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P. OVIDI NASONIS
DE ARTE AMATORIA
LIBRI TRES.
ERKLART
VON
PAUL BRANDT.
ERSTE ABTEILUNG:
TEXT UND KOMMENTAR.
1^553^
LEIPZIG,
DIETERICH'SCHE VERL AGS-BUCHH ANDLUNQ
THEODOR WEICHER.
1902.
ueimany
MEINEN LEIPZIGER FREUNDEN.
Vorwort.
Nehmt es freundlich auf, Ihr Lieben, das Büchlein, das ich
Euch heute bringe, und das Euch gewidmet sein soll als ein Zeichen
dankbarer Gesinnung. Sind es doch schon mehrere Jahre, dass ich
in Eurer Mitte das Glück des Nehmens und Gebens geniessen darf
in manchem anregenden und fördernden Gespräche bei fast täg-
licher Lebensgemeinschaft. In so vielem, was die Hauptfragen
unseres Schaffens angeht, wissen wir uns einig; einig wissen wir
uns zumal in der unbegrenzten Verehrung und der das Grab über-
dauernden Liebe zu unserem unvergesslichen Richard Richter.
Er hat den Funken der Begeisterung zu unserem herrlichen Be-
rufe, der in uns schlummerte, mächtig angefacht von dem Tage an,
da wir zum ersten Male als junge Studenten dem Zauberflusse seiner
Rede lauschten. Und als an jenem lachenden Pfingsttage, dessen
Sonnenschönheit in solch bitterem Gegensatz stand zu der Wehmut
unseres von Trauer zerrissenen Innern, was an Richter sterblich
war, zur letzten Ruhe bestattet wurde, da hat jeder von uns, das
weiss ich bestimmt, sich gelobt, weiter wirken zu wollen in seinem
Geiste und dessen würdig zu bleiben, was wir in schönen Jahren
von Richard Richter empfangen haben. Ja bleiben wir ihm treu,
dem Manne, dessen Namen die Guten mit Ehrfurcht und inniger
Dankbarkeit nennen.
So haben wir in frohen Tagen wie in der schweren Zeit der
Trauer innig zu einander gehalten. Möge Euch das Büchlein, das
ich Euch nun in dankbarer Gesinnung vorlege, ein wenig von der
Freude bereiten, die ich bei der Arbeit empfunden habe.
Ihr, die Ihr um die Entstehungsgeschichte des Büchleins wisst,
erwartet von mir nicht ein Werk im Sinne pedantisch-ängstlicher
Philologie. Nicht, weil es mich drängte, eine philologische Arbeit
zu liefern, habe ich diese Ausgabe besorgt, sondern nur um das
Gedicht als solches war es mir zu thun: es schien es mir reichlich
zu verdienen, eine zwar umfassende, aber nicht bis in die tiefsten
Tiefen philologischer Minierarbeit hinabsteigende Erklärung zu
finden. Dabei lege ich viel Wert gerade auf das Wort 'Erklärung*.
VI Vorwort.
Sie ist in unserer Zeit auffällig- vernachlässigt worden. Schon
im Jahre 1893 klagt ein kompetenter Beurteiler der römischen
Elegie, K. P. Schulze, in einem Berliner Programm über die 'auf-
fallende Thatsache, dass in Deutschland seit Jahren so viel kritische
Ausgaben der römischen Elegiker und so wenig erklärende er-
schienen sind\ Die vorliegende Arbeit will einen bescheidenen Bei-
trag zur Erklärung Ovids liefern. Gerade aber die Ars Amatoria,
unübertroifen durch geistvoll spielenden Witz und durchdrungen
von feinster Psj^chologie, anziehend an sich und höchst interessant
durch die reichen und lohnenden Ausblicke auf die Kultur- und
Sittengeschichte einer Weltstadt, verdient eine geschmackvolle Inter-
pretation. Zu oft tappt der Leser der Ars im Dunkeln : sei es nun,
dass er das Gedicht um seiner selbst willen lesen will, so wird er
oft aufgehalten durch die Fülle von Anspielungen auf Antiquitäten,
Kultus, Mythologie, die er sich erst notdürftig zurecht suchen muss,
um doch bei sehr vielen Stellen unbefriedigt zu bleiben, oder dass
er das Gedicht benutzen will zu näherer Kenntnis einer kultur-
geschichtlich höchst interessanten Zeit, so fehlt es auch hier immer
wieder an dem notwendigen Material. Aus solchen Erwägungen
heraus ist das Buch entstanden, nur für die eben skizzierten Klassen
von Lesern ist es geschrieben, aber nichts lag mir ferner als der
Gedanke, einen das letzte und abschliessende Wort in der Er-
läuterung der Liebeskunst sprechenden Kommentar zu schafien.
Mir kam es zunächst einmal darauf an, das Rohmaterial zu ver-
arbeiten, das Gedicht so zu erklären, wie es uns vorliegt, und
andere sehr wesentliche Untersuchungen, wie z. B. die Darstellung
der Beziehungen der Ars zur Komödie müssen anderen Arbeiten
vorbehalten werden. Damit hängt es auch zusammen, dass ich
mich nicht entschliessen konnte, gleichzeitig mit der x4rs eine Be-
arbeitung des unter dem Namen medicamina faciei auf uns ge-
kommenen Fragmentes und der remedia amoris zu unternehmen.
Ovid hat seineu Lesern die drei Werke auch nicht als ein unbedingt
zusammengehöriges Ganze vorgelegt, sondern gab die Ars als ein
selbständiges und für sich durchaus bestehendes Kunstwerk heraus.
Ich vermag schlechterdings nicht einzusehen, warum man nicht in
demselben Sinne die Ars für sich allein herausgeben und inter-
pretieren dürfte. Dass dabei die beiden anderen Gedichte nicht
ignoriert werden, verstellt sich natürlich von selbst: aber ebenso
selbstverständlich ist es, dass nicht der Kommentar der Ars das
Verhältnis dieses Gedichtes zu den Remedia bis ins kleinste zu ver-
folgen hat, sondern dass es einer Bearbeitung der Remedia vor-
behalten bleiben muss, darzustellen, wie sich diese Pseudopalinodie
zu der eigentlich originellen Schöpfung, der Ars, verhält. Oder um
mich noch klarer auszudrücken: Ich habe mich schlechterdings
nicht dazu entschliessen können, die Ars zum Gegenstande eines
philologischen Kommentars in herkömmlichem Sinne zu machen,
vor allem ängstlich bemüht, nur gar keine Beziehung zu übersehen,
Vorwort. VII
sondern ich beabsichtigte, das Verständnis und vor allem den poe-
tischen Genuss des einzig dastehenden Gedichtes zu fördern. Im
übrigen muss meine Arbeit für sich selbst sprechen.
Noch während ich mit der Abfassung des Büchleins beschäftigt
war, habe ich die eine und andere Stimme von sehr urteilsfähigen
Männern vernommen, dahingehend, ob es nicht etwas bedenkliches
und höchst riskantes sei, das vielberüchtigte Buch einer Spezial-
behandlung zu unterziehen. Dafür fehlt mir das Verständnis. Meiner
Ansicht nach liegt die Sache so. Entweder ist die Ars vom poe-
tischen Standpunkte aus betrachtet wertvoll oder sie ist es nicht.
Im letzteren Falle würde ich mich nie zu einer Bearbeitung dieses
Stoffes haben entschliessen können. Ist aber die erste Annahme
richtig, so liegt nicht das mindeste Bedenken vor, das Verständnis
eines poetisch höchst wertvollen Gedichtes zu fördern. Was ist es
überhaupt, was an dem übermütigen Büchlein Anstoss erregen kann ?
Sicherlich nicht die paar schlüpfrigen Stellen, oder wie Ribbeck
(R. D. II - 263) sagt, die „Delikatessen am Scliluss des zweiten und
dritten Buches". Sicherlich nicht diese, denn sie lassen sich leicht
eliminieren, wie denn auch die Übersetzer sie zumeist ausgelassen
haben. Wer also von ihnen wirklich eine ernste Geiährdung seiner
Moral fürchtet, mag sie getrost auch in der vorliegenden Ausgabe
überspringen (II 703—732. III 769—808). Nein, was wirklich An-
stoss erregen kann, wäre der Ton, auf den das ganze Gedicht ge-
stimmt ist, der Ton lüderlicher Frivolität, der das Gedicht in ge-
nialer Weise durchzieht. Nun Ovid selbst hat ja den Übermut
seiner Jugend schwer büssen müssen, und das Jammern und Winseln
seiner Dichtungen aus der Tomizeit könnte ja den engherzigen
Moralisten mit dem so wohligen Gefühle selbstherrlicher Genug-
thuung erfüllen. Mir war bei der Lektüre der Ars immer das
massgebend, dass wir hier ein poetisches Spiel feinsten Witzes
haben, ein Kabinetstück geistvollen Scherzes, das man unbedenklich
als Ovids gelungenste Schöpfung bezeichnen kann. Viel noch Hesse
sich anführen, um eine Bearbeitung dieses Stoffes bedenklichen
Gemütern plausibel zu machen: doch wozu? Nur das eine möchte
ich noch sagen. Höchst angenehm überrascht wurde ich, als am
Schluss des vorigen Jahres die Übersetzung der Liebeskunst von
Hugo Blümn er „erschien. Wenn er es riskierte, das verrufene
Büchlein in freier Übertragung einem grossen Publikum vorzulegen,
darf man wohl auch einem engbegrenzten Kreise von Fachleuten
eine Bearbeitung des Gedichtes zumuten. Doch nun genug. Karl
August Böttiger, der Gymnasialdirektor von Weimar, der Mann
mit der nimmer rastenden Feder, mag hierin das letzte Wort sagen.
Er sagt in seiner Sabina (Leipzig, Göschen 1803) auf Seite 40:
„Übrigens verdienet diese Kunst zu lieben wegen ihrer wahren
Originalität und als das lebendigste Sittengemälde des Augusteischen
Roms gewiss einen weit höheren Rang unter dem wenigen, was die
Camönen nicht bloss durch griechischen Mund den römischen Sängern
Vm Vorwort.
oflfenbarten, dass nur eine einseitige und engbrüstige Moral bis jetzt
eine klassische Bearbeitung dieses in seiner Art einzigen Lehr-
gedichts verhindern konnte."
Der vorliegenden Ausgabe liegt der Text zu Grunde, wie ihn
Ehwald in seiner bei Teubner erschienenen Bearbeitung gegeben
hat. Kritische Bemerkungen sind im Kommentar selbst fast gar
nicht zu finden; wo es unbedingt erforderlich war, ist im Anhang
das Nötige kurz angegeben: die vorliegende Ausgabe verzichtet,
um dies nochmals nachdrücklich hervorzuheben, auf die Kritik und
will nur das Verständnis des einmal vorhandenen Textes fördern.
In den Anhang verwiesen sind Ausführungen des im Kommentar
Gegebenen, Zusätze dazu und weitere litterarische Nachweise.
Und nun tritt deine Reise an, Ovids zierliches Büchlein in
neuem Gewände. Komm zu denen, für die dieses Gewand zurecht
geschnitten ist, und sieh zu. ob du bei ihnen freundliche Aufnahme
findest.
Leipzig, Pfingsten 1902.
Dr. Paul Brandt.
Einleitung.
Prisca iuvent alias, ego me nunc denique na/um
Gratulor. Ovid aiS III 121.
Der Satz, den wii' als Motto für unsere einleitenden Bemerkungen
gewählt haben, mag auch ihren Ausgangspunkt bilden und uns den
richtigen Gesichtspunkt für die Beurteilung des in mehr als einer
Beziehung einzig dastehenden Gedichtes andeuten. Mit jubelnder
Freude bekennt sich Ovid in diesen Worten als ein Kind seiner
Zeit; sie sind der Niederschlag jenes wohligen, angenehmen Ge-
fühles, das den eleganten Weltmann bei dem sorgenlosen und be-
haglichen Genüsse aller der Freuden und Annehmlichkeiten erfüllt,
wie sie das Leben in dem glänzenden Eom damals so überaus
reichlich bot. Es ist eine eigenartige Ironie des Geschickes, dass
gerade der Manu, der wohl am meisten für die zahllosen Freuden
der einzigen Stadt empfänglich war, gerade in d e m Gedichte seinem
Jubel darüber Ausdruck gab, das später zum grossen Teil au seiner
Verbannung Schuld werden sollte, in der ihm all das, was bisher
sein Glück ausmachte, mit einem Male genommen wurde.^) Daran
aber dachte er nicht, als er mit diesen Worten freudig im Genüsse
seiner Zeit sich selbst beglückwünscht, dass er jetzt erst geboren
sei. Jetzt fühlt er sich nur als Kind seiner Zeit, den die Fort-
schritte der Gegenwai't mit freudiger Bewunderung erfüllen. Frei-
lich ist es nicht der bis ins Unsinnige getriebene Luxus, nicht die
mit ebenso verschwenderischer Pracht wie bis zum Frevel gesteigerten
1) Es lieg-t nicht der mindeste Grund vor, daran zu zweifeln, dass die Liebes-
kunst an Ovids Verbannung mit schuld war, wenn mau sich auch nicht dem
Aurelius Victor anschliessen darf, der in den tres libelli der ar.s amatoria die
einzige Ursache des Exils erblickt (epit. I 27; vgl. Apoll. Sidon. carm. 23, 158).
Ovid selbst bezeichnet das Gedicht als prima causa (ex Pont. JV 13, 42), vgl.
trist. III 1, 4. 7. ex Pont. II 9, 73. III 3, 70. Oft in trist. II etc. Dass es aber
nicht die einzige Ursache war, geht mit Sicherheit schon daraus hervor, dass seit
dem Erscheinen des Gedichtes bis zur Verbannung etwa zehn Jahre vergrangen
waren: die unmittelbare Ursache war daher eine andere (der geheimnisvolle und
oft besprochene error).
X Einleitung.
Dimensionen arbeitende Bau\Mit seiner Zeit,') die ihm die Gegen-
wart so begehrlich erscheinen lässt: das was ihn entzückt, ist der
culhis, die verfeinerte Lebensart, das Raffinement des Lebens, welches
an die Stelle der alten rusticitas getreten ist. Mit sichtlichem Be-
hagen malt sich daher das verwöhnte Weltkind des öftern die alte
gute Zeit aus mit ihren schlichten Zuständen, da man noch auf
kunstlosen Rasenplätzen vor der ebenso kunstlosen Scene sass, die
noch nichts wusste von dem Luxus der kostbaren Essenzen, mit
denen man später die Bühne besprengte, und den mächtigen Tüchern,
die über dem ganzen Zuschauerraum ausgespannt willkommenen
Schutz gegen die heissen Strahlen der Sonne gewähren.-) Er ge-
fällt sich in dem Gedanken, wie das Kapitol sich so verändert hat,
dass man glauben möchte, ein anderer Juppiter wohne auf ihm. Die
strohgedeckte Kurie der alten Zeit lockt ihm ein mitleidiges Lächeln
ab, und er vergisst nicht, die bescheiden ländlichen Verhältnisse
jener längst entschwundenen Tage durch das Weiden von Euanders
Rindern auf dem nun so stolzen Palatin ebenso wohlgefällig wie
anschaulich zu schildern.^) Gewiss sprechen auch andere Dichter
gern von den Zuständen des alten Rom^), aber kaum einer mit
solch sichtlicher Freude, dass diese Zeit bäuerlicher rusticitas über-
wunden ist, wie gerade Ovid. Daher ist ihm denn alles zuwider,
was an diese rusticitas erinnert. Mit dem frivolen Spotte des über-
legenen Freigeistes macht er sich über Vulcanus lustig, den bäu-
rischen Gatten der graziös koketten Venus, das tj'pische Urbild
eines rusticus. Köstlich ist das Bild, wie Venus vor ihrem Buhlen
Mars den hinkenden Gang des plumpen Gemahles nachahmt und
sich über die von harter Arbeit schwieligen Hände mokiert. Und
wenn Ovid sagt, Venus sei dem Liebesverlangen des IVIars gegen-
über nicht rustica gewesen, so hat gerade diese Litotes in diesem
Zusammenhange etwas höchst pikantes, wie jeder leicht empfinden
wird.^)
Noch mehr spottet der Dichter über die rusticitas des weib-
lichen Geschlechtes. Zwar die Treue der keuschen Penelope ist
ein zu stereotyp überlieferter Zug ihres AVesens, als dass Ovid sie
hätte antasten mögen.*') Um so spöttischer spricht er dagegen von
der Andromache, deren unharmonisch lange Gestalt ") seinen Lesern
gewiss von der Bühne her geläufig war. Als Gattin eines rauhen
Kriegsmannes erscheint sie in rauhem groben Kleide^); auch wundert
sich der Dichter darüber nicht, doch hört man leicht aus seinen
Worten heraus, wie wenig begehrenswert sie ihm erschien. Und
Tekmessa gar, die erbeutete Gattin des grossen Ajax, ist nichts für
seinen verfeinerten, raffinierten Geschmack. Beide Damen gelten
ihm als höchst langweilig und griesgrämig. Dass sie mit ihi'en
1) m 123-126. Vgl. Hör. carm. II 18. 2) I 103—108. 3) III 115-120.
4) Vgl. zu III 115—120. 5) II 565—570. 6) m 15; doch vgl. I 477: Penelopen
ipsam, persta modo, tempwe vinces. 7) II 645. 8; III 109.
Einleitung. XI
Gatten die Freuden des Lagers g-enossen hätten, möchte der Über-
mütige bezweifeln, wenn ihre Söhne ihm nicht das Gegenteil be-
wiesen. Aber dass sie mit ihren Männern zärtlichen Liebesgeplauders
gepflogen hätten, weist er mit der komischen Ironie ungläubig
rhetorischer Frage zurück, und ein Schmeichelwort wie 'mein
Schatz' kann er sich auf den Lippen der Tekmessa schlechter-
dings nicht denken.^) Dem entsprechend sieht er die rusticitas am
schlimmsten verkörpert in dem legitimen Ehestande, der ihn als
eine durchaus langweilige und philisterhafte Einrichtung abstösst,
und den er daher in wenig ermutigender Weise ausmalt. Wie
kleinlich ist das Misstrauen des Mannes, der bei seiner Frau nach
verborgenen Liebesbrief lein fahndet.-) Die mehr passiven Liebes-
bezeugungen der legitimen Gattin, die beim ersten Wunsche des
Mannes 'standesamtlich und honett' nachgiebt, sind ihm nicht delikat
und pikant genug ^); er bedauert sie, dass sie sich mit einem Manne
begnügen muss. kann aber dabei nicht unterlassen, an ihrer mora-
lischen Kraft, dies auszuführen, einen leisen Zweifel zu äussern.'^)
Nach seiner Ansicht wird die legitime Ehe durch Zank und Streit
charakterisiert: dos est uxoria Utes.'")
Daher nimmt es niemand Wunder, dass er gegen Menelaus für
die schöne Helena offen und rückhaltlos Partei ergreift. Menelaus
ist selbst schuld an der Untreue seiner Frau: wie konnte er so
w^ahnsinnig sein, solch liebeheischend junges Weib mit dem in Jugend-
blüte und Schönheit strahlenden Fremdling allein zu lassen! So
that Paris nur das, was jeder Verständige an seiner Stelle gethan
haben würde, und folgerichtig kommt der Dichter zu dem Resultate :
Helenen ego crimine solvo.^) Man beachte: auch hier heisst es wieder
et adest non rusticus hospes. ]\Ienelaus ist der Typus eines rusticus,
über den Paris den thatsächlichen und nach des Dichters Meinung
auch den moralischen Sieg davonträgt.
So ist es also die philisterhafte rusticitas, der Ovid die Fehde
erklärt als einem seiner Zeit unwürdigen Zustande. Sein Ideal ist
der cultus, und wie cultus pner und cidta pueJJa seine Lieblings-
wörter sind, so will er es in seinem Gedichte auch nur mit solchen
zu thun haben. Wenn nun aber auch Ovid unter cultus die raffi-
niert verfeinerte, die zahllosen Freuden der Weltstadt mit der
Wollust des ausgesprochenen Gourmands auskostende Lebensweise
der genussfreudigen Halbwelt versteht, so warnt er doch ebenso
eindringlich vor den nur allzu leicht möglichen Auswüchsen und
Yerirrungen dieser von ihm verherrlichten Kunst des Geniessens.
Das ganze Gedicht predigt den Genuss und die Wollust mit rück-
haltloser Offenheit. Aber nur die Wollust will er gelten lassen,
die beide geniessende Teile mit gleicher Wonne befriedigt, und so
gelangt er zwar folgerichtig, aber sehr im Gegensatze zu dem Ge-
1) III 517—524. 2) II 597. 3) IH 585. 4) II 388. 5) II 155.
6) II 359—372. III 254.
XTT Einleitung.
schmack seiner Zeit zu dem absprechenden Urteile über die Knaben-
liebe.') Wenn der cultus nach anderer Seite hin übertrieben wird,
führt er zum Stutzertum und zur Geckenhaftigkeit. Auch hiervon
mag Ovid nichts wissen. Er spricht seine Freude aus über die
nmndities, die zierlich anmutige Sauberkeit, und giebt eingehende
Vorschriften Jünglingen -) und Mädchen ^), wie sie sich zu kleiden
und die Regeln täglicher Ästhetik zu beachten haben, dass die
Zähne blendend weiss sind, dass nicht unschöne Haare die Glieder
entstellen, dass nicht unappetitlicher Geruch des Atems den nahe
Stehenden belästige, und sonstige unzählige Vorschriften, die vor-
handenen Reize zu erhöhen und fehlende geschickt zu ersetzen.
Aber ebenso verhasst sind ihm die Stutzer und neumodischen Gecken,
die mit dem Brenneisen das Haar kräuseln und mit einem Eifer,
der einer bessern Sache wert wäre, jedes überflüssige Härchen ängst-
lich entfernen*), und nachdrücklich betont Ovid auch hier die
mundities und erinnert an die forma neglecta eines Theseus, Hippo-
lytus, Adonis.^)
Diese äusserliche mundities, die Ovid von seinen Schülern beider
Geschlechter verlangt, findet ihr Gegenstück in der feinen Bildung,
die nach seiner Meinung unerlässlich gefordert werden muss. Das
ist wohl zu beachten und wieder ein Ergebnis seines feinen, welt-
städtisch verwöhnten Geschmacks. Nirgends verirrt sich sein Vers
bis in das Innere des lupanar, er erklärt nachdrücklich, dass er
nichts wissen will von den feilen Dirnen, die ihre Reize jedwedem
verkaufen *^), und verlangt entgegenkommende Zärtlichkeit. So ist
also Ovid nicht der Verkünder des Genusses, der nur in der Be-
friedigung rein physischer Triebe sich genug thut, sondern nach
seiner Lehre muss zu dem rein sinnlichen Genuss auch ein geistiger,
mindestens aber ästhetischer hinzukommen. Nicht genug, dass er
seinen Schülern zeigt, wie man ein süsses Gift mit möglichstem
Behagen geniessen kann, er will dieses Gift auch in glänzend ge-
schliffenem kostbaren Pokale darreichen. Seine Schüler sind daher
fein gebildet und zumal rhetorisch gut geschult; den "Wert glän-
zender Dialektik zu betonen, liegt dem Ovid ja besonders nahe.
Daran erinnert er denn mehrfach seine Schüler '). ja er schreibt
das Glück, das Odysseus bei zwei Meergöttinnen hatte, zumal seiner
gewandten Zunge zu und der einschmeichelnden Beredsamkeit, mit
welcher der körperlich durchaus nicht schöne Mann zu erzählen
wusste.^) Nach solcher geistigen Bildung zu streben, ist aber um
so mehr zu empfehlen, als ja die Schönheit ein 'gebrechliches Gut'
ist und sich mit den Jahren mehr und mehr verliert, da bleiben
denn nur die ingenuae artes.^) Nicht nur die 'beiden Sprachen'
1) II 683: odi concubitus qui non utrumqne resolvunt; hoc est cur pueri
tannar amore minus. Vgl. Gebhardi, Berlin. Ztschrft. f. G. W. 1875, p. 7.3.
2) I 513-524. 3) m 133 ff. 4) I 505—508. 5) I 509^512. 6) II 685—688.
7) Vgl. z. B. I 459 ff. 8) II 123 ff. Vgl. die Anm. zu V. 127. 9) II 113—122.
Einleitung. XIII
muss der Jüngling- erlernt haben ^), je mehr gesellschaftliche Talente
ihm zu Gebote stehen, um so grösser sind seine Aussichten. Eine
schöne Stimme und geschmeidige, zum Tanzen gelenke Glieder
werden als solche höchst angenehmen Zugaben genannt.'-)
Noch eindringlicher sind die Lehren, die der Dichter den
Mädchen giebt, sich die Bildung ihres Geistes und ihrer gesell-
schaftlichen Vorzüge angelegen sein zu lassen.-^) Das Mädchen soll
singen können: die neusten Arien aus dem Theater oder die be-
sonders beliebten Weisen der Egyptischen Musik werden, so ver-
sichert der erfahrene Dichter, ihren Eindruck nicht verfehlen.
Natürlich verlangt man von der docta imeJla auch, dass sie mit dem
Plectrum die Zither gar anmutig zu schlagen wisse, und mit galanter
Liebenswürdigkeit erinnert der Dichter seine museufrohen Leserinnen
an die himmliche Kunst eines Orpheus, Amphion, Arion.
Die Hauptsache aber ist doch die litterarische Bildung, die
Belesenheit in den Klassikern der Zeit. Es ist eine artige und
höchst interessante Auswahl von namhaften Dichtern, mit denen
vertraut zu sein, Ovid von seinen Schülerinnen fordert. Wie natürlich,
stehen die Griechen obenan und Kallimachus erscheint als erster
in dem glänzenden Fünfgestirn. Ihm zunächst steht der Koische
Dichter, Philetas, den manche gar über Kallimachus stellten.'*)
Gern sehen wir auch den Anakreon, den liebenswürdigen alten
Sänger von Teos, unter dieser Schar, und dass die heisse Poesie
der Aeolischen Sappho nicht fehlt, ünden wir gerade in diesem Zu-
sammenhange durchaus verständlich. Auch die komische Muse ist
durch Men ander würdig vertreten.
In entsprechender Weise werden dann fünf Glanznummern aus
dem Programm lateinischer Belesenheit der römischen Damen her-
vorgehoben. Liebenswürdig wie immer gedenkt Ovid zunächst
seines Herzensfreundes Properz: seine Gedichte soll das Mädchen
nicht nur kennen, sondern sie muss sie auch mit Anmut vorzutragen
wissen. Die Poesie des vom Glücke so verwöhnten, dann so be-
klagenswerten Cornelius Gallus ebenso wie die des milden, von Ovid
hochgeschätzten Tibull werden als zur Bildung unentbehrlich ge-
nannt, und die Epik wird durch die Argonautica des P. Terentius
Varro Atacinus und die Aeneide Yergils vertreten.
Das ist eine reichliche Auswahl litterarischer Kenntnisse, die
Ovid von seinen Schülerinnen verlangt, und mit ebenso liebens-
würdiger Schalkhaftigkeit wie zuversichtlicher Bescheidenheit knüpft
er daran die Hotfnung, dass ein zartes Mädchen vielleicht auch ein-
mal aus seinen, des Meisters in der Liebe, Dichtungen etwas vor-
tragen möchte, sei es nun aus der Ars, oder den Amores, oder den
Herolden.
Man sieht, das Milieu, in dem wir uns befinden, ist geistig an-
geregt und ermangelt durchaus nicht einer gewissen feineren Bildung.
1) II 122. 2) I 595. 3) III 315 ff. 4) Vgl. zu IH 329.
XIV Einleitung.
Aber damit noch nicht genug. Die Damen, die sich Ovid als seine Lese-
rinnen und Schülerinnen denkt, verfügen auch über gesellschaftliche
Talente aller Art. Sie verstehen in graziösem Tanze die gelenken
Glieder zu regen und sind geschickt in den mannigfaltigen Arten des
Würfelspiels und allerlei Bewegungsspiele draussen im Freien.
Auf solcher Höhe litterarischer und gesellschaftlicher Bildung
stehen die Damen, in deren Sphäre uns die Ars führt. Von diesen
Vorzügen abgesehen sind es lockere, recht lockere Dämchen, sämt-
lich dem Stande der Libertinen angehörig und schon äusserlich
daran kenntlich, dass sie das insif/ne pudoris, die vittae und insfita,
welche der Kleidung der ehrbaren Frauen eigen sind, nicht tragen.^)
Mit ihnen springt der Dichter in oft frivoler, mindestens leicht-
fertiger Weise um. Man erkennt den blasierten Weltmann, wenn
er seinen lauschenden Hörern versichert, dass schlechterdings jedes
Mädchen zu haben sei, und mit der ihm eigenen psychologisch
feinen Beobachtungsgabe erkennt er leicht, wie selbst die zunächst
Spröde sich doch darüber freut, dass man ihren Reizen nachstellt.^)
Mit übermütiger Laune versichert er, dass selbst eine Penelope
schliesslich nachgeben würde.") Der Mann freilich muss die Initiative
ergreifen, das kann man schon von dem in erotischen Abenteuern
erfahrenen Juppiter lernen, der zu seinen Geliebten kam, nicht aber
wartete, bis diese zu ihm kamen.*) Von grosser Wichtigkeit ist
dann, dass der Mann Ausdauer zeigt und sein Ziel nicht aus dem
Auge verliert. Diese Lehre kann der Dichter nicht eindringlich
genug wiederholen, und viele Beispiele dienen ihm dazu, sie zu be-
gründen.'')
Leichtfertig genug behandelt der Dichter auch die Mittel, die
den Liebenden zu seinem Ziele führen sollen. Am einfachsten und
bequemsten sind die Versprechungen. Man mag ruhig das Blaue
vom Himmel herunter versprechen, ob man es zu erfüllen vermag,
braucht einen nicht weiter zu kümmern. Mit ruhigem Blute kann
man dabei alle möglichen Götter zu Zeugen anrufen, denn Juppiter
lacht über die Schwüre der Liebenden, wie ein alter Erfahrungssatz
der erotischen Poesie lautet ^), und hat selbst bei der St^-x der Juno
oft falsch geschworen.")
Aber freilich auch hier wiederholt sich die alte Klage antiker
Erotik, dass die Mädchen sich damit nicht begnügen, und dass der
Liebhaber sich zu Geschenken wird entschliessen müssen, wenn er
Erfolg haben will.^j Solche Tage, an denen es sich nicht vermeiden
lässt, das Mädchen zu beschenken, wie z. B. ihr Geburtstag, sind
dem Liebhaber atrae dies.^) Bitter beschwert sich der Dichter über
die aurea saecula: nur nach Golde drängt alles, und wenn er nur
1) I .31, mit der Anmerkung. 2) I 343 ff. 3) I 477. 4) I 709—714.
5) Vgl. zumal I 470 ff. II 177 ft\ 666 ff. 6) Vgl. zu I 6.33. 7) I 631 ff. Vgl. 442 ff.
8) Vgl. Goethe, Faust I 2321 : Gleich schenken ? Das ist brav ! Da wird er reus-
siren! 9) I 418.
Einleitung;. XV
reich ist, findet selbst der harharus Gehör. ^) Est ist die ständige
Klage der römischen Erotiker, dass nicht mehr zärtliche Gedichte
das Herz des Mädchens erobern, sondern das Gold. Selbst Homer
von allen Musen begleitet würde ohne Geschenke nichts ausrichten.-)
Trotzdem will Ovid den Dichtern das schöne Vorrecht erhalten
wissen, dass ihnen der Mädchen Herzen durch den Zauber der Lieder
auch ohne Geschenke sich erweichen lassen, und weiss dies gar sinnig
zu begründen : sind es doch die Dichter, die das Lob ihrer Schönheit
singen; so ist durch Dichtermund eine Nemesis, Cynthia, Lycoris,
Corinna allberühmt geworden. Schliesslich kommt er zu dem Re-
sultat, dass es geradezu ein Verbrechen sei, von den dodi poetae
etwas zu verlangen, fügt aber gleich in komischer Klage hinzu,
dass sich kein Mädchen vor diesem Verbrechen fürchte.-^) Doch
giebt es auch Geschenke, die mehr nach dem Sinne des Dichters
sind, Körbchen mit Früchten oder Weinbeeren und ähnliches, was
Ovid in höchst anmutigen Versen ausmalt.^)
Versprechungen und Geschenke sind nicht die einzigen Mittel,
das Herz des Mädchens zu erobern ; auch das Liebesgedicht ist be-
reits genannt, neben dem der erotische Brief eine grosse Eolle
spielt.^) Hüten muss man sich aber vor allzu grossem Vertrauen
seinen Freunden gegenüber, was der Dichter in längerer durch
Eede und Gegenrede höchst belebter Darstellung begründet. **) Die
wenig erfreuliche Moral dieses Passus ergänzen wir noch durch
die Bemerkung, dass der Dichter das Gesetz der Mitschuldigen ver-
tritt. Das zeigt sich z. B. in der Auseinandersetzung, ob man auch
mit der Zofe der Geliebten erotische Abenteuer wagen dürfe. Ent-
weder, so meint Ovid, fan^e gar nicht an, oder führe es bis zu
Ende durch, denn wenn sie erst einmal deine Mitschuldige geworden
ist, kann sie dich nicht mehr verraten.") Vgl noch III 491.
Das Gedicht will ein Lehrbuch der Liebe sein. Welche Art
von Liebe gemeint ist, darüber klärt uns der Dichter wiederholt auf.
Nur um die Liebe zu den leichtfertigen Libertinen handelt es sich,
und des öftern verwahrt sich der Dichter dagegen, dass man seine
Lehren auch auf ehrbare Mädchen anwenden möchte. Nur die sind
seine Leserinnen und Schülerinnen, welche die vitta und instita nicht
tragen.^) Nil nisi lascivi a me discunfur amores.^) Er singt von der
Venus tuta, von der vom Zwange des Gesetzes befreiten freien Liebe ^**);
diese gilt ihm aber als ein Spiel ^^) oder als eine Jagd, bei der das
Mädchen die ersehnte Beute ist.^-) Noch häufiger aber wendet er
das der Erotik überhaupt so geläufige Bild an, nach dem die Liebe
ein Kriegsdienst ist, ein Bild, das er ja schon in den Amores mit
glänzender rhetorischer Technik durchgeführt hatte. ^'^)
1) II 276. Vgl. 163 f. 2) II 279 f. Vgl. auch III 405 ff. 3) III 533 ff.
4) II 263 ff. 5) I455ft'. III 469 ff'. 6) 1739—754. 7) 1375 ff. 8) 131. II 600.
9) III 27. 10) I 33. II 599: en, itemm festor: nihil hie nisi lege remissum
luditur; in nostrifi instita nulki iocis. 11) II 600. III 809. 12) I 253. 263. II 2.
13) Näheres zu II 233.
XVI Einleitung.
Es wäre überaus verkehrt, die bisher auseinandergesetzten
Anschauungen und Maximen dazu verwerten zu wollen, über den
Charakter Ovids selbst das Verdammungsurteil auszusprechen. Wenn
je, so muss man bei der Beurteilung dieses Gedichtes beachten,
dass Theorie und Praxis himmelweit von einander verschieden sind,
und dass es sehr wohl denkbar ist, dass man Verse macht, die bei
moralisch-ängstlichen Gemütern Anstoss erregen, und dass man dabei
doch ein ganz ehrenwerter Mann sein kann. Warum sollen wir dem
Ovid nicht glauben, wenn er dem erzürnten Machthaber versichert
(trist. II 353) crede mihi, distant mores a carmine nostro, vita vere-
cunda est, musa iocosa mea. Auch hier gilt, was Plinius sagt (ep.
IV 14) : ex qiiihus (sc. hendecasyllabis) tarnen si nonnulla tibi paullo
pttulantiora videbuntur, erit eniditionis tuae cogitare summos illos et
gravissimos viros, qui talia scripserunt, non modo lascivia reriim sed
ne verbis quideni nudis abstinuisse. Und er beruft sich auf das Vor-
bild des Catullus (carm. 16):
nam castum esse decet pium poetam
ipsum, versiculos nihil necesse est,
qui tum deniqiie habent salem ac leporetn,
si sunt moUicidi ac parum pudici
et quod pruriat inciiare possunt etc.
Auch Plinius (ep. V 3) verteidigt die petulantia seiner Verse in
der nämlichen Weise wie es Ovid that (trist. II 427 ff.) : Beide stellen
einen langen Katalog von Männern auf, die in ihren Gedichten auch
nicht die Parole der Keuschheit befolgt hätten, ohne dass man darum
ihren Charakter angreifen dürfe. ^)
Die Liebe, als deren Meister Ovid sich bekennt, bedarf nun
der Kunst ebensowohl wie das Rudern des Kahnes und das Lenken
des Wagens.-) Ovid ist aber der gegebene Mann dazu, diese Kunst
zu lehren, durch seine ausgedehnte persönliche Erfahrung
auf diesem Gebiete. Auf diese beruft er sich wiederholt. Usus
opus movet hoc.-^) Ausdrücklich sagt er*), dass er seine 'Liebeskunst'
durch lange Erfahrung zu Stande gebracht habe. Er selbst hat
als armer Dichter geliebt und ist daher gerade berufen, den Un-
bemittelten in der Liebe ein Lehrer zu sein.^) Daher weiss er
auch von persönlichen erotischen Erlebnissen zu berichten**), und
verrät uns das Entzücken, mit dem ihn der Anblick einer nackten
blendendweissen Schulter erfüllt.') Und ein weiterer Grund, dass
er gerade geschickt sei zum Lehrer in der Liebe, ist seine gött-
liche Berufung. Freilich haben ihm nicht die Musen die Lippen
gelöst wie dem Sänger von Askra % aber Venus selbst hat ihn als
artificem ienero praefecit Amori^), und unter ihrem beständigen
1) Vgl. Mart. I 4, 8: lasciva est nobis pagina, vita proba. 2) I 3f. 3) I 29.
4) m 791. 5)11165. 6)111245.666 7)111309. Weitere Andeutungen
persönlicher Art: II 547 if. 738. III 51. 8) I 27. 9) I 7.
Einleitung. XVII
Schutze und Beistande ^eht ihm das Werk flink von der Hand.^)
Ja sie erscheint ihm leibhaftig, ihm Anweisungen gebend, und voll-
zieht seine Dichterweihe durch das Geschenk eines Blattes aus
dem Myrtenkranze, der ihr Haar schmückt.-) Neben ihr ist es
Erato, die Muse zärtlicher Poesie, die der Dichter um Beistand
bittet, den sie ihm nicht versagt.^) Und Amor selbst ist dem
Dichter ein freundlicher Gott, unter dessen Schutze sein Werk ge-
deiht. Mit besonderer Vorliebe und Kunst schildert Ovid diese von
der Dichtung so oft ausgeprägte holde Gestalt. Er ist ein lieblich
schöner Knabe mit einem Flügelpaar, das oft vom Weine feucht
ist, er trägt den gefürchteten Bogen mit dem beflügelten Geschoss,
und erscheint auch mit der Fackel, dem Symbole der Liebesglut.
So zart er ist, ist er doch wild und oft ungefüge, aber da er noch
ein Knabe ist, hofft der Dichter seiner Herr zu werden.*)
Wenn so dieses Dreigestirn. Venus, Erato, Amor dem Dichter
erotischer Poesie zumal seinen Schutz angedeihen lässt, so ist ihm
doch auch der Dichtergott Apollo günstig, der sich auch herablässt,
ihm in leibhafter Erscheinung zu nahen.^)
Mit glänzender, staunenerregender Virtuosität hat der Dichter
seinen Stolf behandelt. Wenn man sich auf den Standpunkt des
Dichters zu stellen vermag und das Gedicht nur als solches be-
trachtet, wird man unbedenklich zugeben müssen, dass es ein Kunst-
werk allerersten Banges, ja dass es Ovids weitaus am besten ge-
lungene Schöpfung ist. Zur Würdigung des künstlerischen Wertes
von Ovids Ars ist manches gute geschrieben worden. **) Hier können
nur einige Gesichtspunkte kurz erörtert werden. Da sind eine
Menge von glänzenden Bildern weltstädtischen Treibens, die der
Dichter bald ausfürlich wie ein wohl ausgeführtes Gemälde vor uns
entrollt, bald mit ein paar flüchtigen Strichen nur leise skizzierend
aber doch anschaulich genug uns vorführt. Wie stehen dem Dichter
die Worte zu Gebote, wenn er uns Rom als den Sammelpunkt all
der unzähligen freundwilligen Mädchen schildert, die liebeheischend
und gewährend sich in der Hauptstadt umhertreiben. Zahllos sind
1) I 30. II 15. III 769. 2) III 43. 3) II 16. 425. 4) Die Belegstellen
für die hier angedenteteu Momente sind der Reihe nach folgende: II 18. I 233.
21. 169. 22. 9. lÖ. 5) II 493. Vgl. ferner I 232 (Bacchus) 264 (Thalea) 203 (Mars).
6) Am besten Eibbeck in der Geschichte der Römischen Dichtung II - p. 263 — 271.
— Vgl. Bernhardy RL. p. 490: „Beide (die ars amatoria und die remedia amoris)
zeigen eine gleich sichere Hand, dieselbe Klarheit der Anlage, die feinste Korrekt-
heit und Grazie des Stils; noch mehr glänzen sie durch die fast spielende Herr-
schaft über das Objekt, durch ausgezeichneten Scharfsinn und liebenswürdige
Laune." — Hermann Paldamus, Römische Erotik (Greifswald 1833) p. 73: „Der
Wert aber, welchen jene Bücher ewig behaupten werden, besteht neben der geist-
vollen Form in einer unnachahmlich tiefen und richtigen Auffassung des weib-
lichen Charakters von gewöhnlichem Schlage etc. — Daher das psychologisch
unübertreffliche Ausmalen aller weiblichen Schwächen, und wie oft auch der Ver-
gleich des weiblichen Herzens mit einer Festung gemissbraucht ist, hier passt er :
Ovid lieferte eine vollkommene erotische Strategik." Dann sei noch genannt
Man so in den Nachträgen zu Sulzers Theorie der schönen Künste III St. II p. 339 ff.
Ovid, ars amatoria ed. Brandt. H
XVIII Einleitung.
sie wie die Ähren auf den Feldern von Gargaros, die Trauben des
wein^esegneten Methj^mna, die Fische im Wasser, die Vögel auf
den Bäumen oder die Sterne am Himmel.^) Ein andermal führt
uns der Dichter an den Eingang des Theaters; hier ist erst ein
Leben, ein Drängen, so dass der Dichter wiederum einen Vergleich
braucht, um uns eine anschauliche Schilderung zu geben. Zahllos
wie die Ameisen oder die Bienen drängen sich die Mädchen ins
Theater, um dort zu sehen, doch ebenso um gesehen zu werden.-)
Mit glänzenden Farben schildert Ovid einen Triumphzug. =') Er
führt uns ferner nach Bajae: nicht durch ausgeführte Darstellung,
vielmehr durch epigrammatische Kürze weiss er hier in dem einen
Distichon
Jiinc aliquis vulnus referens in jyectore dixit:
'non haec, ut faniasf, unda saluhris eraf
sein Ziel zu erreichen.*)
Damit ist die Zahl der Bilder weltstädtischen Treibens, die
uns Ovid in seiner Ars vorführt, keineswegs erschöpft; das Leben
in den Porticus und den Tempeln, den Haupttummelplätzen der
römischen Demimondainen, im Circus und der Arena steht greifbar
deutlich vor unseren Augen.'') Nicht minder sind es Scenen und
kleine Genrebildchen aus dem täglichen Leben, die uns Ovid mit
vollendeter Meisterschaft schildert. Er führt uns zu einem römischen
Gelage, und wenn er sagt, dass oft Amor des Bacchus Hörner
niederdrückt, so deutet er damit neckisch an, dass nicht nur um
des Weines willen ein solches Gelage aufgesucht wird. Hier kann
der Liebende die Wünsche seines Herzens in versteckten Worten
aussprechen, mit dem Weine werden auf dem Tische geheime Liebes-
zeichen gemalt, man trinkt und achtet dabei darauf, genau d i e
Stelle des Bechers mit den Lippen zu berühren, an der sie eben
getrunken hat. ?]s würde über den Raum dieser kurzen einleitenden
Bemerkungen hinausgehen, alle diese feinen Gemälde und Bilder
eingehend zu analysieren.")
Mit wenigen Strichen, aber meisterhaft hingeworfen ist das
Bild, das uns das Vorsprechen des Hausierers malt.") Die Begehr-
lichkeit des Mädchens wird durch das Wort emax vortrefflich ge-
schildei't; nun packt der Hausierer seinen Kram vor den lüsternen
Augen der Eiteln aus, während du missvergnügt dabei sitzt. Wie
raffiniert versteht sie es, das Geld aus deinem Beutel herauszulocken.
Nur einmal ansehen sollst du dir die Herrlichkeiten, und wenn du
es thust, sucht sie mit Küssen deine Schwachheit zu bestürmen,
dass du ihr davon kaufst. Dabei entwickelt sie eine glänzende
Beredsamkeit: nur diesmal kaufe es mir, dann bin ich zufrieden
für lange Jahre; und gerade jetzt brauche ich es so sehr notwendig,
l) I 57 ff. 2) I 89 ff. 31 I 213 ff. 4) I 255—259. 5) porticus I 67 ff.
III 387. — templa I 75 ff. III 393. — circus I 135 ff. III 396. — arena I 164 ff.
III 395. 6 j Gelage I 229 ff. 565 ff. 7) I 421 ff.
Eiuleituug. XIX
auch wirst du es nie wieder so vorteilhaft kaufen können. Der
Liebende wird dann vorgeben, das nötige Geld nicht zur Hand zu
haben: auch das nutzt ihm nichts, da sich der Händler zunächst
gern mit einem Schuldschein begnügt.
Oder ein anderes Bild. Die Schöne mit ihrem Galan am Spiel-
tisch.') Wie anschaulich ist ferner, was uns der vorwitzige Dichter
von den Geheimnissen des Toilettetischchens zu erzählen weiss-),
wie lebenswahr die Scenen der Eifersucht, die er uns mit stets
siegreicher Kunst vorführt ^), wie plastisch versteht er die Be-
deutung herauszuarbeiten, welche die Thür und das Fenster in der
antiken Erotik hat.^j Oft möchte man unwillkürlich ausrufen tout
comnie dies nous, wenn man liest, wie sich das Mädchen dem zu
ihr ungelegenen Stunde kommenden Besucher verleugnen lässt, un-
geachtet er sie selbst gesehen hat^), oder wenn man Zeuge des
Streites ist, wie er aus dem harmlosesten Spiel so leicht entsteht.")
Man merkt bei jeder Zeile, wie sehr der Dichter seinen Stoff be-
herrscht und wie er sich nicht genug thun kann, wenn es gilt, die
Phantasie und Sinne seiner Leser zu erregen. Wir hören mit
eigenen Ohren gar manches zärtlich süsse Liebesgeflüster, jenes
Liebesgekose, das der Grieche mit einem sehr bezeichnenden Worte
öaQiGTvg nennt. Dulcihus est verbis moUis alendus amor ') sagt der
Dichter ausdrücklich und ist auch freundlich genug, unsere Neu-
gierde nach solchen clnMa verha zu befriedigen. Tii mihi sola places,
so begrüsst in übertriebener Galanterie der gelehrige Schüler die
Erwählte seines Herzens.^) Sie tritt vor ihn hin nur mit der
leichten Tunica bekleidet: moves incendia, das ist die Huldigung,
die er entzückt ihrer Schönheit darbringt, und sehr pikant ist es,
wenn er mit den ängstlichen Worten, sie solle sich aber vor einer
Erkältung hüten, sein inneres Wohlgefallen über ihre leichte Be-
kleidung nur v/enig zu verbergen vermag.'-^) Wir belauschen die
galanten Gespräche im Circus^"), wir hören aus dem zärtlichen
'maiie' den Schmerz des Mädchens über den Abschied heraus"),
und das allerliebste "improhe' sagt uns, dass die anfangs sich sträu-
bende den Kuss des stürmischen Liebhabers doch nicht gar zu
tragisch auffasst.^-)
Das führt uns von selbst zu einem weiteren Vorzug des ovi-
dischen Gedichtes. Ich meine die wunderbar feine psychologische
Beobachtung. Auch hier müssen freilich wenige Andeutungen ge-
nügen. Meisterhaft in dieser Beziehung ist der oft citierte Vers
speciatum veniunt; veniimt spedentur ut ipsae?'-^) Von feiner Be-
obachtung zeugt auch die lässig hingeworfene Bemerkung, dass
jedes Mädchen sich für liebensAvert hält, dass keiner, auch der
hässlichsten nicht, die eigene Gestalt missfällt.'*) Aber sie halten
1) II 203-208. 2) III 209 ff. 3) II 447 ff. 373 ff. Vgl. I 365. 4) 11 244 ff.
m 71. 567. 5)11521. 6) HI 369 ff. 7)11152. 8)142. 9) II 301 f.
10) I 145. 11) I 701. Vgl. II 125. 12 I 665. 13) I 99. 14) I 613 f.
XX Einleitung.
sich nicht nur für schön, sie freuen sich auch des Lobes ihrer
Schönheit, eine Wahrheit, die der Dichter kokett bis zu dem
Wohlgefallen der drei Göttinnen an dem Lobe des Paris herauf-
datiert und selbst durch Beispiele aus dem Tierleben gar anmutig
zu illustrieren weiss. ^) Mit der Technik der Thränen und Küsse
spielt der Dichter in zwar frivoler, doch psychologisch feiner Vir-
tuosität.-) Wenn das JMädchen Thränen im Auge des Liebenden
perlen sieht, wird sie ihm kaum widerstehen können ; drum empfiehlt
es sich, vor ihren xA.ugen solche zu vergiessen, und sollten sie sich
nicht in gewünschter Weise einstellen, wische man die Augen
mit der feuchten Hand. Auch die Spröde lässt sich gern ein
Küsschen rauben, doch darf man dann nicht auf halbem Wege stehen
bleiben, denn
oscula qui sionpsit, si non et cetera sumpsit,
haec quoque, qiiae data sunt, perdere digniis erit.
Fein ist auch die Unterscheidung von zwei Arten der pudlae
dodae ^) :
sunt tarnen et doctae, rarissima turha, pnellae,
altera non doctae turha, sed esse volunt.
Ganz eigenartig mutet es uns an, wenn wir die so modern
klingende Warnung lesen, dass man die Mädchen nicht nach ihrem
Alter fragen soll."*) Ovids Meisterschaft in psychologischer Schilde-
rung tritt dann noch besonders anschaulich hervor in dem freilich
recht abstossenden Mythus von der Pasiphae und ihrer verbreche-
rischen Liebe. ^) Die Kunst, mit der Ovid die Schönheit des Stieres
beschreibt, soll uns die unnatürliche Leidenschaft wenigstens einiger-
massen verständlich machen. Wie grauenerregend wahr ist aber
diese Leidenschaft ausgemalt. Die unglückliche Königin begnügt
sich nicht damit, ihrem Lieblinge das frischeste, zarteste Grün
eigenhändig zum Futter zu schneiden, nein sie schmückt sich für
ihn mit kostbaren Kleidern und ordnet in dem Gedanken an ihn
vor dem Spiegel mit besonderer Sorgfalt das Haar. Die wahnsinnige
Liebe treibt sie oft bis zur vollendeten Eifersucht auf eine der mit
ihm weidenden Kühe, in der sie eine gefährliche Rivalin erblickt,
und die sie daher mit wollüstiger Freude opfert.
Wenn hier die psychologische Wahrheit der Darstellung ab-
stösst, so vereinigt sie sich in einem anderen Bilde mit rühi-end
lieblicher Anmut, ich meine in der Sage von Prokris.") Die höchst
anmutige Schilderung der Gegend leitet stimmungsvoll die zarte
Liebesgeschichte ein. Durch einen allzu eifrigen Zwischenträger
vernimmt Prokris den unglückseligen Namen Aura, unter dem sie
eine Nebenbuhlerin erkennen zu müssen glaubt. Wenn der Dichter
nun ihren Schmerz schildert, wird jeder innigstes Mitleiden mit der
1) 1623 ff. Vgl. II 296 ff. 2) 1659 ff. H) II 281. 4)11663. 5)1289—326.
6) III 687-746.
Einleitung. XXI
Armen empfinden. Nun kommt sie, um sich selbst zu überzeugen,
dahin, wo Cephalus zu jagen pflegt. Wie psychologisch fein ist
das Schwanken ihrer Stimmung: sie bereut es, gekommen zu sein,
denn sie fürchtet sich vor schmerzlicher Entdeckung und doch will
sie wieder um jeden Preis Gewissheit haben. Das ist meisterhaft,
und auf dieser Höhe bleibt die weitere Darstellung, wie jeder Leser
empfinden muss.
Auch kindlich naiv kann das Lied Ovids klingen. Die Gestalt
des kleinen Ikarus ^) ist entzückend, man muss den Jungen lieb haben,
dessen rührende Kindlichkeit, mit der er dem Vater bei der wunder-
baren Arbeit zuschaut, und herzliche Freude über die neue Kunst
des Fliegens uns umsomehr entzückt, als wir wissen, wie sehr sein
naives Treiben in tragischem Gegensatz steht zu seinem jammer-
vollem Tode.
Hervorheben muss man jedoch auch die Rhetorik der Dar-
stellung, die an vielen Stellen zu erkennen ist, und für die Ovid
ja eine besondere Vorliebe hatte. Glänzend bethätigt hat er diese
Rhetorik in der Rede des Daedalus.-) Ich muss es mir versagen,
hier darauf näher einzugehen; vielleicht findet sich an anderer
Stelle dazu Gelegenheit.
Mit besonderer Vorliebe verwendet Ovid den rhetorisch zu-
gespitzten Gegensatz. Achilles, vor dem die Feinde zitterten, hat
knabenhafte Furcht vor dem hochbetagten Lehrer gehabt. Die
Hand, die einem Hektor den Todesstreich versetzte, hat er Chiron
willig hingehalten, um eine Züchtigung entgegenzunehmen.-^) Die-
selbe Hand hat aber auch Frauenarbeit verrichtet.'^) Noch einmal
verwendet der Dichter einen ähnlichen Gegensatz. Dieselben Hände,
die vom Blute der Feinde gerötet waren, konnten der Briseis gar
zärtliche Liebkosungen erweisen.^)
Dei- Atride, der den Gefahren des Krieges und des Meeres
glücklich entronnen, fiel der Tücke des eigenen Weibes zum Opfer.")
Rhetorisch zugespitzt ist die Diktion an vielen Stellen, vgl. I 84:
qiiique äliis cavit, non cavet ipse sibi ; I 99 : spectafum veniunt ; vcniunt,
spectenfur ut ipsae. Die köstliche Stelle I 149 : utqiie fit, in gremium
pulvis si forte puellae deciderit, digitis cxcutiendus erit, et si nullus
erit pulvis, tarnen excute nulluni. I 166: et gtä spectavit
vulnera, vulnus habet. II 24 : semihovemque virum, semivvrumqiie hovem. ")
1) II 49 ff. 2) II 25—30. 33—42. 3) I 13 ff. 4) I 694. 5) II 711.
6) I 333. 7) Mit Vorüebe verwendet Ovid die Metapher, zumal Bilder aus der
Nautik sind häufig, vgl. z.B. I 373. 772. II 10. 725 ff. (zugleich mit einem Bilde
aus der Rennbahn), III 26.99.500; ebenso Bilder vom Wagenrenuen : 139. Vgl.
1264. III 467. — Ädynata: 1271 ff. 747. Vgl. III 149. — Anapher: 13. III 63.
Dazu noch einige sachliche Andeutungen, die auszuführen der 3Iangel an Raum
verbot. Komödienhaftes und von sonstiger Bühneudarstelluug beeinfllusst : Vulkans
Erscheinung II 567 ff. Andromache II 645. lU 109. Tekmessa III 111. Laoda-
meia III 138. Briseis III 189. Andromeda III 191. — Beeinflussung durch
plastische Kunstwerke: II 613 (Venus), III 141 (Phoebus und Diana succincta),
219 (Myronis signa), 224 (Venu.s), 401 (Venus des Apelles). — Von pornographischer
Litteratur beeinflusst: H 703 ff. III 773 ff. Vgl. auch II 415 ff.
XXII Einleitung.
Charakteristisch für Ovid ist endlich die Ai't, wie er den mj'tho-
logischen Schmuck verwendet, der freilich an sich ja ein stereotypes
Motiv der antiken Erotik ist ^), der aber in der Ars in einer A\'eise
zur Anwendung kommt, die den künftigen Epiker bereits ahnen
lässt. Neben den zahlreichen knappen m>i:hologischen Anspielungen
und Reminiszenzen finden wir nicht weniger als zehn mehr oder
weniger ausgeführte epische Darstellungen, die hier aufgezählt sein
mögen.-) I 101—134 (Eaub der Sabinerinneu). — 283—340 (Zehn
mythologische Beispiele für die bis zum Verbrechen sich steigernde
Liebesraserei der Frauen) =^), 525—564 (Bacchus und Ariadne). —
681—704 (Achilles und Deidameia). — II 21—96 (Dai-
dalos und Ikaros). — 185—192 (Milanion und Atalante). —
217—222 (Herakles bei Omphale). — 467—480 (Der Urzustand
der Menschheit, bis die voluptas ihre Sitten milderte). —
561—588 (Mars und Venus). — III 687—746 (Cephalus und Pro-
kris). So lohnend und lehrreich auch ein Vergleich der hier be-
handelten epischen Stofie mit den in den Metamorphosen wieder-
kehrenden an sich sein würde, so gebieten doch die Rücksichten
auf den Raum davon abzusehen: einiges ist im Kommentar zur
Sprache gekommen.
Die Disposition des Gedichtes ^) ist sehr einfach. Buch I und II
enthalten Vorschriften für die Jünglinge, und zwar lehrt das erste,
wo und wie man ein Mädchen gewinnen kann, das zweite, wie man
das gewonnene festhalten muss. Dann nimmt das Gedicht einen
neuen Anlauf und dreht im dritten Buche den Spiess um, indem
es den Mädchen Belehrungen giebt, wie sie den Jünglingen ge-
fallen können.^)
Über den Namen des Gedichtes ist folgendes zu bemerken.
Ovid selbst citiert es meist kurzweg als ars.'^) Der erste Vers des
Gedichtes legte den Namen ars amandi nahe, während die Hand-
schriften ars amaforia haben.')
Die Entstehungszeit der Ars lässt sich mit annähernder Sicher-
heit bestimmen. Der Dichter hat uns selbst zwei Zeitindicien ge-
geben. Er spricht von der glänzenden Naumachie, die Augustus
zur Einweihung des Marstempels veranstaltete^), und die nach
1) Vgl. Ribbeck, RD. 11^ 181. 2) Die iu den Metamorphosen wiederkehrenden
sind gesperrt gedruckt: vgl. den Kommentar zu den einzelnen Stellen. 3) Näm-
lich: Byblis (283 f.), Myrrha (285—288), Pasiphae (289—326), Aerope (327—330),
Skylla (331f.), Clytaemnestra (3331), Med ea (335 f.), Phthia (,337), Phaedra (338),
Eidothea (339 f.). 4) Die Einteilung in drei Bücher bezeugt auch trist. II 245:
neve, quibus scribani, j'ossis dnhitare Ubellos, (juaUnnr hos versus e fribus unus
habet (folgt ars I 31 — 34). 5) Hier ist nur das Schema des ganzen Gedichtes
angedeutet: die Disposition des Einzelnen ist aus dem Kommentar ersichtlich.
Dass Ovid ursprünglich niir die beiden ersten Bücher plante, geht aus der partitio
des Gedichtes (I 3b— 40) deutlich hervor. ß) So trist. II 303: scripta solis nie-
retricibtis Arte. Vgl. 240. 251. 345. V 12, 68. Pont. II 9, 73. 76. 10, 12. 11, 2.
Ib. 6. 7) Zu erwähnen ist auch Ov. amor. II 18, 19: artes teneri profitemur
Amoris. Vgl. auch Seneca controv. III 7 (p. 371 Burs.). 8) I 171 ff.
Einleitung. XXIII
Velleius (II 100) am Ende des Jahres 2 y. Chr. stattfand. Dann
erinnert er an den Auszug des jungen C. Caesar gegen die Parther
im Jahre 1 v. Chr.^) Mitliin wird die Abfassung des ersten Buches
zwischen 2 u. 1 anzusetzen sein: es spricht nichts dagegen, dass
die beiden andern Bücher in rascher Folge entstanden sind.")
1) I 179 ff. Peter, Geschichte Roms* (1881) III 74. 2) Über die Zeitan-
setzung der ars vgl. die gründliche, aber etwas schwerfällige Untersuchung von
Joh. Masson (P. Ovidii Nasouis Vita ordine chronologico digesta etc. Amstelod.
1708). Bequem zugänglich (zum grösseren Teile) in der Ovidausgabe von P. Bur-
mann JV voll. Amstel. 1727) in Bd. IV, appendix p. 29—120: zum Jahre 752
(p. 66 ff.). Vgl. auch J. Heuwes, de tempore, quo Ovidii amores, heroides, ars
amatoria conscripta et edita sint. Münster 1883.
ERSTES BUCH.
Ovid, ars araatoria ed. Brandt.
Inhalt.
Prooemium. 1 — 34.
Partitio. 35—40.
Transitio. 41 — 66.
Erster Teil. Wo die Mädchen zu finden sind. 67 — 262.
1. Die Porticus. 67—74.
2. Oeffentliche Feste. 75—76.
3. Der Isistempel. 77—78.
4. Die Fora. 79—88.
5. Die Theater. 89—134.
6. Der Circus. 135—163.
n. Die Areua. 164-170.
\8. Die Naiimachie des Augustiis. 171—176.
9. Der Triumph. 177—228.
10. Das Gelage. 229—252.
11. Bajae. 253—258.
12. Aricia. 259—262.
Uebergang zum zweiten Teile. 263—268.
Zweiter Teil. Wie die Mädchen zu gewinnen sind. 269—770.
1. Zutraun zu sich selbst. 269 — 350.
2. Gutes Einvernehmen mit der Zofe. 351 — 398.
3. Beobachtung der günstigen Zeit. 399 — 436.
4. Liebesbriefe, Bitten, Versprechen. 437—458.
5. Beredsamkeit und Beharrlichkeit. 459—486.
6. Beständiges Zusammensein. 487 — 504.
7. Vermeidung von geckenhaftem Wesen, aber Beobachtung der Kegeln
äusseren Anstandes. 505 — 524.
8. Geschickte Benutzung der günstigen Gelegenheit, die ein Gelage
bietet. 525—630.
9. Geschicklichkeit in der Technik der Versprechen. 631—658.
10. Thränen. Küsse. Gewalt. Initiative. Rückzug. 659—722.
11. Die Gesichtsfarbe des Liebenden und sein Aussehen überhaupt.
723—738.
12. Vorsicht in der Offenheit gegen Freunde und Verwandte. 739—754.
13. Individuelle Behandlung der einzelnen Mädchen. 755—770.
Schlusswort. 771—772.
1*
Siqiiis in hoc artem populo non novit aniandi,
Hoc leg-at et lecto carmine doctus amet!
Arte citae veloqiie rates remoque moventur,
Arte leves curriis: arte regendus Amor.
Curribus Antomedon lentisqiie erat aptus liabenis,
Tiphys in Haemonia puppe magister erat:
Me Venus artificem tenero praefecit Amori;
Tiphys et Automedon dicar Amoris ego.
1 — 34. Prooemiuin. Ankündigung
des Themas ( — 4), Qualifikation des
Dichters ( — 8), Schwierigkeit der Auf-
gabe, und was sie erleichtert ( — 24),
Quellen des Dichters ( — 30) ; sein Publi-
kum (—34).
1. Das Thema des Gedichtes wird
gleich im ersten Vers scharf und deut-
lich ausgesprochen: Die Kunst zu
lieben will Ovid lehren und er ver-
spricht, dass jeder Leser {siquis) nach
dem Studium des Gedichtes die Raffi-
niertheit besitzt {doctus amet), die bei
der hier gemeinten Liebe nötig ist. Es
kommt eben nur auf die Kunst an : wie
die Kähne, wie die Wagen durch Kunst
gelenkt werden, so auch die Liebe. Die
Anapher (arte) stellt die Objekte be-
dingungslos nebeneinander: genau so
wie Kähne und Wagen, genau so die
Liebe. Vgl. II 12. — artem amandi]
vgl. die Einl. p. XXII.
3. arte veloque remoque bilden
einen Begriif: die Kunst, mit der Segel
und Ruder gehandhabt wird. — Die
Epitheta citae und leves nicht ohne Ab-
sicht: je schneller ein Kahn, je rtüch-
tiger und leichter ein Wagen, um so mehr
bedarf es der Kunst, beide zu lenken.
5 ff. Diese Kunst aber verstehe ich
ebenso virtuos, wie Automedon oder
Tiphys in ihrer Kunst anerkannte Meister
waren.
Automedon ist der aus der Hias be-
kannte Wagenlenker des Achilleus. II.
XVII 429 u. ö. Vgl. unten V. 738.
6. Tiphys, der oft genannte und
gerühmte Steuermann der Argonauten;
Apollod. I 111: Tlfvs 'Äyviov, os iy.v-
ßepva xrjv vavv.
Haemonia puppis ist das Schiff
Argo. Ai/xovia als älterer Name für
Thessalien (Strabo IX 443) ist in der
lateinischen Poesie häufig. _ Hör. e. I
37, 20: venator in campis nivalis Hae-
moniae. Ov. ex. P. I 4, 31 u. o. In
der ars noch I 682. II 99. 136. Die
Argo wurde aus Fichtenholz vom thes-
salischen Gebirge Pelion erbaut (Eur.
Med. 3: firjS^ bv vaTiaiai IlrjXiov TCeaeiv
TTOTS rfirj&staa Ttevy.r]. CatuU. 64, 1) Und
zwar im Haien von Jolkos, wo die Muste-
rung der Helden durch Jason stattfand,
und von wo aus die Fahrt begann.
Pind. Pyth. 4, 188: h Ss 'Icolxdv snel
y.aießa vaviäv acoros , Xe^aro Ttdvtas
Inaivriaais 'Idacov. — puppe die Synek-
doche (in der Form pars pro toto) ist
hier besonders passend, denn der Steuer-
mann sitzt auf dem Hinterdecke am
Steuerruder.
8. Die beiden Bilder aus 3 u. 4
werden beibehalten: Ovid ist in einer
Person Meister Steuermann und Wagen-
lenker, nämlich wenn es gilt, den Amor
zu steuern und zu lenken ; er vereinigt
die Kunst des Tiphys und Automedon
in sich.
Ars amatoria
nie quidem ferus est et qui mihi saepe repugnet.
10 Sed puer est, aetas mollis et apta regi.
Phillyrides puerum cithara perfecit Achillem
Atque animos placida contudit arte feros:
Qui totiens socios, totiens exterruit hostes,
Creditui' annosum pertimuisse senem;
15 Quas Hector sensurus erat, poscente magistro
Verberibus iussas praebuit ille manus.
Aeacidae Chiron, ego sum praeceptor Amoris
Saevus uterque puer, natus uterque dea.
Sed tarnen et tauri cervix oneratur aratro,
20 Frenaque magnanimi dente teruntur equi,
Et mihi cedet Amor, quamvis mea vulneret arcu
Pectora iactatas excutiatque faces:
9. ferus] Eros ist äypios (Meleager,
AP. V 176, 1. 177, 6.) Ihn zu zügeln,
ist schwer; vgl. den bekannten Steck-
brief des Meleager, in dem er wie ein
flüchtiger Sklave ausgerufen und be-
schrieben \vird (AP. V 176). Daher
lehnt er sich auch oft gegen seinen
Herrn Ovid auf.
11. Phillyrides, Chiron, der be-
rühmte Heldenerzieher, ist Sohn der
Philyra. Pind. Pyth. 3, 1 : ri»eXov Xei-
Qwvd x£ <P^XvQiSaf . . ^cösiv. Schon bei
Hesiod (Theog. 1002). — Eine hübsche
Illustration zu diesem Verse ist das be-
kannte pompejanische Wandgemälde
'Achill und Chiron' (Baumeister, Denk-
mäler Fig. 6 Bd. I p. 5).
12. conhidit] die wilden Regungen
in der jungen Seele werden 'zusammen-
fehauen', 'niedergeschlagen'. Lygdamus
, 13 : BaccMis ferocem contudit et do-
niinae misit in arbitrium. Hör. c. IV
3, 8: quod regum tumidas contuderit
minas. III 6, 10: non auspicatos con-
tudit impetus.
Zur Sache vgl. Pind. Pyth. 6,
21 ruTtor' SV ovqeoi (pavxl fieyaf.oad'evEl
<Pt.XvQas vlov o^yavi^ofievqj UrjXeiSq
Tta^aivsly ' fiäXiara fiev KqoviSuv, ßaovö-
Tiav are^onäv xe^awoJv re TTovraviv,
&ecüv aeßead'ai, ' ravTae Se fii] rcore
Ttjuäg dfiEi^eiv yovecov ßiov rCETiQUifiivov.
Vgl. auch die Fragmente aus Hesiods
JCsi^covos vTTod'rjxai. Ueber die andere
Seite der pädagogischen Thätigkeit Chi-
rons vgl. die herrliche Stelle Pind. Nem.
3, 43 ff.
13 — 16. Schöne Kontraste ; vgl. die
Einl. p. XXI. Der im Kriege Fürchter-
liche hat selbst kindliche Furcht vor
dem bejahrten Lehrer. Die Hand, die
Hektor fällte, hat er dem Chiron Avillig
zur Züchtigung dargeboten.
17. Aeacides ist Achilles nach
seinem Grossvater Aeacus, dem Vater
des Peleus, benannt ; schon bei Homer
(II. IX 191 u. ö.). In der ars noch I
691. n 736.
16. Die sonst übliche Züchtigungs-
manier (Liban. I 112 R: nal reo fiEv
veui yvfivcö re rjarrjv y.ai fiEXEfOQO) Tt^os
Ttlrjyäs, Vgl. Luc. philops. 28), wie wir
sie durch mehrere Darstellungen aus
römischer Zeit kennen (vgl. z. B. Bau-
meister, Nr. 1653 (III p. 1590), ist hier
durch Schläge auf die Handflächen er-
setzt, die mit der ferula (Mart. XIV 80)
gezüchtigt wurden. Vgl. amor. 1 13, 17 :
tu (Aurora) pueros somno fraudas tra-
disque magistris, ut subeant tenerae
verbera saeva manus. Juven. I 1^ 15:
et nos ergo manum ferulae subduxtmus.
19 f. Soph. Antig. M9: x^azEi 8e
firjxavais dyoavXov O'rjQoi o^Eoatßdra,
laatav^Eva & itctiov oTr^.i^eTai dfi<piXo(pov
t,vyov oi'QEiov T dxfiTJTa rav^ov. Vgl.
ars I 471.
cervix oneratur in ganz eigentlichem
Sinne, denn das Joch des Pfluges wurde
den Tieren auf den Nacken gelegt.
20. Dass die Zügel durch das Ge-
biss des Rosses zerrieben, zernagt wer-
den, ist an sich hier nicht wesentlich;
wohl aber wird durch die Wut, mit der
das Ross in den ihm widerstrebenden
Zügel beisst, die Sch\vierigkeit , es
zu zähmen, hervorgehoben; demselben
Zwecke dient magnanimi.
I 9—35
Quo me fixit Amor, quo me violentius ussit,
Hoc melior facti vulneris ultor ero.
25 Non ego, Plioebe, datas a te mihi mentiar artes.
Nee nos aeriae voce monemui- avis,
Nee mihi sunt visae Clio Cliusque sorores
Servanti pecudes vallibus, Ascra, tuis;
Usus opus movet hoc: vati parete perito!
30 Vera canam: coeptis,, mater Amoris, ades!
Este procul, vittae tenues, insigne pudoris,
Quaeque tegis medios instita longa pedes!
Nos Venerem tutam concessaque furta canemus,
Inque meo nullum carmine crimen erit.
35 Principio, quod amare velis, reperii^e labora,
23. ussit das eigentliche Verb : in
Liebesglut versetzen. Hör. c. I 19, 5:
urit me Glycerae nitor. Griech. xarai-
■9-etv, vgl. Theoer. 7, 56: ü-spjuds yd^
e^cos aindi /xe xarai&si. DaS Passivum
z. B. Ovid. met. VII 21 : quid in
hospite, reffia virgo, ureris. Hör. ep.
14, 13: ureris ipse miser. Theoer. 2, 40:
a^A' sTil Tijvco Ttäaa xaraid'ofiai,
25. Vgl. aber II 493 ff. — mentiar
mit der überlegenen Ironie des Frei-
geistes.
27 f. bezieht sich auf Hesiod. theog.
22 : ai vi) zioff' ^HaioSov naXrjy sSiÖa-
^av doiS/jv. aQvas Tioifiaivovd'' 'EXixcö-
vos vTio ^a&£oio. TovSe Se /ue nQcÖTiara
Seal TiQos fiv-d'ov teinav, Movaat OXvft-
TTidSsi , 'AovQaL ^los alyiöxoio . . . y.ai
fioi OKTJTirQov eSov Säipvrjs eoi&rjXeoi o^ot'
S^ixpaaö'aij d'rjrjTov ' ETcenvevaav Se /uoi
avSfjv O'eiTjv, (ög xXeioifii rd r' eaaöfieva
Tiqö t' lovxa. xai fit xehjvd"' vuveiv
fiandooiv yevos alev eövTtov y.rX. Vgl.
Oy. fast. VI 13.
28. Ascra "Aax^r], Hesiods Heimat
am Helikon (vgl. unten zu 11 3), über
das sich Hesiod selbst bekanntlich recht
ungünstig ausgesprochen hat (opp. 639 :
vuaaao S'äyx '' EXixtövos o'i^v^ij sri xcöfijjj
Aox^T], XElfia. xaxji, &i^ei d^yaXsr^, ovÖe
ttot' tO&Xfj).
29. Die (eigene) praktische Erfah-
rung bringt dies Werk hervor: dies
Werk ist eine Frucht der praktischen
Erfahrung. Vgl. die Einl. p. XVI.
30. coeptis wie met. 1 2: di coep-
tis . . . aspirate meis. Vgl. II 15:
mihi puer et Cytherca favete !
31. Aber nicht für keusche Mäd-
chen, nicht für Matronen will der
Dichter singen. Vgl. HI 27. Der
Stand der keuschen Matronen wird
durch zwei ihnen eigentümliche Klei-
dungsstücke bezeichnet, durch die vittae
und die instita. Die vittae sind Binden,
die im Haar getragen wurden, vgl.
zu 32.
32. Die instita longa ist eine breite
Falbel, die an den unteren Saum der
Stola angenäht war und bis auf die
Füsse herabreichte, die sie halb bedeckte.
Vgl. Hör. sat. I 2, 28: sunt qui nolint
tetigisse nisi illas, quarum suhsuta talos
tegat instita veste. Die instita vervoll-
kommnet erst die stola der Matronen,
während die Buhlerinneu eine kürzere
tunica trugen (Hör. sat. I 2, 63; vgl.
Marquardt, Privataltertümer I 42. 44.
II 178). Zu vergleichen ist übrigens
ex Pont. III 3, 51 : scripsimus haec istis,
quarum nee vitta pudicos contingit
crines nee stola longa pedes. fast. IV
134: quis vittae longaque vestis abest.
trist. II 247. ars II 600: in nostris
instita nulla iocis. III 483. Tib. I 6,
67: sit modo casta, doce, quamvis non
vitta ligatos impediat crines nee stola
longa pedes.
33. tutam im Gegensatze zu der
Liebe zu den Matronen, die höchst ge-
fährlich ist, wie aus Horaz sattsam be-
Jjannt ist (sat. I 2, 38 ff.). In demselben
Sinne sagt daher Iloraz (1. 1. 47) : tutior
at quanto nierx est in classe secunda,
libertinarum dico etc.
35— 40. P a r t i t i 0. Sie nimmt nur
auf die beiden ersten Bücher Rücksicht.
I und II (= Buch I): Auffinden der
Mädchen und Erwerben ihrer Gunst
(—37). III (= Buch n): Festhalten
Ars amatoria
Qui nova nunc primum miles in arma venis!
Proximus liuic labor est placitam exorare puellam;
Tertius, ut longo tempore diiret amor.
Hie modus: haec nostro signabitur area curru,
40 Haec erit admissa meta premenda rota.
Dum licet, et loris passim potes ire solutis,
Elige, cui dicas 'tu mihi sola places."*
Haec tibi non tenues veniet delapsa per auras:
Quaerendast oculis apta puella tuis.
45 Seit bene venator. cervis ubi retia teudat,
Seit bene, qua frendens valle moretur aper;
Aueupibus noti frutices; qui sustinet hamos.
Novit, quae multo pisee natentur aquae:
Tu quoque, materiam longo qui quaeris amori,
50 Ante frequens quo sit disce puella loco.
Non ego quaerentem vento dare vela iubebo,
Nee tibi, ut invenias, longa terenda viast.
Andromedan Perseus nigris portarit ab Indis
der Gewonnenen (38). Vgl. die Einl.
p. xxn.
36. Das Bild vom Kriegsdienste ist
in der erotischen Poesie überaus häufig.
Vgl. vor allem amor. I 9, If. : militat
omnis amans et habet sna castra Ciipido,
Attice, crede mihi, militat omnis amans.
Diese ganze Elegie ist eine Begründung
und Erläuterung des Bildes, ars II 233 :
militiae species amor est (dazu unsere
Anmerk.). Vgl. auch zu 61.
39 f. Ein nicht allzu glücklich ge-
wähltes Bild. Der Dichter vergleicht
sich mit dem Wagenlenker. Die meta
ist die Zielsäule, um die es galt, ge-
schickt herumzubiegen. Hör. carm. 11,4:
metaque fervidis evitata votis. Vgl. 11 426.
40. admissa rota poetisch für ad-
missis habenis; vgl. II 435: modo ad-
missos arte retentet equos. III 468.
Aehnlich Prop. IV 8, 18: effusis rotis,
m 9, 58: inmissis rotis.
41 — 66. Uebergangz um ersten
Teile durch Vergleiche eingeleitet.
Wie der Jäger genau die Schlupfwinkel
des Wildes kennt, der Vogelsteller weiss,
wo er die meisten Vögel, und der Fischer,
wo er seine Fische findet, so müssen Ovids
Schüler vor allem lernen, quo loco puella
sit ( — 50). Das hat in Rom auch keine
Schwierigkeit, denn Rom ist die Stadt
der Liebe und der Mädchen { — 6ü), und
für jeden Geschmack ist gesorgt (—66).
41. Vgl. II 434.
42. tn mihi solaplaces das Hemistich
auch bei Prop. H 7, 19. Tib. IV 13, 3.
43. delapsa per auras dieser Aus-
gang auch am. III 5, 21. Verg. Aen.
XI 595. Zur Sache vgl. Otto, Sprich-
wörter der Römer p. 62.
46. frendens ganz eigentlich von
dem Naturlaut des Ebers gebraucht
(Suet. fr. 161, p. 248, 1 R: aprornm
(est) frendere, vgl. AL. 762, 52 (H 226
R.): frendit agrestis aper); hier aber
gleichzeitig ein malender Zusatz, der pro-
ieptisch die Wut des Tieres veranschau-
licht. — lieber den Eber als sehr geschätz-
tes Wild vgl. Becker, Gallus HI» 346 f.
48. tiatare dichterisch mit dem acc.
verbunden; vgl. trist. V 2, 25: quot
piscibus nnda natatur. Verg. georg.
III 260. Mart. XIV 196, 2. mxdto
pisce kollektiv die gleich nachher fre-
quens puella.
51 ff. Du brauchst weder zu Wasser
noch zu Lande eine lange Reise zii
unternehmen, wie es Perseus und Paris
thaten, um ein Mädchen zu bekommen.
53 f. Die Konjunktive portarit und
ra^ita sit stehen koncessiv : mag immer-
hin geholt haben, mag immerhin geraubt
haben u. s. w., d u hast jedenfalls dies
nicht nötig.
53. Unter Indi sind hier die Aethio-
pen zu verstehen, wie unten III 130
und bei Verg. ge. IV 292, vgl. auch
AP. V 131, 8: xat Hsoaevs 'Ivorjg rjod-
I 36—66.
Eaptaque sit Phryg-io Graia puella viro:
55 Tot tibi tamque dabit formosas Roma piiellas,
'Haec habet/ ut dicas 'qiiidqiüd in orbe fuit/
Gargara quot segetes, quot habet Methymiia racemos,
Aequore quot pisces, fronde teguntiir aves,
Quot caelum Stellas, tot habet tua Roma puellas;
60 Mater in Aeneae constitit urbe sui.
Seu caperis primis et adhuc crescentibus annis,
Ante oculos veniet vera puella tuos;
Sive cupis iuvenem, iuvenes tibi mille placebunt,
Cogens et voti nescius esse tui;
65 Seu te forte iuvat sera et sapientior aetas,
Hoc quoque, crede mihi, plenius agmen erit.
aar 'ArSoofiiSrjs. So erklärt sich auch
das Beiwort 7iigris {colorati heissen sie
hei Verg. a. a. 0.), denu die Aethiopen
sind Neger, daher das griechische Sprich-
wort Ai&ioTTa aiirj/sn' (Liic. adv. iud.
28. Zenob. 1,461. Vgl. unten III 180:
decolor Indus. Andromeda seihst heisst
fiisca (III 191). Die Geschichte seihst
bei Apollod. II 43 f. Ov. met. IV 670 ff.
Lucian. dial. marin. 14. — In der ars
noch II 643. IH 429. — Nicht ohne
Absicht ist die Wahl des Beispieles.
Die Aethiopen wohnten im äussersten
Westen (eo/aroi dvÖQcöy Hom. Od. I 23),
also ist das Beispiel sehr geeignet, die
grosse Mühe, die Persens nötig hatte,
hervorzuheben , im Gegensatz zu der
Leichtigkeit, mit der man in Eom ein
Mädchen findet.
54. Phrygius vir ist Paris; Phry-
ghis steht häufig für Troianus, weil
die Troas zu Phrygien gehörte. In der
ars noch I 625. 11 714 (vgl. I 508).
56. Aehnlich sagt Properz (III 22, 17)
von der Weltstadt Eom: omnia Eomanae
cedent miracula terrae, natura hicposuit,
quidquid ubique fnit.
57, Gargara {rdoyaoov imd t«
rÜQyaQa) eine Spitze des Berges Ida in
Troas. Dias VIII 47 : "lÖr^v b" ixa^ev tto'/.v-
7ii§ay.a, /uTjrsoa dr^ocöv räoyaoov, tvü'a
Se Ol (Zeus) rstievos ßcoaoi Te d'vr-sis.
Berühmt geworden ist die Spitze Gar-
garon durch die Liebessceue zwischen
Zeus und Hera (Ilias XIV 292-353).
Mcthymna (Mrjd-vura), eine Stadt
auf Lesbos, Geburtsort des Arion, war be-
rühmt durch vortrefflichen süssen Wein.
Vgl. Hör. sat. U 8, 50. Prop. IV 8, 38.
Gell. XIII 5, 5.
59. Vgl. Herond. 1, 32: ;'t>»«?x«s
oxöooi's ov flu rrjv 'AiÖsto xovorjv darioas
Eveyy.slv ovoavos y.f/f.avyjycai. Die Zahl-
losigkeit der Sterne wird zum Vergleiche
benutzt auch bei Theoer. 30, 27. Kallim.
hymn. 4, 175. Catull 7 , 7. Ov. am.
li 10, 13.
60. Vgl. Ov. amor. 18, 42: at
\enns Aeneae regnat in urbe sui.
61. caperis den römischen Erotikern
sehr geläufige Uebertragung. Zu Grunde
liegt die Vorstellung, dass der Liebes-
dienst ein Kriegsdienst ist. Vgl.
zu 36. Der Krieger wird überwunden
und gefangen genommen. Vgl. 83.
Prop. 1 1, 1: Cynthia prima suis misernm
me cepit ocellis. — Zur Sache vgl. Hör.
carm. II 5.
63. Es handelt sich hier natürlich
nicht um Knabenliebe, sondern iuvenis
steht hier von Mädchen, vgl. Plin. h. n.
Vn 36, 36: Cornelia iuvenis est et
parere adhuc potest.
64. Recht geschraubt ausgedrückt.
,.Sie zwingen dich, gar nicht mehr dran
zu denken, dass überhaupt Verlangen
du getragen". Blümner. Vgl. 90.
65. Vgl. aefas senor Ov. ars II 667.
am. n 4, 45. hor-a serior Ov. her. 18
(19), 14.
66. pleyiius der Komparativ in dyna-
mischem Sinne: eine sehr reichliche
Schar. Der Koraperativ lässt sich in
solchen Fällen immer sehr leicht er-
klären: mehr, sc. als du denkst, als du
brauchst u. s. w.
agmen prägnantes Wort, nicht nur
die Menge , sondern auch die Art der hier
gemeinten Damen bezeichnend. Vgl.
XXIX 28,3: honrinuin turba mtdierum
puerorumque agminibus immixta. Cic.
Verr. I 7, 19. Noch verächtlicher ist
grex (Hör. carm. I 37, 9; Suet. Tit. 7:
spado7ium greges).
10
Ars amatoria
Tu modo Pompeia lentus spatiare sub umbra,
Cum sol Herculei terga Leonis adit,
Aut ubi muneribus nati sua munera inater
70 Addidit, externo marmore div^es opus;
Nee tibi vitetur quae priscis sparsa tabellis
Porticus auctoris Livia nomen habet,
Quaque parare necem miseris patruelibus ausae
67—262. Erster Hauptteil.
Die Stätten, wo die Mädchen zu
finden sind.
1. Die porticus. (67—74). Mit
der nun folgenden Aufzählung von
Tummelplätzen der weiblichen Jugend
vgl. III 389—396. — Ueber die porticus
insbesondere I 491 ff. rem. am. 627.
Prop. II 23, 5.
67. Pompeia sub umbra. Gemeint
ist die porticus Pompei. Es war eine
grosse Säulenhalle mit mannigfachen
Anlagen wie Gärten und Springbrunnen,
welche sich auf dem Marsfelde unmittel-
bar neben dem theatrum Pompei befand,
das bekanntlich das erste steinerne (vgl.
auch 103) Theater in Korn war, und
von Pompeius in seinem zweiten Kon-
sulate (55) eingeweiht wurde (Plut.
Pomp. 52: TIouTrifioi §s ro ^äar^ov
avad'ei^as dyäjras riye yv/urixovs y.ai /uov-
aixovs ETil tFj y.a&iEQioaei y.ai ü'rjQcüv
dfiiXXas^ ev ois Tievrny.daioi Xeovres dvrj^t-
d-riaav y.xl. Vgl. Cic. Att. IV 9', 1.
Val. Max. II 4, 6).
Dass dieser schattige [umbra), ge-
räumige (spafiosa I 491) Spaziergang
zumal bei den Damen der Demimonde
sehr beliebt war, geht auch aus CatuU
hervor, der dort alle Dämchen anhält,
was sie mit seinem Freunde Camerius
gemacht haben (CatuU. 55, 6 : In Magni
simul ambulatione femellas omnes,
atnice, prendi). Vgl. auch Prop. II 32, 11.
IV 8, 75. Ovid. ars I 491. HI 387.
trist, n 285. Kiepert-Huelsen, formae
urbis Romae antiquae Berl. 1896. p. 58.
lentus bezeichnet das lässige Pro-
menieren des Lebemannes.
68. D. h., wenn die Sonne in das
Zeichen des Löwen tritt, also im Juli.
Das Sternbild des Löwen wird nach
Herakles benannt, weil dieser den neraei-
ßchen Löwen getötet hatte (Apoll. II 75.
Theoer. 25, 153 ff. etc.), der dann unter
die Sterne versetzt wurde.
69 f. Gemeint ist die porticus Octa-
viae, welche die Schwester Augusts zu
Ehren ihres früh verstorbenen Sohnes
Marcellus gewidmet hatte. Vgl. Plut.
Marceil. cap. 30. Pi,ichter, Topographie *
p. 217. Kiepert, p. 57.
munera bedeuten ganz allgemein
die Prachtbauten, welche Rom durch
die Freigebigkeit der Kaiser erhalten
hatte. Vgl. Mart. sp. II 7: hie ubi
miramur velocia munera thermas etc.
Vni 65, 7 (dona).
Die munera des Sohnes meint die
porticus Marcelli, die er im Jahre 149
V. Chr. nach seinem Triumph über
Macedonien erbaut hatte, und welche
den Tempel des Juppiter Stator mit dem
der Juno verband. Vgl. Vell. Paterc.
I 11, 3.
70. externo — opus] Mit Anspielung
darauf, dass hier mit zum ersten Male
fremder Marmor verwendet wurde. Vgl.
Vell. Paterc. I 11, 3.
71. Auch die Porticus Liviae eignet
sich sehr gut (das liegt in der Litotes
nee tibi vitetur) zu solchen Erobe-
rungen. Auf dem Esquilin hatte Vedius
Pollio ein Haus, so gross wie eine Stadt
(Sali. Cat. 12: domos atque villas in
urbium modum exaedificatas). Dies
hatte Augustus geerbt, aber abreissen
lassen, um seinen Unterthanen kein
Beispiel von verschwenderischem L\ixus
zu geben, und an seiner Stelle errichtete
er i. J. 7 v. Chr. die grosse Säulen-
halle, die er nach seiner Gemahlin Livia
nannte. Vgl. dazu Ov. Fast. VI 639:
disce tarnen, veniens aetas, ubi Livia
nunc est porticus, immensae tectafuisse
domus. Urbis opus domxis una fuit
spatiumque tenebat, quo brevius nmris
oppida multa tenent. Haec aequata solo
est etc. Preller, röm. Myth. * II 261.
Kiepert p. 57. Richter, Topographie*
326.
Dass die porticus mit Statuen und
Gemälden geschmückt zu werden pfleg-
ten, ist bekannt; vgl. Dio 53, 27. Ov.
her. 20 (21), 97.
73 f. Es handelt sich um die porti-
cus des berühmten Apollotempels auf
dem Palatin, zu deren Eröffnung Pro-
I 67—75.
11
Belides et stricto stat ferus ense pater.
75 Nee te praeterat Veneri ploratus Adonis
^/
perz das Gedicht II 31 verfasst bat.
Der Tempel war von Augustus erbaut
und im Jabre 28 v. Chr., am 9. Oktbr.
eingeweiht worden. (Dio 53, 1. Sue-
ton. Octav. 29: templnm ApolUnis . . .
addita portims cum bibliotheca Latina
Graecaque. Hör. carm. I 31. Tib. II
ö, 1, vgl. nnten III 390.) — lu der
Halle waren zwischen den ans Giallo
antico erbauten Säulen die Statuen der
50 Danaiden aufgestellt, denen gegen-
über im Freien die Reiterstatuen der
Söhne des Aegyptus entsprachen. Schol.
Pers. sat. 2 : Acron tradit, quod in
porticu ApolUnis Palatini fuerunt Da-
naidum effigies et contra eas srib dio
totidem equestres filiorum Aegypti. Ovid
selbst erwähnt sie öfters, amor. II 2,
3: hesterna indi spatiantem luce puellam
illa quae Danni portiais agmen habet.
trist. III 1, 60: ducor ad intonsi Can-
dida templa dei; signa peregrinis ubi
sunt alterna columnis Belides et stricto
barbarus ense pater. Vgl. Prop. II 31,
4. Vell. II 81. Richter, Topographie^
147. Die Geschichte selbst ist bekannt.
Die BrjkiSes sind die 50 Töchter des
Danaus, Enkelinnen des Belus, die in
der Brautnacht die ihnen vermählten
50 Söhne des Aegyptus auf Befehl ihres
Vaters ermordeten, mit Ausnahme der
Hypermnestra, die ihren Lynceus ver-
schonte. Apollod. II 21. Hygin. fab.
170. 255. Hör. carm. III 11, 23. Ov.
her. 14. Zur Sache, auch zum Bau des
Verses vgl. auch Ov. met. IV 461:
inolirique suis letum patruelibus ausae
assiduae repetiint, quas perdant, Beli-
des undas. — patruelibus] Danaus und
Aegyptus waren Brüder. Apoll. II 11 :
BfjXos . . yaftel Se 'Ayyivörjv ttjv NeiXov
■d'vyaxeQa , y.al avttö yivnvjai Ttatdei;
SiSvfioi, AiyvTiros aal ^avaoi.
2. Oeffentliche Feste, das
Adonisfest und der jüdische Sabbath
(75 — 76). Wieder zwei Gelegenheiten,
die wegen der auf den Strassen umher-
ziehenden Menschenmengen zu eroti-
schen Abenteuern sehr geeignet er-
scheinen. Die Adouisfeier war ein
rechtes Hetärenfest: vgl. Diphilos fr.
43, 38 Kock (bei Athen. VII 292 e):
OV de VW a ayco, TTo^veiov eori, noKvie
).iöi 'AScJvia ayovi £Tai(ja fieO" eripcov
nopvcüv xv^rjv. oavror arcoan^eis röv
re y.ölnov d;toT(>excov. Dazu Alciphr.
ep. I 39.
Ueber die Adonisage ist interessant
Apollod. III 183—185.
75. Venus, um ihren schönen Lieb-
ling Adonis klagend, ist ein sehr häufi-
ges Motiv poetischer Darstellung. Vgl.
zumal Theokr. XV 102 ff. Bion I Iff.
Die Darstellungen gefallen sich gerade
in der Ausmalung des Schmerzes der
Göttin, ars III 85: quem, luget adhuc,
Theokr. 3, 48: ovök (f&i^evov viv ärep
fin^oio ri&rjTi, WOZU ein Scholiast (bei
Ahrens p. 151, aus Cod. M) bemerkt:
ovreo yap ev yQnyfi Tivi i]v e^coypayr]-
fiivri.
Vgl. I 415 : quaque die redeunt rebus
minus apta gerendis culta Palaestino
septima festa Syro. Der Name Syria
umfasst im weiteren Sinne auch Assy-
rien, Mesopotamien, Palaestiua etc. —
Seit der Eroberung Jerusalems durch
Pompeins (63 v. Chr.) waren sehr viel
Juden in Rom. Vgl. die bekannten
Stellen Hör. sat. I 4, 143. 5, 100. 9,
70. Cic. pro Flacco § 66. Mart. VII
30, 5, Suet. Caes. 84. Tac. bist. V 5,
etc. Dazu Friedländer, Sittengeschichte
III 568 ff.
Es handelt sich hier und I 415 um
den Festtag der Juden, der auf den
siebenten Wochentag fällt, vgl. Juv.
XIV 96: metuentem sabbata j^o-t''^^^^ ■
Anders ist Hör. sat. 19, 69: hodie trice-
sima sabbata.
3. Der Isistempel (77-78). Er
lag auf dem Marsfelde nördlich vom
Circus Flaminius, wie durch mehrere
Funde gesichert ist. Vgl. Juv. 11 6,
528: in aede Isidis, antiq%io quae
proxima surgit ovili (dazu Serv. zu
Verg. ecl. 1, 34). Mart. II 14, 7. Apul.
met. XI 26: reginae Isidis, quae de
templi situ sumpto nomine Campensis
summa cum veneratione propitiatur. —
Der Isistempel (vgl. ars III 393. 635)
wird als Stätte der Unsittlichkeit mehr-
fach erwähnt, vgl. Juv. II 6, 489 : apud
Isiacae potius sacraria lenae. Wie es
in ihm herging, lehrt drastisch die Ge-
schichte der keuschen Paullina aus dem
Jahre 19 n. Chr. (Joseph arch. Jud.
XVIII 3, 4). Vgl. Marquardt-Wissowa*.
Staatsverwaltung III 76 ff. Preller, E. M.*
II 379.
12
Ars amatoria
80
Cultaque ludaeo septima sacra Syro,
Nee fuge linigerae Memphitica templa iuvencae:
Multas illa facit, quod fuit ipsa lovi.
Elt fora conveiiiiiiit (quis credere possit?) Amori,
Flammaque in argiito saepe reperta foro.
Subdita qua Veiieris facto de marmore templo
Appias expressis aera pulsat aquis,
Illo saepe loco capitur consultus Amori,
Jo, Tochter des Inachns, von Jup-
piter geliebt, wird aus Eifersucht von
Juno in eine Kuh verwandelt (unten
323. III 393 : vaccae Manphitidos, vgl.
635) und dem Argus zur Bewachung
übergeben. Nach vielen Verfolgungen
erhielt sie in Egypten ihre Gestalt
wieder und gebar den Epaphus. Vgl.
Ovid. met. I 588 ff. Hyg. fab. 145.
Dann wurde sie mit der egyptischen
daher Memphitica templa) Göttin Isis
identificiert (vgl. Luc. dial. deor. 3),
deren Kult früh nach Eom kam und
hier bekanntlich so ausartete, dass von
■der Regierung zuweilen eingeschritten
werden musste. Vgl. Val. Max. I 3, 3.
Tac. ann. II 85. Suet. Tib. 36. —
Ueberhaupt Averden auch sonst die
Heiligtümer als beliebte Stätten eroti-
scher Abenteuer genannt. Prop. II 19,
10: fanaque j}eccatis plurima causa
tuis. Juv. 9, 22 : nuper etiim, ut repeto,
fanuni Isidis et Ganymedem Pacis et
advectae secreta Palatia matris et
Cererem — navt quo non prost at
femina templo? ■ — notior Aufidio
moechiis scelerare solebas (dazu Weidner).
linigerac die Tracht der Isis und
ihrer Priester war 1 innen. Ov. met.
I 747: nunc dea linigera colitur cele-
berrima turba. Vgl. Hdt. II 37 : iad-fjra
Se cpOQeovoi ol iQsei Xifkr^v f.iovi'i]v. Juv.
n 6, 533. Vgl. Becker, Gallus =* HI 287.
4. Die Fora (79-88).
80. «>•</?( to' lärmend', nicht unabsicht-
liches Beiwort: trotz des Lärmens und
Hastens knüpft sich doch hier so manch
Verhältnis.
81 — 88. Auch auf dem Forum
ist mannigfache Gelegenheit. Mancher
Rechtsgelehrte, der andern half, wusste
sich hier nicht zu helfen und ward ge-
fangen. Hier reicht seine Beredsamkeit
nicht aus zum Ergötzen der Venus;
hier könnte man auch sagen: ,. Jetzt,
Retter, hilf dir selbst — du rettest alle!"
Neckisch und mit Laune stellt der
Dichter gegenüber, wie der sonst so
gewandte Rechtsgelehrte, der aus allen
Lagen einen Ausweg weiss, jetzt hilf-
los ist und selbst einen patronus haben
möchte. Vgl. Einl. p. XXI.
81. Der marmorne, reich mit Gold
geschmückte (III 451) Tempel der Venus
Genitrix war von Caesar erbaut und
stand auf dem Forum Jiüium. Vgl.
Suet. Caes. 26. Dio Cass. 43, 22. Richter,
Topographie''' 110.
82. Vor dem Tempel befand sich eine
Springbrunnenanlage mit den Statuen
von Wassernymphen, die aus uns un-
bekannten Gründen Appiades hiessen
(ars III 452); hier und rem. am. 660
spricht Ovid nur von einer Appias.
Vgl. Plin. h. n. 36, 33. Prop. IV 8, 58.
Jordan, Topographie I 2, 440. 0. Jahn,
Ber. der Sachs. Ges. d. Wissensch. 1861,
116 f. — DasEmporspringen des W^assers
aus der Fontaine wird poetisch der
Thätigkeit der Nymphe zugeschrieben:
Sie „presst das Wasser" aus der Leitung
„heraus" (expressis aquis) und „schlägt
damit die Luft" {aera pulsat), d. h. treibt
es hoch in die Luft.
Uebrigeus ist die Art, wie der
Dichter die Scenerie schildert, nicht zu-
fällig. Gerade den Venustempel nennt
er, damit er nachher seinen Scherz um
so passender anbringen kann, dass Venus
von ihrem ganz benachbarten (vgl.
auch 87) Tempel aus die Niederlage des
consultus mit ansieht und ihre herz-
liche Freude darüber hat; ähnlich ist
III 451 f. — facto de marmore templo']
das Hemistich auch ex Ponto III 6, 25.
Vgl. Verg. Aen. IV 457. VI 69.
83. capitur] zu 61.
5. Die Theater (89—134). Sie
sind zu erotischem Fange am meisten
(praecipue) geeignet; vgl. III 394. 633.
Hat doch Rom'ulus selbst durch den
Raub der Sabinerinnen für alle Zeiten
ein klassisches Beispiel gegeben.
Wieder hat der Dicher einen neuen
Vergleich: eine Jagd auf schöne Mäd-
chen [venare], die reiche Beute [loca
I 76—100.
13
Qiiiqiie aliis cavit, non cavet ipse sibi;
85 lUo saepe loco desimt sua verba diserto,
Resque novae veniimt, causaqiie agenda suast.
Hunc Venus e templis, qiiae sunt confinia, ridet:
Qui modo patronus, nunc cupit esse cliens.
Sed tu praecipue curvis venare theatris:
90 Haec loca sunt voto fertiliora tuo.
lUic invenies, quod ames, quod ludere possis,
Quodque semel tangas, quodque teuere velis.
Ut redit itque frequens longum formica per agmen,
Granifero solitum cum veliit ore cibura,
95 Aut ut apes saltusque suos et olentia nactae
Pascua per flores et thj^ma summa volant,
Sic ruit in celebres cultissima femina ludos:
Copia iudicium saepe morata meumst.
Spectatum veniunt; veniunt, spectentur ut ipsae:
100 nie locus casti damna pudoris habet.
fertiliora) gewährt (vgl. v. 253. 766).
Hier ist aber auch für jeden Geschmack
gesorgt, ob mau nun nur flüchtig vor-
übergehendes Liebesspiel begehrt, oder
ein etwas längeres Verhältnis anknüpfen
will (—92); kommen doch die Mädchen
hierher zahllos und immer wieder wie
die Ameisen oder die Bienen, so zahl-
reich, dass selbst ein so routinierter
Kenner wie der Dichter lange braucht,
ehe er von all den Schönen die Schönste
herausfindet ( — 98). Denn mit der
Lust zu schauen paart sich die Lust,
geschaut zu werden; hier hat schon
manches Mädchens Zucht Schaden ge-
nommen (—100). — curvis] vgl. 497.
90, 'Ergiebiger als du wünschen
magst': vgl. oben 64.
91. quod beachte das Neutrum : du
wirst schon irgend ein Objekt dieses
Liebesspiels finden. Vgl. 175.
ludere technischer Ausdruck in der
Erotik : flirten, tändeln mit einem Mäd-
chen, nur zum vorübergehenden Scherz
und Spiel. Da das Verb hier mit dem
Acc. erscheint , liegt mit darin , dass
dieses Tändeln gleichzeitig ein Necken
und Foppen bedeutet.
93. Das Bild von den in zahlloser
Menge hin und her laufenden, immer
wiederkehrenden Ameisen ist sehr an-
schaulich und auch sonst gebräuchlich.
Aehnlich ist met. VII 624: hie nos
frugilegas asjyeximus a g m i n e
longo gründe omts exiguo formicas ore
legenfes etc.
granifero met. VII 638: graniferum
agmen.
95. snos ihre, auf denen sie sich
wohlfühlen: so ist für die Mädchen
ihr Revier, das ihnen eigentlich zu-
kommende, das Theater.
97. cwZfiSsÜHrt kokett geputzt; vgl.
unten zu 99 und 497; cultus, auf die
sorgfältige, kokette Toilette und über-
haupt zierliche Gefälligkeit sich be-
ziehend, ist ein Lieblingswort Ovids.
celebres deutet auf die Zahl, ruit auf
die Hast, mit der die Mädchen ins
Theater drängen.
99. Bekanntes, fein pointiertes Bon-
mot, das öfters bei Späteren wiederkehrt.
Vgl. TertuU. spect. 25: 7iemo denique
m spectaculo ineundo jjriits cogitat nisi
videre et rideri. Vgl. Goethe, Faust
(Vorspiel auf dem Theater V. 87) : Die
Damen geben sich und ihren Putz
(vgl. 97: cultissima) zum besten und
spielen ohne Gage mit.
Clem. AI. paed. III 11, 76: dvafu^
dvSowv xa'i yvvamcüv avriöi'Tcor STii
TT]v dllrjkcov ö'iav.
100. casti pudoris nicht seltener
Pleonasmus. Met. XIII 480: castiquc
decHS servare pudoris. — Ueber die
Leidenschaft der Frauen für die Schau-
spiele vgl. Friedläuder, Sittengeschichte
I 432.
14
Ars amatoria
Primos sollicitos fecisti, Romule, ludos,
Cum iiivit viduos rapta Sabina viros.
Tunc neque marmoreo pendebant vela theatro,
Nee fuerant liquido pulpita rubra croco;
105 Illic, quas tulerant nemorosa Palatia, frondes
Sirapliciter positae, scaena sine arte fuit;
In gradibus sedit populus de caespite factis,
Qualibet hirsutas fronde tegente comas.
Respiciunt oculisque notant sibi quisque puellam,
110 Quam velit, et tacito pectore raulta movent.
Dumque rudern praebente modum tibicine Tusco
101—134 Zu alledem hat ja ßo-
mulus selbst das Beispiel gegeben, indem
der unter seinen Auspicien inscenierte
Raub der Sabinerinnen bei Gelegenheit
einer Theateraufführung ominös für die
Zukunft wurde. Daher ergreift der
Dichter die Gelegenheit, den Raub der
Sabinerinnen episodenhaft z\i schildern
mit einem kurzen Rückblick auf die
Theaterzustände im ältesten Rom.
101. Mit lebhafter Apostrophe wendet
sich der Dichter an Romulus und ver-
setzt uns so geschickt in die Zeit des
gleich zu schildernden Ereignisses.
sollicitos ganz eigentlich : du hast die
an sich friedliche Aufführung 'stürmisch'
gemacht. Vgl. unten 164.
102. viduos bezeichnet auch die,
welche noch keine Frauen haben. Den
Grund dafür, dass die Römer jener Zeit
(also unmittelbar nach Roms Gründung)
keine Frauen hatten, giebt Ovid selbst
so an (fast. III 188): nee coniunx Uli,
nee socer ullus erat: spernebant generös
inopes vicinin dives. — Es folgt die E r -
Zählung von dem Raube der
Sabinerinnen. Vgl. Liv. I 9. Cic.de
rep. II 7, 12. Plut. Rom. 14. Dio II 30.
Auch in den Fasten Avollte Ovid
den Raub erzählen, zum 21. August,
dem Tage der Oonsualia: fast. III 199.
103 — 108. Der Vergleich zwischen
der luxuriösen Pracht ihrer Zeit mit
der Kleinheit und Einfachheit des ältesten
Rom ist bei den römischen Dichtern sehr
beliebt; ich erinnere an Prop. IV 1, Iff.
Ov. fast. I 201 ff. 243 ff. II 280. V 93.
Tibull. II 5, 25. Verg. Aen. VHI 347.
Vgl. die Einl. p. X.
103 f. Wohl mit Benutzung von
Prop. IV 1, 15: nee sinuosa cavo pende-
bant vela theatro, pulpita sollemnis non
oluerc crocos. Ueber die vela im Theater
vgl. Plin. hist. nat. XIX 23 : postea in
theatris tantum umbram fecere, quod
primus omnium invenit Q. Catulus,
cum Capitolium dedicaret. Es sind
grosse, mächtige, über das ganze Theater
ausgespannte Tücher, anschaulich be-
schrieben von Lucr. IV 73: et volgo
faciunt id lutea russaque vela et ferru-
gina, cum magnis intenta theatris per
nialos volgata trabesque trementia flutant:
namque ibi consessum eaveai supter et
omnem scaenai speciem elaram variamque
deorsum inficiunt coguntque suo fluitare
colore. Vgl. Prop. III 18, 13: pleno
fluitantia vela theatro. Val. Max. II 4, 6.
— neque verneint nicht nur den ganzen
Satz, sondern auch marmoreo: zu 67.
104. Die Bühne wurde mit einer
Safranessenz besprengt, wie mehrfach
bezeugt ist. Lucr. II 416: cum scena
croco Cilici perfusa recens est. Hör.
ep. II 1, 79: rede necne crocum floresque
peraDibidet Attae fabnla si dubitem etc.
Plin. hist. nat. XXI 33. Sen. ep. 90. 15.
Becker, Gallus I^ 87.
105. nemorosa. Tibull sagt II 5,
25 herbosa: ähnliches oft.
108. Die Stelle der späteren vela
(103) vertrat jedwedes Laubwerk, mit
dem sich der Zuschauer das Haupt be-
schattete. ■ — Auch Juistifas deutet auf
die schlichte Natürlichkeit der ur-
wüchsigen Römer jener Zeit.
109. Etwas abweichend davon Liv.
I 9, 11 : magna pars forte, in quem
quaeque inciderat, raptae.
111 f. Die Verse geben uns Auf-
schluss darüber, worin nach Ovids Mei-
nung jene scenarische Darstellung be-
standen hat. Unter der kunstlosen Be-
gleitung eines etrurischen Flötenspielers
wurde das tripudium aufgeführt. Der
Dichter hat sich offenbar daran erinnert,
was Livius (VII 2) von der ersten Auf-
führung sceuischer Spiele in Rom i. J.
I 101—129.
15
Ludius aequatam ter pede pulsat humum,
In medio plausu (plausus tunc arte carebant)
Rex populo praedae signa petita dedit.
115 Protinus exiliunt animum clamore fatentes
Virginibus cupidas iniciuntque manus:
Ut fugiunt aquilas, timidissima turba, columbae,
Utque fugit visos agna novella lupos,
Sic illae timuere viros sine more ruentes;
120 Constitit in nulla, qui fuit ante, color.
Nam timor unus erat, facies non una tiraoris:
Pars laniat crines, pars sine mente sedet;
Altera maesta silet, frustra vocat altera matrem;
Haec queritur, stupet haec; haec nianet, illa fugit,
125 Ducuntur raptae, genialis praeda, puellae.
Et potuit multas ipse decere timor.
Siqua repugnarat nimium comitemque negabat,
Sublatam cupido vir tulit ipse sinn
Atque ita 'quid teneros lacrimis corrumpis ocellos?
364 V. Chr. erzählt. Vgl. perioch. VII :
pestilentia civitas laboravit .... cuius
remedium et finis cum per novas reli-
giones quaereretur, ludi scenici tunc
primum facti sunt. Es heisst dann bei
Livius I. 1. : sine carmine ullo, sine
imitandorum eanninum actu ludiones
ex Etruria acciti ad tihicinis modos
saltantes haud indecoros motus more
Tusco dahant. Vgl. auch (ausser den
Erklärern zu dieser Stelle) Teuffel-
Schwabe, röm. Litt. I ^ § 6, 3. Ribbeck,
röm. Dicht. I^ 11.
112. ludius Liv. VII 2, 6: quia
hister Tusco verbo ludio vocabatur,
nomen histrionibus inditum. Das tri-
pudium ist eigentlich der den Saliern
eigentümliche „Dreitritt". Liv. I 20,
4: Salios item duodecim Marti Gra-
divo legit (sc. Numa) tunicaeque pictae
insigne dedit et sup)er tunicam aeneum
pectori tegumen caelestiaque arma, quae
ancilia appellantur, ferre ac per urbem
ire canentes carmina cum tripudiis
sollemnique saliatu iussit.
Doch wird tripudium auch sonst
gebraucht, wo es sich nicht um die
Salier handelt, z. B. bei Catull. 63, 26
vom wilden ßacchustanz. Vgl. Tac.
ann. IV 47.
pede pulsat vgl. Ennius Ann. I 2:
Musae quae pedibus magnum pulsatis
Olimpum. Ov. fast. VI 330.
113. Auch das Beifallsklatschen
musste sich eine gewisse Technik ge-
fallen lassen, vgl. Suet. Nero 20:
adulescentulos equestris ordinis et quin-
que amplius millia e plebe robustissi-
mae iuventutis undique elegit, qui di-
visi in factiones plausuum genera con-
discerent [bombos et imbrices et testas
vocabant) operamque navarent cantanti
sibi insignes pinguissima coma etc.
114. petita 'das ersehnte', entspre-
chend der Begierde (v. 116) der Männer.
117 f. Wieder zwei in der Poesie
geläufige Vergleiche. Die Tauben schon
bei Homer ein Bild der Furchtsamkeit.
Ilias XXII, 139: rjvre xi^xos o^eo^iv,ika-
woöraroG Ttsrsrjpü/v, orjiSiMs o%firias f^iexd
TQTj^cova TT tleiav (timidissima turba,
columbae Ov.). Vgl. Ov. met. I 506.
V 605 : ut fugere accipitrem penna tre-
pidante columbae, ut solet accipiter
trepidas urguere columbas. ars II 363.
Hör. carm. I 37, 18; auch sonst sehr oft.
118. Vgl. Theoer. 11, 24: fsiyeis ö'
cüOTrsp als TTokiov Xvxoy d&^r^oaaa. Hor.
ep. 12, 25: ut pavet acres agna lupos.
125. genialis 'hochzeitlich', genia-
lis ist ursprünglich 'zum Genius ge-
hörig'. Genius (von gt>no (Varro r. r.
II 2, 19. Cic. de or. 11 32, 141 etc.) =
gigno, vgl. lENii, yiyvo^iai) ist eigent-
lich der „lebenerzeugende", über der
Menschennatur waltende Gott. Näheres
darüber bei Orelli zu Hor. ep. II 2,
187. Daher lectris genialis (Hor. ep. I
1, 87) und ähnliche Verbindungen.
127. Hor. carm. I 35, 22: comitem
dbnegat.
129. teneros ocellos corrumpis schöne
16
Ars amatoria
130 Quod matri pater est, hoc tibi' dixit 'ero/
Eonnile, militibus seist! dare commoda solus!
Haec mihi si dederis commoda, miles ero.
Scilicet, ex illo sollemni more, theatra
Nunc qiioque formosis insidiosa manent.
135 Nee te nobilium fugiat eertamen equorum:
Multa eapax populi commoda circus habet.
Nil opus est digitis, per quos arcana loquaris,
Nee tibi per nutus aeeipienda notast;
Proximus a domina, nullo prohibente, sedeto.
140 lunge tuum lateri, qua potes usque, latus.
Et bene, quod cogit. si nolit, linea iungi,
Quod tibi tangendast lege puella loci!
Hie tibi quaeratur socii sermonis origo,
Gegensätze , vgl. Catull. 3, 17 : fua
nunc opera mene puellae flendo tiirgi-
duli rubent ocelli. Ziugerle, Ovid und
seine Vorgänger I 129.
blanditiae virorum erwähnt bei
dieser Gelegenheit auch Livius I 9.
133. Der verführerische Einfluss
der Spiele wird auch sonst erwähnt;
vgl. z. B. Prop. II 19, 9: illic te nulli
poterunt corrumpere ludi.
6. Der Circus (135—162). Vgl.
in 634. Auch sonst wird der Circus
als ein Ort genannt, in dem die lebens-
lustige Jugend mit den Damen der
Demimonde ihr Wesen treibt, vgl. z. B.
Catull. 55, 4. Das Leben und Treiben
im j Cü'cus, wie es die nachfolgenden
Verse schildern, geht anschaulich her-
vor auch aus amor. III 2, einer Elegie,
die mit unserer Stelle sehr verwandt
ist und viele Anklänge hat. trist. II 283 :
tollatur circus: non tuta licentia drei
est: hie sedet ignoto iuncta puella viro.
Juv. IV 11, 201. Clem. AI. paed. III
11, 76.
135. nobilium equorum so auch
am. III 2, 1, an denselben Versstellen.
13G. So schliesst auch der Vers
amor. III 2, 20.
capax ist mit pojmli zu verbinden.
Liv. IX 16, 13: cibi vi7iique capacis-
simum.
137. lieber solche „geheime Finger-
sprache" und „verstolilene Zeichen"
vgl. Tib. I 2, 21 : illa viro coram nutus
conferre loquaces blandaque compositis
abdere verba notis. Ov. amor. I 4, 17 :
nie specta nutusque meos vultumque
loquacem, excipe furtivas et refer ipsa
notas! Verba superciliis sine voce lo-
quentia dicam etc. her. 17, 75 u. s. w.
139 flF. Interessant und keiner
näheren Erklärung bedürftig ist ein
Vergleich mit amor. III 2, 21 : tu tarnen,
a dextra quicumqne es. jyarce puellae:
contactn lateris laeditur ista tui. Tu
quoque, qui spectas post )ios, tua con-
trahe crura, si pudor est, rigido nee
preme terga genu! Vgl. auch unten
157 f.
141. lineae sind Einschnitte in den
Sitzreihen des Theaters und des Circus,
durch welche die einzelnen Plätze von
einander getrennt werden. Also der
Sinn des Distichons : Und vortrefflich,
dass die Linie, auch wenn sie [puella)
nicht Avill, es notwendig macht, dicht
neben einander zu sitzen (iungi), weil
nach dem Gesetz des Ortes, d. h. nach
seiner Beschaffenheit du das Mädchen
berühren musst (wegen der Enge).
Zur näheren Erklärung vgl. auch amor.
III 2, 19: quid frustra refugis? cogit
nos linea iungi, haec in lege loci com-
moda circus habet. Vgl. trist. II 284:
hie (in Circo) sedet ignoto iuncta puella
viro.
143—103. Bei so nahem Beisammen-
sitzen macht sich die Bekanntschaft
nun gar leicht. Ein Gespräch ist bald
im Gange, dann erweist man dem Mäd-
chen ein paar liebenswürdige Gefällig-
keiten, und meist wird schon hier eine
kleine Gunst den galanten Eifer lohnen.
143, socii] die Unterhaltung mit
dem Mädchen ist dem Manne ein Bun-
desgenosse in dem Kampfe, in dem es
besiegt werden soll.
I 130—161.
17
Et moveant primos publica verba sonos.
Üb Cuius eqiii veniant, facito studiose requiras,
Nee mora, quisquis erit, cui favet illa, fave!
At cum pompa frequens certantibus ibit ephebis,
Tu Veneri dominae plaude favente manu;
Utque fit, m gremium pulvis si forte puellae
150 Deciderit, digitis excutiendus erit,
Et si nullus erit pulvis, tamen excute nulluni:
Quaelibet officio causa sit apta tuo.
Pallia si terra nimium demissa iacebunt,
Collige et inmunda sedulus eifer humo;
155 Protinus, officii pretium, patiente puella
Contingent oculis crura videnda tuis.
Eespice praeterea, post vos quicumque sedebit.
Nee premat opposito mollia terga genu.
Parva levis capiunt animos: fuit utile miiltis
160 Pulvinum facili conposuisse manu;
Profuit et tenui vento movisse tabellam
145 ff. Eiue kleine Probe solcher
Unterhaltung. Erwünschte Auknüphing
zu einem Gespräch bietet die Frage
nach dem Besitzer der rennenden
Pferde.
146. Erläutert lebhaft amor. III
2, 65 ff. Vgl. Friedländer, Sittenge-
schichte II 302.
Gemeint ist die pompa circensis,
eine feierliche Prozession, welche die
Spiele des Circus einleitete. Der Fest-
zug kam vom Kapitol herab, zog über
das forum und das forum boarium, trat
dann zum Circus ein und ging hier die
Bahn entlang um die meta herum. Da-
bei wurden Götterbilder auf Wagen
herumgefahren oder auf Bahren ge-
tragen ; jeder klatschte der Gottheit zu,
die ihm am meisten sympathisch war,
der Bauer der Ceres, der Soldat dem
Mars, der Liebende der Venus: vgl.
Ov. am. III 2, 43 ff. Suet. Claud. 12.
certantibus ephebis] im Trojaspiel;
ausführlich beschreibt es Verg. Aen. V
545—603. Suet. Caes. 39 : Troiam liisit
turma duplex, maiorum minorumqne
puerorum. Au^. 43: et Troiae ludum
edidit frequentissime, maiorum mino-
rumque puerorum delectu : prisci decori-
que moris existimans clarae stirpis
indolem sie notescere. Tac. ann. XI 11:
cum pueri nobiles equis ludicrum, Troiae
149 ff. Vgl. amor. III 2, 41: dum
loquor, alba levi spar säst tibi pulvere
Ovid, ars amatoria ed. Brandt.
vestis : sordide de niveo corpore pulvis
abi !
153 ff. Vgl. amor. III 2, 25: sed
nimium demissa iacent tibi pallia terra:
coUige! vel digifis en ego tollo meis.
Invida vestis eras, quae tarn bona crura
tegebas; quoque magis spectes — invida
vestis eras. Talia Milanion Atalantes
crura fugacis optavit manibus susti-
nuisse suis. Talia pinguntur succin-
ctae crura Dianae, cum sequitur fm'tes
fortior ipsa feras. etc. — Ueher die
jiallia vgl. Becker, GaUus» III 261.
157 f. Die Parallelstelle ist ausge-
schrieben zu V. 139. Man erinnere sich
des Baues der Sitzreihen im antiken
Theater. Die vordere Hälfte diente zum
Sitzen, die hintere (etwas vertiefte)
war für die Füsse der höher Sitzenden
bestimmt.
160. Kissen auf den harten Stein-
sitzen mögen bei der langen Dauer der
Spiele sehr erwünscht gewesen sein.
V^gl. Sen. de vita beata 25, 2: «j-
hUo miserius ero, si lassa cervix mea
in manipulo faeni adquiescet, si »uper
Circense tomentum per sarturas veteris
lintei effluens incubabo. Mart. XFV 160.
161. tabella ein Fächer. Vgl.
amor. III 2, 37: vis tarnen interea
faciles arcesscre ventos? (^uos faciet
nostra mota tabella manu. Vgl. Becker,
Gallus* III 266. Baumeister, Denk-
mäler Nr. 561 (I p. 521).
18
Ars amatoria
Et Cava sub tenerum scamna dedisse pedem.
Hos aditus circusque novo praebebit amori
Sparsaque soUicito tristis harena foro.
165 lila saepe puer Veneris pugnavit harena,
Et, qui spectavit vulnera, vulnus habet:
Dum loquitur tangitque manum poscitque libellum
Et quaerit posito pignore, vincat iiter,
Saucius ingemiiit telumque volatile sensit
170 Et pars spectati muneris ipse fuit.
Quid, modo cum belli uavalis imagine Caesar
Persidas induxit Cecropiasque rates?
7. Die G 1 a d i a t 0 r e n s p i e 1 e.
(164:— 170.) Sie fanden ursprünglich
auf dem Forum statt (zu 164), wo zu
diesem Zwecke improvisierte Holzgerüste
schnell aufgeschlagen wurden( interessant
Dio 37, 58), und noch Caesar baute in
seinem Todesjahre ein Amphitheater aus
Hok, während das erste steinerne, von
dem wir wissen , von Statilius Taurus
29 T. Chr. errichtet Avurde. Das so-
genannte Colosseum (amphitheatrum
Flavium) ist erst am Ende des ersten
nachchristlichen Jahrhunderts vollendet
worden. Die Beliebtheit der Gladiatoren-
spiele gerade bei Frauen (Friedländer,
Sittengeschichte II 332) lässt sie für
erotische Zwecke besonders geeignet
erscheinen.
164. Prop. IV 8, 75: tu neque
Pompeia spatiaberc cultus in umhra,
nee cum lascivum sternet arena forum.
Wenn hier Properz das Forum lascivum
nennt, so erinnert das lebhaft an unsere
OvidsteUe: dadurch, dass das sonst so
ernste Forum zu Gladiatorenspielen be-
nutzt wird, wird es lascivum, weil es
nun Gelegenheit zu erotischen Aben-
teuern giebt. Die Verwendung des
Forums zu Gladiatorenspielen geht ferner
hervor aiis Dio 55, 8, 5: iTmd^ioi in^l
T(ö 'Ay^iTTTcn oTclo/^iw/jai ... kv roTs
oaiTtTois 8id re ttji' ttoos tov ^AyolriTiuv
7iurjv xal Scd tu TtokXd ttöv tieqI irjv
d'/oodv oly.oHofirjuUTCop xexava&at iye-
rovTO. —
sparsa harena der Sand wird auf
dem Boden ausgestreut (vgl. die eben
citierte Properzstelle und Ov. trist.
11 282: Martia cur durum sternit
harena solum .'), um für die Kampfspiele
einen geeigneten Platz herzustellen.
sollicito s. zu 101.
166. Vgl. die Einl. p. XXI.
167. libellum, das Festprogamm.
Sie wurden an öffentlichen Stellen an-
geschlagen und in den Strassen und im
Circus verkauft. Derartige Anzeigen
sind in Pompei mehrfach gefunden
worden. Weiteres bei Friedländer,
Sittengeschichte II 343.
168. pignus ist hier der Betrag
der Wette.
169. telumque volatile sensit vgl.
met. VII 841: telumque volatile misi.
170. Zum Ausdruck vgl. met.
XIV 482. her. 3, 46.
170. In einem Schauspiel, in dem
Wunden geschlagen werden (vgl. 166),
spielt er selbst eine Rolle mit, indem
ihm eine Liebeswunde geschlagen wird.
8. Die Naumachie des Au-
gustus. (171 — 176.) Die bisherige
Aufzählung von Gelegenheiten, wo der
Liebende Beute findet, führt den Dichter
zu der Erinnerung an die glänzende
Naumachie, welche Augustus bei der
Weise des Tempels des Mars Ultor am
12. Mai des Jahres 2 v. Chr. auf dem
Forum Augusti veranstaltet hatte. Ihre
Erwähnung ist hier passend, da sie
durch den ungeheuren Zusammenlauf
von Menschen sicherlich auch zu den
hier in Frage stehenden Zwecken hatte
dienen können ; gleichzeitig gelingt dem
Dichter dadurch ungezwungen und fast
selbstverständlich eine liebenswürdige
Huldigung an den Kaiser. — lieber
diese Naumachie vgl. vor allem res
gestae divi Augusti IV 43 (p. 94 M.*).
171. Ueber die Verwendung von
m odo zur Zeitbestimmung unseres G;e-
dichtes vgl. die Einl. p. XXII f.
172. Die Naumachie stellte Scenen
I 162—186.
19
Nempe ab utroqiie mari iuvenes, ab iitroque puellae
Venere, atque ingens orbis in Urbe fuit.
175 Quis non invenit tiirba, quod amaret, in illa?
Eheu! quam multos advena torsit Amor!
Ecce, parat Caesar, domito quod defuit orbi,
Addere: nunc, Oriens ultime, noster eris.
Parthe, dabis poenas: Crassi gaudete sepulti
180 Signaque barbaricas non bene passa manus!
Ultor adest: primisque ducem profitetur in annis
Bellaque non puero tractat agenda puer.
Parcite natales timidi numerare deorum:
Caesaribus virtus contigit ante diem.
185 Ingenium caeleste suis velocius annis
Surgit et ignavae fert male damna morae:
ans dem Perserkriege dar, wohl aus der
Salamiuisclieu Schlacht. Vgl. Dio 55, 10.
Cecropius steht für athenisch, wie
unten III 457 Cecropides (uom. ])h;r.)
für Athenerinueu steht. Cecrops ist der
älteste König in Attika, der die Burg
Tou Athen gründete, die daher Ksx^oTria
heisst (z. B. Eur. El. 1289) oder im
Orakel bei Hdt. VII 141 Ktnoonoi
od^os. Vgl. Hyg. fab. 48. 158.
173. ab utroquc mari bezeichnet
inare supcrum und inferum, d. ET das
adriatische und tuscische, wie bei Cie.
ad Att. IX 5, 1 : iter ad stipernm, navi-
yatio infero; vgl. Ov. met. XV 830: ab
titroque Oceano. Met. I 338. E. P.
I 4, 30. Nicht dahin gehört Cat. 31, 3:
uterque Keptimus. lieber den Fremden-
verkehr bei solchen Veranlassungen vgl.
Friedländer, Sittengeschichte 1 19. II 279.
174. orbis in urbe sprichwörtlich.
Sidon. Apoll, carm. VII 556: captiinis
ut aiuut orbis in urbe iacet. Vgl.
Wölfüin, Arch. f. lat. Lex. I 388.
175. quod das Neutrum, s. zu 91.
176. torquere in diesem Sinne z. B.
auch Prop. III 6, 39.
9. Der Triumph (177 — 228).
Höchst erwünschte Gelegenheit, Daraen-
bekanntschaft zumachen, gewährt ferner
ein Triumph, und einen solchen haben
wir ja bald zu erwarten, da der jugend-
liche Gaius Caesar zum Kriege gegen
die Parther rüstet. So fügt der Dichter
zurVervoUständigung seiner Darstellung
ein neues höchst anschaulich ausgeführtes
Gemälde zu und bringt zugleich sehr
geschickt eine neue Huldigung für den
Monarchen und sein Haus au. — Zum
historischen Verständnis der Stelle diene
folgendes.
M. Licinius Crassus, der Trium-
vir, war im Jahre 53 v. Chr. von
den Parthern bei Carrhae in Meso-
potamien geschlagen \and mit seinem
Sohne getötet worden , während das
Heer zum grössten Teile aufgerieben
worden war. Dabei waren bekanntlich
auch die Feldzeichen der Legionen
den Feinden in die Hände gefallen,
vgl. Ov. fast. V 583: addiderant ani-
mos Crassorum funera genti (den Par-
thern), cum periit milcs signaque dux-
que simul. Nun hatte zwar i. J. 20
V. Chr. Augustus den König der Par-
ther Phraates durch feine Politik ge-
zwungen, die Feldzeichen wieder her-
auszugeben (vgl. Ov. fast. V 593:
Parthe refers aquilas etc. Monum. An-
cyr. 5, 42 p. 124. Peter, Gesch. d.
Rom. III 34), aber jetzt wurden neue
Rüstungen zu einem Feldzuge wider
die Parther veranstaltet, für den Au-
gusts Enkel, der jugendliche Gaius
Caesar zum Feldherrn ausersehen war.
181. Gaius Caesar war der Sohn
des Agrippa und der Julia, der Tochter
des Augustus; nachdem er seinen 20.
Geburtstag gefeiert hatte (1 v. Chr.)
ist er nach Syrien abgerückt. Daraus
ergiebt sich, wie primis in annis,
ebenso nachher puer aufzufassen ist:
prima aetas ist eben nicht die erste
Lebenszeit im wörtlichen Sinne, son-
dern die Jugend im Gegensatz zum
Alter, vgl. Ov. amor. III 1, 28; mehr
bei Rothstein zu Prop. II 10, 7.
183. natales sc. dies.
2*
20
Ars amatoria
Parvus erat manibusque duos Tirynthius angues
Pressit et in cunis iam love dignus erat;
Nunc quoque qui puer es, quantus tum, Bacche, fuisti,
190 Cum timuit thyrsos India victa tuos?
Auspiciis animisque patris, puer, arma movebis,
Et vinces animis auspiciisque patris:
Tale rudimentum tanto sub nomine debes,
Nunc iuvenum princeps, deinde future senum;
195 Cum tibi sint fratres, fratres ulciscere laesos
Cumque pater tibi sit, iura tuere patris!
Induit arma tibi genitor patriaeque tuusque,
Hostis ab invito regna parente rapit:
Tu pia tela feres, sceleratas ille sagittas;
187 — 190. Die Behauptung von
184 — 18ß, dass das g-öttliche Genie wie
das der Caesareu den Jahren voraus-
eile und nicht an sonst übliches Zeit-
mass gebunden sei, wird durch zwei
mythologische Beispiele erA\'iesen, das
des Herkules, der schon in der Wiege
Jove dignus erat, und das des Bacchus,
der schon als Jüngling sich Indien
unterworfen hatte. In höfischer Schmei-
chelei wird so der junge Gaius Caesar
diesen beiden leuchtenden Vertretern
jugendlicher Heldenkraft gleich gestellt.
Die Mythen selbst sind bekannt. Die
Geschichte von Herkulus in der Wiege,
wie er die beiden von Hera gesendeten
Schlangen würgt, erzählen am schön-
sten Find. Nem. 1, 35 ff. und Theokr.
24, 1—62.
187. parvHs nach Theokr. 24, 1
zehn Monate alt.
Tirynthius. In Tiryns, einer uralten
Stadt in Argolis (II. II 559), soll Her-
kules erzogen sein. Vgl. II 221.
188. pressit äiaaalai Soioi'i avxtvcov
ftäQxpais djvy.Tois y^Eoalv iais ofias
Find. V. 44.
189. Bacchus bleibt ewig jung.
190. Dionysos hat seine Macht bis
an die äussersten Grenzen von Indien
ausgebreitet, wo seine Säulen stehen,
vgl. Luc. V. h. 1, 7. In Verbindung
mit Herakles wird er übrigens auch
Luc. rhet. praec. 7 als Beispiel einer
alles bezwingenden Gewalt gebraucht.
193. rudimentum ist der erste
Unterricht, der erste Versuch, hier im
Kriegsdienste.
194. iuvenum princeps i.st Ehren-
titel der kaiserlichen Prinzen: vgl.
Her. carin. I 2, 50. Tac. ann. I 3:
nam genitos Agnppa Gaium et Luciiim
in familiam Caesarum induxeraf nee-
dum posita puerili practexta prindpes
iuventutis appellari, destinari consules
specie recusaniis fiagrantissime ciipi-
verat.
future sc. princeps.
195. fratres. Gaius hatte zwei
Brüder, Lucius und Agrippa Posthu-
mus. Letzterer wurde erst nach dem
Tode des Vaters (12 v. Chr.) geboren
und ebenfalls wie Gaius und Lucius
von Augustus adoptiert später aber
durch Intriguen der Livia nach der
Insel Planasia bei Corsica verbannt
(Vell. II 104, 1. Tac. ann. I 3,
6); kurz nach dem Regierungs-
antritte des Tiberius wurde er
ermordet (Tac. ann. I 6, 1). Von ihm
wird wenig rühmliches berichtet fSuet.
Aug. 65: ingcniuni sordidum ac fcrox.
Tac. 1. 1.: multa sine dubio saevaque
Augustus de moribus adulescentio ques-
t%(s etc.), daher ist vielleicht hier nicht
an ihn, sondern au Tiberius zu denken,
der ebenfalls von Augustus adoptiert,
mithin des Gaius Halbbruder war.
197. genitor. Augustus, der Vater
des Vaterlandes, hatte Gaius adoptiert.
Zu der Bedeutung von genitor vgl.
Cic. de div. I 2, 3: huius urbis jid^'f^ns
Romidus. Interessant ist die Zusam-
menstellung Ov. met. XV 862 : genitor-
que Quirine ui'bis et invicti genitor
Gradive Quirini. Vgl. Enn. ann. I 181.
198. Der V^ers enthält eine An-
spielung darauf, dass es vom Parther-
könig Phraates (IV) hiess, er habe die
Herrschaft durch Ermordung seines
Vaters an sich gerissen. Plut. Crasa.
15: "^i'^foi^ij Öt . . . voarjaavTt vöaov eis
vS^coTTa rQanslaav fP^aärrjg 6 vlos erci-
ßovXsvcov axöpirop tÖojxev. dva^aftevijs
I 187—214.
21
200 Stabit pro signis iusque piumque tuis.
Vincuntur causa Parthi, vincantur et armis!
Eoas Latio dux meus addat opes!
Marsque pater Caesarque pater, date numen eunti!
Nam deus e vobis alter es, alter eris.
205 Auguror, en, vinces: votivaque carmina reddam,
Et magno nobis ore sonandus eris.
Consistes aciemque meis hortabere verbis:
0 desiiit animis ne mea verba tuis!
Tergaque Parthorum Eonianaque pectora dicam
210 Telaque, ab averso quae iacit hostis equo.
Qui fugis, ut vincas, quid victo, Parthe, relinquis?
Parthe, malum iam nunc Mars tuus omen habet.
Ergo erit illa dies, qua tu, pulcherrime rerum,
Quattuor in niveis aureus ibis equis!
Se T^s voaov to ffÜQ/iiay.ov eh envTrjv^
iSioTS avvexy.()i&f]vai . . . sTii Tfjv raxia-
TTjv TCüv oScöv eX&cov 6 0^aazTjS aneTtvi-
^£V avrov.
200. pium substantivisch : Billigkeit.
202. Eoas 'östliche', von 'Hcoi ab-
geleitet {fiMos), denn das e ist laug,
wie noch III 537 ; doch steht bei Dich-
tern häufig auch eous {iaws. von "£cos)
so amor. I 15, 29: Gallus et Hesperiis
et Gallus notus Eois.
203. Caesar, d. i. Augustus. Er
führte diesen Beinamen nach C. Julius
Caesar, und bis auf Hadrian war Caesar
der allgemein übliche Beiname der
Kaiser neben dem Titel Aiigustus.
205. votiva carmina 'ein Festlied'
Blümner.
209 ff. Die Verse beziehen sich auf
die bekannte Kampfesweise der Parther,
dass sie auf leichten, flüchtigen Pferden
sassen, die sie oft umwandten, um den
Feind durch diese nur verstellte Flucht
näher zu locken und so sicherer zu
vernichten. Vgl. unten III 786; Ov.
fast. V 591. Hör. carm I 19, 11: versis
animosum equis Parthum. II 13, 17.
Verg. ge. III 31: fidentemque fuga
Parthum versisque sagittis. Prop. III
9, 54: Parthorum astutae tela remissa
ftigae. Seneca Oed. 118: vidit et versas
equitis sagittas, terga fallacis metuenda
Parthi. Die Gegenüberstellung von
terga und jyectora hebt die Feigheit der
Parther und die Tapferkeit der Römer
hervor.
211. Rhetorisch: du fliehst schon
jetzt, ehe du besiegt bist — was wirst
du erst thuu, wenn dies eingetreten ist !
213 ff". So wird denn einst der Tag
kommen, an dem der junge Cäsar seinen
Triumph feiert. Wie ihn die Phantasie
des Dichters sich vorstellt, beschreibt er
um so lieber, als er damit einen vorzüg-
lichen Uebergang zu seinem eigentlichen
Thema gewinnt, denn bei diesem Tri-
umphzuge wird wieder Gelegenheit sein,
Liebesbekanntschaften zu machen, und
freundliche Antwort zu geben auf
manche wissbegierige Frage, auch wenn
der Jüngling selbst nicht genau Be-
scheid weiss.
213. Der Anfang erinnert an das
homerische (II. VI 448) saaerat fj/na^, 6t
av 'ütX. Das erit am Anfang deutet wie
eaasrai- auf die Zuversichtlichkeit seines
prophetischen (vgl. 205 : auguror) Wortes.
piblrJierrime rerum hat Ovid öfters :
met. VIII 49. her. 4, 125. Vgl. auch
her. 9, 107 : maxime rerum, vgl. ars
I 359. Hör. sat. I 9, 4 : quid agis, dul-
cissime rerum ?
214. Nach Dio (43, 14, 3) wurde
ein Triumphzug mit weissen Rossen
noch Cäsar ausdrücklich zuerkannt.
Später war es allgemeine Sitte, die Pro-
perz sogar schon auf die Zeit des Ro-
mulus überträgt (IV 1, 32: quattuor hine
albos Romulus egit equos). Tib. I 7, 7 :
at te victrices lauros, Messalla, gereutem
portahat niveis currus eburnus equis. —
aureus. Der triumphierende Feldherr
trug die toga picta, das mit goldenen
Sternen verzierte purpurne Prunkge-
wand ; ferner waren die Schuhe golden,
auch an die goldene Krone, die ein
hinter ihm stehender Sklave über seinem
Haupte hielt, mag erinnert sein, ferner
22
Ars amatoria
215 Ibunt ante diices onerati colla catenis,
Ne possint tuti, qua prius, esse fuga;
Spectabunt laeti iuvenes mixtaeque puellae,
Ditfundetque animos omnibus ista dies,
Atque aliqua ex illis cum regum nomina quaeret,
220 Quae loca, qui montes, quaeve ferantur aquae;
Omnia responde: nee tantum siqua rogabit;
Et quae nescieris, ut bene nota refer!
Hie est Euphrates, praecinctus harundine frontem;
Cui coma dependet caerula, Tigris erit.
225 Hos facito Armenios, haec est Danaeia Persis;
Urbs in Achaemeniis vallibus ista fuit;
nie vel ille duces; et erunt quae nomina dicas,
Si poteris, vere, si minus, apta tarnen.
Dant etiam positis aditum convivia mensis:
an den Goldschmuck des Wagens etc.
Vgl. Liv. V 23. X 7. Zum Bau des
Verses vgl. rem. am. 258. Zingerle,
Ovid etc. I 106.
215. Die gefangenen Führer wurden
ebenfalls im Triumphzuge mitgeführt.
Vgl. Cic. Verr. V 30, 77 : at etiam q\ä
triumpJiant eoqiie diutius vivos hostitim
duces servant, ut his per triumphum
ductis pulcherrimum spectaculum fruc-
tumque victoriae populus Romanus
percipere j^ossit: tarnen, cum de foro
in Capitolium currum flectere hicipiunt,
illos duci in carcerem iubent. Hör.
carm. II 12, 11 : ductaque per vias regum
(vgl. V. 219) colla minacium.
219. Vgl. trist. IV 2, 25: quorum
pars causas et res et nomina quaeret.
220. Im Triumphzuge konnte man
auch Darstellungen von Gegenden,
Bergen und Flüssen des besiegten Landes
sehen, meist von Männern in der Tracht
und Bewaffnung ihres Landes getragen
(vgl. Tac. ann. II 41: vecta spolia cap-
tivi simulacra montium fluminum proe-
liorum).
