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Full text of "Albert Deibele: Ergänzung zur Arbeit Wacklers über Karl von Schiller, in: Gmünder Heimatblätter 21, 1960, S. 10−11"

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hatte, war gekommen, sicher nicht nur, um ihren 
Bruder zu besuchen, sondern auch um den Ort zu 
erleben, der mit der Jugendgeschichte ihres Va- 
ters so eng verbunden war. 

Schillers Kinder waren nicht alle in gleichem 
Maße für Dichtung empfänglich. Ernst und Emi- 
lie hatten Sinn für Poesie, Karl vermochte nicht 
mit dem Pegasus umzugehen. Für Bekannte und 
für Neugierige, die ihn kennenlernen wollten, 
war er wohl.oft genug nur als Sohn des Dichters 
Schiller interessant. Im Schatten: seines Vaters zu 
stehen, mag angenehm sein, wenn es sich um eine 
vorteilhafte Anstellung oder um eine Beförde- 
rung handelt, es wird aber unangenehm, wenn 
Vergleiche gezogen werden zwischen Vater und 
Sohn. Karl wußte seinen eigenen Wert richtig 
einzuschätzen und wehrte die unausbleiblichen 
Vergleiche, wenn sie ihm lästig wurden, auf hei- 


tere Weise ab. Dies beweist eine Anekdote, die in & 


unserer Gegend weit verbreitet ist. Der Chronist 


Kirn, der sie überliefert, schreibt: 


„Von Lorch kam der Oberförster von Schiller 
öfters nach Welzheim ins Lamm und trank da- 
selbst in Gesellschaft des Oberförsters Stierlen 
und anderer Herren gerne einen gemütlichen 
Schoppen. Wenn-man dann auf seinen Vater zu 


. sprechen kam, oder gar Vergleiche zwischen ihm 


und seinem Vater anstellte, so sagte er lächelnd: 
‚Ja, ich weiß wohl, ich gleiche meinem Vater bis 
daher!‘ Dabei hielt er sich. die Hand dicht unter 


die Stirne. In seiner aufrichtigen, 'harrnlosen Ge- 


mütlichkeit machte er auch öfters die Bemerkung, 
daß er es der Berühmtheit seines Vaters zu ver- 
danken habe, daß er Oberförster geworden. sei, 


sonst wäre er sicher Revierförster geblieben,“ 


"Ergänzung zur Arbeit Wacklers über Karl von Schiller 


Albert Deibele 


Als Oberförster von Lorch unterstanden Karl 
von Schiller auch die Staatswaldungen im Schieß- 
tal, die vom Kloster Gotteszell herrührten. Er 
kam deshalb oft nach Gmünd. Als Freund der Ge- 
selligkeit hielt er sich gerne im fröhlichen Kreise 
guter Bekannter auf. Er liebte es aber gar nicht, 
wenn man Vergleiche zwischen ihm und seinem 
Water anstellte. Als wieder einmal einer der Her- 
ren das Gespräch auf den großen Dichter brachte 
und sehr bedauerte, daß im Sohne der Dichter- 
quell versiegt sei,meinte Karl von Schiller gereizt: 
„Mein Herr Vater war gewiß ein großer Dichter, 
dem Balladen, Dramen und anderes glänzend ge- 
lungen sind; aber vom Setzen eines Baumes und 
der Pflege eines Waldes hatte er keine Ahnung, 
und das will doch auch etwas bedeuten.“ Dieses 
Vorkommnis wurde hier in meiner Jugend recht 
häufig erzählt. E = 


Damals war auch noch bekannt, daß Karl von 


anfertigen. Diese ist in der Rems-Zeitung 1905 
Nr. 96 wörtlich abgedruckt. Sie lautet: 
Königlich Württembergisches Forstamt Lorch 
Revier Gmünd, den 8. November 1841 


Die Erinnerung an das fünf und zwanzig jährige 
Jubileum (30. Octbr 1841) der glorwürdigsten Re- 
sierung Seiner Majestaet unseres noch lange l- 
benden Königs Wilhelm soll auch im Reiche der 
Vegetation für nachkommende Geschlechter fort- 
leben. | | e A 

Nachdem zu diesem Behufe eine Eichen-Pflan- 
zung bestimmt, und Hinzu der Ort zwischen den 
beiden Staatswaldungen Ortsalde und Schauppen- 


wald auf dem zum Artillerieschießplatz gehöri- 


gen Areal unter Zuziehung des Artilleriehaupt- 
manns von Majer aus der Garnison Ludwigsburg 
durch den Königl. Revierförster Haffner dahier 
ausgesucht war, sind mit Zustimmung des Com- 


 mandanten der Artillerie-Brigade, Generalmajor 


Schiller im Schießtal einige Eichen gesetzt hatte. 


