tochter 
des  Tyndareos  (Eur.  Hei.  614  etc. ;  oft 
bei  Ovid,  in  der  ars  nicht  nieder,  aber 
z.  B.  amor.  II  12,  18.  her.  5,  91.  15,  100. 
306.  16,  118). 

747  f.  Die  Antwort  Ovids  auf  den 
fingierten  Einwand  besteht  in  einem 
ironischen  dSiiitroy :  wer  auf  eine  solche 
Treue  hofft,  der  kann  mit  demselben 
Rechte  das  allerunmöglichste  erwarten, 
dass  z.  B.  die  Tamarisken  Obst  tragen, 
oder  dass  der  Fluss  von  Honig  fliesst. 
Ueber  das  d^vrarov  vgl.  zu  271. 

747.  myrica  (tamarix  gallica  L.), 
ein  strauchartiges  Gewächs,  das  am 
Wasser  gedeiht,  in  der  ars  noch  III  691, 
wo  sie  fragilis  heisst  (vgl.  met.  X  97: 
tenuesque  myricae).  Vgl.  Voss  zu  Verg. 
ecl.  4,  2.  —  Zu  dem  hier  gebrauchten 
dövfitTov  vgl.  Theokr.  1,  132 :  vvi'  ö'  ia 
juev  (fooions  ßäroi.  tpooeoire  d'  dxctv&ac, 
d  Sk  y.nXd  vn(>xiaooi  e.i  uoy.ev&oiai  xoud- 
aai,  TidvTa  d'  eyn/./.a  yivono,  y.nl  a  tiitvs 
o/^vas  Eveixai,  -Idtfvn  iTTsi  ö'i^daxei,  xal 
Tw^  yvvng  cH/.a'fOi  kkaoi,  xi'^  ogicov  roi 
axiÖTeg  dr^Söai  Örjoioairro.  Vergils  Nach- 
bildung ecl.  8,  51 — 58,  zumal  anrea 
durac  mala  fcrant  qucrcus,  narcisso 
fioreat  alnus,  pingicia  corticibus  sudent 
eledra  myricae. 

755 — 770.  Dreizehnte  Anwei- 
sung. Du  musst  die  Verschiedenheit 
der  weiblichen  Gemüter  bedenken.  Wie 
in  der  Natur  verschiedenes  an  verschie- 
denem Platze  frommt,  so  muss  der  Lieb- 
haber eine  Proteusnatur  sein  und  seine 


I  744—772. 


63 


Pectora:  mille  animos  excipe  mille  modis! 
Nee  tellus  eadem  parit  omnia:  vitibus  illa 

Convenit,  haec  oleis;  liic  bene  farra  virent. 
Pectoribus  mores  tot  sunt,  quot  in  orbe  figurae: 
760      Qui  sapit,  innumeris  moribus  aptus  erit: 
Utque  leves  Proteus  modo  se  tenuabit  in  undas, 

Nunc  leo,  nunc  arbor,  nunc  erit  hirtus  aper. 
Hie  iaeulo  pisces,  illic  capiuntur  ab  liamis, 

Hie  eava  contento  retia  fune  trahunt. 
765  Nee  tibi  conveniet  cuuctos  modus  unus  ad  annos; 

Longius  insidias  eerva  videbit  anus; 
Si  doetus  videare  rudi  petulansve  pudenti, 

Diffidet  miserae  protinus  illa  sibi. 
Inde  fit,  ut  quae  se  timuit  committere  honesto 
770       Vilis  in  amplexus  inferioris  eat. 

Pars  superat  eoepti,  pars  est  exhausta  laboris 
Hie  teneat  nostras  ancora  iaeta  rates. 


Methode  indiTiduell  einrichten,  wie  der 
Fischer  seine  Beute  bald  mit  dem  Spiess, 
bald  mit  der  Angel,  bald  mit  dem  Netze 
fängt.  Auch  das  verschiedene  Alter  der 
erhofften  Bellte  fordert  verschiedene 
Methode. 

757.  Vgl.  Verg.  ge.  II  109:  «ec 
vero  terrae  ferrc  omnes  omnia  i^ossunt. 

759.  Bekanntes  Sprichwort,  dessen 
Quelle  bei  Hom.  Od.  XIV  228  zu  suchen 
ist._  Vgl.   PhUemon   fr.  89  (II  504  K.): 

ijficöv  ooaa  xni  lä  acoftat^  sarl  lov  doid"- 
fibv  xad"    srös,    tooovtovs    soti  y.ai  rpo- 

Ttovg  iSsir.  Ter.  Phorm.  II  4,  14  (454) : 
quot  homines  tot  senfentiae. 

761.  Seit  Homer  ist  die  Gestalt 
des  „weissagenden  Meerkobolds"  Pro- 
teus, der  sich  in  alles  verwandeln  konnte 

ooa  STii  yalnv  sotistu  yiyt'OVT'ti,  xal  vSeoo 
xal  d'eajiidae:;  ttv^  (Od.  IV  418)  eine  iu 
der  Poesie  häufig  wiederkehrende  tj; 
pische  Figur.    Hom.  Od.  IV  456:  dW  r) 

roi  TtooJTiaza  Xewv  yerex  i'jvyii'etos, 
avxag  enEixa  oguxwv  x(ti  TiäfiSalis  ijSs 
fisyns  avs'  yiyvsTO  d'  vyoov  vScop  xnl 
SevSqsov  vijnTieTrjkov.  Verg.  ge.  IV  407  : 
p,et  enim  subito  siis  horridus  atraque  ti- 


ffris  squamosiisque  draco  et  fulva  cervice 
leaena  aut  acrem  flammae  sonituni  da- 
hit  atque  ita  vinclis  excidet,  aut  in 
aquas  tenuis  dilapsus  abibit.  Ov.  met. 
VIII  732  ff.  Daher  heisst  er  ainbiguus 
(met.  II  9)  und  voltus  mutans  (Hör.  ep. 
I  1,  90,  vgl.  sat.  II  3,  71  ff.). 

leves,  'leichtflüssig'  entspricht  dem 
homerischen  vyphv  vSwp  und  veran- 
schaulicht gut  die  Schwierigkeit,  ihn 
festzuhalten;  ebenso  se  tenuabit,  und 
auch  h  i  r  t  u  s  aper. 

763.  iaculimi  ist  ein  'Wurfnetz', 
vgl.  Auson.  ep.  4,  56  (p.  247  Peiper). 

Plaut,  asin.  100:  venari  reteiiaado 
in  niedio  mari. 

ab  hamis]  Ueber  den  Ablativ  mit  a, 
wo  die  Prosa  den  ablativus  instrumenti 
setzen  würde,  vgl.  Kothstein  zu  Prop. 
I  16,  14. 

764.  trahunt]  vgl.  Theokr.  1,  40: 

fJEya   SiKZvov  eg  ßoi.ov   t?.xsi. 

766.  cerva]  nicht  ohne  Nebensinn, 
vgl.  zu  V.  89.  —  Der  Ausdruck  ist  sprich- 
wörtlich, vgl.  Otto,  Sprichwörter  etc. 
sub  hcpns  7. 


ZWEITES  BUCH. 


Ovid,  ars  amatoria  ed.  Brandt. 


Inhalt. 


Einleitung.    1—96. 

Uebergang.    97—106. 

Hauptteil.     Siebzehn  Anweisungen,    die  Zuneigung  des  tiach  den  Begeln  des 
ersten  Buches  geivonnenen  Mädchens  zu  behalten.    107 — 732. 

1.  Sei  wirklich  liebenswürdig,   nicht  Schönheit   allein  thuts,   sei  ein 
angenehmer  Gesellschafter  und  beredter  Erzähler.     107—144. 

2.  Sei  nachsichtig  und  immer  in  gutem  Einvernehmen  mit  der  Ge- 
liebten.    145—176. 

3.  Gieb  zur  rechten  Zeit  nach  und  harre  aus  als  galanter  Ritter.  177—250. 

4.  Suche  die  Dienerschaft  für  dich  zu  gewinnen.    251 — 260. 

5.  Lerne  sinnig  schenken.    261 — 272. 

6.  Sei    geschickt   in    der   Abfassung   von    zierlichen   Liebesgedichten. 
273-286. 

7.  Richte  dein  Thun  und  Lassen  so  ein,   dass  dein  Mädchen  in  allem 
sich  als  deine  Gebieterin  vorkommt.    287—294. 

8.  Huldige  der  Eitelkeit  deiner  Geliebten.     295—314. 

9.  Bei  einer  Krankheit  deines  Mädchens  erweise  ihr  ganz  besonders 
deine  Liebe.    315 — 336. 

10.  Richte  es  so  ein,  dass  dein  Mädchen  unbedingt  an  dich  gewöhnt  ist. 
337—372. 

11.  Lass  dich  nicht  auf  treulosen  Seitenwegen  ertappen.  Ratschläge 
bei  derartigem  Verdachte  oder  entdeckter  Untreue.    373 — 424. 

12.  Gieb  unter  Umständen  dem  Mädchen  ein  wenig  Grund  zur  Eifer- 
sucht, um  ihre  Liebe  immer  wieder  anzustacheln;  doch  nicht  zu 
lange,  und  die  Versöhnung  muss  durch  um  so  grössere  Liebesbeweise 
erfolgen.    425 — 492. 

13.  Kenne  dich  selbst,  liebe  mit  weiser  Mässigung  und  lerne  die  vielen 
Leiden  ertragen,  wekhe  die  Liebe  mit  sich  bringt.    493 — 534. 

14.  Uebe  gegen  deinen  Nebenbuhler  alle  nur  erdenkliche  Nachsicht. 
535-600. 

15.  Beachte  in  deinen  erotischen  Abenteuern  immer  schamhafte  Zurück- 
haltung und  diskrete  Verschwiegenheit.     601 — 640. 

16.  Mache  deinem  Mädchen  körperliche  Gebrechen  und  Fehler  nie  zum 
Vorwurfe,  vielmehr  suche  sie  zu  beschönigen.  Frage  nie  nach  ihrem 
Alter,  vergiss  aber  nicht,  dass  gerade  das  reifere  Alter  in  erotischem 
Sinne  aus  vielen  Gründen  den  Vorzug  verdient.  Beweis  dafür. 
641—702. 

17.  Einzelvorschriften  zum  richtigen  Genuss  der  erotischen  Freuden. 
703—732. 

Schlusswort  und  Uebergang  zum  dritten  Buche.    733 — 746. 


5* 


Dicite  'io  Paean!'  et  'io'  bis  dicite  'Paean!* 

Decidit  in  casses  praeda  petita  meos; 
Laetus  amans  donat  viridi  mea  carmina  palma 
Praelata  Ascraeo  Maeonioque  seni: 
5  Talis  ab  armiferis  Priameius  hospes  Amyclis 


1—96.  Einleitung:.  Triumph 
des  Dichters  über  die  geglückte  Jagd: 
das  Wild  ist  gefangen  ( — 2).  Dem  Dichter 
gebührt  Anerkennung  von  Seiten  des 
glücklichen  Liebhabers  (—4),  der  ver- 
glichen wird  mit  Paris  ( — 6)  und  Pelops 
( — 8).  Aber  nicht  so  eilig:  noch  ist  das 
Ziel  nicht  erreicht  (—10).  Jetzt  heisst 
es,  das  Mädchen  zu  fesseln,  das  ist 
wichtig  und  bedarf  zumal  der  Kunst 
( — 14).  Drum  helft  Amor  Venus  Erato 
( — 16).  Es  ist  ein  schweres  Unterfangen, 
den  unsteten,  geflügelten  Amor  zu 
fesseln  (—20):  Hat  doch  durch  Flügel 
selbst  ein  sterblicher  Manu  aus  einer 
schier  unentrinnbaren  Gefangenschaft 
zu  entkommen  gewusst ,  D  a  i  d  a  1  o  s , 
dessen  Geschichte  episodenhaft  erzählt 
wird  (—96). 

1.  Paean  [pcaiüv]  ist  metonymisch 
ein  an  Apollo  gerichteter  Hymnus,  so- 
wohl klagenden  Inhalts  mit  der  Ten- 
denz, den  Gott  zu  versöhnen  (Hom.  II. 
I  473.  Soph.  OR.  5),  als  auch  ein  Lob- 
gesang und  Danklied  (Hom.  H.  XXII 
391.  Aesch.  Fers.  391).  Vgl.  Teuffei 
bei  Fauly  V  1047.  Auch  ioj  als  Inter- 
jektion steht  in  utrumque,  dann  aber 
in  der  Verbindung  ita  Tiaiäv  zumal  zum 
Ausdruck  der  Freude,  vgl.  Soph.  Trach. 
221.     Eur.   Bacch.   580:    iat   Icd   nduv 

av§cö. 

bis  die  Wiederholung  zum  lebhaf- 
testen Ausdiuck  der  Freude.  Hör.  carm. 
IV  2,  49:  teque  dum  proccdis  'io  Tri- 
iimphej"  non  semel  dicemus'io  Triumphe! 

2.  pi-acda  vgl.  I  89.  II  406.  her. 
15  (16),  152. 


4.  Ascraeus  senex  heisst  Hesiod 
nach  seiner  Heimat,  dem  Dorfe  Askra 
in  Boeotien  am  Fusse  des  Helikon :  zu 
I  28.  Vgl.  Ov.  am.  1 15, 11.  Fast.  VI  14. 
Prop.  n  34,  77:  Ascraei  veteris  prae- 
cepta  poetae.    Verg.  ecl.  6,  70  u.  s. 

Maeonius  senex  heisst  Homer  häufig, 
vgl.  Ov.  trist.  I  6,  21.  Auch  Maeonides 
(am.  I  15,  9  etc.).  Vgl.  rem.  am.  373. 
Maiovia  hiess  ursprünglich  ganz  Lydien 
[Maiovia  •  t]  Avöia  Hesych.),  später  nur 
ein  Teil  davon  am  oberen  Hermos 
(Strab.  XII  576  c).  Lydien  aber  galt 
nach  der  einen  Version  als  Heimat 
Homers  (Smyrna).  —  Homer  und  Hesiod 
werden  passend  genannt,  der  erstere 
als  leuchtendes  Beispiel  der  Dichtkunst 
überhaupt  (vgl.  279),  der  andere  als 
erster  Repräsentant  der  didaktischen 
Poesie. 

5.  talis  bezieht  sich  zumal  auf 
die  freudige  Stimmung  der  Liebenden, 
die  bis  hierhin  ihr  Ziel  erreicht  haben, 
und  deren  Hochgefühl  stolzer  Sieges- 
gewissheit  mit  der  ähnlichen  Stimmung 
des  Paris  und  des  Pelops  verglichen 
wird,  die  dem  Dichter  als  mythologische 
Beispiele  solcher  Liebenden  gelten,  denen 
die  Erfüllung  ihrer  Wünsche  zu  teil 
ward,  ohne  dass  damit  das  Ende  ihrer 
Mühsale  gekommen  wäre. 

Amyclae  liegt  20  Stadien  südöstlich 
von  Sparta.  Hom.  II.  II  584.  Der  Raub 
der  Helena  wird  hier  nach  Amyclae  ver- 
legt, vgl.  Eur.  Troad.  986,  sonst  meist 
nach  Sparta  selbst. 

armiferis  Amyklai  war  vor  dem 
Aufkommen  Spartas   eine   sehr   bedeu- 


70 


Ars  amatoria 


Candida  cum  rapta  coniuge  vela  dedit; 
Talis  erat,  qui  te  ciirru  Victore  ferebat, 

Vecta  peregrinis  Hippodamia  rotis. 
Quid  properas,  iuvenis?  mediis  tua  pinus  in  undis 
10       Navig-at,  et  longe,  quem  peto,  portus  abest. 
Non  satis  est  venisse  tibi  me  vate  puellam: 

Arte  mea  captast,  arte  tenenda  meast. 
Nee  minor  est  virtus,  quam  quaerere,  parta  tueri: 

Casus  inest  illic,  hoc  erit  artis  opus. 
15  Nunc  mihi,  siquando,  puer  et  Cytherea,  favete, 

Nunc  Erato!  nam  tu  nomen  amoris  habes. 
Magna  paro,  quas  possit  Amor  remanere  per  artes, 

Dicere,  tam  vasto  pervagus  orbe  puer. 
Et  levis  est  et  habet  geminas,  quibus  avolet,  alas: 


tende  Stadt;  wir  haben  Kunde  von 
manchem  Kriege  der  Amyklaeer  und 
der  Spartaner :  vgl.  Müller,  Orchomenos 
und  die  Minyer'^p.  313. 

6.  Candida  ist  nicht  bloss  malen- 
des Epitheton,  sondern  auch  die  weisse 
Farbe  des  Segels  deutet  auf  das  Glück 
der  Fahrenden.  Vgl.  Flut.  Thes.  17. 
Das  Gegenteil  bei  Catull.  64,  225. 

7  f.  Oenomaus,  der  König  von  Pisa, 
wollte  seine  Tochter  Hippodamia  nur 
demjenigen  vermählen,  der  ihn  im 
Wagenrennen  besiegte.  Näheres  bei 
Apollod.  epit.  2,  5.  Nach  der  gewöhn- 
lichen Ueberlieferung  überredet  Pelops, 
der  zu  diesem  Wettkampf  kommt,  den 
Myrtilos,  den  -^vioyoe  des  Königs,  aus 
dessen  Wagen  vor  Beginn  der  Fahrt 
die  Nägel  von  den  Rädern  herauszu- 
ziehen :  darauf  lösten  sich  diese  während 
der  Fahrt,  der  König  stürzte  heraus, 
verwickelte  sich  in  das  Eiemenzeug  und 
wurde  zu  Tode  geschleift,  worauf  Pe- 
lops die  Hippodamia  erhält.  Apd.  1.  1. 
2,  6—7.  Soph.  El.  504  ff.  Der  Wagen 
wird  darauf  von  den  beiden  zur  Rück- 
kehr benutzt,  vgl.  Prop.  I  2,  20:  avecta 
externis  Hippiodamia  rotis.  Der  Wagen 
war    ein   Geschenk  des  Poseidon,    vgl. 

Find.  Ol.  1,  89 :  rov  /uev  dyallcov  Q^eos 
tScoy.sv    Siffoov    ie    yovaeov   TiTEoolaiv  t 

dy.duafias  iriTTovg.  Auf  dem  Wagen 
jagt  Pelops  mit  Hippodamia  über  das 
Meer  nach  Lydien ,  vgl.  die  schöne 
Stelle  Eur.  Or.  988  ff.  Dargestellt  ist 
diese  Scene  auf  der  Vase  von  Arezzo: 
Baumeister,  Denkmäler  II  p.  1203  (Bil- 
derhefte IV  p.  140).  —  rotis  zu  230. 
8.  Wörtlich  gleich  her.  8,  70. 
12.    arte  anaphorisch,  vgl.  I  3. 


13.  Launig,  weil  ein  altes  Sprich- 
wort hier  verwendet  wird.  Dem.  Ol. 
1,  23 :  TCoXXdy.is  Soxsi  to  (fvkd^ai  rdyad'd 
Tov  •y.TTjaaad'at  yaXsTKOTeQOv  elvai.  Vgl. 
Sali.  Jug.  31,  17:  mains  dedecns  est, 
parta  amittere,  quam  omnino  nonpara- 
visse.  Claud.  22,  326 :  j;?ws  est  servasse 
repertum,  quam  quaesisse  novum.  Cic. 
imp.  Pomp.  5,  12. 

15.  Vgl.  I  30.  —  Cytherea  ist  ein 
häufiger  Name  der  Venus.  Die  Insel 
Kvü-rjpa  (h.  Cerigo)  vor  der  Südspitze 
von  Lakonien  war  durch  den  Tempel 
und  Kult  der  Aphrodite  berühmt.  Vgl. 
Ov.  fast.  rV  286:  Veneris  Sacra  Cythera. 
am.  II  17,  4.  In  der  ars  noch  11  607. 
in  43.  Nach  Hes.  theog.  190  ff.  ist 
Aphrodite  bei  Kythera  geboren  und  ans 
Land  gestiegen;  vgl.  Ov.  her.  7,  59: 
mater  Amoncm  niida  Cytheriacis  edita 
fertur  aquis. 

16.  Erato,  'E(>aTf6,  eine  der  Musen, 
Tochter  des  Zeus  und  der  Mnemosyne, 
wird  als  Muse  der  Liebenden  hier  vom 
Dichter  angerufen,  vgl.  Plut.  quaest. 
symp.  IX  14,  7  (p.  746  F),  Fiat.  Phaedr. 
259  D.     Athen.  XIH  555  B. 

notnen  amoris  Ovid  leitet  den 
Namen  'Egaroj  von  igdv  ab,  vgl.  fast. 
IV  195:  Sic  Erato  —  mensis  Cythereius 
Uli  cessit,  quod  teneri  nomen  amoris 
Jutbet.  Diod.  Sic.  IV  7:  'E^aTco  Se  aTcd 
TOV  Tovs  TzacSevf^evras  TTo&eiPovi  y.al 
sTTeQdarove    d^iOTe^Mv.     Comut.  cap.  14 

(p.  16,  15  Lang). 

18.  Eine  hübsche  Illustration  dazu 
giebt  das  bekannte  Gedicht  Meleagers: 
AP.  V  177. 

19.  alas  mit  Flügeln  erscheint  Eros 
in  der  Kunst  von  Anfang  an.    Für  den 


II  6-33. 


71 


20      Difficilest  illis  inposuisse  modum.  ' 

Hospitis  effugio  praestruxerat  omnia  Minos: 

Audacem  pinnis  repperit  ille  viam. 
Daedalus  ut  clausit  conceptum  crimine  matris 
Semibovemque  virum  semivirumque  bovem, 
25  'Sit  modus  exilio/  dixit  'iustissime  Minos: 
Accipiat  cineres  terra  paterna  meos! 
Et  quoniam  in  patria  fatis  agitatus  iniquis 

Vivere  non  potui,  da  mihi  posse  mori; 
Da  reditum  puero,  senis  est  si  gratia  vilis: 
30       Si  non  vis  puero  parcere,  parce  seni!" 

Dixerat  haec,  sed  et  haec  et  multo  plura  licebat 

Dicere:  regressus  non  dabat  ille  viro. 
Quod  simul  ut  sensit,  'nunc,  nunc,  o  Daedale,'  dixit 


Nachweis  in  der  Litter atur  ist  wich- 
tig die  Stelle  iu  Piatons  Phaedrns  (252  b), 
wo  zwei  Verse  aus  Epen  der  Homeriden 
citiert  werden,  in  denen  Eros  beflügelt 
ist.  S.  Eur.  Hipp.  1270  ff.  Hierüber 
ausführlich  Röscher,  Lexikon  I  1346  ff. 
Dazu  Eubulos  fr.  41  Kock  (bei  Athen. 
Xni  562  c)  und  Prep.  II  12,  14. 

21  ff.  Um  zu  veranschaulichen,  wie 
schwierig  es  ist,  Anioris  alis  iniposnisse 
modum,  erzählt  der  Dichter  mit  epischer 
Behaglichkeit  die  Geschichte  von 
Dädalus  und  Ikarus  ( — 96):  den 
Flug  des  Daedalus,  der  doch  ein  Sterb- 
licher war,  vermochte  Minos  nicht 
aufzuhalten,  -wie  viel  schwieriger  ist 
es,  dem  Gott  Amor  Schranken  zu 
setzen  (vgl.  98).  —  Die  Sage  selbst  ist 
bekannt,  vgl.  Apoll,  ep.  1, 12.  Mit  unserer 
Darstellung  vgl.  met.  VIII 183—235. 

21.  hosjiitis  d.  i.  des  Daedalus,  der 
bei  Minos  schützende  Aufnahme  ge- 
funden hatte,  nachdem  er  aus  Athen 
hatte  fliehen  müssen.     Darüber  Apoll. 

III  214:  ovrog  «|  'A&rjrcöv  eyvysVj  drco 
rfjs  dy.poTTo^ecüs  ßakcov  rov  t/Js  dSeXipris 
vtov  TdXo),  fiadTirfiv  ovra,  Seiaas^  fii] 
8td  TTJv  £V(fv'iav  avTov  vTCE^ßdXi]'  aia- 
yöva  [Kinnlade)  yd^  o^scos  ev^cov  ^vXov 
Xetctov  ETtQtOE.  (fcoQa&ivTos  Se  Tov  ve- 
x^ov  xpi&Eig  EV  'ÄQEUp  Ttdycp  y.al  xaraSi- 
xaad'Ets  TT^oi  Mivcoa  etpvys. 

effugio.  Der  Grund ,  ein  solches 
effugium  zu  versiichen,  war  das  Heim- 
weh. Vgl.  met.  VIII  183:  Daedalus 
interea  Creten  longumque  perosus  exi- 
lium  tactus  loci  natalis  amore  clausus 
erat  pelago. 

praestruxerat  omnia:  Minos  hielt 
ihn  im  Labyrinth  gefangen,  vgl.  Zenob. 

IV  92 :    jJaiöaXov    ydo    avv    'Ixd^o}    tcö 


TtaiSl  xaTEip^E  Mivcos  sv  reo  XaßvQiv- 
■d'cp  Si  oTtEo  EtpydaaTo  fivoos  ettI  reo  rrjs 
Uaaiwdrjs  sQunt  reo  tt^os  rov  ravQov. 

22.  Vgl.  met.  VIII  186 :  at  caelum 
certe  patet:  ibimics  illac. 

23  f.  D.  h.  nachdem  er  für  den 
Minotaurus  das  Labyrinth  erbaut  hatte. 
ApoUod.  m  9 :  ^  ÖS  (Pasiphae)  E^aadsiaa 
rov  ravQov  (den  Minos  dem  Poseidon  zu 
opfern  unterlassen  hatte)  awe^yov  Xafi- 

ßdvEi  ^aiSaXov  .  .  .  ovros  ^vXivr]v  ßovv 
ETtl  rooyäjv  'Aaraay.Evdaas.,  y.al  ravrrjv 
* ßaXcöv  y.oiXdvas  evSo&eVj  Ey.SEi^as  te 
ßovv  rrjv  So^dv  TCEQiE^QaxpEj  y.al  d'Eli 
EV  MTiEQ  e'id'iaro  6  ravQos  Xei/icövi  ßöa- 
y.EO&ai^  rfjv  Haaiffdriv  EVEßißaOEv.  eX&mv 
§e  6  ravQos  cos  dXrjd'ivfi  ßöl  awijX&EV. 
r/  §£  'AarsQiov  EyEVVTioe  rov  y.Xrjd'evra 
Mivcoravoov.  ovros  £iX^  ravQOv 
TToöaioTtov,  r d  S b  Xo i7t d  dvS ^6s 
(Ov.  V.  24).  Mivcos  Se  EV  reo  Xaßv^iv&cp 
xard  rtvas  xorjofiovs  xaraxXEiaas  avrov 
EcpvXarxEV.  iiv  Ss  6  Xaßvoivd'os ,  tv 
J/aiSaXos  xarEaxEvaasv,  olty.r]fia  ya/uTVals 
TioXvTcXoy.ois  TtXavcöv  rrjv  sSoSov.  Zur 
Sache  vgl.  auch  zu  I  289  ff. 

24.  V^gl.  zu  23  a.  E.  und  met.  VIU 
156 :  monstrum  biforme ;  169 :  geminam 
tauri  iiivenisque  figuram. 

25.  exilio  zu  21.  —  iustissime, 
Minos,  ^idi  fiEydXov  oapiarrjs  (Hom.  Od. 
XrX  179)  der  weise  Gesetzgeber  von 
Kreta  (Luc.  Anach.  39)  wurde  (nach 
späterer  Sage)  wegen  seiner  Gerechtig- 
keit Richter  in  der  Unterwelt:  Hom. 
Od.  XI  568. 

26.  Das  stärkste  Motiv,  das  er 
geltend  macheu  kann,  denn  in  fremder 
Erde  bestattet  zu  werden,  gilt  dem 
Altertum  als  grösstes  Unglück. 


7? 


Ars  amatoria 


'Materiam,  qua  sis  ingeniosus,  habes. 
35  Possidet  et  terras  et  possidet  aequora  Minos; 
Nee  tellus  nostrae  nee  patet  unda  fugae: 
Eestat  iter  caeli;  caelo  temptabimus  ire! 
Da  veuiam  eoepto.  luppiter  alte,  meo! 
Non  ego  sidereas  adfecto  tangere  sedes: 
40       Qua  fugiani  dominum,  nulla  nisi  ista  viast; 
Per  Styga  detur  iter,  Stygias  transnabimus  undas! 

Sunt  mihi  naturae  iura  novanda  meae/ 
Ingenium  mala  saepe  movent:  quis  erederet  umquam 
Aerias  hominem  carpere  posse  vias? 
45  Remigium  voluerum,  disponit  in  ordine  pinnas 
Et  leve  per  lini  vineula  neetit  opus,. 
Imaque  pars  eeris  adstringitur  igne  solutis, 

P'initusque  novae  iam  labor  artis  erat. 
Traetabat  eeramque  puer  pinnasque  renidens 
50       Neseius,  haee  umeris  arma  parata  suis. 


35  ff.  Vgl.  met.  VIII  185:  'terras 
licet,'  inquit,  'et  undas  obstruat:  at 
eaelum  certe patet;  ibimus  illac.  Omnia 
posideat,  non  possidet  aera  Minos.' 
Vgl.  unten  V.  53. 

38.  Das  Wagnis  des  Daedalus  über- 
schreitet die  dem  Menschen  von  der 
Natui'  gesteckten  Schranken,  niuss  da- 
her als  übermenschlich  den  Unwillen 
Juppiters  erregen;  daher  die  Bitte  um 
venia.  Vgl.  Hör.  carm.  I  3,  34:  ex- 
pertus  vacmim  Daedalus  aera  pinnis 
non  homini  datis. 

39  ff.  Begründung  der  eben  aus- 
gesprochenen Bitte :  nicht  sträflich  eitles 
Unterfangen  ist  mein  Wagnis,  sondern 
ein  Akt  der  Notwehr. 

41.  detur  konzessiv:  gesetzt  selbst 
den  Fall,  dass  —  ich  muss  alles  ver- 
suchen. —  Die  Stygischen  Wogen  stehen 
hier  typisch  für  etwas  dem  Menschen 
unnahbares,  was  sich  für  ihn  mit  dem 
Begriff  des  Grauens  verbindet,  da  es 
die  Vorstellung  des  Todes  und  der 
Unterwelt  erweckt  (zu  I  635). 

42.  Vgl.  met.  VIU  198:  ignotas 
animum  dimittit  in  artes  naturamque 
novat. 

43.  Häufiger  Gemeinplatz,  vgl.  z.  B. 
Theoer.  21,  1 :  d  nevia,  J/i6ffavrc,  /uöpa 
ras  TE-/vas  eyei^ei'   uvra  raj  fwxd'oio  Sc- 

däay.a?.os.  Dazu  Publ.  Syr.  210  (11  328  R) : 
hominem  experiri  multa paupertas  iiüjet. 
Plaut.  Stich.  I  3,  24  (178).  Am  bekann- 
testen dann  ausgeführt  durch  Hör.  carm. 
I  3  (darin  v.  34  auch  das  Beispiel  von 
Daedalus:  siehe  zu  38). 


45.  Die  kunstvolle  Arbeit  des  Dae- 
dalus wird  ausführlicher  beschrieben 
met.  Vni  189—195. 

Die  Flügel  werden  mit  demselben 
Rechte  die  'Ruder  der  Vögel  genannt, 
wie  die  Ruder  die  'Flügel  der  Schiffe 
heissen  (Hom.  Od.  XI  125:    ipsr/uä,  rä 

TS  TtrtQOi  vrjval  TtiXovxai.  Vgl.  Eur.  Med. 
4).  Aesch.  Agam.  52:  nreQvycjv  e^er- 
fioiaip  i(jtaa6/uevoi.  Vgl.  Luc.  Tim.  40. 
Verg.  Aeu.  VI  19 :  remigium  alarum.  Ov. 
met.  V  558 :  alarum  remis.  Schon  Lu- 
krez  sagt  (VI  743) :  remigi  oblitae  pen- 
narum  vela  remittunt. 

46  f.  Deutlicher  met.  Vm  193: 
tum  Uno  medias  et  ceris  alligat  imas, 
atque  ita  compositas  parvo  curvamine 
flectit,  ut  Veras  imitetur  aves. 

49.  renidens  vor  kindlicher  Freude. 
Noch  teilnehmender  und  lievevoller  wird 
die  naive  Kindlichkeit  des  kleinen  Ikarus 
geschildert  met.  VIII  195 :  puer  Icarus 
una  stahat  et,  ignarus  sua  se  tractare 
pericla  ore  renidenti  modo  quas  vaga 
moverat  aura,  captabat  plumas,  flavam 
modo  imllice  ceram  mollibat,  lusuque 
suo  mirabile  patris  impediebat  ojjus. 
Ein  Relief  in  der  Villa  Albani  zeigt 
Ikarus,  wie  er  dem  Vater  bei  der  Arbeit 
zuschaut. 

50.  arma  bedeutet  ursprünglich 
ein  jegliches  Gerät,  Ausrüstung.  So 
steht  bei  Liv.  XXXV  23  equesiria  arma 
von  dem  gesamten  Sattelzeug  der  Pferde. 
Die  künstlichen  Flügel  können  aber  um 
so  mehr  arma  genannt  werden,  als  da- 
durch das  in  V.  45  gewählte  Bild,  wo- 


II  34—66. 


73 


Cui  pater  'liis'  inquit  'patriast  adeunda  carinis, 

Hac  nobis  Miiios  effugiendus  ope. 
Aera  non  potuit  Minos,  alia  omnia  clausit: 

Quem  licet,  inventis  aera  riimpe  meis! 
55  Sed  tibi  non  virgo  Tegeaea  comesqiie  Bootae, 

Ensiger  Orion,  adspiciendus  erit: 
Me  pinnis  sectare  datis;  ego  praevius  ibo: 

Sit  tua  cura  sequi!  me  duce  tutus  eris. 
Nam  sive  aetlierias  vicino  sole  per  auras 
60       Ibimus,  inpatiens  cera  caloris  erit; 

Sive  liumiles  propiore  freto  iactabimus  alas, 

Mobilis  aequoreis  pinna  madescet  aquis; 
Inter  utrumque  vola!  ventos  quoque,  nate,  tiraeto, 

Quaque  ferent  aurae,  vela  secunda  dato!' 
65  Dum  monet,  aptat  opus  puero  monstratque  moveri, 

Erudit  infirmas  ut  sua  mater  aves: 


nach  die  Flügel  als  Ruder  betrachtet 
werden,  passend  beibehalten  wird ;  arnia 
in  der  Bedeutung  Buder  ist  aber  aus 
Vergil  bekannt  (Aen.  VI  353,  vgl.  V  15). 
Aehnlich  ist  der  Gebrauch  von  onla, 
vgl.  Hom.  Od.  II  390.  Hes.  opp.  627. 
51.  carinis  das  Bild,  das  in  V.  45 
begonnen  war,  wird  beibehalten. 

54.  rumpe  vgl.  Hör.  carm.  I  3,  36. 

55.  virgo  Tegeaea  heisst  Callisto, 
die  Tochter  des  arkadischen  Königs 
Lykaon,  nach  der  Stadt  Tegea  im  süd- 
östlichen Arkadien.  Ihre  Geschichte 
bei  Apoll.  III  100.  Paiis.  VIII  3,  6. 
Sie  wurde  von  Juppiter  unter  die  Sterne 
versetzt,  wo  sie  als  'grosser  Bär'  be- 
reits dem  Homer  bekannt  ist  (II.  XVIII 
487 :  aQxtov  ■d''  fjv  xai  ä/ua^nv  sTtixkrjaiv 
xaXsovaiv). 

Bootae]  Boajrrjs  ist  der  Sohn  des 
Zeus  und  der  Kallisto  und  hiess  ur- 
sprünglich Arkas.  Apoll.  III  101:  utto- 
Xof.ievrje  §e  KaXXiarovs  Zevs  to  ßQe<pos 
a^ndaas  ev  ÄQxaSiq  Ölöcoaiv  dvar^icpeiv 
Maiq  TtQoaayoQEvaas  'A^^dSa.    Unter  die 

Sterne  versetzt  (Eratosth.  catast.  8) 
heisst  er  auch  Arktophylax  (Ov.  fast. 
III  405),  da  er  in  der  Nähe  des  grossen 
Bären  steht  (Anacreont.  31,  2 :  oT^e^er 

Tjfios'A^xros  ijÖr]  yard  X^^Qol  i^V''  Boiorov). 
Bootes  d.  h.  Ochsentreiber  heisst  er  aber, 
weil  der  Bär  auch  als  septentiones,  die 
sieben  Dreschochsen,  gedacht  wird,  da 
er  sich  beständig  auf  der  Tenne  des 
Himmels  dreht,  ohne  unterzugehen. 

56.  Orion,  der  bekannte  liiese  und 
Jäger  (Hom.  Od.  XI  572),  der  durch  die 
Pfeile  der  Artemis  erlegt  (Hom.  Od.  V 


124.  Hör.  carm.  III  4,  72)  und  dann 
unter  die  Sterne  versetzt  wurde  (Hom. 
Od.  V  274.  II.  XVIII  486).  Die  Sage 
von  der  Entstehung  des  Gestirnes  bei 
Ov.  fast.  V  493—544. 

ensiger,  vgl.  Eur.  Jon  1153:  o  rs 
^ifTjQTjs  ^Ligicov.  Arat.  phaen.  588 :  ^icpeos 
l<pi  Tienoid-aig.  Ov.  met.  XIII  294 :  niti- 
dumque  Orionis  ensem.  fast.  IV  388. 
Vgl.  zu  diesem  Distichon  met.  VIII  206 : 
nee  te  spectare  Booten  aut  Helicen 
(==  Callisto)  iubeo  strictumque  Orionis 
ensem.  Daedalus  verbietet  dem  Sohne 
nach  den  sonst  zur  Orientierung  die- 
nenden Gestirnen  auszuschauen,  in  der 
Meinung,  dass  er  die  Führung  ganz 
ihm  überlassen  und  nur  darauf  achten 
soll,  ihm  zu  folgen. 

57—64.  Vgl.  met.  203:  instruit  et 
natum,  'medio'que  'ut  limite  curras, 
Icare,'  ait,  'moneo,  ne,  si  demissior  ibis, 
unda  gravet  pennas,  si  celsior,  ignis 
adiirat.  inter  utrumque  vola.' 

65  f.  Met.  208:  pariter  praecepta 
volandi  tradit  et  ignotas  umeris  accom- 
modat  alas. 

Ein  prächtiger  Onyxkameo  zeigt 
Daedalus,  wie  er  dem  Sohne  dieSchwingen 
befestigt  (Mus.  Borb.  II  28,  1). 

66.  Ein  rührender  Vergleich,  der 
auch  in  den  Metamorphosen  wieder  ver- 
wertet wird,  aber  mit  grösserem  Ge- 
schick erst  da,  als  der  Flug  schon  be- 
gonnen hat,  was  mehr  der  Wirklichkeit 
entspricht.  Vers  213:  ante  volnt  comi- 
tique  timet,  velut  ales^  ab  alto  quae 
teneram  prolem  produxtt  in  aera  nido. 


74 


Ars  amatoria 


Inde  sibi  factas  umeris  accommodat  alas 

Perque  novum  timide  corpora  librat  iter 
lamqiie  volaturus  parvo  dedit  oscula  nato, 
70       Nee  patriae  lacrimas  continuere  g-enae. 
Monte  minor  collis,  campis  erat  altior  aequis: 

Hinc  data  sunt  miserae  corpora  bina  fugae. 
Et  movet  ipse  suas  et  nati  respicit  alas 

Daedalus  et  cursus  sustinet  usque  suos; 
75  lamque  novum  delectat  iter,  positoqne  timore 

Icarus  audaci  fortius  arte  volat: 
Hos  aliquis,  tremula  dum  captat  harundine  pisces, 

Vidit,  et  inceptum  dextra  reliquit  opus, 
lam  Samos  a  laeva,  (fuerant  Naxosque  relictae 
80       Et  Faros  et  Clario  Delos  amata  deo) 

Dextra  Lebynthos  erat  silvisque  umbrosa  Calymne 

Cinctaque  piscosis  Astypalaea  vadis, 
Cum  puer,  incautis  nimium  temerarius  annis, 

Altius  egit  iter  deseruitque  patrem. 
85  Vincla  labant,  et  cera  deo  propiore  liquescit, 

Nee  tenues  ventos  braeehia  mota  tenent; 
Territus  a  suramo  dispexit  in  aequora  caelo: 


Die  rührende  Liebe  der  Vögel  zu  ihren 
Jungen  ist  schon  bei  Homer  typisch  für 
Elternliebe,  vgl.  Od.  XVI  216ff.  II.  TL 
315:  fJ^rfcr^Q  d'  d/u^eTioTÜTo  od'v^ouer/] 
tpiXa  rexva. 

67 — 70.  Met.  210:  inter  opus  moni- 
tusque  genae  maduere  seniles  et  ])atriae 
tremuere  manus.  dedit  oscula  nato  non 
iteriim  repetenda  suo. 

73 f.  Met.  212-216.  Vers  73  kehrt 
wörtlich  wieder  met.  216. 

75  f.  Met.  223:  cum  ^;Hcr  audaci 
coepit  gaudere  volatu. 

11 1.  Met.  217:  lios  aliquis  tremula 
dum  captat  harundine  pisces  aut p>astor 
haculo  stivave  innixus  arator  vidit  et 
obstipiiit,  quique  aethera  carpere  possent^ 
credidit  esse  deos.  Das  Motiv  von  78, 
dass  er  vor  Erstaunen  seine  Arbeit  ver- 
gisst,  ist  in  der  Parallelstelle  nicht  weiter 
verwendet.  Die  hier  gegebene  Situation 
ist  dargestellt  auf  einem  Relief  einer 
Thonlampe  (s.  Archaeol.  Zeitung  1852, 
Taf.  39,  2). 

79—82.  Die  Fluglinie  wird  met. 
220 — 222  etwas  anderes  angegeben:  et 
tarn  Junonia  laeva  parte  Samos  fuerat 
Delosque  Farosquc  relictae,  dextra  Le- 
hinthus  erat  fecundaque  melle  Calymne. 

80.  Clarius  deus  (vgl.  Callim.  lij'mn. 
2,  71)  ist  Apollo  nach  der  Stadt  Clarus 
bei  Colophon,  wo  ein  berühmter  Tempel 


und  ein  Orakel  des  Gottes  war  (to 
KhiQiov  Plut.  Pomp.  24).  Vgl.  Paus. 
VII  3,  1.  Anacreont.  11,  5:  ol  de  Kld^ov 
rcao'  oyßais  ÖacfvrjcfiQoio  <Poißov  XnXov 
Tiiävtes  vdcoo  /LiE/Liy'vores  ^omocv.   Ov.  met. 

I  516.  —  Apollo  liebt  aber  zumal  die 
Insel  Delos,  denn  sie  ist  sein  Geburts- 
land: Theogn.  5  ff. 

81.  Lebynthos  ist  eine  der  spora- 
dischen Inseln,  östlich  von  Naxos,  heute 
Levifha.     Strab.  X  487 d. 

Calymne,  Insel  zwischen  Lebynthos 
und  Kos,  heute  Kalymnos.  Strab.  X 
489  b,  wonach  Calymne  eine  der  spora- 
dischen Inseln  Calydnae  ist. 

82.  Astypalaea  (AarvTtälaia)  ist 
ebenfalls  eine  sporadische  Insel,  südlich 
von  Lebynthos,  heute  Stampalia.  Strab. 
X  488  b."' 

83  —  92.  Met.  223:  cum  imer  audaci 
coepit  gaudere  volatu,  deseruitque  ducem 
caelique  cupidine  tractus  altius  egit  iter. 
rapidi  vicinia  solis  mollit  odoratas,  pen- 
narum  vincula,  ceras.  tabuerant  cerae; 
nudos  quatit  ille  laeertos,  remigioque 
carens  non  ullas  percipit  aures,  oraque 
caerulea  patrium  clamantia  nomen  exci- 
piuntur  aqua,  quae  nomen  traxit  ab  illo. 

83.  Vgl.  Luc.  astr.  15:  "Ixa^os  ös 
t'£6rr]Ti  xal  draa&a/.ir^  -/oeöfisvos  xai  ovy. 
tTTiy.Tct  ISi^TjfiEvos  y.rX. 

87  f.   Ein  in  der  Parallelstelle  nicht 


n  67-100. 


75 


90 


95 


Nox  oculis  pavido  venit  oborta  metii. 
Tabuerant  cerae!  niidos  quatit  ille  lacertos 

Et  trepidat  nee,  quo  sustineatur,  habet; 
Decidit  atqiie  cadens  'pater,  o  pater,  anferor!'  inquit; 

Clauserunt  virides  ora  loquentis  aqiiae. 
At  pater  infelix,  nee  iam  pater,  'leare!-  clamat, 

'leare/  elamat  'ubi  es  quoqiie  sub  axe  volas?" 
'Icare!'  elamabat:  pinnas  adspexit  in  undis! 

Ossa  tegit  tellus;  aequora  nomen  habent. 

Non  potuit  Minos  hominis  conpeseere  pinnas: 

Ipse  deum  volucrem  detinuisse  paro! 
Fallitur,  Haemonias  siquis  deeurrit  ad  artes 

Datque,  quod  a  teneri  fronte  revellit  equi; 


mehr  verwertetes,  aber  schon  aus  der 
Geschichte  der  Helle   bekanntes  Motiv. 

Aehnlich  auch  in  der  Geschichte 
von  Phaethon ;  Ov.  met.  II  178 :  ut  vero 
summo  despexit  ab  aethere  terras  infelix 
Phaethon  penitus  penitusque  iacentes, 
palluit  et  subito  genua  intremuere  ti- 
more  suntque  oculis  tenebrae  per  tantum 
lunien  obortae. 

89.  Der  Vers  kehrt  wörtlich  wieder 
met.  227. 

91.  Ebenfalls  in  den  Metamorphosen 
nicht  wieder  verwertet:  dort  stürzt  er 
lautlos  ins  Meer. 

93—96.  Met.  231 :  ai  pater  itifelix, 
nee  iam  pater,  ^Icare,'  dixit,  ^Icare 
dixit,  'ubi  es  ?  qua  ie  regione  requiram, 
Icartf    dicebat:    pemias    adspexit   in 

96.  Entspricht  met.  230  +  234,  aber 
hier  in  umgekehrter  Eeihenfolge. 

tellus,  nämlich  die  sporadische,  west- 
lich von  Samos  gelegene  Insel  Jolixr] 
(heute  Nikarie),  die  später  "Ixaoos  oder 
'ly.a^ia  genannt  wurde.    Paus.  IX  11,  5: 

aTto  Se  Tov  'Ikolqov  rovrov  ovof^ict  rj  TS 
vijaos  xal  »)  tce^I  avrfii'  &dXaaaa  eaxrixs. 
Daher  heisst  sie  bei  Aesch.  Pers.  890 
^InÜQov  sSos.  Nach  anderer  Version  hat 
nicht  der  Vater  selbst,  sondern  Herakles 
das  Begräbnis  vollzogen:  Paus.  1.  1. 
Apollod.  II  132. 

Das  Ikarische  Meer,  das  durch  ge- 
fährliche Stürme  berüchtigt  war  (Hör. 
carm.  I  1,  15),  kennt  schon  Homer  (II. 
n  145).  Soph.  Ai.  702.  Vgl.  Ov.  fast. 
IV  283:  transit  et  Icarium,  lapsas  ubi 
perdidit  alas  Icarus  et  vastae  nomina 
fecit  aquae.  Das  Meer  erhält  nach 
der  Legende   seinen  Namen   von   dem 


hier  verunglückten  Ikaros,  ähnlich  wie 
der  Sturz  der  Helle  den  Namen  des 
Hellespoutes  schuf  (Apollod.  I  82) ;  rich- 
tiger leitet  man  den  Namen  wohl  von 
der  Insel  ab,  vgl.  Strab.  X  488  a:  yal 
dn  avTfjs  (der  Insel  Ikaria)  'Ixd^iov 
itakelTai  ro  TCQoy.eifievov  TisXayos  (vgl. 
XIV  639  a). 

97—106.  Uebergang.  Der  Dichter 
kehrt  nach  der  epischen  Abschweifung 
zu  dem  Gedanken  zurück,  von  dem  er 
ausging  (V.  17 — 20),  die  Schwierigkeit 
seines  Unternehmens,  den  geflügelten 
Gott  Amor  zu  fesseln,  da  doch  Minos 
nicht  einmal  den  beflügelten  Men- 
schen zu  halten  wusste  ( — 98).  Und 
doch  bedarf  es  dazu  keiner  Zauberei 
Thessaliens  (—100)  oder  der  Medea  (101) 
oder  der  Marser  (102),  alles  das  ist  un- 
nütz, das  zeigt  die  Geschichte  der  Medea 
und  Circe  (—105),  ja  sogar  schädlich 
(-106). 

99.  Haemonias  zu  I  6.  Unter  der 
Thessallschen  Künstlet  aber  die  Zauberei 
zu  verstehen.  DieThessalierinnen  waren 
wegen  ihrer  Zauberei  berüchtigt.  Den 
Grund  giebt  der  Scholiast  zu  Arist.  nub. 

749  so  an  :  faal  Ss  un  MrjSeia  (pevyovaa 
xiarrjv  e^sßake  (paQf.id'ncov  exei  xal  avi- 
fvaav.  Jedenfalls  war  Thessalien  durch 
seine  Zauberkräuter  berühmt :  vgl.  z.  B. 
Tibull.  II  4,  56.    Achill.  Tat.  V  22. 

100.  Gemeint  ist  das  Idppomanes, 
von  dem  man  eine  verschiedene  Vor- 
stellung hatte,  vgl.  darüber  den  Anhang. 
Hier  ist  es  ein  fleischiger  Auswuchs 
auf  der  Stirn  des  neugeborenen  Fohlens, 
den  mau  zu  Liebesträiiken  benutzte, 
und  den  mau  eilends  abschneiden  musste, 
da  er  sonst  von  der  Mutter  des  Füllens 


76 


Ars  amatoria 


Non  facient,  ut  vivat  amor,  Medeides  herbae 
Mixtaque  cum  magicis  naenia  Marsa  sonis: 

Phasias  Aesoniden,  Circe  tenuisset  Ulixem, 
Si  modo  servari  carmine  posset  amor; 
105  Nee  data  profueriut  pallentia  philtra  puellis: 
Philtra  nocent  animis  vimque  furoris  habent. 

Sit  procul  omne  nefas!  ut  ameris,  amabilis  esto, 


abgebissen  wurde.    Arist.  bist.  an.  VI 

22,  158 :  Srav  Se  rittr}  rj  iTTTroe,  ro  le 
XÖoiov  evd'vs  y.area&let ,  xal  aTtea&iei 
TOv  Ttwlov  o  eTiKpvexcti  eTTi  rov  /ueTOJTtov 
Tc5v  Ttcökcov,  y.akeirai  Se  cTToTofiavig "  sari 
Se  ro  fieye-9'os  eXarror  fiiy.Qiö  la/dSog, 
Tqv  S'  ISeav  rcXarv,  Tis^iysoes,  /niXav. 
TOVTO  eav  Tis  y^Ü  )Mßcdv  y.ai  oocpQr^xui, 
rj  iTiTios,  s^iorarai  xul  ix/uah^erat  7T^d£ 
Trjv  6afir;v.  Siu  y.al  tovto  al  fao/uay.i8ss 
t,r]TOvai  xal  avVjyovai.  Vgl.  dazU  VIII 
24,  149.  Verg.  Aen.  IV  515:  quaeritur  et 
nascentis  equi  de  fronte  revolsus  et  matri 
praereptus  amor.   Weiteres  im  Anhang. 

101.  Medea  galt  den  Alten  gleich- 
sam als  das  Ideal  der  Zauberinnen ;  von 
ihrer  Zauberkunst  erzählen  schon  die 
Nosten  (vgl.  hyp.  I  zu  Euripides'  Medea, 
EGF.  ed.  Kinkel  p.  55).  Plat.  Euthyd. 
285  c.  Apoll.  Rhod.  lU  1363.  IV  1675. 
Theoer.  2,  16.  Bei  Pindar  (Pyth.  4,  233) 
heisst  sie  daher  nu^Kfdofiaxos.  Tib.  I 
2,  51.  Hör.  epod.  5,  62.  Ov.  am.  I  8,  5. 
met.  VII  179  ff. 

102.  Naenia  Marsa  auch  Hör.  ep. 
17,  29.  Naenia  ist  ursprünglich  ein 
Trauer-  und  Klagelied,  dann  in  über- 
tragener Bedeutung  (wahrscheinlich  von 
dem  monotonen  Rhythmus  her)  eine 
Zauberformel.  Die  Marser  sind  aber 
als  Zauberer  bekannt,  zumal  in  der 
Kunst,  Schlangenbisse  zu  heilen  und 
Schlangen  zu  beschwören.  Vgl.  Gell. 
XVI  11 :  Marsis  hominihus  ...  vi  qua- 
dam  genitali  dutum  est,  ut  et  serpen- 
tiuni  virulentoriim  domitores  sint  et 
incentionibus  herbarumque  sucis  faciant 
medelarum  miracula.  Vgl.  Hör.  epod. 
5,  76.     Ov.  fast.  VI  142.    med.  fac.  39. 

Eine  Zusammenstellung  verschieden- 
artiger Zauberkräfte  findet  sich  auch 
sonst;  dieselben,  die  hier  genannt  sind 
(mit  Ausnahme  der  naenia  Marsa)  bei 
Tib.  II  4,  55:  qnidq^dd  habet  Circe, 
quidquid  Medea  vencni,  quidquid  et  her- 
barum  Thessala  terra  yerit,  et  quod, 
ubi    indomitis   gregibus    Vetius    afflat 


amores,  hippomanes  cupidae  stillat  ab 
inguine  equae. 

103.  Phasias  ist  Medea,  so  genannt 
nach  dem  Flusse  Fhasis  {0äois,  jetzt 
Rion)  in  Kolchis.  So  AP.  IV  3  b,  16  (62) : 
<Paaia.s  vvfufrj.  Ov.  met.  VII  298.  In 
der  ars  noch  II  382.    Vgl.  III  33. 

Aesonides  {AiaoviSi]s)  heisst  Jason 
als  Sohn  des  Aeson,  des  Königs  von 
Jolkos.  So  schon  Hes.  theog.  993.  Pind. 
Pyth.  4,  217  und  oft.    Vgl.  unten  HI  34. 

105.  pirofuerint  koncessiv:  gesetzt 
auch,  dass  sie  nicht  nützen,  sie  können 
sogar  schaden. 

philtra  aus  dem  Griechischen  über- 
nommen wie  Juv.  II  6,  611 ;  fi'/.TQa  ■  rd 
:rr^ds    (fiXtav    otovvovxa  (fdofiaxa  (schol. 

Theokr.  2,  1).  Sie  heissen  pallentia 
'bleich  machend,'  Aveil  sie  (augeblich) 
Liebe  erwecken,  deren  Farbe  die  bleiche 
ist  (I  729).    Vgl.  Ov.  met.  VII  209. 

107—732.  Hauptteil.  Siebzehn 
An  weisiiugen,  die  Zuneigung 
des  nach  den  Regeln  des  ersten 
Buches  gewonnenen  Mädchens 
zu  behalten. 

107 — 144.  Erste  Anweisung. 
Es  kommt  alles  auf  die  Persönlichkeit 
an:  du  musst  wirklich  liebenswürdig 
sein.  Schönheit  allein  thut  es  nicht, 
selbst  wenn  du  so  schön  bist  \vie  Nireus 
und  Hylas  ( — 110),  zu  äusserer  Schön- 
heit müssen  sich  innere  Vorzüge  ge- 
sellen (111),  ist  doch  die  Schönheit  ver- 
gänglich ( — 118),  drum  denke  an  dau- 
ernderes (120),  beherrsche  beide  Sprachen 
und  sei  beredt,  ein  anmutiger  Erzähler 
wie  Odysseus,  der  durch  diese  Eigen- 
schaft, nicht  durch  Schönheit  die  Kalypso 
bezauberte  (—124),  so  dass  sie  ihn  gar 
nicht  ziehen  lassen  woUte  ( — 126)  und 
an  seinem  Munde  hing,  wenn  er  von 
Troja  erzählte,  was  er  so  anschaulich 
zu  thun  wusste  (—142).  Drum  baue 
nicht  zu  sehr  auf  die  Schönheit,  schau 
dich  nach  mehr  um  ( — 144). 

107.    Vgl.    Mart.    VI '  11,    10:    ut 


II  101—123. 


77 


Quod  tibi  non  facies  solave  forma  dabit; 
Sit  licet  antiquo  Nireus  adamatus  Homero, 
110      Naiadumque  teuer  crimiiie  raptus  Hylas, 
Ut  dominam  teneas  nee  te  mirere  relictum, 

Ingenii  dotes  corporis  adde  bonis! 
Forma  bonum  fragilest,  quantumqiie  accedit  ad  aniios, 

Fit  minor  et  spatio  carpitur  ipsa  suo: 
115  Nee  violae  semper  nee  ianthina  lilia  florent, 

Et  riget  amissa  spina  relicta  rosa; 
Et  tibi  iam  venient  eani,  formose,  capilli, 

lam  venient  rngae,  qnae  tibi  corpus  arent: 
Iam  molire  animum,  qui  duret,  et  adstrue  formae: 
120      Solus  ad  extremos  permanet  ille  rogos. 
Nee  levis  ingenuas  pectiis  coluisse  per  artes 

Cura  sit  et  linguas  edidicisse  duas; 
Non  formosus  erat,  sed  erat  facundus,  Ulixes 


ameris  ama.  Sen.  ep.  9,  4>:  si  vis  amari, 
ania.  ^ 

109,  Ni^svs  oi  xdkharos  a.vi]Q  VTto 
^iXiov  TjX&ev  riüv  aXXcov  jjavacöv  (.ibt 
dfiv/xova    nrjleicova    (Hom.    II.    II  673). 

Nireus  wird  als  das  Muster  der  Schön- 
heit gefeiert.  Eur.  Iph.  Aul.  205.  Quint. 
Smyrn.  VII  11.  Luc.  dial.  mort.  18,  1. 
Necyom.  15.  amor.  23.  Charid.  24.  Charit. 
I  1,  3.  Ov.  ex  Pont.  IV  13,  16 :  quam 
pulchra  Nireus  conspiciendus  erat  (sc. 
forma).  Hör.  carm.  in  20,  15.  epod. 
15,  22. 

110.  Die  Sage  von  Hylas,  der  eben- 
falls als  Muster  der  Schönheit  gilt 
(Theoer.  13,  72),  ist  bekannt  und  über- 
aus häufig  (cui  non  dictus  Hylas  1  Verg. 
ge.  m  6)  dichterisch  verwertet.  Er  ist 
ein  schöner  Jüngling,  Liebling  des  He- 
rakles, mit  dem  er  den  Argonautenzug 
mitmacht.  Auf  dem  Wege  dahin,  im 
südwestlichen  Bithynien,  wo  die  Helden 
landen,  wird  Hylas  abgeschickt,  vScoq 
eTttboQTtiov  oiacöv  (Theocr.  13,  36).  Als 
er  sich  hinabbeugt,  um  das  Wasser  zu 
schöpfen,  entzündet  die  Schönheit  des 
Knaben  das  Liebesverlangen  der  Nym- 
phen, die  ihn  zu  sich  hinab  in  die  Flut 
ziehen. 

113  ff.  Sprichwörtlich  und  oft  wieder- 
kehrende Gedanken.  Vgl.  Mimn.  fr.  5 
(bei  Stob.  116,  34).  Theogn.  985.  Sali. 
Cat.  1,  4:  formae  gloria  fluxa  atque 
fragilis  est.  Verg.  ecl.  2,  17 :  o  formose 
puer,  nimium  ne  crede  colori.  Alba  li- 
gustra  cadunt,  vaccinia  nigra  leqnntur. 

114.    Vgl.   Theocr.   7,   120:    al   Se 


yvralxss  'alal^  (pavrl  ^  fpiXlve,  xö  rot  xaXov 
av&os  aTiOQQet.' 

115.    Zum  Gedanken  vgl.  Theocr. 

23.  28:  y.al  t6  oöSov  y.aXöv  eari.  nal  6 
%Qovos  avro  fia^aivsi "  teai  to  lov  y.aMV 
sOTiv  SV  £ia(>t,  xai  t«/v  yrjpä  •  xal  y.dXXos 
HaXöv   sari    to  TiaiSixov,    dXX'  öXiyov  ^f^. 

ianthina]  Idv&ivos  =  veilchenfarbig ; 
so  ianthinus  color  bei  Plin.  bist.  nat. 
XXI  8,  22  (vgl.  6,  14  und  Mart.  U  39). 
S.  Hesych.  sub  Xav&ov.  Zur  Sache  vgl. 
Athen.  XV  681  b :  rd  Sh  x^ira  c^rjolv  6 
Oeof^aaros  (hist.  plant.  VI  6,  3)  slvai  y.al 
no^fvoavS"^.  <PiXlvos  Se  ro  y^ivov  vf 
J)v  /xsv  XeiQiov,  v<p'  (OV  Se  'iov  yaXeia&at. 

117  f.^  Vgl.  das  Epigramm  des  Ru- 
finus  AP.  V  20:  ovx  eXeyov,  n^oSixT], 
yrjQdaxofiev]  ov  rCQOEfuivovv ,  fj^ovaiv 
ta^Eios  al  8iaXvai(fiXoc\  vvv  ^vviSss  xal 
&^l^  TToXirj  xal  acöfia  QaxcäSes  xal  aröfia 
Tas  Tt^ore^as  ovxer'  e^ov  xd^irag  xrX. 

118.  arent  vgl.  Hör.  epod.  8,  3: 
rugis  vetus  frontem  senectus  exaret. 
Ov.  ex  Ponto  I  4,  2 :  iamque  meos  vultus 
ruga  senilis  arat.  Verg.  Aen.  VII  417 : 
frontem  obscenam  rugis  arat. 

122.  linguas  duas  natürlich  Latei- 
nisch und  Griechisch ;  die  übrigen  Spra- 
chen gelten  als  barbarisch,  so  dass  es 
nur  zwei  Sprachen  giebt,  die  auf  diesen 
Namen  wirklich  Anspruch  machen  kön- 
nen. Vgl.  Hör.  carm.  III  8,  5:  docte 
sermones  utriusque  linguae.  Cic.  de  off. 
11,1:  ut  par  sis  in  utriusque  orationis 
facultate. 

123.  Eine  glänzende  Probe,  wie 
dem  Odysseus  das  Wort  zu  Gebote  stand. 


78 


Ars  amatoria 


Et  tarnen  aequoreas  torsit  amore  deas: 
125  0!  quotiens  illum  doliiit  properare  Calypso 
Remigioque  aptas  esse  negavit  aquas! 
Haec  Troiae  casus  iterumque  iterumque  rogabat, 

nie  referre  aliter  saepe  solebat  idem; 
Litore  constiterant :  illic  qiioque  pulclira  Calypso 
130      Exigit  Odrysii  fata  cruenta  ducis; 
nie  levi  virga  (virgam  nam  forte  tenebat) 
Quod  rogat,  in  spisso  litore  pingit  opus. 
*Haec'  inquit  'Troiast,'  (muros  in  litore  fecit) 
'Hie  tibi  sit  Simois;  haec  niea  castra  puta! 
135  Campus  erat,"  (campumque  facit)  'quem  caede  Dolonis 
Sparsimus,  Haemonios  dum  vigil  optat  equos. 
Illic  Sithonii  fuerant  tentoria  Rliesi; 


hat  Ovid  selbst  gegeben:  met.  XIII 
125—381;  vgl.  die  'Schlussworte  (382: 
quid  facundia posset,  re patuit;  fortisque 
viri  tulit  arma  disertns). 

124.  deas  Kirke  und  Kalypso ;  vgl. 
Hom.  Od.  IX  29—32. 

125 f.  Nicht  mit  direktem  Bezüge 
auf  eine  Odysseestelle,  sondern  (nach 
hellenistischem  Vorbilde?)  weiter  ent- 
wickelt aus  Od.  V  204 :  ovrcos  Ötj  oiy.ovBe 
^ikrjv  es  Tiar^iSa  yalav  avrly.a  vvv  ed'e- 
Xsis  livai;  vgl.  auch  Prop.  I  15,  9:  at 
non  sie  Ithaci  digressu  mota  Calypso 
desertis  olini  fieverat  aequoribus :  rnultos 
illa  dies  incomptis  niaesta  capillis  sederat 
ijiitisto  multa  locuta  salo,  et  quamvis 
nunquam  post  haec  visiira,  dolehat  illa 
tarnen,  longae  conscia  laefitiae.  Dazu 
vgl.  den  Abschied  der  Circe  von  Odys- 
seus:  Ov.  rem.  am.  263  ff.  Vgl.  Rohde 
Gr.  R.  2,  2. 

127  fif.  Ebenfalls  nicht  direkt  home- 
risch, wohl  alexandrinisch  beeiuflusst, 
vgl.  Dido  bei  Verg.  Aen.  IV  77:  nmic 
eadem  labente  die  convivia  quaerit  Ilia- 
cosque  iterum  demens  audirc  Labores 
exposcit  peyidetquc  iterum  narrantis  ab 
ore.    Vgl.  die  Einleitung  p.  XII. 

129.  j^nM^ra  s.  Hom.  Od.  V  211  ff. 

130.  Odrysius  steht  bei  römischen 
Dichtern  häufig  für  thrakisch,  vgl.  Ov. 
met.  VI  490,  rem.  am.  459,  nach  den 
'Oäovaai,  einer  grossen  Völkerschaft  in 
Thrakien  (Hdt.  IV  92.  Strab.  VU  331: 
"OS^vaas  Se  xaXovaiv  tviot  Ttavras  tovs 
(tTto  "Eßoov  ital  KvtpeXeov  fie%QL  'Odtjaaov 
tTJs  TtaoaXias  VTTepoiy.ovvras).      OdrysiuS 

dux  ist  aber  Rhesus;  näheres  unten 
zu  V.  137. 

134.  Simois,  IifiSets,  aus  der  Ilias 


bekannt,  entspringt  auf  dem  Ida  und 
lliesst  nw.  von  Ilium  in  den  Skamandros. 

mea  castra.  Das  Lager  des  Odysseus, 
der  mit  12  Schiffen  nach  Ilium  gezogen 
war  (II.  II  637),  befand  sich  nach  IL  VIH 
223  in  der  Mitte  der  zwischen  den  Vor- 
gebirgen Sigeum  und  Rhoeteum  halb- 
kreisförmig aufgestellten  Schiffe;  vgl. 
XI  5—9. 

135  ff.  Wird  verständlich  aus  der 
unter  dem  Namen  ^olmvEia  bekannten 
Erzählung  (Ilias  X).  Diomedes  erbietet 
sich,  als  Späher  in  das  Lager  der  Feinde 
zu  gehen  und  erwählt  sich  den  Odysseus 
zum  Begleiter.  Zu  derselben  Zeit  sendet 
auch  Hektor  einen  Späher  aus,  den  Dolon 
(v.  314 :  rjp  äe  Tis  sv  T^cieaai  ^öXoiv 
EvfirjSeos  vtos,  y.riovy.os  &sioio,  TioXvx^vaos 
TTolvyaly.os,  oS  Sri  rot  siSos  fikv  erjv  xa- 

y.ös,  dXla  TioSdiyTjs).  Auf  dem  Blach- 
felde  [campus,  H.  v.  344)  trifft  er  mit 
Odysseus  und  Diomedes  zusammen,  er- 
greift die  Flucht,  wird  aber  eingeholt 
und  muss  über  die  Verhältnisse  im 
troischen  Lager  Bericht  erstatten,  wo- 
rauf er  von  Diomedes  niedergemacht 
wird  und  seine  Waffen  der  Athene  ge- 
weiht werden  (455  ff.). 

130.  Hektor  hatte,  als  er  einen 
Späher  aussenden  wollte,  als  Preis  be- 
stimmt (H.  X  305):  difpQov  te  8v(o  x' 
e^iav%£vas    itttiovs,    oi    y.ev    ä^iaroi  ecoac 

i^ojis  £7ti  vrjvaiv  'Axaicüv,  Dolou  aber 
verlangte  die  des  Achilles  (II.  v.  321, 
vgl.  mit  393). 

Haemonios  =  thessalische  (zu  I  6), 
d.  h.  dem  Achilles  gehörige,  dessen 
Heimat  Phthia  üi  Thessalien  war  (H. 
I  170). 

137  f.    Die  Geschichte  von  Rhesus, 


II  124—152. 


79 


Hac  ego  siim,  captis  nocte,  revectus  equis.' 
Pluraque  pingebat,  subitus  cum  Pergama  fluctus 
140      Abstulit  et  Rliesi  cum  duce  castra  suo; 
Tum  dea  'quas'  inquit  'fidas  tibi  credis  ituro, 

Perdiderint  uiidae  nomina  quanta,  vides?' 
Ergo  age,  fallaci  timide  confide  flgurae, 

Quisquis  es,  atque  aliquid  corpore  pluris  habe! 

145  Dextera  praecipue  capit  indulgentia  mentes; 
Asperitas  odium  saevaque  bella  movet. 
Odimus  accipitrem,  quia  vivit  semper  in  armis, 

Et  pavidum  solitos  in  pecus  ire  lupos; 
At  caret  insidiis  hominum,  quia  mitis,  hirundo, 
150      Quasque  colat  turres,  Cliaonis  ales  habet. 
Este  procul,  lites  et  amarae  proelia  linguae! 
Dulcibus  est  verbis  mollis  alendus  amor. 


dem  Sohne  des  Eioneus,  bei  Homer  II. 
X  435—441.  469  ff.  Er  war  von  Thra- 
kien als  Bundesgenosse  den  Trojanern 
zu  Hilfe  gekommen  mit  seinen  herr- 
lichen Bossen  (v.  437 :  Itvy.ÖTtfjoi  yjovos, 

■d'Eieiv  S'dvsfioiaiv  ofioioi ;  Tgl.  Catull. 
58h,  4:  Rhesi  niveae  cifaeque  bigae). 
Nachdem  Odysseus  und  Diomedes  den 
Dolon  niedergemacht,  überfallen  sie  den 
Bhesos  mit  seinen  Thrakiern,  und  wäh- 
rend Diomedes  den  Ehesos  mit  noch 
12  anderen  tötet,  treibt  Odysseus  die 
erbeuteten  Pferde  weg.  Vgl.  Verg.  Aen. 
I  469ff. 

Sithonii  des  thrakischen,  wie  eben 
(130)  Odrysii.  Die  Sithones  (Ov.  fast. 
m  719)  sind  ein  Volk  Thrakiens,  nach 
denen  oft  das  ganze  Land  benannt  wird, 
vgl.  Hör.  carm.  I  18,  9. 

tentoria  Rhesi.  Dieser  Hexameter- 
schluss  auch  met.  XIII  249.  Wo  diese 
Zelte  lagen,  ergiebt  sich  aus  II.  X  434. 

143.  figura  in  prägnantem  Sinne 
"die  schöne  Gestalt'  wie  öfters,  bei 
Ovid  z.  B.  met.  X  69.  XIV  770:  in 
figura  capta  dei  nympha  est. 

timide  ängstlich,  d.  h  nicht  zu  sehr: 
nimium  ne  crede  colori  (Verg.  ecl.  2, 17). 

145 — 176.  Zweite  Anweisung. 
Vor  allem  ist  liebenswürdige  Nach- 
sicht nötig,  nichts  ist  schlimmer  als 
rauhes  unfreundliches  Wesen :  nicht 
Habicht  und  Wolf,  sondern  Schwalbe 
und  Taube  sind  uns  lieb  ( — 150).  Darum 
weg  mit  Streit  und  Zank ;  das  über- 
lasst  den  Verheirateten:  euch  hat  die 
Liebe  zusammengefügt  ( — 158).    Solch 


milde  Nachgiebigkeit  ist  umsomehr 
nötig,  als  ich  für  unbemittelte  Lieb- 
haber schreibe,  reiche  haben  meine  Vor- 
schriften nicht  nötig  (—164).  Aber  der 
Arme  ist  auf  einschmeichelnde  Freund- 
lichkeit angewiesen  (—168);  wohin  das 
Gegenteil  führt,  weiss  ich  aus  eigener 
Erfahrung  ( — 174).  Also  immer  gutes 
Einvernehmen  mit  der  Geliebten  ( — 176). 

147.  accipitrem,  der  von  Homer  ab 
typisch  ist,  nach  H.  XXII  139:  ^vze 
xioxos  ooeofiv,  ekaf^oTaros  Ttererivcöp, 
^r]i8icog  oYf/rjas  /lerd  r^rj^cova  neXeiav' 
rj  §£  ü"'  v:zaid'a  (poßEirat,  6  d"  Byyv&ev  d|v 
}.F.Xi]y.cds    taoffe      sTraiaaei.     eAesiv    re     e 

d-vfios  dvcöyei  (vgl.  Hor.  carm.  I  37,  17). 
Ov.  met.  V  606:  ut  solet  accipiter  tre- 
pidas  agitare  columbas.    Vgl.  ars  II  363. 

148.  Vgl.  unten  zu  V.  364. 

150.  Chaonis  ales,  die  Taube.  Die 
Xäovss  sind  eine  epirotische Völkerschaft; 
in  ihrem  Gebiete  lag  das  uralte  und 
hochberühmte  Zeusheiligtum  von  Dodona. 
Danach  sind  die  weissagenden  Tauben 
der  Zeuseiche  chaonische  genannt.  Vgl. 
Soph.  Trach.  171 :  ua  rrjf  Ttalaiäv  cpriyov 
avÖTjaai  Tiore  ^coScöri  öioawv  ex  TitXei- 
dö'ojv  EfT].  Vgl.  Nonn.  III  293:  Xaoviji 
ßoöcoai  TzeleuiÖi  Sixl'ades  dfi/iioi  fiavTO- 
Tioloi.  Prop.  I  9,  5 :  Chaoniae  columbae. 
Hier  ist  natürlich  die  Taube  an  sich 
gemeint,  der  Ovid  nach  Dichterart  ein 
malendes  Epitheton  verleiht. 

152.  mollis,  beliebtes  Epitheton  in 
der  erotischen  Poesie,  vgl.  Burmann  zu 
Prop.  I  7,  19.  Auch  in  der  ars  oft, 
z.  B.  159.  236. 


80  -Ä-rs  amatoria 

Lite  fugent  nuptaeque  viros  nuptasque  mariti 
Inque  vicem  credant  res  sibi  semper  agi; 
155  Hoc  decet  iixores:  dos  est  iixoria  lites; 
Audiat  optatos  semper  amica  sonos! 
Non  legis  iussu  lectum  venistis  in  unum; 
Fungitur  in  vobis  munere  legis  Amor. 
Blanditias  molles  anremque  iuvantia  verba 
160      Adfer,  nt  adventu  laeta  sit  illa  tuo. 

Non  ego  divitibus  venio  praeceptor  amandi: 

Nil  opus  est  illi,  qui  dabit,  arte  mea; 
Secum  habet  Ingenium,  qui,  cum  Übet,  'accipe'  dicit. 
Cedimus!  inventis  plus  placet  ille  meis. 
165  Pauperibus  vates  ego  sum,  quia  pauper  ama^i. 
Cum  dare  non  possem  munera,  verba  dabam. 
Pauper  amet  caute,  timeat  maledicere  pauper 

Multaque  divitibus  non  patienda  ferat! 
Me  memini  iratum  dominae  turbasse  capillos: 
170      Haec  mihi  quam  multos  abstulit  ira  dies! 
Nee  puto  nee  sensi  tunicam  laniasse,  sed  ipsa 

Dixerat:  et  pretiost  illa  redempta  meo; 
At  vos,  si  sapitis,  vestri  peccata  magistri 
Effugite  et  culpae  damna  timete  meae! 
175  Proelia  cum  Parthis,  cum  culta  pax  sit  amica 
Et  locus  et  causas  quidquid  amoris  habet. 

Si  nee  blanda  satis  nee  erit  tibi  comis  amanti, 

154.  res  sibi  semper  agi  d.  h.  dass  10,  61 :  sit  satis  e  membris  tenuem 
sie  beständig  miteinander  im  Prozess  pracscindere  vestem,  sit  satis  ornatus 
liegen.  dissoluisse  comae.    Vgl.  ars  III  569. 

155.  „Die  Ehe  gilt  ihm  wie  der  172.  D.  h.  ich  musste  ihr  für  mein 
menandrischen  Komödie  als  ein  Zustand  Geld  eine  neue  kaufen,  wenn  ich  auch 
philisterhafter  Langweiligkeit  (III 585  f.);  sicher  glaubte,  ihr  die  tunica  gar  nicht 
die  Mitgift  der  Gattin  sind  Zänkereien."  zerrissen  zu  haben.  Es  ist  dies  also 
Ribbeck, Geschichte  der  römischen  Dicht-  ein  mendax  danmum:  I  431. 

kunst  IP  264.  177—250.    Dritte  Anweisung. 

159.  molles  zu  152.  Du    musst    nachgeben    und    aus- 

160.  laeta  sehr  hübsch  ist  solche  harren,  wenn  sie  dir  nicht  gleich 
Situation  geschildert  bei  TibuU  (I  3,  willig  ist  ( — 178).  Kluges  Nachgeben 
89  ff.).  führt   zum    Ziel,    das   lehren   Beispiele 

169  AT.  Ein  Streit  mit  der  Geliebten  aus  der  Natur  (—184)  und  Mythologie 
ist  ein  typisches  Moment  der  erotischen  ( — 192).  Und  das  ist  gar  nicht  so  schwer 
Poesie;   vgl.   zumal  Ov.  am.  I  7.     Tib.      ( — 196),  nur  immer  nachgeben  musst  du 


I  6,  73.   I  10,  59—66.    ars  III  568  ff.  (—202),  so  beim  Spiel  aller  Art  (—208) 

169.  Vgl.  amor.  17,  11 :  ergo  ego  und  musst  in  jeder  Weise  den  galanten 
digestos  poiui  laniare  capillos.  ars  spielen,  der  vor  keiner  Dienstleistung 
in  570.  zurückschreckt,    selbst    wenn    sie    den 

170.  multos  dies,  während  derer  männlichen  Stolz  beleidigt  ( — 216),  wie 
die  Geliebte  mit  ihm  zürnte.  es  selbst  Herakles  im  Dienste  der  Ora- 

171.  Vgl.  amor.  I  7,  47.  Hör.  carm.  phale  gethan  hat  (—222).  So  musst  du 
1 17,  27 :  et  scindat  haerentem  coronam  auf  jeden  Wink  der  Geliebten  bereit 
crinibus  immeritamque  vestem.    Tib.  I  sein,   zu  kommen,    musst   alles  andere 


II  153—191. 


81 


Perfer  et  obdura!  postmodo  mitis  erit. 
Flectitiir  obsequio  curvatus  ab  arbore  ramus; 
180      Frangis,  si  vires  experiere  tuas. 

Obsequio  tranantur  aqiiae,  nee  viucere  possis 

Flumina,  si  contra,  quam  rapit  unda,  nates; 
Obsequium  tigrisque  domat  Numidasque  leones: 
Eustica  paulatim  taurus  aratra  subit. 
185  Quid  fuit  asperius  Nouacrina  Atalanta? 
Subcubuit  meritis  trux  tarnen  illa  viri: 
Saepe  suos  casus  nee  mitia  facta  puellae 
Plesse  sub  arboribus  Milaniona  feruut; 
Saepe  tulit  iusso  fallacia  retia  coUo, 
190      Saepe  fera  torvos  cuspide  fixit  apros; 
Sensit  et  Hylaei  contentum  saucius  arcum: 


verschieben  ( — 226),  zu  jeder  Zeit  und 
Gelegenheit  (—230),  bei  jeder  Witterung 
( — 232).  Ist  doch  der  Liebesdienst  dem 
Kriegsdienst  gleich,  alle  Beschwerden 
des  Soldaten  hast  du  zu  ertragen  (—238), 
wie  es  Apollo  that  ( — 242),  selbst  Ge- 
fahren darfst  du  nicht  scheuen  ( — 248), 
denke  an  das  Beispiel  des  Leander  ( — 250). 

178.  Nachgiebigkeit  in  der  Liebe 
empfiehlt  auch  Tibull  I  4,  4U:  ccdas: 
obsequio  iMirima  vincit  ainor.  Wie 
solche  Nachgiebigkeit  zum  Ziele  führt, 
zeigt  auch  Prep.  I  8. 

perfer  et  obdura  auch  am.  III  11,  7 
und  trist.  V  11,  7.    Vgl.  au.ch  ars  II  532. 

179  ff.  Mit  dem  ganzen  Passus  hat 
die  vierte  Elegie  von  Tibulls  erstem 
Buche  grosse  Aehnlichkeit,  wo  Priapus 
Anweisungen  giebt,  wie  man  die  Nei- 
gung von  schönen  Knaben  gewinnen 
kann.    Vgl.  auch  Ov.  trist.  IV  6. 

181  f.  Sprichwörtlich  und  alt.  Jes. 
Sir.  4,  31 :  Strebe  nicht  wider  den  Strom. 
Vgl.  Ov.  rem.  121:  stultus  ab  obliquo 
qui  cum  descendere  possit,  puynat  in 
adversas  ire  natator  aqiias.  ex  Pont. 
in  7,  8.    Juv.  I  4,  89. 

183.  Numidas  leones  vgl.  Hör.  cann. 
I  22,  15 :  lubae  tellus  leonnm  arida 
nutrix.  Zum  Gedanken  vgl.  Tib.  1. 1. 16: 
paullatimsub  iuya  colla  dabit.  Longa  dies 
honiini  docuit  parere  leones.    ars  I  471. 

185  ff.  Das  mythologische  Beispiel 
wird  in  ähnlicher  AVeise  zu  demselben 
Gedanken  verwendet  von  Properz  11,9: 
Milanion  nullos  fu(jiendo,  Tülle,  labores 
saevitiam  durae  sustulit  Jasidos.  nam 
modo  Farthcniis  mncns  errabat  in  antris, 
ibat  et  hirsutas  ille  videre  feras:  ille 
etiam  Hylaei  percussus  vuhiere  rami 

Ovid,  ars  amatoria  ed.  Brandt. 


saucius  Arcadiis  rupibus  ingemuit.  ergo 
velocem  potuit  domuisse  puellam:  tantum 
in  amore  preces  et  benefacta  valent.  Man 
beachte  bei  Ovid  den  teilweise  wört- 
lichen Anklang  an  diese  Stelle.  Die 
Sage  selbst  ist  bekannt  (Apoll.  ITE 
105—109).   Vgl   Mus.  153. 

Atalante  ist  die  Tochter  des  Jasus 
und  der  Klymene  aus  Schoinus  in  Ar- 
kadien. Sie  erscheint  als  spröde  Jägerin 
(Theogn.  1292:  ä%ero  d'  vyj/jlds  es  y.o- 
^v<pds  6()ecov,  (psvyova'  IfiEQoEvia  yäfiov, 
X^vOTJg  'AcpQoSiTTjs  öcD^u '  teXos  §'  eyrco 
xal  /uäl'  dvaivofievrj),  deren  Liebe  Mila- 
nion erst  nach  langem  Kampfe  gewinnt. 
Sie  heisst  JSonacrina  oder  (met.  VIII  426) 
Nonacria  nach  der  im  nördlichen  Ar- 
kadien gelegenen  Stadt  Nonacris  {Nd- 
vay.^i-;,  Hdt.  VI  74,  von  der  zu  Pausa- 
nias'  Zeiten  nur  noch  Trümmer  vor- 
handen waren:  VIII  17,  6). 

1S6.  trux  (vgl.  truculentus),  un- 
freundlich, unartig :  Vgl.  unten  477  und 
Martial.  IX  10,  3:  deponas  animos  tru- 
ces,  monemus.  —  Vgl.  übrigens  Prop. 
n  34,  50. 

187  ff.  Diese  Verse  geben  einige 
Proben  von  den  meritis  des  Milaniou. 

1S9.   fallacia,  für  das  Wild. 

190.  Auschaulicher  und  kraftvoller 
als  bei  Properz  ibat  et  hirsiitas  ille  vi- 
dere feras.  —  torvos  bezieht  sich  zu- 
nächst auf  den  Blick  des  wilden  und 
wütenden  Ebers. 

191.  Hylaeus  ('2l«?o»,  der  Wald- 
manu),  ist  ein  Centaur,  welcher  der 
Atalante  nachstellte  und  im  Kampfe 
den  Milanion  schwer  verwundete,  dann 
aber  getötet  wurde.  Vgl.  Apollod.  III 
106.  Nonn.  XVII  200.   Bei  Properz  wird 

6 


82 


Ars  amatoria 


Sed  tarnen  hoc  arcu  notior  alter  erat. 
Xon  te  Maenalias  armatuin  scandere  Silvas 
Nee  iubeo  collo  retia  ferre  tuo, 
195  Pectora  iiec  missis  iubeo  praebere  sagittis: 
Artis  eriint  cautae  mollia  iussa  meae. 
Cede  repug-nanti:  cedendo  victor  abibis; 

Fac  modo,  quas  partis  illa  iubebit,  agas! 
Arguet:  argiiito;  quidquid  probat  illa,  probato; 
200      Quod  dicet,  dicas;  quod  negat  illa,  neges! 
Eiserit:  adride;  si  flebit,  flere  memento! 

Inponat  leges  vultibus  illa  tiüs! 
Seu  ludet  numerosque  manu  iactabit  eburnos, 
Tu  male  iactato,  tu  male  iacta  dato; 
205  Seu  iacies  talos,  vlctam  ne  poena  sequatur, 


Milanion  von  Hylaeus  durch  einen  Baum- 
stamm schwer  verwundet,  hier  bei  Ovid 
durch  einen  Pfeilschuss. 

192.  Vgl.  Ov.  met.  I  519:  certa 
quidem  nostrast,  nostra  tarnen  una  sa- 
gitta  certior  etc. 

193.  Der  Maenalus  {6  MaivaXos) 
ist  ein  arkadisches  Gebirge,  das  sich 
von  Tegea  bis  Megalopolis  erstreckte. 
Strab.  Vni  889.    Verg.  ecl.  8.  22. 

194.  Erinnert  wieder  an  Tib.  1 4,  49 : 
nee,  velet  insidiis  alias  si  claudere  valles, 
dum  placeas,  humeri  retia  ferre  negent. 

197  flf.  Vgl.  wieder  Tib.  1.  1.  39: 
tu,  puero  qiiodcunque  tuo  tentare-libehit, 
cedas:  obsequio  plurima  vincit  amor. 
Neu  comes  ire  neges,  quamvis  via  longa 
paretur,  et  canis  arenti  torreat  arva  siti. 

cedendo  victor  abibis:  vgl.  Cato 
monost.  42  (PLM.  ed.  Baehrens  III 
p.  238):  qui  vinci  sese  patitur  pro  tem- 
pore, vincit. 

198.  Ter.  Eun.  1026:  %U  Thaidi 
me  dedam  et  faciam  quod  iubeat. 

203 flf.  'Ovid  empfiehlt  dem  Lieb- 
haber, der  auf  eine  Dame  Absichten 
hat,  seine  Geschicklichkeit  nicht  zur 
Unzeit  zu  zeigen  und  die  Dame  mit 
guter  Art  geivinnen  zu  lassen.'  Wieland 
(Werke,  heraiisffeg.  von  Gruber.  Leipzig, 
Göschen  1826.  ^Bd.  43  p.  309). 

203.  numeri  sind  hier  wie  unten 
in  355  die  Würfel,  und  zwar  wie  der 
Gegensatz  zu  2C5  zeigt,  die  tesserae. 
Näheres  über  die  tesserae  und  tali  zu 
m  353  f. 

7nanu  man  würfelte  demnach  aus 
der  hohlen  Hand,  doch  wird  auch  der 
Würfelbecher  erwähnt ;  er  hiess  fritillus, 
vgl.  Mart.  IV  14,  8.    Juveu.  IV  14,  5. 


Den  Würfelbecher  schütteln  hiess  fri- 
tillum  movere  (Mart.  XIV  1,  3).  Dafür 
auch  der  griechische  Ausdruck  jyhimus, 
z.  B.  Hör.  sat.  II  7,  17  iji,u6s,  vgl. 
Aesch.  I  59).    Vgl.  den  Anhang. 

eburnos  Würfel  aus  Elfenbein 
setzten  schon  einen  gewissen  Luxus  vor- 
aus (vgl.  Prop.  II  24,  13) ;  meist  waren 
sie  aus  Knöcheln  gefertigt. 

201.  Gemeint  ist  demnach  diejenige 
Art  des  Würfelspiels,  welche  die  Griechen 
TT/.aiaToßolii-da  nannten.   Vgl.  Poll.  117  : 

^  Se  Tt'J.eiaToßo/.ivÖa  ov  fiövov  i]  Öid  rcöv 
y.vßcov,  ukXa.  y.al  r]  8id  rcöv  doT^ayaKoiv 
ETtl  10   Tx/.tlaTOf  dot&f.idv  ßa/.elv.      Ueber 

die  Technik  des  Spieles  giebt  er- 
Avünschten  Aufschluss  Poll.  95 :  d^yv^iov 
riifd  doid'fiov  eTiKfrjiiaai^res  y.ad"  iy.darrjv 
fiovdbu  Sir^orifiivr^v  Squ/jit^v  fj  aruT7]oa  fj 
fivdv  i]  oTCCoi  ovf  ETcai^op  rr]v  TtKEiOToßo- 
Xii^Sa  y.aXovfievrjV  Tracäidv.  6  d'  VTis^ßa)^ 
XofJ-Evos  Tcö  Tc/.ri&ei  riüf  fiovdboji'  eue}J.ev 
dvaioriaead'ai  to  imäiay.EifiEvor  doyv^iov. 

205.  Bei  dem  Spiele  mit  tali  hatte 
in  der  Regel  der  gewonnen,  der  den 
Venuswurf  that,  d.  h.  wenn  alle  vier 
Würfel  verschieden  viel  Augen  zeigten. 
Näheres  zu  III  353  f.  Wer  aber  den 
canis  warf  (zu  206),  hatte  verloren  und 
musste  den  Einsatz  zahlen,  der  meist 
natürlich  in  Geld,  doch  auch  in  anderen 
Dingen  (vgl.  z.  B.  Plaut.  Curcul.  II 
3,  76)  bestand.  Näheres  ergiebt  ein  Brief 
des  Augustus  bei  Suetou.  Octav.  71: 
inter  cenam  lusimus  yt^oi^Tiy.ws  heri  et 
hodie.  talis  enim  iactatis  ut  quisque 
canem  aut  senionem  miserat,  in  singulos 
talos  singulos  denarios  in  medium  con- 
ferebat,  quos  tollebat  tiniveysos,  qui  Ve- 
nerem  iecerat. 


II  192—212. 


83 


Damnosi  facito  stent  tibi  saepe  canes; 
Sive  latrocinii  sub  iraagine  calciilus  ibit, 

Fac  pereat  vitreo  miles  ab  hoste  tuus! 
Ipse  tene  distenta  suis  umbracula  virgis, 
210      Ipse  fac  in  turba,  qua  venit  illa,  locum! 
Nee  dubita  tereti  scamnum  producere  lecto 

Et  tenero  soleam  deme  vel  adde  pedi! 


206.  canis  liiess  der  imgüiistigste 
Wurf.  Näheres  ergiebt  sich  aus  Sueton 
p.  327  R:  Tcöv  xard  rovi  doT^a'/dkovs 
ßölcov  6  fisv  rd  £^  dvvdfievos  Kiöos  nal 
s^hrjg  eXeyeTO,  6  8e  rd  ev  Xzog,  sri 
Sc  y.al  xvcov.  Also  beim  Spiel  mit 
vier  tali,  wenn  alle  vier  gleichmässig 
die  Eins  oder  überhaupt  dieselbe  Zahl 
zeigten.  —  damnosi  canes  steht  auch 
trist.  II  474.   Prop.  IV  8,  46. 

207.  Das  latrocinimn  bezeichnet 
hier  ein  Brettspiel  der  Alten,  das  mit 
unserm  Schachspiel  (vgl.  Varr.  L.  L. 
X  22)  einige  Aehnlichkeit  haben  mochte. 
Gewöhnlich  heisst  es  Insus  latruncu- 
lorum.  Vgl.  III  357-360.  Pollux  IX 
98:  rj  Se  Sid  TtoXlcöi^  xprjfcov  TtaiSid 
TiXivd'iov  ioTi  xcö^ag  ev  y^afifiaZg  £)cov 
Siay.eifisvas'  nal  to  ju-ev  Tth.vd'Lov  y.a- 
Xelrai  Ttölig ,  rcäv  Se  xf^rj^cov  ixdoTi] 
y.vcov  ■  8ir]or]fievcov  §'  eig  öi'O  T(öv  xpirjcpoiv 
xard  Tdg  x^oag  rj  re^vt]  trjg  TtaiÖiüg  eori 
TteQiXrixf'ei  tmv  Svo  xprj(fcov  6/.ioxq6o)v  rrjv 
ire^öx^ovv  dvaiQelv.  Ov.  trist.  II  477  : 
discolor  ut  recto  grassetur  limite  miles, 
cum  medius  gemino  calculus  hoste  perit 
etc.  Ausführliches  über  das  Spiel  bei 
Becker,  Gallns  III*  468-473.  Vgl.  auch 
Wieland,  über  die  ältesten  Zeitkürzungs- 
spiele (Werke,  herausgeg.  von  Gruber. 
Leipzig,  Göschen  1826.  Bd.  43,  305  ff.). 
Das  dazu  gehörige  Brett  nennt  Seneca 
(ep.  117,  30)  tabula  latruncularia. 

calculus  ist  einer  der  zu  diesem 
Spiele  verwendeten  Steine:  näheres  bei 
Becker  p.  470. 

208.  Dass  die  Figuren  meist  aus 
Glas  waren,  wird  auch  sonst  bezeugt: 
Becker  p.  472. 

miles  vgl.  III  359 :  hellator.  Es  war 
eben  eine  Art  Kriegsspiel:  latronum 
])roelia  heisst  es  unten  (III  357).  Becker 
471.  'Es  sollte  seiner  Natur  und  Ab- 
sicht nach  ein  militärisches  Spiel  sein, 
und  in  der  Art,  wie  beide  Spieler  nach 
den  Gesetzen  desselben  ziehen  tind 
schlagen  mussten,  bot  es  eine  Menge 
Gelegenheiten  dar,  seinen  Gegner  in 
die  Enge  zu  treiben,  zu  überlisten,  zu 


überfallen,  oder  sich  selbst  aus  einer 
schlimmen  Lage  herauszuziehen,  einen 
begangenen  Fehler  icieder  gut  oder  einen 
Fehler  des  Gegners  sich  zu  Nutze  zu 
machen  u.  s.  w.  Kurz,  es  kam  dabei, 
ivie  im  Kriege,  auf  Angriff  und  Ver- 
teidigung an.    Wieland  a.  a.  0.  306. 

209.  Der  Sonnenschirm  ist  schon 
den  griechischen  Damen  ein  notwendiger 
Luxusgegeustand.  Vgl.  über  das  ay.id- 
Seiov  Pherekrates  bei  Athen.  XIII  612  a. 
Arist.  Thesm.  823.  —  Die  römischen 
Damen  Hessen  sich  gern  den  Sonnen- 
schirm {umbracula,  umbella)  von  Sklaven 
tragen;  Claud.  18,  464.  Hier  soll  das 
der  Liebhaber  selbst  thun,  was  eine 
grosse  Selbstverleugnung  bedeutet.  So 
wünscht  bei  Mart.'XI  73  der  in  Stich 
Gelassene  dem  untreuen  Lygdus  als 
Lohn  umbellam  luscae,  Lygde,  feras 
dominae.  Ov.  fast.  II  311 :  aurea  pelle- 
bant  tepidos  umbracula  soles,  quae  tarnen 
Herculeae  sustinuere  manus.  Vgl.  Böt- 
tiger, Sabina  p.  456.  Baumeister,  Denk- 
mäler III  Fig.  1765  (p.  1684). 

distenta  suis  virgis  deutet  darauf 
hin,  dass  die  Gestelle  der  Schirme  ähn- 
lich wie  bei  uns  waren,  distenta  'auf- 
gespannt', denn  sie  waren  zum  Auf- 
und  Zuspannen  eingerichtet,  vgl.  Arist. 
equit.  1347 :  rd  ö'  tord  y  dv  aov,  vfi 
^t  e%e,7ierdvvvro  uiOTieQ  ay.idSeLov  xai 
Tcdliv  ^vvijyero,  WOZU  der  Scholiast  sagt : 
iy.Teivsrai  Se  y.al  avareXkerai  TCQog  rov 
y.areneiyovra  xaiQov. 

210.  Wie  das  geschehen  kann,  zeigt 
drastisch  Hör.  sat.  II  6,  28:  luctandum 
in  turba  et  facienda  initiria  tardis. 
'Quid  vis,  insane,  et  quas  res  agis?' 
improbus  urget  iratis  precibus ;  'tupul- 
ses  omne,  quod  obstat.'  Vgl.  Plaut. 
mercat.  I  1,  9. 

211.  Das  scamnum  ist  ein  Schemel, 
um  das  Aufsteigen  in  den  lectus  be- 
quemer zu  machen.  Vgl.  Varro  L.  L. 
VIII  32  und  besonders  V  168:  qua  sim- 
plici  scansione  scandebantin  lectum  non 
altum,  scabellum,  in  altiorem,  scamnum. 
Vgl.  Ov.  ars  I  162. 

6* 


84 


Ars  amatoria 


Saepe  etiam  dominae,  quamvis  horrebis  et  ipse, 
Alg-eiiti  manus  est  calfacienda  sinu; 
215  Nee  tibi  tiirpe  ])iita.  (quamvis  sit  turpe,  placebit) 
Ingenua  speculum  sustinuisse  manu! 
nie,  fatigata  praebendo  monstra  noverca, 

Qui  menüt  caelum,  quod  prior  ipse  tulit, 
Inter  loniacas  calathum  tenuisse  puellas 
220      Creditur  et  lanas  excoluisse  rüdes; 
Paruit  imperio  dominae  Tiryntliius  lieros: 
I  nunc  et  dubita  ferre,  quod  ille  tulit! 
lussus  adesse  foro  iussa  maturius  liora 
Fac  semper  venias  nee  nisi  serus  abi! 
225  Occurras  aliquo,  tibi  dixerit:  omnia  differ! 
Gurre,  nee  inceptum  turba  moretur  iter! 


213.  horrcre  für  frieren,  vgl.  Juv. 
I  1,  93:  horrenti  tunicam  non  reddere 
servo.     Ov.  fast.  I  495. 

216.  Auch  das  ist  eigentlicli  Sache 
der  Zofe :  Petron.  128.  Prop.  IV  7.  76 : 
7ie  sjjeculum  dominae  porrigat  illa  novae. 
S.  Böttiger,  Sabina  p.  114  ff.  Näheres 
über  den  Spiegel  überhaupt  bei  Becker, 
Galhis  IP  354  ff. 

217  —  222.  Der  Satz  nee  tibi  turjjc 
pttta,  der  sich  dem  Sinne  nach  auf  den 
ganzen  Passus  von  209  au  bezieht,  wird 
an  einem  prägnanten  mythologischen 
Beispiel  als  beherzigenswert  erwiesen: 
Wenn  selbst  der  Held  aller  Helden  He- 
rakles, es  nicht  für  unwürdig  erachtete, 
der  lydischen  Königin  galanten  Liebes- 
dienst zu  erweisen,  darfst  auch  du  vor 
solchen  nicht  zurückschrecken  (222). 

Nachdem  Herakles  die  zwölf  Arbeiten 
verrichtet  hatte  (V.  217 :  nachdem  seine 
Stiefmutter  Hera  es  müde  war,  ihm 
neue  Ungeheuer  <ziir  Vernichtung)  zu 
bieten,  vgl.  met.  IX  198 :  defessa  iubendo 
est  sneva  Jovis  conimix),  wirbt  er  um 
die  Jole,  die  Tochter  des  Königs  Eurytos, 
tötet  aber  in  einem  Anfall  von  Wahn- 
sinn ihren  Bruder  Iphitos;  um  dies 
Verbrechen  zu  sühnen,  muss  er  auf 
Befehl  des  delphischen  Orakels  der 
Lydischen  Königin  Ompliale  drei  Jahre 
lang  dienen  und  verweichlicht  in  ihrem 
Dienste,  so  dass  er  fast  zum  Weibe  wird. 
Die  Sage  wird  oft  erwähnt,  vgl.  z.  B. 
Plut.  Thes.  6.  Luc.  dial.  deor.  13,  2 
(vgl.  auch  das  schwierig'e  Epigramm 
des  Diotimos  AP.  VI  358).  Ter.  eun. 
1027.  Prop.  III  11,  17:  ()mj)hale  in 
tantum  formae  processit  honorem  .  .  . 
ut  quipacato  statuisset  in  orbe  columnas 


tarn  dura  traheret  mollia  pensa  manu. 
Vgl.  IV  9,  47.  Besonders  ausführlich 
dann  Ovid.  her.  9,  57  ff. 

218.  Apollod.  II  120:  los  ök  ijy.sp 
(Hercules  auf  der  Fahrt  nach  den  golde- 
nen Aepfeln  der  Hesperiden)  ek  'TTre^- 

ßoQEOve  TTQoi  "ÄtkavTa,  eircovTOS  ÜQOfir]- 
ü'süjs  T(ö  H^axAsi  avrov  Lil  rd  firjXa 
fitj  Tiojjevea&ai ,  Siaäe^äfisvov  8  s 
^'ArXavT  o  s  t  ov  TtoÄov  arcoariXXeiv 
ey.elvov.  Tteia&els  SieSe^aro.  Vgl.  met. 
IX  198:  hac  caelum  cervice  tuli. 

caelum  meruit  vgl.  Apoll.  11  160. 
Ov.  met.  IX  262—272. 

219.  loniacas  die  westliche  Küste 
von  Lydien  hatten  zumal  ionische 
Griechen  inne,  die  daher  auch  lonia 
hiess.    Thuc.  I  2. 

calathum  vgl.  zu  I  693.  Zur  Sache 
vgl.  heroid.  9,  73:  inter  loniacas  cala- 
thum tenuisse  iniellas  diceris  et  dominae 
p)ertimuisse  niinas. 

221.  Tirynthius  heros,  sehr  häufige 
Bezeichnung  für  Herakles,  nach  der 
uralten  argivischen  Stadt  Tiryns,  in  der 
Herakles  erzogen  wurde. 

Auch  bloss  Tirynthius  (I  187). 

222,  Die  Imperative  in  ähnlichem 
Sinne  wie  Verg.  ecl.  1,  73:  insere  nunc, 
Meliboee,  piros,  pone  ordine  vites. 
Vgl.  635. 

225.  'Gesetzt,  dass  sie  zu  dir  ge- 
sagt hat,  du  möchtest  dich  irgendwo 
einfinden' :  occurras  von  dixerit  ab- 
hängig, vgl.  Hör.  sat.  II  6,  38:  iupri- 
mat  his,  cura,  Maecenas  signa  tabellis. 

220.  Anders  handelt  Properz  (II 
31,  1):  quaeris,  cur  veniam  tibi  tardior. 
aurea  Phoebi  porticus  a  magno  Caesare 
apcrta  fuit. 


II  213—239. 


85 


Nocte  domum  repetens  epulis  perfuncta  redibit: 

Timc  quoque  pro  servo,  si  vocat  illa,  venu 
Rure  erit  et  dicet  'venias"  (Amor  odit  inertes): 
230      Si  rota  defuerit,  tu  pede  carpe  viam, 

Nee  grave  te  tempiis  sitiensque  Canicula  tardet 

Nee  via  per  iactas  Candida  facta  nives. 
Militiae  species  amor  est:  discedite,  segnes! 

Non  sunt  haec  timidis  signa  tuenda  viris; 
235  Nox  et  hiemps  longaeque  viae  saevique  dolores 

Mollibus  bis  castris  et  labor  omnis  inest; 
Saepe  feres  imbrem  caelesti  nube  solutum 

Frigidus  et  nuda  saepe  iacebis  humo. 
Cynthius  Admeti  vaccas  pavisse  Pberaei 


228.  servo,  der  bei  der  Heimkehr 
die  Fackel  voranzutrae-en  hatte  (Val. 
Max.  VI  8,  1.  Prop.  HI  16,  16)  und  so 
als  servus  praelucens  (Siiet.  Aug.  29) 
diente,  oder  auch  wohl  die  etwas 
schwankenden  Schritte  des  Herreu  durch 
seine  Führung  festigte  (Prop.  11  29,  2). 

229  f.  Eine  anschauliche  Illustration 
zu  diesem  Distichon  giebt  Prop.  lU  16. 

230.  rota  metonymisch  (in  der 
Form  pars  pro  toto)  für  den  Wagen, 
wie  oft ;  oben  V.  8.  Prop.  I  2,  20.  Verg. 
Aen.  XII  533  u.  o.  Besonders  passend 
ist  die  Metonymie  bei  Ov.  met.  II  139. 

231.  Canicula  ist  der  Hundsstern 
oder  Sirius,  mit  dessen  Aufgang  glühende 
Hitze  eintrat;  daher  steht  er  metony- 
misch für  die  heisse  Zeit  der  Hunds- 
tage. Hes.  sc.  397.  opp.  587:  stieI  y.e- 
faXr/V  aal  yovvara  —eiQioi  u^€i. 

Zum  Gedanken  vgl.  Tib.  I  4,  41: 
neu  comes  ire  neyes,  quamvis  via  longa 
paretnr  et  canis  arenti  torreat  arva  siti. 

233.  militiae  species  amor  est,  eine 
beliebte  Anschauung,  die  in  „einer  An- 
sprache au  Freund  Atticus  (amor.  I  9) 
wie  in  einem  Schulvortrage,  freilich 
glänzend  durchgeführt  ist".  Kibbeck, 
Geschichte  der  röm.  Dichtung  II  -  235. 
Diese  Elegie  giebt  zu  unserer  Stelle 
(231—238)  reichliche  Parallelen.  Vgl 
zu  232  amor.  12:  congestas  exteret  Ute 
nives;  zu  233  am.  1  (u.  2):  militat  omnis 
anians  und  46 :  qui  nolet  fieri  desidiosus, 
amet ;  zu  235  amor.  7 :  perviyilant  ambo, 
15:  qtiis  nisi  vel  luiles,  vel  amans  et 
frigora  noctis,  et  denso  mixtas  perferet 
irnbre  nives?,  9:  militis  oflicium  longa 
est  via;  zu  236  amor.  1:  habet  sua  castra 
Cupido  (44);  zu  237  amor.  16;  zu  238 
amor.  7 :  terra  requiescit  uterque.  Vgl. 
auch  zu  ars  I  36.    II  674.    UI  1. 


236.  mollibus  zu  152.  Hier  be- 
sonders hübsch  wegen  des  Gegensatzes 
zu  den  vielen  Strapazen  und  Leiden. 

238.  Nämlich  auf  der  Schwelle 
ihrer  Thür;  vgl.  524.  Prop.  I  16,  22: 
turpis  et  in  tepido  limine  somnus  erit? 
mc  mediae  nocfes,  me  sidera  plena 
iacentem,  frigidaque  eoo  me  dolet  aura 
gelu.  Ov.  am.  II  19,  21:  et  sine  me 
ante  tuos  proiectum  in  limine  postes 
longa  pruinosa  frigora  nocte  pati. 
Theoer.  7,  122. 

239  f.  Apollod.  I  105:  'AS/hIjtov  §e 
ßaaiXevovjos  imv  0e^iöv ,  ed'rjTsvaev 
'ÄJtöXlcov  avTcö  fivriaxevofiEvco  xfiv  FIeIiov 
Q'vyaTEQit.  "Al>cr]ariP.  Ixeipov  ös  Scoaetv 
STcayyeiXafievov  rr^v  ■d'vyateQa  tcü  y.ara- 
^ev^aiTi  aQfia  Xeovros  y.ttl  y.djiQOV,  'Atto?,- 
Xcot'  t,ev'ias  eScoxev '  6  Öe  y.o/uiaas  n^ds 
JJsXiav  ^Aly.rjOTiv  la/ußapEi.  III  122 : 
AtiöXXcov  xTEiPEi  Kvy.lüJTtas  rovg  rov 
y.Eoavv6v  ^u  y.aTaay.Evdaavras,  Zevs  öe 
EfMeXlrjoe  ^jirtTEiv  aviov  eis  Tdoraoop^ 
d'Erjd'siarjs  Se  Arjrovs  ey.eXsvaev  avxov 
Eviaviov  dvSQi,  ü'rjTEvoai.  o  de  Tca^a- 
ysv6/j.Evos  eIs  <PE^dg  ti^os  'AS/u/jtov  tov 
0£(j/]Tog  Tovrcp  XaxQBVtov  ETioifinive  xcd 
ras  ■d'rjXeiag  ßoas  ndaas  Si.8vfioT6y.ovs 
ETtoirjaev.  Vgl.  Callim.  hymn.  Apoll.  47  ff. 
Die  Sage  wird  von  der  Erotik  gern 
verwertet:  vgl.  nur  Tib.  II  3,  11.  28. 
III  4,  67.    Ov.  her.  5,  151.    ars  III  19. 

Cynthius  heisst  Apollo  nach  dem 
Berge  Cynthus  [Kvpd-os)  auf  Delus. 
Vgl.  hymn.  hom.  1,  25:  fj  tos  ae  7Ti>dJxov 
AriZfo  riy.e,  x^Qf^'^  ßQorolac,  yXtvd'Eiaa 
Ti^ds  Kvv&os  o^os  yoavaii  evl  vrjaco, 
^i]X(o  SV  dfKfiQVTt];  häufiger  Beiname 
des  Apollo,  vgl.  'Callim.  4,  10.  Hör. 
carm.  1  21,  2  u.  ö.  (auch  Artemis  heisst 
Cynthia:  Hör.  carm.  III  28,  12). 

vaccas  das  Femininum  mit  Absicht, 


86 


Ars  amatoria 


240      Fertur  et  in  parva  delituisse  casa: 

Quod  Phoebum  decuit,  quem  non  decet?  exue  fastus, 

Curam  mansuri  quisquis  amoris  habes! 
Si  tibi  per  tutum  planumque  negabitur  ire, 
Atque  erit  opposita  iaiiua  fiüta  sera, 
245  At  tu  per  praeceps  tecto  delabere  aperto, 
Det  quoque  furtivas  alta  fenestra  vias. 
Laeta  erit:  et  causam  tibi  se  seiet  esse  pericli; 

Hoc  dominae  certi  pignus  amoris  erit. 
Saepe  tua  poteras.  Leandre,  carere  puella: 


denn  {^AtzoX'Kcüv^  rag  &f]lsias  ßoag  nä- 
aas  Siövfioroy.ovs  sTioirjasv  (Apoll.  III 
122). 

Pheraei.  Pherae  {<p£oai),  die  Resi- 
denz des  Admetos,  lag  in  Pelasgiotis, 
nnweit  des  Boibeissees.  Hom.  II.  II  711 : 
Ol    Sh    0eQa.s    evifiovro    Tramal   Boißrj'iba 

241.  fastus  hochmütiger  Stolz,  vgl. 
Prop.  I  1,  3. 

244.  Die  geschlossene  (und  be- 
stürmte) Thür  spielt  in  der  Erotik  eine 
grosse  Rolle.  Ovid  widmet  ihr  eine 
eigene  Elegie  (amor.  I  6j.  Vgl.  Zingerle, 
Ovid  etc.  I  91  f.  Vgl.  unten  V.  523, 
ni  71  und  567.  Bekannt  ist  das  Ge- 
dicht des  Catull  (67),  in  dem  die  ianua 
selbst  redend  eingeführt  wird,  ebenso 
wie  bei  Properz  (1 16).  lieber  das  nächt- 
liche Treiben  vor  solch  geschlossener 
Thür  geben  viele  Stellen  Auskunft,  hier 
sei  nur  erinnert  an  Straten  (AP.  XII 
252) :  Efinofiao}  ae,  ■d'vpr],  t/J  la^uTtdöi, 
y.al  rov  evoixov  av/Lta/.E^ag  /j.e&vcov^  sv-9' is 
aTTsifu  fvyds.  Theocr.  2,  127  :  et  S'  uXXä 
ft  w&eiTe  y.ai  d  ■d'vQa  ev/^sro  fioy/.cö^ 
TtävTCOs  y.al  TTs/.iy.eis  y.ai  XaftTidösg  r^v&ov 
sf  vfisas.  Tib.  I  1,  73.  Ov.  amor.  I 
9,  20.  Vgl.  Rothstein  zu  Prop.  I  16. 
Doch  auch  friedlichere  Scenen  spielen 
sich  vor  der  ianua  ab:  da  werden 
Ständchen  dargebracht  und  das  Ttaoa- 
nkavai&vQov  (Plut.  amat.  8)  gesungen, 
wie   sich   ein    solches  findet  bei  Arist. 

Eccl.  960:  devoo  ör],  Öti()o  Si],  y.al  ov 
/uoi  y.arabQafj.oraa  r'qv  ■d'vQUv  dvoi^ov 
rrjvS' .  ei  Se  fii],  y.araTteaoJV  y.eiao/nai  y.x).. 
Hör.  carm.  I  25,  7 :  me  tuo  longas  pere- 
unte  noctes,  Lydia,  dormis? 

Was  das  Technische  anlangt,  so  sei 
bemerkt,  dass  sera  ein  Riegel  oder 
Balken  ist.  der  von  innen  quer  vor  die 
(meist  zweiflügelige)  Thür  vorgeschoben 
{opposita)  diese  schliesst.  Nachweise 
bei  Becker,  Gallus  11"  322  f. 


245.  tecto  aperto  bezieht  sich  auf 
das  complurmm  in  dem  nach  innen  ge- 
neigten Dache  des  atrium.  Varro  ling. 
lat.  V  161.  Vitruv.  VI  3,  1.  6.  Zur 
Sache  vgl.  Cic.  Phil.  EI  18,  45 :  guoties 
te  pater  eius  e  domo  sua  eiecit?  quoties 
cusfodes  posuit,  ne  Urnen  vttrares?  cum 
tu  tarnen  nocte  socia,  hortante  übidine, 
cogente  mercede  per  tegulas  demitterere. 

246.  Vgl.  unten  III 605 :  cum  melius 
foribus  possis,  admitte  fenestra.  Hör. 
carm.  I  25,  1 :  parcius  iunctas  quatiunt 
fenestras  ictibus  crebris  iuvenes  protervi. 
Prop.  II  19,  5:  nulla  neque  ante  tuas 
orietur  rixa  fenestras.  Man  erinnert  sich 
des  Bildes  Zeus  als  fior/Ss  vor  dem  Fenster 
der  Alkmene  (Baumeister,  Suppl.  Fig.  1). 

Umgekehrt  ist  die  Situation  bei 
Properz  (IV  7,  16) ;  hier  lässt  sich  Cyn- 
thia  aus  dem  Fenster  an  einem  Strick 
herunter,  um  in  die  Arme  des  Geliebten 
zu  eilen:  mea  nocturnis  trita  fenestra 
dolis,  per  quam  demisso  quotiens  tibi 
fxine  ijependi,  alterna  veniens  in  tua 
colla  manu.  Vgl.  auch  Becker  Gallus 
IP  312  if. 

alta  weil  im  ersten  StockAverk. 
Tib.  II  6,  39:  ab  excelsa  praeceps  de- 
lajjsa  fenestra. 

249.  Die  Geschichte  von  Leander, 
einem  Jünglinge  zu  Abydos,  der  all- 
nächtlich zu  seiner  geliebten  Hero.  der 
Aphroditepriesterin  zu  Sestos,  von  dem 
Xvyvos  eoLo-xcov  iMus.  1)  geleitet  durch 
den  Hellespont  schwamm,  bis  er  in  einer 
stürmischen  Nacht,  in  der  die  Fackel 
erlosch,  ein  Raub  der  Wellen  wurde, 
ist  uns  zumal  durch  Schillers  Ballade 
bekannt.  Von  den  antiken  Darstellungen 
sei  hier,  abgesehen  von  Ov.  her.  17.  18. 
am.  II 16,  31  f.  trist.  HI  10,  41  nur  das 
anmutige  Epyllion  des  Musaeus  genannt. 
Weitere  Nachweise  findet  man  bei 
E.  Rohde,  der  griechische  Roman - 
133  ff. 


II  240—258. 


87 


250      Traiisnabas.  animum  nosset  ut  illa  tiiiim. 

Nee  piidor  ancillas,  ut  quaeqiie  erit  ordine  prima, 

Nee  tibi  sit  servos  demeruisse  piidor: 
Nomine  quemque  suo  (niülast  iaetura)  saliita, 

Iimge  tiiis  humiles  ambitiöse  manus! 
255  Sed  tamen  et  servo  (levis  est  inpensa)  roganti 

Porrige  Fortimae  miinera  parva  die; 
Porrige  et  aneillae.  qua  poenas  luee  pependit 

Lusa  maritali  Gallica  veste  manus. 


250.  Ein  (von  Ovid  ?)  neu  erfundenes, 
wenigstens  sonst  nicht  nachzuweisendes 
Motiv;  eine  gewisse  Aehnlichkeit  zeigt 
her.  17,  95:  nunc  etiam  nando  doniinae 
placuisse  lahoro  atque  oculis  iacto  brac- 
chia  nostra  tuis. 

251 — 260.  Vierte  Anweisung. 
Ziehe  die  Dienerschaft  aitf  deine  Seite, 
erwirh  sie  durch  freundliche  Begrüssuug 
( — 254)  und  Geschenke  bei  passender 
Gelegenheit  (—258):  kurz  suche  sie  zu 
gewinnen,  zumal  aber  die,  welche  Haus- 
thür  und  Kammer  bewachen  ( — 260). 
Vgl.  I  351—398. 

255.  Einen  Grund,  einem  servus 
Geschenke  zu  geben,  giebt  Properz  an, 
n  23,  3:  ut  proinissa  suae  verba  ferat 
dominae. 

256.  Fortunae  die  vgl.  Varro  L.  L. 
VI  17 :  dies  Fortis  Fortunae  appellatur 
ab  Servio  Tullio  rege,  quod  is  fanum 
Fortis  Fortunae  secundum  Tiberim 
extra  urbeni  Romavi  dedicavit  Junio 
mense.  Servius  TuUius  wird  als  der 
Stifter  genannt,  wie  er  auch  sonst  als 
Vertreter  des  Plebejerstandes  gilt:  Liv. 

IV  3,  12.  I  39.  Hör.  sat.  I  6,  9.  Als 
Stiftungstag  galt  der  24.  Juni  (Ov.  fast. 
VI  771 — 784),  der  also  hier  gemeint 
ist.  Ueber  die  Lage  des  Tempels  vgl. 
Eichter,  Topographie'' 271  f.  Dahinzog 
an  diesem  Tage  das  Volk  (Cic.  de  ün. 

V  24,  70:  Tiberina  decursio).  Es  ging 
sehr  lustig  dabei  her  (Ov.  fast.  VI  775) ; 
es  war  zumal  ein  Fest  der  Plebejer  und 
Sklaven,  vgl.  Ov.  1.  1.  781:  plebs  colit 
hanc,  quia,  qui  posuit,  de  plebe  f wisse 
fertur  et  ex  humili  sceptra  tulissc  loco. 
convenit  et  servis,  scrva  quia  Tullius 
ortus  constituit  duuiae  templa  projnnqua 
deae.   Vgl.  Preller  EM.  ^  II  179  f. 

257  f.  Das  Distichon  umschreibt  den 
7.  Juli.  Das  zum  Verständnis  Nötige 
ergiebt  sich,  von  anderen  Stellen  ab- 
gesehen (vgl.  Preller,  EM.^  I  286  f.)  aus 


Plut.  Eom.  29  (vgl.  Camill.  33).  Da 
wird  folgendes  erzählt :  Nachdem  die 
Gallier  von  Eom  abgezogen  waren  und 
die  Stadt  sehr  erschöpft  war,  griffen  die 
Nachbarstämme  am  Tiber  Eom  an  unter 
der  Führung  des  Postumius  Livixis. 
Die  Feinde  verlangen  von  Eom  die 
Auslieferung  aller  römischen  Mädchen 
und  Frauen.  Da  gehen  unter  der  Füh- 
rung einer  Magd  Tutela  (Philotis)  viele 
der  römischen  Mägde,  sämtlich  als  Ma- 
tronen verkleidet,  in  das  feindliche 
Lager.  Hier  geht  eine  lustige  Zecherei 
los,  und  als  der  Feind  in  schwerem 
Schlummer  liegt,  geben  die  Mägde  von 
einem  wilden  Feigenbaume  [caprificus) 
aus  den  Eömeru  ein  Zeichen,  die  nun 
die  wehrlos  Schlafenden  überfallen  und 
so  der  Gefahr  entgehen.  AVeiter  sagt 
dann  Plutarch:  anl  KaTt^arlvat  fiep  al 
väJvai  y.aXovvrai  did  tov  eolveov  y.aTtoi- 
wr/.ov  vTTo  '^Piofiaicov  ovo fia^öfisvov ,  iarc- 
(öai  Se  rag  yvvaZy.as  s^co,  avy.rjg  y.XdSoi? 
axia^ofievag.  al  Se  d'eQaTtaiviSss  aysi- 
Qovat  Tieouovaai  aal  Ttai^ovatv ,  sira 
TtXr^yalg  y.ai  ßolalg    kld'cov  yQtövTat  TtQOS 

dlkrjlag  xtL  Das  ist  der  hier  gemeinte 
7.  Juli,  die  nonae  Caprotinae,  ein  Tag, 
der  recht  eigentlich  den  ancillis  gehörte, 
und  an  dem  sie  Geschenke  zu  erwarten 
hatten.  Weiteres  bei  Varro  ling.  lat. 
VI  18.  Macrob.  sat.  I  11,  36  ff.  Im  Zu- 
sammenhang damit  stand  das  zwei  Tage 
früher  gefeierte  Fest  der  PopUf'ugia, 
bei  dem  es  nicht  immer  sehr  anständig 
hergehen  mochte,  was  Augustin  (de  civ. 
dei  II  6)  mit  einem  matten  Wortspiel 
moniert. 

258.  Gallica  manus  scheint  ein 
Gedächtnisfehler  Ovids  zu  sein ;  wenig- 
stens verlegen  die  sonstigen  Quellen  die 
Sage  nach  den  Abzug  der  Gallier  und 
nennen  als  die  Eom  bedrohenden  Feinde 
die  am  Tiber  wohnenden  Nachbar- 
stämme, die  sich  die  Schwäche  Eoms 


Ars  amatoria 

Fac  plebem,  mihi  crede,  tuam:  sit  semper  in  illa 
260      lanitor  et  thalanü  qiü  iacet  ante  fores. 

Nee  dominam  iiibeo  pretioso  munere  dones: 
Parva,  sed  e  parvis  callidus  apta  dato. 

Dum  bene  dives  ager,  dum  rami  pondere  nutant, 
Adferat  in  calatho  rustica  dona  puer: 
265  Eure  suburbano  poteris  tibi  dicere  niissa, 
lila  vel  in  Sacra  sint  licet  empta  via; 

Adferat  aut  uvas  aut,  quas  Amaryllis  araabat, 


nach  der  Gallischen  Invasion  zu  Nutze 
macheu  wollen. 

lusa  für  iUnsa,  getäuscht. 

Das  Fest 'wurde  mit  grossem  Mut- 
willen gefeiert ;  das  Volk  zog  in  hellen 
Haufen  vors  Thor,  rief  sich  ueckeud  mit 
allerlei  Vornamen  und  trieb  mit  den 
geputzten  Mägden  mancherlei  Ulk.  Ein 
Opfer  und  Festmahl  durfte  nicht  fehlen. 

260.  Der  ianitor,  auch  ostiarius 
genannt,  nicht  selten  an  einer  Kette 
angeschlossen,  waltete  seines  Portier- 
amtes an  der  Hausthüre :  s.  Ov.  am.  I  6. 
Diese  Elegie  kann  auch  höchst  anschau- 
lich zeigen,  wie  wichtig  es  für  den 
Liebenden  ist,  wenn  er  der  Vorschrift 
Ovids  gemäss  sich  mit  dem  ianitor  in 
gutes  Einvernehmen  setzt. 

a?ite  fores  thalami  hält  Wache  der 
cubicularius.  Ihn  sich  geneigt  zumachen, 
war  besonders  wichtig,  da  es  sehr  auf 
den  cubicularius  ankam,  ob  der  Be- 
suchende zur  Privataudienz  vorgelassen 
werden  sollte.  Vgl.  Cic.  Verr.  III  4,  8. 
Juv.  IV  10,  216. 

261 — 272.  Fünfte  Anweisung. 
Du  musst  es  verstehen,  sinnig  zu  schen- 
ken. Nicht  auf  die  Kostbarkeit  der  Ge- 
schenke kommt  es  an,  sondern  auf  sin- 
nige Wahl  ( — 262).  Beispiele  solcher 
Gaben  ( — 270)  und  Tadel  derer,  die  sie 
zu  Erbschleicherei  benutzen  ( — 272). 

261.  pretioso  munere  dones  der 
Hexameterausgang  ähnlich  bei  Verg. 
Aen.  V  361:  jyraestanti  munere  donat. 
Vgl.  Hör.  carm.  IV  2.  20  (Zingerle). 

263  ff.  Nach  berühmten  Mustern, 
vgl.  Theoer.  3,  10:  7]vi8s  roi  Ssy.a  fiäXa. 
<pegco  •  Tr]VC(>d'e  xad'ei^.ov,  co  fi  iy.eksv 
y.a&eXslv  rv'  y.ai  (uqiov  aXka  roi  oiaiö 
(Verg.  ecl.  3,  70) ;  ib.  22.  Man  lese  auch 
die  reiche  Aufzählung  solcher  munera 
rustica,  die  Corj'don  dem  schönen  Alexis 
anbietet:  Verg.  ecl.  2,  45 — 55. 