221. nee — rogahit also auch un-
aufgefordert, mit einem Worte, suche
jede nur irgendmögliche Gelegenheit,
dich gefällig zu erweisen und mit dem
Mädchen anzuknüpfen. Erinnert in ge-
wisser Weise an den prächtigen Vers 151.
In demselben Sinne 222: gieb ruhig
Auskunft, auch wenn du es selbst nicht
weisst ; vgl. trist. IV 2, 26 : pars referet,
qiiamvis noverit illa x>arum. Hauptsache
ist eben, dass du das Mädchen unter-
hältst, indem du ihr alles erklärst; im
folgenden (233 ff.) giebt der Dichter uns
eine Probe solcher Belehrung, mit der
zu vergleichen ist trist. IV 2, 27 — 46.
225. Das Land Persis, Persien heisst
Danaeia, weil Perses, der Sohn des Per-
seus, also der Enkel der Danae (zu III
415), als Stammvater der Perser galt.
Vgl. Hdt. VII l.oO, wo ein persischer
Herold im Auftrage des Xerxes in Argos
sagt : i]juecg vo/ui^ofisv Usootjv elvai, drc
ov rjuEig yeyovafiev, Ttaida ÜEQOeos tov
/laväris, yeyovöra ex rijs Krjfios &vya-
r^os 'At'8oo/uedr]s.
226. ^ Der wegen seines Eeichtums
oft genannte (z. B. Hör. carm. II 12, 21)
Achaemenes gilt als Grossvater des
Cyrus und Stifter des Gesclüechtes der
Achämeuiden. Hdt. VII 11. Plato Alcib.
I p. 120 E.
228. a2)ta d. h. sie müssen wenig-
stens so klingen, als seien sie richtig,
man darf ihnen nicht gleich anhören.
dass du sie nur fingierst.
10. Das Gelage (229—252). Dass
die Gastmähler der Tugend der Frauen
höchst gefährlich werden konnten, zeigt
in ganz raffinierter Weise die Verfüh-
rung der Helena durch Paris während
eines Gelages (Ov. her. 15). Vgl. Plin.
bist. nat. XIV 141: tunc avidi matro-
nam oculi Ucentur , graves produnt
marito, tunc animi secreta proferuntur.
Der Unfug wurde dadurch gesteigert,
dass schon zu den Zeiten des Augustus
die Frauen bei Tische lagen, während
die alte Sitte verlangt hatte, dass sie
Sassen. Vgl. unten 566. Darüber Mar-,
quardt, Privatleben der Eömer I 291 ff.
I 215—239.
23
230 Est aliqiüd praeter vina, quod inde petas.
Saepe illic poti teneris adducta lacertis
Piirpureus Bacchi cornua pressit Amor,
Vinaque cum bibulas sparsere Cupidinis alas,
Permanet et capto stat gravis ille loco.
235 Ille quidem pennas velociter excutit udas,
Sed tamen et spargi pectus amore nocet.
Vina parant animos faciiintque caloribus aptos
Cura fugit multo diluitiirqiie mero.
Tunc veniunt risus, tum pauper cornua sumit,
230. Neckisch verrät der Dichter
noch nicht, was man dort ausser dem
Wein noch finden kann. Und pikant
ist gerade die Wendung est aliquid,
womit er den Leser in Spannung setzt,
der wohl schon vergnügt schmunzeln
mag, denn est aliqnid erweckt in dem
römischen Leser sofort die prägnante
Vorstellung: es ist etwas schönes,
grosses; also etwa wie wenn wir über-
setzen wollten: „und noch was ganz
feines giebts, was du von dort mit hin-
weg nehmen magst". Nun folgt die
Lösung des bereits erratenen Rätsels.
231—234, Die innige Gemeinschaft
des Bacchus und Amor führt uns der
Dichter in zwei anmutigen Bildern vor :
Amor die Hörner des Bacchus mit zärt-
licher Umarmung an sich ziehend und
sie festdrückend und haltend und Bacchus
die Flügel Amors mit Weine netzend,
so dass er schwer, unbeweglich stehen
bleibt auf dem von ihm eroberten Gebiete.
Zum Gedanken vgl. zumal Callim.
epigr. 43 : xpvx'riv xaraa^ovres ex/uaivovaiv
eis avaioxvvriav, 6 fiev y.d(av avTrjv reo
avvTi&ei Ttv^ij 6 Se rov olvov vTiexy.avjna
ipiQcav olvos ydo eqcotos iQOffrj.
Die Unzertrennlichkeit beider Götter
ist übrigens ein häufiger locus communis.
Tgl. z. B. Bacch. fr. 20, 3 Bl. (bei Athen.
II 39 e) : KvTtQiSo? Ö' sknls Siai&vaaei
<p^svas df.i/j.Eiyvvfieva ^lovvaioiai Scoqois.
231. In schönem Oxymoron wird
die Gewalt Amors vorgeführt, zwar
zart sind die Arme, mit denen er die
Hörner des Bacchus an sich zieht, aber
er fasst sie fest und presst sie
widerstandslos.
232. cornua, die Hörner sind ein
altes Symbol der Kraft, der niemand
widerstehen kann. Umsomehr will es
sagen, dass Amor sie fest zix halten und
niederzudrücken vermag. Bacchus er-
scheint gehörnt z. B. bei Ov. Amor.
III 15, 17 : Corniger Lyaeus, Hör. earm.
II 19, 30. Tib. II 1,3: Bacche veni,
dulcisque tuis e cornibus uva pendeat.
In der ars noch II 380. III 348. Aus
ähnlichem Grunde ist das Hom auch
Attribut der Flussgötter: Verg. ge.
IV 371. Mart. X 7, 6. — So sieht
Pentheus in seiner Verblendung den
Dionysos. Eur. Bacch. 920: xai ravQos
Tjfilv riQoad'sv ■fjysZad'ai Soaels xai aq?
xeQara xqutI TiQoaTtecfVicevai. Bei Plu-
tarch (qu. Gr. 36) ist ein Volkslied
Elischer Frauen überliefert (bei Bergk,
carmina popularia 6): el&eiv iqQco zliö-
vvOE^ II ^AXtlov SS vadt^ || dyvor avv Xa^i-
rsaaiv, || es vaov, || iio ßoeco TtoSl S'vmv. |
ä^ IS 1 av ^ s , ä ^i E T av Q e.
purpureus beziehe ich auf die Farbe
der von Wein und Liebe leuchtenden
Wangen. Vgl. Phrynichos bei Athen.
XIII 604 a: Xdfinei, 8' ejzI no^yv^sats
TiaofiOi (fiös ttJcoTos.
237 ff. Bekannter, häufig durch-
geführter Gemeinplatz von den Wir-
kungen des Weines, hier dahin zu-
gespitzt, dass er den Mut zu erotischen
Abenteuern steigert.
237. caloribus übertragen 'Liebes-
glut', wie oft. Hör. carm. IV 9, 11.
Prop. I 12, 17. Zum Gedanken vgl.
rem. am. 805. Prop. III 17, 5.
238. Vgl. Cypr. fr. 10 Kinkel (bei
Ath. II 35 c) olvov rot Msvelas d'eol
Ttoirjaav doiarov d'i'rjroTs dv&QCÖTTotatv
aTcoaxsSdaat /nEXeScövas. Hor. carm. I
18, 3. IV 12, 19: [cadus) amara cura-
rum eluere efficax.
239. cornua sumit er gewinnt Mut,
erklärt sich aus dem, was zu 232 gesagt
ist. Vgl. auch Hor. carm. III 21, 18:
addis cornua pauperi. Ov. amor.
III 11, 6: venerunt capiti cornua sera
meo. — Zu dem Gedanken giebt es
unzählige Parallelen. Ich erinnere au
Arist. equ. 92 : örav Ttivcoatv dvd'^ajnoi.
24
Ars amatoria
240 Tum dolor et ciirae rugaque frontis abit;
Tunc aperit nientes aevo rarissima nostro
Simplicitas, artes excutiente deo.
Illic saepe animos iuvenum rapuere puellae,
Et Venus in vinis ignis in igne fuit.
245 Hie tu fallaci nimium ne crede lucernae:
ludicio formae noxque merumque nocent.
Luce deas caeloque Paris spectavit aperto,
Cum dixit Veneri Vincis utramque, Venus;'
Nocte latent mendae, vitioque ignoscitur omni,
250 Horaque formosam quamlibet illa facit:
Consule de gemmis, de tineta murice lana,
Consule de facie corporibusque diem!
ZOTE 7th}VT0vai , SiartQÜTTOvai , viy.cöaiv
diitag , evSaiftovovaip , M(feXovai rovg
fiXovs. Find. fr. 218 (239) bei Athen.
XI 782 D : drix' dr&^omcov y.a/uaTCoSies
o'ixovxai ixsQifxvai OTrj&icjv s^co, TisXccysi
äi" SV TtoXv/^vooio TtloVTOV TlävXES lOq
VEOflSV IfJSvSfj TT^OS clxTUV ' OS fliv CLXQTj-
fioiv^ a(pvs6s TOTf, 101 8^ av TtkovreovTes
. . . di^ovrat if^evas d/nTtekivois ro^ois
Sa/ievrss.
Hör. carm. III 21, 11 : narratur et
prisci Catonis saepe mero caluisse virtus.
Tu lene tormentum ingenio admoves
plerumque duro (dazu das Gegenteil:
carm. I 18, 3); tu sajnentium curas et
arcmium iocoso consilium retegis Lyaeo ;
tu spemreducismentibus anxiis, viresque
et addis cornua paujjeri post te neque
iratos trementi regum apices neque
militum arma.
241, Theoer. 29, 1: olvos, u> (fils
Tial, XiyeTac yal dldd'ea, Philochoros
bei Athen.II p. 37 F. Theogn. 500:
dvä^os d' otvos eSsi^e voov. Hör. sat.
I 4, 89: verax Liber.
/242. artes] gemeint ist die Kirnst,
sich zu verstellen, sich anders zu geben,
als man in Wirklichkeit ist.
244. Sprichwörtlich. Vgl. Diogen.
VI 71 : fiTi 71VO enl 7tv^. Aristoph. fr.
453 K : £7ii TivQ Se tiv^ Bot'/' fjy-sti' äycov.
Ov. her. 15 (16), 229: saepe mero volui
ßammam compescere. at illa crevit et
ebrietas ignis in igne fuit. am. III 2, 34:
in flammam flammas, in mare fundis
aquas.
245 — 252. Doch wie der Wein leicht
Liebschaften vermittelt, so hat er auch
seine grossen Gefahren: Wein und
Lampenlicht lassen dich leicht körper-
liche Mängel des Mädchens übersehen,
also Vorsicht und hübsch bei Tageslicht
geprüft, wie es Paris that.
245. Das Lampenlicht trügt nur
zu leicht, in voller Beleuchtung muss
sich das Mädchen dem Auge darstellen.
Aehnliches bei Properz : Selbst die
schönsten Liebesfreuden werden voll-
ständig erst durch das ungehinderte
Beschauen der nackten Schönheit
(II 15, 11 : non iuvat in caeco Yener em
corrumpere motu: si nescis oculi sunt
in amore duces. Ipse Paris nuda fertur
periise Lacaena etc.).
245. Die Lampe personifiziert; sie
spielt in der Erotik eine grosse Rolle.
Xvyvov uTcioTov bei Musäus im Gedicht
von Hero und Leander (v. 328), in dem
sie von grosser Bedeutung ist, ebenso
wie in der Anthologie und den röm.
Elegikern.
247. Das Parisurteil (Luc. dial.
deor. 20) ist ein äusserst beliebter Gegen-
stand poetischer und künstlerischer Dar-
stellung und wird auch in nur andeuten-
der Weise sehr gern verwendet. Vgl.
Eur. Troad. 924 ff. Anth. Plan. IV 172.
182. AP. V 34, 11: d laviai 6 yQirfis
6 d'Eiöv l&ErjaaTO rcvyds,' ovxet^ di^ ovb
eoiSeZp 7J\)'eIe ras TctJOTEQas. 35, 13. 68.
XV 21, 12. Herond. I 34: rnv b" o^iv
ola TC()6s UdQiv y.od''' co^firionv d'eal
y.Qi&rjvai xaX?.orrjv. Nic. Eug. VI 620 ff.
Verg. Aen. I 27. Prop. II 2, 13: cedite
iam divae, quas pastor viderat olim
Idaeis tunicas ponere verticibus. Ov.
her. 15 (16), 53 ff. — In der ars noch
I 625. 683.
249. nocte latent mendae erinnert
an Catuli 62; 34: nocte latent fures.
Sachlich vgl. Apost. X 90 (H p. 511) :
I 240—262.
25
Quid tibi femineos coetus venatibus aptos
Eniimerem? numero cedet harena meo.
255 Quid referam Baias praetextaque litora Bais
Et, quae de calido sulpure fumat, aquam?
Hinc aliquis vulnus referens in pectore dixit:
"^Non liaec, ut famast, unda salubris erat/
Ecce suburbanae templum nemorale Dianae
260 Partaque per gladios regna nocente manu:
lila quod est virgo, quod tela Cupidinis odit,
Multa dedit populo vulnera, multa dabit.
Xv^vov d^d'evros yvvf] Tiäaa fj avtr;. Plut.
praec. coni. 46 (p. 144 e).
11. Bajae (253—258).
253. venatibus zu 89.
254. Die Sandkörner dienen bildlich
znr Bezeiclinung' einer unennesslich
grossen Zahl. Der Vergleich ist nahe-
liegend und daher uralt (Genes. 22, 17).
Hom. II. IX 385 : Öoa ■K^d./na&oi re kövis
TS. Pind. Ol. 2, 108: tpäujuos doif^fidi'
TtEQi-ncefevysv. Catull. 7, 3. Hor. carm.
I 28, 1: numeroque carentis harenae.
Verg. ge. II 105. Ov. met. XI 615.
255. Die alte prächtige Stadt Bajae,
in Campanien zwischen Miseuum und
Puteoli gelegen, ebenso berühmt durch
die Reize der Natur wie durch die Heil-
kraft ihrer warmen Schwefelquellen
(v. 256), gilt den römischen Dichtern
als ein irdisches Elysium voll eitel Lust
und Freude. Mart. XI 80 : litus beatae
Veneris aureum Baias, Baias superbae
blanda dona naturae, xit mille laudem,
Flacce, versibns Baias, laudabo digne
non saus tarnen Baias. Hor. ep. 1 1, 83:
nulliis in orbe sinus Baus praelucet
amoenis. Es ist klar, dass ein solcher
Ort, begünstigt durch das weiche
wonnige Klima bei dem beständigen
Nichtsthun und Zusammenleben auf
engem Gebiet Liebesabenteuer jeder
Art begünstigte. Daher nennt es Ovid
hier, daher ist Properz (I 11) ängstlich
und eifersüchtig, dass Cynthia sich auf
einer Badereise in dem gefährlichen
Bajae aufhält, imd Martial (I 62) weiss
gar von einer Frau zu erzählen, die als
Penelope nach Bajae ging, aber als
Helena zurückkam. Weiteres s. bei
Becker, Gallus P 145 ff. 158. Fried-
länder, Sittengeschichte II 104.
256. Die Heilkraft der warmen
Schwefelquellen von Bajae wird öfters
gerühmt. Vgl. z. B. Hor. ep. I 15, 6.
258. ut fania est vgl. Hor. ep. I
15, 6: dictaque cessantem nervis
elidere morbuni sulpura.
12. Der Diauahain bei Ari-
el a (259—262). Aricia ist eine der
ältesten Städte in Latium, am Fusse
des Albanerberges gelegen. Hier hatte
Diana einen berühmten Hain und Tem-
pel. Prop. II 32, 10.
259. templum nemorale ist eben
ihr Tempel in dem heiligen Haine, für
den Nemus geradezii als Eigenname
im Gebrauch war: Prop. 1. 1. Cic. ad
Att. XV 4, 5.
suburbanae. Aricia lag von Rom
nur 16 milia passuum entfernt an der
via Appia, daher ist es denn auch für
die Reisenden im iter Brundisinum die
erste Station (Hor. sat. I 5, 1). Ge-
legenheit zu Liebesbekanntschaften
mochte sich zumal bei dem Fackellauf
bieten, der zu Ehren der Göttin abge-
halten wurde. Vgl. über ihn Ov. fast.
III 263 : vallis Aricinae silva praecinc-
tus opaca est lacus antiqua religione
sacer. 269: saepe potens voti frontem
redimita coronis femina lucentes portat
ab urbe faces. Grattius cyn. 484:
spicatasque faces sacrum ad nemorale
Dianae sistimus. Stat. silv. III 1, 55.
So erklärt sich auch die Eifersucht des
Properz (II 32, 9), wenn er daran denkt,
dass Cynthia bei diesem Fackellauf die
staunenden Blicke der Menge auf sich
zieht.
260. Zur Erklärung vgl. Ovid.
fast, ni 271 : regna (im Haine der
Diana) tenent fortes manibus pedibus-
que fugaces, et perit exemplo postmodo
quisque suo, d. h. Oberpriester (rej'
nemorensis) war ein flüchtiger Sklave
[pedihus fugax), der seinen Vorgänger
im Kampfe erschlagen hatte.
26
Ars amatoria
Hactenus. unde legas, qiiod ames, ubi retia ponas,
Praecipit inparibus vecta Thalea rotis;
265 Nunc tibi, qiiae placuit, quas sit capienda per artes,
Dicere praecipuae molior artis opus:
Quisquis ubique, viri, dociles advertite mentes,
Pollicitisque favens vulgus adeste meis!
Prima tuae menti veniat fiducia, cunctas
270 Posse capi: capies, tu modo tende piagas.
Vere prius volucres taceant, aestate cicadae,
Maenalius lepori det sua terg-a canis,
Femina quam iuveni blande temptata repugnet:
Haec quoque, quam poteris credere noUe, volet.
263—268. Uebergang zum
z w e i t e n T e i 1 e. Hatte der erste ge-
lehrt, wo man die Mädchen findet, so
zeigt der zweite, w i e man sie ge-
winnt.
263. retia zu 89.
264. Thalea die Muse der komi-
schen und heiteren Dichtkunst. Verg.
ecl. 6, 2. (Ueber die Schreibweise
Thalea vgl. den Anhang.) — imparibiis
rotis vecta. Gemeint sind Hexameter
und Pentameter, die als zwei ungleiche
Räder gedacht werden, auf denen Thalia
einherfährt. Die Elegiker lieben der-
artige Umschreibungen des Begriffes
'Distichon'. Dasselbe Bild hat Ovid
auch ex Pento III 4, 86. Vgl. amor.
ni 1, 7.
267. Zum Ausgang des Verses vgl.
Zingerle, Ovid etc. II 92.
268. pollicitis meis vgl. v. 2: hoc
legat et lecto carmine doctus amet.
269-770. Zweiter Hauptteil:
Die Künste, durch die ein Mäd-
chen gewonnen werden kann.
Das Folgende enthält dreizehn Er-
fordernisse oder Anweisungen,
durch deren Anwendung der Liebende
zu seinem Ziele kommen wird.
269—350. Erste Anweisung:
Zutraun zu sich selbst und die feste
Gewisslieit, dass alle Mädchen zu haben
seien, was zuerst (271—278) an einem
dSvvuTov, dann (279—282) an der ana-
logen Erscheinung im Tierleben, end-
lich (283—340) an einer langen Reihe
von mythologischen Beispielen \yeib-
licher Liebesleidenschaft nachgewiesen
wird. Daran schliesst sich eine Re-
kapitulation des gebrachten Beweises
(341—342) und die daraus resultierende
Nutzanwendung (343 — 350).
271 ff. Das Wesen des sogenannten
o/?,fia i'l dSvvdrov besteht darin, dass
irgend etwas schon von Natur ganz
unmögliches als weit eher möglich hin-
gestellt wird als das, worum es sich
gerade handelt. Die beiden häufigsten
Formen sind: I. Eher wird das aller-
unmöglichste sich wirklich ereignen
(in der Regel eine Aufzählung von res
quae fieri nequunt) — ehe das eintritt,
wovon gesprochen wird. IL Wer das
für möglich hält (wovon gerade ge-
sprochen wird), der muss auch das von
Natur schon unmögliche für möglich
halten (Aufzählung von solchen res,
quae fieri nequunt). Dabei kann eine
allgemeine Formel wie tmiUn prius
[fient) die Reihe der dSvvara einleiten
(so z. B. Prop. I 15, 29) oder auch ab-
schliessen (Dirae 4), -vvie in ähnlicher
Weise Ovid (trist. I 8, 7) den ganzen
Gedanken mit dem Verse: omnia iam
fient, fieri quae posse negabam zu-
sammenfasst und abschliesst. Die dSi-
vaxn sind in der griechischen und
römischen Dichtung sehr beliebt und
werden auch von neueren Dichtern gern
angewendet. Vgl. ars I 747. Reich-
haltige Sammlung bei Zingerle, Ovid
etc. I 110—112.
271. Gerade die Cicaden werden
sehr passend genannt, denn sie sind
unermüdlich mit ihrem Gezirpe; bei
Theokr. 5, 111 ärgern sie dadurch die
Schnitter.
272. Maenalius canis. Der Mae-
nalus ist ein Gebirge in Arkadien. Ov.
fast. V 89. — Zum Gedanken^ vgl.
Theokr. 1, 135: ynl tw» y.vvas co/.aipog
e/.y.oi ('und den Jagdhund zause die
Hindin' Voss).
274. Der Vers bedarf keiner Er-
I 263—285.
27
275 Utque virö furtiva Venus, sie grata piiellae:
Vir male dissimulat, tectius illa cupit;
Conveniat maribus, ne quam nos ante rogemus,
Femina iam partes victa rogantis agat!
Mollibus in pratis admugit femina tauro,
280 Femina cornipedi semper adhinnit equo;
Parcior in nabis nee tarn furiosa libido:
Legitimum finem flamma virilis habet.
Byblida quid referam, vetito quae fratris amore
Arsit et est laqueo fortiter ulta nefas?
285 Myrrha patrem, sed non qua filia debet, amavit;
klärnn^. Eine Art Illustration giebt
Musäus, Hero u. Leander v. 131 : x«/.
ydo Sr iji&eotait' cLTteileicoai. yvvaiy.ee
(also quam poteris credere nolle), Kv-
TiQiSicüv oaQcav aindyykXoi etoiv diteJ.ai
{haec quoque volet).
277—280. Der Mann soll nicht un-
gestüm fordern, sondern soll der bereits
gewonnenen Frau die Eolle, Liebe zu
heischen, überlassen.
281 f. Vgl. Prop. III 19, 2: crede
mihi, vobis imperat ista {sc. libido)
magis. Vos, ubi contempti rupistis
frena jmdoris, nescitis eaptae mentis
habere modum.
283—340. Zehn mythologische Bei-
sjnele für die Liebesraserei und die
bis zu unnatürlichen Verirrunge?} gehende
Leidenschaft der Frauen. — Der 281 f.
ausgesprochene Gedanke wird in ganz
ähnlicher Weise von Properz (III 19)
geäussert (zu 281 f.) und ebenfalls an
einer Reihe von (sechs) mythologischen
Beispielen veranschaulicht. Gemein-
schaftlich haben beide die Beispiele von
Pasiphae, Myrrha, Medea, Klytaemnes-
tra, Skylla. Ovid hat dann noch die
Beispiele: Byblis, Aerope, die 7xnXkay.ri
des Amyntor, Phädra, Eidothea; Pro-
perz das von Tyro.
283 f. Erstes Beispiel : Byblis. Byb-
lis, die Tochter des Miletus, entbrannte
in heftiger Liebe zu ihrem Bruder Cau-
nus und machte ihrem sündigen Leben
durch Erhängen ein Ende. In den Meta-
morphosen (IX 446—664) hat Ovid die
Sage ausführlich erzählt: dort wird sie
aber, von ihren Thränen verzehrt, in
eine Quelle gleichen Namens verwandelt.
Bei Parthenius (IIa) wird die Sage
verschieden erzählt. Nach Nicaenetus
verliebte sich Caunus in die Schwester,
verliess in seinem Unglück die Heimat,
und fern von ihr gründete er eine
Stadt. Und Byblis härmt sich ab nach
dem Tag von Caunus ßückkehr: «vt/;
Ss yvcoTTj, oXoXvyövoe oirov sxovoa Bvß-
kls aTTOTtpo 7TvX(öv Kavvov loSvQaro vöa-
lov. — Die Üblichere Form der Sage
ist aber nach Parthenius (1. 1.), dass
Byblis in Liebe zu dem Bruder ent-
brannte ; dieser floh vor ihrer sündigen
Liebe in das Land der Leleger, allwo
die Quelle Echeneis rieselt, und grün-
dete die Stadt Kaunos. Die Schwester
aber von Jammer überwältigt, zumal
sie sich auch die Schuld zuschrieb, dass
Caunus fern der Heimat weilte, knüpfte
an einer Eiche die Schlinge auf und
endete ihr Leben. Einige erzählen auch,
dass aus ihren Thränen eine Quelle
entstanden sei, welche sie Byblis nannten.
Vgl. Nonn. XIII 557. Schol. Theoer. 7,
115. Hyg. fab. 243.
285 — 288. Zweites Beispiel : Myrrha.
Apollod. III 183: JJarvaaaig 8e cprjai
(^'ASiorivy OeiavToe ßnaiXeros 'AaavQiojv,
c£ ea^e d'vyareQa I^fivQvaf avrr] xard
fifjviv 'Afpodhrjs [ov ydQ avjrjv eri/iia)
iox^t T^ov TCar^os e^eora xal avvsQyov Xa-
ßovaa Trjv XQOffov ayroovPTt tm iraiQi
vvxrag ScöSexa avvevvdad'i] " 6 Öi, cos
yjad'eTo j arcaadfiEvos to ^ifog, kSicoy.ev
avrriv. rj Se Tie^ixaraXaftßavofievi] ü'eoTi
Tjv^aTO dcparfjs yevead'ai.. d'eol de }<ccr-
oiy.reiQavres avTTjv ek ScvSqov fierrjXXa-
^or, o xaXovai a^ivQvav. Sexafiriviaio} Si
vare^ov xqovco tov äei'Ö()Ov ^ayivToe yev-
rrjd'fjrai tov Xeyofievov "AScovtv. Die Sage
ist im Altertum wiederholt Gegenstand
poetischer Behandlung gewesen. Wir
wissen z. B. von eineui Epyllion 'Zmyr-
na' des C. Helvius Cinna, des Freundes
CatuUa, in dem er die Liebe der Zmyrna
(wie sie hier heisst), ihren Incest mit
dem Vater und ihre Verwandlung dar-
stellte; vgl. darüber Catull. 95. Teuffei,
ß. L." I § 213. 3. Ribbeck, R. D.'^ I
28
Ars amatoria
Et nunc obducto cortice pressa latet;
Illius lacrimis, quas arbore fundit odora,
Unguimur, et dominae nomina g^utta tenet.
Forte sub umbrosis nemorosae vallibus Idae
290 Caudidus, armenti gloria, taiirus erat,
Signatus tenui media inter cornua nigro:
Una fuit labes, cetera lactis erant.
Illum Gnosiadesque Cydoneaeque iuvencae
Optarunt tergo sustinuisse suo;
295 Pasiphae fieri gaudebat adultera tauri:
p. 344. Ausführlich erzählt ist die Sag-e
dann von Ovid, met. X 298—502. Verl.
Prop. m 19, 15. — sed non qua filia
(lebet rhetorisch, vgl. Ov. uiet. IX 455:
Byblis AppoUinei correpta cupidine fra-
tris non soror ut fratrem nee qua de-
hebat amavit u. ö.
286. Sie wurde in einen M3Trhen-
haum verwandelt. Ihre beständigen
Thränen sind der aus dem Baume träu-
felnde balsamische Saft. Ov. raet. X
500: flet tarnen et tepidae manant ex
arbore guttae.
289—326. Drittes Beispiel: Pasi-
phae. Die bekannte (297) Sage erzählt
Appollodor III 8: UooeiStovi d-iiov (sc.
Minos) f]r^azo ravQov dvatfaviivat ix
xwv ßv&iöv , y.ara&vasip vTcoaxöiievos
Tov ffavtvxa. tov Se UoaeiScövos ravQov
dvEVTOS avTiö öiaTT^ETtfj Tr]^ ßaai?.eiav
TiaQÜ.aße. tov de lavoov ei rd ßovy.6}ua
Tiifupas ed'vaev trs^ov . . . ooyiaS'tli Se
avT(ö UoaeiStüv , ort /urj y.are&iae lov
TavQov. rovrov /uev itr^y^icoae, Uaoi^dr^v
8e ü.&Elv eis tTii.d'vfjLiav avrov Ttaoeay.ei-
aOEV. T] de Eoaa&Eiaa tov tuv^ov ovveo-
yov Xa/itßdvEt /dniSaXov^ oa rjv d^/iTay.rcov
TCSIfEVywS £^ ÄdTiVtTjv ETll (fövo). OVTOS
^v?Uvrjv ßovv ETll TQoyüv y.araaxEvdaag
y.al TavTT]v *y.oikdvug evSoS'ev ey.SEiQas
T£ ßovv Tr]v SoQuv TtSQitQ^a-KjJE y.al ^Eig
Ev (pTZEo t'ld'iOTo 6 rav^og leificüvi ßöa-
y.Ea&at Tt)v naOKfdrjv ivEßißaoEV, eX&cov
Se 6 TUVQOS (o£ dXr^&ivfj ßöl avvrjl&ev'
f] Se Aaritiiov lyivvrfiE tov y.Xrj&tvra
MivtaravQOi'. Dramatisch dargestellt war
die Sage von Euripides in den KoijTtg
(bei Dindorf fr. 474. 475 a. Nauck - 471.
472). Vgl. ferner Ap. Rhod. III 1075.
Anth. Pal. XIV 43. Verg. ecl. 6, 45.
Prop. III 19, IIC Cretaci fastus quae
passa luvend induit abicgnae cornua
falsa bovis. Ov. her. 4, 57.
289. Ida, bekannter Berg auf Kreta.
Paus. V 7, 6. Ov. amor. III 10, 25.
2JK), candidus. Vgl. Verg. ecl. 6,
46: Pasiphaen nivei solatur amoi'e
ixivenci (vgl. 53).
Vgl. die ausführliche Beschreibung
des schönen Stieres, in den sich Juppiter
verwandelte, um die Europa zu ent-
führen, bei Ov. met. II 852 ff. Auch da
wird die schneeweisse Farbe gerühmt:
quippe color nivis est. Denselben Stier
beschreibt Moschos in der EvpoJTzr] (80 ff.).
— gloria armenti Tib. IV 1, 208: tardi
pecoris sim gloria, taurus.
291. nigrum hier substantivisch:
ein schwarzer Fleck. Die Alten er-
wähnen es gern, wenn ein Tier ganz
gleichmässig gefärbt ist, und nur au
einer Stelle eine andere Färbung zeigt.
Vgl. z. B. Hom. IL XXIII 454 V9m Pferde
des Diomedes: o» to /uhv d).).o tooov
^oivi^ (rotbraun) riv, iv Se fiETCOTico Kev-
y.ov a7]a liEXvy.To TiEQiT^oyßv tjvte firjvr,.
Moschos, Europa (Ii, v. 84: tov Sr, rot.
TO fiiv aX).o Se/uas ^av&oyooov eay.E y.v-
y.Xoi S' uoyvtfEog iieaaio fidofiaioE /.lETOJTiq),
Theoer. 8, 27 wird ein Hund ^a).ao6s
genannt, was der schol. erklärt : o tycov
TO J.EVy.OV EV T(Ö flETOJTlM. Vgl. aUCh
die Erklärer zu Theokr. 11, 41 (tEß^oi-,
Txdaai jxr^vo^foQioi). Auch der teuer vitii-
lus, den Horaz opfern will (carm. ly
2, 59) : qua notam duxit, niveus videri,
cetera t'fiktis. Vgl. Ov. met. III 221,
292. lahes Makel, aber ohne tadeln-
den (so ars I 514) Sinn : Fleck. In den
eben citierten Stellen hiess es af]ua, nota.
293. Guosus, Krcoaoi, eine der
ältesten Städte Kretas, ehemalige Resi-
denz des Minos, bekannt durch das Laby-
rinth. Hom. Ii. XVIII 591. Od. XIX 178.
Die Adjektivform Gnosias ist grie-
chisch nicht nachzuweisen. Ovid hat
sie in der ars noch I 556, wo Ariadna
gemeint ist. —
Cydonea iKvSorvia), ebenfalls eine
uralte berühmte kretische Stadt, an der
Xordküste der Insel. Hdt. III 47.
294. Die Schönheit des Stieres wird
I 286-314.
29
Invida formosas oderat illa boves.
Nota cano: non hoc, centum quae sustinet urbes,
Quamvis sit mendax, Greta negare potest.
Ipsa novas frondes et prata tenerrima tauro
300 Fertur inadsueta subsecuisse manu;
It comes armentis: nee ituram cura moratur
Coniugis, et Minos a bove victus erat.
Quo tibi, Pasiphae, pretiosas sumere vestes?
nie tuus nullas sentit adulter opes.
305 Quid tibi cura speculo montana armenta petenti?
Quid totiens positas flngis, inepta, comas?
Crede tarnen speculo, quod te negat esse iuvencam.
yQuam cuperes fronti cornua nata tuae!
Sive placet Minos, nullus quaeratur adulter;
310 Sive virum mavis fallere, falle viro!
In nemus et saltus thalarao regina relicto
Fertur, ut Aonio concita Baccha deo.
A! quotiens vaccam vultu spectavit iniquo
Et dixit Momino cur placet ista meo?
an der Wirkung geschildert, die sie aixf
die iuvencae ausübt.
296. formosas denn nur you diesen
hatte sie etwas zu befürchten. So wird
der Stier durch dieses eine Wort mit
ästhetischen Empfindungen begabt und
dadurch das Heikle der Geschichte etwas
veredelt.
297. Schon Homer (IL II 649) nennt
Kreta eyaTouTzohi^ wenn es auch frei-
lich in der Odyssee (XIX 174) von Kreta
heisst: sv (f ävd'QConoi, rtokXoi^ aTtei-
^eaioi, y.al evv rxo VT a TioXrjss. Eurl-
pides fr. 475 a, 3 (Dind.): K^jjttjs exa-
To^iTiToXisd-Qov. Vgl. Hör. carm. III
27,33: centum potentem oppidis Creten;
epod. 9, 29: centum nobilem Cretam
urbibus. Ov. her. 10, 67.
298. Die Kreter standen als Lügner
und Betrüger in schlechtem Rufe. Vgl.
den bekannten Vers des Epimenides:
Kpfirss del xpevarai. xaxd d'rjQta^ yaari^es
rlQyal. Auch das Sprichwort (Suidas sub
xcLTiTia) : TQia xärtTia •xdxiara, KaTiTta-
Soy.ia K^^TT] y.cu KiXiy.ia. Vgl. Suid. SUb
yiQrrtit,Eiv. Zenob. IV 62 (I 101 v. L.)
Plut. Lys. 20. Ov. am. III 10, 19.
299. Mau beachte, wie in den Bei-
worten novas und tenerrima höchst
wirkungsvoll die Zärtlichkeit von Pa-
siphaes Liebe zum Ausdruck kommt:
sie kann ihrem Liebling nicht liebes
genug anthun; sie vergisst ganz ihre
persönliche Würde {ipsa).
301 f. Dieser Zug nicht ohne Be-
deutung. Dass sie um des Stieres willen
den Gatten vergisst, erweckt einerseits
unser Mitleid mit ihm, andrerseits ver-
anschaulicht es aufs beste die Macht von
Pasiphaes unseliger Leidenschaft, eben
wieder durch die Wirkung, die sie aus-
übt. Anders, aber in der Wirkung ähn-
lich ist Hör. carm. I 1, 25: manet sub
Jove frigido venator tenerae coniu-
gis immemor.
303 ff. Die Verse erinnern etwas
an Prop. 12, Iff. Formell vgl. Hör.
sat. I 6, 24 : quo tibi, Tilli, sumere de-
posituni clavum fierique tribuno?
Nichts in der That kann besser die
unselige Verirrung der Pasiphae ver-
anschaulichen, als wenn geschildert wird.
wie sie, um dem Stiere zu gefallen, sich
putzt und wieder und wieder den Spiegel
befragt. Abstossend, aber die Schilde-
rung auch hier wieder meisterhaft. Mau
beachte auch, wie fein (wenn auch wieder
echt rhetorisch) die Erwähnung des
Spiegels weiter verwertet wird (307 f.).
312. Vgl. III 710. Aonia ist der
alte, mythische Name Boeotiens (Callim.
Del. 75 Nonn. IV 337), die Aonides da-
her die Musen (Ov. met. V 333), der
Aonius deus (auch noch ars 11 380) also
Bacchus, dessen Mutter Semele in Thebeu
wohnte. Vgl. ars III 547. her. 10,48:
qualis ab Ogygio concita Bacclm deo.
314. domino s. zu 322.
30
Ars araatoria
315 Adspice, ut ante ipsum teneris exultet in herbis!
Nee diibito, quin se stulta decere putet/
Dixit, et ingenti iaradndum de grege duci
lussit et inmeritam sub iuga curva tralii.
Aut cadere ante aras commentaque sacra coegit
320 Et tenuit laeta paelicis exta manu.
Paelicibus quotiens placavit numina caesis
Atque ait exta tenens 'ite, placete meo!*
Et modo se Europen fieri, modo postulat Ion,
Altera quod bos est, altera vecta bove.
325 Hanc tamen inplevit, vacca deceptus acerna,
Dux gregis, et partu proditus auctor erat.
Cressa Thyesteo si se abstinuisset amore,
(Et quantumst uno posse calere viro!)
Non medium rupisset iter curruque retorto
330 Auroram versis Phoebus adisset equis.
Filia purpureos Niso furata capillos
317. ianidiidum was schon längst
hätte geschehen müssen, also 'schleu-
nigst'. Vgl. II 457.
319. commenta 'erlogen' : in diesem
Falle war das Opfer nicht sacrum, sie
brachte es nicht, um der Gottheit zu
gefallen, sondern um zum Ziele ihrer
sündigen Begierde zu kommen. Dem
widerspricht natürlich placavit numina
(321) nicht.
322. ite placete meo mit bitterer
Ironie, wie solcher Imperativ häufig ge-
braucht wird. Vergl. ecl. 1, 73 : insere
nunc. Meliboec. piros, pone ordine vitis.
322. Soweit vergisst sich Pasiphae,
dass sie den Stier mit den erotischen
Koseworten dominus (314, vgl. Ov. amor.
III 7, 11: et mihi blanditias dixit do-
minumque vocavit) und mens beneuut,
Met. XIV 761: 0 mea.
323. Europa. Schol. Ven. zu Ilias
XII 292: EvQüjnrif rr^r 'Polviy.oi (nach
andern ist sie die Tochter des phöui-
zischen Königs Agenor, z. B. Hdt. IV 147,
vgl. Apoll. III 2) Zsii d-aaadfievos tv
Tivi XeifiäJyi (.itTo. Nv/iiffu>v uvQt] dva-
Xeyovaav ^^daO'r] y.al y.axt'f.d'wv rjlla^sr
eavTov eis lai-^ov xal a.To rov aröfiaTos
XQÖy.ov tTtvei. ovrco re irjv Evoojnrjv
d7iar/;aas eßdaraae yai Siajto^&fievaas
eis KqrjTr^v ef-äyr] avri] ...'// laroqia Tiap'
'Hai6S(o (fr. 209 Goettl.*^) ^lal Bay./vUdu
(fr. 10 Blass).
Poetisch ist die Sage mehrfach dar-
gestellt (vgl. auch Paus. IX 5, 8: ö Sh
TU iTCTi xd es EvQ(07trjv TioiTjqas)-^ ich
erwähne Moschus I (II). Ovid. met. II
836 ff. (her. 4, 55), fast. V 605 ff. Hör.
carra. III 27, 25 ff. Vgl. auch Luc. dial.
deor. mar. 15. Ferner die ausführliche
Be.schreibung eines Gemäldes, das Eu-
ropas Entführung darstellt, bei Achill.
Tat. I 1.
Ion s. zu V. 77 und vgl. noch Luc.
dial. deor. 3.
325. acernns, das Adjektiv zu acer,
der Ahorn. Zur Sache vgl. die An-
merkung zu 289 und Suet. Nero 12:
inter pyrrhicharum argumenta taurns
Pasiphaen ligneo iuvencae simulacro
ahditam iniit.
326. partu: Pasiphae gebar den
Minotaurus : zu 289.
327 — 330. Viertes Beispiel : Aeropc.
Sie Avar die Enkelin des Minos (daher
Cressa), zuerst mit Pleisthenes. dann
mit Atreus vermählt und von ihm Mutter
des Agamemnon iiud Menelaus. Später
buhlte sie mit Thyestes. Vgl. Eur.
Orest. 1009: liy.r^a re Kotjaous 'AepÖTias
Sofias bohoiai ydfiois. Hjg. fab. 86.
329 f. Vgl. Eur. Or. imi -.od-sv
eQis To re TirepcoTov dXiov fietißakev
üofia, rdf tt^os torcepav y.k/.ev&ov ovpa-
vov 7tooaaof.i6aaaa (.lovoTitol.ov es Äüj.
Iph. faur.' 192. Ov. trist. II 391: si
non Acropen frater sceleratus anlasset,
aversos Solis non legeremus equos.
Goethe, Iphigenie I 3: Du wendest
schaudernd dein Gesicht, o König: So
wendete die Somi' ihr Antlitz weg und
ihren Wagen ans dem eicgen Gleise.
331 — 332. Fünftes Beispiel : Skylla.
ApoUod. III 210: Mtpcos Meyaoa elXe
I 315—337.
31
Pube premit rapidos inguinibiisque canes.
Qui Martern terra, Neptimum eflfiigit in uiidis,
Coniugis Atrides victima dira fuit.
335 Cui 11011 defletast Ephyraeae flamnia Creusae
Et nece iiatorum sanguiniilenta parens?
Flevit Amyntorides per inaiiia liimina Phoenix;
Niaov ßaaiksvovTOi tov IlnvSioroi . . .
OLTii&ave Se xal Niooi äin O'vyaroos
Tt^oSooiav. e^ovri yd^ aimö itOQffVQeav
d'siorjs r^f x^rjOfios TEkevcrjoai. /) Öe
d'vya.zrjQ avxov —xi'XXa s^aad'sTaa Mivcooi
s^elks T^v TQixa. Mivms Öe Msyd^iov
x^arrjoag xal tf]v y.ö^rjv rFjs TT^vftprjs
Tcöv Ttoöcö-y sxSrjOus vnoßQvxiov tnoirjae.
Vgl. Paus. I 19, 4. Aescli. Choeph.
613 fi". (bei dem aber nicht Liebe, son-
dern Habsucht das Motiv zu Skyllas
That ist). Ausführlich dargestellt ist
dann die Sage in dem (fälschlich dem
Vergil zugeschriebenen) Gedichte Ciris
(vgl. Eibbeck, RD. ' II 350 ff.) und bei
Ovid, met. VIII 6-151. Vgl. auch
Prep. III 19, 21 ff. IV 4, 39. Verg.
ge. I 404 ff.
332. Skylla wurde zur Strafe in
den Vogel Ciris vervpandelt und lebt
mit dem Seeadler, in den ihr Vater
verwandelt wurde, in beständiger Feind-
schaft. So in den zu 321 citierten Stellen.
Die Dichter verwechseln aber Skylla,
die Tochter des Nisus, nicht selten mit
dem aus der Odyssee (XII 80 ff.) be-
kannten Meerungeheuer, welches ur-
sprünglich eine Tochter des Phorkus
sein sollte und von Circe aus Eifersucht
in das Ungeheuer mit Hunden am Unter-
leibe verwandelt wurde. Ov. met.
XIV 52 ff. Cic. Verr. V 146. Die Ver-
mischung der beiden wie hier auch bei
Prop. IV 4, 39: quid mirum in patrios
Scyllam saevisse capülos candidaque in
saevos mguina versa canes? Verg.
ecl. 6, 74: Scyllam Nisi, quam fama
secuta est Candida succinctam latranti-
bus mguina monstris etc. Dazu vgl.
Ciris 54 ff.
333 f. Sechstes Beispiel : Clytae-
mnestra. Die Geschichte von der Buhl-
schaft der Clytamuestra mit Aegisth
und der Ermordung Agamemnons ist
allbekannt und ein überaus häufiger
Gegenstand poetischer Darstellung. Vgl.
in der arsII399ff. Hom. Od. III 256 ff.
IV 512 ff XI 405 ff Dann wichtiges
Motiv der griech. Tragödie. Vgl. Prop.
m 19, 19. Formell vgl. auch Hom.
Od. XI 406 (Agamemnon spricht zu
Odysseus in der Unterwelt): ovr ifü
y'' tv vrjsaoi UooeiÖdcov idäfiaaaev o(?(J«s
aQyaXeaiv dva/niov dueya^rov dvx/n'^v,
ovre fi dvdQOiot uvd'psg kSrjXrjaavT ircl
yj^oov, dXXd fioi Aiyia&os rev^as ■d'dva'
rov TS fto^ov T£ l'/tra avv ovXofikvj]
dXöxtp, oixovSs y.aXioaai^ SstTtviaaag, cog
rig T^ xaTsarave ßovv eni ifdTvrj.
335 f. Siebentes Beispiel: Medea.
Jason, derLiebe zuMedea überdrüssig,will
sich mit der korinthischen {Ephyraeae)
Königstochter Creusa vermählen. Um
sich zu rächen, tötet Medea die Braut
durch ein vergiftetes Gewand, das ihren
Körper verbrennt [flamma) und tötet
die eigenen Kinder, um sie nicht dem
Jason zurückzulassen. Vgl. II 381 f.
III 33. Hauptdarstellung: Euripides'
Medea. Wie bekannt ist auch diese
Sage unzählige Male poetisch dargestellt
oder verwertet worden. — flamma steht
in Doppelsinn: die wirkliche Flamme
und die Liebesglut (vgl. zu II 301).
Derartige Wortspiele liebt Ovid, vgl.
fast. III 545 f. — Ephyra 'h'fi'^a, der
alte Name für Korinth, öfters bei
Dichtern, z. B. Hom. II. VI 152.
Theokr. 28, 17. Ov. met. II 240.
337. Achtes Beispiel: Die rcaXXay.i]
des Amyntor. Die Erklärung giebt
Hom. IL IX 447 ff. und eine bei Apollodor
(III 175) erhaltene (auf ein euripideisches
Drama zurückgehende) weniger bekannte
Sage: <I'oiii^ 6 Afivi^ro^os . . . vtzö tov
TiaT^ds szvfXiöB'r] aaTay,'£var(utvr]s (f&o-
ouv fPd'Lag rrjs tov Trar^og naXXaxiSoa.
Vgl. Hieronymus hei Suidas s. v. '^4*'«-
yv^daios-.ToiTov (sc. daemonis Anagyrasii)
Se TIS s^ty.oif'S t6 äXaos. u de tcö vliö
avTov ETliuljve (machte in ihn rasend
verliebt) T/;r naXXayctjv ijrig fir) Sviuuirt]
ayfineloai top TtalSa SiißaXev cog datXyij
TCÖ TiaTQi. 6 Se ETirj^wotv (blendete)
avTov y.al iyxaTMy.oSöfirjOer. eTii Toi'XOiS.
xal 6 TiaTfjQ eavTov dvrj^TriOev, /} ^e-
TtaXXay.i] sig f^eao favxrjv t^^ixf'sv.
Also wieder ist es die Liebesleiden-
schaft einer Frau (der TraXXaxr'i . des
Amyntor), welche das Unheil anstiftet.
32
Ars amatoria
Hippolytum pavidi diripuistis equi.
Quid fodis inmeritis, Phineu, sua lumina natis?
340 Poena reversurast in caput ista tuum.
Omnia feminea sunt ista libidine mota:
Acrior est nostra plusque furoris habet.
Ergo age, ne dubita cunctas sperare puellas!
Vix erit e multis, quae neget. una tibi.
345 Quae dant quaeque negant, gaudent tarnen esse rogatae;
Ut iam fallaris, tuta repulsa tuast.
Sed cur fallaris, cum sit nova grata voluptas,
Et capiant animos plus aliena suis?
Fertilior seges est alienis semper in agris,
350 Vicinumque pecus grandius über habet.
Sed prius ancillam captandae nosse puellae
Das Beispiel ist sachlich sehr verwandt
mit dem folo'enden.
338. Neuntes Beispiel: Phädra.
Hippolytus, der Sohn des Theseus, wird
von seiner Stiefmutter gelieht, ohne
dass sie den keuschen Jüngling sich
willig machen kann, weshalb sie ihn
beim Vater verleumdet. Ein aus dem
Meere aufsteigender Stier macht seine
Pferde scheu [jMvidi], die ihn zu Tode
schleifen. Apoll, epit. 1, 18 f. Euripi-
des' Hippolytus, und sonst sehr oft.
pavidi Eur. Hipp. 1218: evü-vs Sk
TttöXois Seivos kfiniTtrsi (foßos [Tirorj&EVTcov
Ss TCüf ITtTTOIV Apoll. 1. 1.).
339 f. Zehntes Beispiel: Eidothea.
Phineus, der König von Salmydessos,
war vermählt mit Kleopatra, der Tochter
des Boreas und der Oreithyia, und hatte
aus dieser Ehe zwei Söhne. Später
verstiess er die Kleopatra (Ovid. rem.
am. 454: cessit ab Idaea coniuge victa
prior) und nahm Idaea oder Idothea zum
"Weibe. Diese bestimmte den Phineus
aus Eifersucht gegen Kleopatra, die
beiden Söhne zu blenden und in ein
Grabgewölbe einzusperren. Apollod.
III 200. So dient sie dem Ovid als
letztes Beispiel für die unnatürlichen
Verirrungen weiblicher Liebesleiden-
schaft. Die Sage ist bekannt aus Soph.
Ant. 966 ff.
340. Zur Strafe wurde Phineus
selbst geblendet. Vgl. schol. Apoll.
Rhod. II 178: sTcriQOJ&T] Sh Tai bweis
6 (fiivsvs . . . y.aru efiovg, Sri etib-
ßovXtvae IJeQOel. —ofoxXfis Sh (vgl.
Anh. zu 339), ön toi)»' ty. KleorcdT^as
vlovs exv(fku)OBv ^'Oa^d'ov xai K^äfißiv^
TTsia&eis dtaßolali 'Idaias r^s avrcör
fiTjr^viäi. Darüber auch Apollod. I 120.
Bekannt ist auch die andere Strafe des
Phineus , dass die Harpyien ihm die
Speisen rauben und den Rest besudeln,
so dass er von immerwährendem Hunger
gequält wird. Aesch. Eum. 46 ff. Verg.
Aen. III 212 ff.
341 — 350. Rekapitnlatioyi des durch
die zehn mythischen Beispiele gebrach-
ten Beweises und daraus resultierende
Nutzamvendung.
346, tnta d. h. du hast nicht irgend-
welche Unannehmlichkeit zu befürchten,
weil sich eben jedes Mädchen ge-
schmeichelt fühlt, selbst wenn sie wirk-
lich gegen alles Erwarten dir einen
Korb geben sollte.
347—350. Der eben wenigstens als
möglich zugegebene Fall, dass ein
Mädchen sich weigert, wird sofort wieder
abgelehnt und schon durch die allgemein
giltige Erfahrungsthatsache widerlegt,
dass das Neue und die Abwechselung
lockt: so wird ein Mädchen gern der
710V a voluptas, eben weil sie grata
ist, nachgeben. Das Fremde, Unge-
wohnte reizt eben gerade, illustriert an
zwei ländlichen Beispielen.
350. Sprichwörtlich, vgl. Her. sat.
I 1, 110: aliena capella gerat distentius
über. Mehr im Anhang.
351—398. Zweite Anweisung:
Du musst dich mit ihrer Zofe gut
stehen. Das ist von grossem Wert
(—354) und durch Versprechen und
Bitten leicht zu erreichen (—356), Durch
sie erfährst du die für dein Vorhaben
günstigen Zeitpunkte (—374); sei aber
I 338—373.
33
Cura Sit: accessus molliet illa tiios;
Proxima consiliis dominae sit iit illa, videto,
Neve pariim tacitis conscia fida iocis;
355 Hanc tu pollicitis, haue tu corrumpe rogando:
Quod petis, ex facili, si volet illa, feres.
Illa leget tempus (medici quoque tempora servant),
Quo facilis dominae mens sit et apta capi.
Mens erit apta capi tum, cum laetissima rerum
360 Ut seg-es in pingui luxuriabit humo;
Pectora dum gaudent nee sunt adstricta dolore,
Ipsa patent: blanda tum subit arte Venus;
Tum, cura tristis erat, defensast Ilios armis:
Militibus gravidum laeta recepit equum.
365 Tum quoque temptandast, cum paelice laesa dolebit:
Tum facies opera, ne sit inulta, tua.
Hanc matutinos pectens ancilla capillos
Incitet et velo remigis addat opem
Et secum tenui suspirans murmure dicat:
370 'At, puto. non poteras ipsa referre vicem/
Tum de te narret, tum persuadentia verba
Addat et insano iuret amore mori.
Sed propera, ne vela cadant auraeque residant:
vorsichtig, wenu du beabsichtigst, dich
mit ihr selbst in erotische Abenteuer
einzulassen ( — 398.)
353 f. Also die Lieblingszofe der
Herrin, der sie am meisten vertraut,
auf deren verschwiegene Treue Ver-
lass ist.
357—374. Die Zofe kann dich über
die geeignete Zeit orientieren,
deren Wichtigkeit beiläufig durch das
Analogon aus der ärztlichen Praxis
'jLi^^-W 'betont wird (357). Solche günstigen
C Zeitpunkte sind aber erstens, Avenn sie
fröhlich und guter Dinge ist (—364),
und zweitens, wenn sie eifersüchtig ist
(-374).
359. rerum zu 213.
364. gravidum dieselbe Vorstellung
z. B. bei Prop. IV 1, 42: abieyni veuter
aperhis equi. Verg. Aen. II 237: scandit
fatalis machina muros feta armis.
laeta vgl. Verg. Aen. II 238 : pueri
circum innuptaeque puellae sacra canunt
funemque manu confingere gaudent.
367. ancilla nämlich die ornatrix,
vgl. zu III 239. Hier ist also eine
ganz freundliche Behandlung der orna-
trix durch die Herrin vorausgesetzt, sie
iinterhält sich mit ihr während der
Morgentoilette. Dabei benutzt dann die
Ovid, ars amatoria ed. Brandt.
dienstfertige Zofe die momentane Ver-
stimmung (374) der Herrin über die
sei es nun wirklich vorhandene oder
nur in ihrer Eifersucht bestehende
paelex (365) und weiss den neuen Lieb-
haber recht einschmeichelnd zu em-
pfehlen und von der Glut seiner Liebe
zu reden.
368. Das Bild erklärt sich leicht.
Das vcliim ist die schon bestehende
Eifersucht, sie ist das Segel, durch
■welches das Schifflein ihrer Liebe be-
reits einen andern Kurs einschlägt ; die
Zuflüsterungeu der ornatrix sind nuu
das Ruder, das die Thätigkeit des
Segels unterstützt und das Schifflein
vollends dem neuen Galan zusteuert.
370. vicem referre d. h. gleiches
mit gleichem vergelten, durch ähnliche
Untreue. So leitet die Zofe sehr ge-
schickt auf den neuen Freund hin.
373. Das Bild von 368 wird bei-
behalten, nur dass die vela hier ziinächst
noch von aurae unterstützt sind. Eile,
damit nicht beim Nachlassen {residant)
des dir günstigen Windes {aurae) das
Segel schlaff zusammenfalle {cadant).
Beide bildliche Wendungen gehören also
zusammen und bilden in der bekannten
Form des votsqov i^tqöteqov nur eine
3
34
Ars amatoria
Ut fragilis glacies, interit ira mora.
375 Quaeris, an hanc ipsam prosit violare ministram?
Talibus admissis alea grandis inest.
Haec a concubitu fit sedula. tardior illa;
Haec dominae munus te parat, illa sibi.
Casus in eventust: licet hie indulgeat ausis,
380 Consilium tarnen est abstinuisse memn.
Non ego per praeceps et acuta cacumina vadam,
Nee iuvenum quisquam me duce captus erit.
Si tarnen illa tibi, dum dat recipitque tabellas,
Corpore, non tantum sedulitate placet,
385 Fac domina potiare prius, comes illa sequatur
Non tibi ab ancillast incipienda Venus.
Hoc unum moneo, siquid modo creditur arti,
Nee mea dieta rapax per mare ventus agit:
Aut non temptaris aut perfice! tollitur index,
390 Cum semel in partem criminis ipsa venit;
Umsclireibung für: dass der günstige
Zeitpunkt nicht ungenützt Torüber-
gehe. Schmiede das Eisen, so lange
es warm ist.'
374. Denn ira furor brevis est (Hör.
ep. I 2, 62, wo freilich mehr furor be-
tont wird).
375—398. Eine beiläufige Erörte-
rung der Frage, ob es sich empfiehlt,
zu dem Zwecke, die Zofe sich noch
dienstwilliger zu macheu, sich mit ihr
in intimen und intimsten Umgang ein-
zulassen. Ovid lässt die Frage unent-
schieden, rät aber im allgemeinen da-
von ab.
376. alea, das Wurf elspiel und dann
mit leicht verständlicher Metapher das
Wagnis, Risiko. Vgl. Caesars Ausspruch,
als er den Rubiko überschritt: iacta
alea est (Suet. Caes. 321 Hör. carm. II
1, 6: periculosae plenum opus aleae
(Pollios Geschichtswerk). Liv. I 23, 9 u.o.
381. Bildlich von übereiltem und
dabei waghalsigem Beginnen, praeceps
substantivisch wie Hör. sat. II 3, 292:
casus medicusve levurit aegrum ex prae-
cipiti. Juven. I 1, 149: omne in prae-
cipiti vitiiun stetit. Vgl. IV 10, 107.
383. In solcher Thätigkeit erscheint
z. B. die gefällige ornatrix Xapc bei
Ov. amor. I 11 und 12. Diese Elegieen
belehren uns auch über den Inhalt
solcher tabellae.
388. Ein überaus häufiges Bild.
Schon bei Homer: Od. VIII 408. Eur.
Troad. 419. 454: ödJ &oais avoan fi^£-
ad'ai aoi T«(J', ft) fiavTef ("ra^. Theokr.
29, 35: fd de lavra (ffor^v dve/noian'
t.-TiTooTir^s. Dann auch den römischen
Dichtern sehr geläufig, ars I 634. rem.
286. Catull. 3U, 10. Hör. carm. I 26,
2: tradain jjrotervis in mare Creticum
portare ventis. Tib. I 4, 22. Stat. Ach.
II 286. Ov. amor. II 16, 46. trist. I 8,
35 f. Eine reiche Parallelensammlung
giebt Ziugerle. Ovid etc. I 39 If. rapax
ventus entspricht d^m homerischen (Od.
VTTT 408): ucfao rd (ftQOiev av aQTcä-
"iaaai ueXXui.
Bei der ganzen nicht eben erfreu-
lichen Auseinandersetzung über die et-
was heikle Frage erinnere man sich,
dass dem Dichter selbst der zu intim
gewordene Verkehr mit der allzu willigen
Zofe Cj-passis einmal schlecht bekommen
ist, wenn es auch gerade inOvids amores
sich nur in den allerseltensteu FäUen
um ein wirkliches Erlebnis handelt.
Amor. I 8: Ponendis in mille modos
perfecta Cypassi, comere sed solas digna,
Cyjjassi, deas, et mihi iucunde non rus-
tica cognita furto, apta quidem domi-
nae, sed niagis apta mihi , quis fuit
inter nos sociati corporis index? Sensit
concuhitus undc Corinna tuos? u. s. w.
Dann würde auf v. 380 ein ganz anderes
Licht fallen. — Vgl. dazu auch Prop.
III 15.
390. Wenn du auf halbem Wege
stehen bleibst, kann dich die ornatrix
leicht verraten : ist sie aber mitschuldig
geworden, wird sie sich hüten, zu plan-
I 374—405.
35
Non avis iitiliter viscatis effug-it alis,
Non bene de laxis cassibus exit aper.
Sauciiis arrepto piscis teneatur ab hämo:
Perprime temptatam nee nisi victor abi!
397 Sed bene celetur! bene si celabitur index,
Notitiae suberit semper amica tuae.
Tempora qui solis operosa colentibns arva,
400 Fallitur, et nautis adspicienda putat;
Nee semper credenda Ceres fallacibus arvis,
Nee semper viridi concava piippis aquae,
Nee teneras semper tutum captare puellas:
Saepe dato melius tempore fiet idem.
405 Sive dies suberit natalis, sive Kalendae,
dem. Sie ist danu gefangen und kann
sich nicht losmachen, was an drei ana-
logen Beispielen aus dem Naturleben
veranschaulicht wird.
391. viscatus mit Vogelleim [vis-
aim) bestrichen, durch V. gehemmt.
7ion utiliter nicht zu seinem From-
men, d. h. überhaupt nicht. Nicht die
einfache Thatsache wird negiert {non
effwjit) sondern die Folge der momentan
als möglich gedachten Thatsache, damit
aber diese selbst.
392. laxis gertäumig. als Beiwort
von cassis auch bei Verg. »i^i^^iy ■ ■^'^'?'
394. perprime in derb erotischem
Sinne: 'setze ihr tüchtig zu'.
395 f. Vgl. den Anhang.
398. Die Freundin wird immer deiner
Bekanntschaft unterworfen sein, d. h.
du wirst von allem, was sie redet und
thut, unterrichtet sein, also die Zofe
wird dir als Kundschafterin wertvolle
Dienste leisten. Dadurch wird zum
Folgenden geschickt übergeleitet.
399—436. Dritte Anweisung.
Du musst die günstigen und ungünsti-
gen Zeitpunkte genau kennen. —
Die Wichtigkeit, die passende Zeit ab-
zuwarten, wird zunächst wieder durch
zwei Vergleiche aus der Natur veran-
schaiilicht (—402), an die sich dann
erst die daraus resultierende Schluss-
folgerung anschliesst (—404), ehe der
Dichter imgünstige Zeitpunkte erörtert
f — 412) und günstige ( — 416). Eine
besondere Besprechung finden dann die
Gelegenheiten , da das Mädchen Ge-
schenke haben will ( — 436).
399 f. Construiere : qui putat tem-
pora solis operosa arva colentibns et
nautis adspicienda (esse), fallitur.
Eine solche verschränkte Wortstel-
lung (Hyperbaton) ist in der Dichtung
nichts seltenes. Theokr. 29, 3 : y.ijyco ftev
T« (fQevLov IqUo y.tar er fiv/V. Kallim.
fr. 445 (II 612) : oiS' o&sr olSev oSevei
d-vt]T6s rhr'i^. Mehrfach hei Catull : vgl.
14, 21. 44, 9. 64, 184 etc. Hör. sat. I
5, 72. II 3, 211 etc. Prop. II 15, 50.
Und so noch viele Beispiele. Vgl.
Schneider, Callimachea I 429. Schmidt,
Rhein. Mus. 26, 180.
401. fallacibus mit bekannter Per-
sonifikation. Der Erde vertraut der
Säemann seine Saat an, und diese lässt
seine Hoffnungen entweder in Erfüllung
gehen oder täuscht sie, ist also fallax;
vgl. 450.
Besonders anschaulich ist das Bild
durchgeführt bei Hör. carm. III 1, 30:
fundusque mendax, arbore nunc aquas
cidpanfe, nunc torrentia agros sidera,
nunc hiemes iniquas. Ovid fast. IV
645 : saepe Ceres primis dominum falle-
bat in herbis. Hör. epist. I 7, 87:
spem mentita seges. Tib. II 3, 62. Vgl.
med. fac. 3.
401. Ceres in bekannter, häufiger
Metonymie für ihre Gabe (Cerealia mn-
nera med. fac. 3); vgl. Hör. carm. III
24, 13.
405. Der Geburtstag wurde bei den
Römern zunächst mit einem Opfer für
den Genius gefeiert; man lud ferner
Freunde zu einem Male ein, empfing
Glückwünsche und Geschenke; vgl.
417. Marquardt, Privatleben I 244.
Das Folgende bietet der Erklärung
nicht geringe Schwierigkeiten. Nach
3*
36
Ars amatoria
Quas Venerem Marti continuasse iiivat,
Sive erit ornatus, non, ut fuit ante, sigillis,
Ovids Ausdruck (vgl. zu 406) kann nur
dei erste April gemeint sein. Dass an
diesem Tage die Mädchen beschenkt
wurden, ist sonst nicht überliefert. Es
war der Festtag der Venus Verticordia
und der Fortuna Virilis; vgl. die aus-
führliche Beschreibung bei Ov. fast. IV
133 — 162. Ein Tag, an dem man den
Frauen herkömmlicher Weise Geschenke
gab, war dagegen der erste März, wie
mehrfach überliefert wird (vgl. z. B.
Plaut, mil. glor. III 1, 99 (690). Mart.
V 8-4. Lygd. I 1). Wenn nun Ovid
hier nicht diesen Tag sondern den ersten
Aprü angiebt, so wird das nicht auf
einem Irrtum beruhen, was immerhin
möglich wäre, sondern er wird es mit
guter Absicht gethau haben, weil am
ersten März au der Feier der Matro-
nalien schwerlich die hier einzig ge-
meinten Demimondainen teilnehmen
durften. Dazu passt gut, dass er fast.
rV 134 ausdrücklich hervorhebt, das
Fest am ersten Aprü werde auch von
denen begangen, qius viitae lonyaque
vestis übest (zu ars I 31f.l. Die Er-
klärung wird sich demnach an unserer
Stelle bei der Annahme des ersten April
zii beruhigen haben. Dazu stimmt ferner,
dass dieser Tag auch von niederen Mäd-
chen gefeiert wurde, zum Teil auf recht
zweifelhafte Art; vgl. fast. Praen. p.
390: freqiienter mulieres supplicant
Fortunae Virili, humiliores etiam in
balineis, quod in iis ea i^artc corporis
utique viri nudantur, qua feminarum
at'atia desideratur. Vgl. dazu Preller
KM 3 I 449. Peter im Anh. zu Ov. fast.
IV 133. 160. Die Erklärung wird natür-
lich dadurch nicht hinfällig, dass wir
nicht anderweit nachweisen können, dass
die Mädchen an diesem Tage Geschenke
empfingen. Dass die hier gemeinten
Damen bei allen nur möglichen Gelegen-
heiten für Geschenke empfänglich waren,
ist an und für sich klar, und dass sie
an einem Tage, der ihnen ganz offiziell
gehörte, solche mit ziemlicher Sicher-
heit erwarteten, kann auf einem still-
schweigenden Vertrage beruhen, an
dessen Wahrscheinlichkeit zu zweifeln,
nicht der mindeste Grund vorliegt.
406. Ganz ähnlich ist fast. IV 130:
(Venus) Marti continuata sno. Eine
natürliche Interpretation kann hier nur
den ersten April bezeichnet finden. Wie
aber der März dem Mars heilig ist (Ov.
fast. III 76 etc.), so ist der April der
Monat der Venus (ib. IV Iff.). Vgl.
Auson. dist. de mens. (p. 98 Peiper) :
Aeneadum yenetrix vicino nomen
Aj)rili das Venus: est Marti namquc
Aphrodite comes.
407 f. Höchst schwierige Verse,
deren Erklärung nicht Anspruch auf
Unfehlbarkeit machen kann. Der Zu-
sammenhang lehrt zunächst mit Sicher-
heit, dass es sich um einen regelmässig
wiederkehrenden Termin handelt. Diesen
bezeichnet der Dichter, für seine Zeit-
genossen sicher deutlich genug, für uns
aber recht unklar, dadurch, dass er sagt,
an diesem Tage (oder Tagen?) seien im
Circus königliche Schätze deponiert,
nicht aber wie früher, sigilla. Dabei
denkt man unwillkürlich an die sigilla-
ria, kleine- Figuren und Puppen aus
Thon, wie man sie in der Saturnalien-
zeit sich gegenseitig schenkte (Macrob.
I 11, 1). Vielleicht ist nun sigilla hier
in weiterem Sinne zu verstehen, umfasst
vielleicht auch all die anderen Kleinig-
keiten, die man sich an den Saturnalien
schenkte, über die wir durch Martials
XIV. Buch näher unterrichtet sind ; vgl.
auch V 18. VII 53. Sigilla hätte dann
der Dichter gesagt, weil diese ursprüng-
lich wohl allein geschenkt wurden, so
dass sich der frühere Name auch für
die spätere Mannigfaltigkeit der Ge-
schenke verwenden Hess. Wenn die Er-
klärung bis hierher das Richtige trifft,
scheint mir dann sehr beachtenswert,
dass diese Saturnaliengescheuke nur
Kleinigkeiten ohne grossen Wert, also
nicht teuer waren. Daraus würde es
sich erklären, dass der Dichter vor dem
Tage, an dem die sigillaria geschenkt
Averden, nicht warnt, sondern vor einem
andern, an dem es sich um kostbarere
Geschenke handelt : nicht vor dem (früher
liegenden) Termine der sigillaria, .son-
dern vor dem der opcs reguni nimm dich
in Acht. Mithin bezeichnet erst V. 408
den eigentlichen dies ater, dessen Ge-
fährlichkeit durch den Gegensatz zu dem
relativ harmlosen in 407 bezeichneten
Termine nur um so anschaulicher her-
vorgehoben -vAdrd. Gemeint wäre dann
in 408 der Neujahrstag, von dem die
I 406—417.
37
Sed regiim positas Circus liabebit opes,
Differ opus! timc tristis hiemps. Urne Pliades instant,
410 Tnnc tener aequorea mergitur Haedus aqua.
Tunc bene desinitur; tnnc, siquis creditur alto,
Vix tenuit lacerae uaufraga merabra ratis.
Tu licet incipias, qua flebilis Allia luce
Vulneribus Latus sanguinulenta fuit,
415 Quaque die redeunt rebus minus apta gerendis
Culta Palaestino septima festa Syro.
Magna superstitio tibi sit natalis amicae,
Sitte der Geschenke bekannt ist (Nach-
weise im Anhang). Diese Geschenke
müssen mit fortschreitendem Luxus bis-
weilen sehr kostspielig gewesen sein,
so dass dadurch der Neujahrstag für
den Liebenden zu einem dies ater vrurde.
Aber was hat mit alledem nun der
Circus zu thun? Circus ohne näheren
Zusatz bezeichnet den Circus Maximus
und wir haben vorläufig keinen Grund,
hier eine andere Erklärung anzunehmen
(doch vgl. den Anh.). So würde sich
die Annahme als möglieh ergeben, dass
zur Zeit der Saturnalien und vor dem
Neujahrstage im Circus (Maximus V)
eine Art Messe oder Jahrmarkt statt-
fand, wo die zu Geschenken dienenden
Sachen, zum Teil kostbarster Art [regum
opes) ausgestellt waren [positas). Die
f/aaiXixd /ir;yc<i'ijuara, die LucuUus im
Circus Flamiuius aufstellte (Plut. Luc.
37), nützen uns nichts, da es sich bei
Ovid um einen regelmässig wiederkeh-
renden Termin handelt.
409—412. Die beiden eben ge-
nannten unglücklichen Tage des Liebes-
kalenders erhalten zwei Analoga aus
der Nautik, wobei aber nicht genaue
chronologische Uebereinstimmung er-
strebt Avird.
409. Pliades, nleiäSss, rein latei-
nisch Fer^iZme, das Siebeugestirn; sein
Untergang (8.— 11. November) bedeutet
das Ende der Schiffahrt (vgl. 412) und
bringt winterliche Stürme. Plin. bist.
nat. XVIII 69, 280: namque vergiliae
pricatim attinent ad fructus, ut quartim
exortu acstas incipiat, occanu hiemps etc.
instant sie drohen, bringen Gefahr,
eben bei ihrem Untergange; ihr Auf-
gang bedeutet dagegen den Einzug des
Frühlings (vergiliae) und den Beginn
der Schiffahrt {TrhiäSsg). Vgl. Athen.
XI 489 e, 490 a.
410. Haedus meist haedi, ioi^oi,
die Böckleiu. Der Singular z. B. auch
bei Hör. carm. III 1, 28: impetus orientis
haedi. — Vgl. Servius zu Verg. Aen.
IX 668: supra Tauri conma est Signum,
cui Auriga nor.ien est. Retinet autem
Stellas duas in manu, quae Haedi vocan-
tur . . . qi(.arum et orttis et oc ca-
sus gravissimas tempestates fa-
ciunt. Vgl. Verg. ge. I 205. Aen.
IX 668: quantus ab occasu veniens
pluvialibus Haedis (abl. der Zeit)
verberat imber humum. Theokr. 7, 53.
Ueber den Aufgang der Haedi sagt
Columella (XI 2, 73): pridie nonas Oc-
tobres haedi oriuntur vespere.
tener erklärt sich aus der dem
Namen zu Grunde liegenden Vorstellung.
Den haedus nennt CatuU. 17, 15 te-
nellulus. Vgl. Ovid met. XIII 791:
spilendidior vitro, tenero lascicior haedo
(nach Theoer. 11, 20: artalcortQa (xqvös,
fwayco .yavoorloa).
413. Die bekannte Niederlage der
Römer durch die Gallier an der Allia
war 390 v. Chr. am 18. Juli, der seit-
dem als dies ater galt. Liv. V 37 ft'.;
selten erwähnt ohne ein derartiges Bei-
wort wie hier flebilis. Vgl. Verg. Aen.
VII 717: infaustiuH Allia nomen. Sil.
VIII 647: Allia horrificis rijns. Lucan.
VII 409: damnata diu Romanis Allia
fatis.
415 f. Der jüdische Sabbath; vgl.
zu V. 76. Beide Tage sind aber um so
passender, als au ihnen der geschäftliche
Verkehr stockte, mithin keine grosse
Gelegenheit war, dem Mädchen Ge-
schenke zu kaufen.
417. Besonders warnt der Dichter
vor dem Geburtstage des Mädchens
wegen der damit verbundeneu Notwen-
digkeit, sie zu beschenken. Vgl. zu 405.
41S— 436. Der Satz quaque aliquid
dandumst, illa sit atra dies bildet nun
38
Ars amatoria
Quaque aliquid dandumst, illa sit atra dies.
Cum bene vitaris, tarnen auferet: iuvenit artem
420 Femina, qua cupidi carpat amantis opes.
Institor ad dominam veniet discinctus eraacem
Expediet merces teque sedente suas,
Quas illa inspicias, sapere ut videare, rogabit
Oscula deinde dabit; deinde rogabit emas.
425 Hoc fore content am multos iurabit in annos,
Nunc opus esse sibi, nunc bene dicet emi;
Si non esse domi, quos des, causabere nummos,
Littera poscetur, ne didicisse luvet.
Quid, quasi natali cum poscit munera libo
430 Et, quotiens opus est, nascitur illa, sibi?
Quid, cum raendaci damno maestissima plorat,
Elapsusque cava fingitur aure lapis?
Multa rogant utenda dari, data reddere nolunt;
Perdis, et in damno gratia nulla tuo:
435 Non mihi, sacrilegas meretricum ut persequar artes,
das Thema des folgenden Passus: die
unermüdliche Geschicklichkeit des Mäd-
chens, den Mann auszubeuten. — Be-
sonders die raffinierte Art, wie sie es
anfängt, etwas zu bekommen, tritt in
dieser Schilderung in den Vordergrund.
Die Sache an sich ist in immer neuen
Variationen ein beliebtes Motiv der ero-
tischen Poesie. Ich erinnere an Ovid.
amor. I 10. Tib. I 4, 58 ff. 9. 7 ff.
II 3, 49 ff. 4, 13 ft'. Straton ep. XV.
420. carpat hässliches Wort, vgl.
'rupfen . Vgl. amor. I 8, 91 : et soror
et mater, nutrix quoqiie carpat amantctn.
Die beste Illustration, wie dies geschieht,
giebt Prop. II 16, 7; quare, si sapis,
oblates ne desere t)iesses et stolidmn pleno
vellere carpe pecus; deinde, ubi con-
Humpto restabit mimere pauper, die alias
iteriim naviget lllyrias. — cupidi die
Begehrlichkeit des Mannes erleichtert
es dem Mädchen, ihn auszubeuten.
421. Der iiistiior ist ein Hausierer,
den uns der Dichter hier vorführt, wie
er den Damen seine Ware vorlegt.
Bekanntlich blieb es dabei nicht immer,
sondern sein Beruf gab ihm Gelegenheit,
zu intimerer Bekanntschaft. Hör. carm.
III 6, 29: scd iussa coram non sine
conscio suryit marito, seu vocat institor,
seu navis Hispanae magister etc. epod.
17, 20: 0 nautis multum amata et in-
stitoribns. Ov. rem. am. 306: institor
heu noctes, quas mihi non dat, habet.
Auch discinctus deutet auf die Unge-
zwungenheit des Verkehrs; vgl. Prop.
IV 2, 38.
423. sapere ut videaris damit du
guten Geschmack erkennen lässt. Also
bei der lieben Eitelkeit packt ihn das
schlaue Mädchen, dass er sich die Ware
nur erst einmal ansieht.
428. littera hier eine Schuldver-
schreibung, didicisse nämlich Schreiben.
Das hast du nun davon, schreiben zu
können, dass du einen Schuldschein
schreiben musst.
429. Wie wenn ihr Geburtstag
wäre, hat sie Kuchen gebacken , mit
dem sie dich zum Kaufe verleiten will.
Demnach war auch der Geburtstags-
kuchen schon bei den Römern üblich.
Vgl. trist. III 13, 17. — Vgl. zu 405.
430. Sie hat dann eben so oft
Geburtstag, als es ihr passt, so oft sie
etwas haben will.
431. mendaci damno sie giebt vor.
etwas verloren zu haben, wie z. B. den
Stein aus dem Ohrgehänge. >!atürlich
sollst du den Verlust ersetzen. Vgl. II 172.
432. Ohrringe zu tragen war ebenso
in Griechenland [tviÖTia etc., iÄiy.rfjoes)
wie in Rom bei Frauen und Mädclien
allgemein üblich. Siehe Becker,Charikles-'
I 309. Gallus ■' III 279. Tibull. I 8, 39.
Baumeister, Denkmäler II p. 1047.
433 f. Ein neuer Kniff: sie borgen
sich etwas von dir, was du nie wieder
sehen wirst; dann hast du uoch nicht
einmal Dank davon.
I 418—454.
39
Cum totidem ling'iiis sint satis ora decem.
Gera vadum temptet rasis infusa tabellis.
Gera tuae primum conscia mentis eat;
Blanditias ferat illa tiias imitata([ue amantiira
440 Verba, nee exiguas, qiiisqiiis es, adde preces!
Hectora donavit Priamo prece motiis Achilles;
Flectitur iratus voce rogante deus.
Proinittas, facito! quid enim promittere laedit?
PoUicitis dives quilibet esse potest.
445 Spes tenet in tempus, semel est si credita, longiim
Illa quidem fallax, sed tarnen apta deast.
Si dederis aliquid, poteris ratione relinqui:
Praeteritum tulerit perdideritque nihil;
At quod non dederis, semper videare daturus:
450 Sic dominum sterilis saepe fefellit ager,
Sic, ne perdiderit, non cessat perdere lusor,
Et revocat cupidas alea saepe manus.
Hoc opus, hie labor est, primo sine munere iungi:
Ne dederit gratis, quae dedit, usque dabit.
436. 'Nur ein zehnfacher Mund mit
ebenso vielen Zung-en würde dazu ge-
njigen/ Die Ausdrucksweise ist aus
Homer bekannt. IL 11 488: 7cXi]d-vv
8 ovx UV eyio fivd'rjao/.iai oi'S' ovoftjvco^
ovS' ei fiot dexa fisr yXcöaaatj Sixa Ss
oTofiar slev. Interessant ist übrigens,
wie die Zahl durch die Uebertreibung-
der Modernen wächst. Homer naiv
redet von zehn Zungen und so hier
Ovid; an einer andern Stelle lässt er
die Zahl unbestimmt, trist. 1 5, 54 : si . . .
pluraque cum llmjuis x> l u r i b u s ora
forent. Vergil setzt die Zahl 100 ein ; ge.
II 43: mihi si linguae centttni sint
oraque centum (so auch Aen. VI 625).
Ebenso Claudian. I 55: mihi centenis
resoneiit si vocibus ora multifidusque
riuit centum jyer jKctora Phoehus (vgl.
XXVIII 436), und endlich der Dichter
des Kirchenliedes Joh. Mentzer singt:
„0 dass ich tausend Zungen hätte
und einen tausendfachen Mund.''
437—458. Vierte Anweisung.
Du musst es verstehen, Liebesbriefe
zu schreiben und in ihnen Schmei-
cheleien und Bitten auszusprechen
(— 442),aber auch mitVe rsprechungen
freigebig umzugehen ( — 454). Reka-
pitulation des Gesagten (—456) und
Bestätigung durch ein prägnantes
mythologisches Beispiel (—458).
437. Die Wachstäfelchen zu solchen
zärtlichen Liebesbriefen waren meist
sehr zierlich, sie Messen Vitelliani;
vgl. die Erklärer zu Mart. 11 6, 6.
XIV 8. XIV 9: quod minimos cernis,
mitti nos credis amicae. — Vgl. auch
ars II 395.
439, amantnm verba vgl. die Einl.
p. XIX.
441. Die Geschichte ist bekannt
aus Hom. IL XXIV. Die Bitten des
Priamos liest man daselbst V. 486—506
Zwar könnte gerade dieses Beispiel
nicht passend erscheinen, da Priamos
bekanntlich auch Geschenke für Hektors
Lösung in reicher Menge (228—235)
mitnimmt; indessen sind es doch die
Bitten des greisen, tiefunglücklichen
Königs, die Achills Herz erweichen (vgl.
V. .50^7).
tenet intransitiv, anhalten. Oft bei
Livius (XXIII 44, 6: imber continens
2)er noctem totam usque ad horam tertiam
diei insequentis tenuit) u. s.
446. Ueber spes als Göttin vgl
Preller EM.^ II 253.
447. ratione mit gutem Grunde,
mit Fug und Recht.
450. fcfelUt zu 401.
452. Höchst glückliche Personifi-
kation des Würfels, der gleichsam wie
ein böser Geist den Spieler immef wieder
anlockt.
454. „Denn um nicht zu verlieren
40
Ars amatoria
455 Ergo eat et blandis peraretur littera verbis
Exploretqiie animos primaque temptet iter:
Littera Cydippen pomo perlata fefellit,
Insciaquest verbis capta puella suis.
Disce bonas artes, moneo, Eomana iuventus,
460 Non tantum trepidos ut tueare reos:
Quam populus iudexque gravis lectusque senatus,
Tarn dabit eloquio victa puella manus.
Sed lateant vires, nee sis in fronte disertus;
Effugiant voces verba molesta tuae!
465 Quis, nisi mentis inops, tenerae declamat amicae?
*Saepe Valens odii littera causa fuit.
Sit tibi credibilis sermo consuetaque verba,
Blanda tarnen, praesens ut videare loqui.
Si non accipiet scriptum inlectumque remittet,
470 Lecturam spera propositumque tene!
Tempore difficiles veniunt ad aratra iuvenci,*
den Gewinn für ihre Gunst, giebt sie
sich weiter hin." Blümner.
455. peraretur sehr passend und
anschaulicli : das Wachs wird von dem
die Buchstaben einritzenden st'üus gleich-
sam 'durchpflügt'.
457. Acontius liebte die Cydippe.
Um sie zu gewinnen, schrieb er auf
einen Apfel die Worte: ich schicöre bei
der Diana, class ich Akontius zum
Gatten nehme [ud rfjv "Agrefiiv 'A-Aoriiio
ya/uovfiai). Den Apfel rollte er zu ihren
Füssen; sie las ahnungslos {inscia) die
Aufschrift laut und that so den verhäng-
nisvollen Schwur. Kalliniachos hatte eine
erzählende Elegie Kydippe geschiieben.
Vgl. Aristaen. ep. I 10. Ov. her. 20
u. 21. Vgl. Ribbeck ED II'' 253.
459 — 486. Fünfte Anweisung.
Du musst dich einer ganz eigenen
erotischen Beredsamkeit befleissigen
und selbst bei einem Misserfolge nicht
verzagen, sondern Beharrlichkeit
zeigen.
459. Romana iuventus bildet bei
Ennius mehrfach den Ausgang des
Hexameters: vgl. Zingerle, Ovid etc.
II 7. Vielleicht kann man in der Ovid-
stelle eine leise Parodie erblicken, vgl.
Hör. sat. II 2, 52.
461. Hübsch ist die Wahl der
Beiworte: der Stand der Eichter und
Senatoren bekommen die sie zumal
charakterisierenden Attribute : obwohl
der Eichter streng, der Senat auserlesen
ist, beugt er sich der Macht der Bered-
samkeit: das gilt auch vom grossen
Haufen , dem thörichten Volke , das
gerade dadurch, dass es keines Bei-
worts gewürdigt Avird, am besten cha-
rakterisiert wird.
462. dabit manus wird sich als
überwunden ergeben. Aus Caesar und
Cicero bekannte Redensart. Ov. her.
17, 260 : et dabo cundatas tempore victa
manus.
eloquio als beredt erscheinen dem
Mädchen natürlich die Worte, da sie
blanditiae und verba amantis sind.
465. declamat schreit auf sie los,
poltert, in hübschem Contrast zu te-
nerae amicae.
470. propositum tene vgl. Hör.
carm. III 3, 1 : iustum et tenacem pro-
positi virum. Caes. B.C. I 83, 3: tali
instructa acie tenere uterque propositum
vidcbatur.
471-478. Die eben (470) gegebene
Aufforderung wird durch sieben kurz
augedeutete Beispiele, darunter zwei
mythologische, als richtig erwiesen. —
Dass die Zeit alles bewirkt, ist ein
häufiger Gemeinplatz poetischer Dar-
stellung. Besonders ausführlich ist der
Gedanke durchgeführt von Ovid trist.
IV 6.
471, Ovid. 1. 1. 1: tempore runcolae
patiens fit taurus aratri praebet et in-
curvo colla premenda iugo. Hör. carm.
II 5. Tib. I 4, 17.
I 455—489.
41
Tempore lenta pati frena docentiir equi;
Ferreus adsiduo consumitur aniüus usu,
Interit adsidiia vomer aduncus luimo.
475 Quid magis est saxo durum, quid mollius uuda?
Dura tarnen molli saxa cavantur aqua.
Penelopen ipsam, persta modo, tempore yinces;
Capta vides sero Pergama, capta tarnen.
Legerit et nolit rescribere, cogere noli:
480 Tu modo blanditias fac legat usque tuas!
Quae voluit legisse, volet rescribere lectis:
Per numeros venient ista gradusque suos.
Forsitan et prirao veniet tibi littera tristis,
Quaeque roget, ne se sollicitare velis:
485 Quod rogat illa, timet ; quod non rogat, optat, ut instes ;
Insequere, et voti postmodo compos eris!
Interea sive illa toro resupina feretur,
Lecticam dominae dissimulanter adi,
Neve aliquis verbis odiosas offerat auris,
4:72. Ov. 1. 1. 3: tempore paret equus
lentis animosus habenis, et placido duros
accipit ore liipos.
473. Vgl. Lucr. I 312. Ov. e P.
IV 10, 5.
474. Vgl. e P. II 7, 43. am. I
15, 31.
475. Tib. 14, 18: longa dies molli
saxa peredit aqua.
477. Penelope wird oft als Muster
einer keuschen Frau genannt. Vgl.
Arist. thesm. 547 ff. Dio Chrys. VII
p. 115. XV p. 236. Prop. III 12, 38.
Mart. I 62. Ov. amor. III 4, 23:
Penelope mansit, quamvis custode care-
bat, inter tot iuvenes intemerata procos.
Aehnlich ist übrigens Hör. sat. II 5, 75 ff.
In der ars noch II 355. III 15. —
Vgl. Rothstein zu Prop. II 6, 23.
Goethe, Euphrosyne V. 131 : Pendopeia
redet zu mir. die treuste der Weiber.
478. Vgl'Verg. ecl. 1, 27: libertas
quae sera, tarnen respexit inertem. Prop.
III 4, 5.
483—486. Eine hübsehe Illustration
giebt der Brief der Helena an Paris
(heroid. 17).
485. Vgl. Catull. 62, 36: at übet
innuptis ficto te carpere questu; quid
tum. si carpunt, tacita quem mente
requirunt?
487—504. SechsteAnweisung.
Du musst beständig um sie herum sein,
dich auf Schritt und Tritt ihr an-
schliessen und immerdar ihr wohlgefällig
sein und reden.
487. Ueber den Gebrauch der Sänf-
ten vgl. die ausführlichen Nachweise in
ßeckel-s Gallus III* 2 ff. torus ist die
Matratze; resupina ist passend, denn
die lectica ist ein Tragbett; sie imter-
scheidet sich dadurch von der sella, die
zum Sitzen eingerichtet war (Becker
p. 8), auch malt es die elegante Lässig-
lieit der mit ihrer graziösen Lage koket-
tierenden Dame. — Für die hier vor-
liegende Situation ist es wahrscheinlicher
anzunehmen, dass es sich um offene
Sänften handelt, als dass die Vorhänge
der geschlossenen Sänfte zurückge-
schlagen seien, so dass man einen Blick
in das Innere thun durfte. Solche offenen
Sänften mögen den gefälligen Damen
recht willkommen gewesen sein: Cyn-
thia verbietet ihrem Geliebten die Unter-
haltung mit diesen Damen ausdrück-
lich (Prop. IV 8, 78). Auch galt es
nicht für anständig, wenn sich Frauen
in offener Sänfte zeigten; freilich galt
der Mann als ein Barbar, der es seiner
Frau verbot, vgl. Senec. de benef. I 9,
S: rusticus, inhumanus ac mali moris
est, si quis conixujem suam in sella
prostare vetuit et vulgo admissis in-
spectoribus vehi pierspicuam undique.
So diente auch der Gebrauch der Sänfte
der koketten Eitelkeit der Frauen : vgl.
Friedländer, Sittengeschichte I 438.
488. dissimulanter unauffällig.
42
Ars amatoria
490 Quam potes, ambiguis callidus abde notis/' .
Seu pedibus vacuis illi spatiosa teretur
Porticus, hie socias tu quoque iunge moras
Et modo praecedas facito, modo terg-a sequaris
Et modo festines et modo lentus easi
495 Nee tibi de mediis aliquot transire columnas
Sit pudor aut lateri continuasse latus,
Nee sine te curvo sedeat speeiosa theatro;
Quod speetes, umeris adferet illa suis.
Illam respieias. illam mirere licebit,
500 Multa supereilio, multa loquare notis;
Et plaudas, aliquam raimo saltante puellam,
Et faveas illi, quisquis agatur amans.
Cum surgit, surges; donec sedet illa, sedebis:
Arbitrio dominae tempora perde tuae!
505 Sed tibi nee ferro placeat torquere capillos,
Nee tua mordaci pumiee erura teras: .
490. notis wohl vom Minenspiel
zu verstehen: vgl. II 543. 549. Zu
III 514.
492 flf. Mit dieser Aufzählung von
Gelegenheiten, beständig um die domina
sein zu können, vgl. Prop. IV 8, 75:
(Cynthias Verbot) tu neque Pompeia
spatiabere cidtus in umbra, nee cum
lascivum sternet arena forum, colla
cave inflectas ad summum obliqua thea-
trum mit lectica tuae sudcf aperta morae.
491 — 496. Die porticus. lieber die
Gefährlichkeit dieser Promenaden vgl.
zu 67.
491. pedibus caciiis 'mit müssigem
Fuss'.
spatiosa geräumig, zu 67.
492. moras so heissen auch bei
Properz 1. 1. diese Unterhaltungen des
Liebenden mit der domina, während er
ihre Sänfte begleitet.
495. Der Ausdruck ist nicht ganz
klar. 'Einige Säulen aus der Mitte (an
ihr) vorüberzugehen' kann doch nur,
wie der Gegensatz nut lateri continu-
asse latus andeutet, heissen: wenn es
die Situation erfordert, darf es dir nicht
peinlich sein, eine Distanz von einigen
Säulen zwischen eucli zu lassen.
497—504. Die Theater. Vgl. zu 89.
497. sp>cciosa bezieht sich nicht
sowohl auf die Toilette (zu 97) sondern
bezeichnet die auffallende Schönheit
selbst.
500. notis zu 490.
501. Ovid meint Pantomimen, über
die zu vgl. Friedländer, Sittengeschichte
II 406 ff. Hier wurden auch die weib-
lichen Rollen von männlichen Schau-
spielern gegeben; aber gerade dabei
bot sich reichlich Gelegenheit, alle Künste
der Verführung zu entfalten. Vgl. z. B.
Juveu. II 6, 63 ff. (Bathyllus die Leda
tanzend).
505—524. Siebente Anwei-
sung. Du musst dich ebenso vor
stutzerhafter Eitelkeit hüten wie
nach Sauberkeit streben und darfst
dieRegeln anstä ndiger Toilette
nicht ausser Acht lassen.
505. Das Brenneisen (calamistrum),
mit dem sich die Modegigerl die Haare
kräuseln liessen, ist schon aus Plautus
bekannt: vgl. z. B. asin. III 3 37:
cinaede calamistrate. eure. IV 4, 21.
Auch Cicero ereifert sich wiederholt
über diese Sitte. Vgl. pro red. 5: cin-
cinuatus ganco. pro Sest. 8: U7iguentis
adfluens, calamistrata conin. Petron.
102: crines calamistro convertere.
506. Eine zweite geckenhafte Al-
bernheit: man beseitigte teils durch
hierzu bestimmt präparierte Pflaster
(.luv. III 8, 114), teils durch Ausreissen
(IV 11, 157) überflüssige Haare, worauf
die Haut mit Bimstein geglättet wurde.
Das uon plus ultra hierin leistet bei
Martial (IX 27) der famose Chrestus,
vgl. zumal V. 4: ncc vivat ullus iti tuo
I 490—414.
43
Ista iuhe faciant, quorum Cybeleia mater
Concinitur Phrygiis exululata modis!
Forma viros neclecta decet: Minoida Tlieseus
510 Abstiilit a iiiüla tempora comptus acu;
Hippolytum Phaedra, nee erat bene cultus, amavit;
Cura deae silvis aptus Adonis erat.
Muiiditie placeant: fuscentur corpora Campo,
Sit bene conveniens et sine labe toga;
pihis crure. Die Tarentiner sollen diese
Unsitte eingeführt haben (Athen. XII
522 (1). Vgl. auch Becker Gallus * III
241. Uebrigens war dieses Entfernen
der Haare besonders bei Lieblingssklaven
Mode, denen man dadurch ein zartes
und weibliches Aussehen verleihen wollte.
Vgl. zu 520.
507. Das überlass weibischen Män-
nern wie den Galli, den entmannten
Priestern der Cybele. Der orgiastische,
rauschende Kultus der Kvßihj, der uralt
ist und zumal in Phrygien (v. 508)
ausgebildet wurde, war schon sehr früh
zu den Griechen gekommen (vgl. hymn.
hora. th fit]Tf^a x^ieo/i' {14:), Pind. fr. 80;
95 (63), Pyth. III 78) und _ gelangte
nach Rom im 2. punischen Kriege (vgl.
Liv. XXIX 10 ff. Ovid. fast. IV 179 ff.).
Bekannte Schilderungen sind die von
Lucrez (II 610 ff.) und CatuU (c. 63).
Varro sat. M. p. 132 R. Mehr s. bei
EUis in der Einl. zu Cat. 63. Preller,
GrM_^ I 638 ff.
508. exahdata das eigentliche Wort
bei diesem und dem Bacchuskult. Ca-
tuU. 63, 24: ^ihi sacra sancia acutis
ululaübus agitant. Ov. fast. IV 341 :
exululant comites, furiosaque tibia fla-
hir, et feriunt niolles taurea terga
manus.
509. Minoida die Tochter des Minos,
Ariadne. Die Geschichte von der Liebe
des Theseus und der Ariadne ist aus
Poesie und bildender Kunst allgemein
bekannt. Theseus erscheint als Ver-
treter der Mannesschönheit, die keine
Toilettekünste mehr nötig hat. Als
Beispiel von solchen wird 510 die Be-
handlung des Haares durch die Nadel
angeführt. Geraeint ist die acus coma-
ioria (Petron. 21) oder crinalis (Apul.
met. VIII 13), mit der die Frauen die
Haarwülste zusammenhielten. V^gl. Böt-
tiger, Sabina 11 128. 143.
511. Hippolijtus und Fhacdra zu 338.
nee erat bene cultus sie schreibt
ihm darüber selbst (her. 4, 75): sint
procul a nobis iuvenes ut femina compti!
Fine coli moäico forma virilis amal.
Te tuus iste rigor 2>ositique sine arte
capilli et levis egregio pulvis in ore decet.
512. Venus und Adojiis zu 75.
cura in der bekannten Bedeutung
' Liebessorge' und dannGegeustand dieser.
Vgl. 555. Verg. Aen. IV 1: at regina
gravi iamduduni saucia cura volmis alit
venis. Prop. I 10, 17. Verg. ecl. 10
22: tua cura, Lycoris.
silvis aptus Theoer. 1, 109: logaio^-
'/cüScot'is . trctl y.nl uäXa vofj-EvEi , xa'i
TCTcöy.ng ßäkXei y.al ■d'rjpiac TzdvTa Sccoaei.
513. munditie] mundities (iiud mun-
ditia) ist das schmucke, saubere Aeussere,
gleichweit entfernt von eiteler Putz-
sucht wie tadelnswerter Lässigkeit.
Mundities ist es auch, wodurch — wie
hier die Frauen — so ars III 133 die
Männer gewonnen werden. Das weiss
auch die blonde Pyrrha in der Ro.sen-
grotte bei Horaz (carm. I 5, 5: simplex
munditiis).
513. fuscentur wenn dem Jüng-
linge die Haut auf dem Campus Martins
braun gebrannt ist, so ist das gleich-
zeitig ein Beweis, dass er sich in
jugendlichem Spiel und Kampf dort
umhertummelt. Darauf kommt es aber
wesentlich au, denn das gefällt den
Mädchen (vgl. z. B. Hör. carm. III 12,
7 ff.). Die Uebungen und Spiele auf
dem Marsfelde sind bekannt, vgl. ars
III 385, Hör. carm. I 8. Stat. silv. V
2, 113 ff. Dabei mochte denn die Sonne
dem Jüngling die Haut tüchtig ver-
brennen, war doch das Marsfeld der
Sonne sehr ausgesetzt [campus apricus
Hör. carm. I 8, 3 und oft), campus
steht häufig ohne das Attribut Martius ;
in der ars noch III 385, Hör. carm. 1
8, 4, III 1, 11, auch in der Prosa, z. B.
Cic. Cat. 2, 1.
514. conveniens 'passend'.
labe ohne Flecken, 'ohne Unthät-
chen, vgl. Hör. ep. TI 1, 235: labem
remittunt airauicnta.
44
Ars amatoria
515 Linguam ne rigeant; careant rubigine dentes;
Nee vagus in laxa pes tibi pelle iiatet,
Nee male deformet rigidos toiisiira capillos;
Sit eoma, sit seita barba resecta manu;
Et nihil emineant et sint sine sordibus ungues,
520 Inque eava nullus stet tibi nare piliis;
Nee male odorati sit tristis anhelitus oris,
Nee laedat naris virque paterque gregis!
Cetera laseivae faeiant, eoneede, puellae
Et siqiiis male vir quaerit habere wum!
515. rigeant wird deutlich aus met.
IX 567 : lingiiam dcfecerat umor. Vgl.
Verg. ge. III 508: aspera lingua.
rubigine vgl. met. II 776: livent
rubigine dentes (von der Invidia). Als
positive Forderung ergiebt sich mithin
die vom Anstandsgefühl aus selbst-
verständliche Vorschrift, die Zähne sorg-
fältig zu putzen; vgl. III 216. Der
Gebrauch des Zahnpulvers [dentifricium)
war dabei ganz üblich, vgl. Mart.
XIV 56.
516. Auch den Griechen galt es als
Zeichen mangelnder Bildung, fiei^o-) rov
TToiüoi rd vTcoSjquara cfootlv (Theophr.
char. 4). Vgl. auch Luc. pro imag. 10 :
firjoe V7CIQ Tov TtoSa lario x6 vTXÖdrjfiu.
Auch Plato redet (Hipp. m. p. 294) von
vTioÖrjfiuTU OLQ /Liorro i^T a. Proj). II 29,
40: prosilit in laxa nixa pedem solea.
Hör. sat. 13, 31: male lojcns in pede
calceus haeref. Das Bild, das Ovid an-
wendet, steht schon bei Aristophanes,
vgl. equit. 321: eveov tv rars eußdaiv.
Wir wenden es anders: 'die Schuhe
seien nicht so weit wie Kähne über-
setzt ßlümner. — pelle Metonj'mie: der
Stoff für das daraus Gefertigte, vgl.
Hor.^sat. I 6, 27.
517. mala tonsura im Gegensatz
zu dem Inhalt des folgenden Verses.
Vielleicht kann man an unvollständiges
Wegnehmen des Haares denken, vgl.
Sen. ep. 114. Natürlicher aber erscheint
der einfache Gegensatz zu scita manu.
— Uebrigens ist rigidos nicht einfaclies
cpitheton ornans, sondern wird ebenso
wie der ganze Vers negiert.
518. Anklang trist. V 7, 18: non
coma, non ulla barba resecta mann.
519. Auch sorgfältige Nagelpflege
war ein wesentliches Erfordernis der
Bildung. niJdl emineant, d. h. sie
sollen gut verschnitten sein, eine
mehrfach bezeugte Austandsregel, vgl.
Theophr. char. 26: dy.^tßcos aTicDvvxta-
/Lievos, Wer die Nägel zu lang wachsen
lässt, gilt als unfein (ib. char. 19). In
der Regel überliess man die Pflege der
Nägel dem tonsor, vgl. Plaut, aulul.
U 4, 33.
520. Solche unschöne Haare wurden
mit der volsella ausgerissen, vgl. Plaut,
curcul. 577. Mart. IX 27, 5. Poll.
VII 165. (Dazu Dindorf V 1 p. 476f.)
ö2l. Um den Atem wohlriechend
zu macheu , bediente man sich der
pastilli, Mundpillen, wie sie Horaz er-
wähnt (sat. I 2, 27). Vgl. Mart. I 87, 1:
ne gravis hesterno fragres, Fescennia,
vino, 2^astillos Cosmi luxuriosa voras.
522. virque paterque gregis gemeint
ist der hircus, der hässliche Schweiss-
geruch unter den Achseln, der wieder-
holt mit ästhetischem Abscheu erwähnt
wird; ars III 193: quam paene admonui,
ne trux caper iret in alas. Catull.
71, 1 : sacer alarum hirais. 69, 6 :
valle sub alarum trux habitare caper.
Hör. sat. 12, 27 : pastillos Rupllus oh-f,
Gargonius hircuin. epist. I 5, 29: scd
nimis arta premunt olidae convivia
caprae. epod. 12, 5: polypus an gravis
hirsutis cubet hircus i)i alis. Zu dem
Ausdruck virque paterque vgl. Theokr.
8, 49 : ciJ r^dys. tuv Xevy.äv uiyiZv uvtn.
Verg. ecl. 7, 7 : vir gregis ipse caper
deerraverat. Hör. carm. I 17, 7 : olentis
uxores mariti. Ov. fast. 1 334 : lanigerue
coniuge ovis. Vgl. unten II 486.
523. laseivae mutwillig, üppig,
häufiges Beiwort der Mädchen in der
römischen Poesie. Verg. ecl. 3, 64:
malo me Galatea petit, lasciva pu,eria.
Ov. met. XIII 791: (Galatea) splendidior
vitro, tenero lascivior haedo.
524. D. h. die nicht wahre Männer
sind, sondern absurd [male) weiblich
fühlen und nach männlicher Liebe ver-
langen. Vgl. II 683.
I 515-528.
45
525 Ecce, simra vatem Liber vocat: hie quoque amantis
Adiuvat et flammae, qua calet ipse, favet.
Gnosis in ignotis amens errabat liarenis.
Qua brevis aequoreis Dia feritur aquis,
5^^G30, Achte Anweisung".
Du inusst die günstige Gelegenheit, die
ein Gelage bietet, geschickt auszunützen
wissen. Ist doch Bacchus selbst der
Liebe hold, wie er bewies, da er sein
Herz der schönen Ariadne zuwendete.
Daher erzählt der künftige Epiker ihre
Geschichte, ihre Verlassenheit auf Dia,
das Nahen des bacchischen Zuges und
ihre Vermählung mit dem Gotte ( — 564).
Du musst also Bacchus um seinen Schutz
bitten (—568), seine Gabe bietet dir
alle möglichen Gelegenheiten, deine
Liebe zu fördern (—578). Du musst
dich auch mit dem vir deiner puella
gut stehen ( — 588). Trinke nicht zu
viel, denke an das böse Beispiel des
Eurytion; hingegen zeige deine gesell-
schaftlichen Talente. Erheuchelte Trun-
kenheit aber kann dir nützen, du kannst
mit ihr dein zu kühnes Benehmen leicht
entschuldigen ( — 6ü2). Ist dann das
convivium zu Ende, dann weiche nicht
von der Erwählten deines Herzens : jetzt
ist es Zeit, Beredsamkeit zu entfalten,
spiele die Rolle des sterblich Verliebten,
erobere ihre Gunst, indem du ihr
schmeichelst und ihre Schönheit lobst,
denn eitel sind sie ja alle: Göttinnen
selbst gaben das Beispiel , und in der
Natur ist es nicht anders (—630).
525, Liber ist ursprünglich ein
altitalischer Gott; der Name wird ge-
wöhnlich mit der Freiheit und Aus-
gelassenheit seines Kultes in Verbindung
gebracht. Er wurde dann mit Bacchus
identificiert und erscheint bei denDichtern
an seiner Stelle. Preller RM II 47.
In der ars noch III 101. Cic de nat.
deor. II 62. Hör. ep. II 1, 5. Ihm
feierte man das Fest der Liberalia,
beschrieben von Ovid fast. III 713 -790.
suum vatem an sich schon ist der
Dichter vates Bacchi, des die Dichter
begeisternden Gottes (vgl. III 348. Hör.
carm. II 19, 6. Ov. amor. III 15, 17
u. 0.), aber hier besonders, da er die
Liebe des Bacchus besingt. Vgl. fast.
III 714: Bacxhe, f'ave vati, dum tua
festa cano.
vocat der Gott selbst ruft seinen
Sänger, treibt ihn unmittelbar an. Hör.
carm. III 25, 1: qxio me, Bacche, rapis
tili plenum ?
526. Vgl. oben 231 ff.
qua calet ipse in erotischem Spiel
führt ihn z. B. Nonnus vor, wo er
(42, 70) ywaif-iavYis heisst. Auch Froperz
weiss, dass Bacchus in der Liebe nicht
unerfahren ist ; III 17 , 7 : te quoque
enim no)i esse rüdem testatur in astris
lyncibus ad caelum vecta Ariadna tuis.
527. Die Geschichte der von Theseus
verlassenen Ariadne und ihr Liebesbund
mit Dionysos ist reich an dichterischen
Schönheiten und daher von der Poesie
ebenso wie von der bildenden Kunst
häutig dargestellt. Die Entführung der
kretischen Königstochter durch Theseus
kennt schon Homer (Od. XI 323) , bei
dem sie durch das Geschoss der Artemis
stirbt _//// iv afi(fn)vrri ^ lov vaovfiaQTVQir^-
(uv (325). Ueber weitere Darstellungen
der Sage, z. B. durch Hesiod, Jon, Paeon
ist lehrreich Flut. Thes. 20. Der erste
Dichter, der danach von der Flucht des
Theseus erzählt, ist ApoUonius Rhodius
(IV 425 ft.) Vgl. Theoer. 2, 45: oaaov
■Jioy.ti. (:)r]aea tfavTi ev jJtu Xaod'i]fj,£v
ivTtXoy.dfiia 'A^itidfag. Gelegentliche An-
deutungen finden sich bei römischen
Dichtern sehr zahlreich; von ausführ-
lichen Darstellungen sei erinnert an
Catull. 64, 52 ff. Ovid. heroid. 10. Vgl.
auch Ov. fast. III 459 ö'. ars III 35 f.
157 f. 457 f. Weiter vgl. Welcker,
griech. Götterlehre II 591 ff. Preller,
Gr. M. I« 559 f.
Gnosis zu v. 293. In der ars noch
III 1.58.
amens vor Liebesleidenschaft und
getäuschten Hofifnungen; vgl. Catull.
64, 54: indomitos in corde yerens Ariadna
f'urores. ib. 197: amenti caeca furore.
liarenis so auch fast. III 472. her.
10, 20. Catull. 64, 57 etc.
528. Dia wird in diesem Zusammen-
hange meist von den Dichtern genannt,
die jedoch die Lage der Insel (Hom.
Od. XI 325: ^itj ev dficpifjvru) zunächst
unbestimmt lassen und nur ihre ungast-
liche Einsamkeit hervorheben. Apoll.
Rhod. IV 434 (dazu den Scholiasten).
Theoer. 2, 46. Cat. 64, 52. 121. Ov.
46
Ars amatoria
Utque erat e somno tunica velata recincta,
530 Xuda pedem, croceas iiirelig-ata comas.
Thesea crudelem surdas clamabat ad undas
Indigno teueras imbre rigante genas.
Clamabat flebatque simul; sed utrumque decebat:
Non factast lacrimis turpior illa suis.
535 lanique iterum tundens mollissima pectora palmis
Terfidus ille abiitl quid mihi fiet?' ait.
'Quid mihi fiet?" ait: sonuerunt cymbala toto
met. III 597. VIII 174. Seit Kalli-
machos wurde sie mit Naxos identificiert :
fr. 163: t>^ —l'l,, To yäofoy.e Tccü.antooi'
ouvoua Nc(i(p. So dann Properz (III 17,
27), Ovid (met. III 636) u. andere.
Vgl. darüber Bursian, Geogr. v. Gr.
II 560. Preller, Gr. M. I ^ 559. — ferihir
auch CatuU (64, 52) erwähnt das finenü-
sonum litus der Insel Dia.
529. e somno Catull. v. 56: iitpote
fallaci que tunc primuni excita somno.
Ot. her. 10, 5 ff.
Die in der Erregung in Unordnung
geratene Kleidung wird in diesem Zu-
sammenhange auch sonst erwähnt. Z. B.
Catull. V. 63: no)i flava retinens subtilem
vertice mitram , non contecfa levi velatum
pectiis amict.u, non tcreti strophio laclenüs
vincfa jMjnllas, oninia quactoto delajjsa
e corjwre passini ipsius ante pcdes flncfus
salis adludebant.
tunica velata recincta der Versaus-
gang auch fast. III 645.
530. nuda pedem Catull. v. 129:
mollia nudatae toUentem teijmina surae.
inrelcgata Ov. her. 10, 16 : utque erat
c somno turbida, rapta coniast.
croceas Ariadne wird oft ^avd-i]
genannt. Hes. theog. 947: yovaoy.ofir^s
de ^KÖvvaoi ^avd'rji' 'A^idd'prjv^ y.oior^i'
Mivojos^ ß'aXaofiVTtoii^aux' äy.oiriv. Catull.
V. 63. Das blonde Haar Avar von den
Alten sehr geschätzt. Vgl. bei Homer
Sar&ög. Pind. Nem. lÖ, 7: iard-d
rlavy.äJTiig. ElU". Med. 1141 : iavd-ov
xd^a TiaiScor. Iph. Aul. 225. Theocr.
13, 36 : "}V.«= ö ia,,J6i. 17, 103. 18, 1 :
^av&ÖTot/i. Tido MtvaXdip. (\\. III 284).
LougUS past. 114, 1: ßkeTteTai fioi rcun
P.evy.Os <w» ydX.a , ^ai'd'ds ü)S ttvo (vom
kleinen Eros). Hör. carm. I 5, 4: cui
flavam religas comatn. Ov. her. 4, 72. u. ö.
531 ff. Ihre Klagen liest man bei
Catull. 64, 132-201. ^Ov. her. 10. 35 f.
56 ff. Vgl. fast. III 473: dicebam,
memini, periure et perfide Thesen. —
Thesea crudelem entspricht der direkten
Rede Thesen crudelis. So Verg. ecl.
5, 23: atque deos atquc astra vocat
crudeiia mater. georg. IV 356: fe
crudelem nomine dicit. Prop. 18, 16:
crudelem infesta saepe vocarc manu.
Vgl. Theokr. 8, 73. Aber auch direkte
Rede kommt in solchem Falle vor. Verg.
ecl. 3, 79: et longum ..formonse, vale,
vale'\ inquit, „lolla'' ! 6, 44. Ov. met.
III 501. ars I 701.
532. indigno wird zumal durch
teneras erklärt, was gleichzeitig wieder
einen schönen, das Mitleid mit der armen
Verlassenen steigernden Contrast ei-
giebt: weil die Wangen so zart sind,
verdienen sie nicht, von Thränen be-
netzt zu werden. Derartiges ist häufig.
Eine ähnliche Wirkung hat das Demini-
tivum, z. B. bei Catull. 3, 17 : tua nunc
opera meae puellae flendo turgidnli ru-
bent ocelli. Das 'thränenfeuchte Ant-
litz' auch bei Catull. 64, 131 : frigidulos
udo singult^is ore cientem.
imbre bekanntes schönes Bild. Vgl.
Ov. trist. 13, 18: imbre per indignas
usque cadente genas. III 2, 19. IV 1,
98: inque sinum maestae labitur imber-
aquae.
535. Das Schlagen der Brust ist
ein bekanntes Zeichen von Trauer,
Schmerz, Verzweiflung. Aesch. Choepb.
23 mit der Note von Klausen. — mol-
lissima Avieder pathetisch das Mitleid
steigernd ; zu 532. Ausserdem ist es
ständiges Rüstzeug der Poesie, die Brust
des Mädchens mit irgend einem ästhe-
tisch schönen Beiwort auszuzeichnen.
Vgl. Cat. 55, 12. Rufinus (AP V 59).
Theocr. 27, 49. Apul. met. X 21 u. o.
536. perfidus zu v. 531.
537. Die Wiederholung der Frage
malt sehr hübsch das Hoffnungslose,
Verzweiflungsvolle ihrer La^e, in die
dann plötzlich, ganz mit einem Male
(Asyndeton, vorausgesteUtes sonuerunt)
1 529—545.
47
Litore et adtonita tympana pulsa manu. ^
Excidit illa metu rupitque novissima rerba;
540 Nullus in exanimi corpore sanguis erat.
Ecce Miraallonides sparsis in terga capillis,
Ecce leves Satyri, praevia turba dei,
Ebrius ecce senex: pando Silenus asello
Vix sedet et pressas continet arte i^bas;
545 Dum sequitur Bacchas, Bacchae fugiuntque petuntque,
das Erscheinen des Gottes fällt, das sie
zunächst mit neuer Furcht erfüllt.
Die Beschreibung des bacchischen
Zuges beginnt sehr passend mit der
Erwähnung der rauschenden Musik :
zunächst ist der Zug noch nicht ganz
nahe, aber er kündet sich an durch die
Cymljeln, Pauken und dgl.
cymhala meist im JPlural, denn es
sind zwei hohle [cava Catull. 63, 29,
vgl. ars n 610). Halbkugelu aus Metall,
die mit grossem Schalle auf einander
geschlagen wurden. \s:\. Ov. met. III
532 mit Haupts Note. ^Liv. XXXIX 8,
8: oceulebat vim, quod prae uluhitibus
tympauorin)ique et cymhalornm strepitu
nulla vox quirifantium inter stupra et
caedes exaudiri potcrat. Prop. III 18,
6: cymhala Thebnno concrepuere deo.
538. tympana sind besonders im
Dienste der Cybele und des Dionysos hei-
mische Musikinstrumente, Handpauken
mit hohlem (Ov. met. XII 481), halb-
rundgewölbtem Schallboden, mit Leder
überzogen. Eur. Hei. 1346 : yah/.ov Ö'
avSdv x&oviav rvTiavä t e}.aße ßvQOo-
TSVTJ. Bacch. 124 : ßvoaorovov y.vyJ.cofia.
Ov. met. IV 29. 391. XI 17. Nicht
eigentlich die manus ist adtonita (ver-
zückt) ; aber nicht unpassend wird das
Epitheton demjenigen Körperteile zu-
gefügt, in dessen Thätigkeit sich die
Verzücktheit offenbart ; vgl. li 610 :
vaesanis ictihus.
539. novissima vcrba die letzten
Worte, da sie vor Angst zu sterben
meint. Vgl. Catull. 64, 130: atque haec
extremis maestam dixisse quereiis
(vgl. Prop. III 7, 55). Verg. Aeu. IV
650: dixitque novissima vcrba.
540. Vgl. Ov. met. ni 39: san-
guisque relinquit corpus et attonitos
subitus tremor occupat artus.
541. MtfiaXAoiei heisseu die Bac-
chantinnen. Die Etymologie des Wortes
ist ungewiss, wahrscheinlich mit fttico,
ftatfiuM zusammenhängend. Vgl. Athen.
V 198 c: fisTO. 8e xavta Maxerai, al
y.aXovfisvai Mifia/.köves , yial BaaaÜQui
y.al Avdai , y.aTay.e%vftivai ras TQiy/ts
y.ai EOTECfavioukvaL Tives ueP orfsaiv^ al
Se fiilrtii y.al dfiTTtXco xal xiaocö. Stat.
Theb. IV660. Strab. X468c. Die Form
Mi))iaUo7iides kommt meines Wissens
sonst nicht vor. Das adj. Mimalloneus
hat Nero bei Persius (1, 99: torva Mi-
malloneis iniplerant cornua bombis).
542. leves Hes. fr. 129 Goettl.;-' (bei
Strabo X 471): yni yri-os oviiSavcöu
— ariiocov y.nl afir^yai'otoyiov.
543. Natürlich darf auch die höchst
ergötzliche Figur des Silenus nicht
fehlen, l'tih^iös gilt als Erzieher und
Lehrer des Dionysos, ist dann sein treuer
Begleiter. Piud. fr. 156 (57). Diod. Sic.
IV 4, 3 : (faal äs y.al TTcuSaycoydv y.al t^o-
(fea avvETTtad'ai y.ard rds' ar^arsias av-
Tcö EEi~Kriv6i\ siir]yr]Tr]v y.nl SiSäay.aXov
ytVü/.iBvov rcöv y.nU.ioTcov irciTtßsvfiä-
Tiüv y.al /.leydXa ovftßd)J.ea%'tti reo .dio-
rvaco TTOOS doETrjv ts y.al So^av. Hor.
AP. 239 : custos famulusque dei Silenus
alumni. Er erscheint dann als wunder-
bares Gemisch von Trunkenheit und
heiterer Lebensw^eisheit, ist yi^iov, senior
(Ov. fast. I 399), senex (ib. III 745),
natürlich auch kahlköpfig (ib.) und stets
betrunken (Verg. ecl. 6, 15: inflatuni
hesterno venas ut s cm per Jaccho).
Er reitet auf einem Esel (Luc. deor.
conc. 4. Bacch. 4 und sonst oft), dessen
Rücken sich unter seiner Last biegt
{A?i\i&v pando asello). Ewig lüstern (Ov.
fast. I 413: te quoque, inextinctae
Silene libidinis , unmt: ncquitiast,
qiiae te non sinit esse scneni) ist er
hinter den Bacchantinnen her, die vor
dem hässlichen Alten fliehen und doch
wieder kommen, um ihn zu necken.
Mancherlei liesse sich noch anführen,
vgl. im allgemeinen Ov. met. IV 25:
Bacchae Sa}yrique sequuntur, quique
senex f'erula titiihantes ebrius artus
sustinet aut pando non fortiter haeret
asello. fast. I 399.
545. Höchst humoristisch ist die
"/
48
Ars amotoria
Quadrupedem ferula dum malus urg-et eques.
In Caput aurito cecidit delapsus asello:
Clamarunt Satyri 'surge ag'e, surg-e, pater!'
lam deus in curru, quem summuni texerat uvis,
550 Tigribus adiunctis aurea lora dabat:
Et color et Theseus et vox abiere i)uellae
Terque fugam petiit terque retenta metust;
Horruit, ut steiilis agitat quas ventus aristas,
Ut levis in madida canna palude tremit.
edle Reitkunst iarte) des alten Silen
geschildert. Trotzdem er sich an der
Mähne mit Todesangst festklammert
(ßressas), sitzt er doch kaum und wäh-
rend er in lüsterner Gier hinter den
Mädchen her sein edles Tier antreibt,
fällt er natürlich von Meister Laugohr
herunter auf die Glatze. Vgl. Ov. fast.
m 755: nie cadit pracceps et calce fcri-
tur aselli inclamatque suos auxilium-
que rogat. Concurrunt satyri turgen-
tiaque ora parentis rident; ijercusso
Claudicat ille genu. Bidet et ipse deus
limumque inducere monstrat, hie paret
monitis et Unit ora luto.
546. ferula. vä^dr^^ (Hes. theog.
567) dient dem Silen, seinen Esel anzu-
treiben, vgl. auch met. IV 26. Be-
kanntlich diente die ferula in den
Schulen auch als Rohrstöckchen, vgl.
Juv. I 1, 15. Mart. X 62, 10 : ferulaeque
tristes, sceptra paedagorum ; auch Skla-
ven wurden damit gestraft, s. Hör. sat.
I 3, 120.
547. anritns ist leichterklärliches
Beiwort des Esels, vgl. am. II 7, 15:
auritus miserandae sortis asellus; sonst
heisst auch der Hase so, Verg. georg.
I 308. Vgl. Fest. p. 8: auritus a ma-
gnis auribus dicitur ut smit asinorum
et leporum, alias ab audiendi facultate.
550, Zu dem Auftreten des bacchi-
schen Zuges, wie er hier von 537 — 564
geschildert ist, giebt es viele Parallelen ;
besonders zu vergleichen ist, (ohne dass
bestimmte Reminiszenzen vorlägen) Ca-
tull. 64, 251 ff: at jmrte ex alia florcns
volitabat Jacchus cum thiaso Satyro-
rmn et Nysigenis Silenis, te quaereiis,
Ariadna, tuoque incensus amore; quüe
tum alacres j^f^ssim lymphata mente
furebayit, euhoe bacchantes euhoe capita
inflectentes. Harum pars tecta quatie-
bant cuspide thyrsos, pars e divolso
iactabajit membra iuvenco, pars sese
tortis serpentibus incingebant, pars ob-
scura cavis celebrahant orgia cisfis.
orgia quae frustra cupiunt audire pro-
fan i ; plangebant aliae proceris tympana
palniis aut tereti tenuis tinnitus aere
ciebant, tnultis raucisonos efflabant cor-
nua bombos barbaraque horribili stride-
bant tibia cantu. „Wie Ariadnes Trauer
war auch ihre Vereinigung mit Dionysos
häufig ein Gegenstand der bildenden
Kunst; vgl. 0. Jahn, archäol. Beiträge
S. 251—299. Pauly, Realencykl. I - 1550
A (jetzt II 809 ff.). Auf einer Vase von
Volci ist 'Theseus von Athena geführt
uud Dionysos Ariadne umarmend' zu-
sammen dargestellt; eiu Gemälde mit
beiden Scenen schildert auch Philostr.
imag. 1, 26." Riese zu Catull. 64, 251.
551. Die göttliche Schönheit des
Dionys lässt den Theseus aus ihrem
Gedächtnis schwinden. Fast. III 461 :
iam bene p>eriuro tmitarat coniuge Bac-
chum . . Sorte tori gaudens 'quid flebam
rustica'f dixit: utiliter nobis perfidus
ille fuit.
551 — 554. Die Angst der Ariadne
vor dem Glanz der ungeahnten gött-
lichen Erscheinung wird zunächst an
zwei äusseren S}Tnptomen i color, vox)
geschildert, dann an dem "Widerspruch
ihres Handelns: wiederholt will sie
fliehen, wiederholt hemmt die Ang.st
ihren Fuss ; schliesslich an zwei Gleich-
nissen.
552. Die Dreizahl ist in solchen
Fällen beliebt. Vgl. Ov. met. VH 324.
VIII 51. X 279. Hör. sat. II 1, 7. Vor
allem bei heiligen Handlungen, Be-
schwön;ngen etc. war die Dreizahl üb-
lich, worüber Horaz spottet (ep. 1 1, 36).
Vgl. darüber Voss zu Verg. ecl. 8, 73,
die Erklärer zu Theoer. 2, 43. 6, 39 etc.
554. Daher Ov. met. VI 326: tre-
mulis circumdata cannis.
palude] canna palustris met. I\
298. Vin 631.
I 546—567.
49
555 Cui deus '"eu, adsum tibi cura fidelior/ inquit,
Tone nietiim: Bacclii, Gnosias, iixor eris!
Miinus habe caelum: caelo spectabere sidus;
Saepe reget dubiam Cressa Corona ratem.'
Dixit, et e curru, ne tigres illa timeret,
560 Desilit (inposito cessit harena pede)
Inplicitamqne sinn (neque enim pngnare valebat)
Abstnlit: in facilist omnia posse deo.
Pars "^Hymenaee' cannnt, pars clamant Euhion, 'euhoe !'
Sic coeunt sacro nnpta deusque toro.
565 Ergo nbi contigerint positi tibi munera Bacchi,
Atque erit in socii feniina parte tori,
Nyctelinmqne patrem noctnrnaque sacra precare,
555. cura] zu v. 512.
556. Gnosias] zu v. 293.
557 f. Bei ihrer Vermählung mit
Bacchus empfing; Ariadue von Venus zum
Brautgeschenk eine überaus kostbare
Krone aus Gold und Edelgestein, die
Vulcan gar kunstvoll gefertigt hatte ; vgl.
schol.Arat.phaen. 71. Dann wurde sie unter
die Sterne versetzt, was hier angedeutet
und an anderen Stellen ausführlich er-
zählt wird, vgl. fast. III 459 - 516, zumal
513 ff: sintque tuae tecum faciam (Bac-
chus spricht zu Äriadne) nionimenta
coronae, Vnlca7ms Veneri quam dedit,
illa tibi. Dicta facit gemmasque novem
transformat in ignes: aurea per Stellas
nunc micat illa novem. met. VIII 176:
desertae et multa qiierenti amplexus et
opem Liber tulit ; utque perenni sidere
clara foret, sumptam de fronte coronam
immisit caelo. Tenues volat illa per
auras, dumque volat gemmae nitidos
vertuntur in ignes, consistuntque loco,
specie remanente Coronae, qui medius
Nixique genu est angxiemque tenentis.
Vgl. Hygin. a. p. II 5. Verg. ge. I 222.
558. Wie Äriadne schon früher den
Liebesdienst des regere ausübte : damals
war es der dubius Theseus, den sie
durch ihren Knäuel leitete (Catull. 64,
113: erräbunda regens tenui vestigia
filo), jetzt die dubia ratis, die sich nach
ihrem Lichtglanz richtet.
563. Die Anrufung des Hochzeits-
gottes Hymenaeus (meist als Inter-
calaris) war Regel in jedem Brautge-
sange. Vgl. Arist. av. 1736: 'l'/u^p lo
'l'fiivai o). pax 1332 u. sonst: 'Tfirjv,
'Tftevai CO. Eur. Troad. 'dl^-.'Vftrjv, a»
'l'/uevai äva^. 331: 'l\uriv, aj Yfiivai
' Tfiriv. Theoer. 18, 58 : "l'u/ji.\ w ' 2'fievaie,
Ovid, ars amatoria ed. Brandt.
yaficp ETtl TcöSs y/tgeir^s. CatuU. 62, 5 :
Hymen o Hymenaee , Hymen ades o
Hymenaee. 61, 4 : o Hymenaee Hymen,
Hymen o Hymenaee. Ov. her. 12, 143.
pars clamant Euhion, 'euhoe']
Evioi ist ein Name des Bacchus, der
gewöhnlich von dem Jubelruf eia, eioi
{euhoe hier) hergeleitet wird. Soph.
OR 211: olvcÖTia Bd-zi/of Eviov. Eur.
Bacch. 566. Vgl. Athen. VIII 363 B.
Oft dann bei römischen Dichtern. Lucr.
V 741. Hör. carm. I 18, 9: Sithoniis
non levis Euius. II 11. 17: dissi2Xif
Euius curas edaces. — euhoe (evor) ist
der Jubelruf der Bacchantinnen. Catull.
64, 255: euhoe, bacchantes, euhoe, capita
inflectentes. Ov. met. IV 523. Verg.
Aen. VII 389. Hör. carm. II 19, 5 u. ö.
565. Nach dieser Episode kommt
der Dichter mit ergo auf seinen eigent-
lichen Gegenstand (zu 524) zurück. —
Bacchi] metonymisch: zu III 645.
566. Dass die Römerinnen an den
Gastmählern der Männer teilnahmen, ist
bekannt. Vgl. z. B. Nep. praef. 6:
quem enim Romanorum pudet uxorem
ducere in convivium? Früher verlangte
es die ehrbare Sitte, dass die Frauen
bei Tisch sassen. Zu Ovids Zeit fing
es jedoch an, dass sie bei Tisch lagen,
ebenso wie die Männer. Vgl. Val.
Max. II 1, 2. Mart. X 98, 4. Zu ars I 229.
567. NvKTsXioi, der Nächtliche, ist
einBeiname des Dionysos, mit Beziehung
auf die nocturna sacra, die nächtlicheu
Orgien (vgl. Paus. II 37, 6). Bei
Euripides (Bacch. 486) sagt Dionysos
auf die Frage des Fentheus, waun er
seine Isgä feiere: m'y.rtt/o t« TioXkä-
aefivÖTrjz' exei axöioi. Vgl. Nonu.
XXII 5. AP IX 524, 14. Ov. met. IV 15.
4
60
Ars amatoiia
Ne iubeant capiti vina nocere tuo!
Hie tibi multa licet sermone latentia tecto
570 Dicere, quae dici sentiat illa sibi,
Blanditiasque leves tenui perscribere vino,
Ut dominam in mensa se legat illa tuam,
Atque oculos oculis spectare fatentibus ignem:
Saepe tacens vocem verbaque vultiis habet.
575 Fac primiis rapias illius tacta labellis
Pociila, quaque bibit parte puella, bibas,
Et qiiemcumque cibum digitis libaverit illa,
Tu pete dnmque petes, sit tibi tacta maniis!
Sint etiam tua vota viro placuisse puellae:
580 Utilior vobis factus amiciis erit.
Verg. ge. IV 521 : nocturnique orgia
BaccJii. — Hier in diesem erotischen
Zusammenhang-e ist das Beiwort mit
Absicht gewählt nnd pikant. Pentheus
sagt daher (1. 1.): roir' sh yvvnZy.as
S6?.i6f sari xnl aad'oof.
569 — 578. Allerhand Eaffiniert-
heiten, wie man heim Gelage mit der
puella erotisches Spiel treiben kann.
Die beste Erläuterung des ganzen Passus
ergiebt ein Vergleich mit folgenden
Stellen, der in den engbegrenzten Zeilen
eines Kommentars freilieh nur ange-
deutet, nicht durchaeführt werden kann.
Ov. her. 17 (16), 75—90. amor. I 4.
n 5, 15 ff. ars I 229 ff. Dazu Zingerle,
Ovid etc. I 94.
569 f. Vgl. amor. II 5, 19 : sermonem
agnovi, quod non videatur agentem ver-
baque pro certis iussa valere notis.
Ueber solche geheime Zeichensprache
vgl. auch ars II 543. III 514.
571. Mit Wein zärtliche Zeichen
auf den Tisch schreiben, war ein sehr
beliebtes und daher oft erwähntes Mittel.
Vgl. her. 17, 87: orhe (fwqiie in mensae
legi sub nomine nostro, quod deducta
mero littera fecit AMO. am. I 4, 20:
verba leges digitis, verba notata mero.
n 5, 17: non oculi tacuere hii, con-
scriptaque vino mensa, nee in digitis
littera nulla fuit. Tib. I 6, 19. Goethe,
römische Elegieen XV 15: „Wein floss
über den Tisch, und sie mit zierlichem
Finger, zog auf dem hölzernen Blatt
Kreise der Feuchtigkeit hin. Meinen
Namen verschlang sie dem ihrigen ; immer
begierig schauV ich dem Fingerchen
nach, iind sie bemerkte mich toohl'' etc.
573, her. 17, 77: cum modo me
spectas oculis, lascive. protervis , quos
vix instantes lumina nostra ferunt.
57-1:. Daher amor. I 4, 17 : me specta
nutiisque meos vultumque loquacem ,
excipe furtivas et refer ipsa notas! verba
superciliis sine voce loquentia dicam.
her. 17, 82. Mehr bei Otto, Sprichwörter
etc. p. 339.
575—578. "Wieder überaus häufig.
Man trinkt aus dem Becher da, wo ihn
die Lippen der Schönen berührt haben.
Darüber belehrt uns Achilles Tatius II 9 :
oji'oxöei äs 6 ^ärvoog ijuti' y.ai ri Tioiei:
eoaizixot'. ^laD.äoaei xa sxncouaTa aal
tÖ U£V EflOV T/, xÖpTj 7TOOarid'1]0l, TO 06
sxsiiT^S sfioi y.it'i iy/^ecov afi^otsoois xal
ey/.egaoäuEvos logsyei'. '£ya> Se iTiirr^o/jOas
tÖ fiEocs TOI' ey.Ttoiuaroe, si'd'a ro '^elÄos
/) xöoTj nivovaa TTOoae&rjxev, ifapuoaaue-
VOs eniVOV S.TiaTO?.lUrtlOy TOVTO (fi).T}flU
Tiolcöv xal aun y.nzs<fiXovv xo exTKOfia.
'i2s be eWev ij napd'ivos, avvrjy.ev ort rov
■/siXovs avjrfi xarafü.ci xal Tr]y ay.iav.
'All' oyi ^drvpos ovu(fpovrjans rtäXiv t«
sy.rxcoiinra SirjÜ.n^er ijf^lv. Ov. am.
I 4, 31 : quae tu reddideris, ego primus
pocula sumam et, qua tu biberis, hac
ego parte bibam. her. 17, 79. Mehr
bei Kohde, Gr. R. 164, 3.
577. Das Gegenteil amor. 14, 33:
si tibi forte dabit (sc. vir tuus), quod
praegustaverit ipse, reice libatos illitis
ore cibos. — digitis] zu HI 755.
579—588. Auch mit dem vir deiner
puella musst du dich gut stehen.
vir ist nicht der Gatte einer Matrone
in bürgerlicher Ehe (vgl. 1 31 ff. II 559 ff.
III 611 ff.) Vgl. Ribbeck, RD. IP264:
„Wenn es auch nicht der legitime Gatte
ist, der betrogen -wird, so gilt es doch,
I 568—595.
51
Huic, si Sorte bibes, sortem concede priorem,
Huic detur capiti missa corona tuo;
Sive erit inferior seu par, prior omnia sumat:
Nee dubites illi verba secunda loqui.
585 Tiita frequensque viast, per amici fallere nomen;
Tuta frequensque licet sit via, crimen habet.
Inde procurator nimium quoque multa procurat
Et sibi mandatis plura videnda putat.
Certa tibi a nobis dabitur mensura bibendi:
590 Officium praestent mensque pedesque suum.
lurgia praecipue vino stimulata caveto
Et nimium faciles ad fera bella manus:
Occidit Eurytion stulte data vina bibendo;
Aptior est dulci mensa merumque ioco.
595 Si vox est, canta; si mollia bracchia, salta,
den unbequemen 'Manu', der im Besitz
ist, zu hintergehen."
581. Die griechische Sitte, durch
Würfeln einen Symposiarchen zu wählen
(vgl. Luc. Saturn. 4), war auch in Eom
bräuchlich geworden. Vgl. Becker
Gall. I^ 204. — Sorte] zwar bediente
man sich zu dem angegebeneu Zwecke
meist der tali, doch sagt auch Hör. carm.
14, 18: nee regna vini sortiere talis.
582» Griechen und Römer be-
kränzten sich bei Symposien. Vgl.
Becker, Charikles I« 160, 10. Gallus
in 3 444 ff.
584. verba secunda loqui ihm gefäl-
liges reden, ihm nach dem Munde reden.
586. Die Wiederholung will sagen :
je mehr zuzugeben ist tuta frequensque
viast, um so mehr ist auch die Kehr-
seite der Medaille zu beachten: crimen
habet.
587. procurator ein Anwalt, Sach-
walter. Ein solcher geht zuweilen über
seinen eigentlichen Auftrag hinaus.
Durch diese Analogie entschuldigt Ovid
mit komischem Ernst, dass er überhaupt
den Rat gab, per amici fallere nomen.
589—602. Weitere Verhaltungs-
massregeln beim convivium.
590. Es darf also nicht soweit
kommen, dass er sagt : sta pes, sta, mi
pes, sta pes, nee labere, mi pes etc.
591. Eine bekannte Lebensweisheit ;
Her. carm. I 27, 5: vino et lucernis
Medus acinaces immane quantuni
diserepat. impium lenite clamorem,
sodales etc.
593. Der Ton liegt auf stulte: es
war sein Verderben, dass er den ge-
spendeten Wein thöricht, d. h. un-
mässig trank. Bei der Hochzeit des
Peirithoos mit der Lapithenjungfrau
Hippodameia waren auch die Kentauren,
unter ihnen Eurytion (oder Eurytos),
geladen. Vom Weine berauscht will
er die schöne Braut entführen, die
andern Kentauren stürzen sich auf die
übrigen Frauen, und so entsteht ein
furchtbarer Kampf der Lapithen und
Kentauren, iu dem auch Eurytion fiel.
Hom. Od. XXI 295: olvos ycal Kevtuv-
qov, (iyaxlvrbv Ev^vricova, daa svl fie-
yd^cp fieyaü'vuov TJeiQtd'ooio. rjocoas S'
axos elüs, Sisx ttooO'i'oov öe d'voa^e eXy.ov
aviu^uvtes, an ovma vrjXet ^«Axw Qiväs
t' äurioaiieg- 6 de foealf fjair daad'slg
'liitv rjif drrjt' oysuiP deaicfoovi d'vficö. i^
ov Kevravaotat xal avSodai vsTxos trv-
xd'rj, ol S" ((.vTO) TC^cörco y.axov tv^ezo
oh'oßaQsiun'. Ov. met. XII 210 — 535.
Aucli sonst oft erwähnt, vgl. Hör. carm.
I 18, 7. Verg. ge. II 456 (beide Male
ohne iNennung des Eurytion). Val. Fl.
I 141. Prop. II 33, 31 : tuque, o Eury-
tion, vino, eoitaurc, peristi.
595 f. Entfalte vielmehr deine ge-
sellschaftlichen Talente. Zwei werden
herausgegriffen, cantare und saltare.
Durch diese beiden Künste sucht bei
Horaz (sat. I 9) jener aufdringliche
Mensch sich zu empfehlen, v. 24 : quis
niembra movere mollius (sc. possit) ?
Invideat quod et Hcrmogencs ego canto.
Unter saZtore ist nicht Tanzen in unserem
Sinne, sondern hauptsächlich wohl über-
haupt graziöse rhythmische Bewegung
der Gliedmassen zu verstehen (bracchia
mollia), gesticulari et saltare sagt der
4*
52
Ars amatoria
Et quacuraque potes dote placere, place!
Ebrietas, ut vera nocet, sie ficta iuvabit:
Fac titubet blaeso subdola lingua sono,
Ut, quidquid facias dicasve proterviiis aequo,
600 Credatur nimiiim causa fuisse merum.
Et "^bene' die 'dominae; bene, cum quo dormiat illa';
Sed, 'male sit\ tacita mente precare, 'viro',
At cum discedet mensa conviva remota,
Ipsa tibi accessus turba locumque dabit:
605 Insere te turbae leviterque admotus euuti
Velle latus digitis et pede tauge pedem!
Conlofiuii iam tempus adest: fuge rustiee longe
Hine Pudor! audentem Forsque Venusque iuvat.
Non tua sub nostras veniat faeundia leges;
610 Fac tantum eupias: sponte disertus eris.
Est tibi agendus amans imitandaque vuluera verbis :
schol. Cruqu. zu der eben citierten
Horazstelle. Vgl. Lucr. IV 977: cernere
saltantis et mollia menibra movcntis.
Ueberhaupt wurde in die rhythmische
Bewegung gerade der Arme und Hände
der meiste Ausdruck gelegt, wodurch
sich Plutarchs "Worte erklären {de ani-
ma 8) : x«t oo/situi 6 di^i) ocorros, dfj.a
inis xeoai. Vgl. Becker, Charikles I'
152: „Dann trat auch der Knabe auf
und tanzte mit einer Kunst, die das
schöne Ebenmass des jugendlichen Kör-
pers noch deutlicher hervorhob. Die
ganze Gestalt wurde zur ausdrucksvollen
Bewegung; man mochte nicht unter-
scheiden, ob Hände oder Nacken, ob die
Füsse mehr Anteil an dem Eindrucke
hatten, den die Anmut seiner Stellungen
auf den Zuschauer äusserte." Mehr bei
Friedländer, Sittengeschichte 11 421.
597 fif. Sich bei Tisch betrunken zu
stellen, damit die verliebte Kühnheit
unverfänglich erschien, war ein beliebter
Kunstgriff. Vgl. her. 15 (16) 245 : quin
etiam, ut posseui verbifi ■petuUnitius uti,
71011 semel ebrietas est sinmlata mihi.