Sie stehen heute noch am Brücklein beim Frei- 
Bad. Oberförster Schöttle ließ 1905 an eine der- 
selben eine Tafel zum Gedenken an Karl von 
Schiller anbringen. Anlaß zum Setzen dieser Ei- 


von Barttruff sowie des Obersten von Lenz — Vier 
junge Eichen je von 14 Sch. (etwa 4 m Länge) und 
1 Zoll Durchmesser auf Brusthöhe — an die 


-steinerne Brücke, welche sich bey der Einfahrt in 


chen gab das 25jährige Resierungsjubiläum König 


Wilhelms I. von Württemberg im Jahre 1841. Da- 
mals wurden im ganzen Lande große Feiern ver- 
anstaltet. In Stuttgart errichtete man auf dem 
Schloßplatz die noch heute stehende Siegessäule; 
die Forstbeamten des Bezirks Schorndorf erstell- 
ten äuf dem Goldboden beim Engelberg einen 
Denkstein; aucl. er ist heute noch erhalten. Da 
durfte das Forstamt Lorch nicht zurückstehen. Es 
 pflanzte eine Anzahl Eichen im Schießtal und ließ 
darüber eine ausführliche amtliche Niederschrift 


das Schießtal ca. 30 Schritt links vom Anfang des 
Staatswaldes Vordere Ortsalde befindet, in einem 
gleichseitigen Quadrate je 27 Sch. (7,7 m) von 
einander entfernt, Heute gepflanzt worden. Eine 
weitere Eiche von 21 Sch. (6 m) Länge und 1#sZol 
(5 cm) Durchmesser auf Brusthöhe — ist Hierauf 
auf die obere Fläche des links vom Schießthale 


am Staatswald Schauppenwald befindlichen Bel- 


29 


veđere gesetzt worden. 


Schutz und Pflege fördern fortan das Gedeihen 
dieser fünf Eichen, und nach Jahr Hunderten mö- 
gen sie noch mit kollossaler Stärke lebendig die 


GI DER AN A ee er SE Nee 


E recht beziehe; 


Nachwelt an die ehrfurchtsvollste Gefühle eines. 


Volkes für den König Wilhelm von Württemberg 
erinnern, der Seinen Wahlspruch 

„Furchtlos und Treue“ 
im Frieden wie im Kriege bethätigte! 

Die Vollziehung und Bedeutung dieser Pflanzung 
zung soll zunächst durch das Intelligenz Blatt für 
das Oberamt Gmünd, und-dürch den Remsthaler 
Boten dahier bekannt gemacht werden. 


Gegenwärtige Urkunde zur fortwährenden Auf- 


bewahrung in der Forstrevieramtlichen Registra- 


tur Sub rubrum Memorabilien“ bestimmt, unter- 
zeichnen: 
die der Pflanzung mitgewirkt Habende Personen: 

' Oberförster zu Lorch K. von Schiller 

Revierförster Haffner 
Hauptmann im Artillerieregiment Majer 
Stiftungswaldinspektor Steinhauser 
| Waldschütz Haga 


Im „Intelligenzblatt für die Oberamts-Stadt und 
den Bezirk Gmünd“ findet sich in Nr. 219 des 
Jahrgangs 1841 folgende amtliche Verfügung: 

- Gmünd. Auch im Reiche unserer Vegetabilen- 
Umgebung soll die Erinnerung an das 25 jährige 
Jubiläum der glorwürdigsten Regierung Sr. Ma- 


f 


jestät unseres Königs Wilhelm für náchkommende 
Geschlechter fortleben. In dieser Absicht sind des- 
halb 5 junge Eichen von 14 Fuß Höhe gepflanzt 
worden und zwar 4 Stücke an der steinernen 
Brücke þei der Einfahrt auf dem Artillerie-Schieß- 
platz und eine Eiche auf das links vom Schießthal 
am Schauppenwald befindlicha Belvedere. Nach- 
dem der Zweck dieser Pflanzung hiemit zur öffent- 
lichen Kenntniß gebracht wird, möchte wohl eine 
Beschädigung derselben von Niemand zu befürch- 
ten seyn. | 
Den 8. November 1841. 