264.    calatho  zu  I  693;  hier  ist  es 


ein  Fruchtkörbchen.  Doch  wird  man 
auch  an  Blumen  denken  dürfen,  die  der 
Geliebten  geschickt  werden :  Theoer. 
3,  21-23. 

265.  Was  den  Wert  der  Gabe 
natürlich  erhöhen  würde.  Vgl.  Verg. 
ecl.  2,  40. 

266.  Sacra  via  ist  die  gewöhnliche 
Stellung,  doch  kommt  auch  via  Sacra 
vor:  Hör.  sat.  I  9,  1  u.  s.  Auf  der 
Sacra  via  war  aber  ein  solcher  Kauf 
leicht  und  ohne  Mühe  zu  bewerkstelligen, 
weil  man  auf  ihr  gern  gemächlich  pro- 
menierte ;  Hör.  1.  1. :  ibam  forte  via 
Sacra,  sicut  nieus  est  mos;  epod.  4,  7. 
Von  dem  Obstverkauf  auf  der  heiligen 
Strasse  spricht  schou  Varro  RR.  I  2,  20 : 
summa  Sacra  via,  nbi  poma  veneunt. 
Auch  Blumen  konnte  man  dort  kaufen, 
vgl.  Ov.  fast.  VI  792:  hie,  nbi  fit  docta 
miilta  coro)ia  mann.  Vgl.  auch  am.  I 
8,  100.  Ueber  die  mannigfaltigen  Ver- 
kaufsläden auf  der  Sacra  via  vgl.  Fried- 
länder, Sittengeschichte  I  268. 

267  f.  Launige  Anspielung  auf  Verg. - 
ecl.  2,  52.  Unter  den  zahlreichen  Ge- 
scheuken, die  dort  Corydon  dem  schönen, 
aber  spröden  Alexis  anbietet,  nennt  er 
auch  casianeas  nuces.  mea  quas  Ama- 
ryllis amabat:  damals  nämlich,  als  sie 
noch  seine  Geliebte  war.  Ovid  wendet 
aber  mit  gutem  Humor  das  Imperfekt 
amabat  so,  als  ob  heutzutage  Amaryllis, 
d.  h.  die  Mädchen  überhaupt  von  solch 
harmlosen  Geschenken  nichts  wissen 
wollten ;  vgl.  Verg.  1. 1.  56 :  rusticus  es, 
Corydon,  nee  munera  curat  Alexis. 
Vgl.  ars  III  183.  —  Die  Kastanien 
wurden  gern  gegessen:  Verg.  ecl.  1,  81. 
Vgl.  auch  Athen.  II  54 B.  Sie  heissen 
nuces,  wie  auch  im  Griechischen  xdpvov 
für  Kastanie  gebraucht  wird,  vgl.  Athen. 

1.  1. :  Tiöp  Ev doiy.iijv  y.aovwv  rj  y.aaxdviov, 
dfKforeQCOs  ydo  xa/.Elrai  (vgl.  Foll.  I  232), 
Vgl.  Plin.  bist.  nat.  XV  23,  92. 


II  259—279. 


89 


(At  nunc  castaneas  non  amat  illa!)  nuces; 
Quin  etiam  turdoque  licet  missaque  Corona 
270       Te  niemoreni  dominae  testificere  tuae. 

Turpiter  his  emitur  spes  mortis  et  orba  senectus: 

A!  pereant,  per  quos  munera  crimen  liabent! 

Quid  tibi  praecipiam  teneros  quoque  mittere  versus? 

Ei  mihi!  non  multum  Carmen  honoris  habet! 
275  Carmina  laudantur,  sed  munera  magna  petuntur: 

Dummodo  sit  dives,  barbarus  ipse  placet. 
Aurea  sunt  vere  nunc  saecula:  plurimus  auro 

Venit  bonos,  aui'o  conciliatur  amor; 
Ipse  licet  venias  Musis  comitatus,  Homere, 


269.  turdo,  Krammetsvogel,  eine 
ebenfalls  sehr  beliebte  Delikatesse,  vgl. 
Mart.  Xin  92:  intcr  aves  turdiis,  si  quid 
nie  iudice  certum  est,  inte)'  qiiadrupedes 
mattea  prima  lepus.  —  Noch  zärtlicher 
ist  das  Geschenk  des  Komatas  an  sein 
Mädchen,  Theoer.  5,  96 :  ar]yid  fikv  Scoacü 
TU  naQ&svcp  aviixa  <pdaaav  kx  ras  a^- 
xEvü'co  v.ad'eXcav  irjvElydQ  ecpiaSei,  (Verg. 
ecl.  3,  68). 

Corona  zu  264.  Theoer.  3,  21:  t6v 
aikipavov  rlXaL  fis  aal  aviixa  XsTtrd 
TtoiriasTs,  t6v  rot  sycöv,  ^Ä/nnQvXXi  <piXa, 
xiaaoio  fvXdoaco,  d/nnXe^as  xalvxeaai  xal 
evöSfioiai  aeXivois.  Hor.  carin.  IV  11,  3. 
Zu  den  Gescheuken,  die  hier  263 — 270 
aufgezählt  werden,  vgl.  auch  Prop.  III 
13,  25:  felix  agrestis  quondani  pacata 
iuventiis ,  divitiae  quorum  inessis  et 
arbor  erant.  Ulis  munus  erant  decussa 
Cydonia  ramo,  et  dare  puniceis  plena 
canistra  rubis,  nunc  violas  tondere 
manu,  nunc  mixta  referre  Ulla  virgi- 
neos  lucida  per  calathos,  et portare  suis 
vestitas  frondibus  uvas,  aut  variam 
plumae  versicoloris  aveni. 

271.  Bezieht  sich  auf  die  Ge- 
schenke, mit  denen  Erbschleicher  aller 
Art  die  Reichen  überhäuften.  Vgl.  Mart. 
IV  56:  munera  quod  senibus  viduisque 
ingentia  ndtfis,  vis  te  munificum,  Gar- 
giliane,  voeem?  etc.  V  39.  Hor.  sat.  II 
5,  10:  turdus,  sive  aliud  privum  dahitur 
tibi,  devolet  illuc,  res  ubi  magna  nitet 
domino  sene;  dulcia  poma  et  quoscunque 
feret  cultus  tibi  fundus  honores  ante 
Larem  gustet  venerabilior  Lare  dives 
(vgl.  ep.  I  1,  78). 

27;i — 286.  SechsteAnweisuug. 
Auch  zierliche  Verschen  musst  du  deiner 
Liebsten  dichten  können,  wenn  auch 
freilich  klingende  Münze  den  Mädchen 


lieber  ist  ( — 276).  Heutzutage  hat  ja 
nur  das  Gold  Wert :  selbst  der  göttliche 
Homer  würde,  falls  er  mit  leeren  Hän- 
den käme,  kein  Glück  haben  ( — 280). 
Doch  giebt  es  immerhin  noch  Mädchen, 
die  für  Poesie  Sinn  haben  oder  sich 
wenigstens  so  stellen  (—282) :  diesen 
wird  ein  Gedicht  vielleicht  als  kleines 
Geschenk  gelten  ( — 286). 

273.  teneros  'zärtliche',  d.  h.  ver- 
liebte. Vgl.  am.  1118,2:  fenerum  carmen. 
Hor.  AP.  246.  Die  Verfasser  solcher 
zärtlichen  Liebesgedichte  heissen  dann 
selbst  teneri :  vgl.  unten  TII  333.  Mar- 
tial  z.  B.  nennt  den  Catull  so,  vgl.  VII 
14,  3.    XII  44,  5. 

274  ff.  Eine  ständige  Klage  der 
Erotik.  Vgl.  zu  I  418.  Einleitung 
p.  XIV. 

277.  aurea  saecula  mit  komisch- 
schmerzlicher Ironie,  denn  zunächst 
steht  aurea  saecula  zur  Bezeichnung 
des  paradiesischen  Urzustandes  des  gol- 
denen Zeitalters  unter  Saturnus.  So 
z.  B.  Sen.  rhet.  controv.  II  15,  7 :  o  nos 
nimiiim  felici  et  aureo  quod  aiunt  sae- 
culo  natos.  Daher  ist  vere  soviel  wie 
'in  des  Wortes  wahrster  Bedeutung.' 

279 f.  Vgl.  amor.  I  8,  61 :  qui  da- 
bit,  nie  tibi  magno  sit  maior  Homero: 
crede  mihi,  7-es  est  ingeniosa,  dare.  — 
Homer  wird  wie  oben  V.  4  als  glän- 
zendster Stern  der  Dichtung  überhaupt 
genannt ;  vgl.  Leonidas  Tareutinus  (AP. 
IX  24) :  doTQa  fiep  ij/uav^coae  y.al  legd 
xi'xXa  oeXrjvqs  d^ova  Sivqaas  efinvQos 
rieXios'  viivoTCÖXovs  S'  dysXrjSov  antjfidX- 
SvvEV  "Ofiv^Qos ,  Xa/.i7t()OTaroi'  Movascov 
(peyyos  dv<wx,6f(Ei'os.  Dabei  liegt  in 
unserer  Stelle  eine  hübsche  Komik  dxirch 
die  Vorstellung,  dass  der  göttliche  Sänger 
als  Gewährung   heischender  Liebhaber 


90 


Ars  amatoria 


280       Si  nihil  attuleris,  ibis,  Homere,  foras. 

Sunt  tarnen  et  doctae,  rarissima  turba,  puellae. 

Altera  non  doctae  turba.  sed  esse  volunt; 
Utraque  laudetur  per  carmina:  carmina  lector 
Commendet  dulci  qualiacumque  sono! 
285  His  erg-o  aut  illis  vig-ilatum  Carmen  in  ipsas 
Forsitan  exiffui  niuneris  instar  erit. 


At  quod  eris  per  te  facturus  et  utile  credis, 
Id  tua  te  facito  semper  amica  roget! 

Libertas  alicui  fuerit  promissa  tuorum: 
290      Hanc  tamen  a  domiua  fac  petat  ille  tua; 

Si  poenam  servo,  si  vincula  saeva  remittis,. 
Quod  facturus  eras.  debeat  iila  tibi ! 

Utilitas  tua  sit.  titulus  donetur  amicae; 
Perde  nihil,  partis  illa  potentis  agat!^ 

295  Sed  te,  cuicumquest  retinendae  cura  puellae, 
Attonitum  forma  fac  putet  esse  sua: 
Sive  erit  in  Tjriis,  TjTios  laudabis  amictus; 


auftritt  und  als  armer  Schlucker  einen 
Korb  erhält.  Auch  die  Apostrophe 
Homere  ist  geeignet,  den  Humor  der 
Situation  zu  erhöhen. 

281.  doctae.  Näheres  zu  IH  329  ff. 
Ueher  die  Beschäftigung  der  Frauen 
mit  der  Litteratur  vgl.  Friedländer, 
Sittengeschichte  I  441  f. 

282.  Der  Vers  erinnert  in  seiner  hu- 
morvoll mildsatirischen  Pointe  an  I  151. 

283.  lector  vgl.  auch  Otto  Jahn  im 
Hermes  II  (1867)  p.  420  Anm.  7. 

284.  qualiacumque  vgl.  Oatiül.  1,  8: 
quare  habe  tibi  quidquid  hoc  lihelli 
qualecunque. 

285.  vigilatum  Carmen  ist  ein  in 
der  Nacht  verfertigtes  Gedicht.  Liehende 
Unruhe  lässt  ihn  nicht  schlafen,  in  der 
Stille  der  Nacht  sind  seine  Gedanken 
bei  ihr;  dadurch  Avird  der  ideale  Wert 
des  Gedichtes  erhöht.  Ein  solches  carmen 
vigilatum  sendet  Catull  seinem  geliebten 
Licinius  Calvus  (carm.  50).  Vigilatum 
Carmen  auch  fast.  IV  109.  Vgl.  auch 
trist,  n  11. 

287—294.  Siebente  Anweisung. 
Eichte  es  so  ein,  dass  alle  deine  Hand- 
lungen als  von  ihr  ausgehend  erscheinen. 
Sie  muss  glauben,  die  Kolie  deiner  Ge- 
bieterin zu  spielen. 

287.  Die  Gegensätze  ^^er  te  und 
tua  amica  sind  zu  betonen :  was  du  auch 
an  sich  (ohne  sie)  thun  würdest,  soll 


aussehen,  als  thätest  du  es  auf  ihre 
Bitten  hin.  Dazu  bringt  das  Folgende 
zwei  Beispiele. 

291.  vincula.  Besonders  üblich  waren 
Fussf  essein,  Halseisen  und  Handschellen ; 
näheres  bei  Becker,  Gallus  II''  173  ff. 

293.  titulus  ist  hier  vä%  der  Gegen- 
satz zu  utilitas  zeigt  'die  Ehre',  die 
eben  darin  besteht,  dass  die  Freundin 
glaubt,  sie  sei  von  allen  solchen  Hand- 
lungen die  Ursache :  im  folgenden  Verse 
folgt  eine  Erklärung  des  titulus  (partis 
—  agat).   Zu  titulus  vgl.  I  692.   H  625. 

294,  Der  Vers  vertritt  eine  hypo- 
thetische Periode:  si  illa  partes  iwtentis 
agat.  tu  nihil  perdas. 

295 — 314.  Achte  Anweisung. 
Huldige  der  Eitelkeit  deiner  Geliebten. 
Sie  erscheine  dir  schön  in  jedem  Kostüm 
(—302),  in  jeder  Frisur  ( — 304),  in  jeder 
Ausübung  ihrer  dilettantischen  Künste 
( — 306).  Ihre  Liebesbeweise  betrachte 
als  ganz  besondere,  kaum  verdiente 
Gunst,  das  macht  sie  ganz  willig  ( — 310) ; 
ein  wenig  Verstellung  dabei  schadet 
nichts,  nur  darf  sie  diese  ja  nicht  merken 
(—314). 

296.  forma  vgl.  I  707.    II  108. 

297.  Die  alte  phönizische  Handels- 
stadt Tyrus  war  durch  ihre  Purpur- 
färbereien berühmt.  Vgl.  ars  III  170. 
Strab.  XVI  757  b :  y-oenrovs  sial  y.oirrj 
<J>oivixES  xai  rols  TCOo^VQaiois '  Ttof.v  ydp 


II  280—305. 


91 


Sive  erit  in  Cois,  Coa  decere  piita! 
Aiiratast:  ipso  tibi  sit  pretiosior  auro; 
300       Gausapa  si  sumit,  gausapa  sumpta  proba; 
Adstiterit  tunicata:  ''moves  incendia'  clama, 

Sed  timida.  caveat  frigora,  voce  rog-a ! 
Conpositiim  discrimen  erit:  discrimina  lauda; 
Torserit  igne  comam:  torte  capille,  place! 
305  Bracchia  saltantis,  vocem  mirare  canentis, 


sirjraarni  Tcnacöv  r;  TvQia  y.aXkiari]  tioo- 
(pvQa  •  xai  i]  d'rjQa  7cXr]aiof  xai  idXXa 
evTTooa  rd  Ttpos  ßa^rjr  smT>]Ssia.  Mart. 
XIV  157.   V  23,  5. 

Solche  purpurgefärbten  Gewänder 
werden  oft  erwähnt,  vgl.  Tib.  IV  2,  11 : 
tirit,  seu  Tyria  voluit  iwocedere  palla, 
urit  seu  nivea  Candida  veste  venit.  Val. 
Max.  II  1,  5:  et  auro  ahundanti  et 
multa  purpura  usae  sunt. 

298.  Coa  (n.  pL,  vgl.  Prop.  II 1,  5) 
oder  Coae  vestes  sind  die  berühmten 
feinen  seidenen  Zeuge,  die  auf  der  Insel 
Kos  hergestellt  wurden ;  dann  alle  nach 
diesem  Muster  hergestellten  feinen 
Seidenstoffe.  Sie  waren  ausserordent- 
lich zart  und  durchsichtig,  so  dass  sie 
den  Körper  fast  nackt  erscheinen  Hessen. 
Vgl.  Senec.  de  benef.  7,  9 :  video  sericas 
vestes,  si  vestes  vocandae  sunt,  in  quibus 
nihil  est,  quo  defendi  aut  corpus  aut 
denique  pudor  possit;  quibus  sumptis 
mulier  parum  liquido  nudam  se  non 
esse  iurabit.  Hae  ingenti  summa  ab 
ignotis  etiam  ad  commercium  gentibus 
arcessuntur,  ut  mafronae  nostrae  ne 
adulteris  quidem  plus  s^ci  in  cuhiculo 
quam  in  publica  osfendant.  Sie  werden 
daher  in  der  erotischen  Poesie  oft  er- 
wähnt. Hör.  sat.  I  2,  101 :  Cois  tibi 
paene  videre  est  ut  nudam.  carm.  IV 
13,  13.  Tib.  II  3,  53.  Prop.  I  2,  2. 
Mart.  Vin  68,  7:  femineum  lucet  sie 
per  bombycina  corpus. 

299.  aurata  bezieht  sich  nicht  so- 
wohl auf  Gold  schmuck,  vgl.  das 
homerische  (z.  B.  II.  III  64)  zQvair] 
'AfQoSnr]  oder  Venus  aurea  (Ov.  her. 
15  (16),  289  u.  s.),  sondern  auf  gold- 
durchwirkte Kleider,  die  nichts  sel- 
tenes waren.  Vgl.  Tib.  II  3,  54,  der 
die  goldenen  Einschlagsfäden  auratas 
vias  nennt.  Verg.  Aen.  IV  264:  tenui 
telas  discreveras  auro. 

300.  gansapum  ist  ein  dicker,  zot- 
tiger (das  ergiebt  sich  z.  B.  aus  Petron. 
38:  apros  gausapatos)  Stoff ,  'Fries',  aus 
dem  ein  Mantel  verfertigt  wurde,  der 


meist  paenula  heisst.  Vgl.  Mart.  XIV 
145  {paenula  gansapina).  Auch  bloss 
gausapina,  ac  kommt  vor:  Mart.  VI 
59,  8. 

sumere  (vgl.  auch  zu  III  619),  'zum 
GebravTche  nehmen',  d.  h.  'anziehen' ;  so 
Cic.  de  rep.  I  12,  18:  Tum  Scipio  cal- 
ceis  et  vestimentis  sumptis  e  cubiculo 
est  egressus. 

301.  tunicata  d.  h.  nur  mit  der 
tunica  bekleidet,  wie  Corinna  bei  Ov. 
amor.  1 5.  Diese  spärliche  (amor.  I  5, 13) 
Bekleidung  rechtfertigt  dann  auch  die 
(wenn  auch  nicht  so  ängstliche)  War- 
nung V.  302:  caveat  frigora.  Man  be- 
achte auch  den  mit  absichtlicher  Pointe 
zugespitzten  Gegensatz  'moves  incen- 
dia  und  'caveat  frigora'.  —  i7ice)i- 
dium  in  übertragener  Bedeutung  wie 
im  Griechischen  Tiv^aög  (Theokr.  23,  7. 
Straton  in  AP.  XII 182).  Vgl.  ars  I  335 
{fiamma). 

303  f.  Vgl.  Tib.  IV  2,  9:  seu  solvit 
crines,  fusis  decet  esse  capillis,  seu  comp- 
sit,  comptis  est  veneranda  comis. 

discrimen  ist  der  'Scheitel',  vgl. 
III  137.  compositum  nicht  kunstfoll, 
sondern  zierlich,  anmutig  geordnet.  Der 
Vers  soll  eine  einfache  Haartour  bezeich- 
nen im  Gegensatz  zu  der  kunstvollen 
Frisur,  die  in  304  gemeint  ist.  Mehr 
unten  III  135  ff. 

304.  Teber  das  Brenneisen  vgl.  zu 
I  505  (ferro  torquere  capillos).  Bei  den 
Damen  war  das  Behandeln  des  Haares 
durch  das  Eisen  ganz  allgemein  und 
eine  wichtige  Aufgabe  für  die  ornatrix 
(I  367).  Vgl.  auch  Heindorf  zu  Hör. 
sat.  12,  98.  Varro  1.  1.  V  129:  cala- 
mistrum  qnod  Jiis  calfactis  in  cinere 
capillus  ornatur.  qui  ea  ministrabat  a 
cinere  Cincrarius  est  appellatus. 

305.  bracchia ,  denn  gerade  die 
rhythmisch  harmonische  Bewegung  der 
Arme  war  das  Haupterfordernis  des 
saltare,  vgl.  Plut.  de  anima  8:  y.nl 
OQ'/^eixui    6    ar&owTroi    dXXd    rali    xe^oi. 

Die  Bewegung  der  Hände  war  so  aus- 


92 


Ars  amatoria 


Et.  quod  desierit,  verba  querentis  habe; 
Ipsos  concubitus,  ipsiim  venerere  licebit, 

Quod  iuvat  etf  quaedam  gaudia  noctis  habe: 
Ut  fiierit  torva  violentior  illa  Medusa, 
310      Fiet  amatori  lenis  et  aequa  suo. 

Tantum,  ne  pateas  verbis  Simulator  in  illis, 

Effice  nee  vultu  destnie  dicta  tuo: 
Si  latet  ars,  prodest;  adfert  deprensa  pudorem 

Atque  adimit  merito  tempus  in  omne  fidem. 

315  Saepe  sub  autumnum,  cum  formosissimus  annus 


drucksvoll,  dass  Petron  in  diesem  Sinne 
von  einer  manus  loqiiax  spricht  (fr.  19 
manujmer  loqtiaci,  p.  212Buech.),  wozn 
man  als  griechisclies  Vorbild  anführen 
kann  den  Vers  des  Autipater  (AP.  XVI 
290,  6): 

7TajJ.fftüV0lS    '/£QOL    XoyEvÖflBVOi. 

Die  Zusammenstellung  von  saltare 
und  canere  wieder  wie  oben  I  595,  wo 
die  Anmerkung  zu  vergleichen  ist. 

Wie  sehr  die  Mädchen  sich  übrigens 
die  Ausbildung  in  den  beiden  hier  ge- 
nannten Künsten  angelegen  sein  Hessen, 
ist  bekannt.  Vgl.  Prop.  II  3,  17  (von 
Cynthia):  j^osito  formose  saltat  Jaccho, 
egit  ut  enhantes  clux  Ariaclna  choros 
et  quantum  Aeollo  cum  tentat  carmina 
plectro,  par  Aganippeae  ludere  docta 
lyrae.  Stat.  silv.  III  5,  66:  molli  di- 
ducit  bracchia  motu. 

306.  Gut  Hertzberg:  'herzlich  be- 
klage beim  Schluss,  dass  das  Vergnügen 
so  kurz.' 

307  f.  Der  Sinn  des  sicher  fehler- 
haft überlieferten  Distichons  ist  klar: 
in  dem  Prinzip,  der  Eitelkeit  deiner 
Geliebten  zu  huldigen,  gehe  sogar  so- 
weit, dass  du  ihr  die  Wonne  schilderst, 
die  sie  dir  bei  den  gaudia  noctis  ge- 
währt, also  deutlich  mit  ihr  von  Dingen 
redest,  die  sonst  als  taciturna  gelten. 
Da  sie  dadurch  sich  in  ihrer  Eitelkeit 
geschmeichelt  fühlt,  wird  sie  dir  nicht 
etwa  zürnen,  sondern  fi>'t  amatori  lenis 
et  aequa  suo  (310j.  Ein  wenig  Ver- 
stellung darf  auch  hierbei  sein:  nur 
darfst  du  sie  nicht  merken  lassen  ( — 314). 
Vgl.  den  Anhang. 

309.  torva  Medusa,  die  jüngste  der 
drei  Gorgonen  (Hes.  theog.  276),  in  der 
älteren  Zeit  als  ein  furchtbares  Wesen 
dargestellt,  schlangenhaarig  und  mit 
schrecklichem  Blick,  später  als  schöne 
Jungfrau,   aber  mit  unheimlich  kaltem 


und  ernstem  Gesichtsausdruck.  Die 
Gorgonen  repräsentieren  die  furchtbare 
Seite  der  Athene,  die  ja  selbst  zuweilen 
Gorgo  heisst  (Palaeph.  32,  6  und  8. 
Eur.  in  Lyc.  or.  100). 

Medusa  zumal  wird  oft  abgebildet, 
ihr  Haupt  auf  Schilden  dargestellt  und 
dgl.,  und  steht  sprichwörtlich  für  den, 
der  in  seinem  Wesen  etwas  unheim- 
liches, grauenerregendes  hat.  Vgl.  III 504. 

315—336.  N  e  u  u  t  e  Anweisung. 
Wenn  dein  Mädchen  von  einer  Krank- 
heit befallen  wird,  erweise  ihr  besonders 
reichlich  deine  Liebe,  das  wird  sich 
später  lohnen  ( — 322).  Lass  dich  durch 
ihre  Krankheit  nicht  in  böse  Laune 
versetzen,  sondern  pflege  sie  eigenhändig 
( — 324)  unter  reichlichen  Thränen  und 
Küssen  ( — 326),  thue  manch  Gelübde, 
aber  nur  wenn  sie  es  hört  und  sprich 
von  glückverheissendeu  Traumbildern 
( — 328),  sorge  auch  für  eine  Alte,  welche 
die  Krankheit  bespricht,  das  alles  mrd 
dir  nützen  ( — 332).  Aber  alles  was  ihr 
unangenehm  sein  kann,  überlass  deinem 
Rivalen :  er  mag  ihr  Diätvorschriften  er- 
teilen oder  bittere  Arzenei  geben  ( — 336). 

315—320.  Die  Gefährlichkeit  des 
italischen  Klimas  im  Spätsommer  und 
Herbst  wird  oft  von  den  Dichtern  er- 
wähnt, vgl.  zumal  Hör.  ep.  17,5:  dum 
ficus  prima  calorque  designatorem  de- 
corat lictoribus  atris,  dum  pueris  omnis 
pater  et  mutcrcula  pallct,  officiosaque 
sedulitas  et  opella  forensis  adducit  fcbres 
et  testamenta  resignat.  Daher  heisst  der 
autumnus  bei  Juven.  I  4,  56  letifer. 
Vgl.  IV  10,  221 :  quot  Themison  aegros 
autumno  occiderit  uno.  Bei  Properz 
(II  28,  3)  ist  es  die  heisse  Jahreszeit, 
welche  die  Gefahr  von  Cynthias  Krank- 
heit vergrössert:  venit  enim  tempus, 
quo  torridus  aestuat  aer  incipit  et  sicco 
f erver e  terra  cane. 


II  306-330. 


93 


Plenaque  purpureo  siibrubet  uva  mero, 
Cum  modo  frigoribiis  premitur,  modo  solvitur  aestu, 

Aere  iion  certo  corpora  languor  habet: 
lila  quidem  valeat,  sed  si  male  firma  cubabit 
320       Et  Vitium  caeli  senserit  aegra  sui, 

Tunc  amor  et  pietas  tua  sit  manifesta  puellae: 

Tum  sere,  quod  plena  postmodo  falce  metas! 
Nee  tibi  morosi  veniant  fastidia  morbi, 

Perqne  tuas  flaut,  quae  sinet  ipsa,  manus, 
325  Et  videat  flentem,  nee  taedeat  oscula  ferre, 

Et  sieco  lacrimas  conbibat  ore  tuas. 
Multa  vove,  sed  euiicta  palam,  quotiensque  libebit, 

Quae  referas  illi,  somuia  laeta  vide; 
Et  veniat,  quae  lustret  anus  leetumque  loeumque, 
330      Praeferat  et  tremula  sulpur  et  ova  manu: 


316.  purpureo  steht  proleptisch  und 
subrubet  hat  die  Bedeutuug  rötet  sich 
allmählich' ;  ähnlich  ist  vTte^v&oiai'  bei 
Aristophanes  gebraucht  (phit.  702) ;  vgl. 
vnaQv&Qos  bei  Plat.  rep.  X  617  a. 

319.  Vgl.  Tib.  I  5,  9:  mm  tristi 
morbo  defessa  iaceres. 

319  flP.  Die  Krankheit  der  Geliebten 
ist  ein  beliebtes  Motiv  der  erotischen 
Poesie;  vgl.  zumal  Tib.  I  5.   Prop.  II28. 

320,  Vitium  caeli  erinnert  an  Prop. 
1.  1.  V.  5:  crimina  caeli. 

323  ff.  Zu  dem  ganzen  Passus  vgl. 
die  Vorschriften  des  Tiresias  bei  Hör. 
sat.  n  5,  39  ff. 

325.  videat  flentem.  Vgl.  Prop.  II 
9,  27 :  et  lectum  flentes  circumstarenms 
amici  (ebenfalls  während  einer  Krank- 
heit der  Geliebten). 

326.  sicco  vgl.  Cat.  23,  12. 

327.  multa  vove,  wie  es  Tibull  that 
(I  5,  9):  nie  ego,  cum  tristi  morbo  de- 
fessa iaceres,  te  dicor  votis  eripuisse 
nteis.  15:  ipse  ego,  velatus  filo,  f/imi- 
cisque  solutis  vota  vovem  Triviae  nocte 
silente  dedi.  Prop.  II  9,  25 :  haec  mihi 
vota  tiiam  proptcr  suscepta  salutem. 

328.  somnia  laeta  soll  der  Liebende 
während  der  Krankheit  seines  Mädchens 
haben  oder  wenigstens  fingieren  (dazu 
vgl.  I  661  f.).  Eine  Ergänzung  dieser 
Vorschrift  giebt  Tibull  (I  5,  13):  ipse 
procuravi,  ne  possent  saeva  nocere  som- 
nia (hier  natürlich  somnia  des  Mädchens), 
ter  sancta  dcveneranda  mola.  Beide 
Stellen  sind  sehr  charakteristisch:  Der 
einfach  fromme  Til)ull  beschränkt  sich 
darauf,  das  Ominöse  der  unglücklichen 


Träume  durch  fromme  Handlungen  zu 
beseitigen:  Ovid  lässt  seine  Schüler  ein- 
fach nach  Herzenslust  glückliche  Träume 
fingieren. 

329  f.  Ein  altes  Weib  (vgl.  Hom. 
Od.  XXII  481)  vollzieht  die  Liistration 
des  Krankenzimmers  auch  bei  TibuU 
(1.  1.  11)  und  zwar  in  Gemeinschaft  mif 
ihm  selbst:  ipscque  te  circum  lustravi 
sulpure  puro,  carmine  cum  magico  prae- 
cinuisset  anus.  Dabei  waren  carmina 
magica  ganz  allgemein  üblich,  eraoSai, 
von  denen  schon  die  Odj-ssee  Aveiss: 
XIX  457.  Auch  bei  Piudar  erscheinen 
derartige  Besprechungen  als  ein  wesent- 
liches Eequisit  der  ärztlichen  Kunst, 
vgl.  Pyth.  3,  51 :  ncovi  fJ.£v  j.iaKay.als 
e^raoiSuis  dfxjsTtcov.  Aehnlich  sind  auch 
die  cantus  somniferi  bei  Verg.  Aen. 
VII  757.    Vgl.  Gell.  IV  13. 

330.  Dem  Schwefel  schrieben  auch 
die  Griechen  reinigende  und  heilende 
(vgl.   ars  I   256)  Kraft  bei,  vgl.  Hom. 

Od.  XXII  481 :  olas  ü'esiov  y^rjv,  y.aacäv 
ay.os,  olas  de  fioi  ttv^,  bf^a  x)'ssiaJaco 
fieya^ov.  Theokr.  24,  94:  xa&a^cff  öe 
TtvQcoaare  Stüua  &eeico  xrX.  Dazu  Plin. 
bist.  nat.  35,  50:  habet  sulpur  et  in 
religionibus  locum  ad  expiandas  suffitu 
domos.  Vgl.  auch  Ov.  fast.  IV  739: 
caeruki  flaut  vivo  de  sulpure  fumi, 
tactaque  fumanti  sulpure  batet  ovis. 
met.  VII  261:  ter  sulpure  lustrat. 

Interessant  ist  auch  das  Fragment 
des  Menander,  das  bei  Clem.  AI.  ström. 
VII  4,  27  (p.  713)  steht:  7i£Qiuai.äTa)adv 
a'  at  yvvaly.e?  iv  y.iy.ho  ||  y,al  ns^i&Eicooa- 
tcoaav,  ano  xooi<v<öv  ifjicüv  vouti  Tie^i^ 
Qaiv    sftßaXwv  alas,  (paxovi.     Uebei  die 


94 


Ars  amatoria 


Omnibus  his  inerimt  gratae  vestigia  curae; 

In  tabulas  multis  haec  via  fecit  iter. 
Nee  tarnen  officiis  odium  quaeratur  ab  aegra 

Sit  suus  in  blanda  sedulitate  modus! 
335  Neve  cibo  prohibe  nee  amari  poeula  suci 

Porrige:  rivalis  misceat  illa  tuus! 

Sed  non,  quo  dederas  a  litore  earbasa,  vento 

Utendum,  medio  eum  potiere  freto; 
Dum  novus  errat  amor,  vires  sibi  eolligat  usu; 
340       Si  bene  nutrieris,  tempore  firmus  erit: 

Quem  taurum  metuis,  vitulum  mulcere  solebas; 

Sub  qua  nunc  recubas  arbore,  virga  fuit; 
Naseitur  exig-uus  sed  opes  adquirit  eundo, 

Quaque  venit,  multas  aeeipit  amnis  aquas. 
345  Fae  tibi  consuescat:  nil  adsuetudine  maius, 

Quam  tu  dum  eapias,  taedia  nulla  fuge! 
Te  semper  videat,  tibi  semper  praebeat  aures, 

Exhibeat  vultus  noxque  diesque  tuos! 
Cum  tibi  maior  erit  fidueia,  posse  requiri, 
350      Cum  proeul  absenti  eura  futurus  eris, 

Da  requiem:  requietus  ager  bene  eredita  reddit, 

Terraque  eaelestes  arida  sorbet  aquas: 


TtsQiu-eimais  Vgl.  auch  Plat.  Cratjl. 
p.  405  a. 

Der  Gebrauch  der  Eier  bei  Lustra- 
tionen und  sonstigen  heiligen  Hand- 
lungen ist  bekannt ;  man  schrieb  ihnen 
eine  reinigende  Kraft  zu,  vgl.  Juv.  II 
6,  518.  Mehr  darüber,  auch  der  Grund 
zu  diesem  Glauben,  ist  zu  finden  bei 
Lobeck,  Aglaophamus,  zumal  I  251. 
410.  477. 

332.  in  tabulas  d.  h.  das  Testament. 
In  dieser  Bedeutung  steht  tabulae  öfters, 
vgl.  z.  B.  Hör.  sat.  II  5,  52 :  tabulas  a 
ie  removere  memento.  Wie  die  Be- 
folgung der  hier  von  Ovid  erteilten 
Vorschriften  den  Weg  zum  Testamente 
bahnen  kann,  zeigt  am  anschaulichsten 
Horaz  (sat.  II  5).  Vgl.  schon  Cicero 
(parad.  5,  2,  39):  a?i  corum  scrvitus 
dubia  est,  qui  cupiditate  peculii  nullam 
conditionem  recusant  durissimae  servi- 
tutis?  Hereditatis  sjies  quid  iniquitatis 
in  serviendo  non  suscipit?  quem  nutum 
locupletis  orbi  senis  non  observat?  lo- 
quitur  ad  voluntatem,  quidquid  denun- 
tiatum  sit,  f'acit,  assectattir,  assidet, 
munerat  etc. 

335  f.  Vgl.  rem.  am.  227:  saepe  bibi 
sucos,  quamvis  invitus,  amaros  aeger  et 
oranti  mensa  negata  mihi. 


337—372.  Zehnte  Anweisung. 
Gewöhnung  muss  deine  Liebe  erstarken 
lassen  ( — 340),  alles  kommt  auf  die  Ge- 
wöhnung an,  was  durch  Analogieen  aus 
der  Natur  veranschaulicht  wird  ( — 346). 
Also  im  Anfange  sei  dein  Mädchen  ge- 
wöhnt, dich  beständig  bei  sich  zu  haben 
( — 348),  allmählich  aber,  wenn  du  ihrer 
sicher  zu  sein  glauben  darfst,  kannst 
du  dir  ein  wenig  Ruhe  gönnen,  um  so 
grösser  ist  dann  die  Sehnsucht  ( — 350). 
was  durch  ähnliche  Erscheinungen  in 
der  Natur  ( — 352)  und  drei  mj'thologische 
Beispiele  bestätigt  wird  ( — 356).  Aber 
die  Zeit  der  Trennung  darf  nur  kurz 
sein,  sonst  leidet  ihre  Liebe  darunter 
( — 358),  was  das  Beispiel  von  Menelaus 
und  Helena  deutlich  erkennen  lässt. 
Stellung  des  Dichters  dazu  ( — 372). 

337  f.  Vgl.  die  Einleitung  p.  XXI 
Anni.  7. 

343.  Aehnlich  ist  Verg.  Aen.  IV 175 : 
viresque  adquirit  cundo. 

345  f.  Vgl.  AchiU.  Tat.  I  9,  5:  fii- 
yiOTOv  ydo  eortv  e(f68iov  sh  Tcei&to  avve- 
X^S  TTpös  i.Qiofiivriv  ojJ-ikia. 

347.  Der  Versausgaug  auch  Hör. 
sat.  I  1,  22:  votls  ut  praebeat  aurem. 
Vgl.  Ov.  ex  Pont.  II  9,  25. 

351.  eredita  vgl.  zu  I  401. 


II  331—366. 


95 


Phj^llida  üemoplioon  praesens  moderatius  ussit, 
Exarsit  velis  acrius  illa  datis; 
355  Penelopen  absens  sollers  torquebat  Ulixes; 
Phjiacides  aberat,  Laiidamia,  tuus. 
Sed  mora  tuta  brevis;  lentescunt  tempore  curae. 

Vanescitque  absens  et  novus  intrat  amor: 
Dum  Menelaus  abest,  Helene,  ne  sola  iaceret, 
360       Hospitis  est  tepido  nocte  recepta  sinn. 

Qui  Stupor  liic,  Menelae,  fuit?  tu  solus  abibas, 

Isdem  sub  tectis  hospes  et  uxor  erant! 
Accipitri  timidas  credis,  furiose,  columbas, 
Plenum  montano  credis  ovile  lupo! 
365  Nil  Helene  peccat.  nihil  hie  committit  adulter: 
Quod  tu,  quod  faceret  quilibet,  ille  facit. 


353  f.  Pht/lUs,  die  Tochter  des 
thrakischen  Königs  Sithon,  war  die  Ge- 
liebte des  Demophoon,  des  Sohnes  des 
Theseus  (vgl.  III  459 1;  vgl.  Ov.  her.  2. 
Prep.  II  24,  43:  parvo  dilexit  spatio 
Minoida  Theseus,  PhylUJa  Demophoon. 
hospes  uterque  malus.  Er  hatte  sich 
auf  der  Heimfahrt  von  Troja  der  Phyllis 
versprochen ,  war  aber  vor  der  Ver- 
mählung noch  in  seine  Heimat  gereist. 
Diese  Zeit  der  Trennung  ist  hier  ge- 
meint, üeber  den  Ausgang  dieser  Liebe 
s.  unten  lU  38.  460. 

ussit  vgl.  zu  I  23. 

354:.  A\le  in  heroid.  2  eingehend 
dargestellt  ist. 

355.  Ueber  Penelope  vgl.  zu  I  477. 
Hom.  Od.  XVI  38:  oi'^voal  Ös  ol  alel 
O'd'h'ovaiv  vvy.TEi  re  y.ul  ijfiaTU  bdy.Qv 
Xeovar],     I    363 :     xlacsv    etceit     'OSvar^a 

(filov  Tiooiv.    Hör.  carra.  I  17,  20. 

356.  Phylacides,  in  der  ars  noch 
III  17  (wo  die  Aumerk.  zu  vergleichen 
ist),  heisst  Protesilaos  nach  der  Stadt 
Phylake  in  Thessalien,  weshalb  er  bei 
Prep.  I  19,  10  Thessalus  genannt  wird. 

Hom.  IL  II  701 :  to*'  Ö'  ey.Tave  Ud^Savos 

dvf;Q   (nach   Ov.   met.   XII  67    war   es 

Hektor)  vrjdi  d7iod'()cöay.ovTa  nolv  ttoco- 

TioTov  'Axaicöv.  Die  Liebe  der  Laodamia 
zu  Protesilaos  ist  berühmt.  Nonn.  XXIV 
194.  Catull.  68,  73 ff.,  105  if.  Ov.  her.  13. 
Vgl.  E.  Rohde,  der  griechische  Roman 
105,  1. 

357.  ctirae  zu  I  512. 

359  ff.  Man  vergleiche  mit  dem 
folgenden  die  entsprechenden  Partieen 
in  heroid.  15  (16).  Hingewiesen  sei  hier 
auch  auf  Friedländer,  Sittengeschichte 
I  516. 


359.  Vgl.  her.  15,  315:  sola  iaces 
viduo  tarn  longa  nocte  cubili. 

360.  hospitis  vgl.  her.  15,  129: 
excipit  hospitio  vir  mc  tuus. 

361  f.  Ebenso  denkt  Paris,  her.  15, 
309:  ut  te  nee  mea  vox  nee  te  meus 
incitet  ardor,  cogimur  ipsius  commo- 
ditate  frui;  aut  erirnus  stulti,  sie  ut 
sujieremus  et  ipsum,  si  tarn  securum 
tempus  abibit  iners.  paene  suis  ad  te 
manibus  deducit  amantem:  utere  nian- 
dantis  simplicitate  viri. 

362.  Das  Asyndeton  anstatt  einer 
subordinierenden  Partikel  malt  sehr 
hübsch  die  Entrüstung  des  Dichters 
über  den  Wahnsinn  des  Menelaos. 

363  f.  Das  Thörichte  von  Menelaos' 
Handlungsweise  wird  dadurch  noch  an- 
schaulicher heravisgearbeitet,  dass  sein 
Thuu  mit  Handlungen  verglichen  wii'd, 
die  sprichwörtlich  den  Gipfel  alles  thö- 
richten  Beginnens  bezeichnen.  Mit  dem 
Distichon  vgl.  oben  II  147 :  odimus  ac- 
cipitrem,  quia  semper  vivit  in  armis  et 
pavidum  solitos  in  pecus  ire  lupos.  — 
Ueber  timidas  vgl.  zu  I  117  f. 

364.  Sprichwörtlich,  vgl.  IH  8: 
rnbidae  tradis  ovile  lupae.  Schon  im 
Griechischen,  vgl.  Diogen.  V96  (I  p.  269) : 
Ai'xos  xal  otv  TToiuaivei.  Arist.  pax  1076: 
Tioiv  y.ev  Xvxoi  Ott'  vuei'aioi.  Ter.  eun. 
5,^1  (V.  832):  scelesta  ovem  lupo  com- 
misti.  Cic.  PhU.  III  11,  27:  o  prae- 
clarum  custodem  ovium  {ut  aiunt)  lu- 
pum!  Auch  Verg.  ecl.  8,  51:  nunc  et 
ovis  ultra  fugiat  lupus. 

365—372.  Hierzu  vgl.  die  Einleitung 
p.  XL 

365.  adulter,  vgl.Hor.carm.  1 15, 19. 


96 


Ars  amatoria 


Cogis  adulterium  dando  tempusque  locumque: 

Quid  nisi  consiliost  usa  puella  tiio? 
Quid  faciat?  vir  abest,  et  adest  non  rusticus  liospes, 
370       Et  timet  in  vacuo  sola  cubare  toro. 

Viderit  Atrides:  Helenen  ego  crimine  solvo; 
Usast  humani  commoditate  viri. 

Sed  neque  fulvus  aper  media  tarn  saevus  in  irast, 
Fulmineo  rabidos  cum  rotat  ore  canes, 
375  Nee  lea,  cum  catulis  lactantibus  ubera  praebet, 
Nee  brevis  ignaro  vipera  laesa  pede, 
Femina  quam  socii  deprensa  paelice  lecti 

Ardet  et  in  vultu  pignora  mentis  habet; 
In  ferrum  flammasque  ruit  positoque  decore 
380       Fertur,  ut  Aonii  cornibus  icta  dei: 


372.  Erinnert  sehr  an  her.  15,  314 : 
utere  mmulanÜs  simplicitute  viri. 

373—424.  Elfte  Anweisung. 
Hüte  dich,  von  deinem  Mädchen  bei 
irgend  einer  Treulosigkeit  ertappt  zu 
werden,  sonst  wird  sie  zur  Hyäne  ( — 380), 
das  bewies  eine  Medea  ( — 382)  und  eine 
Philomela  ( — 384) ;  derartiges  löst  selbst 
die  festesten  Bande  ( — 386).  Doch  will 
ich  damit  nicht  sagen,  dass  du  dich 
mit  einer  Liebe  begnügen  musst,  das 
bringt  ja  nicht  einmal  die  Matrone  fertig 
( — 388).  Nein,  treibe  dein  erotisches  Spiel, 
nur  lass  es  nicht  merken  ( — 390).  Einige 
Vorsichtsmassregeln,  die  bei  derartigen 
Abenteuern  zu  beachten  sind  (—396). 
Agamemnon  hat  solches  nicht  beachtet : 
die  Untreue  der  Clytaemnestra  und  ihre 
Rache  an  ihm  war  die  notwendige  Folge 
seines  eigenen  Versehens  ( — 408).  Sollten 
aber  deine  Seitensprünge  wirklich  doch 
ertappt  sein,  dann  nur  dreist  geleugnet 
( — 410),  aber  nicht  etwa  unterwürliger 
und  liebenswürdiger  sein  als  sonst,  denn 
das  würde  verdächtig  aussehen  ( — 412) ; 
das  wirksamste  Versöhnungsmittel  bleibt 
aber  in  solchem  Falle  immer  doch  die 
Bethätigung  deiner  männlichen  Kraft, 
damit  kannst  du  allen  Verdacht  be- 
seitigen und  den  Frieden  wieder  her- 
stellen (—414).  Nur  suche  dich  dazu 
nicht  durch  schädliche  Reizmittel  künst- 
lich zu  stärken  ( — 418) :  die  Freuden 
der  Venus  lassen  sich  nun  einmal  nicht 
erzwingeai  ( — 420),  doch  giebt  es  un- 
schädliche Rezepte,  welche  die  männ- 
liche Kraft  steigern,  und  die  man  ge- 
trost nehmen  mag  (—424). 

373  ff.    Vgl.  den  Anhang. 


Zur  Sache  vgl.  Hes.  scut.  386 :  olos 
(5"  ev  ßrjaar^s  boeos  yaXEnos  riQo'iSiad'ai 
y.ÜTipog  y^avkiöSiov  (fQOveti  &v/iioj  /noL^i- 
aaad'ai  dvS^dai  dr.^evrfiS,  ü'rjysi  öe  T£ 
Xevy.ov  oäovra  Soyficod'Eie^  d^Qos  Sh  tisqI 
aiöfxa  fiuarc/ocovri  XeißsTai,  oaae  Öe  ot 
Tiv^l  XaurceTOCovrt  e'ixrot'^  OQ&ds  S'  ev 
).o(f  II  (f  o'taoEi  iQtyai  ciftq i  re  deiorjv  y.xX. 

374.  fuhnineo  erklärt  sich  aus  der 
eben  citierteu  Stelle:  ooae  bi  ol  tcvqI 
XafiTteTotovTt  %'ixTov.  Vgl.  Ov.  met.  XI 
367:  fulmineos  ricius  (vom  Wolfe). 

375.  Hom.  H.  XVII  133:  ojs  rlg  re 
JJcov  TitQi  oiai  TEy.EOOiv.  co  ^d  ts  vrjnt 
äyovTi  ovvavTijocovTai  ev  vkr]  ävS^es 
ETiay.zTJ^es'  6  Se  re  od'Eve'C  ßXefieaivet' 
Ttäv  Ob  t'  ETCioy.vviov  y-dica  eh/.Erai  tioae 
y.a'lvTCcwv. 

376.  Hom.  H.  III  33 :  cos  S'  oVe  ris 
TE  b^uy.ovza  iScov  TiuXivo^aos  dTtiart] 
oi'^eos  ev  ßrjoor^s,    in 6  ie  r^öuos  e'/J.aße 

yvia  xil.  Aehnlich  ist  Verg.  Aen.  II 379 : 
imjyrovisum  aspris  veluti  qui  sentibus 
atiyuem  jyressit  hiimi  nitens  trepidusque 
repente  refugit attollentem  iras  et  caerula 
colla  tumentein. 

377 — 3S0.  Eine  anschauliche  Illu- 
stration dieses  Passus  giebt  z.B.  Properz 
(IV  8)  zumal  V.  55  tf:  fulminat  illa 
oculis  et  quantum  fenmia  saevit:  spec- 
taclum  capta  nee  m  inus  urbe  fuit.  ...  63 : 
Cynthia  gaudet  in  exuviis  victrixque 
recurrit  et  mea  perversa  sauciat  ora 
mann,  imponifque  notam  collo  morsnque 
cruentat,  praecipueque  oculos,  qui  me- 
ruerc,  ferit. 

380.  Aonii  dei  des  Bacchus  (s.  zu 
I  312).  Ueber  die  Hörner  des  Bacchus 
ist  oben  ausführlich  gesprochen  (zu  1232). 


II  367—394. 


97 


Coniug-is  arlmissum  violataque  iura  maritast 

Barbara  per  natos  Phasias  ulta  suos; 
Altera  dira  ])arens  haec  est,  quam  cernis,  hirundo 

Adspice,  sig-natum  sang'uine  pectus  habet! 
385  Hoc  bene  coiipositos,  hoc  firmos  solvit  amores; 

Grimma  sunt  cautis  ista  timenda  viris. 
Nee  mea  vos  uni  damnat  censura  puellae; 

Di  melius!  vix  hoc  uupta  teuere  potest. 
Ludite,  sed  furto  celetur  culpa  modesto: 
890     Gloria  peccati  nulla  peteuda  suist. 

Nee  dederis  munus,  cogiiosse  quod  altera  possit, 

Nee  sint  nequitiae  tempora  certa  tuae, 
Et,  ne  te  capiat  latebris  sibi  femina  notis, 

Non  unost  omnis  conveuienda  loco, 


Gemeint  ist  also  hier  eine  (Bacchantin), 
die  von  den  Hörnern  des  Gottes  getroffen, 
d.  h.  von  ihm  in  Begeisternng  nncl 
Raserei  versetzt  ist.  Aehnliche  Ver- 
gleiche sind  häufig,  vgl.  Ov.  her.  10,  48: 
qualis   ab  Ogygio   eoncita   Baccha   deo. 

381 — 384.  Zur  Veranschanlichung 
der  in  Vers  373—380  enthaltenen  Be- 
haiTptungen  dienen  Avieder  zwei  mytho- 
logische Beispiele  von  Frauen,  welche 
die  Untreue  ihrer  Gatten  auf  grausame 
Art  rächten ;  zuerst  das  der  M  e  d  e  a , 
das  allbekannt  ist.  Vgl.  zu  I  335  f.  und 
die  Hypothesis  des  Aristophaues  zu 
Euripides'  Medea:  MrjSeia  d'td  rrjv  tv^og 
'Jdaova  ey^d'^av  reo  ey.elvov  ysyafirj'^evai 
ir^v  K^eovTOS  ü'vyare^a  arcey.rsive  /niv 
PXavxrjv  xal  Koeovra  y.al  rovs  iSiovg 
viovs,  eXcoQia&i]  8h  ' Inaovoi  AiyeZ  avvoi- 
y.ijaovaa.  Medea  heisst  Phasias  nach 
dem  Flusse  Phasis  in  Kolchis,  ihrer 
Heimat:  zu  II  103. 

violata  iura  vgl.  Eur.  Med.  492 : 
o()Xcov  df-:  if'QoiÖr]  TTiarii. 

383  f.  Zweites  Beispiel.  P  r  o  k  n  e , 
die  Tochter  des  Pandion,  war  die  Ge- 
mahlin des  thrakischen  Königs  Tereus. 
Dieser  verführte  ihre  Schwester  Philo- 
mela  und  vermählte  sich  mit  ihr.  Er 
hatte  ihr  die  Zunge  ausgeschnitten,  da- 
mit sie  seine  That  nicht  verraten  könne. 
Sie  aber  webte  Zeichen  in  ein  Gewand, 
das  sie  der  Prokne  zuschickte.  Darauf 
tötete  diese  ihren  eigenen  Sohn  Itys 
und  entlioh  mit  der  Schwester.  Tereus 
setzte  ihnen  nacli,  und  tf  Javlia  rrjs 
(pcDxiÖoi  Avnrden  aUe  drei  in  Vögel  ver- 
wandelt, Tereus  in  einen  Wiedehopf, 
Prokne  in  eine  Nachtigall  und  Philo- 
mela   in    eine   Schwalbe.     Apollod.   III 

Ovid,  ars  araatoria  ed.  Brandt. 


193—195.  Thuc.  II  29.  Achill.  Tat. 
V  5.  Ov.  met.  VI  424—674.  Vgl.  den 
Anhang. 

dira  parens  trist.  III  12,  9  heisst 
sie  mala  mater. 

384.  Die  Schwalbe  zeigt  auf  der 
Brust  noch  blutige  Spuren  von  dem 
Morde  des  Itys.  Vgl.  met.  VI  669: 
necqiie  adhuc  de  pecfore  caedis  excessere 
notae,  signataque  sanguine  pluma  est. 
Verg.  ge.  IV  15:  et  manibus  Procne 
pectus  signata  cruentis. 

Mit  den  Versen  381  —384  vgl.  amor. 
II  14,  29 :  Colchida  respersam  puerorum 
sanguine  culpant  atque  sua  caesrim 
matre  querentur  Ityn;  utraque  saeva 
parens:  sed  tristibus  utraque  causis 
iactura  socii  sanguinis  ulta  virum. 

385.  Mit  hoc  wird  nach  der  mytho- 
logischen Abschweifung  (381 — 384)  wie- 
der auf  den  Inhalt  des  V.  377  zurück- 
gegriffen. Die  Anapher  hoc  .  .  .  hoc 
lässt  die  Warnung  des  Dichters  um  so 
eindringlicher  erscheinen;  vgl.  365  und 
zu  I  1. 

387.  Mit  leicht  erkennbarer  Spitze 
gegen  den  legitimen  Ehestand;  vgl.  die 
Einleitung  p.  XI. 

388.  di  ynelius  seil,  duint  (Ter. 
Phorm.  V  9,  16  =  1005)  oder  ferant 
(Tib.  III  4,  1) ;  du  meliora  auch  bei 
Cicero,  vgl.  Cato  m.  14,  47.  Liv.  XXXIX 
10,  2  u.  0.  Dem  Sinne  nach  etwa  'behüte 
Gott'.    Vgl.  darüber  Seneca  epist.  98,  5. 

389  fif.  Sehr  lohnend  ist  ein  Ver- 
gleich dieses  Passus  mit  amor.  III  14; 
so  V.  3:  nee  te  nostra  iubct  fieri  cen- 
sura pudicam  sed  tarnen,  ut  temptes 
dissimulare,  rogat. 

389.  ludite  vgl.  zu  I  91. 

7 


98 


Ars  araatoria 


395  Et  quotiens  scribes,  totas  prins  ipse  tabellas 

Iiispice:  plus  multae,  quam  sibi  missa,  legunt. 
Laesa  Venus  iusta  arma  movet  telumque  remittit 

Et,  modo  quod  questast,  ipse  querare,  facit. 
Dum  fuit  Atrides  una  contentus,  et  illa 
400       Casta  fuit;  vitiost  inproba  facta  viri: 

Audierat  laurumque  manu  vittasque  ferentem 

Pro  nata  Chrysen  non  valuisse  sua; 
Audierat,  Lyrnesi,  tuos,  abducta,  dolores 


395.  Mit  dem  breiten  Ende  des  stilns 
glättete  man  das  Wachs  der  tahdlae, 
um  diese  dann  wieder  in  Gebrauch 
nehmen  zu  können ;  sie  waren  zu  kurzen 
Mitteilungen,  zumal  zu  Liebesbriefen 
sehr  geeignet.    Vgl.  Prop.  III  23.     Cat. 

c.  42.  Zu  ars  I  437.  Der  Dichter  mahnt 
also,  den  Inhalt  der  Täfelchen  vorher 
sorgfältig  unleserlich  zu  machen,  damit 
von  der  alten  Korrespondenz  nichts  ver- 
ratendes übrig  bleibt,  und  das  Mädchen 
nichts  'zwischen  den  Zeilen  lesen  kann', 

d.  h.  im  eigentlichsten  Sinne  des  Wortes. 

399-408.  Das  Beispiel  von  der 
Klytaemnestra  (darüber  vgl.  zu  1333  f.) 
soll  die  389  if  gegebeneu  Lehren  an- 
schaulich begründen  und  als  richtig  er- 
weisen. Agameranons  Unvorsichtigkeit 
allein  war  an  all  dem  Unheil  schuld: 
selbst  sein  Flirten  mit  der  Chryseis  und 
dann  mit  der  ßriseis  hätte  seine  Gattin 
noch  nicht  zur  Untreue  gebracht,  da  sie 
von  alledem  uur  hatte  sagen  hören; 
erst  als  sie  die  Kassandra  mit  eigenen 
Augen  sah.  vergalt  sie  gleiches  mit 
gleichem  (vgl.  V.  397  f),  buhlte  mit 
Aegisth  und  nahm   schreckliche  Rache. 

Die  Anapher  audierat. . .  audierat.  . . 
haec  tarnen  audierat  dient  dazu,  die 
Bedeutung  der  betreffenden  Wörter 
nachdrücklich  hervorzuheben  (vgl.  z\i 
385  und  II):  wäre  es  nur  beim  Hören 
geblieben,  wäre  das  ganze  Unheil  nicht 
geschehen;  um  so  wirkungsvoller  setzt 
dann  a.syndetisch  vidcrat  ein. 

401.  Nach  Hom.  II.  I  12:  ö  ya^ 
rjX&e  d'ous  snl  vfjcti  ^Ayaicöv  kvoof^ievos 
TS  S"vyargn  rpeowv  t  (iTteoeiai  uTioiva^ 
oxefifiaT  E%oiv  iv  x^^olv  ty.r^ßoXov  'ÄTiok- 
Xcovos  XQ^^^V  <i'Vd  ay.rj7zr()cp  xtX.  Die 
vittae  {oTe/uunra)  bezeichnen  die  aus 
weisser  Wolle  gefertigten  Binden,  die 
der  Priester  als  Abzeichen  seiner  Würde 
um  das  Haupt  geschlungen  trug;  bei 
Vergil.  Aen.  II  43ü  heisst  diese  Binde 
Apollinis  infula.    Als  supplex  (IL  I  15) 


hat  sie  Chryses  abgenommen  und  au 
seinem  Priesterstabe  befestigt.  Dass  er 
auch  mit  Lorbeer  kommt,  wird  bei  Homer 
nicht  erwähnt,  ist  aber  bei  einem  Apollo- 
priester durchaus  angemessen.  Der  Gott 
freut  sich  am  Lorbeer  {Öacfvoyrjd'rj^  AP. 
IX  525.  5)  und  ist  selbst  Sacpvrjcpocos 
(Anacreont.  11  (13),  6).  Vgl.  unten  V.  494, 
met.  I  558  ff. 

402.  Hom.  II.  1 24 :  dW  oiv.  'ÄT^stSu 
^liyauiuvovi.  r^vSave  d'v/nM.^  dkXd  y.ay.djg 
d(fi£tj  y.oareoov  ä'  ItiI  uvd'ov  ertXXtv. 
Wenn  Clytaemestra  gehört  hat,  dass 
Chryses  mit  seiner  Bitte  keinen  Erfolg 
gehabt  hat,  so  weiss  sie,  dass  Agamem- 
non also  das  Mägdlein  bei  sich  weiter 
behalten  hat :  auf  dies  positive  Ergebnis 
kommt  es  an.    Vgl.  Aesch.  Agam.  1392 

(1400) :  y.etrat  yvvaiy.oi  rrjoÖe  Xvfiav- 
irjQios^      X^varjiöcav     fieiXiyfia    räJv     vTi 

nata,  die  auch  bei  Homer  nicht 
mit  Namen  genannt,  sondern  nur  als 
Chi-ysestochter  bezeichnet  wird  (z.  B. 
1\.  i  439).  Beim  schoi.  H.  I  392  heisst 
sie  Astynome. 

403.  Der  Vers  bezieht  sich  auf  die 
schöne  Stelle  Ilias  I  345:  .  .  ndxQoy.los 
§(:  fiXoj  tTTerrsiü'tü''  £T«/^w,  ex  ö^  dyaye 
yJ.Kjirji;  jBocai^iiiit  y.aXXirrdor^ov,  Sdjy.e  8' 
dytiv.  roj  d'  avTig  'irrjv  7iat)u  rijag  'Axai- 
w*",  T]  Ö'  de  y.ov  a'  ä  /.la  i  olo  i  yvvfj 
y.isv.  Vgl.  rem.  am.  777:  hoc  et  in 
abducta  Briseide  flebat  Achilles. 

Lyrnesis  {Av^vr]oaii;  Strab.  XIII 856) 
heisst  die  Tochter  des  Brises  nach  der 
Stadt  Lyrnessos  in  Troas;   U.  II  fi90: 

rrjv  ey.  Av(>i'r]aoov  i^eiXero  (Achilles) 
TToXXd  /noyrjaas  AvQvr]aa6v  SiaTTo^ü'rjang 
y.al  XEt/ea  (-Jrjßrjs  (so  auch  V.  711).     Auch 

ihren  Namen  kennt  die  Ilias  nicht,  der 
Scholiast  (zu  II.  I  392)  nennt  sie  Hippo- 
dameia.  Das  war  also  die  zweite  Un- 
treue, die  Clytaemestra  von  ihrem  Ge- 
mahl hörte:  die  Briseis  hatte  er  be- 
kanntlich als  Ersatz  beansprucht  (II.  I 


II  395—415. 


99 


Bellaque  per  turpis  lon^ius  isse  moras; 
405  Haec  tarnen  aiidierat:  Priameida  viderat  ipsa 
(Victor  erat  praedae  praeda  piideiida  suae); 
Inde  Thyestiaden  animo  thalamoque  recepit 
Et  male  peccantem  Tyndaris  ulta  virum. 
Quae  bene  celaris,  siquae  tarnen  acta  patebimt, 
410       lila,  licet  pateant,  tu  tarnen  usque  nega! 
Tum  neque  subiectus  solito  nee  blandior  esto: 
Haec  animi  niultum  sig-na  nocentis  habent; 
Sed  lateri  ne  parce  tuo:  pax  omnis  in  unost: 
Concubitu  prior  est  infitianda  Venus. 
415  Sunt,  quae  praecipiant  herbas,  satureia,  nocentis 


182  ff.,  318  ff.)  für  die  Ohryseis,  die  er 
gezwungen  durch  die  im  Lager  wütende, 
von  dem  über  die  Beleidigung  seines 
Priesters  erzürnten  Apollo  gesandte  Pest 
doch  noch  hatte  ausliefern  müssen  (308  ff.). 

404.  Mit  turpis  moras  meint  der 
Dichter  die  Verzögerung,  die  der  Krieg 
durch  Achills  Fernbleiben  vom  Kampfe 
erfuhr.  Er  hebt  aber  gerade  dieses 
Moment  heraus,  weil  durch  schnelle 
Herstellung  des  Kausalkonnexes  in  jedem 
Leser  der  hier  allein  wichtige  Gedanke 
entsteht,  dass  eben  Agamemnon  die 
Briseis  zunächst  weiter  bei  sich  behielt, 
denn  deswegen  hatte  sich  ja  Achilles 
vom  Kampfe  zurückgezogen.  Damit 
tritt  auch  die  Bedeutung  von  turpis 
in  das  rechte  Licht.     Vgl.  auch  406. 

405.  tarnen  Obwohl  diese  Untreue 
schon  Grund  genug  zur  Eifersucht  hätte 
sein  können,  so  hatte  Klytaemnestra 
davon  'doch  nur'  gehört,  aber  (und 
darin  besteht  der  unendliche  Leichtsinn 
des  Agamemnon)  die  noch  grössere  Un- 
treue sollte  sie  sogar  sehen. 

Priameida  ist  wie  am.  I  9,  37 
Kassandra,  die  Tochter  des  Priamus 
(Hom.  II.  XIII  365).  Zur  Sache  vgl. 
amor.  1. 1. :  summa  ducum,  Atrides,  visa 
Priameide  fertur  Maenadis  cff'usis  ob- 
stipuisse  comis.  Hauptdarstellung:  der 
Agamemnon  des  Aeschylus. 

Der  Anfang  des  Verses  erinnert  an 
her.  9,  119:  haec  tamen  audieram. 

406.  Rhetorisch  zugespitzt,  vgl.  die 
Einleitung  p.  XXI. 

praeda  vgl.  i  89 :  sed  tu  praeciptie 
curvis  venare  theatris.  II  2. 

407.  Thyestiaden  d.  i.  Aegisthus 
als  Sohn  des  Thyestes.  Hom.  Od.  IV 
518:   (^ueoTidÖrji:  Aiyid&os. 

40S.  Tyndaris  heisst  Klytaemnestra 
nach  ihrem  Vater  Tyndareos.  £ur.  El.  60. 


Auch  T]  Aäy.aiva  TvvSa^is  (Eur.  Iph.  Taur. 
806). 

409  f.  Vgl.  amor.  III  14,  15:  quae 
facis,  haec  facito :  tantum  fecisse  negato. 
43 :  si  tamen  in  media  deprensa  tenebere 
culpa,  et  fuerint  oculis  probra  videnda 
meis,  quae  bene  visa  mihi  fuerint,  bene 
visa  negato:  concedent  verbis  lumina 
nostra  tuis,  prona  tibi  vinci  cupientem 
vincere  palmast,  sitmodo  'non  feci  di- 
cere  lingua  memor. 

Zu  bene  vgl.  I  397.    II  571. 

411.  subiectus  vgl.  Prop.  I  10,  27: 
at  quo  sis  humilis  magis  et  subiectus 
Amori. 

413  f.  Das  letzte,  aber  immer  sieg- 
reiche Mittel  bei  derartigen  unangeneh- 
men Situationen  bleibt,  dass  du  die  Arg- 
wöhnische durch  den  Beweis  noch  un- 
geschwächter Manueskraft  vergessen 
lässt,  dass  du  vorher  schon  anderen  deine 
Huldigungen  dargebracht  hast.  Das  hier 
von  Ovid  gegebene  Rezept  wendet  z.  B. 
Properz  an,  nach  dem  nächtlichen  Sym- 
posion mit  den  beiden  lockeren  Dämchen, 
bei  dem  er  von  Cynthia  überrascht  wird ; 
vgl.  Prop.  IV  8,  87:  atque  ita  mutato 
per  singula  pallia  lecto  respondi  et  toto 
solvimus  arma  toro. 

lateri  'die  Kraft  deiner  Lenden' 
(Schiller,  die  Räuber  I  2).  Vgl.  unten 
V.  673:  latus  et  vires.  Priap.  68,  33: 
nemo  meo  melius  nervum  tendebat  Ulixe, 
sive  Uli   laterum,  sive   erat  artis  opus. 

415 — 418.  Diese  Verse  gewähren 
einen  nicht  uninteressanten  Einblick  in 
die  Geheimkammer  einer  Liebesapotheke ; 
wir  erhalten  Andeutungen  über  Rezepte 
für  pillules  parisicnnes,  dfQoSiaia-Kd,  die 
zum  Liebesgenuss  reizen  und  kräftigen 
sollen.  Vgl.  Mart.  III  75,  wo  ausser 
der  hier  genannten  satureia  noch  zwei 
andere  Mittel  erwähnt  werden:  eruca 
1* 


100 


Ars  amatoria 


Sumere:  iudiciis  ista  venena  meis; 
Aut  piper  urticae  mordacis  seniine  miscent 

Tritaque  in  aimoso  flava  pyrethra  mero; 
Sed  dea  non  patitur  sie  ad  sua  gaudia  cog^i, 
420       Colle  sub  umbroso  quam  tenet  altus  Eryx. 
Candidus,  Alcathoi  qiü  mittitur  urbe  Pelasga, 

Bulbus  et.  ex  horto  quae  venit,  lierba  salax 


(vgl.  unten  V.  422)  nud  hulbi,  Zwiebeln 
(vgl.  unten  V.  421);  auch  Ovid  nennt 
an  anderer  Stelle  (rem.  am.  797  f.)  diese 
beiden  unter  dem,  quidquid  Veneri  cor- 
pora  nostra  parat. 

415.  satureia  ist  hier  wie  auch 
sonst,  z.  B.  Mart.  III  75,  4  ein  meta- 
plastischer Plural  zu  satureia.  ae;  es 
ist  eine  wohlriechende  Pflanze  'Saturei', 
auch    Pfelferkraut'  genannt. 

416.  Gegen  schädliche  Mittel 
ereifert  sich  Ovid  auch  an  anderer  Stelle, 
vgl.  med.  fac.  35:  sie  potius  vos  iirget 
amor  quam  fortihus  hcrbis,  quas  maga 
terrihili  subsecat  arte  manus;  nee  vos 
graminibus  nee  mixto  credite  sueo  nee 
temptate  nocens  virus  amantis  equae  etc. 

417.  Ein  zweites  Rezept:  Pfeffer 
mit  Xesselsamen  gemischt.  Ueber  den 
Pfeffer  finden  sich  interessante  Notizen 
hei  Athen.  II  66.  Vgl.  Nie.  ther.  876. 
al.  332. 

Urtica  von  uro  abgeleitet  wie  y.vl^a 
und  üfiSrj  von  y.vii,co^  die  Brennessel. 
Vgl.  Juven.  IV  11,  167,  wo  die  üppigen 
Tänze  und  lüsternen  Gesänge  der  Ga- 
ditanerinnen  irritarnentum  veneris  lan- 
guentis  et  acres  divitis  urticae  heissen. 
Auch  I  2,  128. 

418.  Das  als  drittes  Rezept  ge- 
nannte Tivoed-Qov  giebt  sich  schon  durch 
seinen  Namen  als  ein  für  den  vorliegen- 
den Zweck  geeignetes  Kraut  zu  er- 
kennen. Gemeint  ist  wohl  anthemis 
pyrethrum  Linne;  vgl.  Dioscor.  III  78. 

420.  Der  Eryx  {"JEfjvi,  heute  Monte 
de  San  GiuHano)  ist  der  bekannte  Berg 
mit  einer  gleichnamigen  Stadt  auf  der 
nordwestlichen  Spitze  Sicilieus,  wo  ein 
berülirater  Tempel  der  Venus  stand,  die 
danach  Erycina  heisst  (z.  B.  Hör.  carm. 
I  2,  33j. 

ienet  in  sich  schliesst,  beherbergt. 
Die  Vorstellung  geht  von  dem  Heilig- 
tume  aus,  das  die  Götterstatue  in  sich 
birgt,  mit  der  dann  der  Gott  selbst  zu- 
gegen ist. 

421 — 424.  Im  Gegensatze  zu  den 
von   Ovid   als   schädlich    (V.  416)    ver- 


worfenen Reizmitteln  werden  nunmehr 
einige  unschädliche,  harmlosere  genannt, 
au  erster  Stelle  die  Zwiebel.  Ueber  ihre 
Verwendung  als  d(fQoSiaLay.6v  belehrt 
uns  zumal  Athenaeus  II  cap.  64 — 67. 
Da  heisst  es  (63  e) :  "Aletis  (fr.  279  Kock) 

ku'{nviZ,(oi'  ri^v  rcöv  ßo).ßc5v  tzqos 
TU  dqooblaiaSvvafitv  (frjol '  Tiivpas^ 
y.dQußotJ.  ßolßovg,  y.oy/.ias,  y.rjpvy.as, 
(ö  ^  ay.ooy.o')/.ia^  roauina'  tovtü'v  liv  ris 
ev^oi  ^douay.a  eqwvii  erai^as  tre^a 
Xor^oificÖTEQa  {Steckmuschebi ,  Krabbe, 
Zto  iebeln,  Schnecken,  Meerschnecken{?), 
Eier,  ScJnceinsrüssel).  Hierher  gehört 
auch  das  dann  folgende  Citat  aus  dem 
Symposion  des  Heraclides  Tarentinus. 
Dann  heisst  es :  Jixfiloi  •  ol  ßoXßol  Sva- 
TCBTTioi  fiiv  elaij  TioXi'ir^ojoi  6's  y.ai  ev- 
OTOfia/oi^  ETI  de  aurjy.riyoi,  y.ai  dfj-ßXvv- 
Tiy.ol  oif'seos,  d  is  (i  y  er  ly.o  i  t  d^  qo- 
Üiauov.  t)  tue  Tcaooiftia  (friOlv '  ovöev  a 
6vT]aet  ßoXßoe,  dv  fi^  vsv^'  exijs.  Sisyec- 
oovai  S'  oriüJi  auTÖJv  ?roos  d<fQoSiaia  ol 
ßaoiXiyol  kayouefoi.  ot  y.ai  y.^slaaovts 
Tcöf  di.Xtov  siaiv  y.rX.  Vgl.  noch  Alexis 
fr.  170  (CAF.  II  p.  360  Kock). 

Die  Stadt  des  Alcathous  ist  Megara, 
benannt  nach  dem  Sohne  des  Pelops 
und  der  Hippodamia  (zu  II  7  f.),  welcher, 
als  die  Kreter  die  Mauern  von  Megara 
niedergerissen  hatten,  diese  wieder  auf- 
baute, wobei  ihm  Apollo  durch  sein 
Saitenspiel  half.    Theogn.   773:    'Pozßs 

uva^^  avroi  /ukv  erti'oytoaus  noXiv  dxprjv, 
^  Aky.ad'öo)     UeXoTios     rraiÖl    xaoii^ö/uevos. 

Seitdem  ist  Alcathous  Heros  von  Megara, 
vgl.  Pind.  Isthm.  8  (i),  67.  Von  den 
beiden  Akropolen  von  Megara  hiess  die 
eine  dy.ooTToXn  W.y.ad'ov:  Paus.  I  42,  1 
und  die  Stadt  selbst  urbs  Alcathoi,  wie 
auch  met.  VIII  8:  vgl.  trist.  I  10,  39: 
Alcathoi  moenia.  Verg.  Ciris  105:  stat 
Megara.,  Actaei  quondam  munita  labore 
Alcathoi. 

Pelasga  ist  nicht  müssiger  Zusatz, 
sondern  dient  zur  Unterscheidung  der 
Stadt    von   der   in   Sicilieu   {^"i-'ßXr]  t« 

Miya^a). 

422.  Mit  herba  salax  ist  die  eruca 


II  416—436. 


101 


Ovaque  sumantur,  sumantur  Hymettia  mella, 
Quasque  tulit  folio  pimis  acuta  nuces. 

425  Docta,  quid  ad  magicas,  Erato,  deverteris  artes? 

Interior  curru  meta  terenda  meost. 
Qui  modo  celabas  monitu  tua  crimina  nostro, 

Fleete  iter  et  monitu  detege  furta  meo! 
Nee  levitas  eulpanda  meast:  non  semper  eodem 
430      Inpositos  vento  paiida  carina  vehit; 

Nam  modo  Threicio  Borea,  modo  eurrimus  Euro, 

Saepe  tument  Zephyro  lintea,  saepe  Noto; 
Adspice,  ut  in  eurru  modo  det  fluitantia  rector 

Lora,  modo  admissos  arte  retentet  equos. 

435  Sunt,  quibus  ingrate  timida  indulgentia  servit 
Et,  si  nulla  subest  aemula,  languet  amor. 


gemeint,  die  loilde  Rauke  {Brassica 
eruca  L.).  Ueber  sie  vgl.  die  Erklärer 
zu  Hör.  sat.  11  8,  51  [enicas  virides, 
imdas  ego  prinms  amaras  monstravi 
incoquere).  Unter  den  d<fQoSiaiay.d  wird 
sie  auch  von  Martial  III  75  genannt 
(zu  V.  415 — 418) ;  in  demselben  Sinne 
sagt  auch  Juven.  III  9,  134 :  tu  tanfum 
erucis  inprime  dentem.  Vgl.  Dioscor. 
II  169:  rovTO  coftov  TtXeiov  ß^ojd'ev  avv- 
ovaiat'  TiagoQuä. 

salax  'geil  machend',  vgl.  rem.  am. 
799.  Phap.  51,  20.  47,  6:  lihidinosis 
incitatus  erucis.  Mart.  1.  1.  bulbique 
salaces. 

423.  Eier  vgl.  oben  V.  330.  Unter 
die  stimulierenden  Mittel  rechnet  die  Eier 
auch  Alexis  (fr.  279  Kock ;  die  Stelle  ist 
ausgeschrieben  oben  zu  V.  421 — 424). 

Hymettia  niella.  Der  Hymettus 
{6  'Tfi>]TT6i),  der  bekannte,  südlich  von 
Athen  gelegene  Berg  war  wie  Hybla 
(vgl.  unten  zu  V.  517)  durch  seinen 
Honig  berühmt.  Vgl.  HI  687.  Paus.  I 
32,  1 :  i^firjTTÖSj  lis  (fvti  voiid:;  fieXiaauis 
eTtiTrjdeiorärai.  Menand.  fr.  708K:  'Axti- 
■xov  jueli.  Athen.  XIII  582  f.  Hör.  carm. 
II  -6,  14.   sat.  II  2,  15. 

425  —  434,  Uebergang  zur 
zwölften   Anweisung. 

425.  Ueber  Erato  vgl.   zu  II  16. 
magicas  artes   wie  in  den  Versen 

415 — 424  genannt  waren. 

426.  Das  Bild  ist  vom  Circus  ent- 
lehnt: zu  I  89  f.  Die  innere  Zielsäule 
muss  ich  mit  meinem  Wagen  berühren, 
muss  nahe  an  ihr  vorbeifahren,  d.  h. 
ich  darf  mich  nicht  auf  Abschweifuneen 


einlassen,  muss  den  kürzesten  Weg  ein- 
schlagen, der  zum  Ziele  führt. 

427.  modo  und  monitu  nostro  be- 
zieht sich  auf  V.  389  ff.  Darum  wieder- 
holt der  Dichter  auch  im  folgenden  Verse 
furta  aus  V.  389. 

430.  inpositos  die  Fahrgäste.  Vgl. 
Hör.  carm.  II  3,  28. 

431.  Boreas  wird  in  Thrakien  in 
einer  Höhle  wohnend  gedacht,  vgl.  Callim. 
hymn.  Del.  62:  o  fiev  tieÖov  fjTTsiQoio 
fjfiei'os  vU'TjXris  y.o^vyfjg  erci  (:i()t)iy.os  Aifiov 
ü'ovoos  "Aor^i,  (fvXax^  de  avv  evreoc^  reo 
§£  Ol  tTCTtco  enrdfiv/^ov  Booiao  Tiu^d  OTieos 
rjvli^ovTo. 

Die  Stellung  der  Namen  der  Winde 

N       0 
ist  chiastisch :  ■■  y  X  a    Sie  werden  auch 

sonst  gern  zusammen  genannt,  vgl.  z.  B. 
Hom.  Od.  V  295:  ouv  ö  Evqos  te  Nözos 
T  tntaov  Zk(fVQ6i  re  övaarjs  y.cu  Bo^erjs 
alS'orjyevt'criS  uiya  y.v/ua  y.vlivdiov.  331 : 
äXlore  /U£f  ts  Ä'otos  Bogst]  TtQoßäXsay.e 
(fiotad'at^  dXXoTe  ^'  avx'  EvQOi  Ze(fVQCO 
ei^aay.e  Öicoy.str. 

433.  fluitantia  lora  vgl.  I  41:  loris 
solntis. 

434.  admissos  equos  vgl.  zu  I  40: 
admissa  rota. 

arte  vgl.  I  4:  [moventur)  arte  leves 
currits:  arte  regendus  amor. 

435—492.  Zwölfte  Anweisung. 
Freilich  giebt  es  auch  Mädchen,  deren 
Liebe  nachlässt.  wenn  sie  nicht  eine 
Rivalin  zu  fürchten  haben  ( — 436).  Im 
Glück  wird  man  eben  leicht  übermütig 
und  verliert  den  Crleichmut  der  Seele 
(_438).    Wie   die  Flamme,   der   keine 


102 


Ars  amatoria 


Luxuriant  animi  rebus  plerumque  secundis, 

Nee  facilest  aequa  commoda  niente  pati. 
Ut  levis  absumptis  paulatim  viribus  ignis 
440       Ipse  latet,  sumnio  canet  in  ig-ne  cinis, 
Sed  tarnen  extinctas  admoto  sulpure  flammas 

Invenit,  et  lumen,  quod  fuit  ante,  redit: 
Sic,  ubi  pigra  situ  securaque  pectora  torpent, 

Acribus  est  stimulis  eliciendus  amor. 
445  Fac  timeat  de  te  tepidamque  recalface  mentem; 

Palleat  indicio  criminis  illa  tui. 
0  quater  et  quotiens  numero  conprendere  uon  est 

Felicem,  de  quo  laesa  puella  dolet, 
Quae,  simul  invitas  crimen  pervenit  ad  aures, 
450      Excidit,  et  miserae  voxque  colorque  fugit! 
nie  ego  sim,  cuius  laniet  furiosa  capillos; 

nie  ego  sim,  teneras  cui  petat  ungue  genas, 
Quem  videat  lacrimans,  quem  torvis  spectet  ocellis, 

Quo  sine  non  possit  vivere,  posse  velit! 
455  Si  spatium  quaeras,  breve  sit,  quod  laesa  queratur, 

Ne  lenta  vires  colligat  ira  mora; 
Candida  iamdudum  cingantur  colla  lacertis, 

Inque  tuos  flens  est  accipienda  sinus. 


Nahrung'  mehr  zugeführt  wird,  zu  leise- 
stem Glühen  herabsinkt,  sofort  aber  mit 
etwas  Brennstoff  wieder  zu  vollem  Leben 
erwacht,  so  muss  auch  die  Liebe  ab  und 
zu  angestachelt  werden  (—444).  Drum 
sorg-e,  dass  dein  Mädchen  um  deine  Liebe 
bangt,  eine  kleine  Untreue  von  dir  muss 
sie  vor  Schreck  erbleichen  lassen  (—446). 
Glücklich  der,  von  dem  sich  ein  Mädchen 
verletzt  fühlen  kann,  um  dessen  willen 
sie  gar  in  Ohnmacht  fallen  kann  ( — 450). 
An  dessen  Stelle  möchte  ich  gern  sein 
und  alle  die  Beweise  verletzter  Eifer- 
sucht über  mich  ergehen  lassen  ( — -154). 
Freilich  darf  die  Zeit,  dass  du  dein 
Mädchen  quälst,  nicht  lang  sein,  damit 
ihre  böse  Stimmung  nicht  einwurzelt: 
versöhne  sie  baldigst  durch  zärtliche 
Liebkosungen,  dann  wird  ihr  Zorn  sicher 
schwinden  (—460).  Auf  dem  gemein- 
samen Lager  wird  dann  der  Friede  er- 
neuert selbst  nach  noch  so  grossem 
Kampfe,  ähnlich  wie  es  die  Tauben 
thun  (-466).  Die  Wunderwirkung  der 
Wollust  zeigte  sich  ja  schon  gleich  nach 
Erschaffung  der  Welt:  sie  hat  den 
trotzigen  Sinn  der  Menschen  gemildert, 
und  von  natürlichem  Instinkt  beseelt 
vollzogen  sie  ohne  Lehrmeister  der  Liebe 
süsses  Werk  ( — 480).    Ihr  dient  nun  die 


ganze  Natur  ( — 488).  So  wende  auch  du 
dieses  Universalheilmittel  der  Natur  ge- 
schickt an  (—492). 

446.    Vgl.  III  702  ff. 

447  f.  Vgl.  Tib.  I  10,  63:  sit  lacri- 
mas  movisse  satis;  quater  ille  beatus, 
quo  tenera  irafo  flere puella j^otest.  Mehr 
bei  Zingerle,  Ovid  etc.  I  96. 

450.  Von  der  Procris  heisst  es  III 702 
in  ähnlicher  Situation :  excidit  et  subito 
muta  dolore  fuit. 

451  f.  Vgl.  Prop.  IV  8,  64 :  (Cynthia) 
mca  perversa  sauciat  ora  manu,  impo- 
nitque  notani  collo  morsuque  cruetitat, 
praecijnieque  oculos,  qui  meruere,  ferit. 
Ov.  her.  19,  81 :  ipsa  meos  scindas  licet 
impcriosa  capillos,  oraque  sint  digitis 
livida  nostra  tuis. 

453.  torvis  —  ocellis  vgl.  Prop.  1. 1. 
55:  fulminat  illa  oculis. 

456.  Das  Gegenstück  oben  I  374: 
nt  fragilis  glacies,  interit  ira  mora. 

457.  iamdudum  heisst  poetisch  nicht 
selten  'sofort',  vgl.  oben  I  317,  met.  XIII 
457:  utere  ianidudmn  gener oso  sanguine. 
Verg.  Aen.  II  103:  iamdudum  i^umife 
poenas.  Zumal  steht  es  so  Imperativisch, 
was  auch  die  ursprüngliche  Bedeutung 
noch  erkennen  lässt:  thue  das,  was  du 
'schon  längst'  hättest  thuen  müssen. 


II  437—477. 


103 


Oscula  da  fleiiti,  Veneris  da  gaudia  flenti: 
460       Pax  erit!  hoc  uno  solvitur  ira  modo. 

Cum  bene  saevierit,  cum  certa  yidebitur  hostis, 

Tum  pete  coucubitus  foedera:  mitis  erit; 
Illic  depositis  liabitat  Concordia  telis, 
Illo,  crede  mihi,  Gratia  nata  locost. 
465  Quae  modo  pug-naruiit,  iungunt  sua  rostra  columbae, 
Quarum  blanditias  verbaque  muimur  habet. 
Prima  fuit  rerum  confusa  siue  ordine  moles, 
Unaque  erat  facies  sidera,  terra,  fretum ; 
Mox  caelum  inpositum  terris,  humus  aequore  cinctast, 
470      Inque  suas  partes  cessit  inane  chaos; 
Silva  feras,  volucres  aer  accepit  habendas, 

In  liquida,  pisces,  delituistis  aqua. 
Tum  g-enus  humanum  solis  errabat  in  agris, 
Idque  merae  vires  et  rüde  corpus  erat; 
475  Silva  domus  fuerat,  cibus  herba,  cubilia  frondes, 
lamque  diu  nulli  cognitus  alter  erat. 
Blauda  truces  animos  fertur  mollisse  voluptas: 


459.  Ve7ieris  gaudia  vgl.  Mimnerm. 
1,  3 :  y.QvmaSirj  (fiXörqs  y.ni  /neiXiya  Öiö^a 
J/icövtjg.    Vgl.  unten  zu  III  88. 

460.  Damit  kommt  der  Dichter  zu 
demselben  Resultate  wie  oben  in  Vers 
413  f.  Vgl.  auch  Stat.  Theb.  II  353: 
teneriunqxie  dolorem  coniuyis  nniplexu 
solatur  et  oscula  maestis  tempestiva  genis 
posiiit  lacrimasque  rejiressit. 

462.  concubihis  foedera  ähnlich 
Tib.  I  5,  7:  parce  tarnen,  ^:)er  te  fur- 
tivi  foedera  lecti,  per  Venerem 
qnaeso  compositmnque  caput. 

466.  blanditias  verbaque  ist  als 
Hendiadyoin  zu  verstehen:  Worte  der 
Schmeichelei;  sachlich  vgl.  oben  II 
159.  152. 

467—473.  Mit  dieser  Schilderung 
des  Urzustandes  der  Menschheit  vgl.  den 
bei  verschiedener  Tendenz  ähnlichen 
Passus  in  den  Metamorphosen  (I  5 — 88). 

467 f.  Das  Chaos  (Hes.  theog.  116: 

7JT01  /XEV   TT^cÖTiara  /«o=  ysvsTo).      Meta- 

morph.    I    5—20.      Vgl.    Plat.    svmp. 
p.  178  B. 

467.  Vgl.  met.  7:  quem  dixere 
chaos,  rudis  indigestaquc  moles. 

468.  Vgl.  met.  6:  unus  erat  toto 
naturac  vultus  in  orbe.  fast.  I  105: 
lucidus  hie  aer  et,  quae  tria  corpora 
restant,  ignis  aquae  tellus,  unus  acer- 
vus  erat. 

469—473.  Scheidung  der  Ele- 
mente, Belebung  der  Schöpfung, 


Erschaffung  des  Menschen.   Met. 
21—31.  69—75.  76—88. 

469.  Vgl.  met.  22:  caelo  terras  et 
terris  abscidit  undas. 

470.  inane  sagt  dasselbe  wie  /äo?, 
denn  dieses  ist  von  yaiven'  abzuleiten, 
heisst  demnach  der  gähnende  leere 
Raum. 

471.  Vgl.  met.  75:  terra  feras  cepit, 
volucres  agifabilis  aer. 

472.  Vgl.  met.  74 :  cessenmt  nitidis 
habitandae  piscibus  tindae. 

473-480.  Der  barbarische  Zustand 
der  ersten  Menschen  wird  gemildert  und 
verschönt  durch  die  Voluptas,  zu 
der  sie  unwillkürlich  und  ohne  Lehr- 
meister den  Weg  linden. 

474.  rüde  corpus  vgl.  met.  IX  720: 
hinc  antor  ambarum  tetigit  rüde  pec- 
tus.  Ebenso  her.  4,  23:  sie  male  vix- 
que  subit jirimos  rüde  pectus  amores. 
Daraus  ergiebt  sich  die  Bedeutung  'noch 
unerfahren  in  der  Liebe' ;  vgl.  Prep.  I 
9,  8:  atque  uiinam  posito  dicar  amore 
rudis;  dazu  Rothstein. 

475.  Der  Vers  erinnert  stark  an 
Lucret.  V  813:  terra  eibum  pueris, 
vestem  vapor,  herba  cubile  praebebat. 
Vgl.  Prop.  III  13,  36:  altaque  nativo 
creverat  herba   toro.     Ov.  met.   I  121  f. 

476.  Aehnlich  ist  met.  I  96 :  nulla- 
que  mortales  praeter  sua  litora  norant. 

477.  truces  vgl.  zu  II  186.  —  Die 
Voluptas    erscheint    hier   fast   persoui- 


104 


Ars  amatoria 


Constiterant  uno  femina  virqiie  loco; 
Quid  facereut,  ipsi  nullo  didicere  magistro: 
480      Arte  Venus  nulla  dulce  peregit  opus. 

Ales  habet,  quod  amet;  cum  quo  sua  gaudia  iungat 

Invenit  in  media  femina  piscis  aqua; 
Cerva  parem  sequitur;  serpens  serpente  tenetur; 
Haeret  adulterio  cum  cane  nexa  canis; 
485  Laeta  salitur  ovis;  tauro  quoque  laeta  iuvencast; 
Sustinet  inmundum  sima  capella  marem; 
In  furias  agitantur  equae  spatioque  remota 
Per  loca  dividuos  amne  sequuntur  equos: 
Ergo  age  et  iratae  medicamina  fortia  praebe! 
490      lila  feri  requiem  sola  doloris  liabent, 
lila  Macliaonios  superant  medicamina  sucos; 
His,  ubi  peccaris,  restituendus  eris. 

Haec  ego  cum  canerem,  subito  manifestus  Apollo 


ficiert  (vgl.  zu  I  446),  vgl.  Cic.  de  nat. 
deor.  II  23,  61. 

479  f.  Ein  Gegenstück  hierzu  ist 
die  socoTcxr)  TiaiÖaywyitt^  die  Daphnis 
durch  die  freundwillige  Lykaiuion  ge- 
niesst.    Long.  past.  III 18 :  rj  Avy.aiviov 

•  •  ■  V^X^'^^  7iuc8eveiv  lov  -Jdifviv  rovrov 
Tov  TQOTiov.  ey.iXevasv  uvtov  xaü'laai 
nXr/oiov  avTtjij  (oi  f'/£,  aul  (fi.Xrjfj.axa 
ifiXslv^  aila  eloiü'ec  y.al  oaa,  y.al  (fiXovvTa 
äfia  neQißdXXeiv  y.al  y.aTay./.ivead'ui  y^ajuai. 
cos  äe  ey.aO'eod'ri  y.al  kffiXrfie  y.al  yarey.Xiprj, 
fia&ovaa  iveoysZv  öi  vccfievov  y.al  OfQi.- 
ycUvra^  arid  fj-ev  rfjs  stiI  tcXevqolv  y.ara- 
xXioecos  dvioTi^oiv^  avTrjv  Se  vTToOTOoiaaaa 
evTeyvcog  es  Tqv  rtcos  ^rjzov/u.ii'rjv  68dv 
f;ye.  ro  öe  ivrtv&ev  oiÖer  Tte^ieioyd^ero 
^evov  avTTj  yd^  rj  ipvais  Xomov  ircaiäevae 

TO    TtQay.TtOV. 

486.  sima  aiuos  ist  ein  häufiges 
Beiwort  der  Ziegen,  die  nicht  gerade 
schöne,  aufgestülpte  Nase  bezeichnend. 
Vgl.  Theokr.  8,  50.  Verg.  ecl.  10,  7: 
dum  tenerae  attondent  siniae  virgulta 
capellae. 

marem  vgl.  zu  I  522. 

487.  in  furias  agitantur  equae  er- 
innert  an    das   (sachlich   verschiedene) 

TM  d'  £7il  Tldaai  yal  ttojXoi  tiaii-ovzac 
dv'  Moea  xai  d'oal   iriTTOi  Theocr.   2,  48. 

491.  Vgl.  rem.  am.  546:  ille  Ma- 
chaonia  vix  ope  sanus  erit. 

Machaon,  der  aus  der  Ilias  bekannte 
Arzt,  Sohn  des  Asklepios  und  Bruder 
des  Podaleirios  (11.  II  732),  steht  sprich- 
wörtlich für  einen  grossen  Heilkünstler 
überhaupt.   AP.  V  224,  3:  oiöe  Ma/diov 


r~7Tiü  uoi  Tcdaaei  (fdouay.a  Sevouevo), 
Mart.  II  16,  5:  quid  tibi  cum  medicis? 
dimitte  Machaonas  omnes.  Vgl.  unten 
II  735. 

493-534.  Dreizehnte  An- 
weisung. Leibhaftig  erschien  mir 
Apollo  und  befahl  mir  meine  Schüler 
zu  lehren,  den  Sinnspruch  seines  Tem- 
pels zu  beachten:  Erkeune  dich  selbst 
( — üOO).  N'ur  der  wird  richtig  lieben 
können,  der  sich  selbst  genug  kennt 
und  dadurch  weiss,  seine  Vorzüge  in 
das  rechte  Licht  zu  setzen,  freilich  nicht 
ohne  weise  Einschränkungen  ( — 508). 
Darum  beherzigt  die  Mahnungen  des 
Phoebvis :  Liebet  mit  weiser  Besonnen- 
heit, dann  werdet  ihr  in  meinem  Buche 
das  finden,  was  ihr  sucht  (—512).  Be- 
ständiger Erfolg  ist  nun  einmal  nicht 
vorhanden,  weder  in  der  Natur  ( — 514i 
noch  in  der  Liebe  ( — 516).  Schier  un- 
zählig sind  die  Leiden,  welche  die  Liebe 
mit  such  bringt  (— 520j.  Dein  Mädchen 
lässt  sich  dir  verleugnen  oder  schliesst 
dir  die  nächtliche  Thür,  dass  du  noch 
den  Spott  der  Magd  mit  in  den  Kauf 
nehmen  musst  ( — 526).  Alles  dies  er- 
dulde demütig  und  immer  unterwürfig 
und  glaube  nie,  dass  du  für  solche 
Liebesleiden  zu  gut  seiest  ( — 534). 

493.  Apollo  als  der  Gott  der  Dichter 
(vgl.  III  347)  erscheint  dem  Ovid  per- 
sönlich (vgl.  zu  I  25  ff.),  um  ihm  An- 
weisungen zu  geben;  vgl.  die  Erschei- 
nung der  Venus  (III  43)  und  s.  die  Ein- 
leitung p.  XVII.  Erinnert  sei  auch  an 
die  Vision  des  Properz,   in  der  er  sich 


II  478-504. 


105 


Movit  inauratae  pollice  fila  l3Tae; 
495  In  maiiibus  laurus,  sacris  induta  capillis 

Laurus  erat:  vates  ille  videndus  adit; 
Is  mihi  'lascivi'  dixit  'praeceptor  Amoris, 

Duc,  age,  discipulos  ad  mea  templa  tiios, 
Est  ubi  diversum  fama  celebrata  per  orbem 
500      Littera,  cognosci  quae  sibi  qiiemqiie  iiibet! 
Qui  sibi  notus  erit,  soliis  sapieiiter  amabit 

Atqiie  opus  ad  vires  exig-et  omne  suas. 
Cui  faciem  natura  dedit,  spectetur  ab  illa; 

Cui  color  est,  uniero  saepe  patente  cubet; 


auf  den  Helikon  entrückt  denkt,  auf  dem 
ihm  Apollo  und  Kalliope  seineu  wahren 
Dichterberuf  eröffnen  (Prep.  III  13)  und 
an  den  Traum  des  Lygdamus,  in  dem 
ihm  Phoehus  erscheint,  um  ihm  über 
Neaera  Mitteilungen  zu  machen  (Tib. 
m  4). 

manifestus,  svaoyrj?^  leibhaftig- ;  eine 
besondere,  dem  Götterlieblinge  Ovid  zu 
Teil  gewordene  Gunst:  ov  ydo  ttm  rtäv- 
reaai  d'eol  tfaivovtai  iraoyeti  (Hom.  Od. 
XVI  161). 

494.  Das  Anschlagen  der  Leier 
leitet  die  Worte  des  Gottes  ein  wie  bei 
Lj'gdamus  4,  39 :  haue  (lyram)  primum 
veniens  plectro  ntodulatns  eburno,  fellces 
cantus  orc  sonante  dedit. 

inauratae,  Pind.  Pyth.  I  1 :  y^Qvaea 
fÖQfiiyi^  ^Arcd/.Xiovoi  y.ai  lorcÄüxciucoy  ovi'- 
Sixov  Moiaäv    y.reavov.     Hor.   carm.    IV 

3,  17.  Prop.  III  13,  14.  Lygdamus 
V.  37. 

495.  sacris  capillis  Apollon  ist 
dxeQOey.ofiT]!;  (Hom.  II.  XX  39)  oder  dy.ei- 
^exofias  (Pind.  Pyth.  3,  14).  Das  Haar 
ist  mit  Lorbeer  durchflochten :  zu  V.  401. 
Vgl.  Lygdamus  V.  23:  casta  redimitus 
tempora  laurii. 

497.  lascivi  praecei^tor  Amoris  vgl. 
trist.  III  3,  73  und  IV  10,  1 :  tenerorum 
lusor  amorum. 

lascivi,  s.  die  Einleitung  p.  XV. 

499.  Schon  Pindar  (Pyth.  7,  9)  sagt: 
Tidaatai  ydo  Tiokitoi  Xöyos  ouiXei  ^E^ey,- 
O'ios  doTiöv^  ÄnoXXov,  Ol  rtuv  ys  86/u.ov 
Hvd'divi  Siq  d'nriTov  txev^av. 

500.  Zur  Erklärung  vgl.  Paus.  X 

24,  1 :  ev  de  rrö  Tr(.)Ovd(o  reo  ev  ^ekfois 
yeyQa(.t,fiLva  sotiv  cotpekrjfiuTu  dvd'QcoTcois 
SS  ßiov  •  iy^dfr]  Se  i'Tio  dfSoiöf  ovs  yevea- 
&ac  aorfoi'i  Xeyovoiv  "JilXlrjvsi.  ovroi  ök 
riaav  ex  fiev  'Iiovias  &akfjä  re  Mi?^^oios 
y.ai  JJ^iTjpeiis  Biui,    ÄioXecov    Se    Tiöv  ev 


Aeaßco  JJmay.os  MiTvXrjvaios.  ex  §s  ^co- 
giecov  Tcöv  sf  rrj  Aaiq  K/.eößovKos  Aivö'ios, 
y.ai  ^ AdTiValoi  re  ZoXcov  y.ai  —TzaQridrrß 
XiXcov  .  .  .  ovTOi  ovv  Ol  arSoeä  a(fiy.o- 
fievoi  ig  ^eX(fovs  dve&eaav  reo  'Anök- 
Xcovi  td  flööfteya  Fviöd'i  aavxov  y.ai 
MrjÖer  dyav.    ovroi  fiev  Sr)  kvTavd'a  eyQa- 

xfav  T«  eior/fiäva.  Der  Spruch  wird  über- 
aus häufig  citiert  oder  verwendet.  Vgl. 
z.  B.  Cic.Tusc.  I  22,  52:  est  illud  qiii- 
dem  vel  maximum,  animo  ipso  ani»ium 
videre:  et  nimirum  hanc  habet  vim  prae- 
ceptiim  Apollinis,  quo  monet,  ut  se  quis- 
que  noscat.  .  .  .  cum  igitur  'nosce  te"  di- 
cif,  hoc  dielt  ' nosccanimum  tuuin  (dazu 
vgl.  Plat.  Alcib.  I  p.  131  a).  Juven.  IV 
11,  27 :  e  caelo  descendit  yKÖlh  aeavruv 
figendum  et  memori  tractandnm  pectore, 
sive  coniugium  quaeras  etc.  Cic.  ad 
Quint.  fratr.  III  6,  7 :  illud  ypiöd-i  aaav- 
■xov  noli  piitare  ad  arrogantiam  minuen- 
dam  solum  esse  dictum,  verum  etiam 
ut  bona  nostra  norimus.  Vgl.  v.  Deutsch 
zu  Diogen.  Vind.  II  10  (Paroem.  Gr. 
II 19). 

503.  faciem  'Schönheit'  wie  III 105, 
amor.  III  11,  47:  2)erque  tuam  faciem, 
mcigni  mihi  numinis  insiar,  perque  fuos 
oculos,  qui  rapuere  meos.  Prop.  I  2,  21 ; 
vgl.  forma  II  113. 

504.  color  bezieht  sich  auf  die 
schöne,  weisse  Farbe  der  Haut,  vgl. 
Verg.  ecl.  2, 17 :  o  formose puer,  nimium 
ne  crede  colori.  Erinnert  sei  auch  au 
Hom.  Od.  VI  237 :  y.dXlei  xal  yd^iai  ariX- 
ßmv.  Theoer.  2,  79:  {toH  S'  ^^)  arrjd-ea 
Se    arilßovTu    7io).v    nleov  rj  rii  Zeldvu. 

Zur  Sache  vgl.  III  307:  pars  umeri 
tarnen  ima  tut,  pars  summa  lacerti  nuda 
sit,  a  laeva  conspicienda  manu:  hoc  vos 
praecipue,  nioeae,  decet;  hoc  iibi  vidi, 
oscula  f'erre  umero,  qua  patct  usque, 
Übet. 


106 


Ars  amatoria 


505  Qui  sermone  placet,  taciturna  silentia  vitet; 
Qui  caüit  arte,  canat;  qui  bibit  arte,  bibat! 
Sed  neque  declament  medio  sermone  diserti. 
Nee  sua  non  saniis  scripta  poeta  legatP 
Sic  nionuit  Phoebus:  Plioebo  parete  monenti! 
510       Certa  dei  sacrost  liaiiis  in  ore  tides. 

Ad  propiora  vocor:  quisquis  sapienter  amabit, 

Vincet  et,  e  nostra  quod  petet  arte,  feret. 
Credita  non  semper  sulci  cum  foenore  reddunt, 
Nee  semper  dubias  adiuvat  aura  rates; 
515  Quod  iuvat,  exigimm,  plus  est,  quod  laedat  amantes: 
Proponant  animo  multa  ferenda  suo! 
Quot  lepores  in  Atho,  quot  apes  pascuntur  in  Hybla, 

Caerula  quot  bacas  Palladis  arbor  habet, 
Litore  quot  conchae.  tot  sunt  in  amore  dolores! 
520       Quae  patimur,  multo  spicula  feile  madent. 


505.  taciturna  silentia  steht  aucli 
bei  Liicrez  IV  581  [adfirmant  volqo  taci- 
turna silentia  rumpi).  Aehuliches  ist 
bei  Ovid  häufig-,  vgl.  z.  B.  ruet.  II  66: 
fit  timor  et  pavida  trepidat  f or mi- 
di ne  pectus. 

506.  qui  canit  arte,  canat  vgl.  I 
595:  si  vox  est,  canta. 

507f.  Diese  Vorschrift  erinnert 
wieder  ergänzend  an'  I  463 :  sed  lateant 
vires,  nee  sis  in  fronte  disertus ;  effugiant 
voces  verba  rnolesta  tnae!  qiiis,  nisi  nien- 
tis  inops,  tenerac  dedamat  amicae? 

507.  medio  steht  im  Sinne  von 
'inittelmässig',  wie  met.  VII  674 :  pauca 
prius  mediis  sermonibus  ille  locntus. 
Vgl.  Cic.  de  off.  I  3,  8. 

508.  Dieser  Vers  steht  mit  seiner 
wohlgelungenen ,  leichtverständlichen 
Spitze  nicht  in  Widerspruch  zu  V.  283: 
carmina  lector  commendet  dulci  qualia- 
cumque  sono.  Auch  Horaz  erwähnt  die 
male  sanos  poetas  (ep.  I  19,  3). 

512.  arte  wie  Ovid  sein  Gedicht 
meistens  kurz  nennt ;  vgl.  unten  V.  542 
und  die  Einleitung  p.  XXII,  Aum.  6. 

513.  credita.  Das  Verhältnis  zwischen 
dem  den  Acker  bebauenden  Menschen 
und  der  gabenspeudenden  Erde  ist  auf 
Kredit  fundiert  nach  alter  und  bekannter 
Auffassung;  vgl.  die  Anmerkung  zu  I 
401  und  Schüler  (in  der  Glocke) :  „Dem 
dunkeln  Schoss  der  heiigen  Erde  ver- 
trauen IV ir  der  Hände  That.  vertraut 
der  Sämann  seine  Saat  und  hoff't,  dass 
sie  entkeimen  werde  zum  Segen,  nach 
des  Himmels  Bat."  Tib.  116,21:  spes 
alit  agricolas  spes  sulcis  credit  aratis 


semina,  quae  magno  foenore  reddat  ager. 
An  einer  anderen  Stelle  denkt  Ovid 
mehr  an  ein  Abhängigkeitsverhältnis 
der  Erde,  vgl.  med.  fac.  3:  cultus  hti- 
m\un  sterilem  Cerealia  plündere  iiissit 
munera.  Zum  Inhalte  unseres  Verses 
vgl.  z.  B.  Ov.  fast.  IV  645:  saepe  Ceres 
primis  dominum  fallebat  in  herbis  et 
levis  obsesso  stabat  avena  solo. 

517.  Der  Athos,  das  gewaltige,  über 
3300  F.  hohe  Vorgebirge  auf  der  öst- 
lichen Landzunge  der  Chalkidike,  heute 
Monte  Santo  {Hagion  Oros)  genannt, 
ist  bekannt  zumal  durch  den  Kanal, 
den  Xerxes  stechen  Hess:  Hdt.  VII  22 f. 

Noch  mehr  berühmt  durch  ihren 
Reichtum  an  Hasen  war  Astypalaia  (zu 
II 82),  wie  eine  hübsche  Geschichte  lehrt, 
die  Hegesandros  erzählt  (FHG.  IV  421) 
bei  Athen.  IX  400  d.  Vgl.  auch  Hör. 
carm.  I  37,  18. 

Hybla  auf  Sicilien,  unweit  von  Syra- 
kus,  war  durch  den  vorzüglichen  Honig 
nicht  minder  berühmt  als  der  Hymettus 
in  Attika  (vgl.  oben  zu  V.  423). 

Die  Bienen  von  Hybla  werden  in 
der  ars  noch  III  150  erwähnt.  Vgl.  Ov. 
trist.  V  6,  38:  fiorida  quam  multas 
Hybla  tuetur  apes.  Mart.  VII  88,  8. 
1X26,4.  XI  42,  3:  mella  iubes  Hyblaea 
tibi  vel  Hymettia  nasci. 

518.  Falladis  arbor  ist  der  Oel- 
baum :  vgl.  zu  I  727. 

519.  Vgl.  Verg.  Aen.  V  5:  duri 
magno  sed  amore  dolores. 

Mit  der  Diktion  der  Verse  517—519 
vgl.  I  57  ff.    III  149  f. 

520.  Die    bildliche   Wendung    ist 


II  505—534. 


107 


Dicta  erit  isse  foras,  quam  tu  fortasse  videbis: 

Isse  foras  et  te  falsa  videre  puta! 
Clausa  tibi  fuerit  promissa  ianua  nocte: 

Perfer  et  inmunda  ponere  corpus  liumo! 
525  Forsitau  et  vultu  meudax  ancilla  superbo 

Dicet  *^quid  uostras  obsidet  iste  fores?' 
Postibus  et  durae  supplex  ^landire  puellae 

Et  capiti  demptas  iu  fore  poue  rosas! 
Cum  volet,  accedes;  cum  te  vitabit.  abibis: 
530       Dedecet  iugenuos  taedia  ferre  sui; 

'Effugere  hunc  nou  est'  quare  tibi  possit  amica 

Dicere?  non  omni  tempore  sensus  obest. 
Nee  maledicta  puta  nee  verbera  ferre  puellae 

Turpe  nee  ad  teneros  oscula  ferre  pedes! 


H 


leicht  verständlich.  Tib.  II  4,  12:  omnia 
iam  tristi  tempora  feile  madent.  Zu- 
mal wird  fei  in  übertragenem  Sinne 
von  dem  Gifte  der  Schlangen  gebraucht, 
vgl.  Ov.  ex  Pont.  I  2,  18:  vipereo  spicula 
feile  linunt.  trist.  V  7,  16 :  tela  vipereo 
lurida  feile.  So  auch  hier:  die  Geschosse 
Amors  triefen  von  Gifte.  Vgl.  auch 
Theoer.  23,  4 :  y.oix  ißet  tdv  "E^wra, 
ris  Tjv  S'eos,  rjXiy.a  ro^a  xe^al  y-^aret, 
TTtös  Tny.QO.  ßeXq  TTOTiy.d^Sia  ßdXXei.      Zu 

spicula  vgl.  auch  unten  V.  708. 

521  f.    Vgl.  die  Einleitung  p.  XIX. 

523.  Die  hier  vorausgesetzte  fatale 
Situation  der  verschlossenen  Thür  be- 
gegnet uns  in  der  antiken  Erotik  nicht 
selten.  Vgl.  ausser  zu  V.  244  vor  allem 
Tibull.  l'"2  und  Ovid.  amor.  I  6,  die 
beiden  Hauptstellen  über  das  nächtliche 
Treiben  der  Liebenden  vor  der  ver- 
schlossenen Thür;  vgl.  auch  zu  III  567. 

524.  Vgl.  obeu  V.  238:  nuda  saepe 
iacehis  humo.  amor.  11111,9:  ergo  ego 
sustinui,  foribus  tarn  saepe  repulsus, 
ingenuum  dura  ponere  corpus  humo? 
ergo  ego  nescio  cui,  quem  tu  complexa 
tenehas,  excubui  clausam  servus  ut  ante 
donium  ? 

526.  obsidet  vgl.  Ov.  amor.  I  9,  19 : 
nie  graves  urbes,  hie  durae  Urnen  ami- 
cae  obsidet;  hie  portas  frangit,  at  ille 
fores. 

527.  Proben  davon  geben  Tib.  I 
2,  13:  te  (die  ianua  wird  selbst  an- 
geredet :  vgl.  oben  zu  II  244)  meminisse 
decet,  quae  plurinia  voce  peregi  supplice, 
cum  posti  florea  serta  dnrem.  Ov.  am. 
16,  15 :  tibi  b  l  a  n  d  i  o  r  uni,  wo  das 
blandiri  in  erster  Linie  an  den  ianitor 


gerichtet  ist;  vgl.  dort  die  folgenden 
Verse. 

528.  Der  Liebhaber  erscheint  be- 
kränzt, weil  er  meist  vom  Gelage  kom- 
mend gedacht  wird.  Da  er  nun  keinen 
Einlass  findet,  so  nimmt  er  die  Kränze 
vom  Haupt  und  legt  sie  auf  die  Schwelle 
oder  hängt  sie  an  der  ianua  auf,  damit 
die  Geliebte  sie  am  andern  Morgen  vor- 
findet. Auch  diese  Scene  ist  häufiger 
Gegenstand  erotischer  Darstellung.  Vgl. 
unten  III  72;  Asklepiades  AP.  V  144: 
«i;Tori  /.loi  oxe(fai'oi.  na^d  dixliat  raiads 
y.QEfiaaTot  juijuvere^  fifj  TCQorceiMi  (pvXXa 
XLVaooouevoi  ^     ovs    Say^i'ots     yariß^e^a 

yrX.  Paul.  Silent.  ib.  280.  Lucr.  IV 
1169:  at  lacrinians  exclusus  amator  li- 
mina  saepe  floribus  et  sertis  operit  pos- 
tisque  superbos  unguit  amaracino  et 
forib^is  niiser  oscula  figit.  Die  zu  527 
citierte  Stelle  aus  Tibull.  Ov.  am.  I  6,  67 : 
at  tu,  non  laetis  dctracta  Corona  capillis 
dura  super  tota  limina  nocte  iace:  tu 
dominae,  cum  te  pi-oiectam  mane  videbit, 
temporis  absunipti  tarn  male  testis  eris. 

531.  effugere  non  est  scheint  häufig 
übliche  Wendung  zu  sein.  Vgl.  Mart. 
XI  98,  1:  effugere  non  est,  Flacce, 
basiatores.  XII  82,  1:  effugere  in 
thermis  et  circa  balnea  non  est  Meno- 
genen. 

532.  Vgl.  obeu  V.  177 :  si  nee  blanda 
satis  nee  erit  tibi  comis  amanti,  2)erfer 
et  obdura !  postmodo  mitis  erit. 

533.  Davou  weiss  auch  Tibull  zu 
erzählen,  vgl.  I  9,  21:  ure  meum  potius 
flnvima  caput  et  pete  ferro  corpus  et 
intorto  verbere  tcrqa  seca.   II  3.  80. 

534.  Vgl.  Dio  LIX  27,  1:  toh 
TiXsioToii  y.ni  iiöv  ßovXsvTiov  ^  Trjv  X*^?« 


108 


Ars  amatoria 


535  Quid  moror  in  parvis?  aiiimus  maioribus  instat; 
Magna  canam:  toto  pectore,  vulgus,  ades! 
Ardua  moliniur;  sed  nulla,  nisi  ardua,  virtus: 

Difflcilis  nostra  poscitur  arte  labor. 
Eivalem  patienter  habe :  victoria  tecum 
540      Stabit;  eiis  mag-ni  victor  in  arte  lovis. 

Haec  tibi  non  liominem,  sed  quercus  crede  Pelasgas 

Dicere!  nil  istis  ars  mea  maiiis  habet. 
Innuet  illa:  feras;  scribet:  ne  tange  tabellas; 
Unde  volet,  veniat,  quoque  libebit,  eat! 
545  Hoc  in  legitima  praestant  uxore  mariti, 


fj  lov  TToSa  TZQoay.vvEiv  ai^sys.  Noch  be- 
scheidener Ov.  ex  Pont.  III  1,  149: 
tu»i  lacrintis  dcmenda  mora  est,  sum- 
missaque  terra  ad  non  worfalis  hrachia 
tende  pedes. 

535—600.  Vierzehnte  Anwei- 
sung. Wichtig  ist  die  Lehre,  die  nun 
erfolgt,  und  schwer  zu  befolgen  ( — 538). 
üebe  alle  erdenkliche  Nachsicht  gegen 
deinen  Nebenbuhler :  das  ist  nicht  mensch- 
liche, sondern  göttliche  Weisheit  (—542). 
Lass  deinem  Mädchen  mit  ihm  völlige 
Freiheit,  hierin  kannst  du  von  den  ge- 
fälligen, legitimen  Ehemännern  lernen 
(—546).  Diesen  Eat  vermag  ich  frei- 
lich selbst  nicht  zu  befolgen,  doch  hat 
mir  das  oft  genug  geschadet  (—554). 
Das  beste  ist,  wenn  du  von  solch  heim- 
lichem Treiben  gar  nichts  weisst,  sonst 
Avird's  immer  schlimmer  ( — 556).  Drum 
hütet  euch,  euer  Mädchen  dabei  zu  er- 
tappen, sonst  treibt  sie  es  mit  ihm  nur 
um  so  toller  (—560).  Das  beweist  die 
Geschichte  von  der  entdeckten 
Buhlschaft  des  Mars  und  der 
Venus  (—588).  Was  hast  du  nun  da- 
durch erreicht,  Vulkan?  Dass  sie  nun 
ganz  ungeniert  thun,  was  sie  früher 
heimlich  thaten,  sodass  es  dich  wohl 
reut,  sie  ertappt  zu  haben  ( — 592).  Den 
Fall  lasst  euch  zur  Warnung  dienen, 
ihr  Jünglinge,  stellt  eurem  Nebenbuhler 
nicht  nach,  noch  fahndet  nach  seiner  ge- 
heimen Korrespondenz,  das  überlasst  den 
Ehemännern;  für  uns  handelt  es  sich 
ja  nicht  um  ehrbare  Matronen  ( — 600). 

537.  nulla,  nisi  ardua,  virtus,  ein 
überaus  häufiger  Gemeinplatz.  Hes.  opp. 

289 :    T^s    ä'    d^£Tr.g    idodJTu    O'tol    rtoo- 

Tiu^ocd-tv  izd-r]y.av.  Simouil.  fr.  58  (32 
Schneidew.)  bei  Clem.  AI.  ström.  IV  585: 
l(7T«  TIS  Xöyos  I  täv  d^ezuv  vaieiv  övoufi- 
ßdrois  STii  Ttir^ais'  \  (dyvdi')  Öe  /uiv 
[d'edv)    xdJ^oi'    dyvov    dfi<ftneiv.    j    oibe 


Ttävtcov  ß).ECfdoois  &varcöv  taoTiros,  \  lo 
fifi  Say.i&vfioi  iSocos  \  evdo&ev  ftoXn,  ixj] 
r     es    dy.Qov    |    dvö^eiai.     Xen.  mem.  II 

1,  20:  fiuoTvpel  Ös  y.al  '£7ri%a^/uos  iv 
rcöde  •  riöv  Ttorcov  TiwXovaiv  i)filv  Tcdvra 
rdydd'^  ol  Öeol.  Hor.  sat.  I  9,  59 :  nil 
sine  magno  vita  labore  dedit  mortalibus. 
'Zu  der  Tugend  steilem  Hügel  leitet  sie 
des  Dulders  Bahn  Schiller,  womit  zu 
vergleichen  ist  Tyrt.  12,  43:  doetrii  eia 
äüQov  Ixiad'ac. 

Aehnliches  findet  sich  auch  sonst  bei 
Ovid,  vgl.  trist.  IV  3,  74:  ardua  per 
praeceps  gloria  cadii  ittr.    Ex  Pont.  II 

2,  113:  difficile  est,  fateor,  sed  tendit 
in  ardua  virtus  et  talis  meriti  gratia 
maior  er  it. 

540.  arte  Jovis  vgl.  zu  I  714. 
541  f.    So  sagt  Prop.  II  21,  3:  sed 

tibi  iam  videor  Dodona  verior  augur? 
Aehnliches  siehe  unten  zu  III  789. 

541.  quercus  Pelasgas  die  weis- 
sagenden Eichen  im  Zeusheiligtum  zu 
Dodona,  über  die  zu  V.  150  zu  ver- 
gleichen ist.  Der  heilige  Eichenhain 
zu  Dodona  ist  schon  dem  Homer  be- 
kannt, vgl.  Od.  XIV  327:  rdv  d'  ig 
^codcoi^rjr  cfUTO  ßrjusvai,  ifoa  d'EOio  ex 
Ö^vö^  vifiy.öfioio  ^tös    ßovXrjv   eTTaxavar]. 

Aesch.  Prom.  828K:   . .  .  ^codaivr^v,  iva 

fiavTEla  ü'äxös  T  sarl  OtOTCQCDTOv  ^lös, 
Tsoas  t'  u.Tiorov,  at  TCQoarjyoQoi  Öqves, 
VW  lov  Ol)  XauTiQcTji  y.oidev  aivixrrjpicos 
TTQoarjyoQEv&rji   r;  ^los  xXstvrj  Öd/uap  fiiX- 

Xova  sasa&ai.  Vgl.  PreUer,  Griech.  Myth. 
I*  122  ff. 

542.  ars  vgl.  zu  V.  512. 

543.  innuet  wenn  sie  ihm  einen 
heimlichen  Wink  giebt;  vgl.  1490  und 
zu  III  nl4. 

tabellas  vgl.  zu  I  437. 

545  f.  Die  Nutzanwendung  dieses 
schnöden  Satzes  überlasst  Ovid  der 
Phantasie    seiner    Leser:    wenn    selbst 


II  535—558. 


109 


Cum,  tener.  ad  partes  tu  quoque,  Somne,  venis. 
Hac  ego,  confiteor,  iion  sum  perfectus  in  arte: 

Quid  faciam?  monitis  sum  minor  ipse  meis. 
Mene  palam  nostrae  det  quisquam  signa  puellae? 
550       Et  patiar,  uec  me  quolibet  ira  ferat? 

Oscula  vir  dederat,  memini.  suus:  oscula  questus 

Sum  data;  barbaria  noster  abundat  amor! 
Non  semel  hoc  vitium  nocuit  mihi;  doctior  ille. 

Quo  veniunt  alii  conciliante  viro. 
555  Sed  melius  nescisse  fuit;  sine,  furta  tegantur, 

Ne  fugiat  ticto  fassus  ab  ore  pudor. 
Quo  mag'is.  o  iuvenes,  deprendere  parcite  vestras: 

Pecceut,  peccantes  verba  dedisse  putent! 


der  legitime  Gatte  in  dieser  heiklen 
Sache  so  liebenswürdig  ist.  Avie  viel 
mehr  muss  es  dann  der  Liebhaber  sein ! 
Vgl.  die  Einleitung  p.  XL 

5+6.  In  der  Apostrophe  an  den 
Gott  des  Schlafes,  ebenso  in  der  Wahl 
des  Epithetons  (tener)  liegt  pikante 
Schalkhaftigkeit.  Zur  Sache  selbst  vgl. 
Ov.  am.  I  y,  25:  sacjje  »iariforuni  soni- 
tiis  ufuntur  ania}ttes,  et  sua  sopifis 
hostibvs  arma  movcnt.  Juven.  I  1,  55: 
cum  leno  accipiat  moechi  bona,  si  capi- 
endi  ins  nulluni  tixori,  doctus  spec- 
tare  lacunar,  doctus  et  ad  cali- 
cem  vigilanti  stertcre  naso.  Es 
ist  dieselbe  Verworfenheit,  wie  sie  aus 
der  bekannten  Horazstelle  spricht,  carm. 
1116,25:  nio.v  inniores  quaerit  adulteros 
inter  mariti  vlna,  neque  eligit  cid  donet 
impermissa  raptim  gaudia  luminibus 
remotis ;  sed  iussa  cora »i  non  s i  n  e 
conscio  surgit  niarito,  seu  vocat 
institor,  seu  navis  Hispanae  mogister. 
dedecoruni  pretiosus  emptor.  Nicht  hier- 
her gehört  Ov.  am.  I  4,  53 f. 

ad  partes  venis  du  stellst  dich  ein, 
um  deine  EoUe  zu  spielen,  nämlicli  den 
gefälligen  Ehemann  einzuschläfern.  Auch 
dieser  Ausdruck  ist  pikant  genug.  Vgl. 
nux  68:    ad  partes  pertica  saeva  venit. 

549.  Vgl.  zu  I  490.  Hier  haben 
wir  wieder  eine  Andeutung  von  eigenen 
Erlebnissen  des  Dichters  in  der  ero- 
tischen Praxis;  vgl.  die  Einleitung 
p.  XVI,  Anmerkung  6  und  7. 

550 f.  Eine  anschauliche  Illustration 
dieser  Verse  giebt  Ov.  am.  I  7.  Vgl. 
II  5,  13:  ipse  )niser  vidi,  cum  me  dor- 
mire  putares  sobrius  adposito  crimina 
vestra  mero  ...  23 :  improba  tum  vcro 
iungentes  oscula  vidi  .  .  .  qualia  non 
fratri  tulerit  germana  severe,  sed  tulerit 


cupido  mollis  amica  viro...  'quid  facis? 
exclamo  'quo  nunc  mea  gaudia  differs? 
iniciam   dominas  in   mea  iura  manus. 

554.  Es  ist  kein  Grund,  das  über- 
lieferte viro  in  viri  zu  ändern,  was 
allerdings  auch  guten  Sinn  geben  würde. 
Zu  ergänzen  ist  nicht  uxores  (quo  con- 
ciliante uxores  veniunt  alii  viro  erklärt 
Heinsius),  denn  der  Plural  uxores  würde 
nur  gezwungen  zu  dem  Singular  quo 
conciliante  passen.  Vielmehr  ist  alii 
als  Subjekt  zu  nehmen  und  viro  zu  quo 
conciliante  zu  ziehen.  Der  Schwerp'ankt 
liegt  demnach  in  conciliante,  im  Parti- 
cipium  wie  so  sehr  oft.  Wir  drehen 
das  Verhältnis  um :  der  als  Mann  selbst 
den  Vermittler  spielt,  wenn  andere 
(Liebhaber)  kommen,  Dass  das  Parti- 
cipiura  den  Hauptbegriff  enthält,  ist 
eine  häutige  und  allbekannte  Erschei- 
nung, vgl.  z.  B.  Her.  carm.  I  19,  9: 
in  me  fota  mens  Venus  Cypruni  dese- 
ruit.  Hom.  Od.  III  60:  So;  ä'  sn  TrjXe- 
(.Layftv  y.ai  eu'e  :Torj:afTa  vtsad'ai.   VI  61. 