598. suhdola eben weil das titu-
hare nur erheuchelt ist.
599. dicas protervius aequo ein
Beispiel solch zu kecker Rede bringt
Vers 601.
601. Nicht sowohl wegen des Aus-
druckes ist dieses Wort protervum zu
nennen, sondern wegen des Gedankens
an sich. Zum Ausdruck vgl. z. B.
Theoer. 18, 19 (in dem Epithalamiou der
Helena): Zavös toi d'vydrriQ VTTO rar
ftiav 'ixero y/.alvav. 17, 133: i-v Se ?Jxos
axöovvaiv iavetv Zrjvi y.al "Hofi xeloas
(foißr^aaoa fivpois eri Tiao&spos Ipis.
Ov. met. I 353.
602. Wird illustriert durch amor.
I 4, 66 : blanditiae iaceant, sitque ma-
ligna Venus! Si mea vota valent. illum
qiioque ne iuvet, opto etc.
603—030. Anweisungen zu ge-
schicktem Vorgehen, wenn das convi-
v'uun beendet ist.
603. Vgl. mit dem folgenden z. B.
amor. II 5, 21 ff.
605 f. Zur Ergänzung dient amor.
I 4, 55: cum surges abitura domum,
surgemus et omnes, i)i medium turbae
fac memor agmen eas. Agmine me in-
venies aut invenieris in illo; quidquid
ibi 2)oteris tangere, tauge mei.
606. velle vgl. Hör. sat. I 9, 63:
vellere coepi et pressare manu letitissi-
nia bracchia, ebenfalls um die Airfmerk-
samkeit auf sich zu ziehen. — Das Ob-
jekt zu velle ist nicht eigentlich latus,
sondern das Gewand an der Stelle.
607. 7-iisticus ist ein Lieblingswort
Ovids, vgl. zu II 566. Zum Gedanken
vgl. AP. V 252, 3: nlSajs vöoyi neXei
7r;i KtTipidoi. — Tib. I 2, 16: fortes
adiuvat ipsa Venus. Mehr im Anhang.
610. Ob Ovid hier mit Absicht
disertus, nicht eloquens gesagt hat ?
Vgl. Cic. de orat. I 21, 94.
611. vulnera in bekannter oft an-
gewendeter Metonymie. Verg. Aen. IV 1 :
at regina gravi iamdudum saucia cura
volnus alit venis et caeco carpitur igni.
I 596-631.
53
Haec tibi quaeratur qualibet arte fides!
Nee credi labor est: sibi quaeqiie videtur amaiida;
Pessima sit, nulli non sua forma placet.
615 Saepe tarnen vere coepit Simulator amare,
Saepe, quod incipiens finxerat esse, fuit.
Quo magis o! faciles imitantibus este, puellae:
Fiet amor verus, qui modo falsus erat.
Blanditiis animum furtim deprendere nunc sit,
620 Ut pendens liquida ripa subitur aqua.
Nee faciem nee te pigeat laudare capillos
Et teretes digitos exigmimque pedem.
Delectant etiam eastas praeconia formae:
Virginibus curae grataque forma suast.
625 Nam cur in Phrygiis lunonem et Pallada silvis
Nunc quoque iudicium non tenuisse pudet?
Laudatas ostendit avis lunonia pinnas:
Si tacitus spectes, illa recondit opes;
Quadrupedes inter rapidi certamina cursus
630 Depexaeque iubae plausaque colla iuvant.
Nee timide promitte: trahunt promissa puellas;
613. Vgl. Achill. Tat. I 9,6:
d'sXet ya^ exciorrj rcöv na^d'evcov elvai
xaXi] yal (fLlovfisvr] iai(jei, yal snaivsZ
zfjs fzn^Tvgins ibv (piXovt'T<x..
619. est, erat, sit etc. mit dem
Infinitiv ist der Dichterspraclie geläufig.
Petron. 126 : mono erat a torva sum-
mittere cornua fronte, noch häufiger
negativ, Prop. III 3, 41: 7iil tibi sit
rauco praeconia classica cornu flere.
Verg. ecl. 10, 46. Tib. I 6, 24 u. ö.
620. Der Sinn des Vergleiches ist
der: wie das überhangende Ufer durch
das fliessend immer anströmende [liquida)
Wasser allmählich immer mehr unter-
höhlt wird, so wird der Sinn durch die
blanditiae allmählich und verstohlen
erweicht.
622. teretes bei Hör. carm. II 4,
21 Beiwort der surae.
Noch weiter in dem laudare geht
Paris, wenn er der Helena schreibt (her.
15, 247) : prodita sunt, memini, tunica
tua pcctora laxa atque oculis aditum
nuda dedere nieis, pectora vel puris ni-
vibus vel lacte tuamque complexo matrem
candidiora love. Und Acontius schreibt
an Cydippe (her. 19, 55): tu facis hoc
oc%diq%i,e tui quibus ignea ccdunt sidera,
qui flammae causa fuere meae ; hoc
faciunt fiavi crines et ebnrnea cervix,
quaeque, precor, veniant in mea colla
manus, et decor et motus sine rustici-
tate pudentes, et, Thetidis qualis vix
rear esse, pcdes. Cetera si possem lau-
dare, beatior esseni, nee dubito, totum
quin sibi par sit opus.
624. Eeminiscenz aus med. fac.
32: virginibus cordi grataque forma
suast.
625 f. Anspielung auf das bekannte
Parisurteil : zu 247. — Phrygiis zu 54.
— silvis] genauer beschrieben her.
15, 53 ff.
627. avis Jun^nia] pavo, der Pfau.
Paus. II 17, 6: /oiiooiJ §e xai Xid'iov
XaimöpiMV 'ASoiapos ßnaiXfhs racor dve-
drjysv dved'rjxe Ss, öti rrjv opi'i&a Ispdv
T^fe' "ffoag vo/ü^ovai. Antiphanes bei
Athen.' XIV 655 B (II p. 83K.): \Kv-
TtQoe exsi TTsleias ^laqö^ovs' t) ^ £V
Eäficp "Hoa To xovaovv, <faah', oorid'cov
ysvos, Tovg yr(XktfW{)(fovs mtl TteoißleTi-
tovs Tfimg. Vgl. med. fac. 33.
629. quadrupedes sind speziell
Pferde ; der Ausdruck wird naturgemäss
zumal da angewendet, wo die Pferde
laufend vorgeführt werden, wie hier,
vgl. Ov. met.^I 226.
631—658. Neunte Anweisung.
Du musst mit der Technik der Ver-
sprechungen umzugehen Avissen. Diese
54
Ars amatoria
Pollicito testes quoslibet adde deos!
luppiter ex alto periuria ridet amaiitum
Et iubet Aeolios inrita ferre Notos.
635 Per Styga luiioni falsum iurare solebat
luppiter: exemplo nunc favet ipse suo.
Expedit esse deos, et, ut expedit, esse putemus:
Dentur in antiquos tura nierumque focos;
Nee secura quies illos similisque sopori
640 Detinet: innocue vivite, numen adest.
Reddite depositum, pietas sua foedera servet;
Fraus absit, vacuas caedis habete manus:
Ludite, si sapitis, solas inpune puellas!
Hac magis est una fraude pudenda fides.
645 Fallite fallentes: ex magna parte profanum
Sunt genus; in laqueos, quos posuere, cadant!
Dicitur Aegyptos caruisse iuvantibus arva
sind selbst unter feierlicher Anrufung-
der Götter ganz ungefährlich : Juppiter
selbst nimmt es mit ihnen nicht so ge-
nau (—636). Den Göttern selbst gegen-
über soll man freilich treu und rein
sein, denn der Glaube an sie ist den
Menschen erspriesslich (—642) ; aber die
Mädchen darf man betrügen, denn sie
betrügen uns auch, und noch immer
soll das Sprichwort gelten 'wer andern
eine Grube gräbt, fällt selbst hinein',
wie es Busiris und Phalaris erfahren
mussten. So soll es auch den Mädchen
ergehen (— 658).
631. Ein Hexameter bei Graux,
revue de philologie I 217 lautet : «jj äei-
(icuvs d'eovs sodojv Tjf yjeväos 6u6aüj]i.
633. Das ist ein alter sprichwört-
licher Satz, der meines Wissens zuerst
bei Hesiod uns begegnet, vgl. Apollod.
n 5: Si6 frjaif'UaioSos ovx tnionäad'ai
iTjv anö Tcüv Qeiür oQyrji^ Toii yiyt^o,ue-
vQve opy.ovs vTzeo eoonoi (dazu Hesych.
s. tifpoöloios ÖQxos und schol. Plat. symp.
183 b). Dann häufig, vgl. Callim. epigr.
27 (AP. V 5): djaoaef' äk).d. leyovaiv
a/.rj&ea tovS if eocoTt ooy.ovs ,«/) SvfSii'
Ovar SS ad-ni'drcoi'. Bekannt ist auch
die Stelle in Piatos Symposion (p. 183 b) :
a(poooi(jLov yao oQv.ov ov (faaiv slyai,
ausführlicher Phileb. p. 65 c: y.ul ei/ mis
TiOovttla Tuti Tzeot ia(foontnia . . . yjti to
sTtiooxelf avyyvcjfxriv el/.rj'fs rraoa Hs-Mf.
Der locus dassicus bei den Eömern ist
Tib. I 4, 21: nee iurare time; Veneris
periuria venH irrita per ferras et frefa
longa ferunt. Gratia magna Jovi; ve-
tuit pater ipse valere, iurasset cujpide
quidquid ineptus amans. Perque suas
impune sinet Didynna sagittas affirmes,
crines perqtie Minerva suos. Vgl. III
6, 49.
634. Aeolus, der bekannte Wiud-
wart. Hom. Od. X. Verg. Aen. 1 52 ff. —
Dass Ovid die Südwinde herausgreift,
ist an sich ohne Belang und nur dichte-
risch individualisiert. — Wegen des
Ausdrucks vgl. zu 388.
635. ^;er Styga] Sonst ist der
Schwur bei der Styx der unverbrüch-
lichste Eid der Götter. Hom. II. XV 36:
iarco vvv Toöe yaia xtil ov^avoa svovs
vTieo&sv 'Aal to y.aTEifiöuevov ^Tvyos
vScoOj 6s te /teyiaros o^y.os SeiföraTOS te
7i£).ei uay.äoeaoi d'eoiaiv.
637 — 642. Ein recht rationalistisch
gehaltenes Glaubensbekenntnis. Der
Glaube an die Götter ist für uns er-
spriesslich, darum soll er beibehalten
werden mit den aus ihm sich ergebenden
Konsequenzen.
647—656. Der Satz, „wer andern
eine Grube gräbt, fällt selbst hinein"
(vgl. rem. 502), wird an zwei Beispielen
aus Mythologie und Geschichte veran-
schaulicht, an dem des Busii'is und des
Phalaris.
647—652. Busiris. Apollod. II 116:
iierd Aißvrjv Se AXyvTixov öieii[ei (^Hoa-
'c/^b')>. ravxrjs iSitai/.eve Bovoiqis Iloaet-
Säivos Tiali aal Avoiapäaarjg t^s 'ETtafov.
ovTos TOVS ^h'ovs eif'vei' enl ßcofiq) iJtOi
y.ard n }.6yiov. ai'vea yao ezr^ afooia rriv
Aiyvmoi' xare).aße. <Poaoiog Sl il&eoy
ex KvTToov, fidt'Tcs t/jv entaxriuriv. efrj
r};i' dfooiav Tiuvaead'at, kdv $epov äySoa
I 632—659.
55
Imbribus atqiie annos sicca fuisse novem.
Cum Thrasius ßusirin adit monstratque piari
650 Hospitis adfuso sanguiiie posse lovem.
Uli Busiris 'fies lovis hostia primus'
Inqiiit *^et Aegj'pto tu dabis liospes aquam.'
Et Phalaris tauro violenti membra Perilli
Torruit: infelix inbuit auctor opus.
655 lustus uterque fuit: neque enira lex aequior ullast.
Quam uecis artifices arte perire sua.
Ergo ut periuras merito periuria fallant,
Exemplo doleat femina laesa suo!
Et lacrimae prosunt: lacrimis adamauta movebis!
Tcö .i/ti oifä^wai x«t' ejoi. Bovoiqh §e
ey.BlfOP Tioünoi' Ofäsm rbi' uäi'xti', tovs
y.ariovTas ^erovi eayu^s. ov/.f.rjfO'Eli oi'v
ical 'HpayJS]S TOTi ßuiuoTi TTooosfsoETO,
T« Se dsaud Siaooj^ns lüv rs Bovaioiv
nal Tov ey.EifOv TTalSa 'AufidduavTa drrey-
leivs. Hygin. fab. 56.
649. Thrasius ist der cyprische
Wahrsager; so schreibt auch "bei Ap-
pollodor Becker; sonst heisst er Phrasiiis.
653 f. Phalaris. Die Geschichte ist
bekannt, vgl. Li;c. Phal. pr. llff. ; Ovid
erzählt sie ausführlich in den Tristien
(ni 11, 39 ff.), ebenfalls in Ziisaiumen-
stellung mit Busiris: saevior es tristi
Busiride, saevior illo, qui falsum lento
torruit igne hovem, quique bovem Siculo
fertur donasse tyranno, et dictis artes
conciliasse suas : 'munere in hoc, rex,
est nsits, sed imagine maior, nee sola
est operis forma ■prohanda mei. Ad-
spicis a dextra latus hoc adapertile tauri ?
hac tibi, quem perdes, coniciendus erit.
Protinus inclusum lentis carbonibus
iire: mugiet, et veri vox erit illa bovis.
Pro quibus inventis, ut munus niunere
2)enses, da, precor, i7igenio praemia digna
meo!' Dixerat, at Phalaris 'Poenae
mirande repertor, ipse tuuni j^ynesens
imbtie' dixit 'opus!' Xec mora, mon-
stratis crudeliter ignibus ustus exhibuit
gcminos ore gemente sonos. —
Perillus oder Perilaos hiess der
Künstler, welcher den berüchtigten Stier
angefertigt hatte. Prop. II 25, 12: ge-
niere in tauro, saeve Perille, tuo. Luc.
Phal. pr. 11 : Jlsfiilaos i;v Sä Tts / tieSn-
Ttos, y/tlxsvs fihv ayn&os, 7Toi't]pus Se
654. Der Ausdruck wie in der eben
citierten Ovidstelle: ipse tuiim p-aesens
imbue opus. So auch Prop. IV 10, 5:
inibuis exemplum primae tu, Romule,
2)almae.
656. Tib. I 6, 10: nunc premor
arte mea.
659 — 722. Zehnte Anweisung.
Du mnsst es verstehen, zu passender
Zeit Thräuen im Auge zu haben; sind
keine wirklich da, ists auch genug,
wenns nur so aussieht ( — 662). Dann
ists nicht mehr weit bis zu einem Küss-
chen, dann aber hast du schon halb
gewonnen ( — 672). Ist sie dann noch
nicht willig genug, musst du etwas
Gewalt brauchen, wie sie alle Mädchen
gern haben (—678); das beweist das
Beispiel der Phoebe und Hilaira ( — 680)
und der Deidamia, welche sich auch
der Gewalt des Achilles fügte, aber
doch so gern, dass sie ihn nicht wieder
von sich lassen wollte ( — 704). Die
Mädchen scheuen sich ja nur vor dem
Anfang, die Initiative muss daher der
Mann ergreifen, wie es schon Juppiter
durch sein Beispiel lehrte ( — 714). Frei-
lich darf man nichts ertrotzen, oft ist
ein scheinbarer Rückzug von Nutzen,
oft empfiehlt es sich auch, die Liebe
durch den Namen der Freundschaft zu
verdecken ( — 722).
659. adamanta; äSäunc, der nicht
zu bewältigende, ist eigentlich stahl-
hartes Eisen; bei Homer noch nicht,
zuerst bei Hesiod (sc. 137). In der Be-
deutung Diamant ist es erst seit Theo-
phrast zu belegen. Sprichwörtlich dient
es zur Bezeichnung grösster Härte; vgl.
schon Hdt. VII 141 (im Orakel): ./ot Sk
ToS' inrii e:zog ioectJ äSdtiarTi Tre/.aaoa^-.
PlatO spricht von dSauäiruoi löyoi
(Gorg. 509 a) und bei Theokrit 3, 39
56
Ars amatoria
660 Fac madidas videat, si potes, illa genas;
Si lacrimae (iieqne enim veniunt in tempore semper)
Delicient, uda lumina tange manu!
Quis sapiens blandis non misceat oscula verbis?
Illa licet non det, non data smne tamen!
665 Pugnabit primo fortassis et 'inprobe' dicet:
Pugnando vinci se tamen illa volet;
Tantum ne noceant teneris male rapta labellis,
Neve queri possit dura fuisse, cave!
Oscula qui sumpsit, si non et cetera sumpsit,
670 Haec quoque, quae data sunt, perdere dignus erit.
Quantum defuerat pleno post oscula voto?
Ei mihi! rusticitas, non pudor ille fuit!
Vim licet appelles, gratast vis ista puellis:
Quod iuvat, invitae saepe dedisse volunt.
675 Quaecumquest Veneris subita violata rapina,
Gaudet, et inprobitas muneris instar habet;
At quae cum posset cogi, non tacta recessit,
Ut simulet vultu gaudia, tristis erit.
Vim passast Phoebe, vis est allata sorori;
680 Et gratus raptae raptor uterque fuit.
findet der Ziegenhirt darin Trost, dass
seine Amaryllis or-/. dönuavTh'a ist.
Dieselbe Vorstellung findet sich dann
oft in der römischen Poesie, vgl. Ov.
trist. IV 6, 14: (tempus) rigidas silices,
hoc adamanta terit. IV 8, 45. am. III
7, 57 : illa gravcs poUiit quercus ada-
mantaque durum hlanditiis movere. Da-
her erklärt es sich auch, dass das Thor
des unerweichlichen Hades aus adamas
ist (s. Rothstein zu Prop. IV 11. 3).
666. Vgl. amor. 15, 15: quae cum
iia pugnaret , tamquani quae vincere
nollet, victast non aegre jyroditione sua.
667. Gemeint sind zu ungestüm
leidenschaftliche Küsse, ein Biss, der ein
Mal zurücklässt. Hör. carm. I 13, 11 :
puer furcns impressit mcmorem dente
labris notam. Tib. 16, 14 : livor, quem
facit impresso mutua dente Venus. I 8,
38: in collo figere dente notas. Ov.
amor. I 7, 41.
671. 2^le»'0 'voto wie Theokr. 2, 143:
in^dxd'i] TU fiiyiOTa, xit'i is :r6i^or fjvd'o-
usg afifco. Stat. Achill. I 642 : potitur
votis
673. Vgl. Achill. Tat. I 10, 6:
. . . TTokXd'Kis Se xal ty.ovoai ti^os to
EQyov eQxofievai d'elovui ßiä^ead'ai Soy.sTi',
'iva rT] So^p t/;s (irnyxrji dn'or(>tncoi'Tai
rfje nla^vx'Tjs tu exovotov. fiij xoifvr
OHvrjaiiS , edf di'd'ioTauerriv iSriS, d}X
STTiT^osi , TiäJs dv&iaraTai. aotpias yag
y.urrav&a Sei. y.dv /iiiv TtQoaxnQxeQr,
eniaxes trp' ßiav, ovtxco yao Tiai&exat
(vgl. ars 715).
679. Anspielung auf die von den
Dichtern häufig poetisch verwertete
Sage von Phoebe und Hüaira, den Töch-
tern des Leukippos (Apollod. III 117).
Vgl. schol. zu Find. ^Nem. 10, 60:
Avyxei's y-fti *lSas, ol Afn^ecos Tialoss,
iurrjorei'oai'To jds ÄBvy.iTiTTOv d'vytnioas
(poißrjv xtii 'Ekdeioav, y.md Se rr]v xcöt'
yduiov svcoyiav rovg ^looxoigovs eis
eariaoip ixdksaai' ' ol Se 'cds x6(/as
dcf'UQndaavies nnefsvyov, ol Se eSicoy.ov
xni ovriararai rots 'Afa^t]TidSais xal
ToTi ^LOOxovQois fidxq rce^l tcöv yufuov
xal dpaioelrai Kdarivo. eixa IIolvSevy.Tjs
avelXsv dfi(pojeoovs, ovfiTTpa^arzos tov
zJibs ycl y.Euavyoi' (ivroTi inme/ujpuvros.
Vgl. die 'Erzählung Theokrits (22,
137—211). Prop. I 2, 15. Ov. fast.
V 699 ff.
Von bildlichen Darstellungen der
Lage spricht Pausanias (II 22, 5.
IV 31, 12) und er erwähnt (IH 16, 1)
ein Heiligtum der Hilaira und Phoebe
in Sparta. Vgl. Cram. an. Par. I 298.
12 ff. Bekannt ist die künstlerische Dar-
stellung des Dioskurenkampfes durch
Polygnot in Athen: Baumeister, Denk-
mäler I 452.
I 660-692.
57
Fabula nota quidem, sed non indigua referri
Scyrias Haemonio iimcta puella viro:
lam dea laudatae dederat mala praemia formae
Colle sub Idaeo vincere digna duas;
685 lam nurus ad Priamum diverso venerat orbe,
Graiaque in Iliacis moenibus uxor erat;
Inrabant omnes in laesi verba raariti:
Nam dolor unius publica causa fuit;
(Turpe! nisi hoc matris pi-ecibus tribuisset) Achilles
690 Veste virum longa dissimulatus erat.
Quid facis, Aeacide? non sunt tua mmiera lanae:
Tu titulos alia Palladis arte petas!
681— 70-t. Die Geschichte von Achill
auf Skyros und seiner Liebe zu Deida-
mia, der Tochter des Königs Lykomedes,
hat ihren Ursprung in dem Kyklischen
Gedichte der Kyprien. Dann vgl. Apollod.
m 174 : cos de eysi'STO Evvaaxfjg 'A/,i,kXevs,
KäXx,nvros Isyot^ros ov Svvaad'ai xools
avTOv T^oiav nioE&rjvuL, 0£Tig TT^osiSvia
oTi Sei OToaxEvöfiEvov avTov a.TtoXEod'ai,,
xovipaaa sa&TjTi yvvaiy.EUO cog TiaQ&Evov
Avxo/UT]§ei TTa^E&ETO, xäxet Toscpofist'Oi
rj] Avxo/utj8ov£ ü'vyaxQl ^r]i§a/u£iq uiyvv-
tai, x«t yiv£T((i nais ITvo^os ninco o
xXrj&Eis NsoTCTolenoi aid'ig. — Drama-
tisch hat Sophokles die Sage dargestellt
in den ly.vQiai (fr. 496 — 505 Dind.),
ebenso Euripides in einem gleichnamigen
Stücke (fr. 683-687). Unter Bions
Namen (id. 15) ist ein Fragment eines
ETZid'ciXdfuos 'Axt?.?.ECog y.al ^rjidnfisias
auf uns gekommen. Vgl. ferner Quint.
Sm. VII 184 Ov. met. XIII 162-170.
Prep. II 9, 16. Hör. carm. I 8, 14.
Stat. Ach. I 207 ff. Claudian. 10, 16.
Paus. I 22, 6.
682. Scyrias puella -ft;i§dfiEia, vgl.
zu 681. Die Insel ^y.vgos, heute Skyro,
liegt nordöstlich von Euboea. Vgl. schol.
II. XIX 326.
Haemonio viro Achilles. Ueber
Haemonia, den alten Namen Thessaliens,
ist gesprochen zu I 6. Achills Heimat
ist (P&ia in Thessalien. Hom. II.
I 169 f. u. 0.
683 ff. Bereits hatte das Paris-
urteil (zu I 247) stattgefunden, bereits
hatte Venus zum Lohne für den ihr
zugesprocheneu Sieg dem Paris die
Helena geschenkt, bereits befand sich
diese in Troja.
683. mala praemia weil sie dem
Beschenkten nicht frommen sollten, vgl.
die dScopa Scöoa xovx uv?]aifia Soph. Ai.
665. Vgl. auch Bion 15, 11.
684. colle Idaeo der Ida, das be-
kannte Gebirpe in Mysien. II. XIV 157.
Verg. Aen. II 801.
687 f. DieVeranlassungdesSchwures
ist aus Euripides' Aulischer Iphigenie
bekannt, wo (v. 50 ff.) sie ausführlich
auseinandergesetzt wird. Vgl. auch
schol. Ven. zu Ilias II 339 : rtäv el 'EUä-
Sos doiarcop knl fivrjarslav Trjg ^EXei'rjg
TtaoövToiv Sia ro yivog xal rö xäXXog,
TvvbäoEtog 6 tcuttjo avtt^g (pvlaaaöfievog,
/nt] TioTS iva avxüv TiQO-AQivag rovs
alXovs ix^QOvg TiotjarjTai , _ x o iv o v
avTcöv sXaßsv o^xov, fi (iJ]v Tcä
Xt]\po/x£vq7 iTjv nuzSa dStv.ovfiEvcp nEQi
avTi]v acpoSoa Tcdvrag tTtafivvEiv. /liönEo
MeveXÜco avrrjv ty.SiScoaf xal fiex ov
TCoXv d(i7Caad'Eiarjg nvr/jg vno 'AXE^dvopov
Exoivcövrjaav T/j OToarEiq Sid rovg yavofie-
vovg ooxovg. laro^El —xriaixooos. Vgl.
Hör. carm. I 15, 7. Ov. met. XII 6.
688. Vgl. Bion 15, 12: iicöaaxo K
d Aa'üBbai/iicoi' , nävxa Se Xahv dystoEt'
AxaiKÖv, ovBe xig"EkXr]v ovxe Mvxrjvaicov
ovx" "HXiSog OVXE Aaxcopco}' /ueipev eov
xard Öf7>fia, (pEQOv Se avv nlvov A^rja.
689. matris precibus s. zu 681.
691. Aeacide zu I 17.
691 ff. Bion 15, 15: Xdvd-avs S' Iv
y.cÖQaig Avxo/urjSiai. fiovt'og 'J^jt/Xeiv, st^ia
5" livd'' oTtXcur säiSdaxExo, xal x^Q'^ Xevxü
■nap&Evixor xöoov aly^EV, EfaivEXO (3' t]vxe
xiöpa. Vgl. Ov. heroid. 9, 73 ff. (Die
Stelle ist ausgeschrieben zu II 219.)
692. titulos Ehrennamen, Ruhm,
vgl. II 293. trist. I 11, 30.
alia Palladis arte durch die Kriegs-
kunst, das Waffenhandwerk. Pallas
Athene ist sowohl die göttliche Be-
schützerin weiblicher Kunstfertigkeit
(Hom. Od. XX 72. Theoer. 28, 1) wie
58
Ars amatoria
Quid tibi cum calatliis? clipeo manus apta ferendost
Pensa quid in dextra, qua cadet Hector, liabes?
695 Eeice succinctos operoso stamine fusos:
Quassandast ista Pelias hasta manu!
Forte erat in tlialamo virgo regalis eodem:
Haec illum stupro conperit esse virum.
Viribus illa quidem victast (ita credere oportet),
700 Sed voluit vinci viribus illa tamen.
Saepe 'mane!' dixit, cum iam properaret Achilles:
Fortia nam posito sumpserat arma colo.
Vis ubi nunc illast? quid blanda voce nioraris
Auctorem stupri, Deidamia, tui?
705 Scilicet ut pudor est quaedam coepisse priorem,
Sic alio gratumst incipiente pati.
A! nimiast iuveni propriae fiducia formae,
Expectat siquis, dum prior illa roget.
die Göttin kluger geordneter Ki'iegs-
führung:.
693. calathns ist ein Arbeits-
körbcheu der Frauen, meist aus Ruten
geflochten (Catull. 64, 319: virgati cala-
thisci). Bekannt ist der besonders zier-
liche und kunstvolle Spinukorb der
Helena. Hom. Od. IV 131 ff. In der
ars wird der calatJms noch erwähnt
n 219. Vgl. zu n 264. Vgl. auch
her. 9, 73. fast. H 742. met. IV 10.
Xn 475. luven. I 2, 54 u. o.
69-I-, pensum ist ganz eigentlich die
zur Arbeit zugewogene (])enclere) Wolle.
Vgl. fast. II 743. her. 9, 78. met.
IV 10: telasque calathosque infecfaque
pensa reponunt. Tib. I 3, 87. —
qua cadet Hector rhetorischer Kon-
trast, sehr beliebt. Vgl. zu I 13.
695. „Die mit mühevollem Faden
umgürteten, umwundenen Spindeln."
stamen ist ursprünglich die (vertikale)
Kette, im Gegensatz zu suhtegmcn, dem
(horizontalen) Einschlag vgl. Ov. met.
VI 55; dann stehen beide für „Faden"
überhaupt. Vgl. Ov. met. XII 475:
stamina polhce torquc. stamen erh'Alt
aber das Beiwort operosum, wie Horaz
carm. III 12, 5 in demselben Sinne von
dem operosae Mincrvae studlum spricht.
Nicht eigentlich dem stamen kommt
operosum zu, sondern der Kunst des
stamina pollice forquere. Derartiges ist
häufig, vgl. Ov. met. VI 241 : transie-
rant ad opus nitidae iuvenile pa-
Inestrae (s. fast. V 667), wie schon
Theokrit 2, 51 lirxaoäs TialniaToui
696. Pelias hasta auch her. 3, 126.
rem. am. 48. Der Pelion [Ui'iXiov), das
bekannte, hohe Waldgebirge Thessaliens,
hatte nicht nur das IIolz für das Schiff
Argo geliefert (zu ars I 6), sondern auf
ihm war auch die Esche gefällt worden,
aus der die Lanze hergestellt wurde,
welche Chiron dem Peleus schenkte, und
die dann in die Hand des Achilles kam.
Hom. U. XIX 390: Hrj/udSa ,ueUrir,
TIJV TlUTol (fikcp TIOQB Xf.'lQCOV ÜTlXiov
ty. xoov(fr,s . (fövov eufiEvai r^ocoeaaiv.
Bei Piudar fällt sich Peleus die Lanze
selbst (Nem. 3, 33). Vgl. Ov. met.
xn 74 u. ö.
697. Bion 15, 22: e| aovq S'enl
rvy.rn naoi^sro -IqiSausiq 25 : /jad'te 5' ovx
a.X).a avj' ofiä/uxij nüvra ö' sTioiei ansvScop
y.oct'bi' ig vtcvov.
698. stupro. Vgl. schol. fl. XIX 326:
TtoÖTe^of de ratg Trn^d'evois avvOiarQißijov
to'd'ei.Qe ^ r^ibäuEiai' .
701. manc vgl. II 125.
702. fortia zu v. 695 (operoso).
705 — 714. Das Beispiel der Dei-
damia hätte also die Wahrheit von 673
erwiesen : bilde dir aber nicht ein, ver-
langen zu können, dass das Mädchen
anfängt, daran hindert es das natürliche
Gefühl schamhafter Zurückhaltung. Du
musst anfangen und zwar mit schmei-
chelnden Bitten, zu denen sich selbst
Juppiter herabliess, wenn er auf Liebes-
abenteuer ausging.
707. Aehnlich aber in anderm
Sinne ist die Warnung bei Verg. ecl.
2, 17: 0 forynose puer, nimium ne crede
colori.
I 693—726.
59
Vir prior accedat, vir verba precantia dicat:
710 Excipiat blandas comiter illa preces.
Ut potiare, roga: tantum cupit illa rogari;
Da causam voti principiumque tui!
luppiter ad veteres supplex heroidas ibat:
Corrupit magnum nulla puella lovem.
715 Si tarnen a precibus tumidos accedere fastus
Senseris, incepto parce referque pedem!
Qiiod refiigit, multae cupiunt, ödere, qiiod instat:
Lenins instando taedia tolle tui!
Nee semper Veneris spes est profitenda roganti:
720 Intret aniicitiae nomine tectus amor.
Hoc aditu vidi tetricae data verba puellae:
Qui fuerat cultor, factus amator erat.
Candidus in nauta turpis color: aequoris unda
Debet et a radiis sideris esse niger;
725 Turpis et agricolae, qui vomere semper adunco
Et gravibus rastris sub love versat humum;
714. Höchst launiger Vers: Der
grosse Juppiter wartete nicht erst ah,
bis ihn ein Mädchen verführte, sondern —
Sachlich lässt sich vergleichen Theoer.
8, 59: (o :rctT£6», ut Zev, ov uöi'os >}odaif'r]v •
xal TV yv i'aixofL^Ki; (vgl. Kallim.
AP. Xn 230).
715. Wenn deine Bitten auf hoch-
mütige Sprödigkeit stossen, dann ziehe
dich zurück, dann vnrä sie schon wollen.
fastus ist das eigentliche Wort für
weibliche Sprödigkeit (vgl. zu ars III
511), die hier mit Hochmut (tumidos)
gepaart ist, weil das Mädchen den Ver-
ehrer als supplex sieht; das wird aber
anders, wenn er pedem refert.
717. Klingt sprichwörtlich. Schon
bei Sappho 1, 21 : y.nl ya^ at (fsiysi,
taxsws öuo^ei. Ter. Eun. IV 7, 43:
novi ingenium mulierum: nolunt. ubi
velis; ubi nolis cupiunt ultro. Erinnern
kann man auch an Theokrit 6, 17: y.nl
q'Evyet cpiXsoi'Ta y.nl o v f> i /. e o r z a
Sitiiii et.
718. instare bedeutet ein aufdring-
liches Bitten, zusetzen. Hör. sat. II
6, 39: ' si vis, potes' nddit et instat.
719—722. Bisweilen empfiehlt es
sich, die erotischen Absichten unter dem
Deckmantel der Freundschaft zu ver-
bergen.
723— 73S. Elfte Anweisung.
Du musst als Liebender die richtige
Gesichtsfarbe haben. Wie dem Seemann.
dem Bauer und dem Wettkämpfer die
weisse Hautfarbe schlecht anstehen
würde, sondern man schon an ihrem
sonnenverbrannten Antlitz auf ihre
Thätigkeit schliessen will, so muss der
Liebende bleich sein. Das ist der
colo7- ajitus amanti, wie er durch ero-
tische Grössen der Mythologie ein für
allemal eingebürgert ist, das ist die
Farbe, wie sie zu dem anstrengenden
Liebesdienste passt. Ueberhaupt muss
ein klägliches etwas dein Aeusseres kenn-
zeichnen, damit man deinen Seelenzu-
stand sofort vom Gesichte ablesen kann.
724. sidus yrn' s^oxt;v bezeichnet
die 'Sonne', vtlq sidera 'Sonne und Mond'.
Vgl. met. IX 286 : dec.imum premeretur
sidere signnm. Mehr bei Vulpius zu
Tib. II 1, 46 und Burmann zu Verg.
Aen. II 154.
725. semper iXlouifcov oloötquh-
ST OS eis ST OS Soph. Ant. 340. Zum
ganzen Distichon vgl. met. II 286:
adunci vulnera aratri rastrorumque
fero. — Man beachte die Wahl der
Attribute: Dass vo))ier das Beiwort
"aduncus erhält, ist freilich nur malen-
der Zusatz, aber wenn die Karste
'schwer heissen, so veranschaulicht dies
die Mühseligkeit der Arbeit ebenso, wie
'sub love' sofort die Vorstellung von
der versengenden "\Mrkung der Sonnen-
strahlen in uns erweckt, M'orauf gerade
es hier ankommt.
60
Ars araatoria
Et tua, Palladiae petitur cui palma coronae,
Candida si fiierint corpora, turpis eris:
Palleat omnis amans! hie est color aptiis amanti:
730 Hoc decet: hoc stulti non valuisse putent!
Pallidus in Side silvis errabat Orion,
Pallidus in lenta Naide Daphnis erat.
727. Palladia corona ist ein Kranz
aus Oelzweigen. Bei dem Streite der
Pallas Athene und des Poseidon um
den Besitz des attischen Landes hatte
Pallas den Oelbaum erschaffen (Eur.
Troad. 802: y).avy.äi kkniis noönov fdeiie
■AdSor. Apollod. III 178. Hdt. VIII 55.
Bekannte Darstellung- im westlichen
Giebel des Parthenon) ; seit der Zeit ist
der Oelhanra der Göttin heilig (Soph.
OK. 695—706). Vgl. unten H 518. —
Der Vers meint die Kämpfer in den
Olympischen Spielen, deren Sieg mit
einem Oelkranze ausgezeichnet wurde;
Paus. VIII 48, 2 : ip /uev Srj 'OÄv/UTilq
xorivov TM viy.cötnt SiSoad'd.i OTE(favov
y.rl. — palma steht hier wie so oft in
übertragenem Sinne, und mau darf nicht
an die Verbindung des Oelkranzes mit
einem Palmenzweige denken, von der
Pausanias spricht, 1. 1. : £» S'e tI^v Seliäv
sali y.al 7iaviay_ov Zfo vixmvti eoTid'i-
uevos (foifii. (vgl. Hör. carm. IV 2, 18).
Dass griechische Spiele genannt
werden, daran wird man hier ebenso-
wenig Anstoss nehmen wie bei Hör.
carm. I 1, 5. Als die berühmtesten
stehen die Olympischen typisch für
Wettspiele überhaupt.
729. Die blasse Farbe der Liebe
kennt schon Sappho 1, 14: yJ-wooTioa
de TToias eufii. Long. I 17 : yJ.oiQÖttoov
t6 nooaaiTiov r]v Tiöas d'eoivr/C. Ov. her.
3, 141 u 0.
731 f. Zwei mythologische Beispiele
sollen die Richtigkeit der eben gegebenen
Lehre beweisen. Das Distichon bietet
der Kritik und Exegese grosse Schwie-
rigkeiten, vgl. den Anhang.
731. Apoll. I 25 : ovtos (sc. Orion)
^TlQiöcrjvy fiEf eyrjus —iörjv, T^v sooiif'sv
eis AiÖov Ttspl /uop^rji' toioaa<tv "Hon.
in Side\ Der Ablativ mit in bei
pallidus, pallere und ähnlichen die Ver-
liebtheit bezeichnenden Ausdrücken ist
den römischen Erotikern geläufig. Hier
bezeichnet er die Person, in die jemand
verliebt ist (vgl. Prop. I 13, 7 : 2)erditus
in quadam tardis pallcscere curis in-
cipis, vgl. III 8, 28), sonst auch die
Ursache der Erscheinung, oder das Ge-
biet, auf dem sie .sich äussert, s. Roth-
stein zu Prop. I 3, 44.
732. Es ist schwer, aus den ver-
schieden überlieferten Formen der Daph-
nissage die richtige Beziehung heraus-
zufinden.
Daphnis ist der Sohn des Hermes
und einer Nvmphe (Parthen. 29. Diod.
Sic. IV 84. 'Aelian. var. bist. X 18).
Aus Theokr. I ist bekannt, wie sich
der schöne Hirte dem Dienst der jung-
fräulichen Artemis widmete und sich
vermass, der Gewalt der Kypris nicht
unterliegen zu werden. Darüber er-
grimmte die beleidigte Göttin und
flösste ihm heisse Liebe zu einem Mäd-
chen ein. Er aber versuchte die Leiden-
schaft zu bez^ving•en, unterlag aber,
schmachtete dahin und verschied zum
Leidwesen der Nymphen und Musen.
Darauf könnte sich unser Ovidvers zur
Not beziehen, vgl. Theokr. 66: Jätpvis
sTaxETo, 78. 82. Indessen wäre das Bei-
spiel recht unpassend, da ja Daphnis
nur sehr widerwillig der Liebe nach-
giebt und mithin von einem p>allcre im
Sinne Ovids nicht Rede sein kann. Mit
der Form der Sage, wie sie z. B. bei
Parthenius 29 erzählt wird (vgl. dazu
die kurze Erwähnung bei Ov. met. IV
276), ist in unserem Zusammenhange
nichts anzufangen. Man wird vielleicht
auszugehen haben von Theokr. 8. 92:
y.i]v. loinio TTouTos Tiuod Troiuiai Ja(ftii
syevzo, y.al Nvu^av uy.or^ßos ieuv
ETI NaiSa yätisv. Daphnis und Me-
nalkas hatten mit einander einen Wett-
gesang veranstaltet, in dem Daphnis
siegte: darauf bezieht sich iy- tovtm.
Wir haben also hier eine Andeutung
auf die Liebe des Daphnis zu einer
Najade (fvfifu NaU: siehe unten). In
diesen Zusammenhang wird nun wohl
auch unser Ovidvers gehören, imd man
wird annehmen müssen, dass in einer
uns nicht mehr bekannten alexandri-
nischen Quelle diese Liebe erzählt war,
wo dann wahrscheinlich der Liebes-
kummer des Daphnis, ehe er Erklärung
fand, einen breiten Raum in der Schil-
derung einnahm, aus der Ovid das
I 727—743.
61
Aro'uat et macies animum, nee turpe putaris
Palliolum nitidis inposuisse comis!
735 Attenuant iuvenum vigilatae corpora noctes
Curaque et, in magno qui fit amore, dolor.
Ut voto potiare tuo, miserabilis esto,
Ut qui te videat, dicere possit 'amas'.
Conquerar, an moneam mixtum fas omne nefasque?
740 Nomen amicitiast, nomen inane fides.
Ei mihi! non tutumst, quod ames, laudare sodali!
Cum tibi laudanti credidit, ipse subit.
'At non Actorides lectum temeravit Achillis;
für seinen Zweck passende Symbol der
Liebe, das pallere, berübeniahra. Mög-
lich wäre natürlich auch, dass unsere
Stelle auf einer ungenauen Eemiuiszeus
Ovids beruht. Wenn nun lenta über-
liefert ist, so ist kein Grund zu ändern.
Es bedeutet 'spröde' und giebt somit
den Grund an, warum Daphuis j;aZ/ül»s
ist. Der Name der Najade (v^'l. schol.
Theoer. 8,93: Unooovai yao uvtoi' vnö
iLVOi a.yunt]\^i]i>ai^ t^r —coaUfsoi Oa/.etav
■Auksi) ist entbehrlich, wo es dem Dichter
nur darauf ankommt, ein allgemein
giltiges Liebessymbol auch an Daphnis
nachzuweisen. Auch bei Theokrit ist
der Name nicht genannt, denn das
Nvufn Nai^ einfach aufzufassen ist als
'eine Nymphe, und zwar eine Najade',
scheint nach bekanntem Sprachgebrauch
sicher. Vgl. Hom. II. II 21 : (»('•» nore
Nvu(fr] Nrj'is 'AfiiioJaotrj rexs. XIV 444.
Apollod. m 190: 'Eoi/^d-otios lloa^td-euv
^i]tSa Nvfi^rjf syrj/usv.
733. macies, ein weiteres in der
Erotik häufiges Symbol der verzehrenden
Liebe. Bekannte Stelle bei Theoer. 2, 88 :
To Öe -AaXkos sräxero. 88 : xai uev x^coi:
juev ofioios eyifSTo Ttu/J.dy.t d'ay.'U), e^^evv
oey, y.ecpaXäs Tiaoui iQiXEi, <ti'ra Ök KotTia
oai'i sz' »^t; y.al Seoua. Vgl. den häufigen
Gebrauch von rjy.ead-at (z. B. Theoer.
1. 66. 7, 76 von Daphuis: svre ■/ituit' Mi
iti xaTeTiixsTo futyooi' v(f Aiuoi' yrX).
734. Das Verhüllen des Hauptes
ist ein bekanntes Symbol von Trauer
und Schmerz, vgl. Plut. quaest. Roman.
14; hier soll es den Schmerz der von
Liebespein gequälten Seele andeuten.
nitidis von Salböl duftig, nach be-
kannter Sitte; Hör. carm. I 4, 9: nunc
decet aut viridi nitidum caput impe-
dire myrto.
735. vigilatae, den Grund bringt
der folgende Vers. „Mit Unruhe auf
nächtlichem Lager beginnen die Leiden"
Ribbeck, RD. IP 179. Dazu z. B.
Theokr. 30, 6 : rdxa 8^ ovä' oaov vrcvco
'thxvxiiv saasr' eocoin. Ov. amor. I 2, 1 :
es.se quid hoc dicam, quod tarn mihi
dura videntur strata, necque in lecto
2)allia nostra sedent, et vacuus somno
noctem, quam longa, peregi, lassaquc
versah corporis ossa dolent? Catull
50, 10 etc.
739 — 754. Zwölfte Anweisung.
Sei vorsichtig, sprich nicht zu deinen
treuen Freunden von deiner Liebe, da-
mit du nicht Grund hast, eifersüchtig
zu werden. Du kommst mit Beispielen
aus der Mythologie, die das Gegenteil
beweisen sollen? Eitler Thor! weisst
du nicht, dass gerade das Unrechte er-
freut, dass jeder nur an Befriedigung
seiner Begierden denkt, auch auf Kosten
des Freundes? Nicht fremde Feinde
hast du zu fürchten, hüte dich vor
denen, denen du am meisten traust, vor
Verwandten und Freunden.
743—746. Ein fingierter Einfall
{at) des Lesers, der an drei mytho-
logischen Beispielen lauterster Freuudes-
treue nachweisen will, dass Ovids War-
nung doch gar zu ängstlich sei.
743. Erstes Beispiel: Achilles und
Patroklos. Actorides ist Patroklos als
Enkel des Aktor: H. XI 785. Find. Ol.
9, 69: vlor d'^^y-raoog flo/w» linaaev
sTtoiywf Aiyü'ai TS Met^oiriov rov nai-;
äfi 'AroEiSaii Tevd'oavxog TTsSioy /xokcof
eara avy A'/dlei. Des Patroklos und
Achilles treue Freundschaft ist seit
Homer berühmt. Pind. Ol. 10, 19. Xen.
symp. 8, 31. Luc. Tox. 10. Ov. trist.
I 9, 29: quae fuit Actoridae cum magno
semper Achille, laudari solifa est Hec-
toris ore fides.
62
Ars amatoria
Quantum ad Pirithoum, Phaedra pudica fuit;
745 Hermionam Pylades, qua Pallada Phoebus, amabat,
Quodque tibi geminus, Tyndari, Castor, erat/
Siquis idem sperat, iacturas poma myricas
Speret et e medio flumine mella petat!
Nil nisi turpe iuvat: curae sua cuique voluptas;
750 Haec quoque ab alterius grata dolore venit.
Heu facinus! non est hostis metuendus amanti;
Quos credis fidos, effuge: tutus eris.
Cognatum fratremque cave carumque sodalem:
Praebebit veros haec tibi turba metus.
755 Finiturus eram; sed sunt diversa puellis
744. Ziveites Beispiel: Theseus
und Pirithous. Sinn : Pirithous hat
seines Freundes Theseus Gemahlin
Phädra nicht verführt. Phädra : zu 338.
UsiQi^ooi , der Sohn des Ixion, La-
pithenfiirst, bekannt durch seine JEoch-
zeit mit Hippodameia. während welcher
der grosse Kampf der Lapithen und Ken-
tauren stattfand (zu 593). Sprichwört-
lich war die Iltnif^'ov y.a\ Ör^aeios fi-
XotEvia (Apost. 14.'l9 = II p. 611). Soph.
OK. 1594. Paus. X 29, 30: 6»,;aew= bh
y.ni JJecoid'ov rr;i' Xeyouirrji^ rfü.iav y.xK.
Xen. \.\. Lud. 1. salt. 60. Charid. 16.
745 f. Drittes Beispiel: Orestes und
Pylades. — Pj'lades liebte die Hermione,
die Gemahlin seines Freundes Orestes,
mit nur schwesterlicher Liebe, ohne ihr
nachzustellen.
Hermione, die Tochter des Menelaus
und der Helena (Hom. Od. IV 14), zu-
nächst die Gemahlin des Neoptolemos,
dann des Orestes (vgl. Eurip. Audro-
mache). Hermione wird als überaus
liebreizend geschildert, vgl. Hom. Od.
IV 13: nalS' eoaxeiv '^f , 'Ei)ui6vi]v ff
eiSoe sxs Xi'vair^i 'ArfooSirrjs. Wurde
doch um ihretwillen Xeoptolemos durch
Orestes getötet (Eur. Andr. 1058 ff.).
Um so passender ist aber gerade hier
das Beispiel : trotzdem sie so begehrens-
wert war, hat Pylades doch seinem
Freunde die Treue gewahrt und dessen
Gattin nur mit der Liebe des Bruders
geliebt.
In diesem Sinne erscheint hier an
dritter Stelle der treue Freundschafts-
bund zwischen Orestes und Pylades, der
ebenfalls sprichwörtlich iind weltberühmt
geworden ist: vgl. Xen. symp. 8, 31.
Luc. am. 47. Cic. de am. 7, 24. Thera.
22, p. 269, u. s.
Um die reine Liebe des Pylades
zur Hermione recht deutlich zu bezeich-
nen, sagt der Dichter erst: er liebte
sie wie Phoebus die Pallas liebt, und
dann : er war ihr das, was der Helena
Castor war, d. h. eben nur Bruder.
746. Tyndaris ist Helena als Tochter
des Tyndareos (Eur. Hei. 614 etc. ; oft
bei Ovid, in der ars nicht nieder, aber
z. B. amor. II 12, 18. her. 5, 91. 15, 100.
306. 16, 118).
747 f. Die Antwort Ovids auf den
fingierten Einwand besteht in einem
ironischen dSiiitroy : wer auf eine solche
Treue hofft, der kann mit demselben
Rechte das allerunmöglichste erwarten,
dass z. B. die Tamarisken Obst tragen,
oder dass der Fluss von Honig fliesst.
Ueber das d^vrarov vgl. zu 271.
747. myrica (tamarix gallica L.),
ein strauchartiges Gewächs, das am
Wasser gedeiht, in der ars noch III 691,
wo sie fragilis heisst (vgl. met. X 97:
tenuesque myricae). Vgl. Voss zu Verg.
ecl. 4, 2. — Zu dem hier gebrauchten
dövfitTov vgl. Theokr. 1, 132 : vvi' ö' ia
juev (fooions ßäroi. tpooeoire d' dxctv&ac,
d Sk y.nXd vn(>xiaooi e.i uoy.ev&oiai xoud-
aai, TidvTa d' eyn/./.a yivono, y.nl a tiitvs
o/^vas Eveixai, -Idtfvn iTTsi ö'i^daxei, xal
Tw^ yvvng cH/.a'fOi kkaoi, xi'^ ogicov roi
axiÖTeg dr^Söai Örjoioairro. Vergils Nach-
bildung ecl. 8, 51 — 58, zumal anrea
durac mala fcrant qucrcus, narcisso
fioreat alnus, pingicia corticibus sudent
eledra myricae.
755 — 770. Dreizehnte Anwei-
sung. Du musst die Verschiedenheit
der weiblichen Gemüter bedenken. Wie
in der Natur verschiedenes an verschie-
denem Platze frommt, so muss der Lieb-
haber eine Proteusnatur sein und seine
I 744—772.
63
Pectora: mille animos excipe mille modis!
Nee tellus eadem parit omnia: vitibus illa
Convenit, haec oleis; liic bene farra virent.
Pectoribus mores tot sunt, quot in orbe figurae:
760 Qui sapit, innumeris moribus aptus erit:
Utque leves Proteus modo se tenuabit in undas,
Nunc leo, nunc arbor, nunc erit hirtus aper.
Hie iaeulo pisces, illic capiuntur ab liamis,
Hie eava contento retia fune trahunt.
765 Nee tibi conveniet cuuctos modus unus ad annos;
Longius insidias eerva videbit anus;
Si doetus videare rudi petulansve pudenti,
Diffidet miserae protinus illa sibi.
Inde fit, ut quae se timuit committere honesto
770 Vilis in amplexus inferioris eat.
Pars superat eoepti, pars est exhausta laboris
Hie teneat nostras ancora iaeta rates.
Methode indiTiduell einrichten, wie der
Fischer seine Beute bald mit dem Spiess,
bald mit der Angel, bald mit dem Netze
fängt. Auch das verschiedene Alter der
erhofften Bellte fordert verschiedene
Methode.
757. Vgl. Verg. ge. II 109: «ec
vero terrae ferrc omnes omnia i^ossunt.
759. Bekanntes Sprichwort, dessen
Quelle bei Hom. Od. XIV 228 zu suchen
ist._ Vgl. PhUemon fr. 89 (II 504 K.):
ijficöv ooaa xni lä acoftat^ sarl lov doid"-
fibv xad" srös, tooovtovs soti y.ai rpo-
Ttovg iSsir. Ter. Phorm. II 4, 14 (454) :
quot homines tot senfentiae.
761. Seit Homer ist die Gestalt
des „weissagenden Meerkobolds" Pro-
teus, der sich in alles verwandeln konnte
ooa STii yalnv sotistu yiyt'OVT'ti, xal vSeoo
xal d'eajiidae:; ttv^ (Od. IV 418) eine iu
der Poesie häufig wiederkehrende tj;
pische Figur. Hom. Od. IV 456: dW r)
roi TtooJTiaza Xewv yerex i'jvyii'etos,
avxag enEixa oguxwv x(ti TiäfiSalis ijSs
fisyns avs' yiyvsTO d' vyoov vScop xnl
SevSqsov vijnTieTrjkov. Verg. ge. IV 407 :
p,et enim subito siis horridus atraque ti-
ffris squamosiisque draco et fulva cervice
leaena aut acrem flammae sonituni da-
hit atque ita vinclis excidet, aut in
aquas tenuis dilapsus abibit. Ov. met.
VIII 732 ff. Daher heisst er ainbiguus
(met. II 9) und voltus mutans (Hör. ep.
I 1, 90, vgl. sat. II 3, 71 ff.).
leves, 'leichtflüssig' entspricht dem
homerischen vyphv vSwp und veran-
schaulicht gut die Schwierigkeit, ihn
festzuhalten; ebenso se tenuabit, und
auch h i r t u s aper.
763. iaculimi ist ein 'Wurfnetz',
vgl. Auson. ep. 4, 56 (p. 247 Peiper).
Plaut, asin. 100: venari reteiiaado
in niedio mari.
ab hamis] Ueber den Ablativ mit a,
wo die Prosa den ablativus instrumenti
setzen würde, vgl. Kothstein zu Prop.
I 16, 14.
764. trahunt] vgl. Theokr. 1, 40:
fJEya SiKZvov eg ßoi.ov t?.xsi.
766. cerva] nicht ohne Nebensinn,
vgl. zu V. 89. — Der Ausdruck ist sprich-
wörtlich, vgl. Otto, Sprichwörter etc.
sub hcpns 7.
ZWEITES BUCH.
Ovid, ars amatoria ed. Brandt.
Inhalt.
Einleitung. 1—96.
Uebergang. 97—106.
Hauptteil. Siebzehn Anweisungen, die Zuneigung des tiach den Begeln des
ersten Buches geivonnenen Mädchens zu behalten. 107 — 732.
1. Sei wirklich liebenswürdig, nicht Schönheit allein thuts, sei ein
angenehmer Gesellschafter und beredter Erzähler. 107—144.
2. Sei nachsichtig und immer in gutem Einvernehmen mit der Ge-
liebten. 145—176.
3. Gieb zur rechten Zeit nach und harre aus als galanter Ritter. 177—250.
4. Suche die Dienerschaft für dich zu gewinnen. 251 — 260.
5. Lerne sinnig schenken. 261 — 272.
6. Sei geschickt in der Abfassung von zierlichen Liebesgedichten.
273-286.
7. Richte dein Thun und Lassen so ein, dass dein Mädchen in allem
sich als deine Gebieterin vorkommt. 287—294.
8. Huldige der Eitelkeit deiner Geliebten. 295—314.
9. Bei einer Krankheit deines Mädchens erweise ihr ganz besonders
deine Liebe. 315 — 336.
10. Richte es so ein, dass dein Mädchen unbedingt an dich gewöhnt ist.
337—372.
11. Lass dich nicht auf treulosen Seitenwegen ertappen. Ratschläge
bei derartigem Verdachte oder entdeckter Untreue. 373 — 424.
12. Gieb unter Umständen dem Mädchen ein wenig Grund zur Eifer-
sucht, um ihre Liebe immer wieder anzustacheln; doch nicht zu
lange, und die Versöhnung muss durch um so grössere Liebesbeweise
erfolgen. 425 — 492.
13. Kenne dich selbst, liebe mit weiser Mässigung und lerne die vielen
Leiden ertragen, wekhe die Liebe mit sich bringt. 493 — 534.
14. Uebe gegen deinen Nebenbuhler alle nur erdenkliche Nachsicht.
535-600.
15. Beachte in deinen erotischen Abenteuern immer schamhafte Zurück-
haltung und diskrete Verschwiegenheit. 601 — 640.
16. Mache deinem Mädchen körperliche Gebrechen und Fehler nie zum
Vorwurfe, vielmehr suche sie zu beschönigen. Frage nie nach ihrem
Alter, vergiss aber nicht, dass gerade das reifere Alter in erotischem
Sinne aus vielen Gründen den Vorzug verdient. Beweis dafür.
641—702.
17. Einzelvorschriften zum richtigen Genuss der erotischen Freuden.
703—732.
Schlusswort und Uebergang zum dritten Buche. 733 — 746.
5*
Dicite 'io Paean!' et 'io' bis dicite 'Paean!*
Decidit in casses praeda petita meos;
Laetus amans donat viridi mea carmina palma
Praelata Ascraeo Maeonioque seni:
5 Talis ab armiferis Priameius hospes Amyclis
1—96. Einleitung:. Triumph
des Dichters über die geglückte Jagd:
das Wild ist gefangen ( — 2). Dem Dichter
gebührt Anerkennung von Seiten des
glücklichen Liebhabers (—4), der ver-
glichen wird mit Paris ( — 6) und Pelops
( — 8). Aber nicht so eilig: noch ist das
Ziel nicht erreicht (—10). Jetzt heisst
es, das Mädchen zu fesseln, das ist
wichtig und bedarf zumal der Kunst
( — 14). Drum helft Amor Venus Erato
( — 16). Es ist ein schweres Unterfangen,
den unsteten, geflügelten Amor zu
fesseln (—20): Hat doch durch Flügel
selbst ein sterblicher Manu aus einer
schier unentrinnbaren Gefangenschaft
zu entkommen gewusst , D a i d a 1 o s ,
dessen Geschichte episodenhaft erzählt
wird (—96).
1. Paean [pcaiüv] ist metonymisch
ein an Apollo gerichteter Hymnus, so-
wohl klagenden Inhalts mit der Ten-
denz, den Gott zu versöhnen (Hom. II.
I 473. Soph. OR. 5), als auch ein Lob-
gesang und Danklied (Hom. H. XXII
391. Aesch. Fers. 391). Vgl. Teuffei
bei Fauly V 1047. Auch ioj als Inter-
jektion steht in utrumque, dann aber
in der Verbindung ita Tiaiäv zumal zum
Ausdruck der Freude, vgl. Soph. Trach.
221. Eur. Bacch. 580: iat Icd nduv
av§cö.
bis die Wiederholung zum lebhaf-
testen Ausdiuck der Freude. Hör. carm.
IV 2, 49: teque dum proccdis 'io Tri-
iimphej" non semel dicemus'io Triumphe!
2. pi-acda vgl. I 89. II 406. her.
15 (16), 152.
4. Ascraeus senex heisst Hesiod
nach seiner Heimat, dem Dorfe Askra
in Boeotien am Fusse des Helikon : zu
I 28. Vgl. Ov. am. 1 15, 11. Fast. VI 14.
Prop. n 34, 77: Ascraei veteris prae-
cepta poetae. Verg. ecl. 6, 70 u. s.
Maeonius senex heisst Homer häufig,
vgl. Ov. trist. I 6, 21. Auch Maeonides
(am. I 15, 9 etc.). Vgl. rem. am. 373.
Maiovia hiess ursprünglich ganz Lydien
[Maiovia • t] Avöia Hesych.), später nur
ein Teil davon am oberen Hermos
(Strab. XII 576 c). Lydien aber galt
nach der einen Version als Heimat
Homers (Smyrna). — Homer und Hesiod
werden passend genannt, der erstere
als leuchtendes Beispiel der Dichtkunst
überhaupt (vgl. 279), der andere als
erster Repräsentant der didaktischen
Poesie.
5. talis bezieht sich zumal auf
die freudige Stimmung der Liebenden,
die bis hierhin ihr Ziel erreicht haben,
und deren Hochgefühl stolzer Sieges-
gewissheit mit der ähnlichen Stimmung
des Paris und des Pelops verglichen
wird, die dem Dichter als mythologische
Beispiele solcher Liebenden gelten, denen
die Erfüllung ihrer Wünsche zu teil
ward, ohne dass damit das Ende ihrer
Mühsale gekommen wäre.
Amyclae liegt 20 Stadien südöstlich
von Sparta. Hom. II. II 584. Der Raub
der Helena wird hier nach Amyclae ver-
legt, vgl. Eur. Troad. 986, sonst meist
nach Sparta selbst.
armiferis Amyklai war vor dem
Aufkommen Spartas eine sehr bedeu-
70
Ars amatoria
Candida cum rapta coniuge vela dedit;
Talis erat, qui te ciirru Victore ferebat,
Vecta peregrinis Hippodamia rotis.
Quid properas, iuvenis? mediis tua pinus in undis
10 Navig-at, et longe, quem peto, portus abest.
Non satis est venisse tibi me vate puellam:
Arte mea captast, arte tenenda meast.
Nee minor est virtus, quam quaerere, parta tueri:
Casus inest illic, hoc erit artis opus.
15 Nunc mihi, siquando, puer et Cytherea, favete,
Nunc Erato! nam tu nomen amoris habes.
Magna paro, quas possit Amor remanere per artes,
Dicere, tam vasto pervagus orbe puer.
Et levis est et habet geminas, quibus avolet, alas:
tende Stadt; wir haben Kunde von
manchem Kriege der Amyklaeer und
der Spartaner : vgl. Müller, Orchomenos
und die Minyer'^p. 313.
6. Candida ist nicht bloss malen-
des Epitheton, sondern auch die weisse
Farbe des Segels deutet auf das Glück
der Fahrenden. Vgl. Flut. Thes. 17.
Das Gegenteil bei Catull. 64, 225.
7 f. Oenomaus, der König von Pisa,
wollte seine Tochter Hippodamia nur
demjenigen vermählen, der ihn im
Wagenrennen besiegte. Näheres bei
Apollod. epit. 2, 5. Nach der gewöhn-
lichen Ueberlieferung überredet Pelops,
der zu diesem Wettkampf kommt, den
Myrtilos, den -^vioyoe des Königs, aus
dessen Wagen vor Beginn der Fahrt
die Nägel von den Rädern herauszu-
ziehen : darauf lösten sich diese während
der Fahrt, der König stürzte heraus,
verwickelte sich in das Eiemenzeug und
wurde zu Tode geschleift, worauf Pe-
lops die Hippodamia erhält. Apd. 1. 1.
2, 6—7. Soph. El. 504 ff. Der Wagen
wird darauf von den beiden zur Rück-
kehr benutzt, vgl. Prop. I 2, 20: avecta
externis Hippiodamia rotis. Der Wagen
war ein Geschenk des Poseidon, vgl.
Find. Ol. 1, 89 : rov /uev dyallcov Q^eos
tScoy.sv Siffoov ie yovaeov TiTEoolaiv t
dy.duafias iriTTovg. Auf dem Wagen
jagt Pelops mit Hippodamia über das
Meer nach Lydien , vgl. die schöne
Stelle Eur. Or. 988 ff. Dargestellt ist
diese Scene auf der Vase von Arezzo:
Baumeister, Denkmäler II p. 1203 (Bil-
derhefte IV p. 140). — rotis zu 230.
8. Wörtlich gleich her. 8, 70.
12. arte anaphorisch, vgl. I 3.
13. Launig, weil ein altes Sprich-
wort hier verwendet wird. Dem. Ol.
1, 23 : TCoXXdy.is Soxsi to (fvkd^ai rdyad'd
Tov •y.TTjaaad'at yaXsTKOTeQOv elvai. Vgl.
Sali. Jug. 31, 17: mains dedecns est,
parta amittere, quam omnino nonpara-
visse. Claud. 22, 326 : j;?ws est servasse
repertum, quam quaesisse novum. Cic.
imp. Pomp. 5, 12.
15. Vgl. I 30. — Cytherea ist ein
häufiger Name der Venus. Die Insel
Kvü-rjpa (h. Cerigo) vor der Südspitze
von Lakonien war durch den Tempel
und Kult der Aphrodite berühmt. Vgl.
Ov. fast. rV 286: Veneris Sacra Cythera.
am. II 17, 4. In der ars noch 11 607.
in 43. Nach Hes. theog. 190 ff. ist
Aphrodite bei Kythera geboren und ans
Land gestiegen; vgl. Ov. her. 7, 59:
mater Amoncm niida Cytheriacis edita
fertur aquis.
16. Erato, 'E(>aTf6, eine der Musen,
Tochter des Zeus und der Mnemosyne,
wird als Muse der Liebenden hier vom
Dichter angerufen, vgl. Plut. quaest.
symp. IX 14, 7 (p. 746 F), Fiat. Phaedr.
259 D. Athen. XIH 555 B.
notnen amoris Ovid leitet den
Namen 'Egaroj von igdv ab, vgl. fast.
IV 195: Sic Erato — mensis Cythereius
Uli cessit, quod teneri nomen amoris
Jutbet. Diod. Sic. IV 7: 'E^aTco Se aTcd
TOV Tovs TzacSevf^evras TTo&eiPovi y.al
sTTeQdarove d^iOTe^Mv. Comut. cap. 14
(p. 16, 15 Lang).
18. Eine hübsche Illustration dazu
giebt das bekannte Gedicht Meleagers:
AP. V 177.
19. alas mit Flügeln erscheint Eros
in der Kunst von Anfang an. Für den
II 6-33.
71
20 Difficilest illis inposuisse modum. '
Hospitis effugio praestruxerat omnia Minos:
Audacem pinnis repperit ille viam.
Daedalus ut clausit conceptum crimine matris
Semibovemque virum semivirumque bovem,
25 'Sit modus exilio/ dixit 'iustissime Minos:
Accipiat cineres terra paterna meos!
Et quoniam in patria fatis agitatus iniquis
Vivere non potui, da mihi posse mori;
Da reditum puero, senis est si gratia vilis:
30 Si non vis puero parcere, parce seni!"
Dixerat haec, sed et haec et multo plura licebat
Dicere: regressus non dabat ille viro.
Quod simul ut sensit, 'nunc, nunc, o Daedale,' dixit
Nachweis in der Litter atur ist wich-
tig die Stelle iu Piatons Phaedrns (252 b),
wo zwei Verse aus Epen der Homeriden
citiert werden, in denen Eros beflügelt
ist. S. Eur. Hipp. 1270 ff. Hierüber
ausführlich Röscher, Lexikon I 1346 ff.
Dazu Eubulos fr. 41 Kock (bei Athen.
Xni 562 c) und Prep. II 12, 14.
21 ff. Um zu veranschaulichen, wie
schwierig es ist, Anioris alis iniposnisse
modum, erzählt der Dichter mit epischer
Behaglichkeit die Geschichte von
Dädalus und Ikarus ( — 96): den
Flug des Daedalus, der doch ein Sterb-
licher war, vermochte Minos nicht
aufzuhalten, -wie viel schwieriger ist
es, dem Gott Amor Schranken zu
setzen (vgl. 98). — Die Sage selbst ist
bekannt, vgl. Apoll, ep. 1, 12. Mit unserer
Darstellung vgl. met. VIII 183—235.
21. hosjiitis d. i. des Daedalus, der
bei Minos schützende Aufnahme ge-
funden hatte, nachdem er aus Athen
hatte fliehen müssen. Darüber Apoll.
III 214: ovrog «| 'A&rjrcöv eyvysVj drco
rfjs dy.poTTo^ecüs ßakcov rov t/Js dSeXipris
vtov TdXo), fiadTirfiv ovra, Seiaas^ fii]
8td TTJv £V(fv'iav avTov vTCE^ßdXi]' aia-
yöva [Kinnlade) yd^ o^scos ev^cov ^vXov
Xetctov ETtQtOE. (fcoQa&ivTos Se Tov ve-
x^ov xpi&Eig EV 'ÄQEUp Ttdycp y.al xaraSi-
xaad'Ets TT^oi Mivcoa etpvys.
effugio. Der Grund , ein solches
effugium zu versiichen, war das Heim-
weh. Vgl. met. VIII 183: Daedalus
interea Creten longumque perosus exi-
lium tactus loci natalis amore clausus
erat pelago.
praestruxerat omnia: Minos hielt
ihn im Labyrinth gefangen, vgl. Zenob.
IV 92 : jJaiöaXov ydo avv 'Ixd^o} tcö
TtaiSl xaTEip^E Mivcos sv reo XaßvQiv-
■d'cp Si oTtEo EtpydaaTo fivoos ettI reo rrjs
Uaaiwdrjs sQunt reo tt^os rov ravQov.
22. Vgl. met. VIII 186 : at caelum
certe patet: ibimics illac.
23 f. D. h. nachdem er für den
Minotaurus das Labyrinth erbaut hatte.
ApoUod. m 9 : ^ ÖS (Pasiphae) E^aadsiaa
rov ravQov (den Minos dem Poseidon zu
opfern unterlassen hatte) awe^yov Xafi-
ßdvEi ^aiSaXov . . . ovros ^vXivr]v ßovv
ETtl rooyäjv 'Aaraay.Evdaas., y.al ravrrjv
* ßaXcöv y.oiXdvas evSo&eVj Ey.SEi^as te
ßovv rrjv So^dv TCEQiE^QaxpEj y.al d'Eli
EV MTiEQ e'id'iaro 6 ravQos Xei/icövi ßöa-
y.EO&ai^ rfjv Haaiffdriv EVEßißaOEv. eX&mv
§e 6 ravQos cos dXrjd'ivfi ßöl awijX&EV.
r/ §£ 'AarsQiov EyEVVTioe rov y.Xrjd'evra
Mivcoravoov. ovros £iX^ ravQOv
TToöaioTtov, r d S b Xo i7t d dvS ^6s
(Ov. V. 24). Mivcos Se EV reo Xaßv^iv&cp
xard rtvas xorjofiovs xaraxXEiaas avrov
EcpvXarxEV. iiv Ss 6 Xaßvoivd'os , tv
J/aiSaXos xarEaxEvaasv, olty.r]fia ya/uTVals
TioXvTcXoy.ois TtXavcöv rrjv sSoSov. Zur
Sache vgl. auch zu I 289 ff.
24. V^gl. zu 23 a. E. und met. VIU
156 : monstrum biforme ; 169 : geminam
tauri iiivenisque figuram.
25. exilio zu 21. — iustissime,
Minos, ^idi fiEydXov oapiarrjs (Hom. Od.
XrX 179) der weise Gesetzgeber von
Kreta (Luc. Anach. 39) wurde (nach
späterer Sage) wegen seiner Gerechtig-
keit Richter in der Unterwelt: Hom.
Od. XI 568.
26. Das stärkste Motiv, das er
geltend macheu kann, denn in fremder
Erde bestattet zu werden, gilt dem
Altertum als grösstes Unglück.
7?
Ars amatoria
'Materiam, qua sis ingeniosus, habes.
35 Possidet et terras et possidet aequora Minos;
Nee tellus nostrae nee patet unda fugae:
Eestat iter caeli; caelo temptabimus ire!
Da veuiam eoepto. luppiter alte, meo!
Non ego sidereas adfecto tangere sedes:
40 Qua fugiani dominum, nulla nisi ista viast;
Per Styga detur iter, Stygias transnabimus undas!
Sunt mihi naturae iura novanda meae/
Ingenium mala saepe movent: quis erederet umquam
Aerias hominem carpere posse vias?
45 Remigium voluerum, disponit in ordine pinnas
Et leve per lini vineula neetit opus,.
Imaque pars eeris adstringitur igne solutis,
P'initusque novae iam labor artis erat.
Traetabat eeramque puer pinnasque renidens
50 Neseius, haee umeris arma parata suis.
35 ff. Vgl. met. VIII 185: 'terras
licet,' inquit, 'et undas obstruat: at
eaelum certe patet; ibimus illac. Omnia
posideat, non possidet aera Minos.'
Vgl. unten V. 53.
38. Das Wagnis des Daedalus über-
schreitet die dem Menschen von der
Natui' gesteckten Schranken, niuss da-
her als übermenschlich den Unwillen
Juppiters erregen; daher die Bitte um
venia. Vgl. Hör. carm. I 3, 34: ex-
pertus vacmim Daedalus aera pinnis
non homini datis.
39 ff. Begründung der eben aus-
gesprochenen Bitte : nicht sträflich eitles
Unterfangen ist mein Wagnis, sondern
ein Akt der Notwehr.
41. detur konzessiv: gesetzt selbst
den Fall, dass — ich muss alles ver-
suchen. — Die Stygischen Wogen stehen
hier typisch für etwas dem Menschen
unnahbares, was sich für ihn mit dem
Begriff des Grauens verbindet, da es
die Vorstellung des Todes und der
Unterwelt erweckt (zu I 635).
42. Vgl. met. VIU 198: ignotas
animum dimittit in artes naturamque
novat.
43. Häufiger Gemeinplatz, vgl. z. B.
Theoer. 21, 1 : d nevia, J/i6ffavrc, /uöpa
ras TE-/vas eyei^ei' uvra raj fwxd'oio Sc-
däay.a?.os. Dazu Publ. Syr. 210 (11 328 R) :
hominem experiri multa paupertas iiüjet.
Plaut. Stich. I 3, 24 (178). Am bekann-
testen dann ausgeführt durch Hör. carm.
I 3 (darin v. 34 auch das Beispiel von
Daedalus: siehe zu 38).
45. Die kunstvolle Arbeit des Dae-
dalus wird ausführlicher beschrieben
met. Vni 189—195.
Die Flügel werden mit demselben
Rechte die 'Ruder der Vögel genannt,
wie die Ruder die 'Flügel der Schiffe
heissen (Hom. Od. XI 125: ipsr/uä, rä
TS TtrtQOi vrjval TtiXovxai. Vgl. Eur. Med.
4). Aesch. Agam. 52: nreQvycjv e^er-
fioiaip i(jtaa6/uevoi. Vgl. Luc. Tim. 40.
Verg. Aeu. VI 19 : remigium alarum. Ov.
met. V 558 : alarum remis. Schon Lu-
krez sagt (VI 743) : remigi oblitae pen-
narum vela remittunt.
46 f. Deutlicher met. Vm 193:
tum Uno medias et ceris alligat imas,
atque ita compositas parvo curvamine
flectit, ut Veras imitetur aves.
49. renidens vor kindlicher Freude.
Noch teilnehmender und lievevoller wird
die naive Kindlichkeit des kleinen Ikarus
geschildert met. VIII 195 : puer Icarus
una stahat et, ignarus sua se tractare
pericla ore renidenti modo quas vaga
moverat aura, captabat plumas, flavam
modo imllice ceram mollibat, lusuque
suo mirabile patris impediebat ojjus.
Ein Relief in der Villa Albani zeigt
Ikarus, wie er dem Vater bei der Arbeit
zuschaut.
50. arma bedeutet ursprünglich
ein jegliches Gerät, Ausrüstung. So
steht bei Liv. XXXV 23 equesiria arma
von dem gesamten Sattelzeug der Pferde.
Die künstlichen Flügel können aber um
so mehr arma genannt werden, als da-
durch das in V. 45 gewählte Bild, wo-
II 34—66.
73
Cui pater 'liis' inquit 'patriast adeunda carinis,
Hac nobis Miiios effugiendus ope.
Aera non potuit Minos, alia omnia clausit:
Quem licet, inventis aera riimpe meis!
55 Sed tibi non virgo Tegeaea comesqiie Bootae,
Ensiger Orion, adspiciendus erit:
Me pinnis sectare datis; ego praevius ibo:
Sit tua cura sequi! me duce tutus eris.
Nam sive aetlierias vicino sole per auras
60 Ibimus, inpatiens cera caloris erit;
Sive liumiles propiore freto iactabimus alas,
Mobilis aequoreis pinna madescet aquis;
Inter utrumque vola! ventos quoque, nate, tiraeto,
Quaque ferent aurae, vela secunda dato!'
65 Dum monet, aptat opus puero monstratque moveri,
Erudit infirmas ut sua mater aves:
nach die Flügel als Ruder betrachtet
werden, passend beibehalten wird ; arnia
in der Bedeutung Buder ist aber aus
Vergil bekannt (Aen. VI 353, vgl. V 15).
Aehnlich ist der Gebrauch von onla,
vgl. Hom. Od. II 390. Hes. opp. 627.
51. carinis das Bild, das in V. 45
begonnen war, wird beibehalten.
54. rumpe vgl. Hör. carm. I 3, 36.
55. virgo Tegeaea heisst Callisto,
die Tochter des arkadischen Königs
Lykaon, nach der Stadt Tegea im süd-
östlichen Arkadien. Ihre Geschichte
bei Apoll. III 100. Paiis. VIII 3, 6.
Sie wurde von Juppiter unter die Sterne
versetzt, wo sie als 'grosser Bär' be-
reits dem Homer bekannt ist (II. XVIII
487 : aQxtov ■d'' fjv xai ä/ua^nv sTtixkrjaiv
xaXsovaiv).
Bootae] Boajrrjs ist der Sohn des
Zeus und der Kallisto und hiess ur-
sprünglich Arkas. Apoll. III 101: utto-
Xof.ievrje §e KaXXiarovs Zevs to ßQe<pos
a^ndaas ev ÄQxaSiq Ölöcoaiv dvar^icpeiv
Maiq TtQoaayoQEvaas 'A^^dSa. Unter die
Sterne versetzt (Eratosth. catast. 8)
heisst er auch Arktophylax (Ov. fast.
III 405), da er in der Nähe des grossen
Bären steht (Anacreont. 31, 2 : oT^e^er
Tjfios'A^xros ijÖr] yard X^^Qol i^V'' Boiorov).
Bootes d. h. Ochsentreiber heisst er aber,
weil der Bär auch als septentiones, die
sieben Dreschochsen, gedacht wird, da
er sich beständig auf der Tenne des
Himmels dreht, ohne unterzugehen.
56. Orion, der bekannte liiese und
Jäger (Hom. Od. XI 572), der durch die
Pfeile der Artemis erlegt (Hom. Od. V
124. Hör. carm. III 4, 72) und dann
unter die Sterne versetzt wurde (Hom.
Od. V 274. II. XVIII 486). Die Sage
von der Entstehung des Gestirnes bei
Ov. fast. V 493—544.
ensiger, vgl. Eur. Jon 1153: o rs
^ifTjQTjs ^Ligicov. Arat. phaen. 588 : ^icpeos
l<pi Tienoid-aig. Ov. met. XIII 294 : niti-
dumque Orionis ensem. fast. IV 388.
Vgl. zu diesem Distichon met. VIII 206 :
nee te spectare Booten aut Helicen
(== Callisto) iubeo strictumque Orionis
ensem. Daedalus verbietet dem Sohne
nach den sonst zur Orientierung die-
nenden Gestirnen auszuschauen, in der
Meinung, dass er die Führung ganz
ihm überlassen und nur darauf achten
soll, ihm zu folgen.
57—64. Vgl. met. 203: instruit et
natum, 'medio'que 'ut limite curras,
Icare,' ait, 'moneo, ne, si demissior ibis,
unda gravet pennas, si celsior, ignis
adiirat. inter utrumque vola.'
65 f. Met. 208: pariter praecepta
volandi tradit et ignotas umeris accom-
modat alas.
Ein prächtiger Onyxkameo zeigt
Daedalus, wie er dem Sohne dieSchwingen
befestigt (Mus. Borb. II 28, 1).
66. Ein rührender Vergleich, der
auch in den Metamorphosen wieder ver-
wertet wird, aber mit grösserem Ge-
schick erst da, als der Flug schon be-
gonnen hat, was mehr der Wirklichkeit
entspricht. Vers 213: ante volnt comi-
tique timet, velut ales^ ab alto quae
teneram prolem produxtt in aera nido.
74
Ars amatoria
Inde sibi factas umeris accommodat alas
Perque novum timide corpora librat iter
lamqiie volaturus parvo dedit oscula nato,
70 Nee patriae lacrimas continuere g-enae.
Monte minor collis, campis erat altior aequis:
Hinc data sunt miserae corpora bina fugae.
Et movet ipse suas et nati respicit alas
Daedalus et cursus sustinet usque suos;
75 lamque novum delectat iter, positoqne timore
Icarus audaci fortius arte volat:
Hos aliquis, tremula dum captat harundine pisces,
Vidit, et inceptum dextra reliquit opus,
lam Samos a laeva, (fuerant Naxosque relictae
80 Et Faros et Clario Delos amata deo)
Dextra Lebynthos erat silvisque umbrosa Calymne
Cinctaque piscosis Astypalaea vadis,
Cum puer, incautis nimium temerarius annis,
Altius egit iter deseruitque patrem.
85 Vincla labant, et cera deo propiore liquescit,
Nee tenues ventos braeehia mota tenent;
Territus a suramo dispexit in aequora caelo:
Die rührende Liebe der Vögel zu ihren
Jungen ist schon bei Homer typisch für
Elternliebe, vgl. Od. XVI 216ff. II. TL
315: fJ^rfcr^Q d' d/u^eTioTÜTo od'v^ouer/]
tpiXa rexva.
67 — 70. Met. 210: inter opus moni-
tusque genae maduere seniles et ])atriae
tremuere manus. dedit oscula nato non
iteriim repetenda suo.
73 f. Met. 212-216. Vers 73 kehrt
wörtlich wieder met. 216.
75 f. Met. 223: cum ^;Hcr audaci
coepit gaudere volatu.
11 1. Met. 217: lios aliquis tremula
dum captat harundine pisces aut p>astor
haculo stivave innixus arator vidit et
obstipiiit, quique aethera carpere possent^
credidit esse deos. Das Motiv von 78,
dass er vor Erstaunen seine Arbeit ver-
gisst, ist in der Parallelstelle nicht weiter
verwendet. Die hier gegebene Situation
ist dargestellt auf einem Relief einer
Thonlampe (s. Archaeol. Zeitung 1852,
Taf. 39, 2).
79—82. Die Fluglinie wird met.
220 — 222 etwas anderes angegeben: et
tarn Junonia laeva parte Samos fuerat
Delosque Farosquc relictae, dextra Le-
hinthus erat fecundaque melle Calymne.
80. Clarius deus (vgl. Callim. lij'mn.
2, 71) ist Apollo nach der Stadt Clarus
bei Colophon, wo ein berühmter Tempel
und ein Orakel des Gottes war (to
KhiQiov Plut. Pomp. 24). Vgl. Paus.
VII 3, 1. Anacreont. 11, 5: ol de Kld^ov
rcao' oyßais ÖacfvrjcfiQoio <Poißov XnXov
Tiiävtes vdcoo /LiE/Liy'vores ^omocv. Ov. met.
I 516. — Apollo liebt aber zumal die
Insel Delos, denn sie ist sein Geburts-
land: Theogn. 5 ff.
81. Lebynthos ist eine der spora-
dischen Inseln, östlich von Naxos, heute
Levifha. Strab. X 487 d.
Calymne, Insel zwischen Lebynthos
und Kos, heute Kalymnos. Strab. X
489 b, wonach Calymne eine der spora-
dischen Inseln Calydnae ist.
82. Astypalaea (AarvTtälaia) ist
ebenfalls eine sporadische Insel, südlich
von Lebynthos, heute Stampalia. Strab.
X 488 b."'
83 — 92. Met. 223: cum imer audaci
coepit gaudere volatu, deseruitque ducem
caelique cupidine tractus altius egit iter.
rapidi vicinia solis mollit odoratas, pen-
narum vincula, ceras. tabuerant cerae;
nudos quatit ille laeertos, remigioque
carens non ullas percipit aures, oraque
caerulea patrium clamantia nomen exci-
piuntur aqua, quae nomen traxit ab illo.
83. Vgl. Luc. astr. 15: "Ixa^os ös
t'£6rr]Ti xal draa&a/.ir^ -/oeöfisvos xai ovy.
tTTiy.Tct ISi^TjfiEvos y.rX.
87 f. Ein in der Parallelstelle nicht
n 67-100.
75
90
95
Nox oculis pavido venit oborta metii.
Tabuerant cerae! niidos quatit ille lacertos
Et trepidat nee, quo sustineatur, habet;
Decidit atqiie cadens 'pater, o pater, anferor!' inquit;
Clauserunt virides ora loquentis aqiiae.
At pater infelix, nee iam pater, 'leare!- clamat,
'leare/ elamat 'ubi es quoqiie sub axe volas?"
'Icare!' elamabat: pinnas adspexit in undis!
Ossa tegit tellus; aequora nomen habent.
Non potuit Minos hominis conpeseere pinnas:
Ipse deum volucrem detinuisse paro!
Fallitur, Haemonias siquis deeurrit ad artes
Datque, quod a teneri fronte revellit equi;
mehr verwertetes, aber schon aus der
Geschichte der Helle bekanntes Motiv.
Aehnlich auch in der Geschichte
von Phaethon ; Ov. met. II 178 : ut vero
summo despexit ab aethere terras infelix
Phaethon penitus penitusque iacentes,
palluit et subito genua intremuere ti-
more suntque oculis tenebrae per tantum
lunien obortae.
89. Der Vers kehrt wörtlich wieder
met. 227.
91. Ebenfalls in den Metamorphosen
nicht wieder verwertet: dort stürzt er
lautlos ins Meer.
93—96. Met. 231 : ai pater itifelix,
nee iam pater, ^Icare,' dixit, ^Icare
dixit, 'ubi es ? qua ie regione requiram,
Icartf dicebat: pemias adspexit in
96. Entspricht met. 230 + 234, aber
hier in umgekehrter Eeihenfolge.
tellus, nämlich die sporadische, west-
lich von Samos gelegene Insel Jolixr]
(heute Nikarie), die später "Ixaoos oder
'ly.a^ia genannt wurde. Paus. IX 11, 5:
aTto Se Tov 'Ikolqov rovrov ovof^ict rj TS
vijaos xal ») tce^I avrfii' &dXaaaa eaxrixs.
Daher heisst sie bei Aesch. Pers. 890
^InÜQov sSos. Nach anderer Version hat
nicht der Vater selbst, sondern Herakles
das Begräbnis vollzogen: Paus. 1. 1.
Apollod. II 132.
Das Ikarische Meer, das durch ge-
fährliche Stürme berüchtigt war (Hör.
carm. I 1, 15), kennt schon Homer (II.
n 145). Soph. Ai. 702. Vgl. Ov. fast.
IV 283: transit et Icarium, lapsas ubi
perdidit alas Icarus et vastae nomina
fecit aquae. Das Meer erhält nach
der Legende seinen Namen von dem
hier verunglückten Ikaros, ähnlich wie
der Sturz der Helle den Namen des
Hellespoutes schuf (Apollod. I 82) ; rich-
tiger leitet man den Namen wohl von
der Insel ab, vgl. Strab. X 488 a: yal
dn avTfjs (der Insel Ikaria) 'Ixd^iov
itakelTai ro TCQoy.eifievov TisXayos (vgl.
XIV 639 a).
97—106. Uebergang. Der Dichter
kehrt nach der epischen Abschweifung
zu dem Gedanken zurück, von dem er
ausging (V. 17 — 20), die Schwierigkeit
seines Unternehmens, den geflügelten
Gott Amor zu fesseln, da doch Minos
nicht einmal den beflügelten Men-
schen zu halten wusste ( — 98). Und
doch bedarf es dazu keiner Zauberei
Thessaliens (—100) oder der Medea (101)
oder der Marser (102), alles das ist un-
nütz, das zeigt die Geschichte der Medea
und Circe (—105), ja sogar schädlich
(-106).
99. Haemonias zu I 6. Unter der
Thessallschen Künstlet aber die Zauberei
zu verstehen. DieThessalierinnen waren
wegen ihrer Zauberei berüchtigt. Den
Grund giebt der Scholiast zu Arist. nub.
749 so an : faal Ss un MrjSeia (pevyovaa
xiarrjv e^sßake (paQf.id'ncov exei xal avi-
fvaav. Jedenfalls war Thessalien durch
seine Zauberkräuter berühmt : vgl. z. B.
Tibull. II 4, 56. Achill. Tat. V 22.
100. Gemeint ist das Idppomanes,
von dem man eine verschiedene Vor-
stellung hatte, vgl. darüber den Anhang.
Hier ist es ein fleischiger Auswuchs
auf der Stirn des neugeborenen Fohlens,
den mau zu Liebesträiiken benutzte,
und den mau eilends abschneiden musste,
da er sonst von der Mutter des Füllens
76
Ars amatoria
Non facient, ut vivat amor, Medeides herbae
Mixtaque cum magicis naenia Marsa sonis:
Phasias Aesoniden, Circe tenuisset Ulixem,
Si modo servari carmine posset amor;
105 Nee data profueriut pallentia philtra puellis:
Philtra nocent animis vimque furoris habent.
Sit procul omne nefas! ut ameris, amabilis esto,
abgebissen wurde. Arist. bist. an. VI
22, 158 : Srav Se rittr} rj iTTTroe, ro le
XÖoiov evd'vs y.area&let , xal aTtea&iei
TOv Ttwlov o eTiKpvexcti eTTi rov /ueTOJTtov
Tc5v Ttcökcov, y.akeirai Se cTToTofiavig " sari
Se ro fieye-9'os eXarror fiiy.Qiö la/dSog,
Tqv S' ISeav rcXarv, Tis^iysoes, /niXav.
TOVTO eav Tis y^Ü )Mßcdv y.ai oocpQr^xui,
rj iTiTios, s^iorarai xul ix/uah^erat 7T^d£
Trjv 6afir;v. Siu y.al tovto al fao/uay.i8ss
t,r]TOvai xal avVjyovai. Vgl. dazU VIII
24, 149. Verg. Aen. IV 515: quaeritur et
nascentis equi de fronte revolsus et matri
praereptus amor. Weiteres im Anhang.
101. Medea galt den Alten gleich-
sam als das Ideal der Zauberinnen ; von
ihrer Zauberkunst erzählen schon die
Nosten (vgl. hyp. I zu Euripides' Medea,
EGF. ed. Kinkel p. 55). Plat. Euthyd.
285 c. Apoll. Rhod. lU 1363. IV 1675.
Theoer. 2, 16. Bei Pindar (Pyth. 4, 233)
heisst sie daher nu^Kfdofiaxos. Tib. I
2, 51. Hör. epod. 5, 62. Ov. am. I 8, 5.
met. VII 179 ff.
102. Naenia Marsa auch Hör. ep.
17, 29. Naenia ist ursprünglich ein
Trauer- und Klagelied, dann in über-
tragener Bedeutung (wahrscheinlich von
dem monotonen Rhythmus her) eine
Zauberformel. Die Marser sind aber
als Zauberer bekannt, zumal in der
Kunst, Schlangenbisse zu heilen und
Schlangen zu beschwören. Vgl. Gell.
XVI 11 : Marsis hominihus ... vi qua-
dam genitali dutum est, ut et serpen-
tiuni virulentoriim domitores sint et
incentionibus herbarumque sucis faciant
medelarum miracula. Vgl. Hör. epod.
5, 76. Ov. fast. VI 142. med. fac. 39.
Eine Zusammenstellung verschieden-
artiger Zauberkräfte findet sich auch
sonst; dieselben, die hier genannt sind
(mit Ausnahme der naenia Marsa) bei
Tib. II 4, 55: qnidq^dd habet Circe,
quidquid Medea vencni, quidquid et her-
barum Thessala terra yerit, et quod,
ubi indomitis gregibus Vetius afflat
amores, hippomanes cupidae stillat ab
inguine equae.
103. Phasias ist Medea, so genannt
nach dem Flusse Fhasis {0äois, jetzt
Rion) in Kolchis. So AP. IV 3 b, 16 (62) :
<Paaia.s vvfufrj. Ov. met. VII 298. In
der ars noch II 382. Vgl. III 33.
Aesonides {AiaoviSi]s) heisst Jason
als Sohn des Aeson, des Königs von
Jolkos. So schon Hes. theog. 993. Pind.
Pyth. 4, 217 und oft. Vgl. unten HI 34.
105. pirofuerint koncessiv: gesetzt
auch, dass sie nicht nützen, sie können
sogar schaden.
philtra aus dem Griechischen über-
nommen wie Juv. II 6, 611 ; fi'/.TQa ■ rd
:rr^ds (fiXtav otovvovxa (fdofiaxa (schol.
Theokr. 2, 1). Sie heissen pallentia
'bleich machend,' Aveil sie (augeblich)
Liebe erwecken, deren Farbe die bleiche
ist (I 729). Vgl. Ov. met. VII 209.
107—732. Hauptteil. Siebzehn
An weisiiugen, die Zuneigung
des nach den Regeln des ersten
Buches gewonnenen Mädchens
zu behalten.
107 — 144. Erste Anweisung.
Es kommt alles auf die Persönlichkeit
an: du musst wirklich liebenswürdig
sein. Schönheit allein thut es nicht,
selbst wenn du so schön bist \vie Nireus
und Hylas ( — 110), zu äusserer Schön-
heit müssen sich innere Vorzüge ge-
sellen (111), ist doch die Schönheit ver-
gänglich ( — 118), drum denke an dau-
ernderes (120), beherrsche beide Sprachen
und sei beredt, ein anmutiger Erzähler
wie Odysseus, der durch diese Eigen-
schaft, nicht durch Schönheit die Kalypso
bezauberte (—124), so dass sie ihn gar
nicht ziehen lassen woUte ( — 126) und
an seinem Munde hing, wenn er von
Troja erzählte, was er so anschaulich
zu thun wusste (—142). Drum baue
nicht zu sehr auf die Schönheit, schau
dich nach mehr um ( — 144).
107. Vgl. Mart. VI ' 11, 10: ut
II 101—123.
77
Quod tibi non facies solave forma dabit;
Sit licet antiquo Nireus adamatus Homero,
110 Naiadumque teuer crimiiie raptus Hylas,
Ut dominam teneas nee te mirere relictum,
Ingenii dotes corporis adde bonis!
Forma bonum fragilest, quantumqiie accedit ad aniios,
Fit minor et spatio carpitur ipsa suo:
115 Nee violae semper nee ianthina lilia florent,
Et riget amissa spina relicta rosa;
Et tibi iam venient eani, formose, capilli,
lam venient rngae, qnae tibi corpus arent:
Iam molire animum, qui duret, et adstrue formae:
120 Solus ad extremos permanet ille rogos.
Nee levis ingenuas pectiis coluisse per artes
Cura sit et linguas edidicisse duas;
Non formosus erat, sed erat facundus, Ulixes
ameris ama. Sen. ep. 9, 4>: si vis amari,
ania. ^
109, Ni^svs oi xdkharos a.vi]Q VTto
^iXiov TjX&ev riüv aXXcov jjavacöv (.ibt
dfiv/xova nrjleicova (Hom. II. II 673).
Nireus wird als das Muster der Schön-
heit gefeiert. Eur. Iph. Aul. 205. Quint.
Smyrn. VII 11. Luc. dial. mort. 18, 1.
Necyom. 15. amor. 23. Charid. 24. Charit.
I 1, 3. Ov. ex Pont. IV 13, 16 : quam
pulchra Nireus conspiciendus erat (sc.
forma). Hör. carm. in 20, 15. epod.
15, 22.
110. Die Sage von Hylas, der eben-
falls als Muster der Schönheit gilt
(Theoer. 13, 72), ist bekannt und über-
aus häufig (cui non dictus Hylas 1 Verg.
ge. m 6) dichterisch verwertet. Er ist
ein schöner Jüngling, Liebling des He-
rakles, mit dem er den Argonautenzug
mitmacht. Auf dem Wege dahin, im
südwestlichen Bithynien, wo die Helden
landen, wird Hylas abgeschickt, vScoq
eTttboQTtiov oiacöv (Theocr. 13, 36). Als
er sich hinabbeugt, um das Wasser zu
schöpfen, entzündet die Schönheit des
Knaben das Liebesverlangen der Nym-
phen, die ihn zu sich hinab in die Flut
ziehen.
113 ff. Sprichwörtlich und oft wieder-
kehrende Gedanken. Vgl. Mimn. fr. 5
(bei Stob. 116, 34). Theogn. 985. Sali.
Cat. 1, 4: formae gloria fluxa atque
fragilis est. Verg. ecl. 2, 17 : o formose
puer, nimium ne crede colori. Alba li-
gustra cadunt, vaccinia nigra leqnntur.
114. Vgl. Theocr. 7, 120: al Se
yvralxss 'alal^ (pavrl ^ fpiXlve, xö rot xaXov
av&os aTiOQQet.'
115. Zum Gedanken vgl. Theocr.
23. 28: y.al t6 oöSov y.aXöv eari. nal 6
%Qovos avro fia^aivsi " teai to lov y.aMV
sOTiv SV £ia(>t, xai t«/v yrjpä • xal y.dXXos
HaXöv sari to TiaiSixov, dXX' öXiyov ^f^.
ianthina] Idv&ivos = veilchenfarbig ;
so ianthinus color bei Plin. bist. nat.
XXI 8, 22 (vgl. 6, 14 und Mart. U 39).
S. Hesych. sub Xav&ov. Zur Sache vgl.
Athen. XV 681 b : rd Sh x^ira c^rjolv 6
Oeof^aaros (hist. plant. VI 6, 3) slvai y.al
no^fvoavS"^. <PiXlvos Se ro y^ivov vf
J)v /xsv XeiQiov, v<p' (OV Se 'iov yaXeia&at.
117 f.^ Vgl. das Epigramm des Ru-
finus AP. V 20: ovx eXeyov, n^oSixT],
yrjQdaxofiev] ov rCQOEfuivovv , fj^ovaiv
ta^Eios al 8iaXvai(fiXoc\ vvv ^vviSss xal
&^l^ TToXirj xal acöfia QaxcäSes xal aröfia
Tas Tt^ore^as ovxer' e^ov xd^irag xrX.
118. arent vgl. Hör. epod. 8, 3:
rugis vetus frontem senectus exaret.
Ov. ex Ponto I 4, 2 : iamque meos vultus
ruga senilis arat. Verg. Aen. VII 417 :
frontem obscenam rugis arat.
122. linguas duas natürlich Latei-
nisch und Griechisch ; die übrigen Spra-
chen gelten als barbarisch, so dass es
nur zwei Sprachen giebt, die auf diesen
Namen wirklich Anspruch machen kön-
nen. Vgl. Hör. carm. III 8, 5: docte
sermones utriusque linguae. Cic. de off.
11,1: ut par sis in utriusque orationis
facultate.
123. Eine glänzende Probe, wie
dem Odysseus das Wort zu Gebote stand.
78
Ars amatoria
Et tarnen aequoreas torsit amore deas:
125 0! quotiens illum doliiit properare Calypso
Remigioque aptas esse negavit aquas!
Haec Troiae casus iterumque iterumque rogabat,
nie referre aliter saepe solebat idem;
Litore constiterant : illic qiioque pulclira Calypso
130 Exigit Odrysii fata cruenta ducis;
nie levi virga (virgam nam forte tenebat)
Quod rogat, in spisso litore pingit opus.
*Haec' inquit 'Troiast,' (muros in litore fecit)
'Hie tibi sit Simois; haec niea castra puta!
135 Campus erat," (campumque facit) 'quem caede Dolonis
Sparsimus, Haemonios dum vigil optat equos.
Illic Sithonii fuerant tentoria Rliesi;
hat Ovid selbst gegeben: met. XIII
125—381; vgl. die 'Schlussworte (382:
quid facundia posset, re patuit; fortisque
viri tulit arma disertns).
124. deas Kirke und Kalypso ; vgl.
Hom. Od. IX 29—32.
125 f. Nicht mit direktem Bezüge
auf eine Odysseestelle, sondern (nach
hellenistischem Vorbilde?) weiter ent-
wickelt aus Od. V 204 : ovrcos Ötj oiy.ovBe
^ikrjv es Tiar^iSa yalav avrly.a vvv ed'e-
Xsis livai; vgl. auch Prop. I 15, 9: at
non sie Ithaci digressu mota Calypso
desertis olini fieverat aequoribus : rnultos
illa dies incomptis niaesta capillis sederat
ijiitisto multa locuta salo, et quamvis
nunquam post haec visiira, dolehat illa
tarnen, longae conscia laefitiae. Dazu
vgl. den Abschied der Circe von Odys-
seus: Ov. rem. am. 263 ff. Vgl. Rohde
Gr. R. 2, 2.
127 fif. Ebenfalls nicht direkt home-
risch, wohl alexandrinisch beeiuflusst,
vgl. Dido bei Verg. Aen. IV 77: nmic
eadem labente die convivia quaerit Ilia-
cosque iterum demens audirc Labores
exposcit peyidetquc iterum narrantis ab
ore. Vgl. die Einleitung p. XII.
129. j^nM^ra s. Hom. Od. V 211 ff.
130. Odrysius steht bei römischen
Dichtern häufig für thrakisch, vgl. Ov.
met. VI 490, rem. am. 459, nach den
'Oäovaai, einer grossen Völkerschaft in
Thrakien (Hdt. IV 92. Strab. VU 331:
"OS^vaas Se xaXovaiv tviot Ttavras tovs
(tTto "Eßoov ital KvtpeXeov fie%QL 'Odtjaaov
tTJs TtaoaXias VTTepoiy.ovvras). OdrysiuS
dux ist aber Rhesus; näheres unten
zu V. 137.
134. Simois, IifiSets, aus der Ilias
bekannt, entspringt auf dem Ida und
lliesst nw. von Ilium in den Skamandros.
mea castra. Das Lager des Odysseus,
der mit 12 Schiffen nach Ilium gezogen
war (II. II 637), befand sich nach IL VIH
223 in der Mitte der zwischen den Vor-
gebirgen Sigeum und Rhoeteum halb-
kreisförmig aufgestellten Schiffe; vgl.
XI 5—9.
135 ff. Wird verständlich aus der
unter dem Namen ^olmvEia bekannten
Erzählung (Ilias X). Diomedes erbietet
sich, als Späher in das Lager der Feinde
zu gehen und erwählt sich den Odysseus
zum Begleiter. Zu derselben Zeit sendet
auch Hektor einen Späher aus, den Dolon
(v. 314 : rjp äe Tis sv T^cieaai ^öXoiv
EvfirjSeos vtos, y.riovy.os &sioio, TioXvx^vaos
TTolvyaly.os, oS Sri rot siSos fikv erjv xa-
y.ös, dXla TioSdiyTjs). Auf dem Blach-
felde [campus, H. v. 344) trifft er mit
Odysseus und Diomedes zusammen, er-
greift die Flucht, wird aber eingeholt
und muss über die Verhältnisse im
troischen Lager Bericht erstatten, wo-
rauf er von Diomedes niedergemacht
wird und seine Waffen der Athene ge-
weiht werden (455 ff.).
130. Hektor hatte, als er einen
Späher aussenden wollte, als Preis be-
stimmt (H. X 305): difpQov te 8v(o x'
e^iav%£vas itttiovs, oi y.ev ä^iaroi ecoac
i^ojis £7ti vrjvaiv 'Axaicüv, Dolou aber
verlangte die des Achilles (II. v. 321,
vgl. mit 393).
Haemonios = thessalische (zu I 6),
d. h. dem Achilles gehörige, dessen
Heimat Phthia üi Thessalien war (H.
I 170).
137 f. Die Geschichte von Rhesus,
II 124—152.
79
Hac ego siim, captis nocte, revectus equis.'
Pluraque pingebat, subitus cum Pergama fluctus
140 Abstulit et Rliesi cum duce castra suo;
Tum dea 'quas' inquit 'fidas tibi credis ituro,
Perdiderint uiidae nomina quanta, vides?'
Ergo age, fallaci timide confide flgurae,
Quisquis es, atque aliquid corpore pluris habe!
145 Dextera praecipue capit indulgentia mentes;
Asperitas odium saevaque bella movet.
Odimus accipitrem, quia vivit semper in armis,
Et pavidum solitos in pecus ire lupos;
At caret insidiis hominum, quia mitis, hirundo,
150 Quasque colat turres, Cliaonis ales habet.
Este procul, lites et amarae proelia linguae!
Dulcibus est verbis mollis alendus amor.
dem Sohne des Eioneus, bei Homer II.
X 435—441. 469 ff. Er war von Thra-
kien als Bundesgenosse den Trojanern
zu Hilfe gekommen mit seinen herr-
lichen Bossen (v. 437 : Itvy.ÖTtfjoi yjovos,
■d'Eieiv S'dvsfioiaiv ofioioi ; Tgl. Catull.
58h, 4: Rhesi niveae cifaeque bigae).
Nachdem Odysseus und Diomedes den
Dolon niedergemacht, überfallen sie den
Bhesos mit seinen Thrakiern, und wäh-
rend Diomedes den Ehesos mit noch
12 anderen tötet, treibt Odysseus die
erbeuteten Pferde weg. Vgl. Verg. Aen.
I 469ff.
Sithonii des thrakischen, wie eben
(130) Odrysii. Die Sithones (Ov. fast.
m 719) sind ein Volk Thrakiens, nach
denen oft das ganze Land benannt wird,
vgl. Hör. carm. I 18, 9.
tentoria Rhesi. Dieser Hexameter-
schluss auch met. XIII 249. Wo diese
Zelte lagen, ergiebt sich aus II. X 434.
143. figura in prägnantem Sinne
"die schöne Gestalt' wie öfters, bei
Ovid z. B. met. X 69. XIV 770: in
figura capta dei nympha est.
timide ängstlich, d. h nicht zu sehr:
nimium ne crede colori (Verg. ecl. 2, 17).
145 — 176. Zweite Anweisung.
Vor allem ist liebenswürdige Nach-
sicht nötig, nichts ist schlimmer als
rauhes unfreundliches Wesen : nicht
Habicht und Wolf, sondern Schwalbe
und Taube sind uns lieb ( — 150). Darum
weg mit Streit und Zank ; das über-
lasst den Verheirateten: euch hat die
Liebe zusammengefügt ( — 158). Solch
milde Nachgiebigkeit ist umsomehr
nötig, als ich für unbemittelte Lieb-
haber schreibe, reiche haben meine Vor-
schriften nicht nötig (—164). Aber der
Arme ist auf einschmeichelnde Freund-
lichkeit angewiesen (—168); wohin das
Gegenteil führt, weiss ich aus eigener
Erfahrung ( — 174). Also immer gutes
Einvernehmen mit der Geliebten ( — 176).
147. accipitrem, der von Homer ab
typisch ist, nach H. XXII 139: ^vze
xioxos ooeofiv, ekaf^oTaros Ttererivcöp,
^r]i8icog oYf/rjas /lerd r^rj^cova neXeiav'
rj §£ ü"' v:zaid'a (poßEirat, 6 d" Byyv&ev d|v
}.F.Xi]y.cds taoffe sTraiaaei. eAesiv re e
d-vfios dvcöyei (vgl. Hor. carm. I 37, 17).
Ov. met. V 606: ut solet accipiter tre-
pidas agitare columbas. Vgl. ars II 363.
148. Vgl. unten zu V. 364.
150. Chaonis ales, die Taube. Die
Xäovss sind eine epirotische Völkerschaft;
in ihrem Gebiete lag das uralte und
hochberühmte Zeusheiligtum von Dodona.
Danach sind die weissagenden Tauben
der Zeuseiche chaonische genannt. Vgl.
Soph. Trach. 171 : ua rrjf Ttalaiäv cpriyov
avÖTjaai Tiore ^coScöri öioawv ex TitXei-
dö'ojv EfT]. Vgl. Nonn. III 293: Xaoviji
ßoöcoai TzeleuiÖi Sixl'ades dfi/iioi fiavTO-
Tioloi. Prop. I 9, 5 : Chaoniae columbae.
Hier ist natürlich die Taube an sich
gemeint, der Ovid nach Dichterart ein
malendes Epitheton verleiht.
152. mollis, beliebtes Epitheton in
der erotischen Poesie, vgl. Burmann zu
Prop. I 7, 19. Auch in der ars oft,
z. B. 159. 236.
80 -Ä-rs amatoria
Lite fugent nuptaeque viros nuptasque mariti
Inque vicem credant res sibi semper agi;
155 Hoc decet iixores: dos est iixoria lites;
Audiat optatos semper amica sonos!
Non legis iussu lectum venistis in unum;
Fungitur in vobis munere legis Amor.
Blanditias molles anremque iuvantia verba
160 Adfer, nt adventu laeta sit illa tuo.
Non ego divitibus venio praeceptor amandi:
Nil opus est illi, qui dabit, arte mea;
Secum habet Ingenium, qui, cum Übet, 'accipe' dicit.
Cedimus! inventis plus placet ille meis.
165 Pauperibus vates ego sum, quia pauper ama^i.
Cum dare non possem munera, verba dabam.
Pauper amet caute, timeat maledicere pauper
Multaque divitibus non patienda ferat!
Me memini iratum dominae turbasse capillos:
170 Haec mihi quam multos abstulit ira dies!
Nee puto nee sensi tunicam laniasse, sed ipsa
Dixerat: et pretiost illa redempta meo;
At vos, si sapitis, vestri peccata magistri
Effugite et culpae damna timete meae!
175 Proelia cum Parthis, cum culta pax sit amica
Et locus et causas quidquid amoris habet.
Si nee blanda satis nee erit tibi comis amanti,
154. res sibi semper agi d. h. dass 10, 61 : sit satis e membris tenuem
sie beständig miteinander im Prozess pracscindere vestem, sit satis ornatus
liegen. dissoluisse comae. Vgl. ars III 569.
155. „Die Ehe gilt ihm wie der 172. D. h. ich musste ihr für mein
menandrischen Komödie als ein Zustand Geld eine neue kaufen, wenn ich auch
philisterhafter Langweiligkeit (III 585 f.); sicher glaubte, ihr die tunica gar nicht
die Mitgift der Gattin sind Zänkereien." zerrissen zu haben. Es ist dies also
Ribbeck, Geschichte der römischen Dicht- ein mendax danmum: I 431.
kunst IP 264. 177—250. Dritte Anweisung.
159. molles zu 152. Du musst nachgeben und aus-
160. laeta sehr hübsch ist solche harren, wenn sie dir nicht gleich
Situation geschildert bei TibuU (I 3, willig ist ( — 178). Kluges Nachgeben
89 ff.). führt zum Ziel, das lehren Beispiele
169 AT. Ein Streit mit der Geliebten aus der Natur (—184) und Mythologie
ist ein typisches Moment der erotischen ( — 192). Und das ist gar nicht so schwer
Poesie; vgl. zumal Ov. am. I 7. Tib. ( — 196), nur immer nachgeben musst du
I 6, 73. I 10, 59—66. ars III 568 ff. (—202), so beim Spiel aller Art (—208)
169. Vgl. amor. 17, 11 : ergo ego und musst in jeder Weise den galanten
digestos poiui laniare capillos. ars spielen, der vor keiner Dienstleistung
in 570. zurückschreckt, selbst wenn sie den
170. multos dies, während derer männlichen Stolz beleidigt ( — 216), wie
die Geliebte mit ihm zürnte. es selbst Herakles im Dienste der Ora-
171. Vgl. amor. I 7, 47. Hör. carm. phale gethan hat (—222). So musst du
1 17, 27 : et scindat haerentem coronam auf jeden Wink der Geliebten bereit
crinibus immeritamque vestem. Tib. I sein, zu kommen, musst alles andere
II 153—191.
81
Perfer et obdura! postmodo mitis erit.
Flectitiir obsequio curvatus ab arbore ramus;
180 Frangis, si vires experiere tuas.
Obsequio tranantur aqiiae, nee viucere possis
Flumina, si contra, quam rapit unda, nates;
Obsequium tigrisque domat Numidasque leones:
Eustica paulatim taurus aratra subit.
185 Quid fuit asperius Nouacrina Atalanta?
Subcubuit meritis trux tarnen illa viri:
Saepe suos casus nee mitia facta puellae
Plesse sub arboribus Milaniona feruut;
Saepe tulit iusso fallacia retia coUo,
190 Saepe fera torvos cuspide fixit apros;
Sensit et Hylaei contentum saucius arcum:
verschieben ( — 226), zu jeder Zeit und
Gelegenheit (—230), bei jeder Witterung
( — 232). Ist doch der Liebesdienst dem
Kriegsdienst gleich, alle Beschwerden
des Soldaten hast du zu ertragen (—238),
wie es Apollo that ( — 242), selbst Ge-
fahren darfst du nicht scheuen ( — 248),
denke an das Beispiel des Leander ( — 250).
178. Nachgiebigkeit in der Liebe
empfiehlt auch Tibull I 4, 4U: ccdas:
obsequio iMirima vincit ainor. Wie
solche Nachgiebigkeit zum Ziele führt,
zeigt auch Prep. I 8.
perfer et obdura auch am. III 11, 7
und trist. V 11, 7. Vgl. au.ch ars II 532.
179 ff. Mit dem ganzen Passus hat
die vierte Elegie von Tibulls erstem
Buche grosse Aehnlichkeit, wo Priapus
Anweisungen giebt, wie man die Nei-
gung von schönen Knaben gewinnen
kann. Vgl. auch Ov. trist. IV 6.
181 f. Sprichwörtlich und alt. Jes.
Sir. 4, 31 : Strebe nicht wider den Strom.
Vgl. Ov. rem. 121: stultus ab obliquo
qui cum descendere possit, puynat in
adversas ire natator aqiias. ex Pont.
in 7, 8. Juv. I 4, 89.
183. Numidas leones vgl. Hör. cann.
I 22, 15 : lubae tellus leonnm arida
nutrix. Zum Gedanken vgl. Tib. 1. 1. 16:
paullatimsub iuya colla dabit. Longa dies
honiini docuit parere leones. ars I 471.
185 ff. Das mythologische Beispiel
wird in ähnlicher AVeise zu demselben
Gedanken verwendet von Properz 11,9:
Milanion nullos fu(jiendo, Tülle, labores
saevitiam durae sustulit Jasidos. nam
modo Farthcniis mncns errabat in antris,
ibat et hirsutas ille videre feras: ille
etiam Hylaei percussus vuhiere rami
Ovid, ars amatoria ed. Brandt.
saucius Arcadiis rupibus ingemuit. ergo
velocem potuit domuisse puellam: tantum
in amore preces et benefacta valent. Man
beachte bei Ovid den teilweise wört-
lichen Anklang an diese Stelle. Die
Sage selbst ist bekannt (Apoll. ITE
105—109). Vgl Mus. 153.
Atalante ist die Tochter des Jasus
und der Klymene aus Schoinus in Ar-
kadien. Sie erscheint als spröde Jägerin
(Theogn. 1292: ä%ero d' vyj/jlds es y.o-
^v<pds 6()ecov, (psvyova' IfiEQoEvia yäfiov,
X^vOTJg 'AcpQoSiTTjs öcD^u ' teXos §' eyrco
xal /uäl' dvaivofievrj), deren Liebe Mila-
nion erst nach langem Kampfe gewinnt.
Sie heisst JSonacrina oder (met. VIII 426)
Nonacria nach der im nördlichen Ar-
kadien gelegenen Stadt Nonacris {Nd-
vay.^i-;, Hdt. VI 74, von der zu Pausa-
nias' Zeiten nur noch Trümmer vor-
handen waren: VIII 17, 6).
1S6. trux (vgl. truculentus), un-
freundlich, unartig : Vgl. unten 477 und
Martial. IX 10, 3: deponas animos tru-
ces, monemus. — Vgl. übrigens Prop.
n 34, 50.
187 ff. Diese Verse geben einige
Proben von den meritis des Milaniou.
1S9. fallacia, für das Wild.
190. Auschaulicher und kraftvoller
als bei Properz ibat et hirsiitas ille vi-
dere feras. — torvos bezieht sich zu-
nächst auf den Blick des wilden und
wütenden Ebers.
191. Hylaeus ('2l«?o», der Wald-
manu), ist ein Centaur, welcher der
Atalante nachstellte und im Kampfe
den Milanion schwer verwundete, dann
aber getötet wurde. Vgl. Apollod. III
106. Nonn. XVII 200. Bei Properz wird
6
82
Ars amatoria
Sed tarnen hoc arcu notior alter erat.
Xon te Maenalias armatuin scandere Silvas
Nee iubeo collo retia ferre tuo,
195 Pectora iiec missis iubeo praebere sagittis:
Artis eriint cautae mollia iussa meae.
Cede repug-nanti: cedendo victor abibis;
Fac modo, quas partis illa iubebit, agas!
Arguet: argiiito; quidquid probat illa, probato;
200 Quod dicet, dicas; quod negat illa, neges!
Eiserit: adride; si flebit, flere memento!
Inponat leges vultibus illa tiüs!
Seu ludet numerosque manu iactabit eburnos,
Tu male iactato, tu male iacta dato;
205 Seu iacies talos, vlctam ne poena sequatur,
Milanion von Hylaeus durch einen Baum-
stamm schwer verwundet, hier bei Ovid
durch einen Pfeilschuss.
192. Vgl. Ov. met. I 519: certa
quidem nostrast, nostra tarnen una sa-
gitta certior etc.
193. Der Maenalus {6 MaivaXos)
ist ein arkadisches Gebirge, das sich
von Tegea bis Megalopolis erstreckte.
Strab. Vni 889. Verg. ecl. 8. 22.
194. Erinnert wieder an Tib. 1 4, 49 :
nee, velet insidiis alias si claudere valles,
dum placeas, humeri retia ferre negent.
197 flf. Vgl. wieder Tib. 1. 1. 39:
tu, puero qiiodcunque tuo tentare-libehit,
cedas: obsequio plurima vincit amor.
Neu comes ire neges, quamvis via longa
paretur, et canis arenti torreat arva siti.
cedendo victor abibis: vgl. Cato
monost. 42 (PLM. ed. Baehrens III
p. 238): qui vinci sese patitur pro tem-
pore, vincit.
198. Ter. Eun. 1026: %U Thaidi
me dedam et faciam quod iubeat.
203 flf. 'Ovid empfiehlt dem Lieb-
haber, der auf eine Dame Absichten
hat, seine Geschicklichkeit nicht zur
Unzeit zu zeigen und die Dame mit
guter Art geivinnen zu lassen.' Wieland
(Werke, heraiisffeg. von Gruber. Leipzig,
Göschen 1826. ^Bd. 43 p. 309).
203. numeri sind hier wie unten
in 355 die Würfel, und zwar wie der
Gegensatz zu 2C5 zeigt, die tesserae.
Näheres über die tesserae und tali zu
m 353 f.
7nanu man würfelte demnach aus
der hohlen Hand, doch wird auch der
Würfelbecher erwähnt ; er hiess fritillus,
vgl. Mart. IV 14, 8. Juveu. IV 14, 5.
Den Würfelbecher schütteln hiess fri-
tillum movere (Mart. XIV 1, 3). Dafür
auch der griechische Ausdruck jyhimus,
z. B. Hör. sat. II 7, 17 iji,u6s, vgl.
Aesch. I 59). Vgl. den Anhang.
eburnos Würfel aus Elfenbein
setzten schon einen gewissen Luxus vor-
aus (vgl. Prop. II 24, 13) ; meist waren
sie aus Knöcheln gefertigt.
201. Gemeint ist demnach diejenige
Art des Würfelspiels, welche die Griechen
TT/.aiaToßolii-da nannten. Vgl. Poll. 117 :
^ Se Tt'J.eiaToßo/.ivÖa ov fiövov i] Öid rcöv
y.vßcov, ukXa. y.al r] 8id rcöv doT^ayaKoiv
ETtl 10 Tx/.tlaTOf dot&f.idv ßa/.elv. Ueber
die Technik des Spieles giebt er-
Avünschten Aufschluss Poll. 95 : d^yv^iov
riifd doid'fiov eTiKfrjiiaai^res y.ad" iy.darrjv
fiovdbu Sir^orifiivr^v Squ/jit^v fj aruT7]oa fj
fivdv i] oTCCoi ovf ETcai^op rr]v TtKEiOToßo-
Xii^Sa y.aXovfievrjV Tracäidv. 6 d' VTis^ßa)^
XofJ-Evos Tcö Tc/.ri&ei riüf fiovdboji' eue}J.ev
dvaioriaead'ai to imäiay.EifiEvor doyv^iov.
205. Bei dem Spiele mit tali hatte
in der Regel der gewonnen, der den
Venuswurf that, d. h. wenn alle vier
Würfel verschieden viel Augen zeigten.
Näheres zu III 353 f. Wer aber den
canis warf (zu 206), hatte verloren und
musste den Einsatz zahlen, der meist
natürlich in Geld, doch auch in anderen
Dingen (vgl. z. B. Plaut. Curcul. II
3, 76) bestand. Näheres ergiebt ein Brief
des Augustus bei Suetou. Octav. 71:
inter cenam lusimus yt^oi^Tiy.ws heri et
hodie. talis enim iactatis ut quisque
canem aut senionem miserat, in singulos
talos singulos denarios in medium con-
ferebat, quos tollebat tiniveysos, qui Ve-
nerem iecerat.
II 192—212.
83
Damnosi facito stent tibi saepe canes;
Sive latrocinii sub iraagine calciilus ibit,
Fac pereat vitreo miles ab hoste tuus!
Ipse tene distenta suis umbracula virgis,
210 Ipse fac in turba, qua venit illa, locum!
Nee dubita tereti scamnum producere lecto
Et tenero soleam deme vel adde pedi!
206. canis liiess der imgüiistigste
Wurf. Näheres ergiebt sich aus Sueton
p. 327 R: Tcöv xard rovi doT^a'/dkovs
ßölcov 6 fisv rd £^ dvvdfievos Kiöos nal
s^hrjg eXeyeTO, 6 8e rd ev Xzog, sri
Sc y.al xvcov. Also beim Spiel mit
vier tali, wenn alle vier gleichmässig
die Eins oder überhaupt dieselbe Zahl
zeigten. — damnosi canes steht auch
trist. II 474. Prop. IV 8, 46.
207. Das latrocinimn bezeichnet
hier ein Brettspiel der Alten, das mit
unserm Schachspiel (vgl. Varr. L. L.
X 22) einige Aehnlichkeit haben mochte.
Gewöhnlich heisst es Insus latruncu-
lorum. Vgl. III 357-360. Pollux IX
98: rj Se Sid TtoXlcöi^ xprjfcov TtaiSid
TiXivd'iov ioTi xcö^ag ev y^afifiaZg £)cov
Siay.eifisvas' nal to ju-ev Tth.vd'Lov y.a-
Xelrai Ttölig , rcäv Se xf^rj^cov ixdoTi]
y.vcov ■ 8ir]or]fievcov §' eig öi'O T(öv xpirjcpoiv
xard Tdg x^oag rj re^vt] trjg TtaiÖiüg eori
TteQiXrixf'ei tmv Svo xprj(fcov 6/.ioxq6o)v rrjv
ire^öx^ovv dvaiQelv. Ov. trist. II 477 :
discolor ut recto grassetur limite miles,
cum medius gemino calculus hoste perit
etc. Ausführliches über das Spiel bei
Becker, Gallns III* 468-473. Vgl. auch
Wieland, über die ältesten Zeitkürzungs-
spiele (Werke, herausgeg. von Gruber.
Leipzig, Göschen 1826. Bd. 43, 305 ff.).
Das dazu gehörige Brett nennt Seneca
(ep. 117, 30) tabula latruncularia.
calculus ist einer der zu diesem
Spiele verwendeten Steine: näheres bei
Becker p. 470.
208. Dass die Figuren meist aus
Glas waren, wird auch sonst bezeugt:
Becker p. 472.
miles vgl. III 359 : hellator. Es war
eben eine Art Kriegsspiel: latronum
])roelia heisst es unten (III 357). Becker
471. 'Es sollte seiner Natur und Ab-
sicht nach ein militärisches Spiel sein,
und in der Art, wie beide Spieler nach
den Gesetzen desselben ziehen tind
schlagen mussten, bot es eine Menge
Gelegenheiten dar, seinen Gegner in
die Enge zu treiben, zu überlisten, zu
überfallen, oder sich selbst aus einer
schlimmen Lage herauszuziehen, einen
begangenen Fehler icieder gut oder einen
Fehler des Gegners sich zu Nutze zu
machen u. s. w. Kurz, es kam dabei,
ivie im Kriege, auf Angriff und Ver-
teidigung an. Wieland a. a. 0. 306.
209. Der Sonnenschirm ist schon
den griechischen Damen ein notwendiger
Luxusgegeustand. Vgl. über das ay.id-
Seiov Pherekrates bei Athen. XIII 612 a.
Arist. Thesm. 823. — Die römischen
Damen Hessen sich gern den Sonnen-
schirm {umbracula, umbella) von Sklaven
tragen; Claud. 18, 464. Hier soll das
der Liebhaber selbst thun, was eine
grosse Selbstverleugnung bedeutet. So
wünscht bei Mart.'XI 73 der in Stich
Gelassene dem untreuen Lygdus als
Lohn umbellam luscae, Lygde, feras
dominae. Ov. fast. II 311 : aurea pelle-
bant tepidos umbracula soles, quae tarnen
Herculeae sustinuere manus. Vgl. Böt-
tiger, Sabina p. 456. Baumeister, Denk-
mäler III Fig. 1765 (p. 1684).
distenta suis virgis deutet darauf
hin, dass die Gestelle der Schirme ähn-
lich wie bei uns waren, distenta 'auf-
gespannt', denn sie waren zum Auf-
und Zuspannen eingerichtet, vgl. Arist.
equit. 1347 : rd ö' tord y dv aov, vfi
^t e%e,7ierdvvvro uiOTieQ ay.idSeLov xai
Tcdliv ^vvijyero, WOZU der Scholiast sagt :
iy.Teivsrai Se y.al avareXkerai TCQog rov
y.areneiyovra xaiQov.
210. Wie das geschehen kann, zeigt
drastisch Hör. sat. II 6, 28: luctandum
in turba et facienda initiria tardis.
'Quid vis, insane, et quas res agis?'
improbus urget iratis precibus ; 'tupul-
ses omne, quod obstat.' Vgl. Plaut.
mercat. I 1, 9.
211. Das scamnum ist ein Schemel,
um das Aufsteigen in den lectus be-
quemer zu machen. Vgl. Varro L. L.
VIII 32 und besonders V 168: qua sim-
plici scansione scandebantin lectum non
altum, scabellum, in altiorem, scamnum.
Vgl. Ov. ars I 162.
6*
84
Ars amatoria
Saepe etiam dominae, quamvis horrebis et ipse,
Alg-eiiti manus est calfacienda sinu;
215 Nee tibi tiirpe ])iita. (quamvis sit turpe, placebit)
Ingenua speculum sustinuisse manu!
nie, fatigata praebendo monstra noverca,
Qui menüt caelum, quod prior ipse tulit,
Inter loniacas calathum tenuisse puellas
220 Creditur et lanas excoluisse rüdes;
Paruit imperio dominae Tiryntliius lieros:
I nunc et dubita ferre, quod ille tulit!
lussus adesse foro iussa maturius liora
Fac semper venias nee nisi serus abi!
225 Occurras aliquo, tibi dixerit: omnia differ!
Gurre, nee inceptum turba moretur iter!
213. horrcre für frieren, vgl. Juv.
I 1, 93: horrenti tunicam non reddere
servo. Ov. fast. I 495.
216. Auch das ist eigentlicli Sache
der Zofe : Petron. 128. Prop. IV 7. 76 :
7ie sjjeculum dominae porrigat illa novae.
S. Böttiger, Sabina p. 114 ff. Näheres
über den Spiegel überhaupt bei Becker,
Galhis IP 354 ff.
217 — 222. Der Satz nee tibi turjjc
pttta, der sich dem Sinne nach auf den
ganzen Passus von 209 au bezieht, wird
an einem prägnanten mythologischen
Beispiel als beherzigenswert erwiesen:
Wenn selbst der Held aller Helden He-
rakles, es nicht für unwürdig erachtete,
der lydischen Königin galanten Liebes-
dienst zu erweisen, darfst auch du vor
solchen nicht zurückschrecken (222).
Nachdem Herakles die zwölf Arbeiten
verrichtet hatte (V. 217 : nachdem seine
Stiefmutter Hera es müde war, ihm
neue Ungeheuer <ziir Vernichtung) zu
bieten, vgl. met. IX 198 : defessa iubendo
est sneva Jovis conimix), wirbt er um
die Jole, die Tochter des Königs Eurytos,
tötet aber in einem Anfall von Wahn-
sinn ihren Bruder Iphitos; um dies
Verbrechen zu sühnen, muss er auf
Befehl des delphischen Orakels der
Lydischen Königin Ompliale drei Jahre
lang dienen und verweichlicht in ihrem
Dienste, so dass er fast zum Weibe wird.
Die Sage wird oft erwähnt, vgl. z. B.
Plut. Thes. 6. Luc. dial. deor. 13, 2
(vgl. auch das schwierig'e Epigramm
des Diotimos AP. VI 358). Ter. eun.
1027. Prop. III 11, 17: ()mj)hale in
tantum formae processit honorem . . .
ut quipacato statuisset in orbe columnas
tarn dura traheret mollia pensa manu.
Vgl. IV 9, 47. Besonders ausführlich
dann Ovid. her. 9, 57 ff.
218. Apollod. II 120: los ök ijy.sp
(Hercules auf der Fahrt nach den golde-
nen Aepfeln der Hesperiden) ek 'TTre^-
ßoQEOve TTQoi "ÄtkavTa, eircovTOS ÜQOfir]-
ü'süjs T(ö H^axAsi avrov Lil rd firjXa
fitj Tiojjevea&ai , Siaäe^äfisvov 8 s
^'ArXavT o s t ov TtoÄov arcoariXXeiv
ey.elvov. Tteia&els SieSe^aro. Vgl. met.
IX 198: hac caelum cervice tuli.
caelum meruit vgl. Apoll. 11 160.
Ov. met. IX 262—272.
219. loniacas die westliche Küste
von Lydien hatten zumal ionische
Griechen inne, die daher auch lonia
hiess. Thuc. I 2.
calathum vgl. zu I 693. Zur Sache
vgl. heroid. 9, 73: inter loniacas cala-
thum tenuisse iniellas diceris et dominae
p)ertimuisse niinas.
221. Tirynthius heros, sehr häufige
Bezeichnung für Herakles, nach der
uralten argivischen Stadt Tiryns, in der
Herakles erzogen wurde.
Auch bloss Tirynthius (I 187).
222, Die Imperative in ähnlichem
Sinne wie Verg. ecl. 1, 73: insere nunc,
Meliboee, piros, pone ordine vites.
Vgl. 635.
225. 'Gesetzt, dass sie zu dir ge-
sagt hat, du möchtest dich irgendwo
einfinden' : occurras von dixerit ab-
hängig, vgl. Hör. sat. II 6, 38: iupri-
mat his, cura, Maecenas signa tabellis.
220. Anders handelt Properz (II
31, 1): quaeris, cur veniam tibi tardior.
aurea Phoebi porticus a magno Caesare
apcrta fuit.
II 213—239.
85
Nocte domum repetens epulis perfuncta redibit:
Timc quoque pro servo, si vocat illa, venu
Rure erit et dicet 'venias" (Amor odit inertes):
230 Si rota defuerit, tu pede carpe viam,
Nee grave te tempiis sitiensque Canicula tardet
Nee via per iactas Candida facta nives.
Militiae species amor est: discedite, segnes!
Non sunt haec timidis signa tuenda viris;
235 Nox et hiemps longaeque viae saevique dolores
Mollibus bis castris et labor omnis inest;
Saepe feres imbrem caelesti nube solutum
Frigidus et nuda saepe iacebis humo.
Cynthius Admeti vaccas pavisse Pberaei
228. servo, der bei der Heimkehr
die Fackel voranzutrae-en hatte (Val.
Max. VI 8, 1. Prop. HI 16, 16) und so
als servus praelucens (Siiet. Aug. 29)
diente, oder auch wohl die etwas
schwankenden Schritte des Herreu durch
seine Führung festigte (Prop. 11 29, 2).
229 f. Eine anschauliche Illustration
zu diesem Distichon giebt Prop. lU 16.
230. rota metonymisch (in der
Form pars pro toto) für den Wagen,
wie oft ; oben V. 8. Prop. I 2, 20. Verg.
Aen. XII 533 u. o. Besonders passend
ist die Metonymie bei Ov. met. II 139.
231. Canicula ist der Hundsstern
oder Sirius, mit dessen Aufgang glühende
Hitze eintrat; daher steht er metony-
misch für die heisse Zeit der Hunds-
tage. Hes. sc. 397. opp. 587: stieI y.e-
faXr/V aal yovvara —eiQioi u^€i.
Zum Gedanken vgl. Tib. I 4, 41:
neu comes ire neyes, quamvis via longa
paretnr et canis arenti torreat arva siti.
233. militiae species amor est, eine
beliebte Anschauung, die in „einer An-
sprache au Freund Atticus (amor. I 9)
wie in einem Schulvortrage, freilich
glänzend durchgeführt ist". Kibbeck,
Geschichte der röm. Dichtung II - 235.
Diese Elegie giebt zu unserer Stelle
(231—238) reichliche Parallelen. Vgl
zu 232 amor. 12: congestas exteret Ute
nives; zu 233 am. 1 (u. 2): militat omnis
anians und 46 : qui nolet fieri desidiosus,
amet ; zu 235 amor. 7 : perviyilant ambo,
15: qtiis nisi vel luiles, vel amans et
frigora noctis, et denso mixtas perferet
irnbre nives?, 9: militis oflicium longa
est via; zu 236 amor. 1: habet sua castra
Cupido (44); zu 237 amor. 16; zu 238
amor. 7 : terra requiescit uterque. Vgl.
auch zu ars I 36. II 674. UI 1.
236. mollibus zu 152. Hier be-
sonders hübsch wegen des Gegensatzes
zu den vielen Strapazen und Leiden.
238. Nämlich auf der Schwelle
ihrer Thür; vgl. 524. Prop. I 16, 22:
turpis et in tepido limine somnus erit?
mc mediae nocfes, me sidera plena
iacentem, frigidaque eoo me dolet aura
gelu. Ov. am. II 19, 21: et sine me
ante tuos proiectum in limine postes
longa pruinosa frigora nocte pati.
Theoer. 7, 122.
239 f. Apollod. I 105: 'AS/hIjtov §e
ßaaiXevovjos imv 0e^iöv , ed'rjTsvaev
'ÄJtöXlcov avTcö fivriaxevofiEvco xfiv FIeIiov
Q'vyaTEQit. "Al>cr]ariP. Ixeipov ös Scoaetv
STcayyeiXafievov rr^v ■d'vyateQa tcü y.ara-
^ev^aiTi aQfia Xeovros y.ttl y.djiQOV, 'Atto?,-
Xcot' t,ev'ias eScoxev ' 6 Öe y.o/uiaas n^ds
JJsXiav ^Aly.rjOTiv la/ußapEi. III 122 :
AtiöXXcov xTEiPEi Kvy.lüJTtas rovg rov
y.Eoavv6v ^u y.aTaay.Evdaavras, Zevs öe
EfMeXlrjoe ^jirtTEiv aviov eis Tdoraoop^
d'Erjd'siarjs Se Arjrovs ey.eXsvaev avxov
Eviaviov dvSQi, ü'rjTEvoai. o de Tca^a-
ysv6/j.Evos eIs <PE^dg ti^os 'AS/u/jtov tov
0£(j/]Tog Tovrcp XaxQBVtov ETioifinive xcd
ras ■d'rjXeiag ßoas ndaas Si.8vfioT6y.ovs
ETtoirjaev. Vgl. Callim. hymn. Apoll. 47 ff.
Die Sage wird von der Erotik gern
verwertet: vgl. nur Tib. II 3, 11. 28.
III 4, 67. Ov. her. 5, 151. ars III 19.
Cynthius heisst Apollo nach dem
Berge Cynthus [Kvpd-os) auf Delus.
Vgl. hymn. hom. 1, 25: fj tos ae 7Ti>dJxov
AriZfo riy.e, x^Qf^'^ ßQorolac, yXtvd'Eiaa
Ti^ds Kvv&os o^os yoavaii evl vrjaco,
^i]X(o SV dfKfiQVTt]; häufiger Beiname
des Apollo, vgl. 'Callim. 4, 10. Hör.
carm. 1 21, 2 u. ö. (auch Artemis heisst
Cynthia: Hör. carm. III 28, 12).
vaccas das Femininum mit Absicht,
86
Ars amatoria
240 Fertur et in parva delituisse casa:
Quod Phoebum decuit, quem non decet? exue fastus,
Curam mansuri quisquis amoris habes!
Si tibi per tutum planumque negabitur ire,
Atque erit opposita iaiiua fiüta sera,
245 At tu per praeceps tecto delabere aperto,
Det quoque furtivas alta fenestra vias.
Laeta erit: et causam tibi se seiet esse pericli;
Hoc dominae certi pignus amoris erit.
Saepe tua poteras. Leandre, carere puella:
denn {^AtzoX'Kcüv^ rag &f]lsias ßoag nä-
aas Siövfioroy.ovs sTioirjasv (Apoll. III
122).
Pheraei. Pherae {<p£oai), die Resi-
denz des Admetos, lag in Pelasgiotis,
nnweit des Boibeissees. Hom. II. II 711 :
Ol Sh 0eQa.s evifiovro Tramal Boißrj'iba
241. fastus hochmütiger Stolz, vgl.
Prop. I 1, 3.
244. Die geschlossene (und be-
stürmte) Thür spielt in der Erotik eine
grosse Rolle. Ovid widmet ihr eine
eigene Elegie (amor. I 6j. Vgl. Zingerle,
Ovid etc. I 91 f. Vgl. unten V. 523,
ni 71 und 567. Bekannt ist das Ge-
dicht des Catull (67), in dem die ianua
selbst redend eingeführt wird, ebenso
wie bei Properz (1 16). lieber das nächt-
liche Treiben vor solch geschlossener
Thür geben viele Stellen Auskunft, hier
sei nur erinnert an Straten (AP. XII
252) : Efinofiao} ae, ■d'vpr], t/J la^uTtdöi,
y.al rov evoixov av/Lta/.E^ag /j.e&vcov^ sv-9' is
aTTsifu fvyds. Theocr. 2, 127 : et S' uXXä
ft w&eiTe y.ai d ■d'vQa ev/^sro fioy/.cö^
TtävTCOs y.al TTs/.iy.eis y.ai XaftTidösg r^v&ov
sf vfisas. Tib. I 1, 73. Ov. amor. I
9, 20. Vgl. Rothstein zu Prop. I 16.
Doch auch friedlichere Scenen spielen
sich vor der ianua ab: da werden
Ständchen dargebracht und das Ttaoa-
nkavai&vQov (Plut. amat. 8) gesungen,
wie sich ein solches findet bei Arist.
Eccl. 960: devoo ör], Öti()o Si], y.al ov
/uoi y.arabQafj.oraa r'qv ■d'vQUv dvoi^ov
rrjvS' . ei Se fii], y.araTteaoJV y.eiao/nai y.x)..
Hör. carm. I 25, 7 : me tuo longas pere-
unte noctes, Lydia, dormis?
Was das Technische anlangt, so sei
bemerkt, dass sera ein Riegel oder
Balken ist. der von innen quer vor die
(meist zweiflügelige) Thür vorgeschoben
{opposita) diese schliesst. Nachweise
bei Becker, Gallus 11" 322 f.
245. tecto aperto bezieht sich auf
das complurmm in dem nach innen ge-
neigten Dache des atrium. Varro ling.
lat. V 161. Vitruv. VI 3, 1. 6. Zur
Sache vgl. Cic. Phil. EI 18, 45 : guoties
te pater eius e domo sua eiecit? quoties
cusfodes posuit, ne Urnen vttrares? cum
tu tarnen nocte socia, hortante übidine,
cogente mercede per tegulas demitterere.
246. Vgl. unten III 605 : cum melius
foribus possis, admitte fenestra. Hör.
carm. I 25, 1 : parcius iunctas quatiunt
fenestras ictibus crebris iuvenes protervi.
Prop. II 19, 5: nulla neque ante tuas
orietur rixa fenestras. Man erinnert sich
des Bildes Zeus als fior/Ss vor dem Fenster
der Alkmene (Baumeister, Suppl. Fig. 1).
Umgekehrt ist die Situation bei
Properz (IV 7, 16) ; hier lässt sich Cyn-
thia aus dem Fenster an einem Strick
herunter, um in die Arme des Geliebten
zu eilen: mea nocturnis trita fenestra
dolis, per quam demisso quotiens tibi
fxine ijependi, alterna veniens in tua
colla manu. Vgl. auch Becker Gallus
IP 312 if.
alta weil im ersten StockAverk.
Tib. II 6, 39: ab excelsa praeceps de-
lajjsa fenestra.
249. Die Geschichte von Leander,
einem Jünglinge zu Abydos, der all-
nächtlich zu seiner geliebten Hero. der
Aphroditepriesterin zu Sestos, von dem
Xvyvos eoLo-xcov iMus. 1) geleitet durch
den Hellespont schwamm, bis er in einer
stürmischen Nacht, in der die Fackel
erlosch, ein Raub der Wellen wurde,
ist uns zumal durch Schillers Ballade
bekannt. Von den antiken Darstellungen
sei hier, abgesehen von Ov. her. 17. 18.
am. II 16, 31 f. trist. HI 10, 41 nur das
anmutige Epyllion des Musaeus genannt.
Weitere Nachweise findet man bei
E. Rohde, der griechische Roman -
133 ff.
II 240—258.
