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Full text of "Albert Deibele: Kleine Nachrichten aus Alt-Gmünd, in: Gmünder Heimatblätter 10, 1937, S. 26"

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Seite 26 | Gmünder Heimatblätter 10. Jahrg. 


lebendig erhalten habe. Sp gewinnt alſo die Angabe Deblers immerhin Wahr: 
ſcheinlichkeit. 

Die beigefügten Abbildungen der „Schönen Marien“ zu Regensburg zeigen 
augenſcheinlich die großen Unterſchiede zwiſchen dem Gmünder Werk und den 
Regensburger Bildniſſen. 


Aus den Erinnerungen alter Gmünder 
Bon Deibele- Heilbronn 


Fridolin Pfletichinger 

Der gute alte Zeichenoberlehrer Pfletſchinger mußte es fich ſchon einmal 
gefallen lajjen, in den „Seimatblättern“ aufzutreten, Troßdem ſoll er Heute 
wiederum ericheinen. 

Pfletfchinger ging als Katholif jeden Sonntag in feine Kirche. Das jchien 
thm zu genügen; doch Dekan Saile dachte anders. Als er einitens mit Pflet- 
\chinger bei einem Glaſe Bier jaß, meinte er: „Herr Pfletichinger, Sie hätten 
doch Zeit, auch Hin und wieder am Werktag in die Kirche zu gehen.“ Pflet- 
Ihinger erwiderte in ſeiner trockenen, ſchlagfertigen Art: „Aber Herr Dekan, 
als ich aus der: Schule kam, hatte ich als Zeugnis in der Religion „ehr. gut“. 


Diefe Note -fann ich mir faum noch verbejfern, auch wenn ich häufiger zur 


Kirche gebe.” Da mußte ſich Dekan Saile geichlagen bekennen. 


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Kleine Nachrichten aus Alt⸗Gmünd 


Bon Deibele- Heilbronn 


Bon Hochzeitsgejchenfen 

Auch heute noch ijt es Sitte, bei Hochzeiten Sejchenfe zu machen. Früher 
war dies noch viel mehr der Fall, Bor mir liegt ein Verzeichnis von Hoc: 
seitsgejchenfen. die der Konditor Zieher im Jahre 1847 zu jeiner Verehe— 
lihung empfangen haite. Laut genautem Aufſchrieb erhielt er an barem Geld 
339 Gulden 6 Kreuzer und dazu noch fiir 162 Gulden 9 Kreuzer Waren, ſodaß 
die Geſchenke die jtattlihe Summe von 501 Gulden 15 Kreuzer ausmachten. 
Dabei ijt zu bedenfen. daß Zieher ein Fremder war. Laut einer Urkunde, die 
ebenfalls in meinem Befis ift, legte er am 18, November 1836 bei KRonditor 
und Spezereibändler Jakob Mayer in Biberach jeine Sejellenprüfung ab; er 
wird als von Biberach gebürtig bezeichnet. 

Aus diejer alten Schenfungslifte erfahren wir mancderlei Intereſſantes. 
Sp finden wir noch zahlreiche Berufe, die heute in Gmünd nicht mehr ver: 
treten ind, 3. B. Seller, Pfeifenmader, Seifenfieder, Färber, Blahenmacher, 
Kornmeſſer, Weber, Spanner; ferner treten auf ein Ulmer, Stuttgarter und 
Heilbronner Bote. Bekannte Namen klingen an unjer Ohr, deren Träger 
teilmeije noch den ältejten Gmündern befannt waren, wie Chordirektor Stein- 
hardt, Nikolaus Ott, Profeſſor Allee, Doktor Köhler, Werfmeiiter Stegmaier, 
Amtspfleger Viejel, Kaufmann Buhl u. a.