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Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch-historische Klasse
:?
XI
Denkscilriften
61. Band
Mit 2 Tafeln und 5 Abbildungen
y^
i\
Wien, 1919
In Kommission bei Altred Holder
Vniversitäts-Buchhändler
Buchbäudler der Akademie der Wissens-chaften in Wien
\Hl,
Druck von AiloH' Holzhausen
U«iversit&tsl)Ucli(lioil.-iM in Wumi
Inhalt.
1. Abhandlung. Dr. Robert Lach. W. A. Mozart als Theoretiker. Mit 2 Tafehi.
2. Abhandlung. Dr. Theodor Hopfner. Über die koptisch-sa'idischeu Apophthegmata
Patruin Aegyptiorum und verwandte griechische, lateinische, koptisch-bohairische
und syrische Sammlungen.
3. Abhandlung. Wilhelm Kubitschek. Itinerar-Studien. Mit ö Abbildungen.
Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch-historische Klasse
Denkschriften, 61. Band, 1. Abhandlung
W. A. Mozart als Theoretiker
Von
Dr. Robert Lach,
korresp Mitgliede der kuis. AkaJemic der WisseDschaften in Wien
Mit 2 Tafeln
Vorgelegt in der Sitzung am 17. Januar 191(
AVien, 1918
In Kommission bei Alfred Holder
lt. u. k. Hof- und UniTersitäts-Bnchhändler,
Buclibandler der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien
Druck von ADOLF HOLZHAUSEN in Wien
K. IJNP K. HOF- UND UNIVEBSITATS-BUCHDRUCKER
VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN
für die am häufig-sten benützte Literatur.
Festschrift zur Mozart- Centennarfeier in Salzburg am 15., 16. und 17. Juli
1891 . . . von . . . Joh. Ev. Engl, Salzburg 1891, H. Dieters Hofbucli-
handlung (Abkürzg.: Engl).
Otto Jahn: W. A. iMozart. Vierte Autlage. Bearbeitet und ergänzt von
Hermann Deiters. In zwei Teilen. Leipzig 1905 und 19U7. Breit-
kopf & Haertel ( " J^^"^)"
Ludwig Ritter von Köcliel: Chronologisch-thematisches Verzeichnis
sämtlicher Tonwerke Wolfgang Amadeus Mozarts. 2. Auflage, be-
arbeitet und ergänzt von Paul Graf v. Waldersee. Leii>zig 1905,
Breitkopf & Haertel ( » Köchel).
Mitteilungen für die Mozartgemeinde in Berlin, herausgegeben von
Rudolph Genee. Berlin 1895 ff., E. S. Mittler & Sohn ( „ M.f.d.M.-G.i.B.).
J. F. Edler von Mosel: Über die Original-Partitur des Requiem von
W. A. Mozart. Wien 1839, bev A. Strauß' sei. Witwe ( ,, v. Mosel: über
die Ongmalpartitur etc.).
: Abbe Maximilian Stadler. (In: Jahresbericht des Wiener Konser-
vatoriums der Mu.sik, V. Jahrgang, neue Folge, Schuljahr 1864/65,
„ y IQ» (Abkürzg.: V. Mosel: Abbe
P- "^^'^^ Stadler).
W. Neumann: Die Coniponisteu der neueren Zeit ... in Biogra])hien
geschildert. Mit Porträts. Zweiter Teil. Cassel 1854, Ernst Bälde.
WüUgang Amadeus Mozart. Eine Biographie. Mit Porträt (Abkiirzg.: Neumanu).
Georg Nikolaus von Nissen: Biographie ^^^ A. Mozarts. Leipzig 1828,
Breitkopf & Haertel " ( " Nissen).
Anhang zu Wolfgang Amadeus Mozarts Biographie. Leipzig 1828.
Breitkopf & Haertel ( " Nissen, Anhang).
Die Briefe W. A. Jlozarts und seiner Familie. Erste kritische Gesamtaus-
gabe von Ludwig Schiedermair. 4 Bde. Leipzig 1914, Georg Müller ( „ Schiedermair).
Mozarts Re([uiem. Nachbildung der Originalhandschrift Cod. 17,561 der
k. k. H(ifl)ibliothek in Wien in Lichtdruck. Herausgegeben und er-
läutert von Alfred Schnerich. Wien 1913, Gesellschaft für gra-
phische Industrie ( " Sehnerich).
Arthur Schurig: Wolfg. Amadeu.s Mozart. Sein Leben und sein Werk,
auf Grund der vornehmlich durch Nikolaus von Nissen gesammelten
biographischen Quellen und der Ergebnisse der neuesten Forschung
dargestellt. 2. Bde. Leipzig 1913, Insel-Verlag ( „ Scliurig).
1*
4
Faiulainent des General- Basses von Wolfg. Ama.l. Mozart, horausgef^ebeu
und mit Anmerkungen begleitet von J. G. Siegmeyer. Berlin 1822,
SchUppelsehe Buchhandlung (Ahkürzg.
Abbe Maximilian Stadler: Yertheidigung der Echtheit des Mozartisehen
Requiem. Allen Verehrern jMozarts gewidmet etc. Wien 182(3, Tend-
ier & von Haustein ( "
Kurzgefaßte Generalbali-Schule von W. A. Mozart. AVien, bey S. A. Steiner
"ä Comp. Gedruckt boy Anton Strauß. 8«. 55 p (
Karl Storck: ]\[ozart. Sein Leben und Schaffen. Stuttgart 1908,
Greiner i^ Pfeiffer ( »
Alexander Ulibischeff: Mozarts Leben uiul Werke. 2. Auflage. Neu be-
arbeitet von Ludwig Gantter. 4 Bde. Stuttgart 1859, Ad. Becker . . (
Constantin von Wurzbach: Mozart-Buch. Wien 1869, Wallishaussersche
Buchhandlung \ "
T. de Wyzewa et G. De SainfFoix: W. A. Mozart, sa vie rausicale
et sön wnvre de lenfance a la pleine maturite (1756—1777). 2 Bde.
8». Paris 1912, Perriu & Cie (
Siegmeyer).
Stadler).
Steiner).
Storck).
Ulibischeff).
V. Wurzbac
Wyzewa)
O-
Uuter den im Besitze der Musikalieu-
sammlnng der k. k. Hofbibliothek in Wien be-
findlichen mnsikalischen Handschriften ver-
zeichnet der Handschriftenkatalog dieser Bi-
bliothek, die .Tabulae codicnni manu scripto-
rium ... in Bibliotheca Palatina Vindobonensi
asservatiirnm' (Vol. X, Vindobonae 1S99) als
Cod. No. 17.559 [A. N. 05 A. S] ein (teihveises)
Autograph Mozarts, ein Heft, in dem dieser
Meister einer Schülerin Unterricht in der
Komposition erteilt hatte. Durch das frennd-
liclie Entgegenkommen meines verehrten Chefs,
des Direktors der Wiener Hofbibliothek Hofrat
Prof. Dr. Josef Eitter v. Karabacek, den ich
hiemit bitte, ihm an dieser Stelle für seine
Liebenswürdigkeit meinen ergebensten Dank
zum Ausdruck bringen zu dürfen, zur Publika-
tion dieser Handschrift ermächtigt, mache ich
von dieser gütigen Erlaultnis um so dankliarcr
und froher Gebrauch, als es mir scheint, daß
eine Veröffentlichung erwähnten Autographs
in doppelter Plinsicht nicht unwillkommen sein
dürfte; einerseits nämlich sind die in der musik-
wissenschaftlichen Literatur hierauf bezüg-
lichen Notizen größtenteils unrichtig oder doch
zum mindesten ungenau, beziehungsweise un-
vollständig, und anderseits scheint mir die
Handschrift nicht ungeeignet, ein helleres Licht
auf eine Seite im Wesen Mozarts zu werfen,
die — da sie mit Pecht hinter der unvergleich-
lich Avichtigeren Betrachtung seines künstleri-
schen SchaiTens zurücktreten mußte — bisher
in der Literatur nur wenig oder unzureichende
Beachtung gefunden hat: ich meine seine Tä-
tigkeit als Theoretiker und Lehrer der Kompo-
sition. Wenn also im fVilgenden versucht wer-
den soll, wenigstens in den Hauptumrissen ein
Bild dieser Künstlergestalt auch nach dieser
Hinsicht zu skizzieren, so hoffe ich, in der doch
wahrlich nicht armen Mozart-Literatur wenn
schon nicht eine Lücke auszufüllen, so doch
wenigstens eine vielleicht nicht ganz überflüs-
sige Ergänzung und Abi'imdung zu liefern und
so auch meinerseits ein bescheidenes Scherflein
zur Charakteristik und Kenntnis dieser Künst-
lerpersönlichkeit beizutragen. In diesem Sinne
also bitte ich die nachfolgenden anspruchslosen
Bemerkungen aufnehmen und der Kenntnis-
nahme würdigen zu wollen.
Bevor im nachstehenden auf den Inhalt
des erwähnten Autographs selbst eingegangen
werden soll, mag vorerst eine kurze Beschrei-
bung desselben nicht am unrechten Orte sein:
Die Handschrift besteht aus einem in Halb-
juchten mit braunrot marmorierten Papp-
einbanddeckeln gebundenen Hefte (Format:
32'3 X 24) von 19 Folioblättern Querquart.
Nur die ersten 13 Folios stellen das Heft dar,
in dem Mozart Unterricht erteilt hatte; die
fol. 1-t bis 19 waren ursprünglich lose Blät-
ter, auf denen er zum Teil Skizzen, zum Teil
kontrapunktische Übungen und Studien für
seinen eigenen (lebrauch notiert hatte. Mit
dem eingangs erwähnten Schülerhefte stehen
diese Blätter in gar keinem Zusammenhange;
sie waren, wie wir weiter unten noch eingehen-
der zu beobachten Gelegenheit haben werden,
einfach so wie zahlreiche andere Notizen und
Skizzenblätter aus Mozarts Papieren ^) später,
d. i. nach dessen Tode, aus seinem Nachlasse
(oder vielleicht schon bei seinen Lebzeiten 0 in
Privatbesitz Fremder gekommen,") im vorlie-
genden Falle also in den des Besitzers des Auf-
gabenheftes, und offenbar auf dessen Veranlas-
sung nachträglieh mit dem Hefte zu dem einen
Bande in der Form zusammengebunden wor-
den, wie er jetzt in der Musikaliensamndung
der Wiener Hoflübliothek vorliegt."') Jede Seite
des Heftes hat 12 Systeme, von denen dui-ch die
in dem Hefte Schreibenden meist 3 oder -1. ge-
legentlich auch bloß -2 Systeme durch Akkoladen
zu je einer Systemzeile zusammengezogen wor-
den sind. Wenn in den folgenden Ausführun-
gen sowie in den Musikbeilagen und dem Ee-
6
1)k. 1\01!EKT Lai II.
visionsberiflit der Aus(!riick .'/.v'iU- viM\vi'ii(l<'t
vorkommt, so liitio icli dalicr, liionintci- stets
eine solclio Zus;nninonf:issiin!i' mehrerer Systeme
verstehen zu wollen: niu ein möglichst getreues
Bild von der räumlichen Anordnung der Nota-
tionen in der 1 lan.lsrhri l't zu geben, sind in den
Kot<^nbcilagen die einzelnen Zeilen des Heftes
durch den in Klammern In-igesetzten Vermerk:
(Zeile 1), (Zeile 2) usw. kemnli.-li gemacht. Was
die in dem Hefte vorkommenden handschrift-
lichen Züge anbelangt, so ist deutlich der
Duktus dreier verschiedener lliinde zu erken-
nen: die Schrift Mozarts, die der Schülerin und
die über der ersKm Zeile der ersten Seite in der
Mitte des oberen Eandes angebrachte tJber-
.sehrift von dritter (wie wir gleich weiter nnten
sehen werden. Abbe Stadlers) Hand: ,Mozarts
Unterricht in der Composition 1784.' Anf den
ursprünglich losen Blättern, fol. l-t bis 19, ist
anßerdem von einer anderen, mit der Abbe
Stadlers wahrscheinlich nicht identischen Hand
auf jedem Blatt einzeln am oberen Rande rechts
die Bemerkung beigefügt: ,Von Mozart und
seine Handschrift', gelegentlich auch sonst die
eine oder andere Notiz vermerkt, so z. B. auf
fol. 16* links oben: .Hebung im Oontrapuncf.
auf fol. l(i'': ,Xo. 9?> vom Froberger compo-
nirt. Anfang einer Fuge", auf toi. 18''': , An-
fang einer Klavierfuge', auf fol. 19'': ,Thema
von Fugen. Anfang von mehreren Fugen',
wovon die auf Froberger bezughabende Notiz
vielleicht von Abbe Stadler herrühren könnte.
(Wenigstens ist die Tinte die gleiche dunkel-
schwarze — vcui viel frischerem und neuerem
Ansehen als die sonst ülierall im Hefte und den
Skizzenl)liittern verwendete, sehr stark, oft bis
zur fast gänzlichen Hnleserlichkeit verblaßte,
gelblichbraune — wie in der Überschrift auf
der ersten Seite: ,]\[ozarts Unterricht' etc.;
allerdings aber weichen die Schriftzüge liier
von jenen dort nicht unbeträchtlich ab.) Tm
Hefte selbst rühren außer der _auf fol. 6'' am
unteren Bande verkehrt hingekritzelten Bemer-
kung: ,She'sqnints, she is scpiint eyed' und
dem auf fol. o" am oberen Bande in der ^Fitte
ebenfalls verkehrt, ganz flüchtig und ziemlich
schwer leserlich angebrachten, gleichfalls engli-
schen Worte .elowe', deren Urheberschaft nach
dem Schriftduktns nicht mit Bestimmiheit fest-
zustellen ist, sämtliche Bemerkungen im '1 ext
(es sind dies nur die zwei größeren Bemänge-
lungen, die italienische auf fol. 8^ und die
deutsche auf fol. lU'l von Mnzarts Hand her.
Was den Notenschriftduktus aulu^laiigt, kom-
men in ciciii Hefte mir zwei llaiidscliri fteii. die
.Mozarts und die dei- Schülei'in, \cij-; nur aiii
fol. T '', Zeile .'?, Takt .") und (1 sind die beiden
Mittelstimuieu mit derselben \'iel dunkleren
Tinte wie die Überschrift auf fol. 1 und mit
etwas zitternder Hand eingetragen, so daß der
Kindruck entsteht, als ob möglicherweise diese
Stelle später, etwa von Abbe Stadler (und zwar
in seinem Greisenalter) ergänzend in den ur-
spriinglicli vielleicht leeren Baum der beiden
Takte eingetragen worden .sei; allerdings aber
zeigen die Noten selbst an dieser Stelle den
gleichen zierlichen, schlanken und netten 1 >uk-
tus wie die übrigen, unzweifelliaft von Mozarts
Hand herrührenden. Im allgemeinen ist diese
letztere von derjenigen der Schülerin, meist
(wenn, auch nicht immer) mit Leichtigkeit auf
den ersten Blick zu unterscheiden: v\'ährend
Mozarts Notenschrift stets sehr leichte, zierliche
und schlanke Typen aufweist — ganz den
gleichen Duktus, wie er von sämtlichen übrigen
Autographen dieses Meisters aus dem letzten
Jahrzehnt seines Lebens her wohlbekannt
ist — : M die Notenköpfe als Punkte, die
Striche und Fahnen haarscharf und fein an-
schließend, liei Achtel- oder Sechzehntelpassagen
die häufig nach zwei entgegengesetzten Bich-
tungen gehenden Striche durch kühn und gra-
ziös gesehweifte, sehr elegant und sauber gezo-
j-ene Barren verbunden (etwa z. 1
'■'Pt^'
zeigt die LLtnd der Schülerin, namentlich im
Anfang, recht plumpe und unbeholfene Züge;
die N'iertel- und Achtelnotenköpfe n. dgl. bilden
dicke, derbe Kleckse, die halben oder auch die
Viertelnoten werden meist mit dem Strich in
der Weise verbunden, daß von diesem zum
Notenkopfe von unten her ein bogenfih-miger
Haken herübergeführt wird, der häufig an den
Notenkopf mit einem dicken, plumpen, oft wie
eine ^'iertelnote aussehenden Blinkt anschließt:
~J, ; außerdem werden — abgesehen von zaiil-
losen Klecksen, Durchstreichnngen, Überschrei-
bungen u. dgl. — namentlich im Anfang die
Notenköpfe in ungeschickter, den relativen
Mangel an Übung verratender Weise geschlos-
sen hingeinalt und (bei Vierteln etc.) nachträg-
lich ausiii'fiillt, wobei oft die Linien und Spa-
\V. A. jMoZAET als TlIEOliETIKKK.
lien übci-pcliritteu und die Xoteuköpfe hinsicht-
lich (k'i- zu lesenden Höhe zweifelhaft oder un-
leserlich werden, wogegen ^Mozarts Notenköpfe
immer haarscharf als graziöse Punkte auf der
gehörigen Stelle sitzen. Als besonders charakte-
ristische Kennzeichen seien schließlich noch er-
wähnt, daß ]\[ozart den Baßschlüssel stets in
dieser F(U'm notiert:
^
(was aus techni-
schen Gründen in den Musikbeilagen nicht
wiedergegeben werden konnte, sondern durch
das gewöhnliche Zeichen des Baßschlüssels er-
setzt werden mußte), wogegen die Schülerin
stets: 1— 9^^= sehreibt, und (]i\R Mozart halbe
oder ganze Noten gern in zwei nicht genau an-
einanderschlicßende Halbbögen zerlegt: j , ,
wogegen die Schülerin meist in einem Zuge ein
plumpes Oval als Notenkopf hinzumalen pflegt,
wie es im Schreiben von Noten noch ungewandte
Anfänger zu tun gewohnt sind: ^^ ^ Auch
pflegt Mozart die x\uflösuugszeichen (q ) meist
so zu notieren: S. während sie von der Hand
der Schülerin gewöhnlich die Form / erhalten.
(Übrigens wird in der zweiten Hälfte des Hef-
tes auch die Schrift der Schülerin zusehends
allmählich immer geschmeidiger und zierlicher,
so daß — namentlich an einigen Stellen, wo
Mozart ausnahmsweise größer, derber und
flüchtiger schreibt — gelegentlich die Pift'eren-
zierung beider Schriften schwieriger und un-
sicherer wird.) Ich habe in allen jenen Fällen,
wo Mozarts Schrift ganz unzweifelhaft zu er-
kennen ist, dies durch ein der betreffenden
Stimme vorne am Anfange des Systems über
dasselbe vorangesetztes (M) in den Musikbei-
lagen ersichtlich gemacht; dies gilt dann
jedesmal für die ganze betreifende Stimme
durchlaufend durch alle Systeme dieses Bei-
spiels, so daß also, wenn dieses mehrere Zeilen
umfaßt, das am Anfang der ersten Zeile voran-
gesetzte (M) auch für die übrigen Zeilen dieses
Beispiels in der betrefl'enden Stimme bis zum
Schlußtaktstrich gilt, wenn nicht ein besonde-
rer beigesetzter Vermerk etwas Gegenteiliges
angibt. Wenn also z. B. die beiden mittleren
Stimniensysteme (Alt Tind Tenor) einer Zeile
am Anfange mit (M) überschrieben sind, so be-
deutet dies, daß in diesem ganzen Beispiele bis
zum Schlußtaktstrich die beiden Mittelstimmen
durchwegs von Mozarts Hand notiert sind, wo-
gegen die Ijeiden äußeren Stimmen, die am An-
fang den Vermerk (M) nicht ti-agen, von der
Hand der Schülerin herrühren. Soviel also hier
nur vorläufig bezüglich der Notierung; das
weitere, eingehendere Hetail wolle man in ilem
am Sc-hlussc der Musikbeilagen als Anhang bei-
gefügten Eevisionsbericht nachsehen.
Die nächste Frage, die sieh nun aufdi-iiiigt,
ist die nach Herkunft, Authentizität und der
ehemaligen Besitzzugehörigkeit der Hand-
schrift, d. i. also nach der Persönlichkeit, für
die Mozart den Inhalt des Heftes niederg-eschrie-
ben hat. Bevor im nachstehenden auf die Be-
antwortung dieser Fragen eingegangen wird,
muß hier der weiter unten folgenden, genaue-
ren Untersuchung des Inhaltes der Handschrift
die Konstatierung eines ümstandes vorwegge-
nommen werden, der für ilie Bestimmung des
Heftes und damit auch für die Beantwortung der
eben aufgeworfenen Fragen von nicht geringer
Bedeutung ist: nämlich der Tatsache, daß gleich
das allererste Beispiel, die erste Zeile, mit der
das Heft beginnt, als Cantus firmus im Sopran,
von Mozarts Hand notiert, das Thema des ,Bone-
dictus' aus dem Requiem enthält, näinlicdi:
^E^E^;
^-tz
=t:
Und damit ist — wenigstens dem ersten An-
schein nach — auch schon der Schlüssel für
die Beantwortung sämtlicher eben erwähnter
Fragepunkte gegeben. Schlägt man nändich das
große sozusagen Diarium des Mozartsehen Le-
benswerkes, Köcheis , Chronologisch-themati-
sches Verzeichnis der Werke W. A. ]\Iozarts'
auf, so findet man auf p. 594: der 2. Auflage aus
Joh. Ev. Engis Feder die Bemerkung verzeich-
net, daß ,der Musikschriftsteller Pressel in der
„Kleinen Generalbaßlehre", die Mozart für seine
Schülerin Barbara Plovcr (vom Februar bis
Juni 1784), gedruckt 1847 in Wien, verfaßt hat,
im ersten praktischen Beispiele das melodische-
Motiv zum Benedietus entdeckt'' habe.^) Und
ähnlich bemerkt Engl in seiner , Festschrift'
etc. noch ausführlicher d». 99) : ,Wohl aber fand
G. Pressel (siehe Berliner Fremdenblattr Nr. 211
vom 11. September 1881) gleich beim ersten
praktischen Beispiele in Mozarts „Kleiner Ge-
neralbaßlehre", welche die Königliche Hof-
l>i;. HullKKT I.AlIi.
bililiothck in Jx-rliu brsitzt, zu seinem Krstau-
nen und wieder Note für Note, das melodiselie
Motiv zum „Benedictus, (pii vcnif :ius dem
Eequieu!', sowie iliid. p. 74 liei Aufziililuiig der
im Verzeiclinisse von Mozarts musikaliseheiii
Nachlasse angei'iilirten Werke: ,35 Werk- und
Einzelnuiiimern, zns;nnnien TTi' Einzelnum-
mern. Paruntcr zählt niirli die „Kleine Ge-
neralbaßlehrc", verfal.ii v(uu I<'el)ruar bis Juni
1784 für ^lozarts Sehülerin Earbara von
rioycr, A.üentenstochter in Döbling' bei Wien.
bestellend aus einer IJeilu' von jiraktisehen üei-
spielen mit beziffertem Haß. ((iedrnekt in Wien
1S47 und noch öfter bei iSteiner. neu aufgelegt,
mit Anmerkungen versehen, in Berlin 1822 bei
Schüppel.)' Damit wäre also anscheinend die
Sache im großen ganzen erledigt und — da
doch niclit wahrscheinlich ist, daß von Mozarts
Hand zwei verschiedene 8tndienhefte existieren
sollten, die beide mit dem Thema des ,Benedic-
tus' als erstem Beispiele beginnen — unser Heft
als das anjicblich für l'.arliai'a von Ployer ge-
schriebene anzus])rechen.
Aber schon hier, beim ersten überlesen der
eben zitierten Notizen Engis. drängt sich dem
aufmerksamen Leser die Beol)achtung mehrerer
Widersprüche auf, die ihn stutzen läßt: näm-
lich die Erwähnung der , Kleinen Generalbaß-
lehre', welche angeblich ,die königliche Hof-
bibliothek in Berlin' besitzen soll, sowie der
vermeintliche Neudruck dieser Generalbaßlehrc.
Erstens nämlich trägt unser Heft keinen andern
Titel als den oben erwähnten, auf der ersten
Seite über der ersten Zeile notierten handschrift-
lichen: ,.Nrozarts Unterricht in der Composition
1784', und es ist gar nicht zu begreifen, wieso
es zu dem \<<n Engl angeführten Titel gekom-
men sein s<illte, und zweitens stimmt, wie er-
sichtlich, die Angabe der Bibliothek, in deren
Besitz sicli die Handschrift beiinden soll, nicht.
Und was heißt das: ,(Tedruckt in Wien 1847
und noch öfter bei Steiner, neu aufgelegt, mit
Anmerkungen versehen, in Berlin 1822.'? Daß
ein 1847 gedrucktes Werk 1823 eine Neuauflage
erlebt haben soll, ist doch ein derartig offen-
kundiger Widersinn, daß man sich diese An-
gabe nur durch Annahme eines Druckfehlers
oder einer anderswo zitierten Stelle, die von
Engl mißverstanden worden war, erklären
kann I Wie also gelangte Engl dazu, diese Notiz
niederzuschreiben? Das Nächstliegendste wäre
nun natiirlirli. die von Engl selbst als (^)nellc
zitierte Siclle, l'ressels ^Mitteilung ini .llcriincr
Krenulcidilatf. einzusehen. Leidei- war es mir
trotz der eifrigsten Heniühungen bei den \'er-
scliiedensten ersten l.ibliotheken Deutschlands
und (Österreichs (so Berlin, Di-esden, Wien etc.)
nicht vergönnt, diese Zeitungsnummer auftrei-
ben zu können. Zum Glück sind wir aber für
die weitere Verfolgung dieser Angelegenheit
auf die Einsichtnahme in die Presseische Mit-
teilung gar nicht mehr angewiesen, da sich schon
aus der genauen Untersuchung anderer, mit der
oben zitierten Angabe zusammenhängender Mo-
mente dei'artige Widersprüche und schwerwie-
gende Gegenargumente ergeben, daß durch sie
allein schon die Entscheidung in diesen Kragen
herbeigeführt wird. (Greifen wir zunächst gleich
den ersten sich darbietenden Faden zur Ent-
wirrung dieses KnäueU, den Engl-Pressels An-
gaben darstellen, auf! Engl spricht in den oben
zitierten Stellen davon, daß das erwähnte Heft,
in dem Pressel das .Benedictus'-Thema als erstes
Beispiel entdeckt habe, sich in der königlichen
Bibliothek Berlin befinde, daß es später — 1847
— unter dem Titel , Kleine Generalbaßlehre' im
Druck erschienen sei und daß davon Neuauf-
lagen bei Steiner (in Wien) und 1822 bei Schüp-
pel (in Berlin) erfolgt seien. Ich wandte mich
also an die Direktion der Musikabteilung der
königlichen P.ibliothek in Berlin mit der Bitte
um Auskunft, ob dort ein solches Autographen-
heft von Mozarts Hand sowie auch ein Druck-
werk mit dem Titel .Kleine Generalbaßlehre'
desselben Autors vorhanden gewesen oder noch
vorhanden sei; ich erhielt die Antwort, daß
beide Werke daselbst gänzlich unbekannt und
auch nie vorhanden gewesen seien : die einzige
Ausgabe, die man daselbst besitze, sei die Stei-
nersche Ausgabe (ohne Jahreszahlangabe) von
Mozarts .Kurzgefaßter Generalbaßschule'.'') Ich
suchte nun herauszubringen, ob oder wo die von
Engl angeführte , Kleine Generalbaßlehre' von
1847 aufzutreiben sei.'') Es ergab sich, daß
weder die ersten Bibliotheken Wiens (k. k. Hof-
bibliothek, k. k. Universitätsbibliothek, Stadt-
bibliothek, Archiv der Gesellschaft der l\[usik-
freunde, Archiv der Akademie für Musik), n(X'h
Berlins und Deutschlands überhaupt von dieser
angeblichen Ausgabe 1847 etwas wußten; denn
auch die Auskunftsstelle der königlichen Bi-
bliothek Berlin war außerstande, diese erwähnte
Ausgabe in ganz Deutschland aufzutreiben.
Auch das British Museum in London besitzt sie
W. A. MOZAET ALS ThEOBETIKEE.
9
nicht ; deiiu der Katalog desselben **) verzeichnet
zwar unter Signatur 7897 f 19 die gleich im fol-
genden weiter unten ausführlicher zur Sprache
kommende Siegmeyersche Ausgabe von 1822
(Schüppel in l-ierlin), die in Eede stehende an-
gebliche von 1847 aber kennt auch er nicht.
Dazu kommt noch der besonders merkwürdige
Umstand, daß in keinem einzigen der großen
bibliographischen Nachschlagwerke eine Aus-
gabe besagten Titels und Erschfeinungsjahres
auch nur erwähnt ist! Denn weder die Kata-
loge der oben angeführten großen Bibliotheken
Deutschlands, Österreichs, Englands und auch
Frankreichs (Bibliotheque nationale), noch die
musikwissenschaftliche Fachliteratur, noch aucii
Kaysers ,Index librorum'®) etc. verzeichnen diese
Ausgabe. Sie alle führen zwar die beiden weiter
unten gleich zur Sprache kommenden Ausgaben
von Steiner und Schüpi3el genau an, über die
von Engl erwähnte von angeblich 1817 und mit
dem von ihm zitierten Titel schweigen sie sich
gründlich aus. Das einzige Werk, das — vor
dem Erscheinen von Engls, lieziehungsweise
Presseis Notiz — in diesem Zusammenhang das
Datum: Wien 1847 erwähnt, ist Wurzbachs
Mozart-Buch, wo es auf p. 105 heißt: ,Außer
diesen zahlreichen, zum großen Theile gedruck-
ten und auch ungedruckten Tonwerken in den
verschiedensten Eichtungen der Musik werden
Mozart auch noch einige theoretische Werke
über die Tonkunst zugeschrieben, welche hier
aufgezählt folgen, von denen jedoch nur die mit
einem * bezeichneten wirklich von ihm sind,
während bei den übrigen in unverantwortlicher
Weise — spekulationshalber — sein Name miß-
braucht worden. * Kurzgefaßte Generalbaß-
schule von W. A. Mozart (Wien 1847 und noch
öfter, bei Steiner). Nissen erwähnt dieser Ar-
l)eit in seiner Biographie Mozarts, im Anhang
S. 28. Auch Abt Stadler gedenkt eines Unter-
richtes in der Composition, den Mozart ge-
schrieben, in seiner Vertheidigung der Echtheit
des Mozartschen Bequiems. 1. Auflg., S. 13 und
14; — neu aufgelegt erscheint dieses Werk
V(m * Siegmeyer (J. G.) : Mozarts Fundament
des Generalbasses, herausgegeben und mit An-
merkungen versehen (Berlin 1822, Schüppel)
— und die von Siegmeyer (J. G.) herausgege-
bene Theorie der Tonkunst mit Bezug auf die
Theorie von W. A. Mozart (Berlin 1854) dürfte
nur eine neue Bearbeitung der Mozartschen
Arbeit sein.' Es ist — bei der wörtlichen tJber-
Denkschlifton der |ilnl -bist. Kl. Gl. BJ. 1. Alih
einstimniung dieser Angabe Wurzt>achs (,Wien
1847, noch öfter bei Steiner*) mit der Engls! —
klar, daß i*'ngl diese Notiz so, wie er sie bei
Wurzbach vorfand, abschrieb, ohne sie näher
auf ihre Richtigkeit zu prüfen oder a\ich nur
die vm Wurzbach erwähnten Quellen, auf die
jener seine Angaben stützt, hinsichtlich der
(Übereinstimmung ihres Wortlautes mit dem
bei Wurzbach zu vergleichen. Nur so aber
konnte ihm auch das Mißgeschick widerfahren,
daß erstens diese eben erwähnte wie auch die
folgende Angabe Wurzbaclis: das von Sieg-
meyer l)ei Schüpi)el in Berlin 1822 herausgege-
bene , Fundament des Generalliasses' von W. A.
Mozart sei eine Neuauflage des von Abt Stadler
als in seinem Besitz befindlich erwähnten Un-
terrichtes in der Komposition, gänzlich unrich-
tig war, und daß er zweitens noch die eine rich-
tige Angabe Wurzbachs, nämlich den korrekten
Wortlaut der Steinerschen Ausgabe: (, Kunst-
gefaßte Generalbaßschule von W. A. Mozart')
ungenau — wahrscheinlicli nur nach ungefährer
Erinnerung — wiedergali und eine , Kleine Ge-
neralbaßlehre' daraus machte. Denn das eine
darf man wohl nach den oben ])erichteten Nach-
forschungen als gesichert annehmen: daß ein
Werk, das in allen den vorhin angeführten
größten und ersten Bibliotheken Europas, in
der gesamten bibliographischen und musik-
wissenschaftlichen Fachliteratur nirgends be-
kannt, nirgends sonst erwähnt und nirgends
vorhanden ist, mit 99 "/o Wahrscheinlichkeit
Wohl überhaupt nie existiert haben und Pressel-
Imgls , Kleine Generalbaßlehre von 1847" somit
nur einem Druckfehler oder einem Mißver-
ständnis ihre Existenz verdanken dürfte.
Aber Wurzbach beruft sich ja, wie wir
sahen, auf eine Stelle in Nissens Biographie!
Sehen wir also, wie es dort lautet: Nissen,
Anhang, p. 23 (nicht 28, wie Wurzbach irrtüm-
licherweise angibt!): ,Dann ist noch von ihm
vorhanden eine „Kurzgefaßte Generalbaß-
schule oder Fundament des Generalbasses'',
deren Echtheit nicht zu bezweifeln, wenngleich
es Mozart nie für die öffentliche Bekannt-
machung geschrieben hat.' Man beachte wohl
den von Nissen hier angeführten Doppeltitel!
Er 'ist wichtig, denn seine beiden Bestandteile.
,Kurzgefaßte Generalbaßschule' einerseits, .Fun-
dament des Generalbasses' andererseits kehren,
wie wir weiter unten noch Gelegenheit haben
werden, eingehender zu erörtern, in den beiden
10
Hl!. Robert J.ac ii.
wirklii'h noch vorliaiukMUMi Ausiialien, der Stei-
nerschcn (ohne Jahresaniiiilio) iiiul der Scliii))-
pelschen (von 182:2) wii'ilrr und luldcii sd unter
anderem mit ein Armiiiicni für die authenti-
sche Urheberschaft ilozart^^ an diesen beiden
Schriften, beziehungsweise — geiiamr und ricli-
tiger ausgedrückt: — der diesen beiden Ans-
iralten i;cnieinsain zngrnndeliegenden Urschrift.
,li'denfall> aber ist als" in dieser Angabe Nis-
sens uiclits enthalten, was Wurzbach zu der in
seinem Mozart-Buch eiitlialtenen Notiz berecii-
tigt hätte. Aber es gilit in Xissens Biographie
noch eine andere Stelle, die in dieser Hinsicht
mehr angibt als die angeführte, von Wurzbach
zitierte, und nur sie kann es sein, die Wurz-
bacli mit seinem irrigen Zitate meint, wobei er
offenbar diesen zweiten Passus (in der Biogra-
phie selbst) mit der ersterwähnten Stelle (im
Anhange zur Biographie) verwechselt hat;
diese zweite Angabe lautet (p. (371): ,. . . Abbe
Stadler besitzt ein sehr schätzbares Werk, näm-
lich einen Unterricht in der Compositioru
welchen M<izart seiner Cousine ertheilte und den
er von ihr als Andenken erhielt. So oft icii
diese Blätter durchgehe, sagt Abbe Stadler,
erinnere iili mich an den großen Meister und
freue mich, daraus zu ersehen, wie er im Untei--
richte zu Werke gieng. Fundament des General-
basses von W. A. Mozart, herausgegeben und
mit Anmerkungen begleitet von J. ('■ Sieg-
meier, Berlin 1822 — und bey Steiner in Wien
unter dem Titel: „Kurzgefaßte GeneralbalV
schule von W. A. Mozart".' Und hicmit sind
wir bei der Wurzel des ganzen Irrtums ange-
langt! Denn offenbar ist es diese Stelle allein,
aus deren ^rißverständnis die ganze Eeihe spä-
terer irriger Angaben hervorgegangen ist. Und
doch ist der Wortlaut, so wie er bei Nissen hier
steht, vollkiimmen den Tatsachen entsprechend,
wenn auch zugegeben werden muß, daß er in-
folge der plötzlich, ganz unvermittelt ohne je-
des verbindende Yerbum eintretenden, mit
, Fundament des Generalbasses' etc. beginnen-
den Aufzählung der beiden Druckausgaben
etwas unklar ist und eben deshalb — bei flüch-
tigem oder unaufmerksamem Lesen — leicht in
dem Sinne mißverstanden werden kann, den
iiim Wnrzbacli, Pressel und Engl unterlegten.
An und für sich bedeuti't die Stelle in dem Zu-
sammenhang, in dem sie steht, nichts anderes
als: Nissen zählt die verschiedenen Äußerungen
Mozarts als Thcdretiker auf: zuerst die Briefe
an l''rau v. T'rattner über den Vortrag der
Klaviei plianlasie, dann das im Besitze Abbe
Stadlers befindliche Unterrichtsheft und dann
— nicht als Apposition zu dem Vorangegange-
nen, sondern als Addition zu den übrigen von
ihm vorbei- aufgezählten Posten — die zwei spä-
teren Druckausgaben. Bei flüchtigem Lesen ist
es nun — wie gesagt — immerhin möglich, den
trennenden Punkt zwischen ,zu Werke gieng'
und , Fundament' zti übersehen, beziehungsweise
als irrige Punktierung aufzufassen und ihn in
einen Doppelpunkt umzudeuten, so daß das Fol-
gende dann als Zusatz und Ergänzung auf das
Vorhergegangene bezogen wird. Hierin also,
scheint mir, hat man die erste Fehlerquelle für
die irrigen Angaben Wurzbachs und Pressel-
Fngls zu suchen. Die zweite, die Datierung
1847 — von der ungenauen Erinnerung , Kleine
Generalbaßlehre' statt ,Kurzgefaßt€ General-
baßschule' abgesehen — , dürfte auf einen miß-
verstandenen Druck-, beziehungsweise Schreib-
fehler zurückgehen. Bei der irrtümlichen, eben
erörterten Konfund ierung des als Abbe Stad-
lerscher Besitz bekannten Schülerheftes mit
den gedruckten Ausgaben des Generalbaßwerkes
mochte Wurzbach — oder wer sonst als erster
die Stelle bei Nissen mißverstand — das in
bezug auf das Stadlersche Heft ganz richtige
Datum 1784 (nämlich als Datum der Entste-
hung des Heftes, der Erteilung des Unterrich-
tes), das ihm zugleich mit der Information über
die Besitzprovenienz des Heftes zugekom-
men sein mochte, auf die Druckwerke beziehen,
also als Datum des Erscheinens im Drucke auf-
fassen; ein Schreibfediler mochte dann aus 1784
ein 1847 machen, und so mag der Irrtum .ge-
druckt 1847' entstanden sein.
Der bisherige Gang unserer Untersuchung
— so viel sehen wir schon jetzt klar — hat also
zwei verschiedene Fährten aufgewiesen, die
nicht scharf genug voneinander geschieden
werden können und die nach zwei ganz ent-
gegengesetzten Eichtungen zu zwei ganz ver-
schiedenen Tatsachengruppen anseinanderf Uh-
ren, deren eine alles, was mit dem den Aus-
gangspunkt Tinserer Unterstichung bildenden
Unterrichtshefte und eventuell sonst noch exi-
stierenden oder nachweisbaren handschrift-
lichen Spuren einer musiktheoretischen Tätig-
keit Mozarts zusammenhängt, inbegreift, wäli
rend die zweite Gruppe den auf gedruckte Mo-
numente derselben bezughabenden Tatsachen-
W. A. Mozart als Theoretiker.
11
komplex umfaßt. Die erste Spur geht, wie wir
eben sahen, in. letzter Linie auf das in Abb''
Stadlers Besitz befindlich gewesene I'nterrichts-
heft, die letztere auf die vorhin angeführten
zwei Druckausgaben einer verloren gegangenen
Original-Urhandschrift einer Generalbaßlehre
zurück. Fassen wir letztere zuerst ins Auge!
Wenn, wie wir vorhin erkannten, die angeblieli
1847 gedruckte , Kleine Generalbaßlehre' nur in
der Vorstellung der erwähnten beiden Autoren
existierte, so drängt sich nunmehr die Frage
auf, wie es sich in dieser Hinsicht mit den in
Rede stehenden zwei anderen Druckwerken ver-
hält, ob ihnen Authentizität zuzusprechen ist
und wie sie sich sowohl untereinander als aucli
zu unserem handschriftlichen Schülerhefte ver-
halten. Hier muß zunächst konstatiert werden,
daß beide Werke zu dem letzteren auch nicht in
der leisesten Beziehung stehc'u : während dieses
eine rein praktische Sammlung verschiedener
Harmonisations- und Generalbaßaufgaben dai'-^
stellt — gegebene cantus firmi, zu denen die
übrigen Stimmen zu finden oder der bezifferte
Baß auszuführen waren — sind jene rein theo-
retische Lehrbücher, eine Zusammenstellung
der verschiedenen Lehrsätze der Harmonielehre
und des Generalbasses mit kurzen Beispielen
falscher Tonschritte, regelwidriger Stimmfüh-
rungen u. dgl. Wer behaupten wollte, daß die
beiden Drucke Ausgaben des in Bede stehenden
Heftes seien, kann weder die einen noch das
andere je gesehen haben, sondern muß seine
Behauptung rein nur nach Hörensagen nieder-
geschrieben haben. ^'') Ebenso klar ist aber auch
schon auf den ersten Blick, daß die beiden er-
wähnten Druckausgaben — deren eine den
Titel trägt: Kurzgefaßte Generalbass-Schule
von \V. A. Mozart, Wien, bey S. A. Steiner und
Comp. Gedruckt bey Anton Strauß. (8", 55 p.),
die andere betitelt ist: Fundament des General-
Basses V(in Wolfg. Amad. Mozart, herausgege-
ben und mit Anmerkungen begleitet von J. G.
Siegmeyer, Berlin, Schüppelsche Buchhandlung
1822 — zwei (von geringfügigen Znsätzen und
Änderungen in der Siegiiiayerschen Ausgabe
abgesehen) meist ganz wörtlich gleichlautende
Wiederabdrucke einer älteren gemeinsamen Ur-
schrift, also eben der Mozartschen Original-
handschrift, sind. Der Unterschied beider Aus-
gaben reduziert sich — wie gesagt — nur auf
gewisse geringfügige Änderungen, die Sieg-
nieyer gewissenhaft selbst registi-iert, wenn er
am Schlüsse seines Vorwortes ausspricht: .Ich
habe bei Herausgabe dieses Werkchens weiter
kein Verdienst, als daß ich den Inhalt von dem
Wiener Dialekte, worinnen es geschrieben ist.
soweit es tunlich war, gereinigt, die Beispiele
aus dem Klavierschlüssel in den Violinschlüssel
übertragen habe und zu einer größeren, gewiß
nützlichen Verbreitung Gelegenheit gebe.' Im
id)rigen wird das Verhältnis beider Ausgaben
am deutlichsten durch die Vergleichung zweier
beliebiger Seiten der beiden Drucke illustriert ;
ich greife aufs Geratewohl je die erste Seite
heraus :
Steinersche Ausgabe:
Es sind dermahl nur
zehn Ziffern, auf La-
tein Intervalla, die man
ülter die Orgel oder an-
dere Schlagstimmen zu
setzen pflegt, als: 1, 2,
3, 4, 5, (5, 7, 8, 9, 10;
der Einklang oder
Prim, die Secuud, die
Terz, die Quart, die
Quint, die Sext, die
Septime, die Octav, die
Non, und die Dezime,
welches (sie!) letztere
nur die erhöhte Tei'z
bedeutet. Wenn drey
\'on diesen zehn Ziffern
zum Grundtone ange-
schlagen werden, geben
sie einen vierstimmi-
gen Accord ; wenn
zwey, einen dreystim-
migen.
l)ie Accorde heißen
aber überhaupt nur
vollkommene, unvoll-
kommene und falsche.
Vollkommene, über
einer jeden Taste, gibt
es nur zwey : den mit
der kleinen Terz, der
reinen Quint und Ok-
tav ; und den mit der
großen Terz, und aber-
Siegraeyersche Ausgabe:
Es sind iiuf zehen
Ziffern (lateinisch In-
tervalle), die man über
die Orgel oder andere
Schlagstimmen zu
setzen pflegt *) als 1, 2,
3,4, 5, 6, 7,8,9,10 als;
(sie!) der Einklang,
die Seeunde, Terz,
Quarte, Quinte, Sexte,
Septime, Octave, None
und Dezime, welche
letztere nur die erhöhte
Terz ist. Wenn zweye
von diesen zehen Tönen
zu einem Grundtone
angeschlagen werden,
geben sie einen drei-
stimmigen Accord ; und
wenn dreie dazu an-
geschlagen werden,
einen vierstimmigen.
I >ie Accorde über-
haupt werden einge-
theilt in Vollkommene,
Unvollkommene und
Falsche.
Vollkommene über
jedem Tone gilit es nur
zwei, lind zwar:
1) den mit der klei-
nen Terz, 7-eincn
(^)nintf, und Octave,
*) .\umerkuug: oder auch zeheu Töne, die iii.tu über
?ine oder mehrere Stimmeu setzen kann.
•i*
1:
1 ii;. IvoKKiM' Lach.
Steiiiorsclie Ausgabe:
mahl rciiu'ii Qiiiut und
Oktav, z, 1!.
.Siegmey ersehe Ausgabe:
•2) (l(Mi mit (l(M- S''"'
Ben Ter/., al)ei'mals rei-
nen (Quinte nnd Oe-
tave. /.. H.
Man sielit alsci. dal.i Sici;-meyers .\nderiiii-
«en \viri<iicii mir unwe.sentiiehe Kleinigkeiten
in der Form, im Ausdrucke betreffen: gewisse,
nur der liiirgerlichen Umgangss])ruche eigene
nnd beim .\lltag.*geplander eingeselialtete Par-
tikeln, die im Texte der Steinersehen Ausgabe
zahlreich Vdrhanden sind, sind in der Sieg-
meverseht'U .\iisgabe bereits ausgemerzt, wo
durch diese ein /.war mehr literatnrgemiiOes
Schriftdeutsch gewinnt, aber zugleich auch im
selben Maße an Tebendigkeit, Natürlichkeit
nnd Ursprünglichkeit verliert tmd einen mehr
gemessenen, steiferen, sozusagen lederneren Cha-
rakter annimmt. Alles Sachliche ist ganz nnver-
iindert geblieben, wie denn Siegmeyer vor allem
auch die Iteihenfolge der einzelnen Paragraphe
der Steinerschen Ausgabe ganz genau beibe-
halten hat und nur die einzelnen Abschnitte der
Mozartschen Abhandlung, die bei Steiner in
Paragrapheinteilung gebracht sind, in seiner
Ausgabe als T\a]iitel übersehreibt:
Steiner
Siogmeyer:
§
I , pag.
3— 5
Erstes Kapitel
§
II, .,
5— 8
Zweites „
§
III, „
8—31
Drittes „
IV,
Y,
VI,
§ VII,
31—36
36—39
40—43
43—55
Viertes
Fünftes
Sechstes
Siebentes
A'on den vollkommenen, unvollkomme-
nen und falschen Akkorden pag. 1
Von den Consonanzen und Dissonanzen
einer Tonart „ 4
A^on den fünf Veränderungs- oder Ver-
setzungszeichen, wodurch ein Ton klein,
groß, übermäßig und rein gemacht
werden kann ., 6
Von den dreierlei Bewegungen hei den
Harmonieschritten , ^9
Von Verdoppelung und Auslassung
der Stimmen »34
Von den Intervallen, die zu einer ein-
fachen oder unvollkommenen Beziffe-
rung vorgeschriebener Baßtöne gehören ,, 37
Von den sechs gefährlichen Gängen,
worinnen eine falsche Harmoniefolge
einzutreten pflegt u ■11
Eben diese Vergleichung der beiden
Drucke scheint mir aber auch ein helles Licht
auf das chronologische Verhältnis derselben zu
werfen ; offenbar nämlich dürfte der Steincr-
sche Druck als die frühere, der Schüppelsche
dagegen (Siegmeyers Bearbeitung) als die spä-
tere Ausgabe des Mozartschen Originaltextes
anzusprechen sein. Denn eine ganze Reihe in-
nerer, aus Siegmeyers Ausgabe sich ergebender
Argumente spricht eindeutig dafür: Siegmeyer
erwähnt in seiner Vorrede, Mozarts Manuskript
sei in Paragraphen eingeteilt gewesen, es sei im
Wiener Dialekte geschrieben und das Jahr des
Erscheinens der Druckausgabe sei unbekannt.
Alles das stimmt genau awi die Steinersche Aus-
gabe, die , Kurzgefaßte Generalbaßschule'. Dazu
kommt noch, daß diese auf der Innenseite als
Über.schrift ülter der ersten Seite des Textes
den Titel trägt: ,Fundament des Generalbasses.'
Genau dieser Ausdnu-k kommt nun aber in dem
den Ausgangspunkt unserer Untersuchung bil-
denden Schülerhefte mehrere Male in den Bei-
spielen von Mozarts Hand dem Basse voran-
gesetzt vor, war also offenbar j\Iozart ganz ge-
läufig und von ihm auch in seinem Manuskript
angewendet worden. Übersehen wir auch nicht,
daß dieser selbe Ausdruck, der in der Steiner-
.schen Ausgabe als Innentitel über dem Anfang
des ersten Paragraphen steht, von Siegmeyer
als Außentitel seiner Ausgabe — offenbar in
Beibehaltung des in der ihm vorgelegenen Mo-
zartschen Originalhandschrift verwendeten —
benützt worden ist! Alles das deutet also, wie
wir sehen, auf eine Urhandschrift der beiden in
Rede stehenden Druckausgaben, ein j\Iozart-
sches Originalautograph, hin. Hiemit stehen
W. A. Mozakt als Theoketikke.
13
in vollstem Kinklang sowohl die bereits vorhin
angeführten Bemerkungen Siegmevers betretfs
der von ihm vorgenommenen Änderungen des
Mozartschen Wortlautes, als auch die Sätze, mit
denen er das \'orwort seiner Ausgabe einleitet;
, Dieses gedrängle Werkclien über den General-
baß von W. A. ilozart erschien zuerst in Wien
(in welchem Jahre ist nicht bestimmt)' und die
Worte, mit denen er die authentische Urheber-
schaft Mozarts versichert: , . . . erstens, sie
(sc. die Zweifler) glauben, das Werk sei nicht
von Mozart... Was den ersten Punkt betrifft,
so kann ich die Versicherung geben, daß es Mo-
zart wirklich niedergeschrieben hat. wenn es
auch nicht Absicht war, es so, wie es jetzt ist,
herauszugeben: denn der verstorbene Kapell-
meister Hoffmeister, mit Mozart genau bekannt,
hat mir bereits vor zwanzig Jahren von der
E.xistenz des ]\lanuskriptes und von der Yor-
treffliehkeit der einzelnen Paragraphen, die er
gelesen hatte, erzählt. Und wenn auch selbst
diese Versicherung keinen Glauben verdiente,
wer könnte wohl nach einer so genauen und auf-
merksamen Betrachtung des Inhaltes, besonders
der angeführten Beispiele, die Mozarts Schreib-
art ganz verraten, noch Zweifel hegen ?' usw.
Daß Siegmever selbst dann später auch eine
,Theorie der Tonkunst mit Bezug auf die Theo-
rie von W. A. Mozart- (Berlin 1S54) ") heraus-
gegeben hat, erscheint mir als kein Argument
gegen seine Glaubwürdigkeit hinsichtlich der
Echtheit ^-) seiner Ausgabe des Mozartschen
Originalwerkes von 1822, sondern scheint mir
im Gegenteile seine Vertrauenswürdigkeit noch
zu erhöhen: denn, wenn derselbe Autor das eine
Mal eine Schrift ausdrücklich für das Werk
eines anderen, berühmten erklärt und das an-
dere Mal eine zweite Schrift ausdrücklich als
sein eigenes, in Anlehnung an die Theorie jenes
anderen entstandenes Werk einbekennt, so
spricht diese genaue und scharfe Unterscheidung
doch entschieden für seine schriftstellerische
Gewissenhaftigkeit! Dazu kommt noch, daß die
schön oben erwähnte Stelle bei Nissen ^■^) sich
ausdrücklich auf ein authentisches Generalbaß-
lehrbuch Mozarts bezieht, dessen Titel wortge-
treu mit dem der Steinerschen Ausgabe über-
einstimmt. Es kann also wohl kein Zweifel
mehr sein, daß diese auf ein echtes Mozart-
Original zurückzuführen ist, bezüglich dessen
W'ortlautes uns der Rückschluß aus dem
Wortlaut der beiden soeben besprochenen späte-
ren Druckausgaben die Möglichkeit einer Re-
konstruktion darbietet. Und zwar ist hiefür die
l-'rage nach dem Verhältnisse der beiden Drucke
zueinander durchaus nicht belanglos. Denn wenn
— wie es nach der oben erörterten Sachlage allen
Anschein hat — die Siegmeyersche Ausgabe nur
eine Überarbeitung und Neuausgabe der Steiner-
schen ist (und Siegmever hätte gewiß, wenn er
das Mozartsche Originalmanuskript entweder
direkt oder wenigstens in Abschrift benutzt
hätte, dies in seinem Vorworte ausdrücklich be-
tont und sich nicht bloß auf die mündliche Ver-
sicherung des Kapellmeisters Hotfmeister als
Zeugnis für die tatsächliche Existenz des Mo
zartschen Originals berufen, wogegen er an-
dererseits schon im ersten Satz seines Vorwortes
sich auf eine frühere Druckausgabe bezieht, de-
ren sämtlielie erwähnten ^klerkmale, wie wir
gesehen halben, ganz eindeutig auf die Steiner-
sehe Ausgabe zutreffen!), so läge uns mithin in
diesen beiden Ausgaben nur ein einziges Sub-
strat für die Rekonstruktion des Wortlautes des
Mozartschen Originalmanuskrijjtes vor, wobei
dann noch immer die Möglichkeit bestände, daß
der ältere Herausgeber, also der des Steinerschen
Druckes, bei seiner Ausgabe an dem Wortlaut
des ihm vorliegenden Originals Veränderungen,
Zusätze. Weglassungen oder dergleichen vorge-
nommen haben könnte, die dann vom jüngeren
Herausgeber — Siegmever — nolens volens
übernommen worden wären, wogegen, falls Sieg-
mever selbständig eine vom älteren Herausgeber
unabhängige Vorlage, also etwa eine Abschrift
des Mozartschen Originalmanuskrii)tes oder die-
ses selbst benutzt hätte, die Übereinstimmung
der Wortlaute l)eider Ausgaben als Zeugnisse
zweier voneinander vollkommen unabhängiger
Stimmen ein ungleich gewichtigeres Beweis-
material für die Konstatierung der unveränder-
ten Wiedergabe des Mozartschen Originalwort-
lautes in den vorliegenden beiden Druckaus-
gaben darböte. Wie immer dem nun auch sei :
auf jeden Fall scheint mir — ganz abgesehen
von den noch weiter unten zur Sprache kommen-
den Fakten — durch die vorstehend angeführ-
ten Tatsachen der Nachweis erbracht zu sein,
daß — trotz Mozarts Abneigung gegen geschrie-
bene Theorien ") und gegenüber der nach Jour-
nalisteuart leichtfertig in die Welt hinausge-
streuten Behauptung von der Nichtexistenz theo-
retischer Aufzeichnungen Mozarts ^^) — solche
sehr wohl existiert haben und uns sugai- noch
14
Dk. Robert Lach.
in spätereu XiU'lulnu'kcii iTlialteii sind. W ic
i;anz anders wirklieh ernste, streng wissensi'hait-
liehe Forscher diesem Zusanmienlian.ce naehiie-
iiraben und sieh nieht mit ubertläehliehen Kc-
densarten darüber liinweggesetzt haben, zeigt
das Beispiel des — wie überall, so auch in die-
sem Punkte — ungemein gewissenhaften und
giMindliehcu Jahn, der (beziehungsweise dessen
Hearlieiter Deiters) dem hier in Rede stehenden
Tatsachenkoniple.x folgende Bemerkungen wid-
met; ^") Jn der Theorie der Musik gab Mozart
ebenfalls Unterrieht, auch an Damen, wenn es
gewünscht wurde, wie wir eine Cousine des
Abbe Stadler als Mozarts Schülerin im General-
baß kennen lernen. Auf der k. k. llofbibliothek
in Wien befindet sich das Heft, welches bei die-
ser Unterweisung im Generalbaß vom .lahrel784
geführt worden ist. Mozart hat eine meistens
recht charakteristische Melodie oder einen BaJ.l
oder beides hingeschrieben, welche von der
Schülerin mehrstimmig ausgesetzt worden ist;
hierauf hat ^b'zart den Satz korrigiert mit einer
kurzen Bemerkung iiber den begangenen Fehler,
abwechselnd italienisch oder deutsch, mitunter
in scherzhafter Wendung, z. B (folgt Zitat
der in unseren Mtisikbeilagen wiedergegebenen
Bemerkungen Mozarts auf fol. S"' und 11" des
Heftes) . . . Übrigens sind diese Anmerkungen
rein grammatisch, und man sieht, Mozart hielt
es selbst einer Schülerin gegenüber mit der
alten, ehrlichen Schulmeisterei, welche vor allen
Dingen den Schüler fest in der praktischen
Grammatik macht. Aus Heften dieser Art, der-
gleichen auch Zelter eines (vielleicht das er-
wähnte) in Wien sah,") ist dann später ein
kleines Handbuch der Genera IbaBlehre unter
Mozarts Xamen gedruckt und eine Zeitlang viel
gebraucht worden.' (Folgt in Anmerkung die
genaue bibliographische Angabe der beiden vor-
hin besprochenen Druckausgaben.)
Und hiemit sind wir nun wieder zu dem
schon mehrfach erwähnten Hefte aus Abbe Stad-
lers Besitz zurückgelangt und wenden unsere
Aufmerksamkeit nun der zweiten vorhin aufge-
deckten Fährte zu : den Spuren handschriftlicher
und musiktheoretischer Aufzeichnungen und
Studien von Mozarts Hand im allgemeinen so-
wie in dem uns vorliegenden Hefte im bescmde-
ren. Wir haben schon oben die Worte Al>bö
Stadlers kennen gelernt, mit denen er des in
Rede stehenden Heftes Erwähnung tut,^*) sowie
auch die auf seine Äußerung sich beziehenden
Keiiierkungeii bei s])äteren Seliriftsteileru ''')
passieren lassen. Ks taiu'ht nun die Frage auf:
Wohin ist dieses ehemals in Abbe Stadlers Besitz
betindlich gewesene Heft nach seinem Tode ge-
raten? Für die Beantwortung dieser Frage ist
nun von großer Wichtigkeit die Tatsache, daß
sämtliche ehemals im Besitze des Abbe Stadler
liefiudlii'h gewesenen autographen Original-
uiederscli-iften Mozarts vom Requiem (nämlich
das ,Dies irae', ,Tuba mirum', ,Rex tremendae',
.Recordare' und ,Confutatis') ^°) sowie auch
Stadlers eigenhändig angefertigte Abschrift von
iMozarts .Requiem' sich gegenwärtig im Besitze
der Wiener Hofbibliothek befinden, der sie ,meh-
rcre Jahre' vor dem Erscheinen von Mosels
Schrift: ,Über die Orignal-Partitur des Requiem
von W. A. Mozart' von Stadler überlassen wor-
den waren. Da nun unser in Rede stehendes
Sehülerheft in der Musikaliensamnilung der
Wiener Hofbibliothek auf der ersten Seite von
— wie wir oben sahen — unzweifelhaft Abbe
Stadlers eigener Hand als Überschrift den Ver-
merk ,MozartsUnterricht' etc. trägt und anderer-
seits Stadler an der früher erwähnten Stelle aus-
drücklich von einem in seinem Besitze befind-
lichen Schülerhefte spricht, so kann, wenn nun
feststeht, daß sämtliche übrigen eben angeführ-
ten Mozart-Autographe aus Stadlers Besitz an
die k. k. Hofbibliothek gelangten, wohl nicht
der leiseste Zweifel mehr sein, daß das den Aus-
gangspunkt vorliegender Untersuchung bildende
Heft eben das von Stadler erwähnte, von Mozart
für des ersteren Cousine angelegte Heft ist, das
mit unter den anderen vorhin erwähnten Hand-
schriften von ihm der Wiener Hofbibliothek
überlassen wurde. Ein einziger Einwand läge
gegen diesen Schluß nahe: es muß nämlich ver-
wunderlich, ja unbegreiflich erscheinen, daß
Stadler, dieser begeisterte Verehrer der Mozart-
schen Kunst und des Requiems insbesondere,
der wahre Verteidiger von dessen Echtheit, der
trotz seines hohen Alters die Mühe nicht scheute,
nur zum Zwecke des Nachweises der Echtheit
des ]\rozartschen Requiems noch am Ende seines
Lebens drei Streitschriften zu veröffentlichen,
daß dieser selbe Stadler es ganz unterlassen hat,
auf ein l'aktuni hinzuweisen, das ihm gerade
für den Nachweis der Echtheit des unter ande-
rem ganz besonders umstrittenen ,Benedictus'
ein sehi- gewichtiges Argument in die Hand ge-
geben hätte: ich meine die eingangs dieser Un-
tersuch uni;- konstatierte Tatsache, daß das Schü-
W. A. MozAKT ALS Thkoketikkk.
15
lerheft als erstes Beispiel das Thema des ,I!eiie-
dictus' enthält! Daß Stadler, dieser gründliehe
Kenner der Mozartschen ]\[usik und des Re-
quiems insbesondere, und noch dazu der Be-
sitzer eben dieses Heftes, an dem er — wie er
selbst an der (ilieu zitierten Stelle bemerkt —
oft und oft sieh immer wieder erfreiite, diese
für die Bestimmung des Heftes wie für den
Xachweis der Echtheit des .Benedictus' gleich
wichtige Tatsache nicht bemerkt haben soll, ist
denn doch zu. unwahrscheinlich! Und doch muß
man dies — angesichts der zwingenden Ki-aft
der oben angeführten Alomente — als einzig
mögliche Erklärung annehmen! Hat doch der-
selbe Stadler auch nicht bemerkt, daß auf der
ersten Seite der Originalpartitur des Requiem
— von ^Mozarts eigener Hand vermerkt — das
Datum 1792 stand, das Mozart bekanntlich nicht
mehr erlebt hat! "M Daß aber Stadler außer
dem von ihm erwähnten Hefte noch ein zweites
Schülerheft, gleichfalls von Mozarts Hand und
ebenfalls aus dem Jahre 1784, besessen haben
soll, welch letzteres er nirgends erwähnt und das
er der Wiener Hofbibliothek überließ, wogegen
das erstere verschollen sein müßte, widerstreitet
doch gänzlich jeder Vernunft und Wahrschein-
lichkeit ! Dazu kommt noch Stadlers freund-
schaftliches Verhältnis zur Hofbibliothek und
deren Direktor. In den letzten Jahren seine«
Lebens besuchte er nämlich sehr eifrig die Hof-
bibliothek, um zu einer Geschichte der Musik
in Österreich — einer Arbeit, zu der er schon
Jahre vorher daselbst Studien gemacht hatte —
Materialien zu sammeln, übersetzte mehrere der
ältesten Manuskripte in das heutige Noten-
system und hatte schließlich das Ganze so weit
geordnet beisammen, daß das Werk bis zum
Tode Mozarts und Haydns hätte geführt werden
können ( — es wurde bekanntlich nie vollendet,
da er sich zur Redaktion desselben nicht mehr
entschließen konnte). ^^) Und mit Ignaz Edlem
V. Mosel, dem damaligen Kustos der k. k. Hof-
bibliothek, vei-liand ihn ein solch freundschaft-
liches, auf gegenseitiger Hochachtung l)egründe-
tes Verhältnis, daß v. j\Iosel s])äter — nach
Stadlers Tode — zwei von echter Pietät dik-
tierte, liebevolle biographische Schriften über
ihn veröffentlichte.^^) Was lag also näher, als
daß Stadler — als er bei zunehmendem Greisen-
alter daran denken mußte, seine von ihm am
höchsten gehaltenen Schätze, die Mozartschen
Autographe, vor der Gefahr zu sichern, daß sie
nach seinem Tode in unwilrdige Uande geraten
oder pietätlos verschleudert werden oder gar
verloren gehen könnten — für ihre weitere Auf-
bewahrung die Wiener Hofbibliothek als die
würdigste und berufenste Stätte, wo sie für alle
Zeiten gesichert sein würden, erachtete und sie
ihr überließ? So kann also wohl kein Zweifel
sein, daß unser in Rede stehendes Heft das für
Stadlers Cousine angelegte sei, das mit den übri-
gen Mozartschen Autographen in die Hofbiblio-
thek gelangt war. In Konsecpienz dieser Ge-
dankengänge hat denn auch ]\Iantnani in seinem
Katalog der musikalischen Handschriften dei-
Wiener Hofbibliothek, Bd. X, das in Rede ste-
hende Heft in diesem Sinne beschrieben,-^) und
Jahn nimmt in der oben angeführten Stelle den-
selben Standpunkt ein.
Diesen Tatsachen gegenüber steht nun
Joh. Ev. Engls anfangs erwähnte Bemerkung
bei Köchel, woselbst er das Heft, in welchem als
erstes Beispiel das Thema des , Benedictus" no-
tiert ist, dem Unterricht des Fräuleins Bailjara
v. l'loyer als vom Februar bis zum Juni 1784
verfaßt vindiziert. Wenn eine Persönlichkeit an
(für die (ieschichte Mozarts) so autoritativer
Stelle wie der Sekretär des ^Fozarteums und in
einem so tonangebenden, führenden Werke, v.üe
es Köcheis ,Verzeichnis' etc. ist, Behauptungen
in so bestimmtem Tone als feststehende Tat-
sachen ausspricht, wie es hier der Fall ist, dann
kann man — wenn man selbst zu einer anderen
Überzeugung gelangt ist — billigerweise wohl
nicht anders umhin als anzunehmen, daß der
Autor Quellen oder Fakten gekannt und ver-
wertet haben müsse, die uns selbst unbekannt
geblieben, die aber von solchem Gewichte seien,
daß sie dem Autor mit zwingender Gewalt das
Bekenntnis dieser Tatsache abnötigten, rdi
wandte mich daher brieflich an Herrn kais. Rat
Joh. Ev. Engl mit der Bitte um Bekanntgalte
des Quellen- und Argumentenmaterials für das
von ihm erwähnte Faktum.-^) Leider waren die
Gründe, die er mir mitzuteilen die Güte hatte,
durchaus nicht zwingender oder auch nur über-
zeugender Natur; von den bereits im vorste-
henden erwähnten Stellen bei Nissen (Anhang
p. 23), Wurzbach (p. 105), Jahn (I, p. 818) und
Pressel abgesehen — Stellen, die, wie Avir ge-
sehen haben, gar nichts von dem enthalten, was
Engl daraus entnehmen zu können vermeinte —
sind es vor allem mehrere auf Fräulein v. Ployer
bezuiihaltcnde Stellen in ^lozarts Briefen sowie
IG
l'i;. luniKur i.Acn.
liei .Falm (I, \k SlOI. aiil' driu-n er sinnen iScIiliiß
iiul'baut. Hetrachtcii wir diese Stellen näher!
Sie lallten: (Brief Mozarts vom !>. .luni 1784
an seinen Vater): "") .INrorüen wird heyni lli'rn.
Airenten I'lover zn I)ol)lini; auf dem Lande
Aeeademie se,\n. wo die l'"rl. lialiette ihr neues
Coiieert ex (!, ich das (i)uintet.t | se. mit Elas-
instrunienten in Ivs-dnr, Köchel No. 452] nnd
wii- lieiilc dann die i;rol.ie Sonate anf zwey ('la-
viere sj)ielen werden. leh werde den Paesiello,
der anf seiner lüiekreise ans Petersburg seit
dem May sich hici- hetindet, mit dem ^Yal>■en ah-
liuleu, lim ihn meine (Komposition ex G (sc. Kon-
zert für Klavier, Köchel No. 453, für Barbara
V. rioyer komponiert) ^") nnd meine Scolarin
hören zn lassen.' In einem Briefe vom 10. April
1784 (ebenfalls an den Vater) spricht Mozart:
,ISInn habe ich auch heute wieder ein neues Con-
cert für die Frl. Ployer fertig gemacht' ^*) und
ähnlich in einem Briefe vom 15. Mai desselben
•Tahros: ~^) ,T)a nun diese neue Concerte ex B
und 1) niemand als ich und Frl. v. Ployer, für
welche sie geschrieben worden" usw. In Zufsam-
inenfassung dieser Tatsachen heißt es denn bei
Jahn: ^") ,Für Barbara Ployer komponierte er
(9. Februar 1784) das Konzert in Es-dur (440
K. S. XVI 14), das er nicht zn den großen ge-
rechnet wissen wollte (24. Mai 1784), und
(12. April 1784) das schwierigere in (i-dar
(453 K. S. XVI 17) und berichtet dem Vater
(0. Juni 1784) : Morgen usw.' (folgt die vorhin
zitierte Brief stelle). Wieso ans den hier zu-
sammengestellten Änße'rungen und Fakten das
von Engl Gefolgerte hervorgehen soll, ist mir
gänzlich unerfindlich! Vor allem gilt dies von
der seitens Engls, beziehungsweise Presseis vor-
genommenen Datierung der Entstehung des
Heftes: ,verfaßt Februar bis Juni 1784.' Woi'-
auf gründet Engl, beziehungsweise Pressel, diese
Fixierung des Anfangs- nnd Endtermines des
Unterrichtes? Die eben angeführten Stellen sa-
gen doch kein einziges Wort, das irgendwie auf
einen Unterricht in der Komposition einen
Rückschluß gestattete; was sie bieten, sind —
abgesehen von dem sofort im folgenden zur
Sprache kommenden Momente — Datierungen
der Entstehung Mozartscher Komiiositionen,
welch erstere noch eine Ergänzung finden in
einer Stelle bei Nissen, der Wiedergabe eines
Briefes Mozarts an seinen Vater vom 24. Mai
1784, wo ersterer schreil)t: ''') ,Ich bin nicht
im Stande, unter den bevdcn Concerten ex B
und D (gemacht den U")'''" und. 22*''" März 1784)
eine Wahl zu ti-etl'en . . . (Tbrigens bin ich sehr
begierig, welches unter den drey Concerten, B,
D und (! Thir (letztes gemacht den 12'*'" April)
Ihnen und meiner Schwester am besten gefällt;
denn das ex B (gemacht den 9. Febr. 1784) ge-
hört gar nicht dazu' usw. In Übereinstimmung
mit den vorhin angeführten Entstehungsdaten
der Konzerte stehen die korrespondierenden An-
gaben in Mozarts liandschriftliidiem themati-
schen Katalog. Dieser verzeichnet unter dem
Jahre 1784 unter anderem folgende Werke: ■'^)
,9. Körnung': Ein Klavierkonzert. Begleitung
zwei Violinen, Viola e Basso.
15. .März: Ein Klavierkonzert B-Dur.
22. März: Klavierkonzert r*-Dur.
30. März: Klavier(iuintett Es-Dur.
12. April: Klavierkonzert G-Dur.
21. A])ril : Eine Klaviersonate mit einer
Violine.
25. August: Zehn Variationen für das Kla-
vier allein.
30. September: Ein Klavierkonzert.
14. Oktober: Eine Sonate für das Klavier
allein.
9. November: Ein Quartett für zwei Vio-
lini, Viola e Violoncello.
11. Dezember: Ein Klavierkonzert usw.,^")
worunter die bei Köchel mit No. 448, 449 und
453 bezeichneten Werke, die auf Fräulein
v. Ployer bezughabenden, in den oben zitierten
Stellen erwähnten Arbeiten sind (Nr. 448 von
Mozai-t mit ihr auf zwei Klavieren vorgetra-
gen, die beiden anderen für sie komponiert).^'')
Die letzte Nachricht bezüglich des X'erkehres
Mozarts mit der Familie v. Ployer enthält ein
Brief des Vaters Mozart (an seine Tochter) vom
14. Feln-uar 1785, wo es heißt: ^^) ,Heute gehen
wir in eim^ TIausakademie zum Salzburger
Agenten Herrn v. Ployer.' Was man also den
im vorstehenden angeführten Schriftstücken
entnehmen kann, ist nur: daß Mozart in den
Jahren 1784 und 1785 in der Familie v. Ployer
verkehrte und bei dortseliist A'eranstalteten mu-
sikalischen Aufführungen mitwirkte, sowie daß
er während der Zeit vom Februar bis April 1784
für Barbara v. Ployer, die eine tüchtige Klavier-
spielerin und Mozarts Schülerin (im Klavier-
spiel) gewesen sein muß, zwei Klavierkonzerte
kom])cinierte. Ganz richtig bcmei'kt denn auch
W . A. Mozakt als TiiEoKExiKEit.
17
Kiifhcl Ij!. -ti^li): .Ij;n-Iiar;i l'luyer war die Tm'li-
tcr eines Agenten zu Wien, eine geschickte Kla-
vierspielerin, deren IMozart in einem Briefe vom
■9. Juni 1784 an seinen Vater gedenkt', und
ebenso macht Schiedermair ^") die Annu'i'kung;
.eine Klavierschiilei'in ^Icizarts', wie denn aucii
.Jahn''') Barl)ara w l'luyer unter den Klavier-
sehülcriunen Mozai'ts ci-wahnf. die wenigen
Fälle flagegen, in denen durch Mozart erteilter
Konijiositionsuntcrricht nacliweisbar ist, jiievou
getrennt ]!es|irii-Iit. Was also Engl. Iiezieiiungs-
«•(■ise Presse! von einem Knm])ositionsunterrielit
des Fräuleins \. Pioyer zu melden weiß, ge-
schweige denn an histurischen I >aten hiefiir bei-
bringt, ist seine freie Annahme. Auf (!rund
meiner in einem zweiten Briefe meinerseits \'oi-
gebrachten Gegenargumente sah sich denn aucli
Herr kais. Eat Engl veranlaßt, in seinem
neuerlichen freundliclien Antwei-tsclirciben am
Schlüsse desselben einzui'äumen, dal! ci- in der
anfangs unserer l'ntersiu'huug i-rwiihuten Notiz,
bei Körhel eben nur eine Hypothese aufgestellt
habe. ,die so lange aufrecht bleibt, bis sie wider-
legt wird oder durch eine andere wahrschein-
licher nachgewiesene liinfällig geworden ist'.
Dieser Punkt also kann wohl als durch die Auf-
deckung des oben klargestellten Tats.ielienzu-
sammenhanges erledigt betrachtet werden.
Bevor wir dieses Thema endgültig verlas-
sen, sei nucli eine letzte Möglichkeit für da^
Aufrechtbleiben der Engl-Presselschen Theorie,
also für das iVebeneiiuinderliestehen d-er von
Engl veiTueinten Zugehörigkeit des Heftes mit
dem ,Benedictus"-Thema an Fräulein \'. I^loyer
und der Tatsache des Vorhandenseins des von
Abbe Stadler als das seiner C'Ousine bezeichneten
Heftes, berührt. Es wäre nämlich — könnte
uum einwenden — ja immerhin denkbar, daß
Fräulein v. Pioyer und die von Stadler nicht
namentlich erwähnte Cousine eine und dieselbe
Person gewesen wären, so daß also wenigsten.s
in diesem einen und einzigen Punkte die Engi-
sche Konjektur recht behielte. Leider waren alle
meine in dieser Eichfung angestellten lililu'bun-
gen vollkommen erfolglos; weder bei St.Ste]ihan,
noch den übrigen alten Wiener Kirchen, noch
dem Wiener Stadtarchiv' war irgendein auch
nui- leisester Anhaltspunkt in dieser Hinsicht
zu gewinnen. Auch Wurzbach (in seinem ,Bio
graphischen Lexikon des Kaisertums Oster-
reich') ^*) .sowie Zellners ,Blätter für Theater,
Musik und Kunst'. •^^) die verschiedene für Abbe
Dtnkscliriften der pUil.-hist. Kl (II. B'l. 1- Alib.
Stadlers Biographie nicht unwesentliche Anga-
ben von Personalien und gesellschaftlichen Ver-
hältnissen entluilten, berichten nichts, was für
den von uns ins Auge gefaßten Nachweis zu
vei'wei'ten wäre. .1. v. Mosel, der iloeli dem Leben
und SchalTen Stadlers ein so liebevoll eingehen-
des Studium hat zuteil werden lassen, uuLcht
M'cder im Nekrolog.'*") noch in seiner Sturlie
hhev Stadlers Leben im .Taliresbericht des Wie-
ner Konservatoriums (ISO,')),'") noch in seiner
Schrift ,Über die ( )riginal-Pai'tit iii' des Re-
quiems von W. A. Mozart' (Wien LSoO,
A. Strauß' Witwe) irgend eine Bemerkung, aus
iler eine verwandt.schaftliche Beziehung Stadlers
zur F'amilie v. Ployei' zu entnehmen wäre, und
ebensowenig linden sieh iu den drei Schriften
des Ablies selbst,^-) noch in der biographischen
Literatui' über ihn ■*'') diesbezügliche Anhalts-
punkte. Nach dem Rechtsgrundsatz, daß dem-
jenigen, der einen Anspruch erhebt, auch die
J'Hicht der Heweisfiihrnng obliegt, wiire eigent-
lich Engl \ei'i)tliehtet gewesen, zu allererst selbst
sich um den Nachweis der Identität der Cou-
sine Stadlers iriit Fräulein v. Pioyer zu bemühen
odci' doeli wenigstens Erhebungen nach dieser
Rielitiing bin anzustellen; aber weit entfei'nt da-
von, daß ihm auch nur im leisesten der Cedanke
an diese X'ei'pflielitung gekommen wiire, gesteht
er — aiit meine in meinem zweiten an ihn ge-
richteten Briefe erhobenen Einwände — in aller
Seelenruhe, daß ei- niemals an eine derartige
'Nlöglichkeit gedacht habe und daß er auch gar
nicht an eine solche Verwandtschaft glaube, ,pt
eher geneigt sei, sie zu bezweifeln. Wenn aber
der Autiu' einer Hypothese sieh nielit bemüssigi;
fühlt, für den einzigen Punkt, (h'r eventuell
noch die ^löglichkeit einer Aufi'echtcrhaltung
seiner Hyjiothese in sich schlösse, die Pflicht der
Peweisfidirung auf sicli zu nehmen, so kann man
dies dann wcihi um so weniger dem Kritiker der-
selben zumuten. Nur muß dann gegenüber Fhigls
Standpunkt, seine Hypothese bleibe so lange auf-
leelit, bis sie widerlegt werde oder durch eine
andere wahrscheinlicher nachgewiesene hinfrillig
g'ewt)rden sei, konstatiert werden, daß uns ande-
ren 'xvohl nicht wird vcrwehi-t bleiben können,
umgekehrt zu folgern: Sn lange Fhigl nieliT
wenigstens in dieser letzten Position. (He ihm
eventuell noch für die Möglichkeit der Haltbar-
keit seiner Hypothese gebliebcTi ist. den ihm im
vorstehenden auferlegten Beweis erbracht haben
wird, so lange war auch keine l'erechtignng vor-
18
l'l;. TJoßEKT l>A('ll.
iiauden, sie auf/iisicllcn, am alli'i-wciiiysteii jn
so apodiktisclicr l'urm und an sd ilmx'liaits autori-
tativer Stelle wie in Ki'.cIh'Is N'eiv.eielinis. Tnd
liiemit erseheint mir wohl das Schieksal seiner
Hvpothese besiegelt und diese sellisl für uns er-
ledigt.
Wir wcmlen uns nun einei' andern Seite
nnsere-s 'llieuias /.u, die selmn \(irliin iKM-idirt
worden ist: niindieh der Frage naeh iiistoriscl]
naelnveisharen l"'iillen dureli Mozart erteilten
Konii)ositionsunterrichtes. Wir haben schon oben
gesehen, dal.l Dai'bara v. T'loyer gar nicht als
Theorieschülei-in Mozarts angesehen werden
kann, zum mindesten nicht als solche nachzu-
weisen ist, sondern daß sie überall uui- al-
Klavierspielerin erwähnt ist. Dies iiihrt uns
nun zur nächsten Frage: der nach Alozarts Wir-
ken als Lehrer sowohl der Musik im allgemei-
nen als auch der Komposition im besonderen.''"')
Bekanntlich hatte Mozart — wie dies ja auch
nur zu begreiflich ist — starke Abneigung gegen
jegliche Erteilung von Musikunterricht seiner-
seits, und er hat dem Unmut darüber, durch den
Zwang der äußeren Verhältnisse, die Sorge für
den Lebensunterhalt, doch zum Lektionengeben
gezwungen zu sein, wiederholt Ausdruck gege-
ben. So in einem Briefe an den Vater vom
7. Februar 1778:''=) ,. . . Ich könnte mich mit
nichts recht fortbringen als mit Scolaren und zu
der Arbeit bin ich nicht geboren. Ich habe hier
ein lebendiges Beyspiel. Ich hätte zwey Scolaren
haben können; ich bin zu jedem drey mahl ge-
gangen, dann habe ich einen nicht angetroffen,
mithin bin ich ausgeblieben. Aus Gefälligkeit
will ich gern Lection geben, besonders wenn ich
sehe, daß eins Genie, Freude und Lust zum Ler-
nen hat. Aber zu einer gewissen Stund in ein
Haus gehen müssen oder zu Haus auf einen
warten müssen, das kann ich nicht, und sollte
es mir noch so viel eintragen. Das ist mir un-
möglich, das lasse ich Leuten über, die sonst
nichts können als Ciavier spielen. Ich bin ein
(.'omponist und bin zu einem Capellmeistei' ge-
boren; ich darf und kann mein Talent im Com-
])onieren, welches mir der gütige Gott so reich-
lich gegeben hat (ich darf ohne Hochmuth so
sagen, denn ich fühle es nun mehr als jemals),
nicht so vergraben, und das würde ich durch die
vielen Scolaren, denn das ist ein sehr unruhi-
ges Metier. Ich wollte lieber so zu sagen das
Ciavier als die Com])osition negligieren; denn
das Ciavier ist nur meine Nebensach, aber Gott
sei l>ank eine starke Ts'eliensacli.' \' \n\ ähnlich in
einem glcielien \'oui :ll. .luli 177^: .... 1 »(-nn
muß es liekenuen, daß ich froh bin, wenn ich hier
erlöset werde: denn le<'tion zu geben ist hier kein
Spass, man muß sich ziemlicli abmalten damit,
und nimmt man nicht viele, so macht man r>icht
viel (!eld. Sie dürfen nicht glauben, daß es
l-'aidheit ist, — nein! — sondern weil es ganz
widei- mein (Jenie, wider meine Lebensart ist.
Sie wissen, daß ich sozusagen in der Musiek
stecke, daß ich den ganzen Tag damit umgehe,
daß ieli gern specnliei-e. studiere. Überlege. Xun
bin ich durch diese Lebensart dessen behindert,
ich werde I reylich einige Stunden frei haben,
allein — die wenigen Stunden werden mir mehr
zum Ausrasten als zum Arbeiten notwendig
seyn." ■"*) Erwägt man, wieviel von seiner kost-
baren Zeit durch diese rnterricbtserteilung
seiner kompositorischen Tätigkeit entzogen
wurde — man vergleiche z. B. nur die Angaben
seiner Zeiteinteilung in den Briefen an den
Vater vom 31. Juli 177«, -ili. Dezember 1781.''')
31. Dezember 1782,^^) 3. Februar 1782 und
18. März 1784'"') sowie auch in einem Briefe
des Vaters an die Tochter vom 11. Novem-
ber 1785,'^") also durchwegs aus der voll-
sten Blütezeit seines Sckaffens! — , so begreift
man nur allzu gut, wie schmerzlich er .iiese
leidige Alltagsbürde empfinden mußte und wie
erleichtert er aufatmen mochte, wenn sich ihm
Aussichten boten, sie — und sei es auch nur vor-
üliergehendl — von sich zu schütteln: war doch
eines der Argumente, mit denen der Vater, als
er ihn von Paris und ?ilanidieim nach Salzburg
zurückzulocken suchte, um ihn dort dauernd an
die Anstellung in bischöflichen Diensten zu bin-
den, der Hinweis auf die Aussicht, daß er durch
Annahme dieses Dienstes der lästigen Scolareu-
plage enthoben sein werde.^^) So ist es denn
immer das materielle Moment, das ihn zur Ertei-
lung von Futerricht zwingt und das denn auch in
seinem Briefwechsel immer wieder als für die
Annahme von Lektionen entscheidend hervortritt
— man vergleiche z. B. seine Briefe an den
Vater vom 20. November 1777,^-) 10. Dezember
1777^^) und 3. Dezember 1778!^-*) — , vvenn-
gleicii er andererseits nach der rein geschäft-
lichen Seite hin kein besonderes Talent, großen
Vorteil aus seiner Unterrichtstätigkeit zu zie-
hen, bekundete und, wo er Talent und Liebe
beim Schüler fand, den Unterricht lieber un-
entgeltlich erteilte, als daß er Bezahlung angc-
W. A. M(l/.Al;r ALS 'rilEdUKTIKK
19
iiiiimiH'n liiitte.''^^) Er iinißte sifh denn iinch «■('•
falloi\ lassen, tloslialb von seinem iiraktisohen,
nüchternen und welterfahrenen Vater energisch
zurechtgewiesen zu werden (in den Briefen vom
23. Februar 1778 ^'') und xom 11. -hini desselben
Jahres. °') Daß er — bei dieser Auffassung des
Lehrbernfes und bei seinem leiclitlebigen
[vünstlertemjiei-ament — demgemäß den T^nt^^r
rieht — namentlieli dm-t. wo er ihn mehr aus
Gefälligkeit erteilte — nicht allzu peinlich ge-
nau nahm, vielmehr recht ungebunden und
zwanglos hinsichtlich Zeit, Dauer und Methodik
verfuhr, ist bei seiner ganzen Charakteranlage
nur zu liegrciriich; man erinnere sich nur an
den Bericht doli. Nepom. Hummels, den Mozart
unter der Bedingung, daß er ganz zu ihm ins
Haus käme, untendchtetc und mitten in der
Nacht, beim Nachhausekomuicu von einer De-
sellschaft, aus dem Schlafe weckte, um dem
schlaftrunkenen Knaben Unterricht zu ertei-
len,^**) oder an den l''reystiidtcrs, der erzählte,
daß er meistens w^ährend des Kegelschieliens,
an einem Nebentischciien sitzend, von Mozart
Anweisung und Berichtigungen für seine Aus-
arbeitungen erhalten habe,^^) oder an den Att-
woods, dci' berichtet, daß ihn Mozart mitunter,
statt ihm eine l>cktion zu geben, zu einer Partie
BiUard aufgefordert habe.'''") Diese Umstände
machen es aber andererseits begreiflich, daß Mo-
zart trotz seiner allbekannten Virtuosität im
Klavierspiel nie ein gesuchter und demgemäß
bezahlte!- Musiklehrer — wie es z. B. Steffan,
Kozeluch oder Eighini waren "^) — und sein
Schülerkreis nie ein großer war, ja daß er am
Ende seines Eebens froh sein mußte, wenn er
nur überhaupt Schüler und Lektionen fand;
)nau erinnere sich an seinen Brfef vom 17. Mai
17itO an den licfreundeten Puchberg!''^) Über-
blickt man die Eeihe jener Personen, die in Mo-
zarts und seiner Angehörigen Briefwechsel oder
in airdci'en biographischen Quellen als seine
Schüler erwähnt werden, so beginnt diese ver-
hältnismäßig kleine Schar nachweisbar mit dem
Jahre 1777 in INTannheim mit zwei jungen Mäd-
chen, der Tochter des au.sgezeichneten Kompo-
nisten und Freundes der Mozartschen Familie,
Christian Cannabich, Mlle. Eose Cannabich,"''^
und der 3Iademoiselle vom Hause', , Mamsell
vom Hause', , Hausnymphe', Mlle. Pierron, der
Tochter des Hofkammerrates Serrarius.^"") \uch
ein holländischer Offizier wird von Mozart in
dem Briefe vom 27. Dezeml)ei' 1777 an seinen
Vater als Schüler erwähnt.''^) (Die in den Brie-
fen aus der Zeit des Pariser Aufenthaltes als
Scdiülerin vorkommende Herzogin de Cuines
wird weiter unten noch ausführlicher be
s|)i-()fhen wci'dcu.) In Wien war es vor allem
ein kleiner Ki'eis von Aristokraten und Patri-
ziei'u, haujitsächlich Damen, die sich als Schüler
um ihn si-liai'ten, so die Cräfin Thun,''") Gräfin
liuiubeck, geborene Komtesse von Kobenzl (in
.Mozarts Briefen ungemein häufig erwähnt), ""'j
Griifin Zichy,6») Komtesse Palfi'y,«'') lürst
Lichnowsky, der als Schüler im Galanteriespiel
und im tieneralbaß erwähnt wird,"") und Graf
August Hatzfeld, die beide aus Schülern zu
wahren Freunden wurden, 'M die Kinder des
Hauses Jacquin '-) und Frau v. Trattner, mit
t\vf ihn bekanntlich, wie es scheint, eine Zeit-
lang mehr als bloße Freundschaft verband."^)
Seine ersten Schülerinnen waren Crräfin Lium-
])eck und Frau v. 'J'rattner."'*) Tberese v. Tratt-
nei- — neben den (iräiinnen Eumbeck und Zicby
17JS1 seine .sichere' Schülerin, d. h. auf welche
er stets bestimmt rechnen konnte'"') und die er in
seinen Briefen häufig erwähnt''") — war die
Tochter eines Gelehrten, des Prof. Josef Anton
Nagel, und die zweite Gattin des durch seine
Nachdrucke reich, aber auch berüchtigt geworde-
nen, 17('i4 geadelten Wiener Buchdruckers Joh.
Tliouias Trattner (1717 — 1798).") Ihr ist die als
Einleitung zu der leidenschaftlichen Klavier-
sonate in C-]\roll (Köchcl 457) geschriebene
l'hantasie in C-lNfoll (Küchel 475) — beide im
-Tahre 1784 komjtoniert — gewidmet ; ''*) iu
einem an sie gerichteten FJriefe soll sich Mozai-t
id)ei' den Vortrag seiner Klavierkompositionen,
namentlich der für sie komponierten Phantasie,
ausfühidich theoretisch ausgesprochen haben. "°)
Eine Schülerin, der Mozart ein besonders gün-
stiges Zeugnis ausstellte, war die Schwester sei-
ries Freundes Gottfried v. Jacquin, Franziska
(später Frau v. Lagusius),*") für die er das Trio
mit Klarinette und Bratsche (Köchel 498.
S. XVII, 7) geschrieben haben soll. Von Fräu-
lein Babette v. Ployer ist schon oben ausführlieh
die Eede gewesen. Eine andere, sehr tiekanntc
Schülerin Mozarts war Fräulein Josefine Aurn-
hammer,'''M welche hauptsächlich im gesellschaft-
lichen Verkehr von Mozarts Kunst zu profitieren
suchte.*-) Von männlichen Schülern Mozarts
sind außer den schon vorhin genannten noch
Hummel und Attwood sowie der berühmte xVrzt
Josef F'rank anzuführen, der im Jahre 1790 bei
■d*
20
ii;. lü'^lsKur LArlt.
^lo/.;irt zwölf LckticiniMi UMhiii.^''' 1 AU li't/.lcu, der
iui Moziirt mit cl(>iii Krsuclu'ii iiiii iM-teiliniii' vcni
Klavicnuitorriclit lier:nitr;it, ei'wiilnit \. Mosel
den liesiierungsrat und Professor Josel Frei-
licrin V. Jaequin. der sich in Mozarts letzter Le-
benszeit an ihn wandte, jini ihn im Namen einer
Oanie, die aul dem 1 'ianul'orto liereits Ansge-
zeiehnetes leistete, aher sich (hirin noch zn ver-
Vdllkommnen wiinsehte, zn bitten, ihr Unterricht
zu gehen und deshalb sie vorläntii;' s]ii(>len zn
hören'. ** ' )
Heziehen sich die bisher anaefiihrten .Na-
men dni'chwegs auf K lavierschiiler, so ist die
Zahl der mit h^icherheit nachweisbaren Kcnn-
positionsschiiler ^lozarts nuch ungleich geringer.
Die früheste Krwähnung eines hier in Hetraelit
kommenden Unterrichtes findet sieh in einetn
Briefe der JEutter i[ozarts vom 5. April 1778,
\\o es h.eißt : **■'') .Eine ^^eholarin hat er auch,
die ihm für 12 Leetionen 3 Louisdors bezahlt.'
Die Persönlichkeit, auf wehdie sich diese Stelle
bezieht, war die Tochter des Duc de Guines,
spätere ]\Iadame de Chartas (gest. um 17H0).^'^)
In den Briefen Mozarts aus dieser Zeit und den
Antworten seines Vaters ist mehrmals von ihr
die Rede.*'') Für unsere vorliegende Unter-
suchung ist diese Schülerin, beziehungsweise der
ihr erteilte Unterricht, \tm besonderer Wichtig-
keit, weil uns die Schildei'ung, die Mozart in
einem scinei' Briefe an seinen Vater (vom
14. Mai 1778) vom Verlaufe der Lektionen liei
ihr gibt, in den Stand setzt, daraus Rückschlüsse
auf das methodische Vorgehen Mozarts beim
Unterricht in der Komposition zu ziehen. Die
Stelle sei daher hier in Ivürze rekapituliert.
aSTachdem Mozart zuerst in einem vorangehenden
Schreiben der Schülerin das glänzende Zeugnis
ausgestellt hat. daß sie
nach vier Lektionen!
— den Ball richtig unter ein Menuett gesetzt
habe, von dem er ihr die ]\Ielodie angegelien
hatte, daß sie die Regeln leicht fasse und daß
sie bereits dreistimmig zu schreiiien anfange, ver-
zweifelt er bald gänzlich an ihr.**' ,Sie hat keine
(tedanken. es kommt niclitsl Icli habe es auf
alle mögliche Art mit ihr probiert; unter anderni
kam mir auch in den Sinn, einen ganz simiiein
Menuett aufzuschreiben und zu \'ersuchen, ob
sie nicht eine Variation darüber machen könnte.
da, das war umsonst. Nun dachte ich. sie weiß
nii'lit, wie und was sie damit anfangen soll. Ich
fieng also nun den ci-slen Takt an zu \ariicrcn
und sagte ihi-, sie solle su l'urtfahi-cn nml bei dci'
idcc lilcihen. Mas gicng endlich ziemlich. Wie
das fertig war, so sprach ich ihr zn, sie möchte
do(di selbst etwas anfangen -- nni- die erste
Stininu', eine .Melodie — ja, sie bi'sann sich eine
ganze \'iert(dstunde — und es kam nichts. I 'a
schrieb ich alse 4 'l'akte \n]\ einem .Mennet und
sagte zn ihr: Seilen Sie. was ich für ein Ksel bin :
jetzt fange ich ilen Mennet an und kann nicht
ciinual den ersten Teil zu hndc bringen, haben
Sie doidi die (liite und machen Sie ihn aus. Das
glaubte sie nnuiöglich. lüidlich mit \ieler ]\Iühe
- kam etwas an den Tag. Wenn die (iedanken
ihr nicht kommen, und bis jetzt ist ihr noch kei-
ner gekiimmen, so weiß (lott, daß ich ihr keine
geben kann.' Diese Stelle ist für Mezai'ts Cha-
rakteristik als Lehrer zu wichtig, als daß man sie
iibcrsehen diiidti': sie zeigt in der Tat, daß ihm
— wie. dies schon von Jahn ausgesprochen wiu'-
den ist '
jene , Betriebsamkeit und Fügsan
keit, vielU'icht auch Stetigkeit und Regelmäßig-
keif gefehlt hat. nlme die der geborene Lehrer
nun einmal nicht denkbar ist. Mit Recht machte
ihm daher auch der Vater im Briefe vom 28. Mai
1778 •'*^) Vorstellungen wiegen der Ungereimtheit
seiner Ansprüche: '"') ,Du hast der Mademoiselle
des Herzogs erst die vierte Lektion gegeben,
schreibst du, und du willst, daß sie schon selbst
(iedanken aufschreiben soll :' .^^einst du, alle
Leute haben dein (lenie^ — Illustriert die eben
angefühi-te Stelle ^lozarts ^lethodik gegenüber
Anfängern in der Komposition, so wird uns sein
Verfahren beim Unterricht Vorgerückterer
durch sein von Tahn ^M geschildertes Verhalten
gegenüber Attwoinl ^-) und dem Sänger Kell.v
anschaulich vor .\ugen gerückt,"^) wo ^Mozart
beim Durchsehen der Arbeit gelegentlich von
Stellen, mit denen er nicht einverstanden war,
mit der Bemerkung: ,Das hätte ich so gemacht"
ganze Stellen neu schrieb, beziehungsweise prin-
zipielle Fragen (betreffend ^Melodik und Konti'a-
]uinkt) erörterte. Von sonstigen Theorie.schü-
lern ^Mozarts seien außer den bereits im bis-
herigen Verlaufe dieser Studie erwähnten, der
Cousine Alilie Stadlers und Fürst Lichno^vsky,
noch Fi-anz Xaver Süßmayer genannt, der in der
letzten Lebenszeit Mozarts in seinem und seiner
Familie Briefen häufig erwähnt wird "*) und
der dui-cdi eine besondere Fügung des Schick-
sals auserkoren war, Mozarts unvollondeten
Schwanensang, das Requiem, zn vollemleii.
I'ml biemit sind wir emlliidi bid dem Kern-
|iunkt( unsin-er rntersuchung angi'langt, näm-
W. A. Mozart als Tiieokktikek.
21
lieh l)ci (k-r I'iaiif: A\'clcli('s war dvr Lchi-iilaii,
den Mozart lieiiu Unteri-iclite meiner Theorie-
^ehiiler liefolgte, der iiiethodisclie Lehrganji',
nacli dem er verfuhr'^ Eine Antwort hieran ['
üibt die vergleichende k<indiinierte Betrachtung
der niehrerwälmteii Mnzartschen (leneraibaß-
lehre mit dem den Ausgangspunkt unserer Lin-
tersuehung hihlenden Schülerhefte, an dessen
eingehende Kriirterung wii' im folgenden heran-
treten wollen, nachdem wir uns vorerst eine
Übersicht über Natur und Reihenfolge der theo-
retischen Haupti)unkte und Lehrsätze, wie sie
Mozart in dem genannten Werke abhandelt, ver-
schafft haben. (Der Wcu-tlaut ist, wie bereits
oben erwähnt, in lici<len uns erhaltenen Druck-
ausgidien, der Steinerschen — ohne Jahreszahl
angäbe — und der Siegmeyerschen Bearbeitung
von 1822, \on ganz kleiiu'n ^'erschiedenheitell
abgesehen, vollkommen der gleiche, so dal.i es
ganz gleichgültig ist, ob wir unserer Betrach-
tung die eine oder andere Ausgabe zugrunde -
legen. ]\Iir liegen beim Schreiben der nachfol-
genden Inhaltsangabe beide Ausgaben in je
einem Exemj)bire vor.)
Alozart geht von cler Unterscheidung der
Akkorde in vollkommene oder jierfekte, unvoll-
kommene oder im]ierfekte und falsche aus. Vtur
vollkommenen kennt er über jedem Tone nur
zwei, und zwar: 1. den mit der kleinen Terz,
reinen Quinte und Oktave, und 2. den mit der
großen Terz, abermals reinen Quinte und < )k-
ta\e, von unvollkommenen über jedem Tone
ebenfalls nur zwei, nämlich: 1. den Sexten-
akkord oder ?;, 2. den Quartsextakkord oder ^,
deren ersterer iibei' jedem Tone die kleine Terz,
kleine Sexte und reine Oktave oder die kleine
Terz, große Sexte und reine Oktave oder die gro-
ße Terz, große Sexte und ebenfalls reine Oktave
haben kann, wogegen er bei jeder andersartigen
Zusammensetzung schon unter die falschen oder
Dissionanzenakkorde gehört. Der Quartsext-
akkord kann nur auf zweierlei Art als ein un-
vollkommener Oller iniperfekter Akkord gesetzt
werden, nändich wenn die Quarte und Oktave
rein, die Sexte aber klein oder gi'oß ist, wogegen
er bei verminderter odei- übernüißiger Quarte
unter die falschen oder I »issonanzenakkorde ge-
hört. Falsche Akkorde vom Ch-undtone C an ge-
rechnet sind ,alle drei Seeunden, die vermin-
derte Terz, die verminderte und übernnißige
Quai'te, auch die reine (^)uarte mit der (^)uinte
uuci Oktave Ix'üleitet, die vei'miiiderte und über-
nnißige Quinte, auch sogar die reine (Quinte,
wenn sie mit dei' Sexte gebunden wird, als I;
oder «7, die \erminderte und übermäßii'e Se.xte,
alle drei Septimen, die verminderte Oktave und
der ülieriiiäßige Kinklang (welchen letztern
einige Tonsetzer auch als eine übernnißige Ok-
la\-e bezilfern), die zwei N^onen und die vermin-
derte r>ezime, sie mögen eine Begleitung haben,
v>'as sie für eine wollen". Als K'onsonanzen kennt
•Mozart den reinen l'j'nklang. die kleine und
große Tei'z, die reine Quinte, die_^ kleine und
große Sexte, die 'reine Oktave, die kleine und
große Dezime; als Dissonanzen den übermäßi-
gen h^inklang, die kleine, große und übermäßige
Sekunde, die ^■el■miuderte Terz, die verminderte,
reine und übermäßige Quai'te, die ^•erminderte
und übermäßige Quinte, die vermindei'te und
übernnißige Sexte, die verminderte, kleine und
große Se[itime, die vei'mimlerte Oktave, die
kleine und große Xone uml die \erminderte De-
/.inie. Mozart l)esj)richt nun im einzelnen die
durch die fünf Veränderungs- oder Versetzungs-
zeichen ( ). f- i- ) > und Xi bewii'kteu Alte-
rationen de)- lnter\alk' und die dadurch ange-
zeigtiMi verschiedenen Inter\ailarten, närrdich:
reinen und übermäßigen Einklang oder l'rime,
kleine, große und übermäßige Sekunde, vermin-
derte, kleine und gi'oße Ti'rz, \ermiridei'te, reine
und übernnißige Quarte, vei-miuderte, reine und
übermäßige Quinte, verminderte, kleine, große
und übermäßige Sexte, verminderte, kleine und
große Sc])tiine, \'erminderte und reine Oktaxc
(die übernnißige Oktave faßt .Mozart als einen
um die Oktave versetzten übermäßigen Einklang
anf),^^) kleine und große Xone (die übermäßige
None lietrachtet er — analog seiner Auffassung
der übermäßigen Oktave als ü))ermäßigen Ein-
klangs — als übei'uiäßige Sekunde) und \-er-
minderte, kleine und große Dezime, in welcher
er nichts anderes als eine um die Oktave ver-
setzte Terz erldickt, weshalli er für sie und alle
folgenden größeren Intervalle auf die korrespon-
dierenden tieferen Oktax'enversetznngen, also
Terz usw., verweist. Was uns bei dieser ziemlich
ausführlichen Besprechung der Intervallarteu
— sie umfaßt in Siegmeyers Ausgabe 22 Seiten,
von p. () bis ]). 2kI — . \-iini Standpunkte dc'r
(Gegenwart aus betrachtet, seltsam freuulartig
und veraltet anmutet, das ist die merkwürdig
äußerliche Art, mit der hier — entgegen der
modernen .Vuffassung, die in den Intervallen
doch nicht mehr als nur ■ zufällige und so im
22
l'i;.
Lach.
(!r(iii(k' ('iiicutlicli nur iirlirii>:ichliclii', \ ni-iilii'i'-
iichcnde J'rddiiktc ilcr Sl iinin l'nlnimt;- ci-lilickt,
Avelche letztere nlleiii als das ri-imärc und Mal.!-
geln-nde für sie in Ik'tracht kuninit — niniic-
kehn die Intervalle als selliständiüe, l'erlii; «t'-
gebene Größen aufuefai.it werileu, dei-en Jede
eine ganz bestinuntc Heliandlniii;', iianz Ik'-
stimnite Intcrvallani)assnnui'n der iiliri,üt>n tStiui-
iiicu erfordert. .Man lict i-aclite nur z. B. Stellen
wie (p. 8, .Vniuei-kuni; ) ; .l!ei durchgehender
jiroßer Seeunde kann auch nebst der i'einen
l^hiarte die große Septiuie odci' die reine Octave
geniinunen werrlen : I welches mir in schlechten
iacttheilen («Icr Tai-tgliedern geschehen kann.)
wenn die Seeunde alier nicht durchgehend und
in einem guten 'l'aettheile oder Tactgliede vor-
konunen, so werden sie größtentheils als Bin-
dungen (Ligaturen) gebraucht, im liaßc voi-be-
reitet und eben da in der linken Hand um einen
halben oder ganzen Ton in die Terz hinab, anf-
gelößt", oder (p. 10): .Bei der ersten (sc. ver-
minderten, in den der Textstelle vorangegange-
nen Xotenbrisjiielen erstangefiihrten) Terz,
welche selten \-(U-kiinimt und gern einen Bogen
über sich hat, findet man die vei-minderte Quinte
und vermimlerte Septime. Zur kleinen und
großen Terz, welche sehr oft \(ii-ki)mmen, gehöi-t
die Quinte uml Octave oder statt der Octave,
der f]inklang, der aber im S])ielen ganz weg-
bleiben kann. Anmerkung: Wenn ein Ver-
setzungszeichen allein ülier den Orundnoten
steht, so bedeutet es auch eine Terz, folglich den
ganzen Minor- oder ]\Iajor-Accord. Um den
idicrmäßigen Secundensprung zu vermeiden,
]>tlegt man aindi die Terz bei einem Terz-Major-
Accorde gar nft zu verdoppeln, besonders nach
einer wesentlichen Septime, oder nach einer
großen Terz (mit .'> und 8 verbunden), welche
die empfindliche Note ist, und allezeit um einen
halben Ton zu steigen verlangt', oder (p. 12) :
,Zu der verminderten wii-d größtenteils die
kleine Sexte gesetzt, und alsdann wird diese
Sexte als vierte Stimme verdo])])elt. Steht aber
die verminderte Quinte ülier der (i>uarie, so
nimmt man auch noch die kleine Sexte als \ierte
Stimme... Auch zur reinen Quarte kann die
Sexte verdoi^iJelt werden, wenn darauf statt der
reihen Quinte, die verminderte, folgt."'"') Und
idiliche Stellen auf p. 14,»') 15,"") ]{),"■') 1T,'""I
22,"^') SS,"'^) 25,"3) 26,10^) 28 i"-') usw. ! Diese
Beispiele ließen sich ins Endlose vermehren!
Aber schon das vorstehend Ane'eführte dürfte
genügen, um die i\lnft zwischen der danialig(>n
und der gegenwärtigen Anschauung mhu Wesen
der ilaruHinik zu \ei-anschaulichen. .\uch die
\iin .Mozart hau Hg betonte Unterscheidung des
I nterx .'d Igelii'aucbs und der Satzweise Je nach
dem rmstande, nh dir lieti'ofl'emle Stelle in
kiiut rapuid<tischem oder in galantem Stile ^"")
geschrieben sei, berührt uns bei nnsei'en heuti-
gen Begriffen vim reinem, einfachem Satze recht
seltsam, so z, B., wenn Mdzart bemerkt (p. 8) :
.Im Cuntrapuncte findet man öfters die Quinte
über die Seeunde geschrieben, z. B. i;, in welchem
Falle man. als vierte Stimme die Quinte oder
selbst die Seeunde verdoppelt', oder (p. 13): ,In
ciintrapuiictischen Sätzen wiitl zu der reinen
Quarte sonst die reine Quinte und Octave ge-
nommen, in den modernen, (gallanten) Sätzen
aller hört mau öfters statt der Sexte, die Quinte,
welche v<in guten Autoren auch mit lieziifert
wird' usw. Auch die durchaus klaviermäßige
Art der Bezeichnung und Unterscheidung von
Intervallen nach ,Griften' — z. B. (]). 8) : ,Zu
allen dreien (.sc. Arten von Sekunden) wird noch
eine tonartmäßige Quarte und Sexte gegriffen',
oder (i). 18) : .Wenn nach der übermäßigen
Sexte ein vollkommener Griff oder die Quart
Ligatur mit der Quinte und Octave folgt . ." etc.
oder (p. 25) : .Zu der j-einen Octave . . . wird im
dreistimmigen Satze noch eine Terz, vind im
vierstimmigen eine Quinte und Terz gegrifl'en",
— oder nach der Hand, mit der sie gegriffen
werden — so z. B. (p. 8) : ,. . . wenn die Secun-
den aber nicht durchgehend . . . vorkommen, so
werden sie größtentheils als Bindungen (Liga-
turen) gebraucht, im Basse vorbereitet und eben
da in der linken LIand um einen halben oder
ganzen Ton in die Terz hinab, aufgelöst', oder
(p. 21): ,. . . die andre Quinte, die den Se.Kt-
maJor-Accord in der rechten Hand ausmacht',
oder ()). 2;?) : ,Alle drei Septimen werden als
Ligaturen in der Techten Hand V(_)rbcrcitef.
oder (p. 2(_ij : ,Sie (sc. die lieiden Nonenarten:
kleiiu' und große) werden beide, als Ligaluren
in der rechten ILnnd vorbereitet', oder (p. 32) :
, Ferner kann ein jeder Accord in der rechten
Hand allein ohne getheilte Harmonie (das heißt,
wo Jede Hand in vier.stimmigen Sätzen zwei
Töne nimmt) und ohne die volle Harmonie des
Baßes (nämlich, wenn dieser drei Töne und die
rechte Hand nur einen nimmt) in dreierlei La-
gen genommen Averden . . . Das Spiel ist nicht
schön, besonders in fuaierten Sachen, wenn num
W. A. M
OZAKT AI,S
■J'
IIKIIKKTIKEE.
23
mit der rechten llaiul ^■iel Spi-üns;e iiiiicht: dneli
A'ei'ändert man die Lage gern aus Noth, wenn die
Hände zu nahe beisamniou odei' zu weit von ein-
ander gekommen sind". — oder die bei Auswahl
der zu verwendenden Harmonien von Mozart
em})f(ihlene Rücksichtnahme auf das Tempo, in
dem die hetrett'ende Stelle gespielt werde — so
z. IS. (p. i;», Anmerkung): .Wenn viele Sexten
gleich nacli einander folgen, pflegt man sie nur
dreistimmig (a tre) ohne Octave abzufertigen,
besonders in einem geschwinden Temiio" — oder
endlieh der von ihm für gewisse Fälle als prak-
tisch vorgeschlagene Wechsel der Stimnienanzahl
eines Satzes, z. B. (p. 11) : ,Wenn viele Terzen
oder Dezimen gleich nach einander folgen, so
setzt man die ersten, oder letzten vierstimmig,
die übrigen aber nur dreistimmig oder zweistim-
n:ig, welche letztere sich in geschwimlen Zeit-
maßen am besten ausnehmen' — : das alles sind
Alomente, die eineii fundamentalen Gegensatz
gegenül)er den heute herrschenden Prinzipien
und Anschaungen auf diesem Gebiete der Atnsik-
theorie bekunden. Diese durchaus klaviermäßige
Auffassung der Harmonie — wie sie uns auch
an einzelnen Stellen in den Hai'uionisierungs-
aufgaben des Abbe Stadlerschen Heftes ent-
gegentreten wird, so z. B. in den klaviermäßig
nachschlagenden oder akkordzerlegenden I>aG-
liguren auf fol. 4:'-' und 4 \ 6 '' und 9* — und
die wohl nur aus der Anpassung an die Forde-
rungen des schmi voriiin erwähnten .galanten'
Stils zu ei-klären, wenn auch nicht zu rechtferti-
geu ist, bildet ein so grundlegendes uud für die
Charakteristik der auf uns überkommenen Reste
und Spuren des Wirkens Mozarts als Lehrer der
"Musiktheorie so in die Augen fallendes Moment,
rlaß es uns im folgenden noch des öfteren beschäf-
ligen wird. Es zeigt sich hierin denn doch nur
zu deutlich, was ]\Iozart selbst in der bereits oben
zitierten Briefstelle vom Klavier als , Neben-
sache, abei' — Glott .sei Dank — starker Neben-
sache' ausspricht: daß nämlich der Klavier-
spieler in ihm auch beim Wirken als Lehrer in
der Musiktheorie eine nicht zu unterschätzende
Komponente lieferte. Tu seiner Generalbaßlehre
tritt dies, wie gesagt, deutlich zutage. Nach Be-
Z. B.: "Wenn in dreistimmigen Sätzen entweder eine oder
mehrere von nachstehenden Zahlen
über den Baßnoten vorkommen, so gehören diese Zahlen:
dazu, welche die Interwdie, von den Baßnoten aufwärts
gezählt, anzeigen. Nachstehendes Beispiel, wo die Zahlen
s]irechnng dei- Bewegungsarten, dei-en Mozart
die üblichen drei: die gerade Bewegung (motns
rectns), die widrige (motus contrarius) und die
Seiten- oder halbliegende Bewegung (motus obli-
ipuis) unterscheidet, wobei er in gerader Bewe-
gung die Zulässigkeit verdeid'Cter (Quinten und
Oktaven bei einem Terzens])rnng der Ober-
stimme oder bei eiiu'm Oktavenspi-ung des
liasses ausdrücklich erwähnt, und nach Er-
örterung der dreierlei Lagenmöglichkeiten .je-
des Akkordes: der Oktav-, Terz- und Quint-
lage, wiflniet er ein eigenes, allerdings kni'-
zes Kapitel (das fünfte) der Besprechung
der möglichen Fälle für Indikation von
X'erdoppelung oder Auslassung 'der Stimmen,
ein Kapitel, das heutzutage beim Unterricht
überhaupt ivicht Gegenstand besonderer Unter-
weisung zu sein pflegt und das — bei unseren
lieutigen Anschauungen von Strenge des reinen,
einfachen Satzes — ebenfalls genau so wie die
bereits voi-hin erwähnten Punkte eine voni
Stand]>unkt fler Gegenwart durchaus abwei-
chende Auffassung verrät, auf deren Krklärung
ans den zeitgemäßen Umständen, den Forderun-
gen des galanten Stils, schon voidiin hingewiesen
W(n-den ist. Auch sonst kommen von den Aus-
führungen flieses Kapitels einige für die Gegen-
vvai't als veraltet gänzlich in Wegfall, so z. B.,
was Mozai-t liber die Bezeicdmung der Weehsel-
note im Baß (transitus iri-egularis) durch das
Zeichen , über die iVnweiulung des Telenuinu-
schen Bogens — und des dreieckigen Bogens -
(zur Bezeichnung an den betrefl'enden Stellen
anzuwendender dreistimmiger, beziehungsweise
\'ierstimmiger Harmonisierung) bemerkt u. dgl.
Ganz bes(U\ders veraltet und fremdartig mutet
uns das nun folgende sechste Kapitel an: .Von
den Intervallen, die zur einfachen oder unvoll-
kommenen Bezitt'erung vorgeschriebener Baß-
d'öne gehören.' Man höre! (p. 37 fl".): ,Es siml
üljer den Itaßnoten nicht immer alle Zift'ern be-
liudlicli. welche die Intervalle anzeigen, die zu
einem Accorde gehören; es ist mithin imthwen-
dig, sie auswendig zu lernen, um sie in vorkom-
menden Fällen zu kennen und zu greifen.
1.
2.
3.
4.
4?.
5.
6.
7.
8.
'J.
10.
u.
4.
5.
(.4er
8.
5.
2.
3.
3.
Oller
8.
5.
3.
3.
8.
Oller
5.
24
l»i;. i;i>i'.i:i;r Lach.
vun den vorgoscliricbcMieu durch einen Strich getrennt sind und dni-uutei' steiien
übersichtlicher:
vorgeschriehene Zalden: 1. 2. 3. 4. 4?. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
dazngehoi-ige Zahleit: 0. 4. 5. 5. 2. 3. 3. 3. 3. 3. 8.
oder otlcr oder
8. 0. 8. f).
Nach diesem Schema folgt hier eines, wenn die Noten eines Basses vierstimmig
worden sollen:
vorgeschriehene Zahlen: 1. 2. 3. 4. 4ft. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
lacht es
2'ewonnen
dazngoliörige Zaiilen: 0. 4. 5. 5. 2. 3. 3. 3. 3. 3. 8.
6. 8. 8. r,. 8. 8. !'). 5. 5. 5.
^\'^■nn üher di'ni ISasse zwei Zahlen ühei'einanderstehen, mul.i man, um den vierstimmigen Satz
gleich zu haben, notwendig noch die dritte auswendig wißen. In diesem Falle giebt es aber mehr
zu merken, weil es mehr Akkorde giebt, die mit zwei Zahlen bezeichnet werden können, als es giebt,
die mit einer bezeichnet werden. Die zwei Zahlen können sein:
4. .5. 7. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 5. 6. 7 7. 8. 9.
2. 2. 2. 3. 3. 3. 3. 3. 3. 4. 4. 4. 4. 4.
5.
dritte
Zahl:
6. 5. 4.
oder
2.
6
8. 8. 5. 5. 5. 8. 8. 5.
oder oder oder oder oder
3. 3. 8. 6. 8.
oder oder oder
ö. 6. 3.
5. £
10. 6.
7.
8. 10. 7. 8. 8. 9. 9. 9.
10.
Zahl:
4S. 5.
5.
5|7. 5. 6. 6. 7. 6. 7. 8.
8.
dritte
60. 3.
3.
i;3. 8. 2. 3. 3{!. 3. 3. 4.
5.
oder
Annierkting. Zuweilen nini! mau einen Ae-
eord gar fünfstimmig nelnneii, um die folgende
Bindung schon vorljereitet zu lialien, und ans
eben dieser I'rsaehe kann mau auch manchen
Aecord bei vorgezeichnetem Tcnorscliliißcl. vicr-
stiuiiiiig s])ielen' usw.
Man ^ieht, wie also auch hier — und hier
\'(ir allem — .ieiie oben erwähnte, uns heute so
gänzlich frennl gewordene rein äußerliche Auf-
fassung der Harmonie als fester, starrer, sozu-
sagen toter und versteinerter (jebilde zutage
tj-itt. Oebilde, deren Verhältnis zueinander so
festgeregelt, deren Gefüge so starr und unver-
änderlich ist, daß es in fixe, stereotype Schemata
und ^ciiclastische Iiegeln, in Zifferntabelien und
Zalileusebablonen zusammengestellt und auswen-
dig gelernt (!) wird. (Daß Mozart seinen Schü-
lern in der Tat diese Lehre nicht etwa bloß theo-
retisch beibrachte, sonderii sie anleitete, selbe
wieder ganz besonders jene unseren heutigen
Begrilfcn von Strenge des reinen einfachen
Satzes gänzlich fremde Vorstellung aou der Zu-
lässigkeit liedingungsweisen an gewissen Stel-
len ITinzutretens oder Wegbleibens der einen
<ider andern Stimme liervortritt. zeigen Äuße-
rungen wie die in der <iben angeführten An-
merkung nach den Zifl'erntabellen enthaltene,
ebenso wie andererseits auch wieder das bereits
des öfteren erwähnte Moment der rein klavier-
mäßigen Auffassung dci- Akkorde als Griife in
Tjemerkungen w-ie (p. :>!*): .Beim Greifen der
Intervalle sollen die Hände nicht zu nahe zusam-
men uiul auch nicht zu weit auseinander kom-
men, so daß die rechte ITand nur in den Accor-
deu dci- Spliäre dieses Tonumfanges
EEE
iti
bleibt", besonders auffiillig sich hervorhebt. Dies
gleich in die Praxis umzusetzen, zeigen uns die gilt denn auch in hei-vorragendem .Maße vom
siebenten und letzten Kapitel: ,Von den sechs
gefährlichen Gängen", in dem Mozart die Fälle
zusanunenstellt, ,in w(dcben gew-isse Intervalle
der Accorde, \Aenn sie hintereinander folgen,
(,)uinten und Octavcn bihb'u", und anzeigt, ,wie
in unseren Musikbeilagen veröffentlichten Au!-
gabcn des Abbe Stadlerschen Heftes, speziell
von fol. Hl'' au, wosellist alle im Vorstehenden
verzeichiu'ten Kegeln ]iraktisch verwertet sind.)
Wie auch in den .\usf üb rungeu dieses Kaidtels
W. A. Mozart als Theoketiker.
25
man (Hessen l''cliU'i'n nicht ;illein ausweichen,
s(indern sie xerhessern und haruKinisch richtig
und gut machen kann-.'"'] .Niozart unterscheidet
sechs verschiedene Fälle:
1. Erster (lang. Hie Sekunde unten in der
rechten Hand :
iflili^-lüil
9i-
../S ^-
-ti^c
i
2. Zweiter (!ang. Hie iilicnniUJige Quarte
(Tritonus) in dci- Mittelst imnie der rechten
Hand:
^^^
3. Dritter Gang. Die Quinte nacli der Sexte
uder die Sexte nacli der Quinte:
m^
4. Vierter (lang. Zwei «ider mehrere Sexten
in der gei'adcn Bewegung uml in beiden
Händen :
s- ä ä — -1-
=S=p;-|-
li^i=^=^^i
5. Fünfter (lang. T>ie drei Septimen üben,
mit der Terz und Quinte begleitet:
^E$Em^E^E^E^
-6/-
iiL^?=i^=i=l^^
ö. Sechster Gang. Die zwei Nunen oben und
in der Mitte, wenn l folgt und der Baß dabei
einen Terzspruug abwärts maclit :
m^^m
iSssp^beiFsJsfEEi.
Denlischriftcn der pUil.-hist. Kl , Ol liil., 1. .Vlili
Schon die bloße Aufzählung;' dieser Über-
schriften mag genügen, um die mehrerwähnte
klaviermäßige .Vnffassung zu illustrieren.
Faßt mau die Eesultate dieses Überblickes
iiber .Mozarts ( icneralbaßichre zusammen, so
kann man sich, wie mir scheint, dem Eindnu-k
nicht ver.schließen, daß bei (h^r lictrachtung die-
ses Schriftchens si(di so recht deutlich die Kluft
auftut, die zwischen den beiden .Bdirhnnderten
— dem AFuzarts und dem unsei'cn — gähnt. Die
im \'(irstcliendcu erörterten Divergenzen der
beiderseitigen Staiulpunkte lassen zur Genüge
erkennen, wie gi'undsätzlich amiers wir Men-
s(dien des 2(i. -lahihunderts den Elementen der
Musikpraxis gegenüberstehen als die ^Menschen
am Ende des 18., Anfang des 10. .Tahrhuiulerts,
nu<l wie tiefgreifende W'andliiiigeu innerbalh
1-20 Jahren sich in den .\nschainingen über theo-
i-etische 15egrift'e der .Musiklehie vollzogen ha-
ben, die bei .iberßächlicher Beobachtung dem
ersten Anschein nach in unveränderter Fassung
— dem gleichen Namen, der gleichen systemati-
schen Stellung und der gleichen Geltung in der
]\[usikpraxis — auf uns libcrkcimmen sind, —
überkommen mußten, wie jeder Laie meinen
wird, da es ihm schwerlich ohneweiters einleuch-
ten diii'fte, wie es anders sein sollte, wie z. 1!.
et\cas, was jetzt noch genau sn wie vor hundei't
und zweihundert Jahren mit dem Eachausdruck
Oktave, Quarte, (.,)uinte usw. bezeichnet wird,
jetzt etwas anderes bedeuten sollte als damals.
Äußerlich ist im großen ganzen die Methode des
Lehrplanes, das ist die Beihenfolge der einzelnen
Lehrsätze, -hegritfe und ILiu|it]iunkte und ihre
praktische Anwendung in der Gegenwart die
gleiche geblieben wie zu ]\[ozarts Zeit — auch
heute noch wird der Lehrei- beim Unterricht in
der Musik- und Harmonielehre so ziemlieh die-
selbe Disposition bei der Aufarbeitung seines
Lehrstoifes iunchalteu wie Mozart vor 13(1 Jah-
ren — , innerlich aber ist ilas N'erhältnis. wie
eben aiisgef iihi-t wurde, ein nanz anderes ge-
w<u-den.
Die praktische Zusammenfassung und Ver-
arbeitung der von Mozai't in seinem vorhin be-
sprochenen thein-etischen Versuch zusammenge-
stellten Prinzipien tritt uns in dem den Aus-
gangspunkt der vorliegenden Untersuchungen
bildenden Scliülerheft entgegen, dessen ein-
gehender lictrachtung wir uns nunmehr zuwen-
den. Eröffnet wird das Lieft, wie schon anfangs
erwähnt, durch ein Übungsbeisi)iel, in dem Mo-
t
26
l>i;. lüir.Kur Lach.
zart ab t'aiitus tiriiiiis im Snpr;iii eine in ilcn
ersten beiden Takten nciteniietren mit ileni Mo-
tiv des .Henedietns" im Kei|iiieni iiliereinstim-
iiieiide ^lelodie verwendet. l>ie Seliiilerin liatte
die Aiif«alH\ hiezn den Haß /.n setzen. Wie ans
den Beis])ieien des llefli's ersiehtlioli ist, heoh-
aeiitet Mozart liiehei, d. Ii. Iiei der erstmaligen
Ilarmonisierunii einer Melodie, ein doppeltes
Verfahren: er hegniigt sieli nänilieh nielit damit,
die Schülerin den Baß einfaeh ertinden und in
das für den Baß liestininite System eintragen zu
lassen, sondern die Seiiiilei-in mußte sieh von
dem allgemeinen harmonisc'lien Aufbau IJeciien-
sehaft ablegen, in(h>m sie in einem dritten, unter
dem vollkommen ausgeführten Basse stehemlen,
ebenfalls im Baßschlüssel notierten System mit
Cteiu'ralbaßbezitterung sozusagen das Gerippe
des harmonischen Aufliam-s fixierte, den Eaß also
in den allgemeinsten Umrissen und wesentlichen
Hanptzügen skizzierte. Dies ist es, was ^lozart
mit .Fundament des Generalbasses' bezeichnet
und wiederholt Ivide z. B. fol. 10'' des Heftes)
attsdrüeklich sogar dazu vermerkt. Diese wesent-
lichen sozusagen Angelirnnkte der Harmonie
bleiben dann auch bei den folgenden Bearbei-
tungen desselben Themas unverändert, während
die übrigen, zwischen ihnen liegenden, wesent-
lich der melodischen Ansgestaltung nnd Alnmn-
dnng der Stimme als solcher dienenden Details
(also z. B. Durehgangsnoten, Figuren n. dgb,
kurz alles, was dazu beiträgt, den Gang der
Stimme flüssiger nnd melodisch abgernndeter
erscheinen zu lassen) bei jeder folgenden Be-
arbeitung verändert nnd verbessert werden. Dies
läßt sich gleich auf fol. 1^ an dem Thema des
ersten Beispiels dentlich beobachten: Nachdem
in der ersten Ansarbeitnng der Anfgabe von der
Schülerin über dem Fnndament der Baß ent-
worfen worden ist. wird in einer zweiten Be-
arbeitung des unverändert wieder anfgenomme-
nen Soprans neuerlich dei- Baß ausgeführt, dies-
mal bereits bedeutend flüssiger und glatter und
unter Ausmerzung aller jener kleinen rhythmi-
schen und melodischen Unelienheiten, Stockun-
gen und rnabgeschliffenhciten, die ihm im
ersten Entwurf noch anhafteten. Damit nicht
zufrieilen, schließt nun Mozart noch eine dritte
Ausarbeitung an. in der er eigenhändig den un-
veränderten S(>pi-an mit einem neuen Basse ver-
sieht, der zwai' in den llanptnmrissen das We-
sentliche der zweiten Fassung beibehält, im ein-
zelnen Detail aber die höchste Glätte und .\b-
1 iinihini; ei'i-eicht hat. iMircli genaue Beisetzung
dei- BeziUcrnng sorgt .Mo/.ai-t dafür, ilal.i die
Schülerin sidi von jeiler Ahwi'ichung von iler
früheren hai'inonischen i'"assung gewissenhaft
üechenschari ablege. In analoger Weise wieder-
holt sieh nun der im N'orstehenden beobachtete
X'oi'gang anf den folgenden Seiten an der llar-
monisiei-nng amierer Melodien, so auf fol, 1 '' uml
2* an ilei' l'eai-beitung eines marscliartigen
Thennis in {■'-Dur, das übrigens — nebenbei
liemerkt — un\erkeiinlia r an den l'riesterumrsch
in dei' .Zauberßöte' eiiiimM-t und so — als die
erste, entfernte Vorahnung, der Embryo dieses
Stückes — genau so ein über die Bedeutung
einer bloßen Harmouisaticmsaufgabe weit hin-
auswachsendes Interesse erhält wie das Thema
des ersten Beispieles durch seine Verwandtschaft
mit dem ,Benedictus'-Thema. Was die in 'dem
Hefte vorkommenden (^antus firmi idierhaupt an-
belangt, so ist anf den ersten Blick zu erkennen,
daß diese kleinen ^lelodien ^lonientertindungen
^Mozarts sind, der sie je nach dem atigerdilick-
liclien ])i'aktischen Bedürfnis für den Zweck
einer Tlarnionisierungsaufgabe improvisierte. Ea
sind im ganzen 18 solcher Melodien, die von
fol. 1 bis 10'' als So])rane zu Harmonisierungen
verwendet sin(
von
IV bis 13'' (der letz-
ten Seite des Schülerheftes) erstrecken sich
dann Aufgaben betreffs der allerersten Anfänge
des einfachen Kontrapunktes (Note gegen Note
hei zwei Stimmen), wo also — der Natur der
Sache gemäß — von Melodien im bisher be-
sprochenen Sinne nicht mehr die Rede sein
kann. Was den Grad der Verwendung dieser
j\lelodieu für den in Rede stehenden Lehrzweck
anbelangt, so ist dieser bei den verschiedenen
Themen ein ganz verschiedener; währeml
manche nur einmal auftreten, um dann für das
ganze weitere Heft zu verschwinden, tamdien
andere ein zweites, drittes, ja — Thema 1\ —
sogar viertesmal — nach seitenlangen Unter-
brechungen, während deren sie scheinbar schon
ganz aus dem Gesichtskreis verschwunden waren
— auf. Was dabiü vielleicht nicht ganz neben-
sächlich sein dürfte, ist, daß die Wiederauf-
nahme solcher schon früher verwendeter ^lelo-
dien — von einem einzigen Falle auf fol. 9 ',
wo die Schülerin (offenbar aus Privatfleiß)
selbständig eine Anfgabe machte nnd riazu als
Cantus firmus das Thema II von fol. 1 '' aufgriff,
abgesehen — stets durcli AFozart selbst erfolgte,
so daß nuiu daraus vielleicht auf einen etwas
\V. A. Mozakt als Tiikoketikki;.
27
liöhereii Grad des Jnteresses, das Mozart diest-n
Theiiien gegenüber den übrigen bewahren
mochte, als den eines tiüehtig vorübergehenden,
diireh das bloße praktische Bedürfnis verursach-
ten gegenüber gleichgültigen Schüleranfgaben,
znriicksehließen darf. Merkwürdigerweise sind
aber die so von ^lozart bevorzugten Melodien
nicht, wie man \iflh'iclit erwarten könnte, jetie
l>eiden vorliin erwidniten i\lotive, die uns später
in der .Zaubertiöte', beziehungsweise im Eequiem
wieder begegnen — sie kehren nur je einmal
wieder; iMotiv T (von fol. V) auf fol. :2'', Mo-
tiv II (von fol. 1'' und i^'M auf fol. !l '' ^, son-
dei'n andere, von denen mir nicht bekannt ist,
daß sie irgendwie wenigstens in entfernten An-
klängen in Mozartschen Werken ihre Fort-
setzung oder Wiederaufnahme gefunden hätten.
So namentlich Motiv IV (von fol. '-V'), das niclit
weniger als dreinud (auf fol. •i'', 5"- und 9'')
wieder aufgenommen uiul jedesmal neu be-
arbeitet wird. (Auf die Ähnlichkeit dieses
Motivs mit dem eines Kdinpositionsversuches
aus Mozarts frühester Kindheit, dem kleinen
Stückchen in B-Pur :
j^Ep
:E£EP3
-H — 1-^■
'i^i^titri
das sich im Notenbuche von 17G2 eingetragen
behndet,''"") und die sich hieran knüpfende
Frage, ob man es in dem voi-hin besprochenen
Thema des Schülerheftes nicht mit einer be-
wußten oder unbewußten Reminiszenz Mozarts
an sein eigenes .1 ugendwerkchen zu tun habe,
sei hiei- nur im Vorübergehen hingewiesen.)
Was aber dieser Tatsache besonderes Interesse
verleiht, ist der Umstand, daß in allen diesen
Fällen — ebenso wie auch bei der Wiederauf-
nahme des Themas 111 (von fol. 3" und 3''j auf
fdl. il*' — diese Wiederaufnahme keine unver-
änderte ist, sondern eine Variation darstellt: .so
ist Thema IV, das auf fol. 3^ 4'^ und 9* im
Viervierteltakt notiert ist, 1)ei der Wiederauf-
nahme auf fol. 5-' in den Dreivierteltakt, zu
einem ,l\Icnuetto', umgearbeitet worden, und
ebenso erscheint auch Thema III. das auf
fol. 3* und 3'' im Viervierteltakt geschrieben
ist, auf fol. 9*^ als menuettartiges Stückchen im
1 )reivierteltakt. Es zeigt sich also, daß Mozart
in diesem Hefte sich genau derselben methodi-
schen Flilfsmittel bedient, deren ersprießliche
A\'irkung er schon sechs Jahre vorher, beim
rnterrichte der Herzogin de (uiines, eri)robt
hatte ^""1 und die ihm auch von seinem als
hehrer so erfahreiu'u und bewährten Vater aus-
di'ücklich emi)fohl(Mi wdi-den waren.''") Auch
sonst sehen wir in unsei'em Hefte dieselbe ]\Ie-
th<i(le angewendet, wie wir sie schon in Mozarts
1 riihei- zitierter Briefstelle bezüglich des Unter-
richtes der genannten Schülerin kennen lernten:
hii'r wie dort sehen wir ihn gleich in den ej'sten
Lekti(inen der Schülerin .Melodien zum Harmo-
nisieren überweisen, hiej' wie rloi-t hat sie be-
zifferte Bässe zu setzen, Mittelstimmen zu. finden
u. dgl. Haß Hand in Hand mit diesen rein
])raktischen t'bungen theoretische T'nterweisun-
gen gingen oder vielmehr mitten- unter erstere
gemischt waren, ersehen wir deutlich auch aus
dem vorliegenden Heftchen, wenn z. B. auf
F(il. !()'' (Zeile 2) die beiden Haujittypen von
Schlußkadenzen: authentisclier und plagaler
Schluß, notiert erscheinen (nler in der Zeile dar-
unter auf derselben Seite (bis Verbot nachschla-
gemlei- (^)uinten])arallcleu dui'ch das Beispiel:
^^1
'=[:--
illustriert wird. Zusammen mit den oben aus-
zugsweise wiedergegebenen Hauptpunkten und
lehrsätzen aus Mozai'ts handschriftlicher Gene-
ralbaßlehre dürften die hier eben angeführten
1 »etails genügen, ein Bild \iin dem technischen
Ajijiarate und dem methodischen \'erfahren. des-
sen Mozart sich liei P^rteilung musiktheorcli-
sehen ITnterrichtes zu bedienen pHegte, zu
geben.
Auf die zahlreichen Durchstreichungen und
Korrekttiren, die sich in dem Hefte timlen. hier
einzugehen, ist wohl nicht notwendig und auch
nicht die Aufgabe; der aufmerksame Leser fin-
det zui' diesbezüglichen Orientierung genügend
Alaterial im Bexisionsberichte am Schlüsse der
.Musikbeilagen. 1 'ie Vergleichung des daselbst
verzeichneten ursprünglichen Wortlautes .des
musikalischen Textes des Heftes mit den kor-
i-es])onflic-renden Stellen der in den Xotenbei-
lagen wiedergegebenen Fassung der endgültigen
Mozartschen Korrektur setzt den Leser instand,
die von der Schülerin liegangeneri Fehler und
"Mozarts Korrekturen sich deutlich zu vergegen-
wärtigen. Eine Ausnahme von dem bei der Re-
4*
28
I h;. RoüK.H'r Lach.
claklinn ilcr .M iisiklicilaufii liculiaclilcli'ii l'riii-
zij>. im iinisikalisclu'ii Text (Icrscllicii iiiii- die
ersiehtiic'liennaßcn letzte uiid en<liiiiitii;e Fas-
sung (also die von Mozarts l\oiTektureii) wieder-
zngel)en. machte icli nur liei jenen Stellen anf
fol. S-' und 1 r'. \\o Mozart eigenliändig die
feldei'lial'ten Stellen mit 1 Jm-listalien liezeiclmet
ntni sc-liril'tlicli mit Kandluiiiei'knngen Lemiin-
gelt hat. I >a diese dem Leser der voidicgenden
.\irs|'idu-nngen nnx'erstiindlieli liieilien miil.Uen,
wenn infolge der ^^'iedergalle lilol.'i des kond-
gierten mnsikalisclien Woi'llantes die Fehler
nielit ersichtlich wären, so hake ich an diescMi
Stellen die nrs]n-iinglicl)e, fehlerhafte Stimm-
fidiiinii; dei- Schiderin dni'idi kleine lieigefiigte
Noten ersichtlich gemacht, k'.iiii'r liesonderen
Erklärung liediirfen — kevor wir dieses Thema
verlassen — nur n(jcdi die anl' fiL 11* liegin-
nenden nnd Ins zum Schluß des ursprünglichen
LIeftes. d. i. alsr. liis fol. 18^ inklusive (mit
Ansschlul.l von fol. li''' nnd Zeile 1 von fol. 1.3%
die wieder Harnionieanfgaken. vierstimmige
Choralsätze. enthalten). sieh erstreckenden
Kontra])unktanfgaben, in denen Mozart die
Schülerin in die allerersten Anfänge des ein-
fachen Kontra]iurd<tes (Note gegen Xote hei
zwei Stimmen) einführt. 'rrotz<lem diese Auf
gaken in drei S.\stcmen mit drei verschiedenen
Scliliisseln (Sopran-, Alt- nnd Tenorscliliissel)
notiert sind, sind diese Sätze — wie sieh Lei
näherem Zusehen dem aufmerksamen Leser so-
fort als selbstverständlich ergilit — dennoch nur
als zweistimmige zu lesen und zu ^'erstellen, in-
soferne nehen dem als l\littelstimme, im Alt-
schliissel, notierten ('antus firmus immer nui' die
eine der lieiden anderen Stimmen, entweder nur
der Sopran odei- nur der Tenor, zu gelten hat,
wogegen diese keiden Stimmen, gleichzeitig mit-
einandei- und dem im Alte liegenden ("antus
firmus ket rächtet, wegen der sich dann ergelien-
den unmöglichen liitervaHe nnd l-"orts(direitun-
gen sich gegenseitig ausschließen. L]rsichtlicher-
maßen hat iMozart nur zum Zwecke der Zcit-
und Raumersparnis — um nicht immer den
Cantus firmus von neuem schreiben zu müssen
— zu diesem NotationsuKidus gegriffen.
Nachdem wir im Ndi'stehenden Einblick in
die Methode der T\Iozartschen Unterrichtsertei-
lung genommen haben, ist die iiäcliste Frage,
die sich uns' nniimehi' aiirdr;ingt, die: In wel-
(Lem \'erhältiiisse steht der l>elirgang, den Mo-
zart beim Lutei-idcht befolgte, zu di'iri liei seiner
eigenen teehuis(dien Iferaidii Idung seitens sein_es
X'att'rs befolgten? LLit ]\Lizai-t sii-li Ikmiu unter-
richte seiner Schüler ganz genau an die .Methode
seines Vaters gehalten, änderte er sie oder be-
diente er sich ülierhaupt einer gänzlich anderen ?
Die Beantwortung dieser Frage wird dadurch
erschwert, daß — soviel uns auch in Liriefen,
Äußerungen i\vv Zeitgenossen, Schilderungen
der Biograjiheu usw. an sclnvärmerischen, ver-
zückten nnd bewundernden Ergießungen über
die technischen Leistungen des jungen Mozart
erhalten ist — dennoch andererjieits ebensowenig
positives, für die kritische rntersuchung ver-
wertbares Material überkommen ist. Was z. B.
in den L>riefen des Vaters an die liefreundete
Familie LTagenauer (so an ]\radame Hagenariev
im Briefe vom 1. Februar 1764'") oder an
Leopold Llagenaiu;')- in den Briefen vom 28. ]\rai
1704, 30. Jänner 17(i.^ und 30. Juli 1768)"-)
diesbezüglich erwähnt wird, ist so allgemein,
daß sich daraus nichts Spezielles erkennen läßt*
daß er zu gegebenen IMelodien, ohne das Klavier
zu berühren, den Baß oder auch die MitteL
stimmen zu setzen, zu gegebenen Bä.ssen pas-
semle Melodien zu improvisieren wisse u. dgl.
Ahnlich die Äußerungen des Barons v. (irinim
aus der Zeit von ^fozarts erstem Pariser Aufent-
halt: ,Es ist ihm eine Kleinigkeit, alles, was
man ihm vorlegt, zu entziffern; er schreibt nnd
komi)oniert mit einer Lewundernngswürdigen
Leichtigkeit, ohne sich dem Klavier zu nähern
nnd seine Akkorde darauf zu suchen. Ich habe
ihm ein ]\renuett aufgesetzt und ihn ersucht,
den Baß darunter zu legen; das Kind hat die
I'eder ergriffen, und ohne sich dem Klavier zu
nahen, hat es der Menuett den Baß untergesetzt.
Sie können wohl denken, daß es ihm nicht die
geringste ^!iih(^ kostet, jede Arie, die man ihm
^■oidegt, zu trans])onieren und zu spielen, aus
weli-hem Tone man es verlangt' usw.-""') Fnd
ähidich die Schilderungen Daines Barringtons
(aus der Zeit des Londoner Anf':inthaltes
1764) "^) und dei- italienischen Berichterstatter
aus der Zeit um 1770."^^) Die älteren Biogra-
graphen l)egnügen sich damit, diese Stellen ge
treulich wiederzugeben und mit bewundernden
Beflexiouen und schwärmerischen Ausrufen zu
begleiten."'') Und nicht um ein Jota l)esser
steht es leider auch mit den Nachrichten über
die für die Beleuchtung von j\Lizarts techni-
schem Studiengang besonders wichtige Lehrzeit
bei V. ^lartini uml die bei ihm durcheemachto
W. A. M<izai;t als TirEOKicriKKi!.
29
strenge kontriiiiuiiktisclic Scliuluiiij,." ' i auf die
wir weiter unten ni)i-li eingehender zu sprechen
kcmimen werden. Weitaus das Wertvollste und
^\'i^•lltii;■ste, das für die Untersucduing von Mo-
zarts musiktheoretisrher Erziehung als Quellen-
niaterial in Betracht kommt, ist der Forschung
'dei- neueren nnd neuesten Zeit zn verdanken, so
^or allem die Anfdeekung der Noten- und
Skizzenbücher aus J\Lozarts ersten musikalischen
Anfängen. Bekanntlich sind uns vier derartige
Hefte überkommen: das erste, für die sieben-
jähi-ige Marie Anne oder Nannerl im Jahre 1 T'il)
\-(im Vater angelegte und von seiner Hand mit
dei- Anfscliiifl : .roui' ie claveciu. Ce livre appar-
tient a ^Mademoiselle Marie Anne ^[ozart, 1759'
\ersehene entliält nicht allein die Klavierstudien
für Nannerl, sondern auch — vmn .Tannai' l7(:)-2
ab — die ersten kleinen Klaviei-kumjiositioncn
des kleinen Wolfgang (zusammen mit und nnter
den anderen Klavierstückchen, bei denen Leo-
pold JMozart das T»atum vermerkt hat. wann sie
\(ini .Wolfgangerl" erlernt worden waren.' ^'j
1 'ie nachweislich erste Kom])osition ans Mozarts
Kindheit besitzt nach Köcheis Angabe das Mn-
seuni Carolino-Angusteum in Salzburg:.-^*,)
Das zweite Heft (mit der Aufschrift: ,Meinem
lieben Sohne Wolf gang Amadee zu seinem
sechsten Xamenstage von seinem VaJ;er Leopold
Afozart. Salzburg, .31. Oktober 762')'-") ent-
hält kleine j\[usikstücke verschiedener Kompo-
nisten, darunter auch eine ^fenuctt des kieiuen
Wolfgang.^-') In technisch-i)ä<lagogischer Hin-
sicht ist dieses Heft darum von besonderem
Interesse, da aus der Wahl der ^lusikstücke wie
auch aus ihrer Folge zn erkennen ist, daß sie
für das Kind sowohl zur systematischen Aus-
bildung im K]aviers])iel dienen sollten, wie auch
ziii- allmählichen Steigerung seiner Kenntnisse
in der KomiKisitionstechnik, LLirmoniebildung
usw. :'--) auch in sonstiger Hinsicht ist es inter-
essant, namentlich verdienen zwei ]\Iomente noch
besonders hervorgehoben zn werden. Erstens
nämlich ist bei sämtlichen Klavierstücken für
die rechte Hand nuch nicht der für uns seit so
hinge übliche Violinschliissel vorgezeiehnet, son-
dern der Diskant- oder Sopir;insc!düssel,^"^) ein
Moment, das deshalb für uns von Interesse ist,
weil — wie wir in den ^[usikbeilagen sehen
werden — auch in dem uns vorliegenden
Schülerheft der CVuisine des Abbe Stadler genau
derselbe Modus angewendet ist, Mozart hierin
also bewußt oder unbewußt der ihm aus seiner
eigenen I.elu-zeit lier ni«-li in i-"leiscli und l>lut
sitzenden l'ra.xis fulgte. und zweitens ist es auf-
fallend, daß nui- in einigen wenigen Stücken
— und auch bei diesen nur in wenigen Takten
— der bezifferte Baß vorgeschrieben ist. Welche
\\'ichtige Bolle die l'ezitferung später in Mo-
zai'ts l'utei'i'iclitsei-teilnng spielte, wird uns
dni-ch eim'ii lüirk in unsere .Musikbeilagen, in
das Stadlersche Heft, vor Augen gefiihrt; welch
ausgiebigen (lebi'auch abei' IMozai't in seinem
eigenen künstlerischen Schaffen von der Beziffe-
i-nng machte, zeigen die zahlreichen diesbezüg-
lichen Berichte seiner Biographen, wie z. B.
Nissen,!"-') Ulibischetf i25)\„^d anderer. i=^°)
Bndol])h Genee bemerkt zn der vorhin ange-
führten Tatsache (der nur selten in diesem Hefte
\iiii 17<i:^ \-oi'kommenden Bezifferung): ,Wenn
wir hiebei annehmen können, daß in den paar
ganz vereinzelten Fällen Leopold ^fozart solche
Bezifferung in den (originalen vcirfand, so ist es
mich auffallender, daß auch ilie ne/.eichnung des
l''ingersatzes nur in wenigen Takten liei zwei
oder drei einzelnen Stücken vorkommt, während
doch schon Leo])old ^fozart, mehr aliei- noch in
späterer Zeit Wolfgang, für rhilip]) Emannel
Bach, als den Lehi-nieister des Klavierspieles
und insbesondere dei' A])])likatnr. die grlißte
Verehrung hatten.' !-") Wenn derselbe Autor
auf (iiMind dieses Heftes glaubte, auss])rechen zu
dürfen, daß von theoretischen Studien aus Mo-
zarts Kindheit bisher nichts ln^kannt geworden
sei nnd man daher \-ermuteii dürfe, ,daß ein
liesonderes Stndienlnich mit t'lmngen in der
Harnioniclchre füi- ihn nicht existiert hat. son-
ilern daß der gescheite ^'ater das Notwendigste
ihm nur gelegentlich beilirachte, indem er in
den praktischen Klavierübungen beiläuhg auf
die Gesetze dei' Harmonie usw. hinwies',-'"*) so
wurde er allerdings hierin durch die Existenz
des vierten Noteid)uches (wahrsclieinlich ans
dem Jahre 17(16 oder 17()7) widerlegt, das nn-
gemein wertvolles und wichtiges Beweismaterial
nach dieser Hinsicht enthält; wir werden gleich
darauf eingehender zu s])rechen kon-imen. Das
dritte, allgemein als Londoner Skizzenbuch be-
kannte Notenbnch
it der Datierung: ,Di
Wolfgango Mozart. Lond<in 1704' — ein in Le-
der gebundenes Notenbnch von 86 beschriebenen
Seiten mit 37 kleinen Stücken, deren 25 erste
(auf 60 Seiten) mit Bleistift gesehrieben sind,
wogegen die letzten mit Tinte notiert eingeti'a-
gen sind — ist dadurch von bes(nidereni Intcr-
30
|)i;. RoiiEKT Lacu.
Pssc, ilal.i dir in ilini ein lialtcncii l\"iii|iiisil iniis-
\('i-suc1k' (los aclitjiiliiiucn W'olfii'aiig- liiiisiehtlieh
ihrer tet'liiiisclien Reite idder violiuehr, bef^ser ge-
saut, iKieli l'iireit'e) in iiierk\viir(li,aeiii (Tegensatz
y.u den uiehrei-e .lalire voi'her wälii-end siMnes
ersten Pariser Aiiientlialtcs gestoeiienen ersten
Sonaten stehen.''"') I'er Heransgeher dieses No-
tenhnches '•'') bemerkt hiezu : J)aß diese Sona-
ten nicht \-ol]stän(]i,e Wolfgang's Migentnni sein
1<önnen. zeigt das Notenbneh aus dem Jahre
17ti-l, znrzeit das einzige authentische Material
zur Beurteilung jener .Tugend werke, l^enn so
viele überraschende und pi-iichtige Stückchen im
Notenbuche stehen, so (hii-f man doch niclit die
tastenden A'ersuche und das Unreife in der
Akkordverbindung übersehen. Im ganzen sind
(bis Tvom])ositionsversuche eines genialen Kin-
des. Und ihK'h waren ein Jahr früher die glatten,
in sich geschhissenen Pariser Sonaten erschie-
nen !'''''^) Wenn also dieses Heft insoferne, als
es mit Bestimmtheit den Xaclnveis erbringt, daj3
die formell und technisch viel glätteren und
reiferen Pariser Sonaten hinsichtlich ihrer
P'orm nicht ausschließlich als selbständige Arbeit
des Knaben Wolfgang betrachtet werden können,
sondern ihre höhere technische Vollkommenheit
der Überarbeitung durch die erfahrenere Hand
des Vaters verdanken, ein nicht unwichtiges
Glied in der Beweiskette von Mozarts komposi-
tionstechnischem Werdegang darstellt, so ist in
dieser Hinsicht von ganz unverhältnismäßig
höherei' Wichtigkeit das letzte uns erhaltene
Studienheft aus Wolfgangs Knabenzeit, das be-
reits Vorhin erwähnte, gegenwärtig im Mozar-
teum l)etindliche Studien- imd Übungsheft von
zirka 17(iO oder iTlST (es ist undatiert, muß aber
nach allen äußeren und inneren Kriterien in die
eben angegebene Zeit fallen), '■*■') das nach dem
Tode des in Karlsbad 1844 vei'storbenen jiinge-
i-en Sohnes ]\Iozarts, W'olfgang, dem IMozarteum
zukam
und das eigentlich ans fünf, zi
Teil lückenhaften und andererseits wieder
manclunal dieselbe Materie zwei- oder dreimal
bringenden Heften von zusanunc^n 82 Seiten
besteht.
die durchwegs nur Übungen im
Generalbaß und Kontrapunkt enthalten.'-*") Auf
eine Krklärung der 1 Mir- und Mollskalen sowie
der Intervalle folgen einige Satzregeln und hier-
auf zwei-, drei- und vierstimmige Satzübungen
iibei- einem Cantus firmus, der in die verscliiede-
nen Stimmen versetzt wird,'^") wobei die ver-
.schieilenen (Jattungen des einfachen Kontra-
|iniiktcs liiota ciiiilra imtam, diiae, cpiatuor no-
tae contra notam. cum ligaturis, i-. Horidus) ein-
geübt wei-den.' '^) I >ie als Gantus tirmus ausge-
wählten < 'liora Imelodien sind Kux' Gradiis ad
Parnassiim entnommen, der ilem Unterricht
zweifellos zugrunde gi'legt wurde.'''"! (Daß Leo-
pold Mozart, der in der theoretischen Literatur
recht wolil bewandert war, die lateinische Ori-
ginalausgabe dieses berühmten Werkes — Wien
1725 — besaß, vd. Jahn I, p. ÜO.) Die Auf-
gaben, Korrekturen und kurzen Bemerkungen
sind meist von der Hand des Vaters, die Aus-
arbeitung oder auch die Reinschrift der korri-
gierten Aufgaben natürlich \'uii der Wolfgangs.
Einen Beitrag zu d(.'m ilurcli dieses Heft er-
brachten Beweismaterial für unser Thema bildet
ein im British Museum verwahrtes, von AFozarts
Witwe 1829 an \'inzenz Novello abgegebenes
Blatt, das auf vier Zeilen einen auf vier ver-
schiedene Arten gesetzten, bezitferten Baß zu
einer nicht mitgeteilten ]\Ielodie enthält.^''") So
geben diese Studien eine sehr wertvolle Ergän-
zung der auf uns überkommenen Nachrichten
von jenen glaubwürdig bezeugten, hervorragen-
den Leistungen des Knaben Mozart, deren die
LJerichte aus jener Zeit so viele aufzuzählen wis-
sen, als: Primavistas]iiel von Partituren mit ver-
schiedenen Schlüsseln, Transjionieren fremder
Stücke in jede beliebige Tonart, Satz des Basses
und der I\littelstimmen zu einer gegebenen Me-
lodie usw.'^') Sie bestätigen zugleich den Aus-
spruch des Vaters: ,r)as, was Wolfgang gewußt
hat, als wir Salzburg verließen, ist ein purer
Schatten gegen das, was er jetzt weiß' und l'e-
zeugen, wie fleißig IMozart die Zeit seiner Reisen
und der fast einjährigen Muße der Zeit seines
Aufentlialtes in Salzburg nach der Rückkehr
von den Reisen b^g zur nächsten Reise nach
Wien, das ist also v<mi November 1766 bis zum
Herlist 1767, auszunutzen gewußt hat. In der
Tat fallen denn auch in diese Zeit als die Resul-
tate seiner ersten Studien die frühesten größeren
und noch in Salzburg geschrielienen Komiiosi-
tionen: ,lHe Schuldigkeit des ersten Geliotes*,
die als .Grabmiisik" bezeichnete Passionskan-
tate usw.
IHe im Vorstehenden angeführten Tat-
sachen dürften für die Beantw(u-tiing der \'orhin
aufgeworfenen Frage bezüglich des \'erhält-
nisses der Unterrichtsmethode Mozarts zu der
seines \"aters genügen.'''-) Wir sehen nämlich,
dal.' Mozart sich bei der LTnterweisung seiner
W. A. Mt)ZAi;T ALS Theoketikici;.
31
Schüler x'ollständii; ;iut' ilcii Jiahnen dos von sei-
nem Vater befolgten Unterrichtsplanes bewegte,
ohne diesem irgendetwas Wesentliches hinzuzu-
fügen oder wegzulassen. Hier wie dort der
gleiche Lehrgang, die gleichen Aufgaben, der
gleiche Umfang der l"orderungen wie des als
zulässig Erklärten! Auch davon, daß ]\rozart
als Lehrei' und 'l'luMiretikei- irgenilweli-he Frei-
heiten der Stimmführung oder sonstweiche
Lockerung der technischen (lesetze zugelassen,
geschweige denn eingeführt hätte, welche ihm
gegenüber noch nicht gestattet worden waren,
ist nicht das Geringste zu bemerken. ÄFozart
stand eben — dies geht aus den von uns im Vor-
stehenden untersuchten Tatsachenmaterial deut-
lich hervor — als Lehrer auf dem Standpunkte,
dei' wohl auch- heute noch beim Unterivicht in
den technischen Fundamenti'U einer Kunst als
der allein bei'cchtigte und zulässige fortbesteht:
daß jene Freiheiten und Emanzipationen von
technischen (iesetzen. die bei dem schaffenden
Künstler etwas Selbstverständliches sind, durch-
aus nicht auch schon dem Anfänger und Schüler
zugute klimmen, scndei-n daß dieser vielmehr
erst durch den Nachweis der vollständigen mühe-
losen Beherrschung aller l'rinzii)ien der Technik
seiner Kunst sich den Freibrief erwerben muß,
sich von dieser Basis der gi-annnatischen Funda-
mente aus zu einer eigenen, seiner Subjektivität
angepaßten und ihr Ausdruck verleihenden
Sprache zu erheben, ähnlich, wie man zuerst im-
stande sein muß, gi-ammatisch und syntaktisch
vollkommen tadellose Satzgebiide zu formen, be-
vor man sich zu der Freiheit jioetischer In-
versionen und Ellipsen versteigen darf.
