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Full text of "Der buddhismus, seine Dogmen, Geschichte und Literatur"

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DER BUDDHISMUS, 



SEINE 



DOGMEN, GESCHICHTE UND UTERITÜR. 



Von 



W. Waeelljew, 

РгоГемог der chinesischen Sprache an der Kaiserlichen Unirersität 

zu St. Petersburg. 



ERSTER THEIL: 
Allgemeine Uebcrsicht. 




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Au* iem 1Ж«вя1яеЬеа ttbereelsi. 



St. PETERSBURG, 1860. 



Commissionaire 4er Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften : 
Im 04. PeierelMur* In Klg* In Lelpmi« 

Eggers et Comp., Samuel Schmidt, Leopold Voss. 



Preis: 1 MI. SO Кор. = 1 Thlr. 20 Ngr. 



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Gedruckt auf Verfügung der Kaiserlichen Akademie der Wissen- 
schaften. 

K. Vesselofski, beständiger Secretär. 
Im Mai 1864). 



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Buchdruckerei der Kaiserlichen AkaJteroie der Wissenschaften. 



* 



Vorrede de* Verfaseere. 



Während eines fasl zehnjährigen Aufenthaltes in 
Peking habe ich keine geringe Zeil auf das Studium des 
Buddhismus verwendet. Der Reichthum an Materialien 
in tibetischer und chinesischer Sprache gab mir die 
Möglichkeit, mich mit den sehr verschiedenen Seilen 
dieser Religion bekannt zu machen. Doch Hess ich 
nicht ausser Augen, dass weder alles, was den Anhänger 
dieses Glaubens interessirt, überhaupt Ueberlieferung 
verdient, noch so überliefert werden muss, wie die 
Buddhisten es auflassen. Deshalb habe ich weder alles, 
was ich gelesen, in meine Bemerkungen eingetragen, 
noch allem, was vielleicht niedergeschrieben zu werden 
verdient hätte, eine Stelle eingeräumt. Denn erst 
bei genauerer Bekanntschaft, nachdem schon vieles 
durchgelesen war, ohne aufgeschrieben zu sein, war es 
möglich, sich eine vollständige und befriedigende Re- 
chenschaft über alles, was Aufmerksamkeit verdient, 
zu geben. Dennoch glaube ich der Ansicht sein zu dür- 
fen, dass die von mir verarbeiteten Materialien dadurch 
eine nicht unwesentliche Bedeutung erhallen, dass sie 
mit dem Buddhismus in einem grössern Umfang bekannt 
machen, als die früheren Gelehrten dies zu thun im 
Stande waren; denn obgleich gründlicher in demjenigen, 
was ihnen in die Hand gefallen war, hatten sie doch 



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iv keine solchen Quellen, hie Kennlniss Beider Sprachen, 
sowohl der chinesischen als der tibetischen, deren sich 
bis jetzt die necidentalischen Gelehrten des Westens 
nicht rühmen können, gab mir ebenfalls kein geringe* 
Ueberge wicht. — Wie dem jedoch sein möge, die all- 
gemeine Ueberstcht des Buddhismus, welche ich hier 
vorlege, bildet nur den kleinsten Theil von dem, was 
ich niedergeschrieben: sie ist nur die Einleitung zu den- 
jenigen Arbeiten, welche ihr als Grandtage gedient ha- 
ben und deren Ziel ist, das, worüber hier kurz und oft 
in hypothetischer Form gesprochen ist, zu entwickeln 
und zu rechtfertigen. Diese Arbeiten sind I) die buddhi- 
stischen Dogmen dargestellt in einer Erklärung zu dem 
terminologischen Lexikon Maha'vjutpalti; 2)eine Ueber- 
sichl der buddhistischen Literatur; 3) Geschichte des 
Buddhismus in Indien, aus dem tibetischen Werke des 
Tärandlha übersetzt; 4) Geschichte des Buddhismus in 
Tibet; 5) endlich die Reise des Hiuen Thsang, aus dem 
Chinesischen übersetzt. Alles dieses ist nicht ohne eine 
innere Verbindung unter einander und begreift alles, 
was man nur von dem Buddhismus zu wissen wünschen 
kann; ich habe die übersetzten Werke ans Ende gestellt, 
um sie nichi mit einer Menge Noten überladen zu müs- 
sen, wie gewöhnlich bei Veröffentlichungen ähnlicher 
Art geschieht, selbst vortreffliche Anmerkungen verlie- 
ren dadurch, dass sie ohne Verbindung zerstreut sind, 
oft ihren Werth; derjenige, welcher ein Werk mitsammt 
den Erklärungen durchliest, ist schon überhaupt häufig 
nach Vollendung desselben nicht im Stande, sich von 
dem Gelesenen Rechenschaft abzulegen; — um wie viel 
mehr ist dies bei neuen Gegenständen zu befürchten, 
welche nicht zu den bekannteren Sludienkreisen gehÖ- 






ren, wie der Buddhismus, von dessen Lehre auch kein 
einziges iu Europa herausgegebenes besonderes Werk 
bis jetzt einen ganz richtigen Begriff zu geben vermag. 
Mich leitete dabei der Gedanke, den Leser durch vor- ? 
läufige Arbeiten zum Verständniss der Originalwerke 
ohne ausgedehnte Commentare vorzubereiten, oder 
demjenigen, welcher sich nicht in ein weiteres tiefes 
Studium einlassen will, in meinen Abhandlungen zur 
Befriedigung seiner Neugierde genügende Nachrichten 
darzubieten. 

Vielleicht wird es auffallen, dass mein Buch mit dem 
Mangel jeglicher Verweisungen auf Abhandlungen und 
Werke über den Buddhismus, die in Europa herausge- 
geben sind, gewissermassen prunkt. — Russische, fran- 
zösische, englische und deutsche Gelehrte haben in der 
Thal bereits viel über diesen Gegenstand geschrieben; 
auch ich habe seiner Zeit den grösslen Theil ihrer Werke 
durchgelesen, aber den Buddhismus durch sie nicht ken- 
nen gelernt. Sogar die allerberühmteste Arbeit Bur- 
nouf's Inlroduclion ä fhistoire du Buddhisme Indien 
wurde von mir — obgleich sie in vielem die Erkennlniss 
dieser Religion unter dem richtigen Gesichtspunkt geför- 
dert hat — doch nicht zum Führer genommen. Wenn man 
bei mir stellenweis übereinstimmenden Meinungen be- 
gegnet, so bin ich unabhängig von diesem Gelehrten 
dazu gelangt; was aber Abweichungen betrifft, so wollte 
ich diese Arbeit nicht mit Polemik füllen; denn wenn 
diese auch einzelne Punkte aufhellt, so verhindert sie 
nichts desto weniger die Erkenntniss der Ganzheit des 
Systems. Ich habe bereits oben gesagt, dass die Quel- 
len, deren ich mich bedienen konnte, wie ich überzeugt 
bin, viel umfassender waren, als die, welche den übri- 



gen Gelehrten zu Gebote standen, und wenn ich mir 
etwas vorzuwerfen habe, so ist es doch nicht das, dass 
ich den früheren, auf ein oder einige Stücke unter den 
tausend verschiedenen Werken der buddhistischen Lite- 
ratur gegründeten Arbeiten wenig Aufmerksamkeit zu- 
gewendet habe. Ich denke, dass die geringe Anzahl der 
Kenner der ostasialischen Sprachen es gegenwärtig 
noch etwas aufschieben mag, sich mit Streiten abzuge- 
ben, für sie ist jede Stunde kostbarer, die sie auf Bear- 
beitung und Benutzung der dortigen Werke verwenden. 
Und demgemäss muss der Werlh von der Bestimmung 
des Grades abhangen, in welchem ich fähig war die mir 
zu Gebote stehenden Materialien zu benutzen. Doch 
auch hierüber erlaube ich mir noch einige Worte. 

Es sind bereits fast sieben Jahn; verflossen seil der 
Zeit, dass ich Peking verlassen habe; seitdem nehmen 
andere Interessen, denen ich mich aus Neigung und 
Dienstpflicht hingegeben habe, meine ganze Aufmerk- 
samkeit in Anspruch. Dass ich mir bewusst war, dass 
die von mir vorbereiteten Materialien noch einer sorg- 
fältigen Ausarbeitung, Verbesserung und Ergänzung be- 
dürften, ist daraus ersichtlich, dass ich mich nicht beeilt 
habe, sie zu veröffentlichen. Doch die Zeit geht mittler- 
weile hin und die Richtung meiner Beschäftigungen 
wendet sich immer mehr und mehr derjenigen Seile zu, 
welche mir keine Hoffnung giebt, dass ich in kurzer 
Zeit im Stande sein werde, mich mit der Beendigung 
der bereits geschriebenen zu beschäftigen; die Zeit geht 
hin und macht Arbeiten, welche wenige Jahre vorher 
frisch genug erschienen wären, zu verspäteten und dem 
Stand der Wissenschaft nicht entsprechenden. Die iso- 
lirte Ifaätigkeit verschwindet unbeachtet im Dunkel und 






verdient das dunkle Hinsterben einer vieljahrigen Tha- 
ki-il nicht um so mehr Mitleiden, wenn es den Ruhm 
l russischen Namens belrilu, den Beweis, dass auch 
die Russen etwas fiir die Wissenschaft zu thun vermö- v 
gen? Haben wir doch gesehen, dass die Ehre die erste 
Uebersetnmg der Heise des Hiuen Thsang der Oeffenl- 
lichkeit zu übergeben, obgleich schon im Jahre 184-5 
von einem russischen Orientalisten eine üeberlragung 
abgefasst war, im Jahre 185b' durch Stan. Julien ge- 
wonnen ward. 