64.    Arist.  nub.  538.  1244  und  sehr  oft. 
555  ff.    Zu  dem  Sinne  dieser  Verse 
vgl.  oben  II  409  ff. 

555.  furta  zu  V.  427. 

556.  Sine  ut  furta  sua  celet,  ne  si 
Studium  celandi  remittat,  etiam  pudorem 
deponat,  victa  verecundia  fatendo  ac 
palani  peccando.  Mic.yllus.  Das  vom 
Dichter  gewünschte  Gegenteil  unten 
V.  572. 

558.  verba  dare  (bloss  leere)  Worte 
bieten,  d.  h.  hinters  Licht  führen,  ein 
Schnippchen  schlagen ;  aus  der  Komödie 
bekannte  Redensart.  Vgl.  Terenz  Au- 
dria  I  3,  6  (211):  quoi  verba  dare  diffi- 
cilest:  primum  iam  de  amore  hoc  com- 
perit  (dazu  Spengel). 


110 


Ars  amatoria 


Crescit  amor  prensis:  ubi  par  fortuna  duorumst, 
560       In  causa  damni  perstat  uterque  sui. 
Fabula  narratur  toto  notissima  caelo 

Mulciberis  capti  Marsque  Venusque  dolis: 
Mars  pater  insano  Veneris  turbatus  amore 
De  duce  terribili  factus  amator  erat, 
565  Nee  Venus  oranti  (neque  enim  dea  mollior  uUast) 
Rustica  Gradivo  difficilisque  fuit. 
A!  quotiens  lasciva  pedes  risisse  niariti 

Dicitur  et  duras  igne  vel  arte  manus! 
Marte  palam  simul  est  Vulcanum  imitata:  decebat, 
570      Multaque  cum  forma  g-ratia  mixta  fuit. 
Sed  bene  concubitus  prirao  celare  solebant: 


561  —  588.  Episodenhaft  (vgl.  I 
101—134  525-564.  II  21—96  etc.)  aber 
mit  sichtlichem  Behaoen  schildert  Ovid 
das  pikante  Liebesabenteuer 
des  Ares  und  der  Aphrodite. 
Die  Quelle  der  Erzählung  ist  Hom.  Od. 
VIII  266—369.  Dann  vgl.  noch  das 
siebzehnte  Göttergespräch  Lucians.  Ov. 
met.  IV  169—189.  Xenoph.  Ephes.  I 
8,  3  (Erotici  ed.  Hercher  I  p.  336) :   iv 

Öe  t(Ö  eri^(p  (sc.  ufoet  Tfji  axrjvfjs,  näm- 
lich auf  dem  Brautbett)  "A^jrjg  rjv  ov/, 
oiTiXiOfiivos^  aXX  MS  TT^Os  E(i(OfievrjV  rrfv 
'A(fQoöirrjv  y.ty.oafit]f.iävos,  hjrt(favwuivos^ 
X^aviäa  e.)fcoi'  •  ^' Eqios  avrov  löSrjyei^  }.afi- 
TzäSa  s^ojv  ri/j./iiivrjV.    Mehr  im  Anhang. 

561.  Vgl.  amor.  I  9,  39:  Mars  quo- 
que  äeprensus  fabriUa  vincula  sensit: 
notior  in  caelo  fabula  nulla  fuit.  met. 
IV  189:  liaec  fuit  in  toto  notissima 
fabula  caelo. 

562.  Mulcibcr  ist  ein  von  tnulcere 
erweichen,  schmelzen  abgeleiteter  cha- 
rakteristischer Beiname  des  Hephaestus. 
Vgl.  Macrob.  sat.  VI  5,  2 :  Mulciber  est 
Vulcanus,  quod  ignis  sit  et  om)iia  mul- 
ceat  ac  dornet.     Cic.  Tusc.  II  lÜ,  23. 

563.  pater  heisst  Mars  bei  römischen 
Dichtern  als  Vater  des  Romulus  und 
damit  Stammvater  des  römischen  Volkes. 
Vgl.  Cic.  or.  Philipp.  4,  5:  legio  Martia, 
quae  mihi  vidctur  divinitus  ah  eo  deo 
traxisse  nomen,  a  quo  populum  Roma- 
num  generatum  accepimiis.  Gellius  V 
12,  5:  Mars  pater:  hoc  enim  est  Mars- 
piier. 

561.  Rhetorischer  Gegensatz  (vgl. 
die  Einleitung  p.  XXI),  aber  nicht  von 
Ovid  ausgeprägt,  sondern  in  diesem 
Zusammenhange  als  stereotyper  Zug 
der  Erotik  überliefert;  vgl.  Xenoph. 
Eph.  (zu  561-588)  1.  1.:  "^("75  v*"  oh 


(ÖTzhofiävos,  dXXu  cos  tzqos  e^w/uevriv  rfjv 
' Acf^obiTr^v  y.Ey.oa f^ir^uivos,  EaTt(favu>fiivos, 

■/'/.uviSa  f/ß)v.  Ein  Niederschlag  davon 
ist  auch  bei  den  bildlichen  DarsteUuugen 
zu  bemerken :  meist  ist  Ares  mit  ab- 
gelegten Waffen  dargestellt,  mit  denen 
Eroten  spielen ;  vgl.  den  Anhang  zu  561. 

565.  oranti.  Seine  Bitte  liest  man 
bei  Homer  V.  292:  öevoo,  cfiXr],  lix- 
Toovde  ■  ToaTTsio/uev  svt^rjd'evres  '  ov  yuQ 
iü''  'IIcfaiOTos  /ueraSrjftcos,  dX),d  ttov  r/Ör] 
oV/tiat  ES  Arjuvor  fiErd  Zivrias  dyQto- 
(p(övovs. 

566.  rustica  bezeichnet  das  bäurisch 
unbeholfene,  streng  ehrbare  im  Gegen- 
satz zu  dem  eleganten,  gefälligen  Wesen 
der  römischen  Demimoudaine.  Ihr  Gatte 
ist  rusticus,  wie  Menelaus  von  Paris 
genannt  wird  (her.  15,  220).  Vgl.  I  607 
und  die  Einleitung  p.  Xf. 

Gradivo.  Vgl.  Servius  zu  Verg. 
Aen.  III  35:  Gradiinini,  d-ovpiov 'Apr^a, 
i.  e.  exsilientem  in  proelia.  Paul.  p.  97 : 
Gradivus  Mars  appellatus  est  a  gra- 
diendo  in  hello  nitro  cifroque.  Liv.  I 
20,  4.     Verg.  Aen.  III  35. 

difficilis  vgl.  Mart.  I  57,  2:  nolo 
nimis  facilem,  difficilet)t,que  nimis.  Zur 
Sache  vgl.  Hom.  V.  295:  tTj  Ö'  darraa- 
tov  EEianTO  y.oiuqd'rivai.  reo  ö'  es  ätfivia 
ßdvTE  y.utibpad'ov. 

567  f.  „Der  bekannten  Erzählung 
der  Od3-ssee  fügt  er  den  komödienhaften 
Zug  hinzu,  dass  Venus  sich  mit  ihrem 
Buhlen  über  Hände  und  Füsse  ihres 
Gatten,  des  Schmiedes,  lustig  gemacht 
und  seinen  hinkenden  Gang  anmutig 
nachgeahmt  habe."  Eibbeck  RD.  11 '  268. 

569.  decehat  steht  absolut  wie  schon 
oben  I  533:  clamabat  flebatqtce  simul; 
sed  utrumcpie  decebat. 


II  559—585. 


111 


Pleiia  verecimdi  culpa  pudoris  erat; 
Indicio  Solls  (qiiis  Solem  fallere  posslt?) 
Cognita  Vulcano  coniugls  acta  suae. 
575  Quam  mala,  Sol,  exempla  moves!  pete  munus  ab  ipsa 
Et  tibi,  si  taceas,  quod  dare  possit,  habet. 
Mulciber  obscuros  lectum  circaque  superque 

Disponit  laqueos:  lumina  fallit  opus; 
Fiiigit  iter  Lemnum:  veniunt  ad  foedus  amantes; 
580       Inpliciti  laqueis  nudus  uterque  iacent. 

Convocat  ille  deos:  praebent  spectacula  capti; 

Vix  lacrimas  Venerem  continuisse  putant; 
Non  vultus  texisse  suos,  noii  denique  possunt 
Partibus  obscenis  opposuisse  manus. 
585  Hie  aliquis  ridens  'in  nie,  fortissime  Mavors, 


572.  Vgl.  oben  V.  556. 

573.  Dass  der  Sonnengott  alles 
sieht,  nncl  ihm  nichts  verborgen  bleibt, 
sagt   schon    Homer   mehrfach;    vgl.   II. 

III  277:  >]ikios  i9"',  os  Trdi'r'  E^o^äi  xal 
Ttärr'    snay.oiais  (vgl.   Od.   XI  109.    XII 

323).  Dann  häufig  in  der  griechischen 
Tragödie,  vgl.  Aesoh.  Agam.  610.  Prom. 

91 :  y.al  Tov  TiavÖTzrrjv  y.vy.Xov  fjliov  y.aXcä, 
Soph.  El.  825.  OK.  869:  ö  TidvTa  Isva- 
ocov  "Hhos.  Ov.  met.  II  32:  Sol  oculis 
iuvenem,  quibus  aspicit  omnia,  vidit. 
Zur  Sache  vgl.  Hom.  V.  270:  a^ao  8e 
oi  uyyeXoi  rjld'av  "HXioi ,  ü  arf'  kvor^os 
fiiya^o^uEvovi  fiXoTrji.  Lucian.  1.  1. : 
Ka&o^a  8h  avTOv  6  "HXios  y.ctl  Xeyei  tcqos 
TOV  "H^aiarov. 

574.  Vgl.  Hom.  V.  272:  "H^aiaTos 
S'  cos  ovv  ■d'v/j.uXyea  fivd'ov  uy.ovaev  xrX. 

575  f.  Weil  sie  das  Gegenteil  einer 
rustica  ist  (V.  565),  nimmt  Ovid  die 
schöne  Sünderin  dem  betrogenen  Gatten 
gegenüber  in  derselben  Weise  in  Schutz, 
wie  er  es  oben  (II  359  ft'.)  mit  Helena 
gegenüber  Menelaus  that :  vgl.  die  Ein- 
leitung p.  XI. 

577  f.  Eingehend  werden  diese 
kunstvollen  Schlingen  von  Homer  be- 
schrieben; vgl.  V.  274:  xoTiTE  de  Sta- 
fiois  ctQorjxTOvs  dXvTovg,  ujq  sfirrsSov 
avd'i  fiii'oiev.  avrdf)  eTtti  Öf]  revie  SöXov 
ytaxoXco/iievo?  ^'Aqbi^  j3i}  ^'  'i/uev  es  &dXa- 
/uoVj  ö&t  Ol  (fiXa  Sifivtu  xelTo "  d/iifi  Ö' 
«^'  e^f^ioiv  %Ee  ÖiafiuTa  xvxXco  aTidpri]' 
TioXXd  de  xal  y.ad'unepd'e  utXaifoöwiv  ki- 
ey.e%vvto^  t]vt  aoayvm  Kercia^  t«  y  ov 
xe  TIS  ov8e  XSoito,  ovÖe  x^ttüv  ftayd^aiv' 
Ttioi   ydo    SoXoEvra    tetvxto.     Vgl.  met. 

IV  176—181. 

579.  Lemnus  (heute  Stalimine),  eine 


Insel  im  nördlichen  Teile  des  ägäischen 
Meeres,  galt  als  Lieblingsaufenthalt  und 
wichtige  Kultstätte  des  Hephaistos,  seit- 
dem ihm  bei  dem  bekannten  Sturze  aus 
dem  Olymp  die  dort  wohnenden  l^ivTies 
ut'dois  freuudlicli  aufgenommen  hatten : 
Hom.  II.  I  590  ff.  Od':  VIII  283:  E'iaar 
i^uEt'  ES  Afjfirop  EvxriftEPov  nToXie&QoP^ 
rj    Ol    yaidcov    ttoXv    ifiXTUTi]    eailv    drta- 

OECOV. 

580.  Vgl.  Hom.  V.  296:  to)  8\  es 
Se/iivia  ßdt^'TE  y.areSQa&oV  dfiifi  Si  Seo- 
fioi  TEyri'iEi'TES  tyvvTO  ■jioKv(fQOVos  Hcpai- 
(7T«o,  oviSe  Ti  yivrjaat  (.ieXeiüv  fjv  ovS' 
draer^ai '  yal  rore  St]  yiypway.ov,  6  t' 
ovxETi  (fx'yrd  TiiXovTO. 

5S1.  convocat.  Vgl.  die  höchst  er- 
götzlichen Worte,  mit  denen  er  dies 
bei  Homer  thut:  V.  305—320. 

spectacula  t6  d'eafia  sagt  Lucian 
1.  1.  2. 

583  f.      Pikante    Ausmalung     von 

Hom.   V.  298:    oi'Se    ti    yivrjaai    fieXecov 

Tjv  ovo'  dvuET(jai.    Luc.  dial.  deor.  17,  1 : 

ExeipTj  /nev  ovv  —  y.al  ydp  ETvye  yv/uvr) 
ovoa  —  ovy.  slyev .  ortcos  iyy.aXvrfoiTo 
aibovfievT].  2:  oi  Se  yvuvo'i  dftforepoi 
ydrco  VEVevyÖTES  ^vvSedEUEVOi  SQV&ouoai. 

584.  Das  ist  aber  um  so  beschä- 
mender, als  es  sonst  heisst  (ars  II  613): 
ipsa  Vemts  puhem,  quotiens  velamina 
ponit,  protegitur  laeva  semireducta 
manu. 

585.  Das  unbestimmte  aliquis  ist 
pikant :  jeder  Leser  weiss,  wer  gemeint 
ist.  Hom.  V.  338:  top  8'  >]iieißeT  tneiTa 
d'idxTooos  d^yEi(f6vTi]s "  ai  yd^  tovto  ye- 
voiTo,  ävn^,  Exuri^ßoX'  ^A:ioXXov '  öeofioi 
fiEV  T(HS  Toaaoi  drcEi^oves  dfi^ls  exoier, 
vfieis  d"  etoopoipTE  &sol   Tzäaai  ts  ^eai- 


112 


Ars  amatoria 


Si  tibi  sunt  oneri,  viucula  transfer!"  ait. 
Vix  precibus,  Neptune,  tuis  captiva  resolvit 

Corpora:  Mars  Tlirecen  occupat,  illa  Paphum. 
Hoc  tibi  perfecto,  Viilcane,  qiiod  ante  tegebant, 
590      Liberius  faciimt,  ut  pudor  omuis  abest; 
Saepe  tarnen  demens  stulte  fecisse  fateris, 

Teque  ferunt  artis  paenituisse  tuae. 
Hoc  vetiti  vos  este!  vetat  deprensa  Dione 

Insidias  illas,  quas  tulit  ipsa,  dare. 
595  Nee  Yos  rivali  laqueos  disponite  nee  vos 

Excipite  arcana  verba  notata  mann; 
Ista  viri  captent,  si  iam  captanda  putabunt, 

Quos  faciet  iustos  ignis  et  nnda  viros! 


vai^  avTcL^  sycov  evSoi/ui  -rcuQU,  yovair^ 
Afoo^iTTj.  (oä  £far\  ev  Se  ye/.cog  mqt 
dd'avdxoiai  %eoTaiv.  Luc.  1.  1.  eyco  /nev- 
rot  (sagt  Hermes)  si  %o?]  rdXrj&ej  sItieXv. 
h/S'dvovv  rqj  ^'Aoei  ut]  jtinvov  fioiyeiaaPTi 
Trjv  y.a}JJaTt;v  &e6v^  d)j.a  y.al  ÖeSeuevio 
fiET    avzfjg. 

Mavors  vgl.  Cic.  de  uat.  deor.  II 
26,  67,  der  den  Nameu  erklärt  g»i 
magna  vorterd.  Eichtiger  erkLärt  man 
den  Nameu  als  aus  der  alten  Form 
MAVRS  entstanden  (vgl.  Orelli  Nr.  5674), 
welche  durch  Ein.schiebung  eines  V  aus 
MARS  entstanden  ist.  Der  alte  Stamm 
des  Wortes  ist  aber  AI  AR  (oder  MAS), 
erhalten  in  der  verdoppelten  Form  im 
Liede  der  Arvalen  (MAR3IAR)  und  be- 
deutet die  zeugende  Naturkraft. 

587.  Vgl^Hom.  Y.  344:  oidh  Ho- 
aeiSami'a  yeXtos  eye  ^  Xiaatio  d'  aiel 
IIcfaiaTov  y.XvroEoyov^  ottcos  /.vasiev^AoTja. 
xai  /utv  (fcovi]aag  sxea  aTeoösvra  rcooa- 
Tjvoa'  Xvaov  iyco  Se  roi  avrdv  vTciayo- 
fiai,  cög  av  xslevtis.  riaeiv  niaifia  Tidvra 
fisr'  dd'avdroiai   d'eotaiv.    y.T?.. 

588.  Vgl.  Hom.  V.  360:  ro)  5'  e.-r« 
ty.  OEOfioTo  /.vd'tv  y.oaTEoov  tisq  eovtos, 
avriy^  dvai'invre  6  fikv  (-JoiyAr^vSE  ßeßrj- 
y.EiVj  V  d  uoa  Kvrroov  'iy.avE  fiXoftueiSfjs 
lAfood'irr],  gg  I7d'fof  er&aSs  ol  reusvos 
ßcofiös  TB  d'vr]tis. 

In  Thrakien  hat  Mars  seinen  Wohn- 
sitz: Hom.  II.  XIII  301.  Paphus,  die 
bekannte  Stadt  auf  der  Insel  Cj^pern, 
ist  durch  ihren  Aphroditekultus  be- 
rühmt. Vgl.  III  181.  Hör.  carm.  I  30,  1: 
0  Venus,  reqina  Cnkli  Faphiquc.  III 
28,  14.  Verg.  Aen.  I  415.  ipua  Paphum 
subllmis  ahit  scdesqiie  revisit  laeta  suas, 
ubi  templum  Uli,  centumque  Sabaco  ture 
calent  arae  Mertisque  recentibus  halant. 
Vgl.  Tac.  bist,  n  2. 


593.  Jui'ivii  ist  ursprünglich  die 
Mutter  der  Aphrodite :  II.  V  370.  Diese 
hiess  dann  Jicovaii-i:  Theokr.  15,  106. 
Dann  heisst  sie  einfach  Dione,  wie  hier. 
So  schon  Theokr.  7,  116.  Ov.  fast.  II 
461  und  sonst;  in  der  ars  noch  III  3 
und  769. 

596.  Der  Ausdruck  ist  nicht  klar 
genug,  um  mit  Sicherheit  zu  entscheiden, 
Avas  gemeint  ist.  Man  kann  an  die  ver- 
stohlenen Zeichen  einer  verabredeten 
Gebärdensprache  denken.  darül)er  vgl. 
zu  I  490.  Wahrscheinlicher  aber  handelt 
es  sich  um  wirkliche  Briefe  (worauf  auch 
excipite  hindeutet),  die  dann  auf  irgend 
welche  Weise  für  den  nicht  Eingeweihten 
unverständlich  waren,  sei  es  dass  irgend 
eine  verabredete  Geheimschrift  ange- 
wendet wurde,  oder  dass  sie  mit  einer 
Art  sympathetischer  Tinte  geschrieben 
waren.  Näheres  darüber  s.  unten  zu  III 
627  ff.    Vgl.  auch  die  Einleitung  p.  XL 

598.  D.  h.  die  in  rechtmässiger  Ehe- 
vermählt  sind.  Ic/nis  et  unda  wurden 
als  Symbole  des  Hauswesens  der  jungen 
Frau  bei  ihrem  ersten  Eintritt  in  das 
Haus  des  Gatten  dargel)racht.  Vgl. 
Paul.  p.  2:  aqua  et  igni  tarn  interdici 
solet  damnatis,  quam  accipiuntur  nup- 
tae,  videlicet  quia  hac  duae  res  huma- 
nam  vitam  maxime  continent.  Ov.  fast. 
IV  790 :  ignibus  et  sparsa  .  .  .  aqua  .  .  . 
his  nova  fit  coniunx.  Vgl.  Varro  bei 
Serv.  Aen.  IV  104 :  aqua  et  igni  mariti 
nxores  accipiebant.  Unde  hodie  faces 
jyraclucent  et  aqua  petita  de  puro  fönte 
per  pnerum  felicissimum  vel  pueUam, 
quae  intoxst  )iupfiis,  de  qua  solebant 
nHl>enfihHS  j^edes  lavari.  Auch  bei  der 
Heimführung  [dcdiictio)  der  7iova  nupta 
wurden  ihr  Feuer  und  Wasser  voraus- 
getragen:  \s\.  Preller  RM.  II'  157. 


n  586—605. 


113 


En,  iterum  testor:  uihil  liic  nisi  lege  remissum 
600       Luditur;  in  nostris  instita  iiulla  iocis. 

Quis  Cereris  ritus  ausit  vulgare  profanis,  :.A- 
Magnaque  Threicia  sacra  reperta  Samo? 

Exiguast  virtus  praestare  silentia  rebus; 
At  contra  gravis  est  culpa  tacenda  loqui: 
605  0  bene,  quod  frustra  captatis  arbore  pomis 


599  f.  Vgl.  I  31—34  und  die  Ein- 
leitung p.  XV. 

600.  luditur  vgl.  I  91.    III  809. 
instita  zu  I  32:  vgl.  auch  34. 
601  —  640.     Fünfzehnte    An- 

vc  eisung.  Wie  es  ein  schweres  Ver- 
brechen ist,  die  ^lysterien  der  Ceres 
l)reiszugeben  (— 604J,  wie  das  Beispiel 
des  Tantalus  vor  Geschwätzigkeit  warnt 
(—606),  so  verlangt  vor  allem  Venus, 
-dass  ihre  Freuden  geheim  bleiben  ( — 608), 
wenn  es  sich  auch  hier  nicht  um  ge- 
heimnisvolle Mysterien  handelt,  sondern 
um  allbekanntes  ( — 612).  Venus  selbst 
giebt  das  Beispiel :  selbst  nackt  ver- 
gisst  sie  nicht,  schamhaft  den  Schoss 
zu  decken  ( — 614).  Nicht  wie  das  Vieh 
es  thut  zum  Abscheu  schamhafter  Mäd- 
chen offen  und  im  Freien,  sondern  in 
der  Zurückgezogeuheit  der  verschlosse- 
nen Kammer  und  unter  dem  Schutze  der 
Decke  vollzieht  die  Werke  der  Liebe 
( — 618).  Völlige  Finsternis  ist  nicht 
nötig,  sondern  ein  molliges  Halbdunkel 
(—620).  Solche  schamhafte  Zurückhal- 
tung wurde  schon  von  den  ersten  Men- 
schen iiu  rohen  Naturzustande  beobachtet 
( — 624).  Heute  dagegen  gehört  es  zum 
guten  Tone,  mit  seinen  erotischen  Aben- 
teuern zu  renommieren  i — 630),  ja  in 
dieser  Sucht,  von  sich  reden  zu  machen, 
tasten  sie  den  Ruf  von  ]\Iädchen  an,  die 
sich  nie  haben  von  ihnen  anrühren  lasssen 
( — 634).  Was  nützt  es  da,  den  Leib 
eines  Mädchens  zu  bewachen,  wenn  ihr 
Name  vor  Antastung  nicht  sicher  ist 
( — 638).  Nein,  lasst  uns  schamhafte  Zu- 
rückhaltung und  Verschwiegenheit  wah- 
ren (—640). 

601.  Cereris  ritus,  die  unbedingt 
geheim  gehalten  werden  mussten;  vgl. 
Cic.  A'err.  V  72,  187 :  tcqite,  Ceres,  et 
Libera,  quarum  Sacra,  sicut  02)i)iioiies 
homimnn  ac  religiones  f er  mit,  longe 
maximis  atque  occultissimis  caeremoniis 
continentur,  a  quibiis  iuitia  vitae  atque 
victus,  legum,  moruin,  maiisuetudinis, 
humanitatis  exe)npla  liouiinibus  et  civi- 

Ovid,  ars  amatoria  ed.  Brandt. 


tatibus  data  ac  dispertita  esse  dicuntur: 
quarum  sacra  populus  Romanus  a  G-rae- 
cis  adscita  et  accepta,  tanta  religione 
et  publice  et  privatim  tuetur,  non  ut  ab 
aliis  huc  allafa.  sed  ut  ceteris  hinc  tra- 
dita  esse  videantur.  In  demselben  Sinne 
sagt  Horaz  (carm.  III  2,  26j :  vetabo, 
qui  Cereris  sacrum  volgarit  arcanae. 
Ov.  her.  12,  79:  arcana  sacra  Dianae. 
profanus  ist  in  diesem  Zusammen- 
hang der  Laie,  der  nicht  in  die  Myste- 
rien eingeweiht  ist.  Vgl.  Theoer.  3,  51 : 
öV  ov  Tievaelad'E  ßeßaXoi.  26,  14:  Tär' 
ov/  oQEovTi  ßißr^loi.  Catull.  64,  260: 
orgia,  quae  frustra  cupiunt  audire pro- 
fani.   \g\.  auch  Hör.  carm.  III  1,  i. 

602.  Threicia  Samo,  das  ist  Samo- 
thrake.  vgl  Verg.  Aeu.  VII  208 :  Threi- 
ciamque  Samon,  quac  nunc  Samothracia 
fertur.  Samothrake,  heute  Samathraki, 
die  bekannte  Insel  im  aegäischen  Meere 
an  der  thrakischen  Küste  gegenüber 
der  Hebrosmündung  war  durch  den  j\Iy- 
steriendienst  der  Kabeiren  berühmt.  Da- 
rüber vgl.  Lobeck,  Aglaophamus  III  5 
(II  p.  12Ü2ff.)  und  Eobert  bei  Preller 
Gr.  M.  P  847—864. 

603.  Zur  Sentenz  vgl.  Curt.  IV  6,  6: 
non  inefus,  non  spes  elicit  vocem,  qua 
prodantur  occulta  (nämlich  bei  den  Per- 
sern). Vetus  disciplina  regum  sikntium 
vitae  periculo  sanxerat:  lingua  gravius 
castigatur,  quam  ullum  probrum,  nee 
magnata  ron  magis  sustineri  posse  cre- 
dunt  ab  eo,  cui  tacere  grave  sit,  quod 
homini  facillimum  voluerit  esse  natura. 
Ov.  am.  II  2,  28:  quis  minor  est  autem 
quam  tacuisse  labor? 

604.  Der  Gedanke  des  Verses,  der 
in  6ülf.  bereits  vorbereitet  war,  erhält 
in  dem  folgenden  Beispiel  des  Tantalus 
seine  mythologische  Bestätigung. 

605  f.  Das  Distichon  fasst  sehr  ge- 
schickt die  beiden  sprichwörtlich  ge- 
wordeneu Uuterweltsstrafen  des  Tan- 
talus zusammen:  zur  Sache  vgl.  Hom. 
Od.  XI  582—592;  formell  vgl.  ars  III  576. 

Das  Verbrechen  des  Tantalus,   um 


114 


Ars  amatoria 


GaiTulus  in  media  Tantalus  aret  aqua 
Praecipue  C3"therea  iubet  sua  sacra  taceri 

Admoneo,  veniat  ne  quis  ad  illa  loquax! 
Condita  si  non  sunt  Veueris  mysleria  cistis, 
610      Nee  Cava  vaesanis  ictibus  aera  sonant. 
Attamen  inter  nos  medio  veisantur  in  usu, 

Sed  sie,  inter  nos  ut  latuisse  velint : 
Ipsa  Venus  pubem,  quotiens  velamina  ponit, 

Protegitur  laeva  semireducta  manu. 


dessen  willen  er  seine  Strafe  erleidet, 
A^^rd  verschieden  angegeben.  Nach  un- 
serer Stelle  {garrulus)  hatte  er  ihm  an- 
vertraute Geheimnisse  der  Götter  den 
Menschen  preisgegeben,  so  auch  Eur. 
Or.  8:  MS  /.UV  kiyovoiv,  ort  d'eois  av- 
d'QUtnoi  iop  y.oivr^g  T^aTiel^rjs  u^iojfi  i-/eov 
'ioof,  uy.ö/.aOTov  ia/e  yh'iaaav,  aio/jorr]r 
i'öaov.  Luc.  de  salt.  54:  /;  rov  Tav- 
Td?.ov  (fXvdota.  Ov.  amor.  II  2,  43: 
quaerit  aquas  in  aquis  et  poma  fngacia 
captat  Tantalus :  hoc  Uli  g ar  r ul  a 
lingua  dedit;  vgl.  III  12,  30:  p)roditor 
in  medio  Tantalus  amne  sitit.  Hygin. 
fab.  82:  Juppiter  Tantalo  concredere 
sua  consilia  solitiis  erat .  .  .  quae  Tan- 
talus ad  homines  renuntiavit.  Vgl.  den 
Anhang. 

605.  0  hene  wie  trist.  I  2,  41:  o 
bene,  quod  non  smn  mecum  conscendere 
passus. 

607.  Ueber  Cytherea  vgl.  oben  zu 
II 15.  Zum  Gedanken  auch  tib.  I  2,  34 : 
celari  vult  sua  furta  Venus. 

609.  Diese  cistae  sind  Kästchen  und 
Behälter,  in  denen  Reliquien  und  ge- 
heimnisvolle Geräte  aufbewahrt  wurden, 
und  die  in  den  Mysterien  eine  grosse 
Rolle  spielten.  Vgl.  Catull.  64,  259: 
pars  obscura  cavis  celebrabant  orgia 
cistis.  Vgl.  die  Erklärer  zu  Hör.  carm. 
I  18,  12  und  Otto  Jahn  im  Hermes  III 
(1869)  p.  317—334. 

si  steht  konzessiv,  wie  gleich  nach- 
her V.  619:  vgl.  III  11. 

610.  Gemeint  ist  die  wilde  Musik, 
die  bei  den  Mysterien  der  Ceres  und 
der  Kabeiren  etc.  von  Bedeutung  war. 
Unter  aera  sind  zumal  die  cymbala  und 
tympana  zu  verstehen,  über  die  oben 
gesprochen  ist  (zu  I  537  und  538). 

vaesanis  ictibus  vgl.  1 538:  adtonita 
manu. 

613  f.  Das  Distichon  schildert  den 
Typus  der  nackten  Venus,  wie  ihn  Praxi- 
teles vorgebildet  hat,  s.  Müller,  Archäo- 


logie der  Kunst  ^  p.  124.  Vgl.  Luc. 
amor.  13  (iu  der  Beschreibung  der  Kni- 
discheu  Aphrodite) :  r;  ftkv  oZv  Ssos  sv 
fteofp  y.a&iÖovrai  —  Ua^iag  de  /ud'ov 
ÜaiSa/.ua  y.äÜ.iaTOV  —  VTieQtjcfavov  y.al 
oearjQÖri  yi/.coTi  ur/.Qov  vrcofieiÖuöaa.  Ttäv 
Si  To  y.aXXos  avTi\5  dy.akvmoi'  ovSeuiÜs 
tad'f^Tog  durreyovarjs  yeyv/urcoTui^  Ti/.r^v 
6oa  tT,   erioq  ytiQl  ri]v    aiöiö   ?.f /.r; d'oTcos 

eTTiypin^Teiv.  Dieser  Typus  der  Venus, 
der  in  der  Knidischen  Aphrodite  des 
Praxiteles  seine  höchste  Ausbildung  er- 
halten hat,  begegnet  nun  nicht  nur  in 
vielen  Nachbildungen,  sondern  auch  in 
manchen  litterarischen  Zeugnissen.  Vgl. 
z.  B.  Apul.  met.  11  17 :  nee  mora  cum, 
Omnibus  Ulis  cibariis  vasculis  raptim 
remotis,  laciniis  cunctis  siiis  remidata, 
crinibus  quam  dissolutis  ad  hilarem  Ins- 
civiam  in  speciem  Veneris,  quae  mari- 
nos  fluctus  subit,  pulchre  reformata, 
paulisper  etiam  glabellum  femitial  rosea 
palmula  potius  obumbrans  de  industria 
quam  tegens  verecundia  'proeliare'  in- 
quit  'et  fortiter  proeliare,  nee  enim  tibi 
cedam  nee  terga  vortam'.  X  31 :  stiper 
has  introcessit  alia  visendo  decore  prae- 
pollens,  gratia  coloris  ambrosei  desig- 
nans  Venerem,  qualis  fuit  Venus,  cum 
fuit  virgo,  nudo  et  intecto  corpore  pier- 
fectam  formonsitatem  professa,  nisi  quod 
tenui  pallio  bombycino  inumbrnbat  spec- 
tabilem  pubem.  Bei  der  Knidischen 
Aphrodite  ist  es  übrigens  die  rechte 
Hand,  die  den  Schoss  deckt;  vgl.  Müller 
a.  a.  0.  p.  580. 

613.  pnhcs  entspricht  eigentlich  dem 
griechischen  'uir^,  steht  aber  hier  meto- 
nymisch ebenso  wie  auch  ijßi]  nicht  selten. 
Vgl.  z.  B.  Arist.  nub.  976.  Aristot.  bist, 
an.  V  14 :  t/7  roiyioaei  tTjs  '/'/:/'?». 

614.  Burmanns  Anmerkung  hier 
wiederzugeben,  kann  ich  mir  nicht  ver- 
sagen: semireducta  vero  Venus  est,  eo 
corporis  statu  inclinata,  ut  capite  paul- 
lulum  prono,  et  ventre  interius  reducto, 


II  606—630. 


115 


615  In  medio  passinique  coit  peciis:  hoc  quoque  viso 
Avertit  viiltus  nempe  puella  siios. 
Conveiiiunt  thalami  furtis  et  ianua  nostris. 
Parsque  sub  iniecta  veste  pudenda  latet. 
Et  si  non  tenebras,  at  quiddam  nubis  opacae 
620       Quaerimus  atqiie  aliquid  luce  patente  minus^ 

Tiinc  quoque,  cum  soleni  nonduni  proliibebat  et  inibrem 

Tegula,  sed  quercus  tecta  cibumque  dabat, 
In  nemore  atque  antris,  non  sub  love,  iuncta  voluptas: 
Tanta  rudi  populo  cura  pudoris  erat; 
625  At  nunc  nocturnis  titulos  inponimus  actis, 
Atque  emitur  magno  nil  nisi  posse  loqui! 
Scilicet  excuties  omnis  ubiquaque  puellas, 

Cuilibet  ut  dicas  'liaec  quoque  nostra  fuit'? 
Ne  desint,  ({uas  tu  digitis  ostendere  possis, 
630      Ut  quamque  adtigeris.  fabula  turpis  erit? 


incurvetur,  sinmlque  laevani  manum 
pubi  opponat,  ut  solent puellae  istiparti 
timentes. 

616.  Anders  der  Hirt  bei  Theokr. 
1,  87 :  cpTToXos  tixx'  iooQii  ras  ftrjy.dSas 
oia  ßarsvvrat,  räxerat  6(fd'aXuc6s.  ori 
ov  rpäyoi  avTos  fytvTO. 

618.  Der  Vers  erinnert  an  amor. 
14,  47:  sacpe  mihi  dominaeque  nieae 
proper  ata  voluptas  veste  sub  iniecta 
dulce  peregit  opus.  Aehnlich  auch  her. 
15  (16),  221 :  rumpor  et  invideo  .  .  . 
membra  superiecta  cum  tua  veste  fovet. 
Prop.  I  4,  14:  gaudia  sub  tacita  dicere 
veste  übet.  Vgl.  auch  Petron.  11.  Theoer. 
18,  19:  Zavos  TOI  dvyürr]^  vtto  rdv  fiiav 
ixero  ■/Xaivav.  Ein  anderer  Geschmack 
bei  Mart.  XI  104,  7 :  f'ascia  te  tunicaeque 
obscuraque  pallia  celant:  at  mihi  nnlla 
satis  nuda  pxtella  iacet.  Hör.  sat.  II 
7,  48. 

619  f.  Im  Einklang  mit  amor.  I  5, 
wo  dieses  Halbdunkel  noch  eingehender 
beschrieben  wird,  V.  3:  j^^''^  adaperta 
fuit,  pars  altera  clausa  fenestrae,  quäle 
fere  silvae  lumen  habere  solent,  qualia 
sublucent  fugiente  crepuscula  Phoebo, 
aut  ubi  nox  abiit,  nee  tarnen  orta  dies: 
illa  verecundis  lux  est  praebenda  puellis, 
qua.  timidus  latebras  speret  habere  pudor. 
Ein  etwas  anderer  Standpunkt  bei  Mart. 
XI  104,  5 :  tu  tenebris  gaudes:  nie  ludere 
teste  lucerna,  et  iuvat  admissa  rumpere 
luce  latus.  Vgl.  auch  Eur.  fr.  524  N.^ 
(bei  Stob.  fi.  64,  10):  //  yu^  Kvttqis  Tii- 
ifvy.E  reo  OY.oiM  (piXr},  i6  füis  S'  dväyxrjv 
7t^oaTid'r]ai  ouxfQOVtTr. 

621.    timc  in   den  Zeiten  unkulti- 


vierter Xatürlichkeit,  von  denen  oben 
gesprochen  ist:  V.  473 ff. 

622.  Die  einfachen  Naturmenschen 
von  damals  lagerten  sich  im  Schatten 
der  Eichen  und  nährten  sich  von  deren 
Früchten.  Vgl.  Tib.  II  3,  69:  gl  ans 
aluit  veter  es  et  passim  semper  ama- 
runt.  II  1,  37:  his  vita  magistris  de- 
suevit  querna  pellere  glande  fameni. 
Eicheln  als  Nahrung  der  alten  Menschen 
erwähnt  auch  Juven.  V  14,  184. 

623.  Vgl.  Lucr.  V  959:  et  Venus 
in  silvis  iungebat  corpora  amantum: 
conciliabat  enim  vel  mutua  quamque 
cupido  vel  violenta  viri  vis  atque  im- 
pensa  libido  vel  pretiuni,  glandcs  atque 
arbita  vel  p)ira  lecta.  Prop.  III  13,  33: 
his  tum  blanditiis  fu rtiva per  antra 
puellae  oscula  silvicolis  empta  dedere 
viris. 

sub  Jove  =  sub  dio.  Vgl.  Ennius 
Epich.  8  (p.  168  Vahlen):  istic  est  is 
Juppiter,  quem  dico,  quem  Graeci  vo- 
cant  aerem.  ,    ,.  ,, 

625.  titulos^  vgl.  zu  I  692.  Auch 
actis  ist  im  Sinne  des  mit  seinen  ero- 
tischen Abenteuern  Renommierenden  ge- 
sagt, 'Heldeuthaten'. 

627.  excutere  steht  hier  in  dem 
Sinne  von  'durchmustern'  wie  bei  Quint. 
I  4,  4:  nee  poetas  legisse  sat  est:  ex- 
cutiendum   omne  scriptorum  gemis  etc. 

629.  Zum  Ausdruck  vgl.  das  be- 
kannte Wort  des  Persius  (1,  28)  at  pul- 
chrum.  est  digito  monstrari  et  dicier 
liic  csf. 

630.  fabula  turpis  eris  vgl.  Hör. 
epod.  11,  8:   fabula  quanta  fuH  epist. 


116 


Ars  amatoria 


Parva  queror:  fingunt  quidam,  quae  vera  negarent, 

Et  nulli  non  se  conciibuisse  ferunt. 
Corpora  si  nequeimt,  quae  possunt,  nomina  taugunt, 

Famaque  non  tacto  corpore  crimen  habet. 
635  I  nunc,  Claude  fores,  custos  odiose  puellae, 

Et  centum  duris  postibus  obde  seras: 
Quid  tuti  superest,  cum  nominis  extat  adulter. 

Et  credi,  quod  non  contigit  esse,  cupit? 
Nos  etiam  veros  parce  profitemur  amores, 
640      Tectaque  sunt  solida  mystica  furta  flde. 

Parcite  praecipue  vitia  exprobrare  puellis, 

Utile  quae  multis  dissimulasse  fuit: 
Nee  suus  Andromedae  color  est  obiectus  ab  illo, 


I  13,  9.  Tib.  I  4,  83:  i;«rce,  iJiter, 
qiiaeso,  ne  turpis  fabula  fiam.  Ov.  am. 
III  1,  19:  saepe  aliqnis  digito  vatem 
designat  euntem,  atque  ait  hie  hie  est, 
quem  ferns  iirit  Amor.'  fabula,  nee  sen- 
tis  tota  iactaris  in  urbe.  Aehulich  ist 
Juven.  IV  10,  167:  ut  piieris  placeas 
et  declamatio  fias. 

635.  Die  Imperative  stehen  wieder 
ironisch  (vgl.  zu  V.  222):  verwahre  nur 
das  Mädchen  —  ihren  Ruf  kannst  du 
ja  doch  nicht  schützen. 

aistos  der  ianifor:  zu  Y.  244. 

Der  ianitor  wird  odiosus  genannt 
im  Sinne  der  puella  oder  des  Einlass 
begehrenden  Liebhabers,  wie  III  601 : 
tristis  custodia  servi  (vgl.  III  587).  Tgl. 
Hör.  carm.  III  16,  2:  vigilum  canum 
tristes  excubiae.  Auch  Prop.  II  23,  9 
nennt  in  demselben  Sinne  den  custos 
amarus.    Daher  auch  die  postes  durae. 

636.  Vgl.  ex  Pont.  II  2,  42:  nee 
rigidam  timidis  vocibus  obde  forem. 

641  —  702.  Sechzehnte  An- 
weisung. ^Vichtig  ist.  dass  du  deinem 
Mädchen  ja  nicht  kürpcrliche  Gebrechen 
oder  Fehler  zum  Vorwurf  machst  (—642), 
nimm  dir  Rektor  darin  zum  Beispiel 
( — 646).  Auch  gewöhnst  du  dich  mit 
der  Zeit  an  derartiges  (—648),  und  ein 
Beispiel  aus  der  Natur  (—652)  lehrt, 
wie  die  Zeit  solche  Fehler  beseitigt 
( — 656).  Auch  musst  du  derartiges  durch 
milde  Bezeichnungen  beschönigen  und 
abschwächen  (—662).  Frage  dein  Mäd- 
chen nicht  nach  ihrem  Alter  ( — 664), 
zumal  wenn  sie  nicht  mehr  in  der 
ersten  Jugendblüte  steht  ( — 666).  Ge- 
rade dies  ist  übrigens  das  beste  Alter 
(—668),   da  ertragt  Beschwerden  aller 


Art  und  schonet  weder  Kraft  noch  Mühe 
(—674).  In  diesem  Alter  sind  die  Mäd- 
chen auch  erfahrener  in  der  Liebestech- 
nik ( — 676),  sorgen  viel  mehr  für  ein 
appetitliches  Aeussere  ( — 678),  sind  raffi- 
nierter in  der  Kunst  erotischen  Ge- 
niessens ( — 680)  und  gewähren  dir  die 
allein  wahre,  auf  gegenseitigem  Em- 
pfinden beruhende  Wollust  ( — 682),  wie 
sie  weder  die  Knabenliebe  bieten  kann 
( — 684),  noch  ein  Mädchen,  das  nicht 
hei  der  Sache  ist  ( — 686)  oder  sich  nur 
gezwungen  hingiebt  ( — 688).  Das  ist 
nichts  für  mich,  ich  will  die  Beweise 
mitfühlender  Wollust  hei  dem  Mädchen 
sehen  ( — 692),  wie  sie  eben  gerade  das 
schon  gereiftere  Alter  gewährt  (—694), 
wie  icii  den  alten  Wein  vorziehe  ( — 696) 
und  wie  die  Platane  und  das  Gras  erst 
Avachsen  müssen,  ehe  sie  gefallen  ( — 698). 
Zwar  Hermione  und  Gorgo  sind  ihren 
Müttern  vorzuziehen  i — 7(W3),  aber  wer 
auf  reife  Liebe  ausharrend  wartet,  wird 
belohnt  (—702). 

641  ir.  Was  Ovid  hier  nur  von  der 
egoistischen  Klugheit  des  Liebhabers 
verlangt,  die  körperlichen  Fehler  des 
Mädcliens  zu  ignorieren,  wird  von  Horaz 
als  Forderung  der  Humanität  überhaupt, 
zumal  im  Verkehr  mit  unseren  Freunden, 
hingestellt:  Hör.  sat.  I  3,  41 — 54. 

643—646.  Zwei  mythologische  Bei- 
spiele :  so  handelte  Persens ,  der  die 
dunkle  Farbe  seiner  Andromeda  nicht 
hässlich  fand,  so  auch  Hektor,  dem  An- 
dromache  nicht  zu  lang  erschien.  — 
Ueber  Persens  und  Andromeda  vgl.  zu 
I  53.  Auch  color  ist  dort  erklärt.  Vgl. 
den  Brief  der  Sappho  (her.  15.  35): 
2)lacuit  Cepheia  Persco  Andromede,  pa- 
triae fusca  colore  suae. 


II  631—657. 


117 


Mobilis  in  gemino  cui  pede  piniia  fuit; 
645  Omnibus  Andromaclie  visast  spatiosior  aequo: 
Unus.  qui  modicam  diceret,  Hector  erat. 
Quod  male  fers,  adsuesce:  feres  bene;  multa  vetustas 

Lenit,  at  incipiens  omnia  sentit  amor. 
Dum  novus  in  viridi  coalescit  cortice  ramus, 
650      Concutiat  tenerum  quaelibet  aura,  cadet; 
Mox  etiam  ventis  spatio  durata  resistet 

Firmaque  adoptivas  arbor  habebit  opes. 
Eximit  ipsa  dies  omnis  e  corpore  mendas, 
Quod(iue  fuit  vitium,  desinit  esse  mora: 
655  Ferre  novae  nares  taurorum  terga  recusant; 
Adsiduo  domitas  tempore  fallit  odor. 
Nominibus  mollire  licet  mala:  'fusca'  vocetur, 


644.  Vgl.   Hes.   sc.   220:   dficfl  Sh 

nooalv  */£  TixeootvTa  TveSiXa.  Ov.  met. 
IV  665:  pennis  itgat  ille  rcsimiptls parte 
ab  läraque  pedcs,  teloque  accingitur  unco 
et  liquidum  niotia  talarihus  aera  findit. 
Mit  diesen  Flügelschuhen  (talaria)  wird 
Perseus  auch  meist  abgebildet,  lieber 
die  Herkunft  dieser  niäda  vgl.  Apollod. 
II  39. 

645.  Die  grosse  Gestalt  der  Andro- 
maclie, sicher  unter  dem  Einflüsse  der 
Bühne  entstanden,  wird  auch  III  777 
erwähnt.  Vgl.  Dares  cap.  12:  Andro- 
niacham  oculis  claris  candidam  long  am 
formosam  modestam  sapientem  pxidicam 
blandam. 

Bei  Mart.  III  76,  4  erscheint  sie 
als  junges  schönes  Weib,  im  Gegensatz 
zur  Hekuba  {cum  j^ossis  Hecuhen,  non 
potes  Andromachen). 

Vgl.  auch  Tzetz.  posthom._368 :  Av- 
Spofiäxri  d'  cuaavrcoi  yooyfi  Ö'  i]i',  fisaot]- 
^i^,  fidy.ooy.'is,  xaQieoaa,  TCaQrfiu  d'  eixs 
yeMÖfra. 

Ovid  selbst  ist  übrigens  sein  eigener 
gelehriger  Schüler,  vgl.  amor.  II  4,  33: 
tu,  quia  tarn  longa  es  veteres  heroidas 
aeqiias,  et  potes  in  toto  multa  iacere  toro. 

649.  coalescit  technischer  Ausdruck 
ton  dem  Anwachsen  des  Pfropfreises 
{noviis  ramus),  vgl.  Columella  de  arbo- 
ribus  cap.  27 :  veluti  quandam  legem 
sanxerunt  eos  tantum  surculos  coales- 
cere,  qui  sint  cortice  ac  libro  ac  fructu 
consimiles  iis  arboribus,  quibus  inse- 
runtiir.  Suet.  Octav.  92:  enatam  inter 
iuncturas  lapidum  ante  domum  suam 
palmam  in  compluvium  deorum,  Fena- 
tium  transtulit;  utque  coalcsceret,  ma- 
gnopere  curavit. 


650  f.  Die  Abwechselung  von  aura 
und  ventus  ist  nicht  zufällig,  vgl.  Bur- 
manns Anmerkung. 

652.  adopticas  mit  sehr  anschau- 
lichem und  netten  Bilde :  das  Pfropfreis 
wird  vom  Baume  gleichsam  adoptiert. 
So  spricht  Plinius  bist.  nat.  XVI  1 
(prooem.)  in  diesem  Sinne  von  adoptio 
et  connubium;  vgl.  Colum.  X  38.  Ov. 
med.  fac.  5:  cultus  et  in  pomis  sucos 
emendat  acerbos,  fissaque  adoptivas 
accipit  arbor  opies.  rem.  am.  195:  vene- 
rit  insitio:  fac,  ramum  ramus  adop- 
tet.  Martial.  XIII  46:  vilia  maternis 
fueramiis  praecoqua  ramis:  nunc  in 
adopti vis  Persica  cara  sumus. 

657  ff.  Die.se  Verse  bilden  die  Fort- 
setzung der  in  V.  641  f.  gegebenen  Vor- 
schrift: nicht  nur  ignorieren  soll  man 
etwa  vorhandene  körperliche  Mängel  der 
2)uella,  sondern  sogar  beschönigen  und 
mit  solchen  Namen  benennen,  dass  sie 
fast  als  Vorzüge  erscheinen.  Vgl.  mit 
dem  ganzen  Passus  die  interessante 
Stelle  bei  Plato  in  der  Republik  V 
474  d:  r]  ovz  ovrco  ttoieIts  ttoo^  roi'S  ya- 
lovg  •  6  /uev,  oTi  aiuös.  enixu^ie  xXrjd'eis 
ETtaivsd'rjaerat  vcf'  vficöp,  rov  öe  to  y^v- 
Tiov  ßaatXiy.ov  wäre  e'ivat,  Tov  8e  Örj  dia 
fiaaov  rovTCüv  EUfier^oTaTa  exeiv,  /usAa- 
vus  öe  avSoiycovs  iSelp.  Xevuovs  Öe  ü'ewv 
7t alSas  Eivai'  fiE%r/Xa)()Ovs  8e  xal  rov- 
vo/ua  oiei  rivos  dkXov  Ttolrifia  sivai  rj 
soaarov  vTioaooi^oftevov  re  aal  sv/^eqms 
(fSQOVTos  rfjv  Mxporrjra,  kdv  snl  di^a  71 ; 
xal  EVI  Xuyco  Tidaas  rc^ofdasis  rfQowa- 
ai^ea&e  re  xul  rtdaas  fcovas  d(ftEre,  coare 
firjSsva  dn:oßd}.Xeiv  tcüv  dv&ovvTMi^  ev 
d>Qa.  Solche  VTTOicoQiafiara  liest  man 
dann  auch  bei  Lucret.  IV  1160—1170: 


118 


Ars  aiuatoria 


NigTior  Illyrica  ciü  i)ice  sanguis  erit; 
Si  paetast,  "Veneri  similis',  si  rava,  'Minervae'; 
660       yit  'üTacilis'.  macie  quae  male  viva  siiast ; 

Die  'habilem',  qiiaecumciue  brevis,  quae  turgida.  ""plenam'. 


nigra  melichrus  est,  immunda  et  fetida 
acosmos.  caesia  Falladiuni,  nervosa  et 
liynea  dorcas,  jMrvula, 2)ni)iUio,  charifon 
mia,  tota  merum  sal,  magna  atque  in- 
manis  cataplexis ple)iaquc  honoris,  halba 
loqui  non  quit,  traulizi,  mnta  pudens 
est;  at  flagrans,  odiosa,  loqaacula,  Lam- 
2)ad'mm  fit.  ischnon  eromenion  tum  fit, 
cum  vivere  non  quit  prae  macie  (Ov. 
660):  rhadine  vcrost  iam  mortua  tussi. 
at  tumida  et  tnammosa  Ceres  est  ipsa 
ab  Jaccho,  simula  Silena  ac  saturast, 
labeosa  philema.  cetera  de  genere  hoc 
longumst  si  dicere  coner.  Hör.  sat.  I 
3,  38 — 53:  illuc  praevcrtaynur ,  ama- 
torem  quod  amicae  turpia  decipiunt  cae- 
cum  vitia,  aut  etiaiii  ipsa  haec  delectant, 
veluti  Balbinum  polypus  Hagnae.  vellem 
in  amicitia  sie  erraremus  et  isti  errori 
nomen  virtus  posuisset  honestum.  at 
j)ater  ut  gnati,  sie  nos  debenms,  aniici 
si  quod  sit  vitium,  non  fastidire:  stra- 
bonem appellat  'jxwtuni  pater et  'puUum', 
male  parvus  si  cid  filius  est,  ut  aborti- 
vus  fuit  olim  Sisyphus:  hunc  'varmn 
distortis  cruribiis;  illum  baJbutit  'scau- 
rum\  p)ravis  fultum  male  talis.  j^'^'t'cius 
hicvivit:  'frugi  dicatur.  ineptus  et  iac- 
tantior  hie  pxndo  est:  ' concinmis'  ami- 
cis  postulat  ut  videatur.  at  est  trucu- 
lentior  atque  plus  aequo  über:  'simplex 
fortis'que  habeatur ;  caldior  est:  ^acres 
inter  numeretur. 

657.  /wsca  vgl.  den  Brief  der  Sappho 
(her.  15),  35:  placuit  Cepheia  Perseo 
Androniede,  patriae  fusca   colore  suae. 

658.  Sprichwörtlich,  wie  bei  uns, 
vgl.  schon  Hom.  IL  IV  277 :  jue/.arTsoov 
TJvTe  Tiiaaa. 

Ov.  her.  17  (18),  7 :  caelum  pice 
nigrius.  met.  XII  402:  pice  nigrior  atra. 
Mart.  I  115,  5. 

059.  paetus  ist  an  sich  schon  eine 
mildere  Bezeichnung  für  strabo  'schie- 
lend'. Vgl.  Cic.  de  nat.  deor.  I  29,  80: 
si  non  tarn  strahunes.  at  piaetulos  esse 
arbitramur  (sc.  deos)?  Hör.  1.  1.:  stra- 
bonem  appellat  'pactum'  pater,  wozu  der 
Comment.  Cruquian.  sagt:  strabo  dici- 
tur,  qui  est  distortis  oculis;  paetus 
autetn,  qui  est  oculis  leviter  declinatis, 
cuique  huc  atque  illuc  tremuli  ccleriter 
volvuntur.    Vgl.   auch   Plin.   nat.   hist. 


XI  37,  55:  tini  animalium  homini  de- 
pravantur  oculi,  unde  strabonum  et 
pjaetoru m  cognomina. 

Veneri  similis  der  Liebhaber  soll 
also  durch  die  jjaeta  imella  an  das  vyQÖv 
im  Blicke  der  Aphrodite  erinnert  werden. 
Dieses  schwer  definierbare  vyQÖv  wird 
häufig  erwähnt;  vgl.  Boeckh  zu  Pind. 
Pyth.  1,  8:  r/o«  ofiuara  sunt  natantia 
et  languentia  libidine  et  desiderio,  unde 

vyQOfü'fü.uos,  vyoov  ooäv,  vyoöv  ß/.i/nua, 

vyoi,£  TTÖdoi  et  similia.  Nach  der  hier 
angegebenen  Vorschrift  handelt  Habin- 
nas  bei  Petron.  cap.  68:  nam  quod  stra- 
bonus  est,  non  curo:  sicutVe7ius  spectat. 

Als  pacta  erscheint  Venus  auch  sonst, 
vgl.  Priap.  36,  4.  Varro  bei  Priscian. 
VI  17  (Gramm.  Lat.  ed.  Keil  II 1,  p.  209) : 
non  haec  res  de  Venere  pacta  strabam 
facit? 

7-acus  wird  von  Xonius  p.  164  durch 
fulvus  erklärt.  Hier  ist  es  von  einem 
unangenehm  stechenden  Blick  gebraucht. 
Bei  Horaz  ist  es  Beiwort  des  Löwen 
(epod.  16,  33)  und  des  Wolfes  (carm. 
III  27,  3).  Vgl.  Plin.  hist.  nat.  XI  37, 
55  (148).  Ausführlich  handelt  über  das 
Wort  Haupt,  opusc.  III  346 ff.  Zur 
Sache  vgl.  Priap.  36,  4:  Minerva  ravo 
luniine  est.   Venus  ])aeto. 

Die  Zusammenstellung  der  Augen 
der  Aphrodite  und  der  Pallas  ist  schon 
aus  dem  anakreonteischen  Gedicht  be- 
kannt, 15  (28j,  18:  TÖ  de  ßlifi/ia  vvv 
dXr^&aJi  uTio  rov  TtvQOi  Ttoir^aov,  äfia 
y/.avy.oy,  coi  'A&i^i'ri.  ciita  5'  vy^ov,  <o£ 
Kvd'r^or^i. 

660.  Erinnert  an  Lucrez  IV  1158: 
ischnon  eromenion  tum  fit,  cum  vivere 
non  quit  ^jro  macie. 

661.  Ovid  befolgt  selbst  seine  An- 
weisungen, vgl.  amor.  II  4,  35:  haec 
habilis  brevitate  suast:  corrumpor  utra- 
quc;  conveniiint  voto  longa  brevisque  meo. 

plenam  meint  zunächst  eine  reich- 
liche Fülle  und  Rundlichkeit  und  kommt 
damit  so  ziemlich  auf  das  hinaus,  w'as 
bei  Terenz  Eunuch.  II  3,  24  (315)  eine 
virgo  habitior  p>aulo  ist,  was  Donat  er- 
klärt:  i>/t'na  et pinguis.  In  diesem  Sinne 
spricht  Pliuius  von  pleyiitudo,  nat.  hist. 
XI  37,  216:  homo  crescit  in  longitu- 
dinem  usque  ad  ter  septenos  annos,  tum 


II  658—677. 


119 


Et  lateat  ^-itillnl  proximitate  boni. 
Nee  quotus  annus  eat,  nee  quo  sit  iiata  require 

Consiüe.  quae  rigidus  miinera  ceiisor  habet. 
665  Praecipiie  si  flore  earet.  meliiisque  peractum 

Tempus,  et  albentes  iam  leg'it  illa  eomas. 
Utilis,  0  iuvenes,  aut  haec  aut  serior  aetas: 

Iste  feret  segetes,  iste  serendus  ager. 
Dum  vires  anuique  sinunt,  tolerate  labores; 
670      Iam  veniet  taeito  eurva  seneeta  pede. 
Aut  mare  remigiis,  aut  vomere  findite  terras, 

Aut  fera  belligeras  addite  in  arma  manus, 
Aut  latus  et  vires  operamque  adferte  puellis: 

Hoe  quoque  militiast.  hoe  quoque  quaerit  opes. 
675  Adde,  quod  est  illis  operum  prudentia  maior 

Solus  et,  artifices  qui  faeit,  usus  adest; 
Illae  munditiis  annorum  damna  rependunt 


deinde  in  plenitudinem.  Wenn  mau 
will,  kann  man  aber  auch  hier  einen 
Scherz  erblicken,  ä&  jjIohi  aiich  die  Frau 
in  gesegneten  Umständen  bedeutet,  vgl. 
z.  B.  Ov.  raet.  X  469:  (Myrrha)  jj^en« 
2}atris  thalamis  exceäit  et  iDipia  diro 
semina  fert  utero   und  sonst. 

663.  Eine  recht  modern  klingende 
Warnung,  vgl.  die  Einleitiing  p.  XX. 
Dass  die  Körner  ihre  Jahreszeitrechnung 
durch  die  jeweilig  fungierenden  Con- 
suln  bestimmten,  ist  bekannt.  Vgl.  Hör. 
carm.  III  21,  1 :  o  natu  mecum  consnle 
Manlio.  epod.  13,  6:  tu  vina  Torquato 
move  consule  pressa  mco. 

664.  In  den  Personallisten  der  Cen- 
soren  war  auch  das  Geburtsdatum  der 
Inskribierten  angegeben;  vgl.  Plin.  bist, 
nat.  VII  49  (50).  Ulpian.  dig.  de  cens. 
L  15. 

667.  serior  vgl.  unten  V.  701  und 
zu  I  65. 

669  f.  Vgl.  Tib.  I  1,  69:  interea, 
dum  fata  sinunt,  iungamus  amores. 
iam  veniet  tenehris  mors  adopcrta  capnt; 
iam  subrepet  iners  aetas  nee  amare  de- 
cebit.  Prep.  II  15,  23:  dum  nos  fata 
sinunt,  oculos  satiemus  amore :  nox  tibi 
longa  venit,  nee  rcditura  dies. 

670.  Der  Vers  ist  nachgeahmt  von 
Lygdamus  5,  16:  nee  venit  tardo  curva 
seneeta  pede.  Vgl.  Zingerle,  Ovid  etc. 
I  47. 

672.  Zum  Ausdruck  vgl.  Ov.  am. 
III  8,  48:  quo  tibi,  discordes  addere  in 
arma  manus.  I  7,  1 :  adde  mamts  in 
vincla  meas. 


673.  latus  et  vires  Hendiadyoin  vgl. 
oben  zu  V.  413. 

674.  Vgl.  oben  zu  V.  233. 

675.  opermn  lirudentia  sagt  der 
Dichter  mit  Absicht  für  das  üblichere 
rem  Dl  prudentia  (Verg.  ge.  I  416:  in- 
geniwn  aut  rernm  fato  prudentia  maior 
und  häufig),  denn  opus  steht  oft  von 
den  res  Veneris  (Ov.  rem.  am.  431),  so 
schon  bei  Plautus,  vgl.  asin.  V  2,  23 
(873) :  02)ere  illic  foris  faciundo  lassus 
noctu  ad  me  adcenit.  Ov.  am.  III  14,  27 : 
indue  cum  tunicis  nietuentem  crimina 
vultum  et  pudor  obscenum  diffiteatur 
opus.  Mart.  VII  18,  5 :  accessi  quotiens 
ad  opus  mixtisque  movetur  iitguinibus 
cunnus  etc.  XI  60,  7:  at  Chione  non 
sentit  opus.  81,  3  u.  s.  Zur  Sache  vgl. 
auch  Luc.  amor.  25:  ywrj  .  .  .  y.uv  Tcao- 
äXd'n  xa  rTjs  'Co^a^ ,  ofccoQ  „^  sfiTCstoia 
£;(si  11  Xs^ai  TCüv  vecov  ao(fcör£Qov^'. 

676.  Dass  Erfahrung  die  beste  Lehr- 
meisterin sei,  ist  eine  alte  Sentenz.  Vgl. 
Eur.  Audrom.  683:  /)  8'  d/xdia  Träi^xcuv 
ßooToiai  yiyverai  ÖtSday.a/.Os. 

Cic.  de  orat.  I  4,  15:  ...  ut  ad  eam 
doctrinam,  quam  suo  quisque  studio 
assecutus  esset,  adiungeretur  usus  fre- 
quens^  qui  omnium  magistrorum  prae- 
cepta  superaret.  Caesar  BC.  II  8,  3: 
es^  rerum  omnium  magister  usus.  Vgi. 
auch  die  Einleitung  p.  XVI. 

677.  munditiis  darüber  vgl.  die 
Einleitung  p.  XII.  Zur  Sache  auch 
TertuUian  de  cult.  fem.  II  9  (ed.  Oehler 
1726):  contra  si  forma  deficit,  admini- 
culum  nitoris  quasi  de  suo  gratiam  sup- 
plet.    aetates  denique  requietas  iam  et 


120 


Ars  amatoria 


Et  faciunt  cura,  ne  videantur  anus, 
Utque  velis,  Venerem  iungunt  ])er  mille  figuras: 
680       Invenit  pliires  nulla  tabella  modos; 
Ulis  sentitur  non  inritata  voluptas: 

Quod  luvet,  ex  aequo  femlna  virque  ferant. 
Odi  concubltus,  qui  non  utrumque  resolvunt 

(Hoc  est,  cur  puerl  tangar  amore  minus); 


in  portiim  modestiae  suhductas  splendor 
et  dignitas  cultus  avocant  et  severifatem 
appetitionihus  inquietant ,  compensan- 
tibus  scilicet  habittis  irriiamenfa  pro 
frigore  aetatis. 

annorum  damna  vgl.  Enfinns  AP. 
V  61,  1 :  dl)'  ixt  TtoXXd  Xeixiava  t^s 
TtooT£pT]g  aoj^ETai  fiXiy.ir^s. 

679  f.  Vgl.  Ov.  trist.  11  523:  sie, 
qiiae  concubitus  varios  venerisque  figuras 
exprimaf,  est  aliqüo  parva  tabella  loco. 

680.  tabella  bezeichnet  hier  eine 
bildliche  Darstellung-  von  erotischen 
Stellungen ;  auch  das  Altertum  hatte 
seinen  Aretino.  Solche  obscüne  Minia- 
turbilder werden  z.  B.  von  Parrhasius 
erwähnt,  nach  einer  oft  citierten  Stelle 
des  Plinius,  bist.  nat.  XXXV  10,  72: 
pinxit  et  minoribns  tabellis  libidines  eo 
genere  petulantis  iocis  se  reficiens ;  dazu 
vgl.  Prop.  ni  9,  12:  Parrhasius  parva 
vindicat  arte  locum.  Etwas  anderer 
Art  ist  die  tabula  picta  bei  Ter.  Eun. 
III  5,  36  {uhi  inerat  pictura  haec,  lovem 
quo  pacto  Danaes  misisse  aiunt  quon- 
dam  in  gremium  imbrem  aureum).  Aber 
in  dem  Ovidischen  Sinne  verstehe  ich 
Prop.  II  6,27:  quae  nianus  obscenas 
depinxit  prima  tabellas  etc.  Vgl. 
auch  Sueton.  Tib.  43:  cubicula  pluri- 
fariani  disposita  tabellis  ac  sigillis  lasci- 
vissimamm  picturarum  et  fiyurarum 
adornavit  librisque  Elephantidis  in- 
sfruxit:  ne  cui  in  opera  edcnda  exem- 
plar  wiperatae  schemae  deesset.  44: 
Parrhasii  quoque  fabulam,  in  qua  Me- 
leagro  Atalanta  ore  morigeratur,  .  .  .  in 
cubiculo  dedicavit. 

modos  wird  noch  näher  erklärt  durch 
m  787:  mille  modi  Veneris:  simplex 
minimique  labm'is,  cum  iacct  in  dextrum 
semisupina  latus.  Vgl.  auch  am.  III 
7,  64:  quos  ego  non  finxi  disposuique 
modos !  III 14,  24  :  inque  modos  Venerem 
mille  figuret  amor. 

681.  Zii  sentitur  vgl.  unten  III  793: 
sentiat  ex  imis  Venerem  resoluta  me- 
dullis  femina.    III  797:  tu  quoque,  cui 


Veneris  sensum  natura  negavit.  Mart. 
XI  60,  7. 

682.  ex  aequo  vgl.  hierzu  die  Ein- 
leitung p.  XI.  Dieselbe  Anschaming 
iinten  III  798:  sentiat  ex  itnis  Venerem 
resoluta  medullis  femina,  et  ex  aequo 
res  iuvct  illa  duos. 

Zur  Sache  vgl.  auch  Arist.  Lysistr. 
165 :  ov  ydo  ovÖeTVot"  svcfQavd'riaeTai 
dvrjo,  edv  firj  rrj  yvvaiyX  avfj.(ffor^. 

683.  odi.  Ueber  diese  Wendung 
vgl.  Kothstein  zu  Prop.  I  1,  5. 

qxme  non  utrumque  resolvunt  vgl. 
Achill.  Tat.  II  37  und  Chariton  118,4: 
.  .  .  Xaioias  y.((l  KaXli^ör],  Tia^aTiXrjoiav 
eoyov  ooufjv  ttoos  Tr;v  aTtoXavaiv  dXXr]- 
}.u)v,  iaooQ07io£  Se  ETiid'v/.ua  ttjv  avvov- 
aiav  ETToirjaev  ovy.  a^yrjv. 

684.  Man  vgl.  die  Einleitung  p.  XTT 
und  erinnere  sich,  dass  die  Diskussion 
der  Frage,  ob  die  Liebe  zu  einem  Mäd- 
chen oder  zu  einem  Knaben  den  Vor- 
zug verdiene,  ein  sehr  beliebtes  Thema 
erotischer  Rhetorik  war.  Der  Stand- 
punkt, den  Ovid  hier  vertritt,  findet 
eine  eingehende  Begründung  bei  Lucian. 
amor.  25  ff.  Darin  auch  cap.  27  unserer 
Stelle  entsprechend:  ri  S'  ov/\  növ  rßo- 

vcüv    y.etl    ras    dtniTta&eTi    fiETaStcoy.reov, 

ETtElSdv    ig    laOV    TOli    SlfCTld'ElaiV    Ol  Tld- 

aj(0VTES  EV(fQaivojvTai ;  .  .  .  al  /nev  ovv 
yvvaiy.Eloi  avvoSoi  Tr,s  aTioX.avaeüys  avri- 
Soaiv  ofioiav  s%ovaiv  u}.XrJ.ovs  yd.Q  i^ 
iaov  dia&evres  r^Sieog  aTirjÄXdyTjaav,  ei 
ye  /ufj  Sixaarf]  TEiQEoiq  TiQOOEy.TEov,  dzt 
rj  0'r,XEia  Tf^yt»  oXr^  ftoioq  TtXsovsy.rel 
rfjv  uooEva.  y.uXov  (f  olficti,  fifj  (pü.avTcos 
UTtoXavaai  &  eXrja  avT  as ,  öncos  iSiq  it- 
y^or^axov  dnoiaovxai,  ay.orcEiv  öXr]v  Ttn^ä 
rov  Xaf^ißävovTas  fjSovriv,  dXX  e-aeIvo  /he- 
QioafiEvovs  ov  Tvyydvovaiv  dvTiTcaQaayelv 
ofioia.  tovTO  b'  ovy,  dv  inl  rcaiSiov  e'iTcoi, 
TIS,  ovy,  ovro)  fiifiijfEV,  dX.X'  6  fiEV  dta- 
&eig,  rj  vofiit,£i  ttote  ravra,  xrjp  ^dovijv 
E^ai^Exov  Xaßciiv  aTTEoyExai,  x(ö  d'  vßQia- 
(levot  yax'  uoydi  fisv  oSvvai  xnl  Säxova^ 
fiix^ov  Ö'  vTiö  yoövov  xrjs  dXyrjSövOS  ;t«^«- 
adarjs  tiXeov,  loi  (paaiv^  ovSev  dv  oX^-V' 
OEias,    rßoi-'fj    d'    ovo"    fjxiaovv.     el  Se  Sei 


n  678—696. 


121 


685  Odi,  quae  praebet,  qiüa  Sit  praebere  necesse, 
Siccaque  de  laiia  cogitat  ipsa  siia; 
Quae  datur  officio,  non  est  mihi  o^i-ata  voluptas: 

Officium  faciat  nulla  puella  mihi! 
Me  voces  audire  iuvat  sua  gaudia  fassas; 
690       Atque,  morer.  me,  me  sustineamque.  reget! 
Adspiciam  dominae  victos  amentis  ocellos: 

Langueat  et  tangi  se  vetet  illa  diu. 
Haec  bona  non  primae  tribuit  natura  iuventae, 
Quae  cito  post  Septem  histra  venire  solent: 
695  Qui  properant,  nova  musta  bibant;  mihi  fuudat  avitum 
Consulibus  priscis  condita  testa  merum! 


T«  yal  TTE^itoyoTEQOV  siTtslf  —  8sl  de  ev 
'A^poSiTr;?  TSjuivei  —  yvraiy.l  ftiv,  a> 
KaJ.hy.QmiSa,  y.al  TraiSiy.oJTSpov  /ocöfis- 
i'Of  s^eariv  tv^oar&rfat  §i7c).uaias  dno- 
lavaecüa  6§ovs  dvot^avTa,  zo  Ös  u^qev 
ovSevl     TOOTTM    ya^ittTai    ■d'r^/.eiav     ciTTÖ- 

kavaiv.  Erinnert  sei  auch  au  Achill. 
Tat.  II  35:  7i(öi  SoiitvTs^oi'  (sc.  t6  twv 

TiaiScov  y.äXXoi),  tiye  Tinoay.vuav  uövoi' 
oi'/£T««  y.al  oi'y.  aTto/.aioai  SiScoai  tcö  cfi- 
?.ovvrt^  d?./.'  soiy.s  t(Ö  tov  Tairdkov  tico- 
uarii  TCoXXäxtä  ya^  ev  qj  TTivercu  rce^evye, 
y.al  aTirjh&ev  6  e^aaTi]s  ovx  evocov  rcielf ' 
ro  ^  tri  Tuvofievov  d^rrd^erat  tcoIv  dv 
6  Ttivcov  y.o^eod'i;,  y.al  ovy.  sariv  dno 
TiaiSos  uTieX&eiv  soaOT>]v  dlvTtov  'iyßTna 
Trjv  rßovTji' '   y.aTa'/.eiTrei  yu^  eri  Sixl'iövra. 

6S5.  Vgl.  die  Einleitiing-  p.  XH. 

686.  Der  Ausdruck  erinnert  zwar  an 
das  bekannte  Horatianum  (^ep.  I  18,  15) : 
alter  rixafur  de  lana  saepe  caprina, 
doch  kommt  es  dort  mehr  daraiif  an, 
dass  mit  allerlei  Spitzfindigkeiten  [nugis 
arniatus)  eine  zweifellos  falsche  Be- 
hauptung verfochten  wird.  Bei  Ovid 
hat  die  Wendung  nichts  sprichwörtliches 
mehr,  sondern  es  w-erden  nur  diejenigen 
Mädchen  getadelt,  die  ihren  Leib  ohne 
entgegenkommende  Zärtlichkeit  preis- 
geben und  dabei  nm-  an  ihre  Triviali- 
täten denken.  So  ist  bei  Mart.  XI  60 
die  Chione:  at  Chione  non  sentit  opus 
nee  vocibus  ullis  adiuvat;  absentem  mar- 
moreamve  putes.  Das  Gegenteil  z.  B. 
Ov.  met.  IX  483:  gaudia  quanta  tuli! 
quam  me  manifesta  libido  contigit!  xd 
iacui  totis  resoluia  meduUis!  ut  memi- 
nisse  iuvat! 

sicca  kalt,  gefühllos,  wie  Prop.  11 
12,  17:  quid  tibi  i}(cundumst  siccis  ha- 
bitare  medullis?  Mart.  XI  81,  2:  et  iacet 
in  medio  sicca  puella  toro. 

Das  Gegenteil  bei  Mart.  XI  16,  7: 


tu  quoque  nequitias  nosfri  lususque 
libelli  uda  puella  legas,  sis  Patavina 
licet. 

689,  Vergleiche,  um  aus  den  vielen 
Parallelen  eine  herauszugreifen,  den 
Brief  der  Sappho  iheroid.  15)  V.  129: 
oscula  cognosco,  quae  tu  commiftere 
Unguae  aptaque  consueras  accipere.  apta 
dare ;  blandior  interdum  verisque  simil- 
lima  verba  eloquor,  et  vigilant  sensibus 
ora  meis:  ulteriora  pudet  narrare  sed 
omnia  fiunt.  et  iuvat,  et  sine  te  non 
licet  esse  mihi. 

_  voces  wie  bei  Theokrit  (2,  110)  Si- 
maitha  von  ihrer  Liebe  erzählt :  yal  -la/v 
yoids  ercl  yocotl  nertaiveno,  y.al  rd  Ttqö- 
aioTia  ü'eQuoTEQ'  r^s  ?;  TTQoa&e  y.al  kxi.'  i- 
d'voiabouss  ad v.  27,  66 :  wa  ot  fiev 
yjjjeoolaiv  iaivouevoi  usXeeaaiv  dXXrjXois 
y.'id'ipi^Of,  ai'voTO  de  (fcöoioi  eiyrj. 

694,  lustra  vgl.  Hör.  carm.  II  4,  22: 
fuge  sus2}icari.  cuius  octavum  frepidavii 
aetas  clandere  lustrum.  Vgl. unten  III 15. 

696.  Man  schrieb  bekanntlich  die 
Namen  der  Consuln,  in  deren  Jahr  der 
"Wein  gewonnen  war,  zur  Bezeichnung 
des  Jahrgangs  auf  die  Krüge.  Vgl. 
Galen.  XIV  p.  25 :  rcöv  oifMv  lüv  0a- 
Xeoivcof  ty.doTOv  rf^v  riXiy.iav  dpayiyvcoa- 
y.coi'  erctyeyoauuevr^v  loii  y.eoafiioii.  Hor. 
carm.  III  21,  1:  o  nata  mecnm  consule 
Manlio  .  .  .  pia  testa.  epod.  13,  6:  tu 
vina  Torquato  move  consule  pressa  meo. 
Tib.  n  1,  27 :  nunc  mihi  fumosos  veteris 
profcrte  Falernos  consulis  et  Chio  sol- 
vite  viticla  cado. 

Das  sind  die  litteratae  fictiles  epi- 
stulae  pice  signatae,  wie  Plautus  hübsch 
sagt  (Poen.  iV  2,  14  =  835).  Mehr  über 
diese  amphorae  litteratae  s.  bei  Mar- 
quardt,  Privataltertümer,  2.  Autl.  von 
Mau  I  p.  462  f.,  wo  aiich  Nachweise 
über  derartige  Fiinde   angegeben  sind. 


122 


Ars  amatoria 


Nec  plataniis,  iiisi  sera,  potest  obsistere  Phoebo, 
Et  laedunt  nudos  prata  novella  pedes. 

Scilicet  Heriiiionen  Helenae  praeponere  posses, 
700       Et  melior  Gorge  quam  sua  niater  erat? 

At  Venereni  quicuiiKiue  voles  adtingere  seram, 
Si  modo  duraris,  praemia  digna  feres. 

Conscius,  ecce,  duos  accepit  lectus  amantes: 

Ad  thalami  clausas,  Musa,  resiste  fores! 

705  Sponte  sua  sine  te  celeberrima  verba  loquentur, 


avitum  vgl.  auch  Ov.  fast.  V  517: 
quaeque  puer  quondam  j^rimis  diffuäerat 
annis,  prontit  fnmoso  condita  vina  cado. 
Mart.  XI  2().  8 :  hasla  da  nobis  vetulo , 
puer,  nda  Fiderno. 

697.  Ueber  Phoehus  =  Sol  vgl. 
Preller-Jordaii  RM  =>  I  307.  II  372.  Hier 
metonymisch  für  Soniieiiglut,  vgl.  zu 
I  401.  Hör.  carm.  III  21,  24:  dum 
rediens  fugat  astra  Phocbus;  auch  im 
Carmen  saeculare  M^erden  beide  identi- 
ficiert.  Ov.  rem.  am.  256:  nec  subito 
Phoebi  jicillidus  orbis  er  it.   met.  II  110. 

698.^  Aehnlich  ist  Theokr.  4,  50: 
■d'äaat  fi  oj  KoQvSojv  7t or  reo  ^w9 '  u 
yaQ  a.y.uvd'a  drjuoT  fi  cob'  irräTa^'  vrco 
10  acpvQÖv  y.xX. 

699.  Scilicet  steht  wie  meist  mit 
leiser  Ironie :  solltest  du  indessen  wirk- 
lich die  Hermione  und  Gorge  ihren 
Müttern  vorziehen  können  —  nun  gut 
denn:  aber  (701)  vorzuziehen  ist  die 
Venus  sera,  die  dir  vollen  Lohn  ge- 
währt, falls  du  nur  ausharrst. 

Ueber  Hermione,  die  Tochter  der 
Helena,  vgl.  oben  zu  I  745. 

700.  Ein  schwieriger  Vers.  Gorge 
ist  bei  Ov.  her.  9,  165  Schwester  der 
Deianira,  demnach  die  Tochter  des 
Oineus  und  der  Althaia.  Vgl.  Apoll. 
I  64 :  OlvBvs  Ös  ßaacXtvcav  KaXvSdivos 
.  .  .  yri/itas  Si  'AX&uiav  rfjv  &eariov  yewä 
.  .  .  y.al  i)'vyart^a  Pö^yrjv.  r^v  'AvS^ai- 
ficov    i-yT]fie,    y.ul    Jr^iuveioav.      Ihr    Und 

des  Andraemon  Grab  erwähnt  Paus.  X 
38,  5.  So  oft  Althaea  und  Gorge  auch 
erwähnt  werden ,  näheren  Aufschluss 
über  unseren  Ovidvers  gewährt  keine 
Stelle.  Vgl.  Aristoteles  im  ntTikos  (ap- 
pend.  anth.  9,  42  =  Jacobs  II  752, 
Cougny  III  104) :  vlov  vTtsoü'vfiov  'Av- 
S^ai/novos  t/Si  d'vyai^o? FÖQyr^s  t^»  OIvecos 
^Se  xövis  y.are/Ei.  Nonn.  XXXV  84. 
Lycophr.  Alex.  1013.  Diod.  Sic.  IV  34. 
Schol.  IL  IX  584.  Vgl.  dazu  Rohde 
Gr.  R.  81,  1. 


701.    seram  vgl.  zu  V.  667. 

703  —  732.  Siebzehnte  An- 
weis u  n  g.  Erotische  Einzel  Vorschriften 
erteilt  Ovids  Muse  seinem  mit  der  Ge- 
liebten auf  dem  gemeinschaftlichen 
Lager  vereinten  ZögHng  ( — 704).  Lie- 
besgeflüster und  erotisches  Spiel  der 
Hand  ( — 708),  wie  es  Hektor  mit  An- 
dromache  that  ( — 710)  imd  Achüles  mit 
der  Briseis  { — 716).  Aber  nicht  zu 
grosse  Eile  bei  dem  Werke  der  Liebe 
sondern  langsames  Auskosten  aller  ero- 
tischen Einzelgenüsse  ( — 724).  Gleich- 
zeitig ist  das  Ziel  zu  erreichen,  dann 
erst  ist  die  Wollust  vollkommen  ( — ^732). 
Vgl.  den  Anhang. 

703.  conscius  mit  neckischer  Per- 
sonifikation des  Lagers,  wie  auch  sonst, 
vgl.  Philodemos  AP.  V  3,  5:  ov  S'  ä 
(pi).EQa.aTQLa  y.oixr^,  rjö/]  Tt]S  Uafitjs  'la&i 
T«  lEiTiofiEva.  Prep.  II  15,  1:  0  Wie 
felicem,  o  nox  milii  Candida,  et  o  tu, 
lectule,  deliciis  facte  beute  meis.  Mart. 
X  38,  6:  0  qnae  proelia,  quas  utrimque 
2)ugnas  fclix   lectulus   et  lucerna  ridit. 

Aehnlich  ist  die  Personifikation  der 
Lampe  im  fünften  Buch  der  Anthologie 
(z.  B.  3.  4.  127)  und  bei  Musaeus  etc. 
Vgl.  auch  Mart.  XIV  39 :  [lucerna  cubi- 
cularis]  dulcis  conscia  lectuli  lucerna 
und  zu  I  245. 

704.  Ovids  Muse  macht  an  der 
Thür  des  Schlaf  gern  achs  Halt,  um  dem 
Jüngling  durch  ihre  Einflüsterungen 
Unterweisungen  in  der  erotischen  Tech- 
nik zu  geben:  so  gestaltet  sich  das 
Folgende  scherzhaft  zu  einer  Art  Epi- 
thaiamium. 

clausas  fores  neckisch  und  mit 
Laune,  man  denkt  unwdllkürlich  an  den 
Hochzeitsscherz  bei  Theokrit  15,  77: 
^ivbov    Tiäaat     6    rdv    vvor     ein     utio- 

705.  Vgl.  oben  I  610:  sponte  di- 
sertus  eris.  Zur  Sache  vgl.  Ov.  am. 
II  19,  17.   III  7,  11:  et  tnihi  blanditias 


Li  697—722. 


123 


Nee  manus  in  lecto  laeva  iacebit  iners; 
Invenient  digiti,  quod  agant  in  partibus  illis, 

In  quibns  occulte  spicula  tingit  Amor. 
Fecit  in  Andromaclie  prius  hoc  fortissimus  Hector, 
710       Nee  solnm  bellis  utilis  ille  fuit  ; 

Feeit  et  in  capta  Lyrneside  magnus  Achilles. 

Cum  premeret  möllern  lassns  ab  hoste  torum: 
Ulis  te  mauibus  tangi,  Brisei.  sinebas, 

Inbutae  Phiygia  qiiae  nece  semper  erant; 
715  An  fuit  hoc  ipsum.  quod  te.  lasciva,  iuvaret, 

Ad  tua  vietrices  membra  venire  manus? 
Crede  mihi,  non  est  Veneris  properauda  voluptas, 

Sed  sensim  tarda  prolicienda  mora. 
Cum  loea  reppereris,  quae  tangi  femina  gaudet, 
720      Non  obstet,  tangas  quo  minus  illa.  pudor; 
Adspieies  oculos  tremulo  fulgore  micantes, 

Ut  sol  a  liquida  saepe  refulget  aqua; 


dixit,  dominumque  vocavif,  et  quae 
praeterea  publica  verha  (vgl.  ars  1 144) 
iuvant.  III  14,  25:  Ulk  nee  voces  nee 
verha  iuvantia  cessent,  spondaque  las- 
civa mobilitate  tremat.  Juven.  11  6, 
196:  quod  enim  non  excitat  inquen  vox 
blanda  et  nequain?  Prop.  11  15,  3: 
qtiam  multa  apposita  nai-ramus  verba 
hicerna  .  .  .  7:  illa  meos  soiuio  kq^sos 
patefecit  oeellos  ore  suo  et  dixit  'sicine 
lente  iaces' ?  Mart.  XI  29,  3:  nam  cum 
nie  murem^um  nie  tua  lumina  dicis. 

706.  Die  manus  laeva  (vgl.  auch 
Y.  614)  -n'ird  bei  solcher  Thädgkeit  mit 
Vorliebe  verwendet.  Vgl.  Lucil.  VIII 
270  Lachm.  (VIIMülL):  tum  latu'  com- 
ponit  lateri  et  cum  pectore  pectus  .  .  . 
laeva  manu  lacrimas  mutoni  abstergit 
aniica  (so  ist  zu  lesen  nach  Marx, 
studia  Luciliana  Bonn  1882  p.  2  f.). 
Petron.  86.  Ov.  am.  III  7.  74.  Mart. 
XI  58,  11. 

Sie  heisst  daher  auch  manus  futu- 
trix  (3Iart.  XI  22,  4)  und  erscheint  auch 
noch  in  anderer,  noch  bedenklicherer 
Thätigkeit;  vgl.  Mart.  II  43,  14:  at 
mihi  succurrit  pro  Ganymede  manus. 
IX  41,  1:  Fontice,  quod  nunquam  fu- 
ttiis,  sed  x>Mice  laeva  uteris  et  Teneri 
servit  amica  manus  etc.  XI  73,  3:  cu))i 
frustra  iacui  longa  prurigine  tentus, 
succurrit  pro  te  saepe  sinistra  mihi.  Zu 
allen  diesen  Stellen  vgl.  noch  carm. 
Priap.  33,  5:  turpe  quidem  factu,  sed 
ne  tentigine  rumpar.  falce  mihi  posita 
fiet  amica  manus.   Eubul.  fr.  120,  5  (Fr. 


Com.  Gr.  II  p.   207   Kock).     Aristoph. 
equ.  24. 

708.  Ueber  die  sjncula  vgl.  oben 
V.  520.  Ov.  am.  I  1.  22 :  Prop.  II  13,  2 : 
sjncula  quot  nostro  pectore  fixit  Amor. 

709  ff.  Ueber  die  Antithesen  vgl. 
zu  I  13  und  die  Einleitung  p.  XXI. 

709.  Umgekehrt  Ov.  am.  I  9,  35: 
Hector  ab  Andromaches  complexibus 
ibat  ad  arma,  et  galeam  capiti  quae 
daret,  uxor  erat. 

710.  bellis  mit  neckischem  Wort- 
spiel, da  auch  die  hier  gemeinte  Thätig- 
keit oft  als  ein  bellum  bezeichnet  wird, 
vgl.  z.  B.  CatuU.  66,  13:  dulcia  noc- 
turnae  portans  vestigia  rixae.  quam 
de  virgineis  gesserat  exuviis.  Prop.  11 
15,  4:  quantaque  sublato  lumine  rixa 
fuit;  nam  modo  nudatis  mecumst  luc- 
tata  papillis.  Hör.  carm.  I  6,  17:  p)-oe- 
lia  virginum  sectis  in  iuvenes  unguibus 
acrium.    Tib.  I  3,  64. 

711.  capta  Lyrneside  d.  i.  Briseis : 
vgl.  zu  n  403.  Zur  Sache  vgl.  Ov.  am. 
l"9,  33:  ardet  in  abducta  Briseide  ma- 
gnus Achilles.   H  8,  11.   her.  3,  137. 

714.    Phrygia  zu  I  54. 

717  f.  Diese  Anweisung  sehen  w 
z.  B.  Properz  bestätigt,  11  15,  6:  in- 
terdum  tunica  duxit  operia  moram. 

7 19  f.  Vgl.  amor.  I  5,  19:  quos 
umeros.  quales  vidi  fefigique  lacertos, 
form<t  pnpillarum  quam  fuit  apta  premi. 

721.  Vgl.  oben  V.  691  f.  und  Achill. 
Tat.  II  37. 


124 


Ars  amatoria 


Accedent  questus,  accedet  amabile  murmur 

Et  dulces  gemitus  aptaqiie  verba  ioco. 
725  Sed  neqiie  tu  domiiiam  velis  maioribus  usus 

Desine,  nee  cursus  anteeat  illa  tuos: 
Ad  metam  properate  simul!  tum  plena  voluptas, 

Cum  pariter  victi  femina  virque  iacent. 
Hie  tibi  versandus  tenor  est,  cum  libera  dantur 
730      Otia,  furtivum  nee  timor  urget  opus; 
Cum  mora  non  tutast,  totis  ineumbere  remis 

Utile  et  admisso  subdere  ealcar  equo. 

Finis  adest  operi:  palmam  date,  grata  iuventus, 
Sertaque  odoratae  myrtea  ferte  comae! 
735  Quantus  apud  Danaos  Podalirius  arte  medendi, 


723  f.  oaQioTvi  vgl.  V.  705  und 
III  795. 

727.  ad  mefam  j)rnperate  siimd  zu 
dem  Bilde  vgl.  das  Epigramm  des  Dios- 

korides  AP.  V  54 :  JconiSa  rrjv  ood'6- 
TTvyov  vTis^  keyjiov  Siatsivai  uf&eaiv 
ev  '/Xoe^oTi  d&dvaios  yeyova.  rj  ydo  vrre^- 
(pvieaai  (leaov  Siußäaä  /tie  Tcoaaiv  7]i/v- 
a ev  dx^ivscüs  rov  Kv7t^i8os  8 öXcxov . 
ofifiaai  void'Qn.  ßXeTCovaa. 

plena  voluptas  vgl.  Petron.  86 :  coi- 
tum  plenum  et  optahilem. 

728.  Vgl.  das  eben  citierte  Epi- 
fiframm  AP.  V  54,  7 :  fiexgn  d7iE07Teia&)] 
Xevicdv  fievoi  df.tcpo'itQoiaiv^  >cal  ^cooli 
Tta^szois  ei,e-/,v&r]  fieltoi.  Ov.  am.  I  5, 
25:  lassi  requievimus  amho. 

731.  cum  mora  non  tutast  Wann 
dies  der  Fall  ist,  lehrt  anschaulich  Hör. 
sat.  I  2,  127 :  nee  vereor,  nc,  dum  futuo, 
vir  rure  recurrat,  ianua  frangatxir, 
latret  canis,  undique  magno  pulsa  do- 
mus  strepitu  resonet,  vepallida  lecto  de- 
siliat  mulier,  miseram  se  conscia  clamet, 
cruribus  haec  nietuat,  doti  deprensa, 
egomet  mi.  discincta  tunica  fugiendumst 
ac  pede  nudo,  ne  nummi  ])creant  aut 
puga  aut  denique  fama. 

Aehnliche  Situationen  begegnen  uns 
öfter,  vgl.  nur  Prep.  II  23,  19:  timeo: 
propera  iam  surgere,  quaeso:  infelix. 
hodie  vir  mihi  rure  venit.  Hör.  sat.  II 
7,  56  ff. 

Der  Hexameterausgang  ineumbere 
rem,is  steht  auch  hei  Vergil.  Aen.  V  15; 
vgl.  X  294. 

732.  Ueber  admisso  vgl.  zu  I  40. 
Zu  der  in  diesem  Verse  enthaltenen 
Vorstellung  {equo)   vgl.   unten  III  777 


und  dazu  die  Anmerkung.  Das  Bild  ist 
sehr  häufig  (vgl.  auch  inque  vices  equi- 
tant  hei  Juven.  II  6,  311  u.  s.)  und  be- 
gegnet auch  oft  in  anderen  Litteraturen ; 
vgl.  z.  B.  Ariost,  der  rasende  Roland 
(übersetzt  von  J.  D.  Gries)  VIII  49: 
Und  er  umarmt  und  drückt  sie  nach 
Gefallen,  Die  Schöne  schläft  und  wehren 
kann  sie's  nicht.  Ihn  sieht  kein  Aug' 
in  diesen  öden  Hallen;  Bald  küsst  er 
ihr  die  Brust,  bald  das  Gesicht.  Allein 
im  Rennen  ivill  sein  Streitross 
fallen,  Des  matter  Leib  dem  Wunsche 
nicht  entspricht.  Jüini  tvill  das  Alter 
kein  Geschick  mehr  gönnen:  Je  mehr 
er's  treibt,  je  minder  wii^  es  können. 
So  X  114.  XXVIII  43,  7 :  (*/s  garst'ge 
Zwergelein),  das  eben  ritt  auf  eines 
andern  Stute,  Sie  spornV  und  trieb,  sa 
dass  sie  nimmer  ruhte. 

733—746.  S  c  h  1  u  s  s  w  o  r  t.  Ich  bin 
zu  Ende:  Zollt  mir  dankbare  Anerken- 
nung, ich  verdiene  sie  wie  bei  den 
Griechen  Podalirius,  Achilles,  Nestor, 
Calchas,  Aias,  Automedon  (—738).  Mein 
Lob  verkündet,  ihr  Männer,  ich  gab  eiich 
Waffen,  Avie  Hephaistos  dem  Achilles 
(  -  742).  Besiegt  damit  eure  Amazonen 
aber  vergesst  eures  Waffenmeisters  nicht 
( — 744).  —  Doch  auch  die  Mädchen 
wollen  von  mir  belehrt  sein :  nun  gut, 
im  nächsten  Buch  (—746). 

733.  p)ahuam  vgl.  oben  V.  3. 

734.  myrtea  der  Sänger  der  Liebe 
tJägt  den  Schmuck  der  Liebesgottin  r 
zu  III  53.  Vgl.  Hör.  carm.  I  4,  9:  nunc 
decet  aut  viridi  nitidum  caput  impedire 
myrtn. 

735—738.  Ovid  kehrt  zu  dem  An- 
fange des  Gedichtes  zurück :  vgl.  I  5—8. 


n  723—746. 


125 


Aeacides  dextra,  pectore  Nestor  erat, 
Quantus  erat  Calclias  extis,  Telamonius  armis, 

Automedon  ciirru,  tantus  amator  ego. 
Me  vatem  celebrate,  viri,  mihi  dicite  laudes, 
740      Cautetur  toto  nomen  in  orbe  meum! 
Arma  dedi  vobis;  dederat  Vulcanus  Achilli: 

Vincite  miiueribus,  vicit  ut  ille,  datis! 
Sed  quicumque  meo  superarit  Amazona  ferro, 

Inscribat  spoliis  *Naso  mag-ister  erat". 

745  Ecce,  rogant  tenerae,  sibi  dem  praecepta,  puellae, 
Vos  eritis  chartae  proxima  cura  meae! 


Danai  für  Graeci,  zumal  wenn  es 
sich  um  die  Griecheu  der  trojanischen 
Zeit  handelt,  ist  bei  Dichtern  häufig. 
Vgl.  Apoll.  II  13:  avTos  Si  (Danaus) 
xoaTr^oag  rijs  x'^OQas  (ArgOS)  df'  iavrov 
Tovs  evoiy.ovvras  ^avaoi's  lovotiaOE.  In 
der  ars  noch  III  1. 

Ueber  Podalirius  vgl.  Hom.  II.  II 
732:  'Äay.XriJTiov  ovo  TTalSs,  lr;Tfj^'  äya&cjj 
noSaXetQioi  t]§e  Maxdcor.    Vgl.  oben  ZU 

V.  491  und  rem.  am.  313. 

736.   Aeacides  zu  I  17. 

Nestor  Hom.  II.  I  247.  Er  galt  den 
Späteren  als  Muster  der  Besonnenheit, 


Klugheit  und  Weisheit.   Vgl.  die  Nearo- 
(>os  Evßovlia  Thera.  V  p.  67. 

737.  Calchas  als  Tj'pus  eines  treff- 
lichen Sehers  und  Wahrsagers. 

Telamonius  Aias  ö  /usi^ojv  oder 
6  jusyas,  der  Sohn  des  Telamon:  Hom. 
n.  II  527. 

738.  Ueber  Antotnedon  vgl.  zu  I  5. 

741.  Ueber  die  von  Hephaistos  ge- 
schmiedeten Waffen  des  Achilles  vgl. 
Hom.  H.  XVIII  468—617. 

743.  Amazona  zu  III  1. 

744.  Der  Vers  kehrt  wieder  III 812. 


DRITTES  BUCH. 


Inhalt. 


Einleitung.     1—100. 

Haupt  teil.     Siebzehn  Amveisimyen  für  Mädchen,  die  Zuneigung  der  Jünglinge 
zu  getvinnen  und  zu  behalten.     101 — 808. 

1.  Besondere  Sorgfalt  widmet  dem  cultus.     101 — 250. 

a)  Behandlung  des  Haares.     133 — 168. 

b)  Wahl  der  Kleidung.     169—192. 

c)  Andere  Toilettengeheimnisse  und  Schönheitsmittelchen.    193 — 250. 

2.  Körperliche   Mängel   müsst   ihr   durch    die   Kunst   möglichst    aus- 
zugleichen oder  zu  verdecken  suchen.    251 — 280. 

3.  Lernt  die  Technik   des  Lachens  und  Weinens  und  absichtlich  ver- 
stellter Sprache.    281—296. 

4.  Gewöhnt  euch  an  angemessenen  und  graziösen  Gang.    297—310. 

5.  Seid  bewandert  in  den  musischen  Künsten.    311 — 328. 

6.  Strebt  nach  litterarischer  Bildung.    Klassikerkatalog.    329 — 348. 

7.  Seid  geschickt  im  Tanze  und  allerlei  Spieleu.    349 — 380. 

8.  Lasst  euch   recht  oft  sehen  und  stellet  eure  Reize  dabei  immer  in 
das  rechte  Licht.    381—432. 

9.  Seid  vorsichtig,  trauet  nicht  zu  schnell  und  hütet  euch  vor  Gecken, 
Betrügern  und  Treulosen.     433—466. 

10.  Macht"  euch  die  Technik  der  Liebesbriefe  zu  eigen.    467—498. 

11.  Zeigt  in  euren  Mienen  nicht  Zorn  oder  Hochmut,  sondern  Freund- 
lichkeit und  hütet  euch  vor  mürrischem  Wesen.    499—524. 

12.  Stellet  jeden  Liebhaber  an  seinen  richtigen  Platz.    Behandlung  der 
Dichter.    Individuell  angepasste  Methode.    525 — 576. 

13.  Seid  zur  rechten   Zeit   ein  wenig   spröde,    gebt  etwas  Grund   zur 
Eifersucht  und  umgebt  eure  Liebe  mit  etwas  Gefahr.    577—610. 

14.  Lernet  die  Schliche,  euern  Wächter  geschickt  zu  hintergehen  oder 
ihn  für  euch  zu  gewinnen.     611 — 666. 

15.  Bringt  es  dahin,  dass  der  Jüngling  sich  von  euch  unbedingt  geliebt 
glaubt,  aber  hütet  euch  vor  zu  schnellem  Missti'auen.    667—746. 

16.  Lernt,  wie  ihr  euch  bei  einem  Gelage  zu  benehmen  habt.   747 — 768. 

17.  'Ulteriora  pudet  docuisse'.    769 — 808. 

Schlnsswort.    809—812. 


Ovid,  ars  amatoria  ed.  Brandt. 


Arma  dedi  Danais  in  Amazonas:  arma  supersunt, 
Quae  tibi  dem  et  turmae,  Penthesilea,  tuae. 


1—100.  Einleitimg.  Wie  bis- 
her den  Danaern  muss  ich  nun  auch 
den  Amazonen  Waffen  in  die  Hand 
geben,  damit  beide  Teile  gleich  ge- 
rüstet in  den  Kampf  gehen  ( — 6).  Man- 
cher wird  dies  für  ein  bedenkliches 
Unternehmen  halten  ( — 8),  doch  dem 
ist  zu  entgegnen:  1.  mau  darf  nicht  die 
schlechte  Gesinnung  vieler  Frauen  ohne 
weiteres  auf  alle  übertragen  ( — 10). 
Helena,  Clytaemnestra,  Eriphyle  sind 
solche  Beispiele  der  ersteren  Art  ( — 14), 
doch  ihnen  stehen  in  leuchtender  Tugend 
gegenüber  Penelope  ( — 16),  Laodamia 
(—18),  Alkestis  (—20),  Euadne  (—22). 
2.  Ich  habe  es  ja  nicht  mit  den  Heroi- 
nen der  Tugend  zu  thun,  mein  Stoff  ist 
viel  leichtfertiger  (—28).  3.  Die  Mäd- 
chen sind  viel  harmloser  als  die  Männer, 
an  denen  meistens  die  Schuld  liegt  (—32), 
das  zeigt  das  Beispiel  einer  Medea 
(—-34),  Ariadne  (-36),  Phyllis  (—38), 
Dido  (—40).  Sie  verstanden  eben  nicht, 
die  Liebe  durch  Kunst  zu  festigen 
( — 42).  Ich  werde  diese  Kunst  lehren: 
Venus  selbst  hat  mich  dazu  berufen, 
indem  sie  mir  persönlich  erschien  und 
mich  weihte  (—56).  So  folgt,  ihr  Mäd- 
chen, meinen  Weisungen,  denkt  an  das 
Alter,  die  Jahre  schwinden  schnell,  und 
die  verflossene  Zeit  kehrt  nicht  zurück 
( — 68).  Dann  wird  die,  welche  jetzt  so 
spröde  thut,  sich  einsam  fühlen  ( — 72). 
Und  ach  wie  schnell  kommt  diese  Zeit 
heran  ( — 76).  Drum  geniesst  die  Blüte 
eurer  Jugend  (—80).  So  folgt  dem  Bei- 
spiel der  Luna,  Aurora  und  Venus  (—86) 
und  gewährt  Liebe  ( — 88).  Das  empfiehlt 
sich  selbst  für  den  Fall,  dass  die  Männer 
euch  hintergehen :  ihr  selbst  habt  dabei 
kein  Risiko  (-98).    Uebergang  (— 100). 

1.  Danais  zu  II  735. 


Amazonas  vgl.  II  743.  Von  der  zu- 
II  233  besprochenen  Vorstellung  aus- 
gehend, militiae  S2)ecies  amor  est,  und 
durch  die  Wahl  der  Vergleiche  II  735  ff., 
die  alle  aus  der  trojanischen  Sage  ent- 
nommen sind,  beeinflusst,  stellt  der 
Dichter  die  um  ein  Mädchen  kämpfenden 
Jünglinge  auf  die  Stufe  der  vor  Troja 
kämpfenden  Griechen  oder  Danaer:  da 
bot  sich  dann  ungezwungen  als  Gegen- 
partei das  kriegerische  Heer  der  Ama- 
zonen dar.  Die  nachhomerische  Sage 
erzählt,  dass  die  Amazonenköuigin  Pen- 
thesileia,  die  Tochter  des  Ares,  von  The- 
miskyra  im  Pontus  her  mit  ihren  Ama- 
zonen den  Troern  zu  Hilfe  gekommen 
sei.  Sie  wurde  dann  von  Achilles  er- 
schlagen. Das  war  erzählt  in  dem  kykli- 
schen  Gedichte  Ald-ionis  des  Arktinos 
von  Milet,  das  sich  unmittelbar  au  das 
Ende  der  llias  anschloss,  und  dessen 
Anfang  der  Schol.  Victor,  zu  Hom.  II. 
XXIV  804  aufbewahrt  hat  (fr.  1  Kinkel, 
p.  34) :  cüi  o'i  •/  a,/ii(fiE7Tov  jd(fov  "Exto- 
^oe '  fjX&E  8'  'Afia^cövj  A^rjos  d'vyärr]Q 
fieyakiJTO^Oa   dvSQO(p6voio.    Vgl.  Apollod. 

epit.  5,  1.    Ov.  her.  20  (21),  118.  Prop. 
III 11,  14.    Verg.  Aen.  I  490  ff.  und  oft. 

2.     turmae  ist  besonders  passend,  - 
denn    die    Amazonen    kämpften    vom 
Pferde  herab;  vgl.  Lys.  2,  4:  A/ua- 
^6v£S  .  .  .    Ttotörai    Öe    twv    Ttuvrcof    e(p 
'innovs  dvaßäaai  ktX. 

turnta,  Reiterschwadron,  steht 
daher  oft,  wenn  von  den  Amazonen  die 
Rede  ist.  Vgl.  z.  B.  Prop.  III  14,  13: 
qtialis  Amazonidiim  nudatis  bellica 
mammis  Thermodontiacis  turha  lavatur 
aquis.  Ov.  ex  Ponto  IV  10,  51:  et  tu, 
femineae  Thermodon  cognife  turmae. 
Val.  Flacc.  IV  607:  .  .  .  cum  turma 
superho  pulvereis  exultat  equis. 
9* 


132 


Ars  amatoria 


Ite  in  bella  pares:  vincant.  qiiibus  alma  Dione 

Faverit  et,  toto  qui  volat  orbe,  puer! 
5  Non  erat  armatis  aequuni  concurrere  nudas: 

Sic  etiani  vobis  viucere  turpe.  viri. 
Dixerit  e  multis  aliquis  'quid  virus  in  anguis 

Adicis  et  rabidae  tradis  ovile  lupae?' 
Parcite  paucarum  diitundere  crimen  in  omnes; 
10       Spectetur  meritis  quaeque  puella  suis! 

Si  minor  Atrides  Helenen,  Helenesque  sororem 

Quo  premat  Atrides  crimine  maior  habet, 
Si  scelere  Oeclides  Talaioniae  Eripliylae 

Vivus  et  in  vivis  ad  Styga  venit  equis, 


3.    Dione  zu  II  593. 

5.  nudas  d.  h.  ohne  Waffen,  wie 
der  Gegensatz  zu  armatis  zeigt;  auch 
yvfivos  wird  häufig  so  gebraucht;  vgl. 
Hom.  II.  XXI  50:  yvfivov,  uteq  y.OQv&os 
Tfi    y.ai    doTTidozj    oi'Ö'    e/,tv    eyyoi.      Eur. 

Heraclid.  724.  Sali.  Jug.  cap'.  107:  in 
maxumo  metu  niidiim  et  caecnvi  corpus 
ad  hostis  rortere.  Liv.  V  45,  3.  In 
demselben  Sinne  heisst  es  nachher  (V.  46) 
von  den  Mädchen  vulgus  inerme. 

8.  Sprichwörtlich,  vgl.  zu  11  364. 
Man  beachte  hier,  dem  Zusammenhange 
entsprechend,  das  Femininum  lupae; 
ähnlich  unten  V.  419. 

9.  paucarum  —  omnes  wie  es  z.  B. 
Kleinias  thut  (Achill.  Tat.  I  8). 

11 — 24.  Den  drei  mj'thologischen 
Beispielen  von  verabscheuungswürdigeu 
Frauen  (Helena,  Clytaenmestra ,  Eri- 
phyle)  werden  vier  von  solchen  gegen- 
übergestellt, die  als  Muster  der  Tugend 
gelten  können  (Penelope,  Laodamia, 
Alkestis,  Euadne),  worauf  der  ganze 
Passus  mit  dem  Hinweis  darauf  ab- 
geschlossen wird,  dass  die  Virtus  ja 
selbst  als  Frau  erscheint.  Die  Tendenz 
des  Dichters  zeigt  sich  einmal  darin, 
dass  von  den  tugendhaften  Frauen 
vier  Beispiele  angeführt  werden,  von 
den  treulosen  nur  drei,  dann  darin, 
dass  von  den  ersteren  jede  ein  eigenes 
Distichon  erhält,  während  die  drei  ande- 
ren in  nur  zwei  Distichen  abgefertigt 
werden. 

11.  si  konzessiv:  vgl.  II  609. 
Menelaus  und  Helena,  s.  II 359 — 372. 

12.  Agamemnon  und  Clytaemestra, 
s.  II  399-408. 

Clytaemestra  und  Helena  sind 
Schwestern,  insofern  sie  eine  Mutter 
haben,  Leda.  Der  Vater  der  Clytae- 
mestra ist  Tyndareos,  der  Helena  Zeus ; 


vgl.  ApoUod.  m  126:  Jcoi  Se  Ar/Sa 
aws/.d'övros  ouoimd'ivxoi  y.vxvqj  ^  xal 
xata  TTjV  avTrjV  viy.ra  TvvSÜQeco^  jjioü 
U.EV  ky  Evvrj&rj  Uolvöevxr^ö  y.ai  'JEX e  vrj , 
Tvvöu^eco  8e  KdaxüiQ  y.ai  KXvr ai fi- 
V  riar  Qa. 

13.  Amphiaraos  musste  durch  die 
Schuld  seiner  Gattin  Eriphyle  sterben. 
Amphiaraos  nämlich,  der  Sohn  des  Oikles 
(Apd.  I  68),  sah  als  ein  trefflicher  Seher 
(Find.  Ol.  6,  17)  voraus,  dass  der  Zug 
des  Polyneikes  gegen  Theben  unglück- 
lich ablaufen  würde,  und  dass  alle  Teil- 
nehmer bis  auf  Adrastos  dabei  ihr  Leben 
verlieren  würden,  und  weigerte  sich  da- 
her, an  dem  Zuge  teilzunehmen.  Da 
aber  bestach  Polyneikes  des  Amphiaraos 
Gattin  Eriphyle  durch  das  Geschenk  des 
verhängnisvollen  goldenen  Halsbandes 
der  Harmonia  {rov  fi<putar6revy.Tov  oQftov 
Apd.  III  25),  dass  sie  ihn  überredete, 
an  dem  Zuge  teilzunehmen.  Es  kam 
so,  wie  Amphiaraos  geweissagt  hatte. 
Die  argivischen  Helden  wurden  besiegt 
und  mussten  fliehen:  iv  ydo  Öaiuopioiai 

(fößoii  (ftvyovTi   y.ai    TTalÖEs   d'scöv  Pind. 

Nem.  9,  27.  Am  Ismenos  spaltete  Zeus 
vor  Amphiaraos  durch  einen  Blitzstrahl 
die  Erde,  und  dieser  verschwand  mit 
seinen  Rossen  in  dem  Erdspalt.  Vgl. 
Hom.  Od.  XI  326:  orvyeor^v  r  'EQifvXj]v, 
t)  y^ovaof  (piXov  drÖoos  ede^aro  Ttjuijevra. 

Apollod.  III  60—62.  77.  Pind.  Ol.  6, 
13—17.    Nem.  9,  16—27. 

Talaioniae  Eriphyle  ist  die  Tochter 
des  Talaos  (Apoll.  I  103). 

14.  Der  Vers  erinnert  an  Eur.  suppl. 

925:  y-rt-i  fi>)>-'  lov  Üixkiov^  ys  yeyvator 
Toxor  d'Eo'i  'C,d)VT  dvaQTtdaavTEi  eis  fivxovi 

Xd'OVOa     nVTOlS    TE&QiTtTTOlS   EvXoyOVOtV  Efl- 

aavcöi.  Zur  Sache  vgl.  ApoUod.  HI  77: 
Afitfia^doi  Se  (pEvyovTi  Tzaod  TTorafidv 
'lo/iqvov^  TiQiv  vno  IlEQiy.Xv(.ievov  rd  vöjra 


III  3—21. 


133 


15  Est  pia  Penelope  lustris  errante  duobus 
Et  totidem  lustris  bella  o^ereiite  viro. 
Eespice  Phylaciden  et  quae  comes  isse  marito 

Fertur  et  aute  annos  occubuisse  suos; 
Fata  Pheretiadae  coniunx  Pag-asaea  redemit 
20      Proque  virost  uxor  funere  lata  viri. 

*Accipe  me.  Capaneu!  cineres  miscebimur'  iiiquit 


r^cod'7,  Zei'S  y.e^avvov  ßaXcov  irjv  yr^v 
Siiarrjasv.  6  Öe  avv  t(Ö  ä^fiart  xal  t(Ö 
rjvi6x<p  Bdrcovi  .  .  .  sy.Qvcp&t]^  y.al  Zsvs 
a.&dvnroi'  axnov  ircoi^asv.  Pind.  Ol. 
6,  14:  eTCBi  y.axd  yat  avröv  te  viv  xal 
ycuSifiaä  iTiTiovs  eftaQxfet:  Vgl.  Nem. 
9,  24. 

Styga  zu  1  635.  Die  Styx  steht 
hier  als  Hauptfluss  der  Unterwelt  für 
diese   selbst.^   Vgl.   Hom.  H.  VIII  369: 

ovx    dl'    vne^ecfvys  —riyos    vÖaTOS    utTid 

^eed-pa.   Verg.  ge.  I  243. 

equis  vgl.  die  Beschreibung  bei 
Phüostrat.  imag.  I  27. 

15 — 22.  Vier  mythologische  Bei- 
spiele für  treue  und  edle  Gesinnung  der 
Frauen.  Gegenstück  zu  I  283 — 340. 
II  359-408. 

15 f.  Erstes  Beispiel:  Fenelope. 
Ueber  sie,  als  das  typische  Muster  einer 
tugendhaften  Frau  vgl.  zw  I  477. 

lustris  vgl.  zu  II  694. 

Die  Unterscheidimg  der  zehnjäh- 
rigen Kriegsdauer  und  der  zehnjährigen 
Irrfahrten  ähnlich  wie  bei  Prep.  II  9,  3: 
Penelope  poterat  bis  denos  salva  per 
annos  vivere,  tarn  multis  femina  digna 
procis. 
.    17 f.    Zweites  Beispiel:  Lnodamia. 

17.  Phylaciden  Protesilaos.  Ueber 
ihn  und  die  Liebe  seiner  Gattin  Lao- 
damia  vgl.  oben  zu  II  356. 

comes  isse  nicht  etwa  mit  nach 
Troja,    denn  Homer  sagt  ai;sdrücklich 

(II.  II  700)  :  Tov  de  y.al  dficfiä^vcfijS  aKo%oi 
^  vXdy,  n    kXe  Xe  iTiT o    xal    dofiog     ri/ui- 

TsXrig,  sondern  in  den  Tod,  was  dann 
im  folgenden  Verse  pathetisch  näher 
bestimmt  \nrd,  und  zwar  war  sie  noch 
so  jung!  (Wie  viel  höher  ist  also  ihre 
Gatteutreue  zu  schätzen!)  Das  et  (18) 
ist  also  explikativ.  Zur  Sache  vgl. 
Apoll,  epit.  3,  30 :  (Nachdem  die  Götter 
aus  Mitleid  mit  ihrem  Schmerze  den 
Protesilaos  auf  kurze  Zeit  aus  der  Unter- 
welt ihr  zurückschickten,  vgl.  Luc.  dial. 
mort.  23),  AaoÖd/ueia  Öl;  tSovaa  xal  vofii- 
aaaa  avjor  ix  T^oia^  na^elvai  tote 
fiev    EX^QIi    ^dktv    dt    eTtavax&evTOi    eis 


"AiSov  savTrjv  s<p6vevOEi\  Ov.  ex  PontO 
III  1,  109:  si  comes  exstincti  manes 
sequercre  mariti,  esset  dux  facti  Lao- 
damia  tui. 

19 f.  Britfes  Beispiel:  Alkestis. 
Vgl.  ApoUod.  I  106:  'AtzöXXcov  .  .  .  jjttj- 

oaxo  7ra()d  Moiocör  ii^a,  orav  'AS/xrjTOS 
/neXXri  TeXevrär,  dTToXv&T]  tov  d'avdrov, 
dv  Exovoicos  Tia  v7if()  avTov  d'vrjaxeii' 
tXr]rat.  cos  Se  f^Xd'ev  >?  tov  d'vriay.Etv 
^juepttj  fiiJTe  TOV  TiaTgoi  firjTe  Trjs  fi/jT^os 
vTiEo  avTov  d'vriay.eii'  S'EXovTcov^'AXxTjaTis 
vriEgaTÜd-avE.  Die  Sage  war  schon  von 
Phrynichos  dramatisch  behandelt,  vgl. 
Nauck-  p.  720,  dann  lOl.  85,  2  =  438 
V.  Chr.)  durch  Euripides  in  dem  er- 
haltenen gleichnamigen  Stücke.  Der 
aufopfernde  Mut  der  Alkestis  wurde 
geradezu  sprichwörtlich  (vgl.  Zenob.  1 18) 
und  wiederholt  als  Beispiel  treuer  Gat- 
tenliebe verwendet;  vgl.  Plat.  symp. 
179  b— d.  Aelian.  var.^hist.  XIV  45: 
yvvalxai  ftev  'EXXrivojv  STiaivov/iiev  UrjvE- 
XoTcr^r^    ^AXxr;oTiv    xal    Tr^v    IlQCOTEaiXeio. 

Mart.  IV  75,  6.  Juveu.  II  6,  653. 
Claudian.  29,  12  und  sonst. 

Pheretiades  heisst  Admetos  (vgl. 
auch  zu  II  239)  als  Sohn  des  Königs 
Pheres  zu  Pherae  in  Thessalien,  vgl. 
Hom.  H.  II  763.  Ov.  met.  VIII  310. 
Admets  Gattin  heisst  Pagasaea  als 
Tochter  des  thessalischen  Königs 
Pelias.  Pagasae  {Ilayaoai),  die  bekannte 
Küstenstadt  Thessaliens  an  dem  nach 
ihr  benannten  Meerbusen  ist  die  Hafen- 
stadt von  Pherae,  der  Residenz  des  Ad- 
metos. So  steht  Pagasaeus  für  thessa- 
lisch  auch  fast.  I  491,  V  401  und  sonst. 

21  f.  Viertes,  durch  Anführung  der 
Worte  der  Heldin  sehr  lebhaft  ein- 
geführtes  Beispiel:   Euadne.    Apollod. 

III  73:    KaTtavevs  doTzdaas  xXif.iaxa  etiI 

T«  TEiiri  (sc.  Thebens,  bei  dem  Zug  der 

Sieben)  öi,  «i'T^S  dri^ti,  xal  Zsvs  avTOV 
xEoavvol.  79 :  t^s  Karcayicoe  Se  xaio- 
iiEvr^s  TCVQds,  EvdSvt],  rj  KaTiaveats  fikv 
yvi'ij,  d'vydrr)(>  Se  "Ifioi  (Ov.  V.  22: 
Iphias),  eavjtjv  tfißaXotaa  ovyxaTExniETO. 
Aesch.  sept.  423  ff. 


134 


Ars  amatoria 


Iphias  in  medios  desiluitque  rogos. 
Ipsa  quoque  et  cultust  et  nomine  femina  Virtus: 

Non  mirum.  populo  si  placet  illa  suo. 
25  Nee  tarnen  hae  mentes  nostra  poscuntur  ab  arte: 

Conveniiint  cumbae  vela  minora  meae. 
Nil  nisi  lascivi  per  me  discuntur  amores: 

J'emina  praecipiam  quo  sit  amanda  modo. 
Femina  nee  flammas  nee  saevos  diseutit  areus; 
30      Parcius  liaee  video  tela  nocere  viris. 
Saepe  viri  fallunt.  tenerae  non  saepe  puellae 

Paucaqiie.  si  quaeras,  crimina  fraiidis  habent, 
Phasida.  iam  matrem.  fallax  dimisit  laso: 


Auch  Euadne,  Argivac  fama  imdi- 
citiae,  wie  sie  Properz  nennt  (1 15,  22). 
wird  wegen  ihrer  Gattenliebe  gefeiert. 
Vgl.  Euripides'  Supplices.  Properz  III 
13,  24:  7iec  fida  Euachie,  nee  2)i(i  Pene- 
lope.  Ov.  ex  Ponto  III  1,  111:  Iphias 
ante  oculos  tibi  erat  ponenda.  volenti 
corpus  in  accensos  mittere  forte  rogos. 
Die   Worte    der    Euadne    erinnern    an 

Eur.  SUppl.  1017,  wo  sie  sagt :  TrrÖr^oaaa 
TtvQos  tau)  aivfia  t  rud'orcc  (pl.oyucö  noaei 
avfifieiiaaa  rfiXof,  y_oo)ra  yooJTi  Txs/.as 
■d'e^Eva  ITEoaatfoveias  fj^cj  &a/.d/iovs,  ae 
rov  d'avom  ovtiot  iftä  TCQoSovoa  ipvy/l 
y.ara  yäs. 

23,  cultu  evTrpsTtij  re  tSelv  y.al  e).ev- 
d'eQiov  (pvasi,  y.sy.oa/xrjuevriv  ro  /tisv  acoua 
y.a&UQÖrTjTi.  ia  §s  ofiunra  aiSol.  tö  Sh 
a/jjfia  ouxfQoai'vr^^  lad'riTi  de  ^.evy.ij  heisst 
es  bei  Prodikos-Xenophon  von  der  'Aoerr] 
(Xen.  meni.  II 1,  22).  Vgl.  auch  Scheiffele 
bei  Pauly,  Realencyclopädie  VI  2,  2672. 

26.  Wegen  des  Bildes  vgl.  die  Ein- 
leitung p.  XXI,  Anm.  7.  Prep.  III  9.  4 : 
7ion  sunt  apta  meae  grandia  vela  rati. 

27.  Vgl.  I  31  und  die  Einleitung 
p.  XV. 

29.  Bei  flammas  und  saevos  arcus 
denkt  man  zunächst  un\ill]kürlich  an 
Amors  Waffen:  vgl.  die  Einleitung 
p.  XVII.  Ars  I  21 :  et  mihi  cedet  Amor, 
qiiamvis  mea  vulneret  arc\i  pectora 
iactatas  excutiatque  faees.  Gemeint 
kann  aber  nicht  das  sein,  was  Blümner 
in  der  Stelle  findet:  Die  Frau  si/richt 
nicht  von  Amors  grimmen  Pfeilen  und 
seinen  Fackeln,  auch  kann  es  nicht 
heissen,  Amors  Waffen,  die  dann  in  be- 
kannter Weise  metonymisdi  seine  Jlacht 
und  sein  Wirken  bezeichnen  würden, 
seien  bei  den  Frauen  nicht  zu  finden, 
sondern  wie  der  Zusammenhang  lehrt, 


kann  nur  gemeint  sein,  dass  es  bei  den 
Frauen  selten  vorkäme,  dass  Amors 
Waffen  zu  •wirklichen  Waffen  werden, 
wie  es  beim  Manne  zuw^eilen  geschieht 
(Ov.  am.  I  6,  57:  aut  ego  iam  ferroque 
ignique  paratior  ipse,  quem  face  siisH- 
neo.  tecta  sup/erha  petam.  Vgl.  zu  U  244). 
Wir  hätten  demnach  in  diesen  Waffen 
Amors  nur  eine  Umschreibung  für  Aus- 
brüche der  Liebesleidenschaft  zu  er- 
kennen, zumal  solche,  die  dem  Manne 
schaden  können,  in  den  nächsten  Versen 
näher  definiert  zumal  als  böswillige 
Untreue. 

X>arcius  in  dem  Sinne  von  selten, 
vgl.  z.  B.  Her.  carm.  I  25,  1:  parcius 
iuncfas  quatiimt  fenestras  ictibus  crebris 
iuvenes  profervi. 

33 — 40.  Zur  Bestätigung  der  in 
den  Versen  29 — 32  enthaltenen  These 
bringt  der  Dichter  nicht  ohne  harmo- 
nische Responsion  mit  den  vier  Bei- 
spielen in  15 — 22  vier  Traoadeiyuara  von 
Frauen,  die  treulos  von  ihren  Männern 
verlassen  wurden.  Nach  bekannter  Tech- 
nik fäUt  auf  jede  einzelne  je  ein  Di- 
stichon. 

33 f.  Erstes  Beispiel:  Medea. 
Phasida  vgl.  zu  II  108.  Ov.  am,  II 
14,  29:  Colchida.  Die  Adjektivform 
Phasis  ist  griechisch  nicht  üblich  (vgl. 
zu  I  293);  Ovid  hat  sie  mehrfach,  in 
der  Ars  nicht  wieder,  aber  z.  B.  her. 
6,  108.    15  (16j,  345. 