87
250 Traiisnabas. animum nosset ut illa tiiiim.
Nee piidor ancillas, ut quaeqiie erit ordine prima,
Nee tibi sit servos demeruisse piidor:
Nomine quemque suo (niülast iaetura) saliita,
Iimge tiiis humiles ambitiöse manus!
255 Sed tamen et servo (levis est inpensa) roganti
Porrige Fortimae miinera parva die;
Porrige et aneillae. qua poenas luee pependit
Lusa maritali Gallica veste manus.
250. Ein (von Ovid ?) neu erfundenes,
wenigstens sonst nicht nachzuweisendes
Motiv; eine gewisse Aehnlichkeit zeigt
her. 17, 95: nunc etiam nando doniinae
placuisse lahoro atque oculis iacto brac-
chia nostra tuis.
251 — 260. Vierte Anweisung.
Ziehe die Dienerschaft aitf deine Seite,
erwirh sie durch freundliche Begrüssuug
( — 254) und Geschenke bei passender
Gelegenheit (—258): kurz suche sie zu
gewinnen, zumal aber die, welche Haus-
thür und Kammer bewachen ( — 260).
Vgl. I 351—398.
255. Einen Grund, einem servus
Geschenke zu geben, giebt Properz an,
n 23, 3: ut proinissa suae verba ferat
dominae.
256. Fortunae die vgl. Varro L. L.
VI 17 : dies Fortis Fortunae appellatur
ab Servio Tullio rege, quod is fanum
Fortis Fortunae secundum Tiberim
extra urbeni Romavi dedicavit Junio
mense. Servius TuUius wird als der
Stifter genannt, wie er auch sonst als
Vertreter des Plebejerstandes gilt: Liv.
IV 3, 12. I 39. Hör. sat. I 6, 9. Als
Stiftungstag galt der 24. Juni (Ov. fast.
VI 771 — 784), der also hier gemeint
ist. Ueber die Lage des Tempels vgl.
Eichter, Topographie'' 271 f. Dahinzog
an diesem Tage das Volk (Cic. de ün.
V 24, 70: Tiberina decursio). Es ging
sehr lustig dabei her (Ov. fast. VI 775) ;
es war zumal ein Fest der Plebejer und
Sklaven, vgl. Ov. 1. 1. 781: plebs colit
hanc, quia, qui posuit, de plebe f wisse
fertur et ex humili sceptra tulissc loco.
convenit et servis, scrva quia Tullius
ortus constituit duuiae templa projnnqua
deae. Vgl. Preller EM. ^ II 179 f.
257 f. Das Distichon umschreibt den
7. Juli. Das zum Verständnis Nötige
ergiebt sich, von anderen Stellen ab-
gesehen (vgl. Preller, EM.^ I 286 f.) aus
Plut. Eom. 29 (vgl. Camill. 33). Da
wird folgendes erzählt : Nachdem die
Gallier von Eom abgezogen waren und
die Stadt sehr erschöpft war, griffen die
Nachbarstämme am Tiber Eom an unter
der Führung des Postumius Livixis.
Die Feinde verlangen von Eom die
Auslieferung aller römischen Mädchen
und Frauen. Da gehen unter der Füh-
rung einer Magd Tutela (Philotis) viele
der römischen Mägde, sämtlich als Ma-
tronen verkleidet, in das feindliche
Lager. Hier geht eine lustige Zecherei
los, und als der Feind in schwerem
Schlummer liegt, geben die Mägde von
einem wilden Feigenbaume [caprificus)
aus den Eömeru ein Zeichen, die nun
die wehrlos Schlafenden überfallen und
so der Gefahr entgehen. AVeiter sagt
dann Plutarch: anl KaTt^arlvat fiep al
väJvai y.aXovvrai did tov eolveov y.aTtoi-
wr/.ov vTTo '^Piofiaicov ovo fia^öfisvov , iarc-
(öai Se rag yvvaZy.as s^co, avy.rjg y.XdSoi?
axia^ofievag. al Se d'eQaTtaiviSss aysi-
Qovat Tieouovaai aal Ttai^ovatv , sira
TtXr^yalg y.ai ßolalg kld'cov yQtövTat TtQOS
dlkrjlag xtL Das ist der hier gemeinte
7. Juli, die nonae Caprotinae, ein Tag,
der recht eigentlich den ancillis gehörte,
und an dem sie Geschenke zu erwarten
hatten. Weiteres bei Varro ling. lat.
VI 18. Macrob. sat. I 11, 36 ff. Im Zu-
sammenhang damit stand das zwei Tage
früher gefeierte Fest der PopUf'ugia,
bei dem es nicht immer sehr anständig
hergehen mochte, was Augustin (de civ.
dei II 6) mit einem matten Wortspiel
moniert.
258. Gallica manus scheint ein
Gedächtnisfehler Ovids zu sein ; wenig-
stens verlegen die sonstigen Quellen die
Sage nach den Abzug der Gallier und
nennen als die Eom bedrohenden Feinde
die am Tiber wohnenden Nachbar-
stämme, die sich die Schwäche Eoms
Ars amatoria
Fac plebem, mihi crede, tuam: sit semper in illa
260 lanitor et thalanü qiü iacet ante fores.
Nee dominam iiibeo pretioso munere dones:
Parva, sed e parvis callidus apta dato.
Dum bene dives ager, dum rami pondere nutant,
Adferat in calatho rustica dona puer:
265 Eure suburbano poteris tibi dicere niissa,
lila vel in Sacra sint licet empta via;
Adferat aut uvas aut, quas Amaryllis araabat,
nach der Gallischen Invasion zu Nutze
macheu wollen.
lusa für iUnsa, getäuscht.
Das Fest 'wurde mit grossem Mut-
willen gefeiert ; das Volk zog in hellen
Haufen vors Thor, rief sich ueckeud mit
allerlei Vornamen und trieb mit den
geputzten Mägden mancherlei Ulk. Ein
Opfer und Festmahl durfte nicht fehlen.
260. Der ianitor, auch ostiarius
genannt, nicht selten an einer Kette
angeschlossen, waltete seines Portier-
amtes an der Hausthüre : s. Ov. am. I 6.
Diese Elegie kann auch höchst anschau-
lich zeigen, wie wichtig es für den
Liebenden ist, wenn er der Vorschrift
Ovids gemäss sich mit dem ianitor in
gutes Einvernehmen setzt.
a?ite fores thalami hält Wache der
cubicularius. Ihn sich geneigt zumachen,
war besonders wichtig, da es sehr auf
den cubicularius ankam, ob der Be-
suchende zur Privataudienz vorgelassen
werden sollte. Vgl. Cic. Verr. III 4, 8.
Juv. IV 10, 216.
261 — 272. Fünfte Anweisung.
Du musst es verstehen, sinnig zu schen-
ken. Nicht auf die Kostbarkeit der Ge-
schenke kommt es an, sondern auf sin-
nige Wahl ( — 262). Beispiele solcher
Gaben ( — 270) und Tadel derer, die sie
zu Erbschleicherei benutzen ( — 272).
261. pretioso munere dones der
Hexameterausgang ähnlich bei Verg.
Aen. V 361: jyraestanti munere donat.
Vgl. Hör. carm. IV 2. 20 (Zingerle).
263 ff. Nach berühmten Mustern,
vgl. Theoer. 3, 10: 7]vi8s roi Ssy.a fiäXa.
<pegco • Tr]VC(>d'e xad'ei^.ov, co fi iy.eksv
y.a&eXslv rv' y.ai (uqiov aXka roi oiaiö
(Verg. ecl. 3, 70) ; ib. 22. Man lese auch
die reiche Aufzählung solcher munera
rustica, die Corj'don dem schönen Alexis
anbietet: Verg. ecl. 2, 45 — 55.
264. calatho zu I 693; hier ist es
ein Fruchtkörbchen. Doch wird man
auch an Blumen denken dürfen, die der
Geliebten geschickt werden : Theoer.
3, 21-23.
265. Was den Wert der Gabe
natürlich erhöhen würde. Vgl. Verg.
ecl. 2, 40.
266. Sacra via ist die gewöhnliche
Stellung, doch kommt auch via Sacra
vor: Hör. sat. I 9, 1 u. s. Auf der
Sacra via war aber ein solcher Kauf
leicht und ohne Mühe zu bewerkstelligen,
weil man auf ihr gern gemächlich pro-
menierte ; Hör. 1. 1. : ibam forte via
Sacra, sicut nieus est mos; epod. 4, 7.
Von dem Obstverkauf auf der heiligen
Strasse spricht schou Varro RR. I 2, 20 :
summa Sacra via, nbi poma veneunt.
Auch Blumen konnte man dort kaufen,
vgl. Ov. fast. VI 792: hie, nbi fit docta
miilta coro)ia mann. Vgl. auch am. I
8, 100. Ueber die mannigfaltigen Ver-
kaufsläden auf der Sacra via vgl. Fried-
länder, Sittengeschichte I 268.
267 f. Launige Anspielung auf Verg. -
ecl. 2, 52. Unter den zahlreichen Ge-
scheuken, die dort Corydon dem schönen,
aber spröden Alexis anbietet, nennt er
auch casianeas nuces. mea quas Ama-
ryllis amabat: damals nämlich, als sie
noch seine Geliebte war. Ovid wendet
aber mit gutem Humor das Imperfekt
amabat so, als ob heutzutage Amaryllis,
d. h. die Mädchen überhaupt von solch
harmlosen Geschenken nichts wissen
wollten ; vgl. Verg. 1. 1. 56 : rusticus es,
Corydon, nee munera curat Alexis.
Vgl. ars III 183. — Die Kastanien
wurden gern gegessen: Verg. ecl. 1, 81.
Vgl. auch Athen. II 54 B. Sie heissen
nuces, wie auch im Griechischen xdpvov
für Kastanie gebraucht wird, vgl. Athen.
1. 1. : Tiöp Ev doiy.iijv y.aovwv rj y.aaxdviov,
dfKforeQCOs ydo xa/.Elrai (vgl. Foll. I 232),
Vgl. Plin. bist. nat. XV 23, 92.
II 259—279.
89
(At nunc castaneas non amat illa!) nuces;
Quin etiam turdoque licet missaque Corona
270 Te niemoreni dominae testificere tuae.
Turpiter his emitur spes mortis et orba senectus:
A! pereant, per quos munera crimen liabent!
Quid tibi praecipiam teneros quoque mittere versus?
Ei mihi! non multum Carmen honoris habet!
275 Carmina laudantur, sed munera magna petuntur:
Dummodo sit dives, barbarus ipse placet.
Aurea sunt vere nunc saecula: plurimus auro
Venit bonos, aui'o conciliatur amor;
Ipse licet venias Musis comitatus, Homere,
269. turdo, Krammetsvogel, eine
ebenfalls sehr beliebte Delikatesse, vgl.
Mart. Xin 92: intcr aves turdiis, si quid
nie iudice certum est, inte)' qiiadrupedes
mattea prima lepus. — Noch zärtlicher
ist das Geschenk des Komatas an sein
Mädchen, Theoer. 5, 96 : ar]yid fikv Scoacü
TU naQ&svcp aviixa <pdaaav kx ras a^-
xEvü'co v.ad'eXcav irjvElydQ ecpiaSei, (Verg.
ecl. 3, 68).
Corona zu 264. Theoer. 3, 21: t6v
aikipavov rlXaL fis aal aviixa XsTtrd
TtoiriasTs, t6v rot sycöv, ^Ä/nnQvXXi <piXa,
xiaaoio fvXdoaco, d/nnXe^as xalvxeaai xal
evöSfioiai aeXivois. Hor. carin. IV 11, 3.
Zu den Gescheuken, die hier 263 — 270
aufgezählt werden, vgl. auch Prop. III
13, 25: felix agrestis quondani pacata
iuventiis , divitiae quorum inessis et
arbor erant. Ulis munus erant decussa
Cydonia ramo, et dare puniceis plena
canistra rubis, nunc violas tondere
manu, nunc mixta referre Ulla virgi-
neos lucida per calathos, et portare suis
vestitas frondibus uvas, aut variam
plumae versicoloris aveni.
271. Bezieht sich auf die Ge-
schenke, mit denen Erbschleicher aller
Art die Reichen überhäuften. Vgl. Mart.
IV 56: munera quod senibus viduisque
ingentia ndtfis, vis te munificum, Gar-
giliane, voeem? etc. V 39. Hor. sat. II
5, 10: turdus, sive aliud privum dahitur
tibi, devolet illuc, res ubi magna nitet
domino sene; dulcia poma et quoscunque
feret cultus tibi fundus honores ante
Larem gustet venerabilior Lare dives
(vgl. ep. I 1, 78).
27;i — 286. SechsteAnweisuug.
Auch zierliche Verschen musst du deiner
Liebsten dichten können, wenn auch
freilich klingende Münze den Mädchen
lieber ist ( — 276). Heutzutage hat ja
nur das Gold Wert : selbst der göttliche
Homer würde, falls er mit leeren Hän-
den käme, kein Glück haben ( — 280).
Doch giebt es immerhin noch Mädchen,
die für Poesie Sinn haben oder sich
wenigstens so stellen (—282) : diesen
wird ein Gedicht vielleicht als kleines
Geschenk gelten ( — 286).
273. teneros 'zärtliche', d. h. ver-
liebte. Vgl. am. 1118,2: fenerum carmen.
Hor. AP. 246. Die Verfasser solcher
zärtlichen Liebesgedichte heissen dann
selbst teneri : vgl. unten TII 333. Mar-
tial z. B. nennt den Catull so, vgl. VII
14, 3. XII 44, 5.
274 ff. Eine ständige Klage der
Erotik. Vgl. zu I 418. Einleitung
p. XIV.
277. aurea saecula mit komisch-
schmerzlicher Ironie, denn zunächst
steht aurea saecula zur Bezeichnung
des paradiesischen Urzustandes des gol-
denen Zeitalters unter Saturnus. So
z. B. Sen. rhet. controv. II 15, 7 : o nos
nimiiim felici et aureo quod aiunt sae-
culo natos. Daher ist vere soviel wie
'in des Wortes wahrster Bedeutung.'
279 f. Vgl. amor. I 8, 61 : qui da-
bit, nie tibi magno sit maior Homero:
crede mihi, 7-es est ingeniosa, dare. —
Homer wird wie oben V. 4 als glän-
zendster Stern der Dichtung überhaupt
genannt ; vgl. Leonidas Tareutinus (AP.
IX 24) : doTQa fiep ij/uav^coae y.al legd
xi'xXa oeXrjvqs d^ova Sivqaas efinvQos
rieXios' viivoTCÖXovs S' dysXrjSov antjfidX-
SvvEV "Ofiv^Qos , Xa/.i7t()OTaroi' Movascov
(peyyos dv<wx,6f(Ei'os. Dabei liegt in
unserer Stelle eine hübsche Komik dxirch
die Vorstellung, dass der göttliche Sänger
als Gewährung heischender Liebhaber
90
Ars amatoria
280 Si nihil attuleris, ibis, Homere, foras.
Sunt tarnen et doctae, rarissima turba, puellae.
Altera non doctae turba. sed esse volunt;
Utraque laudetur per carmina: carmina lector
Commendet dulci qualiacumque sono!
285 His erg-o aut illis vig-ilatum Carmen in ipsas
Forsitan exiffui niuneris instar erit.
At quod eris per te facturus et utile credis,
Id tua te facito semper amica roget!
Libertas alicui fuerit promissa tuorum:
290 Hanc tamen a domiua fac petat ille tua;
Si poenam servo, si vincula saeva remittis,.
Quod facturus eras. debeat iila tibi !
Utilitas tua sit. titulus donetur amicae;
Perde nihil, partis illa potentis agat!^
295 Sed te, cuicumquest retinendae cura puellae,
Attonitum forma fac putet esse sua:
Sive erit in Tjriis, TjTios laudabis amictus;
auftritt und als armer Schlucker einen
Korb erhält. Auch die Apostrophe
Homere ist geeignet, den Humor der
Situation zu erhöhen.
281. doctae. Näheres zu IH 329 ff.
Ueher die Beschäftigung der Frauen
mit der Litteratur vgl. Friedländer,
Sittengeschichte I 441 f.
282. Der Vers erinnert in seiner hu-
morvoll mildsatirischen Pointe an I 151.
283. lector vgl. auch Otto Jahn im
Hermes II (1867) p. 420 Anm. 7.
284. qualiacumque vgl. Oatiül. 1, 8:
quare habe tibi quidquid hoc lihelli
qualecunque.
285. vigilatum Carmen ist ein in
der Nacht verfertigtes Gedicht. Liehende
Unruhe lässt ihn nicht schlafen, in der
Stille der Nacht sind seine Gedanken
bei ihr; dadurch Avird der ideale Wert
des Gedichtes erhöht. Ein solches carmen
vigilatum sendet Catull seinem geliebten
Licinius Calvus (carm. 50). Vigilatum
Carmen auch fast. IV 109. Vgl. auch
trist, n 11.
287—294. Siebente Anweisung.
Eichte es so ein, dass alle deine Hand-
lungen als von ihr ausgehend erscheinen.
Sie muss glauben, die Kolie deiner Ge-
bieterin zu spielen.
287. Die Gegensätze ^^er te und
tua amica sind zu betonen : was du auch
an sich (ohne sie) thun würdest, soll
aussehen, als thätest du es auf ihre
Bitten hin. Dazu bringt das Folgende
zwei Beispiele.
291. vincula. Besonders üblich waren
Fussf essein, Halseisen und Handschellen ;
näheres bei Becker, Gallus II'' 173 ff.
293. titulus ist hier vä% der Gegen-
satz zu utilitas zeigt 'die Ehre', die
eben darin besteht, dass die Freundin
glaubt, sie sei von allen solchen Hand-
lungen die Ursache : im folgenden Verse
folgt eine Erklärung des titulus (partis
— agat). Zu titulus vgl. I 692. H 625.
294, Der Vers vertritt eine hypo-
thetische Periode: si illa partes iwtentis
agat. tu nihil perdas.
295 — 314. Achte Anweisung.
Huldige der Eitelkeit deiner Geliebten.
Sie erscheine dir schön in jedem Kostüm
(—302), in jeder Frisur ( — 304), in jeder
Ausübung ihrer dilettantischen Künste
( — 306). Ihre Liebesbeweise betrachte
als ganz besondere, kaum verdiente
Gunst, das macht sie ganz willig ( — 310) ;
ein wenig Verstellung dabei schadet
nichts, nur darf sie diese ja nicht merken
(—314).
296. forma vgl. I 707. II 108.
297. Die alte phönizische Handels-
stadt Tyrus war durch ihre Purpur-
färbereien berühmt. Vgl. ars III 170.
Strab. XVI 757 b : y-oenrovs sial y.oirrj
<J>oivixES xai rols TCOo^VQaiois ' Ttof.v ydp
II 280—305.
91
Sive erit in Cois, Coa decere piita!
Aiiratast: ipso tibi sit pretiosior auro;
300 Gausapa si sumit, gausapa sumpta proba;
Adstiterit tunicata: ''moves incendia' clama,
Sed timida. caveat frigora, voce rog-a !
Conpositiim discrimen erit: discrimina lauda;
Torserit igne comam: torte capille, place!
305 Bracchia saltantis, vocem mirare canentis,
sirjraarni Tcnacöv r; TvQia y.aXkiari] tioo-
(pvQa • xai i] d'rjQa 7cXr]aiof xai idXXa
evTTooa rd Ttpos ßa^rjr smT>]Ssia. Mart.
XIV 157. V 23, 5.
Solche purpurgefärbten Gewänder
werden oft erwähnt, vgl. Tib. IV 2, 11 :
tirit, seu Tyria voluit iwocedere palla,
urit seu nivea Candida veste venit. Val.
Max. II 1, 5: et auro ahundanti et
multa purpura usae sunt.
298. Coa (n. pL, vgl. Prop. II 1, 5)
oder Coae vestes sind die berühmten
feinen seidenen Zeuge, die auf der Insel
Kos hergestellt wurden ; dann alle nach
diesem Muster hergestellten feinen
Seidenstoffe. Sie waren ausserordent-
lich zart und durchsichtig, so dass sie
den Körper fast nackt erscheinen Hessen.
Vgl. Senec. de benef. 7, 9 : video sericas
vestes, si vestes vocandae sunt, in quibus
nihil est, quo defendi aut corpus aut
denique pudor possit; quibus sumptis
mulier parum liquido nudam se non
esse iurabit. Hae ingenti summa ab
ignotis etiam ad commercium gentibus
arcessuntur, ut mafronae nostrae ne
adulteris quidem plus s^ci in cuhiculo
quam in publica osfendant. Sie werden
daher in der erotischen Poesie oft er-
wähnt. Hör. sat. I 2, 101 : Cois tibi
paene videre est ut nudam. carm. IV
13, 13. Tib. II 3, 53. Prop. I 2, 2.
Mart. Vin 68, 7: femineum lucet sie
per bombycina corpus.
299. aurata bezieht sich nicht so-
wohl auf Gold schmuck, vgl. das
homerische (z. B. II. III 64) zQvair]
'AfQoSnr] oder Venus aurea (Ov. her.
15 (16), 289 u. s.), sondern auf gold-
durchwirkte Kleider, die nichts sel-
tenes waren. Vgl. Tib. II 3, 54, der
die goldenen Einschlagsfäden auratas
vias nennt. Verg. Aen. IV 264: tenui
telas discreveras auro.
300. gansapum ist ein dicker, zot-
tiger (das ergiebt sich z. B. aus Petron.
38: apros gausapatos) Stoff , 'Fries', aus
dem ein Mantel verfertigt wurde, der
meist paenula heisst. Vgl. Mart. XIV
145 {paenula gansapina). Auch bloss
gausapina, ac kommt vor: Mart. VI
59, 8.
sumere (vgl. auch zu III 619), 'zum
GebravTche nehmen', d. h. 'anziehen' ; so
Cic. de rep. I 12, 18: Tum Scipio cal-
ceis et vestimentis sumptis e cubiculo
est egressus.
301. tunicata d. h. nur mit der
tunica bekleidet, wie Corinna bei Ov.
amor. 1 5. Diese spärliche (amor. I 5, 13)
Bekleidung rechtfertigt dann auch die
(wenn auch nicht so ängstliche) War-
nung V. 302: caveat frigora. Man be-
achte auch den mit absichtlicher Pointe
zugespitzten Gegensatz 'moves incen-
dia und 'caveat frigora'. — i7ice)i-
dium in übertragener Bedeutung wie
im Griechischen Tiv^aög (Theokr. 23, 7.
Straton in AP. XII 182). Vgl. ars I 335
{fiamma).
303 f. Vgl. Tib. IV 2, 9: seu solvit
crines, fusis decet esse capillis, seu comp-
sit, comptis est veneranda comis.
discrimen ist der 'Scheitel', vgl.
III 137. compositum nicht kunstfoll,
sondern zierlich, anmutig geordnet. Der
Vers soll eine einfache Haartour bezeich-
nen im Gegensatz zu der kunstvollen
Frisur, die in 304 gemeint ist. Mehr
unten III 135 ff.
304. Teber das Brenneisen vgl. zu
I 505 (ferro torquere capillos). Bei den
Damen war das Behandeln des Haares
durch das Eisen ganz allgemein und
eine wichtige Aufgabe für die ornatrix
(I 367). Vgl. auch Heindorf zu Hör.
sat. 12, 98. Varro 1. 1. V 129: cala-
mistrum qnod Jiis calfactis in cinere
capillus ornatur. qui ea ministrabat a
cinere Cincrarius est appellatus.
305. bracchia , denn gerade die
rhythmisch harmonische Bewegung der
Arme war das Haupterfordernis des
saltare, vgl. Plut. de anima 8: y.nl
OQ'/^eixui 6 ar&owTroi dXXd rali xe^oi.
Die Bewegung der Hände war so aus-
92
Ars amatoria
Et. quod desierit, verba querentis habe;
Ipsos concubitus, ipsiim venerere licebit,
Quod iuvat etf quaedam gaudia noctis habe:
Ut fiierit torva violentior illa Medusa,
310 Fiet amatori lenis et aequa suo.
Tantum, ne pateas verbis Simulator in illis,
Effice nee vultu destnie dicta tuo:
Si latet ars, prodest; adfert deprensa pudorem
Atque adimit merito tempus in omne fidem.
315 Saepe sub autumnum, cum formosissimus annus
drucksvoll, dass Petron in diesem Sinne
von einer manus loqiiax spricht (fr. 19
manujmer loqtiaci, p. 212Buech.), wozn
man als griechisclies Vorbild anführen
kann den Vers des Autipater (AP. XVI
290, 6):
7TajJ.fftüV0lS '/£QOL XoyEvÖflBVOi.
Die Zusammenstellung von saltare
und canere wieder wie oben I 595, wo
die Anmerkung zu vergleichen ist.
Wie sehr die Mädchen sich übrigens
die Ausbildung in den beiden hier ge-
nannten Künsten angelegen sein Hessen,
ist bekannt. Vgl. Prop. II 3, 17 (von
Cynthia): j^osito formose saltat Jaccho,
egit ut enhantes clux Ariaclna choros
et quantum Aeollo cum tentat carmina
plectro, par Aganippeae ludere docta
lyrae. Stat. silv. III 5, 66: molli di-
ducit bracchia motu.
306. Gut Hertzberg: 'herzlich be-
klage beim Schluss, dass das Vergnügen
so kurz.'
307 f. Der Sinn des sicher fehler-
haft überlieferten Distichons ist klar:
in dem Prinzip, der Eitelkeit deiner
Geliebten zu huldigen, gehe sogar so-
weit, dass du ihr die Wonne schilderst,
die sie dir bei den gaudia noctis ge-
währt, also deutlich mit ihr von Dingen
redest, die sonst als taciturna gelten.
Da sie dadurch sich in ihrer Eitelkeit
geschmeichelt fühlt, wird sie dir nicht
etwa zürnen, sondern fi>'t amatori lenis
et aequa suo (310j. Ein wenig Ver-
stellung darf auch hierbei sein: nur
darfst du sie nicht merken lassen ( — 314).
Vgl. den Anhang.
309. torva Medusa, die jüngste der
drei Gorgonen (Hes. theog. 276), in der
älteren Zeit als ein furchtbares Wesen
dargestellt, schlangenhaarig und mit
schrecklichem Blick, später als schöne
Jungfrau, aber mit unheimlich kaltem
und ernstem Gesichtsausdruck. Die
Gorgonen repräsentieren die furchtbare
Seite der Athene, die ja selbst zuweilen
Gorgo heisst (Palaeph. 32, 6 und 8.
Eur. in Lyc. or. 100).
Medusa zumal wird oft abgebildet,
ihr Haupt auf Schilden dargestellt und
dgl., und steht sprichwörtlich für den,
der in seinem Wesen etwas unheim-
liches, grauenerregendes hat. Vgl. III 504.
315—336. N e u u t e Anweisung.
Wenn dein Mädchen von einer Krank-
heit befallen wird, erweise ihr besonders
reichlich deine Liebe, das wird sich
später lohnen ( — 322). Lass dich durch
ihre Krankheit nicht in böse Laune
versetzen, sondern pflege sie eigenhändig
( — 324) unter reichlichen Thränen und
Küssen ( — 326), thue manch Gelübde,
aber nur wenn sie es hört und sprich
von glückverheissendeu Traumbildern
( — 328), sorge auch für eine Alte, welche
die Krankheit bespricht, das alles mrd
dir nützen ( — 332). Aber alles was ihr
unangenehm sein kann, überlass deinem
Rivalen : er mag ihr Diätvorschriften er-
teilen oder bittere Arzenei geben ( — 336).
315—320. Die Gefährlichkeit des
italischen Klimas im Spätsommer und
Herbst wird oft von den Dichtern er-
wähnt, vgl. zumal Hör. ep. 17,5: dum
ficus prima calorque designatorem de-
corat lictoribus atris, dum pueris omnis
pater et mutcrcula pallct, officiosaque
sedulitas et opella forensis adducit fcbres
et testamenta resignat. Daher heisst der
autumnus bei Juven. I 4, 56 letifer.
Vgl. IV 10, 221 : quot Themison aegros
autumno occiderit uno. Bei Properz
(II 28, 3) ist es die heisse Jahreszeit,
welche die Gefahr von Cynthias Krank-
heit vergrössert: venit enim tempus,
quo torridus aestuat aer incipit et sicco
f erver e terra cane.
II 306-330.
93
Plenaque purpureo siibrubet uva mero,
Cum modo frigoribiis premitur, modo solvitur aestu,
Aere iion certo corpora languor habet:
lila quidem valeat, sed si male firma cubabit
320 Et Vitium caeli senserit aegra sui,
Tunc amor et pietas tua sit manifesta puellae:
Tum sere, quod plena postmodo falce metas!
Nee tibi morosi veniant fastidia morbi,
Perqne tuas flaut, quae sinet ipsa, manus,
325 Et videat flentem, nee taedeat oscula ferre,
Et sieco lacrimas conbibat ore tuas.
Multa vove, sed euiicta palam, quotiensque libebit,
Quae referas illi, somuia laeta vide;
Et veniat, quae lustret anus leetumque loeumque,
330 Praeferat et tremula sulpur et ova manu:
316. purpureo steht proleptisch und
subrubet hat die Bedeutuug rötet sich
allmählich' ; ähnlich ist vTte^v&oiai' bei
Aristophanes gebraucht (phit. 702) ; vgl.
vnaQv&Qos bei Plat. rep. X 617 a.
319. Vgl. Tib. I 5, 9: mm tristi
morbo defessa iaceres.
319 flP. Die Krankheit der Geliebten
ist ein beliebtes Motiv der erotischen
Poesie; vgl. zumal Tib. I 5. Prop. II28.
320, Vitium caeli erinnert an Prop.
1. 1. V. 5: crimina caeli.
323 ff. Zu dem ganzen Passus vgl.
die Vorschriften des Tiresias bei Hör.
sat. n 5, 39 ff.
325. videat flentem. Vgl. Prop. II
9, 27 : et lectum flentes circumstarenms
amici (ebenfalls während einer Krank-
heit der Geliebten).
326. sicco vgl. Cat. 23, 12.
327. multa vove, wie es Tibull that
(I 5, 9): nie ego, cum tristi morbo de-
fessa iaceres, te dicor votis eripuisse
nteis. 15: ipse ego, velatus filo, f/imi-
cisque solutis vota vovem Triviae nocte
silente dedi. Prop. II 9, 25 : haec mihi
vota tiiam proptcr suscepta salutem.
328. somnia laeta soll der Liebende
während der Krankheit seines Mädchens
haben oder wenigstens fingieren (dazu
vgl. I 661 f.). Eine Ergänzung dieser
Vorschrift giebt Tibull (I 5, 13): ipse
procuravi, ne possent saeva nocere som-
nia (hier natürlich somnia des Mädchens),
ter sancta dcveneranda mola. Beide
Stellen sind sehr charakteristisch: Der
einfach fromme Til)ull beschränkt sich
darauf, das Ominöse der unglücklichen
Träume durch fromme Handlungen zu
beseitigen: Ovid lässt seine Schüler ein-
fach nach Herzenslust glückliche Träume
fingieren.
329 f. Ein altes Weib (vgl. Hom.
Od. XXII 481) vollzieht die Liistration
des Krankenzimmers auch bei TibuU
(1. 1. 11) und zwar in Gemeinschaft mif
ihm selbst: ipscque te circum lustravi
sulpure puro, carmine cum magico prae-
cinuisset anus. Dabei waren carmina
magica ganz allgemein üblich, eraoSai,
von denen schon die Odj-ssee Aveiss:
XIX 457. Auch bei Piudar erscheinen
derartige Besprechungen als ein wesent-
liches Eequisit der ärztlichen Kunst,
vgl. Pyth. 3, 51 : ncovi fJ.£v j.iaKay.als
e^raoiSuis dfxjsTtcov. Aehnlich sind auch
die cantus somniferi bei Verg. Aen.
VII 757. Vgl. Gell. IV 13.
330. Dem Schwefel schrieben auch
die Griechen reinigende und heilende
(vgl. ars I 256) Kraft bei, vgl. Hom.
Od. XXII 481 : olas ü'esiov y^rjv, y.aacäv
ay.os, olas de fioi ttv^, bf^a x)'ssiaJaco
fieya^ov. Theokr. 24, 94: xa&a^cff öe
TtvQcoaare Stüua &eeico xrX. Dazu Plin.
bist. nat. 35, 50: habet sulpur et in
religionibus locum ad expiandas suffitu
domos. Vgl. auch Ov. fast. IV 739:
caeruki flaut vivo de sulpure fumi,
tactaque fumanti sulpure batet ovis.
met. VII 261: ter sulpure lustrat.
Interessant ist auch das Fragment
des Menander, das bei Clem. AI. ström.
VII 4, 27 (p. 713) steht: 7i£Qiuai.äTa)adv
a' at yvvaly.e? iv y.iy.ho || y,al ns^i&Eicooa-
tcoaav, ano xooi<v<öv ifjicüv vouti Tie^i^
Qaiv sftßaXwv alas, (paxovi. Uebei die
94
Ars amatoria
Omnibus his inerimt gratae vestigia curae;
In tabulas multis haec via fecit iter.
Nee tarnen officiis odium quaeratur ab aegra
Sit suus in blanda sedulitate modus!
335 Neve cibo prohibe nee amari poeula suci
Porrige: rivalis misceat illa tuus!
Sed non, quo dederas a litore earbasa, vento
Utendum, medio eum potiere freto;
Dum novus errat amor, vires sibi eolligat usu;
340 Si bene nutrieris, tempore firmus erit:
Quem taurum metuis, vitulum mulcere solebas;
Sub qua nunc recubas arbore, virga fuit;
Naseitur exig-uus sed opes adquirit eundo,
Quaque venit, multas aeeipit amnis aquas.
345 Fae tibi consuescat: nil adsuetudine maius,
Quam tu dum eapias, taedia nulla fuge!
Te semper videat, tibi semper praebeat aures,
Exhibeat vultus noxque diesque tuos!
Cum tibi maior erit fidueia, posse requiri,
350 Cum proeul absenti eura futurus eris,
Da requiem: requietus ager bene eredita reddit,
Terraque eaelestes arida sorbet aquas:
TtsQiu-eimais Vgl. auch Plat. Cratjl.
p. 405 a.
Der Gebrauch der Eier bei Lustra-
tionen und sonstigen heiligen Hand-
lungen ist bekannt ; man schrieb ihnen
eine reinigende Kraft zu, vgl. Juv. II
6, 518. Mehr darüber, auch der Grund
zu diesem Glauben, ist zu finden bei
Lobeck, Aglaophamus, zumal I 251.
410. 477.
332. in tabulas d. h. das Testament.
In dieser Bedeutung steht tabulae öfters,
vgl. z. B. Hör. sat. II 5, 52 : tabulas a
ie removere memento. Wie die Be-
folgung der hier von Ovid erteilten
Vorschriften den Weg zum Testamente
bahnen kann, zeigt am anschaulichsten
Horaz (sat. II 5). Vgl. schon Cicero
(parad. 5, 2, 39): a?i corum scrvitus
dubia est, qui cupiditate peculii nullam
conditionem recusant durissimae servi-
tutis? Hereditatis sjies quid iniquitatis
in serviendo non suscipit? quem nutum
locupletis orbi senis non observat? lo-
quitur ad voluntatem, quidquid denun-
tiatum sit, f'acit, assectattir, assidet,
munerat etc.
335 f. Vgl. rem. am. 227: saepe bibi
sucos, quamvis invitus, amaros aeger et
oranti mensa negata mihi.
337—372. Zehnte Anweisung.
Gewöhnung muss deine Liebe erstarken
lassen ( — 340), alles kommt auf die Ge-
wöhnung an, was durch Analogieen aus
der Natur veranschaulicht wird ( — 346).
Also im Anfange sei dein Mädchen ge-
wöhnt, dich beständig bei sich zu haben
( — 348), allmählich aber, wenn du ihrer
sicher zu sein glauben darfst, kannst
du dir ein wenig Ruhe gönnen, um so
grösser ist dann die Sehnsucht ( — 350).
was durch ähnliche Erscheinungen in
der Natur ( — 352) und drei mj'thologische
Beispiele bestätigt wird ( — 356). Aber
die Zeit der Trennung darf nur kurz
sein, sonst leidet ihre Liebe darunter
( — 358), was das Beispiel von Menelaus
und Helena deutlich erkennen lässt.
Stellung des Dichters dazu ( — 372).
337 f. Vgl. die Einleitung p. XXI
Anni. 7.
343. Aehnlich ist Verg. Aen. IV 175 :
viresque adquirit cundo.
345 f. Vgl. AchiU. Tat. I 9, 5: fii-
yiOTOv ydo eortv e(f68iov sh Tcei&to avve-
X^S TTpös i.Qiofiivriv ojJ-ikia.
347. Der Versausgaug auch Hör.
sat. I 1, 22: votls ut praebeat aurem.
Vgl. Ov. ex Pont. II 9, 25.
351. eredita vgl. zu I 401.
II 331—366.
95
Phj^llida üemoplioon praesens moderatius ussit,
Exarsit velis acrius illa datis;
355 Penelopen absens sollers torquebat Ulixes;
Phjiacides aberat, Laiidamia, tuus.
Sed mora tuta brevis; lentescunt tempore curae.
Vanescitque absens et novus intrat amor:
Dum Menelaus abest, Helene, ne sola iaceret,
360 Hospitis est tepido nocte recepta sinn.
Qui Stupor liic, Menelae, fuit? tu solus abibas,
Isdem sub tectis hospes et uxor erant!
Accipitri timidas credis, furiose, columbas,
Plenum montano credis ovile lupo!
365 Nil Helene peccat. nihil hie committit adulter:
Quod tu, quod faceret quilibet, ille facit.
353 f. Pht/lUs, die Tochter des
thrakischen Königs Sithon, war die Ge-
liebte des Demophoon, des Sohnes des
Theseus (vgl. III 459 1; vgl. Ov. her. 2.
Prep. II 24, 43: parvo dilexit spatio
Minoida Theseus, PhylUJa Demophoon.
hospes uterque malus. Er hatte sich
auf der Heimfahrt von Troja der Phyllis
versprochen , war aber vor der Ver-
mählung noch in seine Heimat gereist.
Diese Zeit der Trennung ist hier ge-
meint, üeber den Ausgang dieser Liebe
s. unten lU 38. 460.
ussit vgl. zu I 23.
354:. A\le in heroid. 2 eingehend
dargestellt ist.
355. Ueber Penelope vgl. zu I 477.
Hom. Od. XVI 38: oi'^voal Ös ol alel
O'd'h'ovaiv vvy.TEi re y.ul ijfiaTU bdy.Qv
Xeovar], I 363 : xlacsv etceit 'OSvar^a
(filov Tiooiv. Hör. carra. I 17, 20.
356. Phylacides, in der ars noch
III 17 (wo die Aumerk. zu vergleichen
ist), heisst Protesilaos nach der Stadt
Phylake in Thessalien, weshalb er bei
Prep. I 19, 10 Thessalus genannt wird.
Hom. IL II 701 : to*' Ö' ey.Tave Ud^Savos
dvf;Q (nach Ov. met. XII 67 war es
Hektor) vrjdi d7iod'()cöay.ovTa nolv ttoco-
TioTov 'Axaicöv. Die Liebe der Laodamia
zu Protesilaos ist berühmt. Nonn. XXIV
194. Catull. 68, 73 ff., 105 if. Ov. her. 13.
Vgl. E. Rohde, der griechische Roman
105, 1.
357. ctirae zu I 512.
359 ff. Man vergleiche mit dem
folgenden die entsprechenden Partieen
in heroid. 15 (16). Hingewiesen sei hier
auch auf Friedländer, Sittengeschichte
I 516.
359. Vgl. her. 15, 315: sola iaces
viduo tarn longa nocte cubili.
360. hospitis vgl. her. 15, 129:
excipit hospitio vir mc tuus.
361 f. Ebenso denkt Paris, her. 15,
309: ut te nee mea vox nee te meus
incitet ardor, cogimur ipsius commo-
ditate frui; aut erirnus stulti, sie ut
sujieremus et ipsum, si tarn securum
tempus abibit iners. paene suis ad te
manibus deducit amantem: utere nian-
dantis simplicitate viri.
362. Das Asyndeton anstatt einer
subordinierenden Partikel malt sehr
hübsch die Entrüstung des Dichters
über den Wahnsinn des Menelaos.
363 f. Das Thörichte von Menelaos'
Handlungsweise wird dadurch noch an-
schaulicher heravisgearbeitet, dass sein
Thuu mit Handlungen verglichen wii'd,
die sprichwörtlich den Gipfel alles thö-
richten Beginnens bezeichnen. Mit dem
Distichon vgl. oben II 147 : odimus ac-
cipitrem, quia semper vivit in armis et
pavidum solitos in pecus ire lupos. —
Ueber timidas vgl. zu I 117 f.
364. Sprichwörtlich, vgl. IH 8:
rnbidae tradis ovile lupae. Schon im
Griechischen, vgl. Diogen. V96 (I p. 269) :
Ai'xos xal otv TToiuaivei. Arist. pax 1076:
Tioiv y.ev Xvxoi Ott' vuei'aioi. Ter. eun.
5,^1 (V. 832): scelesta ovem lupo com-
misti. Cic. PhU. III 11, 27: o prae-
clarum custodem ovium {ut aiunt) lu-
pum! Auch Verg. ecl. 8, 51: nunc et
ovis ultra fugiat lupus.
365—372. Hierzu vgl. die Einleitung
p. XL
365. adulter, vgl.Hor.carm. 1 15, 19.
96
Ars amatoria
Cogis adulterium dando tempusque locumque:
Quid nisi consiliost usa puella tiio?
Quid faciat? vir abest, et adest non rusticus liospes,
370 Et timet in vacuo sola cubare toro.
Viderit Atrides: Helenen ego crimine solvo;
Usast humani commoditate viri.
Sed neque fulvus aper media tarn saevus in irast,
Fulmineo rabidos cum rotat ore canes,
375 Nee lea, cum catulis lactantibus ubera praebet,
Nee brevis ignaro vipera laesa pede,
Femina quam socii deprensa paelice lecti
Ardet et in vultu pignora mentis habet;
In ferrum flammasque ruit positoque decore
380 Fertur, ut Aonii cornibus icta dei:
372. Erinnert sehr an her. 15, 314 :
utere mmulanÜs simplicitute viri.
373—424. Elfte Anweisung.
Hüte dich, von deinem Mädchen bei
irgend einer Treulosigkeit ertappt zu
werden, sonst wird sie zur Hyäne ( — 380),
das bewies eine Medea ( — 382) und eine
Philomela ( — 384) ; derartiges löst selbst
die festesten Bande ( — 386). Doch will
ich damit nicht sagen, dass du dich
mit einer Liebe begnügen musst, das
bringt ja nicht einmal die Matrone fertig
( — 388). Nein, treibe dein erotisches Spiel,
nur lass es nicht merken ( — 390). Einige
Vorsichtsmassregeln, die bei derartigen
Abenteuern zu beachten sind (—396).
Agamemnon hat solches nicht beachtet :
die Untreue der Clytaemnestra und ihre
Rache an ihm war die notwendige Folge
seines eigenen Versehens ( — 408). Sollten
aber deine Seitensprünge wirklich doch
ertappt sein, dann nur dreist geleugnet
( — 410), aber nicht etwa unterwürliger
und liebenswürdiger sein als sonst, denn
das würde verdächtig aussehen ( — 412) ;
das wirksamste Versöhnungsmittel bleibt
aber in solchem Falle immer doch die
Bethätigung deiner männlichen Kraft,
damit kannst du allen Verdacht be-
seitigen und den Frieden wieder her-
stellen (—414). Nur suche dich dazu
nicht durch schädliche Reizmittel künst-
lich zu stärken ( — 418) : die Freuden
der Venus lassen sich nun einmal nicht
erzwingeai ( — 420), doch giebt es un-
schädliche Rezepte, welche die männ-
liche Kraft steigern, und die man ge-
trost nehmen mag (—424).
373 ff. Vgl. den Anhang.
Zur Sache vgl. Hes. scut. 386 : olos
(5" ev ßrjaar^s boeos yaXEnos riQo'iSiad'ai
y.ÜTipog y^avkiöSiov (fQOveti &v/iioj /noL^i-
aaad'ai dvS^dai dr.^evrfiS, ü'rjysi öe T£
Xevy.ov oäovra Soyficod'Eie^ d^Qos Sh tisqI
aiöfxa fiuarc/ocovri XeißsTai, oaae Öe ot
Tiv^l XaurceTOCovrt e'ixrot'^ OQ&ds S' ev
).o(f II (f o'taoEi iQtyai ciftq i re deiorjv y.xX.
374. fuhnineo erklärt sich aus der
eben citierteu Stelle: ooae bi ol tcvqI
XafiTteTotovTt %'ixTov. Vgl. Ov. met. XI
367: fulmineos ricius (vom Wolfe).
375. Hom. H. XVII 133: ojs rlg re
JJcov TitQi oiai TEy.EOOiv. co ^d ts vrjnt
äyovTi ovvavTijocovTai ev vkr] ävS^es
ETiay.zTJ^es' 6 Se re od'Eve'C ßXefieaivet'
Ttäv Ob t' ETCioy.vviov y-dica eh/.Erai tioae
y.a'lvTCcwv.
376. Hom. H. III 33 : cos S' oVe ris
TE b^uy.ovza iScov TiuXivo^aos dTtiart]
oi'^eos ev ßrjoor^s, in 6 ie r^öuos e'/J.aße
yvia xil. Aehnlich ist Verg. Aen. II 379 :
imjyrovisum aspris veluti qui sentibus
atiyuem jyressit hiimi nitens trepidusque
repente refugit attollentem iras et caerula
colla tumentein.
377 — 3S0. Eine anschauliche Illu-
stration dieses Passus giebt z.B. Properz
(IV 8) zumal V. 55 tf: fulminat illa
oculis et quantum fenmia saevit: spec-
taclum capta nee m inus urbe fuit. ... 63 :
Cynthia gaudet in exuviis victrixque
recurrit et mea perversa sauciat ora
mann, imponifque notam collo morsnque
cruentat, praecipueque oculos, qui me-
ruerc, ferit.
380. Aonii dei des Bacchus (s. zu
I 312). Ueber die Hörner des Bacchus
ist oben ausführlich gesprochen (zu 1232).
II 367—394.
97
Coniug-is arlmissum violataque iura maritast
Barbara per natos Phasias ulta suos;
Altera dira ])arens haec est, quam cernis, hirundo
Adspice, sig-natum sang'uine pectus habet!
385 Hoc bene coiipositos, hoc firmos solvit amores;
Grimma sunt cautis ista timenda viris.
Nee mea vos uni damnat censura puellae;
Di melius! vix hoc uupta teuere potest.
Ludite, sed furto celetur culpa modesto:
890 Gloria peccati nulla peteuda suist.
Nee dederis munus, cogiiosse quod altera possit,
Nee sint nequitiae tempora certa tuae,
Et, ne te capiat latebris sibi femina notis,
Non unost omnis conveuienda loco,
Gemeint ist also hier eine (Bacchantin),
die von den Hörnern des Gottes getroffen,
d. h. von ihm in Begeisternng nncl
Raserei versetzt ist. Aehnliche Ver-
gleiche sind häufig, vgl. Ov. her. 10, 48:
qualis ab Ogygio eoncita Baccha deo.
381 — 384. Zur Veranschanlichung
der in Vers 373—380 enthaltenen Be-
haiTptungen dienen Avieder zwei mytho-
logische Beispiele von Frauen, welche
die Untreue ihrer Gatten auf grausame
Art rächten ; zuerst das der M e d e a ,
das allbekannt ist. Vgl. zu I 335 f. und
die Hypothesis des Aristophaues zu
Euripides' Medea: MrjSeia d'td rrjv tv^og
'Jdaova ey^d'^av reo ey.elvov ysyafirj'^evai
ir^v K^eovTOS ü'vyare^a arcey.rsive /niv
PXavxrjv xal Koeovra y.al rovs iSiovg
viovs, eXcoQia&i] 8h ' Inaovoi AiyeZ avvoi-
y.ijaovaa. Medea heisst Phasias nach
dem Flusse Phasis in Kolchis, ihrer
Heimat: zu II 103.
violata iura vgl. Eur. Med. 492 :
o()Xcov df-: if'QoiÖr] TTiarii.
383 f. Zweites Beispiel. P r o k n e ,
die Tochter des Pandion, war die Ge-
mahlin des thrakischen Königs Tereus.
Dieser verführte ihre Schwester Philo-
mela und vermählte sich mit ihr. Er
hatte ihr die Zunge ausgeschnitten, da-
mit sie seine That nicht verraten könne.
Sie aber webte Zeichen in ein Gewand,
das sie der Prokne zuschickte. Darauf
tötete diese ihren eigenen Sohn Itys
und entlioh mit der Schwester. Tereus
setzte ihnen nacli, und tf Javlia rrjs
(pcDxiÖoi Avnrden aUe drei in Vögel ver-
wandelt, Tereus in einen Wiedehopf,
Prokne in eine Nachtigall und Philo-
mela in eine Schwalbe. Apollod. III
Ovid, ars araatoria ed. Brandt.
193—195. Thuc. II 29. Achill. Tat.
V 5. Ov. met. VI 424—674. Vgl. den
Anhang.
dira parens trist. III 12, 9 heisst
sie mala mater.
384. Die Schwalbe zeigt auf der
Brust noch blutige Spuren von dem
Morde des Itys. Vgl. met. VI 669:
necqiie adhuc de pecfore caedis excessere
notae, signataque sanguine pluma est.
Verg. ge. IV 15: et manibus Procne
pectus signata cruentis.
Mit den Versen 381 —384 vgl. amor.
II 14, 29 : Colchida respersam puerorum
sanguine culpant atque sua caesrim
matre querentur Ityn; utraque saeva
parens: sed tristibus utraque causis
iactura socii sanguinis ulta virum.
385. Mit hoc wird nach der mytho-
logischen Abschweifung (381 — 384) wie-
der auf den Inhalt des V. 377 zurück-
gegriffen. Die Anapher hoc . . . hoc
lässt die Warnung des Dichters um so
eindringlicher erscheinen; vgl. 365 und
zu I 1.
387. Mit leicht erkennbarer Spitze
gegen den legitimen Ehestand; vgl. die
Einleitung p. XI.
388. di ynelius seil, duint (Ter.
Phorm. V 9, 16 = 1005) oder ferant
(Tib. III 4, 1) ; du meliora auch bei
Cicero, vgl. Cato m. 14, 47. Liv. XXXIX
10, 2 u. 0. Dem Sinne nach etwa 'behüte
Gott'. Vgl. darüber Seneca epist. 98, 5.
389 fif. Sehr lohnend ist ein Ver-
gleich dieses Passus mit amor. III 14;
so V. 3: nee te nostra iubct fieri cen-
sura pudicam sed tarnen, ut temptes
dissimulare, rogat.
389. ludite vgl. zu I 91.
7
98
Ars araatoria
395 Et quotiens scribes, totas prins ipse tabellas
Iiispice: plus multae, quam sibi missa, legunt.
Laesa Venus iusta arma movet telumque remittit
Et, modo quod questast, ipse querare, facit.
Dum fuit Atrides una contentus, et illa
400 Casta fuit; vitiost inproba facta viri:
Audierat laurumque manu vittasque ferentem
Pro nata Chrysen non valuisse sua;
Audierat, Lyrnesi, tuos, abducta, dolores
395. Mit dem breiten Ende des stilns
glättete man das Wachs der tahdlae,
um diese dann wieder in Gebrauch
nehmen zu können ; sie waren zu kurzen
Mitteilungen, zumal zu Liebesbriefen
sehr geeignet. Vgl. Prop. III 23. Cat.
c. 42. Zu ars I 437. Der Dichter mahnt
also, den Inhalt der Täfelchen vorher
sorgfältig unleserlich zu machen, damit
von der alten Korrespondenz nichts ver-
ratendes übrig bleibt, und das Mädchen
nichts 'zwischen den Zeilen lesen kann',
d. h. im eigentlichsten Sinne des Wortes.
399-408. Das Beispiel von der
Klytaemnestra (darüber vgl. zu 1333 f.)
soll die 389 if gegebeneu Lehren an-
schaulich begründen und als richtig er-
weisen. Agameranons Unvorsichtigkeit
allein war an all dem Unheil schuld:
selbst sein Flirten mit der Chryseis und
dann mit der ßriseis hätte seine Gattin
noch nicht zur Untreue gebracht, da sie
von alledem uur hatte sagen hören;
erst als sie die Kassandra mit eigenen
Augen sah. vergalt sie gleiches mit
gleichem (vgl. V. 397 f), buhlte mit
Aegisth und nahm schreckliche Rache.
Die Anapher audierat. . . audierat. . .
haec tarnen audierat dient dazu, die
Bedeutung der betreffenden Wörter
nachdrücklich hervorzuheben (vgl. z\i
385 und II): wäre es nur beim Hören
geblieben, wäre das ganze Unheil nicht
geschehen; um so wirkungsvoller setzt
dann a.syndetisch vidcrat ein.
401. Nach Hom. II. I 12: ö ya^
rjX&e d'ous snl vfjcti ^Ayaicöv kvoof^ievos
TS S"vyargn rpeowv t (iTteoeiai uTioiva^
oxefifiaT E%oiv iv x^^olv ty.r^ßoXov 'ÄTiok-
Xcovos XQ^^^V <i'Vd ay.rj7zr()cp xtX. Die
vittae {oTe/uunra) bezeichnen die aus
weisser Wolle gefertigten Binden, die
der Priester als Abzeichen seiner Würde
um das Haupt geschlungen trug; bei
Vergil. Aen. II 43ü heisst diese Binde
Apollinis infula. Als supplex (IL I 15)
hat sie Chryses abgenommen und au
seinem Priesterstabe befestigt. Dass er
auch mit Lorbeer kommt, wird bei Homer
nicht erwähnt, ist aber bei einem Apollo-
priester durchaus angemessen. Der Gott
freut sich am Lorbeer {Öacfvoyrjd'rj^ AP.
IX 525. 5) und ist selbst Sacpvrjcpocos
(Anacreont. 11 (13), 6). Vgl. unten V. 494,
met. I 558 ff.
402. Hom. II. 1 24 : dW oiv. 'ÄT^stSu
^liyauiuvovi. r^vSave d'v/nM.^ dkXd y.ay.djg
d(fi£tj y.oareoov ä' ItiI uvd'ov ertXXtv.
Wenn Clytaemestra gehört hat, dass
Chryses mit seiner Bitte keinen Erfolg
gehabt hat, so weiss sie, dass Agamem-
non also das Mägdlein bei sich weiter
behalten hat : auf dies positive Ergebnis
kommt es an. Vgl. Aesch. Agam. 1392
(1400) : y.etrat yvvaiy.oi rrjoÖe Xvfiav-
irjQios^ X^varjiöcav fieiXiyfia räJv vTi
nata, die auch bei Homer nicht
mit Namen genannt, sondern nur als
Chi-ysestochter bezeichnet wird (z. B.
1\. i 439). Beim schoi. H. I 392 heisst
sie Astynome.
403. Der Vers bezieht sich auf die
schöne Stelle Ilias I 345: . . ndxQoy.los
§(: fiXoj tTTerrsiü'tü'' £T«/^w, ex ö^ dyaye
yJ.Kjirji; jBocai^iiiit y.aXXirrdor^ov, Sdjy.e 8'
dytiv. roj d' avTig 'irrjv 7iat)u rijag 'Axai-
w*", T] Ö' de y.ov a' ä /.la i olo i yvvfj
y.isv. Vgl. rem. am. 777: hoc et in
abducta Briseide flebat Achilles.
Lyrnesis {Av^vr]oaii; Strab. XIII 856)
heisst die Tochter des Brises nach der
Stadt Lyrnessos in Troas; U. II fi90:
rrjv ey. Av(>i'r]aoov i^eiXero (Achilles)
TToXXd /noyrjaas AvQvr]aa6v SiaTTo^ü'rjang
y.al XEt/ea (-Jrjßrjs (so auch V. 711). Auch
ihren Namen kennt die Ilias nicht, der
Scholiast (zu II. I 392) nennt sie Hippo-
dameia. Das war also die zweite Un-
treue, die Clytaemestra von ihrem Ge-
mahl hörte: die Briseis hatte er be-
kanntlich als Ersatz beansprucht (II. I
II 395—415.
99
Bellaque per turpis lon^ius isse moras;
405 Haec tarnen aiidierat: Priameida viderat ipsa
(Victor erat praedae praeda piideiida suae);
Inde Thyestiaden animo thalamoque recepit
Et male peccantem Tyndaris ulta virum.
Quae bene celaris, siquae tarnen acta patebimt,
410 lila, licet pateant, tu tarnen usque nega!
Tum neque subiectus solito nee blandior esto:
Haec animi niultum sig-na nocentis habent;
Sed lateri ne parce tuo: pax omnis in unost:
Concubitu prior est infitianda Venus.
415 Sunt, quae praecipiant herbas, satureia, nocentis
182 ff., 318 ff.) für die Ohryseis, die er
gezwungen durch die im Lager wütende,
von dem über die Beleidigung seines
Priesters erzürnten Apollo gesandte Pest
doch noch hatte ausliefern müssen (308 ff.).
404. Mit turpis moras meint der
Dichter die Verzögerung, die der Krieg
durch Achills Fernbleiben vom Kampfe
erfuhr. Er hebt aber gerade dieses
Moment heraus, weil durch schnelle
Herstellung des Kausalkonnexes in jedem
Leser der hier allein wichtige Gedanke
entsteht, dass eben Agamemnon die
Briseis zunächst weiter bei sich behielt,
denn deswegen hatte sich ja Achilles
vom Kampfe zurückgezogen. Damit
tritt auch die Bedeutung von turpis
in das rechte Licht. Vgl. auch 406.
405. tarnen Obwohl diese Untreue
schon Grund genug zur Eifersucht hätte
sein können, so hatte Klytaemnestra
davon 'doch nur' gehört, aber (und
darin besteht der unendliche Leichtsinn
des Agamemnon) die noch grössere Un-
treue sollte sie sogar sehen.
Priameida ist wie am. I 9, 37
Kassandra, die Tochter des Priamus
(Hom. II. XIII 365). Zur Sache vgl.
amor. 1. 1. : summa ducum, Atrides, visa
Priameide fertur Maenadis cff'usis ob-
stipuisse comis. Hauptdarstellung: der
Agamemnon des Aeschylus.
Der Anfang des Verses erinnert an
her. 9, 119: haec tamen audieram.
406. Rhetorisch zugespitzt, vgl. die
Einleitung p. XXI.
praeda vgl. i 89 : sed tu praeciptie
curvis venare theatris. II 2.
407. Thyestiaden d. i. Aegisthus
als Sohn des Thyestes. Hom. Od. IV
518: (^ueoTidÖrji: Aiyid&os.
40S. Tyndaris heisst Klytaemnestra
nach ihrem Vater Tyndareos. £ur. El. 60.
Auch T] Aäy.aiva TvvSa^is (Eur. Iph. Taur.
806).
409 f. Vgl. amor. III 14, 15: quae
facis, haec facito : tantum fecisse negato.
43 : si tamen in media deprensa tenebere
culpa, et fuerint oculis probra videnda
meis, quae bene visa mihi fuerint, bene
visa negato: concedent verbis lumina
nostra tuis, prona tibi vinci cupientem
vincere palmast, sitmodo 'non feci di-
cere lingua memor.
Zu bene vgl. I 397. II 571.
411. subiectus vgl. Prop. I 10, 27:
at quo sis humilis magis et subiectus
Amori.
413 f. Das letzte, aber immer sieg-
reiche Mittel bei derartigen unangeneh-
men Situationen bleibt, dass du die Arg-
wöhnische durch den Beweis noch un-
geschwächter Manueskraft vergessen
lässt, dass du vorher schon anderen deine
Huldigungen dargebracht hast. Das hier
von Ovid gegebene Rezept wendet z. B.
Properz an, nach dem nächtlichen Sym-
posion mit den beiden lockeren Dämchen,
bei dem er von Cynthia überrascht wird ;
vgl. Prop. IV 8, 87: atque ita mutato
per singula pallia lecto respondi et toto
solvimus arma toro.
lateri 'die Kraft deiner Lenden'
(Schiller, die Räuber I 2). Vgl. unten
V. 673: latus et vires. Priap. 68, 33:
nemo meo melius nervum tendebat Ulixe,
sive Uli laterum, sive erat artis opus.
415 — 418. Diese Verse gewähren
einen nicht uninteressanten Einblick in
die Geheimkammer einer Liebesapotheke ;
wir erhalten Andeutungen über Rezepte
für pillules parisicnnes, dfQoSiaia-Kd, die
zum Liebesgenuss reizen und kräftigen
sollen. Vgl. Mart. III 75, wo ausser
der hier genannten satureia noch zwei
andere Mittel erwähnt werden: eruca
1*
100
Ars amatoria
Sumere: iudiciis ista venena meis;
Aut piper urticae mordacis seniine miscent
Tritaque in aimoso flava pyrethra mero;
Sed dea non patitur sie ad sua gaudia cog^i,
420 Colle sub umbroso quam tenet altus Eryx.
Candidus, Alcathoi qiü mittitur urbe Pelasga,
Bulbus et. ex horto quae venit, lierba salax
(vgl. unten V. 422) nud hulbi, Zwiebeln
(vgl. unten V. 421); auch Ovid nennt
an anderer Stelle (rem. am. 797 f.) diese
beiden unter dem, quidquid Veneri cor-
pora nostra parat.
415. satureia ist hier wie auch
sonst, z. B. Mart. III 75, 4 ein meta-
plastischer Plural zu satureia. ae; es
ist eine wohlriechende Pflanze 'Saturei',
auch Pfelferkraut' genannt.
416. Gegen schädliche Mittel
ereifert sich Ovid auch an anderer Stelle,
vgl. med. fac. 35: sie potius vos iirget
amor quam fortihus hcrbis, quas maga
terrihili subsecat arte manus; nee vos
graminibus nee mixto credite sueo nee
temptate nocens virus amantis equae etc.
417. Ein zweites Rezept: Pfeffer
mit Xesselsamen gemischt. Ueber den
Pfeffer finden sich interessante Notizen
hei Athen. II 66. Vgl. Nie. ther. 876.
al. 332.
Urtica von uro abgeleitet wie y.vl^a
und üfiSrj von y.vii,co^ die Brennessel.
Vgl. Juven. IV 11, 167, wo die üppigen
Tänze und lüsternen Gesänge der Ga-
ditanerinnen irritarnentum veneris lan-
guentis et acres divitis urticae heissen.
Auch I 2, 128.
418. Das als drittes Rezept ge-
nannte Tivoed-Qov giebt sich schon durch
seinen Namen als ein für den vorliegen-
den Zweck geeignetes Kraut zu er-
kennen. Gemeint ist wohl anthemis
pyrethrum Linne; vgl. Dioscor. III 78.
420. Der Eryx {"JEfjvi, heute Monte
de San GiuHano) ist der bekannte Berg
mit einer gleichnamigen Stadt auf der
nordwestlichen Spitze Sicilieus, wo ein
berülirater Tempel der Venus stand, die
danach Erycina heisst (z. B. Hör. carm.
I 2, 33j.
ienet in sich schliesst, beherbergt.
Die Vorstellung geht von dem Heilig-
tume aus, das die Götterstatue in sich
birgt, mit der dann der Gott selbst zu-
gegen ist.
421 — 424. Im Gegensatze zu den
von Ovid als schädlich (V. 416) ver-
worfenen Reizmitteln werden nunmehr
einige unschädliche, harmlosere genannt,
au erster Stelle die Zwiebel. Ueber ihre
Verwendung als d(fQoSiaLay.6v belehrt
uns zumal Athenaeus II cap. 64 — 67.
Da heisst es (63 e) : "Aletis (fr. 279 Kock)
ku'{nviZ,(oi' ri^v rcöv ßo).ßc5v tzqos
TU dqooblaiaSvvafitv (frjol ' Tiivpas^
y.dQußotJ. ßolßovg, y.oy/.ias, y.rjpvy.as,
(ö ^ ay.ooy.o')/.ia^ roauina' tovtü'v liv ris
ev^oi ^douay.a eqwvii erai^as tre^a
Xor^oificÖTEQa {Steckmuschebi , Krabbe,
Zto iebeln, Schnecken, Meerschnecken{?),
Eier, ScJnceinsrüssel). Hierher gehört
auch das dann folgende Citat aus dem
Symposion des Heraclides Tarentinus.
Dann heisst es : Jixfiloi • ol ßoXßol Sva-
TCBTTioi fiiv elaij TioXi'ir^ojoi 6's y.ai ev-
OTOfia/oi^ ETI de aurjy.riyoi, y.ai dfj-ßXvv-
Tiy.ol oif'seos, d is (i y er ly.o i t d^ qo-
Üiauov. t) tue Tcaooiftia (friOlv ' ovöev a
6vT]aet ßoXßoe, dv fi^ vsv^' exijs. Sisyec-
oovai S' oriüJi auTÖJv ?roos d<fQoSiaia ol
ßaoiXiyol kayouefoi. ot y.ai y.^slaaovts
Tcöf di.Xtov siaiv y.rX. Vgl. noch Alexis
fr. 170 (CAF. II p. 360 Kock).
Die Stadt des Alcathous ist Megara,
benannt nach dem Sohne des Pelops
und der Hippodamia (zu II 7 f.), welcher,
als die Kreter die Mauern von Megara
niedergerissen hatten, diese wieder auf-
baute, wobei ihm Apollo durch sein
Saitenspiel half. Theogn. 773: 'Pozßs
uva^^ avroi /ukv erti'oytoaus noXiv dxprjv,
^ Aky.ad'öo) UeXoTios rraiÖl xaoii^ö/uevos.
Seitdem ist Alcathous Heros von Megara,
vgl. Pind. Isthm. 8 (i), 67. Von den
beiden Akropolen von Megara hiess die
eine dy.ooTToXn W.y.ad'ov: Paus. I 42, 1
und die Stadt selbst urbs Alcathoi, wie
auch met. VIII 8: vgl. trist. I 10, 39:
Alcathoi moenia. Verg. Ciris 105: stat
Megara., Actaei quondam munita labore
Alcathoi.
Pelasga ist nicht müssiger Zusatz,
sondern dient zur Unterscheidung der
Stadt von der in Sicilieu {^"i-'ßXr] t«
Miya^a).
422. Mit herba salax ist die eruca
II 416—436.
101
Ovaque sumantur, sumantur Hymettia mella,
Quasque tulit folio pimis acuta nuces.
425 Docta, quid ad magicas, Erato, deverteris artes?
Interior curru meta terenda meost.
Qui modo celabas monitu tua crimina nostro,
Fleete iter et monitu detege furta meo!
Nee levitas eulpanda meast: non semper eodem
430 Inpositos vento paiida carina vehit;
Nam modo Threicio Borea, modo eurrimus Euro,
Saepe tument Zephyro lintea, saepe Noto;
Adspice, ut in eurru modo det fluitantia rector
Lora, modo admissos arte retentet equos.
435 Sunt, quibus ingrate timida indulgentia servit
Et, si nulla subest aemula, languet amor.
gemeint, die loilde Rauke {Brassica
eruca L.). Ueber sie vgl. die Erklärer
zu Hör. sat. 11 8, 51 [enicas virides,
imdas ego prinms amaras monstravi
incoquere). Unter den d<fQoSiaiay.d wird
sie auch von Martial III 75 genannt
(zu V. 415 — 418) ; in demselben Sinne
sagt auch Juven. III 9, 134 : tu tanfum
erucis inprime dentem. Vgl. Dioscor.
II 169: rovTO coftov TtXeiov ß^ojd'ev avv-
ovaiat' TiagoQuä.
salax 'geil machend', vgl. rem. am.
799. Phap. 51, 20. 47, 6: lihidinosis
incitatus erucis. Mart. 1. 1. bulbique
salaces.
423. Eier vgl. oben V. 330. Unter
die stimulierenden Mittel rechnet die Eier
auch Alexis (fr. 279 Kock ; die Stelle ist
ausgeschrieben oben zu V. 421 — 424).
Hymettia niella. Der Hymettus
{6 'Tfi>]TT6i), der bekannte, südlich von
Athen gelegene Berg war wie Hybla
(vgl. unten zu V. 517) durch seinen
Honig berühmt. Vgl. HI 687. Paus. I
32, 1 : i^firjTTÖSj lis (fvti voiid:; fieXiaauis
eTtiTrjdeiorärai. Menand. fr. 708K: 'Axti-
■xov jueli. Athen. XIII 582 f. Hör. carm.
II -6, 14. sat. II 2, 15.
425 — 434, Uebergang zur
zwölften Anweisung.
425. Ueber Erato vgl. zu II 16.
magicas artes wie in den Versen
415 — 424 genannt waren.
426. Das Bild ist vom Circus ent-
lehnt: zu I 89 f. Die innere Zielsäule
muss ich mit meinem Wagen berühren,
muss nahe an ihr vorbeifahren, d. h.
ich darf mich nicht auf Abschweifuneen
einlassen, muss den kürzesten Weg ein-
schlagen, der zum Ziele führt.
427. modo und monitu nostro be-
zieht sich auf V. 389 ff. Darum wieder-
holt der Dichter auch im folgenden Verse
furta aus V. 389.
430. inpositos die Fahrgäste. Vgl.
Hör. carm. II 3, 28.
431. Boreas wird in Thrakien in
einer Höhle wohnend gedacht, vgl. Callim.
hymn. Del. 62: o fiev tieÖov fjTTsiQoio
fjfiei'os vU'TjXris y.o^vyfjg erci (:i()t)iy.os Aifiov
ü'ovoos "Aor^i, (fvXax^ de avv evreoc^ reo
§£ Ol tTCTtco enrdfiv/^ov Booiao Tiu^d OTieos
rjvli^ovTo.
Die Stellung der Namen der Winde
N 0
ist chiastisch : ■■ y X a Sie werden auch
sonst gern zusammen genannt, vgl. z. B.
Hom. Od. V 295: ouv ö Evqos te Nözos
T tntaov Zk(fVQ6i re övaarjs y.cu Bo^erjs
alS'orjyevt'criS uiya y.v/ua y.vlivdiov. 331 :
äXlore /U£f ts Ä'otos Bogst] TtQoßäXsay.e
(fiotad'at^ dXXoTe ^' avx' EvQOi Ze(fVQCO
ei^aay.e Öicoy.str.
433. fluitantia lora vgl. I 41: loris
solntis.
434. admissos equos vgl. zu I 40:
admissa rota.
arte vgl. I 4: [moventur) arte leves
currits: arte regendus amor.
435—492. Zwölfte Anweisung.
Freilich giebt es auch Mädchen, deren
Liebe nachlässt. wenn sie nicht eine
Rivalin zu fürchten haben ( — 436). Im
Glück wird man eben leicht übermütig
und verliert den Crleichmut der Seele
(_438). Wie die Flamme, der keine
102
Ars amatoria
Luxuriant animi rebus plerumque secundis,
Nee facilest aequa commoda niente pati.
Ut levis absumptis paulatim viribus ignis
440 Ipse latet, sumnio canet in ig-ne cinis,
Sed tarnen extinctas admoto sulpure flammas
Invenit, et lumen, quod fuit ante, redit:
Sic, ubi pigra situ securaque pectora torpent,
Acribus est stimulis eliciendus amor.
445 Fac timeat de te tepidamque recalface mentem;
Palleat indicio criminis illa tui.
0 quater et quotiens numero conprendere uon est
Felicem, de quo laesa puella dolet,
Quae, simul invitas crimen pervenit ad aures,
450 Excidit, et miserae voxque colorque fugit!
nie ego sim, cuius laniet furiosa capillos;
nie ego sim, teneras cui petat ungue genas,
Quem videat lacrimans, quem torvis spectet ocellis,
Quo sine non possit vivere, posse velit!
455 Si spatium quaeras, breve sit, quod laesa queratur,
Ne lenta vires colligat ira mora;
Candida iamdudum cingantur colla lacertis,
Inque tuos flens est accipienda sinus.
Nahrung' mehr zugeführt wird, zu leise-
stem Glühen herabsinkt, sofort aber mit
etwas Brennstoff wieder zu vollem Leben
erwacht, so muss auch die Liebe ab und
zu angestachelt werden (—444). Drum
sorg-e, dass dein Mädchen um deine Liebe
bangt, eine kleine Untreue von dir muss
sie vor Schreck erbleichen lassen (—446).
Glücklich der, von dem sich ein Mädchen
verletzt fühlen kann, um dessen willen
sie gar in Ohnmacht fallen kann ( — 450).
An dessen Stelle möchte ich gern sein
und alle die Beweise verletzter Eifer-
sucht über mich ergehen lassen ( — -154).
Freilich darf die Zeit, dass du dein
Mädchen quälst, nicht lang sein, damit
ihre böse Stimmung nicht einwurzelt:
versöhne sie baldigst durch zärtliche
Liebkosungen, dann wird ihr Zorn sicher
schwinden (—460). Auf dem gemein-
samen Lager wird dann der Friede er-
neuert selbst nach noch so grossem
Kampfe, ähnlich wie es die Tauben
thun (-466). Die Wunderwirkung der
Wollust zeigte sich ja schon gleich nach
Erschaffung der Welt: sie hat den
trotzigen Sinn der Menschen gemildert,
und von natürlichem Instinkt beseelt
vollzogen sie ohne Lehrmeister der Liebe
süsses Werk ( — 480). Ihr dient nun die
ganze Natur ( — 488). So wende auch du
dieses Universalheilmittel der Natur ge-
schickt an (—492).
446. Vgl. III 702 ff.
447 f. Vgl. Tib. I 10, 63: sit lacri-
mas movisse satis; quater ille beatus,
quo tenera irafo flere puella j^otest. Mehr
bei Zingerle, Ovid etc. I 96.
450. Von der Procris heisst es III 702
in ähnlicher Situation : excidit et subito
muta dolore fuit.
451 f. Vgl. Prop. IV 8, 64 : (Cynthia)
mca perversa sauciat ora manu, impo-
nitque notani collo morsuque cruetitat,
praecijnieque oculos, qui meruere, ferit.
Ov. her. 19, 81 : ipsa meos scindas licet
impcriosa capillos, oraque sint digitis
livida nostra tuis.
453. torvis — ocellis vgl. Prop. 1. 1.
55: fulminat illa oculis.
456. Das Gegenstück oben I 374:
nt fragilis glacies, interit ira mora.
457. iamdudum heisst poetisch nicht
selten 'sofort', vgl. oben I 317, met. XIII
457: utere ianidudmn gener oso sanguine.
Verg. Aen. II 103: iamdudum i^umife
poenas. Zumal steht es so Imperativisch,
was auch die ursprüngliche Bedeutung
noch erkennen lässt: thue das, was du
'schon längst' hättest thuen müssen.
II 437—477.
103
Oscula da fleiiti, Veneris da gaudia flenti:
460 Pax erit! hoc uno solvitur ira modo.
Cum bene saevierit, cum certa yidebitur hostis,
Tum pete coucubitus foedera: mitis erit;
Illic depositis liabitat Concordia telis,
Illo, crede mihi, Gratia nata locost.
465 Quae modo pug-naruiit, iungunt sua rostra columbae,
Quarum blanditias verbaque muimur habet.
Prima fuit rerum confusa siue ordine moles,
Unaque erat facies sidera, terra, fretum ;
Mox caelum inpositum terris, humus aequore cinctast,
470 Inque suas partes cessit inane chaos;
Silva feras, volucres aer accepit habendas,
In liquida, pisces, delituistis aqua.
Tum g-enus humanum solis errabat in agris,
Idque merae vires et rüde corpus erat;
475 Silva domus fuerat, cibus herba, cubilia frondes,
lamque diu nulli cognitus alter erat.
Blauda truces animos fertur mollisse voluptas:
459. Ve7ieris gaudia vgl. Mimnerm.
1, 3 : y.QvmaSirj (fiXörqs y.ni /neiXiya Öiö^a
J/icövtjg. Vgl. unten zu III 88.
460. Damit kommt der Dichter zu
demselben Resultate wie oben in Vers
413 f. Vgl. auch Stat. Theb. II 353:
teneriunqxie dolorem coniuyis nniplexu
solatur et oscula maestis tempestiva genis
posiiit lacrimasque rejiressit.
462. concubihis foedera ähnlich
Tib. I 5, 7: parce tarnen, ^:)er te fur-
tivi foedera lecti, per Venerem
qnaeso compositmnque caput.
466. blanditias verbaque ist als
Hendiadyoin zu verstehen: Worte der
Schmeichelei; sachlich vgl. oben II
159. 152.
467—473. Mit dieser Schilderung
des Urzustandes der Menschheit vgl. den
bei verschiedener Tendenz ähnlichen
Passus in den Metamorphosen (I 5 — 88).
467 f. Das Chaos (Hes. theog. 116:
7JT01 /XEV TT^cÖTiara /«o= ysvsTo). Meta-
morph. I 5—20. Vgl. Plat. svmp.
p. 178 B.
467. Vgl. met. 7: quem dixere
chaos, rudis indigestaquc moles.
468. Vgl. met. 6: unus erat toto
naturac vultus in orbe. fast. I 105:
lucidus hie aer et, quae tria corpora
restant, ignis aquae tellus, unus acer-
vus erat.
469—473. Scheidung der Ele-
mente, Belebung der Schöpfung,
Erschaffung des Menschen. Met.
21—31. 69—75. 76—88.
469. Vgl. met. 22: caelo terras et
terris abscidit undas.
470. inane sagt dasselbe wie /äo?,
denn dieses ist von yaiven' abzuleiten,
heisst demnach der gähnende leere
Raum.
471. Vgl. met. 75: terra feras cepit,
volucres agifabilis aer.
472. Vgl. met. 74 : cessenmt nitidis
habitandae piscibus tindae.
473-480. Der barbarische Zustand
der ersten Menschen wird gemildert und
verschönt durch die Voluptas, zu
der sie unwillkürlich und ohne Lehr-
meister den Weg linden.
474. rüde corpus vgl. met. IX 720:
hinc antor ambarum tetigit rüde pec-
tus. Ebenso her. 4, 23: sie male vix-
que subit jirimos rüde pectus amores.
Daraus ergiebt sich die Bedeutung 'noch
unerfahren in der Liebe' ; vgl. Prep. I
9, 8: atque uiinam posito dicar amore
rudis; dazu Rothstein.
475. Der Vers erinnert stark an
Lucret. V 813: terra eibum pueris,
vestem vapor, herba cubile praebebat.
Vgl. Prop. III 13, 36: altaque nativo
creverat herba toro. Ov. met. I 121 f.
476. Aehnlich ist met. I 96 : nulla-
que mortales praeter sua litora norant.
477. truces vgl. zu II 186. — Die
Voluptas erscheint hier fast persoui-
104
Ars amatoria
Constiterant uno femina virqiie loco;
Quid facereut, ipsi nullo didicere magistro:
480 Arte Venus nulla dulce peregit opus.
Ales habet, quod amet; cum quo sua gaudia iungat
Invenit in media femina piscis aqua;
Cerva parem sequitur; serpens serpente tenetur;
Haeret adulterio cum cane nexa canis;
485 Laeta salitur ovis; tauro quoque laeta iuvencast;
Sustinet inmundum sima capella marem;
In furias agitantur equae spatioque remota
Per loca dividuos amne sequuntur equos:
Ergo age et iratae medicamina fortia praebe!
490 lila feri requiem sola doloris liabent,
lila Macliaonios superant medicamina sucos;
His, ubi peccaris, restituendus eris.
Haec ego cum canerem, subito manifestus Apollo
ficiert (vgl. zu I 446), vgl. Cic. de nat.
deor. II 23, 61.
479 f. Ein Gegenstück hierzu ist
die socoTcxr) TiaiÖaywyitt^ die Daphnis
durch die freundwillige Lykaiuion ge-
niesst. Long. past. III 18 : rj Avy.aiviov
• • ■ V^X^'^^ 7iuc8eveiv lov -Jdifviv rovrov
Tov TQOTiov. ey.iXevasv uvtov xaü'laai
nXr/oiov avTtjij (oi f'/£, aul (fi.Xrjfj.axa
ifiXslv^ aila eloiü'ec y.al oaa, y.al (fiXovvTa
äfia neQißdXXeiv y.al y.aTay./.ivead'ui y^ajuai.
cos äe ey.aO'eod'ri y.al kffiXrfie y.al yarey.Xiprj,
fia&ovaa iveoysZv öi vccfievov y.al OfQi.-
ycUvra^ arid fj-ev rfjs stiI tcXevqolv y.ara-
xXioecos dvioTi^oiv^ avTrjv Se vTToOTOoiaaaa
evTeyvcog es Tqv rtcos ^rjzov/u.ii'rjv 68dv
f;ye. ro öe ivrtv&ev oiÖer Tte^ieioyd^ero
^evov avTTj yd^ rj ipvais Xomov ircaiäevae
TO TtQay.TtOV.
486. sima aiuos ist ein häufiges
Beiwort der Ziegen, die nicht gerade
schöne, aufgestülpte Nase bezeichnend.
Vgl. Theokr. 8, 50. Verg. ecl. 10, 7:
dum tenerae attondent siniae virgulta
capellae.
marem vgl. zu I 522.
487. in furias agitantur equae er-
innert an das (sachlich verschiedene)
TM d' £7il Tldaai yal ttojXoi tiaii-ovzac
dv' Moea xai d'oal iriTTOi Theocr. 2, 48.
491. Vgl. rem. am. 546: ille Ma-
chaonia vix ope sanus erit.
Machaon, der aus der Ilias bekannte
Arzt, Sohn des Asklepios und Bruder
des Podaleirios (11. II 732), steht sprich-
wörtlich für einen grossen Heilkünstler
überhaupt. AP. V 224, 3: oiöe Ma/diov
r~7Tiü uoi Tcdaaei (fdouay.a Sevouevo),
Mart. II 16, 5: quid tibi cum medicis?
dimitte Machaonas omnes. Vgl. unten
II 735.
493-534. Dreizehnte An-
weisung. Leibhaftig erschien mir
Apollo und befahl mir meine Schüler
zu lehren, den Sinnspruch seines Tem-
pels zu beachten: Erkeune dich selbst
( — üOO). N'ur der wird richtig lieben
können, der sich selbst genug kennt
und dadurch weiss, seine Vorzüge in
das rechte Licht zu setzen, freilich nicht
ohne weise Einschränkungen ( — 508).
Darum beherzigt die Mahnungen des
Phoebvis : Liebet mit weiser Besonnen-
heit, dann werdet ihr in meinem Buche
das finden, was ihr sucht (—512). Be-
ständiger Erfolg ist nun einmal nicht
vorhanden, weder in der Natur ( — 514i
noch in der Liebe ( — 516). Schier un-
zählig sind die Leiden, welche die Liebe
mit such bringt (— 520j. Dein Mädchen
lässt sich dir verleugnen oder schliesst
dir die nächtliche Thür, dass du noch
den Spott der Magd mit in den Kauf
nehmen musst ( — 526). Alles dies er-
dulde demütig und immer unterwürfig
und glaube nie, dass du für solche
Liebesleiden zu gut seiest ( — 534).
493. Apollo als der Gott der Dichter
(vgl. III 347) erscheint dem Ovid per-
sönlich (vgl. zu I 25 ff.), um ihm An-
weisungen zu geben; vgl. die Erschei-
nung der Venus (III 43) und s. die Ein-
leitung p. XVII. Erinnert sei auch an
die Vision des Properz, in der er sich
II 478-504.
105
Movit inauratae pollice fila l3Tae;
495 In maiiibus laurus, sacris induta capillis
Laurus erat: vates ille videndus adit;
Is mihi 'lascivi' dixit 'praeceptor Amoris,
Duc, age, discipulos ad mea templa tiios,
Est ubi diversum fama celebrata per orbem
500 Littera, cognosci quae sibi qiiemqiie iiibet!
Qui sibi notus erit, soliis sapieiiter amabit
Atqiie opus ad vires exig-et omne suas.
Cui faciem natura dedit, spectetur ab illa;
Cui color est, uniero saepe patente cubet;
auf den Helikon entrückt denkt, auf dem
ihm Apollo und Kalliope seineu wahren
Dichterberuf eröffnen (Prep. III 13) und
an den Traum des Lygdamus, in dem
ihm Phoehus erscheint, um ihm über
Neaera Mitteilungen zu machen (Tib.
m 4).
manifestus, svaoyrj?^ leibhaftig- ; eine
besondere, dem Götterlieblinge Ovid zu
Teil gewordene Gunst: ov ydo ttm rtäv-
reaai d'eol tfaivovtai iraoyeti (Hom. Od.
XVI 161).
494. Das Anschlagen der Leier
leitet die Worte des Gottes ein wie bei
Lj'gdamus 4, 39 : haue (lyram) primum
veniens plectro ntodulatns eburno, fellces
cantus orc sonante dedit.
inauratae, Pind. Pyth. I 1 : y^Qvaea
fÖQfiiyi^ ^Arcd/.Xiovoi y.ai lorcÄüxciucoy ovi'-
Sixov Moiaäv y.reavov. Hor. carm. IV
3, 17. Prop. III 13, 14. Lygdamus
V. 37.
495. sacris capillis Apollon ist
dxeQOey.ofiT]!; (Hom. II. XX 39) oder dy.ei-
^exofias (Pind. Pyth. 3, 14). Das Haar
ist mit Lorbeer durchflochten : zu V. 401.
Vgl. Lygdamus V. 23: casta redimitus
tempora laurii.
497. lascivi praecei^tor Amoris vgl.
trist. III 3, 73 und IV 10, 1 : tenerorum
lusor amorum.
lascivi, s. die Einleitung p. XV.
499. Schon Pindar (Pyth. 7, 9) sagt:
Tidaatai ydo Tiokitoi Xöyos ouiXei ^E^ey,-
O'ios doTiöv^ ÄnoXXov, Ol rtuv ys 86/u.ov
Hvd'divi Siq d'nriTov txev^av.
500. Zur Erklärung vgl. Paus. X
24, 1 : ev de rrö Tr(.)Ovd(o reo ev ^ekfois
yeyQa(.t,fiLva sotiv cotpekrjfiuTu dvd'QcoTcois
SS ßiov • iy^dfr] Se i'Tio dfSoiöf ovs yevea-
&ac aorfoi'i Xeyovoiv "JilXlrjvsi. ovroi ök
riaav ex fiev 'Iiovias &akfjä re Mi?^^oios
y.ai JJ^iTjpeiis Biui, ÄioXecov Se Tiöv ev
Aeaßco JJmay.os MiTvXrjvaios. ex §s ^co-
giecov Tcöv sf rrj Aaiq K/.eößovKos Aivö'ios,
y.ai ^ AdTiValoi re ZoXcov y.ai —TzaQridrrß
XiXcov . . . ovTOi ovv Ol arSoeä a(fiy.o-
fievoi ig ^eX(fovs dve&eaav reo 'Anök-
Xcovi td flööfteya Fviöd'i aavxov y.ai
MrjÖer dyav. ovroi fiev Sr) kvTavd'a eyQa-
xfav T« eior/fiäva. Der Spruch wird über-
aus häufig citiert oder verwendet. Vgl.
z. B. Cic.Tusc. I 22, 52: est illud qiii-
dem vel maximum, animo ipso ani»ium
videre: et nimirum hanc habet vim prae-
ceptiim Apollinis, quo monet, ut se quis-
que noscat. . . . cum igitur 'nosce te" di-
cif, hoc dielt ' nosccanimum tuuin (dazu
vgl. Plat. Alcib. I p. 131 a). Juven. IV
11, 27 : e caelo descendit yKÖlh aeavruv
figendum et memori tractandnm pectore,
sive coniugium quaeras etc. Cic. ad
Quint. fratr. III 6, 7 : illud ypiöd-i aaav-
■xov noli piitare ad arrogantiam minuen-
dam solum esse dictum, verum etiam
ut bona nostra norimus. Vgl. v. Deutsch
zu Diogen. Vind. II 10 (Paroem. Gr.
II 19).
503. faciem 'Schönheit' wie III 105,
amor. III 11, 47: 2)erque tuam faciem,
mcigni mihi numinis insiar, perque fuos
oculos, qui rapuere meos. Prop. I 2, 21 ;
vgl. forma II 113.
504. color bezieht sich auf die
schöne, weisse Farbe der Haut, vgl.
Verg. ecl. 2, 17 : o formose puer, nimium
ne crede colori. Erinnert sei auch au
Hom. Od. VI 237 : y.dXlei xal yd^iai ariX-
ßmv. Theoer. 2, 79: {toH S' ^^) arrjd-ea
Se arilßovTu 7io).v nleov rj rii Zeldvu.
Zur Sache vgl. III 307: pars umeri
tarnen ima tut, pars summa lacerti nuda
sit, a laeva conspicienda manu: hoc vos
praecipue, nioeae, decet; hoc iibi vidi,
oscula f'erre umero, qua patct usque,
Übet.
106
Ars amatoria
505 Qui sermone placet, taciturna silentia vitet;
Qui caüit arte, canat; qui bibit arte, bibat!
Sed neque declament medio sermone diserti.
Nee sua non saniis scripta poeta legatP
Sic nionuit Phoebus: Plioebo parete monenti!
510 Certa dei sacrost liaiiis in ore tides.
Ad propiora vocor: quisquis sapienter amabit,
Vincet et, e nostra quod petet arte, feret.
Credita non semper sulci cum foenore reddunt,
Nee semper dubias adiuvat aura rates;
515 Quod iuvat, exigimm, plus est, quod laedat amantes:
Proponant animo multa ferenda suo!
Quot lepores in Atho, quot apes pascuntur in Hybla,
Caerula quot bacas Palladis arbor habet,
Litore quot conchae. tot sunt in amore dolores!
520 Quae patimur, multo spicula feile madent.
505. taciturna silentia steht aucli
bei Liicrez IV 581 [adfirmant volqo taci-
turna silentia rumpi). Aehuliches ist
bei Ovid häufig-, vgl. z. B. ruet. II 66:
fit timor et pavida trepidat f or mi-
di ne pectus.
506. qui canit arte, canat vgl. I
595: si vox est, canta.
507f. Diese Vorschrift erinnert
wieder ergänzend an' I 463 : sed lateant
vires, nee sis in fronte disertus ; effugiant
voces verba rnolesta tnae! qiiis, nisi nien-
tis inops, tenerac dedamat amicae?
507. medio steht im Sinne von
'inittelmässig', wie met. VII 674 : pauca
prius mediis sermonibus ille locntus.
Vgl. Cic. de off. I 3, 8.
508. Dieser Vers steht mit seiner
wohlgelungenen , leichtverständlichen
Spitze nicht in Widerspruch zu V. 283:
carmina lector commendet dulci qualia-
cumque sono. Auch Horaz erwähnt die
male sanos poetas (ep. I 19, 3).
512. arte wie Ovid sein Gedicht
meistens kurz nennt ; vgl. unten V. 542
und die Einleitung p. XXII, Aum. 6.
513. credita. Das Verhältnis zwischen
dem den Acker bebauenden Menschen
und der gabenspeudenden Erde ist auf
Kredit fundiert nach alter und bekannter
Auffassung; vgl. die Anmerkung zu I
401 und Schüler (in der Glocke) : „Dem
dunkeln Schoss der heiigen Erde ver-
trauen IV ir der Hände That. vertraut
der Sämann seine Saat und hoff't, dass
sie entkeimen werde zum Segen, nach
des Himmels Bat." Tib. 116,21: spes
alit agricolas spes sulcis credit aratis
semina, quae magno foenore reddat ager.
An einer anderen Stelle denkt Ovid
mehr an ein Abhängigkeitsverhältnis
der Erde, vgl. med. fac. 3: cultus hti-
m\un sterilem Cerealia plündere iiissit
munera. Zum Inhalte unseres Verses
vgl. z. B. Ov. fast. IV 645: saepe Ceres
primis dominum fallebat in herbis et
levis obsesso stabat avena solo.
517. Der Athos, das gewaltige, über
3300 F. hohe Vorgebirge auf der öst-
lichen Landzunge der Chalkidike, heute
Monte Santo {Hagion Oros) genannt,
ist bekannt zumal durch den Kanal,
den Xerxes stechen Hess: Hdt. VII 22 f.
Noch mehr berühmt durch ihren
Reichtum an Hasen war Astypalaia (zu
II 82), wie eine hübsche Geschichte lehrt,
die Hegesandros erzählt (FHG. IV 421)
bei Athen. IX 400 d. Vgl. auch Hör.
carm. I 37, 18.
Hybla auf Sicilien, unweit von Syra-
kus, war durch den vorzüglichen Honig
nicht minder berühmt als der Hymettus
in Attika (vgl. oben zu V. 423).
Die Bienen von Hybla werden in
der ars noch III 150 erwähnt. Vgl. Ov.
trist. V 6, 38: fiorida quam multas
Hybla tuetur apes. Mart. VII 88, 8.
1X26,4. XI 42, 3: mella iubes Hyblaea
tibi vel Hymettia nasci.
518. Falladis arbor ist der Oel-
baum : vgl. zu I 727.
519. Vgl. Verg. Aen. V 5: duri
magno sed amore dolores.
Mit der Diktion der Verse 517—519
vgl. I 57 ff. III 149 f.
520. Die bildliche Wendung ist
II 505—534.
107
Dicta erit isse foras, quam tu fortasse videbis:
Isse foras et te falsa videre puta!
Clausa tibi fuerit promissa ianua nocte:
Perfer et inmunda ponere corpus liumo!
525 Forsitau et vultu meudax ancilla superbo
Dicet *^quid uostras obsidet iste fores?'
Postibus et durae supplex ^landire puellae
Et capiti demptas iu fore poue rosas!
Cum volet, accedes; cum te vitabit. abibis:
530 Dedecet iugenuos taedia ferre sui;
'Effugere hunc nou est' quare tibi possit amica
Dicere? non omni tempore sensus obest.
Nee maledicta puta nee verbera ferre puellae
Turpe nee ad teneros oscula ferre pedes!
H
leicht verständlich. Tib. II 4, 12: omnia
iam tristi tempora feile madent. Zu-
mal wird fei in übertragenem Sinne
von dem Gifte der Schlangen gebraucht,
vgl. Ov. ex Pont. I 2, 18: vipereo spicula
feile linunt. trist. V 7, 16 : tela vipereo
lurida feile. So auch hier: die Geschosse
Amors triefen von Gifte. Vgl. auch
Theoer. 23, 4 : y.oix ißet tdv "E^wra,
ris Tjv S'eos, rjXiy.a ro^a xe^al y-^aret,
TTtös Tny.QO. ßeXq TTOTiy.d^Sia ßdXXei. Zu
spicula vgl. auch unten V. 708.
521 f. Vgl. die Einleitung p. XIX.
523. Die hier vorausgesetzte fatale
Situation der verschlossenen Thür be-
gegnet uns in der antiken Erotik nicht
selten. Vgl. ausser zu V. 244 vor allem
Tibull. l'"2 und Ovid. amor. I 6, die
beiden Hauptstellen über das nächtliche
Treiben der Liebenden vor der ver-
schlossenen Thür; vgl. auch zu III 567.
524. Vgl. obeu V. 238: nuda saepe
iacehis humo. amor. 11111,9: ergo ego
sustinui, foribus tarn saepe repulsus,
ingenuum dura ponere corpus humo?
ergo ego nescio cui, quem tu complexa
tenehas, excubui clausam servus ut ante
donium ?
526. obsidet vgl. Ov. amor. I 9, 19 :
nie graves urbes, hie durae Urnen ami-
cae obsidet; hie portas frangit, at ille
fores.
527. Proben davon geben Tib. I
2, 13: te (die ianua wird selbst an-
geredet : vgl. oben zu II 244) meminisse
decet, quae plurinia voce peregi supplice,
cum posti florea serta dnrem. Ov. am.
16, 15 : tibi b l a n d i o r uni, wo das
blandiri in erster Linie an den ianitor
gerichtet ist; vgl. dort die folgenden
Verse.
528. Der Liebhaber erscheint be-
kränzt, weil er meist vom Gelage kom-
mend gedacht wird. Da er nun keinen
Einlass findet, so nimmt er die Kränze
vom Haupt und legt sie auf die Schwelle
oder hängt sie an der ianua auf, damit
die Geliebte sie am andern Morgen vor-
findet. Auch diese Scene ist häufiger
Gegenstand erotischer Darstellung. Vgl.
unten III 72; Asklepiades AP. V 144:
«i;Tori /.loi oxe(fai'oi. na^d dixliat raiads
y.QEfiaaTot juijuvere^ fifj TCQorceiMi (pvXXa
XLVaooouevoi ^ ovs Say^i'ots yariß^e^a
yrX. Paul. Silent. ib. 280. Lucr. IV
1169: at lacrinians exclusus amator li-
mina saepe floribus et sertis operit pos-
tisque superbos unguit amaracino et
forib^is niiser oscula figit. Die zu 527
citierte Stelle aus Tibull. Ov. am. I 6, 67 :
at tu, non laetis dctracta Corona capillis
dura super tota limina nocte iace: tu
dominae, cum te pi-oiectam mane videbit,
temporis absunipti tarn male testis eris.
531. effugere non est scheint häufig
übliche Wendung zu sein. Vgl. Mart.
XI 98, 1: effugere non est, Flacce,
basiatores. XII 82, 1: effugere in
thermis et circa balnea non est Meno-
genen.
532. Vgl. obeu V. 177 : si nee blanda
satis nee erit tibi comis amanti, 2)erfer
et obdura ! postmodo mitis erit.
533. Davou weiss auch Tibull zu
erzählen, vgl. I 9, 21: ure meum potius
flnvima caput et pete ferro corpus et
intorto verbere tcrqa seca. II 3. 80.
534. Vgl. Dio LIX 27, 1: toh
TiXsioToii y.ni iiöv ßovXsvTiov ^ Trjv X*^?«
108
Ars amatoria
535 Quid moror in parvis? aiiimus maioribus instat;
Magna canam: toto pectore, vulgus, ades!
Ardua moliniur; sed nulla, nisi ardua, virtus:
Difflcilis nostra poscitur arte labor.
Eivalem patienter habe : victoria tecum
540 Stabit; eiis mag-ni victor in arte lovis.
Haec tibi non liominem, sed quercus crede Pelasgas
Dicere! nil istis ars mea maiiis habet.
Innuet illa: feras; scribet: ne tange tabellas;
Unde volet, veniat, quoque libebit, eat!
545 Hoc in legitima praestant uxore mariti,
fj lov TToSa TZQoay.vvEiv ai^sys. Noch be-
scheidener Ov. ex Pont. III 1, 149:
tu»i lacrintis dcmenda mora est, sum-
missaque terra ad non worfalis hrachia
tende pedes.
535—600. Vierzehnte Anwei-
sung. Wichtig ist die Lehre, die nun
erfolgt, und schwer zu befolgen ( — 538).
üebe alle erdenkliche Nachsicht gegen
deinen Nebenbuhler : das ist nicht mensch-
liche, sondern göttliche Weisheit (—542).
Lass deinem Mädchen mit ihm völlige
Freiheit, hierin kannst du von den ge-
fälligen, legitimen Ehemännern lernen
(—546). Diesen Eat vermag ich frei-
lich selbst nicht zu befolgen, doch hat
mir das oft genug geschadet (—554).
Das beste ist, wenn du von solch heim-
lichem Treiben gar nichts weisst, sonst
Avird's immer schlimmer ( — 556). Drum
hütet euch, euer Mädchen dabei zu er-
tappen, sonst treibt sie es mit ihm nur
um so toller (—560). Das beweist die
Geschichte von der entdeckten
Buhlschaft des Mars und der
Venus (—588). Was hast du nun da-
durch erreicht, Vulkan? Dass sie nun
ganz ungeniert thun, was sie früher
heimlich thaten, sodass es dich wohl
reut, sie ertappt zu haben ( — 592). Den
Fall lasst euch zur Warnung dienen,
ihr Jünglinge, stellt eurem Nebenbuhler
nicht nach, noch fahndet nach seiner ge-
heimen Korrespondenz, das überlasst den
Ehemännern; für uns handelt es sich
ja nicht um ehrbare Matronen ( — 600).
537. nulla, nisi ardua, virtus, ein
überaus häufiger Gemeinplatz. Hes. opp.
289 : T^s ä' d^£Tr.g idodJTu O'tol rtoo-
Tiu^ocd-tv izd-r]y.av. Simouil. fr. 58 (32
Schneidew.) bei Clem. AI. ström. IV 585:
l(7T« TIS Xöyos I täv d^ezuv vaieiv övoufi-
ßdrois STii Ttir^ais' \ (dyvdi') Öe /uiv
[d'edv) xdJ^oi' dyvov dfi<ftneiv. j oibe
Ttävtcov ß).ECfdoois &varcöv taoTiros, \ lo
fifi Say.i&vfioi iSocos \ evdo&ev ftoXn, ixj]
r es dy.Qov | dvö^eiai. Xen. mem. II
1, 20: fiuoTvpel Ös y.al '£7ri%a^/uos iv
rcöde • riöv Ttorcov TiwXovaiv i)filv Tcdvra
rdydd'^ ol Öeol. Hor. sat. I 9, 59 : nil
sine magno vita labore dedit mortalibus.
'Zu der Tugend steilem Hügel leitet sie
des Dulders Bahn Schiller, womit zu
vergleichen ist Tyrt. 12, 43: doetrii eia
äüQov Ixiad'ac.
Aehnliches findet sich auch sonst bei
Ovid, vgl. trist. IV 3, 74: ardua per
praeceps gloria cadii ittr. Ex Pont. II
2, 113: difficile est, fateor, sed tendit
in ardua virtus et talis meriti gratia
maior er it.
540. arte Jovis vgl. zu I 714.
541 f. So sagt Prop. II 21, 3: sed
tibi iam videor Dodona verior augur?
Aehnliches siehe unten zu III 789.
541. quercus Pelasgas die weis-
sagenden Eichen im Zeusheiligtum zu
Dodona, über die zu V. 150 zu ver-
gleichen ist. Der heilige Eichenhain
zu Dodona ist schon dem Homer be-
kannt, vgl. Od. XIV 327: rdv d' ig
^codcoi^rjr cfUTO ßrjusvai, ifoa d'EOio ex
Ö^vö^ vifiy.öfioio ^tös ßovXrjv eTTaxavar].
Aesch. Prom. 828K: . . . ^codaivr^v, iva
fiavTEla ü'äxös T sarl OtOTCQCDTOv ^lös,
Tsoas t' u.Tiorov, at TCQoarjyoQoi Öqves,
VW lov Ol) XauTiQcTji y.oidev aivixrrjpicos
TTQoarjyoQEv&rji r; ^los xXstvrj Öd/uap fiiX-
Xova sasa&ai. Vgl. PreUer, Griech. Myth.
I* 122 ff.
542. ars vgl. zu V. 512.
543. innuet wenn sie ihm einen
heimlichen Wink giebt; vgl. 1490 und
zu III nl4.
tabellas vgl. zu I 437.
545 f. Die Nutzanwendung dieses
schnöden Satzes überlasst Ovid der
Phantasie seiner Leser: wenn selbst
II 535—558.
109
Cum, tener. ad partes tu quoque, Somne, venis.
Hac ego, confiteor, iion sum perfectus in arte:
Quid faciam? monitis sum minor ipse meis.
Mene palam nostrae det quisquam signa puellae?
550 Et patiar, uec me quolibet ira ferat?
Oscula vir dederat, memini. suus: oscula questus
Sum data; barbaria noster abundat amor!
Non semel hoc vitium nocuit mihi; doctior ille.
Quo veniunt alii conciliante viro.
555 Sed melius nescisse fuit; sine, furta tegantur,
Ne fugiat ticto fassus ab ore pudor.
Quo mag'is. o iuvenes, deprendere parcite vestras:
Pecceut, peccantes verba dedisse putent!
der legitime Gatte in dieser heiklen
Sache so liebenswürdig ist. Avie viel
mehr muss es dann der Liebhaber sein !
Vgl. die Einleitung p. XL
5+6. In der Apostrophe an den
Gott des Schlafes, ebenso in der Wahl
des Epithetons (tener) liegt pikante
Schalkhaftigkeit. Zur Sache selbst vgl.
Ov. am. I y, 25: sacjje »iariforuni soni-
tiis ufuntur ania}ttes, et sua sopifis
hostibvs arma movcnt. Juven. I 1, 55:
cum leno accipiat moechi bona, si capi-
endi ins nulluni tixori, doctus spec-
tare lacunar, doctus et ad cali-
cem vigilanti stertcre naso. Es
ist dieselbe Verworfenheit, wie sie aus
der bekannten Horazstelle spricht, carm.
1116,25: nio.v inniores quaerit adulteros
inter mariti vlna, neque eligit cid donet
impermissa raptim gaudia luminibus
remotis ; sed iussa cora »i non s i n e
conscio surgit niarito, seu vocat
institor, seu navis Hispanae mogister.
dedecoruni pretiosus emptor. Nicht hier-
her gehört Ov. am. I 4, 53 f.
ad partes venis du stellst dich ein,
um deine EoUe zu spielen, nämlicli den
gefälligen Ehemann einzuschläfern. Auch
dieser Ausdruck ist pikant genug. Vgl.
nux 68: ad partes pertica saeva venit.
549. Vgl. zu I 490. Hier haben
wir wieder eine Andeutung von eigenen
Erlebnissen des Dichters in der ero-
tischen Praxis; vgl. die Einleitung
p. XVI, Anmerkung 6 und 7.
550 f. Eine anschauliche Illustration
dieser Verse giebt Ov. am. I 7. Vgl.
II 5, 13: ipse )niser vidi, cum me dor-
mire putares sobrius adposito crimina
vestra mero ... 23 : improba tum vcro
iungentes oscula vidi . . . qualia non
fratri tulerit germana severe, sed tulerit
cupido mollis amica viro... 'quid facis?
exclamo 'quo nunc mea gaudia differs?
iniciam dominas in mea iura manus.
554. Es ist kein Grund, das über-
lieferte viro in viri zu ändern, was
allerdings auch guten Sinn geben würde.
Zu ergänzen ist nicht uxores (quo con-
ciliante uxores veniunt alii viro erklärt
Heinsius), denn der Plural uxores würde
nur gezwungen zu dem Singular quo
conciliante passen. Vielmehr ist alii
als Subjekt zu nehmen und viro zu quo
conciliante zu ziehen. Der Schwerp'ankt
liegt demnach in conciliante, im Parti-
cipium wie so sehr oft. Wir drehen
das Verhältnis um : der als Mann selbst
den Vermittler spielt, wenn andere
(Liebhaber) kommen, Dass das Parti-
cipiura den Hauptbegriff enthält, ist
eine häutige und allbekannte Erschei-
nung, vgl. z. B. Her. carm. I 19, 9:
in me fota mens Venus Cypruni dese-
ruit. Hom. Od. III 60: So; ä' sn TrjXe-
(.Layftv y.ai eu'e :Torj:afTa vtsad'ai. VI 61.
64. Arist. nub. 538. 1244 und sehr oft.
555 ff. Zu dem Sinne dieser Verse
vgl. oben II 409 ff.
555. furta zu V. 427.
556. Sine ut furta sua celet, ne si
Studium celandi remittat, etiam pudorem
deponat, victa verecundia fatendo ac
palani peccando. Mic.yllus. Das vom
Dichter gewünschte Gegenteil unten
V. 572.
558. verba dare (bloss leere) Worte
bieten, d. h. hinters Licht führen, ein
Schnippchen schlagen ; aus der Komödie
bekannte Redensart. Vgl. Terenz Au-
dria I 3, 6 (211): quoi verba dare diffi-
cilest: primum iam de amore hoc com-
perit (dazu Spengel).
110
Ars amatoria
Crescit amor prensis: ubi par fortuna duorumst,
560 In causa damni perstat uterque sui.
Fabula narratur toto notissima caelo
Mulciberis capti Marsque Venusque dolis:
Mars pater insano Veneris turbatus amore
De duce terribili factus amator erat,
565 Nee Venus oranti (neque enim dea mollior uUast)
Rustica Gradivo difficilisque fuit.
A! quotiens lasciva pedes risisse niariti
Dicitur et duras igne vel arte manus!
Marte palam simul est Vulcanum imitata: decebat,
570 Multaque cum forma g-ratia mixta fuit.
Sed bene concubitus prirao celare solebant:
561 — 588. Episodenhaft (vgl. I
101—134 525-564. II 21—96 etc.) aber
mit sichtlichem Behaoen schildert Ovid
das pikante Liebesabenteuer
des Ares und der Aphrodite.
Die Quelle der Erzählung ist Hom. Od.
VIII 266—369. Dann vgl. noch das
siebzehnte Göttergespräch Lucians. Ov.
met. IV 169—189. Xenoph. Ephes. I
8, 3 (Erotici ed. Hercher I p. 336) : iv
Öe t(Ö eri^(p (sc. ufoet Tfji axrjvfjs, näm-
lich auf dem Brautbett) "A^jrjg rjv ov/,
oiTiXiOfiivos^ aXX MS TT^Os E(i(OfievrjV rrfv
'A(fQoöirrjv y.ty.oafit]f.iävos, hjrt(favwuivos^
X^aviäa e.)fcoi' • ^' Eqios avrov löSrjyei^ }.afi-
TzäSa s^ojv ri/j./iiivrjV. Mehr im Anhang.
561. Vgl. amor. I 9, 39: Mars quo-
que äeprensus fabriUa vincula sensit:
notior in caelo fabula nulla fuit. met.
IV 189: liaec fuit in toto notissima
fabula caelo.
562. Mulcibcr ist ein von tnulcere
erweichen, schmelzen abgeleiteter cha-
rakteristischer Beiname des Hephaestus.
Vgl. Macrob. sat. VI 5, 2 : Mulciber est
Vulcanus, quod ignis sit et om)iia mul-
ceat ac dornet. Cic. Tusc. II lÜ, 23.
563. pater heisst Mars bei römischen
Dichtern als Vater des Romulus und
damit Stammvater des römischen Volkes.
Vgl. Cic. or. Philipp. 4, 5: legio Martia,
quae mihi vidctur divinitus ah eo deo
traxisse nomen, a quo populum Roma-
num generatum accepimiis. Gellius V
12, 5: Mars pater: hoc enim est Mars-
piier.
561. Rhetorischer Gegensatz (vgl.
die Einleitung p. XXI), aber nicht von
Ovid ausgeprägt, sondern in diesem
Zusammenhange als stereotyper Zug
der Erotik überliefert; vgl. Xenoph.
Eph. (zu 561-588) 1. 1.: "^("75 v*" oh
(ÖTzhofiävos, dXXu cos tzqos e^w/uevriv rfjv
' Acf^obiTr^v y.Ey.oa f^ir^uivos, EaTt(favu>fiivos,
■/'/.uviSa f/ß)v. Ein Niederschlag davon
ist auch bei den bildlichen DarsteUuugen
zu bemerken : meist ist Ares mit ab-
gelegten Waffen dargestellt, mit denen
Eroten spielen ; vgl. den Anhang zu 561.
565. oranti. Seine Bitte liest man
bei Homer V. 292: öevoo, cfiXr], lix-
Toovde ■ ToaTTsio/uev svt^rjd'evres ' ov yuQ
iü'' 'IIcfaiOTos /ueraSrjftcos, dX),d ttov r/Ör]
oV/tiat ES Arjuvor fiErd Zivrias dyQto-
(p(övovs.
566. rustica bezeichnet das bäurisch
unbeholfene, streng ehrbare im Gegen-
satz zu dem eleganten, gefälligen Wesen
der römischen Demimoudaine. Ihr Gatte
ist rusticus, wie Menelaus von Paris
genannt wird (her. 15, 220). Vgl. I 607
und die Einleitung p. Xf.
Gradivo. Vgl. Servius zu Verg.
Aen. III 35: Gradiinini, d-ovpiov 'Apr^a,
i. e. exsilientem in proelia. Paul. p. 97 :
Gradivus Mars appellatus est a gra-
diendo in hello nitro cifroque. Liv. I
20, 4. Verg. Aen. III 35.
difficilis vgl. Mart. I 57, 2: nolo
nimis facilem, difficilet)t,que nimis. Zur
Sache vgl. Hom. V. 295: tTj Ö' darraa-
tov EEianTO y.oiuqd'rivai. reo ö' es ätfivia
ßdvTE y.utibpad'ov.
567 f. „Der bekannten Erzählung
der Od3-ssee fügt er den komödienhaften
Zug hinzu, dass Venus sich mit ihrem
Buhlen über Hände und Füsse ihres
Gatten, des Schmiedes, lustig gemacht
und seinen hinkenden Gang anmutig
nachgeahmt habe." Eibbeck RD. 11 ' 268.
569. decehat steht absolut wie schon
oben I 533: clamabat flebatqtce simul;
sed utrumcpie decebat.
II 559—585.
111
Pleiia verecimdi culpa pudoris erat;
Indicio Solls (qiiis Solem fallere posslt?)
Cognita Vulcano coniugls acta suae.
575 Quam mala, Sol, exempla moves! pete munus ab ipsa
Et tibi, si taceas, quod dare possit, habet.
Mulciber obscuros lectum circaque superque
Disponit laqueos: lumina fallit opus;
Fiiigit iter Lemnum: veniunt ad foedus amantes;
580 Inpliciti laqueis nudus uterque iacent.
Convocat ille deos: praebent spectacula capti;
Vix lacrimas Venerem continuisse putant;
Non vultus texisse suos, noii denique possunt
Partibus obscenis opposuisse manus.
585 Hie aliquis ridens 'in nie, fortissime Mavors,
572. Vgl. oben V. 556.
573. Dass der Sonnengott alles
sieht, nncl ihm nichts verborgen bleibt,
sagt schon Homer mehrfach; vgl. II.
III 277: >]ikios i9"', os Trdi'r' E^o^äi xal
Ttärr' snay.oiais (vgl. Od. XI 109. XII
323). Dann häufig in der griechischen
Tragödie, vgl. Aesoh. Agam. 610. Prom.
91 : y.al Tov TiavÖTzrrjv y.vy.Xov fjliov y.aXcä,
Soph. El. 825. OK. 869: ö TidvTa Isva-
ocov "Hhos. Ov. met. II 32: Sol oculis
iuvenem, quibus aspicit omnia, vidit.
Zur Sache vgl. Hom. V. 270: a^ao 8e
oi uyyeXoi rjld'av "HXioi , ü arf' kvor^os
fiiya^o^uEvovi fiXoTrji. Lucian. 1. 1. :
Ka&o^a 8h avTOv 6 "HXios y.ctl Xeyei tcqos
TOV "H^aiarov.
574. Vgl. Hom. V. 272: "H^aiaTos
S' cos ovv ■d'v/j.uXyea fivd'ov uy.ovaev xrX.
575 f. Weil sie das Gegenteil einer
rustica ist (V. 565), nimmt Ovid die
schöne Sünderin dem betrogenen Gatten
gegenüber in derselben Weise in Schutz,
wie er es oben (II 359 ft'.) mit Helena
gegenüber Menelaus that : vgl. die Ein-
leitung p. XI.
577 f. Eingehend werden diese
kunstvollen Schlingen von Homer be-
schrieben; vgl. V. 274: xoTiTE de Sta-
fiois ctQorjxTOvs dXvTovg, ujq sfirrsSov
avd'i fiii'oiev. avrdf) eTtti Öf] revie SöXov
ytaxoXco/iievo? ^'Aqbi^ j3i} ^' 'i/uev es &dXa-
/uoVj ö&t Ol (fiXa Sifivtu xelTo " d/iifi Ö'
«^' e^f^ioiv %Ee ÖiafiuTa xvxXco aTidpri]'
TioXXd de xal y.ad'unepd'e utXaifoöwiv ki-
ey.e%vvto^ t]vt aoayvm Kercia^ t« y ov
xe TIS ov8e XSoito, ovÖe x^ttüv ftayd^aiv'
Ttioi ydo SoXoEvra tetvxto. Vgl. met.
IV 176—181.
579. Lemnus (heute Stalimine), eine
Insel im nördlichen Teile des ägäischen
Meeres, galt als Lieblingsaufenthalt und
wichtige Kultstätte des Hephaistos, seit-
dem ihm bei dem bekannten Sturze aus
dem Olymp die dort wohnenden l^ivTies
ut'dois freuudlicli aufgenommen hatten :
Hom. II. I 590 ff. Od': VIII 283: E'iaar
i^uEt' ES Afjfirop EvxriftEPov nToXie&QoP^
rj Ol yaidcov ttoXv ifiXTUTi] eailv drta-
OECOV.
580. Vgl. Hom. V. 296: to) 8\ es
Se/iivia ßdt^'TE y.areSQa&oV dfiifi Si Seo-
fioi TEyri'iEi'TES tyvvTO ■jioKv(fQOVos Hcpai-
(7T«o, oviSe Ti yivrjaat (.ieXeiüv fjv ovS'
draer^ai ' yal rore St] yiypway.ov, 6 t'
ovxETi (fx'yrd TiiXovTO.
5S1. convocat. Vgl. die höchst er-
götzlichen Worte, mit denen er dies
bei Homer thut: V. 305—320.
spectacula t6 d'eafia sagt Lucian
1. 1. 2.
583 f. Pikante Ausmalung von
Hom. V. 298: oi'Se ti yivrjaai fieXecov
Tjv ovo' dvuET(jai. Luc. dial. deor. 17, 1 :
ExeipTj /nev ovv — y.al ydp ETvye yv/uvr)
ovoa — ovy. slyev . ortcos iyy.aXvrfoiTo
aibovfievT]. 2: oi Se yvuvo'i dftforepoi
ydrco VEVevyÖTES ^vvSedEUEVOi SQV&ouoai.
584. Das ist aber um so beschä-
mender, als es sonst heisst (ars II 613):
ipsa Vemts puhem, quotiens velamina
ponit, protegitur laeva semireducta
manu.
585. Das unbestimmte aliquis ist
pikant : jeder Leser weiss, wer gemeint
ist. Hom. V. 338: top 8' >]iieißeT tneiTa
d'idxTooos d^yEi(f6vTi]s " ai yd^ tovto ye-
voiTo, ävn^, Exuri^ßoX' ^A:ioXXov ' öeofioi
fiEV T(HS Toaaoi drcEi^oves dfi^ls exoier,
vfieis d" etoopoipTE &sol Tzäaai ts ^eai-
112
Ars amatoria
Si tibi sunt oneri, viucula transfer!" ait.
Vix precibus, Neptune, tuis captiva resolvit
Corpora: Mars Tlirecen occupat, illa Paphum.
Hoc tibi perfecto, Viilcane, qiiod ante tegebant,
590 Liberius faciimt, ut pudor omuis abest;
Saepe tarnen demens stulte fecisse fateris,
Teque ferunt artis paenituisse tuae.
Hoc vetiti vos este! vetat deprensa Dione
Insidias illas, quas tulit ipsa, dare.
595 Nee Yos rivali laqueos disponite nee vos
Excipite arcana verba notata mann;
Ista viri captent, si iam captanda putabunt,
Quos faciet iustos ignis et nnda viros!
vai^ avTcL^ sycov evSoi/ui -rcuQU, yovair^
Afoo^iTTj. (oä £far\ ev Se ye/.cog mqt
dd'avdxoiai %eoTaiv. Luc. 1. 1. eyco /nev-
rot (sagt Hermes) si %o?] rdXrj&ej sItieXv.
h/S'dvovv rqj ^'Aoei ut] jtinvov fioiyeiaaPTi
Trjv y.a}JJaTt;v &e6v^ d)j.a y.al ÖeSeuevio
fiET avzfjg.
Mavors vgl. Cic. de uat. deor. II
26, 67, der den Nameu erklärt g»i
magna vorterd. Eichtiger erkLärt man
den Nameu als aus der alten Form
MAVRS entstanden (vgl. Orelli Nr. 5674),
welche durch Ein.schiebung eines V aus
MARS entstanden ist. Der alte Stamm
des Wortes ist aber AI AR (oder MAS),
erhalten in der verdoppelten Form im
Liede der Arvalen (MAR3IAR) und be-
deutet die zeugende Naturkraft.
587. Vgl^Hom. Y. 344: oidh Ho-
aeiSami'a yeXtos eye ^ Xiaatio d' aiel
IIcfaiaTov y.XvroEoyov^ ottcos /.vasiev^AoTja.
xai /utv (fcovi]aag sxea aTeoösvra rcooa-
Tjvoa' Xvaov iyco Se roi avrdv vTciayo-
fiai, cög av xslevtis. riaeiv niaifia Tidvra
fisr' dd'avdroiai d'eotaiv. y.T?..
588. Vgl. Hom. V. 360: ro) 5' e.-r«
ty. OEOfioTo /.vd'tv y.oaTEoov tisq eovtos,
avriy^ dvai'invre 6 fikv (-JoiyAr^vSE ßeßrj-
y.EiVj V d uoa Kvrroov 'iy.avE fiXoftueiSfjs
lAfood'irr], gg I7d'fof er&aSs ol reusvos
ßcofiös TB d'vr]tis.
In Thrakien hat Mars seinen Wohn-
sitz: Hom. II. XIII 301. Paphus, die
bekannte Stadt auf der Insel Cj^pern,
ist durch ihren Aphroditekultus be-
rühmt. Vgl. III 181. Hör. carm. I 30, 1:
0 Venus, reqina Cnkli Faphiquc. III
28, 14. Verg. Aen. I 415. ipua Paphum
subllmis ahit scdesqiie revisit laeta suas,
ubi templum Uli, centumque Sabaco ture
calent arae Mertisque recentibus halant.
Vgl. Tac. bist, n 2.
593. Jui'ivii ist ursprünglich die
Mutter der Aphrodite : II. V 370. Diese
hiess dann Jicovaii-i: Theokr. 15, 106.
Dann heisst sie einfach Dione, wie hier.
So schon Theokr. 7, 116. Ov. fast. II
461 und sonst; in der ars noch III 3
und 769.
596. Der Ausdruck ist nicht klar
genug, um mit Sicherheit zu entscheiden,
Avas gemeint ist. Man kann an die ver-
stohlenen Zeichen einer verabredeten
Gebärdensprache denken. darül)er vgl.
zu I 490. Wahrscheinlicher aber handelt
es sich um wirkliche Briefe (worauf auch
excipite hindeutet), die dann auf irgend
welche Weise für den nicht Eingeweihten
unverständlich waren, sei es dass irgend
eine verabredete Geheimschrift ange-
wendet wurde, oder dass sie mit einer
Art sympathetischer Tinte geschrieben
waren. Näheres darüber s. unten zu III
627 ff. Vgl. auch die Einleitung p. XL
598. D. h. die in rechtmässiger Ehe-
vermählt sind. Ic/nis et unda wurden
als Symbole des Hauswesens der jungen
Frau bei ihrem ersten Eintritt in das
Haus des Gatten dargel)racht. Vgl.
Paul. p. 2: aqua et igni tarn interdici
solet damnatis, quam accipiuntur nup-
tae, videlicet quia hac duae res huma-
nam vitam maxime continent. Ov. fast.
IV 790 : ignibus et sparsa . . . aqua . . .
his nova fit coniunx. Vgl. Varro bei
Serv. Aen. IV 104 : aqua et igni mariti
nxores accipiebant. Unde hodie faces
jyraclucent et aqua petita de puro fönte
per pnerum felicissimum vel pueUam,
quae intoxst )iupfiis, de qua solebant
nHl>enfihHS j^edes lavari. Auch bei der
Heimführung [dcdiictio) der 7iova nupta
wurden ihr Feuer und Wasser voraus-
getragen: \s\. Preller RM. II' 157.
n 586—605.
113
En, iterum testor: uihil liic nisi lege remissum
600 Luditur; in nostris instita iiulla iocis.
Quis Cereris ritus ausit vulgare profanis, :.A-
Magnaque Threicia sacra reperta Samo?
Exiguast virtus praestare silentia rebus;
At contra gravis est culpa tacenda loqui:
605 0 bene, quod frustra captatis arbore pomis
599 f. Vgl. I 31—34 und die Ein-
leitung p. XV.
600. luditur vgl. I 91. III 809.
instita zu I 32: vgl. auch 34.
601 — 640. Fünfzehnte An-
vc eisung. Wie es ein schweres Ver-
brechen ist, die ^lysterien der Ceres
l)reiszugeben (— 604J, wie das Beispiel
des Tantalus vor Geschwätzigkeit warnt
(—606), so verlangt vor allem Venus,
-dass ihre Freuden geheim bleiben ( — 608),
wenn es sich auch hier nicht um ge-
heimnisvolle Mysterien handelt, sondern
um allbekanntes ( — 612). Venus selbst
giebt das Beispiel : selbst nackt ver-
gisst sie nicht, schamhaft den Schoss
zu decken ( — 614). Nicht wie das Vieh
es thut zum Abscheu schamhafter Mäd-
chen offen und im Freien, sondern in
der Zurückgezogeuheit der verschlosse-
nen Kammer und unter dem Schutze der
Decke vollzieht die Werke der Liebe
( — 618). Völlige Finsternis ist nicht
nötig, sondern ein molliges Halbdunkel
(—620). Solche schamhafte Zurückhal-
tung wurde schon von den ersten Men-
schen iiu rohen Naturzustande beobachtet
( — 624). Heute dagegen gehört es zum
guten Tone, mit seinen erotischen Aben-
teuern zu renommieren i — 630), ja in
dieser Sucht, von sich reden zu machen,
tasten sie den Ruf von ]\Iädchen an, die
sich nie haben von ihnen anrühren lasssen
( — 634). Was nützt es da, den Leib
eines Mädchens zu bewachen, wenn ihr
Name vor Antastung nicht sicher ist
( — 638). Nein, lasst uns schamhafte Zu-
rückhaltung und Verschwiegenheit wah-
ren (—640).
601. Cereris ritus, die unbedingt
geheim gehalten werden mussten; vgl.
Cic. A'err. V 72, 187 : tcqite, Ceres, et
Libera, quarum Sacra, sicut 02)i)iioiies
homimnn ac religiones f er mit, longe
maximis atque occultissimis caeremoniis
continentur, a quibiis iuitia vitae atque
victus, legum, moruin, maiisuetudinis,
humanitatis exe)npla liouiinibus et civi-
Ovid, ars amatoria ed. Brandt.
tatibus data ac dispertita esse dicuntur:
quarum sacra populus Romanus a G-rae-
cis adscita et accepta, tanta religione
et publice et privatim tuetur, non ut ab
aliis huc allafa. sed ut ceteris hinc tra-
dita esse videantur. In demselben Sinne
sagt Horaz (carm. III 2, 26j : vetabo,
qui Cereris sacrum volgarit arcanae.
Ov. her. 12, 79: arcana sacra Dianae.
profanus ist in diesem Zusammen-
hang der Laie, der nicht in die Myste-
rien eingeweiht ist. Vgl. Theoer. 3, 51 :
öV ov Tievaelad'E ßeßaXoi. 26, 14: Tär'
ov/ oQEovTi ßißr^loi. Catull. 64, 260:
orgia, quae frustra cupiunt audire pro-
fani. \g\. auch Hör. carm. III 1, i.
602. Threicia Samo, das ist Samo-
thrake. vgl Verg. Aeu. VII 208 : Threi-
ciamque Samon, quac nunc Samothracia
fertur. Samothrake, heute Samathraki,
die bekannte Insel im aegäischen Meere
an der thrakischen Küste gegenüber
der Hebrosmündung war durch den j\Iy-
steriendienst der Kabeiren berühmt. Da-
rüber vgl. Lobeck, Aglaophamus III 5
(II p. 12Ü2ff.) und Eobert bei Preller
Gr. M. P 847—864.
603. Zur Sentenz vgl. Curt. IV 6, 6:
non inefus, non spes elicit vocem, qua
prodantur occulta (nämlich bei den Per-
sern). Vetus disciplina regum sikntium
vitae periculo sanxerat: lingua gravius
castigatur, quam ullum probrum, nee
magnata ron magis sustineri posse cre-
dunt ab eo, cui tacere grave sit, quod
homini facillimum voluerit esse natura.
Ov. am. II 2, 28: quis minor est autem
quam tacuisse labor?
604. Der Gedanke des Verses, der
in 6ülf. bereits vorbereitet war, erhält
in dem folgenden Beispiel des Tantalus
seine mythologische Bestätigung.
605 f. Das Distichon fasst sehr ge-
schickt die beiden sprichwörtlich ge-
wordeneu Uuterweltsstrafen des Tan-
talus zusammen: zur Sache vgl. Hom.
Od. XI 582—592; formell vgl. ars III 576.
Das Verbrechen des Tantalus, um
114
Ars amatoria
GaiTulus in media Tantalus aret aqua
Praecipue C3"therea iubet sua sacra taceri
Admoneo, veniat ne quis ad illa loquax!
Condita si non sunt Veueris mysleria cistis,
610 Nee Cava vaesanis ictibus aera sonant.
Attamen inter nos medio veisantur in usu,
Sed sie, inter nos ut latuisse velint :
Ipsa Venus pubem, quotiens velamina ponit,
Protegitur laeva semireducta manu.
dessen willen er seine Strafe erleidet,
A^^rd verschieden angegeben. Nach un-
serer Stelle {garrulus) hatte er ihm an-
vertraute Geheimnisse der Götter den
Menschen preisgegeben, so auch Eur.
Or. 8: MS /.UV kiyovoiv, ort d'eois av-
d'QUtnoi iop y.oivr^g T^aTiel^rjs u^iojfi i-/eov
'ioof, uy.ö/.aOTov ia/e yh'iaaav, aio/jorr]r
i'öaov. Luc. de salt. 54: /; rov Tav-
Td?.ov (fXvdota. Ov. amor. II 2, 43:
quaerit aquas in aquis et poma fngacia
captat Tantalus : hoc Uli g ar r ul a
lingua dedit; vgl. III 12, 30: p)roditor
in medio Tantalus amne sitit. Hygin.
fab. 82: Juppiter Tantalo concredere
sua consilia solitiis erat . . . quae Tan-
talus ad homines renuntiavit. Vgl. den
Anhang.
605. 0 hene wie trist. I 2, 41: o
bene, quod non smn mecum conscendere
passus.
607. Ueber Cytherea vgl. oben zu
II 15. Zum Gedanken auch tib. I 2, 34 :
celari vult sua furta Venus.
609. Diese cistae sind Kästchen und
Behälter, in denen Reliquien und ge-
heimnisvolle Geräte aufbewahrt wurden,
und die in den Mysterien eine grosse
Rolle spielten. Vgl. Catull. 64, 259:
pars obscura cavis celebrabant orgia
cistis. Vgl. die Erklärer zu Hör. carm.
I 18, 12 und Otto Jahn im Hermes III
(1869) p. 317—334.
si steht konzessiv, wie gleich nach-
her V. 619: vgl. III 11.
610. Gemeint ist die wilde Musik,
die bei den Mysterien der Ceres und
der Kabeiren etc. von Bedeutung war.
Unter aera sind zumal die cymbala und
tympana zu verstehen, über die oben
gesprochen ist (zu I 537 und 538).
vaesanis ictibus vgl. 1 538: adtonita
manu.
613 f. Das Distichon schildert den
Typus der nackten Venus, wie ihn Praxi-
teles vorgebildet hat, s. Müller, Archäo-
logie der Kunst ^ p. 124. Vgl. Luc.
amor. 13 (iu der Beschreibung der Kni-
discheu Aphrodite) : r; ftkv oZv Ssos sv
fteofp y.a&iÖovrai — Ua^iag de /ud'ov
ÜaiSa/.ua y.äÜ.iaTOV — VTieQtjcfavov y.al
oearjQÖri yi/.coTi ur/.Qov vrcofieiÖuöaa. Ttäv
Si To y.aXXos avTi\5 dy.akvmoi' ovSeuiÜs
tad'f^Tog durreyovarjs yeyv/urcoTui^ Ti/.r^v
6oa tT, erioq ytiQl ri]v aiöiö ?.f /.r; d'oTcos
eTTiypin^Teiv. Dieser Typus der Venus,
der in der Knidischen Aphrodite des
Praxiteles seine höchste Ausbildung er-
halten hat, begegnet nun nicht nur in
vielen Nachbildungen, sondern auch in
manchen litterarischen Zeugnissen. Vgl.
z. B. Apul. met. 11 17 : nee mora cum,
Omnibus Ulis cibariis vasculis raptim
remotis, laciniis cunctis siiis remidata,
crinibus quam dissolutis ad hilarem Ins-
civiam in speciem Veneris, quae mari-
nos fluctus subit, pulchre reformata,
paulisper etiam glabellum femitial rosea
palmula potius obumbrans de industria
quam tegens verecundia 'proeliare' in-
quit 'et fortiter proeliare, nee enim tibi
cedam nee terga vortam'. X 31 : stiper
has introcessit alia visendo decore prae-
pollens, gratia coloris ambrosei desig-
nans Venerem, qualis fuit Venus, cum
fuit virgo, nudo et intecto corpore pier-
fectam formonsitatem professa, nisi quod
tenui pallio bombycino inumbrnbat spec-
tabilem pubem. Bei der Knidischen
Aphrodite ist es übrigens die rechte
Hand, die den Schoss deckt; vgl. Müller
a. a. 0. p. 580.
613. pnhcs entspricht eigentlich dem
griechischen 'uir^, steht aber hier meto-
nymisch ebenso wie auch ijßi] nicht selten.
Vgl. z. B. Arist. nub. 976. Aristot. bist,
an. V 14 : t/7 roiyioaei tTjs '/'/:/'?».
614. Burmanns Anmerkung hier
wiederzugeben, kann ich mir nicht ver-
sagen: semireducta vero Venus est, eo
corporis statu inclinata, ut capite paul-
lulum prono, et ventre interius reducto,
II 606—630.
115
615 In medio passinique coit peciis: hoc quoque viso
Avertit viiltus nempe puella siios.
Conveiiiunt thalami furtis et ianua nostris.
Parsque sub iniecta veste pudenda latet.
Et si non tenebras, at quiddam nubis opacae
620 Quaerimus atqiie aliquid luce patente minus^
Tiinc quoque, cum soleni nonduni proliibebat et inibrem
Tegula, sed quercus tecta cibumque dabat,
In nemore atque antris, non sub love, iuncta voluptas:
Tanta rudi populo cura pudoris erat;
625 At nunc nocturnis titulos inponimus actis,
Atque emitur magno nil nisi posse loqui!
Scilicet excuties omnis ubiquaque puellas,
Cuilibet ut dicas 'liaec quoque nostra fuit'?
Ne desint, ({uas tu digitis ostendere possis,
630 Ut quamque adtigeris. fabula turpis erit?
incurvetur, sinmlque laevani manum
pubi opponat, ut solent puellae istiparti
timentes.
616. Anders der Hirt bei Theokr.
1, 87 : cpTToXos tixx' iooQii ras ftrjy.dSas
oia ßarsvvrat, räxerat 6(fd'aXuc6s. ori
ov rpäyoi avTos fytvTO.
618. Der Vers erinnert an amor.
14, 47: sacpe mihi dominaeque nieae
proper ata voluptas veste sub iniecta
dulce peregit opus. Aehnlich auch her.
15 (16), 221 : rumpor et invideo . . .
membra superiecta cum tua veste fovet.
Prop. I 4, 14: gaudia sub tacita dicere
veste übet. Vgl. auch Petron. 11. Theoer.
18, 19: Zavos TOI dvyürr]^ vtto rdv fiiav
ixero ■/Xaivav. Ein anderer Geschmack
bei Mart. XI 104, 7 : f'ascia te tunicaeque
obscuraque pallia celant: at mihi nnlla
satis nuda pxtella iacet. Hör. sat. II
7, 48.
619 f. Im Einklang mit amor. I 5,
wo dieses Halbdunkel noch eingehender
beschrieben wird, V. 3: j^^''^ adaperta
fuit, pars altera clausa fenestrae, quäle
fere silvae lumen habere solent, qualia
sublucent fugiente crepuscula Phoebo,
aut ubi nox abiit, nee tarnen orta dies:
illa verecundis lux est praebenda puellis,
qua. timidus latebras speret habere pudor.
Ein etwas anderer Standpunkt bei Mart.
XI 104, 5 : tu tenebris gaudes: nie ludere
teste lucerna, et iuvat admissa rumpere
luce latus. Vgl. auch Eur. fr. 524 N.^
(bei Stob. fi. 64, 10): // yu^ Kvttqis Tii-
ifvy.E reo OY.oiM (piXr}, i6 füis S' dväyxrjv
7t^oaTid'r]ai ouxfQOVtTr.
621. timc in den Zeiten unkulti-
vierter Xatürlichkeit, von denen oben
gesprochen ist: V. 473 ff.
622. Die einfachen Naturmenschen
von damals lagerten sich im Schatten
der Eichen und nährten sich von deren
Früchten. Vgl. Tib. II 3, 69: gl ans
aluit veter es et passim semper ama-
runt. II 1, 37: his vita magistris de-
suevit querna pellere glande fameni.
Eicheln als Nahrung der alten Menschen
erwähnt auch Juven. V 14, 184.
623. Vgl. Lucr. V 959: et Venus
in silvis iungebat corpora amantum:
conciliabat enim vel mutua quamque
cupido vel violenta viri vis atque im-
pensa libido vel pretiuni, glandcs atque
arbita vel p)ira lecta. Prop. III 13, 33:
his tum blanditiis fu rtiva per antra
puellae oscula silvicolis empta dedere
viris.
sub Jove = sub dio. Vgl. Ennius
Epich. 8 (p. 168 Vahlen): istic est is
Juppiter, quem dico, quem Graeci vo-
cant aerem. , ,. ,,
625. titulos^ vgl. zu I 692. Auch
actis ist im Sinne des mit seinen ero-
tischen Abenteuern Renommierenden ge-
sagt, 'Heldeuthaten'.
627. excutere steht hier in dem
Sinne von 'durchmustern' wie bei Quint.
I 4, 4: nee poetas legisse sat est: ex-
cutiendum omne scriptorum gemis etc.
629. Zum Ausdruck vgl. das be-
kannte Wort des Persius (1, 28) at pul-
chrum. est digito monstrari et dicier
liic csf.
630. fabula turpis eris vgl. Hör.
epod. 11, 8: fabula quanta fuH epist.
116
Ars amatoria
Parva queror: fingunt quidam, quae vera negarent,
Et nulli non se conciibuisse ferunt.
Corpora si nequeimt, quae possunt, nomina taugunt,
Famaque non tacto corpore crimen habet.
635 I nunc, Claude fores, custos odiose puellae,
Et centum duris postibus obde seras:
Quid tuti superest, cum nominis extat adulter.
Et credi, quod non contigit esse, cupit?
Nos etiam veros parce profitemur amores,
640 Tectaque sunt solida mystica furta flde.
Parcite praecipue vitia exprobrare puellis,
Utile quae multis dissimulasse fuit:
Nee suus Andromedae color est obiectus ab illo,
I 13, 9. Tib. I 4, 83: i;«rce, iJiter,
qiiaeso, ne turpis fabula fiam. Ov. am.
III 1, 19: saepe aliqnis digito vatem
designat euntem, atque ait hie hie est,
quem ferns iirit Amor.' fabula, nee sen-
tis tota iactaris in urbe. Aehulich ist
Juven. IV 10, 167: ut piieris placeas
et declamatio fias.
635. Die Imperative stehen wieder
ironisch (vgl. zu V. 222): verwahre nur
das Mädchen — ihren Ruf kannst du
ja doch nicht schützen.
aistos der ianifor: zu Y. 244.
Der ianitor wird odiosus genannt
im Sinne der puella oder des Einlass
begehrenden Liebhabers, wie III 601 :
tristis custodia servi (vgl. III 587). Tgl.
Hör. carm. III 16, 2: vigilum canum
tristes excubiae. Auch Prop. II 23, 9
nennt in demselben Sinne den custos
amarus. Daher auch die postes durae.
636. Vgl. ex Pont. II 2, 42: nee
rigidam timidis vocibus obde forem.
641 — 702. Sechzehnte An-
weisung. ^Vichtig ist. dass du deinem
Mädchen ja nicht kürpcrliche Gebrechen
oder Fehler zum Vorwurf machst (—642),
nimm dir Rektor darin zum Beispiel
( — 646). Auch gewöhnst du dich mit
der Zeit an derartiges (—648), und ein
Beispiel aus der Natur (—652) lehrt,
wie die Zeit solche Fehler beseitigt
( — 656). Auch musst du derartiges durch
milde Bezeichnungen beschönigen und
abschwächen (—662). Frage dein Mäd-
chen nicht nach ihrem Alter ( — 664),
zumal wenn sie nicht mehr in der
ersten Jugendblüte steht ( — 666). Ge-
rade dies ist übrigens das beste Alter
(—668), da ertragt Beschwerden aller
Art und schonet weder Kraft noch Mühe
(—674). In diesem Alter sind die Mäd-
chen auch erfahrener in der Liebestech-
nik ( — 676), sorgen viel mehr für ein
appetitliches Aeussere ( — 678), sind raffi-
nierter in der Kunst erotischen Ge-
niessens ( — 680) und gewähren dir die
allein wahre, auf gegenseitigem Em-
pfinden beruhende Wollust ( — 682), wie
sie weder die Knabenliebe bieten kann
( — 684), noch ein Mädchen, das nicht
hei der Sache ist ( — 686) oder sich nur
gezwungen hingiebt ( — 688). Das ist
nichts für mich, ich will die Beweise
mitfühlender Wollust hei dem Mädchen
sehen ( — 692), wie sie eben gerade das
schon gereiftere Alter gewährt (—694),
wie icii den alten Wein vorziehe ( — 696)
und wie die Platane und das Gras erst
Avachsen müssen, ehe sie gefallen ( — 698).