Der Königl. Revier-Förster Haffner 


Bemerkunsen: Sch.=Schuh. 1 Schuh ungefähr 
29 cm. - 1 Zoll=2,9 cm, - Vegetation=Pflanzen- 
welt. - Belvedere=schöner Ausblick. Im Schieß- 
tal war auf der nördlichen Talseite eine kleine 
Erhöhung geschaffen worden, von welcher man 
dem Schießen zuschauen konnte, Dieses „Belve- 
dere“ wurde gerne von Offiziersfrauen benützt. - 
„Registratur sub rubrum Memorabilien® = Es soll 
im Aktenschrank in der Abteilung „Denkwürdig- 
keiten“ aufbewahrt werden. 


mn 


Bekannt ist auch, daß Karl von Schiller zum 
erstenmal die Bepflanzung des Stuifen anregte, 


Aus der Vergangenheit von Göggingen 


Deibele 


Der junge Pfarrer von Schechinsen be- 
nützte nun 1727 die Predigt vor der versammel- 
ten Gemeinde dazu, den evangelischen Volksteil 
aufs tiefste zu verletzen. Mit Recht empörte sich 
die evangelische Bevölkerung gegen die Taktlo- 
sigkeit des jungen Pfarrers. Wenn dieser dieFol- 
gen geahnt hätte, wäre seine Predigt sicherlich 
anders gehalten worden, Auf die Beschwerde der 
Protestanten: griff der Vogt von Lorch, Johann 
Ludwig Dietrich, ein. (Die Beschwerdeschrift ist 
unterzeichnet von den Gögginger Bauern Mathes 
Beißwenger, Hans Rupp, Johannes Baur, Wil- 


helm Bayer und Christian Klozbücher.) Es gab 
‚große Verhöre und Untersuchungen, besonders 


da die Evangelischen sich nun weigerten, dem 
Pfarrer von Leinzell den Heuzehnten und die 


übrigen Gebühren zu entrichten. Darüber be- - 
| Schwerte sich nun wieder Ellwangen, als der Le- 
hensherr von Leinzell, bei der Regierung in 


Stuttgart, Diese aber ließ den Pfarrer von Lein- 
zell wissen, daß die Gemeinde Göggingen nicht 
gehalten sei, den Heuzehnten zu entrichten, bis 
der Pfarrer nachgewiesen habe, daß er ihn zu 
denn in den württembergischen 
Büchern stehe nichts davon. Nach langem Hin 
und Her einiste man sich schließlich. Württem- 
berg anerkannte zwar nicht das Recht des Pfar- 


rers auf den Heubezug, befahl aber den Bauern, 
ihn wieder in angemessenen Grenzen zu entrich- 
ten. Ebenso wurden nun die übrigen Bezüge des 
Pfarrers untersucht, auch darüber nachgeforscht, 
ob der Flurumgang und die Öffentlichen Verseh- 
gänge über das Jahr 1624 hinausreichen würden; 
denn dieses sogenannte Normaljahr war en+- 
scheidend für die öffentliche Religionsausübung, 

Ein heftiger Streit entstand nun wegen eines 
Plätzleins, das der katholische Mesner Josef 
Mößner, ein Untertan des Klosters Gotteszell, 
benützte. Es lag unmittelbar neben seinem Hause : 
an der Straße nach Schechingen. Auf ihm stan- 
den ein Backhaus, eine Wagenhütte und einige 
Obstbäume, Dieses Plätzchen, das von jeher der, 
Mesner benützt hatte, wurde nun als Gemeinde- 
Platz angesprochen, auf welchen der Herzog von 
Württemberg alles Recht besitze. Die Tätlichkei- 
ten begannen, als einige junge Burschen dem 
Mesner nächtlicherweile das Obst von den Bäu- 
men rissen, Die Erregung wurde schließlich so 
groß, daß die württembergischen Untertanen am 
13. Januar 1743 vor das Mesnerhaus zogen, das 
Backhaus und den Wagenschuppen zusammen- 
schlugen und 20 Obstbäume samt der Wurzel aus 
dem Boden rissen, Bis 1757 zog sich’ der Streit 


hin.