33.  iam  matrem  obwohl  sie  ihm 
bereits  Kinder  geboren  hatte :  um  so 
schlimmer  ist  also  seine  Treulosigkeit. 
Vgl.  Eur.  Med.  489   (Medea  zu  Jason): 

Tzoovbcoy.ai  r^uäi,  y.aifd  S'  iy.rf^ao)  /.eyr], 
TtaiÖojv  ysytöxuiV  tl  ydo  qad^'  än:aig  eri, 
avyyvojar'  dv  f;v  aoi  Tovd'  epaad'fjvai, 
Xi/ftvs. 


m  22-39. 


135 


Venit  in  Aesonios  altera  nupta  sinus; 
35  Quantum  in  te,  Thesen,  volncres  Ariadna  marinas 

Pavit.  in  ignoto  sola  relicta  loco; 
Quaere.  noveni  cur  una  viae  dicantur,  et  audi 

Depositis  Silvas  Pli3'llida  flesse  comis; 
Et  famam  pietatis  habet  tarnen  liospes  et  ensem 


34.  Aeso)iios  des  Jason;  über  ihn 
als  Sohn  des  Aeson  vefl.  zu  II  103.  Zur 
Sache  vgl.  zu  I  335  f. ^  U  381.  Prop.  II 
21,  11 :  ^Colchida  sie  hospes  quondam 
decepit  Jason:  eiecta  est,  tenuit  namqiie 
Creiisa,  domo.  0\.  her.  12,  134:  ansus 
es  '^Aesonia   dicere  'cede  domo!' 

35 — 36.  Ziveites  Beispiel :  Ariadne. 
Näheres  zu  I  527. 

quantum  in  te  d.  h.  du  hättest  dir 
nichts  daraus  gemacht,  weun  Ariadne 
eine  Beute  der  volncres  marinae  ge- 
worden wäre.  Vgl.  ihre  eigenen  Worte 
bei  CatuU.  64,  152:  j;)-o  quo  dilaceranda 
feris  dabor  aiitihusque praeda.  Ov.  her. 
10,  96:  destituor  rajndis  praeda  cibus- 
que  feris.  123:  ossa  siqxrstabunt  vohc- 
cres  inhumata  marinae  (dazu  vgl.  Prop. 
ni  7,  llj. 

36.  Auf  der  Insel  Dia:  vgl.  zu 
I  528.  Catull.  64.  133 :  2)erfide,  deserto 
liquisti  in  litore,  Thesen.  Lygdam.  6,  39 : 
flevisü,  ignoto  sola  relicta,  mari. 

37—38.  Drittes  Beispiel:  Phyllis. 
Von  ihrer  Liebe  zu  Demophoon,  dem 
Sohne  des  Theseus,  ist  oben  gesprochen 
(zu  n  353).  Als  nun  Demophoon  ultra 
promissnm  tempus  (Ov.  her.  2,  2)  von 
ihr  fern  blieb,  machte  sie  ihrem  Leben 
durc)i  Erhängen  ein  Ende  und  wurde 
in  einen  Maudelbaum  verwandelt.  De- 
mophoon handelte  treulos  an  der  Ge- 
liebten wie  sein  Vater  Theseus  an 
Ariadne;  vgl.  Prop.  II  24,  43:  parvo 
dilexit  spatio  Minoida  Thesens,  PhyUida 
Demophoon,  hospes  nterqne  malus.  Vgl. 
Callim.  fr.  o05  (II  660  Schneid.) :  liufce 
zlr^Lioifowi'^  u8ty.E  iire.  Ovicls  Worte 
selbst  sind  nun  so  zu  verstehen :  ,.Frage, 
warum  ein  Weg  novem.  viae  genannt 
wird,  und  vernimm  dann  als  Autwort, 
dass  der  Wald  Phyllis  mit  abgelegtem 
Haar  beweint  hat".  Ovid  verwertet 
demnach  hier  die  Sage  von  der  Phyllis 
in  der  Weise,  dass  er  von  dem  ainov 
ausgeht,  dass  der  Sage  zu  Grunde  zu 
liegen  scheint.  Es  gab  nämlich  in 
Thracien  etwa  '  o  Meile  von  Eion  einen 
Ort,  der  'Ervia  6doi  (novem  viae)  hiess, 
wo  später  Amphipolis  gegründet  wurde, 


vgl.  Hdt.  VII 114.  Thuk.  1 100.  Steph. 
Byz.  s.  AufiTTohs.  Diesen  Ort  Ewea 
oSoi  brachte  man  mit  der  PhyUissage 
in  Zusammenhang,    vgl.   z.  B.  ApoUod. 

epit.  6,  16 :  6  8e  (-/r^uoyjöcov)  ßov'/.ö/nevoi 
eh  rfjv  Tzar^iSa  aTiievai,  :xof.),a  Ser^ü'eig 
oinoaai  ai'aoTQexpsiv  aTie^xsTai '  y.al  0vX- 
?.i3    avzov    u-XQi    Tcöi>  'Evvia    oBwv  /.eyo- 

uivcov  TTooTTEfircei.  Näheren  Aufschluss 
giebt  die  ausführliche  Erzählung  Ovids 
rem.  am.  591  (vgl.  55):  quid,  nisi  se- 
creiae  laeserunt  PhyUida  silvae?  certa 
necis  causast:  incomitata  fuit.  ibat  tit 
Edono  referens  trieterica  Baccho  iresolet 
fusis  barbara  turba  comis,  et  modo,  qua 
poterat,  longum  spectabat  in  aequor, 
nunc  in  harenosa  lassa  iacebat  humo. 
'perfide  Dcmophoonl'  (CaUim.  fr.  505: 
rvucfie  .Jr]fio<f6iov,  äSiy.s  ^evs)  SUrdas 
clamabat  ad  undas,  ruptaque  singulttc 
verba  loqucntis  erant.  limes  erat  tenuis 
longa  subnubilus  umbra,  qua  tulit  illa 
suos  ad  mare  saepe pedes.  nona  fere- 
batur  miserae  via:  ^ vieler it!'  inquit 
et  spectai  zonani  pallida  facta  suam, 
adspicit  et  ramos ;  dubitat  refugitque, 
quod  audet;  et  timet  ei  digitos  ad  sua 
colla  refert.  Sithoni,  tunc  certe  vellem 
non  sola  fuisses:  non  flesset  po- 
sitis  PhyUida  silva  comis.  Da- 
mit sind  auch  die  anderen  Momente 
angegeben,  die  hier  in  Frage  kommen : 
neunmal  eilte  Phyllis  sehnsuchtsvoll 
dem  Geliebten  entgegen,  und  als  das 
Unglück  geschehen  war,  bezeugt  der 
Wald  seine  Trauer  der  Armen  dadurch, 
dass  die  Bäume,  die  um  ihr  Grab 
Avachseu,  ihre  Blätter  verlieren,  sie  teil- 
nehmend auf  ihr  Grab  streuen  [depositis 
comis).  Vgl.  noch  Servius  zu  Verg.  ecl. 
5,  10:  .  .  .  postea  reversus  Demophoon 
cognita  re  eins  amplexus  est  truncum, 
qui  velut  sponsi  sentiret  adventum  folia 
emisit :  unde  etiam  fvlKa  sunt  dicta  a 
Phyllide,  quae  antea  Ttsrtdn  dicebantur. 
Hygin.  fab.  59.  AP.  Yll  705,  2  (das 
^^ioi-  der  Phyllis). 

39—40.  Viertes  Beispiel.  Elissa: 
Verg.  Aen.  IV.  Mau  beachte  den  rhe- 
torisch zugespitzten  Gegensatz  (vgl.  die 


136 


Ars  amatoria 


40       Praebuit  et  causam  mortis.  Elissa,  tuae. 
Quid  vos  perdiderit.  dicam:  nescistis  amare; 

Defiiit  ars  vobis:  arte  perennat  amor. 
Nunc  quoque  nescireiit!  sed  me  Cytherea  docere 
lussit  et  ante  oculos  constitit  ipsa  meos; 
45  Tum  mihi  'quid  miserae'  dixit  'meruere  puellae? 
Traditur  armatis  vulgus  inerme  viris. 
Illos  artifices  gemini  fecere  libelli: 

Haec  quoque  pars  monitis  erudienda  tuis. 
Probra  Therapnaeae  qui  dixerat  ante  maritae, 
50      Mox  cecinit  laudes  prosperiore  lyra; 
Si  bene  te  novi  (cultas  ne  laede  puellas!), 
Gratia,  dum  vives,  ista  petenda  tibist/ 


Einl.  p.  XXI):  obwohl  Aeneas  im  Rufe 
der  pietas  steht,  ^A'^lrde  er  doch  durch 
seine  Treulosigkeit  am  Tode  der  Elissa 
schuld.  Pius  heisst  er  bei  Vergil  oft, 
nennt  sich  selbst  so  Aen.  I  378:  sum 
pius  Aeneas  etc.  (in  matter  Nachahmung 
von  Hom.  Od.  IX  19). 

hospes  vgl.  Verg.  Aen.  IV  10 :  quis 
nov\is  hicnostris  successit  sedibus  hospes ! 

ensem  das  Schwert,  mit  dem  Dido 
auf  dem  Scheiterhaufen  sich  entleibte, 
war  ein  Geschenk  des  Aeneas,  vgl.  Aen. 
IV  647:  conscendit  fnrihunda  rogos 
ensemque  recludit  Dardanius,  non  hos 
qtiaesitum  munus  in  usus.  —  Vgl.  auch 
Ov.  fast,  in  549:  praebvit  Aeneas  et 
causam  mortis  et  ensem,  ipsa  sua  Dido 
concidit  usa  manu. 

40.  Elissa  ein  anderer  (phoiniki- 
scher?)  Name  der  Dido,  bei  römischen 
Dichtern  nicht  selten.  Vgl.  Tim.  fr.  23 
(FHOt.  I  197) :  raiTTjv  (frjol  Ti/uaios  xard 
fiev  TTjv  ^oiviy.cov  yXmaaav  'EXiaaav  y.a- 
Xeta&ai,  (lSeX<fi)v  cüe  eivai  Ilvy/nahcovos 
Tov  TvQiiov  ßaaü.scjs,  j'y'  rjs  (fr]ai  Kao/j]- 
86va  TTjv  SV  AißvTi   y.Tio&rjvat.     Ov.   am. 

n  18,  31.  fast.  IIl'612.  623.  Verg.  Aen. 
IV  335.  610  etc. 

42.  Die  Reduplicatio  (dvaSiTiXcoois) 
in  ähnlicher  Absicht  und  Wirkung  wie 
die  Anaphora  arte  II  12. 

43.  lieber  das  persönliche  Erschei- 
nen der  Gottheit  vgl.  zu  II  493  und 
die  Einleitung  p.  XVII. 

Cytherea  vgl.  zii  II  15. 

44.  ipsa  sie  selbst,  persönlich,  nicht 
etwa  eine  Vision;  dem  entspricht  auch 
V.  .54. 

46.   Vgl.  V.  5. 

49  f.     Das    Distichon    will    einem 


immerhin  denkbaren  Einwände  Ovids, 
ivie  darf  ich  nun  auch  den  Mädchen 
Waffen  in  die  Hände  ^eben,  dadurch 
würde  ich  ja  den  Erfolg  der  beiden 
ersten  Bücher  selbst  illusorisch  machen, 
von  vornherein  begegnen :  du  kannst  es 
unbesorgt  wagen,  hat  doch  der  grosse 
Stesichorus  ähnliches  gethan.  Eine 
im  Altertum  weit  verbreitete  Legende 
lautete,  dass  Stesichorus  in  einem  seiner 
Gedichte  (der  'Jkiov  Tre^ais?)  die  Helena 
als  die  Veranlassung  all  des  Jammers 
des  trojanischen  Krieges  arg  geschmäht 
habe;  die  vergötterte  Helena  habe  ihm 
darob  gezürnt  und  ihn  mit  Blindheit 
bestraft.  Darauf  habe  Stesichorus  eine 
Paliuodie  gedichtet,  in  der  er  gesagt 
habe,  dass  nicht  die  wahre  Helena,  son- 
dern nur  ein  Trugbild  von  ihr  [eiöcokov, 
vgl.  Plat.  rep.  586  c.  Tzetzes  zu  Lycophr. 
113)  nach  Troja  gezogen  sei.  Die  ver- 
söhnte Heroine  gab  ihm  darauf  das 
Augenlicht  wieder.  Der  Anfang  der 
Palinodie  ist  uns  erhalten  bei  Plat. 
Phaedr.  243  a) :  ovy.  iaz^  etviios  Xöyos 
omos  ovo  epas  ev  vrjvacv  evaeK/xote, 
oiS"  ty.eo  TtCQyafia   Tpoias. 

Das  Gedieht  erlangte  eine  grosse 
Berühmtheit,  so  dass  von  da  ab  das 
Sprichwort  naXucpSiav  aSsiv  Üblich 
wurde,  vgl.  Plat.  1.  1.  244  a. 

Therapnaea  marita  heisst  Helena 
nach  der  so.  von  Sparta  am  Eurotas 
gelegenen  Stadt  Therapnae,  die  als  ihre 
Heimat  galt  und  wo  sie  auch  mit  Mene- 
laos  begraben  lag  (Paus.  III  19,  9.  Vgl. 
Stein  zu  Hdt.  VI  61). 

51.  si  hene  te  novi  dieser  Versan- 
fang z.  B.  auch  am.  II  18,  39. 

cultas  vgl.  zu  I  97  und  die  Ein- 
leitung p.  X. 


III  40—64. 


13( 


Dixit  et  e  myrto  (mjTto  nam  vincta  capillos 

Constiterat)  folium  granaque  paiica  dedit; 
55  Sensimus  acceptis  numen  quoqiie:  purior  aether 

Fulsit,  et  e  toto  pectore  cessit  onus. 
Dum  facit  Ingenium,  petita  hinc  praecepta,  puellae, 

Quas  pudor  et  legres  et  sua  iura  sinunt! 
Venturae  memores  iam  nunc  estote  senectae: 
60       Sic  nullum  vobis  tempus  abibit  iners. 
Dum  licet,  et  veros  etiamnum  degitis  annos, 

Ludite:  eunt  anni  more  fluentis  aquae; 
Nee  quae  praeteriit,  iterum  revocabitur  unda, 

Nee  quae  praeteriit,  hora  redire  potest. 


53.  myrto  denn  diese  Avar  der  Venus 
heilig,  vgl.  unten  III  181:  Paphias 
myrtos  (wie  Verg.  ge.  II  64).  Vgl.  II 
734.   fast.  IV  139.    Plut.  Numa  lö. 

Hier  benützt  sie  die  Myrte,  um  den 
Dichter  zu  weihen  und  zu  begeistern, 
vgl.  fast.  IV  15:  niota  Cytheriaca  leviter 
mea  tempora  myrto  contigit  et  'coeptiim 
perfice   dixit  'opus.^ 

54.  Zu  dem  göttlichen  Geschenke 
vgl.  Luc.  rhet.  praec.  4 :  sl  ytxQ  'Hoiodos 

fte-i'  okiya  avXka  ex  tov  'EXixcöi'Oi 
Xaßiov  avTiy.a  fidka  7ioit]rrjs  ix  Tzoi/ievos 
xaTsoTi]  xil.  (vgl.  zii  ars  I  27  f.). 

55.  Die  göttliche  Erscheinung  mani- 
festiert sich  in  verklärendem  Lichtglauz, 
vgl.  die  Erscheinung  der  Venus  vor 
Aeneas  bei  Verg.  Aen.  II  589:  cum  mihi 
se,  non  ante  oculis  tam  dura,  videndam 
obtulit  et  piira  per  noctem  in  luce  re- 
fnlsit  alma  parens,  confessa  deam  qua- 
lisque  videri  caelicolis  et  qnanta  solet. 
Dazu  (zu  V.  590)  sagt  Servius :  in  luce] 
in  nimbo,  qui  cum  numinibus  semjjer  est. 

58.  Der  Gedanke  ist  klar  und  er- 
innert an  I  31.  III  27  etc.  Vgl.  unten 
614:  hoc  decet,  liocleges,  iusque jmdorque 
iubent.  Zii  sinunt  ergänzt  man  am 
besten  einen  passenden  luiinitiv  (z.  B. 
peterc  oder  obsenmre),  zu  dem  das  aus 
dem  vorhergehenden  Verse  nochmals  zu 
denkende  praecepta   das  Objekt  bildet. 

59flF.  Ein  häufiger  Gemeinplatz  der 
•erotischen  Dichtung  ist  der  Rat,  die 
Zeit  der  Jugend  auszunützen,  ehe  das 
Alter  herankommt,  und  es  zu  spät  ist. 
Vgfl.  die  Worte  der  Gj'llis  bei  Herondas 
1,  63:  T/5  d'eoi  y.aTd^ri]ooi'  aavrrjv,  t6 
^'^^ae  fi>)  Xa&ii  ae  Tzoooßkexi'av.  Prop. 
rV  5,  57:  dum  vernat  sanyuis,  dum 
rugis  integer  annus,  utere.,  ne  quid  cras 


übet  ab  ore  dies,  vidi  ego  odorati  vic- 
tura  rosaria  Paesti,  sub  matutino  cocta 
iacere  noto.  Tib.  I  8.  47 :  at  tu,  dum 
primi  floret  tibi  temporis  aetas,  utere, 
non  tardo  labitur  illa  pede.  Seneca 
Hipp.  446:  aetate  fruere,  mobili  cursu 
fugit. 

61.  veros  annos  die  Jahre,  die  allein 
wahre  sind,  allein  verdienen,  so  genannt 
zu  werden,  das  sind  die  Jahre  der 
Jugend;  vgl.  oben  I  62:  vera  puella. 

62.  ludite  vgl.  zu  I  91. 

63  f.  Die  Anapher  (vgl.  die  Einl. 
p.  XXI  Anm.  7)  stellt  hier  besonders 
wirkungsvoll  beide  Sätze  inhaltlich  ein- 
ander gleich. 

Zur  Sache  vgl.  Cic.  de  sen.  19,  69: 
horae  quidem  cedunt  et  dies  et  menses 
et  anni,  nee  praeteritum  tempus  unquam 
revertitur.  Verg.  ge.  III  284 :  sed  fugit 
interea,  fugit  irreparabile  te mp u s. 
Ov.  am.  18,  49:  labitur  occulte  fallit- 
que  volubilis  aetas,  et  celer  admissis 
labitur  annus  (oder  mit  cod.  Sarrav. 
amnis?)  equis. 

Das  hier  gebrauchte,  sehr  anschau- 
liche Bild,  das  hier  durch  seine  knappe 
Kürze  und  scharfe  Gegenüberstellung 
der  Gedanken  besonders  wirkungsvoll 
ist,  kehrt  in  den  Metamorphosen  in 
breiter  Ausführung  wieder;  met.  XV 
179:  ipsa  quoque  assiduo  labu)itur  tem- 
pora. motu,  non  secus  ac  flumen.  neque 
enim  consistere  flumen  )iec  levis  hora 
potest:  sed  uf  uiida  impellitur  ^tnda, 
urgueturque  eadem  veniens  urguetque 
priorem.  tempora  sie  fugiunt  pariter, 
pariterque  sequuntur  et  nova  su7it  sem- 
per.  nam  quod  fuit  ante,  relictumst, 
fitquc  quod  haud  fuerat,  momentaque 
cuncta  Jiorantur. 


138 


Ars  amatoria 


65  Utendumst  aetate:  cito  pede  labitur  aetas 

Nee  bona  tarn  sequitur,  (iiiam  bona  prima  fuit. 
Hos  ego.  qui  canent,  frutices  violaria  vidi,  - 

Hac  mihi  de  Spina  grata  Corona  datast. 
Tempus  erit,  quo  tu,  quae  nunc  excludis  amantes, 
70       Frigida  deserta  nocte  iacebis  anus. 
Nee  tua  frangetur  nocturna  ianua  rixa, 

Sparsa  nee  invenies  limina  mane  rosa. 
Quam  cito,  me  miserum!,  laxantur  corpora  rugis, 
Et  perit,  in  nitido  qui  fuit  ore,  color; 
75  Quasque  fuisse  tibi  canas  a  virgine  iuras, 
Spargentur  subito  per  caput  omne  comae. 
Anguibus  exuitur  tenui  cum  pelle  vetustas. 


65.  Vgl.  AP.  XI  51 :  T^s  ojpm  urcö- 
Xavs  ■  TtaQay.fiuL^tt  rayv  TiävTa  •   ev  ■d'eoos 

ii  £Qi(pov  TQr^x^'^'  i^fjy-s  TQc'v/ov.  Goethe 
Faust  I  4,  1555:  Gehraucht  der  Zeit, 
sie  geht  so  schnell  von  hinnen.  Cic.  Tusc. 
I  31,  76:  volnt  enim  aetas. 

66.  Der  Vers  erinnert  in  gewissem 
Sinne  an  die  Sentenz  des  Publilius  Svrus 
(103  =  Eibb.  II  p.  318) :  cotidie  est  de- 
terior  jwsterior  dies.  Vgi.  Diogen.  II 54 : 
del  ra  Ttiovai  ßel.riio.  Sen.  Phaedr.  775 
(784) :  horaqnc  semper  praeterita  deterior 
suhit. 

67  f.  3Iit  dem  Gedanken  vg-1.  AP. 
XI  53:  To  (loÖov  dy./ud^ti  ßaiov  yoovov, 

TJV   Sk    Tla^sl&r,    ^I]T(Öv  EVQl)aElS  ov    ()6Öov 

dlld  ßäiof.  Theoer.  23,  28:  y.aX  rd 
böSov  xaXöv  SOZI,  y.al  6  yoövos  avTO 
fia^aivei '  y.al  to  lov  y.a).öv  eariv  ev  ainoi, 
y.al  rayv  yr^QÖ. '  y.al  y.ä/./.os  y.a/.ov  eari 
to  7iai.biy.6v,  u)j^  ot.iyov  ^r.  Tib.  I  4,  29 : 
quam  cito  purpureos  deperdit  terra  co- 
lores,  quam  cito  formosas  popuhis  alba 
comas !  quam  iacet,  infirmae  venere  uhi 
fata  senectae,  qui  prior  Eleost  carcere 
missus  equus!  vidi  ego  iam  invenem, 
premeret  cum  serior  aetas,  maerentem 
stulto  praeteriisse  dies  etc. 

69flf.  Vgl.  Prop.  III  25,  11:  at 
te  celatis  aetas  gravis  urgeat  annis 
et  veniat  formae  ruga  sinistra  tuae. 
vellere  tum  ciipias  alhos  a  stirpe  capillos 
ah  specnlo  ruyas  increpitantc  tibi,  ex- 
clusa  inqne  vicem  fastns  patiarc  super- 
hos, et  quae  fecisii  facta  queraris  anus. 
Eine  sehr  anschanliche  Illustration  giebt 
auch  Hör.  carm.  I  25.  Etwas  anders  ge- 
wendet ist  ein  ähnlichei  Gedanke  bei 
Tibull.  I  6.  77  ff.  (nach  einem  Epigramm 
AP.  VI  283).  Hör.  carm.  II  5.  Vgl. 
auch  Heinrich  Heine   (Lyrisches  Inter- 


mezzo Nr.  48) :  Es  liegt  der  heisse 
Sommer  auf  deinen  Wängelein ;  es  liegt 
der  Winter  der  kalte  in  deinem  Herz- 
chen kleiyi.  Das  wird  sich  bei  dir  ändern, 
du  Vielgeliebte  mein!  Der  Winter  wird 
auf  den  Wangen,  der  Sommer  i??i  Herzen 
sein. 

Der  ausgeschlossene  Liebhaber :  vgl. 
zu  II  244  und  rem.  am.  36. 

70.  Der  Vers  erinnert  an  CatuU. 
68.  29 :  frigida  deserto  tepefactet  membra 
cuhili. 

71.  Näheres  ist  besprochen  zu  II 
244.  Vgl.  rem.  am.  31 :  effice,  nocturna 
frangatur  ianua  rixa,  et  tegat  ornatas 
multa  Corona  fores. 

72.  Kränze  vor  der  Thür :  zu  II 528. 
74.  color  die  in  Jugendkraft  leuch- 
tende Farbe,  nicht  nur  des  Gesichtes. 

Vgl.  Theoer.  2,  79 :  orri&ea  OTi/.ßovra. 
Lygdam.  4,  29:  candor  erat,  qualem 
])rofert  Latonia  Luna,  et  color  in  niveo 
corpore  purpureus. 

Hör.  carm.  II  5.  18:  Chloris  alba 
humero  nitens. 

Verg.  ecl.  2,  17:  o  formose  imer, 
nimium  ne  crede  colori. 

77.  Das  Häuten  der  Schlangen,  mit 
dem  sie  neue  Jugend  gewinnen,  ■wird 
von  den  Alten  gern  erwähnt.    Vgl.  Nie. 

Ther.  137 :  ur,S'  6re  öiy-vriev  fokiSojv  nsQi 
yrjfjnj  dfuooag  dw  drafoirrjOT]  vea^fj 
y.txuQr^uevoi  rjßu  ^«7/.  Ov.  met.  VII  237 : 
et  tarnen  annosae pellemposuere  senectae. 
IX  266:  utcpie  novus  serpens  posita  cum 
pelle  senecta  luxuriare  solet  squamaque 
virere  recenti.  Verg.  Aen.  II  473: 
(coluber)  positis  novus  exuviis  nitidus- 
que  iuventa;  vgl.  ge.  III  437:  häufig 
gesellt  sich  dazu  die  Klage,  dass  dem 
Menschen  nicht  auch  ähnliches  vergönnt 


III  65-86. 


139 


Nee  faciimt  cervos  coniua  iacta  senes, 
Nostra  sine  auxilio  fugiunt  bona:  carpite  florem, 
80       Qui,  nisi  carptus  erit,  turpiter  ipse  cadet. 
Adde,  quod  et  partus  faciunt  seniora  iuventae 

Tempora:  continna  messe  senescit  ager. 
Latmius  Endymion  non  est  tibi.  Luna,  rubori, 
Nee  Cephalns  roseae  praeda  pudenda  deae; 
85  Ut  Veneri,  quem  luget  adhuc,  donetur  Adonis, 
Unde  habet  Aenean  Harmoniamque  suos? 


ist.  Tib.  I  4,  35 :  crudeles  divi,  sciyens 
novus  exuit  annos :  forniae  non  ullam 
fata  dedere  moram. 

79.  carpite  florem  erinnert  an  Hör. 
carm.  I  11,  8:  carjie  diem.  Vgl.  Mart. 
VII  47,  11 :  vive  velut  rapto  fugitivaque 
gaudia  carpe. 

81  f.  Daher  fürchtet  sich  das  Mäd- 
chen  bei  Theoer.  27,  30   davor:   ap.a 

rsy.Elv    T^oitdco.    fiy    y.al    -/^Qoa    y.at.ov 

oleaaco.    Vgl.  unten  V.  785. 

S3— SS.  Das  Beispiel  der  Göttinnen 
selbst  mahnt  euch  Mädchen,  mit  den 
Liebesfreuden  nicht  zu  geizen. 

S3.  Erstes  Beispiel:  Selene  und 
Endymion.  Lucian.  dial.  deor.  11 : 
^A<t>P0^1TH.  drd<)  eiTie  /uoi,  xaXoi  ö 
lEpSvfucof  EOxiv  •  svTTa^fifiv&ov  yd()  ovrcos 
tb  Ssiror.  —EAHNH.  sfioi  fiev  xal  ndvv 
y.akoij  cd  A(f(>oÖiTr]j  öoy.et.  y.al  fiäXiara 
orar  vTToßaÄöfisvoi  btiI  tTjs  Tter^as  Tt]v 
■/XafivSa  y.a&svot]  rP  laiä  juev  e;(cov  rd 
dy.övTicc  rjd'>j  ix  rfjg  ysiods  vTCOQoiovTa, 
■q  Se^id  8e  Ttegl  iriv  y.B(fakf]v  ti  to  dv(o 
eTTiyey.Xaauevri  sttiti^stttj  tcö  Tt^oacönto 
TtEQiy.eifievri.  6  8e  vTto  tov  vTtvov  XsXv- 
fiEVOS  dvaTiVBrj  t6  dfiß^öaiov  ixsTvo 
da&fca.  Tors  toivvv  iyoj  difof/^ri  y.arc- 
ovaa  ETI  ax^cov  rtöv  Say.iv/.tov  ߣßi]y.vla^ 
(oi  dv  uf]  dvEyQÖ/iiEvos  sy.ra^a'/d'Eit]  — 
oiad'a  ■  t/  ovv  dv  aoi  Xiyoifii  t«  fiErd 
ravTa ;  TtXrjv  dnukkv futi  ys  vtio  tov  eqioxos. 

Theoer.  20,  37  :  'EvSvfiuov  Ss  ris  r^v ; 
ov  ßovxökos;  ov  ys  J^sldva  ßovy.oXsovTa 
(piXaaEv^  an  OiXvfinco  8e  /iioXoTaa  Adr- 
ftiov  dv  vdnos  fjX&E  y.al  eU  oad  rcatSl 
ndS'EvÖE. 

Ov.  am.  1 13,  43:  adspice,  quot  som- 
nos  iuveni  donarit  amato  Luna. 

Prop.  II  15,  15:  nudus  et  Endy- 
mion Fhoebi  ecpissc  sororeni  dicitur  et 
nudae  concubuisse  deae. 

Cic.  Tusc.  I  38,  92:  a  Luna  conso- 
pitus  putatur  Endymion,  ut  cum  dor- 
mientem  oscularetur. 

Latmius  heisst  Endymion  nach  dem 


Berge  Latmos  in  Karien,  seiner  Heimat, 
dem  Schauplatze  des  Liebesabenteuers 
mit  der  Selene ;  vgl.  Cic.  1.  1. :  Endy- 
mion .  .  .  in  Latmo  ohdormivit,  qui  est 
mons  Cariae  .  .  .  Auf  dem  Latmos  be- 
fand sich  auch  ein  Heiligtum  des  Endy- 
mion, vgl.  Paus.  V  1,  5:  y.al  ud'vTov 
'EvöutiicDvös  eariv  sv  roj  Ad-Tfio). 

84.  Ziveites  Beispiel:  Aurora  und 
Cephalus.  Vgl.  Paus.  I  3,  1  (von  den 
Bildwerken  der  arod  ßaaiXEws  sprechend): 
Tavrrjg  etieoti  reo  y.Eod/.up  Trjs  axoäi  dydX- 
fiaxa  oTtrfjg  /'^»S  dtfisls  OroEVa  4s  d'd- 
Xaoaav  Zy.EiQCOva  y.al  (fEQOvaa  'HfiEQa 
KitfaXov,  ov  y.dXXiOTOV  yEVoiiiEVov  (faatv 
vTio  'HfiEQai  EQuad'Eiarji  d^Ttaa&fjvai^  xai 
Ol  TiaiÖa  yEVEod'ai  (paE&ovra  "{■"{"  "J"  xai 
(pvXaya    E7Co'ii]a£    tov    vaor.    ravTa   aXXoc 

TS  xal  'Haiodoi  (Goettl.^  fr.  28,  Marksch. 

fr.     119,    p.    321)     Elfirjy.EV    8V    ETTEOI,    TOTi    Ei 

-     yvvaly.ai.     Vgl.   III  18,  12.     ApoUod. 

181.  Ov.  met.  VII  701  ff.  am.  I 
,  39. 

roseae  vgl.  das  homerische  qoSo- 
SdxTvXoi  7Ials.  Ov.  met.  II  112:  ecce 
vigil  rutilo  patefecit  ab  ortu  pur- 
pureas  Aurora  fores  et  plena  rosa- 
rum  atria.  Verg.  Aen.  VII  26:  Aurora 
in  roscis  fulgehat  lutea  bigis.  Vgl. 
auch  Ameis-Hentze  im  Anhang  zu  Hom. 
Od.  II  1. 

85.  Drittes  Beispiel:  Venus  und 
Adonis.    Näheres  zii  I  75. 

donetur  im  Sinne  von  condonetur, 
vgl.  Ov.  ex  Pont.  II  7,  51:  culpa  gravis 
precibus  donatur  saepe  suorum.  Her. 
carm.  III  3,  33. 

86.  Viertes  und  fünftes  Beispiel: 
Venus  und  A7ichises.   Venus  und  Mars. 

lieber  ihre  Liebe  zu  Auchises  spricht 
sich  die  Göttin  selbst  aus  bei  Luc.  dial. 
deor.  11.  Eine  ausführliche  Darstellung 
enthält  der  IV.  homerische  Hymnus 
(V.  45ff.l.  Vgl.  Hom.  II.  II  820.  Theokr. 
1,  105.    Apollod.  III  141. 

Ueber    die    Buhlschaft    der   Venus 


rag 

m 

13. 


140 


Ars  amatoria 


Ite  per  exemplum,  genus  o  mortale,  dearum 

Gaudia  nee  cupidis  vestra  negate  viris! 
Ut  iam  decipiant,  quid  perditis?  omnia  constant: 
90       Mille  licet  sumant,  deperit  inde  nihil. 
Conteritur  ferrum,  silices  tenuantur  ab  usu: 

Sufficit  et  damni  pars  caret  illa  nietu. 
Quis  vetet  adposito  luraen  de  lumine  sumi, 
Quisve  cavo  vastas  in  mare  servet  aquas? 
95  Et  tarnen  ulla  viro  mulier  'non  expedit'  inquit? 


mit  Mars  vgl.  II  561  ff.  Beider  Tochter 
ist  Harmonia.  die  daun  den  Kadmos 
freite.  Apollod.  III  25:  Zeig  §'  tSwy.ev 
avro)  yvvaty.a  'ÄQf^ioviav,  'A^poSirr^g  y.al 
^ÄQEOS  ü'vyaTioa.  y.al  Trdrrss  d'eoi  y.aTaki- 
TiovTBi  jöv  ovQnvov,  iv  Ti,  KaSueia  tov 
yäfiov    tvioyoi'UkvoL    y.a&ifivr^aav.      Vgl. 

Hes.  tbeog.' 933-937. 

Der  Rückschhiss  a\;s  der  Existenz 
der  Kinder  auf  den  vorhergegangenen 
Liebesbund  ähnlich  wie  unten  V.  521: 
credere  vix  videor,  cum  cogar  credere 
partii,  vos  ego  cum  lestris  concuhuisse 
viris. 

SS.  gaudia  in  erotischem  Sinne  fvgl. 
n  459.  m  462.  661)  wie  oft,  vgl.  z.  B. 
Ov.  her.  15  (16),  ol?:  te  mihi  meqne 
tibi  communla  gaudia  inngant.  Prop. 
14,  14 :  gaudia  sub  tacita  vesfe.  Tib. 
I  5,  39  u.  0. 

cupidis  vom  Liebesverlangen  wie 
bei  Catull.  61,  32.  54.  Vgl.  62,  23:  iuveiii 
ardenti   castam  donare  puellam. 

90.  snmant  (vgl.  auch  zii  III  619) 
ebenfalls  in  erotischem  Sinne  wie  Mart. 
X  81,  2:  nudam  siimere.  Patron.  100: 
etiam  cum  volucrit  (sc.  senex)  aliquid 
sumei-e.  ojms  anhelitu  prodet. 

Der  hier  ausgesprochene  Gedanke 
begegnet  uns  auch  in  den  Priapeen, 
vgl.  carra.  3,  das  Seneca  (contr.  I  2,  22) 
dem  Ovid  zuschreibt :  obscure  j)Oteram 
tibi  dicere:  'da  mihi,  quod  tu  des  licet 
assidue,  nil  tarnen  indc  perit.  da  mihi, 
quod  cupies  frustra  dare  forsitan  olim, 
cum  tenet  obsessas  invida  barba  genas, 
quodque  lovi  dederat,  qui  raptus  ab 
alite  Sacra  miscct  amatori  pocula,  grata 
SMO,  quod  virgo  prima  cupido  (vgl.  ars 
V.  88)  dat  noctc  nuirito,  dum  timet 
alterius  vulnus  inepta  loci  etc. 

Aehnlich  heisst  es  in  einem  Aben- 
teuer des  Bacchus,  das  Eyghius  (astron. 
n  5)  erzählt:  .  .  .  ciun  impcfrasset  a 
parente,  ut  Semelam  matrem  ab  inferis 
reduceret  et  quaerens   ad  eos  descensio- 


nem  ad  Argivorum  fines  pervenisset, 
obviam  ei  quendam  factum  nomine  f 
Hypolipnum  {Uö'Kv^vov  bei  Paus.  11 
37,  5),  ...  qui  petenti  Libero  descensio- 
nem  monstraret.  hunc  autem  cum  vi- 
dissef  t  HypolipHus  puerum  aetate  mi- 
randa  corporis  pulchritudine  reliquis 
praestantem  mercedem  petiisse  ab  eo, 
quae  sine  detrimento  eiiiS  da- 
retu  r. 

91.  Wieder  sprichwörtlich:  conte- 
ritur nämlich  durch  den  Rost,  d.  h. 
wenn  vom  Sprichwort  abgesehen  wird, 
eine  zwar  langsame,  aber  dauernde 
Einwirkung  nützt  selbst  das  härteste 
Material  ab:  anders  ist  es  mit  jener 
pars.  Vgl.  Prop.  II  25,  15:  teritur 
rubigine  mucro  ferreus  et  parvo  saepe 
liquore  silex.  Ov.  ex  Pont.  I  1,  71: 
roditur  ut  scabra  posifum  ruhigine  fer- 
rum ...  sie  etc.  Curt.  YII  8,  15:  fer- 
rum rubigo  consumit.    Vgl.  oben  I  476. 

92.  Wie  wenig  eine  Abnutzung  illius 
partis  zu  befürchten  ist,  wird  durch 
das  an  die  Spitze  des  Satzes  gestellte 
sufficit  und  durch  das  Asyndeton  (vgl. 
V.  362)    nachdrucksvoll  hervorgehoben. 

94.  mare  für  mari  als  Ablativ  ist 
nicht  selten ;  vgl.  Lucr.  I  161 :  e  nuire 
primum  homines,  e  terra  jjosset  oriri  etc. 
Ov.  trist.  V  2.  20:  exiguum  pleno  de 
mare  demat  aquae.  ex  Ponto  IV  6,  46: 
(Hister)  in  caput  Euxino  de  mare  vertet 
iter.  Darüber  vgl.  Charisius  p.  61, 1 — 14 
Keil. 

95.  Der  Zusammenhang  ist  meiner 
Ansicht  nach  der.  Niemand  findet  etwas 
tadelnswertes  darin,  ein  Licht  an  einem 
anderen  zu  entzünden,  niemand  spart 
das  Wasser,  wenn  es  ihm  zu  irgend 
einem  Zwecke  nötig  ist.  Mit  anderen 
Worten :  niemand  geniert  sich,  bei  vor- 
handenem Bedürfnis  sich  von  möglichst 
praktischen  Gesichtspunkten  leiten  zu 
lassen.  Und  dennoch  [et  tamcn),  ob- 
wohl das  bisher  Gesagte  allgemein  zu- 


III  87—103. 


141 


Quid,  nisi  quam  sumes,  die  mihi,  perdis  aquam? 
Nee  vos  prostituit  mea  vox,  sed  vana  timere 

Damna  vetat:  damnis  munera  vestra  earent. 
Sed  me  flaminibus  venti  maioris  iturum, 
100      Dum  sumus  in  portu.  provehat  aura  levis! 

Ordior  a  cultu:  cultis  bene  Liber  ab  uvis 
Provenit.  et  eulto  stat  seg-es  alta  solo. 
Forma  dei  munus:  forma  quota  quaeque  superbit? 


gestanden  wird,  sollte  es  wirklich  eine 
Frau  fertig  bringen,  diese  Lehre  nicht 
auf  den  vorliegenden  Fall  anzuwenden, 
d.  h.  einem  Manne  gegenüber  spröde 
und  unerbittlich  bleiben?  (V.  95). 

Das  Gegenteil  der  hier  (allerdings 
nur  als  möglich  gedachten!  Spröden 
{non  expedit)  ist  die  iral^a  iu  dem  Epi- 
gramm des  Philodemus  AP.  V  45. 

96,  Der  Ausdruck  ist  wohl  zu- 
nächst noch  durch  das  in  V.  94  ge- 
brauchte Bild  beeinflusst,  erhält  aber 
gleichzeitig  eine  etwas  gewagt  pikante 
Pointe  dadurch,  dass  aquam  sumere  iu 
ganz  spezifischem  Sinne  gebraucht  zu 
werden  püegt,  nämlich  von  den  Toilette- 
geheimnissen der  hier  in  Frage  kom- 
menden Körperteile  post  rem  Veneream 
peractam.  Vgl.  unten  V.  620.  Ov.  am. 
III  7,  83:  neve  suae  possent  intactam 
scire  ministrae,  dedecus  hoc  sumpta 
dissimulavit  aqua.  Mart.  II  50:  quod 
feilas  et  aquam  jiotas  nil,  Lesbia,  pec- 
cas:  qua  tibi  parte  opus  est,  Lesbia. 
sumis  aquam.  Carni.  Priap.  30  (Priapus 
sagt  zu  dem  puer,  der  ihn  nach  dem 
Wege  ad  fontem  fragt):  vade  per  has 
vites,  qxiarum  si  carpseris  uvam,  cur 
aliter  sumas,  hospes,  habebis  aquam. 
Petron.  94 :  necfefeUil  hoc  Gitona.  itaque 
extra  cellam  processit,  tanquam  aquam 
peteret.   Plaut,  mil.  glor.  II  6,  70  (551). 

98.  munera  in  dem  Sinne  von  fiei- 
Xi/a  SüJQa  xal  evvrj  (Mimuemi.  1,  3)  als 
erotischer  Euphemismus  geht  von  der- 
selben Vorstellung  aus,  nach  der  dare 
das  sich  Hingeben  des  Mädchens  be- 
deutet. Vgl.  oben  I  345.  Mart.  IV  71,  6 
u.  s.  Hes.  scut.  47.   Pind.  Nem.  8,  7. 

99  f.  Zu  dem  Bude  vgl.  die  Ein- 
leitung p.  XXI  Anm.  7. 

101  —  808.  Hauptteil.  Sieb- 
zehn Anweisungen  für  Mäd- 
chen, die  Ziineigung  der  Jüng- 
linge zu  gewinnen  und  zu  be- 
halten. 


101  —  250.  Erste  Anweisung 
den  cultus  betreffend. 

Die  Notwendigkeit  des  cultus 
wird  ausführlich  begründet  ( — 128),  dann 
werden  specielle  Regeln  gegeben  und 
zwar  negative  ( — 132) ,  und  positive 
( — 250).  Diese  beziehen  sich  a)  auf  die 
Behandlung  des  Haares  ( — 168), 
b)  auf  die  Wahl  der  Kleidung 
(—192),  c)  auf  sonstige  Toiletten- 
geheimnisse und  allerlei  Schön- 
heitsmittelchen (—250). 

101 — 128.  Wie  der  cultus  in  der 
Natur  Wunder  wirkt  ( — 103),  so  ver- 
mag er  auch  mangelnde  Schönheit  des 
Mädchens  zu  ersetzen;  wird  er  aber 
vernachlässigt,  verblüht  selbst  der 
grösste  Liebreiz  { — 106).  Das  haben 
die  Mädchen  auch  von  altersher  ge- 
wusst  (-108),  und  das  gegenteilige 
Beispiel  einer  Andromache  oder  Tek- 
messa  kann  nichts  dawider  beweisen 
( — 112).  Damals  waren  eben  bäurische 
Zustände,  jetzt  leben  wir  aber  in  der 
aurea  Roma  ( — 114):  wie  hat  sich  da 
alles  verändert,  Capitol,  Curie,  Palatin 
( — 120)!  Das  Alte  mag  andere  freuen, 
ich  bin  ein  Kind  unserer  Zeit  (—122) 
nicht  wegen  des  ins  Ungeheure  ge- 
steigerten Luxus  und  anderer  Errungen- 
schaften unserer  Tage  (—126),  sondern 
weil  jetzt  die  verfeinerte  Lebensart, 
mit  einem  Worte  der  cultus  herrscht 
( — 128).  Vgl.  hierzu  die  Einleitung 
p.  IX  ff.  und  zu  der  Begründung  der 
Notwendigkeit  des  cultus  med.  fac.  3  ff. 

101  f.  Vgl.  med.  fac.  3 :  cultus  hu- 
mum sterilem  Cerealia  pendere  iussit 
munera:  mordaces  interiere  rubi;  cultus 
et  in  pomis  sucos  emendat  acerbos,  fissa- 
que  adoptivas  accipit  arbor  opes. 

Liber  vgl.  zu  I  525. 

103.  dei  munus  vgl.  schon  Hom. 
II.  m  54 :  iVctJ^'  'Afooiiir>;i,  ij  rs  xöut]  rö 
TS  eiSog  xrl. 


142 


Ars  amatoria 


Pars  vestrum  tali  munere  magna  caret. 
105  Cura  dabit  faciem;  facies  neclecta  peribit, 
Idaliae  similis  sit  licet  illa  deae. 
Corpora  si  veteres  non  sie  coluere  puellae, 

Nee  veteres  cultos  sie  habuere  viros: 
Si  fuit  Andromaehe  tunicas  induta  valentes, 
110       Quid  mirum?  diiri  militis  iixor  erat. 
Seilieet  Aiaei  coniunx  ornata  venires, 

Cui  tegumen  septem  terga  fuere  boura? 
Simplicitas  rudis  ante  fuit,  nune  aurea  Romast 
Et  domiti  magnas  possidet  orbis  opes. 
115  Adspiee  quae  nunc  sunt  Capitolia,  quaeque  fuerunt: 


105.  Vgl.  med.  fac.  1 :  discite,  quae 
faciem  commendet  cura,  jmellae,  et 
quo  sit  vobis  causa  tuenda  modo. 

106.  Idalia  dea  ist  Venus,  die  in 
Idalium  auf  Cypern  einen  heiligen  Hain 
und  Tempel  hatte.  Aeltestes  Zeugnis 
ist  Theoer.  15,  100:  SioTioti',  «  lolycös 

T£  y.al  ^lÖäXiov  efi/.aaas  (Catull.  64,  96). 

Cat.  36,  12.  61,  17.  Verg.  Aen.  I 
681.  693. 

107  f.  Vgl.  med.  fac.  11:  forsitan 
antiquae  Tatio  snb  rege  Sabinae  malue- 
rint  quam  sc  rtira  paterna  coli,  cum 
matrona  j)remens  altum  rubicunda  se- 
dile,  adsiduo  durum  pollice  nebat  opus, 
ipsaqne  claudebat,  quos  filia  jjaverat, 
agnos,  ipsa  dabat  vir  gas  caesaque  liqna 
foco;  at  vestrae  matres  teneras  peperere 
puellas  ...  23 :  nee  tarnen  indignum : 
sit  vobis  cura  placendi,  cum  comptos 
habeant  saecula  nostra  viros. 

109.  Andromaehe  vgl.  zu  II  645. 
in  519  und  die  Einleitung  p.  XXI 
Anm.  7. 

tunicas  valentes  zu  V.  267. 

111.  Würdest  du  etwa  als  Gattin 
des  Aiax  in  zierlichem  Schmuck  er- 
scheinen ?  Für  eine  Tekmessa  (vgl.  V.  517) 
passen,  so  meint  der  Dichter,  seine  Lehren 
nicht,  der  cultus  hätte  sich  nicht  mit 
der  Eauheit  und  wilden  Kraft  ihres 
Mannes  (V.  112)  vereinbaren  lassen: 
aber  das  war  anno  dazumal,  seitdem 
haben  sich  die  Zeiten  bedeutend  ver- 
ändert. 

112.  Das  inraßoiov  äp^rjxTov  ady.os 
(Soph.  Ai.  576)  des  Aias  war  im  Alter- 
tum hochberühmt,  vgl.  schon  Hom.  II. 
VII  219:  Aius  d  iyyv&ev  tjX&e  (fsocov 
adxos  rivre  TCVQyov,  yaXy.tov  tTiraßoELOv, 
6  Ol  Tvxios  y.dfie  rsv^iov,  ay.vroröficov 
ox  d()taro£,  'i*A/?  evi  oixia  vaiwv  6s  ol 
inoirjoev    ady.os    aloXov    tmaßöeiov  lav- 


Qcov  i,arQe(fea>v,  btiI  ^'  oySoov  rjXaoe  X"-^ 
y(>y.  \  Ov.  am.  I  7,  7  (=  met.  XIII  2): 
clipei  dominus  septemplicis  Aiax. 

113.  aurea  Roma  vgl.  Martial.  IX 
59,  1 :  in  Septis  Mamurra  diu  multum- 
que  vagatus  hie  ubi  Borna  suas  aurea 
vexat  opes.  Auson.  el.  urb.  1:  prima 
urbes  inter,  divum  domus,  aurea  Roma,. 

114.  Vgl.  Ov.  fast.  IV  255:  j^ost, 
ut  Roma  pjotens  opibus  iam  saecida 
quinque  vidit  et  edomiio  sustulit  orbe 
Caput  etc.  trist.  III  7,  50:  me  tarnen 
exstincto  fama  superstes  erit;  dumque 
suis  victrix  omnem  de  montibus 
orbem  prospiciet  domitu m  Martia 
Roma,  legar.  Eine  der  Lieblingsüber- 
treibungen der  römischen  Dichter.  Vgl. 
auch  ars  I  177.  Petron.  119:  orbem 
iam  totum  victor  Romanus  habebat. 

115—120.  Einer  der  in  der  römi- 
schen Dichtung  beliebten  Kückblicke 
auf  die  einfachen  Zustände  im  alten 
Eom;  vgl.  dazu  die  Einleitung  p.  X. 
Von  den  zahlreichen  Parallelen  sei  hier 
nur  erinnert  an  die  ausführlichste  Dar- 
stellung der  alten  Verhältnisse  durch 
Properz  FV  1 ;  vgl.  zu  unserer  Ovid- 
stelle  ziimal  V.  1 :  hoc  quodcunque  vides, 
hospes,  qua  maxima.  Roma  est,  ante 
Phrygem  Aenean  collis  et  herba  fuit, 
atque  ubi  Navali  staut  sacra  Palatia 
Phoebo,  Euandri  profugae  concubuere 
boves.  11:  curia,  praetexto  quae  nunc 
nitet  alta  senatu,  pellitos  habuit  rustica 
corda  patres,  bucina  cogebat  priscos  ad 
verba  Quirites:  centmii  Uli  in  prato 
saepe  soiatus  erat.  Vgl.  Ov.  fast.  V  93: 
hie,  ubi  nunc  Roma  est,  orbis  caput, 
arbor  et  herbae  et  paucae  pecudes  et 
casa  rara  fuit.  Tib.  II  5.  25:  sed  tunc 
pascebant  herbosa  Palatia  vaccae  et 
stabant  humiles  in  lovis  arce  casae. 

Ovid    greift    drei    ganz    besonders 


m  104—123. 


143 


120 


Alterhis  dices  illa  fuisse  lovis: 
Curia  consilio  nunc  est  dignissüna  tanto: 

De  stipula  Tatio  regna  tenente  fuit; 
Quae  nunc  sub  Phoebo  dueibusque  Palatia  fulgent, 

Quid  nisi  araturis  pascua  bubus  erant? 
Prisca  iuvent  alios,  ego  me  nunc  denique  natum 

Gratulor:  haec  aetas  moribus  apta  meis, 
Non  quia  nunc  terrae  lentum  subducitur  aurum, 


charakteristische  und  hesonders  wichtige 
Wahrzeichen  der  ewigen  Stadt  heraus, 
an  deren  jetzigem  und  einstigen  Zu- 
stande er  die  ungeheure  Veränderung 
der  Zeiten  anschaulich  macht.  Wie 
bülig  und  natürlich,  wird  das  Capitol 
an  erster  Stelle  genannt.  Vgl.  Cass. 
Dio  excerpt.  Vatic.  p.  154:  lißv/2i;s 
•/CQTjOftos  ifdoxsTO  KaTiiTcoXiov  y.e<fd}.aioi' 
eaeo&ai  Trjs  oiy.ovuevrjs  ttex^i  Trjg  tov 
y.oOfiov  xaralvaecüi.    Hor.  carm.  III  30,  8. 

117.  Die  curia  {Hostilia,  weil  nach 
der  Ueberlieferung  durch  Tullus  Hosti- 
lius  erbaut :  Varro  L.  L.  V  155)  war  im 
Jahre  52  v.  Chr.  abgebrannt.  Vgl.  Cic. 
pro  3Iil.  33,  90.  Der  durch  Faustus 
Sulla,  den  Sohn  des  Diktators.  Avieder- 
hergestellte  Bau  wurde  durch  Caesar 
abgebrochen,  der  eine  neue  Curie  zu 
errichten  begann,  deren  Vollendung  ihm 
jedoch  nicht  beschiedeu  war,  und  die 
erst  Augustus  vollendete  {Curia  lulia). 
Vgl.  Dio  Cass.  XL  49. 

118.  Der  alte  Sabinerkönig  Titus 
Tatius  wird  als  Vertreter  einfach  länd- 
licher Zustände  genannt;  vgl.  Ov.  am. 
I  8,  39:  fo7-sitan  inniuudae  Tatio  re- 
gnante  Sabinae  noluerint  habiles  pluri- 
bus  esse  viris. 

119  f.  Als  drittes  Wahrzeichen  wird 
das  Palatium  genannt  (vgl.  die  zu 
115 — 120  citierten  Stelleu);  gleichzeitig 
verbindet  sich  damit  ungezwungen  eine 
Huldigung  für  Augustus;  vgl.  zu  I 
171—176. 

Ueber  das  Palatium  ist  gesprochen 
zu  I  73  f.    Vgl.  I  105. 

sub  Phoebo  das  Palatium  steht 
unter  dem  Schutze  des  Gottes,  der  hier 
wohnt;  über  den  Apollotempel  vgl. 
Richter,  Topographie-  p.  14Gff. 

sub  ducibus  ist  eine  Liebenswürdig- 
keit für  das  Kaiserhaus  und  erinnert 
an  die  Bauten  des  Augustus  auf  dem 
Palatin,  also  in  erster  Linie  an  den 
Apollotempel  selbst;  doch  denkt  man 
unwillkürlich     auch     an     die     doDius 


Augustana.  Vgl.  Vell.  Paterc.  11  81: 
Victor  deinde  Caesar  reversus  in  urbem 
(nach  dem  Kriege  mit  Sextus  Pompeius) 
contractas  emptionibus  complures  domos 
per procuratores.  quo  laxior  fieret  ipsius, 
publicis  se  usibus  destinare  professus 
est.  Vgl.  Suet.  Aug.  29.  Hier  errichtete 
er  auch  im  Jahre  12  v.  Chr.  die  aedi- 
cula  Yestae,  darüber  vgl.  CIL.  I-  p.  317, 28. 
Geschickt  fasst  Ovid  an  einer  ande- 
ren Stelle  diese  Bauten  zusammen,  vgl. 
fast.  IV  951 :  Phoebus  habet  partem, 
Yestae  pars  altera  cessit,  quod  superest 
Ulis,  tertius  ipse  tenet;  vgl.  met.  XV  864. 

120.  Der  Vers  bezieht  sich  auf  die 
oft  erwähnte  (vgl.  die  zu  115 — 120 
citierten  Stellen)  Legende  von  Euauder. 
Dieser  rex  Euandrus  Romanae  conditor 
arcis  ( Verg.  Aen.  VIII  313)  erzählt  bei 
Vergü  1.  1.  von  sich  selbst  (333):  me 
pulsum  patria  pelagique  extrema  sequen- 
tem  fortuiia  omnipotens  et  ineluctabile 
fatuni  his  postiere  locis  matrisque  egere 
fremenda  Carmentis  Xymphae  monita 
et  deus  auctor  Apollo.  Vgl.  Preller 
RM.  II  ^  288.  Von  seinen  Rindern  leitete 
man  sogar  den  Xamen  des  Palatins  ab. 
Vgl.  Varro  L.  L.  V  53:  eundem  hunc 
locum  a  pecore  dictum  putant  quidam, 
itaque  Xaevius  'Balatium'  appellat. 

121.  Anders  denkt  Janus  bei  Ov. 
fast.  1225:  laudamus  veteres,  sed  nostris 
utimur  annis;  mos  tarnen  est  aeque 
digmis  uterque  coli. 

123—126.  Diese  negative  Begrün- 
dung des  eben  erfolgten  Ausspruches 
greift  zwei  für  Ovids  Zeit  besonders 
charakteristische  Merkmale  heraus :  raffi- 
nierten Liixus  und  übertriebene  Bauwut. 
Vgl.  dazu  im  allgemeinen  die  klassische 
Darstelluug  Friedländers  der  Luxus' 
(Sittengeschichte  Bd.  III  Caji.  l).  I^er 
Luxus  wieder  wird  anschaulich  gemacht 
durch  das  Herausgreifen  einer  seiner 
wesentlichsten  Erscheinungsformen,  der 
masslosen  Jagd  nach  dem  Golde  uud 
anderer  Kostbarkeiten. 


144 


Ars  aniatoria 


Lectaque  diverso  litore  concha  venit, 
125  Nee  quia  decrescunt  effosso  marmore  montes. 
Nee  qiiia  caeruleae  mole  fug-autur  aquae, 
Sed  quia  cultus  adest,  nee  nostros  mansit  in  annos 
Rustieitas  priseis  illa  superstes  avis, 

Vos  quoque  non  caris  aures  onerate  lapillis, 


124.  concha  (r  y-öy/jj)  \irspruuglich 
die  Muschel,  daiiu  mit  leicht  verständ- 
licher Metonymie  die  Perle;  vgl.  Tib. 
n  4,  30:  a  rubro  lucida  concha  mari 
und  oft. 

Seit  dem  Siege  des  Pompeius  über 
Mithridates  hielt  der  Luxus  mit  Perleu 
und  Edelsteinen  in  Rom  seineu  Einzug ; 
vgl.  Pliu.  bist.  uat.  XXXVII 12 :  victoria 
tarnen  illa  Fonipei  primum  ad  marga- 
ritas  gemtnasqne  mores  inclinavit  etc. ; 
dazu  auch  die  folgenden  interessanten 
Ausführungen. 

Mit  Perlen  wurden  zumal  die  Ohr- 
gehänge (ZU  I  432)  geziert,  vgl.  Y.  129; 
„doch  wurden  sie  auch  an  den  Schuhen 
angebracht  und  nicht  bloss  deren 
Schnüre  und  Bänder,  sondern  ganze 
Pantöffelchen  mit  Perlen  besetzt".  Fried- 
länder  1.  1.  p.  73.  Interessant  ist  auch 
Plin.  ep.  Y  16,  7,  wo  vestes.  margaritae, 
gernmae  als  Requisiten  bezeichnet  wer- 
den, die  ein  Yater  seiner  Tochter  zur 
Hochzeit  besorgt.  Weiteres  bei  Becker, 
Gallus  III 3  276  ff. 

Unter  diverso  litore  ist  wohl  nur 
ein  entlegenes  Gestade  zu  verstehen, 
wie  später  diversus  häufig  gebraucht 
wird:  vgl.  Draeger  zu  Tac.  ann.  III 
2,  7.  Man  wird  hier  nicht  an  eine 
Teilung  (vgl.  I  173)  denken  dürfen,  dass 
etwa  das  persische  und  indische  Meer 
gemeint  wäre,  aus  denen  allerdings  die 
Einfuhr  der  Perlen  meistens  erfolgte: 
Tib.  II  4,  30.    Prop.  I  8  b,  39. 

125.  Die  bis  zum  Masslosen  ge- 
steigerte Bauwut  ihrer  Zeit  erwähnen 
die  Dichter  oft,  meist  mit  tadelnder 
Nebenabsicht.  Das  Ungeheuerliche  wird 
dadurch  gut  zum  Ausdruck  gebracht, 
dass  die  von  der  Natur  gesteckten 
Schranken  überschritten  werden:  die 
Berge  werden  kleiner  durch  das  Ab- 
tragen ihres  Marmorgehdltes,  und  das 
Meer  wird  durch  gewaltige  Bauten 
verdrängt.  Diese  nahmen  durch  die 
„Yorliebe  der  Römer  für  das  Meer  und 
den   Wunsch,    es    aus    unmittelbarster 


Nähe  zu  geniessen",  immer  mehr  zu. 
Vgl.  Seneca  ep.  89,  2i :  quo  usque  nullus 
erit  lacus,  cui  non  villarum  vestrarum 
fastigia  immineanf?  nulluni  flumen, 
euius  non  ripas  aedificia  vestra  prae- 
texant?  ubicunqne  scatebunt  aquarum 
calentium  venae,  ibi  nova  deversoria 
luxuriae  excitabuntur.  ubicunque  in 
aliquem  sinum  liius  curvahitur,  vos  pro- 
tinus  fundamenta  iacietis  nee  contenü 
solo  7iisi  qnod  manu  feceritis,  mare 
agetis  introversus  etc. 

Hör.  carm.  II  15,  2.  18,  20:  maris- 
que  Baus  obstrepentis  urges  summovere 
litora,  parum  locuples  continente  ripa. 
in  1,  33:  contracta  pisces  aequora  sen- 
tiunt  iactis  in  altum  molibus;  huc  fre- 
quens  caementa  demittit  redemptor  cum 
fanmlis  dominusque  terrae  fastidiosus. 
III  24,  3.  ep.  I  1,  84:  lacus  et  mare 
sentit  amorem  festinantis  heri.  Petron. 
120  (bell.  civ.  87):  aedificant  auro  sedes- 
que  ad  sidera  mittimt,  expelluntur 
aquae  saxis,  mare  nascitur  arvis,  et 
perniutata  rerum  statione  rebellant. 
Durch  diese  Parallelen  ist  auch  Ovids 
Ausdruck  fugantur  hinlänglich  erklärt; 
vgl.  noch  Seneca  Thyest.  459:  non 
ciassibus  piscamur  et  retro  mare  iacta 
fugamus  mole. 

129 — 132.  Negative  Anweisungen 
den  cultus  betreffend  (vgl.  zu  101 — 250). 

129.  Ueber  die  Öhrgehänge  vgl. 
zu  I  432.  Yon  dem  Luxus  der  Perlen, 
mit  denen  man  die  Ohrgehänge  zu 
zieren  pflegte,  war  eben  gesprochen: 
zu  V.  124.  Natürlich  waren  auch  andere 
lapilli  beliebt,  caris  ^\ird  anschaulich, 
wenn  mau  sich  erinnert,  was  für  Riesen- 
summeu  bisweilen  für  solche  Schmuck- 
sachen ausgegeben  wurden:  darüber 
Friedländer,  Sittengeschichte  III  71  ff. 
Auch  onerate  deutet  auf  übertriebenen 
Luxus,  Ueberladen  der  Ohrgehänge  mit 
Edelsteinen.  Vgl.  med.  fac.  22:  et 
quantos  onus  est,  aure  tiilisse  duos. 
Auch  Seneca  erwähnt  oneratas  aures 
(de  constant.  sap.  14,  1). 


m  124—141. 


145 


130      Quos  legit  in  viridi  decolor  Indus  aqua, 
Nee  prodite  graves  insuto  vestibus  auro! 
Per  quas  nos  petitis.  saepe  fugatis,  opes, 

Munditiis  capimur:  non  sint  sine  lege  capilli; 
xA.dmotae  formam  dantque  negantqne  manus. 
135  Nee  genus  ornatus  unumst:  quod  quamque  deeebit, 
Elegat  et  speenlum  eonsulat  ante  suum! 
Longa  probat  faeies  capitis  diserimina  puri: 

Sie  erat  ornatis  Laudamia  eomis; 
Exiguum  summa  nodum  sibi  fronte  relinqui, 
140      Ut  pateant  aures.  ora  rotunda  volunt; 
Alterius  crines  umero  iactentur  utroque: 


130.  Ueber  Indus  =  Aethiope  vgl. 
zu  I  53;  auch  decolor  ist  dort  erklärt. 
In  demselben  Sinne  stebt  bei  Prop.  IV 
3,  10:  discolor  Indus.  Vgl.  Tib.  IV 
2,  19:  et  quascunque  niger  rubro  de 
litore  conchas  proximus  Eois  coUigit 
Indus  aquis.  Petron.  55:  quo  marga- 
rita  cnra  tibi,  bacam  Indicam  ?  Prop. 
II  22,  10.  Mart.  VIH  28,  14:  Ery- 
thraeis  eruta  gemma  vadis. 

131.  prodite  ist  sehr  anschaulich: 
wir  sehen  die  eitle  Schöne,  wie  sie 
(nach  umständlicher  Toilette)  in  all 
ihrem  kostbaren  Schmuck  auf  die  Strasse 
heraustritt.  Dieser  Moment  wird  durch 
das  Verbum  prodire  öfters  bezeichnet, 
vgl.  Hör.  carni.  II  8,  7:  enitescis  pul- 
ehrior  multo  iiivenumque  prodis  publica 
cura.  m  14,  6.  Tib.  I  9,  70:  Tyrio 
prodeat  apta  si^iu.  Aehnlich  ist  IV 
2,  11:  urit  seu  Tyria  vohiit  procedere 
palla.  II  3,  52  {incedere).  Vgl.  ars  HI 
165.  Lucian.  dial.  mer.  6,  2 :  «A^ä  vvv 
o^äs ,  ota  TiQÖeioi. 

Ueber  die  golddurchwirkten  Kleider 
ist  gesprochen  zu  II  299.  Vgl.  auch 
zu  III  169. 

133—250.  Drei  positive  Regeln 
über  den  cultus. 

133—168.  Erste  Regel:  Die  Be- 
handlung des  Haares.  Die  Notwendig- 
keit sorgfältiger  Haartoilette  ( — 135). 
Nach  der  Individualität  des  Mädchens 
richtet  sich  ihre  Frisur,  deren  Zahl  sehr 
gross  ist,  und  von  denen  einige  aufge- 
zählt werden  (^152).  Unter  besonderen 
Umständen  steht  auch  nicht  geptiegtes 
Haar  gut,  das  Beispiel  dazu  gab  lole 
und  Äriadne  ( — 158).  Gefärbtes  und 
gekauftes  Haar  ( — 168). 

Ovid,  ars  amatoria  ed.  Brandt. 


133.  munditis  capimur  verrät  den- 
selben Geschmack,  wie  ihn  Horaz  be- 
weist, wenn  er  von  der  blonden  Pyrrha 
rühmt,  sie  sei  siviplex  munditiis:  carm. 
I  5,  5.    Vgl.  die  Einleitung  p.  XII. 

134.  admotae  )nanus  doch  wohl 
der  Zofe,  der  ornatrix ;  vgl.  zu  I  367 
und  ni  239.  Dazu  Ov.  am.  I  14,  16. 
Berühmt  wurde  die  fusca  Cypassis: 
am.  II  8.  Vgl.  auch  Orelli  inscr.  2878 
(I  p.  500). 

135.  nee  genus  ornatus  unumst. 
In  der  That  hatte  es  die  raffinierte 
Technik  zu  einer  erstaunlich  grossen 
Zahl  von  Moderationen  gebracht;  vgl. 
darüber  nur  Ov.  am.  11  8,  1 :  ponendis 
in  mille  modos  perfecta  capillis.  med. 
fac.  19.  met.  II  412.  fast.  IV  309: 
cultus  et  ornatis  varie  prodisse  capillis. 
Becker,  Gallus  IH"  270. 

137.  Wer  ein  langes  Gesicht  hat, 
soll  also  einen  einfachen  Scheitel  wählen : 
natürlich,  um  nicht  durch  einen  kunst- 
vollen Aufbau  des  Haares  das  Gesicht 
noch  länger  erscheinen  zu  lassen;  ganz 
ähnlich  ist  die  Logik  der  folgenden 
Regeln. 

Ueber   diserimina   vgl.   zu  11  303. 

2)uri  erkläre  ich  'schlicht',  nicht 
durch  unnatürlichen  oder  übertriebenen 
Haarputz  entstellt. 

138.  Laudamia  vgl.  zu  II  356  und 
ni  17. 

139  f.  Ein  volles  rundes  Gesicht 
soll  das  Haar  so  tragen,  dass  auf  der 
Stirn  ein  kleiner  Knoten  entsteht;  da- 
durch wird  das  Gesicht  scheinbar  etwas 
verlängert,  gleichzeitig  wird  das  Haar 
etwas  von  den  Seiten  weggezogen,  ut 
pateant  aures. 

10 


146 


Ars  amatoria 


Talis  es  adsumpta.  Phoebe  canore,  IjTa; 
Altera  succinctae  religetur  more  Dianae. 

Ut  solet,  attonitas  cum  petit  illa  feras. 
145  Huic  decet  iuflatos  laxe  iacuisse  capillos, 

lila  Sit  adstrictis  inpedienda  comis; 
Hanc  placet  ornari  testudine  Cyllenea, 

Sustineat  similes  fliictibus  illa  sinus. 
Sed  neque  ramosa  numerabis  in  ilice  glandes, 


142.  Phoebus  ist  dtcs^asy.öftris  (Hom. 
n.  XX  39)  oder  dy.eioexofias  (Pind. 
Pyth.  3,  14).  Die  Haare  fliessen  ihm 
über  beide  Schultern  herab ;  so  wird  er 
oft  von  Dichtern  und  Künstlern  darge- 
stellt. Vgl.  Lygdaraus  4,  27:  intonsi 
crines  longa  cervice  flucbant.  Hierüber 
Müller,  Archäologie  der  Kunst  *  p.  540. 

143.  Eine  andere  trage  ihr  Haar 
wie  Diana ;  über  das  Haar  der  Artemis 
vgl.  Müller  a.  a.  0.  p.  476,  Anm.  5  und 
553,  Anm.  5.  Vgl.  auch  Eumolpus  bei 
Petron.  ICd:  infelix,  modo  crinibus 
nitebas,  Phoebo  imlchrior  et  sorore 
Phoebi. 

succincta  ist  Diana  als  Jägerin 
(144)  und  so  erscheint  sie  in  vielen 
KunstdarsteUungen  ;  Nachweise  bei 
Müller  a.  a.  0.  p.  554  ff.  Dazu  vgl. 
Callim.  hymn.  Artem.  11:  ek  yöw 
fisy^^i  xiTcäva  l^covvva&ai  XsyvcoTov.  Verg. 
Aen.  I  318:  namque  umeris  de  more 
habilem  suspenderat  arcum  venatrix 
dederatque  comam  diffundere  ventis, 
nuda  genu  nodoque  sinus  collecta  ftii- 
entis.  Ov.  met.  X  536:  rtiida  genu 
vestem  ritu  succincta  Dianae  u.  s. 

145.  Vgl.  Tertull.  de  cultu  feniin. 
II  7:  quid  crinibus  vestris  quiescere 
non  licet  modo  substrictis.  modo  rela- 
xatis,  modo  suscifatis,  modo  elisis? 
aliae  gestiunt  in  cincinnos  coercere,  aliae 
ut  Vagi  et  volucres  elabantur,  non  bona 
simplicitate. 

inflatos  nämlich  vom  Winde,  also 
'fliegend'. 

147.  Unter  testudo  ist  hier  wohl 
kaum  ein  'schildkroteuer  Aufsteckkam' 
zu  verstehen,  wie  Becker  Gallus  III  ^ 
273  die  Stelle  erklärt,  da  es  sich  in 
dem  ganzen  Passus  um  Haartouren 
handelt  und  nicht  um  einzelne  dazu  er- 
forderliche Toilettegegenstände ;  immer- 
hin ist  diese  Erklärung  möglich,  denn 
es  ist  sehr  wohl  denkbar,  dass  für  den 
römischen  Leser  schon  durch  die  Er- 
wähnung dieses  (besonders  geformten?) 


Kammes  eine  ganz  spezielle  Haartour 
hinlänglich  gekennzeichnet  war,  in  der 
eben  jener  Kamm  eine  wesentliche, 
diese  Frisur  vor  anderen  charakteri- 
sierende Rolle  spielte.  Für  wahrschein- 
licher halte  ich  es,  dass  unter  testudo 
eine  spezielle  Haartour  zu  verstehen 
ist,  dergestalt  etwa,  dass  das  Haar  auf 
beiden  Seiten  straff  nach  oben  gewöhnt 
wird,  so  dass  das  Ganze  mit  dem  da- 
zwischen entstehenden  Eaume  einige 
Aehnlichkeit  mit  einer  Lyra  haben 
mochte.  Auf  straff  nach  oben  ge- 
wöhntes Haar  lässt  der  Gegensatz  zu 
V.  148  mit  Sicherheit  schliessen,  denn 
dort  handelt  es  sich  um  krauses  welli- 
ges Haar. 

Das  Beiwort  Cyllenea  erklärt  sich 
leicht  aus  der  dem  Worte  testudo  zu 
Grunde  liegenden  Bedeutung,  die  Schild- 
kröte. Aus  der  Schale  einer  Schildkröte 
hat  Hermes  auf  dem  lipos  tÜTtv  Kyllene 
in  Arkadien  (Hom.  II.  II  603,  vgl.  unten 
zu  V.  725)  zum  ersten  Male  eine  Leier 
geformt;  vgl.  nur  hymn.  Hom.  3,  25 ff. 
Hör.  carm.  I  10. 

148.  sinus  kann  jede  sich  bau- 
schende oder  wellenförmige  Bewegung 
bezeichnen;  vgl.  Ov.  am.  I  14.  26:  u,t 
fierct  torto  nexilis  orbe  sinus.  Verg. 
Aen.  I  320:  nodoque  simis  collecta 
fluentes.  Vgl.  auch  Gellius  V  14,  9: 
comae  fluctuantes  (vom  Löwen). 

149  £f.  Wieder  ein  ddvtmrov  (zu  I 
271  ff.):  so  unzählig  wie  die  Eicheln, 
die  hyblaeischen  Bienen  oder  die  wilden 
Tiere  in  den  Alpen,  ebenso  unzählig  sind 
die  verschiedenen  Möglichkeiten  der 
Haarfrisureu.    Vgl.  I  57  ff.  II  517. 

149.  Zu  der  Zahl  der  Eicheln  vgl. 
Ov.  met.  X  94:  cur v ata  glandibus 
Hex.  VH  586.  Verg.  ge.  IV  80:  non 
densior  aere  grando,  nee  de  concussa 
tantum  pluif  ilice  glandis.  lieber  die 
liier  gemeinte  Eiche  spricht  ausführlich 
Zingerle,  kl.  philol.  Abhandl.  II  93. 


ni  142—163. 


147 


150      Nec  quot  apes  Hyblae,  nee  quot  in  Alpe  ferae. 
Nee  mihi  tot  positiis  numero  conprendere  fas  est: 

Adicit  ornatus  proxima  quaeqiie  dies. 
Et  neclecta  deeet  multas  coma:  saepe,  iacere 
Hesternam  credas,  illa  repexa  modost. 
155  Ars  easu  similis:  sie  eapta  vidit  ut  urbe 
Aleides  lolen,  'hanc  ego'  dixit  'amo''; 
Talern  te  Baeelius,  Satyris  elamantibus  "enhoe!" 

Sustulit  in  eiirnis,  Gnosi  relicta,  siios. 
0  qnantum  indulget  vestro  natura  deeori, 
160       Quarum  sunt  multis  damna  pianda  modis! 
Nos  male  detegimur,  raptique  aetate  eapilli 

Ut  Borea  froudes  excutiente  eadunt; 
Femina  canitiem  Germanis  infieit  herbis, 


150.  Ueber  Hijhla  uud  seinen  Ho- 
nig vgl.  zu  II  517. 

Alpe  die  Singularform  ist  bei  Dich- 
tem nicht  selten;  darüber  vgl.  Neue- 
Wagner,  Formenlehre  I  ^  724. 

151.  positus  ist  der  eigentliche 
Ausdruck,  vgl.  med.  fac.  19 :  vulüs  odo- 
ratos  positu  variare  capillos.  met.  II 
412.  Die  Verba  sind  ponere  (unten  Y. 
434.  amor.  II  8,  1),  componere  (Prop. 
I  15,  5),  (Usponere  (Juv.  II  6,  490). 

153.  Ein  Beispiel  dazu  giebt  Daphne 
bei  Ov.  met.  I  477 :  vitta  coercebaf  po- 
sitos  sine  lege  capillos.  Vgl.  am.  I  14, 19 : 
saepe  etiam  nondum  diyestis  mane 
capillis purpureo  iacuit  semisupina  toro: 
tum  quoque  erat  neglecta  decens  ut 
Threcia  Bacche,  cum  fernere  in  viridi 
gramine  lassa  iacet. 

154.  hesternam  vgl.  Prop.  I  15,5: 
et  potes  hesternos  manibus  componere 
crines.    Ov.  am.  III  7,  66. 

155.  casu  als  Dativ;  vgl.  darüber 
die  interessanten  Bemerkungen  des 
Gellius  (IV  16).  Ausführliches  bei 
Buecheler-Windekilde,  Grundr.  d.  lat. 
Deklination  (Bonn  1879)  p.  110. 

capta  urbe  Oichalia.  Hier  herrschte 
der  König  Eurytos,  um  dessen  Tochter 
lole  sich  Herakles  bewarb.  Eurytos 
verweigerte  sie  ihm  zunächst,  sodass 
später  Herakles  einen  Rachezug  gegen 
ihn  unternahm,  die  Stadt  eroberte  [capta 
urbe),  den  Eurytos  mit  seinen  Söhnen 
erschlug  und  die  lole  mit  sich  führte. 
Vgl.  nur  ApoUod.  II  127  f.  156.  So- 
phokles'   Trachinieriunen.     Ov.    her.   9. 

156.  Älcides  heisst  Herakles  als 
Enkel  des  Alcaeus  (ApoUod.  II  50)   oft 


bei  Dichtern.  Vgl.  z.  B.  AP.  UI  13,1. 
Hör.  carm.  I  12,  25. 

157  f.  Ueber  Diunvsos  und  Ariadne 
vgl.  zu  I  527. 

Gnosis  heisst  Ariadne  nach  der 
Stadt  Gnosus  auf  Ki'eta,  der  Residenz 
ihres  Vaters  Minos:  zu  I  293. 

currus,  auf  dem  sie  Bacchus  zum 
Himmel  entführte.  Das  hier  ange- 
deutete Bild  können  andere  Stellen  ver- 
vollständigen. Vgl.  Prop.  III  17,  8: 
lyncibus  ad  caelum  recta  Ariadna  tuis. 

159.  Anders  urteilt  Pi'operz  (11 
18,  25):  ut  natura  dedit,  sie  omtiis 
recta  figura  est. 

162.  Der  Nordwind  (vgl.  zu  II 
431)  steht  typisch  für  heftigen  Sturm; 
vgl.  Hör.  carm.  I  25,  11 :  Thracio  bac- 
chante  magis  sub  interlunia  vento. 
Ov.  trist.  I  2,  29  u.  o. 

163 f.  Das  Färben  des  Haares 
war  zu  Ovids  Zeiten  bereits  eine  weit 
verbreitete  Unsitte,  doch  wusste  schon 
der  alte  Cato  davon;  vgl.  Servius  zu 
Verg.  Aen.  IV  698:  mi  Catone  legitur 
de  matronartim  crinibus:  flavo  cinere 
unctitabant,  ut  rutilae  essent.  Val. 
Max.  II  1,  5:  et  quo  formam  suam 
concinniorem  efficerent,  summa  cum, 
diligentia  capillos  cinere  rutilarunt. 
Auch  das  Odium  des  grauen  Haares 
suchte  man  durch  Schwarzfärben  zu 
beseitigen,  vgl.  die  bekannten  Stellen 
Martial.  IH  43.  IV  36.  Näheres  ver- 
rät TibuU  I  8,  43 :  coma  tum  mutatur, 
ut  annos  dissii)iulct,  viridi  cortice  tincta 
nticis.  Hierher  gehört  auch  Prop.  II 
18  B,  wozu  zu  vergleichen  ist  Olem. 
Alex.  paed.  II  cap.  104  (p.  232  Pott.) 
10* 


148 


Ars  amatoria 


Et  melior  vero  quaeritur  arte  color; 
165  Femina  procedit  densissima  crinibus  emptis 
Proque  suis  alios  efficit  aere  suos. 
Nee  pudor  est  emisse:  palam  venire  videmus 
Herculis  ante  oculos  virgineumque  choruni. 

Quid  de  veste  loquar?  nee  nunc  segmenta  requiro. 


Zur  Vervollständigung  auch  inbetreff 
der  anderen  Punkte  der  Behandlung- 
des  Haares  sei  endlich  hingewiesen  auf 
Lixcian.  amor.  40:  rd  Öe  TiXtiazov  dva- 
XiaxEi  ftsQos  rj  nXoarj  rcop  iQiyäiv '  al 
ftkv  yoLQ  (papfidxois  eQv&aivsiv  dvvafisvois 
Ttoos  iiXiov  fiEar]fißQiav  rovs  7cXoy.dfj.ovi 
iaa  rais  TÖiv  tQiiav  %QOt,aii  ^av&co  (itra- 
ßaTtrovaiv  dv&ti  Trjv  iSiav  y.ajay.Qivovaat 
wvaiv  ■  oTtöaacs  Ss  aQy.elv  rj  fisXaiva 
yairri  vo/ui^eraij  tov  rcöv  ysyafirjxÖTCov 
TtXovTov  eis  ravtr^v  dvaXiaxovaiv  6Xi]v 
'Ä^aßiav  axsSov  ix  zcäv  tqi%(Jjv  dno- 
Tiveovaat^  ailÜrj^ä  re  oQyava  tivqos  a/n- 
ßXeiq  cpXoyX  yXiav&evra  ßiq  rfjv  eXixcov 
ovXor/jra  SianXsy.ei ,  aal  Tzs^ie^yoi  /ukv 
al  fJ.iy.Qt  Tcöv  6<fQVO)v  ifpscXyvOftivai 
y.ofiai  ßoayv  t(Ö  fiercoTico  to  fieraiyfuov 
dtfiäai,  ooßaQMS  Se  liyQt  rcöv  fLerarfQEViov 
Ol  oTita&sv  iTiiaaXevoviai,  rcXoy.afioi. 

Germanis  herbis  weil  die  blonde, 
den  Germanen  eigentümliche  (Tac.  Germ, 
cap.  II)  Farbe  damals  besonders  beliebt 
war,  wie  schon  aus  den  angeführten 
Stellen  zum  Teil  hervorgeht;  vgl.  noch 
Mart.  VIII  33,  20:  et  miitat  Latias 
spuma  Batava  comas.  XIV  26:  Chat- 
tica  Teutcmicos  accendit  spuma  cajnllos : 
captivis  poteris  cultior  esse  comis.  27. 
Ov.  am.  I  14,  45  ff. 

165.  Auch  falsches  Haar  war 
durchaus  nichts  seltenes.  Vgl.  amor. 
I  14,  45:  mmc  tibi  captivos  mittet 
Germania  crines:  culta  triumphatae 
munere  gentis  eris.  Mart.  V  68 :  Arctoa 
de  qente  comam  tibi,  Lesbia,  misi,  ut 
scires,  quanto  sit  tua  flava  magis.  VI 
12.  XII  23:  dentibus  atque  comis,  nee 
te  pudet,  iiteris  emj)tis  (dazu  das  Epi- 
gramm des  Lucilius  AP.  XI  310).  Vgl. 
Marquardt-Mau,    Privatleben  II  •'  603  f. 

procedit  zu  V.  131. 

168.  Der  Vers  giebt  an.  wo  die 
Damen  eine  derartige  Aufbesserung 
ihrer  Schönheit  finden  konnten.  Es 
sind  Läden  gemeint,  die  sich  in  der 
Nähe  des  Herculestempels  befanden. 
Dieser  war  durch  Fulvius  Nobilior  er- 
richtet,    (Euraen.    pro    rest.    schol.    7: 


aedem  Herculis  Musarum  in  circo 
Flaniinio  ille  Nobilior  ex  pecunia  cen- 
soria  fecit),  wohl  im  Jahre  189  v.  Chr. 
und  zwar  nach  Ov.  fast.  VI  797  ff.  am 
30.  Juni.  Vgl.  auch  Cic.  pro  Arch. 
11,  27:  iam  vero  ille.  qui  cum  Aetolis, 
Ennio  comite,  bellavit,  Fulvius,  non 
dubitavit  Martin  mannbias  Musis  con- 
secrare.  Der  Tempel  wurde  durch  L. 
Marcius  Philippus,  den  Stiefvater  des 
Octavian,  renoviert  und  mit  einer  por- 
ticus  umgebeu:  vgl.  Suet.  Aug.  29. 
Diese  porticus  Philippi  ist  hier 
gemeint;  sie  wird  in  ähnlichem  Zu- 
sammenhang auch  von  Mart.  V  49,  12 
erwähnt.  Die  Verkaufsbuden  von  fal- 
schem Haar  imd  dgl.  befanden  sich 
hier  aber  umso  passender,  als  diese 
porticus  in  der  Nälie  der  porticus  Octa- 
viae  war,  die  wir  von  I  69  her  als  be- 
liebten Spaziergang  der  römischen 
Damen  kennen:  vgl.  zu  II  266. 

Herculis  ante  oculos  natürlich  stand 
in  dem  Tempel  die  Statue  des  Her- 
cules ;  er  hielt  eine  Zither  in  der  Hand, 
vgl.  Öv.  fast.  VI  812:  adniiit  Aleides 
increpuitque  lyram.  Ausserdem  aber 
waren  in  dem  Tempel  die  Statuen  der 
Miisen  {virgineum  choruni)  aufgestellt, 
von  denen  Plinius  bist.  nat.  XXXV  66 
näheres  zu  erzählen  weiss.  Der  Tempel 
heisst  daher  meist  aedes  Herculis  <e<> 
Musarum:  Serv.  zu  Verg.  Aen.  I  8. 

169—192.  Zweite  Regel  (vgl.  zu 
133—250):  Die  Wahl  der  Kleidung. 
Keineswegs  kommt  es  auf  einen  mög- 
lichst hohen  Preis  der  Kleider  au,  der- 
artiges ist  direkter  Wahnsinn  { — 172). 
Unendlich  verschieden  ist  die  Farbe 
der  Stoffe  ( — 187),  da  heisst  es  geschickte 
Wahl  treffen,  denn  eines  schickt  sich 
nicht  für  alle  ( — 188).  Einige  prak- 
tische Fingerzeige,  wie  solche  Wahl  zu 
treffen  ist  (—192). 

169.  segmenta  sind  Zierstücke, 
rund  oder  rechteckig,  meist  von  Purpur 
und  oft  mit  Goldstickerei  (zu  II  299) 
besetzt,  die  auf  den  Stoff  aufgenäht 
wurden.      Das    Trafen    dieses    höchst 


III  164—178. 


149 


170      Nec  qiiae  de  Tyrio  miirice,  lana,  rubes. 
Cum  tot  prodierint  pretio  leviore  colores, 

Quis  furor  est  census  corpore  ferre  suos? 
Aeris  ecce  color,  tum  cum  sine  nubibus  aer, 
Nec  tepidus  pluvias  concitat  Auster  aquas; 
175  Ecce  tibi  similis,  quae  quondam  Phrixon  et  Hellen 
Diceris  Inois  eripuisse  dolis; 
Hie  undas  imitatur,  habet  quoque  nomen  ab  imdis: 
Crediderim  nymphas  hac  ego  veste  tegi; 


kostbaren  Liixusartikels  wurde  zu  den 
Zeiten  des  Coriolauus  durch  einen 
Senatsbeschluss  ausdrücklich  bewilligt, 
wie  eine  interessante  Stelle  des  Valerius 
Maximus  lehrt  (V  2,  1).  Reichliche 
Nachweise  über  die  segmenta  findet 
man  bei  Marquardt-Mau ,  Privatleben 
II -^  548  ff. 

170.  Vgl.  die  Anm.  zu  II  297; 
dazii  noch  Hör.  ep.  12,  21 :  muricibus 
Tyriis  iteratae  vellera  lanae. 

172.  census  sein  Vermögen;  wir 
sagen  auch  die  Frau  trägt  'ein  ganzes 
Vermögen  an  sich.  Vgl.  Seueca  de 
vita  beata  17,  2:  quare  uxor  tua  lo- 
cupletis  donius  censum  auribus  gerit? 
Aehnlich  ist  Prop.  III  13,  11 :  matrona 
incedit  census  induta  nepotum. 

173  flF.  Bei  der  nun  folgenden  statt- 
lichen Zahl  verschiedener  Farben  der 
Kleider  muss  man  sich  daran  erinnern, 
dass  auch  in  diesem  Punkte  im  Laufe 
der  Zeiten  eine  Aeuderung  in  Geschmack 
und  Urteil  des  Publikums  sich  vollzogen 
hatte.  Zwar  geht  Böttiger  (Sabina 
p.  91  ff.)  zu  weit,  wenn  er  behauptet, 
dass  bunte  Kleider  nur  von  etwas 
lockeren  Damen  getragen  wurden,  doch 
mag  für  Ovids  Zeit  im  allgemeinen  der 
Satz  gelten,  dass  besonders  grelle  Farben 
nur  bei  Damen  leichterer  Art  beliebt 
waren.  Vgl.  Artem.  II  3:  yvruixl  äe 
TtoixiXrj  xal  dv&rj^d  av/ufe^ei,  fidXiara 
8k  irai^q  y.a'i  TiXovaiq. 

173  f.  Das  Distichon  bezeichnet  die 
Farbe ,  die  auch  wir  himmelblau' 
nennen ;  vielleicht  entspricht  am  besten 
die  Grundbedeutung  von  y}.uvy.6s ,  denn 
dieses  steht  wohl  zunächst  von  dem 
Glänze  des  unbewölkten  Himmels ;  vgl. 
Plat.  Tim.  68  c.     Vgl.  den  Anhang. 

174.  Das  Gegenteil  bei  Tib.  I 
1,  47:  gelidas  hibernus  aquas  cum 
fuderit  Auster.  Der  Süd  ist  in  Italien 
reeht    eigentlich   der   Regenwind    (Ov. 


met.  II  853:  aquaticus  auster);  vgl.  Ov. 
met.  I  264  ff. 

175  f.  Die  Erklärung  hängt  von 
dem  Worte  quac  ab,  das  sich  aber  nie 
i^nd  nimmer  auf  den  Widder,  sondern 
sicherlich  auf  die  Wolke  bezieht,  in 
deren  Schutze  die  beiden  Kinder  der 
Erde  entrückt  wurden.  Die  mytholo- 
gische Beziehung  scheint  demnach  hier 
schon  aufgegeben  zu  sein:  nicht  mehr 
den  Widder,  sondern  die  dieser  mytho- 
logischen Vorstellung  zu  Grunde  liegende 
Wolke  hat  Ovid  vor  Augen.  Vgl.  auch 
F.  L.  W.  Schwartz,  der  Ursprung  der' 
Mythologie  (Berl.  1860)  p.  220.  Ge- 
meint ist  demnach  ein  anderes  Blau 
als  im  vorhergehenden  Distichon,  offen- 
bar dunkeler  Schattierung.  Die  fulvis 
insignia  villis  vellera  (unten  V.  335) 
können  demnach  hier  nicht  zur  Erklä- 
rung verwendet  werden.  Die  Sage 
selbst  ist  allbekannt:  vgl.  V.  336  und 
Apoll.  I  80—83. 

177  f.  Gemeint  ist  das  cumatile, 
ein  wasserblauer,  moireähnlicher  Stoff'; 
vgl.  Plaut,  epid.  II  2,  49  (234),  citiert 
von  Nouius  548,  25  (11  p.  221  Mueller): 
cumatilis  color,  mit  marinus  aut  cae- 
r Ulcus ;  a  graeco  tractum,  quasi  fiuctuum 
siuiilis;  fiiictus  enim  graece  cymata 
dicuntur. 

In  diesem  Sinne  spricht  Lucr.  IV 
1119  von  einer  thalassina  vestis.  Da- 
mit wäre  auch  erklärt  habet  quoque 
nomen  ab  \indis:  cumatile  von  "^vfia. 
Die  Namen  dieser  Farben  scheinen  über- 
haupt mehr  in  griechischer  Sprache 
üblich  gewesen  zu  sein;  oder  meint 
Ovid  vestes  imdulatae'f  Vgl.  den  An- 
hang. 

178.  Vgl.  Eubul.  fr.  84  Kock  (II 
p.  193)  bei  Athen.  XIII  568  e:  yv/uvds, 
sae^Fig  tTil  xeqcos  reTayfiävng,  ev  Xenro- 
Tirjpoi^-  {'(feoiv  iarcooai,  otas  'HfjiSavos 
d  y  vol  b    i'Ö  no  c    x  //  tt  e  v  e  i    xö  ^  a  s. 


150 


Ars  amatoriä, 


nie  crocum  simulat  (croceo  velatur  amictu, 
180      Roseida  luciferos  cum  dea  iun<iit  equos) 
Hie  Paphias  myrtos.  hie  purpureas  amethystos 

Albentesve  rosas  Threiciamve  gruem; 
Nee  glandes,  Amarylli,  tuae,  nee  amyg-dala  desunt, 

Et  .sua  velleribus  nomina  cera  dedit: 
185  Quot  iiova  terra  parit  flores.  cum  vere  tepenti 

Vitis  agit  gemmas  pigraque  fugit  hiemps, 
Lana  tot  aut  plures  sucos  bibit;  elige  certos! 

Nam  non  conveniens  omnibus  omnis  erit. 
Pulla  decent  niveas:  Briseida  pulla  decebant; 


179  f.  Ueber  crocusfarbige  Ge- 
wänder spricht  Nouius  unter  Intens 
(549  =  TI  223  M.)  Vgl.  II  224,  26: 
crocota,  crocei  coloris  vestis. 

179.  Zum  Ausgange  des  Verses 
vgl.  met.  X  1:    croceo   vdatus  amictu. 

180.  roscida  den  Aurora,  vgl.  V. 
84.  Das  BeiM'ört  roscida  der  (xüttin 
selbst  zuerkaiint,  das  eigentlich  der 
Natiir  gehört,  die  beim  Erscheinen  des 
Frührots  mit  Tau  bedeckt  ist.  Aurora 
fährt  mit  ihrem  Gespann  dem  Sonnen- 
gotte  am  Himmel  voraus.  Vgl.  Hom. 
Od.  XXIII  244  ff.  Ov.  met.  XV  190. 
Verg.  Aen.  VI  535.  VII  26.  XII  77. 
Preller  RM.  I  ^  327. 

luciferos  fcaoifOQOi  heisst  die  Göttin 
selbst  bei  Eurip.  Ion  1157;  vgl.  Hom. 
Od.  V  2  (von  der  Aurora) :  'iv  dd-uvd- 
Toiai  (föcüs  (fiooL  ijös  ßoorolaiv. 

ISl.  Faphias  myrtos  vgl.  zu  II 
588  und  III  53. 

amethystos  es  handelt  sich  um  die 
vestes  amethystinae,  die  sehr  geschätzt 
"waren  und  eine  ins  Purpurne  spielende 
Farbe  hatten;  vgl.  Mart.  I  96,  7.  II 
57,  2.    Juven.  Iir7,  136  {amethystina). 

182.  Der  Kranich  heisst  thracisch 
wie  bei  Nonnus  XIV  332:  Opt^iyion 
yspävoioiv  ioiy-ores.  Vgl.  Stat.  silv.  IV 
6,  8:  a  tniseri.  quos  nossc  iuvat,  quid 
Phasidis  ales  disfct  ah  hibcrna  Rhodopes 
grue.  Siehe  auch  oben  II  431.  Vgl. 
Dec.  Laberius  48  (II  286  Kibb.) :  yrncm 
Balearicnm. 

183.  Ueber  die  glandes  der  Ama- 
ryllis  ist  gesprochen  zu  II  267.  Ge- 
meint sind  also  Kleider  von  kastanien- 
brauner Farbe. 

amygdala  hier  n.  pl ,  sonst  auch 
amygdala.  ne  (äiuvyöä?.^;).  Mandel,  ein 
Name,  der  erst  im  Zeitalter  des  Augustus 
üblich  geworden  zu  sein  scheint;  sonst 
hiess  sie  wohl  nnx  Graeca;  vgl.  Becker, 


Gallus  III  ^  84.  Zur  Sache  vgl.  Priap. 
51,  13:  amygdalmnve  /lore  purpurae 
fulgens. 

184.  Der  Vers  meint  die  soge- 
nannten cerina,  wachsfarbene  Kleider, 
über  die  zu  vergleichen  ist  Nonius 
548,  37:  ccrinum,  a  eerae  colore.  Flantus 
in  Epidico  (II  2,  49)  plumatile  aut 
cumatile  cerinnm  aut  gerriniim. 

185.  Vgl.  Catull.  64,  280:  nam 
quoscunque  ferunt  campi,  quos  Thessala 
niagnis  montibus  ora  creat.  quos  2)ropter 
fiuminis  nndas  aura  parit  flores  tepidi 
fecunda  favoni  etc.  Zur  Diktion  vgl. 
auch  oben  I  57  ff. 

186.  gemmas  'Augen'.  Cic.  Gate 
m.  15,  53:  itaqiie  ineunte  vere  in  iis, 
quae  relicta  siint,  existit  tamquam  ad 
articidos  sarmentomm  ea,  quae  gemma 
dicitur;  a  quaoriens  uva  sese  osienditetc. 

pigra  ist  häufiges  und  leicht  er- 
klärliches Beiwort  des  Winters,  vgl. 
Tib.  I  2,  31:  non  mihi  pigra  nocent 
hibernae  frigora  noctis.  Hör.  carm.  IV 
7,  12:  bruma  iners.  II  9,  5:  glacies 
iners.  Der  Winter  ist  'träge',  weil  er 
nichts  hervorbringt,  damit  auch  'träge 
machend'.  Vgl.  auch  Verg.  ge.  I  299: 
hiems  ignava  colono. 

187.  hibit  hier  sehr  anschauliche, 
auch  uns  geläufige  Bezeichnung;  vgl. 
Plin.  bist.  nat.  VIII  193:  lanarum 
nigrae  nulluvi  colnrem  bibunt. 

Auch  sonst  steht  bibere  in  ähn- 
lichem Sinne;  vgl.  z.  B.  Verg.  ecl. 
3,  111:  claudite  iam  rivos,  pueri,  sat 
prata  hiberunt  u.  s. 

188.  Der  Vers  erinnert  an  bekannte 
sprichwörtliche  Redensarten ;  vgl. 
Quintil.  V  10,  40:  neque  enim  ubique 
idem  aut  licet  aut  decorum  est.  Prop. 
III  9,  7 :  omnia  non  pariter  7'erum  sunt 
omxibus  apta. 

189.  Wer  blendend  weissen  Ternt 


ni  179—196. 


151 


190 


Cum  raptast,  pulla  tum  quoque  veste  fuit. 
Alba  decent  fuscas:  albis,  Cephei.  placebas; 
Sic  tibi  vestitae  pressa  Seriphos  erat. 


Quam  paene  admonui.  ne  trux  caper  iret  in  alas, 
Neve  forent  duris  aspera  crura  pilis! 
195  Sed  non  Caucasea  doceo  de  rupe  puellas, 
Quaeque  bibant  undas,  Myse  Caice,  tuas. 


hat,  soll  (uacli  dem  Gesetze  des  Kon- 
trastes, vgl.  z.  B.  137—139)  diiukel  ge- 
färbte kleiduug-  wählen.  Briseis  wnsste 
dies  nnd  handelte  so.  Ueber  sie  vgl. 
zu  II  403.  Dass  Briseis  als  nivea  be- 
zeichnet wird,  dürfte  eine  willkürliche 
Weiterbildung-  Ovids  aus  dem  homeri- 
schen y.aX).i7Taoi]os sein ;  vgl.  IL  XXIV 676. 

191.  Des  Cepheus  Tochter  Andro- 
meda  dagegen  war  fusca  (zu  II  657), 
von  dunklem  Teint  (näheres  zu  I  53) ; 
sie  wählte  daher  hellere  Kleidung. 

192.  Seriphus,  lioicfos,  eine  der 
Cycladen,  wohin  Perseus  mit  Androraeda 
zunächst  zog,  um  seine  Mutter  Danae 
aus  der  Gewalt  des  Polydektes  zu  be- 
freien :  ApoUod.  II  45. 

193—250.  Dritte  Regel  (vgl.  zu 
133—250) :  Sonstige  Toilettengeheimnisse 
nnd  Schönheits»nttel.  Nicht  nötig  ist 
es,  meinen  Leserinnen  die  Vorschriften 
selbstverständlichen  Anstanden  zu  geben, 
dazu  sind  sie  viel  zu  gebildet  ( — 196), 
nur  erinnert  sei  an  die  Notwendigkeit 
sorgfältiger  Mundpflege  ( — 198).  Schmin- 
ken ( — 200),  Behandlung  der  Augen- 
brauen (201)  und  überflüssiffer  Härchen 
(202),  Malen  der  Augen  (—204).  Auch 
in  diesen  Dingen  war  und  bin  ich  ein 
treuer  Berater  (—208).  Aber  hütet 
euch,  dass  man  derartige  Künste  bei 
euch  entdeckt,  das  wäre  unappetitlich 
( — 216).  Nicht  bei  der  ToUette,  sondern 
nach  ihr  seid  ihr  schön  ( — 218);  dazu 
einige  analoge  Beispiele  (^—224).  Das 
also  beherzigt,  sonst  sieht  man  zu  leicht 
die  Uebermalnng,  was  man  auch  sonst 
mit  gutem  Grunde  vermeidet  ( — 234). 
Anders  ist's  beim  Frisieren:  da  magst 
du  Zuschauer  zulassen  ( — 236) ;  besondere 
Regeln  für  diesen  Fall  (—242).  Ein 
Mädchen  aber,  das  auf  ihr  Haar  nicht 
stolz  sein  kann,  hüte  sich  vor  plötz- 
licher Ueberraschung  bei  ihrer  Toilette : 
sonst  giebt's  fatale  Situationen  (—246); 
derartiges  gönne  ich  nur  meinen  Feinden, 
denn  es  ist  nichts  schimpflicher  als  ein 
kahles  Haupt  (-250). 


193.  quam  paene  admonui  ist 
neckisch:  bei  der  Bildung  seiner  Lese- 
rinnen hat  es  der  Dichter  nicht  nötig, 
auf  diese  wenig  appetitlichen  Punkte 
hinzuweisen  —  er  thut  es  aber  doch. 
Launige  Anwendung  der  aus  der  Rhe- 
torik bekannten  Figur  der  ])raeteritio. 
Zur  Sache  vgl.  die  Anm.  zu  I  522. 

trux  caper  auch   bei  Catull.  69,  6. 

194.  Was  Ovid  hier  von  dem 
schönen  Geschlechte  als  unumgänglich 
notwendig  fordert,  hatte  er  bei  Slänuern 
als  geckenhafte  Albernheit  getadelt: 
I  506,  wo  die  Anm.  zu  vergleichen  ist. 

195.  Aber  derartige  Ermahnungen 
sind  nicht  nötig:  meine  Leserinneu 
sind  ja  keine  ungebildeten  Kaukasus- 
pflanzeu  und  keine  Caicusnisen.  Kau- 
kasus und  Kaikos  stehen  von  Gegenden, 
in  welche  die  Cultur  nicht  gekommen  ist. 

Das  mächtige  Kaukasusgebii-ge 
galt  den  Alten  oft  als  das  Ende  der 
Welt;  vgl.  Theokr.  7,  77:  Kaiy.aaov 
layarömvra.  Aeschylos  (Prom.  117) 
nennt  ihn  Ttäyog  re^ftövios  und  (Prom. 
20)  einen  un:dvd'Q{07zoi  ronoi.  Horat. 
carm.  I  22,  6:  inhospitalem  Caucasum. 

196.  Der  Caicus  {Kdiy.oi),  ein  Fluss 
in  Mysien,  heute  Bakyr-tschaT ;  an  ihm 

lag  TÖ  Katy.ov  TTsöiov  (Hdt.  VI  28  U.  ö) ; 

vgl.  Verg.  ge.  IV  370:  Mysusque  Cai- 
cus. Die  Mysier  galten  aber  als  bar- 
barisch und  ungebildet ;  vgl.  Dio  Chry- 
sostom.  or.  31,  p.  358  (I  p.  398  Dindorf). 
Plat.  Gorg.  521b.  Sprichwörtlich  war 
Mvacüv  ta/atoi,  um  etwas  verächtliches 
zu  bezeichnen  (Plat.  Theaet.  209  b) ; 
vgl.  auch  Cic.  pro  Flacco  27,  65 :  quid 
porro  in  Graeco  sermone  tarn  tritum 
atque  celebratum  est,  quam  si  quis  de- 
spicatui  ducitur,  ut  Mysorum  ulthnus 
esse  dicatur? 

Die  Umschreibung  bibant  unda^ 
oder  ähnliches  ist  bei  den  Dichtern  be- 
liebt, um  den  Wohnsitz  anzugeben. 
Schon  bei  Homer;  vgl.  z.  B.  IL  ll824: 
Ol  äk  ZfkEiav  'h'aiop  vnal  TtöSa  t'eiarov 
"ISr^i,      u(fi'eioi,     TTtroifTSS     vScoq    fiiXav 


152 


Ars  amatoria 


t^/ 


Quid,  si  praecipiam,  ne  fuscet  inertia  dentes, 

Oraque  suscepta  mane  laventur  aqua? 
Scitis  et  inducta  candorem  q^aerere  creta; 


Älorinoto.  Aber  in  anderem  Sinne  ver- 
stehe ich  Find.  Ol.  6,  86:    (-inßuv^   läi 

eQareii'ov  vStoo  Ttio/itai.  Vgl.  noch  Hor. 
carm.  II  20,  20:  Rhodani  potor.  III 
10,  1:  extremum  Tannin  si  biberes, 
Lyce.  IV  15,  21:  qul  profundum 
Danubium  bibunt.  Verg.  Aen.  VII 
715  \\.  ö.    Vgl.  auch  unten  V.  318. 

197  f.  Den  Wert  sorgfältiger  Mund- 
pflege hatte  Ovid  schon  I  515  betont; 
vgl.  dort  die  Anmerkung.  Freilich 
wurde  in  dem  Bestreben,  den  Zähnen 
ein  blendendes  Weiss  zu  verleihen,  auch 
diese  Anstandsregel  in  bedenklicher 
Weise  übertrieben,  wie  z.  B.  das  Han- 
deln des  edlen  Egnatius  lehrt  (Catull. 
39).  Vgl.  37,  20:  et  dens  Hibera  de- 
fricatus  urina;  dazu  die  Erklärer. 

199  ff.      Die  TeyvT]  y.ouficüTixrj  (Fiat. 

Gorg.  465  B)  der  Weiber,  aus  der  die 
folgenden  Verse  einige  Einzelheiten 
bringen,  war  bis  ins  kleinste  ausge- 
bildet, und  die  Komödie  ist  reich  an 
Zeugnissen  dieser  Art.  Hier  kann  nur 
einiges  angedeutet,  nicht  ausgeführt 
werden.  Schon  Aristophanes  (fr.  320 
Kock)  gab  in  den  zweiten  Thesmo- 
phoriazusen  einen  reichhaltigen  Katalog 
von     Bedarfsgegenständen     weiblicher 

Eitelkeit    (7ToX).d    eiär]  yvt'cuy.eicov  <fOQr:- 

fiaTcov  Foll.  VII  95).  Das  zum  grössten 
Teile  auch  bei  Clem.  AI.  paed.  II  245,  6 
erhaltene  Fragment   schliesst   mit   den 

Worten  :  älXa  ttoUm  &'  ibv  oiS'  dv  leycov 

Xtj^uc  Tt=.  Dann  vgl.  Clemens  a.  a.  0. 
III  255  (darin  das  Fragment  des  Anti- 
phanes,  148  Kock).  Sehr  anschaulich 
sind  dann  auch  die  Verschönerungs- 
künste der  Damen  durch  Eubulos  ge- 
schildert (fr.  98  Kock  bei  Athen.  XIII 
557  F).  Am  ausführlichsten  ist  das 
Fragment  des  Alexis  (98  Kock),  das 
Athen.  XIII  568  A  mit  den  Worten 
einleitet :  "A?.£^is  S'  iv  reo  eTnyoafOfievo) 
S^dfiuTi  'Jaoardaiov  rr]v  etaiQixijp  Tta- 
^aay.evfjv  xai  rdi  Si  E7Tireyvr]aea>s  y.o/i- 
fiwatis  rcöv  eraiQwv  ovTojg  ey.ri&srat 
y^il.  (es  folgen  27  troch.  Tetrameter  an- 
gefüllt mit  derartigen,  zum  Teil  nieder- 
trächtigen Verschönerungskünsteu :  s. 
unten  zu  263  if.).  Von  den  Römern 
endlich  sei  nur  erinnert  an  Plaut,  raost. 
I  3,  101  ff.  (258  ff.). 


199  f.  Das  Schmitiken  war  den 
Griechen  ebenso  bekannt  w-ie  den  Römern, 
und  mannigfache  Arten  von  Schminken 
wurden  in  den  Handel  gebracht;  hier 
kann  nur  einiges  erwähnt  werden.  Die 
Griechen  hatten  eine  rote  Schminke, 
die  sie  TtaiStQMs  nannten.  Vgl.  Alexis 
fr.  98,  18  (II  p.  329  Kock)  bei  Athen. 
XIII  568  C :  }.tvy.6y_o(os  Kiav  Tis  iari " 
7Tcuddp(OT  evToißsTai.  Von  Demetrios 
dem  Phalereer  erzählt  Athenaeus  XII 
542  d  (nach  Duris,  vgl.  FHG.  II  p.  475) : 
tTTefiehelTo  S'e  y.al  rfjs  oipecos,  Trjv  rs 
TQiya  rf^v  etiI  t^s  y.etfukr.s  ^avd'i^ofisvos 
y.ul  TtaiÖe^coTi  ro  tiooowtzov  vrta'/.Eicpö- 
uEvos  y.al  rols  d/.Xois  aü.eiuaaaiv  eyyoicov 
eai'Tov.  Aehnliches  erzählt  Aelian  var. 
bist.  IX  9.  Eine  andere  hiess  ayyovoa, 
vgl.  Arist.  Lysistr.  48,  wo  der  Scholiast 
sagft:  7]s  rj  oi^a  iovd'pd,  ij  i^v&paivovai 
TU  TtQÖauiTia  cd  yvvaly.BS.  Auch  das 
(fvy.os  war  eine  rote  Schminke,  vgl. 
Beck,   anecd.    I  258,  9:    t/Qü)VTo  8e  tm 

(fvy.ei  eis  tu  fcrjla ,    ifu  ^avd'iZf^.      Eine 

weisse  oft  genannte  Schminke  ist 
6  xi'ifivd-os  (Bleiweiss),  auch  ro  y.n/uvd'iov, 
oft   bei  Aristophanes.    Vgl.   überhaupt 

Alciphr.  ep.  3,  11:  y>vy.ei  yd^  y.al  xpifiv- 
d'ico  y.al  itaiÖeQiort  ÖevaoTiovovai  ras 
TTc/peids  vTieQ  rovs  Ssivovs  rcäv  i^tuy^äipcov. 
Ausführliches  darüber  bei  Becker,  Cha- 
rikles  I '  261  ff. 

Die  römischen  Damen  gaben  den 
griechischen  darin  nichts  nach;  auch 
ihnen  dienten  mancherlei  Sorten  von 
Schminken  zur  künstlichen  Vermehrung 
ihrer  Reize.  Im  vorliegenden  Distichon 
Ovids  sind  zwei  Arten  genannt,  denn 
creta  ist  eine  weisse  Schminke,  sodass 
V.  200  nicht  etwa  als  erklärende  Ep- 
exegese  von  V.  199  aufzufassen  ist.  Die 
creta  wird  oft  genannt:  vgl.  z.  B.  Hor. 
epod.  12,  10.  Mart.  ll  41,  11.  VI 
93,  9:  acida  tatet  oblita  creta.  VHI 
33,  17:  crassior  in  facie  vetulae  stat 
creta  Fabullae.  Petron.  cap.  23  (von 
dem  cinaedus,  homo  omnium  insulsissi- 
mus):  infer  rugas  malarum  tantum 
erat  cretae,  ut  putares  detectum  parie- 
iem  nimbo  laborare.  Eine  ähnliche 
Schminke  ist  die  ccrussa  {Bleiweiss); 
vgl.  z.  B.  Ov.  med.  fac.  73.  Mart.  I 
72,  6.    II  41,  12  u.  s. 


III  197—203. 


153 


200      Saiiguine  quae  vero  noii  rubet.  arte  rubet. 
Arte  supercilii  confinia  uuda  repletis, 

Parvaque  sinceras  velat  aluta  g-enas. 
Nee  pudor  est  oculos  tenui  signare  favilla 


200.  Hier  ist  also  eine  rote  Schminke 
gemeint,  deren  es  wieder  sehr  mannig- 
faltige Arten  gab.  Am  beliebtesten 
scheint  fucus  (Lakmus)  gewesen  zn 
sein;  sie  kennt  schon  Plautus  (most.  I 
3,  li8  =  275).  Vgl.  Lucr.  II  744.  Von 
anderen  roten  Schminken  sei  das  in  der 
römischen  Komödie  oft  erwähnte  pur- 
purissum  und  nüniiwi  genannt. 

Der  Gebrauch  der  Schminke  ge- 
hörte durchaus  zu  den  Selbstverständ- 
lichkeiten; interessante  Stellen  sind 
Lucian.  am.  39  ff.  Tertull.  de  cult. 
fem.  II  5. 

201.  supercilii  confinia  'die  Grenz- 
scheide  der  Augenbrauen'  ist  eine 
Uebersetzung  des  griechischen  fieaöffovov 
(Oppian.  cyneg.  I  181 :  ev^v  Tvikoi  <fai- 
Sqöv  re  fitaofpioi),  welches  den  Eaum 
zwischen  den  Brauen  bedeutet.  Auf 
die  Schönheit  dieser  Stelle  des  Ge- 
sichtes legten  die  Alten  besonderen 
Wert,  doch  war  ihr  Geschmack  hierin 
versciiieden.  In  der  Sammlung  der 
Anacreontea  befindet  sich  ein  Gedicht 
(Nr.  15),  in  dem  einem  Maler  Anwei- 
sungen gegeben  werden,  wie  er  das 
geliebte  Mädchen  des  Dichters  malen 
soll.    Da  heisst  es  (V.  13) :  t6  ftaodf^voi^ 

Ss  firj  /uoi  Sidy.OTcre  /.irjTe  fiiaye '  sxezM 
S\  oTccoi  exsivr]j  t6  keXrid'oxcoi  avvofftv. 
ßXe(pdQüiv    \xvv     y.ekaivrr.       DazU     sagt 

Lessing  (Laok.  cap.  20,  was  überhaupt 
zu  vergleichen):  Anakreon  hielt  die 
Mittelstrasse;  die  Augenhraunen  seines 
geliebten  Mädchens  waren  weder  merk- 
lich getrennt,  noch  völlig  in  einander 
verwachsen,  sie  verliefen  sich  sanft  in 
einem  einzigen  Punkte.  Dagegen  ist 
das  geliebte  Mädchen  des  Daphnis  (bei 
Theokr.  8,  72)  eine  omoifQvi  xo^a. 
Ebenso  entscheidet  sich  Ovid  an  unserer 
Stelle:  er  rät  den  Mädchen,  falls  die 
Brauen  nicht  zusammenlaufen,  dies 
künstlich  zu  erzwingen.  "Wie  das  ge- 
schehen konnte,  mag  die  bekannte 
Juvenalstelle  lehren,  in  der  das  ähn- 
liche Thun  eines  Weichlings  geschildert 
wird  (I  2,  93) :  illc  supercilium  madida 
fuligine  (Bleiglanz,  vgl.  den  Anh.) 
tinctum  obliqua  producit  acu  pingitque 
trementes  attollens  oculos.     Arist.  phy- 


siogn.  6.  Suet.  Aug.  79.  Martian. 
Cap.  II  132  (p.  185  Kopp) :  quarutn  una 
deosculata  Philologiae  frontem,  illic  ubi 
pubem  ciliorum  discriminat  glabellae 
medietas.  Vgl.  auch  Goethe,  Dichtung 
und  Wahrheit,  Buch  IX  im  Anfang 
fVVerke,  herausgeg.  von  K.  Heinemaun, 
Leipzig  u.  Wien  o.  J.,  Bd.  XII  p.  395) : 
.  .  seiner  ganzen  Pliysiognotnie  (Johann 
Meyers  aus  Lindau)  gab  es  einen  eigenen 
Ausdruck,  dass  er  ein  Räzel  war,  d.  h. 
dass  seine  Augenbrauen  über  der  Nase 
zusammenstiessen,  welches  bei  einem 
schönen  Gesichte  immer  einen  ange- 
nehmen Ausdruck  von  Sinnlichkeit  her- 
vorbringt. 

nuda  erklärt  sich  nach  dem  Ge- 
sagten leicht:  wenn  die  Brauen  nicht 
zusammenstossen,  diese  Stelle  also  von 
Haaren  bloss  ist;  dann  soll  die  Kunst 
nachhelfen. 

202.  aluta  ist  eigentlich  ein  weiches 
mit  Alaun  (alumen)  zubereitetes  Leder, 
vgl.  unten  V.  271;  hier  hat  man  es 
wohl  von  einem  Schönheitspflästerchen 
zu  verstehen.  Auch  diese  waren  dem 
Altertum  wohlbekannt,  ihr  eigentlicher 
Xame  ist  splenium  (aTi/.iiviov).  Vgl. 
z.  B.  Mart.  II  29,  9:  numerosa  linunt 
stellantem  splenia  frontem.  VIII  33,  22. 
X  22,  1.  Plin.  ep.  VI  2,  2:  candidum 
splenium  in  hoc  aut  in  illud  super- 
cilium transferebat. 

203  f.  Auch  das  Untermcden  der 
Augen,  damit  die  Wimpern  länger  er- 
schienen, und  die  ß).iffaoa  ueXaivovaa 
Ts/ir.  (Luc.  amor.  39)  spielte  bei  der 
Toilette  der  Eitelkeit  eine  grosse  Eolle. 
In  Betreff  der  Griechen  verweise  ich 
auf  Becker,  Charikles  I*  263;  einiges 
findet  sich  in  den  bisher  citierten  Stellen. 
In  Rom  war  diese  Unsitte  ganz  be- 
sonders beliebt.  Schon  Varro  sat.  Men. 
370  (Buechelers  Petron.  ed.*  min.  p. 
200)  spricht  von  dem  y.a'/.Xißli^aoov  (bei 
Non.  p.  218,  22);  vgl.  Plin.  bist.  uat. 
XXI  123.  Näheres  ebenda  XXXIII 
101 :  in  isdem  argenti  metallis  i)tvcnitur, 
ut  proprie  dicamus,  spumae  lapis  can- 
didae  nitentisque,  )ton  tarnen  tralu- 
centis ;  sti m  i  appellant,  alii  stibi , 
alii  alabastru)!!,  aliqui  larbasim. 


154 


Ars  amatoria 


Vel  prope  te  nato.  lucide  Cj'dne.  croco. 
205  Est  mihi,  quo  dixi  vestrae  medicamina  formae, 
Parvus.  sed  cura  grande.  libelliis.  opus: 
Hiuc  quoque  praesidium  laesae  petitote  figurae! 

Non  est  pro  vestris  ars  mea  rebus  iners. 
Non  tarnen  expositas  mensa  deprendat  amator 
210      Pjxidas:  ars  faciem  dissimulata  iuvat. 
Quem  non  offendat  toto  faex  inlita  vultu. 

Cum  fluit  in  tepidos  pondere  lapsa  sinus? 
Oesypa  quid  redolent,  quamvis  mittatur  Atlienis 


.  .  .  102 :  vis  eins  .  .  .  principalis  autem 
circa  ocnlos,  namqne  ideo  etinm  jj/eris- 
rßie  platyoi^hthalmon  id  appella- 
vere,  quoniam  in  calliblepharis  nmlierum 
dilatet  oculos  etc. 

Dazu  noch  Ai)ul.  met.  VIII  27. 
Petron.  110:  immo  aiqjcrcilia  ctiam  pro- 
fert  de  pyxide  scitcqnc  iacf.urae  linea- 
menta  secuta  totam  Uli  formam  suam 
reddidit. 

Wenn  Ovid  hier  als  ]\Iaterial  ganz 
feine  Asche  (das  ist  favilla  im  Gegen- 
satz zii  cinis)  bezeichnet,  so  meint  er 
damit  offenbar  das  stimmi  oder  stibi 
(stibiuni).  Spicssglanz,  das  gebraunt 
und  zu  feinstem  Pulver  zerrieben  Avurde. 
Vgl.  zu  der  eben  citierteu  Pliniusstelle 
noch  XII  43  und  Pollux  V  101 :  y-al  t« 

vTzoy^fifxuarr/. ,  y.al  rj  oziuuig  tzuq  Imvi 
SV  'OufüXr,  (fr.  25,  p.  736  Nauck  -).  y.ul 
tfjv  uB),ai,vuv  ari/juiv  o/nuaToyodcpov. 

204,  Eine  Safranschminke  zu  dem- 
selben Zweck  erscheint  sonderbar  wegen 
der  für  die  Wimpern  nicht  passenden 
Farbe;  es  wird  sich  um  ein,  freilich 
wenig  geschmackvolles  Untermalen  der 
Augen  handeln  ähnlich  wie  bei  Xenoph. 
Oecon.  10,  b:  .  .  .  t'i  ooi  /uÜ.ro}  at.EKfo- 
fiEvos  y.al  Toi'S  oy&aXfiovs  vTiaXtifj 6 ixevoi 
dv8QBiy.el.ig  ETZiÖeiyvioi/iü  re  efiavTov  y.al 
avvsir]v  B^aTiardJv  ae  y.al  Tiaoe/iov  öoäv 
y.at  iiTTrsa&ai  fiiXiov    dvxl    rov    euavTOV 

•/QCOtOi. 

Der  Safran  (vgl.  auch  I  104)  war 
bei  den  Alten  sehr  geschätzt;  als  vor- 
züglich galt  der,  welcher  in  Cilicien 
gewachsen  war.  Ov.  fast.  I  76.  Cili- 
cien wird  hier  durch  seinen  Fluss  be- 
zeichnet (vgl.  auch  V.  196),  den  Ci/dnns 
(KvÖvns),  der  nicht  ohne  Grund  das 
Beiwort  lucidns  erhält,  vgl.  Gurt.  Ruf. 
III  4  (10),  8:  Cydnns  non  sjjatio  aqua- 
rnm,  sed  liqnore  nicmorahilis,  qidppe 
leni  tractu  e  fontibus  labens  pnro  solo 
excipitur,  nee  forrenfes  inctii'runt,  qui 


placide  manantis  alveum  turbenf:  ita- 
que  incorrnptus  idemque  frigidissimus, 
qiiippe  mnlta  riparum  amoenitate  inum- 
bratns  uhique  fontibus  suis  similis  in 
mare  evadit.  Tib.  I  7.  13:  an  te,  Cydne, 
canam,  facitis  qui  leniter  undis  caeru- 
leus  pjlacidis  per  vada  serpis  aquis. 

205  f.  Ovid  meint  das  unter  dem 
Titel  mcdicaniina  faciei  femineae  auf 
uns  gekommene  Fragment  von  100 
Versen. 

207.  laesae  figurae  erinnert  au  am. 
I  10,  14:  nunc  nientis  vitio  laesa  figura 
fnast. 

210.  pyxides  {Trv^iÖes.  eigtl.  aus 
Buchsbaumholz,  i^  TTv'ios)  sind  die  un- 
zähligen Büchsen  und  Schächtelchen, 
vrie  sie  zum  Inventar  des  Toilettetisches 
einer  römischen  Dame  dieser  Zeit  er- 
forderlich sind. 

Auf  dissiimdata  liegt  der  Ton ; 
das  ist  das  Thema  der  folgenden  Verse. 

211.  Hefe  als  Schönheitsmittel 
Avird  oft  erwähnt:  vgl.  Becker.  Gallus 
III "  163.  Noch  beliebter  war  ein  Teig, 
zu  dessen  Bereitung  Ovid  med  fac. 
53  ff.  ausführliche  Anweisung  giebt. 
Vgl.  Juven.  I  2,  107:  pressum  in  facie 
diyitis  extendere  panem. 

212.  Vgl.  rem.  am.  354:  ei  fiuere 
in  tepidos  oesypa  lapsa  sinus. 

213  f.  Ein  anderes,  wenig  appetit- 
liches Schönheitsmittel,  eine  Art  Lanolin- 
salbe; oesypum  {o)'ai<7To~)  ist  eigentlich 
der  an  der  Wolle  des  Schafes  sich  an- 
setzende Schweiss  und  Schmutz,  vgl. 
Hesych :  otav:xtiov  sQtov  övTiaQov  tiqo- 
ßuTcov.  Ausführlicher,  aber  wenig 
appetitlich  Gregor.  Cor.  p.  542  (ed. 
Schaeffer) :  oiavrtt]  Si.  rd  tcuv  ^vTrapcöv 
TCooSdrotv   iotov    y.al    t6    Sia/mor]fia  rov 

TtQoßdxov.  Daraus  wurde  ein  Extrakt 
[sucus]  hergestellt,  der  teils  in  der 
Medizin  (vgl.  auch  Hdt.  IV  187)  teils 


III  204—230. 


155 


Demptiis  ab  inmiindo  vellere  siicus  ovis? 
215  Nee  coram  mixtas  cervae  sumpsisse  medullas 
Nee  coram  dentes  deMciiisse  ])robeni: 
Ista  dabuiit  formam.  sed  erunt  deformia  visu, 
Multaque.  dum  fiunt.  turpia:  faeta  placeiit: 
Quae  iiuuc  uomen  liabent  operosi  signa  M.yronis, 
220       Pondus  iuers  quondam  duraque  massa  fuit; 
Anulus  ut  tiat,  primo  couliditur  aurum: 
Quas  g-eritis  vestis,  sordida  lana  fuit: 
Cum  fieret.  lapis  asper  erat.  nunc,  nobile  Signum, 
Nuda  Venus  madidas  exprimit  imbre  eomas. 
225  Tu  quoque  dum  eoleris,  nos  te  dormire  putemus: 
Aptius  a  summa  eonspiciere  manu. 
Cur  mihi  nota  tuo  causast  candoris  in  ore? 