Zwar Hermione und Gorgo sind ihren
Müttern vorzuziehen i — 7(W3), aber wer
auf reife Liebe ausharrend wartet, wird
belohnt (—702).
641 ir. Was Ovid hier nur von der
egoistischen Klugheit des Liebhabers
verlangt, die körperlichen Fehler des
Mädcliens zu ignorieren, wird von Horaz
als Forderung der Humanität überhaupt,
zumal im Verkehr mit unseren Freunden,
hingestellt: Hör. sat. I 3, 41 — 54.
643—646. Zwei mythologische Bei-
spiele : so handelte Persens , der die
dunkle Farbe seiner Andromeda nicht
hässlich fand, so auch Hektor, dem An-
dromache nicht zu lang erschien. —
Ueber Persens und Andromeda vgl. zu
I 53. Auch color ist dort erklärt. Vgl.
den Brief der Sappho (her. 15. 35):
2)lacuit Cepheia Persco Andromede, pa-
triae fusca colore suae.
II 631—657.
117
Mobilis in gemino cui pede piniia fuit;
645 Omnibus Andromaclie visast spatiosior aequo:
Unus. qui modicam diceret, Hector erat.
Quod male fers, adsuesce: feres bene; multa vetustas
Lenit, at incipiens omnia sentit amor.
Dum novus in viridi coalescit cortice ramus,
650 Concutiat tenerum quaelibet aura, cadet;
Mox etiam ventis spatio durata resistet
Firmaque adoptivas arbor habebit opes.
Eximit ipsa dies omnis e corpore mendas,
Quod(iue fuit vitium, desinit esse mora:
655 Ferre novae nares taurorum terga recusant;
Adsiduo domitas tempore fallit odor.
Nominibus mollire licet mala: 'fusca' vocetur,
644. Vgl. Hes. sc. 220: dficfl Sh
nooalv */£ TixeootvTa TveSiXa. Ov. met.
IV 665: pennis itgat ille rcsimiptls parte
ab läraque pedcs, teloque accingitur unco
et liquidum niotia talarihus aera findit.
Mit diesen Flügelschuhen (talaria) wird
Perseus auch meist abgebildet, lieber
die Herkunft dieser niäda vgl. Apollod.
II 39.
645. Die grosse Gestalt der Andro-
maclie, sicher unter dem Einflüsse der
Bühne entstanden, wird auch III 777
erwähnt. Vgl. Dares cap. 12: Andro-
niacham oculis claris candidam long am
formosam modestam sapientem pxidicam
blandam.
Bei Mart. III 76, 4 erscheint sie
als junges schönes Weib, im Gegensatz
zur Hekuba {cum j^ossis Hecuhen, non
potes Andromachen).
Vgl. auch Tzetz. posthom._368 : Av-
Spofiäxri d' cuaavrcoi yooyfi Ö' i]i', fisaot]-
^i^, fidy.ooy.'is, xaQieoaa, TCaQrfiu d' eixs
yeMÖfra.
Ovid selbst ist übrigens sein eigener
gelehriger Schüler, vgl. amor. II 4, 33:
tu, quia tarn longa es veteres heroidas
aeqiias, et potes in toto multa iacere toro.
649. coalescit technischer Ausdruck
ton dem Anwachsen des Pfropfreises
{noviis ramus), vgl. Columella de arbo-
ribus cap. 27 : veluti quandam legem
sanxerunt eos tantum surculos coales-
cere, qui sint cortice ac libro ac fructu
consimiles iis arboribus, quibus inse-
runtiir. Suet. Octav. 92: enatam inter
iuncturas lapidum ante domum suam
palmam in compluvium deorum, Fena-
tium transtulit; utque coalcsceret, ma-
gnopere curavit.
650 f. Die Abwechselung von aura
und ventus ist nicht zufällig, vgl. Bur-
manns Anmerkung.
652. adopticas mit sehr anschau-
lichem und netten Bilde : das Pfropfreis
wird vom Baume gleichsam adoptiert.
So spricht Plinius bist. nat. XVI 1
(prooem.) in diesem Sinne von adoptio
et connubium; vgl. Colum. X 38. Ov.
med. fac. 5: cultus et in pomis sucos
emendat acerbos, fissaque adoptivas
accipit arbor opies. rem. am. 195: vene-
rit insitio: fac, ramum ramus adop-
tet. Martial. XIII 46: vilia maternis
fueramiis praecoqua ramis: nunc in
adopti vis Persica cara sumus.
657 ff. Die.se Verse bilden die Fort-
setzung der in V. 641 f. gegebenen Vor-
schrift: nicht nur ignorieren soll man
etwa vorhandene körperliche Mängel der
2)uella, sondern sogar beschönigen und
mit solchen Namen benennen, dass sie
fast als Vorzüge erscheinen. Vgl. mit
dem ganzen Passus die interessante
Stelle bei Plato in der Republik V
474 d: r] ovz ovrco ttoieIts ttoo^ roi'S ya-
lovg • 6 /uev, oTi aiuös. enixu^ie xXrjd'eis
ETtaivsd'rjaerat vcf' vficöp, rov öe to y^v-
Tiov ßaatXiy.ov wäre e'ivat, Tov 8e Örj dia
fiaaov rovTCüv EUfier^oTaTa exeiv, /usAa-
vus öe avSoiycovs iSelp. Xevuovs Öe ü'ewv
7t alSas Eivai' fiE%r/Xa)()Ovs 8e xal rov-
vo/ua oiei rivos dkXov Ttolrifia sivai rj
soaarov vTioaooi^oftevov re aal sv/^eqms
(fSQOVTos rfjv Mxporrjra, kdv snl di^a 71 ;
xal EVI Xuyco Tidaas rc^ofdasis rfQowa-
ai^ea&e re xul rtdaas fcovas d(ftEre, coare
firjSsva dn:oßd}.Xeiv tcüv dv&ovvTMi^ ev
d>Qa. Solche VTTOicoQiafiara liest man
dann auch bei Lucret. IV 1160—1170:
118
Ars aiuatoria
NigTior Illyrica ciü i)ice sanguis erit;
Si paetast, "Veneri similis', si rava, 'Minervae';
660 yit 'üTacilis'. macie quae male viva siiast ;
Die 'habilem', qiiaecumciue brevis, quae turgida. ""plenam'.
nigra melichrus est, immunda et fetida
acosmos. caesia Falladiuni, nervosa et
liynea dorcas, jMrvula, 2)ni)iUio, charifon
mia, tota merum sal, magna atque in-
manis cataplexis ple)iaquc honoris, halba
loqui non quit, traulizi, mnta pudens
est; at flagrans, odiosa, loqaacula, Lam-
2)ad'mm fit. ischnon eromenion tum fit,
cum vivere non quit prae macie (Ov.
660): rhadine vcrost iam mortua tussi.
at tumida et tnammosa Ceres est ipsa
ab Jaccho, simula Silena ac saturast,
labeosa philema. cetera de genere hoc
longumst si dicere coner. Hör. sat. I
3, 38 — 53: illuc praevcrtaynur , ama-
torem quod amicae turpia decipiunt cae-
cum vitia, aut etiaiii ipsa haec delectant,
veluti Balbinum polypus Hagnae. vellem
in amicitia sie erraremus et isti errori
nomen virtus posuisset honestum. at
j)ater ut gnati, sie nos debenms, aniici
si quod sit vitium, non fastidire: stra-
bonem appellat 'jxwtuni pater et 'puUum',
male parvus si cid filius est, ut aborti-
vus fuit olim Sisyphus: hunc 'varmn
distortis cruribiis; illum baJbutit 'scau-
rum\ p)ravis fultum male talis. j^'^'t'cius
hicvivit: 'frugi dicatur. ineptus et iac-
tantior hie pxndo est: ' concinmis' ami-
cis postulat ut videatur. at est trucu-
lentior atque plus aequo über: 'simplex
fortis'que habeatur ; caldior est: ^acres
inter numeretur.
657. /wsca vgl. den Brief der Sappho
(her. 15), 35: placuit Cepheia Perseo
Androniede, patriae fusca colore suae.
658. Sprichwörtlich, wie bei uns,
vgl. schon Hom. IL IV 277 : jue/.arTsoov
TJvTe Tiiaaa.
Ov. her. 17 (18), 7 : caelum pice
nigrius. met. XII 402: pice nigrior atra.
Mart. I 115, 5.
059. paetus ist an sich schon eine
mildere Bezeichnung für strabo 'schie-
lend'. Vgl. Cic. de nat. deor. I 29, 80:
si non tarn strahunes. at piaetulos esse
arbitramur (sc. deos)? Hör. 1. 1.: stra-
bonem appellat 'pactum' pater, wozu der
Comment. Cruquian. sagt: strabo dici-
tur, qui est distortis oculis; paetus
autetn, qui est oculis leviter declinatis,
cuique huc atque illuc tremuli ccleriter
volvuntur. Vgl. auch Plin. nat. hist.
XI 37, 55: tini animalium homini de-
pravantur oculi, unde strabonum et
pjaetoru m cognomina.
Veneri similis der Liebhaber soll
also durch die jjaeta imella an das vyQÖv
im Blicke der Aphrodite erinnert werden.
Dieses schwer definierbare vyQÖv wird
häufig erwähnt; vgl. Boeckh zu Pind.
Pyth. 1, 8: r/o« ofiuara sunt natantia
et languentia libidine et desiderio, unde
vyQOfü'fü.uos, vyoov ooäv, vyoöv ß/.i/nua,
vyoi,£ TTÖdoi et similia. Nach der hier
angegebenen Vorschrift handelt Habin-
nas bei Petron. cap. 68: nam quod stra-
bonus est, non curo: sicutVe7ius spectat.
Als pacta erscheint Venus auch sonst,
vgl. Priap. 36, 4. Varro bei Priscian.
VI 17 (Gramm. Lat. ed. Keil II 1, p. 209) :
non haec res de Venere pacta strabam
facit?
7-acus wird von Xonius p. 164 durch
fulvus erklärt. Hier ist es von einem
unangenehm stechenden Blick gebraucht.
Bei Horaz ist es Beiwort des Löwen
(epod. 16, 33) und des Wolfes (carm.
III 27, 3). Vgl. Plin. hist. nat. XI 37,
55 (148). Ausführlich handelt über das
Wort Haupt, opusc. III 346 ff. Zur
Sache vgl. Priap. 36, 4: Minerva ravo
luniine est. Venus ])aeto.
Die Zusammenstellung der Augen
der Aphrodite und der Pallas ist schon
aus dem anakreonteischen Gedicht be-
kannt, 15 (28j, 18: TÖ de ßlifi/ia vvv
dXr^&aJi uTio rov TtvQOi Ttoir^aov, äfia
y/.avy.oy, coi 'A&i^i'ri. ciita 5' vy^ov, <o£
Kvd'r^or^i.
660. Erinnert an Lucrez IV 1158:
ischnon eromenion tum fit, cum vivere
non quit ^jro macie.
661. Ovid befolgt selbst seine An-
weisungen, vgl. amor. II 4, 35: haec
habilis brevitate suast: corrumpor utra-
quc; conveniiint voto longa brevisque meo.
plenam meint zunächst eine reich-
liche Fülle und Rundlichkeit und kommt
damit so ziemlich auf das hinaus, w'as
bei Terenz Eunuch. II 3, 24 (315) eine
virgo habitior p>aulo ist, was Donat er-
klärt: i>/t'na et pinguis. In diesem Sinne
spricht Pliuius von pleyiitudo, nat. hist.
XI 37, 216: homo crescit in longitu-
dinem usque ad ter septenos annos, tum
II 658—677.
119
Et lateat ^-itillnl proximitate boni.
Nee quotus annus eat, nee quo sit iiata require
Consiüe. quae rigidus miinera ceiisor habet.
665 Praecipiie si flore earet. meliiisque peractum
Tempus, et albentes iam leg'it illa eomas.
Utilis, 0 iuvenes, aut haec aut serior aetas:
Iste feret segetes, iste serendus ager.
Dum vires anuique sinunt, tolerate labores;
670 Iam veniet taeito eurva seneeta pede.
Aut mare remigiis, aut vomere findite terras,
Aut fera belligeras addite in arma manus,
Aut latus et vires operamque adferte puellis:
Hoe quoque militiast. hoe quoque quaerit opes.
675 Adde, quod est illis operum prudentia maior
Solus et, artifices qui faeit, usus adest;
Illae munditiis annorum damna rependunt
deinde in plenitudinem. Wenn mau
will, kann man aber auch hier einen
Scherz erblicken, ä& jjIohi aiich die Frau
in gesegneten Umständen bedeutet, vgl.
z. B. Ov. raet. X 469: (Myrrha) jj^en«
2}atris thalamis exceäit et iDipia diro
semina fert utero und sonst.
663. Eine recht modern klingende
Warnung, vgl. die Einleitiing p. XX.
Dass die Körner ihre Jahreszeitrechnung
durch die jeweilig fungierenden Con-
suln bestimmten, ist bekannt. Vgl. Hör.
carm. III 21, 1 : o natu mecum consnle
Manlio. epod. 13, 6: tu vina Torquato
move consule pressa mco.
664. In den Personallisten der Cen-
soren war auch das Geburtsdatum der
Inskribierten angegeben; vgl. Plin. bist,
nat. VII 49 (50). Ulpian. dig. de cens.
L 15.
667. serior vgl. unten V. 701 und
zu I 65.
669 f. Vgl. Tib. I 1, 69: interea,
dum fata sinunt, iungamus amores.
iam veniet tenehris mors adopcrta capnt;
iam subrepet iners aetas nee amare de-
cebit. Prep. II 15, 23: dum nos fata
sinunt, oculos satiemus amore : nox tibi
longa venit, nee rcditura dies.
670. Der Vers ist nachgeahmt von
Lygdamus 5, 16: nee venit tardo curva
seneeta pede. Vgl. Zingerle, Ovid etc.
I 47.
672. Zum Ausdruck vgl. Ov. am.
III 8, 48: quo tibi, discordes addere in
arma manus. I 7, 1 : adde mamts in
vincla meas.
673. latus et vires Hendiadyoin vgl.
oben zu V. 413.
674. Vgl. oben zu V. 233.
675. opermn lirudentia sagt der
Dichter mit Absicht für das üblichere
rem Dl prudentia (Verg. ge. I 416: in-
geniwn aut rernm fato prudentia maior
und häufig), denn opus steht oft von
den res Veneris (Ov. rem. am. 431), so
schon bei Plautus, vgl. asin. V 2, 23
(873) : 02)ere illic foris faciundo lassus
noctu ad me adcenit. Ov. am. III 14, 27 :
indue cum tunicis nietuentem crimina
vultum et pudor obscenum diffiteatur
opus. Mart. VII 18, 5 : accessi quotiens
ad opus mixtisque movetur iitguinibus
cunnus etc. XI 60, 7: at Chione non
sentit opus. 81, 3 u. s. Zur Sache vgl.
auch Luc. amor. 25: ywrj . . . y.uv Tcao-
äXd'n xa rTjs 'Co^a^ , ofccoQ „^ sfiTCstoia
£;(si 11 Xs^ai TCüv vecov ao(fcör£Qov^'.
676. Dass Erfahrung die beste Lehr-
meisterin sei, ist eine alte Sentenz. Vgl.
Eur. Audrom. 683: /) 8' d/xdia Träi^xcuv
ßooToiai yiyverai ÖtSday.a/.Os.
Cic. de orat. I 4, 15: ... ut ad eam
doctrinam, quam suo quisque studio
assecutus esset, adiungeretur usus fre-
quens^ qui omnium magistrorum prae-
cepta superaret. Caesar BC. II 8, 3:
es^ rerum omnium magister usus. Vgi.
auch die Einleitung p. XVI.
677. munditiis darüber vgl. die
Einleitung p. XII. Zur Sache auch
TertuUian de cult. fem. II 9 (ed. Oehler
1726): contra si forma deficit, admini-
culum nitoris quasi de suo gratiam sup-
plet. aetates denique requietas iam et
120
Ars amatoria
Et faciunt cura, ne videantur anus,
Utque velis, Venerem iungunt ])er mille figuras:
680 Invenit pliires nulla tabella modos;
Ulis sentitur non inritata voluptas:
Quod luvet, ex aequo femlna virque ferant.
Odi concubltus, qui non utrumque resolvunt
(Hoc est, cur puerl tangar amore minus);
in portiim modestiae suhductas splendor
et dignitas cultus avocant et severifatem
appetitionihus inquietant , compensan-
tibus scilicet habittis irriiamenfa pro
frigore aetatis.
annorum damna vgl. Enfinns AP.
V 61, 1 : dl)' ixt TtoXXd Xeixiava t^s
TtooT£pT]g aoj^ETai fiXiy.ir^s.
679 f. Vgl. Ov. trist. 11 523: sie,
qiiae concubitus varios venerisque figuras
exprimaf, est aliqüo parva tabella loco.
680. tabella bezeichnet hier eine
bildliche Darstellung- von erotischen
Stellungen ; auch das Altertum hatte
seinen Aretino. Solche obscüne Minia-
turbilder werden z. B. von Parrhasius
erwähnt, nach einer oft citierten Stelle
des Plinius, bist. nat. XXXV 10, 72:
pinxit et minoribns tabellis libidines eo
genere petulantis iocis se reficiens ; dazu
vgl. Prop. ni 9, 12: Parrhasius parva
vindicat arte locum. Etwas anderer
Art ist die tabula picta bei Ter. Eun.
III 5, 36 {uhi inerat pictura haec, lovem
quo pacto Danaes misisse aiunt quon-
dam in gremium imbrem aureum). Aber
in dem Ovidischen Sinne verstehe ich
Prop. II 6,27: quae nianus obscenas
depinxit prima tabellas etc. Vgl.
auch Sueton. Tib. 43: cubicula pluri-
fariani disposita tabellis ac sigillis lasci-
vissimamm picturarum et fiyurarum
adornavit librisque Elephantidis in-
sfruxit: ne cui in opera edcnda exem-
plar wiperatae schemae deesset. 44:
Parrhasii quoque fabulam, in qua Me-
leagro Atalanta ore morigeratur, . . . in
cubiculo dedicavit.
modos wird noch näher erklärt durch
m 787: mille modi Veneris: simplex
minimique labm'is, cum iacct in dextrum
semisupina latus. Vgl. auch am. III
7, 64: quos ego non finxi disposuique
modos ! III 14, 24 : inque modos Venerem
mille figuret amor.
681. Zii sentitur vgl. unten III 793:
sentiat ex imis Venerem resoluta me-
dullis femina. III 797: tu quoque, cui
Veneris sensum natura negavit. Mart.
XI 60, 7.
682. ex aequo vgl. hierzu die Ein-
leitung p. XI. Dieselbe Anschaming
iinten III 798: sentiat ex itnis Venerem
resoluta medullis femina, et ex aequo
res iuvct illa duos.
Zur Sache vgl. auch Arist. Lysistr.
165 : ov ydo ovÖeTVot" svcfQavd'riaeTai
dvrjo, edv firj rrj yvvaiyX avfj.(ffor^.
683. odi. Ueber diese Wendung
vgl. Kothstein zu Prop. I 1, 5.
qxme non utrumque resolvunt vgl.
Achill. Tat. II 37 und Chariton 118,4:
. . . Xaioias y.((l KaXli^ör], Tia^aTiXrjoiav
eoyov ooufjv ttoos Tr;v aTtoXavaiv dXXr]-
}.u)v, iaooQ07io£ Se ETiid'v/.ua ttjv avvov-
aiav ETToirjaev ovy. a^yrjv.
684. Man vgl. die Einleitung p. XTT
und erinnere sich, dass die Diskussion
der Frage, ob die Liebe zu einem Mäd-
chen oder zu einem Knaben den Vor-
zug verdiene, ein sehr beliebtes Thema
erotischer Rhetorik war. Der Stand-
punkt, den Ovid hier vertritt, findet
eine eingehende Begründung bei Lucian.
amor. 25 ff. Darin auch cap. 27 unserer
Stelle entsprechend: ri S' ov/\ növ rßo-
vcüv y.etl ras dtniTta&eTi fiETaStcoy.reov,
ETtElSdv ig laOV TOli SlfCTld'ElaiV Ol Tld-
aj(0VTES EV(fQaivojvTai ; . . . al /nev ovv
yvvaiy.Eloi avvoSoi Tr,s aTioX.avaeüys avri-
Soaiv ofioiav s%ovaiv u}.XrJ.ovs yd.Q i^
iaov dia&evres r^Sieog aTirjÄXdyTjaav, ei
ye /ufj Sixaarf] TEiQEoiq TiQOOEy.TEov, dzt
rj 0'r,XEia Tf^yt» oXr^ ftoioq TtXsovsy.rel
rfjv uooEva. y.uXov (f olficti, fifj (pü.avTcos
UTtoXavaai & eXrja avT as , öncos iSiq it-
y^or^axov dnoiaovxai, ay.orcEiv öXr]v Ttn^ä
rov Xaf^ißävovTas fjSovriv, dXX e-aeIvo /he-
QioafiEvovs ov Tvyydvovaiv dvTiTcaQaayelv
ofioia. tovTO b' ovy, dv inl rcaiSiov e'iTcoi,
TIS, ovy, ovro) fiifiijfEV, dX.X' 6 fiEV dta-
&eig, rj vofiit,£i ttote ravra, xrjp ^dovijv
E^ai^Exov Xaßciiv aTTEoyExai, x(ö d' vßQia-
(levot yax' uoydi fisv oSvvai xnl Säxova^
fiix^ov Ö' vTiö yoövov xrjs dXyrjSövOS ;t«^«-
adarjs tiXeov, loi (paaiv^ ovSev dv oX^-V'
OEias, rßoi-'fj d' ovo" fjxiaovv. el Se Sei
n 678—696.
121
685 Odi, quae praebet, qiüa Sit praebere necesse,
Siccaque de laiia cogitat ipsa siia;
Quae datur officio, non est mihi o^i-ata voluptas:
Officium faciat nulla puella mihi!
Me voces audire iuvat sua gaudia fassas;
690 Atque, morer. me, me sustineamque. reget!
Adspiciam dominae victos amentis ocellos:
Langueat et tangi se vetet illa diu.
Haec bona non primae tribuit natura iuventae,
Quae cito post Septem histra venire solent:
695 Qui properant, nova musta bibant; mihi fuudat avitum
Consulibus priscis condita testa merum!
T« yal TTE^itoyoTEQOV siTtslf — 8sl de ev
'A^poSiTr;? TSjuivei — yvraiy.l ftiv, a>
KaJ.hy.QmiSa, y.al TraiSiy.oJTSpov /ocöfis-
i'Of s^eariv tv^oar&rfat §i7c).uaias dno-
lavaecüa 6§ovs dvot^avTa, zo Ös u^qev
ovSevl TOOTTM ya^ittTai ■d'r^/.eiav ciTTÖ-
kavaiv. Erinnert sei auch au Achill.
Tat. II 35: 7i(öi SoiitvTs^oi' (sc. t6 twv
TiaiScov y.äXXoi), tiye Tinoay.vuav uövoi'
oi'/£T«« y.al oi'y. aTto/.aioai SiScoai tcö cfi-
?.ovvrt^ d?./.' soiy.s t(Ö tov Tairdkov tico-
uarii TCoXXäxtä ya^ ev qj TTivercu rce^evye,
y.al aTirjh&ev 6 e^aaTi]s ovx evocov rcielf '
ro ^ tri Tuvofievov d^rrd^erat tcoIv dv
6 Ttivcov y.o^eod'i;, y.al ovy. sariv dno
TiaiSos uTieX&eiv soaOT>]v dlvTtov 'iyßTna
Trjv rßovTji' ' y.aTa'/.eiTrei yu^ eri Sixl'iövra.
6S5. Vgl. die Einleitiing- p. XH.
686. Der Ausdruck erinnert zwar an
das bekannte Horatianum (^ep. I 18, 15) :
alter rixafur de lana saepe caprina,
doch kommt es dort mehr daraiif an,
dass mit allerlei Spitzfindigkeiten [nugis
arniatus) eine zweifellos falsche Be-
hauptung verfochten wird. Bei Ovid
hat die Wendung nichts sprichwörtliches
mehr, sondern es w-erden nur diejenigen
Mädchen getadelt, die ihren Leib ohne
entgegenkommende Zärtlichkeit preis-
geben und dabei nm- an ihre Triviali-
täten denken. So ist bei Mart. XI 60
die Chione: at Chione non sentit opus
nee vocibus ullis adiuvat; absentem mar-
moreamve putes. Das Gegenteil z. B.
Ov. met. IX 483: gaudia quanta tuli!
quam me manifesta libido contigit! xd
iacui totis resoluia meduUis! ut memi-
nisse iuvat!
sicca kalt, gefühllos, wie Prop. 11
12, 17: quid tibi i}(cundumst siccis ha-
bitare medullis? Mart. XI 81, 2: et iacet
in medio sicca puella toro.
Das Gegenteil bei Mart. XI 16, 7:
tu quoque nequitias nosfri lususque
libelli uda puella legas, sis Patavina
licet.
689, Vergleiche, um aus den vielen
Parallelen eine herauszugreifen, den
Brief der Sappho iheroid. 15) V. 129:
oscula cognosco, quae tu commiftere
Unguae aptaque consueras accipere. apta
dare ; blandior interdum verisque simil-
lima verba eloquor, et vigilant sensibus
ora meis: ulteriora pudet narrare sed
omnia fiunt. et iuvat, et sine te non
licet esse mihi.
_ voces wie bei Theokrit (2, 110) Si-
maitha von ihrer Liebe erzählt : yal -la/v
yoids ercl yocotl nertaiveno, y.al rd Ttqö-
aioTia ü'eQuoTEQ' r^s ?; TTQoa&e y.al kxi.' i-
d'voiabouss ad v. 27, 66 : wa ot fiev
yjjjeoolaiv iaivouevoi usXeeaaiv dXXrjXois
y.'id'ipi^Of, ai'voTO de (fcöoioi eiyrj.
694, lustra vgl. Hör. carm. II 4, 22:
fuge sus2}icari. cuius octavum frepidavii
aetas clandere lustrum. Vgl. unten III 15.
696. Man schrieb bekanntlich die
Namen der Consuln, in deren Jahr der
"Wein gewonnen war, zur Bezeichnung
des Jahrgangs auf die Krüge. Vgl.
Galen. XIV p. 25 : rcöv oifMv lüv 0a-
Xeoivcof ty.doTOv rf^v riXiy.iav dpayiyvcoa-
y.coi' erctyeyoauuevr^v loii y.eoafiioii. Hor.
carm. III 21, 1: o nata mecnm consule
Manlio . . . pia testa. epod. 13, 6: tu
vina Torquato move consule pressa meo.
Tib. n 1, 27 : nunc mihi fumosos veteris
profcrte Falernos consulis et Chio sol-
vite viticla cado.
Das sind die litteratae fictiles epi-
stulae pice signatae, wie Plautus hübsch
sagt (Poen. iV 2, 14 = 835). Mehr über
diese amphorae litteratae s. bei Mar-
quardt, Privataltertümer, 2. Autl. von
Mau I p. 462 f., wo aiich Nachweise
über derartige Fiinde angegeben sind.
122
Ars amatoria
Nec plataniis, iiisi sera, potest obsistere Phoebo,
Et laedunt nudos prata novella pedes.
Scilicet Heriiiionen Helenae praeponere posses,
700 Et melior Gorge quam sua niater erat?
At Venereni quicuiiKiue voles adtingere seram,
Si modo duraris, praemia digna feres.
Conscius, ecce, duos accepit lectus amantes:
Ad thalami clausas, Musa, resiste fores!
705 Sponte sua sine te celeberrima verba loquentur,
avitum vgl. auch Ov. fast. V 517:
quaeque puer quondam j^rimis diffuäerat
annis, prontit fnmoso condita vina cado.
Mart. XI 2(). 8 : hasla da nobis vetulo ,
puer, nda Fiderno.
697. Ueber Phoehus = Sol vgl.
Preller-Jordaii RM => I 307. II 372. Hier
metonymisch für Soniieiiglut, vgl. zu
I 401. Hör. carm. III 21, 24: dum
rediens fugat astra Phocbus; auch im
Carmen saeculare M^erden beide identi-
ficiert. Ov. rem. am. 256: nec subito
Phoebi jicillidus orbis er it. met. II 110.
698.^ Aehnlich ist Theokr. 4, 50:
■d'äaat fi oj KoQvSojv 7t or reo ^w9 ' u
yaQ a.y.uvd'a drjuoT fi cob' irräTa^' vrco
10 acpvQÖv y.xX.
699. Scilicet steht wie meist mit
leiser Ironie : solltest du indessen wirk-
lich die Hermione und Gorge ihren
Müttern vorziehen können — nun gut
denn: aber (701) vorzuziehen ist die
Venus sera, die dir vollen Lohn ge-
währt, falls du nur ausharrst.
Ueber Hermione, die Tochter der
Helena, vgl. oben zu I 745.
700. Ein schwieriger Vers. Gorge
ist bei Ov. her. 9, 165 Schwester der
Deianira, demnach die Tochter des
Oineus und der Althaia. Vgl. Apoll.
I 64 : OlvBvs Ös ßaacXtvcav KaXvSdivos
. . . yri/itas Si 'AX&uiav rfjv &eariov yewä
. . . y.al i)'vyart^a Pö^yrjv. r^v 'AvS^ai-
ficov i-yT]fie, y.ul Jr^iuveioav. Ihr Und
des Andraemon Grab erwähnt Paus. X
38, 5. So oft Althaea und Gorge auch
erwähnt werden , näheren Aufschluss
über unseren Ovidvers gewährt keine
Stelle. Vgl. Aristoteles im ntTikos (ap-
pend. anth. 9, 42 = Jacobs II 752,
Cougny III 104) : vlov vTtsoü'vfiov 'Av-
S^ai/novos t/Si d'vyai^o? FÖQyr^s t^» OIvecos
^Se xövis y.are/Ei. Nonn. XXXV 84.
Lycophr. Alex. 1013. Diod. Sic. IV 34.
Schol. IL IX 584. Vgl. dazu Rohde
Gr. R. 81, 1.
701. seram vgl. zu V. 667.
703 — 732. Siebzehnte An-
weis u n g. Erotische Einzel Vorschriften
erteilt Ovids Muse seinem mit der Ge-
liebten auf dem gemeinschaftlichen
Lager vereinten ZögHng ( — 704). Lie-
besgeflüster und erotisches Spiel der
Hand ( — 708), wie es Hektor mit An-
dromache that ( — 710) imd Achüles mit
der Briseis { — 716). Aber nicht zu
grosse Eile bei dem Werke der Liebe
sondern langsames Auskosten aller ero-
tischen Einzelgenüsse ( — 724). Gleich-
zeitig ist das Ziel zu erreichen, dann
erst ist die Wollust vollkommen ( — ^732).
Vgl. den Anhang.
703. conscius mit neckischer Per-
sonifikation des Lagers, wie auch sonst,
vgl. Philodemos AP. V 3, 5: ov S' ä
(pi).EQa.aTQLa y.oixr^, rjö/] Tt]S Uafitjs 'la&i
T« lEiTiofiEva. Prep. II 15, 1: 0 Wie
felicem, o nox milii Candida, et o tu,
lectule, deliciis facte beute meis. Mart.
X 38, 6: 0 qnae proelia, quas utrimque
2)ugnas fclix lectulus et lucerna ridit.
Aehnlich ist die Personifikation der
Lampe im fünften Buch der Anthologie
(z. B. 3. 4. 127) und bei Musaeus etc.
Vgl. auch Mart. XIV 39 : [lucerna cubi-
cularis] dulcis conscia lectuli lucerna
und zu I 245.
704. Ovids Muse macht an der
Thür des Schlaf gern achs Halt, um dem
Jüngling durch ihre Einflüsterungen
Unterweisungen in der erotischen Tech-
nik zu geben: so gestaltet sich das
Folgende scherzhaft zu einer Art Epi-
thaiamium.
clausas fores neckisch und mit
Laune, man denkt unwdllkürlich an den
Hochzeitsscherz bei Theokrit 15, 77:
^ivbov Tiäaat 6 rdv vvor ein utio-
705. Vgl. oben I 610: sponte di-
sertus eris. Zur Sache vgl. Ov. am.
II 19, 17. III 7, 11: et tnihi blanditias
Li 697—722.
123
Nee manus in lecto laeva iacebit iners;
Invenient digiti, quod agant in partibus illis,
In quibns occulte spicula tingit Amor.
Fecit in Andromaclie prius hoc fortissimus Hector,
710 Nee solnm bellis utilis ille fuit ;
Feeit et in capta Lyrneside magnus Achilles.
Cum premeret möllern lassns ab hoste torum:
Ulis te mauibus tangi, Brisei. sinebas,
Inbutae Phiygia qiiae nece semper erant;
715 An fuit hoc ipsum. quod te. lasciva, iuvaret,
Ad tua vietrices membra venire manus?
Crede mihi, non est Veneris properauda voluptas,
Sed sensim tarda prolicienda mora.
Cum loea reppereris, quae tangi femina gaudet,
720 Non obstet, tangas quo minus illa. pudor;
Adspieies oculos tremulo fulgore micantes,
Ut sol a liquida saepe refulget aqua;
dixit, dominumque vocavif, et quae
praeterea publica verha (vgl. ars 1 144)
iuvant. III 14, 25: Ulk nee voces nee
verha iuvantia cessent, spondaque las-
civa mobilitate tremat. Juven. 11 6,
196: quod enim non excitat inquen vox
blanda et nequain? Prop. 11 15, 3:
qtiam multa apposita nai-ramus verba
hicerna . . . 7: illa meos soiuio kq^sos
patefecit oeellos ore suo et dixit 'sicine
lente iaces' ? Mart. XI 29, 3: nam cum
nie murem^um nie tua lumina dicis.
706. Die manus laeva (vgl. auch
Y. 614) -n'ird bei solcher Thädgkeit mit
Vorliebe verwendet. Vgl. Lucil. VIII
270 Lachm. (VIIMülL): tum latu' com-
ponit lateri et cum pectore pectus . . .
laeva manu lacrimas mutoni abstergit
aniica (so ist zu lesen nach Marx,
studia Luciliana Bonn 1882 p. 2 f.).
Petron. 86. Ov. am. III 7. 74. Mart.
XI 58, 11.
Sie heisst daher auch manus futu-
trix (3Iart. XI 22, 4) und erscheint auch
noch in anderer, noch bedenklicherer
Thätigkeit; vgl. Mart. II 43, 14: at
mihi succurrit pro Ganymede manus.
IX 41, 1: Fontice, quod nunquam fu-
ttiis, sed x>Mice laeva uteris et Teneri
servit amica manus etc. XI 73, 3: cu))i
frustra iacui longa prurigine tentus,
succurrit pro te saepe sinistra mihi. Zu
allen diesen Stellen vgl. noch carm.
Priap. 33, 5: turpe quidem factu, sed
ne tentigine rumpar. falce mihi posita
fiet amica manus. Eubul. fr. 120, 5 (Fr.
Com. Gr. II p. 207 Kock). Aristoph.
equ. 24.
708. Ueber die sjncula vgl. oben
V. 520. Ov. am. I 1. 22 : Prop. II 13, 2 :
sjncula quot nostro pectore fixit Amor.
709 ff. Ueber die Antithesen vgl.
zu I 13 und die Einleitung p. XXI.
709. Umgekehrt Ov. am. I 9, 35:
Hector ab Andromaches complexibus
ibat ad arma, et galeam capiti quae
daret, uxor erat.
710. bellis mit neckischem Wort-
spiel, da auch die hier gemeinte Thätig-
keit oft als ein bellum bezeichnet wird,
vgl. z. B. CatuU. 66, 13: dulcia noc-
turnae portans vestigia rixae. quam
de virgineis gesserat exuviis. Prop. 11
15, 4: quantaque sublato lumine rixa
fuit; nam modo nudatis mecumst luc-
tata papillis. Hör. carm. I 6, 17: p)-oe-
lia virginum sectis in iuvenes unguibus
acrium. Tib. I 3, 64.
711. capta Lyrneside d. i. Briseis :
vgl. zu n 403. Zur Sache vgl. Ov. am.
l"9, 33: ardet in abducta Briseide ma-
gnus Achilles. H 8, 11. her. 3, 137.
714. Phrygia zu I 54.
717 f. Diese Anweisung sehen w
z. B. Properz bestätigt, 11 15, 6: in-
terdum tunica duxit operia moram.
7 19 f. Vgl. amor. I 5, 19: quos
umeros. quales vidi fefigique lacertos,
form<t pnpillarum quam fuit apta premi.
721. Vgl. oben V. 691 f. und Achill.
Tat. II 37.
124
Ars amatoria
Accedent questus, accedet amabile murmur
Et dulces gemitus aptaqiie verba ioco.
725 Sed neqiie tu domiiiam velis maioribus usus
Desine, nee cursus anteeat illa tuos:
Ad metam properate simul! tum plena voluptas,
Cum pariter victi femina virque iacent.
Hie tibi versandus tenor est, cum libera dantur
730 Otia, furtivum nee timor urget opus;
Cum mora non tutast, totis ineumbere remis
Utile et admisso subdere ealcar equo.
Finis adest operi: palmam date, grata iuventus,
Sertaque odoratae myrtea ferte comae!
735 Quantus apud Danaos Podalirius arte medendi,
723 f. oaQioTvi vgl. V. 705 und
III 795.
727. ad mefam j)rnperate siimd zu
dem Bilde vgl. das Epigramm des Dios-
korides AP. V 54 : JconiSa rrjv ood'6-
TTvyov vTis^ keyjiov Siatsivai uf&eaiv
ev '/Xoe^oTi d&dvaios yeyova. rj ydo vrre^-
(pvieaai (leaov Siußäaä /tie Tcoaaiv 7]i/v-
a ev dx^ivscüs rov Kv7t^i8os 8 öXcxov .
ofifiaai void'Qn. ßXeTCovaa.
plena voluptas vgl. Petron. 86 : coi-
tum plenum et optahilem.
728. Vgl. das eben citierte Epi-
fiframm AP. V 54, 7 : fiexgn d7iE07Teia&)]
Xevicdv fievoi df.tcpo'itQoiaiv^ >cal ^cooli
Tta^szois ei,e-/,v&r] fieltoi. Ov. am. I 5,
25: lassi requievimus amho.
731. cum mora non tutast Wann
dies der Fall ist, lehrt anschaulich Hör.
sat. I 2, 127 : nee vereor, nc, dum futuo,
vir rure recurrat, ianua frangatxir,
latret canis, undique magno pulsa do-
mus strepitu resonet, vepallida lecto de-
siliat mulier, miseram se conscia clamet,
cruribus haec nietuat, doti deprensa,
egomet mi. discincta tunica fugiendumst
ac pede nudo, ne nummi ])creant aut
puga aut denique fama.
Aehnliche Situationen begegnen uns
öfter, vgl. nur Prep. II 23, 19: timeo:
propera iam surgere, quaeso: infelix.
hodie vir mihi rure venit. Hör. sat. II
7, 56 ff.
Der Hexameterausgang ineumbere
rem,is steht auch hei Vergil. Aen. V 15;
vgl. X 294.
732. Ueber admisso vgl. zu I 40.
Zu der in diesem Verse enthaltenen
Vorstellung {equo) vgl. unten III 777
und dazu die Anmerkung. Das Bild ist
sehr häufig (vgl. auch inque vices equi-
tant hei Juven. II 6, 311 u. s.) und be-
gegnet auch oft in anderen Litteraturen ;
vgl. z. B. Ariost, der rasende Roland
(übersetzt von J. D. Gries) VIII 49:
Und er umarmt und drückt sie nach
Gefallen, Die Schöne schläft und wehren
kann sie's nicht. Ihn sieht kein Aug'
in diesen öden Hallen; Bald küsst er
ihr die Brust, bald das Gesicht. Allein
im Rennen ivill sein Streitross
fallen, Des matter Leib dem Wunsche
nicht entspricht. Jüini tvill das Alter
kein Geschick mehr gönnen: Je mehr
er's treibt, je minder wii^ es können.
So X 114. XXVIII 43, 7 : (*/s garst'ge
Zwergelein), das eben ritt auf eines
andern Stute, Sie spornV und trieb, sa
dass sie nimmer ruhte.
733—746. S c h 1 u s s w o r t. Ich bin
zu Ende: Zollt mir dankbare Anerken-
nung, ich verdiene sie wie bei den
Griechen Podalirius, Achilles, Nestor,
Calchas, Aias, Automedon (—738). Mein
Lob verkündet, ihr Männer, ich gab eiich
Waffen, Avie Hephaistos dem Achilles
( - 742). Besiegt damit eure Amazonen
aber vergesst eures Waffenmeisters nicht
( — 744). — Doch auch die Mädchen
wollen von mir belehrt sein : nun gut,
im nächsten Buch (—746).
733. p)ahuam vgl. oben V. 3.
734. myrtea der Sänger der Liebe
tJägt den Schmuck der Liebesgottin r
zu III 53. Vgl. Hör. carm. I 4, 9: nunc
decet aut viridi nitidum caput impedire
myrtn.
735—738. Ovid kehrt zu dem An-
fange des Gedichtes zurück : vgl. I 5—8.
n 723—746.
125
Aeacides dextra, pectore Nestor erat,
Quantus erat Calclias extis, Telamonius armis,
Automedon ciirru, tantus amator ego.
Me vatem celebrate, viri, mihi dicite laudes,
740 Cautetur toto nomen in orbe meum!
Arma dedi vobis; dederat Vulcanus Achilli:
Vincite miiueribus, vicit ut ille, datis!
Sed quicumque meo superarit Amazona ferro,
Inscribat spoliis *Naso mag-ister erat".
745 Ecce, rogant tenerae, sibi dem praecepta, puellae,
Vos eritis chartae proxima cura meae!
Danai für Graeci, zumal wenn es
sich um die Griecheu der trojanischen
Zeit handelt, ist bei Dichtern häufig.
Vgl. Apoll. II 13: avTos Si (Danaus)
xoaTr^oag rijs x'^OQas (ArgOS) df' iavrov
Tovs evoiy.ovvras ^avaoi's lovotiaOE. In
der ars noch III 1.
Ueber Podalirius vgl. Hom. II. II
732: 'Äay.XriJTiov ovo TTalSs, lr;Tfj^' äya&cjj
noSaXetQioi t]§e Maxdcor. Vgl. oben ZU
V. 491 und rem. am. 313.
736. Aeacides zu I 17.
Nestor Hom. II. I 247. Er galt den
Späteren als Muster der Besonnenheit,
Klugheit und Weisheit. Vgl. die Nearo-
(>os Evßovlia Thera. V p. 67.
737. Calchas als Tj'pus eines treff-
lichen Sehers und Wahrsagers.
Telamonius Aias ö /usi^ojv oder
6 jusyas, der Sohn des Telamon: Hom.
n. II 527.
738. Ueber Antotnedon vgl. zu I 5.
741. Ueber die von Hephaistos ge-
schmiedeten Waffen des Achilles vgl.
Hom. H. XVIII 468—617.
743. Amazona zu III 1.
744. Der Vers kehrt wieder III 812.
DRITTES BUCH.
Inhalt.
Einleitung. 1—100.
Haupt teil. Siebzehn Amveisimyen für Mädchen, die Zuneigung der Jünglinge
zu getvinnen und zu behalten. 101 — 808.
1. Besondere Sorgfalt widmet dem cultus. 101 — 250.
a) Behandlung des Haares. 133 — 168.
b) Wahl der Kleidung. 169—192.
c) Andere Toilettengeheimnisse und Schönheitsmittelchen. 193 — 250.
2. Körperliche Mängel müsst ihr durch die Kunst möglichst aus-
zugleichen oder zu verdecken suchen. 251 — 280.
3. Lernt die Technik des Lachens und Weinens und absichtlich ver-
stellter Sprache. 281—296.
4. Gewöhnt euch an angemessenen und graziösen Gang. 297—310.
5. Seid bewandert in den musischen Künsten. 311 — 328.
6. Strebt nach litterarischer Bildung. Klassikerkatalog. 329 — 348.
7. Seid geschickt im Tanze und allerlei Spieleu. 349 — 380.
8. Lasst euch recht oft sehen und stellet eure Reize dabei immer in
das rechte Licht. 381—432.
9. Seid vorsichtig, trauet nicht zu schnell und hütet euch vor Gecken,
Betrügern und Treulosen. 433—466.
10. Macht" euch die Technik der Liebesbriefe zu eigen. 467—498.
11. Zeigt in euren Mienen nicht Zorn oder Hochmut, sondern Freund-
lichkeit und hütet euch vor mürrischem Wesen. 499—524.
12. Stellet jeden Liebhaber an seinen richtigen Platz. Behandlung der
Dichter. Individuell angepasste Methode. 525 — 576.
13. Seid zur rechten Zeit ein wenig spröde, gebt etwas Grund zur
Eifersucht und umgebt eure Liebe mit etwas Gefahr. 577—610.
14. Lernet die Schliche, euern Wächter geschickt zu hintergehen oder
ihn für euch zu gewinnen. 611 — 666.
15. Bringt es dahin, dass der Jüngling sich von euch unbedingt geliebt
glaubt, aber hütet euch vor zu schnellem Missti'auen. 667—746.
16. Lernt, wie ihr euch bei einem Gelage zu benehmen habt. 747 — 768.
17. 'Ulteriora pudet docuisse'. 769 — 808.
Schlnsswort. 809—812.
Ovid, ars amatoria ed. Brandt.
Arma dedi Danais in Amazonas: arma supersunt,
Quae tibi dem et turmae, Penthesilea, tuae.
1—100. Einleitimg. Wie bis-
her den Danaern muss ich nun auch
den Amazonen Waffen in die Hand
geben, damit beide Teile gleich ge-
rüstet in den Kampf gehen ( — 6). Man-
cher wird dies für ein bedenkliches
Unternehmen halten ( — 8), doch dem
ist zu entgegnen: 1. mau darf nicht die
schlechte Gesinnung vieler Frauen ohne
weiteres auf alle übertragen ( — 10).
Helena, Clytaemnestra, Eriphyle sind
solche Beispiele der ersteren Art ( — 14),
doch ihnen stehen in leuchtender Tugend
gegenüber Penelope ( — 16), Laodamia
(—18), Alkestis (—20), Euadne (—22).
2. Ich habe es ja nicht mit den Heroi-
nen der Tugend zu thun, mein Stoff ist
viel leichtfertiger (—28). 3. Die Mäd-
chen sind viel harmloser als die Männer,
an denen meistens die Schuld liegt (—32),
das zeigt das Beispiel einer Medea
(—-34), Ariadne (-36), Phyllis (—38),
Dido (—40). Sie verstanden eben nicht,
die Liebe durch Kunst zu festigen
( — 42). Ich werde diese Kunst lehren:
Venus selbst hat mich dazu berufen,
indem sie mir persönlich erschien und
mich weihte (—56). So folgt, ihr Mäd-
chen, meinen Weisungen, denkt an das
Alter, die Jahre schwinden schnell, und
die verflossene Zeit kehrt nicht zurück
( — 68). Dann wird die, welche jetzt so
spröde thut, sich einsam fühlen ( — 72).
Und ach wie schnell kommt diese Zeit
heran ( — 76). Drum geniesst die Blüte
eurer Jugend (—80). So folgt dem Bei-
spiel der Luna, Aurora und Venus (—86)
und gewährt Liebe ( — 88). Das empfiehlt
sich selbst für den Fall, dass die Männer
euch hintergehen : ihr selbst habt dabei
kein Risiko (-98). Uebergang (— 100).
1. Danais zu II 735.
Amazonas vgl. II 743. Von der zu-
II 233 besprochenen Vorstellung aus-
gehend, militiae S2)ecies amor est, und
durch die Wahl der Vergleiche II 735 ff.,
die alle aus der trojanischen Sage ent-
nommen sind, beeinflusst, stellt der
Dichter die um ein Mädchen kämpfenden
Jünglinge auf die Stufe der vor Troja
kämpfenden Griechen oder Danaer: da
bot sich dann ungezwungen als Gegen-
partei das kriegerische Heer der Ama-
zonen dar. Die nachhomerische Sage
erzählt, dass die Amazonenköuigin Pen-
thesileia, die Tochter des Ares, von The-
miskyra im Pontus her mit ihren Ama-
zonen den Troern zu Hilfe gekommen
sei. Sie wurde dann von Achilles er-
schlagen. Das war erzählt in dem kykli-
schen Gedichte Ald-ionis des Arktinos
von Milet, das sich unmittelbar au das
Ende der llias anschloss, und dessen
Anfang der Schol. Victor, zu Hom. II.
XXIV 804 aufbewahrt hat (fr. 1 Kinkel,
p. 34) : cüi o'i •/ a,/ii(fiE7Tov jd(fov "Exto-
^oe ' fjX&E 8' 'Afia^cövj A^rjos d'vyärr]Q
fieyakiJTO^Oa dvSQO(p6voio. Vgl. Apollod.
epit. 5, 1. Ov. her. 20 (21), 118. Prop.
III 11, 14. Verg. Aen. I 490 ff. und oft.
2. turmae ist besonders passend, -
denn die Amazonen kämpften vom
Pferde herab; vgl. Lys. 2, 4: A/ua-
^6v£S . . . Ttotörai Öe twv Ttuvrcof e(p
'innovs dvaßäaai ktX.
turnta, Reiterschwadron, steht
daher oft, wenn von den Amazonen die
Rede ist. Vgl. z. B. Prop. III 14, 13:
qtialis Amazonidiim nudatis bellica
mammis Thermodontiacis turha lavatur
aquis. Ov. ex Ponto IV 10, 51: et tu,
femineae Thermodon cognife turmae.
Val. Flacc. IV 607: . . . cum turma
superho pulvereis exultat equis.
9*
132
Ars amatoria
Ite in bella pares: vincant. qiiibus alma Dione
Faverit et, toto qui volat orbe, puer!
5 Non erat armatis aequuni concurrere nudas:
Sic etiani vobis viucere turpe. viri.
Dixerit e multis aliquis 'quid virus in anguis
Adicis et rabidae tradis ovile lupae?'
Parcite paucarum diitundere crimen in omnes;
10 Spectetur meritis quaeque puella suis!
Si minor Atrides Helenen, Helenesque sororem
Quo premat Atrides crimine maior habet,
Si scelere Oeclides Talaioniae Eripliylae
Vivus et in vivis ad Styga venit equis,
3. Dione zu II 593.
5. nudas d. h. ohne Waffen, wie
der Gegensatz zu armatis zeigt; auch
yvfivos wird häufig so gebraucht; vgl.
Hom. II. XXI 50: yvfivov, uteq y.OQv&os
Tfi y.ai doTTidozj oi'Ö' e/,tv eyyoi. Eur.
Heraclid. 724. Sali. Jug. cap'. 107: in
maxumo metu niidiim et caecnvi corpus
ad hostis rortere. Liv. V 45, 3. In
demselben Sinne heisst es nachher (V. 46)
von den Mädchen vulgus inerme.
8. Sprichwörtlich, vgl. zu 11 364.
Man beachte hier, dem Zusammenhange
entsprechend, das Femininum lupae;
ähnlich unten V. 419.
9. paucarum — omnes wie es z. B.
Kleinias thut (Achill. Tat. I 8).
11 — 24. Den drei mj'thologischen
Beispielen von verabscheuungswürdigeu
Frauen (Helena, Clytaenmestra , Eri-
phyle) werden vier von solchen gegen-
übergestellt, die als Muster der Tugend
gelten können (Penelope, Laodamia,
Alkestis, Euadne), worauf der ganze
Passus mit dem Hinweis darauf ab-
geschlossen wird, dass die Virtus ja
selbst als Frau erscheint. Die Tendenz
des Dichters zeigt sich einmal darin,
dass von den tugendhaften Frauen
vier Beispiele angeführt werden, von
den treulosen nur drei, dann darin,
dass von den ersteren jede ein eigenes
Distichon erhält, während die drei ande-
ren in nur zwei Distichen abgefertigt
werden.
11. si konzessiv: vgl. II 609.
Menelaus und Helena, s. II 359 — 372.
12. Agamemnon und Clytaemestra,
s. II 399-408.
Clytaemestra und Helena sind
Schwestern, insofern sie eine Mutter
haben, Leda. Der Vater der Clytae-
mestra ist Tyndareos, der Helena Zeus ;
vgl. ApoUod. m 126: Jcoi Se Ar/Sa
aws/.d'övros ouoimd'ivxoi y.vxvqj ^ xal
xata TTjV avTrjV viy.ra TvvSÜQeco^ jjioü
U.EV ky Evvrj&rj Uolvöevxr^ö y.ai 'JEX e vrj ,
Tvvöu^eco 8e KdaxüiQ y.ai KXvr ai fi-
V riar Qa.
13. Amphiaraos musste durch die
Schuld seiner Gattin Eriphyle sterben.
Amphiaraos nämlich, der Sohn des Oikles
(Apd. I 68), sah als ein trefflicher Seher
(Find. Ol. 6, 17) voraus, dass der Zug
des Polyneikes gegen Theben unglück-
lich ablaufen würde, und dass alle Teil-
nehmer bis auf Adrastos dabei ihr Leben
verlieren würden, und weigerte sich da-
her, an dem Zuge teilzunehmen. Da
aber bestach Polyneikes des Amphiaraos
Gattin Eriphyle durch das Geschenk des
verhängnisvollen goldenen Halsbandes
der Harmonia {rov fi<putar6revy.Tov oQftov
Apd. III 25), dass sie ihn überredete,
an dem Zuge teilzunehmen. Es kam
so, wie Amphiaraos geweissagt hatte.
Die argivischen Helden wurden besiegt
und mussten fliehen: iv ydo Öaiuopioiai
(fößoii (ftvyovTi y.ai TTalÖEs d'scöv Pind.
Nem. 9, 27. Am Ismenos spaltete Zeus
vor Amphiaraos durch einen Blitzstrahl
die Erde, und dieser verschwand mit
seinen Rossen in dem Erdspalt. Vgl.
Hom. Od. XI 326: orvyeor^v r 'EQifvXj]v,
t) y^ovaof (piXov drÖoos ede^aro Ttjuijevra.
Apollod. III 60—62. 77. Pind. Ol. 6,
13—17. Nem. 9, 16—27.
Talaioniae Eriphyle ist die Tochter
des Talaos (Apoll. I 103).
14. Der Vers erinnert an Eur. suppl.
925: y-rt-i fi>)>-' lov Üixkiov^ ys yeyvator
Toxor d'Eo'i 'C,d)VT dvaQTtdaavTEi eis fivxovi
Xd'OVOa nVTOlS TE&QiTtTTOlS EvXoyOVOtV Efl-
aavcöi. Zur Sache vgl. ApoUod. HI 77:
Afitfia^doi Se (pEvyovTi Tzaod TTorafidv
'lo/iqvov^ TiQiv vno IlEQiy.Xv(.ievov rd vöjra
III 3—21.
133
15 Est pia Penelope lustris errante duobus
Et totidem lustris bella o^ereiite viro.
Eespice Phylaciden et quae comes isse marito
Fertur et aute annos occubuisse suos;
Fata Pheretiadae coniunx Pag-asaea redemit
20 Proque virost uxor funere lata viri.
*Accipe me. Capaneu! cineres miscebimur' iiiquit
r^cod'7, Zei'S y.e^avvov ßaXcov irjv yr^v
Siiarrjasv. 6 Öe avv t(Ö ä^fiart xal t(Ö
rjvi6x<p Bdrcovi . . . sy.Qvcp&t]^ y.al Zsvs
a.&dvnroi' axnov ircoi^asv. Pind. Ol.
6, 14: eTCBi y.axd yat avröv te viv xal
ycuSifiaä iTiTiovs eftaQxfet: Vgl. Nem.
9, 24.
Styga zu 1 635. Die Styx steht
hier als Hauptfluss der Unterwelt für
diese selbst.^ Vgl. Hom. H. VIII 369:
ovx dl' vne^ecfvys —riyos vÖaTOS utTid
^eed-pa. Verg. ge. I 243.
equis vgl. die Beschreibung bei
Phüostrat. imag. I 27.
15 — 22. Vier mythologische Bei-
spiele für treue und edle Gesinnung der
Frauen. Gegenstück zu I 283 — 340.
II 359-408.
15 f. Erstes Beispiel: Fenelope.
Ueber sie, als das typische Muster einer
tugendhaften Frau vgl. zw I 477.
lustris vgl. zu II 694.
Die Unterscheidimg der zehnjäh-
rigen Kriegsdauer und der zehnjährigen
Irrfahrten ähnlich wie bei Prep. II 9, 3:
Penelope poterat bis denos salva per
annos vivere, tarn multis femina digna
procis.
. 17 f. Zweites Beispiel: Lnodamia.
17. Phylaciden Protesilaos. Ueber
ihn und die Liebe seiner Gattin Lao-
damia vgl. oben zu II 356.
comes isse nicht etwa mit nach
Troja, denn Homer sagt ai;sdrücklich
(II. II 700) : Tov de y.al dficfiä^vcfijS aKo%oi
^ vXdy, n kXe Xe iTiT o xal dofiog ri/ui-
TsXrig, sondern in den Tod, was dann
im folgenden Verse pathetisch näher
bestimmt \nrd, und zwar war sie noch
so jung! (Wie viel höher ist also ihre
Gatteutreue zu schätzen!) Das et (18)
ist also explikativ. Zur Sache vgl.
Apoll, epit. 3, 30 : (Nachdem die Götter
aus Mitleid mit ihrem Schmerze den
Protesilaos auf kurze Zeit aus der Unter-
welt ihr zurückschickten, vgl. Luc. dial.
mort. 23), AaoÖd/ueia Öl; tSovaa xal vofii-
aaaa avjor ix T^oia^ na^elvai tote
fiev EX^QIi ^dktv dt eTtavax&evTOi eis
"AiSov savTrjv s<p6vevOEi\ Ov. ex PontO
III 1, 109: si comes exstincti manes
sequercre mariti, esset dux facti Lao-
damia tui.
19 f. Britfes Beispiel: Alkestis.
Vgl. ApoUod. I 106: 'AtzöXXcov . . . jjttj-
oaxo 7ra()d Moiocör ii^a, orav 'AS/xrjTOS
/neXXri TeXevrär, dTToXv&T] tov d'avdrov,
dv Exovoicos Tia v7if() avTov d'vrjaxeii'
tXr]rat. cos Se f^Xd'ev >? tov d'vriay.Etv
^juepttj fiiJTe TOV TiaTgoi firjTe Trjs fi/jT^os
vTiEo avTov d'vriay.eii' S'EXovTcov^'AXxTjaTis
vriEgaTÜd-avE. Die Sage war schon von
Phrynichos dramatisch behandelt, vgl.
Nauck- p. 720, dann lOl. 85, 2 = 438
V. Chr.) durch Euripides in dem er-
haltenen gleichnamigen Stücke. Der
aufopfernde Mut der Alkestis wurde
geradezu sprichwörtlich (vgl. Zenob. 1 18)
und wiederholt als Beispiel treuer Gat-
tenliebe verwendet; vgl. Plat. symp.
179 b— d. Aelian. var.^hist. XIV 45:
yvvalxai ftev 'EXXrivojv STiaivov/iiev UrjvE-
XoTcr^r^ ^AXxr;oTiv xal Tr^v IlQCOTEaiXeio.
Mart. IV 75, 6. Juveu. II 6, 653.
Claudian. 29, 12 und sonst.
Pheretiades heisst Admetos (vgl.
auch zu II 239) als Sohn des Königs
Pheres zu Pherae in Thessalien, vgl.
Hom. H. II 763. Ov. met. VIII 310.
Admets Gattin heisst Pagasaea als
Tochter des thessalischen Königs
Pelias. Pagasae {Ilayaoai), die bekannte
Küstenstadt Thessaliens an dem nach
ihr benannten Meerbusen ist die Hafen-
stadt von Pherae, der Residenz des Ad-
metos. So steht Pagasaeus für thessa-
lisch auch fast. I 491, V 401 und sonst.
21 f. Viertes, durch Anführung der
Worte der Heldin sehr lebhaft ein-
geführtes Beispiel: Euadne. Apollod.
III 73: KaTtavevs doTzdaas xXif.iaxa etiI
T« TEiiri (sc. Thebens, bei dem Zug der
Sieben) öi, «i'T^S dri^ti, xal Zsvs avTOV
xEoavvol. 79 : t^s Karcayicoe Se xaio-
iiEvr^s TCVQds, EvdSvt], rj KaTiaveats fikv
yvi'ij, d'vydrr)(> Se "Ifioi (Ov. V. 22:
Iphias), eavjtjv tfißaXotaa ovyxaTExniETO.
Aesch. sept. 423 ff.
134
Ars amatoria
Iphias in medios desiluitque rogos.
Ipsa quoque et cultust et nomine femina Virtus:
Non mirum. populo si placet illa suo.
25 Nee tarnen hae mentes nostra poscuntur ab arte:
Conveniiint cumbae vela minora meae.
Nil nisi lascivi per me discuntur amores:
J'emina praecipiam quo sit amanda modo.
Femina nee flammas nee saevos diseutit areus;
30 Parcius liaee video tela nocere viris.
Saepe viri fallunt. tenerae non saepe puellae
Paucaqiie. si quaeras, crimina fraiidis habent,
Phasida. iam matrem. fallax dimisit laso:
Auch Euadne, Argivac fama imdi-
citiae, wie sie Properz nennt (1 15, 22).
wird wegen ihrer Gattenliebe gefeiert.
Vgl. Euripides' Supplices. Properz III
13, 24: 7iec fida Euachie, nee 2)i(i Pene-
lope. Ov. ex Ponto III 1, 111: Iphias
ante oculos tibi erat ponenda. volenti
corpus in accensos mittere forte rogos.
Die Worte der Euadne erinnern an
Eur. SUppl. 1017, wo sie sagt : TrrÖr^oaaa
TtvQos tau) aivfia t rud'orcc (pl.oyucö noaei
avfifieiiaaa rfiXof, y_oo)ra yooJTi Txs/.as
■d'e^Eva ITEoaatfoveias fj^cj &a/.d/iovs, ae
rov d'avom ovtiot iftä TCQoSovoa ipvy/l
y.ara yäs.
23, cultu evTrpsTtij re tSelv y.al e).ev-
d'eQiov (pvasi, y.sy.oa/xrjuevriv ro /tisv acoua
y.a&UQÖrTjTi. ia §s ofiunra aiSol. tö Sh
a/jjfia ouxfQoai'vr^^ lad'riTi de ^.evy.ij heisst
es bei Prodikos-Xenophon von der 'Aoerr]
(Xen. meni. II 1, 22). Vgl. auch Scheiffele
bei Pauly, Realencyclopädie VI 2, 2672.
26. Wegen des Bildes vgl. die Ein-
leitung p. XXI, Anm. 7. Prep. III 9. 4 :
7ion sunt apta meae grandia vela rati.
27. Vgl. I 31 und die Einleitung
p. XV.
29. Bei flammas und saevos arcus
denkt man zunächst un\ill]kürlich an
Amors Waffen: vgl. die Einleitung
p. XVII. Ars I 21 : et mihi cedet Amor,
qiiamvis mea vulneret arc\i pectora
iactatas excutiatque faees. Gemeint
kann aber nicht das sein, was Blümner
in der Stelle findet: Die Frau si/richt
nicht von Amors grimmen Pfeilen und
seinen Fackeln, auch kann es nicht
heissen, Amors Waffen, die dann in be-
kannter Weise metonymisdi seine Jlacht
und sein Wirken bezeichnen würden,
seien bei den Frauen nicht zu finden,
sondern wie der Zusammenhang lehrt,
kann nur gemeint sein, dass es bei den
Frauen selten vorkäme, dass Amors
Waffen zu •wirklichen Waffen werden,
wie es beim Manne zuw^eilen geschieht
(Ov. am. I 6, 57: aut ego iam ferroque
ignique paratior ipse, quem face siisH-
neo. tecta sup/erha petam. Vgl. zu U 244).
Wir hätten demnach in diesen Waffen
Amors nur eine Umschreibung für Aus-
brüche der Liebesleidenschaft zu er-
kennen, zumal solche, die dem Manne
schaden können, in den nächsten Versen
näher definiert zumal als böswillige
Untreue.
X>arcius in dem Sinne von selten,
vgl. z. B. Her. carm. I 25, 1: parcius
iuncfas quatiimt fenestras ictibus crebris
iuvenes profervi.
33 — 40. Zur Bestätigung der in
den Versen 29 — 32 enthaltenen These
bringt der Dichter nicht ohne harmo-
nische Responsion mit den vier Bei-
spielen in 15 — 22 vier Traoadeiyuara von
Frauen, die treulos von ihren Männern
verlassen wurden. Nach bekannter Tech-
nik fäUt auf jede einzelne je ein Di-
stichon.
33 f. Erstes Beispiel: Medea.
Phasida vgl. zu II 108. Ov. am, II
14, 29: Colchida. Die Adjektivform
Phasis ist griechisch nicht üblich (vgl.
zu I 293); Ovid hat sie mehrfach, in
der Ars nicht wieder, aber z. B. her.
6, 108. 15 (16j, 345.
33. iam matrem obwohl sie ihm
bereits Kinder geboren hatte : um so
schlimmer ist also seine Treulosigkeit.
Vgl. Eur. Med. 489 (Medea zu Jason):
Tzoovbcoy.ai r^uäi, y.aifd S' iy.rf^ao) /.eyr],
TtaiÖojv ysytöxuiV tl ydo qad^' än:aig eri,
avyyvojar' dv f;v aoi Tovd' epaad'fjvai,
Xi/ftvs.
m 22-39.
135
Venit in Aesonios altera nupta sinus;
35 Quantum in te, Thesen, volncres Ariadna marinas
Pavit. in ignoto sola relicta loco;
Quaere. noveni cur una viae dicantur, et audi
Depositis Silvas Pli3'llida flesse comis;
Et famam pietatis habet tarnen liospes et ensem
34. Aeso)iios des Jason; über ihn
als Sohn des Aeson vefl. zu II 103. Zur
Sache vgl. zu I 335 f. ^ U 381. Prop. II
21, 11 : ^Colchida sie hospes quondam
decepit Jason: eiecta est, tenuit namqiie
Creiisa, domo. 0\. her. 12, 134: ansus
es '^Aesonia dicere 'cede domo!'
35 — 36. Ziveites Beispiel : Ariadne.
Näheres zu I 527.
quantum in te d. h. du hättest dir
nichts daraus gemacht, weun Ariadne
eine Beute der volncres marinae ge-
worden wäre. Vgl. ihre eigenen Worte
bei CatuU. 64, 152: j;)-o quo dilaceranda
feris dabor aiitihusque praeda. Ov. her.
10, 96: destituor rajndis praeda cibus-
que feris. 123: ossa siqxrstabunt vohc-
cres inhumata marinae (dazu vgl. Prop.
ni 7, llj.
36. Auf der Insel Dia: vgl. zu
I 528. Catull. 64. 133 : 2)erfide, deserto
liquisti in litore, Thesen. Lygdam. 6, 39 :
flevisü, ignoto sola relicta, mari.
37—38. Drittes Beispiel: Phyllis.
Von ihrer Liebe zu Demophoon, dem
Sohne des Theseus, ist oben gesprochen
(zu n 353). Als nun Demophoon ultra
promissnm tempus (Ov. her. 2, 2) von
ihr fern blieb, machte sie ihrem Leben
durc)i Erhängen ein Ende und wurde
in einen Maudelbaum verwandelt. De-
mophoon handelte treulos an der Ge-
liebten wie sein Vater Theseus an
Ariadne; vgl. Prop. II 24, 43: parvo
dilexit spatio Minoida Thesens, PhyUida
Demophoon, hospes nterqne malus. Vgl.
Callim. fr. o05 (II 660 Schneid.) : liufce
zlr^Lioifowi'^ u8ty.E iire. Ovicls Worte
selbst sind nun so zu verstehen : ,.Frage,
warum ein Weg novem. viae genannt
wird, und vernimm dann als Autwort,
dass der Wald Phyllis mit abgelegtem
Haar beweint hat". Ovid verwertet
demnach hier die Sage von der Phyllis
in der Weise, dass er von dem ainov
ausgeht, dass der Sage zu Grunde zu
liegen scheint. Es gab nämlich in
Thracien etwa ' o Meile von Eion einen
Ort, der 'Ervia 6doi (novem viae) hiess,
wo später Amphipolis gegründet wurde,
vgl. Hdt. VII 114. Thuk. 1 100. Steph.
Byz. s. AufiTTohs. Diesen Ort Ewea
oSoi brachte man mit der PhyUissage
in Zusammenhang, vgl. z. B. ApoUod.
epit. 6, 16 : 6 8e (-/r^uoyjöcov) ßov'/.ö/nevoi
eh rfjv Tzar^iSa aTiievai, :xof.),a Ser^ü'eig
oinoaai ai'aoTQexpsiv aTie^xsTai ' y.al 0vX-
?.i3 avzov u-XQi Tcöi> 'Evvia oBwv /.eyo-
uivcov TTooTTEfircei. Näheren Aufschluss
giebt die ausführliche Erzählung Ovids
rem. am. 591 (vgl. 55): quid, nisi se-
creiae laeserunt PhyUida silvae? certa
necis causast: incomitata fuit. ibat tit
Edono referens trieterica Baccho iresolet
fusis barbara turba comis, et modo, qua
poterat, longum spectabat in aequor,
nunc in harenosa lassa iacebat humo.
'perfide Dcmophoonl' (CaUim. fr. 505:
rvucfie .Jr]fio<f6iov, äSiy.s ^evs) SUrdas
clamabat ad undas, ruptaque singulttc
verba loqucntis erant. limes erat tenuis
longa subnubilus umbra, qua tulit illa
suos ad mare saepe pedes. nona fere-
batur miserae via: ^ vieler it!' inquit
et spectai zonani pallida facta suam,
adspicit et ramos ; dubitat refugitque,
quod audet; et timet ei digitos ad sua
colla refert. Sithoni, tunc certe vellem
non sola fuisses: non flesset po-
sitis PhyUida silva comis. Da-
mit sind auch die anderen Momente
angegeben, die hier in Frage kommen :
neunmal eilte Phyllis sehnsuchtsvoll
dem Geliebten entgegen, und als das
Unglück geschehen war, bezeugt der
Wald seine Trauer der Armen dadurch,
dass die Bäume, die um ihr Grab
Avachseu, ihre Blätter verlieren, sie teil-
nehmend auf ihr Grab streuen [depositis
comis). Vgl. noch Servius zu Verg. ecl.
5, 10: . . . postea reversus Demophoon
cognita re eins amplexus est truncum,
qui velut sponsi sentiret adventum folia
emisit : unde etiam fvlKa sunt dicta a
Phyllide, quae antea Ttsrtdn dicebantur.
Hygin. fab. 59. AP. Yll 705, 2 (das
^^ioi- der Phyllis).
39—40. Viertes Beispiel. Elissa:
Verg. Aen. IV. Mau beachte den rhe-
torisch zugespitzten Gegensatz (vgl. die
136
Ars amatoria
40 Praebuit et causam mortis. Elissa, tuae.
Quid vos perdiderit. dicam: nescistis amare;
Defiiit ars vobis: arte perennat amor.
Nunc quoque nescireiit! sed me Cytherea docere
lussit et ante oculos constitit ipsa meos;
45 Tum mihi 'quid miserae' dixit 'meruere puellae?
Traditur armatis vulgus inerme viris.
Illos artifices gemini fecere libelli:
Haec quoque pars monitis erudienda tuis.
Probra Therapnaeae qui dixerat ante maritae,
50 Mox cecinit laudes prosperiore lyra;
Si bene te novi (cultas ne laede puellas!),
Gratia, dum vives, ista petenda tibist/
Einl. p. XXI): obwohl Aeneas im Rufe
der pietas steht, ^A'^lrde er doch durch
seine Treulosigkeit am Tode der Elissa
schuld. Pius heisst er bei Vergil oft,
nennt sich selbst so Aen. I 378: sum
pius Aeneas etc. (in matter Nachahmung
von Hom. Od. IX 19).
hospes vgl. Verg. Aen. IV 10 : quis
nov\is hicnostris successit sedibus hospes !
ensem das Schwert, mit dem Dido
auf dem Scheiterhaufen sich entleibte,
war ein Geschenk des Aeneas, vgl. Aen.
IV 647: conscendit fnrihunda rogos
ensemque recludit Dardanius, non hos
qtiaesitum munus in usus. — Vgl. auch
Ov. fast, in 549: praebvit Aeneas et
causam mortis et ensem, ipsa sua Dido
concidit usa manu.
40. Elissa ein anderer (phoiniki-
scher?) Name der Dido, bei römischen
Dichtern nicht selten. Vgl. Tim. fr. 23
(FHOt. I 197) : raiTTjv (frjol Ti/uaios xard
fiev TTjv ^oiviy.cov yXmaaav 'EXiaaav y.a-
Xeta&ai, (lSeX<fi)v cüe eivai Ilvy/nahcovos
Tov TvQiiov ßaaü.scjs, j'y' rjs (fr]ai Kao/j]-
86va TTjv SV AißvTi y.Tio&rjvat. Ov. am.
n 18, 31. fast. IIl'612. 623. Verg. Aen.
IV 335. 610 etc.
42. Die Reduplicatio (dvaSiTiXcoois)
in ähnlicher Absicht und Wirkung wie
die Anaphora arte II 12.
43. lieber das persönliche Erschei-
nen der Gottheit vgl. zu II 493 und
die Einleitung p. XVII.
Cytherea vgl. zii II 15.
44. ipsa sie selbst, persönlich, nicht
etwa eine Vision; dem entspricht auch
V. .54.
46. Vgl. V. 5.
49 f. Das Distichon will einem
immerhin denkbaren Einwände Ovids,
ivie darf ich nun auch den Mädchen
Waffen in die Hände ^eben, dadurch
würde ich ja den Erfolg der beiden
ersten Bücher selbst illusorisch machen,
von vornherein begegnen : du kannst es
unbesorgt wagen, hat doch der grosse
Stesichorus ähnliches gethan. Eine
im Altertum weit verbreitete Legende
lautete, dass Stesichorus in einem seiner
Gedichte (der 'Jkiov Tre^ais?) die Helena
als die Veranlassung all des Jammers
des trojanischen Krieges arg geschmäht
habe; die vergötterte Helena habe ihm
darob gezürnt und ihn mit Blindheit
bestraft. Darauf habe Stesichorus eine
Paliuodie gedichtet, in der er gesagt
habe, dass nicht die wahre Helena, son-
dern nur ein Trugbild von ihr [eiöcokov,
vgl. Plat. rep. 586 c. Tzetzes zu Lycophr.
113) nach Troja gezogen sei. Die ver-
söhnte Heroine gab ihm darauf das
Augenlicht wieder. Der Anfang der
Palinodie ist uns erhalten bei Plat.
Phaedr. 243 a) : ovy. iaz^ etviios Xöyos
omos ovo epas ev vrjvacv evaeK/xote,
oiS" ty.eo TtCQyafia Tpoias.
Das Gedieht erlangte eine grosse
Berühmtheit, so dass von da ab das
Sprichwort naXucpSiav aSsiv Üblich
wurde, vgl. Plat. 1. 1. 244 a.
Therapnaea marita heisst Helena
nach der so. von Sparta am Eurotas
gelegenen Stadt Therapnae, die als ihre
Heimat galt und wo sie auch mit Mene-
laos begraben lag (Paus. III 19, 9. Vgl.
Stein zu Hdt. VI 61).
51. si hene te novi dieser Versan-
fang z. B. auch am. II 18, 39.
cultas vgl. zu I 97 und die Ein-
leitung p. X.
III 40—64.
13(
Dixit et e myrto (mjTto nam vincta capillos
Constiterat) folium granaque paiica dedit;
55 Sensimus acceptis numen quoqiie: purior aether
Fulsit, et e toto pectore cessit onus.
Dum facit Ingenium, petita hinc praecepta, puellae,
Quas pudor et legres et sua iura sinunt!
Venturae memores iam nunc estote senectae:
60 Sic nullum vobis tempus abibit iners.
Dum licet, et veros etiamnum degitis annos,
Ludite: eunt anni more fluentis aquae;
Nee quae praeteriit, iterum revocabitur unda,
Nee quae praeteriit, hora redire potest.
53. myrto denn diese Avar der Venus
heilig, vgl. unten III 181: Paphias
myrtos (wie Verg. ge. II 64). Vgl. II
734. fast. IV 139. Plut. Numa lö.
Hier benützt sie die Myrte, um den
Dichter zu weihen und zu begeistern,
vgl. fast. IV 15: niota Cytheriaca leviter
mea tempora myrto contigit et 'coeptiim
perfice dixit 'opus.^
54. Zu dem göttlichen Geschenke
vgl. Luc. rhet. praec. 4 : sl ytxQ 'Hoiodos
fte-i' okiya avXka ex tov 'EXixcöi'Oi
Xaßiov avTiy.a fidka 7ioit]rrjs ix Tzoi/ievos
xaTsoTi] xil. (vgl. zii ars I 27 f.).
55. Die göttliche Erscheinung mani-
festiert sich in verklärendem Lichtglauz,
vgl. die Erscheinung der Venus vor
Aeneas bei Verg. Aen. II 589: cum mihi
se, non ante oculis tam dura, videndam
obtulit et piira per noctem in luce re-
fnlsit alma parens, confessa deam qua-
lisque videri caelicolis et qnanta solet.
Dazu (zu V. 590) sagt Servius : in luce]
in nimbo, qui cum numinibus semjjer est.
58. Der Gedanke ist klar und er-
innert an I 31. III 27 etc. Vgl. unten
614: hoc decet, liocleges, iusque jmdorque
iubent. Zii sinunt ergänzt man am
besten einen passenden luiinitiv (z. B.
peterc oder obsenmre), zu dem das aus
dem vorhergehenden Verse nochmals zu
denkende praecepta das Objekt bildet.
59flF. Ein häufiger Gemeinplatz der
•erotischen Dichtung ist der Rat, die
Zeit der Jugend auszunützen, ehe das
Alter herankommt, und es zu spät ist.
Vgfl. die Worte der Gj'llis bei Herondas
1, 63: T/5 d'eoi y.aTd^ri]ooi' aavrrjv, t6
^'^^ae fi>) Xa&ii ae Tzoooßkexi'av. Prop.
rV 5, 57: dum vernat sanyuis, dum
rugis integer annus, utere., ne quid cras
übet ab ore dies, vidi ego odorati vic-
tura rosaria Paesti, sub matutino cocta
iacere noto. Tib. I 8. 47 : at tu, dum
primi floret tibi temporis aetas, utere,
non tardo labitur illa pede. Seneca
Hipp. 446: aetate fruere, mobili cursu
fugit.
61. veros annos die Jahre, die allein
wahre sind, allein verdienen, so genannt
zu werden, das sind die Jahre der
Jugend; vgl. oben I 62: vera puella.
62. ludite vgl. zu I 91.
63 f. Die Anapher (vgl. die Einl.
p. XXI Anm. 7) stellt hier besonders
wirkungsvoll beide Sätze inhaltlich ein-
ander gleich.
Zur Sache vgl. Cic. de sen. 19, 69:
horae quidem cedunt et dies et menses
et anni, nee praeteritum tempus unquam
revertitur. Verg. ge. III 284 : sed fugit
interea, fugit irreparabile te mp u s.
Ov. am. 18, 49: labitur occulte fallit-
que volubilis aetas, et celer admissis
labitur annus (oder mit cod. Sarrav.
amnis?) equis.
Das hier gebrauchte, sehr anschau-
liche Bild, das hier durch seine knappe
Kürze und scharfe Gegenüberstellung
der Gedanken besonders wirkungsvoll
ist, kehrt in den Metamorphosen in
breiter Ausführung wieder; met. XV
179: ipsa quoque assiduo labu)itur tem-
pora. motu, non secus ac flumen. neque
enim consistere flumen )iec levis hora
potest: sed uf uiida impellitur ^tnda,
urgueturque eadem veniens urguetque
priorem. tempora sie fugiunt pariter,
pariterque sequuntur et nova su7it sem-
per. nam quod fuit ante, relictumst,
fitquc quod haud fuerat, momentaque
cuncta Jiorantur.
138
Ars amatoria
65 Utendumst aetate: cito pede labitur aetas
Nee bona tarn sequitur, (iiiam bona prima fuit.
Hos ego. qui canent, frutices violaria vidi, -
Hac mihi de Spina grata Corona datast.
Tempus erit, quo tu, quae nunc excludis amantes,
70 Frigida deserta nocte iacebis anus.
Nee tua frangetur nocturna ianua rixa,
Sparsa nee invenies limina mane rosa.
Quam cito, me miserum!, laxantur corpora rugis,
Et perit, in nitido qui fuit ore, color;
75 Quasque fuisse tibi canas a virgine iuras,
Spargentur subito per caput omne comae.
Anguibus exuitur tenui cum pelle vetustas.
65. Vgl. AP. XI 51 : T^s ojpm urcö-
Xavs ■ TtaQay.fiuL^tt rayv TiävTa • ev ■d'eoos
ii £Qi(pov TQr^x^'^' i^fjy-s TQc'v/ov. Goethe
Faust I 4, 1555: Gehraucht der Zeit,
sie geht so schnell von hinnen. Cic. Tusc.
I 31, 76: volnt enim aetas.
66. Der Vers erinnert in gewissem
Sinne an die Sentenz des Publilius Svrus
(103 = Eibb. II p. 318) : cotidie est de-
terior jwsterior dies. Vgi. Diogen. II 54 :
del ra Ttiovai ßel.riio. Sen. Phaedr. 775
(784) : horaqnc semper praeterita deterior
suhit.
67 f. 3Iit dem Gedanken vg-1. AP.
XI 53: To (loÖov dy./ud^ti ßaiov yoovov,
TJV Sk Tla^sl&r, ^I]T(Öv EVQl)aElS ov ()6Öov
dlld ßäiof. Theoer. 23, 28: y.aX rd
böSov xaXöv SOZI, y.al 6 yoövos avTO
fia^aivei ' y.al to lov y.a).öv eariv ev ainoi,
y.al rayv yr^QÖ. ' y.al y.ä/./.os y.a/.ov eari
to 7iai.biy.6v, u)j^ ot.iyov ^r. Tib. I 4, 29 :
quam cito purpureos deperdit terra co-
lores, quam cito formosas popuhis alba
comas ! quam iacet, infirmae venere uhi
fata senectae, qui prior Eleost carcere
missus equus! vidi ego iam invenem,
premeret cum serior aetas, maerentem
stulto praeteriisse dies etc.
69flf. Vgl. Prop. III 25, 11: at
te celatis aetas gravis urgeat annis
et veniat formae ruga sinistra tuae.
vellere tum ciipias alhos a stirpe capillos
ah specnlo ruyas increpitantc tibi, ex-
clusa inqne vicem fastns patiarc super-
hos, et quae fecisii facta queraris anus.
Eine sehr anschanliche Illustration giebt
auch Hör. carm. I 25. Etwas anders ge-
wendet ist ein ähnlichei Gedanke bei
Tibull. I 6. 77 ff. (nach einem Epigramm
AP. VI 283). Hör. carm. II 5. Vgl.
auch Heinrich Heine (Lyrisches Inter-
mezzo Nr. 48) : Es liegt der heisse
Sommer auf deinen Wängelein ; es liegt
der Winter der kalte in deinem Herz-
chen kleiyi. Das wird sich bei dir ändern,
du Vielgeliebte mein! Der Winter wird
auf den Wangen, der Sommer i??i Herzen
sein.
Der ausgeschlossene Liebhaber : vgl.
zu II 244 und rem. am. 36.
70. Der Vers erinnert an CatuU.
68. 29 : frigida deserto tepefactet membra
cuhili.
71. Näheres ist besprochen zu II
244. Vgl. rem. am. 31 : effice, nocturna
frangatur ianua rixa, et tegat ornatas
multa Corona fores.
72. Kränze vor der Thür : zu II 528.
74. color die in Jugendkraft leuch-
tende Farbe, nicht nur des Gesichtes.
Vgl. Theoer. 2, 79 : orri&ea OTi/.ßovra.
Lygdam. 4, 29: candor erat, qualem
])rofert Latonia Luna, et color in niveo
corpore purpureus.
Hör. carm. II 5. 18: Chloris alba
humero nitens.
Verg. ecl. 2, 17: o formose imer,
nimium ne crede colori.
77. Das Häuten der Schlangen, mit
dem sie neue Jugend gewinnen, ■wird
von den Alten gern erwähnt. Vgl. Nie.
Ther. 137 : ur,S' 6re öiy-vriev fokiSojv nsQi
yrjfjnj dfuooag dw drafoirrjOT] vea^fj
y.txuQr^uevoi rjßu ^«7/. Ov. met. VII 237 :
et tarnen annosae pellemposuere senectae.
IX 266: utcpie novus serpens posita cum
pelle senecta luxuriare solet squamaque
virere recenti. Verg. Aen. II 473:
(coluber) positis novus exuviis nitidus-
que iuventa; vgl. ge. III 437: häufig
gesellt sich dazu die Klage, dass dem
Menschen nicht auch ähnliches vergönnt
III 65-86.
139
Nee faciimt cervos coniua iacta senes,
Nostra sine auxilio fugiunt bona: carpite florem,
80 Qui, nisi carptus erit, turpiter ipse cadet.
Adde, quod et partus faciunt seniora iuventae
Tempora: continna messe senescit ager.
Latmius Endymion non est tibi. Luna, rubori,
Nee Cephalns roseae praeda pudenda deae;
85 Ut Veneri, quem luget adhuc, donetur Adonis,
Unde habet Aenean Harmoniamque suos?
ist. Tib. I 4, 35 : crudeles divi, sciyens
novus exuit annos : forniae non ullam
fata dedere moram.
79. carpite florem erinnert an Hör.
carm. I 11, 8: carjie diem. Vgl. Mart.
VII 47, 11 : vive velut rapto fugitivaque
gaudia carpe.
81 f. Daher fürchtet sich das Mäd-
chen bei Theoer. 27, 30 davor: ap.a
rsy.Elv T^oitdco. fiy y.al -/^Qoa y.at.ov
oleaaco. Vgl. unten V. 785.
S3— SS. Das Beispiel der Göttinnen
selbst mahnt euch Mädchen, mit den
Liebesfreuden nicht zu geizen.
S3. Erstes Beispiel: Selene und
Endymion. Lucian. dial. deor. 11 :
^A<t>P0^1TH. drd<) eiTie /uoi, xaXoi ö
lEpSvfucof EOxiv • svTTa^fifiv&ov yd() ovrcos
tb Ssiror. —EAHNH. sfioi fiev xal ndvv
y.akoij cd A(f(>oÖiTr]j öoy.et. y.al fiäXiara
orar vTToßaÄöfisvoi btiI tTjs Tter^as Tt]v
■/XafivSa y.a&svot] rP laiä juev e;(cov rd
dy.övTicc rjd'>j ix rfjg ysiods vTCOQoiovTa,
■q Se^id 8e Ttegl iriv y.B(fakf]v ti to dv(o
eTTiyey.Xaauevri sttiti^stttj tcö Tt^oacönto
TtEQiy.eifievri. 6 8e vTto tov vTtvov XsXv-
fiEVOS dvaTiVBrj t6 dfiß^öaiov ixsTvo
da&fca. Tors toivvv iyoj difof/^ri y.arc-
ovaa ETI ax^cov rtöv Say.iv/.tov ߣßi]y.vla^
(oi dv uf] dvEyQÖ/iiEvos sy.ra^a'/d'Eit] —
oiad'a ■ t/ ovv dv aoi Xiyoifii t« fiErd
ravTa ; TtXrjv dnukkv futi ys vtio tov eqioxos.
Theoer. 20, 37 : 'EvSvfiuov Ss ris r^v ;
ov ßovxökos; ov ys J^sldva ßovy.oXsovTa
(piXaaEv^ an OiXvfinco 8e /iioXoTaa Adr-
ftiov dv vdnos fjX&E y.al eU oad rcatSl
ndS'EvÖE.
Ov. am. 1 13, 43: adspice, quot som-
nos iuveni donarit amato Luna.
Prop. II 15, 15: nudus et Endy-
mion Fhoebi ecpissc sororeni dicitur et
nudae concubuisse deae.
Cic. Tusc. I 38, 92: a Luna conso-
pitus putatur Endymion, ut cum dor-
mientem oscularetur.
Latmius heisst Endymion nach dem
Berge Latmos in Karien, seiner Heimat,
dem Schauplatze des Liebesabenteuers
mit der Selene ; vgl. Cic. 1. 1. : Endy-
mion . . . in Latmo ohdormivit, qui est
mons Cariae . . . Auf dem Latmos be-
fand sich auch ein Heiligtum des Endy-
mion, vgl. Paus. V 1, 5: y.al ud'vTov
'EvöutiicDvös eariv sv roj Ad-Tfio).
84. Ziveites Beispiel: Aurora und
Cephalus. Vgl. Paus. I 3, 1 (von den
Bildwerken der arod ßaaiXEws sprechend):
Tavrrjg etieoti reo y.Eod/.up Trjs axoäi dydX-
fiaxa oTtrfjg /'^»S dtfisls OroEVa 4s d'd-
Xaoaav Zy.EiQCOva y.al (fEQOvaa 'HfiEQa
KitfaXov, ov y.dXXiOTOV yEVoiiiEVov (faatv
vTio 'HfiEQai EQuad'Eiarji d^Ttaa&fjvai^ xai
Ol TiaiÖa yEVEod'ai (paE&ovra "{■"{" "J" xai
(pvXaya E7Co'ii]a£ tov vaor. ravTa aXXoc
TS xal 'Haiodoi (Goettl.^ fr. 28, Marksch.
fr. 119, p. 321) Elfirjy.EV 8V ETTEOI, TOTi Ei
- yvvaly.ai. Vgl. III 18, 12. ApoUod.
181. Ov. met. VII 701 ff. am. I
, 39.
roseae vgl. das homerische qoSo-
SdxTvXoi 7Ials. Ov. met. II 112: ecce
vigil rutilo patefecit ab ortu pur-
pureas Aurora fores et plena rosa-
rum atria. Verg. Aen. VII 26: Aurora
in roscis fulgehat lutea bigis. Vgl.
auch Ameis-Hentze im Anhang zu Hom.
Od. II 1.
85. Drittes Beispiel: Venus und
Adonis. Näheres zii I 75.
donetur im Sinne von condonetur,
vgl. Ov. ex Pont. II 7, 51: culpa gravis
precibus donatur saepe suorum. Her.
carm. III 3, 33.
86. Viertes und fünftes Beispiel:
Venus und A7ichises. Venus und Mars.
lieber ihre Liebe zu Auchises spricht
sich die Göttin selbst aus bei Luc. dial.
deor. 11. Eine ausführliche Darstellung
enthält der IV. homerische Hymnus
(V. 45ff.l. Vgl. Hom. II. II 820. Theokr.
1, 105. Apollod. III 141.
Ueber die Buhlschaft der Venus
rag
m
13.
140
Ars amatoria
Ite per exemplum, genus o mortale, dearum
Gaudia nee cupidis vestra negate viris!
Ut iam decipiant, quid perditis? omnia constant:
90 Mille licet sumant, deperit inde nihil.
Conteritur ferrum, silices tenuantur ab usu:
Sufficit et damni pars caret illa nietu.
Quis vetet adposito luraen de lumine sumi,
Quisve cavo vastas in mare servet aquas?
95 Et tarnen ulla viro mulier 'non expedit' inquit?
mit Mars vgl. II 561 ff. Beider Tochter
ist Harmonia. die daun den Kadmos
freite. Apollod. III 25: Zeig §' tSwy.ev
avro) yvvaty.a 'ÄQf^ioviav, 'A^poSirr^g y.al
^ÄQEOS ü'vyaTioa. y.al Trdrrss d'eoi y.aTaki-
TiovTBi jöv ovQnvov, iv Ti, KaSueia tov
yäfiov tvioyoi'UkvoL y.a&ifivr^aav. Vgl.
Hes. tbeog.' 933-937.
Der Rückschhiss a\;s der Existenz
der Kinder auf den vorhergegangenen
Liebesbund ähnlich wie unten V. 521:
credere vix videor, cum cogar credere
partii, vos ego cum lestris concuhuisse
viris.
SS. gaudia in erotischem Sinne fvgl.
n 459. m 462. 661) wie oft, vgl. z. B.
Ov. her. 15 (16), ol?: te mihi meqne
tibi communla gaudia inngant. Prop.
14, 14 : gaudia sub tacita vesfe. Tib.
I 5, 39 u. 0.
cupidis vom Liebesverlangen wie
bei Catull. 61, 32. 54. Vgl. 62, 23: iuveiii
ardenti castam donare puellam.
90. snmant (vgl. auch zii III 619)
ebenfalls in erotischem Sinne wie Mart.
X 81, 2: nudam siimere. Patron. 100:
etiam cum volucrit (sc. senex) aliquid
sumei-e. ojms anhelitu prodet.
Der hier ausgesprochene Gedanke
begegnet uns auch in den Priapeen,
vgl. carra. 3, das Seneca (contr. I 2, 22)
dem Ovid zuschreibt : obscure j)Oteram
tibi dicere: 'da mihi, quod tu des licet
assidue, nil tarnen indc perit. da mihi,
quod cupies frustra dare forsitan olim,
cum tenet obsessas invida barba genas,
quodque lovi dederat, qui raptus ab
alite Sacra miscct amatori pocula, grata
SMO, quod virgo prima cupido (vgl. ars
V. 88) dat noctc nuirito, dum timet
alterius vulnus inepta loci etc.
Aehnlich heisst es in einem Aben-
teuer des Bacchus, das Eyghius (astron.
n 5) erzählt: . . . ciun impcfrasset a
parente, ut Semelam matrem ab inferis
reduceret et quaerens ad eos descensio-
nem ad Argivorum fines pervenisset,
obviam ei quendam factum nomine f
Hypolipnum {Uö'Kv^vov bei Paus. 11
37, 5), ... qui petenti Libero descensio-
nem monstraret. hunc autem cum vi-
dissef t HypolipHus puerum aetate mi-
randa corporis pulchritudine reliquis
praestantem mercedem petiisse ab eo,
quae sine detrimento eiiiS da-
retu r.
91. Wieder sprichwörtlich: conte-
ritur nämlich durch den Rost, d. h.
wenn vom Sprichwort abgesehen wird,
eine zwar langsame, aber dauernde
Einwirkung nützt selbst das härteste
Material ab: anders ist es mit jener
pars. Vgl. Prop. II 25, 15: teritur
rubigine mucro ferreus et parvo saepe
liquore silex. Ov. ex Pont. I 1, 71:
roditur ut scabra posifum ruhigine fer-
rum ... sie etc. Curt. YII 8, 15: fer-
rum rubigo consumit. Vgl. oben I 476.
92. Wie wenig eine Abnutzung illius
partis zu befürchten ist, wird durch
das an die Spitze des Satzes gestellte
sufficit und durch das Asyndeton (vgl.
V. 362) nachdrucksvoll hervorgehoben.
94. mare für mari als Ablativ ist
nicht selten ; vgl. Lucr. I 161 : e nuire
primum homines, e terra jjosset oriri etc.
Ov. trist. V 2. 20: exiguum pleno de
mare demat aquae. ex Ponto IV 6, 46:
(Hister) in caput Euxino de mare vertet
iter. Darüber vgl. Charisius p. 61, 1 — 14
Keil.
95. Der Zusammenhang ist meiner
Ansicht nach der. Niemand findet etwas
tadelnswertes darin, ein Licht an einem
anderen zu entzünden, niemand spart
das Wasser, wenn es ihm zu irgend
einem Zwecke nötig ist. Mit anderen
Worten : niemand geniert sich, bei vor-
handenem Bedürfnis sich von möglichst
praktischen Gesichtspunkten leiten zu
lassen. Und dennoch [et tamcn), ob-
wohl das bisher Gesagte allgemein zu-
III 87—103.
141
Quid, nisi quam sumes, die mihi, perdis aquam?
Nee vos prostituit mea vox, sed vana timere
Damna vetat: damnis munera vestra earent.
Sed me flaminibus venti maioris iturum,
100 Dum sumus in portu. provehat aura levis!
Ordior a cultu: cultis bene Liber ab uvis
Provenit. et eulto stat seg-es alta solo.
Forma dei munus: forma quota quaeque superbit?
gestanden wird, sollte es wirklich eine
Frau fertig bringen, diese Lehre nicht
auf den vorliegenden Fall anzuwenden,
d. h. einem Manne gegenüber spröde
und unerbittlich bleiben? (V. 95).
Das Gegenteil der hier (allerdings
nur als möglich gedachten! Spröden
{non expedit) ist die iral^a iu dem Epi-
gramm des Philodemus AP. V 45.
96, Der Ausdruck ist wohl zu-
nächst noch durch das in V. 94 ge-
brauchte Bild beeinflusst, erhält aber
gleichzeitig eine etwas gewagt pikante
Pointe dadurch, dass aquam sumere iu
ganz spezifischem Sinne gebraucht zu
werden püegt, nämlich von den Toilette-
geheimnissen der hier in Frage kom-
menden Körperteile post rem Veneream
peractam. Vgl. unten V. 620. Ov. am.
III 7, 83: neve suae possent intactam
scire ministrae, dedecus hoc sumpta
dissimulavit aqua. Mart. II 50: quod
feilas et aquam jiotas nil, Lesbia, pec-
cas: qua tibi parte opus est, Lesbia.
sumis aquam. Carni. Priap. 30 (Priapus
sagt zu dem puer, der ihn nach dem
Wege ad fontem fragt): vade per has
vites, qxiarum si carpseris uvam, cur
aliter sumas, hospes, habebis aquam.
Petron. 94 : necfefeUil hoc Gitona. itaque
extra cellam processit, tanquam aquam
peteret. Plaut, mil. glor. II 6, 70 (551).
98. munera in dem Sinne von fiei-
Xi/a SüJQa xal evvrj (Mimuemi. 1, 3) als
erotischer Euphemismus geht von der-
selben Vorstellung aus, nach der dare
das sich Hingeben des Mädchens be-
deutet. Vgl. oben I 345. Mart. IV 71, 6
u. s. Hes. scut. 47. Pind. Nem. 8, 7.
99 f. Zu dem Bude vgl. die Ein-
leitung p. XXI Anm. 7.
101 — 808. Hauptteil. Sieb-
zehn Anweisungen für Mäd-
chen, die Ziineigung der Jüng-
linge zu gewinnen und zu be-
halten.
101 — 250. Erste Anweisung
den cultus betreffend.
Die Notwendigkeit des cultus
wird ausführlich begründet ( — 128), dann
werden specielle Regeln gegeben und
zwar negative ( — 132) , und positive
( — 250). Diese beziehen sich a) auf die
Behandlung des Haares ( — 168),
b) auf die Wahl der Kleidung
(—192), c) auf sonstige Toiletten-
geheimnisse und allerlei Schön-
heitsmittelchen (—250).
101 — 128. Wie der cultus in der
Natur Wunder wirkt ( — 103), so ver-
mag er auch mangelnde Schönheit des
Mädchens zu ersetzen; wird er aber
vernachlässigt, verblüht selbst der
grösste Liebreiz { — 106). Das haben
die Mädchen auch von altersher ge-
wusst (-108), und das gegenteilige
Beispiel einer Andromache oder Tek-
messa kann nichts dawider beweisen
( — 112). Damals waren eben bäurische
Zustände, jetzt leben wir aber in der
aurea Roma ( — 114): wie hat sich da
alles verändert, Capitol, Curie, Palatin
( — 120)! Das Alte mag andere freuen,
ich bin ein Kind unserer Zeit (—122)
nicht wegen des ins Ungeheure ge-
steigerten Luxus und anderer Errungen-
schaften unserer Tage (—126), sondern
weil jetzt die verfeinerte Lebensart,
mit einem Worte der cultus herrscht
( — 128). Vgl. hierzu die Einleitung
p. IX ff. und zu der Begründung der
Notwendigkeit des cultus med. fac. 3 ff.
101 f. Vgl. med. fac. 3 : cultus hu-
mum sterilem Cerealia pendere iussit
munera: mordaces interiere rubi; cultus
et in pomis sucos emendat acerbos, fissa-
que adoptivas accipit arbor opes.
Liber vgl. zu I 525.
103. dei munus vgl. schon Hom.
II. m 54 : iVctJ^' 'Afooiiir>;i, ij rs xöut] rö
TS eiSog xrl.
142
Ars amatoria
Pars vestrum tali munere magna caret.
105 Cura dabit faciem; facies neclecta peribit,
Idaliae similis sit licet illa deae.
Corpora si veteres non sie coluere puellae,
Nee veteres cultos sie habuere viros:
Si fuit Andromaehe tunicas induta valentes,
110 Quid mirum? diiri militis iixor erat.
Seilieet Aiaei coniunx ornata venires,
Cui tegumen septem terga fuere boura?
Simplicitas rudis ante fuit, nune aurea Romast
Et domiti magnas possidet orbis opes.
115 Adspiee quae nunc sunt Capitolia, quaeque fuerunt:
105. Vgl. med. fac. 1 : discite, quae
faciem commendet cura, jmellae, et
quo sit vobis causa tuenda modo.
106. Idalia dea ist Venus, die in
Idalium auf Cypern einen heiligen Hain
und Tempel hatte. Aeltestes Zeugnis
ist Theoer. 15, 100: SioTioti', « lolycös
T£ y.al ^lÖäXiov efi/.aaas (Catull. 64, 96).
Cat. 36, 12. 61, 17. Verg. Aen. I
681. 693.
107 f. Vgl. med. fac. 11: forsitan
antiquae Tatio snb rege Sabinae malue-
rint quam sc rtira paterna coli, cum
matrona j)remens altum rubicunda se-
dile, adsiduo durum pollice nebat opus,
ipsaqne claudebat, quos filia jjaverat,
agnos, ipsa dabat vir gas caesaque liqna
foco; at vestrae matres teneras peperere
puellas ... 23 : nee tarnen indignum :
sit vobis cura placendi, cum comptos
habeant saecula nostra viros.
109. Andromaehe vgl. zu II 645.
in 519 und die Einleitung p. XXI
Anm. 7.
tunicas valentes zu V. 267.
111. Würdest du etwa als Gattin
des Aiax in zierlichem Schmuck er-
scheinen ? Für eine Tekmessa (vgl. V. 517)
passen, so meint der Dichter, seine Lehren
nicht, der cultus hätte sich nicht mit
der Eauheit und wilden Kraft ihres
Mannes (V. 112) vereinbaren lassen:
aber das war anno dazumal, seitdem
haben sich die Zeiten bedeutend ver-
ändert.
112. Das inraßoiov äp^rjxTov ady.os
(Soph. Ai. 576) des Aias war im Alter-
tum hochberühmt, vgl. schon Hom. II.
VII 219: Aius d iyyv&ev tjX&e (fsocov
adxos rivre TCVQyov, yaXy.tov tTiraßoELOv,
6 Ol Tvxios y.dfie rsv^iov, ay.vroröficov
ox d()taro£, 'i*A/? evi oixia vaiwv 6s ol
inoirjoev ady.os aloXov tmaßöeiov lav-
Qcov i,arQe(fea>v, btiI ^' oySoov rjXaoe X"-^
y(>y. \ Ov. am. I 7, 7 (= met. XIII 2):
clipei dominus septemplicis Aiax.
113. aurea Roma vgl. Martial. IX
59, 1 : in Septis Mamurra diu multum-
que vagatus hie ubi Borna suas aurea
vexat opes. Auson. el. urb. 1: prima
urbes inter, divum domus, aurea Roma,.
114. Vgl. Ov. fast. IV 255: j^ost,
ut Roma pjotens opibus iam saecida
quinque vidit et edomiio sustulit orbe
Caput etc. trist. III 7, 50: me tarnen
exstincto fama superstes erit; dumque
suis victrix omnem de montibus
orbem prospiciet domitu m Martia
Roma, legar. Eine der Lieblingsüber-
treibungen der römischen Dichter. Vgl.
auch ars I 177. Petron. 119: orbem
iam totum victor Romanus habebat.
115—120. Einer der in der römi-
schen Dichtung beliebten Kückblicke
auf die einfachen Zustände im alten
Eom; vgl. dazu die Einleitung p. X.
Von den zahlreichen Parallelen sei hier
nur erinnert an die ausführlichste Dar-
stellung der alten Verhältnisse durch
Properz FV 1 ; vgl. zu unserer Ovid-
stelle ziimal V. 1 : hoc quodcunque vides,
hospes, qua maxima. Roma est, ante
Phrygem Aenean collis et herba fuit,
atque ubi Navali staut sacra Palatia
Phoebo, Euandri profugae concubuere
boves. 11: curia, praetexto quae nunc
nitet alta senatu, pellitos habuit rustica
corda patres, bucina cogebat priscos ad
verba Quirites: centmii Uli in prato
saepe soiatus erat. Vgl. Ov. fast. V 93:
hie, ubi nunc Roma est, orbis caput,
arbor et herbae et paucae pecudes et
casa rara fuit. Tib. II 5. 25: sed tunc
pascebant herbosa Palatia vaccae et
stabant humiles in lovis arce casae.
Ovid greift drei ganz besonders
m 104—123.
143
120
Alterhis dices illa fuisse lovis:
Curia consilio nunc est dignissüna tanto:
De stipula Tatio regna tenente fuit;
Quae nunc sub Phoebo dueibusque Palatia fulgent,
Quid nisi araturis pascua bubus erant?
Prisca iuvent alios, ego me nunc denique natum
Gratulor: haec aetas moribus apta meis,
Non quia nunc terrae lentum subducitur aurum,
charakteristische und hesonders wichtige
Wahrzeichen der ewigen Stadt heraus,
an deren jetzigem und einstigen Zu-
stande er die ungeheure Veränderung
der Zeiten anschaulich macht. Wie
bülig und natürlich, wird das Capitol
an erster Stelle genannt. Vgl. Cass.
Dio excerpt. Vatic. p. 154: lißv/2i;s
•/CQTjOftos ifdoxsTO KaTiiTcoXiov y.e<fd}.aioi'
eaeo&ai Trjs oiy.ovuevrjs ttex^i Trjg tov
y.oOfiov xaralvaecüi. Hor. carm. III 30, 8.
117. Die curia {Hostilia, weil nach
der Ueberlieferung durch Tullus Hosti-
lius erbaut : Varro L. L. V 155) war im
Jahre 52 v. Chr. abgebrannt. Vgl. Cic.
pro 3Iil. 33, 90. Der durch Faustus
Sulla, den Sohn des Diktators. Avieder-
hergestellte Bau wurde durch Caesar
abgebrochen, der eine neue Curie zu
errichten begann, deren Vollendung ihm
jedoch nicht beschiedeu war, und die
erst Augustus vollendete {Curia lulia).
Vgl. Dio Cass. XL 49.
118. Der alte Sabinerkönig Titus
Tatius wird als Vertreter einfach länd-
licher Zustände genannt; vgl. Ov. am.
I 8, 39: fo7-sitan inniuudae Tatio re-
gnante Sabinae noluerint habiles pluri-
bus esse viris.
119 f. Als drittes Wahrzeichen wird
das Palatium genannt (vgl. die zu
115 — 120 citierten Stelleu); gleichzeitig
verbindet sich damit ungezwungen eine
Huldigung für Augustus; vgl. zu I
171—176.
Ueber das Palatium ist gesprochen
zu I 73 f. Vgl. I 105.
sub Phoebo das Palatium steht
unter dem Schutze des Gottes, der hier
wohnt; über den Apollotempel vgl.
Richter, Topographie- p. 14Gff.
sub ducibus ist eine Liebenswürdig-
keit für das Kaiserhaus und erinnert
an die Bauten des Augustus auf dem
Palatin, also in erster Linie an den
Apollotempel selbst; doch denkt man
unwillkürlich auch an die doDius
Augustana. Vgl. Vell. Paterc. 11 81:
Victor deinde Caesar reversus in urbem
(nach dem Kriege mit Sextus Pompeius)
contractas emptionibus complures domos
per procuratores. quo laxior fieret ipsius,
publicis se usibus destinare professus
est. Vgl. Suet. Aug. 29. Hier errichtete
er auch im Jahre 12 v. Chr. die aedi-
cula Yestae, darüber vgl. CIL. I- p. 317, 28.
Geschickt fasst Ovid an einer ande-
ren Stelle diese Bauten zusammen, vgl.
fast. IV 951 : Phoebus habet partem,
Yestae pars altera cessit, quod superest
Ulis, tertius ipse tenet; vgl. met. XV 864.
120. Der Vers bezieht sich auf die
oft erwähnte (vgl. die zu 115 — 120
citierten Stellen) Legende von Euauder.
Dieser rex Euandrus Romanae conditor
arcis ( Verg. Aen. VIII 313) erzählt bei
Vergü 1. 1. von sich selbst (333): me
pulsum patria pelagique extrema sequen-
tem fortuiia omnipotens et ineluctabile
fatuni his postiere locis matrisque egere
fremenda Carmentis Xymphae monita
et deus auctor Apollo. Vgl. Preller
RM. II ^ 288. Von seinen Rindern leitete
man sogar den Xamen des Palatins ab.
Vgl. Varro L. L. V 53: eundem hunc
locum a pecore dictum putant quidam,
itaque Xaevius 'Balatium' appellat.
121. Anders denkt Janus bei Ov.
fast. 1225: laudamus veteres, sed nostris
utimur annis; mos tarnen est aeque
digmis uterque coli.
123—126. Diese negative Begrün-
dung des eben erfolgten Ausspruches
greift zwei für Ovids Zeit besonders
charakteristische Merkmale heraus : raffi-
nierten Liixus und übertriebene Bauwut.
Vgl. dazu im allgemeinen die klassische
Darstelluug Friedländers der Luxus'
(Sittengeschichte Bd. III Caji. l). I^er
Luxus wieder wird anschaulich gemacht
durch das Herausgreifen einer seiner
wesentlichsten Erscheinungsformen, der
masslosen Jagd nach dem Golde uud
anderer Kostbarkeiten.
144
Ars aniatoria
Lectaque diverso litore concha venit,
125 Nee quia decrescunt effosso marmore montes.
Nee qiiia caeruleae mole fug-autur aquae,
Sed quia cultus adest, nee nostros mansit in annos
Rustieitas priseis illa superstes avis,
Vos quoque non caris aures onerate lapillis,
124. concha (r y-öy/jj) \irspruuglich
die Muschel, daiiu mit leicht verständ-
licher Metonymie die Perle; vgl. Tib.
n 4, 30: a rubro lucida concha mari
und oft.
Seit dem Siege des Pompeius über
Mithridates hielt der Luxus mit Perleu
und Edelsteinen in Rom seineu Einzug ;
vgl. Pliu. bist. uat. XXXVII 12 : victoria
tarnen illa Fonipei primum ad marga-
ritas gemtnasqne mores inclinavit etc. ;
dazu auch die folgenden interessanten
Ausführungen.
Mit Perlen wurden zumal die Ohr-
gehänge (ZU I 432) geziert, vgl. Y. 129;
„doch wurden sie auch an den Schuhen
angebracht und nicht bloss deren
Schnüre und Bänder, sondern ganze
Pantöffelchen mit Perlen besetzt". Fried-
länder 1. 1. p. 73. Interessant ist auch
Plin. ep. Y 16, 7, wo vestes. margaritae,
gernmae als Requisiten bezeichnet wer-
den, die ein Yater seiner Tochter zur
Hochzeit besorgt. Weiteres bei Becker,
Gallus III 3 276 ff.
Unter diverso litore ist wohl nur
ein entlegenes Gestade zu verstehen,
wie später diversus häufig gebraucht
wird: vgl. Draeger zu Tac. ann. III
2, 7. Man wird hier nicht an eine
Teilung (vgl. I 173) denken dürfen, dass
etwa das persische und indische Meer
gemeint wäre, aus denen allerdings die
Einfuhr der Perlen meistens erfolgte:
Tib. II 4, 30. Prop. I 8 b, 39.
125. Die bis zum Masslosen ge-
steigerte Bauwut ihrer Zeit erwähnen
die Dichter oft, meist mit tadelnder
Nebenabsicht. Das Ungeheuerliche wird
dadurch gut zum Ausdruck gebracht,
dass die von der Natur gesteckten
Schranken überschritten werden: die
Berge werden kleiner durch das Ab-
tragen ihres Marmorgehdltes, und das
Meer wird durch gewaltige Bauten
verdrängt. Diese nahmen durch die
„Yorliebe der Römer für das Meer und
den Wunsch, es aus unmittelbarster
Nähe zu geniessen", immer mehr zu.
Vgl. Seneca ep. 89, 2i : quo usque nullus
erit lacus, cui non villarum vestrarum
fastigia immineanf? nulluni flumen,
euius non ripas aedificia vestra prae-
texant? ubicunqne scatebunt aquarum
calentium venae, ibi nova deversoria
luxuriae excitabuntur. ubicunque in
aliquem sinum liius curvahitur, vos pro-
tinus fundamenta iacietis nee contenü
solo 7iisi qnod manu feceritis, mare
agetis introversus etc.
Hör. carm. II 15, 2. 18, 20: maris-
que Baus obstrepentis urges summovere
litora, parum locuples continente ripa.
in 1, 33: contracta pisces aequora sen-
tiunt iactis in altum molibus; huc fre-
quens caementa demittit redemptor cum
fanmlis dominusque terrae fastidiosus.
III 24, 3. ep. I 1, 84: lacus et mare
sentit amorem festinantis heri. Petron.
120 (bell. civ. 87): aedificant auro sedes-
que ad sidera mittimt, expelluntur
aquae saxis, mare nascitur arvis, et
perniutata rerum statione rebellant.
Durch diese Parallelen ist auch Ovids
Ausdruck fugantur hinlänglich erklärt;
vgl. noch Seneca Thyest. 459: non
ciassibus piscamur et retro mare iacta
fugamus mole.
129 — 132. Negative Anweisungen
den cultus betreffend (vgl. zu 101 — 250).
129. Ueber die Öhrgehänge vgl.
zu I 432. Yon dem Luxus der Perlen,
mit denen man die Ohrgehänge zu
zieren pflegte, war eben gesprochen:
zu V. 124. Natürlich waren auch andere
lapilli beliebt, caris ^\ird anschaulich,
wenn mau sich erinnert, was für Riesen-
summeu bisweilen für solche Schmuck-
sachen ausgegeben wurden: darüber
Friedländer, Sittengeschichte III 71 ff.
Auch onerate deutet auf übertriebenen
Luxus, Ueberladen der Ohrgehänge mit
Edelsteinen. Vgl. med. fac. 22: et
quantos onus est, aure tiilisse duos.
Auch Seneca erwähnt oneratas aures
(de constant. sap. 14, 1).
m 124—141.
145
130 Quos legit in viridi decolor Indus aqua,
Nee prodite graves insuto vestibus auro!
Per quas nos petitis. saepe fugatis, opes,
Munditiis capimur: non sint sine lege capilli;
xA.dmotae formam dantque negantqne manus.
135 Nee genus ornatus unumst: quod quamque deeebit,
Elegat et speenlum eonsulat ante suum!
Longa probat faeies capitis diserimina puri:
Sie erat ornatis Laudamia eomis;
Exiguum summa nodum sibi fronte relinqui,
140 Ut pateant aures. ora rotunda volunt;
Alterius crines umero iactentur utroque:
130. Ueber Indus = Aethiope vgl.
zu I 53; auch decolor ist dort erklärt.
In demselben Sinne stebt bei Prop. IV
3, 10: discolor Indus. Vgl. Tib. IV
2, 19: et quascunque niger rubro de
litore conchas proximus Eois coUigit
Indus aquis. Petron. 55: quo marga-
rita cnra tibi, bacam Indicam ? Prop.
II 22, 10. Mart. VIH 28, 14: Ery-
thraeis eruta gemma vadis.
131. prodite ist sehr anschaulich:
wir sehen die eitle Schöne, wie sie
(nach umständlicher Toilette) in all
ihrem kostbaren Schmuck auf die Strasse
heraustritt. Dieser Moment wird durch
das Verbum prodire öfters bezeichnet,
vgl. Hör. carni. II 8, 7: enitescis pul-
ehrior multo iiivenumque prodis publica
cura. m 14, 6. Tib. I 9, 70: Tyrio
prodeat apta si^iu. Aehnlich ist IV
2, 11: urit seu Tyria vohiit procedere
palla. II 3, 52 {incedere). Vgl. ars HI
165. Lucian. dial. mer. 6, 2 : «A^ä vvv
o^äs , ota TiQÖeioi.
Ueber die golddurchwirkten Kleider
ist gesprochen zu II 299. Vgl. auch
zu III 169.
133—250. Drei positive Regeln
über den cultus.
133—168. Erste Regel: Die Be-
handlung des Haares. Die Notwendig-
keit sorgfältiger Haartoilette ( — 135).
Nach der Individualität des Mädchens
richtet sich ihre Frisur, deren Zahl sehr
gross ist, und von denen einige aufge-
zählt werden (^152). Unter besonderen
Umständen steht auch nicht geptiegtes
Haar gut, das Beispiel dazu gab lole
und Äriadne ( — 158). Gefärbtes und
gekauftes Haar ( — 168).
Ovid, ars amatoria ed. Brandt.
133. munditis capimur verrät den-
selben Geschmack, wie ihn Horaz be-
weist, wenn er von der blonden Pyrrha
rühmt, sie sei siviplex munditiis: carm.
I 5, 5. Vgl. die Einleitung p. XII.
134. admotae )nanus doch wohl
der Zofe, der ornatrix ; vgl. zu I 367
und ni 239. Dazu Ov. am. I 14, 16.
Berühmt wurde die fusca Cypassis:
am. II 8. Vgl. auch Orelli inscr. 2878
(I p. 500).
135. nee genus ornatus unumst.
In der That hatte es die raffinierte
Technik zu einer erstaunlich grossen
Zahl von Moderationen gebracht; vgl.
darüber nur Ov. am. 11 8, 1 : ponendis
in mille modos perfecta capillis. med.
fac. 19. met. II 412. fast. IV 309:
cultus et ornatis varie prodisse capillis.
Becker, Gallus IH" 270.
137. Wer ein langes Gesicht hat,
soll also einen einfachen Scheitel wählen :
natürlich, um nicht durch einen kunst-
vollen Aufbau des Haares das Gesicht
noch länger erscheinen zu lassen; ganz
ähnlich ist die Logik der folgenden
Regeln.
Ueber diserimina vgl. zu 11 303.
2)uri erkläre ich 'schlicht', nicht
durch unnatürlichen oder übertriebenen
Haarputz entstellt.
138. Laudamia vgl. zu II 356 und
ni 17.
139 f. Ein volles rundes Gesicht
soll das Haar so tragen, dass auf der
Stirn ein kleiner Knoten entsteht; da-
durch wird das Gesicht scheinbar etwas
verlängert, gleichzeitig wird das Haar
etwas von den Seiten weggezogen, ut
pateant aures.
10
146
Ars amatoria
Talis es adsumpta. Phoebe canore, IjTa;
Altera succinctae religetur more Dianae.
Ut solet, attonitas cum petit illa feras.
145 Huic decet iuflatos laxe iacuisse capillos,
lila Sit adstrictis inpedienda comis;
Hanc placet ornari testudine Cyllenea,
Sustineat similes fliictibus illa sinus.
Sed neque ramosa numerabis in ilice glandes,
142. Phoebus ist dtcs^asy.öftris (Hom.
n. XX 39) oder dy.eioexofias (Pind.
Pyth. 3, 14). Die Haare fliessen ihm
über beide Schultern herab ; so wird er
oft von Dichtern und Künstlern darge-
stellt. Vgl. Lygdaraus 4, 27: intonsi
crines longa cervice flucbant. Hierüber
Müller, Archäologie der Kunst * p. 540.
143. Eine andere trage ihr Haar
wie Diana ; über das Haar der Artemis
vgl. Müller a. a. 0. p. 476, Anm. 5 und
553, Anm. 5. Vgl. auch Eumolpus bei
Petron. ICd: infelix, modo crinibus
nitebas, Phoebo imlchrior et sorore
Phoebi.
succincta ist Diana als Jägerin
(144) und so erscheint sie in vielen
KunstdarsteUungen ; Nachweise bei
Müller a. a. 0. p. 554 ff. Dazu vgl.
Callim. hymn. Artem. 11: ek yöw
fisy^^i xiTcäva l^covvva&ai XsyvcoTov. Verg.
Aen. I 318: namque umeris de more
habilem suspenderat arcum venatrix
dederatque comam diffundere ventis,
nuda genu nodoque sinus collecta ftii-
entis. Ov. met. X 536: rtiida genu
vestem ritu succincta Dianae u. s.
145. Vgl. Tertull. de cultu feniin.
II 7: quid crinibus vestris quiescere
non licet modo substrictis. modo rela-
xatis, modo suscifatis, modo elisis?
aliae gestiunt in cincinnos coercere, aliae
ut Vagi et volucres elabantur, non bona
simplicitate.
inflatos nämlich vom Winde, also
'fliegend'.
147. Unter testudo ist hier wohl
kaum ein 'schildkroteuer Aufsteckkam'
zu verstehen, wie Becker Gallus III ^
273 die Stelle erklärt, da es sich in
dem ganzen Passus um Haartouren
handelt und nicht um einzelne dazu er-
forderliche Toilettegegenstände ; immer-
hin ist diese Erklärung möglich, denn
es ist sehr wohl denkbar, dass für den
römischen Leser schon durch die Er-
wähnung dieses (besonders geformten?)
Kammes eine ganz spezielle Haartour
hinlänglich gekennzeichnet war, in der
eben jener Kamm eine wesentliche,
diese Frisur vor anderen charakteri-
sierende Rolle spielte. Für wahrschein-
licher halte ich es, dass unter testudo
eine spezielle Haartour zu verstehen
ist, dergestalt etwa, dass das Haar auf
beiden Seiten straff nach oben gewöhnt
wird, so dass das Ganze mit dem da-
zwischen entstehenden Eaume einige
Aehnlichkeit mit einer Lyra haben
mochte. Auf straff nach oben ge-
wöhntes Haar lässt der Gegensatz zu
V. 148 mit Sicherheit schliessen, denn
dort handelt es sich um krauses welli-
ges Haar.
Das Beiwort Cyllenea erklärt sich
leicht aus der dem Worte testudo zu
Grunde liegenden Bedeutung, die Schild-
kröte. Aus der Schale einer Schildkröte
hat Hermes auf dem lipos tÜTtv Kyllene
in Arkadien (Hom. II. II 603, vgl. unten
zu V. 725) zum ersten Male eine Leier
geformt; vgl. nur hymn. Hom. 3, 25 ff.
Hör. carm. I 10.
148. sinus kann jede sich bau-
schende oder wellenförmige Bewegung
bezeichnen; vgl. Ov. am. I 14. 26: u,t
fierct torto nexilis orbe sinus. Verg.
Aen. I 320: nodoque simis collecta
fluentes. Vgl. auch Gellius V 14, 9:
comae fluctuantes (vom Löwen).
149 £f. Wieder ein ddvtmrov (zu I
271 ff.): so unzählig wie die Eicheln,
die hyblaeischen Bienen oder die wilden
Tiere in den Alpen, ebenso unzählig sind
die verschiedenen Möglichkeiten der
Haarfrisureu. Vgl. I 57 ff. II 517.
149. Zu der Zahl der Eicheln vgl.
Ov. met. X 94: cur v ata glandibus
Hex. VH 586. Verg. ge. IV 80: non
densior aere grando, nee de concussa
tantum pluif ilice glandis. lieber die
liier gemeinte Eiche spricht ausführlich
Zingerle, kl. philol. Abhandl. II 93.
ni 142—163.
147
150 Nec quot apes Hyblae, nee quot in Alpe ferae.
Nee mihi tot positiis numero conprendere fas est:
Adicit ornatus proxima quaeqiie dies.
Et neclecta deeet multas coma: saepe, iacere
Hesternam credas, illa repexa modost.
155 Ars easu similis: sie eapta vidit ut urbe
Aleides lolen, 'hanc ego' dixit 'amo'';
Talern te Baeelius, Satyris elamantibus "enhoe!"
Sustulit in eiirnis, Gnosi relicta, siios.
0 qnantum indulget vestro natura deeori,
160 Quarum sunt multis damna pianda modis!
Nos male detegimur, raptique aetate eapilli
Ut Borea froudes excutiente eadunt;
Femina canitiem Germanis infieit herbis,
150. Ueber Hijhla uud seinen Ho-
nig vgl. zu II 517.
Alpe die Singularform ist bei Dich-
tem nicht selten; darüber vgl. Neue-
Wagner, Formenlehre I ^ 724.
151. positus ist der eigentliche
Ausdruck, vgl. med. fac. 19 : vulüs odo-
ratos positu variare capillos. met. II
412. Die Verba sind ponere (unten Y.
434. amor. II 8, 1), componere (Prop.
I 15, 5), (Usponere (Juv. II 6, 490).
153. Ein Beispiel dazu giebt Daphne
bei Ov. met. I 477 : vitta coercebaf po-
sitos sine lege capillos. Vgl. am. I 14, 19 :
saepe etiam nondum diyestis mane
capillis purpureo iacuit semisupina toro:
tum quoque erat neglecta decens ut
Threcia Bacche, cum fernere in viridi
gramine lassa iacet.
154. hesternam vgl. Prop. I 15,5:
et potes hesternos manibus componere
crines. Ov. am. III 7, 66.
155. casu als Dativ; vgl. darüber
die interessanten Bemerkungen des
Gellius (IV 16). Ausführliches bei
Buecheler-Windekilde, Grundr. d. lat.
Deklination (Bonn 1879) p. 110.
capta urbe Oichalia. Hier herrschte
der König Eurytos, um dessen Tochter
lole sich Herakles bewarb. Eurytos
verweigerte sie ihm zunächst, sodass
später Herakles einen Rachezug gegen
ihn unternahm, die Stadt eroberte [capta
urbe), den Eurytos mit seinen Söhnen
erschlug und die lole mit sich führte.
Vgl. nur ApoUod. II 127 f. 156. So-
phokles' Trachinieriunen. Ov. her. 9.
156. Älcides heisst Herakles als
Enkel des Alcaeus (ApoUod. II 50) oft
bei Dichtern. Vgl. z. B. AP. UI 13,1.
Hör. carm. I 12, 25.
157 f. Ueber Diunvsos und Ariadne
vgl. zu I 527.
Gnosis heisst Ariadne nach der
Stadt Gnosus auf Ki'eta, der Residenz
ihres Vaters Minos: zu I 293.
currus, auf dem sie Bacchus zum
Himmel entführte. Das hier ange-
deutete Bild können andere Stellen ver-
vollständigen. Vgl. Prop. III 17, 8:
lyncibus ad caelum recta Ariadna tuis.
159. Anders urteilt Pi'operz (11
18, 25): ut natura dedit, sie omtiis
recta figura est.
162. Der Nordwind (vgl. zu II
431) steht typisch für heftigen Sturm;
vgl. Hör. carm. I 25, 11 : Thracio bac-
chante magis sub interlunia vento.
Ov. trist. I 2, 29 u. o.
163 f. Das Färben des Haares
war zu Ovids Zeiten bereits eine weit
verbreitete Unsitte, doch wusste schon
der alte Cato davon; vgl. Servius zu
Verg. Aen. IV 698: mi Catone legitur
de matronartim crinibus: flavo cinere
unctitabant, ut rutilae essent. Val.
Max. II 1, 5: et quo formam suam
concinniorem efficerent, summa cum,
diligentia capillos cinere rutilarunt.
Auch das Odium des grauen Haares
suchte man durch Schwarzfärben zu
beseitigen, vgl. die bekannten Stellen
Martial. IH 43. IV 36. Näheres ver-
rät TibuU I 8, 43 : coma tum mutatur,
ut annos dissii)iulct, viridi cortice tincta
nticis. Hierher gehört auch Prop. II
18 B, wozu zu vergleichen ist Olem.
Alex. paed. II cap. 104 (p. 232 Pott.)
10*
148
Ars amatoria
Et melior vero quaeritur arte color;
165 Femina procedit densissima crinibus emptis
Proque suis alios efficit aere suos.
Nee pudor est emisse: palam venire videmus
Herculis ante oculos virgineumque choruni.
Quid de veste loquar? nee nunc segmenta requiro.
Zur Vervollständigung auch inbetreff
der anderen Punkte der Behandlung-
des Haares sei endlich hingewiesen auf
Lixcian. amor. 40: rd Öe TiXtiazov dva-
XiaxEi ftsQos rj nXoarj rcop iQiyäiv ' al
ftkv yoLQ (papfidxois eQv&aivsiv dvvafisvois
Ttoos iiXiov fiEar]fißQiav rovs 7cXoy.dfj.ovi
iaa rais TÖiv tQiiav %QOt,aii ^av&co (itra-
ßaTtrovaiv dv&ti Trjv iSiav y.ajay.Qivovaat
wvaiv ■ oTtöaacs Ss aQy.elv rj fisXaiva
yairri vo/ui^eraij tov rcöv ysyafirjxÖTCov
TtXovTov eis ravtr^v dvaXiaxovaiv 6Xi]v
'Ä^aßiav axsSov ix zcäv tqi%(Jjv dno-
Tiveovaat^ ailÜrj^ä re oQyava tivqos a/n-
ßXeiq cpXoyX yXiav&evra ßiq rfjv eXixcov
ovXor/jra SianXsy.ei , aal Tzs^ie^yoi /ukv
al fJ.iy.Qt Tcöv 6<fQVO)v ifpscXyvOftivai
y.ofiai ßoayv t(Ö fiercoTico to fieraiyfuov
dtfiäai, ooßaQMS Se liyQt rcöv fLerarfQEViov
Ol oTita&sv iTiiaaXevoviai, rcXoy.afioi.
Germanis herbis weil die blonde,
den Germanen eigentümliche (Tac. Germ,
cap. II) Farbe damals besonders beliebt
war, wie schon aus den angeführten
Stellen zum Teil hervorgeht; vgl. noch
Mart. VIII 33, 20: et miitat Latias
spuma Batava comas. XIV 26: Chat-
tica Teutcmicos accendit spuma cajnllos :
captivis poteris cultior esse comis. 27.
Ov. am. I 14, 45 ff.
165. Auch falsches Haar war
durchaus nichts seltenes. Vgl. amor.
I 14, 45: mmc tibi captivos mittet
Germania crines: culta triumphatae
munere gentis eris. Mart. V 68 : Arctoa
de qente comam tibi, Lesbia, misi, ut
scires, quanto sit tua flava magis. VI
12. XII 23: dentibus atque comis, nee
te pudet, iiteris emj)tis (dazu das Epi-
gramm des Lucilius AP. XI 310). Vgl.
Marquardt-Mau, Privatleben II •' 603 f.
procedit zu V. 131.
168. Der Vers giebt an. wo die
Damen eine derartige Aufbesserung
ihrer Schönheit finden konnten. Es
sind Läden gemeint, die sich in der
Nähe des Herculestempels befanden.
Dieser war durch Fulvius Nobilior er-
richtet, (Euraen. pro rest. schol. 7:
aedem Herculis Musarum in circo
Flaniinio ille Nobilior ex pecunia cen-
soria fecit), wohl im Jahre 189 v. Chr.
und zwar nach Ov. fast. VI 797 ff. am
30. Juni. Vgl. auch Cic. pro Arch.
11, 27: iam vero ille. qui cum Aetolis,
Ennio comite, bellavit, Fulvius, non
dubitavit Martin mannbias Musis con-
secrare. Der Tempel wurde durch L.
Marcius Philippus, den Stiefvater des
Octavian, renoviert und mit einer por-
ticus umgebeu: vgl. Suet. Aug. 29.
Diese porticus Philippi ist hier
gemeint; sie wird in ähnlichem Zu-
sammenhang auch von Mart. V 49, 12
erwähnt. Die Verkaufsbuden von fal-
schem Haar imd dgl. befanden sich
hier aber umso passender, als diese
porticus in der Nälie der porticus Octa-
viae war, die wir von I 69 her als be-
liebten Spaziergang der römischen
Damen kennen: vgl. zu II 266.
Herculis ante oculos natürlich stand
in dem Tempel die Statue des Her-
cules ; er hielt eine Zither in der Hand,
vgl. Öv. fast. VI 812: adniiit Aleides
increpuitque lyram. Ausserdem aber
waren in dem Tempel die Statuen der
Miisen {virgineum choruni) aufgestellt,
von denen Plinius bist. nat. XXXV 66
näheres zu erzählen weiss. Der Tempel
heisst daher meist aedes Herculis <e<>
Musarum: Serv. zu Verg. Aen. I 8.
169—192. Zweite Regel (vgl. zu
133—250): Die Wahl der Kleidung.
Keineswegs kommt es auf einen mög-
lichst hohen Preis der Kleider au, der-
artiges ist direkter Wahnsinn { — 172).
Unendlich verschieden ist die Farbe
der Stoffe ( — 187), da heisst es geschickte
Wahl treffen, denn eines schickt sich
nicht für alle ( — 188). Einige prak-
tische Fingerzeige, wie solche Wahl zu
treffen ist (—192).
169. segmenta sind Zierstücke,
rund oder rechteckig, meist von Purpur
und oft mit Goldstickerei (zu II 299)
besetzt, die auf den Stoff aufgenäht
wurden. Das Trafen dieses höchst
III 164—178.
149
170 Nec qiiae de Tyrio miirice, lana, rubes.
Cum tot prodierint pretio leviore colores,
Quis furor est census corpore ferre suos?
Aeris ecce color, tum cum sine nubibus aer,
Nec tepidus pluvias concitat Auster aquas;
175 Ecce tibi similis, quae quondam Phrixon et Hellen
Diceris Inois eripuisse dolis;
Hie undas imitatur, habet quoque nomen ab imdis:
Crediderim nymphas hac ego veste tegi;
kostbaren Liixusartikels wurde zu den
Zeiten des Coriolauus durch einen
Senatsbeschluss ausdrücklich bewilligt,
wie eine interessante Stelle des Valerius
Maximus lehrt (V 2, 1). Reichliche
Nachweise über die segmenta findet
man bei Marquardt-Mau , Privatleben
II -^ 548 ff.
170. Vgl. die Anm. zu II 297;
dazii noch Hör. ep. 12, 21 : muricibus
Tyriis iteratae vellera lanae.
172. census sein Vermögen; wir
sagen auch die Frau trägt 'ein ganzes
Vermögen an sich. Vgl. Seueca de
vita beata 17, 2: quare uxor tua lo-
cupletis donius censum auribus gerit?
Aehnlich ist Prop. III 13, 11 : matrona
incedit census induta nepotum.
173 flF. Bei der nun folgenden statt-
lichen Zahl verschiedener Farben der
Kleider muss man sich daran erinnern,
dass auch in diesem Punkte im Laufe
der Zeiten eine Aeuderung in Geschmack
und Urteil des Publikums sich vollzogen
hatte. Zwar geht Böttiger (Sabina
p. 91 ff.) zu weit, wenn er behauptet,
dass bunte Kleider nur von etwas
lockeren Damen getragen wurden, doch
mag für Ovids Zeit im allgemeinen der
Satz gelten, dass besonders grelle Farben
nur bei Damen leichterer Art beliebt
waren. Vgl. Artem. II 3: yvruixl äe
TtoixiXrj xal dv&rj^d av/ufe^ei, fidXiara
8k irai^q y.a'i TiXovaiq.
173 f. Das Distichon bezeichnet die
Farbe , die auch wir himmelblau'
nennen ; vielleicht entspricht am besten
die Grundbedeutung von y}.uvy.6s , denn
dieses steht wohl zunächst von dem
Glänze des unbewölkten Himmels ; vgl.
Plat. Tim. 68 c. Vgl. den Anhang.
174. Das Gegenteil bei Tib. I
1, 47: gelidas hibernus aquas cum
fuderit Auster. Der Süd ist in Italien
reeht eigentlich der Regenwind (Ov.
met. II 853: aquaticus auster); vgl. Ov.
met. I 264 ff.
175 f. Die Erklärung hängt von
dem Worte quac ab, das sich aber nie
i^nd nimmer auf den Widder, sondern
sicherlich auf die Wolke bezieht, in
deren Schutze die beiden Kinder der
Erde entrückt wurden. Die mytholo-
gische Beziehung scheint demnach hier
schon aufgegeben zu sein: nicht mehr
den Widder, sondern die dieser mytho-
logischen Vorstellung zu Grunde liegende
Wolke hat Ovid vor Augen. Vgl. auch
F. L. W. Schwartz, der Ursprung der'
Mythologie (Berl. 1860) p. 220. Ge-
meint ist demnach ein anderes Blau
als im vorhergehenden Distichon, offen-
bar dunkeler Schattierung. Die fulvis
insignia villis vellera (unten V. 335)
können demnach hier nicht zur Erklä-
rung verwendet werden. Die Sage
selbst ist allbekannt: vgl. V. 336 und
Apoll. I 80—83.
177 f. Gemeint ist das cumatile,
ein wasserblauer, moireähnlicher Stoff';
vgl. Plaut, epid. II 2, 49 (234), citiert
von Nouius 548, 25 (11 p. 221 Mueller):
cumatilis color, mit marinus aut cae-
r Ulcus ; a graeco tractum, quasi fiuctuum
siuiilis; fiiictus enim graece cymata
dicuntur.
In diesem Sinne spricht Lucr. IV
1119 von einer thalassina vestis. Da-
mit wäre auch erklärt habet quoque
nomen ab \indis: cumatile von "^vfia.
Die Namen dieser Farben scheinen über-
haupt mehr in griechischer Sprache
üblich gewesen zu sein; oder meint
Ovid vestes imdulatae'f Vgl. den An-
hang.
178. Vgl. Eubul. fr. 84 Kock (II
p. 193) bei Athen. XIII 568 e: yv/uvds,
sae^Fig tTil xeqcos reTayfiävng, ev Xenro-
Tirjpoi^- {'(feoiv iarcooai, otas 'HfjiSavos
d y vol b i'Ö no c x // tt e v e i xö ^ a s.
150
Ars amatoriä,
nie crocum simulat (croceo velatur amictu,
180 Roseida luciferos cum dea iun<iit equos)
Hie Paphias myrtos. hie purpureas amethystos
Albentesve rosas Threiciamve gruem;
Nee glandes, Amarylli, tuae, nee amyg-dala desunt,
Et .sua velleribus nomina cera dedit:
185 Quot iiova terra parit flores. cum vere tepenti
Vitis agit gemmas pigraque fugit hiemps,
Lana tot aut plures sucos bibit; elige certos!
Nam non conveniens omnibus omnis erit.
Pulla decent niveas: Briseida pulla decebant;
179 f. Ueber crocusfarbige Ge-
wänder spricht Nouius unter Intens
(549 = TI 223 M.) Vgl. II 224, 26:
crocota, crocei coloris vestis.
179. Zum Ausgange des Verses
vgl. met. X 1: croceo vdatus amictu.
180. roscida den Aurora, vgl. V.
84. Das BeiM'ört roscida der (xüttin
selbst zuerkaiint, das eigentlich der
Natiir gehört, die beim Erscheinen des
Frührots mit Tau bedeckt ist. Aurora
fährt mit ihrem Gespann dem Sonnen-
gotte am Himmel voraus. Vgl. Hom.
Od. XXIII 244 ff. Ov. met. XV 190.
Verg. Aen. VI 535. VII 26. XII 77.
Preller RM. I ^ 327.
luciferos fcaoifOQOi heisst die Göttin
selbst bei Eurip. Ion 1157; vgl. Hom.
Od. V 2 (von der Aurora) : 'iv dd-uvd-
Toiai (föcüs (fiooL ijös ßoorolaiv.
ISl. Faphias myrtos vgl. zu II
588 und III 53.
amethystos es handelt sich um die
vestes amethystinae, die sehr geschätzt
"waren und eine ins Purpurne spielende
Farbe hatten; vgl. Mart. I 96, 7. II
57, 2. Juven. Iir7, 136 {amethystina).
182. Der Kranich heisst thracisch
wie bei Nonnus XIV 332: Opt^iyion
yspävoioiv ioiy-ores. Vgl. Stat. silv. IV
6, 8: a tniseri. quos nossc iuvat, quid
Phasidis ales disfct ah hibcrna Rhodopes
grue. Siehe auch oben II 431. Vgl.
Dec. Laberius 48 (II 286 Kibb.) : yrncm
Balearicnm.
183. Ueber die glandes der Ama-
ryllis ist gesprochen zu II 267. Ge-
meint sind also Kleider von kastanien-
brauner Farbe.
amygdala hier n. pl , sonst auch
amygdala. ne (äiuvyöä?.^;). Mandel, ein
Name, der erst im Zeitalter des Augustus
üblich geworden zu sein scheint; sonst
hiess sie wohl nnx Graeca; vgl. Becker,
Gallus III ^ 84. Zur Sache vgl. Priap.
51, 13: amygdalmnve /lore purpurae
fulgens.
184. Der Vers meint die soge-
nannten cerina, wachsfarbene Kleider,
über die zu vergleichen ist Nonius
548, 37: ccrinum, a eerae colore. Flantus
in Epidico (II 2, 49) plumatile aut
cumatile cerinnm aut gerriniim.
185. Vgl. Catull. 64, 280: nam
quoscunque ferunt campi, quos Thessala
niagnis montibus ora creat. quos 2)ropter
fiuminis nndas aura parit flores tepidi
fecunda favoni etc. Zur Diktion vgl.
auch oben I 57 ff.