Wir haben hiemit wenigstens in den gröb-
sten Umrissen den ersten Teil unserer Unter-
suchung, der das ehemals Stadlersche Aufgaben-
heft und die sich daran knüi>fenden Fragen be-
tritft, erledigt und gelangen nun zum zweiten
Teil, zur Bt'trachtung der im gegenwärtigen Zu-
stande dem Schülerheft beigebundenen, ur-
sprünglich aber \iillkommen selbständigen und
losen Blätter mit Studien und Skizzen. Von
den auf fol. 1-4'' sowie Zeile 1 — 3 von fol. 15*,
auf fol. 16'' und Zeile 1 von fol. IS'* notierten
flüchtigen Skizzen und Notizen momentaner
musikalischer Einfälle, wie auch der auf fol. 18*
zu oberst verzeichneten Klavierfingersatztabelle
abgesehen, enthalten diese sämtlichen Blätter
durchwegs kontrapunktische Studien und Übun-
gen, vor allem (von fol. 15''' angefangen) haupt-
sächlich I'"ugentlienien und -entwüi-fe. Und oben
hiedurch bilden diese Studien — wie schon rein
äußerlieh, insoferne sie dem bisher besprochenen
Schülerheft beigebunden sind — auch innerlich
eine Ergänzung zu demselben: hatten wir in die-
sem Gelegenheit, Mozart als L(>hrer zu beob-
achten, so sehen wir ihn hier nunmehr als Ler-
nenden, als gewissenhaften, ileißigen Schiller,
der bestreikt ist, von den großen Meistern vor ihm
zu lernen, was immer und wo immer er zu ler-
nen tindet. GewiUii-en diese Blätter also einer-
seits einen interessanten Einblick in Mozarts
geistige Werkstätte, in die Rüstkammer, ans der
er sich dieWaiTen für seine künstlerischen Taten
holte, so liefern sie andererseits auch einen Bei-
ti-ag zur (ieschichte seiner technischen Entwick-
lung und sind somit — - in Anbetracht des ver-
schwindend geringen (^uellenmaterials, das wir
für das Studium dersel!>en besitzen — schon in
dieser ITinsicht nicht ohne Belang.
Wenngleich Mozart liekanni li<-]i \'on ver-
schiedenen Seiten und zu verschiedenen ]\Lden
der Voi'wurf gemacht worden ist, daß er sich
nicht um das, was andere Kleister auf dem Ge-
biete seiner Kunst geleistet hätten, bekünnnert
und es gekannt habe,^'*^) hat er selbst doch zu
ki'iner Zeit unterlassen, dai-auf hinzuweisen, wie
eifrig und angestrengt er sich in dieser Hin-
sicht bemüht habe. Am bekanntesten und häu-
figsten zitiert ist von derartigen Äußerungen die
wälnend seines letzten l'rager Aufenthaltes zu
Kucharz. '■'"') Wenn dennoch trotz dieser Er-
klärungen Mozarts die musikwissenschaftliche
l'^orschung der Gegenwart auf dem Standpunkt
steht, daß in der Tat ein tiefergehendes, viel-
seitigeres Studium älterer Meister für Mozart
nicht als wahrscheinlich anzunehmen sei,^'*^) so
ist dies ausschließlich den Forschungen neuerer
und neuester Zeit zu verdanken, die in diese
Frage ein gänzlich neues Licht hineinbrach-
ten,^'"^) — in sehr großem und wohltätigem
Gegensatze zu den älteren Mozart-Biographien,
die über vage Versicherungen, allgemeine Re-
densarten und gelegentliche Zitate von Brief-
stellen u. dgl. nach dieser Seite niciit hinaus-
kamen. So berichtet Nissen: ,ln Salzburg lilieb
nun (s<-. nach dem November 17()ü) die Mozart-
sciie l'^amilie mehr als ein Jahr in Ruhe. Die-
sen Zeitraum verwendete der junge Künstler
auf das höhere Studium der Composition, dessen
größte Tiefe er nun bald ergründet hatte. Ema-
nuel Bach. Hasse, Haendel unrl Eberlin waren
32
)i;. KouKU'i' Lach.
^:eillo Männer, ilirr WiM-kc sein nniililässige«
Srniliuni. l);ulnn-li crwarl* er sich eine außer-
(n-dcntliclic Fertii;keit nnd (Icscliwindigkeit der
liida'n Tland. Er studierte llcißi.U' die Werke
dei- streiiiii'n. alten Ccmiicn isten und liei-eitete
sicli dadurcli zu den cdliissalen Arlieitcn vor''
uj;\v.."' lind ^'eumann sclireil)t iiuii dies ge-
treulich nach.i*"^) Ulibiseheff fügt den schon
\(.n Nissen erwähnten ^[eistern — unter denen
er auch den schon 1763 verstorbenen Eberlin
als angeblich persönlichen Lehrer Mozarts im
Knnti'a|Hinktunten-icht anfiihrt ^^") — auch
nocii Stradelhi, Carissinii, Alessandi'o Scarlatti.
l.eo und Dnrante hinzu.''"') Schon Jahn hat
mit ui'wohnter ( ; i-iindliclikcit und Oewisaen-
haftigkeit diese Angaben auf das richtige Maß
zurückgedrängt und nachgewiesen, daß Mozart
bei seinen Lebensumständen nnd seinem Aiif-
enthaitsorte — Salzburg — wohl schwerlich Ue-
legenheit und Muße zum gründlichen Studium
anderer als der in Salzburg nnd in Süddeutsch-
land damals bekannten KonqHinisten. also etwa
Eberlin. Michael Ilaydn, Adlgasser und ande-
rer,"'M auf dem (lebiete der Klavierkomposition
Wa.uenseil, Paradies, i'hili|ip Mnianuel Haeh,
Luchesi u. dgl.^'^'-') finden mochte, und Wyzewa
hat die erwähnte Stelle bei Nissen dahin richtig-
gestellt, daß l'hilipp Lmanuel Bachs Einwir-
kung auf den kleinen Vv^olfgang wohl in eine
etwas frühere Zeit, vor die große Reise, ge-
rückt werden müsse — in jene Zeit, da Mo-
zart noch die ersten Scmatensamndnngen von
Lmannel Bach spielte und insbesondere dessen
.Versuch über die wahre Art, das Klavier zu
spielen", studierte — .damals aber (1767) schon
vorüber war nnd an seine Stelle Klaviermeister
getreten waren, die Wolfgang erst neuerdings
kennen gelernt hatte nnd nun studierte: Chri-
stian Bach (den Nissen wohl mit Eman\iel ver-
^yechselt hat), Honnauer, Kanpach, Eckard und
Legrand.' '^^) Auch was über die Studien der
folgenden Jahre bis zur vollsten Künstlerreife
Mozarts sowie über seine innere künstlerische
Entwicklung während dieser Epoche von den
älteren Biographen bemerkt worden ist,^'^'')
mußte erst durch Jahns und der Neueren, vov
allem Wvi'.ewas und Saint Foix' Forschungen
die notwendige Korrektur, Ergimzung nnd Ver-
tiefung erfahren: so ist die schon von Nissen '^''')
und (gestützt auf ihn) Elibischeff ^^'') vermerkte
Steifheit der ^Mozai'tschen Jugendopern ,'Mitri-
date' nnd , Lucio Silla' erst dui-eli Wyzewas glän-
zende Analysen der Werke und der Kntwick-
Inng Mozarts ins richtige Licht gerückt worden,
wie nicht Illinder auch die schon von den älteren
Antoi'en \crnierkte Aufnahme nnd Verarbeitung
gewisse)- chai-aktei'istiscdier und wesentliidier
.Momente der Musik Italiens, Frankreichs nnd
Llentsclilauds in Mozarts Stil.^"') So ist ferner
uauienilich Wyzewas eingehenden Untersuchun-
gen unter anderem die detaillierte Feststellung
der Besnitate der italienischen und französischen
Beise nnd ihrer Nachwirkung im Schaffen Mo-
zarts (Fi'üchte des Studiums liei \\ Martini, i^'^)
Aneignung der dem Knaben Wolfgang, der von
der italienischen Beise nur den Instrnmentalstil
kennen gelernt hatte, bisher fremden Vokal-
technik,'°*) Einflüsse der Mannheimer"'") und
der französischen Musik "M auf seinen Stil,
Übergang in ]\lozarts künstlerischer Entwick-
lung vom strengen zum .galanten' StiP"^) usw.)
zu verdanken. Wie dem immer nun sei: wann
nnd wo immer man in Mozarts Biographie von
musikalischen Studien'"*) nnd der Beschäfti-
gung mit Werken anderer Meister hört — für
die letzten zehn Jahre seines Lebens, für die Zeit
von 17S1 ab, kommen hiezn auch noch die bei-
den groben, damals in Wien lebenden und mit
ihm in \'erkehr tretenden ]Meister Gluck ^'^*)
nnd Ilaydn'"'^) — , so kann uutn doch stets
versichei't sein, .daß dieses Studium kein theo-
retisches, sondern durchwegs nur ein auf rein
praktisi-h-empirische Gesichtspunkte, um im
Technischen eine sichere Praxis zu gewinnen,
gerichtetes war.'*^*) Bein musiktheoretische oder
gar musikgeschichtliche Studien um ihrer selbst
willen lagen ihm gänzlich ferne nnd er hat sich
ihnen zu keiner Zeit seines Lebens systematisch
hingegeben. Ob er Schriften von Theoretikern,
etwa die von Banieau, 'i'artini, Mai-pnrg, Spieß,
Fnx je gelesen hat, ist unbestimmt; nur von
P. Alartinis Schriften erfahren wir, daß er sie
1770 in Händen gehabt hat.'"') Daß Fuxeus
,Gradus ad Barnassum', nnd zwar die lateinische
Originalausgabe, Wien 1725. sich in Leopold
Mozarts Besitz befand — wie es ja auch das Vov-
bild für seine ,Vi(dinschule' war '"*) — , nnd daß
dieser das alte, berühmte Schnlwerk seinem
Untei'richt des kleinen Wolfgang zugrunde
legte,"'^) haben wir schon oben gehört; schon
insoferne also ist Fnx in der Beihe der Lehrer
des kleinen Mozart anzuführen, wie dies Wy-
zewa nnd Saint Foix nachgewiesen haben."")
Wie ferne ihm Theori(> und theoretische Hücher
^^'. A. MozAüT ALS Theobictikkr.
33
siet.s geblieben simb liezeii,i;t — uliij'eselien von
seiner schon eingangs dieser Studie erwähnten
Antipathie gegen alle Theorie — schon die Tat-
saehe, daß in seinen Briefen ;di 1777 theoretische
Bücher nie erwähnt werden und daß in seinem
Nachlaß sich ein einziges fand: Aniadens Wil-
helm Smiths .Philosophische b'ragmente über die
praktische Musik' (Wien 17s7).''M
Wie ganz und gar ^[ozart gewohnt war,
Theorie und theoretisches Wissen immer gleich
in Praxis umzusetzen, winl durch die Studien
und Skizzen, deren eingehenderer Betrachtung
wir uns nun im Folgenden zuwenden, lebendig
illustriert. Betrachten wir diese Blätter, die
mit fol. 14* beginnen, im einzelnen! Nachdem
die erste Seite in jeder ihrer drei Zeilen je ein
Beispiel einfachen Kontrapunktes mit imitieren-
dem Einsatz der Stimmen gcliraclit hat. tidtt
uns auf fol. 14'' gleich in der ersten Zeile, im
So]iranschlüssel über drei anderen partiturm;il.iig
durch Akkoladc miteinander verbundenen leeren
Systemen (mit Sopran-, bcziehujigsweise Tenor-
nnd l^aßschlüsselvorzeichnung) notiert, das
'J'henia des Chores: .Seht, er kommt mit Preis
gekrönt', aus .Judas JMaccal.iaeu^' von Händel
entgegen. Wir erhalten hiemit eine sehr lehr-
reiche und für den Nachweis der Zuverlässigkeit
sowie Glaubwürdigkeit von Abbi^' Stadlers Be
richten ungemein wertvolle Bestätigung der von
diesem ausgesprochenen Bemerkung, daß ^lo-
zart .nicht nur seine eigenen Driginaleu Ideen,
sondern auch von anderen Meistern, die ihn .ni-
reizten, zu Pajjier brachte, um späterhin sie aul'
seine eigene Art auszuführen und. wie man sagt.
in succnm et sanguinem zu verwandein. Ich
fand, wie er unausgesetzt den großen Händel
studierte und ihn zu seinem Cluster in ■■rnst-
haften Singsachen wählte' usw."-) Das glei.'lie
Verfahren Mozarts hat Stadler bekanntlich auch
hinsichtlich eines anderen Iländelschen Themas,
aus dem ,Anthem for the funeral of queen Caro-
lina, composed in the year 1737', nachgewiesen,
das Mozart für das Kyrie des ,Eequiem' ver-
wendete."-') (Bezüglich dieser Verwendung
Händelscher Themen durch ^'fozart vgl. ,Tahn II,
]). 080 ft'.. (k'r auch an Stadlers an sich ganz
richtiger P)emerkung den einzigen der Kor-
rektur bedürftigen Punkt: die Annahme, daß
es sich hier um Notizen aus der Jugendzeit
handle, dahin richtigstellt, dal.l dies schon aus
dem Grunde unmöglich sei, da Mozart Händel
erst durch van Svvieten kennen und verstehen
Denkschriften der pliil -bist. Kl Gl BJ., 1. Alili-
gelernt hatte, dw diese Studien dureh den Auf-
trag, Händeische Oratorii-n zu bearbeiten, in
den Jahren 178S bis 1700 neu an regte. ^'^■') Auf
dieses Moment, das aueli fiii- uns von Wich-
tigkeit ist. weil es uns für die Bestimmung
des Zeitpunktes der Pntstehung der vorliegen-
den Skizzenblätter Anhaltspunkte liefert, wer-
den «ir iieeh s]iäter näher zuriickkummeii. ) .\n
dem in Pede stehenden Skizzenblatt nun läßt
sich deutlich beoljachten, daß irgemletwas an
dem Händelschen Motiv — t>twa die Punktie-
i'ung des dritten Viertels oder der marschartige
C'harakter oiler die zur imitativen Verarbeitung
lockenile melodische Linie des Motivs im allge-
meinen — ^lozai't zu dessen Hearbeitung ge-
leizt hat: wenigstens finden sich für jede dieser
drei hier aufgeworfenen \'ei-mutungen An-
kniipfungs[inid<te in (\vn \un .Mozart im An-
schluß an dieses Händeische Motiv skizzierten
Takten: für die erste in dem (im 3. System der
•:!. Zeile iinfiei'ten) Gange ,
z^ziiz::-J^L=
für die zweite in dem in Zeile 1 (System 1 und 4)
sowie Zeile "2 (System 1) skizzierten fanfaren-
artigen ^larschthema :
=P=P=
1i«P=t=:t:
f—m-
=^
beziehungsweise:
t=-t=t
i— -^
für die di-itte endlich in der imitativen ^\>r•
wemlung. beziehungsweise Beantwortung dieses
Mdtivs ini i!. und 4. Svstem von Zeile '2:
ß-»
•=fsi
«
■ß- .-ß-^.
^Ü^lüi
Zß=il
*'-*l-
=fE.
Alozart scheint — entsprechend der durch die
Händeische Vorlage ihm überlieferten szenischen
Situation — bei der Niederschrift dieser Skizze_
an einen Mädchen- oder Knabenehor (in vier
Sopransystemen) gedacht zu haben, denn ent-
aeaeu der von ihm selbst in der ersten Zeile
;i4
Dk. Eobekt Lach-.
iKitioi-ti'ii \'(irz(_'ic-liiniiii;' zwcici' Sci[iran-, eines
'['('iViii'^ 1111(1 eines Baßsehlüssels i>'elien ilodi
siiintliclie auf dieser 8eite notierten Skizzen nnr
(laiiii Sinn, wenn die vier Systeme Je cMiier /eile
in deinseilieii Schlüssel üelesen wei'den, und zwar
ist dieser Seiiliissei — wie sich ans dem Jt in
Zeile I. System ;5, Takt 2 und Zeile :i. System 3,
Takt 1 ergibt — der Sdpranschliissel. Vim
Zeile 2. Takt ö auaefangen scheint dann — in
<ler h'ile des TCiederselireibens vcm ihm nicht
mehr an,i;edeiitet — eine ^Iodnlati(pn nach IM »in-
beabsichtigt gewesen zw sein: wenigstens wüßte
ich mir sonst die in Zeile 2, System 3, Takt S
nnd ibid. System 4, Takt It) auftretenden Auf-
l('isniigszeichen niclit zu erklären, ebenso wie
auch die sonst ganz unmögliche Harmonie von
Takt 5 (Dreiklang über h : h d f ) unter dieser
Annahme allein Sinn bekommt. Auf fol. 15"
taucht die Skizze eines Basses von echt Mozart-
scher Linienführung auf: nach dem Umstand,
ilal.i die Achteln alle einzeln, mit sejiaraten Fall--
neu, und nicht mit gemeinsamem Bindebalkeu
notiert sind, zu schließen, dürfte die Stelle vokal
gedacht gewesen sein, etwa als Haß eines Finales
oder dergleichen. Damit im Einklang steht, da 1.1
Mozart sich als Stütze für das Credächtnis beim
Wiederleseii nnd bei der späteren Verwertung
dieser Skizze den iMutritt der übrigen Stimmen
oder die Stellen wichtigerer Orchestereinsätze
durch Merkzeichen fixiert hat; denn anders als
in diesem Sinne dürfte das regelmäßige Auf-
treten eines schräg nach aufwärts gerichteten,
haarfeinen Striches /' unter, über oder zwischen
den Xoten an allen Stellen, die icli auf fol. ITi*
der ^lusikbeilagen durch ein f ersichtlich ge-
macht habe, wohl nicht zu deuten sein. Jn Zeile 3
schließt sich dann an die hier abbrechende Haß-
skizze eine echt Älozartsche Cantilene im Violin-
schlüssel ; ob selbe etwa für irgendein Violin-
konzert — das Auftreten des / im 5. Takte
seheint auf den Junsatz des Orchesters hinzu-
deuten — oder für Klavier gedacht war, ist aus
den wenigen hier skizzierten Takten nicht zu er-
sehen. Um — bevor wir auf das Wesentlichste
nnd Interessanteste der v(u'liegenden Blätter, auf
die kontra]>unktischen Studien, eingehen — voi--
her noch die Besprechung der tlüclitig skizzier-
ten Notizen dieser JJIätter abzuschließen, seien
noch erwähnt: die auf fol. Ki'', Zeile 2 auf zwei
Systemen (die oifenknndig zusammengehören
und jieide im Baßschlüssel zu lesen sind) notier-
ten fünf Takte und das unmittelbar sich an-
sclilicl.'u'ude, ersichtlichei-inal.ieu ebenfalls im
B)aßschlüssel zu lesende Moli\-, das für die Be-
nützung als Uugenthema l)estinimt gewesen zu
sein scheint (wenigstens deutet die in den beiden
letzten Takten von Zeile 2 eintretende streng
fugenmäßige Beantwortung des Themas darauf
hin), ferner das in Zeile 1 derselben Seite no-
tierte riiema von acht Takten, das — für
Imitation allenlings wie geschaffen — Alozart
lebhaft zur iiearbeitung gereizt zu haben
scheint: nachdem er ihm in einem gleich dar-
unter gesetzten System eine kontrapunkti.sche,
die obere Stimme (und namentlich deren letzte
Takte) imitierende Gegenstimme beigegeben hat.
m)tiert er in Zeile 3 die Melodie von Zeile 1
ganz unverändert nochmals wieder — offenbar
war ihm derselbe musikalische Einfall ein
zweitesmal, einige Tage später, gekommen und
er hatte inzwischen vergessen, daß er ihn einige
Zeilen oberhalb liereits notiert hatte — und
endlich ein auf fol. 18^, Zeile 1, unter einer
Klavierfingersat^ztabelle notiertes Thema in
l'-Dur, das — seiner in zwei Systemen angeleg-
ten, also für zwei Hände berechneten Notierungs-
art sowie aiK'h seinem Charakter nach zu schlie-
ßen — für eine Klaviersonate bestimmt gewesen
zu sein scheint. Von bedeutend höherem Interesse
und Wert aber als alle bisher besi^rochenen
Skizzen sind die kontrapunktischen Studien, die
auf den übrigen Partien der in Bede stehenden
Fdätter eingetragen sind. Von den auf fol. l-t"
notierten Kontrapunktübungen war liereits vor-
hin die Rede; eine ähnliche, jedoch bedeutend
interessantere und höher stehende — von der-
selben Hand (Stadlers!*), (lie auch auf den
übrigen Blättern über den einzelnen Nieder-
schriften Mozarts die in unseren ^tusikbeilagen
wiedergegebenen Vermerke beigesetzt hatte, mit
,Uebung im Contrajmnct' überschriebene — •
Arbeit ist die auf fol. !()■' verzeichnete, leider
in der 3. Zeile abbrechende Studie, in der drei
sich in den beiden ersten Takten gegenseitig
ganz genau imitierende Stimmen eine im Tenor
als Caiitus Hrnius liegende (von Mozarts Hand
ausdrücklich mit ,cantus firmus' überschriebene)
Ch()ralinelo(li<' umranken. Buft schon die Be-
trachlnng dieser Studie iinwillkiirlich die Er-
innerung an den großen, unübertroffenen
Meister gerade auf diesem Clenre der Musik,
an Sebastian Bach, und damit auch den Ge-
danken wach, ob die vorliegende Studie Älozarts
ihre Entstehung nicht vielleicht der Nach wir-
\V. A. Mozakt als Tiieoretikek.
35
kiiiii;- ik's Bekanntwerden^ mit ilcn überwälti-
genden Sc'höpfnniien des ,i;i-iil.ien 'r!iiirini;er
]\[eisters auf diesem (iebiete — also etwa der
, Kunst der Fuf^e' und dem .Musikaliselien
Opfer' sowie den ( 'linralfn,<;en u. dyl. — zu ver-
danken haben möchte, so wird man in dieser
Vermutung sofort lebhaft bestärkt, wenn man
UHU die übrigen auf diesen 151ätlei-n verzeich-
neten Entwürfe, beziehungsweise Studien be-
trachtet. Sämtliche diese Stücke sind nämlich
l'"ugenentwürfe, die einen mehr, dii' anderen
weniger weit gefühi-t und dann abbrechend,
und — was noch von höherem Interesse ist : —
in einigen derselben sind nicht bloß in der allge-
meinen Struktur, Anlage und Verarbeitungs-
technik, sondern schon in der rein thenuitischen
Erfindung derartige Ähnlichkeiten, ja gele-
gentlich sogar fast wörtliche, d. h. Xote für
Note sich erstreckende. Anklänge an Baehscbe
Fugen vorhanden, daß die Beziehung auf letz-
tere, ja sogar auf ganz bestimmte einzelne ganz
genau zu bezeichnende als Vorbilder unverkenn-
bar ist. In dieser Hinsicht vor allein interessant
ist die Fuge in E-Moll auf fol. 19*, deren Thema :
fe
f-=r=«r=Ö
;e^^
X:
^^■-
seine \'^crwandtschaft mit dem Thema der (lis-
Moll-Fuge (Nr. IS) im ,\VohlteitiY)erierten
Ciavier', T. Teil:
m^^^^^^^^^
ß 0-
r^pirti=tpif=f
st=^
r^t
.t=r2;
el)ensowenig verleugnen kann wie das Thenui
des auf fol. 19*^, Zeile i notierten Fugenanfangs:
i^^i-
w
=t
-r-
seine Herkunft von Fuge Nr. 17 des 2. Teiles
des Bachschen klassischen Werkes:
p^pppi^f^iäH
oder das des auf derselben Seite, Zeile 5, notier-
ten Fugenanfanges (bei dem wohl offenkundig
die Vorzeichnung für E-.Moll zu ei-gänzen ist):
EfeE^^^^JE^^ ,n
it dem der
Ciigue in Suite Nr. 1 der .tVanzösischen Suiten'
etc.
Die ersterwähnte Fuge von fid. 19 ■' darf
wohl ein besenderes Interesse beanspruchen,
nicht bloß, weil sie unter allen auf den in Kode
stehenden Blättern verzeichneten Fugenentwür-
fen Mozarts der am weitesten ausgeführte ist,
sondern auch, weil Mozart das Thema ncu-li ein
zweitesmal lauf fol. 19*', Zeile 1) wieder auf-
nimmt und abernuils ausführt, diesesnial so-
gar noch etwas weitei- ausführt als das erste
Mal (auf fol. 19-'), wo ei' bluß liis zum ersten
größeren Zwischenspiel (nach dem Einsatz der
;]. Stimme) gelangte und dann abbi'ach, inn
aber sofert wieder das Thema aufzunehmen, und
den weiteren Verlauf der Verarbeitung Üiichtig
zu skizzieren, auch einzelne Details aus der
lüigführung u. dgl. in einzelnen Zeilen stq)arat
aufzuzeichnen. Weniger Interesse bean^]iruchen
die Fugenentwiirfe auf fol. 15", Zeile 4 (der
erste Fugenentwurf in diesem Hefte) :
±z»:»zfz
T^T"
'';iß^-
m
T-TT '_'_
in der man, wenn man
^■t-^
durchaus will, eine blasse Vorahnung und Vor-
studie zur I'^ige in iler ,ZaiilierÜ(";ten"-( )uver-
ture erblicken mag. und der mit dem ^ er-
luerk (von fremder Hand): ,Nr. 9:". vom Fro-
berger ci.m|)(iniert' versehene über das Thema:
-6>~-[ 175")
't re Uli fa sul la :
m-.
^m^
sowie der auf fol. 18=\ Zeile 2 idier das Thema:
m^-
_|C<_.
=«'=ai=^?=i!
r
^=^^r=
-<9
in welcii letzterem übrigens vielleicht ebenfalls
eine leichte Reminiszenz an ein Bachsches
Fugenthema, nämlich das von Nr. 22 im 1 1. Teil
des ,AYohltemperiertjen Claviers':
^£silü^iSü^?-fi ,
unverkennljar sein dürfte. Wenn also auch der
künstlerische Wert aller dieser Entwürfe wohl
86
i)i;. KunKRT Lac 11.
lUL-ht HC'hr lun'li riiizuschäl/cn ist. ila si(> \\"-/.:\ri
zu einer Zeit, wn er auf den iiliriiieii (leiteten
seiner Ktin.-^t Iiereits mit iliii-rlians ^eibf^tiinciigen.
8eh«m ii-anz den Steni]H-l nui- seiner Künstler-
individualität traiiendeii WiM-ken in die- ladlie
der übrigen iTdii'endeii Meister seiner Zeil ,iie-
treten war. liiei airl' dem Gebiete des streni;en
Kontrapunktes, der Fn.uenkmniiesition — imeli
ganz unter dem Rinthisse Baehs. alsci unselb-
ständig und als Schüler, zeigen, so kommt ilmcii
ein lim so liiiiierer Wort in biographischer und
entwicklnngsgeschicbtliclier lliusieht zu, da sie
dazu beitragen, uns gerade idier eines der \vi<di-
tio-sten Kapitel in ^lozarts tecbnisch-künstb'ri-
scher Kntwicklnng. über sein Yerhiiltnis .Mini
KontruiHinkt und dessen Meistern, Aufschlnl.;
zu gewähreu.
.Mozarts koutrapunktische Studien begin-
nen bekanntlich sehr früh: schon in dem Lon-
doner Xotenbnch von 17(i4 tindet sich eine nocli
unvollendet geldiebene vierstimmige Fuge:
Lii) - |j f • I \J
-4 y-
I U
isisE^^^g^
=i«=i=
JlTl-zpCiL
:.^.t^
usw..^'°) die aUerdings noch recht kindlich un-
beholfen und nidiektimmert um die allenthallien
beim Foi'tscln-eiteu entstehenden Oktaven-
parallelen — so in Takt ."^ — 4, 5 — ü und 6 — 7
zwischen Sojjran und Alt, 5 und (i (je die 1. Takt-
hälfte) zwischen Sopran uml Lal.i, 5— G zwischen
Alt und ILiß — einherschreitet. Sechs Jahre spä-
ter tinden wir Mozart bereits so weit vorgeschrit-
ten, daß er an der damaligen hohen Schule des
Kontrapunktes, bei V. ^Lirtini in l^oloena iMid
der Accademia Pbilharmonica in Mailand, sjü.e-
lend alle ihm vorgelegten Aufgaben i:ie\vältigt
und alle Prüfungen glänzend besteht, v-oranf
ihm die höchste Auszeichnung für einen dama-
ligen ^fusiker, die Aufnahme in die Akademie,
zuteil wird.i"') Die Aufgabe, die Mozart bei
dieser Gelegenheit zu lüsen hatte — es war dies
bekanntlich der Satz einer Antiphone aus dem
.\nli|ilionarinm ^'*) — sowie die ihm von
V. Martini und dem Mai'cliese LigncxiUc l'uca
di Conca (rinem der lierühmtesten damaligen
Kontrapnnktisten, dessen Werke Mozart bei
seim'ni kMoi'cntiner Aufenthalte 1770 kennen
lernte, eifrig studierte uiul sich teilweise auch
abschrieb) i") gestellten Aufgaben i*") zeigen
denn auch in der Tat, welch gewaltige Fort-
schritte Mozart im rein Technischen dieses
Zweiges seiner Kunst bereits gemacht hatte.
Auf die detaillierte Sclijblernng des damaligen
Standes \'on Mozarts künstlerischer Entwicklung
und seines technisclien Könnens hier genauer
einzugehen, ist um so weniger unsere Aufgabe,
als uns W'vzewa in seinen ausgezeichneten Stu-
dien und Analy.sen eine ungemein sorgfältig
und liebevoll ausgearbeitete Charakteristik die-
ser Entwicklungsphase Mozarts, des Studiums
bei r. .Martini, geschenkt hat."^) Wenn ülibi-
scheff als für Mozart charakteristisch liervor-
liebt. daß sich in seinen irau])twerken nicht
allein die kanonische Form wiederfinde und
darin mehr oder minder vorherrsche, sondern
(laß Mozart sich darin gefalle, ,die schwierigsten
Spitzfindigkeiten der Gattung zu reproduzieren,
welche die Komponisten seit Bach den Theore-
tikern überlassen hatten und welche man allge-
mein für absl^rde Schwierigkeiten hieltV®^) so
ist dies nichts anderes, als was Wyzewa mit den
Worten ausspricht: ,Qnaut ä la forme, le contre-
point tend de plus en plus a reparaitre, niais un
contrepoint libre et facile, dans le goüt Italien,
et imis n'intervenant ^ilus en episodes passagers.
mais se fondant parmi rensemble du tissu musi-
cal",^*") oder wenn er Mozarts Übergang Aom
strengen Kontrapunkt des P. jMartini zur flüch-
tigeren ]\[odekunst. zum ,galanten" Stil, charak-
terisiert.'*'^) Der weitere technische Entwick-
lungsgang ]\Iozarts von 177U bis zur ersten Zeit
seines ständigen Wiener Aufenthaltes ist l)ereits
oben flüchtig skizziert worden, so daß wir den
Faden gleich dort wieder aufnehmen können,
wo wir ihn vorhin fahren ließen, nämlich an
der Wende von 1781 auf 1782, — einem um so
wichtigeren ZeitiJunkt in l\Lizyrt< ]*Jnl\\ ickUing,
als in ihn eines der mächtigsten künstlerischen
L^i-Jebnisse lallt, wie es nur je einem ^Musiker —
und dazu von ^Mozarts Temperament und An-
lagen lichtungl — bescliieden sein kann: das
intime Bekanntwerden mit Bachs und J Uindels
Wei'ken. Zwar hatte Mozart scliou in seiner
Jugendzeit, als Knabe in London, UändelscJie
W. A. Mozakt als TiiEOKE'riKF.it.
37
Oratorien ^eliiirt und :iiicli K! Jaliie t^piitei-, in
Mannheim, einer AnftViln-ung des .M.essi:is- lici-
gewohnt; ^^^) aber damals war dies alles olme
jegliches tiefere Interesse oder irgendwt^'lche
Spuren von Nachwirkung vorübergegangen und
vermochte kein innerliches Verhältnis zu dem
norddeutschen Meister herheiznfiihrcu. bezüg-
lich Sebastian Bachs ist es zwar nicht aus-
geschlossen, daß etwa die eine oder andere
Klavier- odei' Orgelkomposition dieses Meisters
^.lozart schon in Salzburg vorgekommen sein
könnte, dnch ist immerhin alles, was von einem
fleißigen Studium liachs und Iltindels durch
Mozart in dieser frühen Zeit behauptet wird,
weder nachweisbar n<ich wahrscheinlich. Ein
wirkliches, innerliches Verhältnis zu beiden
Meistern wurde, wie gesagt, erst lTHl/83 durch
Gottfried van Swieten, den Sohn des bei-iilimten
Arztes und Leibarztes der Kaiserin ^laria The-
resia, Gerhard van Swieten, herbeigeführt, mit
dem ]\[ozart zu Anfang des Jahres 1783 liereits
in lebhaftem Verkehr stand, ^*'') den er als«
otfenbar 17S1 kennen gelernt hatte. Wenn Ni.-'-
sen schreibt, daß ]\Inzart sich bereits 1781 mit
dem Studium Händelscher Fugen beschäftigt
habe,-^^'' so dürfte dies um
mehr auf 1782
richtigzustellen sein, als uns diese f »atierung
auch urkundlich, durch den Briefwechsel Mo-
zarts, bezeugt ist. Denn dieser schreibt in dem
Briefe vom 10. April 1782 an seinen Vater: ,Ich
wollte Sie gebeten haben, daß Sie mir möchten
die sechs Fugen von Haendel und Toccaten und
Fugen vom Eberlin schicken — ich gehe alle
Sonntage um 12 Uhr zum Baron van Swieten —
und da wird nichts gespielt als von Haendel und
Bach. Ich mache mir eben eine Oollection von
den Bachischen Fugen — sowohl Sebastian als
Fmanuel und Friedenumn Bach — dann auch
die Händlischen . . .' usw.^®**) Mit welcher Begei-
sterung Mozart sich sofort in diese neue Welt
versenkte, wird uns nicht bloß durch die Tat-
sache bezeugt, daß von diesem Zeitpunkte ab die
Werke Bachs und Händeis, besonders ihre Fugen
und rräludieu, stets auf seinem Pulte, bezie-
hungsweise Klavier lagen ^^'■') (wie denn auch
unter den in seinem Xachlasse vorhandenen Bü-
chern und .Musikalien sich unter Xr. 51 und 58
Sebastian Bachs .Ciavierübung II. Teil" und das
Bach zugeschriebene , Kleine harmonische Laby-
rinth'' für Oi'gel vorfamleu),-'^") und durch seine
uns überlieferten Erteile über diese lieiden Mei-
ster ^^^) sowie sein \'er]ialten ihren Werken ge-
genüber (so ■/.. li. den brennenden Eifer, mit dem
]\[ozart bei der während seines Leipziger Auf-
enthaltes 1789 erfolgten Aufführung einer Bach-
schen Motette durch Cantor Doles sich sofort auf
das Studium derselben warf) ^^*), sondern auch
durch seine in dieser und der folgenden Zeit
vorgenommene Bearbeitung Bachscher und Hän-
ck'lscher Werke, und endlich vor allem durch
den Einfluß dieser Meister 'auf Mozarts eigene
Originalschö])fungen. Was zunächst erstere an-
bdangt, so ist hier — von seinen 1788 durdi
den ]n-aktisclien Anlaß, die Aufführung bei van
Swieten,^^'*) hervorgerufenen I'earbeitiingen
Händelscher Orchesterwerke (.Acis und Gala-
thea', ,Messias'. .Caeeilia', ,Ale.\anderfesf) '^"')
abgesehen — vor allem eine 1782 entstandene Be-
arbeitung von fiuif l''ugen (Nr. 2, 5, 7, 8 und 9)
aus dem 2. Teil des ,Wohltemperierten Glaviers'
fiir Streiiliinstrumente (Köchel Nr. 405) zu nen-
nen, V(jn denen Ernst v. Lewicki in seiner wert-
vollen Abliaiidlung .Mozarts Verhältnis zu Seba-
stian Bach' '■'•^l die erste Seite nebst einer auf
den obersten drei Zeilen des Blattes verzeichneten
kontrapunktischeu Studie aus früherer Zeit in
Faksimile wiedergegeben hat."^) Deutet silion
]\[ozarts Originalüberschrift über dieser Bear-
beitung (.Bachs Olavierfugen von Mozart über-
setzt für 2 Violinen, Viola und Basso') darauf
hin, daß diese fünf Fugen nur ein liruchstück
aus einer von ]\Iozart eventuell geplanten größe-
ren Sammlung — man erinnere sich an die von
Mozart in dem vorhin zitierten Briefe erwähnte
Sammlung Bachscher Fugen, die er sich anlege!
Sollten diese und die hier in Piede stehende viel-
leicht identisch sein ( — darstellen dürften und
daß Mozart möglicherweise die Absicht gehabt
halie, eine größere Anzahl (oder vielleidit gar
sämtliche Fugen des , Wohltemperierten Cla-
viers' ^) in dieser Weise zu bearbeiten, so wird
diese Vermutung noch wahrscheinlicher durch
das Vorhandensein einer weder .lahn ^^^) noch
Köchel liekannteu Sammlung ebenfalls für
Streichinstrumente , übersetzter' Bachscher Fu-
gen und Fräludien, über die W. Rust im Vor-
wort des 9. Jahrganges der Gesamtausgabe von
Bachs Werken berichtet und die — sowohl nach
dri' Art der Bearbeitung (für Streidiinstru-
mente) als auch (wie Ernst v. Lewicki mit Recht
schließt) schon nach dem äußeren umstand, daß
A])schriften davcju nur in der Hofbibliothek
Wien und iler königliclien Bililiothek Berlin
erhalten sind, zu schließen — offenbar auf den
38
La
\ crkt'lir mit \ :m Swictcn /.iiriickzuriilircii
siiul,""*) sowie uiidcM-tTsoits die /.üge dei' llami-
selirii't deutlich auf 178i' oder 1783 als ,Talir dei-
Kntsteliunü' liinweiseu.'"") \'i>u di'U seelis Ada-
liiiis und deu seciis drei'^t im ni ii;cu l'"ugen für
\'iiiline, \ iola iiud N'inloucelln, aus deu(Mi di(>se
Sauiuduui: liestelil. sind fiiur l''ui;('n dem .Wi'ld-
leniperici'tcn ('la\ici'', den Orgelsouateu ( Ti-ios)
Mild dei' l\llll^1 di-r l-iiyc vdii Scliastian Iiaidi
und eiue j-'u^c den Khi\ ierfuiicn von l''i-icde-
iiiauu Baeh eiituomiueu. wn^egen VdU ilen Ada-
,i;i<is nur zwei Seliastiaii IJach ani;eiiöreu, die
\ier auderen dai;-ei;en naeh Rusts Meinung' mit
großer A\ a]irs<-lieiulielikeit \-ou Mozart se]])st
komponiert sein dürften.-""! \'on besonderem
Interess(> ist das bei Lewieki \. c. als Notenbei-
lage 1 mitgeteilte, in dop])e]tem IContrapunkt ge-
arbeitete kleine Stück in (i-Moll, ,in welchem
der Einfluß Sebastian Bachs neben demjenigen
Handels hindurchschimmert, während die innige
Alelodik der Themen, die Chroinatik der Har-
monie und die nach B-Dur hinüberleitende Ka-
denz in Takt 12 unzweideutig Mozartsche Thy-
siognomie zeigen'. ^"-) Wenn — wie Lewieki
aus dem Vorhandensein dieser Trios mit Eecht
gefolgert hat — daraus zu schließen ist, daß Mo
zart bei van Swirten unter anderem auch ,die
dreistimmigen Orgel.sonaten Sebastian Bachs so-
wie dessen , Kunst der Fuge' kenneu gelernt
hat,-"-') so ist dieser Schluß für uns um so wich-
tiger, wenn wir uns an das erinnern, was uns
die l^ntersuchung der oben erörterten Fugen
und Kontra])unktüliiingen — man erinnere sich
namentlich an die auf fol. 16''' notierte! — ge-
zeigt haben. Alle eben angeführten Fakten illu-
strieren auf das lebendigste den gewaltigen I'^iu-
fluß Bachs (und Lländels) auf ^Mozarts eigenes
Schaffen,-"-' und die Xacliwirkung desselben ist
— ganz abgesehen von der weiter unten noch
näher zu erörternden A'orliebe für Fugen und
Kanons (am bekanntesten ist wohl der Doppel-
kanon für Doles geworden — durch den launi-
gen Anlaß seiner Entstehung!)-"'^) — noch in
den letzten Wei-ken Sfozarts (desang der ge-
harnischten Männer in der ,Zaube.rflöte' !) deut-
lich nachzuweisen;-"") daß ei- am allerstärkstcn
in der ersten Zeit des Bekanntwerdens mit den
beiden großen norddeutschen .^feistem war -"')
— wie denn Lewieki sehr richtig darauf hin-
v/eist, daß gerade damals (1782) wie mit einein
Schlage bei .Mozart die gebundene Schreibweise
in allen seineu bedeutenden Werken eine wesenl-
lich(> N'eriuntrliclinng und eine eigcutiiini ichi'
\'crschmelzung mil dci- melodischen Natur sei-
nei' Musik eiliihr, ilic in den früheren Werken
noch ni<'ht zu liemerken war-"") — , ist psycho-
logisch Uli]' zu begreiflich. Eben dieses Moment
aller ist filr lins von besonderer Wichtigkeit, da
es uns (in sehr wei'tvoUes Hilfsmittel zur Be-
stimmung der Zeit, in der die oben erörterten
Fugenentwürfe und Kontrapunktstndien des
Anhanges zum Stadlerschen Schülerhefte ent-
standen sind, gewährt. Denn otfeidiar werden
— - bei einem Künstler vom Range .Mozarts, der
zudem in derselben Entwicklungsphase, die die
Züge seiner Handschrift verraten, bereits voll-
wertige Proben eines Künstlers allerersten Ran-
ges gegeben hatte — Arbeiten, die eine derartige
fast bis zur Unselbständigkeit gehende, selbst
in dci- b'rfindung der Themen die Anlehnung
an die berühmten Vorbilder verratende Beein-
flussung durch Bach (und Händel, aber vor allem
durch ersteren) zeigen, mit höchster Wahr-
.scheinlichkeit einzig und allein in jene Zeit zu
verweisen sein, wo — wie eben im Vorstehenden
entwickelt — dei- Einfluß dieser beiden Meister
am üborwältigendsten war, das ist also: in die
Zeit des ersten Ijekanntwerdens mit ihnen: zirka
1782. Ilicinit steht nun auch im vollsten Ein-
klang, daß diese Blätter dem Schülerheft von
1784 beigebunden sind ; möglicherweise hat ^lo-
zart .sellist später — nachdem er sehr bald die
Fnselbständigkeit der auf diesen Blättern no-
tierten Entwürfe und Studien erkannt und diese
als unreife Versuche achtlos beiseite geworfen
hatte (vielleicht hat er sie von Anfang an nicht
and(M-s denn als liloße Lederübungen gcwertet
und auch nicht inelu- mit ihnen lieabsiclitigt !)
— die Blätter gelegentlich, z. B. etwa beim
Fnterricht der erwähnten Schülerin, dieser auf
ihre Bitte zur Erinnerung überlassen, und jene
schloß dann diese Blätter dem Hefte als Anden-
ken an Mozart bei. Auf keinen Fall also dürfte
man sehr fehlgreifen, wenn man die Entstehung
der erwähnten Studien auf zirka 1782 oder 1783
verlegt : sie ordnen sich damit dann — ganz
abgesehen \-on den Zügen der Handschrift Mo-
zarts, die ebenfalls hiemit im Einklang stehen
— mühelos und selbstverständlich in (bis allge-
meine Bild des Alozartschen Entwicklungs-
ganges ein, wie wir es aus den übrigen im Vor-
stehenden besprochenen Tatsachen und Zusam-
menhiiugeu uns zu machen berechtigt sind.
l'.s ist \-orhin von dem unter dem Ei>iÜuß
\V. A. MoZAliT ALS T
IIEUUKTIKJOlt.
39
Jjiichs und Händeis neu erwachenden Interesse
Mozarts an der gebundenen und kontrapunkti-
sclien Schreibweise die Eede gewesen ; dieses
Interesse führte ihn zur Beschäftigung, bezie-
hungsweise Wiederaufnahme der Beschäftigung
mit drei Gattungen kontrapunktischer Formen,
die iliui — als Schaffendem — bisher fremd ge-
blieben waren, resjiektive seit der Zeit seiner
.lugendstudien licr wieder fremd geworden
waren und für die er nunmehr bei den beiden
norddeutschen Meistern großartige Vorbikler
fand: nämlich der Suite, -'^'^) der Fuge und des
Kanons. Was die erstere anbelangt, so haben
wir schon vorhin, bei der Betrachtung der P'nt-
würfe auf den Anhangshlättern znni Stadler-
schen Schülerheft, gesehen, (hil.i in einem der
dort verzeichneten Motive das \'(irbibl eines
Bachschen Giguenthemas unverkennl)ar ist. Es
sind uns aber noch ganz andere dokumentarische
Belege für die starke Anregung, die Mozai't in
dieser Eichtung von Bach und Händel empfan-
gen hat, erhalten: ein interessantes Zeugnis hie-
für ist eine im .lalirc 17is2 oder 178i^ ange-
fangene, leider unvollendet gebliebene Klavier-
.suite (Köehel 399, S. XXIT, 10), bestehend aus
einer Ouvertüre in C-Dur, einer Allemande in
C-Moll, einer (\jurante in Es-Dur und einer
Sarabande in G-Moll, von welch letzterer Mozart
aber nur sechs Takte niedergeschrieben hat."^")
Jahn charakterisiert dieses kleine Werkchen
folgendermaßen: ,])ie Nachbildung der älteren
^Feister ist sowohl in der Anlage der Sätze als
in der Behandlung des Einzelnen liis auf
manche Wendungen ganz unverkenidiai'. nur
der Wechsel der Tonarten ist eine Freiheit, ^[an
kann sie in diesem Sinne als Studium betrach-
ten; allein die ]\rozartsche Eigentümlichkeit
tritt nicht minder bestimmt hervor, und nament-
lich die sehr scheine Courante ist ganz davon
durchdrungen.' Der letzte Nachzügler des
schöpferischen Interesses Mozarts an diesem
Genre ist die .kleine Gigue für das Ciavier'
(Köehel 574, S. XXII, 17), welche Mozart am
17. Mai 1789 ,in das Stammbuch des Herrn
Engel ... in Leipzig' schrieb."^")
Wichtiger und für Mozarts Schaffen von
bedeutend größerer Ei-giebigkeit war seine Be-
tätigung auf dem (iebiete der F'^uge. Zwar hatte
sich ^lozart, wie bereits früher erwähnt, schon
in seiner .Tugendzeit mit dieser Form beschäf-
tigt und in Italien glänzende Beweise von der
technischen Aneignung derselben abgelegt;
dann aber war — bei seiner Abwendung von
der strengen Biditung des P. Martini zum
,galanten' Stil — das Interesse dai'an immer
iiiehi- zurückgetreten,-^ \) bis es nun (17S2)
(hirch das Studium der beiden großen deutschen
liokokomeister neuerlich erweckt wurde und in
einer Reihe van Wei-ken und Entwürfen dieses
Genres seinen Ausdruck fanrL-^") Mit anregend
mag wdil auch (sekundär!) das von IMozarts
Gattin bekundete Interesse an dieser Form ge-
wesen sein, wie denn i\[ozart selbst — im Briefe
vom 20. April 1782 bei der t 'iiersendung des
für sie konijKuiierten Präludiums uelist Fuge
(Köehel 394, S. XX, 18) an seine Schwester —
bekundet: ,Die I'i-sache, daß diese Fuge auf die
Welt gekommen ist, ist wirklich meine üelie
Constanze. — Harem \an Swicten, zu dem ich
alle Sonntage gehe, hat mir alle Werke des Hän-
del und Sebastian liacli (nachdem ich sie ihm
• hirchgcspielt) nach Hause gegeben. — Als die
Constanze die I''ugen hörte, ward sie ganz vei--
liebt dai-ein ; — sie will nichts als Fugen hören,
besonders aber (in diesem Fache) nichts als
Händel und Bach. Weil sie mich nun öfters aus
dem K(i]ife Trugen s])ielen gehört hat, so fragte
sie mich, ob ich noch keine aufgeschrieben hätte?
— und als ich ihr nein sagte, so zankte sie mich
recht sehr, daß ich eben das Künstlichste und
Schönste in der ^lusik nicht schreiben wollte,
und gab mit Bitten nicht nach, bis ich ihr eine
Fuge aufsetzte.' -'^'M Und er fügt noch hinzu:
,Ich werde mit der Zeit und mit guter Gelegen-
heit niich fünf machen.' Leidei- ist diese von
Mozart erwähnte beabsichtigte Sammlung von
Fugen nicht in der v<in ihm geplanten Weise
zustande gekommen, drich weist Lewicki -'*) auf
die von IMozart zum Teil nicht ganz ausgeführ-
ten Fugen in G-Moll (Köehel 401), G-Dur (Kö-
ehel 443), A-Moll (mit Violine, Köehel 402) so-
wie die nur in den Anfängen vorhandenen in
C-]\roll, D-]\roll und G-Dur (Ivöchel: Anhang 39,
10 und 41) als damit wahrscheinlich im Zusam-
menhang stehend hin.-^°) I)ie dreistimmige
Fuge in C-Dur. — wahrscheinlich dieselbe,
weidu' mit dem eben zitierten Briefe nebst einem
Präludium damals von Mnzart an seine Schwe-
ster geschickt wurde — und die prachtv()lle, am
29. Dezember 1783 komponierte Fuge in C-^IoU
für zwei Klaviere (Köcliel 42ß, S. XIX, 7), so-
wie auch eine bis auf wenige Takte vollendete,
\(in Alilie Stadler mit einem Abschlüsse von
acht Takten verseliene und veröffentliclite vier-
40
l)i;. TiöUEET Lach.
stiiiiinii;i' Imi.üc in C-MmII ( KJicliel -iOl, S. X X 1 1,
11) geben einen In'^rilV diivcm. was Mozai-t iinrh
auf diesem (leliiete zu leisten bernfen -war.'-"')
LeidcM- ist weitaus dci- i;riil,itc 'l'eii der von Mo-
zart bealisicliti.yten und teilweise notierten oder
skizzierten l''ni;i'n I'lntwnrf. lieziehiin,«sweise No-
tiz geblieben, so die s<'lion oben ci'wälmten An-
sätze einer l'Jiantasia supra ut re nii fa sol la
(Köehel : Anhang 229), eine vierstirninigo I'^nge
für zwei Kla\ii're in (M)nr. von der nur dei-
Anl'ang erhalten ist und die nach der ersten
Durchführung abbricht (Küchel: Anhang -tri)"'")
sowie (2(i Takte umfassende) Skizzen zu einer
Fnge in (M»ur (Köehel: Anhang 41),^^*) ;'>7
Takte einer dreistimmigen Fuge ebenfalls in
G-Dur (Köehel 443, Anhang 67), eine bis zur
ersten 1 luichfülirnng gediehene Fuge für vier
Saiteninstrumente in D-]\Ioll (Köehel: An-
liang Tu) iisw.-'^) Wahrscheinlich für van Swie-
ten, für den er schon 1782 oder 17S3 die oben
erwähnten fünf Fugen ans Bachs ,Wohltempe-
riertem Ciavier" (und zwar Fuge Nr. 2 in
C-Aloll, Nr. 7 in Ks-Diir, Nr. 9 in E-Dur, Nr. 8
aus Dis-Moll nach l'-^loll transponiert, Nr. 5
in D-Dur, sämtliche aus dem 2. Teil der Breit-
kopf-Härteischen Ausgabe) für das Saitenquar-
tett — wahrscheinlich wegen der größeren Be-
quendiehkeit und Deutlichkeit, welche beim
Vortrag vierstimmiger Sätze in gebundener
Schreibart auf diese Weise zu erreichen ist —
arrangiert hatte (Köehel 405)--") und mit dem
Mozart damals wegen Instrumentation und Auf-
führung der ITändelschen Oratorien wieder in
näherer Berührung war, wurde Juni 1788 ein
Arrangement der Klavier-( '-j\roll-Fnge für das
Saitenquartett samt einem , kurzen Adagio' als
Einleitung fertiggestellt (Köehel 546, S. XIV,
27).--') S]}ätere Stücke dieses (lenres sind noch
die Stücke für ein Orgelwerk in einer Uhr
(zwei Nummern, Köehel 594, S. XXIV, 27 und
608, S. X, 19, deren zweite eine Fuge ent-
hält).-'-) Was nun — mit I^ezug auf die oben
von uns untersuchten Fugen und Tvontra])unkt-
iibungen des vVnhanges zum Stadlerschen Sehü-
lerheft und im Nachhange zu denselben — für
uns von liesonderem Interesse ist, das ist die
starke Beeintlussung durch das Studium Bachs
und Handels (vor allem des ersteren), die alle
diese Arlieiten zeigen, nicht Idoß hinsichtlich
der Erfindung ihrer Themen,--'*) sondern auch
hinsichtlich ihrer ganzen Anlage, thematischen
Verarbeitung und Harmonik.--^) Besonders
stark liilit die großartige <"- Moll-Fuge für zwei
Kla\ ieit' den i*]inlluß Bachs ci'kennen, aber auch
die b'uge in (J-iMoll, (!-i)ur, A-^Ioll sowie die
Fugencnlwiirfe in C-Moll, D-Moll und (l-Dur
zeigen soA\'ohl im Bau der Tlienien als a^ich in
ihrer Harmonik mehr Anklänge an Bach als an
Händel.---')
I'ie dritte, schwerste kontrajiunktische
(Gattung, zu der Mozart durch das Bachstudium
wieder neu angeregt wurde, war die des Ka-
nons. .\nrh auf diesem Oebiete hatte er schon
in seiner .lugcndzeit, zur Zeit seines Aufent-
haltes in Italien uinl seines Studiums bei
I'. ]\lartini, Studien und Versviche gemacht;
?*Iarquis de Ligneville, Ihica di Conca, einer
der berühmtesten und gründlichsten Kontra-
])unktisten Italiens, hatte, wie wir schon oben
gehört haben, IMozart seine Arbeiten mitgeteilt,
und dieser hatte sich nicht bloß von den 30 Ka-
nons des Stabat mater desselben neun Sätze ko-
piert,--") Sondern war dadurch auch zu eigenen
Arbeiten dieses Genres angeregt worden. Aid^er
einem Kyrie a cinque voci eon diversi canoni in
drei fünfstinimigen Kanons all'unisono (Kö-
ehel 89, S. III, 2), das olfenbar nach dem Muster
der Lignevilleschen Kompositionen geschrieben
ist. sind es namentlich der Entwurf eines vier-
stimmigen Kanons -^") und fünf künstliche
Rätselkanons, -^*) die uns aiif einem Skizzenblatt
der königlichen Bibliothek in Berlin erhalten
sind und deutlich nach Martinischen Vorbildern
gearbeitet sind.--'*) Aber auch von diesen Tn-
gendversuchen abgesehen, hat ]\Iozart dann auch
noch später dieses Genre kultiviert; so siird die
bei Köehel angeführten Kanons Mozarts auf
folgende Jahre verteilt: 1770 Kanon für fünf
Stimmen (Köehel 89* und Nachtrag: 89^ zwei
Rätselkanons) sowie die eben besprocheneu fünf
Rätselkanons, 1775 Kanons Köehel 229 bis 234,
1780 Köehel 347 und 348, 1782 Kanon (isches
Adagio), 1786 Köehel 507 und 508. 1787 Köehel
228 (Doppelkanon vom 24. April 1787), 1788
Ivöchel 553 bis 562, 1789 Köehel: Anhang 4,
1 'opiJelkanon für sechs Stimmen. -^^) Wenn die
Schart'ensfreiule auf diesem Gebiete gerade in
den Jahren seit 1782, also seit Mozart Händel
tind Bach kennen gelernt hatte, wieder stark
enqiorflammt, so daß sie gelegentlich zu einem
wahren Kanonfieber anzuwachsen scheint — wie
z. B. im Jahre 1788, wo Mozart in seinem hand-
schriftlichen thematischen Verzeichnis seiner
AVerke allein unter dem Datum des 2. Septem-
W. A. ]\r(1ZART ALS TlIEOKETIKEK.
41
hevfi 1788 einträgt: ,8 vicrstiiiniiigc CaiKnii, item
2 dreistimmige C'anoni'-''"') — wobei allerdings
anznnebmen ist, daß diese Kanons zu verschie-
denen Zeiten entstandm und an diesem einen
Tage von ^Mozart nnr znsammen eingetragen
■worden sein dürften -■^^) — , so ist anch liier
wieder die Xacliwirkung des Studiums der bei-
den groi.ien norddeutschen Meister wohl nicht
zu verkennen. Tm ganzen sind nach Notte-
Lohms Revision in S. Vll der muen (lesanit-
ausgabe (Na'. 41 l)is 61) 21 Kamins verötl'ent-
liclit, darunter ein zweistimmiger, sieben- drei-
stimmige, zehn vierstimmige, zwei secbsstini
mige und einer (Xr. 49) für drei vierstimmige
(^höre, dazu im Supplement (S. XXIV, 51 bis
r53) noch drei Kamms, von welchen der erste
vierstimmig und ohne Text ist.-'-) Allerdings
aber sind von diesen hier aufgezählten Kanons
nicht alle als echt anzuerkennen; wie ^Mozart
schon in seiner .lugendzeit iTTn Kanons des
l\Iarqnis de Ligneville für sich kii[)iert hatte, so
sind auch von den in der alten (icsanitausgabe
der Oeuvres Bd. XV und XVI enthaltenen
Kanons einer (XVi, 12: ,() wunderschön' Kü-
chel 227), von William Hyrd (abgedruckt in
Matthesons ,Vollkoifieuem Kapellmeister'' \i. 409),
ein anderer (X\'I, 16: ,() Schwestei-n' Küchel
226) aus Athanasins .Kirchers ,^rusurgia'
(T, p. ;?86), beide also von Mozart nur abiic-
schrieben.-'^^) Ebenso gehiirt der bei Köchel 235
((_)euvres X^'l. 10) veröffentlichte Kamin in der
Umkehruug für Klavier Thilipp Euuinuel f-Jacb
an,-''') war also gleichfalls nur des Studiums
halber von ]\lozart kopiert worden. VÄn vim
Zelter ^'^) als Mozartisch erwähnter Kanon
Jiätt's nit gedacht' etc. ist als Wenzel Müller
angehörig nachgewiesen worden, e>benso wie
auch der sehr bekannte Kamm ,Tul Tlrab ist's
finster' wohl Mozart wird abgesprochen werilen
müssen.-'") Als authentisch ^lozartisch sind
festgestellt die in Mozarts thematischem \'fr-
zeichnisse angeführten Kanons Köchel 55;i l;is
562, sowie der in den Oeuvres XVI, 9 gedruckte
zweistimmige Kannn .T.aß immei-' usw. in der
als Mozarts Arbeit beglauliigten l-'orm eines
Adagios für zwei Bassethörner und b'agott
(Köchel 410, S. X, 15),-'') ferners die Kamms
Köchel 347 (S. VII, 48): ,Wo der perlende
Wein-', Köchel 348 (S. VII, 49): ,V' amo di
core' (der — als Kanon dreichörig, im Breit-
kiipr- nml llärtekschen Katalog [133, Xr. 14]
und \(in Nissen-'**) als Arietta liczeichnet und
\(in clcr Witwe Mozarts in dem Verzeich ni-<se
dreizehn iiad) dem Briefe vom 30. Xovember
1799-'^) ubersendeter Kanons von diesen ge-
trennt l>esonde)'s aufgeführt wurde),-"'") Köchel
507 (S. VII, 50): ,Ileiterkcit und Ici.Iites lüiit'
und Köchel 508 (S. A'II, 51, Oeuvres XIV, 11
und 13), für welche die Autographe vorhanden
sind; mit mehr nder weniger Sicherheit als echt
anzusehen sind schließlich noch die bei Köchel
231 bis 233 verzeichneten Kanons (der Kanon
K'iicliel 232: , Lieber Freistädter' und andere
wegen der aus den biographi.schen Umständen
hervorgehenden Wahrscheinlichkeit).-") I5e-
züglich der übrigen ist nicht mit a])odiktischer
Sii-lierheit der Nachweis ihrer Echtheit zu er-,
bi-ingen. \u{ die teils ernsthaften, teils anniu-
tigen, teils — der überwiegenden .Mehrzahl
nach — derbkomischen, ja bisweilen st'hr deidien
Texte -■'-) sowie auf die Veranlassung der Ent-
stehung dieser Kompositionen -"") hiei' einzu-
gehen, liegt außerlialVi des Kahmens unserer
rntersutdiung, die hiemit zu ihrem Abschlüsse
gelangt ist.
Fassen wir zum Schluß die Ergebnisse
unserer Betrachtung Mozarts als Lehrers und
riicoi'etikers zusammen, so lu-gibt sich: ein rein
theoretisches, d. i. erkennendes, beobachtendes
und forschendes \'crlialton lag jMozart gänzlich
ferne. Sein durchaus im]udsives, auf rein
] iraktische Kom|iositionstätigkeit gerichtetes
Temperament drängte ihn auch dort, wo er theo-
retisches Oebiet berührte <nler sich darauf zu
bewegen genötigt M'ar, dazu, den Scluitz theore-
tischen Wissens und absti'akter Kenntnisse —
den er als etwas (legebenes. Fertiges, als eine
Tatsache hinnahm, ohne daran zu rütteln oder
uacli dem WaiMini ^ Wozu ^ W<iher^ Wohin '^ zu
fragen — sofort in die Münze rein praktischer
I'ätigkeit, künstlerischen Sehaifens umzusetzen,
l'ml so erwies sich Mozart denn amü auf diesem
(lebiete als das, was er auch sonst durchaus im
Leiten war, nämlich als allem (rrübeln. Forschen,
Sinnen und Denken abgeneigter Praktiker, und
an ihm selbst liewährte sich von neuem jenes
Wort (uietlies, das freilich vielleicht häufiger
mißbräuchlich als berechtigt Anwendung findet:
, Bilde, Künstler, rede nicht!"
Dcnkichriftcii der rhil -liitt. Kl, r,l. Bd 1, Alih.
42
Pi;. T^>iii;i;r 1.a(
ANMEHKrNGEN.
I) Vd. Kissen p. 114S (liczü<;lii-li der Notizlil.-itter.
die Jlozart stets bei sich zu liaben pflejite) sowie — :iiif
Nisseus Aup-abeii sieh stützend — Eiij;] |>. 1(»(l um]
Sehiirio TT. |i. !)!). 100. Vn]. aneh Abbe Stadlei' : Ver-
tJieidij;un,i; ete. p. 10. sowie die — wie iiiinier bei diesem
g-ewisseuhaften Autor — sehr eiu};ehenden und sorjr-
fältigeu Benierkuu.seu Jahns TT. p. 125 — löO, speziell
p. 1.3Ö— l;?S.
-') 13aß bei Mozarts Tode veri^ehiedenliche Papier-
sehnitzel uiul Blättehen mit musikalischen Notizen noch
vorhanden waren und auf .seinem Sehreibtische herum-
lagen, wissen wir bekanntlieh durch das Zeugnis der
Witwe Mozarts selbst, die etliche solcher Blätter an Süß-
mayr abgegeben haben will. \'d. Stadler 1. c. p. IG nml
Joh. Ev. Engl (bei Köchel ]). 594). Vgl. hiezu die von
Schnerich (in der A'orrede zu .seiner T''aksimileausgabe des
Requiems ji. 19 und p. 23) vertretene Ansicht.
■'I A'gT. die ganz analogen ^■erllä^tnis.se bezüglich des
T?ecpiiem-Autogra]dis in der Form, wie dieses gegenwärtig
im Besitze der Mosikaliensammlung der k. k. Hofbibliothek
in Wien vorliegt.
4) Über Mozarts Notenschriftziige vd. M. f. d. M.
G. i. B. XXVI. (,Die neuesten Schätze der Musiksamm-
lung in der Berliner königlichen Bibliothek. Ein Bei-
trag zur Geschichte von Mozarts Handschriften') p. 93 ff.
(mit Faksimile auf p. 94) und Schnerich 1. c. p. 19, 22
und 23 des Vorworts.
■■') Vd. Presseis Artikel im .lierliuer Fremdenblatt'
vom 11. September 1881: Die aufgefundene Originalhand-
schrift der Nr. VIII und IX des Mozart.schen Requiems.
,Der I\:iavierlehrer', 188, I./15. Okt., 1./15. Noy. (Resumö
in Engls Festschrift). Bei Schnerich 1. c. im \'orwort
seiner Faksiraileausgabe des Requiems p. 2li.
«) Ich gestatte mir bei dieser Gelegenheit, Herrn
Prof. ])r. Wilhelm Altinann. Direktor der Musikabteilung
der kgl. Bibliolhck in Herlin. di-r die große Liebens-
würdigkeit hatte, mir die oben zitierlen Auskünfte brief-
lich zukommen zu lassen, nieiueu wärmsten und besteu
Dank zum Ausdrucke zu bringen.
•I Es ist mir ein aufrichtiges Herzensbedürfnis,
Herrn Oberbibliothekar au der k. k. Universitätsbibliothek
in Wien Dr. Alfred Schnericli, der mir in der liebens-
würdigsten Weise mit Rat und Tat bei den Recherchen
in dieser Angelegenheit au die Hand ging und selbst für
mich Korrespondenzen führte, meinen herzliclisten Dank
aussprechen zu dürfen.
*) London. British Museum, Catalugue of priuted
books, Volum. LIT, p. 153 a.
") f'liristian (iottloh Kay'ser: .Index lo<-upletissimu3
lil)roru]n etc. Vollständiges Büclier-Lexikou enthaltend
alle von 1 7.">o bis zu Ende des Jahres 1832 in Deutschland
und in den angrenzenden Ländern gedruckten Bücher'
(4. Tlieil: M — R. Leipzig 1834. Verlag Ludwig Schumann)
p. l."i:; (ibid. auch die übrigen, Mozart fähschlich zuge-
schriebeneu Druckwerke angeführt).
1") Durch das freundliche Entgegenkommen des
Skriptors in der .städtischen Bibliothek Herrn Dr. Hugo
Ivosch, der mir das einzige in Wien befindliche, im Be-
sitze der eben genannten Bibliothek unter Signatur A
17870 verwahrte Exemplar der St-einerschen Ausgabe in
der liebenswürdigsten Weise l)ehufs Einsichtnahme zur
Verfügung .stallte — wofür ich ihn liitte. an dieser Stelle
nochnuils meinen wärmsten und besteu Dank entgegen-
nehmen zu wollen — . ist es mir ermöglicht worden,
(lie.se Ausgabe mit dem im Besitze der Wiener Hof-
bibliothek vorhandenen Exemplar der Siegmeyerschen
Ausgabe von 1822 vergleichen zu können.
11) Wurzbach: Mozart-Buch p. 10.5.
1-') Betreffs apokrypher Mozartschriften vd, Wurz-
bacli 1, c. ]>. 105 uud'Kayser 1. c. IV, p. 153.
"I Nissen. Anhang p. 23.
") Ulibischeff III. p. 19: .Mozart hegte für alle ge-
schriebenen Theorien eine ungemeine Verachtung. In
einem seiner Briefe sagt er: ..Wir würden meiner Treu
schönes Zeug machen, wenn wir es so machten, wie es
uns die Bücher angeben'".'
1-^) Schurig II. p. 327. , Musiktheoretische Aufzeich-
iiungeu besitzen wir von Mozarts Hand nicht. Es deutet
auch nichts darauf hin. daß er solche je zu Papier ge-
bracht hat.'
■») Jahn T. p. 817 ft".
'") Zelter: Briefwechsel mit Goethe V. p. 85. In
der Wiener Zeitung 1796, p. 1038 bietet Josef Hayden-
reich ,ein noch unbekanntes geschriebenes Fundament zur
Erlernung des Generalbasses von Mozart' für 4 fl. 30 kr.
zum Verkauf aus (Jahn I, p. 818). Offenbar war dies
die OriginaUiandschrift jenes Textes, der dann später in
der Steinerscheu Ausgabe als Druck erschien.
"*) Stadler: \'prtheidiguug etc. p. 13.
'») Nissen, Biographie p, ti71 ; VlibischelT III, p, 05:
J;ihn I, p. 817 ff.
-") v. Mosel: .Über die Original-Partitur' etc. p. 7 ff.
lind ,Abb6 Maximilian Stadler' 1. c. p 10.
W. A. ^loZAHT ALS TlIEOElOTIKER.
43
-'M \'(1. V. ^loM'l : .riier dir ()rii;iu:il-l':iititiu" ftp.
p. 17.
--) V. Jlosel: .Alibi; Maximilian Stadler' 1. c. p. 11
und 18, .sowie Const. v. Wurzbacli: liiographi.sches Lexi-
kon de.s Kaisertums Österreich. Bd. -'57. p. (!4, 6.5.
-^) .J. F. V. Mosel: Nekrolog des großen Tonsetzers
Herrn Abb? Maximilian Stadler, herausgegeben von Diet-
richstein. Wien 1S()4. Branmüller, und ,.\bb6 Maximilian
Stadler' I. c.
-') Tabulae codicum manu scriptorum etc. Vol. X:
Nr. 17,")59 (A. N. 65. A. 8) cli. X\'tll. lll, f. obl. Mozart.
Wolfgangus Amadeus: .... Unterricht in der Com|iositioii
1784". Haec inscriptio iiiamiMaximiliani Stadler cxarata est.
Continet autem codex tliemata (canto lirnio et funda-
mentol. cpiae a discipula musici auctoris, cognata qua-
dam memorat.i Stadler, liarmonice ornata sunt. Has coni-
positiones musicas correxit et notis illu.stravit anctor ipse
(cf. .Taliu ed. TTT. T. Sl'2). Partim voces sep.. (»artim part.
antogr.
-■'') Ich bitte Herrn kaiserl. Fiat Engl, für ;iie lieli'Mis-
würdige Beantwortung meiner beiden brieflichen .\nfragen
an dieser .Stelle notdinials meinen besten Pank entgegen-
nehmen zu wollen, und hofie. dal.l di<> obenstehenden Aus-
fülirungen trotz ihres zu .seiuem eigenen gegeusätzliehen
Staudpunktes von ihm im Interesse der llichtigslellung
des Sachverhaltes werden tre\indlich aufgenommen werden.
-«1 Vd. Schiedermair II. ]!. i-'iH: Köchel Xr. 44.8
und p. 421 sowie 426; Nissen p. 4S4.
-'■) Konzert für Klavier in G-Dur. ,Di W. A. Mozart
li 12 d'Aprile 17S4 ]ier la Sgra Barbara Ployer' (Köchel
Nr. 453. Vgl. ibid. p. 421 und 42fi).
28) Schiedermair 11. |i. 2.51.
=») ibid. II. p. 2.-,4.
^o) .lahn I. p. 816.
»1) Ni.ssen p. 483.
32) M. f. d. M. G. Ilft. XV (Jlärz 1903): .Jlozarts
thenuitisches Verzeichnis .seiner W^erke von 1784 bis 1791'
p. 156 S. und ibid. XVI, .Mozarts 'S'erzeichnis seiner Werke
seit dem Jahre 1784' p. 189 ff. Vgl. Wyzewa II, p. 413 ff.:
Zusammenstellung der Mozartschen Werke von 1784. >,owie
Köchel Nr. 449 bis 463.
'■'') Ein vollständiges, genaues Verzeichnis aller im
Jahre 1784 komponierten Werke Mozarts vd. bei Wy-
zewa II. p. 413 ff. und Köchel X'r. 448 ff.
'■") Köchel Nr. 448: Sonate für 2 Klaviere in D-Dur,
vor dem 9. Februar 1784. — Nr. 449. Konzert für Klavier
in Es-Dur, komp. '■>. llornnng zu Wien: .Di Wofgango
Amadeo Mozart per la Sgra Barbara de Ployer, Vienn.a
li 9 di Febro 17S4\ — Nr. 453: Konzert für Klavier in
G-Dur. Vd. Anin. 27. Vgl. auch Jahn I. p. 816.
•'5) Schiedermair. I\'. p. 300 und Schurig II. p. 55.
•'«) Schiedermair 11. p. 251.
•'") Jahn I. p. 81 (i.
=*) Constantin v. Wurzbach: Biographisches Lexikon
des Kaisertums Österreich, Bd. 37 : Stadion — Stegmayer.
Wien 1878, Hof- und Staatsdruckerei, p, 60—69 (Stadler,
Abbe Maximilian).
äi) ,Blätter für Theater, Musik und Kunst', heraus-
gegeben von L. A. Zellner. Wien, Freitag d. 19. Juli 1861,
X'r. 58: .Alibi' ^[a\iniilian ."^tailh'r. I'in Beitrag zu seiner
P.iographie'.
'"] J. V. V. Mosel: X'ekrolog des großen Tiinsetzers
Herrn AhhC- Jlax Stadler, lierausgcgelien von Dietrichstein.
Wien 1864, Braumüller.
") .Jahresbericht de.s Wiener Konservatoriums der
Musik. V. .lahrg. 1865. J. F. v. Mosel: Abb6 Maximilian
Stadler.
■'-) Ablie Maximilian Stiuller: Vertheidigung der Eclit-
hi'it des ^Fiizart scheu Requiem. Wien 1826. Tendier. Groß-
oktav.
Derselbe: N'aclitrag zur \'crt hcidigung der llrlitln'it
do MozartM'hen Kequiems. .MIen Verehrern Mozarts ge-
widmet von — . Wien 1S27. Tendier und v. .Manslein.
18 S. Großoktav.
Derselbe: Zweiter und letzter Nachtrag zur Ver-
tlieidiguug der Kclitheit des Mozartschen Kequiem. samt
NTachbericht über die Ausgabe dieses Bequiem durrh lleirii
Andre in OffenViach etc. Wien 1827, Mau.sbergers Druck
und V^erlag. 51 S. Großoktav.
'^) P. Utto Kornmüller: Die Pflege der Musik im
Benediktiner Orden (in: Wissenschaftliche Studien und
Mitteilungen aus dem Benediktiner Orden. 2. .Jahrg., I.Bd.
Würzburg 1SS1, Nachträge in Bd. 6. II) 1. 430.
Nekrolog und [3ibIiogra]ihie in .Lei|iziger Zeitung'
36. 133. In früheren Bänden zahlreiche Urteile, wie in der
.Wiener Musikzeitung' 1 u. f.; besonders in Bd. 7 Schil-
lings ausführliche Biographie, Fßtis in der Übersetzung.
— .1. F. V. .Müsels Nekrolog vd. Aiini. 40, sov.'ie seine
Studie im .Jahresbericht' etc. vd. .\iim. 41.
In Genees .Mitteilungen f. d. Mozartgemeinde in
Berlin' Heft IX, p. 265—270, .Abbe Stadler'.
Fetis (Biographie universelle des musiciens, Paris
1865, Firmin Didot. Bd. 8, p. 105 ff. und Hermann Jlendel,
fortgesetzt von Keißmann: Musikalisches Conversatious-
Ipxikon Bd. IX, p. 393 ff., sowie Constantin v. Wurzbach:
Biographisches Ijexikon des Kai.serthums Österreich Bd. 37,
p. 00 — 69. Ausführliche Bibliographie in Eitners (>)uellen-
lexikon und bei v. Wurzbach 1. c p. 60.
"') Bezüglich dieses Themas vd. Jahn I, p. 814 fl'.
und .Schurig I, p. 352.
'■'I Nissen ]i. .■!49: Schiedermair I, ]>. 160: Jahn T,
p. 814.
*") Schiedermair I, p. 237.
«^) ,. . . Um 10 Uhr luilie ich die Stunde liey der
l'rau von Trattner. um 11 Uhr bey der Gräfin Rom-
lieck . . ." (X^issen p. 448.)
") .Überhaupt habe ich mi viel zu tun. daß ich oft
nicht weiß, «o mir der Kopf >teht. Der ganze Vormittag
bis zwey I.ilir geht mit Lectiimen licruiu . . ." etc. (Nissen
p. 472.)
««1 .\'on 9 bis 1 Uhr habe ich meine Lectionen'
(Schiedermair II, p. 159). — .Der ganze Vormittag ist
den .Scohiren gewidmet.' liliid. 11. p. 249.)
^") „ . . Um den Vormittag frey zu liaben, hat er alle
.seine Scholaren auf den J^achmittag verlegt.' (Nis.sen
p. 495.)
51) Im Briefe vom 3. Se|itember 1778 ^Schiedermai^
\V. 11. 8S|.
6»
44
rti;. TvoiiKRT Lach.
^-) .Zwcy Scolari liiilit» ic-li im \'(>iaiis scIhui, ohne
den Erz.scoliii'en. ilie mir i;o\vis.siM- als iiiclit ein jciicr
1 louis das Mountli fjeben.' iNissiMi ]>. H32: SdiirdiMinaii
I, p. 125.)
^ä) Vd. Nis.-ieii |i. .■!:>S; Scliii-dcrmaiv T. y. 141.
'»»I AM. Scliicdmiiaii- T, \k l'71.
•'5| Vgl. dio oiiiMi zitiiMti' Slidli' im Briefe vom 7. Fe-
bruar 1778: ..\us (i'cfälli.uki'il will iih poru Loetion fjebeii.
bo.souder.^^ wenn ieli selic. dal.! eins (ieuie. Freude nnd Lust
zum Lernen liat,' (Jalm 1. ]>. SI4.) Vpl. aueh Schiirip I.
p. 352.
™) Seliiedermair Hl. |i. :>(i(i.
5"i ibid. IW 1'. ::s.
5S) Vd. .laiin I. |.. S17.
■•') ibid. \,i;l. ..Mlgeni. W'ii'iicr Mu>ik Zeitun.Li' 1.S42.
p. 489.
""I Jahn T. y. SI7.
"'1 ibid. I. ].. S14.
"-I .Nun habe ich zwcy Scol.iren. ich möchte es cerne
auf S ycolareu liriii.i;cu. suchen Sie auszustreuen, dal.i ich
Leetionen annehme.' (Schiedernuiir TT. p. .Slö.) Vd. Jahn
T. p. 814.
"■'I V'ß. die F.riefe Moznrls vom ti.. Ib.. 14. und l^K De-
zember 1777. sowie vian 24. ^lärz 1778 (Sidiiedeiinair T.
p. i:i8. 140. 14.S und 14.j. bzw. 18(i|.
«") Xd. die Briefe Mozarts vom 14. IJezeudier 1777.
17. Januar 1778, 22. Februar 1778 niul 24. llärz 1778
iSchiedernuiir I. |i. 14:1. I.'i2. Kill und lS(i).
"''I .Schiedcrmair T. |>. 147.
™) Storck 1. c. p. M81 nnd Soluiri<r Tl. p. 14.
•*"! Vd. die Briefe Mozarts vom 24. März. lU. Juni,
2(1. ,luui, 25. Juli. 22. Dezember des Jahres 1781, vom
12. Januar. 25. Mai unil 13. Novemlier 1782 usw. (Scliieder-
niaii- II. p. 5:i, 88. !)2. DKl. 14!). 15:;. 170. 107.) V.el.
Storck p. 381 und Schurig II, p. 14.
'"*) Xd. Briefe vom i:'.. Februar 1782 nnd vom IM. No-
vember 1782 ISchiedernuiir Tl. p. 159 und 107).
™i Vd. Brief vom 4. Januar 178:1 iSchiedernuiir TT.
p. 207).
'"I Nissen p. 5:1:!.
■M Storck ]i. :181.
"-') ibid.
"l Schnri- II. |i. 14; Stiu-ck \). :!81 : Jahn T. p. 815.
'") Sehnri- 11. \,. 14.
") EnyT; Festschrift ].. 76.
'") Vd. u. a. die Briefe vom 24. November 1781 nnd
22. Dezember 1781 iSidiiedernuiir TT, )). 137 uud 140).
•') Schurig II. p. 327.
'8) ibid. TT, 11. 40. Jahn T. p. 815.
■») Jalm T. p. 815; Schurig II. p. 40 und 327. \'gl.
Nottebohm: Moza.rtiana p. 130 und 131. "
'*") Jahn I. ji. 815. Vgl. Mosel: Abbe Maximilian
Stadler lim .lahrcsbcricht des Wiener C'on.servatorinms
der Musik. X. Jahrg. Neue Folge] )i. 18.
"'< \'d. Briefe vom 27. Juni 1781 und 25. ;\lai 1782
(Schicilcrnuiii II. \>. 0:! uiul 170. \gl. .lahii I, p. 810;
Schurig II. 1). II und Sliuck p. :181).
X2) Vd. ,lahii. Sihiirig und Storck 1. e.
»•M .lahii T. ].. 81(i; Slonk p. :!S1.
"■i) .1. K. V. ^losel: t'ber die Originalpa rtitiir etp.
1''
»'■) Nissen \i. :!tiO und Schurig T. p. 422.
s») Schurig 1. c.
""i Xd. l?riete Mozarts viun 14. Mai nnd :il. .Tiili
1778 und .\ntHiirteu T.eoptdd Mozarts vom 28. Mai, 11.
und 20. .Iiini 1778 iSchiederniair T. |i. 104 IV. uud 2:16 ff.,
bezw. i\ . [I. :18 uud 481. \'gl. Nissen |>. :;71 fl'. und
UlibischelV II. \>. 31 ff.
»') Ulibischctr 1. e. p. 32.
SS) Jahn I. p. 814.
»«) Nissen p. 372 ff.
'"') \(l. Nissen I. c. : TT|il,iMlicff TT. p. :!2 : M. f. d.
M. (1. i. B. XXTT, ]>. 456. sowie Jahn T. p. 817 ff. ™
'") .lahn I. p. 818.
"-I Vgl. betrefl's Att-woods die Stelle in Leopold
Mozarts Brief vom Anfange des Jahres 1787 Ibei Nissen
p. 523).
«■■'} Vd. Jahn I. p. 818 ff.
'"I Xd. Mozarts Briefe vom 7. Juni, 2, Juli und
7. Oktober 1791 (Seliiedermair Tl. p. 334. 341. 350
und 352).
"■'o Vd. .Siegmeyers Au.sgabe p. 7: .Der üliermäßige
|.se. Einklang) ist der kleine ITalbton. als c, eis, d, dis
etc.. wird a 4tro öfter nnd beüer um eine Octave höher
an.geliracht und konniit nur durchgehend vor; der reine
Einklang vertritt größtentheils die Stelle der Octave.'
i*") In allen elien zitierten wie auch den folgenden
Stellen ist überall die Originalinterpuuktiou lieibehalten :
daher die nach unserer heutigen Gebrauchsweise oft au
ganz un|iasseiuler Stelle stehenden Beistriche. Strichpunkte
u. ilgl.
"■") .Zu der tibermäßigen Quarte, wenn sie keine
Ligatur ist. gehört die große Secuude nnd große Sexte,
oder in weichen Tonarten statt der Secnnde die kleine
Terz, die aber angezeigt werden soll, ausgenommen wenn
der Baß einen kleineu Terzsprnng nuicht. weil man sie
;ilsdann ans dem Sprunge des Baßes errathen kann.
. . . Wenn der Tritonns nicht gebunden ist, steigt er. bei
herabgehenden (sie!) Baße in eine Sexte, um einen halben
oder ganzen Ton hinauf. Wenn er aT)er gebunden wird,
geht er auch bei etwas anshaltendem Baße in die Terz
herab.'
"") .Zu der verminderten oder .-ogenannten falschen
(,)iiiute |(.,)uinta falsa) gehört; wenn der Baß hernach vim
einen großen Halbton steigt, die kleine Terz, und kleine
Sexte, welche sich bei allen siebenden (sie!) großen Tönen,
oder Semitoniis Jlodi. ereignet. Wenn der Baß aber einen
Sprun,a' macht, der keine durchgehende Note trift (sie!),
gehört zu ihr die kleine Terz und reine Octave. wie es
sich bei einem zweiten Tone einer weichen Tonart, und
auch bei dem großen siebciuli'ii |sic!) Tone einer harten
Tonart zeigt.'
"") .Zu der reinen nnd übermäßigen Quinte gehört
die Octave uud die Terz; auch in gewißen Fällen die
vcrdopitelte Terz.'
'"") .Zu der veriuimlcrten. welche gewöhnlich nur
die falsche Quinte bei dem verminderten Septimen-Accorde
aufhält, gehört die kleine Terz und die verminderte
W. A. MoZAHT ALS Theoketik'kr.
45
Septime, oder statt, der letzten, die verminderte Oetave,
welolie wieder nur die verminderte Septime aufhält. . . .
Zu der l<leinen und großen Sexte gehört die reine Octave
und eine tonartmäßige Terz; ohwohl man öfters auch die
Terz und Sexte statt der Octave verdoppeln darf und muß.
wenn beide nur nicht der .siebende große Ton (Semitonium
. modi) sind. Anmericung: Zur großen Sexte: wenn der
Baß auf der zweiten Stufe soa\o1i1 einer weiclien als liarten
Tonart stellt, pllegt man größtentheils die reine Quarte...
. . . .statt der Octavi'. und die kleine Terz zu nehmen. . . .
Zu der übermäßigen gehört selten die Octave. öfterer aber
die verdoppelte große Terz: oder auch .statt der zweiten
Terz die übermäßige Quarte oder die reine Quinte.'
i"!) .Zu allen dreien (sc. der verminderten, kleinen
und großen Septime), wenn sie Ligaturen, oder auch nur
durchgehend oder frei anzuschlagen sind, gehört eine ton-
artmäßige Terz luul Quinte, oder statt der Quinte, die reine
Octave oder die vcrdo|ipelte Terz.'
1°-) ,Zur großen Septime: zuweih'ii auch zur kleinen,
wenn sie keine Ligaturen sind, wird die große Secunde . . .
und die reine Quarte genommen und liierauf in die Octave.
folglich in einen vollkommenen Accord. aufgehißt.'
103) .Zu der ersten (sc. vcnuindcitcn Octave) wird
größtentheils noch die Sexte minor iintcriialb gesetzt, wozu
noch die kleine Terz im vierstimmigen Satze (a 4lro)
genommen werden muß. Zu der reinen Octave, wenn sie
allein oder nach einer Nene oder Septime vorkommt, wird
im drei.stimmigen Satze noch eine Terz, und im vierstim-
migen eine Quinte und Terz gegriffen.'
1"') .Zu beiden (sc. der kleinen und großen None)
gehört noch eine Terz und eine Quinte, bisweilen wird
auch statt der Quinte, die Terz verdoppelt. Sie werden
Ijeide. als Ligaturen in der rechten Hand vorbereitet,
gebunden und in derselben auch um einen ganzen oder
halben Ton herab aufgelößt. . . . Wenn die große None
durchgehend mit vurkommt. kann man auch die große
Septime als vierte Stimnie nelimen, oder gar alles nur
dreistimmig la trel spielen.
'"5) ,Man findet sehr oft, besonders in Orgelpunkten
(Tasto .solo) die Quinte mit der Sexte ^ , die Sexte mit
der Septime ', und die Oktave mit der None 9 gebunden,
welche Conson'anzen alsdann wie Dißonanzeu lauten, und
ebenfalls stufenweise lierab ihre Auflösung verlangen.'
"8) Betreffs des ^^■esens des ,galanten Styls' vd.
die treffliche Charakteristik und ungemein feinsinnigen
Analysen bei Wyzewa I, p. 415 ff. und II, p. 133 — 173
(speziell 134 — 136(. Teilweise Übersetzung und Auszüge
daraiis liei Schurig I, p. "2^6 ff.
"') Siegmeyer 1. c. p. 41, .\nm,
"8) Vd. M. f. d. M. G. i. B. 11. \>. 68 (.Mozarts erste
Klavier.stücke', speziell Notenlieihige Nr. '2. .Zwei Kk-
vierstückchen im Alter von seclis Jahren') und Wyzewa I,
p. 1.5. \'gl. aucli ibid. XX. ji. 350 und Notenlieilage p. 1 ff.
sowie XXV. p. 72.
'"^l \\\. den olicn ip. 'JOai im Texte wiedergegebeneu
Auszug aus Mozarts Brief an seinen Vater vom 14. Mai
1778 (Schiedermair I. p. 194 ff.).
"») Vgl. Brief Leopold Mozarts vom 28. Mai 1778:
,Mit Variationen lia.st du einen guten Weg geaommea'
(Nissen p. 373).
'") Nissen p. 57, Schiedermair IV. p. 224.
"=) Schiedernmir IV, p. 230. 271. 272.
•'■') Correspondence litteraire. philosopliique et cri-
tique. adressee ä un Souverain d'AlIemagne par le Baron
de Grimm et par Diderot 1753 — 1790. Brief vom 1. De-
zember 1763. Auszug übersetzt in M. f. d. M. Ct. i. B. XX,
p. 353 ff. und bei Nissen p. 47 ff.
"») \'d. Ulibis.chefV r. p. (in uiul M. f. d. M. I i. i. li.
XX. p. 359 ff'.
"^) Vd. Manliianer Zeitung von 1770. Xissen p. 171.
Vgl. aucli Brief des Vaters vom .'SO. Juli 1768 (Nis.sen
p. 139) sowie N^isseu p. 127.
"«) A'gl. Nissen p. 47 ff.. 127 ff.. 1:19IL. 171 ff'.: Uli-
bi.scheff 1, p. (iu ff.
"') Vd. P.riefe des Vaters vom 27. März. 3. April
und 20. Oktober 1770 (Schiedermair 111, p. 29, 32. 76, 77).
Vgl. Ulibi.scheff 1. p. 134, 137 und Scliurig I. p. 241, sowie
vor allem die wertvollen Ausfülirungen liei Wyzewa I,
p. 318 und 359 ff.
1") Vd. M. f. d. M. G. i. B. I, p. 7: II, p. 68 und
Notenbeilage Nr. 2, p. 7, 8; XX, p. 348 ff.. 350; XXII,
p. 245 und XXV. p. 72, sowie Wyzewa I, p. 1'2 — 19.
"ä) j], f. (1. M. G. i. B. I, p. 7 (.Verzeichnis der
Musikhaudscliriften W. A. Moz:irts im Besitze der kgl.
Bibliothek Berlin').
'■-") iliid. XX\' (l\udolph Genee: Mozarts nnisikali-
sche Erziehung und ein bisher unbekannt gebliebenes
Notenbuch von Leopold Mozart. Mit 16 Musikstücken aus
der Ilaiidschrilfi p. 72, 74.
»=») Vd. ibid. XXV, p. 74—80 und Notenbeilagen
liiezu p. 1 — 2ü. sowie Wyzewa 1. |>. 25 — 29. Vgl. auch
M. f. d. M. G. i. B. XX, p. 360 ff. (.^'onl Wunderkind zur
Meisterschaft') .sowie ibid. V.
i'-^'-^l .M. f. d. M. ((. i. B. XXV. p. 74.
"'■') ihid.
'--") Nissen p, 052 ff.. 529.
i=ä) Ulibischeff II. [>. 190.
126) Neunuinn p. 30: v. Mosel: .Über die Origina,I-
partitur etc.' p. 8. Über die Benutzung der Bezifferung
durch Mozart beim Skizzieren und Notieren musikali-
scher Einfälle vd. dalm II. p. 139 ff., speziell 139—148 (über
Änderungen heim .\usarlieiten). Vgl. aucli die allgemeinen
Bemerkungen iilier Jloznrts Arl)eitsw'ei.se iliid. sowie bei
Schurig II. p. 99 II'. und v. Mo.sel 1. c. p. 8, endlich die
in den zwei letzten vorigen ,\ninerkuugen zitierten Stellen
bei Nissen und Ulibischeff'.
'-■") M. f. d. M. G. i. B. XXV. ]>. 74.
>-■'•) ibid. p. 72.
129) Vd. ibid. V (vor allem Beilage zu Heft V:
.13 Stücke aus dem Noten-Skizzenbuch von W. A. Mozart
aus London 1764). Berlin 1898, sowie XX, p. 350 und
360 tL: XXV r, p. 93 11'. und Schurig I, p. 135.
"») Betreffs Mozarts erster Sonaten aus Paris vd.
M. f. d. M. G. i. B. XX, p. 350 ff. (,Vom Wunderkind zur
Mei.sterscluiff) mit Notenbeispielen und kurzen Analy.sAui,
sowie vor allem Wyzewa I. 1. c.
"1) (leorg Schünemaun: Mozart als achtjähriger
Komponi.st. Ein Notenbuch Wolfgangs. Zum ersten Male
herausgegeben. Leipzig. Breitkopf & Härtel (s. a.).
46
r>i!. "RomcKT L.\rii.
'•'ä) Schurig I, p. 135.
133) Jaliii I. p. an. (iO.
'■"l 11. f. (1. M. •'!. i. B. XXVI (.Mozarts iiiusik-
thoort'tisclie Studien'), p. 104.
I-') Betreffs dieses Heftes vd. M. f. d. M. C. i. B.
XWl. p. 104 ff.: XW. 11. VI ff.; d^ihii 1. p. r.!)ff.; Wy-
ze\v:i T. p. 170. 17J: .^rliiiriu- ]>. Hl:!.
'■■>") M. f. d. JI. C i. B. XXN'T, p. HI4 If.
"■) ibid. p. 105.
»3«) Jahn I, p. 59.
'■"<) ibid. p. 00; ebeii.so für die folgenden obigen
.Ausführungen.
''">] Vd. Thomaes Mitteilung in der -\llgem. Mus.-
Ztg. 1871, S. 483; bei Jahn I, p. 60. Im Briti.sh Museum
Katalog p. 32, Nr. 15. Vd. Schurig I, p. 163.
"") IM. f. d. M. G. i. B. XXVT, p. 104.
'•-') (Hier den Einfluß der von Leopold Mozart be-
folgten, speziell in seinem ,Versueh einer gründlichen
Violinsiliule' (.\ugsburg 1750) niedergelegten und bei der
nmsikalisohen Erziehung .seines Sohnes beobachteten
Grundsätze und Ansichten auf Mozarts musikalische Er-
ziehung im allgemeinen vd. Jahn 1, p. 12 — 15 und Wy-
zewa I, p. Off. Vgl. auch M. f. d. M. G. i. B. XXV,
p. 711V. iHudolf (ienee: .Mozarts ninsikalisehe Erziehung
eti-.i.
"3) Nissen p. 655.
'") ibid. p. 655; Jahn II, p. 124; Engl p. 99.
"■') Jahu I. p. :!'26, 327.
1'") Vd. vor allem die mustergiltigeu Forschungen
Wyzewas in dessen ausgezeichnetem, oben bereits des
öfteren zitiertem Werke, die zu den grundlegenden Stu-
dien Jahns und dessen neuerer Bearbeiter die Fortsetzung
und Ergänzung bilden. Vgl. Jahn I, p. 326 ff. und II,
p. 1 2:1 ff.
"•) Nissen p. 120 ff.
US) Neuniaun p. 12.
"'■>) Ulibischeff I, p. !)1.
!■''") ibid. I, p. 92. Über den Einfluß italieni.scher
Meister anf Mozarts künstlerischen Entwicklung.sgang
vd. Jahn I, p. 326, 327.
'■'') Jahn I, p. 326.
^^-) ibid. I, p. 369. Vgl. die eingehende Besprechung
der als Studien aufzufassenden Kompositionen aus Mozarts
Frühzeit ibid. p. 309—374.
15.)) Wyzewa I, \i. 171 ; bei Schurig I, p. 163, 164.
'•'■") Vd. Ulibi.scheff T. p. 231, 232.
15'') Nissen, Anhang p. 72.
1''") Ulibi.sx;heff 1, |.. 219.
1") Vd. Neumann ]>. 47; Ulibischeff III, p. 102.
Vgl. auch Schurig I, p. 248 ff. und Ulibischeff III, p. Hi, 17.
'") Vd. Wyzewa I. p. 92, 318, 359, 476; Schurig I,
p. 241.
I''") Vd. Schurig I, p. 248 ff.
"") ibid. I, p. 352.
""I \ d. Wyzewa 1. p. 70 II.; Scliurig 1. |i. 127 IT.
'"-') Vd. Wyzewa T, p. 415; TT. p. l.'?4 tT., sowie über-
liaupt das ganze T\ai)itel: ,Vingtieme Periode: la transi-
tion du grand style fl la „galauterie" (Salzbourg. avril
ä scplend)re 1774)' p. 133 — 173, speziell die ungemein in-
struktiven .\nalysen p. 141 — 173. Vgl. auch Schurig I,
p. 2S6 ir.
'"') In den Biographien werden iiliereinstininiend be-
sonders folgende Zeitpunkte als einzig bloß dem Studium
gewidmete Ruhepausen zwischen den Kunstreisen erwähnt:
die Zeit nach der Rückkehr von den ersten großen Eei.sen
nach Salzburg, November 1766 bis September 1767 (vd.
Nissen ]i. 120; Ulibi,scheff I, p. 91: Neumann p. 12), die
Zeit der Vorbereitung zur ersten italienischen Reise .(vd.
Ulibischeff I, p. 134). der fast ein halbes Jahr andatierude
Aufenthalt in Salzburg nach dieser Rei.se (vd. Schurig I.
p. 249). die auf 1775 folgenden beiden Jahre bis zur Reise
nacli Mannheim und Paris (vd. Neumann p. 15) und end-
lich die er.sten Jahre nach der Übersiedlung nach Wien,
also seit 1781 (vd. Neumann p. 20). Betreff.s Mozarts
Jugendstudien im be.sonderen vd. Nissen p. 120 ff.; Jahn I.
p. 369 ff.; Wyzewa I. p. 171 ff.; Schurig I, p. 163 ff. usw\
101) Xeuinann p. 20 und 51.
'"'■) Betreffs des Studiums der Haydn'scheu Werke
durch Mozart und der Früchte desselben in seinen Werken
vd. Jahn II. p. 9 ff. und 42.
"«) Jahn I, p. 327.
»«■) Schurig I, ji. 240 ff.; II, p. 327. 328.
IBS) Wyzewa I. ]i. 171; Schurig I. p. 164.
"») Jahn I. p. 59, 60. Vgl. auch AUgem. Mus.-Ztg.
1871. ]i. 48.S. sowie oben .\nm. 139.
1™) Wyzew'a I, 1. c.
i'i) Schurig IT, ]). 319.
1") Stadler: Vertheidiguug etc. p. 10. Vgl. Engl p. 100
und .Caecilia', XVI. Tieft, p. 271.
'■■') Stadler 1. c. p. 17 und: Nachtrag zur Vertheidi-
gung der Echtheit des Mozartscheu Requiem (Wien 1827,
bey Tendier und v. Man.steiu) p. 12.
1"») Vd. Jahn IT. p. SS If. und 471 ff. Vgl. ancli iliid.
II, p. 146 uml 680 ff.
'■■"•) Wie sehr Mozart die ihm von Froberger her
vorliegende Anregung zu einer Fuge über dies Motiv ge-
reizt hat, wird am besten durch die Tatsache illustriert,
daß Mozart zweimal angesetzt hat, eine Phantasie supra
ut re mi fa sol la für Klavier au.szuarbeiten, jedoch beide
Male damit nicht zu Ende gelangte. Vd. Jahn II, p. 90
und Küchel, .\uhang Nr. 229.
'■«■•1 M. f. d. M. G. i. B. V. Beilage: .13 Stücke aus
dem Noten-Skizzenbuch von W. A. Jtozart aus London
1764', Berlin 1898.
'"") \"d. die Briefe Leopold Mozarts vom 27. März,
3. Ajiril und 20. Oktober 1770 (Schiedermair III, p. 29,
32, 76 ff.).
i'S) UlibLscheff I, p. 137.
1"") Jahn I, p. 134. Vgl. auch Köchel : Anhang
Nr. '238.
1"") Vd. Brief Leopold Mozarts vom 27. Jlärz 1770:
,. ..Wir haben den P. Martini zweimal besucht und jedes-
W. A. Mozart als Theoretikki
47
mnl hat der Wolfgang eine Fuge ausgeführt, davon der
]'. Martini nur den Duceni oder La Gnida mit etliclien
Noten aufgeschrieben Iiat.' (Schiedermair III. p. 20.)
Despleichen Brief vom 3. April 1770; .Der Marchese
Ligneville . . .. welcher... dem Wolfgang die schwersten
Fugen vorgelegt und die .schwersten Themata aufgegeben,
die der Woltgang. wie man ein Stück Brcni ißt. weggespielt
uiul ausgeführt." (Schiedermair IIT, p. ^2.)
181) Vd. Wyzewa T. p. 92. .-ilS. ."..iO. 470. Vgl. auch
Schurig I, p. 241.
»S2) UlibischefT III. p. 16. 17.
"') Wyzewa I. p. 476.
i8ä) Vd. ibid. T. p. 41.5: IT. p. 1.14 ff. Vgl. auch
Schnrig I, ]). 286 ff.
'*») .Jahn T, p. .'126 ff., von wo aucli die in den
folgenden obigen Sätzen verarbeiteten Daten entnonmien
sind.
18«) Jahn Tl. p. SO ff.
1*') Nissen \i. 44fi.
■88) Jahn II, p. 89; Lewicki 1. c. |). 165.
189) Nissen p. 655.
19») M. f. d. M. C4. i. B. XV: Lewicki 1. c. p. 169.
191) Vd. Nissen ]t. 061 ff.
19=) Jalin TT, p. 125 und 484.
19») ibid. IT, p. 91.
194) Nissen ]<. 549 ff.
195) M. f. d. M. O. i. B. XV (15. März 1903),
p. 16.3—179.
19") ibid. p. 167 ff. (und Notenbeilage zwischen p. 167
und 168).
19') ... in den älteren Auflagen, nicht mehr in der
bei unseren Untersnchuugen verwerteten Bearbeitung von
Deiters.
198) über den Einfluß van Swiet«ns auf Mozarts Bach-
und Tländelstndium vd. Nissen p. 540 ff. und Jahn IT,
p. SS ff.
199) Jahn II, p. 91.
20") Vd. Lewicki p. 167 ff. Vgl.' auch das bei Eust
1. c. als Beleg für die Mozart-Zugehörigkeit gedruckte
3. Adagio in F.
201) Vgi_ die Noteubeilagen p. 1 — S bei Lewicki 1. c.
202) Lewicki p. 16S.
2»:') ibid. p. 168.
-<>*) Über den Einfluß des Bach- und Händelstudiums
auf Mozarts Schaffen vd. Jahn II, p. 93 ff. und Lewicki
p. 167 fi'., 171—179. Vgl. auch Schurig II, p. 36 ff.
205) Vd. Jahn IT, p. 65.
208) Lewicki p. 171 ff.
20') Vd. Schurig IT. p. 36 ff.
208) Lewicki i>. 164. Vgl. die ibid. p. 164 ff. von
Lewicki angeführten Bei.spiele für die Riclitigkeit dieses
Ausspruches.
209) über das Studium der Bachsclien Suiten durch
Mozart und die Nachwirkung desselben in IMozarts kompo-
sitori.sclier Tätigkeit vd. Lewicki ]i. 172 und Jalin II,
p. 92.
2'0) Jaliu 11, p. 92.
211) In die Salzimrger Zeit (zirka 1777) dürfte —
nach Köcliel — auch das noch erhaltene Fragment einer
Fuge (45 Takte) für Orchester in D-Dur (über ein sehr
einfaches Thema), welche dann von S. Sechter vollendet
und mit einer Einleitung versehen wurde (Küchel 291. in
der neuen Gesamtausgabe S. XXIV. 11) zurückreichen.
(Deiters: Anmerkung zu .Jahn TT. [i. 97.)
212) I]iiie genau detaillierte .Aufzählung und Zn-
samnienstellung der Mozartschen Fugenthemen vd, Jalm
IT, i>. S9 ff'. (Iiis 97) und I>ewicki \>. 167. Anmerkung 1.
2'-i) S(liiederni:iir 11. ].. 'l 04 11'. : Jalin I. )>. 802 ff.;
Lewicki ]i. 107. A'gl. auch Sclinrig II. p. 36 ff.
21') Lewicki ]i. 167.
215) Vd. Jahn IT, p. 89 ff'. Betreffs Mozarts Fugen-
kompositionstätigkeit überhaupt vd. ibid. p. 89 — 97.
2i(i| \-,i ,|,,|,,, ]| |, 30; Le^vicki p. 107.
21") Vd. .lalin II. p. 91.
218) Vil. ildd. IT. p. 90.
219) Vd. ilie Znsannnenstelhuig und .\nfziihlung liei
Jahn Tl. ],. 95 IV.
220) Jahn IT, |.. 92 ff.
22») ibid. 11. p. 91.
22-') \'(1. die nähere Beschreibung bei Jahn TT. p. 9S ff.
22') \'d. die diesbezüglichen eingehenden L'nter-
suclningen bei Lewicki p. 167 tT. und .Jahn IT, p. 89 ff.
22«) ibid., sowie Jahn II. p. 03. 94.
--'') Lewicki p. 107.
220) Jahn T. p .134. Vd. Köchel : Anhang Nr. 238.
22") Wegen der ursprünglich vermeiutliclien Fünf-
stimmigkeit dieses Kanons, die auf ein Mißverständnis
des Abschreibers zurückgeht, der den von Mozart in einer
besonderen Zeile über den vier Stimmen notierten Kanon
als fünfte Stimme auffaßte, vd. .Jahn I. ]i. 134, 135. Vgl.
neue Gesamtausgabe S. XXIV, 53,
228) Jahn T, p. i:!5 ff. Vgl. ancl[ Wyzewa I, p. 320
bis 323.
229) Von den oben verzeichneten Kanons besitzt die
k. k. Hofbibliothek Wien in Cod. 16555 und 17554 die
Kanons Köchel 228, 556, 558, 560, 554.
230) M, f. d. M. G. i. B. XVI (Mozarts Verzeichnis
seiner Werke .seit dem Jahre 1784). p. 207, 208. Vd. Kö-
chel Nr. 553—558 und 500, 561; Jahn II, p. 04 und 'S!, f.
d. M. G. i. B, XV (März 1903), p. 160.
p. 160.
Jahn TT p. 64 .sowie iM. f. d. M. G. i. B. XV,
232) Jahn TT, p. Ol.
233) ibid. p. 61 ff.
48 Dr. "Roni-ijT LAni. W. A. Mhzakt als TincoRETiKKit.
"■■■») KörlR.l: Zus. /.„ AnlKing 284 (vol. Kiruberger: =^») Nottobclnn : Moza.ti.nM ,.. 132.
Kunst des reinen fSatzes II, p. 2Ö5). Bei Jalm 1. c. Vd. 5,,,) ,i.,,,„ n, p. (VI.
Lewifki p. lOG. „„^ j^^jj^ ^^^j^ yi^m-imupt alle iu den letzten Sätzen
Briefwechsel II, p. 12S; Jahn II, p. 0.3. der obigen Darstellung verarbeiteten Daten daher ent-
nommen sind.
11 IC üptipl • 7im zu .VuhaniJr 0; .Jahn 1. c.
) K„cliel. z,us. ^ ^^„^ ^,^j^ ^^.^ Textprobeu bei Jalm II, p. 63 ff.
■^■'-) Jalm II. p. ß2. \'gl. Lewicki I. c. Nt.tenbeilage ^„^ Betreffs der Anlässe zu Kanonkompositionen vd.
p. 1 — S {^\. f. d. il. G. i. B. XV). Näheres bei Jahn II, p. ü4 ff. und die daselb.st angeführte
:m) Kissen: Anhang p. 19. Literatur.
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3.1<ll
21. S. 18.
Robbet Lach: W. A. Mozakt als Theoketikek.
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d) qui manca la terza.
b) qui sono Due quinte tra il 2"?? Violino ed 11 Basso.
e) qui manca un B quadrol].
d) b non puo essere Toltava a H,_ e poi non si puo
mettere qui Tottava, perche e ü semitonio mo-
do.
e) questo deve esser D
f) deve essere G
g) ho lonore di dirle che lei ha fatto la schioc-
cagine (da par Suo) di far Due ottave tra
il 24? Violino ed il Basso.
Denkschriften der phil.-hut. Kl. Gl. Bd., I. Abh.
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henden Noten weiJ der satz zu leer ist._
(b) hier kan die 6'- nicht stehen— den jeder Tackt muß mit einem Perfeckt accord anfangen.- mit der octav,
quint, terz oder eiuer 6'*', die einen Perfecktaccord zum Grund hat— Nun vräre aber hier der Perfecktaccord Ä_
mit der falschen qiiiute y*_ welcher gar nicht existiren kaii.
W Dieses e hier ist sehr gezwungen- man merkt, daß es nur gesetzt worden Lst, um aicht wn einer voUkome -
aen Consonauz zur andern in gerader Bewegung zu gehen., wie die schlechten Poeten öfters dem reim zu
gefallen eine Dumheit schreiben.- p p-
Yoü (C) bis (D) hätten sie recht hübsch Stuffenweis durch lauter Terzaus fiillungen ||5 £o 9
gehen kiJnen wie hier
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(f) hier .^i(ld sie von eiuer unvoUkoinenen Coasonanz zu einer vollkoinenen. [wieder (siel) die RegelJ in der
geraden Bewegung gegangen..
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(Zeile 5)
REYISIONSBERICHT.
Zu Fol. 1".
Zeile 1 Takt 7. Im Ori<;'iiial selir undeutlich und übersckrieben, so daß nicht mit Bestimmtheit ssu
erkennen ist, oh im ersten Viertel des Fundaments ^-—'~ oder 9^— p oder ^-
gemeint ist. Harmonisch hedinnt die oljeu wiedergegebene Fassung.
10. Im Original (Fundament): ^^ ^ — .
2 .. 5. Unleserlich, ob im Fundament 2z^t= "'^^'' 9^~~P~~ oder 9^^^^p^^ gemeint. (S,o
geschrieben: 1^' «^ ). Harmonisch bedingt: — 1^^=.
3 .. 1. In der Sojiraustimme ursjirünglich: ..f. *~r~' verwischt und auf die oberste Note
l[r> ' auskorrigiert. Ebenso im nächsten Takte (erstes A^iertel !) im Basse
ursprünglich : '^i — j8 — . ersichtlich auf das obere 'r^izitr korrigiert.
" !t >'
4. Der Bindel)alken zwischen m^::^^ ganz verwischt, so daß die Stelle wie jsrtniii^"
aussieht. "^ ''^
8. (Erstes Viertel): Unleserlich vei'kleckste Note mit kreuzweisen Strichen davor, so
daß nicht mit Bestimmtheit zu erkennen ist, ob r7^ — , — oder -J^^- — gemeint ist.
Die \ iertclpause im dritten ^' iertel undeutlich, so notiert: y' (''^ '^^^' ganzen Hand-
schrift notiert ^Mozart durchgängig die Viertelpausen so).
Zu Fol. 1".
Zeile 3 Takt 1. (Zweite Halbe): Im Altschlüssel notiert: ptl^^^» ohne daß zu erkennen wäre,
welche von beiden Noten nicht gelten soll. Harmonisch bedingt: ^^ — .
3 und 4. In der L'. Violinstimme notiert: SE^crii: :r~Jz:^^3. p]bens(j auch im Alt
die zweite Halbe im Takte 4 als Viertel notiert. In beiden Stimmen fehlt dif
letzte Viertel])ause.
n " "
?J ?J j;
Alt:
;, dann nachträglich eine Fahne S oben angefügt.
8. Im Alt: ^^p. In der 2. \'i(iliustiinme und dem Alt fehlen die letzten Viertel-
]>ausen.
9. Baß, letztes Viertel: Von Jlozai-t selbst so (d.i. mit dem überflüssigen )1 notiert.
1 und 3. In der 2. \'iolinstimine und dem Alt felden je die letzte Viertelpause.
4. In dei- 2. Violinstimmc ursprünglich (im ersten Ilalbtakte) -— -t--" notiert, dann in
korrisriert.
Denkscbriften der pbil.-liist. Kl. Ul. Bd., I. AH
88
Zeile 4 Takt 6.
Du. PlOBERT T.ACU.
Zn Fol. 2».
Zeile 1 'i';ikt 4.
.'J ?) »
Zu Fol. 2".
Zeile 1 Takt 1.
., „ „ 2.
4.
2 „ 2, 3.
!) ■•) ?!
?! J! r
Zu Fol. 3».
Zeile 1 Takt 3.
n n n
2 .. 7.
3 „ 2.
« ;) «
4.
« „ !. 6-
„4,1.
4 2
hl derselben Stimme (2. Taktliälfte) uisprihiglicli : zzrtpzdirr. ^l-i"" Ivoingieit,
ver^-ischt und iiilolgo von Kleekseii unleserlicL, itaditräglicli mit /' nnd s über-
sclirieben. Im Alt (zweite Taktliälfte) ursprünglich: ^'^E^-
in der 2. Violiiistimme ursj.i-iinglich: £^jE^, Jana durchstrichen, verwischt, ver-
~^^":i'
kleckst niul korrigiert. Im Alt ursprünglich: zi^E^E- Die rhythmischen AVerte
genavi wie in der Notenheilage wiedergegeben.
Süjiran: verwischt und vei'i<leckst.
Baß: Die Bezifferung nachtraglich koi'rigiert und überschrieben, so daß nicht
mit Bestimmtheit zu erkennen ist, was ursprünglich anstatt des späteren 6 stand,
ebenso, ob darüber nicht 3 (anstatt 2) stand.
Alt: verkleckst und ursprüngliches — >9 — durchstrichen,
lliid. Das zweite Viertel verwischt.
=P
In der 2. Violinstimme ^-i , die zweite Note verwischt und verkleckst.
In der 1. Violinstimme ursprünglich;
verkleckst.
6. Im Alt bei Er^Ez ein Klecks und verwischt, so daß die Stelle unleserlich ist.
I , die vorletzte Note
In der 1. Violinstimme ursprünglich: — f'— -FtI^ — ' ^^^^^ letzten fünf Noten
durchstrichen.
Im Basse der ganze Takt leicht durchstrichen und nicht endgiltig korrigiert.
Il)id. Ursprünglich: Etrf^üfE, durchaus verkleckst und undeutlich, die zweite
Note nachträglich überschrieben.
Über der :\Iitte der ersten Zeile auf dem oberen K.-inde hingekritzelt: clowe.(?)
Baß: ■ [*r ^^^ verwischt und undeutlich, was gelten soll.
Im Baß (erstes Viertel): =^=^. die zweite Note verwischt, ebenso in derselben
Stimme:
ursprün.'lich =^^i=, die dritte Note verwischt, durchstrichen und durch
— [^— korrigiert.
Im Baß (zweites und drittes Viertel) ursprünglich ^-^, dann verwischt und
mit
überschrieben.
Im Basse das zweite Viertel ursprünglich ^^. Im Sopran (drittes Viertel)
fohlt das J.
Im Basse (ersto Takthälfte) ursprünglich ^t?=^-=' ^''^' ^"■^^**' ^''^'^*'^ "''"'''"
träglich durchstrichen.
W. A. Mozart als Tiieokktikjoe. 89
4 f .1 :>
Zeile 4 Takt 4. Ursprüngliclier Baß: — ?n~3~i ^^~~" ganz durclistriclicn, anf dem nächst-
< ,
unteren, freien System korrigiert in: [^~m~^'~f ^-^, iiievon die erste
Taktliälfte abermals durchstrichen, schließlich als endgiltige Korrektur wieder
in einem neuen System darunter : ' *— ja — ^-
„ „ „ 5. Der Baß mehrmals korrigiert und verwischt.
,, „ .. G. Im Baß (drittes Viertel) ursi>riinglich ^^i , dann überschrieben und in EEEr=
korrigiert. ^
,. 5 „ 1. Tni Baß (zweites Achtel) ursprünglich =z^ , dann verwischt und darüber
notiert : ?.
Za Fol. 3".
Zeile 1 Takt 3. Im Sopran ursprünglich: Cl*~r~~~' •^'^"^ nachträglich der Querbalken durch-
strichen, der Stil des letzten Notenkopfes verwischt und die zwei letzten Noten
durch den oberen Querbalken verbunden.
„ „ ,. 5. Im Fundament ursprünglich: — * | letztere Noten durchstrichen, verkleekst,
— ^
verwischt und durch ~~ ^ — ersetzt.
„ 2 ,, 5. Im P\uidament (zweite Takthälfte) ursprünglich: — L^—t^j , dann das — ! —
verwischt und durch — 1-^ übersehrieben.
Zu Fol. 4».
Zeile 1 Takt 1,2. Im Baß (zweite Hälfte des ersten und erste Hälfte des zweiten Taktes) ursprüng-
lich: p P I ^^-^— ^»-^»— , dann mit ^3=tz?iE^ übersclirieben und die Stelle
;j n V
n " "
im obigen Sinne korrigiert.
3. Im Baß (zweite Takthälfte) unleserlich, ob ^^är oder EE^'< darüber notiert: r.
7. Baß (1. Takthälfte) durchstrichen und üljerschrieben über ursprüngliches:
„ 3 „ 1. Im Baß (letztes Viertel) ursprünglich: — ^— > dann übersehrieben und in — — ^-
korriffiert.
., „ „ 3. Baß (drittes Viertel) ursprünglich : —n—, durchstrichen.
~^" =±k :=^^
„ 4 .. 2. Im Baß (erstes und drittes Viertel) ursprünglich — ' und — ^ , durchstricbi'n
und in dem Systeme darunter von ^lozarts Hand korrigiert: — ^| und
t=. Im Fundament ursprünglicli : ä ~. von der Hand der Schülerin
V
notiert, dann erstere Note verwischt und in — J— korrigiert.
12*
90
Zeil.' 4 Takt o.
Im Basse urs|iriiiii;l
Dr. Robekt Lach.
-^le
dann dniclistricluMi niul im obiji'en Sinne
iilioi-scliriclien, in dorn Systeme darnntei- von der Hand der Stdiiilerin nociimals
versnclit und ni'uerlicii im System darunter- von ^lozarts Hand korrigiert.
;, ), „ ti, ''■ Der Baß von der Schülerin in zwei Systemen untereinander versucht, dann durch-
strichen und von ]\Inzarts Hand in einem dritten Systeme daruntei' korrigiert.
Zu Fol, +".
Zeile 1 Takt 6.
Im Fundament (erste Takthälfte) verwischt und undeutlich, oh ^— oder £j^
"■elten soll. ~
--Ä>-
fe
8. Tm Rasse rngrSuLLj undeutlich und verwischt; "änzlich unei'siclitlicli, Avas
end<;iltig gemeint ist.
. 2 „ 4.
7
;) 0 1) '•
., . „ 8.
j) ;j n "•
. 3 „ 7.
Im Basse über |^tiz ein unleserliches, verwischtes und veiddeckstes Zeicdien wie
^oder e-. ^ ^^ _^,
Im Basse (erste Takthälfte) ursprünglich: 2I?."Ec:*~> das =— ~ verwisclit und
■ß-
überschriehen durch
Tm Basse (erste Takthälfte) ursprünglich (!, dann in 5 korrigiert (überschrieben).
Im Basse (drittes Viertel) die 6 wirklich über z^tzz (statt über — • — ).
Im Fundament (drittes Viertel) über - ß ~~ ein unleserliches Zeichen />, das so-
wohl als o als auch als 5 zu lesen ist (harmonisch keines von beiden miiglieh !
müßte () lauten).
Zu Fol. 5".
Zeile 1 Takt 1 — 6. Auftakt und die ersten sechs Takte in der 2. Violinstimme und detu Alt durch-
strichen.
Im Alt (zweites Viertel) zEzfE - verkleckst, darüher der Buchstabe / und das
Bindezeichen: f.
" !) ))
1.
" » . ..''
5. In der 2. A'iolinstimme (drittes Viertel) :^^— , elienfalls verkleekst und unlesei
lieh, welche der drei Noten gelten soll.
j, ;, ), li- Iiii Alt ursprünglich z^^^, dann nachträglich üljerschrieben mit — tz:.
„ 2 ,, 2. In der 2. A'iolinstimme ursprünglich ^EtiE, dann nachträglich im oliigen Sinne
überschi'ieben.
„ ., „ 4 — 11 und Auftakt in der 2. Violinstimme, jVlt und Baß durchsti'ichen. Im Alt (Auf-
takt) unter dem endgiltig korrigierten — •— urspi-ünglich andere, aber unlesei'-
lich verwischte Noten: ^J —
■■ . -^ ■ '^P^
., 2 „ 7 — b. In der 2. Violinstimme von Mozart zwei verschiedene Stimmführungen skizziert:
^ä
wobei die Verbindunijsklammer in zwei Halbbci"-en geteilt ist:
Zii Fol. 5".
Zeile 1 'J'akt 1. In der 2. \'iii]instimme (zweite Takthälfte):
gelten soll, nicht durchstrichen ist.
wohei die Note, die nicht
W. A. Mozakt als Theoretiker.
91
Zeile 1 Takt 3. Im Alt (erste Takthälfte): =^=, das
)! !) )7
2 .. ], 2.
o .. o.
!) !) :i
Zu
Zeile
Fol. (>".
1 Takt 7.
)) n >i D, < .
•1 n :i
„ 3
i) J) >7
entschieden gcüLSer als das :^— , so
daß ersteres — um so mehr, als es auch harmonisch gefordert ist — ■ als die
endgiltige Korrektur anzusehen ist.
In der 2. Violiustinime ursprünglich: —^urjijrq^+rj— > die erste Note sehr grol.l,
das Ganze sein- undeutlich. Ebenso im Tenor das zweite Viertel urs]>rünglich
— T^, dann durchstrichen und übersehrieben: — 2=, sehr undeutlich und klecksig.
Die 2. ^'ioli^stimnle und der Alt mehrfach durchstrichen, verwischt, überschrieben
hezw.
und undeutlich, auch durclnveg's verkleckst:
i^;=q-
3E±
EpgEQEEtS
:q=qi
-_, die erste Note nachti-äglich durch
In der 2. Yiolinstimme ui'Sj)rünglich : —f^
strichen.
In der 2. Violinstimme und im Alt urspi'iinglich — j— , bezw. (B~ti£. Diese
iirs]»rünglichen Noten durchstrichen und die der jetzigen, endgiltigen Fassung
darülier gesetzt.
Im Soj)ran: -_h— , nicht zu unterscheiden, ob — t— oder --^— gelten soll. Im
Alt (zweite Takthälfte) E£^^.
In der 2. \'iülinstiinme (drittes Viertel) das zweite Achtel verwischt und ver-
kleckst, so daß es kaum zu erkennen ist.
Die 2. Violinstimme (erste Takthälfte) sehr verwischt und undeutlich: ursprüng-
lich — '^-ziT ■ Im Alt: =^rTj=.
— — L *
Jn der 2, Violiastimme (drittes Viertel) ursprünglich — ß — , dann in den Vor-
schlag durch Beifügung der oberen Fahne auskorrigiert.
Im Alt (zweites Viertel) ursprünglich ^-^£;, dann dui'chstricheu und durch die
Note ^^^ überschrieben.
In der 2. Vi<ilinstinime : -^q^
Ihi.
j letzte Notengi'U|)pe durchstrichen und verlileckst, ganz
undeutlich.
In der 2. Yiolinstimme und dem Alt statt IIal!)er nur Vierteln notiert.
Die 2. Violinstimme und dei- Alt durchstrichen und stellenweise verkleckst.
1. Im Alt ursprünglich: — j— j— j— , letztere beide Noten dann durchsti-ichen und
durch ~>&— ersetzt. ... . . . .
2. In der 2. Violinstimme als drittes Viertel ur.sprünglich ein nachträglich durch-
strichenes und verkleckstes n— z oder
92 Di;. Egbert Lach.
Zeile 3, Takt 3 — 5. Im Alt stark verkleekst und ilurclistriclieu; erkennbar ursin-üiigliclKM- 'Wortlaut:
I» 1* ^1» ^i^^ . l^ie beiden letzten unteren Noten nachträglich durch
die beiden oberen korrigiert.
ö. Die 2. Violinstimme (zweites Viertel) stark verkleckst und verwischt.
Zu Fol. 0".
Zeile 1 Takt 1 — 14. Alle Stimmen fast bis zur Unleserlichkeit durchstrichen; nur die Bezifferun"-
ist deutlich erkennbar. Namentlich Sopran und Baß der ersten Zeile sind infolge
von Klecksen, Verwischung u. dgl. fast ganz unleserlich.
)) !? ,1 4. Im Alt urs])rünglich : =^— j=, letztere Note durchstrichen und durch — •— ersetzt.
» )? V '^- Iii der 2. Violinstimme und im Alt ursprünglich: E^iztii bezw. — -|-^-^-_ je
das erste Viertel dann nachträglich durchstrichen und im Sinne der vorliegenden
Fassung korrigiert.
3 — 6. Die 2. Violinstimme und der Alt durchstrichen.
4, 6. In der 2. Violinstimme das erste Viertel deutlich punktiert, ohne daß die fol-
gende Note ein ^ hätte. Der Alt (im vierten Takt) verkleckst und ursprüng-
lich ~'^-^zz^-, die erstere Note nachträglich durchstrichen.
7. In der 2. Vlolinstimme : —■^tz^—jzrz^, die erste Note durchstrichen.
—ä-e)—ii—^»—
7, 8. Im Alt ursprünglich: E^ESEfE^zfiE, dann das erste Achtel im Sinne der
jetzigen Fassung korrigiert. Die letzte Note verkleckst und dadurch zweifelhaft,
jedoch durch das Bindezeichen als EEE festgestellt.
1. 2. Im Alt ^p, bezw. ^p.
5. la der 2. Violinstimme das erste Viertel sehr undeutlich, verwischt und ver-
kleckst, jedoch durch den Bindebogen als _ _ festgestellt.
" )! »
7. In der 2. Violinstimme ursprünglich: — f^, — , letztere Note durchstrichen, ver-
kleckst und durch — t überschrieben. Im Alt: =jij;i_|^_| , die untere dritte
Note durchstrichen.
9. I
m Alt: — +^— 1— j [— , das zweite Viertel verwischt und verkleckst. Das untere
vierte Achtel entschieden größer als das obere, daher als nachträglich über-
schriebene Korrektur anzusehen.
Am unteren Rande des Blattes verkehrt (also bei Umkehrung des Blattes lesbar)
geschrieben: ,She ' squints, she is squint eyed.'
7«
Zeile 1. Die Accolade über den ersten vier Svstemen fehlt in der Handschrift.
„ „ Takt 2. In der 2, Violinstimme (zweites Achtel) ursprünglich — | — , dann durch
überschrieben, verkleckst und undeutlich. Im Alt das zweite Viertel unklar, da
auch noch das angrenzende Spatium einnehmend.
W. A. Mozart als Theoeetiker. 93
Zeile 1 Takt 3. lu der 2. Violinstimme urspi-tinglicli: irih— ^jtä=r, dann im Sinne der vorlie
-*-
gendeu Fassung korrigiert. Im Alt nach dem letzten Viertel neuerlicher Noten-
ansatz, unleserlich durchstrichen.
;) v „ 5. In derselben Stimme das letzte Viertel verwischt und fnst liis zur Unleserlich-
keit verkleckst.
n 2. In allen vier Stimmen fehlt die Vorzeichnung der Tonart.
)> n n 3. In der 2. Vinlinstimme (zweites Viertel) ESzE durchstrichen, im Alt (ebenfalls
— -^= ' ^'^
zweites Viertel) — 1^= verwischt und verkleckst. Der ganze Takt in der dritten
Zeile von Mozarts Hand in zwei verschiedenen Fassungen korrigiert.
" n j, 4, In der 2. Violinstimme (letztes Viertel) ursprünglich E^Ei dann nachträglicii
das —j — durchstrichen und durch ^^^^^f^ ersetzt. Im Alt ursprünglich Eu^=£:'
verwischt und verkleckst, nachträglich im Sinne der vorliegenden Fassung
korrigiert.
Zu Fol. 7".
Zeile 1 Takt 5. im Alt (zweites Achtel) undeutlich, da verwischt und das ganze angrenzende
Spatiuni einnehmend. Durch die Bezifferung festgestellt. Im Baß das über-
flüssige \7 von Mozarts Hand gesetzt.
ji 2 „ 4. Im Sopran (über dem System) die Zeichen <^(j von Mozarts Hand als Berufungs-
zeichen auf die korrespondierenden Takte der ersten Zeile gesetzt. Im Alt
(erstes Achtel) ursprünglich — ^^, dann durch ^zi^z korrigiert.
„ 3 „ 3. In der 2. Violinstimme (zweite Takthälfte) ursprünglich anderer, durch Duich-
streichung unlesbar gewordener Wortlaut.
;, „ „ ö, 6. Die beiden Mittelstimmen mit einer andern (schwärzeren und scheinbar frischeren)
Tinte eingetragen, also anscheinend von fremder Hand (vielleicht derselben, die
auf Fol. 17" bei einem Skizzenlilatt Mozarts über einem Fugenthema den Ver-
merk beisetzte: ,vom Froberger componirt'). Doch ist der Duktus der Noten-
schrift dieser zwei Takte genau derselbe zierliche, leichte und saubere wie der
übrigen, zweifellos von Mozart herrührenden Noten; der Unterschied liegt einzig
in der Tinte, die sonst nirgends in dem Hefte vorkommt als an der genannten
Stelle und der Überschrift auf F'ol. 1": , Mozarts Unterricht in der Composition.'
Zu Fol. 8".
Zeile 1 Takt 1. In der 2. Violinstimme (letztes Viertel) ursprünglich : — --^— , durch nachträglich
bedeutend größer hinzuuotiertes — «-i— korrigiert. Das überflüssige JJ im dritten
Viertel von der Hand der Schülerin so notiert. Im Alt (letztes Viertel) sehr
undeutlich und verwischt.
Zeile 1 Takt 2. In der 2. Violinstimme (zweites Viertel) ursprünglich ,*> letztere Note durcli-
"•■♦ —
strichen und mit ^^^ überschrieben. In der zweiten Takthäfte ursprünglich
(wie noch aus dem beim dritten Viertel stehen gebliebenen Punkte ersichtlich
ist) so: ,. ß— (daher Mozarts Bemängelung a betreffs der fehlenden Terz), nacli-
träglich durch Einschiebung des — j= korrigiert, wobei aus Versehen beim dritten
94 r>i;. IJouKKT Lach.
Viertel der runkt stellen lilieh. Im Alt ursprünglich: =^z:|::^z:, letztere beiden
Noten dnrclistriolien und im Sinne der V(irliei;-oiiden Fassung' korrigiert.
Zeile 1 Takt 4. In dei' '_*. N'iolin.^timme ursprünglich wahrseheinlich : __ß_*:f— oder Er!^_t*_;
das Ganze infolge der Durchstreichungen und Überschreibungen fast unleserlich.
Daß Mozart in Bemängelung b die bekanntlich erlaubten (weil die zweite Quinte
eine vei-minderte ist) Quintenjiaralleleu (zwischen Baß und "i. Moline) ^ ^ ver-
bietet, ist bemerkenswert.
r>. Im Alt das i, vor dem ersten Viertel von Mozart nachträglich hinzugefügt. In
der zweiten Taktliälfte: Ej=^^, wobei nicht zu erkennen ist, ob Ej oder
~J ' gelten soll. Mozart las b. wie seine Bemängelung d Leweist.
G. In der 2. Violinstimme (zweites Viertel) das erste Achtel überschrieben und
verkleckst, so daß nicht deutlich zu erkennen ist, was ursprünglich stand.
Offenbar hatte die Schülerin E3E geschrieben, daher Mozarts Bemängelung /.
Analog im Alt ursjirünglich als erstes Viertel — i — notiert, von Mozart in
korrigiert (überschrieben) nnd sub e bemängelt.
^ 2 „ 2. In der 2. Violinstimme ursprünglich (erstes Viertel): —(<=:, daher Mozarts Be-
mängelung g. "''
3_ Im ganzen Beispiel (in allen vier Systemen dieser Zeile) sind die Notenhälse
offenbar scherzweise übermäßig lang ausgezogen und werden namentlich gegen
den Schluß zu immer länger, so daß sie im letzten Takte in den Schlußstrichen
über die ganze Seite hinaufgehen nnd das darüber Stehende durchstreichen.
Die Schlüssel nnd Vorzeiclmungen sind von Mozart geschrieben, vielleicht aucli
Sopran und Baß, wogegen die Mittelstimmen unverkennbar den Schriftduktus
der Schülerin zeigen (so namentlich die Form der halben Noten : ^ ). Im
Schlußtakte fehlt in den drei oberen Stimmen durchwegs der Punkt bei der .
Zu Fol. 8''. _ j^_^_
Zeile 1 Takt 5. Im Alt (erste Takthälfte): zz^-^äzzitiz^ wobei nicht ersichtlich, was ursprünglich
notiert war und was spätere Korrektur ist. Aus haruionisehen Gründen muß
■; die Bewegung ~~^ ' P— als Korrektur angesehen werden.
q=— ;
In der 2. Violinstimme ursprünglich: — ;<--j — •-^- dann die zweite Note durch-
sti-ichen und die Stelle in Es*=^E-E korrigiert. Im Alt vor der ersten halben
Nute ursprünglich — ^zi ocler — 3zzi dann durchstrichen und fast l)is zur Unleser-
lichkeit A'erwischt.
S. Im Alt vor dem zweiten Viertel ein ursprüngliches Vorzeichen (<?) durchstrichen
inid verwischt.
3. Im Sopran das Berufungszeichen )< (zu den letzten vier Takten von Zeile i)
„ ■ • • gehörig).
4. In derselben Stimme das zweite Viertel wegen eines großen Kleckses unleserlich:
— •—
offenbar war — i^— gemeint.
5. Tu der 2. Violinstimme ursprünglich =h~?~^~' "^^^"^ ^^^^ ^''''^^^ '^^^^ durchstrichen
ursprünglich — ^~^3~' dann die erst
und die ganze Stelle durch darüber groß und breit eingetragenes —JE korrigiert.
W. A. MozAüT ALS Theoketikkr.
95
Zeile 2 l\i,kt (j— S
« •■ . 3.
„ „ .. 10.
3. 4.
H I) H
6.
7.
8, 9.
lU.
Zu Fol. !»\
Zeile 1 Takt 3.
/iU Fol. i)^
Zeile 1 Takt 12.
in den beiden .Mittelstimnicn diirfhstri(dieii. Die -.inzeii drei Takte .sind in der
letzten Zeile zweimal wieder aufgenommen und kürrigiert.
Im Alt ein unleserliches. durclistricliene.s und verwischtes Gemeng-e mehrfach
iibersehriehener Noten: —J-uj :il=^
In der 2. Violinstimme fehlt die letzte Viertelpause, im Alt steht statt der ersten
halben Note bloß ein Viertel.
In der 2. Violinstimme ursprünglich E^^', dieses erste Viertel dann naeh-
triiglieli durchstrichen; ebenso:
., 11. im Alt ursprünglich =^_=^, die erste halbe Note dann durchsti-ichen.
!) '• 1" der 2. Violinstimme und im Alt ^=, bezw.
6, 7.
7.
Im Alt ursprünglich -j--^-— Ji|— j, da„„ durchstrichen, verkleckst und im Sinne
der oben Aviedergegebenen Fassung korrigiert.
In der 2. Violinstimme (zweite Takthälfte) ursprünglich EöE, dann durchstrichen
und =:^=qz: daneben notiert, die ganze Stelle stark verwischt und verkleckst.
Im Alt ursprünglich: =;d=^=^^ (die letzten zwei Noten verwischt und vor-
' • — 0 —
kleckstj, dann die erste Note mit =3]= überschrieben.
Im Alt (letztes Viertel) wirklicli i von der Schülerin irrtümlich gesetzt und von
Mozart übersehen.
In der 2. Violinstimme und im Alt die zweite, bezw. erste Note verwischt und
vei-kleekst.
In allen Stimmen durchstrichen.
In der 2. Violinstimme das dritte Viertel urs]irünglich =i=, dann naehtr-iglich
durch beigesetztes ^^— korrio'iert.
Im Bai.) die ersten drei Achteln ursprünnlicl.
die beiden letzteren
derselben verwischt, dui-chstrichen und durch ^=^t; ersetzt
Im Sopran (letztes Viertel) ursprünglich =c^ und z±:^, verkleckst und seitlieh
rechts oben dazu vernn?rkt:
dann zu — JA-|— korriciert.
m'^
Im Baß (drittes Viertel) ursprünglich
^-
Im P.aß (drittes Viertel) undeutlich, ob ^ oder 3E gelten soll: auf Grund
der I5ezifferung ist orsteres als endgültige Korrektur anzunehmen.
Im Fundament fehlt der Punkt.
In der 2. Violinstimme und im Alt steht ursprünglich: =är3=Sq=^itq=9, l,ez«
( 1 I J
^^^^
alles sehr verwischt, verkleckst und undeutlich.
Im Fundament in der Bezifferung deutlich 5 (^statt 3).
In der 2. X'iolinstimme das vierte Viertel undeutlich, sowohl als ^
als ^— lesbar. ~
al
s au eil
Denkschiilttii der phil -bist. KI. «1. Bd. I. Aldi
13
96
Zeile 1 Takt 1.
n )i !)
)) •■ »
8.
10.
Zu Fol. 10".
Zeile 1 Takt 2.
4.
r ?) j-
7.
,, 2 Auftakt.
„ „ Takt 2.
Du. EOBEUT LAtIt.
— S ^ "i ~T~' m
Im Alt ursiirüng'lich: ^ti^EiztJi?^ tiz • l^'C letzte Xote durchstriclien uiul (lureh
ilaiiel)eu gesetztes — •— korrij^iert.
In den zwei Mittelstimmen fehlt die letzte Viertelpause.
In der 2. Violinstimnie und im Alt ursprünglich zz^r^, bezw. — J— ^— , durch
nachtriigliohe Üherschreihung im Sinne der ol)eü wiedergegebeuen Fassung
korrigiert.
In den drei oberen Stimmen fehlt die letzte Viertelpause. In der Bezifferung
über dem dritten A'iertel des Basses wirklich 5 (statt 3).
1
Im Alt (zweite Takthälftel ursprünglich — ^— . dann durchstrichen, überschrieben
und schließlich durch beigesetztes —^— korrigiert.
Im Alt und Tenor (zweite Takthälfte) ursprünglich Etiii bezw. E^Ei letzteres
sehr verwischt und undeutlich, ersteres durch Überschreiben auf — i — aus-
korrigiert.
Im Alt ursprünglich —f-^—, dann beide durchstrichen und durch groß in die
Mitte gesetztes — «g- ersetzt.
« « '-
Im Tenor ursprünglich —3^^^, dann überschrieben durch g?.
Im Alt zuerst ^^«^, dann auf ^^ auskorrigiert.
^ ~ "z — ^^^
Im Tenor ursprünglich — j^^ — , A'erwischt, verkleckst und schließlich im Sinne
der (djen wiedergegebenen Fassung korrigiert.
Im Alt (zweite Takthälfto) Bezifferung ursprünglich 3, dann in 5 korrigiert, ent-
sprechend den ursprünglich darüberstehenden und dann geänderten Noten.
Im Tenor zuerst
_^3nr3q3-«S^^:s^ — «s^, sehr undeutlich, verwischt, mehr-
fach durchstrichen und übersehrieben, schließlicli wie oben korrigiert.
9 — 11.
„ . ,: 11. 1^
Zu Fol. 10".
Zeile 1 Takt 5,
n n " "•
Zu Fol. 11\
Zeile 1 Takt 1-
. „ . 1.
=S^
=t.
-, dann mehrfach überschrieben
Im Alt ursprünglich — ^ — 1~
und korrigiert.
I.ö. Im Alt zuerst ~"^,^~, bezw. -^— und ^^^, dann überschrieben, durchstrichen
und korrigiert.
Im ISaß und Fundament fehlt die letzte Viortel]>ause.
Die zweite Takthälfte stark verwischt, so daß nicht deutlich zu erkennen ist.
ob die Bezifferung über dem dritten Viertel -i oder 5 lautet.
-9. Der Tenor durehstrichon, ebenso Takt lU — 17 der Sopi-an.
Im Tenor die zweite Takthälfte ursprünglich: —i9~, dann durchstrichen und durch
nachträglich beigesetztes zrq— ersetzt.
. » » »
4.
:, dann durchstrichen und im Sinne der oben
Im Sopran anfänglich : — j-
wiedcrgegebenen Fassung korrigiert.
Der Teniu' durchaus verwischt und verkleckst, so daß die Noten kaum zu er-
kennen sind. Über der ersten Takthälfte von Takt 8 deutlich eine verwischte 3
(statt ö).
Zeile 1 Takt 10.
•,- „ . H.
« 11 11 A»/.
,, „ . 10.
« „ ,, 12.
Zu Fol. ll'>.
Zeile 1 Takt 1.
11.
14.
-•; .•; r;
W. A. ]\[ozAKT ALS Theoretiker.
Im Alt deutlich
97
— ö'.
:, muß aber —&- lieißcn.
Id.
Im Tenoi- ursprünglich -^^^9-, dann die zweite halbe Note durchstrichen und
durch ;=;^ ersetzt.
Im Sopran undeutlich, welche von den ursi.rünglich notierten, verklecksten, ver-
wischten, durchstrichenen und überschriebenen Noten ~^--^~ gelten sollen.
^JEfr^^ (daher — wegen der an den von .Alozart
4, 5. Im 'i'cnor ursi>rihiHich
mit + bezeichneten Stellen_ entstehenden Quinten — Mozarts Bemängelung e),
dann überschrieben mit r~'+
Im Tenor ursprünglich z£^i^, dann -^^ durch ^^ ersetzt.
Im Sopran zuerst ~^-
■fi^f
-h-
sodann
zz^:z
a) nach ,Nüth' ein Wort durchstrichen.
durch z:^ ersetzt. Jn Bemängelung
Im Sopran urspriinglich =«'1»=, dann sehr undeutlich überschrieben, ebenso im
Tenor zuerst =t=t- dann durchstrichen und durch E^^E ersetzt, seh
t=r--
ir un-
deutlich und verwischt.
Das ii vor der ersten Takthälfte des Soprans mit dunklerer Tinte, scheinbar
später aufgetragen.
Im Tenor ursprünglich E^===, total verkleckst und verwischt, anfänglich offenbar
;==• '^^'■'"'1 ™'t =j=. zuletzt im Sinne der oben wiedergegebenen Fassung über-
schrieben. Auch die Bezifferung darüber verwischt und verkleekst. doch ist
noch die (! eben zu erkennen.
2, 3. Im Tenor anfänglich "JrJ^gE, dann nachträglich das EtE durch ^= ersetzt,
verkleckst und überschrieben.
4, 5. In derselben Stimme mehrfach überschrieben, verwischt und korrigiert:
ersetzt. Auch die Bezifferunf;- durch-
— (9-6*-
h!»-, schließlich durch ^q^qil:^
striciien, verwischt und korrigiert.
1, 2. Im Alt ursprünglich ^-~--~sE- . durchstrichen, verwischt und im Sinne der oben
V H I)
wiedorgegebenen Fassung korrigiert.
8—10. Im Tenor ursprünglich Eq=E|E-=T]EE^, dann durchstrichen und im „bio'en
— (S— -[— >- — l-gj- '-I5> -* -^
Sinne überschrieben, ebenso auch die Bezifferung überschrieben und korrio-iert.
10. Im^ Sopran zuerst in der zweiten Taktbälfte ~f=, dann durch daruntergesetztes
zrJE korrigiert. Die ganze Seite sehr stark, oft fast bis zur völligen Unleser-
lichkeit verblaßt.
Zu Fol. 12-'.
Zeile 1 Takt 3, 4.
Im So])ran ursprünglich -^g-jp^-j, dann durchstrichen und im obigen Sinne korri-
giert. Ebenso auch die Bezifferung darunter, ursprünglich 8 5, korrigiert in 6 3.
Im Sojiran ursjirünglich
dann Note und Bezifferung durchstrichen und in
korrigiert.
13*
98
Zcilo 1 Takt 11. i;'..
„ 2 ., 3.
7.
Dr. Eobekt Lacu.
Im .-!iii>r;ui die P.czilTeruug- wiiklicli tl (^statt 10), boz«-. 5 (statt i)).
Im So]irau ursprünglicli — — , dann (lurolislriolien ii
Sinne korrigiert.
Die IjezilTerung- (im Sopran) wirklieli 8 (statt 10).
ml verwischt, im oliiucn
Zu Fol. 1-2 ".
Zeile 1 Takt 6 u. 12
12
Zii Fol. 13».
Zeile 1 Takt 1, 2.
" )i j?
n n !'
Alt. bezw, MV-nor. Die Zeichen ^^. olTenbar von JMozart bei der Korrektur
aai;'el)racht, um die Stelle zu vermerken, wo der Leitton hätte steigen müssen.
8 U.9. Im ]'>aß, hezw. Tenoi' sind je die erste Note als Vierteln (statt richtig: in halhen
Noten) notiert.
11. 12. Im Alt ursprünglich -l^-p' — , im Tenor r=zzrr=, ''<""' durclistviclien und ver-
kleckst, schließlich im obigen Sinne korrigiert.
In den beiden Mittelstimmen nur halbe Noten (statt ganzer) gesetzt; die ergän-
zenden l'ausen fehlen.
Ursprünglich im Alt : =t£tzp=i! dann durchstrichen, verkleckst und im obigen
Sinne korrigiert. AiTcITdie' Bezifferuug darunter — ursprünglich 6 — nach-
träglich in o ülierschriebon. _^
In den drei oberen Stimmen durchstrichen. Im Alt ursprünglich =EE?E- da""
verkleckst und im Sinne der jetzigen Fassung übersehriebeu. Auch die dar-
uuterstehende Bezifferung wurde nachträglieh durch Überschreibung der ur-
sprünglichen 5 in 3 geändert.
Im Alt fehlt vor der ersten Takthälfte das i.
^\z<s>\ dann durcii-
6.
11. 12. Im Alt und Tenor ursprünglich
it::
W^
»ezw.
.. 2
strichen, überschrieben und verkleck-st. Im Takt 12 in lieiden Stimmen nur
eine halbe Note (statt einer ganzenl.
(Korrektur von Takt 6, 7 der ersten Zeile). Im Tenor (erste Takthälfte^ eine zwei
Spatien einnehmende unförmliche ganze Note, durehstriclien, verkleckst und un-
leserlich. danel)en vermerkt: h. Im l'.aß die zweite Taktliälfto verkleckst und
ixnleserlich, doch füllt der Klecks das erste Spatium aus, so daß ersichtlich ist.
daß —'^^ beabsichtio-t war. Die Bezifferunsi- durchstrichen.
Zn Fol. 13".
Zeile 2 Takt 7.
n »> ))
14.
Im Tenor ursprünglich =Ez> dann durcii ein großes — — , das V\., Spatien ein-
nimmt, ülierschrieben.
Im Sopran ursprünglich ■ dann Note und Bezifferung durchstrichen und m
-'='— auskorrigiert.
Zu Fol. 11".
Zeile 2 Takt 7, 8.
Im .\lt manni.n'fach korrigiert und durchstrichen, ursprünglich: =t£^i^£
» !1 »
„ 3 „ 1.
dann im obigen Sinne übersclirieben.
In allen vier Stimmen plötzlich ohne jede neue Taktvorzeichnung der '7^-Takt
eingeführt.
Im Sopran undeutlich, ob das % vor den letzten zwei Vierteln durchstrichen oder
bloß verwischt ist, ob es also gelten soll oder niclit.
W. A. Mozakt als Theoketikee.
99
Zeile 2 Takt 4.
Im Bai.! statt des
— lg—
siclitlich. daß :
ein (lurchstricheiies und verkleckstes; ()va\. ducli ist or-
beabsicliti"t war.
«
!1
0.
»
"
1
S
Zu
Fol.
U
ii
Zeile
2 Takt
6.
Im Alt statt der ersten Halbnote ein Viertel, ebenso:
im Teiiüi-.
Im Tenor wegen der zahlreichen Überschroibung-en und der dndui-eh entstan-
denen Kleckse ein fast nnleserliches Notenc^ewirr, aus de
daß urs|)rüngliel] gestanden hatte:
m nur zu ers
eben ist.
•— i»-
;^L_
8.
3.
Im Sopran, Alt und Baß ein offenbar als NB. zu deutendes Zeichen N^ JY' i^als
Yerweisungszeichen auf die in der Zeile darunter angebrachte Kori'ektur dieser
Stellol
Im Bai.) undeutli
leii. Ol) (
lio Stelle als
iq— jvHVz oder — :
-ä—H—ä-
zu lesen ist: aus
harmonischen Gi-ünden ergibt sich die letztere Interpretation als notwendig.
8 — 10. Im Tenor und Baß ein fast unleserliches Gemeuo-e durchstrichener, verklockster
und iiijersehriebener Noten. Im Tenor
^fent
# *
_p • '
=c=Pc=
:fer?=rrT
I«—. im Bal.'i :
w=f-r-=r=
3 (unter Takt 8 — 10 der Zeile 2). Alt und Tenor verkleckst, durchstrichen und undeutli
Alt
Die ganze Seite (mit Ausnahme des Iländelthemas) sehr eng und klein biekritzelt.
stellenweise scliwer leserlich, zudem — namentlich au den eben besprochenen Stellen —
bekleckst, verwischt, durchstrichen und überschrieben. Dasselbe gilt auch von der fol-
genden Seite :
Fol. 15", die stellenweise wii-klich ganz unleserlich ist, so an sämtlichen mit NB. bezeichneten Stellen.
An den mit f vermerkten Stellen bohndet sicli in der Handschrift je ein dünner, schräg
aufsteigender Strich / vor oder zwischen den Noten; Mozart scheint sich damit — zur
Erleichterung tnid Stütze des Gedächtnisses — den Eintritt bestimmter Instrumente oder
des Orchesters oder den thematischen Einsatz vermerkt zu haben. Dies gilt namentlich
von Zeile 3, Tak't 8. wo das
oben schwächer
leiner als die übrigen Noten "'e-
schrieben ist — dii-ekt über dem Haarstrich / — und auch nicht in den Bbythmus jial.U.
also offenbar als bloße Merknote den Einsatz des Themas oder der Tutti-Instrumente niai-
kiert. Im einzelnen wäre noch zu vermerken :
Zeile 1 Takt 11. Sehr schwer lesbar, undeutlich, ob / oder k (so schreibt Mozart stets das Auf-
lösungszeichen) zu lesen ist, ebenso, ob das % vor der zweiten Sechzchntelgruppe
durchstrichen oder bloß verwischt ist, also gelten soll.
„ 2 ,, 4. Ganz undeutlich und nicht zu erkennen, ob die Zeichen am Anfange des Taktes
stellenweise Noten oder ein < bedeuten u. dgl. Das Gleiche gilt von Takt 10 — 12.
Zu Fol. 16".
Zeile 2. Durchaus sehr verblal.'it, stellenweise fast unleserlich.
„ ,, Talct 2 (im zweiten P)aßsystem). Sehr unklar, dui-chstricben. verkleckst und gekritzelt. Fast
ganz unlesei'lich ist dei- letzte 'J'akt dieses Systems.
100
];)r. Kobebt Lach. W. A. Mozart als Tjieoretikek.
Zu Fol. n».
Zeile 3 Takt 7 (im oberen System). Sehr undeutlich, verwisclit, verkleckst, dui'chstrichen und üher-
schriehen, ebenso in
4 .. 4 — 6. Im letzten Takte stimmt die Einteiluni;' nicht.
Zu Fol. 19».
^^
Zeile 1 Takt 3. In ^=^^ das ^ durehsfichen m^^ E^ Ubersehnebcu.
4. l^nklar. iiberschriel)eu und durclistrichen ;
=i=F
:t=
1> .. 5. Sein- uudeutlicli, mannigfach überschriehen, durchstrichen und verwisclit, so daß
oft nicht zu <'rkennen ist, was gelten soll. Ebenso auch :
., 3 „ 4-6.
Zu Fol. 19".
Zeile 2 Takt 5 (Ba(j). Das =^ ganz unleserlich, da verkleckst und verwischt.
„ 4 letzter Takt (BaßJ. Ursprünglich -f-g^Lf— ^p-^-^-^, dann das Obere durchstrichen.
5 Takt 2. im oberen System steht (statt —fzmi^ ) : — tpr^zuz
— y,J — \ — W — — I — \ — I — F-
Eheuso:
^•-
„ 5 ,. 5. Im unteren System: '"E^^jff" ''^att
Das ganze Fol. 19 (" und ^) durchaus selir eng und klein bekritzelt, oft durchstrichen,
üherschrielien und verwischt.
Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch-historische Klasse
Denkschriften, 61. Band, 2. Abhandlung
Über die
koptisch- saldischen Apophtliegmata
Patrum Aegyptiorum
und
venvandte grieehisehe, lateiiiisehe, koptisch-boliairisclie
und syrische Sammluiioeii
Von
Dr. Theodor Hopfner
(J 'rag)
Vorgelegt in clei- Sitzung am 5. Juli 191G
Wien, 191S
1 11 Kommission bei Alfred H ö 1 rl e r
k. u. k. Hof- und Universitrits- Buchhändler,
Biichhrlmller der kiiiserlichen Akademie dcv Wissenschaften in Wien
Dnick v.'ii Adi.lf llolihausen,
k und k, I!"f »nil UnivorsiLits Huihdrucker in Wien.
VORWORT.
J_Jie Veranlassung zu vorliegender Arbeit boten die Ötiicke 292, 3 und .'UG, .'! aus
den koptisch-sa'idischen Apophtlieguiata Patrum Aegyptior um, die G. Zoüga
im Jahre 1810 lierausgab und G. Steindortf' in die Lesestücke seiner koptiscljen Gram-
matik' 1904 aufnahm. Diese Abschnitte weisen nämlich, wie aus dem gestörten inhalt-
lichen Zusammenhang deutlich hervorgeht, Lücken auf (bei Steindorrt" a. a. O. S. 5*,
Z. 16 und S. 20*. Z. 2/.^).
Der Inhalt und Wortlaut dieser Lücken aber ist dadurch gegeben, daß wir bekannt-
lich in den lateinischen ,Verba Seniorum' des Pelagius-Johannes, die viel voll-
ständiger erhalten sind als die sehr stark fragmentierten koptisch-sa'idischen Dicta,
nicht nur zu diesen, sondern auch zu fast allen andern sa'idischen Apophthegmen einen
nahezu lückenlos fortlaufenden und fast diu-chwegs wortgetreuen lateinischen Parallel-
text besitzen. Außerdem sind sehr viele der koptisch-sa'idischen Apophthegmen auch
dui'ch die griechischen '^itocpß-eyfiaTa rwv \4yiwv FtQÖi'Twv belegt, ferner durch
die lateinischen Sammlungen des Rufinus, Paschasius und Martinus und endlich
durch drei koptisch-boliairische Sammlungen, die Amelineau, und eine syrische
Sammlung, die Budge herausgab; die letzte Sannnlung ist nur auf (ilrnnd der Ul)er-
setzung Budges und daher nur in beschränktem Ausmaße herangezogen worden.
Aus der Gegenüberstellung dieser teilweise sehr reichen Paralleltexte ergeben sich
folgende drei Probleme:
L In welchem Abhängigkeits- bezw. Verwandtschaftsverhältnis stehen die
genannten griechischen, lateinischen, koptischen und syrischen Sammlungen zueinander
und zu dem mit Sicherheit anzunehmenden, jetzt verlorenen griechischen Quellenwerk?
IL Welches Verhältnis besteht insbesondere zwischen der koptisch-sa'idi-
schen und der lateinischen Sammlung des Pelagius-Johannes? Wie waren ilire
griechischen Vorlagen beschaffen? Welchen Inhalt und Umfang hatte die koj)-
tiscli-sa.'idische stark beschädigte Handschrift im unversehrten Zustande?
III. Welche Textschäden lassen .sich auf Grund der gedruckt vorliegenden Parallel-
texte mit Sicherheit feststellen und heilen?
Der Lösung dieser drei Fragen suclite ich in vorliegender Arbeit näher zu treten,
die demgemäß in drei Teile zertällt.
Da die gegenwärtigen Zeitverhältnisse ein Studium der einschlägigen Handsclirifteu
unmöglich machen, war irli auf die gedruckten Texte augewiesen, mit denen es noch
IV TirKOnoK lidlM'NKR.
recht schlecht bestellt ist: deiin die üTiechisclic und die littcinisclun Aus^aln-u )jei INligne
sind. t)b\v(>hl \venis>stens für den liriecldsclien Text ^•;u•iile lectioiies a.iig'emerkt sind, ddcli
unznliiiiiilicli und die nnLH'rordenllicIi wiclitiniii Codices (xraeci l(K3nnd452 zu Moskau
mid <ler Codex Burne\" 50 des ürilisli Museums üherliaupt no(di niclit veröfteutlicht;
dazu kommt endlich noch, dal^ auch nielucre verirrte Hlätter der koptisch-sa'idischen
Handschrift Zoegas, die sich jetzt in I'ai-is l)efinden, ebenfalls noch niidit ediert siiul.