Claude  forem  thalami!  quid  rüde  prodis  opus? 
Multa  viros  nescire  deeet;  pars  niaxima  rerum 
230       Oifendat.  si  non  interiora  tegas: 


wie  hier  als  Schönheitsmittel  verwendet 
wiirde.    Vgl.  rem.  am.  354. 

Darüber  sagt  Pliuius  hi.^t.  uat. 
XXX  28:  maculas  in  facie  oesypum 
cum  melle  Corsico  quod  asjicrriniuni 
habetur  extenuat,  item  seobem  cutis  in 
facie  cum  rosaceo  inposifum  vellere, 
quidam  et  bufyrum  addunt  etc. 

quamvis  mittatur  Aihenis  dass  das 
attische  oesypum  am  meisten  geschätzt 
wurde,  erhellt  auch  aus  Galen.  X  p.  965 
Kühn :  on  S'  dueivuiv  6  ^imxds  o'iavjros 
aTTavios  ulXoVj  -xr.v  eyco  iir)  %ky(o.  yivoj- 
axeii.  Tgl.  Plin.  hist.  nat.  XXIX  35: 
quin  ipsae  sordes  pecudum  sudorque 
feminum  et  alarum  adhaerentes  lanis 
—  oesypum  vocant  —  innumeros  prope 
ustis  habent ;  i n  Atticis  ovib u s 
genito  palma.  Es  folgen  .ausführ- 
liche ]\Iitteilungen  darüberr  Eine  lange 
Auseinandersetzung  über  Zubereitung 
des  oesypum  u.  dgl.  findet  sich  auch 
bei  Dioskorides  11^84  (medici  ed.  Kühn 
XXV  p.  204  ff.). 

21i).  Ein  drittes  Jlittel,  wesentlich 
aus  Hirschmark  bereitet.  Ueber  die 
cervina  medulla  vgl.  Plin.  hist.  nat. 
XXVIII  145.  241.  185. 

216.    Vgl.  V.    197    und  zu  I  515. 

defricare  ist  der  übliclie  Ausdruck, 
vgl.  z.  B.  Catnll.  37,  20.     39.  19. 

219.  Myron  aus  Eleutherae,  Zeit- 
genosse des  Polyklet  (vgl.  Plin.  uat. 
bist.  XXXIV  lÖ),  wird  als  überaus 
geschickter  Künstler  in  der  Behandlung 


des  Erzes  gepriesen.  Ebenso  berühmt 
wie  in  der  Darstellung  des  kraft- 
strotzenden männlichen  Körpers  war  er 
in  der  Bildung  der  Tiere.  Vgl.  Petron. 
88:  Myron  qui  paene  aninias  hominum 
ferarumqne  aere  comprehenderat.  Be- 
sonders berühmt  war  die  bucula  3fyronis, 
die  auch  in  zahlreichen  Epigrammen 
(AP.  IX  713  ff.  793ff.l  verherrlicht 
wurde.  Vgl.  Plin.  nat.  hist.  XXXIV 
57  ff.  Overbeck,  die  antiken  Schrift- 
quellen etc.  p.  103  ff. 

223  f.  Anspielung  auf  den  be- 
kannten Typus  der  Venus  Auadyomene : 
vgl.  Müller,  Archäologie  der  Kimst* 
p.  582.  Einleitung  p.  XXI,  Anm.  7. 
Ov.  trist.  II  527 :  sie  madidos  sircat 
digitis  Venus  uda  cajnllos  et  modo 
maternis  tccfa  videtur  aquis.  ex  Pont. 
IV  1,  29:  nt  Vemis  artificis  labor  est 
et  gloria  Coi  (vgl.  uuteu  zu  V.  401), 
aequoreo  madidas  quae  prcmit  inibre 
comas.  Die  Anadyomene  des  Apelles 
war  aus  Kos  durch  Augustus  nach 
Eom  gebracht  und  hatte  im  Tempel  des 
Divus"  Julius  Aufstellung  gefunden. 
Darüber  vgl.   Strab.  XIV  p.  657  d:   /;*• 

8i  y.al  (zu  Kos)  /;  'ArnSvottsrr  Atpoo- 
8irr],  //  vvf  dpcixsirai  rrö  d'siö  Kaioapt 
st'  'Pcuur.,  Tov  —sSaaTOv  di'ad'ivroi  rm 
Tiai^l  ti]v  do/j]ytrii>  rov  yävovi  avrov 
cpaal  öi  TOfs  Kcöoii  urrl  rr;s  y^afrjs 
iy.arov  rnkdvTcov  aifsaiv  ysvia&ai  tov 
TTnoaTa/ß-hToi  <p6poi.  Plin.  nat  hist. 
XXXV  91.     Vgl.  unten  zu  V.  401. 


156 


Ars  amatoria 


Aurea  quae  splendent  ornato  signa  theatro, 

Lispice.  quam  tenuis  brattea  ligna  tegat; 
Sed  neque  ad  illa  licet  i)opulo,  nisi  facta,  venire, 

Nee  nisi  summotis  forma  paranda  viris. 
235  At  non  pectendos  coram  praebere  capillos, 

Ut  iaceant  fusi  per  tua  terga,  veto: 
Illo  praecipue  ne  sis  morosa  caveto 

Tempore  iiec  lapsas  saepe  resolve  comas! 
Tuta  Sit  ornatrix!  odi,  quae  sauciat  ora 
240       Unguibus  et  rapta  bracchia  figit  acu; 

DevoA^et  (et  tangit!)  dominae  caput  illa  simulque 

Plorat  in  invisas  sanguinulenta  comas. 
Quae  male  crinitast,  custodem  in  limine  ponat 

Orneturve  Bonae  semper  in  aede  Deae! 


231.  Unter  aurca  siyna  hat  man 
wohl  Dekorativgeg'eustände  zu  ver- 
stehen, die  der  Billigkeit  halber  aus 
Holz  hergestellt  und  nur  mit  einem 
dünnen    Goldüberzug   versehen    waren. 

232.  hrattea  ist  ein  dünnes  Metall- 
blech, hier  der  dünne  Goldüberzug  über 
den  hölzerneu  Ornamenten  des  Theaters, 
der  diese  als  durchaus  golden  erscheinen 
lässt.  Vgl.  auch  Mart.  VIII  33,  avo 
von  einem  bei  Spielen  errichteten  Ge- 
rüst die  Eede  ist,  das  mit  Gold  dünn 
überkleidet  wird.    IX   22,  6. 

239.  ornatrix  zu  V.  134.  —  Ovid 
tadelt  die  launenhafte  Grausamkeit,  mit 
der  viele  römische  Damen  ihre  Zofe 
während  des  Haarordnens  behandeln. 
Vgl.  die  berlihmte  Stelle  Juven.  II 6,  490 : 
disponit  crinem  laceratis  ipsa  copillis 
nuda  umero  Psecas  infelix  nudisque 
mamillis ;  'altior  hie  qnare  cincinnus?' 
taurea  punit  confinuo  flexi  crinem  faei- 
nusque  capilli.  quid  Psecas  admisif^ 
quaenam  est  hie  culpa  puellae,  si  tibi 
displicuit  nasus  tuus?  —  Mart.  II  66: 
unus  de  toto  peccaverat  orhe  comarnm 
anuliis,  incerta  non  bene  fixus  acu.  hoc 
facinus  Lalage,  speculo  qnod  vidcrat, 
ulta  est  et  cecidit  saevis  icta  Plccusa 
comis.  Das  Gegenteil  bei  Ov.  am.  I 
14,  16:  ornatrix  tuto  corpore  semper 
erat,  ante  meos  saepe  est  oculos  ornata 
nee  unquam  bracchia  derepta  saucia 
fecit  acu.  Vgl.  auch  Friedländer,  Sitten- 
geschichte P  430. 

240—242.  Man  beachte,  wie  kunst- 
voll mit  wenigen  Worten  das  kleine 
Genrebildchen  ausgemalt  ist.  Das  von 
der  Wut  eingegebene  schnelle  Erfassen 


(rapta)  einer  Nadel  und  der  schnelle 
Stich  damit  ist  eine  kurze,  aber  lebens- 
wahre Scene  für  sich:  in  hübschem  Kon- 
trast zu  der  Gewaltthat  der  Herrin  steht 
die  Hilflosigkeit  der  Aermsten,  die  nichts 
zur  Verteidigung  hat  als  eine  Verwün- 
schung der  Grausamen  und  Thränen, 
unser  Mitleid  erregend: 

241.  tangit  wodurch  die  Wirkung 
des  devotere  erhöht  wird. 

244.  Die  Bona  Dca  (vgl.  unten 
V.  637),  eine  Verkörperung  von  allem 
Erspriesslichen  im  Menschenleben,  der 
Fruchtbarkeit  in  der  Xatur,  des  Segens 
im  häuslichen  und  öffentlichen  Leben, 
wurde  von  den  römischen  Frauen  in 
geheimnisvoller  Weise  verehrt.  Näheres 
bei  Preller,  RM.  I«  399.  401. 

Kein  Mann  hatte  dabei  Zutritt,  in 
der  strengen  Zeit  wurden  dabei  selbst 
Bilder,  auf  denen  ]\Iänner  oder  männ- 
liche Tiere  dargestellt  waren,  nicht  ge- 
duldet (vgl.  aber  unten  V.  633).  Vgl. 
nur  Tib.  16,22:  sacra  Bonae  maribus 
non  adeunda  Deae.  Bei  den  Griechen 
war  daher  die  Bezeichnimg  (-Jeds  Fwai- 
y.eia  für  Bona  Dea  üblich.  Vgl.  Plut. 
Cic.  19:  ...  O'eov,  /jv  'Pcuuaioi  fiev  'Aya- 
&r]i\  "£/././^v£S  ös  rvvaiy.Eiav  oro/ud^ovoiv. 

Macrob.  sat.  1 12,  27 :  haec  apud  Graecos 
/';  Ot6=  rwaiy.eia  dicitur.  Darauf  be- 
zieht sich  der  natürlich  scherzhaft  ge- 
meinte Rat  Ovids:  die  male  cristata 
soll  sich  da  anputzen,  wo  keines  Mannes 
Blick  sie  belauschen  kann. 

Ueber  den  Tempel  der  Bona  Den 
[Subsaxana)  vgl.  Richter,  Topographie  ^ 
p.  204.  206. 


m  231—259. 


157 


245  Dictus  eram  subito  cuidam  venisse  puellae: 
Tiirbida  perversas  indiiit  illa  comas. 
Hostibus  eveniat  tarn  foedi  causa  pudoris. 
luque  nurus  Parthas  dedecus  illud  eat! 
Turpe  pecus  mutilum,  turpis  sine  graraine  campus 
250       Et  sine  fronde  frutex  et  sine  crine  caput. 

Non  mihi  venistis.  Semele  Ledeve.  docendae 

Perve  fretum  falso  Sidoni  vecta  bove 
Aut  Helene,  quam  non  stulte,  Menelae,  reposcis, 

Tu  quoque  non  stulte.  Troice  raptor.  habes; 
255  Turba  docenda  venit  pulchrae  turpesque  puellae, 

Pluraque  sunt  semper  deteriora  bonis. 
Formosae  non  artis  opem  praeceptaque  quaerunt: 

Est  illis  sua  dos,  forma  sine  arte  potens; 
Cum  mare  conpositumst,  securus  navita  cessat; 


245  f.  Vgl.  die  Einleitung  p.  XVI, 
Anm.  6  und  7. 

246.  Das  überraschte  Mädchen  setzt 
in  der  Verwirrung  die  Perücke  auch 
noch  verkehrt  auf. 

Unwillkürlich  muss  ich  hier  immer 
an  die  höchst  ergötzliche  Sceue  denken. 
die  Goethe  in  Dichtung  und  Wahrheit 
erzählt  (sein  Besuch  bei  Gottsched): 
Buch  Vn,  "Werke  herausgegeben  von 
K.  Heinemann,  Bd.  Xn  p.  298. 

247.  hostibus  eveniat  ist  als  Ver- 
wünschung häufig.  Vgl.  her.  15,  217 : 
hostibus  eveniant  convicia  talia  nostris. 
am.  m  11,  16:  eveniat  nostris  Jiostibus 
nie  pudor.    Vgl.  Zingerle,   Ovid  I  129. 

248.  Der  Vers  ist  eine  nähere  Be- 
stimmung des  vorhergehenden:  den 
Feinden,  so  z.  B.  den  Partheru,  die 
grade  als  der  Erbfeind  der  Eömer  her- 
ausgegriffen "werden;  vgl.  I  177 ff. 

nurus  steht  nicht  selten  ohne  Be- 
rücksichtigung verwandtschaftlicher  Be- 
ziehungen im  junye  Frau  oder  Mädchen 
überhaupt ;  vgl.  z.  B.  Ov.  met.  II  366  u.  s. 

249.  nmtilum  bezieht  sich  wohl  zu- 
nächst auf  die  Verstümmelung  der  Hör- 
ner; vgl.  Hör.  sat.  I  5,  60. 

251—280.  Zweite  Anweisung. 
Nicht  Muster  der  Schönheit  sind  es,  die 
von  mir  Belehrung  fordern  ( — 254),  son- 
dern schöne  und  hässliche  Mädchen, 
letztere  aber  in  grösserer  Zahl  ( — 256). 
Jene  brauchen  meine  Kunst  nicht  ( — 260), 
diese  aber  desto  mehr  ( — 262).  Be- 
stimmte Au  Weisungen,  wie  man 
körperliche  Mängel  und  Schön- 


heitsfehler möglichst  gut 
machen  kann:  Unharmonische  Figur 
(—268),  hässlicher  Teint  (—270).  un- 
schöner Fuss  (—272),  zu  hohe  Schultern 
(273).  flacher  Busen  (274).  Es  folgen 
Regeln.  Mängel  aller  Art  ge- 
schickt zu  verdecken:  hässliche 
Finger  ( — 276),  unangenehmer  Atem 
(—278),  unschöne  Zähne  i— 280). 

252.  Die  Sidonierin  ist  Europa, 
welche  von  Juppiter  in  der  Gestalt  eines 
Stieres  (falsa  bove)  durch  das  Meer  ent- 
führt wurde :  siehe  oben  I  323.  Sidonis 
heisst  sie  als  phoinikische  Königstochter. 
Sidon,  die  älteste  Stadt  Phoeuiziens, 
war  schon  zu  Homers  Zeiten  durch 
Handel  und  Künste  hochberühmt.  Si- 
donis nennt  Ovid  die  Europa  auch  fast. 
V  610.  617.  Zum  Ausdruck  falso  bove 
vgl.  Ov.  am.  I  3.  23:  quaeque  super 
pontuni  siinulato  vecta  iuvenco  virginea 
tenuit  cornua  vara  manu. 

253  f.  Das  Distichon  erinnert  an 
Prep.  II  3,  37:  nunc  Pari,  tu  sapiens 
et  tu.  Menelae.  fuisti:  tu  quia poscebas, 
tu  quia  lentus  eras.  Was  Paris  anlangt, 
so  urteilt  freilich  Horaz  von  anderem 
Standpunkte  aus  anders  (epist.  I  2,  10) : 
im  Sinne  des  Erotikers  Ovid  dagegen 
handelt  Paris  ganz  richtig;  vgl.  die 
Einleitung  p.  XI. 

254.    Hom.  IL  VII  362  (Paris   zu 

Anteuor) :  dvny.QV^  S'  dnöifrjui,  yvvaiy.a 
uev  ovy.  oLTtoÖcoaco. 

258.  forma  sine  arte  potens  vgl. 
Ov.  met.  X573:  tanta  potentia  formae 
est.  Aehnlich  ist  rem.  am.  350:  fallit 
enim  multas  forma  sine  arte  potens. 


158 


Ars  amatoria 


260       Cum  turnet,  auxiliis  adsidet  ille  suis. 

Rara  tarnen  mendo  facies  caret:  occule  mendas, 

Quaque  potes,  Vitium  corporis  abde  tui! 
Si  brevis  es,  sedeas,  ne  Staus  videare  sedere, 
Inque  tuo  iaceas  quantulacumque  toro; 
265  Hie  quoque,  ne  possit  fieri  raensura  cubautis, 
Iniecta  lateant  fac  tibi  veste  pedes. 
Quae  nimium  gracilis,  pleno  velamina  filo 
Sumat.  et  ex  umeris  laxus  amictus  eat; 
Pallida  purpureis  taugat  sua  corpora  virgis, 
270      Nigrior  ad  Phariae  confuge  vestis  opem. 


261  f.  Die  ergänzende  Gegenvor- 
schrift  für  den  Jüngling,  der  seine  Lei- 
denschaft los  werden  will,  hmc  animo 
Signa  quodcunque  in  corpore  mendumst 
(rem.  am.  417)  zeigt  die  Wichtigkeit 
dieser  Lehre  im  Interesse  der  Mädchen. 

263  ff.  Vgl.  zu  diesem  Passus  das 
oben  zu  V.  199  ff.  Gesagte.  Aus  dem 
dort  citierten  Fragmente  des  Alexis 
(II  p.  329  Kock)  mögen  zum  bequemeren 
Vergleiche  hier  wenigstens  einige  Verse 
ausgeschrieben  werden.  V.  5:  ti&vi 
dvaTiKdrzovai  ravTas,  djars  firjrs  lovs 
rpoTiovs  fiijre  ras  ou'sts  ofioias  SiaTe/.elv 
ovaas  STi.  rvyxdvei  ftiy.^d  ris  ovoa,  jrf^.^-ös 
iv   raZs    ßav/ciot.v    eyy.eaäTxvrcu '    fia-Aoä 

TIS,    StäßaS'^OV    XsTlTOV    (JOOBl^    T1JV    TS    XB- 

^aXf]v  enl  rov  cofiov  ycaiaßaXova'  e^ep- 
Xerai'  rovro  rov  firjy.ovi  dyelXev  ovy. 
^xei  TIS  lo/Ja.  vTtsveSvo"  k^oufifiiv  avTijv^ 
loare  Tfjv  evTtvyiav  uvaßodv  zovs  eiai- 
Sövras.  y.oi'/.iav  dÖpuv  t/ji^  arrjd't  eor' 
avralac  zovtcov  cov  'i/ova'  ol  y.co/iiiy.oi' 
oqÜ'u  Tzooa&sTaai  loiavTa  rovvävrov  rrjs 
xotXias  (öoTieoel  y.ovrolai  rovrois  tls  ro 
7t^6a&'  djiriyayov.  ...  19 :  y.aXov  e^Ei  rov 
aiojuaros  ri,  rovro  yv/nvov  Seiy.vvrai.  sv- 
fvets  odovrag  sa/ev,  e^  dvdyy.rjg  Sei  ysXäv, 
tva  d'toiQwa  Ol  Tia^ovrsg  ro  aröfx  tos 
y.ofixpov  ifooel  y.rX. 

267.  ■pleno  velamina  filo  nicht  das- 
selbe, was  oben  (V.  109)  Uinicae  calentes 
hiess,  aber  dem  ähnlich:  dort  sind  Kleider 
aus  grobem  Stoff  gemeint,  hier  solche, 
die  etwas  auftragen  und  einer  zu 
schlanken  Figur  mehr  Fülle  geben. 

269.  Gemeint  sind  die  sogenannten 
vestes  virgatne,  buntgemusterte,  der 
Länge  nach  gestreifte  Kleider:  diese 
Längsstreifen  sollen  hier,  um  die  bleiche 
Gesichtsfarbe  der  Herrin  zu  mildern, 
purpurn  sein:  zu  II  297.  Zeigten  die 
Kleider  dagegen  Querstreifen,  so  hiessen 
sie   trabeae,   die  aber,   soviel  ich  sehe. 


meist  nur  von  Männern  bei  besonderen 
festlichen  Veranlassungen  getragen 
wurden.  Zu  der  virgata  vgl.  unter 
anderen  Verg.  Aen.  VIII  660.  Valer. 
Flacc.  n  159:  virgata  nurus.  Sil.  Ital. 
IV  155. 

270.  Ueberliefert  ist  PJtarii  jnscis : 
was  unter  dem  pharisclie7i  (d.  h.  egypti- 
schen :  unten  zu  V.  635)  Fisch  zu  ver- 
stehen wäre,  lässt  sich  nicht  sicher 
sagen ;  zwar  wissen  wir  von  dem  Fisch- 
reichtume  des  Nils  und  dem  Export 
dieser   Fische:    vgl.   z.  B.   Athen,   in 

121b  (o  äe  Tiordfiios  y.oouy.Tvos,  ov 
TciXrrjV  rivhs  y.aXovoiv,  6  djcd  rov  NsiXov 
y.rX.  ■  vgl.  dazu  auch  Strab.  XVII  828. 
Opp.  hal.  I  133).  Archippus  fr.  25,  1 
Kock  (I  684  bei  Athen.  VII  311  e). 
Hdt.  n  93  und  sonst.  Aber  die  dort 
als  egyptisch  registrierten  Fische  sind 
entweder  ihrer  Natur  nach  für  die  hier 
vorliegenden  Zwecke  ungeeignet,  oder 
wir  können  keinerlei  Nachweis  führen, 
ob  und  in  welcher  Weise  sie  zur  Her- 
stellung eines  Kosmetikums  dienten. 
Hier  aber  an  das  Krokodil  zu  denken, 
dessen  Inneres  allerdings  bei  der  Zu- 
bereitung von  Schönheitsmitteln  Ver- 
wendung fand,  scheint  mir  doch  etwas 
zu  gewagt;  vgl.  auch  den  Anhang. 
Dazu  kommt,  dass  es  sich  in  diesem 
Zusammenhange  überhaupt  gar  nicht 
um  Schminken  und  dgl.  handelt,  sondern 
um  die  geschickte  Wahl  der  Toilette. 
Bei  diesen  Schwierigkeiten  scheint  mir 
die  Conjektur  Blümners  Phariae  vestis 
nicht  übel :  „  Aegyptische  feine  Leinwand 
war  im  Altertum  berühmt".  Vgl.  oben 
zu  I  77.  Diese  Conjektur  lässt  sich 
noch  näher  begründen.  Eben  (209)  war 
von  Purpur  die  Rede :  dazu  passt  treff- 
lich der  Gegensatz  des  weissen  Linnen- 
kleides ;  vgl.  auch  Cic.  Verr.  V  56,  146 : 
Uli  ad  deprecandlun  periculiim  jirofere- 


III  260—276. 


159 


Pes  malus  in  nivea  semper  celetur  aluta, 
Arida  nee  vinclis  crura  resolve  suis! 

Conveniunt  tenues  scapulis  analeptrides  altis; 
Angustum  circa  fascia  pectus  eat! 
275  Exiguo  Signet  gestu,  quodcumque  loquetur. 
Cui  digiti  pingues  et  scaber  unguis  erit; 


bant,  alii  pxirpuram  Tyriam,  tus 
alii  atqiie  odores  v este m qtie  l in- 
ten m.  Sachlich  wird  die  Coujektur 
auch  dadurch  wahrscheinlich,  dass  diese 
leineneu  Kleider  an  Durchsichtigkeit 
den  Kölschen  (zu  II  298)  nichts  nach- 
gaben :  die  dunkle  Hautfarbe  durch  das 
weisse  Linnengevvand  durchschimmernd 
und  durch  dieses  harmonisch  gemildert, 
mag  in  der  That  ein  reizvoller  Anblick 
gewesen  sein.  Ueber  die  Durchsichtig- 
keit dieses  Stoffes  ist  ein  bekanntes 
Zeugnis  das  des  Publilius  Syrus  (II  p.  305 
Ribb.)  bei  Petron.  55:  aequum  est  in- 
duere  nuptam  ventum  textilem, 
palani  prostare  nudam  in  nebula 
linea? 

271.  Die  aluta  (zu  V.  202)  bedeutet 
hier  einen  Schuh  aus  feinem  Leder, 
hier  von  weisser  Farbe  {nivea);  vgl. 
Mart.  XII  26,  9;  II  29,  8:  cocäna  aluta. 
Jiiven.  III  7,  192 :  nifjra  aluta  (von  dem 
Schuh  der  Senatoren).  Nicht  auf  die 
Farbe  kommt  es  hier  an  (im  Gegen- 
satz zu  dem  vorausgehenden  Distichon), 
sondern  nur  auf  die  Verhüllung  über- 
haupt: ein  unschöner  Fuss  soll  nicht 
sichtbar  werden:  dass  die  Bekleidung 
des  Fusses  gleichzeitig  geschmackvoll 
und  zierlich  ist,  wird  dabei  beiläulig 
als  zweite  Forderung  mit  ausgesprochen. 

272.  arida  entweder  dürr,  mager, 
vgl.  Hör.  epod.  8,  5:  aridas  nates  oder 
von  dem  Mangel  der  Pflege  zu  ver- 
stehen ,  wie  sie  oben  zu  I  506  be- 
sprochen ist. 

Unter  vinclis  ist,  wenn  man  nicht 
lieber  an  die  die  Beine  verhüllende 
Kleidung  schlechthin  denken  Avill,  viel- 
leicht der  mannigfache  Schmuck  zu  ver- 
stehen, durch  den  die  hier  gemeinten 
Damen  bei  der  Kürze  ihrer  Kleider  (zu 
I  32)  den  Blick  auf  die  Reize  ihrer  Beine 
noch  mehr  zu  lenken  verstanden.  Vgl. 
darüber  z.  B.  Lucian.  amor.  41 :  ...  u)c^i 

jiöv  TioÖeöv  ia/ÜTOJV  naraßsßriy.ev  6  ä&- 
Xwe  /(icaös  anav,  t'i  ri  rov  o<fv^ov  yvfi- 
vovrai,  TitQiofiyyujv.  Lehrreich  ist  hier- 
für auch  Petron.  67.  In  demselben  Sinne 
gebraucht  vinculam  z.  B.  auch  Petron. 


126:  pedum  candor  intra  auri  gracile 
vinculum  positus  u.  s.  Ueber  solche 
TiEQiay.eXiSei  vgl.  die  Erklärer  zu  Hör. 
ep.  I  17,  56. 

273.  Der  Sinn  des  Verses  ist  klar : 
zu  hohe  Schultern  sollen  nicht  noch 
durch  aufdringliche  Agraffen  höher  er- 
scheinen, sondern  diese  sollen  möglichst 
schmal  und  niedrig  sein;  analeptides 
(von  dvala/ußduEiv)  oder  analectrides? 
ein  zweifelhaftes  Wort,  über  das  in 
Burmauns  Ausgabe  eine  unendlich  lange, 
aber  inhaltlose  Auseinandersetzung  zu 
fiudeu  ist,  erklärt  man  am  natürlichsten 
von  Agraffen;  immerhin  könnte  man 
auch  an  kleine  Polster  denken,  die  ge- 
schickt angebracht  irgendwelche  Un- 
ebenheiten ausglichen :  dann  würde  mau 
freilich  erwarten,  dass  es  sich  um  un- 
gleiche, schiefe  Schultern  handelt;  Ovid 
spricht  aber  von  zu  hohen. 

274:.  Die  fascia  [pectoralis),  das 
Busenband  (vgl.  unten  622),  das  in  ge- 
wissem Sinne  dem  modernen  Corset  ent- 
spricht, dient  hier  dazu,  den  Busen  zu 
heben  und  dadurch  voller  erscheinen  zu 
lassen  oder  auch  nur  dazu,  die  fehlende 
Herrlichkeit  gut  zu  verdecken;  darauf 
deutet  die  Ergänzungsstelle  hin,  rem. 
am.  337:  omne  papillae  pectus  hahent: 
Vitium  fascia  milkt  tegat.  Vgl.  Hieron. 
ep.  89:  papillae  fasciolis  conprimuniur 
et  crispanti  cingulo  angustius  pectus 
artatur.  Meist  soll  die  fascia  den  Busen 
halten  und  ihn  in  allzustarker  Ueppig- 
keit  beschränken;  vgl.  z.B.  Mart.  XIV 
134 :  fascia  crescentes  dominac  compesce 
2)apillas,  ut  sit  quod  capiat  nostra  tegat- 
que  mayius.  Apul.  met.  X  21 :  tunc  ipsa 
cuncto prorsus  spoliata  tegmine,  taenia 
quoque,  qua  decoras  devinxcrat  pajnllas 
etc.  Nicht  aber  wurde  durch  die  fascia 
eine  Tailleneinschnürung  bezweckt.  Mehr 
siehe  bei  Becker,  Gallus  III  *  251  ff.  Bei 
Baumeister,  Denkmäler  I  p.  367  ist  eine 
Broncestatuette  abgebildet,  welche  Venus 
darstellt,  wie  sie  im  Begriff  ist,  sich 
das  Busenband  anzulegen. 

270.  Wie  die  antiken  Bildwerke 
und  viele  litterarische  Zeugnisse  lehren. 


160 


Ars  amatoria 


Cui  gravis  oris  odor,  numquam  ieiuna  loquatur 

Et  seniper  spatio  distet  ab  ore  viri! 
Si  nig-er  aut  ing-ens  aut  non  erit  ordine  natus 
280      Dens  tibi,  ridendo  maxima  danina  feres. 

Quis  credat?  discunt  etiam  ridere  puellae, 

Quaeritur  atque  illis  liac  quoque  parte  decor. 
Sint  modici  rictus  parvaeque  utrimque  laciinae, 
Et  sumnios  dentes  ima  labella  tegant; 
285  Nee  sua  perpetiio  contendant  ilia  risu; 

Sed  leve  nescio  quid  femineiimque  sonet! 
Est,  quae  perverso  distorqueat  ora  cachinno; 

Cum  risu  quassast  altera,  flere  putes; 
lila  sonat  raiicum  quiddam  atque  inamabile:  ridet, 
290       Ut  riidit  a  scabra  tiirpis  asella  mola. 


fand  das  Altertum  an  langen  Händen 
und  Fingern  Gefallen.  Vgl.  CatuU.  43: 
salve  nee  minima  puella  naso  nee  hello 
pede  nee  nigris  ocellis  nee  longis 
digitis  nee  ore  sieco  etc.  Dement- 
sprechend auch  lange  Arme  (vgl.  Prop. 
ni  7.  60.    II  2.  5). 

277.   oris  odor  vgl.  I  521. 

279  f.  Vgl.  oben  I  515.  Das  Gegen- 
stück rem.  am.  339:  si  male  dentatast, 
narra,  qnod  rideat,  Uli.  Vgl.  Mart.  II 41. 

279,  7iiger  vgl.  Hör.  ep.  8.  3  und 
oben  V.  197. 

Schwarze,  unförmliche,  nicht  regel- 
mässig gereihte  Zähne  soll  das  Mädchen 
nicht  durch  Lachen  auffällig  zeigen; 
implicite  ist  natürlich  auch  das  Gegen- 
teil mit  einbegriffen.  Vgl.  Alexis  fs.  zu 
199  ff.)  bei  Athen.  XHI  568  c:  «Vi'£?s 
odovias  ta/EV '  e^  dväyy.r^i  Öei  ye/.ävj  iV« 

d'ECOQlöa  ol  TtUOOVTEi  TU  OTOU  ,  cös  '/COfl- 
XpOV    (pOQEl. 

280.  dens  kollektiv  wie  CatuU. 
37,  20.    Hör.  epod.  8.  3  und  sonst. 

2S1— 296.  Dritte  Anweisung: 
Die  Technik  des  Lachens  ( — 290),  des 
Weinens  f — 292)  und  absichtlich  ver- 
stellter Sprache  (—296). 

281 — 290.  Das  Lachen  des  oder  der 
Geliebten  spielt  in  der  Erotik  eine  grosse 
Rolle,  und  der  verführerische  Zauber 
des  holdseligen  Lächelns  wird  von  jeher 
gepriesen.  Hier  kann  nur  einiges  er- 
wähnt werden.  Schon  das  homerische 
Silo/ufiEidijs  Af^odirrj  gehört  hierher, 
nter  den  Freuden  der  Aphrodite  zählt 
Hesiod    (theog.    205)    auf:    Tiu^d-Eviovi 

T    oä^ovs    /nEiÖr^uaTct    t    E^anÜTas  re. 

Theokrit  ist  entzückt  von  dem  süssen 


Lachen  seines  geliebten  Knaben  (30,  5: 
Tale  Ö't  TTapavais  yXvy.c  fiEibiai).  Sappho 
2,  5 :  y.al  yeAaiaas  IfiEQOEv.  rö  fiot,  fiav 
y.aoSiav  ev  aTrjd'Eaiv  ETiTÖaOEV.  Danach 
CatuU.  51,  5:  dulce  ridentem,  misero 
qnod  omnis  eripit  sensiis  mihi.  Hör. 
carm.  I  22,  23 :  dtilee  ridentem  Lalagen 
amabo. 

281.  Eine  Anspielung  hierauf  ist 
vielleicht  Martial.  II  41, 1 :  'ride,  si  sapis, 

0  puella,  ride'  Paeligmis  puto,  dixerat 
poefa,  sed  non  dixerat  omnibus  p'>bellis. 
Vgl.  unten  V.  513  und  Zingerle,  Martials 
Ovidstudien  p.  5.  Doch  vgl.  den  An- 
hang. 

283.  lacunae  'Grübchen',  die  der- 
Grieche  yEKuoivoi,  nannte,  was  Suidas  er- 
klärt: yoafifinl  cd  ex  tov  yE/MV  ytyvo- 
jUEvai.  Vgl.  Mart.  VII  25.  6:  nee  grata 
est  facies,  cui  gelasinus  ahest.  Auch 
sonst  wird  lacuna  in  diesem  oder  ähn- 
lichem Sinne  gebraucht,  vgl.  z.  B.  Lac- 
tant.  de  opif.  dei  10,  19:  quorum  [la- 
broriim)  siqyerius  sub  ipsa  medietate 
narium  lacuna  quadam  levi  quasi  volle 
signavit,  inferius  honestatis  gratia  foras 
molliter  explicavit.  Varro  rer.  rust.  II 
7,  3 :  supercilia  cana  et  sub  eis  lacunae 
(vom  Pferde). 

290.  Ueber  den  asinxhs  molarius 
und  die  Einrichtung  der  Mühlen  s.  Blüm- 
ner, Technologie  und  Terminologie  etc. 

1  p.  35  if. 

rudere  wird  mit  Vorliebe  von  dem 
Geschrei  des  Esels  gebraucht,  vgl.  z.  B. 
Ov.  fast.  I  433:  ecce  rudens  rauco  Sileni 
vector  asellus  intempestivos  edidit  ore 
sonos.  VI  342.  Pers.  3,  9.  Das  Substan- 
tivum  ruditus   bei  Apul.  met.  VIII  29. 


III  277—304. 


161 


Quo  non  ars  penetrat?  discunt  lacrimare  decenter, 
Quotiue  Yolunt  plorant  tempore  quoque  modo. 

Quid,  cum  legitima  fraudatur  littera  voce, 
Blaesaque  fit  iusso  liiigua  coacta  sono? 
295  In  vitio  decor  est,  quaedam  male  reddere  verba: 
Discunt  posse  minus,  quam  potuere,  loqui. 

Omnibus  liis,  quoniam  prosunt.  inpendite  curam! 

Discite  femineo  corpora  ferre  gradu: 
Est  et  in  incessu  pars  non  contempta  decoris; 
300       Allicit  ig-notos  ille  fugatque  viros. 

Haec  movet  arte  latus  tunicisque  fluentibus  auras 

Accipit  extensos  fertque  superba  pedes; 
lila  velut  coniunx  Umbri  rubicunda  mariti 

Ambulat  ingentis  varica  fertque  gradus.  ~ 


291.  Ein  Anklang:  an  den  Anfang 
des  Verses  bei  Valer.  Max.  V  4,  7: 
quo  non  penetrat,  aut  quid  non  ex- 
cogitat  pietas  etc. 

Zur  Sache  vijl.  oben  I  659  ff. 

•293—296.  Der  hier  erteilte  Rat 
wird  anschaulich  durch  Quintilian  XI 
3,  52,  der  von  seinem  Standpunkt  aus 
vor  ähnlichem  warnt:  nee  volubilitate 
nimia  confundenda  quae  dicimus,  qua 
et  distinctio  perit  et  adfectus  et  nonnun- 
quam  etiam  verba  aliqua  sui parte  frau- 
dantur. 

297 — 310.  Vierte  Anweisung. 
Lernt  angemessen  und  graziös  gehen: 
das  entsciieidet  oft  viel  ( — 300).  Graziöser 
( — 302)  und  plumper  Gang  ( — 3041  Auch 
hier  heisst  es  Mass  halten  ( — 306).  Da- 
bei gelegentlich  noch  ein  praktischer 
Wink  über  eine  zweckmässige  „DecoUe- 
tage"  (—310). 

Wie  grosse  Bedeutung  man  dem 
Gange  der  Frauen  beilegte,    geht   ab- 

gesehen  von  den  hier  gegebenen  Regeln 
vids  auch  aus  einer  Inschrift  (Örelli 
Nr.  4848  =  II  p.  347)  hervor,  in  der 
einer  Verstorbenen  namens  Claudia  nach- 
gerühmt wird,  sie  sei  gewesen  sermone 
lepido  tum  autem  incessu  com  modo. 
Ihres  Ganges  wegen  waren  die 
Frauen  von  Theben  gefeiert.  Vgl.  Di- 
kaiarch  (?)   in  FHG.  11  259  Zeile  1 :    al 

Se  yvvaZy.es  avTiöi^  roli  y.eye&eai,  7t0(jsiatgj 
^v&fiois  svaxrj/iioveaTaTni  re  yai  evrcQt- 
Tiiatarai  rcöv  et'  rfj  '£k/,dSi  yvvaixolv. 
Prep.  II  2,  6:  et  incedit  vel  love  digna 
soror. 

301.  Die  tunica  bauscht  sich  bei 
der  Bewegung   des  Gehens   im  Winde 

Ovid,  ars  amatoria  ed.  Brandt. 


auf.  Dies  Wallen  des  Gewandes  ver- 
stärkt den  Eindruck,  den  das  stolze  Ein- 
herschreiten  dieser  Schönen  macht.  Vgl. 
Prop.  I  2,  1 :  quid  iuvat  ornato  pro- 
cedere,  vita,  capillo  et  tenues  Coa  veste 
movere  sinus. 

Das  Distichon  schildert  also  den 
Typus  des  Gehens,  bei  dem  jede  Be- 
wegung berechnet  ist ;  vgl.  dazu  Petron. 
126:  quo  enim  spectan-t  flexae  pectine 
comae,  ...quo  incessus  arte  coni- 
positus  et  ne  vestigia  quidem 
pedum  extra  mensuram  aber- 
rantia,  nisi  quod  formam  prostituis^ 
ut  vendas?  vides  me:  nee  auguria  novi 
nee  mathematicorum  caelum  curare 
soleo,  ex  vultibus  tarnen  hominum  mores 
colligo  et  cum  spatiantem  vidi, 
quid  cogitet  scio. 

303  f.  Im  Gegensatz  zu  dem  raffi- 
nierten, kunstvoll  berechneten  Gange, 
der  eben  geschildert  war,  folgt  nun  das 
Beispiel  eines  motus  rusficKs:  sie  geht 
wie  ein  umbrisches  Baneruweib,  das 
unsichern  und  grätscheluden  Ganges 
Riesenschritte  macht. 

rubicunda  wohl  'von  der  Sonne  ver- 
brannt', wie  rubicundulus  bei  Juv.  II 
6,  425  'ganz  echauffiert'  bedeutet;  vgl. 
Hör.  epod.  2,  41  (in  ähnlichem  Zu- 
sammenhange, aber  von  Horaz  gelobt) 
die  perusta  solibus  pernicis  uxor 
A2}uli. 

SOI.  varus  ist  'auseinander  ge- 
bogen', d.  h.  'grätschelnd',  vgl.  Hör.  sat. 
I  3,  47  :  hunc  'vnrum'  disto7'tis  cruribus. 
Martial  meint  dasselbe  (TL  35,  1) :  cum 
sint  crura  tibi  simulent  quae  cornua 
lunae.  So  hier  varicus;  vgl.  Quiutil. 
11 


162 


Ars  amatoria 


305  Sed  Sit,  iit  in  multis,  modus  hie  quoque:  rusticus  alter 
Motus,  concesso  mollior  alter  erit. 
Pars  umeri  tarnen  iraa  tui,  pars  summa  lacerti 

Nuda  Sit,  a  laeva  conspicienda  manu: 
Hoc  vos  praecipue,  niveae.  decet:  hoc  ubi  vidi, 
310      Oscula  ferre  umero,  qua  patet  usque,  übet. 

Monstra  maris  Sirenes  erant,  quae  voce  canora 

Quamlibet  admissas  detinuere  rates; 
His  sua  Sisyphides  auditis  paene  resolvit 


XI  3,  125 :  varicare  supra  moäum  et  in 
stando  deforme  est  et  accedente  motu 
prope  obscenmn.  Der  Grieche  uennt 
das  ^oiy.ös,  vgl.  Archiloch.  fr.  58.  4  (mit 
Bergks  Note,  PLG.  II*  398). 

306.  mollior.  Vgl.  Seneca  nat. 
quaest.  VII  31,  2:  tenero  et  molli  in- 
cessu  susjjciidmnis  gradum:  non  ambu- 
lanms  sed  incedimus. 

Das  Gegeuteil  s.  rem.  am.  337: 
durius  incedit:  fac  inambulet. 

307  f.  Vgl.  oben  II  504 :  cui  color 
est,  umero  saepe  patente  cubet.  Durch 
den  candor  von  Hylas'  Schi;lter  ent- 
zückt ziehen  bei  Properz  (I  20,  45)  die 
Nymphen  den  Knaben  zu  sich  hinab  in 
die  Flut.  Hör.  carm.  II  5,  18:  non 
Chloris  albo  sie  umero  nitens,  ut  pura 
nocturno  renidet  luna  mari. 

310.  Der  Kuss  auf  die  entblösste 
Schulter  oder  den  Hals  ist  ein  beliebter 
Leckerbissen  in  der  Erotik.  Vgl.  Tibull. 
I  8,  37 :  et  dare  anhelanti  pugnaniibus 
huniida  Unguis  oscula  et  in  collo  figere 
dente  notas.  Hör.  carm.  I  13,  9 :  uror, 
seu  tibi  candidos  turparunt  umeros 
immodicae  mero  rixae,  sive  puer  furens 
impressit  memorem  dente  Inbris  notam. 
Vgl.  II  12,  25.  Ov.  am.  I  7,  41 :  aptius 
inpressis  fuerat  livere  labellis  et  collo 
blandi  dentis  habere  notam. 

311—328.  Fünfte  Anweisung. 
Das  Beispiel  der  Sirenen  zeigt  die  fast 
unwiderstehliche  Macht  der  Musik 
( — 314) :  drum  soll  das  Mädchen  singen 
können  ( — 318)  und  Cither  spielen 
(—320),  sie  denke  an  die  Wirkungen 
der  Kunst  eines  Orpheus  (—322),  Am- 
phion  (—324),  Arion  ( — 326).  Auch  die 
Behandlung  des  Nablion  sei  ihr  bekannt 
(-328). 

Zur  Sache  vgl.  die  an  die  Jünglinge 
erteilten  Vorschriften  oben  I  595;  Ein- 
leitung p.  XIII. 

Wie  sehr  man  aiif  die  musikalische 


Ausbildung  der  Mädchen  Wert  legte, 
ist  bekannt.  Schon  das  Beispiel  der 
Sempronia  kann  angeführt  werden  (Sali. 
Cat.  25).  Die  römischen  Erotiker  ver- 
langen solche  Talente  unbedingt  von 
iliren  Mädchen,  vgl.  Prop.  II  3,  17  if. 
Zumal  Ovid  bekennt  (am.  II  4,  25) :  liaec 
quia  didce  canit  flectifque  facilUma 
vocem,  oscula  cantanti  rapta  dedisse 
velim;  liaec  querulas  liabili  percurrit 
pollice  chordas:  tarn  doctas  quis  non 
possit  amare  manus?  illa  placet  gestu 
numerosaque  bracchia  dncit  et  tenerum 
molli  torquet  ab  arte  latus  etc. 

Das  Gegenstück  rem.  am.  331: 
quin  ctiam,  quacunque  caret  tua  f'emvia 
dote,  lianc  moveat,  blandis  usque  prc- 
care  sonis :  exige,  uti  cantet,  siquast  sine 
voce  puella:  fac,  saltet,  nescit  siqua 
movere  manum!  barbara  sermonest: 
fac  tecum  multa  loquatur;  non  didicit 
chordas  tangere:  posce  lyrani! 

311 — 314.  Das  Äboiteuer  des  Odys- 
seus  mit  den  Sirenen  ist  aus  der  Odyssee 
allbekannt  (XII  39—54.  158—200).  Ihr 
bezaubernder  Gesang,  mit  dem  sie  die 
Vorüberziehenden  an  sich  locken,  um 
sie  dann  zu  töten,  ist  sprichwörtlich, 
vgl.  rem.  am.  789.    Hör.  sat.  II 3, 14  u.  o. 

monsfra  bezielit  sich  abgesehen  von 
ihrem  unheimlichen  Wesen  an  sich  auf 
die  aus  der  älteren  Periode  bekannte 
Art  ihrer  Bildung,  die  nämlich,  dass  sie 
als  Vögel  mit  weiblichen  Köpfen  dar- 
gestellt Avurden,  vgl.  z.  B.  Overbeck, 
Her.  Gall.  Taf.  32,  8.  Vgl.  Claud.  22,  28 
mit  Barths  Note. 

312.  cpiamlibet neben admissasrates 
ist  unbedenklich;  vgl.  unten  V.  597. 
642.  trist.  I  10,  6:  occupat  egressas 
quamlibet  ante  rates.  Mehr  giebt  Bur- 
manu  zu  Ov.  her.  6,  140. 

313.  Sisyphides  ist  Odysseus  nach 
späterer  Sage  als  Sohn  des  Sisyphos. 
Die   Wahl   des  Patronvmicums  scheint 


m  305—321. 


163 


Corpora;  nam  sociis  inlita  cera  fiiit. 
315  Res  est  blanda  canor:  discant  cantare  piiellae, 
(Pro  facie  multis  vox  sua  lena  fiiit) 
Et  modo  marmoreis  referant  aiidita  theatris 

Et  modo  Niliacis  carmiua  lusa  modis! 
Nee  plectriim  dextra,  citliaram  teninsse  sinistra 
320      Nesciat  arbitrio  femina  docta  meo: 

Saxa  ferasque  lyra  movit  Rhodopeius  Orpheus 


nicht  ohne  Absicht.  Es  wird  damit  an 
die  Schlauheit  und  Klugheit  des  Od.  er- 
innert :  den  Sisyphus  nennt  schon  Homer 
(II.  VI  153)  xipiüiOTO:;  diöoiöf.  Dadurch 
gewinnt  aber  die  Pointe :  selbst  der  Typus 
der  Klugheit,  Odysseus  derSisyphossohn, 
hätte  sich  beinahe  durch  Gesang  be- 
thören lassen :  also  ihr  Mädchen,  macht 
euch  diese  Kunst  zu  eigen.  —  Den 
Sisyphus    nennt    Pindar    (Ol.    13,    52) 

Tivy.voTaTor    rrahiuaii    cöi    &e6v,    womit 

er  wohl  nur  eine  volkstümliche  Ety- 
mologie zum  Ausdruck  bringt  {aofd^ 
cos  aios) ;  von  seiner  Strafe  in  der  Unter- 
welt weiss  er  offenbar  (vgl.  Ol.  1,  62). 
Dann  war  er  Avegen  seiner  Schlauheit 
und  Verschlagenheit  berühmt,  vgl.  schol. 
Soph.  Ai.  190.  Theogu.  702.  711.  Hör. 
sat.  II  3,  21 :  vafer  Sisyjihits.  Cic.  Tusc. 
I  41,  98:  Sisyphi  prudentia  u.  o.  Er 
ist  der  Vater  des  Odysseus,  vgl.  schol. 

Soph.  Ai.  190 :  keyetai  §e  i)  ^Avriy.Xeia 
dTcoareXlouivr]  aTto  'Apy.aSias  eTil  'Id'dxr]i' 
TC^Os  liaitiTrjV  enl  yd/tiov  xard  ttjv  68dv 
^lavifcp  avveXd'sti',  i^  oi'  i]v  ^vaei  'Odva- 
aevi.  Bei  dem  Scholiasten  liest  man 
dann  noch  weitere  Belege  dafür  aus  den 
drei  Tragikern.  Vgl.  Schneidewin-Nauck 
zu  Soph.  Phil.  417.  Ov.  met.  XIII  31 : 
sanguine  cretus  Sisyphio  (im  Munde  des 
Aias,  auch  nicht  ohne  Absicht). 

his  auditis.  Den  Gesang  der  Si- 
renen liest  man  bei  Homer  Od.  XII 
184 — 191,  womit  zu  vergleichen  ist  Cic. 
de  fin.  V  18,  49. 

paene  Od.  V  192:  avrd^  sftov  x/j^ 
rj&sX'  uy.ovifievai,  XtCed  t  sy.eAEvov 
iraipovi  o(fgvai  fevOTd^eor. 

314.  Hom.  V.  173-177. 

315.  Das  Resultat  der  mythologi- 
schen Reminiszens  sind  nun  die  Worte 
res  est  blanda  canor,  aus  dem  sich  die 
darauf  folgende  adhortatio  ergiebt. 

317  f.  Aus  dem  musikalischen  Pro- 
gramm werden  zwei  hier  besonders 
passende  Nummern  herausgegriffen : 
Arien  aus  dem  Theater  und  ägyptische 
Melodieeu. 


317.  marmoreis  vgl.  I  103  und 
zu  I  67. 

Zur  Sache  vgl.  Ov.  fast.  III  535 : 
cantant  quidquid  didicere  theatris.  Da- 
bei wird  man  zumeist  an  den  Mimus 
zu  denken  haben;  dadurch  wird  auch 
der  Inhalt  der  Lieder  deutlich  und 
steht  im  Einklang  zu  den  im  folgenden 
Verse  gemeinten.  Vgl.  Ov.  trist.  II 
497.  515.  Quint.  I  2,  8:  omne  convi-  \ 
viit»i  obscenis  caiiticis  strepit. 

318.  Niliacis  modis  d.  h.  egyptische, 
zumal  alexaudrinische  Musik,  die  be- 
sonders beliebt  gewesen  sein  musste, 
vgl.  z.  B.  Mart.  III  63,  3 :  bellus  hämo 
est,  flexos  qiii  digerit  ordine  crines  .  .  . 
cantica  quiNili,  qui  Gaditana  susurrat. 
Die  Stelle  erlaubt  auch,  uns  einen  Be- 
griff von  diesen  modi  zu  machen,  denn 
die  Zusammenstellung  mit  den  Gaditana 
deutet  darauf  hin,  dass  die  Xiliaci  modi 
ebenfalls  sehr  üppig  und  sinnlich  zu 
denken  sind.  Vgl.  Quüit.  I  2,  7 :  verba 
ne  Älexandrinis  quidem  permittenda 
deliciis  risu  et  oscnlo  excipimus.  Mart. 
XIV  203  (von  der  puella  Gaditana^ : 
tarn  treinulum  crissat,  tarn  blandum 
prurit,  ut  ipsum  mastnrbatore»i  fecerit 
mppolytum.  Aegyptische  Musik  er- 
wähnt auch  Properz  (IV  8,  39)  in  Ver- 
bindung mit  Kastagnettentäuzen.  Ein 
Alexandrinus  canere  tibiis  doctus  bei 
Tac.  ann.  XIV  60.  Vgl.  GIG.  Nr.  6651 
(III  p.  1004):  0/iaov;oi  Teottvos  y.id-a- 
otpSoi  Ale^avSQEvs  ircör  7i^,  äcf&opos  (da- 
zu Suet.  Nero  20.  Vespas.  19.  Fried- 
länder,  Sittengeschichte  III  304. 

Xiliacis  der  Fluss  zur  Bezeichnung 
des  Landes:  vgl.  oben  zu  V.  196. 

319  f.  Auch  Instrumentalmusik  ist 
nötig.  Ihr  Wert  wird  an  drei  mytho- 
logischen Beispielen  nachgewiesen. 

321  f.  Erstes  Beispiel:  Orpheus, 
dessen  Gesaug  von  solcher  Macht  wai", 
dass  er  Bäume  und  Felsen  bewegte  und 
wilde  Tiere  zahm  machte.  Die  Sage 
wird  häutig  erwähnt  und  verwendet. 
Vgl.  Aesch.  Ag.  1601  K.  Eur.  Bacch. 
IP^ 


164 


Ars  amatoria 


Tartareosque  lacus  tergeminumque  canem; 
Saxa  tuo  cantu,  vindex  iustissirae  matris, 
Fecerunt  muros  officiosa  novos: 


561 :  ev&a  nor  '0(>fevs  xi&apl^cov  avvayev 
SivSosa  /uovaats.  avvayev  d'r;g  asiiypcorag. 
Apollod.  1 14.    Paus.  IX  17,  7.    Apollon. 

Rhod.  126:  avrdo  t6v  y  evenovaip  rkret- 
Qias  ovpeai  Ttirpas  x^iX^ai  doiSucov  ivorcfi 
Ttoraftcöv  TS  dee&()a.  (frjyol  S'  dypidSei 
. .  .  ng  o  y  STZiTTpö  d'e/.yofisvas  (p6Qf.uyyi. 
■/.axqyaye  UieQirjd'ev.  Ov.  tlist.  IV 
1,   17   U.  S.  0. 

Rhodopeius  heisst  er  von  dem  Eho- 
dopegebirge,  seiner  thrakischen  Heimat, 
auch  sons^,  vgl.  Ov.  met.  X  11.  50. 

322.  Auch  in  den  Hades  .stieg 
Orpheus,  um  seine  Gemahlin  Eurydike 
von  den  Toten  los  zu  bitten,  und  rührte 
durch  seinen  Gesang  und  sein  Spiel  die 
unterirdischen  Gottheiten  so,  dass  sie 
ihm  die  Gattin  zurückgaben.  Näheres : 
Apollod.  I  14  f.  Ov.  met.  X  Iff.  Die 
Unterwelt  wird  hier  durch  zwei  ihrer 
Eigentümlichkeiten  bezeichnet,  zunächst 
rein  örtlich,  durch  Tartarei  lacus.  dann 
dynamisch  durch  den  Höllenhund.  Unter 
Tartarei  lacus  ist  der  stygische  See  zu 
verstehen,  der  aus  Vergil  bekannt  ist 
(Aen.  VI  323j.  Wenn  aber  auch  der 
Höllenhund  dui'ch  des  Orpheus  Gesang 
bezähmt  mrd,  so  lässt  sich  daraus  auf 
dessen  unwiderstehliche  Macht  schliessen, 
vgl.  zu  V.  313.  Hermesianax  bei  Athen. 
Xin  597  C :  (Orpheus)  .  .  .  y.al  alvordrov 
ßXififi  vTiiiieiva  y.vvös,  ev  tivqI  fiev 
wiovfjv  Ted'ocouevov^  ev  Ttv^l  o'  öfifia. 
ay.Xr/Qov  Tgiaxor/ßii    öeif-ia    (ftQcov    y.ecpa- 

'/.ais.  Den  Hund  des  Hades'  erwähnt 
schon  Homer  (II.  VIII 368.  Od.  XI  623), 
aber  erst  die  Späteren  gaben  ihm  den 
Namen  K£oßt(jos,  zuerst  wohl  Hes. 
theog.  311,  und  bildeten  die  Vorstellung 
von  ihm  weiter  aus.  Bei  Hesiod  (1.  1.) 
ist  er  von  Typhaon  und  Echidna  ge- 
zeugt und  mit  fünfzig  Köpfen  gedacht. 
Die  nächste,  aber  dann  üblich  gewordene 
Vorstellung  ist  die  von  den  drei  Köpfen 
des  Hölleuhundes,  vgl.  Apollod.  II  122: 

sly^e  äe  oinoi  roets  uhv  y.vrtöv  y.E<pa).ds, 
xriv  öe  ovQav  Öodxovros,  xard  Öe  rov 
vünov  TcavToldJV    ely^ev    öfstov    y.etpaAds. 

Verg.  Aen.  VI  417—423.  Ov.  met.  IV 
450.    Cic.  Tusc.  I  5,  10. 

323 f.  Zweites  Beispiel:  Amphion. 
Auch  die  Sagen  von  Zethos  und  Am- 
phion, den  'weissrossigen  Dioskuren 
Boiotiens'    (Eur.   Herc.    für.   29  u.   ö.), 


sind  aus  der  alten  Poesie  und  Kunst 
allbekannt.  Vgl.  von  den  Hauptstellen 
Hom.  Od.  XI  260  ff.  Eur.  Phoen.  115. 
Dessen  Drama  Antiope  (fr.  179— 227 N.^) 
Apollod.  III  42—44.  Bei  dem  Bau  der 
Mauern  von  Thebens  Burg  folgten  die 
Steine  den  Zaubertönen  von  Amphions 
Leier  und  fügten  sich  von  selbst  zur 
Mauer  zusammen.  Apollod.  III  44. 
Paus.  IX  17.  7.  Philostr.  imag.  I  10. 
Hör.  carm.  III  11,  2:  movit  Amphion 
lapides  canendo.  AP.  394:  dictus  et 
Am2)hion,  Thebanae  conditor  arcis,  saxa 
movere  sono  testudinis  et  prece  blanda 
ducere,  quo  vellet. 

vindex  iustissime  matris  Antiope, 
die  Tochter  des  Nykteus,  gebar  dem 
Zeus  die  Zwillingsbrüder  Zethos  und 
Amphion,  die  sie  aus  Furcht  vor  dem 
Vater  in  Boiotien  aussetzt,  wo  .sie  ein 
Hirt  findet  und  aufzieht.  Nach  des 
Nykteus  Tode  erlangt  sein  Bnider  Lykos 
die  Herrschaft  von  Theben.  Dessen 
Gemahlin  Dirke  quält  Antiope  auf  das 
grausamste  (Beschreibung  ihrer  Qualen 
bei  Prop.  IH  15,  13 ff.);  der  Grund 
dieser  Misshaudlungen  ist  in  der  Ueber- 
lieferung  nicht  klar  zu  erkennen:  bei 
Properz  (nach  Euripides?)  ist  es  die 
Eifersucht  der  Dirke.  Vgl.  Apollod.  III 
42 f. ;   der  dann  sagt :   Avtiotttiv  Ö'e  f^v.i- 

^ero  Ävxos  y.areiQ^as  y.a'i  rj  roinov  yvvrj 
^iQy.r/  Xa&ovoa  ös  TTore.  riöv  Seaficüv 
avTOfidrüiv  t.v&evrcov^  riy.ev  etti  ttjv  imv 
TtalScov  e:xav).iv,  ösx&fjrai  Ttpog  avrcäv 
d'iXovaa.  oi  Sf  dvayt'ojQt.adfj.Evoi  Trjv 
|M;/Tip«,  rov  fisv  Avy.ov  y.rsivovOi^  rr/v 
de  ^iQy.Tjv  Srjoavreg  ix  rnvpov  (jircrovoi 
d'avovaav  eig  y.prjv/]v  rriv  an  exeivtjs 
xalovfiivrjv  ^iQy.rjv.  Prop.  I.  1.  38: 
vinxerunt  Dircen  sub  trucis  ora  bovis. 
Auch  in  der  Kunst  ist  die  Strafe 
der  Dirke  oft  dargestellt  worden,  zu- 
mal auf  Vasenbilderu  und  Gemälden. 
Am  berühmtesten  ist  der  toro  Farnese 
des  Apollunios  und  Tauriskos,  der  durch 
Asinius  PoUio  nach  Rom  aus  Rhodus 
gebracht  war:  vgl.  Plin.  uat.  bist. 
XXXVI  34:  ...  Zethtis  et  Amphion 
ac  Dirce  et  taurus  vinculumque  ex 
eodem  lapide,  a  Rhodo  adiccta  opera 
Apollo7iii  et  Taurisci.  Ueber  ähnliche 
Darstellungen  vgl.  Jahn,  archaeol.  Zeit. 
1853  Nr.  36  f. 


III  322-330. 


165 


325  Quamvis  niiitus  erat,  voci  favisse  putatur 
Piscis,  Arioniae  fabula  nota  lyrae. 
Disce  etiam  duplici  genialia  nablia  palma 
Verrere:  conveniimt  dulcibus  illa  iocis. 


Sit  tibi  Callimachi,  sit  Coi  nota  poetae, 
330       Sit  quoque  vinosi  Teia  Musa  senis; 


325  f.  Drittes  Beispiel :  Arion.  Die 
allbekannte  Geschichte  von  Arion,  der 
von  den  habgierigen  Schiffern  gezwungen 
ward,  sich  ins  Meer  zw  stürzen,  aber 
von  dem  Delphine,  dem  'meuschenliebend 
sinn'gen  Tier'  (Schlegel,  vgl.  Athen. 
XIII  606  d :  (fikavxfQMTXoTUTov  de  iari 
y.ai  avvsTMxaTov  to   ^moi^  6  (ie?.<pis),    den 

er  durch  seinen  Gesang  bezaubert  hatte, 
auf  den  Rücken  genommen  und  bei 
Tainaron  ans  Land  gesetzt  wurde,  er- 
zählt uns  ausführlich  zuerst  Herodot 
(I  23 f.).  Vgl.  ferner  Plut.  sept.  sap. 
conv.  cap.  18.  Liic.  dial.  mar.  8.  Cic. 
tusc.  II  27,  67.  Gellius  XVI  19.  Ov. 
fast.  II  83  ff.  In  dem  von  Aeliau  (bist. 
an.  XII  45)  dem  Arion  (fälschlich)  zu- 
geschriebenen Hymnus  (PLG  III*  80) 
heissen  die  Delphine  fdofiovaoi. 

327.  Das  nabluni  oder  nahlium 
ist  ein  grösseres  Saiteninstrument  mit 
10 — 12  Saiten,  das  mit  beiden  Händen 
gespielt  wurde.  Es  ist  phoinikischer 
Herkunft,  die  Griechen  nennen  ts  vdßXas. 
Näheres  bei  Athen.  IV  175  b.  Vgl. 
Pollux  IV  61.     Soph.  fr.  765  N^ 

genialia  hier  fast  in  dem  Sinne  von 
fröhlich,  heiter:  vgl.  zu  I  125.  Ov.  am. 
JII  lb,id:genialisMus(i.  met.  XIII  929: 
genialia  serta.    Peter  zu  Ov.  fast.  III  58. 

329—348.  SechsteAn Weisung. 
Befieissige  dich  einer  guten  1  i  1 1  e  r  a  r  i  - 
sehen  Bildung;  Katalog  von  Klas- 
sikern, deren  Kenntnis  erforderlich  ist 
( — 338).  Ovids  Hoffnung,  dass  auch  das 
eine  oder  andere  seiner  Werke  von  den 
Mädchen  gekannt  und  vorgetragen 
werde  (—348).  Vgl.  die  Einleitung 
p.  XIII.  Oben  II  281.  Mit  diesem 
Dichterkataloge  vgl.  Ov.  am.  I  15. 

329.  Callimachi.  Vgl.  nur  Ov.  am. 
I  15,  13:  Battiades  seinper  toto  canta- 
bitur  orbe:  quamvis  ingenio  non  valet, 
arte  valet. 

329.  Der  Coun  poeta  ist  Philetas, 
der  als  Lehrer  des  Dichters  Theokrit 
genannt  wird  (vgl.  i^fsox^irov  yevos: 
axovar'^e   Se   yeyovs  <l>clr]rü    xal    'AaxXi]- 


mäSov,  MV  lUvrjjUovevEi)  und  Unter  Alexan- 
der und  dem  ersten  Ptolemäer  lebte. 
Als  seine  Heimat  galt  den  meisten  Kos, 
vgl.  Athen.  IX  401  e.  XII  552  b.  Er 
w^ar  hochgefeiert  als  elegischer  Dichter, 
vgl.  Quiut.  X  1,  58 :  cuius  (der  Elegie) 
p^-inceps  habetur  Callimachus,  secmidas 
confessione  jjlurimorunt  Philetas  occu- 
pavit,  während  er  bei  Plut.  Per.  2  als 
erster  Meister  der  Elegie  genannt  wird, 
wie  Anakreou  in  der  Melik  uud  Archi- 
lochos  in  der  Jambik.  Von  seiner  Be- 
liebtheit zeugt  auch  die  Bildsäule,  die 
ihm  in  Kos  gesetzt  war.  vgl.  Hermesi- 
anax  bei  Athen.  XIII  598  f . :  .  .  .  Kcöoi 
yaXy.ziov  ü'riy.av  vnd  TcXaTÜvco  BirriSa 
fiolTTu'^ovTa  S'oi^i'j  Tieol  Tiävta  ipiXr,T:äv 
^irjfiara     y.al     Ttüaav    TQvö^ievov    /.aXirjv. 

Die  Römer  schätzten  ihn  ausserordent- 
lich hoch,  vgl.  namentlich  Prop.  II 
34,  31;  dazu  Rothsteins  Anmerkung. 
Ov.  rem.  am.  759:  Callimachum  fugito: 
non  est  inimicus  Amori;  et  cum  Calli- 
macho  tu  quoquo,  Coc,  noces. 

330.  Anakreon  von  der  Insel  Teos 
(Hdt.  III  121),  längere  Zeit  am  Hofe 
des  Polykrates  lebend ,  gilt  als  der 
freundlich  liebenswürdige  Dichter  des 
Weins  und  der  Liebe.  Vgl.  Ov.  trist. 
II  363:  quid  nisi  cum  multo  Venerem 
confundere  vino  praecepit  lyrici  Teia 
Musa  senis. 

Krinagoras  sendete  Anakreons  Dich- 
tungen an  Antonia,  die  Gemahlin  des 
Drusus,  mit  einem  Dedikationsgedicht, 
das  wir  noch  besitzen:  abgedruckt  im 
Anhang. 

vinosi  vgl.  Krinagoras:  äs  TtQsa- 
ß  V »  rjdvs  Avay.(iiuiv  6  Trj'ios  tyQU-tpsv  r] 
Tc  aQ    o'iv ov  y.iX. 

senis.  Nach  Lucian  (longaevi  26) 
hat  er  ein  Alter  von  85  Jahren  erreicht, 
und  Anakreon  selbst  spielt  auf  sein 
Alter  an  in  fr.  14.  43.  Vgl.  Anacreont.  6. 
Und  so  erscheint  er  gewöhnlich  in  der 
Vorstellung  der  Spätem  als  ein  liebe- 
und  weinseliger  freundlicher  uud  liebens- 
würdiger Greis;  vgl.  Anacreont.  1: 
ye^icov  fiev  ^j',  xakoi  Se '  rd  /.ellos  co^ev 


166 


Ars  amatoria 


Nota  Sit  et  Sappho,  (quid  enim  lascivius  illa?) 
—        Cuique  pater  vafri  luditur  arte  Getae. 
Et  teneri  possis  Carmen  legisse  Properti. 
Sive  aliquid  Galli,  sive,  Tibulle,  tuum 
335  Dictaque  Varroni  fiilvis  iusignia  villis 

Yellera  germaiiae,  Phrixe,  querenda  tuae 
Et  profugum  Aenean,  altae  primordia  Romae, 


oivoVj     r^iiiovra    Ö'     avTov     ijSr]    "£oüJi 
i%eioa'/ojy£i. 

331.  Sappho,  die  lesbische  Dich- 
terin, die  zehnte  Muse  (AP.  IX  506  u.  s.), 
ist  der  älteren  Zeit  nur  die  hochge- 
feierte, berühmte  Dicliterin.  Später  aber 
als  man  die  glühende  Sprache  der  heiss- 
blütigen  Aeolieriu  nicht  mehr  verstand, 
wurde  (zumal  unter  dem  Eintiuss  der 
Komödie)  das  reine  Bild  der  Sappho 
entstellt,  ihre  Neigung  zu  ihren  Freun- 
dinnen um  ihrer  Schönheit  willen,  die  sie 
nicht  verhehlt,  falsch  gedeutet  und  ihr 
das  aus  einer  Lokalsage  entstammende 
Verhältnis  zu  Phaon  angedichtet,  das 
sie  in  den  Tod  getrieben  haben  soll. 
So  gilt  sie  nunmehr  als  lasciva;  vgl. 
auch  Seneca  ep.  88  und  überhai;pt 
Bernhardy,  Grundriss "  11  1,  601  ff. 

332.  Vgl.  amor.  I  lö,  17:  dum 
fallax  servus,  durus  pater,  improha 
lena  vivent  et  meretrix  hlamla,  Menan- 
dros  erit.  Man  wird  auch  hier  an 
Menander  zu  denken  haben ,  wenn 
auch  schwerlich  an  ein  bestimmtes 
Stück  (vgl.  zu  V.  604j ;  die  hier  voraus- 
gesetzte Situation,  dass  ein  geriebener 
und  durchtriebener  Sklav  [Geta]  im 
Bunde  mit  dem  Liebhaber  den  gries- 
grämigen und  geizigen  Alten  (jMter) 
prellt,  ist  typisch  in  der  Menaudrischen 
Komödie  und  ihren  Nachbildungen  in 
der  Palliata.  Vgl.  Ribbeck,  Geschichte 
der  römischen  Dichtung  I'^  p.  75  ff. 

Geta  ist  beliebter  Sklaveuname  in 
der  Komödie,  so  in  der  Thais  des  Me- 
nander (Prop.  IV  5,  44,  s.  unten  zu 
V.  604),  im  Truculentus  des  Plautus 
und  bei  Tereuz  in  den  Adelphi  und  im 
Phormio. 

333.  Mit  Properz  war  Ovid  eng 
befreundet:  vgl.  trist.  IV  10,  45:  saep>e 
suos  solitus  recitare  I'ropertius  iynes 
iure  sodalifii,  quo  mihi  iunctus  erat. 
rem.  am.  764. 

teneri  zii  II  273.  Vgl.  trist.  V 
1,  17:  blandique  Propiertius  oris. 

334.  Vgl.  trist.  V  1,  17  f. 
Cornelius  Gallus  (70—27)  aus  Fo- 


rum Julii  (heute  Frejus).  bekannt  als 
JugendfreundVergils,  der  seine  lO.Ecloge 
an  ihn  richtete,  gefeierter  Dichter  eroti- 
scher Elegieen,  in  denen  er  die  Lycoris 
(die  mima  Cijtheris)  verherrlichte.  Vgl. 
Ov.  am.  I  15.  29 :  Gallus  et  Hesperivi 
et  Gallus  notus  Eois  et  sua  cum  Gallo 
nota  Lycoris  erit.  Vgl.  ars  m  537. 
rem.  am.  765.  Properz  und  Ovid  er- 
wähnen ihn  stets  mit  grosser  Achtung. 
Ueber  ihn  vgl.  Teuffei  RL.  I-^  232. 
Ribbeck  RD.  II  ^  183  ff. 

Auch  den  Tihull  schätzte  Ovid 
sehr  hoch,  vgl.  zumal  die  schöne  Elegie 
auf  seinen  Tod,  amor.  III  9.  Ferner  I 
15,  27:  donec  eriint  ignes  arcusque  Gu- 
pidinis  artna,  discentur  nunie>-i,  culte 
Tibulle,  tui.  trist.  TV  10,  51:  Vergi- 
lium  vidi  tantum,  nee  avara  Tihullo 
tempus  amicitiae  fata  dedere  nieae. 
Vgl.  ars  III  536.    rem.  am.  763. 

335  f.  P.  Terentius  Varro  Ata- 
ciiuis  (82 — 37)  war  abgesehen  von 
epischen  (bellum  Sequanicum)  und  ele- 
gischen Gedichten  durch  eine  Bearbei- 
tung der  'ÄoyovuvTiy.ä  des  ApoUonius 
Rhodius  berühmt,  die  von  Ovid  öfters 
rühmlich  erwähnt  wird:  vgl.  am.  I 
15,  21:  Varroneni  primamque  ratem 
quae  nesciet  aetas,  aureaque  Aesonio 
terga  pjetita  duci?  trist.  II  439:  is 
quoque  Phasiacas  Argon  qui  duxit  ad 
undas.  Vgl.  Prop.  II  34.  85.  Näheres 
s.  bei  Teuffei,  RL.  I'^  212.  Ribbeck, 
RD.  I^  346  ff. 

Ovid  umschreibt  die  Argonautae  des 
Varro  durch  das  Trdy/Qvaov  Öeqos  des 
Widders,  das  im  Lande  der  Kolchier 
im  Aresiiaine  von  einem  Drachen  be- 
wacht hing,  und  das  das  Ziel  der  Ar- 
gonautenfahrt bildete.  Dies  Vliess  ist 
aber  für  Helle  ein  Gegenstand  der 
Klage,  weil  eben  dieser  Widder  die 
Ursache  ihres  Todes  wurde:  vgl.  oben 
V.  175. 

337  f.  Vergil.  von  dessen  Dich- 
tungen hier  nur  die  Aeneis  herausge- 
griffen wird,  während  Ovid  an  anderer 
Stelle  seine  drei  grösseren  Werke  ge- 


m  331—349. 


167 


Quo  nulluni  Latio  clarius  extat  opus. 
Forsitan  et  nostrum  nomen  miscebitur  istis, 
340       Nee  mea  Lethaeis  scripta  dabuntur  aquis, 
Atque  aliquis  dicet  'nostri  lege  culta  niagistri 

Carinina,  quis  partes  instruit  ille  duas, 
Deve  tribus  libris.  titulo  quos  signat  Amorum,. 

Elige.  quod  docili  molliter  ore  legas, 
345  Vel  tibi  conposita  cantetur  Epistula  voce: 

Ignotum  boc  aliis  ille  novavit  opus.' 
0  ita,  Phoebe,  velis.  ita  vos.  pia  numina  vatum, 

lusignis  coniu  Bacche  novemque  deae! 

Quis  dubitet,  quin  scire  velim  saltare  puellam. 


schickt  zusammenfasst ;  vgl.  amor.  I 
15,  25:  Tiii/rns  et  seyctcs  Aeneiaquc 
arma  legentur,  Roma  triumiiliati  dum 
Caput  orbis  erit. 

338,  Solches  hohe  Lob  spendet 
Ovid  der  Aeiieide  auch  sonst;  vgl.  die 
eben  citierte  Stelle  amor.  1 15,  26.  rem. 
am.  396 :  qnantum  Vcrgilio  nobile  debet 
epos.  trist.  U  533;  Prop.  II  34,  63: 
q^ii  nunc  Aeneae  Troiani  suscitat  arma 
iactaqne  Lavinis moenia li toribus.  cedite 
Romani  scriptores,  cedite  Grai:  nescio 
quid  niaius  nascifnr  TJiade. 

339 — 348.  Diese  Hoffnung,  dass 
man  auch  seine  eigenen  Dichtungen  da- 
bei nicht  vergessen  ^ye^de,  spricht  er 
an  anderen  Stellen  zuversichtlicher  aus ; 
vgl.  z.  B.  amor.  III 15.    met.  XV  871  ff. 

340.  Lethe  wird  als  Tochter  der 
Eris  zuerst  von  Hesiod  (th.  227)  er- 
wähnt; später  ist  sie  ein  Fluss  in  der 
Unterwelt,  aus  dem  die  Schatten  Ver- 
gessenheit trinken ;  vgl.  Luc.  dial.  mort. 
13,  6.  23,  2.  Ov.  ex  Pento  II  4,  23: 
non  cgo,  si  biberes  securae  pocuki  Lethe s, 
excidere  haec  credam  pectore  passe  tuo. 
Vgl.  unten  V.  648:  Lethaea  nox. 

342.  D.  i.  die  ars  amatoria  selbst, 
in  der  Ovid  den  beiden  Parteien  (Jüng- 
lingen und  Mädchen)  Lehren  erteilt. 
Vgl.  die  Einleitung  p.  XXII. 

343  f.  Die  drei  Bücher  Liebes- 
elegieen,  die  amores.  Ovid  hatte  zu- 
erst eine  Ausgabe  in  fünf  Büchern 
veranstaltet,  dann  aber  manches  unreife 
ausgemerzt  und  die  uns  vorliegende 
Ausgabe  von  drei  Büchern  gemacht, 
vgl.  sein  eignes  Epigramm  :  qiii  modo 
Nasonis  fueratnus  quinque  libclli,  tres 
sunms:  hoc  Uli  praetulit  auctor  opus; 
ut  iam  nulla  tibi  nos  sit  legisse  volu- 


ptas,  at  levior  demptis  poena  duobus 
erit.  Was  übrigens  gerade  die  amores 
betrifft,  so  ging  Ovids  Hoffnung  reich- 
lich in  Erfüllung:  vgl.  unten  V.  538. 
Ja  sogar  auf  dem  Theater  wurden  sie 
mit  begleitendem  Tanze  gesungen ;  vgl. 
trist.  II  519.    V  7,  25  f. 

345  f.  Epistulae  ist  auch  in  den 
Handschriften  der  gewöhnliche  Name 
der  heroidcs  (Priscian.  GL.  11  544,  4) ; 
auf  die  grössere  Zahl  von  ihnen  bezieht 
sich  Ovid  auch  amor.  II  18.  Ueber  den 
Vortrag  dieser  Epistulae  durch  Gesang 
und  Tanz  vgl.  Friedländer,  Sittenge- 
schichte III  294.  Rohde,  der  griechische 
Roman  139,  1. 

346.  Poetische  Episteln  gab  es  schon 
früher,  so  von  Lucilius,  vgl.  Teuffei, 
RL.  I"^  25;  auch  in  der  poetischen 
Liebesepistel  hatte  Ovid  (von  den 
Griechen  abgesehen)  z.  B.  in  Properz 
einen  Vorgänger  (IV  3,  Arethusa  an 
ihren  Gatten)."  Aber  'neu  von  Ovid  für 
die  römische  Litteratur  geschaffen  war 
die  Wahl  von  Stoffen  und  Personen  aus 
der  mythischen  Vergangenheit'.  Ribbeck 
RD.  II  -  239. 

347.  Phoebe  vgl.  zu  II  493. 

348.  Bacchus,  der  die  Dichter  be- 
geisternde Gott:  vgl.  zu  I  525;  über 
ifisignis  cornu  vgl.   zu  I  232. 

novemque  deae  die  Musen.  Ihre 
Neunzahl  wird  zuerst  in  der  Odyssee 
(XXIV  60)  erwähnt,  an  einer  Stelle 
sicher  jüngeren  Ursprungs,  dann  bei 
Hesiod  (theog.  76  ff'.),  der  zuerst  ihre 
Namen  aufzählt. 

349— 3S0.  Siebente  Anweisung. 

Das  Mädchen  muss  tanzen  können 
(—352)  und  geschickt  sein  in  allerlei 
Spielen,     deren    mehrere    aufgezählt 


168 


Ars  amatoria 


350      Ut  moveat  posito  bracchia  iussa  mero? 
Artifices  lateris,  scaenae  spectacula.  amantur: 

Tantum  mobilitas  illa  decoris  habet 
Parva  monere  pudet,  talorum  dicere  iactus 
Ut  sciat  et  vires,  tessera  missa.  tuas 
355  Et  modo  tres  iactet  numeros,  modo  cogitet.  apte 
Quam  subeat  partem  callida,  quamque  vocet. 


werden  (—368).  Sehr  wichtig  ist,  dass 
man  sich  dabei  gut  zu  benehmen  weiss, 
dass  man  nicht  etwa  durch  Zorn  oder 
andere  Leidenschaft  ein  Spielverderber 
wird:  derartiges  sei  ferne  (—380). 

349—352.  Die  Kunst  des  Tan- 
zens  war  ebenso  wie  die  Ausbiklung 
in  Musik  und  Litteratur  dem  römischen 
Mädchen  dieser  Zeit  unentbehrlich.  Den 
Tanz  nennt  Ovid  unter  den  Künsten, 
denen  er  nicht  widerstehen  zu  können 
zugiebt ;  amor.  II  4,  29 :  illa  j'lacet  gestn 
numerosaque  bracchia  ducit  et  tenerum 
motu  torquet  ab  arte  latus. 

Ueber  die  Art  des  Tanzens  ist 
schon  oben  gesprochen  (zu  1595 f.),  wir 
werden  es  uns  als  ballettartige  harmo- 
nische Bewegung  der  Glieder  vorzu- 
stellen haben,  wie  es  als  Ideal  ver- 
körpert erscheint  in  den  höchst  grazi- 
ösen Stellungen  und  Bewegungen  der 
Tänzerinnen  auf  den  pompejanischen 
Wandgemälden.  Solche  Ballette  erwähnt 
(ebenfalls  beim  Gelage)  auch  Prop.  11 
3,  17:  posito  formose  saltat  laccho. 
Man  wird  nicht  fehl  gehen,  wenn  man 
in  dem  Milieu,  in  dem  wir  uns  be- 
finden, zumal  an  etwas  freiere  Tänze 
denkt,  wie  sie  z.  B.  die  lonici  motus 
waren,  von  denen  es  bei  Athen.  XIV 
629  e  heisst :  >;v  Öe  ns  y.uL  'Icoiiy.f; 
opxrjais  Tia^oivios,  und  über  die  sich 
Horaz  ereifert  (carm.  HI  6,  21).  Vgl. 
Sali.  Cat.  25  (von  der  Sempronia,  der 
Freiindin  Catilinas) :  litteris  Graecis  et 
Latinis  docta,  psallere  saltare  elegantius 
quam  necesse  est  probae,  multa  alia, 
quae  instrumenta  luxuriae  sunt. 

350.  moveat  bracchia  deutet  auch 
auf  pantomimische  Bewegungen,  vgl. 
zu  I  595  f.  und  II  305.  Athen.  I  22  b 
(nach  Aufzählung   verschiedener   oo^rj- 

oeig^    auch    der    Ucoyiy.ai):    äs    :Tooy.oirtt 

'A^ioTÖßivoi  (fr.  49  =  FHG.  n  284)'  d'id 

351.  artifices  lateris  Ballettänzer', 
wie  sie  auf  der  Bühne  auftraten ;  haupt- 
sächlich  ist  wohl  der  Pantomimus  ge- 


meint. Vel.  Friedländer.  Sittengeschichte 
n  406  ff. 

352.  mobilitas  technischer  Ausdi'uck, 
vgl.  Lucret.  IV  977:  cernere  saltantis 
et  mollia   membra  moventis.     Hör.  sat. 

I  9,  24:  quis  membra  movere  molliu» 
(sc.  possitj  ? 

353 — 368.    Katalog  mannigfaltiger 

Gesellschaftsspiele.  Vgl.  oben  II 203—208. 

353  f.    tali  und  tesserae,   vgl.  oben 

II  203 — 206.  Sie  unterscheiden  sich  so, 
dass  der  tah(s  länglich  ist  und  an  vier 
Seiten  Augen  hat,  während  zwei  un- 
bezeichnet  bleiben  und  abgerundet  sind ; 
er  entspricht  dem  griechischen  dar^ä- 
ycdos;  dagegen  ist  die  tessera  kubisch 
geformt  und  war  auf  aUen  sechs  Seiten 
bezeichnet  (=griech.  y.vßos).  Man  spielte 
mit  vier  doTouyu/.oi  oder  tali;  die  Be- 
zeichnung war  so,  dass  sich  die  Eins 
und  die  Sechs,  andrerseits  die  Drei  und 
die  Vier  gegenüberstanden.  Zeigten  nun 
alle  vier  Würfel  dieselbe  Augenzahl, 
so  war  es  der  schlechteste  Wurf  {y.vcov, 
Xroi,  canis,  vgl.  zu  11  206 i:  dagegen 
der  beste  Wurf  (Afpodizr;.  Venus),  wenn 
jeder  Würfel  eine  andere  Zahl  aufwies. 
Vgl.  Luc.  amor.  16 :  fir;Ötvdi  daTQayd)Mv 
tteoSptos  iaca  o/r^^imi ,  Mart.  XIV  14 
{tali  eburnei):  cum  steterit  nullus  voltu 
tibi  talus  eodem,  munera  me  dices  magna 
dedisse  tibi;  tenerae  [y.vßoi)  wurden  nur 
drei  verwendet. 

355.  numeros  =  tess\ras.  Avie  oben     ß/ 
II  203.  ' 

356.  Der  Ausdruck  deutet  darauf 
hin,  dass  es  sich  hier  um  ein  Gesell- 
schaftsspiel in  mehreren  Parteien  han- 
delt: das  Mädchen  soll  bedenken,  zu 
welcher  sie  sich  halten  soll.  Näheres 
lässt  sich  nicht  ermitteln. 

vocet  verstehe  ich  in  dem  Sinne 
von  'herausfordern,  reizen'  im  Gegen- 
satz zu  subire  partem  (es  zu  einer  Partei 
halten).  In  diesem  Sinne  (für  provoca/re) 
steht  das  Wort  öfters  z.  B.  bei  Tacitus : 
vgl.  Heraeus  zu  Tac.  bist.  IV  80,  10. 


III  350-363. 


169 


Cautaque  non  stulte  latronum  proelia  liidat, 
Unus  cum  gemino  calculus  hoste  perit, 

Bellatorqiie  sua  prensus  sine  conpare  bellat, 
360       Aemulus  et  coeptum  saepe  recurrit  iter; 

Reticuloque  pilae  leves  fundantiir  aperto, 
Nee,  nisi  quam  tolles,  ulla  movenda  pilast; 

Est  genus  in  totidem  tenui  ratione  redactum 


357—360.  Gemeint  ist  das  unter 
dem  Namen  latrociniuni  oder  lusns  la- 
trunculonim  bekannte  Spiel,  über  das 
oben  zu  II  207  gesprochen  ist.  Es  ist 
ein  vergebliches  Bemühen,  die  hier  von 
Ovid  für  seine  römischen  Leser  freilich 
ausreichenden  Andeutungen  zu  einem 
klaren  Bude  zu  vereinigen.  Soviel 
"scheint  indessen  sicher,  dass  die  Tech- 
nik des  Spiels  hauptsächlich  darauf  be- 
ruhte, dass  man  zwei  Figuren,  deren 
eine  der  anderen  militärisch  assistierte, 
vorrücken  Hess  und  eine  Figur  des  Geg- 
ners zu  umstellen  (d.  h.  'schlagen')  suchte 
(Ov.  trist.  II  -478:  cum  medius  gemino 
calculus  hoste  perit.  Pollux  IX  98  (s. 
mehr  zu  II  207) :  .  .  .  rj  re/jrj  T^s  Ttai- 
Siäe  sOTi  7TsoiXt]y.'ei  rcüv  Svo  xprj^wv  ofio- 
■/(^Qocoy  Trjv  trtQÖxoovi'  dvai^etv).  So  er- 
klärt sich  hier  V.  358  (natürlich  ist  cum 
Konjunktion,  nicht  Präposition).  Grössere 
Schwierigkeiten  macht  das  folgende  Di- 
stichon. Zunächst  scheint  sicher,  dass 
beUator  (s.  zu  II  208:  miles)  den  einen 
vorrückenden  Stein  bezeichnet,  während 
der  ihm  assistierende  als  seine  Gattin 
{compar)  erscheint ;  wurde  nun.  so  glaube 
ich  wenigstens  die  Stelle  verstehen  zu 
müssen,  der  beUator  umstellt  (geschla- 
gen) oder  matt  gesetzt  (prctisus),  so 
musste  er  seinen  bisher  gemachten  Weg 
noch  einmal  zurücklegen  (V.  360) ;  wenn 
er  nunmehr  aemulus  heisst,  so  könnte 
sich  das  schon  dadurch  erklären,  dass 
eben  jetzt  seine  compar  nicht  mehr  bei 
ihm  ist;  vielleicht  kann  man  aber  da- 
raus auch  schliessen,  dass  seine  compar 
nunmehr  dem  G  egner  zufiele :  dann  wäre 
der  Ausdruck  aemulus  noch  hübscher 
xmd  anschaulicher.  Vgl.  über  das  Spiel 
noch  Marquardt-Mau,  Privataltertümer 
IV  855  ff. 

361  f.  Das  Distichon  scheint  nicht 
an  richtiger  Stelle  zu  stehen,  mindestens 
ist  die  Erwähnung  eines  solchen  Spieles, 
wie  in  ihm  bezeichnet  wird,  innerhalb 
der  beiden  Brettspiele,  die  sonst  gern 
zusammen  genannt  werden  (vgl.  z.  B. 
Mart.  XIV  17)  auffällig.    Auch  ist  nicht 


leicht  etwas  mit  Sicherheit  über  die 
Natur  des  hier  gemeinten  Spieles  aus- 
zusagen. Allem  Anscheine  nach  handelt 
es  sich  um  eine  Art  von  Gedulds- 
spiel, über  das  wir  freilich  von  dieser 
Stelle  abgesehen  in  keiner  Weise  näher 
unterrichtet  sind.  Dass  nicht  ein  Ball- 
spiel in  herkömmlichem  Sinne  (s.  Becker, 
Gallus  III  170  if.)  gemeint  sein  kann, 
scheint  indessen  sicher;  ferner  scheint 
sicher,  dass  unter  reticulo  nicht  etwa 
ein  Rakett,  sondern  ein  wirkliches  Netz 
zu  versteheu  ist ;  darauf  deutet  mit  Be- 
stimmtheit auch  apcrto. 

Die  Stelle  lässt  sich  ihrem  Wort- 
laute nach  nicht  gut  anders  erklären, 
als  dass  man  annimmt,  man  habe  in  ein 
offenes  Netz  eine  bestimmte  Anzahl  von 
Bällen  geschüttet,  und  es  sei  nun  da- 
rauf angekommen,  daraus  einen  (von 
einem  anderen  angegebenen?)  Ball  so 
geschickt  herauszuholen,  dass  sich  kein 
anderer  dabei  bewegte.  Ich  gedenke 
dabei  eines  Spieles,  das  mir  als  Knaben 
manche  Stunde  verkürzt  hat:  eine  An- 
zahl mit  Häkchen  versehener  Holz- 
klötzchen wurde  auf  dem  Tische  auf- 
gestellt uud  sie  mussten  nun  einzeln 
mit  einem  an  einer  Art  Angel  befestigten 
Haken  ergriffen  werden :  auch  dabei  kam 
es  darauf  an,  dass  die  Angel  nicht  durch 
Unsicherheit  der  Hand  in  Unruhe  ver- 
setzt ein  anderes  Klötzchen  berührte, 
als  das,  was  man  zu  eraugeln  beab- 
sichtigte. 

363  f.  Gemeint  ist  der  luclus  duo- 
dechn  scriptorum.  Cic.  de  orat.  I  50,  217 : 
duodecim  scriptis  ludere.  Der  Name 
rührt  daher,  dass  das  Spielbrett  mit 
12  Linien  bezeichnet  war,  die  hier  scnp- 
tula  heissen  {scripta,  y^afifiai).  Vor 
Beginn  des  Spieles  wurde  gewürfelt, 
um  den  Platz  zu  bestimmen,  den  die 
einzelnen  Steine  einzunehmen  hatten; 
das  beweist  von  anderen  Stelleu  ab- 
gesehen das  im  einzelnen  freilich  höchst 
schwierige  Epigramm  des  Agathias  (AP. 
IX  482).  Die  beiden  Parteien  waren 
durch  verschiedene  Farben  der  Steine 


170 


Ars  amatüria 


Scriptula,  quot  menses  lubricus  annus  habet ; 
365  Parva  tabella  capit  ternos  utrimque  lapillos, 
In  qua  vicissest  continuasse  suos. 
Mille  facesse  iocos!  turpest  iiescire  puellam 

Ludere:  ludendo  saepe  paratur  amoi". 
Sed  minimus  labor  est  sapienter  iactibus  uti: 
370       Mains  opus  mores  conposuisse  suos. 

Tum  sumus  incauti  studioque  ai)erimnr  in  ipso, 

Xuda(iue  per  lusus  pectora  nostra  patent : 
Ira  subit,  deforme  malum,  lucrique  cupido 
Inrgiaque  et  rixae  sollicitusque  dolor; 
375  Crimina  dicuntnr,  resonat  clamori])us  aetlier; 
Invocat  iratos  et  sibi  quisque  deos. 
Nulla  fides  tabulae!  quae  non  per  vota  petuntur 

Et  lacrimis  vidi  saepe  madere  genas, 
luppiter  a  vobis  tam  turpia  crimina  pellat, 
380       In  quibus  est  ulli  cura  placere  viro.j 

Hos  ig"uava  iocos  tribuit  natura  puellis; 
Materia  ludunt  uberiore  viri. 


kenntlich  (weiss  \mä  schwarz).  Vgl.  noch 
Quint.  XI  2,  38:  Scaevola  in  Insu  duo- 
decim  scrljitorimi,  cum  j^i'ior  calculum 
promovisset  essetqne  victus,  dum  rus 
tendit,  repetito  fotius  certaminis  ordme, 
quo  dato  errasset  recordatus  rcdiit  ad 
eum,  quicum  luscrat,  isqne  ita  factum 
esse  confessus  est.  Ansführliches  s.  bei 
Becker,  Gallus  III  473  ff.  Marquardt- 
Maii,  Privatleben  II  -  857  ff.,  wo  die  Nach- 
weise der  Einzelheiten  bequem  zusam- 
mengestellt sind. 

364.  lubricus  annus  vgl.  Apul.  met. 
VIII  27 :  cerviccs  lubricis  intorquentes 
motibus. 

365  f.  Auch  über  dieses  Spiel  lässt 
sich  leider  nichts  mit  Sicherheit  sagen. 
Dasselbe  Spiel  ist  gemeint  trist.  II  481 : 
parva  sit  ut  ternis  instructa  tabella  la- 
pillis,  in  qua  incissest  continuasse  suos. 
Man  vermutet,  dass  zu  diesem  Spiele 
die  Täfelchen  dienten,  die  mehrfach  ge- 
funden sind,  und  über  die  zu  vergleichen 
ist  Mar(iuardt  -  Mau ,  Privatleben  II " 
859 — 861,  wo  eine  ganze  Zahl  dieser 
tabellae  reproduciert  ist.  Vgl.  Orelli 
Nr.  4315  {=  II  268),  der  zwei  "derselben 
abgedruckt  hat. 

375.  resonat  clamoribus  aether  er- 
innert an  Verg.  Aen.  V  228:  resonatque 
fragoribus  aether.  Vgl.  IV  668:  resonat 
magnis  plangoribus  aether. 


378.  Vgl.  Catull.  68,  56:  tristique 
imbre  madere  genae. 

381—432.  Achte  Anweisung. 
Tragt  Sorge,  dass  ihr  recht  oft  gesehen 
werdet,  und  dass  dabei  eure  Eeize  im 
rechten  Lichte  erscheinen.  —  Die  Mäd- 
chen haben  nicht  so  viel  Möglichkeiten 
Avie  die  Männer  zu  freiem  Spiel  ( — 386) ; 
umsomehr  sucht  die  Stätten  auf,  an 
denen  ihr  euch  ungezwungen  bewegen 
könnt:  die  Porticus  ( — 392).  den  Isis- 
tempel (393),  die  Theater  (394),  das 
Amphitheater  (395),  den  Circus  (396). 
Schönheit  allein  thut  es  nicht,  sie  muss 
bekannt  sein  (—398).  Was  nützt  dir 
der  schönste  Gesang,  wenn  du  ihn  nicht 
hören  lässt  ( — 400).  Durch  Apelles  ist 
die  Gestalt  einer  Venus  berühmt  ge- 
Avorden  ( — 402).  Selbst  die  geweihten 
Dichter  erstreben  ja  nur  Ruhm  (—404). 
Früher  freilich  stand  der  Dichter  in 
liohem  Ansehen,  und  auch  klingender 
Lohn  ward  ihm  zu  Teil  (—408),  so  ward 
ein  Ennius  der  höchsten  Ehren  teilhaftig 
(—410),  jetzt  ist  die  Kunst  der  Musen 
im  Werte  gesunken  ( — 412),  und  doch 
ists  schön,  nach  Ruhm  zu  streben :  durch 
Bekanntgabe  der  Ilias  ward  ein  Homer 
berühmt:  von  Danae  würde  niemand 
wissen,  wäre  sie  ewig  in  ihrem  Turm 
eingeschlossen  geblieben  ( — 416) :  drum 
ihr  Mädchen,  hinaus  in  die  Oeffentlich- 


III  364—385. 


171 


Sunt  illis  celeresque  pilae  iaculuniqiie  trochique 
Armaque  et  in  gyros  ire  coactus  equus; 
385  Nee  vos  Campus  habet,  nee  vos  g-elidissima  Virgo, 


keit ;  zwei  analoge  Beispiele ;  zeigt  euch 
nur,  einer  wird  ja  wohl  aubeissen  ( — 422). 
Seid  immer  dabei  bedacht,  eure  Eeize 
zu  entfalten,  ein  glücklicher  ZufaU  kann 
euch  überall  nützlich  sein ;  Beispiele  aus 
Natur  und  Mythologie  (—430).  Selbst 
ein  Begräbnis  kann  zu  einer  neuen  Er- 
oberung Anlass  geben  ( — 432). 

383—386.  Ein  Katalog  von  sports- 
mässigen  Lustbarkeiten  römischer  Jüng- 
linge. Vgl.  damit  z.  B.  Hör.  carm.  I  8,  3: 
cur  apricum  oderit  campum,  patiens 
pulverls  atque  solis?  cur  neque  militaris 
■inter  aeqitales  equifat,  Gallica  nee  lu- 
patis  temperat  ora  frenis?  cur  timet 
flavuni  Tiberim  tanyere?  cur  olivum 
sanguine  vip)erino  cautius  vitat  neque 
iam  livida  gestat  armis  bracchia,  saepc 
disco,  saepc  trans  finem  iaeulo  nobilis 
expedito?  Ov.  trist.  III  12,  19:.  «sits 
equi  nunc  est,  levibus  nunc  luditur 
armis,  nunc  pila,  nunc  celeri  volvitur 
orbe  trochus,  nunc,  ubi  p)erfusa  est  oleo 
labente  iuventus  defessos  artus  Virgine 
tinguit  aqua.  Mart.  II  14,  3  f.  Hör.  AP. 
379  ff. 

pilae  Ueber  die  ausserordentliche 
Beliebtheit  des  Ballspiels  sowie  über 
seine  verschiedenen  Arten  ist  reich- 
liches Material  gesammelt  bei  Becker- 
Göll,  Gallus  III  168  ff. 

Das  Spiel  mit  dem  iaculum  wird 
ausführlich  beschrieben  von  Sil.  Ital. 
pun.  XVI  557  ff.  Vgl.  ausser  den  be- 
reits angeführten  Stellen  auch  Verg.  ge. 
II  530:  velocis  iaculi  ceriamina  ponit 
in  ulmo,  corporaque  agresti  nudant  prae- 
dura  palaestrae. 

trochi  werden  als  beliebtes  Spielzeug 
oft  erwähnt;  vgl.  Mart.  XI  21,  2.  XIV 
168  u.  169 :  garrulus  in  laxo  cur  anulus 
orbe  vagatur'^  cedat  ut  argutis  obvia 
turba  trocJns.  Dazu  vgl.  Prop.  III 14,  6 : 
inerepat  et  versi  clavis  adiinca  roti.  Der 
Reifen  wurde  also  mit  einem  Schläger 
{clavis)  getrieben,  was  mit  Lärm  ver- 
bunden war,  einmal  durch  das  An- 
schlagen auf  den  Reifen  selbst,  dann 
aber  zumal  durch  die  Metallriuge,  die 
(im  Innern  des  Reifens?)  angebracht 
waren,  und  l)ei  dem  Spiele  erklirrten. 
Das  Spiel  war  auch  bei  den  Griechen 
beliebt  {x^ixi]laaiaj,  vom  Graeco  trocho 


spricht  Hör.  carm.  III  24.  57;  näheres 
bei  Marquardt-Mau,  Privatleben  II  ^  838, 
Anm.  2  und  3. 

38-1-.  Unter  arma  ist  Avohl  all  das 
kriegerische  Gerät  (s.  zu  II  50)  über- 
haupt zu  verstehen,  das  bei  den  mannig- 
faltigen Spielen  nötig  war;  doch  denkt 
man  besonders  an  die  Waffen,  die  bei 
Scheingefechten  und  Turnieren  aller  Art 
gebraucht  wurden ;  auch  der  Kampf 
gegen  den  imlus  sei  hier  erwähnt,  über 
den  uns  ausführliches  Vegetius  erzählt 
(I  11). 

Kuustmässiges,  an  die  Pferdedressur 
in  einem  modernen  Circus  erinnerndes 
Reiten  Avar  ein  sehr  beliebter  Sport  der 
eleganten  jungen  Römer.  Vgl.  Hör.  1. 1. 
Prop.  III  14,  10:  gyrum  pulsat  equis 
(von  der  spartanischen  Jungfrau).  Hör. 
carm.  III  7,  25 :  quamvis  non  alius  flec- 
tere  equum  sciens  aeque  conspicittir  gra- 
mine Martio.  III 12,  8 :  eques  ipso  melior 
Bellerophonte.  III  24,  54.  Plut.  Cat. 
m.  20. 

385.  Campus  sc.  Martins,  vgl.  zu 
I  513 ;  ebenda  über  ihn  als  den  Haupt- 
tummelplatz der  römischen  Jugend.  Vgl. 
noch  Strab.  V  236b:  x«f  ;'«^  t6  fisyedos 
Tov  Ttsdiov  d'avuaarov  äfia  xai  ras  apfia- 
Toäpouiui  y.al  Trjv  akkriv  iTTTtaaiav  aacö- 
InjTOV  Tiapey^ov  reo  roaovTO)  Tt^i^&ei  Tcöv 
a^aipa  aal  xqLxoi  y.al  TtaXaLoTpa  yvfiva- 
^Ofievcov. 

gelidissima  Virgo  die  Aqtia  Virgo 
ist  ein  Wasser,  das  M.  Agrippa  nach 
Rom  leitete  und  das  wegen  seiner  er- 
frischenden Kühle  (gelidissima)  mit  Vor- 
liebe zum  Baden  benutzt  wurde;  vgl. 
Ov.  trist.  III  12,  21 :  nunc,  tibi  perfusa 
est  oleo  labente  iuventus  defessos  artus 
Virgine  tinguit  Aqua.  Näheres  bei  Pliu. 
nat.  bist.  XXXI  42 :  ident  (M.  Agrippa) 
et  Virginem  adduxit  ab  octavi  lapidis 
deverticulo  duo  milia  pass.  Praenestina 
via;  iuxta  est  Herculaneus  rivos  quem 
refugiens  Virginis  nomen  obtinuit.  Ho- 
rum  amnium  coynparatione  diff'erentia 
supra  dicta  deprehenditur,  cum  quan- 
tutn  Virgo  tactu  praestat,  tantum 
praestet  Marcia  liaustu  etc.  Eine  andere 
Erklärung  des  Namens  giebt  Frontin. 
de  aquis  t  10 :  Virgo  appellata  est,  quod 
quaerentibus  aquam  militibus  puella  vir- 


172 


Ars  amatoria 


Nec  Tuscus  placida  devehit  amnis  aqua: 
At  licet  et  prodest  Pompeias  ire  per  umbras, 

Virjg-inis  aetheriis  cum  caput  ardet  equis; 
Visite  laurigero  sacrata  Palatia  Plioebo 
390      (Ille  Paraetonicas  mersit  in  alta  ratesj 

Quaeque  soror  coniunxque  ducis  monimenta  pararunt 

Navalique  gener  cinctus  honore  caput; 


gmicula  venas  qtiasdam  monstravit,  quas 
necuti  qui  foderant  Ingentum  aqiiae  mo- 
duni  invenerunt.  Äediada  fonti  appo- 
sita  Juinc  originem  ]nctura  ostendit. 
Dieser  Virgineus  liquor  (Ov.  ex  Pout. 
I  8,  38j  ist  noch  heute  iu  Thätigkeit 
{Fontana  Trevi).  Vgl.  auch  Mart.  IV  18. 
V  20,  9  mit   Friedländers  Anmerkung. 

386.  Tuscus  amnis  der  Tiber ;  neben 
der  Vi7-go  auch  von  Sen.  ep.  83,  5  ge- 
nannt. Auch  er  war  ein  beliebter  Tum- 
melplatz der  schwimnilustigen  Jugend: 
Hör.  1.  1. :  cur  tiniei  fiavum  Tiberim 
tangere'if  Cic.  pro  Caelio  15,  36:  hahes 
hortos  ad  Tibtrim  ac  diligeutcr  eo  loco 
parasti,  quo  omnis  iuventus  mitandi 
causa  venit.  Hör.  carm.  Ill  12,  7:  simul 
unctos  Tiberinis  umeros  lavit  in  midis 
etc.  III  7,  27 :  nec  quisquam  citus  ueque 
Tusco  denatat  (vgl.  devehit  bei  Ovid) 
alveo. 

Tuscus  heisst  der  Fluss  sehr  oft 
nach  seiner  Quelle  iu  Etrurien  (Hör. 
carm.  I  2,  13).  Vgl.  Ov.  fast.  I  233 
(dazu  Peter);  II  68:  advena  Thybris. 
III  524. 

placida  vgl.  Ennius  (annal.  177  = 
p.  29  Vahlenj :  quod  per  amoenam  ur- 
bem  leni  fluit  agnüne  flu  tuen ;  dazu 
Verg.  Aen.  II  782. 

387 — 396.  Im  Gegensatze  zu  den 
Stätten,  au  denen  nur  oder  doch  haupt- 
sächlich die  männliche  Jugend  sich  be- 
lustigt, folgt  nunmehr  ein  Katalog  von 
Tummelplätzen  der  weiblichen  Jugend ; 
im  wesentlichen  ein  Auszug  von  I 
67 — 170;  das  einzelne  ist  dort  in  den 
Anmerkungen  meist  schon  erklärt. 

387  f.  Die  P  o  r  t  i  c  u  s  (vgl.  I 
67— 74j. 

387.  Ueber  die  porticyis  Pompci 
s.  zu  I  67. 

388.  D.  h.  im  August,  wenn  die 
Sonne  im  Zeichen  der  Jungfrau  steht; 
mit  ähnlicher  Umschreibung  wurde  I  68 
der  Juli  bezeichnet;  beidemale  ist  es 
die  Zeit  ärgster  Sommerhitze,  wo  der 
Aufenthalt  in  der  schattigen  Porticus 
sehr  angenehm  sein  mochte. 


389.  Der  Apollotempel  auf 
dem  Palatin  mit  der  Porticus,  über 
die  zu  I  73  f.  gesprochen  ist. 

laurigero  vgl.  zu  II  401. 

390.  Paraetonium  ist  eine  Stadt  in  ■ 
Libyen,  vgl.  Ov.  met.  IX  773  u.  s.,  da- 
her steht  Faraetonicus  für  egyptisch 
überhaupt,  vgl.  Lucan.  III  295:  ^isque 
Faraefonias  Eoa  ad  litora  Syrtus.  Die 
Faraetonicae  naves  sind  die  Schiffe  der 
egj-ptischen  Kleopatra,  die  um  so  pas- 
sender so  genannt  werden  können,  als 
sich  Kleopatra  mit  Antonius  nach  Par- 
aetonium geflüchtet  hatte.  Der  Vers 
bezieht  sich  demnach  auf  die  Schlacht 
von  Actium,  in  der  Apollo  selbst  mit- 
kämpfend zugegen  war;  dieses  Ein- 
greifen des  Gottes  in  die  Seeschlacht 
{mersit  in  alta  rates)  schildern  Vergil 
(Aen.  VIII  704 ff.)  und  davon  etwas  ab- 
Aveicheud  (absichtlich?)  Properz  (IV  6, 
27  ff.).  Der  Zusammenhang  mit  dem 
vorhergehenden  Verse  besteht  darin, 
dass  zum  Danke  für  den  actischen  Sieg 
Octaviau  im  Jahre  28  dem  Apollo  den 
Tempel  auf  dem  Palatiu  geweiht  hatte, 
von  dem  in  V.  389  die  Eede  war.  Vgl. 
Dio  Cass.  LIII  1  und  zu  ars  I  73  f. 

391.  Die  soror  des  Augustus :  Oc- 
tavia.  Ueber  ihren  Porticus  vgl.  zu 
I  69  f. 

coniunx :  Livia.  Ueber  die  porticus 
Liviae  ist  gesprochen  zu  I  71. 

392.  Gemeint  ist  M.  Vipsanius 
Agrippa;  goier  des  Augustus  wurde 
er  durch  seine  Heirat  mit  der  Julia, 
der  Tochter  Augusts  und  Witwe  des 
Marcellus;  vgl.  Tac.  ann.  I  3:  Augustus 
.  .  .  M.  Agrippam  ignobilcni  loco,  bonum 
militia  et  victoriae  socium,  geminatis 
(28  u.  27  V.  Chr.j  consulatibus  extulit, 
mox  dcfimcto  Marcello  (23  v.  Chr.)  ge- 
ner tun  sumpsit.    Suet.  Octav.  63. 

Ueber  die  Bauten  des  Agrippa 
vgl.  Richter ,  Topographie  '^  p.  262  ff. 
Hier  Avird  man  vor  allem  an  die  von 
ihm  25  v.  Chr.  erbaute  Porticus  denken, 
tue  nach  den  in  ihr  befindlichen  Kunst- 
darstellungen meist  porticus  Argonau- 


m  386—401. 


173 


Visite  tiiricremas  vaccae  Mempliitidos  aras, 

Visite  conspicuis  terna  theatra  locis! 

395  Spectentur  tepido  maculosae  sangiiine  harenae, 

Metaque  ferventi  circueunda  rota! 

Quod  latet,  ignotumst:  igiioti  iiiiUa  cupido; 

Fructus  abest,  facies  cum  bona  teste  caret: 
Tu  licet  et  Thamyram  superes  et  Amoebea  cautu, 
400      Non  erit  ignotae  gratia  magna  lyrae; 
Si  Venei-em  Cous  nusquam  posuisset  Apelles, 


tarum  heisst.  Auch  Martial  erwälmt 
sie  mehrfach  als  Aufenthalt  für  Müssig- 
gänger:  vgl.  Friedländer  zu  Mart.  II 
14,  6.  Sie  war  zum  Andenken  au  den 
Sieg  von  Actium  und  den  über  Sex. 
Pompeiiis  erbaut,  und  darauf  be- 
ziehen sich  auch  die  Worte  navali 
cinctus  honore  caput.  Agrippa  schlug 
36  V.  Chr.  die  Flotte  des  Sex.  Pompeius 
bei  Naulochos  (Sizilien,  vgl.  Suet.  Octav. 
16)  und  wurde  mit  der  corona  rostrata 
(navalis)  ausgezeichnet.  Näheres  da- 
rüber bei  Dio  Cass.  XLIX  9  und  Vell. 
Pat.  II  79.  Vgl.  auch  Verg.  Aeu.  VIII 
683:  cui  (dem  Agrippa),  belli  insigne 
superbum,  tempora  navali  fulgent  ro- 
strata Corona. 

393.  Der  I  s  i  s  t  e  m  p  e  1 ;  die  Er- 
klärung des  Einzelnen  ist  in  der  An- 
merkung zu  I  77  enthalten. 

394.  Die  Theater  (vgl.  I  89— 134). 
terna   vgl.    Ov.    trist.    III   12,   24: 

proque  tribiis  resonan t  terna  theatra 
foris.  Ovid  meint  das  t  h  e  a  t  r  u  m 
Pomp  ei  (vgl.  zu  I  67),  Marcelli, 
das  von  Augustus  gebaut  (Suet.  Octav. 
29)  und  zu  Ehren  seines  23  v.  Chr.  ge- 
storbenen Schwiegersohnes  Marcellus  am 
4.  Mai  11  V.  Chr.  dediziert  wurde  (Plin. 
hist.  nat.  VIII  65);  vgl.  auch  zu  169  f. 
Endlich  das  theatrum  Balbi,  das 
L.  Cornelius  Baibus  erbaut  (Suet.  Octav. 
29)  und  im  Jahre  13  v.  Chr.  dediziert 
hat  (Dio  Cass.  LW  25). 

395.  Die  Gladiatorenspiele 
(vgl.  I  164—170).  Zu  I  164.  Anklang 
an  den  Vers  bei  Auson.  XIV  tetrast. 
18,_  1  (p.  192  Peiper) :  Commodus  inse- 
quitur  maculosae  sa^tguine  arenae. 

396.  Der  Circus  (vgl.  1 135—162). 
meta  vgl.  zu  I  39  f. 

ferventi  rota  vgl.  Hör.  carm.  1 1,  4 : 
metaque  fervidis  evitata  rotis.  Verg. 
Aen.  XI  195. 

398.    Dem  Sinne  nach  verwandt  ist 


Apul.  met.  V  10:   nee  sunt  enim  beati, 
quorum  divitias  nemo  nox'it. 

399.  Thamyras,  der  aus  der  Ilias 
bekannte  mythische  Sänger  aus  Thra- 
kien, der  sich  vermass,  mit  den  Musen 
in  einen  Wettgesang  zu  treten.  H.  II 
595—600.   Apollod.  117.   Eur.  Ehes.  925. 

Amoehea  A/xoißsvi  ist  ein  berühmter 
attischer  Citherspieler,  vgl.  Plut.  Arat.  17. 
Athen.  XIV  623  d :  .  ..rov  Ttalawv  'Afioi- 
ßemSj  6v  (priaiu  'ÄQiarias  ev  ro)  tteqI 
y.i&aQCodMV  Iv  'A&ijrais  '/.aroiy.ovvta^  y.ai 
TiXrjaiov  rov  d'edr^ov  olxovfra^  si  e^sXd'oi 
qoöfievos^  idXavTov  Attixoi'  rüg  r]f.iEQas 
XafißävEiv.  Vgl.  Plut.  de  virt.  mor.  4 
(=  mor.  p.  443  a):  Zeno  als  Bewunderer 
des  Amoibeus.  Eine  amüsante  Ge- 
schichte von  ihm  erzählt  Aelian.  hist. 
an.  VI  1.  womit  zu  vergleichen  var. 
hist.  ni  30. 

400.  Sprichwörtlich ;  vgl.  Lucian. 
Harmon.  1 :  ovSev  yctQ  orpelos  dTCooQrjrov, 
^aai,  xal  ucpavovs  zFjs  fiovoixrjs.  Suet. 
Nero  20 :  ...  graecum  proverbium  iac- 
tans,  oecultae  musicae  nulluni  esse  re- 
spectum..  Gell.  XIII  31  (30),  3:  . . .  ver- 
bum  illud  scilicet  e  Graecia  vetiis, 
musicam,  qiute  sit  abscondita,  eam  esse 
nulli  rei. 

401.  Apelles,  Schüler  des  Pamphilos, 
der  berühmte  Maler  und  Liebling  Alexan- 
ders des  Grossen,  heisst  hier  Cous,  nicht 
als  ob  er  in  Kos  geboren  wäre,  denn 
seine  Heimat  ist  Kolophon  (vgl.  den 
Anhang),  sondern  weil  sein  berühmtestes 
Gemälde,  die  (auch  hier  gemeinte)  Venus 
Anadyomene  zu  Kos  im  Asklepiostempel 
aufbewahrt  wurde.  Vgl.  Plin.  nat.  hist. 
XXXV  91:  Venerem  exeuntcm  e  mari 
divos  Augustus  dedicavit  in  dclubro 
patris  Caesaris,  qiiae  anadyomene  vo- 
catur,  —  versibus  Graecis  tali  opere 
dum  laudatur  victo  sed  inlustrato,  — 
ciiius  inferiorem  partem  conriiptam  qui 
reficeret  non  potuit  reperiri;  verum 
ipsa  inim'ia  cessit  in  gloriam  artificis. 


174 


Ars  amatoria 


Mersa  sub  aeqiioreis  illa  lateret  aquis. 
Quid  petitur  sacris,  nisi  taiitum  fama,  poetis? 

Hoc  Votum  nostri  summa  laboris  habet. 
405  Cura  deum  fuerunt  olim  regumque  poetae, 

Praemiaque  autiqui  magua  tulei-e  chori, 
Sanctaque  maiestas  et  erat  veuerabile  uomen 

Vatibus,  et  largae  saepe  dabautur  opes: 
Ennius  emeruit  Calabris  in  montibus  ortus 
410       Contiguus  poui,  Scipio  magne.  tibi; 

Nunc  hederae  sine  honore  iacent.  operataque  doctis 

Cura  vigil  Musis  nomen  inertis  habet. 
Sed  famae  vigUare  iuvat:  quis  nosset  Homerum, 

Ilias  aeternum  si  latuisset  opus? 
415  Quis  Danaen  nosset,  si  semper  clusa  fuisset 

Inque  sua  turri  perlatuisset  anus? 
Utilis  est  vobis,  formosae,  tnrba,  puellae; 


Consemiit  haec  tabula  carie  alianiqve 
pro  ea  Huhsfituit  ^ero  principatii  siio 
Dorothei  nuinu.  Litterarische  Zeug- 
nisse über  die  Anadj'oraene  siehe  bei 
Overbeck,  die  antiken  Sehriftqiielleu  etc. 
p.  349  ff.     Vgl.   auch  oben  zu  V.  223  f. 

posuissei  vgl.  Hör.  carra.  IV  8,  8: 
sollers  nunc  hoininem  ponere  nunc 
deum.    AP.  34. 

405.  cura  deum  vgl.  Ov.  am.  III 
9,  17 :  at  sacri  vates  et  divum  cura 
vocamur;  sunt  etiam,  qui  nos  numen 
habere  putent. 

409,  Q.  Ennius  (239—169)  war  zu 
Rudiae  (heute  Btiyge)  in  Calabrien  ge- 
boren, Avie  er  selbst  bezeugt  bei  Cic. 
de  orat.  III  42,  168:  nos  sumu'  Bomani, 
qui  fuiitms  ante  Rudini.  Weitere  Be- 
lege bei  Teuffei,  RL.  I^  100,  l. 

410.  Die  Erklärung  giebt  Cicero  pro 
Ajchia  9,  22:  carus  fuit  Africano  supe- 
riori  noster  Ennius;  itaque  etiam  in 
sepulchro  Scipionum  putatur  is  esse 
constitutus  ex  marmore.  Vgl.  Liv. 
XXXVni  56:  Romae  extra  portam 
Capenam  in  Scipionum  monumento  tres 
statuae  sunt,  quarum  duae  P.  et  L. 
Scipionum  dicuntur  esse,  tertia  poetae 
Q.  Ennii.  Plin.  nat.  hist.  VII  114: 
prior  Africanus  Q.  Ennii  statuam 
sepulchro  suo  imponi  iussit  clarumque 
illud  nomen,  immo  vcro  spolium  ex 
tertia  orbis  ^ja»Ye  raptuw  in  cinere 
supremo  cum  poetae  tituh  legi. 

Zur  Beurteilung  des  Ennius 
durch  Ovid  vgl.  auch  amor.  1 15,  19. 
trist.  II  423 :  utque  suo  martern  cecinit 


gravis  Ennius  ore,  Ennius  ingenio 
maximits,  arte  rudis.  Mehr  bei  Zin- 
gerle.  Ovid  etc.  II  Iff. 

411.  Der  Epheu  ' doctarum prae- 
mia  frontiuni  Hör.  carm.  I  1,  29.  Er 
ist  dem  Bacchus  heilig,  der  selbst 
y.iaoofuooä  ist  (Pind.  Ol.  2,  30 ;  vgl. 
Eur.  Bacch.  81  u.  s.),  dem  Gotte  der 
Dichter  (zu  I  525)  j  daher  auch  ihr 
Lohn ;  vgl.  Verg.  ecl.  7.  25 :  hedera 
nascentem  ornate  poetam.  Prop.  II 
30,  39. 

doctis  vgl.  II  425. 

412.  cura  vigil  vgl.  II  285 :  vigi- 
lafum  Carmen. 

414.  Homerum   vgl.    zu   II  279 f. 

415.  Danae  (vgl.  zu  I  225)  wird 
schon  von  Homer  erwähnt:  Ilias  XIV 
319.     Vgl.  Apollod.  II  34:   Ay.QiaUo  8s 

Tte^l  TTaiScor  yevkotcoi  uQoevtov  XQrjazrj- 
(iia^ofievcp  o  &sd9  ecft]  yevsa&ai  nalSa 
iy.  T^s  d'vyar^os ,  os  avrov  dxoxrevel. 
SEiaai  Se  6  lixpioios  tovto  ,  vtto  y^v 
ü'äXa/iioi'      y.araoy.tvdaas      ydXy.eov     ttjv 

Javi'n]v  efQovQEi.  Noch  Pausanias  (11 
23,    7)    sah    zu    Arges    das    xaräyseov 

oly.oSöiirjua,  in'  avr(ö  Ss  r]v  o  yaXy.ovs 
d'dlafios,  ov  'Ay.qiat.6i  tiote  ettI  yqovqä 
rrjg  d'vyarqog  eTtoirjae.  Vgl.  Hor.  carm. 
in  16,  1 :  inclusam  Danaen  turris 
aniea  robustaeque  fores  et  vigilum 
canum  tristes  excubiac  munierant  satis 
nocturnis  ab  adulteris  etc.  Ov.  am.  II 
19,  27 :  si  ntmquam  Danaen  habuisset 
aenea  txirris,  non  esset  Danae  de  love 
facta  parens.  Vgl.  unten  V.  631. 
417.     turba  vgl.  II  210. 


ni  402—433. 


175 


Saepe  vag-os  ultra  limina  ferte  pedes! 
Ad  multas  lupa  tendit  oves,  praedetur  ut  unam, 
420      Et  lovis  in  multas  devolat  ales  aves. 

Se  quoque  det  populo  mulier  speciosa  videudam: 

Quem  trahat,  e  multis  forsitau  uiius  erit. 
Omnibus  illa  locis  maneat  studiosa  placendi 
Et  curam  tota  mente  decoris  agat! 
425  Casus  ubique  valet:  semper  tibi  pendeat  liamus; 
Quo  minime  credis  gurgite.  piscis  erit; 
Saepe  canes  frustra  nemorosis  montibus  errant, 

Inque  plagam  nullo  cervus  agente  venit. 
Quid  minus  Andromedae  fuerat  sperare  revinctae, 
430       Quam  lacrimas  ulli  posse  placere  suas? 
Funere  saepe  viri  vir  quaeritur:  ire  solutis 
Crinibus  et  fletus  non  tenuisse  decet. 

Sed  vitate  viros  cultum  formamque  professos, 


419.  hipa  vgl.  oben  zu  V.  8. 

420.  lovis  ales  der  Adler;  vgl. 
Pind.  Pyth.  1,  6 :  svSei  S'  dpa  axanTtp 
^los  aieröi;,  coy.elat'  TTzeQvy'  dftifOTepcod'sv 
%akd^aig,  aQ^os  oloivcöv.  Sopll.  fr.  799 
N'* :  o  ay.t]7nooßdficov  aierdi   y.vcop  Jiöi. 

422.  Mit  dem  Schluss  des  Penta- 
meters vgl.  Mart.  V  19,  14:  qxd  crepet 
aureolos  forsitmi  unus  erit. 

425.  harnus  sprichwörtlich  wie  bei 
uns;  vgl.  Otto,  die  Sprichwörter  und 
sprichwörtlichen  Redensarten  der  Römer 
etc.  p.  158,  der  an  das  deutsche  'Alle- 
zeit angel',  so  hast  du  kein  Mangel' 
erinnert.  Vgl.  auch  Becker-Göll,  Gallus 
I  130,  8. 

427.  Der  Ausgang  des  Verses  er- 
innert an  Verg.  ecl.  6,  52:  u  virgo  in- 
f'elix,  tu  nunc  in  montibus  erras. 

429.  ÄndroDiedae  vgl.  zu  I  53. 
Zur  Sache   selbst   vgl.  ApoUod.  11  43: 

Tiapayevöfievog  Öe  (sc.  Perseus)  eis  Al&io- 
Tiiav^  rjS  eßaoikevE  K>j<f£vs,  ev^s  Tt]v 
roi'Tov  ■d'vyareQa  'AfÖfioueSav  rcaoay.ti- 
fievrjv  ßo^uv  S'akaaaiM  y.rjei.  Kaaaii- 
jteia  ydp  q  Krj(pecog  yvvt)  Nijofjiatv  Ijoiae 
Tie^l  xdAMi>S,  xul  Ttaacöt/  sivat  ycoeioacov 
r]vxr,aEV  o&ev  cd  Nr;^r]iSss  efi,r]VLOav. 
aal  IToastSäJv  avruig  avvoQyiad'tls  TtXrju- 
fivodv  TS  ejil  Tt]v  xcö^av  hn-eiiixf's  y.al 
y.fJTos.  ^'AfifKovos  äe  %Qr]aavTos  rrjv 
aTiaXXayfiv  rijs  ai>fty>ooäs,  edv  rj  Kaaots- 
TtBiae  d'vydrqo  ApÖQo/nida  TToored'f;  tcö 
XTJrei  ßo^dj  tovto  dvayy.aa&tii  6  Kr^feii 
vno  räjv  Ai&ioTTiüv  eTT^a^s^  y.iu  Tt(.wai- 
Srjoe  Tfjv  ■d'vynre^a  TTsr^q.    Tnvrr]v  d'ea- 


oäaevoi  6  Us^aevs  xfcl  sQaa&sis  dvai- 
oi]OEiv  vTceoyeto  Kr^(f&l  tö  xrjros,  et  ftsA/.tc 
ocad'Elaav avTr]y avr(ö äiooEif  yvvuly.a.  etiI 
rovTOis  yEPOfiEvcoi'  oqkcov^  vTtoazas  t6 
xrJTog  EXTEivE  y.al  riiv  AfboouESav  ei.vOEV, 
Vgl.  Lucian.  dial.  mar.  14. 

430.  Ihre  Thräuen  erwähnt  Ovid 
auch  met.  IV  673 :  .  .  «ist  quod  levis 
aura  capillos  moverat,  et  tepido  nia- 
nahant  lumin  a  fletu.  Vgl.  684: 
lumina,  quod  poiuit,  lacrimis  implevit 
obortis. 