So stand die Sache, als der Herr Akademiker 
Schiefoer gleich nach Durchlesung des ersten Theils 
meiner Arbeilen, welchen ich ihm vorgelegt halle, ihn 
der Akademie der Wissenschaften zum Druck empfahl. 
Diese beschloss nicht nur diese Publication mit ihrem 
Namen zu schmücken, sondern auch die Kosten dersel- 
ben zu tragen. Jetzt wird es nun fast ganz in der Ge- 
stall vorgelegt, in welcher ich es aus Peking mitbrachte 
und wie es sechs Jahr hindurch in meinem Pulte gele- 
gen hat; — alles übrige ist unverändert geblieben. 

Obgleich aus dem oben Gesagten hervorgeht, dass 
hier nur der erste und allerkleinste Theil meiner Mate- 
rialien vorgelegt wird, so entbehrt doch auch dieser 
eines Abschlusses bezüglich seines Inhaltes nicht. Ich 
setze hier die allgemeinen Ideen über den Buddhismus 
auseinander, welche ich mir durch eine mehr oder min- 
der grosse Bekanntschaft mit dem ganzen Umfang seiner 
Literatur, seiner Geschichte, Dogmalik und Philosophie 
gebildet habe; doch gestehe ich gern, dass diese De-vnt 
duction, so lange als alle übrigen Theile meiner Arbei- 
ten nicht beende! sein werden, ebenfalls unfertig er- 
scheinen wird. 






ОеЬонм darf ich bezüglich der Befriedigung der 
wissenschafiliclu-n Anforderungen insbesondre in BelrefT 
meine» Vaterlandes mehr beruhigt sein. Bei uns 0ВЫ 
es bis jetzt auch nicht ein einziges Werk dieser Art. Die 
Kritik вагет Gelehrten würde mir sogar Befriedigung 
gewahren; denn sie würde mir den Beweis liefern, dass 
der Gegenstand, welcher mich lange Zeil beschäftigte, 
und demgemäss ein Recht auf meine Theiloahme hat, 
meinen Landsleulen nicht fremd ist und dass sie fähig 
sind auf diesem Gebiete weiter zu wirken. Eine strenge 
Kritik des wissenschaftlichen Theiles шин ich топ Sei- 
ten der europäischen Gelehrten um so mehr erwarten, 
da die Akademie der Wissenschaften sich erboten hat, 
dieses Buch auch in einer der europäischen Sprachen 
zu veröffentlichen. Ich kann nicht umhin bei dieser Ge- 
legenheil nochmals der Mangel der gegenwärtigen Ver- 
Öflatttlichttng zu gedenken; aber zur Verteidigung er- 
laube ich mir nur eine Bemerkung auszusprechen: wo 
kann es eine Vollkommenheit und ein Ende einer ge- 
lehrten Ausarbeitung geben? Je mehr sich ein Gelehrter 
in das Gebiet einer Wissenschaft vertieft, desto weniger 
bleibt er von seinen Forschungen befriedigt. Im Ver- 
hältnis* zu seiner Vertiefung erheben sich in seinem 
Haupte immer neue Fragen, welche er beim Anfang der 
Beschäftigung nicht einmal ahndete; er begreift eher 
als ein andrer Leser, dass der vorausgesetzte Abschluss 
nur ein scheinbarer ist und das» noch manches Wort, 
mancher Ausdruck gesichert werden müssle, welcher 
einem andern auch nicht einmal auffällt. Ich bin über- 
zeugt, dass kein einziger gewissenhafter Schriftsteller 
i» seine Arbeiten ohne Herzklopfen zu veröffentlichen 
vermag. 











Einen anderen mehr begründeten Vorwurf können 
unsere Kritiker mir wegen Ungenauigkeit in dem mate- 
riellen Thei! der Veröffentlichung machen, wegen der 
Mängel der Correclur und noch mehr wegen der Un- 
regelmässigkeit der Sprache und der Unebenheit des 
Sljls. leb bin mir selbst dieser Mängel sehr wohl be- 
wusst und hege nicht die Hoffnung, mich mit meiner 
Ungeduld und meiner geringen Erfahrung in dem, was 
Veröffentlichung betrifft, hinreichend entschuldigen zu 
können; auch bin ich fern davon, mich etwa gar damit 
rechtfertigen zu wollen, dass das Buch so erscheint, 
wie es unmittelbar niedergeschrieben ward, und ich 
während der Herausgabe sogar keine Zeit halte, viele 
Verbesserungen im Styl vorzunehmen. Aber ich glaube, 
dass wenn mau über einen in unserm Vaterlande noch 
neuen Gegenstand über Ausdrücke und Ideen, welche 
wir uns noch nicht angeeignet haben, spricht, es nicht 
möglich ist, einige Unebenheiten in der Sprache zu ver- 
meiden; zugleich mag es leicht geschehen, dass ein 
Schriftsteller, welcher sein ganzes Leben unter Hand- 
schriften zugebracht hat, die in Sprachen, welche von 
den unsrigen so ganz abweichend abgefassl sind, in den 
Fehler orientalischer Wendungen verfalle. Was die 
Klarheil der Darstellung betrifft, so schien ihm vielleicht 
aus demselben Grund in der kurzen und abgerissenen 
Hede oft dasjenige deutlich, von welchem andere so- 
gleich annehmen würden, dass er verpflichtet gewesen 
wäre es abzuändern; hier kam es darauf an, die eignen 
Kenntnisse dem Niveau des zukünftigen Lesers anzube- 
quemen und anzugleichen; es mag leicht geschehen, 
dass dem Verfasser da eine Andeutung genügend scheint, 
wo der Leser ausführliche Erläuterungen verlangt. Noch 



häufiger situ) die Falle, \w> icti die Leichtigkeit des Slyls 
dem Wunsch oplerte, meinen Gedanken zu vervollstän- 
digen und in seiner Ganzheit wiederzugeben; um so 
mehr halle ich bei der Darstellung der philosophischen 
Systeme des Buddhismus niit der Schwierigkeil der 
orientalischen Texte, der Nebelhaft igkeil ihrer Meta- 
physik und dem Mangel entsprechender Ausdrücke in 
der russischen Sprache zu kämpfen. Mit andern Worten 
könnle ich sagen, dass ich meine Fehler in Slvl und 
Sprache sehr gul einsehe, aber dass ich auch glaube, 
dass auch jeder andre an meiner Stelle diese Mängel 
wohl hätte vermeiden können; denn der Hauptgrund 
derselben liegt nicht in der Sprache, sondern in den 
Gedanken. 

(Jebrigens habe ich alles dieses nicht zu meiner 
Rechtfertigung gesagt, sondern damit man ein unpar- 
teiisches Urlheil fällen könne, nach diesem Anfange 
wol auch die folgenden von mir vorbereiteten Materia- 
lien eine VerölTentlichuug verdienen. 

W. Wassiljew. 



Vorwort кнг Ucberiüctziiiig. 