Trotz dieser ung'ünstigeu Umstände aber dürften die l)eiden ersten Fragen, luicli
dem Abhäugio-keitsverhältuis der einzelnen Versionen und nach dem Inhalt und Umfauo-
der unversehrten sa'idischen Handschrift selbst heute schon mit gT(,)ßer Sicherheit behan-
delt werden können; bezüglich des dritten Pnnkt^s freilich, nändich bezüglich der aus dem
Vergleich der Texte sich ergebenden Textverbesserungen, fehlt noch eine feste Grundlage.
Daher sind in diesem dritten und letzten Teile vorliegender Untersuchung nur jene
Stelleu behandelt worden, deren kritische Bearbeitung auch heute schon wenigstens
einigermaßen sichere Ergebnisse erhoffen ließ; hier ist freilich noch sehr viel zu tun übrig.
Daher ist die ganze Untersuchung, besonders aber ihr letzter Teil, nur als eine
Vorarbeit aufgefaßt, vor allem dazu bestimmt, über das sehr umfangreiche und nicht
leicht zu übersehende gedruckt vorliegende Material eine Üliersicht und für eine spätere
Behandlung der Handschriften eine Grundlage zu geben; hierin hoffe ich l)esonders
durch die Ubersichtstabellen eine willkommene Förderung geboten zu haben.
Die bisher erzielten Resultate sind in einer .Zusammenfassung' (S. 95tf.) übersicht-
lich zusammengestellt; der Form und dem Gebrauch der griechischen Lehnwörter
in der koptisch-sa'idischen Version habe ich eine eigene Abhandlung gewidmet, die
in den Denkschriften der kaiserlichen Akademie in Wien, Band LXH erscheinen wird.
Bei der Bearbeitung des schwierigen Stoffes wurde ich durch das korrespondierende
Mitglied der kaiserlichen Akademie in Wien, Herrn Regierungsrat Carl Wessely, in
gütigster Weise gefördert, der mir nicht nur sehr wertvolle Literaturangaben und Rat-
schläge, sondern auch Testkopien zukonnnen ließ, die mir infolge der durch den Krieg
geschaffenen Umstände in Prag nicht erreichbar gCAvesen Avären. Dem genannten Gelehrten
sei für seine hochherzige Fiu-derung hiemit der ehrerbietigste Dauk ausgesprochen. In
gleich gütiger Weise förderten die Arbeit Herr Geheinu-at Alfred Wiedemann in Bonn,
der mir eine Photographie des Blattes bei jMingarelli zur Verfügung stellte, und Herr
Professor Wilhelm Spiegelberg in Straßburg. Ihnen sowie meinem hochverehrten
Lehrer im Griechischen, Herrn Hofrat C-arl Ritter von Ilolzinger, und Herrn Dozent
Dr. Nathaniel Reich, meinem Lehrer im Koptischen, sei für ihre große Güte ebenfalls
ehrerbietigst gedankt. Schließlich sei aiich noch des Herrn Georg Ort mit Dank gedacht,
der sich der großen Mfihe unterzog, die Korrekturbogen nachzulesen.
Smichow-Prag, Ostern 1IU7.
O'
Dr. Theodor Hopfner.
ÜBER DIE KOl'TISCH-SA IDISCHEN ApOI'HTHEGMATA PaTRUM AeGYPTIORUM ETC.
Inhaltsübersicht.
Seite
Vorwort jjj
F. Teil: Über das Verhältnis der griechischen, lateinischen, koptischen und syrisclien
Apophthegmensammhingen zueinander und zum verlorenen griechischen Haupt-
(Quellen- iWerk j 42
1. Kapitel: Inhalt und Form der sogenannten Apophthegmon ■. . . 1
2. Kapitel; Das verlorene griechische Haupt-(Quellen )'VV'erk und die griechischen Auszüge
daraus. {Meya Aeifiai'äQiov . — 'Avöq<J>v 'Ayiav BißXog. — 'AnO(pdey/iaTa röiy 'Ayiav
rFQOi'TCjv.) — über die Codd. Mosquens. 163 und 452 1
3. Kapitel; Die lateinische Übersetzung der ÄvÖQCÖv Ayioiv BißÄag durch PelagiusJohannes 7
4. Kapitel; Die koptisch-sa'idischen (oberägyptischen) Sammlungen 12 — 16
'() Die Übersetzung der 'AvÖQäf 'Ayiav BißÄog des cod. CLXIX bei Zoega ... 12
h) Sammlung des cod. Nr. 8095 zu Cairo lg
'-•) „ „ Oriental MS. 6004 des Briti.'^h Museums 16
5. Kapitel: Die syrische Sammlung des 'Anän-lshö' 17
6. Kapitel: Über die lateinischen Sammlungen, die unter den Namen des Rufinus, Pas-
ohasius und Martinus gehen 22
7. Kapitel: Ülier koptisch-bohairische (unterägyptische) Samndungen 28 37
(t) Die Sammlung des Additional MS. 14.740 A des Uritish Museums .... 28
b) 6eB6 ABBA MAKApi niiiiu)-}- (cod. Vatican. eopt. LXIV) 29
c) riiCAXi iiTG ni2eAAO eese abba AriTcuiii (cod. Vatican. copt. LXIV) .... 32
(1) eBOASGtj niApGTH tiTG nGrjituT tiA.iKAioc nimu)-|- abba MAKApi (ciid. N'atican.
copt. LXIV) 30
e) Sammlung des cod. MS. Lagard 138'' (Göttingen) 33
/) nxcuM riMiseAAOi eeoyAB (nnxpAA.icoc, cod. Vatican. copt. LXVIII) . . 33
Übersichtstabelle der parallelen griechischen, lateinischen, koptischen und syrischen Abschnitte . 37 — 42
II. Teil: Eingehender Vergleich der koptisch-sa'idischen Sammlung Zoegas mit der latei-
nischen des Pelagius-Johaunes bezüglich Anordnung, Inhalt und Umfang . . . 43 — ö7
A. Die Anordnung und Aufeinanderfolge der koptisch-sa'idischen Dicta und der
lateinischen Parallelen bis Zoega S. 346, 2 = Buch XX der lateinischen Gesamt-
übersetzung oder Johannes III 4 43
B. Die koptisch-sa'idischen Abschnitte, zu denen Pelagius-Johannes keine Parallelen bieten
(bis Zoega S. 346, 2 = Joh. III 4) 45
C. Über den mutmaßlichen Inhalt der im Sa'idischen verlorenen Textpartien (bis Zoega
S. 346, 2 = Joh. III 4) 47
D. Die Bucheinteilung im Sa'idisclien (bis Zoega S, 346, 2 = Joh. III 4) 49
E. Das XVIII. koptische Buch entsprach dem XX. der lateinischen Gesamtübersetzung oder
dem III. Buch des Johannes. — Über das Blatt bei Mingarelli. — Die sa'idischen
Dicta dieses Buches, die im Lateinischen nicht belegt sind 51
F. Über das XXI. Buch der lateinischen Gesamtübersetzung ^ IV. Buch des Johannes:
es hatte auch im unversehrten sa'idischen Kodex keine Parallele. — Über die grie-
chische und syrische Parallele dazu 54
G. Über das XXI. (richtig XXII.) Kapitel der AvdQÖjv Ayiojv BißXog bei Photios und die
syrische Parallele dazu. — Über das XXII. (richtig XXIII.) Kapitel bei demsellien 57
Denkschriften der pUil.-hist, Kl (il. IM. 2, Aljh b
\l TlIEODOK HoPF.NKK.
Seito
III. Teil: Voi-gleicli des Ivüptiseh-sa'idisclien Textes mit ileiii lat ei ii i sclieii des I'elagius-
Johannes und den übrij2;en l'aia Ih^len bezüglich des Wortlautes: (Zoena S. 292. 3;
29G, 1: 297, 1, 2; 298, 1; 299, :i; 300, 1, 4; 301, 2, .">: 302, 3: 304, G; 309, 4; 310, .'i:
311, 2; 312. 1. 3: 313, 1; 315, 1, 2, 3; 316, 1, 3; 318, 1, 3: 319, 2, 3: 320, 2: 323, 1, 2,
4; 324, 1, 2, 4; 320. 1, 2; 327, 3: 331, 1: 334. 1: 33(5, 1, 2: 337, 1. 2, 3; 338, 2. 3; 339.
1: 340, 1; 341, 3; 342, 1. 4: 343, 2, 3; 345, 1; 346, 1, 2; 353, 2: 354, 3: 355, 1, 2). . 59 — 89
Wessely, p. 67a, 1, 2, 4; b, 1: 68b, 1; 73a, 1; 1), 1 ; 74a, 1, 2; b, 1 89
Cnnu, II. 95, 1, 2: 96, 2, 0, 7, 9; 97, 1 90
Mingai-elli. p. 337— 338a [l]: 338a, 1— b. 27; 338b, 28 — 341 93
Ziisauiuienfassung 95
.Aiiliillig 99—102
Alphabetisches Verzeichnis der in den Uoptisidi-sa'idisclicn Apoplithegmen und bei Pelagius-
Johannes vorkommenden Eigennamen ... 99
Verzeichnis der bearbeiteten einschlägigen Literatur 103
Register ... 104
I. Teil.
Über das Verliältnis der griecliisclien, lateinischen, koptisclien und
syrisclien Apoplitliegniensammlungen zu einander und zum verlorenen
griecliisclien Haupt- (üuellen-) Werk.
1. Kapitel.
Inhalt und Form der sogenannten Apophthegnien.
Die liier besprochenen A])oplitliegii!ata (Dicta) Patruni oder Verba Seiiioruiii in griechischer,
Lateinischer und koptischer Sprache sind Sanimhuigen von Iierichten über Einsiedler und MiJnche
fast durchaus ag\yi)tischer Nationalität, die vom lil. bis ungefiihr zur JMitte des V. christlieheu Jahr-
hunderts lebten. Nur sehr wenige dieser Berichte handeln von Einsiedlerinnen, hezw. Nonnen oder
von Angehörigen des Klerus und von I^aien. sofern sie mit den Patres in Verkehr traten.
Da die Avoitaus grüßte Zahl dieser meist kui-zen Notizen tatsiiehlich pointierte Aussprüche der
Väter enthält, im Verkehr untereinander, mit jüngeren Brüdern, selten mit Klerikern oder gar Laien,
ist ihre Bezeichnung Apophthegmen = .Aussprüche' gerechtfertigt. Gewöhnlich Ijittet irgendein Bruder
oder Ahbas einen andern um irgendeine Aufklärung oder J5elehrung. die dann in der Form eines
kurzen, oft wirklich scharfsinnigen Dictuins erfulgt.
Doch finden sich in allen Versionen auch umfangreichere Stücke, denen diese Bezeichnung nicht
angemessen ist, da sie keinerlei zugespitztes Apophthegma enthalten, sondern vielmehr Einzelheiten
über die Lebensführung, einzelne Wunder und Erlehuisse der Väter berichten. Diese Abschnitte haben
eine gewisse Verwandtschaft mit den sogenannten Heiligenbiographien.
Alle genannten Versionen scheinen mehr oder weniger reiche Auszüge aus einem bedeutend
inhalts- und umfangreicheren griechischen ^\^erke zu sein, an dessen Material viele Verfasser während
geraumer Zeit gearbeitet haben, bis es iu einem jetzt verlorenen gewaltigen griechischen Sammel-
werke über die .Apophthegmata der hl. Väter oder Greise' vereinigt wurde.
In allen erhaltenen Versionen nämlich sind zwar sehr viele Abschnitte zu finden, die sieh inhalt-
lich und meist auch sprachlich vollkommen decken, daneben aber in jeder Version auch Abschnitte,
zu denen die andern Versionen entweder gar keine Parallele Ijieten oder nur die eine oder die andere.
Dieser Umstand weist darauf hin. dal.! die genannten Versionen durchwegs liloß Auszüge sind,
die aus einem umfangreichern ?Tauptwerke gewonnen wurden und heute teilweise nur in l ber-
setzungen erhalten sind.
'ö^
2. Kapitel.
Das verlorene griechische Hauptwerli und die griechischen Auszüge daraus. (Meya ÄEifitü-
voiptov — 'AvSpöüV 'Ayicüv Bt'ßXoi; — 'ATCoepGeyfJiaTa xaiv 'Ayt'wv repövxcüv.) — Über die C'odd.
Mosqucns. 10.3 und 45^.
Einen der griechischen Auszüge und zugleich das griechische Hauptwerk, aus dem er gemacht
wurde, erwähnt Photios im Kodex 198 seiner Bibliothek; er sagt (Migne, Pati-ol. Lat. toni. 73. p. 852i:
Denkschriften der pbil.-liist. Kl, 111 l!d. 'i Abli. 1
2 TllKOlidl; lldl'K.NEK.
^ 4ysyi'oia9i] '^vÖqCov ytyiun- Bißlog ?roArrei«g ts aii(7)f y.al yiaioQf)(ouai c< /rgdg ipvyiy.ip' ttqoy.ottijv
/.«( locpile.iap arruyysD.ovaa.
2vyx.eq)alalu)aig (V »')' wg tor/.s /«( avvoxpig rov Msyctlov yi.aXov(.iirov yliif.iwraQloi', o eTrayyelkei
TOvg ßiovg y.al zä sqya tüv 'ieqI L4vTcöt'tov töv niyctv yal lovg t^Fjg äyj.i(xa(ivTojv.^
^AlV oiv TÖ 7TQOv.slj.iEvor ßißXlov eig dvo -/.al ei'/offi avyxacpalaiovjxevov v/iod-saaig f/ädr/^g atröjv
y.ul t6 •/oijdi /.tor y.al rijv mriair diacpöooig dnffrjiiaaiv ijicfavl'Qei.
' Qy 10 /.ib' 7TQMT0V y-Ecpalmov . . .
Jetzt folgen die zweiundzwanzig KapiteluLerscIirifton, die unten S. 7 f. ausgeschrieben sind.
Dann lieißt es weiter: XfjeiuidsaiaTog y.a&earcüg [sc. 6 crcfinag tov ßißllov loyog] sYttsq ii älXo
TOig ettI rß 'AlrjQio ttov ovQaväiv töv ßlov äa-AOVf^isvoig. "Exsi y.al -naTCc rijv eTTayyeXiav y.al lö aacfeg Kai
t' icXXa roiorrog, oiog av yiroiio drdQcciTiv aQuöliior ngög /.lei' töv v.ara Xöyovg äy(ova /.irjd^ sirEaTQa(.ty.£voig,
Ttävra de tbv iiovov y.al zijv a;rovdljj' €ig t^j' inl roTg egyntg cta/.ijffi}' draösSsyi-isvotg.
Das verlorene griechische Quellenwerk Meya yl£i(.i(x)vaQiov. aus dem die ^■/i'dowv '^yUov Bißlog
ausgezogen wurde, scheint also eine Sammlung von Biograjjhien der Einsiedler und Mönche des III.
bis etwa zur ]\Iitte des V. Jahrhunderts gewesen zu sein; denn Photios sagt oben ausdrücklich, daß
es Tovg ßlovg dieser Männer enthielt.
Dieses biographische (^uollenwerk ist verloren, doch dürfte ein großer Teil der anonym
erhalteneu griechischen, lateinischen, koptischen, .syrischen und armenischen Heiligenbiographien
darauf zurückgehen.
Der Inhalt des Auszuges daraus aber war nicht biographisch, enthielt sicher nicht Biographien
in unserem Sinne, sondern vielmehr Abschnitte, die Apophthegnien genannt zu werden pflegen.
Darauf verweist schon die Charakterisier!; iig der '^vöqöjv ''Ayimv Bißlog, daß sie TTolixslag der
im Miya Aei(.uorüoiOv liohandelteu Väter y.al y.aiooOcouura irqdg ipvyjKrp' jrQoy.orTijv y.al <oq)s).siav ent-
hielt, also nur jene Teile der Heiligenbiographien des Msya AEi^iim'aQiov, die den vorbildlichen
Verkehr der Väter untereinander und mit Jüngeren schilderten. Diesen Partien aber, welche die
Väter belehrend, aneifernd, lobend oder tadelnd einführten, wird die Bezeichnung Apophthegmata
am gerechtesten.
Auch beweist die lateinische Übersetzung einer der Fassungen der Ardoior l^yimv Bißlog durch
Pelagius und Johannes, daß sie tatsächlich fast nur echte Apophthegnien und nicht etwa Biographien
in unserem Sinne enthielt.
Auf den ersten Blick kiinnte es befremdend erscheinen, daß nach der Angabe des Photios eine
Apophthegmensammlung aus einem biographischen Werke ausgezogen wurde.
Doch ist dabei zu bedenken, daß an die Heiligenbiographien des Msya AeinaDvaQior kein strenger
Maßstab angelegt werden darf. Sie boten zwar im großen und ganzen den Lebenslauf und Entwicklungs-
gang des Heiligen, wie die erhaltenen ßioi beweisen: Sie nannten seinen Geburtsort, seine Eltern
und ihren Stand, bezw. ihre äußeren Verhältnisse, den Beruf des Vaters und auch den des Heiligen,
ehe er sicli Gott zuwandte, sprachen von etwaigen Geschwistern und andern Verwandten und wann
und wie sich der spätere Heilige dem frommen Leljen ergab, wo er seine Laufbahn als Einsiedler
oder Mönch begann, an welchen Meister er sich anschlol.i und welches seine hervorragendsten
Schüler wurden, von seinen Tugenden, AA'undeni und Taten und endlieh von seinem Tod und
seiner Bestattung.
Neben diesen eigentlich Ijiogrnjihisclien Bemerkungen nahmen aber gerade jene Partien einen
großen Raum ein, die den Verkehr des Heiligen mit seinen geistigen Brüdern, Obern und auch mit
Laien schilderten, und diese Partien boten die sogenannten A]>oi)hthegmen in Fülle.
' ünntQ yüQ tö xuXoVfttvov N(ov UciQaäsi'atov TÜi tüv tri vuaTfQwv fifXQii 'HqkxIcIov jov paatX^ui; xcd fiixQov eri
riuict'owv noliXiCag xai tov; ciaxijTtxoi\- äyuji'cti ävayQtUptr. Demnach wurde das Miya ^iifiiovaginit durch eine zweite,
inhaltlich verwandte Sammlung ergänzt, welche die ß(oi der Einsiedler und Mönche his über Kaiser Heraklius hinaus,
also bis ins VII. .Jahrhundert umfaßte. Die Bezeichnung dieses zweiten Teiles mit AYoc nagnSitamv Ijißt vermuten, daß
der erste Teil auch lIuQaötltnov oder Miya nttQ(iS({aiov lüeß.
ÜbKR die KOI'TlSt'll-SA IDISCIIKN Al'OPHTIIECiiMATA P.VTRrjr Al.;(iVPTIOKU-M ETC. 3
Daß obigo Aiiiial)me riclitii;- ist. lelirt z. B. die bohairl.sciie Biographie des Joliaiine.s Kolubos
(aueli Xaniius. hrevis .staturae oder minor genannt) bei AmiMineau (a.a.O. S. 316 ff."), die siciier auf
unser Msya ^siftuvägiov zurückgeht (vgl. unten).
Nach einer frommen Einleitung kommt der Verfasser' — das Ganze ist nämlicli als eine Gedenk-
rede auf den Heiligen gedacht — S. 324 auf seinen äulkrn Lebenslauf zu sprechen :
Er wurde zu Pemze in Obei-;lgvpten geboren. Seine Eltern waren sehr arm und bloLI mit zwei
Knaben gesegnet. Auf göttliches Geheiß begibt sich der junge Johannes zu dem großen Abbas Amoy
von Pemze auf den Berg MniSOCGM = Mous Nitriae bei Siet, um sein Jünger zu worden, und ist
auch während der zwölf folgendon Jahre der getreue Schüler des Greises.
Auf diese eigentlich biogra])liischen Mitteilungen folgen aber schon jetzt, allerdings mit Unter-
brechungen, Abschnitte, die ganz den Charakter der Apophthegmen haben, da hier Johannes im
Verkehr mit Amoy und andern Greisen geschildert wird: die Abschuitte S. 33S, 2 und 339, 2 sind
auch in den griechischen Apophtheginata Pati-um [== A. P.] als Nr. 12 und 10 der Dicta des Johannes
Kolchos belegt, ebenso S. 344, 1 = A. P. 14: S. 347, 1 = A. P. 1. Im Anschluß an letzteren Abschnitt
wird ncich im Bohairisclien versichert, daß der dürre Stecken, der wunderbarerweise zum Baum
erwuchs, heute noch zu sehen sei.
S. 348 folgen wieder echt biographische Notizen über die Lebensweise des Jcjhannes und
seines Lehrers.
Dagegen hat die Erzälilung vom Tode des letzteren schon wieder den Ap(i])hthegmencharaktei'
und ist auch im Lateinischen durch Pelagius XVI 4 und Rufinus 155 (= Paschasius XIX 2) für das
Griechische indirekt bezeugt.
S. 351 ff. enthalten wieder rein biographische Notizen, wie Johannes das Erbe seines Meisters
antrat und als dessen X^achfolger zu Siet lebte.
S. 354 aber bringt ein Apophthegma aus dem Verkehr des Johannes mit seinem älteren Bruder
= A. P. 2, worauf noch andere, zum Teil in den Apo])iithegmensammlungen belegte Dicta folgen:
denn S. 359 = A. P. 30; S. 364 und 365 = A. P. 24 und 33; S. 371 = A. P. 3: S. 375 = A. P. 15;
S. 377 = A. P. 16 und S. 378 = A. P. 9.
Von S. 382 an wird sein Verkehr mit dem Erzbischof von Alexandria Theophilos behandelt
und dabei auf S. 389 von Johannes Kolobos das erzählt, was die A. P. p. 222 als 8. Dictum des
Isidoros, Presbyters von Siet, berichten.
Von S. 390 folgen biographische Notizen, wie Johannes als Vorsteher von Siet durch die Bar-
baren vertrieben wird und sich nach Klysma am Roten Meere flüchtet, wo er auf dem Berge des
hl. Antonios liocligeehrt noeji einige Zeit lebte; S. 401 f. endlich schildert seinen Tod, der in seinem
71. Lebensjahre infolge von Krankheit eintrat, und die Wunder, die sich dabei und nachher ereigneten,
S. 406 den Ort und die Art seiner Beisetzung.
Ebenso wie diese umfangreiche Biogra|)hie des Johannes Kolobos dürften auch die andern ßioi
beschaffen gewesen sein, die das Wliya ylEif.uüvaQiov vereinigte.
Die große Fülle der eingestreuten Apophthegmen mußte bald zu ihrer Ausschälung und
Zusammenfassung führen.
Diese Apophthegmenauszüge sind heute noch zum großen Teile wenigstens in L'bersetzungen
erhalten, während von den Biographien die meisten verloren gingen, vielleicht wegen dieser Apo-
phtiiegmenauszüge aus ihnen, die als besonders erbauliche und beliebte Klostcrlektüre die (^)uelleu-
schriften verdrängten.
Natürlich ist das alles nur eine Hypothese, aufgebaut auf die Bemerkung des Photios, daß das
Meya yteißwv&Qiov, die Quelle zur Apophthegmensammlung '^vöqiöv '^yltov BißXog, echte Biogra})hien
in unserem Sinne enthielt.
Oder eigentlich Übersetzer, denn melir ist er trotz seiner Worte im Vorwort nicl.t gewesen.
1*
4 Tiiiioiioi; I1(>i'I'.m:i;.
Nimmt man aber an, daß Pliotios mit seinen ßlni nicht Hidi^rapliien in nnserem Sinne meinte, sondern
blül.! Apophtlieg-meuabsclmitte mit einzeluou biograpliisclien Zügen, so würde sich ergeben, dal:! auch das
Msya AemtüvdQior nur eine Apoplitliegmcnsammlnng war vuid die l4v6QÜJvl4ylo)v Bißlo^ ein Auszug daraus.
Ein Kxem]>h-ir der 'ylrÖQün' 'Ayuor Blßlo^ in grieclusclior Sprache befindet sieb augenscbcinliob
in .Moskau.
Darüber Iierichtet w Lenini in (h'n , Kleinen koptisclien StudiiMi' in den Mein, de l'Academie des
Sciences de St.-Petersbourg, tom. VIII, 8= serie (1908), p. 14; er sagt dort:
.Die Moskauer Synodalbibliotliek besitzt in zwei Handschriften [cod. Mosquens. 163 = A und
cod. Mosiiuens. 452 = B] einen Apoplitliegmentext vollständig, und zwar stehen dort die Erzählungen
nicht in der Reihenfolge des Alphabets wie in dem zuerst von Cotelier und später von Migne
(Patrolüg. Graeea 65) edierten Texte, sondern nach Materien geoi'duet wie bei Pelagius und Johannes
und bei den Ko]iten.
Diese Texte sind leider nocli immer nicht ediert, obgleicli sie von hüclister ^Yiclltig■keit sind ;
nur eine A'on Pischof Pessarion verfaßte russische Übersetzung des griechischen Textes existiert
(Moskau 1892)."
In der Anmerkung dazu ijemerkt er noch : ,Herr Akademiker P. Nikitin bereitet eine Ausgabe
dieser Texte vor, die hoffentlich nicht allzulange auf sich warten läßt.' [Dieser gleiclio Hinweis auch
im .Archaeological Report' de.s Egypt Exploration Fund 1908/9, p. (31.]
Da diese Ausgabe Nikitins — soweit mir bekannt — noch nicht erschienen ist, muß ich mich
begnügen, als Probe die griechische Parallele aus diesen beiden Handschriften zu Zoega. j). 292, 1
[1 — 9] :^= Pelag. TV 54. die Lemm auf ]i. 15 abgedruckt hat, herzusetzen:
Zoega p. 292, 1 [1—9] = Pelag. IV 54. Cod. Mosquens. 163 et 452:
AY-XI Ae Oll riOY^'-MA-lOIl liupil nXIIAI'Xll HXXots ip-syßrj ixEl aatci]g onof sig dnaQxip' [A
X6 eyeTAAM MtlüCtlH'^' KXTX O'^'XnOT ä/raQyJj], na öod-f] toTg &dsl(polg nqög noirjoiov.
enOY>>- XOY>- A.6 IJUeCNHy BCDK exirr- •/«< dah]aavTOc. nrög ddslcpor inl löv dolor q>i-
Kynil, AMllCDT eBOX 2IXtDC XyCD IlTG'^'- ysTv, snsasv 6 .&ölog. xai direld^örTeg öia töv
tlOY XC2G llö'l TK^TIII. X'*)"B(DK A.G enX'*^" xpocpov eIqov [A ttQwv] avTÖr eQQUi^ierov /.ai }-Q^avTO
GTBe neapooy tnXMtQtDIie Xyse enCOll avidv dn^id^siv Uyovisg ■ v.svoöot.s, -/aZwg aoi
eHMHX 2meCHTXy21TOOTOy eCCÜO) MMOM eyh'ETO. y.ai rrQoae'ldßtTO acrdv 6 dßßäg [aurov
eyXCD MMOC Xe MTK 0"\"MXIG00y GMU)0- A, om. B] /lej'wi' • äcpsTS ror rlör ftot: y.aldv
yeiT, KXXCDC XnXI CgtülIG MMOK. XnaxxO sqyov inoiijasv.
A6 CÜXM GpOM GMXCÜ MMOC XG XXCÜTN y.at Lfi YAOtog [A; B yg] ov jn) oUodofi'ijd-fj ö 36-
2XnXU)Hp6, Oy2CDB rxp GNXNOyq HGNTX- ).og ohog £)■ ToTg XQÖroig 1.101; 'ira ;(«,9-(; )) oi/.ol'-
MXXM. MOH2 {\G\ I1X06IC. X6 llllGyKGT fiivtj, oci öid noTi]QiOf oYrov hiEaev 6 Mlog iv xf]
TGlKynH MnXOyOGlUJ. IXpG TOIKO^iTIGIIH 2//;r»; [B eig 2y.)]rir].
TUpC GIMG XG XyKlIim 26 2Na)lin' GIBG
OyxriOT NHpn [=- Steindorl'f, a. a. 0. S. 3*].
in den gleich zu erwähnenden griechischen '^TTOcpd-iyf^iaTa lür Aykov reijörrior fehlt dieses Stück,
da es unter keinem Eigennamen geht.
Sehr wertvolles Material dürfte ferner auch die griechische, ebenfalls noch nicht veröffentlichte
Apophthegmenbaudschrift des British Museum : Burney MS. 50 bieten.
Endlich l)esitzen wir den ersten Teil einer griechischen Hedaktion dieser Apophthegmensamra-
lung (l)ei Migne, Patrolog. Graeea, tom. 65, p. 71 — 440):
Das Vorwort dazu lautet: [nQool[.tiov od. Ugöloyog sig ri]}' Bißlov IIeiji ri]g] da-K/^ascog zur Maxa-
qIoji' ITcafOior. — Ein cod. Colbertin. aber bietet: riQÖloyog Ttfi Bißlov tüv 'Aylior regörrmv, Ijwg leyerai
Uagdöiiaog. — Dann heißt es weiter: 'Er Tijde rfj ßlßlto drayiyQa;TTai irdQsrog liaxijaig Kai Oavi.iaazij
Mir nicht erreichb:
ir {^'tiwesen.
CjjKI; DTK KOl'TIScn-SA IDISt'HEN A IM liMirirECMATA PatEUiM AegYPTIOEUM ET
iTC.
ßlov dtayoiytj v.cd öijaeig 'u4ylo)r y.al May.aoiun' l'soöricov nQÖg L)]?.or y.ai ncadsiuv y.ai /.li/xi^aiv tüj}' Tip'
ovQKvtov noXitsiav id-elovccov y.ceioqSüaai •/.al xijv Eig ßaailelar ovQavö>v llyovaccv ßovXo^tsvmv ööeveiv bdöv.
JsT ort' siSerai, oti oi 'L-Jyioi TIareQsg, ol lodös tov fiaxaglov luv iiovayüv ßlov Ki^lwrai yeyorörsg
y.ai dtdäa/.alot, ILra^ no d-sho y.ai irrovQctvUo 7Tvp(o!)i)Tsg I'qmti yai navva rä sv di'3(>(ij/roig ya'ld rt y.ai
zifita ihg oödev loyiaH(.ievoi, 'jrcb'TOJv ^lahoTa %6 /.UjÖev ngdg irridei^ij' noielv inszrjdsvaav luvOuvovrsg
df yai lä rrlsiaia reo)' y.mOQdwuihdiv di' vnsqßoXi-jV TCCTTStvocpQonvi tjg avyyaXvmoi'TEg, oVco) iip' y.aiä &edv
diip'vaav bdöv. Od-sv ovöeig äy.gtßäig 6sövv)jTai zoltov [oder rovrcov':'] fjuTv vnoyQÜxpai löv iviiofrov ßiov.
Boayja öi rtva töw avioig yarcoo^Musviov Xöywv ]] egywv o'i acpödga nsoi lomiov cptXonovi^aavTsg
yqucpf] naoadsÖMy.aatv, ovx (og s/.elvoig yaQiCofievoi, rovg fiETeTTsna dt ötsyelqai nqög ti]lov ia^roudayorcg
lIXsTauoi oiV y.arä diacpögovg xaigobg tavict tu %üv '' iylmv l'eQovriov qrjf.iaca tu xai y.aroQd^t'ofiaia
SV önjyr'jfiaTog efdei s^iOsvzo, anho itvi y.ai äyaTaaxEvaacw X6y«r eig 'iv yäq tovto itövov i-iooujv dxpeXYrai
lovg TtoXXovg.
Eneidrj de acyyayi-^ifvrj y.al äavvTayrog odffa lüv noXXCov ■>) dti'/yrjaig öva/.oXiuv itvic s^inoiti' [ij
diavoia tov ärayiyvüay.ovTog 1.11) i^aotiovatj TTSQiXnßEiv r/; M>'»;.";/; tov /roXvaxidcog v.aTEanaQiihov tüj ßißXIm
rovv, TOVTOv %aqn> irrt Trjvde n)v e'y.Seaiv /.eyivipie^a tüv (TTOiytloJv, dvvaf.iiv)]v dia tIjv raiiv [y.ai] 7itoi
Xrjiptv ivaoyeaTÜnp' te y.ai ETol^np' ToTg ßoi'Xoi.ifvoig t))v ojcfeXsiav nagayaiv.
EjTEidi] TU TTEQi TOV dßßä ^AvTiov'iov, ^igOEviov TS yai L4yä-y-ctjvog yai tiov and tov ciXcpa [doyotievoiv
to iiXcpa GTOiytlov ntqisyßi xai r« /rsoi tov (.isyaXov BaatXslov, Biaa]qiwvog y.ai Bsvia^uv tö ßi^za
OTOixsTov y.al olkwg -/.a^s^ijg h'cog tov co.
EnEidij de slai v.al trsqoi Xoyoi ysoövTwv ayhov y.al nqäSsig, ,«'} Ej.t(faivovTEg tcc dvöi^iaxa ToJv te
siQrf/.ÖTOJv avTovg y.al nga^ävTiov, Toviovg ^istcc Trp' irv^urXijQcoaiv tü)v -/ar« aroiysiov iv ytcpuXaioig s^E!)£!.isd^a.
rioXXä de EosvvfjaavTsg ßißXla y.al (^rjit/ffavrsg, oaa evqsTv yjdvi'rj&r^^ev, ivsTa^a/isv tig tu riXtj twv
XECpaXauiJv, 'Iva sy. jrdvTwv igavi^önevoi vrjv Trjg tpvyj^g ojcf'sXsiav y.al xa vn.fQ ^liXi yai y.r^giov yXvxea toiv
TTaTEQüjv Xöyia svTQvqxovTsg, äiitog Trjg Mjasiog, iß syXijlhpiEv v,rn KvqIov iroXiTsvcfduEvoi, Tvyioiisv Ti^g
ßaaiXsiag ai-xov. '^(.irjv.
Dann folgt die Uljerscliril't:
'AlI()(I)eErMATA TL>i\ 'AriL>N FEPONTiiN.
l4gyj) TOV Ä OTOiyslov.
UsqI TOV dßßci 'AVTIOVIOV.
Darauf folgen 1*46 Apophtliegmeu von 13U Vätern, die in der alpliabetischen Keilienfolge ihrer
Namen aufgeführt sind.
Nach dem fünfzejmten und letzten A]iii|ilitlieg'ma des aßßü ^Hq foli^t die Sul)seriptio: TsXog rov
y.axa atoiysTov.
Demnach ist von diesoi' griechischen Öaninilung nur der erste 'J'eil, die unter Eigennamen
gehenden Dicta umfassend, erhalten und die ganze Sammlung stellt die Redaktion eines griechischen
Apojjhthegmenauszuges vor, betitelt BißXog tGiv 'Aylcov I'soövtwv, aber auch nagadsiaog. Der eigent-
liclie Titel aber ist '.Ano(fi)EyiiaTa twv '.^tfylwv rsQÖvTcov. der erst nach dem Prologos augeführt wird.
Der erste dieser Titel deckt sich inhaltlich vollkommen mit dem Titel der AvdQwv l^yiojv BißXog
bei Photios, der zweite Titel IJagüdsiaog ist wieder mit dem Titel identisch, der sich für die (Quelle
der 'Avdgüv 'Ayiiov BißXog erschließen läßt. Jedenfalls bezieht sich dieser zweite Titel auch hier auf
die Quelle und erseheint zu Unrecht als Titel des Auszuges selbst.
Bezüglich dieser griechischen Redaktion kann kein Zweifel bestehen, daÜ sie auf eine reine
Apophthegmensammlung zurückgeht und nicht (^twa wie die 'AvdgCov Ayiojv BißXog vielleicht auf
eine Sammlung \'on Biographion. Das ergibt sich daraus, daß in der C-'harakteristik des griechischen
Werkes, das dem Redaktor vorlag, öfter zuei'st die Xöyoi oder mjasig und dann erst die egya der
Väter erwähnt werden.
Dem unbekannten Redaktor lag also eine umfangreiche griecliische Ajiophthegmensammlung vor.
Er stellte nun die unter Eigennamen gehenden Dicta in aliihabetischer Reihenfolge der Namen in
6
l'llKODlii; IlorKNKR.
eine Grujil'e zusainineii, auf welclic ilaiin die oiiiie Namen iieiieiiden Dic-la als zweite (iruppu folgten;
die Dicta dieser zweiten Grui>)ie. die verloren ist, waien iv ■A.ecpalaiotc. d. i. in Ka|>iteln jedenfalls
mit Rücksicht auf ihren Inhalt zusamnieng-efaßt und geordnet.
Seine Vorlage muß mit der 'uivdqwv 'Ayiiov Bißlog, die noch dem l'hotios vorlag und jetzt noch
in den beiden Moskauer Handschriften und in der lateinischen Übersetzung des Pelagius und Johannes
erhalten ist, sehr eng verwandt gewesen sein.
Denn die untei- Eigennamen gehenden Dicta bei Pelagius-Johannes (= AvÖqiov 'Ay'iwv Bißlo^)
finden wir bis auf ganz verschwindende Ausnabmen in fast überall genau gleichem Wortlaut auch in
der gi-iecbischeu Redaktion wieder.
Aus der äußeren Kintoilung und Gliederung der 'ArÖQiov Ay'iwv BlßXo^ (bei Pelagius-Jolianiies),
die durch keine Redaktion verändert wurde, und aus den Worten des Redaktors über die Form seiner
Quelle ero-ibt sieb für die ursprüngliche Gestalt der 'Avöqwv 'Ayioiv Bißlog vor der Redaktion folgendes:
1. Alle Dicta waren nach ihrem Inhalt in mindestens 21 Kapitel zusammengefaßt, wobei jedes
Kapitel eine kurze Überschrift führte, die den Inhalt der in jedem Kapitel vereinigten Dicta angab.
2. Innerhalb eines jeden Kapitels kamen zuerst die unter Eigennamen gehenden Dicta, und zwar
auch schon alphabetisch geordnet, so daß also die Anordnung v.a%ä azoLxeTov nicht erst auf den Redaktor
zurückgeht. Sein Verdienst bestand vielmehr bloß in der strengeren Durchführung der alpbabetischen
Ordnung der Vorlage und in der Scheidung der benannten und unbenannten Dicta. — Bei den
benannten Dicta kamen innerhalb eines jeden Kapitels immer zuerst die der Männer und dann erst
die der wenigen Frauen.
3. Darauf endlich folgten auch innerhalb eines jeden Kapitels die unbenannten Dicta.'
Über das Verhältnis der Avöqüv Ayiwv Bißlog (und daher auch der Übersetzung des Pelagius-
Johannes) und der 'A7iocpd-lyf.iaTa twv 'Ayiwv Veodrnov zu ihrer gemeinsamen Quelle gibt folgendes
Stemma einen Überblick:
Quellenwerk: Meya Asi ^iiovaoior (auch 31fyu TlaQuötiaiov genannt?)
vielleicht eine Sammlung von Heiligenbiographien oder auch bloß von Apophthegmen;
vollständig verloi'en.
daraus
Auszug: AvöqCüv \4yl(ij}' Bißlog,
reine Apophthegmensammlung, augenscheinlich erhalten in den codd. Moscpiens. 11)3 und 452;
daraus auch die Kapitelliste bei Photios.
lateinisch übersetzt durch Pelagius-Johannes
= Verba Seniorum liher Vund VI der Vitae Patruni
bei Migne, tom. 73.
griechische R e d a k t i o n : Anocp l^eyj.1 ata iCov
\4yiior legörTdir: deren erster Teil, die unter
Eigennamen gehenden Dicta allein umfassend.
bei ilis'ue, tom. 65.
kdjilisch-sa'idisch übersetzt
bei Zoeg-a.
> Wenn wir anneinnen, <l.iß <lie 'Av(S(}i'nv 'Ayto)i' Bi'ßXog ,ius einer .«ammhing ecliter Biogr,-\pliien bestimmter Heiliger
au.-sgezogen wurde, so Uiinnte es zunächst auffallend erscheinen, daß die 'AfäQihi' 'AyUür Btploi auch so viele unbenannte
Dicta bringt. Indes läßt sich das aus folgender Beobachtung- erklären: In den griechischen Apophthegmata kommt es nielit
selten vor, daß irgendein mit Namen genannter Abbas das Dictum, Wunder oilor Erlebnis eines andern nicht genannten
erzählt. Es heißt da gewöhnlich: , Abbas N. N. erzählte von einem Greis (Abbas), daß . . .' und jetzt folgt der eigentlich
von Haus aus unbeuannte Apophthegmenabschnitt dieses Unbekannten, der aber ursprünglich im /3^J des hier noch als
Berichterstatter genannten Heiligen zu lesen war. Genau dasselbe Dictum aber finden wir auch bei Pelagius-Johannes oder
im Koptischen oder Syrischen schon ganz ohne Namensneniunig, indem die Einleitung: , Abbas N. N. erzählte' fehlt und
es einfacli heißt: .Ein Abbas s.agte, tat' oder ähnlich. Gewiß verfuhr man aber auch schon beim Ausziehen der p/oi ebenso:
Man las im fiCoi eines bestimmten, mit Namen genannten Heiligen das Dictum eines Ungenannten, das dieser Heilige
referierte. Das Dictum selbst s<-liriel) man aus, den Namen des Berichterstatters aber nicht, teils oft ohne, teils wohl auch
ÜniOR DIE KOPTISCir-SA IDISCIIKX A I'( l|' ir'i-U ICd.MAT A l'AllMWr Ak(; VPTIOIMAr ITC.
3. Kapitel.
Die lateinische Übersetzung: der 'AvSpiüv 'Ayiiuy BtßXog durch Pelagiiis-Johiuines.
Unter dem Namen des Diakons Pelagius und des Subdiakons Johannes ist eine umfangTciclie
lateinische Apophtliegmensammlung erhalten (bei Äligne, Patrcdogia Lat. tom. 73, als V. und VI. Hucii
dei- Vitae Patruni, p. 855 ff. und 993 ff.), die, .Verba Seniorum' betitelt, 642 Abschnitte umfaßt.
Dabei ist die Übersetzung des Johannes mit ihren vier Büciiern die unmittelbare Fortsetzung
und auch Beendigung der Übersetzung des Pelagiu.s, die mit dem 2U. Dictum ihres 18. Buclies abbrach.
Demnach ist das unmittelbar folgende l.Buch des Johannes eigentlich der Schluß des 18. Buches
der lateinisciien Gesamtübersetzung (vgl. S. U), das 2. Buch des Johannes somit das 19., das
3. Buch des Johannes das 20. und das 4. und letzte Buch des Johannes das 21. der lateinischen
Gesamtübersetzung.
Jedes dieser 21 Bücher ti-ägt eine Übersclii'ift. die den Inhalt der in jedem einzelnen Buche
vereinigten Dicta kurz angibt.
Diese lateinische Version unterscheidet sich von der griechischen (= A. P.) in ihrem jetzigen
fragmentarischen Zustand vor allem dadurch, daß sie auch sehr viele Dicta ohne Namensnennung enthält.
Auch diese Sammlung ist wie alle nichtgriechischen kein Originahverk, sondern eine Übersetzung
einer griechischen Apophthegmensammlung. da sie in den benannten Dicta fast ohne Ausnahme mit
den A. P. beinahe durchwegs ad verbum übereinstimmt.
Die griechische Vorlage dürften die beiden erwähnten Moskauer Handschriften repräsentieren.
Sie muß aber auch mit der 'Ardoöiv '^^ylwv BißXog, die dem Photios vorlag, nahezu identisch
gewesen sein.
Das beweist die genaue Übereinstimmung der von Photios in Kodex 198 seiner Bibliothek auf-
gezählten Kapitelüberschriften der L4rdQ(~n' "L^yltuv Bißlog mit den lateinischen Buehüberschriften bei
Pelagius und Johannes, deren Gegenüberstellung folgt:
Photios :
I. Kapitel: tö /.isr TTQÖnov -/.scpäkaiov nccQcdi'saiv stg frooY.on )]t'
TsleiÖTtj'iog ex diacpnowv jTQoawncov negitysi.
II. Td dtviegoi' de %b anb zijg t)avyjag öelv.viai y.fqöog.
III. Tö TQiTOv neoi eyK^azeiag öiaXaußarei v.ai wg dei lip' eyy.Qii-
reiar tu) ßga^iärcor f.t6vov, dillä Y.a\ tö)v Xoirrwv rt^g if'ryjjg
xLv)]i.iarMv 6j.ioiiog TToieiadai.
I\ . Tö de T£TttQTOv, nüg de! daq>a?J^ead-ai )]üäg ngög rotg drrö 7/;c
TCOQreiag irTavtaTa;.tei'Ovg ij^ir noXejxovg.
V. Tö öe TTeumov Tregi äxTr][i.oavvrjg y.ai log öei Kai TijV 7TXeoveS,iav
(pvXäTTeadat.
^ I. Ueoi de viTOiiovfjg v.ul üvöotlag rö fy.rov.
VII. Kai TÖ eßdo(.iov, ort dei urjdir noög enldeiiii' noietr.
VIII. Kai TÖ oyöoov, ort ov deT riva y.qiveiv.
Pelagius, bezw. Johannes:
T. Buch des Pelagius: De
profectu Patrum.
II. De quiete.
III. De compunctione.
n'. De contiuentia.
\\ De fornicatione.
VI. De eo, quod mimachus ni-
hil debeat jiossidere.
VII. Depatientiaseufortitudine.
Vin. Deco, quod nihil per osten-
sionem fieri debeat.
IX. De eo. quod non ojiorteat
iudicare quemquam.
mit Absicht. — Diese ganze Überlegung aber fällt, vveiiii wir annehmen, daß trotz der Worte des Photios auch schon das
Miya Aii/maväQiov nichts anderes als eine Apophthegmensammlung war.
TlIK0T)i1i; Ml
Photios:
IX. Hegt öiccxolasco^ dt- id d^'.
X. 2ö ()f df^arov 'isgi lov ötlv ÜEi r/jcpsir.
XI. Kai rö tvdev.mov, ort deT ddiaX£iirT(t)c; y.ai iv rfypEi rrqoa-
Xll. Kai lö dioötxaioy, (hg (pi'Ao^sruv dtl /«( slseh' iv iXa'QÖTrjzi.
Xlll. IltQi tna'AoTjg i/.didäa/.£i [xat diöaa/.a'llag] rö roiaxaiösKaroy.
Xn . T6 de TEaaaQeaxatöfr/.arov ttsq! ta7TF.ivocpooam'i]g.
XV. Kai rö TJEvre/.aiöiv.aTOv negi äje^i/.axiag.
X\'I. Tlsoi «j'«/T»yg de rö tixaidexato)'.
X\ II. Tö iier TOI Enray.aLÖEV.aTOv nsoi diooaTixMi'.
X^ in. Kai TÖ dy.Tdj/.aiöexaTov Treoi ar^iiEiofpoQiuv '/eqövtiov.
XIX. Tö ÖE lif TTEoi .joXtTEtag &so(pilovg diafpöoiov TTaTsgior.
Pelagius, luv.w. Johannes:
X. De (liscretione.
XI. Do CO, quod oporteat
sohrie vivere.
XII. De eo, quod sine inter-
missione et sobrio de-
bot orare.
Xll I. Do Oll, ([uod (iportoat ho-
spitalem esseet miseri-
coi'dem in ]iil;iritate.
XIV. De oboedientia.
X\'. Do liumilitate.
XVI. Do ])atientia.
XVII. Do cbaritato.
X \' 1 1 1 . De praevidentia sive con-
templatione + I. des
Johannes: De praevi-
dentia seu contenipla-
tione.
XIX. ^11. des Joliannes: De
sanctis Senioribus, qui
Signa faciebant.
XX. = III. des Johannes: De
conversatione optima di-
versorum Sanctorum.
XX. Kai 't.oinbv tö Ei/.oatöv 'ATCocp&äynaTa tCov ev davu^aEi -/i]gu-
aamov.
— XXI. = IV. des Johannes:
Septem capitula verbo-
rum, quae misit abbas
Movses abbati Poemenio.
Et qui eustodierit ea,
lilierabitur a poena.
XXI. T/ua rö ttq&tov -/.ai tv/.oaröi' JiaXe^Eig EiadyEi yeqövtcov nEgi ^
'Loyia(.iü)r ngög i(l,%rjXoix.
XXIL, Kai TÖ Eni näai dsvvEgov /.ai ei/motöv 'Haiylov noEO/iviegov
Isgoaolvuoiv yv(bi.iag TTsgiexEi.
Die lateinisclio Übersetzinig- der l4vdg<ür '^ylcov Bißlog fiilirt den Titel .Verba Seniorum'. so daß
also das Exemplar der l4rdg(7n' '^ylcov Bißlog, das dem Pelagius und Johannes vorlag, den speziellen
Titel ^Ano(pd-iyj.iaTa oder 'P/jasig twv 'Ayiwv FEgövTmv gefülirt haljen wird, genau so, Avie die oben
besprochene griechische Redaktion der l4vögü)r 'Ay'uov Bißlog.
Obige Übersicht zeigt, daß die lateinische Übersetzung um den Buclititel (III.) ,De compunctione'
reiclier ist als die Kajtitelliste des Pliotios.
Bei der sonst genauen Übereinstimmung der Kapitel-, bezw. Buehüberschriften ist das auffallend.
läl.!t sich aber einwandfrei als nur scheinbare Differenz erklären (vgl. unten S. 9).
Entsprechend dei- Augalio des Photios, daß das Meya Aeiiuovägiov und natürlich aucii die daraus
ausgezogene 'Jvögöjvl^yltov Blßlog nur bis etwa zur Hälfte des V. Jahrhunderts reichte, enthält auch
' Bezüglicli der lieiden letzten 2;riecliisclien K.apitel XXI iiiiil XXII vn|. unten Teil II G.
ÜbEK die KdPTlSc H-Sa'[DIS(:'IIE.\ Al'Dl'irrilKf-illATA PATl;U.\r AECYPTIOinM KTC. 9
die vorliegende lateinische Übersetzung der l-Zrögior '^ylojv Bißioc durch Pelagius und Johannes nur
Dicta von Vätern, die vom III. bis etwa zur Mitte des V. Jaiirhunderts gelebt haben. '
Von anderen liistorisclien Persönlichkeiten werden genannt:
Die Kaiser Julian A])ostata 361—363, Theodosius 1. der Große 379 — 395. Theodosius II. 408
bis 450 und Markianos 450 — 457. ferner
die Erzbischöfe Athanasius f 373, Epiphanius f -103, Theojdiilus t413 und Cvrillus f 444.
Innerhall) eines jeden der 21 Bücher ist die Anordnung folgende:
1. Zuerst kommen die Dicta mit Namen, und zwar auch schon alphabetisch geordnet, natürlich
nach dem griechischen Alphabet, da die Vorlage griechisch war.
2. Dann folgen die Dicta ohne Namen.
Zum Beispiel:
Buch I: De ]>r()fectu l'atrum: 1. — 2. Antonius; 3. Gregorius; 4. — 5. Euagrius; 6. Macaiius;
7. Theodorus de Phei-me; 8. Joannes Nannus: 9. Josephus Thebaeus; 10. Cassianus;" 11. Ohne Namen;
12. — 15. Pastor:-' 16. Pambo : 17. Si.sois: 18. Chame; 19.— 23. Ohne Namen.
Buch II: De quiete: 1.— 2. Antonius: 3. — 7. Arsenius: 8. Euagrius; 9. — 10. Moses; 11. Nilus;
12. Pastor; 13. 8isois; 14. — 16. Ohne Namen.
Buch III: De comi)unct ione: 1. Arsenius; 2. Amnion; 3. Euagrius; 4. Elias; 5. Theoidülus
arehiepiscopus: 6. Joannes; 7. Jacobus; 8.-9. Macarius; 10. — 13. Pastor; 14. Pambo; 15. .'-^ilvanus;
16. Syncletica; 17. Hyperichius: 18. Felix: 19. Hör; 20.— 27. Ohne Namen.
Buch V: De f ornicatione: 1. Antonius; 2. Gerontius Petrensis: 3. — 4. Cassianus;* 4. C'vrus
(Kyros, die v. 1. Syrus wird durch die alphabetische Anordnung als falsch erwiesen); 6. Ohne Namen:
7. Mathois; 8.-9. Pastor: 10.— 11. Sara: 12.— 34. Ohne Namen: 35. Moses; 36.-41. Ohne Namen.
Buch VII: De jiatientia seu fortitudine: 1. Antonius; 2. Agathon; 3. Ammonas; 4. Besarion;
ö. — 7. Theodorus de Pherme; 8. Joannes brevis staturae; 9. — 10. ^Macarius niaior ; 11. Mathois;
12. Milidus (? = Milesius); 13.-14. Pastor; 15.— 18. Syncletica: 19. Sara; 20.-21. Hyperichius:
22. — 26. Ohne Namen: 27. Arsenius: 28. — 47. Ohne Namen.
Buch XVIII des Pelagius: De praevidentia sive contemplatione, und Buch I des
Johannes mit dem gleichen Titel: 1. — 3. Ar.senius; 4. Daniel; 5. — 6. Ephraem; 7. Zeno; 8. Joannes:
9.— 11. Macarius: 12.-14. Moses: 15. Marcus; 16.-18. Pastor; 19. Pyoterius (Pitirion); 20. Paulus
Simplex; [Job. I:] 1. Silvanus; 2. Syncletica: 3.— 17. Ohne Namen.
Das beweist schlagend, daß die Übersetzung des Johannes die unmittelliare Fortsetzung der
Übersetzung des Pelagius ist.
Buch XIX der lateinischen Gesamtül)ersctzung = Buch II des Johannes: I. — 4. Be-
sarion; 5. Elias; 6.-8. Macarius; 9. Emilis (lies Milesius); 10. Pastor: 11. Paulus: 12. Publius: 13.
bis 14. Sisois; 15.— 17. Ohne Namen.
Buch XX = III. Buch des Johannes: 1. Besarion; 2. Vindeniius (lies ijitimius); 3. Eucha-
ristus; 4. Pambo: 5.-6. Sisoi; 7.-8. Hör: 9.-14. Ohne Namen: 15.-17. Macarius; 18. Ohne Namen.
Oben schließt Buch II des Pelagius mit Sisois und drei Dicta ohne Namen: das folgende
III. Buch: De poenitentia beginnt ganz regelrecht wieder mit A: Arsenius, Amnion. Daraus folgt,
daß auch in der griechischen Vorlage des Pelagius, d. h. auch in der IAvÖqQv ^u4yiwv Biß'ko^^, hier
ein neues Buch, das dritte, mit einem neuen Titel, nämlich TIsqI fisravolag oder ähnlich begann.
Photios, der auf den [»arallelen Titel zu lateinisch Buch II gleich den zu lateinisch Buch IV folgen
läßt, muß den Titel von Buch III übersehen hal>en und zählt daher auch im folgenden falsch weiter.
Daher geht die Buchzählung bei Pelagius-Johannes der bei Photios von Buch III an nur
scheinbar um eine Nummer voraus: tatsächlich decken sie sieh völlig.
' Die Liste ihrer Kamen unten S. 10. '^ Aus Cassi.inus, Institut. V 28.
■'' Kein arpjer Verstoß gegen die alijhabetisclie Anonlnunj;, <la er im griecliiscljen Ori^'inalwerk Iloi/xiiv liieß.
* Aus Cassianus, Collat. II 10 und 13. .
Denkschriften der phil.-hist. Kl. 61. Bd. a. Abh. 2
10 TirKonoR IIoi'I'.nki!.
Die (iboii angegebene Art der Anoi-iiiiuiig der Dicta ist also nur an drei Stellen uin\esentlicli
durchUroehen. Die al|>liabetisclie Aufeinanderfolge der Xanien trägt bei Verschrei bungen. bezw. Ver-
ballliornungen wie z. B. Syi'us (rielitig: Cyfu>^-Kvoog), Emilis (richtig: Milesitis-M/A/Jff/oc;), Squirion.
V. 1. Cyiion 1 richtig: Ischyvhm-'IaxiQUor) und Vindemius (richtig: Hitiniius-ß/? //i/oc;) zu ihrer Richtig-
stellung wesentlich bei.
Daß der griechische Auszug, der dem I'elagius-Johaunes vorlag, mit der l4vdQ<7)v 'Ayunv Bißlog.
von deren Redaktion bloß der erste Teil erhalten ist (A. P.), nahe verwandt war, geht daraus deutlich
hervor, daß bis auf ganz verscliwiiidende Ausnahmen alle unter Eigennamen gehenden Dicta bei
Pelagius-Johanncs in den A. 1'. ihre sowohl inhaltlicli wie auch fast überall sogar s|ii-achlieh ganz
genauen Parallelen finden.
Dabei aber kommt es einige Male xor, daß ein bei I'elagius-Johannes unbenanntes Dictum in den
A. P. noch unter einem Eigennamen erscheint:
Z. B.: Pelag. IV 55 unbenannt = A. P. S. 222 unter Isidorus Nr. 8: Pelag. XIV 16 unbenannt
= A. P. S. 127 unter Ammun Nitriota Nr. 3; Pelag. XV 54 uubenaiint = A. P. S. 439 unter Her 11;
Pelag. XV 55 unbenannt = A. P. S. 439 unter Hör 13; Pelag. XVII 23 unbenanut = A. P. S. 33«
unter Poemen Nr. 70; Johannes II 16 unbenannt = A. P. S. 314 unter Xanthias 2.
Daraus folgt, daß die A. ]'. dem Meya AeifioivÜQiov näher stehen als die lateinische Übersetzung
des Auszuges daraus bei Pelagius-Johannes und dem Kopten.
Nur sehr selten endlich kommt es vor, daß ein und dasselbe Dictum in der griechischen und
der lateinisch-koptischen Sammlung verschiedenen Personen zugewiesen wird:
Z. B.: Pelag. X 19 nennt den Euagrius, die A. P. aber den Abbas Euprepios (S. 172, Nr. 7);
Pelag. XV 50 nennt den Hyperichius, die Parallele dazu in den A. P. aber die Syncletica
(S. 426, Nr. 11).
Auch hier ist dem Griechischen der Vorzug- zu geben.'
In der erhaltenen griechischen Redaktion, die bekanntlich bloß benannte Dicta bietet [= A. P.],
sind 130 Namen von Vätern aufgezählt.
Die eng damit verwandte A'orlage des Pelagius-Johannes aber nannte, wie die lateinische Über-
setzung beweist, nur folgende 101 Namen (nach dem griechischen Al])habet geordnet; vgl. auch den
Anhang): 1. Abraham, 2. Adelphios (Bischof). 3. Agathon, 4. Athanasios (Erzbischof), 5. Alexander.
6. AUois = Ammoys,' 7. Ammon, 8. Ammonas. 9. .Ammonios, 6. Ammoys. 10. Antonios, 11. Anub
(Ampo), 12. A]>ollo, 13. Ares, 14. Arsenios, 15. Affy (Bischof), 16. Achillas, 17. Basilios (Bischof),
18. Beuiamin. 19. Besarion, 20. Gelasios, 21. Gerontios Petrensis, 22. Gregorios. 23. Daniel, 24. Dios-
coros, 25. Dulüs, 26. Helladios. [Emilis lies: Milesios], 27. Epiphanios (Erzbischof), 28. Euagrios.
29. Eulogios, 30. Ephraem, 31. Zacharias, 32. Zeno. 33. Zoilos. 34. Elias. 35. Esios [=L Isios, d. h.
Paisios?], 36. Theodoros. 37. Theodoros de Ennato und 38. de Pherme, 39. Theonas, 40. Theophilos
(Erzbischof), 41. Hierax, 42. ililarion, 43. Jacobos, 44. Isaak, 45. Isaia, 46. Isidoros, 47. Ischyrion,
48. Joannes. 49. Joannes (Erzbischof), 50. Joannes de Lyco (Lycopolis), 51. Joannes Kolobos (Nannos.
brevis), 52. Joannes Persa, 53. Joseph Tiiebaeus und 54. de Pauepho, 55. Kassianos," 56. Kopres.
57. Kyrillos (Bischof), 58. Kyros [Cyrus, verschrieben: Syrus], 59. Longinos, 60. Lukios und 61. de
Ennato, i'y2. Lot, 63. Makarios Maior oder Aegyj)tius, 64. Markos, 65. Matoi, 66. Milidos [= Milesios?].
67. Milesios [verschrieben: Milios], 68. Moses, 69. Nathyras, 70. Neilos. 71. Nesteron [= Nisteron?].
72. Olympios, 73. Onsisios, 74. Paisios, 75. Palladios,^ 76. Pambo. 77. Paulos Thebaeus und 78. Simplex,
79. Paphnutios, 80. Petros, 81. Petros Pyonios, 82. Piammon, 83. Pior, 84. Pistammon [= Bastammon?].
' Im zweiten Falle i.st auch zu beachten, daß die Dicta unter .Syncletica' und , Hyperichius' stets unmittelbar auf-
einander folgen, was die Verwechslung begünstigte.
^ Erwähnt bloß Pelag. XI 5, doch ).st hier siclier , Ammoys' zu schreiben, dem aucli die beiden unmittelbar vorau-
seilenden Dicta, Nr. 3 und 4, gehören.
^ Alle Dicta, die ihn als Herichterstatter nennen, linden sich auch in seinen CoUation. und In.-titut.
■" Krwiilint Pelag. X CT mit einem angeblichen Itictum, das aber aus seinem Brief an Lausus, tit. Heraclidis, stammt.
Über die koi-iisc ii-s.\'ii)isriiK.\ Ai'onrriiKiaiATA l'ATituir AKijYPTiORUit etc. 11
85. Poimeii [Poemen, Pimenius, Pastor], 86. Pyoterius = Pitirioii, 87. Sara, 88. Sera|iion. 89. Silvanos,
90. Simon, 91. SisoLs, 92. Syncletiea, [Syrus, lies: (Vrus-Kyros], 93. Timotheos, 94. llyliistion,
95. Hyperichius, 96. Felix. 97. Philagrios, 98. Chame,» 99. Chronios, 100. Hör, 101. Vindeinius
(lies: Bitiniios).
Natürlich kommen in diesen Namen, besonders in den koptischen, sonderbare Varianten und
Verschreibungen vor; auch ist es oft zweifeliiaft, ob alle einfach unter ,Theodoros' oder , Joannes'
gehenden Dicta nur einem und demselben Manne dieses Namens oder welchem der genannten zuzu-
teilen sind.^
Mit Sicherheit aber läßt sich feststellen, daß von den Apophthegmen eines '^rSQfag (in den
A. P. S. 136), ^lü) (S. 136), :4i^fuora»äg (S. 136/37), BiaQS (S. 145), Eidaifiiov (S. 17G), 'HgaAleiog
(S. 185). der Qsodwoa (S. 201), des Kaolojv CS. 249), Mürtog (S. 300), Msys»iog (S. 30Ü/01), Miwg
(S. 301), iV/xwj' (S. 309), iVereßs (S. 312), My.iyrßg (S: 312), Hdiog (S. 312/13), 'Po^fiarof (S. 385),
"Povcpog (S. 389), 'Poj^avög (S. 392), :^(bnaTQog fS. 413), lag^iaTäg (S. 413), StQ^vog (S. 417), ^Trroldwv
(S. 417), 2a'üb (S. 420), (Dioxäg (S. 432), 0OQTäg (S. 436), Xaiqrj^imv (S. 436), U^evd-atoiog (S. 436 i bei
Pelagius-Jobannes nichts zu lesen ist, auch kein unbenanntes Stück, das inhaltlich den unter obigen
Namen gehenden griechischen Dicta entsprechen würde.''
Demnach war der griechische Apophthegmenauszug aus der 'Avöqüv "ir^ylwr Blß)iOg, dessen
Redaktion teilweise erhalten ist [= A. P.], reicher als die Vorlage des Pelagius-Jobannes, was auch
wieder auf eine engere Verwandtseliaft mit der '^vdgm' 'Aynov Bißlog und auch mit dein Msya
^€tf.io)i'aQiov hinweist.
Es ergibt sich also: Sowolii die A. P. wie auch die Vorlage des l'elagius-Johannes gehen auf
die lAvÖQ&v [/iyiwv Bißlog zurück, die dem Pliotios noch vorlag, doch war die Vorlage zu den A. P.
reicher als die des Pelagius-Jobannes.''
Über die Verfasser der lateinischen Übersetzung. i\dagius und .Inhannes, handelt schon Rosweyd
im Prolegomenon XIV (Migne, a. a. 0. p. 49/50):
unter Pelagius ist jedenfalls der spätere Papst Pelagius I. zu verstehen, der von 555 — 560
regierte; Rosweyd verweist nämlich mit Recht darauf, daß Pelagius einerseits des Griechischen vidl-
kommen mächtig war. andererseits gelegentlich seiner Gesandtschaftsreisen an die orientalische Kirche
(538 — 555) reichlich Gelegenheit hatte, mit ihrem Schrifttum vertraut zu werden, ^^'ährend einer
solchen Reise stieß er auf einen ähnlichen Kodex, wie er noch im IX. Jahrliundert dem Pli(itios
vorlag, nahm ihn mit nach Rom und begann mit seiner Übersetzung; seine Wahl zum Papst und die
folgenden Amtsgeschäfte verhinderten die Vollendung. Damit betraute er daher den Subdiakon Johannes,
der nach ihm als Papst Johannes III. vom Jahre 560 — 573 regierte.
Deninacli müßte die lateinische Gesamtübersetzung dei' 'Avöowv ylyuüi' BlßXog durch Pelagius-
Johannes um 560 abgeschlossen worden sein.
' Pelag. 1 18 = A. P. S. 436: Xoucä, v. 1. Xc'./.iat.
'' 'Afiuuiviig ist die griechisclie Wiedergabe des koptisclien mXMO'\'ll (Pianinion) = .Der des Amnion'; es handelt
sicli liier um eine und dieselbe Person, njimlich um den Presbyter von Diolkos (vgl. Riifin. Historia Monachor, cap. :)2,
Pallad. Hist. Laus. cap. 72 und .Sozomen. Hist. eccles. VI cap. 28).
^ Das Dictum Nr. 7 des EinQ^nios (A. P. S. 172), der bei Pelagius-Jobannes überhaupt nicht vorkommt, findet sich
bei Pelag. X 19 als Dictum des ,Euagrius'.
* Für die benannten Abschnitte Pelag. X 67, XVIII lit und .Johannes III lö ist anzunehmen, daß sie schon die
'AvS^äv 'AyCiov BCßko; nicht enthielt, wesli;ilb sie auch in den A. F., im Koptischen und Syrischen fehlen. Denn diese
Abschnitte sind aus dem Brief des Palladius an Lausus, ans seiner Historia Lausiaca cap. 41, 42 der lateinischen Version
bei Migne (tom. 73) und aus Rutins Historia Monaclioruni cap. 29 in die fertig vorliegende lateinische Übersetzung inter-
poliert worden.
12
Tllll'l'clK" IlorlNKK.
is:
r
ahulis aenei^
4. Kapitel.
Die koptisch-saidischoii (obcriifijptiNclien) Sainmluiigcii.
(t) Die Üborsctzuni;- iKm- l4ydoö)r l-iyiun- Bißloc: des cod. CLXTX hoi Zo
Kine umfanoreielie koptisch-sa idische Ap()])litliegmensammlung- gab 1810 Cx. Zocga heraus
.C'atalogus codicum Copticonim manu scriptorum, qui in Museo Borgiano Velitris adservantu
auctore Georgio Zoi-ga Dano oijuito ordinis Dannebrogici. (Opus posthumuni.) ("um Vll t '
— Romae MDCCCX. Typis Sacrae Congregationis de propagauda fide."
Ein auastatisclier Neudruck dieses Katalogs erscliien 1903 liei llinriehs in Leipzig.
Der Text dieser Apoi)hthegmen füllt S. 288 — 356 (Folio).
Die Ilandsclirii^t- besehreibt Zoega S. 287 f. unter der Überschrift J'atristica et monastica
Aegypti' folgendermaßen:
Cod. CLXIX; Folia ([uadraginta ipiatuor formae maximae utpote loagitudine unciarum 22.
latitudine 17. l'aginae 16 . 15 : XX. XB : pnr.pPA : pMX.pMH : CX-Cl : Cir.ClA: CKG-CMB : Tir.TlA:
duae i.aginae numeris de.stitutae.^ Characteres classis VI. (juos sistimus tabula V specimine n. XXVI.*
Magna grandium litterarum rubr.j interdum et flavo colore iufectarum copia, tum in marginibus. tum
ins°uninra eolumnarum linea: nonnuUae, imprimis littera X, usque fere quatuor unciarum proceritatem
provectae. Initiales cajiituin litterae barbarico cultu distinctae, coloribus rubre flavoque et viridi.
pi-aetermisso ,|uuque ornamento quadrilungo adiectisque capreolis per marginem decurrentibus. In
tlne capitum XVI et XVII cernuntur duae monachorum icones ruditer delineatae variisque c()lüril)us
distinctae. Priori adscriptum est: Xnx A.OYXOC ,Abbas Dulus'. alteri oyaxXO eMCgxHX ,Senex
oraus-. Tdem fere usque liabitus. facies prolixe barbata, caput nimbo cinctum, bracchia nuda et
expensa nianibus elatis. vestes tunica talaris et pallium, j.edes calceis sive ocreis tecti.
Codex divisus in sectiones seu capita. numerali nota et argumentum indicante insignita, com-
plectitur acta et apophthegmata patrum vel seuiorum maxime in xVegypto. Su]iersunt autem praeter
brevioi-a fragmenta pars capitis XV. ubi agitur de virtutibus et rebus gestis veterum monachorum.
Ferro a p. 234 [cod. d. i. bei Zoega S. 312] caput XVI integrum inscriptum: 15. eTB6 MeTMXyeBOX:
,üe iis. <iui viderunt visiones.' Pariter a p. 2lJ7 [cod. = S. 336] integrum caiuit XVII: IZ. eTBG
wetieiol- eTOyXXB MpeMeipe NMMXeiN mm HlUjnHpe: ,De sanctis patribus nostris, qui fecerunt
Signa et miracula." Et a p. 278 [cod. = S. 343] pars capitis XVIII; IH. GTBe nüJlBe UGMnOXHTlX
eTMe2 lIXpeTH UTG tietieiO-l' eTOyXXB: ,De varüs institutis virtute ideuis sanctorum patrum
uostrnruni ..."
Der Kodex, den Zoega ,Sahidicae linguae thesaurum et promptuarium historiae monasticae
Aesypti' «ennt. ist also sehr stark fragmentiert.
Nach Zoegas obigen Angaben fehlen nämlich folgende 114 Blätter = 228 Seiten:
1. p. cod. 1—14 = 7 Blätter = 14 Seiten
2. „ .. 17—30 = 7 .. =14 ,,
3. „ „ 33—182 = 75 .. = 150 „
4. „ „ 18Ö— 196 =6 „ = 12 „
5. ,., „ 199-200 = 1 Blatt = 2 „
'Der Katalog enthält bohairische, faijumische und sa'idische Texte biblischen und niehtbiblisehen Inhalts, teilweise
— .mit Ausnahme der meisten sa'idischen Texte — mit einer lateinischen Übersetzung Zotgas.
'' Sie befindet sich jetzt in der Bibliotheca Nazionale in Neapel.
» Von diesen 88 erhaltenen Seiten des Kodex umfassen 23 Seiten 24 Zeilen, 21 Seiten 23 Zeilen, 10 Seiten 25 Zeilen.
9 Seiten 21 Zeilen, 7 Seiten 20 Zeilen, G Seiten 27 Zeilen, 6 Seiten 22 Zeilen, 2 Seiten 20 Zeilen, 2 Seiten 19 Zeilen [p. 27.
und 278 cod.], 1 Seite 28 Zeilen [p 207 cod.] und 1 Seite 1.5 Zeilen [p. 2H7 cod.]. - Als Mittel sind also für die Kodex-
seite (wie sie hei Zoöga gedruckt vorliegt) 23-25 Zeilen anzunehmen. .Jede Seite weist (im Kodex) 2 Textkolumnen aut.
* Vgl. C. Wessely, Studien zur Paläographie und Tapyruskunde, Leipzig l'.Ul und Hyvernat, Album pl. VII 3.
Ümui DIE KOfris('ii-sA'ii>isfin:x Ai'dPirniKGiLATA pATluI^t AEOYPTionu^r ktc. 13
6. p. cod. 211— 212= 1 Blatt = 2 Seiten
7. „ „ 215—228 = 7 Blätter = 14 „
s 293—312 =- 10 „ = 20 .,
Summe: 114 Blätter = 228 Seiten
So verhielt sieh die Sache, da Zoega die Handschrift herausgab.
Seitdem aber sind mehrere der jetzt im Kodex 169 fehlenden Blätter an anderen Orten zum
Vorschein gekommen, so daß diese Übersicht der Lücken einer Korrektur bedarf.
Darüber handelt zusammenfassend Crum im Catalogue of the Coptic Manuscripts in the British
Museum, London, British Museum 1905, p. 95 ad Xr. 216; er erwähnt hier:
1. Zwei vollständige Blätter der Handschrift: p. cod. O0, 11 = p. cod. 79—80 und po, pi =
p. cod. 109 — 110. jetzt Oriental MS. des British Museum 3581 A (44).i
2. Zwei A-oUständige Blätter der Handschrift, jetzt in der Sammlung Erzherzog Rainer in Wien,
beschrieben im .Führer durch die Ausstellung i'ap. Erzherzog Rainer', Wien 1894, p. 42, Nr. 107,
teilweise herausgegeben von .). Krall in den ,^Iitteilungen aus der Sammlung der Pap. Erzherzog
Rainer', Wien 1887, II/III und vollständig von C. Wessely , Studien zur Palaeographie und Papyrus-
kunde', Leipzig, Avenarius, 1911: Nr. 113 (K. 321, Ausstellung Nr. 107). umfassend p. cod. ^L", §?y =
p. cod. 67/68 und p. cod. ÖT. ÖÄ. = ]). cod. 73/74.
3. Ein Blatt, veröffentlicht von A. Mingarelli, Aegyptiorum codicum reliquiae Venetiis in hiblio-
tlieca Naniana asservatae, Bologna 1785, p. 337 ff., Nr. XVI. Die Paginierung ist entweder zerstört
oder wenigstens bei Mingarelli nicht angegeben (vgl. hierüber unten Teil II, Kap. E).
4. Einige Blätter ,in the Paris collection [Nationalbibliothek?] Vol. ISP fol. 27, Vol. 129>-'' foU.
32 — 35'. JDa diese — soweit mir bekannt — noch nicht veröffentlichten Blätter der Handschrift
unter den gegenwärtigen Umständen nicht zugänglich sind, konnten sie leider nicht weiter berück-
sichtigt werden.
Dazu kommt noch folgendes:
Die Handschrift schließt mit einem Blatte (bei Zoega S. 354, 3 — 356). das keine Paginierung
aufweist und daher bei Zoega als Pagina peuultima und ultima bezeichnet wird.
Die Abschnitte dieser sogenannten Penultima" und Ultima^ entsprechen al)or Pelagius, Buch XIII
,De eo, quod oporteat hospitalem esse et misericordem in hilaritate". K.ipitel 13, 14 und 15 fast ad
verbum, womit dieses Buch im Lateinischen scliliel.U.''
' Zur Pagiiiierunt; pe, pi = p. cod. 109, HO bemerkt Crum: but tbe.se are doubtt'ul; nun ist aber der letzte Abschnitt
der letzten voransf^ebenden und sieber paginierten .Seite de.s Kode.x (p. AB = 'A2) bei Zoega S. '293, 2 [10/13] g-leicb Pelag.
IV ."16 und das erste .Stück der \t. coil. 109 gleich Pekag. X l^. Mithin umfaßten also die dazwitehen ausgefallenen paginae
cod. 33 — 108 den Paralleltext zu Pelag. IV 07 — X 14, der bei Migne 2422 lateinische Textzeilen umfaßt, was wieder 7ö
koptischen Kodexseiten entsprechen würde (denn ungefähr 32 lateinische Text-zeilen bei Migne sind gleich je einer Kodex-
seite des koptischen Paralleltextes). Nun ist aber 32-f 76 = 107, so daß die Paginierung gesichert ist; wie im folgenden
gezeigt ist, pflegt nämlich der koptische Text um einige Stücke reicher zu sein als das Lateinische.
2 Bei Zoega Abschnitt von S. 3.Ö4, 3 [23/32]-35.t [1/14]; 355, 1 [15-11',].
' Bei Zoega Abschnitt von .S. 355, 1 [10,'25]; 355,2 [26/37] — 356 [1-.5].
■' Der erste Abschnitt der scheinbaren Penultima ist Fragment:
Zoög-a S. 354. 3 [23 -32] -355 [1—14]: Pelagius XIII 13:
Monaclius quidam erat habens fratreni saecularem pauper-
culuni et i[uidquid laboral)at. praebebatei; sed ([Uantuni illo
COM A.e H-l- IIX'I, CU)>.Hp2HKe encaOYO. XMBCUK A.c; praebebat, tantum ille pauperior fiebat. Pergens autem
liei nCOll XHXOOC iio^|A IIIIZAAO. nexe n2AAO A.<j monachus ille indicavit liaec seni cuidani. senex autem
tl.\M, X6 usw. dixit ei: etc.
Auch alles Folgende stimmt mit dem Lateinischen bis auf Kleinigkeiten wortwörtlich überein, ebenso aber auch die
beiden folgenden Abschnitte 355, 1 [15 — 25] und 355, 2 [26 — 37] — 356 [1 — 5] mit den sicli unmittelbar anschließenden
lateinischen Kapiteln 14 und 15.
Hierüber sowie auch über die Ergänzungen der Lücken in 354, 3 durch Zoega und den verstümmelten Anfang von
355, 1 vgl. im III. Teile unter Zoöga S. 354, 3.
14 Theodor Hopfnek.
Bei der UbeniU -euau üliereinstiininonden Anoidnuno- und Aufeinanderfolge der Abschnitte im Sa'i-
disclion und Lateinischen kann kein Zueifel bestehen. dal5 dieses Blatt zu Unrecht die Handschrift
schliefst. Es hatte sich vielmehr aus dem Einbände g-elöst und wurde einfach am Schlüsse des Bandes
eingeklebt, da die Paginierung durch die Beschädigungen des oheren Blattrandes schon zerstört worden war.
Dieses Blatt stellt also keineswegs die Pagina penultima und ultima der Handschrift vor, sondern
gehört vielmehr vor p. cod. 183 ipnr), deren zweiter Abschnitt gleich ist Pelagius XIV lö.
Infolge der Übereinstimmung des koptischen Textes mit Pelagius XIII 13— lo läßt sich auch
die zerstörte Paginierung des Blattes errechnen.
Denn zwischen diesem Blatte und dem Abschnitt 294, 1 [3-4] von j.. cod. 183, der Pelagius
XIY 15 entspricht, ist der sa'idische Paralleltext zu Pelag. XIV 1-14 ausgefallen, der 200 lateini-
schen Textzeilen entsprach, also 6 1/4 Kodexseiten umfaßte.
Dazu kommt aber noch der verlorene Anfang des sa'idischen Stückes 293, 3, mit dem die
p. cod. 183 Ijeginnt und das im Lateinischen keine Parallele hat; aus dem griechischen Paralleltext
(A. P. S. 350, Poemen 109) aber ergibt sich, daß dieser fehlende Anfang ca. 8' sa'idische Textzeilen,
also ungefähr ein Drittel einer Kodexseite füllte.
Demnach lag also zwischen dem letzten Abschnitt der sogenannten Ultima 355. 2 und dem
Abschnitt 293, 3 der p. cod. 183 ein Text, der Q\U + 'ls Kodexseiten füllte, also zusammen 6"/,,, oder
etwa ö'-'/a Kodexseiten, was natürlich auf 8 Kodexseiten zu ergänzen ist.'
Daher würde sich für die angebliche Pagina i>enultinia und ultima die Paginierung 173 (por)
und 174 (POA) ergeben.
Annähernd die gleiche Paginierung ergibt sich auch auf Grund folgender Berechnung: Zwischen
der p. cod. 110 = Pelagius X 19 (jetzt im British Museum) und unserer angeblichen Pagina penultima
= Pelag. XIII 13 ist ''der koptische Paralleltext zu Pelagius X 20— XIII 12 ausgefallei>. der l)ei
I^Iigne 1789 lateinischen Textzeilen entsprach, mithin 55-9 oder 60 koptische Kodexseiten umfaßte;
daraus würde sich für unsere angebliche Pagina penultima die Paginierung 170 ergeben [110 + 60].
Da aber der koptische Text nachweisbar um nicht wenige Stücke reicher war als der lateinische,
wird auch hier das ausgefallene koptische Textstück einige Seiten mehr enthalten haben ak genau
60 Seiten, so daß wir wieder auf die Paginierung 173 für die angebliche Pagina penultima kommen.
Somit ist obige Angabe Zoegas über die Lücken folgendermaßen richtigzustellen:
Es fehlen tatsächlich nur folgende 108 Blätter oder 216 Seiten der Handschrift:
1. p.
cod. 1 — 14
=
7
Blätter
=
14
Seiten
2. ..
.. 17—30
=
7
..
=
14
JJ
3. .,
., 33—66
=
17
J)
=
34
?J
4. ..
„ 69-72
=
2
?;
=
4
JJ
5. „
„ 75—78
=
2
rj
=
4
JJ
6. „
,. 81-108
=
14
»
=
28
?J
7. .,
.. 111—172
=
31
r7
=
62
JJ
8. ..
.. 175—182
=
4
•?
=
8
.,
9. ..
„ 185—196
=
6
.,
=
12
r)
10. ..
.. 199—200
=
1
Blatt
=
2
?:
11. .,
., 211—212
^
1
=
2
.?
12. „
., 215—228
=
7
Blätter
=
14
?>
13. ..
., 293—294
=
1
Blatt
==
2
r.
14. ..
.. 297—312
=
8
Blätter
=
16
14 Lücken: 108 Blätter = 216 Seiten
■ Deninaol, muß auch diese ausgefellene Partie nn, einen oder mehrere Abschnitte reicher gewe.sen sein als der
lateinische Paralleltext. Übriftens enthielt das verlorene -koptische Textstück auch die Überschrift des Kai.itels, die gewiß
einen beträchtlichen Raum eiiinalim.
Über die KoL'Tiscii-sA'rDisciiEN Ar-oniTiiEGMATA Patkiim Aegyptiorum etc. . 15
Wieviele und welche von diesen hier als fehlend hezeichneteu Blättern sich in l'aris befinden,
läßt sich gegenwärtig- leider niclit feststellen.
Dagegen sind erhalten, bezw. bisher als erhalten belcannt (nicht erwähnt sind die Blätter in Paris):
1. p. eod. 15 — 16 = 1 Blatt = 2 Seiten, ed. Zoöga.
2. ,, „ 31 — ;32 -- 1 „ = 2 „
3. „ ,, 67—68 = 1 ., =2 ,^ ., C. ^^'esscly,
4. ,, „ 73—74 = 1 „ = 2 ., „ ,.
5. „ ., 79-80 = 1 „ = 2 .. .. W. Crum,
6. „ ,, 109—110 = 1 ,. = 2 „ „ .,
7. „ .. 173—174 = 1 .. = 2 „ „ Zoega,
8. „ „ 183-184 =1 „ =2 ,, „ „
9. „ ., 197—198 = 1 ., = 2 „
10. „ ,. 201—210 = 5 Blätter = 10
11. „ „ 213—214 = 1 Blatt = 2 „ ,: ,. ' •
12. „ .. 229—292 = 32 Blätter = 64
13.., .. 295—2961= 1 Blatt = 2 .. ., A. Mingarelli
Summe: 48 Blätter ^ 96 Seiten
Da der unbeschädigte Kodex mindestens 20 (^luaternionen (ä 8 Blatt = 16 Seiten) mit 320 Seiten
oder 160 Blättern umfaßte, davon aber bloß 96 Seiten oder 48 Blätter erhalten sind, besitzen wir von
der Handschrift nur 30"/^ oder nicht einmal ein Drittel, wozu allerdings noch die Blätter in Paris
kommen, die in die Berechnung nicht einbezogen werden konnten.
Da die Handschrift aus Heften zu je 8 Blättern oder 16 Seiten (Quaternionen) bestanden haben
dürfte, verteilen sich die erhaltenen Seiten und Blätter folgendermaßen (die erhaltenen Blätter, mit
Ausnahme der in Paris befindlichen, sind durch fetten Druck gekennzeichnet):
I.
1
2
o
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
IL
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
33
III.
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
IV.
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
V.
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
VI.
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
VII.
97
98
99
100
101
102
103
104
105
106
107
108
109
110
111
112
vni.
113
114
115
116
117
118
119
120
121
122
123
124
125
126
127
128
IX.
129
130
131
132
133
134
135
136
137
138
139
140
141
142
143
144
X.
145
146
147
148
149
150
151
152
153
154
155
156
157
158
159
160
XI.
161
162
163
164
165
166
167
168
169
170
171
172
173^
174=
175
176
XII.
177
178
179
180
181
182
183
184
185
186
187
188
189
190
191
192
XIII.
193
194
195
196
197
198
199
200
301
303
303
304
305
306
307
208
XIV.
309
310
211
212
313
314
215
216
217
218
219
220
221
222
223
224
XV.
225
226
227
228
339
330
331
333
333
334
335
336
337
338
339
340
XVI.
241
343
343
344
345
346
347
348
349
350
351
353
353
354
255
356
XVII.
357
358
359
360
361
363
363
364
365
366
367
368
369
370
271
373
XVIII.
373
374
375
376
377
378
379
380
381
383
383
384
385
386
387
388
XIX.
289
390
391
393
293
294
395^
396=
297
298
299
300
301
302
303
304
XX.
305
306
307
3U8
309
310
311
312
313
314
315
316
317
318
319
320
' Diese PiTgiiiierung ist nur errechnet; vgl. unten Teil II, Kap. E.
- Die Paginierung ist bloß erreclmet; bei Zoega ist Jas die angeblicliü Pagina penultinia und ultima.
^ Die Paginierung ist bloß errechnet; dieses Blatt bei Mingarelli a. a. U.
K) TiiKinxii; II(»rFN'i';K.
Demnacli ist orhalttMi. l)ez\v. bisher als erhalten bekannt (^nicbt einbezogen sind die niii- nicht
zu^änfliehen Blätter auf der l'arisor Xatioualbibliothek):
von (Jii;it<'riiio Bl<att:
I S (p. 15/16)
II 8 (p. 31/33)
V 2, 5, 8 (p. 67/68; 73/74; 79/,sO)
VII 7 (p. 109/110)
Xi 7 (p. 173/174)
XIT 4 (p. 183/184)
XIll 3, 5—8 (p. 197/198; 201 — 208)
XIV 1. 3 (p. 209/210: 213/214)
XV 3— H (p. 229 — 240)
XVJ 1—8 (p. 241 — 256)
XVII 1—8 (p. 257—272)
XVIII 1 — 8 (p. 273—288)
XIX 1- 2 (p. 289 — 292), 4 fp. 295/296)
Der stark fragmentierte Zustand der Handschrift liringt es mit sich, daß nicht nur die Über-
schrift des ganzen Werkes und zablreiciie Kapitelüberschriften, sondern auch sehr viele Dicta gänz-
lich verloren sind.
Dazu kommen dann noch folgende 25 Dicta, die nur teilweise, entweder am Anfang oder am
Ende verstümmelt, erhalten sind: Zoi^ga S. 288, 1 ; 291, 1 : 291, 2: 293, 2: 293. 3: 296, 1 : 297, 2: 298. 1 :
306, 4; 307. 1; 307, 6; 308, 1; 353, 2; 353, 3; 354, 2; .354, 3: Wessely p. cod. 67a, 1; 68b, 1; 73a, 1;
74 b, 1; Crum p. 95, 1; 96, 4; 96, 5; Mingarelli 337 a und 338 b, 28.
Glücklicherweise aber lassen sich beinahe alle diese Lücken und Fragmente mit Sicherheit
er<^änzen, da wir in der lateinischen Übersetzung des Pelasius-Johannes einen fast lückenlos fort-
laufenden und beinahe überall wörtlich genauen Paralloltext zu diesen sa'idischen Apopbtliegmen besitzen.
Das zeigt die Übersichtstabelle der lateinischen und sa'idischen Parallelstellen von S. 36 ff.
Wie das Folgende (Teil II und III) beweist, geht sowohl der sa'idische wie der lateinische
Text auf eine fast ad verbum genau gleiche griechische Vorlage, wie es scheint, sogar derselben
Handschriftenklasse zurück.
Daher gilt alles, was oben S. 9 ff. über das Verhältnis der lateinischen Übersetzung des Pelagius-
Johannes zu ihrer griechischen Vorlage und zu den griechischen A. P. gesagt ist. auch bezüglich des
Verhältnisses der koptisch-sa'idischen Version zu den genannten griechischen Schriften.
h) Fragmente einer andern, älteren Handschrift dieser Sammlung, nämlich Codex
Nr. 8095 zu Cairo, erwähnt Crum a. a. 0. ]>. 97.
c) unbedeutende Fragmente einer sa'idischen .V]ii)phthegmensammlung gab ferner
Crum a. a. 0. p. 410 ad Nr. 986 heraus:
,Or(iental MS) 6004 [des British Museums]. — Pai)yrus: a fragt: 3^/^X43'^ in. Tlie text. in
two eolunis, is written in a medium-sized, square band ( cf. the pl. in Budges Psalter for a tiner
example of the type). — Apparently from a coUection of Ai>ophthegmata (The names Hierax and
Baue occur in Zoegas Ajiophthegmata). The latter was contem])orarv with Theodosius I or II (Zoega
349): cf. Amelineaus Geogr. 199. .Vbü Sälili f. 89a. The name recurs in Kraus Kechtsurkunden. nos.
V. 4. Herminos (Eqf.iEivoq) is not in the index to the Vitae Patrum). It is not ])ossible to say which
side is tlic rectd:
Fol. a. |lH6M[NH]Y a)XpOM AMMTOM AC MMOM
\\G\ xnx siepx?. ahxi ii) [mhJt .... xkonÖ[c]
ti()i MIX 2epMiNoc eriGHBHK Ae OH ojxiinei-
oyxxB xnx Bxiie iii
Über die ki.)P'J'iscii-sa idischen ApoPin'irK({MATA l'ATKiaM Aegyi'tioeuii ETC. 17
Fol. 1). |aA2 Ncon 2NCon Ae oii xmencxB-
BATOn cgXtlCAB[BATOH] 6tl6 MeM[OY]eM\X-\Y
AG eynice mmom aMiiKCDsr GieMiiTTei iioeiK
MNne8
Bezüg-lifh des Hierax und IJaue \"gl. unten 11. Ti.'d ]"].
5. Kapitel.
l)lo syrische Siumiilims <les Anän-lsliö'.'
Eine sein- uinfan,ureiclie svrisclie A])(i|)litlieg-nieiisamiuluiii;' galt K. A. Wallis üiidgo im Jahre
1904 heraus:
.Ladv Meux Manuscript Xo. 6. The Tjouk of I'aradise hciug the liistories and sayings ol' tlie
luonks and ascetics of the egvptiau desert Viy Tnlladius. Hieronynius and others. — Tlie syriac texts
according to tlie recensiou ul' 'Auän-Isliö' of Beth "Ahlie" (Loiuhui, '2 l'ände).
■ Der syi-ische Text umfaßt folgende Abschnitte:
I. Die Biographie Antoni(JS des Großen von Athanasius, Erzbisehof von Alexandria.
II. .Das Buch von den Triumphen der hl. ^'äter, die Mönche waren. „Das Paradies" genannt,
von Palladius. Biscliof von IIelein>polis."
III. .Das zweite Buch der Geschichten der ^'äter und Münche, das auch vcin Palladius zusammen-
gestellt wurde.'
lY. ,I)ie Geschichte der Einsiedlermönche, die von Hieronynius zusammengestellt wurde."
V. ,Die Ratschläge (Budge: counsels) der hl. Greise und die Fragen und Antworten der Brüder.'
Hiezu bemerkt C. Butler (Lausiac History p. 1^):
,Nr. II „Das Paradies" ist eine der Fassungen der Historia Lausiaca, die tatsäelilich dem
Palladius gehört.
Nr. III „Das 2. Buch der Geschichten der Väter und Mönche, das auch von Palladius zusammen-
"•estellt wurde", führt diese Zueignung mit geringer Berechtigung, da nur ein sehr kleiner Teil der hier
zusammengefaßten Ileiligengescliicliten der Histcjria Lausiaca angehört, nämlich bloß die Geschichten
von Markus (Kap. 1), Eulogius (65), Adolius (9), Moses dem Athh.pier (10), Pior (111, Moses dem
Libver (12) und Euagrius und seinem l^ruder i 14).
Xr. IV „Die Geschichte der Einsiedlermöuche. die von Hieronymus zusammengestellt wurde",
ist eine syrische Version der „Historia Monachoruin in Aegypto". die vielleicht dem Timotheos, Erz-
hischof von Alexandria, angehört und von Rufinus zwischen 400 und 410 ins Lateinische übersetzt wurde.
Nr. V „Die Ratschläge der hl. Greise und die Fragen und Antworten der Brüder" geboren nicht
dem Palladius an, sondern sind Übersetzungen aus dem Griechischen und Lateinischen, gesammelt
von 'Anän-Isliö ."
Soweit C. Butler.
Der letzte Abschnitt Xr. V (bei Budge, a.a.O. S. 589 ff.) bietet die sogenannten Dicta Patrum
vollständiger, als sie im Griechischen, Lateinischen und Koptischen erhalten sind, nhev in ganz anderer
Gruppierung, worüber die tabellarische Übersicht der Parallelstellen von S. 36 ff. Auskunft gibt.
Er ist in 15 Kapitel eingeteilt, deren überschriftlicbe Inhaltsangaben eltenso wie der Inhalt der
einzelnen Dicta seihst beweisen, daß auch die syrische Version auf einen griechischen Ap^i-hthegmen-
' Hier nur tiacli Bu<lges Überset.un- lienützt, wie scIloh in, Vorwort ge.'^.-.gt ist. - Cber ,l.o -/.aWreichen Hand^
Schriften der syrischen Apoiditliegmensa.nmlungen, die hier nicht berücksichtigt sind, orientiert W. W r.ght, (.atalogue of
the Syriac Manuscripts in the British Mnseun., London 1872, III lOTOff. nnd vor ihm .7. St. Assemanni, Bibhotheca orien-
talisl Eo.nae 1719, S.608f. - Für die äthiopischen und arnieni.schen Versionen endlich: J. Guidi, Le Synaxa,re etluop.en
l'atrologia Orientalis I 5, VII 3 und ,Leben der hl. Väter und ihre Sitten', Venedig 1855 (Druckerei des hl. Lazarus) und
üasian.^Catalog der armenischen Handschriften in der MechitaristenbibliotiieU in Wien, lS9o.
DenVs.-hriften der phü -bist KL Ol. Bd 2. AMi
18
Theodor Hopfnek.
auszug aus demselben griec-luschcn Hau]>t\vi'i-k zui-iiekgeht, der mit den griecliisc-lieji Auszügen, die
dem Pliotios. dem grieehischen Hedaktor, dem l'elagius- Johannes und dem Kopten vorlagen, ver-
wandt war.'
Dies zeigt zunächst folgende Zusammen.stellung der grieehischen, lateinischen, sa'idischen und
sjrisclien Kapitel-, bezw. Buchüberschriften:
1. Grii^cliisch
(bei l'liotios):-
I. JTßOftfVicr/t; eig jt^oxo-
m]v T£lsiÖTt]TOg.
II. ITsgi i]avylag.
2. Lateinisch
itei Pol.'ij^ius-.tc'liannes:
I. De jirofectu ratrum.
IT. De quiete.
[III. llsoi /.uTcn'oiag.] , III. De compunctione.
III.
nfoi ey/.oaxEia^. IV. De continentia.
IV. . . . rrsQi nOQvtiug
\ . De fornicatione.
V. ... TTBoi &KT)]uoavvrß. VI. Deeo, iju.od mouachus
\ nihil debeat possidere.
VI. nsQi vnouovtiq y.ai \ VII. De j)atientia seu for-
ävöoBiaq.
titudine.
VII. . - . 6't( öaT fi)]dh' VIII. Deeo, (juod nihil per
ngög snldsL^iv jroistv. ostensionem fieri deheat.
VIII. ... oTi ov dsT Ttvtt IX. Deeo. quod non opor-
•/.olvsiv. I teat iudicare i[uem(iuam.
IX. . . . 7TSQI diay.Qlas(üg. X. De discretione.
X. . . . 7TEQI Tov dsTv äei XI. De eo, rpiod oporteat
rt'jcpeiJ'. I sobrie vivere.
H. Svri.icli
bei 'Anän-Istiri':'
I. Of riight from luen aud of
silent contemplation and of
dwelling continually in the cell
wich was composed hy bishop
Palladius for the prefect Lausus
[a.a.O. S. 589—607. Nr. 1—62].
IV. Of liow it is meet for us to
weep for our sins and to mourn
for them always [S. 630—635.
Nr. 135—156]
und
XII. Of the acceptance of re-
jaentance and of how it is
right for us to repent in truth
[S. 785/92, Nr. 587—599].
II. Of fasting and abstinencc
of other [similar] labour
[S. 607/19. Nr. 63/103A].
XI. Of fornication
[S. 770—785, Nr. 548 — 586].
\. Of voluntarv poverty
[S. 636 — 643, Nr. 157—181].
VI. Of patient endurance
[S. 643 — 661. Nr. 182 — 235].
VIIT. Of scrupulous watchful-
ness in our thoughts and words
and deeds
[S. 666—714. Xr. 246 — 386].
4. Sa'idisch
(bei Zoega):
A'erhiren.
Verloren.
Verloren.
Verloren.
Verloren.
Verloren.
Verloren.
Verloren.
Verloren.
Verloren.
Verloren.
' Domnai-h ist der Abschnitt Nr. \' nicht c-ine Sammlung von Übersetzungen aus dem Griechischen und Lateinisclien,
sondern ans dem <TriecliiKcIien ."xllein.
'- MiiT iinr abgekürzt gegelien. vollständig oben S. 7 f. ■'' Nach der Übersetztnig Budges.
Über die KorTiscii-sA'iniscHEN AropiiTHEraiAXA Patkum Aegyptiokum etc.
1. Griechisch
(hei rhotios):
XI. . . . 6'r/ dsl udiaXEiTT-
Ting x«t iv rrjcpei rrgoa-
svxeffd-ai.
Xll. . . . (!)l; (fiXoSiEvsTv ÖEi
xai iXeeTv iv iXagötriti.
XTIT. TTEol vnuY.orß.
XIV. TieQi TaneivotpQO-
avMjg.
X^ . 7TS0I ai'S^iy.cr/.lag.
XVI. TiEQi &yaTTi]g.
XVII. cTfol dioottzr/Mv.
XVIII. ÜEQl aiiHElOipOQlüV
ysoöt'Toji'.
XIX. ÜEoi jroXirEiag 9eo-
(piXoTc, diacpögiDi' naTegcov.
XX. '^no(pdiyj.iaTa läiv
Ev adjirjOEi yijQaaävTon'.
XX. JtaleSeig yEQOvron'
TTEol koytCFficbi' rroög uXXfj-
Xovg.
XXI. Hac/lov TTQEcrßvve-
QOv y}'<üj.iaL.
2. Lateinisch
bei Pelag-ius-Johaunes:
XII. De eo, (juod sine
interiiiissioiie et sobrie
debet orari.
XII]. De eo. quod opor-
teat iiospitalem esse et
misericordem in liilaritate.
XI ^^ De (iljoedieutia.
XV. De humilitate.
X\'I. De i>atientia.
XVII. De cliaritate.
XVIII. De praevideiitia
sive contemplatione
und
I. des .Johannes: De prae-
videntia seu contempla-
tione.
XIX. = II. des ,Ioliannes:
De sanetis senioribus, (jui
signa facieljant.
XX. ^^ III. des Johannes;
De eonversatione ojitima
diversorum sauctorum.
? IV. des Johannes: Sep-
tem capitula verboi-um,
quae misit abbas Moyses
abbati Poemenio. Et qui
custodierit ea, Hberabitnr
a ]ioena.
3 Syrisch
lici 'Aujui-Ishü':
III. Ol the reading- oi: Scriptu-
res and ot' -watshiiig by night
and of the service to the Psalms
and of constant ])rayers
[S. 620/30. Xr. 104— 134 A].
IX. Of lo\-e and charity and
(if welkoming of strangers
[8. 714/37, Nr. 387/435].
VII. Of obedience towards God
and towards our fathers and
brethren
[S. 661/66, Nr. 236—24»].
X. Of huniility and of liow a
man should think lightly of
himself and siiould esteeni him-
self the inferior of every man
[S. 737—770, Nr. 436-547].
IX. Of love and charity aiid etc.
[vgl. oben Kap. XII d. Phot.].
XV. C^uestious and auswers on
the rule of life of the holy men
which tliey thought before the
multitude and in their cells on
every kiudofspirituale.Kcellence
[S. 804-1000. Nr. 1—580].
XIII. Of [the fathers] who
wrought wiinderful woi'ks
[ö. 793_800. Nr. 600 -GIG].
4. Sa'idisch
(bei Zoega) :
Verloren.
Verloren.
Ver'loren.
V^erloren.
Verloren.
Verloren.
XVT. erse uex-
? Appendix: Questious of the
brethren and auswers of tlie
fathers, which are exceedingly
fair and bcautifnl
[S. 1001—1075, Nr. 1-104].
XVIi. eTBe N6M-
eiO'}- exoYAAB
npeneipe m6mmx-
eiM Mri Niajnnpe.
xviii. 6TBe ntgiBG
NGMUOXHTIA GT-
Me2 NApCIH I1T6
NerjeiO'l^ eToy-
AXB.
3*
20 1'lIK()T)(il{ Iliiri'WK,«.
Die ÜliiTsiclit zi'ijit deutlich, wio o-wk aiulofs die syriscliü Version die gleichen K;i|utei gruppiert.
Aber ;uieh die einzelnen Dieta innerhalli der Kapitel weisen eine ii'aiiz andere Aufeinandei-rolg-e
auf als bei relagiiis-Jeliannes und dem Kopten.
Denn die Durelisicht des syrisciien Textes zeigt zugloieli. daß sehr häufig Dicta, die bei den
l.ateiueru und bei dem Kopten in einem einzigen lateiniseiien. i)ez\v. koptischen parallelen Buche
vereinigt sind, im jiarallelen syrischen Buche nur zum Teil erscheinen, wäiirend einige Dicta davon
in einem oder auch mehreren anderen syrisclien Kapiteln auftreten.
Z. B.: Das Ifx I^uch des Pelagius und die sa'idisehe Parallele dazu, soweit sie erhalten ist, ent-
spricht nach der Titelfassuug dem 10. syrischen Ka]>itel. Von den 41 parallelen Abschnitten aber
finden wir nur 20 in diesem 10. syrischen Ka]>itel. von den übrigen 21 dagegen IH im 15.. 3 im 8.,
1 im 6. syrischen Kapitel und 1 im sogenannten 2. Buche der Historia Lausiaca.
Ebenso entspricht das 17. Buch des Pelagius und die sa'idisehe Parallele dazu nach der Titel-
fassung dem 9. syrisclien Kapitel. Von den 16 parallelen Abschnitten aber lesen wir nur 7 in diesem
9. syrischen Kapitel, von den übrigen 9 Abschnitten dagegen 3 im 8., 3 im 15.. 1 im 2., 1 im 14.
und 1 im 6. syrischen Ka])itcl.
Ferner entspricht das 18. Buch des Pelagius und das 1. Buch des Johannes und die sa'idisehe
Parallele dazu nacii der Titelfassung dem 15. syrischen Kapitel. Von den 31 parallelen Absclinitten
aber finden wir bloß 20 in diesem 15. syrischen Kapitel, von den übrigen 11 dagegen 5 im soge-
nannten 2. 15uch der Historia Lausiaca, 2 im 13.. 1 im 3., 1 im 8., 1 im 11 und 1 im 14. syri-
schen Kapitel.
Endlich entspricht das 2. Buch des Johannes und die sa'idisehe Parallele dazu nach der Titel-
fassung dem 13. .syrischen Kapitel. Von den 18 parallelen Abschnitten aber lesen wir nur (i in diesem
13. svrischen Kapitel, von den übrigen 12 Abschnitten dagegen 3 im 15., 1 im 9.. 1 im 10.. 1 im
14. syrischen Kapitel und 6 im sogenannten 2. Buche der Historia Lausiaca.
Dieses Verhältnis sieht hier ungünstiger aus, als es tatsächlich ist, da hier nur jene Abschnitte
berücksichtigt sind, welche einander nicht nur im Lateinischen (Griechischen) und Syrischen, sondern
auch zugleich im Sa'idischen entsj)rechen; ihre Zahl ist wegen der großen Lücken im Saidischen
verhältnismäßig gering.
Vergleicht man dagegen das Syrische nur mit dem vollständigen und daher viel reicheren
Lateinischen, so gestaltet sich dieses Verliältnis viel günstiger, so daß obige Gleichsetzung der Buch-.
bezw. Kajiitelüberschriften auch nach dem Inhalt der in ihnen vereinigten Dicta zu Recht besteht.
In obiger Zusammenstellung ist bloß das kurze 14. syrische Kapitel mit der Überschrift ,0f
tlie greatness of the sublime rule of tho solitary life' nicht angeführt, da sich in den Parallelen kein
entsprechender Titel findet.
Von den 5 Abschnitten dieses Kapitels (a. a. 0. S. 801 — 803, Xr. 617 — 621) sind aber 4 durch
Parallelen belegt: denn Xr. 617 = Zoega S. 325, 1 = Job. I 9; Xr. 619 = Z. 341, 2 = Job. II 12
und Xr. 620 = Z. 308, 1 = Pelag. XVII 11. Von den restlichen 2 Stücken hat nur noch Xr. 618
bei Pelag. V 39 eine Parallele.
Hier also jiartizijiiert ein einziges syrisches Kapitel mit bloß 5 Abschnitten an niclit «eniger
als 4 verschiedenen lateinischen Büchei'u.
Trotz dieser starken Abweichung in der Aufeinanderfolge der parallelen Kapitel und Dicta
weist docli die inhaltliche und — wie es scheint — auch sprachliche Üiiereinstimmung sehr zahlreicher
paralleler Abschnitte mit dem Lateinischen und Sa'idischen ganz unverkennl)ar darauf hin, daß auch
das Syrische eine Übersetzung einer griechischen Vorlage ist, die sich fast nur in der Anordnung
und Aufeinanderfolge der Dicta von den griechischen Vorlagen der J^ateiner und des Kopten unter-
schied; hierüber gibt das im ITI. Teil Gesagte hinreichend Aufschlul.>.
Im Syrischen ist es also der Abschnitt Xr. V, der die Parallelen zu den lateinischen (griechi-
schen) und sa'idischen Dicta bietet.
Über die koi'T£scii-sa idischen AropuTiiEGMATA Pateum Aegyptioeum kt(\ 21
Auffallenderweise aber fehlen in Nr. V nicht wenige .Stücke, die in den griechi.schen. lateinischen
und sa'idischen Apophthegnien zu lesen sind.
Diese Abschnitte finden sich indessen im syrischen Abschnitt Nr. III, der die Überschrift trägt:
,Hier beginnt das 2. Buch von den [Geschichten der] Väter [und] Mönche, das auch von Palladius
zusammengestellt wurde' [Budge, a. a. 0. S. 300 — 431].
Daß'C. Butler diese Zuweisung an Palladius für wenig gerechtfertigt erwies, wurde oben S. 17/11
angemerkt; im folgenden wird daher dieser Abschnitt Nr. III mit ,das sogenannte 2. Buch der Historia
Lausiaca' zitiert und Stellen daraus in der Übersiclitstabelle der Parallelstellen durch p. . . markiert.
Die hier in Betracht kommenden Stücke sind folgende 11 der 39 Kapitel dieses syrischen
Abschnittes Nr. III:
1. Kapitel 16: ,^'on zwei Vätern, die nackt waren' [S. 358 — 359] = A. P. (S. 209; Jfacarius 2)
= Johannes III 4 = Zoega. S. 346. 2.
2. Kapitel Kil): ,0f a certain solitary nnmk who used to feed on grass by the Jordan' (Budge,
8. 369) = Job. n 15 = Zoöga, S. 342. 2.
3. Kapitel 16F: ,^'on zwei Jünglingen, die mit Makarios waren' [S. 371 — 375] = A. P. (S. 274;
Macar. 33) = Job. III 2 = Rufin. 195 = Zoöga S. 343, 3.
4. Kapitel 18: ,Vou den Wundern, die Abbas Besarion wirkte" [S. 377 — 379] = A.P. (S. 138;
Besnrion 1-3) = Job. 11 1-3 = Rufin. 215 ■-= Zoöga, S. 336. 1 — 337 (Zeile 6); = A. P. (S. 270:
Macar. 15) = Job. II 7 =- RuHn. 122 = Zoega, S. 338, 2.
5. Kapitel 23: ,Von einer Jungfrau, die in den Werken der Güttesl'ureht alt gew(jrden' [S. 394
bis 400] = Job. 115 = Zoega, S. 327, 3.
6. Kapitel 31: .Von der Dirne, die Serapion bekehrte' [S. 413 — 414] = A. P. (S. 414; Serai>ion 1)
= Zoega, Ö. 345, 1.
7. Kapitel 35: .Vom Al)bas Makarios, den man der Hurerei beschuldigte' [S. 417 — 419] =
A. P. (S. 258: Macar. 1) = Pelag. XV 25 = Rufin. 99 = Zoega, S. "296, 1.
8. Kajiitel 36: .Von einem Greis, der in seiner Einfalt behauptete, daß Mclehisedech der Sohn
Gottes sei' [S. 4:i0— 421] = A. P. (S. 159; Daniel 8) = Pelag. XVIII 4 = Zoega, Ö. 315, 1.
9. Kapitel 37: ,Vom Abbas Makarios, dem Agy|)ter, dem Schüler des Mär Antonios' [S. 421
bis 423] = A. P. (S. 262; Macar. 3) = Pelag. XVIII 9 = Rufin. 61 = Paschas. I 8 = Zoega, S. 316, 3.
10. Kapitel 38: ,Vom Abbas Markus dem Jüngeren, dem Schuler des Abljas Silvanus' [S. 427
bis 428] = A. P. iS. 295; Marcus 5) = Pelag. XVIII 15 = Zoega, S. 319, 2.
11. Kapitel 39: ,Vom Abbas Paulus Simplex, dem Schüler des Mar Antonios' [S. 428 — 429] =
A. P. (S. 382; Paulus) = Pelag. XVIII 20 = Rufin. 167 = Paschas. XXIII 2 = Zoega, S. 320, 2.
Es ist sehr bemerkenswert, dal,? diese im sogenannten 2. Buch der Historia Lausiaca vereinigten
11 Stücke, die wir sonst in den griechischen, lateinischen und sa'idischen Apophthegmeusammlungen
lesen, ihrem Inhalte nacli gai- keine Apophthegmen sind; denn in ihnen kommt keine pointierte
Äußerung vor.
Sie stehen vielmehr tatsächlich jenen Berichten nahe, welche die Historia Lausiaea bilden.
Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß diese 11 fast durchwegs recht umfangreichen Stücke
deshalb, weil sie nicht den Cliarakter von A})ophthegmen aufweisen, entweder schon von dem Vev-
fasser der griechischen Vorlage des 'Anän-Isho' oder auch erst von diesem selbst mit den inhaltlich
verwandten Stücken aus der Historia Lausiaca zu dem sogenannten 2. Buche dieses N^ erkes ver-
einis't wurden. ' ' ' '■'- —
22
TllKODdK TTori-M-K.
6. Kapitel.
Cber die latciiiiischen A|M>]»litli«'!;inoiii)iiuimluiii>cn, dit' unter dem Kamen des Uiiiinu»,
l'nscliasius und Martinus sehen.
A\':ilirenil t'in ciigos Abliängigkeitsverhältiiis zwiselicii doii griochisclien A. P.. der lateiiuscluMi
Übersetzung- des Pelagius-Jolianues, dem Koptiscli-Sa'idiseheii und auch Syrischen offen zutage liegt,
läßt sich das Gleiche für die lateinischen ,Verha Senioruni', die unter den Namen des Rufinus. Pas-
cliasius und Martinus gehen, nieiit ohne weiteres erweisen.
Auch sie sind zwar untoreiiiander und auch mit den ohigen Schriften und dahoi- aucii mit ihren
Quellen, der ^AvdQöiv AyUov Bißlog und dem Meya AeiinovuQiov, verwandt: da ihr Parallelismus aber mit
den obigeu Werken bei weitem kein so enger ist wie unter den A. P., Pelagius-Johannes. dem Sa'idischen
und auch Syrischen, kommen sie für vorliegende Untersuchung erst in zweiter Linie in Betracht.
immerhin muß aber doch auch hier von ihnen gesprochen werden, da mehr als 40 der hier
behandelten koptisch-sa'idischen Al)schnitte bei Kuhn alleiu schon belegt sind.
Auch diese drei lateinischen Sammlungen sind keine Origiualwerke, sondern Übersetzungen
nach griechischen Vorlagen: das besagt für die Sammlung des Paschasius schon der Prologus des
Übersetzers selbst, für die beiden andern aber folgt das aus dem Inhalt und teilweise auch aus dem
Wortlaut der einzelneu Dicta.
A. Die Sammlung, die unter dem Namen des Rufinus geht (III. Buch der Vitae Patrum
hei Migue, Patrologia Latina toni. 73. ]). 740/810), umfaßt 220 teils benannte, teils un benannte Dicta, die
ohne jede Buch- oder Kapiteleinteiluug aufeinander folgen, wobei jedoch die Dicta inhaltlich geordnet
sind: von der alphabetischen Anordnung der benannten Dicta, die für die A. P., Pelagius-Johannes und
das Sa'idische so charakteristisch ist, bemerkt man weder hier noch bei Paschasius und Martinus etwas.
B. Die Sammlung des Paschasius (VII. Buch der Vitae Patrum bei Migue, a. a. 0. p. 1025
bis 1062) umfaßt lß2 teils benannte, teils unbenannte Dicta, die aber in 4.3 meist sehr kui'ze Kapitel
mit Überschriften nach dem Inhalt geordnet sind.
C. Die Sammlung des Martinus endlich (hei Migne, a. a. 0. tom. 74 als Appendix Martini,
p. 382 — 394) mit dem Titel ,Aegyptiorum Patrum senteutiae' umfaßt bloß 109 teils benannte, teils
unbenannte Dicta, die wie bei Rufinus ohne jode Buch- oder Kapiteleinteilung aufeinander foli^en.
inhaltlich aber auch geordnet sind.
Die Durchsiclit aller drei Sammlungen l)eweist, daß sie alle auf griechische Vorlagen zurück-
gehen, die mit den A. P., Pelagius-Johannes und dem Koptisch-Sa'idischen. somit aber auch mit der
'AvÖQwv Ay'tMv BijSlog verwandt wai'en, bezw. mit .älteren griechischen Sammlungen geringeren üm-
fanges, die für das spätere große Sammelwerk Meya Aai}iu)VLcQiov und den Auszug 'Avdoüv 'Ayiwv
BlßXog mit die Grundlagen bildeten.
Das beweisen die folgenden Übersichtstabellen, die über die parallelen Abschnitte bei Pelagius-
Johannes (= 'Avdqmv Aytcov Bißlog) und bei Rufinus, Paschasius und Martinus Aufschluß geben. '
a) Rufinus und relagius-Johannes;
Rutinus
Pelagius-Johannes
Rutinus
Pelagius-Johannes
Rufinus
Pelagius-Johannes
Kutinus
Pelagius-.Tühaiiues
3
VII 25
6
IV 57
10
XVIII 12
13
V 19
4
IV 58
7
IV 17
11
V 22
14
V24
5
X97
8
V 20
12
V27
17
XV 31
' Derartige Verweisungen finden sich zwar auch sclion in der Ausgahe von Migne. doeli meist nur für l>enannte
Dicta und auch hier in selir uuvi>llständiger unil unzuverliissigcr Weise.
ÜIJEH DIK j;ol'TISCH-SA IDISCHKN ApuPHTHEGMATA PaTRÜM AeGYPTIORDM KTO.
23
Ruiinus Pelairuis-.Ioliaunes Kufinus
Pelag^ius-.JoIiaiiiies ; Rutinus \ Pelagins-.Iolianues li Kulinus Pelagius-Johannes
18
19
20
21
25
27
28
29
30
31
33
34 — 35
36
37
38
39
40
41-44
45
46
47
48
50
51
52
53
54
55
56
59
61
62
65
66
68
69
XV 89
XV 66
VIII 13
X 10
XV 65
XIV 4
Joh. II 17
XV 86
XVI 1
IV 34
IV 61
Vita f>. Pacliomii
c. 28, 31, 20
Joh. I ;;
XV 6
XVIII 2
IV 5
V 32
Ruf. Hist. :\[oii.
28,29
X44
IV 40
XIII 1
X 99
IV 60
IV 59
IV 29
IV 26
VIII 21
X69
X27
V 8
XVIII 9
V 31
117
IV 19
VI 1
VI 22
70
71
73
74
76
77
78
79
80
84
85
86
88
89
90
91
92
93
95
96
97
98
99
100
104
105
106
107
108
109
112
113
114
115
116
117
118
119
VI 5
VI 17
XVI 6
XVI 19
XVIII 18
XVI 10
XV 61
X53
XVI 12
Joh. IV 12
XV 83
XV 17
VIII 2
IV 22
IV 9
XVI 14
XVI 3
XVII 8
XVII 6
XVII 22
Joh. III 17
VII 33
XV 25
IX 8
VII 42
VII 1
VII 34
VII 28
I 1
II 1
XV 56
VIII 20
VIII 19
XV 54
XI 38
X 15
Joli. IV 35
VIII 10
120
121
122
123
124
125
128
129
134
136
137
141
142
143
144
145
147
148
149
150
151
152
153
154
155
157
158
159
160
161
162
163
164
165
166
167
168
169
Joii. n 13
Joh. 114
Joli. II 7
XI 34, XV 28
XV 26
XV 53
XV 80
XV 3
IV 51, 52
1X9
IX 3
XIV 19
XV 73
XIV 5
XIV 16
XIV 17
XVII 16
VI 7
IV 30
XIII 8
XVII 12
XVII 14
I 21
IV 33
XVI 4
VII 16
VII 41
XI 52
I 16
XI 2
JoJ). III 6
III i:X9, XV 9
XVI 11, III 14
XI 44
Joh. I 16
XVIII 20
Joh. II 10
VI 13
171
172
173
174
175
177
178
179
181
183
184
185
188
190
191
193
194
195
197
199
201
202
205
207
210
211
212
213
215
216
218
219/
220)
XV 77
Joh. HI 16
XV 58
XV 45
XI 29
IV 25
X92
X 108
XVII 19
X50
X 39
I 23
XV 27
113
114
XV 10
Joh. III 1
Joli. III 2
Joh. I 14
XV 11
XVII 10
Joh. IV 4
III 13
XII 10
XVIII 7
im, IV 2, VIII
XII 9
Joh. 11 G
Joh. II 1
III 20
Hierou. epist. 33
cad Castrutium,
epist. 22 ad Eu-
stoch. de custod.
virgin.nnd epi.st.
4 ad Rusticum
Demnach sind nur folgende 59 Abschnitte bei relag'ius-Johanaes niejit belegt:
1, 2, 9, 15, 16, 22, 23, 24. 26, 32. 49, 57, 58, 60, 63, 64, 67, 72. 75, 81. 82, 83, 87, 94. 101,
102, 103, HO, 111, 126, 127, 130, 131, 132, 133, 135, 138, 139, 140, 146, 156, 170, 176, 180, 182,
186, 187, 189, 192, 196, 198, 200, 203, 204, 206, 208, 209, 214 und 217.
Natürlich haben auch die Abschnitte 41, 42, 43 und 44, die der Historia Monachorum des
Rufinus entnommen sind, und die letzten Abschnitte 218, 219 und 220, die dem Hieronjmus ange-
hören, bei Pelagius-Johannes keine Parallele.
Von Vätern werden blol.{ 39 mit Namen genannt (hier nach dem griechischen Aljihabet
dnet):
24
Ti
IldPFMCK.
Abraliam 117, Agatliüu 21, 71, 75, 9;5. löÜ. 101. 198. Amon 214, Anast.isius' ;5ü, Autoniiis 68,
88, 105, 108, 128, 129, 130, 138, 176, 190, 191, 192, 193, Apollonius 25, Arsenius 37, 38, 40, 65,
163. 211. Atlianasius Erzbisehof 164, Acliillas 90, 107. Besarion 121. 194, 215, Daniel 211. Dulas
215, fi-ater Eulalius 29, Elias 64. Zacliarias 46, Zenou 7, 111, 210, Theodorus 34 (aus der Vita
Paciiomii), Jacobus 148. Jolianiies Schüler des l'aulus 27, Johannes von Calanius 32, Jolianiios bievis
56, 155, Johannes 92, 135, 148, 208, 209. Joseph von Fanepho 47, Joseph 168, Isaak 22, 89, 137,
Isidorus 101, Lueius 212, Macarius d. Gr. 41, 42, 43, 53, 61, 73, 87, 97, 99, 124, 127, 172, 189, 195,
207, 213, Marcus Selüiler des Silvauus 143, Moses 10, 58, 66. 86, 102, 109, 119, 196, :Mutiiues 123,
188, Nuph 154, 199. Panuuon 160, Paulus 72, Paulus Simplex 167, l^aiduuitius 151, Pachomius B5
(aus seiner Vita), Pior Schüler des Antonius 31, 136, Poemen 16, 19, 20, 45, 52, 57, 59, 63, 79, 93,
100, 101, 110, 131, 132, 133, 149, 154, 164, 168, 177, 183, 184, 199, 201, Serapion monachus fpüdam
70. Silvanus 46. 55, 143, 175. 205, Sisoi 44, 77, 82, 103, 120, 162, 174, Timotheus anaclioreta 140.
Hypericliius 134. die 7 Märtyrer: Petrus, Stephanus, Johannes, Georgius, Theodorus, Felix und Laurus
in"^ Nr. 200.
Keiner dieser ]\Iänner lebte läng^er als bis etwa zum Jahre 450.
b) Paschasius-RufiiiHS-Pelanius-Johaiiiies ;
Paschasius
Rufinus
Pehigius-
Johauues
Pascliasius
Rufinus
Pelagius-
Johannes
Paschasius
Rufinus
Pelagi US-
Johannes
I 1
44
Xll 1
110
XIX 4
Pall,-id.
llist. Laus. Üi
3
48
X99
3
—
Vfll 12
5
vgl. Piillad.
„ .. 28
4
49
4
111
6
—
X90
5
57
5
116
XI 38
XX 1
157
VII 16
6
58
7
118
Joh.lV35
2
158
VII 41
8
61
XVIIl 9
s
—
VIII 18
XXI 2
—
I 19
9
63
V9
XIII 1
112
XV 56
3
—
I 20
10
64
2
113
VIII 20
4
—
III 22
II 1
67
XIV 4
3
115
XV 54
XXII 1 1
166
Job. I 16
2
72
4
—
XV 55
2
167
XVIII 20
III 1
73
XVI 6
ö
171
XV 77
XXIV 2
217
2
74
XVI 19
6
124
XV 26
XXV 1
173
XV 58
y2
170
7
126
Joh.IV35
2
174
XV 45
VI 1
76
8
—
XV 49
3
—
X 62
2
—
Job. IV 11
9
—
XV 37
XXVI 1
—
X()3
VII 1
77
XVI 10
10
171
XV 77
3
179
2
78
12
—
XV 60
XXVII 2
—
XV 32
3
79
X53
XIV 1
168
I] 10
XXVIII 1
180
4
80
XVI 12
2
121
114
4
181
XVII 19
5
81
XV 1
128
XV 80
, XXIX 1
— ■
XVIIl 16
VIII 1
82
2
130
XXX 2
—
XV 59
2
83
3
131
XXXI 1
185
IX 1
—
XVI 11
XVI 1
133
XXXII 2
—
XI 27
2
86
XV 17
2
153
[21
186
X 1
94
4
140
4
—
IV 44
XI 1
—
XV 51
XVIII 1
150
XIII 8
' 7
187
3
101
XIX 1
—
XVII 18
XXXI 11 2
22
4
102
^2
155
XVI 4
' 3
188
XV 27
5
103
3
Pal lad.
llisl. Laus. 26
XXXIV 1
X\ll 5
Bei Pelafcius XVI I lu'ißt er (ielasius.
ÜBE]! DIE KOrTlSCH-SA'lDISCHEN APOPHTHEGMATA PaTKUJI AeGYPTIOEUM ETI.'.
2b
Paschasius
Rutiiius
Pelagiiis-
.lohauiies
Paschasius
Rufinus
Pelagius-
Jolianues
Paschasius
Riitiiuis
Pelagius-
Johaiines
XXXIV 2
192
XXXVII 2
IV 20
XLII 1
198
X8
3
194
Joli. Jll 1
3
201
xvri 10
3
XV 30
XXXV 1
196
4
X 34
4
199
XV 11
XXXVI 1
—
X52
XXXIX 2
100
1X8
XLIII 2
2(ti;
XÜ3
3
38
XVllI 2
204
4
' —
Xo6
XLI 2
—
X94
c) Martinus-Riifinus-Pela
aius-Jolianiies-Pascliasius:
Martiiius
Riitinus
Pelas'.-.Iciliatini's
Paseliasius
Martinas
Rulinus
Pelag.-Johamies
Pascliasius
6
IV 8
39
100
IX 8
XXXIX 2
7
—
X56
XXXVI 4
42
104
VII 42
III 3
8
I 14
—
43
-
XIII 5
—
9
XVII 20
—
46
—
XLI 1
10
—
—
XLII 20
47
—
III 19
—
11
—
—
XXXVII 1
48
205
III 25
—
12
—
IV 20
XXXVII 2
49
—
XV 17
—
14
201
XVII 10
XXXVII 3
50
—
XI 13
—
15
—
X34
XXXVII 4
54
—
12
—
16
—
Job. I 7
XXXVII 4
58
171
XV 77
XIII 10
22
—
111 22
XXI 4
59
—
XXII 2
23
—
—
XXXVIIl 2
71
XI 5
—
25
—
XI 26
—
73
—
IV 44
XXXII 4
26
—
—
XXXIX 1
97
— ■
III 4
—
34
—
III 13
—
101
—
XV 32
XXVII 2
35
202
Joh. IV 4
—
106
—
_
XLIII 1
36
203
—
—
108
206
X63
XLIII 2
37
—
Joh. IV 7
—
109
—
IV 55
—
Ferner lassen sicli ikjcIi Nr. 1, 5, 13, 20, 27, 37, 53, 56, 66. 72, 84 und 107 l)ele»'en.
Von Vätern werden genannt: Agathen 6, 27, AUoy (Ammoy) 71 [wie die Parallele Pelag. XI 5
heweist], Antonius 53, 54, Elias 97 (vgl. Pelag. III 4), Theodorus 47, Johannes 1, 2, 12, 44, 50,
Maearius 15, 16, 23, 107. Moses 8 (Pelag. I 14 Poemen), 35, 49, 108, 109, Pamho 54, Petrus 25,
Poemen 3, 5, 14, 17, 18, 19, 20, 21, 32, 39, 43, 45, 59, 109, Serapion 106 (vgl. Paschas. XLIII 1 j,
Silvanus 48, 108, Sisoi 7 (bei Pelag. X 56 und Paschas. XXXVI 4 Poemen),' 11, 26, Or 47, also im
ganzen bloß 15 Väter.
Diese Übersichten beweisen, daß zirka drei Viertel der Dicta des Pvutinus, zwei Drittel der
Dieta des Paschasius und zirka die Hälfte der Dicta des Martinus auch durch Pelagius-Johannes
(bezw. natürlich auch durch die A. P.) belegt sind, somit auf den Bestand der verlorenen ^Avöoöjv
'^yliüv Bißlog zui-iickgeben. Daraus erklärt es sich auch, daß die in diesen drei lateinischen Samm-:
lungen genannten Väter auch nur bis längstens 450 lebten.
Die Übereinstimmung der parallelen Abschnitte mit Pelagius-Johannes, bezw. mit den A. 1*. ist
bezüglich des Inhaltes der Dicta fast ausnahmslos eine ganz genaue.
Denkschriften der phil.-hist. Kl. Cl. E'l. :;. Ahli 4
26 TiiEonoK IIori'.NKK.
Auiloi'.s liegt ilio Sache alier l)czüi;licli iles spraelilichcu Ausdruckes, der äul.iei'u l''(inii dei-
i;-eincinsaiuen Al)Sclinilto. iudein die paiallelen Absclinitte d(M- drei latoinisclien Sauiiiiiuni;en hierin
sowciiil uutereiuandcr. als auch von PeLagius- Johannes und den A. P. abweichen.
In siirachlichcr Hinsicht scheint ein engeres Verliältnis hloß zwischen der Sainnilung des Kulinus
luul der des Paschasius vorzuliegen:
Zunächst beweist obige Übersicht h). dal.! I'nschasius 72 Abschnitte des Hulinus in beinahe
oenau derselben Reihenfolge bietet wie Rufinus in seiner eigenen Sammlung; es sind das folgende
Ab.schnitte des Rufinus :» 44, 48, 49, Ö7, 58, 61. 63. 64, 67, 72, 73, 74, [170], 76, 77, 78. 79, 80.
81. 82. 83, 86. 94, 101, 102, 103, HO, 111, [116, 118], 112. 113, 115, [171,1], 124, 126, [171.2],
[16S. 121], 128, 130. 131, 133. [153], 140. 150, 155, 157. 158, 166. 167, [217], 173, 174, 179, 180.
181. 185. 186. 187, [22], 188, 192, 194, 196, [38], 201, [100], 204, [198]. [199], 206.
In diesen 72 Stücken aber stimmt Pascliasius mit Rufinus auch im Wortlaute fast ad verbum
iiliercin. so daß es unbedingt den Eindruck macht, daß Paschasius diese Stücke niclit nach seiner
"i-iechisehen Vorlage übersetzte, sondern einfach mit ganz unwesentliclien Änderungen und Zusätzen
aus Rufinus ausschrieb.
Darauf spielt er übrigens wolil selbst an, wenn er im Prologus sagt: , (Domino veuerabili ])atri
Älartino bresbvtero et abljati Paschasius. — Vitas Patrum Graeeorum [ut caetera] facundia studiose
conscriptas iussus a te, sanclissime pater, in Latinum transferre sermonem in insolito. si licuisset.
opere renuissem . . . Sed i|uia tua pai-iter necesse est iussione utar. nou gloriabor ingenio, sed fidem.
quam tibi debeo, etiam in opere iniuncto tibi praestabo.) Verum quia eloquentium rirorum liliri sunt.
plurimi sermone Latino eonscripti . . . , si quid de illis aut hie insertum forte repereris, ut minus
eleganter expressum. ne meae cul])ae deputetur, exoro: quia, sicut in dato mihi codice reppeiü ca
scripta, sie transtuli. licet nee ea studiose posse me proferre profiteor . . .'
jTranstuli' heil.it dann nicht .ich hal)e sie übersetzt', sondern ,ich habe sie [in meine Übersetzung]
herüberü'enommen'. wie ich sie in der mir zur Verfügung gestellten [lateinischen] Handschrift [des
Rufinus] ^-orgefunden b.abe.
Vergleicht mau nun die parallelen Abschnitte des Rufinus (die mit denen des Paschasius nahezu
identisch sind") niit den entsprechenden Stüclcen bei Pelagius-Johannes und in den A, P., so zeigen
sich bezüglich des sprachlichen Ausdruckes und bezüglich der äußeren Form öfter lieträchtliche
Unterschiede.
Zunächst ist die Diktion des Rufinus korrekter, geglätteter und sozusagen eleganter als die des
Pelagius-Johannes, die am schlichten griechischen Original so sklavisch liängen, daß sie dem Latei-
nischen geradezu Gewalt antun und ihre Übersetzung bisweilen fast unverständlich wird (vgl. z. B.
unten III. Teil zu Zoega S. 300, 1).
Rufinus gibt zwar den Inhalt des griechischen Originales auch ganz genau wieder, sieht aher
auch auf eine gefällige lateinische Form, so daß sich seine Übersetzung oft gar nicht Avie eine solche,
sondern wie eine lateinisclie Bearl)eitung des griechischen Stoffes liest.
Da sein Streiken immer darauf gerichtet ist. eine gute und vor allem klare Darstellung zu geben,
schiebt er viel häufiger als Pelagius-Johannes erklärende Beiwörter und Zusätze ein. um das Ganze
abzurunden und deutlich zu machen.
Kr verfal.Ue seine Übersetzung in der Al)sicht, den Klosterbrüdern ein Erbauungsbuch in die
Hand zu geben; darauf vei-weist er selbst in seiner \A'idmung: ,Vere mundum ipiis dubitet meritis
Stare Sanetorum horum, seilieet (|Uorum in hoc voluniine vita praefulget . . . V Horum ineritis sub-
leveris, horum suiiplicationil)us ]>eccatorum veniam auerearis . . .'
In dieser Absicht schmückt er Szenen, Ereignisse und Reden, welche die A. P., Pelagius und
Johannes und auch das Sa'idische in ganz schlichter Form bieten, aber besonders erbaulich wirken
' Die einpfekhinimerten Ziffern l)i.'zuiclnien diejenigen Ah.<cliiiitte, die in der Anonlnniig des Piischasius von der de.s
Rufinus abweichen.
Über die kovtiisc.h-sa idischek Apophthegmata Patkuji Aegyptioeu.m etc. 21
kounten, seUistäiulig' durcli nllerliaiid rnjinme ]<]r\veiterungeii uiul Zusätze aus uiul würzt solclie
Abschnitte nielit selten mit Stollen aus der Seiirift. Mau vergleiche z. B. folgende Abschnitte bei ihm
mit den Tarallelen: 19 = Pelag-. XV 66 [Zoega S. 304, 6]: 29 = Pelag. XV 86 [Zoega S. 307, 4 =
Syrisch, S. 763, X 526] ; 25 = Pelag XV 65 [Zoega Ö. 304, 5 = Syrisch S. 745. X 454] ; 36 =
Johannes I 3 [Zoega S. 323, 4 = Syrisch S. 809, XV 8] u. a.
Unter diesen Umständen kummt seine Üiiersetzung bei der Textvergieiciiung erst in zweiten-
Linie in Betracht: denn wo Kufinus allein irgendwelche Zusätze und Erweiterungen bietet oder aucii
Schriftstellen, die in den Parallelen fehlen, darf für letztere keine Lücke angenommen werden.
Aus seiner Absicht, den Brüdern ein völlig einwandfreies Erbauungsbuch in die üand zu geben,
ergibt sich aber hie und da auch das Umgekehrte, indem er sittlich oder auch dogmatisch nicht
einwandfreie Sätze seiner Vorlage entweder ganz ausließ oder wenigstens in seinem Sinne modiiizierte:
Lesen wir daher in den A. P., bei Pelagius-Johannes und im Sa'idischen oder auch nur in einer
dieser Schriften einen derartigen Satz, der bei Bufinus aber fehlt, so folgt daraus nicht, daß er auch
sciion in der Vorlage des Bulinus fehlte oder durch Textverderbnis aus seiner Übersetzung ver-
schwunden ist. So enthält, um liier einige Beispiele anzuführen, das Stück von S. 139 der A. P.
(Besarion 4) = Job. III 1 = Zoega S. 343. 2 = Syrisch, S, 800, XIII 616 übereinstimmend den die
IMönche tadelnden Satz: 'Idä, niTig ymI ywaT^eg •AcnairaXcciovai xöv 2ciTceräv xai i]u£Tg sj' rcäg nöXeniv
aa-/ri^ovov(.iev, den Bnfinus 194 (und natürlich auch Paschasius XXXIV 3) ausließen, denn sie über-
setzten bloß: ,Quemadmodum et mulieres colluctantur et vincunt claemonia" (Paschasius: ,I\Iagna
■ misericordia Dei est, fjuia et mulieres colluctantur et vincunt daemonia.'j. In Nr. 152 gibt er im
Sündenbekenntnis eines Bruders den Satz seiner Vorlage, den Pelag. XVII 14 mit ,incidi in mulierenr.
das Koptische (Zoega S. 309, 3) mit A.126 MN OyCSlMG und das Syrische nach Budge mit .1 feil
into a ivonian' (S. 813, XV 13) rein aus dem griechischen Original bewahrt liaben, bloß durch
,peccavi' wieder. In den A. P. S. 129/32 (Abraham 1), bei Pelag. X 15, im Sa'idischen Crum 96,5
und im Syrischen S. 846/47, XA' 113 fragt der Abljas Abraham einen Bruder, der sich rühmte, alle
Begierden abgetütet zu haben, ob er durch die Verleitung zur Unzucht, zur Bereicherung und zu
iingerechter Parteinahme überhaupt nicht lierühi't werden würde. Rufin erzählt in Nr. 117 genau
dasselbe fast mit genau denselben ^A'orten, aber die Stelle über die Verleitung zur Unzucht läßt er
wieder aus.
Daher ist es keineswegs ausgeschlossen, dal.5 ei- auch ganze Abschnitte, die ihm anstößig
erschienen, in seine LTbersetzung nicht aufnahm, z. B. die Bekehrung der öffentlichen Dirne durch
Abbas Serapion, die sogar auch das Saidische nur stark gekürzt, gewissermal,5en zensuriert aufnahm
(Zoega S. o45, 1), oder die Geschichte von den beiden Brüdern, die sich im Übermaß der Askese
selbst entmannten und deshalb exkommuniziert, später aber wieder aufgenommen wurden (Zoega
S. 307, 6) oder endlich die Erzählung von jenem xVbbas, der ins Schisma des Arius zu verfallen
drohte (Zoega S. 313, 1) u. a. Rufinus wollte eben jede ungünstige Anregung oder Beeinflussung
seiner Leser vermeiden. Oder sollte diese , Zensur' erst auf spätere Herausgeber seiner Übersetzung
zurückgelien"?
Bemerkenswert ist es ferner, daß bei Rufinus iiie und da Dicta noch unter Eigennamen gehen,
die in allen Parallen schon unbenaunt sind. Das weist wohl deutlich darauf liin, daß die unter
Rufius Namen gelieude Sammlung der ^Avdoibv ^Ayion' Blßlog zeitlich näher steht als die übrigen hier
behandelten Parallelen.
So weist er z. B. Nr. 107 dena Alibas Achillas zu, während dieses Dictum bei Pelag, VII 28, im
Sa'idischen S. 290, 4 und im Syrischen S. 907, X 287 schon ohne Namen geht: die A. P. kennen
zwar auch sechs Dicta eines Abbas dieses Namens (a, a. 0. S. 123/26), doch haben sie mit obigem
.Abschnitt nichts zu tun.
Viel auffallender aber ist es, dal] Hufinus auch drei Dicta, dio. in allen anderen P;ii'allelen unbenaniii
sind, ^lännern zuscbreiljt, die in der hier in Beti-acht kmumenden Ap<i|ditheginenliteratur unbekannt sind:
28
TuEODOIf Hoi'FXEK.
Xr. 25: Al.has ApoUoniiis [= Zoi^u'ii 8.304. 5; WA^g. XV 65; Syrisch H. 745, X 454].
•29: (rater Eulalius [= Pelag. XV 86; Zoega S. 307. 4: Syrisch S. 763, X 526],'
.. 30: Abhas Anastasius [= l'eLag-. XVI 1. w" er Gelasius heißt].
Vielleiciit beziehen sicli liierauf die Worte ile.s Uierouyinus, epist. ad Ctesiidiontem adversus
l'eLaoiauos. cap. 2: ,. . . Qiii (sc. Riifinus) librum quoquo scripsit (juasi de inonaciiis imiltosinie in eo
euumerat, tjui nunii|uam liu-i-nnt . . .'
Freilieii kann diese Stelle auch so übersetzt werden: ,. . . Der aucii ein Bucli über angebliche
:\lonche schrieb, in dem er auch viele nennt, die das (nämlich Miinche im Sinne des Hieronymus)
niemals gewesen sind . . .'; denn Hieronymus greift ja den Rulinus in diesem 15rief heftig genug an.
daß er Häretiker wie z. R. Arsenius in sein Bucl
iriiali
7. Kapitel.
Über koptisch-bohairiscbc Apoplithcgmciisaiiimluuseii.
Bei Behandlung der koptisch-sa'idischen Apophthegmen Zoegas sind auch einige koptisch-
bohairische (unterägyptische) Sammlungen heranznzielien, die in nicht wenigen ihrer Abschnitte mit
dem sa idischen Text, den griechischen A. !>., dem syrischen und dem Text des Pelagius-Johannes
einen weitgehenden Parallelismus aufweisen.
Es kommen hier in Betracht:
a) Das Fragment einer koptisch-bohairischen Apophthegraensammlung, das Cruiu,
a. a. 0. p. 379 s<i. ad Xo. 915 herausgab und folgendermaßen beschrieb:
,Add(itional MS.) 14.740 A (des British [Museum), foll. 17. 18. 21. 23. Parchment: fragments.
fol. 17 b being paged P; the largest the npper half o£ fol. 18, S^/.XlO'/s inches. The text in one
column of more tlian 21 lines divided iuto paragraphs, is written in a small, Square band (cf. Hyvernat,
pH. XLI. 1,2; XLII, 2). No colour is used. — Apophthegmata Patrum, parts of a Bohairic collection . . .'
Dann folgt der Abdruck der Texte.
Von diesen Dicta sind einige auch für die übrigen hier behandelten Sammlungen belegt, wie
folgende Tabelle zeigt:
bohairi.SL-h liei Cnim
a. a. 0.
Pelagius-Johannes
Rulinus
Pascha-
.sius
Apophthegmata Patrum
Syri.sch bei Budge
1 ]i. cod. 17 a,
1
__
—
2
—
—
S. 304/05, Marar. Uiii. 2
—
p. cod. 17 b.
1—5
—
—
—
—
—
6
Pelag. VIT 13 , —
—
—
—
7—8
—
—
—
—
p. cud. 18 a,
1
—
—
—
—
—
2
Pelag. VIII 11
—
—
—
—
3
—
—
—
4
Job. Ill 18
—
—
—
XV 205 (S. 879)
]i. cod. 18 1).
1
—
—
—
—
—
2
Pelag. VIII 18
XII 8
—
X 464 (S. 749)
3
Pelag. IV 57
6
—
—
—
4
—
—
S. 284 (Moses 5)
IX 433 A (S. 736)
p. cod. 21.
23.
zusamincnhanglo
sc kleine
Bruchstücke
—
_
' Dies ist um so auffallender, da .sonst nie einfache ,iratres' mit ihren Eigonnariien genannt werden; die Ausnahme
mit dem ,hrfX(päs niüTog in den A. P. S. :i71, Pelag. X-V 43, Zoega S. 299, 3 und lyrisch .S. 870, XV 172 ist eine scheinbare
(vgl. unten III. Teil zu Zoi'ga S. 299, 3).
Cni?R DTK KOI'TISl II-sa'tDISCHEN ArdPlITHEGMATA PaTUUM ÄEGYPTrOElT^I KT
29
(des:
Hinter Fragment 171), 8 ist in syrischer Sflii-ift nnd Spraclio an den Hand gesc'liriel)eu: .Erzählung'
---. Eiiil>li,'inios von Kviiros", wozu Crnni mit üecht anmerkt, daß sich keines dieser Dicta hei
vom ' ' , 1 ' '
Cotelier oder Rosweyd unt(M' dem Namen des Hlpiphanios findet; der Text dieser acht kurzen
Abschnitte ist nach Omni folg'ender: ip. P = 100 = bei Crum 17h. 1): GHXCÜ U'T'OTq 6BO\ AM
Ä6Nni2CüB ijxix Gmnpq riexxH xe2Hnn6 xuxy epoi: 17 h. 2: xycijeM oy^ewo xeee
BGOY NiieKGpKoyxi ii2irr etiea riexxH xcGOBexe -|ep26\nic enoy mmiimi:1 i7h,:;:
AyUJGM Oy.JG\\0 XGGOBGOy '|oi MKOyXI tl2IIT NGIIOy MIBGtl AMGpoyO XGGniAH
MHXTGKriXy GniM>,-\IOtl: 171>. 4: Xia)Gtl 0\Ae\\0 X6 Gy6^CürJT MMOI *GM'|lIopniA GBOX
aiTGri xo) rj2CüB xnepo^'Cü xe gbox ariGn iiimkot ri2oyo nGMni ()>a)M Nsoyo;^ I7h,:'t:
Xyü)GN oy.*GXXO XG Oy GTGniMOtJXXOG UXXIM XHGpoyCD XG GopGMCpaCDB MIBGM 60-
NXNey NTBqgGMM GBOX 3X2Cr)B tllBGN 6T2CDOy; 17h. H: XyXOG NXG m.i>GXX(>l XG| IXX
NTG niMOMXXOG niTCÜB2: J7 h, 7: XyXOG NXG III^GXXOI XG4H' KCD'\- I1GX2XI IITG niTCDXI
NBepi XM GBIIX GniCCÜIGM IIGMIII^IGI HGCJDMX: 17h.S: [xyxoC] liXG Mli>GXXC)l XGMGyi
N1B6N eOMIiy IIXK M XG XK2liri GpOII ü}XtlGKHri GNU GT'l^i
b — d) GOBG XBBX MXKX)'! mNIUJ'l. tllGXXl NTG N12GXXO GGB6 XMTCDIll und
6BOXÄ6N NlXpGTH NTG nGNICDT NAIKXIOC HINIU) {^ XBBX MXKXpi.
Diese drei bohairischen Sammlungen gab E. Amelineau im Jahre 1.S94 in den Annales du Musee
Guimet. tom. 25 aus Codex Vat. Oopt. LXIV, fol. 113-152 und lol. 39 — 57 heraus (a. a. 0. S. 203 ff.
und 15ff.l.
Die erste Sammlung ist betitelt: .Über Abbas Makarios den Großen', die zweite: .Aussprudle
der Greise über Abhas Antonios',-'* die dritte: ,Von den Tugenden unseres gerechten Vaters, des
Abbas ]Makarios des Großen'.
ad b) GOBG XBBX MXKXpi niMia)'f-l (a.a.O. p. 203 — 234) = .Über .Aiibas Makarios
den Großen'.
Die 34 l)ohairisclien Apophthegmen des Makarios. die in dieser Sammlung vereinigt sind, zeigen
die engste inhaltliche Avie auch spraehliclie Üliereinstimmung mit 23 der griechischen Dicta, die in
den A. P. ebenfalls dem Makarios zugeeignet sind: hierüber orientiert folgende Übersicht:
bohairiscli
griechiHch
bohairiscli
(jriechi.sch
bohairiscli
griechi.sch
bei Amelinenu
in den A. P.
bei Amelineau
in den A. P.
hei Amelineau
in den A. P.
S. 203, 1
S. 258 (Macar. 1)
S. 214, 2
S. 274 (;31)
S. 221, 1
205, 1
S. 267 02)
215, 1
266 (71
2
—
2
278(37)
216. 1
270 (16)
3
—
20ti, 1
271 i25)
2
274 (28)
222, 1
S. 270 (21)
2
267 (10)
217, 1
271 (22)
225, 1
—
3
267 (11)
2
270(17)
2
279 (38)
207, 1
—
3
—
227, 1
—
o
274 (33)
4
—
2
—
211, 1
279 (39)
21S, 1
278 (34)
228. 1
—
213, 1
—
2
259 (2)
230, 1
262 ^3)
' .u.;
267 (13)
220, 1
274 (32)
271 (23)
2
270 (19)
Das Bohairisehe ents]iricht also folgenden griechischen Stücken in den A. P. : Makarios iS. 258ff.)
1, 2. 3, 7, 10. 11, 12, 13, K;, 17. 19, 21, 22, 23. 25. 2S. 31, 32, 33. 34, 37. 38 und 39.
cf. Syrisch XV 178 (S. 87-2). '•' cf. Syri.sch XI &72 (S. 778/791 ohne Namen
Die letzten Ahschiütte die.ser zweiten Sammluni;' sind nach Anu'lineini im Kodex so inkorrekt geschrieben, daß
30 TlIKdlXIU TIolM'-.NlOK.
Zwei der durcli die A. 1'. niciit l)olei;teu restliciien 11 ImliairiscluMi Alisciniittr. niimlich 227, 1
und 22S. 1. sind l'iir das Griechiscdie iiidirokt dui-(di die iateiniscdiou Verlia >?eiiiiiriiin he^laiiliigt
(Joli. 111 17. Uuliu. 97).
Üeiimacdi bietet das Buhairische mir 9 Abscluiitto: 2U7, 1; 2i;>, 1: 217, B und 4: 221, 1,2 und
;>: 225. 1 und 227, 2, die für das Griechische überhaujtt niclit naehweisbar sind.
.\iulrerseits aber weisen aucii wieder die A. V. lolgendo 15 Dicta des Makarios auf. fiii' die
wieder das Hohairische keine i'arallelen bietet: 4. t), 8, 9, 15. 18, 20, 26, 27, 29, 30, 35, 3«, 40 und 41.
Die weiteren griechistdien Dicta Nr. 5. 14 und 24 sind in der dritten Sanmdang- l)elegt, die
Anielineau herausgab.
ad d) Diese dritte boiiairisehe A}i(iphthegniensa.innil u iig fülirt den Titel GBOX^ieiJ
NlXpei'U NXe neNlCDT UAIKAIOC niNlCQl^ XBBX MXKXpi = .Von den Tugenden unseres
gerechten Vaters, des Abl>as Makarios des Großen' (aus Codex Vat. Coi)t. LXIV, ful. 57— 112), hei
Anielineau (a. a. 0. S. 118 IT.).
Sie bietet mit S. 135/36, 168/69 und 200. 1 die Ixiliairischen ravallelen zu den A. P. Nr. 5, 24
und 14 des Makarios.
Diese , Tugenden' sind nämlich auch eine Sammlung von 82 Dicta des Makarios, die aber mit
den A. P. nur sehr wenige Stücke gemein liaben. so daß hier das Verliältnis anders liegt als zwischen
der ersten bohairischen Sammlung eOBG XBBX MXKXpi llltlKI)-}- und den A. P.
Für die erste Sammlung kann ein enges Abhängigkeitsverhältnis zu den A. P. nicht bezweifelt
werden: mit Rücksicht auf die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der christlichen Kirche in
Ägypten und ihrer Abhängigkeit von der orientalisclien (griechischen) Kirche gilt a })riori die Ansicht,
daß in diesem Falle das Griechische das Original, das Boiiairisehe alier die Übersetzung ist.
Auch Ameliueau befaßt sieh in der Einleitung ]>. XLIlff. mit der Frage nach dem Abhängigkeits-
verhältnis der ersten bohairischen Sammlung zu den A. P.
Er kommt zu dem Ergebnis, daß das Bohairische das Originalwerk vorstellt, die A. P. aber die
Übersetzung, bezw. daß die A. P. auf eine Übersetzung eines liohairischen Originales zurückgehen.
Abgesehen von Erwägungen allgemeiner Natur (p. XLIIf.), sucht er seine Hypothese auf Grund
der beiden bohairischen Abschnitte 311, 1 und 318, 3 zu erweisen, die den A. P. 279 (39) und 259 (2)
entsprechen:
318 (3) deckt sich mit A. P. 259 (2) wortwörtlich und ist nur an folgender Stelle reicher als
das Griechische: (Makarios trifft in der tiefsten WUsteneinsamkeit zwei Anaehoretoii. die sich schon
vor vierzig Jahren hierher zurückgezogen hatten.) Sie fragen ihn: epG IllKOCMOC l-IXO) upH-p
oyoa xe xn iiimcüoy niioy kxtx iieMCnoY 0Y02 xe xu nae noymi miiikocmoc
U)On NäHTM = IlöJg n ■/.6(Tuog; y.ai el SQXSTat lö vdioQ y.arä v.aioor c<{<rov, y.ai eI f'xsi 6 y.öauog Ti]r
£i)Or]viav ai-rov; worauf ihnen Makarios im Griechischen ganz einfach mit rai antwortet. Im Bohairi-
schen aber bringt er die Phrase: GBOXSlTeN ni2MOT MTC 4>f "GM nGTCNTCDBa = , Durch
Gottes Gute und eure Gebete (ja)'.
Daraus nun, daß auch heute noch diese Phrase in den koptischen Klostern als Einleitung zu
bejahenden Autworten auf Fragen dieser Art stäudig ist, schließt Ameliueau (a.a.O. S. XLMlIi,
daß das Original dieses Berichtes das bohairische Stück ist, das griechische dagegen die
Übersetzung. .
Dieses Argument ist hinfällig: Denn angenommen, das Boiiairisehe war das Original, warum
hat dann der Grieche, der sich sonst überall so genau an das Original anschloß, gerade diese fromme
und ganz harmlose Wendung nicht übersetzt?
Die Beobachtung Amelineaus über die erwähnte Sitte zwingt vielmehr zum gerade entgegen-
gesetzten Schluß: '■"
eine Her<ausgal)e und Ül)orsetz\uiu' liiuliillig ist; den Text allei- drei Sammlungen begleitet nämlich die franzUsisclie Über-
setzung des Herausgebers.
Über die koi>tiscii-sa idisciien Ai'ophthegmata Patbum Aegyptioeuji etc. 31
Weil es in iloa koptisclien Klöstern üblich war (und isti. der Bejaluuig' diese fromme Phrase
vüranzusrhicdveii. hat der koptische !Mönch. dei' die griechische Legende übersetzte (oder auch nur
in koptischer Sprache abschriel)"), auch hier gewohnheitsgemäl.? diese \Vorte eingeschoben, obwohl sie
das griechische Original (oder aucli die ihm vorliegende l)ohairisclie Übersetzung) niclit bot.
Und daß diese \A'orte wirklich nur ein Einschiebsel des holiairisehen Übersetzers, bezw. Librarius,
sind, ergibt sich daraus, daß sie auch die sa'idische wortwiirtlicb übereinstimmende J'arallele bei
Zoeg'a S. 34(>. 2 nicht aufweist, sondern mit dem Griechischen auch hier wortwiirtlich übereinstimmt:
denn sie bietet ( S. 347. Z. 15 — 17): \\(D X>'Xtl01, X6 HKOCMOC O tlXtt)ri2e, 616 IlMOOY
NHOy OH 2M II6MOYOeiCg II IIKOCMOC (.IIY OH H06 Hü)0|>ll. rieXM HXy, Xe Ce. Auch
kiei' also antwortet Makarios ganz kurz und bündig mit ,Ja'.
Genau ebenso die lateinische Parallele bei Johannes III 4: .(Interrogaverunt autem me et ipsi
dicentes: (^aomodo est mundus et si ascendit aipia seeundum tempus suum, si etiam habet mundus
abuudantiam suaui?) Respondi eis: Etiam." — und genau elienso endlich auch die syrische, denn
Budge (a. a. 0. S. 359) übersetzt: ,(And they also questioned me saying: What news is there in the
World'? Do tlie waters of the river come as usualV And is the world Haurishing?) And I Said unto
theni: Yes."
Diese Stelle also beweist das Gegenteil: Das Original ist das Griechische, das Hohairische ist
die Übersetzung.
Aucdi das zweite bohairische Stück Hl. 1. das Amelineau hier heranzieht und das den .\. I'.
279 (39) wörtlich entspricht, ist nur un\ eine einzige Pestimmung reicher, denn das Bohairische
meldet, daß der Jünger des Abbas Makarios einem griechischen l'riester ,aus dem Orte l'adalas'
begegnete, wie Amelineau (a. a. 0. S. XLIV) den Zusatz (XH6p.\nXHTAH 60Y26\XHHOC H6
OYOYHB A6) MIIXAXXXC [cod. MIIXTXXXC] ül)ersetzt. •
Das Griechische kennt diesen Zusatz nicht — es miUJte denn etwa MHXAXXXC auf verschriehenes
MHIACDXCÜH zurückgehen — denn es liat: airarrä rivt UqeT jCdv ''E},h]rwv} Genau so aucli im
Lateinischen bei Rufinus 127; .Obviam habuit ([uendam sacerdotem' alier ,idolorum' — HHIACDXCDH
und im Syrischen ^S. 645. VI 185): .there met bim a eertain heathen priest'.
Demnach ist auch dieses Wort bloß ein selbständiger Zusatz des Übersetzers, der durch Fixio-
rnng der Örtlichkeit die Legende ])lastischer gestalten wollte.
Denn wäre das Bohairische das Original, warum hat der Grieche auch hier nicht so peinlich
genau übersetzt wie sonst durchwegs?