186. gemmas 'Augen'. Cic. Gate
m. 15, 53: itaqiie ineunte vere in iis,
quae relicta siint, existit tamquam ad
articidos sarmentomm ea, quae gemma
dicitur; a quaoriens uva sese osienditetc.
pigra ist häufiges und leicht er-
klärliches Beiwort des Winters, vgl.
Tib. I 2, 31: non mihi pigra nocent
hibernae frigora noctis. Hör. carm. IV
7, 12: bruma iners. II 9, 5: glacies
iners. Der Winter ist 'träge', weil er
nichts hervorbringt, damit auch 'träge
machend'. Vgl. auch Verg. ge. I 299:
hiems ignava colono.
187. hibit hier sehr anschauliche,
auch uns geläufige Bezeichnung; vgl.
Plin. bist. nat. VIII 193: lanarum
nigrae nulluvi colnrem bibunt.
Auch sonst steht bibere in ähn-
lichem Sinne; vgl. z. B. Verg. ecl.
3, 111: claudite iam rivos, pueri, sat
prata hiberunt u. s.
188. Der Vers erinnert an bekannte
sprichwörtliche Redensarten ; vgl.
Quintil. V 10, 40: neque enim ubique
idem aut licet aut decorum est. Prop.
III 9, 7 : omnia non pariter 7'erum sunt
omxibus apta.
189. Wer blendend weissen Ternt
ni 179—196.
151
190
Cum raptast, pulla tum quoque veste fuit.
Alba decent fuscas: albis, Cephei. placebas;
Sic tibi vestitae pressa Seriphos erat.
Quam paene admonui. ne trux caper iret in alas,
Neve forent duris aspera crura pilis!
195 Sed non Caucasea doceo de rupe puellas,
Quaeque bibant undas, Myse Caice, tuas.
hat, soll (uacli dem Gesetze des Kon-
trastes, vgl. z. B. 137—139) diiukel ge-
färbte kleiduug- wählen. Briseis wnsste
dies nnd handelte so. Ueber sie vgl.
zu II 403. Dass Briseis als nivea be-
zeichnet wird, dürfte eine willkürliche
Weiterbildung- Ovids aus dem homeri-
schen y.aX).i7Taoi]os sein ; vgl. IL XXIV 676.
191. Des Cepheus Tochter Andro-
meda dagegen war fusca (zu II 657),
von dunklem Teint (näheres zu I 53) ;
sie wählte daher hellere Kleidung.
192. Seriphus, lioicfos, eine der
Cycladen, wohin Perseus mit Androraeda
zunächst zog, um seine Mutter Danae
aus der Gewalt des Polydektes zu be-
freien : ApoUod. II 45.
193—250. Dritte Regel (vgl. zu
133—250) : Sonstige Toilettengeheimnisse
nnd Schönheits»nttel. Nicht nötig ist
es, meinen Leserinnen die Vorschriften
selbstverständlichen Anstanden zu geben,
dazu sind sie viel zu gebildet ( — 196),
nur erinnert sei an die Notwendigkeit
sorgfältiger Mundpflege ( — 198). Schmin-
ken ( — 200), Behandlung der Augen-
brauen (201) und überflüssiffer Härchen
(202), Malen der Augen (—204). Auch
in diesen Dingen war und bin ich ein
treuer Berater (—208). Aber hütet
euch, dass man derartige Künste bei
euch entdeckt, das wäre unappetitlich
( — 216). Nicht bei der ToUette, sondern
nach ihr seid ihr schön ( — 218); dazu
einige analoge Beispiele (^—224). Das
also beherzigt, sonst sieht man zu leicht
die Uebermalnng, was man auch sonst
mit gutem Grunde vermeidet ( — 234).
Anders ist's beim Frisieren: da magst
du Zuschauer zulassen ( — 236) ; besondere
Regeln für diesen Fall (—242). Ein
Mädchen aber, das auf ihr Haar nicht
stolz sein kann, hüte sich vor plötz-
licher Ueberraschung bei ihrer Toilette :
sonst giebt's fatale Situationen (—246);
derartiges gönne ich nur meinen Feinden,
denn es ist nichts schimpflicher als ein
kahles Haupt (-250).
193. quam paene admonui ist
neckisch: bei der Bildung seiner Lese-
rinnen hat es der Dichter nicht nötig,
auf diese wenig appetitlichen Punkte
hinzuweisen — er thut es aber doch.
Launige Anwendung der aus der Rhe-
torik bekannten Figur der ])raeteritio.
Zur Sache vgl. die Anm. zu I 522.
trux caper auch bei Catull. 69, 6.
194. Was Ovid hier von dem
schönen Geschlechte als unumgänglich
notwendig fordert, hatte er bei Slänuern
als geckenhafte Albernheit getadelt:
I 506, wo die Anm. zu vergleichen ist.
195. Aber derartige Ermahnungen
sind nicht nötig: meine Leserinneu
sind ja keine ungebildeten Kaukasus-
pflanzeu und keine Caicusnisen. Kau-
kasus und Kaikos stehen von Gegenden,
in welche die Cultur nicht gekommen ist.
Das mächtige Kaukasusgebii-ge
galt den Alten oft als das Ende der
Welt; vgl. Theokr. 7, 77: Kaiy.aaov
layarömvra. Aeschylos (Prom. 117)
nennt ihn Ttäyog re^ftövios und (Prom.
20) einen un:dvd'Q{07zoi ronoi. Horat.
carm. I 22, 6: inhospitalem Caucasum.
196. Der Caicus {Kdiy.oi), ein Fluss
in Mysien, heute Bakyr-tschaT ; an ihm
lag TÖ Katy.ov TTsöiov (Hdt. VI 28 U. ö) ;
vgl. Verg. ge. IV 370: Mysusque Cai-
cus. Die Mysier galten aber als bar-
barisch und ungebildet ; vgl. Dio Chry-
sostom. or. 31, p. 358 (I p. 398 Dindorf).
Plat. Gorg. 521b. Sprichwörtlich war
Mvacüv ta/atoi, um etwas verächtliches
zu bezeichnen (Plat. Theaet. 209 b) ;
vgl. auch Cic. pro Flacco 27, 65 : quid
porro in Graeco sermone tarn tritum
atque celebratum est, quam si quis de-
spicatui ducitur, ut Mysorum ulthnus
esse dicatur?
Die Umschreibung bibant unda^
oder ähnliches ist bei den Dichtern be-
liebt, um den Wohnsitz anzugeben.
Schon bei Homer; vgl. z. B. IL ll824:
Ol äk ZfkEiav 'h'aiop vnal TtöSa t'eiarov
"ISr^i, u(fi'eioi, TTtroifTSS vScoq fiiXav
152
Ars amatoria
t^/
Quid, si praecipiam, ne fuscet inertia dentes,
Oraque suscepta mane laventur aqua?
Scitis et inducta candorem q^aerere creta;
Älorinoto. Aber in anderem Sinne ver-
stehe ich Find. Ol. 6, 86: (-inßuv^ läi
eQareii'ov vStoo Ttio/itai. Vgl. noch Hor.
carm. II 20, 20: Rhodani potor. III
10, 1: extremum Tannin si biberes,
Lyce. IV 15, 21: qul profundum
Danubium bibunt. Verg. Aen. VII
715 \\. ö. Vgl. auch unten V. 318.
197 f. Den Wert sorgfältiger Mund-
pflege hatte Ovid schon I 515 betont;
vgl. dort die Anmerkung. Freilich
wurde in dem Bestreben, den Zähnen
ein blendendes Weiss zu verleihen, auch
diese Anstandsregel in bedenklicher
Weise übertrieben, wie z. B. das Han-
deln des edlen Egnatius lehrt (Catull.
39). Vgl. 37, 20: et dens Hibera de-
fricatus urina; dazu die Erklärer.
199 ff. Die TeyvT] y.ouficüTixrj (Fiat.
Gorg. 465 B) der Weiber, aus der die
folgenden Verse einige Einzelheiten
bringen, war bis ins kleinste ausge-
bildet, und die Komödie ist reich an
Zeugnissen dieser Art. Hier kann nur
einiges angedeutet, nicht ausgeführt
werden. Schon Aristophanes (fr. 320
Kock) gab in den zweiten Thesmo-
phoriazusen einen reichhaltigen Katalog
von Bedarfsgegenständen weiblicher
Eitelkeit (7ToX).d eiär] yvt'cuy.eicov <fOQr:-
fiaTcov Foll. VII 95). Das zum grössten
Teile auch bei Clem. AI. paed. II 245, 6
erhaltene Fragment schliesst mit den
Worten : älXa ttoUm &' ibv oiS' dv leycov
Xtj^uc Tt=. Dann vgl. Clemens a. a. 0.
III 255 (darin das Fragment des Anti-
phanes, 148 Kock). Sehr anschaulich
sind dann auch die Verschönerungs-
künste der Damen durch Eubulos ge-
schildert (fr. 98 Kock bei Athen. XIII
557 F). Am ausführlichsten ist das
Fragment des Alexis (98 Kock), das
Athen. XIII 568 A mit den Worten
einleitet : "A?.£^is S' iv reo eTnyoafOfievo)
S^dfiuTi 'Jaoardaiov rr]v etaiQixijp Tta-
^aay.evfjv xai rdi Si E7Tireyvr]aea>s y.o/i-
fiwatis rcöv eraiQwv ovTojg ey.ri&srat
y^il. (es folgen 27 troch. Tetrameter an-
gefüllt mit derartigen, zum Teil nieder-
trächtigen Verschönerungskünsteu : s.
unten zu 263 if.). Von den Römern
endlich sei nur erinnert an Plaut, raost.
I 3, 101 ff. (258 ff.).
199 f. Das Schmitiken war den
Griechen ebenso bekannt w-ie den Römern,
und mannigfache Arten von Schminken
wurden in den Handel gebracht; hier
kann nur einiges erwähnt werden. Die
Griechen hatten eine rote Schminke,
die sie TtaiStQMs nannten. Vgl. Alexis
fr. 98, 18 (II p. 329 Kock) bei Athen.
XIII 568 C : }.tvy.6y_o(os Kiav Tis iari "
7Tcuddp(OT evToißsTai. Von Demetrios
dem Phalereer erzählt Athenaeus XII
542 d (nach Duris, vgl. FHG. II p. 475) :
tTTefiehelTo S'e y.al rfjs oipecos, Trjv rs
TQiya rf^v etiI t^s y.etfukr.s ^avd'i^ofisvos
y.ul TtaiÖe^coTi ro tiooowtzov vrta'/.Eicpö-
uEvos y.al rols d/.Xois aü.eiuaaaiv eyyoicov
eai'Tov. Aehnliches erzählt Aelian var.
bist. IX 9. Eine andere hiess ayyovoa,
vgl. Arist. Lysistr. 48, wo der Scholiast
sagft: 7]s rj oi^a iovd'pd, ij i^v&paivovai
TU TtQÖauiTia cd yvvaly.BS. Auch das
(fvy.os war eine rote Schminke, vgl.
Beck, anecd. I 258, 9: t/Qü)VTo 8e tm
(fvy.ei eis tu fcrjla , ifu ^avd'iZf^. Eine
weisse oft genannte Schminke ist
6 xi'ifivd-os (Bleiweiss), auch ro y.n/uvd'iov,
oft bei Aristophanes. Vgl. überhaupt
Alciphr. ep. 3, 11: y>vy.ei yd^ y.al xpifiv-
d'ico y.al itaiÖeQiort ÖevaoTiovovai ras
TTc/peids vTieQ rovs Ssivovs rcäv i^tuy^äipcov.
Ausführliches darüber bei Becker, Cha-
rikles I ' 261 ff.
Die römischen Damen gaben den
griechischen darin nichts nach; auch
ihnen dienten mancherlei Sorten von
Schminken zur künstlichen Vermehrung
ihrer Reize. Im vorliegenden Distichon
Ovids sind zwei Arten genannt, denn
creta ist eine weisse Schminke, sodass
V. 200 nicht etwa als erklärende Ep-
exegese von V. 199 aufzufassen ist. Die
creta wird oft genannt: vgl. z. B. Hor.
epod. 12, 10. Mart. ll 41, 11. VI
93, 9: acida tatet oblita creta. VHI
33, 17: crassior in facie vetulae stat
creta Fabullae. Petron. cap. 23 (von
dem cinaedus, homo omnium insulsissi-
mus): infer rugas malarum tantum
erat cretae, ut putares detectum parie-
iem nimbo laborare. Eine ähnliche
Schminke ist die ccrussa {Bleiweiss);
vgl. z. B. Ov. med. fac. 73. Mart. I
72, 6. II 41, 12 u. s.
III 197—203.
153
200 Saiiguine quae vero noii rubet. arte rubet.
Arte supercilii confinia uuda repletis,
Parvaque sinceras velat aluta g-enas.
Nee pudor est oculos tenui signare favilla
200. Hier ist also eine rote Schminke
gemeint, deren es wieder sehr mannig-
faltige Arten gab. Am beliebtesten
scheint fucus (Lakmus) gewesen zn
sein; sie kennt schon Plautus (most. I
3, li8 = 275). Vgl. Lucr. II 744. Von
anderen roten Schminken sei das in der
römischen Komödie oft erwähnte pur-
purissum und nüniiwi genannt.
Der Gebrauch der Schminke ge-
hörte durchaus zu den Selbstverständ-
lichkeiten; interessante Stellen sind
Lucian. am. 39 ff. Tertull. de cult.
fem. II 5.
201. supercilii confinia 'die Grenz-
scheide der Augenbrauen' ist eine
Uebersetzung des griechischen fieaöffovov
(Oppian. cyneg. I 181 : ev^v Tvikoi <fai-
Sqöv re fitaofpioi), welches den Eaum
zwischen den Brauen bedeutet. Auf
die Schönheit dieser Stelle des Ge-
sichtes legten die Alten besonderen
Wert, doch war ihr Geschmack hierin
versciiieden. In der Sammlung der
Anacreontea befindet sich ein Gedicht
(Nr. 15), in dem einem Maler Anwei-
sungen gegeben werden, wie er das
geliebte Mädchen des Dichters malen
soll. Da heisst es (V. 13) : t6 ftaodf^voi^
Ss firj /uoi Sidy.OTcre /.irjTe fiiaye ' sxezM
S\ oTccoi exsivr]j t6 keXrid'oxcoi avvofftv.
ßXe(pdQüiv \xvv y.ekaivrr. DazU sagt
Lessing (Laok. cap. 20, was überhaupt
zu vergleichen): Anakreon hielt die
Mittelstrasse; die Augenhraunen seines
geliebten Mädchens waren weder merk-
lich getrennt, noch völlig in einander
verwachsen, sie verliefen sich sanft in
einem einzigen Punkte. Dagegen ist
das geliebte Mädchen des Daphnis (bei
Theokr. 8, 72) eine omoifQvi xo^a.
Ebenso entscheidet sich Ovid an unserer
Stelle: er rät den Mädchen, falls die
Brauen nicht zusammenlaufen, dies
künstlich zu erzwingen. "Wie das ge-
schehen konnte, mag die bekannte
Juvenalstelle lehren, in der das ähn-
liche Thun eines Weichlings geschildert
wird (I 2, 93) : illc supercilium madida
fuligine (Bleiglanz, vgl. den Anh.)
tinctum obliqua producit acu pingitque
trementes attollens oculos. Arist. phy-
siogn. 6. Suet. Aug. 79. Martian.
Cap. II 132 (p. 185 Kopp) : quarutn una
deosculata Philologiae frontem, illic ubi
pubem ciliorum discriminat glabellae
medietas. Vgl. auch Goethe, Dichtung
und Wahrheit, Buch IX im Anfang
fVVerke, herausgeg. von K. Heinemaun,
Leipzig u. Wien o. J., Bd. XII p. 395) :
. . seiner ganzen Pliysiognotnie (Johann
Meyers aus Lindau) gab es einen eigenen
Ausdruck, dass er ein Räzel war, d. h.
dass seine Augenbrauen über der Nase
zusammenstiessen, welches bei einem
schönen Gesichte immer einen ange-
nehmen Ausdruck von Sinnlichkeit her-
vorbringt.
nuda erklärt sich nach dem Ge-
sagten leicht: wenn die Brauen nicht
zusammenstossen, diese Stelle also von
Haaren bloss ist; dann soll die Kunst
nachhelfen.
202. aluta ist eigentlich ein weiches
mit Alaun (alumen) zubereitetes Leder,
vgl. unten V. 271; hier hat man es
wohl von einem Schönheitspflästerchen
zu verstehen. Auch diese waren dem
Altertum wohlbekannt, ihr eigentlicher
Xame ist splenium (aTi/.iiviov). Vgl.
z. B. Mart. II 29, 9: numerosa linunt
stellantem splenia frontem. VIII 33, 22.
X 22, 1. Plin. ep. VI 2, 2: candidum
splenium in hoc aut in illud super-
cilium transferebat.
203 f. Auch das Untermcden der
Augen, damit die Wimpern länger er-
schienen, und die ß).iffaoa ueXaivovaa
Ts/ir. (Luc. amor. 39) spielte bei der
Toilette der Eitelkeit eine grosse Eolle.
In Betreff der Griechen verweise ich
auf Becker, Charikles I* 263; einiges
findet sich in den bisher citierten Stellen.
In Rom war diese Unsitte ganz be-
sonders beliebt. Schon Varro sat. Men.
370 (Buechelers Petron. ed.* min. p.
200) spricht von dem y.a'/.Xißli^aoov (bei
Non. p. 218, 22); vgl. Plin. bist. uat.
XXI 123. Näheres ebenda XXXIII
101 : in isdem argenti metallis i)tvcnitur,
ut proprie dicamus, spumae lapis can-
didae nitentisque, )ton tarnen tralu-
centis ; sti m i appellant, alii stibi ,
alii alabastru)!!, aliqui larbasim.
154
Ars amatoria
Vel prope te nato. lucide Cj'dne. croco.
205 Est mihi, quo dixi vestrae medicamina formae,
Parvus. sed cura grande. libelliis. opus:
Hiuc quoque praesidium laesae petitote figurae!
Non est pro vestris ars mea rebus iners.
Non tarnen expositas mensa deprendat amator
210 Pjxidas: ars faciem dissimulata iuvat.
Quem non offendat toto faex inlita vultu.
Cum fluit in tepidos pondere lapsa sinus?
Oesypa quid redolent, quamvis mittatur Atlienis
. . . 102 : vis eins . . . principalis autem
circa ocnlos, namqne ideo etinm jj/eris-
rßie platyoi^hthalmon id appella-
vere, quoniam in calliblepharis nmlierum
dilatet oculos etc.
Dazu noch Ai)ul. met. VIII 27.
Petron. 110: immo aiqjcrcilia ctiam pro-
fert de pyxide scitcqnc iacf.urae linea-
menta secuta totam Uli formam suam
reddidit.
Wenn Ovid hier als ]\Iaterial ganz
feine Asche (das ist favilla im Gegen-
satz zii cinis) bezeichnet, so meint er
damit offenbar das stimmi oder stibi
(stibiuni). Spicssglanz, das gebraunt
und zu feinstem Pulver zerrieben Avurde.
Vgl. zu der eben citierteu Pliniusstelle
noch XII 43 und Pollux V 101 : y-al t«
vTzoy^fifxuarr/. , y.al rj oziuuig tzuq Imvi
SV 'OufüXr, (fr. 25, p. 736 Nauck -). y.ul
tfjv uB),ai,vuv ari/juiv o/nuaToyodcpov.
204, Eine Safranschminke zu dem-
selben Zweck erscheint sonderbar wegen
der für die Wimpern nicht passenden
Farbe; es wird sich um ein, freilich
wenig geschmackvolles Untermalen der
Augen handeln ähnlich wie bei Xenoph.
Oecon. 10, b: . . . t'i ooi /uÜ.ro} at.EKfo-
fiEvos y.al Toi'S oy&aXfiovs vTiaXtifj 6 ixevoi
dv8QBiy.el.ig ETZiÖeiyvioi/iü re efiavTov y.al
avvsir]v B^aTiardJv ae y.al Tiaoe/iov öoäv
y.at iiTTrsa&ai fiiXiov dvxl rov euavTOV
•/QCOtOi.
Der Safran (vgl. auch I 104) war
bei den Alten sehr geschätzt; als vor-
züglich galt der, welcher in Cilicien
gewachsen war. Ov. fast. I 76. Cili-
cien wird hier durch seinen Fluss be-
zeichnet (vgl. auch V. 196), den Ci/dnns
(KvÖvns), der nicht ohne Grund das
Beiwort lucidns erhält, vgl. Gurt. Ruf.
III 4 (10), 8: Cydnns non sjjatio aqua-
rnm, sed liqnore nicmorahilis, qidppe
leni tractu e fontibus labens pnro solo
excipitur, nee forrenfes inctii'runt, qui
placide manantis alveum turbenf: ita-
que incorrnptus idemque frigidissimus,
qiiippe mnlta riparum amoenitate inum-
bratns uhique fontibus suis similis in
mare evadit. Tib. I 7. 13: an te, Cydne,
canam, facitis qui leniter undis caeru-
leus pjlacidis per vada serpis aquis.
205 f. Ovid meint das unter dem
Titel mcdicaniina faciei femineae auf
uns gekommene Fragment von 100
Versen.
207. laesae figurae erinnert au am.
I 10, 14: nunc nientis vitio laesa figura
fnast.
210. pyxides {Trv^iÖes. eigtl. aus
Buchsbaumholz, i^ TTv'ios) sind die un-
zähligen Büchsen und Schächtelchen,
vrie sie zum Inventar des Toilettetisches
einer römischen Dame dieser Zeit er-
forderlich sind.
Auf dissiimdata liegt der Ton ;
das ist das Thema der folgenden Verse.
211. Hefe als Schönheitsmittel
Avird oft erwähnt: vgl. Becker. Gallus
III " 163. Noch beliebter war ein Teig,
zu dessen Bereitung Ovid med fac.
53 ff. ausführliche Anweisung giebt.
Vgl. Juven. I 2, 107: pressum in facie
diyitis extendere panem.
212. Vgl. rem. am. 354: ei fiuere
in tepidos oesypa lapsa sinus.
213 f. Ein anderes, wenig appetit-
liches Schönheitsmittel, eine Art Lanolin-
salbe; oesypum {o)'ai<7To~) ist eigentlich
der an der Wolle des Schafes sich an-
setzende Schweiss und Schmutz, vgl.
Hesych : otav:xtiov sQtov övTiaQov tiqo-
ßuTcov. Ausführlicher, aber wenig
appetitlich Gregor. Cor. p. 542 (ed.
Schaeffer) : oiavrtt] Si. rd tcuv ^vTrapcöv
TCooSdrotv iotov y.al t6 Sia/mor]fia rov
TtQoßdxov. Daraus wurde ein Extrakt
[sucus] hergestellt, der teils in der
Medizin (vgl. auch Hdt. IV 187) teils
III 204—230.
155
Demptiis ab inmiindo vellere siicus ovis?
215 Nee coram mixtas cervae sumpsisse medullas
Nee coram dentes deMciiisse ])robeni:
Ista dabuiit formam. sed erunt deformia visu,
Multaque. dum fiunt. turpia: faeta placeiit:
Quae iiuuc uomen liabent operosi signa M.yronis,
220 Pondus iuers quondam duraque massa fuit;
Anulus ut tiat, primo couliditur aurum:
Quas g-eritis vestis, sordida lana fuit:
Cum fieret. lapis asper erat. nunc, nobile Signum,
Nuda Venus madidas exprimit imbre eomas.
225 Tu quoque dum eoleris, nos te dormire putemus:
Aptius a summa eonspiciere manu.
Cur mihi nota tuo causast candoris in ore?
Claude forem thalami! quid rüde prodis opus?
Multa viros nescire deeet; pars niaxima rerum
230 Oifendat. si non interiora tegas:
wie hier als Schönheitsmittel verwendet
wiirde. Vgl. rem. am. 354.
Darüber sagt Pliuius hi.^t. uat.
XXX 28: maculas in facie oesypum
cum melle Corsico quod asjicrriniuni
habetur extenuat, item seobem cutis in
facie cum rosaceo inposifum vellere,
quidam et bufyrum addunt etc.
quamvis mittatur Aihenis dass das
attische oesypum am meisten geschätzt
wurde, erhellt auch aus Galen. X p. 965
Kühn : on S' dueivuiv 6 ^imxds o'iavjros
aTTavios ulXoVj -xr.v eyco iir) %ky(o. yivoj-
axeii. Tgl. Plin. hist. nat. XXIX 35:
quin ipsae sordes pecudum sudorque
feminum et alarum adhaerentes lanis
— oesypum vocant — innumeros prope
ustis habent ; i n Atticis ovib u s
genito palma. Es folgen .ausführ-
liche ]\Iitteilungen darüberr Eine lange
Auseinandersetzung über Zubereitung
des oesypum u. dgl. findet sich auch
bei Dioskorides 11^84 (medici ed. Kühn
XXV p. 204 ff.).
21i). Ein drittes Jlittel, wesentlich
aus Hirschmark bereitet. Ueber die
cervina medulla vgl. Plin. hist. nat.
XXVIII 145. 241. 185.
216. Vgl. V. 197 und zu I 515.
defricare ist der übliclie Ausdruck,
vgl. z. B. Catnll. 37, 20. 39. 19.
219. Myron aus Eleutherae, Zeit-
genosse des Polyklet (vgl. Plin. uat.
bist. XXXIV lÖ), wird als überaus
geschickter Künstler in der Behandlung
des Erzes gepriesen. Ebenso berühmt
wie in der Darstellung des kraft-
strotzenden männlichen Körpers war er
in der Bildung der Tiere. Vgl. Petron.
88: Myron qui paene aninias hominum
ferarumqne aere comprehenderat. Be-
sonders berühmt war die bucula 3fyronis,
die auch in zahlreichen Epigrammen
(AP. IX 713 ff. 793ff.l verherrlicht
wurde. Vgl. Plin. nat. hist. XXXIV
57 ff. Overbeck, die antiken Schrift-
quellen etc. p. 103 ff.
223 f. Anspielung auf den be-
kannten Typus der Venus Auadyomene :
vgl. Müller, Archäologie der Kimst*
p. 582. Einleitung p. XXI, Anm. 7.
Ov. trist. II 527 : sie madidos sircat
digitis Venus uda cajnllos et modo
maternis tccfa videtur aquis. ex Pont.
IV 1, 29: nt Vemis artificis labor est
et gloria Coi (vgl. uuteu zu V. 401),
aequoreo madidas quae prcmit inibre
comas. Die Anadyomene des Apelles
war aus Kos durch Augustus nach
Eom gebracht und hatte im Tempel des
Divus" Julius Aufstellung gefunden.
Darüber vgl. Strab. XIV p. 657 d: /;*•
8i y.al (zu Kos) /; 'ArnSvottsrr Atpoo-
8irr], // vvf dpcixsirai rrö d'siö Kaioapt
st' 'Pcuur., Tov —sSaaTOv di'ad'ivroi rm
Tiai^l ti]v do/j]ytrii> rov yävovi avrov
cpaal öi TOfs Kcöoii urrl rr;s y^afrjs
iy.arov rnkdvTcov aifsaiv ysvia&ai tov
TTnoaTa/ß-hToi <p6poi. Plin. nat hist.
XXXV 91. Vgl. unten zu V. 401.
156
Ars amatoria
Aurea quae splendent ornato signa theatro,
Lispice. quam tenuis brattea ligna tegat;
Sed neque ad illa licet i)opulo, nisi facta, venire,
Nee nisi summotis forma paranda viris.
235 At non pectendos coram praebere capillos,
Ut iaceant fusi per tua terga, veto:
Illo praecipue ne sis morosa caveto
Tempore iiec lapsas saepe resolve comas!
Tuta Sit ornatrix! odi, quae sauciat ora
240 Unguibus et rapta bracchia figit acu;
DevoA^et (et tangit!) dominae caput illa simulque
Plorat in invisas sanguinulenta comas.
Quae male crinitast, custodem in limine ponat
Orneturve Bonae semper in aede Deae!
231. Unter aurca siyna hat man
wohl Dekorativgeg'eustände zu ver-
stehen, die der Billigkeit halber aus
Holz hergestellt und nur mit einem
dünnen Goldüberzug versehen waren.
232. hrattea ist ein dünnes Metall-
blech, hier der dünne Goldüberzug über
den hölzerneu Ornamenten des Theaters,
der diese als durchaus golden erscheinen
lässt. Vgl. auch Mart. VIII 33, avo
von einem bei Spielen errichteten Ge-
rüst die Eede ist, das mit Gold dünn
überkleidet wird. IX 22, 6.
239. ornatrix zu V. 134. — Ovid
tadelt die launenhafte Grausamkeit, mit
der viele römische Damen ihre Zofe
während des Haarordnens behandeln.
Vgl. die berlihmte Stelle Juven. II 6, 490 :
disponit crinem laceratis ipsa copillis
nuda umero Psecas infelix nudisque
mamillis ; 'altior hie qnare cincinnus?'
taurea punit confinuo flexi crinem faei-
nusque capilli. quid Psecas admisif^
quaenam est hie culpa puellae, si tibi
displicuit nasus tuus? — Mart. II 66:
unus de toto peccaverat orhe comarnm
anuliis, incerta non bene fixus acu. hoc
facinus Lalage, speculo qnod vidcrat,
ulta est et cecidit saevis icta Plccusa
comis. Das Gegenteil bei Ov. am. I
14, 16: ornatrix tuto corpore semper
erat, ante meos saepe est oculos ornata
nee unquam bracchia derepta saucia
fecit acu. Vgl. auch Friedländer, Sitten-
geschichte P 430.
240—242. Man beachte, wie kunst-
voll mit wenigen Worten das kleine
Genrebildchen ausgemalt ist. Das von
der Wut eingegebene schnelle Erfassen
(rapta) einer Nadel und der schnelle
Stich damit ist eine kurze, aber lebens-
wahre Scene für sich: in hübschem Kon-
trast zu der Gewaltthat der Herrin steht
die Hilflosigkeit der Aermsten, die nichts
zur Verteidigung hat als eine Verwün-
schung der Grausamen und Thränen,
unser Mitleid erregend:
241. tangit wodurch die Wirkung
des devotere erhöht wird.
244. Die Bona Dca (vgl. unten
V. 637), eine Verkörperung von allem
Erspriesslichen im Menschenleben, der
Fruchtbarkeit in der Xatur, des Segens
im häuslichen und öffentlichen Leben,
wurde von den römischen Frauen in
geheimnisvoller Weise verehrt. Näheres
bei Preller, RM. I« 399. 401.
Kein Mann hatte dabei Zutritt, in
der strengen Zeit wurden dabei selbst
Bilder, auf denen ]\Iänner oder männ-
liche Tiere dargestellt waren, nicht ge-
duldet (vgl. aber unten V. 633). Vgl.
nur Tib. 16,22: sacra Bonae maribus
non adeunda Deae. Bei den Griechen
war daher die Bezeichnimg (-Jeds Fwai-
y.eia für Bona Dea üblich. Vgl. Plut.
Cic. 19: ... O'eov, /jv 'Pcuuaioi fiev 'Aya-
&r]i\ "£/././^v£S ös rvvaiy.Eiav oro/ud^ovoiv.
Macrob. sat. 1 12, 27 : haec apud Graecos
/'; Ot6= rwaiy.eia dicitur. Darauf be-
zieht sich der natürlich scherzhaft ge-
meinte Rat Ovids: die male cristata
soll sich da anputzen, wo keines Mannes
Blick sie belauschen kann.
Ueber den Tempel der Bona Den
[Subsaxana) vgl. Richter, Topographie ^
p. 204. 206.
m 231—259.
157
245 Dictus eram subito cuidam venisse puellae:
Tiirbida perversas indiiit illa comas.
Hostibus eveniat tarn foedi causa pudoris.
luque nurus Parthas dedecus illud eat!
Turpe pecus mutilum, turpis sine graraine campus
250 Et sine fronde frutex et sine crine caput.
Non mihi venistis. Semele Ledeve. docendae
Perve fretum falso Sidoni vecta bove
Aut Helene, quam non stulte, Menelae, reposcis,
Tu quoque non stulte. Troice raptor. habes;
255 Turba docenda venit pulchrae turpesque puellae,
Pluraque sunt semper deteriora bonis.
Formosae non artis opem praeceptaque quaerunt:
Est illis sua dos, forma sine arte potens;
Cum mare conpositumst, securus navita cessat;
245 f. Vgl. die Einleitung p. XVI,
Anm. 6 und 7.
246. Das überraschte Mädchen setzt
in der Verwirrung die Perücke auch
noch verkehrt auf.
Unwillkürlich muss ich hier immer
an die höchst ergötzliche Sceue denken.
die Goethe in Dichtung und Wahrheit
erzählt (sein Besuch bei Gottsched):
Buch Vn, "Werke herausgegeben von
K. Heinemann, Bd. Xn p. 298.
247. hostibus eveniat ist als Ver-
wünschung häufig. Vgl. her. 15, 217 :
hostibus eveniant convicia talia nostris.
am. m 11, 16: eveniat nostris Jiostibus
nie pudor. Vgl. Zingerle, Ovid I 129.
248. Der Vers ist eine nähere Be-
stimmung des vorhergehenden: den
Feinden, so z. B. den Partheru, die
grade als der Erbfeind der Eömer her-
ausgegriffen "werden; vgl. I 177 ff.
nurus steht nicht selten ohne Be-
rücksichtigung verwandtschaftlicher Be-
ziehungen im junye Frau oder Mädchen
überhaupt ; vgl. z. B. Ov. met. II 366 u. s.
249. nmtilum bezieht sich wohl zu-
nächst auf die Verstümmelung der Hör-
ner; vgl. Hör. sat. I 5, 60.
251—280. Zweite Anweisung.
Nicht Muster der Schönheit sind es, die
von mir Belehrung fordern ( — 254), son-
dern schöne und hässliche Mädchen,
letztere aber in grösserer Zahl ( — 256).
Jene brauchen meine Kunst nicht ( — 260),
diese aber desto mehr ( — 262). Be-
stimmte Au Weisungen, wie man
körperliche Mängel und Schön-
heitsfehler möglichst gut
machen kann: Unharmonische Figur
(—268), hässlicher Teint (—270). un-
schöner Fuss (—272), zu hohe Schultern
(273). flacher Busen (274). Es folgen
Regeln. Mängel aller Art ge-
schickt zu verdecken: hässliche
Finger ( — 276), unangenehmer Atem
(—278), unschöne Zähne i— 280).
252. Die Sidonierin ist Europa,
welche von Juppiter in der Gestalt eines
Stieres (falsa bove) durch das Meer ent-
führt wurde : siehe oben I 323. Sidonis
heisst sie als phoinikische Königstochter.
Sidon, die älteste Stadt Phoeuiziens,
war schon zu Homers Zeiten durch
Handel und Künste hochberühmt. Si-
donis nennt Ovid die Europa auch fast.
V 610. 617. Zum Ausdruck falso bove
vgl. Ov. am. I 3. 23: quaeque super
pontuni siinulato vecta iuvenco virginea
tenuit cornua vara manu.
253 f. Das Distichon erinnert an
Prep. II 3, 37: nunc Pari, tu sapiens
et tu. Menelae. fuisti: tu quia poscebas,
tu quia lentus eras. Was Paris anlangt,
so urteilt freilich Horaz von anderem
Standpunkte aus anders (epist. I 2, 10) :
im Sinne des Erotikers Ovid dagegen
handelt Paris ganz richtig; vgl. die
Einleitung p. XI.
254. Hom. IL VII 362 (Paris zu
Anteuor) : dvny.QV^ S' dnöifrjui, yvvaiy.a
uev ovy. oLTtoÖcoaco.
258. forma sine arte potens vgl.
Ov. met. X573: tanta potentia formae
est. Aehnlich ist rem. am. 350: fallit
enim multas forma sine arte potens.
158
Ars amatoria
260 Cum turnet, auxiliis adsidet ille suis.
Rara tarnen mendo facies caret: occule mendas,
Quaque potes, Vitium corporis abde tui!
Si brevis es, sedeas, ne Staus videare sedere,
Inque tuo iaceas quantulacumque toro;
265 Hie quoque, ne possit fieri raensura cubautis,
Iniecta lateant fac tibi veste pedes.
Quae nimium gracilis, pleno velamina filo
Sumat. et ex umeris laxus amictus eat;
Pallida purpureis taugat sua corpora virgis,
270 Nigrior ad Phariae confuge vestis opem.
261 f. Die ergänzende Gegenvor-
schrift für den Jüngling, der seine Lei-
denschaft los werden will, hmc animo
Signa quodcunque in corpore mendumst
(rem. am. 417) zeigt die Wichtigkeit
dieser Lehre im Interesse der Mädchen.
263 ff. Vgl. zu diesem Passus das
oben zu V. 199 ff. Gesagte. Aus dem
dort citierten Fragmente des Alexis
(II p. 329 Kock) mögen zum bequemeren
Vergleiche hier wenigstens einige Verse
ausgeschrieben werden. V. 5: ti&vi
dvaTiKdrzovai ravTas, djars firjrs lovs
rpoTiovs fiijre ras ou'sts ofioias SiaTe/.elv
ovaas STi. rvyxdvei ftiy.^d ris ovoa, jrf^.^-ös
iv raZs ßav/ciot.v eyy.eaäTxvrcu ' fia-Aoä
TIS, StäßaS'^OV XsTlTOV (JOOBl^ T1JV TS XB-
^aXf]v enl rov cofiov ycaiaßaXova' e^ep-
Xerai' rovro rov firjy.ovi dyelXev ovy.
^xei TIS lo/Ja. vTtsveSvo" k^oufifiiv avTijv^
loare Tfjv evTtvyiav uvaßodv zovs eiai-
Sövras. y.oi'/.iav dÖpuv t/ji^ arrjd't eor'
avralac zovtcov cov 'i/ova' ol y.co/iiiy.oi'
oqÜ'u Tzooa&sTaai loiavTa rovvävrov rrjs
xotXias (öoTieoel y.ovrolai rovrois tls ro
7t^6a&' djiriyayov. ... 19 : y.aXov e^Ei rov
aiojuaros ri, rovro yv/nvov Seiy.vvrai. sv-
fvets odovrag sa/ev, e^ dvdyy.rjg Sei ysXäv,
tva d'toiQwa Ol Tia^ovrsg ro aröfx tos
y.ofixpov ifooel y.rX.
267. ■pleno velamina filo nicht das-
selbe, was oben (V. 109) Uinicae calentes
hiess, aber dem ähnlich: dort sind Kleider
aus grobem Stoff gemeint, hier solche,
die etwas auftragen und einer zu
schlanken Figur mehr Fülle geben.
269. Gemeint sind die sogenannten
vestes virgatne, buntgemusterte, der
Länge nach gestreifte Kleider: diese
Längsstreifen sollen hier, um die bleiche
Gesichtsfarbe der Herrin zu mildern,
purpurn sein: zu II 297. Zeigten die
Kleider dagegen Querstreifen, so hiessen
sie trabeae, die aber, soviel ich sehe.
meist nur von Männern bei besonderen
festlichen Veranlassungen getragen
wurden. Zu der virgata vgl. unter
anderen Verg. Aen. VIII 660. Valer.
Flacc. n 159: virgata nurus. Sil. Ital.
IV 155.
270. Ueberliefert ist PJtarii jnscis :
was unter dem pharisclie7i (d. h. egypti-
schen : unten zu V. 635) Fisch zu ver-
stehen wäre, lässt sich nicht sicher
sagen ; zwar wissen wir von dem Fisch-
reichtume des Nils und dem Export
dieser Fische: vgl. z. B. Athen, in
121b (o äe Tiordfiios y.oouy.Tvos, ov
TciXrrjV rivhs y.aXovoiv, 6 djcd rov NsiXov
y.rX. ■ vgl. dazu auch Strab. XVII 828.
Opp. hal. I 133). Archippus fr. 25, 1
Kock (I 684 bei Athen. VII 311 e).
Hdt. n 93 und sonst. Aber die dort
als egyptisch registrierten Fische sind
entweder ihrer Natur nach für die hier
vorliegenden Zwecke ungeeignet, oder
wir können keinerlei Nachweis führen,
ob und in welcher Weise sie zur Her-
stellung eines Kosmetikums dienten.
Hier aber an das Krokodil zu denken,
dessen Inneres allerdings bei der Zu-
bereitung von Schönheitsmitteln Ver-
wendung fand, scheint mir doch etwas
zu gewagt; vgl. auch den Anhang.
Dazu kommt, dass es sich in diesem
Zusammenhange überhaupt gar nicht
um Schminken und dgl. handelt, sondern
um die geschickte Wahl der Toilette.
Bei diesen Schwierigkeiten scheint mir
die Conjektur Blümners Phariae vestis
nicht übel : „ Aegyptische feine Leinwand
war im Altertum berühmt". Vgl. oben
zu I 77. Diese Conjektur lässt sich
noch näher begründen. Eben (209) war
von Purpur die Rede : dazu passt treff-
lich der Gegensatz des weissen Linnen-
kleides ; vgl. auch Cic. Verr. V 56, 146 :
Uli ad deprecandlun periculiim jirofere-
III 260—276.
159
Pes malus in nivea semper celetur aluta,
Arida nee vinclis crura resolve suis!
Conveniunt tenues scapulis analeptrides altis;
Angustum circa fascia pectus eat!
275 Exiguo Signet gestu, quodcumque loquetur.
Cui digiti pingues et scaber unguis erit;
bant, alii pxirpuram Tyriam, tus
alii atqiie odores v este m qtie l in-
ten m. Sachlich wird die Coujektur
auch dadurch wahrscheinlich, dass diese
leineneu Kleider an Durchsichtigkeit
den Kölschen (zu II 298) nichts nach-
gaben : die dunkle Hautfarbe durch das
weisse Linnengevvand durchschimmernd
und durch dieses harmonisch gemildert,
mag in der That ein reizvoller Anblick
gewesen sein. Ueber die Durchsichtig-
keit dieses Stoffes ist ein bekanntes
Zeugnis das des Publilius Syrus (II p. 305
Ribb.) bei Petron. 55: aequum est in-
duere nuptam ventum textilem,
palani prostare nudam in nebula
linea?
271. Die aluta (zu V. 202) bedeutet
hier einen Schuh aus feinem Leder,
hier von weisser Farbe {nivea); vgl.
Mart. XII 26, 9; II 29, 8: cocäna aluta.
Jiiven. III 7, 192 : nifjra aluta (von dem
Schuh der Senatoren). Nicht auf die
Farbe kommt es hier an (im Gegen-
satz zu dem vorausgehenden Distichon),
sondern nur auf die Verhüllung über-
haupt: ein unschöner Fuss soll nicht
sichtbar werden: dass die Bekleidung
des Fusses gleichzeitig geschmackvoll
und zierlich ist, wird dabei beiläulig
als zweite Forderung mit ausgesprochen.
272. arida entweder dürr, mager,
vgl. Hör. epod. 8, 5: aridas nates oder
von dem Mangel der Pflege zu ver-
stehen , wie sie oben zu I 506 be-
sprochen ist.
Unter vinclis ist, wenn man nicht
lieber an die die Beine verhüllende
Kleidung schlechthin denken Avill, viel-
leicht der mannigfache Schmuck zu ver-
stehen, durch den die hier gemeinten
Damen bei der Kürze ihrer Kleider (zu
I 32) den Blick auf die Reize ihrer Beine
noch mehr zu lenken verstanden. Vgl.
darüber z. B. Lucian. amor. 41 : ... u)c^i
jiöv TioÖeöv ia/ÜTOJV naraßsßriy.ev 6 ä&-
Xwe /(icaös anav, t'i ri rov o<fv^ov yvfi-
vovrai, TitQiofiyyujv. Lehrreich ist hier-
für auch Petron. 67. In demselben Sinne
gebraucht vinculam z. B. auch Petron.
126: pedum candor intra auri gracile
vinculum positus u. s. Ueber solche
TiEQiay.eXiSei vgl. die Erklärer zu Hör.
ep. I 17, 56.
273. Der Sinn des Verses ist klar :
zu hohe Schultern sollen nicht noch
durch aufdringliche Agraffen höher er-
scheinen, sondern diese sollen möglichst
schmal und niedrig sein; analeptides
(von dvala/ußduEiv) oder analectrides?
ein zweifelhaftes Wort, über das in
Burmauns Ausgabe eine unendlich lange,
aber inhaltlose Auseinandersetzung zu
fiudeu ist, erklärt man am natürlichsten
von Agraffen; immerhin könnte man
auch an kleine Polster denken, die ge-
schickt angebracht irgendwelche Un-
ebenheiten ausglichen : dann würde mau
freilich erwarten, dass es sich um un-
gleiche, schiefe Schultern handelt; Ovid
spricht aber von zu hohen.
274:. Die fascia [pectoralis), das
Busenband (vgl. unten 622), das in ge-
wissem Sinne dem modernen Corset ent-
spricht, dient hier dazu, den Busen zu
heben und dadurch voller erscheinen zu
lassen oder auch nur dazu, die fehlende
Herrlichkeit gut zu verdecken; darauf
deutet die Ergänzungsstelle hin, rem.
am. 337: omne papillae pectus hahent:
Vitium fascia milkt tegat. Vgl. Hieron.
ep. 89: papillae fasciolis conprimuniur
et crispanti cingulo angustius pectus
artatur. Meist soll die fascia den Busen
halten und ihn in allzustarker Ueppig-
keit beschränken; vgl. z.B. Mart. XIV
134 : fascia crescentes dominac compesce
2)apillas, ut sit quod capiat nostra tegat-
que mayius. Apul. met. X 21 : tunc ipsa
cuncto prorsus spoliata tegmine, taenia
quoque, qua decoras devinxcrat pajnllas
etc. Nicht aber wurde durch die fascia
eine Tailleneinschnürung bezweckt. Mehr
siehe bei Becker, Gallus III * 251 ff. Bei
Baumeister, Denkmäler I p. 367 ist eine
Broncestatuette abgebildet, welche Venus
darstellt, wie sie im Begriff ist, sich
das Busenband anzulegen.
270. Wie die antiken Bildwerke
und viele litterarische Zeugnisse lehren.
160
Ars amatoria
Cui gravis oris odor, numquam ieiuna loquatur
Et seniper spatio distet ab ore viri!
Si nig-er aut ing-ens aut non erit ordine natus
280 Dens tibi, ridendo maxima danina feres.
Quis credat? discunt etiam ridere puellae,
Quaeritur atque illis liac quoque parte decor.
Sint modici rictus parvaeque utrimque laciinae,
Et sumnios dentes ima labella tegant;
285 Nee sua perpetiio contendant ilia risu;
Sed leve nescio quid femineiimque sonet!
Est, quae perverso distorqueat ora cachinno;
Cum risu quassast altera, flere putes;
lila sonat raiicum quiddam atque inamabile: ridet,
290 Ut riidit a scabra tiirpis asella mola.
fand das Altertum an langen Händen
und Fingern Gefallen. Vgl. CatuU. 43:
salve nee minima puella naso nee hello
pede nee nigris ocellis nee longis
digitis nee ore sieco etc. Dement-
sprechend auch lange Arme (vgl. Prop.
ni 7. 60. II 2. 5).
277. oris odor vgl. I 521.
279 f. Vgl. oben I 515. Das Gegen-
stück rem. am. 339: si male dentatast,
narra, qnod rideat, Uli. Vgl. Mart. II 41.
279, 7iiger vgl. Hör. ep. 8. 3 und
oben V. 197.
Schwarze, unförmliche, nicht regel-
mässig gereihte Zähne soll das Mädchen
nicht durch Lachen auffällig zeigen;
implicite ist natürlich auch das Gegen-
teil mit einbegriffen. Vgl. Alexis fs. zu
199 ff.) bei Athen. XHI 568 c: «Vi'£?s
odovias ta/EV ' e^ dväyy.r^i Öei ye/.ävj iV«
d'ECOQlöa ol TtUOOVTEi TU OTOU , cös '/COfl-
XpOV (pOQEl.
280. dens kollektiv wie CatuU.
37, 20. Hör. epod. 8. 3 und sonst.
2S1— 296. Dritte Anweisung:
Die Technik des Lachens ( — 290), des
Weinens f — 292) und absichtlich ver-
stellter Sprache (—296).
281 — 290. Das Lachen des oder der
Geliebten spielt in der Erotik eine grosse
Rolle, und der verführerische Zauber
des holdseligen Lächelns wird von jeher
gepriesen. Hier kann nur einiges er-
wähnt werden. Schon das homerische
Silo/ufiEidijs Af^odirrj gehört hierher,
nter den Freuden der Aphrodite zählt
Hesiod (theog. 205) auf: Tiu^d-Eviovi
T oä^ovs /nEiÖr^uaTct t E^anÜTas re.
Theokrit ist entzückt von dem süssen
Lachen seines geliebten Knaben (30, 5:
Tale Ö't TTapavais yXvy.c fiEibiai). Sappho
2, 5 : y.al yeAaiaas IfiEQOEv. rö fiot, fiav
y.aoSiav ev aTrjd'Eaiv ETiTÖaOEV. Danach
CatuU. 51, 5: dulce ridentem, misero
qnod omnis eripit sensiis mihi. Hör.
carm. I 22, 23 : dtilee ridentem Lalagen
amabo.
281. Eine Anspielung hierauf ist
vielleicht Martial. II 41, 1 : 'ride, si sapis,
0 puella, ride' Paeligmis puto, dixerat
poefa, sed non dixerat omnibus p'>bellis.
Vgl. unten V. 513 und Zingerle, Martials
Ovidstudien p. 5. Doch vgl. den An-
hang.
283. lacunae 'Grübchen', die der-
Grieche yEKuoivoi, nannte, was Suidas er-
klärt: yoafifinl cd ex tov yE/MV ytyvo-
jUEvai. Vgl. Mart. VII 25. 6: nee grata
est facies, cui gelasinus ahest. Auch
sonst wird lacuna in diesem oder ähn-
lichem Sinne gebraucht, vgl. z. B. Lac-
tant. de opif. dei 10, 19: quorum [la-
broriim) siqyerius sub ipsa medietate
narium lacuna quadam levi quasi volle
signavit, inferius honestatis gratia foras
molliter explicavit. Varro rer. rust. II
7, 3 : supercilia cana et sub eis lacunae
(vom Pferde).
290. Ueber den asinxhs molarius
und die Einrichtung der Mühlen s. Blüm-
ner, Technologie und Terminologie etc.
1 p. 35 if.
rudere wird mit Vorliebe von dem
Geschrei des Esels gebraucht, vgl. z. B.
Ov. fast. I 433: ecce rudens rauco Sileni
vector asellus intempestivos edidit ore
sonos. VI 342. Pers. 3, 9. Das Substan-
tivum ruditus bei Apul. met. VIII 29.
III 277—304.
161
Quo non ars penetrat? discunt lacrimare decenter,
Quotiue Yolunt plorant tempore quoque modo.
Quid, cum legitima fraudatur littera voce,
Blaesaque fit iusso liiigua coacta sono?
295 In vitio decor est, quaedam male reddere verba:
Discunt posse minus, quam potuere, loqui.
Omnibus liis, quoniam prosunt. inpendite curam!
Discite femineo corpora ferre gradu:
Est et in incessu pars non contempta decoris;
300 Allicit ig-notos ille fugatque viros.
Haec movet arte latus tunicisque fluentibus auras
Accipit extensos fertque superba pedes;
lila velut coniunx Umbri rubicunda mariti
Ambulat ingentis varica fertque gradus. ~
291. Ein Anklang: an den Anfang
des Verses bei Valer. Max. V 4, 7:
quo non penetrat, aut quid non ex-
cogitat pietas etc.
Zur Sache vijl. oben I 659 ff.
•293—296. Der hier erteilte Rat
wird anschaulich durch Quintilian XI
3, 52, der von seinem Standpunkt aus
vor ähnlichem warnt: nee volubilitate
nimia confundenda quae dicimus, qua
et distinctio perit et adfectus et nonnun-
quam etiam verba aliqua sui parte frau-
dantur.
297 — 310. Vierte Anweisung.
Lernt angemessen und graziös gehen:
das entsciieidet oft viel ( — 300). Graziöser
( — 302) und plumper Gang ( — 3041 Auch
hier heisst es Mass halten ( — 306). Da-
bei gelegentlich noch ein praktischer
Wink über eine zweckmässige „DecoUe-
tage" (—310).
Wie grosse Bedeutung man dem
Gange der Frauen beilegte, geht ab-
gesehen von den hier gegebenen Regeln
vids auch aus einer Inschrift (Örelli
Nr. 4848 = II p. 347) hervor, in der
einer Verstorbenen namens Claudia nach-
gerühmt wird, sie sei gewesen sermone
lepido tum autem incessu com modo.
Ihres Ganges wegen waren die
Frauen von Theben gefeiert. Vgl. Di-
kaiarch (?) in FHG. 11 259 Zeile 1 : al
Se yvvaZy.es avTiöi^ roli y.eye&eai, 7t0(jsiatgj
^v&fiois svaxrj/iioveaTaTni re yai evrcQt-
Tiiatarai rcöv et' rfj '£k/,dSi yvvaixolv.
Prep. II 2, 6: et incedit vel love digna
soror.
301. Die tunica bauscht sich bei
der Bewegung des Gehens im Winde
Ovid, ars amatoria ed. Brandt.
auf. Dies Wallen des Gewandes ver-
stärkt den Eindruck, den das stolze Ein-
herschreiten dieser Schönen macht. Vgl.
Prop. I 2, 1 : quid iuvat ornato pro-
cedere, vita, capillo et tenues Coa veste
movere sinus.
Das Distichon schildert also den
Typus des Gehens, bei dem jede Be-
wegung berechnet ist ; vgl. dazu Petron.
126: quo enim spectan-t flexae pectine
comae, ...quo incessus arte coni-
positus et ne vestigia quidem
pedum extra mensuram aber-
rantia, nisi quod formam prostituis^
ut vendas? vides me: nee auguria novi
nee mathematicorum caelum curare
soleo, ex vultibus tarnen hominum mores
colligo et cum spatiantem vidi,
quid cogitet scio.
303 f. Im Gegensatz zu dem raffi-
nierten, kunstvoll berechneten Gange,
der eben geschildert war, folgt nun das
Beispiel eines motus rusficKs: sie geht
wie ein umbrisches Baneruweib, das
unsichern und grätscheluden Ganges
Riesenschritte macht.
rubicunda wohl 'von der Sonne ver-
brannt', wie rubicundulus bei Juv. II
6, 425 'ganz echauffiert' bedeutet; vgl.
Hör. epod. 2, 41 (in ähnlichem Zu-
sammenhange, aber von Horaz gelobt)
die perusta solibus pernicis uxor
A2}uli.
SOI. varus ist 'auseinander ge-
bogen', d. h. 'grätschelnd', vgl. Hör. sat.
I 3, 47 : hunc 'vnrum' disto7'tis cruribus.
Martial meint dasselbe (TL 35, 1) : cum
sint crura tibi simulent quae cornua
lunae. So hier varicus; vgl. Quiutil.
11
162
Ars amatoria
305 Sed Sit, iit in multis, modus hie quoque: rusticus alter
Motus, concesso mollior alter erit.
Pars umeri tarnen iraa tui, pars summa lacerti
Nuda Sit, a laeva conspicienda manu:
Hoc vos praecipue, niveae. decet: hoc ubi vidi,
310 Oscula ferre umero, qua patet usque, übet.
Monstra maris Sirenes erant, quae voce canora
Quamlibet admissas detinuere rates;
His sua Sisyphides auditis paene resolvit
XI 3, 125 : varicare supra moäum et in
stando deforme est et accedente motu
prope obscenmn. Der Grieche uennt
das ^oiy.ös, vgl. Archiloch. fr. 58. 4 (mit
Bergks Note, PLG. II* 398).
306. mollior. Vgl. Seneca nat.
quaest. VII 31, 2: tenero et molli in-
cessu susjjciidmnis gradum: non ambu-
lanms sed incedimus.
Das Gegeuteil s. rem. am. 337:
durius incedit: fac inambulet.
307 f. Vgl. oben II 504 : cui color
est, umero saepe patente cubet. Durch
den candor von Hylas' Schi;lter ent-
zückt ziehen bei Properz (I 20, 45) die
Nymphen den Knaben zu sich hinab in
die Flut. Hör. carm. II 5, 18: non
Chloris albo sie umero nitens, ut pura
nocturno renidet luna mari.
310. Der Kuss auf die entblösste
Schulter oder den Hals ist ein beliebter
Leckerbissen in der Erotik. Vgl. Tibull.
I 8, 37 : et dare anhelanti pugnaniibus
huniida Unguis oscula et in collo figere
dente notas. Hör. carm. I 13, 9 : uror,
seu tibi candidos turparunt umeros
immodicae mero rixae, sive puer furens
impressit memorem dente Inbris notam.
Vgl. II 12, 25. Ov. am. I 7, 41 : aptius
inpressis fuerat livere labellis et collo
blandi dentis habere notam.
311—328. Fünfte Anweisung.
Das Beispiel der Sirenen zeigt die fast
unwiderstehliche Macht der Musik
( — 314) : drum soll das Mädchen singen
können ( — 318) und Cither spielen
(—320), sie denke an die Wirkungen
der Kunst eines Orpheus (—322), Am-
phion (—324), Arion ( — 326). Auch die
Behandlung des Nablion sei ihr bekannt
(-328).
Zur Sache vgl. die an die Jünglinge
erteilten Vorschriften oben I 595; Ein-
leitung p. XIII.
Wie sehr man aiif die musikalische
Ausbildung der Mädchen Wert legte,
ist bekannt. Schon das Beispiel der
Sempronia kann angeführt werden (Sali.
Cat. 25). Die römischen Erotiker ver-
langen solche Talente unbedingt von
iliren Mädchen, vgl. Prop. II 3, 17 if.
Zumal Ovid bekennt (am. II 4, 25) : liaec
quia didce canit flectifque facilUma
vocem, oscula cantanti rapta dedisse
velim; liaec querulas liabili percurrit
pollice chordas: tarn doctas quis non
possit amare manus? illa placet gestu
numerosaque bracchia dncit et tenerum
molli torquet ab arte latus etc.
Das Gegenstück rem. am. 331:
quin ctiam, quacunque caret tua f'emvia
dote, lianc moveat, blandis usque prc-
care sonis : exige, uti cantet, siquast sine
voce puella: fac, saltet, nescit siqua
movere manum! barbara sermonest:
fac tecum multa loquatur; non didicit
chordas tangere: posce lyrani!
311 — 314. Das Äboiteuer des Odys-
seus mit den Sirenen ist aus der Odyssee
allbekannt (XII 39—54. 158—200). Ihr
bezaubernder Gesang, mit dem sie die
Vorüberziehenden an sich locken, um
sie dann zu töten, ist sprichwörtlich,
vgl. rem. am. 789. Hör. sat. II 3, 14 u. o.
monsfra bezielit sich abgesehen von
ihrem unheimlichen Wesen an sich auf
die aus der älteren Periode bekannte
Art ihrer Bildung, die nämlich, dass sie
als Vögel mit weiblichen Köpfen dar-
gestellt Avurden, vgl. z. B. Overbeck,
Her. Gall. Taf. 32, 8. Vgl. Claud. 22, 28
mit Barths Note.
312. cpiamlibet neben admissasrates
ist unbedenklich; vgl. unten V. 597.
642. trist. I 10, 6: occupat egressas
quamlibet ante rates. Mehr giebt Bur-
manu zu Ov. her. 6, 140.
313. Sisyphides ist Odysseus nach
späterer Sage als Sohn des Sisyphos.
Die Wahl des Patronvmicums scheint
m 305—321.
163
Corpora; nam sociis inlita cera fiiit.
315 Res est blanda canor: discant cantare piiellae,
(Pro facie multis vox sua lena fiiit)
Et modo marmoreis referant aiidita theatris
Et modo Niliacis carmiua lusa modis!
Nee plectriim dextra, citliaram teninsse sinistra
320 Nesciat arbitrio femina docta meo:
Saxa ferasque lyra movit Rhodopeius Orpheus
nicht ohne Absicht. Es wird damit an
die Schlauheit und Klugheit des Od. er-
innert : den Sisyphus nennt schon Homer
(II. VI 153) xipiüiOTO:; diöoiöf. Dadurch
gewinnt aber die Pointe : selbst der Typus
der Klugheit, Odysseus derSisyphossohn,
hätte sich beinahe durch Gesang be-
thören lassen : also ihr Mädchen, macht
euch diese Kunst zu eigen. — Den
Sisyphus nennt Pindar (Ol. 13, 52)
Tivy.voTaTor rrahiuaii cöi &e6v, womit
er wohl nur eine volkstümliche Ety-
mologie zum Ausdruck bringt {aofd^
cos aios) ; von seiner Strafe in der Unter-
welt weiss er offenbar (vgl. Ol. 1, 62).
Dann war er Avegen seiner Schlauheit
und Verschlagenheit berühmt, vgl. schol.
Soph. Ai. 190. Theogu. 702. 711. Hör.
sat. II 3, 21 : vafer Sisyjihits. Cic. Tusc.
I 41, 98: Sisyphi prudentia u. o. Er
ist der Vater des Odysseus, vgl. schol.
Soph. Ai. 190 : keyetai §e i) ^Avriy.Xeia
dTcoareXlouivr] aTto 'Apy.aSias eTil 'Id'dxr]i'
TC^Os liaitiTrjV enl yd/tiov xard ttjv 68dv
^lavifcp avveXd'sti', i^ oi' i]v ^vaei 'Odva-
aevi. Bei dem Scholiasten liest man
dann noch weitere Belege dafür aus den
drei Tragikern. Vgl. Schneidewin-Nauck
zu Soph. Phil. 417. Ov. met. XIII 31 :
sanguine cretus Sisyphio (im Munde des
Aias, auch nicht ohne Absicht).
his auditis. Den Gesang der Si-
renen liest man bei Homer Od. XII
184 — 191, womit zu vergleichen ist Cic.
de fin. V 18, 49.
paene Od. V 192: avrd^ sftov x/j^
rj&sX' uy.ovifievai, XtCed t sy.eAEvov
iraipovi o(fgvai fevOTd^eor.
314. Hom. V. 173-177.
315. Das Resultat der mythologi-
schen Reminiszens sind nun die Worte
res est blanda canor, aus dem sich die
darauf folgende adhortatio ergiebt.
317 f. Aus dem musikalischen Pro-
gramm werden zwei hier besonders
passende Nummern herausgegriffen :
Arien aus dem Theater und ägyptische
Melodieeu.
317. marmoreis vgl. I 103 und
zu I 67.
Zur Sache vgl. Ov. fast. III 535 :
cantant quidquid didicere theatris. Da-
bei wird man zumeist an den Mimus
zu denken haben; dadurch wird auch
der Inhalt der Lieder deutlich und
steht im Einklang zu den im folgenden
Verse gemeinten. Vgl. Ov. trist. II
497. 515. Quint. I 2, 8: omne convi- \
viit»i obscenis caiiticis strepit.
318. Niliacis modis d. h. egyptische,
zumal alexaudrinische Musik, die be-
sonders beliebt gewesen sein musste,
vgl. z. B. Mart. III 63, 3 : bellus hämo
est, flexos qiii digerit ordine crines . . .
cantica quiNili, qui Gaditana susurrat.
Die Stelle erlaubt auch, uns einen Be-
griff von diesen modi zu machen, denn
die Zusammenstellung mit den Gaditana
deutet darauf hin, dass die Xiliaci modi
ebenfalls sehr üppig und sinnlich zu
denken sind. Vgl. Quüit. I 2, 7 : verba
ne Älexandrinis quidem permittenda
deliciis risu et oscnlo excipimus. Mart.
XIV 203 (von der puella Gaditana^ :
tarn treinulum crissat, tarn blandum
prurit, ut ipsum mastnrbatore»i fecerit
mppolytum. Aegyptische Musik er-
wähnt auch Properz (IV 8, 39) in Ver-
bindung mit Kastagnettentäuzen. Ein
Alexandrinus canere tibiis doctus bei
Tac. ann. XIV 60. Vgl. GIG. Nr. 6651
(III p. 1004): 0/iaov;oi Teottvos y.id-a-
otpSoi Ale^avSQEvs ircör 7i^, äcf&opos (da-
zu Suet. Nero 20. Vespas. 19. Fried-
länder, Sittengeschichte III 304.
Xiliacis der Fluss zur Bezeichnung
des Landes: vgl. oben zu V. 196.
319 f. Auch Instrumentalmusik ist
nötig. Ihr Wert wird an drei mytho-
logischen Beispielen nachgewiesen.
321 f. Erstes Beispiel: Orpheus,
dessen Gesaug von solcher Macht wai",
dass er Bäume und Felsen bewegte und
wilde Tiere zahm machte. Die Sage
wird häutig erwähnt und verwendet.
Vgl. Aesch. Ag. 1601 K. Eur. Bacch.
IP^
164
Ars amatoria
Tartareosque lacus tergeminumque canem;
Saxa tuo cantu, vindex iustissirae matris,
Fecerunt muros officiosa novos:
561 : ev&a nor '0(>fevs xi&apl^cov avvayev
SivSosa /uovaats. avvayev d'r;g asiiypcorag.
Apollod. 1 14. Paus. IX 17, 7. Apollon.
Rhod. 126: avrdo t6v y evenovaip rkret-
Qias ovpeai Ttirpas x^iX^ai doiSucov ivorcfi
Ttoraftcöv TS dee&()a. (frjyol S' dypidSei
. . . ng o y STZiTTpö d'e/.yofisvas (p6Qf.uyyi.
■/.axqyaye UieQirjd'ev. Ov. tlist. IV
1, 17 U. S. 0.
Rhodopeius heisst er von dem Eho-
dopegebirge, seiner thrakischen Heimat,
auch sons^, vgl. Ov. met. X 11. 50.
322. Auch in den Hades .stieg
Orpheus, um seine Gemahlin Eurydike
von den Toten los zu bitten, und rührte
durch seinen Gesang und sein Spiel die
unterirdischen Gottheiten so, dass sie
ihm die Gattin zurückgaben. Näheres :
Apollod. I 14 f. Ov. met. X Iff. Die
Unterwelt wird hier durch zwei ihrer
Eigentümlichkeiten bezeichnet, zunächst
rein örtlich, durch Tartarei lacus. dann
dynamisch durch den Höllenhund. Unter
Tartarei lacus ist der stygische See zu
verstehen, der aus Vergil bekannt ist
(Aen. VI 323j. Wenn aber auch der
Höllenhund dui'ch des Orpheus Gesang
bezähmt mrd, so lässt sich daraus auf
dessen unwiderstehliche Macht schliessen,
vgl. zu V. 313. Hermesianax bei Athen.
Xin 597 C : (Orpheus) . . . y.al alvordrov
ßXififi vTiiiieiva y.vvös, ev tivqI fiev
wiovfjv Ted'ocouevov^ ev Ttv^l o' öfifia.
ay.Xr/Qov Tgiaxor/ßii öeif-ia (ftQcov y.ecpa-
'/.ais. Den Hund des Hades' erwähnt
schon Homer (II. VIII 368. Od. XI 623),
aber erst die Späteren gaben ihm den
Namen K£oßt(jos, zuerst wohl Hes.
theog. 311, und bildeten die Vorstellung
von ihm weiter aus. Bei Hesiod (1. 1.)
ist er von Typhaon und Echidna ge-
zeugt und mit fünfzig Köpfen gedacht.
Die nächste, aber dann üblich gewordene
Vorstellung ist die von den drei Köpfen
des Hölleuhundes, vgl. Apollod. II 122:
sly^e äe oinoi roets uhv y.vrtöv y.E<pa).ds,
xriv öe ovQav Öodxovros, xard Öe rov
vünov TcavToldJV ely^ev öfstov y.etpaAds.
Verg. Aen. VI 417—423. Ov. met. IV
450. Cic. Tusc. I 5, 10.
323 f. Zweites Beispiel: Amphion.
Auch die Sagen von Zethos und Am-
phion, den 'weissrossigen Dioskuren
Boiotiens' (Eur. Herc. für. 29 u. ö.),
sind aus der alten Poesie und Kunst
allbekannt. Vgl. von den Hauptstellen
Hom. Od. XI 260 ff. Eur. Phoen. 115.
Dessen Drama Antiope (fr. 179— 227 N.^)
Apollod. III 42—44. Bei dem Bau der
Mauern von Thebens Burg folgten die
Steine den Zaubertönen von Amphions
Leier und fügten sich von selbst zur
Mauer zusammen. Apollod. III 44.
Paus. IX 17. 7. Philostr. imag. I 10.
Hör. carm. III 11, 2: movit Amphion
lapides canendo. AP. 394: dictus et
Am2)hion, Thebanae conditor arcis, saxa
movere sono testudinis et prece blanda
ducere, quo vellet.
vindex iustissime matris Antiope,
die Tochter des Nykteus, gebar dem
Zeus die Zwillingsbrüder Zethos und
Amphion, die sie aus Furcht vor dem
Vater in Boiotien aussetzt, wo .sie ein
Hirt findet und aufzieht. Nach des
Nykteus Tode erlangt sein Bnider Lykos
die Herrschaft von Theben. Dessen
Gemahlin Dirke quält Antiope auf das
grausamste (Beschreibung ihrer Qualen
bei Prop. IH 15, 13 ff.); der Grund
dieser Misshaudlungen ist in der Ueber-
lieferung nicht klar zu erkennen: bei
Properz (nach Euripides?) ist es die
Eifersucht der Dirke. Vgl. Apollod. III
42 f. ; der dann sagt : Avtiotttiv Ö'e f^v.i-
^ero Ävxos y.areiQ^as y.a'i rj roinov yvvrj
^iQy.r/ Xa&ovoa ös TTore. riöv Seaficüv
avTOfidrüiv t.v&evrcov^ riy.ev etti ttjv imv
TtalScov e:xav).iv, ösx&fjrai Ttpog avrcäv
d'iXovaa. oi Sf dvayt'ojQt.adfj.Evoi Trjv
|M;/Tip«, rov fisv Avy.ov y.rsivovOi^ rr/v
de ^iQy.Tjv Srjoavreg ix rnvpov (jircrovoi
d'avovaav eig y.prjv/]v rriv an exeivtjs
xalovfiivrjv ^iQy.rjv. Prop. I. 1. 38:
vinxerunt Dircen sub trucis ora bovis.
Auch in der Kunst ist die Strafe
der Dirke oft dargestellt worden, zu-
mal auf Vasenbilderu und Gemälden.
Am berühmtesten ist der toro Farnese
des Apollunios und Tauriskos, der durch
Asinius PoUio nach Rom aus Rhodus
gebracht war: vgl. Plin. uat. bist.
XXXVI 34: ... Zethtis et Amphion
ac Dirce et taurus vinculumque ex
eodem lapide, a Rhodo adiccta opera
Apollo7iii et Taurisci. Ueber ähnliche
Darstellungen vgl. Jahn, archaeol. Zeit.
1853 Nr. 36 f.
III 322-330.
165
325 Quamvis niiitus erat, voci favisse putatur
Piscis, Arioniae fabula nota lyrae.
Disce etiam duplici genialia nablia palma
Verrere: conveniimt dulcibus illa iocis.
Sit tibi Callimachi, sit Coi nota poetae,
330 Sit quoque vinosi Teia Musa senis;
325 f. Drittes Beispiel : Arion. Die
allbekannte Geschichte von Arion, der
von den habgierigen Schiffern gezwungen
ward, sich ins Meer zw stürzen, aber
von dem Delphine, dem 'meuschenliebend
sinn'gen Tier' (Schlegel, vgl. Athen.
XIII 606 d : (fikavxfQMTXoTUTov de iari
y.ai avvsTMxaTov to ^moi^ 6 (ie?.<pis), den
er durch seinen Gesang bezaubert hatte,
auf den Rücken genommen und bei
Tainaron ans Land gesetzt wurde, er-
zählt uns ausführlich zuerst Herodot
(I 23 f.). Vgl. ferner Plut. sept. sap.
conv. cap. 18. Liic. dial. mar. 8. Cic.
tusc. II 27, 67. Gellius XVI 19. Ov.
fast. II 83 ff. In dem von Aeliau (bist.
an. XII 45) dem Arion (fälschlich) zu-
geschriebenen Hymnus (PLG III* 80)
heissen die Delphine fdofiovaoi.
327. Das nabluni oder nahlium
ist ein grösseres Saiteninstrument mit
10 — 12 Saiten, das mit beiden Händen
gespielt wurde. Es ist phoinikischer
Herkunft, die Griechen nennen ts vdßXas.
Näheres bei Athen. IV 175 b. Vgl.
Pollux IV 61. Soph. fr. 765 N^
genialia hier fast in dem Sinne von
fröhlich, heiter: vgl. zu I 125. Ov. am.
JII lb,id:genialisMus(i. met. XIII 929:
genialia serta. Peter zu Ov. fast. III 58.
329—348. SechsteAn Weisung.
Befieissige dich einer guten 1 i 1 1 e r a r i -
sehen Bildung; Katalog von Klas-
sikern, deren Kenntnis erforderlich ist
( — 338). Ovids Hoffnung, dass auch das
eine oder andere seiner Werke von den
Mädchen gekannt und vorgetragen
werde (—348). Vgl. die Einleitung
p. XIII. Oben II 281. Mit diesem
Dichterkataloge vgl. Ov. am. I 15.
329. Callimachi. Vgl. nur Ov. am.
I 15, 13: Battiades seinper toto canta-
bitur orbe: quamvis ingenio non valet,
arte valet.
329. Der Coun poeta ist Philetas,
der als Lehrer des Dichters Theokrit
genannt wird (vgl. i^fsox^irov yevos:
axovar'^e Se yeyovs <l>clr]rü xal 'AaxXi]-
mäSov, MV lUvrjjUovevEi) und Unter Alexan-
der und dem ersten Ptolemäer lebte.
Als seine Heimat galt den meisten Kos,
vgl. Athen. IX 401 e. XII 552 b. Er
w^ar hochgefeiert als elegischer Dichter,
vgl. Quiut. X 1, 58 : cuius (der Elegie)
p^-inceps habetur Callimachus, secmidas
confessione jjlurimorunt Philetas occu-
pavit, während er bei Plut. Per. 2 als
erster Meister der Elegie genannt wird,
wie Anakreou in der Melik uud Archi-
lochos in der Jambik. Von seiner Be-
liebtheit zeugt auch die Bildsäule, die
ihm in Kos gesetzt war. vgl. Hermesi-
anax bei Athen. XIII 598 f . : . . . Kcöoi
yaXy.ziov ü'riy.av vnd TcXaTÜvco BirriSa
fiolTTu'^ovTa S'oi^i'j Tieol Tiävta ipiXr,T:äv
^irjfiara y.al Ttüaav TQvö^ievov /.aXirjv.
Die Römer schätzten ihn ausserordent-
lich hoch, vgl. namentlich Prop. II
34, 31; dazu Rothsteins Anmerkung.
Ov. rem. am. 759: Callimachum fugito:
non est inimicus Amori; et cum Calli-
macho tu quoquo, Coc, noces.
330. Anakreon von der Insel Teos
(Hdt. III 121), längere Zeit am Hofe
des Polykrates lebend , gilt als der
freundlich liebenswürdige Dichter des
Weins und der Liebe. Vgl. Ov. trist.
II 363: quid nisi cum multo Venerem
confundere vino praecepit lyrici Teia
Musa senis.
Krinagoras sendete Anakreons Dich-
tungen an Antonia, die Gemahlin des
Drusus, mit einem Dedikationsgedicht,
das wir noch besitzen: abgedruckt im
Anhang.
vinosi vgl. Krinagoras: äs TtQsa-
ß V » rjdvs Avay.(iiuiv 6 Trj'ios tyQU-tpsv r]
Tc aQ o'iv ov y.iX.
senis. Nach Lucian (longaevi 26)
hat er ein Alter von 85 Jahren erreicht,
und Anakreon selbst spielt auf sein
Alter an in fr. 14. 43. Vgl. Anacreont. 6.
Und so erscheint er gewöhnlich in der
Vorstellung der Spätem als ein liebe-
und weinseliger freundlicher uud liebens-
würdiger Greis; vgl. Anacreont. 1:
ye^icov fiev ^j', xakoi Se ' rd /.ellos co^ev
166
Ars amatoria
Nota Sit et Sappho, (quid enim lascivius illa?)
— Cuique pater vafri luditur arte Getae.
Et teneri possis Carmen legisse Properti.
Sive aliquid Galli, sive, Tibulle, tuum
335 Dictaque Varroni fiilvis iusignia villis
Yellera germaiiae, Phrixe, querenda tuae
Et profugum Aenean, altae primordia Romae,
oivoVj r^iiiovra Ö' avTov ijSr] "£oüJi
i%eioa'/ojy£i.
331. Sappho, die lesbische Dich-
terin, die zehnte Muse (AP. IX 506 u. s.),
ist der älteren Zeit nur die hochge-
feierte, berühmte Dicliterin. Später aber
als man die glühende Sprache der heiss-
blütigen Aeolieriu nicht mehr verstand,
wurde (zumal unter dem Eintiuss der
Komödie) das reine Bild der Sappho
entstellt, ihre Neigung zu ihren Freun-
dinnen um ihrer Schönheit willen, die sie
nicht verhehlt, falsch gedeutet und ihr
das aus einer Lokalsage entstammende
Verhältnis zu Phaon angedichtet, das
sie in den Tod getrieben haben soll.
So gilt sie nunmehr als lasciva; vgl.
auch Seneca ep. 88 und überhai;pt
Bernhardy, Grundriss " 11 1, 601 ff.
332. Vgl. amor. I lö, 17: dum
fallax servus, durus pater, improha
lena vivent et meretrix hlamla, Menan-
dros erit. Man wird auch hier an
Menander zu denken haben , wenn
auch schwerlich an ein bestimmtes
Stück (vgl. zu V. 604j ; die hier voraus-
gesetzte Situation, dass ein geriebener
und durchtriebener Sklav [Geta] im
Bunde mit dem Liebhaber den gries-
grämigen und geizigen Alten (jMter)
prellt, ist typisch in der Menaudrischen
Komödie und ihren Nachbildungen in
der Palliata. Vgl. Ribbeck, Geschichte
der römischen Dichtung I'^ p. 75 ff.
Geta ist beliebter Sklaveuname in
der Komödie, so in der Thais des Me-
nander (Prop. IV 5, 44, s. unten zu
V. 604), im Truculentus des Plautus
und bei Tereuz in den Adelphi und im
Phormio.
333. Mit Properz war Ovid eng
befreundet: vgl. trist. IV 10, 45: saep>e
suos solitus recitare I'ropertius iynes
iure sodalifii, quo mihi iunctus erat.
rem. am. 764.
teneri zii II 273. Vgl. trist. V
1, 17: blandique Propiertius oris.
334. Vgl. trist. V 1, 17 f.
Cornelius Gallus (70—27) aus Fo-
rum Julii (heute Frejus). bekannt als
JugendfreundVergils, der seine lO.Ecloge
an ihn richtete, gefeierter Dichter eroti-
scher Elegieen, in denen er die Lycoris
(die mima Cijtheris) verherrlichte. Vgl.
Ov. am. I 15. 29 : Gallus et Hesperivi
et Gallus notus Eois et sua cum Gallo
nota Lycoris erit. Vgl. ars m 537.
rem. am. 765. Properz und Ovid er-
wähnen ihn stets mit grosser Achtung.
Ueber ihn vgl. Teuffei RL. I-^ 232.
Ribbeck RD. II ^ 183 ff.
Auch den Tihull schätzte Ovid
sehr hoch, vgl. zumal die schöne Elegie
auf seinen Tod, amor. III 9. Ferner I
15, 27: donec eriint ignes arcusque Gu-
pidinis artna, discentur nunie>-i, culte
Tibulle, tui. trist. TV 10, 51: Vergi-
lium vidi tantum, nee avara Tihullo
tempus amicitiae fata dedere nieae.
Vgl. ars III 536. rem. am. 763.
335 f. P. Terentius Varro Ata-
ciiuis (82 — 37) war abgesehen von
epischen (bellum Sequanicum) und ele-
gischen Gedichten durch eine Bearbei-
tung der 'ÄoyovuvTiy.ä des ApoUonius
Rhodius berühmt, die von Ovid öfters
rühmlich erwähnt wird: vgl. am. I
15, 21: Varroneni primamque ratem
quae nesciet aetas, aureaque Aesonio
terga pjetita duci? trist. II 439: is
quoque Phasiacas Argon qui duxit ad
undas. Vgl. Prop. II 34. 85. Näheres
s. bei Teuffei, RL. I'^ 212. Ribbeck,
RD. I^ 346 ff.
Ovid umschreibt die Argonautae des
Varro durch das Trdy/Qvaov Öeqos des
Widders, das im Lande der Kolchier
im Aresiiaine von einem Drachen be-
wacht hing, und das das Ziel der Ar-
gonautenfahrt bildete. Dies Vliess ist
aber für Helle ein Gegenstand der
Klage, weil eben dieser Widder die
Ursache ihres Todes wurde: vgl. oben
V. 175.
337 f. Vergil. von dessen Dich-
tungen hier nur die Aeneis herausge-
griffen wird, während Ovid an anderer
Stelle seine drei grösseren Werke ge-
m 331—349.
167
Quo nulluni Latio clarius extat opus.
Forsitan et nostrum nomen miscebitur istis,
340 Nee mea Lethaeis scripta dabuntur aquis,
Atque aliquis dicet 'nostri lege culta niagistri
Carinina, quis partes instruit ille duas,
Deve tribus libris. titulo quos signat Amorum,.
Elige. quod docili molliter ore legas,
345 Vel tibi conposita cantetur Epistula voce:
Ignotum boc aliis ille novavit opus.'
0 ita, Phoebe, velis. ita vos. pia numina vatum,
lusignis coniu Bacche novemque deae!
Quis dubitet, quin scire velim saltare puellam.
schickt zusammenfasst ; vgl. amor. I
15, 25: Tiii/rns et seyctcs Aeneiaquc
arma legentur, Roma triumiiliati dum
Caput orbis erit.
338, Solches hohe Lob spendet
Ovid der Aeiieide auch sonst; vgl. die
eben citierte Stelle amor. 1 15, 26. rem.
am. 396 : qnantum Vcrgilio nobile debet
epos. trist. U 533; Prop. II 34, 63:
q^ii nunc Aeneae Troiani suscitat arma
iactaqne Lavinis moenia li toribus. cedite
Romani scriptores, cedite Grai: nescio
quid niaius nascifnr TJiade.
339 — 348. Diese Hoffnung, dass
man auch seine eigenen Dichtungen da-
bei nicht vergessen ^ye^de, spricht er
an anderen Stellen zuversichtlicher aus ;
vgl. z. B. amor. III 15. met. XV 871 ff.
340. Lethe wird als Tochter der
Eris zuerst von Hesiod (th. 227) er-
wähnt; später ist sie ein Fluss in der
Unterwelt, aus dem die Schatten Ver-
gessenheit trinken ; vgl. Luc. dial. mort.
13, 6. 23, 2. Ov. ex Pento II 4, 23:
non cgo, si biberes securae pocuki Lethe s,
excidere haec credam pectore passe tuo.
Vgl. unten V. 648: Lethaea nox.
342. D. i. die ars amatoria selbst,
in der Ovid den beiden Parteien (Jüng-
lingen und Mädchen) Lehren erteilt.
Vgl. die Einleitung p. XXII.
343 f. Die drei Bücher Liebes-
elegieen, die amores. Ovid hatte zu-
erst eine Ausgabe in fünf Büchern
veranstaltet, dann aber manches unreife
ausgemerzt und die uns vorliegende
Ausgabe von drei Büchern gemacht,
vgl. sein eignes Epigramm : qiii modo
Nasonis fueratnus quinque libclli, tres
sunms: hoc Uli praetulit auctor opus;
ut iam nulla tibi nos sit legisse volu-
ptas, at levior demptis poena duobus
erit. Was übrigens gerade die amores
betrifft, so ging Ovids Hoffnung reich-
lich in Erfüllung: vgl. unten V. 538.
Ja sogar auf dem Theater wurden sie
mit begleitendem Tanze gesungen ; vgl.
trist. II 519. V 7, 25 f.
345 f. Epistulae ist auch in den
Handschriften der gewöhnliche Name
der heroidcs (Priscian. GL. 11 544, 4) ;
auf die grössere Zahl von ihnen bezieht
sich Ovid auch amor. II 18. Ueber den
Vortrag dieser Epistulae durch Gesang
und Tanz vgl. Friedländer, Sittenge-
schichte III 294. Rohde, der griechische
Roman 139, 1.
346. Poetische Episteln gab es schon
früher, so von Lucilius, vgl. Teuffei,
RL. I"^ 25; auch in der poetischen
Liebesepistel hatte Ovid (von den
Griechen abgesehen) z. B. in Properz
einen Vorgänger (IV 3, Arethusa an
ihren Gatten)." Aber 'neu von Ovid für
die römische Litteratur geschaffen war
die Wahl von Stoffen und Personen aus
der mythischen Vergangenheit'. Ribbeck
RD. II - 239.
347. Phoebe vgl. zu II 493.
348. Bacchus, der die Dichter be-
geisternde Gott: vgl. zu I 525; über
ifisignis cornu vgl. zu I 232.
novemque deae die Musen. Ihre
Neunzahl wird zuerst in der Odyssee
(XXIV 60) erwähnt, an einer Stelle
sicher jüngeren Ursprungs, dann bei
Hesiod (theog. 76 ff'.), der zuerst ihre
Namen aufzählt.
349— 3S0. Siebente Anweisung.
Das Mädchen muss tanzen können
(—352) und geschickt sein in allerlei
Spielen, deren mehrere aufgezählt
168
Ars amatoria
350 Ut moveat posito bracchia iussa mero?
Artifices lateris, scaenae spectacula. amantur:
Tantum mobilitas illa decoris habet
Parva monere pudet, talorum dicere iactus
Ut sciat et vires, tessera missa. tuas
355 Et modo tres iactet numeros, modo cogitet. apte
Quam subeat partem callida, quamque vocet.
werden (—368). Sehr wichtig ist, dass
man sich dabei gut zu benehmen weiss,
dass man nicht etwa durch Zorn oder
andere Leidenschaft ein Spielverderber
wird: derartiges sei ferne (—380).
349—352. Die Kunst des Tan-
zens war ebenso wie die Ausbiklung
in Musik und Litteratur dem römischen
Mädchen dieser Zeit unentbehrlich. Den
Tanz nennt Ovid unter den Künsten,
denen er nicht widerstehen zu können
zugiebt ; amor. II 4, 29 : illa j'lacet gestn
numerosaque bracchia ducit et tenerum
motu torquet ab arte latus.
Ueber die Art des Tanzens ist
schon oben gesprochen (zu 1595 f.), wir
werden es uns als ballettartige harmo-
nische Bewegung der Glieder vorzu-
stellen haben, wie es als Ideal ver-
körpert erscheint in den höchst grazi-
ösen Stellungen und Bewegungen der
Tänzerinnen auf den pompejanischen
Wandgemälden. Solche Ballette erwähnt
(ebenfalls beim Gelage) auch Prop. 11
3, 17: posito formose saltat laccho.
Man wird nicht fehl gehen, wenn man
in dem Milieu, in dem wir uns be-
finden, zumal an etwas freiere Tänze
denkt, wie sie z. B. die lonici motus
waren, von denen es bei Athen. XIV
629 e heisst : >;v Öe ns y.uL 'Icoiiy.f;
opxrjais Tia^oivios, und über die sich
Horaz ereifert (carm. HI 6, 21). Vgl.
Sali. Cat. 25 (von der Sempronia, der
Freiindin Catilinas) : litteris Graecis et
Latinis docta, psallere saltare elegantius
quam necesse est probae, multa alia,
quae instrumenta luxuriae sunt.
350. moveat bracchia deutet auch
auf pantomimische Bewegungen, vgl.
zu I 595 f. und II 305. Athen. I 22 b
(nach Aufzählung verschiedener oo^rj-
oeig^ auch der Ucoyiy.ai): äs :Tooy.oirtt
'A^ioTÖßivoi (fr. 49 = FHG. n 284)' d'id
351. artifices lateris Ballettänzer',
wie sie auf der Bühne auftraten ; haupt-
sächlich ist wohl der Pantomimus ge-
meint. Vel. Friedländer. Sittengeschichte
n 406 ff.
352. mobilitas technischer Ausdi'uck,
vgl. Lucret. IV 977: cernere saltantis
et mollia membra moventis. Hör. sat.
I 9, 24: quis membra movere molliu»
(sc. possitj ?
353 — 368. Katalog mannigfaltiger
Gesellschaftsspiele. Vgl. oben II 203—208.
353 f. tali und tesserae, vgl. oben
II 203 — 206. Sie unterscheiden sich so,
dass der tah(s länglich ist und an vier
Seiten Augen hat, während zwei un-
bezeichnet bleiben und abgerundet sind ;
er entspricht dem griechischen dar^ä-
ycdos; dagegen ist die tessera kubisch
geformt und war auf aUen sechs Seiten
bezeichnet (=griech. y.vßos). Man spielte
mit vier doTouyu/.oi oder tali; die Be-
zeichnung war so, dass sich die Eins
und die Sechs, andrerseits die Drei und
die Vier gegenüberstanden. Zeigten nun
alle vier Würfel dieselbe Augenzahl,
so war es der schlechteste Wurf {y.vcov,
Xroi, canis, vgl. zu 11 206 i: dagegen
der beste Wurf (Afpodizr;. Venus), wenn
jeder Würfel eine andere Zahl aufwies.
Vgl. Luc. amor. 16 : fir;Ötvdi daTQayd)Mv
tteoSptos iaca o/r^^imi , Mart. XIV 14
{tali eburnei): cum steterit nullus voltu
tibi talus eodem, munera me dices magna
dedisse tibi; tenerae [y.vßoi) wurden nur
drei verwendet.
355. numeros = tess\ras. Avie oben ß/
II 203. '
356. Der Ausdruck deutet darauf
hin, dass es sich hier um ein Gesell-
schaftsspiel in mehreren Parteien han-
delt: das Mädchen soll bedenken, zu
welcher sie sich halten soll. Näheres
lässt sich nicht ermitteln.
vocet verstehe ich in dem Sinne
von 'herausfordern, reizen' im Gegen-
satz zu subire partem (es zu einer Partei
halten). In diesem Sinne (für provoca/re)
steht das Wort öfters z. B. bei Tacitus :
vgl. Heraeus zu Tac. bist. IV 80, 10.
III 350-363.
169
Cautaque non stulte latronum proelia liidat,
Unus cum gemino calculus hoste perit,
Bellatorqiie sua prensus sine conpare bellat,
360 Aemulus et coeptum saepe recurrit iter;
Reticuloque pilae leves fundantiir aperto,
Nee, nisi quam tolles, ulla movenda pilast;
Est genus in totidem tenui ratione redactum
357—360. Gemeint ist das unter
dem Namen latrociniuni oder lusns la-
trunculonim bekannte Spiel, über das
oben zu II 207 gesprochen ist. Es ist
ein vergebliches Bemühen, die hier von
Ovid für seine römischen Leser freilich
ausreichenden Andeutungen zu einem
klaren Bude zu vereinigen. Soviel
"scheint indessen sicher, dass die Tech-
nik des Spiels hauptsächlich darauf be-
ruhte, dass man zwei Figuren, deren
eine der anderen militärisch assistierte,
vorrücken Hess und eine Figur des Geg-
ners zu umstellen (d. h. 'schlagen') suchte
(Ov. trist. II -478: cum medius gemino
calculus hoste perit. Pollux IX 98 (s.
mehr zu II 207) : . . . rj re/jrj T^s Ttai-
Siäe sOTi 7TsoiXt]y.'ei rcüv Svo xprj^wv ofio-
■/(^Qocoy Trjv trtQÖxoovi' dvai^etv). So er-
klärt sich hier V. 358 (natürlich ist cum
Konjunktion, nicht Präposition). Grössere
Schwierigkeiten macht das folgende Di-
stichon. Zunächst scheint sicher, dass
beUator (s. zu II 208: miles) den einen
vorrückenden Stein bezeichnet, während
der ihm assistierende als seine Gattin
{compar) erscheint ; wurde nun. so glaube
ich wenigstens die Stelle verstehen zu
müssen, der beUator umstellt (geschla-
gen) oder matt gesetzt (prctisus), so
musste er seinen bisher gemachten Weg
noch einmal zurücklegen (V. 360) ; wenn
er nunmehr aemulus heisst, so könnte
sich das schon dadurch erklären, dass
eben jetzt seine compar nicht mehr bei
ihm ist; vielleicht kann man aber da-
raus auch schliessen, dass seine compar
nunmehr dem G egner zufiele : dann wäre
der Ausdruck aemulus noch hübscher
xmd anschaulicher. Vgl. über das Spiel
noch Marquardt-Mau, Privataltertümer
IV 855 ff.
361 f. Das Distichon scheint nicht
an richtiger Stelle zu stehen, mindestens
ist die Erwähnung eines solchen Spieles,
wie in ihm bezeichnet wird, innerhalb
der beiden Brettspiele, die sonst gern
zusammen genannt werden (vgl. z. B.
Mart. XIV 17) auffällig. Auch ist nicht
leicht etwas mit Sicherheit über die
Natur des hier gemeinten Spieles aus-
zusagen. Allem Anscheine nach handelt
es sich um eine Art von Gedulds-
spiel, über das wir freilich von dieser
Stelle abgesehen in keiner Weise näher
unterrichtet sind. Dass nicht ein Ball-
spiel in herkömmlichem Sinne (s. Becker,
Gallus III 170 if.) gemeint sein kann,
scheint indessen sicher; ferner scheint
sicher, dass unter reticulo nicht etwa
ein Rakett, sondern ein wirkliches Netz
zu versteheu ist ; darauf deutet mit Be-
stimmtheit auch apcrto.
Die Stelle lässt sich ihrem Wort-
laute nach nicht gut anders erklären,
als dass man annimmt, man habe in ein
offenes Netz eine bestimmte Anzahl von
Bällen geschüttet, und es sei nun da-
rauf angekommen, daraus einen (von
einem anderen angegebenen?) Ball so
geschickt herauszuholen, dass sich kein
anderer dabei bewegte. Ich gedenke
dabei eines Spieles, das mir als Knaben
manche Stunde verkürzt hat: eine An-
zahl mit Häkchen versehener Holz-
klötzchen wurde auf dem Tische auf-
gestellt uud sie mussten nun einzeln
mit einem an einer Art Angel befestigten
Haken ergriffen werden : auch dabei kam
es darauf an, dass die Angel nicht durch
Unsicherheit der Hand in Unruhe ver-
setzt ein anderes Klötzchen berührte,
als das, was man zu eraugeln beab-
sichtigte.
363 f. Gemeint ist der luclus duo-
dechn scriptorum. Cic. de orat. I 50, 217 :
duodecim scriptis ludere. Der Name
rührt daher, dass das Spielbrett mit
12 Linien bezeichnet war, die hier scnp-
tula heissen {scripta, y^afifiai). Vor
Beginn des Spieles wurde gewürfelt,
um den Platz zu bestimmen, den die
einzelnen Steine einzunehmen hatten;
das beweist von anderen Stelleu ab-
gesehen das im einzelnen freilich höchst
schwierige Epigramm des Agathias (AP.
IX 482). Die beiden Parteien waren
durch verschiedene Farben der Steine
170
Ars amatüria
Scriptula, quot menses lubricus annus habet ;
365 Parva tabella capit ternos utrimque lapillos,
In qua vicissest continuasse suos.
Mille facesse iocos! turpest iiescire puellam
Ludere: ludendo saepe paratur amoi".
Sed minimus labor est sapienter iactibus uti:
370 Mains opus mores conposuisse suos.
Tum sumus incauti studioque ai)erimnr in ipso,
Xuda(iue per lusus pectora nostra patent :
Ira subit, deforme malum, lucrique cupido
Inrgiaque et rixae sollicitusque dolor;
375 Crimina dicuntnr, resonat clamori])us aetlier;
Invocat iratos et sibi quisque deos.
Nulla fides tabulae! quae non per vota petuntur
Et lacrimis vidi saepe madere genas,
luppiter a vobis tam turpia crimina pellat,
380 In quibus est ulli cura placere viro.j
Hos ig"uava iocos tribuit natura puellis;
Materia ludunt uberiore viri.
kenntlich (weiss \mä schwarz). Vgl. noch
Quint. XI 2, 38: Scaevola in Insu duo-
decim scrljitorimi, cum j^i'ior calculum
promovisset essetqne victus, dum rus
tendit, repetito fotius certaminis ordme,
quo dato errasset recordatus rcdiit ad
eum, quicum luscrat, isqne ita factum
esse confessus est. Ansführliches s. bei
Becker, Gallus III 473 ff. Marquardt-
Maii, Privatleben II - 857 ff., wo die Nach-
weise der Einzelheiten bequem zusam-
mengestellt sind.
364. lubricus annus vgl. Apul. met.
VIII 27 : cerviccs lubricis intorquentes
motibus.
365 f. Auch über dieses Spiel lässt
sich leider nichts mit Sicherheit sagen.
Dasselbe Spiel ist gemeint trist. II 481 :
parva sit ut ternis instructa tabella la-
pillis, in qua incissest continuasse suos.
Man vermutet, dass zu diesem Spiele
die Täfelchen dienten, die mehrfach ge-
funden sind, und über die zu vergleichen
ist Mar(iuardt - Mau , Privatleben II "
859 — 861, wo eine ganze Zahl dieser
tabellae reproduciert ist. Vgl. Orelli
Nr. 4315 {= II 268), der zwei "derselben
abgedruckt hat.
375. resonat clamoribus aether er-
innert an Verg. Aen. V 228: resonatque
fragoribus aether. Vgl. IV 668: resonat
magnis plangoribus aether.
378. Vgl. Catull. 68, 56: tristique
imbre madere genae.
381—432. Achte Anweisung.
Tragt Sorge, dass ihr recht oft gesehen
werdet, und dass dabei eure Eeize im
rechten Lichte erscheinen. — Die Mäd-
chen haben nicht so viel Möglichkeiten
Avie die Männer zu freiem Spiel ( — 386) ;
umsomehr sucht die Stätten auf, an
denen ihr euch ungezwungen bewegen
könnt: die Porticus ( — 392). den Isis-
tempel (393), die Theater (394), das
Amphitheater (395), den Circus (396).
Schönheit allein thut es nicht, sie muss
bekannt sein (—398). Was nützt dir
der schönste Gesang, wenn du ihn nicht
hören lässt ( — 400). Durch Apelles ist
die Gestalt einer Venus berühmt ge-
Avorden ( — 402). Selbst die geweihten
Dichter erstreben ja nur Ruhm (—404).
Früher freilich stand der Dichter in
liohem Ansehen, und auch klingender
Lohn ward ihm zu Teil (—408), so ward
ein Ennius der höchsten Ehren teilhaftig
(—410), jetzt ist die Kunst der Musen
im Werte gesunken ( — 412), und doch
ists schön, nach Ruhm zu streben : durch
Bekanntgabe der Ilias ward ein Homer
berühmt: von Danae würde niemand
wissen, wäre sie ewig in ihrem Turm
eingeschlossen geblieben ( — 416) : drum
ihr Mädchen, hinaus in die Oeffentlich-
III 364—385.
171
Sunt illis celeresque pilae iaculuniqiie trochique
Armaque et in gyros ire coactus equus;
385 Nee vos Campus habet, nee vos g-elidissima Virgo,
keit ; zwei analoge Beispiele ; zeigt euch
nur, einer wird ja wohl aubeissen ( — 422).
Seid immer dabei bedacht, eure Eeize
zu entfalten, ein glücklicher ZufaU kann
euch überall nützlich sein ; Beispiele aus
Natur und Mythologie (—430). Selbst
ein Begräbnis kann zu einer neuen Er-
oberung Anlass geben ( — 432).
383—386. Ein Katalog von sports-
mässigen Lustbarkeiten römischer Jüng-
linge. Vgl. damit z. B. Hör. carm. I 8, 3:
cur apricum oderit campum, patiens
pulverls atque solis? cur neque militaris
■inter aeqitales equifat, Gallica nee lu-
patis temperat ora frenis? cur timet
flavuni Tiberim tanyere? cur olivum
sanguine vip)erino cautius vitat neque
iam livida gestat armis bracchia, saepc
disco, saepc trans finem iaeulo nobilis
expedito? Ov. trist. III 12, 19:. «sits
equi nunc est, levibus nunc luditur
armis, nunc pila, nunc celeri volvitur
orbe trochus, nunc, ubi p)erfusa est oleo
labente iuventus defessos artus Virgine
tinguit aqua. Mart. II 14, 3 f. Hör. AP.
379 ff.
pilae Ueber die ausserordentliche
Beliebtheit des Ballspiels sowie über
seine verschiedenen Arten ist reich-
liches Material gesammelt bei Becker-
Göll, Gallus III 168 ff.
Das Spiel mit dem iaculum wird
ausführlich beschrieben von Sil. Ital.
pun. XVI 557 ff. Vgl. ausser den be-
reits angeführten Stellen auch Verg. ge.
II 530: velocis iaculi ceriamina ponit
in ulmo, corporaque agresti nudant prae-
dura palaestrae.
trochi werden als beliebtes Spielzeug
oft erwähnt; vgl. Mart. XI 21, 2. XIV
168 u. 169 : garrulus in laxo cur anulus
orbe vagatur'^ cedat ut argutis obvia
turba trocJns. Dazu vgl. Prop. III 14, 6 :
inerepat et versi clavis adiinca roti. Der
Reifen wurde also mit einem Schläger
{clavis) getrieben, was mit Lärm ver-
bunden war, einmal durch das An-
schlagen auf den Reifen selbst, dann
aber zumal durch die Metallriuge, die
(im Innern des Reifens?) angebracht
waren, und l)ei dem Spiele erklirrten.
Das Spiel war auch bei den Griechen
beliebt {x^ixi]laaiaj, vom Graeco trocho
spricht Hör. carm. III 24. 57; näheres
bei Marquardt-Mau, Privatleben II ^ 838,
Anm. 2 und 3.
38-1-. Unter arma ist Avohl all das
kriegerische Gerät (s. zu II 50) über-
haupt zu verstehen, das bei den mannig-
faltigen Spielen nötig war; doch denkt
man besonders an die Waffen, die bei
Scheingefechten und Turnieren aller Art
gebraucht wurden ; auch der Kampf
gegen den imlus sei hier erwähnt, über
den uns ausführliches Vegetius erzählt
(I 11).
Kuustmässiges, an die Pferdedressur
in einem modernen Circus erinnerndes
Reiten Avar ein sehr beliebter Sport der
eleganten jungen Römer. Vgl. Hör. 1. 1.
Prop. III 14, 10: gyrum pulsat equis
(von der spartanischen Jungfrau). Hör.
carm. III 7, 25 : quamvis non alius flec-
tere equum sciens aeque conspicittir gra-
mine Martio. III 12, 8 : eques ipso melior
Bellerophonte. III 24, 54. Plut. Cat.
m. 20.
385. Campus sc. Martins, vgl. zu
I 513 ; ebenda über ihn als den Haupt-
tummelplatz der römischen Jugend. Vgl.
noch Strab. V 236b: x«f ;'«^ t6 fisyedos
Tov Ttsdiov d'avuaarov äfia xai ras apfia-
Toäpouiui y.al Trjv akkriv iTTTtaaiav aacö-
InjTOV Tiapey^ov reo roaovTO) Tt^i^&ei Tcöv
a^aipa aal xqLxoi y.al TtaXaLoTpa yvfiva-
^Ofievcov.
gelidissima Virgo die Aqtia Virgo
ist ein Wasser, das M. Agrippa nach
Rom leitete und das wegen seiner er-
frischenden Kühle (gelidissima) mit Vor-
liebe zum Baden benutzt wurde; vgl.
Ov. trist. III 12, 21 : nunc, tibi perfusa
est oleo labente iuventus defessos artus
Virgine tinguit Aqua. Näheres bei Pliu.
nat. bist. XXXI 42 : ident (M. Agrippa)
et Virginem adduxit ab octavi lapidis
deverticulo duo milia pass. Praenestina
via; iuxta est Herculaneus rivos quem
refugiens Virginis nomen obtinuit. Ho-
rum amnium coynparatione diff'erentia
supra dicta deprehenditur, cum quan-
tutn Virgo tactu praestat, tantum
praestet Marcia liaustu etc. Eine andere
Erklärung des Namens giebt Frontin.
de aquis t 10 : Virgo appellata est, quod
quaerentibus aquam militibus puella vir-
172
Ars amatoria
Nec Tuscus placida devehit amnis aqua:
At licet et prodest Pompeias ire per umbras,
Virjg-inis aetheriis cum caput ardet equis;
Visite laurigero sacrata Palatia Plioebo
390 (Ille Paraetonicas mersit in alta ratesj
Quaeque soror coniunxque ducis monimenta pararunt
Navalique gener cinctus honore caput;
gmicula venas qtiasdam monstravit, quas
necuti qui foderant Ingentum aqiiae mo-
duni invenerunt. Äediada fonti appo-
sita Juinc originem ]nctura ostendit.
Dieser Virgineus liquor (Ov. ex Pout.
I 8, 38j ist noch heute iu Thätigkeit
{Fontana Trevi). Vgl. auch Mart. IV 18.
V 20, 9 mit Friedländers Anmerkung.
386. Tuscus amnis der Tiber ; neben
der Vi7-go auch von Sen. ep. 83, 5 ge-
nannt. Auch er war ein beliebter Tum-
melplatz der schwimnilustigen Jugend:
Hör. 1. 1. : cur tiniei fiavum Tiberim
tangere'if Cic. pro Caelio 15, 36: hahes
hortos ad Tibtrim ac diligeutcr eo loco
parasti, quo omnis iuventus mitandi
causa venit. Hör. carm. Ill 12, 7: simul
unctos Tiberinis umeros lavit in midis
etc. III 7, 27 : nec quisquam citus ueque
Tusco denatat (vgl. devehit bei Ovid)
alveo.
Tuscus heisst der Fluss sehr oft
nach seiner Quelle iu Etrurien (Hör.
carm. I 2, 13). Vgl. Ov. fast. I 233
(dazu Peter); II 68: advena Thybris.
III 524.
placida vgl. Ennius (annal. 177 =
p. 29 Vahlenj : quod per amoenam ur-
bem leni fluit agnüne flu tuen ; dazu
Verg. Aen. II 782.
387 — 396. Im Gegensatze zu den
Stätten, au denen nur oder doch haupt-
sächlich die männliche Jugend sich be-
lustigt, folgt nunmehr ein Katalog von
Tummelplätzen der weiblichen Jugend ;
im wesentlichen ein Auszug von I
67 — 170; das einzelne ist dort in den
Anmerkungen meist schon erklärt.
387 f. Die P o r t i c u s (vgl. I
67— 74j.
387. Ueber die porticyis Pompci
s. zu I 67.
388. D. h. im August, wenn die
Sonne im Zeichen der Jungfrau steht;
mit ähnlicher Umschreibung wurde I 68
der Juli bezeichnet; beidemale ist es
die Zeit ärgster Sommerhitze, wo der
Aufenthalt in der schattigen Porticus
sehr angenehm sein mochte.
389. Der Apollotempel auf
dem Palatin mit der Porticus, über
die zu I 73 f. gesprochen ist.
laurigero vgl. zu II 401.
390. Paraetonium ist eine Stadt in ■
Libyen, vgl. Ov. met. IX 773 u. s., da-
her steht Faraetonicus für egyptisch
überhaupt, vgl. Lucan. III 295: ^isque
Faraefonias Eoa ad litora Syrtus. Die
Faraetonicae naves sind die Schiffe der
egj-ptischen Kleopatra, die um so pas-
sender so genannt werden können, als
sich Kleopatra mit Antonius nach Par-
aetonium geflüchtet hatte. Der Vers
bezieht sich demnach auf die Schlacht
von Actium, in der Apollo selbst mit-
kämpfend zugegen war; dieses Ein-
greifen des Gottes in die Seeschlacht
{mersit in alta rates) schildern Vergil
(Aen. VIII 704 ff.) und davon etwas ab-
Aveicheud (absichtlich?) Properz (IV 6,
27 ff.). Der Zusammenhang mit dem
vorhergehenden Verse besteht darin,
dass zum Danke für den actischen Sieg
Octaviau im Jahre 28 dem Apollo den
Tempel auf dem Palatiu geweiht hatte,
von dem in V. 389 die Eede war. Vgl.
Dio Cass. LIII 1 und zu ars I 73 f.
391. Die soror des Augustus : Oc-
tavia. Ueber ihren Porticus vgl. zu
I 69 f.
coniunx : Livia. Ueber die porticus
Liviae ist gesprochen zu I 71.
392. Gemeint ist M. Vipsanius
Agrippa; goier des Augustus wurde
er durch seine Heirat mit der Julia,
der Tochter Augusts und Witwe des
Marcellus; vgl. Tac. ann. I 3: Augustus
. . . M. Agrippam ignobilcni loco, bonum
militia et victoriae socium, geminatis
(28 u. 27 V. Chr.j consulatibus extulit,
mox dcfimcto Marcello (23 v. Chr.) ge-
ner tun sumpsit. Suet. Octav. 63.
Ueber die Bauten des Agrippa
vgl. Richter , Topographie '^ p. 262 ff.
Hier Avird man vor allem an die von
ihm 25 v. Chr. erbaute Porticus denken,
tue nach den in ihr befindlichen Kunst-
darstellungen meist porticus Argonau-
m 386—401.
173
Visite tiiricremas vaccae Mempliitidos aras,
Visite conspicuis terna theatra locis!
395 Spectentur tepido maculosae sangiiine harenae,
Metaque ferventi circueunda rota!
Quod latet, ignotumst: igiioti iiiiUa cupido;
Fructus abest, facies cum bona teste caret:
Tu licet et Thamyram superes et Amoebea cautu,
400 Non erit ignotae gratia magna lyrae;
Si Venei-em Cous nusquam posuisset Apelles,
tarum heisst. Auch Martial erwälmt
sie mehrfach als Aufenthalt für Müssig-
gänger: vgl. Friedländer zu Mart. II
14, 6. Sie war zum Andenken au den
Sieg von Actium und den über Sex.
Pompeiiis erbaut, und darauf be-
ziehen sich auch die Worte navali
cinctus honore caput. Agrippa schlug
36 V. Chr. die Flotte des Sex. Pompeius
bei Naulochos (Sizilien, vgl. Suet. Octav.
16) und wurde mit der corona rostrata
(navalis) ausgezeichnet. Näheres da-
rüber bei Dio Cass. XLIX 9 und Vell.
Pat. II 79. Vgl. auch Verg. Aeu. VIII
683: cui (dem Agrippa), belli insigne
superbum, tempora navali fulgent ro-
strata Corona.
393. Der I s i s t e m p e 1 ; die Er-
klärung des Einzelnen ist in der An-
merkung zu I 77 enthalten.
394. Die Theater (vgl. I 89— 134).
terna vgl. Ov. trist. III 12, 24:
proque tribiis resonan t terna theatra
foris. Ovid meint das t h e a t r u m
Pomp ei (vgl. zu I 67), Marcelli,
das von Augustus gebaut (Suet. Octav.
29) und zu Ehren seines 23 v. Chr. ge-
storbenen Schwiegersohnes Marcellus am
4. Mai 11 V. Chr. dediziert wurde (Plin.
hist. nat. VIII 65); vgl. auch zu 169 f.
Endlich das theatrum Balbi, das
L. Cornelius Baibus erbaut (Suet. Octav.
29) und im Jahre 13 v. Chr. dediziert
hat (Dio Cass. LW 25).
395. Die Gladiatorenspiele
(vgl. I 164—170). Zu I 164. Anklang
an den Vers bei Auson. XIV tetrast.
18,_ 1 (p. 192 Peiper) : Commodus inse-
quitur maculosae sa^tguine arenae.
396. Der Circus (vgl. 1 135—162).
meta vgl. zu I 39 f.
ferventi rota vgl. Hör. carm. 1 1, 4 :
metaque fervidis evitata rotis. Verg.
Aen. XI 195.
398. Dem Sinne nach verwandt ist
Apul. met. V 10: nee sunt enim beati,
quorum divitias nemo nox'it.
399. Thamyras, der aus der Ilias
bekannte mythische Sänger aus Thra-
kien, der sich vermass, mit den Musen
in einen Wettgesang zu treten. H. II
595—600. Apollod. 117. Eur. Ehes. 925.
Amoehea A/xoißsvi ist ein berühmter
attischer Citherspieler, vgl. Plut. Arat. 17.
Athen. XIV 623 d : . ..rov Ttalawv 'Afioi-
ßemSj 6v (priaiu 'ÄQiarias ev ro) tteqI
y.i&aQCodMV Iv 'A&ijrais '/.aroiy.ovvta^ y.ai
TiXrjaiov rov d'edr^ov olxovfra^ si e^sXd'oi
qoöfievos^ idXavTov Attixoi' rüg r]f.iEQas
XafißävEiv. Vgl. Plut. de virt. mor. 4
(= mor. p. 443 a): Zeno als Bewunderer
des Amoibeus. Eine amüsante Ge-
schichte von ihm erzählt Aelian. hist.
an. VI 1. womit zu vergleichen var.
hist. ni 30.
400. Sprichwörtlich ; vgl. Lucian.
Harmon. 1 : ovSev yctQ orpelos dTCooQrjrov,
^aai, xal ucpavovs zFjs fiovoixrjs. Suet.
Nero 20 : ... graecum proverbium iac-
tans, oecultae musicae nulluni esse re-
spectum.. Gell. XIII 31 (30), 3: . . . ver-
bum illud scilicet e Graecia vetiis,
musicam, qiute sit abscondita, eam esse
nulli rei.
401. Apelles, Schüler des Pamphilos,
der berühmte Maler und Liebling Alexan-
ders des Grossen, heisst hier Cous, nicht
als ob er in Kos geboren wäre, denn
seine Heimat ist Kolophon (vgl. den
Anhang), sondern weil sein berühmtestes
Gemälde, die (auch hier gemeinte) Venus
Anadyomene zu Kos im Asklepiostempel
aufbewahrt wurde. Vgl. Plin. nat. hist.
XXXV 91: Venerem exeuntcm e mari
divos Augustus dedicavit in dclubro
patris Caesaris, qiiae anadyomene vo-
catur, — versibus Graecis tali opere
dum laudatur victo sed inlustrato, —
ciiius inferiorem partem conriiptam qui
reficeret non potuit reperiri; verum
ipsa inim'ia cessit in gloriam artificis.
174
Ars amatoria
Mersa sub aeqiioreis illa lateret aquis.
Quid petitur sacris, nisi taiitum fama, poetis?
Hoc Votum nostri summa laboris habet.
405 Cura deum fuerunt olim regumque poetae,
Praemiaque autiqui magua tulei-e chori,
Sanctaque maiestas et erat veuerabile uomen
Vatibus, et largae saepe dabautur opes:
Ennius emeruit Calabris in montibus ortus
410 Contiguus poui, Scipio magne. tibi;
Nunc hederae sine honore iacent. operataque doctis
Cura vigil Musis nomen inertis habet.
Sed famae vigUare iuvat: quis nosset Homerum,
Ilias aeternum si latuisset opus?
415 Quis Danaen nosset, si semper clusa fuisset
Inque sua turri perlatuisset anus?
Utilis est vobis, formosae, tnrba, puellae;
Consemiit haec tabula carie alianiqve
pro ea Huhsfituit ^ero principatii siio
Dorothei nuinu. Litterarische Zeug-
nisse über die Anadj'oraene siehe bei
Overbeck, die antiken Sehriftqiielleu etc.
p. 349 ff. Vgl. auch oben zu V. 223 f.
posuissei vgl. Hör. carra. IV 8, 8:
sollers nunc hoininem ponere nunc
deum. AP. 34.
405. cura deum vgl. Ov. am. III
9, 17 : at sacri vates et divum cura
vocamur; sunt etiam, qui nos numen
habere putent.
409, Q. Ennius (239—169) war zu
Rudiae (heute Btiyge) in Calabrien ge-
boren, Avie er selbst bezeugt bei Cic.
de orat. III 42, 168: nos sumu' Bomani,
qui fuiitms ante Rudini. Weitere Be-
lege bei Teuffei, RL. I^ 100, l.
410. Die Erklärung giebt Cicero pro
Ajchia 9, 22: carus fuit Africano supe-
riori noster Ennius; itaque etiam in
sepulchro Scipionum putatur is esse
constitutus ex marmore. Vgl. Liv.
XXXVni 56: Romae extra portam
Capenam in Scipionum monumento tres
statuae sunt, quarum duae P. et L.
Scipionum dicuntur esse, tertia poetae
Q. Ennii. Plin. nat. hist. VII 114:
prior Africanus Q. Ennii statuam
sepulchro suo imponi iussit clarumque
illud nomen, immo vcro spolium ex
tertia orbis ^ja»Ye raptuw in cinere
supremo cum poetae tituh legi.
Zur Beurteilung des Ennius
durch Ovid vgl. auch amor. 1 15, 19.
trist. II 423 : utque suo martern cecinit
gravis Ennius ore, Ennius ingenio
maximits, arte rudis. Mehr bei Zin-
gerle. Ovid etc. II Iff.
411. Der Epheu ' doctarum prae-
mia frontiuni Hör. carm. I 1, 29. Er
ist dem Bacchus heilig, der selbst
y.iaoofuooä ist (Pind. Ol. 2, 30 ; vgl.
Eur. Bacch. 81 u. s.), dem Gotte der
Dichter (zu I 525) j daher auch ihr
Lohn ; vgl. Verg. ecl. 7. 25 : hedera
nascentem ornate poetam. Prop. II
30, 39.
doctis vgl. II 425.
412. cura vigil vgl. II 285 : vigi-
lafum Carmen.
414. Homerum vgl. zu II 279 f.
415. Danae (vgl. zu I 225) wird
schon von Homer erwähnt: Ilias XIV
319. Vgl. Apollod. II 34: Ay.QiaUo 8s
Tte^l TTaiScor yevkotcoi uQoevtov XQrjazrj-
(iia^ofievcp o &sd9 ecft] yevsa&ai nalSa
iy. T^s d'vyar^os , os avrov dxoxrevel.
SEiaai Se 6 lixpioios tovto , vtto y^v
ü'äXa/iioi' y.araoy.tvdaas ydXy.eov ttjv
Javi'n]v efQovQEi. Noch Pausanias (11
23, 7) sah zu Arges das xaräyseov
oly.oSöiirjua, in' avr(ö Ss r]v o yaXy.ovs
d'dlafios, ov 'Ay.qiat.6i tiote ettI yqovqä
rrjg d'vyarqog eTtoirjae. Vgl. Hor. carm.
in 16, 1 : inclusam Danaen turris
aniea robustaeque fores et vigilum
canum tristes excubiac munierant satis
nocturnis ab adulteris etc. Ov. am. II
19, 27 : si ntmquam Danaen habuisset
aenea txirris, non esset Danae de love
facta parens. Vgl. unten V. 631.
417. turba vgl. II 210.
ni 402—433.
175
Saepe vag-os ultra limina ferte pedes!
Ad multas lupa tendit oves, praedetur ut unam,
420 Et lovis in multas devolat ales aves.
Se quoque det populo mulier speciosa videudam:
Quem trahat, e multis forsitau uiius erit.
Omnibus illa locis maneat studiosa placendi
Et curam tota mente decoris agat!
425 Casus ubique valet: semper tibi pendeat liamus;
Quo minime credis gurgite. piscis erit;
Saepe canes frustra nemorosis montibus errant,
Inque plagam nullo cervus agente venit.
Quid minus Andromedae fuerat sperare revinctae,
430 Quam lacrimas ulli posse placere suas?
Funere saepe viri vir quaeritur: ire solutis
Crinibus et fletus non tenuisse decet.
Sed vitate viros cultum formamque professos,
419. hipa vgl. oben zu V. 8.
420. lovis ales der Adler; vgl.
Pind. Pyth. 1, 6 : svSei S' dpa axanTtp
^los aieröi;, coy.elat' TTzeQvy' dftifOTepcod'sv
%akd^aig, aQ^os oloivcöv. Sopll. fr. 799
N'* : o ay.t]7nooßdficov aierdi y.vcop Jiöi.
422. Mit dem Schluss des Penta-
meters vgl. Mart. V 19, 14: qxd crepet
aureolos forsitmi unus erit.
425. harnus sprichwörtlich wie bei
uns; vgl. Otto, die Sprichwörter und
sprichwörtlichen Redensarten der Römer
etc. p. 158, der an das deutsche 'Alle-
zeit angel', so hast du kein Mangel'
erinnert. Vgl. auch Becker-Göll, Gallus
I 130, 8.
427. Der Ausgang des Verses er-
innert an Verg. ecl. 6, 52: u virgo in-
f'elix, tu nunc in montibus erras.
429. ÄndroDiedae vgl. zu I 53.
Zur Sache selbst vgl. ApoUod. 11 43:
Tiapayevöfievog Öe (sc. Perseus) eis Al&io-
Tiiav^ rjS eßaoikevE K>j<f£vs, ev^s Tt]v
roi'Tov ■d'vyareQa 'AfÖfioueSav rcaoay.ti-
fievrjv ßo^uv S'akaaaiM y.rjei. Kaaaii-
jteia ydp q Krj(pecog yvvt) Nijofjiatv Ijoiae
Tie^l xdAMi>S, xul Ttaacöt/ sivat ycoeioacov
r]vxr,aEV o&ev cd Nr;^r]iSss efi,r]VLOav.
aal IToastSäJv avruig avvoQyiad'tls TtXrju-
fivodv TS ejil Tt]v xcö^av hn-eiiixf's y.al
y.fJTos. ^'AfifKovos äe %Qr]aavTos rrjv
aTiaXXayfiv rijs ai>fty>ooäs, edv rj Kaaots-
TtBiae d'vydrqo ApÖQo/nida TToored'f; tcö
XTJrei ßo^dj tovto dvayy.aa&tii 6 Kr^feii
vno räjv Ai&ioTTiüv eTT^a^s^ y.iu Tt(.wai-
Srjoe Tfjv ■d'vynre^a TTsr^q. Tnvrr]v d'ea-
oäaevoi 6 Us^aevs xfcl sQaa&sis dvai-
oi]OEiv vTceoyeto Kr^(f&l tö xrjros, et ftsA/.tc
ocad'Elaav avTr]y avr(ö äiooEif yvvuly.a. etiI
rovTOis yEPOfiEvcoi' oqkcov^ vTtoazas t6
xrJTog EXTEivE y.al riiv AfboouESav ei.vOEV,
Vgl. Lucian. dial. mar. 14.
430. Ihre Thräuen erwähnt Ovid
auch met. IV 673 : . . «ist quod levis
aura capillos moverat, et tepido nia-
nahant lumin a fletu. Vgl. 684:
lumina, quod poiuit, lacrimis implevit
obortis.
431 f. Dass auch Frauen sich am
Leichenzuge beteiligten, wird durch
viele sichere Stellen bezeugt; vgl. nur
Lucian. de luctu cap. 12. Cic. de leg.
II 23, 59. Plut. aet. Rom. 14 (= mor.
267 a). Marquardt - Mau , Privatleben
I '' 356.
433 — 460. N e u n t e A u w e i s u u g.
Uebet alle mögliche Vorsicht und
vertraut den Männern nicht zu schnell.
— Meidet die Modegecken 1,-440),
meidet die Betrüger, welche unter
dem Deckmäntelchen der Liebe nur auf
schnöden Gewinn ausgehen ( — 442), sie
sind umso gefährlicher, je weniger ihr
Aeusseres auf ihren Charakter schliesseu
lässt(— 446); häufig entpuppen sie sich
als ganz gemeine Diebe (—452). Meidet
endlich die Treulosen; lasst euch
durch die bösen Erfahrungen anderer
warnen (—456); denkt an die Untreue
eines Theseus ( — 458) und eines De-
mophoon ( — 460). Solchen müsst ihr
Sfleiches mit gleichem vergelten: erst
176
Ars aiuatoria
Quique suas ponunt in statione comas!
435 Quae vobis dicunt, dixerunt mille puellis:
Errat et in nulla sede moratur Amor.
E'emina quid faciat. cum sit vir levior ipsa,
Forsitan et plures possit habere viros?
Vix mihi credetis. sed credite! Troia maneret,
440 Praeceptis Priami si foret usa sui.
Sunt, qui meudaci specie grassentur amoris
Perque aditus talis lucra pudenda petant.
Nee coma vos fallat liquido nitidissima nardo
Nee brevis in rugas linguhi pressa suas.
wenn sie schenken, schenkt euch ihnen
( — 462) ; dann aber auch wirklich, sonst
kann man euch das Sclilimmste zutraun
(—466).
433 f. Hier und im folgenden wird
der Typus eines bellus hämo g-eschildert,
wie er uns zumal durch Material ge-
läufig ist: vgl. z. B. n 7. III 63, 3:
hellus homo est, flexos qui digerit
ordine crines, halsama qui semper. cin-
nama semper ölet . . . 7 : inter fenii-
nects tota qui luce cathedras desidet at-
que aliqua semper in aure sonat. XII
39. Vgl. auch Eiese zu CatuU 3, 14.
Mt dieser an die Mädchen gerich-
teten Warnung, sich vor den Stutzern
zu hüten, stehen die an die Jünglinge
I 505 ff. erteilten Lehren in Einklang.
433. Denn forma viros neglecta
decet (I 509).
434. ponunt vgl. oben zu Y. 151.
436. Erinnert an Prop. I 13, 6 :
certus et in nnllo quaeris amore moram.
Anders gewendet, aber dem Sinne nach
ähnlich ist Theoer. 30, 18 f. (von der
unbeständigen Liebe eines Knaben).
438. Vgl. II 387 f.
439 f. Ein schwieriges Distichon,
dessen Gedanke sich nicht gut in den
Zusammenhang einfügen lässt. Wenn
die beiden Verse überhaupt an richtiger
Stelle stehn, so kann unter praeceptis
Priami doch nur eine Mahnung ver-
standen werden, die sich auf Vorsicht
gegenüber den Gecken, wie sie eben
geschildert waren, bezieht. Paris würde
nun zwar in gewissem Sinne einen
solchen Gecken repräsentieren (vgl. z. B.
Hom. H. III 54: y.id'a^is rä re öcöt?'
'Ä(pQo8irrjS, r) le ■x.ofiyj tö ce siSos), und
SO könnte man vmter praeceptis Priami
an einen Rat des Priamus an die Helena
erteilt denken, einem solchen Narren
nicht zu trauen, sich lieber durch sein
Handeln an Oinone warnen zu lassen.
Wäre ein solcher Piat befolgt worden,
so künnte der Dichter allerdings sagen
Troia marteret. Aber erstens wissen
wir von solchem, an sich schon unwahr-
scheinlichen (vgl. Hom. II. in 164 f.)
Rate nichts, und dann hätte ja auch
Helena diesen Rat befolgen müssen,
nicht aber Troia selbst, sodass die Worte
si foret usa auf Troja bezüglich gar
nicht passen würden. Ebenso wenig
befriedigt eine andere Interpretation,
die Hertzberg in den Anmerkungen
seiner Uebersetzung giebt (vgl. den An-
hang). Auch kann nicht ein Rat des
Priamos an die Trojaner gemeint sein,
die Helena auszuliefern, von anderen
Gründen abgesehen schon deshalb nicht,
weil ja die Trojaner sich einer solchen
Aufforderung in keiner Weise wider-
setzt hätten (s. Hom. 11. III 159 f.). So
sehe ich keinen anderen Ausweg als
die Annahme, dass Ovid selbst etwas
gedankenlos einer unklaren Vorstellung
folgend diese beiden Verse geschrieben
hat, ohne sich von ihrem Inhalte ge-
naue Rechenschaft zu geben. Die Vor-
stellung von Paris als einem Geck der
Art, wie sie eben charakterisiert wurden,
dazu die Vorstellung, dass Helenas Ver-
trauen und Liebe zu diesem Trojas
Untergang herbeiführte, endlich die
Vorstellung von Priamos, als dem be-
sonnenen, gemässigt weisen Berater
seines Volkes, deren jede einzeln ge-
nommen guten Sinn hat, laufen in dem
Distichon zu einem verworrenen Kon-
glomerat zusammen.
444. Ungnla ist der Riemen am
Schuh zum Zuschnüren; vgl. Mart. II
29, ein Epigramm, das zum Vergleich
mit dem ganzen Passus überhaupt nach-
gelesen werden mag. Darin V. 7: non
hesterna sedet lunata lingula planta.
in 434-455.
177
445 Nec toga decipiat filo tenuissima, nee si
Anilins in digitis alter et alter erit.
Forsitan ex horum numero cultissimns ille
Für sit et uratnr vestis aniore tnae.
'Redde meum!' clamant spoliatae saepe pnellae.
450 'Redde menm!" toto voce boante foro:
Has, Venns, e templis multo radiantibus anro
Lenta vides Utes Appiadesqne tuae.
Sunt quoqiie non dubia quaedam mala nomina fama:
Deceptae a! multi crimen amantis habent.
455 Discite ab alterius vestris timnisse querelis:
Tgl. XIY 120. Juven. I 5,20. Ueber
die Schreibweise vgl. eleu Anhang-. Ge-
meint ist hier die peinliche Sorgfalt
und ängstliche Aceuratesse, mit der
dieser Eiemen behandelt wird, dass
nämlich das nach dem Schnüren noch
überschüssige Ende (brevis) des Eiemens
ja nicht unordentlich herumhänge, son-
dern hübsch sorglich in irgend eine
Falte {riigas) gesteckt und somit dem
Blicke entzogen werde.
445. Implicite mit eingeschlossen
ist natürlich auch die Sorgfalt, die mau
auf den Uunvurf der Toga verwendete ;
lehrreich hierüber ist, was bei Macrob.
sat. m 13, 4 über Hortensius zu lesen ist.
446, Während in der alten Zeit
der Eömer in der Eegel nur seinen
Siegelring trug, war es nunmehr zu
protziger Modethorheit geworden, die
Hand mit Eingen zu überladen, sodass
Quintilian (XI 3, 142) es für angezeigt
hält, einen Eedner zu warnen tnaniis
non hnpleatur anulis, j^raccipue medios
arficulos non transeunübus. Charak-
teristisches der, Art weiss Martial XI
59 zu berichten: senos Charinus Om-
nibus diyitis gerit, nec nocte ponit
anulos etc. Noch häufiger scheint die
Verrücktheit gewesen zu sein, über-
mässig grosse Einge zu tragen [anidns
isfe tuis fuerat modo crnribus aptus
Mart. XI 37, 3); hierüber vgl. nur
Petron. 32: habebat etiam in minimo
digifo sinisfrae )namis a n u l u m gra n -
dem subanrafum, extremo vero articulo
digiti seqnentis minorem, uf miJii vide-
batur, totton aiireum, sed plane ferreis
veluti stellis fcrruminatum. et ne has
tantum ostenderet divitias, dextrum
nudavit lacertum armilla aurea cidtmn
et eboreo circulo lamina splendente
conexo.
448 flf. Die /.con^odiaia, der Kleider-
Ovid, ars amatoria ed. Brandt.
diebstalü im Bade oder auf offener
Strasse, ist als häufiger Scherz aus
Aristophanes allgemein bekannt; vgl.
z. B. ay. 712. ran. 715. phtt. 930:
uiuoL T«/.rt?, uTToäi'ouai, fte-d"' r-us^av.
Interessant ist auch fr. 78 des Alexis
bei Athen. VI 227 d (= II p. 322 Kock).
Doch konnte man auch in den Strassen
Eoms derartiges erleben, wie aus unserer,
dramatisch lebendigen Stelle hervorgeht;
vgl. auch Tib. I 2, 26: nec sinit occurrat
quisquam qui corpora ferro vulneret
aut rapfa praemia veste petat. Ueber
den Kleiderdieb im Bade vgl. unten zu
V. 639.
450. boante das Wort, das sonst
nur 'laut schreien' bedeutet (vgl. Festus
p. 30, 4 Muell. : boare. id est clamare,
a Graeco descendit) heisst hier 'wieder-
hallen'. 'Antwort geben'; vgl. Plaut.
Amphitr. I 1, 77 (232).
451. Ueber den Venustempel vgl.
zu I 81. Zur Diktion vgl. I 87.
452. Ueber die Appiades ist ge-
sprochen zu I 82. Vgl. noch Plin. uat.
bist. XXXVI 121.
454. Wie mancher hat nicht seine
Braut belogen und betrogen! Goethe,
Faust I (Vor dem Thor V. 621).
crinien aniantis habet der Versaus-
gang ähnlich oben I 586. II 272. in
32 ; vgl. amor. n 5, 6 : nec data furtive
munera crimen habent.
455 fif. Aehnliche AVarnungen,
gleichfalls durch mythologische Beispiele
(lason, Odysseus) bekräftigt enthält eine
Elegie des Properz [U 211; vgl. zumal
V. 11: Colchida sie hospes quondam
decepit lason: ciectast, temiit namque
Creusa domo, sie a Dulichio iuvenest
elusa Calypso: vidit amatorem pandere
vela SHum. ah 7iimiu)n faciles anrem
pi-aebere puellae! discite desertae non
temcre esse bonae.
12
178
Ars amatoria
lanua fallaci ne sit aperta viro!
Parcite, Cecropides, iuranti credere Theseo:
Quos faciet testis, fecit et ante, deos;
Et tibi. Demophoon, Thesei criminis heres,
460 Phyllide decepta nulla relicta fides.
Si bene promittent, totidem promittite verbis,
Si dederint, et vos gaiidia i)acta datel
lila potest vigiles flammas exting-uere Vestae
Et rapere e templis, Inaclii. sacra tiiis
465 Et dare mixta viro tritis acoiiita cicutis,
Accepto Venerem munere siqua negat.
Fert animus propius consistere: siipprime habenas,
4-56. ianua vgl. zu II 244.
457 — 460. Zwei mythologische Bei-
spiele vou verratener Liebe: Ariadne
und Theseus (zu I 527) und Phyllis und
Demophoon (zu II 353). Vgl. zu der
Stelle die oben V. 33—40 angeführten
vier Beispiele männlicher Treulosigkeit.
Cecropides die Athenerinnen : zu I
172. Der Vers erinnert an Ariadnes
eigene Worte bei CatuU. 64, 143: iam
iam nulla viro iuranti femina credat,
und ähnlich sagt sie fast. III 475 : nunc
quoque 'nulla viro' clamabo 'femina
credaf.
ia^ndudum vgl. zu I 317.
459. Thesei crimines heres bitter:
Demophoon, der Sohn des Theseus (zu
II 353) ist nicht nur sein materieller
Erbe, sondern er erbt auch seine T r e u -
1 osigkeit.
462. gaudia vgl. zu V. 88.
463 — 465. Drei bildliche Ausdrilcke
zur Bezeichnung denkbar schlimmster
Handlungen.
463. In der heiligen Flamme der
Vesta stellte sich symbolisch das Leben
des römischen Staates dar, daher ist
ein Auslöschen dieses ewig brennenden
(vigiles flammas) Feuers gleichbedeutend
mit Hochverrat. Vgl. Liv. XXVIII 1.
Val. Max. I 1, 6. Plut. Xuma 11.
Zu vigiles vgl. Ov. trist. IV 5, 4:
ut vigil infusa Ballade flamma solet
(nämlich revivere).
464. Inachis ist lo, des Inachus
Tochter, dann Isis; näheres darüber
zu I 77.
Sacra, die Uneingeweihte nicht
sehen dürfen (vgl. zu 11 BOli, also
Sacra rapere gleichbedeutend mit Pro-
fanation des Heiligsten.
465. Der hier gebraute Gifttrank
ist noch unheimlicher als bei Hör. sat.
II 1, 56: sed mala tolkt anum vitiato
nielle cicuta. Schon aconitiim allein
ist ein starkes Gift ; näheres bei Plinins
in der Naturgeschichte an vielen Stellen ;
über seine Kraft, sein Aussehen und
seinen Xamen ebenda XXVII 9 f. Hier
erscheint es mit Schierling gemischt,
hotnini quae est acre venenum (Lucr. V
897). Vgl. Plin. nat. bist. XXV 152:
sucus exp^-imitur foliis floribusque;
. . . semine trito expressus et sole den-
satus in pastillos necat sanguinem
spissando; haec altera vis et ideo sie
necatorum maculac in corporihus ad-
parent. Vgl. noch Ov. met. IV 504,
die Beschreibung des höllischen Gift-
traukes. den Tisiphone braut, wo das
Entsetzlichste zusammengemischt Amd,
und der Schierling eine noch verhältnis-
mässig harmlose EoUe spielt (505), in-
dem sein Stengel nur zum Umrühren
verwendet wird. •
467 — 498. Zehnte Anweisung.
Macht euch die Technik der Liebe s-
b r i e f e zu eigen. — "Wende dich, meine
Muse, geringfügigerem Stoffe zit ( — 468).
Wenn die Zofe den Liebesbrief in Em-
pfang genommen ( — 470), so prüfe seinen
Inhalt genau, was in ihm aus wahrer
Empfindung kommt ( — 472). Antworte
nicht gleich: ein wenig Warten macht
deinen Verehrer umso lüsterner ( — 474).
Deine Antwort sei weder zu viel ver-
sprechend, noch ganz abweisend ( — 476).
Er niuss immer in Furcht und Hoffnung
schweben; doch soll die Hoffnung ein
kleines plus haben (—478). Befleissigt
euch in diesen Liebesbriefen einer zwar
sauberen, aber nicht manirierten Sprache
III 456—485.
179
Miisa, iiec admissis exciitiare rotis!
Verba vadum temptent abiegnis scripta tabellis,
470 (Accipiat missas apta ministra notas)
Inspice, quodqiie leges, ex ipsis collige verbis
Fing-at an ex animo sollicitusque roget,
Postque brevem rescribe moram! mora semper amantes
Incitat, exiguum si modo tempus habet.
475 Sed neque te facilem iiiveui promitte roganti
Nee tameii e duro, quod petit ille, nega!
Fac timeat speretque simul, qiiotiensque remittes,
Spesque magis veniat certa minorque metus.
Mimda sed e medio consuetaque verba, puellae,
480 Scribite: sermonis publica forma placet
A! quotiens dubius scriptis exarsit amator,
Et iiocuit formae barbara lingua bonae!
Sed quoniam, quamvis vittae careatis honore,
Est vobis vestros fallere ciira viros,
485 Aiicillae pueriqiie manu perarate tabellas,
( — 480). Solch Brief kauu einen noch
unentschlossenen Liebhaber ebenso ent-
flammen (481), wie ein unpassender Stil
schaden kann (482). Auf alle Fälle
müsst ihr auch die Kunst des Hinter-
gehens verstehen ( — 484). Lasst andere
für euch schreiben (485) und seid vor-
sichtig, wenn ihr einem Boten der-
gleichen Dokumente anvertraut (486).
denn sie sind in falscher Hand eine
mächtige Waffe ( — 490). Drum müsst
ihr auf geeignete Gegenwehr denken
( — 492). Lernt eure Handschrift ver-
stellen (—494), hütet euch, dass von
der früheren Schrift etwas 'zwischen
den Zeilen' stehen bleibt ( — 496) ; richtet
eure Liebesepisteln geschickt an die
unverfängliche Adresse eures eignen
Geschlechts l — 498). Vgl. zu dem ganzen
Passus I 437 ff. amor. I 11.
468. Zu dem Bilde vgl. die Ein-
leitung p. XXI, Anm. 7.
Ueber admissis rotis vgl. zu I 40.
469. vadum temptent yvie oben 1 437.
abiegnis bei Dichtern dreisilbig
(ab- durch Position lang); vgl. Catull.
64, 7 : caerula verrentes abiegnis aequora
palmis. Prop. III 19, 12 : induit abiegnae
cornua falsa bovis.
tabellis die Schreibtäfelchen als
billets doux verwandt; vgl. zu I 437.
Prop. n 20, 33.
470. ministra vgl. z. B. Ov. am.
II 19, 41 : quas ferat et referat sollers
ancilla tabellas. Vgl. oben zu I 383.
473 f. Vgl. oben II 445 ff.
brevem zu beachten ^vie II 455:
si spatium qnaeras, breve sit, quod
laesa queratur.
479. munda verba die Bedeutung
erhellt aus Cic. orat. 23, 79: fucati vero
medicamenta candoris et ruboris omnia
repellentiir: elegantia modo et niunditia
remanebit. Die Bedeutung 'nett, zier-
lich' ist mit eingeschlossen; vgl. Gell.
XIX 9, 10: tum resujnnus . . . versus
cecinit . . . quibus mu)idius venustius
limatius pressius Graecum Latinumve
nihil quidquam reperiri puto.
e medio und consueta kommt so
ziemlich auf eins hinaus: eine nicht
manirierte, sondern dem gewöhnlichen
Umgangston angepasste Sprache.
e medio (vgl. 476: e duro, 579:
ex facili etc.) ist allgemein üblicher
Ausdruck; vgl. Cic. de orat. III 45, 177:
sed ea (sc. verba) 7ios cum iacentia
sustulimus e medio, sicut mollissimam
ceram ad nostrum arbitrium formamus
et finginms. Hör. ep. II 1, 168: ex
medio quia res arcessit (sc. comoedia)
AP. 243.
consueta wie oben I 467.
480. publica forma vgl. I 144.
Quint. I 6, 3: utendum plane sermone
ut nummo, cui j^^Mica forma est (vgl.
die Erklärer zu Hör. AP. 59).
483. vittae honore vgl. zu I 31. 32.
484. viros vgl. zu I 579 ff.