431  f.  Dass  auch  Frauen  sich  am 
Leichenzuge  beteiligten,  wird  durch 
viele  sichere  Stellen  bezeugt;  vgl.  nur 
Lucian.  de  luctu  cap.  12.  Cic.  de  leg. 
II  23,  59.  Plut.  aet.  Rom.  14  (=  mor. 
267  a).  Marquardt  -  Mau ,  Privatleben 
I ''  356. 

433 — 460.  N  e  u  n  t  e  A  u  w  e  i  s  u  u  g. 
Uebet  alle  mögliche  Vorsicht  und 
vertraut  den  Männern  nicht  zu  schnell. 
—  Meidet  die  Modegecken  1,-440), 
meidet  die  Betrüger,  welche  unter 
dem  Deckmäntelchen  der  Liebe  nur  auf 
schnöden  Gewinn  ausgehen  ( — 442),  sie 
sind  umso  gefährlicher,  je  weniger  ihr 
Aeusseres  auf  ihren  Charakter  schliesseu 
lässt(— 446);  häufig  entpuppen  sie  sich 
als  ganz  gemeine  Diebe  (—452).  Meidet 
endlich  die  Treulosen;  lasst  euch 
durch  die  bösen  Erfahrungen  anderer 
warnen  (—456);  denkt  an  die  Untreue 
eines  Theseus  ( — 458)  und  eines  De- 
mophoon  ( — 460).  Solchen  müsst  ihr 
Sfleiches  mit  gleichem   vergelten:    erst 


176 


Ars  aiuatoria 


Quique  suas  ponunt  in  statione  comas! 
435  Quae  vobis  dicunt,  dixerunt  mille  puellis: 

Errat  et  in  nulla  sede  moratur  Amor. 
E'emina  quid  faciat.  cum  sit  vir  levior  ipsa, 

Forsitan  et  plures  possit  habere  viros? 
Vix  mihi  credetis.  sed  credite!    Troia  maneret, 
440       Praeceptis  Priami  si  foret  usa  sui. 

Sunt,  qui  meudaci  specie  grassentur  amoris 

Perque  aditus  talis  lucra  pudenda  petant. 
Nee  coma  vos  fallat  liquido  nitidissima  nardo 

Nee  brevis  in  rugas  linguhi  pressa  suas. 


wenn  sie  schenken,  schenkt  euch  ihnen 
( — 462) ;  dann  aber  auch  wirklich,  sonst 
kann  man  euch  das  Sclilimmste  zutraun 
(—466). 

433  f.  Hier  und  im  folgenden  wird 
der  Typus  eines  bellus  hämo  g-eschildert, 
wie  er  uns  zumal  durch  Material  ge- 
läufig ist:  vgl.  z.  B.  n  7.  III  63,  3: 
hellus  homo  est,  flexos  qui  digerit 
ordine  crines,  halsama  qui  semper.  cin- 
nama  semper  ölet  .  .  .  7 :  inter  fenii- 
nects  tota  qui  luce  cathedras  desidet  at- 
que  aliqua  semper  in  aure  sonat.  XII 
39.    Vgl.   auch  Eiese   zu  CatuU  3,  14. 

Mt  dieser  an  die  Mädchen  gerich- 
teten Warnung,  sich  vor  den  Stutzern 
zu  hüten,  stehen  die  an  die  Jünglinge 
I  505  ff.   erteilten  Lehren   in  Einklang. 

433.  Denn  forma  viros  neglecta 
decet  (I  509). 

434.  ponunt  vgl.  oben  zu  Y.  151. 
436.     Erinnert    an    Prop.  I    13,  6 : 

certus  et  in  nnllo  quaeris  amore  moram. 
Anders  gewendet,  aber  dem  Sinne  nach 
ähnlich  ist  Theoer.  30,  18  f.  (von  der 
unbeständigen  Liebe  eines  Knaben). 

438.    Vgl.  II  387  f. 

439  f.  Ein  schwieriges  Distichon, 
dessen  Gedanke  sich  nicht  gut  in  den 
Zusammenhang  einfügen  lässt.  Wenn 
die  beiden  Verse  überhaupt  an  richtiger 
Stelle  stehn,  so  kann  unter  praeceptis 
Priami  doch  nur  eine  Mahnung  ver- 
standen werden,  die  sich  auf  Vorsicht 
gegenüber  den  Gecken,  wie  sie  eben 
geschildert  waren,  bezieht.  Paris  würde 
nun  zwar  in  gewissem  Sinne  einen 
solchen  Gecken  repräsentieren  (vgl.  z.  B. 
Hom.  H.  III  54:  y.id'a^is  rä  re  öcöt?' 
'Ä(pQo8irrjS,  r)  le  ■x.ofiyj  tö  ce  siSos),  und 
SO  könnte  man  vmter  praeceptis  Priami 
an  einen  Rat  des  Priamus  an  die  Helena 
erteilt  denken,  einem  solchen  Narren 
nicht  zu  trauen,   sich  lieber  durch  sein 


Handeln  an  Oinone  warnen  zu  lassen. 
Wäre  ein  solcher  Piat  befolgt  worden, 
so  künnte  der  Dichter  allerdings  sagen 
Troia  marteret.  Aber  erstens  wissen 
wir  von  solchem,  an  sich  schon  unwahr- 
scheinlichen (vgl.  Hom.  II.  in  164  f.) 
Rate  nichts,  und  dann  hätte  ja  auch 
Helena  diesen  Rat  befolgen  müssen, 
nicht  aber  Troia  selbst,  sodass  die  Worte 
si  foret  usa  auf  Troja  bezüglich  gar 
nicht  passen  würden.  Ebenso  wenig 
befriedigt  eine  andere  Interpretation, 
die  Hertzberg  in  den  Anmerkungen 
seiner  Uebersetzung  giebt  (vgl.  den  An- 
hang). Auch  kann  nicht  ein  Rat  des 
Priamos  an  die  Trojaner  gemeint  sein, 
die  Helena  auszuliefern,  von  anderen 
Gründen  abgesehen  schon  deshalb  nicht, 
weil  ja  die  Trojaner  sich  einer  solchen 
Aufforderung  in  keiner  Weise  wider- 
setzt hätten  (s.  Hom.  11.  III 159 f.).  So 
sehe  ich  keinen  anderen  Ausweg  als 
die  Annahme,  dass  Ovid  selbst  etwas 
gedankenlos  einer  unklaren  Vorstellung 
folgend  diese  beiden  Verse  geschrieben 
hat,  ohne  sich  von  ihrem  Inhalte  ge- 
naue Rechenschaft  zu  geben.  Die  Vor- 
stellung von  Paris  als  einem  Geck  der 
Art,  wie  sie  eben  charakterisiert  wurden, 
dazu  die  Vorstellung,  dass  Helenas  Ver- 
trauen und  Liebe  zu  diesem  Trojas 
Untergang  herbeiführte,  endlich  die 
Vorstellung  von  Priamos,  als  dem  be- 
sonnenen, gemässigt  weisen  Berater 
seines  Volkes,  deren  jede  einzeln  ge- 
nommen guten  Sinn  hat,  laufen  in  dem 
Distichon  zu  einem  verworrenen  Kon- 
glomerat zusammen. 

444.  Ungnla  ist  der  Riemen  am 
Schuh  zum  Zuschnüren;  vgl.  Mart.  II 
29,  ein  Epigramm,  das  zum  Vergleich 
mit  dem  ganzen  Passus  überhaupt  nach- 
gelesen werden  mag.  Darin  V.  7:  non 
hesterna    sedet   lunata    lingula   planta. 


in  434-455. 


177 


445  Nec  toga  decipiat  filo  tenuissima,  nee  si 
Anilins  in  digitis  alter  et  alter  erit. 
Forsitan  ex  horum  numero  cultissimns  ille 

Für  sit  et  uratnr  vestis  aniore  tnae. 
'Redde  meum!'  clamant  spoliatae  saepe  pnellae. 
450      'Redde  menm!"  toto  voce  boante  foro: 

Has,  Venns,  e  templis  multo  radiantibus  anro 

Lenta  vides  Utes  Appiadesqne  tuae. 
Sunt  quoqiie  non  dubia  quaedam  mala  nomina  fama: 
Deceptae  a!  multi  crimen  amantis  habent. 
455  Discite  ab  alterius  vestris  timnisse  querelis: 


Tgl.  XIY  120.  Juven.  I  5,20.  Ueber 
die  Schreibweise  vgl.  eleu  Anhang-.  Ge- 
meint ist  hier  die  peinliche  Sorgfalt 
und  ängstliche  Aceuratesse,  mit  der 
dieser  Eiemen  behandelt  wird,  dass 
nämlich  das  nach  dem  Schnüren  noch 
überschüssige  Ende  (brevis)  des  Eiemens 
ja  nicht  unordentlich  herumhänge,  son- 
dern hübsch  sorglich  in  irgend  eine 
Falte  {riigas)  gesteckt  und  somit  dem 
Blicke  entzogen  werde. 

445.  Implicite  mit  eingeschlossen 
ist  natürlich  auch  die  Sorgfalt,  die  mau 
auf  den  Uunvurf  der  Toga  verwendete ; 
lehrreich  hierüber  ist,  was  bei  Macrob. 
sat.  m  13,  4  über  Hortensius  zu  lesen  ist. 

446,  Während  in  der  alten  Zeit 
der  Eömer  in  der  Eegel  nur  seinen 
Siegelring  trug,  war  es  nunmehr  zu 
protziger  Modethorheit  geworden,  die 
Hand  mit  Eingen  zu  überladen,  sodass 
Quintilian  (XI  3,  142)  es  für  angezeigt 
hält,  einen  Eedner  zu  warnen  tnaniis 
non  hnpleatur  anulis,  j^raccipue  medios 
arficulos  non  transeunübus.  Charak- 
teristisches der,  Art  weiss  Martial  XI 
59  zu  berichten:  senos  Charinus  Om- 
nibus diyitis  gerit,  nec  nocte  ponit 
anulos  etc.  Noch  häufiger  scheint  die 
Verrücktheit  gewesen  zu  sein,  über- 
mässig grosse  Einge  zu  tragen  [anidns 
isfe  tuis  fuerat  modo  crnribus  aptus 
Mart.  XI  37,  3);  hierüber  vgl.  nur 
Petron.  32:  habebat  etiam  in  minimo 
digifo sinisfrae  )namis  a n u l u  m  gra n - 
dem  subanrafum,  extremo  vero  articulo 
digiti  seqnentis  minorem,  uf  miJii  vide- 
batur,  totton  aiireum,  sed  plane  ferreis 
veluti  stellis  fcrruminatum.  et  ne  has 
tantum  ostenderet  divitias,  dextrum 
nudavit  lacertum  armilla  aurea  cidtmn 
et  eboreo  circulo  lamina  splendente 
conexo. 

448 flf.    Die  /.con^odiaia,  der  Kleider- 

Ovid,  ars  amatoria  ed.  Brandt. 


diebstalü  im  Bade  oder  auf  offener 
Strasse,  ist  als  häufiger  Scherz  aus 
Aristophanes  allgemein  bekannt;  vgl. 
z.   B.    ay.    712.    ran.    715.     phtt.   930: 

uiuoL     T«/.rt?,     uTToäi'ouai,    fte-d"'     r-us^av. 

Interessant  ist  auch  fr.  78  des  Alexis 
bei  Athen.  VI  227  d  (=  II  p.  322  Kock). 
Doch  konnte  man  auch  in  den  Strassen 
Eoms  derartiges  erleben,  wie  aus  unserer, 
dramatisch  lebendigen  Stelle  hervorgeht; 
vgl.  auch  Tib.  I  2,  26:  nec  sinit  occurrat 
quisquam  qui  corpora  ferro  vulneret 
aut  rapfa  praemia  veste  petat.  Ueber 
den  Kleiderdieb  im  Bade  vgl.  unten  zu 
V.  639. 

450.  boante  das  Wort,  das  sonst 
nur  'laut  schreien'  bedeutet  (vgl.  Festus 
p.  30,  4  Muell. :  boare.  id  est  clamare, 
a  Graeco  descendit)  heisst  hier  'wieder- 
hallen'. 'Antwort  geben';  vgl.  Plaut. 
Amphitr.  I  1,  77  (232). 

451.  Ueber  den  Venustempel  vgl. 
zu  I  81.     Zur  Diktion  vgl.  I  87. 

452.  Ueber  die  Appiades  ist  ge- 
sprochen zu  I  82.  Vgl.  noch  Plin.  uat. 
bist.  XXXVI  121. 

454.  Wie  mancher  hat  nicht  seine 
Braut  belogen  und  betrogen!  Goethe, 
Faust  I  (Vor  dem  Thor  V.  621). 

crinien  aniantis  habet  der  Versaus- 
gang ähnlich  oben  I  586.  II  272.  in 
32 ;  vgl.  amor.  n  5,  6 :  nec  data  furtive 
munera  crimen  habent. 

455  fif.  Aehnliche  AVarnungen, 
gleichfalls  durch  mythologische  Beispiele 
(lason,  Odysseus)  bekräftigt  enthält  eine 
Elegie  des  Properz  [U  211;  vgl.  zumal 
V.  11:  Colchida  sie  hospes  quondam 
decepit  lason:  ciectast,  temiit  namque 
Creusa  domo,  sie  a  Dulichio  iuvenest 
elusa  Calypso:  vidit  amatorem  pandere 
vela  SHum.  ah  7iimiu)n  faciles  anrem 
pi-aebere  puellae!  discite  desertae  non 
temcre  esse  bonae. 

12 


178 


Ars  amatoria 


lanua  fallaci  ne  sit  aperta  viro! 
Parcite,  Cecropides,  iuranti  credere  Theseo: 

Quos  faciet  testis,  fecit  et  ante,  deos; 
Et  tibi.  Demophoon,  Thesei  criminis  heres, 
460      Phyllide  decepta  nulla  relicta  fides. 

Si  bene  promittent,  totidem  promittite  verbis, 

Si  dederint,  et  vos  gaiidia  i)acta  datel 
lila  potest  vigiles  flammas  exting-uere  Vestae 

Et  rapere  e  templis,  Inaclii.  sacra  tiiis 
465  Et  dare  mixta  viro  tritis  acoiiita  cicutis, 

Accepto  Venerem  munere  siqua  negat. 

Fert  animus  propius  consistere:  siipprime  habenas, 


4-56.    ianua  vgl.  zu  II  244. 

457 — 460.  Zwei  mythologische  Bei- 
spiele vou  verratener  Liebe:  Ariadne 
und  Theseus  (zu  I  527)  und  Phyllis  und 
Demophoon  (zu  II  353).  Vgl.  zu  der 
Stelle  die  oben  V.  33—40  angeführten 
vier  Beispiele  männlicher  Treulosigkeit. 

Cecropides  die  Athenerinnen :  zu  I 
172.  Der  Vers  erinnert  an  Ariadnes 
eigene  Worte  bei  CatuU.  64,  143:  iam 
iam  nulla  viro  iuranti  femina  credat, 
und  ähnlich  sagt  sie  fast.  III  475 :  nunc 
quoque  'nulla  viro'  clamabo  'femina 
credaf. 

ia^ndudum  vgl.  zu  I  317. 

459.  Thesei  crimines  heres  bitter: 
Demophoon,  der  Sohn  des  Theseus  (zu 
II 353)  ist  nicht  nur  sein  materieller 
Erbe,  sondern  er  erbt  auch  seine  T  r  e  u  - 
1  osigkeit. 

462.  gaudia  vgl.  zu  V.  88. 

463 — 465.  Drei  bildliche  Ausdrilcke 
zur  Bezeichnung  denkbar  schlimmster 
Handlungen. 

463.  In  der  heiligen  Flamme  der 
Vesta  stellte  sich  symbolisch  das  Leben 
des  römischen  Staates  dar,  daher  ist 
ein  Auslöschen  dieses  ewig  brennenden 
(vigiles  flammas)  Feuers  gleichbedeutend 
mit  Hochverrat.  Vgl.  Liv.  XXVIII  1. 
Val.  Max.  I  1,  6.     Plut.  Xuma  11. 

Zu  vigiles  vgl.  Ov.  trist.  IV  5,  4: 
ut  vigil  infusa  Ballade  flamma  solet 
(nämlich  revivere). 

464.  Inachis  ist  lo,  des  Inachus 
Tochter,  dann  Isis;  näheres  darüber 
zu  I  77. 

Sacra,  die  Uneingeweihte  nicht 
sehen  dürfen  (vgl.  zu  11  BOli,  also 
Sacra  rapere  gleichbedeutend  mit  Pro- 
fanation  des  Heiligsten. 


465.  Der  hier  gebraute  Gifttrank 
ist  noch  unheimlicher  als  bei  Hör.  sat. 
II  1,  56:  sed  mala  tolkt  anum  vitiato 
nielle  cicuta.  Schon  aconitiim  allein 
ist  ein  starkes  Gift ;  näheres  bei  Plinins 
in  der  Naturgeschichte  an  vielen  Stellen ; 
über  seine  Kraft,  sein  Aussehen  und 
seinen  Xamen  ebenda  XXVII  9  f.  Hier 
erscheint  es  mit  Schierling  gemischt, 
hotnini  quae  est  acre  venenum  (Lucr.  V 
897).  Vgl.  Plin.  nat.  bist.  XXV  152: 
sucus  exp^-imitur  foliis  floribusque; 
.  .  .  semine  trito  expressus  et  sole  den- 
satus  in  pastillos  necat  sanguinem 
spissando;  haec  altera  vis  et  ideo  sie 
necatorum  maculac  in  corporihus  ad- 
parent.  Vgl.  noch  Ov.  met.  IV  504, 
die  Beschreibung  des  höllischen  Gift- 
traukes.  den  Tisiphone  braut,  wo  das 
Entsetzlichste  zusammengemischt  Amd, 
und  der  Schierling  eine  noch  verhältnis- 
mässig harmlose  EoUe  spielt  (505),  in- 
dem sein  Stengel  nur  zum  Umrühren 
verwendet  wird.  • 

467 — 498.  Zehnte  Anweisung. 
Macht  euch  die  Technik  der  Liebe s- 
b  r  i  e  f  e  zu  eigen.  —  "Wende  dich,  meine 
Muse,  geringfügigerem  Stoffe  zit  ( — 468). 
Wenn  die  Zofe  den  Liebesbrief  in  Em- 
pfang genommen  ( — 470),  so  prüfe  seinen 
Inhalt  genau,  was  in  ihm  aus  wahrer 
Empfindung  kommt  ( — 472).  Antworte 
nicht  gleich:  ein  wenig  Warten  macht 
deinen  Verehrer  umso  lüsterner  ( — 474). 
Deine  Antwort  sei  weder  zu  viel  ver- 
sprechend, noch  ganz  abweisend  ( — 476). 
Er  niuss  immer  in  Furcht  und  Hoffnung 
schweben;  doch  soll  die  Hoffnung  ein 
kleines  plus  haben  (—478).  Befleissigt 
euch  in  diesen  Liebesbriefen  einer  zwar 
sauberen,  aber  nicht  manirierten  Sprache 


III  456—485. 


179 


Miisa,  iiec  admissis  exciitiare  rotis! 
Verba  vadum  temptent  abiegnis  scripta  tabellis, 
470       (Accipiat  missas  apta  ministra  notas) 

Inspice,  quodqiie  leges,  ex  ipsis  collige  verbis 

Fing-at  an  ex  animo  sollicitusque  roget, 
Postque  brevem  rescribe  moram!  mora  semper  amantes 
Incitat,  exiguum  si  modo  tempus  habet. 
475  Sed  neque  te  facilem  iiiveui  promitte  roganti 
Nee  tameii  e  duro,  quod  petit  ille,  nega! 
Fac  timeat  speretque  simul,  qiiotiensque  remittes, 

Spesque  magis  veniat  certa  minorque  metus. 
Mimda  sed  e  medio  consuetaque  verba,  puellae, 
480      Scribite:  sermonis  publica  forma  placet 
A!  quotiens  dubius  scriptis  exarsit  amator, 
Et  iiocuit  formae  barbara  lingua  bonae! 
Sed  quoniam,  quamvis  vittae  careatis  honore, 
Est  vobis  vestros  fallere  ciira  viros, 
485  Aiicillae  pueriqiie  manu  perarate  tabellas, 


( — 480).  Solch  Brief  kauu  einen  noch 
unentschlossenen  Liebhaber  ebenso  ent- 
flammen (481),  wie  ein  unpassender  Stil 
schaden  kann  (482).  Auf  alle  Fälle 
müsst  ihr  auch  die  Kunst  des  Hinter- 
gehens verstehen  (  —  484).  Lasst  andere 
für  euch  schreiben  (485)  und  seid  vor- 
sichtig, wenn  ihr  einem  Boten  der- 
gleichen Dokumente  anvertraut  (486). 
denn  sie  sind  in  falscher  Hand  eine 
mächtige  Waffe  ( — 490).  Drum  müsst 
ihr  auf  geeignete  Gegenwehr  denken 
( — 492).  Lernt  eure  Handschrift  ver- 
stellen (—494),  hütet  euch,  dass  von 
der  früheren  Schrift  etwas  'zwischen 
den  Zeilen'  stehen  bleibt  ( — 496) ;  richtet 
eure  Liebesepisteln  geschickt  an  die 
unverfängliche  Adresse  eures  eignen 
Geschlechts  l — 498).  Vgl.  zu  dem  ganzen 
Passus  I  437  ff.     amor.  I  11. 

468.  Zu  dem  Bilde  vgl.  die  Ein- 
leitung p.  XXI,  Anm.  7. 

Ueber  admissis  rotis  vgl.  zu  I  40. 

469.  vadum  temptent  yvie  oben  1 437. 
abiegnis    bei    Dichtern     dreisilbig 

(ab-  durch  Position  lang);  vgl.  Catull. 
64,  7 :  caerula  verrentes  abiegnis  aequora 
palmis.  Prop.  III 19, 12 :  induit  abiegnae 
cornua  falsa  bovis. 

tabellis  die  Schreibtäfelchen  als 
billets  doux  verwandt;  vgl.  zu  I  437. 
Prop.  n  20,  33. 

470.  ministra  vgl.  z.  B.  Ov.  am. 
II  19,  41 :  quas  ferat  et  referat  sollers 
ancilla   tabellas.    Vgl.    oben   zu  I  383. 


473  f.    Vgl.  oben  II  445  ff. 

brevem  zu  beachten  ^vie  II  455: 
si  spatium  qnaeras,  breve  sit,  quod 
laesa  queratur. 

479.  munda  verba  die  Bedeutung 
erhellt  aus  Cic.  orat.  23,  79:  fucati  vero 
medicamenta  candoris  et  ruboris  omnia 
repellentiir:  elegantia  modo  et  niunditia 
remanebit.  Die  Bedeutung  'nett,  zier- 
lich' ist  mit  eingeschlossen;  vgl.  Gell. 
XIX  9,  10:  tum  resujnnus  .  .  .  versus 
cecinit  .  .  .  quibus  mu)idius  venustius 
limatius  pressius  Graecum  Latinumve 
nihil  quidquam  reperiri  puto. 

e  medio  und  consueta  kommt  so 
ziemlich  auf  eins  hinaus:  eine  nicht 
manirierte,  sondern  dem  gewöhnlichen 
Umgangston  angepasste  Sprache. 

e  medio  (vgl.  476:  e  duro,  579: 
ex  facili  etc.)  ist  allgemein  üblicher 
Ausdruck;  vgl.  Cic.  de  orat.  III  45,  177: 
sed  ea  (sc.  verba)  7ios  cum  iacentia 
sustulimus  e  medio,  sicut  mollissimam 
ceram  ad  nostrum  arbitrium  formamus 
et  finginms.  Hör.  ep.  II  1,  168:  ex 
medio  quia  res  arcessit  (sc.  comoedia) 
AP.  243. 

consueta  wie  oben  I  467. 

480.  publica  forma  vgl.  I  144. 
Quint.  I  6,  3:  utendum  plane  sermone 
ut  nummo,  cui  j^^Mica  forma  est  (vgl. 
die  Erklärer  zu  Hör.  AP.  59). 

483.  vittae  honore  vgl.  zu  I  31.  32. 

484.  viros  vgl.  zu  I  579  ff. 

485.  perarate  vgl.  zu  I  455. 

12* 


180 


Ars  amatoria 


Pignora  nee  puero  credite  vestra  novo: 
Vidi  ego  fallentis  isto  terrore  puellas 

Servitium  miseras  tempus  in  onme  pati; 
Perfidus  ille  quidem,  qui  talia  pignora  servat, 
490      Sed  tarnen  Aetnaei  fulminis  instar  habet, 
ludice  me  fraus  est  concessa  repellere  fraudem, 

Armaque  in  armatos  sumere  iura  sinunt: 
Ducere  consuescat  multas  manus  una  figuras 

(A!  pereant,  per  quos  ista  monenda  mihi), 
495  Nee  nisi  deletis  tutum  rescribere  ceris, 

Ne  teneat  geminas  una  tabella  manus; 
Femina  dicatur  scribenti  semper  amator: 

lila  Sit  in  vestris,  qui  fuit  ille,  notis! 

Si  licet  a  parvis  animum  ad  maiora  referre 
500       Plenaque  curvato  pandere  vela  sinu, 

Pertinet  ad  faciem  rabidos  conpescere  mores: 
Candida  pax  homines,  trux  decet  ira  feras. 
Ora  tument  ira,  nigrescunt  sanguine  venae, 
Lumina  Gorgoneo  saevius  igne  micant. 
505  'I  procul  hinc',  dixit  'non  es  mihi,  tibia,  tanti', 


490.  Der  Blitz  heisst  Aetnaei  sc  h, 
weil  im  Innern  des  Aetna  die  Werk- 
stätte Vulkans  und  seiner  Cyklopen 
gedacht  wurde,  die  dem  Jupp'iter  die 
Blitze  schmieden  (Hes.  theog.  141.  Apoll. 
Rhod.  I  730  ff.  etc.).  Vgl.  Cic.  de  divin. 
II  19,  43.  Verg.  ge.  I  471:  qnotiens 
Cydopum  eff erver e  in  ngros  vidimus 
undantem  ruptis  fornacibiis  Aetnam 
flammarumque  glohos  liquefactaque  vol- 
vere  saxa. 

491  f.    Vgl.  die  Einleitung  p.  XV. 

492.     arma  vgl.  zu  II  2:33. 

494.  Das  erste  Hemistich  auch 
II  272. 

495.  Zur  Sache  vgl.  II  395  mit 
der  Anmerkung. 

499—524.  Elfte  Anweisung. 
Lasst  euer  Gesicht  nicht  durch  Zorn 
entstellt  werden :  wie  hässlich  verzerrte 
Gesichtszüge  sind,  erkannte  schon  Pallas 
( — 506):  auch  ihr  würdet  euch  kaum 
wieder  erkennen,  wenn  euch  der  Zorn 
Zeit  Hesse,  in  den  Spiegel  zu  sehen 
( — 508).  Vermeidet  es  auch  hoch- 
mütig und  stolz  auszusehen:  das 
stösst  die  Männer  ab  (--512);  aber 
freundliches  Wesen  gewinnt  sie 
( — 516).  Ebenso  wenig  seid  mürrisch 
und  griesgrämig:  Tekmessa  und 
Andromache  können  uns  gewogen  bleiben 


( — 520) :  ihre  Liebe  wäre  uns  zu  lang- 
weilig ( — 524).  Vgl.  zu  dem  ganzen 
Passus  II  145  ff. 

499.  Vgl.  Ov.  trist.  I  3,  25:  si 
licet  exempüs  in  j^ai'vis  grandibiis  uti. 
Unten  V.  525. 

500.  Zu  dem  Bilde  vgl.  die  Ein- 
leitung p.  XXI,  Anm.  7. 

502.     trux  vgl.  zu  H  186. 

503  f.    Zur  Illustration  diene  Hom. 

II .  I  103 :  fisveos  Öe  /niya  y^Qsvei  dfi<pi- 
ueXaivai,  •jxiixTt'/.avr  ,  oaae  Öe  ol  Tivpl 
XafinEriHovxi  siy.Tr]r. 

504.     Gorgoneo  vgl.  zu  II  309. 

505  f.  Als  Athene  die  Flöte  er- 
funden hatte  und  in  einem  Wasser  sich 
spiegelnd  ihr  Gesicht  durch  das  Blasen 
entstellt  sah,  Avarf  sie  diese  wieder  weg, 
die  dann  ]\Iarsyas  an  sich  nahm.  Apollod. 
I  24:  (Maoai'ag)  yd^  tvuo'yv  avXovs,  ovs 
e^^iyer  'Adrjvä  öiu  ro  rrjv  uxj'iv  ftvTfjs 
CToieiv  a/uoocfoi'  'atI.  Vgl.  Paus.  I  24,  1. 
Ov.  fast.  VI  697  ff.,  darin  zumal  V. 
699:  vox  placuit:  faciem  liquidis  refe- 
rentibns  undis  vidi  virgineas  intumuisse 
genas,  'ars  mihi  non  tanti  est;  valeas, 
mea  tibia!'  dixi.  excipit  abiectam  cae- 
spite  ripa  siio.  Interessant  ist  ein  Ver- 
gleich mit  einer  Stelle  aus  dem  Mar- 
syas  des  Melanippides  fr.  2  Bergk 
(PLG.  III  ^  590j  die  Athenaeus  mitteilt 


TU  486-517. 


181 


Ut  vidit  vultiis  Pallas  in  amne  siios: 
Vos  quoque  si  media  speculum  spectetis  in  ira, 

Cog-noscat  faciem  vix  satis  iilla  siiam; 
Nee  minus  in  vultu  damnosa  superbia  vestro: 
510       Comibus  est  ociilis  alliciendus  amor. 
Odimus  inmodicos  (experto  credite!)  fastus: 

Saepe  tacens  odii  semina  vultus  habet. 
Spectantem  specta,  ridenti  mollia  ride! 

Innuet:  acceptas  tu  quoque  redde  notas! 
515  Sic  ubi  prolusit,  rudibus  puer  ille  relictis 

Spicula  de  pliaretra  promit  acuta  sua. 
Odimus  et  maestas:  Tecmessam  diligat  Aiax! 


(XIV  616  e) :  «  fisv  H&dva  |  rdi^yav' 
EQQixpev  •9''  leQÜe  djid  xei^os  \  elrcs  t  " 
^^Q^ST  aioxBUj  acofiari  Xvfjta  |  ov  /ne  8" 
ey(o  TcayÖTari  8i8ci)fii. 

506.  amne  uach  Prop.  II  3fh  17 
ist  es  der  Maiander,  von  dem  ein  Nebeu- 
fluss  Marsyas  heisst :   s.  Paus.  X  30,  9. 

510.  Der  Vers  erinnert  an  II  152. 
444.  Zur  Sache  vgl.  die  oculorum 
niollis  iMulantia  bei  Petron.  126. 

511.  experto  credite  ist  häufige 
sprichwörtliche  Kedeusart;  vgl.  Verg. 
Aen.  XI  283.  Cic.  topic.  19,  74:  ple- 
rumque  enim  creditur  iis,  qui  exjjerti 
sunt.  Mehr  bei  Otto,  die  Sprichwörter 
und  sprichwörtlichen  Eedensarten  der 
Römer  p.  127  (s.  v.  expertus  1). 

odimus  vgl.  zu  II  683. 
fastus    hierüber    zu    I    715.     Vgl. 
II  241. 

513.  mollia  ridere  wie  ylvy.v 
/leiSiäv  (vom  Knaben,  Theokr.  30,  5); 
vgl.  Catull.  51,  5:  dulce  ridentem  (nach 
Sappho  fr.   2,  5 :  yelaiaag  ifze^otv).    Hor. 

carm.  I  22, 23  u.  s.  Aehnlich  bei  Aristoph. 

plut.  1022 :  t6  ßlsfi/ua  &'  cog  exoifii  /ua- 
Xaxov  y.ai  ytaXov.  Vgl.  Lysistr.  886: 
uyavüneoov  ßkeTteiv. 

514.  innuet  heimlich  verstohlene 
Zeichensprache,  vgl.  I  569  f.  II  543. 
Tib.  I  2,  21 :  illa  (sc.  docet)  viro  coram 
iiutus  conferre  loquaces  hlandaqne  com- 
positis  abdere  verba  notis.  Ov.  am.  III 
11,23:  quid  iuveiium  tacitos  inter  con- 
vivia  nutus  verbaque  compositis  dissi- 
mulata  notis.  Ausführliche  Belehrung 
darüber  giebt  Ovid  am.  I  4,  17:  nie 
specta  nufusque  mcos  vultumque  loqua- 
cem,  excipe  furtivas  et  rcfcr  ipsa  notas! 
verba  superciliis  sine  voce  loquentia 
dicam :  verba  leckes  diyitis,  verba  notata 
mero.    cum   tibi   succurret  Veneris  la- 


scivia  nostrae,  purpureas  tenero  pollice 
tanye  genas;  siquid  erit,  de  me  tacita 
quod  mente  queraris,  2^endeat  extrema 
Viollis  ab  aure  manus ;  cum  tibi,  quae 
faciam,  mea  lux,  dicanive,  x)lacebunt, 
vcrsetur  digitis  anulus  usque  tuis  etc. 
her.  16  (17),  81  ff. 

515.  prolusit  auch  dieses  Verb  er- 
klärt sich  aus  der  zu  II 233  besprochenen 
Vorstellung;  proludere  wird  gern  von 
dem  Plänkeln  gebraucht,  das  einem 
Kampfe  vorangeht;  vgl.  z.  B.  Verg.  ge. 
III  234.  Flor.  II  10  (III  22),  6.  In 
ganz  ähnlichem  Sinne  wie  hier  heisst 
es  im  Epithalamium  Laureutii  (Anth. 
Lat.  rec.  Riese  I  2  p.  214,  Nr.  742,  75) : 
.  .  .  ne  dum  p)roludunt  atque  oscula 
dulcia  iactant  exercentque  toris  Veneris 
luctamen  anhclum. 

516.  Zwei  verschiedene  Arten  von 
Pfeilen  Amors  werden  hier  einander 
gegenüber  gestellt :  die  Bedeutung  von 
rudis  wird  durch  den  Gegensatz  zu 
acuta  klar;  vgl.  auch  zu  II  474.  Zur 
Sache  vgl.  die  ähnliche  Anschauung 
Ov.  met.  1 468 :  eque  sagittifera  prompsit 
duo  tela  pharetra  diversoruni  operum; 
fugat  hoc,  facit  illud  amorem.  quod  facit 
hamatumst  et  cuspide  f'ulget  acuta; 
quod  fugat,  obtusumst  et  habet  sub 
harundine  plumbnm.  In  ähnlichem 
Sinne  ist  auch  die  bekannte  Stelle  bei 
Eur.  Iphig.  Aul.  548:  SiÖvfi  "E^cos  6 
XQvaoy.ouu,;  to|'  evieiverai  '/^agiriov,  ro 
f.iev  ETI    avaicovL  7Tor/.up,  ro  ö   inl  avyxi'Ost- 

ßioTÜi,  wo  ZU  vergleichen  ist  Theophrast 
bei  Athen.  XIII  o62e. 

517.  Ueber  Äiax  und  Tecmessa 
vgl.  oben  zu  V.  111.  Es  ist  klar,  dass 
sich  Ovids  Worte  nicht  gegen  die  Tek- 
messa  im  Sophokleischen  Aias  richten: 
dort  konnte  sie  nur  eine  würdige  und 


182 


Ars  amatoria 


Nos,  hilarem  populiim,  femina  laeta  capit. 
Numquam  ego  te,  Andi'omache,  nee  te,  Tecmessa  rogarem, 
520      Ut  mea  de  vobis  altera  amica  foret; 
Credere  vix  videor,  cum  cogar  credere  partu, 

Vos  ego  cum  vestris  concubuisse  viris. 
Scilicet  Aiaci  mulier  maestissima  dixit 

'Lux  mea'  quaeque  soleut  verba  iuvare  viros? 

525  Quis  vetat  a  magnis  ad  res  exempla  minores 
Sumere  nee  nomen  pertimuisse  ducis? 
Dux  bonus  liuic  centum  commisit  vite  regendos, 


eruste  EoUe  spielen.  Sicherlich  hat  sich 
die  Komödie  auch  dieses  Stoffes  be- 
mächtigt, und  in  ihr  mochte  Tekmessa 
wohl  als  Vertreterin  mürrischer  Gries- 
grämlichkeit  erscheinen.  Aehulich  ists 
mit  der  Andromache.  Auch  sie  war 
oben  (V.  109)  in  ähnlichem  Zusammen- 
hange mit  derTekmessa  erwähnt  worden. 
Beide  gelten  „dem  lebensfrohen  Dichter 
als  Urbilder  langweiliger  Traurigkeit."' 
Eibbeck,  ED.  IP  269. 

521.  partu  Andromache  gebar  den 
Astyanax,  Tekmessa  den  Eurysakes.  — 
Aus  der  Existenz  der  Kinder  \vird  auf 
den  vorausgehenden  Liebesbund  ge- 
schlossen:  vgl.  oben  Y.  86. 

523.  scilicet  begründet  durch  eine 
ironische  Frage:  natürlich  —  hat  denn 
etwa?  Vgl.  Madwig  zu  Cic.  de  fin. 
V  1,  3  (p.  608).  Stürenburg  zu  Cic. 
pro  Arch.  11  (p.  69  ff.  ed.  pr.). 

524.  lux  mea  'mein  Schatz'  (Eib- 
beck): lux  als  Liebkosungswort  steht 
auch  bei  Cicero. 

quaeqne  —  viros  Schmeichelnamen 
und  Kosewörter,  wie  sie  zumal  bei 
Plautus  oft  vorkommen;  vgl.  z.  B.  asin. 
m  3,  74  (664) :  Phil,  da  meus  ocellus, 
mea  rosa,  mi  aninie,  mea  voluptas, 
Leonida,  argentum  mihi :  ne  nos  diiunge 
amantis.  Leon,  dice  igitur  me  passer- 
cuhim  gallinam  coturnicem,  agnelhim 
haedillum  me  tuum  dice  esse  vel  vitel- 
lum:  praehende  auricnlis,  conpara  la- 
bella  cum  labellis. 

525 — 576.  Zwölfte  Anweisung. 
Wie  der  besonnene  Heerführer  jeden  an 
den  Posten  stellt,  an  den  er  gehört,  so 
sollt  ihr  eure  Liebhaber  an  die 
ihnen  zukommender,.  Plätze 
stellen  (—530).  Nützt  die  Fähigkeiten 
aus,  die  ein  Jeder  hat  ( — 532),  zumal 
aber  bei  uns  Dichtern:  begnügt  euch 
mit  unseren  Versen,   passen    wir   doch 


am  besten  zur  Liebe  ( — 534).  Wir 
verkünden  eure  Schönheit:  Nemesis, 
Cynthia,  Lycoris,  Corinna  sind  durch 
uns  weit  berühmt  ( — 538).  Dazu  kommt, 
dass  unsere  Kunst  auch  unsere  Sitten 
mildert :  wir  wissen  nichts  von  Tücke, 
Ehrgeiz,  Habsucht  ( — 542).  Umso  leichter 
entzündet  sich  unser  Herz,  und  umso 
treuer  ist  unsere  Liebe,  Avie  eben  unsere 
Dichterweihe  auch  unseren  Charakter 
veredelt  ( — 546).  Drum  seid  den  Dichtern 
hold  und  gefällig,  verehret  die  göttliche 
Kraft,  die  in  uns  waltet  (—550).  Ge- 
radezu Verbrechen  wäre  es,  von  uns 
klingenden  Lohn  anzunehmen :  und  doch, 
achl  kein  Mädchen  scheut  sich  vor 
diesem  Verbrechen  ( — 552).  Doch  wenns 
einmal  sein  muss,  nur  nicht  gleich  so 
aufdringlich  mit  euren  Forderungen: 
haltet  hübsch  damit  zurück  ( — 554).  Wie 
ferner  der  erfahrene  Eossebändiger  nicht 
ein  und  denselben  Zügel  hat  für  ganz 
verschieden  geartete  Tiere,  so  müsst 
auch  ihr  eure. Jagdmethode  in- 
dividuell einrichten  ( — 558).  Be- 
handlung des  Neulings  ( — 564)  und  des 
in  der  Liebe  Erfahrenen  ( — 566) :  seine 
Liebe  ist  gemässigter  und  viel  weniger 
stürmisch  ( — 572),  doch  langsam  ver- 
zehrender (—574).    Eesultat  ( — 576). 

525.  Zum  Ausdruck  vgl.  oben 
V.  499. 

527,  huic  dem  eenturio.  Vgl. 
Mart.  X  26, 1 :  Vare,  Paraetonias  Latia 
modo  vite  per  urbes  nobilis  et  centum 
dux  memorande  viris  etc.  Varro  L.  L. 
V88:  Centuria,  qui  sub  mio  Centurione 
sunt,  quor  um  centenariusiustus  numerus. 

vitis  ist  der  (ursprünglich  aus  einer 
abgeschnittenen  Eebe  gebildete)  Kom- 
mandostab der  Centurionen.  Vgl. 
Lucan.  VI  146.  Tac.  ann.  I  23,  woraus 
hervorgeht,  dass  er  auch  zu  Züchti- 
gungen  verwendet   wurde.    Vgl.  dazu 


III  518—545. 


183 


Huic  equites,  illi  signa  tuenda  dedit: 
Yos  quoque,  de  iiobis  quem  quisque  erit  aptus  ad  usum, 
530       Inspicite  et  certo  poiiite  quemque  loco! 
Munera  det  dives;  ius  qui  profitebitiir,  adsit; 

Facnndus  causam  saepe  clientis  agat; 
Carmina  qui  facimus,  mittamus  carmiua  tantum: 
Hie  Chorus  ante  alios  aptus  amare  sumus; 
535  Nos  facimus  placitae  late  praeconia  forraae: 

Nomen  habet  Nemesis,  Cynthia  nomen  habet; 
Vesper  et  Eoae  novere  Lycorida  terrae. 

Et  multi,  quae  sit  nostra  Corinna,  rogant. 
Adde,  quod  insidiae  sacris  a  vatibus  absunt, 
540      Et  facit  ad  mores  ars  quoque  nostra  suos. 
Nee  nos  ambitio  nee  amor  nos  tangit  habendi: 

Contempto  colitur  lectus  et  umbra  foro. 
Sed  facile  haeremus  validoque  perurimur  aestu 
Et  nimium  certa  scimus  amare  fide. 
545  Scilicet  ingenium  placida  mollitur  ab  arte, 


Liv.  epit.  LH:  quem  militem  extra 
ordinem  deprehendif,  si  Ronianus  esset, 
vitibus,  si  cxtraneus  fustibus  cecidit. 
Juveu.  III  8,  247.  Marquardt,  Staats- 
verwaltiiug  IP  374  f. 

536—538.  Der  oben  (333  f.)  ge- 
gebene Dicliterkatalog  wird  in  liebens- 
würdig galanter  Weise  durch  die  Namen 
ihrer  Geliebten  vervollständigt. 

536.  Nemesis  diirch  TibuU :  zu  V. 
334.  Vgl.  die  Elegie  auf  den  Tod  Ti- 
buUs :  anior.  III  9.  (V.  31 :  sie  Nemesis 
longimi  sie  Delia  nomen  habebunt,  altera 
cura  recens,  altera  primus  amor).  Mart. 
VIII  73,  7:  fama  est  arguti  Nemesis 
formosa  Tibulli. 

Cynthia  durch  Properz  (zu  V.  333) : 
vgl.  Prop.  I  1,  1:  Cynthia  prima  suis 
miserum  me  cepit  ocellis  contactum 
nullis  ante  Cupidinibus.  Mart.  XIV 
189:  Cynthia  facundi  Carmen  iuvenale 
Froperti  aceepit  famam,  nee  minus  ipsa 
dedit. 

537.  lieber  Cornelius  Gallus  und 
seine  Geliebte  Lycoris  vgl.  oben  zu  V.334. 

Vesjier  der  Abend stern  (vgl.  Riese 
zu  Catull.  62,  1)  bezeichnet  hier  im 
Gegensatz  zu  den  Eoae  terrae  den 
Westen.  So  auch  trist.  I  2,  28.  Verg. 
Aen.  V  19:  vespere  ab  atro  consnrgunt 
venti  etc.  Umgekehrt  steht  Aurora  für 
den  Osten,  z.  B.  Ov.  met.  I  61. 

Ueber  Eoae  vgl.  zu  I  202. 

538.  Corinna,  die  von  Ovid  in  den 
a mores  (zu  V.  343)  verherrlichte  Ge- 


liebte. Vgl.  Ov.  trist.  IV  10,  59:  mo- 
verat  ingenium  totam  cantata  per  urbem 
nomine  non  vero  dicta  Corinna  mihi. 
Das  Forschen  danach,  wer  mit  dem 
Namen  Corinna  gemeint  sein  könne, 
blieb  vergeblich  und  musste  es  bleiben, 
da  Corinna  überhaupt  keine  Sterbliche 
von  Fleisch  und  Blut  ist,  sondern  ein 
von  Ovid  frei  erfundener  Name,  um 
für  die  Elegieen  eine  Sammeladresse  zu 
haben.  Vgl.  Mart.  V  10,  10:  nm-at 
Nasonem  sola  Corinna  suuni.  Ov.  am. 
II  17,  29.     Ribbeck  RD.  II  ■^  229. 

539.  sacris  vgl.  oben  V.  403  und 
zu  V.  405.  Cic.  pro  Arch.  8, 18 :  quare 
suo  iure  nosfer  ille  Ennius  (ine.  libr. 
31  p.  178  Vahl.)  sanctos  appellat  poetas, 
quod  quasi  deorum  aliquo  dono  atque 
munerecommendatinobis  esse  videantur. 

540.  Wird  von  Ovid  selbst  näher 
ausgeführt  und  erklärt  unten  V.  545  f. 

541.  Vgl.  Zingerle,  Ovid  I  88. 
Ueber  den  Versschluss  ebenda  II  61. 

542.  contempto  foro  d.  h.  mit  Ver- 
zicht auf  öffentliche  Wirksamkeit. 

lectus  et  umbra  vgl.  Juven.  HI 
7,  105:  sed  genus  ignavum,  quod  lecto 
gaudet  et  umbra.  Ov.  am.  I  9,  41: 
ipse  ego  segnis  eram  discinctaque  in 
otia  natus:  moUieranl  animos  lectiis  et 
umbra  meos.  II  18,  3:  nos,  Macer, 
ignava  Veneris  cessamus  in  umbra. 

543.  perurimur  vgl.  zu  I  23. 
545.    Der  Vers   erinnert  au  I  12. 


m 


Ars  amatoria 


Et  studio  mores  couvenienter  eiint. 
Vatibus  Aoniis  faciles  estote,  puellae: 

Numen  inest  illis,  Pieridesque  favent. 
Est  deus  iu  nobis,  et  sunt  commercia  caeli: 
550      Sedibus  aetheriis  spiritus  ille  venit. 
A  doctis  pretium  scelus  est  sperare  poetis: 

Me  miserum!  scelus  hoc  nulla  puella  timet. 
Dissimulate  tarnen  nee  prima  fronte  rapaces 

Este:  novus  viso  casse  resistet  amans. 
555  Sed  neque  vector  equum,  qui  nuper  sensit  habenas, 

Conparibus  frenis  artificemque  reget, 
Nee  stabilis  animos  annis  viridemque  iuventam 

Ut  eapias,  idem  limes  ag^endus  erit. 
Hie  rudis  et  eastris  nunc  primum  notiis  Amoris, 
560       Qui  tetig-it  tlialamos  praeda  novella  tuos, 
Te  solam  norit,  tibi  semper  inhaereat  uni: 

Cingendast  altis  saepibus  ista  seges. 
Effuge  rivalem!  A-inces,  dum  sola  tenebis: 

Non  bene  cum  sociis  regua  Venusque  manent. 
565  Ille  vetus  miles  sensim  et  sapienter  araabit 


547.  Aonii  heissen  die  Dichter 
weil  iu  Ao7iien,  d.  h.  Boiotien  (zu  I 
312)  der  Helikon,  der  Musenberg, 
liegt. 

548.  numen  vgl.  zu  V.  405. 
Pierides,  bekannter  poetischer  Name 

der  Musen  von  der  Landschaft  P  i  e  r  i  e  n , 
die  als  Sitz  des  thrakischen  Musen- 
dienstes gilt. 

Zum  Gedanken  vgl.  Tib.  II  5,  113: 
at  tu  —  nani  divum  servat  tutela 
poetas  —  2^''^'^^^(^'*^<^o,  vati  jMrce,  puella, 
sacro.  Nachahmung  Lj-gdam.  4,  43: 
salve,  cura  deüm;  casto  nam  rite  jwetae 
Phoehusqiie  et  Bacchus  Pieridesque 
favent. 

549.  Vgl.  Ov.  fast.  VI  5:  est  deus 
in  nobis;  agitante  calescimus  illo,  im- 
pelus  hie  sacrae  scmina  mentis  habet. 
ex  Pont.  III  4,  93:  ista  dei  vox  est: 
deus  est  in  pectore  nostro ;  Imec  duce 
pi-aedico  vaticinorque  deo.    IV  2,  25  u.  s. 

550.  Das  hat  schon  Plato  ein- 
gehend dargestellt,  vgl.  z.  B.  Phaedr. 
p.  245  a :  o»  ()"  äv  avev  fiaviai  Movacvv 
int  7ioir]rixds  ■d'voag  d<fixrjrai,  Tteia&els 
cos  UQa  ey.  xeyvrjs  ly.avos  TtoirjjrjS  eao- 
fiEVos,  dreXrjg  airos  re  y.al  r,  Tioirjais  vtco 
rrjs  Tcöv  fiaivofievcov  tj  iov  auxj qovovv- 
ros  rj^aviad-rj.  Vgl.  Cic.  pro  Arch.  8,  18 : 
aceepimus  .  .  .  poetam  .  .  .  quasi  divino 
quodam   spiritu   inflari.     de    orat.    II 


46,  194 :  saepe  etiim  audivi  poetam  ho- 
num  neminem  (id  qtiod  a  Democrito 
[vgl.  auch  de  divin.  I  37,  80]  et  Piatone 
in  scriptis  relictum  esse  dicunt)  sine 
inflammatione  animorum  exsistere  posse 
et  sine  quodam  adflatu  quasi  furoris. 
Tusc.  I  26,  64  u.  s. 

554.  Vgl.  oben  I  646.  II 2.  Der 
Ausdruck  scheint  sprichwörtlich;  vgl. 
Tib.  I  6,  5 :  iam  mihi  tenduntur  casses. 

556.  artificem  bezeichnet  im  Gegen- 
satz zu  qui  niqjer  sensit  habenas  das 
schon  völlig  eingefahrene  Pferd. 

557.  viridemque  iuventam  vgl.  Verg. 
Aen.  V  295:  Enryalus  forma  ifisignis 
viridique  iucenta.    Ov.  trist.  III  1,  7. 

558.  eapias  vgl.  zu  I  61. 

559.  rudis  die  beiden  Bedeutungs- 
nuancen hier  hübsch  in  eine  Vorstellung 
verschmolzen,  unerfahren  iu  dem  Kriegs- 
dienst der  Liebe.  Vgl.  zu  II  474.  Mit 
et  wirdepexegetisch  der  rudis  erklärende 
Zusatz  eastris  —  Amoris  augefügt. 

560.  praeda  vgl.  zu  I  83. 

561.  inhaereat  in  getreuer  Be- 
folgung der  oben  I  487  ff.  erteilten  Vor- 
schriften. 

564.  Vgl.  zum  Gedanken  Senec. 
Agani.  259 :  ncc  regna  socium  ferre  nee 
taedae  sciunt. 

565.  sensim  et  sapienter  die  Al- 
litteration    erinnert    an    das    bekannte 


III  546—579. 


185 


Multaque  tironi  non  patienda  feret: 
Nee  franget  postes  nee  saevis  igiübiis  uret 

Nee  dominae  teneras  adpetet  iing-ue  genas 
Nee  seindet  tunicasve  suas  timieasve  puellae, 
570      Nee  raptus  flendi  causa  capillus  erit. 
Ista  deeent  pueros  aetate  et  amore  ealentes, 

Hie  fera  conposita  vulnera  mente  feret; 
Ignibus  heu !  lentis  uretur,  ut  umida  faena, 
Ut  modo  montanis  silva  recisa  iugis. 
575  Certior  hie  amor  est,  gravis  et  feeuiidior  ille: 
Quae  fugiunt,  celeri  earpite  poma  manu! 

Omnia  tradantur  (portas  reseravimus  hosti), 

Et  sit  in  infida  proditione  fides! 
Quod  datur  ex  facili,  longum  male  nutrit  amorem: 


ita  sensim  sine  sensu  bei  Cic.  Cat.  m. 
11,  38. 

567.  Vgl.  ausführlich  zu  II  244. 
Ausser  den  dort  citierteu  Stelleu  vgl. 
noch  Heroudas  2,  34:  ovd"  fjl&ev  Ttfjös 
ras  S'voas  fiev  vv/.Toi  ot'8'  tyjov  oüäag 
TTjv  oiy.irjv  vffj^'sr.  Hor.  cann.  III 
24,  6:  hie  hie  ponite  lucida  funalia  et 
vectes  et  areus  oiypositis  forihus  nänaces. 
568  f.  Vgl.  Tib.  I  10,  53:  sed  Ve- 
neris  innc  bella  calcnt,  scissosque  ca- 
inllos  femina  perfractas  conqueriturque 
fores.  flet  teneras  subtusa  genas  etc. 
Prop.  II  5,  24 :  nee  duris  ausim  laedere 
pollicibiis. 

560.     Vgl.  zu  II 171.    Prop.  II 5,  21. 
570.    Vgl.    zu   II    169.      Prop.    II 
5,  23  u.  s. 

573.  lentis  vgl.  Hor.  cann.  I  13,  7 : 
arguens,  quam  lentis  penitus  macerer 
ignibus.  Tib.  I  4,  81 :  heu  heu  quam 
Marathus  lento  me  torquet  amore. 

umida  faena  eiu  ähnliches  Bild  hat 
Ov.  met.  II  809:  felicisque  bonis  non 
lenius  uritur  Herses,  quam  cum  spinosis 
ignis  supponitur  herbis,  quae  neque  dant 
fiammas  lenique  tepore  cremantur.  Das 
Gegenteil  z.  B.  met.  I  492:  utque  leves 
stipulae  demptis  adolenfur  aristis,  .  .  . 
sie  deus  in  flammas  abiit,  sie  pectore 
toto  uritur  et  sterilem  sperando  nutrit 
amorem. 

574-.  modo  das  also  noch  nicht 
ausgetrocknet  ist,  mithin  nicht  hell  auf- 
lodert, sondern  langsam  hiuschwelt. 

576.  Dem  Bilde  liegt  die  Vor- 
stellung von  der  Strafe  des  Tantalus 
zu  Grunde  (vgl.  II  605). 


577—610.  DreizehnteAnwei- 
sung.  Du  musst  die,  wenn  auch  in- 
famen Künste  verstehen,  durch  die  du 
die  Glut  deines  Liebhabers  anstacheln 
und  erhalten  kannst.  —  Da  ich  einmal 
Verrat  geübt  habe,  so  sei  auch  dies 
entdeckt  (—578).  Versage  ihm  zuweilen 
deine  Gunst,  lass  ihn  mal  vor  der  ver- 
schlossenen Thür  schmachten  ( — 582). 
Gerade  das  reizt  die  Liebe  von  neuem 
an,  damit  hängts  auch  zusammen,  dass 
die  stets  willfälirige  Gattin  nicht  gleiche 
Zärtlichkeit  finden  kann  (—586) ;  nein, 
schliess  ihm  nur  mal  die  Thür  (—588). 
Doch  wendet  noch  schärfere  Waffen  an, 
wenn  meine  Lehren  auch  zu  meinem 
eignen  Nachteile  sind  (—590).  Im  An- 
fange glaube  sich  dein  Liebhaber  im 
alleinigen  Besitze  deiner  Gunst:  bald 
merke  er  aber ,  dass  andere  neben  ihm 
glücklich  sind  ( — 594).  Erst  im  Wett- 
kampfe entfaltet  ein  Rennpferd  seine 
wahre  Kraft  (—596):  so  wird  auch  den 
Liebenden  die  Eifersucht  immer  mehr 
anregen  ( — 598).  Nur  glaube  er  mehr 
GrurTd  dazu  zu  haben,  als  er  wirklich 
hat  (-600).  Auch  mit  etwas  Gefahr 
umgieb  deine  Liebe,  das  erhöht  ihren 
Reiz:  wenn  du  noch  so  frei  bist,  stelle 
dich  ängstlich,  und  bringe  es  dahin, 
dass  er  sich  in  wirkliche  Gefahr  ver- 
setzt glaubt  (-608).  Doch  übertreib 
dies  nicht,  sonst  könnte  er  leicht  abge- 
schreckt werden  (-610).  Vgl.  zu  dem 
ganzen  Passus  die  entsprechenden  Vor- 
schriften für  die  Jünglinge,  oben  II 
425—492. 

577.    portas  reseravimus  hosti  vgl. 
oben  V.  8. 


186  Ars  amatoria 

580       Miscendast  laetis  rara  repulsa  iocis. 
Ante  fores  iaceat.  "^crudelis  ianua!'  dicat 

Miiltaque  summisse,  multa  minanter  agat! 
Dulcia  non  ferimus:  suco  renovemur  amaro! 
Saepe  perit  ventis  obruta  cumba  suis; 
585  Hoc  est,  uxores  quod  non  patiatur  amari: 
Conveniunt  illas,  cum  voluere,  viri; 
Adde  forem.  et  duro  dicat  tibi  ianitor  ore 

'Non  potes':  exclusum  te  quoque  tang-et  amor! 
Ponite  iam  gladios  liebetes:  pugnetur  acutis! 
590      Nee  dubito,  telis  quin  petar  ipse  meis. 

Dum  cadit  in  laqueos,  captus  quoque  nuper.  amator 

Solum  se  thalamos  speret  habere  tuos; 
Postmodo  rivalem  partitaque  foedera  lecti 
Sentiat!  has  artes  tolle:  senescit  amor. 
595  Tum  bene  fortis  equus  reserato  carcere  currit, 

Cum,  quos  praetereat  quosque  sequatur.  habet. 
Quamlibet  extinctos  iniuria  suscitat  ignes; 

En  eg-o  confiteor:  non  nisi  laesus  amo. 
Causa  tamen  nimium  non  sit  manifesta  doloris, 
600       Pluraque  sollicitus,  quam  seiet,  esse  putet! 
Ineitat  et  ficti  tristis  custodia  servi 
Et  nimium  duri  eura  molesta  viri. 
Quae  yenit  ex  tuto,  minus  e^t  aecepta  voluptas: 
Ut  sis  liberior  Thaide,  finge  metus! 
605  Cum  melius  foribus  possis,  admitte  fenestra 
Inque  tuo  vultu  signa  timentis  habe; 
Callida  prosiliat  dieatque  ancilla  ""perimus!' 
Tu  iuveuem  trepidum  quolibet  abde  loco! 

580.  Erhmert  au  amor.  II  19,  5:  604.  r/ia?s,  die  berühmte  athenische 
speremus  pmnter,  pariter  metuamns  Hetäre,  die  Geliebte  Alexanders,  die 
amantes,  et  faciat  voto  rara  repnlsa  später  vom  ersten  Ptolemäer  geheiratet 
locum.  wurde.     Plut.    Alex.   38.    Athen.   XIII 

581.  Ueber  die  verschlossene  Thür  576  d.  Bonmots  von  ihr  liest  mau  bei 
vgl.  zu  II  244.  Athen.  585  c.e.    Vgl.  auch   zu  III  3.S2. 

583.     Zum  Gedanken  vgl.  oben  II  Als  typisches  Beispiel  für  weibliche  Un- 

437  f.  gebuudenheit   erscheint   sie  auch  rem. 

585.     uxores  vgl.  zu  II  155.  am.  385:  'Thais  in  arte  mea  est:  lasci- 

587  f.     Vgl.  die  Situation  amor.  I  6.  via    libera   nostra   est ;   nil  mihi    cum 

590.  Vgl.  die  Einleitung   p.  XVI,  vitta:  Thais  in  arte  mea  est. 
Anm.  7.    ars  II  547  ff.  605.     fenestra  vgl.  zu  II  246. 

591,  Vgl.  II  1.  606.  Nachgebildet  rem.  am.  510: 
601.  tristis  vgl.  zu  II  635.  et  nulla  in  vultu  signa  äolentis  habe. 
603.    Vgl.  das  Epigramm  des  Paulus             607.    Mit   der   hier  geschickt  iin- 

Silentiarius  AP.  V  218:  y.Uxixofiei',  Po-      gierten  fatalen  Situation  vgl.  Hör.  sat. 

äoTZT^,  Tri.  (fi'Kr]^ia-ca  iriv  r'  i^uTSirr^v  xal        I    2,    127  ff.,    zumal    V.    129 :    vejiallida 

ne^iSr'lQiTov    KvttqiSos    tQyao'ujv.      r]8v      lecto  desiliat  mulier,  miseram  se  conscia 

Xa&eir    rfvhiv.wv    re    TtavnyQea    y.av&ov        clamet. 

dXv^ai  •  (fo'iQia  S'  ufifaSicov  '/.exr^a  fitXi-  608.    Wie  unbehaglich  das  manch- 

'/oörsQa.    Vgl.  aucli  die  Diskussion  bei      mal    sein    mochte,    lehrt    z.  B.    Horaz 
Hör.  sat.  I  2,  103 ff.  (sat.  II  7,  59):    turpi   clausus  in  arca, 


III  580-621. 


187 


Admiscenda  tarnen  Venus  est  secura  timori, 
610      Ne  tanti  noctes  non  putet  esse  tuas. 

Qua  vafer  eludi  possit  ratione  maritus, 

Quaque  vigil  custos,  praeteritunis  eram: 
Nupta  virum  timeat;  rata  sit  custodia  nuptae: 

Hoc  decet,  hoc  leg'es  iusque  pudorque  iubent; 
615  Te  quoque  servari,  modo  quam  vindicta  redemit, 

Quis  ferat?  ut  fallas,  ad  mea  sacra  venu 
Tot  licet  observent.  adsit  modo  certa  voluntas, 

Quot  fuerant  Argo  lumina,  verba  dabis. 
Scilicet  obstabit  custos,  ne  scribere  possis, 
620       Sumendae  detur  cum  tibi  tempus  aquae, 
Conscia  cum  possit  scriptas  portare  tabellas, 


quo  te  demisit  peccafi  conscia  erilis, 
contractuin  genibus  tangas  capuf.  Vgl. 
Apul.  met.  IX  5 :  . .  tunc  mulier  callida 
et  ad  huius  inodi  fagitia  perastutula 
tenacissimis  anqüexibus  expeditum  ho- 
minem  dolio,  quod  erat  in  angiilo  semi- 
obrutum  sed  alias  vacuuni  dissiinnlanter 
abscondit  etc.  Prop.  II  23.  10:  capitis 
et  immunda  saepe  latere  casa. 

611  666.  Vierzehnte  Anwei- 
sung. Lernt,  euren  vir  oder  Wächter 
geschickt  hintergehen.  —  Nicht  gelten 
meine  Worte  für  die  Verheirateten: 
diese  fürchte  ihren  Gatten  (  —  614).  Die 
Libertine  aber  soll  sich  diesem  Zwange 
nicht  fügen,  sie  -nird  selbst  bei  schärfster 
Bewachung  Mittel  finden,  diese  zu  hinter- 
gehen (—620).  Ihre  Briefe  besorgt  ihre 
Vertraute,  indem  sie  diese  im  Busen 
birgt,  au  der  Wade,  unter  der  Sohle 
( — 624).  oder  auf  ihrem  Rücken  den 
Text  schreiben  lässt  (—626)  oder  durch 
Anwendung  von  Geheimschrift  ( — 630). 
—  Wie  Danae  ihrer  strengen  Wacht 
sich  entzog,  so  könnt  auch  ihr  dies  thun 
bei  den  unzähligen  Gelegenheiten,  wie 
sie  Rom  bietet  ( — 640);  auch  gewährt 
eine  Freundin  wohl  mal  einen  lauschigen 
Unterschh;pf :  der  Nachschlüssel  und  der 
Weg  durchs  Fenster  sind  unter  Um- 
ständen von  Nutzen  (—644).  Auch 
kann  man  den  Wächter  unschädlich 
machen  durch  reichlichen  Wein  ( — 646) 
oder  Schlafmittel  ( — 648j,  durch  Liebens- 
würdigkeiten der  Zofe  ( — 650),  vor 
allem  aber  durch  Geschenke  ( — 658). 
Hütet  euch  aber  vor  allzugrosser  A-'er- 
traulichkeit  euren  Freundinnen  gegen- 
über ( — 664),  und  haltet  euch  nicht  zu 
hübsche  Kammerkätzchen  ( — 666). 


615.  vindicta  ist  der  Stab,  mit 
dem  der  Beamte,  meist  der  Prätor,  den 
Sklaven  berührte,  wenn  er  frei  gegeben 
werden  sollte.  Vgl.  Hör.  sat.  II  7,  76 
mit  Heindorfs  Anmerkung.  Persius  V 
88  mit  dem  Schol.  Plin.  ep.  YIl  16,  4. 
Madwig,  die  Verfassung  und  Verwaltung 
des  römischen  Staates  I  191. 

618.  Vgl.  ApoUod.  II  4 :  'Exßäaov  8e 
'AyT/vco^  yh'tTai,  tovtov  Öe  ^A^yoa  o  Tcav- 
ÖTCTr's  /.EydfiEVoi.     sr/s  de  ovroi  cxpd'at.- 

UOVS    (XtV    kl'    TTUPTl     TCO    OCOfiaTl.        Sprich- 

wörtlich  war  ^ÄQyov  nleiovas  e^eiv 
ofd-aXuovi  (Themist.  or.  VEE  p.  92). 
Vgl.  Lucian.  bist.  10.  Paris  beklagt 
sich,    als   die   drei  Göttinnen   vor   ihm 

stehen,  on  firj  y.al  avTos  cootceq  o^'ApyOs 
ökoj  ßXsnecv  Svvafiai  tiö  acofcari  (XiUC. 
dial.  deor.  20,  8).  Apiü.  met.  II  23: 
vides  hominem  ferreiim  et  i)isomnem, 
certe  perspicaciorem  ipso  Lynceo  vel 
Argo  et  oculeum  totum.  Ov.  am.  III 
4,  19:  centum  fronte  oculos,  centum 
cervice  gerebat  Argus:  et  hos  tmus  saepe 
fefeUit  Amor.     met.  I  625  ff. 

verba  dabis  darüber  vgl.  zu  II  558. 

620.  Der  Sinn  ist  klar:  irgend- 
eiumal  muss  er  dich  ja  doch  allein 
lassen,  wenn  du  nämlich  deine  intime 
Toilette  besorgst:  die  Zeit  magst  du 
dann  ausnützen,  den  Brief  zu  schreiben. 

Ueber  aquam  sumere  ist  gesprochen 
zu  V.  96;  vgl.  auch  zu  II  300.  Hier 
sei  noch  hingewiesen  auf  Cic.  pro  Cael. 
14,  34:  ideo  aquam  adduxi,  ut  ea  tu 
inceste  uterer e?    Mart.  VII  35,  8. 

621.  Vgl.  Tib.  n  6,  45:  furtim- 
que  tabellas  occulto  porta)is  itque  redit- 
que  sinu. 


188 


Ars  amatoria 


Quas  tegat  in  tepido  fascia  lata  sinu, 
Cum  possit  sura  Chartas  celare  ligatas 

Et  vincto  blandas  sub  pede  ferre  notas? 
625  Caverit  liaec  custos,  pro  Charta  conscia  terguni 

Praebeat  inque  suo  corpore  verba  ferat! 
Tuta  quoquest  fallitque  oculos  e  lacte  recenti 

Littera  (carbonis  pulvere  tang'e:  leges), 
Fallet  et,  umiduli  quae  fiet  acumine  lini, 
630       Et  feret  occultas  pura  tabella  notas. 
Adfuit  Acrisio  servandae  cura  puellae: 

Hunc  tarnen  illa  suo  crimine  fecit  avum. 
Quid  faciat  custos,  cum  siut  tot  in  Urbe  theatra, 

Cum  spectet  iunctos  illa  libeuter  equos, 
635  Cum  sedeat  Phariae  sistris  operata  iuvencae, 

Quoque  sui  comites  ire  vetantur.  eat. 


622.  fascia  das  Busenbaud :  vgl. 
zu  V.  274.  Unter  ihm  werden  zarte 
Briefchen  verborgen,  vgl.  Turpilius  fr. 
13  Eibb.  (II  p.  109)  bei  Non.  538,  8: 
me  miseram!  quid  ayam?  inter  vias 
epistula  excidit  milii :  iufelix  inter  tiini- 
culam  ac  strofium  conlocaveram. 

Vgl.Ov.  her.  20(21),  26:  et  tegitur 
trepido  littera  canta  simi.  Auch  sonst 
als  Versteck  dienend,  vgl.  Apul.  met. 
ni  16:  et  verhiDu  facto  secutus  immissa 
manu  scrutatus  e  mediis  papillis 
meis  iam  capillos  absconditos  iratiis 
abripuit. 

627 — 630.  Was  in  diesen  Versen 
empfohlen  mrd,  war  den  Alten  ein  Er- 
satz für  unsere  sogenannten  'sympathe- 
tischen' Tinten,  welche  die  Schrift  erst 
nach  einer  bestimmten  chemischen  Be- 
handlung zu  Tage  treten  lassen.  Solche 
scheinen  die  Alten  nicht  gekannt  zu 
haben.  Hier  dient  als  Schreibsaft  Milch 
(vgl.  unten),  das  Papier  wird  dann  mit 
Kohlenstaub  bestreut,  der  auf  den  von 
der  Milch  berührten  Stellen  haftet  und 
so  die  Schrift  erkennen  lässt,  und  in 
derselben  Weise  ein  Leinsaft.  Vgl.  oben 
II  596. 

627.  Man  wird  kaum  an  Avirkliche 
Milch  zu  denken  haben,  sondern  eher 
an  einen  Püanzeumilchsaft;  zur  näheren 
Erklärung  vgl.  Plin.  nat.  bist.  XXVI 
62:  tifltynialnm  nostri  Jierbam  lactariam 
vocant,  alii  lactucam  caprinam,  narrant- 
que  lacte  eins  inscripto  corpore,  cum 
inaruerit,  si  cinis  insparnatur,  adparere 
litteras  et  ita  quideni  adultcras  adloqui 
maluere  quam  codicillis.  Ein  ähnliches 
Kezept  giebt  Auson.  ep.  28,  31  (p.  283 


Peiper),  wo  ein  ganzer  Katalog  von 
celandi  formae  gegeben  wird :  lacte  in- 
cide  notas,  arescens  charta  tenebit  sem- 
per  inaspicuas;  pn-odentur  scripta  fa- 
villis. 

631.  Ueber  Acrisius  und  Danae 
vgl.  zu  V.  415. 

632.  avum  indem  sie  den  Perseus 
gebar  (vgl.  zu  I  53). 

633.  Zu  dem  Anfange  des  Verses 
vgl.  Cat.  66,  47 :  quid  facient  crines, 
cum  ferro  talia  cedant.  Verg.  ecl.  3, 16 : 
quid  domini  faciant,  audcnt  cum  talia 
fures. 

theatra  vgl.  zu  I  89. 

634.  Die  Spiele  im  Circus,  vgl. 
zu  I  135. 

635.  Die  Isisfeiern  vgl.  zu  I  77, 
wo  auch  iuvencae  erklärt  ist. 

Phariae  für  'ägyptisch',  wie  V.  270. 
Das  weithin  sichtbare  Wahrzeichen  von 
Aegypten,  der  berühmte  Leuchtturm 
auf  der  Insel  Pharos  bewirkt,  dass  nach 
ihm  Pharus  direkt  für  Aegypten  steht; 
vgl.  z.  B.  Lucan.  VIII  443. 

Das  sistrum  {aeToTQov)  ist  die  oft 
erwähnte  Klapjier,  die  bei  dem  Kultus 
der  Isis  eine  grosse  Rolle  spielte.  Plutarch 
de  Iside  63  (mor.  376  c)  beschreibt  sie 
eingehend.  Sie  hatte  die  Form  etwa 
eines  Hufeisens  mit  (4)  metallenen  Quer- 
stäben, die  nur  lose  eingefügt  waren 
und  bei  jeder  Bewegung  klapperten, 
daher  sie  bei  Stat.  silv.  III  2.  103 
niultisonum  genannt  wird.  Vgl.  Parthey 
in  seiner  Ausgabe  von  Plutarchs  de  Is. 
etc.  p.  256.  Eine  Abbildung  bequem 
bei  Baumeister,  Denkmäler  Nr.  812 
(I  p.  761). 


III  622—646. 


189 


Cum  fuget  a  templis  oculos  Bona  Diva  virorum, 

Praeterquam  siquos  illa  venire  iubet. 
Cum,  custode  foris  tunicas  servante  puellae, 
640      Celent  furtivos  balnea  multa  iocos, 

Cum,  quotiens  opus  est,  fallax  aegrotet  amica 

Et  cedat  lecto  quamlibet  aegra  suo. 
Nomine  cum  doceat,  quid  agamus,  adultera  clavis, 
Quasque  petas,  non  det  ianua  sola  vias? 
645  Fallitur  et  multo  custodis  cura  Lyaeo: 
nia  vel  Hispano  lecta  sit  uva  iugo; 


637.  Ueber  den  Tempel  wnd  den 
Kultus  der  Borm  Den,  an  dem  kein 
Mann  teilnehmen  durfte,  ist  gesprochen 
zu  V.  244. 

638.  Gerade  die  Strenge,  mit  der 
ursprünglich  die  Männer  von  der  Feier 
der  Bona  Dea  fern  gehallen  wurden, 
reizte  dazu,  dass  sich  Männer  in  Ver- 
kleidung dabei  eindrängten.  Das  be- 
kannteste Beispiel  dafür  ist  der  Frevel 
des  P.  Clodius,  der  sich  bei  dem  nächt- 
lichen Opfer  der  Bona  Dea  im  Hause 
Caesars  in  der  Verkleidung  einer  Zither- 
spielerin einschlich.  —  Hier  erscheint 
das  Fest  nun  geradezu  als  Eendez-vous 
für  erotische  Abenteuer,  wie  überhaupt 
der  Kultus  der  Bona  Dea  in  späterer 
Zeit  derartig  ausartete,  dass  die  Feier 
Gelegenheit  zu  den  wollüstigsten  Aus- 
schweifungen darbot;  vgl.  Juven.  II 
6,  314  ff. 

639  f.  Die  Verse  kann  ich  nur  ver- 
stehen von  Zellen  in  öffentlichen  Bädern : 
in  ihnen  mochte  sich  der  Liebhaber 
versteckt  halten.  Das  Zusammenbaden 
der  beiden  Geschlechter  war  durchaus 
keine  Seltenheit ;  vgl.  Plin.  nat.  bist. 
XXXIII  153:  .  .  .  stratas  argciito  mu- 
lierum  halbieas  . . .  cum  virls  lavantium. 
Vgl.  Marquardt-Mau,  Privataltertümer  I' 
282,  Anm.  7.  Wahrscheinlicher  bezieht 
man  aber  den  Inhalt  des  Distichons  auf  die 
unter  den  in  Frage  kommenden  Damen 
gar  übliche  Sitte,  sich  im  Bade  von 
männlichen  Sklaven  bedienen  zu  lassen ; 
hierüber  vgl.  zumal  Martial,  z.  B.  VII 
35,  1:  inyuina  succinctus  nigra  tibi 
servus  aliita  stat,  quotiens  calidis  fota 
foveris  aquis  ...  5:  sed  nudi  tecnm 
iuvenes  senesque  lavantur  etc.  XI  75. 
Juven.  II  6,  422. 

Das  Beaufsichtigen  der  im  Apody- 
terium  zurückgelassenen  Kleidungs- 
stücke war  sehr  notwendig,  denn  der 
Kleiderdieb   (iMnoÖinr.i^   vgl.    auch   zu 


V.  447)  spielte  in  den  griechischen  wie 
römischen  Bädern  eine  unheimliche 
Rolle.  Vgl.  Lobeck  Phryn.  p.  224; 
ferner  die  Erklärer  zu  Catull.  33  (o  fu- 
rum  optime  halnearioru»i).  Hier  hat 
der  custos  über  die  abgelegten  Kleidungs- 
stücke zu  wachen,  späterhin  hatte  man 
in  den  Bädern  dazu  angestellte  caj}- 
sarii;  vgl.  Paul.  dig.  I  15,3:  adversus 
capsarios  quoque,  qui  mercede  servanda 
in  balineis  vestimenta  suscipiunt,  iudex 
est  constitutus.  Vgl.  die  luaTcofvXa- 
y.ovi'Tss  Luc.  Hipp.  8). 

611.  Vgl.  die  fraudes  der  Paula 
bei  Mart.  Xt  7;  zumal  V.  7:  infelix, 
quid  ages?  aegram  siniulabis  amicam? 
haerebif  dominae  vir  comes  ipse  suae  etc. 

613.  adultera  clavis  der  'Nach- 
schlüssel' mit  sehr  pikantem  Nebensinne. 
Zum  Ausdruck  vgl.  Plin.  nat.  bist. 
XXIII  114.  Apul.  met.  X  9:  ...  'ne 
forte  aliqnis',  inqxiam,  'istorum  quos 
offers  aureorum  nequam  vel  adulter 
reperiatur  etc. 

611.  Was  gemeint  ist,  ergiebt  sich 
aus  II  245:  at  tu  per  ptraeceps  tecto 
delabere  aperto,  det  quoque  furtivas 
alta   fenestra  vias;   dazu   die   Anmerk. 

615.  Avaios  heisst  der  Gott  des 
Weines  nach  seiner  Eigenschaft,  von 
den  Sorgen  zu  befreien  (zu  I  238),  vgl. 
Athen.  VIII  363  B.  Plut.  quest.  conviv. 
V  6.  Hier  und  V.  705  steht  Lyaeus 
metonymisch  für  die  Gabe  des  Lyaeus 
[Avaiov  dcö^n  Nonn.  XVIII  318),  den 
Wein,  wie  Bacchus  I  565.  Diese  Me- 
tonymie schon  im  Griechischen  nicht 
selten,  vgl.  Anacreont.  11  (13),  i):  Ävcciov 
y.o(>tad-eii  u.  s.,  besonders  häufig  aber 
bei  römischen  Dichtern,  vgl.  z.  B.  Her. 
carm.  I  7,  22:  tarnen  uda  Lyaeo  tem- 
pora  populea  fertur  vinxissc  corona. 
Ov.  am.  II  11,  49:  illic  adp)osito  nar- 
rabis  multa  Lyaeo  u.  s.  o. 

616.  Die  aus  Spanien  kommenden 


190 


Ars  amatoria 


Sunt  quoque  quae  faciant  altos  medicamina  somnos 

Victaque  Lethaea  lumina  nocte  premant; 
Nee  male  deliciis  odiosum  conscia  tardis 
650       Detinet  et  longa  iungitur  ipsa  mora. 

Quid  iuvat  ambages  praeceptaque  parva  movere, 

Cum  minimo  custos  munere  possit  emi? 
Munera,  crede  mihi,  capiunt  hominesque  deosque: 

Placatur  donis  luppiter  ipse  datis. 
655  Quod  sapiens,  faciet  stultus  quoque:  munere  gaudens 

Ipse  quoque  accepto  munere  mutus  erit. 
Sed  semel  est  custos  longum  redimendus  in  aevum: 

Saepe  dabit,  dederit  quas  semel.  ille  manus. 
Questus  eram,  niemini,  metuendos  esse  sodales: 
660       Non  tangit  solos  ista  querela  vires. 
Credula  si  fueris,  aliae  tua  gaudia  carpent, 

Et  lepus  hie  aliis  exagitatus  erit. 
Haec  quoque,  quae  praebet  lectum  studiosa  locumque, 

Crede  mihi,  mecum  non  semel  illa  fuit. 
665  Nee  nimium  vobis  formosa  ancilla  ministret: 

Saepe  vieem  dominae  praebuit  illa  mihi. 

Quo  feror  insanus?  quid  aperto  peetore  in  hostem 


Weine  waren  im  Altertum  nicht  sehr 
geschätzt;  öfters  erwähnt  werden  die 
vina  Laletana  (ans  Laktania,  einer 
Landschaft  diesseits  des  Ebro,  Sali.  hist. 
fr.  II  98  =  p.  1U2,  ö  Maurenbr.),  vgl. 
Mart.  I  26,  9 :  a  copone  tibi  faex  La- 
letana i)etatur.  VII  53,  6.  Plin.  hist. 
nat.  XIV  71 :  Hispayiiarum  Laletana 
copia  nobilitantur,  elegantia  vero  Tarra- 
conensia  atque  Lauronensia  et  Balearica 
ex  insulis  confernntur  Italiae  primis. 
Vgl.  (auch  über  die  Schreibart)  Mar- 
quardt-Mau,  Privataltertümer  II  ^  453, 
Anm.  8.  Ovid  meint  also,  dass  für  den 
custos  auch  ein  minderwertiges  Gewächs 
gut  genug  sei.  Dazu  stimmt  auch  V.  652. 

648.  Lethaea  vgl.  zu  V.  340. 

649.  odiosum  vgl.  zu  II  B35. 

650.  iungitur  in  diesem  Sinne  ver- 
buni  technicum ;  wer  näheres  wünscht, 
sehe  Burmaun  nach  zu  Ov.  rem.  am.  407. 

653  f.  Sprichwörtlich.  Vgl.  Eur. 
Med.  964  :  TCti&tn'  ÖäJoa  xai  d'eova  Xoyoi  ' 
XQvabs  de  x^eiaaeov  /nvoiojv  ).6ywv  ß^o- 
Tois.    Fiat.  rep.  III  390  e:   ovo'  floriov 

avToTs  OTi  'Ömqu  d'eovi  Tieif^eij  t^cö^'  alÖoi- 

ovg  ßaadfjas'  (s.  Diogen.  IV  21),  ein 
Vers,  der  nach  Suidas  sub  v.  Öcö^a  dem 
Hesiod  gehören  soll  (vgl.  fr.  180  Goettl. 
p.  372  Marksch.). 


654.  Heinsius  erinnert  an  Petron.  88: 
ipse  scnatns,  recti  bonique  praeceptor, 
niille  pondo  auri  Capitolio  promittere 
solet,  et  ne  quis  dubitet  pecuniam  con- 
cupiscere,  loveni  quoque  peculio  exornat. 

659.  quaestus  eram  nämlich  I 
739—754. 

661.  gaudia  vgl.  zu  V.  88. 

662.  Scheint  ebenfalls  sprichwört- 
lich ;  vgl.  Petron.  131 :  at  illa  gaudio 
exultans  'vides"  inquit,  Chrysis  mea, 
vides,  quod  aliis  leporem  excitavi  f  Dem 
Sinne  nach  ist  gleich  das  griechische 
Si>richwort  (Zenob.  I  65) :  (Ukou  y.d/noi'. 
df./.oi  (ijuavro. 

665  f.    Vgl.  I  375—398. 

667 — 746.  Fünfzehnte  Anwei- 
sung. (Wenn  auch  zu  meinem  eignen 
Schaden,  will  ich  euch  noch  mehr  Waffen 
gegen  uns  geben  — 672.)  Macht,  dass 
wir  uns  von  euch  geliebt  glau- 
ben, was  ihr  leicht  erreichen  könnt 
durch  viele  Mittel  (—678);  der  Erfolg 
bleibt  dann  nicht  aus,  zumal  nicht  bei 
einem  eitlen  Liebhaber  ( — 682).  Hütet 
euch  aber  vor  Misstrauen;  was 
das  für  böse  Folgen  haben  kann,  lehrt 
eindringlich  die  Geschichte  von 
Cephalus  und  Prokris  (687—746). 


UI  647—687. 


191 


Mittor  et  indicio  prodor  ab  ipse  meo? 
Non  avis  aiicupibiis  monstrat,  qua  parte  petatur ; 
670      Non  docet  infestos  currere  cerva  canes. 
Viderit  utilitas!  ego  coepta  fideliter  edam 
Lemniasi  et  gladios  in  mea  fata  dabo. 
Efflcite  (et  facilest),  ut  nos  credamiis  amari: 
Prona  veiüt  cupidis  in  siia  vota  fides. 
675  Spectet  amabilius  iuvenem  et  suspiret  ab  imo 
Femina.  tarn  sero  cur  veniatque  roget; 
Accedant  lacrimae  dolor  et  de  paelice  fictus, 

Et  laniet  digitis  illius  ora  suis: 
lamdudum  persuasus  erit;  miserebitur  ultro 
680       Et  dicet  'cura  carpitur  ista  mei."* 

Praecipue  si  cultus  erit  speculoque  placebit, 

Posse  suo  tangi  credet  amore  deas. 
Sed  te,  quaecumquest,  moderate  iniuria  turbet: 
Nee  sis  audita  paelice  mentis  inops, 
685  Nee  cito  credideris!  quantum  cito  credere  laedat, 
Exemplum  vobis  non  leve  Procris  erit. 

Est  prope  purpnreos  collis  florentis  Hymetti 


671.  viderit  vgl.  oben  II  371.  Ov. 
her.  12,  211:  viderit  ista  deiis.  Petron. 
61  u.  s. 

672.  Die  Lemnia  caedes  ist  sprich- 
wörtlich geworden,    vgl.   z.  B.   Hesych 

SUb  Arjuviov  v.ay.ov '  Tzaooiaia  iji'  ÖcaSo- 
d'rjvai  aaaiv  vtto  tcöv  Tia^avourj&evTcoi' 
eis  Toi'S  ävSoai  sr  Arjuvio  irco  riöv  yv- 
vatxtäv.   Zur  Sache  vgl.  Apollod.  1 114 : 

STV/^e  Ss   r)  Ar^ftvoi  dvöoiöv  tote  (als  die 

Argonauten  dort  landeten)  oiaa  'ior^fios, 
ßaaiXevojiiei't]  Si  vtto  '  l'ifi:Tv?.rjs  t^»  G6- 
amos  Si  nhiav  rr;i'Ss.  al  Arj/ni^iai  iqv 
'Af:poSirr]i^  ovy.  STtucov  f]  8s  avTais  ifi- 
ßdXXet  bvaoofiiav  y.ai  Sid  tovto  ot  yij- 
fiavTSS  avxds  ex  Ttjs  TvXrjaiov  &^dy.ijs 
XaßövTiES  aiyuaXaniBns  avvevrd^ovro  av- 
rals.  uzifiaL.ouei'ai  8s  al  Ar]ftviai  xovs 
TS  TtaTs^as  xal  Toi's  dv8pas  (povevovai' 
/xovT]  8a  eacoasv  'l'u'iTcv/.r]  xov  envrrjs 
Ttaxi^a    xpi'i^'uaa     OonvTa.      Vgl.    Piud. 

Pyth.  4,,  252.  Die  Sage  hatte  schon 
Aeschylus  in  der  Hypsipyle  dargestellt ; 
näheres  darüber  ist  nicht  bekannt ;  vgl. 
Nauck,  TGF-  p.  79. 

674.  Vgl.  Caes.  BC.  II  27,  2 :  quae 
volumus,  ea  credimus  libenter. 

676.  Die  Stelhing  des  que  ist  kühn: 
vgl.  Rothstein  zu  Prop.  II  29,  35. 

677  f.   Vgl.  oben  II  447  ff. 

679.     persuadere     persönlich     ge- 


braucht; vgl.  z.  B.  auct.  ad  Herenn.  I 
6,  10.  Cic.  ad  fam.  VI  7,  2:  si  seit  et 
persuasus  est  etc.  Val.  Max.  HI  8,  1 : 
Captiam,  fallacibus  Hannibalis  pro- 
missis  Italiae  reyiimn  nefaria  defectione 
pacisci  persuasaui,  arniis  occupaverat. 
Vgl.  Nauck  zu  Phaedr.  I  8,  7. 

685.  nee  cito  credideris  ist  in  diesem 
Zusammenhange  humoristisch,  weil  eine 
alte  Lebensweisheit  hiec  fast  parodistisch 
verwendet  wird  (vgl.  zu  1 459.  III  789  f.). 
Quint.  Cic.  de  pet.  cons.  10,  39:  quam- 
ohrem  'ETn/aofieiov  (vgl.  Cic.  ad  Att. 
I  19,  6)  iUud  teneto:  nervös  atqiie  artus 
esse  sapientiae  non  fernere  credere. 
Vgl.  Otto,  die  Sprichwörter  und  sprich- 
wörtlichen Redensarten  der  Römer 
p.  97.  Eur.  Hei.  1617:  awfoovos  8'  dm- 
OTcai  oiy.  Ieotiv  ov8ei'  yor^at.j.u6TEQ0V  ßoo- 
roii.  Petron.  43:  nunquam  autem  recte 
faciet,  qi(i  cito  credit,  utique  homo  ne- 
gotians. 

686.  Vgl.  Prop.  IV  1,  109:  exem- 
plum graveerit  Calchas.  Bei  solchen 
Berufungen  ist  das  Futurum  üblich; 
vgl.  Rothstein  zu  Prop.  I  20,  4. 

687—746.  Episodenhaft  (vgl.  zu 
11561—588)  erzählt  der  künftige  Epiker 
die  rührende  Geschichte  von  Ce- 
phalus  und  Procris.  Vgl.  die  Ein- 
leitung  p.   XX.     Ein   Drama   des   So- 


192 


Ars  amatoria 


Fons  sacer  et  viridi  caespite  mollis  humus: 
Silva  nemiis  non  alta  facit;  tegit  arbutus  herbam; 
690      Ros  maris  et  lauri  nigraque  mjatus  olent; 
Nee  densum  foliis  buxum  fragilesque  myricae 

Nee  tenues  cj^tisi  cultaque  pinus  abest; 
Lenibus  inpulsae  Zephyris  aui-aque  salubri 
Tot  generum  frondes  herbaque  summa  tremit. 
695  Grata  quies  Cephalo;  famulis  canibusque  relictis 


phokles  'Prokris'  wird  vou  Pollux  IX 
140  erwcähnt ;  näheres  darüber  ist  nicht 
bekannt;  vgl.  Nauck-  p.  248.  Ausführ- 
lich berichten  die  Sage  in  ihrer  älteren 
und  herberen  Gestalt'  der  Schol.  V.  zu 
Hom.  Od.  XI  321  (II  p.  505  Dind.);  er 
schliesst  mit  den  Worten:  rj  Sk  laroola 

Ttapd     (Peoty.vSi]    ev    rrj    tißSofiVj     (fr.   77, 

FHG.  I  p.  90).  Apollod.  III 197  f.  Anton. 
Lib.  41.  Hygin.  fab.  189.  „Wie  aber 
diese  Sage  unter  den  Händen  der  helle- 
nistischen Dichter  zu  einem  rührenden, 
psychologisch  feinen  Gemälde  umge- 
arbeitet wurde,  lässt  uns  die  Darstellung 
des  Ovid,  met.  VII  694  ff.  und  art.  am. 
in  685  ii'.  erkennen."  Rohde,  Gr.  R. 
101,  3.  Die  hier  erzählte  Geschichte 
von  Prokris'  Argwohn  und  ihrem  Tode 
hat  ihre  Parallele  in  den  Metamorphosen 
VII  796-862. 

687.    Hymetti  vgl.  zu  II  423. 

florentis  vgl.  met.  VII  702 :  vertice 
de  sumnio  semper  florentis  Hymdti. 
Man  beachte,  dass  auch  hier  in  der  an- 
mutigen Beschreibung  der  Gegend  die 
Vorzüge  sich  finden,  die  die  Alten  an 
solchen  Orten  immer  zu  rühmen  wissen ; 
das  ist  zumal  der  Quell  und  um  ihn 
herum  die  mannigfache  Flora.  Uebrigens 
ist  die  Schilderung  hier  so  eingehend 
und  liebevoll,  dass  man  wohl  auf  Autopsie 
schliessen  darf.  Vgl.  Humbold,  Kosmos 
II  108,  Anm.  30. 

689.  Vgl.  Prop.  IV  9,  24:  lucus  ah 
umhroso  fecerat  orbe  nemns. 

arhutus  der  Erdbeerbaum  (arbutus 
unedo  L. ;  Beschreibung  bei  Theophr. 
bist,  plant.  III  16,  4j,  mit  immer  grünen 
Blättern,  von  den  Alten  besonders  ge- 
liebt und  gern  erwähnt.  Theokr.  5,  129. 
Hör.  carm.  I  1,  21:  nunc  viridi  membra 
sub  arbuto  stratus,  nunc  ad  aquae  lene 
Caput  sacrae.  Vgl.  Voss  zu  Verg.  ecl. 
3,  82. 

690.  ros  maris  oder  ros  marinus, 
auch  nur  ros  (Verg.  ge.  II  213)  war 
ebenfalls   sehr    beliebt;    vgl.    Ov.    met. 


XII 410.  Auch  zu  Kränzen  wurde  er  gern 
verwendet;  vgl.  Galen,  de  simpl.  med. 
VII  14  (XII  p.  61  Kühn):  17  e4-  tovs 
areifüvovs  x,^tiaifirj  ),ißavajTiä,  rjv  'Peofialoi 
y.aXovai  oova/uaolvov. 

Ueber  die  Myrte  vgl.  oben  zu  V.  53. 
Hör.  carm.  I  38,  5. 

nigra  vgl.  Plin.  nat.  bist.  XV  27. 
Hör.  carm.  I  25,  18:  mala  myrtus  (dazu 
Orelli).  ^ 

691.  buxum  häufiger  buxus  (ttvsos) 
der  Buchsbaum,  ebenfalls  sehr  beliebt 
und,  wie  bei  uns,  häufig  zu  Hecken  be- 
nutzt; vgl.  Mart.  III  58,  3.  Plin.  ep. 
V  6.  35.  Näheres  bei  Becker-GöU,  Gallus 
III  69  ff. 

myrica  [iivoly.r])  ist  die  Tamariske 
(tamarix  gallicaL.);  vgl.  zu  1747.  Sie 
wird  .schon  in  der  Ilias  gerühmt;  vgl. 
Z.  B.  II.  X  467 :  ftv^ixr^s  eoi&rjlsag  o^ovs. 

„Sie  wächst  gern  in  Niederungen  und 
an  Ufern,  kleine  Gebüsche,  meist  manns- 
hoch bildend.  Betrachtet  man  ihre  röt- 
lichen, schwanken,  vom  Winde  leicht 
bewegten  Zweige  mit  den  graulich- 
grünen,  niedlichen  Blättchen  und  mit 
den  rosenroten  Blüten,  so  ist  es  erklär- 
lich, dass  die  bukolischen  Dichter  diesen 
Strauch  gern  erwähnen.  A"gl.  Verg.  ecl. 
4,  1—2."     Fritzsche   zu   Theokr.  1,  13. 

692.  cytisus  [y.vTKios)  ist  eine  Klee- 
art, Avelche  die  Alten  sehr  schätzten ; 
vielleicht  der  'Schneckenklee'  (medicago 
arborea  L.).  Zumal  als  Lieblingsfutter 
der  Ziegen  wird  er  häufig  erwähnt; 
vgl.  Theokrit  10,  30:  «  «?!  rar  y.vnaov, 
u  ki'y.oi  räv  aiya  öitoxei.,  dazu  Verg.  ecl. 
2,  64:  florentem  cytisum  seqiiitur  la- 
sciva  capella.  Nicand.  ther.  617.  944. 
Colum.  r.  r.  V  12.  Varro  r.  r.  II  1,  17. 
2,  19. 

693.  Vgl.  Hör.  carm.  123,  5:  nam 
seil  Dtobilibus  veris  inhorruit  advenfus 
foliis.  Zu  der  ganzen  Beschreibung  der 
anmutigen  Stätte  vgl.  noch  Ov.  met. 
X  86—105. 

695.    Vgl.  met.  VII  808—810. 


III  688—711. 


193 


Lassus  in  hac  iuvenis  saepe  resedit  humo, 
■^Quae^iue  'meos  releves  aestus/  cantare  solebat 

'Accipienda  sinn,  mobilis  aiira,  veuü' 
Coniugis  ad  timidas  aliquis  male  sedulus  aiires 
700      Auditos  memori  rettulit  ore  sonos: 

Procris  iit  accepit  nomen,  quasi  paelicis.  Aurae, 

Excidit  et  subito  muta  dolore  fuit: 
Palluit,  ut  serae  lectis  de  vite  racemis 

Pallescimt  frondes,  quas  iiova  laesit  hiemps, 
705  Quaeque  suos  curvant  matura  Cydouia  ramos, 

Coriiaque  adhuc  nostris  non  satis  apta  cibis. 
Ut  rediit  animus,  tenues  a  pectore  vestes 

Eumpit  et  indignas  sauciat  ungue  genas; 
Nee  moi'a,  per  medias  passis  furibunda  capillis 
710      Evolat.  ut  tliyrso  concita  Bacclia.  vias. 

Ut  prope  perventum,  conütes  in  valle  relinquit, 


695  f.  Vgl.  raet.  VII 806 :  nee  mecum 
famulos  nee  equos  nee  narihus  acres  ire 
canes,  nee  Ihm  sequi  nodosa  sinebciDi: 
tiittis  eram  iaculo.  sed  cum  safiata  feri- 
nae  dextera  caedis  erat,  repcteham  frigiis 
et  umbras  et  quae  de  yelidis  exhalat 
vallibus,  auram. 

697  f.  Die  verhängnisvollen  Worte, 
auf  denen  die  Katastrophe  der  Geschichte 
beruht,  sind  in  den  Metamorphosen  noch 
näher  ausgeführt;  vgl.  V.  813:  'aura, 
reeordor  enim,  'venias\  cantare  solehani, 
'meque  iuves  intresque  sinus,  gratissima, 
nostros;  utque  f'acis,  relevare  relis,  qid- 
busurimur  aestus\  forsitan  addiderim  — 
sie  me  mea  fata  trahebant  —  blanditias 
plures  et  'tu  mild  magna  voluptas  di- 
cere  sim  solitus  'tu  nie  reficisque  foves- 
que:  tu  facis,  ut  silxias,  ut  ament  loca 
sola;  meoque  spifitus  iste  tmis  semper 
captatnr  ab  ore'. 

699.  Met.  821:  vocibus  ambiguis 
deceptam  praebuit  anrem  nescio  quis, 
nomenque  aurae  tarn  saepe  vocatum  esse 
putans  nymphae,  nympham  mihi  credit 
amari.  criminis  extcmplo  ficfi  temera- 
rius  index  Procrin  adit  Unguaque  refert 
audita  susurra. 

702-70«.  Vgl.  z.  B.  Theoer.  2,  86: 
y.eifiav  Ö'  kv  yJ.iv&rjQi  bex  üfiara  y.al 
dexa  rvxras.  y.ai  ftev  x^coi  fisv  ö/uoTos 
kyivero  TtoD.dxt  d'äif'M.  Vgl.  Fritzsche 
zu  V.  83.  Met.  826:  subito  conlapsa 
dolore,  ut  sibi  narratur,  cecidit:  longo- 
que  refeeta  tempore  se  miseram,  se  fati 
dixit  iniqiii;  deque  fide  questaat  et  cri- 
mine  concita  vano  quod  nihil  est,  metuit, 

Ovid,  ars  araatoii;i  ed.  Brandt. 


metuit  sine  corpore  nomen  et  dolet  in- 
felix  veluti  de  paelice  vera. 
702.    Vgl.  II  450. 

705.  Cydouia  sc.  mala  sind  die 
nach  der  kretischen  Stadt  Cydonea  (zu 
I  293)  benannten  Quitten.  So  auch  im 
Griechischen  bloss  t«  KvScovia  (Athen. 
III  81a).   Vgl.Ibycus  fr.  1  (bei  Athen. 

XIII  6Ö1  b) :  i]qi  fihv  ai  TS  KvSoJviat 
/.iiihSes  .  .  .  d'aked-oiatv.  Athen.  HI  81  d. 
Prop.  III  13,  27  u.  s. 

curvant  vgl.  rem.  am.  175:  adspice 
curvatos  pomorum  pondere  ramos  u.  o. 

706.  Die  Kornelkirsehen  dienten  den 
bescheideneu  Ansprüchen  der  ältesten 
Menschen  als  primitive  Speise:  met.  I 
105.  Der  Gedanke  des  Verses,  dass  sie 
in  unserer  Zeit  sich  nicht  ganz  zur 
Speise  eignen,  gewinnt  eine  besonders 
humoristische  Färbung,  wenn  man  be- 
denkt, dass  sie  bei  Homer  (Od.  X  242) 
als  Schweiuefutter  erscheinen.  Dass  eine 
derartige  Beziehung  hier  von  Ovid  be- 
absichtigt ist,  soll  natürlich  nicht  be- 
hauptet werden:  mir  kommt  der  Zu- 
satz adhuc  bis  cibis  in  diesem  Zusam- 
menhange überhaupt  müssig  und  un- 
passend vor.  Vgl.  auch  Plin.  nat.  bist. 
XVI  105. 

70S.  indignas  vgl.  Ov.  trist.  I  3, 18: 
imbre  per  indignas  usqae  cadente  ge- 
nas n.  0. 

710.  Vgl.  zu  I  312 :  ut  Äonio  con- 
cita Baccha  deo.  Hymn.  Hom.  5,  385: 
i)  de  iSovoa  r,i^\  rj'iire  fiaifug  uoo»  ydra 
Önoxior  vkrj.  Hor.  carm.  III  15.  10: 
pidsa  Thyias  uti  concita  tympano. 
13 


194 


Ars  amatoria 


Ipsa  nemus  tacito  clam  pede  fortis  init. 
Quid  tibi  mentis  erat,  cum  sie  male  sana  lateres, 

Procri?  quis  adtoniti  pectoris  ardor  erat? 
715  lam  iam  venturam,  (luaecumqne  erat  Aura,  putabas 

Scilicet  atque  oculis  probra  videnda  tuis. 
Nunc  yenisse  piget  (neciue  enini  deprendere  velles). 

Nunc  iuvat:  incertus  pectora  versat  amor; 
Credere  quae  iubeant,  locus  est  et  nomen  et  index 
720      Et  quia  mens  semper,  quod  timet,  esse  putat. 
Vidit  ut  oppressa  vestigia  corporis  herba, 

Pulsantur  trepidi  corde  micante  sinus; 
lamque  dies  medius  tenues  contraxerat  umbras, 

Inque  pari  spatio  vesper  et  ortus  erant: 
725  Ecce,  redit  C'ephalus  silvis,  C'yllenia  proles, 

Oraque  fontana  fervida  pulsat  aqua. 
Anxia,  Procri,  lates;  solitas  iacet  ille  per  herbas, 

Et  'Ze])li3Ti  molles  auraque'  dixit  "ades!' 
Ut  patuit  miserae  iucundus  nominis  error, 
730       Et  mens  et  rediit  verus  in  ora  color: 
Surgit  et  oppositas  agitato  corpore  frondes 

Movit  in  amplexus  uxor  itura  viri; 


717  f.  Psychologisch  feine  Ausma- 
lung der  wechselnden  Stimmung  in  der 
angsterfüllten  Seele  der  Prokris ;  vgl. 
met.  832,  wo  es  weniger  gelungen  heisst : 
saepe  tarnen  dubitat^  sj)eratque  miser- 
rima  falli,  indicioque  fidem  neyat  et. 
nisi  viderit  ipsa,  damnatura  sui  non 
est  delicta  niariti.  Wenn  die  Stellen 
sich  auch  nicht  genau  entsprechen,  so 
scheint  doch  bereits  hier  klar,  dass  der 
Darstellung  in  der  Ars  der  Vorzug  zu 
geben  ist. 

720.  Vgl.  met.  826:  credula  res 
amor  est.  her.  1,  12:  res  est  solliciti 
2)lena  timoris  amor. 

722.  corde  micante  vgl.  Tib.  1 10, 12: 
.  .  .  audlssem  corde  micante  tubam.  Ov. 
fast.  III  36.  Mehr  bei  Heinsius  zu  Ov. 
her.  1,  45  {asque  mein   micucre  sinus). 

723  f.  Andere  Zeitangabe  met.  835 : 
X>ostera  depulerant  Aurorae  himina 
noctem. 

temies  contraxerat  umbras,  zur 
Mittagsstunde,  wo  der  Schatten  klein 
ist;  das  Gegenteil  bei  Verg.  ecl.  1,  83: 
maioresque  cadimt  altis  de  montibus 
umbrae. 

725.  Cyllenia  ])roJes  heisst  Cephalus 
als  Sohn  des  Hermes,  der  nach  dem 
arkadischen   Gebirge   Kvklrjvr,,    wo    er 


grosse  Verehrung  genoss ,  KvkÄrjvios 
heisst  (vgl.  oben  zu  V.  147).  Hymn. 
hom.  Merc.  304.  318.  Hom.  Od.  XXtV  1. 
Paus.  VIII 17,  1.    Verg.  Aen.  VIU  139. 

728.  Vgl.  met.  837:  Vntra  veni', 
di.ri,  'nostroque  medere  labori'  —  ei 
subito  gonitus  inter  mea  verba  videbar 
iiescio  quos  audisse.  'twni'  tamen  op- 
tima' dixi.  Das  Motiv,  dass  Prokris 
aus  der  gleichzeitigen  Anrufung  der 
Zepliyri  sofort  ihren  Irrtum  erkennt, 
wodurch  dann  ihr  unmittelbar  darauf 
erfolgender  Tod  nur  um  so  tragischer 
erscheint,  ist  in  den  Metamorphosen 
nicht  wieder  verwertet.  Dort  wird  sie 
erst  sterbend  über  den  Avahren  Sach- 
verhalt aufgeklärt  (V.  857). 

731  ff.  Dass  Cephalus  das  Rascheln 
des  Laubes  bei  der  freudig  eiligen  Be- 
wegung der  Prokris  für  das  Anzeichen 
der  Nähe  eines  Wildes  hält,  scheint  mir 
glaublich  und  ausreichend  genug;  met. 
838  heisst  es  erst  noch:  et  subito  ge- 
miius  inter  mea  verba  videbar  nescio 
quos  audisse,  was  meiner  Empfindung 
nach  nur  störend  wirkt,  da  Cephalus 
hierdurch  ja  leicht  auf  die  rechte  Spur 
hätte  kommen  können.  Dann  erst  heisst 
es  (V.  840) :  frondc  levem  rursus  stre- 
pitnm  faciente  cadiica  sum  ratiis  esse 
feram  telumqiie  volatile  misi. 


III  712—753. 


195 


nie  feram  vidisse  ratiis  iuvenaliter  artus 
Corripit:  in  dextra  tela  fixere  manu. 
735  Quid  facis,  infelix?  non  est  fera;  supprime  tela! 
Me  miserum!  iaculü  fixa  puella  tuost. 
'Ei  mihi!'  conclamat  'fixisti  pectus  amicum: 

Hie  locus  a  Cephalo  vulnera  semper  habet. 
Ante  diem  morior,  sed  nulla  paelice  laesa: 
740       Hoc  faciet  positae  te  mihi,  terra,  levem. 
Nomine  suspectas  iam  spiritus  exit  in  anras: 

Labor,  io!  cara  lumina  conde  manu!' 
nie  sinu  dominae  morientia  corpora  maesto 
Sustinet  et  lacrimis  vulnera  saeva  lavat: 
745  Exit  et  incauto  paulatim  pectore  lapsus 
Excipitur  miseri  spiritus  ore  viri. 

Sed  repetamus  opus!  mihi  nudis  rebus  eundumst, 
Ut  tang-at  portus  fessa  carina  suos. 

Sollicite  expectas.  dum  te  in  convivia  ducam, 
750       Et  quaeris  monitus  hac  quoque  parte  meos. 

Sera  veni  positaque  decens  incede  lucerna: 
Grata  mora  venies;  maxima  lena  morast. 

Etsi  turpis  eris,  Ibrmosa  videbere  potis, 


733.  iuvenaUter  vgl.  uiet.  805 :  vena- 
tum  in   Silvas   iuvenaliter  vre  solebam. 

734-,  tela  das  Geschoss  war  ein  Ge- 
schenk der  Prokris  selbst  (vgl.  met.  756) ; 
und  zwar  hatte  sie  es  ihm  bei  der  Ver- 
söhnungsscene  geschenkt,  nachdem  Ce- 
phalus  in  einer  Anwandlung  von  Arg- 
wohn ihre  Treue  auf  die  Probe  gestellt 
hatte;  auch  diese  Erinnerung  muss  die 
Tragik  der  Situation  erhöhen.  Vgl. 
met.  845:  semianimem  et  sparsas  foe- 
dantem  sanguine  vestes  et  sua,  me  mi- 
serum! de  viibiera  dona  traJientcrn  in- 
venio  etc.   Vgl.  auch  oben  zu  V.  39. 

737—742.  Auch  diese  letzten  Worte 
der  sterbenden  Prokris  scheinen  feiner 
als  die  in  den  Metamorphosen,  die  aller- 
dings aus  der  veränderten  Situation  (zu 
V.  728)  sich  ergaben;  V.  852:  j>er  nostrl 
foedera  lecti,  perque  deos  supplex  oro 
superosqiie  meosqne,  per  siquid  merui 
de  te  bene,  perque  manenteni  nunc  quo- 
que, cum  pereo,  causam  mihi  mortis 
amorem,  ne  thalamis  Auram  patiare 
innubere  nostris. 

737.  Das  erste  Hemistich  auch  met. 
843;  auch  sonst:  vgl.  met.  VI  227. 

742.   conde  wie  her.  1,  113  u.  s. 

743  f.   Vgl.  met.  847-850. 

745  f.    Vgl.    met.   859:    labitur   et 


parvae  fugiunt  cum  sanguine  vires, 
dumque  aÜquid  sperare  potest,  me  spec- 
tat et  in  me  infelicem  animam  nostro- 
que  exhalat  in  ore.  sed  vultu  meliore 
mori  secura  videtur. 

747—768.  Sechzehnte  Anwei- 
sung. Wir  müssen  zum  Ziel  kommen 
(—748):  es  sollen  noch  Regeln  folgen, 
wie  sich  das  Mädchen  beim  Gelage 
zu  benehmen  hat  (—750).  Zeit  des 
Kommens  ( — 754),  Zulangen  der  Speisen 
(—756),  Massigkeit  im  "Essen  (—760). 
Lieber  etwas  mehr  getrunken  ( — 762); 
doch  auch  dies  nicht  übertrieben  ( — 764), 
nichts  ist  hässlicher,  auch  bedenklicher 
als  -ein  trunkenes  Weib  (—768).  Vgl. 
die  den  Jünglingen  erteilten  Vor- 
schriften I  525 — 630. 

747.  nudis  rebus  ohne  den  Ballast 
künstlerischer  Ausschmückung,  wie  eben 
die  ausführliche  Geschichte  war.  Vgl. 
Gic.  Brut.  75,  262 :  midi  enim  s^int  (Cae- 
sars Commentarien),  recti  et  venusti, 
omni  ornatu  orationis  tamquam  veste 
detracta. 

748.  Vgl.  die  Einleitung  p.  XXI, 
Anm.  7. 

749.  lieber  die  Teilnahme  der  Frauen 
an  den  Gelagen  vgl.  zu  I  566. 

751.   incede  vgl.  zu  V.  297. 
13* 


196 


Ars  amatoria 


Et  latebras  vitiis  nox  dabit  ipsa  tuis. 
755  Carpe  cibos  digitis:  est  quiddain  gestus  edendi; 

Ora  nee  iuniunda  tota  perung-ue  manu; 
NeA'e  domi  i)raesume  dapes,  sed  desine  citra, 

Quam  capis:  "es  paulo,  quam  potes  esse,  minus; 
Priamides  Helenen  avide  si  spectet  edentem, 
760      Oderit  et  dicat  'stulta  rapina  meast.'' 
Aptius  est  deceatque  magis  potare  puellas: 

Cum  Yeneris  puero  non  male,  Bacche,  facis; 
Hoc  quoque,  qua  patiens  caput  est.  animusque  pedesque 

Constant!  ne,  quae  sunt  singula,  bina  vide! 
765  Turpe  iacens  mulier  multo  madefacta  Lyaeo: 

Dignast  cöncubitus  quoslibet  illa  pati; 
Nee  somnis  posita  tutum  succumbere  mensa: 

Per  somnos  fieri  multa  pudenda  solent. 

Ulteriora  pudet  docuisse;  sed  alma  Dione 
770       Traecipue  nostrumst,  quod  pudet'  inquit  'opus/ 
Nota  sibi  sint  quaeque:  modos  a  corpore  certos 

Sumite;  non  omnis  una  flgura  decet. 
Quae  facie  praesignis  erit,  resupina  iaceto; 
Spectentur  tergo,  quis  sua  terga  plaeent. 
775  Milanion  umeris  Atalantes  crura  ferebat: 


754.  Vgl.  I  245—250. 

755.  Der  Gebrauch  der  Gabeln  in 
imserem  Sinne  war  den  Alten  fremd; 
die  zierlichen  Gabeln,  die  sich  g-efunden 
haben  (vgl.  Baumeister,  Denkmäler  Fig. 
Nr.  620,  I  p.  578!,  sind  aus  späterer 
Zeit,  waren  auch  wahrscheinlich  niclit 
dazu  bestimmt,  die  Speisen  in  den  Mund 
zu  führen,  sondern  dienten  zum  Ge- 
brauch in  der  Küche.  Mau  nahm  all- 
gemein die  blossen  Finger:  vgl.  oben 
I  577.  Mart.  III  17.  Marquardt-Mau, 
Privatleben  I  ^  p.  316  ff.  T.^eber  die  ge- 
fitndenen  Gabeln  ebenda  p.  317,  Aum. 
1  und  2. 

758.  capis  vgl.  Hör.  sat.  I  1,  46: 
non  tuus  hoc  capiet  venter  phia  ac  tnetis. 

762.  Vgl.  oben  I  526.  231  ff. 

763.  Aehnlich  der  Bat  oben  I  589  ff. 

764.  ne — vide  vom  Doppeltsehen  im 
Zustande  der  Bezechtheit  ist  öfters  die 
Eede;  vgl.  Straten  AP.  XII  199:  uoyioi' 

T}Ot]  f.101  Tiooios  fitToov'  f.vaxaS'it]  yÖLQ 
i.vexai  7J  te  (jqevvjv  t]  xe  Öid  OTÖfiazos. 
%(o  Xv^vos  tay/arnt  SiSvurjv  <fXöya  xu'i 
vis  doi&fiioj  Tto'/J.äy.i  Tieioc/'-^ojf  rovä  rlfa- 
xexXiuivovs.  7]d>^  S'  ov>ceri  uoifoi'  ert 
■olvoyöov  aeaößr^uaL  aÜA  naQcoQtt  ßKirtio 
xijni  Tov  iSgoydov.     Hor.  sat.  II  1,  24 : 


ui  semel  icto  accessit  fervor  capiti 
nutncrusqiie  lucernis.  Juven.  II  6,303: 
cum  iam  verüyine  techim  ambulat  et 
geminis  exsurgit  mensa  lucernis.  Petron. 
64:  et  seine  iam  lucernae  mihi  plnres 
videhantur  ordere  totumque  triclinium 
esse  mutatum  etc. 

765.    Lyaeo  vgl.  zu  V.  645. 

769— SOS.  Siebzehnte  Anwei- 
sung. Vorschriften  intimster  Art  über 
verschiedene  der  Individualität  der  ein- 
zelnen Mädchen  anzupassende  modi  Ve- 
neris  { — 788):  weitere,  auf  reichlicher 
Erfahrung  beruhende  (—792)  erotische 
Details  (—796)  auch  für  unempfindliche 
Naturen  ( — 804);  zwei  AVarnuugen  zum 
Schluss  f— 808). 

769.  üeber  Diane  ist  gesprochen 
zu  II  593.  Mit  sehr  gewagtem  Frei- 
mut macht  Ovid  die  Göttin  selbst  für 
die  nun  folgenden  Intimitäten  verant- 
wortlich: vgl.  zu  V.  789  f. 

Zu  dem  Versanfang  vgl.  her.  15 
(Sappho),  133 :  ulteriora  pudet  narrare. 

771.    modos  vgl.  zu  II  680. 

775.  üeber  Milanion  und  Atalante 
vgl.  zu  11  185.  Ihre  crura  bilden  auch 
amor.  III  2,  29  den  Gegenstand  von 
Milanions   Verlangen:     talia    Milanion 


III  754—783. 


197 


Si  bona  sunt,  lioc  sunt  accipienda  modo. 
Parva  vehatur  equo;  quod  erat  longissima,  numquam 

Thebais  Hectoreo  nupta  resedit  equo; 
Strata  premat  genibus,  paulum  cervice  reflexa, 
780      Femina  per  longum  conspicienda  latus; 

Cui  femur  est  iuvenale,  carent  quoque  pectora  menda, 

Stet  vir,  in  obliquo  fusa  sit  ipsa  toro. 
Nee  tibi  turpe  puta  crinem,  ut  Phylleia  mater, 


Atalantes  crura  fngacis  optavit  mani- 
hits  susHnuisse  suis.  Die  Geschichte 
Ton  Milaniou  und  Atalaute  hatte  mehr- 
fach für  Komödieu  den  Stoff  ahgegeheu : 
wir  kennen  ^AraXävit]  als  Titel  von 
sechs  Komödien  (vgl.  FCG.  ed.  Meineke 

I  p.  269) ;  einen  Melavicov  des  Anti- 
phanes  erwähnt  Athen.  X  423  d  (Kock 

II  p.  72).  Indessen  sind  die  Fragmente 
aus  all  diesen  Stücken  so  dürftig,  dass 
wir  näheres  über  ihren  Inhalt  in  keiner 
Weise  aussagen  können.  Dass  die  crura 
der  Atalante  darin  in  irgend  einer  Weise 
vorkamen,  scheint  mir  sehr  möglich. 
Ueberhaupt  scheint  nach  den  beiden 
Ovidstellen  der  Schluss  nicht  zu  kühn, 
dass  Atalante  durch  den  Einfluss  der 
Komödie  als  Liebhaberin  besonders  in- 
timer und  raffinierter  Freuden  gedacht 
wurde;  in  einer  anderen,  nicht  minder 
bedenklichen  Situation  hatte  sie  Par- 
rhasius  dargestellt  auf  einer  tabula,  die 
sich  Tiberius  in  seinem  Schlafzimmer 
aufhängte.  Vgl.  Sueton.  Tib.  44:  Par- 
rhasii  quoque  tabulam,  in  qua  Meleagro 
Atalanta  ore  morigeratur  etc.  Vgl. 
auch  das  Citat  zu  V.  786. 

776.  Die  nicht  ganz  klare  Situation 
ist  vielleicht  in  der  Weise  zu  denken, 
wie  sie  auf  einer  Schale  des  Brygos 
(Museo  Tarquiniese  in  Corneto)  dai'ge- 
stellt  ist:  sie  ist  nicht  veröffentlicht, 
aber  beschrieben  von  Hartwig,  die  grie- 
chischen Meisterschalen  etc.  p.  348. 

777,  parva  vehatur  equo.  Ueber 
equo  vgl.  oben  zu  II  732.  Ein  Gegen- 
stück, dazu  ist  Eubul.  fr.  84  (II  193 
Kock)  bei  Athen.  XIII  568  e,  der  die 
Hetaeren  nennt :  rds  fihobovs  y.eo^dxmv 

TiaXtvT^ias    ...  TT  CO  Xo  Vi    KvttqiBos    i^- 

t;axi]juevas.  Gemeint  ist  nun  hier  die- 
jenige erotische  Stellung,  welche  der 
Grieche  mit  xtXrjri^siv  bezeichnet  (vgl. 
Eustath.  zu  Hom.  Od.  V  371  =  I  p. 
222,  12:  ort  Üe  ttoXvcovvuov  öv  tö  yv- 
vaty.slov  nldoTov^  uftßtov  ie  yuo  Xeyeiai 
aal  '/^olQOs  y.ai  ia/ä^a  y.al  ÖeXra,  zo 
avro    xal    yteXrjs    y.aXelTai    rtuod    Tols 


xcofuaois  (vgl.  CAF.  III  p.  581,  fr.  1033 

Kock),     oiiy.    aSrjXov    eariv.      Vgl.     auch 

Hesych  (I  367,  50  Schmidt)  sub  'inrcov), 
deren  Beliebtheit  durch  ihre  häufige 
Erwähnung  bewiesen  wird.  Vgl.  Machon 
bei  Athen.  XIII  577  d:  fual  y.al  tfiv 
Aafiiav  ibv  ßaaiXe  ev/usXcög  yeXrjriaai 
Tlors  ETtaivr^d-r^vai  ib.      Arist.  vesp.  501 

(mit  Blaydes  Anmerk.)  Thesm.  153. 
Hör.  sat.  II  7,  50:  chmxbus  aut  agitavit 
equum  lasciva  supimon.  Aehnlich  auch 
das  Epigramm  des  Dioskorides,  das  zu 
II  727  citiert  ist. 

longissima  vgl.  zu  II  645. 

778.  Andro  mache  heisst  Thebais 
nach  ihrer  Heimat,  dem  mysischen 
Theben  am  Fusse  des  Piakosgebirges : 
Hom.  II.  VI  395  ff. 

Entgegengesetzt  Mart.  XI  104, 13 : 
masturbabantur  Phrygii post  ostia  servi, 
Hectoreo    quotiens   sederat   uxor   equo. 

783.  Phylleia  mater.  Wer  damit 
gemeint  ist,  lässt  sich  nicht  mit  Sicher- 
heit entscheiden.  PhtjUns  {(PvXXos)  ist 
eine  Stadt  in  Thessalien  und  zwar  in 
Phthiotis  nicht  weit  von  Pagasae  (zu 
V.  19);  vgl.  Strab.  IX  435  d.  Stat. 
Theb.  IV  45  (falls  dort  nicht  Phlius 
zu  lesen  ist).  Phylleia  mater  wäre  dem- 
nach =  thessalische  Mutter.  Darunter 
aber  Laodaraeia  (vgl.  zu  II  356)  zu 
verstehen  (so  Heinsius  zvi  Ov.  her.  13,  35) 
geht  nicht  an:  einmal  stimmt  mater 
dazu  nicht,  dann  aber  steht  Ov.  her. 
13,  3  dazu  in  deutlichem  Widerspruch, 
denn  dort  erscheint  ja  Laodameia  in 
ausgesprochenem  Gegensatze  zu  den 
matres  Phylleides  (doch  vgl.  Sedlmayer 
z.  d.  St.) :  conveniunt  matres  Phylleides 
et  mUii  clamant:  indue  regales,  Lau- 
damia,  siiius.  Ferner  passt  nicht,  dass 
Laodameia  hier  mit  offenem,  nach  Art 
der  Bacchantinnen  (colla  rcflecfe  vgl. 
die  bekannten  Darstellungen  tanzender 
Mainaden)  geKisten  Haare  erscheint: 
mindestens  wäre  ein  Widerspruch  zu 
V.  138  vorhanden,  wo  ihre  Haartracht 
als  Typus   des   einfachen  Scheitels   er- 


198 


Ars  amatoria 


Solvere  et  effusis  coUa  reflecte  comis. 
785  Tu  quoque,  cui  riigis  uterum  Luciiia  uotavit, 
Ut  celer  aversis  utere  Partlms  eqiiis. 
Mille  modi  Veneris:  simplex  minimique  laboris, 

Cum  iacet  in  dextrum  semisupina  latus. 
Sed  neque  Plioebei  tripodes  nee  corniger  Amnion 
790      Vera  magis  vobis.  quam  mea  Musa,  canet : 
Siqua  fides,  arti,  quam  longo  fecimus  usu. 

Credite!  praestabunt  carmina  nostra  fidem. 
Sentiat  ex  imis  «Venerem  resoluta  medullis 
Femina.  et  ex  aequo  res  luvet  illa  duos! 
795  Nee  blandae  voces  iucundaque  murmura  cessent, 
Xec  taceant  mediis  inproba  verba  iocis! 


wähnt  wurde.  Also  mit  dieser  Erklä- 
rung ist  es  nichts.  Ich  g-laiihte  eine 
Zeit,  da  FhyUcia  zweifelsohne  nach 
Thessalien  deutet  und  coUa  reflecte  auf 
den   sattsam    genus"    bekannten    Tanz- 

gestUS,    dass    die     OerTctÄal    o^xr^aroiäes 

zur  Erklärung  herbeigezogen  werden 
könnten,  von  "denen  Athen"  XIII  607  c 
erzählt  (vgl.  Wieland,  Werke  herausg. 
V.  Gruber.  Bd.  XLV,  Leipzig,  Göschen 
1826,  p.  177) :  indessen  ist  dann  Avieder 
mit  mater  nichts  anzufangen.  Sicher 
scheint  mir  jetzt  das  eine,  dass  wir 
unsere  Stelle  nicht  von  der  aus  den 
Herolden  citierten  trennen  können,  dass 
also  mit  Phylleia  mnter  eine  Frau  aus 
der  Umgebung  der  Laodameia  gemeint 
ist.  Was  es  aber  für  eine  Bewandtnis 
mit  ihrer  Haartracht  liabe,  und  worauf 
diese  Vorstellung  zurückgehe  (bildliche 
Darstellung?)  lässt  sich  nicht  sagen. 

7S5.  Lucina  Unter  diesem  Namen 
wurde  Juno  von  den  Frauen  verehrt 
als  die  an  das  Licht  des  Tages  fördernde 
Geburtsgöttin.  Vgl.  CIL.  I  Nr.  S13 
(p.  208).  Plaut,  aiilul.  IV  7,  11  (692). 
Ter.  Andr.  III  1,  15  (478 1:  Inno  Lucina, 
fer  opem.  Preller,  röm.  Myth.  I^  271  ff. 
Auch  Diana  Avurde  mit  Lucina  ideuti- 
ficiert:  vgl.  die  Erklärer  zu  Catull. 
34,  13.    Preller  a.  a.  0.  321,  2. 

rugis  —  notavit  vgl.  oben  V.  81  f. 