Dal.^ der Üliersetzer Worte seiner Vorlage nicht überträgt, kommt sehr selten voi- (außer aus
ganz bestimmten und durchsichtigen Gründen, vgl. oben S. 27), daß er dagegen erklärende und aus-
schmückende Beiwörter und Zusätze selbständig einfügt, oft. Dafür bietet der Vergleich der lateini-
schen Version des Pelagius- Johannes mit den A. P. und auch dem Sa'idisehen Belegstellen genug,
wie im II f. Teil immer Avieder gezeigt wird.
Man könnte einwenden: das Sa'idische stimmt mit dem Griechischen deshalb so genau überein,
weil es nicht nach den\ holiairisehen Original, sondern nach dessen griechischer Übersetzung
geschaffen wurde.
Dann abei- wäre es unveiwtändlicli, warum der Oberägyiiter das sekundäi'e griechische, also
fremdsprachliche und daher schwierige Werk zur Grundlage nahm und nicht das unterägyptische
Originalwerk, dessen Umsetzung in den oberägy])tischen Dialekt ihm so gut wie gar keine Schwierig-
keiten bereiten konnte. Das wäre geradeso, wie wenn ein Deutscher Reuters plattdeutsche Werke
nach einer fremden Übersetzung ins Neuhochdeutsche übertragen wollte und nicht nach dem platt-
' In den A. P. weist der Text liier eine Lücke auf, indem die Worte To^y/ivii x(d ivloy i.iiya ßaaiüCorTt an.s^■et'.■lll()n
.sind; denn Rutinus liat wie das lioliairisdie: ,cursn concito venientem et liirnnm f^rando portantein'. Daß diese Worte im
Griechischen nur durcli die Aclitlosigkeit des griechischen Librarius ausgefallen sind, lieweisen die folgenden Worte: Kul
32
TlIKODOK H()1>KM-:K.
deutschen Orii;iiiale. I^eide koiitischoii Werke dürfttMi viclmelir uii<;vFälii' <;ieiflizeiti,n' und uii;ilili;ing-ig-
voneiiiaiuler aus dem (iriecliisclien üljcrsetzt worden sein.
Endlich weist Anielineau noch auf die Abweicliung am Anfang- unserer Stelle hin, daß das
Bohairische vom TCü'OY NTG nGpNOyX, also vom .Berge Pernn/,'. das Griechische aber vom OQOg
■vTk Nnglag horichtet. ilie einander niciit völlig entspreciien. Das Lateinische und Syrische folgen
wieder «-enau dem Griechischen: ,iu niontem Nitriae' und .to the Xitrian mountain'. wie iJudge iiher-
setzt. Aber auch das beweist noch nicht, daß das Bohairische das Original gewesen sein muß: Das
o-riechische Original sprach allgemein vom nitrischen Höhenzuge, während der bohairische Übersetzer
infolge seiner genauen Ortskenntnis auch hier besser unterrichtet sein will als seine A'(jrlage.
Solange demnach nicht stärkere und zahlreichere Gegengründe angeführt werden können, bleibt
die a priori gegebene Ansicht bestehen, daß die griechischen Werke die (originale, die koptischen
dagegen die Übersetzungen sind.
Was die dritte bohairische Sammlung '.Über die Tugenden des Jlakarios' anlangt, so
beweist ein Blick, daß sie viel reicher ist als die erhalteneu griechischen, lateinischen, ki)i)tisch-
sa'idischen und sj'rischen Sammlungen von Aussprüchen dieses Heiligen.
Jedenfalls sind auch hier diejenigen bohairischen Partien, die auch im Griechischen. Lateinischen
oder Syrischen belegt sind, bloß Übersetzungen der teils direkt, teils indirekt erhaltenen griechischen
Orio-inale. die anderen bohairischen Abschnitte aber originalkoptischeu Ursprunges; denn es ist ja
selbstverständlich, daß unter den koptischen Einsiedlern und ^Mönchen umlaufende Dicta so berühmter
und allbekannter Väter wie des Makarios und Antonios gewiß auch in koi)tischer Sprache allein
niedergeschrieben, gesammelt und mit den Übersetzungen ursprünglich griechisch abgefaßter Dicta
vereinigt wurden.
ad c) Das gilt aucli von der zweit^en bohairischen Sammlung NICXXI NTG M126\\0
eeee ABBA AMTCDNI = .Aussprüche der Greise über Abbas Antonios (a. a. 0. S. 15 — 45),
die sich zu den A. P. folgendermaßen stellt:
liohairi.sch
griecli.
liohairisch
griech.
bohairisch
griecb.
bohairisch
griech.
bohairisch
griech.
bei Amelin.
iudenA.P.
1
bei Amelin.
indeiiA.P.
bei Amelin.
indeuA.P.
bei Araelih.
iudenA.P.
bei Amelin.
indenA.P.
15.1 [1-3]
8(i(4i:loneO)
18, 3
78(10)
26, 1
82 (20)
32. 1
—
39, 1
2 [3— 6]
83 (25)
4
82 (21)
27, 1
—
2
—
2
—
3 [6— 7]
78(6)
19, 1
83 (27)
2
—
33. 1
—
40, 1
— ■
4 [7-8]
—
20, 1
79(14)
3
35, 1
—
41. 1
—
5[8/9]Frgt.
—
21, 1
—
28, 1
2
— :
2
—
16.1
7S(12)
22, 1
—
2
—
36, 1
—
42, 1
—
2
78(13)
2
—
30. 1
—
2
—
43,1
—
n,i[i-4]
83 (23)
24,1
—
2
—
3
—
44,1
—
2 [4-8]
—
2
—
3
— ■
37. 1
—
2
—
3[9]-l8[i-5]
86 (29)
25. 1
—
4
75(1)
38, 1
78 (7)
45,1
—
18,2
83 (24)
2
83(22)
31,1
2
75 (3)
Von diesen 54 bohairischen Abschnitten sind also bloß 17 in den A. P. belegt.
Das bohairische Stück 22, 1 verdient besondere Beachtung, denn es ist mit dem sa'idischen
Stqck bei Zoega S. 295, 1 [8 — 23] = Pelagius XIV 17 eng verwandt.
Das Bohairische lautet in der Übersetzung: .Man erzählte \-on zwei Brüdern, die zusammen in
einer Zelle leljten: der eine von ihnen war ein vollkommener Asket, der andere voll Gehorsam und
Demut. Da fragte einer den andern: ,Wessen Tun ist größer?' Und als sie an den Fluß kamen, iler
voll Krokodile war, da setzte der Gehorsame mitten durch sie hindurch ans andere Ufer über: und
sie l)eteten ihn an (XYOYCOUji' MMOM). Und er rief dem Asketen zu: .Komm ddch auch Du aus
Über die koptiscii-sa'idischen Apchmitiiegmata I'atruae Aec:yptioki'.m jotc;. 33
andere Ufer!- Der aber antwortete: , Verzeihe mir. mein Bruder! Ich hin noch nicht zu diesem Maße
[der Vollkommoniieitj gelangt.' Und sie kehrten wieder in die Zelle zurlick. Zu Antonios auf dorn
Berge aber drang eine Stimme, die sprach: .Der Gehorsame ist über den Asketen erhaben.'
Das damit verwandt gewesene griechische Stück — denn das Sa'idische und Ijateiiiische ist
bloß die Übersetzung davon — war viel reicher: Die beiden werden als leibliche Brüder bezeichnet
und lebten nicht in einer Zelle, sondern in einem Kloster beisammen. Der Asket beneidet den
Gehorsamen um das größere Ansehen im Konvent und will ihn versuchen. Er läßt sieh und seiiii'm
Bruder vom Vorsteher Urlaub geben und wandert mit ihm zum Nil, wo er ihn auffordert, trotz der
vielen Krokodile überzusetzen. Der tut das ohne Zögern und die Untiere belecken iim sclimeichehul,
ohne ihm zu schaden. Da ruft der Asket iim wieder zu sicii, abei- (ihne daß sonst irgendein \A'ort
fällt. Sie gehen dann weiter und finden am W'ege einen menschlichen Leichnam: wälirend sich der
Asket bloß um seine Bestattung Sorgen macht, fordert ihn der Gehorsame auf, mit ihm zu l)eten
ob Gott den Toten vielleicht wieder erwecke. Sie tun das [Hier bricht der .sa'idische Text ab] und
der Tote erwacht. Alles das aber offenbarte inzwischen Gott dem Vorsteher des Klosters. Wie sie
nun wieder ins Kloster zurückkehren, sagt dieser zum Asketen: .(j)uare ita fecisti fi-atri tuo? Et ecee
tamen pro oboedientia eius mortuns ille surrexit.'
Dassellie berichten auch die syrischen Dicta bei Budge (a. a. 0. S. 6Go/64. MI 240), und zwar
in einer Foi-m, die sowolil an der Inteinisch-sa'idischen wie auch an der bohairischen Darstellunf
Anteil iiat: Die beiden Brüder lebten auch nach der syrischen ^'ersion in einem Kloster. Dann aber
wird die Geschichte genau wie im Bohairischen erzählt und auch hier der Totenerweckun"' nicJit
Erwähnung getnn; dann aber heißt es wieder ähnlich wie im Lateinisch-Sa'idisclien nach Budo-es
Übersetzung: .and \\hen they returned to the monastery, the Archimandrite heard a voice, savin<^:
The man who dbeyetii is better than the m;in who leaved a life uf voluntary poverty.'
Jedenfalls haben wir es auch hier mit einem ni-spi-ünglich griechisch abgefaßten Stück zu tun.
Demnach bleiben 34 bohairisciie Stücke übrig, die sonst keine Parallele haben. Ob alle ursprüng-
lich koptisch sind oder wie viele davon und welche, läßt sich auf Grund des bearbeiteten Materiales
nicht feststellen.
Die A. I*. bieten übrigens unter dem Namen des Antonios überhaupt nur 38 Dicta ("a. a. 0.
S. 76 — 88), von denen folgende 17 im Bohairischen belegt sind: 1, 3, 6, 7, lU, 12, 13. 14, 20, 21.
22, 23, 24. 25, 27, 29, 30.
e) Das Fragment einer liohairischen Apo])h tliegmensamnilung aus cod. MS. Laüard.
138'', jetzt in der Universitätsbibliothek zu Göttingen, bestehend aus zwei Pergamentblättern, saec.
9 — 10, gab R. ]'*ietschmann in den , Nachrichten von der königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu
Göttingen', 1899 heraus, p. 36 ff., begleitet von einer deutschen Übersetzung des Pierausgebers
(p. 42 f.).
Verwandten Inhaltes ist — wie schon Pietschmaun anmerkte — Rutinus 26 (a. a. 0.
p. 754/55).
f) nXCDM NNI^ewOI eeOYAB (^nn.\pAA.ICOC) = ,Das Buch der hl. Älteren-
(Das Paradies).
Während die bislier besprochenen bobaii'ischen Scliriften IdoL! Übersetzungen gi-iechisclier
Apophthegmensammlungen sind, die mit der 'yliöaün' ^AyUnr lliilo^ und daher auch mit dem Meya
ylei^tavÜQLov verwandt waren, scheint das XCÜM I\IMI2e\X01 6GOYAB eine Übersetzung des Quellen-
werkes Meyc. yleti.uovuQiov selbst gewesen zu sein.
Dieses Buch ist zwar bis auf ein längeres Fragment verloren; inimei-hin abei- bietet der (.'odex
Copt. Vatican. LXVIII (bei Zoega Codex LXIV, a. a. 0. p. 116/117) in seiner allgemeinen Einleitung
zu dem erwähnten Fragment eine Charakteristik des ganzen Wei-kes, die es als eine Übersetzung
des Msya Aaiiicwäoiov erweisen dürfte. Herausgegeben wurde dieses Fragment von E. Amelineau.
a. a. 0. S. 322 f.
Dcnkscljriften ilor phil.-hi»t. Kl i;i. Il.l, 2. Alih. 5
34
'l'lIi:OT)(>l{ Hol'FNF.K.
Dii> orwjiliure ( 'hiii-akteristik des xiMlun'iioii W('rli(>s liildel die iMidfituiii;- zur l!i(ii;i-;i|ihif des
Jdliannos Kolol)os. des (diemnliij'en A'drsteliers vcm Siet, der um 40(1 starh, uud lautet l'(ili;-eiulei-niaßen : '
,. . . ri;H)^,() A(3 xiitixeMi (iixKpiBiA M<|>iir
enKU) 1 iicd)"! opocüc eBOx^cti iixu)m
tltJl;^G\xol coo^'AB. (;()K(; tJiun x^,'(jpiciü
l>in MMCOO'^' IJ;i'HrM GOBC; llXIXnOC, GTGIl-
GpüJXI M<|>OOY. t)Y02 IIXIXCÜM <j>XI G TXyGp
IIKC-|-pGNM X(; IIXPXAICOG. — tJI;JIGl UOy-
XXI n IG iii<|>a)(n iip G rc^iio^'i L>iariM, gig
rJXI IIG XBKX IIX^'XG IIIMIU)! MGM X. Xll-
TU)II1, X. IIXXXMCDM IIGM X. llX^tüM. X,
CDpiMOC- riGM X. tu; ipCUHIOC, X. OGOACDPOG
HGM X MCDIIX. X. XMO^'M IIGM X. MXTOI. X.
MXKXpi lliniü)! MGM X. MXKXJ'IOC Otl. X.
ICIACDpOG IIGM X nXMCD, X. XICCDI NGM
X. XMOI, X MO^i'GII riGM X PCDMXMOC, X.
ICDCH<1> MGM X. •\pOMI, X. BHGXpitüM MGM
X. IlOIMIIM. X. XpCGNl MGM X. llX<|>MOY |".
X. ll\Xpi(DM MGM X, g4>P6M IllCypOC, X.
GYXrpiOC MGM X. CIXOYXNOG, X. ZHMCDM
MGM X. GGMOyOl. X. HCXIXC MGM X. llGipOC
I16HMXOIITIIC. X. XO'^i'KlOG MGM X. XOm-
NOC MGM MGIIKÜT GOy MripGCByTGpOC
6T6Mp(yXI MXM M<|>t)0\". <j>MGOy MaHTOy-
MGMOC X. KÜXMMHG MIKOXOBOC . . .'
., . . (ienau \viillen \y\v das kennen leiMieii. was
wir aus dem ..Bucdie dei- lieiliüen Alteren" er-
l'aliren, in dem ihr Wirken ebenso gescliildert
ist wie das ilcs Heiligen, dessen Fest wir heute
liegehen [d. i. des Joliainies Kolubos], unA das
mit anderem Namen auch „Das Paradies"" heißt.
— Die heilsamen Bestrebungen der Erleuchteten,
v(in denen darin geschrieben ist, nämlich [hier
!il})habetisch geordnet] des Abbas Annii, Amnn,
Antonios, Arsenios, Besarioii, Ohronios. Ephraem
des Syrers, Euagrios, Ililarion, lloi-siesi. Johannes
KolobüS, unseres hl. Vaters und Vorstehers und
Priesters, dessen Festtag wir beute begehen, (und
des Abbas) Joseph, Isaias, Isidoros, Longinos,
Lukios. ilakarios des Großen und des andern
Makarios [d. i. des Alexandriners], Matoi, ilonas,
Muse (= Moses), Pachomios, Palamon, Panibo.
Papbnutios, Paulos des Großen, Poimen, Petronios,
Petros, Romanos, Senutbe, Silvanos, Theodoros,
Zeno und Zizoi . . .'
Es handelte sich also um ein gewil.! sehr umfangi-eiches Sammelwerlc von .Mitteilungen über
fast durchaus .ägyptische Einsiedler und ^Milncbe, welches .Ruch der hl. Alteren' (HXCDM MUl,*G\\OI
GGOyXB), aber aucli .Paradies' (nxpXAlCOCl betitelt war.
Vor obiger Einleitung zum ßto^; dos Johannes heißt es noch:
,. . . <)>BIOC . . . MnpGCBYTGpOC . . . XBBX KJDXNMHC IIIKOXOBOC, eXHICTOpiM MMOH 4*"^0'
noMOC MX6 nioGo4>opoc xxiiocDC oyoa ricx* N-f-MGTGyceBHC xbbx xxxxpixc nio-
CIOTXTOC MGniCKOnOC MTG f^llOXIC MMXIXG G.*U>oy .JGM HXI MOpo^'pXOyCD ÄXTOTM
MXG 2X11 pGMGp 20'|- 0>'02 MMXI lioy-)- 0^'02 MTOyGpTpGIlIM MMOM ;^6M 0'*)"MGT20yO
G^OyM 6nXI2CL)B GXMXOH ^6M niG200y MIlGHGp <|>MGyi GGOyXB Oy02 GT TXIHOyT CTG
COy K MHIXBOT <|)XO<j>l MG ...' = ,.. . Das Leben . . . des IViesters und Al)bas Johannes Kolobos,
sorgfältig erzählt von dem wahrhaft von Gott erfüllten Lehrer der Frömmigkeit Zacliarias, dem aller-
lieiligsten Bisehof der Christus liebenden Stadt Shöu. als bei ihm fromme und Gott liebende Männer
zusammenkamen und ihn dringend zu diesem Werke aufforderten, das er am Tage seiner (nämlich
des Johannes) iieiligen und ehrenden Erwähnung vollendete, nämlich am 20. Tage des Monates
Paophi . . .'
Hier also ist der ^"erfasser dieses filn^ des Johannes genannt, und zwar in einer ^A'eise, die das
Werk als koptisch-bobaii-isebes Originalwerk zu erweisen scheint.
Dagegen aber erhebt sich folgendes Bedenken:
' Der vnuzp. lioliairisclio ß('o; ist wie so mancher (jriecliisclie als Gedächtnisrede auf den Heilifren gedaclit, die an
seinem Festtaije im Konvent der Kh^sterljrüder zur Erbaunnor und Nacheiferuns vorg-elesen werden sollte.
" Amelineau setzt dafür (a. a. O.) richtig: .llorsiisi', d. i. ,Hor, Sohn der Isis' ein, der in den A. P. 'Ojaiffo.'. im
Lateinischen Orsisius heilit.
CbKK die KOl'TlWC'II-SA'lDISCliEN Al'( IIMITIIEGMATA PaTKUII Ae«YPTIOKU\[ KTC. 35
hl obiger t'harakteristik und Inhaltsangabe wird auch der ABBK nOIMlIII genannt.
Der Name ist griechiscli und ehenso aucii seine Sclireibung im Koptischen.
Daher wäre zu erwarten, dal,! aucii sein Träger ein Grieche war.
Denn /7o/u/))' ist überhaupt kein Eigenname, sondern ein Appellativ und nur als Eigenname
gebraucht.
Führte der Mann einen gräzisierten biblischen Namen oder den griechischen Eigennamen eines
Heiligen (Theodoros, ilakarios o. ä.j, so uiirdi' daraus noch keineswegs folgen, dalJ er ein Grieclie
gewesen sein muß.
Ein grieciiisclies Ap]>cilativ aber als Eigennamen kann ein Nichtgrieche in einem original nicht-
gr-iechischen ^^'erke unmoglicli l'üiuen; denn angenommen, der Mann war Kopte und hieß ,Iiirf wie
andere , Soldat" MXTOI oder ,\\'einbauer" IIIXIMI (wohl nach iiirem weltlichen Stand oder Gewerbe),
so müßten wir in einer original koptischen Schrift diesen Namen in koptischer Sprache (CQtDC oder
ähnlich) finden und in nichtkoptischen Versionen diesen koj)tisehen Namen in entsprechender laut-
liclifi- Wiedergabe.^ Denn auch die Kopten, die , Soldat' MATOl, bezw. , Weinbauer' rilXIMI liießen.
heißen auch in den nichtkoptischen ^'ersionen so, nämlich ,Ma^örjg, Jlathoes, MatJiois, Muthues, Matoais"
und .DtTifiiog, Bi]Tt^irjg, Bitimius. Vitimius" und niemals 2iQatiiürt/g oder ,Miles', bezw. ^A^inEXovoyoc,
oder ,Viudemiator'.
Ebenso aber heißt unser xVblias im Griechischen, Lateinischen, Koptischen (Sa'idischen und
I^ohaiiischen) und Syrischen immer n.oii.it]v und nur im spätsekundären Lateinischen des l'aschasius
manclimal , Pastor'. Daraus mül.Ue folgen, daß der Ablias ein Cirieche war und tatsächlich den Namen
noiiu]v (sprich: Piniin) = ,IIlrt" führte, den auch die nichtgriechischen Parallelen in seiner grieclii-
selien Form herUbernahmen.
Nun beweisen aber die A. P. (S. 366, Poemen 183) und alle Parallelen (Zoega, S. 319, 3, Pelag
XVIII 16, Syrisch S. 799, XHI 614) übereinstimmend, daß Poemen nicht Griechisch verstand (oi'/
jiöei 'Ellrjviail, Graece nesciebat, HeHCOyM AH HG MMMTOYCCieNlN, Budge: ,tlie old man did
not know Greek'.)
Demnach war er nicht Grieche, sondern vielmehr Kopte.
Das ergibt sich übrigens aucli daraus, daß zwei seiner Bi-ilder die alten heidnischen theophoren
Namen nXlCl ^ Tlaipiog (sprich: Paisiois), d. h. ,Der der Isis' und ANOYn = l4vovß, d. i. ,Anubis'
führten (vgl. A. P. S. 318, Poemen 2; S. 130, Auub 1; S. 348, Poemen 108; S. 364, Poemen 173).
War nun unser Abbas Kopte und führte den Namen ,Hirt' oder nalnn ihn später an [als Seelen-
,[lirfj, so müßte er, der selbst in hohem Alter kein Wort Griechisch verstand, natürlich CQCDC oder
ähnlich geheißen haben, aber nicht nOIMHH (UlMlli), und Ü^CDC oder ähnlich müßten wir im Kopti-
schen finden, dagegen im Griechischen und Lateinischen die lautliche Wiedergabe ,2'oJc, bezw. ,Sos(ius)'
niemals aber die griechische Übersetzung dieses koptischen Namens flOIMHM (TllMlN), ebensowenig
wie etwa der Ko]>te MXTOI im Griechischen STQaTKÖTijg und im Lateinischen ,Miles' heißt.
Da er aber sowohl im Koptischen (und zwar im Sa'idisclien und auch Bohairischen i wie auch
im Ciriechischen und Lateinischen immer nie anders als noij.n]i' (spi-ich: Pimin) heißt, folgt, daß der
Name des Abbas tatsäclilich wie das griechische rioifirjv (sprich: Pimin) geklungen halien muß. daliei
aber niciit das griechische Appellativ, sondern ein koptisches Nomen proprium mit ganz anderer
Bedeutung war, das die Griechen deshalb mit noif.ii'p' wiedergaben, weil diese mit dem koptischen
Nomen })ro|)i-iuiu ungefähr gleichklingende \A'iedergal)e in ihrer griechischen Bedeutung .Hirt' als
Name für einen Seeleu-, Hirten' sehr geeignet war: darauf verweist übrigens die Legende in den
' Über die Lauueiihaftig-keit, mit der allerdings griechisclie LelimvJirter im KujitiHcheri vervvi'iid.-t werden, vi.
C. Wessely, Wiener Denkschriften LIV 3 (lyiU): ,Die griecliieclien Leimwiirter der sa'idischen nnd Ijohairi.sdien Psalmen-
version', S.o. Übrigens sei hier noch an Manethu erinnert, der nach Josephus c. Apion. I 14 liieroglyphiscli | ^ ^S\ "^
TtT<T V\ v^ hkl-sy4iu mit "l'xaoj,- wiedergab (^hycusos Eiiseb. A.), rovia d't inii .iicciriXii'i Tcoiuh'i;" tö yitQ "Yx xuH'
Uoctv yXOiaauv ßaniXia aijuuivii. iti cff ^u>i noc/m'ii' inci ...
5*
36 'I'inioDoi; llun^wEE.
A. P. (S. 318. Pücmeii l), wo ein j'fowr ilcii iuk-Ii jungen l'iini'ii mit dysliür (v. 1. «^//«/.wj') Iloim'^v
aiis}>ri('lit. Die d;un;ilii;e Ausspiviche des g'riecliisclieu llonn]> ,1'imiir deutet an. dal,5 unser Ald),is,
älinlicli wie der eine lirnder, den heidnischen Namen riAMIII, d. i. .Der des (Gottes) Min' führte;
denn die koptische Auss]>r<iche des iiicrog-h'pliischen ^^^ MUi ist durch die grieciiische Transskrii>tion
3Itv hinreichend bezeugt.
Und nun geL'ingen wir zum AhsclduLi der ganzen ICrwägung:
AVären die koptischen Sclirilten Originalwerke, so müßten wir wenigstens in ihnen den kojiti-
schen Eigennamen IlXMin in seiner koptischem Form und vor .-illem koptischen Schreihung finden
und nicht in der gräzisierten mit der unterlegten Bedeutung.
Da wir aber diesen koptischen Namen ti'otzdom sowohl im Sa idischen A\io auch im IJohaii'ischen
immer nur in der gräzisierten Form lesen, hilgt dai'aus. dal> die kojitischen Schi'iften Uljersetzungen
ffriociiisclier ()ri""inale sind.
Schon auf diesem ^^"ege also gelangen \^■il• zu der Auffassung, dal.! auch das XCDM MMl^exXOI
eGOyXB kein Oi'iginalwerk ist, sondern auch nur eine Übei-setzung nach dem (triechischen, genau
so wie die sa'idische Apophthegmensammlung.
Ein weiterer Beweis hiefür liegt ferner darin, daß dei' diesem Itohairischen ,Buch der hl. Alteren'
entnommene ßioj; des Johannes Kolobos nicht weniger als 15 x\])ophthegmenabschnitte enthält, die
sich mit ihren ])arallelen Stücicon in den A. F., bezw. bei Pelagius-Johannes auch im Ausdruck fast
A'öllig decken (vgl. oben S. 3).
Dieser Umstand beweist nicht nur. dal.! das XCÜM lllJläGXXOI 600Y>>B pine Übersetzung
nach einer grieeliischen Vcudage ist. sondern zeigt auch zugleich, daß die Vorlage mit dem Quellen-
werk der l^rögfoi' '^■Jy'uov BlßXog, (also mit dem Blfya ylfAj.uorÜQiov). wenn nicht identisch, so doch
gewiß sehr nahe vei'wandt war.
]\Iit der Auffassung endlich, daß das bohairische Werk eine Übersetzung des Wleya ^tiuioragcoi'
war. stimmt es überein, daß keiner der darin behandelten Väter länger als bis etwa zur Hälfte des
V. Jahrhunderts lebte.
Die oben angeführte Inhaltsaugabe des bohairischen Werkes nennt bis auf fünf nur solche
Namen, die auch in den Auszügen aus dem Msya Ahimovcioior, nämlich in den A. P. und bei
Pelagius-Johannes. durch zalilreiche Dicta belegt sind.
Nicht erwähnt sind im Griechischen und Lateinischen blol.': Monas, wofür AnnMineau, a. a. 0-
p. lA'Il 3Iauö einsetzt: vielleicht al)er liegt liier ebenso wie in den A. P. (S. 120. Ammona 4) der
Name 'Aiinwväg zugrunde, den auch Pelag. X 16 bietet und der auch im Sa'idischen auf p. cod. 109,
bei Crum, a. a. 0. p. 96, <5, Zeile 57 genau ebenso zu MCÜtJX[C] verschrieben ist. Ist diese Vermutung
richtig, so ist der angeliliche Abbas MCÜNX[C] auch für das Mfya Aeiinoraoiov bezeugt: es Idieben
dann noch übrig: Pachomius, Pala(e)mon, Petronios und Senuthe.
Demnach müßte der bohairische Übersetzer auch Biographien eingeschoben haben, für die das
Mtya yiemuiräoiov keine Vorlage bot. Genau dasselbe aber tat auch der Oberägypter, der die 'udvdQÜJv
\^ilyl(!jr Bißkog (= Pelagius-Johannes) übersetzte. Denn gegen Ende des erlialtenen sa'idischen Textes
sind teilweise rein biogra])hische Notizen über einen Abbas Bane und Niran eingeschoben, die im
Griechischen, Lateinischen und Syrischen nicht erwähnt werden, sich also auch in der gemeinsamen
Quelle Avöqwv [Ayltov Bißlog und auch im Mfya yfsij,ui)vdoiov nicht fanden (vgl. unten II. Teil E).
Ob der Bischof von Shou die ßloi des Wauö (.Vnimonas?). Paciiomius. Pala(e)mon. Peti-onios,
und Öenuthe auch nur nach griechischen Vorlagen übersetzte und in sein ,Buch der hl. Alteren"
aufnahm oder original ko])tisch-bohairische Biographien dieser Männer, läßt sich nicht entsclieiden:
daß es aber auch grieciiische Biographien des Pachomius und Sonuthe gab, bezw. noch gibt.
steht fest.' -r
■■ Vgl. Joh. Leipoldt, .Schoniite von Atripe etc., Leipzig 1903 (Gebliardt iiiid IL-ininoU, To.xte und Unfersiiclunig-cn,
Neue Folge X 1 ).
Über die KOPxiscH-SA'iniscnEN ApopiirirEGMATA PATErii AEGYPTioKujr etc.
37
Daß eudlich der koptische Biscliot' das Verlangen fühlte, seine Cbersetzuiig duich die Biographien
obiger Männer zu ergänzen, ist selbstverständlich; denn rachomius und ganz besonders Öennthe von
Atripe gehören ja zu den größten und einflußreichsten Männern der koptischen Kirche überhaupt:
eine Biograpliiensamuilung koptischer Einsiedler, Mönche und Kirchenväter ohne ihi-e ßloi mußte ihm
geradezu als Torso erscheinen.
Die oben ausgeschriebene Inhaltsangabe des XtüM Ntll;JG\\OI GOOyAB nennt bloß 35 Männer,
was gegen die 130, deren Dicta in der 'Avöqö)v '^yiwv Blßlo<;, dem Auszug aus dem Meya ylamwvümov.
vereinigt waren, stark abfällt; doch sind in dieser Inhaltsangabe gewiß nur die Bedeutendsten, tat-
sächlich nur die qxüarFjQsg, jener Väter genannt, mit deren Leben sich das bohairische Werk und also
auch seine Vorlage, das Msya .Imiuoraoiov, befaßte.
Sucht man übrigens aus der griechischen Liste jener L30 Männer die bekannteren heraus, so
wird man auch kaum mehr als 30 und kaum andere zusammenbringen als dii'. welche auch die
Inhaltsübersicht des bohaii-ischen Buches bietet.
Auch werden sicher scIkhi im Miya ylEiuutraoiov die sogenannten jiioi der woniger bekanntei)
Väter zum größten Teile nur aus Apophthegmenabschnitten bestanden haben, gegen welche die
eigentlich biographischen Xotizen derart in den Hintergrund traten, daß ihre .ßioc gar nicht mehr
den Eindruck von Biograpliien hervorrufen konnten. Dann ist es nicht auffallend, dal3 sie Zacharia?
bei seiner Übersetzung übergins'. . , -. '■
Vor der eingelienden Besprechung des Verhältnisses der lateinischen Version des Pelagius-.Tobannes
zur koptisch-sa'idischen des Cod. Copt. CLXIX folgt zunächst die
Übersichtstabelle •■ |
der grieeliisclieii. lateinischen, koptisch-sa'idisehen und (sjri.schen Parallelstellon.
Die koptisch-sa'idisclien ^Vbschnitte sind nach der Ausgabe Zoögas zitiert, die verirrten Blätter
der Handschrift nach ihren Herausgebern Wessely, Crura, Mingarelli. Die erste Zahl bezeichnet die
Seite, die zweite den Abschnitt auf dieser Seite und die dritte in eckiger Klammer die Zeilen der
betreffenden Seite, das a und b bei "Wessely die erste, bezw. die zweite Textkolumne auf jeder Seite
der Handschrift. In den Ausgaben sind die Altsclmitte nicht bezeiclinet, bei Zoega nicht einmal
die Zeilen.
I. S a'i d i s c li e r Text
II. Lat
einische Texte
III. Griech. Text
IV. .Syrischer Text
Koptische Seiten-
uud Biichzalil
Seiten-, Abschnitt- und
Zeilenzahl bei Zoeo-a,
Pelagius
Rufi-
Pascha-
A. P.
bei Budge
des Kodex
Wessely, Cruni, Minn-arelli
nus
sius
(a. a. 0.)
le = p. \b
288 1[1— 12]— 289[l-8]i
III 20
216
[B = über II]
1? = p. 16 1 28'J 1 [U— 16]
21
—
—
—
j 290 l[l-8]3
22
—
XXI 4
—
XV 491 (959/60)
2[9— 12] = St. 23
XI 23
—
—
338 (Poemen 65)
XV 343 (916)
3[13_17] = St. 2
—
—
—
—
XV 304 (909)
4 [18-19]— 291 [1-3]
VII 28
107
—
287 (907)
291 1 [4] Fragment
ni23
—
—
—
■ Am Anfang- Fragment. - Auch in der Appendix Martini 22.
" St. = SteiudorlT, Koptische Grammatik- (1904), die ChunijsBtücke im Anhang-. S. 1* — 3-t'-'^.
38
'JuKonoi; 1 loPKNKK.
I. Sa'idischer Text
II. Lateinische Texte
III. Griech. Text
IV. Syrischer Text
KoptisflieSeiten-' Seiten-, Abschnitt- und
Ruii-
Pascha-
l)ei Budge
und Hucliz.-ihl i Zeilenzahl bei Zoega,
Pelagius
niis
sius
A. P.
(a. a. O.)
des Kodex Wessely, Crum, Miugarolli
XX = p. 31
291 2 [5—19]
IV 45-52
139, 9!
—
430 (llypericli. 1/5)
—
[B = liberllj
3[20/21]— 292[1]
53
—
—
—
II 78/79(611/12)
XB = p. 32
292 1 [1—9]
54
—
—
—
—
2 [10-13]
—
—
—
—
—
3 [14—19]
55
—
—
222 (Lsidor 8j
XV 7 (809)
293 1 [1—9]
—
—
—
—
—
2 [10— 13] Fragment
56
6
—
II 64 (,608)?
IC = p. 67
Wessely67al[l-4]
VIS
—
—
225 (Isaac 8)
—
a 2 [5— 20]
9
— ,
—
225 (Isaac 7)
V 175 (641)
a 3 [21—32]
■ —
—
—
228 (Isaac 12) =
369 (Pambo (i)
V l(i7 (639)
a 4 [33/40]— b [1-13]
10
—
—
245 (Cassiau.7)
—
h] = p. 68
We8sely67bl [U/W]— 68 a [1/4]
11
—
—
367 (Pistam. 1)
VIII 328 (697)
68a 1 [5—15]
12
—
—
416 (Serap. 2)
V 159 (636)
a 2 [16—39]
13
169
—
421 (Syndet. 5)
—
a 3 [40/42]- b [1-6]
14
—
429 (Ujpericli. 6)
—
6öb 1 [7—42]
15
—
— ''436(PbilagT. 1)
V158 (636)
or = p.73
Wesselv73al[l— 7] '
—
—
—
145(Beiiiam.5?)
XV 309 (910 1
a 2 [8—12]
VII 4
—
141 (Besar. 6)
—
a 3 [13/42]— b [1-10]
5
—
—
188(Tlieoclor.2)
VI 215 (655/56)
73b 1 [11—23]
6
—
—
193 (Tiieod. 24)
XV 230 (884/85)
b 2 [24/42]— 74 a [1/2]
7
—
—
196/7(Theod.2)
I 12 (594)
OA = p.74
Wessely 74al [3-28]
8
—
— " 208 (Job. 13)
—
a2[29/44]— b[l— 35]
9
—
—
264 (Macar. 4)
—
74 b 1 [36-43]
10
—
—
268 (Jlaear. 13)
XV 195 (875)
OO --=- p. 79
Crum 95 1 [1—20]
17
—
—
424 (Syndet. 8)
—
n = p. 80
Crum95 2[?3/:J7] — 96[l-5]
18
—
—
424/5 (Syiidel. S/9)
—
96 1 [7—9]
19
V-
—
420 (Sara 3)
VI 202 ^651)
2 [12-14]
20
—
—
—
3 [16-19]
21
—
— ,
—
—
4 [21— 34]
22
—
—
—
XV 282 (904/05)
pe =- p. 109
Crum 96 5 [36—53]
X15
117
—
129/32 (Akali. 1)
XV 113 (846/47)
6 [55—67]
16
—
—
120 (Amona 4)
—
pi = p. 110
Crum 96 7 [69 -71]
17
—
—
156 (Daniel 4)
11 99 ^617)
8 [73—80]
—
• —
—
153 (Daniel 1)
XV 106 (845)
9 [83/89]— 97 [1—8]
18
—
—
156 (Daniel 6)
—
97 1 [11—19]
19
—
—
172 (Euprep.7)
! I 58 (606)
[my
/,oega354 3[23/:J2]-355[l-H]-'
XIII 13
—
—
XV 248 (894/95)
[174]'
355 1 [15-25]
14
—
—
—
XV 237 (886)
2 [26/37]-356 [1—5]
15
—
—
—
1X387 (714)
pnr=]>. 1.S3
293 3 [H/20]— 294 [1/2] Frgt.
—
—
350 (Poem. 109)
IX 432 (735)
294 1 [3—4]
XIV 15
—
—
—
pnA = p.l84
2[5/19]— 295[1— 7]
16
144
~
127 (Ami'in 3)
' Bei Zoöga fälschlich die Pagina penultinia.
^ Bei Zoega fälschlich die Pagina ultima.
Am Anfang Fragment.
Über niE KOPTisnr-SA'rniscHEN Apopiithegmata Pateum Aegyptiorui
M ETO.
39
I. S a'i d i s c h e r Text
II. Lateinisch«
ä Texte
III. Giieeh. Text
IV. Syrischer Text
Kojitische Seiten
und Buchzalil
Seiten- und Zeilenzahl
Pelajius
Rufi-
Pascha-
A. P.
bei Budge
des Kodex j "«' ^""■?''
o
nus
sius
(a. a. 0.)
pnA==p. 184
295 1 [8—23] Fragment
XIV 17
145
VII 240 (663)
pqZ = p. 197
296 1[l/19]-297[l/3]Frgl.i
XV 25
99
—
258 (Macnr. 1)
]>. 417
[lX=liberXIV]
pHH =p. U)S
297 1[4— 13]
26
124
XIII 6
267 (Macar. 11)
X 443 (743)
2[U-2liJ-298[l/2]Frgl.
27
188
XXX 3
291 (Matoe.s 9)
VIII 268 (674)
C.\ = p. 201
298 1 [3—6]
33
—
—
[6-8]
34
—
—
—
XV 210 (881)
[9-10]
35
—
—
—
[10—12]
—
—
—
—
298 2 [13—15]
36
—
—
331 (Poem. 41)
X 534 (765)
[15—20]
39
—
—
335 (Poem. 55)
XV 78 (840)
[20-21]
37
—
—
—
[21—22]
38
—
362 (Poem. 167)
XV 211 (881)
298 3 [23/24]-299 [1—2]
40
—
—
335 (Poem. 61)
XV 98 (84;5)
CB = p. 202
299 1 [3—5]
41
—
—
347 (Poem. 105)
333 (913)
2 [6-9] = St. 5
42
—
—
198 (Theopl). 2)
171 (870)
er = p. 203
3 [10-25] -300 [1-1 2]
371 (Pistus)
X 516/17 (761 f.)
300 1 [13-15]
43
—
—
374 (Pistus)
XV 172 (870) '
[15-18]
374 (Pistus)
—
2 [19—23]
44
—
—
394 (Sisoes 9)
XV 69 (837)
[24-26]
45
174
XXV 2
395 (Sisoes 11)
291 (908)
CA = p. 204
3 [27-33]
46
—
—
398 (Sisoes 16)
351 (918)
4[34-36]-301 [1-2]
47
'
—
395 (Sisoes 13)
X 477 (751)
301 1 [;3— .")] = St. 6
48
—
—
—
2 [6-7]
49
—
—
—
[7-0]
50
—
—
426 (Syndet. 11)
X 504 (757)
Ce = p. 205
3 [10— 17]
1 ^'
4 [18-25]
—
—
315 (^Orsisius 1)
VI 218 (656)
C2 = p. 206
302 1 [1 — 15]
52
—
—
—
X 483 (752)
2 [16— 19]
53
125
—
—
XV 489 (959)?
3 [20/24] -303 [1—2]
54
115
XIII 3
439 (Ol- 11)
X 506 (757)
303 1 [3-8]
55
—
—
439 (Or 13)
VIII 340 (700)
2 [9— 11]
56
112
XIII 1
439 (Or 10)
X 507 (757)
1 ^. -
3 [12-14] = St. 6
57
—
—
—
508 (758)
; C2 = p. 207
4 [15-17] = St. 6
58
173
XXVI
—
509 (758)
5 [18— 24]
59
■ —
—
—
151 (604)'
6 [25—26] '
60
—
—
—
XV 441 (950)
7 [27] -304 [1-2]-= St. 1
61
—
—
439 (Or 12)
X 498 (756)
304 1 [3—6)] i
62
—
—
—
2 [7— 10] = St. 7
63
—
—
. .
3 [11— 12]
—
—
__
CH == p. 208
4 [13— 21]
64
—
—
—
X 468 (750)
5[22-28] = St. 7
65
25
—
—
454 (745)
ce = p. 209
6[29/32]— 305[I-I2]=S(.7
66
19
—
—
437 (738)
305 1 [13 16]
67
—
—
510 (758)
' Am Anfang Fragment; aiu-h in lier Ilistoria Lausiaca des Palladins caii. l'.t.
40
TlIKdl )( )i; 1 1 OI'FNICE.
I. Sa'idiscli er Text
U. Lateinische
Texte
III. Griech. Text
IV. Syrischer Text
1
Koptische
Seiten- um! Zeilenzahl
Kuü-
Pascha-
bei ]3uds:e
Seitenzalil
des Koa^^x-
bei Zoeeifa
Pelagius
nus
sius
A. P.
(a. a. 0.)
CO = 209
305 2 [17—20] = St. 6
XV 68
_
_
XV 2S (823)
3 [21—23] = St. 2
69
—
—
—
28 (823)
4[24/25]— 306[I— 6]
70
—
—
—
36 (824)
Cl = 210
SOG 1 [7—11] = St. 8
71
—
—
—
432 (948)
2 [12— 20]
72
—
—
X 458 (747)
3 [21 -26]
—
—
— 'l
—
VIII 285 (680)
4 [21/211] — 307 [1 2]Fi-gt.
73
142
—
—
X484 (753)
CH =213
307 1 [3—4] Fragmeut
83
85
—
—
—
9 [5—6] = St. (i
84
—
—
—
—
3 [7-9]
85
— ,
—
—
YIII 341 (700)
4 [10—20]
86
29
—
—
X 526 (763)
5 [21-23]
87
—
—
—
465 (749)
CIA =214
6 [21/29] -308 [1-23] Frgt.
88
—
—
—
514 (758)
CK0 = 229
308 1 [24 -26] Fragment
XVII 11
164
—
370 (Pambo7)
XIV 620 (803)
2 [21/29]— 309 [1/9] Sl.9
12
151
—
378 (Paplmut. 2)
II 63 (607)
309 1 [10-14]
13
—
—
— ■
VIII 343 (701)
C\ = 230
2 [15— 22]
—
—
—
IX 403 (725)
3 [23—35]
14
152
—
XV 13 (813)
4 [36/38] -310 [1—2]
15
—
—
—
VIII 344 (701)
CXX = 231
310 1 [3—8] = St. 9
16
147
—
—
IX 434 (737)
2 [9—15]
17
—
—
—
396 (721)
3 [16—20]
18
—
—
—
401 (723)
4 [21— 25]
19
181
XXVlll 4
—
XV 263 (900)
CXB = 232
5[26/32]— 311[1-16]2
20
—
—
■ —
IX 409 (726)
Cxr = 233
311 1 [17—23]
21
—
—
—
428 (733)
2 [24 -26] = St. 1
22
96
—
—
VIII 295 (681)?
3 [27—30]
23
—
—
338 (Poem. 70)
1X429(133) + XV34I(9IC)
4 [31—33]
24
—
—
—
—
5[34/36]-312[l-6]
25
—
—
—
VI 223 (658)
[l? = XYI]i
CXA = 234
312 1 [7 — 10]
—
—
—
83 (Anton. 24)
XV 3 (806)
2 [11 — 15]
XVIII 1
—
—
! 95 (Arsen. 27)
XIII 611 (798)
exe = 235
3[16/23]-313[l-15]
2
38
—
99 (Arsen. 33)
XV 23 (821)
exc:— CX2
23(5 — 237
313 1 [16/24]- 314[1 -37]
3
—
155 (Daniel 7)
22 (819)
CXH = 238
315 1 [1—21]
4
—
—
159 (Daniel 8)
p. 420
2 [22—26] = St. 4
5
—
—
167 (Ephrem. 1)
—
exe = 239
3[27/37]— 316[1— 2]
6
—
—
167(Eplirem.2)
—
CM = 240
316 1 [3— 14]
7
210
—
178 (Zeno 5)
XV 58 (833)
2 [15—24]
8
—
—
207 (Jüli.KolobosH)
37 (825)
CMX— CMB
241_242
3[25i/29]— 318[1-11] = SI.19
9
61
18
262 (Macar.3)
p. 421
318 1 [12— 17]
10
—
—
263 (Macar.6)
XV 50 (830)
CMr = 243
2 [18—22]
11
—
—
263 (Macar.5)
235 (886)
'
3 [23—35]
12
10
i
—
282 (Moses 1)
XI 551 (771)
' Koptischer Buchtitel: GTBe (JCTtIXYGBOX.
Auch in der Appendix Martini Xr. '.K
Ür.EK DIE KOrTTSCII-SA'iniSCIIEN APOrilTIIEGMATA rATlU'lI AeG YPTIOKr J[ KTO.
41
I. S a ' i d i s c li e r Text
II. Lateinische Texte
in. Griech. Te.xt
IV. Syrischer Text
Koptische
Seiteuzahl
Seiten- und Zeilenzahl
Pelagius
Rufi-
Pa.scha-
A. P.
bei Budge
lies Kodex
bei Zoi'S'a
nU8
sius
(a. a. 0.)
CMA = 244
319 1[1 — 3]
XTIII 13
286 (Moses 9)
[3-14]
14
—
—
286 (Mose.s lOj
XV 45 (828)
2 [15— 19] = St. 3
15 —
—
295 (Marcus 5)
p. 427
3 [20—28] = St. 10
16
—
—
366 (Poem. 183)
XIII 614 (799)
CMe = 245
4[29/32]— 320[l-5] = St.ll
17
—
—
' 330 (roem. 30)
XV 44 (828)
3201 [6—13]
18
—
__
331 (Poem. 34)
226 (883;
CMg — CMH
246-248
2 [14/19] -322 [1-24]
20
167
XXIII 2
382 (Paulus)
].. 428
CMe = 249
322 1[25/2D]-323[l/9]-.SI.12
—
•
—
—
VIII 284 (679)
323 1 [10—19]
Joh. I 1
—
—
410 (Silvaii. 3)
XV 208 (880)
CM = 250
2 [20—25]
2
—
—
427 (Syncl. 18)
—
3 [26—31]
—
—
—
—
—
4 [32]— 324 [1-5]
3
36
—
—
XV 8 (809)
334 1 [6—9]
4
—
—
—
173 (870)
CMA = 251
2[10-17]
5
—
—
—
174 (870)
3 [18-24]
6
213
—
—
175 (871)
4 [25-31] 1
7
—
XXVII 4
247 (Kronios)
493 (960)
CIIB == 252
5 [32] -325 [1-5]
8
—
—
—
176 (871)
3251 [6-9]
9
—
—
—
XIV 617 (801)
2 [10-14]
10
—
—
—
III 106 (620)
3 [15-20]
11
—
—
—
XV 103 (844)
CNF = 253
4 [21/33] -326 [1—5]
12
—
—
—
9 (809)
CMA = 254
326 1 [6—21]
13
—
—
—
10 (810i
2 [22—29]
14
197
—
242 (Ischyrion)
177 (872)
327 1[1-11]
—
—
—
—
—
CMC = 255
2 [12-20]
—
—
—
—
—
CM? — Ctl?.
256 — 2(50
3 [21/33] -331 [145] = St. 2(1
15
—
—
—
p. 394
C2X— CS A
261—264
331 l[16/36]-334[l— 7]
16
166
XXIII 1
—
—
C2e = 265
334 1 [8/30] -335 [1—11] _
III 13
—
—
—
XV 11 (8111.)
C2? = 266
335 1 [12—22] = St. 12
14
—
—
—
12 (812)
C2Z = 267
2 [23—27]
3 [28/29]— 336 [1—16]
j I 17
)
—
—
—
VIII 315 (701;
[IZ = XVII]2
CSH = 268
336 1 [17—24]
II 1
215
—
138 (Besar. 1)
p.377(l):vgl.XIU(;i6
2 [24/26] -337 [1—3]
2
—
—
139 (Besar. 2)
p. 377 (1)
337 [3—6]
3
—
—
139 (Besar. 3)
p. 378 (1)
337 1 [7—18]
4
121
XIV 2
142 (Besar. 5)
p. 379(1): vgl. XIII Olli
C2e = 269
2 [19-25]
5
—
—
183 (Elias 2)
XV 376 (929)
3[2G/2!J]-338[14.5] = St.l4
—
—
255 (LoiigiD.3/1)
X 463 (748)
CO = 270
338 1 [16—19]
6
—
—
270 (:\Iacar. 14)
XV 46 (829)
2 [20—26] = St. 3
7
122
—
270 (Macar. 15)
p. 378 (3) '
COX= 271
3[2]/33]-339[148]=SL32
8
—
—
266 (Macai-. 7)
■ 1
XI 11 600 (793)
' Auch in der Apiiendix Martini Nr. 16.
- Koptischer Buchtitel: GTB6 liCiiGlO-|- GTO^'XAB lipGMGirG tiMMXGili Mii niujnilpß.
Denkschriften der phil.-hist. Kl, 61. Bd. 2. Abli
42
Theodor Hopfnek.
I. S a ' i d i s c li e r Text
II. Late
mische Toxte
III. Griech. Text
IV. Syrischer Text
KoptischeSeiten-
uuri Hiu-lr/.ahl
Seiten-, Abschnitt- und Zeilen-
zahl bei Züöga und Mingarelli
Johannes
Kufi-
nus
Pascha-
sius
A. P.
bei Budge
(a. a. O.)
dos Kodex
COB = 272
339 ] [19- 35]
III 16
172
—
279 (Macar. 38)
—
1
1
2 [36/38] -340 [1-9]
—
—
—
—
—
cor = 273
340 1 [10-22] = St. 13 1
119
—
—
298 (Miles. 1)
Xlll 601 i794j
COA= 274
2[23/33]— 341[1— 10]
10
168
—
322 (Poem. 7)
606 (796)
j
341 1 [11-18]
11
—
—
379 (Paulus)
603 (795)
coe = 275
2 [19-34]
12
—
—
j
XIV 619 (802)
COc = 276
3[3.V3S]-342[1,8] --St.4
13
120
—
398 (Sisoes 18)
XIII 602 (795)
342 1 [9—12]
14
—
—
395 (Sisoes 12)
IX 406 (725)
2 [13— 18]
•15
—
—
—
p. 369
CO/. = 277
3 [19-^26]
—
—
—
—
—
4 [27-34]— 343 [1-2]
16
— '
—
314(Xanthias2)
XV 372 (928)
343 1 [3—8]
17
28
—
—
XIII 609 (798)
[IH = XYII1]'
COH = 278
2 [9—24]
III 1
194
XXXIV 3
139 (Besai-. 4)
vgl. XIII 616 (800)
coe— cnx
279 — 281
3[25/81]-345[i/25]=St.22
2
195
—
274 (Macar. 33)
p. 371
CnB = 282
345 1[2C/32]-346[l/ll]=St.lC
■ —
—
—
414 (Serap. 1)
p. 413
cnr=283
346 1 [12—33] = St. 17
3
—
—
167 (Eucliarist.)
XV 1 (804)
cni^ = 284
2 [34] -348 [1—2]
4
—
—
259 (Macar. 2)
p. 358
cne— CMB
285—292
348 l,'-^ 348 2— 353 [1—4]
—
—
—
—
—
353 1 [5-6] = St. 1
7
—
—
438 (Or 2)
VIII 346 (702)
2 [7 — 12] Fragment
5
—
—
394 (Sisoes 7)
I 8 (592)
[295]
Mingarelli 337 [1/10]— 338 [1]3
9[Z.]/15]
—
—
. —
—
338 [1 a— b 27]
10
—
—
—
cf. Appendix 18 (1012)
[296]
[2SI)/32b]— 340 1-341*
115
—
—
—
—
Tir— TIA
313-314
;Z.353 3[I3/3Ö]— 354[l/i;]Frgt.
—
—
—
—
—
354 1 [7— 15]
—
—
—
—
2 [16 22] Fraii-meut
1 Koiitischer Buchtitel: GTBe ntyiBG TieMnOAHTlA eTMe2 rixrexH tlTG tieiiCIO-}- 6TO\X.\B.
'' — St. 15. " Am Anfang Fragment.
* Vgl. Vita S. Onuphrii cap. 2 und 3 und Zoega, cod. Memphit. XVI, a. a. O. S. Uff. ^ [S. 1009, Z. 22]
Übee die koptiscii-sa'idischen Apophthegjiata Patkim Aegyptiokuji etc. 43
II. Teil.
Eiiigelieiuler Vergleich der koptiscli-sa idisclien Saiiiiiiluug mit der latei-
nischen des Pelagius-Johannes bezüglich Anordnnng, Inlialt und Umfang.
A. Die AiiordiiHiitf und Aul'eliianderlolffc der koptiscli-sa'idlsclieii Dieta und der lateini-
schen Parallelen (bis Zoega S. 346, '2 = Buch XX der lateinischen («esamtübersetzung
oder .loh. III 4),
Die Gegenüberstellung der in vorstehender Tabelle angeführten 171 j)arallelen .Abschnitte im
Sa.' und Lateinisclien des Pelagius-Johannes ergibt, daß beide Versicmen auf sehr eng verwandte
griechische Vorlagen zurückgehen müssen.
Dafür spricht insbesondere der Umstand, daß in beiden Versionen fast überall ganz genau die
gleiche Aufeinanderfolge der einzelnen Dicta zu beobachten ist; denn hierin unterscheiden sich diese
beiden Versionen ganz wesentlich von den A. 1'. und der syrischen Sammlung.
Ausnahmen bilden im Sa. bloß folgende fünf Partien:
1. Auf die Parallele zu Pelag. III 22 folgt unmittelbar die zu XI 23, dann das sa. Stück 290,3.
das im Lateinischen überhaupt nicht lielegt ist, dann die Parallele zu VII 28 und erst dann wieder
regelrecht die Parallele zu III 23; darauf folgt im Sa. eine Lücke von 14 Kodexseiten [p. cod. 17 — 30].
2. Auf die Parallele zu Pelag. XV 36 folgt unmittelbar die zu XV 39, dann die zu 37, 38 und
endlich die zu 40 ff.
o. Auf die Parallele zu Pelag. XVIII 18 folgt unmittell)ar die zu XVIII 20, wahrend das da-
zwischen liegende Stück XVIII 19 im Sa. überhaupt keine Parallele hat.
4. Auf die Parallele zu .lohannes I Iß folgt sofort die zu III 13 und 14 und dann erst wieder
die zu I 17.
b. Auf die Parallele zu Johannes II 8 folgt sofort die zu III 16. dann das sa. Stück 339. 2. das
im Lateinischen überhaupt nicht belegt ist, und dann erst wieder regelrecht die Parallele zu II 9 ff.
In den meisten dieser fünf Fälle läßt sich der Grund für diese abweichenden Grujipiernngen
noch erkennen :
Zu 1.
Sa. :
Lat. (bei Pelag.)
290, 1 [1—8]
. . . III 22
2 [9—12]
. . . XI 23
3[13_17]
. . . —
290, 4 [18/19] — 291 [1—3]
. . . VII 28
291. 1 [4] Fragment
. . . 111 23
Im Sa. sind also zwischen die Parallelen zu III 22 und 23 drei Stücke eingeschoben, von denen
zwei bei Pelagius in späteren Büchern belegt sind, während eines im fjateinisclien ül)erhau]it nicht
zu lesen ist.
III 22 und die sa. Parallele haben folgenden lulialt: lun Bruder fragt einen Greis, warum sein
Herz hart sei und Gott nicht fürchte.
• Sa. und so,. = D:is Sa'iitisclie, sa'idiscli.
6*
■^^ TiiKoDoi; 11
iii'KM'nt.
III 23 (im Sa. I'Vagment I: Vau Urois sali einen larlien und verwies ihm das.
Die eii)g-escliol)eneii drei Stücke sind nun inlialtlieh mit 11 [ 22 aufs engste vei- wandt: denn auch
m XI 23 fragt ein Hruder den j'aisius. was ei' tun solle, da sein Herz hart sei und (iott nicht fiirclite,
und in ^'11 28 fragt einer, warum er Ekel vor der stillen IJesehauliciikeit in seiner Zolle empfinde.
Inhaltlich genau dasselbe aber bietet aucii das im Sa. vorausgehende Stück 290, 3, wozu die
lateinische Parallele fehlt.
Daraus geht deutlich hervor, daß jedenfalls schon in der griecliischen Vorlage des Sa. diese
drei Stücke wegen der engen inhaltliclien \'erwandtschaft mit III 22 hier eingeschaltet wurden.
Übrigens dürfte auch Pelagius die Parallele zu 290, 3 in seiner Vcn-lage gelesen, in seiner Über-
setzung aber übergangen haben, da sie genau dasselbe wie das folgende Stück = YII 28 bot.
Diese Annahme ist deshalb berechtigt, weil sich im P'olgenden noch zweimal zeigen wird, daß
die Latemer bei zwei oder mehreren aufeinanderfolgenden inlialtlieh gleichen Stücken nur eines davon
in ihre Übersetzung aufnahmen.
'^^^ -• Sa.: Lat. (bei Pelag.):
298, 2 [13— 15] . .XV 36
[15-20J ... 39
[20—21] ... 37
[21—22] ... 38
298, 3 [23— 42] — 299 [1—2] ... 40
Hier ist es ganz klar, daß die griechische Vorlage des Kopten auf die Parallele zu XV 36 sofort
die zu XV 39 folgen ließ, weil diese beiden Dicta von demselben Ahbas Alonios handeln: inhaltlich
verwandt sind alle. Zu 4. Sa.: Lat. (bei Jobaunes):
331, 1 [16— 36]-334[l-7] .... I 16
334, 1 [8— 30]— 335 [1—11] ... III 13
335, 1 [12—22] ... III 14
335, 2 [23/27] + 335. 3 [28/29] — 336 [1/16] ..... I 17
Hier sind also wieder im Sa. zwischen zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Abschnitte des
Johannes zwei Kapitel eingeschoben, die sich erst in einem s]>ätern Buch des Johannes unmittelbar
aufeinander folgend finden.
hl 1 16 und der Parallele dazu wird von dem übernatürlichen Scliarfblick eines Bischofs erzählt,
der den Sünder beim bloßen Anschauen als solchen und auch die Art seiner Sündhaftigkeit erkannte.
In I 17 verwandelt sich die einigen Brüdern vorgesetzte Speise vor den geistigen Augen eines
Abbas in Honig, Brot und Kot, woraus der Greis, von Gott belehrt, erkennt, welchen Grad von
Vollkommenheit, bezw. von Sündhaftigkeit jeder der Essenden erreicht hat.
Demnach sind diese beiden Stücke inhaltlich verwandt.
Die im Sa. eingeschobenen Parallelen zu III 13 und 14 sind zwar untereinander, aber nicht
mit I IG oder 17 verwandt; denn sie schildern beide das Scheiden der sündhaften, bezw. der reinen
Seele vom Körper und ihre Bestrafung, bezw. Belohnung im Jenseits.
Daher stehen sie dem unmittelliar vorangehenden Stücke I 16 nicht nahe, wohl aber dem Stück
I 15 = 327. 3, da auch dieses die Belohnung, bezw. Bestrafung der Seele im Jenseits schildert.
Jedenfalls hat also auch hier die Berücksichtigung des Inhalts zu der abweichenden Grupjiierung
im- griechischen Originale, das dem Kopten vorlag, die Veranlassung geboten.
'^" •'• Sa.: Lat. (bei Johannes):
. ■ , 338, 3 [27/33]— 339 [1-18] ... . 118
339, 1 [19-35] .... III 16
339, 2 [36/38] — 340 [1—9] —
340. 1 [10—22] .... II 9
ÜbEK die K0I>TI8Cir-SA IDISCIIKN Ap( ll'ÜTilEGMATA I'aTBUM AeGYPTIOEUM ETC. 45
Diese vier Stücke haben alle das Gemeinsame, daß ein Toter von einem Abbas vorüberg'elieud
zum Leben erweckt wird, um unschuldig- Verfolgte durch seine Aussagen vor IJestrafung- zu retten.
II 8 berichtet das von Makarios, II 9 von ]Milesius.
In der griechischen Vorlage des Kopten war also die Parallele zu IIT K) und zu 339, 2 wegen
des verwandten Inhaltes eingeschoben.
Dazu kommt noch, daß III 16 so wie II Ü von JMakarios berichtet und 339, '2 geradezu ein
Analogen zu II 9 = 340, 1, aber ohne Namensnennung bietet.
Jedenfalls hat Johannes auch die Parallele zu 339, 2 gelesen, da sie aber ohne Namen .ging
und dasselbe brachte wie das folgende Stück mit Namensnennung, überhaupt nicht übei-setzt.
Zu 3. Sa.: Lat. (bei Pelag.):
320, 1 [13—13] . . XVIII IS
— . 19
320, 2 [14/19] — 322 [1 — 24] . . 20
Hier also bietet umgekehrt das Lateinische ein Stück, zu dem die Parallele im Sa. fehlt, obwohl
der koptische Text hier nicht die geringste Spur einer Lücke aufweist.
Jedenfalls hat auch schon die griechische Voi-lage des Kopten die Parallele zu XVIII 19 nicht
enthalten.
Denn dieser Aljschnitt 19 entspricht fast wortwörtlich dem 41. und 42. Kapitel einer der latei-
nischen Fassungen der Ilistoria Lausiaca des Palladius mit den Überschriften ,De virgine. (juae
simulabat stultitiam' und ,De sancto Pjtirione' (Migne, Patrologia Lat. tom. 73, ji. 1140; dort falsch:
,De sancto Pitirum"), wobei diese Kapitel nur im possierlichen Sündenbekenntnis dei- Nonnen \oii
Tabenna ausführlicher sind als das Stück bei Pelagius.
Der Stil dieses Abschnittes 19 unterscheidet sich dabei wesentlich von dem der umgelienden
Dicta, die sicher dem Pelagius angehören: er ist sprachlich richtiger, eleganter und die ganze Dar-
stellung abgerundet und wohl durchdacht. Während man in den Verba Seuiorum den überängstlichen
Übersetzer oft nur allzusehr merkt, liest sich dieser Abschnitt 19 gar nicht wie eine Übersetzung.
Demnach kann kein Zweifel bestehen, daß dieser Abschnitt XVIII 19 nicht von Pelagius aus
seiner Vorlage übersetzt wurde.
Es handelt sich vielmehr um ein sj>ätes Einschiebsel in die fertig vorgelegene lateinische Über-
setzung und war naturgemäl.) in der griechiscliru ^^orlage des Pelagius ebensowenig zu lesen wie in
der des Kojiten.
Dafür spricht endlich auch noch die Tatsache, daß die lateinische Version des Pelagius sonst
auch nicht den kleinsten Abschnitt bietet, zu dem im erhaltenen Teil des Sa. keine Parallele vor-
handen ist.
Unter diesen umständen ist Nr. 3 von vornherein aus der Überlegung auszuschalten und es
ergibt sich also:
Das Sa'idische stimmt mit dem Lateinischen des Pelagius-Johannes in der Aufeinanderfolge der
Dicta bis auf vier geringfügige und inhaltlich begründete Ausnahmen völlig ülierein.
B. Die k(»ptiscli-sa'i<li,sc'heii Abschnitte, zu denen Pelagius-Johannes keine Parallelen bieten
(bis Zoega Uii, 2 = Joh. III 4).
Oben hat es sich gezeigt, daß das Sa., liezw. schon seine griechische Vorlage um zwei Stücke
(290, 3 und 339, 2) reicher gewesen zu sein scheint als die Vorlage des Lateinischen.
Während es sich aber dort nur um den Ansehein handelt, beweisen folgende 18 sa. Abschnitte,
daß die griechische Vorlage des Sa. tatsächlich um nicht wenige Stücke reicher gewesen ist als die
des Pelagius-Johannes.
4t)
Theodor Hopfnee.
Doiiu t'oli;ciule 18 sa. Abschnitte liaheii in den lateinisclieii Dicta keine l'araliele uiul standen
auch niclit in der griechischen Vorlage der Lateiner:
Zoega 292, 2 [10-13], 309, 2 [15-22], 337, 3 [26/29]-338 [l-lö].
293, 1 [1-9]. 312. 1 [7-10], 342, 3 [19-26].
293. 3 [14/20]-294 [1~2]. 322. 1 [25/29]-323 [1-9], 345, 1 [26/32]-34C. [1-11],
298, 1 [10-12]. 323, 3 [26—31]. Wessely 67a, 3 [21—32],
304. 3 [11— 12]. 327, 1 [1-11]. 73a, 1 [1—7],
306, 3 [21—26]. 327. 2 [12-20]. Trum 96, 8 [73-80].'
Es fragt sich, ob der Ko])te alle diese Absclmitte seiner griechisclien Vorlage entnahm, oder ob
sie. bezw. wieviele und welelie, von iinn ohne griecliisclie Vorlage selb.ständig in .seine Version einge-
schoben wurden.
Folgende 11 von diesen 20 Abschnitten sind nun teils durch die A. P. und das Syrische, teils
auch durch das Svrische allein belegt:
Sa'idiscli bei Zoegn, Wessely, Crum
Griechisch in den A. P.
Syrisch bei Hiulge (a. a. O.)
290,3 [13—17]
XV 304 (S. 909)
293. 3 [14/20]— 294 [1—2]
S. 350 (Poemen 109)
IX 432 (S. 735)
306. 3 [21-26]
—
VIII 285 (S. 680)
309, 2 [15-22]
—
IX 403 (S. 725)
312, 1 [7—10]
S. 83 (Antonius 24)
XV 3 (S. 806)
322. 1 [25/29]— 323 [1—9]
—
VIII 284 (S. 679)
337. 3 [26/29]— 338 [1—15]
S. 255 (^Longinus 3 und 4)
X 463 (S. 748)
345, 1 [26/32]-346[l-ll]
S. 414 (Serajiion 1)
p. 413
AVesselv 67 a, 3 [21—32]
S. 228 (Is.aac 12)
V 167 (S. 639)
73a, 1 [1—17]
S. 145 (Beniamin 5)
XV 309 (S. 910)
Crum 96, 8 [73-80]
S. 153 (Daniel 1)
XV 106 (S. 845)
Bezüfflich dieser 11 Abschnitte kann kein Zweifel l)estehen. daß sie der Kopte seiner griechi-
sehen Vorlage entnahm; sie sind daher nicht sein Eigentum, sondern Üiiersetzungen urs]irünglich
griechisch abgefaßter Apophthegmen.
Dabei hat vielleicht auch der Lateiner folgende zwei davon in seiner gi iecliisclien Vorlage
gelesen, aber aus bestimmten Gründen ebenso wie oben die Vorlagen zu 290, 3 und 339, 2 bei der
Übersetzung übergangen ;
1. Die Vorlage zu 322,1 nahm er nicht auf, da hier von einem Wunder berichtet wird, das
sieh mit der christlich-dogmatischen Lehre nicht recht verträgt; es wird nämlich erzälilt. daß jedes-
mal, wenn die Kleriker das Opfer darbrachten, ein Adler vom Himmel darauf herabkam, jedoch nur
den Klerikern allein sichtbar.
2. Die Vorlage zu 345, 1 übersetzte er nicht, da ihm der Inhalt sittlich anstößig erschien: das
Stück berichtet nämlich von der Bekehrung einer öffentlichen Dirne [ttöqvij) durch Abbas Serapion
mit allerhand verfänglichen Einzelheiten (vgl. unten III, Teil).
Es sind demnach nur folgende acht Abschnitte in den übrigen hier behandelten Api)]>hthegmen-
saminlungen nicht belegt:
292, 2 [10—13], 298. 1 [10-12]. 323, 3 [26-31], 327, 2 [12-20].
293, 1 [1—9], 304. 3 [11 — 12]. 327, 1 [1 — 11]. 342, 3 [19-26].
' tjber die sa. Absclmitte 348, 1 ff. vgl. unten E.
Zeilen, was etwa 7'2 Kodexseiten entsprechen würde.
Die aufgezählten IS sa. Abschnitte umfassen 174 koiili.sihe
UbEK IHK KOI'TISCU-SA IDISCIIEX ApOPIITHEGMATA PaTEUM AeGYPTIORUIE ETC. 47
DarauH also ergibt sieli: Der Kopte und die Lateiner folgten griechischen Vorlagen, die zwar
bezüglicii der Anordnung und Aufeinanderfolge der Dicta miteinander aufs engste verwandt, ja fast
identisch waren; dabei aber ist die Vorlage des Kopten doch um einzelne Al)schnitto reicher gewesen
als die des Pelagius-Johannes.
C. Über den mutiualtlicheii Inhalt der im Sa'idischen verlorenen Textpartien
(bis Zoe'ga S. :U6, 3 = Johannes III i).
Aus dieser Feststellung seheint sich zu ergeben, daß die jetzt im Sa idischen fehlenden Partien
die eutsprechenden Teile des lateiuisciien Paralleltextes, und zwar vollständig enthielten, wozu noch
hie und da einzelne Abschnitte kamen, welche die gi-iechische Vorlage der Lateiner nicht bot und
die daher auch bei ihnen nicht zu lesen sind.
Dann mußten enthalten haben
die jetzt fehlenden Kodexseiten die Parallelen zu folgendem Text des Pelagius:
1. p. cod. 1—14 (14 Seiten) I 1— III 20 (Zeile 3),
2.,, .. 17—30 (14 „ ) III 24— IV 44,
3 33—66 (34 .. ) IV 56 (Zeile 5—8)— A'I 8 (Zeile 1—5),
4. „ „ 69—72 (4 .. ) VI 16— VII 3,
5. „ ,. 75—78 ( 4 „ ) VII 10 (Zeile 4— 15)— VII IG,
6. „ ,. 81—108 (28 .. ) VII 22 (Zeile 12— 18) -X 15 (Zeile 1 — 10).
7. ., .. 111—172 (62 .. ) X 20-XIII 13 (Zeile 1-3),
8. .. .. 175—182 ( 8 ., ) XIV 1-XIV 14,
9... ..185—196(12 .. ) XIV18-XV24,
10 199-200 (2 ., ) XV 28— XV 32,
11. .. .. 211—212 (2 .. ) XV 74— 82,
12.,, „215—228(14 .. ) XV89-XVII10.
Aus dem Vergleich der erhaltenen sa'idischen und lateinischen parallelen Textpartien ergibt
sich, daß je 1 Kodexseite des Sa'idischen ungefähr 32 lateinischen Textzeilen bei Migne entspricht.
Berechnet man nun danach den Umfang der im Sa'idischen verlorenen Partien und vergleicht
ihn mit dem Umfang der lateinischen TextstUcke, welche die Parallelen zu diesen Lücken boten, so
zeigt es sich, daß auch hinsichtlich des Umfanges die verlorenen sa'idischen Partien fast durchwegs
nichts anderes enthalten haben werden als die sa'idischen Parallelen zu den oben angemerkten Partien
des Pelagius, hie und da vermelirt um einige sa'idische Stücke, die bei Pelagius nicht zu lesen sind.
Denn
und die tatsächl. Lücke
das Textstuck des Pelagius umfaßt bei Migne entspricht daher ungefiilir im kopt. Ivodex umfaßt
1. I 1— III 20 (bis Zeile 3) 488 lat. Textzeilen 15 kopt. Kodexseiteu 14 Seiten
2. III24-IV44 368 „ „ IVI,„ „ 14 „
3. IV 56 (Z. 5/8) -VIS (Z. 1/5). .. 1111 „ „ 34'/,,, „ 34 ,.
4. VI 16-VII 3 128 „ „ 4 „ „ 4 „
5. VII 10 (Z. 4/15)-VII 16 102 „ „ 3 „ „ 4 „
6. VII 22 (Z. 12/18)— X 15 (Z. 1/10) 1030 „ ,, 32 „ „ 28 ,.
7. X 20— XIII 13 (Z. 1/3) 1792 „ ,. 56 „ „ «2 „
8. XIV 1-XIV 14 202 „ „ 6^3 „ „ 8 „
9. XIV18-XV24 386 „ „ 12 „ „ 12 „
10. XV28-XV32 63 „ „ 2 „ „ 2 „
11. XV74-82 68 „ „ 2 „ „ 2 „
12. XV S9— XVII 10 .346 „ „ lOy, „ „ 14 ,.
12 Lücken 6084 lat. Textzeil. ca. 190 kopt. Kodexseiten 198ko])t. Kodexseit.
48 TllKOPdR TIol'FNEK.
In vior K;i1Km\ dockt sich der Unifaiij;- der Lücke genau mit dem Uml'aiig des lateinischen
Textstuckes, dessen koptische Parallele einst die jetzige Lücke füllte: Nr. 4, D. Id. 11.
in fünf anderen Fällen war der sa'idische Text reicher: Nr. 2. 5, 7, 8, 12.
In drei weiteren Fällen endlicli war der sa'idische Text auffallenderweise ärmer als der lateini-
sche: Xr. 1. 3, 6.
besondere Beachtung verdient Nr. (>, wo die Differenz sogar volle vier koptische Kodexseiten
heträf-t, um die der koj'tische Taralleltext ärmer gewesen sein muß.
Das Textstück Felagius YIl 22 (Zeile 12/18)— X 15 (Zeile 1/101 enthält in Ahschnitt VII 24
folgendes echte Apophthegnia : .Qiiidam f rater interrogavit senem dicens: (,)uid facio, ([nia cogitatio
mea non dimittit me hora una sedere in cella inea? et dicit ei senex: Fili. revertere, sede in cella
tiia et lahora manihus tuis et ora Deum incessanter et iacta cogitatum tuum in Domino et ne te quis
seducat exire inde.' '
Daran angeschlossen ist aher noch eine lange Erzählung, die der hefi-agte Greis als warnendes
Beispiel dem Bruder mitteilt und die nicht Apophthegmencharakter hat; auch ist die Darstellung
sprachlich korrekter und alles wolil durchdacht und abgerundeter als sonst die Stücke bei Pelagius.
Diese Erzählung erinnert in Diktion und Aufbau an das aus der llistoria Lausiaca interpolierte
Stück Pelag. XVIIl 19. Sie umfal.U 138 lateinische Textzeilen, was den vier ko])tischeu Kodexseiten
entsprechen würde, um welche der saidische Paralleltext hier auffallenderweise ärmer gewesen sein
muß als das Lateinische.
Vielleicht erklärt sich diese überraschende Erscheinung nur daraus, daß auch die an VII 24
angehängte lange Erzählung eine Interpolation in die fertige Übersetzung des l'elagius ist, deren
griechisches Original in der Vorlage des Pelagius ebensowenig zu lesen war wie in der des Kojtten,
bei dem die Parallele dazu dann natürlich nicht zu lesen war.
Es wäre sehr erfreulich, wenn eines der Pariser unedierten Blätter den Beweis erbrächte, ob
diese Vermutung stichhältig ist oder nicht.
Jedenfalls aber beweist obige Übersicht, daß der sa idische Text im allgemeinen reicher gewesen
sein muß als der lateinische des Pelagius-Johannes. was auf die reichere griechische ^'orlage des
Kopten zurückzuführen ist.
Dieser Überschuß von ungefähr 8 koptischen Kodexseiten (= ca. 256 lateinische Textzeilen
oder 4Vo Seiten bei Migne) sclirumpft aber nicht unbeträchtlich zusammen, da man vom eigentlichen
koptischen Ai>ophthegmentext den Raum abrechnen muß. den die verlorenen 12 Kapitelüberschriften
im Ko])tischen beanspruchten. Uechnet man auf jede Kapitelüberschrift durchschnittlich den Raum
von 3 lateinischen Textzeilen, so ergibt sich für den Überschuß an eigentlichem koptischen Apo-
phthegmentext bloß ein Raum, der 220 lateinischen Textzeilen (4 Seiten bei ]\ligne) oder ungefähr
7 koptischen Kodexseiten entsprach.
Diese 7 koptischen Kodexseiten müssen sa'idische Dicta gefüllt haben, zu denen das Lateinische
keine Parallelen bot.
' Derselbe Gedanke ttmlet sich, verschiedenartig variiert, noch VII 2rt, 27, 30, 32, U, 3G. 37, 30, entsprecliend der
Überschrift des VII. Kapitels: ,De patientia .seu fortitudine'; ebenso endlich aucli noch in VII 28, wozu die koptische
Parallele bei Zoega S. 290, 4 zu lesen ist.
Cbee dik koptisc'u-sa'idischkx ApopinitKGMAT.v I'atklm Ae(;yptiokl-j[ etc. 49
D, Die Bucheiiiteiliing- im Sa'idischen (bis Zoegii 346. 3 = Joli. III 4).
Dieser genaue Parallelismus des Sa. mit dem Lateinischen reicht al)er nur Ins Bucli XX der
lateinischen Gesamtübersetzung- = Johannes HI 4, das dem sa. Abschnitt 346, 'J aus dem XYIIl.
koptischen Bucli entspricht.
Obwohl also die Aufeinanderfolge der Dicta im Sa. und Lateinischen fast genau gleich ist, zei^-t
sich doch Ijezüglich der Buchzählung eine bemerkenswerte Differenz; leider haben die Lücken im
koptischen Text gerade hier argen Schaden angericiitet. indem bloß folgende fünf Buchnumerieruno-en
und nur drei Buchtitel erhalten sind:
( Die ]). cod. 15 trägt vor Abschnitt 288, 1 die Numerierung B = IL P)uch |
'■ 1 „ ,- „ 31 „ „ „ 29L2 „ „ ^ B = IL „ J
2. „ „ „ 197 „ „ „ 290, 1 ,. ,. lA = XIV. „
3- „ . „ 234 „ „ „ 312, 1 „ „ 1^ = XVL „
4. „ „ „ 268 „ „ „ 336, 1 „ „ \z = XVII. „
5- „ . „ 278 „ „ „ 343, 2 „ „ m = XVIII. „
)291,2ff.
=
2.
296, 1 ff.
=
3.
312, 2 ff.
=
4.
336, 1 ff.
^
5.
343, 2 ff.
=
Der Inhalt der auf diese koptischen Buchnumerierungen folgenden Abschnitte zeigt, welchen
lateinischen Büchern die koptischen entsprachen:
^ J288, Iff. = Pelag. III 20 ff.; daher sa. Buch II = Pelag. IIIj
""" „ IV45ff.; „ „ „ II = ,, iv(
„ XV 25 ff.; „ „ „XIV= „ XV
„ XVIII Iff. + Joh. I Iff.; daher sa. Buch XVI = Pelag. XVIII + Joh. I
„ XIX 1 ff. der lat. Gesamtübers. (= Job. II 1 ff.); daher sa. Buch XVII = XIX
., XX Iff. „ „ „ (= „III Iff.); „ „ „ XVIII = XX.
Daraus folgt:
Das II. koptische Buch entsprach dem IIL und IV. lateinischen, mithin also das I. ko]nische
Buch dem I. und IL lateinischen.
Es ergibt sich daher zunächst folgende Übersicht:
koptische: lateinische ßuchzälilmig::
I = 1 + II,
II = III + IV,
XIV = XV,
XVI = XVIII (+ I des Job.),
XVII = XIX (= II des Job.),
XVIII = XX (= III des Job.).
Für das I. koptische Buch würde sich nach der lateinischen Parallele .De protVetu patrum'
(I des Pelagiusj und ,I)e quiete' (II des Pelagius) folgender Titel ergeben:
6TBe nxice NNetjeio-]- gtovaab. ctb6 nece-pxaT.
Daß der Kopte, bezw. schon die griechische Vorlage des Kopten, Buch I und II des Pelagius
in ein einziges zusammenzog, erklärt sich aus ihrem nahezu gleichen Inhalt; denn sowohl das I. wie
auch das IL Buch preist den hohen Wert des Schweigens, der beschaulichen Betrachtung in der
Zelle und die Welt- und Menschenflucht.
Für das IL koptische Buch lautete die Überschrift etwa GTBG nMKA2N2HT AY*^^ THNTATOytüM
= ,De compunctione' (III. des Pelagius) und ,De continentia' [l\. des Pelagius); bei diesen beiden
Büchern freilich kann ihr Inhalt nicht gut den Grund für ihre Zusammenziehung in ein einziges
koptisches Buch geboten haben.
Uenkschrifton der phil.-hist. Kl. 61 Ed. 2 Abb. 7
50 TuKiiixii; llc)i>K.Ni:i;.
liier ist, auch von dcv inutiiial.Uifla'u 'l'iteirassuiig der gaiizi'ii koiitiscli-sa'idisclieii Übersetzung
zu sprechen.
Die oTiiH'iiischiMi uml Intoiiiisc-heii Parallelen geben l'iir ihre Originale folgende Überschritten an:
Der eine griechische Auszug, auf den die Vorlage des Sa. und Lateinischen bei Pelagius-Johannes
zurückgeht, führte nach Thotios den Titel: './i'dQÜn' l'/ylun- BliiloL:, der andere eng damit verwandt
gewesene griechische Auszug Bißlog i(oy l4ylwy rsgöriwr mit dem speziellen Untertitel l^noqt&ey^ara
rCov ^A'/'uov reQÖviwy, den die lateinische Version allein mit ,Verba Seniorum' wiedergibt.
Daher dürfte auch die koptisch-sa'idische Übersetzung einen Titel geführt haben, der dem Tite'
'Ardoür l^ylwi' Blßlog entsprach.
Nun bezeichnet aber der kojitischo Ül)ersetzer wiedeidiolt die vorkommenden Väter als , unsere
heiligen Vcäter' (MCIJeiOTG eTOyXXB) sowohl in den Dicta wie auch in den Überschriften des
XYIT. und XVIII. Duches und mit Recht, da sie ja ebenso Kopten waren wie er selbst.
Somit würde sich also für die koptisch-sa'idische Übersetzung der Titel
nec2xi MNeweiore eTOY^^^B,
d. i. ,I)as Buch unserer hl. Väter' ergeben.
Dabei ist es nicht ausgeschlossen, daß auch die sa. Übersetzung ebenso wie der -zweite griechi-
sche Auszug noch den speziellen Untertitel
cgxxe iiNeMeioTG eroyAXB
d. i. ..Vussprüche unserer hl. Väter' führte.
Das XIV. koptische Buch entspricht mit Abrechnung der Lücken (p. cod. 199 — 200 und 211
bis 212) dem 25.-88. Kapitel, also ca. ^/^ des XV. lateinischen Buches.
Dann folgt im Sa. eine Lücke von 14 Seiten (p. cod. 215 — 228), dann der Text, der dem 11.
bis 25. (letzten) Kapitel des XV'II. lateinischen Buches entspricht.
Die Buchzahl und der Buchtitel dieser sa. Partie sind infolge der erwähnten Lücke verloren.
Dann folgt unmittelbar anschließend das XVI. koptische Buch, das dem XVIIl. lateinischen
entspricht.
Demnach nuil.^ das obige koptische Buch, dessen Zahl und Titel .verloren ist, das XV. koptische
Buch gewesen sein und dem XVII. lateinischen Buche entsprochen haben.
Übersicht:
koptische: lat. Buchzähluug:
XIV XV
XV XVII
XVI XVIII
XVII .... XIX
XVIII XX
Daraus folgt aber zugleich auch, daß der durch die Lücke p. cod. 215 — 228 verlorene Teil des
XIV. koptischen Buches auch dem ganzen XVI. lateinischen Buche entsprochen haben muß.
Da dieses XVI. lateinische Buch aber bloß 230 lateinische Textzeilen = ca. 7 koptische Kodex-
seiten umfaßt, die Lücke aber volle 14 Kddexseiten, so muß auch hier der sa'idische Text ganz
bedeutend reicher gewesen sein als die lateinische Parallele.
Es läßt sich demnach folgende Übersicht aufstellen:
koptische: lateiiii.«che Buchzähluug:
XIV XV + XVI
XV XVII
XVI XVIII [-f I des Job.]
XVII XIX [= II des Joh.]
XVIII XX [= III des Job.]
ÜßEB I)IK KOI'TISCII-SA IIIISCHIO.N A l'dl'l II II KfaiATA l'ATKlWr Af,( ; YL>T^<;)R^^E ÜTC. 51
Deinn.'K'li hat der Kopte auch liier zwei aufeinaiulerfolgoiuh' iiiicher seiner Vorhnge in ein einzi<''es,
sein XIY. ISiich zusamniengezogen. bezw. diese Anurdiiuui;- schon so vorgefunden.
Da nun der Inhalt dieser beiden Bücher, des XV. ,De humilitate' und des XVI. .De patientia'
ein sehr ähnlicher ist, erscheint dadurch auch diese Zusammenziehung leicht erklärlich.
Daher dürfte das XIV. ko])tische Buch den Titel geführt haben:
eTB6 neeBBlO Xyco TMMTSXpcyailT = ,\'on der Demut und Langnnif.
das XV. eTB6 TMMTMXICOtJ = .De charitate' (XVII),
das XVI. CTBe NeTHX^'eBOX = .De praevidentia sive contem])latione' (XVIIl + I des Johanne.?),
das XVII. eTB6 lieN610T6 6TOYAXB lipCMCipe MeMMXGItl Mll Nlü)niipe = ,De sanetis
senioribus, qui signa faciebant' (== XIX = II des .lohannes) und
das XVI [I. GTBG na^lBG NGMHOXHT1X eTMe2 NXpeTH NTe NGMeiOTe eTOY>>^B = .De
couversatione optima diversorum sanctorum' (= XX = III des Johannes).
Aus dem sieh so ergebenden Verbältnisse: koptisch II = lat. (III +) W, koptisch XIV = lat.
(XV+)XVI. koptisch XV = lat. XVII. koptisch XVI = lat. XVIII. koptisch XVII = lat. XIX
und endlich ko])tisch XVIII ^ lat. XX sclieint hervorzugehen, daß von koptisch II an die koptische
ßuclizählung der lateinischen immer um zwei Nummern nachstand: doch kann das niclit bei allen
elf zwischen koptisch II und XIV gelegenen Büchern der Fall gewesen sein, da sich bei dieser Art
der Buchzählung für koptisch XIII kein ])aralleler Titel im Lateinischen finden läßt.
Die allzu großen und allzu häufigen Lücken im Bereiche dieser koptischen Bücher machen einen
Wiederberstellungsversuch der ganzen koptischen Buchzählnng sehr aussichtslos.
E. Das XVIII. koptisehe Buch entsprach dem XX. der lateinischen Gesamtübersetziing oder
dem III. Buch des Johannes. ~ Über das Blatt bei Mingarelli. — Die sa'idischen Dicta
dieses Buches, die im Lateinischen nicht belegt sind.
Mit dem sa'idisclien Abschnitt 346, 2 (p. cod. 284) aus dem XVIII. koptischen Buche = Johannes
III 4 bort der genaue Parallclismus des Sa'idischen mit dem Lateinischen insofern auf, als im Sa.
jetzt nicht weniger als 15 Abschnitte folgen, die im Lateinischen niclit belegt sind.
Darauf folgt erst wieder mit 353, 1 und 2 (von p. cod. 2il2) die Parallele zu Job. HI 7 und 5
und darauf eine große Lücke.
Eines der hier bei Zoega fehlenden Blätter gab Mingarelli schon vor Zoöga im Jahre 1785 unter
Nr. XVI. a. a. O. S. 337/41 heraus, wie Crum feststellte.
Seine Paginierung ist — wenigstens nach dem Abdruck bei Mingarelli — nicht mehr vorhanden,
läßt sich aber doch erreclinen.
Es entspricht nämlich Johannes III 9 (Zeile 7 — Schluß), 10 und 11 (bis S. 1009, Z. 22) fast
ad vorbum.
Zwischen diesem beute nicht mehr paginierten Blatt jMingarellis und Zoegas p. cod. 292 niulj
mindestens ein Blatt (p. cod. 293/94) ausgefallen sein, das oben den Paralleltext zum Schluß von .loh.
III 5 (Z. 9 — 12) enthielt. Ob es dann auch noch den Paralleltext zu den anschließenden lateinischen
Stücken Job. III 6 (über den Tod des Abbas Zizoi) und zu III 8 (über Abbas Hör) enthielt, ist nicht
ausgemacht, bei dem sonstigen genauen Parallelismus des Sa. und Lateinischen aber sehr wahrscheinlich.
Diese Stücke Job. III 6 und 8 umfassen zusammen 25 lateinische Textzeilen, zu denen noch
die 4 lateinischen Textzeilen kommen, die den Schluß von Job. III 5 bilden; das sind zusammen
29 lateinische Textzeilen.
Der Paralleltext dazu hätte also ungefähr die p. cod. 293 gefüllt.
Angenommen, daß nur dieses eine Kodexblatt vor dem unpaginierteu Blatt Mingarellis ausge-
fallen ist, so müßte der Schluß der verlorenen ]>. cod. 294 den Paralleltext zu Job. III 9 (Z. 1 — 7)
umfaßt haben, woran sieh dann unmittelbar das Blatt Mingarellis anschloß, das mit dem Paralleltext
7*
52 TiiEO]:"ii! IIoi'FM':!!.
zu Joliiiuues HI y (Z. 7— 15) beijiiim: daraus aber würdf zugleich aucli tül<;en. daß diesi> verlorene
p. cod. 294 noch einen längeren oder mehrere kurze Abschnitte enthielt, die im Lateinischeu uieht
belegbar sind.
Unter obiger Voraussetzung müßte das Ulatt Mingarellis die Paginierung 295/6 getragen liabeu
und die Lücke im Kodex (]\ cod. 297 — 312) muß 16 Seiten oder 8 Blätter der Handschrift umfassen.
Das koptische XVHI. Buch weist demnach in seinem jetzigen fragmentierten Zustande nur die
Parallelen zu Johauues HI 1—5, 7, 9, 10 und 11 (Fragment) auf.
Doch bietet das Sa'idische trotzdem auch heute noch die Parallelen zu Joh. HI 13, 14 und l(i,
allerdings an ganz anderer Stelle, nämlich innerhalb seines XVI. und XVII. Buches, da ja Joh. III 13
= 334, 1: HI 14 = 335, 1 und HI If. = 339, 1.^
Demnach sind vom HI. Buche des Johannes im Sa'idischen jetzt überhau])t nicht belegbar: 6.
8, 12, 15, 17 und 18, womit das III. Buch des Johannes schließt.
Diese sechs nicht belegbaron Abschnitte umfassen bei Migne 177 lateinische Textzeilen und
würden daher einem Paralleltext von ungefähr 5'/^ koptischen Kodexseiten entsprechen.
Nun sind hinter 353, 2 (p. cod. 292) = Joh. III ö volle 18 Kodexseiten, nämlich p. cod. 293/4
und 297—312 verloren, wobei die p. cod. 293/4 den Paralleltext zu Joh. III 6, 8 und 9 (Z. 1—7)
enthalten haben dürften.
Dann würden die ersten fünf Kodexseiten, die heute hinter Mingarellis Blatt fehlen, also die
p. cod. 297 — 301, die Parallelen zu den restlichen Stücken des III. Buches des Johannes enthalten haben.
Daraus ergibt sich folgende Gegenüberstellung des XVHI. koptischeu und XX. lateinischen Buches:
koptisch Buch XVIII: lateinisch Biieli XX i = III des Johannes):
Zoega S. 343, 2 [9-24] 1
343. 3 [25/31]^345 [1—25] 2
345, 1 [26/32] — 346 [1 — 11] —
346, 1 [12—33] 3
346, 2 [34] — 348 [1—2] 4
348, 1—352, 2 [endet auf S. 353, Z. 4] —
353, 1 [5—6] 7
353, 2 [7—12] Fragment 5 [Z. 1 — 9]
p. cod. 293 verloren 5 [Z. 9 — 12], G, 8
294 „ -. 9 [Z. 1-7]
295 [Mingarelli S. 337/8] 9 [Z. 7— Schluß]. 10. 11 [Z. 1 — 2]
296 [ '„ „ 340/1] Fragm. 11 [Z. 2-38]
297 verloren 11 [Z. 38—69]
298 „ 11 [Z. 70 — Schluß]
299 — 301 verloren 12, 17 und 18-
Es läßt sich daher feststellen: Auch das XVHI. koptische Buch repräsentierte ursprünglich das
ganze XX. Buch der lateinischen Gesamtübersetzung (= III. Buch des Johannes).
Dabei aber sind im Sa'idischen zwischen die Parallelen zu III 4 und 7 noch 15 Stücke einge-
schoben, die in der lateinischen Version nicht belegt sind.
Es fragt sich nun, ob der Kopte auch diese 15 Stücke seiner griechischen Vorlage entnahm.
Das ist jedenfalls zu verneinen. Denn alle diese Stücke gehen zwar unter bestimmten Namen,
nämlich unter den Namen der Abba Symeon des Syrers (cyMetüM IICYPOC), Bane (BXWe), Daniel
(AXNIHX), Nirau (MipXN) und Dioskoros (AlOCKOpOC), doch findet sich auch nicht ein einziges
davon in den A. P., was der Fall sein müßte, wenn auch die griechischen Apophthegmen. die dem
' Diese Abschnitte finden sicli .in diesen .Stelleu wieder wegen ihres verwandten Inhaltes mit 327,3 und 331,1
= Joh. I 15 und 16, bezw. mit 338, 3 = Joh. II 8.
- Be7,üg:lich des Abschnittes 15 vgl. oben S. 11, Anni, 4.
I^BER niE KOP-nscir-sA'iDisniEN Ai'oi'iri-UKiarATA l'ATi;r.\i Ai-:(iYi-n(>i;rM v.ri\ 53
Kopten vorlagen, sie enthalten iiätten. Ja, noch mehr: die A. 1*. kenneu mit Ausnahme des Daniel
und Dioskoros nicht einmal die Namen dieser Väter und ebensowenig auch die Verba Seniorum des
Pelagius-Jobannes, Rufinus, Paschasius und Martinus und die hier behandelten syrischen Apophthegmen,
obwohl sie alle auf ein gemeinsames griechisches Quellenwerk zurückgehen.' Dazu kommt noch, daß
das erste dieser Stücke, 348, 1 [3 — 26], das ein Ereignis und Wunder aus dem Lel)eu des Säulen-
heiligen Symeon des Syrers berichtet, nicht einmal in seinen griechischen und lateinischen Biographien
auch nur andeutungsweise zu lesen ist.
Es ist demnach sehr wahrscheinlich, daß der Kopte diese 15 Stücke über Symeon den Syrer,
Baue, Daniel, Niran und Dioskoros nicht der griechischen Apophthegmensammlnng entnahm, die ihm
als Vorlage diente; dafür spricht endlich auch noch der Umstand, daß in diesen 15 Stücken keine
Spur von der alphabetischen Anordnung der Namen zu bemerken ist, die für die griechischen Vor-
lagen des Ko2)ten und des Pelagius-Johannes so charakteristisch war.
Diese Stücke sind ferner in ihrer Mehrzahl keine Apophthegmen, sondern berichten ähnlich wie
die Heiligenbiographieu von den Lebensumständen, der Lebensweise und einzelnen Erlebnissen oder
Wundern der Väter.
Das beweisen die Lihaltsangaben: 5J6', 1 [iJ — 20] = Steindorff, a.a.O. S. 15* f.: Al)l)as
Symeon der Syrer brachte mehr als 60 Jahre auf einer Säule stellend und ohne menschliche Nahrung zu
genießen zu, so daß die Leute endlich glaubten, er sei ein Geist (nN6YMX). Daher verharrten zwiilf
Bischöfe in Gebet und Fasten bei ihm, bis endlich Gott einem von ihnen die Offenbarung gab: er sah
einen Engel von Osten herabkommen, der dem Heiligen die Speise der Engel reichte. Hierauf belehrte
dieser Bischof die andern und alle glaubten jetzt an die Heiligkeit Symeons. Sie blieben bei ihm, bis er
starb, wobei sich viele Wunder ereigneten wie auch später noch durch seinen heiligeu Leichnam. Während
seines Lebens aber hatte Symeon sehr viele Heiden bekehrt und Häretiker Gott wiedergewonnen.
348, 2 [27— 45 J— 34!) [1 — 4]: Ahbsis Bane lebte in Ägypten auf dem Berge Huor (20YCDp)
18 Jahre in einer stockfinsteren Zelle und stand beständig auf seinen Füßen, ohne menschliche Nahrung
bis zu seinem Tode zu genießen. So verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens.
Vorher, als er noch rüstiger war, durchwanderte er die Städte und Dürfer Ägyptens und spendete
den Armen, was man ihn anzunehmen zwang; dabei blieb er oft in größter Entsagung zehn Tage
von seinem Kloster fern. Ferner wird von seinem Verkehr mit einem Schüler erzählt.
34!), 1 [:') — U] wird berichtet, daß er [wohl während seiner jüngeren Jahre] auch 37 Tage hinter-
einander fasten konnte. 2 [10 — 14]: Ein Aus.spruch gegenüber seinem Schüler Abraham.
349, 3 [15 — 21] sagt Bane dem Vorsteher seines Klosters den Todestag des Kaisers Theodosios I.
[der auf den 17. Jänner 395 fiel] ganz genau voraus. [Demnach lebte er um die ^^'ende des IV. Jahr-
hunderts.]
349, 4 [22 — jlj: Während der äußersten Abgeschlossenheit im Greisenalter stand er beständig
beim Arbeiten und auch beim Essen auf seinen Füßen; wenn er aber dem Schlafbedürfnis nachgel)en
mußte, legte er sich mit der Brust auf eine eigens liiefür errichtete Mauer. Bane selbst sehätzte diese
Askese im Gespräch mit den Greisen, die ihn am Sonntag zu besuchen pflegten, höher ein als die
Werke der Barmherzigkeit, die er früher während seiner Wanderjahre getan hatte, ja er bezeichnete
diese Wanderzeit geradezu als FlOpNeiX gegenüber seiner späteren Lebensweise in der finstern Zelle.
300, 1 1 1(1 — 24] berichtet, daß Abbas Daniel, auch vom Berge Huor, ein Schriftgelehrter war,
der die ganze Heilige Schrift und Verwandtes auswendig kannte.^ Er sprach nie, außer in wichtigen
und dringenden Angelegenheiten, und sein Fleiß und sein Gedächtnis waren bewundernswert. Einst
' Die unter dem Namen eines Daniel in den A. P. (8. IS.Stf.) gehenden 8 Dicta haben mit den sa. des gleichen
Namens an dieser Stelle gar nichts zu tun, so daß es sehr fraglich ist, ob es sich überhaupt um dieselbe Person handelt;
dasselbe gilt auch von den 3 Stücken des Dioskoros (a. a. O. S. 160f.). Symeon Stylites wird in den syrischen. Apophthegmen
nur einmal erwähnt (S. 1049), doch besteht keinerlei Beziehung zu obiger sa'idischer Stelle. Daß eine \n\ BXnO im
bohairischen Apophthegmenfragment Or. MS. 6004 des British Museum vorkommt, wurde schon oben S. 16 bemerkt.
2 Vgl. hiezu K. Sethe, ÄZ. 45 (1908), S. 82.
54 TlIKoimi; I lui'K.\i;i;.
Huälte er sich mit einer Stelle aus Jereiiiias uinl liel.» nicht ali, his ihm diT l'roiihet seihst oi-schieu
und die Sache erklärte. Täglich rezitierte er lO.OUO \'erse.
.V.V>. 2 I '2:") — HO I : Abbas Niran hraclite 60 Jahre in einei- Kirche zu und hef^ing' dort zweimal
tä"lich den Gottesdienst, ohne iomals ihr Gebälk oder die Kai)itelle ihrer Säulen zu betrachten.' Er
war sehr genau in seinen Heden und bedachtsam in seinem auserwählten Lebenswandel.
3d0, 3 /3JI-'17 ff./ — 8:~)3 j bU Z.-l[: Ahhas Dioskoros war. bevor er Mönch wurde, (letreide-
schreiber: drinu wird ganz in der Maniei' der Historia Lausiaca und Historia Monaehorum seine
Kleidung und i^ebensweise genau beschrielien und noch gesagt, daß er stets im Freien und auf der
nackten Erde schlief.
3:'>J ja — 11 J: Als er sich zu (iott gewandt hatte, wurde er infolge ül)ergroßer Kasteiung von
Dysenterie und kaltem Brand an den Füßen gej)einigt: er aber verheimlichte seine Qualen vor jeder-
mann, bis rhni Gott Heilung gewährte.
y>:'>'2. 2 [11 — /-//•' Er besaß bloß zwei Mäntel, A'on denen er den schlechteren trug, während er den
besseren aufhol).- 352, 3 [15 — 2.5]: Als er einst einen Bruder bei sich beherbergte, kamen die Barbaren
von Osten: er versteckte den Gast und verheimlichte seine Anwesenheit. Die Barbaren aber fanden den
Bruder und führten nun beide vor ihren Häuptling. Da bot Dioskoros sein Leben für das des Bruders.
Der Häuptling aber tat ihnen nichts, sondern verwarnte sie und ließ sie ziehen. Doch schon in der
Xacht kamen die Barbaren wieder und brachten ihm sein Schnitzmesser, das sie ihm geraubt hatten.
Hi'rJ, :"> [32 1 — 3.')3 [1 — 4] schildert seinen Tod.
Nur die kurzen Abschnitte 348, 2 [43/45] — 349 [1—4]; 349, 2 [10 — 14]; 350, 3 [32— 37]; 351
[11—12, 12 — 17. 17—19.3 19 — 22]; 352 [1—2, 2—5, 6—10]; 352 [12 — 14]; 352,4 [26 — 31] sind
Apophthegmeu oder ähneln ihnen wenigstens.
Siclier ist jedenfalls, daß der Kopte diese meist biograjihischen Stücke nicht in seiner griechi-
schen ^^orlage las.
F. Über das XXI. Buch der latciiii.seheii G(esauitüber.setziiiig = IV. Buch des Johnnnes: es
hatte auch im unversehrten sa. Kodex keine Parallele. — Über die griechische und syrische
Parallele dazu.
Auf das Blatt bei Mingarelli (p. cod. 29.5/6) aus dem XVIII. koptischen Buche = Job. III 9—11
folgt eine Lücke von 16 Kodexseiten fp. cod. 297 — 312), deren erste 5 bis G den Paralleltext zu Job.
III 11 (Schluß), 12. 15, 17 und IS. also den Rest des III. Buches des Johannes oder des XX. der
lateinischen Gesamtübersetzung enthielten.
Aus dem bisherigen genauen Parallelismus des sa. und lateinischen Textes sollte man erwarten,
daß jetzt im Sa. der Paralleltext zum unmittelbar anscliließenden IV. Buch des Johannes = XXL
der lateinischen Gesamtübersetzung folgte, das die Überschrift führt: , Septem cajiitula verborum, »piae
misit abbas Moyses abbati Poemenio. Et ipii custodierit ea, liberabitur a poenä."
Wäre dies der Fall gewesen, so müßten wir trotz der Lücke von 10 Kodexseiteu (p. cod. 303
bis 312) wenigstens die letzten der 35 Kapitel dieses XXI. lateinischen Buches im Sa. wiederfinden,
da es 407 lateinische Textzeilen oder ungefähr 12-7 koptische Kodexseiten umfaßte.
Das am Anfang verstümmelte sa. Stück 353, 3 von p. cod. 313 und die lieiden folgenden
Abschnitte aber haben mit dem XXL lateinischen Buche gar niclits zu tun.
Denn das erste dieser Stücke 353, 3 ist eine Art Mönchsspiegel, dessen Übersetzung folgt:
.... wer mit Scliamgefühl geschmückt ist, so daß er seine Augen immer niederschlägt, seine
Seele sich aber im Himmel befindet, wer sieh zurückhält \o\\ Streit, wer aehorsara ist dem Guten.
' Älinlicli berielitel <l;is Syrische (VIII 252, 8. 670"! vom Abbas Hoi- ,au» den Kellia'. daß er 20 .lalire in einer Kirclie
weilte, oline ilir ücbäll; anzusehen. — Ähnlicli ;iuch Pelag. IV16: Dicebant de abbate Helladio, (|nia fecerit vifrinti anno.«
in ceila et non leraverit oculo.? suos sursum, ut videret tectum eins, = A. P. S. 173 (Hollad. 1).
^ Eine Stelle aus der Erzählung-, wie er den be.«seren Slantel einem armen Hruder schenkte, verbesserte K. Sethe,
a. a. O. S. 81)82. » Vgl. liiezu K. Setlie. a. a. ü. S. 81.
tJiiiOR DIE KOPTiscii-f^A'rniscnEN Ai'DiMiTirEraiATA l'ATürji AK(iVi>-ii(ii;r.M ktc. f)5
wer sieh abjilagt mit der Arl)eit seiner Hände, wer immer eingedenk ist seiner letzten Stunde, wer sieii
an der Hoffnung ei-freut und beständig betet und für alles dankt, wer ausharrt in der Bedrängnis, wer
demütig ist in jeder Lage, wer sein Herz mit aller Vorsorge vor allen unreinen Gedanken behütet, wer
die Überliebung haßt, weil Gott sie haßt(?), wer nüchtern ist in jeder Lage, wer seine Augen vom
Körperlichen ('?| abwendet, wer beständig in Dankbarkeit und Starkmut lebt, wer in Dürftigkeit ißt, wer
sich nach dem (lebote der Barmhei'zigkeit seinen Schatz im Himmel anhäuft, wessen Kleid dürftig ist,
wer sich täglich ^^yüh üher das, was er tagsüber getan, wer sich nicht in die Angelegenheiten der Welt
mischt, wer sich nicht um die Lebensweise der Fahrlässigen und Zerfahrenen abmüht, sondern das Leben
seiner hl. Väter nachahmt, wer mit denen ist, welche die Tugenden hochhalten, . . . ,' wer sich mit den
Gefallenen Mühe gibt und über sie trauert, wer die nicht verachtet und verlacht, die sich von der Sünde
abgewendet haben, wer sich nicht nur im Verborgenen für unwürdig hält, sondern seine Sünden auch vor
Gott und den Menschen eingesteht, wer die Unwissenden belehrt und die Kleinmütigen tröstet, wer die
Kranken pflegt und den Keinen (Heiligen) die Füße wäscht, wer sich absorgt in der Liebe zu den
Fremden und zum Nächsten, wer gläubigen Herzens Frieden stiftet unter den Hausgenossen, wer sich
zurückzieht von allen Häretikern und ihren Reden, wer dieses tut, der ist ein Mönch.'"
■3:')4. 1 I T — löj berichtet von einem Abbas Elias (2H\1XC) aus Siet, wie er dorthin seine Zuflucht
nahm und den Abbas Hierax (lepAS) bat, ihn als Jünger aufzunehmen; dieser wollte seinen Gehorsam
prüfen und forderte ihn auf, die Haud in loderndes Feuer zu stecken. Elias tat das ohne Zögern,
worauf ihn der Heilige zurUekriß; doch zeigte Elias noch lange nachher die Spuren dieser Feuer-
probe an seiner Hand. — Am Schlüsse (S. 354, 14—15) ein Dictum des Elias, daß wir erst dann
gerettet werden können, wenn wii- uns selbst für verächtlich halten, also ein Gemeinplatz, den man,
verschiedenartig variiert, öfter liest.
' MHTMenoril Q?^2\S\. D;izu Zoega Nota 458: ,ononi quid sit, nescio. Comiiositmn esse ])ote8t e ono ^ „dimittere,
valedicere" ... et l pro ei velut „valedicere ad abeundum i. e. repellere, abigere". Sed non satis placet coniectura.' —
Vielleicht eher ein verschriebenes griechisches Verbuin, etwa Imovoii: = tlHTM2\T10n06l, woraus durch Verschreibuiig
tIHTMT2\TIOriOI, dann riHTMe\T10I10l und endlich riHTMenOlll, also .wer nicht argwöhnisch (= zweifelsiichtig- in
Glauijen.ssachen?) ist.'
- Etwas Verwandtes lesen wir bei Martinus, als .\bschnitt Nr. 108 seiner Sammlung, in den auch eiii Abschnitt bei
Rutinus 206 und Paschasius XLIII 2 eingearbeitet ist; die interessante Stelle aus Martinus lautet: .Interrogavit abbas
Moyses abbaten! Silvanum dicen.';: Potest homo per singulos dies apprehendere iiütiumV Respondit: Si est operarius, |iotest
per singulos dies .sumere initiuni, oportet enim apprehendere unnmiiuenn^ue paruni aliquid e-x oiiinibus virtutibus (Paschas,
a. a. 0.). Singulis ergo diebus surgens mane sunie initium uuum in onineui virtutem et in omne mandatum Dei. In magna
patientia et longaniniitate, cum timore et charitate Dei, cum humilitate animae et corporis, in multa sustentatione, in
tribulatione et commoratione cellae, in oratione et deprecatione, cum gemitu, cum puritate cordis et oculorum et custodia
linguae et sermonum, in abrenuntiatione rerum materialium et desideriorum carnis, in certamine crucis, id est, cruciatione
et paupertate Spiritus, in continentia spirituali et agone pugnae, in poenitentia et luctu, in simplicitate animae et taciturnitate,
in ieiunio et vigiliis nocturnis, in operatione manuum secundum quod docet Paulus apostolus dicens: Operantes manibus
nostris, in fame et siti, in frigore et nuditate, in laboribus et tribulationibus, in necessitatibus et angustiis et persecutionibus.
in foveis et speluncis et caveniis terrae (II Cor. XI). Esto factor verbi et non auditor tantum, sperans talentum in duplo,
habens vestem nuptialem, firmatus super firmam petrani et non super arenam (./acobi I). Eleemosyna et fides non te
dereliuquant, cogitans omnem diem mortis esse vicinam et quasi iam clausus in mouuniento nihil de hoc saeculo eures
(Rufin. 206). Inedia escarum et humilitas et luctus non recedant a te et timor Dei permaneat in te omni hora. Scriptum
est enim: Propter timorem tuuni, Domine, in utero accepimus et doluinuis et peperimus spiritum saUitis (Isa. XXVI). Haec
ergo, et si qua alia virtus est, in bis perspice, ne teipsum mensures cum magnis, sed crede te inferiorem esse omni crea-
turae, id est, deteriorem a quovis liomine quamlibet peccatore. Habeto discretionem, discernens teipsum et non diiudice<
proximum neque inspicias aliena delicta, sed tua plange peccata et de nulliu.s hominis actibus sollicitus sis. Esto mansueti
Spiritus et non iracundi. Nihil in corde tuo contra aliquem cogites mali nee habeas inimicitiam in corde tuo, neque odium
contra iuimicantem tibi sine causa neque irasearis inimicitiae eins neque despicias eum in necessitate et tribulatione eins
nee reddas m:ilum pro malo, sed esto pacificns cum oninibus; liaec est enim pax Dei. Non te credas maUun facienti neque
congaudeas ei, qui t'acit proximo malum. Non detraha» alicui, quia Deus cognoscit omnia et videt unumquemque. Non
credas detrahenti neque congaudeas ad ni.-iluin eloiiuium eins. Non oderis aliiiuem propter peccatum eins, quia scriptum
est: Nolite iudicare et non iudicaliiniini (Math. VII), neque despicias peccantem, sed ora pro illo, ut det illi Dominus con-
versionem in patientia et niisereatur illius, potens enim est Dominus. Et si audieris pro aliquo, quia agit iniqua, responde
dicens: Numquid ego iudex sum V homo sum peccator, mortuus sub peccatis meis et lugens mea propria mala, mortuus
enim causam non habet curare pro aliquo. Haec omnia ergo, qui cogitat et procurat, operarius est universae iustitiae sulj
gratia et virtute Domini nostri.' — Vgl auch Pelag. I 8.
56 TiiKoixii; 1 Idpk.m'.i;.
Die A. 1'. tühren zwar ■■uu-li acht Dicta uiiies Abl)as Elias (S. 184/51 und zwei eines Abbas
Uierax (S. 232) an, docli iiabeii sie mit den koptisclien Abschnitten nichts zu tun.
354, 2 [16 221 ist ein am Ende verstümmelter Bericlit ohne Namensnennung- über die wunder-
bare Ausdauer eines Brudeis. der drei volle Jahre auf derselben Stelle ausharrte, bis ihm ein Greis
weitere Anweisungen zukommen ließ. Die hier behandelten griechischen, lateinischen, koptischen und
syrischen Sammlungen bieten auch liazu keine Parallele.
Demnach dürfte der Kopte auch diese Stücke nicht seiner griechischen Vorlage entnommen haben.
Jedenfalls al>er steht es fest, daß er in seiner Vorlage nichts mehr las, was dem XXI. lateini-
schen Buch (^= IV. des Johannes) entsprach.
Dao-eo-en bieten die A. F. mit S. 288/89 (Moses 14—18) die griechische Parallele zu den Ab-
schnitten" 1—7 bei Johannes IV und ebenso das Syrische mit XV 117 (I— VIT) S. 849/50;' hier ist
übrigens auch der bei Johannes anschließende Abschnitt IV 8 auf S. 943/44, mit XV 404-409 belegt
und noch einmal, XI 583 auf S. 783.
Außerdem bietet auch noch nach der Anmerkung zu den A. P. S. 288, 14 der beste Codex
Colbertin. vor diesen , Septem capitula' die Überschrift: Ke(p<'daia C, !:< dniarsder 6 ößß6<i M(ovarfi tö
äßßä Tlot^isn und zwei andere Handschriften derselben Bibliothek noch den Zusatz x«; 6 (filäxTiov
avTCi Qvsrat and 7caai]g ytoläaeiog %ai ävanamzai onov iär y.ai^7jTai, sks ev igr^^uo, el'is ^uia (vel ir
fisaip) Adslcpür. Letzteres hat Johannes auch in seiner Vorlage gelesen.
Obwohl wir bei Johannes auch diesen Hinweis auf jene ,septem capitula' finden, so folgen den-
noch bei ihm auf jene , Siebon Kapitel des Abbas Moses' nicht weniger als 30 weitere Dicta teils
mit, teils ohne Namensnennung:
8. Ohne Namen [= Syrisch a.a.O.]; 9. Pastor (= iTo(|W^>'); 10. Johannes; 11. Antonius; 12.
bis 13. Johannes; 14.— 15. Pastor; 16. Antonius; 17.-18. Macarius; 19. Ohne Namen; 20.— 21. Isi-
dorus von Siet; 22. Ohne Namen; 23.-24. Syncletica; 25.-31. Ohne Namen; 32. Pastor; 33. Ohne
Namen; 34. Macarius; 35. Ohne Namen; 36. Pastor; 37. Ohne Namen.^
Hier ist also von der sonst beobachteten Zusammenfassung der uubenannten und benannten
Dicta und besonders von der so charakteristischen alphabetischen Aufeinanderfolge der benannten
Dicta nichts mehr zu bemerken.
Die griechische Kapitelliste bei Photios (vgl. S. 8) meldet als XX., richtig ebenfalls als XXI.
Kapitel "Anocpd-eyiiaxa xwv sv aa^asi yrjoaadi'Twr, denen die ,Septem capitula verborum' (und auch
die anschließenden 30 Dicta?) bei Johannes entsprochen haben müßten.
Ob dies der Fall war, Läßt sich wegen des Verlustes des griechischen Textes nicht mehr ent-
scheiden; vielleicht werden die codd. Mosqueuses Nr. 163 und 452 auch hierüber endgültigen Auf-
schluß geben.
Sicher aber ist die abweichende Titelfassuug dieser beiden Teile im Griechischen bei Photios
und im Lateinischen bei Johannes (= A. P.) auffallend.
Bezüglich des Ko])tischeu aber läßt sich behaupten:
Soweit es der trümmerhafte Zustand der Handschrift Zoegas noch zu erkennen gestattet, um-
faßte die sa'idische Version bloß Kapitel I— XX der ' ivdqCov 'Ayuov Bißlog [_= Pelaglus I— XVIII
+ Job. I— IIIJ, die dem Photios noch vorlag, bei dem — allerdings fälschlich — das XX. Kapitel
als XIX. gezählt wird.
1 Nur Job. IV 7 ist hier im Syrischen nicht belegt; die sich an.schließenden Stücke Nr. llS und 119 p:eben Erläute-
nuiijen zu Nr. I — VII.
'^. 2 Bemerkenswert ist aucli, daß liier der Name //o(,u;,>' regelmäßig- mit .Pastor' übersetzt erscheint, wahrend er m
der Überschrift des Buches noch in der Form Poemenius auftritt.
Übei; IHK •K()PTiS(.'ii-sA'ii)TS(-irEX Ai'oi'JiTiiEcniATA PATitr^r AE(;YrTirnu-i[ ETC. r)7
G. L'ber das XXI. (richtig- XXIT.) Kapitel der 'AvSpOiv 'Ayiwv BißXog bei Pliotios und die
syrisclic Parallele. — Über das XXII. (richtig XXIIl.) Kapitel bei demselben.
Die griechische Kaiiitelliste hei Photios führt noch zwei weitere Kapitel auf:
XXI (richtig XXII): Jicdt^en;; ytqövriov ttsqi loyia^foi' ngög: äXlrjlovg.
XXII (^riclitig XXIII): 'Havxloc a-gsaßviigoi ''hqoaolvi.uov yvioucci.
Die aufs engste damit verwandt, ja nahezu i<lentisch gewesenen griecliisclien Sammlungen, dii'
für den Kopten und Pelagius-Johannes die Vorlagen hildeten, enthielten diese Kapitel jedenfalls nicht
mehr; auch hezüglich dieses Punktes beanspruchen die erwähnten Moskauer Handschriften unser
größtes Interesse.
Dagegen scheint die griechische Vorlage des Syrers wenigstens noch Kapitel XXII (richtig
gezählt) geboten zu haben.
Denn im Syrischen schließt sich an das XV. (letzte) Kapitel der Apophthegmcn als Appendix
noch ein umfangreicher Abschnitt an. dessen Überschrift Budge la. a. 0. S. 1001) mit ,Questiüns of
the brethren and answers of the fathers, which are exceedinglv bcautyful' übersetzt.
Die 104 Nummern dieses Abschnittes (a.a.O. S. 1001 — 1075, Nr. 1 — 104) sind durchwegs unbe-
nannt: jedesmal fragt ein unbenannter Bruder einen ebenso unbenaunten Vater ülier den Sinn irgend-
eines Dictums dieses oder jenes Abbas oder auch eines Unljenannten, worauf dann die Erklärung folgt.
Dabei werden öfter Auslegungen und Deutungen zu Aussprüchen gegeben, die in der voraus-
gehenden Apophthegmensammlung mitgeteilt sind: z. B. Nr. 53, 57, 59 — 61, G4 — 6G, 6«. 101. In
diesen Partien stellt die Appendix einen förmlichen Kommentar zu den Dicta voi-.
Da es sich hier also tatsächlich um öiaU^tui der Brüder mit den Greisen nsq} loyia^iüv, .which
are exceedinglv beautvful-, handelt, so liegt die Vermutung nahe, daß die syrische Ap]>endix auf das
XXI. (richtig XXIL) Kapitel des Photios zurückgeht.
Zum letzten (XXII.. richtig XXIII.) Ka])itel des Photios 'llaiyjov yvCouai bietet auch das Syri-
sche nichts Paralleles.
DenkschiWtcn der rhil.-hist. Kl. 61. Bd. 2. Abh.
58
ThEOKOK llol'FXKT!.
III. Teil.
Vergleich des koptiscli-saidisclien Textes mit dem lateinischen des
Pelagins-Johannes nnd den ührigen Parallelen heznglich des Wortlantes,
Im voraiig-ehenden II. Teile wurde der Beweis erbracht, daß die sa'idi.-^che und die lateinische
Sammlung des Pelagius-Johannes bezüglich der Anordnung und des Inhaltes der Dicta und des Um-
fanges des Ganzen auf nahezu identische Vorlagen zurückgehen.
Der genaue Vergleich der erhaltenen j.arallelen Aljsclniitte im Sa. und Lateinischen ergibt aber
noch viel mehr:
Denn die beiden Versionen stimmen auch bezüglich des Wortlautes so genau miteinander über-
ein, daß sie auch hinsichtlich des Textes auf nahezu identische Vorlagen zurückgehen müssen.
Dabei ist diese Übereinstimmung eine derart genaue, daß durch den Vergleich der viel besser
erhaltenen lateinischen Version sich stichhaltige Verbesserungen des sa. Textes ergeben.
Hierin erfaliren wir ferner eine ganz ' wesentliche Förderung durch die A. P.; denn auch sie
weisen in den gemeinsamen Abschnitten fast überall den genau gleichen Text auf, so daß die Vor-
lao-eu der Lateiner und des Kopten in diesen gemeinsamen Stücken mit den A. F. nahezu identisch
gewesen sein müssen
Bei Migne sind die A. F. nach einer größeren Zahl von Handschriften herausgegeben.
Obwohl dort unter dem 'J'ext zahlreiche Variae lectiones angemerkt sind, leider ohne njihere
Bezeichnung der Handschriften, die sie bieten, so kann doch diese Ausgabe bei Migne nicht eine
kritische genannt werden (vgl. Krumbacher, Geschichte der bvzantin. Lit.^ p. 188 und Floss bei
IMigne, Fatrologia Graeca, tom. 34, 15ff. ).
Immerhin aber geht aus diesen Adnotationes deutlich hervor, daß der Text der A. F. in zwei
voneinander verschiedenen Handschriftengruppon vertreten ist. v.jn denen die zweite (a-uppe einen
durch mannigfache Zusätze erweiterten Text bietet.
Nun läßt sich an sehr vielen Stellen nacliweisen, daß das Koptisch-Sa'idische uud das Lateini-
sche des Felagius-Johannes auf griechische Vorlagen zurückgeht, die in den mit den A. P. gemein-
samen Stücken mit einer Handschrift der zweiten erweiterten Grujipe eng verwandt gewesen sein
müssen, indem das Saidische und Lateinische fast regelmäßig jene Zusätze und Erweiterungen mit der
zweiten Gruppe der A. F. gemeinsam hat. Aber auch in einfachen V'ortvarianten stimmt das Sa'idi-
sche und Lateinische des Felagius-Johannes mit den Handschriften der zweiten Gruppe der A. F. so
genau überein, daß es nicht schwer sein dürfte, eine bestimmte Handschrift der zweiten Gru]>pe der
A. P. als Schwesterhandschrift jenes Kodex ausfindig zu machen, der einst mit den griechischen
Vorlagen des Kopten und der Lateiner in den gemeinsamen Stücken nahezu ideutiscli war. Von
größter Bedeutung für die Lösung dieser Frage dürften zweifellos die l)eiden Codices Moscjuenses 163
und 452 sein.
Die gegenwärtigen Verhältnisse machen eine derartige, auf den Vcrgleich.der Handschriften gestützte
Untersuchung unmöglich, woraus sich das im Vorwort über die Ziele vorliegender Arbeit Gesagte ergibt.
Jedenfalls aber ist es klar, daß sieh l)esouders durch den Vergleich der A. F. mit den gemein-
samen Partien im Sa'idischeu und Lateinischen des Pelagius-Johannes sichere Verbesserungen des
ÜbEE die KOPTISCH-SA'lDISniEX Al'OPHTIIEGMATA PatRÜM AE(;TPTIORt'-\r K'IT'. 59
Sa'idischen und lue uml da aucli des be.ssor üljerlieferteii Ijateiniricheii vortielmieu lassen (vgl. im
Register unter .Lücken' und .Y'^i'schreibung'en').
Die lateinischen Sanimlung-en des Rufinus. Paschasius und ^Fartinus und auch die hohairischen
kommen hiefUr erst in zweiter Linie in Betracht, da ihr Verwandtscliaftsverhältnis zum Sa'idischen
und zu l'ehat;'ius-Johannes viel loser ist. ' Dasselbe gilt endlich auch für die SATischo Version, die Budge
herausgab. (d)\volil sie. was den Wortlaut der parallelen Abschnitte anbelangt, mit den A. 1'.. Pelagius-
.Tohannes und dem Sa'idischen viel n.äher verwandt zu sein scheint als Rufinus, rascliasius. ^Martinas
und das Bohairische.-
Da es nicht im Sinne dieser Arbeit liegt, einen vollständigen Al)druck des sa'idischen 'l'extes
mit vollständigen griechischen und lateinischen Parallelen zu geben, sind im folgenden nui- jene 'J'eile
der parallelen Textstücke ausgeschriehen. die in irgendeiner der Versionen Vorderhnisse, bezw. ai)-
weichende Lesarten bieten.
Doch aucli hierin dai'f nicht erschöpfende \'i)llst;indigkeit erwartet werden: Denn weil eine auf
handschriftliche Studien aufgebaute kritische 1 )iirchführung gegenwärtig ausgeschlossen ist und der
Verfasser daher nur auf die gedruckten Texte angewiesen war, konnten natürlich nur jene Text-
partien l)esproclien werden, deren Behandlung auch unter diesen ungünstigen Umständen sichere
Resultate erhoffen ließ.
So ist insbesondere der jetzt folgende dritte und letzte Teil vorliegender Untei-suchung nur eine
Vorarbeit: denn eine erschöpfende und auf handschi-iftliche Studien gestützte endgültige Erledigung
der Frage muß ruhigeren Zeiten vorliehalten bleiben.
Bei ausgeschriebenen Stellen aus dem Sa. ist die oft nicht kon-elcte Schreibung und Wm-ttrennimg
beibehalten, wie sie nach Zoega die Handschrift bietet, da sich hieraus des öfteren Fehler des Textes
erklären lassen. Ebenso ist auch der i\Iurniel vokal nicht bezeichnet.
292, 3 [14 — 19] = Pelag. IV 5.5 = A. P. (S. 222; Isidorus 8) = Syrisch (S. 809: XV 7)
Sa. auch bei Steindorff, S. 5*:
Nur die A. P. nennen den noeaßvTSoog udch mit seinem Namen ^laldojQOg] auffallenderweise aber
meldet inhaltlich genau dasselbe das Bohairische (bei Amelineau a.a.O. S. 389f.) bezüglich des
Johanues Kolobos in seiner Biographie (vgl. oben S. 3):
,(XaclKlera sich Johannes hei Theo])hilos in Alexandria aufgehalten hatte, kehrte er wieder nach Siet
zurück) MGH6MCX HAI AG ON riCXAM NMICMIIOY MXe ABB_\ KÜANMHC, XG XCD MHl GBOX
iiicriHOY CTAiccDTeM ne ä>\ t2m m<|>oo>" xe oyoii oyniü)'}^ mmho) ägn pxKO-f- kxi mmi-
tiXY 6n2o 112X1 npcDMi MMXY 6Bfi\ enixpxienu.Konoc mmxyxth. niciinoY ag gtxyccd-
■| 6M et 1X1 xYtgooprep nexcDOY Mni^exxo xe, mm axpx Inoxic üjcdm nemcoT. XMep oyu>
iixe neiiicüT gooyxb xbbx icüxmiihc nexxM ikdoy, xe mmom nxipH-}^ on ne, xwx . .
Z. 14 ist es auffallend, daß Pelagius allein den Qeö(filog bloß .episcopus' und nicht wie die
andern alle .archiepiscopus" nennt, was sieh noch einmal (XV 42 = 299, 2) wiederholt. — Z. Pj ist
<j)Y<S'l eine Verschreibung für <j>YCI = (fvaai = ,credite mihi' = ,verily'. wie Rudge das Syrisclie
übersetzt, und nicht etwa gleich q>Eü ys, wie Leipoldt 1)ei Steindorff, a. a. 0. S. 103* vermutete. —
Z. IS: nach NTOOY A.e IlTepOYCCDTM eine große Lücke, indem durch Abirren des Übersetzers
oder auch bloß des koptischen Librarius vom ersten Ol de ä/Mvaamg, bezw. schon der sa. Übersetzung
dazu zum folgenden zweiten die Übersetzung der Worte eTagcix-^-r/ffat' liyoi'Tsg- '^ga ixauj&rjaav, äßiiü;
'0 de elnsv Ovx ovTiog, äW oim ivUrjOs jU£ 6 Xoyio^ög tov idsh' riva ausfiel. Darauf folgt das zweite
0( df d/.ovaavTEg (i-d-avuaaai' -/«() iarrjQixd-rjaav . . . Das Bohairische hat diese Lücke nicht und elienso-
weuig das Syrische. Nach ixaöj&tjaca; CgCDH und dem syrischen Äquivalent, das Budge durch ,have
they sunk into the ground then' wiedergibt, ist bei Pelagius ,fracta est' statt ,(Quid putas) facta est
(omnis illa multitudo)' zu schreiben. Nach dieser Verbesserung wird auch die Fortsetzung verständlich:
,Presbyter vero refovit haesitantes dicens: (Extorsi animum meum, ne intuerer faciem hominis).'
Vgl. oben S. -22 C uikI 2Sff. - Vj;!. oben ?. 20.
8*
60 'JuKOnOl! llol'J'XliE.
296. 1 [1 — 19]— 297 [1--3] = l'ohi-. \V25 = A. T. (S. 2ö8; Macarius Aegyptius 1) =
Syrisch. ]>. -IITIT. als 35. Kajutcl des sogenaiui teil zweiten IJuciios der llisturia Laiisiaca
des Palladius; oiidlieli bohairiscli hei Aineliiieau (a.a.O. S. 203 ff.) als erstes Stück der
Sammlung GOBG XKB.\ MAKXpi niMia)'|-:
Im Sa. am Anfang Fragment.
Z. 1 nuiß es nach nEqitn6iintvaav ,«« = (XY)K-U>T6 MMMXI = HXyKtl^'h ''f- >"" HG hei
i'elagius .(miserunt me) circitaturum' heißen statt .circituram'. — Z.o'—4: fieXG oyA 6HO MNXHT =
.da sagte einer, der mitleidig war", während alle Parallelen Abweichendes bringen: 'Eldibv de rig töjv
yeqömov sinav = ,suj>erveniens autem quidam seuum dixit' (Pelagius) = .quidam ex seiiioribus dixit ad
eos' (Rufiuys) = G'lAHl tlXG Oy^iGWO IIGXAM = ,cs kam ein Greis und sagte' = ,then eame
one of the old meu of the village and said' (Budge); daher liieß es wohl auch im Sa. ursprünglich:
nGXG OyX GMGI NMG10T6 = ,da sagte einer der Väter, der dazukam'. — Z. ir,: XNOK '| COOyu
= eyco oida [ort röv m'axioQijTrjv eavyiocpävvrjGa y.al . . .'), Pelagius abef schiebt noch ein: .quare torqueor
diu. Et interrogata a parentibus suis, quare? dixit: (Quia illi monaciid crimen imjiosui et . . .)'. —
Z. 17 fehlt im Sa. hinter ll6TA.lXKOMei NAI GHXa)MMOC die Über.setzung von yatotov = .gaudens'
= GMpxajG. — Z. JSjJ!): X\XX MT^IXIGOX GpOM = XXXX XIX6 MGGNOyX 6pOM = äW
£ip€icic(i.tip' /MT ai'TOv, aber Pelagius schon wieder als Berieht des Dieners ,sed (juia mentita sit adversum
te'. — Z. l'.i fehlt im Sa. die Parallele zu i.iSTä dö^rß = ,gl()riticaturi (deum)' = U6M OyCDO'*)'.
297. 1 [4—13] = Pelag. XV 26 = A. P. (S. 267; Macarius Aegyptius 11) = Syrisch
(S. 743; X 443). "Wenig abweichend bei Rufinus 124 und Paschasius XIII 6:
Z. 4: Da alle Versionen außer die des Rufinus-Paschasius änd xov elovg = MflSGXOC = .a
palude' haben, muß es auch bei ihnen ,de luculo' heißen statt des überlieferten ,diluculo'. Gemeint
ist unter diesem öfter erwähnten ,luculus' das Palmenwäldchen in der sumpfigen Niederung {t?.og)
von Siet, das den Einsiedlern und Mönchen die Blätter und Blattrispen zur Anfertigung von Seilen
und Körben bot. — Z. .9 und 10 schiebt der Kopte allein H2N200y und N2llCOn ein; Z. 9 beweist
zugleich, daß er und Pelagius einer Vorlage der zweiten Gruppe folgten, indem sie ihren Zusatz
yidyöj ovöe ö'Awg TQwyio mit XNOK AG MGloyCDM GflTHpM == ,et ego penitus non couiedo' (^Pelagius)
übersetzten. — Z. 12 hat das Sa. allein den Zusatz XIJOK AG M6l6'M6'OM GOBBIOI GN62 = ,ich
aber kann mich niemals demütigen'. — Am Schlüsse bietet das Sj-rische und Rufinus-Paschasius
nocli folgendes: .theii Macarius spread out bis hands in prayings, and tlie Devil was no more seen"
= ,Haec dicente inimico et extendente beato ^lacario manus suas ad orationem Spiritus immundus
inter auras evauuit.' Sicher stand das auch schon in ihrer griechischen Vorlage.
Inlialtlich dasselbe, aber sehr gekürzt und in anderer Form noch einmal in den A. P. (S. 278;
Macarius Aegyptius 35): ''4lXoT£ TTcehv daiuwv eneaz)] %(ö äßßä Wlav.aQiio ^leru {.laxalgov, diUor vöv
nödcc avroD v.6\pca' y.cti dia rip' zarrEwocpQoavvrjV aviov /.ifj dvrrj^sig ?Jy£t avrw' "Offa s^ste •/«/ >,iiiTg
f'xo^iEV ftövi] t[] TctTTsivoffooavrij öiacpeQSxe i)i-iüir y.ai v.qatsTts. Genau dasselbe, wie es scheint, mit den-
selben Worten im Syrischen (S. 743; X 444), an das obige Stück unmittelbar anschließend.
297. 2 [14 — 26] — 298 [1 — 2] = Pelag. XV 27 =-- A. P. iS. 291f.: Matoes 9) = Syrisch
(S. 674f.; VIII 268); endlich auch liei Rufinus 1S8 und Paschasius XXXIII 3:
Z. 1: Die Xamensforra MXGHC im Sa. [Z. 23: MXTGHC) i.st eine Verschreibung für MXTOHC.
SjU'ich: ]\iat6is, wie die Parallelen Marwijg (sprich: Malöis), Mathois, Muthues, Motois, i\Iat6ais beweisen.
Der Einsiedler hieß also ]\fatoi und wai' Küj)te.^ — Alle Versionen haben Rhaithu: 'Pat&ov — Raythu
— Ragitha — Ragita — 2pXIGOy — Re'ith, und die Mehrzahl entscheidet sich für eig t« (isQr^ t&v
l'aßaXiüv, so daß die Variante [eig tä j-isQ)]) Maydolü))' zurücktritt und die Verschreibung BaßvXibvog
überhaupt nicht in Betracht kommt. Nun verweist aber schon die Nota 41 in den A. P. (a. a. 0)
auf Eusebius, iJe locis Hebraicis, wo es \\(j\[l\: Maytöii]!' y.ai al'rt] tCov i]ysi.i67'tüy 'Edwi.i ir rfj raßa^^ipfj,
was llieronymus mit ,JIagdiel; et haec in regionc Gabalena, possessa olim a ducibus Edom' übersetzt.
' V;,'l. lüerogl. J^\fl | "^V ^ ^ 1 "^ ' ""^''-' ~ l^^üzisten, Soldaten; vgl. oben 8.35.
ÜiiEK DiK Koi>Tisc'ii-sA'im>-rnv:\ Ai'(>PHTiii;c;ArATA i'ATitr.M AKi;vi'Ti(iT:r:\r e'i-c. 61
Dann würden die Yariautea sig rä /.isqt] MaydoXm' und I'aßcdtov dassell)e besagen und der Ort der
Legende in der Ncähe des Elanitischeii Meerbusens zu suclieu sein. — Sehi- autTalli-nd ist, daß der
Syrer uaeb Budges Übersetzung aucb den Bisebof und den Bruder des ]\latüi mit Namen nennt:
Kantirsä [aus verscbriebeuem, undeutliebem oder falsch gelesenem y.oaii'jaag (ö STrlay.oTrog)?] und
'Awsabli [aus (ö udelcpog) avTOv?]. — Z. Ji! folgen der Kopte, Pelagius und der Syi-er der Lesai-t
ysvaafiivwv {aixwv bfiov), Rufiuus-Paschasius aber der v. 1. ysi'outvwv {avtCov oiiov). — Z. '2n ist statt
des überlieferten MPloyA ji;denfatls MPIOY^I 7a\ schi-oil)L'n. sn daß die Stelle zu lauten bat: .\Y<^>
AY6MKOTK MlieCtJAY, MIlOYd 2M llGeYClAC'llipiOII 0TB6 TAXC ripoc4)0|>A C2pM, \va>
den Parallelen /«i iy.otjAij-drjaai' ol äiiifoxEQOi fii] syyiaavvsg d-vataaTriQim evexsv tov noiijaai TtQoacpooär
= ,et ita uterque recesserunt de liac vita. ut numnuam se ad sacrificandam oblatioiiom altari ap-
proximarent' (Pelagius) = ,utri(|ue tamen ipsi ita permanserunt us<^ue ad Knem suum, ut ad altare,
quantuin ad oblationem sacriticandani, numquani accederent', völlig entspricbt. — Z. 2ii beweist, daß
der Kopte und Pelagius einer Vorlage der zweiten Gruppe folgten, da sie ihr ray^a = MCCyXK ^
.forsitan' übersetzten. — Das Sa. ist am Schlüsse unwesentlich verstümmelt.
298, 1 [3—6] = Pelag. XV 33:
Im Sa. am x^nfang unbedeutend verstümmelt; Zoegas Ei-gänzung FIGXG i'xnx UOIMUtli wird
durch jinterrogatus est (abbas Pastor)' als unrichtig erwiesen; es muß X\"X1JG heißen. L'ljrigens
sprach schon der Inhalt des Stückes gegen Zoegas Ergänzung.
299, 3 [10 — 25] — 300 [1 — 12] = Pelag. XV 43 [Spalte 961/2 bis Z. U] = A. P. (S. 371;
Iliarög):
Z. III: AMXOOC HG\ OYCON MniCTOC = ,es erzählte ein gläubiger Bruder'; der Kopte las
also: .7(>^;'»yffaro adeXipög tig Triarög, so daß jrtaiög hier nicht Eigenname ist. Der erhaltene griechische
Text aber hat: Jnjyr'jGaio 6 ädsl(fdg (v. 1. äßßäg) Tliaxög, bei i'elagius ,Xari-avit fi-ater Pistus dieens'
Die Lesart ädeXcpög, welcher Pelagius und der Kopte folgten, ist jedenfalls die urs]>rüngliche und
richtige und elienso TiixsTÖg nicht Eigenname, sondern attributives Adjektiv. Erst als man hinter dem
iriaiög einen Eigennamen vermutete, wurde für ddslcpdg äßßäg eingesetzt auf Grund der Beobachtung,
daß nur aßßai und niemals einfache dds)jpot mit ihren Eigennamen genannt werden ; über die einzige
(scheinbare) Ausnahme siehe oben S. 28. — Demnach ist auch im Griechischen dirf/ijaaTO ddekcpög
T(g TTiaTÖg und bei Pelagius ,narravit frater quidam fidelis' zu schreiben. Dann gehört dieses
Stück unter ,Sisois', dem auch die folgenden vier Abschnitte bei Pelagius gehören. — Z. II folgen
der Kopte und Pelagius der zweiten (Jruppe, da sie sv rfj rr^ao) tov Klvaf.ucTog lasen. Die inhaltlich
begründete Konjektur Zoegas Nota 108 wii-d durch die griechische Vorlage haltlos. — Z. IUJIT:
Die Worte nNOYT6 MnxnGTO AM HG MMXI20Y0. XXXX nGTXl MMOM riCOMC CMXMX.V)
ZW aCÜB HIM ^= ,Gott ist nicht dessen, der nach mehr (Höherem) verlangt, sondern gesegnet ist,
wer sich in allem selbst bezwingt', weichen von den Parallelen zunächst dadurch aij, daß das Sa. im
ersten Teil die Negation N-AM hat; denn das Griechische lautet: '0 Qeög e/.eivov ecti, tov ttIsove/.-
covvvog }JTOL ßiatof.ievov kavTÖv eig näwa, was Pelagius mit ,Deus enim illius est, qui sibi ultra quam
potest extorquet et violentiam facit ad omnia' wiedergibt. Der Kopte aber müßte gelesen haben: '0
Qsög Ol'/, ean tov nlsoreyiTovrTog, all" 6 ßiatöi^ievog favröv eig nävia Eiloyl^STai. Da sich aber weder
im erhaltenen griechischen Text noch bei Pelagius eine Andeutung des Ausdruckes findet, der dem
CMXMAAT entsprochen liaben müßte, ist in CMAMAAT eine Verschreibung und spätere Verbesserung
des Verschriebenen anzunehmen; denn bei dem überall zu beobachtenden sehr engen Paralleli.smus
des Sa. mit dem Griechischen und besonders Lateinischen ist eine derartige Entfernung des sa.
Textes von den beiden Parallelen unwahrscheinlich. Dem griechischen iairöv muß im Sa. MA'^j'AAM
entsprochen haben, und dieses parallele AVort ist es jedenfalls, das wir in CMAMAAT zu suchen
haben: die Stelle lautete also ursprünglich so: . . . AXXA (MinGTXl MMOM 116-OtlC MAY^AM ZU
2CÜB tllM = ....sondern dessen, der sich selbst in allem hezuingf. Durch fehlerhafte Doppel-
schreibun"- des auslautenden C in.lJCONC entstand tJÖ'OMC CMAY-VX'l, wodurch die ganze Stelle
62 Thkodok Hopfnee.
um-erstäiiillicli wui-do; (hucli Ificlite Ämlerun.ü- in CMXMX.VI' nui-de sie dann .vorUcssort'. Setzen wir
ilie i.arallele K.„iu zu üiriw MXYAXM ein. so erliaiton wir: lltl()^)•^G MIlXtlGTO AN 116 MMX120Y0,
XXXX MIICIXI MMOH NCONC MXyXXM 2M 2U)K MIM, was vüiu griecliisolien und latuiniselien
Text nur noch in der Negation des ersten Teiles aljweiclit; diese aber geht uffenhai- aul: eine Ver-
schreibuni; in der <;riecliisolien Vorlage des Kopten zurück, die '0 Qedi^ ov{vC) h'ati hatte statt '0 &sdc;
i/.£ivov l'aTi. Weo-en dieser Negation und des daraus folgenden Gegensatzes mit dem zweiten Teil
haben "-ir auch schon für die griecdiische Vorlage des Sa. äXlä statt des ijroi anzunehmen. — X. Jl
beweist dri yrsviov = .investigans' die Richtigkeit von Zoegas A'erbesserung Nota 112 Gl'f^ PIG STHI
statt des überlieferten ei'|-Ne2THI. — X. -J J beweist, dal.5 der Kopte und Pelagius einer Vorlage der
zweiten Ciruppe folgten, da sie ihr Xeym- '.49qi, UltQf mit (XHMOYTG GpOH HGX XIIX SCüpi XG
SXXpG, 2X'rpe und .(vocavit eum abbas Hör) dicens: Atlire, Athre' wiedergeben. — <S. :Ui(i. Z. 1
beweist, daß der Kopte und Pelagius die gleiche Handschrifteugruppe benützten, da sie übereinstimmend
XMIICDT GpXTM = .cucurrit ad eum' haben, was im erhaltenen griechischen Text fehlt. — Z. r, ist
nacli der o-i-iecbiseh-lateinisehcn Parallele V7ra-/.oiji' avrov = .oboedientiam eins' 6TMMTCTMIITM mit
dem l'ossessivsuffix zu schreiben. — Z. H stimmen der Kopte und Pelagius wieder durch Einschieben ^'on
MnKOyi (MTBT) = ,modicum (piscem)' mit dem ,((r/^o)' (öipagioj') der zweiten Gruit])e überein. — Z. s
beweist der griecliisch-lateinisclie Text fjvsyxev = ,attulit' die Richtigkeit von Zoegas Verbesserung
Nota 117 XMGIN6 statt XI61N6. — Im Syrischen finden wir damit Verwandtes S. 761/62, X 516, wo
Sisoes den Abbas Hör befragt, und 517, avo Arsenius von zwei unbenannten Greisen Ahnliches erzählt,
aber ohne daß die Gescbichte von dem Fisch berichtet wird. — Die Worte MXl XMXOOy HCl XnX
XIXCÜI. die bei Zoega schon den Anfang des folgenden Stückes bilden, gehören noch zu diesem.
300. 1 [13-18] = Pelag. XV 43 [Spalte 962, Z. 14 — 21] = A. P. (S. 374; HiaTÖg) =
Syrisch (S. 870; XV 172):
Dieser Abschnitt bildet einen guten Beleg dafür, wie iuigstlicli der Kopte und Pelagius-Johannes
sich an den Wortlaut ihrer Vorlagen hielten; denn ihre Worte Z. I-Jjir, TMNTXTOHK 2M OYCOOYM
HMXXtDKGBOX MT6rpx<})H THpC = .i]ui habet tpiod innumerabile est in scientia perfieit omuem
scripturanr klingen fast unverständlich, da sie die allzu wörtliche .Übersetzung der geschraubten
griechischen Stelle '0 /.«re^wJ' tö äip/jcpiaTOv ev yvwasi i/TiTS?,iT nüaav Tfjv ygacpip' sind; ihr Sinn ist:
.Wer weiß (6 yiarsxMV h yribasi), daß er sich selbst nicht hoch einschätzen darf ( rö cnjJrjcpiaTOv), der
hat den Inhalt der ganzen Heiligen Schrift erfal.U.'' Am klarsten scheint das nach Rudges Übersetzung
der Svrer zu sagen: ,He who holdeth with knowledge [the belief] that a man should not esteem
himself fultiUeth the whole Book.'
300, 4 [34 — 36] -301 [1—2] = Pelag. XV 47 = A. P. (^S. 395; Sisoes 13) = Syrisch
(S. 751; X477):
Z. .W/.V.";; -j^NXy GpOl MXyXXT XG nXMGGYG e-GGT 2M HMOYTG = .vi.leo meipsum. (juia
memoria mea ad Deum intenta sit': das beweist, daß der Kopte und Pelagius der zweiten Gruppe
mit der Lesart öqco enavtöv, on i) lii'rji.u] ^lov xcp Qew fTctQai.t£rei folgten.- — 6'. 301, Z. Ij'J las der
Kopte TOÜTO yciQ v.ai eig rör monuTr/Mv -/.öttov odiffsT -/«/ Tccvrä eiTTi rä rrß %a7Teiro(fQoavrt]Q sgyce, denn
er übersetzt: HXl TXp MXIMOGIT 2HTH HTKGMIJ Tp6Ma)ll2ICG MnCCüMX, HXI NG MG2BHY6
MOGOBBIO M2HT. Der erhaltene griechische Text aber bietet: toCto yccQ /.al 6 OMiiarr/Mg y.örrog ödg-sT
eig Tor iT^g rafreiroipQOüvi'r^g loönov, womit Pelagius mehi- übereinstimmt: .hoc autem et labor corpo-
ralis corrigit et ducit ail humilitatis viam' {ödör statt toÖttoi'). Doch ist hier, wie schon Nota 46 zu
den A. P. vorschlägt, ,dirigif statt , corrigit' zu schreiben. — Das Syrische meldet das Gleiche von
einem Abbas Timotheos, ein Codex Colbert. der A. P. von Abbas Poimen, aber etwas abweichend.
301, 2 [6—7; 7—9] = Pelag. XV 49 und 50; Syrisch (.S. 757; X 504); das zweite Stück
= A. P. (S. 426; Syncletica 11):
» Die lateinisclie CbersetzunK- 'dieser Stelle bei Migne A. P. (Cotelerius) :\. a. O. ,Qui pluriimim scienti.ie ..btiiiet,
omiium iieriicit Scripturam- ist falsch. ^ Der Sinn ist: ,U'li sehe, daß iiieine Gedanken beständig bei Gott sind.'
Übek die koptiscii-sa'idischex Apophthegmata Pateüm Aegyptiobum etc. Ö3
Der Kopte und Pelagius weisen beide Dicta dem Ilyiierichius zu, der beim Syrer als Kupraxius
erscheint, die A. 1'. aber das zweite der Syncletica: sie bieten jedenfalls das ursprüngliche und Richti"-e.
da es Svncletica bevorzugte, durch Heranziehung von Beisiiiehni aus dem gewöhnliclien Leben und
aus der Schrift zu belehren, wie letzteres auch hier geschieht. Denn nicht weniger als zehn ihrer
18 Dicta in den A. P. (S. 422 ff.) zeigen diese .Alethode. — '/.. H\<i folgen der Kopte und Pelagius Vor-
lagen, die untereinander und auch vom erhaltenen griechischen Texte unwesentlich verschieden waren:
der Ku])te las: 'iva ri^v y.cwiiiccv aov ojg tu li/.qu (=^ nsToaf) elt; vdarwv mjyctg uETaßähjg, denn er üljer-
setzt: X6KAC 6KMAtICDCÜNe MlieK2MT 1106 MTHGTpX 62IinYrH MMOOY- Pehagius dagegen:
Iva T>]g y.aoölag aov tä H-aqu Ta^cbv eig niffäg vdazojv !.teTaßal)]g = ,ut sumniitates cordis tni i-esecans
convertas in fontes a(iuarum'. Der erhaltene griechische Text aber hat: (V« zfji' ymqöiui' aov cc/.oötouov
ovacw stg nrjyäg vdÜTco)' (j.£zc(ßahjg (Psalm. 114, 8; vgl. Mose 2, 17, 6).
301, ;; [10-17] und 4 [18 — 25] = Pelag. XV 51 = A. P. (S. 315: Orsisius 1) = Svrisch
(S. 656; VI 218):
Im Sa. fälschlich in zwei Stücke zerrissen. Der Grieche, l'elagius und der Kopte eignen das
Dictum dem Orsisius, der Syrer infolge Verschreiben oder Verlesen dem Arseuius zu.
^- 11 — 1-i: Das Sa. folgt dem Griechischen: OPrwg civ&qwnog aaQyixdi' (foöi')ji.ia Ijov x«t «/)
nvocüd^sig Kara zdv 'Icoaijcp zw cpößco [v. 1. Ao'yw] zov Qsov Xw.zai ngosld-ioi' £ig ctoy/jr. TIollol yaq zCov
zoiovziov 0( fTSigaa^toi iv (liaio ard-Qibnoiv etalv [\. 1. oVrw)']. Kaldv ds zira EtöoTCi zu ^löicc (.lizQa cino-
(fEvyeiv z6 ßdgog zr^g dQX>iS = TAI T6 06 Mn|'CI)M6 60YM TAMMMXy Mn6MMeeY6 MMMTKCDC-
MiKOM riqnoce am 2m ooTe MnMOYie, eMU)AM6i eapAi gymmtmog- a)AHBU)x6Box. 7.\?.
TAp ri6 MllipACMOC NIJAT61MIMe, MAXICTA GYC^OOP 211 IMUTe tllipCÜM6. tIAIlOYC A6
eTpe npcDMe coycn neMaji mmuimmoh, ei p6HncDT a.6 gbox Miieapoo) mtmntnoc. Der
Kopte übersetzte also vollkommen richtig und genau, und zwar nach den Lesarten cpößoj und [nollo'i
yc(Q zmv Toiovzcüv ol freiQaa^toi) . . . elaiv, wobei er noch vor ev (.dato &vd^QÜ7Tiüv sinngemäß uähaza
entweder las oder selbständig einschol); die Worte Kaza zov 'lioaiiip freilich, die den Zusammenhang
mit dem folgenden herstellen, fehlen bei ihm, was jedenfalls auch dazu l)eitrug, 301, 4 von 301, 3
zu trennen. — Ganz anders Pelagius: er folgte zunächst der Lesart Xoyio, bezog falsch und übersetzte
auch d.QyJ] falsch mit ,initium' statt etwa mit ,prineipatus' (^ MNTNOC); dadurch kam folgendes
zustande: ,Ita est homo. (|ui carnalem sapientiam habet et iion est tentationum igne decoctus sicut et
Joseph: huiusmodi enim verbo Dei resolvitur: i|ui cum initium fecerit, multis teutationibus in medin
homiuum agitatur. Bonum est enim, ut quis noverit raeusuras suas et declinet in initio pondus.' Riclitig-
gestellt müßte das in der Ausdrucks weise des Pelagius etwa lauten: ,Ita est liomo, qui carnalem
sapientiam habet et non est tentationum igne decoctus sicut et Joseph verho Dei; resolvitur enim,
cum princijKitum assecutus sit. Huiusmodi enim multae tentationes sunt in niedio lioniinum. Itaque
bonum est, ut (juis noverit mensuras suas, ut declinet principatus pondus.' , • ■
302. 3 [20— 24]-303 [1 — 2] = Pelag. XV54 = A. P. (S. 439; Or 11) = Syrisch (S. 7.57:
X 506):
Z. 2212:! fehlt in unserem griechischen Text die Parallele zu GüJCDnS AKpACge 2IXM n600Y
NN6KXAX6 = ,si gaudes in adversarii tui glorificatione (et si contristaris in minoratione eins)', was
auch der Syrer las, da Budge übersetzt: ,and if thou lovest the ap]>robation of thine enemy (and if
thüu art grieved when he is afflicted)'. Dasselbe endlich auch ohne Namensnennung wie im Sa. und
bei Pelagius auch bei Rutinus 115 und Paschasius XIII 3.
304, G [29— 32] — 305 [1 — 12] = Pelag. XV 66 = Syrisch (S. 73^/39: X 437); das Sa. auch
bei Steindorf f, a. a. 0. S. 7* f.:
Z.Hi): 21 e6CÜAOCIOC Pppo. nppo Ae 6MBHK . . . aber l'elagius: , . . . et dum transiret
Theodosius iunior Imperator' (also sa. nBpp6. nppo) und nach Budge auch im Syrischen .Theodosius
the Less'. Demnach dürfte auch im Sa. HBppe statt des ersten Iippo zu lesen sein. — i'^. :>(i-'>, Z. .H
hat das Sa. eine große Lücke, indem nach THpOY GXM nGKOYXAl die Übersetzung der Worte
64 TiiKiinoK TldriNF.R.
.Imperator auteiii ciicmnsiucicUnf liis ,et lageuaiu ai|uae' auf5g-efaneu ist. die auch der Syrer und
Rutinus 19 bringt, llei letzterem erzäldt Poeinen diese Gescliicdito.
30P. 4 [36 — 3!^] — 310 [1 — 2] = Polag. XVIT 15 = Syrisch (S. 701: VIII B44i:
'/ ■■](; 7,s' bietet das Sa. das Geg-euteil von dem Ijateinischen und Syrischen, denu der Kopte
saot: (ipU)XM OY-V GTI MMOK MO^,'2COB XY<^ Uri M.Xn KMG-OHC NnXXM NXK (sie) G2MXK.
epe nCKMeeYG niOC e)- MIUneKNXTXX'l K.VTXee GTCH2. Xe . . . = .wenn dloh einer um
etwas hittet und du tust dir (beim Gehen) nicht Gewalt an, sondern gibst es ihm willig, so sei dein
Gedanke (deine Üherzeugung) bei dem, was du gibst, so, wie geschrieben ist (: Nötigt dich einer,
eine Jleile mit ihm zu gehen, so gehe mit ihm zwei)'; Pelagius aber hat: .Si te quis petierit rem aliquam
et violeuter praestiteris ei. sit voluntas aninii in id. qnod datnr, sicut scriptum est (: Quia . . .). Das
Sa. steht demnach auch mit dem Sinn d.n- Bibelstelle (Matth.V41). welche die Selbstüberwindung im
Geben lehrt, im Widerspruch. Die Neg.ation TM gehört also augenscheinlich nicht zu NrXITKMGONC,
sondern zum folgenden HFTXXM NXH GStIXK, so daß es lauten sollte: NrXITKMCOHC riFTMTXXM
HXM eatlXK . . . = ....und du tust dir Gewalt (Selbstüberwindung) an und gibst es ihm nicht
willi"-. so . . .' Das Syrische ü])rigens weist hier im Nachsatz eine Verschiedenheit auf, denn Budge
ültersetzt: .Tf a man ask theo for anything, and thou givest it to him grudgingly, thou wilt not
receive a reward for that whicli thou hast given, as it is written: If a man ask thee to go with him
a mile, go with him two . . .'