Das im April 1856 der Akademie zum Druck em- 
pfohlene Manuscript des vorliegenden Werkes war nicht 
der Art, dass unmittelbar nach demselben eine lleber- 
tragung in eine neuere Sprache möglich gewesen wäre. 
Eine wörtliche französische IJeberselzurig wurde zwar 
bald nach Erscheinen des Origiiialwerkes im .1. 18Л7 
jm Auf! rage der Akademie unter meinen Augen v 






sucht, jedoch ergab es sich gar bald, dasei um den 
Anforderungen französischer Leser zu genügen, eine 
IJeherarbeilung erforderlich gewesen wäre, welche 
auch nur von einem mil buddhistischen Studien vertrau- 
ten Manne hätte geleistet werden können. In Erman- 
gelung eines solchen sah die Akademie sich veranlasst 
an die Stelle der anfangs beschlossenen französischen 
Bearbeitung eine deutsche treten zu lassen, zumal da 
diese Arbeit von einem Gelehrten unternommen wurde, 
der ausser einer gründlichen Kennlniss des indischen 
Alterlhtims auch die erforderliche Leichtigkeit im Ver- 
sländniss der russischen Sprache mitbrachte. Da es dem- 
selben gestattet war die Leberselzung mit Freiheit zu 
behandeln und Zusätze zu machen, so hat er vom er- 
sten Recht einigen Gebrauch gemacht, jedoch nur in 
Bezug auf die Form und auch hier fast nur in der 
Ueber eicht, insbesondere fast gar nicht in den beiden 
letzten Beilagen und überhaupt wo der Verfasser Ori- 
ginaltexte wörtlich übertragen zu haben schien. An 
dem Inhalt <4was zu ändern, hat er sich — natürlich 
Druckfehler ausgenommen — nicht erlaubt; ebensowe- 
nig hat er — mit Ausnahme einiger durch ( ) bezeichne- 
ten Einschiebsel — von dem Hecht Gebrauch gemacht, 
Zusätze hinzuzufügen. Einige Nachsicht werden die Ken- 
ner des Chinesischen mit der vielleicht nicht immer gleich- 
förmigen Transcription chinesischer Wörter haben müs- 
sen. Im russischen Original sine! die einzelnen chinesischen 
Wörter auf die bei den Mitgliedern der russ. Mission 
in Peking üblich gewordenen, freilich den gerechten 
Anforderungen genauer Laalbezeichtmng wenig entspre- 
chende Weise wiedergegeben und später zum Behuf 
der französischen Febei>etzung in die dem Abendlande 



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bekannte Transcription der südlichen Mundart 
tragen worden. Für die deutsche Ausgabe waren neue 
Aenderungen noth wendig, welche jedoch bisweilen un- 
terblieben oder nicht ganz regelrecht vorgenommen 
worden zu sein scheinen. 

Die am Rande befindlichen Seitenzahlen sind die 
des russ. Originals, welche mehrfach im Böhtlmgk-Roth- 
schen Sanskrit- Wörterbuche citirt werden und deshalb 
hier von mir im Index beibehalten worden sind. 

Da nun endlich der durch verschiedene Hindernisse 
hinausgeschobene Druck des vorliegenden Werkes be- 
endigt ist, werden die auswärtigen Leser selbst Gele- 
genheit haben, die Punkte, in denen Prof. Wassiljew 
neue oder ihm eigenthümliche Ansichten aufstellt, einer 
Prüfung zu unterwerfen. Mit mir werden sie den Wunsch 
theilen, dass der Verfasser fortfahren möge aus den 
ihm zu Gebote stehenden reichen chinesischen Quellen 
unsere Kenntnisse des Buddhismus zu erweitern oder 
zu erneuter Untersuchung streitiger Punkte Anlass zu 
geben. 

St. Petersburg, den ^ ж 1860. 

A. Schiefner. 






\ltermrlnc I 

Umfang t Ausbreitung ■ I «- г buddhistischen Literatur. Mangel einer 

umfassenden Behandlung Ihrer Gcsrhirhto, Fragmentarische Leistungen und 
deren Ursachen. Schwierigkeiten einer umfassenden Ilearbeiluug. Verhält- 
nis* der ei nie Inen buddhistischen Werke zu einander. Ucbem'hiilzung ein* 
zelner Werke au* verschiedenen Ursachen. Charakteristik der bisherigen 
Leistungen auf dem Gebiete der buddhistischen Literatur. S. 1 — 4. — Um- 
fang der tiiddhi-li-i Iii-fi linj.in.itik. Iliinli-a <ieini'i^i der Meinungen und ver- 
schiedenen Erklärungswcisen. Schwierigkeit das relative Alter und die Ten- 
denz der einzelnen Werke zu bestimmen. Ansicht der Buddhisten тон dem 
Alter ihrer Lehre. DogButtanuj. derselben. S- S — li. — Die dreifache Lehre 
de* Buddhismus nichts anderes als ein Ausdruck der drei verschiedenen 
BfltWickelnngiperiodelL Die drei Vehikel (Jäna's), die drei Perioden und 
ilireUiileraMhcilungen. Dieterschiedeneil Buddha's ilcr drei Perioden. S.7— ». 



Di« lliiinjitiiit oder der 
Mauptzüge тоо des Buddha'« Siddbarthi 
gendc 



«liehe ntuddhlaniui 
Leben. Kritik df 



S. 10—127. 
' Buddha-Le- 



-tiiedenheit des Buddha in den drei Jsna's. 10—1«. — Muth- 
;rn der buddhistischen Moral und nachmalige Enlwit Leimig 
derselben in den drei Jana's, Ursachen der Umgestaltung. 17. — Höheres 
Aller der Vinaja's und ursprüngliche Gestalt derselben. Vinajakscbudraka 
18— KL — Klimatische und politische Einflüsse auF die Umgestaltung der 
Vorschriften. Spate Aufzeichnung derselben. 20—23. — Local ■ Legenden 
tragen dazu bei eine Menge топ Anachronismen in das Leben des Buddha 
zu verpflanzen. 33—24. Tibetische Lebensbeschreibung Cäkjamuoj's; ihr Cha- 
rakter. 29. — Auftreten des Buddha und seine ersten Schüler. 26—28. — 
Unsicherheit der historischen Ueberlieferung bei den Buddhisten, sowohl 
тог dem Beginn des SchrilTtgebrauchs als auch später. 28 — 31. — Wahrschein- 
liche Zeit des Auftretens топ Cakjamuni. 31. — Widersprüche in Betrclf der 
Angaben dieser Zeit und in Betreff der Schicksale der Lehre, letztere durch 
die Spaltung in 18 Secten erklärlich. 32—33. — Erste Spaltungen; Naga und 
Mabadeva; die Berichte über dieselben mil späteren Elementen vermengt. 
Andere chronologische Schwierigkeiten. Ursprüngliches Gehahren der Brü- 
derschaft. Streitigkeiten. Bildung verschiedener Schulen. Die verschiedenen 



Ж IV 



Caecale ead ihre Tätigkeit. 37. — Die drei Perioden des alteren Beddhis- 
ama. 38. — Kerze Cebersirbt der Schicksale de» Buddhismus. Angebakh äl- 
teste ff Mb iig der Sotra's, Vinaja't ood Abhidbarma*«. Kiejapa. Ananda. 
eamavasika, Nadajaatika, tJpagupta, Cltara. Dhitika, Kala, Sodarcaaa. «— 45. 

— Verbreitung de* Buddhismus ur Zeil dieser Lehrer. Erste Spaltung unter 
Caage p4i 47—60. — Entstehung der Mahls* т-ЫкаЧ and Stharira's. Concil 
n VaieJJi aater Jaeas. S. 61. — Der StbaTira Vatsa and die Vatsiputrija's 
«L — Steigende Spaltang 'Mabidera. Bfaadra, Niga., wohl aar Saaftlaagea 
z a i a thea den Haaatacbalea. Mangelhafte Data aber Entstehung der Schalen. 
Ausbreitung der Lehre. 65. — Trotx der Spaltung gelten dieselben Werke 
eea Terscaiedeaea Schafen ab acht. 66. — Allen gemeinsam der Vinaja, die 
übrigen Werke Prodacie des Vaibhaschika's and Sautranuka's. 68L — Entsle- 
aamg des Samens des Vaibhaschika's and der Saulranttka'*. 69. — Charakter 

Abhidharma'f and der Satra's. 70. — Die Geschichte des Hlnajina seit 
Spaitang fragmentarisch. 71. — Aulgehen der einzelnen Schalen am 
Mahtjlaa Besteben der Jina's nebeneinander. Die theologischen Dispetatio- 
aea, ihre Bedeotong and ihre Folgen. Streben nach Gelehrsamkeit Wich- 
tigkeit der Dialektik and Logik. 75. — Berührung mit fremden Ideen. 76. 

— Am bekanntesten die Verbaltnisse des Buddhismus in Magadha. 78. — 
Weniger im 3L-W. Indiens, wo der Islam verfolgend auftritt 79. — Geschichte 
des alteren Buddhismus nach Unterbrechung der Patriart hensuccession. 80. — 
Haaptleochten der Lehre unter den Vaibbiscbika's and Sautrantika 's. Aera- 
gaoscha. 81—81. — Vasubandhu and seine Schule. 84. — Yasumitra 85. — 
Fortbestehen des Hlnajina neben dem MahijAna. 86. — 

Hanptponcte der Hlnajina -Lehren. 87. — Der Vinaja. 88 — 96. — 
Sein Zweck and seine Vorschriften, Aufzählung der Sünden. Statuten in Be- 
treff der Gelübde (Vastu). 92. — Poschadha. 95. — Literatur des Vinaja. 96. 

— Religiöse Anschauungen des alteren Buddhismus. 97. — Die Abhidharma's 
alt Grundlage der Vaibhischika's. Charakter der Agama's-und ihr spater Ur- 
sprang. 98. — Das Sotra der 42 Satte und andere ältere Quellen. Hauptziel 
der Buddhisten Erreichung de« Nirvina. 100— 105. — Das Wesen des Buddba's. 
Lehre топ den Tier Wahrheiten. Der ans 37 Artikeln bestehende Pfad. 103. 