786.  Vgl.  zu  I  209  ff.  Zur  Sache 
vgl.  Mart.  XI  43,  9:  Briseis  multum 
quamvis  aversa  iaceret,  Aeacidae  pro- 
pior  levis  amicus  erat. 

787.  modi   Veneris  vgl.  zu  II  680. 

788.  Vgl.  amor.  I  14,  20 :  purpureo 
iacuit  semisupina  foro. 

789  f.  Nicht  die  berühmtesten 
Orakel  können  grössere  Wahrheit   ver- 


künden als  das  Lied  Ovids.  Nach 
Dicliterart  Averden  zwei  herausgehoben, 
das  delphische  des  Apollo,  und 
das  des  Juppiter  Ammon  (Hdt. 
IV  181  mit  Steins  Anmerkung). 

Das  Distichon  ist  eine  Reminiszenz 
an  alte  ehrwürdige  Spruchweisheit: 
Tct  «.To  ToiTToäos  War  dcu  Griechen 
gleichwertig  wie  eine  untrügliche  Wahr- 
heit (Zenob.  VI  3) ;  Sammlung  römischer 
Citate  bei  Otto,  die  Sprichwörter  und 
sprichwörtlichen  Redensarten  der  Römer 
p.  30  (sub  Apollo).  Ausser  diesen  sei 
erinnert  an  Lucret.  V  110:  qua  ])rius 
adgrediar  quam  de  re  fundcre  fafa 
sanctius  et  niulto  certa  ratione  magis 
quam  Pythia  quae  tripode  a  Phoebi 
lauroque  profatur.  Man  merkt  das  Be- 
hagen, mit  dem  der  Dichter  frivol  paro- 
diert :  bei  Lucrez  das  Feuer  reiner  Be- 
geisterung, das  hier  beim  Uebergange 
zu  einem  höchst  bedenklichen  Stofi  ver- 
wendet wird ;  vgl.  auch  zu  V.  706.  685. 

Die  bei  Otto  1. 1.  erwähnten  Stellen 
beziehen  sich  sämtlich  auf  die  Weisheit 
des  delphischen  Orakels.  Das  Orakel 
des  Ammon  wird  in  ähnlichem  Sinne 
verwendet  von  Prop.  IV  1,  103:  hoc 
neque  (ircnosum  Libyae  lovis  explicat 
antrum,  wo  Rothsteins  Anmerkung  zu 
vergleichen  ist. 

791.    nsu  vgl.  die  Einleitung  p.  XVI. 

793.  Vgl.  II  681.  Ov.  met.  EX 
484:  ut  iacui  totis  resoluta  medullis. 

794.  Vgl.  zu  II  682. 

795  f.  Hierüber  ist  gesprochen  zu 
11689,  705.  723 f.  -Vgl.  auch  die  libera 
verba  nequitiae  bei  Prop.  III  10,  24. 

79G.  Unter  iocis  ist  im  -Gegensätze 
zu  inproba  verba  das  zu  verstehen, 
was  II  706 — 720  näher  ausgeführt  ist. 


III  784—812. 


199 


Tu  quoqiie,  ciii  Veneris  sensum  natura  negavit, 

Dulcia  mendaci  gaudia  finge  sono: 
(Infelix,  cui  torpet  liebes  locus  ille,  puellast, 
800       Quo  pariter  debent  femina  virque  frui!) 
Tantum,  cum  finges,  ne  sis  manifesta,  caveto; 

Effice  per  motum  luminaque  ipsa  fidem! 
Quid  luvet,  et  voces  et  anhelitus  arguat  oris! 

A!  pudet:  arcanas  pars  habet  ista  notas. 
805  Gaudia  post  Veneris  quae  poscet  munus  amantem, 

lila  suas  nollet  pondus  habere  preces  .... 
Nee  lucem  in  thalamos  totis  admitte  fenestris: 

i\.ptius  in  vestro  corpore  multa  latent. 

Lusus  habet  finem!  cygnis  descendere  tempus, 
810      Duxerunt  collo  qui  iuga  nostra  suo. 

Ut  quondam  iuvenes,  ita  nunc,  mea  turba,  puellae 
Inscribant  spoliis  'Naso  magister  erat.' 


797.    Veneris  sensum  vgl.  zu  II  681. 

800.  Eiiphemistisclie  Umschreibung 
wie  II  719. 

801.  Aehnliclie  Warnung  wie  oben 

n  311  ff. 

802.  motum  kann  veranschaulicht 
werden  durch  Catull.  6,  9 :  pulvinusque 
peraeqnc  et  lue  et  illic  attritus,  tremu- 
lique  quassa  lecti  argutatio  mambula- 
üoque.  Ov.  am.  III  14,  26:  spondaque 
lasciva  mobilltate  tremat. 

lumina  wird  erklärt  durch  II  691. 
721  f. 

803.  Vgl.  II  689.    723  f. 

804.  Spurcura :  nimirum  iutelligi 
vult  poeta  non  solum  voces  etc.  arguere 
quanto  gaudio  Venus  mulierem  afficiat 
sed  hoc  etiara  ex  arcanis  notis  partis 
illius  cognosci  posse :  hoc  quid  sit  Juven. 
II  6,  322  docet. 

807.  Hierüber  vgl.  zu  II  619  f. 
Die  hier  geforderte  Wirkung  erreichte 
man  durch  Vorhänge ;  vgl.  z.  B.  Plin. 
ep.  VII  21.  1 :  cnbicula  obductis  velis 
opaca  nee  tarnen  obscura  facio. 

808.  Vgl.  754. 

800—812.  Schlusswort.  Das 
Spiel  ist  zu  Ende:  ihr  Mädchen,  nun 
auch  belehrt,  zollt  mir  dankbare  Aner- 
kennung. 


809.  eygnis.  Der  Schwan,  der 
eigentlich  dem  Apollon  heilig  ist  (Plat. 
Phaed.  p.  85  b.  Cic.  Tusc.  I  30,  73)  ist 
auch  der  Venus  lieb,  die  auf  einem  von 
Schwänen  gezogeneu  Wagen  fährt; 
vgl.  z.  B.  Hör.  carm.  III  28,  13:  quae 
.  .  .  PapJton  iunctis  visit  oloribus  (vgl. 
auch  IV  1,  10),  Stat.  Silv.  I  2,  141: 
(Venus)  thalamique  egressa  superbum 
linien  Amyclaeos  ad  frena  citavit  olores. 
Daher  bedient  sich  eines  von  Schwänen 
gezogenen  Wagens  auch  der  im  Dienste 
der  Venus  stehende  erotische  Dichter 
(vgl.  Prop.  III  3,  39:  contentus  niveis 
semper  vectahere  cygnis),  für  den  dieses 
Gespann  übrigens  auch  darum  passend 
ist,  weil  man  im  Altertum  den  Scliwänen 
(zumal  vor  dem  Tode)  die  Gabe  des 
Gesangs  zuschrieb,  so  dass  Leonidr.s 
von  Tarent  den  Alkman  v/nvyjTfiQ  vfis- 
raicov  y.vy.vov  nennt  (AP.  VII  19),  wie 
auch  Pindar  bei  Horaz  (carm.  IV  2, 25) 
Dircaeus  cycnus  heisst.  —  lieber  den 
Gesang  der  Schwäne  vgl.  zumal  Arist. 
bist.  an.  IX  12  p.  615  b.  Plat.  Phaed. 
p.  84  e.    85b.     Cic.  Tusc,  I  30,  73. 

811.  quondani  iuvenes  oben  II  743f. 

812.  Der  Vers  ist  entlehnt  aus 
II  744. 


P.  OVIM  NASONIS 

DE    ARTE    AMATORIA 
LIBRI  TRES. 


ERKLART 


VON 


PAUL  BRANDT. 


ZWEITE  ABTEILUNG  (ANHANG): 
ZUSÄTZE  UND  AUSFÜHRUNGEN  ZUM  KOMMENTAR. 


LEIPZIG, 

DIETERICH' sc  HE  VERLAGS-BUCHHANDLUNG 

THEODOR  WEICHER. 
1902. 


I.   Zur  Einleitung'. 

S.  XV  Z.  7  von  unten  ist  zu  lesen:  per  nie  (nicht  a  nie). 

S.  XVI  Anm.  7.  Andeutungen  persönlicher  Art  finden  sich 
ferner  III  511.  590.  598.  664.  666. 

S.  XVII  Anm.  6.  Ich  gebe  hier  noch  einige  Litteraturnach- 
weise,  die  denen  erwünscht  sein  Verden,  welche  die  im  Kommentar 
angedeuteten  Gesichtspunkte  weiter  verfolgen  wollen: 

R  Bürger,  de  Ovidi  carminum  amatoriorum  inventione  et  arte. 
Guelferbyti  1901. 

E.  Ehwald,  ad  historiam  carminum  Ovidianorum  recensio- 
nemque  symbolae.    Programm  von  Gotha  1892. 

V.  Hoelzer,  de  poesi  amatoria  a  comicis  Atticis  exculta  ab 
elegiacis  expressa.  pars  prior.    Marburgi  Cattorum  1899. 

F.  Leo,  Plautinische  Forschungen  zur  Kritik  und  Geschichte 
der  Komödie.    Berlin  1895  (für  die  Ars  zumal  p.  131  ff.). 

A.  L  u  e  n  e  b  u  r  g .  de  Ovidio  sui  imitatore.  Dissert.  Regiomont. 
Jenae  1888. 

A.  Otto,  de  fabulis  Propertianis.  Pars  IL  Programm  des 
Königl.  Kath.  Gymn.  zu  Gross-Glogau  1886. 

M.  Pokrowskij,  Beiträge  zur  Charakteristik  Ovids.  Deutsch 
von  Dr.  E.  Berneker.    Neue  Jahrbücher  1902  p.  252 — 262. 

J.  Tolkiehn,  de  primo  artis  amatoriae  Ovidianae  libro.  In 
der  Festschrift  zum  fünfzigjährigen  Doktorjubiläum  Ludwig 
Friedlaender  dargebracht  von  seinen  Schülern.  Leipzig 
1895  p.  433—437. 

,  Homer  und  die  Römische  Poesie.    Leipzig  1900. 

J.  A.  Washietel.  de  similitudinibus  imaginibusque  Ovidianis. 
Vindobonae  1883. 

Fr.  Wilhelm,  zu  Tibullus.  In  der  satura  Viadrina.  Fest- 
schrift zum  25  jährigen  Bestehen  des  philologischen  Vereins 
zu  Breslau.    Breslau  1896. 

Dariu  über  das  Verhältnis  von  Ovids  Gedicht  zu  der  'ars  amatoria 
für  Knabeiiliebhaber'. 

,  zu  Achilles  Tatius.    Rhein.  Mus.  LVII  (1902)  p.  55—75. 


204  -^''s  amatoria 

W,  Wunderer,  Ovids  Werke  in  ihrem  Verhältnis  zur  antiken 

Kunst.    Dissert.     Erlang.  1889. 
A.  Zingerle,  Ovidius  und  sein  Verhältnis  zu  den  Vorgängern 

und  gleichzeitigen  Römischen  Dichtern.   3  Hefte.    Innsbruck 

1869—71. 

1.  Heft:  Catull,  Tibull,  Properz. 

2.  Heft:  Ennius,  Lucrez,  Vergil. 

3.  Heft:  Horaz. 

,  Kleine  philologische  Abhandlungen.    2  Hefte.    Innsbruck 

1871.    1877. 
,  zu  späteren  lateinischen  Dichtern.   Beiträge  zur  Geschichte 

der  Römischen  Poesie.    4  Hefte.    Innsbruck  1873 — 87. 

Ueber  das  Fortleben  Ovids  handeln: 

K.  Bartsch,  Albrecht  von  Halberstadt  und  Ovid  im  Mittel- 
alter.   Quedlinbm^g  und  Leipzig  1861. 
(Vgl.  die  praef.  p.  XXX\1I.) 

M.  Manitius,  Beiträge  zur  Geschichte  des  Ovidius  und  anderer 
Römischer  Schriftsteller  im  Mittelalter.  Philologus,  Supple- 
mentband VII  (1899)  p.  721—758. 
G.  Paris,  Chretien  Legouais  et  les  autres  traducteurs  ou 
imitateurs  d'Ovide.  Histoire  litteraire  de  la  France  XXIX 
(1885j  p.  455  ff.  568  ff. 

,  la  poesie  du  moyen  äge.    Paris  1887.    Zumal  p.  189  ff. 

D.  Reich ling,  Einleitung  zu  seiner  Ausgabe  des  Doctrinale 
des  Alexander  de  Villa-Dei  (monumenta  Germaniae  paeda- 
gogica   Bd.  XII.    Berlin   1893),    Seite   XIX    und   XXVII: 
Ovids  Ars  als  Schullektüre. 
W.  Wattenbach,   Zeitschrift   für   deutsches   Altertum   und 
Litteratur  XXXIV  (1890)  p.  270  ff.    Eine  Nachahmung  der 
Ars  aus  cod.  Monac.  11601,  aus  dem  XIV.  Jahrh. 
Anderes  ist  zu  den  einzelnen  Stellen  angegeben.    Noch  sei  be- 
merkt, dass  sich  die  Citate  aus  Frie dl a enders  Sittengeschichte 
auf  die   fünfte  Auflage  beziehen  (Leipzig  1881),   da  diese   noch 
sehr  verbreitet  ist:  die  Besitzer  der  folgenden  Auflage  können  das 
Gewünschte  leicht  finden,   da  die  früheren  Seitenzahlen  am  Rande 
der  sechsten  Auflage  angegeben  sind.  —  Mit  der  dritten  Auflage 
von  Beckers  Charikles  und  Gallus  ist  die  von  H.  Göll  besorgte 
Bearbeitung  gemeint  (Berlin  1877/78  und  1880,82,  je  3  Bände). 

S.  XXI  Anm.  7.  Vgl.  Guichon  de  Grandpont,  Ovidius  Nauticus. 
Amples  citations  avec  explications  sommaires  des  passages  de  tous 
les  poemes  d'Ovide  qui  ont  rapport  ä  la  marine.    Brest  1887. 

S.  XXII  Anm.  2.  Mit  den  gespeiTt  gedruckten  Stellen  sind 
nur  die  in  den  Metamorphosen  ausführlich  erzählten  Sagen 
gemeint;  also  bei  I  525—564  (Bacchus  und  Ariadne)  ist  nicht  auf 


Anhang.  205 

met.  YIII  174—182  hine:ewiesen;  dagegen  ist  es  ein  bedauerliches 
Versehen,  dass  in  Zeile  15  von  oben  die  Worte  Cephalns  und  Prokris 
nicht  gesperrt  sind;  vgl.  den  Kommentar  zu  III  687 ff. 

S.  XXII  Anm.  7.  Vgl.  Sen.  controv.  III  7:  appard,  inquif,  te 
poefas  studiose  legere:  iste  sensus  eins  est  qui  hoc  saeculum  amaforiis 
non  artihus  tantnm  sed  senientm  implevit.  Ovidins  enim  in  libris 
metamorplwseon  dicif  etc.  (folgt  met.  VIII  877  f.).  Vgl.  noch  Ov.  rem. 
am.  487 :  a)'tes,  i,  perlege  nostras. 


II.   Zur  Gestaltung  des  Textes. 

Entsprechend  der  Tendenz  der  Ausgabe  (vgl.  das  Vorwort) 
finden  sich  hier  nur  verzeichnet: 

1.  die  Abweichungen  vom  Texte  der  Ehwaldschen  Ausgabe; 
die  wenigen  Interpunktionsveränderungen  sind  unwesentlich 
und  daher  nicht  angegeben. 

2.  die  Textgestaltung  begründende  Zusätze  bei  besonders 
markanten  Stellen. 

Die  für  die  Rezension  der  Ars  massgebenden  Handschriften 
sind  folgende: 

R  ein  Parisinus  Regius  Xr.  7311  aus  dem  Anfange  des  X.  Jahr- 
hunderts. Er  enthält  die  ars,  remedia.  das  vor  den  amores 
stehende  Epigramm,  und  von  den  amores  I  1,  3  —  2,  49. 

0  ein  Oxoniensis  aus  dem  IX.  Jahrhundert,  'quem  arcta  cum 
Parisino  necessitudine  coniunctum,  sed  illo  tamen  inferiorem 
diligentissime.  ut  solet,  descripsit  contulitque  R.  Ellis  in 
Hermae  Berolinensis  vol.  XV  p.  427 — 432".  Ehwald  praef. 
p.  IV.    Enthält  nur  das  erste  Buch  der  Ars. 

Erstes  Buch. 

264.  TJialea  steht  in  R  und  0.  So  schrieb  Ribbeck  Verg.  ecl.  6, 2. 
Diese  Schreibweise  wird  bestätigt  durch  Servius  z.  d.  St. :  .  .  .  Jatine 
^Thalea^  dehiiit  dicere,  sicuf  Kvd-sgeia  Cytherca;  sed  propfer  eupJioniam 
contempsii  ins  regiiJae  et  ideo  in  graecitate  permansit.  Vgl.  Festus  von 
Mueller  p.  359  Z.  28  1. 

331.  Nach  diesem  Verse  sind  in  R  von  später  Hand  am  Rande 
folgende  zwei  Verse  nachgetragen 

Himc  liostem  patitur  cum  reliqiiis  avibtcs. 
Altera  ScijUa  novum  Circes  medicamine  monstrum 

Dazu  bemerkt  Ehwald :  'versum  priorem  alii  Codices,  in  bis  Bern.  478, 
item   scribunt,   alii  sie:   Puppe  cadem  celsa  facta  refertur  avis;  in 


206  A.rs  amatoria 

versu  altero:  scirces  R;  in  aliis  codd.  (in  his  Bern.)  legitur:  maris 
monstrum  medkamine  drces.' 

Die  Verse  sind  in  sichtlich  ungeschickter  Weise  hinzugefügt, 
um  der  in  der  Anmerkung  zu  332  bemerkten  Verwechselung  vor- 
zubeugen. 

Nach  394  sind  in  minderwertigen  Hss.  und  von  zweiter  Hand 
am  Rand  von  R  folgende  zwei  Verse  überliefert: 

tunc  neque  fe  prodet  communi  noxia  culpa, 
factaque  erunt  dominae  dictaque  nota  tibi. 

Dass  sie  nicht  von  Ovid  herrühren,  liegt  auf  der  Hand.  Der 
erste  Vers  enthält  eine  ganz  alberne  Wiederholung  von  390,  der 
zweite  sagt  nichts  anderes  als  der  gleichfolgende  Vers  398. 

466—471.  Diese  Verse  fehlen  in  0;  in  R  sind  sie  von  zweiter 
Hand  am  Rande  nachgetragen. 

731.  Der  Vers,  der  in  0  fehlt,  ist  in  R  korrupt  überliefert: 
siehe  Ewald  praef.  p.  XXXIV.  Side  hat  nach  dem  Vorgange  von 
Heinsius  R.  Schultze  conjiciert:  s.  L.  Müller  im  Rhein.  Mus.  XVII 
(1862)  p.  531. 

732.  naide  Ehwald :  vgl.  den  Kommentar. 


Zweites  Buch. 

77  f.   Vgl.  Ehwald  praef.  p.  XXXIV. 

308.  Der  Vers  ist  überliefert:  quod  mvaf  et  quaedam  gandia 
noctis  habe,  was  sicher  falsch  ist.  Was  bisher  conjiciert  ist,  vermag 
nicht  zu  befriedigen ;  so  B  u  r  m  a  n  n :  quod  iuvaf  et  qime  dat  gandia, 
voce  proba  (oder:  .  .  .  quae  dat  gaudia  nocte,  proba,  oder:  .  .  .  quae 
dant  gaudia  noctis,  ania)  oder  Ehwald:  q^uod  iuvat  et,  quae  dat, 
gaudia  noctis  habet.  Gegen  Ehwalds  Conjektur  ist  einzuwenden, 
dass  sie  den  Imperativ  am  Schlüsse  des  Distichons  beseitigt,  was 
unzulässig  scheint,  wie  der  gleichmässige  Bau  der  Distichonreihe 
von  297  an  zeigt:  jedes  Distichon  schliesst  mit  einem  Imperativ: 
puta  proba  roga  place  liabe. 

Nun  schliesst  aber  schon  306  mit  dem  Imperativ  habe:  es  ist 
sehr  leicht  möglich,  dass  das  Auge  des  Schreibers  von  308  auf  das 
eben  geschriebene  und  noch  im  Gedächtnis  haftende  hcd)e  in  306 
abirrte,  so  dass  dadurch  in  308  der  richtige,  den  Schluss  bildende 
Imperativ  verdrängt  wäre.  Eine  befriedigende  Lesart  vermag  ich 
nicht  herzustellen,  doch  ist  so  vielleicht  der  richtige  Weg  gewiesen. 

Drittes  Buch. 

198.  lieber  die  Form  suscepta  (succeptä)  vgl.  Rothstein  zu 
Prop.  IV  9,  36. 

232.   brattea.    lieber  die  Form  vgl.  Lachmann  zu  Lukr.  IV  727. 


Anhang.  207 

Zur  Sache  vgl.  Sen.  ep.  115,  9:  miramur  parietes  tentii  marmore  in- 
dudos,  cum  sciamus,  qtiale  sif,  quod  ahsconditur.  oculis  nostris  in- 
poninms,  et  cum  auro  tecta  perfiidimus,  quid  aliudquam  mendacio 
gaudemus  ?  sciemus  enim  sub  illo  auro  foeda  ligna  Jafifare.  nee  tantum 
parietibus  mit  lacunaribus  ornamenfum  tenue  praetenditiir :  omnium  isto- 
rum,  quos  incedere  altos  vides,  hraffeafa  felicifas  est. 

273.  analectrides  Ehwald.  analeptides  doch  wohl  von  avalaf.i- 
ßdveiv.  Vgl.  auch  Weise,  die  griechischen  Wörter  im  Latein.  Leipzig 
1882  p.  182  Anm.  7. 

343.   Vgl.  Ehwald  praef.  p.  XXXVII. 


III.   Zum  Koinmentar. 

Erstes  Buch. 

2.  Eine  Anlehnung  in  der  Anthologia  Latina  Nr.  788  Eiese: 
Maeonium  quisquis  Romanus  nescit  Homerum,  me  legat  et  lectum  credat 
utrumque  sibi.  Vgl.  Comparetti,  Virgil  im  Mittelalter.  Aus  dem 
Italienischen  übersetzt  von  Hans  Dütschke.  Leipzig  1875  p.  140 
Anm.  1. 

3.  Die  Stellung  wie  her.  13, 101 :  cum  venies,  remoque  move  velo- 
que  carinam. 

10.  Vgl.  Ov.  rem.  am.  23 :  et  puer  es,  nee  te  quicquam  nisi  ludere 
oportet :  lüde  !  decent  annos  mollia  regna  tuos. 

11  ff.  Vgl.  Tolkiehn,  Homer  und  die  römische  Poesie.  Leipzig 
1900  p.  158. 

12.  Vgl.  auch  Dieterich,  Nekyia.  Leipzig  1893  p.  166  f. 
16.  Zu  der  üblicheren,  auch  auf  dem  im  Kommentar  citierten 
Wandgemälde  aus  Herculaneum  dargestellten  Züchtigungsmethode 
passt  noch  besser  Apul.  met.  IX  28:  vocatis  duobus  e  familia  vali- 
dissimis  quam  altissime  stiblafo  puero  ferula  nates  eius  obverberans 
etc.  —  Eine  Aufzählung  verschiedener  Züchtigungsarten  bei  Ausonius 
im  protrepticus  ad  nepotem  26  tf.  (p.  262  Peiper). 

27  ff.   Vgl.  auch  das  Epigramm  des  Asklepiades  (AP.  IX  64): 
ÄvTal  7tOLf.iaLvovTa  i.ieoaf.ißQivcc  (.tT]Xd  as  Movoai 

eÖQa-/.ov  iv  T^gavaolg  ovQeaiv,  'Holoöe, 
xai  öOL  Y-oXkiTthrikov  iQvood/iisvai.  Ttegl  jiäaai 

toQs^av  ödcprag  hgov  d^gsfiova, 
öCüKav  Ö6  iiqdvag  ^EliKcovlöog  evO-eov  vöiog, 

10  7ijavoD  nib'kov  jiQÖod-ev  e-KOipsv  ovv^, 
ob  ob  y.OQeaodiii€vag  (.iay.dQtov  ysvog  sqya  ts  ^loXrraig 
xai  yevog  d()%auov  eyQacpeg  i)f.iid-6iüv. 

31.  lieber  das  ius  stolas  habendi  vgl.  Friedländer,  Sitten- 
geschichte I  515. 


208  '^'■ä  amatoria  (Anhang) 

31_34  citiert  Ovid  selbst:  trist.  II  247—250. 

5B.  Ueber  Andromeda  vgl.  auch  Rohde  Gr.  R.  33.  Auch  bild- 
lich wurde  die  Sage  oft  dargestellt:  vgl.  die  ausführliche  Be- 
schreibung bei  Achilles  Tat.  III  7.  Lucian.  de  domo  22.  Das 
Motiv  der  schönen,  an  den  Felsen  gefesselten  Jungfrau  auch  bei 
Ariost  (X  93  ff.). 

57.  Gargaron  ist  nach  Luc.  dial.  deor.  4  auch  der  Schauplatz 
der  Entführung  des  schönen  Ganymedes  durch  Zeus. 

57  if.  Vgl.  Zingerle,  Ovidius  und  sein  Verhältnis  zu  den  Vor- 
gängern und  gleichzeitigen  römischen  Dichtern  I  (Innsbruck  1869) 
p.  38. 

59.  Qitot  caelum  Stellas.  Der  Vergleich  ist  alt,  schon  Genesis 
22,  17.  Vgl.  Otto,  die  Sprichwörter  und  sprichwörtlichen  Redens- 
arten der  Römer  p.  321  (sub  sidus  1). 

67.  Nachgeahmt  von  Mart.  XI  47,  3:  cur  nee  Pompeia  lentus 
spatiatur  in  iimhra? 

69.  Ueber  die  munera  vgl.  Jordan.  Topographie  der  Stadt  Rom 
im  Altertum  II  48  ff. 

Uebrigeus  ist  der  Eingang  dieser  porticus  Octaviae  bei  der 
Kirche  S.  Angelo  in  Pescaria  erhalten,  freilich  in  der  Form,  die 
es  bei  der  Restitution  durch  Septiraius  Severus  und  Caracalla 
erhielt. 

70.  Vgl.  Ov.  trist.  III  1,  61:  dncor  ad  infonsi  Candida  templa 
dei,  Signa  peregrinis  uhi  sunt  alterna  columnis  etc. 

76.  Interessant  ist  auch  das  Epigramm  des  Meleager  (AP.  V 
159)  eig  Jrjftco  ti]v  kaiqav. 

Jrif.icü  Xev/.OTrccQSU,  oh  i-iiv  rig  eyMV  vrcoyotoxa 
xeQTitjai  •  ä  ö'  h  hiol  vüv  onvdyu  y.Qaöla. 

ei  de  oe  oaßßmiy.og  /.axiyei  rcod^oq,,  ov  {.liya  ^aüiicf 
eoTi  y.al  ev  ipvyQolg  odßßaoi  ^eQi^ibg  "EQcog. 

Der  Vers  erinnert  an  Tib.  I  7,  18:  alba  PaJaesfino  sancta 
columha  Syro. 

Zu  der  Verallgemeinerung  des  Namens  Sijria  vgl.  Martian. 
Capell.  VI  678  fp.  552  Kopp) :  iuxta  est  Syria,  multis  distincta  nomi- 
nihus.  nam  et  Falaestina  est,  cßia  contingit  Arabiam,  et  ludaea  et 
Phoenicia  et  quantnm  intehor  habetur  Damascene,  in  meridiem  vergens 
Babylonia. 

89.  Im  griechischen  Theater  war  das  anders;  darüber 
Rohde,  Gr.  R."^  73,  6.  ..Auf  keinen  Fall  aber  bot  sich  —  das 
dürfen  wir  aus  dem  völligen  Mangel  einer  jeden  Hindeutung 
schliessen  —  im  Theater  irgend  eine  Gelegenheit  zu  einer  An- 
näherung der  Geschlechter,  wie  sie  bei  römischen  Verhältnissen 
Ovid  so  lockend  auszumalen  liebt." 

99.  Vgl.  Felix  Bock,  Aristoteles  Theophrastus  Seneca  de 
matrimonio.  Accedit  scriptoris  Christiani  liber  nuptialis.  Dissert. 
inaug.  Lips.  1898  (In  den  'Leipziger  Studien'  Bd.  XIX  p.  1—70), 


I  31-187.  209 

p.  37  f.  Lactant.  de  vero  cultu  VI  20.  Aelian.  var.  bist.  VII  10: 
Tfj  SavdinTTTj  dh  6  lojy.QCXTi^g,  tTtel  ov-k  i]ßov?.eTO  rb  Ixeivov  iuäxiov 
svdvoaod-aL  y.ai  ovTwg  inl  tt/j'  d-eav  Tf^g  Ttounf^g  ßaöCeiv,  eg)r^-  ögäg, 
ojg  ov  d-eLOQTqoovoa  -d^etogr^oo/ueri]  öe  (.lälXov  ßaöiZsig. 

101 — 134.  Nach  sonst  üblicher  Auffassung  fand  der  Raub  bei 
Gelegenheit  einer  circensischen  Aufführung  statt.  Liv.  I  9,6: 
Judos  ex  industria  parat  Nepfuno  equestri  solJemnis;  Consualia  vocat. 
Cic.  de  re  publ.  II  7,  12:  ...  Sabinas  honest o  ortas  Joco  virgines. 
quae  Romam  Judorum  gratia  venissent,  quos  tum  primum  anniuersarios 
in  Circo  facere  instituisset  etc.    Vgl.  Ladewig  zu  Verg.  Aen.  VIII  636. 

185.  „Ganz  besonders  aber  dienten  die  Gewölbe,  die  den  Circus 
umgaben,  feilen  Dirnen  zum  Aufenthalt  (Juv.  III  65:  ad  circum 
iussas  prostare  pueJJas.  Anth.  Lat.  R.  I  190 :  iJJe  liahuit  doctas  drei 
prostare  pueJlas.  Elagab.  26.  Salmasius  (ed.  Lugd.  Script,  liist. 
Aug.)  p.  918  b),  daher  es  in  einer  christlichen  Schrift  heisst,  der 
Zugang  zum  Circus  führe  durch  das  Bordell  (Cj-prian.  spectac.  5). 
Unter  diesen  Prostituierten  waren  viele  Syrerinnen  und  andre 
Orientalinnen  in  fremder  Tracht  (Juv.  III  66),  die  beim  Schall  von 
Handpauken,  Cymbeln  und  Castagnetten  ihre  unzüchtigen  Tänze 
tanzten."     Friedländer,  Sittengeschichte  II  286. 

144.  Die  Bedeutung  von  puJ}Jica  verba  wird  klar  aus  Sen.  ep. 
3,  1 :  itaque  si  proprio  UJo  verbo ,  quasi  puhJico  usus  es  et  sie  iJJum 
amicum  vocasti,  quoniodo  omnes  candidatos  bonos  viros  dicimus,  quo- 
modo  obmos,  si  nomen  non  succurrif.  domiuos  salutamus  etc.  Ov.  am. 
III  7,  11 :  et  miJü  bJanditias  dixit,  domiuumque  vocavit,  et  quae  prae- 
terea  pubJica  verba  iuvant. 

146.  Antike  Zeugnisse  über  das  T  r  o  j  a  s  p  i  e  1  stellt  zusammen 
Gardthausen,  Augustus  und  seine  Zeit  II  1,  p.  262.  Anm.  28;  112. 
p.  519,  Anm.  5.  Vgl.  ferner  R.  Ehwald  im  Philologus  LIII  (1894) 
p.  738  ff.  Sonstige  Litteratur  bequem  bei  A.  v.  Premerstein,  das 
Trojaspiel  und  die  tribuni  celerum  in  der  Festschrift  für  Otto 
Benndorf,  Wien  1898  p.  261—266. 

149  tf.  Wie  tretfUch  gelungen  die  Stelle  ist,  wird  noch  klarer, 
wenn  man  sie  mit  einer  ihrer  Nachbildungen  vergleicht ;  wie  plump 
sagt  z.  B.  Herbort  (vgl.  Bartsch,  Albrecht  von  Halberstadt  etc.  p.  XL) : 

den  stoup  er  ir  ahe  Jas: 
da  gestuppes  nie  nild  was, 
da  hete  er  die  gebere, 
aJs  da  stoup  were. 

160.  Vgl.  Theophr.  char.  2,  11 :  xori  xov  naidbg  sv  reo  d-sdtQco 
dLcpsXöuevog  tct  7tQooy.eq>dlaia  avibg  vTtoaxQwoai. 

164.    Vgl.  auch  Friedländer,  Sittengeschichte  II  370  ff. 

171.  Ueber  die  Dedikation  des  Tempels  des  Mars  Ultor  vgl. 
monum.  Ancyr.  IV  21  (p.  88  Momras.  -)  Suet.  Aug.  29.  Ov.  fast. 
V  545 — 598.    Ueber  den  Namen  Ultor  s.  Ov.  1.  1.  mit  Peters  Anm. 

187.   Vgl.  Apollod.  II  62.    Die    bildlichen  Darstellungen   hat 

Ovid,  ars  amatoria  ed.  Brandt.  l'i 


210  -^rs  amatoria  (Anhang) 

Mvlonas  verzeichnet  (Mitteil.  d.  deutsch,  arch.  Inst,  in  Athen.  III 
(1878)  261).    Vgl.  auch  Röscher,  Lexikon  I  2,  8p.  2222. 

194.  iuvenum  princcps.  Vgl.  auch  mon.  Ancyr.  II  46  (p.  51 
Momms.  -) :  C.  et  L.  Caesares  honoris  mci  causa  senatus  popnlusque 
Bomamis  annuni  qiiintmn  et  decimum  agervtis  consuJes  designavit,  ut 
euni  magistratum  inirent  post  gtcinrpiennium  ....  Equites  autem 
Fiomani  nniversi  principem  inventutis  utrumque  eorum  parmis 
et  hasfis  argenteis  donatum  appelJaverunt. 

198.  Vgl.  noch  Justin.  XLII  4,  16:  sed  fatmn  Parfhiae  fecit, 
in  qua  iam  quasi  sollernne  est  reges  parricidas  huheri,  ut  sceleratissi- 
nitis  omnium,  et  ipse  Phrahates  nomine,  rex  statuerctur.  Itaque  statini, 
quasi  noJM  niori,  patreni  interfecit;  fratres  quoque  omnes  trticidat. 
Ausführlich  Joseph,  antiqu.  Jud.  XVIII  2,  4  (§  39  ff.). 

213.  Das  erste  Hemistich  auch  bei  Stat.  silv.  III  2,  127. 

214.  Ueber  den  Farbengegensatz  in  diesem  Verse  und  Ovids 
Vorliebe  dafür  vgl.  Zingerle,  kl.  philol.  Abhdl.  II  30. 

229.  Abgesehen  von  der  leichten  und  bequemen  Gelegenheit, 
welche  die  Gastmähler  den  Männern  boten,  der  Tugend  der  Frauen 
nachzustellen,  gab  es  dort  auch  sonst  sinnliche  Aufregungen  aller 
Art.  welche  die  Absichten  der  Männer  erleichterten.  Unsittliche 
Arien,  frech  nackte  theatralische  Darbietungen  und  üppige  Tänze 
entzündeten  die  Sinne,  daher  Plutarch.  quaest.  conviv.  VII  8,  4,  4 
(p.  712F):  Ol  de  noXkoi^  xat  yvvar/.öjr  oiy/.aray.eii.iiviov  y.cd  Ttaidiov 
a.vi]ßtov,  lTCiöet/.yvvzaL  ^utio]/-iaTa  rtgayi^idziov  v.a.)  köyiov,  a  TTCcorig  /.udr^g 
TagaxcüöeaTSQOv  rag  ilivyag  diari^r^oiv.  Quint.  inst.  or.  I  2,  8 :  omne 
convivimn  obscenis  canticis  strepit,  pudenda  dicfu  spedantur.  Bekannt 
ist,  dass  man  Backwerk  (Mart.  IX  2,  3.  XIV  69)  oder  Gläser 
(Juven.  I  2,  95 :  v^treo  hihit  ille  priapo)  in  Gestalt  von  Geschlechts- 
teilen den  Gästen  vorsetzte;  Lampen  in  Phallosform  und  ähnliche 
beim  Gelage  dienende  Obscönitäten  haben  sich  in  Pompei  massen- 
haft gefunden:  A'gl.  z.  B.  Fachin/  musee  roj'al  de  Xaples,  pein- 
tures,  bronces  et  statues  erotiques  du  cabinet  secret.  Paris  1836. 
—  Vgl.  auch  Jahn,  Berichte  der  Sachs.  Gesellsch.  der  Wissen- 
schaften 1851  p.  168.  Daher  Val.  Max.  II  1,  5:  vini  usus  olim 
Pomanis  feminis  ignofus  fuit,  ne  scilicet  in  aliquod  dedecus  prolabe- 
rentur:  quia  proxinms  a  Libero  patre  intemperantiae  gradus  ad  in- 
concessam   Venerem  esse  consuevif. 

231 — 234.  Durch  ein  bedauerliches  Versehen  ist  im  Kommentar 
das  erste  griechische  Citat  mit  Callim.  ep.  48  bezeichnet:  der  ge- 
neigte Leser  wird  gebeten,  dies  zu  streichen  und  dafür  einzusetzen : 
Achill.  Tat.  II  3,  3  (p.  60,  18  Hercher). 

232.  Thöricht  ist  die  Erklärung  bei  Athen.  XI  476  a:  rovg 
TCQänoig  leysTai  zoig  '/.egaOL  tCov  ßoöjv  ttIvbiv  •  äcp'  ob  xbv  Jiövvoov 
■/.egarocfvi]  nXdTTtod-ai  h'ri  xe  raüQOv  y.aXHod-cxL  vno  rcoXXwv  7rou]T(I)V. 
Dagegen  Diogen.  VII  89:  /.iqaxa  eyeiv  ItiI  rwv  ävdqeiag  tmöhqipiv 
kyöviMv. 

237.    Vgl.  auch  Ov.  met.  XII  242:  vina  dahant  animos^ 


I  194-271.  211 

caJonbus  a2)fos  vgl.  Hör.  ep.  I  20.  24 :  corporis  exigui,  praecanum, 
solihus  optum.     Ov.  met.  XIV  25. 

•230.  Um  den  Kommentar  nicht  zu  sehr  zu  belasten,  gebe  ich 
hier  noch  einige  Parallelen.  Arist.  Eth.  Hill:  zoioütov  de  Ttoiocot 
mc  Ol  jite^oy.öfievof  eielniöeg  yccQ  yivovrai.  Diphil.  fr.  86  Kock 
(II  p.  569)  bei  Athen.  II  35:  cb  tiügl  tolg  (pQovovoL  TigoGCfüJoicaE 
Jiövvoe  x«fc  GO(pcüTa^\  tog  r^övg  Tig  €i  •  dg  rov  xaneivov  /^u'ya  cpoovelv 
Tioulg  f.i6vog.  tov  rag  ocpQüg  aiQovTa  ayf-irrsi^eig  yeXäv,  xöv  t'  äGd-evr] 
Tolf.iäv  Tt.  Tov  öei'Aov  d-Qcwvv.  In  den  Anakreonteen  ist  das  Thema 
mehrfach  durchgeführt,  vgl.  43  (25).  46  (26),  47  (32).  48  (39).  Hör. 
ep.  I  5,  16:  quid  non  ehrietas  deftnjnaf?  Operta  recludif,  spes  inhet 
esse  raias,  ad  procJia  trudit  inertem ;  soJHcifis  animis  onus  exhnit, 
addocef  aries.  Fecundi  calices  quem  non  fecere  disertum?  Contractu 
quem  non  in  paupertate  sohttum?  Epod.  11,  13.  (Silius  11,  285.) 
Vgl.  Zingerle,  Ovid  etc.  III  16. 

244.  Mehr  darüber  bei  Otto,  Sprichwörter  der  Eömer  unter 
Venus.    Rohde,  Gr.  R.  161,  3. 

255.  Ueber  die  üeppigkeit  des  Badelebens  in  Bajae  hat  schon 
der  alte  Varro  gesprochen,  vgl.  sat.  Men.  fr.  44  (in  Buechelers  kleiner 
Petronausgabe  -^  p.  167  =  Riese  p.  105):  quod  non  solum  inmihae  ßunt 
communis,  sed  etiam  veteres  repuerascunt  et  nmlfi  pueri  puelJascunt. 

Vgl.  auch  die  philisterhafte  Auseinandersetzung  bei  Seneca 
(epist.  51),   dem    es   nichts   als  ein   "deversorium  ritioriim"  erscheint. 

259.  Bei  Aricia  befand  sich  auch  eine  Grotte  und  Quelle  der 
Egeria,  s.  Sil.  IV  367,  Ov.  fast.  III  261,  und  hier  war  der  Heros 
Virbius  heimisch,  der  später  mit  Hippolj^tus,  dem  Sohne  des  Theseus, 
identificiert  wurde.  Darüber  vgl.  Verg.  Aen.  VII  761  tf.  und  Peter 
zu  Ov.  fast.  III  265.  Ueber  den  Dianakultus  von  Nemi  vgl.  Preller 
RM.  I"  314. 

260.  Vgl.  auch  Paus.  II  27,  4 :  6  de  (sc.  Hippolj'tus)  lg  'IraXiav 
eo^trai  TCaqa  robg  l^Qr^islg  y.al  IßaGiAevGe  z«  amöd-i  y.ai  dxnjxe  t^ 
l4QT€i.iidi  x€f.itvog,  tvd^cc  äxQi  lf.tav  i^iovojitcr/iag  ad-Aov  ?'i'  ugäG&ai  Ttj 
^€ä)  zov  vr/.wvta.  6  dh  dywv  eAsvd-eQcov  /Lihv  TVQoey.eiTO  ovöevi,  oixeTaig 
öh  änodQäGi  rovg  ötGTCÖrag. 

263.  retia  ponas.  Vgl.  Otto,  die  Sprichwörter  der  Römer  p.  299 
(sub  rete  1). 

264.  imparihus  rotis.  Vgl.  noch  Ov.  trist.  III  1,  11:  cJauda 
quod  alterno  suhsidunf  carmina  versu-,  vel  pedis  hoc  ratio,  vel  via  longa 
facit.    ex  Pont.  IV  5,  3  u.  s. 

269.  Vgl.  Petron.  110:  ceternm  Eumolpos  .  .  .  miüia  in  muJiebrcm 
levitatem  coepit  iactare:  quam  facile  adamarent,  quam  cito  etiam  filio- 
rtim  obliviscerentur,  mdlamque  esse  feminam  tarn  pudicam,  quae  non 
peregrina  Jihidine  usque  ad  furorem  averteretur. 

271.  Beispiele  für  das  sogenannte  Gyf^ua  1^  ädwarov  geben 
die  alten  wie  auch  neueren  Dichtwerke  in  Unmenge.  Hier  seien 
aus  dem  grossen  Vorrate  einige  herausgegriifen.  Gewissermassen 
das  Fundament  solcher  Vergleichungen  bildet  der  bekannte  Schwur 

14* 


212  '^rs  amatoria  (Anhang) 

des  Achilles  (Ilias  I  234):  vai  fia  rööe  OYS]7TTQnv  tb  fxkv  ov  rrore 
fpvXla  -/XU  oCovg  cpvoei,  kTtsl  öi]  ngCoia.  TO{.iriv  h  oqsooi  ke'/.oiTrsv,  ovö^ 
ävad-)]h]0€L  .  .  .  denn  auch  hier  ist  der  Sinn :  eher  wird  dieser  Stab 
wieder  Blätter  treiben,  ehe  Achill  die  Beleidigung  vergisst.  Hdt. 
V  92  a :  fj  öt]  b  re  ovQavbg  eozat  evsgd^e  rf^g  yfjg  y.al  j;  yfj  /^uricogog  vrieq 
Tov  oi'Qavov  Y.a.1  avd-QcoTtOL  vofxbv  h  daläoat]  t^ovai  y.al  ixd-veg  rbv 
TtQÖxeQOv  uvd-QcoTtoL,  ozE  /£  vi-idg  10  yia/.sdaLuövLOL  loo/.oaiiag  y.ara- 
Xvovzeg  zvQavviöag  lg  t«c  Tzö/ug  y.azdyeiv  TraQuay-svaueods  (dazu  vgl. 
Archil.  fr.  74  bei  Stob.  flor.  HO,  10). 

Das  ScÖvmzov.  dass  das  "Wasser  rückwärts  den  Berg  hinauffliesst, 
ist  überaus  häufig.  Eur.  Med.  410:  livco  nozuuCov  hgwv  xcogoCoi 
Ttayai.  Vgl.  Hesych.  s.  v.  ävco  nozauöjv.  Ov.  her.  5,  30.  ex  Ponto 
IV  5,  43.  niet.  XIII  324:  ante  retro  Simois  fluef.  trist.  I  8.  1. 
Hör.  carm.  I  29.  10.  Prop.  II  15.  33:  fluminaque  ad  caput  incipient 
revocarc  liqnores.'  III  19.  6.  Sil.  V  253.  Claudian.  3, 159.  18, 353. 
—  Andere  dövvaza  (meist  schon  in  den  citierten  Stellen  mitenthalten) 
z.  B.  Verg.  ecl.  1.  59  ff.  8,  51  ff  Ov.  Pont.  II  4.  25  ö:  IV  6,  45  ff. 
met.  XIV  38  ff  Prop.  I  15.  30.  Hör.  epod.  16,  25  ff.  Um  auch 
aus  neueren  Dichtern  einige  Parallelen  zu  bringen,  sei  erinnert  an 
Schiller,  Jungfrau  I  10:  Karl:  Und  Orleans,  sagst  du,  wird  nicht 
übergeJm?  Johanna:  Eh^  siehst  du  die  Loire  zurücke  fliessen.  — 
Maria  Stuart  III  3:  Eh'  mögen  Feu'r  und  Wasser  sich  in  Liebe  be- 
gegnen, und  das  Lamm  den  Tiger  küssen  etc. 

Uebrigens  steht  der  Versauss-ang  aestate  cicaclae  mehrfach  bei 
Lucrez  (IV  56.  V  800).  Zur  Sache  vgl.  No\äus  v.  25  (II  p.  258 
Ribb.):  quando  ad  Judos  venit,  alii  cum  tacent,  fofum  diem  argidatur 
quasi  cicada. 

276.  Vgl.  Eur.  Androm.  220:  aioxQÖv  ys-  y.aLzot  yaiqov'  aQoevcov 
vöoov  ravzrjV  voGovuer,   u/.La  rToovözr^uev  y.aÄtüg. 

283.  Ueber  die  zahlreichen  Versionen  der  Bybüssage  vgl. 
Rohde  Gr.  R.  95.  1.     Haupt-Korn  zu  Ov.  met.  IX  441. 

285.  Myrrha.  Vgl.  auch  Rohde  Gr.  R.  36.  101.1.  Vgl.  Joseph, 
antiqu.  Jud.  XIX  1.  13  (94):  y.al  yctg  {.üuog  eiadyazai,  y.ad^  ov  ozav- 
Qovzat  Xrjfpd-elg  f]yef.id)v,  b  ze  ogyr^ozzig  ÖQäua  eiadysL  KivvQav,  ev  tt) 
avzög  ze  Ly.zdvezo  y.al  fj  d-vydzr^g  Mvqou,  alud  ze  i/v  zsxvrjtbv  Tto'kh 
y.al  TTEol  xbv  ozavQojd^evza  iy.y.tyvuevov  y.al  zwv  Titql  zbv  KivvQav, 
Suidas  II  1  p.  1037  Beruh.:  Etvocpöjv  EuTigiog,  lozoQi/.ög.  Kv/tQia/.d' 
tazi  de  y.cd  avza  egtoziytöv  vnod-eoewv  iazogia  Tieoi  ze  Kivvqav  y.al 
MvQoav  yal  ".-Jöioviv. 

289.  Sogar  in  Tänzen  wurde  die  Sage  dargestellt,  vgl.  Luc. 
Salt.  49.  Sueton.  Nero  12:  inter  pjrrhicharum  argumenta  taurus 
Pasiphaen  ligneo  mvencae  simulacro  abditam  iniif.  Mart.  spect.  5: 
iunctam  Pasiphaen  Dictaeo  credite  tauro :  vidimu-s,  accepit  fahula  prisca 
fidem.  nee  se  miretur,  Caesar,  longaeva  vetustas :  quidquid  fama  canit, 
praestat  harcna  tibi. 

292.  lactis.  Vgl.  Otto,  die  Sprichwörter  der  Römer  p.  183 
(sub  lac  1). 


I  276—388.  213 

293.  Die  griechische  Adjektivform  lautet  Krwo{o\iog,  Find.  Ol. 
12,  16.  Soph.  Ai.  699  ii.  oft.  Ovid  hat  ausser  Gnosias  auch  noch 
Gnosiacus  (z.  B.  met.  VII  471),  Gnosis  (z.  B.  ais  I  527.  III  158)  und 
Gnosius  (z.  B.  her.  IV  68).    Vgl.  auch  Orelli  zu  Hör.  carm.  I  22,  14. 

Cydomns  würde  einem  griechischen  Ktötursiog  entsprechen,  was 
ich  nicht  nachweisen  kann.  Die  griechische  Form  heisst  EvSchviog 
(z.  B.  Kvöcbviai  ur^kideg  =  Quitten,  deren  Heimat  hier  war,  bei 
Ibykus  fr.  1  bei  Athen.  XIII  601 B). 

331.  Aesch.  Choeph.  613:  ä/j.av  di]  ziv'  h  '/.öyoig  oxvytlv,  (poL- 
viav  Iy.vX'/xiv,  aV  ex&gcbv  vnal  cf^Cot'  änchXeotv  cfi/.ov,  Kgr^rAolg  xqv- 
aeod/nr^TOioiv  bguoig  nidr^Gaoa  öcögoioc  Mivw.  Nioov  ad-avdzag  Tgiyog 
voacfioao^  arcQoßovXiog  nviovd^  a  y.vvocpQOJv  vtxvco  •  -/.lyävu  de  fiiv 
"EQi^f^g.  Nach  Ov.  trist.  II  393  war  die  Sage  von  Skylla  auch  Gegen- 
stand dramatischer  Behandlung.  —  Vgl.  auch  Eohde  Gr.  E.  93.  Ueber 
die  Verwechslung  der  beiden  Scylla  vgl.  auch  Zingerle,  Ovid  etc.  1 124. 

332.  Ueber  die  Hunde  der  S^kylla  vgl.  auch  Lucr.  V  889. 
Tib.  III  4,  89.    Verg.  Aen.  III  432. 

335.  Ueber  die  Behandlung  der  Medeasage  vor  Euripides  vgl. 
Wecklein  in   der  Einl.  seiner  kommentierten  Ausgabe  der  Medea. 

fJamma  wird  man  hier  nicht  erklären  dürfen  'die  Liebesglut 
der  Creusa',  vielmehr  ist  die  Liebesleidenschaft,  die  all  den  Jammer 
verschuldet,  die  der  Medea :  ihre  Liebe  und,  als  sie  sich  verschmäht 
sieht,  ihre  rasende  Eifersucht.  Demnach  ist  flamma  wörtlich  zu 
nehmen :  der  Flammentod  der  Creusa.  Und  ein  -^^irklicher  Flamme  n- 
tod  war  es,  das  geht  aus  allen  Stellen  hervor,  vgl.  z.  B.  Eur.  Med. 
1187:  d-avf.iaGTOV  ^iei  väf.ia  Ttaucfayov  rcvQog. 

336.  Ueber  die  Stellung  von  sangnmulenta  vgl.  V.  414  und 
Zingerle,  Ovid  etc.  I  15. 

337.  Darauf  bezieht  sich  auch  das  Epigramm  AP.  III  3.  Von  der 
Blendung  des  Phoenix  weiss  Homer  nichts.  Vgl.  auch  Arist.  Ach.  421. 

339.  Die  Namen  der  unglücklichen  Söhne  des  Phineus  werden 
verschieden  angegeben :  Farthemos  und  Kramhis  (schol.  Apoll.  Rhod. 
II  140),  Oartlms  und  Kramhis  (schol.  Ap.  Rh.  II  178i,  PJexippos  und 
Fandion  (Apollod.  III  200),  Folymedes  und  Khjiios  ( Anth.  Pal.  III  4). 
—  Von  Aeschylus  (Athen.  X  421  f.,  fr.  251  Dind.)  und  Sophokles 
(fr.  633 — 642  Dind.)  ist  die  Phineussage  dramatisch  dargestellt. 

344.  e  mulfis  —  una  Ueber  den  'Zahlengegensatz''  vgl.  Zingerle, 
kl.  phil.  Abhdl.  II  32. 

349.  Vgl.  Publilius  Syrus  28  (II  312  Ribb.):  aJiena  nohis,  nosfra 
plus  aliis  placent.  Juven.  V  14,  142:  maiorque  videtur  et  melior  vicina 
seges.     Pers.  6, 13 :  secnrus  et  anqulus  ille  vicini  nosfro  quia  pinguior. 

373.  Vgl.  Rothstein  zu  Prop.  III  3,  23. 

374.  Vgl.  Otto,  die  Sprichwörter  der  Römer  etc.  p.  244  (sub 
nix  2). 

388.  Die  Quelle  dieser  überaus  häufigen  sprichwörtlichen 
Wendung  ist  Homer.  II.  VI  345  ff.  Zahlreiche  Nachweise  giebt 
Otto,  a.  a.  0.  p.  365. 


214  -^rs  amatoria  (Anhang) 

392.    Hinter  Verg.  füge  ein :  georg.  IV  247. 

405.  Diesen  Tag  hat  man  wohl  auch  bei  Prop.  IV  5,  35  zu 
verstehen. 

Der  Xame  Fortuna  Virilis  soll  sicli  dadurch  erklären,  dass  sie 
den  Frauen  bei  den  Männern  Glück  giebt.     Vgl.  Ov.  fast.  IV  145  ff. 

407  f.  Dass  mau  sich  zu  Neujahr  Geschenke  machte,  ist  mehr- 
fach überliefert.  Die  Xeujahrsgeschenke  heissen  strenae  (vgl.  aber 
Orelli,  No.  2417  ^=  I  p.  421  Zeile  1),  woraus  sich  das  französische 
etrennes  entwickelt  hat.  Vgl.  Ov.  fast.  I  185  ff.  Mart.  VIII  33,  11. 
XIII  27.  Plin.  uat.  hist.  XXVIII  22.  Ausführliches  darüber  bei 
Preller,  EM.  l'^  p.  180  ff.  Marquardt-Mau,  Privatleben  I  -  p.  252 
Anm.  1. 

Dass  solche  Geschenke  zum  Teil  sehr  kostbar  und  teuer  waren, 
beweist  Juven.  II  6,  153:  meme  qiiidem  hrmnae,  quo  iam  mercafor 
lason  clausus,  et  urmatis  obstat  casa  Candida  naiitis,  grandia  toUnntiir 
crystcdlina.  mcixima  rursns  murrina,  deinde  adamans  notissimus  et 
Berenices  in  digito  factus  pretiosior. 

Circus  allein  bedeutet  in  der  Regel  den  Circus  Maximus.  Juv. 
IV  10,  37.    Liv.  VIII  20,  1. 

Nun  heisst  freilich  auch  der  Circus  Flaminius  bei  Ovid 
schlechthin  circus,  ohne  Zusatz  (fast.  VI  205.  209),  und  es  ist  nicht 
zu  leugnen,  dass  die  römischen  Leser,  wenn  es  sich  an  unserer 
Stelle  wirklich  um  einen  andern  Circus  handeln  sollte,  auch  ohne 
nähere  Angaben  aus  dem  Zusammenhange  sofort  wussten,  welcher 
Circus  gemeint  sei^  Man  kann  daher  unsere  Stelle  auch  auf  den 
Circus  Flaminius"  deuten.  Martial  z.  B.  hat  den  Becher,  den  er 
dem  Flaccus  schickt,  am  Circus  Flaminius  gekauft  (Mart.  XII  74). 

409.  Vgl.  Stat.  silv.  I  3,  95:  haec  per  et  Aegeas  hiemes  Plia- 
dumque  nivosum  sidus  et  Oleniis  dignum  pctiisse  suh  astris. 

418—430.  Die  Habsucht  und  immer  erneute  Geschicklichkeit 
den  Liebhaber  zu  rupfen,  ist  ein  von  der  Komödie  her  vererbtes, 
dann  in  immer  neuen  Variationen  begegnendes  Motiv.  Hier  einige 
Andeutungen.  Plaut,  trucul.  I  1,  31 :  priusc[uani  unum  dederis,  cen- 
tum  quae  posccd,  parcd.  auf  periit  cmrum  aut  concissa  pcdlulast  aiit 
empta  anciUa  aut  cdiquod  vasum  argenteum  aut  aliquod  vasum  ahenum 
aut  Jectus  dapsilis  aut  armariola  Graeca  aid  aliquid  semper  est  quod 
pereat  debeatque  amans  scorfo  suo.  asin.  I  3,  16  u.  s.  Ov.  amor.  I 
8,  38:  quantmn  quisque  (erat,  respiciendus  erit.  Hör.  ep.  I  17,  55: 
nota  refert  meretricis  acumina,  saepe  catellam,  saepe  periscelidem  raptam 
sibi  (lentis,  uti  mox  nnlla  fidcs  damnis  verisque  doloribus  adsit.  Be- 
sonders anschaulich  auch  Mart.  XI  50:  -^ 
Nidlast  hora  tibi  qua  non  me,  Phylli,  furentem 

Despolies:  tanta  calliditate  rapis. 
Nunc  plorat  speculo  fcdlax  anciUa  relicto. 

Gemma  vel  a  digito  veJ  cadit  aure  Japis; 
Nunc  furtiva  lucri  fieri  bombycina  possunt 

Profertiir  Cosmi  nunc  mihi  siccus  onijx  etc. 


I  S92— 477.  215 

433.  rogare  mit  dem  acc.  c.  inf.  z.  B.  auch  met.  XIV  138: 
tot  mihi  natales  contingerc  vana  rogavi. 

data  reddcre  nolunt  auch  dies  schon  iu  der  Komödie  ausgeprägt 
und  in  den  Vorschriften  der  Jena  Bipsas  enthalten ;  Ov.  am.  I  8, 101 : 
cum  multa  ahstideris,  uf  non  tarnen  omnia  donet,  quod  nmiquam  reddas, 
commodet.  ipsa  roga! 

475  f.  Dieses  Distichon  hat  sich  an  der  Wand  einer  Basilika 
zu  Pompei  in  folgender  Form  gefunden: 

(Xiiid  pote  tan  durum  saxso  aut  quid  mollius  unda? 
dura  tarnen  molli  saxsa  cauantur  aqua. 

S.  CIL.  IV  1895.  Anth.  Lat.  ed.  Buecheler  II  2  p.  433  (Xr.  936). 
471.  Vgl.  Achill.  Tat.  I  9.  6:  ü  yäg  to.  äygia  tüv  d-riQicov 
ovvr^d^eia  ri^aaevszai,  rcolh  (.lälkor  tuvt]]  (.lakaxd-eiiq  y.al  yivt].  Eine 
ähnliche  Pointe  hat  das  Epigramm  des  Marcus  Argentarius  (AP. 
IX  221),  V.  5: 

cpQiaaw  rbv  ßqoxnXoLyöv  •  ö  yccQ  ymI  S-fjoa  daf.iaCo)v 
ayQiov,  ovo'  dkiyiov  (peiasTaL  aueouov. 

473.  Lucr.  I  311:  quin  etiam  nnütis  solis  redeuntibus  annis 
anuJus  in  digito  suhter  temiatur  hahendo,  stilicidi  casus  lapidem  cavat, 
uncus  aratri  ferreus  occuUe  decrescit  vomer  in  arvis,  strataque  iam 
volgi  pedihus  detrita  viarum  saxea  conspicimus:  tum  portas  propter 
aena  signa  manus  dextras  ostendunt  adtenuari  saepe  salutantum  tactu 
praeterque  meanfum.  Ov.  ex  Pont.  IV  10,  5:  gutta  cavat  lapidem, 
consumitur  anulus  usu.  attcritur  pressa  vomer  aduncus  Immo.  Weiteres 
bei  Bergk,  kleine  philologische  Schriften,  Halle  1884,  I  p.  434. 

474.  Ov.  ex  Pont.  II  7,  43:  nee  magis  adskluo  vomer  tenuatur 
ah  usu  etc.  am.  I  15,  31 :  ergo,  cum  silices,  cum  dens  patientis  arcdri 
depereant  aevo,  carmina  morte  carent. 

475.  Nachweise  dieses  Sprichwortes  in  der  deutschen  Litteratur 
des  Mittelalters  bei  Bartsch,  Albrecht  von  Halberstadt  etc.  p.  XL. 

476.  Ausser  den  schon  genannten  Parallelen  vgl.  noch  Choeril. 
fr.  10  (EGF.  ed.  Kinkel  p.  271):  TtsTQrjv  y.oLlaivu  Qcaus  vSazog  evÖ€- 
XfX^ir]-  Weitere  Stellen  in  Menge  giebt  v.  Leutsch  zu  Apost.  XV 
19  (il  p.  632)  und  Otto,  die  Sprichwörter  der  Römer  p.  157  (^^sub 
gutta  2). 

477.  Freilich  ist  selbst  die  keusche  Penelope  nicht  von  übler 
Nachrede  verschont  geblieben.  Pausanias  (VIII  12,  6)  erzählt  von 
einer  noLriOLg  deongiozig,  in  welcher  Penelope  den  aus  Troja  heim- 
gekehrten Gemahl  mit  einem  Töchterlein  ITzohTtÖQd-r]  überrascht. 
Das  weitere  Geschwätz  dort  möge  der  Interessent  selbst  nachlesen, 
Nach  einer  andern  sehr  verschieden  erklärten  Sage  ist  sie  von 
Hermes  Mutter  des  Pan.  Ob  dies  wirklich  bei  Pindar  (fr.  100  [68]) 
zu  lesen  stand,  wie  Servius  (und  schol.  Bern.)  zu  Vergil.  ge.  I  17 
und  der  Scholiast  zu  Lucan.  III  402  behaupten,  scheint  nach  dem 
entgegengesetzten  Zeugnis  des  Scholiasten  zu  Pseudotheokrits  Syrinx 


216  A.rs  amatoria  (Anhang:) 

V.  2  mindestens  zweifelhaft.  Jedenfalls  wird  es  bezeugt  von  Hdt, 
II  145:  ky.  llrivelÖTtr^g  yaq  v.aX  "Equiu)  /JyeraL  yeviadai  vrto  '^Elltjvcov 
ö  ndv.  Die  Ueberlieferunoen  gehen  hierin  sehr  auseinander.  Viel 
thörichtes  Gerede  hat  darüber  der  Scholiast  zu  Theokr.  1,  3  (p.  6 
Ziegler):  %ov  de  Tläva  ol  f.uv  (paoiv  vlbv  Ilr^ve'/.ÖTtrfi  v.ai  ttccvtcov  rwv 
fxvr^atriQCüV,  xat  öia  toöto  Aiyeod-ai  y.ai  Ilüva'  'ETTi/j^sviörjg  de  ev  Toig 
7tOLr^uaoi\%'  avTo'^  Jibg  ymI  Kcdharoüg  Ilüva  /.al  \-jQ/.äda  didv/.iovg. 
^AgioTiTCTiog  de  iv  zw  I-Iq/mÖl-zm)  Jibg  '/.al  Nv^icpr^g  Oivr^'idog  etc.  Vgl. 
Nonn.  XIV  92:  tov  öe  vofxalg  oliov  Noiiiov  cpllov,  OTUtÖTe  Nvuqir^g  öefiriov 
äygavXoio  öuarixe  UrjVeloTteirjg,  Ttoifiei'lr]  ovQiyyi  fxef.ir^?.öza.  Plut.  de 
def.  orac.  17  (mor.  419 e).  Cic.  de  nat.  deor.  III  22,  56.  Dagegen 
verständig  Tzetzes  zu  Lj'C.  772:  JoCgig  6  Idiuiog  ev  xCo  Tteol  Uya- 
■9-oyleovg  (FHG.  II  p.  479  fr.  42)  cpr^ol  t7)v  nrjve).Ö7tr]v  ovyyeveaS-ai 
TtaGL  rolg  f^Lvr^oxfiOOL  y.al  yevvf^oai  Tgayoo/.e/.f^  Iläva.  ^Xvaqel  de 
Ttegl  Ilavög'  ö  Uäv  yccQ  'Eo/tioü  xal  Ur^velÖTrrjg  äXXrjg 
yeyove.    Dazu  vgl.  Lucian.  dial.  deor.  22. 

Eine  andere  Fabelei  steht  in  den  fragmenta  Sabbaitica  von 
Apollodors  Bibliothek  (veröffentlicht  von  Papadopulus  im  Rhein.  Mus. 
XL  VI  (1891)  p.  161  ff.  Da  heisst  es  (p.^  181  Z.  10) :  xiveg  de  Hrjve- 
XoTtriV  vTtb  ylriLvoov  cpS-ageioav  '/.eyovoiv  virb  'Odvooecog  Ttgbg  rbv  rta- 
%eqa  'l-AÜgLOV  ärcooTaXf^vai,  yevouivr]g  de  r^g  'jQv.adiag  y.ata  ^avieiav 
1^  '^Eouoü  rey.eiv  Iläva.  äl/.oi  de  di  '^ficpivouov  vrtb  'OdvOGHog  avxbv 
reXevTf^aai  •  diacpS-agf^vat  yaq  avzr^v  vjib  rovzov  Ifyovoiv.  Vgl.  endlich 
Eustath.  zu  Hom.  Od.  II  84  am  Ende. 

500.  Vgl.  her.  16  (17),  81:  a!  quoiiens  digitis,  quotiens  ego  tecia 
notwA  Signa  supercilio  imene  loquenfe  dari! 

505.  Vgl.  Menand.  fr.  363  (III  p.  105  Kock)  bei  Athen.  IV  166  a: 

•/.airoL  veog  Ttoi'  tyevöf^i^v  y.ayco,  yvvai, 
aÄP/  oiy.  eXovjiiriV  nevzäy.ig  zr^g  f^uegag 
z6z\  ä)J.a  vvv.  ovde  yXavLö'  eiyov  d)j.a  vüv. 
ovde  uvQOv  eixov  dkka  vüv.  y.ttl  ßd\pof.iaL 
y.al  rraQazü.ov/iiai   it^  Jl    y.ai  yevr^aouaL 
Kzr^oiTTTTog,  oiy.  ävd^Qiorcog  ev  öXiyii)  yqovi^' 

514.  Dass  übrigens  auch  die  Sorgfalt,  die  man  auf  den  Um- 
wurf  der  Toga  verwendete  (vgl.  Heindorf  zu  Hör.  sat.  I  3,  31)  über- 
trieben werden  konnte,  lehrt  anschaulich  das  Beispiel  des  Horteu- 
sius  bei  Macrob.  sat.  III  13,  4:  sed  forte  ad  notam  seculi  sui  non 
suffieit  Hortensius,  vir  alioquin  ex  professo  moUis  et  in  praecinctu 
ponens  omnem  decorem.  fuit  enim  vestitu  ad  munditiem  curioso,  et  ut 
bene  amictns  iret,  fadem  in  speculo  querehat,  tihi  se  intnens  togam 
corpori  sie  applicabat,  ut  rugas  non  forte  sed  indn-stria  locatas  artifex 
nodus  adstringeret  et  sinus  ex  conposito  dcfiuens  modum  lateris  amhiret. 
is  quo7idam  cum  inrederef  eJahoratus  ad  speciem.  coJlegae  de  iniuriis 
diem  dixit,  qiiod  sibi  in  angustiis  ohvius  offensu  fortuito  structuram 
togae  destruxerat:  et  capital  putavit,  qiiod  in  humero  siio  locum  ruga 
mutasset.    Vgl.  unten  III  445. 


I  500—563.  217 

524.  Der  Vers  ist  eine  eupliemistische  Umschreibung  des  Be- 
griffes viroms.  Die  von  Ovid  hier  nur  angedeuteten  (cetera)  Merk- 
male werden  an  anderen  Stellen  ausfiirlich  mitgeteilt.  Vgl.  vor 
allem  Gellius  VII  12,  5:  verba  sunt  haec  Scipionis:  nam  qui  cofidie 
unguentattis  adversuni  speculuni  ornetur,  ciiius  supercilia  radantur,  qui 
harha  vulsa  feminihusque  suhvulsis  ambulet,  qui  in  conviviis  adulu- 
scentulus  cum  amatore,  cum  chiridota  tunica  inferior  accuhuerit,  qui 
non  modo  vinosus,  sed  virosus  quoque  sif,  eumne  quisquam  dubitet, 
quin  idem  fecerit,  quod  cinacdi  facere  solcnt? 

530.  Ueber  die  Bevorzugung  des  blonden  Haares  vgl.  auch 
Becker-Göll,  Charikles  III  305. 

535.  Zum  Schluss  des  Hexameters  vgl.  Zingerle,  Ovid  etc.  II  79. 

541.  Zu  der  Erweiterung  2Iimcdlonides  aus  Mimallones  lässt 
sich  vergleichen  Amazonides  aus  Amazones  fVerg,  Aen.  I  490),  wozu 
auch  das  griechische  Vorbild  {i-JuaCovlösg)  häufig  nachzuweisen  ist, 
vgl.  schon  Hdt.  IX  27.    Find.  Ol.  13,  87  u.  sonst  oft. 

543.  Hübsch  ist  Nemesian.  ecl.  3,  27:  quin  et  Silenus  parvum 
veferanus  alumnnm  auf  yremio  fordet  auf  resupinis  sustinet  idnis.  Ueber 
die  äussere  Gestalt  des  Silen  giebt  abgesehen  von  den  zahlreichen 
auf  uns  gekommenen  bildlichen  Darstellungen  (vgl.  Preller-Robert 
Gr.  M.  I  2,  735  Anm.  1)  vielfach  Auskunft  Nonnos.  Die  Kniee 
sind  ihm  schwer  (XVII  27),  er  hat  eine  Glatze  (Ov.  fast.  III  745), 
die  bekannte  stumpfe  Nase  (ib.  754),  trägt  Hörner  am  Kopfe  {y-sga- 
ocpÖQog  XIX  342),  ist  am  ganzen  Leibe  zottig  (kdawg  XI  352). 
Daher  das  Sprichwort  bei  Athen.  V  188  d:  IsLlr^vCov  ahxicov.  —  Als 
Vertreter  von  Lebensweisheit,  um  auch  diesen  Punkt  wenigstens 
anzudeuten,  erscheint  Silen  z.  B.  bei  Cicero  (tuscul.  I  114).  Vgl. 
auch  Verg.  ecl.  6  und  dazu  Eibbeck,  ED.  11^  26.  Zu  der  Eolle, 
die  Silen  hier  spielt,  erinnere  ich  an  ein  Wandgemälde  in  Neapel 
(Mus.  Borb.  III  6),  das  Hermann  Kurz  (Geschichtliche  und  Künst- 
lerische Erläuterungen  zu  L.  Weissers  Bilderatlas  zur  Weltgeschichte. 
Stuttgart  1864,  I  2  p.  317)  so  beschreibt:  „Dionysos  mit  Gefolge 
der  von  Theseus  verlassenen,  schlafenden  Ariadne  nahend.  Eine 
seiner  bacchischen  Begleiterinnen  führt  den  mehr  wonnig  träumenden, 
als  begehrenden  Gott  zu  der  Schläferin,  der  ein  Eros  das  Gewand 
wegzieht.  . .  .  Mit  vielem  Humor  ist  der  dicke,  alte  Silen  gemalt, 
der  von  einem  Satyr  gezogen  keuchend  das  Felspiatau  erklettert, 
das  der  vom  übrigen  Gefolge  aus  Neugier  und  Teilnahme  beschauten 
Scene  gleichsam  zur  Bühne  dient"  (das  Bild  in  Weissers  Atlas, 
Götterbilder,  Tf.  VIII  Fig.  26). 

546.  Auch  der  vdgd-r]^  diente  als  Züchtigungsmittel,  vgl.  Xen. 
Cyr.  II  3,  20:  oi  öe  ovyv.e-x.Of.iiUvoi  tolg  vccQd-rj^iv  ävixgayov  öii  ov 
0(pioL  öoiioirj  Ttaiöia  eivai  xo  d/iiöO^ev  TTcäeo&ca'  a^ia  ös  ertedeUviGav 
töjv  vaQd-i]jHtjv  rag  Ttlr^yctg  xal  tv  xbqoI  xal  h  tQaxrjXoig,  svlol  de  -Aal 
h  TCQoowTioig.    Plut.  Pomp.  cap.  18  u.  s. 

563.  vfxh'ttLog  als  'Hochzeitsgesang'  kennt  schon  die  Ilias  (XVIII 
498:  Ttolvg  6'  öfievaiog  uQwQeu');  der  Hochzeitsgott  Hymenaeus  be- 


218  -^rs  amatöiia  (Anhang) 

gegnet  uns  dann  bei  Sappho  ffr.  91  Bgk.)  in  der  einfachsten  Form 
des  ZAvisclienriifes  'rm]vaov),  dann  von  Euripides  und  Aristophanes 
an.  Zu  den  im  Kommentar  angeführten  Stellen  seien  hier  noch 
hinzugefügt  Eur.  fr.  781  Dind.  (aus  dem  Phaethon):  Tjuip'  "l^r^v, 
Tccv  Jibg  ovQuvLav  aeiöo^tv  rav  'Eqojtiüv  Ttörviav,  tcxv  nuQd-ivoiQ  yccfiri- 
hov  UcpQoöiTav.    Xonnos  XVI  290.    XXIV  271.    AP.  VII  407.  5: 

7;  ymI  '^rurjv  '^Tf.iivaiog  e^iov  einpeyyia  Ttevv.rjv 
ovv   Goi  vvu(piduov  'iaxaO^  vntQ  d^a/.ccuiov. 

575.  Vgl.  noch  AP.  V  260: 

fin».(^»,i       ^if^il  f^ily  od  q)ü.6oivog'  ürav  d'  Id-fj.r^g  ue  usd-uoaai, 
■pavr\«A+iciw  riQCüTa  ob  yevo/isvrj  TtQÖacpsqe,  y.al  deyouaL. 

ei  yctQ  ircupavoug  rotg  yei/.tGiv,  ovv.eii  vrjcpsiv 
eviLiaQeg  ovde  (pvyüv  xov  yhr/.hv  olvoyöov 
7tOQ&iuv€L  yao  €/Lioiys  '/.vXi^  naoa  oov  to  (pikr^ua 
'/.ai  tiiOL  ä/tayyi/J.ei  tj^v  yäqiv  }\v  €/.aßtv. 

Lucian.  dial.  deor.  5.  2  (Hera  zu  Zeus) :  ork  öh  /.cd  a:zoyivaäi.uvog 
l-wvov  eöio/.ag  iy.eivoj  (dem  Ganj'med)  '/.al  TCiövxog  ä-no'La.yuiv  %\]v  /.vU/.a 
ooov  VTiö/.oiTiov  er  avTfi  Ttlvsig,  oi)ev  y.al  6  nalg  enu  vxd  tvi^a  ttqoo- 
riQf.ioae  xh  /«t'ÄJj,  tVa  '/.a\  nlvr]g  äf.ia  y.ai  cpiXfjg.  Aristaen.  I  25 
(p.  155  Hercher):  6  de  QccöUog  i]vüyßTO,  azs  veog  -/.al  iQWTf/.bg  xal 
oivov  TCoXXoö  öiad-€Qi.iaivovTog  avxov  %i]v  ipvyi'iV,  y.al  tovxov  di]  xov 
XQÖTtov  wonsQ  Ix  axo/.iaxcüv  vTtecpl'kovv  äV.r^'Lovg  v.o.xarcivovxeg^  xa  (pikr\- 
[xaxa  Y.a.\  xov  oivov  xolg  yßikeoi  y.exQau6vov  /luxqi,  y.al  avxr^g  Ttaoene/XTtov 
xf^g  y.aQÖiag. 

576.  Vgl.  auch  Luc.  dial.  mer.  12,  1 :  y.al  Ttiiov  äv  Ixalv/]  /.lev 
vneösL^ag  xo  noxr^giov,  ccTToöidohg  öe  t^  naiöl  nqog  xo  ovg  ay.e'/.evsg, 
ei  /.IT]  ITvQalllg  aixijasis,  ^d]  äv  a/.lo)  lyyiai. 

593.  Den  Kampf  der  Lapithen  und  Kentauren  beschreibt  auch 
Hesiod,  scut.  178  tf..  doch  ohne  Xennung  des  Emytion.  (Der  theog. 
293  genannte  ist  ein  anderer,  der  Rinderhirt  des  Geryones,  und 
Eurytos  in  fr.  70,  2  bei  schol.  Soph.  Trach.  263  ist  der  Vater  der 
bekannten  Jole.)  Der  Kampf  der  Lapithen  und  Kentauren  war 
bekanntlich  dargestellt  in  dem  westlichen  Giebelfelde  des  Zeus- 
tempels zu  Olympia  und  wird  von  Pausanias  (V  10,  8)  so  be- 
schrieben: xa  öe  Iv  xolg  aexolg  eaxlv  avxCp  ylaTtid-Cbv  ev  tcp  ITetQld-ov 
ydfui)  TCQog  KevxuvQOvg  fj  /nccyr].  y.axa  uh  öij  xov  äexov  xo  (.leoov 
neiQiO-ovg  laxL.  7taQa  de  avxov  xf]  /.lev  Evqvxiiov  fjQrta/.wg  ii]v  yvvuiy.d 
eGii  xov  HeiQid-ov,  y.al  uuvucov  Katvevg  xCo  Ueigi^w,  xf]  de  dt^oevg 
d/xvvö/.ievog  TceLi/.ei  xovg  KeviavQovg-  Kevravgog  de  ö  luv  naqd^evov,  ö 
de  Ttalda  i]Q7Tay.wg  loxiv  aigalov.  Vgl.  dazu  die  Pausaniasausgabe 
von  Hitzig-Bluemner  II  1  p.  332.  —  Paus.  VII  18,  1  wird  ein 
eXeyelov  eg  Evgvxicova  KivxavQOv  vno  '^EQfir^oidva/.xog  TteTtoUj/iievov  er- 
wähnt.   Vgl.  ferner  AP.  XI  1,  3.    XI  12.     Prop.  II  2,  9. 

595.    Vgl.  Friedländer,  Sittengeschichte  III  323. 

601.    Die  in  solchen  Sachen  naiver  denkenden  Alten  nahmen 


I  575- f46.  219 

an  Wendung-en  dieser  Art  eben  keinen  Anstoss.  In  Odj'sseus' 
huldigender  Anrede  an  das  zarte  Pliäakenkind  Nausikaa  freilich 
fehlt  jede  geschlechtliche  Andeutung.  Hom.  Od.  VI  158:  'Ailvog  ö' 
av  neQi  xfjQi  /nay.üQjaTog  f'^oxog  älktov,  og  xe  ff'  eeövoioi  ßgioag  oiy.ovö' 
dydyi]Tai.  Aber  sonst  sind  Wendungen  wie  die  hier  im  Texte  ge- 
brauchte durchaus  nicht  selten,  auch  im  Munde  der  Frauen  und 
Mädchen,  wie  im  Gespräch  mit  ihnen.  Hierher  gehören  zunächst 
Ausdrücke  wie  Isxog  für  Ehe,  Braut,  Gattin.  Vgl.  ferner  die  Worte 
der  Jungfrau  Antigone  (Sopli.  Ant.  862):  Iw  (.laTgCoat  ley.xQojv  drai 
Tiotfüj/Liaid  t'  aL'zoy€rvt]Ta,  wenn  auch  freilich  von  beispielloser 
Roheit  Kreons  A\'orte  sind  (ib.  569) :  agwoif-ioi  ydq  xategcov  elolv 
yvai.  Vgl.  Soph.  OR.  1211  und  dazu  die  Erklärer.  Zu  der  vor- 
liegenden Ovidstelle  seien  noch  folgende  Parallelen  angeführt. 
Soph.  Trach.  539:  ytal  vCv  öv^  ovaat  filjuvouev  /mag  V7cb  xlaivrjg  vTtay- 
Tidkioi^ia.  Eurip.  fr.  606  Dind.  (bei  Stob.  74,  26):  h  jiaQd-ivotg  Öh 
TcaQd-ivov  zQo/rovg  ex^tv.  brav  d^  VTt'  dvÖQog  yXalvav  evysvovg  Tciojjg  . . . 
Athen.  V  219  B:  avve}ioii.ii]0'r]  vrco  ttjv  avzijv  yevöiiisvog  x^ccivav.  Paris 
schreibt  an  Helena  (Ov.  her.  15,  261):  di  faceroif,  preiimn  magni 
certaminis  csscs  fcquc  siio  posset  vicfor  habere  foro.  Und  282:  excipe 
me  ledo  nocfc  silente  tuo.     Vgl.  315. 

GOT.  Das  Sprichwort  ist  uns  zumal  in  der  Fassung  geläufig, 
W' ie  es  bei  Terenz  Phorm.  I  4,  25  (203)  steht :  fortis  fortuna  acUuvat. 
Dass  dies  ein  vetus  proverbimn  sei,  sagt  Cic.  Tusc.  114,11.  Auch 
im  Griechischen;  vgl.  Menand.  fr.  572  (III  p.  175  Kock):  t61/:i}] 
di/.aia  y.a.1  S^mg  GvXka}.ißdvet.  Die  Elegiker  setzen  an  Stelle  der 
Fortuna  häufig  Venus  ein :  Ovid  nennt  hier  beide  Göttinnen.  Nach- 
w^eise  in  grosser  Zahl  bei  Otto,  die  Sprichwörter  etc.  p.  144  (sub 
fortuna  9). 

610.    sponte  disertus  eris  erläutert  anschaulich  Achill.  Tat.  I  10. 

619.  Sil.  Ital.  VI  484:  mihi  sit  Shjgios  ante  intravisse  penafes 
talia  quam  videam.  Es  ist  eine  Nachahmung  griechischer  Wunsch- 
konstruktion. Pind.  Pyth.  1,  29:  eu],  Zev,  tlv  sirj  FavddvsLv.  Vgl. 
auch  Heinsius  zu  Ov.  ars  II  28. 

633.  Aristaen.  II  20  (p.  170  Hercher):  %ovg  c5'  ÖQxovg  av%oL  cpaxe 
f.11]  TtgooTteldteLv  jolg  wol  tCov  ^€wv.  Publ.  Syr.  38  (II  312  Ribb.): 
amantis  ius  iurandum  poeuam  non  habet.  Weiteres  Material  giebt 
Jacobs  zu  Callim.  ep.  IX  (animadv.  in  epigr.  Antholog.  Gr.  I  2 
p.  260  f.    Lipsiae  1798). 

635.  Interessant  ist  Hes.  theog.  784  (mit  Goettlings  Note),  wo 
die  Styx  selbst  i-ieyag  oQxog  heisst.  —  Den  Grund  der  Unverbrüch- 
lichkeit des  Schwures  bei  der  Styx  giebt  Ameis  (zu  Hom.  Od.  V  186) 
so  an :  „weil  die  Styx  den  Gedanken  des  Todes  und  somit  den  Ver- 
lust der  Unsterblichkeit  vor  Augen  führte". 

646.  Auch  dies  ist  sprichwörtlich,  vgl.  Macar.  III  85  (II  p.  163): 
ev  Tolg  ifiaoroü  diKzvoig  dXu)Ooi-iai'  titl  tCjv  imo  tCov  iduov  stavovQyuov 
dhoxoiiievcov.  Mehr  bei  Otto,  die  Sprichwörter  der  Römer  p.  187 
(sub  laqueus  1). 


220  Ars  amatoria  (Anhang) 

647.  Die  Sage  von  Busiris  hatte  schon  Pherekydes,  der  Logo- 
graph, behandelt:  fr.  33  (FHG.  I  p.  78)  beim  schol.  zu  Apoll.  Rhod. 
IV  1396.  Von  Euripides  gab  es  ein  Satyrdrama  Busiris  (Xauck  - 
p.  452).  Dann  werden  mehrere  Komödien  dieses  Titels  genannt ;  von 
Kratinos  (I  p.  19  Kock;  vgl.  II  289),  Antiphanes  (II  p.  37),  Ephippos 
(II  p.  251),  Mnesimachos  (II  p.  436).  Aus  dem  ßusiris  des  Epicharm 
citiert  Athen.  X  411b  ein  paar  burleske  Verse.  Vgl.  auch  Hdt. 
II  45.    Verg.  ge.  III  5.   Ov.  met.  IX  183.   trist.  III  11  39  u.  s. 

653.  Vgl.  ferner  Diod.  Sic.  XIII  12.  Val.  Max.  IX  2.  Lucian, 
Phalar.    Weitere  Kachweise  in  Menge  in  Benselers  Eigennamen  s.  v. 

654.  Mehr  bei  Rothstein  zu  Prop.  I  16,  20. 

656.    arte  perire  sua.     Mehr  bei  Otto,   Sprichwörter  etc.  p.  38. 

659.  Zu  erwähnen  ist  hier  auch  die  schwierige  Stelle  Theoer. 
2,  34.  Das^  Bild  hat  schon  Pindar  fr.  123  (88)  bei  Athen.  XIII 
601 D:  og  (.11]  TTÖi^^io  •/.vf.icdvETai,  i^  äd(xf.iavrog  i]  OLÖdqov  ■/.tydh/.evxui, 
(lilaivav  -/.agöiav  ipiXQä  cployt  /.zl.  Ein  Anklang  an  diesen  Vers  in 
der  Anth.  Lat.  ed.  Buecheler-Riese  II  1  Nr,  542  p.  260:  lacrime  si 
prosunt  uisis.  tc  ostende  uideri. 

679.  Ausführlich  spricht  über  die  Sage  von  Phoebe  und  Hilaira 
Dissen  zu  Pind.  Nem.  10  p.  472.  Die  älteste  Fassung  weiss  von 
dem  Raube  der  beiden  Mädchen  durch  die  Dioskuren  nichts,  sondern 
lässt  den  Kampf  zwischen  den  Dioskuren  und  den  Aphareussöhnen 
Idas  und  Lynkeus  aj-icpl  ßovolv  stattfinden:  so  nach  Proclus  in  den 
Kyprien  (p.  18  Kinkel),  so  auch  Pindar  Nem.  10.  60  ff.  (wo  die  An- 
merkung von  Christ  zu  vergleichen  ist).  Vgl.  auch  Welcker,  griech. 
Götterlehre  I  612. 

681.  Ep.  Gr.  Fr.  ed.  Kinkel  p.  19:  ^JyßJ.svg  öh  I-/.vqo)  nqoooywv 
yajiiel  ttjv  yiv/.o/ur^dovg  ^lyarega  Ji]idcc,ueiav.  —  Die  beiden  Stellen 
der  Ilias  (XIX  326  und  XXIV  467),,  in  denen  von  einem  Sohne 
des  Achilles,  den  er  auf  Skyros  zurückgelassen  hat,  die  Rede  ist, 
sind  wahrscheinlich  jüngeren  Ursprungs.  V^gl.  Ameis-Hentze  zu  d. 
St.  (Anhang)  und  II.  IX  668.  —  Ueber  die  Sage  vgl.  auch  Rhode, 
Gr.  R.  102.  Interessant  ist  die  'mittelalterliche  Herolde'  Deidamia 
an  Achilles,  die  A.  Riese  ediert  hat:  Rhein.  Mus.  XXXIV  474—480. 

694.  Die  genauste  Beschreibung  des  Spinnens  in  der  alten 
Litteratur  steht  bei  Catull  64,  310—319,  wo  Rieses  Anmerkungen 
zu  vergleichen  sind.  Dazu  Blümner,  Technologie  und  Terminologie 
der  Gewerbe  und  Künste  I  107  ff.  Baumeister,  Denkmäler  III 
p.  1693. 

661  f.  Vgl.  z.  B.  Ov.  am.  I  8,  83:  quin  etiam  discant  oculi  lacri- 
mare  coadi,  et  faciant  udas  iJle  i-'el  ille  genas. 

717.  Solche  epigrammatisch  zugespitzten  Gegensätze  sind  in 
der  Poesie  sehr  beliebt.  Ich  gebe  einige  Stellen,  die  auch  dem 
Sinne  nach  Verwandtschaft  mit  der  vorliegenden  haben.  Pind. 
Pyth.  3, 19:  uKkä  TOL  TJQaro  xibv  ÖLTtBÖVT lov  ola  -/.cd  txo'kXoI  Ttddov. 
toxi  61  fpv/.ov  Iv  dvd-QWTtoiOL  liiaxaiÖTaTOV ,  oorig  a loyvvcov  eni- 
ywQta    TTUTiTaivit    %a    ttöqoco,    !.ieta{.t(bvia    d-riqevwv    dxQavTOig 


I  647—766.    II  1—8.  221 

sIttLolv.  Nem.  3.  30:  aXlorgicov  egcoteg.  Theoer.  11,  75:  rav  naqeoloav 
äfieXys.  ri  tov  cpevyovra  öubxeig;  wo  der  Scholiast  einen  hesiodeischeu 
Vers  beibringt :  vrimog  dg  ra  'itoii-ia  Iittcov  äveroiua  ölw'/.u  und 
Fritzsclie  zu  vergleichen  ist,  der  Kallim.  epigr.  32  citiert:  lovf-iog 
£Qiog  TOiöoÖE .  TU  /ii€v  ffsvyovTa  duby.uv  oide,  ra  ö'  iv  /.leoato  y.elinsva 
naQTteiaraL,  und  Hör.  sat.  I  2,  108:  mens  est  amor  liuic  similis:  nam 
fransvolaf  in  medio  posita  et  fugientia  captat.  Vgl.  Catull.  8,  10: 
ncc  quae  fugit  scctare.  Ov.  amor.  II  19,  36:  qnoä  sequitur  fugio, 
quod  fugit  nsque  sequor. 

724.  Vgl.  Lucian.  adv.  indoct.  3:  e-Kclvai,  yag  TtouievL  /.lev  ovk 
&v  löxvrjGav  cpavTivat  o-/.lrjQci)  ävÖQi  y.al  daoel  xat  tvoXvv  tov  rjliov 
kTtl  tCo  odi(.iaTL  ef.icpaivov%t   xxX. 

721).    Darüber  vgl.   auch  Rohde,   der  griech.  Roman  p.  157,  2. 

732.  Daphnis'  Schicksale  wurden  schon  von  Stesichorus  be- 
sungen: vgl.  hierüber,  wie  überhaupt  über  Daphnis  Fritzsche  in 
seiner  (grossen)  Theokritausgabe  I  p.  12. 

787.  Ueber  niiserabilis  an  dieser  Versstelle  vgl.  Zingerle,  Ovid 
etc.  I  14.    740.    Vgl.  unten  III  659. 

743 — 746.  Es  sei  daran  erinnert,  dass  die  Freundschaft  der 
hier  genannten  drei  Paare  (Achilles  und  Patroklos  —  Theseus  und 
Peirithoos  —  Orestes  und  Pj'lades)  auch  in  dem  achten  Gedichte 
Bions  verherrlicht  ist,  wo  freilich  das  Verhältnis  mehr  als  erotisches 
aufgefasst  ist.  Bion  8  (11):  olßiot  ol  (püJovxeg,  e7rr,v  Yoov  dvie- 
Qoccüvrai.  olßiog  fjv  drjoevg  xCo  Ueiqi&öto  rcagsövrog,  el  y.cd  äfieili-ÄTOio 
■/.axxikvdsv  elg  l-fi'öao.  ökßwg  i]v  x^^^^^^toiv  iv  aS,eLvoiOLv  'OqioTag, 
ävexd  ol  ^vvdg  Uvlaöag  ccAf^to  -/.e'kevd-iog.  r^v  /.icx/mq  yJiay.löag  hccQco 
tcbovcog  ^JyXkXevg '  blßiog  fjV  ■d-vdoy.wv,  bri  'i^iSQOv  airbv  a(.tivBv. 

761.  Auch  im  Griechischen  dient  Proteus  zum  Sinnbild  der 
Wandelbarkeit,  vgl.  z.  B.  Luc.  de  sacrif.  5  (p.  530):  /tor/.ilwTEQog 
auTov  IJQLorewg. 

766.    Vgl.  Ov.  ex  Pont.  II  7,  9: 

qtti  semel  est  laesiis  fallaci  piscis  ah  hämo, 
Omnibus  imca  cibis  aera  suhesse  putat. 


Zweites  Buch. 

1.  io  steht  in  diesem  Zusammenhange  auch  darum  um  so 
passender,  weil  es  ein  Jagdausdruck  ist;  vgl.  met.  III  713:  'io  ge- 
niinae'  clamavit  "adestc  sorores !  ille  aper,  in  nostris  errat  qui  maximus 
agris,  illc  mihi  feriendus  aper!'    Dazu  Burmann. 

his  braucht  man  natürlich  nicht  wörtlich  zu  nehmen.  Das  io 
triumpe  wurde  nach  dem  Carmen  fratrum  Arvalium  mehrmals  wieder- 
holt (vgl.  AL.  ed.  Buecheler-Riese  II  1  p.  2).  Es  steht  einfach, 
für  'mehrmals,  immer  wieder',  und  die  Wiederholung  bezeichnet  die 
Grösse  der  Freude. 

8.    Pindar  (Ol.  1,  71—92)    weiss   nichts   von  dem  Verrat  des 


222  Ars  amatoria  (Anhang) 

Myrtilos.  sondern  Pelos  errino-t  durch  eigene  Kraft  auf  ehrliche 
Weise  die  Braut:  in  der  einsamen  Stille  der  Nacht  tritt  er  an  das 
Meeresufer  und  betet  inbrünstig  zu  Poseidon,  der  ihm  darauf  den 
Wagen  und  die  Rosse  schenkt. 

Die  Wettfahrt  des  Pelops  wird  auch  sonst  dichterisch  oft  ver- 
wertet. In  der  Elektra  des  Sophokles  (504  ff.)  wird  sie  als  der 
Anfang  alles  Unheils  des  Pelopidenhauses  betrachtet:  Co  iTeloTtog 
a  Ttoöod-sv  I  TTolvTTovog  iTtTisla,  I  tag  ifwlsg  aianjg  \  r^ös  yä.  \  evts  yccQ 
0  TTovTiod-elg  \  Mvorü.og  ixoiiiid^rj,  \  nayxoioeiuv  öUpQcov  \  dvoxävoig 
al/.iaig  \  nQOQQiLog  iv.Qicpd^dg,  \  omt  nu)  \  tkiictv  iv.  rovd'  o'i'xovg  |  no- 
Ivjid^ovag  ahia.  Vgl.  Eur.  Orest.  988:  tö  mavov  /.itv  duoy{.ia 
TtcüXcüv  I  Ted-QL7i7ioßd{,iovi  otöIü)  /lekoif.)  b  r€  I  Tts'kdyeoi  duöicpgevos, 
MvQTiXov  rpövov  \  öl-mov  ig  oldf.ia  novrov  /aX.  —  Die  geflügelten 
Rosse  des  Pelops  waren  auf  der  Kypseluslade  (Anhang  zu  II  185) 
dargestellt:  Paus.  V  17,  7.  So  ausser  den  citierteu  Stellen  aus 
Pindar  und  Euripides  auch  Pherekydes  fr.  93  (FHG.  I  p.  94j  beim 
Schol.  Soph.  El.  504.    Vgl.  Cic.  Tusc.  II  27,  67.^ 

15.  pucr  Vgl.  schol.  Theocrit.  13,  2 :  ä/.icfißd}.lovoi  rivog  vibg  ö 
"Egcog.  Zif-icoviör^g  vlbv  Xsysi  avxhv  "Aqtog  xal  jlcpqoömjg-  l^'/.ovalkaog 
Nv/.Tog  YML  Aid^eQog-  "A'kvxCiog  "Igiöog  xai  ZscpvQov  l'ayrrpöj  ^Acpooöirr^g 
zai  Ovqavov  /ml  d'k'koL  älhuv.     Vgl.  Plat.  »ym\).  178  b. 

16.  Zu  dem  Anruf  der  Erato  vgl.  Athen.  XIII  555  b:  f]i.i€ig 
ovv  rbv  ntol  lQiüTiy.Cov  Aöyov  IvtavO^a  infA'AovTeg  -/.azardzTeLv  {iyivovTO 
ydq  '/.ul  Tttql  ya/^ierwv  xal  haigCov  TtolAdxig  Loyoi)  aiöÖGtv  tAzi^ei-isvot 
Ti]v  lozoQiav  xwv  MovoCbv  TT^v  "EqaTLo  e7riKa'Atodf.i€V0i  sig  /nvrj/nriv  fjulv 
Uvai  Tov  €QioTi-/.dv  iy.tlvov  vMzdXoyov^  evTtv^sv  lijv  y.araQyriv  Ttoir^oöi-ied-a' 

ti  ö^  dys  vvv,  "Eqmd),  ndq  ^'  Yoraoo  /al  f.iOL  eviorce  (=  Apoll. 
Rhod.  III  1)  /tA. 

18.  LongUS  II  4:  0  de  f.ie  y.ovrpwg  /.ul  qqöicog  vTTerpevye,  Ttorh 
/Likv  xalg  qoöiovialg  vnotqiyMV^  norh  de  %alg  (,nj/.ioOLV  v7Toy.qi7iT6i.ii.vog, 
äOTteq  7i6qdr/og  veorrög.  Kai  roi  TTo'Aldyjg  [.liv  Tiqdyf^axa  eoxov  Iqi- 
cpovg  ya)  a^rjvohg  ÖiwKtov,  TtolXdyig  öe  i-/.af.iov  fiexa^ecov  /.löoxovg  äqri- 
yevvYiTovg-  dXXd  toüto  7toiy.iXov  %l  yq^id  ^v  Y-al  ai}T^qa%ov.  —  ibid. 
C.  5:  övo&r^qaxog  tylo  /al  Uqa/L  yal  dexCo  y.a.1  u  xig  dXXog  xovxtov 
öjy.vTeqog  bqpig. 

19.'  Die  Stelle  bei  Piaton  (Phaedr.  252 B)  lautet:  Xiyovoi  ö^, 
o~if.i(XL,  xiveg  "Of-ir^qiöcDV  i/.  xCov  ccTto^htüv  t7riüv  Ovo  t7rr>  dg  xov  "Eqcoxa, 
wv  xb  exiqov  vßqioxiiibv  ndvv  v.(xl  ov  orpööqa  xi  e(.tf.iexqov  i\uvovoi  öe 
5)ds'  xbv  ö'  ijöri  ^vrjxol  /lUP  "Eqtoxa  y.aXovOL  7toxr>vöv,  dO^dvaxov  öe 
llxeqcüxa  öicc  Ttxeqöcpotxov  dvdyyr]v.  Vielleicht  sind  aber  die  Verse 
von  Piaton  fingiert:  vgl.  Stallbaum  z.  d.  St. 

Zum  Versausgange  vgl.  Zingerle,  Ovid  etc.  I  28. 

24.  Vgl.  die  allerliebste  Geschichte  bei  Sen.  controv.  II  2,  12: 
Dedamahaf  mdcm  JSlaso  rare  conimvcrsim  d  imn  nisi  dhicas;  lihcnfins 
dicehat  suasorias.  molcsta  Uli  erat  omnis  argumcnUdio.  Verhis  minime 
licenter  usus  est  nisi  in  carminihus,  in  qiiibus  non  ignoravit  vitia  sua 
sed  amavit.    manifestum  potest  esse,    quod  rogatus  cdiqimndo  ah  amicis 


11  15—100.  223 

mis,  uf  folleret  fres  versus,  inmccm  petiif,  uf  ipsc  fres  exciperet,  in 
quos  nihil  illis  Uccret.  aequa  lex  insa  est;  scripserant  Uli  quos  tolli 
vellent  secrefo,  hie  quos  futos  esse  vellef :  in  ntrisque  codicillis  idem 
versus  erant,  ex  quihus  primmn  fiiisse  narrabat  Älbinovanus  Pedo,  qui 
inter  arbitros  fuit: 

Semibovemque  viruni  semivirumque  bovem; 
secimdum  : 

Et  gelidum  JBorean  egelidumque  Notum  (am.  II  11,  10). 

ex  »quo  adparet  simimi  ingenii  viro  non  iudicium  defuisse  ad  compes- 
cendam  licentiam  carminmn  suornm  sed  animum.  aiebat  interim  de- 
centiorem  facieni  esse,  in  qua  aliquis  nacoos  fuisset. 

27.  Einen  Anklang  hieran  konstatiert  Buecheler  (Anth.  Lat. 
III  Nr.  373,  3  p.  175:  hie  ego  nunc  iac [co]  ',  fatis  compostus  [i]niqu[is. 

45.  Weitere  Nachweise  bei  Blomfield  im  Glossar  zu  Aesch. 
Agam.  51. 

55.  lieber  Kallisto  Bootes  Orion  vgl.  auch  Pfaif  bei  Ameis- 
Hentze  im  Anhang  zu  Hom.  Od.  V  272.   Eothstein  zu  Prop.  II  33,  23, 

()3.    Vgl.  Zingerle,  kl.  philol.  Abhandlungen  II  29. 

69.   Vgl.  Zingerle,  Ovid  etc.  II  27. 

81.  Ueber  Calydnae  vgl.  Holzinger  zu  Lycophr.  Alex.  25. 

82.  Eine  ergötzliche  Anekdote  von  Astvpalaia  erzählt  Hege- 
sandros  (fr.  42.   FHG.  IV  421)  bei  Athen.  IX  400  d. 

93.  Formell  vgl.  die  Grabschrift  CIL.  X  8131,  6:  nunc  umbra 
nee  umbra. 

96.  Den  Tod  des  Ikaros  hatte  zuerst  Kallimachos  poetisch  dar- 
gestellt; vgl.  den  schol.  zu  Hom.  II.  II  145  (Schneider,  Callimachea 
II  118). 

100.  AVie  es  scheint,  hatte  man  drei  Vorstellungen  von  dem 
i7t7iof.iaveg,  die  darin  übereinstimmen,  dass  es  sich  um  brünstige 
Stuten  handelt  und  dass  daher  das  hippomanes  zur  Herstellung 
von  Liebestränken  benutzt  wurde.     Man  unterscheidet  aber: 

I.  Das  hippomanes  ist  ein  fleischiger  zäher  Körper  auf  der 
Stirn  des  neugeborenen  Füllens.  So  hier  bei  Ovid;  vgl.  die  im 
Kommentar  gesammelten  Stellen;  dazu  Aelian.  nat.  an.  III  17: 
^vyyac,  de  egcoriytäg  tCp  Ttcühi)  Gcv%r/.T0voa  %tctcoq,  oiötv  xavTCc  rot  /xd 
af.tc(  Tö)  TSyd-firaL  xo  ßQ€cpog  f/Ö£  to  ercl  xCo  (.itxcüjio)  oagyJov  archQayev ' 
LTiTtof.iaveg  ävS-QcoTioi  y.alovoLv  ciixö  y.xl.  Plin.  nat.  bist.  VIII  165: 
et  seine  equis  atnoris  enasci  veneficium  hippomanes  appeUatum  in  fronte, 
caricae  magnitudine,  colore  nigro,  quod  statim  edito  partu  devorat  fcta 
aut  partum  ad  ubera  non  admittit.  si  quis  praereptum  habeat,  olfactu 
in  rabiem  id  genus  agitur.  Solin.  45,  17  (p.  176  Momms.^):  in  quaruni 
patiu  amoris  nascitur  veneficium,  quod  in  frontibus  praeferunt  recens 
editi,  furvo  colore,  caricis  simile,  hippomanes  noniinatum  etc.  Schol. 
Juven.  VI  132  (p.  242  Jahn). 

II.  Eine  schleimartige  Masse,  die  brünstigen  Stuten  aus  den 


224  Ars  amatoria  (Anhang) 

Geschlechtsteilen  tropft.  Y^l.  Arist.  hist.  an.  VI  18  §  116.  Paus. 
V  27,  3.  Verg.  georg.  III  280:  Mc  demmn,  Mppomanes  vero  quod 
nomine  dicunt  imstorcs,  lenium  dcstUlat  ah  inguine  virus,  hippojnanes, 
quod  saepe  malae  legere  novercae  miscueruntqne  herhas  et  non  innoxia 
verba.  Tibull.  II  4,  57:  et  quod,  uhi  indomitis  gregibiis  Venus  afflat 
amores,  hippomanes  cupidae  sfillai  ab  inguine  equae.  Prop.  IV  5,  18 : 
hippomanes,  fetae  semina  equae.     Ov.  am.  I  8,  8 :  virus  amantis  equae. 

III.  Ein  zumal  in  Arkadien  wachsendes  Kraut,  dem  die  Pferde 
wie  toll  nachg'ingen.  Theoer.  2,  48 :  in7io(.iavlg  rpvzöv  Iotl  na^ 
^QY.(xOL'  TU)  (5'  eTtl  näoai  y.a.1  nCokoi  /tiahovrai  äv'  loqea  Y.al  S-oal 
mTtoi.  Yg\.  dazu  die  Scholiasten  und  überhaupt  Lehmann,  phj^'sio- 
logische  Chemie  I  117.    II  124. 

102.  Vgl.  Sil.  Ital.  VIII  495:  Marsica  puhes  et  hellare  manu 
et  chelydris  cantare  soporem  viperemnque  herbis  hebetare  et  carmine 
dentem.  Verg.  Aen.  VII  753:  vipereo  generi  et  gravifer  spirantibus 
hydris  spargere  qui  soninos  cantuqiie  manuque  solebat  mulcebafqiie  iras 
et  niorsus  arte  levabaf. 

107.  Es  muss  im  Kommentar  heissen:  Sen.  ep.  9,  6  (nicht  9,  4): 
ego  tibi  monstrabo  amatorium  sine  medicamento,  sine  herba,  sine  uJlius 
veneficae  carmine:  ^si  vis  amari,  ama"  etc.  Vgl.  Plin.  paneg.  85: 
liabes  amicos,  quia  ipse  amicus  es.  Auson.  epigr.  22  (p.  318  Peiper), 
und  oft. 

109.  Zu  den  im  Kommentar  gegebenen  Nachweisen  (Nireus 
als  Muster  der  Schönheit)  sei  noch  folgendes  hinzugefügt.  Sprich- 
wörtlich scheint,  was  bei  Lucian.  dial.  mort.  9,  4  steht:  Kööqov 
evy€V€OT£Qog  y.al  Ni Q€iog  xaXklcov  v.aX  Vdvooecog  GvvezwTeQog.  Vgl. 
Tim.  23  und  dial.  mort.  25,  wo  er  mit  Thersites  um  den  Schön- 
heitspreis streitend  auftritt.  Keine  der  Stellen  giebt  aber  näheren 
Aufschluss  über  den  rätselhaften  Zusatz  adamatus  Homero.  Eine 
Andeutung  dieser  Art  erinnere  ich  mich  nirgends  gelesen  zu  haben ; 
demnach  muss  ich  es  bei  der  Annahme  bewenden  lassen,  dass  das 
begeisterte  Lob,  das  Homer  der  Schönheit  des  Nireus  zollt,  in  einer 
anekdotenfrohen  Zeit  den  Grund  legte  zu  einem  dem  alten  Homer 
angedichteten  Liebesverhältnisse  zu  Nireus.  In  welcher  Zeit  aber 
und  vom  wem  derartiges  erdacht  wurde,  ist  unbekannt. 

110.  Von  ausführlicheren  Darstellungen  der  Hylassage  seien 
hier  nur  erwähnt:  Theoer.  13.  ApoUon.  Rhod.  I  1207 if.  Prop.  1 
20,  17  ff.  (Anton.  Liberal.  Metam.  26).  Vgl.  Apollod.  I  117.  Weiteres 
über  die  H3iassage  bei  Rohde,  der  griech.  Roman  p.  105,  3.  Vgl. 
die  Erklärer  zu  Theoer.  13. 

115.  Theophr.  hist.  plant.  VI  6,3:  ...  h'ia  de  xat  xCbv  avd-Cov, 
lüOrcEQ  tö  i-iiXav  \ov  •  ov  yaq  syjtv  öoy.el  roCzo  diacpogav  wOTteg  ro 
ki-VKÖv  i/iicpavijg  yag  fj  zovtcov  ygoicc  diaXldxxovoa  y.a.1  exi  dt]  f.tälXov 
f]  Tü)v  yQLviov,  eifceg  öi]  yad-d/ieQ  cpaolv  evia  y.al  TtoqcpvQü  Ion. 

1*23  ff.  Vgl.  hierzu  Tolkiehn,  Homer  und  die  römische  Poesie. 
Leipzig  1900,  p.  199  ff.    Rohde,  der  griechische  Roman  p.  104. 

125  f.    Vgl.   darüber  Maass,  Orpheus.    München  1895,  p.  279. 


II  102-191.  225 

135.  Aehnlich  ist  fast.  IV  691 :  lioc*  ait  Sn  campo*  [campumque 
ostendit)  Imbebaf  etc. 

137.  Metam.  XIII  250  nimmt  Odysseus  die  Ermordimg  des 
Rhesus  für  sich  allein  in  Anspruch.  Oder  ist  sjyarsimus  auch  hier 
plur.  maiest.?   Vg-l,  Tolkiehn  a.  a.  0.  p.  200,  Anm.  1. 

149.  hirundo  erscheint  bei  Plautus  sogar  als  Kosewort;  vgl. 
asin.  III  3,  103  (692):  dice  igitur  me  tuani  anaficulam  colunibam  vel 
catellum  hirundinem  monedulam  passerculum  pidüliim. 

150.  lieber  die  heiligen  Eichen  vgl.  zu  V.  541.  Das  Phänomen 
der  weissagenden  Tauben  suchte  bereits  Herodot  rationalistisch  zu 
erklären ;  vgl.  II  57 :  Trelstaöeg  Ö€  (.loi  doyiäovai  yilrj^fjvai.  TtQog  Jcudoj- 
vcüiov  BTtl  Tovöe  al  yvyaly.sg,  öiöri  ßaQßagoi  fjoav,  idöxsov  Ö€  og)i 
öfioiiüg  oQVLöi  cpS^eyyeaO^at.  Ansprechender  erscheint  die  Erklärung 
des  Scholiasten  zu  Soph.  Trach.  172,  der  hier  altes  gediegenes  Gut 
überliefert:  oi  (.ihv  ovtio  liyovoi  d^eoTtituv,  oi  öe  oviio  rag  tegslag 
ygalag  ouoag-  v.al  yag  xovg  y eqovxag  ol  Moloaaol  tts- 
kiovg  ovofxcctovoiv.  Vgl.  dazu  Strab.  VII  fr.  If.  Demnach 
hiessen  im  Dialekt  des  Landes  die  Priesterinnen  (vgl.  Soph.  fr. 
418  N  - :  tag  ^eojtuooobg  IsQiag  Jtoöojvlöag)  Tteltal,  d.  h.  ftohal,  die 
Grauen,  und  durch  Verwechslung  oder  auch  durch  etymologische 
Spielerei  wäre  daraus  die  Geschichte  von  den  weissagenden  Tauben 
(i]  neXeia,  Ttsleidg)  entstanden.  Weiteres  von  den  Tauben  berichtete 
Euripides  (fr.  1010  Dind.)  und  Pindar  (fr.  58  Christ.:  beides  aus 
schol.  Soph.  1.  1.). 

166.  verha  dabam  erhält  vielleicht  noch  eine  pikante  Pointe 
durch  die  zu  V.  558  besprochene  Bedeutung. 

1S3.  Ein  häufiger  Gemeinplatz;  vgl.  z.  B.  Achill.  Tat.  I  9,  6: 
ei  yccQ  Tcc  äygia  rCov  ^iqqLwv  ovvrjd-eia  rid-aosverat,  Ttolv  f.iäXkov  zamfi 
fialax^eir]  xat  yvvi]. 

185.  Die  Geschichte  von  Atalanta  und  Milanion  (seine  List  mit 
den  goldenen  Aepfeln)  erzählt  ausführlich  Apollod.  III 105 — 109.  Vgl. 
Mus.  153—156.  Ov.  am.  III  2,  29.  8.  Röscher,  Lexikon  I  1,  664  ff.  Ihre 
Darstellung  auf  der  von  den  Nachkommen  des  Kypselos  der  Hera  in 
Olympia  geweihten  reichverzierten  cedernen  Lade  (Paus.  V  17,  5  ff.) 
erwähnt  Paus.  V  19,  2.  Dieselben  Sagen  wurden  dann  ohne  wesent- 
liche Abweichungen  auf  eine  böotische  Atalanta  übertragen,  der 
Schauplatz  des  Wettkampfes  ist  dann  Onchestos,  und  an  Milanions 
Stelle  erscheint  Hippomenes.  Theoer.  3,  40 — 42  (^dazu  den  schol.) 
Ovid,  met.  X  560  ff    Doch  vgl.  Rohde,  Gr.  R.  74. 

186.  lieber  trux  vgl.  Rothstein  zu  Prop.  II  34,  49. 

187  ff.  Beziehungen  zu  Nonnus  weist  nach  Maass  im  Hermes 
XXIV  (1889)  p.  524  ff 

191.  „Die  Benutzung  von  Baumstämmen  im  Kampf  ist  ein  alter 
Zug  der  Kentaurensage,  der  sich  in  den  ältesten  Kunstdarstellungen 
wie  in  der  Uonlg  'HgaycUovg  188  und  bei  Pindar  fr.  167  (148) 
findet,  danach  auch  in  der  ausführlichen  Erzählung  Ovids  (met.  XII); 
auch   Juvenal   I    11    nennt   als   Gegenstand   eines   Kentaurenepoa 

Ovid,  ars  amatoria  ed.  Brandt.  15 


226  Ars  amatoria  (Anhang) 

guanfas  iacnlctnr  Momjdios  ornos.  Bei  Callimachus  hvmn.  Dian.  221, 
Apollodor  III  106,  Aelian.  v.  h.  XIII  1  sind  Rlioikos  und  Hjiaios 
Kentauren,  die  von  Atalante  selbst  j^etötet  werden."  Eothstein  zu 
Prop.  I  1,  9.  Bei  Vergil  ige.  II  457)  erscheint  Hylaeus  im  Kampfe 
mit  den  Lapithen. 

198.  Ueber  die  Formen  Maenalm  und  Maenalon  [Maenda) 
vgl.  Peter  zu  Ovid.  fast.  V  89. 

203.  I)ie  Unterscheidung  der  verschiedenen  Bezeichnungen 
der  Würfelbecher  ist  durchaus  nicht  sicher.  Neben  fritiUns  und 
phimus  "wird  noch  genannt  der  pyrgns  (TcvQyog)  oder  die  turricula, 
die  man  sich  aber  am  Spielbrett  selbst  angebracht  denken  muss, 
offenbar  so,  dass  es  ein  hohler,  inwendig  mit  kleinen  Stufen  ver- 
sehener Turm  war,  in  den  man  die  Würfel  warf,  nachdem  man  sie 
vorher  im  eigentlichen  Becher  (oder  in  der  hohlen  Hand)  geschüttelt 
hatte:  die  verschiedenen  Stufen  sollten  noch  mehrfache  Verände- 
rungen in  der  Lage  der  Würfel  hervorbringen.  Vgl.  Mart.  XIV 
16.  Sidon.  ep.  VIII  12,  5:  Mc  te  aedificatus  ciilcitis  ionis.  hie  tabula 
calculis  strata  bicoloribus,  hie  tcssera  frequens  eborafis  rcsuJiatura  pyr- 
gorum  gradibus  exspecfat  etc.    Marquardt-Mau,  Privatleben  II  "^  848. 

206.  Bei  den  Griechen  war  für  den  niedrigsten  Wurf  6  Xloq 
üblicher.  Vgl.  Aristoph.  ran.  970.  AP.  VII  422.  Suid.  sub  Kwog 
Ttoog  Xiov.  Sprichwörtlich  scheint  zu  sein:  iam  facile  homincs  oc- 
cidebat  quam  canis  adsidif  (Sen.  apoc.  10,  2). 

209.  Baumeister,  Denkmäler.  Fig.  1766  (III  p.  1684)  zeigt 
einen  Sat}T,  der  einem  Mädchen  einen,  freilich  absonderlich  kon- 
struierten, Sonnenschirm  trägt. 

217.  Der  Mythus  von  der  Omphale  ist  in  der  alexandrinischen 
Dichtung  ein  beliebtes  Beispiel  für  die  Thatsache,  dass  weibliche 
Reize  selbst  den  Gewaltigsten  bezwingen.  Hier  bei  Ovid  noch  da- 
hin erweitert,  dass  es  auch  für  den  Mann  gar  nicht  als  schimpflich 
gelten  darf  (v.  215:  vec  tibi  turpe  puta),  der  Herrin  in  allem  zu 
dienen.  Abbildungen  der  Omphale  und  des  Herakles  erwähnt 
Lucian  (hist.  quom.  conscr.  10):  koga/JvoL  yoQ  oi  nov  ehbg  yeyQaf.i- 
/Lievov,  Tf]  VurpdXrj  öovXevovxa,  navv  ak'köv.OTOv  axevrjV  eo-/.evaGu^vov, 
sy.eivrp'  uhv  rov  Xeovza  avtov  TifQißtßXr^uevriv  y.al  to  S^v'kov  Iv  ttj  xsiqI 
syovoav,  tog  ''Hqu/SUa  öf^dtv  oiaav,  avibv  öh  ev  -/.ooyMzip  v.al  rroQcpvQiöt 
€Qia  iaivovza  vmI  jcaiöusvov  vnh  xf^g  Viitcpd'lr^g  zw  aardaUo).  Ebenso 
Plut.  comp.  Demetrii  c.  Antonio  3,  avo  das  Verhältnis  des  Herakles 
und  der  Omphale  mit  dem  des  Antonius  und  der  Cleopatra  in  Ver- 
gleich gesetzt  wird.  Das  eigenartige  Verhältnis  der  beiden  wurde 
auch  zu  sprichwörtlichen  Redensarten  benutzt,  vgl.  Apost.  XII  74 
(II  p.  560)  und  Achill.  Tat.  II  6.  Auch  das  pikante  Bonmot  bei 
Athen.  VI  245  e:  ymI  yäg  ö  '^^ajtAfjtj  airb  zf]g  VurpdXr^g  enl  zi]v  "Hßrjv 
fiezaßqSvißxe  (d.  h.  mit  Anspielung  auf  den  Namen  (vgl.  o/^upalög, 
und  über  ijßrj  unten  im  Kommentar  zu  V.  613). 

229.  ylmor  odit  wertes  vgl.  Achill.  Tat.  U  4,  5:  "Egcog ,  .  .  öei- 
).iag  oi-y.  ävexazai 


II  193—298.  227 

283.  Vgl.  Ach.  Tat.  1.  1.:  oQäg  airov  rb  o%T]i.iu,  &g  toxi  arQci- 
TKOTi'Mv;  T()ia  ytai  (fagerga  xal  ßeh]  ~/.al  ncQ,  arÖQüa  TiavTct  y.cu 
%6l(.irig  y€f.iovra.    Vgl.  auch  Ziugerle.  Ovid  etc.  I  90. 

289.  vaccas.  Anders  Hom.  IL  II  763:  %7inoi  f.ihv  //«/  ägiotai 
Eoccv  fßv^()r]Tiddao,  rag  Eüf.triXog  eAavve  nodwv.tag  ogvi^ag  cog,  OTQr/ag 
oUxeag,  oxacpvh]  inl  vwxov  Hoag-  rag  ev  Ur^geir^  ■O-Qeip^  ccQyvQÖro^og 
^AnölXiov,  ä/iicpiü  ^r^ketag,  cpoßov   '^QTqog  cpoQtovoag. 

244.  Anschaulich  schildert  das  nächtliche  Treiben  Lucian  (bis 
accus.  31)  :  y.C(iy  exaorrjv  öe  rrp'  vvyira  ö  itih'  örsvcortog  i]i.iü)V  iv£TCif.i~ 
TtXaro  (.led-vövnov  IgaorCov  /.wf.iauovxiov  kn  avriiv  y.al  'Aonrövrcov  rijv 
-d-vQav,  si'Uüv  de  y.al  loßiduoS-at  ohv  ovdevl  ■aöoiKp  ro'Ai.icüvrwv.  avii] 
ök  iysla  ycal  ).ötro  rolg  ÖQiof.ievoig  'Aal  xa  noLkh.  /')  naqi-Kvnxtv  anh 
xov  xeyovg  adovrwv  äxovovoa  rqaxüa  xfi  (fcorfj  (höag  rivag  traiQiyiag 
fj  Y.al  Ttagavolyocaa  rag  S-cgag  ef.ih  otof-iivi]  kav^dveiv  fjaslyaive  y.al 
€f.iotx£vexo  jTQÖc  avrcüv.     Vgl.  auch  Lucr.  IV  1169  ff. 

246.  fctwstm.  Vgl.  auch  III  644.  Ov.  fast.  VI  577.  Das 
Bild  Zeus  als  ,uotx6g  auch  bei  Müller-Wieseler,  antike  Denkmäler 
zur  griechischen  Götterlehre  (4.  Aufl.  von  Wernicke)  Taf.  VII,  Fig.  3. 

249.  Vgl.  Jellinek,  die  Sage  von  Hero  und  Leander  in  der 
Dichtung.  Berlin  1890.  Ueber  die  malerischen  Darstellungen  der 
Sage  vgl.  E.  Eohde,  der  griechische  Roman  135,  3. 

251  ff.  In  praxi  erläutert  diesen  Passus  wieder  Achill.  Tat. 
II  4,  2:  fj  yaq  xov  S-aAauov  avxfjg  TreTtioreiinevr]  Kkeuo  y.sxoivcorrjyj 
1.101  y-ai  extL  irgög  jiie  wg  eQaorijv.  ravrijv  7t aQao'/.evdoio  yara  (.iiy.QOV 
TtQog  fjiiiäg  oüxwg  ey^iv,  cog  /«<  ovvaiQeoö-ac  nqog  ro  tqyov. 

257.  Das  Augustin  sehe  Wortspiel  ist  zu  matt,  als  dass  man 
dem  Leser  die  Mühe  zumuten  dürfte,  die  Stelle  nachzuschlagen; 
hier  ist  sie:  FugaJia  celebrahantur  effusa  omni  licentia  turpitudinum 
et  vere  Fugalia,  scd  pudoris  et  lionestatis. 

266.  Vgl.  Obbarius  im  Philologus  VIII  (1853)  p.  713  ff.  (Ob 
Sacra  via  od.  via  sacra?) 

271.  W^eitere  Nachweise  und  Mitteilungen  über  die  Erb- 
schleicherei bei  Friedländer,  Sittengeschichte  I  367  ff. 

280.  Dieser  Vers  wird  in  einem  Briefe  Karls  des  Grossen  an 
Angilbert,  der  von  Rom  Reliquien  mitbringen  soll,  citiert:  Bartsch, 
Albrecht  von  Halberstadt  etc.  p.  I. 

298.  Vgl.  Aristot.  hist.  an.  V  19  §  97:  TTQcoxri  de  Uyerat  vcprjrat 
Iv  KCl)  iTaucpilr]  ukdrsiü  ^vydriqQ  und  damit  übereinstimmend  Plin.  hist. 
nat.  XI76:  prima  cas  redonliri  rursusqne  texcre  invenit  in  Coo  muJier 
Pamphilc,  Plafeae  fiUa,  rion  fraudanda  gJoria  excogifafae  rationis  ut 
denudet,  feminas  vesfis.  Vgl.  noch  Hildebrand  zu  Apul.  met.  VIII  27 
(I  p.  732).  Uebrigens  war  das  Raffinement  der  durchsichtigen 
Gewänder  (vgl.  Luc.  amor.  41 :  le7troLcpi]g  ig  TtgöcpaoLv  soO-iig  vttIq 
xov  öoTiüv  i-d]  )  eyii-ivCoGifaL)  schon  vor  dem  Seidenimport  nichts 
seltenes;  vgl.  z.  B.  Hippolochus  bei  Athen.  IV  129a:  rj5>;  öl  vpiCov 
fjöiiog  d7irjlloxQuof.i€Vwv  xov  acocpQOvelv  iTreiaßdllovaiv  avhjXQiösg  y.al 
f.iovaovQyo\    /.al    aa^tßvxioxQial   riveg  'Fööiai,    ifioi    fiev  yv/.n'al  öokü), 

15" 


228  -^rs  amatoria  (Anhang) 

nlrjv  k'leyöi'  rtreg  amag  exeiv  xixöjvag.  Hierher  gehören  auch  die 
Taqavxlva  (oder  Tagavrivldia,  Luc.  dial.  mer.  7,  2),  vgl.  z.  B.  Semos 
(fr.  20.  FHG.  IV  496)  bei  Atheu.  XIV  622  b.  Luc.  rhet.  praec.  15: 
rj  ea-drjQ  öh  eaxu)  evavOijg  xai  Xevxij  egyov  Tfjg  TaQavrivrjg  egyaoiag,  wg 
^ia(faiv€a&ai  xo  aüjua.  (Uearchus  (fr.  9.  FHG.  II  306)  bei  Athen. 
XII  522 d:  ifpögow  öe  (sc.  Tarentini)  ycal  Ttagvrpida  öiacpavfj  TidvTsg, 
olg  vvv  6  tCjv  yvvaiy.O)v  aßQvveiaL  ßiog.  Hübsch  heisst  es  bei  Petron.  55: 
aequumst  induere  nupfam  venfum  fextilem,  palam  prostare  nudam 
in  nchula  linea. 