•110. 5 [26-S2]-311 [1—16] = Pelag. XVTI 20 -— Syrisch (S. 726 ff.; IX 409):
Bei Pelagius fällt hier die große Zahl der erklärenden Zusätze auf: (juod meterent; qui reman-
serant: implebimus nos duo opera et; (messem) totius loci illius, quem susceperant; qui non laboravi;
in agro cuiusdam ad mercedem; quem messuri eramus; (percute siguum) in cella fratrum: liodie:
velocius quam tres jiotuimus; (et dixit) uni de moiiachis suis. — 8.311, Z. 7jS scheinen der Kopte
und Pelagius verschiedenen Vorlagen zu folgen: der Kopte las: /«( vcv ijVÜy/.ceLov ef.d oi ädelcpo}
Xa^ißdretr fiia&öv, dr oi'/. iyar^umitov = XY"? XMeCMMY XMXrKXZe MMOl CXI MOYBYXe MmU)
nSlCG epOM; aber Pelagius: -/.cd vvv dvayyidl^ovalv ifie otroi Uyovrsg- 'Adel(pE, il&e /.cu Xaßs lov
uiad-ör. ö)' Oi'x lxeJ/ji(är(C«t,- = ,et nunc cognnt me isti dicentes: Frater, veni, accipe mercedes, ubi
non laborasti'. Die Lesart «/e(;,a«r(£;or, der der Ko])te folgte, ist jedenfalls vorzuziehen, da er sich
gerade nach der Ansicht dei- beiden andern seinen Lolmanteil wohl verdient hat: daher ist auch bei
Pelagius zu schreiben: ,et nunc cogunt me isti. dicentes: „Frater, veni. accipe mercedes !•'' ubi non
laboravi.' — Der Syrer freilich hat ebenso gelesen wie Pelagius. — Die letzten Worte des Pelagius
.(Et discessit frater ille contristatus et plorans) (juasi praeiudicium i)assus' sind jedenfalls selbständiger
Zusatz, da sie auch das Syrische nicht kennt, sondern genau so schließt wie das Sa.
311, 2 [24 — 26] = Pelag. XVII 22 = Syrisch (S. 681; VIII 295); das Sa. auch bei Stein-
dorf f, a. a. 0. S. l'':
Das Koptische scheint zunächst Fragment gewesen zu sein, das mit Z. 25 MnO"*)'Miaje MM
NCYGpHY eMe2 abbrach, da bis zu diesen Worten die Parallelen damit wörtlich üljereinstimmen:
das Folgende aber, das bloß das Lateinische und Syrische erhalten hat. daß nämlich die beiden
künstlich einen Streit untereinander hervorrufen wollten, doch ohne ihren Zweck zu erreichen, ging
im Sa. verloren. Ein Späterer hat den Rest als Fragment erkannt imd durch xyd) AYtl)^"*"^ 2M
OYeipHMU Ü)X ne200Y MneYMOY im Sinne der erhaltenen sa. Worte ergänzt, wobei allerdings
die ganze Geschichte ohne Pointe blieb und auch inhaltlich von der ursprünglichen Fassung abwäch,
da diese bei Pelagius folgendermaßen schließt: ,Et discesserunt nee inter se contendere potuerunt.'
312, 1 [7—10] hat bei Pelagius keine Parallele, wohl aber in den A. P. (S. 83; Anto-
nius 24) und im Syrischen (S. 806: XV 3). Endlich findet es sich auch bohairisch (bei
Ameliueau, a. a. 0. S. 18, 2) in den NlCXXl MTC IJI26\\0 60BG XBBX XNTCDNI:
Z.HjKi: Die A. P. bieten: . . . y.cd Ttäaav lijv fjuegav to TQiaayiov xfällior ,u£t« uov äyyelwv
= . . . und indem er den ganzen Tag mit den Engeln das Dreimal-(Hocli-) Heilige rezitiert'; dasselbe
Übee die KorxiscH-SA'iDiscHEX AroPiiTHErni ATA l^\•l■I;^^r Ai:iiYi'Tioi;rM i-rc 65
auch im .Sa.: . . . AytU U)XHp ne200Y llipM GMXÜ) MliajOMIll' ll2.\riüC Mll IIArrcxoC. Das
Hohairische al)cr liat: . . . Oyoa tllGSOOy GMGp^'AXXGIII IKiM NIAirexOC IIGM III r llxnOG,
was Aiuelineaii mit ,Lo jour il eiiaut des psaumes avec les aiiges et les trois saints' üborsotzt. Diese
•trois saints' sind nach ihm ,les trois jeunes gen's du li\Te de Daniel" (^Kap. 3). üemnacii folgte das
Bohairische einer andern Lesart; vielleicht liegt aber im zweiten tIGM eine Yersclireibuni;- statt M
vor. hervorgerufen durch das erste N6M, so dal.5 es ursprünglich hiel.); . . . UGM llIXrrGXOC Mlll-
r-MXriOC, was sich mit dem Griechischen und Sa. decken \\iirde. — Das S\-rische scheint nach
Budges Übersetzung ,(and each dar he with the angels ascribeth lioliness to God) three times a day'
wieder der Lesart y.al nüaav zip' r)ueoav Tgtg to äyiov if-idXXtov f.ieTä xüv äyysXwv zu folgen.
312, 3 [16 — 23] — 313 [1—15] = Pelag. XVIII 2 = A. P. (S. 99; Arsenius33) = Syrisch
(S. 821 f., XV 23):
Z. /'/ Ijeweist. daß der Kopte und Pelagius einer Vorlage der zweiten erweiterten Gruppe folgten,
da sie ihren Zusatz 6 itad-r^Tr)g tov aßßä l^gaeriov lasen, ebenso Z. 22, wo sie ihren Zusatz diTEXd-iov
mit XMBCDK (XHna>2 M2IJK6Cg6) = .ibat item (et incidebat ligna)' übersetzten und e!)enso endlich
Z. ■! ('S. ■'il3j, wo beide ihr tdou ^^•iederhulon. Sonst folgen beide streng deni erhaltenen griechisclien
Text, nur Z. S schiebt Pelagius selbständig: ,et cum interrogasset, quid hoc esset (ille respondit ei)'
ein. — ^. olo. Z. 1—2: . . . eHCGKMOOY XytU 6MnCD2T MMOM GYCXMXOe eCG'OTa = welcher
Wasser schöpfte und es in ein Gefäß goß, das durchlöchert war . . .'; dazu bemerkt Zoega Nota 211:
,CXMXe6. T. vas, cadus, cuius oi'iginis sit nescio.' P. 647. Nota 33 will er das Wort von (DT2,
0\'(DT2 ableiten. Dieselbe Übersetzung und Etymologie wie Zoega bringt auch Peyron im Lexikon
]>. 201 unter Hinweis auf ihn. — Wie der griechische Paralleltext beweist, der eig öi^aixerrjv tstqi]-
uä'rjv hat.' liegt aber bloß eine Versclireibung des dem XMX06 zugrunde liegenden XMX2TG = dsxsod-cu
vor: denn XMXOG ist XMXT26, verschrieben aus XMX2Te, so daß der Kopte auch liier wörtlich sig
ds^aasvi'jv = ,iu ein Aufnelimendes, Fassendes', also .in ein Gefäß' übersetzte. CXMXöG ist also kein
neues Wort, sondern eine verschriebene, aber regelrecht gebildete Form von XMX2'1'6. — <S'. ■IJ-'l, Z.-'>I4
ist nach tids = XHHXy auch bei Pelagius ,vidit' statt des überlieferten .\idi' zu schreiben; das aus-
lautende t fiel wegen des anlautenden t im folgenden .templum' aus. — Z. Vi! 14: X\*CD Gl HAH oyM'l'XM-
MMX^' llOyMO>'XI- MHOtlUpOM XMTXKO MMGHK62BHy6 GTIIXIIO^-Oy. nGrM62MOOy GM-
lia»2T, 0)0)6 GpOJMG IJiM GNn4>e . . . Diese Stelle, wie sie wenigstens Zoöga gibt, ist teils verstümmelt^
teils in Unordnung geraten und daher sinnlos. Nach dem Griechischen, das Pelagius wörtlich über-
setzt, y.al b TO l'dcüQ ävTlCov uvi^Qwnög iaTi /«/l« /(«■ eoya ■noiüv, all" insidt) tiyev ev aviolg novi^oäv
avuuiyt'jv, £v TOVTO) äinolsae z«i tu -/.ala avrov eoya muß es im Sa. lauten: n6TMG2MO()y G'inO)2T
iMMOq OypOJMG 116 6MP MM HGTMXNOyH) XXXX (überliefert XyO)) GIIIAH oyHTX'IMMX^'
NOyMO^'Xr MnOIllipon XHTXKO (2M nXI) lJll6MKe2BHy6 eTIlXtlO^'Oy. — inhaltlich genau
dasselbe im Syrischen und stark erweitert bei Hutinus 38, insbesondere in den Schlußworten, die er
zu einer förmliclieu Homilie mit Schriftstelleu (Matth. XI 29 und Philipp. II 12) ausgestaltete.
313, 1 [16 — 24] — 314 [1—37] = Pelag. XVIII 3 = A. P. (S. 155ff., Daniel 7)1 = Syrisch
iS. S19ff.. XV221:
Z. K! fehlt im Sa. und bei Pelagius der Zusatz 6 0aQai'lTi]g, den aber auch nur einige griechi-
sche Handschriften aufweisen; der Syrer hat ihn. — S.:!J4. Z. 21 beweist, daß der Kopte und Pelagius
einer Vorlage der zweiten Gruppe folgten, da sie ihren Znsatz {dvswyßr^crai' di avTwv o\ d(pdali.ioi)
loeooi mit (X^'Oyo>H MGI M6yBXX) GT2120yM, d. h. ,ihre innerlichen Augen' und mit .(aperti
autem sunt oculi eorum) intellectuales' üljersetzten. — S. 3Vi, Z. 2:ij24 weichen der Koi)te und Pela-
gius sowohl von dem erhaltenen griechischen Text wie auch untereinander ab: das Griechische lautet
nämlich: W/:?,:?«, loyov ly/.uiaafiev vifol Tivog llniaTov, 8n leyet, cIti ö ItQTog . . . Der Kojite aber hat: XIIX
XMCOJTM 6TB6 oyO)XXG MXniCTOM XG XOyX XOOH, XG ROGIK . . . : er las also: dßßä.
tfAOvaauEv tteq'i Tivog loyov d-ricTov, oii Tig slsysy, ort 6 liovog . . . und Pelagius endlich hat: ,Abba,
^ Bei Migne steht rfiQiiu/.cf'f)jv (Driickfeliler oder statt TiiQif.cuivr^v'i
Doiiltschrifteii der pIiiL-hist, lil r.l. K.l s Alili.
gß Theodor Hopfxek.
audivimus sermonem cuiusciam infidelis. qui dicit, quia panis . . .': er las also: dßßä, if/.ovaaL(ei' Uyov
Tiros dniaTOv, dg )Jyet, on 6 llgrog . . . ^ '/.. 17 übersetzt der Kopte 6rt »])' nQa-KCiv.ög fxeyag genau
mit Xe oyNOe- MMXTG mg NpenpSCOB. Pelagius dagegen hat .qui erat magiuis in !iac vita'. —
,S -'ll-J- y- '>M fol^'^ Pelagius genau dem erhaltenen griechischen Text: f(») oD'rwg ■AQaci'^aig, &ßßä, ulV
füg 7mQedoiy.Er i) y.adolm) h-Ah^aia' 'ihtdg yag niaTSvo^isv, oti adzdg b Uqiog aiofxa sari tov Xqiarov
= neu sie teneas, ahba, sed sicut ecclesia catholica tradidit: Nos autem credimus, quia panis ipse
corpus Christi est et . . .' Der Kopte ai)er hat: MIlCüp MlipTAXpOK 2M IlXl, XMX, XXXX KXTXee
erepo ikxooxiku gkkxiicix xujmmüc ihctgyg, xg iiogik gtmxi mmom \uoh nc
nCa)MX MIIGXC . . .: er las also: . . . älV wg nain8io-/.ev i) ■/.ci&o)uxij E-/.-At,(iia nlaifie, 6n 6 ciorog . . .
— Z. N; XKXTXXYMIITOC == cfKaTcchjTTTog .unfaßbar', wozu noch das koptische XTTX20H wie eine
Glosse hinzutritt. — Z. 30lol muli es nach dem Griechischen (/«( av&iwg syivsro tö er tTj x«'?' cvtov
y.Qkeg) ciorog und dem Lateinischen ,et statini facta est pars illa in manu eins panis' im Sa. lauten:
(xytD MTGYNOy XnXM 6T2M TGMö'lX) pOGlK statt des überlieferten sinnlosen pOGIG.'
315, 1 [1—21] = Pelag. XYIII 4 = A. F. (S. 159; Daniel. 8) = Syrisch (p. 420f. als
36. Kapitel des sogenannten zweiten Buches der Historia Lausiaca):
Z. 1 hat das Sa. bloß STBC oySXXO, die A. P. aber und Pelagius neol ällov xivög yeoovTog =
.de alio quodam sene'. — Z. 2j:-i beweist wieder, daß der Kopte und Pelagius einer Vorlage der zweiten
Gruppe folgten, da sie beide (ort o MelxiaEÖh.] cwiög übersetzten: (XG M6XX1CGA.6K) MTOH (HG) =
(quod Melchisedech) ipse (est)'; ebenso Z. L'^jlH, wo sie beide ihren Zusatz y.ai o UyyAog sine j.ioi, ort obiog
iaiiv 6 3Islxiff£d6y. lasen: XyCD XHXrrGXOC XOOG NXl, XG nXI HG MGXXICGAGK = ,et angelus
(assistens) mihi dixit: (Ecce), iste est M.' — Z. Vi übersetzte der Koi)te genau nach dem erhaltenen
griechischen Text: /«( ävcr/ysllio aoi, rlg iacn' == xyCD -JMIXXOOC NXK, XG IHM HG;- aber Pelagius:
,et renmitio tibi, quod mihi fuerit revelatum de hoc'. — Das Syrische stimmt inhaltlich und, wie es scheint,
auch sprachlich mit den Parallelen überein. nennt aber nicht den Kyrillos, sondern den Theophilos.i
315. 2 [22 — 26] = Pelag. XVIII 5 = A. P. (S. 167; Ephraem 1): das Sa. auch bei Stein-
dorf f, S. 4*:
Z. 23124 las der Kopte v.ai inlrjQioae näaar ti)v vtt' oi'QCcrdv ytp' = XGM62 HKXS THpH 2X TflG.
Pelagius aber hat bloß: .et impleverit totam terram'. — Z. 25: xyoyCD2 2M nGCKXpnOC = ,sie
wohnten unter seiner Fruchf; da aber das Griechische und Lateinische /«( V^a'hoi' «/. rov yaonov rfjg
äiLiekov = ,et comedebant de fructu iUius' haben, ist auch im Sa. xyoyoJM 2M nGCKXpilOC zu
schreiben, wie übrigens schon ohne die Paralleltexte das folgende nGTOyiJXOyOMM andeutete; das
2 in xyO\"a>2 wurde durch das anlautende 2 im folgenden 2M hervorgerufei). Die Verschreibung
nGTOytIXOyOMK hat Steindorff in nGTOyNXOyOMH richtiggestellt. — Als Bericht der Eltern
des E]ihraum auch iu dessen Vita (^figne, Patrologia Lat. tom. 73, p. 321).
315, 3 [27— 37] — 316 [1—2] = Pelag. XVIII 6 = A. P. (S. 167; Ephraem 2):
Z. S:i beweist, daß der Kopte und Pelagius einer Vorlage der zweiten Gruppe folgten, da sie
ihren langen Zusatz (TTlijv) od di-yarai toito syxstoia&f^ai. Tlo}lc'. ()e Ulla övöuara hyUov sirrötrsg
Varegov slnor, ort lasen: (nXHM) MtJGOMMMOOy G2ITOOTOy GHXl. XyXCD A.G MPpXM tl2H-
KGMHHCgG 2H UGTO^'XXB. 6n2XH AG xyXOOC, XG . . = .(verumtnmen) hoc eis committi
non iiotest. Jlnlta etiam alia nomina sanctorum dicentes, postea dixerunt, quia . . .' — Z. SäjoU dürfte
auch in dem erhaltenen griechischen Texte hinter yeowv noch der Zusatz dg tovio er ooäuavt eidfv
gestanden haben, da ihn der Kopte und Pelagius übersetzten: (naxxO) RGMTXMHXy Gn20pOMX
= ,(;senex iUe) cui hoc in somniis apparuif. — Z. HHjHT hat der Kopte XMÖ'N 64>pGM (GH-fCBtüi
= .erfand ihn. (wie er lehrte)', während Pelagius ,audivit (docentem)' hat und das Griechische bloß
y-/.ovaE TOV 'Ecpoaln. ^ Dasselbe endlich, etwas ausgeschmückt, aber stellenweise wortwörtlich ebenso,
iu der Vita S. Ephraem (a. a. 0. ca]i. 3); inhaltlich Verwandtes ebendort cap. 2.
316, 1 [3 — 14] = Pelag. XVIII 7 = A. P. (S. 178: Zeno 5) -= Syrisch (S. 833; XV 58):
I
' Vo-l. oben S. 27. '' Docli l.-is er n.icli •l-ll.\X<:>OC zu schließan wahrschoiulicli ila« l\itiir: ävayyehi.
Über die koptisch-sa'idischex AroL'imiEGMATA Patrum Aegyptioeüm etc. 67
Z. 3 felilt im S;i. die Übersetzung von vr/.iöc. = ,uocte': Z. ////:.'.■ lietll'XKMOOCge M2I1TOY
THpoy NrOY'IY -^W NTCKpi = .die ganze Eutfeniuiig. die du gewandert bist, die bist du von
deiner Zelle nicht entfernt': der erhaltene griechische Text aher bietet: oaov n£Qii-nüirj(rcc^, loaoitor si
ftß/.pöi' ö/TÖ TJJe /.ekXijg aov = Pelagius: .unanttim amlnilasti, tantuni longe es a cella tua'. In der Vor-
lage des Kopten nuil:! es also geheißen haben: . . . loaoviov d (.icrAQÖv and T/yg Y.ilh]g oV. — Da Budge
das Syrische mit: ,How is it that thou hast gone so l'ar from tby cell?' übersetzt, scheint der Syrer
obiges Satzgefüge als zwei unabhängige Fragesätze aufgefaßt zu haben: oaov TceQisjrdcDjaag; Toaovtov
st jU«/oöi' ärrö rr^g zfAl/yg ffoc; — Z. lo folgt Pelagius genau dem erhaltenen griechischen Texte: sYa-
sXd^s. 7To'n]aov i]iäv evxip' = ,Veui, intra et da uobis oratiouem!', der Kopte aber hat: MApoil IIVI1CI)X1I\.
las also: elaild-(i)i.i£r, TroiijOioiw ev'/'P'- — ^lit einigen erläuternden Zusätzen aucli bei liuliuus i310.
316, 3 [25 — 2t)] — 318[l--ll] = Pelag. XVIII9 = A. P. (S. 262f.; Macarius Aegyptius 3) =
Syrisch (p. 421/23 als 37. Kapitel des sogeuannten zweiten Buches der Historia Lausiaca des
Palladius); Sa. auch bei Steindorff. S. 19*ff.; Bohairisch bei Amelineau (a.a.O. S. 230ff.). teil-
weise bei Zoega (a.a.O. S. 125). Lateinisch endlich mich liei Kufin. Gl und P;iscliasius 18:
Z. iV>; 21 J TIIOG nepilMOC = £)' tfi TTuveorji.im = Pelagius .in loco iiimis deserto', syrisch
nach Budfi-e .in the desert'. Gemeint ist die Wüste südlich von Siet. mit deren Besiedlung Makarios
d. Gr. im Jahre 324 den Anfang machte; da aber aus dem folgenden hervorgeht, daß zur Zeit des
Erzählten schon die ganze Gegend besiedelt war, so folgt, daß es geraume Zeit nach 324 fiel. Die
zweite sogleich erwähnte Einöde lag mehr gegen N.. gegen die Mareotis zu. — Z. 2'J ist es beachtens-
wert, daß im Sa. wieder wie oben 313. 1 (S. 314, Z. 8) der griechische Ausdruck axixaqiov hrovv
= ,tunica liuea' durch das hinzugesetzte eySBOC TS =^ .das ist nämlich ein Kleidungsstück' glossem-
artig erläutert wird. In derselben Zeile: eCO H6'CÜT26'CDT2 = ,das ganz durchlöchert war' =
TQcoyXwTÖy = ,tota cribrata'; Peyron leitet im Lexikon 6'CDT26'CDT2 richtig ab und verwirft dadurch
Zoegas Nota 233; natürlich heißt das folgende OJKOX .Loch, Riß' ^ Tei\»a/t.(ß = .for;imen' und nicht
,sacculus'. wie Zoega Nota 234 wollte. Ebenso auch im Bohairischen: ep6 oyON oyCTIX-KpiOll
nL\y TOI 2i(üTM ecoi Mxoxxox oyo2 KxiA \o\ N6 oyoii oyKiiBi \a)\ epoH. [Die
örtlichkeit der Erzählung wird hier übrigens niCyXMO 6TCAäOyN genannt.] Ebenso endlich auch
im Syrischen, denn Budge übei'setzt: ,and he was arrayed in a garment wbich was füll (jf holes.' —
S. 317, Z. //2 üljersetzt der Oberägypter -/.ai '/Jyn aöiS) ö ysqiov ö i.uyag- ITov nooevrj; genau mit
nexXM N_\M li6\ nMOÖ" N2XX0, Xe 6KBIIK BTCDN. Pelagius aber bezog falsch und las: /«( leyei
aiiTw 6 yegcüV '0 i-iiycig, nov nogev)]; = ,et dixit ei senex: Ohe, maior, ubi vadis?' Das ist siniiwidi-ig:
denn der Heilige konnte den Satan (bei Rutinus-Paschasius den .daemon'), den er als solchen erkannt
hatte, unmöglich mit di ^läyag ansprechen. Rufinus scheint auch wie Pelagius interpungiert, diesen
innerlichen Widerspi-uch aber gemerkt zu haben, denn er übersetzt mit .maligne'; ihm folgt natürlich
Paschasius. In der griechischen Vorlage zum Bobairisclien lautete es: y.al Xiysi ai'Tco b yfouiv TTov
TTogevT]; wobei der Kopte wieder 6 yeoiov als Vokativ las und daher als Subjekt zu Xlyn — nCXG
noch XBBX MXKXpi einschob, denn er hat: Oy02 nexe XBBA MXKXpi NXM, XG niÄGXXO AKtIX
eoCDN [in Amelineaus Übersetzung ausgelassen]. Im Sj'rischen endlich fehlt die Parallele ziwbyiQiov)
6 ueyag, denn Budge übersetzt: .And the old man Macarius said unto him: Whithcr goest thou?'
[Nach der syrischen Version übrigens war der Teufel nicht mit NA'eintläschchen, sondern mit Früchten
behängen, denn Budge übersetzt: ,and he was arrayed in a garment, which was füll of holes, and
various fruits were hanging about him'.] — Z. 4 fehlt im Sa. hinter Xl-j^ne MMOOy die Übersetzung
zu 6 de yfowv litte- /.cd ravia oXa (sc. r« ?ay/.vv&ta än:oq>eQsig xoTg ddeXcfoig;) l4fra-^Ql&)y A«'- =
(Pelagius) ,Et totas cum gustu portas? Et respondit: Etiam." Ebenso im Bohairischen: oy02 UXl
THpoy, AM6P OyCD NX6 HIÄ-IXBOXOC neXXM Mni^exxO, XG . . . und im Syrischen: .... all
these? and Satan said: Yes.' — Auch in Z. 7 hat das Sa. hinter cyXNTG neTMMXy^.KTOH wieder
eine Lücke, Avie schon der gestörte Zusammenhang deutlich verriet; es fehlt hier die Parallele zu:
wd WS slder ahov 6 ysowi; Xeysi avvCo- SM9Eltjg = (Pelagius) ,et cum vidissot eum senex. dicit ei:
ßg TlIKnlMil; IIoI'F.NKR.
Sauus sis!' Uutimis: .Salvoiisl- Pascliasius = ,Saiius sis!' ISohairiwch: oyoi? V.W Ill^GWO riX^,-
epOM lieXXM NAM. XC Mia)0^". Dalier sind im Sa. liier t'ulgende "Worte einzusetzen: \\(V
HTGI'GMHXY t^POM MGI I12XXO riGXXM IIXH. XO MIOK. Jetzt wird auch erst die unwillige Gegen-
frage des Teufels verständlii-li: (MTOH AG IIGXXM, XG) XO) nG IIXMIOK und die verwunderte
Gegenfrag-e des Heiligen: (II6XG n2X\0 NXH. X6) GTBGOY'i' — >^ '■> l'^lgt Pelagius mit .(([ula
modo omues) sanctificati sunt' der schlechteren Lesart {pvi iravTeg) tiyioi {f.iOi iyei'ovro) statt der
bessern öj'etof. = (6BOXXG MIOÜY Tlipoy) XYPXrpiOC (620YN GpOl), Kuflnus und Pascliasius:
,Oontrarii facti sunt.' Im liohairisclien bietet cod. LXIX XrpiOC, cod. LIX XnOC. Dasselbe wieder-
liolt sieb S. 318, Z. 5/6, nur dal,! hier das Bobairiscbe durchwegs XrpiOC bat. — ^'. äl7. Z. PJ weist
das Sa. mit M06 NOYXXOY = -"'ie ein Kind' eine Abweichung vom erhaltenen griechiscben Text
auf, der aioecpttcti i'o^ äviui] bietet. Alle andern Versionen folgen dieser Wendung: bohairiscb: Mtppil'p
tlüYXWGMl ^cod. LIX), tJOYXMGBl (cod. LXIX, also auch gleicb cog dvif.u], sprich: anemi; Zoegas
Nota 237: .XNGBl vox alias ignota' ist daher zu streichen, ebenso Pevrons Artikel XIIGBl im I^exikon
11. ib Sogar Ami'4iueau übersetzt, obwobl er die griechische Parallele gekannt haben dürfte, nach
Zoeo-as Xüta niit ,comme un petit animalM) Pelagius und Pascliasius": .velut ventus', Rutinus sinn-
oemäß ,buc aU\i\e illuc convertitur'. Das Syrisclie freilich meldet nacb Budges Übersetzung teilweise
Ento-eo-eno-esetztes. — Z. Vi: die richtige Namensform ist Qsöne^ifTTog, erhalten bei Rufinus, im Sa. und
Bohairiscben und Syrischen: ,Tlieopemptus — Theonipitos', GGOnGIlTOC; Pascliasius aber hat ,Theo-
pistus' = ©ed/reKTTOg: daraus OsöxTsiarog = ,Tlieoctistus' bei Pelagius. — Z. Kl haben Pelagius und
der Svrer allein ,(parabaat) cellas suas' = ,and every monk prepared and made ready bis abode',
dageo-en ay.aarog i]vTQS7tlCeT0, Huiinu.s-Paschasius: .unusnuis<|ue . . . praeparavit se', XnOYXnOYX
CBTCDTM, niOYXl HIOYXI MXMCOB-f- MMO'I. — Z. IS: 2M tlGITOOY — ^Gtl nXlTCÜOY genau
nach av tu ooei. aber Pelagius ungenau ,in loco illo'. Rutinus und daher auch Pascliasius kürzen hier
stark ab, da es bei ihnen einfach lieißt: ,At ille requirens cellam Theopempti (Theopisti) ad eum
profectus est.' — Z. l'b'/ GIG Oy»? NpOMHG -j^XCKGI und XtlOK [ietl TXIHni tipOMFll BICp-
XGKIM genau nach idov, nöaa err] aff/w, aber Pelagius ,(iuot annos habeo in conversatione loci illius'
und Rutinus jipiot annos sum in solitudine'. — Z. 29: die richtige Lesart, die auch Steindorff auf-
nahm, ist: MMCTGYe (statt des überlieferten GlMMCrGYe) und ist der Imperativ = vfiatsve, boliai-
risch xpi MHCTGYeiM. Pelagius und Rufinus: ,ieiuna'; die falsche Lesart war für Zoega "V^eranlassung,
hier unbegründeterweise eine Lücke zu vermuten. — S'. ■ilK. Z. 7 : XriKGO\'X M6GT(1>I. alier die-
arQucfi] = bobairisch XH<}>(DI12 = Pelagius ,subversus est', Rutinus ,couversus esf. — Z. 11 bei
Pelagius am Scblul'i des Ganzen der selbständige Zusatz ,adorans et gratias agens Deo Salvatori'.
Im S^■rischen folgt unmittelhar aiiscblicl.ieiul (a. a. 0. S. 423 — 427) die ähnliche Legende, wie
<b'rselbe Makarios in der "Wüste deu Teufel in CJestalt eines Greises trifft, dessen ganzer Körper mit
kleinen Gefäßen behängt ist, die — wie der Teufel ausführlich darlegt — all die Mittel enthielten,
durch die der böse Geist seine Opfer zu Fall bringt. Von dem Heiligen beschworen, verschwindet
Satan alsbald, worauf Makarios Gottes Schutz und Hilfe preist.
318, 1 [12 — 17] --= Pelag. XVIII 10 = A. P. (S. 263 f.; Macarius Aegyptius 6) = Syrisch
(S. 830; XV 50):
Z. 12: XYXOOC CTBMHTM XIIX MXKXpiOG. XG GMOYfü«) GCXGX N6GMHY HGXXM, XG =
slsye naoty/oqfjaai. (sc. o dßßäg Ma/MQiog) ätlwi' lotg ädslcpovg = .Abbas :Macarius volens fratres con-
solari dicebat.' — Jetzt folgt eine possierliche Geschichte, wie ein kleiner Knabe, der von einem Dämon
besessen war, auf dessen Antrieb .sieh erbot, seine gelähmte Mutter aus der Nähe des Heiligen, den er
fürchtete, wegzutragen. — Diese Geschichte war wirklich geeignet, die Brüder aufzuheitern und zu trösten.
Es fragt sich, worüber die Brüder traurig waren. Darüber gibt das im Lateinischen und Sa.
unmittelbar ffflgende. im Griechiscben dagegen unmittelbar vorangehende Stück Aufschluß, das ^■ou
der Projdiezeiung des Makarios Über die bevorstehende Verödung von Siet berichtet; diese Worte
mußten die frommen Brüder von Siet natürlich kränken. Daher ist die Aufeinanderfolge dieser beiden
Übee die koptisc'ii-8a'u>isc'hex Apophthegmata Patuum Aegyptiorüje etc. 09
Abseimitte im Ö.i. und Lateinischen, bezw. natürlich sclion in ihren griechischen Wirhagen. ralscii;
sie haben umgekehit wie in den A. P. aufeinander zn fcdgen: ;518. 2 = Pelag. XVIII 11: 318. 1 ==
Pelag. XV] IT 10. — Z. in fuigen der Kopte und Pelagius der zweiten griechisciien Lesart navovQyiav.
— Das Syrische hat am Schlüsse nach Pndges Übersetzung noch folgendes: .(And .-Vbbä JMacarius
marvelled at the wickedness [7T0v)]Qla] of that devil) and sought to drive theni awav; die letzten
Worte .sind also selbständiger Zusatz.
318, 3 [23-35] = Pelag. XVIII 12 = A. P. (S. 282; Mo.s-es 1) = Syrisch (S. 771; XI 551):
Z. 23 beweist wieder, daß der Kopte und l'elagius einer Vorlage der zweiten erweitei-teu Gruppe
folgten, da sie ihren Zusatz 6 eig Tijv nhqav mit AHX MCDyCHC . . . 2IJ TlieipA = .Al)l)as IMoyses. f^ui
habitabat in Petra' übersetzten; ebenso auch der Syrer nach Budge: .... .Abbä Moses of Pätärä . . .' —
Z. 23/24 folgt Pelagius mit .... et cum non praevaleret se teuere in cella (perrexit et . . .)■ genau dem
erhalteneu griechischen Text xai f.irfASti lax('Mv -/Md-iaai sig rö ksUIov {ccn:r;Xd-e /«/); der Ko])te aber hat:
XyCD AY-|-2IC6 MXM MMXXe 2CÜCT6 NMö-MG-QM 6H1 II GGID 2N pi (XMKCDK . .) = .und er wurde so
gepeinigt, daß er es niclit mehr aushalten oder in der Zelle verbleiben konnte. (Er ging also. . .)', daher
las er: xa( eßaaccrileTo ovrcog üaiE ovasti lax^<si' vnocpiQUv )] y.ai^'iaai dg rö -/.slXlov (uniiX&E y.cd . . .) —
Z. 2812!): eyo M2BX 2Ü3C eynOXYMei ist unklar, wie schon Zoega, Nota 244, anmerkte, und jeden-
falls korrupt: nach SoQvßovvTsg zoü noKefxs'iv = ,turbantes se ad (j]ii>ugnaudum' ist dafür eYOM26BO\
2Ü)C eynOxyMei = ,sie zeigten sich, um zu kämpfen, als zum Kamjife bereit', einzusetzen. Auch
der Syrer las so, denn Budge übersetzt: .... and they shewed themselfes in the forms of pbantums
whicli were in fighting attitudes.' ^ Z.33: HXl ueTMlOje tlMMXII = ,hi sunt, ipii impugnant nos', so
daß beide der y. 1. fjuäg folgten. — Der Syrer schließt wie der Kopte und Pelagius. Stark erweitert end-
lich und aufgeputzt bei Rufinns 10, der am Schlüsse wieder selbständig die Schriftstelle I Joan. II bringt.
319, 2 [15 — 19] = Pelag. XVIII 15 = A. P. (S. 295; Marcus, discipulus abbatis Silvani 5)
= Syrisch (p. 427/28 als 38. Kapitel des sogenannten zweiten Buches der Historia Lau-
siaca des Palladius). Das Sa. auch bei Steindorff, S. 3*:
Z. IS beweist, daß der Kopte und Pelagius einer Vorlage der zweiten Gruppe folgten, da sie
ihren Zusatz ällag (iQSig tifiegag) mit MK6ÜJOMMT (H200y) -^ .alios (tres dies)' wiederholen und
(£X0(|U>y,9');) h' EiQtp'i^ mit XyMTON MMOü'^' und ,(dormivit) in pace'. — Da alle andern Parallelen
'bloß yom Tode des Markus berichten, ist auch im Sa. A.HMTOM MMOM statt des überlieferten
AyMTON MMOOy zu schreiben.
319, 3 [20— 28] = Pelag. XVIIl 16 = .\. P. (S. 366; Poemen 183) = Syrisch (S. 799:
XIII 1)14). Das Sa. auch bei Steindorff. S. lO'-:
Z. 2<) beweist wieder, daß der Kopte und Pelagius einer ^^Jrlago der zweiten erweiterten Gruppe
folgten, da sie ihren Zusatz ö s^ooiffSEig hnö MuQAiavov mit IIGMTXye5.a)piX(J MMOM 21111 MXp-
KIXNOC = ,qui exsiliatus est a Marciano' geben; auch der Syrer las so, denn Budge übersetzt:
,wlio was cast out by the Marcionites (sie)'. — Z. 2.'>: im Sa. nach HKCXCDX AG eine Lücke, indem
die Übersetzung von {ßav/.ähov) ixeotöv vöarog = .(vas) aquae plenunr =■ ,(a yessel) füll of watcr'
ausgefallen ist. — Dieses Stück beweist zugleich, dal.) äßßäg IIoi^üjv trotz seines scheinbar griechischen
Namens kein Grieche, sondern der Kopte nXMIM iniMlM) war (vgl. oben S. 35/36).
320, 2 [14— 29] — 322 [1 — 24] = Pelag. XVIII 20 = A. P. (S. 382ff.: Paulus Simplex) =
Syrisch (p. 428/31 als 39. Kapitel des sogenannten zweiten Buches der Historia Lausiaca
des Palladius. Dasselbe endlich auch bei Rufinus 167, der es weniger breit erzählt, und fast wört-
lich damit übereinstimmend bei Paschasius XXUI 2:
Z. ir, kann allerdings mir der Kopte sagen IietieiOTC. Avas wir noch öfter finden werden. —
Z. 1<; feldt im Sa., das bloß MMMCX MCeOJXXG MIJ tieycpny hat, die Übersetzung zu {uetcc rrv
TTQdg älh]lovg) avvi]3-i] (diälexrov) = ,(post) consuctam (ad invicem consolationem)'. — Z. is XI<)CÜÜ)T.
aber 7TQoatax>^>' "n*! .intendebat' und .and tli<; blessed Paule looked at...'; daher ist auch im Sa.
XMCrCÜÜ}!' zu schreiben. — Z l'.i beweist wieder, daß der Koj.te und Pelagius einer Vorlage der
70 Theodor Hopfnek.
zweiten [(nujipe fülgton, da sio die v. 1. .lagcc lor Geov mit ai'l'M lINOyTG = ,a Deo' über-
setzten. — /. -1 hatte die Vorlage des Kopten das Siijipirmeiit des l'ai'tizips y.aiioi. das in unserem
grieehisciien Text fehlt. — /. -2 sind hei i'elagius hinter ,clara facie et splendide vultu' die ^^'o^te
von oben .sed et cuius<|ue angelum gaudeutem in eis' hier einzusetzen, wie die Pai-allelen es bieten:
nävTcav ds siaiövrcüv Xaiutqä r^ b'ipsi -Aal cpaiÖQi^ tiB rcQoafbTto), töv ts siiaacov &yyü^ov xalqovTu in
aiciö [v. 1. h cxvroU] = K6TOI rieu rAYBCDKeSOyM IHfOY CpG HGySO f\ze \\U) 6YPOOY T
3M neYOlMG. epe llXrrexOC MHOY-MIOYA PXCgC NMMXH = .. . . and that the angel of each
man was rejoieing iu bim.' — Z. 'J-'l ist OpB = auvfyeir = , teuere"; daher ist Zoegas Nota 261, der
es mit .designare' übersetzen wollte, zu streicdien. — Z. i'-S'/:?,'/ — S. :>-Jl, Z. l: tlGMTXYMXY A6
Gii2(üB CTO iiujiiiipe NTG n2\\o MN Te-iNntüCüne MTenscäic oaoYN enpcDMe mm iipiMe
MN nSHBG. AYCyiOprp AYXNOY'l A.6 6YKÜ>pa;) GpOH GTpGMXCD GpOOY MnGMTXHM.VY
(ipOH = ,die abei-, welche das wunderliche (iebaren des Greises sahen und den AA'ecbsel in der
Gemütsstimniuug des Mannes und die Tränen und die Trauer, die wurden bestürzt und fragten und
baten ihn. er möge ihnen doch sagen, was er gesehen habe'; die erhaltene griechische Version aber
iiat: 0( de deaacci.isvoi rö nnqüdo^ov tov dvÖQÖg, rrjv d^siav avxov /.isrcißolfjv troög day.ovu xal nivd-og
y.tr)]aavra, i)qmtwv avrör 7TaQct/.a'Aoii'T£g tö dice ri -/.laui einEiv [v. 1. fJneip tö OQad-är]. Pelagius endlich
bietet: ,Qui autem videbant, quod faciebat, et tarn celerem eins mutatiouem et lacrimas et luctum,
interrogabant rogantes eum, ut diceret, quid esset, ([uod videret.' Das Sa. stimmt also mit dem erlinl-
tenen griechischen Text genauer überein als das Lateinische; es fehlt bloß die Parallele zu oislav
{fi£za,-ioXrji') = ,tam celerem (eins mutationem)'. Nach AYU)TOpTp zu schließen, muß der Kopte oi
de if-eaaä(A.svoi . . . y.i)'i]derzeg i]qÜ)twv . . . gelesen haben. — S. 321, Z. 4/;') ist nach ii^ad-sLezo e^m (äno-
6vQÖi.isvog y«f) aiwnüv = AH2MOOC 2IBO\ eMKCDNpCDH bei Pelagius .(sedebat foras) tacens' statt
,iacens' (Druckfehler?) zu schreiben. — Z. 7 folgen der Kojtte und Pelagius wieder der zweiten
Gruppe, indem sie ihren Zusatz etdwg /.lei; olot ehrjläoi' mit eHCOOYM X6 tlTA'-IBa)K620YM isc.
nOY-^'nOYA) tJACyi\l26 = .quorum introitum agnoverat' übersetzten; im Sa. dahinter eine Lücke,
da die Fortsetzung ßovl6i.ievog de yv&vai, o'iot l^sQxovTat = ,ut . . . seiret, (juales exirenf ausgefallen
ist. — Z. lOjll beweist wieder, daß der Kopte und Pelagius einer Vorlage der zweiten Grujipe folg-
ten, denn sie geben ihren Zusatz (löv ts äyiov liyyslov . . .) 'ilaqöv xe y.ai figödtfiov mit (riArrGXOC
AG 6TOYAAB . . .) GHOYPOT XyU) GHTGXIIX = .(.sauctum vero angelum . . .) laetum et promp-
tuni' wieder. Im Sa. folgt darauf eine Lücke, da die Fortsetzung z«; yaiqovi« en aiivc^ atpödqa =
,et gaudentem supra eum valde' fehlt. — Audi Z. 13114 zeigt wieder, daß beide der zweiten Grup[ie
folgten, da sie ihren langen Zusatz di röjv delwr adrov oiy.nqfi(öv -/.at Tfjg duirqou avioc xqi]ar6rijog
mit CD II6HMN ra)AIJ2THH Gl O^'AAB MtJ TGMMMTXpC CT6MMTC CQI MMAY - .'> divinae mise-
rationes eins et innumerabilis bonitas' übersetzten. — Z. 15 wird durch äj'ajiäg und .ascendens" Zoegas
Verbesserung AHTAX6 in AMAXG erhärtet. — Z. 23 las der Kopte i^iiow = AYKa^pci), überliefert
ist aber rfiiov (sc. 6 Ilavlog) = ,et interrogavit . . .' ~ Z. 20: tlM2Gn XAAY AH IJtJGM2BHYe. aber
avvrroavölwg dttjyerio rä xa9' eavröv; Pelagius verstand das xffT9-' eavTÖv {= NN6H2BHY6) falsch oder
las vielleicht auch toig statt rä Xßi9' eavröv, denn er übersetzt: ,coram omnibus, qui circa ipsum erant.
aperte narravit'. Er hätte übersetzen sollen: ,quae circa ipsum erant'. — Z. cilj32 hat das Sa. allein
noch Ü)ltl6 MCA n2An. -- Z 34j3<) folgt Pelagius genau dem erhaltenen griechischen Text: tyCo de,
(ptjao', 6 nöqvog e;rl rö Adj'w roü nqoqiijTOv yaravvyelg itjv ^lvyijl' y.ai . . . ehrov Tvqdg tov Qeöi' . . . =
,Ego, in(]uit, fornicator in hoc sermmie comjiunctus sum nimis et . . . dixi ad Deuni . . .'; der Kopte
aber las mehr, denn er hat: AMOK A.G, AHXOOG [überliefert AIXOOC XG] AMT GYMOpMOG.
MTAYGU) neiMA MtlOOY 2M nGinpo4>MTHC GTBHHT, MAXXOM AG GpG MMOYT6 UJAXG
MMMXI M2H1H, AIMKA2 6C MSIIT 2M TA'^^Y'^^H 6MAT6 AYU> • • • AIXOOG MNA2pM HMOYTG,
XG . . . ^^ ,icli aber', sagte er, ,ich Sünder, als heute diese Stelle über mich aus diesem Propheten
gelesen \\urde, eigentlich aber Gott es war, der durch ihn zu mir sprach, da wurde ich gar sehr
zerknirscht in meiner Seele und . . . s])rach zu Gott . . .' Daß das kein selbständiger Zusatz des
Übee die koptisch-s.v idischen Apophthegmata Patrum Aegyptioeüm etc. T 1
Kopten ist, l)e\veist das Syrische, das nach Budge folgendes bietet: ,. . . Now whcn I liad lieard read
[these] words from tiio Prophet, that is to say, hatl heard God, who was speaking hy hini , . .' —
S. 322, Z. 2IS fehlt im Sa. hinter MTAKeppilT MMOOY die Übersetzung zu (S vdv) dicc tov ttqo-
(fi]TOv aou [ercayysiXio) = ,(haec, quae modo lecta sunt [Zusatz des Pclagius] ])romisisti) jier prophe-
taiu'; gleich darauf beweist die Übersetzung des Zusatzes loj'w (xat «ig if.d nXrjowaov) im Sa. (XOKoy
NXl) eBOX2M nSCDB u\id bei Polagius ,('comple) effectu et oj)oro (etiam in me)', dali beide einer
Vorlage der zweiten Grujipe folgten. — Z. 7/<s' hat das Sa. Lücken, da es nur MllOOy <5'^ ^
nXOeiC 'f"nCD2T MMOI NXK bietet, das Griechische aber: ai'iueQOv, & dsanoia, xai i/. TTjg öJQCig
Tuirrfi diS.ai iie t^tSTCcrooivTa y.ai TCQoajtinrovTd aoi -/.ai ciTTsyö^istw tov 'Aoittov Ttäayg ai.iaQTlag =^- .hodie
er<^'o, düinine. et in hac borä suscipe me j.ioeuiteutem et interpellantem te et renuntiantem omne jiec-
catum.' — Z. Hjld folgen der Kopte und Pelagius wieder der zweiten Gruppe, da sie ihr Einschiebsel
(äfrsvavTi) %üv öcfd-ahiöjv {rov &eod) mit (MIlMTOeBOX) HMBAX (MnilOyTe) = ,coram oculis
Domini' übersetzten. — Z. 1;~> ist nach dioQ&ov!.i£fOvg bei Pelagius .emendant' statt .emundant' zu
schreiben, wie übrigens schon der Herausgeber der A, P. anmerkte. — Z. IS: MIlUJp GH Mllfipe-
MeiXTOOTN NCX neNOyXXl MMIMMMON = fi/) änslniaionev rTfi kavrCov acoTijQiag = ,nou ergo
desperemus de nostra salute'; das lieweist hinlänglich, daß CIXTOOT hiei- die Bedeutung von , ver-
zweifeln' hat, wie schon Peyron im Lexikon p. Bl anmerkt, und nicht, wie Zoega Nota 272 wollte,
von .abdioare, deserere'. Beachtenswert ist auch, daß hier ye immer Gß geschrieben ist.
323, 1 [10 — 19] = Johannes I 1 = A. P. l^S. 410; Silvanus 3) = Syrisch (S. 880; XV 208):
Z. 12 schiebt Johannes ,et cum vidisset ita (clausit ostium)' ein, da es sonst nur heißt: /.ai vleiaag li^f
d-i-oav (iir:Xd-e) =- XMOJTXM Mlipo (XMeieBOX). — Z. lö: zi ('-/eig arßiSQOv, nchtq = XSpOK MllOOy
nxeiCDT, Jobannes aber las: r/ eixsg ai-jjxsQOv, ;r,üreo, da er mit ,<L>uid habuisti hodie, paterV' Ubei-setzt. —
Das Syrische ist hier ausgeschmückt, denn Budgo übersetzt: ,. . . The old man said unto him: „Swenr me
that thou wilt not veveal the matter unto any man until I go forth from the body, and then I will teil thee"';
and the disciple entreated him (and tlie old man said: „I was snatched up into the beavens and. . .").'
323, 2 [20—25] = Johannes I 2 = A. P. (S. 427; Syncletica 18):
Z. 2il beweist, daß der Kopte und Pelagius sehr nahe verwamlten Vorlagen folgten, da bei beiden
übereinstimmend die Worte des erhaltenen griechischen Te.xtes yiyQanTai an fehlen. — Z.21 — 22
hat im erhaltenen griechischen Text keine Parallele; dabei ist das Sa. MXpeMU)a)riC MriXMOyprOC
rJ6'Op6'C MIJ IICIIIKIM NMMGeye nicht in Ordnung, wie die lateinische Parallele .efticinmur pru-
dentes . . . ut astute intelligamus la([ueos diaboli' beweist. Hinter MIlXNOyproC und tJMM66y6
sind Lücken und für HMMeeye ist jedenfalls Mt! MMCeye zu schreiben; es dürfte also gelautet
haben: MxpeMcgojne MHxnoyproc TxpneiMO tjcop&c mm mcimkim mij MMeeye mhaix-
BOXOC =^ jlaßt uns vei-sehlagen sein, damit wir die Schlingen, Ansehläge und Pläne des Teufels
erkennen.' — Z. 241 2r, folgt der Kopte genau dem erhaltenen griechischen Text: tö öe ä-^f^aiov zijg
nsQiGTeQäg ÖeUwai %6 ■^aOaodv rT^g Ttgc^eiog =^ XKCpXlOC A6 M06 NNl<?pOOMne eqoyCDM2eBOX
MnTBBO MTenpxSlC; die Worte des Johannes aber sind korrupf. ,nam et simplicitas columbae
demonstratur' und in ,nam et sim])licitas operis columbä demonstraiur' zu verbessern.
323, 4 [32]— 324 [1—5] = Jobannes I 3 = Syrisch (S. 809; XV 8):
Z. 32: eycyxxe 6n2Hy, aber Johannes ,de aedificationibus- und syrisch n.Tch Budges Über-
setzung ,together on the subject of ascetic excellence'. — >^. 324. Z. 1: XMMXy OtIxrrGXOC ey-
+eooy MXy xyCD eySCOC epooy = ,er sah Engel, welche sie priesen und lobten'; dagegen
Jobannes: .vidit angelos manus ngitantes et lavautes eos'. Hier ist zunächst ,lavantes' eine Verschrei-
bung für .laudantes' und das unsinnige ,manus agitantes' dürfte auf eine Verschreilning in der grie-
chischen Vorlage xEtoitouivovg statt yaqitoidvovg zurückgeben. Rufinus, der dasselbe 36 .sehr erweitert
bringt, hat ,laetantes in hilari vultu (considerantes delectabantur euim de elocpiiis Doniini)-. — Z. 2
ist das ,(locutio) saeculavis' Eigentum des Joiiannes, da das Sa. bloß 2IJK6a)XXe hat, überein-
stimmend mit dem Svrisehen, denn Budge übersetzt: ,(but when they came) to anotbcr subject of
72
Theodor Hopfnek.
discourse'
Bei Kuliiuis will! ilrinn nocli ausliilirlicli oi'zählt, ivio selir sich der (ii-(>is iilxir das
Vei'stdiwiiideii der Knii'el und das Erscheinen
1 );iiii(iiieu in Sclnvcinsg'estalt ln'i w (■ltli(dieii Ücdon
der Brüder hetriil)te und diese; davor untci- Hinweis nul' Pi'ov. X 19 warnte. — Seiir eni;' damit \'er-
wandt ist im folgenden 327. 1 [1^ — llj, das Johannes jedenfalls desiiaih ni(dit in seine Übersetzung;'
aufnahm, oljwohl er es in seiner A'orlage ebenso gelesen haben dürfte \\ ii' Afv Kopto.
324, 1 [6 — 9]:
.vix<K)(; [\G\ oyswo. xo iixi gtcii2 xo
cxtj rMGt>a)OMi (; \\a) v..x.i\ imb^mio
MMtri (i).\'i k; n I ^'poc ii-| nxki oi ah gbox
MMoc)\". \\a> ij k; iiMec^'G gi GriGGiri" epoM
IIHUJAX6 tlSHlM. IIM(;2tgOMtlI' tlG'XXM 2M
n2a>B. iiMGaMTooY ne niee nkgoya nmxam
2CÜ(DM.
Johannes I 4:
Dixit i|ui<lani scnex: Iloe est, «luod seri[>tum est:
Su])(M' <lu(ihus et tribus peceatis Tvri a\'crtam nie,
super (juattuor autem non avertam (Arnos I 9);
oogitai-e malum et consentire cogitatui et loqui;
ijuartum vero est jierticere opus. In hoc ergo
non avei'titur ii'a Domini.
Das Syrische (S. 870. XV 173) bietet nach Budges Übersetzung: ,An old man used to say:
This is -wat is dritten: Recause of two. and because of three transgressions of Tyre. yea, beeanse
<if fnur 1 will not turn back from tliem : [tliat is to say] to be content with wickedness, to fulfil a
thoiight, and to utter it; and the fourth is to carry a tliought into effect. For at such a thing as
tliis [last] the wrath of the Lord tnrneth not back.'
Die Stelle Arnos 19 lautet giiechisch: . . . 'EttI xatg rotaiv daejislatg Tvqov -Aal hrl tch^ tirTagaiv
oi-y. aTToaTgacpr^aoiiat ai'Tip' . . .' Demnach bringt nur der Kopte diesen Wortlaut, während Joliannes und
der Syrer einer erweiterten Fassung folgen. Ferner hat das Sa. und Sj'rische Z. 4 üliereinstimmend
eine Lücke, die Budge in seiner Übersetzung mit .that is to say' ausfüllt. Dann sind in allen Versionen
die vier Sünden aufgezählt, wobei Johannes zwar mit dem Syrer, aber nicht mit dem Kopten überein-
stimmt. Endlich geht aus den Parallelen deutlich hervor, daß das Sa. auch am Schlüsse verstümmelt ist.
Zunächst ist die Aufeinanderfolge der vier Sünden in den drei Versionen zu vergleichen:
Johannes:
1. Sünde: eogitare malum.
2. „ consentire cogitatui.
3. ,, loijui.
4. ,, perficere o])us.
Der Syrer:
1. to l)e content witli wickedness
2. to fulfil a tliought.
3. to utter it.
4. to carry a thouglit into effect.
Der Kopte:
I 1. . . . A^'CD HTC nMGGYG 61
J 6I1GGHT GPOH.
2. NHÜ)AX6 I12IITM.
3. AAM 2M n2tDB.
4. tllOG NKGOyA tlMAAM
2CÜCDq.
Es entspricht also die 1. Sünde heim Kopten der I. + 2. beim Lateiner undSvrer, wobei das
Sa. hier lückenhaft ist;
Die 2. Sünde beim Kopten der 3. und die 3. Sünde l)eim Kojiten der 4. der beiden andern.
Die Sünden 1. und 2. f(]lgen beim Syi'cr umgekehrt aufeinander als bei den beiden andern.
Die 4. Sünde beim Kopten endlicli .auch einen andern noch zur Tat verführen" hat bei den
beiden andern keine Parallele.
Demnach dürften die drei folgenden voneinander alnveichenden VorJasien cefolo-t sein:
.loli.in lies: | Der Syrer:
EiTte ytQüjv Tig- "0 yr/Qcx/tTai oti E'itts yeywv tig' "0 yeyQttTTTCa tlri
Em rmg dvo )} TQiaif daeßiiaig , 'Eni Tcdg dvo y TQiaiv daeßslatg
TÜQOv &no(jtQa(pt)aouai nvrt'p', s;ji Tvqov &7ToarQa(frj(jOf.iai amrjv, eni
Der Kopte:
Eins yeQ(ov rig' 0 yeygamai oti
'EttI Tcäg Tgiaiv äasßslaig TvQOf
■xal ini Talg TärzaQCJir oi"/. dno-
' Nacli güti;jer Mitteilmig: Herrn Regierungsrates C. Wessely liesitzen wir Ainos I 9 nunmehr nicht nur in boliairi-
sclier Version (ed. Tattani )i. 6Ü), sondern aucli auf aliiiiintisch: excn ro MMCTACGBHC riTC TYPOC ri6M GXeri '|-MA2A.
rjMATXCOO CROA = XXtl TXXrrrC \0\ AXIl TMAHTOe NMMTXGHT TlT^-pOC -]tlAK'TAT Ctl A15AA.
ÜbEE die KOl"nS0iI-SA IDISCHEN ApOPHTHEGMATA PaTEUM AeGYPTIOBUM ETC.
73
Joliaiiii es :
(Je Taig Tätiaqaiv ov, rovzo c/;-
(.laivEi' voelv v.aKÖv n y.ai nqoa-
Ti-d-effSai rf] ivro'iq v.al Ksysir. Td
de TszaQTov mvi v.aTEoyät^Ead-cxi
nQäy(.ia. Ev dl tovtm ovx d.-TO-
Der Syrer:
de Tat^ TsrraQOty ov, tovio (71]-
D e r Kopte:
atQa(prjaoi.iaL avTtjv, zoizo at^ual-
/.laivei' TTQoari&ead-ai naxü xort | vei' voelv -Ka-KÖv ri v-ai -nqoatl&ea-
vosTv y.tti Xeyeiv. Td de liTaqiov
eari v.caeQyä'QeaOai rrjv evvotav.
Ev de Toiovrit) ov-/. änoaTQacpijae-
aTQaq)ijffeTai ») öqyi] tov KvqIov. I rai t) ÖQyt) rov KvqIov.
d-ai t[] ivvota v.al Xeyeiv xö de
TQiTov iffii y.ateQyaleadai rtoäyfia
■Aal TÖ tETaqxov neiHeiv y.ai äX'Lov.
'Ev de TOVT(f) oi)A cinoaTQa(prjaeTai
i) doytj rov KvqIov.^
Danach läßt sieli das Sa'idisclie leicht ergänzen.
324, 2 [10 — 17] = Johannes I 5 = Syrisch (8. 870/71, XY 174):
Das Sa. liat in Z. 1;') hinter XyxeNAH eine Lücke, indem die Erwähnung des zweiten Brandes
ausgefallen ist; der Librarius sprang vom ersten AyxeNXH seiner koptischen Vorlage gleich zum
zweiten, etwa eine Zeile tiefer folgenden über und setzte sogleich mit dem auf dieses zweite AyX-
€NAM folgenden AyCÜ AMMOy2 2M nMe2a)OMNT NCOn = ,tertio accensus est' fort. Das Latei-
nische und Sj^-ische hat diese Lücke nicht: ,(Ego enim vidi, ijuoniam accensus est ignis in Scytlii
et accipientes fratres palmas caedentes exstinxerunt eum); et iteruin accensus est et accipientes fratres
rursus palmas caedentes exstinxerunt eum; (tertio accensus est et implevit totam Scythin et iam uon
potuit exstingui. Ideo ergo contristor ac moostus sum.)'; ebenso im Syrischen.
324, 4 [25 — 31] = Johannes I 7 = A. F. (S. 247; Crouius 1):
Sowohl die griechische Vorlage des Kopten wie auch die des Lateiners wiesen schon nicht mehr
den Namen des Abbas auf, während der erhaltene griechische Text das Dictum dem Koövtog zuteilt.
Audi Paschasius bringt XXXVII 4 das Gleiche, aber unter dem Namen des Makarios. Er hat
zuerst ein Dictum dieses Heiligen, das sich unter seinem Namen auch bei Pelag. X 34 findet, mithin
für Makarios gut bezeugt ist; dann folgt unsere Parallelstelle mit der Einleitung:
,Et addidit dicens: Culpa est monachi, si laesus a fratribus primus in charitate purgato eorde
non occurrit. Nam Sunamitis non meruisset recipere Elisaeum prophetam in domum suam, nisi (juia . . .
Ita ira inveterata excaecat oculos cordis et animam excludit ab oratioue.'
Jedenfalls hat auch er das Dictum schon ohne Namensnennung gelesen und mit dem bei ihm
zufällig unmittelbar vorangehenden Dictum des Makarios so vereinigt, daß auch das zweite Dictum
als Eigentum des Makarios erscheint. — Ebenso auch in der Appendix Martini (Kaj). 15 und) 16. —
Wir werden nicht fehlgehen, wenn wir den Ausspruch dem Kronios zuweisen. — Da sowohl der sa.
wie der lateinische Text vom erhaltenen griechischen abweicht, seien sie nebeneinander ausgeschrieben :
1. Koptisch: 1 2. Griechisch: 3. Lateinisch bei Johannes:
AHXOOC Ne-I Oy2\\0. X6
TCCDMXNITHC -\Cq)(Dn GpOG
iiexiC/:eoc gboxxg rie mh-
Tcxxxy MMtrrcgBup 62oytj
exxxy MpcüMG. eyxcüMMoc,
Xe TCCDMXNITHC GCXI MnG-
npcüccüiioii tiTe-^yxH, cxic-
C60C A.e noiipoconoM Miie-
nrix GToyxxB. nxy ee nim
epe Te^yxii Nxcx2CüceBox
MNpOOyU^ MHKOCMOC MU
»iMcgropTp, u)xpe tiGtitix
MnHOyTG COIXG GpoG xycD
'AdeXcfög i'qt)j rüi ußßü Kqov'h^'
Eine HOL Qiji.ta. Kai Kiyei avzw,
ort' 'Ev tCü eXUeiv rov 'Eltaffaiov
TTQÖg Ttjv 2iü(.utvTjTiv ebQEv avttjv
^rj e'xovaav ngäyfia fierü zivog.
avvelaßev oöv -/.al evey.e dta rfjg
TTUQOvaiag 'Ekisaaiov. Aeyei de
avTÜ) 0 däeXcpög- Ti eati tö QTji.ia
TOirro; Kai Xeyei avzco ö yequjv'
'll ipvY,)], eav vijipij xal avateiXrj
eavr))v dnö tov jceoianaffjxov xat
■/.aiaXeiipt] tu &eXr]i.iaTa eoruT^g,
TOTS TÖ Uvev^a tov 0eov naqu-
Dixit aliquando alter senex: Su-
namitis Elisaeum suscepit eo.
(juod non habebat affectum cum
aliquo homiue. Dicitur Sunami-
tis habere personam animae, Pjli-
saeus vero personam Spiritus
Saneti. Quocumque ergo hora
recedit anima a saeculari cou-
fusione et perturltatione, ad-
veniet ei Spiritus Dei et tunc
' Das dTtoatQ^tpiad-ui: riva des LXX-Textes bedeutet ,sich von jemand abwenden, ihn verabscheuen, verdammen';
der Lateiner und Syrer aber verstand darunter soviel als .jemand nicht lieachten'.
Denkschriften der phil-hist Kl. 61. Bd. 2. Abb, 10
74 TiiF.onoR ITorFXER.
1. Koptisch: I '2. Griccliisch: | 3. Ij.-itci iiiscli bo i Johann es;
TO re TG'^Y'^"' GT^O "•^*^P^"'^' Z^'^^^" «IT»;' ■/«( öi'vaTai AoiTTÖy poterit ])arc'-rc. cum sit sterilis.
UJXCO'hKTOM GMICe tl2etJre- yf:f^aai, i:iiitö)) nreToa iarir.
In allen Versionen — .lucli in der des Paschasius — fehlt also schon die äußere Einkleidung-
und Dialogform, die der griechische Text allein noch bewahrt hat.
Sonst waren die Vorlagen des Kopten und Johannes einander nahe verwandt und standen auch
der N'orlago des Paschasius näher als dem erhaltenen grieciüschen Text. Denn auch Paschasius hat:
.... Sunamitis enim in persona est aninaae, Elisaeus vero in persona Spiritus Sancti figui-atus:
tjuin nisi pura sit anima, uon meretur suscipere Spiritum Dei. Ita et ira . . . excludit ab oratione.'
Dabei aber hat, wie die Anfangs- und Endworte beweisen, die Vorlage des Paschasius eine
andere Art der Einkleidung gehabt als der erhaltene griechische Text.
Johannes und der Kopte übersetzten demnach nach folgender Vorlage:
ElTtev noTE tcXlog rig ysoaiv 'fl Stoficm^Ttg töv 'EXiaaalov -nagelaßs, sttsI ov/. £(/« nocr/iia t-ieiü
Tirog ayOgcö/Tov. yltysiai oh i) ^ia^tavfjtig nQÖaionov gjfeo' iln'xi'jg, 6 de 'EltaaaJog ngöaioTior rov äylov
nvEVj.taTog' fj oiv &qci ipvxt) (JvffTslh] eavrijv änö rov ■/.oafxr/.ov rccQayi.iov y.al negtanaanov, röre rö
Ilvevfia rov Qeov naQaßälXsi aörf] Kai roxe dvvarai yevvqaat, Sfraidi) areioa eazir. Der Kopte aber las
dann noch anschließend daran yEvvrji.iaTa y.ad-UQn.
32(J. 1 [6 — 21] = Johannes I 13 = Syrisch (S. 810/11; XV 10):
Z. (! wird der Ortsname -j^XOX mit ,Nilopolis' gegeben; Budge aber hat ,Linopolis'. — Z. 11
weist schon Peyron unter Hinweis auf ^.^^M .Hyäne' die Nota 295 Zoegas zurück, der 201T6 mit
,ichneumon' geben wollte; Johannes'' übersetzte mit ,belua', Budge mit ,panther'. — Z. lU beweist das
Lateinische ,ut . . . inveniatur' die Richtigkeit von Zoegas Verbesserung eyee'NTM statt des über-
lieferten eHee-MTH. — Z. -Jt las der Kopte nach (MPHTOGBOX MntlOYT6) 2M nKeCDM, d. i.
riKeeCDN, noch (ctTTEvarTi rov d-eov) ev tw allco aiwvi, was aber im Lateinischen und Syrischen fehlt.
326, 2 [22 — 29] = Johannes I 14 = A.P. (S. 242f.; Ischyrion) = Syrisch (S. 872; XV 177):
Dasselbe wenig abweichend im Wortlaut endlich auch bei Rufinus 197.
Die riclitige Namensform ist 'layvQiMv = .Ischyrion' = ICXYP'tüH: das Lateinische bietet die
Verschreibuugen .Cyrion, Squirion und Isquirion' und Variauten davon, Budge gibt ,Isökhör6n'. —
Z.22 kann wieder bloß der Kopte NGNeiOTe = ,unsere Väter' sagen; der Zu.satz HCgiHT =
.(sancti patres) de Scythi' bei Joliannes beweist, daß beide einer Vorlage der zweiten Gruppe folgten,
die Ti]g 2yJjT£u)g aufweist; ebenso Z. 23124, wo sie beide übereinstimmend ihren Zusatz (j.ieyctg) reo
ßicü (y.at) dföficai {äßßag 'laxvQttüv) mit (eyNOff ne) 2M ncMBioc eiKiHfAM ne {\n\ icxypicDN)
= ,vir magnae vitae, nomine (Ischyrion)' übersetzten. — Z. 2412/): der griechische, sa'idische und
syrische Wortlaut der Stelle, die übereinstimmend affirmativ ist, fji.iEig zag svroläg tov Qeov Enou]aap,Ev
= AMOti AM2Xp62 etieUTOXH MPriOyTe = ,we perform the commandements of God' beweist.
daß das ,nou (mandata Dei custodinius)" bei Johannes eine Versehreibung oder auch bloß ein Druck-
fehler bei jMigne ist statt ,nos'. — Z 2:') verlangt der Sinn der Stelle und auch die Parallelen drro-
•/.Qi&svTEg s'hTOv ^^= ,at illi respondentes dixerunt' = ,and the others answered and said nnto bim'
XYOYCDCQB neXXY ^t^" des überlieferten XHCY^DCgB neXXM; ebenso auch Z. 20127 XyCÜ
neXXY statt xym IIGXAH = y.al elrcov = .et dixerunt' = .and again they answered and said'.
327, 3 [21 — 33]— 331 [1—15] = Johannes I 15 = Syrisch (S. 394 — 400 als 23. Kapitel
des sogenannten zweiten Buches der Historia Lausiaca des Palladius. Sa. mit Auslassung
von zwei Stellen auch bei Steindorff, S. 26* ff. :
Das Sa. stimmt mit dem Lateinischen ziemlich genau übereiu, unterscheidet sich aber an einigen
Stellen nicht unwesentlich vom Syrischen; auch weist das Sa. mehrere schwere Verderbnisse auf.
Z. 22: AIXNOyC eneCMOT NTeCXHXXCDpHCIC, aber Johannes: .Et interrogata a nie, quae
res eam ad hanc adduxorit conversationem . . .'; hier scheint nach P>udges Übersetzung das Syrische
ÜBEE DIE koptisch-sa'idischen Afophthegmata Patetjm Aegyptioecm' etc. 7ö
näher mit dem Sa. verwandt za sein als das Lateinisciie, denn es hat: ,and havini;' beon aslced hv nie
to teil me the reason ivhy she left tlie world . . .' — Z. 2S: CD nea)BHp = .o mirabilis vir'.' aher
Syrisch nach Budge: ,Great and marvellous things liave happened unto me', wovon sich weder im Sa.
noch Lateinischen eine Spur findet; auch Z. 'Jöl'JO' hat das Sa. und Lateinische bloß tlXI A.e XMQ)MA8
2H GYNOe HOyoeiO^ 2N 0YC6'PX2T = /[ui ita vixit curam sui agens . . . ', das Syrische aber
hat liinter der Tarallele dazu ,and he lived entirely to himself noch .and never intert'ered in the allairs
of other people". — Z. 2'J hat das Sa. allein den Zusatz 2N oyAlKXIOCyNH, andererseits aber aucli
das Lateinische Z. 32 den selbständigen Zusatz ,tur])ior esset'. — N. o^^S', Z. 2 hat das Sa. mit 110-
coyoojM Ae ne sm n-fae MriHpn mm npcüMe hxtcbcd erecccü tiMMxy mn im Syrischen
eine Parallele ,(and she was always in a State of drunkoness, and she di'ank sliamesely at all time
with) wanton (folk)', denn das Lateinische hat bloß: ,in ebrietate autem vini cum viris luxnriosius
demorabatur'. — Z.UjT: 20)0X6 2HKOyi NCgilM HTO n-f-MO OTMMXy MOHTXypBOX MTOOTO
NTGOnopillX übersetzt A. Levy in seiner Dissertation ,Die Syntax usw.', S. 81 mit .so daß einige
Kinder aus ihrer Schlechtigkeit hervorgingen': gegen diese Auffassung spricht das von Levy nicht
beachtete Attribut MTO n-j^MO OTMMXy zu H)HM. was nur heißen kann: Junge Leute (aus) jener
Stadt'. Daher heißt Op 6BO\ auch hier nichts anderes als , entfliehen, entrinnen' und die ganze Stelle
,so daß nur wenige junge Leute jener Stadt sich ihrer Unzucht entziehen konnten'. Diese Übersetzung
wird durch die lateinische Parallele bestätigt, denn diese bietet: .ut i)auci de vico illo potuerint effugere
lil)idinem eins'. Auch der Syrer kann unmöglich das gelesen haben, was Levy vermutete, obwohl seine
Vorlage mit der des Kopten und Lateiners nicht ganz übereinstimmte, er hat nämlich nach Budge:
,and the people of the village at length fled bevor her shameless appearance'. — Gleich dahinter hat
das Lateinische einen selbständigen Zusatz: .nee dolorem alirpiem sensit vel aliquantulum.' — Z. lH — Ix:
X\\X X6 MH6 nOHCCDMX BCDXOBOX M20yN IIHTMKXXII 6BCÜKe20yN Onill. XO HXlip TII2
XyCD MMOyrJ 2(DOy Cgoyo GXCDM, nXlIM noO inXtJtlUCg XXO XMTOMOM = ,. . . sed tamen.
ne iuter domum dissoluta membra eius ingressum prohiberent habitautibus, imminente adhuc aere tur-
bido et ]duvio descendente, vix aliijuo modo eum sepulturae tradidimus.' Das beweist, daß das Kopti-
sche zu übersetzen ist: ,. . . aber, damit sein drinnen verwesender Leichnam uns nicht verwehre, in
das Haus zu gehen, begruben wir ihn, so gut wir es eben konnten, während die Witterung noch immer
in Aufruhr war und der Regen auf uns berabstromte'; anders Steindorff a. a. 0. S. 28*,-Amn. a. Das
Lateinische spricht zugleich auch für die Richtigkeit von Zoegas Nota 309 zu M0O NTXtJMHCQ XXO:
, Scriptum videtur pro MGO 1 11X11 IIXa}XXO ,,ut potuimus facere'", nisi forte NHÜ) est verbum ..posse,
valere" affine vocabulis IIXU^, lllü)-f-, was auch Peyron im Lexikon p. 128 anerkannte; denn er über-
setzt dort unsere Stelle mit .nisi (tt/It/)') quantum facere potuimus'. — Z. IS — 21: TXMXXy AG M20yO
XOXl IIXC MOyilOe- MMMTXT20Te. XCXPCD ri20yO 2M neOOCDMX H2MnopillX (^6MtJ2X06'
M211TOyi xytD XCCÜMX2 1110120 211 oyOCÜCDH Mtl OyTpy<}>ll = ,At vero mateu moa post haec
licentia plurima aecej)ta cum improbitate maximü corporis sui libidine abutebatur (et prostibulum dein-
ceps faciens domum nostram) in multa luxuria vixit atque deliciis', womit auch das Syrische überein-
stimmt, denn Budge übersetzt: ,Now my mothei-, as one who hatl found great relief, forthwith ful-
filled unreprowed her wanton lusts to the utniost, (and she straight way turned my father's liouse
into an abode of harlots), and she lived there in a State of luxury and lascivious pleasure that . . .'
Die Parallelen beweisen, daß die eingeklammerten Worte einander nicht entspreclien und daß. mithin
OMNaxoe- M2HTOy bloß Zusatz ist. Auch das Folgende ist im Sa. nicht in Ordnung: XIIOK
AO OTl OIO MKOyi (XIKCÜ MOCDl llliei2BliyO MTOpOOMOy AO Otie lixpx oyKOyi 110
MOOKOOCT MMMxc NOO NH xiMOoyo. XG i xyl' tioytior? iiKXicG opoo 2M oyiioc?
MCnoyAll, 2CÜCTG GMGOyO XC eyUXKCDODGG MMMXC MFIKGXP; die lateinische Parallele
beweist das Vorhandensein von Lücken und Verschrcibungeu: .Et dum adhue parvula es.sem et de-
fi^ceret nobis sub.stantia nostra, vix ali(|uandii cum timore, sicut mihi videtur. niorte illius ndveiiiente
Nach .mirabilis' ur!?piünslicli (JL> n(;u_)nilC6 = lu »icraiiait'i
10*
76 Theodok Hopfnee.
lantam ineruit funiM'is pro.speritatLMU, ut etiam putaretnr aih- siimil in exsei|uiis doducere fuiuis eins.'
Daraus folgt, daß die eingeklammerte Stelle von AIKCÜ bis NTAIMeeyfi X6 nicht in Ordnung ist;
aucli im letzten Wort der ganzen Stelle steckt eine Verseiireibung, wie schon Zocga Nota 311 an-
merkte. Sein Erklärungsversuch ni\.6Ap mit ,reliqua quae domi erant' zu übersetzen, ist mißglückt:
in MIIK6Xp steckt vielmehr sicher das griechische (Jiyo, so daß es ursprünglich hieß: MllK6-XHp =
.sogar auch die Witterung'. Xyii N0YN06" NKMCG bis MllK6Xlip bedeutete also: ,man bereitete
ihr mit solcliem Eifer ein großes Begräbnis, daß sogar auch die (günstige) "Witterung sie mitzul)estatten
schien", nämlich im schroffen Gegensatz zum Ende des frommen Vaters, dessen Beerdigung selbst
die Witterung nicht dulden ■wollte. Daß diese Verbesserung richtig ist, beweist endlich schlagend das
Syrische, das nach Budge bietet: .... and with mucli trouble (arcovörj) she was buried. the weather
by its serenitj-, and the sun by his splendour helping [in the werk].' Jedenfalls hat auch das Voraus-
gehende bedeutet: .Ich aber war noch klein und vernachlässigte unseren Besitz; als sich ihr aber
der Tod genaht (MTSpe HMOY A.e 61?), mit Unlust nur (nxpx OYKCyi), wie ich glaubte (NGG
NTA.IM66Y6), da bereitete man ihr ein großes Begräbnis mit einem solchen Eifer, daß . . .' Denn
auch das Svrische meldet das Gleiche, allerdings mit einem sonst nicht belegten Zusatz: ,Then with
difticulty came Deatli to my mother. and in my opinion, he was affraid to approach her (for great
Worms grew in her), and with much truuble she was buried . . .' Jedenfalls aber ist das Sa'idische
hier sehr stark verderbt; bei Steindorff ist diese Stelle überhaujit ausgelassen. — Dasselbe gilt auch
von S. 32<.), Z. 12—14: TONDY <>G, -f-MAp2CDB HGG TJTAMAAY = ,QuiJ ergo? sie oportet me
vivere. sicut mater vixit?' MANOYC TAp GlMpneTtie tlne2BHY6 NTANHAY epOOY eANRICTGYe
epoOY eAMCOYCDMOY 2t4 0YCDM26B0\. Zoegas Verbesserungsvorschlag zu GTMpnGTnG in
Nota 314 befriedigt nicht. Die lateinische Parallele zu diesen auch verderbten Worten lautet: , Melius
est euim propriis oculis credere his (haec?), quae manifeste cognita sunt, et nihil praetermittere.'
Das Syrische endlich bietet nach Budge folgendes: ,For it is better that I should believe with mine
own eyes, and that they should see for themselves the variety and the ending of such matters, for
there is nothiug better than to understand thoroughly whatsoever we see openh' before our eyes.*
— Z. 22/23: (AMOK AG 2ITNOOTG AIOYCDUJB) AYÜ> 61COOYH titlAMGGYe THpOY- HGXA'l
XG N-f^COOYM -'^M MXAAY == ,ifh aber antwortete aus P\ircht, obwohl ich alle meine Gedanken
kannte: ..Ich weiß nichts!'" Das Lateinische und Syrische aber bringt hier das Gegenteil:
,(Ego autem prae timore dissoluta et) omnes oblita cogitatus (nihil esse dicebam)' = ,(And being
stupefied with fear) I forgot all my thoughts (and I said unto him: My lord, I know not what thou
sayest).' Im Vorangehenden hat es übrigens nach Z. IS CD IITO, Syrisch nach Budge: ,so and so'
auch bei Johannes ,Dic mihi, iuquit, illa . . !' zu heißen statt des überlieferten (verdruckten?) ,in(iuit
ille'. — Z. 3^134: GpcgANOYi^26 AG NCA N62IOOYe 2M noy(D(\), C6NAGNTG GRCIMA MHATG
CÜCK CyCDFlG; die lateinische Parallele dazu: ,si vero mea sequi vestigia volueris, venies huc non
post multum tempus' beweist die Richtigkeit beider Verbesserungen Zoegas, Nota 317, der MA2IOOY6
und nOYOYtDUJ eingesetzt wissen wollte; Steindorffs Verbesserung 2M nOYU3N2 ist nicht notwendig.
— S. 331), Z. 112: AMH MTGNAY GTOYK6MAAY = ,Veui, ait. ostendam tilii et matrem tuam'; da
es oben Z. 2>il27 I S. 32H ) heißt ,Veni et vide utrosque, patrem et matrem', ist die sa. Parallele dazu
MH HRGMAY GpOOY MIICCIIAY IIOYCICDT Mti 1 OY^AAY in AHM MTGNAY umzuwandeln. —
S. 33(>. Z. r/N stimmt das Sa. mit dem Syrischen, wie Budge es gibt, überein: AYCD GpG nKa)2T
PCÜK2 MCCÜC MM SMBMT GYOO) GYOYtOM MMOG = ,and .she was beiug cousumed in the fire, and
she was being gnawed by a multitude of worms'. Aber Johannes unverständlich: ,(video matrem ■ . .)
igne ardentem et vermium multum fetorem fieri'. — Z. 13: ,ebrietatem vero et luxuriam non arbitrabar
esse poenas' spricht für Steindorffs Verbesserung HMAUJCÜIIG MAI statt des überlieferten MMAOJCD.
331, 1 [IG — 36] — 334 [1—7] = Johannes I 16 = Rufinus 166:
Auch dieses Stück weist einige Korruptelen im Sa. auf und nicht unbedeutende Abweichungen
hesondors von der Fassung bei RuHnus, mit dem Paschasius XXI II 1 fast wortwörtlich üljereinstimmt.
Übee die koptiscii-sa idischeä- AroPTiTHERMATA Patrum Aegyptiokum etc. 77
— Während z. B. im Sa. und bei Joliannes zwei Frauen wegen iiires sündliarten Lebenswandels
beim Bischof verklagt werden, geschieht das bei Kufinus-Paschasius bezüglich zweier .Männer. Ferner
fehlt auffallenderweise bei den beiden letzteren die lange Erklärung des Engels iiljer die Erscheinung-
der verschiedenen Sünder vor dem hellsehenden Bisehof, seine Ermahnung an iim, seinen Scharfblick
gerecht zu gebrauchen, und die Gnadenverheißung. — Dieses Stück hat große Ähnlichkeit mit der
langen Erzählung vom übernatürlichen Scliarfblick des Paulus Siniplex von S. 320, 2 = Pelagius
XVIII 20 uiul geht deshalb auch bei Rufinus und Paschasius dieser Legende unmittelbar ^•oraus.
334, 1 [8 — 30] — 335 [1—11] = Johannes III 13 = Syrisch (S. 811/12: XV 11):
Z. S\'J: XOYCOH XH6 OY2XXO, X.G ripXM n6TIIAHOY2M Xe I12CÜB IIG. llCXe tl2\\(>
NAH, Xe ^l'COOyN NOyCOM . . . ist, wie die Parallele .Frater iinidam interrogavit dicens: Nomen
est, quod salvat, aut opus? Respondit ei senex: Opus. Et ait senex: Scio euini fratrem . . .' zeigt,
lückenhaft: ergänzt lautet die Stelle: AOyCON XMe OyawO, Xe nfAtl MG rilXtIO\*.^M 301
nscDB ne. iiexe nawo nah, xe nsoJB rie. xycü ncxe iiawo nah. xe -| cuoyii iioy
COM ... — Z. U hat Johannes hinter ,orantem aliipiando' = eM(l)\H\ den Zusatz: .et statini audie-
batur oratio eins". — Z. 21: oytgxiC NK(ü2r . . . NCgOMNT NTAp = ,trideutem igneum'. was
Zoi'gas Verbesserung Nota 3;')1 als i-ichtig bestätigt. — Z. 24j'2r) sollte man nacii .deponens . . .
torquens . . . abstraxit' AM2AXA . . . eHBACANIze . . . AHeiNC erwarten statt der überliefei-ten Formen
mit Ay-, ey-. — Z. 2r,: NAOyNOy gibt Zoega, Nota 352 mit ,statim', Johannes aber mit .per
multas horas'. Peyron, Lexikon ]i. 14S: ,HAOyMOy B. Hora circiter'. — *S'. -'äO. Z. 2 sind im Sa.
und Lateinischen die Rollen der beiden Engel vertauscht: das Syrische stimmt mit dem Lateini-
schen überein.
336, 1 [17—24] = Johannes II 1 = A. P. (S. 138; Besarion 1) = Syrisch (p. 377. 1 als
erster Teil des 18. Kapitels des sogenannten zweiten Buclies der Historia Lausiaca des
Palladius; mit unwesentlichen Zusätzen auch bei Rufinus 215:
Bei Zoega werden die Worte 2NKeCOn Ae AKepxpiA TASOH, die eine neue Erzählung ein-
leiten, fälschlieh noch zu diesem Stück gezogen und daher hinter dem letzten AVorte unseres Ab-
schnittes MfieiCA ein Beistrich gesetzt. — Im Syrischen heißt der AHA AOyxOC = .abbas Dulas",
nach Budge ,Abbä Shäöl'.
336, 2 [24 — 26] — 337 [1 — 3] = Johannes II 2 = A. P. (S. 139; Besarion 2) = Syrisch
(p. 377, 2):
Z. 24j2i): Die Parallelen .alio <[uiii|ue temjiore. cum ei necessarium esset, fecit oratioucm . . .' =
älloTS XQ^'^'^i avrm yevoi.iivrig tTToiijaei' six^'p' ■ ■ ■ beweisen, daß die Worte aUKGCOll Ae AKepxpiA
TA20M (AMC1)XHX\ die Zoega noch zum Vorausgeilenden rechnete, den Anfang des neuen Abschnittes
bilden; statt AKepxpL\ ist AMepxp'-^ zu schreiben. Das darauf folgende TA20M hat keine Parallele
und scheint verschrieben; sollte dafür -jZO einzusetzen und von AMepxpiA abhängig zu maclien
sein: ,Er em})fand das Bedürfnis zu beten und betete also und . . .?• — AyCD AMOyaVTB MtliepO
eTOyMOyxe epOM xe nAyONMIIOyB n2epMAH = ,et transivit Cluysoroau tluvium' = /Mt
dießt] TÖv XoiaoQÖav noxanöv. Zu dem Zusatz n2epMAN bemerkt Zoega, Nota 364: ,Ista non safis
aperte cohaerent. Forte ante HSepMAN exeidit 2M IlTOU), ut sermo sit de amni dieto llAyON-
MlloyB .,auricolor" in nomo n26pMAN, qui forsan est Hermonthites Graecorum.' — Es ist nicht
unwahrscheinlich, daß hier die Glosse ,im Gau \'on Hermonthis' verstümmelt in den Text geraten
ist. Doch wendet Peyron im Lexikon p. 168 dagegen ein, daß dieser Gau stets SpMONT geschrie-
ben wird.
337 [3 — 6]'= Johannes II 3 = A. P. (S. 139; Besarion 3) = Syrisch (S. 378, 1):
Z. 3j4: (1)A KesxXO und ,ad alium senenr beweist, daß der Kopte und Johannes der zweiten
Gruppe mit {riQÖq riva) ällov [yEqovta) folgten.
Während sich diese drei AA'under im Syrischen im 18. Ka])itol des sogenannten zweiten Buches
der Historia Lausiaca finden, werden sie doch auch — wenn auch nur <;anz kui-z — im Abschnitt
™q TuKiUicli; IloPFKEK.
Xr Vonvälmt, der sonst den Dirta ralru.n .M,ts,.rid,t (S. 800; XI 1 1 (W.i 1 : ,A,ul thero aro als,) wond.M-
ful"thin-s which the l.lossed 15esarion ,.orl-..,ined, Ile made tl.o water ,.f tl,e sea [hier als,, richtiger
als oben S 377. 1 .,'!■ a lake'] sweet. and Saul (sie) his disciple drank [of them], he erossed over tl.o
water of the river. ho ]>reventod the snn fr,.m setting in the heaveus . . .' Die weiter aufgezählten
Wunder Besariuns haben ihre sa. l'arnllelon im lolgeoden (S. 343, 2 Zoega).
337. 2[iy-2ö] = Johannes 115 = A. P. (S. 183; Elias 2) = Syrisch (S. 92',t; XV37Gl:
Z ■>()■ xe oyCON GNANOVI ne = ,<iuia bonus f rater est' beweist, daß der Kopte und
Johannes" der Lesart äöehpo, folgten. - Z. .'.,'.■ mit AIMXY CYPCOMG 2M cgiHT GOYN^OMMMOM
erxze npH epXTM m Tne = eügay.a Ihd-gumor ir 2>.»;«(, 6'r( fjövmto löv ijhov aTrjaai iv tw
oi-oarw = ,vidi horainem in Scythi, ,,ui poterat facere, ut sol staret in coel,.' weist Elias wohl auf
das obige Wunder Besarions von S. 337 [3 — 6] = Johannes II 3 hin.
3v,7 3 [20 — 29] — 33B [1 — 8] hat bei Johannes keine Parallele, wohl aber iu den A. i".
(S 255f •' Lon£i-inns 3) und im Syrischen (S. 748/49; X 4G3). Das Sa. auch bei Steindorff, S. 14*f.:
Z •>7/-'.s- eNeMOYii2 ne 2M iigenxTON npxkotg eqoYHY Mfic mmixion = ,Er wohnte
am Fuaton von Aloxandria. das neun Meilen (dayon-) entfernt ist.' sewXTON entspricht, dem griechi-
schen l'rarov sc. arjielo,' (Meilenstein), so daß also der Zusatz GMOYHY Mt'C MMIMON ein Zusatz
des Übersetzers ist, zur Erklärun"; für seine Landsleute bestimmt, die des Griechischen nicht mächtig
waren und die Bezeichnung seHXTON leicht mit dem aeWXTON genannton Ivloster yerwechseln
konnten das so hieß ("Errazor), weil es in der neunten Region von Alexandria lag (vgl. loan. Moschus
cap 145 177. 184; Leontius, De sectis, actio 5. Das Kloster erwähnt in den A. P. 8.195, Theodorus
de Nono) Auch der griechische Text beugt dieser Verwechslung vor durch den Zusatz rö) Ttgög
dvoaäs den aber keine der Parallelen bietet. Budge gibt das Syrische durch Hantou wieder. -
Demnach lebte Longinos nicht im Kloster Ennaton zu Alexandria, sondern als Einsiedler neun Meilen
westlich der Stadt in der Xähe der Küste, wie das Folgende beweist. - Z. 2!>: eexoje ist zusammen-
o-esetzt Hus (TCDX = .sammeln' und 0)6 = ,Holz', bedeutet also ,holzlesen' = avUeysiv ^vXa wie
die oTiechische Parallele hat; damit fällt Zoegas Nota 372. - S. 33^. Z. ö setzt der Kopte zu IlMX
= rdy Tönov noch eXtgCDNe, d. i. .die krank war' hinzu. - Z. CrjT fehlt im Sa. die Übersetzung
zu (rrcarevaaaa) rö Uy.o. da es bloß 6CniCTeY6 hat. - Am Schlüsse weicht das Syrische vom
Griechischen und Sa. ab, denn Budge übersetzt: ,. . . and afterwards, when she was telhng folks the
Story she said- I have learned bv the marks, which were on the old man that he h.mself was Abba
Lono'inos', während das Sa. mitMMMCX .1X1 XCTXYB HSCÜB eSOIHG, XCTCXBOOY GMMXeiN
MrrxXO \YTXMOC xe IITOM ne XnX XOrnnOC dem griechischen ,(£Tä lavTa du,yr,üa-
^,h>, viül TÖ ngäyua y.al rä m^ueTa emovoa lor j'*?o.toc fua'^üvet, Bzi aözög eaziv 6 aßßä^ yloyyirog
entspricht.
338, 2 [20-26] = Johannes II 7 = A. P. (S. 2T0; Macarius Aegyptius 15) = Syrisch
(p. 378, 3 im 18. Kapitel des sogenannten zweiten Buches der Historia Lausiaca des
Palladius); Sa. auch bei Steindorff, S. 3*:
Z 2212H beweist, daß der Kopte mit (XMHXY enKO^M tJCgnpei eMflMe und Johannes mit
,(senex vi,lit puerum) ploraiitem' der zweiten Gruppe folgten: (6 Öe yigm- eJöe rd rraiÖlov) bii Maur.
'— Z 2r, schiebt der K,,i.te noch MrilCDT und Z. 2'/ eYPACl^e ein.
Fast genau wörtlich so auch bei Hufinus 122 und heim Syrer, die aber beide dieses Wunder
dem Besarion zuteilen. x- a-
Das Syrische erwähnt es wieder als A\'under Besarions noch einmal, nämlich m^Al.schnitt Xr. \
(S: SUO; XIIT 616). denn P,udge übersetzt: ,. . . and he healed also the young man who was a para-
lytic, so that he ran to his fatluM' . . .'
•-38, 3 [27—3:5] - 3 ','.) [1-18] = Johannes 118 = A. P. (S. 266; Macarius Aegyptius 7) =
Svrisch'lS 793/94: XII U;00): hohairisch aus Kodex Yatican. copt. LXVund LIX bei Ameli-
neau (a.a.O. S. 215f.; teilweise bei Zoega. p. 124). Das Sa. auch bei Steindorff. S. 32*f.:
ÜbEK die KOrTISOII-SA'lDISCHEN APOPKTHEGMATA PaTHTM ÄEGYPTIORUjr ETC. 79
Z. 27j2s liat das Griechische auffallenderweise hloß {.isrä toc Mcr/Mgiov ohne das übliche diSßä-
die Parallelen haben es. — Z. 2N beweist C.\U)M MCOH, daß die inra 6röf.icaa = .Septem nomina'
eben nichts anderes als .sieben Personen' bedeutet und nicht etwa mit Ableitung des ,nomina' = .nomia'
von vouög das Ausmaß des Feldes. — Z. :il schiebt der Kopte selbständig- ein: GTI Gpe n6C2AI
ON_\2 = .als ihr Mann noch lebte". — Z. S2J8H: AMHOy A.e 2riOYtl)"f'U)(ün HOyCCy tlUJXXG
MnCMXOOC = ,mortuus est non loquens et non dixif, was vom Sa. und auch vom (iriecliischon
abweicht, denn dieses hat: dneSarev Hcfvu) xai ov/. eine, so daß Johannes in seiner \'orlage statt äqiroj
= 2ti OYUjnrJCQCDn äcpcovog = ,non loquens' gelesen haben wird. — S. o^H. Z. 4 beweist Ulixy
tJIM = ,sen:por', daß der Kopte und Johannes der Lesart der /.weiten Gruppe nävtOTe folgten, —
Z. ,'J: eHXCÜMMOC, X6 MGQjeMlM = -/.ai eirrey ö deiva . . ., so daß im Lateinischen so zu inter-
pungieren ist: ,. . . dicens: ille, ubi posuisti . . .?' — Z. 9/ 10: zfjV älloTQiav {■nttQadrjy.r,v) = ,alienum
(depositum)', aber MGCKCyn MnpCÜMG, ebenso Z. 10 Y.eAQvmai = ,absconditum est', aber CCKH;
der Kopte hat nX6'\06', Johannes aber wieder streng nach dem griechischen t%' yillvtjg bloß .leetuli'.
— Z. 11 beweist wieder, daß der Kopte und Johannes der zweiten Gruppe folgten, da sie hinter
tdövTEg (XytlXY = .videutes') den Znsatz änd zov cpößov nicht haben. — Z. 17: \CU)U)nG npM2G
MM HGGU)HpG = .sie wurde frei mit ihren Kindern', aber zai i'Aev&fQuas ra lizicc aiTi'.g = ,at illa
liberavit filios suos'; der Kopte muß demnach gelesen haben: ytai elev&sQwaei' eam)!- xat ra rexrcc avTi^c.
339, 1 [19 — 3ü] = Joliannes III 16 = A. P. (8.279; Macarius Aegyptius 38); bohairisch
liei Amelinean (a. a. 0. S. 225f.). Endlich auch bei Kufinus 172:
Z. l'.i beweist, daß das Sa. und Lateinische des Johannes eng verwandten Vorlagen foiüten, die
aber hie und da A-om erhaltenen griechischen Text abwichen: sie lasen nämlich beide elnov Ttegi rov
cd'TOv dßßä Ma/.aqiov {rov ^leyälov) = AyXOOC OH GTBHHTH AllX MXKXpiOC = ,Dicebant de
eodem alibate Macario (maiore)', während unser griechischer Text ehrey ö äßßäg MaKugiog bietet;
demgemäß ist auch der Anfang in unserem griechischen Text bis Z. 24 von Makarios selbst in der
ersten Person erzählt und erst von Z. 24 an in der dritten Person, wie im Sa. und bei Johannes
durchwegs und auch im Bohairischen. — Z. 2() hat Johannes den Zusatz der erhaltenen gi-iechi-
schen Version (vioarlof) eig lo eöacpog rewov eQQiiif.ie>ov = .cajnit hominis mortui in terra iacens' nur
mit dem Bohairischen gemeinsam: OyX<j)6 NTG oypGHMCDOyT GCCH-I- 6BOX 6XGM niTCÜOy;
in derselben Zeile schiebt Johannes liinter ,de virga palmae' = tij ßd'ivij Qaßdw = MTGHSpBCDT
noch .quam in manu habehat' ein. — Z. 21/22 übersetzte der Oberägvpter und Jolianuos nach der
Lesart iyw >J!.trjv dg^iegeig TciJr Elhp'ojr [=^ gentilinm] riof unvürnur ev tw zottm rovrw, während der
erhaltene griechische Text ägxitQsvg iCuv tlöwhür -/.cd rwr (.leirüviuiv 'EDJjvcov er xü löno) Toiinu bietet.
Das Sa. und Johannes folgen dann weiter genau dem erhaltenen griechischen Text: 2v de ei Ma/.cigiog
ö nvevßaTocpögog' o'lav wgav airXayyyirfd-fig xovg er rfj -/.oXciaet v.ui eVxrj negl cwtwv TtagaprdovvTai öXiyov.
Aeyei auTw 6 yegwv Jlola earir fj nagai^vd-la -/.ai r'ig y -/.ölaaig; Aeyei cdiGr "Oaor aneyei 6 ovgarög
UTTÖ Tfjg yr,g . . . = XyCÜ IlTOK HG MXKXpiOC nGnHXTO<|>OpOC. riXy IHM GU)XKa)tJ2THK
2X N6T2M MKOXXCIC U}Xya)CDnG 2M OyKOyi NXtIXnxyClC. riGXG XnX MXKXpiOC IIXM X6
Xa)T6 TXMXIIX^'CIC. HGXXH, X6 tlGB GlGpG THG oyiiy GBOX MnKX2 . . . = .tu vero es
abbas Macarius, (pü habes Spiritum Sanctum L)ei. (^'uacumque ei'go hora misertus fueris eorum. ([ui
sunt in tormentis, et oraveris pro eis, tunc consolantur pu.sillum. Dicit ei senex: Et (juae est i[)sa
consolatio? Resjiondit illud caput: (Quantum distat coelum a terra, . . .' Das Sa. wie auch das Latei-
nische hat hier Lücken; so fehlt im Sa. hinter 2X M6T2tJ NKOXXCIG die Parallele zu -/mI ei'x>] negi
uvcwr = ,et oraveris pro eis" und hinter TXNXnxyClC die Parallele zu y.ai Ti'g ») -/.ölaaig, wobei
diese Lücke auch das Lateinische aufweist. Erst wenn diese zweite Lücke ausgefüllt ist, wird die
Antwort des Schädels gereclitfertigt, die ja mit der Schilderung der y.öXaaig beginnt. Bei Rufinus
finden sich diese Lücken nicht. Das Bohairische endlich ist hier noch breiter: riGXe TllKpXIJIOM
MXM, XG XMOK Oy26XXHMOC ;56M tllCHOy MTG II160NOC, XyXXT GBOX CGXXI MGMXK.
IIGXG ril.*6XXO IIXM. XG Oy02 XHOK tllM XriOK. HGXG rilKpXMlOtl MXM, XG MOOK MG
HO Theodor Hopfnee.
ABBX MXKXpiOC I11|ThXT0<|>O|>0C. RCXG IIIäGWO MXH, XB 2XpX 6Ka)Oll ;;^6n lllMIOtl
CyXII GKÜ)Oll ^CM lll;MCI. IIGXG niKpXNION tJXM, XG Gia)Oll A5GM HIKOXXCIC. tlGXG
niÄGXXO MX'I, XG OY^«) NPH h P^ T^ -|KO\XClG. tlGXG niK|>XM10M IIXM, XG M<|>l>ll |
NT<J>6 6G6'OCI GIIKX21 ... — Z.27 folgt das Sa. der Lesart alXä ö vücog (/.wrcou /toog lov iifoov
vCozov -AV/Mlh^iai = XWX oyCOl 6HKTHY GaoyN GyCOl, bohairiscli XWX GpG IIGIJGOI lOMI
CNGNCPUCS'. Uutiuus dagegen folgt der andern Lesart: dVkä cd noöawnov hAmov nQÖg röv vGiiov
xexöllvTCii, denn er iiat: ,sed facies uostro dorso couiimctae sunf, so daß also eine Drehung des
Kopfes und ein gegenseitiges Anschauen ausgeschlossen war, vorausgesetzt, daß die Verdammten neben-
einander standen. Bei Johannes endlich ist diese Stelle ganz ausgefallen, ebenso auch das Folgende.
Das Sa. dagegen folgt weiter genau dem erhaltenen griechischen Text: wg ovi' si'x»^ Itvfq fjfiCov, s-a ixeqovg
Tig d-BmQEi TÖ TTQÖaMTTOr TOv kxsQOV ttvii] iffiiv 7] naQUiiid-la = MHMXY AG GüJXKQJXHX GXCDM
2N oyMGpOC a)Xp6 IIOY-Vnoyx NXy GriaO MnCTanoVCÜH, so daß also bloß die l'arallele zu
o['r»; iarir 7) ^raoa^wDla fehlt. Rufinus ist vollständiger, denn er hat: ,Cum ergo oras pro nobis, ex parte
videmus; altorutrum. et hoc nobis ])ro consolatione constat.' Das Bohn irische endlich zeigt aucli hier
Abweichendes: MHlllXY oyM Gü)Xp6 OYNlU)'h N-j- 20 tgODHI GOBUTGIJ, QJXpG OYKOYXl
UMTOn TX20N. HGXG tll^GXXO tlXH, XG IIIMTON Oy HG. IIGXG niKpXMlOtJ NXM, XG ^Gll
OYP"^' ^'ß-'^^ TGtJNXY Gn20 riNGriGpUOY- — Nun folgt eine Klage des Heiligen über das Gehörte,
die bei Johannes wegen obiger Lücke unverständlich, unbegründet erscheint: Z. 29: -/.ai y.lavaag 0 ysoior
g'ins = .ait ergo senex cum fletu' (Johannes), der Oberägypter aber las jtai d-AOvaag ö -/Iqwv eins, da
es im Sa, heißt: xn2XXO GCÜTM OGXXH; das Bohairische und Rufinus GTX HläGXXO CCDTGM
GNXl XHCÜUJGBOX XMpiMI, XG = ,his auditis lacrimas fudit dicens' folgten einer Vorlage, die beides
hatte: x«; äy.ovaag 6 yeQiov EKlaisv (ß-z-lavas) -ml eins. — Z. 30 folgt das Sa. und Johannes wieder der
zweiten Gruppe, da sie ihren Zusatz st am?) [lies al'iij] sazlv j) 7iaQai.ivd-la rfjg xo)Masojg mit GO)X6
nxi riG riMTON rJHKOXXGIC = ,si haec est consolatio supplicii' wiedergeben. Rufinus kennt diesen
Zusatz nicht. Auch in der Klage selbst stimmt das Sa. mit dem Griechischen und Lateinischen des
Johannes genau überein: Olai Tfj ')/<?'?«, sv 7^ iysvvi]-^i] 6 ur&oionog = oyoi Mn200Y NTXYXtlG
npOJMG N2HTM = ,vae illi diei, in qua natus est homo'. Das Bohairische ist auch hier ausführlicher
und bringt auch die Parallele zu obigem st al'tr] sariv 1) avänavaig Tfjg Y.oXdaswg erst jetzt: ICXG <pXl
nG niMTOM MTG -f^KOXXGlC, 16 OyOl MG21M1 GC2GMGI rJGM oypCDMI 6MXC tQHpi, NXMGC
MnoyMXCOY GFIIKOCMOC = ,Wenn das Erholung von der Strafe ist, dann wehe über das Weib,
das dem Manne beiwohnte und Kinder gebar! Es wäre besser, sie wären nicht geboren für diese Welt!'
Auch Rufinus, der überhaupt mehr mit der Vorlage des Bohairischen zu gehen scheint, las das, begnügte
sich aber mit der Andeutung des ersten Sündenfalls, denn er hat: ,Vae diei illi, in quo homo mandata
Doi trausgressus est!'^ — Z. 34 folgt das Sa. und Johannes wieder der zweiten Grujipe, indem sie
ihren Zusatz xai fi?) noii]aavTEg avrov to d-ih]^ia mit MnoyGipG MtlGHO'^'CÜCy = ,nec fecerunt volun-
tatem eins' übersetzten. Das Bohairische und Rufinus kennen diese A\'orte nicht. — Über die dogma-
tischen Bedenken, welche diese Legende bei ihren geistlichen Herausgebern erregte, vergleiche man
die Xütae dazu bei ^ligne, Patrologia Lat. tom. 73, Spalte 1022 f., Nota 12.
340, 1 [10 — 22] = Johannes 119 = A. P. (S. 297; Milesius 1) = Syrisch (S. 794: XHI COM.
Das Sa. auch bei Steindorff, S. 13*:
Z. Kh MIXIOC ist Verschreibung statt MIXHCIOC, wie Steindorff richtigstellte und auch
die A. P. erweisen; doch scheint auch Johannes Ahnliches gelesen zu haben, da sein Text
,Emilis' bietet. — Z. 11: 2n'N 20ING = ,a quibusdam", so daß beide vno rtvwv gelesen haben
müssen statt des erhaltenen tVrd rivog; ihre T>esart ist die bessere. — Z. 1411!') las der Kopte: s'ins
{aixoig)- ITävTeg TTQoasv^aaSe = flGXXM NXy, .XG a)XHX THpTN, aber Johannes las: slrrs näai-
TlQoaEv^aa&e = ,dicit omnibus: Orate!" — Z. 1!)I'J(J gibt der Kopte toi' äßßä == .abbatis huius' mit
(GGGNGGTG) MniHOe" UpCDMG wieder. — Genau so im Syrischen, nur daß dieses schon mit den
Vfrl. oben S. "27
Über die koi'tiscii-sa'^idischen Apoputhegmäta Patkum Aegyptioeuji etc. 81
Worten des Toten .T eiitreat von tluit tlie "'oods wliicli I liave n'iven to Lim niav Ix' lak(>u l)afk and
givea to niy cliildren' alilii'iclit.
341, 3 [35— 38] — 342 [1 — 8] = Johannes II 13 = A. P. (S. 398; Sisocs 18) = S.vriscli
(S. 795; XIII 602). Sa. auch Itei Steindorff, S. 4*; endlich in gofälligeror Foi-ni und unl)e-
deutend erweitert hei Hufinns 120:
»S. 342, Z. 2 heweist, dali das Sa. und Johannes einer Vorhige der zweiten erweiterten Gru])|)0
folgten, da .sie ihren Zusatz (zort eS,riX3ev k'iio) tov •/.elliov mit (XM61 6BO\2M) Tfl = ,(et egressus
est foras) cellam' wiedergehen. — Z. 6j7 stimmt das Sa. und Johannes mit dem erhaltenen griechi-
schen Text wörtlich üherein: oi' yäo ijd-ele tovto yevead-ai = ejJGMOYtDÜ) TAp All ne rip2ü)B
NTGISe = ,non euim volehat lioe heri'; Ruiinns aher und der Syrer hringen auch die P)egi-inidung^
hiefür: ,. . . nou enim a se quidquam tale volebat audiri factum' = ,. . . for he «lid not wish tliis
thing to ha|)})en hecause o£ the praise of men'. — Z. 7 folgt Johannes genauer als der Kopt«; dem
erhaltenen griechischen Text iraQriyyeiXe de amw = ,praecepit itaque ei', aber XHIlApxrnxO MXY-
— Auch Z. y weicht der Kopte ab, denn er hat ep6 naXXO 2M IICCÜMX = , so lange der Greis
noch im Körper, d. h. am Leben ist', aber ewg 'crjq rsXsvTijg rov ysqoviog = ,usque ad obitum ipsius
senis', ebenso der Syrer. — Eine auffallende Parallele zu diesem Wunder hietet die Totenerweckung
im Dialog QEÖcpqaaxog des Aineias von Gaza, p. 73 (ed. Boiss.); eine spezielle Arbeit hierüber wie
auch über das Lehen des Zizoi, der zu den interessantesten Anachoreten des \\ . und \'. Jahrhunderts
gehört, wäre sehr lohnend.
342, 1 [9—12] = Johannes 11 14 = A. P. (S. 395; Sisoes 12) = Syrisch (S. 725; IX 406):
Z. 10 hat Johannes, dem erhaltenen griecliischen Text &nd öai(.iovog folgend, ,a daemonio', das
Sa. aber und Syrische 6BOX2ITM HAIXBOXOC = ,by Satan". — Danach im Sa. eine Lücke, da
die Parallele zu /«( eldev ö yeQwr, oii fcercTioyiEv = ,et videns eum idem senex, (piia cecidit' *= ,aud
the old man saw him fall down' fehlt.
342, 4 [27— 34] — 343 [1—2] = Johannes II 16 = A. P. (S. 314; Xanthias 2) = Syrisch
(S..928; XV 372):
Z. 27 beweist wieder, daß der Kopte, Johannes und der Syrer nahe verwandten Vorlagen folgten,
da sie den Namen des Abbas Savd-iag nicht mehr kennen; die A. P. bieten im ganzen bloß drei
Dicta dieses Namens. Im Syrischen übrigens fehlt sogar die Ortsbezeichnung eig TsgsroC'd^n' = espxi
eTep6NOYT6 = ,iu Terenutliinr. — Z. 28 lasen der Koi>te und Johannes hinter ('r/.oi'aurre^ noch
/teqI avTOv, denn sie haben übereinstimmend XSOINe AG CCDTM ei'BHHTM = ,alii antem audiente.s
de ipso'. — Z. 20 finden wir zum ersten und zugleich auch zum letzten Male im erhaltenen Teil des
sa. Textes die koptische Bezeichnung für Sai^ioviKöi-terog peMOJOOp. — Z. H2j33 las der Kopte «wt;
oi- statt i'ug ot e^eXOfjg und übersetzte demgemäß mit (fl-f^tlXXGK RGlXnOT CBOX XtJ eiCCBMMOH)
eKTMeiCBOX, aber Johannes ,(priusquam finem faciam bibens caliccm i])sum) egredieris ab eo'. —
Z. 34 lasen der Kopte und Johannes y.aUig ;<« nur einmal.
343, 2 [9—24] = Johannes III 1 = A. P. (S. 139; Besarion 4) = Syrisch (S. 800; XIII 606):
Johannes: Zoega 343, 2 [9 — 24]:
Retulit abbas Dulas diceus: Ambulantes ali(juando XMXOOC HGl XnX AOyxOC X6 etJMOOCge i
in eremo ego et abbas meus J5esariou venimns NOyCOn 2M HXXIH XMOK MN nXGICDT XIIX
ad (piandam speluncam, in (luam ingressi in- BHCXpiOM. Xti6l 6X11 O'^'CnYA-MOII XyCD
venimus ibi quendam fratrem sedentem et ope- XMBCÜK eaoYU Xtlffll IICOM GM2MOOC GHB-
rantem plectam de palmis: tpü uoluit respicere p2CDB GYllHBTe XY^Ü MnCHMI MnGM20 62pXI 5
ad nos necpie salutare nee omnino loqui voluit ee-CDC^T CpOM OYAG MnGMpOYfü NXtl. MG-
nobiscum. Dixit autem mihi senex: Eamus hinc, X6 n2XXO MXl, XG MXpori GBOX, XpilY
forsitan non est animus istius loijui nobiscum. MtlCOM Tiri'tl2IIT XH GOJXXG IIMMXIJ. XM6I
Egressi quoque inde, illico ambulavimus videre AG GBOX2M IlMX 6TMMXY XNMOOa)G GCIO-
abbatem loanuem. Redeuntes vero venimus ite- OYT GTpGMBCDK (A).\ XIIX ia)2XNMHC. X>'ü) in
Denkschriften der iiliil.-liist. KL (11. l!.i. 2. Al.b. 11
82
Theodor Hopfnee.
nun per speluncam illani, uhi IVatroin illuiii vule-
ramus. Et dixit mihi senex : Ingrediamnr ad
f rat rem istum, si forte rcvelaverit ei Deus loqui
uobiscum. Intrantes autem liivenimus eum, (juia
15 dormierat in pace. At vero senex ait mihi: Veni,
frater, colligamus corpus eins: in hoc ipsuni enini
niisit nos Deus ad recoiulendum eum. Cum autem
coUigeremus eum, invenimus, quia natura mulier
erat. Et admiratus est senex dicens: Ecce, quo-
■-'0 modo et mulieres colluctantur adversus diabolum
in eremo et nos in civitatibus dehonestamur.
Glorificantes ergo Deum, qui protegit diligentes
se, recessimus inde.
8M IlTpeMKTO ANGI OH GXM nGCnY^>.ION
eTMMxy nMX mtxnnxy encoN n2htm xyü>
nexe ii3\\o, xe Mxpoti Gsoyri ujxpoH,
XpilY MKJüYTG TGT llGM2irr GTpGMOJAXe
NMMAN. XYCD NTGpGtlB(I)KG20YH XM26 GpOM
eXMXCÜK GKOX XY<D 06X6 n2X\0 IIXI. XG
XMOY- iixGoti. iiTnu>\ MnGMCü)MX tnx-
niioYTG rxp iMnooYn giigimx <n bg iixi.
eiJCOBTG MMOM GKOOGM XNCNTG 6YC21MG
TG ZU T6C(|>YCic. naxxo Ae XMpa^nHp6
riGXXM. XG MKG2IOMG XYMia)6 Mll IICXTX-
IIXC XY'IXYOM GllGCIIT 21 nXXIG 2n N TCOM
Mnc|ÖC XYCD XNOM 2CÜU>II 211 MIIOXIC
NT(N)XCXYMCDN61. XY^J Xri'| GOOY MriMOY-
T6 nGTO tlNXa)t GtlOYOMIIlM 6TM6 MMOM
XYtD XMBCÜK GBOX2M IlMX GTMMXY-
Das Sa. stimmt also mit dem Text des Johannes inlialtlich völlig und sprachlich auch fast ad
verhura überein, was bezüglich der griechischen und syrischen Parallele nicht gilt.
Aus dem Vergleich des Sa. mit dem Wortlaut des Johannes ergibt sich:
Z. UjlO beweist, daß der Kopte und Johannes einer Vorlage der zweiten Gruppe folgten, da sie
ihren Zusatz s^eXd-dvzsq ds exeTd^si' {wdevaa^isr) lasen; Johannes hat hier eine Lücke, indem bei ihm
die Parallele zu eig t))v Av-mo = 6CIOOYT fehlt. — Ebenso beweist auch Z. 10, daß beide der
zweiten Gruppe folgten, da sie nagaßakEiv rät äßßä 'Icoarr)] lasen. — Z. '22123 hat das Sa. allein den
Zusatz 2ITN T60H MllC-j^ÖC, während die vorausgehenden Worte XYTXYOH GneCHT 21 nXXlG
in dem xßr« in -AaTanaXatovaiv stecken; bei Johannes kommt das in seiner Übersetzung , colluctantur
adversus diabolum' freilich nicht zum Ausdruck.
Dasselbe finden wir inhaltlich genau so auch bei Rufinus 194' und Pasehasius XXXIV 3 mit
folgenden Zusätzen: ,. . . invenerunt corpus tantummodo mortuum et ingemiscens dixit discipulo suo:
Veni, frater, . . . Cum autem sepelirent, invenerunt, quod mulier esset, et admirati sunt et dixerunt:
Quemadmodum et mulieres colluctantur et vincunt daemonia . . . ' (Pasehasius hat hier noch : , . . . et
dixerunt: Quia magna misericordia dei est, ([uia et mulieres colluctantur et. ..'). Zu beachten ist
besonders, daß bei beiden der die Einsiedler und Mönche tadelnde Ausspruch Besarions x«/ i)(.i£Tg ev
TuTg TToXeaiv dayr/fiovoüfisv ausgelassen ist (vgl. oben S. 27 f. 1.
Dasselbe berichten auch die Apophthegmata Pati-um (a. a. 0. S. 139; Besarion 4) gleichzeitig
mit noch zwei andern Wundern desselben Heiligen, die er unmittelbar vor dem obenerwähnten Gang
zu Johannes von Lyko]>olis in Gegenwart des Dulos wirkte. Der Bericht darüber ist aber in zwei
stark abweichenden Rezensionen erhalten, deren zweite, aus einem Codex bibl. Colbertinae, rechts
neben die erste gesetzt ist.
I.
yiXkoTs näXiv ?jXd-ov slg lö yislllov airov xai
SiQOv ai'tdv eaTi]v.öia slg eixvv z«; at x^^Q^S ccivov
ixTEia^ivaL (-^aav) sig röv oiqavöv e'ixstve ds inl
ös-^arsaaaQag 7]j.i£Qctg tovio noiöjv. Kai /.ieto: tovio
ecfojviqae jus v.ai si/re j.iof AxoXovOei noi. Kai
IL'
JiTiyi'iaaTO fji-nv 6 äßß&g Jovläg 6 jA.a&i]Tijs rov
äßßä B)jaaQlü)vog leyuv, 3tl HXd-öv nore eig id
KeXkiov rov aßßä (xov v.ai eI'qov ävTÖv EarCoza Eig
TTQoaEi'X'p' y-ai ai x^^Q^S «iroP EKrEza^tevai (^aav)
Eig TÖv ovQavöv. EfiEWE ÖE TOi'TO TOudv ini öa/.a-
reoaagag i]j.ieQag. Kai /ler« tovio icpwvt^ae fiot /.ai
' Diese Rezension auch wörtlich bei Pelagiiis XII 3; Narravit .ibbas Dulas, ([ui fuit discipulus abbatis Besaiionis.
dicens: Veni ali((uan(io in cellani abbatis mei et invoni eum stantem a<l orationem et manus eins erant extensae in coelura.
Permaiisit autem hoc faciens iugiter per ([uattuordecim dies. Et post liaec vocavit nie et dixit: Seiiuere me. Et exeunt.es
Über die KorTiscii-SA'iDiscHEN Apophthegmata Pätkum Aegyptioeum etc.
83
EtTTs j.101' 'yiy.olov&si f.toi. Kai i^sld^ävTeg inogsv-
&rjf.isv eig t))v i-'qi]i^iov. Kcd dixpijffag e'nrov avTü'
'yißßä, diipüi. ylaßcbv de rd (.ujlcüTagtov avToü ö
yeQiüv, BTTOQEvd-iq &7t ifiov ioael Xiü^ov ßoXqv y.uI lO
noiijOag svxijv ^ireyKS j.ioi avzd (.iegtöv Vdacog.
Kai u)Ssv(ja[.isv elg Ti]v Av/m, mog ov iq)!}üijaüsv
ngog röv aßß&v IcoävvrjV. Kai axsitaaä(.ievoi uhöv
iitoiiicai.iev «17;)»' /.ai iAa&iaaf.iBv öftiXeli' negl zf^g
■t^eioglag, ^g eldsv eItcev öe 6 äßßüg Btjaagiojr, 20
6V( ^E^fjXUsv önöqtaatg and rov Kvglov, 'iva xad--
atgedwai zu legä zwv sldwliov. 'Eysrezo de o'no)g
/«( -Aa-9i]ge&i]aav.
25
i^sX&övzeg efTOQevDi]i.ie.v eig zijv £g)]i.ior. Kai äi\pi^~
aag einov '^ßßü, dnpio. Kai Xaßiov ö ysgwv zö
/.Ujlcozägiöv (.lov ä/rfjX&ev wael Xiß-ov ßoXfjV xal
noirjcrag ebytjV ijfsy/J ^01 avzd ijeazov vdazog.
Ilegircazovvzeg de ^jX-d-Of-tev y.azä zivog anr^Xaiov
•Aal elasX&övreg eUgofiev ziva ädeXcpöv y.aäe(^öi.ievov
yial egyaCö^vov aeigüv /.dl (lij avavecovia ngög
i]fxäg ^irjze äffira^dftei'OJ' i^isfjze bXwg d-aXovia aw-
ägai Xöyov f.ie-9-' ))f.Lwv. Kai Xeyei j.101 6 yegtov
^'.Ayoj(.iev evzEvdev, zdxa ov nXrjgocpogeTzai 6 ysgiov
XaXfiffai ))jxlv. Kai [eSeXOövzeg de exeT-d-er] ojdev-
aajisv eig zi]v yJv/.co, ewg r'jXd-oiiev eig zbv aßß&v
^IcüavvTjj' [%'. 1. nagaßaXeh' zw dßßii 'hodw-yj]. Kai
dGnaaüf.ievoL aiiöv eTioirjaajiev evyjp'. Etza ey.ä')i-
aav XaXeiv negl zTjg decoglag, /)s etde. Kai einer
b äßßäg Biaagiwv, bzi 'uiitöcpaaig e§Fjl9-ev, 'iva
nad^aiged-iöai zä legci. 'Eyevezo de oiJzwg */«(' /.ad^-
')]Qe&riattv. 'Ev de zw vnoazgecpeiv fji.iäg ljX^oi.iev
näXiv Y.azä zov anijXalov, brcov eYdojiev xöv ädeX-
cpöv. Kai Xeyei (.loi b ysgwv EiaeX&wjxEv ngög
aizöv, fitjnwg 6 d^eög enXr^gocpögtjaev avzöv XaXfjaai
■^[.üv. Kai ojg eiai'jXS-Oj.iev, evgo(.iev aizdv zeXeiui-
&evta. Kai Xeyei (xoi b yegtov Jevgo, ddeXcpe, ffv-
GzeiXwfxev tö a(Li.ia aizov' eig ydg zovzo eneyApev
■^ftäg 6 d-eog üde. 2vazeXX6vzu)v de fjf.Mv eig ^äipai
avzöv el'oa^ev, ozi yvvt) tp.cpvaei. Kai e&avi.iaafv
b yegcov -/ial einev 'Ide, nüg Kai yvvaixeg y.aza-
naXalovaiv zbv 2azaväv y.al fjixeig ev zaTg nöXeaiv
dayrjf.iovovj.tev. Kai doS,dLovzeg zov Qeöv zov tVso-
aantazrjV ztov dyantbvrtov avzöv dveytüg>']aaj.iav
ey.eJ&ev.
In beiden griechischen Rezensionen wird auf eine Offenbarung über die Zerstörung der Heiden-
tempel angespielt, die dem Besariou jedenfalls während der vierzehn Tage zuteil wurde, die er in
Verzückung stehend zubrachte.
Diese Worte von Elia eyd&iaav XaXelv negl zrjg &etDgtag bis oi'zwg %al Kad-ijge&ijtjav scheinen in
I aus einem andern Zusammenhang eingedrungen zu sein; denn erstens kennt sie weder das Sa. noch
der Text des Johannes und zweitens wird auf einmal und gerade nur in dieser kurzen Textpartie in
der dritten Person Pluralis erzählt anstatt in der ersten Person Pluralis wie sonst durchwegs.
In II dagegen sind diese Worte harmonisch in den Tenor der Erzählung eingefügt; daher ist
II jene Rezension, welche diese JMitteilung vom Tempelsturm ursprünglich enthielt, und von hier ist
sie in I eingedrungen.
Das Syrische bei Budge kennt in der kurzen Aufzählung der Wunder Besarions zwar den Gang
zu Johannes von Lykopolis, das Wasserwunder und die Offenbarung ülier den Tempelsturm, nicht
aber die Gesciiicbte von der Einsiedlerin; denn Budge übersetzt: , . . . and the rooting u)) of the
perreximus in ereimim. Et cum sitirem, dixi ei: Abba, sitio. Ille autem nielotem tollens discessit a me. (|uaiUum iactus est
lapidis: et facta oratione attulit eain pleiiam aqua. Et abivimus in civitatem Lyco et veuimus ad abbatem loannem. Et
salutantes eum fecimus orationem. Deinde sedentes coeperunt loqui de visioue, quam viderat. Dixit abbas Besariou: Quia
exivit praeceptum a deo, ut destruautur templa. Et factum est sie, et destructa suut.' Also auch hier wieder .coeperunf,
H. Person PIurali.s. wie oben in I.
11*
15
35
84 Theodor Hopfnek.
temples oF tlie idols was roveald unto liini. As tlit»y Avcro S'oi","' t" .lulni llio 'l'lioban liis dispijile
became tliirsty, and Besariou prayed, and wator luiM)led u\k and he gave liim tcidrink . . ." Demnatdi
stimmt das Syrische mehr mit IT überein.
Au die Ahnhciikeit dieses "Wasserwunders mit dem bei Zoej;'a 3o6, 1 = Joiiannes II 1 von dem-
selben Besarion und wieder dnreh DuLas erzählt<'n Wuniler l)ravielit wcdd icaum ei-innert zu werden.
;U-5, ."5 [25 — 31] — 34:") [1—25] = Joliännes III 2 = A. P. (S. 274 IT.: Maearius Aegyptius )Vd)
= Syrisch (p. 371ff. als 16. '" Kapitel des sogenannten zweiten Buciies der Historia Lau-
siaca des Palladins. Bohairisch bei Amelineau (a.a.O. S. 207 ff.; teilweise bei Zoega,
p. 123/24). Das Sa. auch bei Steindorf f, S. 22* ff. Endlich auch bei Rufinus 195 genau so,
aber weniger weitseliweif ig erzählt:
Z. 'Jö: Der Name des Erzählers ist in folgenden Formen tiberliefert: BiTif.uog, Vindemius, kop-
tisch: a) sa. : yTIMOC, b) bohairisch: fllXIMI; syrisch nach Budge: Bytimius; bei Rufinus fehlt der
Name, da hier die Erzählung gleich mit: ,Venerunt aliquando duo quidam iuvenes ad beatum Maca-
rium" beginnt.
Mit Rücksicht auf den Ort dieses Abschnittes im III. Buch des Johannes und mit Rücksicht
auf die alphabetische Reihenfolge der Namen ergibt sich, daß der Erzähler nur mit B angelautet,
also nur .Bitimios' geheißen haben kann (vgl. oben S. 9/10), wie die A. P. heute noch bieten.
Zu genau demselben Resultate aber gelangt man auch auf folgendem Wege: In der griechischen
Form BiTif^iiog ist Bi- (sa.: fll) der koptisch-bohairische Artikel BI-, -og die griechische Endung, also
bleibt für den Namen selbst bloß ztui übrig, was dem bohairischen -XIMI (ni ist auch hier der
Artikel in fllXlMI) entspricht. Daß aber im Griechischen X bisweilen auch durch i und nicht wie
gewöhnlich durch a wiedergegeben wird, beweist die Variante TiOöi]g (sonst 2iaö>-Q) ,= XIXQ)I
(A. P. p. 427). Demnach entspricht Bisi^tog dem bohairischen fllXlMI. Der bohairische Name niXIMl
gehört zu 6HG = d:f.tn:£XovQyög == .vindemiator'. Auch Johannes las in seiner Vorlage die gräzisierte
Form BiTqiiog, latinisierte sie zu ,Vitiniius', brachte das mit ,vitis' zusammen und setzte , Vindemius',
ohne zu ahnen, daß er damit eine inhaltlich richtige Übertragung des ursprünglich koptisch-ltohairi-
schen Namens geliefert hatte.
Das koptisch-sa'idisclie 'j^TIMOC geht jedenfalls auf eine A^erschreibung in der griechischen Vor-
lage zurück und erschien dem koptischen Übersetzer schon so fremd, daß er die richtige koptiscli-
sa'idische Form ni-j-MI — oder eigentlich niXIMI — nicht mehr zurückbilden konnte.
Dies ist zugleich auch ein sicherer Beweis dafür, daß das Griechische das Original und das
Koptisch-Sa'idische die Übersetzung ist.
In den sa. Text ist also entweder die bohairische Form niXlMI oder die gräzisierte ni'}^M10C,
bezw. BI'pMlOC einzusetzen.
In den A. P. wird der Name Bijrl^uog (sprich: BtTi'i.i.iog), v. 1. Brjrl^ujg (sprich: Bitimi[s]) p. 123
und 126 (Achillas 2 und 5) und p. 359 (Poimen 156: BiTiuiog] und einmal auch im Syrischen (p. 764
Bitimis = Brjzlixrjg) erwähnt.
Der Abbäs hieß also niXIMI , Winzer, Weinbauer' und stammte jedenfalls aus ünterägypten,
wo in der Mareotis nördlich von Siot der Weinbau blühte.
Am Anfang stimmt das Sa. genau mit dem Griechischen und mit Johannes, das Bohairische
dagegen genau mit dem Syrischen überein: AMXOOC \\G\ XFIX 'j'TIMOC (lies: BITIMIOC), Xe
XMOJAXe U6\ XnX MXKXpiOC, xe eiSMOOC MOYOeiO) 2N OJIHT = JnffrjaaTO 6 äßßSg Birl-
jufog, OTi l'Xsycv 6 dßßäg ManiiQiog' Kad-t]fisvoi> /.lov nore sig ^Krjiiv {-xaTeßijaar ovo vbütsqoi ^£viy.oi
SKsl . . .) = ,Dicebat abbas Vindemius, quia narravit abbas Macarius dicens: Sedente me alitpiando
in Scythi (descenderunt duo adolescentes peregrini = xyei a)Hpeü^HM CMXY NSewiKOC . . . ).
Aber bohairisch: XHXOC NX6 XBBX HiXIMI, XG X lllMXeHTHC NTG XBBX MXKXpi CXXl
ÄXTOT 6MXCÜ MMoc, xe X ni^exxo xoc NHi Noycon, xe eiaeMCi agh nxMXMti)Cüni
&Gl\ (IßliT — .Abb.-l Bytimis (lies: Bitimis) said: The disciple of ]\Iacarius once told me loUowing
Über die KOrTISCll-SA'lDISCHEN Apol'IITirEciJIATA PaTKUM AEGYPXIOEUit ETC. So
Story and snid: Ahhii Macarius onco said to nie: "Whilst 1 was living in Seete (two young- moii. wlio
are strangers, liave gone down thero and ...)', wie Budge das Syrische übersetzt.
Im folgenden weicht Johannes von allen andern Versionen ah, denn er hat alh'in: ,Unus <]uidrni
ipsorum incipiehat mittere harham, alius voro non adlme', dagegen: -/.cd ö [ihv b\q tr/f. ytvEiov, u di-
cllXog ccQyip' ßalhov ysvsloc ^ lIOyA NGM OyN MOpT MMOM, IIKGOY-V AG ATGMMOpT \\>\V.\
MTOOTM = niOYAl M6IJ M6 \HG\> MOpX MC, IIIXGT A.6 NG XM21 ApXH MMOpT HG r=. ,;uul
one of theni hath a few hairs as a heard, and tho other hath the beginning ol' a l>eard' ( I5udgc). —
Auch Z. 2.'tl-i<> folgt das Sa. deiii erhaltenen griechischen Text: cr/.ovovTtg ra tteoi aCrot' y.cd t;7c -•/./; r^ojc
{ijl3ousr . . .1 = NTAMCCDTM (H BlIHTM XyCD 6TBG a)lHT (XM(3I) =- 6TXIlCa>TGM GOBG tlGM-
2BHOY' MGM U)IH'r (AMI . . .), aher Joliannes: .audientes de eo in Scythi (A'enimus)', so daß er .also
las: dy.ovovteg rrsgl avxov ev 2yJ]%Ei {ijXd-Ofiei'). — 8.H44, Z. Sl4 folgt das Sa. und Joh;ninos mit {llGXXll
2M nXMGGyG = ,(dixi ergo) apud animum meum' der Lesart leya) s'/m ev toi XoyuJiKji itoi', während
der erhaltene griechische Text Zf'j'w ro) Zo;'(ff((w /«OL- bietet; ebenso auch bohairisch: IIGXIII MriAMGY',
syrisch nach Budge: .Tlien I said to myself'. — Z. .').- (o v.önog /roiel aviorg) di tavvüv ((fvysi]') =
, (Labor ipse faciet eos, ut) a semet (fugiant)'^ spricht für Steiudorffs Beibehaltung des überlieferten
(n2lCG MXTpeynCDT) MXyxXY gegen Zo«"ga, der Nota 395* dafür MXyXXH vorsclilug. — Z. njT
lasen die Kopten und Johannes ((^er^oj' »)«»') fidroi' = (TCXBOMj MMXTG = (MXTXMOIÜ MMXyXTM
= .(ostende nobis) tantummodo', während der erhaltene griechische Text (dei^ov ijfnv) lönov l)iotet. — '
Z. 7 und S folgt das Sa. wieder genau dem erhaltenen griechischen Text: edw/.sv de avroXg 6 ysQOjv
{nsle-Aw) . . . töet^e de avroTg ö ysom' neroav ((r-/,hjQciv) = naXXO AG XM-j- MXy (NOyKGXGBIM . . .)
. . . XMTCXBOOy AG GyflGTpX, während Johannes und der Syi-er hier schon überall die erste Person
Singularis haben: ,Dedi auteni eis (securim ,..)... ostendi etiain illis duram petr;un . . . ' = .So I gave
them (an axe ...)... and I shewed them a rock . . . ' und ebenso auch das Bohairische. Von Z. Kl an
haben alle Versionen übereinstimmend die erste Person Singularis bis S. 345, Z. 23. — Z. !> — In fehlt
im Sa, die Parallele zu y.ad-iaaTS = ,sedete (in eodem loco)', denn es schließt schon mit HTGTtlTXMlO
NHTM MriMXMÜJCüriG =-- -/.cd areyäaavzsg {/.ad-laaTe) = et cum imjiosueritis tectum (sedete in eodem
loco)'; Johannes üljersetzte hier also genauer. Das Bohairische hat hier eine größere Lücke, die Zoega
Nota 367 mit X(D.X1 NCDTGN N2XMCDMI 6BOX MHGIMX, Oy03 HT6T6N1N1 H2XNÜ)G ausfüllt.^ —
Z 12113 (XlTCXBOOy GTXpXH MTMHBTG X\U)) GÜJCDXK, aljer (dEtwvio cnhoTg Tt)v dQyj]v r/^g aeiQcig,
xcd) nCog qunveiv deT, womit Johannes genauer übereinstimmt: , (ostendi eis initiuni jilectae, et) (|Uomodo
consuere deberent'. Gleich darauf schiebt er allein hinter .custodibus' = rUJ20ypXTG = tJMlOypx-j-
= ToTg cpvXaSi noch ,ecclesiae' ein, — Z. K! : y.ai euewa ttoXeuwv roTg XoyiauoTg Xeyiov = .snstinui autem
et ego luctando cum animo meo dicens', aber sa.: XI6CÜ GIMOOUJG MtJ tlXMGGyG GIXCDMMOC, XG.
daher ist auch hier GIMICtJG zu schreiben. Auch der Syrer las so, denn Budge übersetzt: ,and I con-
tinued to dehate in my thoughts'. Die Parallelen ziehen übrigens auch das vorangehende enl tQta ettj
= .per tres annos' = MNNCX Q)OMT6 (AG) HpOMFlG ^= ,for three years' noch zum vorausgehenden
Satz. — Z. 21J22 fehlt im Sa., das bloß XlTCDOytl AG GTpXBCÜK QJXpooy hat, die Parallele zu
(«j'ßöTag de) f^ETCi xijv eßdo^äda {änFjXd'Ov nQÖg avrovg) = .(surgens autem) pust illam septimanam (abii
ad eos)'; das fehlt auch im Bohairischen und Syrischen. — N. 34:'}. Z. 4 beweist wieder, dal.i das Sa.
und Johannes sehr nahe verwandten Vorlagen folgten, da sie übereinstimmend die Lesart (hg ev i]ueQa
mit tJBG Mfinxy MMGGpG = ,sicut per diem' übersetzten; ebenso das Bohairische: OyoyCDlNI
M(j>pH'|^ Mlll6200y und das Syrische. — Z. ."i beweist vvaaei (6 ^lei^on' idv ui/.qöiioor Eig rijV nXEioccy)
= .tetigit (ille maior minorem in latus)' = X niMIU)'|- KIM GFlIKOyxi = ,(the eider man) smote (the
vounger)', daß TBC hier einfach , anstoßen' bedeutet und nicht ,cruce signare', wie Zoega Nota 406
vorschlug. — Z. li schiebt Johannes hinter .expandcntes (luotjue manus in coelum' = v.al E-KXElvoiai
rag xeiQug eig röv ovqavov noch .steterunt cum silentio' ein. — Z. 11 hat das Sa. blol.! MTGpG'riMXy
' Bei Amelineau, S. JSs: xcuxi iitDTCci MnMMA o\oa Anio\i ncüTcn ns.Mi eye 6BOA2cti niaexoc 2oucm
OyOä nMfH-|- 2GMCI.
86
iiKciiioi;
IToPFNER.
AO UJCDlie. di." rnrallolen .-lUer: /fa (k ^rSQt ri]i' ^rgwiar = .circa m.ine' = 6p6 ü)ü)pM AG
N\ü)a>ni = .a.ul alK.ui thr linu. uf inorning', daher ist hier hinter IIMXY ^veg-eu des folgenden
CgaJIie tJU)a>pM ausgefallen und es muß heißen: HTCpO IIIJXY AG llüJU)piI 0)0)110. - Z. njlS:
ügcxoirloynrodg, s» daß es bei Johannes ,funis ignis" heißen muß statt des ül.erlieferten ,fumus igms'.
"345, 1 [2"(3 — Ö2] — 346 [1 — 11] = A. P. (S. 414t.; Sorapion 1) = Syrisch (p. 413/14) als
31. Kapi'tel des sogenannten zweiten Üuches der Historia i.ausiaca des Palladius mit der
Überschrift ,0f the harlot wliom Serapiou converted'. Das Saidische auch bei Steindorff, S. 16* f.:
Der Kopte folgt dem erhalteneu griechischen Text, aber mit sehr bedeutenden Kürzungen, indem
er alle verfänglichen Details zu Anfang der Erzählung wegläßt: anders der Syrer, der sich daran
nicht stieß und deu griechischen Text ganz übersetzte. Des Vergleiches wegen sei der Anfang der
Legende in den drei Fassungen nebeneinandergesetzt:
Abbä Serapiou once came and
"HX-^'^f noTS ö cißßäg leQu-nhov
nctqeoyöuEroc. diä y.iü^tijg Tivdg r^g
AiyvTcrov y.ai ei da riva TTÖQvr^v
kax&aav sig rö y.slllor aiTijg- xa»
eijTsv cd'Tf] 0 ysQdjv nQoaSöy.rjaöv
fis dxps- dslw yäQ sXSiiv rrgdg as
■/tcä TTOÜjaai trjv vvyra ramr^v dy-
ytarü aov. 'H dr- ctnoyQtdeTaa eIite'
Kahog, äßßä- v^ai fjToi^dffd-t] y.al
eargwas 'cf/v ■ulivr/v [xßi frgoa-
edöy-rjOa töv ysQOvxa (.leta xqsk'o^']-
'Oi/'/ßg <3« yero!.ih'i]g i)ld-sv 6 ysQwv
nQÖg avT))}' [^ir^dsv sveyyag'] "/«t
xxnx cxpxniojN
NXY
nexxM. XG
■\-uuY ojxpo Miiiix^' iipoyae
passed through a certain village
eynopHH in Egypt. aud he saw a harlot
Standing in bis cell; and the old
man said unto her: ,Remain here
until the eveuing, for I wi.sh to
come with thee. and to pass this
night with thee'; and the harlot
said: ,It is well, o father!' Then
she made ready and prepared
her bed, and slie awaited the
old man with that wbich he re-
quired. Now when it was eve-
elaEl&cov eig rö y^elliov Uysi aivfj- I CBTÜJTG 6BOX. K\(A) MT6- ning Abb.ä Serapion came, but
'Hroliiccaag rip' v.XirrjV; H de eitts'
Ncd, äßßä. Kai l'-Aaias rip' d-VQUi'
xai liyei avTt] ' MsTroj' dXiyov . . .
P6MIJXC [Steindorff: MTepSHei
Nxc] 820YN nexxM Nxc, xe
6CD GpOl tlOYKO^i'l . . .
he brought nothing with imn.
and he went into her cell, and
said unto her: ,1s thy bed ready?'
and she said unto bim : ,Yea,
father'. and they shut themselfes
in. Then the old man answered
and said unto her: ,Wait a little
Der Syrer f.dgt der erweiterten Fassung unseres griechischen Textes. Der Kopte dagegen fand an
der Ausmalung derlmmerhin heiklen Situation offenbar kein Gefallen, der Lateiner endlich hat die ganze
Erzählung, jedenfalls aus frommen Gründen, nicht übersetzt, obwohl er sie ebenso las wie der Kopte.
Im'fol-euden entspricht sowohl das Koptische wie das Syrische dem erhaltenen griechischen
Text. - »S. ;m, Z. 7: »eXco ö,ä cUo [v. 1. jafig] fpiioag iaSiEiv = eiOYOJO^ GOYCDM NOYCOn
MMHrJG = ,Iwish to eat ouly in the evening'; beide folgen also der Lesart dm luäg tmiqag ia9isiv.
— Z.S: dsXio Öw. TEaaÜQiüv finEQÜv iayiEiv = .1 may eat once every four days', aber 610YCDO)
eOYtüM NOYCOn KXTX CXBBXTON. — Z. lojl!: y.ai EvrjQtaxr^aE reo Osio tÖv ettIXoi.toi' yoovor
rrig ^m^g ai^g = ,and in this wise that woman pleased God all the days of her life'. womit im
Griechischen und Syrischen die Geschichte schließt. Der Kopte aber hat: K\iO XCpXNXM MHNOYTG.
XC6NKOTK AG 2M HMX 6TMMXY 2M IIXOGIC.
346. 1 [12 — 33] = Johannes 1113 = A. P. (S. 167f.; Eucharistus saecularis) = Syrisch
(S. 804; XVI). Koptisch auch l)ei Steindorff. S. 17*:
Z. 12 kann wieder nur der Kopte NGIJ6IOT6 sagen. - Z. P! verbessert Steindorff MNGCNXY
in MneCMXY, wodurch Zoegas Kota 409 gegenstandslos wird = ycd avaaiavvEg 01 dvo ysQOVTEg ?iX^ov
Über die koptisch-sa'idischen Apopiitiiegmata Pateijm' Aegyptioeuji etc. 87
elg . . . = ,exsurg'entes autem illi duo senes venerunt in . . . ', in derselbeu Zeile fehlt liinter Gll-|-Me
= elg Tijv Y.(b(.iriv = ,iu viciim illuiir die Parallele zu -/.cd io(on](TavT£g {e^oov) = ,(|ui |>ercontante.s
(invenerunt = AY6"IN6); darauf hat der Kopte abweichend,' aber sinngemäß Hl statt ■/.alUov =
,cellulam'. Am Schlüsse fehlt im Koptischen die Parallele zu öoS.ü'QovcEg löv dsöv = .glorificantes
deum'; das Syrische schließt mit: ,Aud wheii the fathers heard [tliis] they glorilied God.'
346, 2 [34] — 348 [1 — 2] = Johannes III 4 = A. P. (S. 259f.; Macarius Aegyptius 2) =
Syrisch (S.358ff.), als 16. Kai)itel des sogenannten zweiten Buches dei- Histuria Lausiaca
des Palladius. Bohairisch bei Amellneau (a.a.O. S. 218 ff.; teilweise bei Zoega 124):
*b'. -347, Z. 2 sollte mau nach den Parallelen Elire. q^j/acc roTg ädshpolg = .Die fratribus veibum
(aedificationis)- den Imperativ TAOye OyCl^AXe eM6CNllY erwarten; der Text aljer hat: AtiawO
KCDpO) GpOM 6TXOY6 ... — Z. .'i: {'Eycj ovmo yeyova i.iovay_dg) alX eidov fioi'ccxobg = ,(Egu non-
dum factus sum monacluis), sed vidi monachos', aber sa. bloß: AMOK MnX-|'a)a)tlG MMOMXXOC;
der Librarius sprang also vom ersten MMONXXOC zum folgenden zweiten über und setzte gleich
mit eiSMOOC llOyOGlCl) 2M TAfl = yxcd-riaevoi yÜQ f.ioi noxs h> tü> -ubIIIü) = ,sedeiite me ali(iuando
in cella' fort. Ebenso fehlt das wieder bei Johannes am SchUisse der Erzählung (S. 348, Z. 2). —
Z. 'ijO' ist nach l'ftstra Si TToltj^icüi' tw loyiafdo nivzn hl] Uywv = k\Gü) eiMia)6 MM nAMG6Y6
N'pPOMflG GIXCDMMOC, XG auch bei Johannes ,et permansi roluctando huiusmodi animo meo per
(juinque annos dicens' zu schreiben. — Z. iT schiebt das Sa. noch NGG NU^Opil = .wie früher' ein;
bezeichnend für ägyptische Verhältnisse ist es, daß die erste Frage dieser weltentfrenuleten Menschen
der Nilschwelle gilt. Über die Differenz zwischen dem Sa. (Lateinischen, Griechischen) und Bohairi-
schen in der folgenden Antwort des Makarios ist schon oben S. 30 ff, gesprochen. — S. 34'"^, Z. 2
muß es (AXXX XIMXY) 62GNMOMXXOC heißen statt des überlieferten 6MOMXXOG.
353, 2 [7—12] = Johannes III 5 = A. P. (S. 394; Sisoes 7) = Syrisch (S. 592; I 8):
Im Sa. am Ende Fragment. — Z. 7 beweist, daß der Kopte und Johannes einer Vorlage der
zweiten erweiterten Gruppe folgten, da sie ihren Zusatz ('Exrii^/yrd ttois ö dßßäg 2iaö)]g . . .) /.lövog . . .
mit (NeMG-eer) MXYXXM , . . (HG\ XnX XIXCDI) und ,(sedehat aliquando abbas Sisois) solus . . . '
•wiedergeben. — Z. 11 finden wir <]>YCI ^ cpvaet = ,vere' wieder, das oben S. 292, o zu (})YCI ver-
schrieben ist.
Im Syrischen weiclit der Schluß im Wortlaut etwas ab, denn Budge übersetzt: , . . . and smote
upon his face and said: Behold, o Sisoes, well mayest thou think that thou hast done nothing, for
thou hast not made thyself even like unto this man who is in the \vi:irld.'
354, 3 [23 — 32]— 355 [1- 14] = Pelag. XIII 13 = Syrisch (S. 894/95; XV 248):
Im Sa. am Anfang verstümmelt, da das Blatt aus dem Einband gegangen und daher Zerstörungen
mehr ausgesetzt war als die fest im Baude vereinigt gebliebenen Blätter; um es vor gänzlicher Zer-
störung zu rotten, wurde es, als die Paginierung am oberen Rande auch schon vernichtet war. am
Ende des Kodex eingeklebt und erscheint daher fälschlich als pagina cod. paonultinia und ultima.
Tatsächlich aber gehört es ungefähr in die Glitte des Bandes und dürfte die Paginierung 173 und
174 geführt haben (vgl. oben S. 13 f.).
Der zerstörte Anfang wird durch den Paralleltext bei Pelagius ergänzt: ,Monachus erat (juidam
babens fratrem saecularem pauperculum et ijuidquid laborabat, praebebat ei; sed (|uantum . . .' —
Z. 26: NTOK 2(D(DK nGTGKrJXG-tJTM 2M n6K2(DB XMITH NXI, aber Pelagius: ,tu ergo modo
labora et ex eo, <piod laboravcris, praebe mihi.' — Z. 2.'i: XHBCÜK AG M&l IlCOtJ XHGipG 2111X1,
aber Pelagius: ,(ille autem frater) haec audiens (fecit ita).' — Z. -'11: 2M najopil M200Y, -'ilier
.quadam die'. — Z. 32: 2HOYOOTG MOYtüM ""tl ■5- 355, Z. 2: 2I10Y0ÜTG MRICG. aber
Pelagius bloß ,minuta olera' und ,olera', — S. 355, Z. 1 muß es nach XHXIGMOY auch bei Pelagius
,(qui cum) accepisset (benedictionem)' heißen statt des verschriebenen oder auch nur verdruckten
,accepissent', wie ja auch schon das Vorausgehende fordert. — Z. 4 sind die Lücken XHGl AG
M lIGOn. XMII 2 MM OYHpn MM nach dem Paralleltext: ,Tertio (veniens
-^g 'rilKdDoi; ll(iri-.NKl!.
iittulit multas exi.onsas ict vinumi cl pisees' durch ^XHCl AC) MnMG2a)OMNT(NCOn) (XMtl
2)A2H2a)B (MN oyiipil MH) aNTBT zu ergänzen; Zoöga ergänzte: M(tJNC(DC M2X2)IJCOn,
2(NXOeiT) und (OYNe2). — /^- '' '• nXCON, aber Pelagius , domine'. — Z. 7: MriMXY TAp C1|>X|'1X
XYU> (;1X1 XXX'^" rnoOTK. aber relagius bloß: .((uando aliquid accipiebaui a te'. — Z. il';
eTpCM'l- MIJ TIIX xyCD XHXI. daher muß es auch bei I'elagius lauten: ,(«t • • • misereatur) et . . .
(accipiatV. Am Schlüsse fehh im Sa. die I'arallele zu ,(et ita benedictionem consequens) nuilliplica-
bitur laljor eins'. •
355, 1 [15 — 25] = Pelng-ius XIII 14 = Syrisch (S. 886; XV 237):
Der Anfang des Stückes füllte die letzten Zeilen der sogenannten pagina ])aenultima und die
erste Zeile der sogenannten pagina ultima: da das Blatt aber am oberen Rande beschädigt ist, finden
sicli hier im Text Lücken, die dui'cli den I'aralleltext ergänzt Averden:
XHXOOC tJe'l OY2XXO, xe 0\\\ OYON Diceb;it quidam senum: Quia est <|uidam facieus
GHeipe N2X2 MnCTNXNOYH, X\(D Cgxpe multa bona fre(iuenter et diabolus misit ei scrupu-
nnonnpOC [pag. ultima, eigentlich p. 174] . . . lositatem in animo pro parvis rebus, ut aliorum
l^QV'l HlCDIl MGXX omnium, quae facit, mercedem amittat etc.
xe GM6TX(KO) MHBYKH NNHOe MHGTNX-
NOYH eXMXXY etc.
Das Syrische kennt diese allgemeine Einleitung nicht, sondern beginnt sofort mit der erst jetzt
im Sa. und Lateinischen folgenden Erzählung; sonst aber stimmt es mit diesen beiden Versionen fast
ad verbum überein.
Z 2(il22: xqpXKpiBHC GHXtDMMOC, XG 0YH06- T6 TOinG, 6MK1M SpOC NTGMÖ'IXi
XMTpe TGXYP-V UJinG == ,er aber tat genau und sprach: „Dieses ^Maß ist aber groß!- und er wog
es in der Hand und bewirkte (so), daß sich die Witwe schämte'; Pelagius aber hat bloß: ,Ille autem
mensuraus modium ad manum dixit ei: Maior est, et fecit verecundiam viduae illi'; genau so der
Syrev. — Z. 22: XIXOOG tlXH, XG nXGlCDT nGnpGCBYTGpOC, aber Pelagius bloß: ,Dixi ego:
Abba . . .•; das Syrische bietet nach Ikulge: ,1 said unto the Abbä and priest . . .' — Z. 2i! schiebt
Pelagius hinter .mutuasti viduae isti triticum' = XK-]- COyO GBOX MTBXHpX noch .aut quid?'
ein; beim Svrer fehlt das. Gleich dahinter nach .Non' = XMMOM wieder ,sed donavi illi': ebenso
diesmal der Syrer, denn Budge übersetzt: ,Xo; I gave it to her in charity.' — Z. 24120 hat wieder
das Sa. allein: 2H TOIHG.
355, 2 [20 — 37] — 356 [1 — 5] = Pelagius XIII 15 = .Syrisch (S. 714; IX 387):
Z. 2lt: 2M OYKGMOBlOtJ, aber ,communem vitam', was der Syrer nach Budges Ühersetzung
durch .A certain old man used to dwell with a brotiier in a cell in a friendly manner" um.-^chreibt:
daht-r hat der Kopte y.oivößiov für y.oiydr ßiov gelesen. Dahinter im Sa. eine Lücke, da es gleich mit
n2\XO AG llGM-f oeiK nOYOlllllM GTIIHY fortsetzt. Pelagius aber hat dazwischen noch: .erat
euim senex ille misericors. Contigit autem. ut iieret fames. et coeperunt quidam A-enire ad hospitium
eins, ut aeciperent agapen. (Senex vero omnil)us venientibus ministrabat panem.)' Genau dasselbe las
auch der Svrer. denn Budge übersetzt: ,and he was a man of eompassionate disposition; now a
famine l)roke out, and the ])eople began to be hungry, and they came to Iiim that they might receive
charitv, and he gave bread unto them all.- — Der sa. Übersetzer oder Abschreiber sprang also vom
ersten 6 M ylqwv, bezw. vom ersten ri2\XO AG, gleich zum folgenden zweiten ab. — Z. :i2 hat
Pelagius alh-iu hint.M- .fratei- autem ille' = IIGOM AG noch ,(]ui acceperat partem suam et nulli
däbat (consumpsit jianes suos = XMOYtüM IIUGMOGIK)-; das Syrische kennt diesen Zusatz nicht.
— Z. :):>: IJTepe nCHY AG OJCDIIG = ,als aber die Zeit [der Nilschwelle] kam', aber Pelagius
,facta autem itorum egestate victualium'. Der Syrer bezeichnete den prägnanten, jedem Agyjner ohne
allen Zusatz wohlverständlicben Ausdruck HCHY sinngemäß durch .abundance", d. h. .als die Zeit
• Lies: (2) iJT6Hf.lX..
Übee die koptisch-sa'idischex Apophthegmata Patüum Aecivptioeuj[ etc. 89
der Nilsclnvelle'. (die immer Mangel hervorbringt). — Z. Hl : oyCOtJ HaHKG, aber Pelagius .iiauper',
Budge: ,a ]>oor man'.
Wessely, p. 67a, 1 [1—4] = I'olagius VI 8 = A. P. S. 225 (Isaac 8):
Im Sa. bis auf den K'tzten Satz verloren infcdi:-o Verlustes des vorausgehenden Kodexblattes
p. ÜÖ/6G: ... ne- NTOK A,e NTK OyKCDCMIKOII. MÜ 6"0MMM0K 60)0)06 MI161MX = ah dt
y.oaf.ir/.O'i mv ov dvraffcti ^tetvai (bSe = .tu saeeularis es et non poteris hie esse'. — Im vorausgehen-
den haben die A. P. -MvaGovliov, während Pelagius xovyioi'hoi' las, denn er übersetzt mit ,cucullum':
die A. P. liaben ferner idUniev arröv, Pelagius aber ,spectabat eum": vielleicht ist hier ,sectabatur'
einzusetzen.
Wessely, p. 67a. 2 [5 — 20] = Pelagius VI 9 = A. P. S. 225 (Isaac 7) = Syriscl, V 175
(S. 641):
Beachtenswert ist die Wiedergabe von ■ncclaiä nolvQQa(fCi kpooovv ymI asßsvvia (v. 1. aeßinva
und aeßivvtva) durch ,vetustis et de multis partibus resarcitis vestibus utebantur' und durch tl6Y-
<j)Opei NaetlCgTHH MOexe-e eY2eNNT06IC Mtl 2110)100 OCgStJOe. — Üliercinstimmend mit
6YMXBÜ)K A.6 e0O)2C und .(piaudo autem profecturi erant ad messem' ist auch in den A. P. der
Plural (ois 6s) enellov [vnaysiv eig rd ^eoog) zu setzen statt des überlieferten Singulars; im Lateini-
schen übrigens .perfecturi' verdruckt statt .profecturi'.
Wessely, p. 67a, 4 [83 — 40] — b [1—13] = Pelagius VI 10 = A. P. S. 245 (Cassian. 7):
eine -rräXiv (sc. 6 dßßäg Kaaimvg), ärt 2vyi(.l7]Tixög rig airoia^üuevog vmi la eavrov lucaoyorTct
7TEvi]ai dittöohg TtccQay.aiEax^ Twa . . . = ,dixit abbas Cassianus, quia Syncleticus aliquis nomine renuu-
tiasset saeculo et facultates suas pauperibus dividens aliqua sibi retinuerit', aber falsch aufgefaßt im
Sa.: XHXOOC HGl XOX KXCIXOOC Xe XMXOOC H6\ OyX NeOCyOKXOTIKOC (= senatorum
quidam?) 6XHX0OTXCC6 MOeMXpOMX TOpoy XMTXXy NM20Ke XMKX 2NKOyi HXH. Im
folgenden ist BXCIXIOC zu schreiben statt BXCIMOC. wie die Parallelen Banlleiog und Baieilius
beweisen. Dadurch, daß der Kopte für avyxhjTixov und {.lovaxov MOTCyOKXOTlKOC und MNT-
MONXXOC schrieb, geht die hübsche Pointe des Wortspieles bei ihm größtenteils verloren.
Wessely, p. 67b, 1 [14 — 40] — G8a [1 — 4] = Pelagius VI U = A. P. S. 376 (niaia^uüv):
Der hier erwähnte Aljbas wird in den A. P. UiaTcmwv, bei Pelagius ,l*isteramon' und im Sa.
OXCTXMOJN genannt; der zweite Bestandteil Amon (1 '—— ' ist gesichert: jedenfalls steckt aber auch
im ersten Bestandteil einer der alten Götternameu, wohl dei' der (iöttin ^ ^'^''"^ ^^^st, also ,Bastam-
mon', ein Name, der öfter belegt ist; darauf verweist vor allem die koptische Form OXCTXMOJO.
Andererseits könnte das /' in Uiotciumv und der Verballhornuug Pisterammon auf Bi'jq als ersten
Bestandteil hinweisen, wie er sich in Bijaaotojv findet.
Wessely, 68 b, 1 [7—42] = Pelagius VI 15 = A. P. S. 436 (Philagrius) = Syrisch V 158
(S. 636):
Das Lateinische stimmt mit dem Griechischen genau ül)erein: Idov, eiatplei r/g ßalavnor yjlkov
rouiauänof y.ai d'Qwr ciVTÖ 6 yeowt' earij = Pelagius ,contigit, ut caderet cuidam saccellus cum solidis
mille et inveniens eum senex stetit'; der Ko]ite aber muß gelesen haben: i'dov, airl/.a itget' ßalctvcior
ydlcov voiuaiiuiwv xai l'artj, denn er hat: 6IC200Te 2N oyO)CM6 XM6-UJ6 IJOyBXXXXTlOH Syo
MOTNCge O 20X0K0TTIN0C [= öXoy.orlrovg] 210)Ü)C XHX2epXTH. — Am Schluß ist das Sa.