— Fragen der Schulen, die sich an den Buddha knüpfen. 105. — Die Arhants, 
die Existenz der Materie. 108—109. — Das Nicht-Ich. 109. — Die Leerheit Die 
Wiedergeburten ond der Zwiscbenzustand. 110. — Die Praljekabuddha's. 113. 

Literatur der Vaibhaschika's ond Saotranüka's. 114. — Die Ahhidhar- 
maeastra's; ihr Charakter. Aufzählung der 7 Abhidharma's. 116. — Der 
Commentar Vibbascha. 116. — Die Sutra's, ihr Charakter and Terschiedene 
Gattungen derselben. Verhältniss zum Vinaja. 121. — Entstehen der Schale 
der Sautrantika*». 122. — Verschiedene Namen derselben Sutra's. Ihnen ähn- 
lich die Agama's; ihr Wesen ond ihre Arten. 124. — 

MaaaJaau-aVeare «■* sayvitelaaiaa. S. 128—229. 
Entstehung der Mahajana - Lehre durch Nlgardschuna. Entwicklung ans 
dem Hlnajina heraus oder durch fremde Einflüsse. 130. — Die Lehre топ 






der Freiheit , die Pradstbua-Parämlta. 131. — Die Paramila ilcr Mildihiitig- 
keil. 133. — Die Bodhisaltva's und ibre Natur. 134 — 136. — Mythologie des 
Mahajana. Der Buddha des Mnbajaoa. Lehre гея den drei Körpern. Ver 
schieden heil »od dem Buddha des Hlunjaiia. 137. — Vervielfältigung der 
Buddhas charakteristisch für die Mabajana-Periode. 13». 

Grosso Zahl der dem NagArdsi huua tugeschri ebener] Werke. 140. — Un- 
sicherheit der Geschichte de* Mahajana bi» auf Ärjäsanga. Uie Zeit тол Na 
gardschons bi» Arjasanga. Mandschurei. 143. — Zwei Theorien de* Mntiä- 
jana. Das Endziel die Rodhi. 144. — Begriff der Seele (Maja). 144. — Uie Ma- 
djamika's und Jogatscbarja'g. 143. — Mysliciamu*. 146. — Die Entsagung 
Nirodha). 14g. — Ihre Keime, das Waaeo der Versenkung Samadhl und Stu- 
fen um zu ihr lu gelangen. 149. — Mittel dazu. ISO. Die Dhjana's und Sama- 
patli. 181. — Letztes Resultat der llesi baulichkeit t>malha und Vipacjana, 
IBS. — Die Dharanl's, ihr Wesen. Mystik. Symbole (Mndra'ej. 1SB. — Erfor- 
dernisse zur Zauberei. Theilnahme du» Körpers, der Seele und des Wortes. ISO, 
Die einzelnen mahäjanisliscbeo Sulra. 157-207, 1. Pradschna- 
paramiU, 1S7. 2. NirvAnac.lstra , Kit. 3. Saddharmnpundarlka-Sätra. itJ3, 
4. Lankatattra. 5. Viroalaklrti, 1 Kl. li. Sandhinirroutschana, lßS. Sn»ar- 
naprabbasa. 8. Angulimalljasiilra, Ißfi. 9. Ratnakarandsfjüha. 10. Knruna- 
pundarlka, 11. Ratuakuta, 1(17. 12. Aralamsaka, 171. 13. Ghanatjuha, 174. 
14. harvabuddha Tisch л|Лта|ага. IS. Talbagatagunadschnan.'llte hinljatischaja- 
TaUraiiirdcca , 10. Manitsehucrlrikrldita, 17. Mahablierlharakaparirarla, 176. 
IN. Mahasamaja und die mit ihm zusammenhangenden Sütra's , 182. 19. Su- 
In'i mit Buddhabcnennungcn, 190. 20. Vergellungs-Sutra's, 191. 21. Laiila 
rislara, IM. 22. Die Dhar.inl's, 193. 23. Die Tanlra's, 201-207. Die Siddhi, 
408— 21Я. Hauptpersonen der Mahajana -Periode, 219. Negnrdschuna. Seine 
angebliche Lebensdauer und ihre Hedeutung. Ärjadeva . Nagabvqjs . Rahula- 
bhadra. Stellung dieser Männer im Vitara von \alanda. Augeblirber Brand 
der Bibliothek daselbst. Ärjäsanga, 222. Vasubandhu. Dignaga. Sanighaddaa 
Buddha pMita. Rhavja. Karigupln. Tarhandraklrti. Tschaiidragomin. Dharma- 
(•ala. Dachajadcva. (^ntideva. Dharmaklrli. 22ß— 228. 

Erste Beilage. Lebensbeschreibung des Л с »'anhose ha. Negardschuna, 
Ärj.nl.va und Vaaubandhu, S. 230—243. 

Zweite Beilage, Das die Verschiedenheit der llauptmeinungeu be- 
kräftigende Rad [Darstellung der Spaltung des Buddhismus) S.244 — 28i. 

Dritte Beilage. Auseinandersetzung der philoaopfatll bell Systeme des 
Buddhismus, S. 285— 367. 

Die Vaibhäschika's, S. 293. Die gajrtrlnlika'i, S. 301. Die Mabijana . Lehre 
und Jogätscharja's, 314. Die Madhjauuka'i, 347. 

Index S. 370—380. 



Allgemeine lieber gl cht. 



Der Buddhismus zieht bereits seit langer Zeit die Auf* 
merksamkeit der Gelehrten auf sich ; diese schöpfen ihre 
Kenntnisse aus verschiedenen Quellen, weil die buddhistische 
Literatur in der Sanskritsprache, dem PAH, dem Tibetischen, 
dem Mongolischen, Mandschu und Chinesischen erscheint. 
Wir begegnen ihm in unbestrittener Herrschaft , sowohl auf 
der Insel Ceylon und im transgangetischen Indien, als an den 
Ufern des Baikal und des kaspischen Meeres. Aber bis auf 
den heutigen Tag hat es noch Niemand unternommen eine 
vollständige Ueber sieht aller dieser Religion angehörigen Mo- 
mente zusammenzustellen und eine kurze Geschichte der- 
selben vorzulegen ; ja — was die Hauptsache ist — die ge- 
lehrte Welt hat erst eine geringe Kenntniss des Inhalts der 
mannigfaltigen Systeme, welche sich im Lauf der Zeit in 
dieser Religion gestaltet haben« Bis jetzt hat der grösste Theil 
der russischen und europäischen Gelehrten entweder irgend 
einen einzelnen Punkt der Lehre (z. B. «von den drei Kör- 
pern,» «die Cosmogonie» u. s. w.) behandelt, oder irgend 
ein Werk (z. B. die Vadschratschtsch'hedikä, den Lalitavistara, 

Wattiljew, Buddhiimoi. f 



Saddharmapundarlka) übersetzt und erläutert» Dies ist zwar 
ganz gut* und nach der Ansicht vieler Gelehrten, welche 
glauben , dass es einer Ausarbeitung der Theile bedarf, um 
zu einem sichern allgemeinen Resultat zu gelangen , sogar 
unumgänglich nothwendig. Dennoch sind wir andrer Mei- 
nung. Wir glauben, dass die partikulären Bearbeitungen der 
Gelehrten theils nur daraus hervorgegangen sind, dass sie in 
einer indirekten Verbindung mit andern Gegenständen Stau- 
den, welche sie dem Publikum mittheilten, theils aus Mangel 
an Materialien. 

Wirft man einen Blick auf die Massenhaftigkeit der bud- 
dhistischen Literatur, so muss man sich zuerst unwillkürlich 
fragen, ob es möglich sei, alle Bücher Theil für Theil in 
Kürze zu analysireu. Zweitens, wenn Niemand es nöthig hielt 
und fand, sämmlliche theologische Werke des Islam im Ori- 
ginal wiederzugeben, obgleich dieser uns viel näher steht 
und, zumal bei der Menge der bekannten mohammedanischen 
Sprachen, viel zugänglicher ist — so fragt es sich natürlich : 
aus welchem Grund wir den buddhistischen Werken diesen 
Vorzug einräumen müssen — und ausserdem zugleich : wer 
sie lesen und — vor allem — verstehen wird, wenn er, wie 
vielleicht der Herausgeber selbst, keinen Begriff von der Ge- 
sammtheit der ganzen Literatur hat , keinen von der Stelle, 
welche ein bestimmtes Werk in ihr einnimmt, und keinen 
von dem Kreis der Ideen , welche es enthält. Denn es kann 
leicht der Fall sein , dass dieses Buch nur der Auszug oder 
die Wiederholung eines andern ist , in welcher absichtlich 
zwei oder drei Ausdrücke hinzugefügt sind, um Ideen zu be- 
kräftigen , welche der Verfertiger dieser Bearbeitung an ei- 
nem andern Ort entwickelt hat. Endlich — und dies ist das 
Wichtigste — gehören die Bücher dieser oder einer andern 
Schule an; die Lehre über einen hier behandelten Gegen- 



stand entfern! sich von den Meinungen , welche dort aufge- 
stellt sind, kennen wir nun uiclit alle Windungen der Litera- 
tur, so nehmen wir das erste Buch, welches uns in die 
Häuile fällt, und bürden die darin dargestellte Forin dem ge- 
samrnlen Buddhismus auf. 