299.  Solche  golddurchwirkte  Kleider  spielen  schon  bei  Plautus 
eine  Rolle;  vgl.  z.  B.  Epid.  II  2,  38  (222).  Vgl.  ars  HI  131  und 
ausführliches  darüber  bei  Marquardt-Mau,  Privatleben  II'-  534  if. 

305.  Das  nannte  man  auch  diserte  saltare  (vgl.  Tac.  dial.  26). 
Vgl.  auch  CIG.  Nr.  6305  (III  p.  937):  laroglag  ösl^ag  ycai  xegalv 
artavTa  Xalrjoag,  evTteiQog  Bgo/iiioio  aorpfjg  legijg  re  xogüag  xtA.  (auch 
zu  finden  in  AP.  append.  II  520  =^  Cougnv  III  p.  176). 

329.  Vgl.  auch  Welcker.  kleine  Schriften  III  64  ff. 

330.  Ueber  die  reinigende  Kraft  des  Schwefels  vgl.  Schoe- 
mann-Lipsius,  griechische  Altertümer  II*  375. 

Ueber  die  E  i  e  r  als  Lustrationsmittel  vgl.  Rohde,  Psyche  II  - 
p.  407.  Dazu  noch  Apul.  met.  XI  16.  Pers.  5.  185.  Mart.  Cap.  II 
§  140  (p.  190  Kopp). 

353.  Ueber  die  Phyllissage  und  ihre  ,. auffallend  häufige  Er- 
wähnung in  den  erotischen  Lehrgedichten"  vgl.  Ribbeck,  Geschichte 
der  römischen  Dichtung  II'-  249.   Rhode,  Gr.  R.  37,  3. 

373  ff.  Die  mythischen  Beispiele,  die  Ovid  zur  Veranschau- 
lichung der  in  V.  373—380  enthaltenen  Behauptungen  herausgreift, 
sind  traditionell.  In  ähnlichem  Zusammenhange  erscheint  Medea 
und  Prokne  bei  Juven.  II  6,  643 f.  Einen  sehr  umfangreichen 
Katalog  To  Töiv  ywaLviCbv  yevog  loiöogüjv  giebt  Kleinias  bei  Achill. 
Tat.  I  8.  Hinweisen  kann  man  auch  auf  Eubulos  fr.  117  (II  p.  205 
Kock):  vgl.  dazu  ars  III  Uff.    AP.  IX  166. 

375.  Vgl.  auch  Ariost,  rasend.  Roland,  übersetzt  von  Gries,'XIX  7 : 

So  steht  die  Bärin  neben  ihren  Jungen, 
Greift  sie  des  Jägers  ungestümer  Mut 
In  ihrer  Wohnung  an  und  hiirscht  durchdrungen 
Von  streitendem  Gefühl,  vor  Angst  und  Wut. 
Von  Zorn  und  angebornem  Grimm  bezwungen 
StrecU  sie  die  Klauen  aus  und  lechzt  nach  Blut: 
Doch  lAeb'  erweicht  und  fesselt  sie  nicht  minder 
Und  noch  im  Zorn  blickt  sie  auf  ihre  Kinder. 

lea.  Ueber  die  Form  vgl.  Charis.  p.  103,  24  Keil :  leaena  dicitur, 
non  lea;  sed  Ovidius:   '^nec  lea  cum  catulis   lactentibus  ubera'  praebet. 

383.  Die  Quellen  stimmen  im  Schluss  der  Sage  nicht  überein. 
Nach  der  alten  attischen  Version  wird  Prokne  in  die  Nachtigall, 
Philomela  in  die  Schwalbe  verwandelt;  so  z.  B.  Apollod.  III  193 — 195. 


II  299—422.  229 

Paus.  X  4,  9.  AP.  IX  451.  Achill.  Tat.  V  5.  Bei  andern,  zumal 
Römern,  wird  die  Geschichte  umgedreht,  Prokne  in  die  Schwalbe 
(vgl.  Verg.  ge.  IV  15)  und  Philomela  in  die  Nachtigall  (vgl.  Mart. 
XIV  75)  verwandelt.  Nunmehr  gilt  auch  meist  Philomela  als  Gattin 
des  Tereus  und  Mutter  des  Itys.  und  die  Schwester  ist  Prokne. 
So  z.  B.  Verg.  ecl.  6,  81.  ge.  IV  511—515.  Petron.  131.  Ovid. 
amor.  II  6,  7  (fast.  II  853  ff.  ist  Prokne  die  Mutter  des  Itys  und 
als  Schwalbe  gedacht,  vgl.  trist.  III  12,  9). 

Unbestimmt  bleibt  die  Verwandlung  z.  B.  bei  Hes.  opp.  568. 
Thuk.  II  29.  Nie.  Eugen.  II  329.  V  116.  Ov.  trist.  II  390,  met. 
VI  668:  qtmrum  petit  altera  sihas,  altera  teda  suhit. 

Wesentlich  weicht  davon  ab  die  Form,  in  der  die  Sage  bei 
Homer  erscheint  (Od.  XIX  518) :  tog  ö"  öxa  IJavöageov  jcovqtj  %kwQriig 
arjöiov  y.aXov  atiörjoiv  eaQog  veov  lara^evoio,  öevÖQäiov  Iv  TrerdXoioc 
iiad-eZofi^vri  itw-ivoloiv,  f/  t€  &a(.ia  TQiojcCoGa  yht  Tto'kvYjxia  <pa)vi]v, 
TtaXö"  öXofpvQai-ievrj  "ItvIov  (piXov,  ov  tioxs  x^^^'^V  '^^f^^s  ^i^^  äfpQaöiag, 
xovQov  Zrj^olo  ävanTog  (vgl.  auch  die  gehaltvollen  Notizen  im  'An- 
hange' der  Ausgabe  von  Ameis-Hentze  zu  dieser  Stelle).  Vgl. 
Pherekyd.  fr.  102  (FHG.  I  95).  Dazu  Catull.  65,  13:  qtialia  sub 
densis  ramorum  concinit  umbris  Daulias  absunipti  fata  gemens  Ityli. 

395.  Ovid  verlangt  also,  was  Cato  (p.  37  Jordan)  ad  lignum 
delere  nennt. 

31)9—408.  Vgl.  hierzu  Tolkiehn,  Homer  und  die  römische 
Poesie  p.  203. 

415—418.    Vgl.  Athen.  IX  371b  ff.  I  18. 

415.  lieber  satureia  vgl.  Leunis,  analytischer  Leitfaden  für 
den  ersten  wissenschaftlichen  Unterricht  in  der  Naturgeschichte. 
Zweites  Heft"  §  187  Nr.  204.  Bei  uns  ist  es  Küchenkraut  und 
wird  zum  Würzen  der  Bohnen  gern  verwendet. 

421.  Paus.  I  42,  1 :  ödxvvrat  dh  (in  Megara)  xat  eozla  S^sGjv 
IlQodQO^iwv  y.akovf.iiviijv  •  -d-voai  de  OffLGLV  yJky.dd-ovv  A^yoioi  tvqCüxov, 
bt€  Tfjg  oixoöof.iiag  tov  xeixovg  cfxeXXev  ägysad^ai.  Tfjg  öe  koriag  tyyhg 
tavTrjg  korl  Xi&og,  ecp'  ov  xara^elvai  kf'yovoiv  liTtölXoiva  Tr\v  y.l&(xq(xv^ 
y^Xxdd^io  To  Tslxog  ovveqyatöiuevov. 

Felasgus  steht  hier  adjektivisch,  wie  im  Griechischen  UeXaoyög 
öfters,  vgl.  Aesch.  suppl.  879:  dvÖQüv  Tlekaoywv.  Eur.  Or.  1247: 
neXaoyov  'idog  ^Qyeiwv.  —  So  unten  V.  541 :  quercAis  Pelasgas.  met. 
XIII  268:  classe  Pelasga  u.  oft. 

422.  Ueber  die  Zwiebel  als  acpQoöiaiayiöv  vgl.  noch  Petron.  130. 
Plat.  fr.  173  (I  p.  646),  V.  9:  ßoXßovg  ftkv  onodiä  öaf.iäoag  v.ata- 
yva(.iaTi  öevoag  wg  nXeioxovg  didxQioye-  xb  yag  de/iiag  dvigog  öqS-oI. 
Dazu  Eustath.  zu  Hom.  II.  XXII  499  (p.  1283,  35)  .  .  .xo  atöolov 
evxBtvsf  xoiovxov  yaq  (pvon  yiaxa  töiöxrjxa  b  ßoXßög. 

Auch  sei  daran  erinnert,  dass  man  den  Hähnen  vor  dem  Kampfe 
gern  Knoblauch  zu  fressen  gab,  um  sie  aufzuregen  und  mutiger  zu 
machen;  vgl.  z.  B.  Xen.  symp.  4,  9:  enoi  xohg  dXe-nxQvövag  o-aÖQoda 
aiTtoavreg  ov^ßdXXovoi.    Arist.  equ.  494.    In  demselben  Sinne  wird 


230  Ars  amatoria  (Anhang) 

auch  der  TTiolvifj  o^enaiiiit:  Athen.  VTII  356e.  dazu  dann  wieder  ein 
Citat  aus  Alexis  (fr.  170  =  II  p.  360  Koek). 

Von  der  Berühmtlieit  der  megarischen  Zwiebeln  zeugt  auch 
die  Thatsache,  dass  ein  Kastell  in  Megaris  Kgofi^iKov  hiess  (t6 
yo6iii{u)vov  ist  die  Zwiebel :  Hom.  II.  XI  630),  Vgl.  Thuk.  IV  42. 
Nach  ihm  war  auch  benannt  ^  Kgou/urwrla  oCg,  r^r  (paiav  tcqooiovö- 
fiaCov  (Plut.  Thes.  9).  Pausanias  (11  1.  3)  freilich  leitet  den  Namen 
Kooiivchv  Yon  KqÖLioc  %ov  IJooeLÖtüvog  ab. 

Eine  noch  schnödere  Anwendung  der  genannten  Mittel  findet 
'sich  bei  Petron.  138:  profert  Oenothea  scorfeum  fascinwu,  quod  nt 
öleo  et  minnto  pipere  afque  urticae  frito  circumdedit  semine, 
ptcmJatim  cocpif  insercre  ano  meo. 

423.  Daher  auch  das  Sprichwort  bei  Luc.  rhet.  praec.  11: 
TO  '^lurftTLOv  ot6(xu  ävoiyELv. 

441  f.  Vgl.  Ov.  trist.  IV  5,  3:  cnius  ah  adloquiis  anima  haec 
morihunda  revixit,  ut  vigil  infusa  Pallade  flamma  solet. 

449.  pervenit  ad  aures  ein  bei  Ovid  häufiger  Versausgang: 
Zingerle,  Ovid  etc.  II  77  f. 

465.  Vgl.  Cat.  68.  125:  vec  tantum  niveo  gavisasf  nlla  cohmiho 
compar,  quae  mnJto  dicitur  improhius  oscnJa  mordenii  semper  decerpere 
rostro  etc.  Von  der  Zärtlichkeit  der  Tauben  spricht  auch  ein  Frag- 
ment, das  dem  Lucilius  zugeschrieben  wird  (p.  164  Mueller,  fr.  XII): 
vincit  columhas  osmUs.  Vgl.  das  hübsche  Fragment  des  Mattius 
(Herondas  ed.  Crusius  -  p.  86,  fr.  5)  bei  Gell.  XX  9 :  sinuque  amkam 
refice  frigidam  caldo  coUimhulatim  lahra  conserens  lahris.  Auch 
Maecenas  bei  Sen.  ep.  114,  5:  si  quis  feminae  cincinnos  crispat  et 
lahris  columhafvr  etc.  Ov.  am.  II  6,  56:  oscuJa  daf  cupido 
hJanda  columha  mari.  Prop.  II  15,  27:  exempJo  iunctae  tibi  sint  in 
amore  columhae,  masculus  et  totiim  femina  coniugium. 

467  ff.  Vgl.  zu  diesem  Passus  die  hochinteressanten  und  treff- 
lichen Ausführungen  von  Ehode,  der  griechische  Koman  p.  201, 
Anm.  2. 

474.    rmlc.     Vgl.  auch  III  515.  559. 

486.  oiuhg  erscheint  wohl  zuerst  bei  Herodot  (IV  23).  Nach 
Aristoteles  (probl.  33.  18)  sind  bekanntlich  alle  Kinder  oiuoi: 
or]/iielov  de  xb  za  rraiöla  Ttdvra  elvai  Giud. 

501.    Vgl.  Bartsch,  Albrecht  von  Halberstadt  etc.  p.  III. 
521.    Ein   alter,   auch  durch   die  Komödie   ausgeprägter  Knifl'. 
Vgl.  z.  B.  Antiphanes  fr.  148  (II  p.  71  Kock): 

tQXeiai, 
lUTegyer^  au,  TtQOoeQyex^  av,  lureg/STai, 
ff/.ti,  TraoeOTi,   QvjirtxaL,  frgoGSQxerai, 
a/.irjtai,  y.z6riLtx\  iv.ß eß )]y.\  IrzglßeTca, 
h)izei,  oy.oTtuzca,  oiiLLtzui,  j.iioLC.t.zai, 
y.oouHz\  cü.eicpez' '  äy  ö'  e/)]  zi  drcäyykzoLi. 


II  423—608.  231 

Dazu  Kock:  'sunt  excusationes  servulae  dominam  aliis  negotiis 
occupatam  esse  viro  vel  amasio  fingentis.  describitur  autem  mulier 
Mju'rliines  in  Lj^sistrata  similis'. 

528.  Vgl.  auch  Catull.  63,  66.  Ov.  met.  XIV  708:  interdiim 
madidas  lacrimarum  rore  Coronas  postihus  nitendit,  posuitgtie  in  limine 
duro  mollc  latus.  Meleager  in  AP.  V  190,  5:  trtl  ngod^vgoioi  uaoavac 
oay.QvGLv  axdijOio  zovg  i-ASTag  az scfavovg. 

537.  Auch  der  Paian  des  Aristoteles  auf  die  dgEzd  mag  hier 
erwähnt  sein  aus  Athen.  XV  696  b. 

541.  Vgl.  Unger,  über  die  Entstehung  des  Cultus  von  Dodona, 
im  Philologus  XXIV  (1866)  p.  392  ff.  und  Bergk  ebenda  XXXII 
(1873)  p.  126  ff.    Apollod.  I  110. 

556.    Vgl.  Zingerle,  Ovid  etc.  I  102. 

5G1 — 588.  Zu  dem  Passus  vgl.  Tolkiehn,  Homer  und  die 
römische  Poesie  p.  198. 

Lüstern  ausgemalt  ist  die  ergötzliche  Geschichte  von  Repo- 
sianus  de  concubitu  Martis  et  Veneris  (Anthol.  Lat.  ed.  Riese 
Nr.  253  =  I  p.  170).  Vgl.  die  Lemniacae  catenae,  von  denen  Venus 
zu  Mars  spricht  bei  Stat.  Theb.  III  274.  Vgl.  VII  63.  Ueber  die 
bildlichen  Darstellungen  von  Mars  und  V^enus  vgl.  Furtwängler  in 
Roschers  Lexikon  I  1   Sp.  492. 

563.  Mars  pater.  Vgl.  Cato  de  agric.  c.  141.  Preller,  Rom. 
Myth.  I^  335  Anm.  1. 

566.  Als  Grradivus  erscheint  Mars  z.  B.  in  der  Schlacht  vom 
Jahre  282  gegen  die  Lucaner  und  Bruttier,  in  welcher  er  in  der 
Gestalt  eines  unbekannten  Jünglings  den  Römern  vorausschreitet: 
vgl.  die  ausführliche  Erzählung  bei  Val.  Max.  I  8,  6.  Vgl.  auch 
Peter  im  Anhang  zu  Ov.  fast.  II  861. 

567  f.  Vgl.  Tolkiehn,  Homer  und  die  römische  Poesie  p.  187. 
Ein  Gegenstück  ist  übrigens  die  Besorgnis  der  Penelope  (Ov.  her. 
1,  77):  forsitan  et  narres,  quam  sif  tibi  rustica  coniunx,  quae  tauf  um 
Janas  non  sinat  esse  rüdes. 

593.  Jiwvri  ist  zunächst  eine  Weiterbildung  von  Zevg  Jiog: 
vgl.  Et.  Magn.  sub  verbo  und  Roschers  Lexikon  I  1  Sp.  1028,  wo 
weiteres  Material  zu  finden  ist. 

598.  ignis  et  unda.  Vgl.  auch  Marquardt-Mau,  Privataltertümer 
I  ^  p.  56  Anm.  2. 

608.  Nach  Pindar  Ol.  1,  56  vermochte  er  die  Fülle  seines 
Glückes  nicht  zu  ertragen  {alla  yäg  y^aiartsipat  /nsyav  olßov  ovy. 
iöwdod-rj,  YMQio  ö'  ehv  arav  vttsqotiIov)  und  liess  sich  dazu  verleiten 
ad-avdxcDV  ozc  -/.Hipaig  dkiAeooL  ovjiiTtÖTaig  veytraQ  df^ißgooLav  rs  dGr/.ev. 
Diesen  Diebstahl  und  die  garrulitas  nennt  Apollod.  epit.  2,  1  als 
Grund  seiner  Bestrafung.  Die  von  Pind.  1.  1.  v.  47—52  erwähnte 
Sage  geht  dahin,  dass  Tantalos  seinen  Sohn  Pelops  zerstückelt  und 
den  Göttern  beim  ]\Iahle  vorgesetzt  habe,  um  ihre  Allwissenheit  zu 
prüfen.  Pindar  weist  dies  als  unwürdig  zurück  (vgl.  Eur.  Ipli. 
Taur.  386  ff.)   und   erklärt   das  Verschwinden   des  Pelops    dadurch, 


232  Ars  amatoria  (Anhang) 

dass  Poseidon  von  Liebe  zu  seiner  Schönheit  ergriffen,  ihn  zu  sich 
entführt  habe  (v.  41 :  '^ykaozQiaivav  aqTtdaai  öauhna  (pQsvag  i/Ltego) 
xtA.).  —  Die  Darstellung  der  Strafen  des  Tantalos  in  der  Lesch'e 
zu  Delphi  erwähnt  Paus.  X  31,  12.  —  Ueber  die  Sage  von  Tantalos 
vgl.  auch  H.  D.  Müller,  Mvthologie  der  griechischen  Stämme  (Göt- 
tingen 1861)  II  150  ff.    Auch  Zingerle,  kl.  phil.  Abhdl.  III  67. 

613.  Die  litterarischen  Zeugnisse  sind  gesammelt  von  Over- 
beck,  die  antiken  Schriftquellen  etc.  p.  236  ff.  Zur  Situation  vgl. 
noch  das  Epigramm  des  Rufinus  (AP.  V  59).  —  Steht  laeva  vielleicht 
mit  Absicht,  um  einen  erotischen  Scherz  anzubringen?  vgl.  zu 
V.  706.  —  Zur  Stellung  von  vclatnina  vgl.  III  267  und  Zingerle. 
Ovid  etc.  I  16. 

652.  adoptivas.  Vgl.  die  hübschen  Bemerkungen  von  Rudolf 
Hildebrand,  vom  deutschen  Sprachunterricht  in  der  Schule  etc.* 
Leipz.  u.  Berl.  1898  p.  26  (über  das  Geschlecht  der  Deminutiva  im 
Deutschen:  der  Baum,  das  Bäumchen  etc.,  wo  der  junge  Baum 
als  Kind  des  grossen  gedacht  wird). 

657.  Nach  Aesch.  1,  126  sagte  Demosthenes  von  seinem  Spitz- 
namen Bdialog:  Tavriqv  i^  VTrO/iOQiO/nazog  TLx\h]g  zijv  i7iiovvf.dav  f'xtü. 
Umgedreht  wird  der  Spiess  rem.  am.  325:  qua  potes  in  peius  dotes 
deflecte  puellae  iudiciumque  hrevi  limife  falle  tuum.  ltirgida\  si  plenast, 
si  fuscast,  'nigra"  vocetur;  in  gracili  "macies'  crimen  habere  potest ;  et 
poterit  dici  'pctidans',  quae  rustica  non  est,  et  poterit  dici  'riistica', 
siqua  probast. 

680.  tahella.  Vgl.  auch  carm.  Priap.  4:  ohscenas  rigido  deo 
tdbellas  \  dicans  ex  Elephantidos  lihellis  \  dat  donuni  Lalage  rogatque, 
temptes,  \  si  picfas  opus  edat  ad  figuras.  Lactant.  de  mort.  pers.  5,  3. 
Anth.  Lat.  ed.  Riese  I  ^  Nr.  429,  7  (p.  328) :  nunc  collo  molles  circuni 
diffusa  lacertos  inflectat  niveuni  seniisupina  latus,  inque  modos  omnes 
dulcis  imitata  tabellas  transeat  et  lecto  pendeat  illa  meo  etc. 

684.  Ovid  und  die  Knabenliebe.  Vgl.  noch  Comparetti,  Virgil 
im  Mittelalter,  übersetzt  von  H.  Dütschke  (Leipzig  1875)  p.  80 
Anm.  2.  Ueber  die  Stellung  der  anderen  Erotiker  zu  dieser  Frage 
vgl.  folgende  Aufsätze: 

Catull:   0.  Harnecker,  des  Catullus  Juventiuslieder  (Fleck- 
eisens Jahrbücher  1886  (XXXII)  p.  273—279). 
TibuU:  Friedrich  Wilhelm,  zu  Tibullus  I  4  (satura  Viadrina 

1896)  p.  48-58. 
Properz:    Th.  Birt,   Bemerkungen    zum    'ersten    Buche'    des 
Properz  (Rhein.  Mus.  XXXVIII  (1883)  p.  197—221,  nament- 
lich p.  215. 

689  ff.  Vgl.  zu  dem  ganzen  Passus  noch  Achill.  Tat.  II  37 
(zumal  §  6  ff.). 

691.  Ueber  den  Gebrauch  von  ocellus  vgl.  Zingerle.  Ovid  etc. 
I  129. 

703—732.  Diese,  me  die  Schlusstelle  des  IIL  Buches  (769-808) 


II  613-703.  233 

hat  nach  Ribbeck,  Geschichte  der  römischen  Dichtung  II  ^  263 
ihren  Rohstoif  aus  Hetärenbüchern  entlehnt.  Dass  Ovid  der- 
artige Litteratur  kannte,  wird  niemand  bezweifehi  wollen,  aber 
ebenso  wenig  wird  man  sagen  können,  wieviel  in  diesen  beiden 
Stellen  der  Erinnerung,  wieviel  eigener  Phantasie  zu  verdanken 
ist.  Dass  eine  pornographische  Litteratur  von  überaus  grossem 
Umfange  existiert  hat,  scheint  zweifellos ;  die  uns  darüber  erhaltenen 
Nachrichten  bis  ins  einzelne  zu  verfolgen,  spürte  ich  jedoch  kein 
Verlangen.  Nur  der  Vollständigkeit  halber  seien  auch  hierüber  ein 
paar  Bemerkungen  gemacht. 

Mit  wenig  Galanterie  halten  die  Griechen  eine  Dame  für  die 
erste,  welche  sich  in  derartiger  Litteratur  versucht  hat :  nach  einer 
thörichten  Notiz  bei  Suidas  hat  Astyanassa,  eine  Magd  der  Helena, 
erotische  ax'?."«'^"  zuerst  schriftstellerisch  dargestellt;  vgl.  Suidas: 
^AOTvdvaooa  ^EXivrjg  Tfjg  MeveMov  d^sqärcaiva  •  fjrig  TCQWTiq  rag  kv  ifj 
ovvovoia  y.axaY.liöug  svQev  xat  eyQaipe.  tcbqI  oxTif-iccTiov  avvovai,aaTi'/.ä}v. 
Solche  ax^jiiiccTa,  von  deren  Art  wir  uns  durch  die  Schlussverse  des 
III.  Buches  von  Ovids  Ars  eine  Vorstellung  machen  können,  hatte 
dann  eine  gewisse  Philainis  in  Büchern  zur  Darstellung  gebracht; 
ihr  TtsQi  acpQodiauov  ä^ölaoTOv  ovyyQaf.ii.ia  erwähnt  Athenaeus  VIII 
335  b.  Freilich  in  einer  Grabschrift,  die  ihr  JIoxquov  6  Idf.iiog 
gesetzt  hatte,  verteidigt  sie  sich  energisch  gegen  diese  Urheber- 
schaft (ebenda  c): 

eyco  0iXatvlg  fj  ^Tiißtozog  avdQihnoig 
Ivrav^a  yrjQCf  tö»  (.la'KQcp  xeyioiiiir]!.iai. 
(.nq  ju^  d>  (.icciaiE  vavra,  ttjv  äxgav  y.d(.i7i%iov 
X^svr]v  T€  TtOLEv  xat  yiXuora  y.al  Ida^rjv 
5    ov  yccQ  jua  xov  Zevv,  ov  fia  rovg  xarw  -kovqovq, 
ovy.  fjv  ig  avögag  fidx^og  ovöh  ör]i.i(i)drjg ' 
noXvY.Qdxrig  de  trjv  ysv^v  ^Ad-rjvalog , 
XöycDV  TL  naL7idXri(.ia  xat  xaxj)  yXCbooa, 
eyqaxjjev,  aao^  eyqaip-  iyw  yccQ  ovx  oiöa. 

Diese  Philainis  wird  auch  sonst  genannt ;  vgl.  noch  Athen.  V  220  f. : 
.  .  .  ä  ovt€  Nixiü  f]  Ia(.iLa  i)  KaXlLOrgdTri  rj  Aeaßia  fj  0iXaivlg  fj  yie.v- 
xaöia,  dXX'  ovök  ö  ^^rjvalog  TIvd-övi-Kog  oweioQdyiaoiv  nöd-iov  d^eXyr^iQU. 
Lucian.  am.  28.  pseudol.  24  u.  s.  Weiter  vgl.  Suidas  sub  JrifuoxdQrjg, 
Siehe  auch  Welcker,  kleine  Schriften  II  p.  87,  Anm.  16.  Nicht 
minder  berüchtigt  war  eine  Elephantis  oder  Elephantine,  die 
aus  Martial  (XII  43,  4)  bekannt  ist.  Vgl.  das  Suetoncitat  im 
Kommentar  zu  V.  680.  Priap.  4.  Dazu  weiteres  bei  Athen.  XIII 
567  a.  VIII  335.  Phot.  bibl.  p.  480.  Heinsius  zu  Ov.  trist.  II  411  ff. 
Diese  Andeutungen  mögen  genügen;  wer  mehr  will,  wende  sich 
an  Fabricius-Harles,  bibliotheca  graeca  VIII  (1802)  p.  156  ff.  Vgl. 
auch  Friedrich  Wilhelm,  zu  Achilles  Tatius  (im  Rhein.  Mus.  LVII 
p.  55—75). 

703  ff.    Um  wenigstens  eine  Parallele  zu  dieser  etwas  gewagten 


234  Ars  amatoria    Anhang) 

Partie  zu  geben,  so  sei  erinnert  an  ein  Gedicht  des  Johannes 
Secundus  (opera.  Parisiis  1748;  da  von  p.  253  an  das  hier  gemeinte 
epWmlamium  Jascivnm).  das  seinerseits  Avieder  Joh.  Christ.  Günther 
nachgeahmt  hat:  vgl.  Sammlung  öon  ^pf)Qnn  (£{]rii'ttün  6)ünt(}er5,  au§ 
(£d)Ieüen,  bi§  anfiero  {)erau«qeqebenen  ©ebiditen  etc.  S3ierbte  Stuflage. 
«öreBlau  unb  ßeipäig,  53et)  W\d)at[  |)ubert.  1746.  Bd.  11  p.  925—930: 
^od)'iett=Sd)er^.  iJJai^  Stnlcitung  bes  Satetnifc^en  aus  bem  Johanne 
Secundo. 

706.  manus  Jaeva.  Vgh  noch  Mart.  XI  58,  11.  Erwähnt  sei 
auch  der  Vers  aus  dem  Epithalamium  Laurentii  (vgl.  den  Kom- 
mentar zu  III  515j  bei  Riese,  anthol.  Lat.  I  2  Xr.  742.  84  (p.  215): 
tnrgeniesque  simul  constriiujit  Jaeva  papiUas.  Plaut,  mil.  glor.  II 
2.48  (203):  nisam  laevo  in  fcmine  habet  lacvam  mamim.  Ov.  am.  II 
15,  11:  iunc  ego  te  cupiam,  clomina,  et  ietigisse  papülas  et  laevam 
timicis  inseruisse  manum. 

Ferner  sei  daran  erinnert,  dass  die  linke  Hand  die  mamis 
furtifiea  (Plaut.  Pers.  II  2.  44  (226j  ist :  vgl.  die  Erklärer  zu  Catull. 
12,  1:  Marruchie  Asini,  manu  sinistra  non  belle  uferis  in  ioco  atque 
vino:  follis  lintea  neglefientiorum. 

709 — 716.  Zu  dieser  schnöden  Verwendung  der  homerischen 
Poesie  vgl.  Tolkiehn,  Homer  und  die  römische  Poesie  p.  202,  Anm.  3. 
Er  vergleicht  das  68.  priapeische  Gedicht,  in  dem  sich  ..Priap  als 
gelehrter  Homeriker  zeigt  und  zur  natürlichen  Erklärung  von  Ilias 
und  Odyssee  nach  seiner  Lebensanschauuno-  beiträgt"  i Ribbeck. 
RD.  II-  366). 

719 ff.  Aehnliche  erotische  Finessen,  jedoch  bei  einem  Knaben 
angewandt,  berichtet  Lucian.  amor.  53  am  Ende. 

732.    Zu  eq_uo  vgl.  noch  Ariost.  ras.  Rol.  XXVIII  64. 


Drittes  Buch. 

1.  Darstellungen  aus  dem  Kampfe  zwischen  Penthesileia  und 
Achilles  erwähnt  Pausanias  XI  5,  6:  TÜ.cLzcdu  d'  Iv  tT]  yoarff^  TTei'- 
&eot/.eid  T£  uffuoa  riy  Wixrv  y.ul  l-Jyj/./.ii^  uviyiov  lorh'  airrj'j'  (auf  den 
iqi'f.iaTu  der  Zeusstatue  in  Olj'mpia):  vgl.  auch  X  31.  8.  Die  Sage 
war  in  der  ytid^ionig  behandelt :  s.  Ep.  Gr.  Fr.  ed.  Kinkel  I  p.  32  ff. 

19.  Eine  Komödie  Alkestis  des  Antiphanes  erwähnt  Athenaeus 
mehrfach  (bei  Kock  II  p.  22j ;  vgl.  Meineke  FCG.  I  p.  324.  Ueber 
die  Alcestis  des  Attius  (Priscian.  IX  p.  867.  893)  ist  ebenso  wenig 
bekannt  wie  über  die  des  Laevius  (Gell.  XIX  7.  2). 

21.  Ueber  die  treue,  dem  Gatten  in  den  Tod  nachfolgende 
Gattin  vgl.  Lasaulx,  Abhdl.  der  ba}T.  Akad.  VII  (1853)  49.  Auch 
Oinone  stürzt  sich  in  die  Flammen,  welche  die  Leiche  des  Paris 
verzehren:  Quint.  Smyrn.  posthom.  X  464:  i]  de  luv  ov  ti.  aucfadbv 
oj^  u&Qr^oe,  yor^ouTO  rtioauevi]  ttsq.  aü.u  y.a/.vipauevi]  n:eQc  .qxiQti  y.a/.a 
Tiqöoiona  ulipa  sivof]  IraTta/.io  /.i/.. 


II  706-732.     III  1—129.  235 

35.  Vg"l.  AP.  VII  285,  3 :  t«  d'  dozea  ttov  tcot'  iy.sivov  nvd-irai, 
■aiS-viaig  (Hom.  Od.  V  337)  yvioora  aövaic.  hsTTEiv.  Hor.  epod.  10,21: 
opima  quodsi  praecla  ciirvo  Jitorc  porrccta  nicrgos  mveris. 

87.  Dass  für  die  uns  erhaltenen  Darstellimg-eii  der  Phyllissage 
Kallimaclios  das  Vorbild  gewesen  sei,  hat  Erwin  Rohde  wahrschein- 
lich gemacht  (Der  griechische  ßoman  473,  2).  Ovids  Freund  Tuscus 
hatte  ein  Gedicht  'Phyllis'  geschrieben:  Ov.  ex  Ponto  IV  16.  20. 
Teulfel  EL.  I  ^  252,  8.   Ribbeck  ED.  II  -,  249. 

40.  'Es  liegt  etwas  verhängnisvolles  darin,  dass  Dido  durch 
das  von  ihr  selbst  zum  Geschenk  erbetene  Schwert  des  Aeneas 
ihren  Tod  findet:  gleichen  Tod  fanden  Herkules.  Hektor  und  Aiax." 
Ladewig  zu  Verg.  Aen.  IV  647. 

49  f.  Belegstellen  über  die  Palinodie  des  Stesichoros  findet  man 
gesammelt  bei  Kleine.  Stesichori  Himerensis  fragmenta.  Berol.  1828 
p.  21  f.  91  ff.  Dazu  Welcker  in  Jahns  Jahrbuch.  IX  (1829)  p.  271  ff 
Nachweise  über  das  seitdem  übliche  ^la/urwöiav  lideiv  bei  den  Er- 
klärern zu  Plat.  Phaedr.  p.  244  a  und  bei  Kleine  a.  a.  0.  p.  97  f. 
Die  Geschichte  von  dem  eidtolov  hat  dann  Euripides  in  seiner 
Helena  poetisch  ausgestaltet.  Vgl.  noch  Lehrs  in  den  Abhdl.  der 
Kgl.  deutsch.  Gesellsch.   zu  Königsberg,   Samml.  II,  1832,  p.  109  ff'. 

83.  Selene  und  Endymion.  Die  Sage  wohl  zuerst  bei  Sappho 
(vgl.  den  schol.  zu  Apoll.  Eliod.  IV  57  =  PLG.  ed.  Bergk  III* 
p.  132,  Sapph.  fr.  134).  Nachweise  bei  Röscher,  Lexikon  I  1  Sp. 
1247.  Ausser  den  dort  angeführten  Stellen  vgl.  noch  Plat.  Phaed. 
72  b.  Strab.  XIV  636  a:  jiuxobv  ö'  amod-tv  öiaßdvti  Troxauioy.ov  nqog 
TU)  yld%(-uo  öu^vvraL  xdtpog  ^Evdif.iuiJvog  ev  xlvi  aTtrjlauo.  Apollod.  I 
56.  Paus.  V  1,  4.  Meleager  in  AP.  V  164.  Nie.  Eug.  VIII  115. 
Prop.  II  15,  15:  nudus  et  Endymion  Phoehi  cepisse  sororem  dicitur  et 
imdae  comuhuisse  deae.  S.  Lobeck,  Aglaopham.  II  p.  1090.  Rohde, 
Gr.  R.  93,  1.    Ueber  bildliche  Darstellungen  Röscher  a.  a.  0.  Sp.  1248. 

113.  cmrea  Roma.  Vgl.  Jordan,  Topographie  der  Stadt  Rom 
im  Altertum,  11  374.  425.    Friedländer,  Sittengeschichte  I  64. 

115if.  Aehnliche  Gedanken  führt  Ovid  mehrfach  aus;  vgl. 
fast.  I  243 :  hie,  uhi  nunc  Romast,  incaedua  silva  virebat,  tantaque  res 
paucis  pascua  bubiis  erat.     II  280.    III  71  etc. 

117.    curia.    Litteratur  bei  Richter  Topographie  -  p.  95  Anm. 

119.    Ueber  den  Plural  Palatia  vgl.  Rothstein  zu  Prop.  IV  1,  3. 

126.  Bauten  im  Meer.  Vgl.  noch  Prop.  III  18,  1.  Manil. 
astron.  IV  261 :  cernere  suh  terris  imdas,  inducere  tcrris,  ipsao[tie  con- 
■versis  aspergere  fluctibus  astra,  Jitorihusque  novis  per  Inxum  Hludcre 
ponto,  et  varios  fahricare  lacos  et  flumina  ficta  et  peregrinantcs  domibus 
s^ispendere  rivos,  mille  sub  hoc  habitant  artes,  quas  tcmperat  unda. 
Mehr  bei  Friedländer,  Sittengeschichte  III  91. 

129.  Das  Uebertreiben  dieses  Luxus  tadelt  Seneca  an  einer 
anderen  Stelle;  vgl.  de  vita  beata  VII  9,  4:  video  nnioncs  non  sin- 
gidos  singidis  anrihus  comparatos.  iam  enim  exercitatae  anres  oiteri 
ferendo  sunt :   iunguntur  inter  se  et  insuper  alii  Unis  superpommtur. 


236  -Ajs  amatorla  (Anhang) 

130.  Vgl.  Zingerle,  kl.  pliil.  Abhandl.  II  84. 

131.  Aelmlich  im  Griechischen  TtQoävai,  vgl.  Luc.  dial.  meretr. 
6,  2 :  ogäg,  o'i'a  tcqösloi. 

133.  Was  Ovid  den  römischen  Damen  seiner  Zeit  ganz  be- 
sonders empfiehlt,  eine  kunstvolle  Frisur  zu  tragen  und  nach  Ab- 
wechselung in  der  Haartracht  zu  streben,  galt  in  den  bescheidenen 
Zeiten  des  alten  Rom  als  ein  grosses  Aergernis,  vgl.  die  Geschichte 
von  der  Claudia  Quinta  im  IV.  Buch  von  Ovids  Fasten;  von  ihr 
heisst  es  da  (V.  309) :  cultus  et  ornatis  varic  prodisse  capilUs  obfuit 
ad  rigidos  promptaque  lirnjua  senes.  Auch  daran  sei  erinnert,  dass 
noch  bei  Plautus  eine  kunstvollere  Haartracht  als  Kennzeichen  der 
meretrix  gilt. 

134.  Die  Haartoilette  wurde  mit  ausserordentlicher  Sorgfalt 
betrieben.  Bekannt  ist  die  Juvenalsche  Schilderung  (II  6,  490  ff.). 
Hier  ist  die  ornatrix  die  arme  Psecas,  aber  ausser  ihr  arbeitet 
noch  eine  zweite  Sklavin  mit.  und  eine  alte,  schon  in  den  Ruhe- 
stand gesetzte  Sklavin  steht  dabei,  um  ihr  Urteil  abzugeben. 

155.  Unter  Oechalia  ist  hier  die  Stadt  auf  Euboea  zu  ver- 
stehen: das  ist  die  ältere  Form  der  Sage,  und  sie  war  wohl  auch 
in  der  Oi^aUag  aXwoig  (Kinkel  p.  60 ff.)  gemeint.  Uebrigens  war 
es  schon  im  Altertume  eine  strittige  Frage,  welche  der  so  heissenden 
Städte  gemeint  sei:  vgl.  Strab.  IX  438b:  ttjv  ö"  Oixallav  nöltv 
EvQVTOv  hyo/iihrjv  ev  xe  zolg  röicoig  romoig  (in  der  Gegend  von  Trikka) 
ioTOQOvöi  xat  iv  Evßoia  -/.al  Iv  '^Q^aöia,  xal  (.iETOVO(.iälI,ovOLV  aXXot 
älkojg,  o  y.ai  ev  zolg  neloTtowrjaLaaolg  (=  VIII  339  b)  eiQrjiai.  negl 
de  tovxojv  ^rjTOüai  xat  ^äXioxa  xig  -qv  fj  vno  '^Hqay.Xiovg  alovoa,  xa« 
7t€Ql  xLvog  ovviyQaxpev  b  noiijoag  ttjv  Ocxa^iag  aXiooLv.  Vgl.  dazu 
nach  Paus.  IV  2,  3.    Verg.  Aen.  VIII  291. 

163.  Vgl.  noch  Servius  zu  Verg.  Aen.  IV  698.  Cato  orig.  VII  9 
(p.  29  Jordan).  Galen.  XII  p.  434.  445  Kühn  (Rezepte).  Reiches 
Material  ferner  bei  Oehler  zu  Tertull.  de  cultu  femin.  II  6  (I  p.  721 
Anm.  b). 

165.  Ueber  Perücken  vgl.  Marquardt-Mau ,  Privatleben  II  - 
603  f. 

168.  Hercules  und  die  Musen.  Vgl.  A.  Klügmann,  Hercules 
Musarum  (commentationes  philologae  in  honorem  Theodori  Mommseni 
etc.    Berol.  1877,  p.  262—267). 

172.  Zum  Versanfang  vgl.  met.  VI  170:  'quis  furor,  audüos* 
inquit  'praeponere  visis  caelestes?^ 

173  f.    Vgl.  auch  Tertull.   de  cult.  fem.  I  8  (I  p.  710  Oehler). 

177.  habet  quoque  nomen  ah  undis.  Das  ist  die  vestis  undulata, 
von  der  Varro  spricht  (bei  Nonius  189,  25);  vgl.  Plin.  nat.  hist. 
Vm  194. 

181.  Ueber  den  Namen  ccfiid^voTog  spricht  Plin.  nat.  hist. 
XXXVII  121.     Vgl.  noch  AP.  IX  748.  752. 

Ueber  ein  Verbot  des  Kaisers  Nero  betreffs  des  amethystini  ac 
Tyrii  eoloris  vgl.  Suet.  Nero  32. 


III  130-270.  237 

193.  Ueber  diese  rhetorische  Fij^ur,  welche  die  Griechen  Tiagd- 
Isiifjig  nennen,  vg"l.  z.  B.  Demetrius  de  elocut.  263 :  ojg  ö'  av  xal  h  oxt}- 
(.lÜTiov  ylyvoiTO  ÖEivÖTr^g,  Xe^of-uv.  fx  ^lev  ovv  jwv  Tfjg  öiavoiag  axrj/^idrcjv, 
iy.  f.i€V  zfig  TtaQaXeixpeiog  dvof.iaCoi.ievrjg  oiktog-  "OXvv-d'Ov  /iiev  di]  xai 
Med'cövrjv  xal  ^ATtoXXioviav  xai  ovo  y.a.l  tqidy.ovTa  nöXeig  rag  Inl  ßqay.rig 
€w-  (Demosth.  p.  117)  ev  yccQ  rovrotg  xai  «t^jjx«  TtdvTa,  oaa 
kß ov ksTO,  xal  TtagalLTtalv  avrd  rprjaiv,  a>g  öeivörega  eiTtslv  e'xcov 
ereqa.  Weiteres  beim  auctor  ad  Herennium  IV  27,  37,  der  diese 
Figur  ocaiUafio  nennt  (so  Spalding-  zu  Quintil.  IX  3,  98 :  in  den  Hss. 
steht  sinnlos  occupatio).  Ausführlich  darüber  Volkmann,  die  Rhe- 
torik der  Griechen  und  Römer  2.  Aufl.  Leipzig  1885,  p.  501  ff. 

194.  Auch  diese  Vorschrift  wurde  freilich  in  bedenklicher 
Weise  übertrieben.  So  pflegte  man  den  Lieblingssklaven  die  Haare 
vom  Körper  abzuschaben  oder  auszuziehen,  um  ihnen  ein  mädchen- 
haftes Aussehen  zu  verleihen.  CatuU.  61,  141 :  diceris  male  te  a  tuis 
ungtientafe  gJahris  morife  ahstinere:  seä  ahstine.  Seneca  ep.  47,  7: 
iamqiic  militari  hahitu  glaher  retritis  pilis  auf  penitus  evtdsis  tota  nocte 
pervigilat,  qtiam  inter  ebrictatem  clomini  ac  libiclineni  dividit  et  in  cuhi- 
cido  vir,  in  convivio  puer  est.  de  brev.  vit.  12,  5.  Vgl.  Mart.  IV 
28,  7.  XIV  205:  sit  nobis  aetate  puer,  non  pumice  levis.  Juven.  IV 
11,  156:  nee  piipillares  defert  in  balnea  raucus  testiculos,  nee  vellendas 
iam  praebuit  alas. 

196.  Vgl.  Olympiod.  bei  Stallbaum  zu  Plat.  Gorg.  521  b :  fj  ticcq- 
OL(xia  avTrj  «x  tov  Tr^lerpov  eailv  EvqittIöov  (s.  fr.  704  Nauck "). 
ixel  yccQ  egiorä  rig  ttsoI  tov  Tr^Xecpov  xa/  (fr^oi  rb  Mvoov  Ti]l€q)ov 
■ml.  Vgl.  scliol.  zu  Plat.  Theaet.  p.  209  b  (Piaton  ed.  Dübner  III 
p.  287,  67).     Mehr  im  corpus  paroemiogr.  Graec.  I  p.  411,  Anm.  85. 

199  f.     Vgl.  auch  Plat.  Gorg.  p.  465  b. 

201.  Vgl.  noch  Mart.  IX  37,  6.  Apul.  met.  VIII  27:  . . .  oculis 
ohunctis  graphice  prodeunt,  wo  Hildebrand  weitere  Nachweise  giebt 
(I  p.  731). 

203.  Ueber  das  Malen  der  Augen  giebt  noch  Aufschluss  Juven. 
I  2,  93:  nie  supercilimn  madida  fidigine  tincfum  ohliqria  producit  acu 
pingitque  trementes  attoUens  ociüos.   Vgl.  Becker-Göll,  Gallus  III  p.  166. 

211.  Hör.  AP.  277  (vgl.  Arist.  nub.  296  mit  dem  schol.)  ist 
fremdartig:  hier  dient  die  Hefe  dazu,  das  Gesicht  der  Darsteller 
unkenntlich  zu  machen.  —  Ein  ähnliches,  noch  beliebteres  Schön- 
heitsmittel war  aber  die  Eselsmilch;  vgl.  Plin.  nat.  hist.  XI  238. 
XXVIII  183. 

213.  Das  oesypurn  hatte  eine  überaus  vielfache  Verwendung: 
näheres  ersieht  man  aus  dem  Index  der  Pliniusausgabe  von  Julius 
Sillig  s.  V.  (Bd.  VIII,  Gotha  1858  p.  103). 

269.  Vgl.  den  Anhang  zu  I  214. 

270.  Bei  Pharius  piscis  hat  man  sogar  an  das  Krokodil  ge- 
dacht, das  allerdings  in  der  Kosmetik  eine  ebenso  wenig  appetit- 
liche, wie  nicht  unwichtige  Rolle  spielte.  Vgl.  darüber  Plin.  nat. 
hist.  XXVIII  108:  ob  id  intestina  eius  diligenter  exquiruntur  iu£tindo 


238  Ars  amatoria  (Anhang) 

nitore  farta.  Clem.  AI.  paed.  p.  255  Pott.:  tqIc,  yag,  ovx  aTta^  äno- 
kiokevui  bi/.ciiai  yigoxoösüuov  änoitazoig  xgco^uevai  y.zl.  So  schon  Hör. 
epod.  12,  11:  stcrcore  fncatus  crocodiU. 

272.  Ueber  die  neQio-/.eUdeg  vgl.  Pollux  V  99  u.  100.  Hör. 
ep.  I  17.  56.  Weitere  Nachweise  giebt  Oehler  zu  Tertull.  de  cult. 
feniin.^II  13  (I  p.  783  Anm.  f). 

274.  Das  Buseiiband,  welches  einigermassen  die  Stelle  des 
Torsets'  vertritt,  diente  nur  dazu,  den  Busen  zu  heben  oder  auch 
einen  allzu  üppig  entwickelten  einzuschränken.  Die  Geschmacklosig- 
keit des  modernen  Schnürens  wäre  den  Alten  greulich  erschienen. 
Dem  widersprechen  nicht  Stellen  wie  Ter.  Eun.  II  3,  21  tf.,  denn 
gerade  diese  Stelle  enthält  eine  Missbilligung  solcher  Unnatur, 
auch  berechtigen  die  AVorte  virn-to  pectore  keineswegs  den  Gedanken 
an  ein  Schnüren  in  unserem  Sinne.  Zweck  war  eben  nur,  den 
allzu  starken  Busen  einzuschränken.  —  Der  Grieche  hatte  für 
dieses  Kleidungsstück  eine  grosse  Zahl  von  Namen:  vgl.  Becker, 
Charikles  III  226.  Die  üblichsten  lateinischen  Benennungen  sind 
fascia,  vgl.  Mart.  XIV  134  (mit  dem  Lemma  "fascia  pcdoralis'): 
fascia  cresccntes  cloniinae  compesce  papillas  ut  sit  qtiod  capiat  nostra 
fe(/atque  manus;  taenia,  vgl.  Apul.  met.  X  21:  taenia,  qua  decoras 
devinxemt  papillas;  mamillare  (Lemma  Mart.  XIV  66);  auch 
strophiuni,  vgl.  Catull.  64,  65:  non  tereti  strophio  lactcntis  vinda 
papillas. 

276.    Vgl.  Paldamus,  röm.  Erotik  p.  61. 

283.  vvi.i(pr<  dagegen  ist  das  Grübchen  im  Kinn;  vgl.  Pollux 
II  90.  Ueber  yslaolvog  vgl.  auch  das  Epigramm  des  Piufinus  (AP. 
V  34) :  auch  hier  ist  es  das  Grübchen,  aber  an  einer  ganz  anderen 
Körperstelle.  Vgl.  auch  Auson.  ep.  4,  33  (p.  246  Peiper):  qui  veste 
reduda  ostentat  foedas  prope  turpia  niembra  lacunas  perfossasque  nates 
vicino  podice  nudat.  —  yelaoivoi  (ddövzsg)  erwähnt  Pollux  II  91 :  die 
vorderen  Zähne,  die  beim  Lachen  sichtbar  werden. 

302.  Vgl.  auch  Nonius  p.  34  (I  p.  47,  12  Muell.):  divaricari 
est  distendi,  diduni  ah  his,  qui  vifio  nafitrae  ita  sunt  pedihus  discretis, 
ut  eos  in  diversmn  hahcant  separatos.  Die  Bedeutung  von  varus  geht 
übrigens  am  deutlichsten  aus  Apul.  met.  I  13  hervor,  wo  das  Ad- 
verbium varicus  in  ähnlichem,  aber  obscönem  Sinne  gebraucht  wird. 
Vgl.  noch  Nonius  25,  10  (I  p.  35  M.):  vatax  et  varicosus,  pedihus 
vitiosis.  Lucilius  lib.  XXVIII  (p.  103  Muell.) :  ut  si  progeniem  anti- 
quam  qua  est  Maximu''  Quintus  qua  varicosu'  vatax.  Schon  bei 
Plautus.  vgl.  z.  B.  mercat.  III  4,  54  (639). 

310.  Vgl.  noch  Suet.  Caligula  33:  quoticus  tixoris  vel  amiculae 
Collum  exosctdaretur  etc. 

311.  In  anderer  Tendenz  verwendet  Cicero  (de  finib.  V  18,  49) 
das  Sirenenabenteuer:  Neque  enini  vocum  suaintate  videntur  aut  no- 
vitaie  quadam  et  varietaie  cantandi  revocare  eos  solitae,  qui  praeter- 
vehebant'ur,  sed  quia  multa  se  scire profitehantur ,  ut  homines 
ad  eartim  saxa  disccndi  cupiditate  adhaerescerent.     Er  führt 


ni  272-329.  239 

dann  den  Sirenengesang  in  seiner  eigenen  Uebersetzung  an  und  sagt 
dann :  Vklit  Homerus  prohari  fabulnut  non  posse,  si  cantmncuUs  fantiis 
vir  irretitus  terwrdur :  scientiam  jjolliccnfKr,  quam  non  traf  miriim  sa- 
picntiae  rnpido  patria  esse  cariorem.  —  Vgl.  über  die  Sirenen  auch 
Ameis-Hentze  im  Anhang  zu  Honi.  Od.  XII  39. 

317.  Arien  und  Melodieen  aus  dem  Theater  wurden  nicht  nur 
sehr  schnell  populär,  sondern  landen  auch  feines  Verständnis.  Da- 
für ist  ein  interessanter  Beleg  bei  Cicero  (acad.  prior.  II  7,  20): 
quam  nmlfa,  qnae  nos  fugiunt  in  canfn,  excmdiunt  in  eo  genere  exer- 
citdti .'  qiii  primo  inflatu  fihicinis  Aniiopam  esse  aiunt,  mit  Anclro- 
maehen,  cum  id  nos  ne  snspicamur  qttidem. 

318.  Die  ägyptischen  Gesänge  werden  den  gaditanischen  ähn- 
lich gewesen  sein,  vgl.  den  Kommentar.  Die  pucllac  Gadifanae  aber 
waren  wegen  ihrer  lüsternen  Gesänge  und  Tänze  berühmt.  Vgl. 
Mart.  V  78,  26.  Plin.  ep.  I  15,  3.  Juven.  IV  11,  162  ff.  mit  den 
Erklär  ern. 

321—324.  Orpheus  und  Amphion  werden  auch  sonst  oft 
zusammen  gestellt  als  Ideale  der  musischen  Kunst;  vgl.  z.  B.  Paus. 
IX  17,  7 :  TOi\;  dh  naga  to  \-J^i(piovog  f.m]i.ia  Jud^ovi^,  ot  y.dzcijd-tv  vtto- 
ßißlrjvrai,  f.ajie  älhog  elgyao/iievoL  7i(jbg  ib  äxQißeoiaTOv,  exeivag  eival 
fpaoL  Tccg  TtäiQag  al  rfj  wöfj  roC  ^^/Lupiovog  fjy.olov^rioav.  TOiavta  de 
exeqa  Xeytrai  -/.cd  TCtql  Vgcpscog,  wc;  y.i^c<QCüöovvi(,  tjtOLto  airip  rcc 
difjQia.  (Aehnlich  VI  20,  18.)  Hör.  AP.  391:  silvesfres  liomines  sacer 
interprcsqiie  dcorum  caedihus  et  victii  foedo  deterruit  Orpheus,  dicius  ab 
hoc  lenire  iigres  rahidosqtie  Jeones;  dictus  et  Amphion,  Thebanae  con- 
ditor  arcis,  saxa  movere  sono  testudinis  et  prcce  blanda  duccre  quo  vellet. 
Prep.  III  2,  1 :  Orphea  detinuisse  feras  et  concita  dicimt  flumina 
TJirdcia  sustinuisse  lyra:  saxa  Cithaeronis  Thebas  agitata  per  artem 
sponte  sua  in  muri  mcmbra  coisse  ferunt. 

322.  Erwähnt  sei  noch,  dass  nach  dem  Scholiasten  zu  Hom. 
II.  VIII  368  P  i  n  d  a  r  den  Kerberos  als  hundertköpfig  dargestellt  hat 
(Piud.  fr.  249  Christ.);  vgl.  Hoi-.  carm.  II  13,  34:  belua  centiceps. 
Sen.  apocol.  13. 

325  f.  Zum  Andenken  an  die  wunderbare  Begebenheit  war 
'Igiovog  apdd-ijjtia  od  luya  enl  Tcuvüqco,  htl  JeXcplvog  kjtetov  ävO-Qwnog. 
Vgl.  Paus.  III  25,  7.  Aelian  (bist.  an.  XII  45)  hat  es  noch  ge- 
sehen, und  nennt  auch  die  Inschrift:  d^avccTcov  7io(.i7taloiv  i^giova 
Kv-/Xovog  vtov  ix  IiysloD  TrsXdyovg  owoev  oxriua  röös.  Vgl.  Welcker, 
der  Delphin  des  Arion  und  die  Kraniche  des  Ibykos  (kleine  Schriften 
I  p.  89  ff.). 

329  ff.  Ueber  die  litterarische  Bildung  der  Frauen  vgl.  auch 
E.  Rohde,  der  griechische  Roman  p.  65  ff. 

329.  Ob  Philetas  wirklich  der  Lehrer  des  Theokrit  gewesen 
ist,  oder  ob  dies  nicht  nur  ein  voreiliger  Schluss  aus  Theokr.  7,  40 
ist,  lässt  sich  nicht  mit  Sicherheit  entscheiden.  Vgl.  Bernhardy, 
Grundriss  der  griech.  Litter.  II  2 "  p.  566. 

Ueber  die  Zusammenstellung  des  Kallimachos  mit  Philetas  und 


240  Ars  amatoria  (Anhang) 

Über  die  Frage,  welche  seiner  Dichtungen  gemeint  seien,  vgl.  Rohde, 
Gr.  R.-  95,  1. 

330.  Vgl.   auch  das  Epigramm   des  Krinagoras  (AP.  IX  239): 

ßißXoiv  fj  yXvxegr^  Ivqiymv  sv  TSvx^'i  T(i)Ö€ 
rtevtag  d/uiuijtojv  eqya  (pigu  XaQiTwv, 

yivaxgeiovTog,  äg  ö  Trjlog  ö  fjdbg  Trgeaßvg 
eygaipev  )]  Ttag^  olvov  rj  ovv  '^If.iiqoig  xtA. 

331.  Der  Kommentar  muss  sich  auf  Andeutungen  beschränken ; 
von  der  sehr  umfangreichen  Litteratur  über  den  Gegenstand  sei 
erwähnt :  Welcker,  Sappho  von  einem  herrschenden  Vorurteil  befreit 
(Kl.  Sehr.  II  80—144);  vgl.  Rhein.  Mus.  XI  (1857)  p.  226—259; 
Beloch,  griech.  Geschichte  I  258.  Wilamowitz,  Göttinger  Gelehrte 
Anzeigen  1896  p.  623  ff.  William  Mure,  Sappho  and  tlie  Ideal  love 
of  the  Greeks  (Rhein.  Mus.  XII,  1857  p.  564—593). 

Anakreons  Name  wird  oft  mit  dem  der  Sappho  zusammen  ge- 
nannt; vgl.  z.  B.  Athen.  XIII  599  c. 

333.  Vgl.  0.  Hennig,  de  Ovidii  sodalibus.  Berl.  1883.  Zingerle, 
Ovid  etc.  I  109.   I  54  (Tibull),  II  48  (Vergil). 

337.  Vgl.  Dütschke  in  seiner  Uebersetzung  von  Comparetti, 
Virgil  im  Mittelalter,  Leipzig  1875  p.  11  Anm.  1. 

338.  Vgl.  Quintil.  X  1,  85:  itaqiie  tit  apud  illos  Homerus,  sie 
apud  nos  Vergil ius  auspicatissimum  dederit  exordium,  omnium  eins 
ge^ieris  poetarum  Graecorum  nostrorumque  haud  dubie  ei  proximus. 
iitar  enim  verhis  isdem,  quae  ex  Afro  DomiUo  iuvenis  excepi,  qui  mihi 
inierroganti,  quem  Homero  crederet  maxime  mcedere:  secutidus,  inquit, 
est  Vergilius,  propior  tarnen  primo  quam  tertio.  et  hercide  ut  Uli  naturae 
caelesfi  atque  immortali  cesserimus,  ita  curae  et  diligenfiae  vel  ideo  in 
hoc  plus  est,  qiiod  ei  fuit  magis  laborandum,  et  quantum  eminentibus 
vincimur,  fortasse  aequalitate  pensamus.  ceteri  omnes  longe  sequentur. 
Stat.  Theb.  XII  816:  divinam  Aeneida. 

346.  Vgl.  H.  Peter,  der  Brief  in  der  Römischen  Litteratur. 
Abhandlungen  der  phil.  bist.  Klasse  der  Königl.  Sachs.  Gesellsch. 
d.  Wissensch.  XX,  III  p.  188  ff. 

348.  Ueber  die  Zahl  der  Musen  vgl.  Preller-Robert,  Gr.  M.  I  * 
p.  491.^ 

357  if.  Die  eingehendste  Beschreibung  des  ludus  latmnculorum 
findet  sich  bei  Calpurnius(?)  de  laude  Pisonis  V.  192  ff. :  abgedruckt 
z.  B.  bei  Baehrens,  poetae  Latini  minores  I  221  ff. 

363  f.  Näheres  über  das  Spiel  ergiebt  sich  aus  dem  Epigramm 
des  Agathias  in  AP.  IX  482. 

383  ff.  Ueber  die  Leibesübungen  auf  dem  Marsfelde  vgl.  auch 
Becker,  Topographie  der  Stadt  Rom  (^  Handbuch  der  röm.  Altert. 
Bd.  I,  Leipzig  1843)  p.  631.  Auch  die  Aufzählung  im  Gedicht 
de  laude  Pisonis  V.  178  ff.  (poetae  Latini  minores  ed.  Baehrens  I 
p.  232). 

384.     Reitsport.     Vgl.  auch  Stat.  silv.  V  2,  113:  ipse  ego  te 


III  330—403.  241 

nt(per  Tiberino  in  litore  vidi,  qua  Ti/rrhena  vadis  Laiirentihtis  aesfuat 
unda,  tentantem  cursus  vexanteniqiw  ilia  nuda  calce  ferocis  equi,  vultu 
dextraque  minacem. 

385.  Virgo.  Weiter  sagt  Frontin  de  aqu.  I  10 :  concipitur  Virgo 
via  CoUatia  ad  miliarium  octavum  palustrihus  locis  signino  circumiecto 
coniinendantm  scafurriginum  causa,  adiuvatur  complurihus  aliis  ad- 
quisitionihus.  venit  per  longitudinem  passuum  decem  quattuor  niilium 
centum  quisque:  ex  eo  rivo  subterraneo  passuum  decem  duum  milium 
octingentormn  sexaginta  quinque,  stipra  terram  per  passus  miJle  ducentos 
quadraginta:  ex  eo  suhstructione  rivorum  locis  complurihus  passuum 
quingentorum  quadraginta,  opere  arcuato  passuum  scpUngentorum.  ad- 
quisifionum  ductus  rivi  stibterranei  efficiunt  passus  mille  quadringentos 
quinque. 

386.  Vgl.  Zingerle.  kl.  pliilol.  AWiandl.  II  84. 

390.  Der  Gott  selbst  erhielt  nach  seiner  Mithilfe  in  der  acti- 
schen Seeschlacht  den  Beinamen  Navalis,  vgl.  Prop.  IV  1,  3:  atque 
uhi  Navali  stanf  sacra  PaJatia  Plioebo. 

399.  Bei  den  Römern  ist  die  Form  TJiamyras  häufiger,  so  auch 
Prop.  II  22,  19 :  me  licet  et  Thamyrae  cantoris  fata  sequantur.  Ov. 
am.  III  7,  62:  quid  misertim  Thamyram  picta  tahella  iuvat?  So  öfter, 
doch  kommt  auch  Thamyris  vor,  vgl.  z.  B.  Stat.  Theb.  IV  183. 

Uebrigens  giebt  es  auch  im  Griechischen  die  Form  Oa/iwQag: 
Plat.  leg.  VIII  829  e,  rep.  X  620  a:  ßa^ivgov.  Parthen.  29:  ea- 
(.iVQ(;c  U.  S. 

400.  Vgl.  Claudian.  8,  222 :  vile  latens  virtus.  quid  enim  suhmersa 
tenehris  proderit  obscuro?  veluti  sine  remige  puppis,  vel  lyra,  quae 
reticet,  vel  qui  non  tenditur  arcus. 

401.  Als  Cotis  erscheint  Apelles  auch  bei  Plin.  nat.  hist.  XXXV 
79:  verum  et  omnis  prius  genitos  futurosque  postea  superavit  Apelles 
Cous  Olympiade  CXII.  Ov.  ex  Pont.  IV  1,  29:  ^tt  Venus  artificis 
labor  est  et  gloria  Coi,  aequoreo  madidas  quae  premit  imhre  comas. 
Suidas  nennt  ihn  Kokocpchviog,  d-eoei  de  ^Ecpeaiog.  Als  Ephesier  er- 
scheint er  bei  Strab.  XIV  642  a.  Lucian.  cal.  non  tem.  cred.  cap.  2. 
—  Venerem  Coam  (vgl.  Cic.  de  ofif.  III  2,  10)  schrieb  Ovid  schon 
aus  euphonischem  Grunde  nicht  (nusquam). 

Dass  das  Modell  zu  dieser  Aphrodite  die  bekannte  Hetaere 
Phryne  gewesen  sei,  erzählt  Athenaeus  XIII  590 f.:  tf]  de  rCbv 
Elevaiviiov  jravrjyvgec  xat  zf]  tCov  IJoGeiöiovlcov  Iv  öipei  twv  Uavelhjvcov 
TtdvTtüv,  d7toTi&ef.i€vrj  ■d-ol/Lidtia  xal  Ivoaaa  rag  xouag  evsßaivs  ifj 
-9-aldixr]'  y.al  dn^  amfjg  ^^TreXkfjg  rijv  ^^va8vof.ievi]v  ^Acfgodirriv  dveyQd- 
iparo.  Vgl.  AVieland,  Werke,  herausgeg.  von  Gruber  Bd.  XLV 
(Leipzig  1826),  p.  181. 

403.  Zu  vergleichen  sind  auch  solche  Stellen,  in  denen  die 
Dichter  ihren  Nachruhm  sich  als  höchstes  Ziel  selbst  prophezeien. 
So  schon  in  einfacher  Art  Sappho  fr.  32:  f-ivdoeodai  rtvd  cpafu  y.al 
votegov  ai.ii.iecov.  Theogn.  22  f.  (vgl.  237—252).  Prop.  III  1,  35  ff. 
Ov.  am.  I  15,  41  f.    met.  XV  871  ff.    Hör.  carm.  III  30. 

Ovid,  ars  amatoria  ed.  Brandt.  16 


242  -^rs  amatoria  (Anhang) 

415.  Vgl.  Soph.  Antig.  944:  6T?.a  y.al  Javdag  oigäviov  cpwg, 
u.KXdS,ai  ösiiag  li>  xah/.odeTOLg  auXalg  •  y.QV7iT0j.ii.va  o^  iv  Tviißr^gsL  S-u- 
Acxiui)  Y.arttevxO-i]'  vxdzoi  '/.al  ysveä  riuiog,  d)  Jtal,  real,  y.al  Zrjvbg 
Ta/ui£veo/.e  yovag  xQvaoQvrovg.  Prop.  11  20,  12 :  fcrrcdam  Danaes 
domuni.     32,  59:  aerato  Banae  circumdafa  miiro. 

429  f.  Interessant  ist  die  Weiterbildung  des  Typus  der  an  den 
Felsen  gefesselten  Andromeda  durch  Ariost;  vgl.  ras.  Eol.  X  94  tf. 

439 f.    Hertzberg  erklärt: 

'Man  begnügt  sich  hier  allgemein  mit  der  Erklärung,  dass 
Priamus  die  Auslieferung  der  Helena  an  die  Griechen  verlangt 
habe.  Dann  bedürfte  es  aber  erstlich  nicht  einer  so  emphatischen 
Versicherung  Ovids,  dass  durch  die  Befolgung  dieses  Rates  Trojas 
Untergang  abgewendet  worden  wäre;  zweitens  waren  wahrlich 
nicht  die  Troer,  sondern  einzig  und  allein  Paris  gegen  die  Aus- 
lieferung; und  endlich  passt  dieser  Gedanke  ganz  und  gar  nicht 
in  den  Zusammenhang.  Der  Dichter  tadelt  zuerst  solche  flatter- 
hafte Paris-ähnliche  Schönthuer,  und  stellt  dann  die  Doppelfrage, 
in  welcher  der  positive  Sinn  liegt:  Entweder  sollte  man  sich  solcher 
Bursche  ganz  entledigen  —  oder  man  niüsste  den  Frauen  ebenfalls 
gestatten,  die  Ehemänner  nach  Belieben  zu  wechseln.  Und  darin 
eben  war  der  weitherzige  Priamus  mit  gutem  Beispiel  voran- 
gegangen. Er  hatte  freiwillig  seine  erste  Gemahlin  Arisbe  an  den 
Hyrtakos  abgetreten  (Apollod.  IH  12,  5).  Hätte  man  fünf  gerade 
sein  lassen,  meint  der  Dichter,  und  auch  der  Helena  zwei  Männer 
gegönnt,  so  wäre  es  nie  zum  Kampfe  vor  Troja  und  zum  Unter- 
gang der  Stadt  gekommen.  Die  Lehre  (praecepta)  bedeutet  sonach 
die  Lehre  durch  Vorgang  und  Beispiel,  wie  bei  Prop.  HI  9,  21. 
Uebrigens  gestehe  ich,  dass  auch  so  der  Scrupel  zurückbleibt,  dass 
diese  Lehi'e  viel  mehr  für  die  Griechen  als  für  die  Troer  ge- 
geben war.' 

Dass  diese  Erklärung,  auch  von  dem  'ScrupeF  abgesehen,  nicht 
befriedigt,  liegt  auf  der  Hand.  Einen  anderen  Vorschlag  macht 
Madwig,  adversaria  critica  I  114.  Er  sagt:  'apta  est  autem  una 
Cassandra  dei  iussu  non  unqiiam  credita  Teucris'  (Verg.  Aen.  11  247). 
Scripserat  igitur  Ovidius:  praecepHs  Priamei,  si  foret  usa  fuis. 

444.  Ueber  die  Frage,  ob  lingula  oder  ligiüa  vgl.  hauptsäch- 
lich Mart.  XIV  120,  wonach  er  in  der  Bedeutung  Löffel  die  Form 
ligula  verlangt;  der  Riemen  heisst  auch  bei  ihm  lingula  (II  29,  1). 
Juven.  I  5,  20  steht  ligulas,  wozu  der  Scholiast  bemerkt:  dictae 
autem  ligulae  a  ligando.  Vgl.  Charis.  104,  5  Keil:  lingula  cum  n  a 
linguendo  dicta  est  in  argento;  in  calceis  vero  ligiüa  a  ligando.  sed 
usus  ligulam  sine  n  frequentat.     Priscian.  III  42  (I  p.  113,  17  Keil). 

Festus  p.  116,11  Muell. :  lingula  per  diminutionem  linguae  dicta; 
alias  a  similitudine  linguae  exscrtae,  ut  in  calceis.  Aehnlich  im 
Griechischen  p.CoTxa,  vgl.  Poll.  II  109:  xat  yXcbzrag  öe  jag  tCov  vtto- 
örjf.idTtüv  e'ktyov,  wg  ^locdog  b  IioxQaTi/Mg.  VII  80.  Bekk.  anecd.  I 
32,  32.    Athen.  XV  677  a.     Phryn.  ed.  Lobeck  p.  229. 


III  415—639.  243 

445.  Vgl.  den  Anhang  zu  I  514. 

446.  Den  Gipfel  in  der  Geschmacklosigkeit  erreichte  der 
famose  Crispinus,  der  im  Sommer  leichtere  Ringe  trug  als  im 
Winter  laut  der  klassischen  Stelle  Juv.  I  1,  27:  Crispinus  Tyrias 
iiniero  revocante  lacernas  ventilet  aestivum  digitis  sudantibus  auriim 
nee  sufferre  queat  maioris  pondera  geniniae,  difficilest  saturam  non 
serihere. 

457.  lieber  die  bei  antiken  Dichtern  übliche  Sitte,  aus  Höf- 
lichkeit an  Verse  ihrer  Vorgänger  absichtlich  zu  eriunern,  vgl. 
Usener  im  Rhein.  Mus.  XXXV  (1880)  p.  138,  wo  weitere  Litteratur 
angegeben  ist.  Zu  unserer  Stelle  vgl.  auch  Lygdamus  6,  39 :  Gnosia 
Tlieseae  quondam  periuria  Uinjuae  flevisti  ignoto  sola  relicta  niari. 
sed  eecinif  pro  fc  doctus,  Minoi,  CaUdhis  ingrafi  referens  impia  faeta  viri. 

513.  Nach  0.  Crusius  im  Rhein.  Mus.  XLIV  (1889)  p.  455  hat 
man  das  Martialcitat  II  41,  1  nicht  auf  die  vorliegende  Ovidstelle 
zu  beziehen,  sondern  auf  die  Hendekasyllaben  Ovids,  von  denen 
Quintil.  XII  10,  75  spricht:  so  übrigens  schon  Baehrens  FPR.  p.  349. 

516.  Vgl.  auch  die  Unterscheidung  öuiIovq  ^ebg  ö  "Egiog,  aus- 
führlich bei  Luc.  amor.  37. 

527.  Daher  steht  vitis  übertragen  auch  für  das  Centurionat; 
vgl.  Juven.  V  14,  193:  aut  vifem  posce  libello  (durch  ein  Bewerbungs- 
gesuch). CIL.  VIII  1,  702  (p.  88):  initium  vitis  vifae  fuit  finis  (d.  h. 
an  dem  Tage  starb  er,  Julius  Probinus,  als  er  Centurio  wurde). 

531.  Rechtsgelehrte  als  Sachwalter:  vgl.  Friedländer,  Sitten- 
geschichte I  297. 

535—537.  Vgl.  Mart.  VIII  73,  5 :  Cynthia  te  vatem  fecit,  Jascive 
Properti,  ingenimn  Galli  puJclira  Lycoris  erat.  Fama  est  arguti  Ne- 
mesis formosa  Tibulli,  Leshia  didavit,  docte  CatiüJe,  tibi. 

538.  Vgl.  auch  Leo,  philolog.  Untersuchungen  II  20.  Rohde, 
der  griech.  Rom.  124.  1. 

542.  Vgl.  noch  Sen.  epist.  72,  2:  quaedam  lectum  et  otium  et 
secretum  desiderant. 

597.    Vgl.  Zingerle,  Ovid  etc.  II  69. 

603.  Vgl.  Philodemus  in  AP.  XII  173,  5:  ou  yccQ  sTOti-ia  ßov- 
Kof-iai,  dlla  Ttod-tü  jiäv  xb  cpvXaooö/.isvoi'. 

617.    Ueber  volimtas  vgl.  Burmaun  zu  d.  St. 

622.  Der  Busen  des  Mädchens  als  Versteck  und  Rettungs- 
station einer  von  einer  Nachtigall  verfolgten  Cikade  bei  Long, 
past.  I  26. 

638.  Die  Hauptstellen  über  den  Frevel  des  Clodius  sind  be- 
quem zusammengestellt  bei  Pauly-Wissowa,  Realencyclopädie  IVp.  83. 

639  f.  Freilich  waren  es  nur  Damen  zweifelhaftesten  Rufes, 
die  sich  im  Bade  den  Blicken  der  Männer  aussetzten;  vgl.  Quint. 
V  9,  14:  est  Signum  adulierae  lavari  cum  viris.  Mart.  III  51.  87. 
Trotz  der  später  erfolgenden  Verbote  (z.  B.  durch  Hadrian:  Dio 
Cass.  LXIX  8;  näheres  bei  Marquardt-Mau,  Privataltertümer  I- 
282,  Anm.  9)  scheint  sich  die  Sitte  des  gemeinsamen  Badens  mehr 

16* 


244  -^'"s  amatoria  (Anhang) 

oder  weniger  erhalten  zu  haben;  vgl.  Clem.  AI.  paed.  III  5  §  32 
(p.  272  Pott.):  y.al  di]  y.al  rolg  /.tkv  ävöodoi  rolg  orpwv  ovy.  av  ano- 
övoaivTO  TtQOOTtoLmov  aloyvvrjg  ä^iOTiiorlav  i-ivco/iievai,  e^eori  öh  xolg 
ßovkof.ievoLg  rCbv  al'Awv  oHxol  rag  -/.axay.Küöroig  yv(.ivag  iv  zolg  ßaXa- 
vsloig  S^edoaad-ai'  ivxav&a  yccQ  ccTtoövoao&ai  tolg  d-eaxalg,  lüotieq 
•/.aTir^oig  acoudxtüv  ovy.  aioyvvovxai.  all'  6  /.ihv  "^Hoioöog  (opp.  753, 
eine  Stelle,  die  Clemens  offenbar  falsch  verstanden  hat)  i-ivds 
ywaLyeLio  lovx qCo  ygöa  cpaiÖQvveod-ai  Tragaivel.  yoiva  ös 
avior/.xai  ävögaoLV  öuoö  y.cd  yvvai^l  xa  ßa'lavela  y.uvxtvd-ev  inl  xi]v 
äyQaolav  aTiodvovxaL'  Ix  xov  yao  hooqclv  yivexai  ävdQwrcoLg  IqQv 
lüGTieq  aTtoyliUof-ievrig  xf^g  aiöovg  avxolg  y.axa  xa  lovxgd.  al  öh  /.ifj 
eig  xooovxov  äjrsQv^Qiwoai  xovg  /.lev  ödyeLovg  aTCoylUovoiv ,  iöioig  öh 
oiyixaLg  avllovovxai  yal  öovloig  arrodvovxat  yvf.ival  yal  dvaxQißovtat 
V7t'  avTwv  l^ovolav  dovoai  xw  y.axsTtxriyöxL  xf^g  e7iLd-v(.iLag  xo  dö&hg 
T'^g  iprila(pr^O€cog'  ol  yccQ  TtaQUoayöf-iEvoL  naga  xa  lovxga  xalg  deoitoi- 
vaig  yvfivalg  (.leleir^v  toyoiöiv  dn:odvoaod-ai  TCQog  xöl/iiav  eTtid-vf-dag 
edsi  Tiovr^qCp  nagaygdrpovxeg  xov  cpoßov. 

645.  Lyaeus.  Eine  andere  Erklärung  steht  AP.  YII  105,  3: 
Jiövvoog  bxav  nolvg  eg  di^ag  elS-rj,  Ivae  /iiilr]-  öib  dt]  (.irfii  Avalog 
e(pv;  vgl.  auch  Et.  magn.  sub  v.  Avalog:  &tco  xfjg  Ivaecog  xov  gdfi- 
(xaxog-  7tQ0OEQQd(prj  yaq  xq)  f-ir^Qq)  xov  Jiög.  '!ff  TtaQcc  xb  Iveod^ai  xC) 
oIlvo)  xovg  (.led-voyouevovg. 

'  653.    Vgl.  noch  Menand.  fr.  537  (UI  p.  160  Kock):  ^ovov  ÖLdov 
avxovg  yaq  e^ug  xovg  d-eovg  v7tr]Q€xag.     Petron.  137: 

qiiisquis  habet  nummos,  secura  navigat  atira 

forümamque  suo  temperat  arhitrio. 
uxorem  clucat  Danaen  ipsumque  Ucehit 

Äcrisium  iiibeat  credere  quocl  Danaen. 
carmina  componat,  declamet,  concrepet  omnes 

et  pcragat  causas  sitque  Catone  prior, 
iurisconsultus  "paret,  non  paref  habet o 

atque  esto  quicquid  Servius  et  Labeo. 
multa  Joqnor:  quod  vis,  nummis  praesentihus  opta, 

et  veniet.    clausuni  possidet  arca  lovem. 

Nauck  fr.  adesp.  434  (p.  923  ^) :  düga  /mI  d-eohg  7taQrj7tag)€v  (dazu 
Nauck).    Vgl.  noch  Ehein.  Mus.  V  (1837)  p.  331. 

662.  In  demselben  Sinne  wie  das  griechische  Sprichwort  bei 
Zenob.  I  65  (I  p.  25):  älloi  y.d/nov,  älloi  wvavxo-  sjil  xwv  iiaq 
llfcida  ylrjqovof-ir^odvxiov  xa  dllÖTQia.  Vgl.  Arist.  equ.  392:  xallo- 
xQLov  a(.iG)v  ■9-eqog,  dazu  den  Schol. 

672.  Vgl.  Hdt.  VI  138:  VEv6(.iioxaL  dva  xi]v  "^Elldda  xa  oyexXia 
iqya  jtdvxa  A^ivia  y.aleeo&aL. 

686.  Eine  Komödie  des  Eubulos  Namens  Prokiis  erwähnt 
Athenaeus  (X  422  e,  Xn  553  b):  FCG.  II  195  Kock  mit  dessen 
Note  vor  fr.  90. 

Prokris  war  als  Jägerin  berühmt,  vgl.  Xen.  cjneg.  13,  18,  und 


III  645—777.  245 

erscheint  bei  Callimachus  (liymii.  Dian.  209)  als  Jagdgefährtin  der 
Artemis.  Interessant  ist  auch  Paus.  X  29,  6:  t«  öh  ig  xi]v  Uq&kqlv 
"Kai  OL  Tcdvrsg  cid ovolv ,  tog  itQOxeQci  KscpccXü)  /)  K/'.vf.isvrj  ovvij)- 
xr]Gs,  xal  ov  rgoTtov  £X€?^emr]a€v.  Verg.  Aen.  VI  445.  Vgl.  v.  AVila- 
mowitz  im  Hermes  Bd.  XVIII  (1883),  424. 

687.  Das  Citat  muss  heissen:  Humboldt,  Kosmos  II  p.  77 
Anm.  15:  „Zu  den  seltenen  Beispielen  von  individuellen  Natur- 
bildern, solchen,  die  sich  auf  eine  bestimmte  Landschaft  beziehen, 
gehört,  wie  Koss  zuerst  erwies,  die  anmutige  Schilderung  einer 
Quelle  am  Hymettus  ...  Der  Dichter  beschreibt  die  bei  den  Alten 
berühmte,  der  Aphrodite  geheiligte  Quelle  Kallia,  die  an  der 
Westseite  des  sonst  sehr  wasserarmen  Hymettus  ausbricht."  — 
Vgl.  über  diese  Quelle  noch  Hesych.  s.  v.  Killeia.  Suid.  s.  v.  Kvllov 
nrJQav. 

705.  Macr.  sat.  VII  6,  13:  mala  Cijdonia,  qiiae  cotonia  Cato 
vocaf. 

curvanf.     Vgl.  Zingerle,  kl.  phil.  Abhdl.  II  92. 

742.    Für  Jabor  giebt  Heinsius  z.  d.  St.   reichliche  Parallelen. 

755.  Dass  es,  trotzdem  man  mit  den  Fingern  ass,  eine  strenge 
Tischzucht  gab,  die  man  als  Gebildeter  nicht  verletzen  durfte,  er- 
giebt  sich  aus  Lucian,  de  merc.  cond.  15. 

764.  Vgl.  auch  Eurip.  Bacch.  918  (Pentheus  als  f-iaivag  Bdy.yjl): 
'AOL  /.lijV  OQäv  (.101  ovo  (ihv  fjUovg  öo-/.cü,  ÖLOoag  de  6i]ßag  -/.al  TToliOfx 
tTCTdorof-iov,  dazu  Verg.  Aen.  IV  469  f.  Interessant  ist,  wie  Aristo- 
teles das  Phänomen  des  Doppeltsehens  im  Zustande  der  Trunken- 
heit zu  erklären  sucht;  probl.  3,  30:  ölo.  tL  %olg  (.led-vovoiv  evlote 
jTolXcc  cpalvsrai  lo  ev  oqüjgiv;  ?}  ort  al  agyal  %wv  Öipetov  eato  (.ihv 
'/.LVOüvrai  v7to  tov  oXvov,  'Aad^dneQ  fj  oXrj  y^scpalrj,  ytivoii-isvcüv  öh  rcov 
dgxcüv  ovx  €ig  ramb  ou/iißdllovoiv  al  oipsig,  all'  olov  kill  (.tiqog  sxd- 
TSQOv  ToD  ögioi-thov  •  dio  ovo  (paive%ai  xtI. 

775.  Vgl.  Immerwahr,  de  Atalante.  Diss.  Berl.  1885  (zumal 
p.  40).    Robert  im  Hermes  XXII  (1887)  p.  445  If. 

777.  Zu  y.6h]Tl'Csiv  in  obscönem  Sinne  vgl.  noch  das  Epigramm 
des  Asklepiades  AP.  V  202: 

AvOldi-M]    OOl,    KvTtQL,    %0V    iTTTtaOTfiQa   /.IVlOTtaj 

XQVGeov  sv'Avi'ii.iov  -/.ev%Q0v  sdr^xe  Ttodög, 
i()  Tiolvv  i'/iTiov  %7t7tov  lyvuvaoBV,  ovöe  Ttot"  avrfjg 

(irjQog  irpoLvLyd-tj  yiovcpa  TLvaoaofievrjg- 
fjV  yag  dxevirirog  telEodqö^iog'  ovvey.Ev  OTtlov 

Gol  xüfTa  (.lEGGonvh^g  yqvGWV  ly.QefiaGEv. 

Mehr  bei  Jacobs  animadv.  in  ep.  anth.  Gr.  I  2  p.  51.  Für  die  hier 
gemeinten  Gyrn-taia  sei  übrigens  noch  verwiesen  auf  musee  royal 
de  Naples,  peintures  bronces  et  statues  erotiques  du  cabinet  secret. 
Paris  1836  (zumal  Nr.  48  u.  51). 

Dieses  az'7/m  scheint  identisch  zu  sein  mit  pendula  Venm  {A^vil. 
met.  II  32,  vgl.  Juv.  II  6,  321). 


246  Ars  9,matoria  (Anhang) 

779.  lieber  den  ..auffallend  häufigen  Gebrauch,  den  Hexameter- 
schluss  mit  dem  Ablativ  von  co-vix  und  einem  angefügten  mit  re 
gebildeten  Compositum  zu  bilden''  vgl.  Zingerle,  Ovid  etc.  II  7  f. 

783.  Sollte  etwa  gar  jene  <M)Mg  svtcovog  gemeint  sein,  die 
Mutter  jenes  Alkaios,  der  bei  Quint.  Smyrn.  X  138  von  der  Hand 
des  Meges  fällt  ?  Es  heisst  dort :  ovös  f.uv  t/.  TtoXeinoto  rto?.vyJ.avToio 
/.lokövra  zai  Tteg  ieXd6(.isvoi  ^loyeqol  ös^avto  Toycrjeg,  ^v'Ahg  ev^o)- 
vog  y.al  Magyaoog,  o%  q  ivcfiovro  l^QTiäoov  ä/iKpl  Q6e&Qa  öisiöeog  xtA. 
Vielleicht  war  in  einer  Lokaldichtung  der  Schmerz  der  Mutter  be- 
sonders ausgemalt,  sodass  ihr  Jammer  und  die  Aeusserungen  ihres 
Schmerzes  dadurch  typisch  wurden. 

789.  ,.Man  erblickt  noch  unter  den  Bildwerken  von  Siwah 
den  widderköpfigen  Amnion  ebenso  dargestellt,  wie  er  auf  den 
Denkmälern  von  Theben  vorkommt."  Minutoli  (Reise  zum  Tempel 
des  Jupiter  Ammon)  bei  Stein  zu  Hdt.  IV  181,  13. 

793.    imis  mcchdlis.    Vgl.  Zingerle,  kl.  phil.  Abhdl.  III  18fif. 

809.  Zuerst  erwähnt  wird  der  Schwanengesang  von  Hesiod 
(scut.  316):  -/.vy.voi  aeQOiTtörai  /.tsyd'A'  f<7rvov.  Vgl.  Athen.  IX  393  d. 
Aesch.  Agam.  1407 :  i]  öe  roi  xvy.vov  di-/.\]v  zbv  vozaiov  f.ielipaaa 
■d-avdoL(.iov  yöov  -mX.  Euripides  nennt  daher  den  Schwan  äyßxag 
(El.  151).  Sophokles  (fr.  455  N  -)  spricht  von  der  -y-vv-vliLg  ßoi], 
doch  s.  Nauck  z.  d.  St.  Eur.  fr.  773,  34:  ^rtr^yaig  d'  ert'  'S2'/.eavov 
HeUßöag  '/.vy.vog  dyel.  Vgl.  noch  Aristot.  hist.  an.  IX  12,  78 :  q)dr/.oi 
Ö€,  'Aal  TtEQL  zag  TslevTccg  /ndliaza  adovaiv.  AP.  VII  12,  2.  Chry- 
sippos  bei  Athen.  XIV  616  b,  Aeliau.  nat.  an.  II  32. 


Indices. 


I.    Eigennamen. 


Achaemeniis  in  vallibus  I  226. 
Achilles  I  441.  689.  701.    II  711.    -is  I 

743.    -i  II  741.    -em  I  11. 
Acrisio  (dat.)  III  631. 
Actorides  I  743. 
Admeti  II  239. 
Adonis  I  75.  512.   m  85. 
Aeacides  H  736.  -ae  (gen.)  1 17.  -e  1 691. 
Aegjptos  I  647.    -o  (dat.)  I  652. 
Aeneae  (gen.)  I  60.    -an  III  86.  337. 
Aeolios  Kotos  I  634. 
Aesoniden  II  103. 
Aesonios  sinus  III  34. 
Aetnaei  fulminis  III  490. 
Aiax  in  517.    Aiaci  III  111.  523. 
Alcathoi  II  421. 
Aleides  III  156. 
Allia  I  413. 
Alpe  (abl.)  III  150. 
Amaryllis  II  267.   -i  III  183. 
Amazona  II  743.    -as  III  1. 
Amnion  III  789. 
Amoebea  (acc.)  III  399. 
Amor  I  4.  21.  23.  232.    II  17.  158.  229. 

708.   III  436.    -is  I  8.  17.  30.    II  497. 

III  559.    -i  I   7.   79.  83.    -nm  (tit.) 

m  343. 
Amyclis  II  5. 
Amyntorides  I  337. 
Andromache  II  645.   ÜI  109.  519.   (abl.) 

II  709. 
Andromedae  (dat.)  U  643.    HI  429.    -am 

I  53. 
Aonii  dei  II  380.    Aonio  deo  (dat.)  I  312. 

Aoniis  vatibus  (dat.)  III  547. 
Apelles  III  401. 

Appias  I  82.   Appiades  (nom.  pl.)  III 452. 
Apollo  n  493. 


Argo  (dat.)  III  618. 
Ariadna  III  35. 
Arioniae  lyrae  m  326. 
Armenios  I  225. 
Ascra  I  28. 
Ascraeo  seni  II  4. 
Atalautes  HI  775.    -ä  IT  185. 
Athenis  (abl.)  IH  213. 
Atho  (abl.)  II  517. 

Atrides  =  Agamemno  I  334.    II  399. 
III  12.  =  Meuelaus  IL  371.    lU  11. 
Aura  III  715.    -ae  (gen.)  III  701. 
Auroram  I  330. 
Auster  HI  174. 
Antomedou  II  718. 

Baccba  I  312.    TU  710.    -ae  in.  pl.)  I 

545.    -as  I  545. 
Bacchus  III  157.     -i  I   232.    556.   565 

(=  Wein),    -e  I  189.    III  348.  762. 
Baias  I  255.   -is  (abl.)  I  255. 
Belides  (nom.  plur.)  I  74. 
Bonae  Deae  (gen.)  III  244. 
Bona  Diva  III  637. 
Bootae  (gen.)  II  55. 
Boreä  II  431.    HI  162. 
Briseida  HI  189.    Brisei  II  713. 
Busiris  I  651.    -in  I  649. 
Byblida  I  283. 

Caesar  I  171.  177.  203.    -ibus  I  184. 

Caice  (voc.)  III  196. 

Calabris  in  moutibus  III  409. 

Galchas  II  737. 

Callimachi  III  329. 

Calymne  II  81. 

Calypso  II  125.  129. 

Campus  {Martins)  III 385.  -o  (abl.)  1 513. 


248 


Ars  amatoria 


Canicula  II  231. 

Capaneu  III  21. 

Capitolia  III  115. 

Castor  I  746. 

Caucasea  rupe  III  195. 

Cecropides  (n.  pl.)  III  457. 

Cecropias  rates  I  172. 

Cephalus  in  84.  725.    -o  (dat.l  IH  695. 

-0  (abl.)  ni  738. 
Cephei  (voc.)  III  191. 
Ceres  I  401  (==  Same).     Cereris  11  601. 
Chaonis  ales  II  150. 
Chiron  I  17. 
Chrysen  II  402. 
Circe  II   103.     Circes  I  333  (in  versu 

spnrio). 
Circus  I  408. 

Clario  deo  (dat.  oder  abl.)  11  80. 
Cüo  I  27.    Clius  I  27. 
Concordia  II  463. 
Corinna  HI  538. 
Corona  I  558. 

Cous  ApeUes  HI  401.  Coi  poetae  III 329. 
Coa  (vesümenta)  (acc.  pl.)  11  298.    Cois 

(abl.)  II  298. 
Crassi  (n.  pl.)  I  179. 
Cressa  I  327. 
Cressa  Corona  I  558. 
Creta  I  298. 
Creusae  fgen.)  I  335. 
Cupidiniä  I  233.  261. 
Cybeleia  niater  I  507. 
Cydippen  I  457. 
Cydne  (voc.)  IH  204. 
Cydoneae  iuvencae  I  293. 
Cydonia  III  705. 
Cyllenea  testudine  III  147. 
Cyllenia  pi'oles  III  725. 
Cynthia  III  536. 
Cynthius  11  239. 
Cytherea  II  15.  607.    III  43. 

Daedalus  II  23.  74.    -e  II  33. 

Danaen  III  415. 

Danaeia  Persis  I  225. 

Danais  (dat.  pl.)  III  1.    -os  II  735. 

Daphnis  I  732. 

Deidamia  I  704. 

Delos  II  80. 

Demophoon  11  353.    (voc.)  lU  459. 

Dia  I  528. 

Dianae  (gen.)  I  259.    Hl  143. 

Dione  H  593.    III  3.  769. 

Dolonis  n  135. 

Elissa  III  40. 

Endymion  III  83. 

Ennius  lU  409. 

Eoae  terrae  lU  537,    -as  opes  I  202. 


Ephyraeae  Creusae  (gen.)  I  335. 

Epistula  (tit.  libri)  III  345. 

Erato  II  16.  425. 

Eriphvlae  (gen.)  III  13. 

Eryx  n  420. 

Enhion  I  563. 

Euphrates  I  223. 

Europeu  I  323. 

Euro  (abl.)  II  431. 

Eurytion  I  593. 

Fors  I  608. 

f  ortunae  (gen.)  II  256. 

Gallica  mauus  n  258. 

Galli  (gen.)  III  334. 

Gargara  I  67. 

Germanis  herbis  III  163. 

Getae  (gen.)  III  332. 

Gnosias  I  556.  Gnosiades  iuvencae  1 293. 

Gnosis  I  527.    -i  (voc.)  III  158. 

Gorge  II  700. 

Gorgoneo  igne  HI  504. 

Gradivo  (dat.)  II  566. 

Graia  puella  I  54.    —  uxor  I  686. 

Gratia  II  464. 

Haedus  I  410. 

Haemonio  viro  (dat.)  I  682.     -ä  puppe 

I  6.    -os  equos  II  136.    -as  artes  II  99. 
Harmouiam  III  86. 

Hector  I  15.  694.    II  646.  709.    -a  I  441. 

Hectoreo  equo  III  778. 

Helene  II  359.  365.   III  253.   -es  III 11. 

-ae  (dat.)  II  699.    -en  II  371.    in  11. 

759.' 
Hellen  (acc.  sing.)  m  175. 
Herculis  III  168. 
Herculei  leonis  I  68. 
Hermionam  I  745.    -en  11  699. 
Hippodamia  II  8. 
Hippolytnm  I  338.  511. 
Hispano  iugo  (abl.)  III  646. 
Homero  (^dat.)  II  109.    -um  III  413.    -e 

II  279.  280. 

Hyblae  (gen.)  III  150.    -ä  II  517. 
Hylaei  H  191. 
Hylas  n  110. 
Hymenaee  I  563. 
Hymettia  mella  II  423. 
Hymetti  III  687. 

laso  in  33. 

Icarus  II  76.    -e  II  93.  94.  95. 

Idae  (gen.)  I  289. 

Idaeo  sub  colle  I  684. 

Idaliae  deae  (gen.)  HI  106. 

Iliacis  in  moenibus  I  686. 

Ilias  III  414. 


Indices. 


249 


Hios  I  363. 

lUyrica  pice  11  658. 

Inachi  (voc.)  III  464  (=  Ms). 

India  I  190. 

Indiis  III  130.    -is  (abl.)  I  53. 

Inois  (gen.)  m  176. 

Ion  (acc.)  I  323. 

lolen  III  156. 

loniacas  puellas  II  219. 

Iphias  III  22. 

Judaeo  Syro  I  76. 

Junoni  I  635.    -em  I  625. 

Junonia  avis  I  627. 

Juppiter  I  633.  636.  713.   II  38.   IH  379. 

654.    Jovis  I  651.    II  540.    HI  116. 

420.    Jovi  I  78.    Jovem  I  650.  714. 

Jove  I  188.  726.    II  623  (sub  Jove). 

Kalendae  I  405. 

Latio  (dat.)  I  202.   HI  338. 

Latus  viilneribus  (abl.)  I  414. 

Latmhis  Eudymion  III  83. 

Laiidamia  III  138.    (voc.)  II  356. 

Leandre  11  249. 

Lebynthos  II  80. 

Lede  III  251. 

Lemniasi  III  672. 

Lemnum  II  579. 

Leonis  I  68. 

Lethaea  nocte  III  648.   -is  aquis  III  340. 

Liber  I  525.    III  101. 

Livia  I  72. 

Lucina  III  785. 

Li;na  (voc.)  III  83. 

Lyaeo  miüto  III  645.  765. 

Lyrnesi  (voc.)  11  403.    Lyrneside  II  711. 

Machaonios  sucos  n  491. 

Maenalius  canis  I  272.   -as  silvas  11 193. 

Maeouio  seni  n  4. 

Mars  I  203.  212.    II  562.  563.  588.    Marti 

I  406.    Martern  I  333. 
Marsa  naeuia  11  102. 
Mavors  II  585. 
Medeides  berbae  II  101. 
Medusa  n  309. 
Mempbitica  templa  I  77. 
Memphitidos  vaccae  III  391. 
Menelaus  II 359.  Meuelae  II 361.  Hl  253. 
Metbymna  I  57. 

Jlilaniou  III  775.    Milaniona  II  188. 
MimaUonides  I  541. 
Miuervae  (dat.)  II  659. 
Miuoida  I  509. 
Minos  I  302.  309.    II  21.  25.  35.  52. 

53.  97. 
Mulciber  II  577.    Mulciberis  II  562. 


Musa  n  704.  III  330.  468.  790.    Musis 

(dat.)  III  412.    (abl.)  II  279. 
Myrouis  si^na  III  219. 
Myrrha  I  285. 
Myse  Caice  III  196. 

Naiadum  H  110. 

Naide  I  732. 

Naso  II  744.    HI  812. 

Naxos  II  79. 

Nemesis  III  536. 

Neptuuum  I  333.    -e  11  587. 

Nestor  II  736. 

Niliacis  modis  III  318. 

Nireus  II  109. 

Niso  (dat.)  I  331.  _ 

Nonacriuä  Atalantä  11  185. 

Noto  (abl.)  II  432.    Notos  I  634. 

Numidas  leones  II  183. 

Nyctelium  patrem  I  567. 

Odrysü  ducis  II  130. 
Oeclides  UI  13. 
Orieus  (voc.)  I  178. 
Orion  I  731.    H  56. 
Orpbeus  in  321. 

Paean  II  1  (zweimal  io  Paean). 
Pagasaea  coniunx  III  19. 
Palaestino  Syro  I  416. 
Palatia  I  105.    III  119.  389. 
Palladiae  coronae  (gen.)  I  727. 
Pallas  III  506.   Palladis  I  692.   H  518. 

Pallada  I  625.  745. 
Paphias  myrtos  EU  181. 
Papbum  II  588. 
Paraetonicas  rates  III  390. 
Paris  I  247.  775. 
Paros  II  80. 
Partbus  III  786.   Partbe  1 179.  211.  212. 

Partbi    I    201.      Parthorum    I    209. 

Partbas  nurus  III  248.    Partbis  (abl.) 

II  175. 
Pasipbae  I  295.    (voc.)  I  303. 
Pelasga  urbe  11  421.    Pelasgas  quercus 

II  541. 
Pelias  basta  I  696. 
Penelope  HI  15.    -en  I  477.    II  355. 
Peutbesilea  (voc.)  III  2. 
Pergama  (acc.)  I  478.    II  139. 
Perilli  I  653. 
Perseus  I  53. 
Persis  Danaeia  I  225.    Persidas  rates 

I  172. 
Pbaedra  I  511.  744. 
Pbalaris  I  653. 
Pbarii  piscis  (?)  III  270.    Pbariae  iuven- 

cae  (gen.)  UI  635. 
Pbasias  II  103.  382. 


250 


Ars  amatoria 


Phasida  III  33. 

Pheraei  (Admeti)  II  239. 

Pheretiadae  (gen.)  III  19. 

Phillyrides  I  11. 

Phineu  I  339. 

Phoehe  I  679. 

Phoehei  tripodes  III  789. 

Phoebus  I  330.  745.     II  509.     -o  (dat.) 

II  509.   697.    III  389.    -um  U  241. 

-6  I  25.   III  142.  347.  -o  (abl.l  III  119. 
Phoenix  I  337. 
Phrixon  in  175.    -e  III  336. 
Phrygio  viro  I  54.    -a  nece  11  714.    -is 

silvis  I  625.    -is  modis  I  508. 
Phylacides  II  356.    -eu  III  17. 
Phylleia  mater  III  783. 
Phyllida  II  353.    III  38.    Phyllide  III 

460. 
Pierides  III  548. 
PLrithoum  I  744. 
Pliades  I  409. 
Podalirius  II  735. 
Pompeiä  umbrä  I  67.    -as  umbras  III 

387. 
Priameida  II  405. 
Priameius  hospes  II  5. 
Priami  III  440.     -o  (dat.)  I  441.     -um 

I  685. 
Priamides  III  759. 

Procris  HI  686.  701.  Procri  IH  714.  727. 
Properti  III  333. 
Proteus  I  761. 
Pudor  I  608. 
Pylades  I  745. 

Rhesi  II  137.  140. 

Ehodopeius  Orpheus  m  321. 

Eoma  I  55.  59.    III  113.    -ae  (gen.)  III 

337. 
Romana  iuventus  I  459.    Romana  pec- 

tora  I  209. 
Romule  I  101.  131. 

Sabina  I_  102. 

Sacra  via  II  266. 

Samos  n  79.    Samo  (Threicia)  II  602 

Sappho  m  331. 

Satyri  I  542.  548. 

Scipio  in  410. 

Scylla  I  333  (in  versu  spurio). 

Scyrias  puella  I  682. 

Semele  III  251. 

Seriphos  III  192. 

Side  (?)  I  731. 

Sidoni  (voc.)  III  252. 

Silenus  I  543. 

Simois  II  134. 

Sirenes  III  311. 


Sisyphides  III  313. 

Sithonii  Rhesi  II  137. 

Solis   II  573.    -em  U  573.     Sol  (voc.) 

II  575. 
Somne  II  546. 
Spes  I  445. 

Styga  I  635.    II  41.    III  14. 
Stygias  undas  II  41. 
Syro  ludaeo  I  76.   Syro  Palaestino  I  416. 

Talaioniae  Eriphylae  HI  13. 

Tautalus  II  606. 

Tartareos  lacus  III  322. 

Tatio  (abl.)  III  118. 

Tecmessa  (voc.)  III  519.    -am  ni  517, 

Tegeaea  virgo  n  55. 

Teia  Musa  IH  330. 

Telamonius  II  737. 

Thaide  III  604. 

Thalea  I  264. 

Thamyram  III  399. 

Thebals  (Andromache)  III  778. 

Therapnaeae  maritae  (dat.)  III  49. 

Theseus   I  509.  551.    -eo  in  457.    -ea 

I  531.    -eu  in  35. 
Thesei  criminis  III  459. 
Thrasius  I  649. 
Threceu  n  588. 

Threiciam  gruem  in  182.   -io  Borea  II 

431.    -ia  Samo  II  602. 
Thyesteo  amore  I  327. 
Thyestiaden  II  407. 
TibuUe  III  334. 
Tigris  I  224. 
Tiphys  I  6.  8. 

Tirynthius  I  187.    (adj.)  II  221. 
Troia  II  133.   III  439.    -ae  (gen.)  U  127. 
Troice  raptor  III  254. 
Tuscus  amnis  III  386.    -o  tibicine  1 111. 
Tyndaris  (Chjtaemnesfra)  II  408. 
Tyndari  {Helena)  I  746. 
Tyrio  murice  in  170.  -os  amictus  II  297. 

-is  (abl.)  U  297. 

Ulixes  n  123.  355.    -eu  U  103. 

Umbri  mariti  III  303. 

Urbe  (Roma)  I  174.    III  633. 

Varroui  III  335. 

Venus  I  7.  87.  244.  275.  362.  386.  608. 

II  397.   414.   480.  562.  565.  613.    III 
224.  451.  564.  609. 

Veneris  I  81.  165.  675.  719.    II  459.  563. 

609.  717.    III  762.  787.  797.  805. 
Veneri  I  75.  148.  248.    II  659.    III  85. 
Venerem  I  33.  406.    II  582.   679.   701. 

III  401.  466.  793. 
Venus  (voc.)  I  248. 


Indices. 


251 


Vesper  III  537. 
Vestae  (gen.)  III  463. 
Virgo  III  385. 
Virginis  III  388. 
Virtus  III  23. 


Vulcanus  II  741.   -o  (dat.)  II  574.    -um 
n  569.    -e  II  589. 

Zephyro  (abl.)   II  432.    -i  (voc.  pl.)  III 
728.    -is  (abl.)  III  693. 


II.    Sprachliches. 

(Die  mit  einem  *  bezeichneten  Wörter  sind  nur  im  Anbang  behandelt. 


abiegnus.  dreisilbig  III  469. 
adamas,  sprichwörtlich  I  659. 
admissa  rota  I  40. 
adoptivus,  vom  Pfropfreis  11  652. 
.\dynaton  I  271  747  f.    III  149  ff. 

aSci}(ja  Scöoa  I  683. 

aetas  prima  I  181. 

—  serior  I  65. 

agmen,  prägnant  I  66. 

alea,  metaphorisch  I  376. 

aliquis  II  585. 

Alpe,  abl.  sing.  III  150. 

Anapher  I  1.    II  385.  399.    III  63. 

Apostrophe  I  101. 

aquam  sumere,  erotisch  III  96.  620. 

arma  II  50. 

Asyndeton  II  362.    in  92. 

aiiritus  I  547. 

bibere,  bei  Umschreibungen  III  196. 

calor,  erotisch  I  237. 

Campus  =  c.  Martins  I  518. 

capax  mit  Genitiv  I  136. 

capere,  erotisch  I  61. 

carpere,  erotisch  I  420. 

casu,  dat.  sing.  III  155. 

census  suos  corpore  ferre  III  172. 

color  n  504.    III  74. 

contundere  I  12. 

cornua  .simiere  I  239. 

cultus  I  97. 

cura,  erotisch  I  512.  555.    II  357. 

di  melius!  II  388. 
*diserte  saltare  11  305. 
diversus  =  entlegen  III  124. 
donare  =  condonare  III  85. 

effugere  non  e.st  II  531. 

e  medio  III  479. 

Eons  I  202. 

equus,  erotisch  II  732.    III  777. 

erit,  am  Anfange  I  213. 

est  aliquid  I  230. 

est  mit  Inf.  I  619. 

experto  credite  III  511. 


fabula  turpis  II  630. 
facies,  prägnant  II  503. 
fei,  übertragen  II  520. 
figura,  präg-nant  II  143. 
flamma,  doppelsinnig  I  335. 
freudere,  vom  Eberl  46. 
fuscus  II  657. 

gaudia,  erotisch  III  88. 
genialis  I  125. 
genitor  I  197. 

herba  salax  11  422. 
vyQos  II  659. 
Hyperbaton  I  399. 
VTioy.OQia^aTa  II  657  ff. 
varsQov  tiqöteqov  I  373. 

ianthinus  II  115. 

ignis  in  igue  I  244. 

imber,  metaphorisch  I  532. 

Imperativ,  ironisch  I  322.    II  222.  635. 

incendium,  erotisch  II  301. 

iaculum,  Wurf  netz  I  763. 

iamdudum  I  317.    II  457. 

sub  love  II  623. 

iuvenis,  von  Mädchen  I  63. 

iuvenum  princeps,  Ehrentitel  I  194. 

lascivus  I  523. 
latus  II  413.  673. 
*lea  für  leaena  II  375. 
lectus  et  umbra  III  542. 
*ad  lignum  delere  II  395. 
*ligula  oder  lingula  III  444. 
ludere,  erotisch  I  91.    II  389 
lux,  Kosewort  HI  524. 

macies,  erotisch  I  733. 
manus  dare  I  462. 
manus  loquax  II  305. 
mare,  Ablativ  III  94. 
mare  utrumque  I  173. 
meta,  erotisch  II  727. 
mens,  erotisch  I  322. 
modus,  erotisch  II  680. 
mollia  ridere  UI  513. 


252 


Ars  amatoria 


mollis  II  152. 
munda  verba  III  479. 
mundities  I  513. 
mnnera,  Bauten  I  69. 
munus,  erotisch  III  98. 

natare,  transitiv  I  48. 
nigrum,  substantivisch  I  291. 
nudus  =  ohne  Waffen  in  5. 
numeri,  Würfel  II  203. 
nux  =  Kastanie  II  268. 
*viitifri,  Grübchen  III  283. 

operum  prudentia  11  675. 
orbis  in  urbe  I  174. 

paetus  II  659. 

palma,  übertragen  I  727. 

*7iaQdXeixj,-is  III   193. 

*pendiüa  Venus  III  777. 
perprimere,  erotisch  I  394. 
persuadere,  transitiv  III  679. 
plenus  II  661. 
Pleonasmus  I  100. 
positus,  Haartour  III  151. 
praeceps,  substantivisch  I  381. 
praeteritio  III  193. 
prodire  III  131. 
proludere  III  515. 
propositum  teuere  I  470. 
pubes,  metonymisch  II  613. 
*  publica  verba  I  144. 
pulcherrime  reruni  I  213. 
purpureus  I  232. 

ravus  II  659. 
Reduplicatio  III  42. 


*rogare  mit  acc.  c.  inf.  I  433. 
rudere  III  290. 
rudis  II  474.    m  559. 
rusticus  I  607.    H  566. 

scüicet  in  523. 

siccus  n  686. 

sidus,  y.uT   s^oy/jv  I  724. 

Sinus  m  148. 

Sprichwörter:  s.  Otto,  die  Sprichwörter 

der  Römer,  index  p.  422. 
strabo  II  659. 
sumere,  erotisch  III  90. 
Synekdoche  I  6. 

tabella,   von  erotischen  Bildern  II  680. 

tabulae,  Testament  II  332. 

taciturna  .silentia  II  505. 

teuer,  erotisch  II  273. 

teuere,  intransitiv  I  441. 

titulus  I  692. 

torquere,  erotisch  I  176. 

trux  II  186.  477. 

turma  III  2. 

ululare  I  508. 
urere  I  23.    II  353. 
Urtica  II  417. 

Tentus.  bildliche  Verwendung  I  388. 

*ventus  textilis  11  298. 

verba  dare  II  558. 

vigilatum  Carmen  II  285. 

vir  I  579. 

*virosus  I  524. 

vocare,  'reizen'  III  356. 

vulnus,  erotisch  I  611. 


III.    Saeliliclies. 


aconitum  III  465. 
Adonisfest  I  75. 
adultera  clavis  III  643. 
Agrippa  Posthumus  I  195. 

Ai&ioTria  III   1. 

aluta  III  202.  271  (Schuh). 

Ameisen,  ihre  grosse  Zahl,  metaphorisch 

I  93. 
amethystinae  vestes  III  181. 
Amor,  beflügelt  II  19. 
— ,  führt  zwei  Arten  von  Pfeilen  III  516. 
amphorae  litteratae  II  696. 
Anakreon  III  330. 
analeptrides  III  273. 
*Apelles,  seine  Heimat  III  401. 

difQobiaiay.ä  H  415  ff. 

April,  erster  I  405. 


Argo  I  6. 

Ariadne,  blond  I  530. 
Aricia,  Dianakult  I  259. 
*'Aoiot'oi  uiddr^fKi  III  325 f. 
Atem,  wohlriechender  I  521. 
Athene,  erfindet  die  Flöte  III  505. 
Augen,  Malen  m  201.  203  f. 
auratae  vestes  11  299. 

Bacchus,  gehörnt  I  232. 

— ,  seine  Säuleu  I  190. 

— ,  unzertrennlich  von  Amor  I  231  fif. 

Bacchischer  Zug  I  550. 

Bajae,  Badeleben  gefährlich  I  255. 

Ballspiel  III  383. 

Bartpflege  I  518. 

*  Baumstämme  im  Kampf  II  191. 


Indices. 


253 


Bauwut  III  125. 

Becherkuss  I  575. 

Beifallsklatsclieu,   seine  Technik  I  113. 

bellus  homo  III  433  f. 

Blumenhaudel  auf  der  Sacra  via  II  266. 

Bona  Dea,   Männer  an  ihrem  Feste  III 

638. 
brattea  III  232. 
Brenneisen  I  505.    II  304. 
Buchsbaum  III  691. 
Bühne,  mit  Parfüm  bespritzt  I  104. 
Busenband  ni  274.  622. 

calathus,  Arbeitskörbchen  I  693.   II  219. 

— ,  Fruchtkörbchen  H  264. 

canis,  Wurf  n  206. 

capsarius,  Aufseher  in  Bädern  III  639. 

cerina  III  184. 

*Xios,  Wurf  II  206. 

Chiron,  Heldenerzieher  I  11.  12. 

Circus  I  135.    m  396.  634. 

cistae  II  609. 

cumatile  III  177. 

Ciuia  III  117. 

Cyklopen,  Blitze  schmiedend  HI  490. 

cymbala  I  537. 

cytisus  III  692. 

Diana  succincta  III  143. 
Dichter,  vates  Bacchi  I  525. 
Distichon,  Umschreibungen  dafür  I  264. 
Doppeltsehen  in  der  Trunkenheit  III  764. 
Dreizahl  I  552. 

Egyptische  Musik  III  318. 
Eicheln,  gegessen  II  622. 
Eier  bei  Lustrationen  II  330. 
— ,  stimulierend  II  423. 
Epheu  III  411. 
Erbschleicher  II  271. 
Erdbeerbaum  III  689. 
eruca  II  422. 
*^£^cogj  SiTiXovs  6  ■d'eos  III  516. 

Fächer  I  161. 

fascia  pectoralis  III  274. 

Fenster  II  246.    III  644. 

ferula,  Reitgerte  I  546. 

— ,  Züchtigungsmittel  I  16. 

Flügel   heissen  Ruder  der  Vögel  H  45. 

Fortunae  dies  II  256. 

Forum  I  81. 

— ,  Gladiatorenspiele  auf  ihm  I  164. 

Freundschaftsbündnisse ,     berühmte     I 

739  ff. 
Frauen,  bei  Tisch  liegend  I  229. 
— ,  im  Bade  von  Männern  bedient  III  639. 
— ,  beim  Gelage  I  5()(). 
— ,  im  Leichenzuge  III  431. 


Frauen,   ihre   Leidenschaft  für   Schau- 
spiele I  100.  164. 

*  Frisur,   kunstvolle,   erregt  Aergernis 

III  133. 

Gabeln  III  755. 

Gaius  Caesar  I  181. 

Galli,  weibisch  I  507. 

Gang  der  Frauen  III  298  ff. 

gausapum  II  300. 

Geburtstag  I  405.  417. 

Geburtstagskuchen  I  429. 

Geduldspiel  III  361. 

Geheimsprache  I  137. 

Gelage  I  229—252.  524  ff. 

— ,  obscena  dabei  *I  229. 

— ,  Raffiniertheiten  dabei  I  569  ff. 

Gladiatorenspiele  I  164.   III  395. 

yvcöü'i  aavTov  II  500. 

Grübchen  ni  283. 

Haar,  blondes  I  530. 

— ,  falsches  III  165. 

— ,  gefärbtes  UI  163  f. 

Haare,  Beseitigen  unschöner  I  506.  520. 

Haarnadel  I  509. 

Haarpflege  I  517.    III  133—168. 

Hausierer  I  421. 

Hefe  III  211. 

Heiligtümer,  unsittlich  I  75. 

Helios,  sieht  alles  II  573. 

Herkules  in  der  Wiege  I  187. 

Hermes  erfindet  die  Leier  III  147. 

hippomanes  II  100. 

Hirschmark  III  215. 

*  Höflichkeit,  litterarische  III  457. 

*  Homerische  Poesie  in   erotischer  Ver- 

wendung II  709—716. 
Honig,  stimulierend  II  423. 
Hylas,  Muster  der  Schönheit  II  110. 

*  hymenaeus  I  563. 

Idothea  I  339. 

ignis  et  unda  II  598. 

instita  I  32. 

institor  I  421. 

lo,  ihre  Geschichte  I  75. 

Isisdienst,  unsittlich  I  75. 

Isispriester,  ihre  Tracht  I  75. 

iaculura,  Spiel  III  383. 

ianitor  II  260.  635. 

Juden  in  Rom  I  75. 
Juli,  siebenter  II  257. 

KaXhßXecpuQOV  III  203  f. 

*Karl  der  Grosse  citiert  einen  Vers  aus 

der  Ars  II  280. 
xekrjTi^stv  III  777. 


254 


Ars  amatoria 


*  Kerberos,    bei    Pindar    hundertköpfig 

ni  322. 

*  Kinder,  stumpfnasig;  II  486. 
Kissen  im  Theater  I  160. 
Kleiderdieb  III  448.  639. 

Klima,  italisches,  im  Spätsommer  ge- 
fährlich II  315  if. 

Knabenliebe  I  524.    II  684.  *719ff. 

Koische  Kleider  II  298. 

Komödie  *I  418  ff.  *433.  *505.  *II  521. 
567.  645.  m  199  ff.  517.  524.  *653. 
775. 

Kornelkirschen  III  706. 

Kosewörter  III  524. 

KrammetSTOgel  II  269. 

Kränze  beim  Gelage  I  582. 

— ,  erotisch  II  269.  528. 

Kreditverhältnis  zwischen  Erde  und 
Menschen  I  401.    II  513. 

Kreter,  ihr  schlechter  Ruf  I  298. 

Kriegsdienst,  metaphorisch  I  36.   II  233. 

*  Krokodil,    seine  Eingeweide   als   Kos- 

metikum  III  270. 
Krone  der  Ariadne  I  557. 
Kuss  auf  die  Schulter  III  310. 

Lachen  in  der  Erotik  ni  281—290. 
Lampe,  erotisch  II  703. 
Lampenlicht,  trügerisch  I  245. 
latrocinium  II  207.    III  357  ff. 
libellum,  Programm  I  167. 
Liebende,  ihre  blasse  Farbe  I  729. 
lineae  im  Theater  I  141. 
lingula  III  444. 
Lucius  Caesar  I  195. 
ludius  I  112. 
ludus  duodecim  scriptorum  III  363. 

Mandel  III  183.  ^ 

manus  laeva  II  706. 

Marmor,  fremder  I  70. 

Marsfeld,  Uebungen  und  Spiele  auf  ihm 

I  513. 
Marsi,  Zauberer  II  102. 
Medea,  Ideal  der  Zauberinnen  II  101. 

^EOOCfQVOV    III     201. 

meta  I  39. 

Mienenspiel  I  490.    III  514. 
Milch,  als  Schreibsaft  III  627. 
miles,  beim  Spiel  II  208. 
Mundpillen  I  521. 

nablium  HI  327. 

*  Nachruhm  des  Dichters  III  403. 
Nagelpfiege  I  519. 

*  Naivität,   in  sexuellen  Dingen   I  601. 
'*päod-r]^,  zur  Züchtigung  verwendet  I 

546. 
Naumachie  des  Augustus  I  171. 


Nemus  I  259. 

*  Neujahrsgeschenke  I  407  f. 
Neujahrstag  I  407. 

Nireus,  Muster  der  Schönheit  II  109. 
* — ,  von  Homer  geliebt  11  109. 

oesypum  III  2 13  f. 
Ohrringe  I  432.    HI  129. 
ornatrix  I  367.    II  304.    III  239. 
*Ovid  citiert  sich  selbst  I  31 — 34. 
* — ,  Hendekasyllaben  III  513. 

*Pamphile  erfindet  die  koischen  Ge- 
wänder II  298. 

Pantomimen  I  501. 

Parisurteil  I  247.  625. 

Parther,  ihre  Kampfesweise  I  209. 

Paullina,  ihr  Abenteuer  im  Isistempel 
I  75. 

Peuelope,  Muster  der  Keuschheit  I  477. 

* — ,  verleumdet  I  477. 

TTEOioy.tXiSts  III  272. 

Perleu  III  124. 

Perses,  Stammvater  der  Perser  I  225. 

Pfau,  der  Juno  heilig  I  627. 

Pfeffer  II  417. 

Phaedra  I  338. 

Phüetas  III  329. 

philtra  II  105. 

Phoebus,  intonsus  III  142. 

*—  Navalis  III  390. 

Phraates,  Partherköuig  I  176.  198. 

*Phryne  III  401. 

Phthia,  7iaü.ay.T]  des  Amyutor  I  337. 

TlkeioroßolirSa  II  204. 

pompa  circensis  I  146. 

*  Pornographische  Litteratur   11  703  ff. 
porticus  I  67-74.  491—496.    III  387  f. 

—  Apollinis  Palatini  I  73. 

—  Argunautarum  III  392. 

—  Liviae  I  71. 

—  Marcelli  I  69. 

—  Octaviae  I  69. 

—  Philippi  III  168. 

—  Pompei  I  67.  491.    III  387. 
Pferdesport  III  384. 
profanus  II  601. 

Prokne  II  383. 

Purpur,  tyrischer  11  297. 

TCvqed'QOV  II  418. 

Quitten  III  705. 

*Einge,  im  Sommer  und  Winter  ver- 
schieden III  446. 
*—,  Ueberladen  III  129.  446. 
Rosmarin  III  690. 

Sabbath,  jüdischer  I  75.  415. 


ludices. 


255 


Sabiuerinnen,  Raub  der  I  101 — 134. 
Safran  III  204. 

Sandkörner,    ihre   grosse   Zahl   sprich- 
wörtlich I  254. 
Sänften  I  487. 
satureia  II  415. 
scamnum  II  211. 
Scheitel  II  303. 
Schierling  III  465. 
Schlagen  der  Brust  I  535. 
Schlangen,  Häuten  III  77. 
Schminken  III  199  f.  200. 

*  Schnüren  III  274. 
Schönheit  vergänglich  II  113. 
Schönheitspflästerchen  III  202. 
Schuhe,  zu  grosse  unschön  I  516. 
Schwan  lU  809. 

Schwefel,  reinigend  II  330. 

Schweissgeruch  I  522.    III  193. 

Schwüre  der  Liebenden  I  633. 

segmenta  III  169. 

servus  praelucens  II  228. 

sigilla  (sigillaria)  I  407. 

sistrum  III  635. 

Skylla,  verwechselt  I  332. 

Sonnenschirm  11  209. 

Spanischer  Wein,    wenig   geschätzt  III 

646. 
Spes,  Göttin  I  446. 
splenium  III  202. 
Sport,  männlicher  III  383  ff. 
Sprichwort,  launig  verwendet  11  13. 
Sterne,  ihre  Zahllosigkeit  I  59. 
Stesichorus,  seine  Palinodie  III  49. 
stilus  II  395. 
stimmi  HI  203. 
*strenae  I  407  f. 
supercilii  confinia  III  201. 
Symposiarchus  I  581. 
Syria,  in  weiterem  Sinne  I  75. 

tabella,  Spieltäfelchen  III  365. 
Tamariske  I  747.    in  691. 
Tanzen  I  595.    III  349  ff. 

*  TaoavTiva  (vestes)  II  298. 
Tauben,  ihre  Furchtsamkeit  I  117. 
— ,  ihre  Sanftheit  II  149. 

— ,  ihre  Zärtlichkeit  *II  465. 
xexvri   y.nfifULnixt]  III  199  ff. 

Tempel  des  Apollo  I  73.    III  389. 

—  des  Hercules  (und  der  Musen)  III 168. 

—  der  Isis  I  77.    III  393.  635. 


Tempel  der  Venus  Genitrix  1 81.  HI  451. 

thalassina  vestis  III  177. 

Theater  I  89.  497—504.    HI  394.  633. 

d'eoi  yvvaiy.eia  III  244. 

testudo,  Haartracht  III  147. 
Thür.  erotisch  II  244.  523. 
Tiberius  I  195. 
Tinte,  sympathetische  III  627. 

*  Tischzucht  III  755. 

*Toga,  Geziertheit  mit  ihr  I  514. 

tripudium  I  111.  112. 

Triumph  I  177. 

trochus,  als  Spielzeug  III  383. 

Trojaspiel  I  146. 

Trunkenheit,  scheinbare  I  597. 

tympana  I  538. 

Uebertreibungen  der  Modernen  I  436. 

Tarus  III  304. 

vela,  im  Theater  I  103. 

Venus  Anadyomene  III  223  f. 

—  des  Praxiteles  II  613. 

■ — ,  um  Adonis  klagend  I  75. 

Venuswurf  II  205. 

Verhüllen  des  Hauptes  I  734. 

vitis,  Kommaudostab  III  527. 

vindicta  III  615. 

virgatae  vestes  III  269. 

vitelliani  I  437. 

vitta,  am  Kleide  der  Matronen  I  32. 

— ,  Priesterbinde  II  401. 

Vögel,  ihre  Liebe  zu  den  Jungen  II  66. 

Vorhänge  am  Fenster  III  807. 

Weib,  altes  II  329. 

Wein,  mit  ihm  zärtliche  Zeichen  I  571. 
Weisse  Rosse  beim  Triumph  I  214. 
Würfel  aus  Elfenbein  II  203. 

*  Würfelbecher  II  203. 

Zahnflege  I  515.  in  197. 

Zauberei  II  99. 

Zeit,  alles  wirkend  I  471  ff. 

Zmyrna,  Epyllion  des  C.  Helvius  Cinna 

I  285. 
Zofe  I  353  ff.    II  216.    III  134.  470. 
Züchtigungsmethoden  I  16. 
Zusammen  baden  der  Männer  iind  Frauen 

III  639. 
Zwiebel  II  421. 


Druck  von  Lippert  &  Co.  (G.  Pätz'sche  Buchdr.),  Naumburg  a.'S. 


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