Fragment, da hier das Blatt endet und das folgende verloren ist; der fehlende Schluß lautet im
Griechischen: /')•« ;(/) doSaffd-f]. Der Kopte muß aber nach den letzten teilweise erhaltenen AVorten
X6 ONeyCOy[eo MMOM . . .] zu schließen ebenso wie Pelagius gelesen haben, der folgendes bietet:
,ne agnosceretur de eo, quid feeerat, et honorarent eum'. Das beweist wieder, daß die Vorlage des
Kopten mit dem Text des Pelagius näher verwandt Avar als mit dem erhaltenen Text der A. !'.
Deiikschiiftcn der pliil.-bist. Kl. Ol. BJ. 3. Alli. 12
90
Theodor Hopfner.
Wessoly. p. 73a. 1 [1-7] = A. P. S. 145 ^Beniuuun 5) = Syrisch XV SO'J (S. 910); H'hlt
hei Pelagius:
Das Sa. ist am .\nf;in,i;- unbodeuteud fragmentiert:
HG-I MIX BGMIXMIU MMtJGMMXOHTlIC XG '0 aviöc: EiQrf/.e- crjv ßaailmp- böov TTogevea^s
MOOÜ)ü 2t I reSlH Mlipi't). XyfJCf CDII NCA -/«« «> ,u/A(« ^svqsTts Tual oi'/t ohyoqeice.
MMIMOtl .\\CD HT6TNXÜ)CÜCM AN.
Wessely, p. 73b, 1 [11 — 23] = Pelagius VII 6 = A. P. S. 193 (Theodor de Pherme 24)
= Syrisci» XV 230 (S. 884/85):
Am. Schluß fehlt im Sa. die Parallele zu dia coüto ■/«( ijQMiijaEv avrör = Pelagius ,et propterea
interrogavit eum f rater'.
Wessely, p. 74a, 1 [3 — 28] = Pelagius VII 8 = A. P. S. 208 (Johannes Colobos 13):
nxpXKXXGI MHNOYTG X6KXC 6p6 MnOxyMOC Gl IIXK und genau so bei Pelagius: ,rüga
dominum, ut iubeat in te moveri pugnam". Das Griechische aber bietet mehr: nagccMiksaai' röv ^eöv,
ÜOTS TÖv 7röls^iö>' aoi ild-dv -Aal 'i]v sh^'i nQÖTSQOv avvtqißp Kai rarrslvtaaiv. Das beweist wieder, daß
das Koptische mit der Vorlage des Pelagius näher verwandt ist als mit dem beliaudelten Text
der A. P.
Wessely, p. 74a, 2 [29— 44]-b [1—35] = Pelagius VII 9 = A. P. S. 264 (Macarius 4):
xcf Uyei avnp 6 äßßäg MaxÜQiog- y.slsvaov, 'Iva -/Ayio ßQftio sfiavTM. 6 de eine- ßge^ov. y.ui non]aag
öea^öv ^iiyav eßoeiev: genau so im Sa.: IIG.XG XnX MXKXpiOC NXM, X6 Kexeye NXl TXSCDpn
NXl MXyXXT. HTOH AG tlGXXM, XG 2Cüpn xyci) XMTXMIO N0YN06- llü)OX tlBHT. Pelagius
aber hat einen widersinnigen Zusatz: ,et dicit ei abbas Macarius: Da mihi, ut ego infuudam, (luod
operer. ille autem dixit: Nou liabeo plus, et facieus fasciculum maiorem iufudit eum'. Am Sclilusse
stimmt wieder Pelagius mit dem Kopten insofern genauer Uberein als mit den A. P., als beide emen
Zusatz hal)eu, der in den A. P. fehlt; denn diese haben bloß: etöe tq nlr,d^og rf^g aeiQäg cov dßßä
MazaQiov xai h'Xeys; die beiden andern aber bieten: ,vidit coUectionem plectarum abbatis Macarii et
admirltus est et osculatus manus eins dicebat' = XMNXy GRXCgXI NTNHBTG NXnX MXKXpiOC
xqptgnHpc xytD xH-j-ni gug^ix mxiix MXKxpioc ghxcdmmoc.
Wessely, p. 74b, 1 [StJ- 43] = Pelagius VII 10 = A. P. S. 268 (Macarius 13) = l)ohai-
risch bei Amelineau (GOBG XBBX MXKXpiOC niHIÜ)'!-) a. a. 0. p. 213/14, 2:
Das Sa. ist infolge Fehlens des folgenden Plattes Fragment. Im erhaltenen Teil stimmt es mehr
mit Pelagius als mit 'den A. P. Uberein: XyCD XMBCÜK G20yn GyKOyi MMX XMNKOTK. N6y-
mOOn AG MMXy 1161 aNCCü[MX . . •] = ,et intravit dormire in monumeato, ubi erant [anticjuitus
sepulta corjiora paganorum . . .]'. aber griechisch: Kai eiafjl&ev stg rd Uqöv v.omri&ijvai. i]aav de e^el
aKtp'cbuata 'm^nov jcalaui: bohairiscb: XMOJG G^Oytl GOyaMXy XH6MKOT. NC Oyor4 2XN
c(DMX MxnxG MMxy ne ntg uiaGxxHtioc GyncDoyi.
Crum, p. 95, 1 [1—20] = Pelagius VII 17 = A. P. S. 424 (Syucletica 8):
Hier zeigt es sich deutlich, daß die Vorlagen des Kopten und des Pelagius miteinander viel
enger verwandt gewesen sein müssen als etwa mit den A. P.; zur Darlegung dessen folgen die drei
Paralleltexte nebeneinander (das Sa. ist am Anfang unvollständig):
K o !> t i 6 c h :
[p. cod. 78 verloren.]
P e 1 a g i u .s :
Dixit iterum (sc. sancta Syncle-
tica, cf. p. 895, Nr. 15): Si infir-
mitas molesta nobis fuerit, non
contristemur, taraquam qui pro
infirmitate et vulnere corporis
non possimus stare ad orandum
aut psallendum ad vocem. haec
A, P.:
Eirre näliv
'Eav dadereia d'/l}] (,!• sroxlf]'^)
i)ftn', fxi] Xvm]^Cj^tev wg diä
üa&eveiav /«/ iriv nXrjyiji' tov
aibjA-aiog ui] Svrä^ievoi
(.lEvä (fMvtfi. xai'Ta
ipülXeir
Über im-: koptisih-sa idischen Apopiithegmata Pateum Aegyptiorum etc.
Kop t iscii
Pelagius: | A. P. :
autem oinuia iiobis pro deKtriion- ' yag jr&vta i)fih' i'^vvero rrQÖi; y.n-
do corporis desiderio necessai'ia l d-algsaiv smO^vftKov. vxti yäq i]
sunt, quoniam ieiunia et labores | vrjGTEict yiai i) yauevvla diu Tag
])ropter turpes delectationes no- \ i)doräg iji.iTv vtvouodsrtjTai. ei oir
bis constituta sunt, si is'itiir /) rönog ravTag ^/xßlvve, TTSQiXTÖg
aegritudo ista retundit, superflua
de liis observandis ratio est.
sicut onim magno et forti medi-
cainine aegritudo, ita aegritudine
corporis vitia reeiduntur. et liaec
est niai;na A-irtus. ijuando in iii-
firniitatibus tolerantia fuerit et
gratiaruni actio niittitur ad deum.
si amittimus oculos, non feramus
gravi ter.
b Xöyog.
ai'tij y&Q imir ij luyähj aay.i^aig
rö «')' raJg röffoig eyy.aorBQuTv y.ai
edxcxQifftijolorg i'urovg ävani(.i7T£tv
[p. 79]:
N2YA.ONH 61 CHO) tIAl tlG N-
TAYCMIUJOMOC NAH CpOOY-
eü)(üiiG Ae Aiiüjaxio i pe
MAI PAT6-OM NMXapAH, llCyA-
X6 oyaoYo nc. exBCOY A.e
xo) MMoc, xe 0Y20Y0 ne
nü)AX6? Iioe lAp NOYNOfV
MtlAJpC GMGMe-OM MMAT6 2M-
nca)M\ MricQCDMe. n2ice npe-
MCDXn MriNOBG KM 63pAl
AYü) TAI re Ttjoe- hackucic
MMtirpeM MGI epoK aiiMajcü-
M6 MM MMMTpCMOjnaMOT 2M
N2YMNOC exooYcoY capAi
a^xrinoYTe. gtpgmmgi mmg-
MBAX G2PAI GPOH 2MOYMMT-
pGMüji I2MOT. MnprpGNcgmriG
2CDC 6NTCDOYN 2H OYSPOO)
AMMOYXG PAP GBOX MMOM
MMa>prAnoM mtmmtatci.
AWA TMNAY GRGOOY MH-
MOYT6 MG6 MOY'AX 21TMn-
BAX Mn2M'r GT2I20YM 6AYH1
MTOOTM MHBOX MnGNCCÜMX
6T21BOX. GMCgXMpAX. MXpMU)-
n2MOT, X6 AIIKCD MCCDM
rn6'iiica)T[M GT]ü)OYerr.
AMCgCDCDffG [GNCNfflX]. OYN-
TAM MM[AY N]N6T2I20YN
eYCBT[a)T] OYBG nnoxY-
Moc Mnxxxe. gcqxg naju)-
M6 AMA2T6 2IXM riGMCCÜMA
THPM, AXXX KATA npCÜMG
eT2120YH nTAXfVO AYSANG
M20Y0.
Wenn aucli das Lateinische einige Lücken und geringfügige Abweichungen vom Sa. aufweist,
so ist docli die enge Verwandtschaft beider Versionen gerade hier sehr einleuchtend.
Crum, p. 90, 2 [23/37] — 96 [1 — o] = Pelagius VII 1« = A. P. S. 424/2.0 (Svncletiea 9i:
Audi vom ersten Teil dieses Abschnittes gilt dasselbe wie von dem el)en iiehandelten. wie
folgende Gegenüberstelluno' beweist:
extoUentiae enim instrumentum
amisimus, sed interiorihus oculis
gloriara Domini speculemur.
surdi facti sumus? non contriste-
mur, ijuia auditnm vanum amisi-
mus. manus vestrae ex aliqua
passione debilitatao sunt? sed
interiorcs paratas habeamus ad-
versus inimici tentationes. intir-
mitas totum corpus nostrum te-
net? sed nostro interiori homini
sanitas crescit.
Saidisch. p. 95, 2: j Pelagius VII 18:
ACXOOC OU. XG 2MnKOC- j Dixit iterum (piae su]na: <,>ui in
MOC MGTa)OX2 M6YUOXOY 1 saeculo isto ali(|ua crimiua com-
A. P. S. 424/25, Syncletica 9:
Eirrs TTÖhv
12*
92
Theodor Hopfner.
eustodiam, ut vdluntariii niciitis
Uüstrae vindicta faturas a iiolns
poenas anrnveat. si ieimias, nou
tibi invenias occasionera dieendi
NrjarEviov f-ii) nQOcpaala)] roaov
■/.ai y((Q o\ |UJ) rr^aiBvovTEq roTg
ia exacerl)atus in aegritudineni adrolg .rolläxig neQÜrreaov roarj-
iacurristi, ({uouiam et qui non
ieiunant, similes aegritudines in-
currunt etc.
uaaiv v-jX.
en6a)TeKO, CyAYSXpeS 6pO- j miseruut etiam nolentes mittuiitur
O'^" GTMpMOBe. XMON AG in carcerem^ et nos pro peccato
eTBC MGMMOKC MXpMOUTN ' nostro redigainus nosmetipsos in
e20Yll M-M'AXM. XGKXC 2M-
neieaNX'! htnimomii ewe
NOY^t^ 6BOX MMON UeN-
KOXXCIC GrNXÜJU)ll6. CRNH-
cieye. mmp6'gii\oi6-g 2m 26-
tju)a)MG. Kxi rxp NKOOyG ON
eTNCGNHCTGYe XU a)XY2e
G2PXI GtlGl 2lCe etc.
Im folgeuden — insbesondere in dem schönen Vergleich mit den Seefaiirern
drei Versionen fast ad verbum miteinander iiberein.
Crum, p. 96, 2 [12—14] = l'elagius VII 20:
In den A. P. l)ei Migue ist dieses Dictum, obwohl es unter dem Namen des Hyperichius geht,
auffallenderweise nicht belegt: das Lateinische stimmt mit dem Sa. wörtlich überein. ist aber reicher:
XMXOOG nex XnX 2Yn6pG'\IOG, X6 n2YM- Dixit abbas Hyperichius: Hymni spirituales sint
stimmen die
NOG MIIMXTIKOM MN 1 MGXGTH GTMIIN
GBOX ÜJXYö-CDXM MXN MROXYMOC GTNHY
eXCDN.
in ore tuo et meditatio assidua sublevet pondus
tentationum supervenientiura tibi. Huius enim rei
exemplum manifestum est: viator sarcina alicuius
oneris praegravatus flando et respirando oneris
et viae paulatim laborem immiuuit.
Jedenfalls fehlte die angehängte p]rklärung auch schon in der griechischen Vorlage des Kopten.
Crum, p. 96, 6 [55/67] = Pelagius X 16 = A. P. S. 120 (Araonas 4):
Entsprechend dem Griechischen slg zä Kellia und dem Sa. »M Npi muß es auch im Lateini-
schen ,in Celliis' heißen statt des bei Migne abgedruckten ,in cella'-, da hier nicht die Zeüe des
Greises, sondern die oft genannte Mönchssiedlung ra Kellia gemeint ist. Im Sa. ist ferner der Name
des Abbas 'A^iiuovüq zu MCDMX verstümmelt, wie schon Crum anmerkte. Gegen Schluß hat Pelagius
den erklärenden Zusatz: (illius publicani,) qui in Evangelio legitur, (sermonem; cf. Luc. XVIII).
Crum, p. 96, 7 [69— 71] = Pelag. X 17 = A. P. S. 156 (Daniel 4) = Syrisch II 99 (S. 617):
Das Sa. stimmt mit dem Griechischen und Lateinischen wörtlich übereiu, wobei aber das Latei-
nische denselben Gedanken in ähnlicher Form wiederholt: das Syrische kennt diese Variation nicht:
XMXOOC \\6\ XnX AXtllHX, X6 tJ2CÜCOH
nCCDMX -j-OYtD, T6^'Y>^H 2tDCDC UJXC []iag.
cod. pi = 110] CBBG XYCD M2CDCOM RCCDMX
e-BBG, TG^^Y^H 2a>CI)C -f-OYCD.
Dicebat abbas Daniel: Quia quantum corpus vi-
ruerit, tautum anima exsiccatur, et <juantum sic-
catum fuerit corpus, tautum auima virescit. Dixit
iterum abbas Daniel: Quia quantum cor})us fove-
tur, tantum anima subtiliatur, et (juantum fuerit
corpus subtiliatum. tautum auima fovetur.
Die Einleitung .Dixit iterum abbas Daniel' läßt vermuten, daß aucii in der griechischen Vorlage
des Kopten das zweite Dictum des Daniel sich anschloß, das der Kopte aber wegen des gleichen
Inhaltes nicht übersetzte.
Crum, p. 96, 9 [83 — 89] — 97 [1—8] = Pelagius X 18 = A. P. S. 1.56 (Daniel 6):
Alle drei Parallelen stimmen im wesentlichen miteinander wörtlich überein: dabei aber hat das
Sa. zwei Lücken: &llu)v ccvioy ■/ieQdfjaat xat Torg yiQorrag dvaTTuiaai = ,volens eum hicrari et senibus
quietem praestare', aber Sa. bloß: GHOYtüU) G'|-2HY MTGM'^'YXH. "lul sdor/.sr acTÜ) xQiolof zat
' Pelagius scheint üieae Stelle niclit verstanden zu h.Tben.
Über die koptisch-sa'idischf.n Apophthegmata Patrum Aegyptioku.m ktc. 93
xf'ßiU« /ßt \naTtaiiöv vmi TT&.aav ti)v ygelav aicoc = .dedit ei auruin et luuninos et resullas et oiniie
(|iiod iu response suo liabebat. dedit ei', aber 8a. wieder bloß: \h\- tlXM MXpiX tllM. Dagegen hat
im folgenden wieder das Sa. einen Zusatz: yQ'] ßaarii^iiv avxöv = , oportet sustinero eum'. aber
(a)cg6 eTCDoyn 2\n\\) cgxNTeMcgcDne uxcotope.
Crum, p. 97, 1 [11—19] = Pelagius X 19 = A. P. S. 172 (Euprei.ius 7) == .lyrisch I 58
(S. 606):
In den A. P. nicht unter den sieben Dicta des Euagrius (S. 173 f.i. sondern iiiitiT denen des Eu-
prepios, der bei Pelagius-Johannes und in den übrigen Parallelen nicht vorkommt, außer einmal im
Syrischen (S. 687, VIII 310 = A. P. Euprepios Nr. 1). — AXI OYCl)XXe 6pOI, xe CIMAO"^'XXI
MAÜJN26 = eine /.toi Xöyov, jnog aio^cö, aber Pelagius: ,dic mihi sermonem, ijuo salvus fiam': iiaeh
dem Griechischen und Sa. Avürde man ,quomodo' erwarten. Gleich darauf ist das Sa. reieher: (60^X6
KoytDüJ) eoyxAi) MnpKXTA<|>poiiei, (xy^ eKojAimtüK a)\ oyx Mtipa^xxe riujopn miix-
■reMXMOYI^ji 'iber im Griechischen und Lateinischen bloß: iav ^slr^g ooj&ijvcii, oiuv, nuqaßühjg ein,
/.li] ngoXdß)]g 'kal.fjaai . . . und ,si vis salvari, ijuando ad alicjuem vadis, non prius loquaris anter^uam
ille te inquirat' und genau ebenso endlich auch im Syrischen.
Mingarelli, p. 337 [1 — 10] — 338 [1] = Joliannes III 9:
Im Sa. ist der .\nfang verloren:
Duo (juidam niagni senes ambulabant in eremo,
ijuae est iuxta Scythim. et audieutes mnrniur
cuiusdam vocis de terra (juaesierunt introitum
speluneae, in (juam ingressi repererunt (juandam
aniculam, virginem sanctam, iacentem infirmam
et dicunt ei: (()aando huc advenisti, anus. aut
c|uis est, qui tibi ministrat? nihil enim invene-
liecriY^^IOM MCXBXXXC MXyxXC ectmx i-unt in ipsa spelunca nisi solani ipsam iacentem
eCOJCDNe. XyCÜ neXXC, xe etc. infirmam. at illa dixit: etc.
Alles Folgende stimmt miteinander wiirtlich überein; nur Z. Tjs lieißt es im Sa.: eiOM2 2tJ
MTH6' e'l'O M2M2XX MPieXC, bei Johannes dagegen: .(. . . habeo in spelunca hac [eremi]) cum tanta
sufficientia serviens Christo.' Am Schluß hat das Lateinische den Zusatz: ,('recesserunt X^'XMX'XCUpei)
in locum .suum'.
Mingarelli, p. 338 a, 1— b. 27 = Johannes III 10:
.-i.HSn, z. Kl - lö: xyiD oyti oyoToyeT sxpoc xycD oypcDMe GMiioodje ainey-
MHT6 MM HGGUpiOIl, alier Johannes ,et vidit sub ijisa []ietra] viridem lierbam et bomiüem jiascen-
tem tamquam bestiam'; danach sollte man im Sa. — und auch sinngemäß, da von Ihjola gar keine
Rede ist — HGS MOyOHpiON erwarten. — Im folgenden sind im Sa. j). .'ioSa, Z. •j:}--27 verstümmelt:
XyCD X oyCÜÜ) [senex vero ille] . . . angustiatus vix putuit eva-
TM XyCD nCOtl A6 XH . . . . dere de manibus eius et fugiebat. ille (pioque
2inX20y MMOH (XICQKXK- frater exiit ])(ist ipsum currens et (clamans etc.).
eBOX GM XCÜMMOC XG etc.)
«, Z. .")/'/ ((/((/ /', Z. i')j6 entspricht sa. xyBlTOy lateinisch ,leviti(r bei Johannes = ,levitonarium'
ßsßt]T(ovciQiov), was Johannes an der ersten Stelle Z. 2 mit ,linens Saccus' umschreibt. Sonst stimmt
alles wörtlich ülierein, nur daß das Lateinische zwei unwesentliche Zusätze hat: Z. 13 .(levitionem)
qua erat indutus' und Z. 17 ,(rogabat autem) frater ille'. — Eine Anspielung auf diese Geschichte
im Syrischen Append. 18 (S. 1012).
Mingarelli, ]>. 338b. 28 — 32 — 340, 1 — 341 = Johannes III 11 (bis S. 1009. Z.22); dasselbe
teilweise in der Vita S. Onu|ilirii cap. 2, 3 \ind bcihairiscb bei Zoega, cod. Memphit. XVI,
S. 14ff.:
94 ThF.OIHU; lIcirK.NKl!.
Das Stück ist im :Sa. ain Ende Fra-meut: auch am Anlang i1(m- zweiten Seite (Yerso des
Blattes) = rnngm-eMi, p. 340a, Z. 1—1 linden sich Lücken:
[p. 3öSb, 28 ff.] XHUJXXG HG\ OYXN.V Narrahat quidam s.ditarius
XtO['nilC Mtl nee- fratrihus, (jni
riHY eTUJOOll 2N e- erant in
XIM IIMX e • Raytiium, uhi sunt
TOYeMMXy nci lieO)- septuaglnta
[p. 340, 1] [MG NGJHN MBH] tJtie arboies palmarum.
[IIMX er]X MCDY- '" locum, ubi
[ene XMONI] 2tlXM Mtl applieuit Moyses
[nXXO]e HTepOVete- cum j.opulo. iiuando egressus est
BOX2N KlIMG etc. de terra Aegy].ti (Exod. 15. 27) etc.
Im Sa. stellt also statt des ,modernen' Namens Raythu der' alte biblische Elim; gemeint ist
die Gegend der heutigen 'Ujjmi Miisa-Mosesqueüen, 11 km südlich des Ausgangs des Suezkanals
ins Rote Meer au^ der Siuaiseite. - p.341a, Z.TjS: X.C CMeeiGBOX MMXenXHG MMOL aber
Johannes: .ut egredientem salutarem cum'. — a, Z. ir, entspricht 6\2 lateinisch ,scapulam'. — i, Z. .'>
entspricht OJOCg lateinisch .bubalus' und uicht etwa ,pastor' [= U)IDC], wie Älingarelli in seiner
Nota 9 annahm; das Richtige scheu bei Peyron im Lexikon p. 314. Gegen Mingarellis Übersetzung
sprach schon die in der Erzählung vorausgesetzte absolute Einöde, in der jener XNXXCDpHTWe
lebte. — /'. Z. 12114: Cpe nCMBCD 2CDBe NTGHXeXYMCDeYNH = .(^''1' iHi"" servum Dei veiiien-
tem . . . nudum) de capillis cooperientem (juae inhonesta erant corporis sui'. — Auch sonst stimmt
alles wortwörtlich miteinander ül^erein, nur daß Joliaunes einige erklärende, aber unwesentliche
Zusätze hat, von denen nur der von S. 1009, Z. 1(3 erwähnt sei, da er den Zusammenhang mit dem
folgenden (jetzt im Sa. fehlend) herstellt: .(Nam multum tentatns fuerat a spiritibus) sicut ipse
postea dicebat'; sa. bloß: eXYHipXZe TXp MMOM ne IJ2X2Heon 6BOX21TM tI6nHX.
Berichtigungen:
S. 12, Z. 23 von obeu lies: capita numenili nota et titulo arguuieiitnin indieante insignita.
S. 27, Z. 9 von unten lies: Parallelen statt Parallen.
S. 28, Z. 2 von unten Hes: Syrisch S. 761/62, X 516/17 statt S. 870. XV 172.
S. 30, Z. 11 von oben lies: , Auszug aus den Tugenden' . . . statt ,Von den Tugenden . . .'
S. 39, Z. 4 von oben (unter Paschasius) lies: XXXIII 3 statt XXX 3.
S. 41, Z. 7 von oben (unter ,Seiten- und Zeilenzahl bei Zoega' 1 lies: 2 [14 29]- . . . statt 2 [14/19]— . . .
Z. 8 von unten (unter , Syrischer Text') lies: p. 377 (2) statt p. 377 (1).
S. 71. Z. 11 von unten lies: ,nam et simplicitas operis simplicitate eolumbae demonstratur'.
S. 7 2. letzte Zeile lies: /tnoOTQacpijCioiiai ovräg' statt änoaTQaipiiOoimi avTt'ii'.
I
ÜbEK die KOPTISCII-SA'rDISCHEN ApOPHTHEOMATA PaTRCM AeOYPTIORUM ETC. 95
Zusammenfassung.
(Die eingekl:umiiertt;n Ziftern bedeuten die Seitenzahlen vorliegender Abhandlung.)
Die stark liescliädigtc koptisch-sa'iilisclie Haudschril't (cod. CLXIX bei Zoega, Catalog.
S. 287 ff.) umfaßte im unversehrten Zustande mindestens 20 (^uateruionen ä 8 Blatt, also im ganzen
160 Blätter (320 Seiten, vgl. 15/lG).
44 Blätter (88 Seiten) davon bilden den Bestand des Kodex CLXTX der Borgiana zu Velletri
(jetzt in der Bibliotheea nationale in Xeapel), den Zoega lierau.'igab.
Ein verirrtes Blatt der Handsclirift (in der Bibliotheea Naniana in Venedig bofindlicli) aber gab
Miugarelli schon vor Zoi'ga. Je 2 Blätter (in London, Britisii Museum, und in M'ien, Sammlung-
Erzherzog Rainer) gaben C'rum und ^A'essely nach Zoega heraus (13). und zwar Mingarelli die
p. cod. 295/96 (errechnet 51/52), Crum die p. cod. 79/80, 109/10 (naciigeprüft 13') und Wessely die
p. cod. 67/68, 73/74. Mehrere verirrte Blätter der Handschrift, die sich in Paris liefinden sollen,
konnten nicht berücksiclitigt werden.
Demnach sind gegenwärtig 49 Blätter (98 Seiten) oder nicht einmal ein Drittel (30"/„) der
Handschrift der Bearbeitung zugänglich, bezw. überhaupt bekannt (15).
Das jetzt bei Zoega die Handschrift schließende Blatt mit zerstörter Paginierung (bei
Zoega S. 354, 3 — 356, von ihm als ,pagina i^aenultima" und , ultima" bezeichnet) gehört ungefähr in
die Mitte der Handschrift (bei Zoega zwischen S. 293, 2 und 3, vgl. 38) und trug die Paginierung
173/74 (12, errechnet 13/14); daher umfaßt das tatsächlich letzte Blatt die p. cod. 313/14, bei Zoega
S. 353,3—354, 2 ,12, 42).
Die Handschrift enthält eine sehr reiche Sammlung benannter und unbenannter Apophtheg-
men fast durciiwegs koptischer Einsiedler und Mönche, von Antonius dem Großen angefangen, von
denen keiner über das Jahr 450 lel)te (2, 8/9. 16). Sie führte vermutlich den Titel ,Das Buch
unserer hl. Väter', mit dem Untertitel , Aussprüche (Apophtliegmen) unserer iil. Väter' (50),
und war in 18 Bücher nach dem Inhalt der Dicta eingeteilt, wobei jedes Buch eine den Inhalt der
in jedem Buche zusammengefaßten Dicta angebende Überschrift führte (49/51). Innerhalb eines jeden
Buches kamen zuerst die benannten Dicta, und zwar in alphabetisclier Aufeinanderfolge der Namen,
dann erst die unbenaunten Dicta, also genau so wie in der lateinischen Version des Pelagius-Johannes
(9/10, 4/6) und in den griechischen (unedierten) Cod. Moscjuenses 163 und 452 (4).
Diese koptisch-sa'idische Apophthegmensammlung ist kein Originalwerk, sondern eine Über-
setzung nach einer griechischen Vorlage und mit der lateinischen Version des Pelagius-
Johannes aufs engste verwandt, ja fast identisch (16); das beweisen folgende Tatsachen:
1. Das Sa'idische stimmt mit dem Lateinischen des Pelagius-Johannes in der Aufeinander-
folge der Dicta bis auf vier geringfügige und inhaltlich begründete Ausnahmen vollständig überein
(43/45, 37/42), im Gegensatz zu den zwar ebenfalls, aber viel weiter verwandten lateinischen Samm-
lungen des Kutinus. Paschasius und Martinus (22, 37/42), der syrischen Sammlung des 'Anän-Jsliö\
Abschnitt V (20, 37/42), und den drei oben behandelten bohairisehen Sammlungen (28 — 33).
2. Die erhaltenen koptisch-sa idischon Partien docken sicii mit den parallelen lateinischen Ab-
schnitten des Pelagius-Johannes fast überall aticb wortwörtlich (58, 59 ff.).
96 Theodor Hopfnek.
3. Die drei orlinltoneii Ic tij» t iscli-sn'id isclien üuclilitel ents])rccli(>n vüllii;- den jiarallelcii
lateinischen Buchtiteln hei l'elagius-Johaimes (51, 19).
]\Iithin «i'clieu beide Versionen auf griechische Vorlagen zurück, die sowohl in der
Aufeinanderfolge wie auch im Wortlaut der einzelnen Dicta nahezu identisch waren
und die — wie es scheint — sogar derselljen liandsciir i f tengruj) pe angehörten (ÖH. önff.;
\ix\. im l\egister unter ,Dio beiden (jruppen der griechischen Handschriften').
Dabei aber ist die Vorlage des Kopten doch uin eine Anzahl Dicta reicher gewesen
als die Vorla<ze der Lateiner; denn im Sa'idisclien finden sich mehrere Abschnitte, die bei Pelagius-
Johannes nicht belegt sind und dort auch niemals zu lesen waren; diese Abschnitte aber sind fast
alle wenigstens indirekt als original griechischen Ursj)runges bezeugt und standen demnach
in der griechischen Vorlage des Kopten (45/47).
Außerdem aber nahm der Ko])te auch noch mehrere Abschnitte unabhängig von
seiner <;-riechischen \'(irlage auf; diese Abschnitte (auf den letzten erhaltenen Blättern der Hand-
schrift, p. cod. 285/92 und 313/14), die zumeist nicht Apophthegmeucharakter haben, finden sicli in
kein-er der verwandten griechischen, lateinischen, koptisch-bohairischen und syrischen Sammlungen;
auch sind sie, wiewohl durchwegs benannt, doch nicht alphabetisch geordnet. Sie standen a Iso
nicht in der griechischen Vorlage des Kopten und sind jedenfalls original koptischen
Ursprungs (52/54, 54/50).
Natürlich sind innerhalb der gemeinsamen sa'idisclien und lateinischen Partien bei Pelagius-
Joliaunes jene lateinischen Abschnitte im Sa'idischen nicht belegt, die erst in die fertige
Übersetzung des Pelagius-Johannes interpoliert wurden (11*, 45, 52^).
Trotz des außerordentlich weitgehenden Parallelismus im Sa'idischen und im Lateinischen des
Pelat'ius-Joliaunes weichen die beiden Versionen doch in der Bucheinteilung und Buch-
zählung beträchtlich von einander ab: denn
1. war die koptisch-sa'idische Version — soweit sich erkennen läßt — in bloß 18, die lateini-
sche Version aber in 21 Bücher eingeteilt, wobei sich aber trotzdem diese 18 koptischen Bücher mit
Buch 1 — 20 der lateinischen GesamtUbersetzung (= I — XVHI des Pelagius -f I — III des Johannes,
vgl. 7, 9) inhaltlich vollkommen deckten (49 — 51, 51/54); denn das 21. Buch der lateinischen Gesamt-
übersetzung {= IV des Johannes) hatte auch im unbeschädigten koptischen Kodex keine Parallele
jedenfalls deshalb, weil auch schon die griechische Vorlage des Kopten dieses Buch nicht enthielt
(54/56). Übrigens vermißt man auch in diesem 21. lateinischen Buch die für die griechische Vorlage
des Pelagius-Johannes so charakteristische Scheidung der benannten und unbenannten Abschnitte und
die alphabetische Aufeinanderfolge der ersteren (56).
2. Im Sa'idischen müssen die den lateinischen Büchern I und TI entsprechenden Bücher der
griechischen Vorlage des Kopten zu einem, dem 1. koptischen Buche, die Bücher III und IV zum 2.
und die Bücher XV und XVI zum 14. koptischen Buche zusammengezogen gewesen sein, im ersten
und dritten Falle vermutlich wegen des nahe verwandten Inhaltes dieser Bücher (49/51).
Die koptisch-sa'idische Version ist ferner auch mit den parallelen Abschnitten in den griechi-
schen L-/rrof/i^f'j',uaTö T(7)r l^yüüv rsQÖriüir = A. P. (bei Migne. toni. 65) hinsichtlich des Inhaltes
und Woi'tlautes aufs engste verwandt, ja nahezu identisch: denn die A. P. sind eine Redaktion
desselben griechischen (|)uellenwerkes Meya ^eif^ioi'ÜQiov, aus dem auch die griechischen Vorlagen
dei^ Kopten und des Pelagius-Johannes [heüteh l^rd^wv '^yliov Blfilog) ausgezogen wurden (4/5, 1/2);
doch läßt sich dieser Parallelismus bloß bezüglich der benannten Dicta im Sa'idischen und bei
Pelagius-tlohannes nachweisen, da in den A. P. nur diese allein erhalten geblieben sind (4/5, 5/6.
59 ff.). Dabei folgen das Sa'idische und l'elagius-Johannes fast regelmäßig einer griechischen
Handschrift, die mit dei- zweiten, dui'ch mannigfache Zusätze erweiterten Ilandscliriftengruppe der
ÜiiKi; Dil', koptisch-sa'idischkn Ai'(iimhiii;(:,\[a ta I'atiu'.m AEGYPTiORr:\r etc. 97
A. r. fnst identisch war. Daher sind die A. 1'. für die Textvergleichung im Sja'idisclieii Ix'son-
ders wiclitlg'. . ■
M'eniger weitgehend ist der sprachliche l'nrallelismus zwischen dem Sa'idisclien und den latei-
nisclien Sammlungen des Rufinus-Paschasius wegen der Arbeitsmethode des Rufinus, den
Paschasius in den gemeinsamen Stücken einfach ausgeschrieben zu haben scheint (26/28); trotzdem
ist niclit zu verkennen, daß auch Rufinus auf eine Quelle zurückgeht, die mit den Quellenschriften
der A. P., des Sa'idischen und des Pelagius-Johannes in den gemeinsamen Abschnitten nahe ver-
wandt ist. Doch kommt Rufinus-Paschasius und aucli die s]>äte Sammlung des Jlartinus (22, 25)
für das Sa'idische hauptsächlich nur bezüglich des Inhaltes der gemeinsamen Dicta in Reti-acht. Die
Anordnung übrigens und Aufeinanderfolge der gemeinsamen Stücke ist in diesen lateinisclien
Sammlungen von der im Sa'idischen und bei Pelagius-Johannes ganz verschieden.
Letzteres gilt auch von dem 5. (Apophthegmenabschnitt) der syrischen Sammlung des
'Anän-Ishö' (17 — 21) und von den drei oben behandelten bohairischen Sammlungen Anie-
lineaus (28 — 31). Seine schon a priori unwahrscheinliche Ijehauptung, diese iiohairischen Samm-
lungen seieu koptische Originalwerke, läßt sich durch die von ihm namhaft gemachten Argumente
niclit stützen (30 — 32): auch diese boiiairischeu Sammlungen sind — wenigstens in den auch im
Griechisclien und Lateinischen belegten Partien — durchwegs Übersetzungen aus dem Griechischen,
hie und da vermehrt um Dicta oi-iginal koptischen Ursprunges (32), wie sich das Gleiche ja auch
für die koptisch-sa'idische Sammlung hinsichtlich ihrer p. cod. 285/92, 313/14 zeigte (52/54, 54/56).
Das ebenfalls von Amelineau herausgegebene und von ihm ebenfalls für original koptisch erklärte
bohairische .Buch der hl. Alteren' scheint sogar eine Übersetzung des griechischen Quellen-
werkes Msya Aet^iiüvaoiov gewesen zu sein (33 — 37). Da diese bohairischen Sammlungen und. wie
es scheint, auch die syrische Sammlung im Wortlaute aber in den mit dem Sa'idischen, den A. P.
und Pelagius-Johannes gemeinsamen Partien diesen Versionen näher stehen als die Sammlungen des
Rufinus-Paschasius und Martinus. kommen sie auch hinsichtlich des Wortlautes im Sa'idischen und
bei Pelagius-Johannes in Betracht (59). Beachtung verdient endlich noch der Umstand, daß eine
ganze Reihe von Abschnitten, die in der griechischen, lateinischen und der sa'idischen Apophthegmeu-
sammlung zu lesen sind, sich nicht im parallelen 5. (Apophthegmenabschnitt) des Syrischen, sondern
vielmehr in seinem 3. xVbschnitt finden als sogenanntes 2. Buch der Historia Lausiaca des
Palladius (21).
Aus dem Vergleich des Wortlautes im Sa'idischen, im Lateinischen des Pelagius-Johannes, des
Griechischen in den A. P., im Syrischen und in den drei bohairischen Sammlungen ergibt sich hin-
sichtlieh dieser Texte:
<i ) für den sa'idischen Text;
Der sa'idische Text weist eine unerwartet große Anzahl von Lücken auf, die zum Teil geradezu
sinnstörend wirken (vgl. im Register unter .Lücken', besonders aber 59, 63, 65, 67, 71, 73, 75, 77, 79, 87):
ferner zahlreiche Verschrei bungen und auffallende Textvarianten,
Von diesen Verschrei bangen sind folgende besonders bemerkenswert und im vorstehenden
eingehend behandelt worden: 4>Y<5'1 lies ^\C\ = (pvaei (59), MXTGHC lies MXTÜIIC, (MXTOIC)
= Marörfi, sprich Matöis = koptisch MXTOl (60), eyCXMXOe lies eYCXMX2T6 (gebildet von
XMX2Te = öiyßad-at, also kein neuer ko[)tiscliei- Stamm) = deS.aiAEvi) (65), pOBlC lies epOIK =
syävETO ÜQTog (66), eyo ri2BX 2(DC lies eYOtJ2eBO\ 2CDC (69), MIXIOC lies MIXIICIOC = Mt'Ai--
aiog (80), MPIKexp lies MriKe-XHp = y.ai 6 dt'jo (also kein koptisches, sondern griechisches Fremd-
Denkschriften Jer pbil.-hist. Kl. Ul. Ed. 2. .M)h 13
98 TllKODÖK Hol'KNKK.
(Lehnlwort (76), KXCIMOC lii's BXCIXIOC = Baailttog (89), Ma)NX lios AMU)MX(C) = 'Aumoväg
(92), MH NGOHpiOM lies NGB NO^'OlipiON (93), 'j-TIMOC lies BH IMIOC = Br,%iixi]g. (Ivdptischer
Eio-enname. l.oliniiiscl, Ml.XlMl) (84), NMMGeye lies MN MMGGYe (71), TA20M lies 'Ho(V) (77),
GMOMAXOG lies G26MM()MXXOG (87); von Text vai innten folgende: Oy^ 6MO MNXllT: OY-^
GHGI MIJGIOTG (60), MlIO^i'X: MnoyGl (61). HGTXI MMOH N6^0NC CMXMXXT: MIIGTXI MMOH
N6-ONG MxyxxH (^61/62), eccüAOCioc rippo. nppo: 06CÜAOCIOC riBppG. iippo (63), xYoyu)?:
XyoyCDM (66), XyMTON MMOOy: XMMTON MMOM (^69), XlffCDÜ^T: XH6a)ü)T (69), XHOyUXgB
IIGXVI: XyoyCDUJB llGXXy (74). XKGPXPIX: VIGpXpiX (77 1. GIMOOUJG: 6IMKI)6 (85), XyCD
linMXn KM6-OMC NnXXH NXKG2NXK: XyCD MI Xll RMGONC MrTMIXXH MXM G2MXK (63/64).
/* ) für (Ion holiaj rischeil Text:
XMGBl (v. 1. XN6MI) lies XN6MH =- äviui, .Wind' (also gi-iecliisches T.ehnwort. niolit kopti-
scher Ausdrnck) (68).
('( für den oriechischen Text der Vorlage des Johannes:
■/fjoiloftfi'Oic.: xaQiCousvocg (71), ciipiorog: acprco (79).
d) für den lateinischen Text
des Pelagius-Johaunes: facta lies fraeta (59), circituraui lies cireitaturum (60), corrigit lies dirigit
(62), laborästi lies laboravi [Ö-i), vidi lies vidit (65), iaeens lies tacens (70), emundant lies emeudant
(71), lavantes lies laudantes (71). uon lies nos (74), ille lies illa (76). fumus ignis lies funis ignis (86),
accepissent lies accepisset (87), spectabat lies seetabatur (89), perfecturi lies profeeturi (89), in cella
lies in Celliis {sig rä KeU.ia) (92); ferner: Allois lies xVmmoys (10 2), Cyrion lies Ischyrion (74),
Syrus lies Cyrus (KvQog) (9, 11), Emilis lies Milesius (9, 10), Isquirion lies Ischyrion (74), Pister-
amon lies Bastamraonf?) (89), Sijuirion lies Ischyrion (74), Vindemius lies Vitimius [Biriuiog, Br^rliir^g)
(84): des Rufinus-Paschasins: diluculo lies de luculo (60).
e) für die Übersetzung Budges ans dem Syrischen:
llyparchus lies Hy|)ericliius (68), j\Iarci<mites lies Marcianus (69), Arsenius lies Orsisius (63),
[jin(i]iolis lies Nilo]iolis (74).
Endlich läßt sich feststellen, daß Pelagius an einer Stelle üq/Jj falsch mit .initiunr statt mit
.principatus' übersetzte (63).
Der Vergleich der Paralleltexte lehrt ferner auch noch, daß Zoega eine Anzahl Stellen im
Saidischen richtig emendierte: GI-f-NGaTHl lies e\-\- HG 2THI (62), XHTXXG: XMXXG (70), 6HG6-NTM:
GyGö-GHTM (74). MG?IOOyG 2M lIOyCDÜ): MXSlOOyG 2M noyoyCütg (76); dagegen hat er
zweimal unrichtig ergänzt: MGXG: richtig: XyXHG (61), MHMCCÜC N2X2MCOn: richtig: MPHG-
SajOMMT-MCOn (87), 2NXOGIT richtig: 2X2h42CDB (88), OyM62 richtig: 2MTBT (88); auch finden
sich Ijei ihm und andern falsche Übersetzungen und Etymologien folgender Ausdrücke: CXMXeC
ebenso Peyron (65). 6'(DT26'a)T2 und a)KO\ (67), XN6B1 auch Peyron und Amelineau (68).
OpB (70), 6-6\U)6 (78), GIXTOOT (71), 201TG (74). xp (^76) und TBC (85).
ÜTiKK DIE KOl-nSCir-SA'lDI-iCIlEN A roI'lll'H Kl ; .M ATA I'aTRT.M Al'Xi Yi'TIURlTM ETf,
99
Anhang".
Alphabetisches Verzeichnis
der in den koptisch-sa'idischen Apophthej^inen und bei Pelagius-Johauues
Torkoiuiuenden Eigennamen.
Uiö Js'iiiiieu siuil in ilirer lateinischen Form gegeben und ibiher nach ileni lateinischen Alplialiet geordnet; diejenigen
Namen, die sicli in [larallelen Aljsclinitten im Koptisclien und aucli Lateinisclien finden, sind nur nacli dem Koptisclien
bei Zoega, Crum, Wessely und Mingarelli zitiert. [A. = Abbas.]
Al)raliam, A.. Zoega S. 300. 29: 342. 9; 349, 5, 10,
32,34; 350,1.4: Crum ÜC, 5 (2, 9, 10); Pelag.
II 13, X 15, XIV 2.
Abraham. Scliüler des A. Aiiathon, Pelag'.
X 62.
Abraliam, Scliüler des A. 8isois, Pelag'. IV 37.
Abraham. Patriarch. PeLig. I 11. III 13 VII 29.
Achille.s, A.. Pehtg. IV 9, 10, X 14.
Adam, Erzvater, Zoega S. 315, 18; 341, 17: 349,
11, 12; Pelag. XI 54.
Adelpliiu8, Bischof von Nilo]u>lis. Pelag.
XIII 15.
Aegyptii. Pelag. X 109.
Aegyptius mouachns, Pelag. X 76.
Aegyptus, Zoega S. 304, 30; 305, 7; 310, 11 ; 315,
2; 325,23; 338,20; 341, 12; 346,14,34; 347,
15; 348,27; Pelag. III 10, 25 IV 10, 33, V 21,
22, 26, 35, 37, 38, VI 7, VII 22, VIII 10, X 5,
39, 109, XI 19, XIII 2, 4, 11, XV 9, 25, XVI 6,
XVII 8; Job, III 11. IV 7, 8, 15, 29, 35; Minga-
relli 340 a. 5.
Aethiopissa puella. Pelag. V 23. XV 9.
Aethiops, Pelag. V 4. XV 29. XVI 7.
Affy i'yiTrcpv). Bischof von Oxy rrliyncbus.
Pelag. XV 13.
Agathoii, A.. Zoega S. 298. 24; 337, 19: 342. 19.
21,23; Pelag. IV 7, 8, VI 4, VII 2. X8, 10, 11,
12, 13, X 62. XI 2, XII 2. XVII 6.
Alexander, Pelag. XIV 1.
Alexander, Schüler des A. Arsenius, Pelag.
XV 9.
Alexandria, Zoega S. 292, 15; 315,4; 337,28;
Pelag. III 14. l'v 36, XV 9. 10. 31.
.VUois. siebe Ammoy.
AUonius. A., Zoega S. 298, 13, 16, 18.
Ammoii, A., Pelag. III 2, X41,ö9, XI 20. XV
12, XVII 3.
Ammonas, A., Crum 96, 6(3, 10); Pelag. X\'I 8.
Ammonius, A., Pelag. VII 3, VIII 16, XVI 4.
Ammoys, Zoega IV 11, XI 3, 4, 8. 6 und 5 (AUois).
Antiuüu ( Antinoupolis), Pelag. V 41.
Antiochia. Zoega 8. 308, 13.
Antonius. A.. Zoega S. 300, 19, 21, 22; 312,7:
320.14; 353, 7; Wessely 74a, 30/31, b, 9, 37/38:
Pelag. I 1, 2, 11, II 1,2, IV 1, VII 1, VIII 1. 2.
IX 1. X 1-4, XI .50, XVI— 10, XVIIl-4:
Joh. III 6, IV 11,16.
Anub, A., (Bruder des A. Pamin = Poimen)
Pelag. Hill, IV 33, X 38, 46, XV 11.
Apolld. A.. Pelag. V 4.
Arahia, Pelag. VI 7.
Arcadius, Sohn des Kaisers Theudosius I.,
Pelag. XV 10.
Ares, A., Pelag. XIV 2.
Arsenius, A., Zoega S. 312, 11, 16/17: 313,16:
Crum 96, 9 (2, 4)': Pelag. II 3, 4, 5, 7, III 1, 5,
IV 2—6, V 1, VI 2, 3, VII 27, 34, VIII 3, X
5-7.9, XI 1,4, 39, XII 1, XIV 1, XVII 5.
Athanasius, Erzbischof. Pelag. III 14.
Athenienses. Joh. IV 12.
Babylon (in Ägypten), Pelag. XV 10.
Babylonia, Pelag. XV 14.
Bahylonius caminus, Pelag. VII 38; Job. i\'8.
Bane, A., Zoega S. 348, 27; 349, 6, 10, 12, 28, 33;
350. 5, 6.
13*
100
lll
Hasilius, 15 is Chol', Wossolv tiTb, 7/8; Pelafi-.
-Will 19.
Ünstamuiüii, A., Wessely 67 b, 15 (= Tolni;-. VI
1 1 . wo l'isteramon stellt).
IK'iiianiiu. A., Wessely 73a, 1; Pelag. IV 12.
Hosarion, A., Zoöga S. 336, 17, 18; 337. 10; 343.
10: Wessely 73a, 8/9; Pelag. IX 2, Xi 7, XII 3.
lütimius, A., Zoega S. 343, 25 (wo verschrieben
-j'IIMOC = Job. III 2, wo .Vitimius' zu lesen
ist; vgl. oben S. 84).
Caleph, Sohn Jephos, Pelag. XI 16.
Canopus, Pelag. II 7, XV 10.
Cassiauus, A., Wessely 67a, 33; Pelag. 110, IV
24, V3, VIII 9, XI 18, XIII 2, 3.
Cellia, Möachssiedeluug, Pelag. IV 13, 21, 35, VI
8, VIII 21. X9G, XVI 2.
Ohame. A.. Pelag. I 18.
Christus, Zoäga S. 289, 8; 293,9; 303,6,8; 306,
2,4,5,8,9,10; 313,11,20; 314,1,4,9,16/17:
315,2; 319,7; 327,18; 382,3,5,13; 333,29,
30; 348,21; Mingarelli 337a, 9; Pelag. III 2,
3. IV 39, V 11, 17, VII 24, 35, 40, XIII 2, XV
9, 14.
Clysnia (am Roten ]\Ieere), Zoega S. 299, 11.
Constantinojiolis, Zoöga S. 304, 29.
Copres, A., Pelag. XV 24.
Cyprus, Zoöga S. 308, 21; Pelag. IV 15, XII 6.
Cyrillus, Erzbischof, Zoöga S. 315, 3, 21.
Cyrus, A., Pelag, V5 (wo verschrieben ,Syrus').
Daniel, Schüler des A. Arsenius, Zoega S. 312
16; 313, 16; 315, 1; Crum 96, 7 (1), 8 (1), 9(1);
Pelag. IV 2, X 9, XI 8, XV 10, 14.
Daniel, Zoega S. 350, 10.
Daniel, der Proi)het, Pelag. I 13, 14.
David, König der Juden, Zoöga S. 335, 7;
Pelag. 111.
Diolcus, Pelag. MI 11.
Dioscorus, A., Zoöga S. 350, 31 ; 352,20; Pelag.
IV 13.
Dulns, Schüler des A. Be.sarion, Zoöga S. 336,
17; 343,9; Pelag. XII 3.
Elias, A., Zoega S. 337, 19; 354,7,14; Pelag.
III 4, IX 1.
Elias, der Prophet, Pelag. 111.
Elini, Mingarelli 338 b, 30.
Elisäus, d'or Prophet, Zoöga S. 324, 25, 27.
Eunatoii, Kloster bei Alexandria, Zoöga
S. 337, 28 ; Wessely 73 b, 26/27 ; Pelag. X I 1 1 ,
XII 9.
E]>iiraeni. der Syrer, A., Zoöga S. 315, 22, 35,
;Mi, 37; Pelag. X21.
E]M])hanius, Erzbischol', Zoöga S. 308, 21 ;
Pelag. IV 15, XII 6.
Ivsius, A., [= Paesius = Paisius, Prüder des A.
Poemen?] Pelag. IV 24.
Euagrius. A., Crum 97, 1 (1); Pelag. I 4, 5, 118,
III 3, IV 14, VI 5, X 5, 20, XI 9, 10, XII 4, 5,
XV 15, XVI 2.
l<]ucliaristus, ein Laie, Zoega S. 346, 14, 19, 22.
Eucliitae haeretici, Pelag. XII 9.
Eulogius, Schüler des Erzbischofs Johan-
nes, Pelag. VIII 4.
Eva, die Erzmutter, Zoöga S. 291, 17.
Ezechiel, der Propliet, Zoöga S. 322, 22.
Felix, A., Pelag. III 18.
Gahaln, Zoega S. 297, 14.
Gabriel, Erzengel, Zoöga S. 305, 18; 334.29;
335, 2, 3.
Gelasius, A., Pelag. XVI 1.
Geroutius Petrensis, A., Pelag. V 2.
Graece loqui, Zoega S. 319, 22^25.
Graeci, Zoega S. 339, 22; Pelag. VI 8.
S. Gregorius, Pelag. 13.
Hathre, A., Zoöga S. 299, 13, 18, 20, 22, 23, 24,
25; 300,3,7, 10.
Helladius, A., Pelag. IV 16.
Heracleus jiagus inferior, Pelag. X 30.
Hierax, A., Zoega S. 354, 8.
Hieremias, der Prophet, Zoöga S. 350, 17.
Hierusalem, Zoega S. 308, 10; 322,21; 335,8;
Wessely 68 b, 10.
Hilarion, A., Pelag. IV 15, XVII 4.
Honorius, (Sohn des Kaisers Theodosius I.)
Pelag. XV 10.
Hör, A., Zoega S. 299, 13, 14, 15, 17, 20. 23. 24;
353, 5; Pelag. III 19; Job. III 8.
Hybistion, A., Pelag. V 9.
Hyperichius, A., Zoöga S. 301,6; 309, 10; Crum
' 96, 2 (1); Wessely 68 a. 40/41 ; Pelag. III 17. X
75, XI 35, 36, XIV n.
Jacobu.s, A., Pelag. III 7, VI 7.
Jacobus, der Patriarch, Pelag. XV 10.
Jesus, Sohn Naves, Zoega S. 303, 13; Pelag.
XI 16.
Jesus Christus. Zoöga S. 314. 16, 17: 333,29:
352, 14; MingarelU 340b, 5; Pelag. XV 14;
Job. III 11, 12, 15.
Über die k(iptiscii-sa idischen Apopiitiiegjmata Patrum Aegyi'tiorttji ktc.
101
Job, der l'atriarch, Peiag-. I 14; Joh. IV 29.
Job, das Buch, Pelag. X 22.
Johannes, Zo.",sa S. 316, 15: 319,20; Pelag. III
6. IV 24, X24, XV 11, XVII 7; Joh. IV 10,
12. 13.
Johannes, Erzbisehof, Pelag. VIII 4.
Johannes von Lyeopolis, Zoi'ga S. 343, 14.
Joliannes, Schüler des A. Aminoi, Pelag. IVll.
.Johannes minor Tliebaeus, A., Pelag". XV 23,
XVI 4.
Johannes, Schüler des A. l'aulus, Pelag. XIV4.
Johannes hrevis Statur ae, Nanniis (Ko/lo/Jdt;)
Wessely 74a, 4/5; Pelag. I 8, IV 19, 20, X 27'
28, Xfl3— 16, XIV 3, XV 22, XVI 3.
Johannes Persa, A., Pelag. VI 7.
Jordanes, der Fluß, Zoega S. 342, 13.
Josephus de Panepho, A., Pelag. VIII 4, XIII 1.
Josephus, der Patriarch, Zoega S. 301, 18; Joh.
IV 8, 29.
Josephus Thebaeus, A., Zoega S. 298,23; Pelag.
19, 1X5, X29— 31, XI 43, 44, XII 8, XV 4.
Isaac, A., Wessely 67a, 5; Pelag. IV 21, VI 8,
1X3, X32.
Is
a 1 a.
Prophet, Pelao-. X 33, XV 28.
Isaia, A., Zoega S. 321, 29; 322, 19; Pelag. IV
10, X 42, XII 7.
Ischyrion, A., Zoega S. 326, 24.
Isidorus senior, A., Pelag. IV 22, 23.
Isidorus, A., Zoega S. 318. 25, 29; Pelag. VII 14.
XI 17, XVI 5; Joh. IV 20, 21.
Israel, Pelag. III 27.
Israelitae, Pelag. V 32.
J ulianus Apostata, der Kaiser, Zoega S. 341,
19, 30.
Libya, Zoega S. 347, 15.
Longinus, A., Zoega S. 337, 27; 338,1,6,7,13;
Pelag. X 33.
Lot, A., Pelag. X 8. XII 8.
Lucius, A., Wessely 73b, 26 (\v(j verschrieben
XOYKIXMOC).
Lucius de Ennato, Pelag. X 33, XII 9.
Lyco (Lycopolis), Zoega S.343, 14; Pelag. X1I3.
Manichaei haeretici, Pelag. XIII 11.
Marcianus, der Kaiser, Zoega S. 319, 20. .
Marcus, Schüler des A. Silvanus, Zoega S. 319,
16; Pelag. X 7, XIV 5, 6, XVIl 5.
Maria, die Frau des Laien Eueharistus,
Zoega S. 346, 15.
Maria, die Schwester Marthas, Pelag. X 69.
Martha, die Schwester Marias, Pelag. X 69.
Masieae barbari, Pelag. XV U; Joh. III 12.
Mathois, A., Zoega S. 297, 14, 23; Pelag. V 7, VII
11, VIII 11, X35, XV 28.
Melchisedech, der Patriarch, Zoega S. 315.
2,8,15,18, 19,20; Pelag. XV 24.
Memphis, Pelag. XV 10.
Michael, der Erzengel, Zoöga S. 334, 29; 335,
2, 5, 10.
Milesius, A., Zoega S. 340, 10 [\vu verschrieben
MIXIOC).
Milidus, A., Pelag. VII 12.
Mons S. Antonii, Zoega S. 300, 19; 341, 36; 353,
7; Pelag. IV 36, IX 1, XI 50.
Mons Nitriae, Zoega S. 346, 34; Pelag. III 9,
XV 19.
Mons Huor, Zoega S. 348, 28.
Moses, A., Zoega S. 318, 23, 34; 319,1; Pelag.
TI 9, 10, IV 25, V 3. 35, VIII 10, IX 4, X 63,
XI 29, XIII 4, XV17, 18, 29, XVI 7; Joh. IV
1—7.
Moses, der Patriarch, Zoega S. 301,8; Pelag.
VII 38; Joh. Hill, IV 33.
Nabuzardan, der Koch, Pelag. IV 29.
Natliyras, Schüler des A. Silvanus, Pelag.
X36.
Nave, der Vater Jesus (Josua), Zoega S. 303, 13.
Nesteron, A., Pelag. XV 30.
Nilus, A., Pelag. IUI, V 26.
Nilopolis, Zoega S. 326, 6; Pelag. VIII 15.
Niran, A., Zoöga S. 350, 25.
Xisteron, A., Pelag. Hl, VIII 12.
Nitria. Joh. III 15.
Nitrionis locus, Pelag. XVII 3.
Xoe, der Patriarch, Pelag. I 14, XV 9.
Macarius Maior (Aegyptius), A., Zoega S.296,
11; 316,25; 317,14; 318,12; 338,16,21.27;
339, 19, 22, 24; 343, 25, 27; 345, 24; 346, 34;
Wessely 74a, 29/30, 37, b, 11, 30, 32/33, 39;
Pelag. I 6, III 8, 9, IV 26—28, VI 6, X 8, 34,
XII 10, XV 25, XVI 6; Joh. III 15, 17, IV17,
18,34.
M a d i a n i t a e, Pelag. V 32.
Olympius, A., Pelag. XV 31.
Orsisius, A., Zoega S. 301, 10; Pelag. XI 37.
Ostraciue, Pelag. VI 18.
Oxyrrhynchus, Pelag. VII46, XV 13; Joh. III 12.
Paisius, Bruder des A. Poemen, Zoega Ö. 290,
9; Pelag. XVI 8.
Palästina, Belag. XII 6, Xni2, XVII 4.
102
TllKi>l>iii; llnrKNEB.
Falhulius, l'elai;-. \ i)7.
l'ambo, A., Zoega S. 299, 7; 347, 1 ; ^Yessely 67a,
7, 23; Telag-. I 2, 16, IIT 14, X 65, 66, XIV 7.
XVII 11.
l'anephü, IVIag. VIII 4, XIll 1.
raplinutius, A., Zoöga S. 308, 27.
Paulus. A.. Zoi-a S. 341,11; Pelag. XIV 4.
Paulus Simplex, A., Zoöga S. 320, 14, 18, 26:
321,7, 11.21. 25.
Pehisium, Pelag-. X 73, Xll 7.
Pemze, Zoega S. 355, 18.
Persae, Pelag. VII 12.
PersiiS, Zoega S. 341, 19.
Petra, Zoöga S. 318. 23.
Petrus P^-oniiis, Pelag. IV 35.
Petrus, Schüler des A. Lot, Pelag. X 8, XI 26.
Pharau, Pelag. X 36.
Pharanita, Zoega S. 353, 9.
Pharisaeus. Zoega S. 301, 8.
Pherme, Wesselj 73a, 17, h, 18: Pelag. I 7, VI 6,
VIII 3, 6, X 23.
Philagrius, A., AVesselj 68b, 3.
Pior, A., Pelag. IV 34, 1X9.
Pithion, A., Pelag. XVIII 19 (wo falsch ,P.vo-
terius').
Poemen (/Toi.u»;)', Pimonius, Pastor, der A.
nXMIM), A., Zoega S. 290, 9; 298, 3, 23: 299,
1,3; 319,21,29; 320,7; 340,23,29; 341,2,5;
Wessely 74 a, 3/4; Pelag. I 12—15, II 12, III
10—13', IV 29-32, V 8, 9, 32, VII 13, 14, VIII
13, 14, IX 5-8, X 29, 30, 37, 64, XI 19—26;
XIII 5, 6, XV 2, 11, 18, 30, 32, XVI 8, 9, XVII
8-10; Joh. IV 9, 14, 15. 32, 36.
Porphyritos locus, Pelag. XVIII19.
Publius mouaclius. Zoega S. 341, 27.
Rhaithu am Elanitischen Meerbuseu, Zoega
S. 297, 14; Joh. III 11.
Koma. Zoega S. 308, 14, 16; Pelag. II 6, 7, X 76.
Sara Abatissa, Crum 96,1(1); Pelag. V 10, 1 1.
X 73, 74.
Scythis (Siet), Zoega S. 291, 20; 292, 9, 14, 16;
'297,2; 299,6; 310,9; 312,11; 313, 17; 316,3;
318,18,19; 319,1,4; 324,10,15,16; 326,22;
337,7, 23; 338, 16, 27; 339, 36; 342, 27; 343,
26, 30; 347, 1, 3; 354, 7; Pelag. II 6, 9, III 9,
rV 1, 10, 12, 20, 22. 27, 70, V 21. 22, 23, 35, 40,
VI 3, 19; VII 14, 47, VIII 10, IX 4, 9, X 12, 24,
28, 29, 76, 94, 109, XI 15, 17, 52, XIII 4, -XIV
3, 5, 7, 14, XV 8, 10, 11, 21, 24, 31 ; XVI 5, 7,
XVII 7,8; Joh. 1119,15.
SerapioM, A., Zoega S. 345, 26; Wessely 68 a, 5/6;
i'elag. IV 25, VIII 9, XI 31, XV 16.
Sil van US, A., Zoega S. 319, 15; 323, 10; Pelag.
111 15, IV40, VIII5, X 36, 69, 85, XI 28-30,
XIV 5.
Simo, A., Pelag. VI II 17.
Sina rnous, Pelag. X 36, 69, XI 28, XII 14.
Sisois, A., Zoega S. 299, 11; 300, 13, 19, 20, 25,
31,34; 338. 27; 341, 35; 342,9; 353, 7 ; Wessely
67 b. 21 ; Pelag. I 17, II 13, IV 36-39, 44, VIII
15,16, X68, XI 27, XII 11. XIV 8, XVI 10;
Joh. III 6.
Sunamitis, Zoega S. 324, 25, 27.
Symeo Syrus, Zoega S. 348, 3, 9, 14.
S. SyncleücaÄbatissa, Zoega S. 301, 3; 32.3,20;
Wessely 68 a, 16/17; Pelag. III 10, IV 41—43.
VII 15,' 16, VIII 19, 20, X 70-72, XI 32-34,
XIV 9, 10; Joh. IV 23— 25.
Syncleticus, Wessely 67a, 35/36, b, 10/11.
Syria, Zoega S. 319, 15, 21 ; Pelag. XIII 9.
Terenuthis, Wessely 74b, 37/38; Pelag. XV 11.
Tbebais, Zoega S. 304, 22; 341,12; Pelag. V 28,
VII 43, X29; Joh. III 11.
Theodorus, A., Pelag. III 19, IV 18, XV 20. 21.
Theodorus de Ennato, A., Wessely 73b, 24 25;
Pelag. XIll.
Theodorus de Pherme, Wessely 73a, 16, b, 18;
Pelag. I 7, VI 6, VIII 3, 6—8, X 23-26.
Theodosius I. et 'iL, Zoega S. 304, 30: 305, 7:
349, 18; Pelag. XV 10.
Theonas, A., Pelag. IV 25, XI 12.
Theopemptus, Zoega S. 317, 13, 18, 25.
Theophilus, Erzbisehof, Zoega S. 299,6: Pelag.
114,7, III 5, IV 63, XV 19.
TroheiW^yy oberhalb I-!al)ylon, gegen-
über you iMemphis, Pelag. XV 10.
Tyrus, Zoega S. 324. 7,
Viudemius, siehe Bitimius.
Zacharias, A., Pelag. 1 6.
Zacharias, Schüler des A. Silyanus. Zoega
S. 323, 10; Pelag. IV 40, X 69.
Zacharias, Schüler des A. Serapiou. Pelag.
XV 16—18.
Zeno, A., Zoega S. 316, 3: 338.10.11; Pelag.
IV 17.
Zeno, Schüler des A. Sil van u.-^, Pelag. VIII 5,
X22.
Zoilus. Schüler des A. Arsenius. Pelag. XV 9.
t'I?ER niK KOI'TISCII-Sa'iDISCHEN Al'OPirrilKUMATA 1'atIU'M AEGYI'TIOKr:\[ KTC. lOB
Verzeichnis der bearbeiteten einschlägigen Literatur.
Ameliiieau E., Monuments ])our servir a riiistoire de TEg-ypte Cliretieiuie. Histoire des Monasteres
de Li Basse-Egypte, vies des Saints Paul, Autoine, Macare, Maxime et Domece, Jean le Nain etcn.
Texte Copte et traduetion Franyaise (Annales du Musee Gainiet, tom. 25. Paris 1894).
E. A. "\\'allis Budge, Lady Meux Manuscript No. 6: Tlie Book of Paradise bcing tlie liistories and
sayings of the monks and aseeties of the Egyptian desert by Palladius, Hieronymus and otliers.
The Syriac texts, according to the reeension (.)f "Anän-IsluV of Reth 'Aljhe. eilited witli an Eiigiish
translation. London 1904. 2 vol.
fi-um W. E., Catalogue of the Coptic Manuscripts in the Britisli Museum. London, British Museum 1905.
U. von Lemm, Kleine koptische Studien (Memoires de l'Academie des sciences de St.-Petersbouro-,
tom. VIII, 8. Serie 1908).
Levy A., Die Syntax der koptischen Apo])hthegniata Patruni .Vogyptioruni. Dissertation. Bei-lin 1909,
Migne, Patrologia Graeca, tom. 65, Paris 1858.
Patrologia Latina^ tom. 73, Paris 1849.
;\Iingarelli A., Aegyptiorum codicum reliquiae Venetiis in Bihliotiieca Naniana asservatae. Fasc.-T. IT.
Bononiae 1785.
Peyron A., Lexicon linguae cü])ticae. Turin 1835. — Anastatischer Neudruck, Bei-Iiu 1896.
Steindorff G., Koptische Grammatik. 2. Auflage. Berlin 1904.
Wessely C, Studien zur Paläogra])hie und Papyruskuude. Leipzig, Avenarius 1911.
Zoega G., Catalogus codicum Copticorum manu scriptorum qui in Museo Borgiano Yelitris asserv.nntur.
Rom 1810. — Anastatischer Neudruck, I.,eipzig 1903.
104
TllKOlxu; ll(ii'F.Ni;i;.
Register.
(Diu Zittern bedeuten die Seiten/.al.len; A. = Al.bas, A. P. = 'Anoif-^^y^una rü,r -Ayhn' noornov bei Mij,ne, ton,. 65.)
Abfassuuü'szeit der Übersetzung- des Pelagius-.Ioliannes
11
Allois A., bei Pelagins versclirirbon für Ammovs
Alphabetische Anordnung der benannten Dieta in der l-lvSoCov l-lyUor RißXog ( =
Pelagius-Johannes) 10; in den A. P '"^
im IV. (letzten) Buch des Johannes nicht mehr eingehalten ö6
ebenso nicht eingehalten in einer bestimmten Partie bei Zoega 53
Ameliueaus Beweis, daß die bohairischeu Sammlungen Originale sind 30—32
Anastasins A., bei Rufinus allein erwähnt (bei Pelagius: Gelasius) 28
'AvÖQÖjv 'Ayiwv BlßXog, Auszug aus dem Miya Asi^uoraQiov, l)loß Apophthegmen und
nicht etwa Biographien enthaltend, lag noch dem Photios vor. der eine Inhaltsangabe
und Kapitelliste daraus mitteilt 2—4: vielleicht erhalten in den cod. Mosquenscs 163
und 452 . . . 4 ; Textprobe aus letzteren
erhalten in der Übersetzung des Pelagius-Johannes und im Koptisch-Sa'idischen 2, 7—9.
'Ifi: eng damit verwandt ist auch die syrische Version des 'Anäu-Ishö' 18—21
XNeBl. v.l. AM6MI, kein koptisch-bohairisches Wort, sondern = am«; 68
Anub (bei Rutinus Nuph), A., Bruder des Abbas noi^i-qv (nXMIN) 35
A]iollonius A., bei Rufinus allein erwälint
AnoffdeyiucTtt r&v Uyiwv VsoorTon' [= A. P.], griechische Redaktion einer Fassung
der UvÖqm' 'Ayiojv Bißlog, Apoplithegmenauszug, bloß der erste Teil, die benannten
Dieta in alphabetischer Anordnung und Aufeinanderfolge der Namen umfassend, ist
erhalten (Migne, tom. 65) *~"
eng verwandt mit Pelagius-Johannes (Migne, tom. 731 • 10—11
mit Rufinus (Migne, tom. 73) 25 und der koptisch-saidischen und syrischen Version . 16
Apophthegmen, sogenannte, die nicht den Charakter von Apophthegmen haben, sondern
Teilen von Heiligenbiographieu ähneln
benannte und unbenannte, ihre Scheidung in der 'Aväo.Öjv 'Ayiwv Blßlog und m den A. P. 0—6
bei Pelagius-Johannes schon unlienannte sind in den A. P. noch benannt lU
dieselben Apophthegmen in verschiedenen Sammlungen unter verschiedenen Namen:
«) in den A. P. und liei Pelagius-Joliannes 10. //) bei Rufinus und I'elagius-Johannes 28
sa'idische Apophthegmen, die sonst nicht belegt sind 4o/47. 52—54
die bloß fragmentiert erhalten sind ^^^
Apo].hthegmensammluugen wie die 'ArdQior Aylcov BlßXog (= Pelagius-Johannes) viel-
leicht durch Ausziehen aus einem biogra])hischen Sammelwerk {Meya ABifxumtQior)
n-ewonnen
76
Xp kriu koptisch-saidisches Wort, sondern griecliisches Fremdwort, bei Zoi'ga verschriel)en
für di^Q _ ■ •
'Awsabh, Name des Bruders des Abbas Matoi, im Syrischen allein belegt, wahrsehenihch
bloß ein verschriebenes odei' verlesenes Wort des griechischen Originales .... ')1
ÜbEK die KOPTISCH-Sa'eDISCHEX ApdPJITIIEGMATA PaTRUM AeGYPTIOKOM ETC. lüÖ
BXne A., im Sa'idisclieu allein belegt 52/53; vgl. 16
Beschreibung der koptisch-sa'idischen Handsclnift (cod. ISorgiau. lOU, jetzt in Neapel,
Bibliotheca Nazionale) durch Zoega 12
Beweis, daß das bobairische XCDM MNlä^ewOI 6eOY^B l<i^iii Oiiginalwerk, sondern
eine Übersetzung nach dein Griechischen ist 34 — 3lJ
Biographie, bohairische, des Johannes Kolobos aus dem XtüM HtJ1^6\\01 CO()Y-^K:
Inhaltsangabe 3: weist viele eingestreute Apophthegmen auf. die teilweise durch die
A. P. belegt sind 3; geht auf eine griechisciie Quelle zurück 34 — 36
bohairisclie A])ophthegmensammhingen: x) Fragment aus MS. 14.74ÜA des British
Museum 28-29; h) eOßG ABBA MAKApi niMIO)-!- 29—30
c) NICAXl NTG MI26\XO GeBG ABBA ANTCÜNl 32 — 33
d) GBOXäGN NlApeXH MTC n6Nl(DT NA.1KAIOC niMIÜ)'| ABBA MAKApi 30-32:
e) Fragment aus cod. ^IS. Lagarde 138'' Göttingen 33
Buch-, bezw. Kapitelzählung in der \4vÖQCor '^ylwv Blßloc: nach Photios 2. 7 — 8; iiei
Pelagius-Johannes 18 — -19: im Koptisch-Sa'idischen 49 — 51: im Syrischen .... 18 — 10
l'uch XX (lateinisch) und XVIII (koptisch): Gegeniil)erstellung 51 — 54
XXI (^lateinisch) hatte im Ko])tiseli-Sa"idisclieu keine Parallele 54 — 56
XXI (richtig XXII) bei Photios: Parallele im Syrisciien 57
XXII (richtig XXIII) bei Plmtios liat keinerlei Parallele 57
Codex 160 copt. Borgiau. (jetzt in Neapel. Hibliutheca Nazionale) I2ff.: 14.740A eopt.
des British Museum 28—29; 3581 A (44) coj)!. des British Museum 13; 6004 copt.
des British Museum 16^ — 17; Burney 50 Gr.aec. des British Museum 4; 8095 copt. in
Cairo 16; Lagarde 138" copt. in Göttingen (Fragment) 33; Mos(pienses Graeci 163
und 452 (Synodalbibliothek) 4; Parisinus copt. 13P und 1291-'' (Nationalbihliothek?)
13; Vatican. copt. LXIV 29/30 und LXYIII 33
Cyrion A., im Lateinischen verschrieben für Jschvrion' 74
Cyrus A., im Lateinischen verschrieben zu ,Syrus' 9. 1 1
AANIHX A., Dicta von ihm im Sa'idischen allein vorkommend 53
AlOCKOpOC A., Dicta von ilim im Sa'idischen allein vorkommend 53/54
6BO\^eiJ MlApüTH MT6 nGNICDT NAIKAIOC nitllCg-f^ ABBA MAKApi, bcdiairische
A]>ojihthegmensammlung aus cod. Vatican. copt. LXIV 30 — 31
eeBe ABBA MAKAPI niNlCQ-p, bohairische ApophtJiegmensammlung aus cod. \'atican.
copt. LXIV 29—30
6\IM. im Saidischen gesetzt statt des .modernen' Namens Rba\thu 94
Emilis A., bei Johannes verschrieben für ]\Iilesius 9, 10
Eulalius frater bei Ruhnus allein erwähnt 2S
Eupraxius A., ein Dictum von ihm im Syrischen, das die Parallelen dem Hyjiericliius.
bezw. der Syncletica zuweisen 62/63
EinoeTTiog A., ein Dictum von ihm bei Pelagius und im Koptisch-Sa'idischen unter dem
Namen des Abbas Euagrius . 11-', 93
<j>Y6'l verschriebeu für cj)YCI = (fvaei und nicht = (fsv ye 59
Glossemartige Zusätze im Sa'idischeu: AKATAAYMtlTOC — A'rTA20M 66; C-t^XApiOM
— 2BOC 67: aetJATori — enoYHY m^ic mmimom .......... 78
Dpnksrbriften der phil.-bist. Kl. r.l Bd a Äbh. 14
J0ß 'riliooixii; llnPKXKH.
Gruppen, die beiden, der griechiscUcn ll.indsi-hrift.Mi di-r A. 1'. . ^ -^8
der zweiten erweiterten folgen Pelag-ius-Johannos und das K,.pti.scli-Saidi.scli<- öS, 6U,
61, G2. (35. (if-, C.9. 70. 71. 74. 77. 78, 79. 80, 81, 82 87
(iruni.ierun"- und Aufeinander fols-o. alnvoiel.endc. einzelner Dicta hei Pelaoius-.loliannes
und im Koptiscli-Sa^idischen J'/
im Syrischen 20; falsche hei Pelagius-Johannes und im Kdptiscli-Sa'idisehen .... 68/69
•MIXIXC A.. Dicta von ihm im Sa'idischeu allein erwähnt 55—56
lePAX A.. Dictum von ihm im Sa'idischeu allein erwähnt 00
Historia Lausiaca des Palladius. ihr angebliches zweites 15uch in der syrischen A]>o-
phthegmensammlung und die Parallelen dazu 1(. 21
Inhalt und Form der sogenannten Apophthegnn.Mi _ 1
Inhalt, mutmaßlicher, der im Saidischen verlorenen Textpartien 47/48
Inhaltsübersicht der syrischen Sammlung des 'Anan-IshiV ^ 17
Interpolationen im Text des Pelagius 4o. 48, 11^
Isquirion (v. 1. Squirion. Cyrion) A., bei Johannes verschrieben für .Ischyrion' .... 74
Kantirsa. Name eines in den parallelen Schriften nicht genannten Bischofs im Syrischen,
vielleicht hier allein infolge einer Verschreibung im griechischen Original oder infolge
Verlesens des Übersetzers
Kajiitelzählung, falsche, hei Photios, bezüglich der "AvÖqüv 'Ayiiov Bißlog 8. 9
Karakteristik und Inhaltsangabe des Miya Aei^uovuQiov und der 'Avöqüv 'Ayiwv Blß)Mg
bei Photios 2; der Anocp^iyfiaTa xwv Uylior rsQÖvvwr (= A. P.) in ihrem Prologus
4_6: des .XCDM NNlä^ewOI eeoyXB 33—34: der koptisch-sa'idischen Handschrift
(cod. 169) durch Zocga ^^
Kritik des hl. Hieronymus an üufinus Sammlung 28
Liste der par-allelen Kapitel-, bezw. ]?uchübersehriften der ArSgür 'Aylaiv Bißlog
bei Photios und bei Pelagius-Johannes 7—8; der ArdQwr "Aylcor Bißlog bei Photios.
Pelagius-Johannes. im Syrischen und Koptisch-Sa'idischen 18—19
Liste der Väter, die erwähnt werden: bei Martinus 25; Rufinus 24: Pelagius-Johannes
10—11- im bohairischen XCDM NNIä6\XOI eeoyAB 34; der in den A. P. allein
11
vorkommenden Väter
Liste der bei Pelagius-Johannes und im Sa'idischeu bei Zoi-ga vorkommenden Eigennamen 99
Lücken in der koptisch-sa'idischen Handschrift (cod. 169) 1211., 47/48
im griechischen Text der A. P. 31\ 63, 66; im lateinischen Text des Pelagius-Johannes
71/72, 79, 80, 82, 87 ^ -^ • '"-
im koptisch-bohairischen Text 85: im koptisch-saidischen Text bei Zoega 59, 60, 63/(54,
65. 67/68. 69, 70, 71, Ti, 73, 75/76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 85, 86, 87, 88, 90 . . 92/93
Marcionites, verschrieben im Syrischen für Marciauus '^•
MXOHC (v. 1. MXT0HC) A., im Sa'idischeu verschrieben für MXTOHC 60
Meya ylet^wvcigiov nach der Ldialtsangabe des Photios Sammlung von Heiligenbiographien,
vielleicht aber auch bloß wie alle erhaltenen darauf zurückgehenden Sammlungen eine
reine Apophthegmensanimlung, griechisch vollständig verloren 2 ff.; Quelle der Ai6g<m'
'Ayiüjv Bißlog 4ff.; das hohairische XCDM NNIsJexxOI eQO\\^ scheint eine Über-
' ' . JJ3 34
setzune davon gewesen zu sein
MIXIOC A., im Sa'idischeu verschrieben für MIXIICIOC
t^BER DIE KOPTISCH-Sa' TDISCHEN A IM )IMrrirEGMATA I'atIiT.M AEGYl'TJOIUUt ETC. 1'I7
MCDHA A., im Boliairischeu verschrieben für MA\'CD (Ameliiieau) 36
im Sa'idischen verscliriebeii für AMCDMXC 92
Mönelisspiegol im Sa'idiselien :-)4 — 55
MlpAH A.. Dicta von ihm im Sa'idisclien aliiMu belegt 52 — 53
NlCXXl MTB NlSewO eOBG ABBX AMTCÜNI. bühairische Apophtiiegmeusammluiig
aus cod. Vatican. copt. LXIV 29, 32 — 33
Oorfiaiog = Orsisius A., im Syrisclieu zu .Arsenius" \'ersciiriebeu oder verlesen G3; im
bohairischen XCDM NMIÄGWOI 6eOY-^B zu CDpiHOC verschrieben 34
Pachomius A., erwähut im bohairischen XCDM NMI^ewOI GOOyXB 34. 36—37
Pagina, jede einzelne, der koptisch-sa'idischen Handschrift (cod. 169) entspricht ungefähi-
32 lateinisclien Textzeilen des ]iarallelen lateinischen Textes bei Migiie 13\ 47
Pagina penultima und ultima des koptisch-sa'idischen Codex 169, deren Paginierung
zerstört ist, führte die Paginierung 173/74 und ist niclit die vorletzte und letzte Seite
der Handschrift 13—14
I'aginierung, errechnete, der veiirrteu Bliitter des koptiscli-sa'idischeu Codex 169, die
Crum und Mingarelli herausgaben 13', 51 — 52
Paisius A., Bruder des Abbas Poimen (riAMIN) 53
Pala(e)mon A., allein erwähnt im bohairischen XCDM tJNIÄ6XX01 e0OY>>B .... 36
Papyrus Elrziievzog Kainer K 321 (Ausstellung 107) := p. cod. 67/68 und 73/74 dei-
Handschrift Zoegas, herausgegeben von C. Wessely 13
l'arallele, griechische und syrische, zu .Johannes IV 1 — 7 56
syrische zum XXI. (richtig XXII.) Kapitel des Photios^';') 57
Paschasius, enge Abhängigkeit ^on Rufinus 26
Pelagius und Jcjhannes, die Übersetzer einei' Fassung der \4rdom' Ayitov ßljiXog, waren
die späteren Päpste Pelagius I. und Johannes III 11
Persönlichkeiten, historisclio (nicht Patres), die in der 'Aröfjmv ^Ayuov Blßlog, bei
Pelagius-Johanues und auch im Sa'idischen vorkommen 9
fliavä^uijf (lateinisch Pisteramon, koptisch-sa'idisch nXCTXMCDN) A., = Bastammon(^y) . 89
lliazög (lateinisch Pistus. koptisch-sa'idisch niCTOC), angeblicher Name eines Abbas oder
Bruders in den A. P., bei Pelagius-Johannes und im Sa'idischen 61
lloif-iiiV (lateinisch Poemen, Pimenius, Pastor; koiitisch-bohairisch und sa'idisch nOIMHN)
Abbas, nicht Grieche, sondern der Kopte nXMIM (niMIM), der Bruder des A. Anub
und Paisius; daraus Folgerung, daß das boliairische XCDM rJMlÄGXXOI GOOY-^B
kein Originalwerk ist, sondern bloß eine Übersetzung nach griechischer Vorlage [^]\Uya
^eif.uürÜQiov'?) . 35 — 36
Prologus zu den A. P. 4 — 5; des Paschasius 26 und Rufinus zu ihren Übersetzungen . 26
nXCDM NMl^exXOl eeoyXB aus Codex Vatican. copt. LXVIII, boliairische Samm-
lung von lleiligenbiograi)hien, wahrscheinlich Übersetzung einer Fassung des Meya
Aeifxitiv&Qiov 33 II.
Biographie des Johannes Kolobos daiaus flnhaltsangal)e) 3
Rufinus Verba Seuiorum 22 — 24, 26; Eigentümlichkeiten seiner Diction und Darstellungs-
woise 26— 2S; Quelle für Paschasius • .... 26, vgl. 24
Sa'idische Sammlungen: Aus Codex Borgian. copt. 169 (jetzt in der Bil)liotheca Xazio-
nalc in Neapel) ed. O. Zoöga 12ff. : daraus auch die verirrten Blätter, die Crum,
14*
jQg TiiKdiiui; 1 lun-KKU.
Wessely r.iul Min-arelli l.eraus-aben 13.;")!: und .li." 151:ltter im Codex r.-irisiu.
coj)t. 131^' uiul 12'J''': 13; aus Codex 8U95 /.u Cairo (Fragmente) lü; aus Culex
copt. 6004 des British Muslims (Fragmente) 16—17
CXMXOe kein splbständig(-s sa'idisclies Wort, sondern Versc-lueibung lür eCAMXaTC.
regelrecht gebildet von XMA2Te =- dsyml^ai: entspricht Öe^auevr] in den A. 1'. . . Go
Senute^von Atdpe, A. nnd größter koptischer Kirciienvater. erwilhnt im bohairisclicn
xcDM MNi^ewoi eeoyxB , , ■^'*' ^^'^^^
S.|uirion IV. L Cyrion. ls.iuiri<.n) .\.. bei .loiiannes verschrieben für l.^ch.vrion C/rrxio/ojr
in den .A. P.)
CYM<5tDN nCYPOC. A. und Säulenheiüger, ein biographischer Absclmitt über ihn riliein
im Sa'idischen
Syrische Apophthegmensammlung des 'Anan-tsho* = V.Abschnitt des syrischen
.Paradiesbuches' 17—21, aber auch der III. Abschnitt, angeblicli das zweite Bucli der
Historia Lausiaea des Palladius, entiiält viele Parallelen zu den A. P.. zu Pelagius-
Johannes und zum Koptisch-Saidischen
Übersicht über die parallelen syrischen, griechischen, lateinischen und sa-idischen 15ucli-.
bezw. Kapitelüberschriften 18-20; abweichende Gruppierung und Aufeinanderfolge
dieser Überschriften wie auch der einzelnen Dieta
trotzdem mit der 'ArÖQCüv '^ylmv Bißlog und daher auch mit den A. P., Pelagiu.s-
Johaunes und dem Ko]itisch-Sa idischen eng verwandt .' ' '
Syrische Parallele zum XXI. Buch der lateinischen Gesamtübersetznng -= IV. P.ucl,
des Johannes, das im Saidischen überhaupt nicht übersetzt wurde 56: zum XXI.
(richtig XXII.) Kapitel der 'AvÖqwv "Ayiwv Bißlog bei Photios
Svrus A.. im Lateinischen verschrieben für Cyrus {KiQog) 1^
74
53
21
20
20
57
Tabelle der parallelen Abschnitte in den bohairischeu Sammlungen und den A. P.
28, 29, 32; hei Martinus-Rufinus-Paschasius-Pelagius-Juhannes 25; bei Paschasius-
Rufinu's-Pelagius-Johannes 24—25; bei Rufinus-Pelagius-Johanues 22-23: der paralle-
len Abschnitte im Griechischen, Lateinischen, Koptisch-Sa idischen und Syrischen .
eeonetlTOC = emneinTiog A
Theophilus, Erzbischof, ein Abschnitt über ihn im Syrischen, den die Parallelen dem
Erzhischof Kyrillos zuteilen
enOtll in NMTMGnONl verschrieben aus Inovoel ('^)
Titel der koptisch-saidischen Übersetzung der AvÖqwv 'Aymv Bißlog 50; des I.. 11. und
XIV. koptischen Buches ' ^
-j'XOX = Nilopolis; im Syrischen nach Budges Übersetzung Linopolis ^^
Tim,.theos A., ein Dictum von ihm im Syrischen, das die Parallelen dem Sisois zuteilen 62
'l'TIMOC A., im Sa'idischen verschrieben für BITIMIOC. griechisch Bixi^uog, Bi^riurjg
(lateinisch Vindemius) ■
37—42
68
66
55 '
74
84
Übersetzungsfehler bei Pelagius 63, 67 • *■
Übersicht über die erhalteneu und verlorenen Blätter der koptisch-sa idischen Handschrift
^cod. 169) und über ihre Verteilung auf die Quaternionen 14, 15, 16
Verba Seniorum des Martinus 22, 25; des Paschasius, eng verwandt mit der Sammlung
des Rufinus 22. 24, 26; des Pelagius-Johannes, die eine Übersetzung einer kürzeren
Fassung der Ardowy Uyiw Bißlog repräsentieren 7—11: ihre griechische Vorlage
war mit der des Oberägypters nahezu identisch und mit einer Handschrift der zweiten
Cbee die Koi'-nscir-SA'iDiscHKx Apdi'iiTUEGitATA PatrujM Aegyptioeiim ETC- 1(J9
erweiterten Haud.scliriftengi'ujijie der A. P. sehr nahe veiwaiidt 58: die Verba Seiiio-
ruin des J(dinnues sind die lunnittelUar aiiscliließende Fortsetzung' und aucii l'i'cudi-
g'ung der Übersetzung des Pelagüus 7, U
Verirrte I'lätter der koiitiscb-sa'idisehen Handsclirift (cod. lüUj lierausgegeben von Crum
lo, .Mingarelli 13, 51 52. ^Vessel}• 13
A'erscli reibungen im k oji tiscii-bohai risclien 'J'ext (iölV)
im koptisch-sa'idischen Text: <)>Y6'1 : <|>YC1 = tfi-ani 59: 6H(> tlHAIIT: GM61
NNGIOTe 60; MXTOHC: MXTOHC 60; MlIoyA : MnoytJI 61: tl&OIIC CMAMXX l':
NCSOMC MAY-^^'4 61/62; nppO: HüppG 63: eVCAMAOG: eVCXMASTe 65; p061C:
poeiR &*c>: xYOYtü2: xyoycDM 66; eiNHCTGYe: MHcreve Steindorff 68; eyo
N2BX 2(DC: 6YOtl2eBO\ 20)0 69; XyMTOri MMOOy: XMMTOtl MMOM 69;
XTe-tüO}!: XH<yCÜÜ^T (>9; MMMeGyC: MM MM66ye 71: XHO>|'a)ÜJB IICXXH:
xyoycDcgB nexxy und nexxM: nexxy 74: mrkgxp: miik6xhp 76: xKep-
XpiX: XnepxpiX und TX20H : -f20(?) 77; eiMOOOJG: (nMIÜ)e 85; MMeCIJXy:
MneCNXy Steind(uff 86: GMOMXXOC: G2GNMOnXXOG 87; tJGMCytIKXHTIKOG:
C^i'lIKXiniKOC 89: BXCIMOC: BXCIXIOC Sl); MCDNX: XMCDMX[CJ Crum 92; MIJ
NGOHpiOM: M06 MOyOHpiON 93
im lateinischen Text des Pelagius-Johannes: facta: fracta 59: circiturara: circi-
taturum 60; corrigit: dirigit 62; laborasti: laboravi 64; vidi: \-idit 65; iacens: taceus
70: emundant: emendant71; lavantes: laudantes71; non: nos 74; ille: illa 76; fuiuus
ignis: l'unis ignis 86; aceepissent: accepisset 87; spectalint: seetal>atur 89; perfectui'i:
profecturi 89; in cella: in Celliis 92
im lateinischen Text des Rufinus-Pasehasius: diluculo: de luculo 60
in der griechischen Vorlage des Johannes: x£(o(L'of(fVorc: /«of^oftti'Oi't; 71 ; l'Hfajvog:
äcprw 79
Zacharias. Hisehuf von 81.iou. Verfasser (eigentlich bloß Ül^ersetzer) des bohairiseiien
xcüM I1IIIÄ6XXOI GeoyxB 34
Zeilenzahl der Seiten der koptisch-sa'idischen Handschrift (cod. 169) 12-'
Zoegas stichhältige Textverbesserungeu: X1GIN6: XH6IM6 62; 6l'[-M62THI: Gl'f' HG 2THI
62; XHTXX6: XHXXG 70: GMGC'MTH: 6yG6-MTM 74: M62IOOy6 2M HOyCDO):
NX2iooyG 2M noyoycDO) 76
falsche Ergänzungen: nGXG: XyXNG 61; MtJllCCDC N2X2MCOn, 2NX061T, OyNGS:
MnM62UJOMrJT-MCOn. 2X2N2tDB, 2MTBT 87/88
falsche Ui)ersetzungen, bezw. Etymologien einzelner Worte: CXMX0G ebenso auch
Peyron 65; G(DT26a)T2, U)KO\ 67; XN6BI ebenso aucii Perron und Ainelineau 68;
OPB 70; 6-6XCg6 78: GIXTOOT 71; 20ITG 74; xp 76: TBC 85
Zusätze im K()]itisch-Sa'idischen: 60, 70, 75. 77, 78, 79, 82, 86. 87 93
im Lateinischen des Pelagius-Johannes: 60. G-t. Ob. m, 71. 75. 77. 85. 88, 9U, 92, 93, 94
14. 0. l'.Uö.
Denkschriften der pliil -hist Kl. (i). Hd.. a. Abb 16
Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch-historische Klasse
Denkschriften, 61. Band, 3. Abhandlung
Itinerar-Studien
Von
Wilhelm Kubitschek,
koir. Mitgliede der Akademie der Wissenschaften in Wien
Mit o Abbildungen im Texte
Vorgelegt in der Sitzung am 4. Juli 1917
Wien, 1919
In Kommission bei Alfred Holder
Universitäts-Bucbhändter,
Bucbljändler der Akademie der Wissenschaften in Wien
Druck von Adolf Holzliaiisen in Wien.
I. Ein spanisches Itinerar.
In der Literatur der antiken Itinerare habe
ich das naclif'olgende Kapitel nirgend erwähnt
gefunden. Also dürfte es, obwolil es sonst seit
langem bekannt und wiederholt zAim Abdruck ge-
langt ist, in diesem Zusammenhang als neue Er-
scheinung gelten können. Ich habe es vor Jahren
bemerkt, als ich einer chronologischen Frage wegen
die von J. Tailhan (Paris 1885) besorgte Ausgabe
einer anonym überlieferten Chronik der letzten
Könige von Toledo nachschlug, S. 197, Taf. 19.^
Das nur wenige Zeilen umfassende Kapitel, das
eine Weglinie von Gades bis nach Constantinopolis
bringt, ist aus einer Hs. der Nationalbibliothek iu
Madrid genommen, die ehedem Eigentum des Ka-
pitels von St. Isidro in Leon gewesen und im
Jahre 1058 n. Chr. niedergeschrieben worden ist.
Ohne Übergang oder Überschrift schließt es sich
an eine überaus kurz gefaßte Chronik der Jahre
era 656—977 = 618—939 n. Chr., deren letztes
Datiei'ungselement etwa das Jahr 941 oder ein
wenig späteres trifft.
Aber dieses Itinerarkapitel war auch schon
vor Tailhan durch den Buchdruck mitgeteilt
worden; denn bereits mehr als zwei Jahrhunderte
früher war es zusammen mit dem Text des (im
Jahre 883 verfaßten und dann bis 976 ruckweise
ergänzten) sogenannten Chronicon Albeldense aus
einem Kodex des Klosters von St. Martin in Alvelda
veröffentlicht worden. Aus ihm nahm Don Joseph
Pellicer das Itinerar samt anderem Stoff in seine
Cronica de Espaiia de Dulcidio, presbytero de To-
ledo, obispo di Salamanca (4°, 1663); das Buch^
scheint sehr selten zu sein, auch ich konnte es
nirgend zu Gesicht bekommen. Ohne Pellicers
Ausgabe zu kennen, hat dann Francisco de Ber-
ganza ungefähr dieselben Dinge und Notizen,
freilich anscheinend nicht wortgleich und nicht in
derselben Anordnung, aus einem Kodex (oder aus
zwei Codices?) des Klosters von San Millau ediert,
Antiguedades de Espaiia II (Madrid 1721) 550,
n. 117. Endlich hat sie — von jenen Ausgaben des
Chronicon, die das Itinerarkapitel samt ande-
ren ebenso mitüberlieferten, aber anscheinend
ebensowenig zugehörigen Miszellen nicht wieder-
holt haben, soll hier ganz abgesehen werden —
Don Henrique Florez in seiner Espaiia sagrada
XIII (1782) 436, n. 10 wiederholt; dabei folgt
er, ich kann den Grund dafür nicht erkennen,
in der Hauptsache Berganza; über das Verhält-
nis seiner Ausgabe zu den früheren, soweit die
geographischen und chronologischen Äliszellen, die
mit dem Chronicon Albeldense öder Aemilianense
erhalten worden sind, berichtet er ebd. p. 432.
Aus Florez hat dann Mignes lateinische Patro-
logie CXXIX 1127 den Text und die Anmerkungen
geholt. Migne hat die Ausgabe des Pellicer natürlich
ebensowenig wie ich eingesehen. Somit beschränkt
sich das, was ich von Pellicers Lesarten zu sagen
weiß, lediglich auf das, was ich bei Florez ange-
führt gefunden habe. Endlich hat dann Mommsen
a. a. 0. 370 ff. die kritische Grundlage berührt
(vgl. dazu unten S. 14).
Im Chronicon Albeldense gehen dem Itinerar-
stück einige Exzerpte geographischer, kultur-
geschichtlicher und chronologischer Art voraus:
alle, sei es später Entstehung, sei es aus später
Redaktion ; die chronologischen Exzerpte führen
in ihrer ersten Niederschrift, wie gesagt, bis zur
era 921 = n. Chr. 883, und zwar in allen ihren
Teilen. An diesem Datum ändern die paar Be-
rufungen auf era 1014 = n. Chr. 976 nichts, die
augenscheinlich eine spätere Erweiterung dar-
stellen. Das Jahr 883 wird man also auch als
Spätgrenze für das Itinerar ansehen dürfen, das
sonst keine auffälligen Datierungshilfsmittel in sich
birgt: natürlich als eine rein äußerliche Spät-
grenze; denn es kann keinem Zweifel unterliegen,
daß es iu dieser Gestalt nicht erst im 9. Jahr-
hundert geschaffen worden sein kann.
Jedenfalls ist dieses Itinerar Gades — Constan-
tinopolis früher anzusetzen als die endgültige Ver-
treibung der Araber aus dem südlichen Spanien
und die Befreiung des Weges vom Süden nach
dem Norden der pyrenäischen Halbinsel. Ja, wir
werden nicht bloß es als glaublich ansehen dürfen,
daß die ganze Zeit der arabischen Okkupation
ausgeschlossen erscheint; wir dürfen auch die
Zeit der westgotischen Herrschaft ausscheiden,
' Vgl. dazu Theodor Mommsen in seinen Clironica
minora II (1894) 333, 6.
2 Seinen Titel gibt Pottliast, Bibl. bist. V 248 in latei-
nischer Sprache, t^ber seine Seltenheit Flnrez XIII 426, 16.
1*
Wll.llKI.M Kl!]!lTSCl[KK.
da die Kämpfe der Westf;-oten mit den Franken
allem Anschein nacli den Landweg gesperrt und
bloß den Seeweg praktikabel gelassen haben.
Selbst die Zeit der byzantinischen Landnahme seit
Justiniau und dem Fall des vandalischen Reiches
wird nichts an dieser Lage ändern können,
weil die Byzantiner, wie sich immer deutlicher
herausstellt, nur einen Küsten streifen im südlicheu
und südöstlichen Spanien gewonnen haben und die
Verhältnisse auf der Halbinsel durch den Gegen-
satz zwischen den Westgoten und den Byzantinern
eher noch schwieriger geworden sind. Anderer-
seits scheint ein Frühdatum mit der Gründung
Konstantinopels und der Übersiedlung der kaiser-
lichen Hofhaltung in diese Stadt gegeben; denn
wir dürfen einstweilen anneJimeu, daß das Itinerar
vollständig erhalten und nicht als Bruchstück eines
größeren Zusammenhanges anzusehen ist, daß also
Konstantinopel das Ziel der Reise gebildet hat,
gleichviel, ob das uns so vorliegende Itinerar zu-
nächst als eine Vormerkung und Disposition für
eine erst auszuführende Reise entworfen worden,
oder in Rückerinnerung an eine so durchgeführte
Reise entstanden ist.
Wer diese Reise geplant oder ausgeführt hat,
ist nicht mit irgendwelcher Sicherheit zu erkennen.
Es kann ebensowohl an einen Beamten, einen
Feldherrn oder einen Priester, als einen Privaten
gedacht werden, der aus Gades zum Kaiser reisen
sollte; eine Pilgerfahrt ist wenig wahrscheinlich,
weil Konstantinopel nicht ihr natürliches Ziel sein
konnte. Insofern ergeben sich Vergleich und zu-
T e xt
hem exqvisiiio nn/hdrltim cirif.atum
1. De Gddis
2. de Cordoha
3. de Toleto
4. de Caesara)igu!<ta
5. de Osca
6. de Eldra
7. de Gersona
8. de Ge.runda
9. de Clausulas
10. de HusciUane
11. de Narhona
12. de Bitterris
13. de Nenmase
14. de Avinione
15. de Valentia
16. de Turnis
17. de Mediolano
18. de Roma
19. de ThesaJonica
20. de Heradlii
21.
usque ad Cordoham
usq; ad Toletum
nsque ad Caesaraugustam
ad Oscam
nd Eidram
ad Gersonam
ad Gerundant
ad Clausulas
ad Buscilione
ad Narhona
ad. Bitterris
ad Neumase
ad Avinionem
ad Valentiam
ad Turnos
ad Mediolanma
ad Romam
ad Thesalonicain
ad Heracliam
ad Constantiuopolim
finit millia iiiilUnruni
milliaria CC
mill. CCG
mil. CCC
mill. LX
mill. LXXX
mill. L
mill. (XXX
mill. XL
mill. XX
mill. XL
mill. XV
mill. LXXV
mill. XXV
mill. CII
mill. CCL
mill. (LXX
mill. CCiXVl
mill. ncrrxLii
mill. ('('(XVI
mil. ('XXX
TiniCCLXXXI
So Berganzas Druck. Ob und wo er etwa Oi'tsnamen modernisiert oder eher nach antiker Or-
thographie umgestaltet und Abkürzungen aufgelöst haben mag, wüßte ich nicht zu sagen. Für seine
Schreibung mil. oder mill. scheint das Platzausmaß der Druckzeile entscheidend gewesen zu sein;
Florez schreibt gewöhnlich milliaria, aber auch millia, einmal mil., wie mir nach seiner ganzen Art
wahrscheinlich ist, viel mehr nach seinem eigenen Belieben als auf Grund der hs. Überlieferung.
2. ('('XX Pellicer und Florez
5. zu Eidram setzt lierganza, wohl als Erklärung
und nicht als Variante, (Illerdam), so in
Klammern. TjXX Pellicer.
9. Uitscilidiiem Florez A'AA' Pellicer
10. Narhoniim Florez
11. /littcris Florez
13. Arionem Florez
14. Arenione Florez LXXXXJI Pellicer
18. und 19. Stadtnamen Thc.^s. mit .s.s Florez
18. JJCCCXV Fe\Ucer
20. milliaria ]\Iatritensis (Mommsen)
21. iiwit und milliarorwm Florez, milliarioriim
jMatritensis
Itinekae - Studien.
gleich ein Unterschied gegenüber dem Itinerarium
Burdigaiense, dessen Verfasser wir ja ebensowenig
zu ermitteln vermögen.'
Also wird mit einiger Wahrscheinlichkeit die
Zeit von etwa 330 bis in das 5. und 6. Jahr-
' Über Versuche, ihn zu chariikterisleren. habe ifh bei
Pauly-Wissovva IX 2353 f. g^esproclieu. Dem hätte ich nach
neuerlicher Überlegung nur hinzuzufügen, daß unter der
(allerdings anscheinend nicht weiter zu beweisenden) Voraus-
setzung, daß der Pilger den Rückweg von Caesarea in
Palästina nach dem Westen über Konstantinopel (einmal
zu Weihnachten des .Jahres 333) zur See zurückgelegt haben
dürfte, diese sehr erhebliclie Ausdehnung der Reise doch
wohl am ehesten sich daraus erklären ließe, wenn der
Mann eben in Konstantinopel (etwa am kaiserlichen Hof?)
nochmals vorzusprechen Anlaß hatte.
hundert, da die Sueven und nach diesen die West-
goten sich in Spanien angesiedelt haben und diese
dann in Gegensatz zum oströmisehen Kaiser ge-
treten sind, für die Entstehung dieser Zeilen in
Betracht kommen. Eine genauere Abschätzung
der unteren, jüngeren Grenze zu versuchen, muß
aber in meinen Augen so lange als müßiges Ab-
mühen gelten, als alles fauch schon die überaus
bewegte Periode der suevischen Herrschaft) dafür
spricht, das Datum möglichst weit zurückzusetzen.
Ich habe am ehesten in der Familie der Theodosii
nach einem Anlaß gesucht, der zur Überlieferung
der Straßcnlinie Gades — Konstantinopel geführt
haben könnte, bei Kaiser Theodosius dem Großen
i;nd seinem Vater, sowie bei ihren Zeitgenossen,
habe aber nichts Brauchbares gefunden.
r S."
1. ]h Gadh
2. de Cordoha
3. de Toleto
4. de ('esara(justu
5. de Oska
6. de Ele[_rit\a
7. de Gesona
8. de Gernn[da
9. de Clausiiras
10. de Ruscilione
11. de Narhowi.
12. de Vetcrris
13. de Ximuso
14. de Auhinioiie
15. de Balentia
16. de Turnis
17. de Mediolano
18. de Roma
19. de r[e]ss,do[iN-]
20. df Eradia
21.
So die Handschrift von San Isidro de Leon (Nationa
Tailhan; Tailhans Lesungen anzuführen oder zu berichtigen
darauf will ich hinweisen, daß Z. 6 und 7 allenfalls fraglich
aber gewiß steht nicht Gerosmi da oder Z. 7 Gero[s]na, wie
usq. in
Cordoha
mli CC
usq. in
Toleto
mt CCXX .
usq. in
('esiifaqusta
mfi CCC
usq. in
Oska
mit L
usq. in
Elerita
mili LXX
nsq. in
Gesona
mli. L
in
Gerunda
mli (•{X^,X
in
C]lausicras
mli XL
in
Ruscilione
mli XX
in
Narhona
mli XL
in
Veterris
mli XV
in
Nimaso
mli LXXXV
in
Auhinio
ml XXX
in
Balentia
mli eil
in
Turnis
mli l'CL
in
Mediolano
mli CXX
in
Roma
■mli CCCCX
in
Tessalonic.a
mli DCCXV
i[n] Eraclid
mli CCC
in
Constantinopoli
mli LXXXIII
qvod. fi't
mit suh uno mtis
111 mli CCXIII
-Bibliothek in Madrid) nach Taf. 19 bei
ist überflüssig, da die Tafel vorliegt. Nur
sein kann, ob Gernna oder Gesona steht;
Tailhan lesen will.
« Zitiert bei Mommsen, a. a. 0. 372, 11 (mit der nicht zutreffenden Bemerkung: ,excerpta sunt ex itmerano
Antoniniano').
Wn.llEI.M KUBITSCIIEIC.
MIDIOLANO
TURNIS
VETERR15,
Narbona
rüscilionej'
Die Reise führt auf dem kürzesten Wege durch
Spanien vom äußersten Süden bis zum östlichsten
Pyrenäeupaß, von dort durch Frankreich und über
den Mont Geutsvre, mit einem ganz geringfügigen
Umweg über Mailand nach Rom, dann wieder
auf dem kürzesten der üblichen Wege über Sa-
loniki nach Konstantinopel. Darüber kann man
sich Gedanken machen, warum Mailand ' und Rom
berührt werden; ob diese Städte für einen be-
stimmten Reisenden besondere Bedeutung hatten,
oder ob die Reisenden jener Zeit überhaupt durch
Einbeziehen dieser Orte in den Reiseplan ihre
Reise genau so erleichterten, wie man etwa heut-
zutage am besten daran tut, seinen Reiseplan
nach den allgemeinen Organisationen der dafür
in Betracht kommenden Eisenbahnzüge einzu-
richten. Teurer, unbequemer und vor allem sehr
viel langsamer würde jemand heutzutage seine
Bahnfahrten zurücklegen, wenn er sich beifallen
ließe, statt der durchgehenden Bahnzüge nach
sorgfältiger Auswahl die etwa kürzeren Strecken
aus Vizinalbahnen und Sekundärzügen zusammen-
zustellen. Ebenso ist heutzutage im Orient dort,
wo keine Bahnlinie zur Verfügung steht, nur
an bestimmten größeren Orten das Mieten von
Reit- und Tragtieren und die Ergänzung der
Reisevorräte ohne besondere Schwierigkeit und
Verteuerung durciiführbar. Ebenso mag man
in der römischen Kaiserzeit Schnelligkeit und
Leichtigkeit der Reisen sich besser dadurch
' Zum miiiJestön bietet der Uinwen; von Ticiiniin ülier
Mediolanum eine dermalen offene Fraj^e,
' Was Miller, It. Rom. 204 (mit Anm. 11 auf meine
aus ähnlichen Erwiigungen entstandene Frage (iStraßen-
karte 40, 18) erwidert, muß ich ablehnen. Ich habe über-
haupt dort nicht von der liffurisclien Küste ijesprocliftn und
an sie auch nicht denken können, da es sich doch um die
Verbindung von Mailand mit Rom handelt.
' Vgl. die Zusammenstellung im Index zu CILII,p. 11."'7.
* In diesem Kapitel will ich eine kloine Auswahl von
Ungenauigkeiten, die mir beim N.ichschlagen von Konrad
gesichert haben, daß man sicii an gewisse
Hauptlinien hielt, die durch starke Frequenz
und langes Einleben der Verkehrsgelegenheiten
besser organisiert waren und leichter das Fort-
kommen ermöglichten, und auf Kombination
kürzerer Wegstücke verzichtete, gar nicht davon
zu reden, wenn diese kürzeren Wegstücke etwa
durch schwieriges, steiles, wasserloses oder ver-
sumpftes, oder auch nur durch unwirtliches Ge-
biet führten. -
Da ich nicht weiß, welche Textfassung eher
die ursprüngliche ist, ob die bei Berganza oder
jene bei Tailhan, setze ich selbe auf S. 6 und 7
nebeneinander. Auch ist es so eher möglich, die
lectio varia übersichtlich zu erhalten.
Zu Zeile I. 200 Meilen von Gades bis
Corduba, wo der Übergang über den Baetistluß
bewerkstelligt wird. Luftlinie 136 Meilen. Be-
nützt wird aller Wahrscheinlichkeit nach die alte
via Augusta: ab Jano (oder ah Jano Aiigiisto qui
est ad Baetein oder ah arcu unde inciplt Baetica)
ad oceamiin (d. h. Gades), wie sie auf den In-
schriften der Meilensteine' genannt wird, in ihrem
südwestlichen Zuge, der dem Stromlauf folgt.
Die Becher von Vicarello (CIL XI 3281 — 3284)
zählen auf dieser Strecke 192, It. Ant. p. 409 f. +
p. 413: 196 Müllen-, das Stück It. Ant. p. 414 würde
die Gesamtsumme auf 195 herabsetzen. '^ Von den zahl-
reichen Meilensteinen dieser Strecke erreicht die höchste
Millers Itineraria Romaua (1916) begegnet sind, (auch als Er-
gänzung meiner Referate über diesesBuch in denGöttingerGe-
lehrten Anzeigen 1917, 1 — 117 und in der Zeitschrift für die
österreichischen Gymnasien 1918, 740 ff.) anführen. Sp.l78
hat Miller das Zeugnis der Becher von Vicarello für Gades
— atl porluin XXIIII anzuführen unterlassen und Sp. 179
für die Strecke Ugia — Orippo irrig auch ,28' als Distanz
dieser Becher genannt. Was Miller 176f zur Geschichte
und den Zeugnissen der via Augusta sagt, die Spanien von
Gades bis an die Pyrenäen durchquert, bedarf durcb-
geliends der Bericbtis'ung.
Itinerar - Studien.
Zift'er ein an nicht genauer bestimmter Stelle zwischen
der Bucht von Gades und der Stadt Jerez de la Fron-
tera gefundener, n. 4 734: CCXXII; von dieser Zahl ist
etwa LXII oder LXIIII abzuziehen, die einwandfrei in
Corduba festgestellt worden sind; das gäbe also zwischen
Corduba und der Fundstelle von n. 4734 eine Ent-
fernung von etwa 160 Millien; hingegen wären zuzu-
zählen die bis zum Ende der via Augusta adoce.anum
etwa erforderlichen Millien, deren genauere Feststellung
aber anscheinend noch nicht versucht worden ist.
Zu Zeile 2. 220 oder 300 Meilen von Cor-
duba bis Toletuni, wo der Reisende an den
TagusHuß gelangt. Luftlinie 160 Millien. Sowie
die heutigen Eisenbahnlinien von Cordova nach
Madrid, das etwa 70 km nördlich von Toledo auf
derselben Hochebene wie dieses liegt, stark nach
Westen oder Osten ausbiegen müssen, ebenso oder
vielmehr noch weiter mußten die römischen Straßen
ausweichen; die ostwärts ausweichende mußte um
ein gutes Stück länger ausfallen als die westliche.
Die westliche Variante It. Ant. p. 415 f. (vgl. ein
Stück davon p. 438) bringt es bis zu 255 Millien oder
vielmehr, wenn sie von Metellinum aus nur bis zum Treff-
punkt der von Corduba und von Toletum nach Enierita
führenden Wege gezogen wird und .also Enierita nicht be-
rührt, zu etwa 225 Millien.
Die östliche Linie würde über Castulo und La-
minium führen. Sie ist weder aus dem It. Ant., noch
aus den Silberbechern vollständig zu belegen. Für die
Teilstrecke Corduba — Castulo zeigt It. Ant. p. 402 f.
die Summe von 99 Millien, daneben p. 403 f. = Vic. I
in etwas kürzerer Variante 78 (It. und Vic. III, der
Becher I wohl durch einen Fehler bloß 77). Von Ca-
stulo bis Mariana liegt nur das Zeugnis der Becher
vor: 63 Millien. Die Variante Corduba — Mariana auf
den Bechern II und IV ergibt die gleiche Meilenzahl
wie auf dem Becher III (und nach dem oben Gesagten
also wohl auch wie auf dem Becher I). Von Mariana bis
Toletum bloß lt. Ant., p. 445 + p. 446: 129 Millien.
Also, wenn man bloß die schriftliche Überlieferung ohne
sachliche Prüfung berücksichtigt, ergibt sich eine Ge-
samtzahl von 291 oder 270, bezw. 281 Millien. Eine
um etwa 27 Millien kürzere Straße zwischen Castulo
und Laminium konstatiert Hübner CIL 11, p. 653, was
eine entsprechende Verkürzung der eben genannten
Distanzen bedeuten müßte.
Ohne eine Überprüfung der archäologischen und geo-
graphischen Grundlagen wird somit eine Entscheidung
zwischen den beiden überlieferten Distanzen 220 und 300
vermutlich ausgeschlossen sein. Daß die eine Überlieferung
der westlichen Variante, die andere der östlichen ent-
sprechen soll, ist so unwahrscheinlich als möglich.
Zu Zeile 3. 300 Meilen von Toletum nach
Caesaraugusta, wo den Ebro zu überschreiten
möglich war.
It. Ant. p. 438f. 237 Millien; von der auf To-
letum folgenden (von ihm 24 M. entfernten) Station
Titulcia aus It. Ant. p. 436 ebensoviel (213 M.) und
It. Ant. p. 446 um 2 Millien mehr {CCXV). Luftlinie
etwa 223 m. p.
Zu Zeile 4. 50 oder 60 Meilen von Cae-
saraugusta nach Osca und
Zu Zeile 5. 70 oder 80 Millien von Osca
nach Ilerda, wo Übergang über den Sicoris.
Angenommen werden zwei Wege von Caesar-
augusta nach Ilerda: der eine über Osca, der andere
über Celsa, deren direkte Entfernungen die folgende
Skizze veranschaulichen soll :
Osca
/\
41 71
/ \ Ilerda
32 63
Cacsaurag.
Celsa
Literarisch bezeugt ist bloß der über Osca: von Cae-
saraug. bis Osca 45 Millien It. Ant. p. 451, oder
46 Millien (Hs.- D ,66', unglaubwürdig) ebd. p. 392;
von da bis Ilerda It. Ant. p. 391 69 Millien, und mit
anderen Stationsnamen It. Ant. p. 451 f.' 70 Millien.
— Edrisi (Jaubert II 234) rechnet von Saragossa nach
Huesca 50 (Dozy, p. 231 schreibt: 40) Meilen, von
Huesca nach Lerida 70 Meilen.
Zu Zeile 6. 50 Meilen von Ilerda (Elerita,
h. Lerida) nach Gesona oder Gersona und
Zu Zeile 7. Mehr als 110 oder 130 Meilen
von dort bis Gerunda (h. Gerona).
Ich nehme an, daß (lesona (dann ist die
Form Gersona wohl verschrieben) mit dem antiken
Jesso, h. Guisona, zusammenfällt, und muß es
anderen überlassen, die Richtigkeit dieser Identifi-
kation zu überprüfen.
Direkte Entfernung Jessos von Ilerda etwa 35,
von Gerunda etwa 95 Millien. It. Ant. p. 390 f. führt
von Ilerda nach Gerunda anders, nämlich zunächst süd-
ostwärts über Tarraco, dann nordostwärts über Barcino,
zusammen 204 (eher als 203) Millien.
Zu Zeile 8. 40 Meilen von Gerunda nach
Clausurae (oder Clausulae) und
Zu Zeile 9. 20 oder 30 Meilen von da
bis Ruscino (h. Roussillon).
In der Luftlinie von Gerunda bis Ruscino
56 Millien; mit Clausurae wird wohl jener Paß,
jene Klausen (wie dies in unseren Ostaipen ge-
' Miller, .S. 157 unterlaßt die Anfülirunp; dieser Va-
riante.
Wilhelm Kubitsoiiek.
nannt wird) oder Sperre gemeint, sein, durch die
die Hauptstraße aus Italien nach Spanien das Py-
renäengebirge aufschloß, also am ehesten das, was
die Itinorarien als In Pip-ciiaeo oder In xiinuno
Pi/venai'o Le/.eiolnien; ' ich finde den Namen Clau-
surae erst für die westgotische Zeit bezeugt."
Becher
vou
Vic.
It. Ant.
TP
Aquae Voconiae
p. 397 f.
Gerunda
12
1
12
Cinniana
v2{nnioi
V)
24
12
Juncaria
15
15
15
Beclana
1
1
12
In (summo) Pyrenaeo
16
16
4
ad centuriones (oder
centenarium)
5
5
Illiberris '
1
12
Rusciuo
2
5
20
7
' Da It. Ant. Gerunda nur stillschweigend mit einbe-
zieht, muß ich die vorausgehende Station Aquae Voconiae
hier auch noch mitnehmen.
- Vgl. Petrus de Marca in seiner Marca Hispaniae
{1688), p. 60: ,praecipua vero firmita.s claustri Pyrenaei
Narbonensis erat in Castro cjuod vocabant Claiisuras, scilicet
in ipsis faucium augustiis, id est eo in loco quem iam mo-
nuimus vocari Portum, qui est in territorio eius vici quem
hodie ex veteri appellatione vocant Cliisas' usw.; er zitiert
einen Brief des Paulus tyrannus, des sogenannten Paulus
perfidus, an den König Wamba von Toledo (Duchesne I,
p. <S20; abgedruckt auch bei Migne Patr. Lat. XCVI 762):
deacende usque ad Clau.mrus; tiavi ibi inoenies Oppopumhenm
grandem^ cum quo legitime possis concertare, Wamba macht
Ernst und nach der Einnahme von Barcino und Gerunda
(Duchesne ebd.); ad Pi/renaei montis iuqa pervenit^ et in
castrnm quod vocatur Clausuras missix ante se exercitibns per
duces ibioi irriiplio facta e.it (bist, rebellionis Pauli adv.
Wanibam, abgedruckt auch bei Migne ebd. 775). Vielleicht
gibt es noch andere Zeugnisse für diesen Namen an dieser
Stelle; ich habe nicht viel weiter nachgesucht, da gerade
für spanische Literatur an meinem Wohnorte die Verhält-
nisse augenblicklich (wenn auch hoffentlich nur vorüber-
gehend) sich ungünstig gestellt haben.
' Zu Illiberris sagt Miller, S 127: ,wird in keinem
Itinerar genannt, dafür Combusta mit anderer Entfernung';
das ist irrig, Combusta liegt jenseits von Rusciuo in der
Richtung auf Narbo. Miller zitiert dann drei Bücher hier
statt bei Ruscino. Er hat die Zitate aus Desjardins unbe-
sehen herübergenommen und verschlechtert. De.sjardins zi-
tiert nämlich p. 381 für den angeblich phönizischen Cha-
rakter der ältesten Ansledlung Ruscinos Movers Phoenicier
II 2, 644 und 654; daraus macht Miller Mevers [sie] Phoe-
nicier II 1, S. 644/54; richtig gestellt lautet der Verweis
vielmehr: II 2, 645, Anm. 187. Desjardins zitiert weiter die
Numismatiiiue de la Gaule Narb. (1840), S. 19.3—197, von De
la Saussaye; Miller verweist auf Saussaye .Numism. 193/7',
wie wenn irgendeinem seiner Leser damit möglich wäre, im
Bedarfsfall nach dem richtigen Buch zu fahnden; schlägt
man dann die gemeinte Stelle nach, so sieht man, daß sie
die Münze mit Augustus' Bildnis und der Keverslegeuile
rol. liusr. lei/. VI betrifft. Dann müßte die Münze auch in
Also zählen die Itinerarien von Gerunda bis Ruscino
68 Millieu, die TP auf derselben Linie nur 67. Mit
dieser Teilstrecke betritt der Wanderer die alte via üo-
niitia (vgl. z. B. CIL XII, p. 666), er bleibt auf ihr
durch die Teilstrecken 10 — 12.
Zu Zeile 10. 40 Meilen von Ruscino bis
Narbo.
Luftlinie 32 Meilen; die Becher 40 oder 38: It.
Ant., p. 397: 40; TP ist hier unvollständig kopiert
und daher unbrauchbar.*
Zu Zeile II. 15 Meilen von Narbo bis
Baeterrae.
16 Millien zählen die Becher von Vicarello, der
Pilger von Bordeaux p. 552, It. Ant. p. 389. Verderbt
TP XXI, vermutlich verderbt It. Ant., p. 397, wo Hs.
JJ XV, alle anderen (Hs. P fehlt) A'/7 bieten. ="
Cohens Sammelwerk sich finden, dort fehlt sie aber; warum?
Die Antwort kann man sich bei Mommsen, Zeitschrift für
Num. XI (1884) 187f. holen, der sich auf Dissards Urteil
beruft: ,1a medaille de Ruscino est une medaille de Beryte
mal dechiffree'. Vgl. dazu Butkowski, Dictionnaire de la
num. II (1884) 1395ff., ferner Blanchet, Traite des monnaies
gauloises (1905) 439, 1 und Regung in den Amtlichen Be-
richten aus den Kunstsammlungen Berlins 1914, 325 f. mit
einem Hinweis auf Chabouillet, Catal. des monn. Gauloises
de la bibl. nationale (1889), p. IXf. ; es handelt sich um
ein Mißverständnis einer sehr gewöhnlichen Münze von
Berytus, vgl. Catal. Brit. Museum Phoenice, p. 59, 55. 56,
Taf. 8, 11 oder Rouvier, Journal int. de num. III; (1900)
278, n. 493. — Das dritte der eingangs angeführten Zi-
tate aus Herzog, Hist. Gall. Narb.. p. 93 ist wertlos. So sieht
auch hier der gelehrte Apparat bei Miller aus! — Aber noch
eine Bemerkung muß ich anfügen. Die im Text oben aus-
gewiesene Station Cinniana — so It. Ant., Becher III und
(der von Miller, vgl. Gott. Anzeigen 1917, 61, regelmäßig
übersehene) IV, ebenso oder ähnlich auch Ravennas, p. 341,
verschrieben Rav. 303 in Cinmana, auf Becher I und II
Cilniana geschrieben — findet sich auch auf TP; dort hat man
Cemuana oder Cenuiana abgeschrieben, letztere Form auch
Desjardins. Miller aber hat auf seiner Weltkarte desCastorius
Cehieiana faksimiliert: ohne irgendeine Berechtigung, wie
ein Blick auf die Wiener Photographie oder auf die von
De-^jardins seinen Büchern über die Geographie Galliens
beigegebenen Photographien zeigt; jetzt in den It. Rom.,
S. 182, hat aber Miller, der alle möglichen und unmöglichen
Vari:mten, Versehen und Lappalien in seiner lectio varia
anzuhäufen liebt, seine eigene Lesung totgeschwiegen;
warum denn?
* Einen Fehler Desjardins' scheint Miller S. 128 zu
wiederholen; die TP hätte Iiusci{n)one VI Combusta XXXI III
Nar/ione bieten sollen, läßt aber Combusta XXXIIII weg;
damit vergleiche man nun Millers Konstatierung des Be-
fundes.
^ Fälschlich schreibt Miller aus dem Becher II die
Distanz 15 heraus, oder vielmehr: er hat Bormanns Edition
zwar vor sich, schreibt aber immer nur die Lesungen der
durch Bormann und dessen Vorgänger beseitigten editio
princeps des Jesuiten Marehi aus.
Itinekar - Studien.
9
Zu Zeile 12. 85 oder richtiger 75 Meilen
von Baeterrae bis Neraansus.
Luftlinie G9 Meilen. Die untilce Überlieferung
zählt 7f) Meilen; so It. Ant. p. 388 und 396 (Hs. D
ergibt bloß 74; gewiß nur aus Versehen, indem einmal
XF77 statt XF/77 geschrieben ist), It. Hier. p. 562, und
Becher I und Ilf (hingegen II und I\' um eine Millie
laelir, weil nach Cesserone statt XII vielnielir XITT
gegen die einstimmige Überlieferung aller anderen Zeug-
nisse geschrieben ist); naili TP käme man auf 80,
weil zwischen Sextantio und And)nissum statt XV aus
Versehen des Schreibers XX steht.' Strabo IV 1, 12,
p. 187 rechnet von Neraausus bis Narbo (d. i. unsere
beiden Teilstrecken 11 und 12) ir.-.T/.ody^z sr/.sc:; (s-ia-
3i:u;); 720 Stadien ^ 90 Meilen, also genau so viel,
als die Überlieferung der Itinerarieu und unser spa-
nischer Text verlangen.
Zu Zeile 13. 25 Meilen von Nemausus
bis Avennio und
Zu Zeile 14. 102 (Unmögliches mutet die Va-
riante VI- uns zu) Meilen von da bis Va-
lentia.
Luftlinie der Strecke 13 wäre etwa 26 Meilen, ist
aber anscheinend ungangbar: der Übergang über den
Rhone erfolgt sonst vor Arehite oder weiter nördlich
nach Ugernum. Luftlinie der Strecke 14 etwa 70 Meilen.
Arelate braucht man auf dem Weg von Nemausus nach
Avennio und Valentia oder auf sonst einer Linie gegen die
Cottischen Alpen nicht zu berühi-en; daß der Ort ge-
wöhnlich trotzdem in die Itinerarien eingebunden wird,
liegt wahrscheinlich an seiner eminenten wirtschaftlichen
Bedeutung.
Ton Nemausus bis Ugernum zählen 15 oder
16 Millien die Becher von Vicarello, 15 Millien auch
TP; von da nach Arelate die Becher I, III, IV und
TP noch 9 Millien: also von Nemausus bis hieher 24
oder 25 Meilen; daher ist It. Ant. p. 388 (überliefert
XVnil) und p. 396 (überliefert XIIII), wo ohne
Nennung Ugei'nums auf Nemausus gleich Arelate folgt,
entweder Verderbnis aus XXIIII anzunehmen, oder es
ist — und das ist viel wahi'scheinlicher — ohne Be-
rührung ügernums der vom Pilger von Bordeaux skiz-
zierte Weg gemeint, der irgendwie hart bei Ugernum
vorbeigeht (p. 552) :
■ Miller S. 12Sf. hat wie auch sonst (vgl. oben S. 8,
Anm. H) den IV. Becher und damit auch die Unterteilung des
Stückes Ce-iserone — Foro Dnmitii weggelassen. Außerdem
hat er (aus Versehen) die Entfernung von Ambrusium bis
Nemausus nicht notiert.
- Das ist wohl dieselbe Entfernung, die Strabo IV 1,
12, p. 187 im Auge hat: v.i'iv. S' r\ Niaauao; loü ij.£v 'l'oSavou
ÄEpt l/.otTÖv (j-aoioj; (100 Stadien = 12 '/o Meilen), za6' o h -^
^cspaix TtoXiyviov ein TapoJsz'ov (h. Tarascon).
^ Miller, S. .'^,'), unterläßt es anzugeben, daß die Zahl
XV der TP nicht so, wie es nötig wäre, mit Avennio ver-
Denkschriflen der phil.-hist. Kl. lil. Bd., 3 Abb.
ciuilas Ncmauso
mutatio Ponte Aerurium mil, XII-
civitas Arellate. mit VIII;
dann ist für It. Ant. die Zalil XVI III als richtig an-
zusehen und p. 31)6 durch Konjektur wieder herzustellen.
Der vierte Becher führt zwar auch nach Ugernum, dann
zur überfuhr trairctiis Rhodani, eine Millie weit, und,
ohne Arelate zu bcrüliren, gleich ostwärts weiter gegen
den Weg über die Cottischen Alpen hin, dem die an-
deren drei Becher (Becher II mit einer Störung) über
Arelate, also ebenso wie It. Ant. und TP zustreben.
Nördlich von Arelate, das, wie gesagt, der von
Spanien nach Italien Reisende nicht berühren muß,
liegt der Knotenpunkt Ernaginum, dessen Bedeutung
für den Handelsverkehr am besten die inschriftliche
Erwähnung der dort residiei-enden Schiffergilde (CIL
XII 982, vgl. überhaupt über diesen Ort Hirschfeld CIL
XII, p. 125) bekundet; seine Entfernung von Arelate
wird mit 6 bis 8 (und selbst 9) Millien in unserer
Überlieferung der TP, des It. Ant., des Pilgers von Bor-
deaux und der Silberbecher angesetzt; für unseren Zu-
sammenhang erscheint eine kritische Überprüfung des
Materials, das übrigens von Miller S. 85 und S. 130
ungleichmäßig und kritiklos angeführt ist, überflüssig.
In ICrnaginum zweigen zwei Wege ab, einer ostwärts
gegen die Cottischen Alpen, der andere nordwärts im
Tal des Rhoneflusses. Letzteren wählt unser spanischer
Text; er ist auch in der TP erhalten, allerdings ohne
die nötigen Verbindungsstriche und nur auf dem kon-
jekturalen, nicht durchwegs sicheren Wege eigen-
mächtiger Verknüpfung erreichbar; dort scheint also die
TP von Ernaginum bis Avennio 15,^ von da bis Va-
lentia 79 Millien zu rechnen. Auid] der Pilger von
Bordeaux geht den gleichen Weg und rechnet bis
Avennio 15, von dort weiter bis Valentia 86 oder 91
Millien.*
Zu Zeile 15. 250 Meilen von Valentia
(h. Valence) nach Augusta Taurinornm (h.
Turin).
In Valentia wird der Anschluß an den über
Lyon aus Nordfrankreich nach IMailand und Rom
laufenden Hau])tweg gewonnen. Eigentlich war es
überflüssig, bis Valentia nordwärts vorzudringen;
vom Tal des Drome, in welchem der Anstieg in
das Alpengebiet anhebt, bis Valentia sind reich-
bunden erscheint; ebensowenig wird das Kehlen der Ver-
bindungsstriche für den weiteren Verlauf des Weges bis
Valentia und seine Verwirrung S. 83 — STi ersichtlich gemacht;
Miller verfährt vielmehr, ganz so wie wenn es sich um
einen vollkommen gesicherten Text handelte.
* p. 533 von Arausio nach JS'ovevi Gravis: XV Paris.,
X Veron.; daß von Arausio nach Oypressetum Paris. XV,
Veron. XIII bietet, wird wohl durch Abirren des Schreibers
zur Zahl XIIl der folgenden Zeile zu erklären sein, deren
10
\Vii.iiKi..M Kri;n:<('iii:K.
lieh lo ^Millieu, und dieses Abschweifen vom Ziel
bedingt ungetalir ebensoviel Marsch, um wieder
an den Dröme zurückzugelangen. Aber auch der
Pilger von Bordeaux macht seinen Weg genau so,
und also wird es seine Gründe gehabt haben, daß
man so reiste. Der Weg steigt nun im Tal des
Dröme an. überwindet die Wasserscheide zwischen
dem Khonegebiet und dem Oberlauf der Durance
und geht dann in diesem bis zum Mont Geuevre,
um weiterhin im Tal der Dora Riparia in die lom-
bardische Ebene hinabzusteigen. Bei Turin er-
reicht er den Po.
Den ganzen Weg bieten It. Ant., p. 356 — 358:
244 Meilen, und It. Hier., p. 554—556: 255 Meilen;
die Unterschiede dieser beiden ganz identischen Weg-
tuhrungen kritisch zu überprüfen will ich mir hier er-
lassen; das wäre Aufgabe des Verfassers eines Buches
n-ewesen, wie es die Itineraria Kouiana Millers sein
sollten; sie betretten vor allem den Mons Seleucus und
die Differenz von Dea Yocontiorum bis Augusta und
werden sich mit Hilfe von Karten, Vermessungen der
Eisenbahnlinien und geographischen Darstellungen viel-
leicht völlig lösen lassen. Alle solche Arbeiten sollten
soweit bei dem gegenwärtigen Zustand der Wissenschaft
möglich von den It. Rom. entweder nach den Ergeb-
nissen der Lokalforscher oder auf Grund eigener Un-
tersuchung fertig geboten werden. Ks geht aber nicht
an, daß bei folgendem Zustand der Überlieferung
Dea Bocontiorum It. Ant. Hier. TP
Darentiaca | XVI \
Augusta injjm XX/IJ XII XIII
eine Bearbeitung der Itinerarien (Miller, S. 135) sich
damit begnügt, zur Stadt Augustum zu drucken: ,bis
Dea 23 (lt.). 28 (Hi.)', ohne irgendein Wort zur Ivlar-
stellung zu versuchen, und dann, wie wenn die Zahl
XIII der TP irgendwie als gesichert angesehen werden
dürfte, zwischen die Stationen Augustum und Dea
folgende Bemerkung einzuschieben :
13 (Meilen, niimlich als Angabe der TP) "^
[Daventiaca 'ä (Hi) fehlt]
IG aw",'^
Miller durfte nicht von der Zahl A7// der TP aus-
gehen. Er hiitte sich durch Nachmessen auf einer Karte
überzeugen können, daß zwiscdien Dea und Augusta
die 28 Milben des It. Hier, niclit unterzubringen sind.
Nun sind bei Saillans im Drometal zwei Meilensteine
gefunden worden CIL XII 5504 und .'1504 3, die iii(,l.)
pfassim/HJ ^Yl''/ gesetzt worden sind; niiiiilich Hl .Miilien
von Dea auf dem Wege gegen Augusta: , Saillans a Dea
Augusta sedecim m. p. distare notat \allentin' fügt
Hirschfeld hinzu, indem er eine Publikation dieses fran-
' Diese Bemerkung innerhalb der (Klammern) ist ein
Zusatz meinerseits.
- Druckfehler. ^ Warum schreibt Miller niclit viel-
mehr so: [Darentiaca
IG Hi fehlt]?
zösischen Archäologen und Lokalforschers exzerpiert.
Die französischen Gelehrten haben die Entfernungs-
angabe auf den Meilensteinen und im lt. Hi«r. zusammen-
gebracht und Darentiaca bei Saillans gesucht, und ihnen
ist Ihm bei Pauly-Wissowa s. v. [uit Recht gefolgt.
Auch nicht ein Wort davon bei Miller! Das Nach-
messen auf der Karte fällt nun um so leichter, da zwei
Drittel der Distanz zwischen Dea und Augusta durch
einen Franzosen festgelegt worden sind, der an Ort und
Stelle die Lage- und Entfernungsverhältnisse so viel
besser und sicherer als jeder andere am Schreibtisch
beurteilen konnte. Es bleibt also nur das kurze und fast
gerade Wegstück zwischen Aouste, dem heutigen Namen
für Augusta, und Saillans nachzumessen, und da ge-
langen wir zu VII, nicht zu XII; also wieder einer
der in der hs. Überlieferung so häufigen Fälle von Ver-
wechslung von r und A'. Also ist die obige Übersicht
so richtigzustellen:
Dea It. Ant. It. Hier. TP
Darentiaca |- A' VI \
Augusta XXIII [V]n [A-]A7i/,
und es ist evident, daß Millers (übrigens gleich einer
Tatsache vorgetragene) Annahme, in der TP sei Da-
rentiaca und eine zugehörige Maßzahf ausgefallen, nicht
glücklich zu nennen ist. Daß die Interpretation der Zahl
XVI auf deu Meilensteinen von Saillans richtig ist,
wird noch weiter durch die Zahl Villi, die sich auf
zwei näher bei Dea gefundenen Steinen zeigt, erhärtet.
Es handelt sich hier nicht um einen Fehlschluß,
der innerhalb eines so großen Arbeitsfeldes auch dann
verzeihlich bleiben müßte, wenn er noch mehr oder so-
gar zahlreiche Gefährten hätte. Aber man kann sich
allerorten davon überzeugen, daß das Millersche Werk
durch ihn geradezu charakterisiert wird: nicht bloß durch
Irrtümer im Detail, sondern durch das Versagen im
Aufsammeln und Verarbeiten des Materials. Wer Millers
Buch so einschätzt, muß dann freilich sich der (»ffent-
lichkeit gegenüber gegen den Vorwurf verteidigen, daß
er trotz dieser Einschätzung Einzelheiten aus ihm an-
licht und Proben zur Charakterisierung anführt. Aber
seit langen Dezennien ist der gesamte Stoff der rö-
mischen Itinerare zum ersten Male in ihm zusammen-
gefaßt oder scheint es vielmehr zu sein, und es wird
wohl nötig sein, weiteren und engeren Kreisen darzu-
tun, daß niemand bei seiner Benützung von der Pflicht
befreit ist, so gut es geht das für einzelne Fragen oder
für größere Zusammenhänge erforderliche Material selb-
ständig und selbsttätig sich erst zusammenzutragen. Für
mich tiber dürfte, da ich nun einmal an zwei verschie-
denen Orten und auch hier meine Einschätzung an
diesem einen so recht charakteristischen Beispiel genü-
gend erwiesen zu haben glaube, es im weiteren Verlauf
meiner Erläuterung der noch übrigen Positionen des
spanischen Itincrars überflüssig sein, das Millersche Werk
nocli durch andere Proben zu illustrieren.
Teile des nämlichen Weges werden auch durch It.
Ant. p. 381 f. (Turin bis Vapincum), TP (dasselbe
Itixerar - Studien- .
11
Stück, ferner Doa \'nc. bis V'alcntiu) und die Beclier
von Vicarello (ßrigantio bis Vapinciim) dargestellt. Alle
diese Zeugnisse bringen Varianten, die aber für die
Entscheidung im ganzen unwesentlich genannt werden
dürfen.
Zu Zeile 16. 120 Meilen von Turin bis
i\lailand; unwalirsclieinlicli ist die Variante mit
17U Millien.
Das Abbiegen nach Mailand verursaclit aller-
dings ein Plus von etwa 40 Millien, dürfte aber
wie Arelate oder Valentia durch die wirtschaft-
liche Bedeutung der Stadt oder durch das Interesse,
das ein bestimmter Wandei'er speziell empfunden
haben mag, erklärt werden können. Daß einige
der übrigen Itinerare das gleiche Plus aufweisen,
gibt freilich zu denken.
It. Ant. p. 3öG: 117 iMillien; p. 339: 118 Millien;
der Wanderer von Bordeaux 5.56 f.: 113. Die Becher
von Vicarello berühren Mailand niclit, sondern führen
gleich von Pavia aus hinüber auf die via Aemilia; das
Gleiche gilt für TP. Die Becher stützen im allgemeinen
die Angaben des It. Ant. und des It. Hier.; TP kommt
nur für zwei Distanzen dieser Strecke in Betracht.
Zu Zeile 17. 410 (unmüglich 316) Millien
von Mailand bis Rom.
Mailand bis Rimini] It. Hier., Ü15tt'. : 202 Millien;
It. Ant., p. 98ff. und 126 f.: 217; vgl. p. 287 (Regio
— Parma ist XVIII mit dem Paris, und dem Scor.,
nicht X Villi mit Parthey und Pinder zu lesen) und
Silberbeeher von Vicarello.
Rimini bis Rom] Silberbecher: 214 Millien auf teil-
weise anderem Wege als It. Hier., p. 612tf. : 211 Milien
und It. Ant., p. 124 f.: 221 Millien (für Forum Fla-
mini bis Helvillum ist 'J7, nicht mit Parthej und Pinder
2G zu lesen), vgl. It. Ant., p. 310 und 100. Mommsen
berechnet CIL V, p. 828: 221 Meilensteine.
Summe also im It. Hier. 413, im It. Ant. 438 Millien.
Auf Einzelheiten einzugehen, erscheint bei einer so lang
ausgedehnten Strecke nicht gut rätlich.
Zu Zeile 18. 715 oder 815 oder 842 Meilen
von Rom nach Saloniki.
Rechnen wir für die Meerfahrt a Brundisio sive
ab Ili/drunto traiectus Aulonam xiad/n mi.Ue It. Ant.,
p. 323; ebenso It. mar, p. 497; vgl. It. Ant., p. 329
' Vergleiche, was Hultsch, Metrologie -81, .3 und 82, 1
über den Recluiungsschlüssel für Millie und Stadium sagt.
Hultsch hat freilich verschiedenes üljersehen und so auch
die hier angeführte Stelle des It. Hier.
'^ Z. B. Pliuius, Naturgeschichte III 100 Hydi-untum . .
ad diacvimen Joni et Hadriatici mari3, qua in Graecifim hve-
vissinius transitnn, ex adcemo ApoUoninhnn oppidi latüitdine
intercitrrentis freli L non ainpliu.i\ .ÖO Millien ^= 400 Stadien,
also die Hälfte von dem, was Procopius, Vandalenkrieg I 1,
12 als Breite des jonisehen Meeres bei Hydruntuiii veran-
und It. Hier., p. 609 in der Richtung von Aulon nach
Hydruntum Irans mare. niirdia mUh, quod facU mUi'a
ccntum, so dürfen wir, da 1000 Stadien = 125 Millien
sind.' letztgenannte Zahl von der Gesamtsumme ab-
ziehen, die für diese Teilstrecke zur Verfügung steht.
Andere Berechnungen als die der antiken Itinerarien
glaube ich nicht berücksichtigen zu sollen." ,
PLechnen wir für die Landstrecke von Rom gegen
den Hafen an der Straße von Otranto etwa die kür-
zesten Linien, ohne zu vergessen, daß wir an Varianten
vorbeigehen und fast nirgends genaue Berechnungen
übersichtlich geboten werden: •'
Rom — Benevent auf verschiedenen Wegen It. Ant.,
p. 302: 18S Millien, p. 304: 170 Millien, p. 107 und
111: 157 Millien;
Benevent — Tarent It. Ant., i).120: 157 (Wiener
Hs. 154) Millien;
Tarent — Brindisi It. Ant., p. 119: 44 Millien;
Brindisi — Otranto It. Ant., p. 118 oder Plinius,
Naturg. III 101: 50 Millien:
zusammen etwa 408 oder 421 oder 439 Meilen; It.
Hier., p. 609 ft'. rechnet von Hydruntum über Brun-
disium Beneventum Capua bis Rom 413 Meilen.
Von der Ostküste des Jonischen Meeres setzt sich
die. Route naturgemäß auf der via Egnatia fort. Sehen
wir von Korrekturen ab, die für diesen Zusammenhang
geltend zu machen sich kaum lohnt, halten wir uns
also an den Text der Berliner Ausgabe der Itinerarien
und für das It. Hier, an Geyers Bearbeitung, so zählt
It. Ant., p. 324 für die Strecke von Aulon bis Thessa-
lonika 332 Meilen: vgl. auch p. 318 Dyrrhachium —
Thessalonica; das It. Hier., p. 607 ergibt etwa 327 Mil-
lien. Da (man könnte das fast einen habituellen Fehler
der TP nennen) die TP den Straßenziig weder lückenlos
noch die Distanzangaben, wo sie diese erhalten hat,
durchaus korrekt bringt, so wollen wir sie bei diesem Ab-
schnitt nicht heranziehen; die Gesamtsumme ist ja so
groß, daß die Ausfeilung einiger weniger Posten sie
kaum zu berühren vermag.
Für den Weg von Rom bis an die Straße von
Otranto und dann wieder von der Ostküste am -ionischen
Meer bis Saloniki, also ohne die Meerfahrt, ergäbe sich
aus den oben genannten Zahlen eine Summe etwa
zwischen 735 und 771 Meilen; das sind nicht feste
Grenzen, da eingehende Kritik die Entfernungen ab und
zu noch etwas verringern kann, andererseits durch Ein-
binden eines unfern gelegenen größeren Ortes in diese
Route die Schlußzahl erhöht zu werden vermag. Aber
schlagt. Von Brindisi nacli Duraz/.o nach Plinius III 101:
crrLiore transiht sie vfi longiore. . . CCXXV fruiectfi^ in un-
verständlicher Übertreibung.
" Bei diesen Worten habe ich überhaupt nicht mehr an
Millers Itin. Rom. gedacht. Um nicht zu riskieren, daß ein
anderer diese Beziehung unterlege, begnüge ich mich, beim
überlesen dieses Passus zu wiederholen, daß icli Millers Buch
für keinen Abschnitt als übersichtlich oder ;tls genau und zu-
verlässig oder auch nur als vollständige Zusammenstellung
des zugehörigen Materials zu bezeichnen das Recht habe.
12
Wll.HKl.lt KlIilTSClli:K.
das eine ist sofort klar, daß die im Kodex von S. L-^idro
genannte Zahl 715 selbst für die Landstrecken nicht
ausreicht, und daß auch die llöchstznhl 842 nur knapp
für Land- und Seestreckc genügt. Die von Pelliccr ge-
lesene Zahl 815, die — vielleicht täusche ieli mich —
auf den ersten Eindruck hin sich uns einigermaßen
em)itiehlt, weil sie zwischen den beiden äußersten Zahlen
steht und von jeder ein Element behalten zu haben
scheint, wäre für die Landreise allein zu groß, für Land-
und Seereise zusammengenommen aber entschieden zu
niedrig.
Zu Zeile 19. 300 (oder 316) Meilen von
Thessalonica bis Heraclea.
Etwa 30272 Meilen nach dem It. Hier., p. 601ft'.:
363 Meilen nach dem It. Ant., p. 330ff.: vgl. p. 320fl'.,
328, 333 und 175 f. Auf jeden Fall sind die für den
spanischen Itinerartext erhaltenen Zahlen 300 und 316
zu niedrig. Schon die Luftlinie, die wiederholt über
Sehnen von Meeresbogen läuft, erreicht 295 Meilen.
Es ist also ganz überflüssig, kritische Bemerkungen zum
It. Anf. oder Hier, hier anzubringen. Auch Edrisis Teil-
strecken zwischen Saloniki und Iraclia (Jaubert II 296)
ergeben summiert 352 Meilen.
Zu Zeile 20. 83 (oder 130) Meilen von
Heraclea bis Konstantinopel.
It. Ant., p. 138, 230, 323, 332: 64 oder 65 Meilen;
der Pilger von Bordeaux bringt es p. 570 auf 66 Millien,
Edrisi (Jaubert II 298j auf 85 Meilen, also merkwürdig
nahe dem einen der beiden durch das spanische Itinerar
bezeugten Betrage; It. Ant. benützt eine Binnenstraße,
der Pilger zieht an der Küstenstraße über Selymbria.
Strabo fr. 57 (Meineke II 471) bietet nach verschie-
denen Quellen verschiedene Distanzen : sowohl GOO als
030 Stadien == 75 bis 7 7-5 Meilen. Zur See berechnet
das Stadiodromikon des Jahres 949 (vgl. unten S. 13)
die Fahrt, die indes kürzer als jede Landverbindung
zwischen beiden Städten ausfallen darf, auf 60 Meilen,
was ganz knapp (oder vielleicht zu knapp) bemessen
ist; vielleicht ist, wenn die Schlußsummierung richtig
überliefert und nur etwa ein Einzelposten zu erhöhen ist,
gerade hier die fehlende Zehn zu ergänzen.
Zu Zeile 21. Eine Endsummierung der
Einzelposten nach der Handschrift von Leon er-
o-ibt uns 3220 Millien, wärend die hs. gebotene
Summierung 3213 beträgt. Die Fassung des Aemi-
lianensis summiert 3281, unsere Addierung von Ber-
gauzas Einzelposten ergibt um ISO mehr: 3461 Mil-
lien. Also besteht alle Waiirscheinliehkeit dafür,
daß in keiner der beiden Hss. Posten und Summe
gegeneinander abgestimmt, sondern aus alteren
Vorlagen übernommen worden sind. Undeutlich-
lichkeit der Vorlage, namentlich wenn sie in west-
gotischem Charakter geschrieben und (sowie in
der Hs. von Leon) verziert war, und Unauf-
merksamkeit des Kopisten genügen znr Erklärung
der eingedrungenen Diski-epanzen. Irgend weiteres
zur Förderung unserer Kritik der Einzelfiosten
scheinen diese Gesamtzifiern nicht beizutragen.
Noch eine Beobachtung darf wohl in diesem Zu-
sammenhange angeschlossen werden, und zwar
eine wenig erfreuliche: nämlich daß die Einzel-
posten der Mehrzahl nach runde Ziffern zeigen,
so daß angenommen werden kann (nicht: muß),
daß wenigstens einige dieser Distanzen unter Ver-
zicht auf Genauigkeit nur beiläutig abgeschätzt
worden sind, ganz so wie auch Edrisi die Meilen-
zahlen abzurunden liebt.
Man kann ferner die Frage aufwerfen, frei-
lich zur Zeit nicht beantworten, ob es auf einen
Zufall oder auf einen besonderen Grund zurück-
zuführen sei, daß uns bisher bloß aus dem
äußersten Westen des römischen Reiches und dann
aus der Reichshauptstadt monumentale Itinerare
erhalten oder einigermaßen bezeugt sind und bloß
auf diesen Kreis die Entstehung der uns bekann-
ten handschriftlich erhaUenen Itinerarien zurück-
zuführen ist:
Spanien: das für Gades aus den Bechern von
Vicarello zu erschließende (vgl. meine Bemerkung bei
Pauly-Wissowa IX 2319, 36 ff.) Itinerarmonument,
das Itinerarfragment von Valencia an der spanischen
Ostküste CILII6239 (meine Bemerkung darüberP. W.IX
2315) und nun das Itinerar der spanischen Chroniken;
Frankreich: die Säulen von Tongern (ebd. 2314)
und Autun (ebd. 2314 f.), die Steintafel von Junglinster
(ebd. 2315), das Itinerar des Pilgers von Bordeaux und
die von Eumenius erwähnte Itiuerarkarte von Autiiu
l^meine Straßenkarte, S. 94);
Rom: das Miliarium aureum, die Itinerarkarte, aus
der das It. Ant. und die Quelle der TP sowie des
Ravennas geflossen sind (darüber meine Straßenkarte,
S. 88 ff.) und die Straßenkarte des Mettius Pompusianus
(ebd. S. 93 f. und P. W. X 2122); das Itinerar der
Vigna Codini (darüber bei P.-W. IX 2361 f.) gehört
streng genommen nicht in diese Gattung.
Das in Konstantinopel aufgestellte Miliarium
.aureum, über dessen Aufschrift wir nicht einmal so viel
wie von dem stadtrömischen erfahren, erklärt sich ver-
mutlich am besten durch die Übertragung von Ein-
richtungen der alten Hauptstadt des Reiches auf das
neue Reichszentrum im Osten.
In formaler Beziehung ist mit dem eben be-
handelten Itinerar Gades— Constantinopolis das
Schlußstück des Berichtes über den im Jalire 949
n. Chr. zur Wiedereroberung der Insel Kreta nötig
gewordeneu Kriegszug zu vergleiclien ; es ist im
Sammelbuch des Konstantinos Porphyrogennetos
rrraEKAK - Sti'uikn.
13
über die Caerimonien des Byzantinischen Reiches
erhalten, am Ende des Kapitels II 45, in welchem
Kapitel der Voranschlag für das Aufgebot an
Mannschaft, Ausrüstung und Geld in statistischer
Form dargelegt wird ; das vorangehende Kapitel
(II 44) exzerpiert sachlich verwandte Aktenstücke,
die anläßlich der Vorbereitungen einer ähnlichen
Expedition gegen das , gottverhaßte"' Kreta (r, Qii-
A£7Tc; Kpr-r,) unter Kaiser Leo VI. und dann ein^s
Zuges gegen ,Langobardien' im Jahre 935 entstan-
den waren. Es wird das bezeichnete Itinerar wohl
so gut wie sicher zu dem (übrigens unglücklich
verlaufenen) Ivriegszug des Jahres 949 gehören ;
übrigens scheint es nach seiner Art bis heute in der
byzantinischen Literatur einzig dazustehen. Es
unterscheidet sich von dem Itinerar Gades — Kon-
stantinopel schon dadurch, daß die Reise ganz zu
Wasser zurückgelegt werden soll ; wenn man da-
von absieht, ist sein erstes Wegstück mit dem
letzten des spanischen (Konstantinopolis Herakleia)
identisch ; sonst ist zwar der Inhalt natürlich ver-
schieden, die Form aber vollständig die gleiche.
Der Text lautet (Reiske p. 391 fg. = Bonn I 678
= Migne CXII 1252 fg.):
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7.
20
1.3
ä-b -•>,'; öripzv -/.t.
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Tä Xp'.iT'.avä
[v'k.
7.
20
14
ä-b ibi XpicT'.avi
£io;
T-^; Aij;:
H.rA.
■TT
SO
lü
ä-b -.'l- Ai'a;
£u;
KpÖTY);
[AlA.
'^
12
[782]^
Iß ci/iu •j.fA'a 'k,ß 792
Dieses iTa5ii5p:;j.;7.iv hat Gottfried Tafel in einem
Tübinger Universitiitsprogramin 1846 (Constantinus
Porph. de provinciis regni Byzantini, über seeundus)
S. 17 fg. abgedruckt und die geographischen Positionen
bündigst erläutert; einen vollständigen Wiederabdruck
von Tafeis Ausführungen bringt Migne a. 0.
Anhangsweise ist eine Bemerkung zu einem
anderen »Stück der mit dem spanischen Itinerar
zusammen überlieferten geographischen Notizen
vielleicht nicht unerwünscht.
Riese hat närnlich in seiner sehr verdienst-
lichen Ausgabe der Geographi Latini minores
(1878), p. 21, ein Exzerpt aus dem Eingang der
sogenannten Cosmographia Julii Caesaris als Zeug-
nis des Codex ,Ovetensis saec. VIII nunc Sco-
rialensis II R 18' behandelt. Das ist ein Irrtum.
Was Riese bei Florez, Espana sag«ada XIII 433,
als Ausschrift aus dem Chronicon Albeldense vor-
gefunden hat, ist eine Umstilisierung einiger Zeilen
der genannten Cosmographia, die sich auf mehrere
Daten der cäsarischen Reichs- oder Weltver-
messung, auf die den einleitenden Worten folgende
Statistik und auf die Flüsse Spaniens beschränken,
stammt aber nicht aus dem bezeichneten 0(veten-
sis\ Von dieser Handschrift 0, die seither Loewe
in Harteis Bibl. jiatr. Hisp. (1887), S. ISOfl'., be-
schrieben hat,* hat mir Otto Cuntz seine Kolla-
tion freundlichst zur Verfügung gestellt. Was
Riese als angeblich aus ihr stammend ausschreibt,
muß vielmehr die lectio jenes Aemilianensis sein,
in welchem das Chronicon Albeldense enthalten
ist, und zwar so, wie sie Florez (aus Pellicer)
kopiert hat. Als Beweis führe ich
' d. i. Konstantinopel.
^ Zur Endsumme vwl. oben S. Vi. zu Zeile "20.
' -k Usuzi'«?, so omendieren Reiske und Tafel.
■> Vgl. auch Ewald, Neues Archiv VI (1SS1\ 27.") ff.
14
W^.m•:l.^t Krr.rrst'HKK.
a) die Dauer der X'ermessung :m:
Oriens nnnos 21 inenscx 2 et dies S nnoli Florez; so .•lueli Ivieses O.
annos 21 menses 5 diehiis fl Scorialensis.
(Jcclilciis anitos 26 mevses S dies 17 Florez: keine lectio varia bei Riese.
annos 27 menses .'1 diehus 17 Scorial.
Septentrio annos 29 menses 2 dies 3 Florez; Kiese gibt zu seinem Text anitis 2I> inensilms s keine
lectio varia; der Scorialensis hat diesel})en Ziffern wie Rieses Text.
Meridies annos 22 inensc 1 et dies .'io Florez und O nach Riese.
annos 24 mense 1 diehus 2l> Scorial.
h) Aus dem Anfang der Statistik für den iiniversus nmndus (Florez) oder omnis orhis (so die Cosmogr.)
die Zahlen für die insulae 69 Florez und O bei Riese, 74 Scorialensis.
oppida 27(1^ „ „ „ „ „ ■^"
Jhiiniiut r,7 „ „ „ „ „
Endlich e) die vier spanischen Flußlängen, und zwar für den
Tagus nach Florez und Riese für 0 DCII\ Scorialensis hat aber vielmehr ('('('11;
:71
]Mineus ('CCXIII-
Iberus CCCIIII;
(Die Länge des Baetis wird ohne Verschiedenheit überliefert.)
ccrx-
CCIIII.