Diese Iteligion hat eine eigenthürnliche Methode ange- 
nommen , ihre heiligen Schriften zu verherrlichen. Fast in 
demgrossten'Theil derselben sitzt der Buddha von seinen Schü- 3 
lern oder einem zahlreichen Gefolge höherer Wesen umge- 
ben , welche , je nach der Schule , der das Werl* angehört, 
verschieden sind — : es entspinnt sich ein Gespräch entwe» 
der unter den Anwesenden , oder zwischen einem von ihnen 
und dein Buddha seihst — und zwar von grösserer oder ge- 
ringerer theologischer Bedeutung. Liest man weiter, so lin- 
de! tnai). dass dieses Buch, dessen Namen auf dem Tilelhblt 
genannt ist. eins der allcrhcili^sten und erhabensten ist, 
dass die Buddhas aller Zeiten seinen Inhalt gelehrl haben, 
dass, wer es lesen, wiederholen, dem Gcdächlniss einprägen 
und verbreiten wird, frei wird von allen Leiden, und Herr 
über alle Geister; ja dass das Reich , in welchem die Lehre 
dieses Buchs blatten werde, alle möglichen Arten von Glück- 
seligkeit genies^-n solle. Alles dieses nimmt mehr als die 
Hälfte des Ituches ein: ja es giebl deren sogar nicht wenige, 
deren gan /ег Inhalt aus Lobpreisungen des Titels , welcher 
an ihre Spitze gestellt ist, besteht. Würde unter solchen 
Umstanden ein mit dem Inhalt der buddhistischen Literatur 
minder Bekannter sich nicht für berechtigt halten, nach ei- 
nem solchen Werke zu greifen und es als den Ausdruck des 
ganzen Buddhismus zu betrachten? Wie sehr aber würde er 
sich irren! ! Der grössere Theil der bis jetzt herausgegebenen 
Werke hat für die dogmatische Seite dieser Religion fast gar 
keine Bedeutung. Die, welche über den Buddhismus geschrie- 



ben beben* heben in den Teilen, welche sie ans verschiede- 
nen Köchern beibringen, seilen irgend etwa* Wesentliches 
hervor. Bficher , wie /,. П. riie Vadschratsrhtsch'hedika , der 
lligerun dalai , bähen sich nur in Folge der Schönheit ihrer 
Publikation einer Bekanntschaft zu erfreuen. Das erslere isl, 
als bibliographische Seltenheit, von einem rhmcsisrlicii Kai- 
ser in mehreren Sprachen herausgegeben , das zweite isl auf 
ähnliche Weise dadurch bckannl geworden, dass es aus dem 
Chinesischen in das Tibelische üherselzl ward. Пег Lalitavi- 
i slara ist unzweifelhaft durch sein Aller und die jugendlieh 
frischen Ideen, welche er darstellt, interessant, allein er ist 
ein Werk, welches nur einer Schule angehört. — In solcher 
Weise verdient Alles , was in Ueberselzungen bekannt ge- 
macht isl, eher von Seilen des literarischen Verdienstes über- 
haupt Aufmerksamkeit und kann vielleicht — in Ermange- 
lung andrer Quellen — als ein Pröbrhen der buddhistischen 
Literatur Eingang finden, allein keineswegs , wie wir be- 
merken müssen, in jeder Beziehung, und noch weniger als 
Darstellung der ilauplniomcnle seiner Dogtualik. 

Wollten wir ausführliche Untersuchungen sowohl über 
die Glaubenssätze dieser Religion, als ihre Geschichte, ül.er 
die Reibungen sowohl mit andern fremden Lehren als unter 
den eignen mehr oder minder verfeindeten Schulen vorlegen, 
so würde das nicht hlos viel Zeit in Anspruch nehmen , son- 
dern möchte auch mehrere umfangreiche Bände füllen , wel- 
che — da das Publikum für diesen Gegenstand nicht vorbe- 
reitet ist — wahrscheinlich von Niemand gelesen werden 
würden. 

Vertieft man sich in die Retraclilung nicht nur der wich- 
tigeren Tlialsachen, sondern auch der minder wichtigen tech- 
nischen Ausdrücke, der partikulären Millheilungen , so wird 
man betroffen durch das im Ganzen erstaunlichcGemenge, wel- 



ches aus den ZuMOtmetifluu von verschiedenen Meinungen, 
in Folge der laugen Dauer der buddhistischen Keligiou und 
ihrer Spaltung in Schulen , die bald sich mil einander zu 
versöhnen suchten, bald einander ЬеемврАев, hervorgegan- 
gen isl. Ein und dasselbe Worl wird oft auf zehn verschiedene 
Weisen erklärt , einem und demselben Moment wird oft eine 
verschiedene und ganz entgegengesetzte Stelle angewiesen. 
Dies rührt einzig daher, dass in den neueren Buddhismus 
oder in seine Gcsainmllileralur , welche filr gleichzeitig mit 
einem und dem selbes Buddha ausgegeben wird und von die- 
sem, wenn auch nicht geschrieben, doch vorgetragen sein 
soll. Bfirhcr eingedrungen sind, welche unter Einfluss all der 
verschiedenen Bedingungen abgefas*l sind, wie sie eine" Bc- а 
ligion in einer langen Eulwickchtiig, im Kampf mit ihren 
Gegnern, im Streben nach Klarheit Ober sich seihst, und in 
ihrer Anbequemung an die Umstände und Bedürfnisse erdul- 
den muss. Deuigeniäss würde es bei einer gründlichen Dar- 
stellung nötbig sein, »ich in tiefe Untersuchungen Ober du 
relative Alter der Bücher einzulassen, dieses durch Veiglt 
chung derselben /u bestimmen , nachzuweisen , welches Ziel 
jeues von ihnen bei seinem Erscheinen im Auge hatte, wel- 
che neue Ideen es mil sich brachte und welche Folgen da- 
durch hervorgerufen wurden. Obgleich diese Arbeit keiues- 
weges leicht ist, so ist sie dorh, nach den Materialien zu ur- 
tlieilen , welche uns zu Gebot stehen , ausführbar ; allein dies 
isl nicht der Ort. sich in derartige Ein/einheilen einzulassen 
und deswegen wollen wir hier nur die Resultate darstellen, 
welche wir aus einer ziemlich langen Beschäftigung mit den) 
Buddhismus und einer, wie wir hoffen, beträchtlichen Ue- 
it.innhcliafl mit allen seinen mannigfaltigen Verzweigungen 
gesogen haben. 

Im den Plan lind die Methode un-rer Auseinandersetzung 



zu rechtfertigen und zu erklären, müssen wir vor allen Din- 
gen eines Imstande* Erwähnung tbuo. Wenn die Bu iltl lii steil 
von den Thaleu , der Herkunft und der Lehre des Buddha 
sprechen, versichern sie. dass ihr erster Lehrer in НИИ 
Lehre nichts Neues vorgebracht habe; denn der Buddhismus 
ist ein Glaube, der, ihrer Angabe nach, allen Zeiten und al- 
len Völkern angehört , der sogar bereits vor dem Beginn der 
Well in ihrer jetzigen Ordnung — als andre Wellen bestan- 
den — ganz eben so war, wie er jetzt ist ; auch damals hät- 
ten sich Buddha's manifestirt , welche eben dieselben Bücher 
and Sfllra's (Chtnes. King'*) vorgetragen hätten , wie Cakja- 
muni, der Lehrer der gegenwärtigen Zeil, welcher aber eben- 
falls keinesweges der letzte sei : denn, wie alles in der Welt, 
sei auch die Dauer seiner Lehre der /eil mich bcgränzl und 
habe eine Periode des VVarbsthums und des Verfalls. Natür- 
lich werden wir uns weder in so entlegene Zeilen с и l führen 
i lassen , noch die Geschichte dieser Iteligiou von demselben 
Standpunkt wie die Buddhisten beginnen. Wir sehen, dass 
dies keine historische Thalsache , sondern nur ein Ghiuhens- 
salz der buddhistischen rtcügion ist, welcher vom Anfang an 
sogar nicht in ihr enthalten sein konnte. — Weiter erzählt 
die buddhistische Geschichte auch von den trüberen Existen- 
zen des Buddha, von seiner wunderbaieu Geburt, von den 
Wundern, die er gelhan, von den Zuhörern hei seiner Pre- 
digt, unter denen nicht hlos Bewohner der Erde erscheinen, 
sondern auch Götter, Bewohner aller Hitiimel, mit Indra und 
Brahman an der Spitze, endlieh Bodliisallwa's , d. h. solche 
erhabene Wesen, die sich vorbereiten, eben solche buddhi- 
stische Lehrer zu werden , oder .sieb zu dem höchsten in der 
Welt, dem Beruf des Buddha, empor tu schwingen. Selbstver- 
ständlich ist auch dies GlaubenssaU der Buddhisten und au- 
genscheinlich ein erst in der Folge ausgearbeiteter. Im dies 



klta iu erklären, müssen ми aber prüfen, worin diu Lehr* 
■les Buddha Instand. 