485. perarate vgl. zu I 455.
12*
180
Ars amatoria
Pignora nee puero credite vestra novo:
Vidi ego fallentis isto terrore puellas
Servitium miseras tempus in onme pati;
Perfidus ille quidem, qui talia pignora servat,
490 Sed tarnen Aetnaei fulminis instar habet,
ludice me fraus est concessa repellere fraudem,
Armaque in armatos sumere iura sinunt:
Ducere consuescat multas manus una figuras
(A! pereant, per quos ista monenda mihi),
495 Nee nisi deletis tutum rescribere ceris,
Ne teneat geminas una tabella manus;
Femina dicatur scribenti semper amator:
lila Sit in vestris, qui fuit ille, notis!
Si licet a parvis animum ad maiora referre
500 Plenaque curvato pandere vela sinu,
Pertinet ad faciem rabidos conpescere mores:
Candida pax homines, trux decet ira feras.
Ora tument ira, nigrescunt sanguine venae,
Lumina Gorgoneo saevius igne micant.
505 'I procul hinc', dixit 'non es mihi, tibia, tanti',
490. Der Blitz heisst Aetnaei sc h,
weil im Innern des Aetna die Werk-
stätte Vulkans und seiner Cyklopen
gedacht wurde, die dem Jupp'iter die
Blitze schmieden (Hes. theog. 141. Apoll.
Rhod. I 730 ff. etc.). Vgl. Cic. de divin.
II 19, 43. Verg. ge. I 471: qnotiens
Cydopum eff erver e in ngros vidimus
undantem ruptis fornacibiis Aetnam
flammarumque glohos liquefactaque vol-
vere saxa.
491 f. Vgl. die Einleitung p. XV.
492. arma vgl. zu II 2:33.
494. Das erste Hemistich auch
II 272.
495. Zur Sache vgl. II 395 mit
der Anmerkung.
499—524. Elfte Anweisung.
Lasst euer Gesicht nicht durch Zorn
entstellt werden : wie hässlich verzerrte
Gesichtszüge sind, erkannte schon Pallas
( — 506): auch ihr würdet euch kaum
wieder erkennen, wenn euch der Zorn
Zeit Hesse, in den Spiegel zu sehen
( — 508). Vermeidet es auch hoch-
mütig und stolz auszusehen: das
stösst die Männer ab (--512); aber
freundliches Wesen gewinnt sie
( — 516). Ebenso wenig seid mürrisch
und griesgrämig: Tekmessa und
Andromache können uns gewogen bleiben
( — 520) : ihre Liebe wäre uns zu lang-
weilig ( — 524). Vgl. zu dem ganzen
Passus II 145 ff.
499. Vgl. Ov. trist. I 3, 25: si
licet exempüs in j^ai'vis grandibiis uti.
Unten V. 525.
500. Zu dem Bilde vgl. die Ein-
leitung p. XXI, Anm. 7.
502. trux vgl. zu H 186.
503 f. Zur Illustration diene Hom.
II . I 103 : fisveos Öe /niya y^Qsvei dfi<pi-
ueXaivai, •jxiixTt'/.avr , oaae Öe ol Tivpl
XafinEriHovxi siy.Tr]r.
504. Gorgoneo vgl. zu II 309.
505 f. Als Athene die Flöte er-
funden hatte und in einem Wasser sich
spiegelnd ihr Gesicht durch das Blasen
entstellt sah, Avarf sie diese wieder weg,
die dann ]\Iarsyas an sich nahm. Apollod.
I 24: (Maoai'ag) yd^ tvuo'yv avXovs, ovs
e^^iyer 'Adrjvä öiu ro rrjv uxj'iv ftvTfjs
CToieiv a/uoocfoi' 'atI. Vgl. Paus. I 24, 1.
Ov. fast. VI 697 ff., darin zumal V.
699: vox placuit: faciem liquidis refe-
rentibns undis vidi virgineas intumuisse
genas, 'ars mihi non tanti est; valeas,
mea tibia!' dixi. excipit abiectam cae-
spite ripa siio. Interessant ist ein Ver-
gleich mit einer Stelle aus dem Mar-
syas des Melanippides fr. 2 Bergk
(PLG. III ^ 590j die Athenaeus mitteilt
TU 486-517.
181
Ut vidit vultiis Pallas in amne siios:
Vos quoque si media speculum spectetis in ira,
Cog-noscat faciem vix satis iilla siiam;
Nee minus in vultu damnosa superbia vestro:
510 Comibus est ociilis alliciendus amor.
Odimus inmodicos (experto credite!) fastus:
Saepe tacens odii semina vultus habet.
Spectantem specta, ridenti mollia ride!
Innuet: acceptas tu quoque redde notas!
515 Sic ubi prolusit, rudibus puer ille relictis
Spicula de pliaretra promit acuta sua.
Odimus et maestas: Tecmessam diligat Aiax!
(XIV 616 e) : « fisv H&dva | rdi^yav'
EQQixpev •9'' leQÜe djid xei^os \ elrcs t "
^^Q^ST aioxBUj acofiari Xvfjta | ov /ne 8"
ey(o TcayÖTari 8i8ci)fii.
506. amne uach Prop. II 3fh 17
ist es der Maiander, von dem ein Nebeu-
fluss Marsyas heisst : s. Paus. X 30, 9.
510. Der Vers erinnert an II 152.
444. Zur Sache vgl. die oculorum
niollis iMulantia bei Petron. 126.
511. experto credite ist häufige
sprichwörtliche Kedeusart; vgl. Verg.
Aen. XI 283. Cic. topic. 19, 74: ple-
rumque enim creditur iis, qui exjjerti
sunt. Mehr bei Otto, die Sprichwörter
und sprichwörtlichen Eedensarten der
Römer p. 127 (s. v. expertus 1).
odimus vgl. zu II 683.
fastus hierüber zu I 715. Vgl.
II 241.
513. mollia ridere wie ylvy.v
/leiSiäv (vom Knaben, Theokr. 30, 5);
vgl. Catull. 51, 5: dulce ridentem (nach
Sappho fr. 2, 5 : yelaiaag ifze^otv). Hor.
carm. I 22, 23 u. s. Aehnlich bei Aristoph.
plut. 1022 : t6 ßlsfi/ua &' cog exoifii /ua-
Xaxov y.ai ytaXov. Vgl. Lysistr. 886:
uyavüneoov ßkeTteiv.
514. innuet heimlich verstohlene
Zeichensprache, vgl. I 569 f. II 543.
Tib. I 2, 21 : illa (sc. docet) viro coram
iiutus conferre loquaces hlandaqne com-
positis abdere verba notis. Ov. am. III
11,23: quid iuveiium tacitos inter con-
vivia nutus verbaque compositis dissi-
mulata notis. Ausführliche Belehrung
darüber giebt Ovid am. I 4, 17: nie
specta nufusque mcos vultumque loqua-
cem, excipe furtivas et rcfcr ipsa notas!
verba superciliis sine voce loquentia
dicam : verba leckes diyitis, verba notata
mero. cum tibi succurret Veneris la-
scivia nostrae, purpureas tenero pollice
tanye genas; siquid erit, de me tacita
quod mente queraris, 2^endeat extrema
Viollis ab aure manus ; cum tibi, quae
faciam, mea lux, dicanive, x)lacebunt,
vcrsetur digitis anulus usque tuis etc.
her. 16 (17), 81 ff.
515. prolusit auch dieses Verb er-
klärt sich aus der zu II 233 besprochenen
Vorstellung; proludere wird gern von
dem Plänkeln gebraucht, das einem
Kampfe vorangeht; vgl. z. B. Verg. ge.
III 234. Flor. II 10 (III 22), 6. In
ganz ähnlichem Sinne wie hier heisst
es im Epithalamium Laureutii (Anth.
Lat. rec. Riese I 2 p. 214, Nr. 742, 75) :
. . . ne dum p)roludunt atque oscula
dulcia iactant exercentque toris Veneris
luctamen anhclum.
516. Zwei verschiedene Arten von
Pfeilen Amors werden hier einander
gegenüber gestellt : die Bedeutung von
rudis wird durch den Gegensatz zu
acuta klar; vgl. auch zu II 474. Zur
Sache vgl. die ähnliche Anschauung
Ov. met. 1 468 : eque sagittifera prompsit
duo tela pharetra diversoruni operum;
fugat hoc, facit illud amorem. quod facit
hamatumst et cuspide f'ulget acuta;
quod fugat, obtusumst et habet sub
harundine plumbnm. In ähnlichem
Sinne ist auch die bekannte Stelle bei
Eur. Iphig. Aul. 548: SiÖvfi "E^cos 6
XQvaoy.ouu,; to|' evieiverai '/^agiriov, ro
f.iev ETI avaicovL 7Tor/.up, ro ö inl avyxi'Ost-
ßioTÜi, wo ZU vergleichen ist Theophrast
bei Athen. XIII o62e.
517. Ueber Äiax und Tecmessa
vgl. oben zu V. 111. Es ist klar, dass
sich Ovids Worte nicht gegen die Tek-
messa im Sophokleischen Aias richten:
dort konnte sie nur eine würdige und
182
Ars amatoria
Nos, hilarem populiim, femina laeta capit.
Numquam ego te, Andi'omache, nee te, Tecmessa rogarem,
520 Ut mea de vobis altera amica foret;
Credere vix videor, cum cogar credere partu,
Vos ego cum vestris concubuisse viris.
Scilicet Aiaci mulier maestissima dixit
'Lux mea' quaeque soleut verba iuvare viros?
525 Quis vetat a magnis ad res exempla minores
Sumere nee nomen pertimuisse ducis?
Dux bonus liuic centum commisit vite regendos,
eruste EoUe spielen. Sicherlich hat sich
die Komödie auch dieses Stoffes be-
mächtigt, und in ihr mochte Tekmessa
wohl als Vertreterin mürrischer Gries-
grämlichkeit erscheinen. Aehulich ists
mit der Andromache. Auch sie war
oben (V. 109) in ähnlichem Zusammen-
hange mit derTekmessa erwähnt worden.
Beide gelten „dem lebensfrohen Dichter
als Urbilder langweiliger Traurigkeit."'
Eibbeck, ED. IP 269.
521. partu Andromache gebar den
Astyanax, Tekmessa den Eurysakes. —
Aus der Existenz der Kinder \vird auf
den vorausgehenden Liebesbund ge-
schlossen: vgl. oben Y. 86.
523. scilicet begründet durch eine
ironische Frage: natürlich — hat denn
etwa? Vgl. Madwig zu Cic. de fin.
V 1, 3 (p. 608). Stürenburg zu Cic.
pro Arch. 11 (p. 69 ff. ed. pr.).
524. lux mea 'mein Schatz' (Eib-
beck): lux als Liebkosungswort steht
auch bei Cicero.
quaeqne — viros Schmeichelnamen
und Kosewörter, wie sie zumal bei
Plautus oft vorkommen; vgl. z. B. asin.
m 3, 74 (664) : Phil, da meus ocellus,
mea rosa, mi aninie, mea voluptas,
Leonida, argentum mihi : ne nos diiunge
amantis. Leon, dice igitur me passer-
cuhim gallinam coturnicem, agnelhim
haedillum me tuum dice esse vel vitel-
lum: praehende auricnlis, conpara la-
bella cum labellis.
525 — 576. Zwölfte Anweisung.
Wie der besonnene Heerführer jeden an
den Posten stellt, an den er gehört, so
sollt ihr eure Liebhaber an die
ihnen zukommender,. Plätze
stellen (—530). Nützt die Fähigkeiten
aus, die ein Jeder hat ( — 532), zumal
aber bei uns Dichtern: begnügt euch
mit unseren Versen, passen wir doch
am besten zur Liebe ( — 534). Wir
verkünden eure Schönheit: Nemesis,
Cynthia, Lycoris, Corinna sind durch
uns weit berühmt ( — 538). Dazu kommt,
dass unsere Kunst auch unsere Sitten
mildert : wir wissen nichts von Tücke,
Ehrgeiz, Habsucht ( — 542). Umso leichter
entzündet sich unser Herz, und umso
treuer ist unsere Liebe, Avie eben unsere
Dichterweihe auch unseren Charakter
veredelt ( — 546). Drum seid den Dichtern
hold und gefällig, verehret die göttliche
Kraft, die in uns waltet (—550). Ge-
radezu Verbrechen wäre es, von uns
klingenden Lohn anzunehmen : und doch,
achl kein Mädchen scheut sich vor
diesem Verbrechen ( — 552). Doch wenns
einmal sein muss, nur nicht gleich so
aufdringlich mit euren Forderungen:
haltet hübsch damit zurück ( — 554). Wie
ferner der erfahrene Eossebändiger nicht
ein und denselben Zügel hat für ganz
verschieden geartete Tiere, so müsst
auch ihr eure. Jagdmethode in-
dividuell einrichten ( — 558). Be-
handlung des Neulings ( — 564) und des
in der Liebe Erfahrenen ( — 566) : seine
Liebe ist gemässigter und viel weniger
stürmisch ( — 572), doch langsam ver-
zehrender (—574). Eesultat ( — 576).
525. Zum Ausdruck vgl. oben
V. 499.
527, huic dem eenturio. Vgl.
Mart. X 26, 1 : Vare, Paraetonias Latia
modo vite per urbes nobilis et centum
dux memorande viris etc. Varro L. L.
V88: Centuria, qui sub mio Centurione
sunt, quor um centenariusiustus numerus.
vitis ist der (ursprünglich aus einer
abgeschnittenen Eebe gebildete) Kom-
mandostab der Centurionen. Vgl.
Lucan. VI 146. Tac. ann. I 23, woraus
hervorgeht, dass er auch zu Züchti-
gungen verwendet wurde. Vgl. dazu
III 518—545.
183
Huic equites, illi signa tuenda dedit:
Yos quoque, de iiobis quem quisque erit aptus ad usum,
530 Inspicite et certo poiiite quemque loco!
Munera det dives; ius qui profitebitiir, adsit;
Facnndus causam saepe clientis agat;
Carmina qui facimus, mittamus carmiua tantum:
Hie Chorus ante alios aptus amare sumus;
535 Nos facimus placitae late praeconia forraae:
Nomen habet Nemesis, Cynthia nomen habet;
Vesper et Eoae novere Lycorida terrae.
Et multi, quae sit nostra Corinna, rogant.
Adde, quod insidiae sacris a vatibus absunt,
540 Et facit ad mores ars quoque nostra suos.
Nee nos ambitio nee amor nos tangit habendi:
Contempto colitur lectus et umbra foro.
Sed facile haeremus validoque perurimur aestu
Et nimium certa scimus amare fide.
545 Scilicet ingenium placida mollitur ab arte,
Liv. epit. LH: quem militem extra
ordinem deprehendif, si Ronianus esset,
vitibus, si cxtraneus fustibus cecidit.
Juveu. III 8, 247. Marquardt, Staats-
verwaltiiug IP 374 f.
536—538. Der oben (333 f.) ge-
gebene Dicliterkatalog wird in liebens-
würdig galanter Weise durch die Namen
ihrer Geliebten vervollständigt.
536. Nemesis diirch TibuU : zu V.
334. Vgl. die Elegie auf den Tod Ti-
buUs : anior. III 9. (V. 31 : sie Nemesis
longimi sie Delia nomen habebunt, altera
cura recens, altera primus amor). Mart.
VIII 73, 7: fama est arguti Nemesis
formosa Tibulli.
Cynthia durch Properz (zu V. 333) :
vgl. Prop. I 1, 1: Cynthia prima suis
miserum me cepit ocellis contactum
nullis ante Cupidinibus. Mart. XIV
189: Cynthia facundi Carmen iuvenale
Froperti aceepit famam, nee minus ipsa
dedit.
537. lieber Cornelius Gallus und
seine Geliebte Lycoris vgl. oben zu V.334.
Vesjier der Abend stern (vgl. Riese
zu Catull. 62, 1) bezeichnet hier im
Gegensatz zu den Eoae terrae den
Westen. So auch trist. I 2, 28. Verg.
Aen. V 19: vespere ab atro consnrgunt
venti etc. Umgekehrt steht Aurora für
den Osten, z. B. Ov. met. I 61.
Ueber Eoae vgl. zu I 202.
538. Corinna, die von Ovid in den
a mores (zu V. 343) verherrlichte Ge-
liebte. Vgl. Ov. trist. IV 10, 59: mo-
verat ingenium totam cantata per urbem
nomine non vero dicta Corinna mihi.
Das Forschen danach, wer mit dem
Namen Corinna gemeint sein könne,
blieb vergeblich und musste es bleiben,
da Corinna überhaupt keine Sterbliche
von Fleisch und Blut ist, sondern ein
von Ovid frei erfundener Name, um
für die Elegieen eine Sammeladresse zu
haben. Vgl. Mart. V 10, 10: nm-at
Nasonem sola Corinna suuni. Ov. am.
II 17, 29. Ribbeck RD. II ■^ 229.
539. sacris vgl. oben V. 403 und
zu V. 405. Cic. pro Arch. 8, 18 : quare
suo iure nosfer ille Ennius (ine. libr.
31 p. 178 Vahl.) sanctos appellat poetas,
quod quasi deorum aliquo dono atque
munerecommendatinobis esse videantur.
540. Wird von Ovid selbst näher
ausgeführt und erklärt unten V. 545 f.
541. Vgl. Zingerle, Ovid I 88.
Ueber den Versschluss ebenda II 61.
542. contempto foro d. h. mit Ver-
zicht auf öffentliche Wirksamkeit.
lectus et umbra vgl. Juven. HI
7, 105: sed genus ignavum, quod lecto
gaudet et umbra. Ov. am. I 9, 41:
ipse ego segnis eram discinctaque in
otia natus: moUieranl animos lectiis et
umbra meos. II 18, 3: nos, Macer,
ignava Veneris cessamus in umbra.
543. perurimur vgl. zu I 23.
545. Der Vers erinnert au I 12.
m
Ars amatoria
Et studio mores couvenienter eiint.
Vatibus Aoniis faciles estote, puellae:
Numen inest illis, Pieridesque favent.
Est deus iu nobis, et sunt commercia caeli:
550 Sedibus aetheriis spiritus ille venit.
A doctis pretium scelus est sperare poetis:
Me miserum! scelus hoc nulla puella timet.
Dissimulate tarnen nee prima fronte rapaces
Este: novus viso casse resistet amans.
555 Sed neque vector equum, qui nuper sensit habenas,
Conparibus frenis artificemque reget,
Nee stabilis animos annis viridemque iuventam
Ut eapias, idem limes ag^endus erit.
Hie rudis et eastris nunc primum notiis Amoris,
560 Qui tetig-it tlialamos praeda novella tuos,
Te solam norit, tibi semper inhaereat uni:
Cingendast altis saepibus ista seges.
Effuge rivalem! A-inces, dum sola tenebis:
Non bene cum sociis regua Venusque manent.
565 Ille vetus miles sensim et sapienter araabit
547. Aonii heissen die Dichter
weil iu Ao7iien, d. h. Boiotien (zu I
312) der Helikon, der Musenberg,
liegt.
548. numen vgl. zu V. 405.
Pierides, bekannter poetischer Name
der Musen von der Landschaft P i e r i e n ,
die als Sitz des thrakischen Musen-
dienstes gilt.
Zum Gedanken vgl. Tib. II 5, 113:
at tu — nani divum servat tutela
poetas — 2^''^'^^^(^'*^<^o, vati jMrce, puella,
sacro. Nachahmung Lj-gdam. 4, 43:
salve, cura deüm; casto nam rite jwetae
Phoehusqiie et Bacchus Pieridesque
favent.
549. Vgl. Ov. fast. VI 5: est deus
in nobis; agitante calescimus illo, im-
pelus hie sacrae scmina mentis habet.
ex Pont. III 4, 93: ista dei vox est:
deus est in pectore nostro ; Imec duce
pi-aedico vaticinorque deo. IV 2, 25 u. s.
550. Das hat schon Plato ein-
gehend dargestellt, vgl. z. B. Phaedr.
p. 245 a : o» ()" äv avev fiaviai Movacvv
int 7ioir]rixds ■d'voag d<fixrjrai, Tteia&els
cos UQa ey. xeyvrjs ly.avos TtoirjjrjS eao-
fiEVos, dreXrjg airos re y.al r, Tioirjais vtco
rrjs Tcöv fiaivofievcov tj iov auxj qovovv-
ros rj^aviad-rj. Vgl. Cic. pro Arch. 8, 18 :
aceepimus . . . poetam . . . quasi divino
quodam spiritu inflari. de orat. II
46, 194 : saepe etiim audivi poetam ho-
num neminem (id qtiod a Democrito
[vgl. auch de divin. I 37, 80] et Piatone
in scriptis relictum esse dicunt) sine
inflammatione animorum exsistere posse
et sine quodam adflatu quasi furoris.
Tusc. I 26, 64 u. s.
554. Vgl. oben I 646. II 2. Der
Ausdruck scheint sprichwörtlich; vgl.
Tib. I 6, 5 : iam mihi tenduntur casses.
556. artificem bezeichnet im Gegen-
satz zu qui niqjer sensit habenas das
schon völlig eingefahrene Pferd.
557. viridemque iuventam vgl. Verg.
Aen. V 295: Enryalus forma ifisignis
viridique iucenta. Ov. trist. III 1, 7.
558. eapias vgl. zu I 61.
559. rudis die beiden Bedeutungs-
nuancen hier hübsch in eine Vorstellung
verschmolzen, unerfahren iu dem Kriegs-
dienst der Liebe. Vgl. zu II 474. Mit
et wirdepexegetisch der rudis erklärende
Zusatz eastris — Amoris augefügt.
560. praeda vgl. zu I 83.
561. inhaereat in getreuer Be-
folgung der oben I 487 ff. erteilten Vor-
schriften.
564. Vgl. zum Gedanken Senec.
Agani. 259 : ncc regna socium ferre nee
taedae sciunt.
565. sensim et sapienter die Al-
litteration erinnert an das bekannte
III 546—579.
185
Multaque tironi non patienda feret:
Nee franget postes nee saevis igiübiis uret
Nee dominae teneras adpetet iing-ue genas
Nee seindet tunicasve suas timieasve puellae,
570 Nee raptus flendi causa capillus erit.
Ista deeent pueros aetate et amore ealentes,
Hie fera conposita vulnera mente feret;
Ignibus heu ! lentis uretur, ut umida faena,
Ut modo montanis silva recisa iugis.
575 Certior hie amor est, gravis et feeuiidior ille:
Quae fugiunt, celeri earpite poma manu!
Omnia tradantur (portas reseravimus hosti),
Et sit in infida proditione fides!
Quod datur ex facili, longum male nutrit amorem:
ita sensim sine sensu bei Cic. Cat. m.
11, 38.
567. Vgl. ausführlich zu II 244.
Ausser den dort citierteu Stelleu vgl.
noch Heroudas 2, 34: ovd" fjl&ev Ttfjös
ras S'voas fiev vv/.Toi ot'8' tyjov oüäag
TTjv oiy.irjv vffj^'sr. Hor. cann. III
24, 6: hie hie ponite lucida funalia et
vectes et areus oiypositis forihus nänaces.
568 f. Vgl. Tib. I 10, 53: sed Ve-
neris innc bella calcnt, scissosque ca-
inllos femina perfractas conqueriturque
fores. flet teneras subtusa genas etc.
Prop. II 5, 24 : nee duris ausim laedere
pollicibiis.
560. Vgl. zu II 171. Prop. II 5, 21.
570. Vgl. zu II 169. Prop. II
5, 23 u. s.
573. lentis vgl. Hor. cann. I 13, 7 :
arguens, quam lentis penitus macerer
ignibus. Tib. I 4, 81 : heu heu quam
Marathus lento me torquet amore.
umida faena eiu ähnliches Bild hat
Ov. met. II 809: felicisque bonis non
lenius uritur Herses, quam cum spinosis
ignis supponitur herbis, quae neque dant
fiammas lenique tepore cremantur. Das
Gegenteil z. B. met. I 492: utque leves
stipulae demptis adolenfur aristis, . . .
sie deus in flammas abiit, sie pectore
toto uritur et sterilem sperando nutrit
amorem.
574-. modo das also noch nicht
ausgetrocknet ist, mithin nicht hell auf-
lodert, sondern langsam hiuschwelt.
576. Dem Bilde liegt die Vor-
stellung von der Strafe des Tantalus
zu Grunde (vgl. II 605).
577—610. DreizehnteAnwei-
sung. Du musst die, wenn auch in-
famen Künste verstehen, durch die du
die Glut deines Liebhabers anstacheln
und erhalten kannst. — Da ich einmal
Verrat geübt habe, so sei auch dies
entdeckt (—578). Versage ihm zuweilen
deine Gunst, lass ihn mal vor der ver-
schlossenen Thür schmachten ( — 582).
Gerade das reizt die Liebe von neuem
an, damit hängts auch zusammen, dass
die stets willfälirige Gattin nicht gleiche
Zärtlichkeit finden kann (—586) ; nein,
schliess ihm nur mal die Thür (—588).
Doch wendet noch schärfere Waffen an,
wenn meine Lehren auch zu meinem
eignen Nachteile sind (—590). Im An-
fange glaube sich dein Liebhaber im
alleinigen Besitze deiner Gunst: bald
merke er aber , dass andere neben ihm
glücklich sind ( — 594). Erst im Wett-
kampfe entfaltet ein Rennpferd seine
wahre Kraft (—596): so wird auch den
Liebenden die Eifersucht immer mehr
anregen ( — 598). Nur glaube er mehr
GrurTd dazu zu haben, als er wirklich
hat (-600). Auch mit etwas Gefahr
umgieb deine Liebe, das erhöht ihren
Reiz: wenn du noch so frei bist, stelle
dich ängstlich, und bringe es dahin,
dass er sich in wirkliche Gefahr ver-
setzt glaubt (-608). Doch übertreib
dies nicht, sonst könnte er leicht abge-
schreckt werden (-610). Vgl. zu dem
ganzen Passus die entsprechenden Vor-
schriften für die Jünglinge, oben II
425—492.
577. portas reseravimus hosti vgl.
oben V. 8.
186 Ars amatoria
580 Miscendast laetis rara repulsa iocis.
Ante fores iaceat. "^crudelis ianua!' dicat
Miiltaque summisse, multa minanter agat!
Dulcia non ferimus: suco renovemur amaro!
Saepe perit ventis obruta cumba suis;
585 Hoc est, uxores quod non patiatur amari:
Conveniunt illas, cum voluere, viri;
Adde forem. et duro dicat tibi ianitor ore
'Non potes': exclusum te quoque tang-et amor!
Ponite iam gladios liebetes: pugnetur acutis!
590 Nee dubito, telis quin petar ipse meis.
Dum cadit in laqueos, captus quoque nuper. amator
Solum se thalamos speret habere tuos;
Postmodo rivalem partitaque foedera lecti
Sentiat! has artes tolle: senescit amor.
595 Tum bene fortis equus reserato carcere currit,
Cum, quos praetereat quosque sequatur. habet.
Quamlibet extinctos iniuria suscitat ignes;
En eg-o confiteor: non nisi laesus amo.
Causa tamen nimium non sit manifesta doloris,
600 Pluraque sollicitus, quam seiet, esse putet!
Ineitat et ficti tristis custodia servi
Et nimium duri eura molesta viri.
Quae yenit ex tuto, minus e^t aecepta voluptas:
Ut sis liberior Thaide, finge metus!
605 Cum melius foribus possis, admitte fenestra
Inque tuo vultu signa timentis habe;
Callida prosiliat dieatque ancilla ""perimus!'
Tu iuveuem trepidum quolibet abde loco!
580. Erhmert au amor. II 19, 5: 604. r/ia?s, die berühmte athenische
speremus pmnter, pariter metuamns Hetäre, die Geliebte Alexanders, die
amantes, et faciat voto rara repnlsa später vom ersten Ptolemäer geheiratet
locum. wurde. Plut. Alex. 38. Athen. XIII
581. Ueber die verschlossene Thür 576 d. Bonmots von ihr liest mau bei
vgl. zu II 244. Athen. 585 c.e. Vgl. auch zu III 3.S2.
583. Zum Gedanken vgl. oben II Als typisches Beispiel für weibliche Un-
437 f. gebuudenheit erscheint sie auch rem.
585. uxores vgl. zu II 155. am. 385: 'Thais in arte mea est: lasci-
587 f. Vgl. die Situation amor. I 6. via libera nostra est ; nil mihi cum
590. Vgl. die Einleitung p. XVI, vitta: Thais in arte mea est.
Anm. 7. ars II 547 ff. 605. fenestra vgl. zu II 246.
591, Vgl. II 1. 606. Nachgebildet rem. am. 510:
601. tristis vgl. zu II 635. et nulla in vultu signa äolentis habe.
603. Vgl. das Epigramm des Paulus 607. Mit der hier geschickt iin-
Silentiarius AP. V 218: y.Uxixofiei', Po- gierten fatalen Situation vgl. Hör. sat.
äoTZT^, Tri. (fi'Kr]^ia-ca iriv r' i^uTSirr^v xal I 2, 127 ff., zumal V. 129 : vejiallida
ne^iSr'lQiTov KvttqiSos tQyao'ujv. r]8v lecto desiliat mulier, miseram se conscia
Xa&eir rfvhiv.wv re TtavnyQea y.av&ov clamet.
dXv^ai • (fo'iQia S' ufifaSicov '/.exr^a fitXi- 608. Wie unbehaglich das manch-
'/oörsQa. Vgl. aucli die Diskussion bei mal sein mochte, lehrt z. B. Horaz
Hör. sat. I 2, 103 ff. (sat. II 7, 59): turpi clausus in arca,
III 580-621.
187
Admiscenda tarnen Venus est secura timori,
610 Ne tanti noctes non putet esse tuas.
Qua vafer eludi possit ratione maritus,
Quaque vigil custos, praeteritunis eram:
Nupta virum timeat; rata sit custodia nuptae:
Hoc decet, hoc leg'es iusque pudorque iubent;
615 Te quoque servari, modo quam vindicta redemit,
Quis ferat? ut fallas, ad mea sacra venu
Tot licet observent. adsit modo certa voluntas,
Quot fuerant Argo lumina, verba dabis.
Scilicet obstabit custos, ne scribere possis,
620 Sumendae detur cum tibi tempus aquae,
Conscia cum possit scriptas portare tabellas,
quo te demisit peccafi conscia erilis,
contractuin genibus tangas capuf. Vgl.
Apul. met. IX 5 : . . tunc mulier callida
et ad huius inodi fagitia perastutula
tenacissimis anqüexibus expeditum ho-
minem dolio, quod erat in angiilo semi-
obrutum sed alias vacuuni dissiinnlanter
abscondit etc. Prop. II 23. 10: capitis
et immunda saepe latere casa.
611 666. Vierzehnte Anwei-
sung. Lernt, euren vir oder Wächter
geschickt hintergehen. — Nicht gelten
meine Worte für die Verheirateten:
diese fürchte ihren Gatten ( — 614). Die
Libertine aber soll sich diesem Zwange
nicht fügen, sie -nird selbst bei schärfster
Bewachung Mittel finden, diese zu hinter-
gehen (—620). Ihre Briefe besorgt ihre
Vertraute, indem sie diese im Busen
birgt, au der Wade, unter der Sohle
( — 624). oder auf ihrem Rücken den
Text schreiben lässt (—626) oder durch
Anwendung von Geheimschrift ( — 630).
— Wie Danae ihrer strengen Wacht
sich entzog, so könnt auch ihr dies thun
bei den unzähligen Gelegenheiten, wie
sie Rom bietet ( — 640); auch gewährt
eine Freundin wohl mal einen lauschigen
Unterschh;pf : der Nachschlüssel und der
Weg durchs Fenster sind unter Um-
ständen von Nutzen (—644). Auch
kann man den Wächter unschädlich
machen durch reichlichen Wein ( — 646)
oder Schlafmittel ( — 648j, durch Liebens-
würdigkeiten der Zofe ( — 650), vor
allem aber durch Geschenke ( — 658).
Hütet euch aber vor allzugrosser A-'er-
traulichkeit euren Freundinnen gegen-
über ( — 664), und haltet euch nicht zu
hübsche Kammerkätzchen ( — 666).
615. vindicta ist der Stab, mit
dem der Beamte, meist der Prätor, den
Sklaven berührte, wenn er frei gegeben
werden sollte. Vgl. Hör. sat. II 7, 76
mit Heindorfs Anmerkung. Persius V
88 mit dem Schol. Plin. ep. YIl 16, 4.
Madwig, die Verfassung und Verwaltung
des römischen Staates I 191.
618. Vgl. ApoUod. II 4 : 'Exßäaov 8e
'AyT/vco^ yh'tTai, tovtov Öe ^A^yoa o Tcav-
ÖTCTr's /.EydfiEVoi. sr/s de ovroi cxpd'at.-
UOVS (XtV kl' TTUPTl TCO OCOfiaTl. Sprich-
wörtlich war ^ÄQyov nleiovas e^eiv
ofd-aXuovi (Themist. or. VEE p. 92).
Vgl. Lucian. bist. 10. Paris beklagt
sich, als die drei Göttinnen vor ihm
stehen, on firj y.al avTos cootceq o^'ApyOs
ökoj ßXsnecv Svvafiai tiö acofcari (XiUC.
dial. deor. 20, 8). Apiü. met. II 23:
vides hominem ferreiim et i)isomnem,
certe perspicaciorem ipso Lynceo vel
Argo et oculeum totum. Ov. am. III
4, 19: centum fronte oculos, centum
cervice gerebat Argus: et hos tmus saepe
fefeUit Amor. met. I 625 ff.
verba dabis darüber vgl. zu II 558.
620. Der Sinn ist klar: irgend-
eiumal muss er dich ja doch allein
lassen, wenn du nämlich deine intime
Toilette besorgst: die Zeit magst du
dann ausnützen, den Brief zu schreiben.
Ueber aquam sumere ist gesprochen
zu V. 96; vgl. auch zu II 300. Hier
sei noch hingewiesen auf Cic. pro Cael.
14, 34: ideo aquam adduxi, ut ea tu
inceste uterer e? Mart. VII 35, 8.
621. Vgl. Tib. n 6, 45: furtim-
que tabellas occulto porta)is itque redit-
que sinu.
188
Ars amatoria
Quas tegat in tepido fascia lata sinu,
Cum possit sura Chartas celare ligatas
Et vincto blandas sub pede ferre notas?
625 Caverit liaec custos, pro Charta conscia terguni
Praebeat inque suo corpore verba ferat!
Tuta quoquest fallitque oculos e lacte recenti
Littera (carbonis pulvere tang'e: leges),
Fallet et, umiduli quae fiet acumine lini,
630 Et feret occultas pura tabella notas.
Adfuit Acrisio servandae cura puellae:
Hunc tarnen illa suo crimine fecit avum.
Quid faciat custos, cum siut tot in Urbe theatra,
Cum spectet iunctos illa libeuter equos,
635 Cum sedeat Phariae sistris operata iuvencae,
Quoque sui comites ire vetantur. eat.
622. fascia das Busenbaud : vgl.
zu V. 274. Unter ihm werden zarte
Briefchen verborgen, vgl. Turpilius fr.
13 Eibb. (II p. 109) bei Non. 538, 8:
me miseram! quid ayam? inter vias
epistula excidit milii : iufelix inter tiini-
culam ac strofium conlocaveram.
Vgl.Ov. her. 20(21), 26: et tegitur
trepido littera canta simi. Auch sonst
als Versteck dienend, vgl. Apul. met.
ni 16: et verhiDu facto secutus immissa
manu scrutatus e mediis papillis
meis iam capillos absconditos iratiis
abripuit.
627 — 630. Was in diesen Versen
empfohlen mrd, war den Alten ein Er-
satz für unsere sogenannten 'sympathe-
tischen' Tinten, welche die Schrift erst
nach einer bestimmten chemischen Be-
handlung zu Tage treten lassen. Solche
scheinen die Alten nicht gekannt zu
haben. Hier dient als Schreibsaft Milch
(vgl. unten), das Papier wird dann mit
Kohlenstaub bestreut, der auf den von
der Milch berührten Stellen haftet und
so die Schrift erkennen lässt, und in
derselben Weise ein Leinsaft. Vgl. oben
II 596.
627. Man wird kaum an Avirkliche
Milch zu denken haben, sondern eher
an einen Püanzeumilchsaft; zur näheren
Erklärung vgl. Plin. nat. bist. XXVI
62: tifltynialnm nostri Jierbam lactariam
vocant, alii lactucam caprinam, narrant-
que lacte eins inscripto corpore, cum
inaruerit, si cinis insparnatur, adparere
litteras et ita quideni adultcras adloqui
maluere quam codicillis. Ein ähnliches
Kezept giebt Auson. ep. 28, 31 (p. 283
Peiper), wo ein ganzer Katalog von
celandi formae gegeben wird : lacte in-
cide notas, arescens charta tenebit sem-
per inaspicuas; pn-odentur scripta fa-
villis.
631. Ueber Acrisius und Danae
vgl. zu V. 415.
632. avum indem sie den Perseus
gebar (vgl. zu I 53).
633. Zu dem Anfange des Verses
vgl. Cat. 66, 47 : quid facient crines,
cum ferro talia cedant. Verg. ecl. 3, 16 :
quid domini faciant, audcnt cum talia
fures.
theatra vgl. zu I 89.
634. Die Spiele im Circus, vgl.
zu I 135.
635. Die Isisfeiern vgl. zu I 77,
wo auch iuvencae erklärt ist.
Phariae für 'ägyptisch', wie V. 270.
Das weithin sichtbare Wahrzeichen von
Aegypten, der berühmte Leuchtturm
auf der Insel Pharos bewirkt, dass nach
ihm Pharus direkt für Aegypten steht;
vgl. z. B. Lucan. VIII 443.
Das sistrum {aeToTQov) ist die oft
erwähnte Klapjier, die bei dem Kultus
der Isis eine grosse Rolle spielte. Plutarch
de Iside 63 (mor. 376 c) beschreibt sie
eingehend. Sie hatte die Form etwa
eines Hufeisens mit (4) metallenen Quer-
stäben, die nur lose eingefügt waren
und bei jeder Bewegung klapperten,
daher sie bei Stat. silv. III 2. 103
niultisonum genannt wird. Vgl. Parthey
in seiner Ausgabe von Plutarchs de Is.
etc. p. 256. Eine Abbildung bequem
bei Baumeister, Denkmäler Nr. 812
(I p. 761).
III 622—646.
189
Cum fuget a templis oculos Bona Diva virorum,
Praeterquam siquos illa venire iubet.
Cum, custode foris tunicas servante puellae,
640 Celent furtivos balnea multa iocos,
Cum, quotiens opus est, fallax aegrotet amica
Et cedat lecto quamlibet aegra suo.
Nomine cum doceat, quid agamus, adultera clavis,
Quasque petas, non det ianua sola vias?
645 Fallitur et multo custodis cura Lyaeo:
nia vel Hispano lecta sit uva iugo;
637. Ueber den Tempel wnd den
Kultus der Borm Den, an dem kein
Mann teilnehmen durfte, ist gesprochen
zu V. 244.
638. Gerade die Strenge, mit der
ursprünglich die Männer von der Feier
der Bona Dea fern gehallen wurden,
reizte dazu, dass sich Männer in Ver-
kleidung dabei eindrängten. Das be-
kannteste Beispiel dafür ist der Frevel
des P. Clodius, der sich bei dem nächt-
lichen Opfer der Bona Dea im Hause
Caesars in der Verkleidung einer Zither-
spielerin einschlich. — Hier erscheint
das Fest nun geradezu als Eendez-vous
für erotische Abenteuer, wie überhaupt
der Kultus der Bona Dea in späterer
Zeit derartig ausartete, dass die Feier
Gelegenheit zu den wollüstigsten Aus-
schweifungen darbot; vgl. Juven. II
6, 314 ff.
639 f. Die Verse kann ich nur ver-
stehen von Zellen in öffentlichen Bädern :
in ihnen mochte sich der Liebhaber
versteckt halten. Das Zusammenbaden
der beiden Geschlechter war durchaus
keine Seltenheit ; vgl. Plin. nat. bist.
XXXIII 153: . . . stratas argciito mu-
lierum halbieas . . . cum virls lavantium.
Vgl. Marquardt-Mau, Privataltertümer I'
282, Anm. 7. Wahrscheinlicher bezieht
man aber den Inhalt des Distichons auf die
unter den in Frage kommenden Damen
gar übliche Sitte, sich im Bade von
männlichen Sklaven bedienen zu lassen ;
hierüber vgl. zumal Martial, z. B. VII
35, 1: inyuina succinctus nigra tibi
servus aliita stat, quotiens calidis fota
foveris aquis ... 5: sed nudi tecnm
iuvenes senesque lavantur etc. XI 75.
Juven. II 6, 422.
Das Beaufsichtigen der im Apody-
terium zurückgelassenen Kleidungs-
stücke war sehr notwendig, denn der
Kleiderdieb (iMnoÖinr.i^ vgl. auch zu
V. 447) spielte in den griechischen wie
römischen Bädern eine unheimliche
Rolle. Vgl. Lobeck Phryn. p. 224;
ferner die Erklärer zu Catull. 33 (o fu-
rum optime halnearioru»i). Hier hat
der custos über die abgelegten Kleidungs-
stücke zu wachen, späterhin hatte man
in den Bädern dazu angestellte caj}-
sarii; vgl. Paul. dig. I 15,3: adversus
capsarios quoque, qui mercede servanda
in balineis vestimenta suscipiunt, iudex
est constitutus. Vgl. die luaTcofvXa-
y.ovi'Tss Luc. Hipp. 8).
611. Vgl. die fraudes der Paula
bei Mart. Xt 7; zumal V. 7: infelix,
quid ages? aegram siniulabis amicam?
haerebif dominae vir comes ipse suae etc.
613. adultera clavis der 'Nach-
schlüssel' mit sehr pikantem Nebensinne.
Zum Ausdruck vgl. Plin. nat. bist.
XXIII 114. Apul. met. X 9: ... 'ne
forte aliqnis', inqxiam, 'istorum quos
offers aureorum nequam vel adulter
reperiatur etc.
611. Was gemeint ist, ergiebt sich
aus II 245: at tu per ptraeceps tecto
delabere aperto, det quoque furtivas
alta fenestra vias; dazu die Anmerk.
615. Avaios heisst der Gott des
Weines nach seiner Eigenschaft, von
den Sorgen zu befreien (zu I 238), vgl.
Athen. VIII 363 B. Plut. quest. conviv.
V 6. Hier und V. 705 steht Lyaeus
metonymisch für die Gabe des Lyaeus
[Avaiov dcö^n Nonn. XVIII 318), den
Wein, wie Bacchus I 565. Diese Me-
tonymie schon im Griechischen nicht
selten, vgl. Anacreont. 11 (13), i): Ävcciov
y.o(>tad-eii u. s., besonders häufig aber
bei römischen Dichtern, vgl. z. B. Her.
carm. I 7, 22: tarnen uda Lyaeo tem-
pora populea fertur vinxissc corona.
Ov. am. II 11, 49: illic adp)osito nar-
rabis multa Lyaeo u. s. o.
616. Die aus Spanien kommenden
190
Ars amatoria
Sunt quoque quae faciant altos medicamina somnos
Victaque Lethaea lumina nocte premant;
Nee male deliciis odiosum conscia tardis
650 Detinet et longa iungitur ipsa mora.
Quid iuvat ambages praeceptaque parva movere,
Cum minimo custos munere possit emi?
Munera, crede mihi, capiunt hominesque deosque:
Placatur donis luppiter ipse datis.
655 Quod sapiens, faciet stultus quoque: munere gaudens
Ipse quoque accepto munere mutus erit.
Sed semel est custos longum redimendus in aevum:
Saepe dabit, dederit quas semel. ille manus.
Questus eram, niemini, metuendos esse sodales:
660 Non tangit solos ista querela vires.
Credula si fueris, aliae tua gaudia carpent,
Et lepus hie aliis exagitatus erit.
Haec quoque, quae praebet lectum studiosa locumque,
Crede mihi, mecum non semel illa fuit.
665 Nee nimium vobis formosa ancilla ministret:
Saepe vieem dominae praebuit illa mihi.
Quo feror insanus? quid aperto peetore in hostem
Weine waren im Altertum nicht sehr
geschätzt; öfters erwähnt werden die
vina Laletana (ans Laktania, einer
Landschaft diesseits des Ebro, Sali. hist.
fr. II 98 = p. 1U2, ö Maurenbr.), vgl.
Mart. I 26, 9 : a copone tibi faex La-
letana i)etatur. VII 53, 6. Plin. hist.
nat. XIV 71 : Hispayiiarum Laletana
copia nobilitantur, elegantia vero Tarra-
conensia atque Lauronensia et Balearica
ex insulis confernntur Italiae primis.
Vgl. (auch über die Schreibart) Mar-
quardt-Mau, Privataltertümer II ^ 453,
Anm. 8. Ovid meint also, dass für den
custos auch ein minderwertiges Gewächs
gut genug sei. Dazu stimmt auch V. 652.
648. Lethaea vgl. zu V. 340.
649. odiosum vgl. zu II B35.
650. iungitur in diesem Sinne ver-
buni technicum ; wer näheres wünscht,
sehe Burmaun nach zu Ov. rem. am. 407.
653 f. Sprichwörtlich. Vgl. Eur.
Med. 964 : TCti&tn' ÖäJoa xai d'eova Xoyoi '
XQvabs de x^eiaaeov /nvoiojv ).6ywv ß^o-
Tois. Fiat. rep. III 390 e: ovo' floriov
avToTs OTi 'Ömqu d'eovi Tieif^eij t^cö^' alÖoi-
ovg ßaadfjas' (s. Diogen. IV 21), ein
Vers, der nach Suidas sub v. Öcö^a dem
Hesiod gehören soll (vgl. fr. 180 Goettl.
p. 372 Marksch.).
654. Heinsius erinnert an Petron. 88:
ipse scnatns, recti bonique praeceptor,
niille pondo auri Capitolio promittere
solet, et ne quis dubitet pecuniam con-
cupiscere, loveni quoque peculio exornat.
659. quaestus eram nämlich I
739—754.
661. gaudia vgl. zu V. 88.
662. Scheint ebenfalls sprichwört-
lich ; vgl. Petron. 131 : at illa gaudio
exultans 'vides" inquit, Chrysis mea,
vides, quod aliis leporem excitavi f Dem
Sinne nach ist gleich das griechische
Si>richwort (Zenob. I 65) : (Ukou y.d/noi'.
df./.oi (ijuavro.
665 f. Vgl. I 375—398.
667 — 746. Fünfzehnte Anwei-
sung. (Wenn auch zu meinem eignen
Schaden, will ich euch noch mehr Waffen
gegen uns geben — 672.) Macht, dass
wir uns von euch geliebt glau-
ben, was ihr leicht erreichen könnt
durch viele Mittel (—678); der Erfolg
bleibt dann nicht aus, zumal nicht bei
einem eitlen Liebhaber ( — 682). Hütet
euch aber vor Misstrauen; was
das für böse Folgen haben kann, lehrt
eindringlich die Geschichte von
Cephalus und Prokris (687—746).
UI 647—687.
191
Mittor et indicio prodor ab ipse meo?
Non avis aiicupibiis monstrat, qua parte petatur ;
670 Non docet infestos currere cerva canes.
Viderit utilitas! ego coepta fideliter edam
Lemniasi et gladios in mea fata dabo.
Efflcite (et facilest), ut nos credamiis amari:
Prona veiüt cupidis in siia vota fides.
675 Spectet amabilius iuvenem et suspiret ab imo
Femina. tarn sero cur veniatque roget;
Accedant lacrimae dolor et de paelice fictus,
Et laniet digitis illius ora suis:
lamdudum persuasus erit; miserebitur ultro
680 Et dicet 'cura carpitur ista mei."*
Praecipue si cultus erit speculoque placebit,
Posse suo tangi credet amore deas.
Sed te, quaecumquest, moderate iniuria turbet:
Nee sis audita paelice mentis inops,
685 Nee cito credideris! quantum cito credere laedat,
Exemplum vobis non leve Procris erit.
Est prope purpnreos collis florentis Hymetti
671. viderit vgl. oben II 371. Ov.
her. 12, 211: viderit ista deiis. Petron.
61 u. s.
672. Die Lemnia caedes ist sprich-
wörtlich geworden, vgl. z. B. Hesych
SUb Arjuviov v.ay.ov ' Tzaooiaia iji' ÖcaSo-
d'rjvai aaaiv vtto tcöv Tia^avourj&evTcoi'
eis Toi'S ävSoai sr Arjuvio irco riöv yv-
vatxtäv. Zur Sache vgl. Apollod. 1 114 :
STV/^e Ss r) Ar^ftvoi dvöoiöv tote (als die
Argonauten dort landeten) oiaa 'ior^fios,
ßaaiXevojiiei't] Si vtto ' l'ifi:Tv?.rjs t^» G6-
amos Si nhiav rr;i'Ss. al Arj/ni^iai iqv
'Af:poSirr]i^ ovy. STtucov f] 8s avTais ifi-
ßdXXet bvaoofiiav y.ai Sid tovto ot yij-
fiavTSS avxds ex Ttjs TvXrjaiov &^dy.ijs
XaßövTiES aiyuaXaniBns avvevrd^ovro av-
rals. uzifiaL.ouei'ai 8s al Ar]ftviai xovs
TS TtaTs^as xal Toi's dv8pas (povevovai'
/xovT] 8a eacoasv 'l'u'iTcv/.r] xov envrrjs
Ttaxi^a xpi'i^'uaa OonvTa. Vgl. Piud.
Pyth. 4,, 252. Die Sage hatte schon
Aeschylus in der Hypsipyle dargestellt ;
näheres darüber ist nicht bekannt ; vgl.
Nauck, TGF- p. 79.
674. Vgl. Caes. BC. II 27, 2 : quae
volumus, ea credimus libenter.
676. Die Stelhing des que ist kühn:
vgl. Rothstein zu Prop. II 29, 35.
677 f. Vgl. oben II 447 ff.
679. persuadere persönlich ge-
braucht; vgl. z. B. auct. ad Herenn. I
6, 10. Cic. ad fam. VI 7, 2: si seit et
persuasus est etc. Val. Max. HI 8, 1 :
Captiam, fallacibus Hannibalis pro-
missis Italiae reyiimn nefaria defectione
pacisci persuasaui, arniis occupaverat.
Vgl. Nauck zu Phaedr. I 8, 7.
685. nee cito credideris ist in diesem
Zusammenhange humoristisch, weil eine
alte Lebensweisheit hiec fast parodistisch
verwendet wird (vgl. zu 1 459. III 789 f.).
Quint. Cic. de pet. cons. 10, 39: quam-
ohrem 'ETn/aofieiov (vgl. Cic. ad Att.
I 19, 6) iUud teneto: nervös atqiie artus
esse sapientiae non fernere credere.
Vgl. Otto, die Sprichwörter und sprich-
wörtlichen Redensarten der Römer
p. 97. Eur. Hei. 1617: awfoovos 8' dm-
OTcai oiy. Ieotiv ov8ei' yor^at.j.u6TEQ0V ßoo-
roii. Petron. 43: nunquam autem recte
faciet, qi(i cito credit, utique homo ne-
gotians.
686. Vgl. Prop. IV 1, 109: exem-
plum graveerit Calchas. Bei solchen
Berufungen ist das Futurum üblich;
vgl. Rothstein zu Prop. I 20, 4.
687—746. Episodenhaft (vgl. zu
11561—588) erzählt der künftige Epiker
die rührende Geschichte von Ce-
phalus und Procris. Vgl. die Ein-
leitung p. XX. Ein Drama des So-
192
Ars amatoria
Fons sacer et viridi caespite mollis humus:
Silva nemiis non alta facit; tegit arbutus herbam;
690 Ros maris et lauri nigraque mjatus olent;
Nee densum foliis buxum fragilesque myricae
Nee tenues cj^tisi cultaque pinus abest;
Lenibus inpulsae Zephyris aui-aque salubri
Tot generum frondes herbaque summa tremit.
695 Grata quies Cephalo; famulis canibusque relictis
phokles 'Prokris' wird vou Pollux IX
140 erwcähnt ; näheres darüber ist nicht
bekannt; vgl. Nauck- p. 248. Ausführ-
lich berichten die Sage in ihrer älteren
und herberen Gestalt' der Schol. V. zu
Hom. Od. XI 321 (II p. 505 Dind.); er
schliesst mit den Worten: rj Sk laroola
Ttapd (Peoty.vSi] ev rrj tißSofiVj (fr. 77,
FHG. I p. 90). Apollod. III 197 f. Anton.
Lib. 41. Hygin. fab. 189. „Wie aber
diese Sage unter den Händen der helle-
nistischen Dichter zu einem rührenden,
psychologisch feinen Gemälde umge-
arbeitet wurde, lässt uns die Darstellung
des Ovid, met. VII 694 ff. und art. am.
in 685 ii'. erkennen." Rohde, Gr. R.
101, 3. Die hier erzählte Geschichte
von Prokris' Argwohn und ihrem Tode
hat ihre Parallele in den Metamorphosen
VII 796-862.
687. Hymetti vgl. zu II 423.
florentis vgl. met. VII 702 : vertice
de sumnio semper florentis Hymdti.
Man beachte, dass auch hier in der an-
mutigen Beschreibung der Gegend die
Vorzüge sich finden, die die Alten an
solchen Orten immer zu rühmen wissen ;
das ist zumal der Quell und um ihn
herum die mannigfache Flora. Uebrigens
ist die Schilderung hier so eingehend
und liebevoll, dass man wohl auf Autopsie
schliessen darf. Vgl. Humbold, Kosmos
II 108, Anm. 30.
689. Vgl. Prop. IV 9, 24: lucus ah
umhroso fecerat orbe nemns.
arhutus der Erdbeerbaum (arbutus
unedo L. ; Beschreibung bei Theophr.
bist, plant. III 16, 4j, mit immer grünen
Blättern, von den Alten besonders ge-
liebt und gern erwähnt. Theokr. 5, 129.
Hör. carm. I 1, 21: nunc viridi membra
sub arbuto stratus, nunc ad aquae lene
Caput sacrae. Vgl. Voss zu Verg. ecl.
3, 82.
690. ros maris oder ros marinus,
auch nur ros (Verg. ge. II 213) war
ebenfalls sehr beliebt; vgl. Ov. met.
XII 410. Auch zu Kränzen wurde er gern
verwendet; vgl. Galen, de simpl. med.
VII 14 (XII p. 61 Kühn): 17 e4- tovs
areifüvovs x,^tiaifirj ),ißavajTiä, rjv 'Peofialoi
y.aXovai oova/uaolvov.
Ueber die Myrte vgl. oben zu V. 53.
Hör. carm. I 38, 5.
nigra vgl. Plin. nat. bist. XV 27.
Hör. carm. I 25, 18: mala myrtus (dazu
Orelli). ^
691. buxum häufiger buxus (ttvsos)
der Buchsbaum, ebenfalls sehr beliebt
und, wie bei uns, häufig zu Hecken be-
nutzt; vgl. Mart. III 58, 3. Plin. ep.
V 6. 35. Näheres bei Becker-GöU, Gallus
III 69 ff.
myrica [iivoly.r]) ist die Tamariske
(tamarix gallicaL.); vgl. zu 1747. Sie
wird .schon in der Ilias gerühmt; vgl.
Z. B. II. X 467 : ftv^ixr^s eoi&rjlsag o^ovs.
„Sie wächst gern in Niederungen und
an Ufern, kleine Gebüsche, meist manns-
hoch bildend. Betrachtet man ihre röt-
lichen, schwanken, vom Winde leicht
bewegten Zweige mit den graulich-
grünen, niedlichen Blättchen und mit
den rosenroten Blüten, so ist es erklär-
lich, dass die bukolischen Dichter diesen
Strauch gern erwähnen. A"gl. Verg. ecl.
4, 1—2." Fritzsche zu Theokr. 1, 13.
692. cytisus [y.vTKios) ist eine Klee-
art, Avelche die Alten sehr schätzten ;
vielleicht der 'Schneckenklee' (medicago
arborea L.). Zumal als Lieblingsfutter
der Ziegen wird er häufig erwähnt;
vgl. Theokrit 10, 30: « «?! rar y.vnaov,
u ki'y.oi räv aiya öitoxei., dazu Verg. ecl.
2, 64: florentem cytisum seqiiitur la-
sciva capella. Nicand. ther. 617. 944.
Colum. r. r. V 12. Varro r. r. II 1, 17.
2, 19.
693. Vgl. Hör. carm. 123, 5: nam
seil Dtobilibus veris inhorruit advenfus
foliis. Zu der ganzen Beschreibung der
anmutigen Stätte vgl. noch Ov. met.
X 86—105.
695. Vgl. met. VII 808—810.
III 688—711.
193
Lassus in hac iuvenis saepe resedit humo,
■^Quae^iue 'meos releves aestus/ cantare solebat
'Accipienda sinn, mobilis aiira, veuü'
Coniugis ad timidas aliquis male sedulus aiires
700 Auditos memori rettulit ore sonos:
Procris iit accepit nomen, quasi paelicis. Aurae,
Excidit et subito muta dolore fuit:
Palluit, ut serae lectis de vite racemis
Pallescimt frondes, quas iiova laesit hiemps,
705 Quaeque suos curvant matura Cydouia ramos,
Coriiaque adhuc nostris non satis apta cibis.
Ut rediit animus, tenues a pectore vestes
Eumpit et indignas sauciat ungue genas;
Nee moi'a, per medias passis furibunda capillis
710 Evolat. ut tliyrso concita Bacclia. vias.
Ut prope perventum, conütes in valle relinquit,
695 f. Vgl. raet. VII 806 : nee mecum
famulos nee equos nee narihus acres ire
canes, nee Ihm sequi nodosa sinebciDi:
tiittis eram iaculo. sed cum safiata feri-
nae dextera caedis erat, repcteham frigiis
et umbras et quae de yelidis exhalat
vallibus, auram.
697 f. Die verhängnisvollen Worte,
auf denen die Katastrophe der Geschichte
beruht, sind in den Metamorphosen noch
näher ausgeführt; vgl. V. 813: 'aura,
reeordor enim, 'venias\ cantare solehani,
'meque iuves intresque sinus, gratissima,
nostros; utque f'acis, relevare relis, qid-
busurimur aestus\ forsitan addiderim —
sie me mea fata trahebant — blanditias
plures et 'tu mild magna voluptas di-
cere sim solitus 'tu nie reficisque foves-
que: tu facis, ut silxias, ut ament loca
sola; meoque spifitus iste tmis semper
captatnr ab ore'.
699. Met. 821: vocibus ambiguis
deceptam praebuit anrem nescio quis,
nomenque aurae tarn saepe vocatum esse
putans nymphae, nympham mihi credit
amari. criminis extcmplo ficfi temera-
rius index Procrin adit Unguaque refert
audita susurra.
702-70«. Vgl. z. B. Theoer. 2, 86:
y.eifiav Ö' kv yJ.iv&rjQi bex üfiara y.al
dexa rvxras. y.ai ftev x^coi fisv ö/uoTos
kyivero TtoD.dxt d'äif'M. Vgl. Fritzsche
zu V. 83. Met. 826: subito conlapsa
dolore, ut sibi narratur, cecidit: longo-
que refeeta tempore se miseram, se fati
dixit iniqiii; deque fide questaat et cri-
mine concita vano quod nihil est, metuit,
Ovid, ars araatoii;i ed. Brandt.
metuit sine corpore nomen et dolet in-
felix veluti de paelice vera.
702. Vgl. II 450.
705. Cydouia sc. mala sind die
nach der kretischen Stadt Cydonea (zu
I 293) benannten Quitten. So auch im
Griechischen bloss t« KvScovia (Athen.
III 81a). Vgl.Ibycus fr. 1 (bei Athen.
XIII 6Ö1 b) : i]qi fihv ai TS KvSoJviat
/.iiihSes . . . d'aked-oiatv. Athen. HI 81 d.
Prop. III 13, 27 u. s.
curvant vgl. rem. am. 175: adspice
curvatos pomorum pondere ramos u. o.
706. Die Kornelkirsehen dienten den
bescheideneu Ansprüchen der ältesten
Menschen als primitive Speise: met. I
105. Der Gedanke des Verses, dass sie
in unserer Zeit sich nicht ganz zur
Speise eignen, gewinnt eine besonders
humoristische Färbung, wenn man be-
denkt, dass sie bei Homer (Od. X 242)
als Schweiuefutter erscheinen. Dass eine
derartige Beziehung hier von Ovid be-
absichtigt ist, soll natürlich nicht be-
hauptet werden: mir kommt der Zu-
satz adhuc bis cibis in diesem Zusam-
menhange überhaupt müssig und un-
passend vor. Vgl. auch Plin. nat. bist.
XVI 105.
70S. indignas vgl. Ov. trist. I 3, 18:
imbre per indignas usqae cadente ge-
nas n. 0.
710. Vgl. zu I 312 : ut Äonio con-
cita Baccha deo. Hymn. Hom. 5, 385:
i) de iSovoa r,i^\ rj'iire fiaifug uoo» ydra
Önoxior vkrj. Hor. carm. III 15. 10:
pidsa Thyias uti concita tympano.
13
194
Ars amatoria
Ipsa nemus tacito clam pede fortis init.
Quid tibi mentis erat, cum sie male sana lateres,
Procri? quis adtoniti pectoris ardor erat?
715 lam iam venturam, (luaecumqne erat Aura, putabas
Scilicet atque oculis probra videnda tuis.
Nunc yenisse piget (neciue enini deprendere velles).
Nunc iuvat: incertus pectora versat amor;
Credere quae iubeant, locus est et nomen et index
720 Et quia mens semper, quod timet, esse putat.
Vidit ut oppressa vestigia corporis herba,
Pulsantur trepidi corde micante sinus;
lamque dies medius tenues contraxerat umbras,
Inque pari spatio vesper et ortus erant:
725 Ecce, redit C'ephalus silvis, C'yllenia proles,
Oraque fontana fervida pulsat aqua.
Anxia, Procri, lates; solitas iacet ille per herbas,
Et 'Ze])li3Ti molles auraque' dixit "ades!'
Ut patuit miserae iucundus nominis error,
730 Et mens et rediit verus in ora color:
Surgit et oppositas agitato corpore frondes
Movit in amplexus uxor itura viri;
717 f. Psychologisch feine Ausma-
lung der wechselnden Stimmung in der
angsterfüllten Seele der Prokris ; vgl.
met. 832, wo es weniger gelungen heisst :
saepe tarnen dubitat^ sj)eratque miser-
rima falli, indicioque fidem neyat et.
nisi viderit ipsa, damnatura sui non
est delicta niariti. Wenn die Stellen
sich auch nicht genau entsprechen, so
scheint doch bereits hier klar, dass der
Darstellung in der Ars der Vorzug zu
geben ist.
720. Vgl. met. 826: credula res
amor est. her. 1, 12: res est solliciti
2)lena timoris amor.
722. corde micante vgl. Tib. 1 10, 12:
. . . audlssem corde micante tubam. Ov.
fast. III 36. Mehr bei Heinsius zu Ov.
her. 1, 45 {asque mein micucre sinus).
723 f. Andere Zeitangabe met. 835 :
X>ostera depulerant Aurorae himina
noctem.
temies contraxerat umbras, zur
Mittagsstunde, wo der Schatten klein
ist; das Gegenteil bei Verg. ecl. 1, 83:
maioresque cadimt altis de montibus
umbrae.
725. Cyllenia ])roJes heisst Cephalus
als Sohn des Hermes, der nach dem
arkadischen Gebirge Kvklrjvr,, wo er
grosse Verehrung genoss , KvkÄrjvios
heisst (vgl. oben zu V. 147). Hymn.
hom. Merc. 304. 318. Hom. Od. XXtV 1.
Paus. VIII 17, 1. Verg. Aen. VIU 139.
728. Vgl. met. 837: Vntra veni',
di.ri, 'nostroque medere labori' — ei
subito gonitus inter mea verba videbar
iiescio quos audisse. 'twni' tamen op-
tima' dixi. Das Motiv, dass Prokris
aus der gleichzeitigen Anrufung der
Zepliyri sofort ihren Irrtum erkennt,
wodurch dann ihr unmittelbar darauf
erfolgender Tod nur um so tragischer
erscheint, ist in den Metamorphosen
nicht wieder verwertet. Dort wird sie
erst sterbend über den Avahren Sach-
verhalt aufgeklärt (V. 857).
731 ff. Dass Cephalus das Rascheln
des Laubes bei der freudig eiligen Be-
wegung der Prokris für das Anzeichen
der Nähe eines Wildes hält, scheint mir
glaublich und ausreichend genug; met.
838 heisst es erst noch: et subito ge-
miius inter mea verba videbar nescio
quos audisse, was meiner Empfindung
nach nur störend wirkt, da Cephalus
hierdurch ja leicht auf die rechte Spur
hätte kommen können. Dann erst heisst
es (V. 840) : frondc levem rursus stre-
pitnm faciente cadiica sum ratiis esse
feram telumqiie volatile misi.
III 712—753.
195
nie feram vidisse ratiis iuvenaliter artus
Corripit: in dextra tela fixere manu.
735 Quid facis, infelix? non est fera; supprime tela!
Me miserum! iaculü fixa puella tuost.
'Ei mihi!' conclamat 'fixisti pectus amicum:
Hie locus a Cephalo vulnera semper habet.
Ante diem morior, sed nulla paelice laesa:
740 Hoc faciet positae te mihi, terra, levem.
Nomine suspectas iam spiritus exit in anras:
Labor, io! cara lumina conde manu!'
nie sinu dominae morientia corpora maesto
Sustinet et lacrimis vulnera saeva lavat:
745 Exit et incauto paulatim pectore lapsus
Excipitur miseri spiritus ore viri.
Sed repetamus opus! mihi nudis rebus eundumst,
Ut tang-at portus fessa carina suos.
Sollicite expectas. dum te in convivia ducam,
750 Et quaeris monitus hac quoque parte meos.
Sera veni positaque decens incede lucerna:
Grata mora venies; maxima lena morast.
Etsi turpis eris, Ibrmosa videbere potis,
733. iuvenaUter vgl. uiet. 805 : vena-
tum in Silvas iuvenaliter vre solebam.
734-, tela das Geschoss war ein Ge-
schenk der Prokris selbst (vgl. met. 756) ;
und zwar hatte sie es ihm bei der Ver-
söhnungsscene geschenkt, nachdem Ce-
phalus in einer Anwandlung von Arg-
wohn ihre Treue auf die Probe gestellt
hatte; auch diese Erinnerung muss die
Tragik der Situation erhöhen. Vgl.
met. 845: semianimem et sparsas foe-
dantem sanguine vestes et sua, me mi-
serum! de viibiera dona traJientcrn in-
venio etc. Vgl. auch oben zu V. 39.
737—742. Auch diese letzten Worte
der sterbenden Prokris scheinen feiner
als die in den Metamorphosen, die aller-
dings aus der veränderten Situation (zu
V. 728) sich ergaben; V. 852: j>er nostrl
foedera lecti, perque deos supplex oro
superosqiie meosqne, per siquid merui
de te bene, perque manenteni nunc quo-
que, cum pereo, causam mihi mortis
amorem, ne thalamis Auram patiare
innubere nostris.
737. Das erste Hemistich auch met.
843; auch sonst: vgl. met. VI 227.
742. conde wie her. 1, 113 u. s.
743 f. Vgl. met. 847-850.
745 f. Vgl. met. 859: labitur et
parvae fugiunt cum sanguine vires,
dumque aÜquid sperare potest, me spec-
tat et in me infelicem animam nostro-
que exhalat in ore. sed vultu meliore
mori secura videtur.
747—768. Sechzehnte Anwei-
sung. Wir müssen zum Ziel kommen
(—748): es sollen noch Regeln folgen,
wie sich das Mädchen beim Gelage
zu benehmen hat (—750). Zeit des
Kommens ( — 754), Zulangen der Speisen
(—756), Massigkeit im "Essen (—760).
Lieber etwas mehr getrunken ( — 762);
doch auch dies nicht übertrieben ( — 764),
nichts ist hässlicher, auch bedenklicher
als -ein trunkenes Weib (—768). Vgl.
die den Jünglingen erteilten Vor-
schriften I 525 — 630.
747. nudis rebus ohne den Ballast
künstlerischer Ausschmückung, wie eben
die ausführliche Geschichte war. Vgl.
Gic. Brut. 75, 262 : midi enim s^int (Cae-
sars Commentarien), recti et venusti,
omni ornatu orationis tamquam veste
detracta.
748. Vgl. die Einleitung p. XXI,
Anm. 7.
749. lieber die Teilnahme der Frauen
an den Gelagen vgl. zu I 566.
751. incede vgl. zu V. 297.
13*
196
Ars amatoria
Et latebras vitiis nox dabit ipsa tuis.
755 Carpe cibos digitis: est quiddain gestus edendi;
Ora nee iuniunda tota perung-ue manu;
NeA'e domi i)raesume dapes, sed desine citra,
Quam capis: "es paulo, quam potes esse, minus;
Priamides Helenen avide si spectet edentem,
760 Oderit et dicat 'stulta rapina meast.''
Aptius est deceatque magis potare puellas:
Cum Yeneris puero non male, Bacche, facis;
Hoc quoque, qua patiens caput est. animusque pedesque
Constant! ne, quae sunt singula, bina vide!
765 Turpe iacens mulier multo madefacta Lyaeo:
Dignast cöncubitus quoslibet illa pati;
Nee somnis posita tutum succumbere mensa:
Per somnos fieri multa pudenda solent.
Ulteriora pudet docuisse; sed alma Dione
770 Traecipue nostrumst, quod pudet' inquit 'opus/
Nota sibi sint quaeque: modos a corpore certos
Sumite; non omnis una flgura decet.
Quae facie praesignis erit, resupina iaceto;
Spectentur tergo, quis sua terga plaeent.
775 Milanion umeris Atalantes crura ferebat:
754. Vgl. I 245—250.
755. Der Gebrauch der Gabeln in
imserem Sinne war den Alten fremd;
die zierlichen Gabeln, die sich g-efunden
haben (vgl. Baumeister, Denkmäler Fig.
Nr. 620, I p. 578!, sind aus späterer
Zeit, waren auch wahrscheinlich niclit
dazu bestimmt, die Speisen in den Mund
zu führen, sondern dienten zum Ge-
brauch in der Küche. Mau nahm all-
gemein die blossen Finger: vgl. oben
I 577. Mart. III 17. Marquardt-Mau,
Privatleben I ^ p. 316 ff. T.^eber die ge-
fitndenen Gabeln ebenda p. 317, Aum.
1 und 2.
758. capis vgl. Hör. sat. I 1, 46:
non tuus hoc capiet venter phia ac tnetis.
762. Vgl. oben I 526. 231 ff.
763. Aehnlich der Bat oben I 589 ff.
764. ne — vide vom Doppeltsehen im
Zustande der Bezechtheit ist öfters die
Eede; vgl. Straten AP. XII 199: uoyioi'
T}Ot] f.101 Tiooios fitToov' f.vaxaS'it] yÖLQ
i.vexai 7J te (jqevvjv t] xe Öid OTÖfiazos.
%(o Xv^vos tay/arnt SiSvurjv <fXöya xu'i
vis doi&fiioj Tto'/J.äy.i Tieioc/'-^ojf rovä rlfa-
xexXiuivovs. 7]d>^ S' ov>ceri uoifoi' ert
■olvoyöov aeaößr^uaL aÜA naQcoQtt ßKirtio
xijni Tov iSgoydov. Hor. sat. II 1, 24 :
ui semel icto accessit fervor capiti
nutncrusqiie lucernis. Juven. II 6,303:
cum iam verüyine techim ambulat et
geminis exsurgit mensa lucernis. Petron.
64: et seine iam lucernae mihi plnres
videhantur ordere totumque triclinium
esse mutatum etc.
765. Lyaeo vgl. zu V. 645.
769— SOS. Siebzehnte Anwei-
sung. Vorschriften intimster Art über
verschiedene der Individualität der ein-
zelnen Mädchen anzupassende modi Ve-
neris { — 788): weitere, auf reichlicher
Erfahrung beruhende (—792) erotische
Details (—796) auch für unempfindliche
Naturen ( — 804); zwei AVarnuugen zum
Schluss f— 808).
769. üeber Diane ist gesprochen
zu II 593. Mit sehr gewagtem Frei-
mut macht Ovid die Göttin selbst für
die nun folgenden Intimitäten verant-
wortlich: vgl. zu V. 789 f.
Zu dem Versanfang vgl. her. 15
(Sappho), 133 : ulteriora pudet narrare.
771. modos vgl. zu II 680.
775. üeber Milanion und Atalante
vgl. zu 11 185. Ihre crura bilden auch
amor. III 2, 29 den Gegenstand von
Milanions Verlangen: talia Milanion
III 754—783.
197
Si bona sunt, lioc sunt accipienda modo.
Parva vehatur equo; quod erat longissima, numquam
Thebais Hectoreo nupta resedit equo;
Strata premat genibus, paulum cervice reflexa,
780 Femina per longum conspicienda latus;
Cui femur est iuvenale, carent quoque pectora menda,
Stet vir, in obliquo fusa sit ipsa toro.
Nee tibi turpe puta crinem, ut Phylleia mater,
Atalantes crura fngacis optavit mani-
hits susHnuisse suis. Die Geschichte
Ton Milaniou und Atalaute hatte mehr-
fach für Komödieu den Stoff ahgegeheu :
wir kennen ^AraXävit] als Titel von
sechs Komödien (vgl. FCG. ed. Meineke
I p. 269) ; einen Melavicov des Anti-
phanes erwähnt Athen. X 423 d (Kock
II p. 72). Indessen sind die Fragmente
aus all diesen Stücken so dürftig, dass
wir näheres über ihren Inhalt in keiner
Weise aussagen können. Dass die crura
der Atalante darin in irgend einer Weise
vorkamen, scheint mir sehr möglich.
Ueberhaupt scheint nach den beiden
Ovidstellen der Schluss nicht zu kühn,
dass Atalante durch den Einfluss der
Komödie als Liebhaberin besonders in-
timer und raffinierter Freuden gedacht
wurde; in einer anderen, nicht minder
bedenklichen Situation hatte sie Par-
rhasius dargestellt auf einer tabula, die
sich Tiberius in seinem Schlafzimmer
aufhängte. Vgl. Sueton. Tib. 44: Par-
rhasii quoque tabulam, in qua Meleagro
Atalanta ore morigeratur etc. Vgl.
auch das Citat zu V. 786.
776. Die nicht ganz klare Situation
ist vielleicht in der Weise zu denken,
wie sie auf einer Schale des Brygos
(Museo Tarquiniese in Corneto) dai'ge-
stellt ist: sie ist nicht veröffentlicht,
aber beschrieben von Hartwig, die grie-
chischen Meisterschalen etc. p. 348.
777, parva vehatur equo. Ueber
equo vgl. oben zu II 732. Ein Gegen-
stück, dazu ist Eubul. fr. 84 (II 193
Kock) bei Athen. XIII 568 e, der die
Hetaeren nennt : rds fihobovs y.eo^dxmv
TiaXtvT^ias ... TT CO Xo Vi KvttqiBos i^-
t;axi]juevas. Gemeint ist nun hier die-
jenige erotische Stellung, welche der
Grieche mit xtXrjri^siv bezeichnet (vgl.
Eustath. zu Hom. Od. V 371 = I p.
222, 12: ort Üe ttoXvcovvuov öv tö yv-
vaty.slov nldoTov^ uftßtov ie yuo Xeyeiai
aal '/^olQOs y.ai ia/ä^a y.al ÖeXra, zo
avro xal yteXrjs y.aXelTai rtuod Tols
xcofuaois (vgl. CAF. III p. 581, fr. 1033
Kock), oiiy. aSrjXov eariv. Vgl. auch
Hesych (I 367, 50 Schmidt) sub 'inrcov),
deren Beliebtheit durch ihre häufige
Erwähnung bewiesen wird. Vgl. Machon
bei Athen. XIII 577 d: fual y.al tfiv
Aafiiav ibv ßaaiXe ev/usXcög yeXrjriaai
Tlors ETtaivr^d-r^vai ib. Arist. vesp. 501
(mit Blaydes Anmerk.) Thesm. 153.
Hör. sat. II 7, 50: chmxbus aut agitavit
equum lasciva supimon. Aehnlich auch
das Epigramm des Dioskorides, das zu
II 727 citiert ist.
longissima vgl. zu II 645.
778. Andro mache heisst Thebais
nach ihrer Heimat, dem mysischen
Theben am Fusse des Piakosgebirges :
Hom. II. VI 395 ff.
Entgegengesetzt Mart. XI 104, 13 :
masturbabantur Phrygii post ostia servi,
Hectoreo quotiens sederat uxor equo.
783. Phylleia mater. Wer damit
gemeint ist, lässt sich nicht mit Sicher-
heit entscheiden. PhtjUns {(PvXXos) ist
eine Stadt in Thessalien und zwar in
Phthiotis nicht weit von Pagasae (zu
V. 19); vgl. Strab. IX 435 d. Stat.
Theb. IV 45 (falls dort nicht Phlius
zu lesen ist). Phylleia mater wäre dem-
nach = thessalische Mutter. Darunter
aber Laodaraeia (vgl. zu II 356) zu
verstehen (so Heinsius zvi Ov. her. 13, 35)
geht nicht an: einmal stimmt mater
dazu nicht, dann aber steht Ov. her.
13, 3 dazu in deutlichem Widerspruch,
denn dort erscheint ja Laodameia in
ausgesprochenem Gegensatze zu den
matres Phylleides (doch vgl. Sedlmayer
z. d. St.) : conveniunt matres Phylleides
et mUii clamant: indue regales, Lau-
damia, siiius. Ferner passt nicht, dass
Laodameia hier mit offenem, nach Art
der Bacchantinnen (colla rcflecfe vgl.
die bekannten Darstellungen tanzender
Mainaden) geKisten Haare erscheint:
mindestens wäre ein Widerspruch zu
V. 138 vorhanden, wo ihre Haartracht
als Typus des einfachen Scheitels er-
198
Ars amatoria
Solvere et effusis coUa reflecte comis.
785 Tu quoque, cui riigis uterum Luciiia uotavit,
Ut celer aversis utere Partlms eqiiis.
Mille modi Veneris: simplex minimique laboris,
Cum iacet in dextrum semisupina latus.
Sed neque Plioebei tripodes nee corniger Amnion
790 Vera magis vobis. quam mea Musa, canet :
Siqua fides, arti, quam longo fecimus usu.
Credite! praestabunt carmina nostra fidem.
Sentiat ex imis «Venerem resoluta medullis
Femina. et ex aequo res luvet illa duos!
795 Nee blandae voces iucundaque murmura cessent,
Xec taceant mediis inproba verba iocis!
wähnt wurde. Also mit dieser Erklä-
rung ist es nichts. Ich g-laiihte eine
Zeit, da FhyUcia zweifelsohne nach
Thessalien deutet und coUa reflecte auf
den sattsam genus" bekannten Tanz-
gestUS, dass die OerTctÄal o^xr^aroiäes
zur Erklärung herbeigezogen werden
könnten, von "denen Athen" XIII 607 c
erzählt (vgl. Wieland, Werke herausg.
V. Gruber. Bd. XLV, Leipzig, Göschen
1826, p. 177) : indessen ist dann Avieder
mit mater nichts anzufangen. Sicher
scheint mir jetzt das eine, dass wir
unsere Stelle nicht von der aus den
Herolden citierten trennen können, dass
also mit Phylleia mnter eine Frau aus
der Umgebung der Laodameia gemeint
ist. Was es aber für eine Bewandtnis
mit ihrer Haartracht liabe, und worauf
diese Vorstellung zurückgehe (bildliche
Darstellung?) lässt sich nicht sagen.
7S5. Lucina Unter diesem Namen
wurde Juno von den Frauen verehrt
als die an das Licht des Tages fördernde
Geburtsgöttin. Vgl. CIL. I Nr. S13
(p. 208). Plaut, aiilul. IV 7, 11 (692).
Ter. Andr. III 1, 15 (478 1: Inno Lucina,
fer opem. Preller, röm. Myth. I^ 271 ff.
Auch Diana Avurde mit Lucina ideuti-
ficiert: vgl. die Erklärer zu Catull.
34, 13. Preller a. a. 0. 321, 2.
rugis — notavit vgl. oben V. 81 f.
786. Vgl. zu I 209 ff. Zur Sache
vgl. Mart. XI 43, 9: Briseis multum
quamvis aversa iaceret, Aeacidae pro-
pior levis amicus erat.
787. modi Veneris vgl. zu II 680.
788. Vgl. amor. I 14, 20 : purpureo
iacuit semisupina foro.
789 f. Nicht die berühmtesten
Orakel können grössere Wahrheit ver-
künden als das Lied Ovids. Nach
Dicliterart Averden zwei herausgehoben,
das delphische des Apollo, und
das des Juppiter Ammon (Hdt.
IV 181 mit Steins Anmerkung).
Das Distichon ist eine Reminiszenz
an alte ehrwürdige Spruchweisheit:
Tct «.To ToiTToäos War dcu Griechen
gleichwertig wie eine untrügliche Wahr-
heit (Zenob. VI 3) ; Sammlung römischer
Citate bei Otto, die Sprichwörter und
sprichwörtlichen Redensarten der Römer
p. 30 (sub Apollo). Ausser diesen sei
erinnert an Lucret. V 110: qua ])rius
adgrediar quam de re fundcre fafa
sanctius et niulto certa ratione magis
quam Pythia quae tripode a Phoebi
lauroque profatur. Man merkt das Be-
hagen, mit dem der Dichter frivol paro-
diert : bei Lucrez das Feuer reiner Be-
geisterung, das hier beim Uebergange
zu einem höchst bedenklichen Stofi ver-
wendet wird ; vgl. auch zu V. 706. 685.
Die bei Otto 1. 1. erwähnten Stellen
beziehen sich sämtlich auf die Weisheit
des delphischen Orakels. Das Orakel
des Ammon wird in ähnlichem Sinne
verwendet von Prop. IV 1, 103: hoc
neque (ircnosum Libyae lovis explicat
antrum, wo Rothsteins Anmerkung zu
vergleichen ist.
791. nsu vgl. die Einleitung p. XVI.
793. Vgl. II 681. Ov. met. EX
484: ut iacui totis resoluta medullis.
794. Vgl. zu II 682.
795 f. Hierüber ist gesprochen zu
11689, 705. 723 f. -Vgl. auch die libera
verba nequitiae bei Prop. III 10, 24.
79G. Unter iocis ist im -Gegensätze
zu inproba verba das zu verstehen,
was II 706 — 720 näher ausgeführt ist.
III 784—812.
199
Tu quoqiie, ciii Veneris sensum natura negavit,
Dulcia mendaci gaudia finge sono:
(Infelix, cui torpet liebes locus ille, puellast,
800 Quo pariter debent femina virque frui!)
Tantum, cum finges, ne sis manifesta, caveto;
Effice per motum luminaque ipsa fidem!
Quid luvet, et voces et anhelitus arguat oris!
A! pudet: arcanas pars habet ista notas.
805 Gaudia post Veneris quae poscet munus amantem,
lila suas nollet pondus habere preces ....
Nee lucem in thalamos totis admitte fenestris:
i\.ptius in vestro corpore multa latent.
Lusus habet finem! cygnis descendere tempus,
810 Duxerunt collo qui iuga nostra suo.
Ut quondam iuvenes, ita nunc, mea turba, puellae
Inscribant spoliis 'Naso magister erat.'
797. Veneris sensum vgl. zu II 681.
800. Eiiphemistisclie Umschreibung
wie II 719.
801. Aehnliclie Warnung wie oben
n 311 ff.
802. motum kann veranschaulicht
werden durch Catull. 6, 9 : pulvinusque
peraeqnc et lue et illic attritus, tremu-
lique quassa lecti argutatio mambula-
üoque. Ov. am. III 14, 26: spondaque
lasciva mobilltate tremat.
lumina wird erklärt durch II 691.
721 f.
803. Vgl. II 689. 723 f.
804. Spurcura : nimirum iutelligi
vult poeta non solum voces etc. arguere
quanto gaudio Venus mulierem afficiat
sed hoc etiara ex arcanis notis partis
illius cognosci posse : hoc quid sit Juven.
II 6, 322 docet.
807. Hierüber vgl. zu II 619 f.
Die hier geforderte Wirkung erreichte
man durch Vorhänge ; vgl. z. B. Plin.
ep. VII 21. 1 : cnbicula obductis velis
opaca nee tarnen obscura facio.
808. Vgl. 754.
800—812. Schlusswort. Das
Spiel ist zu Ende: ihr Mädchen, nun
auch belehrt, zollt mir dankbare Aner-
kennung.
809. eygnis. Der Schwan, der
eigentlich dem Apollon heilig ist (Plat.
Phaed. p. 85 b. Cic. Tusc. I 30, 73) ist
auch der Venus lieb, die auf einem von
Schwänen gezogeneu Wagen fährt;
vgl. z. B. Hör. carm. III 28, 13: quae
. . . PapJton iunctis visit oloribus (vgl.
auch IV 1, 10), Stat. Silv. I 2, 141:
(Venus) thalamique egressa superbum
linien Amyclaeos ad frena citavit olores.
Daher bedient sich eines von Schwänen
gezogenen Wagens auch der im Dienste
der Venus stehende erotische Dichter
(vgl. Prop. III 3, 39: contentus niveis
semper vectahere cygnis), für den dieses
Gespann übrigens auch darum passend
ist, weil man im Altertum den Scliwänen
(zumal vor dem Tode) die Gabe des
Gesangs zuschrieb, so dass Leonidr.s
von Tarent den Alkman v/nvyjTfiQ vfis-
raicov y.vy.vov nennt (AP. VII 19), wie
auch Pindar bei Horaz (carm. IV 2, 25)
Dircaeus cycnus heisst. — lieber den
Gesang der Schwäne vgl. zumal Arist.
bist. an. IX 12 p. 615 b. Plat. Phaed.
p. 84 e. 85b. Cic. Tusc, I 30, 73.
811. quondani iuvenes oben II 743f.
812. Der Vers ist entlehnt aus
II 744.
P. OVIM NASONIS
DE ARTE AMATORIA
LIBRI TRES.
ERKLART
VON
PAUL BRANDT.
ZWEITE ABTEILUNG (ANHANG):
ZUSÄTZE UND AUSFÜHRUNGEN ZUM KOMMENTAR.
LEIPZIG,
DIETERICH' sc HE VERLAGS-BUCHHANDLUNG
THEODOR WEICHER.
1902.
I. Zur Einleitung'.
S. XV Z. 7 von unten ist zu lesen: per nie (nicht a nie).
S. XVI Anm. 7. Andeutungen persönlicher Art finden sich
ferner III 511. 590. 598. 664. 666.
S. XVII Anm. 6. Ich gebe hier noch einige Litteraturnach-
weise, die denen erwünscht sein Verden, welche die im Kommentar
angedeuteten Gesichtspunkte weiter verfolgen wollen:
R Bürger, de Ovidi carminum amatoriorum inventione et arte.
Guelferbyti 1901.
E. Ehwald, ad historiam carminum Ovidianorum recensio-
nemque symbolae. Programm von Gotha 1892.
V. Hoelzer, de poesi amatoria a comicis Atticis exculta ab
elegiacis expressa. pars prior. Marburgi Cattorum 1899.
F. Leo, Plautinische Forschungen zur Kritik und Geschichte
der Komödie. Berlin 1895 (für die Ars zumal p. 131 ff.).
A. L u e n e b u r g . de Ovidio sui imitatore. Dissert. Regiomont.
Jenae 1888.
A. Otto, de fabulis Propertianis. Pars IL Programm des
Königl. Kath. Gymn. zu Gross-Glogau 1886.
M. Pokrowskij, Beiträge zur Charakteristik Ovids. Deutsch
von Dr. E. Berneker. Neue Jahrbücher 1902 p. 252 — 262.
J. Tolkiehn, de primo artis amatoriae Ovidianae libro. In
der Festschrift zum fünfzigjährigen Doktorjubiläum Ludwig
Friedlaender dargebracht von seinen Schülern. Leipzig
1895 p. 433—437.
, Homer und die Römische Poesie. Leipzig 1900.
J. A. Washietel. de similitudinibus imaginibusque Ovidianis.
Vindobonae 1883.
Fr. Wilhelm, zu Tibullus. In der satura Viadrina. Fest-
schrift zum 25 jährigen Bestehen des philologischen Vereins
zu Breslau. Breslau 1896.
Dariu über das Verhältnis von Ovids Gedicht zu der 'ars amatoria
für Knabeiiliebhaber'.
, zu Achilles Tatius. Rhein. Mus. LVII (1902) p. 55—75.
204 -^''s amatoria
W, Wunderer, Ovids Werke in ihrem Verhältnis zur antiken
Kunst. Dissert. Erlang. 1889.
A. Zingerle, Ovidius und sein Verhältnis zu den Vorgängern
und gleichzeitigen Römischen Dichtern. 3 Hefte. Innsbruck
1869—71.
1. Heft: Catull, Tibull, Properz.
2. Heft: Ennius, Lucrez, Vergil.
3. Heft: Horaz.
, Kleine philologische Abhandlungen. 2 Hefte. Innsbruck
1871. 1877.
, zu späteren lateinischen Dichtern. Beiträge zur Geschichte
der Römischen Poesie. 4 Hefte. Innsbruck 1873 — 87.
Ueber das Fortleben Ovids handeln:
K. Bartsch, Albrecht von Halberstadt und Ovid im Mittel-
alter. Quedlinbm^g und Leipzig 1861.
(Vgl. die praef. p. XXX\1I.)
M. Manitius, Beiträge zur Geschichte des Ovidius und anderer
Römischer Schriftsteller im Mittelalter. Philologus, Supple-
mentband VII (1899) p. 721—758.
G. Paris, Chretien Legouais et les autres traducteurs ou
imitateurs d'Ovide. Histoire litteraire de la France XXIX
(1885j p. 455 ff. 568 ff.
, la poesie du moyen äge. Paris 1887. Zumal p. 189 ff.
D. Reich ling, Einleitung zu seiner Ausgabe des Doctrinale
des Alexander de Villa-Dei (monumenta Germaniae paeda-
gogica Bd. XII. Berlin 1893), Seite XIX und XXVII:
Ovids Ars als Schullektüre.
W. Wattenbach, Zeitschrift für deutsches Altertum und
Litteratur XXXIV (1890) p. 270 ff. Eine Nachahmung der
Ars aus cod. Monac. 11601, aus dem XIV. Jahrh.
Anderes ist zu den einzelnen Stellen angegeben. Noch sei be-
merkt, dass sich die Citate aus Frie dl a enders Sittengeschichte
auf die fünfte Auflage beziehen (Leipzig 1881), da diese noch
sehr verbreitet ist: die Besitzer der folgenden Auflage können das
Gewünschte leicht finden, da die früheren Seitenzahlen am Rande
der sechsten Auflage angegeben sind. — Mit der dritten Auflage
von Beckers Charikles und Gallus ist die von H. Göll besorgte
Bearbeitung gemeint (Berlin 1877/78 und 1880,82, je 3 Bände).
S. XXI Anm. 7. Vgl. Guichon de Grandpont, Ovidius Nauticus.
Amples citations avec explications sommaires des passages de tous
les poemes d'Ovide qui ont rapport ä la marine. Brest 1887.
S. XXII Anm. 2. Mit den gespeiTt gedruckten Stellen sind
nur die in den Metamorphosen ausführlich erzählten Sagen
gemeint; also bei I 525—564 (Bacchus und Ariadne) ist nicht auf
Anhang. 205
met. YIII 174—182 hine:ewiesen; dagegen ist es ein bedauerliches
Versehen, dass in Zeile 15 von oben die Worte Cephalns und Prokris
nicht gesperrt sind; vgl. den Kommentar zu III 687 ff.
S. XXII Anm. 7. Vgl. Sen. controv. III 7: appard, inquif, te
poefas studiose legere: iste sensus eins est qui hoc saeculum amaforiis
non artihus tantnm sed senientm implevit. Ovidins enim in libris
metamorplwseon dicif etc. (folgt met. VIII 877 f.). Vgl. noch Ov. rem.
am. 487 : a)'tes, i, perlege nostras.
II. Zur Gestaltung des Textes.
Entsprechend der Tendenz der Ausgabe (vgl. das Vorwort)
finden sich hier nur verzeichnet:
1. die Abweichungen vom Texte der Ehwaldschen Ausgabe;
die wenigen Interpunktionsveränderungen sind unwesentlich
und daher nicht angegeben.
2. die Textgestaltung begründende Zusätze bei besonders
markanten Stellen.
Die für die Rezension der Ars massgebenden Handschriften
sind folgende:
R ein Parisinus Regius Xr. 7311 aus dem Anfange des X. Jahr-
hunderts. Er enthält die ars, remedia. das vor den amores
stehende Epigramm, und von den amores I 1, 3 — 2, 49.
0 ein Oxoniensis aus dem IX. Jahrhundert, 'quem arcta cum
Parisino necessitudine coniunctum, sed illo tamen inferiorem
diligentissime. ut solet, descripsit contulitque R. Ellis in
Hermae Berolinensis vol. XV p. 427 — 432". Ehwald praef.
p. IV. Enthält nur das erste Buch der Ars.
Erstes Buch.
264. TJialea steht in R und 0. So schrieb Ribbeck Verg. ecl. 6, 2.
Diese Schreibweise wird bestätigt durch Servius z. d. St. : . . . Jatine
^Thalea^ dehiiit dicere, sicuf Kvd-sgeia Cytherca; sed propfer eupJioniam
contempsii ins regiiJae et ideo in graecitate permansit. Vgl. Festus von
Mueller p. 359 Z. 28 1.
331. Nach diesem Verse sind in R von später Hand am Rande
folgende zwei Verse nachgetragen
Himc liostem patitur cum reliqiiis avibtcs.
Altera ScijUa novum Circes medicamine monstrum
Dazu bemerkt Ehwald : 'versum priorem alii Codices, in bis Bern. 478,
item scribunt, alii sie: Puppe cadem celsa facta refertur avis; in
206 A.rs amatoria
versu altero: scirces R; in aliis codd. (in his Bern.) legitur: maris
monstrum medkamine drces.'
Die Verse sind in sichtlich ungeschickter Weise hinzugefügt,
um der in der Anmerkung zu 332 bemerkten Verwechselung vor-
zubeugen.
Nach 394 sind in minderwertigen Hss. und von zweiter Hand
am Rand von R folgende zwei Verse überliefert:
tunc neque fe prodet communi noxia culpa,
factaque erunt dominae dictaque nota tibi.
Dass sie nicht von Ovid herrühren, liegt auf der Hand. Der
erste Vers enthält eine ganz alberne Wiederholung von 390, der
zweite sagt nichts anderes als der gleichfolgende Vers 398.
466—471. Diese Verse fehlen in 0; in R sind sie von zweiter
Hand am Rande nachgetragen.
731. Der Vers, der in 0 fehlt, ist in R korrupt überliefert:
siehe Ewald praef. p. XXXIV. Side hat nach dem Vorgange von
Heinsius R. Schultze conjiciert: s. L. Müller im Rhein. Mus. XVII
(1862) p. 531.
732. naide Ehwald : vgl. den Kommentar.
Zweites Buch.
77 f. Vgl. Ehwald praef. p. XXXIV.
308. Der Vers ist überliefert: quod mvaf et quaedam gandia
noctis habe, was sicher falsch ist. Was bisher conjiciert ist, vermag
nicht zu befriedigen ; so B u r m a n n : quod iuvaf et qime dat gandia,
voce proba (oder: . . . quae dat gaudia nocte, proba, oder: . . . quae
dant gaudia noctis, ania) oder Ehwald: q^uod iuvat et, quae dat,
gaudia noctis habet. Gegen Ehwalds Conjektur ist einzuwenden,
dass sie den Imperativ am Schlüsse des Distichons beseitigt, was
unzulässig scheint, wie der gleichmässige Bau der Distichonreihe
von 297 an zeigt: jedes Distichon schliesst mit einem Imperativ:
puta proba roga place liabe.
Nun schliesst aber schon 306 mit dem Imperativ habe: es ist
sehr leicht möglich, dass das Auge des Schreibers von 308 auf das
eben geschriebene und noch im Gedächtnis haftende hcd)e in 306
abirrte, so dass dadurch in 308 der richtige, den Schluss bildende
Imperativ verdrängt wäre. Eine befriedigende Lesart vermag ich
nicht herzustellen, doch ist so vielleicht der richtige Weg gewiesen.
Drittes Buch.
198. lieber die Form suscepta (succeptä) vgl. Rothstein zu
Prop. IV 9, 36.
232. brattea. lieber die Form vgl. Lachmann zu Lukr. IV 727.
Anhang. 207
Zur Sache vgl. Sen. ep. 115, 9: miramur parietes tentii marmore in-
dudos, cum sciamus, qtiale sif, quod ahsconditur. oculis nostris in-
poninms, et cum auro tecta perfiidimus, quid aliudquam mendacio
gaudemus ? sciemus enim sub illo auro foeda ligna Jafifare. nee tantum
parietibus mit lacunaribus ornamenfum tenue praetenditiir : omnium isto-
rum, quos incedere altos vides, hraffeafa felicifas est.
273. analectrides Ehwald. analeptides doch wohl von avalaf.i-
ßdveiv. Vgl. auch Weise, die griechischen Wörter im Latein. Leipzig
1882 p. 182 Anm. 7.
343. Vgl. Ehwald praef. p. XXXVII.
III. Zum Koinmentar.
Erstes Buch.
2. Eine Anlehnung in der Anthologia Latina Nr. 788 Eiese:
Maeonium quisquis Romanus nescit Homerum, me legat et lectum credat
utrumque sibi. Vgl. Comparetti, Virgil im Mittelalter. Aus dem
Italienischen übersetzt von Hans Dütschke. Leipzig 1875 p. 140
Anm. 1.
3. Die Stellung wie her. 13, 101 : cum venies, remoque move velo-
que carinam.
10. Vgl. Ov. rem. am. 23 : et puer es, nee te quicquam nisi ludere
oportet : lüde ! decent annos mollia regna tuos.
11 ff. Vgl. Tolkiehn, Homer und die römische Poesie. Leipzig
1900 p. 158.
12. Vgl. auch Dieterich, Nekyia. Leipzig 1893 p. 166 f.
16. Zu der üblicheren, auch auf dem im Kommentar citierten
Wandgemälde aus Herculaneum dargestellten Züchtigungsmethode
passt noch besser Apul. met. IX 28: vocatis duobus e familia vali-
dissimis quam altissime stiblafo puero ferula nates eius obverberans
etc. — Eine Aufzählung verschiedener Züchtigungsarten bei Ausonius
im protrepticus ad nepotem 26 tf. (p. 262 Peiper).
27 ff. Vgl. auch das Epigramm des Asklepiades (AP. IX 64):
ÄvTal 7tOLf.iaLvovTa i.ieoaf.ißQivcc (.tT]Xd as Movoai
eÖQa-/.ov iv T^gavaolg ovQeaiv, 'Holoöe,
xai öOL Y-oXkiTthrikov iQvood/iisvai. Ttegl jiäaai
toQs^av ödcprag hgov d^gsfiova,
öCüKav Ö6 iiqdvag ^EliKcovlöog evO-eov vöiog,
10 7ijavoD nib'kov jiQÖod-ev e-KOipsv ovv^,
ob ob y.OQeaodiii€vag (.iay.dQtov ysvog sqya ts ^loXrraig
xai yevog d()%auov eyQacpeg i)f.iid-6iüv.
31. lieber das ius stolas habendi vgl. Friedländer, Sitten-
geschichte I 515.
208 '^'■ä amatoria (Anhang)
31_34 citiert Ovid selbst: trist. II 247—250.
5B. Ueber Andromeda vgl. auch Rohde Gr. R. 33. Auch bild-
lich wurde die Sage oft dargestellt: vgl. die ausführliche Be-
schreibung bei Achilles Tat. III 7. Lucian. de domo 22. Das
Motiv der schönen, an den Felsen gefesselten Jungfrau auch bei
Ariost (X 93 ff.).
57. Gargaron ist nach Luc. dial. deor. 4 auch der Schauplatz
der Entführung des schönen Ganymedes durch Zeus.
57 if. Vgl. Zingerle, Ovidius und sein Verhältnis zu den Vor-
gängern und gleichzeitigen römischen Dichtern I (Innsbruck 1869)
p. 38.
59. Qitot caelum Stellas. Der Vergleich ist alt, schon Genesis
22, 17. Vgl. Otto, die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redens-
arten der Römer p. 321 (sub sidus 1).
67. Nachgeahmt von Mart. XI 47, 3: cur nee Pompeia lentus
spatiatur in iimhra?
69. Ueber die munera vgl. Jordan. Topographie der Stadt Rom
im Altertum II 48 ff.
Uebrigeus ist der Eingang dieser porticus Octaviae bei der
Kirche S. Angelo in Pescaria erhalten, freilich in der Form, die
es bei der Restitution durch Septiraius Severus und Caracalla
erhielt.
70. Vgl. Ov. trist. III 1, 61: dncor ad infonsi Candida templa
dei, Signa peregrinis uhi sunt alterna columnis etc.
76. Interessant ist auch das Epigramm des Meleager (AP. V
159) eig Jrjftco ti]v kaiqav.
Jrif.icü Xev/.OTrccQSU, oh i-iiv rig eyMV vrcoyotoxa
xeQTitjai • ä ö' h hiol vüv onvdyu y.Qaöla.
ei de oe oaßßmiy.og /.axiyei rcod^oq,, ov {.liya ^aüiicf
eoTi y.al ev ipvyQolg odßßaoi ^eQi^ibg "EQcog.
Der Vers erinnert an Tib. I 7, 18: alba PaJaesfino sancta
columha Syro.
Zu der Verallgemeinerung des Namens Sijria vgl. Martian.
Capell. VI 678 fp. 552 Kopp) : iuxta est Syria, multis distincta nomi-
nihus. nam et Falaestina est, cßia contingit Arabiam, et ludaea et
Phoenicia et quantnm intehor habetur Damascene, in meridiem vergens
Babylonia.
89. Im griechischen Theater war das anders; darüber
Rohde, Gr. R."^ 73, 6. ..Auf keinen Fall aber bot sich — das
dürfen wir aus dem völligen Mangel einer jeden Hindeutung
schliessen — im Theater irgend eine Gelegenheit zu einer An-
näherung der Geschlechter, wie sie bei römischen Verhältnissen
Ovid so lockend auszumalen liebt."
99. Vgl. Felix Bock, Aristoteles Theophrastus Seneca de
matrimonio. Accedit scriptoris Christiani liber nuptialis. Dissert.
inaug. Lips. 1898 (In den 'Leipziger Studien' Bd. XIX p. 1—70),
I 31-187. 209
p. 37 f. Lactant. de vero cultu VI 20. Aelian. var. bist. VII 10:
Tfj SavdinTTTj dh 6 lojy.QCXTi^g, tTtel ov-k i]ßov?.eTO rb Ixeivov iuäxiov
svdvoaod-aL y.ai ovTwg inl tt/j' d-eav Tf^g Ttounf^g ßaöCeiv, eg)r^- ögäg,
ojg ov d-eLOQTqoovoa -d^etogr^oo/ueri] öe (.lälXov ßaöiZsig.
101 — 134. Nach sonst üblicher Auffassung fand der Raub bei
Gelegenheit einer circensischen Aufführung statt. Liv. I 9,6:
Judos ex industria parat Nepfuno equestri solJemnis; Consualia vocat.
Cic. de re publ. II 7, 12: ... Sabinas honest o ortas Joco virgines.
quae Romam Judorum gratia venissent, quos tum primum anniuersarios
in Circo facere instituisset etc. Vgl. Ladewig zu Verg. Aen. VIII 636.
185. „Ganz besonders aber dienten die Gewölbe, die den Circus
umgaben, feilen Dirnen zum Aufenthalt (Juv. III 65: ad circum
iussas prostare pueJJas. Anth. Lat. R. I 190 : iJJe liahuit doctas drei
prostare pueJlas. Elagab. 26. Salmasius (ed. Lugd. Script, liist.
Aug.) p. 918 b), daher es in einer christlichen Schrift heisst, der
Zugang zum Circus führe durch das Bordell (Cj-prian. spectac. 5).
Unter diesen Prostituierten waren viele Syrerinnen und andre
Orientalinnen in fremder Tracht (Juv. III 66), die beim Schall von
Handpauken, Cymbeln und Castagnetten ihre unzüchtigen Tänze
tanzten." Friedländer, Sittengeschichte II 286.
144. Die Bedeutung von puJ}Jica verba wird klar aus Sen. ep.
3, 1 : itaque si proprio UJo verbo , quasi puhJico usus es et sie iJJum
amicum vocasti, quoniodo omnes candidatos bonos viros dicimus, quo-
modo obmos, si nomen non succurrif. domiuos salutamus etc. Ov. am.
III 7, 11 : et miJü bJanditias dixit, domiuumque vocavit, et quae prae-
terea pubJica verba iuvant.
146. Antike Zeugnisse über das T r o j a s p i e 1 stellt zusammen
Gardthausen, Augustus und seine Zeit II 1, p. 262. Anm. 28; 112.
p. 519, Anm. 5. Vgl. ferner R. Ehwald im Philologus LIII (1894)
p. 738 ff. Sonstige Litteratur bequem bei A. v. Premerstein, das
Trojaspiel und die tribuni celerum in der Festschrift für Otto
Benndorf, Wien 1898 p. 261—266.
149 tf. Wie tretfUch gelungen die Stelle ist, wird noch klarer,
wenn man sie mit einer ihrer Nachbildungen vergleicht ; wie plump
sagt z. B. Herbort (vgl. Bartsch, Albrecht von Halberstadt etc. p. XL) :
den stoup er ir ahe Jas:
da gestuppes nie nild was,
da hete er die gebere,
aJs da stoup were.
160. Vgl. Theophr. char. 2, 11 : xori xov naidbg sv reo d-sdtQco
dLcpsXöuevog tct 7tQooy.eq>dlaia avibg vTtoaxQwoai.
164. Vgl. auch Friedländer, Sittengeschichte II 370 ff.
171. Ueber die Dedikation des Tempels des Mars Ultor vgl.
monum. Ancyr. IV 21 (p. 88 Momras. -) Suet. Aug. 29. Ov. fast.
V 545 — 598. Ueber den Namen Ultor s. Ov. 1. 1. mit Peters Anm.
187. Vgl. Apollod. II 62. Die bildlichen Darstellungen hat
Ovid, ars amatoria ed. Brandt. l'i
210 -^rs amatoria (Anhang)
Mvlonas verzeichnet (Mitteil. d. deutsch, arch. Inst, in Athen. III
(1878) 261). Vgl. auch Röscher, Lexikon I 2, 8p. 2222.
194. iuvenum princcps. Vgl. auch mon. Ancyr. II 46 (p. 51
Momms. -) : C. et L. Caesares honoris mci causa senatus popnlusque
Bomamis annuni qiiintmn et decimum agervtis consuJes designavit, ut
euni magistratum inirent post gtcinrpiennium .... Equites autem
Fiomani nniversi principem inventutis utrumque eorum parmis
et hasfis argenteis donatum appelJaverunt.
198. Vgl. noch Justin. XLII 4, 16: sed fatmn Parfhiae fecit,
in qua iam quasi sollernne est reges parricidas huheri, ut sceleratissi-
nitis omnium, et ipse Phrahates nomine, rex statuerctur. Itaque statini,
quasi noJM niori, patreni interfecit; fratres quoque omnes trticidat.
Ausführlich Joseph, antiqu. Jud. XVIII 2, 4 (§ 39 ff.).
213. Das erste Hemistich auch bei Stat. silv. III 2, 127.
214. Ueber den Farbengegensatz in diesem Verse und Ovids
Vorliebe dafür vgl. Zingerle, kl. philol. Abhdl. II 30.
229. Abgesehen von der leichten und bequemen Gelegenheit,
welche die Gastmähler den Männern boten, der Tugend der Frauen
nachzustellen, gab es dort auch sonst sinnliche Aufregungen aller
Art. welche die Absichten der Männer erleichterten. Unsittliche
Arien, frech nackte theatralische Darbietungen und üppige Tänze
entzündeten die Sinne, daher Plutarch. quaest. conviv. VII 8, 4, 4
(p. 712F): Ol de noXkoi^ xat yvvar/.öjr oiy/.aray.eii.iiviov y.cd Ttaidiov
a.vi]ßtov, lTCiöet/.yvvzaL ^utio]/-iaTa rtgayi^idziov v.a.) köyiov, a TTCcorig /.udr^g
TagaxcüöeaTSQOv rag ilivyag diari^r^oiv. Quint. inst. or. I 2, 8 : omne
convivimn obscenis canticis strepit, pudenda dicfu spedantur. Bekannt
ist, dass man Backwerk (Mart. IX 2, 3. XIV 69) oder Gläser
(Juven. I 2, 95 : v^treo hihit ille priapo) in Gestalt von Geschlechts-
teilen den Gästen vorsetzte; Lampen in Phallosform und ähnliche
beim Gelage dienende Obscönitäten haben sich in Pompei massen-
haft gefunden: A'gl. z. B. Fachin/ musee roj'al de Xaples, pein-
tures, bronces et statues erotiques du cabinet secret. Paris 1836.
— Vgl. auch Jahn, Berichte der Sachs. Gesellsch. der Wissen-
schaften 1851 p. 168. Daher Val. Max. II 1, 5: vini usus olim
Pomanis feminis ignofus fuit, ne scilicet in aliquod dedecus prolabe-
rentur: quia proxinms a Libero patre intemperantiae gradus ad in-
concessam Venerem esse consuevif.
231 — 234. Durch ein bedauerliches Versehen ist im Kommentar
das erste griechische Citat mit Callim. ep. 48 bezeichnet: der ge-
neigte Leser wird gebeten, dies zu streichen und dafür einzusetzen :
Achill. Tat. II 3, 3 (p. 60, 18 Hercher).
232. Thöricht ist die Erklärung bei Athen. XI 476 a: rovg
TCQänoig leysTai zoig '/.egaOL tCov ßoöjv ttIvbiv • äcp' ob xbv Jiövvoov
■/.egarocfvi] nXdTTtod-ai h'ri xe raüQOv y.aXHod-cxL vno rcoXXwv 7rou]T(I)V.
Dagegen Diogen. VII 89: /.iqaxa eyeiv ItiI rwv ävdqeiag tmöhqipiv
kyöviMv.
237. Vgl. auch Ov. met. XII 242: vina dahant animos^
I 194-271. 211
caJonbus a2)fos vgl. Hör. ep. I 20. 24 : corporis exigui, praecanum,
solihus optum. Ov. met. XIV 25.
•230. Um den Kommentar nicht zu sehr zu belasten, gebe ich
hier noch einige Parallelen. Arist. Eth. Hill: zoioütov de Ttoiocot
mc Ol jite^oy.öfievof eielniöeg yccQ yivovrai. Diphil. fr. 86 Kock
(II p. 569) bei Athen. II 35: cb tiügl tolg (pQovovoL TigoGCfüJoicaE
Jiövvoe x«fc GO(pcüTa^\ tog r^övg Tig €i • dg rov xaneivov /^u'ya cpoovelv
Tioulg f.i6vog. tov rag ocpQüg aiQovTa ayf-irrsi^eig yeXäv, xöv t' äGd-evr]
Tolf.iäv Tt. Tov öei'Aov d-Qcwvv. In den Anakreonteen ist das Thema
mehrfach durchgeführt, vgl. 43 (25). 46 (26), 47 (32). 48 (39). Hör.
ep. I 5, 16: quid non ehrietas deftnjnaf? Operta recludif, spes inhet
esse raias, ad procJia trudit inertem ; soJHcifis animis onus exhnit,
addocef aries. Fecundi calices quem non fecere disertum? Contractu
quem non in paupertate sohttum? Epod. 11, 13. (Silius 11, 285.)
Vgl. Zingerle, Ovid etc. III 16.
244. Mehr darüber bei Otto, Sprichwörter der Eömer unter
Venus. Rohde, Gr. R. 161, 3.
255. Ueber die üeppigkeit des Badelebens in Bajae hat schon
der alte Varro gesprochen, vgl. sat. Men. fr. 44 (in Buechelers kleiner
Petronausgabe -^ p. 167 = Riese p. 105): quod non solum inmihae ßunt
communis, sed etiam veteres repuerascunt et nmlfi pueri puelJascunt.
Vgl. auch die philisterhafte Auseinandersetzung bei Seneca
(epist. 51), dem es nichts als ein "deversorium ritioriim" erscheint.
259. Bei Aricia befand sich auch eine Grotte und Quelle der
Egeria, s. Sil. IV 367, Ov. fast. III 261, und hier war der Heros
Virbius heimisch, der später mit Hippolj^tus, dem Sohne des Theseus,
identificiert wurde. Darüber vgl. Verg. Aen. VII 761 tf. und Peter
zu Ov. fast. III 265. Ueber den Dianakultus von Nemi vgl. Preller
RM. I" 314.
260. Vgl. auch Paus. II 27, 4 : 6 de (sc. Hippolj'tus) lg 'IraXiav
eo^trai TCaqa robg l^Qr^islg y.al IßaGiAevGe z« amöd-i y.ai dxnjxe t^
l4QT€i.iidi x€f.itvog, tvd^cc äxQi lf.tav i^iovojitcr/iag ad-Aov ?'i' ugäG&ai Ttj
^€ä) zov vr/.wvta. 6 dh dywv eAsvd-eQcov /Lihv TVQoey.eiTO ovöevi, oixeTaig
öh änodQäGi rovg ötGTCÖrag.
263. retia ponas. Vgl. Otto, die Sprichwörter der Römer p. 299
(sub rete 1).
264. imparihus rotis. Vgl. noch Ov. trist. III 1, 11: cJauda
quod alterno suhsidunf carmina versu-, vel pedis hoc ratio, vel via longa
facit. ex Pont. IV 5, 3 u. s.
269. Vgl. Petron. 110: ceternm Eumolpos . . . miüia in muJiebrcm
levitatem coepit iactare: quam facile adamarent, quam cito etiam filio-
rtim obliviscerentur, mdlamque esse feminam tarn pudicam, quae non
peregrina Jihidine usque ad furorem averteretur.
271. Beispiele für das sogenannte Gyf^ua 1^ ädwarov geben
die alten wie auch neueren Dichtwerke in Unmenge. Hier seien
aus dem grossen Vorrate einige herausgegriifen. Gewissermassen
das Fundament solcher Vergleichungen bildet der bekannte Schwur
14*
212 '^rs amatoria (Anhang)
des Achilles (Ilias I 234): vai fia rööe OYS]7TTQnv tb fxkv ov rrore
fpvXla -/XU oCovg cpvoei, kTtsl öi] ngCoia. TO{.iriv h oqsooi ke'/.oiTrsv, ovö^
ävad-)]h]0€L . . . denn auch hier ist der Sinn : eher wird dieser Stab
wieder Blätter treiben, ehe Achill die Beleidigung vergisst. Hdt.
V 92 a : fj öt] b re ovQavbg eozat evsgd^e rf^g yfjg y.al j; yfj /^uricogog vrieq
Tov oi'Qavov Y.a.1 avd-QcoTtOL vofxbv h daläoat] t^ovai y.al ixd-veg rbv
TtQÖxeQOv uvd-QcoTtoL, ozE /£ vi-idg 10 yia/.sdaLuövLOL loo/.oaiiag y.ara-
Xvovzeg zvQavviöag lg t«c Tzö/ug y.azdyeiv TraQuay-svaueods (dazu vgl.
Archil. fr. 74 bei Stob. flor. HO, 10).
Das ScÖvmzov. dass das "Wasser rückwärts den Berg hinauffliesst,
ist überaus häufig. Eur. Med. 410: livco nozuuCov hgwv xcogoCoi
Ttayai. Vgl. Hesych. s. v. ävco nozauöjv. Ov. her. 5, 30. ex Ponto
IV 5, 43. niet. XIII 324: ante retro Simois fluef. trist. I 8. 1.
Hör. carm. I 29. 10. Prop. II 15. 33: fluminaque ad caput incipient
revocarc liqnores.' III 19. 6. Sil. V 253. Claudian. 3, 159. 18, 353.
— Andere dövvaza (meist schon in den citierten Stellen mitenthalten)
z. B. Verg. ecl. 1. 59 ff. 8, 51 ff Ov. Pont. II 4. 25 ö: IV 6, 45 ff.
met. XIV 38 ff Prop. I 15. 30. Hör. epod. 16, 25 ff. Um auch
aus neueren Dichtern einige Parallelen zu bringen, sei erinnert an
Schiller, Jungfrau I 10: Karl: Und Orleans, sagst du, wird nicht
übergeJm? Johanna: Eh^ siehst du die Loire zurücke fliessen. —
Maria Stuart III 3: Eh' mögen Feu'r und Wasser sich in Liebe be-
gegnen, und das Lamm den Tiger küssen etc.
Uebrigens steht der Versauss-ang aestate cicaclae mehrfach bei
Lucrez (IV 56. V 800). Zur Sache vgl. No\äus v. 25 (II p. 258
Ribb.): quando ad Judos venit, alii cum tacent, fofum diem argidatur
quasi cicada.
276. Vgl. Eur. Androm. 220: aioxQÖv ys- y.aLzot yaiqov' aQoevcov
vöoov ravzrjV voGovuer, u/.La rToovözr^uev y.aÄtüg.
283. Ueber die zahlreichen Versionen der Bybüssage vgl.
Rohde Gr. R. 95. 1. Haupt-Korn zu Ov. met. IX 441.
285. Myrrha. Vgl. auch Rohde Gr. R. 36. 101.1. Vgl. Joseph,
antiqu. Jud. XIX 1. 13 (94): y.al yctg {.üuog eiadyazai, y.ad^ ov ozav-
Qovzat Xrjfpd-elg f]yef.id)v, b ze ogyr^ozzig ÖQäua eiadysL KivvQav, ev tt)
avzög ze Ly.zdvezo y.al fj d-vydzr^g Mvqou, alud ze i/v zsxvrjtbv Tto'kh
y.al TTEol xbv ozavQojd^evza iy.y.tyvuevov y.al zwv Titql zbv KivvQav,
Suidas II 1 p. 1037 Beruh.: Etvocpöjv EuTigiog, lozoQi/.ög. Kv/tQia/.d'
tazi de y.cd avza egtoziytöv vnod-eoewv iazogia Tieoi ze Kivvqav y.al
MvQoav yal ".-Jöioviv.
289. Sogar in Tänzen wurde die Sage dargestellt, vgl. Luc.
Salt. 49. Sueton. Nero 12: inter pjrrhicharum argumenta taurus
Pasiphaen ligneo mvencae simulacro abditam iniif. Mart. spect. 5:
iunctam Pasiphaen Dictaeo credite tauro : vidimu-s, accepit fahula prisca
fidem. nee se miretur, Caesar, longaeva vetustas : quidquid fama canit,
praestat harcna tibi.
292. lactis. Vgl. Otto, die Sprichwörter der Römer p. 183
(sub lac 1).
I 276—388. 213
293. Die griechische Adjektivform lautet Krwo{o\iog, Find. Ol.
12, 16. Soph. Ai. 699 ii. oft. Ovid hat ausser Gnosias auch noch
Gnosiacus (z. B. met. VII 471), Gnosis (z. B. ais I 527. III 158) und
Gnosius (z. B. her. IV 68). Vgl. auch Orelli zu Hör. carm. I 22, 14.
Cydomns würde einem griechischen Ktötursiog entsprechen, was
ich nicht nachweisen kann. Die griechische Form heisst EvSchviog
(z. B. Kvöcbviai ur^kideg = Quitten, deren Heimat hier war, bei
Ibykus fr. 1 bei Athen. XIII 601 B).
331. Aesch. Choeph. 613: ä/j.av di] ziv' h '/.öyoig oxvytlv, (poL-
viav Iy.vX'/xiv, aV ex&gcbv vnal cf^Cot' änchXeotv cfi/.ov, Kgr^rAolg xqv-
aeod/nr^TOioiv bguoig nidr^Gaoa öcögoioc Mivw. Nioov ad-avdzag Tgiyog
voacfioao^ arcQoßovXiog nviovd^ a y.vvocpQOJv vtxvco • -/.lyävu de fiiv
"EQi^f^g. Nach Ov. trist. II 393 war die Sage von Skylla auch Gegen-
stand dramatischer Behandlung. — Vgl. auch Eohde Gr. E. 93. Ueber
die Verwechslung der beiden Scylla vgl. auch Zingerle, Ovid etc. 1 124.
332. Ueber die Hunde der S^kylla vgl. auch Lucr. V 889.
Tib. III 4, 89. Verg. Aen. III 432.
335. Ueber die Behandlung der Medeasage vor Euripides vgl.
Wecklein in der Einl. seiner kommentierten Ausgabe der Medea.
fJamma wird man hier nicht erklären dürfen 'die Liebesglut
der Creusa', vielmehr ist die Liebesleidenschaft, die all den Jammer
verschuldet, die der Medea : ihre Liebe und, als sie sich verschmäht
sieht, ihre rasende Eifersucht. Demnach ist flamma wörtlich zu
nehmen : der Flammentod der Creusa. Und ein -^^irklicher Flamme n-
tod war es, das geht aus allen Stellen hervor, vgl. z. B. Eur. Med.
1187: d-avf.iaGTOV ^iei väf.ia Ttaucfayov rcvQog.
336. Ueber die Stellung von sangnmulenta vgl. V. 414 und
Zingerle, Ovid etc. I 15.
337. Darauf bezieht sich auch das Epigramm AP. III 3. Von der
Blendung des Phoenix weiss Homer nichts. Vgl. auch Arist. Ach. 421.
339. Die Namen der unglücklichen Söhne des Phineus werden
verschieden angegeben : Farthemos und Kramhis (schol. Apoll. Rhod.
II 140), Oartlms und Kramhis (schol. Ap. Rh. II 178i, PJexippos und
Fandion (Apollod. III 200), Folymedes und Khjiios ( Anth. Pal. III 4).
— Von Aeschylus (Athen. X 421 f., fr. 251 Dind.) und Sophokles
(fr. 633 — 642 Dind.) ist die Phineussage dramatisch dargestellt.
344. e mulfis — una Ueber den 'Zahlengegensatz'' vgl. Zingerle,
kl. phil. Abhdl. II 32.
349. Vgl. Publilius Syrus 28 (II 312 Ribb.): aJiena nohis, nosfra
plus aliis placent. Juven. V 14, 142: maiorque videtur et melior vicina
seges. Pers. 6, 13 : secnrus et anqulus ille vicini nosfro quia pinguior.
373. Vgl. Rothstein zu Prop. III 3, 23.
374. Vgl. Otto, die Sprichwörter der Römer etc. p. 244 (sub
nix 2).
388. Die Quelle dieser überaus häufigen sprichwörtlichen
Wendung ist Homer. II. VI 345 ff. Zahlreiche Nachweise giebt
Otto, a. a. 0. p. 365.
214 -^rs amatoria (Anhang)
392. Hinter Verg. füge ein : georg. IV 247.
405. Diesen Tag hat man wohl auch bei Prop. IV 5, 35 zu
verstehen.
Der Xame Fortuna Virilis soll sicli dadurch erklären, dass sie
den Frauen bei den Männern Glück giebt. Vgl. Ov. fast. IV 145 ff.
407 f. Dass mau sich zu Neujahr Geschenke machte, ist mehr-
fach überliefert. Die Xeujahrsgeschenke heissen strenae (vgl. aber
Orelli, No. 2417 ^= I p. 421 Zeile 1), woraus sich das französische
etrennes entwickelt hat. Vgl. Ov. fast. I 185 ff. Mart. VIII 33, 11.
XIII 27. Plin. uat. hist. XXVIII 22. Ausführliches darüber bei
Preller, EM. l'^ p. 180 ff. Marquardt-Mau, Privatleben I - p. 252
Anm. 1.
Dass solche Geschenke zum Teil sehr kostbar und teuer waren,
beweist Juven. II 6, 153: meme qiiidem hrmnae, quo iam mercafor
lason clausus, et urmatis obstat casa Candida naiitis, grandia toUnntiir
crystcdlina. mcixima rursns murrina, deinde adamans notissimus et
Berenices in digito factus pretiosior.
Circus allein bedeutet in der Regel den Circus Maximus. Juv.
IV 10, 37. Liv. VIII 20, 1.
Nun heisst freilich auch der Circus Flaminius bei Ovid
schlechthin circus, ohne Zusatz (fast. VI 205. 209), und es ist nicht
zu leugnen, dass die römischen Leser, wenn es sich an unserer
Stelle wirklich um einen andern Circus handeln sollte, auch ohne
nähere Angaben aus dem Zusammenhange sofort wussten, welcher
Circus gemeint sei^ Man kann daher unsere Stelle auch auf den
Circus Flaminius" deuten. Martial z. B. hat den Becher, den er
dem Flaccus schickt, am Circus Flaminius gekauft (Mart. XII 74).
409. Vgl. Stat. silv. I 3, 95: haec per et Aegeas hiemes Plia-
dumque nivosum sidus et Oleniis dignum pctiisse suh astris.
418—430. Die Habsucht und immer erneute Geschicklichkeit
den Liebhaber zu rupfen, ist ein von der Komödie her vererbtes,
dann in immer neuen Variationen begegnendes Motiv. Hier einige
Andeutungen. Plaut, trucul. I 1, 31 : priusc[uani unum dederis, cen-
tum quae posccd, parcd. auf periit cmrum aut concissa pcdlulast aiit
empta anciUa aut cdiquod vasum argenteum aut aliquod vasum ahenum
aut Jectus dapsilis aut armariola Graeca aid aliquid semper est quod
pereat debeatque amans scorfo suo. asin. I 3, 16 u. s. Ov. amor. I
8, 38: quantmn quisque (erat, respiciendus erit. Hör. ep. I 17, 55:
nota refert meretricis acumina, saepe catellam, saepe periscelidem raptam
sibi (lentis, uti mox nnlla fidcs damnis verisque doloribus adsit. Be-
sonders anschaulich auch Mart. XI 50: -^
Nidlast hora tibi qua non me, Phylli, furentem
Despolies: tanta calliditate rapis.
Nunc plorat speculo fcdlax anciUa relicto.
Gemma vel a digito veJ cadit aure Japis;
Nunc furtiva lucri fieri bombycina possunt
Profertiir Cosmi nunc mihi siccus onijx etc.
I S92— 477. 215
433. rogare mit dem acc. c. inf. z. B. auch met. XIV 138:
tot mihi natales contingerc vana rogavi.
data reddcre nolunt auch dies schon iu der Komödie ausgeprägt
und in den Vorschriften der Jena Bipsas enthalten ; Ov. am. I 8, 101 :
cum multa ahstideris, uf non tarnen omnia donet, quod nmiquam reddas,
commodet. ipsa roga!
475 f. Dieses Distichon hat sich an der Wand einer Basilika
zu Pompei in folgender Form gefunden:
(Xiiid pote tan durum saxso aut quid mollius unda?
dura tarnen molli saxsa cauantur aqua.
S. CIL. IV 1895. Anth. Lat. ed. Buecheler II 2 p. 433 (Xr. 936).
471. Vgl. Achill. Tat. I 9. 6: ü yäg to. äygia tüv d-riQicov
ovvr^d^eia ri^aaevszai, rcolh (.lälkor tuvt]] (.lakaxd-eiiq y.al yivt]. Eine
ähnliche Pointe hat das Epigramm des Marcus Argentarius (AP.
IX 221), V. 5:
cpQiaaw rbv ßqoxnXoLyöv • ö yccQ ymI S-fjoa daf.iaCo)v
ayQiov, ovo' dkiyiov (peiasTaL aueouov.
473. Lucr. I 311: quin etiam nnütis solis redeuntibus annis
anuJus in digito suhter temiatur hahendo, stilicidi casus lapidem cavat,
uncus aratri ferreus occuUe decrescit vomer in arvis, strataque iam
volgi pedihus detrita viarum saxea conspicimus: tum portas propter
aena signa manus dextras ostendunt adtenuari saepe salutantum tactu
praeterque meanfum. Ov. ex Pont. IV 10, 5: gutta cavat lapidem,
consumitur anulus usu. attcritur pressa vomer aduncus Immo. Weiteres
bei Bergk, kleine philologische Schriften, Halle 1884, I p. 434.
474. Ov. ex Pont. II 7, 43: nee magis adskluo vomer tenuatur
ah usu etc. am. I 15, 31 : ergo, cum silices, cum dens patientis arcdri
depereant aevo, carmina morte carent.
475. Nachweise dieses Sprichwortes in der deutschen Litteratur
des Mittelalters bei Bartsch, Albrecht von Halberstadt etc. p. XL.
476. Ausser den schon genannten Parallelen vgl. noch Choeril.
fr. 10 (EGF. ed. Kinkel p. 271): TtsTQrjv y.oLlaivu Qcaus vSazog evÖ€-
XfX^ir]- Weitere Stellen in Menge giebt v. Leutsch zu Apost. XV
19 (il p. 632) und Otto, die Sprichwörter der Römer p. 157 (^^sub
gutta 2).
477. Freilich ist selbst die keusche Penelope nicht von übler
Nachrede verschont geblieben. Pausanias (VIII 12, 6) erzählt von
einer noLriOLg deongiozig, in welcher Penelope den aus Troja heim-
gekehrten Gemahl mit einem Töchterlein ITzohTtÖQd-r] überrascht.
Das weitere Geschwätz dort möge der Interessent selbst nachlesen,
Nach einer andern sehr verschieden erklärten Sage ist sie von
Hermes Mutter des Pan. Ob dies wirklich bei Pindar (fr. 100 [68])
zu lesen stand, wie Servius (und schol. Bern.) zu Vergil. ge. I 17
und der Scholiast zu Lucan. III 402 behaupten, scheint nach dem
entgegengesetzten Zeugnis des Scholiasten zu Pseudotheokrits Syrinx
216 A.rs amatoria (Anhang:)
V. 2 mindestens zweifelhaft. Jedenfalls wird es bezeugt von Hdt,
II 145: ky. llrivelÖTtr^g yaq v.aX "Equiu) /JyeraL yeviadai vrto '^Elltjvcov
ö ndv. Die Ueberlieferunoen gehen hierin sehr auseinander. Viel
thörichtes Gerede hat darüber der Scholiast zu Theokr. 1, 3 (p. 6
Ziegler): %ov de Tläva ol f.uv (paoiv vlbv Ilr^ve'/.ÖTtrfi v.ai ttccvtcov rwv
fxvr^atriQCüV, xat öia toöto Aiyeod-ai y.ai Ilüva' 'ETTi/j^sviörjg de ev Toig
7tOLr^uaoi\%' avTo'^ Jibg ymI Kcdharoüg Ilüva /.al \-jQ/.äda didv/.iovg.
^AgioTiTCTiog de iv zw I-Iq/mÖl-zm) Jibg '/.al Nv^icpr^g Oivr^'idog etc. Vgl.
Nonn. XIV 92: tov öe vofxalg oliov Noiiiov cpllov, OTUtÖTe Nvuqir^g öefiriov
äygavXoio öuarixe UrjVeloTteirjg, Ttoifiei'lr] ovQiyyi fxef.ir^?.öza. Plut. de
def. orac. 17 (mor. 419 e). Cic. de nat. deor. III 22, 56. Dagegen
verständig Tzetzes zu Lj'C. 772: JoCgig 6 Idiuiog ev xCo Tteol Uya-
■9-oyleovg (FHG. II p. 479 fr. 42) cpr^ol t7)v nrjve).Ö7tr]v ovyyeveaS-ai
TtaGL rolg f^Lvr^oxfiOOL y.al yevvf^oai Tgayoo/.e/.f^ Iläva. ^Xvaqel de
Ttegl Ilavög' ö Uäv yccQ 'Eo/tioü xal Ur^velÖTrrjg äXXrjg
yeyove. Dazu vgl. Lucian. dial. deor. 22.
Eine andere Fabelei steht in den fragmenta Sabbaitica von
Apollodors Bibliothek (veröffentlicht von Papadopulus im Rhein. Mus.
XL VI (1891) p. 161 ff. Da heisst es (p.^ 181 Z. 10) : xiveg de Hrjve-
XoTtriV vTtb ylriLvoov cpS-ageioav '/.eyovoiv virb 'Odvooecog Ttgbg rbv rta-
%eqa 'l-AÜgLOV ärcooTaXf^vai, yevouivr]g de r^g 'jQv.adiag y.ata ^avieiav
1^ '^Eouoü rey.eiv Iläva. äl/.oi de di '^ficpivouov vrtb 'OdvOGHog avxbv
reXevTf^aai • diacpS-agf^vat yaq avzr^v vjib rovzov Ifyovoiv. Vgl. endlich
Eustath. zu Hom. Od. II 84 am Ende.
500. Vgl. her. 16 (17), 81: a! quoiiens digitis, quotiens ego tecia
notwA Signa supercilio imene loquenfe dari!
505. Vgl. Menand. fr. 363 (III p. 105 Kock) bei Athen. IV 166 a:
•/.airoL veog Ttoi' tyevöf^i^v y.ayco, yvvai,
aÄP/ oiy. eXovjiiriV nevzäy.ig zr^g f^uegag
z6z\ ä)J.a vvv. ovde yXavLö' eiyov d)j.a vüv.
ovde uvQOv eixov dkka vüv. y.ttl ßd\pof.iaL
y.al rraQazü.ov/iiai it^ Jl y.ai yevr^aouaL
Kzr^oiTTTTog, oiy. ävd^Qiorcog ev öXiyii) yqovi^'
514. Dass übrigens auch die Sorgfalt, die man auf den Um-
wurf der Toga verwendete (vgl. Heindorf zu Hör. sat. I 3, 31) über-
trieben werden konnte, lehrt anschaulich das Beispiel des Horteu-
sius bei Macrob. sat. III 13, 4: sed forte ad notam seculi sui non
suffieit Hortensius, vir alioquin ex professo moUis et in praecinctu
ponens omnem decorem. fuit enim vestitu ad munditiem curioso, et ut
bene amictns iret, fadem in speculo querehat, tihi se intnens togam
corpori sie applicabat, ut rugas non forte sed indn-stria locatas artifex
nodus adstringeret et sinus ex conposito dcfiuens modum lateris amhiret.
is quo7idam cum inrederef eJahoratus ad speciem. coJlegae de iniuriis
diem dixit, qiiod sibi in angustiis ohvius offensu fortuito structuram
togae destruxerat: et capital putavit, qiiod in humero siio locum ruga
mutasset. Vgl. unten III 445.
I 500—563. 217
524. Der Vers ist eine eupliemistische Umschreibung des Be-
griffes viroms. Die von Ovid hier nur angedeuteten (cetera) Merk-
male werden an anderen Stellen ausfiirlich mitgeteilt. Vgl. vor
allem Gellius VII 12, 5: verba sunt haec Scipionis: nam qui cofidie
unguentattis adversuni speculuni ornetur, ciiius supercilia radantur, qui
harha vulsa feminihusque suhvulsis ambulet, qui in conviviis adulu-
scentulus cum amatore, cum chiridota tunica inferior accuhuerit, qui
non modo vinosus, sed virosus quoque sif, eumne quisquam dubitet,
quin idem fecerit, quod cinacdi facere solcnt?
530. Ueber die Bevorzugung des blonden Haares vgl. auch
Becker-Göll, Charikles III 305.
535. Zum Schluss des Hexameters vgl. Zingerle, Ovid etc. II 79.
541. Zu der Erweiterung 2Iimcdlonides aus Mimallones lässt
sich vergleichen Amazonides aus Amazones fVerg, Aen. I 490), wozu
auch das griechische Vorbild {i-JuaCovlösg) häufig nachzuweisen ist,
vgl. schon Hdt. IX 27. Find. Ol. 13, 87 u. sonst oft.
543. Hübsch ist Nemesian. ecl. 3, 27: quin et Silenus parvum
veferanus alumnnm auf yremio fordet auf resupinis sustinet idnis. Ueber
die äussere Gestalt des Silen giebt abgesehen von den zahlreichen
auf uns gekommenen bildlichen Darstellungen (vgl. Preller-Robert
Gr. M. I 2, 735 Anm. 1) vielfach Auskunft Nonnos. Die Kniee
sind ihm schwer (XVII 27), er hat eine Glatze (Ov. fast. III 745),
die bekannte stumpfe Nase (ib. 754), trägt Hörner am Kopfe {y-sga-
ocpÖQog XIX 342), ist am ganzen Leibe zottig (kdawg XI 352).
Daher das Sprichwort bei Athen. V 188 d: IsLlr^vCov ahxicov. — Als
Vertreter von Lebensweisheit, um auch diesen Punkt wenigstens
anzudeuten, erscheint Silen z. B. bei Cicero (tuscul. I 114). Vgl.
auch Verg. ecl. 6 und dazu Eibbeck, ED. 11^ 26. Zu der Eolle,
die Silen hier spielt, erinnere ich an ein Wandgemälde in Neapel
(Mus. Borb. III 6), das Hermann Kurz (Geschichtliche und Künst-
lerische Erläuterungen zu L. Weissers Bilderatlas zur Weltgeschichte.
Stuttgart 1864, I 2 p. 317) so beschreibt: „Dionysos mit Gefolge
der von Theseus verlassenen, schlafenden Ariadne nahend. Eine
seiner bacchischen Begleiterinnen führt den mehr wonnig träumenden,
als begehrenden Gott zu der Schläferin, der ein Eros das Gewand
wegzieht. . . . Mit vielem Humor ist der dicke, alte Silen gemalt,
der von einem Satyr gezogen keuchend das Felspiatau erklettert,
das der vom übrigen Gefolge aus Neugier und Teilnahme beschauten
Scene gleichsam zur Bühne dient" (das Bild in Weissers Atlas,
Götterbilder, Tf. VIII Fig. 26).
546. Auch der vdgd-r]^ diente als Züchtigungsmittel, vgl. Xen.
Cyr. II 3, 20: oi öe ovyv.e-x.Of.iiUvoi tolg vccQd-rj^iv ävixgayov öii ov
0(pioL öoiioirj Ttaiöia eivai xo d/iiöO^ev TTcäeo&ca' a^ia ös ertedeUviGav
töjv vaQd-i]jHtjv rag Ttlr^yctg xal tv xbqoI xal h tQaxrjXoig, svlol de -Aal
h TCQoowTioig. Plut. Pomp. cap. 18 u. s.
563. vfxh'ttLog als 'Hochzeitsgesang' kennt schon die Ilias (XVIII
498: Ttolvg 6' öfievaiog uQwQeu'); der Hochzeitsgott Hymenaeus be-
218 -^rs amatöiia (Anhang)
gegnet uns dann bei Sappho ffr. 91 Bgk.) in der einfachsten Form
des ZAvisclienriifes 'rm]vaov), dann von Euripides und Aristophanes
an. Zu den im Kommentar angeführten Stellen seien hier noch
hinzugefügt Eur. fr. 781 Dind. (aus dem Phaethon): Tjuip' "l^r^v,
Tccv Jibg ovQuvLav aeiöo^tv rav 'Eqojtiüv Ttörviav, tcxv nuQd-ivoiQ yccfiri-
hov UcpQoöiTav. Xonnos XVI 290. XXIV 271. AP. VII 407. 5:
7; ymI '^rurjv '^Tf.iivaiog e^iov einpeyyia Ttevv.rjv
ovv Goi vvu(piduov 'iaxaO^ vntQ d^a/.ccuiov.
575. Vgl. noch AP. V 260:
fin».(^»,i ^if^il f^ily od q)ü.6oivog' ürav d' Id-fj.r^g ue usd-uoaai,
■pavr\«A+iciw riQCüTa ob yevo/isvrj TtQÖacpsqe, y.al deyouaL.
ei yctQ ircupavoug rotg yei/.tGiv, ovv.eii vrjcpsiv
eviLiaQeg ovde (pvyüv xov yhr/.hv olvoyöov
7tOQ&iuv€L yao €/Lioiys '/.vXi^ naoa oov to (pikr^ua
'/.ai tiiOL ä/tayyi/J.ei tj^v yäqiv }\v €/.aßtv.
Lucian. dial. deor. 5. 2 (Hera zu Zeus) : ork öh /.cd a:zoyivaäi.uvog
l-wvov eöio/.ag iy.eivoj (dem Ganj'med) '/.al TCiövxog ä-no'La.yuiv %\]v /.vU/.a
ooov VTiö/.oiTiov er avTfi Ttlvsig, oi)ev y.al 6 nalg enu vxd tvi^a ttqoo-
riQf.ioae xh /«t'ÄJj, tVa '/.a\ nlvr]g äf.ia y.ai cpiXfjg. Aristaen. I 25
(p. 155 Hercher): 6 de QccöUog i]vüyßTO, azs veog -/.al iQWTf/.bg xal
oivov TCoXXoö öiad-€Qi.iaivovTog avxov %i]v ipvyi'iV, y.al tovxov di] xov
XQÖTtov wonsQ Ix axo/.iaxcüv vTtecpl'kovv äV.r^'Lovg v.o.xarcivovxeg^ xa (pikr\-
[xaxa Y.a.\ xov oivov xolg yßikeoi y.exQau6vov /luxqi, y.al avxr^g Ttaoene/XTtov
xf^g y.aQÖiag.
576. Vgl. auch Luc. dial. mer. 12, 1 : y.al Ttiiov äv Ixalv/] /.lev
vneösL^ag xo noxr^giov, ccTToöidohg öe t^ naiöl nqog xo ovg ay.e'/.evsg,
ei /.IT] ITvQalllg aixijasis, ^d] äv a/.lo) lyyiai.