Oder vielmehr, es möge mir diese Abschwei-
fung vom Gegenstand erlaubt werden, die Länge
des Ebro wird im Scorialensis anscheinend anders
bezeichnet {= Riese, p. 37, Zeile 5 ^ meine Aus-
gabe Wiener Studien VII 1885, S. 279): infinidit
se in mari iuxta Terracona milihvs L\ currit
milia CCIIII. und der Parisinus 4871 saec. XI
hat nach Rieses (durch Cuntz berichtigter) Lesung
iuxta Terracona miiihus currit milia CCIIII LX.
Riese setzt ein ,sic' zu der sinnlosen Zahl des Pa-
risinus. Aber der Scorialensis bringt den Schlüssel
zum Verständnis. Der Ebro mündet nicht bei Tar-
raco, sondern reichlich 20 Meilen unterhalb der Stadt
Dertosa; die I^tfernuug zwischen beiden Städten,
an der großen Reiclisstraße gemessen (Strabo III
4, 9 C 11)0 £■/• s£ "C'J Ty.zoivxD'iiz iz: -'cv ■::;p:v tjü
"Iß-^pi; /.y-'y: AepTuicav :::/,■•;). beträgt nach dem It.
Ant., p. 399, und nach den Bechern von Vicarello
1)2 Meilen. Es hat also einer der vielen Leser des
elenden Schriftchens in sein Exemplar zu iitxtn
Terracona die Glosse miiihus LX gesetzt, den Text
damit berichtigend, und diese Glosse ist, wenn
auch beide Male an verschiedener Stelle und ohne
Einarbeitung, in die beiden Handschriften ge-
langt, die heute in Paris und im Escorial liegen,
und hat sie entstellt. So gelangen wir, meine ich,
zu einem neuen Einblick in die allmähliche Um-
gestaltung des Textes und gewinnen eine — wenn
auch abgerundete — neue Distanzzahl für die
Strecke Dertosa — Tarraco.^
Nachtrag: Erst während der Korrektur
dieser Zeilen ist mir möglich geworden, aus Ber-
ganzas Buch eine deutlichere Vorstellung des Sach-
verhaltes zu gewinnen, als dies bloß aus Florez
(oder aus Monimsen, der a.a. 0. o71, 1 alle Angaben
auf Florez' Text einstellt) ersichtlich gewesen war.
Berganzas Text stimmt in den oben auf dieser
Seite (S. 14) angeführten Zahlen und Daten sonst
überein, ist aber durch eine Lücke zerrissen.
Diese Lücke beginnt bei der Arbeitsdauer für
das Ostviertel der Sphaera nach den Jahren; sie
hat die Monate und Tage dieser Angabe für den
Osten verschlungen und umfaßt auch den Westen
und das Nordviertel ; erst wieder das Sudviertel
ist bei Bergauza vorhanden. Der nämliche Sach-
verhalt ergäbe sich, wenn eine Anmerkung des
Florez (a. a. O. 433, 1) und Mommsen kombiniert
werden, auch für die (mir nicht zu Gesicht ge-
kommene) Ausgabe des Juan del Saz (1724) und
für eine jüngere (XVII. Jahrhundert) handschrift-
liche Kopie des Chronicon Aemilianense (oder wie
Mommsen es nennt: der Epitome Ovetensis).
Florez füllt die Lücke so wie oben angedeutet,
und zwar nach Pellicei', dessen Buch einzusehen
mir (wie bereits gesagt) nicht gegönnt gewesen
ist. Soviel ist aber schon jetzt klar, daß die
Sätze, welche Riese nach der Handschrift des
Escorials II R 18 mitzuteilen geglaubt hat, nicht
etwa den Anfang der Cosmographia des Julius
Ilonorius darstellen, sondern vielmehr den eines
' Edri.si (Jaubert 11 2A:>'' setzt Tortose 20 Meilen oder
(II 3ö; Dozy 2.31) 12 Meilen oberhalb der Ebniniündung; an;
45 oder (II 35) 50 Meilen betrügt die Entl'ernnnjj ,de Tor-
tose a Tarragone des Juifs', Tarragone 50 oder (11 S-i) 60
Meilen von Bareolona; (II 31)) Tarragone ist ihm von der
Eliroinündun? 40 Meilen entfernt.
ItIXEKAK - SlTDIEN.
15
besondereu Kompendiums, das aus jener Cosmo-
graphia nichts außer dem Vorwort samt dem
Zahlenüberblick und den spanischen Flüssen ge-
nommen hat, sonst aber nichts mit der bezeich-
neten Handschrift II R 18 zu tun hat.
Gewiß hätte ich sehr gewünscht, das Itinerar
Gades — Konstantinopel sowohl nach seinem Inhalt
als nach seinem Wortlaut auf die ursprüngliche
Fassung zurückzuverfolgen. Es soll nicht geleug-
net werden, daß diese Absicht vielleicht durch-
führbar wäre, wenn das Beweisraaterial vollstän-
diger überblickt werden könnte. Daß es aber
nicht möglich ist, dieser Absicht näher zu kommen,
bevor man wenigstens jenes Material, das bereits
veröffentlicht worden ist, wieder zu Gesicht be-
kommen hat, wird man wohl zugeben. Mommsens
Darstellung des kritischen Sachverhalts ist hier
(eine seltene Ausnahme in der sonst wunderbar
klaren und eindringlichen Darlegung seiner Chro-
nica minoral weder vollständig noch genug ver-
ständlich. Auch er scheint Pellicers Buch nicht
benützt zu haben und umgekehrt sieht er II 371
mit Unrecht die Ausgabe des Del Saz als leicht
und allgemein zugänglich an.
II. Ein Itinerar in den Commentarii notarum Tironianarum ?
Das dritte Buch der Gominentarii, mit dem
eine spätere Schichte dieses Sammelwerkes an-
hebt, enthält in seinen ersten drei Kapiteln geo-
graphisches Material in Sigeln und Umschriften.
Was sonst an geographischen Namen in den
Commentarii vorkommt, ist vereinzelt und späv-
lich. Die genannten drei Kapitel sind ungleich
geartet und aus ungleichem Stoff zusammen-
getragen. Dabei soll uns bloß das Objekt inter-
essieren, das zum Verzeichnen der Sigeln ge-
wählt erscheint. Die geringsten Hindernisse
dürften der Bestimmung der Art jenes (für das
tironianische System an und für sich natürlich
vollständig gleichgiltigen) Materials sich in den
Weg stellen, das dem zweiten Kapitel zugrunde
gelegt worden ist; dieses Kapitel enthält nämlich
nahezu ausschließlich ciritates der drei Gallien
mit ihren Vororten, z. B. Taf. 80
Zeile 91 Eemtis, 92 Ditrecorfarum (^Durocortorum),
93 Sequanus, 94 Vesoidio.
Zwar ist auch dieses Verzeichnis nicht so
vollständig, als wir wünschen möchten, und auch
die Anordnung der Namen ist öfter gestört und
umgestürzt. Zangemeister hat (Neue Heidelberger
Jahrbücher II 1892, 1 ff'.j während seiner Vor-
arbeiten für den die Inschriften des rheinischen
Germanien umfassenden Corpusteil dieses so gut
wie vergessene Zeugnis wieder hervorgeholt. Er
erkannte S. 36 ,in ihm ein wertvolles Schrift-
stück aus alter, wahrscheinlich augusteischer Zeit,
welches uns großenteils treu überliefert, zugleich
aber auch im Lauf von acht Jahrhunderten und
namentlich in dem letzten derselben erweitert
und in den Namensformen teilweise umgestaltet
worden ist'. Das Urteil mag in seiner zweiten
Hälfte vielleicht nicht ganz berechtigt sein, jeden-
falls handelt es sich, um Zangemeisters Aus-
druck zu wiederholen, um ein , wertvolles Schrift-
stück", natürlich ganz ohne Rücksicht auf seine
Verwendung in einer Sammlung stenographischer
Beispiele, und wer nach Zangemeister die Ge-
schichte der tiO oder 64 Civitates in den drei
(Tallien behandelt hat, wie Kornemann Klio I
(1901) 338 oder Hirschfeld CIL XIII, hat
Zangemeister beigepflichtet.
Zangemeister hat das Verdienst, für mehrere
Punkte klare Fragenstellung ermöglicht zu haben.
Bei anderen Punkten sind wir noch weit von
einem Abschluß entfernt, so in der Frage nach
dem Prinzip, das für die Anordnung der Namens-
jjaare maßgebend gewesen ist, und in der Frage,
wo und zu welchem Zwecke dieses Verzeiclmis
von Sigeln angelegt worden ist. Spuren einer,
wie Z. meint, späteren Verhältnissen Rechnung
tragenden Umarbeitung, die z. B. in der Lugdu-
nensis eine Anzahl von Ortschaften nachgetragen
hat, weisen nacii Z. 31 ,auf Zeutralfrankreich als
das Gebiet, in welchem unsere Liste diese Zu-
sätze erhielt'. Daß aber das ganze Kapitel doch
wohl nur in Gallien' entstanden sein und am
besten aus dem praktischen Gebrauch der Kanzlei
des Statthalters oder des Landtags oder aus einer
für diese Kanzleien vorbereitenden Schule zu er-
klären sei, hat Z. anscheinend nicht erwogen.
Wenn Z. Bourquelots Ansicht (Annuaire soc.
antiquaires France 1851, 276), ,daß der Verfasser
der Liste in Autun studiert und die Namen
wiedergegeben habe, welche er auf der von Eu-
menius (Pan. IV 20 fg.) dort erwähnten Karte
' Vgl. über lue AusUreitiing der Stenographie in Ger-
manien und (Jallien z. B. Johnen Geschichte der .Stenoirraphie
[ (Berlin l'JU) 17i)fg.
16
'\\'ii.iii:i.M KiJursciiKK.
gefuiuleu hatte', in der Hauptsache gewiß mit
Kecht zurückgewiesen liat (Z. 146), so hat der
französische Gelehrte docii wohl Hecht mit der
gallischen Heimat dieser Einlage des lironia-
nischen Corpus gehabt. Wäre die Liste außer-
halb Galliens exzerpiert und versigelt worden, so
hätten wir ein Recht, uns darüber zu wundern,
daß nicht auch andere Provinzen des römischen
Reiches, natürlich mutatis mutandis, paritätisch
behandelt worden sind.
, Caput IIP umfaßt außer geographischen
Namen auch noch eine Person Taf 88,10 Sjxir-
tacum (so im Akkusativ )i und mehrere Vokabel,
die nicht Eigennamen sind, und ist so bunt zu-
sammengestellt, daß uns nicht gut möglich wird,
einen einheitlichen Text als Grundlage der dort
vorliegenden Sammlung von Sigeln ausfindig zu
machen. Der gut gemeinte Versuch Breidenbachs
in Dewischeits Archiv für Stenographie LV (1903)
97 ff., der Stoff sei aus Sallusts Historien zu-
sammengesucht worden, ist so luftig und zum
Teil gewalttätig auf ein paar Namen, vor allen
den des Spartacus, aufgebaut, daß wir ihm keinen
Glauben entgegenbringen können. Erübrigt also
noch .Caput I'.
Mentz hat im dritten Abschnitt seines inter-
essanten Aufsatzes ,Zur römischen Stenographie:
Die erdkundlichen Namen in den Commentarii
notarum Tironianarum III 1' (Hermes LI 1916,
190 ff.) den von Breideubach im Archiv für Steno-
graphie LV (1903) 193 ff. vorgetragenen Satz ab-
gelehnt, daß die in diesem Kapitel für Sigeln
o-ewählten Ortsnamen aus einem Geschichtswerk
stammten, das (S. 207) ,das ganze Zeitalter oder
wenigstens die Kriege des Augustus behandelte'.
Mit dieser Ablehnung kann man sich nur ein-
verstanden erklären, weniger aus dem von Mentz
geltend gemachten Grunde," als weil Breidenbach
seinen Beweis auf keine Weise zu einem positiven
Ergebnis ausreifen lassen konnte. Daß irgend-
ein geographisches Prinzip bei der Zusammen-
' Taf. 88, 56 Nicomedus muß nicht einen König be-
zeichnen, sondern kann auch statt Nicomediun stehen =
J^icomediensis.
^ a. 200: ,\Venn wirklich ein Auszug aus einem ge-
schichtliclien Werke vorläge, so müßten doch die Orte in der
Keihenfolge erwähnt werden, in der sie der Reihe nach
eine Rolle spielten. Die Namen müßten sich auch säuit-
lich nachweisen lassen.' Zum wenigsten darf man an dem
Worte .sämtlich' Anstoß nehmen, andererseits darf unbe-
dingt nicht ausgeschlossen werden, daß der .Stenograph die
von ihm gewählten Namen so einordnete, wie es für seinen
Zweck ihm rätlich erschien, für den Zweck des Unterrichtes
in seiner Theorie und seiueni System.
Stellung der Orte maßgebend gewesen sein muß,
gibt Mentz (S. 201) allerdings zu; er veranschau-
licht das dadurch, daß er die landschaftlich zu-
sarauiengehörenden Ortsnamen zusammenstellt.
Nun würde man fehlgelien, wenn man das Ver-
zeichnis der Sigeln als einen Nachschlagebehelf
ansähe. Denn
<i ) ist das ganze Verzeichnis nicht gerade
groß, und es fehlen sehr wichtige Orte; an ihrer
Stelle werden mitunter recht kleine und sonst
ganz selten erwähnte genannt, die kein Stenograph
als alltägliches Rüstzeug ansehen konnte;
h) es ist kein sinnfälliges Ordnungsprinzip
der einzelnen Namen zu erkennen oder auch nur
vorauszusetzen, und das Kapitel kann nur so ver-
standen werden, daß an ihm die Prinzipien der
WortkUrzung und Wortbesigelung exemplifiziert
werden sollten ;
c) es ist gar nicht auszudenken, daß ohne
genaue Kenntnis des Zusammenhanges die z. B.
nur durch zwei Elemente und ein Suffix gebildeten
Sigeln wie Tf 84, 54 und 58
h = Av{ennl)o oder ^ = Ar(el(it)e
richtig wieder gelesen werden konnten oder Miß-
verständnissen entrückt blieben, wie etwa heutzu-
tage das Wiedererkennen des Stadtnamens Kon-
stantinopel in einer aus den Buchstaben Aost
und der Endung el gebildeten Sigel oder gar in
einem Gleichheitszeichen (==) nur durch die Kennt-
nis des Sachverhaltes gesichert wäre. Dieser Ge-
danke wird wohl auch Mentz geleitet haben, und
er hat seine Richtigkeit durch die Beobachtung
gestützt, daß (S. 203) der Verfasser ,das ganze
Kapitel hindurch je zwei graphisch ähnliche Noten
zusammengestellt' habe, wie er dies eben mit
Avennio und Arelate gezeigt haben will. , Diese
Liste', sagt Mentz S. 205, ,muß ein Mann hergestellt
haben, der in der Praxis eine reiche Erfahrung ge-
sammelt hatte, aber gleichzeitig ein feines Verständ-
nis für theoretische Pirwä£:ungen hatte.' ,Auf Grund
seiner guten Allgemeinbildung ging er in seiner
Erinnerung oder meinetwegen auch an der Hand
eines Verzeichnisses die einzelnen römischen Pro-
vinzen durch und suchte sich je zwei und zwei
Namen aus, deren Notenbilder den praktischen
Stenographen zu Verwechslungen verleiten konn-
ten.' Diesen Schluß darf man wohl als in der
Hauptsache richtig ansehen, wofern man nur, wie
gesagt, in diesem Verzeichnis nicht einen Nach-
schlagebehelf für allgemein gültige willkürliche
Sigeln, sondern eine Exem))lifizierung zur Ein-
Itinebar - Studien.
17
Übung und Anwendung der theoretischen Kegeln
erkennen will.
Jlir sind zwei Namen dieses Verzeichnisses
aufgefallen: Taf. 84, 25 fg. Laumellum und 84,62
Uggernvm; dieser Ort liegt am rechtsseitigen
Rhoneübergang an dem Weg von Nemausus nach
Arelate, Laumellum ist Station der von Vercellae
und von Augusta Taurinorum nach Ticinum
führenden Straße, vielleicht auch sonst Knoten-
punkt. Es ist selbstverständlich nicht ausge-
schlossen, daß an jedem dieser beiden Orte
irgend einmal etwas in rümischer Zeit vorge-
fallen ist, das über das lokale Interesse hinaus
Beachtung und daher auch Aufzeichnung auf
Klios Tafeln verdiente; es ist ja auch selbstver-
ständlich, d,iß kriegerische und politische Ent-
wicklungen doch am ehesten und häufigsten längs
der Weglinien erfolgen, welche in den Jahren
des Friedens und der Vorbereitung zum Kriege am
meisten begangen und gangbar gemacht worden
Avaren: längs jener Weglinien, welche die gering-
sten Steigungen, die leichtesten Flußübergänge, die
besten Wasserstationen, die reichsten und gesichert-
sten Ressourcen verbinden. Aber wir hören trotz-
dem von beiden Orten nur durch Geographen oder
Itinerare,' und wenn in noch späteren Zeiten irgend-
ein Autor ihrer gedenkt,^ so geschieht dies eben
nur deshalb wieder, weil sie an Straßen lagen.
Das führte also auf den Einfall, daß der Ver-
fasser von cap. I ein Itinerar oder ein sei es ge-
schriebenes, sei es gemaltes Verzeichnis geogra-
phischer Namen zur Aufstellung seiner Sigelu
verwendet habe; eine genauere Durchsicht ließ
die Frage zugunsten eines Itinerars entscheiden,
' Die Belege für Laumellum gibt Mommsen CIL V
p. 715; jene für Ugernum Hirschfeld CIL XII p. 356 und
Holder Altkeit. Sprachschatz HI 18 (dieser auch noch die
frühmittelalterlichen über das castrum Ug.).
" Laumellum: (Ammianus XV 8,18) Julian heiratet
die Schwester des Kaisers Coustantius II. und (Dec. 355)
est deductus ah Augtisto ad usque locum dtiabus coittinnit in-
aignem, qui Laumellum interiacet et Ticinum, iiinerihus rectis
Taurinoi pervenit; von dort geht die Heise nach Vienna.
wo Julian über Auftrag des Augustus Hof halten soll. —
(Paulus Hist. Lang. III 35) Theudelinda geht dem von ihr
als Bräutigam auserlesenen Agilulfus, dux Taurinatium,
aus Mailand bis Laumellum entgegen (590 n. Chr.).
Ugernum: (Sidonius Apoll, carm. VII 571) Avitus
wird auf dem Zuge von Tolosa nach Arelate im Jahre 455
zu Ugernum zum Kaiser ausgerufen; fragor utria contplet
Uieyni, quo forte loco pia turha senatnt | detulerat vim^ vota,
preces.
' S. '201; wenigstens scheint Mentz das zu meinen;
sonst ist mir sein Satz unklar: , Indem etwa ein uner-
kanntes oppiduvi dazukam, ward das unverständliche Auso-
petum daraus'.
Denkschriften der phil.-hist. Kl, ijl. Bd., 3. Abh.
weil die Ortschaften in zusammenhängenden Linien
sich ordnen lassen. Dabei ist natürlich nicht an
Vollständigkeit der Stationen, sondern nur an
eine Auswahl zu denken; auch ist nicht die Auf-
rechthaltung der Abfolge von Stationen, wie sie
ein Itinerariuin bietet, zu erwarten, sondern ihre
Anordnung war durch die paarweise Zusammen-
stellung im Sinne der von Mentz angedeuteten
graphischen Unterweisung bedingt.
Ich hebe zunächst Taf. 84, 4;3 — 62 als Ganzes
heraus. Innerhalb dieser Reihe ist Z. 61 Anso-
peium nicht klar, aber die hs. Interpretation
(Transkription) kann nicht korrekt sein, weil die
Sigel die Elemente Ar und s sowie die Endung -um
zu enthalten scheint;* was Mentz' vorschläft: Arnn-
siensiwHj könnte sachlich entsprechen, gefällt aber
doch nicht recht, weil die Wahl einer Sigel für
den Genetiv Plural unwahrscheinlich ist;* so mulö
ich denn den Ortsnamen, der übrig-ens einige
Zeilen früher (53 Araii.sio) ohnehin genannt worden
war, hier ausschalten.
Dann aber reihen sich die Namen Tolusu 60
Narho 51 fg. Biterrae'^ 43 fg. Nemausum 59 Uij-
gernwm 62 Arelatae 58 Massilja 56 fg. zu einer
zusammenhängenden Linie. Dann wieder von
Arelate aus einerseits über Arausio 53 Vienna 50
Lugdunum 49, andererseits nach Cahalljo 55 und
weiterhin nach Vocontius 45, womit Dea Vocon-
tiorum insofern gegeben ist, als die Sigel für Dea
schon in älteren Teilen des tiron. Corpus (Tf 7, 80)
gegeben war. Die aufgezählten Orte gehören
sämtlich der Narbonensis an. Ich habe dann gar
keinen Grund, nicht auch Aquitania 46 ff. ein-
zubeziehen'' und die Weglinie an die Rhone-
* Kopp (II 36 und 441) hatte A(u)SO als Stamm-
elemente dieser Sigel erkennen wollen und ,Avssonam,
hodie Au.xonne' vorgeschlagen; aber dies ist aus verschie-
denen Gründen nicht zu billigen. — Wenn Holder, Alt-
keltischer Sprachschatz 111 (1910) 761 Ausopetum als Ort
,zwischen Tolosa und Ugernum' bezeichnet und dabei nicht
etwa bloß irrige Ausdrucksweise vorliegen sollte, so ist mir
ein Beweisgrund seiner Feststellung unbekannt geblieben.
^ Dies die späte und frühmittelalterliche Namensform
von Baeterrae; also hätte Breidenliach 196 die Überlieferung,
Kopp folgend und ihn noch überbietend, nicht antasten
sollen.
^ Mentz will S. '201 annehmen, daß der gegenwärtigo
Stand der Überlieferung
Z. 32 Aqninmtt,
Z. 46 if. Aquita7iuft Aquitania Aquitanicns
durch ,Abs])litterung' aus einem anfänglich eingesetzton
Aquinuvi Aquinas
Aquitania Äquitanun
entstanden sei. • Der letzte Anlaß zu dieser Annahme ist
ihm, daß .sonst nirgends zwei Ableitungen stehen, sondern
3
18
Wll,ul•:l.^[ Kui'.n-sciiEK.
niüudung statt erst von Toulouse lieber noch
weiter westlich beginnen zu lassen; etwa von
Bordeaux, das tatsäehlich im dritten Kapitel aul-
gezäblt wird (Tf. 88, 60); da aber die Beziehung
der drei Ka[)itel zueinander und vor allem ihre
zeitliche Stellung unentschieden ist, lasse ich diesen
liauptort der Aquitaner lieber ganz beiseite.
Nun hebe ich, wieder als Ganzes, die Partie
Tf. 84, 8 — 26 iieraus. Gehen wir von Vienna aus,
das aus dem narbonensischen Abschnitt (Tf. 84,
50) oben angeführt worden ist, über den Kleineu
St. Bernhard nach Italien, so kommen wir mit
It. Ant. 344 ff. über Eporidiae 24 Vircellae 22 fg.
Lcmmellum 25 fg. Ticinum 20 nach Mediolannm
18; von dort etwa längs des Poflusses nach Cre-
moiia 15 fg. und Honf'di(f 12; oder über den Po
auf der via Aemilia nach Farentia 14 und Ari-
mimim 8. Auf irgendwelchen Wegen können sich
die in der östlichen Po-Ebene gelegenen Orte Ra-
venna 9 Alfinuvi 11 Aqiiileia 13 bis Verona 10
anschließen; liieher mag auch Tf. 83, 88 Pata-
viian bezogen werden. Damit ist die bezeichnete '
Gruppe 8 — 26 erschöpft bis auf zwei Namen,
nämlich Milentihim 19, das nicht richtig transkri-
biert zu sein scheint und Jedenfalls bis jetzt nicht
identifiziert werden konnte,' und Licinum 21, dessen
Deutung auf das lacinische Vorgebirge (Breiden-
bach 195.201") unannehmbar erscheint; vielmehr
dürfte ein Forum Licinii darin stecken, das
irgendwo im westlichen Oberitalien (Nissen, Lan-
deskunde II 190j und dann wieder in der Aemilia
nur eine, mit einziger Ausnahme von Afrka, wo wir drei
Ableitungen finden'. Aber es scheint mir liier und ander-
wärts in diesem Abschnitt, daß Mentz nur die Hiilfte von
dem sagt, was er sich denkt. Denn es findet sich noch
eine erkleckliche Zahl von Fällen ,2vveier Ableitungen' in
Capitel I, und die muß Mentz ja auch gesehen haben.
Also trennt er Kap. I, wie ich es ja auch tun werde, in
zwei ungleiche Teile? Aber er sagt das nirgends. Und
dann finde ich den angeführten Grund der ,zwei Ab-
leitungen' für ganz irrelevant; soll man dann nicht auch
Uniformität in der ursprünglichen Fassung des Kapitels
fordern, in welchem der Ortsname heute gewöhnlich allein
steht, nicht selten aber mit einer Ableitung (z. ß. Tf. 83,
72 Puteoli PiUeolanus) verbunden wird? Ist Schon da keine
starre Eegelmäßigkeit vorhanden, warum soll dann das
Hinzutreten nocli einer zweiten , Ableitung' Schilden der
Überlieferung uns zu verraten geeignet sein? Ich halte
also dieses Verfahren nicht gerade für fruchtbar und er-
quicklich. — Warum hat Mentz dann übrigens (dies ganz
nebenbei bemerkt) Aquinum und Aquitania nicht in die
Tabelle S. "204 gebracht, die zeigen soll, wie er sich das
ursiirüngliche Verzeichnis vorstelle?
' In dieser Sigel stecken die Elemente mil (nicht bloß
ml) und die Endung um. Man darf sich also nicht darüber
wundern, daß Kopp an Miletian gedacht hat; freilich kann
(Nissen II 268, 10) vorhanden war; die Sigel l'ür
das Wort Forum stand bereits auf Tf. 17, 6 (vgl.
Tf. 56, 86), konnte also hier weggelassen werden.
Unmittelbar geht die Gröppe Tf. 83, 96—84, 5
voran mit Orten an der via Flaminia, nämlich von
Ariiiiiimin aus (8); Pisanrztin 5 JIo!IIh)ii (= Hel-
villum) 3 A'((ce;-/rt 1 fg. Mevania A Ocricoltim 96;
zu Pisaurum ist des Gleichklanges wegen hanniin
6 fg. gestellt, zugleich ein Zeichen, daß das gra-
phische Element in diesem Ubungsmaterial wich-
tiger als das geographische Prinzip ist. Damit ist
die Strecke ^Mailand bis Rom vollendet; die Sigel
iür Borna steht nicht hier, sondern schon Tf. 23, 83,
so daß dieser Name aus dem Zusatzblatt, als
welches Kap. 1 aufzufassen nötig erscheint, bei
dessen Aufnahme in das tironianische Corpus als
entbehrlich gestrichen werden konnte.
Dieser Reihe geht die Gruppe Tf. 83, 72—95
voraus, eine Anzahl von Orten in Latium und
Campauien. Man kann sie so ordnen: Borilica
(Bovillae) 95 Arncia (Aricia) 94 Taracia (Tarra-
cina) 93 Foriniae 91 Mintunine 92 Sinuessa 84
( 'aiiua 87, alle an der appischen Straße; seitwärts da-
von i'r/r/.s- (Privernum) 90 und Suessa 85. Südwärts
von Capua^ gelangen wir nach Suessida 86 und
Xi'aimli 74 fg., und von diesem aus an der Küste
über Puteoli 12 i'g. Baiae 16 fg. Baidi 82 Messiiii
(Miseni,* Misenum) 80 fg. Cumae 78 fg. und nach
Linier iium (Liternum) 83; ferner von Rom nord-
wärts Eutruriae 27 fg. (vgl. im selben Kapitel Tf. 85,
47 fg. Tusc.us, Tuscia^:^ ostwärts an der via Valeria:
man durch diesen Vorschlag sich nicht gerade überzeugt
finden. Räumlich entfernte örtlichkeiten bloß auf Grund
der Namensähnlichkeit und also im Hinblick auf das
Bedürfnis des Stenographen heranzuziehen, wie dies ja
allerdings ein paar Zeilen früher (hier Sp.ilte 18 b) für das
Paar Pisanvum Isaurum erwiesen ist, wird man sich doch
immer zehnmal überlegen.
^ Das ist übrigens eigentlich ein Vorschlag Kojips;
Stammelemente Icn und die Endung um.
' Auch mit Tf. 83, 89 Capis weiß ich nichts anzufangen.
Ganz unglücklich verfährt Breidenbach S. 195: ,Kopp hat
wahrscheinlicli zu machen gesucht, daß uns derselbe Name
als Cnpiis begegnet bei Grufer 170, 1. Auch dort ist ebenso
wie 83, 88 fg. unmittelbar mit Patavium verbunden, und weil
auf der Inschrift sogleich Bononia folgt, so darf man die
Stadt, die uns sonst nicht bekannt ist, vielleicht nach Ober-
italien verlegen.' Die nach Gruter zitierte Inschrift findet
man jetzt CIL VI 3559 oder Dessau 9081: sie bezieht sich
;uif eine von Soldaten besorgte Bauführung, und die Heimat-
angaben der beteiligten Sold.-iten lassen sich nicht zur Deu-
tung des Wortes Capis des tiron. Corpus verwenden; oben-
drein steht nicht Capus, sondern Capua auf dem Steine.
* = Misenum; vgl. im Brief des Apion BGU II 423
h; Mriarjvo-j;, hier deutlicher als bei ProperzIll,4 Mheiii.t
nohilihtis.
ItINEBAR - S'rUDIEN.
19
Tthor (Tibur) 35 fg. Casseuli (Ciirseoli) 33 Marnsia
Älariicimis 40 ig. Samnitcs 39 Paeligni 42; gegen
Südosten an derviaLatina und deren Nebenweg, der
Praenestina: Praenen-tae (Praeneste) '61ig. Ferentum
(Ferentinum) 29 i^re(/eZZae 31 7^eöro<irtae(Fabrateria)
30 Aqidnum 32 und seitwärts davon Interamnis 34.
Lassen wir dann Atlicnae 63 fg. weg, so folgt
Africa 69 — 72 mit Kartago 65fg. ; von diesem
südwärts Adrimentum (Hadrumetum) 73 fg. Leptes
75 fg. und westwärts Uteai 67 fg. Hippo 11 fg.
Tahraclia (Tliabraca) 88 Cirfensis 79 und Thigi-
tani 80 ; also müssen wir die Ortsnamen Cirta
und Tingis voraussetzen. Indes kann das afrika-
nische Stück nur allenfalls als Anhang zu dem
oben behandelten Stock von Namen angesehen
werden: bei ihm läßt sich, für sich allein ge-
nommen, am wenigstens an ein Buch oder ein
Kartenitinerar als Vorlage denken.
Auf diese Art ist melir als ein Drittel (das
erste Drittel) der Namen von Kap. I aufgeteilt,
allerdings nicht in einer fortlaufenden Linie, wohl
aber in größeren Stücken zusammengefaßt. Aber
schließlich hätte der Verfasser, wenn er z. B. das
It. Ant. vorgenommen hätte, um daraus den Roh-
stoff für seine Veranschaulichung der Sigelu zu
beziehen, auch wohl nicht viel anderes geschaffen.
Insbesondere liat man kein Recht zu verlangen,
daß der Itinerarfaden durch nachträgliche Grup-
pierung für unsere Zwecke übersichtlicher hätte
gestaltet werden sollen. Denn davon abgesehen, daß
wir Spätgebornen keine Berücksichtigung unserer
Anforderungen erwarten dürfen, liegt erstens der
geographische Nebenzweck dem Verfasser über-
liaupt fern; wenn ein modernes Aufgabenbuch,
wie z. B. die Sammlung von Heis, Beispiele aus
der Anthologia Graeca nimmt, so ordnet sie diese
Entlehnungen nach ihren eigenen Zwecken und
nicht nach der Abfolge im exzerpierten Buch ;
zweitens soll auch nicht vergessen werden, daß
Handlichkeit und Übersichtlichkeit, wie wir sie
heute fordern, den antiken Lehrbüchern großen-
teils fehlt, und daß bei dem Fehlen von Inhalts-
verzeichnissen oder Marginalausweisen und alpha-
betisch geordneten Registern die Benützung der
großen enzyklopädischen Werke der beiden ersten
Jahrhunderte vor und nach Christus, ich denke
an Varro und Plinius, das Suchen und Wiedei'-
aufsuchen dem antiken Benutzer Schwierigkeiten
auferlegte, die wir uns kaum ausdenken können.
Ich habe in meinem Aufsatz über ,Eine römische
Straßenkarte' ' Gelegenheit gehabt, auf die beson-
Jahresliefte des Österr. Arch.Holog. Instituts V (1902).
dere Unhandlichkeit des It. Ant. hinzuweisen, und
kann versicliern, daß auch nach seitdem fort-
gesetzter langjähriger Beschäftigung mit diesem
Buche sein Aufschluß mir immer großenteils nur
auf dem Wege durch die modernen Indizes mög-
lich ist. Diese Unübersichtlichkeit charakterisiert
die antike Fachliteratur, und erst das Aufkommen
alphabetisch geordneter Fachlexika hat diesem
Ubelstand einigermaßen abzuhelfen sich bemüht,
freilich auf Kosten der Systematik und mit der
Gefahr von Auslassungen und Widersprüchen, wie
wir das am besten aus dem Werke des Festus
ersehen.
Ich sehe also keine Schwierigkeit gegen die
Annahme, daß der Verfasser des Kap. I in dessen
erstem Drittel ein Itinerar, freilich nicht etwa das
uns erhaltene It. Ant. oder das It. Hicros., für
die Auswahl seiner Sigeln benützt hat. Gegeu
die Benützung eines Geschichtswerkes hat Meiitz
205 wohl richtig hervorgehoben, daß er , nicht
erst in alten Historikern nachzusuchen brauchte,
um mühsam ein Verzeichnis von Namen zusammen-
zustöppeln'. Wer das Bedürfnis empfand, für den
Unterricht in der Stenographie auch die geogra-
phische Nomenklatur heranzuziehen, hat gewiß
auch leicht den Weg zu einer Karte, zu einem
Stationenverzeichnis oder zu einem kurz gefaßten
Lehrbuch der Geographie gefunden. Daraus wählte
der Verfasser nach den Prinzipien seiner Technik
die Beispiele, nicht sowohl um allgemein gültige
Sigeln aufzustellen, als um ein Substrat für den
Unterricht zu geben. Heute fehlt der verbindende
Text zu den Sigeln. Nur deshalb hat es den An-
schein, als ob das Verzeichnis selbst schon die
Norm wäre.^ Hätten wir den verbindenden Text,
so würde (das dürfen wir hoffen) sich eine ge-
wisse Übersichtlichkeit des Lehrganges, und damit
der Beispielwahl und ihrer Gruppierung ergeben,
wie Mentz durch die Aufdeckung des paarweisen
Parallelismus wenigstens einen Faktor der Technik
des Kap. I ermittelt hat. An ein Itinerar als Quelle
zu denken schien mir deslialh rätlich, sowohl weil
wir die beiden oben namentlich angeführten Orte
Laumellum und ügernum nur aus der Itinerar-
literatur her kennen, als auch weil die Längen-
oder Linienentwicklung von Gallien her über Ober-
italien, weiter über die via Flaminia und Latium
bis Puteoli unverkennbar ist (vielleicht wäre also
richtiger und eher im Sinne des Verfassers ge-
wesen, wenn ich den umgekehrten Weg von Pu-
^ Vgl. die Stellung der Lehrer der Stenographie im
frühen Mittelalter zu den Pariser Noten, und dazu .Johnen.
a. O. l'JG.
3*
20
WlULELM KUHITSCHEK.
teoli' nach Gallien zu gchou vorgezogen hätte)
und auch durch die im Interesse des Lehrgangs
vorgenommenen Umgruppierungen nicht verwischt
worden ist.
Nur, weil nach meiner Meinung ein Itinej'ar
als Rohstort' für den Verfasser in Betracht zu
kommen scheint, habe ich diesen Abschnitt ge-
schrieben. Erst nachträglich habe ich bemerkt,
daß auch schon Breidenbach wiederholt (vgl. 197.
200) an eine Entwicklung längs der römischen
Straßen gedacht hat; dieser Übereinstimmung freue
ich mich, auch wenn Breidenbach (201) diesen Ge-
danken festzuhalten anscheinend sich nicht ent-
schlossen hat.
Die beiden folgenden Dritteile des Kap. I
kann ich nicht in gleicher Weise behandeln. Ich
verzichte selbstverständlich darauf, aus ihnen ein-
zelne Namen zu nehmen, die sich in jenen Rahmen
bequem fügen würden, wie z. B. Tf. 86, 27 fg. Bo-
nonia 29 f. Mutina 85, 82 fg. Fidinae (Fidenae)
85, 99 fg. Circei 49 Tuscolnnus und 47 fg. Tuscits
(vgl. oben Tf. 84, 27 fg. EutniKcits); ein solches
Verfahren ist unstatthaft, solange die Genesis dieser
Partien von Knp. I nicht klargelegt ist.
III. MoNAi = Stationen.
In seinem , Reisebericht über Hauran und die
Trachonen' (Berlin 1860), S. 107 fg. hat der da-
malige kgl. preußische Konsul Joh. Gottf. Wetz-
stein auf die eminente militärische und volkswirt-
schaftliche Wichtigkeit hingewiesen, die der Stadt
Bostra durch ihre Lage für den ganzen weiten
Hauran zukomme, ,der von hier aus mit dem
bloßen Auge nach allen vier Himmelsgegenden
überschaut und gleichsam bewacht werden kann,
und der Schlüssel zum Kostbarsten desselben' ist.
,Von hier ging über Salcha und Ezrak auf ge-
radem Wege die Römerstraße nach den Häfen
am persischen Meerbusen, iim die Erzeugnisse
des Westens an die Schiffe Indiens und die Kara-
wanen Persiens zu hefern und die Handelsgüter
dieser Länder dem Westen zuzuführen'. An dieser
Straße liegt der Ort Salkhat, das antike Salcha,
etwa 24 km von Bostra gegen Osten entfernt;
noch 15 km weiter erhebt sich der Wallfahrts-
hügel Chidr Imtän und die Ansiedlung Imtän,
das antike Mothan oder Motha. Dort hat Wetz-
' Zangemeister S. 34: ,vielleicht ist es nicht bloßer
Zuf;ill, (laß der geographische Abschnitt mit Puteoli beginnt,
wo Tiro wohnte'; vgl. auch Schmitz p. 10 seiner Commentarii
notarum Tiron. — Auch wenn, wie es scheint, absolut nicht
daran gedacht werden kann, daß noch Tiro selbst dieses Ka-
pitel .seinen Commentarii angefügt habe, so mag doch die Er-
innerung an seinen späteren Aufenthalts- und Wirksamkeitsort
für jemanden, der in seinem Geiste tätig sein wollte, bei der
Wahl des ersten Ortes der Liste bestimmend gewesen sein.
- Ptolemaeus nennt in der Geographie zwei Orte dieses
Namens: den einen im Gebiete der .Silvanectes II 9, 6, der
zu Pondron (oder Pont-de-Ront), ,Dep. Oise, Gemeinde
Fresny-la-Riviere' (Holder), angesetzt wird (vgl. Hirsclifeld
CIL XIII 1, p. 543); den anderen II 8, 7 bei den Veliocasses
h. Roueu (CIL XIII 1, p. 512), vgl. auch Hang bei Pauly-
Wissowa (II. Reihe) 1266; dazu jetzt die Inschrift Dessau
9476 (mit den Bemerkungen des Heraysgebers). Einen
dritten Ort dieses Namens, den Holder, Altkeit. Sprach-
stein, Ausgewählte griech. und lat. Inschriften
(Abb. Berbner Akademie 1863) 282, n. 63 und
nach ihm Lebas n. 2036 folgende Grabschrift
kopiert :
Tij'apx/.svTi'JTr,; Z'zcy.opix \ Vi'/X'.^ iv-O-aSi -/.T-rs r.z/.(^iu>z)
'Pa-o|j.ä-f5'J I MONÜJNPnEHC y.oi\ -b ijyf,ij.a tsü^' w; j
cpä; £■/. ■O-sjj.s/a'wv [J.£"/,pt; 'ü'byj: <I>A(a|it:c) | Yzv^r/.ä:
AAHPnT I; isiuv £;st£/,£s(£v) I of/a/Mcx: {iT,'/y.p<.oi)
[j.j(pta T£vTa-/.ic7_tA'.a) Iv e'-:t c'/Z,, = 237 der bostreni-
schen oder arabischen Jahrzählung, = 342/3 n. Chr.
Die Frau, deren Grab durch diesen Stein
kenntlich gemacht war, stammte aus Gallien, und
zwar aus der Stadt Ratomagus, dem h. Rouen.-
Der hohe Betrag, den das Grab gekostet hat,
schrumpft uns erheblich zusammen, wenn wir die
zahlreichen Zeugnisse für die rasend rasche Ent-
wertung des römischen Denars im IV. Jahrhundert
unserer Zeitrechnung uns in Erinnerung rufen.
Wessely hat diesen Niedergang des Reichsgeldes
in drastischer und gelehrter Darlegung neulich
Schatz II 1083 verzeichnen will, wird man überhaupt un-
berücksichtigt lassen dürfen. Holder sieht in dem auf der
Inschrift von Motlia genannten Ratomagus das der Silva-
nectes, ohne irgendeinen Grund anzugeben; Hirschfeld hat,
wahrscheinlich mit Recht. Bedenken gegen diese Bestimmung
erhoben ; denn es wird nach dem Stande unseres Wissens
nicht gut glaublich sein, daß ein ohne nähere Bezeichnung
genanntes R. ein anderes als Reuen sei. Karl Müller ver-
dichtet seineu Argwohn gegen das Rotomagus im Lande der
Silvanectes soweit, daß er im Kommentar Ptol. I ]>. 224
sich zu dem Glauben bekennt, daß der Name verderbt sei
oder daß irgendein ,sphalma' darin stecke. Für die fol-
gende Erörterung ist es nicht nötig, zu dieser Frage ge-
nauer Stellung zu nehmen, da beide Orte rechtsseitig der
Seine nicht sehr weit auseinander liegen würden, höchstens
daß von dem Ort der Silvanectes aus doch eher der Weg
nach dem .Süden und Osten über das Kheintal statt über
das Rlionetal sich empfehlen könnte.
Itinerab - Studien.
21
aucli aus den Papyri beleuchtet.^ Über die sprach-
Hcben Eigentümlichkeiten (vor allem die Form
räA/,1^) und die Verwendung eines metrischen Vor-
bildes für den Eingang (t£'-;75P3:7.c;vt;u-y;; ::^^ — ^:^
£v{>-j!5£ v.z't.-y.'., wo an der blockierten Stelle ein
Name wie llxvoiwv, il'w-stv^, N'.y.icTpa-;:; o. a. ur-
sprünglich gestanden haben mag), soll hier nicht
weiter gesprochen werden.
Die Inschrift ist wiederliolt von französischen
(jrelehrten, wegen ihres besonderen Interesses an
der französischen Heimat, erörtert worden. Aber
an den beiden in dem obigen Abdruck mit Kapi-
tellen wiedergegebenen Stellen ist die Erklärung
nicht über Waddingtons Interpretationsversuche
hinausgediehen. Waddington hat den Passus
MONOJNPnEHC als [j.:vwv y~' if,z verstanden, d. h.
,alleinstehend, fern von ihrer Heimat', allerdings mit
dem resignierten Zusatz: ,e'est peu grammatical,
mais je ne vois pas quel autre sens on peut donner
k ces mots'; den zweiten Passus als äv(;p T.[o)-.(^i).
Beide Deutungen sind herzlich unwahrscheinlich.
Die zweite Stelle hatte Wetzstein so abge-
schrieben: AAHPriT, und diese Abschrift mag den
Versuch Waddingtons inspiriert haben. Aber der
Zusatz irrip zum Namen des Mannes, der den
Grabbau aus seinen Mitteln bestritten zu haben
erklärt, ist, so wie er liier steht — noch dazu
ohne Artikel — unmöglich; -m ävcp;, so oder mit
einem Attribut wie Y/.j/.uTaTw oder Um. ist doch
ganz etwas anderes; und die Abkürzung t(i)-:(£)
ist nicht minder anstößig. Obendrein scheint nicht
AN auf dem Stein zu stehen; sonst hätte Lebas
in seiner Revision der Abschrift — gleichviel ob
mit Recht oder niclit — das AA seines Vorgängers
nicht in AA korrigiert. Die Inschrift gehört mit
zu jenen, von denen Monnusens Wort gilt: ,non
legit nisi qui intellegit'. Daß ich an Wetzsteins
Lesung n in Tl verwandle, braucht nicht weiter
als Ungebühr angefochten zu werden, da sie unter
anderen, durch Lebas offenkundig verbesserten
Verwechslungen n statt IT (y.al -b und •/.ite), r
statt T, N statt AI ({)£ij.£a{wv), II statt Cl (reccf/.äc),
E statt C zeigt. Es wird daraus auf die wirk-
lichen Schi'iftformen, welche auch aus Lebas' Pu-
blikation nur ungefähr erraten werden können,
ein bestimmter Scliluß möglicli sein.- Icii möchte
' Ein Ältersinilizium im Pliilo^elos (^ Sitzungsbericlite
der Wiener Akademie CXLIX 5. 191)4).
^ Über die besonderen Schwierigkeiten, denen die Ent-
zifferung der Inschriften dieses Fundgebietes begegnet, vgl.
Wetzstein, a. O. S. 80.
" Zar Bildung des Ethnikon vgl. Stephanus von Byzanz
8. V. KaßsXXiüv, TtdXi; MotasaXioi;- to e^vizÖv zati tov OTi)(töpiov
X'jKOv Kaß=XXt(uvr](jt05 w; Tappa/.tuVTjato;, y.azct 3s lov 'EXX/jvix.öv
in dem mit AA beginnenden Worte die Heimat
des Gessikas vermuten und versuchsweise 'AA'op-
■:i{-Tiz)^ vorschlagen; ich möchte dieses Wort von
Alerta ableiten, einem Orte, den die Tab. Peut. I B
Scheyb (II 3 Miller) so ansetzt:
Ariiantninat/o = Argenton-sur-Creuse
Alerid XUII = St. Vincent d'Ardentes
Avaricimi A'AT/// ^ Bourges, der Hauptort
der Bituriges Cubi.
3ran hat sich darüber geeinigt, dieses Alerta
sowie den im It. Ant. p. 460* genannten Zwisclien-
ort Ernudorum als Stationen des Weges von Argan-
toniagus nach Avaricum anzusehen, also Tab. Peut.
und It. Ant. so zu vereinigen :
Argantoviago Tab. Peut. It. Ant. somit :
Alerta 14 | 14
Ernodormn \ 27 13
Avaricum 28 13 13 oder 15.
Bourges ist von Ronen auf nahezu gei'adliniger
Wegverbindung etwa 56 bis 60km entfernt; Gessikas
mag also ein Landsmann der Stercoria sein und der
hier vorgeschlagene Ansatz seiner Heimat gewinnt
dadurch im Zusammenhang an Wahrscheinlichkeit.
Daß die Heimat der Stercoria fern von ihrem
Grab gelegen sei, geht ja allerdings schon zur
Genüge aus der Nennung Galliens hervor. Aber
noch anschaulicher wird dies, wenn wir, ohne
irgendeine Änderung an den Abschriften zu be-
nötigen, nun lesen: y.jvüv p-i • r,; vS: -z y.Tqij.x usw.,
also gleichbedeutend mit 185 mans'iones (Post-
stationen). Über den Ziffern pTi deuten die Ko-
])ien keinen Strich an; aber das will nichts be-
deuten, denn ebensowenig ist die Jahrzahl dieser
Inschrift durch einen darüber geführten Strich
oder durch sonst ein diakritisches Zeichen aus
dem übrigen Text zu größerer Lesbarkeit heraus-
gehoben; daß auch die Zeichen der Denarsumme,
für die das Grab fertiggestellt worden ist, nicht
anders behandelt werden, darf ich nicht als Ana-
logon anführen, weil sie schon durch ihre Eigen-
art sich von dem übrigen Text abheben.
Dafür, daß man nach Poststationen die Ent-
fernung zweier Pnnkte bezeichnete, hat Fried-
länder, Sittengeschichte II' 20 und habe ich in
meinem Artikel über die antiken Itinerarien bei
KajjEXXiwviTri; w; Tappaztijvirr,?. Ebenso bildet er von N;irlio
N'apßwvi-nj; ü; 'A^z^Xtuvitr,; und von Baeterrae (Baitappa) liai-
lappitr;;. — Die keltischen Formen von Ethnika wie Brjiotp-
pocTi; oder iVajix-jioiTi; (vgl. den Artikel -atis bei Holder
I 264 fg.) brauchen hier nicht mitberUcksichtigt zu werden.
* Argantomago
Ernodoniin Dipiti XXVII
Avaricioii nipm XIII
2-2
WlLUKLH KuBlTSeUEK.
P;iuly-Wissowa IX 23«J0 Hcispiele beigebraclit.
Von diesen Beispielen will icli nur eines hier
wiederholen, das besonders charakteristiscli ist,
nämlich aus Athanasios' Schrift gegen die Arianer
c. 20, p. 117 (Mignc, Patr. Graeca XXV 298), die
Umschreibung der Entfernung von Alexandreia
bis Antiocheia am Oroutes mit ä-b -pii/.iv-a -/.v.
"tz ;j.svüjv, also mit ebensovielen Stationen, als im
It. Ant. p. 147, 1 — 154, 5 aufgezählt werden.'
Andere Beispiele bringen Ducange in seinen beiden
Glossarien und der Thesaurus; an weiteren Be-
legen wird es kaum fehlen, aber sie eigens zu
suchen, steht hier kaum dafür; auch wird das
Suchen durch die Anlage der allenfalls vorhan-
denen mageren Indizes und durch die Verwechs-
' Zu dem aus Sulpic.ius Severus Dial. I H, 1 gezogenen
Beispiel: Betlilehem sei von Alexandreia sedecim mansiomhiis
entfernt, sei noch bemerkt, daß eine paläographisch leichte
Korrektur von XVI auf XXI führt, welche Zahl durch It.
Ant. unterstützt würde, das auf der Strecke Askalon (dieses
mitgezählt) bis Alexandria 18 Stationen zählt; nur dürfte
diese Korrektur, auch wenn sie sicherer vorgetragen werden
könnte, nicht als Basis weiterer Schlüsse angesehen werden.
Die Sauberkeit und Sicherheit der Folgerung aus den
36 (J.ova( der Athanasius-Stelle wird durch folgende Tatsache
noch erhöht: Das Wegstück zwischen Äntiochia und Alexan-
dria (skizziert und durchgezählt in dem Kärtchen, das bei
Migne Patrol. Graeca XXV, p. LIII nach einer älteren Skizze
wieder abgedruckt wird) fällt auf seiner nördlichen Hälfte,
nämlich bis einschließlich Caesareas, ganz in den durch
den Pilger von Bordeaux ungefähr identisch, aber durch
Einschaltung von mnlationes viel reicher ausgestatteten Cber-
landweg. Dieses AVegstück ist also ein älteres, vom Verfasser
des Itinerarium Antonini irgendwoher fertig übernommenes
Gut. Nun werden alle vom It. Ant. aufgezählten Orte im
Bericht des Pilgers als cieita» oder tnansio bezeichnet (nur
Byblos ist beim Pilger ausgefallen) ; umgekehrt erscheinen die
vom Pilger zwischen Antiochia und Caesarea aufgezählten
mulnliones, 16 an der Zahl, und ein weiterer ohne Appellativum
genannter 17. Zwischenort im It. Ant. überhaupt nicht.
Es pflegt nun keine Untersuchung, welche sich vor-
zugsweise auf die handscliriftlich erhaltenen Itinerarien
stützt, ohne bitteren Nachguß zu verlaufen. Aber wenigstens
in diesem Fall braucht man sich nicht durch ihn gestört
zu fühlen. Es wird nämlich das letzte Stück der genannten
Strecke auf ägyptischem Boden noch einmal im It. Ant.
wiederholt, p. 155, im sofortigen Anschluß an den aus Gallien
und aus Italien nach Alexandria verlaufenden Überlandweg,
allerdings mit Auslassung einesNamens; anscheinend, nämlich
soweit man auf Grund der Distanzen schließen darf, mit keinem
zufälligen Ausfall, sondern einer beabsichtigten Kürzung:
Andro p. 154 p. 155
:iUhine XII I
IlermupoU XX {XXIIH Escor. P) XXI
Chereu XXIIII XX
Alexandria XX XXIIII.
Die Kürzung um die Station zwischen Audronpolis und
Hermupolis (die Zahl XXI wird wohl aus A'A7/ zurück-
geblieben sein) verringert die Gesamtzahl der genannten
hing von ij.:.Yri' im Sinn von , Kloster' mit , Station'
oder jTagraarsch'^ noch erschwert.
Hier wird ferner von Beispielen Kenntnis zu
nehmen sein wie Athanasius XXVI, Jlignc 964 B
£tc -/ap TcpioT/,'/ [j.ivTiV 'AXä^avSpsia; -V /,£7S[j.5v^v Xat-
pscu s^V'^^sv, was zu It. Ant. p. 154 und 155^
stimmt, und wie Vita S. Bacchi iun. p. 66-' 7:'hr,z'.o'/
YyZr,z -(ixt; äofcxa'iai 'l£picoAu[j.o)v [Asvi; 2'J:, was zu
lt. Ant. p. 200
Ae/ia
Eleutheropoli iwpm XX
AifCfdiina vrpm XXIIII
und p. 154
^iscalona
Gaza mpm XVI
Stationen, kann aber als auch sonst bei Wiederholung gleicher
Relationen nicht so sehr erlaubter als praktizierter Vorgang
angesehen werden; vgl. dazu meine Straßenkarte S. 73 ff.
Ich kann mir nicht beifallen lassen, die Entfernungs-
zahlen des It. Ant. als genügend beglaubigt anzusehen.
Aber auf dieser ganzen Strecke scheinen größere Irrtümer
nicht vorzuliegen, und so darf ich (ohne die einzelnen
Zahlen erst zu prüfen, und bloß um einen allgemeinen
Überblick zu gewinnen) die hier überlieferten Daten soweit
zusammenstellen, daß die Entfertningsgrößen dadurch un-
gefähr illustriert erscheinen:
3 Entfernungen von je 12 Millien
2 16
3 IS
C -M
6 ■ -ii
8 24
2 25
1 26
2 30
3 32
Durchschnitt also 22-3 Millien. [Ein auffälliges Spiel des
Zufalls, meines Erachtens ist es nicht mehr, soll (nebenbei
bemerkt) das fast vollständige Fehlen ungerader Zahlen
in dieser langen Reihe bedeuten.]
- So z. B. bei Palladius, Hist. Lausiaca c. 28, wo der
spätere abbas Paulus Simplex, um den heiligen Antonius
in der Wüste aufzusuchen, ävarpäy^^i «; öziöj (iova;.
^ Also schlimmsten Falles auch sine iecto mansin,
Ennodius vita Epifani 184.
■* Entfernung einmal mit 20, einmal mit 24 Millien
angegeben; Miller, S. 871 exzerpiert die Entfernungen beider-
seits von Chaereu unvollständig. — Daß Miller Wilckens treif-
lich gelungene Interpretation der in einem Münchner Papyrus
(aus dem Jahre 390 n. Chr.) wiederholt genannten [iovr,
Xtpaioa (Chrestomathie n. 434, S. 511) nicht anführt und ver-
wendet, kann bei der allzugroßen Beschränkung, die er beim
Aufsammeln des Materials für sein Buch sich nun einmal
auferlegt hat, nicht auffallen.
^ Dieses Martyrium Bacchi iun. finde ich bei Ducange
zitiert; die Publikation, nach Ausweis der Bibliotheca h.igio-
graphica der Bollandisten (1895) p. 15 handelt es sich um
Combefis, Christi martyrum lecta trias (1666), ist mir niclit
zugänglich gewesen.
IxiNEKAE - Studien.
23
trefflich paßt, wenn die \j.viy}. äJ: die Zwiselien-
stationen bedeuten. Andere auf bestimmte oder
auf abgerundete Summen von [xsva; lautende An-
gaben können zwar nach ihrer Bedeutung keinem
Mißverständnis ausgesetzt sein; nur läßt sich in
diesen Fällen wegen der lückenhaften Erhaltung
und lückenhaften liedaktiou des It. Ant. leider
nicht zwingend erweisen, daß genau die gleiche
Einteilung der Routen im It. Ant. vorliege, wie
sie doch aus den oben erwähnten Beispielen bei
Athanasius und in der Bacchus -Vita hervorgeht.
Nur noch in einem der mir bekannten Fälle kann
man diesem Beweisziel ungefähr ebenso nahe-
kommen.
Johannes von Antiocheia,-' der nach Ephesos
zum Konzil geladen ist, entschuldigt seine Ver-
spätung durch die Länge und Mühseligkeit des
Weges, den er anscheinend zu Fuß zurückzu-
legen genötigt ist und den zur See zu fahren er
vielleicht Bedenken getragen hat: r,[j.i:y.: '(y.p r/to
-p'.y:/.z-/-a, -icjOti; ■;xp h •/.■>/./.;; •;■?;; iSsO iyv.. Er
schreibt an Kyrillos, schon nähere er sieh der
Stadt Ephesos, Kyrillos möge durch sein Gebet
ihm das letzte Wegstück erleichtern : zaü-uz -y.z
T^br.z. -(^ 'ü, ij.owx:, wie denn auch sonst gelegentlich
die Wegstation und der Marschtag — offenbar
im Sinn des Fußgängers — als Synonyma be-
handelt werden.- Den gleichen Weg, nur von
einem östlicheren Ausgangspunkt, hätte Ibas, der
Bischof von Edessa, im Jahre 449 zurücklegen
müssen, wenn er vor der sogenannten Räuber-
synode zu Ephesos sich hätte verteidigen sollen;
zweimal^ bezeichnet er sich arM-i i-'z -iQzy.^i-i.-yny.
\i.'yt(<r). Also schätzt Ibas seinen Weg um 10 Sta-
tionen länger als Johannes ein; auf ungefähr eben-
soviel würde man mit dem It. Ant. kommen kön-
nen, wenn nur dort die Strecke von Edessa nach
Antiochia oder nach der nächstgelegenen Station
des Weges von Antiochia nach Ephesos (denn
Antiochia braucht bei eiliger Reise nicht berührt
zu werden) ganz überliefert wäre; so kommt man
von Edessa It. Ant. p. 190 fg. mit 7 Stationen bis
nach Nicopolis, so daß man mit weiteren 3 oder 4
' 431 n. Chr.; JlMiisi, Conc. nuvM coli. IV 1121.
^ Vgl. die Parallele Theoplianes p. 190, 13 Boor: äjtb
5 [iovüJv xi); (^aXärD);, wodurch Prokops (Vandalenkriege I 14,
10) Wendung rjji-pöjv Tittipcuv öSü ttj; r/tovo; oijy(o-Jia wieder-
gegeben wird; es handelt sich um den Ort 'Ep;j^'.ovr| (vielleicht
:= Hermiana, s. Dessau, R. E. VIII 828), den wir nicht zu
bestimmen in der Lage sind. Also wieder ein Anzeichen
dafür, daß man im gemeinen Sprachgebrauch den Weg von
einer p.ov^ zur nächsten als Tagesleistung angesehen hat.
Für Prokop selbst trift't allerdings die.se Bemerkung nicht
recht zu, wenn dieStationen de.s It. A. zugrunde gelegt werden,
die Linie von Antiochia nach dem Westen er-
reichen könnte. Mit dem It. Ant. läßt sich dann
freilich die Strecke von Antiochia nach dem Westen,
wenn man vom Anfang (bis Tarsus etwa) absieht,
nicht verfolgen; aber mit 30 Stationen würde
man, um nach den sonstigen Maßen des It. Ant.
zu urteilen, das Auslangen finden.
Durch Vermehrung und Klärung solcher Paral-
lelen wird man vermutlich in der sachlichen Ein-
schätzung und in der Aufspürung der Quellen
des It. Ant. um einen Schritt weiter kommen ;
auch wird es nicht gleichgültig sein, ob für alle
Teile des It. Ant. oder nur für einzelne Abschnitte
anzunehmen ist, daß die angeführten Orte inan-
siones gewesen sind. Da ich das It. Ant. und die
der Tab. Peut. und dem gcogr. Rav. für das
Straßennetz gemeinsame Quelle aus einem und
demselben Archetypen abzuleiten vorgeschlagen
habe,* muß ich folgerichtig die weitere Voraus:
Setzung empfehlen, daß der Redaktor des It. Ant.
ein Mittel wußte, um auf der von ihm ausge-
schriebenen Reise- oder Weltkarte die man!<iones
von den übrigen Orten zu unterscheiden: am ein-
fachsten also doch wohl so, daß auf dem Arche-
typen die manniones durch ein besonderes Zeichen
ausgezeichnet waren: meinetwegen durch die Vi-
gnette mit den beiden Türmen, die wir so oft auf
der Tab. Peut. angewendet finden; nur hätte frei-
lich der Zeichner der Tab. Peut. — nicht der
letzte Zeichner, sondern irgendeiner seiner Vor-
gänger — wie so vieles andere so auch vielfach
dieses Vignettenzeichen oft genug weglassen und
durch das Einhaken der Weglinie ersetzen müssen,
was doeii niemand glaubhaft finden wird.
Doch soll darüber hier nicht weiter gesiirochen
werden. Jetzt soll vielmehr nur gezeigt werden,
daß auch auf Grund des It. Ant. eine Entfernung
von Ibö Stationen, wie sie die eingangs erwähnte
Inschrift der Frau aus Ratomagus angibt, auszu-
rechnen ohne Schwierigkeiten und Eigenmächtig-
keiten gut möglich ist. Meinen ungefähr ersten
Versuch habe ich über Paris — Mailand — Rom —
Brindisi — Durazzo — Konstantinopel — Antiochia — •
wie ich zu zeigen demnächst in der Ijage sein werde. Hier
sei nur vorweg genommen, daß Prokop (III 1, 17) als Tages-
leistung einen Weg von 210 Stadien ansieht, Ssov 'AÖT|Vr),'>sv
MrcapioE lEvai, d. i., da er abweichend vom älteren Brauch
sieben Stadien auf eine römische Meile rechnet, 30 Millien;
ganz so mißt übrigens auch TP diese Distanz, während
It. Ant. p. 3215 nur 2(> Millien Entfernung zwischen beiden
Orten ansetzt.
" Konzil von Chalkedou vom .Jahre 451: act. ',) Mausi
VII 196 und act. 10 Mansi VH 204.
■* .lahreshefte des Österr. Archäolog. Instituts V (1902).
24
Wilhelm Kubitschek.
Caesarea Pal. gcfiilirt luul dabei genau die Zahl
von 185 Stationen' gefunden; ich lege auf dieses
Zusammentreffen keinen l)esonderen Wert, da bei
dem langen Weg aus (lallicn nach Syrien andere
Varianten um ein ])a!i.r Stationen mehr oder weni-
ger ergeben können; wenn man z. B. statt über
Brundisium vielmehr über Hydruutum den Weg
nimmt, müßten ein paar Stationen mehr berührt
werden; und es macht einen kleinen Unterschied,
ob man von Antiochia über Caesarea oder über
Damaskus nach Bostra und dem Fundort der
Inschrift von Motha reist; aber es handelt sich
dabei um ganz geringe Zahlenunterschiede, und
ich will auch nur zeigen, daß die Zahl 185 sich
auf den gangbarsten und wichtigsten Verkehrs-
wegen ergeben kann. Außerdem ist dies, wenn man
von t^er Linie über Belgrad nach KonstantinopeP
absieht, doch wohl so ziemlich der kürzeste und
jedenfalls der bequemste Weg, und auch das mag
nicht als gleichgültig angesehen werden, daß er
über Rom führt, über die damals immer noch
dem Abendländer wichtigste Stadt. Diesen Weg
hatte wonige Jahre früher der I^ilger von Bordeaux
für den Rückweg aus Jerusalem in seine Heimat
benützt. Ich schlage also folgenden Weg vor, indem
ich wo nur möglich dem It. Ant. folge:
a) It. Ant. p. 382 fg. Ratomagus (j. Ronen) bis Lutetia
(j. Paris\ am rechten Seineufer; die Station Briva
Isare (vgl. 384, 11) setze ich hier wieder ein . .
h) It. Ant. p. 366 — 368 bis Augustodunum (j. Autun)
c) It. Ant. p. 356—360 bis Mailand
d) It. Ant. ].. 124—127 bis Rom
e) It. Ant. p. 302—304 oder 304 fg. bis Benevent . .
//It. Ant. p. 120 fg. bis Tarent
[g) (It. Ant. p. 119); Tab. Peut. bis Brundisium . . .
h) lt. Ant. p. 317—323 bis Konstantinopel; ohne Rück-
sicht auf die Varianten der Strecke von Clodiana
nach Byzantium, wie sie aus dem Stationenver-
zeichnis Hydruntum — -Aulon — Byz. p. 329 — 332
sich ergeben
i) It. Ant. p. 140 — 147 bis Antiochia am Oroutes . .
h) It. Ant. p. 147 — 150 bis Caesarea in Palästina . .
J) It. Hier. p. 586 bis Scythopolis
It. Ant. ]i. 198 bis Capitolias* . .
Tab. Peut. bis Adraa und Bostra
bis Salcha und Motha
Weglänge
MUlieu
Entfernung der Station
größte
kleinste
Diiruh-
Bchnitt
Zahl
der
Stationen
79
27
248
44
538
36
423
27
174
18
170
35
53
20
12
21
12
742
7433
324
39(40)
32
40
27
19-7
27-6
19-9
18-4
12-4
18-9
13-3
35
343
32
17(18)
16
24
16
i
4
14
10
16
16
11
4
9
27
23
14
9
4]
20-6
20-6
21-6
15-4
36
36
15
3
2
2
2
Summe
3632
44
19-5
186
' Vgl. folgende Übersiclit; da ich dann die Statiim
Briva Isarae einschob, erhöhte sich die Gesamtzahl auf
186 Relationen.
' Wählt man von Jlailand den Weg über Belgrad
nach Konstantinopel, wie das der Pilger von Bordeaux auf
dem Hinweg macht, so hat man eine Weglänge von etwa
13'23 Millien mit 60 oder 61 Mansionen (Maximaldi.'itanz 47,
Minimum 4 Millien, nicht weniger als 12 Stationen «ind
nur nach einer Wegstrecke von mindestens 30 Millien zu
erreichen), während der Weg über Rom 1562 Millien mit
86 Stationen durchläuft. Die Wahl der Belgrader Strecke
hätte vermutlich volle Berechtigung, wenn die Frau —
oder jene Person, in deren Begleitung sie sich befand —
bemüssigt gewesen wäre, auf dem ra.schesten Wege direkt
von ihrer gallischen Heimat just gleich an die letzte Station
ihres Lebens im fernen Arabien zu gelangen. Es wäre
gegen diesen Weg aus unserem Material heraus gewiß keine
Einwendung möglich; aber ich wüßte nicht, was bei weni-
o-er forcierter Reise gegen den Rnhepunkt (der Reise oder
des Lebens) in Rom einzuwenden wäre.
' Lapie rechnet auf die Strecke Aegeae— Mopsukrene
61 (überliefert ist: 21 oder um wenige Millien mehr).
■• Miller, It. Rom., Sp. 831 macht mit der TP den
Umweg von Scythopolis über Tiberias nach Gadara; während
ITI^•KRAE - Studien.
25
Für die einzelnen liier aut'gezähltea Strtecken
ist die Anzahl der Stationen aus dem It. Ant.
entnommen. Hinzugefügt ist die Anzahl der Mil-
lien (und zwar, da hier nicht der Platz ist, die
einzelnen Teilstrecken zu kritisieren, nach der
Revision durch Lapie), ebenso die größte und
die geringste Distanz zwischen zwei Orten (immer
auf Grund der Berechnungen Lapies gewonnen).
lt. Ant. zwischen ScythopolLs und G.ndara nur 16 Meilen
ansetzt, brauclit TP von Scythopolis bis Tiberias 23 und
von dort \iach Gadara noch 16, also zusammen um 23 Meilen,
d. i. um 144 °/o mehr; die Angabe des It. Ant. ist allerdings
sehr knapp bemessen, aber m. E. nicht unmöglich; die mit-
tblgende Skizze ist nach den Angaben (Reitstunden) in
B.aedekers Palaestinu ^ 141 ff. und 194 entworfen, doch fehlt
dort die Vorbindung von der Jordanbrücke Dschisr al Mu-
dschami nach Gadara. (Zum Vergleich ist nocli die Strecke
Gadara— Kapitolias angeschlossen, die TP mit 13, It. Ant.
[zweimal] mit 16 Millien berechnet). Von den wirklichen
Weg- und Terrainverhältnissen sagt Miller hier (wie auch
sonst so oft) nichts. Dafür bringt er eine Parallele aus
Josephos (aber er gibt die Stelle nicht an, es ist Leben
c. 65), der die Tiberias nächstgelegenen Orte mit ihren
Entfernungen von Tiberias aufzählt:
Hippos 30
Gadara 60
Scythopolis 120 Stadien;
Miller nimmt nicht Anstoß an diesen Zahlen, ilie doch viel
zu niedrig genommen sind.
Von der während des Drucks erschienenen Abhand-
lung Peter Thomsens, Die römischen Meilensteine der Pro-
vinzen Syria, Arabia und Palästina (Zeitschrift des Deutschen
Palästina-Vereins XL. 1917) konnte ich nicht mehr Gebrauch
machen.
>, See ^
Tl BERIAS;^^__ __£^
oHlPPOS
^^ '^
^s
Jordan- Austritt *^^^
•
1 ^"x ■
Brücke Dschisr sl Mudsctiami\
VdARA yA KAPITOLIA^S
Skythopoliso
Fig. 2.
Die den einzelnen Ortsdistanzen beigeschriebeneu Z.-ihlen
bedeuten Entfernungen in Wegstunden (Keitstundeu).
Denkschriften der phil.-hlst. Kl. 61. Bd., 3. Abb.
^lit diesen llubrikeii, deren letzte die. Durch-
schnittsentfernung der Stationen einer Gruppe an-
gibt, verbindet sieh auch die Absicht, neuerdings
zu zeigen, daß der Begriff der uiioisii) durchaus
nicht mit einem fest bestimmten Tagesausraaß
verbunden werden soll, also nicht ein Äquivalent
für ein ungefähres Wegmaß sein kapn. Die bei-
läufige Übereinstimmung der Zahlen der mtm-
simu's, die sich aus dem It. Ant. beim Vergleich
mit der Inschrift von Mothana ergibt, zeigt an-
scheinend deutlicher als so manches, heute noch
nicht klar zu definierendes Indiz einen Zusammen-
hang, der sich am vorsichtigsten etwa so präzi-
sieren ließe: Im Publikum müssen Itineraria in
der Art unseres It. Ant. verbreitet gewesen sein,
die sowohl inhaltlich als wesentlich gleiche An-
lagen wie das It. Ant. gehabt haben. Dem, was
ich in meinem Itinerar- Artikel bei P. W. IX 2312
über die Notwendigkeit gesagt habe, Itinerare
im römischen Publikum verbreitet anzunehmen,
möchte ich noch zwei Indizien anschließen:
1. Es muß dem Richter und den Parteien
möglich gewesen sein, die Stichhältigkeit der Ent-
fernuugsangaben ' zu überprüfen, die z. B. zur Be-
gründung der späteren Anmeldung eines recht-
lichen Anspruches oder einer excusdtio (scilicet
nnmeratiorii! vi(/riiti mUium pussnum facta, Ulpian
in den Digg. Justinians XXXVIII 15, 2, 3; vgl.
über die Rechnung meine Bemerkung bei P. W.
IX 2309, 2) vorgebracht wurden. Ein Exzerpt
aus Modestinus in den Digg. XXVII 1, 13, 2 wählt
als Beispiel die Rechtfertigung von 22 Tagen
durch eine Entfernung von 440 Millien, d. i.
050 km, was z. B. einer der Hauptbahnstrecken
von Wien über Dresden nach Leipzig gleich-
kommt. So weite Distanzen konnten unter sonst
gleichen Bedingungen durch verschiedene, also
auch verschieden lange Straßenlinien miteinander
verbunden sein, und es kann nicht im Belieben
der Partei gelegen gewesen sein, die normale W^eg-
länge durch angeblich bequemere oder ratsamere
Umwege auszudehnen ; zugrunde gelegt wird, was
EÜ-OiTav öobv öuO-üvcüv ij ois'j&üvsiv vs isscAwv, oü-/'; h.
::£pi6Swv (ebd. XXVII 1, 10, 3) braucht.
2. Auch die evectiones^ wenigstens jene, die
subalternen Personen ausgestellt wurden, müssen
eine Marschroute enthalten haben; das steckt viel-
leicht im Ausdruck eines kais. Reskripts vom
Jahre 365 im Codex Theodosianus VIII 5, 27
ftinensae ei'ectioiifis und war jedenfalls geboten
' Auch un.ibhängig von der Einvernahme mündlicher
Aussagen ortskundiger Zeugen.
4
26
WiT.IIKT.M Kit ItlT.SC'K K K .
durch die Rücksicht auf dou rtirt:us ^>(f/>//f».s,
dessen Lasten nicht über das Notwendigste hinaus
durch überhinge Benützung seiner Mittel in un-
zweckmäßiger Weise erschwert werden durften.
Die (üoiciiiieit des Inhalts solcher Itinerarien
ergibt sich aus der Natur des Stoffes. Wenn ferner
1. in vei-schiedenen Itinerarien dieselben Orte,
die durch verschiedene mehr oder minder erheb-
liche Zwischenräume voneinander getrennt sind,
als Stationen namhaft gemacht werden;
wenn 2. auf Hauptlinien bei sonstiger Über-
einstimmung der Wegrichtung das It. Burd. vom
It. Ant. sich dadurch unterscheidet, daß, was das
It. Ant. an Stationen nennt, im It. Burd. als »innsio
oder civitas ausgewiesen, und daß, das was das
It. Burd. mehr an Namen als das It. Ant. bringt,
als iiiiitatio bezeichnet wird; und
wenn 3. auch die Entfernungszahlen in ver-
schiedenen Quellen anscheinend meist gleich lauten,
obwohl sie meist nach oben oder nach unten auf
Einheiten von Milben abgerundet worden sein
müssen (im It. l^urd. gibt es allerdings ein paar
Fälle, wo die Abrundung bloß auf halbe Millien
erfolgt),
so muß die mansio etwas Bestimmtes darge-
stellt haben, dessen Qualifizierung nicht im Be-
lieben der Reisenden gelegen sein konnte. Die
Qualität muß vielmehr in den praktischen Vor-
kehrungen, sei es für die Post, sei es für die
technische und polizeiliche Straßenaufsicht begrün-
det gewesen sein: also in Dingen, die wir auch
ohne dokumentarische Überlieferung als selbst-
verständlich voraussetzen müssen, die wir aber
aus den geringen Resten der Überlieferung (wenig-
stens nach den heute üblichen Zusammenstellun-
gen) nicht genauer zu umschreiben vermögen. Es
ist also recht unwahrscheinlich, daß Zwischenorte
an den Straßen, ob sie nun nuitafloneft oder nicht
einmal das gewesen sind, irgendwie mit man-
sidiii's verwechselt werden konnten; vielmehr muß
m;in über ihren Charakter sich fallweise aus
offiziellen Zusammenstellungen haben orientieren
können. So kommt man also auf einem neuen
Weg dazu, in der Itinerarkarte, die ich als Quelle
des It. Ant. bezeichnet habe, offizielles Material,
wenn auch in nicht offizieller Verarbeitung, zu
vermuten ; die Natur dieses Materials zu ver-
wischen war auch die Unfähigkeit des Verfassers
des It. Ant. nicht imstande; es ist daher m. E.
zu bedauern, daß Elter seine glänzende Gelehr-
samkeit und seine reiche Begabung in seinen
Itinerarstudicn (lÖGö) m. E. fruchtlos dazu benutzt
hat, um gegen meine Ausfühfungen, deren Ziel
gewesen war, die übliche Vorstellung vom amt-
lichen Ursprung des It. Ant. endlich zu widerlegen
und die Genesis dieses aus bestem Tuch zusammen-
geschneiderten Flickgewandes zu ermitteln, diesen
Verfasser als einen Prachtkerl hinzustellen, der
ein Meisterwerk geschaffen habe!
Also decken allerdings, wie das schließlich
schon aus der Natur der Sache sich versteht, die Be-
griife iikiusIo und Tagreise in jjraxi meist einander,
in der Theorie ist dies aber nicht notwendig. So
sicher unter normalen Verhältnissen der Reisende
sein Nachtquartier in einer ciritas oder, wenn eine
solche nicht zu erreichen war, in einer mansio
{\j.orfi, GTa-O-pioc) aufzuschlagen vorzog, so können
doch Bedürfnisse ■ und besondere Umstände auf
das Fortkommen des Reisenden beschleunigend
oder verzögernd gewirkt haben, wie man ja auch
aus verschiedenen Beispielen ersieht, die Fried-
länder im zweiten Kapitel des Abschnitts über
das Verkehrswesen (,Die Schnelligkeit des Reisens
zu Lande und zur See')' anführt. Überhaupt er-
scheint eine Reambulierung und Ergänzung dieses
Materials dringlich nötig. Es wird dann auch
Rücksicht zu nehmen sein auf die ausdrückliche
Bezeichnung bestimmter Orte als mansloiies in
unserer Literatur, was Miller in seinen Itineraria
Romana zu tun unt-erlassen hat.
Vielleicht darf hier schon auf ein neues Bei-
spiel der Verwendung des Terminus mansio nicht
in amtlicher, sondern in qualitativer Bedeutung
verwiesen werden; nämlich auf das kaiserliche
Schreiben aus den letzten Jahren Konstantins
d. Gr. über das Gemeindestatut von Orcistus
in Phrygien (CIL III 7000 I) Zeile 20 ff.: ifa
cnim (_'/ (Orcistus) situ, (idqiie intjenio locus op-
IJortiiniis esse perhihetur, ut ex quattuor parii-
hus [e]o totidem in se.sc congnKint i'iae. quilnts
omnihns [jj'lublicis mansio [cja »(e[cZf]a/Ls ndque
accomoda esse cZ'ic/7i[(f]r. ,Die Stadt', schreibt
Ramsay an Mommsen, Hermes XXII (1887) 320
= Ges. Sehr. V 549 , liegt an keiner der großen
Reichsstraßen, überhaupt ganz außerhalb aller be-
deutenden Verbindungslinien.' Allerdings scheint
das kaiserliche Schreiben diesmal in der Wahl
des Terminus mansio von der im Gesuche der
Gemeinde gebrauchten Formulierung einigermaßen
beeinflußt gewesen zu sein.
' Sitteiicreschichte IP '2'.' ff.
Itineeak - Stiiuien.
27
IV. Was lehrt ein Vergleich der Flüsse der Tabula Peutingeriana
und der Ravennatischen Kosmographie?
An einer in allen Erörterungen über die an-
tiken Itinerarien zitierten Stelle setzt Vegetius
auseinander, welch große Bedeutung sorgfältige
Anlage von Itinerarien für die Vorbereitung und
Ausführung kriegerischer Expeditionen habe (III ü):
itiner/tria omniiim re</ioiniiii, in quibiin helluin ge-
ritnr, plenissime (n.dux) di-hct li(d>ere perscripta, Ha
ut locurnm Intercalla nun sulitm 2>assuum nitmero
sed etiam r/ianun qitalitate perdiscat, conpcjidui
dererticula mnntes ßumina iid jidem desa-ijHa con-
sideret, usque eo, ut sollertionm diices itinerari'i
provinciarum, in quihus ner.esnita.s fierebatiir, non
tantum adnoUita sed efinni. picta hahuissc fivinen-
iur. ut non sulum consUio »lentis verwu aspoctu
ocidorum riani pvafecturus idigeret. Die Richtig-
keit der theoretischen Forderung kann überhaupt
nicht in Zweifel gezogen werden; auch darf an-
genommen werden, daß die Praxis mit ihren
Mitteln ihnen nachzueifern sich bemüht haben
wird. Aber es kann ebensowenig zweifelhaft sein,
daß die geringe technische Ausbildung der Zeichen-
kunst und insbesondere des perspektivischen
Zeichnens die faktischen Leistungen unendlich
weit hinter jenem Idealbild zurückbleiben ließ,
das Elter auf Grund der angeführten Vegetius-
Stelle von einer antiken , Generalstabskarte'' ent-
werfen zu dürfen gemeint hat. Über diesen Ab-
stand habe ich in meinem Itinerarartikel bei Pauly-
Wissowa IX 2310 ff. gesprochen; hier ist m. E.
nicht der Platz, diesem Gegenstand einige Worte
mehr zu widmen.
Es ist weiterhin aber auch nicht möglich, die
TP als ein Beispiel der itinerarin. picta im Sinne
des Vegetius anzusehen,- oder etwa anzunehmen,
daß die TP aus einem (oder meinetwegen aus
mehr als einem) itinerarium pictuiit geflossen sei;
vielmehr kann man in den Wegpartien der TP nichts
anderes als ein rein schematisch entworfenes Uber-
sichtsblatt römischer Weglinien erkennen: einen
Versuch, die Beziehungen der Wegstrecken zu-
einander übersichtlicher und sinnfälliger darzu-
stellen, als dies in den Aufzählungen der Itinerar-
kapitel nach Art des Itin. Ant. möglich war. Die
Vegetins-Stelle eingangs anzuführen, ist nur aus
dem Grund mir beigefallen, um an den himrael-
1 Itinerarstudien (1908) 8.
- Pauly-Wissowa IX 2310.
weiten Abstand zu gemahnen, der zwischen der
TP und der Forderung des Vegetius oder besser
gesagt: seiner Quelle (denn Vegetius hat augen-
scheinlich die Kriegskarten bloß vom Hörensagen
her gekannt) besteht. Die Flußkarte der TP sieht
sich ja fast (man verzeihe das harte Wort) wie
eine Persifflage jener Kriegskarten an; freilich
auch überhaupt des von der antiken Kartographie
erreichten Könnens, wie am besten der Vergleich
einzelner Flüsse der TP in ihrem Verhältnis zu
den anliegenden Ortschaften mit Ptolemaeus' Geo-
graphie zeigt, dort wo diese die Positionen für
mehr als einen Punkt des Flußlaufes verzeichnet,
also außer der Flußmündung am ehesten noch für
die Flußquelle, für Krümmungsstellen, ferner für
Mündungen und Quellen etwaiger Nebenflüsse:
man vgl. bei Ptolemaios und auf der TP z. B. den
Sagaris (Sangarios) oder die ganze Gruppe von
Flüssen vom Hermos südwärts bis Karlen.
Freilich sind es immer wie gesagt nur ein
paar Punkte eines Flußlaufes, welche durch An-
gaben des Ptolemaios also — recht oder schlecht
— bestimmt sind, und wer nach ihnen ehedem
oder heute eine Landkarte entwerfen sollte, hat
dann weiter kein anderes Hilfsmittel für die Zeich-
nung der Flußkrümmungen als ein Kompromiß
zwischen den uns praktisch bekannt gewordenen
Lageorten einzelner Ansiedlungen in dem zuge-
hörigen Flußgebiet und den von Ptolemaeus für
diese Ansiedlungen gebotenen Positionen, und es
ist daher sehr wohl möglich, daß noch mehr An-
siedlungen nach der Vorstellung des Ptolemaeus
in anderem Verhältnis zum Fluß (z. B. an anderer
Seite des Flusses, in anderer Entfernung vom Fluß)
gelegen waren, als wir heute bei der Nachzeichnung
auf Grund der ptolemäischen Angaben ^ anzunehmen
uns erlauben dürfen; nicht anders als auf Grund
solcher Kompromisse sind denn auch z. B. Müllers
Rekonstruktionen der ptolemäischen Karten ent-
standen. Aber Ptolemaeus oder seine Quelle muß
jene Positionen von Quelle und Krümmung von
Flüssen genau so wie die von den Flußmündungen
mit reicheren Hilfsmitteln und vor allem auch aus
Landkarten gewonnen haben; wir können also
' Vor.iusg'e.setzt auch, daß sio uii.s richti"; überliefert
sind oder von uns richti<j (richtig nainlich im .Sinn des
l'tolemaeus) hergfestellt «erden können.
4*
28
\Vn.iii;r.M Kübitschjsk.
auf die relative Güte dieser Karten aus den ptole
mäisclien Positionsangaben schließen. Wenn dann
zwar Verseilen und Verrenkungen der tatsäcliliclien
Lagevcrliältnisse bei Ptolemaeus auch in Gegenden
offenkundig und zahlreich sind, die damals leicht
zugänglich und genügend bekannt waren, so ist
doch meist ein erträgliches Kartenbild als seine
^'orlage vorauszusetzen. Wir haben wenigstens
keinen Grund, unsere Vorstellung von diesen Vor-
lagen auch nur entfernt durch die Zerrbilder be-
einflussen zu lassen, die die TP bietet; in den
oben beispielsweise erwähnten Flußgebieten des
Sangarios und von (Kaikos) Hermos Kaystros (Mai-
audros') stehen doch die Flußlinien der TP, wie
eine Umzeichnung leicht zeigen kann, überhaupt
kaum noch in Beziehung zur Landschaft: also
nicht deshalb, weil das spätere Altertum die Sache
nicht sehr viel besser hätte leisten können, sondern
vielmehr aus einem anderen Grunde, den wir
aufzuspüren in der Lage und jedesfolls ver-
pflichtet sind.
Nun sind allerdings Störungen der Über-
lieferung an genug Stellen der TP erwiesen oder
wahrscheinlich gemacht, so daß man nicht ohne
weiteres alle Unstimmigkeiten, die sich aus der
Wiener Handschrift ergeben, auf deren Original
zurückfuhren kann. Aber bei dem offenkundigen
Fleiß, der auf ihre Ausführung verwandt worden
ist, können diese Störungen doch nur einen Teil,
vielleicht nur einen recht kleinen Teil aller der heute
erkennbaren llängel ausmachen. Nicht einmal
dann läge die Sache anders, wenn man annähme,
daß irgendein Mittelglied zwischen dem Arche-
typus und der Wiener Handschrift im Laufe der
Zeit aus was immer für einer Ursache, z. B. durch
Ausbleichen oder Abspringen der für die Fluß-
partien angewendeten Farbe, seine Deutlichkeit
stark eingebüßt habe, daß also eine auf dem Wege
zur Wiener Handschrift folgende Kopie- notge-
drungen mit Eigenmächtigkeiten die Zeichnung
wieder vervollständigen mußte. So werden wir
(X 1) den Hieromykes {Heromicas), der in den
Jordan fallen sollte und auf der TP selbständie
in den lacus Asjihaltites mündet, und zwar so,
daß Bostra, das weit östlich vom Jordan ab liegen
sollte, auf der TP zwischen diese Flüsse Hier, und
Jordan zu liegen kommt, nicht auf Rechnung
eines Kopisten setzen können, sondern wir müssen
wohl schon annehmen, daß diese Fehler unter
irgend welchen besonderen Bedingungen erstanden
seien und bereits in einem älteren Exemplar ge-
steckt haben, aus dem dann das Wiener Exem-
])lar geflossen ist.
Wenn Drau und Savo, oder was sonst TP
mit den entsprechenden Flußlinien meint, nicht
in die Donau münden, sondern anscheinend mit
dem Drinus vereinigt ins Adriatische Meer ab-
gehen, so wäre ja wohl denkbar, daß der Kopist
Verbindungen mit der Donau herzustellen, bzw.
seiner Vorlage entsprechend zu kopieren lediglich
versäumt habe. Aber wo immer wir diesen sonder-
baren Flußlauf mit dem wirklichen Tatbestand
zu vergleichen unternehmen, türmen sich so große
Hindernisse entgegen, daß es nicht möglich er-
scheint, einem Kopisten so starke Abweichungen
von seiner Vorlage zuzumuten. Die übliche Er-
klärung, die am vorsichtigsten Emil Reisch in
seinem eindringenden Aufsatz über die Statuen-
basis des Sempronius Tuditanus berührt,-^ von der
adriatischen Ausmündung des in das Schwarze
Meer sich ergießenden Danubius — Hister und von
der Ausdeutung , einheimischer Vorstellungen über
die untei'irdischen Kommunikationen der Gewässer
dies- und jenseits der (Karst-)Berge', oder von
der Beeinflussung durch ältere geographische Vor-
stellungen, wie sie im Argonautenmythus durch-
schimmern, kann nicht als zureichend anerkannt
werden. Zudem sind nirgends sonst Spuren myth-
historischer Geographie auf der TP zu erkennen;
vielmehr ist der Zeichner stets gewillt, den fak-
tischen Bestand der Erdoberfläche zur Anschauung
zu bringen, nur daß freilich seine gute Absicht
durch unzureichendes Sachwissen beeinträchtigt
und geschädigt wird.
Die Zahl der Flüsse, Avelche die TP ein-
zeichnet, ist nicht groß. Nur um so wunderlicher
erscheint ihre Auswahl,* und fast noch mehr, daß
stattliche Nebenflüsse, deren Überschreitung an-
' Maiaudros ist, auf TP allerdings überhaupt nicht
eingezeichnet, kaum (s. S. 38, 2) genannt; Kaikos ist an-
geblicli gezeichnet, aller nicht benannt; vgl. zu beiden
z. B. Miller .S]!. 841.
■-' oder in einzelnen Fällen vielleicht erst .nuch der
Zeichner der Wiener Hs.
■■' .Tahreshefte des Ost. Archäol. Instituts XI (1908) -JOSf.
' Der Franziskanermönch Katancsich, dessen Kommen-
tar zur TP übrigens auch (s. S. 57, 6) gute Einfälle enthält,
die ein neuerer Kommentar retten und übersichtlich grup-
pieren sollte, hat in Verteidigung der TP gegen die Urteile
des Cluverius gelegentlich (I 440) bemerkt: .tabulae auctor
alveo.s fluminum praecipuorum adcurate signat, quorum no-
mina. utpote vulgo nota, praeterit, minus obvia et popu-
laribus dumtaxat familiaria, opera data eaque laudanda
exprimit'. Wenn auch die Anerkennung des ,adcurate si-
gnare' abgelehnt vperden muß, so ist doch diese Art der
Feststellung des Tatbestandes durch einen Äfann, der sich
eingehend mit der TP beschäftigt hat. beachtenswert.
Itikeeae - Studien.
29
zudeuten für eine Itinerarkarte ebenso wichtig
sein mußte als die der zugehörigen Hauptflüsse
und jedesfalls wichtiger als die so vieler kleiner
auf der TP gemalten Küstenflüsse, nicht ge-
zeichnet worden sind; Katancsich hat in der
großen Güte seines Herzens und in der Diszi-
plin seiner Ordensregel ein sehr charakteristisches
Wort geprägt, das wiederholt über den Tadel
dieses offenkundigen Mangels hinweggleiten helfen
soll: daß nämlich die TP zwei voneinander un-
abhängige Flußläufe oder auch einen P'lußlauf
samt einem oder zweien seiner Nebenflüsse in eine
einzige Linie zusammenziehe, daß sie sie ,uno al-
veo deducit'; so könne es dann kommen, daß ein
(angeblich richtig gezeichneter^) Flußlauf, dem
doch nur ein einziger Name beigeschrieben werden
konnte, eventuell gerade nicht mit dem richtigen
Namen bezeichnet sei; aber dieser Einfall ist nur
bizarr und kann nicht in ernsthafte Erwägung
gezogen werden.
Zu ähnlicher Milde der Beurteilung des Flußnetzes
hat sich m. W. keiner der Späteren verstanden. Aber
seine Mängel werden verschieden eingeschätzt und auf
verschiedene Ursachen zurückgeführt, am ehesten auf
Verderbnis durch die Kopisten oder auf verkehrte Ver-
einigung von Kartenbild und Itinerarnetz. IVIeist ist
man selbstverständlich geneigt, die Mündungsstellen der
Flüsse als bevorzugte Positionen: also als am ehesten
noch im richtigen Verhältnis zum Itinerar anzusehen:
daher werden gelegentlich Schlüsse auf die Lage vor-
läufig nicht aus anderen Behelfen genauer zu ermitteln-
der Positionen gezogen unter der ausdrücklichen oder
stillschweigenden Voraussetzung, daß gerade im spe-
ziellen Fall TP richtig funktioniere. Aber es wäre
zwecklos, solche Urteile, die vielleicht oder wahrschein-
lich bloß aus partiellem Studium der TP gezogen worden
sind, hier zu sammeln und zu erörtern.
Von solchen Urteilen, die auf der breiten Basis
des ganzen Materials erwachsen sind, sollen hier nur
zwei angeführt werden : a) Miller Weltkarte des Castorius
(1888) 87 und daraus in seinen Itineraria Romana
1916 Sp. XLIIb ungefähr wörtlich wiederholt: ,Die
Flüsse können bei dieser Art von Kartenzeichnung un-
möglich richtig gegeben werden , doch können wir
einen graduellen Unterschied der Richtigkeit annehmen
zwischen längs- und quergezeichneten Flüssen. Bei den
ersteren, zum Teil sehr langgestreckten, konnte die dem
Fluß entlang verlaufende Strecke samt Übergängen
richtig gezeichnet werden. Bei Quertlüssen kann da-
gegen nur ein Punkt — die Mündung oder ein be-
stimmter Übergang — richtig sein, alle anderen Strecken
werden vom Flusse durchschnitten, obwohl derselbe gar
nichts mit ihnen zu schatten hat und unter Umständen
50 oder 100 Meilen von der Strecke entfernt bleibt.
Ist die Mündung berücksichtigt, so kann eine Station
am oberen Lauf weit von dem Flusse weggerückt er-
scheinen (z. B. Arnum fl. IV 2, ad Drinum VI 5). Man
erkennt aber leicht, daß sich Castorius gar keine große
Mühe gegeben hat, hier die mögliche Übereinstimmung
herzustellen.'
Aber ich vermag gar nicht ,den graduellen Un-
terschied der Richtigkeit' zwischen , längs- und quer-
gezeichneten' Flüssen anzuerkennen. Die Mosel z. B.
ist auf der TP quer, d. h. ^ gegen die Längsrichtung
dei; Tafel gezeichnet und wahrt im ganzen die richtige
Verteilung der Orte links und rechts vom Flusse. Von
den langgestreckten, die Miller als Beispiele anführt.-'
könnte ich das weniger behaupten. Rhein und Donau
scheiden schon deshalb aus, weil sie fast in ihrer ganzen
Ausdehnung gleichsam als Grenzflüsse des römischen
Reiches behandelt und Ansiedlungen auf dem barba-
rischen Ufer von TP (außer im Orient) nicht gebracht
werden. Der Rhein wird auf der TP (s. S. 34 a) ein ein-
ziges Mal durch eine Straße gekreuzt: Vindonissa Tene-
done; dieser Trefl'punkt wird richtig sein. Die Donau ist
nahezu von der Quelle an als Grenzfluß behandelt; sie
kreuzt auf der TP die Straße Äris Flavis = Rottweil
Samulocenis = Rottenburg, aber irrig-, denn beide Orte
liegen im Neckargebiet, und so sind auch die anderen
Ansiedlungen derselben Weglinie bis nahezu an Regens-
burg von der TP irrigerweise auf die rechte Flußseite
versetzt worden. Die nächsten Donauübergänge fallen
in das dakische Gebiet und hier sind die Ortsgruppen
links und rechts der Donau allerdings im ganzen richtig
geschieden; aber die Kreuzung erfolgt einmal auch an
nicht richtiger Stelle: bei Viminacium, Lederata ji* Apo
fl. Arcidava.
Das Land um Po und Tiber darf man noch weniger
gutheißen : Die ganze Sti-ecke vom Westen bis Augusta
Taurinorum liegt auf der unrichtigen Seite; unrichtig ist
dann Ticino Lambrum verzeichnet; unrichtig Qua-
drata ad Padum j, Placentia FIorenti(ol)a; falsch der
Uferwechsel zwischen Verona und Hostilia, und dann
wieder zwischen Cremona und [Bedjriaco Mantua Hosti-
lia; die letzten Übergänge über den Po übergehe ich.
Den Tiber kreuzt irrigerweise die Straße von Clu-
sium nach Perusia : von dort nach Vettona und Tuder
wird der Fluß nochmals gekreuzt, jetzt richtig, nämlich
sofern der Reisende das Ufer wechseln muß; aber nun
sind erst recht auch Vettona und Tuder falsch angesetzt.
Obendrein kommt die ganze Folge Spoletium, Fanum
Fugitivi. ad live recinc, Interamniuni auf die falsche
Flußseite.
' Vgl. die Anin 4 auf S. 28.
^ So verstehe ich wenigstens den Terminus Millers.
» , Rhein II 1 his IV 1, Donau IV 1 bis VIII 5, Save
V I bis VI 4 . ., Po III S biä V 1, Tiber IV 4 bis V 1, Nil
IX 1 — 4, Euphrat XI 2 — 4.'
■* Mit 11 bezeichne ich die den tatsächlichen Verhält-
nissen entsprecliende Kreuzung von Fluß und Weg, mit
die auf der TP gegebene Kreuzung.
30
WlULELM KUBITSCIIKK.
Aiuleierseits kann ioli iiiclit erkonnen. daß liie
beiden von Miller für eine , Berücksichtigung' der Mün-
diins angegebenen lieispiele in seinem Sinn Verwendung
zulassen. Denn daß der Drinus auf der TP dargestellt
ist, kann nicht mit Sicherheit behauptet werden, und
ganz sicher unwahr wäre, daß seine Mündung richtig
angegeben sei.' Aber auch die Arnomündung darf nicht
als Beispiel von Wohl verhalten Anwendung finden. Wer
von l'isa an der Küste nach dem Süden vordringt, muß
zunächst über den Arno setzen: auf der TP kreuzt
der Wanderer zunächst den /. Arcnt/a und gelangt nach
Turrita, von dort nach Piscinae und Fines, und erst
dort auf dem weiteren Weg nach Velinae und Vada Vola-
terrana ist ein Flußlauf mit der (von Desjardins viel-
leicht richtig) auf den Arno gedeuteten Beischrift ^ ge-
zeichnet; das mag man erklären wie man will, aber
man kann es nicht als Beleg für eine auch nur an-
nähernd richtige Einordnung einer Flußmündung ver-
werten.
b) Groß hat in seiner Dissertation ,Zur Entstehung
der TP-' (1913), um seine Ansicht von der Gestaltung
des Flußnetzes der TP unter dem Einfluß eines der
Beatuskarte ähnlichen Kartenbildes hier gar nicht zu
erörtern, ,die Zeit' (S. 95) und eine gewisse Freiheit
des .späteren' Zeichners, der der TP die verzerrte Gestalt
gab' (S. 103), als die Zeichnung der Flußläufe be-
stimmend angesehen; .dieser spätere Zeichner war ge-
zwungen, eine größere Reihe von Küstenorten ausfallen
zu lassen; er tat dies richtigerweise so, daß er die
Orte an den Flüssen in ihrer Stellung beließ; Epbesus
am Cayster IX b, Smyrna um Herraon IX 4. 5, Patras
und Phaseiis auf der lydischen^ Halbinsel X 2 ;
er hat aber vielleicht die Einzeichnung der Flüsse bei
den Stationen fl. Hyppium usw. fvgl. S. 96) auf dem
Gewissen.'
Fragt man nach dem wahrscheinlichen Vor-
o-auff, durch den eine Itinerarkarte entstehen kann,
so werden Ansiedhingen und Fhißiibergänge doch
wohl in der nämliclien Abfolge eingetragen werden,
in der die Wanderung sie überwindet. So kämen
die Flüsse nur an ihren Übergangsstellen in Be-
tracht, und ihre Verfolgung, etwa bis in das von
den gangbaren Wegen mehr oder minder entfernte
Quellgebirge, wäre nicht nötig. Es kann der Ge-
danke reizen, zwei oder mehr Übergänge ver-
schiedener Straßen über denselben Fluß durch die
entsprechende, vielleicht nur .schematisch ange-
deutete Flußlinie miteinander zu verbinden; dann
könnte der Zeichner, der das Gesamtbild nicht
zu sehr belasten will, sich auf jene Flußpartien
beschränken, die von den Straßen geki-euzt werden:
' Vgl. unten S. 59.
' Vgl. unten S. .34 f. oder Miller lt. Rom. 384.
' Schreibe: lykischen.
also jene Partien, welche zum Aufenthalt und zu
besonderer Fürsorge für die Übersetzung des
Wassergrabens nötigen, somit hau]>tsächlich den
Unter- und allenfalls den Mittellauf eines Flusses.
Eine Anzahl von Flußzeichnungen dei- TP
ließe sich aus einer solchen Beschränkung er-
klären. Trotzdem kann es sich nicht empfehlen,
diesem Gedanken stattzugeben. Denn er würde
einmal durch jene Fälle widerlegt, in welchen
das Itinerar der TP Flußiibergänge konstatiert,
der zugehörige Flußlauf aber abseits zieht, wie
beim Arnus, Sagaris und ad Drinum (Milier VI 5);
dann auch durch Übertragung der Flußzeichnung
der TP auf eine richtiger gezeichnete Karte;
sie erweist in überaus vielen Fällen die in der
TP gezeichneten Flußübergänge als irrig und muß
überhaupt die Vorstellung erschüttern, daß TP die
Lage der Flüsse zu den Ansiedlungen wenigstens
einigermaßen so gibt, wie das Altertum sie ge-
kannt hat. Um Wiederholungen und Weitläufig-
keiten zu vermeiden, verweise ich auf verschiedene
einzelne Beispiele, die in späteren Abschnitten
dieses Aufsatzes zur Erörterung gelangen sollen,
und begnüge mich an dieser einleitenden Stelle
damit, das Flußnetz Galliens durch einige Be-
merkungen nach dieser Richtung zu charakteri-
sieren. Das Flußgebiet des Padus, die Flüsse der
Balkanhalbinsel und ganz besonders die Klein-
asiens würden eine gleichartige Analyse ergeben;
aber ich halte unter den obwaltenden Umständen
einen Abdruck der dort gewonnenen Beobachtungen
für überflüssig. Daß ich G:diien als Demonstra-
tionsobjekt vorgezogen habe, liegt daran, daß sein
Flußnetz auf der TP nicht schon auf den ersten
Anblick so armselig und fragwürdig wie das des
Balkans oder das von Kleinasien sich darstellt.
Die gallisch-germanischen Landschaften der
TP werden durch sieben Flüsse durchzogen oder
begrenzt, von denen einer dem Mittelländischen
Meer (der Rhonefluß) sich zuwendet, während
die anderen vom westlichen Meer aufgenommen
wurden. Fünf von diesen sieben Flußläufen zeigen
keine Gliederung und erinnern stark an Regen-
würmer; zwei, Rhein und Rhone, haben ein in-
dividuelleres Gepräge sowohl dadurch, daß sie je
einen See durchfließen, als auch dadurch, daß Ne-
benflüsse in sie geleitet werden ; der Rhone nimmt
zwei Nebenflüsse auf, den //. Aren- und einen nicht
signierten: die Druantia; der Rhein empfängt einen
einzigen Nebenfluß, den /. Musalla (= Mosel).
Also sind in den gallischen Landschaften der TP,
wenn die Nebenflüsse mitgezählt werden, im ganzen
zehn Flußläufe auf der TP gezeichnet. Aus der
Itinkkar - Studien.
31
Bezeichnung der Straßenstntionen erkennt man
ferner, daß das Wegsystem noch andere Flüsse
kreuzt: ponie Scaldin, ponte Dnhria, ponte Sarari-^
aber die betreffenden Flußläufe sind nicht einge-
zeichnet, und wir wollen uns aus eben diesem
Grunde ebensowenig mit ihnen befassen wie mit
den paar sonstigen Namen, die man mit Recht (so
Mose- = Übergang über die Maas) oder mit Un-
recht auf Flüsse bezogen hat.^
Betrachten wir nun die einzelneii Flüsse:
1. Der Rhone wird sonst zwischen Ugernum
und Arelate übersetzt, TP läßt beide Orte auf
der rechten Seite des Flusses; der Übergang er-
folgt auf ihr vielmehr zwischen Arelato und Er-
nagina. Die Straße von Avennio bis Vieuna ver-
läuft tatsächlich im Rhonetal, auf der linken Fluß-
seite; die TP hat die (sieben) Zwischenorte in
einem erheblichen Winkel vom Fluß abgeführt.
Daß der Zeichner nicht den nötigen Platz gehabt
habe, um die Ortsnamen längs des Flusses dar-
zustellen, darf nicht angenommen werden; hätte
er von dem Zusammenhang der Straße und des
Flußtals irgend Kenntnis gehabt, so hätte er bloß
den Flußlauf der Straße anzupassen gebraucht.
Der Übergang der Straße auf dem Weg in die
Schweiz sollte zwischen Genava und Colonia
Equestris erfolgen; aber TP vollzieht ihn um zwei
Stationen früher: Augiistunt Etnnna, Comlote,
Genava usw.
Der ß. Arar ist völlig verzeichnet. Die TP
läßt die ganze Straße Cahlllione (Cavillonum),
jmnte Duhris, Crusinie, Vesontine, die in das Tal
des Doubs gehört, im Arartal verlaufen" und hat
also Arar und Dubis miteinander vermengt; zu
dieser Bemerkung stimmt, daß die Station ponte
Duhris deutlich den Übergang über den Dubis
nennt, den Arar also eigentlich ausscheidet.
Die Straße Clano nach Vapincum und Bri-
gantio übersetzt die Druantia, die zwar nicht ge-
nannt ist, aber gemeint sein muß, faktisch zwischen
Glanum und Cabellio {(ava/Iine), die TP aber
vollzieht diesen Übergang erst drei Stationen
weiter, vor Catniacla.
3. Der siidwestlichste unter den gallischen
Flüssen der TP trägt heute keinen Namen; wenn
• Eine Übersicht über die Flußläufe der TP zu geben
ist die Karte zur .physischen Geographie von Gallien nach
der TP' in Millers It. Rom., S. 139 schon deshalb nicht ge-
eignet, weil sie nicht zwischen den auf der TP genannten
und gezeichneten Flüssen einerseits und den bloß rekon-
struierten andererseits unterscheidet.
* Die Straße kreuzt wiederholt einen Flußlauf (näm-
lich jenen mit der Beischrift /. Arar).
aber wirklich, wie Miller S. 141 annimmt, der
Xame ,auf dem Segment I' gestanden haben sollte,
dann kann er nicht gut Aturius gelautet haben,
auch nicht nach dem, was Miller über diesen Fluß
vorbringt. Daß die Straße Forum Segusiavoruni —
Divona — Tolosa sich ganz hinter die linke Seite
des auf der TP gezeichneten Flußlaufes verkriecht,
soll nicht weiter, so arg das auch ist, beanständet
werden, da es sich um Oberläufe von Flüssen
handelt und wir hier die antike Terminologie un-
sicher oder von der heutigen verschieden glauben
können. Nur handelt es sich um den Oberlauf
der Garonne, und auf die Garonne weist auch
die Kreuzung durch die Straße .von Tolosa nach
Burdigala hin, die nach der TP von Aginnum
auf der linken Flußseite aus nach Fines auf der
rechten Flußseite führt, während anscheinend auch
Aginnum an die rechte Seite zu weisen wäre.
Die beiden letzten Stationen der Straßen, Serio
und Burdigala, liegen dann auf TP rechtsseitig
statt linksseitig. Zur Not könnte man also in
diesem Flusse eine mangelhaft gezeichnete Ga-
rumna erkennen. Aber dieser Name wird viel-
mehr dem folgenden fluß (n. 3) beigeschrieben :
einem Fluß, dem freilich in Wirklichkeit nichts
entspricht.
3. Beischrift: ^. 6V/r»7jH«. Der Flußlauf wird
auf der TP zweimal nächst der Mündung ge-
kreuzt von der Straße Mediolanum Santonum —
Aunedonnacum — [G]ermanicomagus; ob das nun
richtig ist oder nicht, keinesfalls handelt es sich
hier noch um das Stromgebiet der Garonne oder
der Dordogne, sondern um das des Carantonus
(j. Charentej. Weiter flußaufwärts wird der auf
der TP gezeichnete Lauf wieder dreimal gekreuzt,
und zwar zunächst zweimal durch eine Straßen-
verbindung von Limonum über Argentomagus
nach Alerta (die genannten Orte liegen aber an
verschiedenen Zuflüssen des Liger und haben nichts
mit der Garumna zu tun) und dann nochmals
durch eine Verbindung zwischen den beiden (uns
sonst nicht geläufigen, aller Wahrscheinlichkeit
nach unweit des oberen Loiretals, weitab vom Ga-
ronnegebiet gelegenen) Orten Sitiliia und Ariolica.
4. Zweimal wird der Name beigefügt: //.
Eif/er^^ an Quelle und Mündung. Schon Miller
^ Irreführend Miller S. 141: ,am Ursprung if^ec (korri-
giert)'. Tatsache ist, daß eine Hand des XIV. oder XV'. .Jahr-
hunderts, mit zartem Duktus und anderer Tinte (rotbraun),
L über R gemalt hat; dieselbe Hand, welche ebenda die
letzten drei Buchstaben des Volksnamens Niliobroges hinzu-
gefügt hat (Miller schreibt daher S. 139 Nüiobro{^ge!i]). Solchen
Textänderungen fehlt jeder urkundlicher Wert. Ich erinnere
32
Wilhelm Kubitschek.
Fig. 3.
Die westlichen Fh.ßlUute Galliens, welche auf der Peutii.serschea Weltkarte skizziert sind, sin.l auf eine mit modernen
Hilfsmitteln ausgeführte Karte Frankreiclis übertragen. Anfseuommen sind jene Orte, die durch Flußübersetzungen
auf der Tabula Peutingeriana miteinander verbunden sind. Für die Fixierungen der einzelnen Orte ist im großen
und o-anzen Desjardins' Übersichtskarte (1869) zugrunde gelegt worden. Zu beachten ist der Unterschied der modernen
Flußzeichnung gegenüber den aus der Tab. Peut. auf diesem Wege der Flußübersetzungen ermittelten, mit roter Farbe
ausgezogenen Flußläufen. — Verbessere SEEVIAE (im Norden) in SEFVLAE!
Itineeak - Studien.
33
schätzt die Zeichnung dieses Flußlaufes weilig
günstig ein (S. 141): ,die Quelle ist ihm auf dem-
selben Berge angewiesen wie der Saone; er wäre
also bis Lutetia die Seine, dann aber hat er den
Lauf der Loire; die Städte, welche südlich von
der Seine liegen, sind nördlich von ihm;' wie
dann jMiller trotz dieser bessern Erkenntnis dabei
verbleiben kann, mit seinen Vorgängern diesen
Flußlauf als ,jetzt Loire' zu bezeichnen, ist mir
nicht klar, jedenfalls aber nicht schon daraus ver-
ständlich, weil in den Lexicis Ligeris mit Loire
geglichen wird.
Verfolgen wir den Riger-Fluß der TP auf
der Bergfahrt, so sehen wir iim nicht weniger als
siebenmal von Straßen gekreuzt:
a) Sulis — Darioritum: liegt nicht unerheblich
abseits vom Ligersystem, nordwestlich von der
Ligermündung.
h) Sipia — Combaristum; gleichfalls nordwest-
lich vom Stromgebiet des Liger, aber wenigstens
berührt Combaristum einen ZuÖuß des Liger.
c) Noviodunum — Suindinum;' ungefähr ebenso
wie b).
d) Suindinum — Autricum: ungefähr ebenso
wie b), Autricum liegt an einem Zufluß der Se-
quana.
e) Lutetia — Cenabum ; ersterer Ort an der
Seine, der letztere an der linken Seite der Loire.
nochmal.s au meine Gott. Gel. Anzeigen 1917, 85 tl'. aul'ge-
stellte Forderung nach der Publikation eines wissenscliaft-
liclien Anforderungen entsprechenden, von der Zeichnung
der TP im großeu und ganzen emanzipierten Textes der TP.
Eine solche Publikation ist auch deshalb notwendig, damit
sonst sehr achtungswerten Gelehrten, die ohne zureichende
paläographische Schulung und ohne mehr von der TP
kennen zu lernen, als was gerade der ihren topographischen
oder anticiuarischen Studien zugrunde liegende Abschnitt
verlangt, niclit immer wieder verleitet werden, auf die
photographischen Reproduktionen zurückzugreifen und so
scheinbar selbständig gewonnene Lesungen uns vorzutragen;
so hat erst kürzlich ein sehr ernster und ernst zu nehmender
Mann behauptet, daß ,ein Nebenfluss der Seine, der in
mittelalterlichen ynellen in sehr verschiedenartigen Formen
erscheint und jetzt die Oise heißt' und auf dem Itinerar-
stein von Tongern Isara genannt wird, ,auf der TP vermöge
eines Schreibfehlers Cura' lautet; die TP bietet vielmehr
Liira; der Gedanke, daß Cura ein bloßer Druckfehler sei,
wäre uicht einfach abzuweisen, auch wenn die Formen
der Buchstaben L und C auf der TP im Anlaut einander
nicht gar so ähnlich aussähen. Aber derselbe Gelehrte hat
darauf hingewiesen, daß der Name Boudinm des Steines
von Tongern ,auf der TP zu Noclium entstellt ist'; tat-
sächlich aber bietet TP vielmehr liodinm, wie übrigens
auch schon vor der Auffindung des Tongrer Steines alle
Interpreten gelesen haben.
1 Vgl. Otto Hirschfeld CIL XIII 1 p. 508.
Denksclriften der phil.-hist. Kl. 61. Bd., 3. Abh.
Orte links
der Seine.
beide Orte
f) jRiobe'" — Agedincum; diese Orte sind an-
scheinend durch die Seine getrennt.
;/) Eburobriga — Autessiodurum ; getrennt
durch einen linksseitigen Nebenfluß der Seine.
Durch diese sieben Punkte irgend etwas zu
leiten, was dem Lauf des Liger auch nur halb-
wegs entsprechen könnte, erscheint also ausge-
schlossen.
5. Angeblich als Sequana (Beischrift^ im
Meer) bezeichnet, wird achtmal von Wegstücken
gekreuzt, und zwar (wieder in der Bergfahrt ge-
ordnet) :
i() Gravinum — Juliobona; beide Orte liegen
vielmehr an der rechten Seite der Seine, und zwar
an dem Wege gegen Norden.
h) Ratomagus — Breviodurum: richtig.
c) Breviodurum — Mediolanum
Aulercorum.
d) Mediolanum Aul. — Condate.
I' ) Ritumagus — Petrumantalum
rechts der Seine.
f) Setucis (Sefulae) — Caesaromagus; erheb-
lich gegen Norden von der Seine entfernt.
<l) Lnra (Isara) — Augusta Suessionum; durch
keinen bedeutenderen Wassergraben voneinander
getrennt, rücken sie erheblich gegen Norden von
der Seine ab und liegen an einer Seite der
Isara, eines Nebenflusses der Sequana. Ja, es wird
allgemein und anscheinend mit Recht angenommen
(Vgl. Otto Hirschfeld CIL XIII 2 p. 684), daß
Lura der TP den Übergang über den Isarafluß
bezeichnet, vgl. das letzte Stück des Weges von
Durocortorum nach Samarobriva:
Augusta Suessionum TP Stein von Tongern CIL XIII 9158
Lura XVI Isara '(«".'/.) A'F/
Rodiuiii VITII Roudiuiii l. VIII
Hetucis X Sefulae l. VIII
h) Augusta Veromandorum — Augusta Suessi-
onum; erheblich von der Seine gegen Norden ent-
fernt, an verschiedenen Seiten der Isara.
Dieser Fluß kann also zur Not als Unterlauf
der Seine, ergänzt durch die Oise und allenfalls
auch durch die Aisne, angesehen werden, aber
mit zahlreichen (bei Gleichzeitigkeit der Ein-
zeichnung des Flußlaufes und der Anlage der
Itinerarkarte unerklärlichen) Mißgrifien bei den
Übergängen.
6. Der Jl.I'atabus, vermeintlich wie auch Miller
S. 142 bemerkt, die Maas. Er wird auf der TP
fünfmal von Straßen gekreuzt. Die beiden ersten
- Vgl. ebd. p. 444.
^ Vgl. meine Bemerkung Gott. Gel. Anzeigen, l'JOV, TU f.
34
Wji.hklm KriiiT-sciiKK.
Cberg'äuge: Kovioinagus — Ceuchim und A[t|u;R-;i
(oder A[tuatu]aca) — Cortovalluin geben keinen
Grund zur Beanstiindung; Mllenialls kann aueli
der Übergang Noviomagus (h. Junevillel — Mose
(h. Mouzon?) hingenommen werden, wenn aueli
beide Orte allerdings nicht au dergleichen Seite der
Maas liegen; aber freilich sind sie, übrigens genug
weit voueinander entfernt, auch noch durch die
Aisne voneinander getrennt, und die Aisne ist schon
durch die ,Sequana' (oben n. 5) in Anspruch ge-
nommen worden. Der Übergang ('(iturices — N<isie
(vgl. die Daten bei Desjardins, Geogr. de la Gaule,
p. 136f., daraus Miller, It. Rom. S. 65) ist zu
wenig gesichert, um hier verwendet zu werden.
Ebenso die Übersetzung Noviomagus (h. Pom-
pierre ) — il/ost (h. etwa Meuvi sur la Meuse oder
Meuse en Bassigni), vgl. Desjardins p. 124f. Nur
wäre wohl, da beide Male Mose an den Namen
der Maas, antik Mosa, anzuknüpfen scheint, eher
anzunehmen, daß, wenn gleichzeitig die Itinerar-
karte entworfen und die Flüsse eingezeichnet
worden wären, der Name des Flusses Mosa bei-
ffeschriehen worden wäre. Freilich muß dann mit
der Möglichkeit gerechnet werden, daß eine solche
Beischrift im weiteren Verlauf der Überlieferung
verloren gegangen sei.
7. Am Ehein sind, um einer Erörterung dei-
Geltung seines Namens im Mündungsdelta aus-
zuweichen, bis zur Kreuzung durch das Wegstück
von Vindonissa nach Tenedone nur linksseitige An-
siedlungen verzeichnet, der Rhein ist also als
Grenzfluß behandelt und entspricht dem parallelen
äußersten Straßenzuge des römischen Reiches.
Tenedone liegt am oder nahe dem Rhein, aber
es ist nicht sicher, an welcher .Seite des Flusses.'
In der Nähe der Quelle des Rheins setzt die TP
eine Station«'/ Rcmim (nächst Bregenz) an: also,
gleichviel ob diese Station richtig oder nicht an-
gesetzt (bzw. auf der TP erhalten geblieben) ist,
in Übereinstimmung mit ihrem Straßenitinerar,
Der (wie gesagt auf der TP einzige) Neben-
fluß des Rheins, die Mosel (/. Musalln), wird
dreimal von römischen Straßen gekreuzt, die Ver-
teilung der Orte rechts und links des Flusses gibt
zu keiner kritischen Bemerkung Anlaß. Nicht
erwehren kann ich mich des Gedankens, daß, wenn
die TP etwa in der Rheingegend kopiert worden
ist, der Flußlauf der Mosel irgendwie davon be-
einflußt worden sein kann: dieser Gedanke ist
durch den einigermaßen indiviiluellcn Habitus der
Flußlinie hervorgerufen worden, und ich kann ihn
nicht niederkäni])fen, obwohl ich kein einziges an-
deres Beispiel bewußter Abweichung des Kopisten
der TP von seiner Vorlage kenne. -
Ernest Desjaniins hat die physische Geographie
und das Straßenbild der TP aus zwei verschiedenen
Quellen abgeleitet. Zu dieser Ansicht, die er nirgends
genauer formuliert oder umfassender begründet und m.
W. ein einziges Mal (im Kommentar zur TP )i. 82 a
n. 8) deutlicher streift, haben ihn Einzelheiten geführt;
noch weniger hat Desjardins Folgerungen aus dieser
seiner Ansicht abgeleitet.
An anderen Orten bemerkte er, es habe niemand
vor ihm bemei'kt, daß der zwischen ad fines und 1 >//»;>
(IV y in Millers Faksimile) ins Tyrrhenische Meer lau-
fende Fluß als fl. Al^rnu]s bezeichnet sei; man könne
auf dem Original die absichtliche Tilgung erkennen.
die Buchstaben ß. A s seien deutlich geblieben, die
Lücke zwischen A und .s reiche gerade für rnii. ,11
est indubitable, en etfet, que le moine avait ecrit,
d'apres son modele, fl' . Arnus, mais que, s'apercevant
du defaut choquant de concordance entre ce fleuve et
la Station Arnum fl. qui est plus loin a droite, il aura
eft'ace simplement le nom du fleuve. C'est une des preu-
ves les plus concluantcs que la carte a une double
origine et que l'auteur du dessin et de la geographie
physique n'est pas l'auteur du trace des routes'.
Desjardins' Beobachtung, betreffend den Flußnamen
Arnus, wird durch den Vergleich des Originals im we-
sentlichen bestätigt und ihre Modifikation durch Miller
(S. 384 mit Anm. 1) ist unbegründet. Nach Miller
' Miller z. B. zeichnet es in seiner Kartenskizze 18
S. ri4 auf der linken, hin<;fe<ren Skizze 19 S. ö.t und Skizze 82
S. 262 auf der rechten Seite. Vgl. übrigens Mommsen CIL
Xin i p. 44.
^ Was z. H. Desjardins au verschiedenen Indizien be-
wußter Abänderungen beibringt, kann ebensowohl auch
bloße Korrektur unabsichtlicher Irrtümer des Kopisten be-
deuten; so die Tilgung der (angeblich zu weit nach Süden
verschobenen) Mündung des Umbro; ,etant aper<;u, sagt
er im Kommentar zur TP p. 82 h n. 11, du defaut de coin-
cidence entre la Station Umbro du rivage et le fleuve, il
a — — etface cette partie du cours pour le reporter plus
a gauche; mais le trace primitive est encore visible.' Daß
mitten durch das Wort Telamone ein (jetzt eradierter) Fluß-
lauf gezogen war, halte ich angesichts des Originals für gut
diskutierbar. Es ist nur schwierig bei dem gegenwärtigen
Zustande gerade dieser Partie der TP und vor ihrer gründ-
lichen Reinigung Schmutzflecken und verschmutzte Falt-
linien von Flußläufen zu unterscheiden, falls wir nur auf
deren grüne Farbe oder ihre Reste angewiesen sind. In
vielen anderen Fällen (vgl. Miller It. Rom. Sp. XLVI a),
das Prinzip der Auswahl ist nicht klar, begleitet nämlich
den grünen Flußlauf ein roter Saum. Sicherheit kann
erst die Reinigung bringen, auf deren Notwendigkeit ich
Gott. Gel. Anz. 1917, 112 hingewiesen habe. Gerade auf
diesem Blatt ist der Kontrast zwischen dem schiinen und
deutlichen Grün auf den beiden Randstreifen und dem
schmutzigen, oft kaum nocli erkeuubaren Grün des übrigen
Blattes sehr bedeutend.
Itixeeae - Studien .
35
sind , tatsächlich Farbenieste vorhanden: links ist Ff. er-
kennbar, rechts Arnii; ^ Radierspuren sind keine erweis-
bar, daher wohl einfach verdorben' ; er setzt dann in
sein Faksimile ß. Arnu, also nicht in voller Überein-
stiniMiung mit dem angeblichen Lesebefund; das ist
nebenbei bemerkt einer der Fälle, die mir (Gott. Gel.
Anz. 1917, G) die Überzeugung brachten, daß Miller
in seiner Art Schulausgabe die TP auch restauriert
habe. Denn die Buchstaben fl und ein Punkt, '^ der
die Legende nach dem auf der TP üblichen Verfahren
beschließt, sind vorhanden; ihre Tilgung wurde ver-
mutlich als weniger dringlich nicht so gründlich be-
trieben wie die Rasur von Arnus; dieses Wort, welches
ich nicht einwandfrei zu bestätigen, aber noch weniger
in Abrede zu stellen vermag, mag ja richtig supponiort
worden sein. Nur braucht nicht der Kopist der TP
die Rasur ausgeführt, und ebensowenig braucht die
Station Arnumß. zur Ausscheidung der Namensbeischrift
an der Quelle geführt zu haben; eher wird irgendein
Leser der TP, der darum wußte, daß der Arno nicht
einerseits durcli einen Fluß von Pisa und andererseits
durch einen anderen Fluß und große Entfernung von
Florenz getrennt sei, und der überhaupt etwa seine
Lage zu den Ansiedlungen im südlichen Etrurien zu
beurteilen in der Lage war, den aufreizenden Irrtum
durch Rasur zu tilgen für gut befunden haben; wer
nicht darum Bescheid wußte und bloß durch die be-
trächtliche Entfernung der Station Arnnm fl. vom Arno-
Huß verstimmt war, hätte doch eher die Itiuerarstation
als die auch dem Aussehen nach autfälligere und be-
deutsamere Beischrift zum Fluß aufgeopfert.
Wie man sieht, steht das Flußnetz der TP
in keiner engeren Verbindung mit dei-en übriger
Zeichnung. Es sitzt auf ihr nur so ganz lose, so
wie etwa z. B. die Illustrationen der heute an
vielen Schulen Österreichs gebrauchten Bibeln in
den Druck eingefiigt sind; eine Ähnlichkeit, die sich
auch auf die räumliche Entfernung der Bilder von
den bezüglichen Textstellen erstreckt. Es entsteht
daraus also die Frage, ob
A) ein alter Bestand durcli den Gang der
Überlieferung bis zu unserem Exemplar der TP
gelockert worden sein mag, oder
B) ob nicht eher zwei verschiedene Bestände
schlecht und recht, oder sagen wir gleich lieber:
mehr schlecht als recht, miteinander äußerlich
vereinigt worden sind.
Beide Möglichkeiten sind theoretisch vor-
handen. Es wäre dann weiter auch nicht als aus-
geschlossen anzusehen, daß ein Elaborat, das ur-
sprünglich Itinerarkarte und Flußnetz zusammen
1 Wieder weiter oben im Text .schreibt er Fl (atso
ohne das Endung-szeichen) ARNU, also non rurat minima.
- Von Miller fortgelassen.
umfaßte, irgendwann später um ein paar Flüsse
bereichert worden ist, genau .so wie doch die TP ein
paar Zusätze nach der biblischen und christkirch-
lichen Tradition hin aufgenommen hat, z. B. den
Olberg, die Wanderung der Juden durch die Wüste
und die Kirche zu St. Peter bei Rom: das wäre
dann lediglich eine Variante zum Fall A. Dieselbe
Variante kann dann auch für den Fall B als mög-
lich angesehen werden: nämlich daß eine Handvoll
Flüsse erst nach der nicht schon durch den ur-
sprünglichen Entwurf gegebenen Vereinigung von
Straßenkarte und Flußnetz eingefügt worden ist,
oder mit andern Worten: daß die Einzeichnung
der Flüsse in zwei Schichten erfolgt sei. Ich
habe aber gar keinen Anlaß, mich mit der hier
angedeuteten Variante zu den Fällen A und B zu
beschäftigen und wüßte keinen Weg, der zu einer
deutlichen Scheidung zweier Schichten des Fluß-
netzes der TP uns führen könnte.
Wie mir scheint, wird die Entscheidung für
einen der beiden Fälle (A oder B) von hervor-
ragender Wichtigkeit für unsere Stellung zur
Quellenfrage der TP sein. Denn, wenn die An-
nahme B erwiesen werden kann, so wird die Her-
leituug der TP aus einem ausgefüllten Erdbild
nach Art der mittelalterlichen Karten oder der
Mosaikkarte von Madeba oder der ptolemäischen
Karten und also auch, um einen Ausdruck aus
meiner Straßenkarte (S. 92) zu wiederholen,
aus ,dem Gesj^eust der sogenannten Weltkarte des
Agrippa aus der porticus Vipsania, das in alle
kartographischen Versuche auf römischem Gebiet
hineinblickt', endgültig über den Haufen geworfen.
Um nicht mißverstanden zu werden, gebe ich ohne
weiteres als selbstverständlich zu. daß jeder Karten-
entwurf, er möge mehr oder minder selbständig-
gedacht sein, verschiedene Kategorien von Orts-
daten sammelt und zu einem Ganzen verbindet,
und daß also auch eine reicher ausgestattete Erd-
karte, wie wir uns — ich bemerke sofort: gleichviel
ob mit Recht oder Unrecht — die der cosmographia
des Ravennaten vorzustellen ptlegen, doch nur so
entstanden sein kann, daß in ein fertiges Erd-
bild mit den Konturen der Meere, Länder und
Inseln alle Einzelheiten, also auch die Flüsse und
Städte eingetragen worden sind; Straßen konnten,
so sollte man lueinen, erst dann eingezeichnet
werden, wenn die Städte und Flüsse bereits ein-
getragen waren. Man wird sich auch vorstellen
können, clas ist wirklich geschehen, daß eine
nicht hauptsächlich auf astronomisch oder geo-
metrisch gev.-onnene Daten gestützte Innenzeichnung
eines Konturenbildes (einer Erdkarte) der Unter-
36
Wn.lIKLM KuBlTSCHEK.
grund, das Prius, war, uud diS Wälder, Berge,
Flüsse u. a. erst nach Herstelluug dieses Prius zur
Ausfüllung und Belebung eingefügt worden sind.
Also gebe ich ohne weiteres zu, oder — man kann
die Sache auch so fassen — ich postuliere, daß,
Itinerarlinien und Flußnetz zwei verschiedene
Stadien der Kartenzeichnung bedeuten, und daß
wie uud woraus immer auch TP entstanden sein
mag, eine von beiden Kategorien der anderen
zeitlich vorausgegangen sein muß, und es kann
m. E. ebensowenig daran gezweifelt werden, welche
vorausgegangen ist; denn das Itinerar beherrscht
die ganze Karte, wie sie uns vorliegt.
Es ist an einigen Beispielen oben nachge-
wiesen worden, daß die Flußläufe für den Zeichner
der TP eine verhältnismäßig untergeordnete Be-
deutung gehabt haben. Wenn ich nun dem Fall B
ausschlaggebende Wichtigkeit für die Quellenfrage
der TP zuerkannt wissen wollte, so meine ich
nicht die Abfolge der ])eiden Stadien in der Aus-
füllung des Kartenbildes etwa ilurch denselben
Zeichner und Redaktor, sondern eine vollständige
Loslösung des Flußnetzes: also den Fall, daß
eine ältere Stufe der Gestaltung derjenigen Karte,
deren einzigen Vertreter wir in der TP besitzen,
überhaupt kein Flußnetz gehabt habe, oder we-
nigstens nicht das jetzt vorliegende.
Die Annahme B, für die ich mich entscheiden
muß, braucht nicht zu verblüflen oder zu be-
fremden. Dann war eben der Archetypus der TP
in erster Linie eine Straßenkarte, so wie wir
auch heute für Kursbücher Straßen- oder Eisen-
bahnenkarten ohne Flußnetze entwerfen, und wie
wir überhaupt gewohnt sind, Landkarten be-
stimmten Zwecken und Aufgaben unter Aus-
scheidung alles für den besonderen Fall gerade
Unwesentlichen und Entbehrlichen dienstbar zu
machen: erst eine erheblich spätere Redaktion,
die nichts mehr mit der unmittelbaren Aufsamm-
lung des Materials der Straßenkarte zu tun hatte,
ordnete das Flußnetz so ein, wie wir es jetzt sehen,
also mit den heute offenkundigen Mängeln.
Somit wird zunächst zu zeigen sein, daß ein
solcher Zeitunterschied zwischen den Itinerar-
partien und dem Flußnetz der TP besteht. Wenn
dieser Beweis geglückt sein wird, kann noch ein
übriges geschehen. Auch in der Diktion nämlich
unterscheidet sich die Textierung des Flußnetzes
von der des Itinerarbestandes der TP, so daß
die Zerfällung des Materials in zwei Gruppen
noch durch ein rein äußerliches und unverfäng-
liches Merkzeichen unterstützt wird. Somit wird
die folgende Untersuchung in zwei Abschnitte
zerfallen; ich will sie so führen, daß auf die
bisher geäußerten Meinungen über die Ableitung
der TP aus der übrigen antiken Kartographie'
nicht Bezug genommen zu werden braucht, um
so ganz unbefangen sie der allgemeinen Erörterung
zur Verfügung zu stellen, kehre aber beider Ab-
schnitte Abfolge um.
Abschnitt I: Ein sprachlicher Unterschied
in der Bezeichnung; der Flüsse der TP.
Die Abkürzung fl(uiHus) oder finnieti)' steht
als Beischrift zu einem Flußlaufe vor dem Fluß-
nanien; hingegen im Itinerar der TP, also bei
den Flußübergängen des Itinerars, nach dem
Namen. Diese Regel geht mit ganz geringen
Ausnahmen durch. Die Verschiedenheit der Wort-
stellung wäre an und für sich unauifällig genug
und sie scheint auch sonst nicht sonderlich be-
achtet worden zu sein; m. W. haben nur Konrad
Miller, Weltkarte des Castorius 98' = Itineraria
Romana, Einleitung Sp. XLVIa, und Hans Groß
in seiner Doktor-Dissertation Zur Entstehungs-
geschichte der TP (1913), deren Verdienste ich
in den Göttinger Gelehrten Anzeigen (1917, Hoff.)
zu würdigen versucht habe, S. 92 diese Beob-
achtung verzeichnet,* aber ohne sie irgend weiter
' Zunäclhst auch meine eigenen Bemerkungen über
den Zusammenhang: der TP mit dem Erdbild der Ra-
vennatischeu Kosmographie miteinge-schlossen.
^ Die Abkürzung /. mit dem Endungszeichen «s er-
scheint oft in der TP, und so kann kaum ein Zweifel darüber
auftauchen, was in den anderen Fällen mit /. gemeint sein
mag. In einem einzigen Fall bringt das Itinerar der TP
das Appellativum ausgeschrieben: (IV 3 MiUer) Ubus flumen.
Wo sonst das Appellativum weniger gekürzt vorliegt, handelt
es sich um andere Partien der TP als deren Itinerar: näm-
lich um die (übrigens auch sonst aus dem Rahmen des
Ganzen fallenden) Glossen zu den Flüssen Grin (Girin)
und Tanais mit fluni. — (Fälle, in denen fltimen oder fluvius
als Teil eines Stationsnamous alt übernommenes Gut dar-
stellt, z. B. in den Namen Ad duo flumina oder Ad con-
ßnenles, können selbstverständlich unser Urteil über die
Sprache der TP nicht beeinflussen.)
' Im Kapitel: ,die Farbeuverwendung'.
■• Groß nur als Parenthese und ohne Miller zu zitieren :
,Der Stationsnamo führt gegebenenfalls die Bezeichnung fl.
hinter dem Namen.' — Miller, der die sprachliche Seite
der TP überhaupt nicht eindringlicher berücksichtigt hat
(vgl. meine Bemerkung Gott. Gel. Anzeigen 1917, 108), hat
in seinem Register das Wort /., sofern er es überhaupt
verzeichnet, jedesmal nach dem Namen angesetzt; vom
.•Standpunkt, der für die alphabetische Abfolge des Index
maßgebend erscheint, ist diese Anordnung begreiflich; aber
sie verwischt die Eigenart des Textes und muß um so auf-
fälliger erscheinen, als Miller a. a. O. wie gesagt schon den
richtigen Weg betreten hatte, wenn er lehrte: ,Die Fluß-
namen haben das Eigentümliche, daß die Bezeichnung rl.
Itinerar - Studien.
37
auszunützeu. Sie wäre aucli, sollte man meinen,
herzlich gleichgültig, wenn nicht die strenge Regel-
mäßigkeit in der Verteilung auf beide Grruppen
vorläge; sie sollte aber auch in irgendwelcher
Zukunft erst herangezogen werden, wenn es sich
darum handeln wird, die Treue der TP zu er-
örtern. Es ist gewiß gegen alle und jede Wahr-
scheinlichkeit, daß ein und dasselbe Individuum,
das die Abkürzung fl- vor den Flußnamen zu
setzen gewohnt war oder sich vorgenommen hatte,
bei den Stationsnamen an den Flußübergängen
ebenso konseijuent die Wortstellung umgekehrt
habe: daß es sieh förmlich von vornherein ver-
pflichtet habe, die Wortstellung davon abhängig
zu machen, ob es sich um einen Flußübergang
des Itinerars oder um die Abbildung eines J"'luß-
laufes handle.
a) Flüsse, welche sowohl als Stationsnamen
(^Flußübergängel vorkommen sowie auch (sei es,
was das Gewöhnlichere ist, an der Quelle, sei es
an der Mündung) eine Namensbeischrift zur
Einzeichnung ihres Laufes erhalten haben; die
Stationsnamen sind wie das ganze übrige Itinerar
in schwarzer Farbe eingetragen, die Beischriften
in roter.
Stationsnamen
Alhinia ß.
Armmi fl.
Arsia fl.
Ausere fl. VII 1
('rater //.
/. Frigido^
ad fl. (langeft
lue.x fl.
Beischrift
fl. Alhinia Miller Blatt IV 4
/. Alrnv].'i IV 2
fl. Arsi/i (ohne Zeichnung des
Flußlaufes) V 1
.//. Auser,' VII 2
fl. Crafer an der Mündung, an
der Quelle steht Grater fl.
VII 1
/. Fr(i)()!du.s IV 5
fl. Gaur/es an der Mündung XII 5
und an der Quelle XII 2
//. Fse.r IV 4
(selten ßum.) stets dem Namen des Flusses vorgestellt ist,
zur Unterscheidung^ von Stationen, welche nach Flüssen
benannt .sind, und bei welchen /. stets nachgesetzt ist;
ß. Arnum bedeutet den Fluß, Ärnnm fl. die Station.'
' Miller hat im Faksimile seines Castoriusbuches die
Station einzutragen übersehen (daher wohl u. a. auch Jakob
Weiß bei Pauly-Wissowa VII 103), jetzt aber in seinem
neuesten Faksimile nachgetragen. Es ist immerhin zu be-
achten, daß Miller trotz der sonstigen Gesiirächigkeit seiner
adnotatio critica (wenigstens soviel ich sehe) kein Wort
darüber verliert. Dafür hat er zum Stationsnamen ü. Fri-
gido S. 454, 1 die Anmerkung hinzugefügt: , Irrig .irii/ido
Desjardins, aber darüber /.' Frigid' rot.' Um davon nicht
weiter Notiz zu nehmen, daß Desjardins' Kommentar (S. 87.
Mataurum fl.
Pallhi fl.
Rubicu fl.
tSangar jl. \
Sagariun fl. J
»S'flro fl.
Silariori fl.
Tanno fl.
ad fl. Tiyrf'iii
zweimal XI ä
und "'/ 7'y-
gy-evi XI 4
Umhru jl. drei-
malIV;-i.4
Mataua V 2
PalUa IV 5
Huhiciuu V 2
fl. Sagar IX 3
.//
Hieher gehören
Flnsor fl. fl.
Misco fl. fl
Savus IV 5
Silarum IV 5
Tanno (in schwarzer Farbe)
VII 2
Tigris XI 4; außerdem (mit
schwarzer Tinte ins Meer
vor die Mündung geschrie-
ben) etwas wie [liostin']
Tygrls fl. XI 4
rmJiro an der Mündung und
(dort statt fl. Ambra) an
der Quelle IV 3. 4
vermutlich auch:
Flo.si.s V 4
Miso V 3 oder //. Misiu V 4
Nicht aufgenommen habe ich Fälle, wo wie
z. B. V 4 neben einer Station Tlnna (also ohne //.)
auch noch derselbe Name als Beischrift zu einem
Flußlauf //. Tiniia wiederkehrt, weil immerhin mit
der Möglichkeit gerechnet werden muß, daß in
einem und dem andern dieser Fälle eine mehr
oder minder geschlossene Ansiedlung,- die all-
mählich an der Übergangsstelle entstanden war,
den Flußnamen empfangen hat und also im Iti-
nerar der TP nicht mehr lediglich als Übergang
über den Fluß gemeint zu sein braucht, sondern
die gleichnamige Häusergrupjie oder Ansiedlung
gemeint sein kann. Jedesfalls können, auch wenn,
wie es meist sehr wahrscheinlich ist, das //. im
Verlauf der Überlieferung hier einfach verloren
gegangen ist, solche Namen in dieser Gruppe
keinen Platz finden, eben weil es sich um die An-
ordnung des Wortes //. handelt.
Also geht die oben aufgestellte Regel durch
alle Fälle hindurch, mit Ausnahme des Ganges
und Tigris, dann einer der beiden Anführungen
des Crathis und beim fluvius Frigidus.
u. 166), der für die Konstatierung des Desjardinsschen
Befundes uns maßgebender als die nicht genügend über-
wachte Arbeit seines Zeichners sein muß, nicht sriyido,
sondern ganz korrekt frigido kopiert hat (übrigens kann
in dieser Schriftart f dem langen f zum Verwechseln ähn-
lich ausfallen), mochte ich fragen : Warum hat Miller selbst
an anderer Stelle (S. 390) die von ihm eben gerügte Lesung
fl. srigido anstandslos aus der TP, wie wenn sie dort stünde,
ausgesclirieben ?
^ Aber darum selbstverständlich noch lange keine
selbständige Gemeinde I
38
Wilhelm Kubitscukk.
/*; Flußübergänge; die Flußliiutc sind nicht
gezeichnet oder, wenn sie schon gezeichnet sind,
nicht benannt.
p Aceloiini jl. VII 4
s Apo Jl. VII 3
s Aretusd ß. X 4
s Armascla jl. V 1
Armen'Ua jl. IV 5
s Armoniacum jl. IV o
s Arrabo Jl. V 3
p Byleum ß. IX 4
p Calidon ß. VII 5
p Calor ß.' VI 5
ad ß. Capadoceiii XI 3
Drinum ß. VI 3 (vgl.
(ul Drinum VI 5)
ß. Eleitter X 3
p Euuenos ß. VII 4
p Farfar ß. V 5
Genesis ß. VII 2 und
VII 3
s llapsuin ß. VII 2
p Hyppium ß. IX 4
p Lygum Jl. IX 4
Mary um ß. VII 2
.lAn*« ,//. V 1 (vgl.
Marta ebd.)
p i¥/«,tZe /. X 1
s Mimlo ß. V 2
Orontem ß. X 5 (vgl.
«[^ Orontem X 4)
_//. lihamma XI 5
p orf herhaa (soll Rhehas
sein) /. IX 2
p .S'o/o /. VI 3
Silaruw ß. VI 5
s Sinnum. ß. IV 5
2^^0)1« .//. XI 5
s [Hjus ßuiiie» IV 3
Alle diese Legenden sind, wie das ja auch
sonst für das Itinerar der TP die Übung ist, mit
schwarzer Tinte geschrieben. Der oben für die
Wortstellung angegebenen Regel fügen sich außer
Cappadox Eleuther und Rhamnia alle Beispiele.
Bei einer Anzahl von Flußübergängen (sie sind
oben durch ein vorgesetztes s kenntlich gemacht)
erscheint in der Zeichnung kein Flußlauf ange-
deutet. Bei nicht wenigen anderen (hier durch
vorgesetztes p angedeutet) ist ein kurzer Flußlauf
eingetragen; diese Einzeichnungen tragen ganz
schablonenhaften Charakter, gruppenweise in par-
alleler und gleicher Linienführung; so z. B. sind
Acvloiiin, Ctdidon und Eureiios, aus einem und
demselben Gebirge abgeleitet, sämtlich in der
gleichen Bogenform gezogen; Byleum, Hyppium,
Ly,juiii und den offenbar' interpolierten Sagariiis-
Lauf zeichnet die TP je aus einem isolierten Berg
oder Gebirge heraus in jiarallelen Bügen. Ich
glaube, man kann es mir nicht verdenken, wenn
1 Vgl. Groß a. a. ü. S. 90.
'- Straßenziig: Miletum LVI Minde ß. XXVII Cnidum;
zwischen den Worten Minde und /. mündet ein unbenannter
FhiÜ. Diesen will z. B. Miller SU als Maeander deuten,
während er TO.'i zur Stadt Myndus rät und anfügt: ,hier
verwechselt Mynd[r]us ö. und Myndus Stadt;' woher er den
Mynd[r]us genommen hat, ersehe ich niclit.
' Ebenso Nissen, Ital. Landeskunde II 208 (vgl. auch
214) unter Hinweis auf ein .Reskript Theoderichs Cassiodor
Vari.'U' II 31'. AVier diese."* Reskript, das die militärisch nr-
ich solche Flußläufe samt den zugehörigen Quell-
bergen bloß als Symbole ansehe, ganz so wie zu
Städten oder zu Bädern auf der TP je der näm-
liche Typus, je dieselbe V^ignette gefügt wird.
Wer in der Kritik dieser Schablone einmal
ebensoweit gelangt ist, wird auch bei anderen
Flußläufen dieser Kategorie (b) genug Anhalts-
punkte finden, um die offenkundigen Störungen
des Kartenbildes, eben weil sie eine notwendige
Folge derartiger Einzeichnungen bilden, auf die
stereotype Anwendung desselben Zeichensymbols
zurückzuführen, und wird sich nicht mehr ab-
mühen, z. B. den Minde ß. X 1 mit dem Maeander
zu identifizieren, und wird einen solchen Vorschlag,
wenn er von anderer Seite gemacht worden ist,
nicht diskutierbar finden." Aber ich möchte nicht
durch weiteres Eingehen in Einzelheiten der Fluß-
läufe dieser Kategorie (b), so verlockend es auch
ist, meine Darstellung noch mehr belasten und
verzichte daher hier auf ihre Verfolgung.
Als eine andere Form, den Flußübergang zu
bezeichnen, erscheint m. E. ^jer Padum in der Le-
gende ah Hostilia per Padtim IV 5; der Straßen-
strich (wie sonst immer, so auch hier rot gezeichnet)
führt auf der rechten Poseite in ansehnlicher Länge
bis nach Ravenna. Miller interpretiert (S. 279) diese
Worte so:-' ,vou hier zu Schiff' auf dem Po bis
Ravenna'; er hätte als Analogen bringen können
It. Ant. p. 126 inde .(n. von Ravenna) naviyantur
Septem maria Altinum usque. Aber ich kann mir
diese Erklärung nicht zu eigen machen. Jlieh
stört vor allem der Straßenstrich; dann aber auch,
daß Hostilia weder mit Mutina noch mit Bouonia
verbunden ist und jedenfalls also eine empfind-
liche Lücke das Wegnetz der TP hier entstellt.
Es scheint mir richtiger, eine der auf der TP so
häufigen falschen Verbindungen von Orten anzu-
nehmen; dann wäre die Legende ah Hostilia per
Padum nach Maßgabe ähnlicher* Wendungen der
TP, die zugleich Ausgangspunkt und Ziel nennen,
zu behandeln und also als unvollständig erhalten
einzuschätzen; vgl.
ganisierte Schiffspost 'der dromonaril betrifft, die «n llosti-
lienxi loco. und zwar per aiveiim Padi eingerichtet ist. nennt
Ravenna gar nicht. Doch bezweifle ich die Sache selbst
nicht und gebe gern zu, daß der Rav. Kosm. von den Po-
Armen p. 2'JO sagt: sed plurimus eiiis (n. des Potlusses) iuxta
civilatem Ravennam in praediclum mare mai;num ingreditur.
* Miller hat sie zwar It. Rom. Sp. XLIX a Anm. 5
(vsrl. dazu meinen Karten-Artikel bei Pauly-Wissowa X
•2138), aber nicht in seinem Index exzerpiert. Comacenis lt-
scheint dort überhaupt nicht, wohl aber Incomacenis, weil
Name und Präposition auf der TP so zusammengesclirie-
bou ist!
Itineear - Stui)Ij:x.
39
a Dcrtona Iria
III 5
all Iria Camdioinagus milia IV 1 ab Euforhia Alunnca nül
X 1
a Verona Hostüia nti/ni passus IV' 4
ab Haclrt Bvrno milia V 4/5
a Thasartho Silesua milia passus V 4/5
a Veresuos Thasarte rnil V 3
a Silesua ad At/uas rnil W 2/3
c) Fluljläuf'e mit Namensbeiselirit't. Die
Beischrift stellt meistens an der Quelle, seltener an
der Mündung und erscheint gewöhnlich in roter
Farbe; Ausnahmen in der Farbe, denen ich übri-
gens keine meritorische Bedeutung zuzuerkennen
wüßte,' werdrn im folgenden angegeben:
ft Siltsua Avibus milia
VI 2/3
ab Aquis Tacapa milia
VI 3/4
ab Actia Nicopori Larissa
usq. milia
VI! 4
a Synnadu Euforbio mii
IX 4/5
a Comana Pontica Gar/onda X 2/3
a Comacenis in Heracome mil XI 1
ab Hicrapoli Zeuma mil 2>as XI l/2
ab Herapoli Ceciliana mil pas XI 1/2
a Tigubbi ad fontem Scoborem. XI 3,4
//. AgaUngtis (schwarz)
VIII 3
f. Amhyini, IV 2
//. Animo IV 4
ß. Av<ir II Ö
f. Araxes XII ö
ß. Aspia V 3
ß. Afesia (= Athesis) IV3
ß. Aveldiuni VI 4
/. Aventia IV 1
/. Aufidus VI 3
/. Aunes XII 5 .
ß. Bagainadd (ins Meer
schwarz einge-
schrieben ; ohne
Zeichnungdes Fluß-
laufesj V 3
ß. Be VII 5
ß. Bersvla III 5
/. liHuctiihim III 4
//. lirlnfpsia (schwarz ins
Meer eingezeichnet)
IV 5
ß. Calincins XII 5
ß. Caj/stvr IX f)
_//. rindcul V 1
ß. Cleusls V 3
//. Clocoris (schwarz ins
Meer) VI 1
ß. Comara (schwarz ins
Meer) VI 1
//. ( 'yjjy>s( schwarz) VII 3
//. Cip-i(i> XI 5
liostia ß. Dnnii/>ii VIII ö
_//. Khnis VIII 1
'ß. Kscm VIII 1
ß. Hnrotas {= Eurotas)
VII 5
//. Fems III 4
//. (i'aninna II 5
ß. (jirln (schwarz) VII 2 -
"//. Hadra IV l
/. Hermon IX 4
_//. Iferomicas X 2
//. Xlmera (= Himera,
schwarz) VII 1
.//. Ial,> III 4
ß. Indus XII 2
ß. Jordanh X 1
ß. /rflro(Ivabo^Ivavo)
IV 4
/. Lahovlu III 4
/. Laü^ III 4
ß. Lirenna IV 4
//. Riijer (= Liger)-' II 5
an der Quelle und
II 2 an der Jlündung
ß. Lncus III 4
"//. Macra IV 1
//. Mcdunciiin IV 4
ß. Misla V 4 ] *
ß. Mho V 3 1
' Sie werden wohl auf ein Versehen des Kopisten zu-
rückzuführen sein, die schwarzen Kintraguugen vor den Fluß-
mündungen im grünen Meeresgrund auf irgendein ästhe-
tisches oder technisches Moment.
- Es ist nicht nutig, in diesem Zusammenhang die
Glosse zu behandeln (VIII 1): Am- ßiimen rjuidam Grnt vo-
cant, alii Nilttm appellant usw.
» Vgl. oben S. 32.
■• Vgl. oben I.iste a i'S. 37).
/. Mus,ilhi 111 1
ß. Nelwntm V 2
/. Nigella IV 2
ß. Xü/rinum XII 2
ß. A^iliis. (IUI dh'idit
Axitihi et Lihlam
(in schwarzer Farbe
geschrieben) IX 1
//. Xirannus VII 1 "
ß. Xoraria IV 1
cap{ut)ß. SvsdcusYWl 5
/. Oduhria IV 1
ß. Orsus III 4
/. O.rns XII 2
ß. Paula IV 3
//. Padns III 3"
'fl. Paleris XII 5
ß. Pamisus VIII 1
ß. Pastinm VII 1
ß. Patnbux II 1
ß. Remis II 2 (rot) und
1 (schAvarz im Meer)
ß. Rigonum IV 3
ostid ß. Rodaiii (schwarz,
im Meer) II 5
ß. Riistunum V 2
ß. Sannum (schwarz im
Meer) VI 1
//. Saternuni IV 3
ca2>{iit) ß. Selliani
(schwarz) VIII 4
//. Simettis VII 2'
.//. Sqgris XII 1
Jliiiiii'jt Tanais, (jui di-
ridit Aslam et Eu-
ropain (schwarz)
VIII 5
ß. Ticenun) IV 2
//. TlctUa III 5
/. TiliaUnte IV h
ß. Timm V 4
/ 70HYW..S- VIII 5
torrens VII 5
/. Vanm III 3«
//. Fo/ H.-;^/ III 5
/. Uhartum IV 2
_//. Fcs/f/;« IV 2
ß. Victinm III 5
/. nnatla IV 3
}/. F/(/p/s III 3
ß. Zerniuum (im Meere,
schwarz) III 3
angeblich ß
mnen (im Meere,
schwarz! II 1 ■'
Also ist, wenn von dem (wegen des Fehlens
von //. ) indiflerenten Falle Torrens abgesehen wird,
in dieser sehr umfangreichen Gruppe die oben
aus der Wortstellung gezogene Norm durchwegs
beobachtet.
Überblickt man alle drei Gruppen, d. h. 138
Flüsse in 166 (wenn ich das beim Flußübergang
gebrauchte ad Tygren XI 4 als gleichgültig genau
so ausschließe wie alle anderen Fälle, in denen
° Miller S. 405 nicht riclitig: ,rot gezeichnet', viel-
mehr rote Beischrift.
" Vgl. ferner ad Padmn IV 2; aA Ho.ililia per Padum
IV •') (d.nzu oben S. 38) und Saci» ad Padnni V 1.
' Nicht richtig Miller S. -(05: ,rot gezfuchnet-, viel-
mehr rot geschrieben.
■* Der Flußübergang Varmii steht ebendort ohne das
Wort ß.
" Gemeint scheint die Sequana zu sein, vgl. oben S. 33.
40
WlUIKI.M KüBITSClIEK.
bei Flußstationen das Wort ß. unterdrückt ist)
Füllen, und sehe ich von Torvens ab, bei dem fl.
(vielleicht als im Wort schon mitverstanden) vreg-
gelassen ist, das aber jedesfalls für die Frage
der Wortstellung nicht mit in Betracht kommt, so
bleiben im ganzen sieben Flüsse in neun Fällen
als Verletzungen der Regel. Von diesen neun
Fällen gehören nicht weniger als sieben dem
äußersten Osten (vom Segment X 3 an), der auch
sonst mehrfach vom Charakter der Westpartien
abweicht; und nur zwei dem Westen, und auch
von diesen zwei westlichen Fällen ist vielleicht
doch noch der eine aus einer psychologischen Rück-
sicht abzurechnen; denn die Station fl. Frigido
steht so knapp neben der Beischrift der Quelle
des //. FrigiduSj daß eine Beeinflussung des Ko-
pisten hier näher als s(mst irgendwo auf der TP
gelegen sein mochte; auch kann der Stationsname
fl. Frigido außerdem leicht eine andere Würdigung
erlauben, da fluvius Frigidus vielleicht eine Na-
menseinheit bildete (vgl. z. B. die mansio Bona
Mansio' It. Burd. p. 567); flii.vio Frigido so auch
im It. Ant. p. 128 und im Burdig. p. 557 (das
innerhalb seines eigentlichen Itinerarbestandes
überhaupt keinen fl. aufweist); daß Claudian im
Panegyricus auf den di-itten Konsulat des Kaisers
Honorius Vs. 99 (vgl. zur Örtlichkeit und ihrer
Bedeutung Otto Cuntz in den Jahresheften, Bei-
blatt V 150 f.) in dichterischer Freiheit Frigidus
aiiiin.i geschrieben hat, ist kein Gegengrund.
Wir können nun eine Probe auf die Richtig-
keit unserer Beobaclitung anstellen. Es würde ja
mit wunderlichen Dingen zugehen, wenn nicht
auch andere Appellativa auf dieselbe Regel re-
agierten, also wenn lacu.s mare inaula mons silva
Promontorium und die verschiedenen Bezeichnun-
gen der Stadtqualität nicht genau so wie fliwius
behandelt wären; d. h. wenn nicht der Itinerarteil
der TP solche Bezeichnungen dem Namen nach-
folgen, das Kartenbild ^der Zeichner) sie voraus-
gehen ließe.