\\ ш die Buddhisten selbst bekennen, besteht sie aus ver- 
schiedenartigen, cinaiidi_-i entgegengesetzten, Vorschriften, r'or- 
drrungen , sogar Hin Weisungen, sowohl auf das Ziel, nach 
»rHiiui die Menschen slrehen müssen, als auf die MilL I, 
durch welche es erreicht wird ; aber in Folge desselben Dog- 
matismus, welcher den sonderbaren Salz aufstellte : dass eine 
Wahrheit i welche aus dem .Mumie einer und derselben l'cr- 
sori Uoss, nicht auf eine und dieselbe Weise ausgedrückt wer- 
den konnte; dass man dem einen nicht dasselbe tagen kÖQJHi 
wie dem andern — ist auch diese Lehre des Buddhismus nur 
ein Glaubenssatz und keine Tbalsache. Davon überzeugen 
wir uns noch mehr, wenn uns die buddhistischen Legenden 
berichten , dass der Ituddha den Menschen eine Lehre gepre- 
digt habe und dass nur diese sich nach ihm auf Erden erhal- 
len und entwickelt habe , dass aber in derselben Zeil die hö- 
heren Wesen unter seinen Zuhörern an seiner Unterhaltung 
mil den Bodhisatlwa's und Göttern Theil nahmen, und die 
diesen letztern vorgetragene Lehre nach ' seinem Tode nicht 7 
411 ( der Erde verblieben, sondern in den Himmeln und deu 
I'aläslen der Schlangen [падл) bewahrt sei, von wo sie erst 
in roilerer Zeit von den grossen Nachfolgern des Buddha, 
wie Na^udschuna, Arjäsanga u. a. m. wieder geholl ward; 
dass es sogar eine Lehre des Buddha gegeben habe , welche 
er selbst nicht auf der Erde verkündigt, sondern nachdem er 
sich durch seine wunderlhiilige Macht zu verschiedenen llim- 
nielsregiouen (insbesondre in die der Trajastrimcat") uuipor- 
gebchwiiDgeo halle: diese Lehre sei hei Vadsehradhara oder 
tiuhjanali bewahrt und habe noch später als die vorige be- 



*) i). i. da ■■ 



gönnen sich unter den Menschen auszubreiten. Aus dieser 
Erzählung bann man unbedenklich den sichern Srhluss zie- 
hen, dass dies« drei Tbeile oder Abiheilungen der Lehre 
nichl gleichzeitig waren, und nicht einer und derselben Person 
angehören, sondern in verschiedener Zeit und ausserdem in 
einer bestimmten Aufeinanderfolge hervorgetreten sind. Fer- 
ner muss man schliesscn , dass wenn die Möglichkeit ihres 
Ursprungs aus einem und demselben Anfang ersichtlich ist, 
sie nur die Enlwickelung von Ideen sind, welcbe vom Bud- 
dha aufgestellt waren ; allein es ist leicht möglich, dass trotz 
dem, dass sie eine gewisse Verwandtschaft sowohl in Bezug 
auf die Termini als die zur Erläuterung dienenden Punkte 
zeigen, trotz dem, dass auf Grund ihres Dogmatismus die 
rerschiedenartigslen Lehren vermittelst des EUcklicismus 
endlich zu einem Ganzen vereinigt sind, diese Versöhnung 
dennoch den Fall nicht ausschtiesst . dass die wesentlichen 
Grundideen jeder dieser Abiheilungen aus verschiedenen 
Quellen stammen und entweder eine eigene Schöpfung der 
späteren Lehrer des Buddhismus , oder aus fremden Religio- 
nen entlehnt sind. Wer mit der Sprache des Buddhismus nur 
einigermassen vertraut ist, weiss, dass ich hier von den Ja- 
na"» (Vehikeln) spreche ; das Dogma , welches durch dieses 
Wort ausgedrückt wird, erscheint jedoch, wie wir aus dem 
Nachfolgenden schliessen müssen, etwas früher, als die voll- 
8 ständige Enlwickelung der ganzen Lehre. Es * bildete sich 
schon in der zweiten der drei Hnuptperioden , welcbe wir 
angedeutet haben und untersuchen werden ; alle Punkte, 
welche zur Bildung des Systems des Buddhismus dienen 
mussten, wurden damals aufgerechnet, gewissermassen in der 
Voraussetzung, dass nichts weiter hinzuzufügen sei. Aus die- 
sem Grunde sahen die neueren Schriftsteller sich auch ge- 
Döthigt, den Beweis anzutreten, dass die dritte oder mysti- 



sehe Periode — in Liebe rein Stimmung mil den Dogmen der 
buddhistischen Religion — nichts weiter sei. als das Theil 
oder ein Ausfluss des ganten Mahäjäua (grosses Vehikel i »der 
nur ein Theil dessellien . daa lieissl derjenigen Periode, wel- 
che wir die zweite nennen, während der erste oder ursprüng- 
liche Buddhismus Ninajana (kleines Vehikel) genannt wird. 
Obgleich nämlich auch in buddhistischen Schriften von drei 
Jäua's die Kede ist, so werden unter diesen doch nicht die 
drei von uns angegebenen Perioden verstanden, welche wir 
als die Hauplphasen der buddhistischen Geschichte betrach- 
ten. Die beiden ersten Jäua's — das der Gravaka's und der 
Praljekabuddha's — gelten jetzt nur für zwei Ablhcilnngen 
des llinajäna, und wir mögen schon bei dieser Gelegenheit 
uns die Bemerkung verstatlen, dass wir in allen drei llnupt- 
ahtheilungen mehrere ähnliche Uuterablheilungen anl reiten 
werden. 

Das was wir so eben über die Geschichte der Entwicke- 
hing des Buddhismus gesagt haben , gilt auch in Belreil' der 
Geschichte des Buddha selbst, als Gründers dieser Religion. 
Der Buddha ist, so zu sagen, keine Person, auch er ist ein 
TirriiiiNis oder Dogma. Obgleich verschiedene Legenden auf 
eine bestimmte Person hinweisen , so ist doch in ihnen so 
wenig wirklich historisches Element, dass sich diese Person 
selbst in einen Mythus verwandelt. So überzeugen wir uns, 
dass .1er Buddha der Crävaka's nicht identisch ist mit dem 
der Mahäjänislen, und in völlig verschiedener Gestalt er- 
schein er bei den Mystikern. Von diesem Gesichtspunkt aus 
wollen wir auch erst von dem Buddha sprechen, bevor wir 
zu seiner Lehre selbst übergehen. 



io 



I>as Htuajana oder der Ursprung liehe 

Huddliiaiiius« 

Oass £äkjainuni, oder, wie er sich früher nannte, Sid- 
dbärlha, vom Geschlechle der Cäkja stammend, welches nicht 
weit von Nepal herrschte , aber um dieselbe Zeil vertilgt 
ward, wirklich exislirt habe, darüber kann man, wie es 
scheint , keinen Zweifel hegen ; was er aber gelhau, worin 
seine Lehre bestanden habe , das sind Punkte , in denen man 
sich auf die Worte der Buddhisten nicht verlassen darf. Was 
die Abstammung des Geschlechts der £äkja von dem ersten 
König Mahäsammala und die Reihe der ihm folgenden Herr- 
scher betrifft , so wird dies in einer Legende erzählt , welche 
sich im Vinaja befindet; doch können wir nicht umhin zu 
bemerken, dass der Buddha selbst sich an der Erzählung die- 
ser Legende nicht betheiligt, gleichsam als wenn der Autor 
es gescheut hätte , für seine Erfindung eine solche Autorität 
geltend zu machen. Andrerseits dürfen wir auch nicht unbe- 
merkt lassen , dass diese Legende erst eine beträchtliche Zeil 
nach der Entwickelung vieler buddhistischer Glaubenssätze 
entstehen konnte, als sich das Bedürfniss einstellte dem Buddha 
durch seine persönliche Abslammung Gewicht zu verleihen. 