593. Den Kampf der Lapithen und Kentauren beschreibt auch
Hesiod, scut. 178 tf.. doch ohne Xennung des Emytion. (Der theog.
293 genannte ist ein anderer, der Rinderhirt des Geryones, und
Eurytos in fr. 70, 2 bei schol. Soph. Trach. 263 ist der Vater der
bekannten Jole.) Der Kampf der Lapithen und Kentauren war
bekanntlich dargestellt in dem westlichen Giebelfelde des Zeus-
tempels zu Olympia und wird von Pausanias (V 10, 8) so be-
schrieben: xa öe Iv xolg aexolg eaxlv avxCp ylaTtid-Cbv ev tcp ITetQld-ov
ydfui) TCQog KevxuvQOvg fj /nccyr]. y.axa uh öij xov äexov xo (.leoov
neiQiO-ovg laxL. 7taQa de avxov xf] /.lev Evqvxiiov fjQrta/.wg ii]v yvvuiy.d
eGii xov HeiQid-ov, y.al uuvucov Katvevg xCo Ueigi^w, xf] de dt^oevg
d/xvvö/.ievog TceLi/.ei xovg KeviavQovg- Kevravgog de ö luv naqd^evov, ö
de Ttalda i]Q7Tay.wg loxiv aigalov. Vgl. dazu die Pausaniasausgabe
von Hitzig-Bluemner II 1 p. 332. — Paus. VII 18, 1 wird ein
eXeyelov eg Evgvxicova KivxavQOv vno '^EQfir^oidva/.xog TteTtoUj/iievov er-
wähnt. Vgl. ferner AP. XI 1, 3. XI 12. Prop. II 2, 9.
595. Vgl. Friedländer, Sittengeschichte III 323.
601. Die in solchen Sachen naiver denkenden Alten nahmen
I 575- f46. 219
an Wendung-en dieser Art eben keinen Anstoss. In Odj'sseus'
huldigender Anrede an das zarte Pliäakenkind Nausikaa freilich
fehlt jede geschlechtliche Andeutung. Hom. Od. VI 158: 'Ailvog ö'
av neQi xfjQi /nay.üQjaTog f'^oxog älktov, og xe ff' eeövoioi ßgioag oiy.ovö'
dydyi]Tai. Aber sonst sind Wendungen wie die hier im Texte ge-
brauchte durchaus nicht selten, auch im Munde der Frauen und
Mädchen, wie im Gespräch mit ihnen. Hierher gehören zunächst
Ausdrücke wie Isxog für Ehe, Braut, Gattin. Vgl. ferner die Worte
der Jungfrau Antigone (Sopli. Ant. 862): Iw (.laTgCoat ley.xQojv drai
Tiotfüj/Liaid t' aL'zoy€rvt]Ta, wenn auch freilich von beispielloser
Roheit Kreons A\'orte sind (ib. 569) : agwoif-ioi ydq xategcov elolv
yvai. Vgl. Soph. OR. 1211 und dazu die Erklärer. Zu der vor-
liegenden Ovidstelle seien noch folgende Parallelen angeführt.
Soph. Trach. 539: ytal vCv öv^ ovaat filjuvouev /mag V7cb xlaivrjg vTtay-
Tidkioi^ia. Eurip. fr. 606 Dind. (bei Stob. 74, 26): h jiaQd-ivotg Öh
TcaQd-ivov zQo/rovg ex^tv. brav d^ VTt' dvÖQog yXalvav evysvovg Tciojjg . . .
Athen. V 219 B: avve}ioii.ii]0'r] vrco ttjv avzijv yevöiiisvog x^ccivav. Paris
schreibt an Helena (Ov. her. 15, 261): di faceroif, preiimn magni
certaminis csscs fcquc siio posset vicfor habere foro. Und 282: excipe
me ledo nocfc silente tuo. Vgl. 315.
GOT. Das Sprichwort ist uns zumal in der Fassung geläufig,
W' ie es bei Terenz Phorm. I 4, 25 (203) steht : fortis fortuna acUuvat.
Dass dies ein vetus proverbimn sei, sagt Cic. Tusc. 114,11. Auch
im Griechischen; vgl. Menand. fr. 572 (III p. 175 Kock): t61/:i}]
di/.aia y.a.1 S^mg GvXka}.ißdvet. Die Elegiker setzen an Stelle der
Fortuna häufig Venus ein : Ovid nennt hier beide Göttinnen. Nach-
w^eise in grosser Zahl bei Otto, die Sprichwörter etc. p. 144 (sub
fortuna 9).
610. sponte disertus eris erläutert anschaulich Achill. Tat. I 10.
619. Sil. Ital. VI 484: mihi sit Shjgios ante intravisse penafes
talia quam videam. Es ist eine Nachahmung griechischer Wunsch-
konstruktion. Pind. Pyth. 1, 29: eu], Zev, tlv sirj FavddvsLv. Vgl.
auch Heinsius zu Ov. ars II 28.
633. Aristaen. II 20 (p. 170 Hercher): %ovg c5' ÖQxovg av%oL cpaxe
f.11] TtgooTteldteLv jolg wol tCov ^€wv. Publ. Syr. 38 (II 312 Ribb.):
amantis ius iurandum poeuam non habet. Weiteres Material giebt
Jacobs zu Callim. ep. IX (animadv. in epigr. Antholog. Gr. I 2
p. 260 f. Lipsiae 1798).
635. Interessant ist Hes. theog. 784 (mit Goettlings Note), wo
die Styx selbst i-ieyag oQxog heisst. — Den Grund der Unverbrüch-
lichkeit des Schwures bei der Styx giebt Ameis (zu Hom. Od. V 186)
so an : „weil die Styx den Gedanken des Todes und somit den Ver-
lust der Unsterblichkeit vor Augen führte".
646. Auch dies ist sprichwörtlich, vgl. Macar. III 85 (II p. 163):
ev Tolg ifiaoroü diKzvoig dXu)Ooi-iai' titl tCjv imo tCov iduov stavovQyuov
dhoxoiiievcov. Mehr bei Otto, die Sprichwörter der Römer p. 187
(sub laqueus 1).
220 Ars amatoria (Anhang)
647. Die Sage von Busiris hatte schon Pherekydes, der Logo-
graph, behandelt: fr. 33 (FHG. I p. 78) beim schol. zu Apoll. Rhod.
IV 1396. Von Euripides gab es ein Satyrdrama Busiris (Xauck -
p. 452). Dann werden mehrere Komödien dieses Titels genannt ; von
Kratinos (I p. 19 Kock; vgl. II 289), Antiphanes (II p. 37), Ephippos
(II p. 251), Mnesimachos (II p. 436). Aus dem ßusiris des Epicharm
citiert Athen. X 411b ein paar burleske Verse. Vgl. auch Hdt.
II 45. Verg. ge. III 5. Ov. met. IX 183. trist. III 11 39 u. s.
653. Vgl. ferner Diod. Sic. XIII 12. Val. Max. IX 2. Lucian,
Phalar. Weitere Kachweise in Menge in Benselers Eigennamen s. v.
654. Mehr bei Rothstein zu Prop. I 16, 20.
656. arte perire sua. Mehr bei Otto, Sprichwörter etc. p. 38.
659. Zu erwähnen ist hier auch die schwierige Stelle Theoer.
2, 34. Das^ Bild hat schon Pindar fr. 123 (88) bei Athen. XIII
601 D: og (.11] TTÖi^^io •/.vf.icdvETai, i^ äd(xf.iavrog i] OLÖdqov ■/.tydh/.evxui,
(lilaivav -/.agöiav ipiXQä cployt /.zl. Ein Anklang an diesen Vers in
der Anth. Lat. ed. Buecheler-Riese II 1 Nr, 542 p. 260: lacrime si
prosunt uisis. tc ostende uideri.
679. Ausführlich spricht über die Sage von Phoebe und Hilaira
Dissen zu Pind. Nem. 10 p. 472. Die älteste Fassung weiss von
dem Raube der beiden Mädchen durch die Dioskuren nichts, sondern
lässt den Kampf zwischen den Dioskuren und den Aphareussöhnen
Idas und Lynkeus aj-icpl ßovolv stattfinden: so nach Proclus in den
Kyprien (p. 18 Kinkel), so auch Pindar Nem. 10. 60 ff. (wo die An-
merkung von Christ zu vergleichen ist). Vgl. auch Welcker, griech.
Götterlehre I 612.
681. Ep. Gr. Fr. ed. Kinkel p. 19: ^JyßJ.svg öh I-/.vqo) nqoooywv
yajiiel ttjv yiv/.o/ur^dovg ^lyarega Ji]idcc,ueiav. — Die beiden Stellen
der Ilias (XIX 326 und XXIV 467),, in denen von einem Sohne
des Achilles, den er auf Skyros zurückgelassen hat, die Rede ist,
sind wahrscheinlich jüngeren Ursprungs. V^gl. Ameis-Hentze zu d.
St. (Anhang) und II. IX 668. — Ueber die Sage vgl. auch Rhode,
Gr. R. 102. Interessant ist die 'mittelalterliche Herolde' Deidamia
an Achilles, die A. Riese ediert hat: Rhein. Mus. XXXIV 474—480.
694. Die genauste Beschreibung des Spinnens in der alten
Litteratur steht bei Catull 64, 310—319, wo Rieses Anmerkungen
zu vergleichen sind. Dazu Blümner, Technologie und Terminologie
der Gewerbe und Künste I 107 ff. Baumeister, Denkmäler III
p. 1693.
661 f. Vgl. z. B. Ov. am. I 8, 83: quin etiam discant oculi lacri-
mare coadi, et faciant udas iJle i-'el ille genas.
717. Solche epigrammatisch zugespitzten Gegensätze sind in
der Poesie sehr beliebt. Ich gebe einige Stellen, die auch dem
Sinne nach Verwandtschaft mit der vorliegenden haben. Pind.
Pyth. 3, 19: uKkä TOL TJQaro xibv ÖLTtBÖVT lov ola -/.cd txo'kXoI Ttddov.
toxi 61 fpv/.ov Iv dvd-QWTtoiOL liiaxaiÖTaTOV , oorig a loyvvcov eni-
ywQta TTUTiTaivit %a ttöqoco, !.ieta{.t(bvia d-riqevwv dxQavTOig
I 647—766. II 1—8. 221
sIttLolv. Nem. 3. 30: aXlorgicov egcoteg. Theoer. 11, 75: rav naqeoloav
äfieXys. ri tov cpevyovra öubxeig; wo der Scholiast einen hesiodeischeu
Vers beibringt : vrimog dg ra 'itoii-ia Iittcov äveroiua ölw'/.u und
Fritzsclie zu vergleichen ist, der Kallim. epigr. 32 citiert: lovf-iog
£Qiog TOiöoÖE . TU /ii€v ffsvyovTa duby.uv oide, ra ö' iv /.leoato y.elinsva
naQTteiaraL, und Hör. sat. I 2, 108: mens est amor liuic similis: nam
fransvolaf in medio posita et fugientia captat. Vgl. Catull. 8, 10:
ncc quae fugit scctare. Ov. amor. II 19, 36: qnoä sequitur fugio,
quod fugit nsque sequor.
724. Vgl. Lucian. adv. indoct. 3: e-Kclvai, yag TtouievL /.lev ovk
&v löxvrjGav cpavTivat o-/.lrjQci) ävÖQi y.al daoel xat tvoXvv tov rjliov
kTtl tCo odi(.iaTL ef.icpaivov%t xxX.
721). Darüber vgl. auch Rohde, der griech. Roman p. 157, 2.
732. Daphnis' Schicksale wurden schon von Stesichorus be-
sungen: vgl. hierüber, wie überhaupt über Daphnis Fritzsche in
seiner (grossen) Theokritausgabe I p. 12.
787. Ueber niiserabilis an dieser Versstelle vgl. Zingerle, Ovid
etc. I 14. 740. Vgl. unten III 659.
743 — 746. Es sei daran erinnert, dass die Freundschaft der
hier genannten drei Paare (Achilles und Patroklos — Theseus und
Peirithoos — Orestes und Pj'lades) auch in dem achten Gedichte
Bions verherrlicht ist, wo freilich das Verhältnis mehr als erotisches
aufgefasst ist. Bion 8 (11): olßiot ol (püJovxeg, e7rr,v Yoov dvie-
Qoccüvrai. olßiog fjv drjoevg xCo Ueiqi&öto rcagsövrog, el y.cd äfieili-ÄTOio
■/.axxikvdsv elg l-fi'öao. ökßwg i]v x^^^^^^toiv iv aS,eLvoiOLv 'OqioTag,
ävexd ol ^vvdg Uvlaöag ccAf^to -/.e'kevd-iog. r^v /.icx/mq yJiay.löag hccQco
tcbovcog ^JyXkXevg ' blßiog fjV ■d-vdoy.wv, bri 'i^iSQOv airbv a(.tivBv.
761. Auch im Griechischen dient Proteus zum Sinnbild der
Wandelbarkeit, vgl. z. B. Luc. de sacrif. 5 (p. 530): /tor/.ilwTEQog
auTov IJQLorewg.
766. Vgl. Ov. ex Pont. II 7, 9:
qtti semel est laesiis fallaci piscis ah hämo,
Omnibus imca cibis aera suhesse putat.
Zweites Buch.
1. io steht in diesem Zusammenhange auch darum um so
passender, weil es ein Jagdausdruck ist; vgl. met. III 713: 'io ge-
niinae' clamavit "adestc sorores ! ille aper, in nostris errat qui maximus
agris, illc mihi feriendus aper!' Dazu Burmann.
his braucht man natürlich nicht wörtlich zu nehmen. Das io
triumpe wurde nach dem Carmen fratrum Arvalium mehrmals wieder-
holt (vgl. AL. ed. Buecheler-Riese II 1 p. 2). Es steht einfach,
für 'mehrmals, immer wieder', und die Wiederholung bezeichnet die
Grösse der Freude.
8. Pindar (Ol. 1, 71—92) weiss nichts von dem Verrat des
222 Ars amatoria (Anhang)
Myrtilos. sondern Pelos errino-t durch eigene Kraft auf ehrliche
Weise die Braut: in der einsamen Stille der Nacht tritt er an das
Meeresufer und betet inbrünstig zu Poseidon, der ihm darauf den
Wagen und die Rosse schenkt.
Die Wettfahrt des Pelops wird auch sonst dichterisch oft ver-
wertet. In der Elektra des Sophokles (504 ff.) wird sie als der
Anfang alles Unheils des Pelopidenhauses betrachtet: Co iTeloTtog
a Ttoöod-sv I TTolvTTovog iTtTisla, I tag ifwlsg aianjg \ r^ös yä. \ evts yccQ
0 TTovTiod-elg \ Mvorü.og ixoiiiid^rj, \ nayxoioeiuv öUpQcov \ dvoxävoig
al/.iaig \ nQOQQiLog iv.Qicpd^dg, \ omt nu) \ tkiictv iv. rovd' o'i'xovg | no-
Ivjid^ovag ahia. Vgl. Eur. Orest. 988: tö mavov /.itv duoy{.ia
TtcüXcüv I Ted-QL7i7ioßd{,iovi otöIü) /lekoif.) b r€ I Tts'kdyeoi duöicpgevos,
MvQTiXov rpövov \ öl-mov ig oldf.ia novrov /aX. — Die geflügelten
Rosse des Pelops waren auf der Kypseluslade (Anhang zu II 185)
dargestellt: Paus. V 17, 7. So ausser den citierteu Stellen aus
Pindar und Euripides auch Pherekydes fr. 93 (FHG. I p. 94j beim
Schol. Soph. El. 504. Vgl. Cic. Tusc. II 27, 67.^
15. pucr Vgl. schol. Theocrit. 13, 2 : ä/.icfißd}.lovoi rivog vibg ö
"Egcog. Zif-icoviör^g vlbv Xsysi avxhv "Aqtog xal jlcpqoömjg- l^'/.ovalkaog
Nv/.Tog YML Aid^eQog- "A'kvxCiog "Igiöog xai ZscpvQov l'ayrrpöj ^Acpooöirr^g
zai Ovqavov /ml d'k'koL älhuv. Vgl. Plat. »ym\). 178 b.
16. Zu dem Anruf der Erato vgl. Athen. XIII 555 b: f]i.i€ig
ovv rbv ntol lQiüTiy.Cov Aöyov IvtavO^a infA'AovTeg -/.azardzTeLv {iyivovTO
ydq '/.ul Tttql ya/^ierwv xal haigCov TtolAdxig Loyoi) aiöÖGtv tAzi^ei-isvot
Ti]v lozoQiav xwv MovoCbv TT^v "EqaTLo e7riKa'Atodf.i€V0i sig /nvrj/nriv fjulv
Uvai Tov €QioTi-/.dv iy.tlvov vMzdXoyov^ evTtv^sv lijv y.araQyriv Ttoir^oöi-ied-a'
ti ö^ dys vvv, "Eqmd), ndq ^' Yoraoo /al f.iOL eviorce (= Apoll.
Rhod. III 1) /tA.
18. LongUS II 4: 0 de f.ie y.ovrpwg /.ul qqöicog vTTerpevye, Ttorh
/Likv xalg qoöiovialg vnotqiyMV^ norh de %alg (,nj/.ioOLV v7Toy.qi7iT6i.ii.vog,
äOTteq 7i6qdr/og veorrög. Kai roi TTo'Aldyjg [.liv Tiqdyf^axa eoxov Iqi-
cpovg ya) a^rjvohg ÖiwKtov, TtolXdyig öe i-/.af.iov fiexa^ecov /.löoxovg äqri-
yevvYiTovg- dXXd toüto 7toiy.iXov %l yq^id ^v Y-al ai}T^qa%ov. — ibid.
C. 5: övo&r^qaxog tylo /al Uqa/L yal dexCo y.a.1 u xig dXXog xovxtov
öjy.vTeqog bqpig.
19.' Die Stelle bei Piaton (Phaedr. 252 B) lautet: Xiyovoi ö^,
o~if.i(XL, xiveg "Of-ir^qiöcDV i/. xCov ccTto^htüv t7riüv Ovo t7rr> dg xov "Eqcoxa,
wv xb exiqov vßqioxiiibv ndvv v.(xl ov orpööqa xi e(.tf.iexqov i\uvovoi öe
5)ds' xbv ö' ijöri ^vrjxol /lUP "Eqtoxa y.aXovOL 7toxr>vöv, dO^dvaxov öe
llxeqcüxa öicc Ttxeqöcpotxov dvdyyr]v. Vielleicht sind aber die Verse
von Piaton fingiert: vgl. Stallbaum z. d. St.
Zum Versausgange vgl. Zingerle, Ovid etc. I 28.
24. Vgl. die allerliebste Geschichte bei Sen. controv. II 2, 12:
Dedamahaf mdcm JSlaso rare conimvcrsim d imn nisi dhicas; lihcnfins
dicehat suasorias. molcsta Uli erat omnis argumcnUdio. Verhis minime
licenter usus est nisi in carminihus, in qiiibus non ignoravit vitia sua
sed amavit. manifestum potest esse, quod rogatus cdiqimndo ah amicis
11 15—100. 223
mis, uf folleret fres versus, inmccm petiif, uf ipsc fres exciperet, in
quos nihil illis Uccret. aequa lex insa est; scripserant Uli quos tolli
vellent secrefo, hie quos futos esse vellef : in ntrisque codicillis idem
versus erant, ex quihus primmn fiiisse narrabat Älbinovanus Pedo, qui
inter arbitros fuit:
Semibovemque viruni semivirumque bovem;
secimdum :
Et gelidum JBorean egelidumque Notum (am. II 11, 10).
ex »quo adparet simimi ingenii viro non iudicium defuisse ad compes-
cendam licentiam carminmn suornm sed animum. aiebat interim de-
centiorem facieni esse, in qua aliquis nacoos fuisset.
27. Einen Anklang hieran konstatiert Buecheler (Anth. Lat.
III Nr. 373, 3 p. 175: hie ego nunc iac [co] ', fatis compostus [i]niqu[is.
45. Weitere Nachweise bei Blomfield im Glossar zu Aesch.
Agam. 51.
55. lieber Kallisto Bootes Orion vgl. auch Pfaif bei Ameis-
Hentze im Anhang zu Hom. Od. V 272. Eothstein zu Prop. II 33, 23,
()3. Vgl. Zingerle, kl. philol. Abhandlungen II 29.
69. Vgl. Zingerle, Ovid etc. II 27.
81. Ueber Calydnae vgl. Holzinger zu Lycophr. Alex. 25.
82. Eine ergötzliche Anekdote von Astvpalaia erzählt Hege-
sandros (fr. 42. FHG. IV 421) bei Athen. IX 400 d.
93. Formell vgl. die Grabschrift CIL. X 8131, 6: nunc umbra
nee umbra.
96. Den Tod des Ikaros hatte zuerst Kallimachos poetisch dar-
gestellt; vgl. den schol. zu Hom. II. II 145 (Schneider, Callimachea
II 118).
100. AVie es scheint, hatte man drei Vorstellungen von dem
i7t7iof.iaveg, die darin übereinstimmen, dass es sich um brünstige
Stuten handelt und dass daher das hippomanes zur Herstellung
von Liebestränken benutzt wurde. Man unterscheidet aber:
I. Das hippomanes ist ein fleischiger zäher Körper auf der
Stirn des neugeborenen Füllens. So hier bei Ovid; vgl. die im
Kommentar gesammelten Stellen; dazu Aelian. nat. an. III 17:
^vyyac, de egcoriytäg tCp Ttcühi) Gcv%r/.T0voa %tctcoq, oiötv xavTCc rot /xd
af.tc( Tö) TSyd-firaL xo ßQ€cpog f/Ö£ to ercl xCo (.itxcüjio) oagyJov archQayev '
LTiTtof.iaveg ävS-QcoTioi y.alovoLv ciixö y.xl. Plin. nat. bist. VIII 165:
et seine equis atnoris enasci veneficium hippomanes appeUatum in fronte,
caricae magnitudine, colore nigro, quod statim edito partu devorat fcta
aut partum ad ubera non admittit. si quis praereptum habeat, olfactu
in rabiem id genus agitur. Solin. 45, 17 (p. 176 Momms.^): in quaruni
patiu amoris nascitur veneficium, quod in frontibus praeferunt recens
editi, furvo colore, caricis simile, hippomanes noniinatum etc. Schol.
Juven. VI 132 (p. 242 Jahn).
II. Eine schleimartige Masse, die brünstigen Stuten aus den
224 Ars amatoria (Anhang)
Geschlechtsteilen tropft. Y^l. Arist. hist. an. VI 18 § 116. Paus.
V 27, 3. Verg. georg. III 280: Mc demmn, Mppomanes vero quod
nomine dicunt imstorcs, lenium dcstUlat ah inguine virus, hippojnanes,
quod saepe malae legere novercae miscueruntqne herhas et non innoxia
verba. Tibull. II 4, 57: et quod, uhi indomitis gregibiis Venus afflat
amores, hippomanes cupidae sfillai ab inguine equae. Prop. IV 5, 18 :
hippomanes, fetae semina equae. Ov. am. I 8, 8 : virus amantis equae.
III. Ein zumal in Arkadien wachsendes Kraut, dem die Pferde
wie toll nachg'ingen. Theoer. 2, 48 : in7io(.iavlg rpvzöv Iotl na^
^QY.(xOL' TU) (5' eTtl näoai y.a.1 nCokoi /tiahovrai äv' loqea Y.al S-oal
mTtoi. Yg\. dazu die Scholiasten und überhaupt Lehmann, phj^'sio-
logische Chemie I 117. II 124.
102. Vgl. Sil. Ital. VIII 495: Marsica puhes et hellare manu
et chelydris cantare soporem viperemnque herbis hebetare et carmine
dentem. Verg. Aen. VII 753: vipereo generi et gravifer spirantibus
hydris spargere qui soninos cantuqiie manuque solebat mulcebafqiie iras
et niorsus arte levabaf.
107. Es muss im Kommentar heissen: Sen. ep. 9, 6 (nicht 9, 4):
ego tibi monstrabo amatorium sine medicamento, sine herba, sine uJlius
veneficae carmine: ^si vis amari, ama" etc. Vgl. Plin. paneg. 85:
liabes amicos, quia ipse amicus es. Auson. epigr. 22 (p. 318 Peiper),
und oft.
109. Zu den im Kommentar gegebenen Nachweisen (Nireus
als Muster der Schönheit) sei noch folgendes hinzugefügt. Sprich-
wörtlich scheint, was bei Lucian. dial. mort. 9, 4 steht: Kööqov
evy€V€OT£Qog y.al Ni Q€iog xaXklcov v.aX Vdvooecog GvvezwTeQog. Vgl.
Tim. 23 und dial. mort. 25, wo er mit Thersites um den Schön-
heitspreis streitend auftritt. Keine der Stellen giebt aber näheren
Aufschluss über den rätselhaften Zusatz adamatus Homero. Eine
Andeutung dieser Art erinnere ich mich nirgends gelesen zu haben ;
demnach muss ich es bei der Annahme bewenden lassen, dass das
begeisterte Lob, das Homer der Schönheit des Nireus zollt, in einer
anekdotenfrohen Zeit den Grund legte zu einem dem alten Homer
angedichteten Liebesverhältnisse zu Nireus. In welcher Zeit aber
und vom wem derartiges erdacht wurde, ist unbekannt.
110. Von ausführlicheren Darstellungen der Hylassage seien
hier nur erwähnt: Theoer. 13. ApoUon. Rhod. I 1207 if. Prop. 1
20, 17 ff. (Anton. Liberal. Metam. 26). Vgl. Apollod. I 117. Weiteres
über die H3iassage bei Rohde, der griech. Roman p. 105, 3. Vgl.
die Erklärer zu Theoer. 13.
115. Theophr. hist. plant. VI 6,3: ... h'ia de xat xCbv avd-Cov,
lüOrcEQ tö i-iiXav \ov • ov yaq syjtv öoy.el roCzo diacpogav wOTteg ro
ki-VKÖv i/iicpavijg yag fj zovtcov ygoicc diaXldxxovoa y.a.1 exi dt] f.tälXov
f] Tü)v yQLviov, eifceg öi] yad-d/ieQ cpaolv evia y.al TtoqcpvQü Ion.
1*23 ff. Vgl. hierzu Tolkiehn, Homer und die römische Poesie.
Leipzig 1900, p. 199 ff. Rohde, der griechische Roman p. 104.
125 f. Vgl. darüber Maass, Orpheus. München 1895, p. 279.
II 102-191. 225
135. Aehnlich ist fast. IV 691 : lioc* ait Sn campo* [campumque
ostendit) Imbebaf etc.
137. Metam. XIII 250 nimmt Odysseus die Ermordimg des
Rhesus für sich allein in Anspruch. Oder ist sjyarsimus auch hier
plur. maiest.? Vg-l, Tolkiehn a. a. 0. p. 200, Anm. 1.
149. hirundo erscheint bei Plautus sogar als Kosewort; vgl.
asin. III 3, 103 (692): dice igitur me tuani anaficulam colunibam vel
catellum hirundinem monedulam passerculum pidüliim.
150. lieber die heiligen Eichen vgl. zu V. 541. Das Phänomen
der weissagenden Tauben suchte bereits Herodot rationalistisch zu
erklären ; vgl. II 57 : Trelstaöeg Ö€ (.loi doyiäovai yilrj^fjvai. TtQog Jcudoj-
vcüiov BTtl Tovöe al yvyaly.sg, öiöri ßaQßagoi fjoav, idöxsov Ö€ og)i
öfioiiüg oQVLöi cpS^eyyeaO^at. Ansprechender erscheint die Erklärung
des Scholiasten zu Soph. Trach. 172, der hier altes gediegenes Gut
überliefert: oi (.ihv ovtio liyovoi d^eoTtituv, oi öe oviio rag tegslag
ygalag ouoag- v.al yag xovg y eqovxag ol Moloaaol tts-
kiovg ovofxcctovoiv. Vgl. dazu Strab. VII fr. If. Demnach
hiessen im Dialekt des Landes die Priesterinnen (vgl. Soph. fr.
418 N - : tag ^eojtuooobg IsQiag Jtoöojvlöag) Tteltal, d. h. ftohal, die
Grauen, und durch Verwechslung oder auch durch etymologische
Spielerei wäre daraus die Geschichte von den weissagenden Tauben
(i] neXeia, Ttsleidg) entstanden. Weiteres von den Tauben berichtete
Euripides (fr. 1010 Dind.) und Pindar (fr. 58 Christ.: beides aus
schol. Soph. 1. 1.).
166. verha dabam erhält vielleicht noch eine pikante Pointe
durch die zu V. 558 besprochene Bedeutung.
1S3. Ein häufiger Gemeinplatz; vgl. z. B. Achill. Tat. I 9, 6:
ei yccQ Tcc äygia rCov ^iqqLwv ovvrjd-eia rid-aosverat, Ttolv f.iäXkov zamfi
fialax^eir] xat yvvi].
185. Die Geschichte von Atalanta und Milanion (seine List mit
den goldenen Aepfeln) erzählt ausführlich Apollod. III 105 — 109. Vgl.
Mus. 153—156. Ov. am. III 2, 29. 8. Röscher, Lexikon I 1, 664 ff. Ihre
Darstellung auf der von den Nachkommen des Kypselos der Hera in
Olympia geweihten reichverzierten cedernen Lade (Paus. V 17, 5 ff.)
erwähnt Paus. V 19, 2. Dieselben Sagen wurden dann ohne wesent-
liche Abweichungen auf eine böotische Atalanta übertragen, der
Schauplatz des Wettkampfes ist dann Onchestos, und an Milanions
Stelle erscheint Hippomenes. Theoer. 3, 40 — 42 (^dazu den schol.)
Ovid, met. X 560 ff Doch vgl. Rohde, Gr. R. 74.
186. lieber trux vgl. Rothstein zu Prop. II 34, 49.
187 ff. Beziehungen zu Nonnus weist nach Maass im Hermes
XXIV (1889) p. 524 ff
191. „Die Benutzung von Baumstämmen im Kampf ist ein alter
Zug der Kentaurensage, der sich in den ältesten Kunstdarstellungen
wie in der Uonlg 'HgaycUovg 188 und bei Pindar fr. 167 (148)
findet, danach auch in der ausführlichen Erzählung Ovids (met. XII);
auch Juvenal I 11 nennt als Gegenstand eines Kentaurenepoa
Ovid, ars amatoria ed. Brandt. 15
226 Ars amatoria (Anhang)
guanfas iacnlctnr Momjdios ornos. Bei Callimachus hvmn. Dian. 221,
Apollodor III 106, Aelian. v. h. XIII 1 sind Rlioikos und Hjiaios
Kentauren, die von Atalante selbst j^etötet werden." Eothstein zu
Prop. I 1, 9. Bei Vergil ige. II 457) erscheint Hylaeus im Kampfe
mit den Lapithen.
198. Ueber die Formen Maenalm und Maenalon [Maenda)
vgl. Peter zu Ovid. fast. V 89.
203. I)ie Unterscheidung der verschiedenen Bezeichnungen
der Würfelbecher ist durchaus nicht sicher. Neben fritiUns und
phimus "wird noch genannt der pyrgns (TcvQyog) oder die turricula,
die man sich aber am Spielbrett selbst angebracht denken muss,
offenbar so, dass es ein hohler, inwendig mit kleinen Stufen ver-
sehener Turm war, in den man die Würfel warf, nachdem man sie
vorher im eigentlichen Becher (oder in der hohlen Hand) geschüttelt
hatte: die verschiedenen Stufen sollten noch mehrfache Verände-
rungen in der Lage der Würfel hervorbringen. Vgl. Mart. XIV
16. Sidon. ep. VIII 12, 5: Mc te aedificatus ciilcitis ionis. hie tabula
calculis strata bicoloribus, hie tcssera frequens eborafis rcsuJiatura pyr-
gorum gradibus exspecfat etc. Marquardt-Mau, Privatleben II "^ 848.
206. Bei den Griechen war für den niedrigsten Wurf 6 Xloq
üblicher. Vgl. Aristoph. ran. 970. AP. VII 422. Suid. sub Kwog
Ttoog Xiov. Sprichwörtlich scheint zu sein: iam facile homincs oc-
cidebat quam canis adsidif (Sen. apoc. 10, 2).
209. Baumeister, Denkmäler. Fig. 1766 (III p. 1684) zeigt
einen Sat}T, der einem Mädchen einen, freilich absonderlich kon-
struierten, Sonnenschirm trägt.
217. Der Mythus von der Omphale ist in der alexandrinischen
Dichtung ein beliebtes Beispiel für die Thatsache, dass weibliche
Reize selbst den Gewaltigsten bezwingen. Hier bei Ovid noch da-
hin erweitert, dass es auch für den Mann gar nicht als schimpflich
gelten darf (v. 215: vec tibi turpe puta), der Herrin in allem zu
dienen. Abbildungen der Omphale und des Herakles erwähnt
Lucian (hist. quom. conscr. 10): koga/JvoL yoQ oi nov ehbg yeyQaf.i-
/Lievov, Tf] VurpdXrj öovXevovxa, navv ak'köv.OTOv axevrjV eo-/.evaGu^vov,
sy.eivrp' uhv rov Xeovza avtov TifQißtßXr^uevriv y.al to S^v'kov Iv ttj xsiqI
syovoav, tog ''Hqu/SUa öf^dtv oiaav, avibv öh ev -/.ooyMzip v.al rroQcpvQiöt
€Qia iaivovza vmI jcaiöusvov vnh xf^g Viitcpd'lr^g zw aardaUo). Ebenso
Plut. comp. Demetrii c. Antonio 3, avo das Verhältnis des Herakles
und der Omphale mit dem des Antonius und der Cleopatra in Ver-
gleich gesetzt wird. Das eigenartige Verhältnis der beiden wurde
auch zu sprichwörtlichen Redensarten benutzt, vgl. Apost. XII 74
(II p. 560) und Achill. Tat. II 6. Auch das pikante Bonmot bei
Athen. VI 245 e: ymI yäg ö '^^ajtAfjtj airb zf]g VurpdXr^g enl zi]v "Hßrjv
fiezaßqSvißxe (d. h. mit Anspielung auf den Namen (vgl. o/^upalög,
und über ijßrj unten im Kommentar zu V. 613).
229. ylmor odit wertes vgl. Achill. Tat. U 4, 5: "Egcog , . . öei-
).iag oi-y. ävexazai
II 193—298. 227
283. Vgl. Ach. Tat. 1. 1.: oQäg airov rb o%T]i.iu, &g toxi arQci-
TKOTi'Mv; T()ia ytai (fagerga xal ßeh] ~/.al ncQ, arÖQüa TiavTct y.cu
%6l(.irig y€f.iovra. Vgl. auch Ziugerle. Ovid etc. I 90.
289. vaccas. Anders Hom. IL II 763: %7inoi f.ihv //«/ ägiotai
Eoccv fßv^()r]Tiddao, rag Eüf.triXog eAavve nodwv.tag ogvi^ag cog, OTQr/ag
oUxeag, oxacpvh] inl vwxov Hoag- rag ev Ur^geir^ ■O-Qeip^ ccQyvQÖro^og
^AnölXiov, ä/iicpiü ^r^ketag, cpoßov '^QTqog cpoQtovoag.
244. Anschaulich schildert das nächtliche Treiben Lucian (bis
accus. 31) : y.C(iy exaorrjv öe rrp' vvyira ö itih' örsvcortog i]i.iü)V iv£TCif.i~
TtXaro (.led-vövnov IgaorCov /.wf.iauovxiov kn avriiv y.al 'Aonrövrcov rijv
-d-vQav, si'Uüv de y.al loßiduoS-at ohv ovdevl ■aöoiKp ro'Ai.icüvrwv. avii]
ök iysla ycal ).ötro rolg ÖQiof.ievoig 'Aal xa noLkh. /') naqi-Kvnxtv anh
xov xeyovg adovrwv äxovovoa rqaxüa xfi (fcorfj (höag rivag traiQiyiag
fj Y.al Ttagavolyocaa rag S-cgag ef.ih otof-iivi] kav^dveiv fjaslyaive y.al
€f.iotx£vexo jTQÖc avrcüv. Vgl. auch Lucr. IV 1169 ff.
246. fctwstm. Vgl. auch III 644. Ov. fast. VI 577. Das
Bild Zeus als ,uotx6g auch bei Müller-Wieseler, antike Denkmäler
zur griechischen Götterlehre (4. Aufl. von Wernicke) Taf. VII, Fig. 3.
249. Vgl. Jellinek, die Sage von Hero und Leander in der
Dichtung. Berlin 1890. Ueber die malerischen Darstellungen der
Sage vgl. E. Eohde, der griechische Roman 135, 3.
251 ff. In praxi erläutert diesen Passus wieder Achill. Tat.
II 4, 2: fj yaq xov S-aAauov avxfjg TreTtioreiinevr] Kkeuo y.sxoivcorrjyj
1.101 y-ai extL irgög jiie wg eQaorijv. ravrijv 7t aQao'/.evdoio yara (.iiy.QOV
TtQog fjiiiäg oüxwg ey^iv, cog /«< ovvaiQeoö-ac nqog ro tqyov.
257. Das Augustin sehe Wortspiel ist zu matt, als dass man
dem Leser die Mühe zumuten dürfte, die Stelle nachzuschlagen;
hier ist sie: FugaJia celebrahantur effusa omni licentia turpitudinum
et vere Fugalia, scd pudoris et lionestatis.
266. Vgl. Obbarius im Philologus VIII (1853) p. 713 ff. (Ob
Sacra via od. via sacra?)
271. W^eitere Nachweise und Mitteilungen über die Erb-
schleicherei bei Friedländer, Sittengeschichte I 367 ff.
280. Dieser Vers wird in einem Briefe Karls des Grossen an
Angilbert, der von Rom Reliquien mitbringen soll, citiert: Bartsch,
Albrecht von Halberstadt etc. p. I.
298. Vgl. Aristot. hist. an. V 19 § 97: TTQcoxri de Uyerat vcprjrat
Iv KCl) iTaucpilr] ukdrsiü ^vydriqQ und damit übereinstimmend Plin. hist.
nat. XI76: prima cas redonliri rursusqne texcre invenit in Coo muJier
Pamphilc, Plafeae fiUa, rion fraudanda gJoria excogifafae rationis ut
denudet, feminas vesfis. Vgl. noch Hildebrand zu Apul. met. VIII 27
(I p. 732). Uebrigens war das Raffinement der durchsichtigen
Gewänder (vgl. Luc. amor. 41 : le7troLcpi]g ig TtgöcpaoLv soO-iig vttIq
xov öoTiüv i-d] ) eyii-ivCoGifaL) schon vor dem Seidenimport nichts
seltenes; vgl. z. B. Hippolochus bei Athen. IV 129a: rj5>; öl vpiCov
fjöiiog d7irjlloxQuof.i€Vwv xov acocpQOvelv iTreiaßdllovaiv avhjXQiösg y.al
f.iovaovQyo\ /.al aa^tßvxioxQial riveg 'Fööiai, ifioi fiev yv/.n'al öokü),
15"
228 -^rs amatoria (Anhang)
nlrjv k'leyöi' rtreg amag exeiv xixöjvag. Hierher gehören auch die
Taqavxlva (oder Tagavrivldia, Luc. dial. mer. 7, 2), vgl. z. B. Semos
(fr. 20. FHG. IV 496) bei Atheu. XIV 622 b. Luc. rhet. praec. 15:
rj ea-drjQ öh eaxu) evavOijg xai Xevxij egyov Tfjg TaQavrivrjg egyaoiag, wg
^ia(faiv€a&ai xo aüjua. (Uearchus (fr. 9. FHG. II 306) bei Athen.
XII 522 d: ifpögow öe (sc. Tarentini) ycal Ttagvrpida öiacpavfj TidvTsg,
olg vvv 6 tCjv yvvaiy.O)v aßQvveiaL ßiog. Hübsch heisst es bei Petron. 55:
aequumst induere nupfam venfum fextilem, palam prostare nudam
in nchula linea.
299. Solche golddurchwirkte Kleider spielen schon bei Plautus
eine Rolle; vgl. z. B. Epid. II 2, 38 (222). Vgl. ars HI 131 und
ausführliches darüber bei Marquardt-Mau, Privatleben II'- 534 if.
305. Das nannte man auch diserte saltare (vgl. Tac. dial. 26).
Vgl. auch CIG. Nr. 6305 (III p. 937): laroglag ösl^ag ycai xegalv
artavTa Xalrjoag, evTteiQog Bgo/iiioio aorpfjg legijg re xogüag xtA. (auch
zu finden in AP. append. II 520 =^ Cougnv III p. 176).
329. Vgl. auch Welcker. kleine Schriften III 64 ff.
330. Ueber die reinigende Kraft des Schwefels vgl. Schoe-
mann-Lipsius, griechische Altertümer II* 375.
Ueber die E i e r als Lustrationsmittel vgl. Rohde, Psyche II -
p. 407. Dazu noch Apul. met. XI 16. Pers. 5. 185. Mart. Cap. II
§ 140 (p. 190 Kopp).
353. Ueber die Phyllissage und ihre ,. auffallend häufige Er-
wähnung in den erotischen Lehrgedichten" vgl. Ribbeck, Geschichte
der römischen Dichtung II'- 249. Rhode, Gr. R. 37, 3.
373 ff. Die mythischen Beispiele, die Ovid zur Veranschau-
lichung der in V. 373—380 enthaltenen Behauptungen herausgreift,
sind traditionell. In ähnlichem Zusammenhange erscheint Medea
und Prokne bei Juven. II 6, 643 f. Einen sehr umfangreichen
Katalog To Töiv ywaLviCbv yevog loiöogüjv giebt Kleinias bei Achill.
Tat. I 8. Hinweisen kann man auch auf Eubulos fr. 117 (II p. 205
Kock): vgl. dazu ars III Uff. AP. IX 166.
375. Vgl. auch Ariost, rasend. Roland, übersetzt von Gries,'XIX 7 :
So steht die Bärin neben ihren Jungen,
Greift sie des Jägers ungestümer Mut
In ihrer Wohnung an und hiirscht durchdrungen
Von streitendem Gefühl, vor Angst und Wut.
Von Zorn und angebornem Grimm bezwungen
StrecU sie die Klauen aus und lechzt nach Blut:
Doch lAeb' erweicht und fesselt sie nicht minder
Und noch im Zorn blickt sie auf ihre Kinder.
lea. Ueber die Form vgl. Charis. p. 103, 24 Keil : leaena dicitur,
non lea; sed Ovidius: '^nec lea cum catulis lactentibus ubera' praebet.
383. Die Quellen stimmen im Schluss der Sage nicht überein.
Nach der alten attischen Version wird Prokne in die Nachtigall,
Philomela in die Schwalbe verwandelt; so z. B. Apollod. III 193 — 195.
II 299—422. 229
Paus. X 4, 9. AP. IX 451. Achill. Tat. V 5. Bei andern, zumal
Römern, wird die Geschichte umgedreht, Prokne in die Schwalbe
(vgl. Verg. ge. IV 15) und Philomela in die Nachtigall (vgl. Mart.
XIV 75) verwandelt. Nunmehr gilt auch meist Philomela als Gattin
des Tereus und Mutter des Itys. und die Schwester ist Prokne.
So z. B. Verg. ecl. 6, 81. ge. IV 511—515. Petron. 131. Ovid.
amor. II 6, 7 (fast. II 853 ff. ist Prokne die Mutter des Itys und
als Schwalbe gedacht, vgl. trist. III 12, 9).
Unbestimmt bleibt die Verwandlung z. B. bei Hes. opp. 568.
Thuk. II 29. Nie. Eugen. II 329. V 116. Ov. trist. II 390, met.
VI 668: qtmrum petit altera sihas, altera teda suhit.
Wesentlich weicht davon ab die Form, in der die Sage bei
Homer erscheint (Od. XIX 518) : tog ö" öxa IJavöageov jcovqtj %kwQriig
arjöiov y.aXov atiörjoiv eaQog veov lara^evoio, öevÖQäiov Iv TrerdXoioc
iiad-eZofi^vri itw-ivoloiv, f/ t€ &a(.ia TQiojcCoGa yht Tto'kvYjxia <pa)vi]v,
TtaXö" öXofpvQai-ievrj "ItvIov (piXov, ov tioxs x^^^'^V '^^f^^s ^i^^ äfpQaöiag,
xovQov Zrj^olo ävanTog (vgl. auch die gehaltvollen Notizen im 'An-
hange' der Ausgabe von Ameis-Hentze zu dieser Stelle). Vgl.
Pherekyd. fr. 102 (FHG. I 95). Dazu Catull. 65, 13: qtialia sub
densis ramorum concinit umbris Daulias absunipti fata gemens Ityli.
395. Ovid verlangt also, was Cato (p. 37 Jordan) ad lignum
delere nennt.
31)9—408. Vgl. hierzu Tolkiehn, Homer und die römische
Poesie p. 203.
415—418. Vgl. Athen. IX 371b ff. I 18.
415. lieber satureia vgl. Leunis, analytischer Leitfaden für
den ersten wissenschaftlichen Unterricht in der Naturgeschichte.
Zweites Heft" § 187 Nr. 204. Bei uns ist es Küchenkraut und
wird zum Würzen der Bohnen gern verwendet.
421. Paus. I 42, 1 : ödxvvrat dh (in Megara) xat eozla S^sGjv
IlQodQO^iwv y.akovf.iiviijv • -d-voai de OffLGLV yJky.dd-ovv A^yoioi tvqCüxov,
bt€ Tfjg oixoöof.iiag tov xeixovg cfxeXXev ägysad^ai. Tfjg öe koriag tyyhg
tavTrjg korl Xi&og, ecp' ov xara^elvai kf'yovoiv liTtölXoiva Tr\v y.l&(xq(xv^
y^Xxdd^io To Tslxog ovveqyatöiuevov.
Felasgus steht hier adjektivisch, wie im Griechischen UeXaoyög
öfters, vgl. Aesch. suppl. 879: dvÖQüv Tlekaoywv. Eur. Or. 1247:
neXaoyov 'idog ^Qyeiwv. — So unten V. 541 : quercAis Pelasgas. met.
XIII 268: classe Pelasga u. oft.
422. Ueber die Zwiebel als acpQoöiaiayiöv vgl. noch Petron. 130.
Plat. fr. 173 (I p. 646), V. 9: ßoXßovg ftkv onodiä öaf.iäoag v.ata-
yva(.iaTi öevoag wg nXeioxovg didxQioye- xb yag de/iiag dvigog öqS-oI.
Dazu Eustath. zu Hom. II. XXII 499 (p. 1283, 35) . . .xo atöolov
evxBtvsf xoiovxov yaq (pvon yiaxa töiöxrjxa b ßoXßög.
Auch sei daran erinnert, dass man den Hähnen vor dem Kampfe
gern Knoblauch zu fressen gab, um sie aufzuregen und mutiger zu
machen; vgl. z. B. Xen. symp. 4, 9: enoi xohg dXe-nxQvövag o-aÖQoda
aiTtoavreg ov^ßdXXovoi. Arist. equ. 494. In demselben Sinne wird
230 Ars amatoria (Anhang)
auch der TTiolvifj o^enaiiiit: Athen. VTII 356e. dazu dann wieder ein
Citat aus Alexis (fr. 170 = II p. 360 Koek).
Von der Berühmtlieit der megarischen Zwiebeln zeugt auch
die Thatsache, dass ein Kastell in Megaris Kgofi^iKov hiess (t6
yo6iii{u)vov ist die Zwiebel : Hom. II. XI 630), Vgl. Thuk. IV 42.
Nach ihm war auch benannt ^ Kgou/urwrla oCg, r^r (paiav tcqooiovö-
fiaCov (Plut. Thes. 9). Pausanias (11 1. 3) freilich leitet den Namen
Kooiivchv Yon KqÖLioc %ov IJooeLÖtüvog ab.
Eine noch schnödere Anwendung der genannten Mittel findet
'sich bei Petron. 138: profert Oenothea scorfeum fascinwu, quod nt
öleo et minnto pipere afque urticae frito circumdedit semine,
ptcmJatim cocpif insercre ano meo.
423. Daher auch das Sprichwort bei Luc. rhet. praec. 11:
TO '^lurftTLOv ot6(xu ävoiyELv.
441 f. Vgl. Ov. trist. IV 5, 3: cnius ah adloquiis anima haec
morihunda revixit, ut vigil infusa Pallade flamma solet.
449. pervenit ad aures ein bei Ovid häufiger Versausgang:
Zingerle, Ovid etc. II 77 f.
465. Vgl. Cat. 68. 125: vec tantum niveo gavisasf nlla cohmiho
compar, quae mnJto dicitur improhius oscnJa mordenii semper decerpere
rostro etc. Von der Zärtlichkeit der Tauben spricht auch ein Frag-
ment, das dem Lucilius zugeschrieben wird (p. 164 Mueller, fr. XII):
vincit columhas osmUs. Vgl. das hübsche Fragment des Mattius
(Herondas ed. Crusius - p. 86, fr. 5) bei Gell. XX 9 : sinuque amkam
refice frigidam caldo coUimhulatim lahra conserens lahris. Auch
Maecenas bei Sen. ep. 114, 5: si quis feminae cincinnos crispat et
lahris columhafvr etc. Ov. am. II 6, 56: oscuJa daf cupido
hJanda columha mari. Prop. II 15, 27: exempJo iunctae tibi sint in
amore columhae, masculus et totiim femina coniugium.
467 ff. Vgl. zu diesem Passus die hochinteressanten und treff-
lichen Ausführungen von Ehode, der griechische Koman p. 201,
Anm. 2.
474. rmlc. Vgl. auch III 515. 559.
486. oiuhg erscheint wohl zuerst bei Herodot (IV 23). Nach
Aristoteles (probl. 33. 18) sind bekanntlich alle Kinder oiuoi:
or]/iielov de xb za rraiöla Ttdvra elvai Giud.
501. Vgl. Bartsch, Albrecht von Halberstadt etc. p. III.
521. Ein alter, auch durch die Komödie ausgeprägter Knifl'.
Vgl. z. B. Antiphanes fr. 148 (II p. 71 Kock):
tQXeiai,
lUTegyer^ au, TtQOoeQyex^ av, lureg/STai,
ff/.ti, TraoeOTi, QvjirtxaL, frgoGSQxerai,
a/.irjtai, y.z6riLtx\ iv.ß eß )]y.\ IrzglßeTca,
h)izei, oy.oTtuzca, oiiLLtzui, j.iioLC.t.zai,
y.oouHz\ cü.eicpez' ' äy ö' e/)] zi drcäyykzoLi.
II 423—608. 231
Dazu Kock: 'sunt excusationes servulae dominam aliis negotiis
occupatam esse viro vel amasio fingentis. describitur autem mulier
Mju'rliines in Lj^sistrata similis'.
528. Vgl. auch Catull. 63, 66. Ov. met. XIV 708: interdiim
madidas lacrimarum rore Coronas postihus nitendit, posuitgtie in limine
duro mollc latus. Meleager in AP. V 190, 5: trtl ngod^vgoioi uaoavac
oay.QvGLv axdijOio zovg i-ASTag az scfavovg.
537. Auch der Paian des Aristoteles auf die dgEzd mag hier
erwähnt sein aus Athen. XV 696 b.
541. Vgl. Unger, über die Entstehung des Cultus von Dodona,
im Philologus XXIV (1866) p. 392 ff. und Bergk ebenda XXXII
(1873) p. 126 ff. Apollod. I 110.
556. Vgl. Zingerle, Ovid etc. I 102.
5G1 — 588. Zu dem Passus vgl. Tolkiehn, Homer und die
römische Poesie p. 198.
Lüstern ausgemalt ist die ergötzliche Geschichte von Repo-
sianus de concubitu Martis et Veneris (Anthol. Lat. ed. Riese
Nr. 253 = I p. 170). Vgl. die Lemniacae catenae, von denen Venus
zu Mars spricht bei Stat. Theb. III 274. Vgl. VII 63. Ueber die
bildlichen Darstellungen von Mars und V^enus vgl. Furtwängler in
Roschers Lexikon I 1 Sp. 492.
563. Mars pater. Vgl. Cato de agric. c. 141. Preller, Rom.
Myth. I^ 335 Anm. 1.
566. Als Grradivus erscheint Mars z. B. in der Schlacht vom
Jahre 282 gegen die Lucaner und Bruttier, in welcher er in der
Gestalt eines unbekannten Jünglings den Römern vorausschreitet:
vgl. die ausführliche Erzählung bei Val. Max. I 8, 6. Vgl. auch
Peter im Anhang zu Ov. fast. II 861.
567 f. Vgl. Tolkiehn, Homer und die römische Poesie p. 187.
Ein Gegenstück ist übrigens die Besorgnis der Penelope (Ov. her.
1, 77): forsitan et narres, quam sif tibi rustica coniunx, quae tauf um
Janas non sinat esse rüdes.
593. Jiwvri ist zunächst eine Weiterbildung von Zevg Jiog:
vgl. Et. Magn. sub verbo und Roschers Lexikon I 1 Sp. 1028, wo
weiteres Material zu finden ist.
598. ignis et unda. Vgl. auch Marquardt-Mau, Privataltertümer
I ^ p. 56 Anm. 2.
608. Nach Pindar Ol. 1, 56 vermochte er die Fülle seines
Glückes nicht zu ertragen {alla yäg y^aiartsipat /nsyav olßov ovy.
iöwdod-rj, YMQio ö' ehv arav vttsqotiIov) und liess sich dazu verleiten
ad-avdxcDV ozc -/.Hipaig dkiAeooL ovjiiTtÖTaig veytraQ df^ißgooLav rs dGr/.ev.
Diesen Diebstahl und die garrulitas nennt Apollod. epit. 2, 1 als
Grund seiner Bestrafung. Die von Pind. 1. 1. v. 47—52 erwähnte
Sage geht dahin, dass Tantalos seinen Sohn Pelops zerstückelt und
den Göttern beim ]\Iahle vorgesetzt habe, um ihre Allwissenheit zu
prüfen. Pindar weist dies als unwürdig zurück (vgl. Eur. Ipli.
Taur. 386 ff.) und erklärt das Verschwinden des Pelops dadurch,
232 Ars amatoria (Anhang)
dass Poseidon von Liebe zu seiner Schönheit ergriffen, ihn zu sich
entführt habe (v. 41 : '^ykaozQiaivav aqTtdaai öauhna (pQsvag i/Ltego)
xtA.). — Die Darstellung der Strafen des Tantalos in der Lesch'e
zu Delphi erwähnt Paus. X 31, 12. — Ueber die Sage von Tantalos
vgl. auch H. D. Müller, Mvthologie der griechischen Stämme (Göt-
tingen 1861) II 150 ff. Auch Zingerle, kl. phil. Abhdl. III 67.
613. Die litterarischen Zeugnisse sind gesammelt von Over-
beck, die antiken Schriftquellen etc. p. 236 ff. Zur Situation vgl.
noch das Epigramm des Rufinus (AP. V 59). — Steht laeva vielleicht
mit Absicht, um einen erotischen Scherz anzubringen? vgl. zu
V. 706. — Zur Stellung von vclatnina vgl. III 267 und Zingerle.
Ovid etc. I 16.
652. adoptivas. Vgl. die hübschen Bemerkungen von Rudolf
Hildebrand, vom deutschen Sprachunterricht in der Schule etc.*
Leipz. u. Berl. 1898 p. 26 (über das Geschlecht der Deminutiva im
Deutschen: der Baum, das Bäumchen etc., wo der junge Baum
als Kind des grossen gedacht wird).
657. Nach Aesch. 1, 126 sagte Demosthenes von seinem Spitz-
namen Bdialog: Tavriqv i^ VTrO/iOQiO/nazog TLx\h]g zijv i7iiovvf.dav f'xtü.
Umgedreht wird der Spiess rem. am. 325: qua potes in peius dotes
deflecte puellae iudiciumque hrevi limife falle tuum. ltirgida\ si plenast,
si fuscast, 'nigra" vocetur; in gracili "macies' crimen habere potest ; et
poterit dici 'pctidans', quae rustica non est, et poterit dici 'riistica',
siqua probast.
680. tahella. Vgl. auch carm. Priap. 4: ohscenas rigido deo
tdbellas \ dicans ex Elephantidos lihellis \ dat donuni Lalage rogatque,
temptes, \ si picfas opus edat ad figuras. Lactant. de mort. pers. 5, 3.
Anth. Lat. ed. Riese I ^ Nr. 429, 7 (p. 328) : nunc collo molles circuni
diffusa lacertos inflectat niveuni seniisupina latus, inque modos omnes
dulcis imitata tabellas transeat et lecto pendeat illa meo etc.
684. Ovid und die Knabenliebe. Vgl. noch Comparetti, Virgil
im Mittelalter, übersetzt von H. Dütschke (Leipzig 1875) p. 80
Anm. 2. Ueber die Stellung der anderen Erotiker zu dieser Frage
vgl. folgende Aufsätze:
Catull: 0. Harnecker, des Catullus Juventiuslieder (Fleck-
eisens Jahrbücher 1886 (XXXII) p. 273—279).
TibuU: Friedrich Wilhelm, zu Tibullus I 4 (satura Viadrina
1896) p. 48-58.
Properz: Th. Birt, Bemerkungen zum 'ersten Buche' des
Properz (Rhein. Mus. XXXVIII (1883) p. 197—221, nament-
lich p. 215.
689 ff. Vgl. zu dem ganzen Passus noch Achill. Tat. II 37
(zumal § 6 ff.).
691. Ueber den Gebrauch von ocellus vgl. Zingerle. Ovid etc.
I 129.
703—732. Diese, me die Schlusstelle des IIL Buches (769-808)
II 613-703. 233
hat nach Ribbeck, Geschichte der römischen Dichtung II ^ 263
ihren Rohstoif aus Hetärenbüchern entlehnt. Dass Ovid der-
artige Litteratur kannte, wird niemand bezweifehi wollen, aber
ebenso wenig wird man sagen können, wieviel in diesen beiden
Stellen der Erinnerung, wieviel eigener Phantasie zu verdanken
ist. Dass eine pornographische Litteratur von überaus grossem
Umfange existiert hat, scheint zweifellos ; die uns darüber erhaltenen
Nachrichten bis ins einzelne zu verfolgen, spürte ich jedoch kein
Verlangen. Nur der Vollständigkeit halber seien auch hierüber ein
paar Bemerkungen gemacht.
Mit wenig Galanterie halten die Griechen eine Dame für die
erste, welche sich in derartiger Litteratur versucht hat : nach einer
thörichten Notiz bei Suidas hat Astyanassa, eine Magd der Helena,
erotische ax'?."«'^" zuerst schriftstellerisch dargestellt; vgl. Suidas:
^AOTvdvaooa ^EXivrjg Tfjg MeveMov d^sqärcaiva • fjrig TCQWTiq rag kv ifj
ovvovoia y.axaY.liöug svQev xat eyQaipe. tcbqI oxTif-iccTiov avvovai,aaTi'/.ä}v.
Solche ax^jiiiccTa, von deren Art wir uns durch die Schlussverse des
III. Buches von Ovids Ars eine Vorstellung machen können, hatte
dann eine gewisse Philainis in Büchern zur Darstellung gebracht;
ihr TtsQi acpQodiauov ä^ölaoTOv ovyyQaf.ii.ia erwähnt Athenaeus VIII
335 b. Freilich in einer Grabschrift, die ihr JIoxquov 6 Idf.iiog
gesetzt hatte, verteidigt sie sich energisch gegen diese Urheber-
schaft (ebenda c):
eyco 0iXatvlg fj ^Tiißtozog avdQihnoig
Ivrav^a yrjQCf tö» (.la'KQcp xeyioiiiir]!.iai.
(.nq ju^ d> (.icciaiE vavra, ttjv äxgav y.d(.i7i%iov
X^svr]v T€ TtOLEv xat yiXuora y.al Ida^rjv
5 ov yccQ jua xov Zevv, ov fia rovg xarw -kovqovq,
ovy. fjv ig avögag fidx^og ovöh ör]i.i(i)drjg '
noXvY.Qdxrig de trjv ysv^v ^Ad-rjvalog ,
XöycDV TL naL7idXri(.ia xat xaxj) yXCbooa,
eyqaxjjev, aao^ eyqaip- iyw yccQ ovx oiöa.
Diese Philainis wird auch sonst genannt ; vgl. noch Athen. V 220 f. :
. . . ä ovt€ Nixiü f] Ia(.iLa i) KaXlLOrgdTri rj Aeaßia fj 0iXaivlg fj yie.v-
xaöia, dXX' ovök ö ^^rjvalog TIvd-övi-Kog oweioQdyiaoiv nöd-iov d^eXyr^iQU.
Lucian. am. 28. pseudol. 24 u. s. Weiter vgl. Suidas sub JrifuoxdQrjg,
Siehe auch Welcker, kleine Schriften II p. 87, Anm. 16. Nicht
minder berüchtigt war eine Elephantis oder Elephantine, die
aus Martial (XII 43, 4) bekannt ist. Vgl. das Suetoncitat im
Kommentar zu V. 680. Priap. 4. Dazu weiteres bei Athen. XIII
567 a. VIII 335. Phot. bibl. p. 480. Heinsius zu Ov. trist. II 411 ff.
Diese Andeutungen mögen genügen; wer mehr will, wende sich
an Fabricius-Harles, bibliotheca graeca VIII (1802) p. 156 ff. Vgl.
auch Friedrich Wilhelm, zu Achilles Tatius (im Rhein. Mus. LVII
p. 55—75).
703 ff. Um wenigstens eine Parallele zu dieser etwas gewagten
234 Ars amatoria Anhang)
Partie zu geben, so sei erinnert an ein Gedicht des Johannes
Secundus (opera. Parisiis 1748; da von p. 253 an das hier gemeinte
epWmlamium Jascivnm). das seinerseits Avieder Joh. Christ. Günther
nachgeahmt hat: vgl. Sammlung öon ^pf)Qnn (£{]rii'ttün 6)ünt(}er5, au§
(£d)Ieüen, bi§ anfiero {)erau«qeqebenen ©ebiditen etc. S3ierbte Stuflage.
«öreBlau unb ßeipäig, 53et) W\d)at[ |)ubert. 1746. Bd. 11 p. 925—930:
^od)'iett=Sd)er^. iJJai^ Stnlcitung bes Satetnifc^en aus bem Johanne
Secundo.
706. manus Jaeva. Vgh noch Mart. XI 58, 11. Erwähnt sei
auch der Vers aus dem Epithalamium Laurentii (vgl. den Kom-
mentar zu III 515j bei Riese, anthol. Lat. I 2 Xr. 742. 84 (p. 215):
tnrgeniesque simul constriiujit Jaeva papiUas. Plaut, mil. glor. II
2.48 (203): nisam laevo in fcmine habet lacvam mamim. Ov. am. II
15, 11: iunc ego te cupiam, clomina, et ietigisse papülas et laevam
timicis inseruisse manum.
Ferner sei daran erinnert, dass die linke Hand die mamis
furtifiea (Plaut. Pers. II 2. 44 (226j ist : vgl. die Erklärer zu Catull.
12, 1: Marruchie Asini, manu sinistra non belle uferis in ioco atque
vino: follis lintea neglefientiorum.
709 — 716. Zu dieser schnöden Verwendung der homerischen
Poesie vgl. Tolkiehn, Homer und die römische Poesie p. 202, Anm. 3.
Er vergleicht das 68. priapeische Gedicht, in dem sich ..Priap als
gelehrter Homeriker zeigt und zur natürlichen Erklärung von Ilias
und Odyssee nach seiner Lebensanschauuno- beiträgt" i Ribbeck.
RD. II- 366).
719 ff. Aehnliche erotische Finessen, jedoch bei einem Knaben
angewandt, berichtet Lucian. amor. 53 am Ende.
732. Zu eq_uo vgl. noch Ariost. ras. Rol. XXVIII 64.
Drittes Buch.
1. Darstellungen aus dem Kampfe zwischen Penthesileia und
Achilles erwähnt Pausanias XI 5, 6: TÜ.cLzcdu d' Iv tT] yoarff^ TTei'-
&eot/.eid T£ uffuoa riy Wixrv y.ul l-Jyj/./.ii^ uviyiov lorh' airrj'j' (auf den
iqi'f.iaTu der Zeusstatue in Olj'mpia): vgl. auch X 31. 8. Die Sage
war in der ytid^ionig behandelt : s. Ep. Gr. Fr. ed. Kinkel I p. 32 ff.
19. Eine Komödie Alkestis des Antiphanes erwähnt Athenaeus
mehrfach (bei Kock II p. 22j ; vgl. Meineke FCG. I p. 324. Ueber
die Alcestis des Attius (Priscian. IX p. 867. 893) ist ebenso wenig
bekannt wie über die des Laevius (Gell. XIX 7. 2).
21. Ueber die treue, dem Gatten in den Tod nachfolgende
Gattin vgl. Lasaulx, Abhdl. der ba}T. Akad. VII (1853) 49. Auch
Oinone stürzt sich in die Flammen, welche die Leiche des Paris
verzehren: Quint. Smyrn. posthom. X 464: i] de luv ov ti. aucfadbv
oj^ u&Qr^oe, yor^ouTO rtioauevi] ttsq. aü.u y.a/.vipauevi] n:eQc .qxiQti y.a/.a
Tiqöoiona ulipa sivof] IraTta/.io /.i/..
II 706-732. III 1—129. 235
35. Vg"l. AP. VII 285, 3 : t« d' dozea ttov tcot' iy.sivov nvd-irai,
■aiS-viaig (Hom. Od. V 337) yvioora aövaic. hsTTEiv. Hor. epod. 10,21:
opima quodsi praecla ciirvo Jitorc porrccta nicrgos mveris.
87. Dass für die uns erhaltenen Darstellimg-eii der Phyllissage
Kallimaclios das Vorbild gewesen sei, hat Erwin Rohde wahrschein-
lich gemacht (Der griechische ßoman 473, 2). Ovids Freund Tuscus
hatte ein Gedicht 'Phyllis' geschrieben: Ov. ex Ponto IV 16. 20.
Teulfel EL. I ^ 252, 8. Ribbeck ED. II -, 249.
40. 'Es liegt etwas verhängnisvolles darin, dass Dido durch
das von ihr selbst zum Geschenk erbetene Schwert des Aeneas
ihren Tod findet: gleichen Tod fanden Herkules. Hektor und Aiax."
Ladewig zu Verg. Aen. IV 647.
49 f. Belegstellen über die Palinodie des Stesichoros findet man
gesammelt bei Kleine. Stesichori Himerensis fragmenta. Berol. 1828
p. 21 f. 91 ff. Dazu Welcker in Jahns Jahrbuch. IX (1829) p. 271 ff
Nachweise über das seitdem übliche ^la/urwöiav lideiv bei den Er-
klärern zu Plat. Phaedr. p. 244 a und bei Kleine a. a. 0. p. 97 f.
Die Geschichte von dem eidtolov hat dann Euripides in seiner
Helena poetisch ausgestaltet. Vgl. noch Lehrs in den Abhdl. der
Kgl. deutsch. Gesellsch. zu Königsberg, Samml. II, 1832, p. 109 ff'.
83. Selene und Endymion. Die Sage wohl zuerst bei Sappho
(vgl. den schol. zu Apoll. Eliod. IV 57 = PLG. ed. Bergk III*
p. 132, Sapph. fr. 134). Nachweise bei Röscher, Lexikon I 1 Sp.
1247. Ausser den dort angeführten Stellen vgl. noch Plat. Phaed.
72 b. Strab. XIV 636 a: jiuxobv ö' amod-tv öiaßdvti Troxauioy.ov nqog
TU) yld%(-uo öu^vvraL xdtpog ^Evdif.iuiJvog ev xlvi aTtrjlauo. Apollod. I
56. Paus. V 1, 4. Meleager in AP. V 164. Nie. Eug. VIII 115.
Prop. II 15, 15: nudus et Endymion Phoehi cepisse sororem dicitur et
imdae comuhuisse deae. S. Lobeck, Aglaopham. II p. 1090. Rohde,
Gr. R. 93, 1. Ueber bildliche Darstellungen Röscher a. a. 0. Sp. 1248.
113. cmrea Roma. Vgl. Jordan, Topographie der Stadt Rom
im Altertum, 11 374. 425. Friedländer, Sittengeschichte I 64.
115if. Aehnliche Gedanken führt Ovid mehrfach aus; vgl.
fast. I 243 : hie, uhi nunc Romast, incaedua silva virebat, tantaque res
paucis pascua bubiis erat. II 280. III 71 etc.
117. curia. Litteratur bei Richter Topographie - p. 95 Anm.
119. Ueber den Plural Palatia vgl. Rothstein zu Prop. IV 1, 3.
126. Bauten im Meer. Vgl. noch Prop. III 18, 1. Manil.
astron. IV 261 : cernere suh terris imdas, inducere tcrris, ipsao[tie con-
■versis aspergere fluctibus astra, Jitorihusque novis per Inxum Hludcre
ponto, et varios fahricare lacos et flumina ficta et peregrinantcs domibus
s^ispendere rivos, mille sub hoc habitant artes, quas tcmperat unda.
Mehr bei Friedländer, Sittengeschichte III 91.
129. Das Uebertreiben dieses Luxus tadelt Seneca an einer
anderen Stelle; vgl. de vita beata VII 9, 4: video nnioncs non sin-
gidos singidis anrihus comparatos. iam enim exercitatae anres oiteri
ferendo sunt : iunguntur inter se et insuper alii Unis superpommtur.
236 -Ajs amatorla (Anhang)
130. Vgl. Zingerle, kl. pliil. Abhandl. II 84.
131. Aelmlich im Griechischen TtQoävai, vgl. Luc. dial. meretr.
6, 2 : ogäg, o'i'a tcqösloi.
133. Was Ovid den römischen Damen seiner Zeit ganz be-
sonders empfiehlt, eine kunstvolle Frisur zu tragen und nach Ab-
wechselung in der Haartracht zu streben, galt in den bescheidenen
Zeiten des alten Rom als ein grosses Aergernis, vgl. die Geschichte
von der Claudia Quinta im IV. Buch von Ovids Fasten; von ihr
heisst es da (V. 309) : cultus et ornatis varic prodisse capilUs obfuit
ad rigidos promptaque lirnjua senes. Auch daran sei erinnert, dass
noch bei Plautus eine kunstvollere Haartracht als Kennzeichen der
meretrix gilt.
134. Die Haartoilette wurde mit ausserordentlicher Sorgfalt
betrieben. Bekannt ist die Juvenalsche Schilderung (II 6, 490 ff.).
Hier ist die ornatrix die arme Psecas, aber ausser ihr arbeitet
noch eine zweite Sklavin mit. und eine alte, schon in den Ruhe-
stand gesetzte Sklavin steht dabei, um ihr Urteil abzugeben.
155. Unter Oechalia ist hier die Stadt auf Euboea zu ver-
stehen: das ist die ältere Form der Sage, und sie war wohl auch
in der Oi^aUag aXwoig (Kinkel p. 60 ff.) gemeint. Uebrigens war
es schon im Altertume eine strittige Frage, welche der so heissenden
Städte gemeint sei: vgl. Strab. IX 438b: ttjv ö" Oixallav nöltv
EvQVTOv hyo/iihrjv ev xe zolg röicoig romoig (in der Gegend von Trikka)
ioTOQOvöi xat iv Evßoia -/.al Iv '^Q^aöia, xal (.iETOVO(.iälI,ovOLV aXXot
älkojg, o y.ai ev zolg neloTtowrjaLaaolg (= VIII 339 b) eiQrjiai. negl
de tovxojv ^rjTOüai xat ^äXioxa xig -qv fj vno '^Hqay.Xiovg alovoa, xa«
7t€Ql xLvog ovviyQaxpev b noiijoag ttjv Ocxa^iag aXiooLv. Vgl. dazu
nach Paus. IV 2, 3. Verg. Aen. VIII 291.
163. Vgl. noch Servius zu Verg. Aen. IV 698. Cato orig. VII 9
(p. 29 Jordan). Galen. XII p. 434. 445 Kühn (Rezepte). Reiches
Material ferner bei Oehler zu Tertull. de cultu femin. II 6 (I p. 721
Anm. b).
165. Ueber Perücken vgl. Marquardt-Mau , Privatleben II -
603 f.
168. Hercules und die Musen. Vgl. A. Klügmann, Hercules
Musarum (commentationes philologae in honorem Theodori Mommseni
etc. Berol. 1877, p. 262—267).
172. Zum Versanfang vgl. met. VI 170: 'quis furor, audüos*
inquit 'praeponere visis caelestes?^
173 f. Vgl. auch Tertull. de cult. fem. I 8 (I p. 710 Oehler).
177. habet quoque nomen ah undis. Das ist die vestis undulata,
von der Varro spricht (bei Nonius 189, 25); vgl. Plin. nat. hist.
Vm 194.
181. Ueber den Namen ccfiid^voTog spricht Plin. nat. hist.
XXXVII 121. Vgl. noch AP. IX 748. 752.
Ueber ein Verbot des Kaisers Nero betreffs des amethystini ac
Tyrii eoloris vgl. Suet. Nero 32.
III 130-270. 237
193. Ueber diese rhetorische Fij^ur, welche die Griechen Tiagd-
Isiifjig nennen, vg"l. z. B. Demetrius de elocut. 263 : ojg ö' av xal h oxt}-
(.lÜTiov ylyvoiTO ÖEivÖTr^g, Xe^of-uv. fx ^lev ovv jwv Tfjg öiavoiag axrj/^idrcjv,
iy. f.i€V zfig TtaQaXeixpeiog dvof.iaCoi.ievrjg oiktog- "OXvv-d'Ov /iiev di] xai
Med'cövrjv xal ^ATtoXXioviav xai ovo y.a.l tqidy.ovTa nöXeig rag Inl ßqay.rig
€w- (Demosth. p. 117) ev yccQ rovrotg xai «t^jjx« TtdvTa, oaa
kß ov ksTO, xal TtagalLTtalv avrd rprjaiv, a>g öeivörega eiTtslv e'xcov
ereqa. Weiteres beim auctor ad Herennium IV 27, 37, der diese
Figur ocaiUafio nennt (so Spalding- zu Quintil. IX 3, 98 : in den Hss.
steht sinnlos occupatio). Ausführlich darüber Volkmann, die Rhe-
torik der Griechen und Römer 2. Aufl. Leipzig 1885, p. 501 ff.
194. Auch diese Vorschrift wurde freilich in bedenklicher
Weise übertrieben. So pflegte man den Lieblingssklaven die Haare
vom Körper abzuschaben oder auszuziehen, um ihnen ein mädchen-
haftes Aussehen zu verleihen. CatuU. 61, 141 : diceris male te a tuis
ungtientafe gJahris morife ahstinere: seä ahstine. Seneca ep. 47, 7:
iamqiic militari hahitu glaher retritis pilis auf penitus evtdsis tota nocte
pervigilat, qtiam inter ebrictatem clomini ac libiclineni dividit et in cuhi-
cido vir, in convivio puer est. de brev. vit. 12, 5. Vgl. Mart. IV
28, 7. XIV 205: sit nobis aetate puer, non pumice levis. Juven. IV
11, 156: nee piipillares defert in balnea raucus testiculos, nee vellendas
iam praebuit alas.
196. Vgl. Olympiod. bei Stallbaum zu Plat. Gorg. 521 b : fj ticcq-
OL(xia avTrj «x tov Tr^lerpov eailv EvqittIöov (s. fr. 704 Nauck ").
ixel yccQ egiorä rig ttsoI tov Tr^Xecpov xa/ (fr^oi rb Mvoov Ti]l€q)ov
■ml. Vgl. scliol. zu Plat. Theaet. p. 209 b (Piaton ed. Dübner III
p. 287, 67). Mehr im corpus paroemiogr. Graec. I p. 411, Anm. 85.
199 f. Vgl. auch Plat. Gorg. p. 465 b.
201. Vgl. noch Mart. IX 37, 6. Apul. met. VIII 27: . . . oculis
ohunctis graphice prodeunt, wo Hildebrand weitere Nachweise giebt
(I p. 731).
203. Ueber das Malen der Augen giebt noch Aufschluss Juven.
I 2, 93: nie supercilimn madida fidigine tincfum ohliqria producit acu
pingitque trementes attoUens ociüos. Vgl. Becker-Göll, Gallus III p. 166.
211. Hör. AP. 277 (vgl. Arist. nub. 296 mit dem schol.) ist
fremdartig: hier dient die Hefe dazu, das Gesicht der Darsteller
unkenntlich zu machen. — Ein ähnliches, noch beliebteres Schön-
heitsmittel war aber die Eselsmilch; vgl. Plin. nat. hist. XI 238.
XXVIII 183.
213. Das oesypurn hatte eine überaus vielfache Verwendung:
näheres ersieht man aus dem Index der Pliniusausgabe von Julius
Sillig s. V. (Bd. VIII, Gotha 1858 p. 103).
269. Vgl. den Anhang zu I 214.
270. Bei Pharius piscis hat man sogar an das Krokodil ge-
dacht, das allerdings in der Kosmetik eine ebenso wenig appetit-
liche, wie nicht unwichtige Rolle spielte. Vgl. darüber Plin. nat.
hist. XXVIII 108: ob id intestina eius diligenter exquiruntur iu£tindo
238 Ars amatoria (Anhang)
nitore farta. Clem. AI. paed. p. 255 Pott.: tqIc, yag, ovx aTta^ äno-
kiokevui bi/.ciiai yigoxoösüuov änoitazoig xgco^uevai y.zl. So schon Hör.
epod. 12, 11: stcrcore fncatus crocodiU.
272. Ueber die neQio-/.eUdeg vgl. Pollux V 99 u. 100. Hör.
ep. I 17. 56. Weitere Nachweise giebt Oehler zu Tertull. de cult.
feniin.^II 13 (I p. 783 Anm. f).
274. Das Buseiiband, welches einigermassen die Stelle des
Torsets' vertritt, diente nur dazu, den Busen zu heben oder auch
einen allzu üppig entwickelten einzuschränken. Die Geschmacklosig-
keit des modernen Schnürens wäre den Alten greulich erschienen.
Dem widersprechen nicht Stellen wie Ter. Eun. II 3, 21 tf., denn
gerade diese Stelle enthält eine Missbilligung solcher Unnatur,
auch berechtigen die AVorte virn-to pectore keineswegs den Gedanken
an ein Schnüren in unserem Sinne. Zweck war eben nur, den
allzu starken Busen einzuschränken. — Der Grieche hatte für
dieses Kleidungsstück eine grosse Zahl von Namen: vgl. Becker,
Charikles III 226. Die üblichsten lateinischen Benennungen sind
fascia, vgl. Mart. XIV 134 (mit dem Lemma "fascia pcdoralis'):
fascia cresccntes cloniinae compesce papillas ut sit qtiod capiat nostra
fe(/atque manus; taenia, vgl. Apul. met. X 21: taenia, qua decoras
devinxemt papillas; mamillare (Lemma Mart. XIV 66); auch
strophiuni, vgl. Catull. 64, 65: non tereti strophio lactcntis vinda
papillas.
276. Vgl. Paldamus, röm. Erotik p. 61.
283. vvi.i(pr< dagegen ist das Grübchen im Kinn; vgl. Pollux
II 90. Ueber yslaolvog vgl. auch das Epigramm des Piufinus (AP.
V 34) : auch hier ist es das Grübchen, aber an einer ganz anderen
Körperstelle. Vgl. auch Auson. ep. 4, 33 (p. 246 Peiper): qui veste
reduda ostentat foedas prope turpia niembra lacunas perfossasque nates
vicino podice nudat. — yelaoivoi (ddövzsg) erwähnt Pollux II 91 : die
vorderen Zähne, die beim Lachen sichtbar werden.
302. Vgl. auch Nonius p. 34 (I p. 47, 12 Muell.): divaricari
est distendi, diduni ah his, qui vifio nafitrae ita sunt pedihus discretis,
ut eos in diversmn hahcant separatos. Die Bedeutung von varus geht
übrigens am deutlichsten aus Apul. met. I 13 hervor, wo das Ad-
verbium varicus in ähnlichem, aber obscönem Sinne gebraucht wird.
Vgl. noch Nonius 25, 10 (I p. 35 M.): vatax et varicosus, pedihus
vitiosis. Lucilius lib. XXVIII (p. 103 Muell.) : ut si progeniem anti-
quam qua est Maximu'' Quintus qua varicosu' vatax. Schon bei
Plautus. vgl. z. B. mercat. III 4, 54 (639).
310. Vgl. noch Suet. Caligula 33: quoticus tixoris vel amiculae
Collum exosctdaretur etc.
311. In anderer Tendenz verwendet Cicero (de finib. V 18, 49)
das Sirenenabenteuer: Neque enini vocum suaintate videntur aut no-
vitaie quadam et varietaie cantandi revocare eos solitae, qui praeter-
vehebant'ur, sed quia multa se scire profitehantur , ut homines
ad eartim saxa disccndi cupiditate adhaerescerent. Er führt
ni 272-329. 239
dann den Sirenengesang in seiner eigenen Uebersetzung an und sagt
dann : Vklit Homerus prohari fabulnut non posse, si cantmncuUs fantiis
vir irretitus terwrdur : scientiam jjolliccnfKr, quam non traf miriim sa-
picntiae rnpido patria esse cariorem. — Vgl. über die Sirenen auch
Ameis-Hentze im Anhang zu Honi. Od. XII 39.
317. Arien und Melodieen aus dem Theater wurden nicht nur
sehr schnell populär, sondern landen auch feines Verständnis. Da-
für ist ein interessanter Beleg bei Cicero (acad. prior. II 7, 20):
quam nmlfa, qnae nos fugiunt in canfn, excmdiunt in eo genere exer-
citdti .' qiii primo inflatu fihicinis Aniiopam esse aiunt, mit Anclro-
maehen, cum id nos ne snspicamur qttidem.
318. Die ägyptischen Gesänge werden den gaditanischen ähn-
lich gewesen sein, vgl. den Kommentar. Die pucllac Gadifanae aber
waren wegen ihrer lüsternen Gesänge und Tänze berühmt. Vgl.
Mart. V 78, 26. Plin. ep. I 15, 3. Juven. IV 11, 162 ff. mit den
Erklär ern.
321—324. Orpheus und Amphion werden auch sonst oft
zusammen gestellt als Ideale der musischen Kunst; vgl. z. B. Paus.
IX 17, 7 : TOi\; dh naga to \-J^i(piovog f.m]i.ia Jud^ovi^, ot y.dzcijd-tv vtto-
ßißlrjvrai, f.ajie älhog elgyao/iievoL 7i(jbg ib äxQißeoiaTOv, exeivag eival
fpaoL Tccg TtäiQag al rfj wöfj roC ^^/Lupiovog fjy.olov^rioav. TOiavta de
exeqa Xeytrai -/.cd TCtql Vgcpscog, wc; y.i^c<QCüöovvi(, tjtOLto airip rcc
difjQia. (Aehnlich VI 20, 18.) Hör. AP. 391: silvesfres liomines sacer
interprcsqiie dcorum caedihus et victii foedo deterruit Orpheus, dicius ab
hoc lenire iigres rahidosqtie Jeones; dictus et Amphion, Thebanae con-
ditor arcis, saxa movere sono testudinis et prcce blanda duccre quo vellet.
Prep. III 2, 1 : Orphea detinuisse feras et concita dicimt flumina
TJirdcia sustinuisse lyra: saxa Cithaeronis Thebas agitata per artem
sponte sua in muri mcmbra coisse ferunt.
322. Erwähnt sei noch, dass nach dem Scholiasten zu Hom.
II. VIII 368 P i n d a r den Kerberos als hundertköpfig dargestellt hat
(Piud. fr. 249 Christ.); vgl. Hoi-. carm. II 13, 34: belua centiceps.
Sen. apocol. 13.
325 f. Zum Andenken an die wunderbare Begebenheit war
'Igiovog apdd-ijjtia od luya enl Tcuvüqco, htl JeXcplvog kjtetov ävO-Qwnog.
Vgl. Paus. III 25, 7. Aelian (bist. an. XII 45) hat es noch ge-
sehen, und nennt auch die Inschrift: d^avccTcov 7io(.i7taloiv i^giova
Kv-/Xovog vtov ix IiysloD TrsXdyovg owoev oxriua röös. Vgl. Welcker,
der Delphin des Arion und die Kraniche des Ibykos (kleine Schriften
I p. 89 ff.).
329 ff. Ueber die litterarische Bildung der Frauen vgl. auch
E. Rohde, der griechische Roman p. 65 ff.
329. Ob Philetas wirklich der Lehrer des Theokrit gewesen
ist, oder ob dies nicht nur ein voreiliger Schluss aus Theokr. 7, 40
ist, lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Vgl. Bernhardy,
Grundriss der griech. Litter. II 2 " p. 566.
Ueber die Zusammenstellung des Kallimachos mit Philetas und
240 Ars amatoria (Anhang)
Über die Frage, welche seiner Dichtungen gemeint seien, vgl. Rohde,
Gr. R.- 95, 1.
330. Vgl. auch das Epigramm des Krinagoras (AP. IX 239):
ßißXoiv fj yXvxegr^ Ivqiymv sv TSvx^'i T(i)Ö€
rtevtag d/uiuijtojv eqya (pigu XaQiTwv,
yivaxgeiovTog, äg ö Trjlog ö fjdbg Trgeaßvg
eygaipev )] Ttag^ olvov rj ovv '^If.iiqoig xtA.
331. Der Kommentar muss sich auf Andeutungen beschränken ;
von der sehr umfangreichen Litteratur über den Gegenstand sei
erwähnt : Welcker, Sappho von einem herrschenden Vorurteil befreit
(Kl. Sehr. II 80—144); vgl. Rhein. Mus. XI (1857) p. 226—259;
Beloch, griech. Geschichte I 258. Wilamowitz, Göttinger Gelehrte
Anzeigen 1896 p. 623 ff. William Mure, Sappho and tlie Ideal love
of the Greeks (Rhein. Mus. XII, 1857 p. 564—593).
Anakreons Name wird oft mit dem der Sappho zusammen ge-
nannt; vgl. z. B. Athen. XIII 599 c.
333. Vgl. 0. Hennig, de Ovidii sodalibus. Berl. 1883. Zingerle,
Ovid etc. I 109. I 54 (Tibull), II 48 (Vergil).
337. Vgl. Dütschke in seiner Uebersetzung von Comparetti,
Virgil im Mittelalter, Leipzig 1875 p. 11 Anm. 1.
338. Vgl. Quintil. X 1, 85: itaqiie tit apud illos Homerus, sie
apud nos Vergil ius auspicatissimum dederit exordium, omnium eins
ge^ieris poetarum Graecorum nostrorumque haud dubie ei proximus.
iitar enim verhis isdem, quae ex Afro DomiUo iuvenis excepi, qui mihi
inierroganti, quem Homero crederet maxime mcedere: secutidus, inquit,
est Vergilius, propior tarnen primo quam tertio. et hercide ut Uli naturae
caelesfi atque immortali cesserimus, ita curae et diligenfiae vel ideo in
hoc plus est, qiiod ei fuit magis laborandum, et quantum eminentibus
vincimur, fortasse aequalitate pensamus. ceteri omnes longe sequentur.
Stat. Theb. XII 816: divinam Aeneida.
346. Vgl. H. Peter, der Brief in der Römischen Litteratur.
Abhandlungen der phil. bist. Klasse der Königl. Sachs. Gesellsch.
d. Wissensch. XX, III p. 188 ff.
348. Ueber die Zahl der Musen vgl. Preller-Robert, Gr. M. I *
p. 491.^
357 if. Die eingehendste Beschreibung des ludus latmnculorum
findet sich bei Calpurnius(?) de laude Pisonis V. 192 ff. : abgedruckt
z. B. bei Baehrens, poetae Latini minores I 221 ff.
363 f. Näheres über das Spiel ergiebt sich aus dem Epigramm
des Agathias in AP. IX 482.
383 ff. Ueber die Leibesübungen auf dem Marsfelde vgl. auch
Becker, Topographie der Stadt Rom (^ Handbuch der röm. Altert.
Bd. I, Leipzig 1843) p. 631. Auch die Aufzählung im Gedicht
de laude Pisonis V. 178 ff. (poetae Latini minores ed. Baehrens I
p. 232).
384. Reitsport. Vgl. auch Stat. silv. V 2, 113: ipse ego te
III 330—403. 241
nt(per Tiberino in litore vidi, qua Ti/rrhena vadis Laiirentihtis aesfuat
unda, tentantem cursus vexanteniqiw ilia nuda calce ferocis equi, vultu
dextraque minacem.
385. Virgo. Weiter sagt Frontin de aqu. I 10 : concipitur Virgo
via CoUatia ad miliarium octavum palustrihus locis signino circumiecto
coniinendantm scafurriginum causa, adiuvatur complurihus aliis ad-
quisitionihus. venit per longitudinem passuum decem quattuor niilium
centum quisque: ex eo rivo subterraneo passuum decem duum milium
octingentormn sexaginta quinque, stipra terram per passus miJle ducentos
quadraginta: ex eo suhstructione rivorum locis complurihus passuum
quingentorum quadraginta, opere arcuato passuum scpUngentorum. ad-
quisifionum ductus rivi stibterranei efficiunt passus mille quadringentos
quinque.
386. Vgl. Zingerle. kl. pliilol. AWiandl. II 84.
390. Der Gott selbst erhielt nach seiner Mithilfe in der acti-
schen Seeschlacht den Beinamen Navalis, vgl. Prop. IV 1, 3: atque
uhi Navali stanf sacra PaJatia Plioebo.
399. Bei den Römern ist die Form TJiamyras häufiger, so auch
Prop. II 22, 19 : me licet et Thamyrae cantoris fata sequantur. Ov.
am. III 7, 62: quid misertim Thamyram picta tahella iuvat? So öfter,
doch kommt auch Thamyris vor, vgl. z. B. Stat. Theb. IV 183.
Uebrigens giebt es auch im Griechischen die Form Oa/iwQag:
Plat. leg. VIII 829 e, rep. X 620 a: ßa^ivgov. Parthen. 29: ea-
(.iVQ(;c U. S.
400. Vgl. Claudian. 8, 222 : vile latens virtus. quid enim suhmersa
tenehris proderit obscuro? veluti sine remige puppis, vel lyra, quae
reticet, vel qui non tenditur arcus.
401. Als Cotis erscheint Apelles auch bei Plin. nat. hist. XXXV
79: verum et omnis prius genitos futurosque postea superavit Apelles
Cous Olympiade CXII. Ov. ex Pont. IV 1, 29: ^tt Venus artificis
labor est et gloria Coi, aequoreo madidas quae premit imhre comas.
Suidas nennt ihn Kokocpchviog, d-eoei de ^Ecpeaiog. Als Ephesier er-
scheint er bei Strab. XIV 642 a. Lucian. cal. non tem. cred. cap. 2.
— Venerem Coam (vgl. Cic. de ofif. III 2, 10) schrieb Ovid schon
aus euphonischem Grunde nicht (nusquam).
Dass das Modell zu dieser Aphrodite die bekannte Hetaere
Phryne gewesen sei, erzählt Athenaeus XIII 590 f.: tf] de rCbv
Elevaiviiov jravrjyvgec xat zf] tCov IJoGeiöiovlcov Iv öipei twv Uavelhjvcov
TtdvTtüv, d7toTi&ef.i€vrj ■d-ol/Lidtia xal Ivoaaa rag xouag evsßaivs ifj
-9-aldixr]' y.al dn^ amfjg ^^TreXkfjg rijv ^^va8vof.ievi]v ^Acfgodirriv dveyQd-
iparo. Vgl. AVieland, Werke, herausgeg. von Gruber Bd. XLV
(Leipzig 1826), p. 181.
403. Zu vergleichen sind auch solche Stellen, in denen die
Dichter ihren Nachruhm sich als höchstes Ziel selbst prophezeien.
So schon in einfacher Art Sappho fr. 32: f-ivdoeodai rtvd cpafu y.al
votegov ai.ii.iecov. Theogn. 22 f. (vgl. 237—252). Prop. III 1, 35 ff.
Ov. am. I 15, 41 f. met. XV 871 ff. Hör. carm. III 30.
Ovid, ars amatoria ed. Brandt. 16
242 -^rs amatoria (Anhang)
415. Vgl. Soph. Antig. 944: 6T?.a y.al Javdag oigäviov cpwg,
u.KXdS,ai ösiiag li> xah/.odeTOLg auXalg • y.QV7iT0j.ii.va o^ iv Tviißr^gsL S-u-
Acxiui) Y.arttevxO-i]' vxdzoi '/.al ysveä riuiog, d) Jtal, real, y.al Zrjvbg
Ta/ui£veo/.e yovag xQvaoQvrovg. Prop. 11 20, 12 : fcrrcdam Danaes
domuni. 32, 59: aerato Banae circumdafa miiro.
429 f. Interessant ist die Weiterbildung des Typus der an den
Felsen gefesselten Andromeda durch Ariost; vgl. ras. Eol. X 94 tf.
439 f. Hertzberg erklärt:
'Man begnügt sich hier allgemein mit der Erklärung, dass
Priamus die Auslieferung der Helena an die Griechen verlangt
habe. Dann bedürfte es aber erstlich nicht einer so emphatischen
Versicherung Ovids, dass durch die Befolgung dieses Rates Trojas
Untergang abgewendet worden wäre; zweitens waren wahrlich
nicht die Troer, sondern einzig und allein Paris gegen die Aus-
lieferung; und endlich passt dieser Gedanke ganz und gar nicht
in den Zusammenhang. Der Dichter tadelt zuerst solche flatter-
hafte Paris-ähnliche Schönthuer, und stellt dann die Doppelfrage,
in welcher der positive Sinn liegt: Entweder sollte man sich solcher
Bursche ganz entledigen — oder man niüsste den Frauen ebenfalls
gestatten, die Ehemänner nach Belieben zu wechseln. Und darin
eben war der weitherzige Priamus mit gutem Beispiel voran-
gegangen. Er hatte freiwillig seine erste Gemahlin Arisbe an den
Hyrtakos abgetreten (Apollod. IH 12, 5). Hätte man fünf gerade
sein lassen, meint der Dichter, und auch der Helena zwei Männer
gegönnt, so wäre es nie zum Kampfe vor Troja und zum Unter-
gang der Stadt gekommen. Die Lehre (praecepta) bedeutet sonach
die Lehre durch Vorgang und Beispiel, wie bei Prop. HI 9, 21.
Uebrigens gestehe ich, dass auch so der Scrupel zurückbleibt, dass
diese Lehi'e viel mehr für die Griechen als für die Troer ge-
geben war.'
Dass diese Erklärung, auch von dem 'ScrupeF abgesehen, nicht
befriedigt, liegt auf der Hand. Einen anderen Vorschlag macht
Madwig, adversaria critica I 114. Er sagt: 'apta est autem una
Cassandra dei iussu non unqiiam credita Teucris' (Verg. Aen. 11 247).
Scripserat igitur Ovidius: praecepHs Priamei, si foret usa fuis.
444. Ueber die Frage, ob lingula oder ligiüa vgl. hauptsäch-
lich Mart. XIV 120, wonach er in der Bedeutung Löffel die Form
ligula verlangt; der Riemen heisst auch bei ihm lingula (II 29, 1).
Juven. I 5, 20 steht ligulas, wozu der Scholiast bemerkt: dictae
autem ligulae a ligando. Vgl. Charis. 104, 5 Keil: lingula cum n a
linguendo dicta est in argento; in calceis vero ligiüa a ligando. sed
usus ligulam sine n frequentat. Priscian. III 42 (I p. 113, 17 Keil).
Festus p. 116,11 Muell. : lingula per diminutionem linguae dicta;
alias a similitudine linguae exscrtae, ut in calceis. Aehnlich im
Griechischen p.CoTxa, vgl. Poll. II 109: xat yXcbzrag öe jag tCov vtto-
örjf.idTtüv e'ktyov, wg ^locdog b IioxQaTi/Mg. VII 80. Bekk. anecd. I
32, 32. Athen. XV 677 a. Phryn. ed. Lobeck p. 229.
III 415—639. 243
445. Vgl. den Anhang zu I 514.
446. Den Gipfel in der Geschmacklosigkeit erreichte der
famose Crispinus, der im Sommer leichtere Ringe trug als im
Winter laut der klassischen Stelle Juv. I 1, 27: Crispinus Tyrias
iiniero revocante lacernas ventilet aestivum digitis sudantibus auriim
nee sufferre queat maioris pondera geniniae, difficilest saturam non
serihere.
457. lieber die bei antiken Dichtern übliche Sitte, aus Höf-
lichkeit an Verse ihrer Vorgänger absichtlich zu eriunern, vgl.
Usener im Rhein. Mus. XXXV (1880) p. 138, wo weitere Litteratur
angegeben ist. Zu unserer Stelle vgl. auch Lygdamus 6, 39 : Gnosia
Tlieseae quondam periuria Uinjuae flevisti ignoto sola relicta niari.
sed eecinif pro fc doctus, Minoi, CaUdhis ingrafi referens impia faeta viri.
513. Nach 0. Crusius im Rhein. Mus. XLIV (1889) p. 455 hat
man das Martialcitat II 41, 1 nicht auf die vorliegende Ovidstelle
zu beziehen, sondern auf die Hendekasyllaben Ovids, von denen
Quintil. XII 10, 75 spricht: so übrigens schon Baehrens FPR. p. 349.
516. Vgl. auch die Unterscheidung öuiIovq ^ebg ö "Egiog, aus-
führlich bei Luc. amor. 37.
527. Daher steht vitis übertragen auch für das Centurionat;
vgl. Juven. V 14, 193: aut vifem posce libello (durch ein Bewerbungs-
gesuch). CIL. VIII 1, 702 (p. 88): initium vitis vifae fuit finis (d. h.
an dem Tage starb er, Julius Probinus, als er Centurio wurde).
531. Rechtsgelehrte als Sachwalter: vgl. Friedländer, Sitten-
geschichte I 297.
535—537. Vgl. Mart. VIII 73, 5 : Cynthia te vatem fecit, Jascive
Properti, ingenimn Galli puJclira Lycoris erat. Fama est arguti Ne-
mesis formosa Tibulli, Leshia didavit, docte CatiüJe, tibi.
538. Vgl. auch Leo, philolog. Untersuchungen II 20. Rohde,
der griech. Rom. 124. 1.
542. Vgl. noch Sen. epist. 72, 2: quaedam lectum et otium et
secretum desiderant.
597. Vgl. Zingerle, Ovid etc. II 69.
603. Vgl. Philodemus in AP. XII 173, 5: ou yccQ sTOti-ia ßov-
Kof-iai, dlla Ttod-tü jiäv xb cpvXaooö/.isvoi'.
617. Ueber volimtas vgl. Burmaun zu d. St.
622. Der Busen des Mädchens als Versteck und Rettungs-
station einer von einer Nachtigall verfolgten Cikade bei Long,
past. I 26.
638. Die Hauptstellen über den Frevel des Clodius sind be-
quem zusammengestellt bei Pauly-Wissowa, Realencyclopädie IVp. 83.
639 f. Freilich waren es nur Damen zweifelhaftesten Rufes,
die sich im Bade den Blicken der Männer aussetzten; vgl. Quint.
V 9, 14: est Signum adulierae lavari cum viris. Mart. III 51. 87.
Trotz der später erfolgenden Verbote (z. B. durch Hadrian: Dio
Cass. LXIX 8; näheres bei Marquardt-Mau, Privataltertümer I-
282, Anm. 9) scheint sich die Sitte des gemeinsamen Badens mehr
16*
244 -^'"s amatoria (Anhang)
oder weniger erhalten zu haben; vgl. Clem. AI. paed. III 5 § 32
(p. 272 Pott.): y.al di] y.al rolg /.tkv ävöodoi rolg orpwv ovy. av ano-
övoaivTO TtQOOTtoLmov aloyvvrjg ä^iOTiiorlav i-ivco/iievai, e^eori öh xolg
ßovkof.ievoLg rCbv al'Awv oHxol rag -/.axay.Küöroig yv(.ivag iv zolg ßaXa-
vsloig S^edoaad-ai' ivxav&a yccQ ccTtoövoao&ai tolg d-eaxalg, lüotieq
•/.aTir^oig acoudxtüv ovy. aioyvvovxai. all' 6 /.ihv "^Hoioöog (opp. 753,
eine Stelle, die Clemens offenbar falsch verstanden hat) i-ivds
ywaLyeLio lovx qCo ygöa cpaiÖQvveod-ai Tragaivel. yoiva ös
avior/.xai ävögaoLV öuoö y.cd yvvai^l xa ßa'lavela y.uvxtvd-ev inl xi]v
äyQaolav aTiodvovxaL' Ix xov yao hooqclv yivexai ävdQwrcoLg IqQv
lüGTieq aTtoyliUof-ievrig xf^g aiöovg avxolg y.axa xa lovxgd. al öh /.ifj
eig xooovxov äjrsQv^Qiwoai xovg /.lev ödyeLovg aTCoylUovoiv , iöioig öh
oiyixaLg avllovovxai yal öovloig arrodvovxat yvf.ival yal dvaxQißovtat
V7t' avTwv l^ovolav dovoai xw y.axsTtxriyöxL xf^g e7iLd-v(.iLag xo dö&hg
T'^g iprila(pr^O€cog' ol yccQ TtaQUoayöf-iEvoL naga xa lovxga xalg deoitoi-
vaig yvfivalg (.leleir^v toyoiöiv dn:odvoaod-ai TCQog xöl/iiav eTtid-vf-dag
edsi Tiovr^qCp nagaygdrpovxeg xov cpoßov.
645. Lyaeus. Eine andere Erklärung steht AP. YII 105, 3:
Jiövvoog bxav nolvg eg di^ag elS-rj, Ivae /iiilr]- öib dt] (.irfii Avalog
e(pv; vgl. auch Et. magn. sub v. Avalog: &tco xfjg Ivaecog xov gdfi-
(xaxog- 7tQ0OEQQd(prj yaq xq) f-ir^Qq) xov Jiög. '!ff TtaQcc xb Iveod^ai xC)
oIlvo) xovg (.led-voyouevovg.
' 653. Vgl. noch Menand. fr. 537 (UI p. 160 Kock): ^ovov ÖLdov
avxovg yaq e^ug xovg d-eovg v7tr]Q€xag. Petron. 137:
qiiisquis habet nummos, secura navigat atira
forümamque suo temperat arhitrio.
uxorem clucat Danaen ipsumque Ucehit
Äcrisium iiibeat credere quocl Danaen.
carmina componat, declamet, concrepet omnes
et pcragat causas sitque Catone prior,
iurisconsultus "paret, non paref habet o
atque esto quicquid Servius et Labeo.
multa Joqnor: quod vis, nummis praesentihus opta,
et veniet. clausuni possidet arca lovem.
Nauck fr. adesp. 434 (p. 923 ^) : düga /mI d-eohg 7taQrj7tag)€v (dazu
Nauck). Vgl. noch Ehein. Mus. V (1837) p. 331.
662. In demselben Sinne wie das griechische Sprichwort bei
Zenob. I 65 (I p. 25): älloi y.d/nov, älloi wvavxo- sjil xwv iiaq
llfcida ylrjqovof-ir^odvxiov xa dllÖTQia. Vgl. Arist. equ. 392: xallo-
xQLov a(.iG)v ■9-eqog, dazu den Schol.
672. Vgl. Hdt. VI 138: VEv6(.iioxaL dva xi]v "^Elldda xa oyexXia
iqya jtdvxa A^ivia y.aleeo&aL.
686. Eine Komödie des Eubulos Namens Prokiis erwähnt
Athenaeus (X 422 e, Xn 553 b): FCG. II 195 Kock mit dessen
Note vor fr. 90.
Prokris war als Jägerin berühmt, vgl. Xen. cjneg. 13, 18, und
III 645—777. 245
erscheint bei Callimachus (liymii. Dian. 209) als Jagdgefährtin der
Artemis. Interessant ist auch Paus. X 29, 6: t« öh ig xi]v Uq&kqlv
"Kai OL Tcdvrsg cid ovolv , tog itQOxeQci KscpccXü) /) K/'.vf.isvrj ovvij)-
xr]Gs, xal ov rgoTtov £X€?^emr]a€v. Verg. Aen. VI 445. Vgl. v. AVila-
mowitz im Hermes Bd. XVIII (1883), 424.
687. Das Citat muss heissen: Humboldt, Kosmos II p. 77
Anm. 15: „Zu den seltenen Beispielen von individuellen Natur-
bildern, solchen, die sich auf eine bestimmte Landschaft beziehen,
gehört, wie Koss zuerst erwies, die anmutige Schilderung einer
Quelle am Hymettus ... Der Dichter beschreibt die bei den Alten
berühmte, der Aphrodite geheiligte Quelle Kallia, die an der
Westseite des sonst sehr wasserarmen Hymettus ausbricht." —
Vgl. über diese Quelle noch Hesych. s. v. Killeia. Suid. s. v. Kvllov
nrJQav.
705. Macr. sat. VII 6, 13: mala Cijdonia, qiiae cotonia Cato
vocaf.
curvanf. Vgl. Zingerle, kl. phil. Abhdl. II 92.
742. Für Jabor giebt Heinsius z. d. St. reichliche Parallelen.
755. Dass es, trotzdem man mit den Fingern ass, eine strenge
Tischzucht gab, die man als Gebildeter nicht verletzen durfte, er-
giebt sich aus Lucian, de merc. cond. 15.
764. Vgl. auch Eurip. Bacch. 918 (Pentheus als f-iaivag Bdy.yjl):
'AOL /.lijV OQäv (.101 ovo (ihv fjUovg öo-/.cü, ÖLOoag de 6i]ßag -/.al TToliOfx
tTCTdorof-iov, dazu Verg. Aen. IV 469 f. Interessant ist, wie Aristo-
teles das Phänomen des Doppeltsehens im Zustande der Trunken-
heit zu erklären sucht; probl. 3, 30: ölo. tL %olg (.led-vovoiv evlote
jTolXcc cpalvsrai lo ev oqüjgiv; ?} ort al agyal %wv Öipetov eato (.ihv
'/.LVOüvrai v7to tov oXvov, 'Aad^dneQ fj oXrj y^scpalrj, ytivoii-isvcüv öh rcov
dgxcüv ovx €ig ramb ou/iißdllovoiv al oipsig, all' olov kill (.tiqog sxd-
TSQOv ToD ögioi-thov • dio ovo (paive%ai xtI.
775. Vgl. Immerwahr, de Atalante. Diss. Berl. 1885 (zumal
p. 40). Robert im Hermes XXII (1887) p. 445 If.
777. Zu y.6h]Tl'Csiv in obscönem Sinne vgl. noch das Epigramm
des Asklepiades AP. V 202:
AvOldi-M] OOl, KvTtQL, %0V iTTTtaOTfiQa /.IVlOTtaj
XQVGeov sv'Avi'ii.iov -/.ev%Q0v sdr^xe Ttodög,
i() Tiolvv i'/iTiov %7t7tov lyvuvaoBV, ovöe Ttot" avrfjg
(irjQog irpoLvLyd-tj yiovcpa TLvaoaofievrjg-
fjV yag dxevirirog telEodqö^iog' ovvey.Ev OTtlov
Gol xüfTa (.lEGGonvh^g yqvGWV ly.QefiaGEv.
Mehr bei Jacobs animadv. in ep. anth. Gr. I 2 p. 51. Für die hier
gemeinten Gyrn-taia sei übrigens noch verwiesen auf musee royal
de Naples, peintures bronces et statues erotiques du cabinet secret.
Paris 1836 (zumal Nr. 48 u. 51).
Dieses az'7/m scheint identisch zu sein mit pendula Venm {A^vil.
met. II 32, vgl. Juv. II 6, 321).
246 Ars 9,matoria (Anhang)
779. lieber den ..auffallend häufigen Gebrauch, den Hexameter-
schluss mit dem Ablativ von co-vix und einem angefügten mit re
gebildeten Compositum zu bilden'' vgl. Zingerle, Ovid etc. II 7 f.
783. Sollte etwa gar jene <M)Mg svtcovog gemeint sein, die
Mutter jenes Alkaios, der bei Quint. Smyrn. X 138 von der Hand
des Meges fällt ? Es heisst dort : ovös f.uv t/. TtoXeinoto rto?.vyJ.avToio
/.lokövra zai Tteg ieXd6(.isvoi ^loyeqol ös^avto Toycrjeg, ^v'Ahg ev^o)-
vog y.al Magyaoog, o% q ivcfiovro l^QTiäoov ä/iKpl Q6e&Qa öisiöeog xtA.
Vielleicht war in einer Lokaldichtung der Schmerz der Mutter be-
sonders ausgemalt, sodass ihr Jammer und die Aeusserungen ihres
Schmerzes dadurch typisch wurden.
789. ,.Man erblickt noch unter den Bildwerken von Siwah
den widderköpfigen Amnion ebenso dargestellt, wie er auf den
Denkmälern von Theben vorkommt." Minutoli (Reise zum Tempel
des Jupiter Ammon) bei Stein zu Hdt. IV 181, 13.
793. imis mcchdlis. Vgl. Zingerle, kl. phil. Abhdl. III 18fif.
809. Zuerst erwähnt wird der Schwanengesang von Hesiod
(scut. 316): -/.vy.voi aeQOiTtörai /.tsyd'A' f<7rvov. Vgl. Athen. IX 393 d.
Aesch. Agam. 1407 : i] öe roi xvy.vov di-/.\]v zbv vozaiov f.ielipaaa
■d-avdoL(.iov yöov -mX. Euripides nennt daher den Schwan äyßxag
(El. 151). Sophokles (fr. 455 N -) spricht von der -y-vv-vliLg ßoi],
doch s. Nauck z. d. St. Eur. fr. 773, 34: ^rtr^yaig d' ert' 'S2'/.eavov
HeUßöag '/.vy.vog dyel. Vgl. noch Aristot. hist. an. IX 12, 78 : q)dr/.oi
Ö€, 'Aal TtEQL zag TslevTccg /ndliaza adovaiv. AP. VII 12, 2. Chry-
sippos bei Athen. XIV 616 b, Aeliau. nat. an. II 32.
Indices.
I. Eigennamen.
Achaemeniis in vallibus I 226.
Achilles I 441. 689. 701. II 711. -is I
743. -i II 741. -em I 11.
Acrisio (dat.) III 631.
Actorides I 743.
Admeti II 239.
Adonis I 75. 512. m 85.
Aeacides H 736. -ae (gen.) 1 17. -e 1 691.
Aegjptos I 647. -o (dat.) I 652.
Aeneae (gen.) I 60. -an III 86. 337.
Aeolios Kotos I 634.
Aesoniden II 103.
Aesonios sinus III 34.
Aetnaei fulminis III 490.
Aiax in 517. Aiaci III 111. 523.
Alcathoi II 421.
Aleides III 156.
Allia I 413.
Alpe (abl.) III 150.
Amaryllis II 267. -i III 183.
Amazona II 743. -as III 1.
Amnion III 789.
Amoebea (acc.) III 399.
Amor I 4. 21. 23. 232. II 17. 158. 229.
708. III 436. -is I 8. 17. 30. II 497.
III 559. -i I 7. 79. 83. -nm (tit.)
m 343.
Amyclis II 5.
Amyntorides I 337.
Andromache II 645. ÜI 109. 519. (abl.)
II 709.
Andromedae (dat.) U 643. HI 429. -am
I 53.
Aonii dei II 380. Aonio deo (dat.) I 312.
Aoniis vatibus (dat.) III 547.
Apelles III 401.
Appias I 82. Appiades (nom. pl.) III 452.
Apollo n 493.
Argo (dat.) III 618.
Ariadna III 35.
Arioniae lyrae m 326.
Armenios I 225.
Ascra I 28.
Ascraeo seni II 4.
Atalautes HI 775. -ä IT 185.
Athenis (abl.) IH 213.
Atho (abl.) II 517.
Atrides = Agamemno I 334. II 399.
III 12. = Meuelaus IL 371. lU 11.
Aura III 715. -ae (gen.) III 701.
Auroram I 330.
Auster HI 174.
Antomedou II 718.
Baccba I 312. TU 710. -ae in. pl.) I
545. -as I 545.
Bacchus III 157. -i I 232. 556. 565
(= Wein), -e I 189. III 348. 762.
Baias I 255. -is (abl.) I 255.
Belides (nom. plur.) I 74.
Bonae Deae (gen.) III 244.
Bona Diva III 637.
Bootae (gen.) II 55.
Boreä II 431. HI 162.
Briseida HI 189. Brisei II 713.
Busiris I 651. -in I 649.
Byblida I 283.
Caesar I 171. 177. 203. -ibus I 184.
Caice (voc.) III 196.
Calabris in moutibus III 409.
Galchas II 737.
Callimachi III 329.
Calymne II 81.
Calypso II 125. 129.
Campus {Martins) III 385. -o (abl.) 1 513.
248
Ars amatoria
Canicula II 231.
Capaneu III 21.
Capitolia III 115.
Castor I 746.
Caucasea rupe III 195.
Cecropides (n. pl.) III 457.
Cecropias rates I 172.
Cephalus in 84. 725. -o (dat.l IH 695.
-0 (abl.) ni 738.
Cephei (voc.) III 191.
Ceres I 401 (== Same). Cereris 11 601.
Chaonis ales II 150.
Chiron I 17.
Chrysen II 402.
Circe II 103. Circes I 333 (in versu
spnrio).
Circus I 408.
Clario deo (dat. oder abl.) 11 80.
Cüo I 27. Clius I 27.
Concordia II 463.
Corinna HI 538.
Corona I 558.
Cous ApeUes HI 401. Coi poetae III 329.
Coa (vesümenta) (acc. pl.) 11 298. Cois
(abl.) II 298.
Crassi (n. pl.) I 179.
Cressa I 327.
Cressa Corona I 558.
Creta I 298.
Creusae fgen.) I 335.
Cupidiniä I 233. 261.
Cybeleia niater I 507.
Cydippen I 457.
Cydne (voc.) IH 204.
Cydoneae iuvencae I 293.
Cydonia III 705.
Cyllenea testudine III 147.
Cyllenia pi'oles III 725.
Cynthia III 536.
Cynthius 11 239.
Cytherea II 15. 607. III 43.
Daedalus II 23. 74. -e II 33.
Danaen III 415.
Danaeia Persis I 225.
Danais (dat. pl.) III 1. -os II 735.
Daphnis I 732.
Deidamia I 704.
Delos II 80.
Demophoon 11 353. (voc.) lU 459.
Dia I 528.
Dianae (gen.) I 259. Hl 143.
Dione H 593. III 3. 769.
Dolonis n 135.
Elissa III 40.
Endymion III 83.
Ennius lU 409.
Eoae terrae lU 537, -as opes I 202.
Ephyraeae Creusae (gen.) I 335.
Epistula (tit. libri) III 345.
Erato II 16. 425.
Eriphvlae (gen.) III 13.
Eryx n 420.
Enhion I 563.
Euphrates I 223.
Europeu I 323.
Euro (abl.) II 431.
Eurytion I 593.
Fors I 608.
f ortunae (gen.) II 256.
Gallica mauus n 258.
Galli (gen.) III 334.
Gargara I 67.
Germanis herbis III 163.
Getae (gen.) III 332.
Gnosias I 556. Gnosiades iuvencae 1 293.
Gnosis I 527. -i (voc.) III 158.
Gorge II 700.
Gorgoneo igne HI 504.
Gradivo (dat.) II 566.
Graia puella I 54. — uxor I 686.
Gratia II 464.
Haedus I 410.
Haemonio viro (dat.) I 682. -ä puppe
I 6. -os equos II 136. -as artes II 99.
Harmouiam III 86.
Hector I 15. 694. II 646. 709. -a I 441.
Hectoreo equo III 778.
Helene II 359. 365. III 253. -es III 11.
-ae (dat.) II 699. -en II 371. in 11.
759.'
Hellen (acc. sing.) m 175.
Herculis III 168.
Herculei leonis I 68.
Hermionam I 745. -en 11 699.
Hippodamia II 8.
Hippolytnm I 338. 511.
Hispano iugo (abl.) III 646.
Homero (^dat.) II 109. -um III 413. -e
II 279. 280.
Hyblae (gen.) III 150. -ä II 517.
Hylaei H 191.
Hylas n 110.
Hymenaee I 563.
Hymettia mella II 423.
Hymetti III 687.
laso in 33.
Icarus II 76. -e II 93. 94. 95.
Idae (gen.) I 289.
Idaeo sub colle I 684.
Idaliae deae (gen.) HI 106.
Iliacis in moenibus I 686.
Ilias III 414.
Indices.
249
Hios I 363.
lUyrica pice 11 658.
Inachi (voc.) III 464 (= Ms).
India I 190.
Indiis III 130. -is (abl.) I 53.
Inois (gen.) m 176.
Ion (acc.) I 323.
lolen III 156.
loniacas puellas II 219.
Iphias III 22.
Judaeo Syro I 76.
Junoni I 635. -em I 625.
Junonia avis I 627.
Juppiter I 633. 636. 713. II 38. IH 379.
654. Jovis I 651. II 540. HI 116.
420. Jovi I 78. Jovem I 650. 714.
Jove I 188. 726. II 623 (sub Jove).
Kalendae I 405.
Latio (dat.) I 202. HI 338.
Latus viilneribus (abl.) I 414.
Latmhis Eudymion III 83.
Laiidamia III 138. (voc.) II 356.
Leandre 11 249.
Lebynthos II 80.
Lede III 251.
Lemniasi III 672.
Lemnum II 579.
Leonis I 68.
Lethaea nocte III 648. -is aquis III 340.
Liber I 525. III 101.
Livia I 72.
Lucina III 785.
Li;na (voc.) III 83.
Lyaeo miüto III 645. 765.
Lyrnesi (voc.) 11 403. Lyrneside II 711.
Machaonios sucos n 491.
Maenalius canis I 272. -as silvas 11 193.
Maeouio seni n 4.
Mars I 203. 212. II 562. 563. 588. Marti
I 406. Martern I 333.
Marsa naeuia 11 102.
Mavors II 585.
Medeides berbae II 101.
Medusa n 309.
Mempbitica templa I 77.
Memphitidos vaccae III 391.
Menelaus II 359. Meuelae II 361. Hl 253.
Metbymna I 57.
Jlilaniou III 775. Milaniona II 188.
MimaUonides I 541.
Miuervae (dat.) II 659.
Miuoida I 509.
Minos I 302. 309. II 21. 25. 35. 52.
53. 97.
Mulciber II 577. Mulciberis II 562.
Musa n 704. III 330. 468. 790. Musis
(dat.) III 412. (abl.) II 279.
Myrouis si^na III 219.
Myrrha I 285.
Myse Caice III 196.
Naiadum H 110.
Naide I 732.
Naso II 744. HI 812.
Naxos II 79.
Nemesis III 536.
Neptuuum I 333. -e 11 587.
Nestor II 736.
Niliacis modis III 318.
Nireus II 109.
Niso (dat.) I 331. _
Nonacriuä Atalantä 11 185.
Noto (abl.) II 432. Notos I 634.
Numidas leones II 183.
Nyctelium patrem I 567.
Odrysü ducis II 130.
Oeclides UI 13.
Orieus (voc.) I 178.
Orion I 731. H 56.
Orpbeus in 321.
Paean II 1 (zweimal io Paean).
Pagasaea coniunx III 19.
Palaestino Syro I 416.
Palatia I 105. III 119. 389.
Palladiae coronae (gen.) I 727.
Pallas III 506. Palladis I 692. H 518.
Pallada I 625. 745.
Paphias myrtos EU 181.
Papbum II 588.
Paraetonicas rates III 390.
Paris I 247. 775.
Paros II 80.
Partbus III 786. Partbe 1 179. 211. 212.
Partbi I 201. Parthorum I 209.
Partbas nurus III 248. Partbis (abl.)
II 175.
Pasipbae I 295. (voc.) I 303.
Pelasga urbe 11 421. Pelasgas quercus
II 541.
Pelias basta I 696.
Penelope HI 15. -en I 477. II 355.
Peutbesilea (voc.) III 2.
Pergama (acc.) I 478. II 139.
Perilli I 653.
Perseus I 53.
Persis Danaeia I 225. Persidas rates
I 172.
Pbaedra I 511. 744.
Pbalaris I 653.
Pbarii piscis (?) III 270. Pbariae iuven-
cae (gen.) UI 635.
Pbasias II 103. 382.
250
Ars amatoria
Phasida III 33.
Pheraei (Admeti) II 239.
Pheretiadae (gen.) III 19.
Phillyrides I 11.
Phineu I 339.
Phoehe I 679.
Phoehei tripodes III 789.
Phoebus I 330. 745. II 509. -o (dat.)
II 509. 697. III 389. -um U 241.
-6 I 25. III 142. 347. -o (abl.l III 119.
Phoenix I 337.
Phrixon in 175. -e III 336.
Phrygio viro I 54. -a nece 11 714. -is
silvis I 625. -is modis I 508.
Phylacides II 356. -eu III 17.
Phylleia mater III 783.
Phyllida II 353. III 38. Phyllide III
460.
Pierides III 548.
PLrithoum I 744.
Pliades I 409.
Podalirius II 735.
Pompeiä umbrä I 67. -as umbras III
387.
Priameida II 405.
Priameius hospes II 5.
Priami III 440. -o (dat.) I 441. -um
I 685.
Priamides III 759.
Procris HI 686. 701. Procri IH 714. 727.
Properti III 333.
Proteus I 761.
Pudor I 608.
Pylades I 745.
Rhesi II 137. 140.
Ehodopeius Orpheus m 321.
Eoma I 55. 59. III 113. -ae (gen.) III
337.
Romana iuventus I 459. Romana pec-
tora I 209.
Romule I 101. 131.
Sabina I_ 102.
Sacra via II 266.
Samos n 79. Samo (Threicia) II 602
Sappho m 331.
Satyri I 542. 548.
Scipio in 410.
Scylla I 333 (in versu spurio).
Scyrias puella I 682.
Semele III 251.
Seriphos III 192.
Side (?) I 731.
Sidoni (voc.) III 252.
Silenus I 543.
Simois II 134.
Sirenes III 311.
Sisyphides III 313.
Sithonii Rhesi II 137.
Solis II 573. -em U 573. Sol (voc.)
II 575.
Somne II 546.
Spes I 445.
Styga I 635. II 41. III 14.
Stygias undas II 41.
Syro ludaeo I 76. Syro Palaestino I 416.
Talaioniae Eriphylae HI 13.
Tautalus II 606.
Tartareos lacus III 322.
Tatio (abl.) III 118.
Tecmessa (voc.) III 519. -am ni 517,
Tegeaea virgo n 55.
Teia Musa IH 330.
Telamonius II 737.
Thaide III 604.
Thalea I 264.
Thamyram III 399.
Thebals (Andromache) III 778.
Therapnaeae maritae (dat.) III 49.
Theseus I 509. 551. -eo in 457. -ea
I 531. -eu in 35.
Thesei criminis III 459.
Thrasius I 649.
Threceu n 588.
Threiciam gruem in 182. -io Borea II
431. -ia Samo II 602.
Thyesteo amore I 327.
Thyestiaden II 407.
TibuUe III 334.
Tigris I 224.
Tiphys I 6. 8.
Tirynthius I 187. (adj.) II 221.
Troia II 133. III 439. -ae (gen.) U 127.
Troice raptor III 254.
Tuscus amnis III 386. -o tibicine 1 111.
Tyndaris (Chjtaemnesfra) II 408.
Tyndari {Helena) I 746.
Tyrio murice in 170. -os amictus II 297.
-is (abl.) U 297.
Ulixes n 123. 355. -eu U 103.
Umbri mariti III 303.
Urbe (Roma) I 174. III 633.
Varroui III 335.
Venus I 7. 87. 244. 275. 362. 386. 608.
II 397. 414. 480. 562. 565. 613. III
224. 451. 564. 609.
Veneris I 81. 165. 675. 719. II 459. 563.
609. 717. III 762. 787. 797. 805.
Veneri I 75. 148. 248. II 659. III 85.
Venerem I 33. 406. II 582. 679. 701.
III 401. 466. 793.
Venus (voc.) I 248.
Indices.
251
Vesper III 537.
Vestae (gen.) III 463.
Virgo III 385.
Virginis III 388.
Virtus III 23.
Vulcanus II 741. -o (dat.) II 574. -um
n 569. -e II 589.
Zephyro (abl.) II 432. -i (voc. pl.) III
728. -is (abl.) III 693.
II. Sprachliches.
(Die mit einem * bezeichneten Wörter sind nur im Anbang behandelt.
abiegnus. dreisilbig III 469.
adamas, sprichwörtlich I 659.
admissa rota I 40.
adoptivus, vom Pfropfreis 11 652.
.\dynaton I 271 747 f. III 149 ff.
aSci}(ja Scöoa I 683.
aetas prima I 181.
— serior I 65.
agmen, prägnant I 66.
alea, metaphorisch I 376.
aliquis II 585.
Alpe, abl. sing. III 150.
Anapher I 1. II 385. 399. III 63.
Apostrophe I 101.
aquam sumere, erotisch III 96. 620.
arma II 50.
Asyndeton II 362. in 92.
aiiritus I 547.
bibere, bei Umschreibungen III 196.
calor, erotisch I 237.
Campus = c. Martins I 518.
capax mit Genitiv I 136.
capere, erotisch I 61.
carpere, erotisch I 420.
casu, dat. sing. III 155.
census suos corpore ferre III 172.
color n 504. III 74.
contundere I 12.
cornua .simiere I 239.
cultus I 97.
cura, erotisch I 512. 555. II 357.
di melius! II 388.
*diserte saltare 11 305.
diversus = entlegen III 124.
donare = condonare III 85.
effugere non e.st II 531.
e medio III 479.
Eons I 202.
equus, erotisch II 732. III 777.
erit, am Anfange I 213.
est aliquid I 230.
est mit Inf. I 619.
experto credite III 511.
fabula turpis II 630.
facies, prägnant II 503.
fei, übertragen II 520.
figura, präg-nant II 143.
flamma, doppelsinnig I 335.
freudere, vom Eberl 46.
fuscus II 657.
gaudia, erotisch III 88.
genialis I 125.
genitor I 197.
herba salax 11 422.
vyQos II 659.
Hyperbaton I 399.
VTioy.OQia^aTa II 657 ff.
varsQov tiqöteqov I 373.
ianthinus II 115.
ignis in igue I 244.
imber, metaphorisch I 532.
Imperativ, ironisch I 322. II 222. 635.
incendium, erotisch II 301.
iaculum, Wurf netz I 763.
iamdudum I 317. II 457.
sub love II 623.
iuvenis, von Mädchen I 63.
iuvenum princeps, Ehrentitel I 194.
lascivus I 523.
latus II 413. 673.
*lea für leaena II 375.
lectus et umbra III 542.
*ad lignum delere II 395.
*ligula oder lingula III 444.
ludere, erotisch I 91. II 389
lux, Kosewort HI 524.
macies, erotisch I 733.
manus dare I 462.
manus loquax II 305.
mare, Ablativ III 94.
mare utrumque I 173.
meta, erotisch II 727.
mens, erotisch I 322.
modus, erotisch II 680.
mollia ridere UI 513.
252
Ars amatoria
mollis II 152.
munda verba III 479.
mundities I 513.
mnnera, Bauten I 69.
munus, erotisch III 98.
natare, transitiv I 48.
nigrum, substantivisch I 291.
nudus = ohne Waffen in 5.
numeri, Würfel II 203.
nux = Kastanie II 268.
*viitifri, Grübchen III 283.
operum prudentia 11 675.
orbis in urbe I 174.
paetus II 659.
palma, übertragen I 727.
*7iaQdXeixj,-is III 193.
*pendiüa Venus III 777.
perprimere, erotisch I 394.
persuadere, transitiv III 679.
plenus II 661.
Pleonasmus I 100.
positus, Haartour III 151.
praeceps, substantivisch I 381.
praeteritio III 193.
prodire III 131.
proludere III 515.
propositum teuere I 470.
pubes, metonymisch II 613.
* publica verba I 144.
pulcherrime reruni I 213.
purpureus I 232.
ravus II 659.
Reduplicatio III 42.
*rogare mit acc. c. inf. I 433.
rudere III 290.
rudis II 474. m 559.
rusticus I 607. H 566.
scüicet in 523.
siccus n 686.
sidus, y.uT s^oy/jv I 724.
Sinus m 148.
Sprichwörter: s. Otto, die Sprichwörter
der Römer, index p. 422.
strabo II 659.
sumere, erotisch III 90.
Synekdoche I 6.
tabella, von erotischen Bildern II 680.
tabulae, Testament II 332.
taciturna .silentia II 505.
teuer, erotisch II 273.
teuere, intransitiv I 441.
titulus I 692.
torquere, erotisch I 176.
trux II 186. 477.
turma III 2.
ululare I 508.
urere I 23. II 353.
Urtica II 417.
Tentus. bildliche Verwendung I 388.
*ventus textilis 11 298.
verba dare II 558.
vigilatum Carmen II 285.
vir I 579.
*virosus I 524.
vocare, 'reizen' III 356.
vulnus, erotisch I 611.
III. Saeliliclies.
aconitum III 465.
Adonisfest I 75.
adultera clavis III 643.
Agrippa Posthumus I 195.
Ai&ioTria III 1.
aluta III 202. 271 (Schuh).
Ameisen, ihre grosse Zahl, metaphorisch
I 93.
amethystinae vestes III 181.
Amor, beflügelt II 19.
— , führt zwei Arten von Pfeilen III 516.
amphorae litteratae II 696.
Anakreon III 330.
analeptrides III 273.
*Apelles, seine Heimat III 401.
difQobiaiay.ä H 415 ff.
April, erster I 405.
Argo I 6.
Ariadne, blond I 530.
Aricia, Dianakult I 259.
*'Aoiot'oi uiddr^fKi III 325 f.
Atem, wohlriechender I 521.
Athene, erfindet die Flöte III 505.
Augen, Malen m 201. 203 f.
auratae vestes 11 299.
Bacchus, gehörnt I 232.
— , seine Säuleu I 190.
— , unzertrennlich von Amor I 231 fif.
Bacchischer Zug I 550.
Bajae, Badeleben gefährlich I 255.
Ballspiel III 383.
Bartpflege I 518.
* Baumstämme im Kampf II 191.
Indices.
253
Bauwut III 125.
Becherkuss I 575.
Beifallsklatsclieu, seine Technik I 113.
bellus homo III 433 f.
Blumenhaudel auf der Sacra via II 266.
Bona Dea, Männer an ihrem Feste III
638.
brattea III 232.
Brenneisen I 505. II 304.
Buchsbaum III 691.
Bühne, mit Parfüm bespritzt I 104.
Busenband ni 274. 622.
calathus, Arbeitskörbchen I 693. II 219.
— , Fruchtkörbchen H 264.
canis, Wurf n 206.
capsarius, Aufseher in Bädern III 639.
cerina III 184.
*Xios, Wurf II 206.
Chiron, Heldenerzieher I 11. 12.
Circus I 135. m 396. 634.
cistae II 609.
cumatile III 177.
Ciuia III 117.
Cyklopen, Blitze schmiedend HI 490.
cymbala I 537.
cytisus III 692.
Diana succincta III 143.
Dichter, vates Bacchi I 525.
Distichon, Umschreibungen dafür I 264.
Doppeltsehen in der Trunkenheit III 764.
Dreizahl I 552.
Egyptische Musik III 318.
Eicheln, gegessen II 622.
Eier bei Lustrationen II 330.
— , stimulierend II 423.
Epheu III 411.
Erbschleicher II 271.
Erdbeerbaum III 689.
eruca II 422.
*^£^cogj SiTiXovs 6 ■d'eos III 516.
Fächer I 161.
fascia pectoralis III 274.
Fenster II 246. III 644.
ferula, Reitgerte I 546.
— , Züchtigungsmittel I 16.
Flügel heissen Ruder der Vögel H 45.
Fortunae dies II 256.
Forum I 81.
— , Gladiatorenspiele auf ihm I 164.
Freundschaftsbündnisse , berühmte I
739 ff.
Frauen, bei Tisch liegend I 229.
— , im Bade von Männern bedient III 639.
— , beim Gelage I 5()().
— , im Leichenzuge III 431.
Frauen, ihre Leidenschaft für Schau-
spiele I 100. 164.
* Frisur, kunstvolle, erregt Aergernis
III 133.
Gabeln III 755.
Gaius Caesar I 181.
Galli, weibisch I 507.
Gang der Frauen III 298 ff.
gausapum II 300.
Geburtstag I 405. 417.
Geburtstagskuchen I 429.
Geduldspiel III 361.
Geheimsprache I 137.
Gelage I 229—252. 524 ff.
— , obscena dabei *I 229.
— , Raffiniertheiten dabei I 569 ff.
Gladiatorenspiele I 164. III 395.
yvcöü'i aavTov II 500.
Grübchen ni 283.
Haar, blondes I 530.
— , falsches III 165.
— , gefärbtes UI 163 f.
Haare, Beseitigen unschöner I 506. 520.
Haarnadel I 509.
Haarpflege I 517. III 133—168.
Hausierer I 421.
Hefe III 211.
Heiligtümer, unsittlich I 75.
Helios, sieht alles II 573.
Herkules in der Wiege I 187.
Hermes erfindet die Leier III 147.
hippomanes II 100.
Hirschmark III 215.
* Höflichkeit, litterarische III 457.
* Homerische Poesie in erotischer Ver-
wendung II 709—716.
Honig, stimulierend II 423.
Hylas, Muster der Schönheit II 110.
* hymenaeus I 563.
Idothea I 339.
ignis et unda II 598.
instita I 32.
institor I 421.
lo, ihre Geschichte I 75.
Isisdienst, unsittlich I 75.
Isispriester, ihre Tracht I 75.
iaculura, Spiel III 383.
ianitor II 260. 635.
Juden in Rom I 75.
Juli, siebenter II 257.
KaXhßXecpuQOV III 203 f.
*Karl der Grosse citiert einen Vers aus
der Ars II 280.
xekrjTi^stv III 777.
254
Ars amatoria
* Kerberos, bei Pindar hundertköpfig
ni 322.
* Kinder, stumpfnasig; II 486.
Kissen im Theater I 160.
Kleiderdieb III 448. 639.
Klima, italisches, im Spätsommer ge-
fährlich II 315 if.
Knabenliebe I 524. II 684. *719ff.
Koische Kleider II 298.
Komödie *I 418 ff. *433. *505. *II 521.
567. 645. m 199 ff. 517. 524. *653.
775.
Kornelkirschen III 706.
Kosewörter III 524.
KrammetSTOgel II 269.
Kränze beim Gelage I 582.
— , erotisch II 269. 528.
Kreditverhältnis zwischen Erde und
Menschen I 401. II 513.
Kreter, ihr schlechter Ruf I 298.
Kriegsdienst, metaphorisch I 36. II 233.
* Krokodil, seine Eingeweide als Kos-
metikum III 270.
Krone der Ariadne I 557.
Kuss auf die Schulter III 310.
Lachen in der Erotik ni 281—290.
Lampe, erotisch II 703.
Lampenlicht, trügerisch I 245.
latrocinium II 207. III 357 ff.
libellum, Programm I 167.
Liebende, ihre blasse Farbe I 729.
lineae im Theater I 141.
lingula III 444.
Lucius Caesar I 195.
ludius I 112.
ludus duodecim scriptorum III 363.
Mandel III 183. ^
manus laeva II 706.
Marmor, fremder I 70.
Marsfeld, Uebungen und Spiele auf ihm
I 513.
Marsi, Zauberer II 102.
Medea, Ideal der Zauberinnen II 101.
^EOOCfQVOV III 201.
meta I 39.
Mienenspiel I 490. III 514.
Milch, als Schreibsaft III 627.
miles, beim Spiel II 208.
Mundpillen I 521.
nablium HI 327.
* Nachruhm des Dichters III 403.
Nagelpfiege I 519.
* Naivität, in sexuellen Dingen I 601.
'*päod-r]^, zur Züchtigung verwendet I
546.
Naumachie des Augustus I 171.
Nemus I 259.
* Neujahrsgeschenke I 407 f.
Neujahrstag I 407.
Nireus, Muster der Schönheit II 109.
* — , von Homer geliebt 11 109.
oesypum III 2 13 f.
Ohrringe I 432. HI 129.
ornatrix I 367. II 304. III 239.
*Ovid citiert sich selbst I 31 — 34.
* — , Hendekasyllaben III 513.
*Pamphile erfindet die koischen Ge-
wänder II 298.
Pantomimen I 501.
Parisurteil I 247. 625.
Parther, ihre Kampfesweise I 209.
Paullina, ihr Abenteuer im Isistempel
I 75.
Peuelope, Muster der Keuschheit I 477.
* — , verleumdet I 477.
TTEOioy.tXiSts III 272.
Perleu III 124.
Perses, Stammvater der Perser I 225.
Pfau, der Juno heilig I 627.
Pfeffer II 417.
Phaedra I 338.
Phüetas III 329.
philtra II 105.
Phoebus, intonsus III 142.
*— Navalis III 390.
Phraates, Partherköuig I 176. 198.
*Phryne III 401.
Phthia, 7iaü.ay.T] des Amyutor I 337.
TlkeioroßolirSa II 204.
pompa circensis I 146.
* Pornographische Litteratur 11 703 ff.
porticus I 67-74. 491—496. III 387 f.
— Apollinis Palatini I 73.
— Argunautarum III 392.
— Liviae I 71.
— Marcelli I 69.
— Octaviae I 69.
— Philippi III 168.
— Pompei I 67. 491. III 387.
Pferdesport III 384.
profanus II 601.
Prokne II 383.
Purpur, tyrischer 11 297.
TCvqed'QOV II 418.
Quitten III 705.
*Einge, im Sommer und Winter ver-
schieden III 446.
*—, Ueberladen III 129. 446.
Rosmarin III 690.
Sabbath, jüdischer I 75. 415.
ludices.
255
Sabiuerinnen, Raub der I 101 — 134.
Safran III 204.
Sandkörner, ihre grosse Zahl sprich-
wörtlich I 254.
Sänften I 487.
satureia II 415.
scamnum II 211.
Scheitel II 303.
Schierling III 465.
Schlagen der Brust I 535.
Schlangen, Häuten III 77.
Schminken III 199 f. 200.
* Schnüren III 274.
Schönheit vergänglich II 113.
Schönheitspflästerchen III 202.
Schuhe, zu grosse unschön I 516.
Schwan lU 809.
Schwefel, reinigend II 330.
Schweissgeruch I 522. III 193.
Schwüre der Liebenden I 633.
segmenta III 169.
servus praelucens II 228.
sigilla (sigillaria) I 407.
sistrum III 635.
Skylla, verwechselt I 332.
Sonnenschirm 11 209.
Spanischer Wein, wenig geschätzt III
646.
Spes, Göttin I 446.
splenium III 202.
Sport, männlicher III 383 ff.
Sprichwort, launig verwendet 11 13.
Sterne, ihre Zahllosigkeit I 59.
Stesichorus, seine Palinodie III 49.
stilus II 395.
stimmi HI 203.
*strenae I 407 f.
supercilii confinia III 201.
Symposiarchus I 581.
Syria, in weiterem Sinne I 75.
tabella, Spieltäfelchen III 365.
Tamariske I 747. in 691.
Tanzen I 595. III 349 ff.
* TaoavTiva (vestes) II 298.
Tauben, ihre Furchtsamkeit I 117.
— , ihre Sanftheit II 149.
— , ihre Zärtlichkeit *II 465.
xexvri y.nfifULnixt] III 199 ff.
Tempel des Apollo I 73. III 389.
— des Hercules (und der Musen) III 168.
— der Isis I 77. III 393. 635.
Tempel der Venus Genitrix 1 81. HI 451.
thalassina vestis III 177.
Theater I 89. 497—504. HI 394. 633.
d'eoi yvvaiy.eia III 244.
testudo, Haartracht III 147.
Thür. erotisch II 244. 523.
Tiberius I 195.
Tinte, sympathetische III 627.
* Tischzucht III 755.
*Toga, Geziertheit mit ihr I 514.
tripudium I 111. 112.
Triumph I 177.
trochus, als Spielzeug III 383.
Trojaspiel I 146.
Trunkenheit, scheinbare I 597.
tympana I 538.
Uebertreibungen der Modernen I 436.
Tarus III 304.
vela, im Theater I 103.
Venus Anadyomene III 223 f.
— des Praxiteles II 613.
■ — , um Adonis klagend I 75.
Venuswurf II 205.
Verhüllen des Hauptes I 734.
vitis, Kommaudostab III 527.
vindicta III 615.
virgatae vestes III 269.
vitelliani I 437.
vitta, am Kleide der Matronen I 32.
— , Priesterbinde II 401.
Vögel, ihre Liebe zu den Jungen II 66.
Vorhänge am Fenster III 807.
Weib, altes II 329.
Wein, mit ihm zärtliche Zeichen I 571.
Weisse Rosse beim Triumph I 214.
Würfel aus Elfenbein II 203.
* Würfelbecher II 203.
Zahnflege I 515. in 197.
Zauberei II 99.
Zeit, alles wirkend I 471 ff.
Zmyrna, Epyllion des C. Helvius Cinna
I 285.
Zofe I 353 ff. II 216. III 134. 470.
Züchtigungsmethoden I 16.
Zusammen baden der Männer iind Frauen
III 639.
Zwiebel II 421.
Druck von Lippert & Co. (G. Pätz'sche Buchdr.), Naumburg a.'S.
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