Diese Probe wird, wie sich zeigt, bei mehreren
Schlagwörtern vollen Erfolg liefern; wenn sie bei
anderen weniger klare Ergebnisse liefert oder
geradezu zu versagen scheint, so darf man die
' Oberhummer zitiert bei Pauly-Wissowa III 697 aus
den Acta S. Ale.xandri castrum Bonamassimii. Dazu können
noch Exzerpte aus zwei kaiserlichen Erlässen des Jähret 3(U
(vgl. Seeck Regesten 215, dazu 96 und 1 1(1) gezogen werden:
dal.(um) VI (bez. eine andere Ziffer) Kai. /[»/.]». Bonaman-
sione; cod. Theod. VII 4, 12 (daraus cod. Just. XII 37, 3) und
XIV 2, 1.
anscheinende Störung zunächst jcweilen in einer
gewohnheitsmäßig festen Verbindung begründet
glauben, die der von uns für die Wortstellung
postulierten Regel nicht zu weichen bemüssigt
schien, ganz wie ich oben fluvius Frigidus als
stehende Verbindung, als eingebürgerte Einheit
zu fassen vorgeschlagen habe. Eine Station am
ümbro konnte man eintragen: Umhrone, fluvio;
litirio als Apposition. Beim fluvius Frigidus hätte
es also korrekt lauten müssen: Fluvio Frigido, fl.;
aber //. zweimal zu setzen mochte überflüssig er-
scheinen; indes ersetzt das erste /., das erhalten
blieb, nicht ganz die Funktion des im Streben
nach Kürze als entbehrlich eliminierten zweiten fl.
In fester Folge, dem herrschenden Sprachgebrauche
richtig entsprechend, sind natürlich auch allerhand andere
Verbindungen von Ortsnamen in die TP eingetreten.
So die Arae Flaviae IV" 1, die Ära Ak.randri XII 2
und die Are Philcnorwm VIII 2; ferner das ti-mxilum
Jovis VIII 4, t. Vcneris und t. Minervae VI 5, t. Her-
cuUs IX 3, (. Augusti XII 5; die vielen Aquae.^ z. B.
Calidae, Frigidae, Volater{ra)nae, Thihüüanae, Begiae,
Semproni, Herculis usw., meist mit der Vignette eines
Badeortes ausgestattet und daher eigentlich nicht erst
eines charakterisierenden Gattungswortes bedürftig; die
verschiedenen Fontes, z. B. foiis Timavi, f. Potamianus,
und Pontes, z. B. 2>- Avfidi, p. Brust, p. vetus; fanum
Martin, f. Fortunae, f.Fugitivi (die beiden letztgenannten
mit der Tempelvignette); Conpito (= complto) Anagnino
und so vieles andere. Auch die vielen Fora, z. B. /.
Corneli, f. Livi, f. Semproni, in dieser Folge der
Namensbestandteile auch durch das Fortleben bis in
die Gegenwart gesichert, wie z. B. Forcassi, Forli, For-
limpopoli, Fossombrone, genau wie Urbe Salvia im h.
Urbisaglia sieh fest erhalten hat. Man nahm eben die
Wortverbindungen, wie sie nun einmal üblich waren.
Freilich liest man auch z. B. Metridatis regmm
X 5; aber da müßte erst festgestellt werden, wie der
Ortsnamen im Griechischen gelautet hat, vgl. z. B.
Mö6ou oCTi'a und Miiiou -/.p-f^vr;. Eigentlich wäre nötig,
für jeden einzelnen Fall den sonstigen Sprachgebrauch
festzustellen. Aber das Gesagte dürfte genügen, um
zu zeigen, wie weit sich die erwähnte Probe empfehlen
kann, oline sie einer ungerechten Belastung auszusetzen.
Fest zusammengehörige Begriflfe sind z. B. auch
Bezeichnungen der meisten Meere, Meeresteile, Seen
und Häfen; diese kommen also nicht für die be-
wußt gehaudhabte Wortstellung in Betracht, und
ich wage daher nicht, sie hier mitzuverwerten,
auch wenn sie die Regel nur zu bestätigen scheinen.
So kommt sinus in acht Fällen außerhalb der
Itinerarpartien vor, riihrt somit vom Zeichner her,
das Appellati vum soll also der Regel entsprechend
dem Individualnamen vorausgehen; es ist auch
Ttinkrae - Studiex.
41
in allen aclit Fällen vorangestellt. Pontiis in zwei
Fällen, vorangestellt. M((rti in einem oder in zwei
Fällen, so wie man es wünschen müßte, voran;
aber in zwei anderen Igeiini mura (an falscher
Stelle in die Karte gesetzt) und angeblich Ae\_ci\um
ma[_re] nachgestellt. Pelaijns erscheint fünfmal,
stets nachgestellt, mag aber um seines fremdsprach-
lichen Charakters willen uns weitere Auseinander-
setzungen mit der sonstigen Regel des Zeichners
ersparen; ebenso der Milas (^ MsAa;) co/jms
VII 5/ VIII 1.
Seen findet man auf der TP nahezu aus-
nahmslos außerhalb des Itinerarmaterials erwähnt.
Ist, wie gewöhnlich, dem Namen das Appellativum
lacus zugefügt, so steht es an erster Stelle; so in
16 oder 17 Fällen. Den lacinf et mons Ciminus
hat Miller S. 291, wenn ich ihn recht verstehe,
in das Itinerar eingebunden; mit Unrecht, meine
ich; vielmehr ist nur nicht die Zeichnung des Sees
vom Abschreiber mitkopiert worden, und ähnlich
scheint doch auch Miller selbst S. 956 darüber zu
denken. Berg und See sind weit vertragen, wenn
Miller damit sonst überhaupt Recht hätte, in
die vierte (!) Straßenlinie. Wie Miller 392 dazu
kommt, , links' von der Legende ,die Zeichnung
des Berges' zu konstatieren, habe ich nicht er-
kannt. Dem lacus Beheraci XI 4 und den ägyp-
tischen Bitterseen lacus Mori IX 4 hat die Über-
lieferung vielleicht ähnlich übel mitgespielt; jedes-
falls ist mir die Einordnung ins Itinerar nicht
verständlich geworden, ich würde den Ausfall zu-
gehöriger Vignetten annehmen. Unter den 16 oder
17 Seen, die, wie gesagt, vom Zeichner dargestellt
und mit dem Gattungswort lacus vor dem In-
dividualnamen bezeichnet sind, findet sich auch
der locus Losanens\is] III 2, der Genfer See. An
der ihn vom Norden her erreichenden Straße ist
die Station lacum Losonne angegeben, der im It. Ant.
p. 348 lacu Lausonio entspricht. Die Lesung des It.
Ant., das, wo es nicht durch Lücken verstümmelt
ist, im großen und ganzen sich viel besser als die
TP erhalten hat,^ gibt uns die gewünschte Auf-
klärung: Es wird bloß gesagt, daß der See er-
reicht wird, also vermutlich an einer SchifFssta-
tion; der Name des Sees ist in adjektivischer
Form gegeben, so daß sich in schlichter Rede
das Adjektiv an laciis anlehnen muß. Ich kann
mir nur schwer denken, daß mit lacu Lausonio
der Name einer Ansiedlung gegeben sein könne:
' Auf diese Tatsache habe ich wiederholt aufmerlisam
gemacht, so in meiner Straßenkarte S. 54 und in meinem
Artikel über die römischen Itineraria, bei Pauly-Wissowa
XI 2330 f.
ücnkschliften der phil.-hist. Kl. Cl Bd 3 Abli.
wie man annimmt, des heutigen Lausanne. Miller,
der die Station mit Vichy bei Lausanne gleicht,
S. 73, berührt die Schwierigkeit mit keinem Worte.
Mommsen hat sie empfunden und deshalb CIL
XIII 2 p. 12 gesagt: ,utrumque (nämlich It. Ant.
und TP) ad mansionem Lousonnam lacus voca-
bulum addit, ideo opinor quod eo loco in viam
ab Equcstri per ripam in vallcm Poeninani ducen-
tem incidcbat altera a Vesontione et Aventico
eandem ripam petens'; — vielleicht, aber ich bin
dessen nichts weniger als sicher, deckt sich meine
Erklärung teilweise mit der Mommsenschen.
Portus ist vom Zeichner, also außerhalb des
Itinerars der TP, 14mal dem Individualuamen
vorangestellt, in den Itinerarpartien einmal dem
Stadtnamen nachgesetzt: Perniclde (= Bern.), 7>or-
tum IX 5; die Fälle des Itinerars, wo das A]i-
pellativum vorangeht, Portualfu (= RaOüc, jetzt
Batum) X 5 und Portu Namnetii II 2, wird man
ohne weiteres als feste Verbindungen ansehen, also
das Gattungswort porfu nicht als Apposition
nehmen; ebenso erst recht (IV 4) port. Her cid.,
doch wohl = llerculiis), das in schlichter Rede
nicht ohne die Stütze des Wortes portus stehen
könnte. Wohin man die beiden Häfen angeblich
der Insel Elba: Portus longus in Naxo insula (an-
geblich so zu lesen) und Angoporfus zu zählen
hat, ob zur Zeichnung oder zum Itinerar, kann
kaum strittig sein; warum auf so engem Raum
beide Formen der Wortstellung erscheinen, ist
mir nicht klar geworden; freilich ebensowenig,
daß diese Wörter wirklich so geordnet werden
müssen, und noch weniger, daß auch wirklich
aiuiopurtvs zu lesen sei.
Die Inseln fallen, soweit die Lesungen der TP
ganz oder teilweise gesichert sind, nicht in das
Itinerar, sondern gehören dem Zeichner. Also er-
warten wir, daß, wo den gezeichneten Inseln auch
die Namen beigeschrieben Averden, das Wort in-
sula (gewöhnlich erscheint bloß die Abkürzung
ins.) dem Namen vorangeht. Das ist der Fall in
(wenn ich recht gezählt habe) 87 Stellen, das
Gegenteil in einer einzigen, soeben aus einem
anderen Grunde erwähnten III 4/5 -portus longus
in jVa.To insula j die also formell auch anders als
jene 87 liegt.
Miller schreibt allerdings S. 952 ohne Klammern
das Lemma Girba insula (und weist im Index
S. 971b diesen Namen aus VII 1 aus); aber ein
Blick auf die TP gibt die lieruhigende Auskunft,
daß Miller den Namen lediglich aus Eigenem er-
gänzt hat, und zwar in Vernachlässigung der die
Wortstellung bestimmenden Regel. Bei tiicilia
42
Wji.iii;i.m Kubitschkk.
und einer Anzalil der kleinen Inseln des Agiiisclieu
Jleeres, liier wohl aus Platzmangel, ist ms. nicht
beigeschrieben;* diese Fälle zählen also bei der
Kontrolle unserer Regel nicht mit.
l'nimonf(oriuiii) Pyreneimi II 2 und Silva Vo-
saqiis III 2/3 sowie Silva Marciana III 4/IV 1
liegen außerhalb der Itinerarpartie.
Ebenso mons (z. B. mons Tatirus, dies zwei-
mal XI ö bis XII 2) bei zehn Gebirgen sicher.
denen der Kinschub iiioiin Olivefi X 1 sich an-
schließt, üie gleiche Stellung kehrt in zwei Fällen
wieder, die wohl auch besser dem Zeichner als
dem Itinerar zugewiesen werden (»h. Baiaho VI 5
und III. Imeiis VI 2), aber freilich auch in allen
Itinerarfällen : Monte Aiireo VII 1, montemno =
monte Haemo ^ VIII 2, in nionte Carhonario VI 1
und in. monte Grani VI 1, in monte BidsinioYl 4/5
(die Vignette des Berges ist zugefügt) und In
monte Tav.ro X 3; also ist, so muß ich annehmen,
in diesen Itinerarfällen das Wort //(07i.s mit dem
Namen zu einer Einheit verbunden gewesen, be-
vor es mit oder ohne in in den Stationsablativ
gebracht worden ist, und sie haben also dann
überhaupt nichts mit der für die Apposition auf-
gestellten Regel zu tun. stehen also auf der
gleichen Stufe wie die offenbar adjektivischen Ver-
wendungen von Namen, die mit Alpis verbunden
werden: in Alpe Graia, Cottia und Marltinin
III 3, in Alpe Pennino III 5, in Alpe Julia IV 5.
Soweit mag alles der angenommenen Ordnung
sich fügen. Hingegen wird die Regel verletzt
durch Jioecolen monten VIII o. das doch wohl dem
Zeichner angehört; ebenso auch durch die ver-
schiedenen Beschriftungen von Bergvignetten der
TP wie jAppennini monfi'a' Miller BUS, ,Siiehl' und
,Moscliici montes' ebd. 849, JÄhanus mons' ebd.
850; aber solche Legenden existieren gar nicht
auf der TP. sie sind von Miller ganz aus Eigenem
ergänzt und nur nicht durch Einklammerung als
seine Ergänzungen ausgewiesen worden. Wie wenig
der Sprachgebrauch der TP in Miller lebendig ge-
wesen ist, als er S. S3!t die Skizze 266 (,die Flüsse
und Gebirge der TP in Kleinasien') sowohl in
den Bergen als in den Flüssen mit fast durchaus
ähnlichen AustVilhiugen bereicherte''' (wie ,Tan-
rus in.'^ jScordismin w.', ,(Hympu.i m.' usw.), mag
nebenbei zum Bewußtsein gebracht werden.
Glatter als die unmittelbar vorangehenden er-
scheint die Analogie der Stadt(j[ualitäten. Im Ge-
gensatz zum allgemeinen Sprachgebrauch der In-
schriften und Münzen, der eine Kolonie oder ein
Munizipium so bezeichnet, daß die Rechtsqualität
dem Stadtnamen vorangeht, läßt die TP die Qua-
litätsbezeichnung dem Stadtnanien genau so re-
gelmäßig nachfolgen, wie wir das mit dem Ap-
pellativum //. bei den Flußstationen in den Itinerar-
teilen der TP beobachtet haben. Das Verzeichnis
der als colonia oder als municipium bezeichneten
Städte der TP habe ich aus einem anderen Grunde
in meiner Straßenkarte S. 76 f. gegeben. Es sind
l'J Fälle, in denen col. dem Stadtnamen nachge-
setzt wird; 17mal ist mun. ebenso behandelt; dort
ha])e ich auch zum Vergleich den Ravennaten aus-
geschrieben, der ab und zu gleichfalls beide Worte
(bald ausgeschrieben, bald unverständig aus ihrer
Abkürzung verstümmelt) bezeugt. Daß der Rav.
sich überhaupt stark von der Tendenz der Ver-
einfachung und Kürzung und zugleich der Ab-
streifung antiquierter Dinge leiten läßt, kann man
überall beobachten, und Groß hat neuerdings und
eingehender, als bisher geschehen war, dieses Ver-
fahren klargestellt,'' Nur in zwei Fällen ist das
Wort colonia auf der TP das erste Wort der Bei-
schrift: bei colonia EqueMris III 2 und bei co-
lo{nia) Traiana II 5. Aber darin kann ich keinen
Widerspruch zu der übrigen Anordnung erblicken;
denn colonia und das folgende adjektivische W^ort
gehören hier eng zu einem Terminus zusammen.
Noviodunum, das li. Nyon, ist colonia equesfris
gewesen; vergleiche zu diesem Namen meine
Bemerkung in den Studien zur Geschichte von
Städten des röm. Kaiserreiches I (Wiener Sitzungs-
berichte CLXXV1I4. 1916) 111, 1. Und für die
nächst Vetera durch Traian gegründete Kolonie,
'' Miller schreibt im Index (Sji. 971) diese Inselnamen
genau so wie die übrigen auf der TP mit dem Wort in».
ausgestatteten unter dem Schlagwort .ins.', außerdem auch
unter den betreuenden Namen aus, ■/.. B. .S. 968 c ,Delo
ins.', jDionis ins.' und .Dionisa ins.'.
'' Recht anschaulich verläuft die von der Donau her
über den Balkan n.acli SO geführte Straße hier so: xii/j ra-
dice X V montanno VIII ad radices.
' Alle diese Mühe kann nach der Sachlage lediglich
als bloßer Zeitvertreil) und ebenso unfruchtbarer als leicht
irreführender Versuch angesehen werden, wenn man sich
einmal davon überzeugt hat, daß großenteils weder die
Fluß- noch die Gebirgsvignetten an den richtigen Stellen
sitzen, .sondern ornamental verwendet sind. Weit richtiger
urteilt Miller selbst an anderer Stelle (Einleitung S. 43a):
.Ein nicht kleiner Teil dieser Gebirge (er meint der Ge-
birge auf der TP) ist rein schematisch eingefügt, und man
brauclit sich mit der Erklärung den Ko)if nicht zu zer-
brechen.'
•' Was Miller S. "27 b, 1 seiner Einleitung gegen der-
artige Konstatieruugen bemerkt, ist bloßer Widorsiirucb,
keine Widerlejunn-.
Itijsekai;-Stli)1en.
43
die unter allen Gründungen dieses Kaisers sich
durch die bloße Beziehung auf ihn, also ohne Zu-
satz eines Ortsnamens, auszeichnete, kann ja wohl
auch gelegentlich, so z. B.' auf einem noch nicht
veröffentlichten Grabstein aus Caruuntuni, der L.
Vnlerius Pap(iria) Verinus Tru(iana), vet{eranus)
l(egionis) X g{eminae) p{iati) f(idelis) . . . lautet,
bloß Traiana verwendet erscheinen. Also, man
kann die Sache wie immer betrachten, die colonia
Equestris und die colonia Traiana der TP sind
anders als die andern auf ihr genannten Kolonien,
deren Stadtnamen sie das Wort Colonia nach-
schiebt. Der Fall bei der colonia Traiana, dem
h. Xanten, liegt genau so wie bei der colonia Agrip-
pina,'- die bekanntlich das Wort Colonia als den
eigentlichen Stadtnamen in das Mittelalter hinüber-
gerettet hat. Wunderlicherweise hat die TP ge-
rade hier das Wort col. gestrichen; gestrichen
sage ich, das zeigt ein Vergleich mit dem Ptav.
p. 227 und It. Ant. p. 254.370. olh. 376: colonia
Agrippina.'^
Auch im It. Ant. sind die Qualitätsbezeich-
nungen col. und iiiun., sofern sie überhaupt noch
mitaufgenommen sind, regelmäßig hinter den Stadt-
namen gesetzt, ganz so wie außerdem die Charac-
teristica civitas, i'icux oder pritesidiwu, casfritj ca-
sU-llum, mansio oder die militärische Garnison
claasis, ala und leg{io). Für coloniae, miinicipia und
viri habe ich das Material aus It. Ant. in meiner
Straßenkarte S. 74 f. zusammengestellt; anzufügen
wüßte ich nur, daß auch p. 18 nach IgilgUl und
p. 20 nach Hippone regio das Wort colonia zu ver-
zeichnen ist. Bei Abfassung jenes Aufsatzes habe
ich auch aus dem in gewissem Umfang erhaltenen
Parallelismus der Bezeichnung von Städten als
col. oder mun. im It. Ant. mit dem Rav. und der
TP den Schluß gezogen, daß die drei genannten
Werke auf eine und dieselbe Itinerarquelle, eine
Itinerarkarte, zurückgehen. Hätte ich schon da-
mals auch auf die Wortstellung geachtet, wozu
ich erst jetzt im Verlauf der Ausnützung der
Stellung des Wortes fnciufi gelangt bin, so würde
jenes Kapitel noch bestimmteren Ausdruck er-
1 Andere Beispiele bei Riese. Uas rheinische Germa-
nien in den antiken Inschriften (1914) n. -2379 ff. (vffl. dazu
Rieses .Vorbemerkung')-
2 Vgl. die Stellensammluns für die ]5ezeichuungeu
dieser Kolonie bei Domaszewski CIL XIII 2 p. 505.
' Daneben im lt. Ant. auch abgekürzt, p. 377 f. Colonia
und 372 f. Agrippina. — Die col. Equestris erscheint im It.
Ant. p. 348 in der (durchaus korrekten) Form Equestrihus ;
die colonia Traiana ebd. 370. 375. Der Kav. hat beide M.-ilu
in seinem Streben nach Kürze das Wort colonia gestriclien:
p. 237 Equestris und p. 228 Troia.
halten haben. Das Versäumte soll hier nicht nach-
getragen werden; vielleicht kann das in anderem
Zusammenhang geschehen.
Eigentlich sollte man bei einer so einfach zu be-
antwortenden Frage seiner Sache sich so sehr sicher
fühlen, daß weitere Vergleichung des Sprachgebrauchs
überflüssig erscheinen müßte. Trotzdem habe ich nach-
gesehen, wie die Wortstellung im eigentlichen Haupt-
stock des It. Ant. gehandbabt wird. Dort ist freilich
der Zusatz von fl. zum Plußnameu überhaujit selten
genug. Immerhin mag als bezeichnend angesehen
werden, dali der nämliche Plußübergang an zwei Stel-
len in beiden überhaupt möglichen Stellungen erscheint:
p. 105 Consmtia p. 110 Consentia
ad fluvium Sabahwi ' ad Sabatum fluvium
ad Titrrä ad Tnrms
Ein vollständiges Verzeichnis der das Wort /. ent-
haltenden Stationsnamen, abgesehen von der eben an-
geführten, lautet:
a) bei Vonmstellung von jl.
flumtn Malva 11, 6 und in der fJlosse 12, 1
ad fltivium Lanarium 88
ad fluvium Bradanniii 104
ad fluvium Angituknii 106
fluvio^ frigido 128
ah ostio fluminit: Anae 431,1; rapul fluminis Anae 446.
h) bei Nachstellung von Jl.
Poleto flume.ii 12
ad tialum flumru 13
super Thamari fluvium 103
Varum flumeu 29 7
Acheloii flicvium 325
ad Adnnii flumtn 418.
Wie man sieht, ist der Sprachgebrauch und die
Wortstellung hier nicht durch irgend welche Rück-
sichten auf ein bestimmtes starres Formular beeinflußt,
ist also vielmehr (wenn mau so sagen darf) in der
natürlichen Freiheit und Beweglichkeit verblieben-, vgl.
ebenso die Verwendung von promuntorio. — Eine
Zusammenstellung der Flußübergänge im It. Ant. wäre
nötig. Sie würde den allgemeinen Eindruck erhärten,
den ich empfinde, daß das It. Ant. gewöhnlich das
Wort fl. unterdrückt, sowie es auch die Appellativa
civitas, colonia, vicus usf. auf große Strecken bin aus-
gemerzt hat (vgl. dazu das oben S. 43a Gesagte): ein
Beispiel möge hier genügen ;
p. 325, 3 Achelou fluvium
4 Ecenno; hier ist fl. weggelassen worden.
Da ich also aus der Scheidung der Fluß-
stationen mit nachfolgendem //. und der Flußläufe
mit vorangesetztem ß. den Beweis erbracht zu
haben glaube, daß die TP in zwei Partien ent-
standen ist, so daß zuerst eine Itinerarkarte aus-
genutzt wurde und dann die Einzeichnung der
■* Vfl. zu diesem Fluß meine Bemerkung ciben S. 40.
6«
44
Wii.
KUBIT^CIIKK
Flußläufe — und iilso auch wenigstens eines Teiles
der Gebirgsquellen erfolgte; und da außerdem in
den diesem Abschnitt vorangehenden (S. 30 ff.)
Ausführungen betont worden ist, daß die Ein-
zeichnung der Flußlaufe nicht korrekt in eine
bereits vorhandene Itinerargrundlage eingezeichnet
worden ist oder eingezeichnet werden konnte, steht
der Weg frei zum
Abschnitt 11: Wann Ist die Einzeiclinuiig
der Flußläuie vollzogen worden?
Auch auf diese Frage kann m. E. klare Aut-
wort gefunden werden. Denn es läßt sich zeigen,
daß der Rav. bloß die Ttinerarkarte der TP
vor sich gehabt hat, nicht auch schon ihr Fluß-
netz. Damit ist noch nicht gesagt, daß diese Ein-
zeichnung etwa erst nach dem 7. Jahrhundert er-
folgt sei; sondern bloß, daß der Rav. ein Exem-
plar der TP vor sich gehabt hat, in welchem die
Flußläufe (ich meine in der Auswalil der TP) noch
fehlten. Diesen Beweis allein kann ich derzeit
anstreben. Er ist nicht in allen Abschnitten mit
der gleichen Sicherheit zu erbringen. Das liegt
daran, daß die Zahl der auf der TP mit Namen
bezeichneten Flüsse, ja überhaupt die Auswahl
von Flüssen, stellenweise sehr dürftig ausgefallen
ist und fast nur die allerbekanntesten Namen um-
faßt, die schließlieh selbst auch der magerste Ab-
riß einer Erdkunde nennen müßte, und die also
kein auffälliges Unterscheidungs- oder Verwandt-
schaftsmerkmal uns an die Hand geben. Ich
möchte aber nochmals ausdrücklich betonen, daß
hier die auf TP nicht durch Namensbeischrift oder
M'enigstens durch Flußstationen indirekt bezeich-
neten Flußläufe am besten fortgelassen werden, da
die Versuche, sie zu benennen, meist nur zu neuen
Verlegenheiten führen; vgl. z. B. den X 1 ge-
zeichneten kurzen Fluß, in welchem man den
Halys zu erkennen geglaubt hat.
Beginnen wir mit, um des Rav. Bezeichnung
beizubehalten, Sems Anteil (= Buch II der Cos-
mographie), so zählt der Rav., wenn ich richtig
zusammengerechnet habe, 79 ^ Flüsse auf, von
denen die Gruppe Austia Nigrinns Maritus Slris
sowohl c. 8 in der lyatria quae appellatur Hyr-
caniac sinux als auch (ebenso vereinigt) c. 12 in
der jxifrid Lazorum : Sicrin Marith Nigrinus Astias
erscheinen; ebenso kehrt der c. 12 in Lazorum
patria genannte Chariuntis auch in Kleinasien
c. 19 Cnrhinfis wieder; vielleicht darf man an-
nehmen, daß diese Flüsse nach der Information
des Rav. oder nach seiner Karte je in zweien
seiner patriae eingezeichnet waren. Von diesen
79, oder wenn man die großen Flüsse Indiens
Indus und Tigris und die beiden Ströme von Me-
sopotamien als Gemeingut- aller Gebildeten und
Halbgebildeten abrechnet: von diesen 75 Flüssen
werden nur folgende 22 oder 23 auch auf der
TP irgendwie namhaft gemacht, entweder durch
Zeichnung eines Flußlaufes und Beischrift, oder
bloß durch einen Flußübergang (also durch An-
hakung des Straßenzuges und Zusatz des Wortes
//.), oder aber auch bloß durch Anhakung und
ohne Zusatz von //. zum Stationsnamen; in diesem
Verzeichnis werden Flüsse, die die TP lediglich
in ihrem Itinerar als Übergänge (mit oder ohne
//.) bringt, in Klammern gesetzt.-'
c. 1. Auaea et Paridls = TP XII 5 /. Amips und vielleicht auch noch .// Paleris.'
c. 8. Oxns = TP XII (ab 4) _//. (icu.s.
c. 12. Am.res = TP XI 5 (Quelle) bis XII 5 /. Araxe.'^, der aber vom Zeichner nicht ins Kaspische
Meer geleitet wird, sondern in den östlichen Ozean einmündet, also vielmehr etwa dem
Jaxartes zu gleichen wäre.
der Name Tay-fr^i in diesem Sinne gebräuchlich sei, aU
Inder und Aithioper bestimmt werden; noch detaillierter
und präziser, aber zugleich abweichend, die Fassung der
CoUectio Avellana im Wiener Corpus der Kirchenväter
XXXV 747 f. : diese Verwirrung? von Indus und Ganges, und
anderes dazu, hat den Kommentatoren, vgl. Migne a. a. U.
'Ml f., viele Arbeit verursacht.
= Zu jenen Flüssen der Flußkataloge des Rav., die auf
der TP bloß durch einen Stationsort und nicht auch durch
Zeichnung eines Flußlaufes und (mehr oder minder) zuge-
hörige Auschrift angedeutet sind, setze ich (der größeren
Übersichtlichkeit wegen) überdies ein Sternchen.
* Mit diesem Flußnamen verbinden Finder und Parthey
eine p. 4--', 3 in der India Dimirlca Ecilal gelegene Stadt
Paloi-is: .IlÄoup« Ptol., Palei-is fluvii nomen est in Tabula.'
' Den Tanais lasse ich in diesem Erdteil lieiseite,
weil er auch IV c. 5 p. 179 erscheint und dort zur Zählung
gelangen soll.
- Während der Korrektur fällt mir bei, daß auch diese
Behauptung nicht ohne Einschränkung verstanden werden
darf. Denn der Zufall führt mich nebenher auf den Traktat
des Bischofs Epiphanios von Salamis über die zwJilf Steine
im Brustschild des Hohenpriesters, wo man unter anderem
vom Fluß Phison lesen kann: «pEiaamv Zi eativ ö nocpi xot;
"EU/]C!iv "Ivoo; /.ccXouiJ.Evo;, Ttapi zo'n ßapßäpoi; Se räyYl?; vgl.
F. de Mi'ly, Les Lapidaires de l'antiiiuiti- et du moyen äge II
(1898) 19.5 — nicht ausgewiesen bei Christ 11^ Vl'i'i —
oder Migne Patrol. Gr. XLIII 29G. Dieselbe Verwirrung
in desselben Epiphanius Ancoratus c. 5H (Berliner Kirchen-
väterauso-abe XXV ö7), nur daß die Barbaren, bei denen
Itiserae - Studien.
45
Ciiros = TP XI 5 (ab XI 3) ß. ('ijrw.
S'icris = TP XII 2 (;ab XII 4) ./?. »Si/c/rh.
Nigi-mus = TP XII 2 (ab XII 4) /. Xi'fjriimm.
*Fasis (= TP XI 1 als Civitas gegeben: Phasis; vgl. Itav. c. 12 in der patriti Lazornm Fasis
Lasonini und im Periplus V 10 p. 367 Fasin).
*()fimitis (= TP X 3 Ofiitnte; Rav. II 17 p. 101 Ofeunte und V 10 p. 3(56 Oijicivnfe).
*<'hariuntes (= TP XI 1 Cariente; Rav. V 10 p. 367 Charimfns).
C. 14 Jnrdnnls = TP X 1 .//. Jordanis.
Jeronnsvs = TP X 2 y/. Iferoinicas^
c. 15 *Sin(/a (^ TP XI 3 ad jwü' Singe).
*<',ipndo.v (== TP XI 3 ad ß. Capadocem; vgl. Gott. Gel. Anz. 1917, 101 f.).
*(>r(mti.t (= TP X 5 OroiUem ß. und X 4 ad Orentem; letztere Station wird im Periplus des
Rav. V H p. 308 als civitas (Jrienüs angeführt). — Ausnahmsweise wird dieser Fluß vom
Rav. auch einmal ausführlicher skizziert, und zwar im ersten Buch (c. 17 p. 37), dessen
Quellenzusammensetzung ich übrigens zur Zeit nicht zu wilrdigen vermag: (dort skizziert
er den Verlauf des coifus orientalis) vsque Laudicia, ubi ßu'vius Oricntis qui venit de
Hi/ria pei- civitaUnii Arethusam in mare ingreditur. Dieser (allerdings bloß durch zwei
Punkte markierte) Verlauf entfernt sich anscheinend gar nicht oder nur unwesentlich von
der Wirklichkeit und widerspricht auch nicht der Zeichnung der TP. Dabei soll uns
nicht weiter aufhalten, daß die TP mit dem Fluß (statt mit der Gemeinde, vgl. Benzinger
bei Pauly-Wissowa II 680) Arethusa ganz vereinsamt dasteht.
*HeleiUer (= TP X 3 .//. Eleuter).^
c. 19 *Piramus (TP XI 4 Firamuw, Rav. II 16 p. 93 Piramos).
[*(Jygnus fehlt auf TP, muß aber für ihre Vorlage vorausgesetzt werden; vgl. Rav. p.92 und p.359].
*Amissus (TP X 2 Missos und Rav. p. 100 Amisos = p. 365 Amissos).
*Vilius ■ (TP 1X4 Siigari" ß. \ Uyppivm ß. \ Bileum ß. \ Lygum ß. ■
*Licus Rav. II 17 p. 99, 14 — 17 Saccar | l,'ij>2}em \ Bilem \ Licem
Rav. V 8 p. 364, 8— 11 Sagaris \ Ypion \ Biliov \ Li cum) •
*Polemonion (TP X 3 Polemonio bei einer zweitürmigen Vignette, aber ein Fluß ohne Namen
dazugezeichuet ; als civitas'^ erwähnt vom Rav. II 17 p. 100 und V 10 p. 366).
Tionas: TP XI 5 bietet mehrere Stationsnamen in verworrener Zeichnung' mit etwa folgender
c. 11
Anordnung:
Ebenso Rav. II 11 p. 67:
Thelser
Zelfir
ß. Rhamma^
Rvm
Nisistu
Danas
Danas
Titana ß.^ Alhania
Thinnas 1 Alhanis.
Also ist es wahrscheinlich, daß der Timias, der innerhalb ein und derselben /nitria
(II c. 11 p. 68) auch unter den Flüssen des Rav. erscheint, von TP als Flußübergang
Titana //. erwähnt wird; und weiter, daß der Flußübergang .//. Rhamma der TP mit
• Das ist einer der ganz wenigen Falle (vgl. oben S. 38a),
daß eine Flußstation der TP das Wort fl. vor (nicht: nach)
dem Flußnamen zeigt. Daß der Flußübergang an irriger
Stelle erfolgt, erwähnt auch Miller Sp. S2:i, 824, 842; ebenso
freilich auch, daß der lange Flußlauf, an dessen Zeichnung
diese Station zu liegen kommt, ganz und gar Terfehlt ist.
Wie der Fehler aufzuhellen ist, liegt nicht klar. Darf
dieser Fall für sich allein behandelt werden, so erscheint
als die einfachste Lösung die, daß der Stationsuame aus
unrichtiger Übertragung vom Fluß entstanden ist, daß also
der Name in roter (nicht: schwarzer) Farbe auf den Vor-
stufen der trberlieferung unserer Tl' verzeichnet war.
- Somit entsprechend dem Uincrarbestand der TP;
Tgl. oben S. 44, Aum. 4 über Palons.
^ Und ohne Verbindungslinie; denn die heute sicht-
bare, von Thelser bis Albania geführte Linie ist sowohl
hinsichtlich der Fülle als auch der Farbe eine schwächliche
Ergänzung, etwa aus eben jener Zeit, in der eine kleine
Zahl von Besserungen in die Karte nachgetragen worden ist.
Das Millersche Faksimile bringt eine Linie in dicken roten
Punkten, also eigentlich eine neuzeitliche Schreibform
jenes Ersatzes einer Straßen Verbindung; damit halte man
Millers Worte Sp. 743, 3 über Desjardins' Befund und die
Wiener Photographie der TP zusammen.
•• An einem unbenannten Flußlauf gelegen; vgl. Miller
Sp. 743 und 846. Wieder einer der vereinzelten Fälle, in denen
das Wort fl. vor dem Flußnamen, statt hinter demselben,
erscheint; vgl. oben S. 38a. Ob die gleiche Aufklärung wie
bei fl. Eleuter (oben Anm. 1) möglich i.st, wird untersucht
werden müssen.
^ Weil .soeben die Station ß. Rhamma die Bemerkung
erfordert hatte, daß sie an einem unbenannten Fluß gelegen
gezeichnet sei, muß der Vollständigkeit halber hier das gleiche
konstatiert werden, obwohl die Stellung des Wortes fl. dies-
mal die Regel befolgt.
46
AYiLiiKi.ii KriiiTscjiKiv.
einem Rest im Kav. erhalten ist.' Es wird daher wohl gestattet sein, den 'J'iißiws liier
anzuführen; den Rhanima werde ich noch unten ausweisen.
Somit find" 9 Flüsse des rav. Verzeichnisses
auch auf der TP, gleichviel wie, als Flußläufe
gezeichnet und zugleich beischriftlich ausge-
wiesen; 14 erscheinen nur in den Itinerarpartien
der TP, nicht auch in Zeichnung und Beischrift;
und von diesen 14 Itinerarstationen sind nur 7 (oder
wenn Polenionion hier mitzuzählen sein sollte: 8)
auf der TP ausdrücklich als Flußübergänge be-
zeichnet; die anderen brauchte der Rav. nicht als
Flußübersetzungen erkannt zu haben, wenn er auf
eine Vorlage angewiesen gewesen wäre, die nicht
reicher oder anders als unsere heutige TP aus-
gestattet war.
Die aulfälligste Übereinstimmung des Rav.
mit der TP ist in dieser Partie, des Rav. portio
Sem, der //. Annes, wenn Rav. ihn wirklich allein
mit der TP gemeinsam auswiese; aber Tomaschek,
dessen Zurückführung unserer beiden Lemmata
auf die Weltkarte des Augustus uns allerdings
heutzutage wenig glaubhaft erscheinen kann, fügt
seiner Fixierung des Annes (bei Pauly-Wissowa
II 2423) den Satz bei: ,der Tuvac des Ptolemaios
(VII 1, 4 und 36) ist entweder ein dravidischer
Name des Flusses (Krsna oder Krsna-Veni) oder
einfach aus Aüvac verschrieben.' Hat Tomaschek
mit der letzten Alternative, wie es scheint, das
Richtige geti'offen,^ so verliert dieser Fall von
Zusammengehen des Rav. und der TP das Ar-
gument der Singularität.
Fälle, in denen Flußläufe in TP und Rav.
bloß als Wegstationen berührt werden, ohne Zu-
satz des Wortes fl. oder ohne Zeichnung des Fluß-
laufes, wie z. B. TP IX 2 C-anico = Rav. V 9
p. 363 Granicon, werden billigerweise hier über-
haupt nicht weiter in Betracht gezogen.
Wenden wir uns nun zur TP, so ergeben
sich folgende Überschüsse gegenüber den Fluß-
listen des Rav.:
a) In der Flußzeichnung und zugleich im
IX 3 der Fluß gezeichnet
Itinerar der TP ein Fal
• So wird auch sonst allgemein angenoiumen.
^ Wenn, wie gesagt (oben S, 44, i), aus der Gesamt-
zahl die vier Großströmo Asiens ausgeschieden werden
^, Miller, der Tomascheks Vorschlag nicht erwähnt, be-
merkt S. 846 zum fl. Aunes: ,item Rav., wahrscheinlich statt
Acesines, Nebenfluß des Indus.' Aber der Rav. nennt neben
dem Aunes p. 43 und dem Indus p. 50 auch noch (als Hüsse
der India Se7-ica) Ganges | Torgoris \ et Accessinis, quae exeunl
in Oceanum. Also ist der Acesines beim Rav. ohnehin be-
reits vertreten, wenn auch allerdings nicht so, wie wir es
zu erwarten berechtigt erscheinen.
und mit jl. Sagar benannt; ferner die Straßen-
Stationen fSangar Jl. und t^ugaris jl. (mit beige-
fügtem zweitem, also interpoliertem Flußlaufe). Der
Flußname fehlt in der Flußliste des Rav.; indes
stehen die beiden eben angeführten Übergänge
als Wegstationen beim Rav., ganz wie auf der TP,
die eine II 19 p. 110 Sagnrion; die andere II 17
p. 99 iSaccar = V 9 p. 364 Hagaris.
h) Sonst noch in der Zeichnung dreier Fluß-
läufe: TP IX 4/5 ß. Hfrmon; IX 5 /. (Jai/.^fHr;
Xllöf. ('alincius.^
c) Im Itinerarbestand zum mindesten vier
Nummern:
TP IX 2 ad hei-bas ß. = Rav. V 9 p. 364
Erba, der Rhebas {vgl. Rüge bei Pauly-Wissowa
I 348).
TP IX 4 Hypmmß. = Rav. II 17 p. 99 Rip-
peiii = V 9 p. 364 Ypion, der Hypios (Rüge ebd.
IX 322).
TP X 1 Minde ß. = Rav. II 18 p. 105 Min-
don = V 0 p. 361 Mindon; vgl. oben S. 38, 2.
TP XI 5 /. Rhamma = Rav. II 11 p. 67
Rum.
Vielleicht gehört noch TP XI 4 hieher: fons
Scahore = Rav. II 13 p. 80 fons Cavorae.
Im Abschnitt Asien ist also das Wenige, was
die TP mehr an Flüssen als die Flußlisten des
Rav. bietet, nur soweit in den Rav. übergegangen,
als es aus dem Itinerargehalt der TP stammt oder
stammen mag.
Das dritte Buch des Rav., die portio Cham,
wie nach seiner Erklärung p. 117 nonnulli philo-
so'phi oder p. 165 geoinetrici philosophi Africam
apppllnveriint, hat unter allen drei Erdteilen die
geringste Anzahl fließender Gewässer. Beim Rav.
sind es 35,^ auf der TP alles in allem, auch schon
die Flußübergänge eingerechnet, gar nur 12 oder
13 Nummern; freilieh ist die TP dem Rav. gegen-
' Vgl. Tomaschek bei Pauly-Wissowa III 1356: ,Auf
der Weltkarte stand wohl Calingiri.i.'
^ Oder nach der Addition in Handschrift C p. 165,
der sich die Berliner Herausgeber (doch wohl aus Ver-
sehen) in der Anmerkung zur Textstelle anschließen: 32,
— Zur oben für die afrik,anischen Flüsse berechneten Ge-
samtsumme 35 kommt vielleicht noch ein 36. hinzu. Der
Flußname Limeletendum Rav. p. 153 will mir nicht recht
geheuer erscheinen. Ich mochte eher Limel et Endum ver-
muten, also zwei Namen voraussetzen, ohne daß ich irgend-
einen Beleg für sie wüßte.
Itineeäe - Studien.
47
über schon dadurch iui N.-icliteil, daß ein an-
sehnliches Stück des afrikanischen Festlandes im
Westen verloren gegangen ist. Im Rav. wieder-
holen sich anscheinend zwei Namen c. 4 Torres
und c. 5 Torrens,^ sowie c. 6 und 11 Uhus. Die
Annahme, daß es beide Male derselbe Fluß sei,
dessen Zeichnung in der Vorlage des Rav. nur
eben durch mehr als eine patria sich hingezogen
habe, ist kaum zulässig. Denn (Jbus wird sowohl
in der Numidia als in der Gadttana genannt, und
für einen Fluß solcher Länge scheint kein Platz
vorhanden zu sein, so daß die ablehnende Haltung
der Berliner Herausgeber nur auf Beifall rechnen
kann. Eher mag der Torrens der Ci/rrnensis
und der Africana pmvincl'i eine Einheit dar-
stellen. ol)Wohl auch das nicht so einfach be-
hauptet werden kann. Wenn wir die Afr. prov.
des Rav. auf die TP übertragen, so reicht sie
etwa von Zagazaena VHI 1 an der Küste bis
Utica V 3, im Binnenlande noch weit bis in IV 5;
die Cyrenensis von Cyrenis VHI ö bis Are Phile-
nonnn VIII '2. Der Torrrns der TP aber hat seine
Es scheint mir hier der richtige Platz, noch auf eine
besondere formelle Eigenart de.s Rav. hinzuweisen.
Der Eav. zählt nämlich seine provinciae, ciritates und
insulae asyndetisch auf, selbst dann, wenn sie bloß drei
Namen umfassen (vgl. p. 66. 75. 156. 169. 170. 241. 242. 253.
2H.T. 392. 414) oder gar nur zwei (vgl. p. 75. 161. 170. 295.
310. 413). Ein Fall wie p. 226 exceplis duabus quae avtiipätus
leguntur Bordonchar et Nocdac, wie iiberliaupt der ganze
Passus, in welchem diese Stelle erscheint, fällt auch schon
sachlich aus der übrigen Fassung frei heraus. Ein et ce-
teras mitten im Verzeichnis der , Provinzen' der Media mainr
p. 63 ist unverständlich und ein et, das der ersten Zeile
einer 56 Posten umfassenden Liste von civüates angeschlossen
wird p. 70, haben bereits die Berliner Herausgeber in Frage
gezogen.
Aber anders verfährt die Cosmographia mit den Flüssen.
Die nahezu ständige Formel, die der Flußliste vorangebt:
per quam patriam (z. B. Indortim) diversa flumina rurrunt,
inte}- cetera quae dicuntur, id ext zeigt bei zwei Namen die
Verbindung durch et (z.B. p. 43 Aune« et Paridi.s; ebenso
p. 45. 65. 85. 138. 197. 229. 246) achtmal, keine Verbindung
zweimal (p. 218. 219); einen Fall mit et (p. 200, 11) muß
ich beiseite lassen, da er nicht in die beim Rav. sonst
übliche Schablone hineinpaßt. Von drei Namen wird der
letzte mit et angeschlossen p. 48. 193, ohne et p. 164. 179.
440; einmal (p. 179) wird die Verbindung durch je ein item
nach dem ersten und dem zweiten Lemma hergestellt.
Bei vier Namen mit et p. 119. 146. 291, ohne et p. 78.
213.242.412; bei fünf ohne et p. 207. 212; bei sechs
(p. 62. 68. 291. 401), sieben (p. 204. 229. 290), acht (p. 77.
290) fehlt et. Hingegen erscheint et wieder bei neun
(p. 158) und bei zehn (p. 90, um das limelelendum p. 153,
das den Ausgangspunkt zu dieser Bemerkung gegeben hat,
wegzulassen); ebenfalls bei zehn Flußnaraen fehlt et (p. 299.
321), ebenso bei dreizehn (p. 236), vierzehn (p. 78), siebzehn
fp. 289), einundzwanzig (p. 114. 406) und sechsunddreißig
Quelle VII ö, gabelt sich dann l! i und geht in zwei
Armen gegen das Meer VIII 1 ; ihn zu identiii-
zieren vermögen wir nicht; also läge er, wenn der
Disposition der TP Vertrauen zu schenken wäre,
ganz außerhalb jenes Gebietes, das der Rav. seinem
Torrens der Cyrenensis anweist. Lösen wir also,
solange wir nicht eines Besseren belehrt werden,
beide Flußpaare in je zwei Individuen auf, und
lassen wir die Großströme Nil und Girin vorläufig
weg, so haben beide Überlieferungen. TP und
Rav., gemeinsam :-
c. 5 Cepsl = TP VII 3 ß. Cynips.
Te = TP VII 5/. LV."
Torrens = TP VII 5/VIII 1 Torrens.
c. 6 * ArmoniaeM.s (TP IV 3 Arinoniacittn ß.x Rav.
III 6 p. 147 Äriiwuucd und im Periplus
V 5 p. 348 Armonior.-ns).
l'xKjrada = TP V 3/4 IJaijamadaj der Name
ist östlich von Utica, also dort, wo wir
die Mündung des Bagradas zu erwarten
berechtigt wären, ins Meer geschrieben;
()i. 439). — Das ergibt also 15 Fälle von Verbindung durch
et, asyndetischen Anschluß in 28 Fällen.
Ob nun die Überlieferung die verbindende Konjunk-
tion uns stets erhalten oder vielleicht ab und zu abge-
stoßen hat, die Tatsache ist unbezweifelbar. Nur ihre Er-
klärung oder die richtige Folgerung aus ihr wäre zu finden.
Bestände nicht die enge Verbindung zwischen den Fluß-
listen und den Provinzgebieten, die der Rav. sich absteckt
oder abgesteckt vo.findet, könnte man hinsichtlich der
Flüsse an eine Ergänzung der Rav. Cosmographia durch
einen anderen als den ersten Verfasser denken. So aber
wird wohl nur der Schluß übrig bleiben, daß der Rav. zu
verschiedenen Zeiten die beiden Teile der Cosmographia
angefertigt hat; als er die Flußlisten anschloß, ra^g er, wie
das ja auch sonst jedem von uns zu geschelien pflegt, das
Formular dafür — wahrscheinlich ganz unbewußt — ein
wenig anders als früher sich aufgestellt haben. Daraus, daß
■ die Flußlisten vielleicht einer späteren Schicht des Rav.
angehören, kann nun allerdings noch nicht in zwingender
Weise weiter gefolgert werden, daß er das Flußnetz nicht
in seiner Vorlage eingezeichnet gefunden habe; wenn diese
Folgerung sonst aus irgendwelchen Gründen erforderlich
wäre, so würde ich sie unbedenklich zur Kenntnis nehmen,
ja sie würde eine Erleichterung für meine Untersuchung
bedeuten; meiner Empfindung nach kommt ihr sogar ein
gutes Stück innerer Wahrscheinlichkeit zu. Durch ein so
sekundäres und unansehnliches Merkmal wie das Felilen
oder Setzen von et würde also der Hauptsatz, den dieses Ka-
pitel als Beitrag zur Quellenkritik der TP erbringen soll,
weil es ihn als Nebenerscheinung begleitet, ergänzt und
unterstützt.
' P. 146 geben die Hss. Oepsit et Orrens, was in
Cep.fi I Te I Torrenx, vielleicht richtig, jedenfalls aber sehr
ans]irechond abgeteilt worden ist.
' Die Verwendung des Sterns bei Daten aus den Fluß-
listen des Kav. ist dieselbe wie oben S. 44. 3.
48
WlLIIKLM KlBITSCHEK.
der Flußlaut' selbst ist aber nicht ein<i-e-
zeichnet. — Im Rav. findet sich in der
bezüglichen Gegend p. 152. aber in einer
zurzeit einer genaueren Analyse vielleicht
nicht zugänglichen Gruppe (Zeile 8 — 13),
niimlich allem Anschein nach im Mittel- oder
( )berlauf des Bagradas, eine auf der TP
nicht erhaltene Übersetzung des Flusses
Bagradas.
*Ubus' (TP IV 3 IJ(JU)< Jlumen; Rav. III 6
p. 148 Usussa und V 4 p. 347. 348 Ubus).
*PupIitus (vielleicht nach dem Vorgang der
Berliner Herausgeber mit TP III 4 ropleto
zu gleichen; aber Poleto ßumen It. Ant.
p. 12, das dieselben Gelehrten in Popleto
verändern und hieher ziehen wollen, kann
nicht mit dem Fluß des Rav. zusammen-
gebracht werden).
Streichen wir aus der Liste des Rav. alles
weg, was, wenn überhaupt die TP es gebracht
hat, im verlorenen Weststück der TP gesteckt haben
müßte, so haben wir — immer noch von Nil und
Girin abgesehen — im Rav. mindestens 20 Flüsse,
von denen die TP in ihrer Zeichnung vier, in ihrem
Itinerar drei bringt; der Rest der Flußliste des
Rav. fehlt der TP.
Hingegen hat die TP mehr als der Rav.:
V 1 ,//. Chulcid (rote Aufschrift, der Fluß-
lauf ist aber nicht eingezeichnet) an einer .Stelle,
wo wir diesen Namen nicht vermuten.' Pinder und
Parthey wollen, wenn auch zweifelnd, Rav. III 6
p. 149, 10 Chvlchid mit dem fl. Chnlcul der TP
vereinigen. Prüfen wir diese Vermutung so gut
es geht! Die 45 Namen des Abschnittes p. 148,8 —
150, 16 liegen zwischen TP II 4 und V 1; die ö.st-
lichsten von ihnen sind ad n'ihna und Altuhurog
(beide V 1, hingegen ist Ypone Zareston bereits
in einem anderen Abschnitt, Rav. p. 147); also
wäre tatsächlich nicht unmöglich, den //. Chvlciii
hieher zu beziehen. Aber die westlichsten Orte des
angeführten Abschnittes des Rav. erscheinen auf
der TP II 4 Modoluiia. Jiaccarvs und ad cciife-
nnriiini 11 5. Ein klares Anordnungsprinzip des
Rav. liegt an dieser Stelle nicht vor. Es ist daher
auch ohne weiteres möglich, die Beischrift Clutl
i-hul colditia, welche die TP II 4 zu einer zwei-
türmigcn Stadtvignette fügt, mit dem Lemma des
Rav. 149, 10 zu gleichen, und diese Gleichung
sehe ich als viel wahrscheinlicher als die mit dem
.//. (•hulcid TP V 1 an.
Und VII 2/1 in der Zeichnung //. Ausere; vgl.
im Itinerai- VII 1 Aiism- ß. = Rav. III 5 p. 143
Aucvritim (Ort).
Im Itinerar hat die TP mehr gegenüber der
Flußliste des Rav.:
IV 3 Armoniacum JL, vgl. Rav. III 6 p. 147
Armnmica und im Periplus V 5 p. 348 Armonio-
CU.S (beide Male als Ort = civitas); Plinius nat.
bist. V 22 ßnnipii Annua im gleichen Küsten-
abschnitt:
V 1 Armasda //., vgl. Rav. III 6 p. 152 Ar-
masdiiiii ■
allenfalls gehört noch III 5 ad dno ßuriiinn
= Rav. III 6 p. 150 duo ßumina (vgl. Millers
Kartenskizze 290) hieher.
Ganz absehen möchte ich von Namen wie
II 4 Caput Budelli und III 1 fons Camerata. weil
sie uns dermalen noch nicht ganz faßbar er-
scheinen.
' Jlüler lehnt S. 950 die Hezeichiimii; auseheineuil ab:
, Nicht der bei Hippo üiaritos niiiudende, durch zwei Seea
fiießendö Fluß, welcher tJbus heißt, sondern der bei der St.idt.
Chulchul entspringende Nebonihiß de.s Anipsaga.' [Ich möchte
nicht alles das vertreten, w;is Miller uns hier erzählt.]
Nun folgt Buch IV des Rav., also um bei
seiner Nomenklatur zu bleiben: die portio Japhet
ßlii A^o« quam pldlosopjln Eiirojjam appellaverunt
(p. 168). In keinem anderen Erdteile sind so viele
Flüsse genannt, aller Wahrscheinlichkeit nach, weil
dem Verfasser oder der üblichen geographischen
Literatur Flüsse auf europäischem Boden be-
kannter und beachtenswerter als sonst erschienen
sind; nicht weniger als 148 Flüsse glaube ich beim
Rav. gezählt zu haben, und die nämliche Zahl
nennt das Summarium, das die Hs. C zu p. 323
bietet: habet itaque Pvropm — — flumina 148,
Jacns 4,- und obendrein sind Flußlisten an
zwei Stellen (c. 22 und 36) uns verloren gegangen,^
von denen die eine gewiß zahlreiche Namen um-
faßt hat.
In diesem Abschnitt hat der Rav., wie er
auch selbst ausdrücklich und zu wiederholten
Malen bezeugt, aus des Jordanes Chroniken sein
Material ergänzt. Dieses Plus, soweit es vom Ver-
fasser selbst so zurückgeführt wird oder sonst aus
dieser Quelle zu stammen scheint, soll im weiteren
Verlauf meiner Darstellung abgestrichen werden,
um die richtige Basis für einen Vergleich des Rav.
mit der TP nicht aus dem Augen zu verlieren.
" Die Berliner Herause^eber zählen 13(i Flüsse.
^ .Selbstverständlich bevor die (durch die Handschrift
C vertretene) Summierung vollzogen worden ist.
IUXEKAII- StCMEM.
49
Ebenso sollen die zelm Flüsse der Spnnin c. 45
wegfallen, da die TP für dieses Gebiet nicht er-
balten ist. Endlich sollte nicht vergessen werden,
daß der Rav. überhaupt für den Nordwesten Eu-
ropas sowie für üalmatien, wie die Anschriften
modernerer (frühmittelalterlicher) Namen zu den
antiken ci.rit.afes zeigen, auch jüngere' Quellen
herangezogen haben kann, die wir nicht weiter
sreifen können.
Auf Jordanis beruft sich Kav. zum mindestens
für drei Flüsse der j/iifrin Sifliofr(i(/(iniiii und deren
Nachbarschaft am Maeotisclicn Meer (de qiiihus
fliimiuihus tcMatur mihi sitprn acrl2}fMS Jordanis,
sapientissimiis cosmitiiraphiia p. 179), d. i. den
superiiig nnmin.atus fbivins vuiximus Tuu.ms. item
fluviuti Tiram^ item Bdijossolam," vgl. Jord. Get. o
= Mommsen p. 61, 13 ad jinmina Tyram, I)u~
nastrum et Vagosolam, magnumque illu^m) IJana-
prirm.. Den Tanais, den auch TP hat, braucht
Rav. natürlich nicht erst aus Jordancs kennen
gelernt zu haben. Der Danapcr der angeführten
Jordanissteile führt zu jener Gruppe von Fluß-
namen, die der Dreiergruppe des Rav. voraus-
geht: Ava 1 OriMhenis \ Ihtnapris, qid cedii.iä in
mare Ponticum, vgl. Jord. 65, 9 Borysthcne aniiie,
quem accolae Dauapfum vocant. Ära linden wir
weder beim Jordanis noch sonst ni. VV.; vielleicht
darf hier auf Jord. 127, 20 hingewiesen werden:
Danahri anini.s jiuenta, quam linguu siia Hnnni
Var ' appellant, so daß der Borysthenes noch mit
zwei anderen Namen für seinen Lauf benannt er-
schiene. Diesen sechs Flüssen schließt Rav. noch
an: item ßiirins JMariscus. Wo nun immer er
diese Nebenform hergeholt haben mag, so scheint
es sich doch um denselben Fluß zu handeln, den
Rav. c. 14 p. 204 Marisia nennt. Dort werden
aus den Dacorum patriae drei andere Flüsse und
dann J/a/risia | Arine \ Gllpit \ Gresia angeführt;
vgl. dazu die (aus Dexippos geschöpfte) Stelle des
Jordanis p. 87, 15 ßumin.a Marisia. Miliare et
flilpil et (rrisia im Land der Gepiden. Die un-
mittelbar vorangehende Gruppe Rav. 204, 11 — 13
Tisia I Tihista \ Drica ist aus Jordanis (p. 104, 17)
genommen, bei dem Priscus isforicns von der
Reise erzählt, die ihn über ingentia Jinmina,
id est Tisia Tihisiaque et Dricea hinausgeführt
hatte.
Die Tisia wird noch einmal von ,lord. ()2, 11
erwähnt, und zwar als Nordgrenze der (Jei)ideu,
die im Süden bis an den Danubius, im (Jsteu bis
an den Flutausis wohnen; daraus schöpft Rav.
204, 19: jl innen Flatausis jinit ipsam patriam:'
der auf Jordanis als Quelle verweist {ipsas patrias
praefatus Jordanis chrnnot/rajiluis snbtilius er-
posiüt).
Endlich mag Rav. den ß-m-im qni dicitur
latriim, den allein er von den Flüssen der atraeqne
Mgsiae {^= Moesiae) ausschreibt, aus Jordanis S3, 26
genommen haben p. 192: Nicopolim, quae inxta,
latrnin finrium est constituta; allerdings ist diese
Annahme nicht unbedingt geboten."' Andere Flüsse
des Jordanis scheint der Rav. nicht aufgenommen
zu habeii; auf Vollständigkeit scheint es ihm bei
der Flußliste nicht angekommen zu sein, wie er
denn auch immer wieder erklärt, in.ter cetera nur
die bedeutendsten Flüsse anfrihren zu wollen. Daß
er den Plattensee in Pannonien p. 218 in derselben
' Vielleicht Glosseu, die — wenigstens zwei — Leser
in jeuer Handschrift zum Text geschrieben hatten, aus der
der Rav. dann sein Material schöpfte.
- D. i. die oben S. 47, ö wegen der beim Rav. unge-
wohnten Art, Flußnamen zu verbinden, angeführte Stelle.
■' Vgl. auch Tomaschülv bei Pauly-Wissowa III 73».
Denkschriften der phü.-hist. Kl , Ol. Bd., 3. .\bh
* Es ist für unseren Zweck eigontlicli ziumlicli gleich-
gültig, welclien Fluß wir mit dem Flutau.iis zu gleichen
haben; denn seine ungefähre Lage steht außer Zweifel.
Wie andere, hat auch Mommsen in seiner Anmerkung zur
Jordanissteile gesagt: .probabile est in Flula latere tluvii
Alutai' nomen e.K Prisco opinor male transcriptum'. .Schu-
chardt Arcli. ep. Mitt. IX •225, 45 hat auf Ptol. III S, '1 -Si
Itpxaii) :toTa[j.w hingewiesen und des Jord. , törichtes Flu-
tan.n.1, das bislier im besten Falle in ßnviiis Aluta korrigiert
wurde, doch wohl durch die einfache Verschreibung llitra-
sun erklären' wollen. Ist es nicht besser, diese .einfache'
Verschreibung abzulehnen und liei dem .törichten" Fliitaimis
zu verbleiben? Des Ptol. Hierasos wird, wie Müller zur
Stelle bemerkt, gestützt durch Aminian XXXI 3, 7 Gnrasi
ßiivdnis. worauf die jüngste Bearbeitung durch Vuli(5 bei
Pauly- Wissowa VIII 1407 hinzuweisen unterlassen hat.
Anderen gegenüber wird darauf zu dringen sein, daß, was
immer Jordanis (am ehesten Flutauais) und der Kav. (die
hs. Varianten sind: Flaulasis, Flatausis, Flantanc.is) ge-
schrieben haben mögen, bereits in dem diesen Varianten
zugrunde liegenden Archetypus des 6. oder 7. Jahrhunderts
ungefähr ähnlich geschrieben gewesen sein muß. — Der Aluta
ßuvius wird übrigens von Jord. p. 75, 1'2 genannt; vgl. Pmite
Aluti TP VII 5 und Aluti Rav, p. 188, 17 (Itinerarpartien
an beiden Stellen). — Zu Flutausis vgl. auch Toniaschek
bei Pauly-Wissowa I 1707.
■' Auch der Obergang über diesen Fluß erscheint in
den Itinerarpartien sowohl des Rav, p. 187, (> Latmii als der
TP VIII 2 Latro. Natürlich wird mau damit rechnen müssen,
daß das L schon in der gemeinsamen Vorlage an .Stelle des
anlautenden / getreten war, und die Vermutung eines
Fehlers oder Verlesons liegt nahe genug. Aber mau wird
einen derartigen Irrtum der Quelle als Symptom der (aller-
dings gar nicht im entferntesten anzuzweifelnden) gene-
rellen Verwandtschaft beider Schriftwerke hier auszulegen
Bedenken tragen, wenn man sieht, daß auch Not, dign. Or.
XL (in der Vignette des Kapitels dem Stadtzeichen Lalria
beigeschrieben, im Text Latius) der Name mit L beginnt.
7
50
WiLnKI.lI KUBITSCHEK.
Form anführt, wie er einmal von Jord. p. l"_'i, lo
geschrieben wird, mag auf Zufall zurückzuführen
sein; es steht aber, soviel ich sehe, nichts der
Entlehnung aus Jord. im Wege. Der Ira, den
Kav. ebenda nennt, hat natürlich nichts mit dem
fluviiis Hi/vi bei Dertona 7,u tun, wo Kaiser Ma-
"iorianus von seinem Schicksal erreicht wird (vgl.
Kissen Landeskunde II lö'J; Philiiip bei Pauly-
Wissowa IX 2032); Rav. p. 218 und Jordanis Get.
c. 45 (Mommsen p. 118, 11).
Wenigstens noch ein Exzerpt aus Jordanes
ist mit größter ^A'ahrscheinlichkeit zu verzeichnen.
Der Ravennate führt nämlich zwei Flüsse für
die jKif""' Ro.rolanorum, Suaricum, Smiromafum
(p. 175) an: per qvam pntr'mm inter cetera trans-
eunt flumina quae dicunfur:
fluvius maximus qui dicitur Vistuhi. qma'^
nimis undosus in Oceano vergitur,
et fluvius qui nominatw Lutta.
de qua patria enarramt supra scriptus Pto-
lomaeus rex et pkilosophtis.
Der Verweis auf diesen Autor deckt zwar
nicht speziell die beiden Flüsse, soll aber wohl
die gesamte Kenntnis der betreffenden Provinz
vermitteln. Ptolemäus als Gewährsmann akzep-
tiert im großen und ganzen (von Einzelheiten will
ich nichts weiter berühren) auch jMiller Mappae
mundi VI 26. Dagegen habe ich bereits Gütt. Gel.
Anz. 1917, 103 ff. Einwendungen erhoben, weil es
ausgeschlossen erscheine, daß der Rav. jemals den
Text des Ptol. oder die nach diesem ausgeführten
Karten benützt habe, ohne daß wir durch ihn
mehr davon erführen. Insbesondere müsse auf-
fallen, daß Ptol. nur für Fragen des Nordens durch
den Rav. angeführt werde, und daß dieser re.r
Aecjijptlorum ex stirpe Macedonum lediglich als
arctoae partis descriptor auftrete. Seither sehe
ich die Dinge noch klarer. Rav. hat vielmehr
den Verweis auf Ptol. mit aus Jordanes herüber-
genommen, der jenen Geographen nur hier= zi-
tiert; daher ist mir heute noch weniger als je
früher wahrscheinlich, daß Rav. berechtigt war
gelegentlich von sich (p. 200) zu behaupten: <■,-•
quihus (u. iiiiilfi descriptores philosojtlii der pa-
^ Nicht vu'lmehr qui zu lesen?
^ Der Verdacht liegt nahe genug, rlaß auch Jordanis
dieses Ptoleraäuszitat (samt dem bestimmten Verweis auf
das zweite Buch der ptolemäischeu Geographie) nicht durch
eigene Lektüre des Ptol. gewonnen, sondern aus irgendeiner
anderen Quelle fertig abgeschrieben hat.
ti-i(t Sarmatorum) eifo legi l'toluinaeum regem
Ai'qiipfiiiruiii usw.
Die Entwicklung des ptol. 1-/.y.'rJ.7. (Geogr.
II 11, 33 f. = Müller I p. 276) zu Scandza bei
Jordanis und Scansa bei Rav. war schon Müllen-
hoö' ein Anzeichen dafür gewesen, daß Rav. hier
von Jordanis abhängig sei; was Rav. von der
Weichsel sagt, hält sich innerhalb derselben
Grenzen wie Jordanis p. 58, und daß dieser Fluß
nimis iindosns in Oceano vergitur ist doch nur eine
Wiederholung des unmittelbar auf den Weichsel-
fluß folgenden Satzes: unde Vagi fluvius - - in
Oceanum undostts n-oJvitur.
Damit ist freilich Lutta, der zweite Fluß des
Rav., nicht erklärt: weder die Wortform, noch
der Gewährsmann, noch auch die Ortsbestimmung.
Vermutlich gehen alle diese Dinge irgendwie zu-
sammen einer gedeihlichen Lösung entgegen; nur
finde ich diese nicht in der beliebten, insbesondere
von Müllenhoff" vertretenen Gleichung der Lutta
mit dem Guthalusfluß des Plinius (nat. bist. IV 100),
und also kann hier davon abgesehen werden, die
versuchten Erörterungen der Ortsfrage zu be-
sprechen. Die Wortioi-m Lutta des Rav. ist eben
auch ein zu wenig sicherer Bauplatz. Vielleicht
steckt da noch ein weiteres Rätsel, sowie die Jor-
danisstelle trotz der vergleichsweise genauen Be-
rufung auf die Geograjihie des Ptolemäus {in se-
cundn siii operis libro) eine Beschreibung der
Konturen gibt, die aus dem ptol. Text allein nicht
erhellt, also zum mindesten noch einen weiteren
Behelf oder die Erinnerung an einen solchen
voraussetzt.
Wir haben also abgestrichen, was der Rav.
aus Jordanis sicher oder wahrscheinlich ent-
nommen hat. Überlegen wir nun, inwieweit Rav.
im übrigen der europäischen Flußpartieu mit der
TP zusammengeht, und inwieweit der Gedanke
an eine gemeinsame Quelle für die Flüsse statt-
haft ist.
Am ehesten lockt uns das, was Rav. über
den Padus, den Danubius und den Rhodanus
bietet; vor allem aber das Padus-Kapitel, weil
auch die TP in ihrer Zeichnung das Padus-Netz
reich (ungewohnt reich!) ausgestaltet hat. Em-
den Padus trifft hier also mutatis mutandis zu,
was Jord. p. 75, 15 von der Donau sagt: per milh
ducentovHm passuum miJia hinc inde suscijnens
fhimina in modum Spinae, quem costas ut cratem
intexunt.
Itinekak - Studien.
51
Rav. IV 36 p. 288 f.
In quem Padiim ingrediunfur (td piirfeiii
quasi septentrionalem Jiumina:
Duria (Nissen 11 150, 5
Stnra (Nissen ebd. 163)
I Orgo, TP III 4 /. Orsn^- (Nissen 163)
\Amahine (Nissen 970)
Dura Bautica (Nissen 168, 1)
Sisido (Nissen 176, '2)
Agiinia (Nissen 173. 177, 5)
licinus, TP IV 2ß. Tlcnmm-, (Nissen
173)
Olonna (Nissen 180)
Latuhvus, TP IV 2//. ^1;;* hmm ; außer-
dem die Wegstation p. 251 == TP
IV 2 Lamhrum; (Nissen 180)
Ädua (Nissen 188)
Sariits (Nissen 189 f.)
Ollius (Nissen 196)
Mella (Nissen 196, 6)
Clesus TP IV 3/. Clevsis; (beachtens-
wert Nissen 196, 2)
Mintius (Nissen 202)
Tartarus (Nissen 215)
TP
1 iiiksseitia;:
.//. Orsus
Fluß, aus dem lacus Henim kommend
ß. lietuctelum (Forbiger III 506; Hülsen Ijci Pauly- VVissowa
III 374)
ß. Victium (Nissen II 175)
//. Novaria (Nissen 177, 5)
,//. Ticenutn
ß. Ainbruni
ß. Ubnrtirin
ß. Umai.la
ll- C'leusis
ferner folgende Flüsse, die überhaupt nicht dem Pogebief
angehören, also irrig auf der TP als Nebenflüsse des
Po behandelt werden, und die uns noch später (S. 54)
beschäftigen sollen:
/. Afesia (Nissen 290, 11)
ß. Meduamim (vgl. Nissen 219)
ß. Licenna (Nissen 290, 14)
vgl. auch ß. Brintesin (Nissen 290, 12)
Die Liste des Rav. ist, wenn er auch dies
nicht als seine Absicht ankündigt, so doch tatsäch-
lich in der Abfolge vom Westen (also von der Quelle)
her geordnet; nur" O/v/o und Amahrne haben, wenn
Ainahina wirklich mit dem h. Malona zu identi-
lizieren ist, ihren Platz zu tauschen; ich habe
oben im Abdruck einen Pfeil im Gegensinn, zum
Zeichen der Störung, hinzugefügt. Da ein Kom-
mentar zum Rav. noch immer nicht vorliegt, habe
ich Verweisungen' auf die Italische Landeskunde
von Heinrich Nissen angeschlossen. Von 17 Flüssen
des Rav. kehren nur vier auf der TP wieder (in
der obigen Liste fett gedruckt); TP hat ihrer-
seits gegenüber dem Rav. einen Überschuß von
sechs Namen, um gar nicht die drei oder vier
falsch behandelten Flüsse (Afesia usw.) des An-
hangs hier mitzunehmen.
Während der Rav., trotz aller seiner Arm-
seligkeit, im ganzen einwandfrei verfährt und
uns mehrfach das älteste Zeugnis für den heute
gebräuchlichen Flußnamen bietet, hat das durch
die TP überlieferte Material den modernen
Gelehrten immer wieder Anstoß bereitet; bei-
spielsweise sagt Nissen II 177, 5: ,einen Fluß
Xovaria erwähnt die TP irrig statt der Stadt;
den alten Namen hat Rav. erhalten iA(junia)';
es ist aber gewiß nicht notwendig, die so er-
hobenen Anstände hier zu erörtern, und es
soll bloß konstatiert werden, daß die örtliche
Abfolge der linksseitigen Nebenflüsse des Po
auf der TP anscheinend keinen Anstand er-
geben hat. Nam ad parfi'm, fährt der Rav. fort,
qnitsi ad meridianam ingrediunfur in ipsum
Paduni:
52
\\'ii.iii:i,.M KiJur^ciiKK.
Kav.
Alubra (Forbiger III 507)
Tldoiip (heute ebenso, vgl.
biger a. 0.)
Trelnm (Nissen II 272)
Nnre (Nissen ebd. 270)
Cleonti (Nissen 270)
Tarou (Nissen I 198 II 268)
For-
l'arma,TP IV 'äß.]'it<,Ia (Nissen
268, 8)
Eiitiamus (Nissen 288, 5)
recht sseit ig:
//. Feros
Jl. Latis
'jl. Jala
Jl. Variisn
Jl. Bi'rsuln
Jl. Odxhria
Jl. Ihnlr«
Jl. Ni(icll(t
jl. Ii'lgouinii
(Rigliü. Zn-
flnß d. Clen-
ua; Nissen
270)
.//. raala
Jl. Sdti'i'num
ß. Animo
ß. hex (sonst
vielmehr: /-
,lp.r)
//. Sildrinn
Die Abfolge im Kav. ist hier zwai- recht dürftig,
aljer dem Ansehein nach Ivorrekt, wiederum von
Westen nach ( )sten geordnet: die Zeichnung
der TP wird in mehreren Punkten beanstandet.
Rav. hat 8, TP 14 rechtsseitige Nebenflüsse des
Padus, ein einziger ist beiden gemeinsam.
Also um zusammenzufassen (und den ir-
rigen linksseitigen Anhang der TP wegzulassen),
Rav. lint im ganzen 25, die TP 24 Nebenflüsse
des Po, und von diesen sind bestenfalls, nämlich
wenn die Gleichung Parma und Paala wirklich
als zu Hecht bestehend angesehen werden darf,
nur 5 gemeinsam. Da kann doch wirklich Tiicht
mehr von einer gemeinschaftlichen Quelle des Rav.
und der TP in den Flußj)artien gesprochen werden.
Die Donau empfängt Zuflüsse, soweit sie vom
Rav. ausdrücklicii mit ihr in Verbindung gebracht
werden (also sollen hier Savus, die Drau, Mar-
gus, Drinus usw. weggelassen werden): linksseitig
p. 200, 12 Applüv (= TP VII ö Station Apo //.,
dann also auf TP falsch rechtsseitig eingetragen);
204, 11 — 17 sieben Zuflüsse, welche der TP fehlen
und aus Jordanis (vgl. oben S. 49) genommen
sind;- 229, 19 llac und Ki-f/nmin) in der pairin
'lurr'niijorniii^ auch diese fehlen der TP.
Ebenso sollen, um unsere Zusammenstellung
nicht noch mehr zu belasten, bloß jene vqp den
Zuflüssen der Rhone in Betracht kommen, die die
Kosmogra])hie des Rav. ausdriieklich in diesen
Fluß einmünden läßt: p. 242 Hathtiuif: /jiii.toiiicii.'iis,
111 (Jim /ükIiiiki I iKjnili inifiiy jl iiiiiliiit, itl t.'it l)ulja
(diesei- l''luß auch 241, 16), ^fujanna. Izera, Arah;
(pii xiipra ncriphis Jluviiis Kodanus ingredifnr in
Dim-i: (TaUicum suhtiis praelataiii ch^itaiem Aro-
Infoii (also Einmündung so wie auf der TP). Von
den genannten vier Zuflüssen erscheint auf der
TP ein einziger, //. Arar, tatsächlich in den Rhone
einmündend dargestellt. Auf einen Nebenfluß des
Arar bezieht sich der die Ararlinie kreuzende
Übergang ponfc l)uhri><, den wir also auch für
die dem Rav. und der TP gemeinsame Itinerar-
vorlage voraussetzen dürfen ; .aber der Rav. ver-
sagt (wie sonst so oft) auch diesmal; der Herbst-
wind hat dem Baum eine allzu große Anzahl
von Blättern und Zweigen entführt. So geht es
fort. Ich mag an die Flußkapitel wo immer heran-
treten, nirgends bin ich in der Lage, Überein-
stimmung und Quellengemeinschaft für diese Ru-
brik zwischen TP und Rav. ausfindig zu machen.
Ein geschlossener und leicht zu überblicken-
der Landabschnitt ist die Rav. p. 398 dargestellte
cer.'ioii.is.ms, !d e.sf a fribii.s part.ihn.s maris circulnta
et t/i)ifii,ni nimm iurgihstum hahens terrenum in-
troiiiini. qiii dicififr Ptdnjjnnissnm et Ar.haia. Sie
steht zwar nicht im IV. Buch des Rav., sondern
ist im Buch V unter die Inseln gereiht, dürfte
aber doch am besten in diesem Zusammenhange
erörtert werden. Von ihr sagt Rav. p. 401: ])rr
quam, cersonisson transeunt diversa flumina, hiter
cetera quae dieuntur Pictis, Leuth, Alfas, Eurofis.
Melas. Jaon. Die Auswahl ist ganz danach an-
getan, uns rechtschafien zu verblüffen. Die beiden
ersten Namen scheinen sich ihrer Deutung bisher
entzogen zu haben. Denn den Picfis bloß der TP
zuliebe mit dem (auf ihr genannten) J'auiisus zu-
sammenzubringen, kann doch nicht erlaubt sein:
nach früheren (so auch die Berliner Herausgeber
des Rav.) auch Miller 599. Aber noch können
wir erkennen, woher Rav. die anderen vier Namen
geholt hat. Nämlich (gleichviel für unsere Zwecke,
ob direkt oder mittelbar) aus dem sehr beliebten
Lehrbuch des Periegeten Dionysios von Alexan-
drea, wo sie sich — noch dazu in der nämlichen
Reihenfolge — wiederfinden. Dort, wo Dionysios
den Peloponnes darstellen will, erscheinen zu-
nächst Alpheios und Eurotas (in des Avienus
Übersetzung 570: hlnc sacer Alpheus Jhtmen trahit.
et ragiis aeqiinr | hijliiif Kurot (<.•<•, bei Priscian408:
descendit flumine piilrhro \ Alphetis. ipii Afes.ieii!
dincinditur und ix \ KiirofiaA;
dann 416 f.:
"E'A)y. MiXxi iOc KpäÖt;, i'va pes; jvpb; "liiov,
Tiy: y.a: wv'Jy'.sc iJ.r;/.\j^ii-oi: üBä!:; Aäoiov.
Itikeeae - Studikn.
53
Damit ist die Aiiizäliluug der Fliisse des
Peloponnesos überliaupt beendet. Avienus hat die
in Vs. 416 fjenannteii Flüsse wegg'elassen und nur
den letzten seinen Lesern £;'erettet: hie disfinitus
aqvai- sata lamhit pingnia luivhm. Priscian hat
aber keinen seinen Lesern vorenthalten mö2;en:
412 f. schreibt er: (pur Melas nfqnc l'nitli'ut Jhnvi,
qva currit laon, tcnditiir afqne retiis <jiin lontfo
qurgite Ladon.
Aber auch des Dionysios Quelle kennen wir
hier. Diese seine Weisheit hat er nicht ans der
Wirklichkeit oder aus eigenen geographischen Stu-
dien abgeleitet, sie stammt vielmehr (den Nachweis
und auch heute noch brauchbare Bemerkungen
dazu kann man in Müllers Geographi Graeci mi-
nores II 128 nachlesen) aus des Kalliniachos Hym-
nus auf Zeus 18ff. : Zur Zeit, da Zeus geboren
wurde, habe Arkadien keine Wasserader besessen,
auch nicht den Fluß Ladon oder den Erymanthos.
'H zo'AAa; Igutt^pOe capiovioac 'J','pi? läwv
mk'hbi 0£ Kapvsiwvo; a'vw, Stspoo -sp" eivis:,
tX'JSU? e^aAOVTO -/.'.VÜTTETa ■ VlJCSTi 5 ivY-ip
TCs'Cb? '^~^? KpäÖiv T£ ■JZZ.'/.'j-V.iv -i MiTlOZTiV
Diese Beobachtung lenkt, was ich nur neben-
bei bemerken will, unsere Aufmerksamkeit auf
eine direkte oder indirekte Quelle des Rav. oder
wenigstens auf ihre Gattung hin.'
TP hat im Peloponnes zwei Flüsse ver-
zeichnet: /. Pan/isiis und //. llxrofas (statt Enro-
tas), zugleich aber zum mindesten ihre Namen ver-
tauscht. Somit (wie gesagt, die (^ileichung I'rniiisus
der TP und Pictis des Rav. kann ich nicht an-
nehmen) haben Rav. und TP nur einen Fluß im
Peloponnes gemeinsam.
Schwieriger ist der Vergleich von Rav. und
TP in den Flüssen des südlich vom Po gelegenen
Italien. Die westlichen Flüsse {circa lltora Italiae
in mare Gallicwi ve.rgunt phtrimn ßumina) sind
in einer Lücke von Rav. IV b6 untergegangen. Von
den Ostflüssen {in mari magno Adriatico circa,
liforti eiiisdi'iii Italiae fnmina plurima funduntur,
intcr cetera quae dicuntur Sapis, Maricla, Folia,
Metauron, Sti,a,sano7i, Izinon) werden sechs ge-
nannt. Von diesen sechs ist auf der TV nur ein
einziger sowohl angezeichnet als auch benannt,
V 2 //. Matana, und ihr Itinerar fiihrt auch eine
Ubergangsstation Metaiimui ß.'^ auf (nur ist diese
Station nicht auch vom Iv'av. mit aufgenommen
worden), und der Name Sapinj'' eine Form, die
als Voraussetzung für die l»ildung des modernen
Namens Savio anerkannt wird, erscheint in TP \' 1
als Station Sahis, freilich ohne den Zusatz //.
Auch diese Station, an der man also den Übergang
über den Sapisfluß annehmen darf, fehlt dem Rav.
Das führe ich aber bloß der Vollständigkeit wegen
an, es zu erklaren oder zu verwerten ist mir
nicht möglich. Denn ich habe keinen Einblick
in die Gründe, die den Rav. beim Kürzen seiner
Vorlage, also auch beim Überspringen von Sta-
tionen geleitet haben. Das Streben nach Kürzung
mag z. B. aul.!er auf den von Groß S. 10 ange-
führten Wegen noch ab und zu dazu geführt ha,])pn,
Stationen, die nach Flüsssen benannt worden sind,
aus der Gruppe der ciritates auszuscheiden oder
vielmehr an einer der beiden Stellen zu unter-
drücken; freilich, wenn Rav. sich auch wirklich
dieses Ziel gesteckt haben sollte, erreicht hat er
es nicht. — Die übrigen vier Flüsse erscheinen
auf der TP nicht.
Aber es wäre nun nicht richtig zu saa'cn :
TP verzeichnet und benennt an der Ostkilste
Italiens lö Flüsse, Rav. hat sechs Flußnamen, bloß
em einziger ist gemeinsamer Besitz beider Werke,
und bei einem zweiten ist durch die Aufnahme
' Ohne weiter unterbrechen zu wollen, möchte ich
noch die Benierkunp; an.schließen, daß das B'.xzerjit aus Dio-
nysios immerhin von einer (nach Dionysios' Vorstellung aus-
geführten) Karte abgelesen worden sein kann, während die
Exzerpte au.s Jordanis lediglich buchmäßig herühergenommeu
und schlecht und recht mit jenen Flußexzerpten verbunden
worden sind, die Rav. aus Büchern oder Karten ge-
nommen hat.
'' Der Flußlant' .//. Matava wird in der Zeichnung der
Tl' durch die Station Metaurum fl. getrofifen. Das ist zwar
ganz in Ordnung, und doch wird es gut sein, auf dieses Zu-
sammentreffen kein großes Gewicht zu legen. Wenn nach
der Ansicht, deren Begründung dieses ganze Kapitel ge-
widmet ist, in Anwendung auf den gegenwärtigen Fall, der
Flußlauf bloß wegen dieser .Station des Itinerars und ohne
irgend weitere Subsidien nachträglich auf der TP zugemalt
worden ist, .so hat dieses Zusammentreffen, dieses Zusammen-
stimmen keine weitere Bedeutung, so selbstverständlich es
zu sein scheint; selbstverständlich nämlich, solange da.s
Wort ß. noch mitgoführt worden war. und wenn der Re-
daktor auf die Bedeutung dieses Wortes achtete; genau so
wie er die silvae Vosagus und Marciana mit Bäumen be-
lebte, ohne sich zu fragen, ob sie zum Klima paßten. Dieses
absichtlich und nachträglich herbeigeführte Zusammentreffen
deshalb in Abrede zu stellen, weil die Wortformen Matana
und Mp.tam-um einander nicht decken, und gegen meine
Ansicht zu verwenden, wäre falsch oder (besser gesagt)
nicht unbedingt zulässig; denn die Differenzierung kann
ebensogut irgendwann, nachdem das Flußnet/, einmal mit
dem Itinerarbestand zu der gegenwärtigen (iestalt der TP
vereinigt worden war, durch irgendeinen Kopisten, und
zwar unabsichtlich und versehentlich, erfolgt sein.
■■ Auch sonst bezeugt, vgl. Nissen II 250, 5.
54
Wilhelm Kubitscilek.
in das Itinerar der TP die ursprünp;liche Auf-
fassung des Namens erlialten, allerdings zugleich
durcli Weglassen des Wortes //. verdunkelt oder
verwischt worden. Denn ich dürfte kaum irren,
wenn ich annehme, daß die Flußnamen des Rav.
nur den nördlichen Abschnitt des östlichen Fluß-
netzes geben und der Rest (ich weiß nicht, aus
welchem Grunde: ob durch unfreiwilligen Text-
verlust oder durch absichtlichen Verzicht eines
Kopisten, natürlich schon gar nicht des Redaktors)
weggeblieben ist.' Die Flüsse sind anscheinend
im Fortschreiten von Norden nach Süden auf-
gezählt, und zwar von Sapis (Nissen II 550) an
über Mnricla (^ Ariminus; Nissen 248, 3) und
Fol'ui (^ Pisaurus; Nissen 379), beides Namen
des frühen Mittelalters, bis zum Metaurus (Nissen
381). Suasason möchte ich mit dem die Stadt
Suasa (Nissen 385) berührenden, h. Cesano ge-
nannten FIuIj zusammenstellen. In I.-inon bin ich
versucht eine Zwischenform zwischen dem antiken
Aesis und dem modernen Esino (Fiumesino) zu
sehen. Überträgt man diese Strecke auf die TP,
so entfallen auf sie nur vier von den durch die
TP gemalten und genannten Flüssen. Von diesen
fehlen drei dem Rav., und nur der Metaurus ist
beiden gemeinsam.
Verfolgen wir die Ostküste Italiens vom Po
ab weiter gegen NO. durch die provlncia Vene-
tiaruiit und dann durch htria, so finden wir die
Rav.
Retron, quod Ri-dro
novo dicebntur
Astayo
Brlntn Nissen II 219
Sile
A Liquentia
' P/ave
Ttdiinuentii.m
liusano
Aryaone
Nengone
Arsia
TP
fl. Afesia
h. Bachi-
glione '-'
//. Hrintesiri']
■fl.Meduacum
Flüsse des Rav. in ihrer gehörigen Abfolge, nur
daß die beiden unmittelbar aufeinanderfolgenden
Flüsse Ll(jiientia und Plaiie ihre Plätze miteinander
zu tauschen haben, im ganzen (7+4 =) 1 1 Na-
men. Die TP hat sechs benannte Flußläufe; der
Lauf der Arsia ist zwar nicht eingezeichnet, der
Name vielmehr allein eingetragen, und zwar in
roter Farbe, so wie das im großen und ganzen
für die Beischriften der TP zu ihren Fluß-
läufen die Regel ist. Von diesen sechs Flüssen
der TP sind drei irrig in den Po geleitet, und
zwar die Afesia (wenn man darin den Atesis zu
erkennen berechtigt ist), der Meduacus und die
Liquentia. Der Meduacus ist durch diesen Fehler
der Zeichnung, und vor allem durch die falsche
Linienführung bei der Liquentia, nicht unerheb-
lich von seinen eigentlichen Mündungen entfernt
worden, die nun als einfache Stationen des Iti-
nerars der TP fungieren: als maio Meduaco und
tiiino Meduaco. Der Name des ß. Brintesla ist
ins Meer geschrieben, der Lauf ist nicht einge-
zeichnet; aber die Beischrift steht nicht an der
Stelle, wo wir die Mündung erwarten dürfen,
sondern südlich (statt nördlich) von den Meduacus-
müudungen, oder sie gehört vielleicht (so Miller
388) zu einem Ausfluß des Padus.
Stellen wir die Listen für den Rav. und die
TP vergleichend nebeneinander, so erhalten wir
folgenden Überblick :.
ß. Licenna
fl. Tiliabliitt!
■ponte tSoitti
fontc TiiiKtri
als Teile der Itinerar-
partie der TP
ß. Arsia: außerdem als Teil des Itinerars die Station Arsia ß. (= Rav.
p. 256, 1,9 und 381, 18)
' Es wäre m. E. ebenso nutzlos als unkritisch, die
verlorenen Stücke der Flußlisto ans den Listen der civi/ates
des li'av. sammoln zu wollen, ■/,. B. aus IV c. 3'2 ^ V c. 2:
Tanum p. 264, 4 331, 19
Silarum 264, 14 (und 278, 3?) 332, 12
Samum 264, 17 33:i, 1
Safnn
265, 12
333, 14
Oslia Tihei
Inna
266, 12
334, 12
Martha
267, 7
335, 6
Attilia
267, 14
335, 14
XJvihrone
268, 2
335. 17
Nissen II 218
4.
Itinebäs - Studien.
Ö5
Also stehen einander gegenüber: Rav. elf
Flüsse, TP sechs; fünf Namen entsprechen ein-
ander; somit heträgt der Überschnß für den Rav.
sechs, für die TP einen Namen. Die beiden Weg-
stationen am Isonzo und am Timao hat der Ray.,
vielleicht in absichtlicher Kürzung seiner Vorlage,
nicht aufgenommen.
Gehen wir nun von Istrien zu Pannonien
(c. 19 Pannoniae; 20 Valeria; 21 CarneoJa) und
zur Balkanhalbinsel über, und zwar mit Aus-
schluß des Peloponnes,' also in jenem Umfang,
in welchem dieses Gebiet im IV. Buch des Rav.
zur Darstellung gelangt ist (d. i. c. 7 Mi/slae;
8 Epiros, relrigonia; 9 Mdcedonkr. 15 Jlhjricuin-
Abb. 4.
Abb. ^.
\6 Dalmatific)!" Für die TP sieht sich die Sache
fast noch schwieriger als in den übrigen Partien
der Kartenzeichnung an. Die Zahl der auf ihr be-
nannten Flüsse sinkt vergleichsweise noch weiter;
die Deutung der gezeichneten, aber nicht be-
nannten Flußläufe selbst ist schon dann unsicher
und unbefriedigend, wenn man guten Glauben in
' Dieser ist obeu S. tri f. lieli.-indelt worrlen.
'^ In c. t'i Tiacia wird vom li;iv. kein Fluß namliaft
gemacht.
die Absicht und die Fähigkeit des Zeichners setzt,
bestimmte klare Vorstellungen zum Ausdruck zu
bringen; aber es verbietet sich von selbst, sobald
man einmal diesen Glauben verloren hat. Wie
will man den Fluß benennen, der bei der Station
Tilurio, um die Namensform nach der TP VI 3
anzuführen, aus einem Mitteldalmatien durch-
ziehenden Gebirge entspringt, sich nach kurzem
Lauf gabelt, den einen seiner beiden Arme zwisclien
Sdlona und Spalato, den anderen zwischen Epe-
56
Wir.lIKT.M KlIKlTSCIlKK.
tium und Oiwiim, also wenige Millien von jenem
Arm entfernt, ins Meer sendet? Wie den noch
um ein paar Millien weiter entfernten, bei einer
unbenanuten ' Station, jedenfalls aber vor Narona
ausmündenden Fluß, der in ganz heilloser Ver-
mengung
1. den Savetluß,
2. einen niclit benannten andern Fluß, in
welchem man die Drau zu erkennen pflegt,
3. den Drinus, der gleichfalls nicht beschriftet
ist und aus einer Kreuzung mit dem Wegstück
S((/(li!i XVIII Drhmm ß. XVIII Sirmium bei den
Modernen seine Deutung bezieht, und
4. noch was weiß ich welchen südlichen Fluß-
lauf ins Meer hinausführt?
Und wie den unmittelbar südwärts nach Na-
rona gezogenen Fluß, der nach einer der wirk-
lichen Richtung des Narentaflusses (antik X^aro)
gerade entgegengesetzten Seite sich wendet?
E!s sei verstattet, hier einen Augenblick zu
verweilen, gerade weil die Darstellung der Um-
gebung von Spalato auf der TP besonderes Lob
seitens eines Lokaltopographen geerntet und einer
der Späteren seinen Lesern auf dieser Grund-
lage und durch dieses Lob eine unerlaubte Wert-
schätzung der kartographischen Zuverlässigkeit
der TP suggerieren wollte; zum Vergleich mögen
die beiden Kartenskizzen 4 und ö dienen. Weil
die TP die Station Tihirio au dem am meisten
nach links gelegenen Fluß verzeichnet, und weil
nach den Angaben des lt. Ant und des Rav.
(vgl. unten S. Ö7 f.) ungefähr in dieser Gegend eine
Station ponte Tiluri angesetzt ist, wird dieser von
den modernen Interpreten als Tilurius^ gedeutet und
mit der h. Cetina geglichen; diese zieht in Wirk-
lichkeit an den Ruinen von Aequum vorbei und
mündet nach scharfer Kehre östlich vou Almissa,
dem antiken Oneum, das in der Luftlinie immer
noch 20 km von Epetium ostwärts entfernt ist.
Der Fluß der TP aber, den wir als Tilurius
deuten und wenigstens nicht anders zu deuten
wissen, wird zwischen Oneum und Epetium ins
Meer geleitet. Das ist gewiß dann, wenn Al-
missa = Oneum, ungefähr in Ordnung; wäre aber
nicht in Ordnung, wenn Midier in seinem Kom-
mentar zu Ptolcmäus II lü, 3 p. 307 (vgl. Otto
' Au.s dorn Uav. ji. "208 = iisO liat mau den Namen
Iii.it.on liier einzusetzen vorgeschlaf^'en, so auch Miller 4'82;
damit ist niclit voreinbarlich Patscii lu:i Pauly-Wis.-sowa
in .'j(i4.
'■' Tilunis schreilien ^liller inid .iiideic uline ersicht-
lichen Grund.
Hirschfeld zu CIL III 847:i p. 1499) Oneum rich-
tiger bei Krug angesetzt haben sollte,^ aber die TP
verlangt von uns die Tolerierung weit stärkerer
Versehen. Betrüblicher ist schon, daß Aequum an
die entgegengesetzte Seite Salonas und somit so-
weit als möglich vom Tilurius, an dem es doch liegt,
und jenseits der Berge weggetragen worden ist;
aber bei der Mache der TP ist auch das nicht weiter
zu verwundern: ebensowenig, daß der Übergang
über den Tilurius statt im Unterlauf vielmehr in
der Gegend der Quelle auf der TP verzeichnet wird.
Freilich am leichtesten verstehen wird man solche
Inkongruenzen, wenn mau meinem Vorschlage ent-
sprechend das gezeichnete Itinerar als das zu-
nächst Gegebene ansieht und nicht umgekehrt die
Städte samt den sie verbindenden Straßenlinien
in ein fertiges, mit Flüssen und Bergen ausge-
stattetes Kartenbild eingetragen glaubt.
Aber der Tilurius gabelt sich nirgends, und
ein Arm, der zwischen tSalona und kipulato ins
Meer Hele, ist in Wirklichkeit nicht nachweisbar.
Miller unterläßt es, soweit ich erkenne, überhaupt
von ihm zu sprechen,* Katancsich hat ebensowenig
(I 384) die Sache berührt. Gut; ich habe, nicht
um die Zeichnung der TP etwa zu .retten', son-
dern um in ihre Entstehung Einblick zu gewinnen,
an den allezeit wasserreichen Jaderfluß gedacht,
der gleich an seinem Ursprung heute ein ansehn-
liches MiUdenwerk .treibt, und ungefähr an der
auf der TP bezeichneten Stelle sich entwickelt;
es ist ein nur wenige Kilometer langer Flußlauf,
und sein antiker Name ist uns nicht bekannt;
aber es mag sein, daß er eben der Salon ist, den
die Flußliste des Rav. p. 212, 3 nennt. Nur, und
damit komme ich zu dem wichtigsten Einwand
zurück, er läßt sich nicht mit dem Tilurius zu
einer Einheit zusammenziehen, und wenn die TP
mit ihrem A Fluß just Salon und Tilurius wiedei--
geben sollte, so müßte man annehmen dürfen, daß
eine Vorlage der TP vielleicht zwar richtiger ge-
zeicimet gewesen sei, daß sie aber im Lauf der
Zeit so starken Schaden erlitten habe, daß die
Zeichnung des Flußnetzes dadurch undeutlich ge-
worden wäre; ähnlich wie es gelegentlich den
■' In meiner Kartenskizze 5 hjibe ich allerding;«, nach
dem Vornantr Kieperts in der neuen Corpuskarte (Taf. VI)
und eljonso in den Formae cirbis Rom. Taf. 17, Almissa mit
Oneum geglichen, und dann müßte der oben ausgesprochene
Zweifel zurückgezogen werden. Die Festsetzung von Oneum
will mir nicht gelingen.
' S. 488 und S. 1.S2 hätte er Gelegenheit dazu geliaht.
Seine Hemerkung ,t\' Omis' (so gedruckt S. 482) verdient
Mißbilligung; gemeint ist der Cetinatluß.
ItINEEAE - Sti; »TEN.
57
heutigen Benutzern der TP mit dieser selbst er-
gangen ist, z. B. XI 5 bei der Trennung von
Ganges und Tigris.' Das scheint aber aucli die
einzige Mög'liclikeit zu sein, den unzweifelhaften
Unsinn als ein bloßes Verseilen der TP zu er-
klilren uud damit niidit ihren Kedaktor, sondern
einen Kopisten zu belasten.
Die Strecke Halonae— Artjuum — Narona wird
von unseren Wegbüchern in folgender \\'eise ver-
anschaulicht:
It. Ant. ]). 337 f. TP
Salonis tidlona
It. Ant. p. 269 Aequo 21
TP Aequo 16
Ponte Tihiri
l^roiio
Hiluhhi
I
Aufusflanlx
/ i
X<AVOU<(
PI 7'ihirio Iß
12
Vi Billubio 12
Ad Xov(i!t 0
IS ^Id Fusciana.'i !>
Bigeste 13
25 Narona 13
^ Kav. p. 210 2
12 ll/nrioii.
14 Aequon
13 PontelurP
11 ■fnUanum
10 Xovas
y Äul'U:stiaiiiii
8 iuxta praedictayn (p. 208) civitatem
Narona ext ciritas q. d. Jlirjeste
Läßt man sich bloß durch den Eindruck
dieser Zusammenstellung* leiten, dann kommt man
zu dem Schluß, daß der Rav. die Entwicklung
der Linie von Narona über den Tiluriusübergang
bei dem heutigen Trilj, also angesichts des rö-
mischen Legionslagers von Gardun, im Tal des
Tilurius bis Aequum verfolgt habe, während unsere
beiden anderen Quellen von Narona aus bis zur
Brücke über den Tilurius (soweit also ganz in
Übereinstimmung mit dem Rav.) vordringen, von
dort aber sieh linkshin abwenden und in starker
Terrainsteigung den Weg nach Salona nehmen;
Aequum, das auf bequemem Wege nur 14 I.-m in
direkter Linie von Trilj entfernt ist und wie ge-
sagt so wie Trilj am Tilurius selbst liegt, wird
von ihnen vielmehr lediglieh von Salona her an-
geführt. Das bedeutet, um von Einzelheiten ab-
zusehen, zwar keinen Widerspruch, aber ein starkes
Auseinandergehen. Dieses verlangt eine Erklärung,
weil nach der von mir besonders betonten, aber
wie ich glaube seit jeher von jedermann mehr
oder minder stark empfundenen Auffassung en-
gerer und engster Zusammengehörigkeit zwischen
Rav. und TP und bei der Unwahrscheinlichkeit,
daß Rav. irgend andere Quellen für die Itinerar-
partien angezogen habe oder in seiner Zeit noch
habe anziehen können, der Rav. gerade diesmal
an der Seite der TP gesehen werden sollte. Von
den Erklärungsmöglichkeiten, die sich darzubieten
1 Vgl. Gütt. Gel. Anzeigen 1917, 110.
' Die Zahlen, welche vor die aus dem Rav. ge-
nommenen Zeilen gesetzt sind, geben die Nummerierung
der Berliner Ausgabe wieder vmd sollen also die Abfolge der
Namen beim Rav. zum Ausdruck bringen.
^ Daß Mommsen CIL III p. 302 l'onte Lni-i trennt,
ist für uns unwesentlich.
■■ Ungefähr dasselbe Diagramm bei Mouinisen CIL
III p. 302.
Denkschriften der phil.-hist. Kl. CA. Bd. 3. Abli .
mir schienen, hat vielleicht die folgende das meiste
für sich : daß nämlich die TP den Straßenstrich
zwischen Aequo und Tilurio eingebüßt^ hat. Wenn
man in dem (ganz schematisch hier gegebenen)
Aequo t: o Tilurio
Dreieck der TP \/ die punk-
Salona
tierte Linie einsetzt oder nachträgt, sind alle Schwie-
rigkeiten meiner Äleinung nach restlos beseitigt.
Mit diesem Strich hätte die TP auch die Station
■poit.te Tiluri eingebüßt, die der Rav. sich nicht aus
dem Finger saugen konnte. Ist das richtig, und
ich bin von der Richtigkeit überzeugt, so hat die
TP sowie Rav. 210, 12 nicht den Fluß selbst, sondern
eine Ansiedlung genannt, die an ihm gelegen war.^
Sie müßte dann auf der linken Seite des Tilurius-
* Gleichviel, ob aljsichtlicli ausgelassen oder durch
Zufall oder Versehen eingebüßt.
^ Den Ortsnamen hat Henzen Bull. dell'Inst. 1S51,
150, 1 nach einer ihm von Borgliesi mitgeteilten Konjek-
tur Mauzonis bei Plinius Naturg. III 142 wiederfinden
wollen, wo Trilivlium üljerliefert ist (m hoc Iraclu sunt
Burnunij Ändetrium, Trifjidium, nohilitata proetiis castella),
nach meiner Meinung: richtig. tTbrigens habe ich vor
Jahren aus der Leidner Handschrift (A) Tri/iwlum kopiert,
was noch näher dem anscheinend erforderlichen Kamen zu
liefen kommt. Was Manzoui vermutet hat. steht außerdem
bereits bei Katancsich I 396: ,erit forsan TrihiiHum Pliuii'.
— Das war alles in den Wind geredet. Ich wüßte niemanden,
der davon Notiz genommeu hätte, auch nicht Detlefsen in
seinen Ausgaben. — Wie icli nun schon an verschiedenen
Stellen erkannt habe, steckt in Katancsich' dickem Buch
allerhand Richtiges und Beachtenswertes, das unbeachtet
gel)lieben und dann weder von Desjardins noch von Miller,
die eigentlich dazu verpllichtct und am ehesten dazu in
der Lan-e gewesen wären, ausgewiesen worden ist. Das ist
um so bedauerlicher, als das Buch von Katancsich nicht
leicht zugänglich zu sein pflegt und durch seine Anlage,
durch allzugroßo Kürze und sein Latein, dem Leser, ins-
besondere aber dem nur gelegentlich es konsultierenden, die
Benutzung wahrlich nicht leicht macht.
8
58
Wilhelm Kobitscitek.
flusses irgendwo gegenüber dem lioutigen Dorf
Trilj gesucht werden; ich wäre dann freilich
weder der erste, der sie dort vermutet, noch aucli
könnte ich für diese Position einstellen: denn Rav.
ist alles andere eher als ein Präzisionsinstrument
und kann in allen seinen Mängeln fast nur mit
der TP verglichen werden. Der Name der An-
siedlung schützt dann den Namen des Flusses,
der uns sonst nicht bezeugt ist, und den beispiels-
weise Katancsich' nicht anerkennen wollte; er
schützt ihn besser als Mommsens (im übrigen
sachgemäße) Bemerkung (CIL III p. 3581: ,secun-
dum constantem itinerarioriim usum ita signiü-
catur nou pons ad vicum nescio quem Tilurinm
(quae senteutia proponitur BuUett. 1851 p. 1[5]6),
sed pons super fluvium Tilurium'; denn es gäbe
noch eine Mögliclikeit, nach Analogie von pons
Servili oder Adriaui oder Aureoli oder sociorum
in Tilurius den Erbauer der Brücke zu vermuten.
Nun ist, seit Katancsich sich geweigert hat, in
Tilurius einen Fluß zu sehen, ein inschriftliches
Zeugnis" für den Flußnamen gefunden und zuerst
1851 an zwei Orten publiziert worden; es ist die
Inschrift' CIL III 3202, eine Bauinschrift aus dem
Jahre 184 n. Chr., die eben dieselbe Brücke j^on-
tarn. Hippi flnminis nennt: eigentlich eine schmerz-
liche Überraschung, die uns vielleicht den Zwang
auferlegt, denselben Fluß-' ungefähr zu derselben
Zeit amtlich mit zwei verschiedenen Namen be-
nannt zu glauben.*
Der oben erwähnte SiimmelHuß, der aus
Drau Save Drin gebildet zu sein scheint, ist
überhaupt ein Unding, das allenfalls aiis Mißver-
ständnis einer verblaßten Vorlage entstanden sein
' I :!96 (in seinem manierierte.n Latein^: ,id nomiiiis
heic atnneni nemo novit'.
' Woher Holder Altkeltischer Sprachschatz II 1849,
seine ,zwei Meilenzeiger Pon.t Tilurii' bezogen hat, weiß
ich nicht.
" Zwar ist die Cefina der längste Fluß Dahnatiens,
ilire ganze Länge beträgt aber noch nicht 100 km.
* Eine Analogie für den Namen Hippus, falls er aus
o-riechischer Wurzel abzuleiten sein sollte, gäbe der Fluß
Hippos, ein Nebenfluß des Phasis (Pauly-Wissowa VIII 191.5).
Natürlich müssen wir, wie von anderen bereits bemerkt
worden ist, unter den vorliegenden Verhältnissen auch mit
iler Möglichkeit einer Nominativform Hippius rechnen. —
Ks ist aber sicherlich nicht zu empfeiilen, w;is Mommsen
(!IL III p. ;^.')8 vorschlägt, den Namen eines zufällig dort
stationierten Hauptmanns HI 2706 = 9724 (vom J. 245 n.
Chr.) M, Ippllus] L. f. Siel. Benevento Vitalis, über den kjh
aus anderen Gründen Num. Zeitschrift XLVITI (191.i) 160.
104 gesprochen habe, mit dem dalmatinischen Flußnamen
zu verbinden; der Mann stammt ja, wie das angeführte
Nationale zeigt, aus Italien.
mag, von älteren Gelehrten mit der auch durch
Pomponius Mela vertretenen Führung eines Armes
des Hister in das Adriatische Meer verknüpft
worden ist.^ Ich führe Worte Millers an: S. 4^7
vom Savus: , mündet nach Strabo'' in den Dravus
wie auf der Karte; von Sirmium ab vom AVj-
schreiber der TP weggelassen, bzw. mit dem
Drinus ins Adriatische Meer abgeleitet.' S. 488
vom Drauquell: ,Die Al])es Noricae unweit Agun-
tum, in Wirklichkeit weiter westlich in den Tauern.
Wenn man statt der Drau die Mur setzen wollte,
was nahe liegt, so kommt man /.um gleichen
Ergebnis. Auch der Arabon ist im westlichen
Teil mit der Drau zusammengeflossen, der obere
Lauf scheint der der Raab; dann wäre das Ge-
birge bei Wien, der Mons Cetius, oder der west-
liche Mens Carvancas — Alpes Pannonicae —
gemeint': man sieht daraus nur wieder, wie un-
klar die TP in ihren Flußj)artien zu uns spricht!
S. 484 unter dalmatinischen Flüssen zwischen Ti-
lurus und Naro, wo dafür der Platz gegeben wäre,
nimmt Miller von diesem unbequemen Ausfluß der
von mir als Sammelfluß bezeichneten Wasserlinie
überhaupt ebensowenig Notiz wie S. 598, wo allen-
falls derselbe Gegenstand berührt werden konnte.
Um auf Strabos angebliche Ansicht von dem Ver-
hältnis der Save zum Draufluß als dessen Zufluß
zurückzukommen, so würde es für die Zeitstellung
der Quelle, aus der die TP ihr Flußnetz bezogen
hat, wichtig sein zu erkennen, ob TP über das
Wissen Strabons von der physischen Geographie
des südlichen Pannonien wirklich noch nicht
hinausgelangt ist. Es muß ohnehin schon wunder-
nehmen, daß Strabo ein oder zwei Menschenalter,
nachdem des Augustus Feldzüge das Gebiet der
unteren Save erschlossen und die römischen Heer-
säulen zum erstenmal an die Donau geführt
hatten, keine klareren und besseren Kenntnisse
über diesen Erdenwinkel gehabt hat. Schlägt man
aber Strabo selbst nach, so findet man nicht das
nämliche an beiden Stellen, an denen er vom Save-
fluß spricht, und gewiß keine Stütze für Millers
Behauptung. IV 6, 10 C 207 spricht Strabo von
der 1i'(tQza.\ rSk>.c ■ ■::xp' v' ö 'Py;vo; au-b? 7:apappsT
TiZxa\j.oc iy.l'.cohi v.z -rbv "Ic-pov. Hier ist 'l'i;"':-; na-
türlich verderbt, und Kramer hat durch Annahme
einer Dittographie zu den vorausgehenden Worten
■Kap' r;v i die Elemente p-^vo glücklicherweise —
wenigstens scheint es mir so — beseitigt und das
nach 'Tzixp' -(jv so nun gewonnene ocau-ccc in c Ixuzc
5 Vgl. oben S. 28 b.
^ Ich komme unten S.58f. auf diese Hehauptuug zurück.
Itineeae - Studien.
59
emendiert. Stralios weitere Worte <:\i\>.'^jy.'h'ki'. 5" üc,
TSV i^acv -m-k zr^-i tSk'm. n. die Segestike und also
in ihrer Nälie das rümisclie Siscia, •/.«[ o KcAa-tc
stimmen zu dieser Verbesserung vortrefflich.
Meineke und Müller haben den Text auf dieser
Grundlage gedruckt, so daß er also in vollem
Widerspruch zu Millers Behauptung steht. Die
zweite Stelle Strabos VII 5, '2 C 314 beliandelt
die Zuflüsse der Donau aus diesem Gebiet in
folgender Weise: der Korkoras, bei Nauportus
bereits schiffbar, mündet in den '^i'^ioCj dieser in
den Apäßsc, dieser wieder, und zwar -/.cnxy. 'r{'i -e-
Y£c;-f/.r,v in den Nöapo:; der aber nimmt dort auch
noch den ]s.o).ar.iq auf und ergießt sicli endlich im
Gebiet der Skordisker in die Donau. Gewiß, die
zweite Stelle steht nicht im Einklang mit der
ersten; aber sie besagt auch nicht, daß die Drau
in die Donau mündet, wie Miller meint, näm-
lich in ihrer Vereinigung mit der Save. Vielmehr
spricht Strabo von einem uns sonst ganz unbe-
Icannten Noaros, der die Gewässer seines Savus
und Di-avus in die Donau bringt. Also liegt hier
eine von den Späteren und von unserer Auffassung
abweichende Terminologie für die Quellflüsse vor.
Es sind Versuche (z. B. durch H. Kiepert) gemacht
worden, um sie aufzuhellen. Solange diese Ver-
suche kein einwandfreies Ergebnis liefern, wird
es doch wohl geraten sein, wie im Noaros den
Unterlauf des Saveflusses (.aber nicht, wie Müller
vorgeschlagen hat, denMurttuß!), so im Mittellauf
den Apaß:; — falls nämlich dieser Name richtig
überliefert ist — und nicht unseren I)raufluß zu
sehen.
Andererseits braucht nicht noch erst betont
zu werden, daß die TP nicht, wie Miller S.487 be-
liaujDtet, zeigt, daß die Save in die Drau einmünde,
oder was zunächst dasselbe wäre, daß die soge-
nannte Drau in die Save fließe, und dann daß Miller
selbst (S. 488) zeigt, wie schwach die Bezeichnung
des einen Flußlaufs als Drau fundiert ist. Auch
das mag noch ausgesjn'ochen werden, daß es
schwer fallen wird, in jener Gegend, auf die die
Einzeichnung der Mündung des riesigen Sammel-
flusses führt, überhaupt einen nennenswerten
Wasserfaden ausfindig zu machen.
Endlich wird der bei Narona mündende Fluß
als Naro angesprochen. Soviel ist nun richtig,
daß der an Narona vorbei gegen das Meer zu
ziehende Fluß, die h. Narenta, von den Alten als
Naro bezeichnet worden ist. Aber dieser Naro
hat dann nicht, wie der namenlose Fluß der TP
es tut, die Weglinie Narona | ml furrc.'i | Dilunto 1
Pard'ua begleitet. Vielmehr folgt das bezeichnete
Wegstück dem Karstflnß der Trcbisnjica, der mit
der Narenta rein gar nichts zu tun hat.
Es darf aber auch gar nicht überraschen,
daß sich solche Schwierigkeiten der Deutung der
unbeiiannten Flüsse der TP entgegenstellen; be-
reiten uns doch schon die auf der TP aus-
drücklich benannten genug Verlegenheiten. Diese
Schwierigkeiten werden es begreiflich erscheinen
lassen, daß ich von jetzt au beim Vergleich der
Flußnetze des Rav. und der TP besser daran zu
handeln glaube, wenn ich die unbenannten Flüsse
ganz unberücksichtigt lasse.
Vergleichen wir nun am Schlüsse meiner Aus-
führungen über die Wasserläufe Dalmatiens die
fünf Flüsse der Dahnatiae des Rav. IV c. l'i mit
der TP, so scheiden zunächst Salo und Naretnim
ganz aus, weil die TP keine Gegenwerte bringt.
Dann auch Tri ums ■. denn ich kann Patsch nicht
beipflichten, wenn er P.-W. V 1707, 26 in diesem
Namen eine Dittograjihie zu Drinhis sehen will,'
sowie ich auch nicht — nach der kartographischen
Disposition der Dalmatlne des Rav. — desselben
Gelehrten Vorschlag, den Drinius mit demDrilo-
zu identifizieren, gutheißen kann. Es verbleiben
also Drinius und Mavfjus. Jener erscheint ledig-
lich in den Itinerarpartien der TP, und zwar
zweimal: VI 3, hier an dem Sammelfluß gelegen,
den natürlich niemand ohne die Übergangsstation
als Driuus erkennen würde, Drinum fl. = Rav.
p. 214, 19 Drinum, und VI 5 ad Drinum. (nicht
beim Rav.), ganz weit von jeder Flußzeichnung
entfernt. Den Margus trifft man TP VII 2, als
Übergangspunlit auch durch Anzeichnung eines
kleinen Flusses^ angedeutet, Mar</nm fl. (vom
Rav. übergangen); an den Margus erinnert auch
der Stationsname Horreo Margi TP VII 3 = Rav.
p. 192, 2 Oreo Margi- dieser Ort sowie überhaupt
die ganze Folge der Ansiedlungen von Vimina-
eium bis einschließlich Naissus sollte den Margus-
fluß ])egleiten. und nun vergleiche man damit die
Lage dieser Linie zu dem AVasserfaden, den \\ir
als Margus der TP ansehen müssen. Wie kann
man da anderes für glaubhaft ansehen, als daß
' So aiK-li schon Parthey um] Piiider p. 21-'.
' So auch bereits die Müller-sche Ausgal)e des Ptole-
mäus p. 297, wo im Anschluß an des Alexandriners Ver-
wirrung der N'ebenfliiase der Donau der Zustand der TP in
drastischer l'\irm so zusammengefaßt wird: ,alio errore in
Tab. Peut. Savus et Dravus confluentes Drimonem efficiunt,
(jui iiropo Naronem in mare Adriaticum exit: conl'unduntur
Drino cum Orilone et Drilo cum Karone.'
' Vg\. zur Zeichnung meine Konstatierung in den Giitt.
Gel. Anzeigen 1917, 40 fg.
8*
60
WlLHFLM KUBITSCIIKK.
ein späterer Kopist oder Hcarbeiter der TP bei
seiner Nachtragslieferung von Flußzeichnnngen
an die TP die Position Mar(]wn fl. seiner Vorlage
als ausreichende Stütze angeselien hat, um ohue
irgend sonstige Information über die wahre Lage
des Margusflusses die Flußlinie einzuschmuggeln?
Sein Wissen kann nicht einmal soviel umfaßt habeu
als etwa, was Ptolemäus' Geogr. III 9, 3 bietet, die
die Aufzählung der an der Donau gelegenen Ge-
meinden oder Postorte so beginnt: Singidunum,
leg. IUI fi. I Tricornium, r^y-p' rci ly.xps'jrE-cai Möo/ioc^
T^o-a\].iz I Viminacium, leg. [VII Gl.].
Vgl. TP Singiduno XIIII Tricornio XII Monte
Aurco XIIII Margum ß. || der unbenannte Fluß jj V 77-
niinatio; It. Ant. 132 Singiduno castra XXIIII Aureo
Monte VI Vinccia VIII Margo et leg. VIII (so über-
liefert) X Viminaciox It. Hier. 564 civäas S/'ngiduno VI
mutatio ad Sextum VI mut. Tricornio castra VII mut.
ad sexlimi miliare VI civ. Aureo Monte VI mut. Vingcio
Villi civ. Margo X civ. Viminacio. Der Rav. bat leider
die ganze Strecke weggelassen.
Bei diesem Vergleich fällt mir aber überhaupt
um so weniger bei, die Geographie des Ptolemaios
als Quelle auch nur des Flußnachtrages zu ver-
muten," als ich das Verhältnis dieser Partien zu
Ptol. nicht in größerem Zusammenhange über-
prüft und aus den verschiedenen einzelnen Ver-
gleichen keinen Anreiz zu dieser Überprüfung,
will sagen: keine Hoffnung auf ein positives Er-
gebnis gewonnen habe. Ja, es würde genügen,
daß diese uns unbekannte Quelle ohne irgend
welche wissenschaftliche Allüren lediglich prak-
tische Absichten für den Gebrauch der Reisenden
verfolgte.
Wenden wir uns nuu aus ,Dalmatien' nach
dem Süden, so betreten wir des Rav. c. 15 'patria
rihjrictis und innerhalb^ derselben c. H patriae
(lucu; Eplros Pidagonia und von Illyricum aus
c. 9 Macedonia oder c. 10 Ellag Tln'ssaliae. Fitr
diese FJla^ Thrssaliae wird kein Fluß angemerkt,
für Macedonien inter cetera Thiris et tSfrimon.^
Der Strymon fehlt der Zeichnung der TP; in ihrem
' Wir erwarten vieiraehr Jluipyo;, wie es denn auch
Müllers Ausgabe in der Übersetzung für das griech. Wort
einfach substituiert.
' Durch diese üoiuerkuug sull natürlich nicht das be-
rührt werden, was ich Gott. Gel. Anz. 1917, 102 ff. über ein
augehliches Quellenverhaltnis zwischen dem Kav. und Ptol.
bemerkt habe. Vgl. oben .S. .'iOa.
» Vgl. unten S. ßOb fg.
■* i". 197; daß die Nanieu beider Flüsse in unserer
Überlieferung um wenige Zeilen verschoben gelesen werden,
braucht uns nicht weiter zu stören.
Itinerar tritt eine Station Stri/mun, ohne //., auf,
die dem Rav. fehlt, und zwar zwischen Scotusa
und Phili))pi, wo aber der uns als Strymon be-
kannte Fluß nicht angetroffen werden kann. Miller
kommt zweimal, sich widersprechend, auf diese
Stelle zu sprechen (S. 599): .[Stryinon], jedenfalls
ganz falsch eingetragen, östlich von Thessalouice,
der alte Grenzfluß Macedoniens gegen Osten, j.
Struma', und S. 585 , Strymon — — , hier aber
ist ein anderer Fluß gemeint, der ebenfalls Stry-
mon hieß (j. Nebenfluß der Angista) ', ohne
uns zu sagen, woher er diesen ,anderen Fluß'
kennt. Was die TP mit der Station Strymon nennt,
weiß ich nicht; aber ich kann wenigstens an-
nehmen, daß mit dem Str;/mon der TP — wenn
überhaupt ein Fluß — nicht der Fluß des Rav.
gemeint ist. Andererseits weiß ich mit dem Thiris-
fluß des Rav. für Macedonien nichts anzufangen;
aber es ist hier vielleicht weniger wichtig zu be-
stimmen, welcher Flußlauf damit gemeint sein
mag, als zu konstatieren, daß jedenfalls anstatt
so vieler anderer uns geläufiger Namen ein ganz
obskurer gewählt worden ist; man erinnert sich
des laon^ im Peloponnes, den der Rav. gewiß auf
keiner irgendwelchen praktischen Zwecken und
der Anschauung der Wirklichkeit dienenden Land-
karte hat finden können, und der in letzter Linie
aus dem Zettelkasten, um ein modernes Bild
für eine verwandte Arbeitsmethode hier zu ge-
brauchen, eines alexandrinischen Dichtergelehrten
stammt.
Die patriae Epiros, Pehn/ouia sind eigentlich
nicht recht verständlich. Es ist nicht klar, wie
das Kartenbild ausgesehen haben mag, das Rav.
hier ausschreibt. Pelagonia ist vermutlich über-
haupt ein Fremdkörper; die civitates, die Rav.
anführt, umfassen das Gebiet von Buthrotus, Actia
Nicopolis und Phoenice, also eine an der Küste
gelegene Enklave derjenigen patriae, die Rav,
lUi/i-icu.^ und EUati Thensaliae nennt. Delphi
(p, 192, 16), das innerhalb der Grenzen seines
Epiros erscheint, möchte man zunächst für ent-
weder versehrieben oder nicht zugehörig ansehen,
wenn man eine moderne Karte vergleicht und
bedenkt, daß Rav. p. 19?^ Naupaktos und Euanthia''
zu Thessalien rechnet. Aber man wird sich hüten
müssen, das gleiche Grenzverhältnis ohne wei-
teres auch für Rav. ]i. 192 vorauszusetzen, wenn
man It. Ant. p. 324 ff', vergleicht:
ä Vgl. ohen .'^. .")2b fg.
" Sonst meist Oiantlieia oder Oiantlie genannt (vgl.
ISlüniner l'ausanias-Ausg. III i>. 835).
Itixerar - Stuiuf.n".
61
Biithroto Phocicle 40
Clycis limen lupni 30 21ies[2>'\'"'"< 40
Actia Nic.opoU 2i) Merjai-a 40
Ächelon ßuvium 25 Eleiisinti. 13
Evennu 20 Athenh 13^
Delj>hi'.'< 40
und wii"d lieber annelimen, daß die Itinerar-
zeichnung den Rav. dazu verführt hat, auch noch
Delphi zu Epiros zu rechnen; die TP hat hier
gekürzt und läßt uns für den Vergleich von Del-
phis Lage auf ihrer Vorlage im Stich. Die civitas
Buenos p. 192, 17 wird wohl nichts anderes als
einen Übergang über den Fluß Euenos bedeuten;
TP hat diese Station am oberen Euenos nicht
(vgl. übrigens unten Anm. 1 Ende).
Sowohl für sein lllyricum als für sein Epiros
führt Rav. dieselben zwei Flußnamen an: p. 193
-per qiKDii patrlam (Epiros) frameiint plurima ßn-
mina: Calidon, Euenos et Achelois; p. 207 per
quam Illyrici patriam diversa transeunt ßumiiui,
infer cetera quae dicunttir Eiiemis, Acleloiis.
Alosus, Apsis, Genesis; vgl. im Periplus des fünften
Buches p.37S Calydon, Eiienns. Acheloum, Alosum,
und dann jenseits von Aulon und Apollonia: Ap-
sum. Oenesis. Durachinm. Man darf also wohl
annehmen, daß Rav. Euenos und Acheloos, gleich-
viel ob richtig oder nicht, auf seiner Vorlage aus
lllyricum durch , Epiros' ins Meer gezogen vor-
gefunden hat.
Die TP hat VII 4 in ihrem Itinerar die Sta-
tionen Calldoii. //., EiiPiws _//., Acelonni _//., so ein-
ander folgend, und zu jeder dieser Stationen ein
kleines Flüßchen gezeichnet. Da die Stadt Ca-
lydon oberhalb des Euenostales liegt und wir von
einend Fluß dieses Namens nichts wissen, so sieht
mau mit einigem Bedenken auf die Überein-
stimmung zwischen Rav. und TP, sowohl in der
Bezeichnung Kalydons als Flußstation wie auch
darauf, daß Kalydon (darauf nuicht Miller S. 564
und r)ß0 aufmerksam) nicht an der richtigen Stelle
zwischen Acheloum und Euenus aufgezählt ist.
Das deutet auf irgendeine Störung in der für Rav.
und TP gemeinsamen Quelle hin, mit der viel-
leicht auch zusammenhängt, daß Euenos p. 192, 17
als civitas erscheint. Aber so verwendbar die Kon-
statierung eines solchen Fehlers in den Itinerar-
partien des Rav. und der TP ist, so 'wenig be-
weist er für die Ableitung der Flußzeichnung
(des Flußstriches) der TP aus der gemeinsamen
Quelle. Vielmehr sehe ich in dem Flußstrich der TP
nichts als eine Folgerung, die der Zeichner aus
der Itinerarstation ziehen zu dürfen geglaubt hat.
Nun zu den übrigen drei Flüssen lllyricums
beim Rav. ! Alosus ist sonst als Fluß nicht be-
kannt; was gemeint ist, lehrt der Vergleich von
Rav. |). 378 und PT VII 4
Acheloum Aceloum ß.
AI OS II tu Hall SSO
■per doriptum j)er dioricto {=per 5'.(op'j-/.Tov) ^
Ac\J'\in Ni\co'\polis Actia Nicopoli]
es handelt sich also offenbar um die Stadt Alyzeia.'
Die Flüsse Apsis und Genesis, vgl.
Hier. p. 608 TP
Dijrratio
Genesis fl. XV'}
mansio Ahsos Hapsvm. ß. XXf
civitas Apollonia 12+18 Apollonia XV III
mansio Aulona .12+12 Aulona XVI
' Die Eutfernungsangabeu sind zum Teil für uns'un-
verständlicli, wie denn auch die g-anze Route (Verbindung
des für die via Egnatia witlitigen Hafens Aulon mit Thessa-
lonica und der östlich von diesem zunächst gelegenen Sta-
tion Mellissurgis über Mittelgriechenland und der noch
weitere Umweg über Athen) und mehrere Einzelheiten (so
insbesondere die Station Plwcis p. 326, 1) Auffälliges bieten.
Die Sache ausführlicher zu erörtern, ist hier nicht möglich,
und also auch nicht am Platz die Übereinstimmungen mit
den früheren Bearbeitern dieses Gegenstandes oder die Ab-
weichungen voii ihnen zu begründen; aber eines darf wohl
als klar bezeiclinet werden, nämlich daß diese (irgendwie
zur großen Straße von Gallien und Mailand her über Kon-
stantinopel bis zum Süden des römischen Reiches in Be-
ziehung gesetzte und das Eintreffen in sie durch Nennung
Rav. p. 378 (Periplus)
Duracliium
Genesis
A2iSHm
Apollonia
Alona
Rav. p. 206
15 Duracliium
14 Absura
13 Aulona
nicht bloß Thess.ilonicas, sondern auch noch des nächsten
Stationsortes Mellissurgis feststellende) Route nicht mit der
die Küstenorte bevorzugenden Linie der TP identisch sein
kann, sondern eine Binnenlandlinie darstellt, .also neben
die Linie der TP tritt. Dann wird trotz aller Wunderlich-
keit der Linienführung des It. Ant. doch wenigstens die
Auswahl seiner Stationsorte begreiflich, und die größere
Zahl seiner Entfernungsangaben wird gerechtfertigt werden
können. Dann aber müssen auch Achelous und Euenus im
It. Ant. erheblich weiter flußaufwärts als auf der TP ge-
kreuzt worden sein.
- Ül)er diesen Kanal (oidp-jzTo; oder oio'jp-jzio;) vgl. z. B.
überhuramer Akarnanien (1887) S. 9ff.; dazu Oberhummers
erste Tafel.
' Vgl. über ihre Lage Gustav Hirschfeld bei Pauly-
Wissowa I 1712 und Oberhummer a. a. 0. 35 f.
62
Wilhelm Kubitsciiek.
)loß in der Itiiierarpnrtie
)ei(lpn Stationen, die ungefähr
werden auf der Tl
benannt; zu den
an der Küste, also gegen die Mündungen der
beiden Flüsse zu gelegen zu denken sind, sind
zwei vergleichsweise mächtige Flüsse VII 4/2
TP
Scampis
Genesis ß. Villi
nd Dumarn VII
in Cduddhin Villi
[lai-allel gezogen. Die besondere Länge des Genesis,
sonst Genusus genannt, erklärt sich vermutlich
leicht und ungezwungen daraus, daß noch eine
Station an diesem Fluß etwas weiter landeinwärts
untergebracht werden mußte; vgl.
195
Hier. 607 f. liav. p
mansio Hiscamjyis
miitatio Treiecto Villi —
ni/in$io Grandavia Villi Candavia.
Daß diese Straße auf der TP nicht den Fluß
kreuzt, sondern neben ihm herzieht, soll uns eben-
sowenig weiter aufhalten, als daß die Längen der
beiden Stücke des Flußlaufs auf- und abwärts der
Kreuzungsstelle auch nicht annähernd dem wirk-
lichen Verhältnis entsprechen; irgendwelche Ge-
nauigkeit der Flußzeichnung auf der TP zu er-
warten, liaben wir ja gar kein Hecht.
Apollonia liegt zwischen den Flüssen Apsus
und Aous, von ihnen 8 und 3 hu entfernt. Auf
der TP kreuzt die von der Station Ilaiisnrii ß.
kommende Straße einen j'unbenannten) Flußlauf,
bevor sie nach Apollonia gelangt. Damit muß der
Zeichner der TP doch den Apsus gemeint haben,
den die Kreuzungsstelle ausweist, gleichviel ob
er sich dann weiter Gedanken über Richtung und
Lauf des wirklichen Apsus (Ilapsus) gemacht hat.
Es erscheint schon daher unnötig und unerklärlich,
daß Miller S. 598 den gezeichneten Flußlauf als
Aous flns]U'icht.
Um zu den bisher nicht berührten Teilen
des östlichen Europa überzugehen, besitzt TP
einen mit kurzem Lauf gezeichneten Nebenfluß der
Donau //. E^cks VIII 1 mit einer Station lisco
= Oaecon Rav. p. 189, 16 (fehlt in der Flußliste
des Rav.). Der mächtig groß gezeichnete /?. Ehriis
VIII 1 mit seinem Nebenfluß /. Tonttis VIII 5
fehlt dem Rav.; denn es geht nicht an, mit den
Berliner Herausgebern anzunehmen, daß der .ma-
kedonische' Fluß Thiris (vgl. oben S. 60 a) p. 197.
8 mit dem Tontus geglichen werde.'
Ein aus Dacien in die Donau einmündender
Fluß: (i/ins ceiiit quasi <id jxdiem Dqnidiii q. d.
Api^ion dürfte richtig mit der Station Ajw ß. TP
VII 3 (fehlt dem Rav.) zusammengebracht worden
sein; der Flußlauf ist nicht auf dei- TP ein-
gezeichnet; Rav. p.l'OO, 12. Vgl. oben S. 29 b.
' AVarum die Berlinor Herau.'it|;eber .sehr im Gen:eTisatz
zu ilirer sonstifjen Zuriicklialtiuig; und Vorsieht .sioli zu
diesem nnscheiuend w.Tp;tialsig;en Identililiationsvcr.such be-
wegen ließen, ist niclit erkennbar.
Die pannonische Flußliste des Rav. c. 19 um-
faßt, wenn man den lacus mauoimus q. d. I'elsois-
mitrechnet, fünf Namen; sie fehlen der TP.
Der vom Rav. c. 21 für seine pairia Carneola
angeführte Fluß Corcar (= Corcoras, vgl. Patsch
P.W. IV 2019) fehlt der TP. VaUriam finit ßu-
vius maximus q. d. Savus c. 20; dieses Zeugnis
gilt, da das Städteverzeichnis des Rav. eine andere
Begrenzung des uns sonst geläufigen Begriffes der
Valeria offenbart, eigentlich nur für den Mittel-
lauf; ß. fS'iriis ist an die Quelle des verunglückten
Sanimelflusses, über den oben S. 58 gesprochen
worden ist, beigeschrieben V 1 ; dazu eine Station
am Obei-lauf V 1, Rav. hat sie nicht.
Es erübrigen ca2). ß. SeUiani und crq). Anis
pahidis, die anscheinend aus dem nordischen Meere
kommend' sich vereinigen und in den siniis [E]ii-
.sii>[ii]s münden TP VIII 4, und ebenda der ß.Aga-
linißiSj ferner cap. ß. Nusncus TP VIII 5; sie alle
fehlen dem Rav.
Flum(en) Tanais qui diridif Asiam et Euro-
P'iiii TP VIII 5 wird wiederholt vom Rav. (p. 115
und 179) nach seiner Bedeutung als Grenze
zwischen beiden Erdteilen gewürdigt.
Etwa sieben Namen des eurojjäischen Nordens
beiin Rav.^ finden kein Analogen auf TP. Eben-
sowenig findet sich irgendeine ausgesprochene Ver-
wandtschaft zwischen den Flüssen der Rheinlaude
und des gallischen Gebietes; auf Einzelheiten ein-
zugehen erscheint nach den vorausgegangenen Er-
örterungen kaum mehr nötig.
Fassen wir das über die Flüsse Europas (ein-
schließlich des Peloponneses V c. 22) Gesagte zu-
' Die gleiclie Namonsform bei .lordanis p. 127, lö
{Inriim Pel.tois; hingegen p. 129, 8 lacnm Peliodis); darau.s
auf Entlehnung des Namens aus diesem Schriftsteller zu
schließen, möchte ich (trotz der allgemeinen und vornehmen
Beliauptung dieser Ansicht) immerhin als voreilig ansehen.
^ Was Miller S. 597 sagt: , Mehrere der folgenden
Flüsse fließen scheinbar aus dem Nordi.scheu Meer ins
Schwarze Meer und in die Moeoti.s' [sie, wiederholt], bezieht
sich doch wohl nur auf diese beiden Flüsse.
■• Rav. IV c. 13 p. 202; c. 17 p. 212 f.; c 18 p. 213.
Itineeae - Studien.
63
samraeu und streichen wir ab, was aus Jordanis
und aus Dionysios geschöpft ist, so entfallen für
den Kontinent mit Ausnahme Spaniens, das wegen
des Ausfalls auf der TP nicht mitgezählt werden
kann, sowie der ganzen Westküste Italiens und
eines großen Teiles seiner Ostküste, die wieder
beim Rav. verloren gegangen sind:
auf Rav. und TP gemeinsam 24 Flüsse;
auf den Rav. ein Überschuß von 88 Namen;
von diesen 88 Namen keliren 4 im Itinerarteil
der TP ohne Zeichnung, als Flußübergänge durch
/. bezeichnet, und '3 nicht durch //. hervorgehoben,
wieder ;
auf die TP ein Überschuß von 3(i Namen;
richtige Zählung vorausgesetzt, deren absolute
Verläßlichkeit ich wegen der Schlüpfrigkeit des
Materials in gar keiner Weise gewährleisten kann.
Buch V des Rav. kommt, da c. "22 (Pelo-
ponnes) bereits zusammen mit den P^lußlisten
des übrigen europäischen Festlandes besprochen
worden ist, nur mit den Kapiteln 20 (Cypern\
23 (Sicilia) und 26 (Sardinia) in Betracht; c. 31
(Britannia) und 32 (Scotia) fallen weg, da die In-
seln Großbritanniens samt ihren Flüssen mit Aus-
nahme eines kleinen Restes (TP II 1) anscheinend
des Themseflusses auf dem verlornen Stücke der
TP dargestellt gewesen sind. Die TP hat auf
Sardinien, das so wie Corsica zu ärmlichen und
erbärmlichen Resten zusammengeschrumpft ist,
keinen Fluß gezeichnet; hingegen auf Kreta, das
sonst die typischen Eigenheiten der Zeichnung
des Rav. auf graphischem Wege deutlicher und
eindringlicher als irgendein anderer Landabschnitt
veranschaulicht,! ^wei Flüsse, während der Rav.
gar keinen namhaft macht. Freilich sind die beiden
kretischen Flüsse der TP genau so wie ihre beiden
Flüsse auf der Insel Kypros nicht durch Beischrift
kenntlich gemacht, und ohne Beischriften ihre
richtige Benennung zu finden geht, wie ich jetzt
wohl sagen darf, über unsere Kräfte. Die Aus-
wahl von Namen, die Miller S. 830 für Kypros
und S. 610 für Kreta vorschlägt, vertragen keine
strengere Prüfung; und speziell für einen Fluß,
der auf der TP zwischen Knossos undGortyn(!)
als Küstenstädten der Nordseite dieser Insel ge-
.zeichnet ist, muß jeder Deutungsversuch als frucht-
los und überflüssig entfallen.
Auf Sizilien verzeichnet TP drei Flüsse und
schreibt auch Namen zu ihnen: ß. Xhncrd. Jl. >St-
metus und //. Xirannus. Von diesen ist die Mün-
dung des erstgenannten (^ Ilimera) ungefähr
richtig eingezeichnet; der zweite ist zwar nicht
richtig eingetragen," aber doch wenigstens ver-
ständlich; der dritte Name ist uns unbekannt^
und seine Wahl zur Zeit unverständlich. Der
Rav. hat nicht weniger als 21 oder 22 Flüsse,
und innerhalb dieser vergleichsweise verschwen-
derischen, geradezu überraschend verschwende-
rischen Fülle, die uns außerdem eine Anzahl Rätsel
aufgibt, wiederholt sich nur ein einziger Name
der TP, die Imera p. 406, 1 .
Also sind auf den Inseln' des Buches V des
Rav., die mit der TP in Vergleich gezogen werden
können, und mit Ausschluß des Peloponnesos,
27 Flüsse genannt; auf der TP sind in den ent-
sprechenden Landschaften 8 Flüsse gezeichnet und
nur 3 beschriftet; doch ist nicht ausgeschlossen,
daß auf dem verlorenen Stücke der TP die Themse
beschriftet war. Übereinstimmung zwischen TP
und Rav. liegt in einem Fall vor, der Rav. hat
ffes'enüber der TP einen Überschuß von 26 die
TP von 2 Namen.
Es ist nun Zeit, die Rechnung für Buch II — V
des Rav. zum Abschluß zu bringen. Mit Ab-
rechnung zunächst der Wiederholungen, dann der
Entlehnungen aus Jordanis und ei^dlich jener
Partien, in denen entweder TP oder Rav. infolge
von Textverlusten versagen, erhalten wir für den
Rav. überhaupt 250, für TP fast 90 Flußnamen.
Von diesen sind beiden AVerken gemein-
schaftlich etwa 41 oder eigentlich nur 40 Namen.
Denn der Name des Euphrates ist zum zu-
gehörigen Flußlauf nicht geschrieben. Aber dem
Sell)stverständlichen gegenüber die Augen zu ver-
1 Vfjl. meine Ausführungen in den Jahreslieften des
Arcli. Instituts V (1002) 70 mit Fi',r. U und ihren etwas
modifizierten 'Abdruck in moineni Kartenartikel bei t'.iuly-
Wissowa X 2116.
' Der /. Simetns, nach Jliller Sp. 405 .auf der TP zu
weit nördlicli gezeiclinet', richtiger überhaupt g-anz ver-
zeichnet. Denn er entspringt nicht auf dem Ätna, wie dies
die TP darstellt, und kann nicht von Tauromenium aus,
das doch selbst schon an der Küste liegen sollte, an einen
(zwischen Syrakus und Messina gelegenen) Punkt der Küste
gezogen werden.
' Unbrauchbar ist der Vorschlag bei Holm Geschichte
Siziliens III 48.5. Fl. ^'iränus, von irgendeinem Gebirge in-
mitten der Insel Sizilien gezogen, kreuzt vor seiner Mün-
duu"- die über Acrae nach Syrakus verlaufende Südstraße.
Sein Lauf fällt etwa mit dem Anapus zusammen; wenigstens
entspringt dieser Fluß oberhalli der Stadt Acrao, die land-
einwärts liegen sollte, und fällt bei Syrakus ins Meer; alier
wir finden keinen Wog, der von der Namensform der TP
zum Anapus führen könnte.
■64
Wilhelm Kubitsohkk. Itixeeak - Studien.
schließen, bloß um ciu Prinzip tot zu reiten, habe
ich keine Lust. Ob der Zeichner diesen Namen
absichtlich oder versehentlich weggelassen hat,
wüßte ich nicht zu entscheiden. Erstere Mög-
lichkeit, als eine Art Voraussetzung, daß kein Be-
schauer der Karte bei dem wichtigen und so
markant aus dem Kartenbild hervortretenden
Flusse, dem ßaciXsu; Tcstaij.b; Eücppa-rjc, wie ihn aus-
drucksvoll ein Mosaik nennt, das Lucas und
Oppenheim Byz. Ztschr. XIV (1905) 59 n. 91 ver-
öffentlicht haben, ganz so wie beim Tiberfluß ^ den
Namenszusatz benötigen oder vermissen würde,
ist mir allerdings nicht recht wahrscheinlich.
üie TP hat an gezeichneten oder deutlich
durch Farbe oder sonstige Heraushebung aus den
Itinerarpartien als zum gezeichneten (gemalten)
Flußnetz gehörig erkennbaren Namen innerhalb
der oben angedeuteten Stoffgrenzen, also auch mit
Weglassung der Flußnamen von der ostgallischen
Grenze die ganze Küste Italiens entlang bis reich-
lich ins picenische Gebiet hinein, einen Über-
schuß von mindestens 47 Namen.
Der Rav. zeigt gegenüber der TP einen
Überschuß von etwa 209 Namen. Von diesen
Namen erscheinen, was aber in keiner Weise das
eben angedeutete Verhältnis für den Rav. 47 : 209
tangiert, etwa 17 Flüsse in den ItinerarstUcken
der TP als Stationen mit dem Zusatz //. oder mit
2)onte, 9 Namen ohne einen solchen Zusatz.
Wie gesagt, ich will nicht behaupten, daß
diese Zahlen keiner Korrektur bedürften. Es
können ja im Obigen Identifikationen von Flüssen
der TP mit denen des Rav. falsch angenommen
oder falsch in Abrede gestellt worden sein. Aber
was sich in Zukunft bei einer Revision an Ver-
besserungen ergeben wird, kann die hier ffege-
Ijenen Ziffern nicht mehr wesentlich beeinflussen,
und somit bleiben die Zahlenvei'hältnisse, die für
diesen Beweisgang eine unerläßliche Voraussetzung
sind, meines Erachtens auch für die Zukunft ge-
nügend gesichert.
' Diesen habe ich niclit in die Ge.samtziffer einbezogen,
weil sein Natiie beim Rav. mit der übrig'en Liste der in
das Tj'rrlienische Meer mündenden Flüsse verloren gegangen
ist und icli also diese ganze Gruppe ausscheiden mußte.
So meine ich meinen ersten AVeg in das
Dickicht der Quellenfrage der Römischen Straßen-
karte durch ein neues Glied ergänzt zu haben. Die
Verschiedenheit in der Wortstellung bei den Bei-
schriften zu den auf der TP gemalten Flußläufen
und bei den Straßenknickungen, wo sie einen
Flußübergang markieren; das Fehlen eines Zu-
sammenhanges zwischen den gemalten Flüssen der
TP und den Flußlisten des Ravennaten; und end-
lich die zahlreichen Inkongruenzen der Flußläufe
der TP mit den zugehörigen Flußübergängen der
TP und überhaupt mit der gebührenden Verteilung
der Wegstationen weisen darauf hin, daß der der
TP und dem Ravennaten gemeinsame Stock noch
nicht das Flußnetz enthalten hat.
65
Berichtiffuneen.
Zu S. W,, Z. 17 fg.: Die Entfernung Abydos bis Tenedos kann mit nahezu 29 bis 30 Millien be-
rechnet werden; also wird man, so lange Unklarlieit über die Lage von Tazsj/.tx oder -y. [Ujvh. an-
genommen werden muß, damit rechnen dürfen, daß dieser Platz von Tenedos 18 (und nicht, wie die
handschriftliche Überlieferung des Stadiodromikon bieten möchte: 8) Meilen ab liegt, und daß die hand-
schriftlich gebotene Gesamtsumme von 79^' Meilen, über die S. 12 a unter dem Lemma ,zu Zeile 20'
gesprochen worden ist, insufern wenigstens keinen Anlaß zu Änderungen zu geben braucht. Im
Textabdruck des Stadiodromikon steht zu meiner nicht geringen Überraschung .trotz aller auf den
Druck aufgewendeter Mühe nicht weniger als dreimal r?];; ich glaube das mir so erklären zu sollen
daß der Zustand des derzeit auf Bürstenabzüge verwendeten Papiers das Erkennen feinerer Details
des Druckes nicht begünstigt.
Zu 13b, Z. 4 von unten: jenes Aemilianensis sein, in welchem] lies: jener Aemilianenses sein
in welchen.
Zu ö. 18, Anm. 4, Z. 2: hier deutlicher] lies: das Genus hier deutlicher.
Zu S. 22, Anm. 1, Sp. b, Z. 3: 73] lies: 43.
Zu S. 29a, Z. 22; S. 52a, Z. 23; S. 64b, Z. G u.: Vgl. über die P.edenklichkeiten, die uns aus
dem hydrographischen Material der TP erwachsen, auch das Urteil Richard Kieperts in den Formae
orbis Rom., Text zu Taf. 20, S. 4 b; ferner seine Bemerkung im Text zu Taf. 23, S. 6 b.
Zu S. 37, Anm. 1, Sp. a, Z. 2 u.: Fnild', was Miller (Sp. 390, 2; vgl. 454, 1) leugnet, steht tat-
sächlich auf der TP.
Zu S. 40, Z. 27fg. : Nur der Vollständigkeit wegen sei die Darstellung durch Seeck und Veith,
Die Schlacht am Frigidus, Klio XIII (1913) 451 ff. erwähnt.
S. 53 a, Z. 17ft". : Zu den angeführten Versen des Kallimachos und zu dessen (übrigens durch
kein Aufdämmern auch nur einer leisen Vorstellung von der erodierenden Tätigkeit der Flüsse beein-
Üußter) Ansicht über die Entstehung des Landschaftsbildes von Arkadien vgl. Hiller von Gärtringen
Inscr. Graecae V 2, p. XVI.
Zu S. 57 b, Z. 20: einsetzt oder nachträgt] Kiepert hat auf Karte 6 zu CIL III (noch nicht in
der ersten Auflage) und in den Formae, Taf. 17 die direkte Verbindung von Aequum nach Tilurium
über Sinj wieder hergestellt; das Terrain bietet keine Schwierigkeit.
Zu S. 57, Anm. 'i: Ich habe übersehen, daß die handschriftliche Lesart Trihurium auch schon
bei Borghesi verzeichnet ist.
Zu S. 58 a, Z. 14: Was Mommsen gegen den ,vicus nescio quis Tilurius' vorbringt, ist insoweit
übers Ziel geschossen, als der vicus seinen Namen eben vom vorbeiziehenden Fluß empfangen haben
kann. Eigentlich steht das in meinen Worten deutlich genug, aber ich meine es immerhin noch aus-
drücklich hervorheben zu sollen.
Zu S. 58 b, Z. 17 u.: Vgl. meinen Kartenartikel R. E. X 2056 fg.
Zu S. 58 b, Z. 1 u. : Die Kramersche Vermutung i -iuo; hat auch schon Xylander vorgetragen,
s. Müllers Ausg. z. St.
Zu S. 59 a, Z. 16: Die letzte Behandlung durch Veith, Feldzüge des Caesar Octavianus in Illyrien
(_= Schriften der Balkankommission, antiq. Abt., VII 1914) 54, 54 nennt die Strabostelle VII 5, 2 ,eine
hydrographisch äußerst konfuse Beschreibung der Gegend, mit der nichts anzufangen ist'.
Zu S. 62 a, Z. 20: 8 und 3 km] schreibe: 8 und 2; Strabo VII 5, 8, p. 316: 10 Stadien; heute
ist der Fluß Aous bis auf etwa 7 km gegen Süden abgerückt.
Denkschriften der pbil.-hist. Kl , dl. Lid.. 3. Abli
66
AVn.iiELii KriiiTscHEiv.
Register.
ah — ad — bei Strecken der TP ver-
wendet 38 fg.
Alerta (Gallia Belgica) 11.
Alexaudrea Aegypti — Antiochia am
Orontes 22.
Antiochia s. Alexaudrea.
Aous, Fluß 62. 65.
Apo fl. 29 b. 62 a.
Apsus, Fluß 61 fg.
Arar fl. 31.
Arausio 17.
Arelate 16.
Arnus, Fluß 30. 34 fg.
Athen — Megara 23.
Aubinio s. Avennio.
Augusta Taurinorum — Valentia 9; —
Mediolanum 11.
AuBopetum 17.
Aveunio (Ävinione oder Aubinio) — Ne-
mausus 9; — Valentia 9.
Baeterrae 17; — Narbo 8 ; — Nemausus 9.
Batavus s. Patabus.
Berytus, Münze (fälschlich auf Ruscino
bezogen) 8, 3.
Biston 66. 1.
Bitterris s. Baeterrae.
Bonairiansio 40, 1.
Caesaraugusta — Toletum 7; — Osca 7.
Capua 18.
Cinniana 8, 3.
Clausurae (Clausulae) 8; — Gerunda 7;
Ruscino 7,
Constantinopolis — Heraclia 12: —
Kreta 13.
C'orcar, Corcoras, Fluß 62.
Cordoba (Corduba) — Gades 6; — To-
letum 7.
Cnicul (Chulcul), Fluß 48.
Danubius, Fluß 29. 34. 52.
Dertosa — Tarraco 14.
Dionysios perieg. als (.,iuelle des Rav. 52 fg.
Dioryktos 60.
Drinus, Fluß 30 a. 59 b.
Druantia, Fluß 31.
Eldra s. Ilerda.
Elerita s. Ilerda.
col Equestris 42 fg.
et, bei Aufzählungen von Flüssen im
Rav. 47.
Euenus, Fluß und , Stadt' CO.
Euphrates, Fluß 63 b fg.
Flüsse: Flußläufe auf der TP 27 ff.;
fl{nvius) oder ß{u7nen) auf TP 36,2. 40.
Flußnetz Galliens 30 ff.
Flußzeichnung bloß symbolisch durch-
geführt 38. 53, 2. Statistischer Ver-
gleich zwischen Rav. und TP für
A8ien46. Africa48. Europa 63a. Für
die Inseln 63 b. Schlußrechnung 63 fg.
Flutausis 49, 4.
Fluvius Frigidus 37. 40. 65.
Forum Licinii 18.
Gades — Cordul)a 6 b.
Gallien, Itinerarpartien in tiron. Über-
lieferung 15 ff.
Garumna, Fluß 31.
Gaza — Jerusalem 22.
Genusus, Fluß 61 fg.
Gerunda — Gesona 7; — Clausurae 7.
Gesona — Ilerda 7; — Gerunda 7.
Hapsus, ¥\uä 61 fg.
Heraclea — Thessalonica 12;
tinopolis 12.
Himera, Fluß 63 b.
Constan-
.latriis (Latrus), Fluß 49.
Jerusalem — Gaza 22.
Jesso s. Gesona.
Inschrift Lebas-Waddington n. 203G 20.
Ilerda — Osca 7; — Gesona 7.
Jordanes, Fluß 25.
Jordanis als Quölle des Rav. 49fg. ;
Verbesserung (zu p. 175) 50, 1.
Flavius Josephus, Distanzangal)en 25
Anm.
Itinerar Gades — Konstantinopel 3 ft'.
Itinerare, Verbreitung im Westen des
Reiches 12.
.lulius Honorius, Cosmograjdiia 13 fg.
K.'itancsich, Orhis anti(|uus, sollte niclit
unl)enützt bleiben 28. 54. 57, 6.
Kreta, Flüsse 63 a.
Kypros, Flüsse 63 a.
Launiellum 17.
Licinum 18.
Liger, Fluß 31.
Limel | et | endum 46, 5.
Lutta, Fluß 50.
Mansio, Begriff 26.
Margus, Fluß 59 b fg.
Mediolanum — Augusta Taurinorum 1 1 ;
— Roma 11.
Megara — Athen 23.
Milensium 18.
Minde fl. 28, 1. 38, 2. 46.
Misenum 18.
[jovat =: Stationen 20; (xovöjv fv; 21; p.ovrj
X=pa(ou 22.
Mosa, Fluß 34.
Motha 20; — Ratomagus 20 fg. 24.
Musalla (Mosel), Fluß 34.
Narbo (Narbona) — Ruscino 8; — Bae-
terrae 8.
Naro, Fluß 59.
Nemausus — Baeterrae 9; — Avennio 9.
Neumase s. Nemausus.
Nimaso s. Nemausus.
Nimera, Fluß s. Himera.
Nirannus, Fluß 63 b.
Osca — Caesaraugusta 7; — Ilerda 7.
Padus, Fluß 29; Flußuetz 50 ff.; per Pa-
duni 34.
Paleris, Fluß 44.
Patabus (= Batavus?) Fluß 33.
Peloponnes, Flüsse 53.
Pelso, See 62, 2.
Phison, Fluß 44, 2.
Polemonio, Fluß und civitas 45.
ponte Tiluri 57 fg.
Ptolemaeus als Quelle des Rav. 50. 60 a.
Puteoli und Tiro 20.
Ratomagus (h. Ronen) 20; — Motha
20 fg. 24.
Geogr. Ravennas: zu seiner Umgrenzung
der patriae 60 fg.
Rhenus, Fluß 29. 34. 38, 2. 46 b.
Rhodanus, Fluß 31.
Roma — Mediolanum 11; — Thessa-
lonica 11.
Itineear - Studien.
67
Ruseino (Ruscilione) — Clausurae 7; —
Narbo 8.
Salclia 2 a.
Salo, I'Iuß öOb; Salon, FlulJ 56.
Sammelfluß: Dravus, Savus, sog. Dri-
nus, ... 58 {g. 65.
Savus, Fluß 02 b; s. .Sammeltluß.
Se(iuana, Fluß 33.
Sicilien, Flüsse 6.3 b.
Siraaethus, Fluß 6:i b.
Stadiodromikon : Konstantiiiopel gegen
Kreta 13. 65.
Stellung der Appellativa zum Eigen-
namen: Flüsse, lacnx, mare, insnla,
mons, Silva, portiit u. a., und Orts-
qualitäten auf TP 40-43 ; im It. Ant. 43.
Strabo IV 6, 10 C "207 und VII 5, 2 C 314
58 fg. 65.
Strymiin, Fluß 60.
TP, Korrektor des XIV./XV. .III. 31, 3;
Reinigung und Publikation desTextes
32. 34,2; sprach). Eigentümlichkeiten
(Stellung des Wortes /uiiäii) 36 ff.;
zerfällt in Itinerark.-irte und Fluß-
karte 27 ff.
Tagesleistung eines Fußgängers 23.
Tapeukia (ri IlEuzia?) — Tenedos 65.
Tarracn — Dertosa 14.
Thessalonica — Roma 11; — Heraclia 12.
Thiris, Fluß 6ü a. 62 a.
Tiberis, Fluß 29. 64, 1.
Tilurius, Fluß 55 ff. 65; ponte Tiluri
57 fg.
Tironische Noten 15 ff.; Note für Nico-
media 16; Nute für Spart.acus 16;
8. Puteoli.
Toletum — Corduba 7 ; — Caesaraugusta 7.
Torrens, Fluß 47.
col. Traiana (die civitas Ulpia Traiana
am Niederrhein) 42 fg.
Turni s. Augusta Taurinorum.
Ubus, Fluß 47.
Uggernum 17.
Unhandliehkeit (Unübersichtlichkeit) an-
tikerNachschlage- und Lehrbücher 19.
Valentia — Avennio 9; — Augusta Tauri-
norum 9.
Verbreitung von Itinerarien im Alter-
tum 25; Verbreitung spezieller geo-
graphischer Kenntnisse in weiteren
Kreisen des späteren Altertums 44.
Veterris s. Baeterrae.
68 Wilhelm Kubitschek. Itlneeae - Studien.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
I. Ein spanisches Itinerar 3 — 15
II. Ein Itinerar in den Commentarii notarum Tironianarum? 15 — "20
III. Movai = Stationen 20—26
IV. Was lehrt ein Vergleich der Flüsse der Tabula Peutingeriana und der Kavennatischen Kosniograpliie?. . . 27 — 64
Abschnitt I: Ein sprachlicher Unterschied in der Bezeichnung der Flüsse der Tabula Feutingeriana. 36h — 44
Abschnitt II: Wann ist die Einzeichnung der Flußläufe vollzogen worden? 44a— 64
l^.iv'ill-'-'"'
: m;
AS
14.2
A5
Bd. 61
Akademie der Wissenschaften,
Vienna. Philosophisch-
Historische Klasse
"^ cachriften ,^
PLEASE DO NOT REMOVE
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