Eine andere Legende, welche im Lalilavistara die ersten 
Lebensjahre desCAkjamuni erzählt, seine wunderbare Geburt, 
die Vorhersagung des Bischi A^ila über ihn, seine Erlernuug 
der] Wissenschaften und Künste, seinen Wettkampf mit sei- 
nen Altersgenossen und Verwandten, in welchem er alle weit 
überragte und endlich seine Verheirathung — ist weiter 
nichts als eine Erfindung der indischen Phantasie, welche 



darin einen Beweis liefert, dass, trotz des hohen Allen, wel- 
ches vi, n ilen occidcntalischen Sanskntnlogen der indischen 
Lileralur zugeschrieben wird, so der Zeit, in weit' bei der 
Lalilavislara ahgel'assl ward, Indien sieh muh auf einer sein : 
unbedeutenden Stufe der Bildung befand. Endlich iiiuiuit die 
snecielle buddhistische Erzählung ihren Anfang : Пег Buddha, 
oder um diese Zeit noch der Königssnhu siddhartha — ob- 
gleich von allen Genüssen umgeben — erkennl nach seiner 
Yerheiralhung die .Nichtigkeit des weltlichen Lehens ; auf ei- 
nem Spaziergang sieht er die Bilder der Krankheit, des Al- 
ters und des Todes ; er gelangt /n dein Gedanken , dass hei 
dem gewöhnlichen Lauf der Dinge auch ihm nicht möglich 
sei, diesen zu entrinnen, dass es aber nothwendjg sei, Mittel 
zu suchen , durch welche man ihnen entgehen könne. Von 
diesen (/danken verfolgt, giebl er seine königliche Würde 
auf, verlässt Weib und lleiinath , wirft sein königliches Ge- 
waud von sieb, gebeert sein tonet, uni wüte Gestalt zu ent- 
stellen, und begieht sieb zu dein Sitz der Atiachurelen ; nach- 
dem •! hei ihnen den wahren Weg gesucht, aber von ihren 
Ideen nicht befriedigt ist, heschliessl er sieb selbst einen 
Weg zu bahnen ; dabei macht er sich ebenfalls zum Einsied- 
ler , liest sich an den Ufern des Flusses Nairandschanä nie- 
der, giebt sich sechs Jahre hindurch harter Bussübung und, 
wenn nicht auch dies eist ein späterer Zusatz ist, der Beschau- 
lichkeit hin ; endlieh aber erkennt er , dass selbst dies zu 
nichts Milin, verlässt seineu Aufenthaltsort , wascht sich, 
nimmt Nahrung zu sich , erschaut — nachdem er wenige 
.Schrille gegangen ist — auf einmal die Wahrheit und wird 
zum Buddha. 

Es ist schwer zu bestimmen, welcher eigentliche liruiid 
Siddhärlha bewogen haben möchte, sein Haus zu verlas.-eu. 
In andern Legeoden linden wir, dass ihm seine Gallin sechs 



Jahr nachdem er von ihr gegangen war. einen Sohn Rahnla 
ge b o r en habe. Die Legende erzählt ■ data sie sich in Folg« 
ihres heftigen Kummers 'Hier die Trennung vom Gemahl ih- 
rer Hürde niehl entledigen knnnte — eine .Naivität Über wel- 
che wir natürlich lächeln. Als das Wahrscheinlichste lässl 
sich wohl annehmen , d*M Siddharlha sich nicht freiwillig 
verhaiiule, jedoch auch niehl in folge häuslicher liuauuchiu- 
i liciikcilcu , sondern' vielmehr politischer Inlriguen. Es gichl 
eine Lebende, nach welcher гиг /eil als der Ituddha hereils 
seine Lehn predigte, Virndhaka das ganze Geschlecht der 
Qtbja/a vertilgte, Wer weiss, ob dieses Ereignisa nicht et- 
was früher stall fand, oh nicht SiddliArlha eben dadurch Mit 
und gemilhigl ward, herurnzuirren ? So mochle er viel ein- 
facher, als wie nach dem legendären llerieht, die ganze Ei- 
telkeil der Well begreifen, iiikJ niehl minder alle Qualen, 
Welch« aus den Gegenständen der Aussenwcll, an denen die 
Seele hängt, hervorgehen und an ihnen, wie an allem Vei- 

hnndnen oder Zusammengesetzten, haften, so, dass in; im 

sich von der (Jual zu befreien, allein Weltlichen, d. h. , Zu- 
sammengcseUlen enlsagen und den Geist /u derselben tner- 
M'lnillerlich'ii'it und Unabhängigkeit von allen I-Jiudi iicken 
bringen müsse, wie sie um dieselbe Zeil im feinen Oslen 
Lao Iseu lehrte. Um diese Zeil war Indien schon mit dem 
Anacborclenweseii bekannt und in diesem mochte man hin 
und wieder hereils auf den Gedanken der Askese gerathea 
sein. Siddhärlha war im Ganzen genommen ein Einsiedler, 
wie die andern auch, und deshalb verblich ihm auch für im- 
mer der Name Muni «Einsiedler.» in der Zusammensetzung 
mit dem Namen seines Geschlechts; Qlhjamunj « Einsiedler 
aus dem Geschlecht Gä!>ja.» in der bei uns bckannieren mon- 
golischen Llmgeslallung Schigciuuni. Seine Wanderungen 
und Bekanntschaft mit anderen Auachoreleii , deren Namen 



ши1 Meinungen wir bei dieser Gelegenheit kennen lernen, 
brauchen iik iit wirklich slalt gehabt £ii haben. Sie zeigen 
nur, dass der Buddhismus zu der Zeit, als die Legende sich 
bildete, mit diesen Sekten und deren Anhängern bekannt 
war. Wal den Punkl betrifft: aul' welche Weise Cäkjamuni 
zurrt Buddha wurde, so gehört er zu den (irundlehren des 
Buddhismus, zu der ursprünglichen Richtung jeder Schule 
desselben und wird aus eben diesem Gründe nicht über- 
einstimmend berichtet. Freilich aber darf man noch dar- 
an zweifeln, ob Cäkjanruni wirklieb diesen Titel bei seinem 
Lehen U hrle, et niüsstc denn beweisbar sein, dass es ein in 1-2 
Indien 1 1 1 1 alle geehrte und weise Männer gemeinschaftlicher 
Ehrentitel wt\r, ähnlich wie in China uni dieselbe Zeit tseu. 
Wie dem auch sein Hinge, das Wort «Buddha» halte in sei- 
ner ursprünglichen Bedeutung nichts (iötllicbes ; es bedeutet 
einfach der «Weise» (ihinesisch: sbeng) und, bei aller Ver- 
ehrung, die er genoss , konnte Gäkjamuni dennoch, weder 
wiliienrl seines Lehens noch in der nächsten Zeil nach sei- 
nem Tode« auf Grosseres Anspruch machen. Aber je grosser 
die Entfernung zwischen ihm und der Nachwell ward, je 
mehr sich seine Lehre entwickelte, desto ungewöhnlicher 
stellte er sieb den Angin seiner Verehrer dar. und dies kön- 
nen wir selbst in der Reihenfolge der drei Perioden deutlich 
bemerken: der Buddha des lllnajäna ist noch lange Zeit nur 
der, welcher es verstanden hat, sich der Banden der Qual, 
d. h. lies Samsära oder, nach unserm Sprachgebrauch, der 
Welt zu entledigen, der sich bis zur Selbslvernichlung em- 
porgearbeitet unil dadurch aus der Well der Wiedergeburten 
gerettet hat. Er ist nicht Herrscher der Welt und ward dies 
auch nicht nach seinem Tode, d. h. seinem Nirväna. Eine 
ganz aridere Person ist der Buddha des Mahäjäna : er steht 
mit allen Wellen in Verbindung ; auch nach dem Tode ver- 



14 

liert er seine Persönlichkeit nicht; denn es stirbt nur der 
Körper, in welchem er Mensch geworden war. Doch hat 
auch dieser Buddha noch ein bestimmtes Moment des An- 
fangs, während er in der mystischen Lehre seit unvordenkli- 
chen Zeilen existirle. 

Weshalb aber hat Qäkjamuni den Titel des Weisen er- 
halten? Worin bestanden seine Lehre und seine Thaten? 
Nachdem der Buddha die weltlichen Genüsse aufgegeben hat, 
erkennt er, wie wir bereits gesagt, das ganze Leid, welches 
aus ihnen hervorgeht ; darauf macht er auch die Erfahrung, 
dass alle Kasteiung und Einsamkeit zu nichts führen und 
keine Vollkommenheiten verleihen ; in Folge davon gelangt 
13 er zu dem Gedanken, dass man* an nichts Antheil nehmen 
darf, dass es nichts Bleibendes in der Welt gehe: weder in 
noch ausser uns. Diese Deduction ist hinreichend, ihm in 
diesen fernen Zeilen in Indien , welches eben erst die Lauf- 
bahn der Cullur zu betreten begann , diesen ehrenvollen Bei- 
namen zu erwerben. НяЬеп doch auch die alten griechi- 
schen Weisen , wenn man sie näher betrachtet , eben nichts 
Weiseres ausgesprochen! In diesen Gedanken liegt der 
Anfang der buddhistischen Moral , welche im Vinaja ihre 
Enlwickelung findet, so wie die Grundlagen der Ordnung für 
die zukünftig aufzunehmenden Bekenner. Wirft man einen 
Blick in alle Bücher, welche dem Buddha zugeschrieben wer- 
den, dann ist man erstaunt über alles, was sich darin findet; 
welche erhabene Ideen kommen darin vor! welche genaue 
Vorschriften sind in ihnen enthalten! Wenn wir aber dem 
Trug keinen Glauben schenken und sichere Gründe haben 
eine stufenweise Entwicklung anzunehmen , dann mögen wir 
wohl fürchten dürfen , dass man dem wirklichen £&kjamuni 
zuviel in den Mund und in den Sinn gelegt habe. Trotz dem, 
dass die schriftliche Gestaltung der buddhistischen Literatur 



15 

erst lange Zeit nach der Gründung dieser Religion ihren An- 
fang nahm, finden wir viele Sulras's, welche ihr höheres Al- 
ter vor den übrigen bekunden , und zwar gerade dadurch, 
dass in ihnen der Buddha , von einem Ort zum andern wan- 
dernd und vor Königen und Privatpersonen erscheinend , sie 
alle einzig und allein durch die Lehre von den vier Wahr- 
heiten bekehrt. Die vier Wahrheiten sind die Hauptgrund- 
lagen in der Lehre des alten Buddhismus, oder der Schule 
der £rftvaka's ; so wie die Pratjeka's auftreten , spricht der 
Buddha von und bekehrt durch die Lehre von den zwölf Ni- 
däna's (Ursachen); im Mahäj&na predigt er von der Leerheit 
und den Päramitä's (Vollkommenheiten); im Mysticismus — 
von der Beschaulichkeit. Alles dies sind Ideen, welche inner- 
halb der buddhistischen Lehre, einander folgend, in Analogie 
mit der Ausbildung der Schulen, sich aus sich selbst ent- 
wickelten. Wir wiederholen aber nochmals, dass wir viel- 
leicht dem Buddha schon zuviel in den Mund gelegt haben : 14 
das Sutra wenigstens oder die Lehre von den vier Wahrhei- 
ten , wie sie auf uns gekommen , zeigt schon eine beträchtli- 
che Complication und entscheidet für eine ihm vorhergegan- 
gene lange Bearbeitung der Lehre des alten Buddhismus. Der 
Vinaja berichtet folgendes Kreigniss, welches sich nicht etwa 
auf die Einführung irgend welcher besondrer Wissenschaften 
bezieht, sondern nur auf die Entwicklung der philosophischen 
Gedanken des Buddhismus selbst : ein Bhikschu (buddhisti- 
scher Mönch) fing an die ketzerischen Tempel zu besuchen 
und , als man ihm deshalb Vorwürfe machte , antwortete er, 
dass es dort was zu lernen gebe, während die Buddhisten 
gar nichts erklärten ; auf diese Veranlassung ward auch in 
der buddhistischen Religion der Unterricht eingeführt. — 
Obgleich auch diese Thatsache, gleichwie auch alle Vor- 
schriften des Vinaja, in die Zeiten des Buddha versetzt wird, 



■в 



•л trafen doch alle Statuten die-.es Wetlu unz>»< ifeihafl da« 

GcnAn dt -г BiMwidflang und Erweiterung an sieb. 

I 'cluTilii ■- dftrfea wir, abgesehen ron vielen anlero Fäl- 
len, schon ИМ diesem einen schliessen. das» der Buddhismus 
sich nicht so sehr 1Ш seinen eignen Anfangen, als unter 
fri'imleui Eintluss entwickelt hat , er lernte von andern, nahm 
deren Ideen in sieh auf oder gestaltete sie um und liefert auf 
diese Weise einen vortrefflichen Maassstab für analoge De- 
putationen in Bezug auf die geistigen Umgestaltungen, welche 
sirli in Indien im Verlauf von wenigstens einem Jahrtausend 
vollzogen haben. Was für eine geistige und wissenschaftliche 
Bildung kann man auch, genau genommen, einem Meai 
zugestehen oder bei ihm voraussetzen, welcher die Well 
verläset, wie eine unnütze Last, sein Haar abscheert , das 
Becht aufgiebt, ein anderes Gewand zu tragcu, als einen aus 
Lappen, welche er seihst aus Schmutz aufgesucht bat, zu- 
sammengeflickten .Mantel, der unter keinem Dach leben darf, 
sondern sein ganzes Leben unter freiem Himmel, auf Lei- 
13 chenfeldern oder unter einem Bauin sitzend, zubringen um«, 
'Irr weiter keinen Hausrath haben darf, als eine Schale, iu 
welcher er jeden Tag in der nächsten Stadt Speise sammelt, 
ohne zu wagen etwas davon auf den nächsten Tag übrig zu 
lassen, der verpflichtet ist, nur einmal täglich, und zwar nur 
Mittags, zu essen? Und alles dies linden wir schon im uran- 
fänglichen Buddhismus! Diese Vorschriften, welche augen- 
scheinlich das Gepräge eines höheren Alters als die übrigen 
tragen, erscheinen in unseren Quellen mit letzteren vereiul, 
obgleich sie nimmermehr zusammen bestehen konnten. Und 
in der Thal sehen wir den Buddha in den Legenden, trulz 
alles scheinbaren Glanzes , mit welchem sie ihn umgehen, 
jeden Tag in eigner Person aus dem Hain des Anälh.ipindada 
hervortreten und in die nächste Stadt gehen, um Almosen ги 






sammele. Welchen Sem haben Леш pegtNber die Kloster- 
regeln, die Vorschrift*« fnr das 7ti— flrbrn «ad was 
sonst der Art im Yiaaja i ort n— f ? Vertragt es sieb damit, 
dass den Boddka eine Menge Schüler nmgrbra, sieb an seinen 
Lehren gesattigt and andre belehrt haben ? Gewiss , in Folge 
von allem Diesen dürfen wir den Schlnss liehen, dass der 
Buddha Qäkjamiini nichts weiter war, ab der Gründer eines 
Bellelordens , and dafür spricht auch die aDerilteste Benen- 
nung jedes Mitgliedes desselben: Bhik«chu, welche nicht 
mehr und nicht weniger ab Bettler bedeutet. Eine solche 
Bruderschaft findet überall ihre Anhanger und Verehrer ; der 
Buddhismus nennt diese ebenfalls einfach: Almosengeber 
(Dan ара ti). Indien ist durch sein vorzügliches Klima , den 
Reichthum seiner Natur und durch die geringen Lebensbe- 
dürfnisse des Menschen für eine solche Bruderschaft mehr 
geeignet als irgend ein anderes Land. In allen Jahrhunderten 
zeichnete es sich durch seine Mildthatigkeit aus, die auf ihre 
Kosten eine zahllose Menge verschiedener Sektirer — Faul- 
lenzer, wie noch heutigen Tages — erhielt. — Aber gerade 
diese Achtung insbesondre vor denen, die sich von *der Welt is 
absonderten und ihr nicht den geringsten Matzen brachten, 
wurde die Veranlassung zu den Umwandlungen im Buddhis- 
mus. Wie lange kann sich die strengste und massigste Ge- 
meinschaft oder Brüderschaft halten, wenn ihre Mitglieder 
zahlreich geworden und von allen Seiten von Versuchungen 
umringt sind? werden sie noch lange grobe Nahrung der 
schmackhaften vorziehen? Konnten sie, von Königen und 
Grossen mit Einladungen zur Tafel beehrt, es wohl immer 
über sich gewinnen , den Charakter der Verunstaltung und 
Unreinlichkeit beizubehalten? Musste dies nicht vielmehr in 
dem Benehmen und den Sitten dieser Menschen, die der Welt 
entsagt hatten, eine Veränderung herbeiführen? Dass der 

Watfiljew, Biddhisroof. 2 



1» 

Buddhismus sowohl in seinen theoretischen, als socialen Prin- 
cipien einer Entwicklung unterlag , erkennen wir bei jedem 
Schritt f und man sieht ein f dass die Gedanken — je einfa- 
cher und trivialer — die Vorschriften — je weniger ver- 
wickelt — desto älter sind. Doch die Bildung hängt in der 
That auch von der Form des Lebens ab. Deshalb glauben 
wir, und sind von der Richtigkeit dieser Meinung überzeugt« 
dass die Veränderungen nicht in den Ideen t sondern in den 
Vorschriften ihren Anfang nahmen , und dass ein bestimmter 
Zeitraum verlaufen musste , ehe die Buddhisten von den Lei- 
che nach его und den Bäumen am Wege zu Höhlen, Cellen 
und Klöstern übergingen, welche alsdann durch ihren Reich- 
thum, ihre Pracht und Menschenmenge den Orient in Erstau- 
nen setzten '). Im Vinaja findet sich noch erwähnt , dass die 
Bhikschu's anfänglich während der Regenzeit eine Zuflucht 
in den Wohnungen der Landleute suchten und diese wichtige 
Einrichtung , welche mit dem Leben in Klöstern unverträg- 
lich ist, zeigt deutlich, dass ein solches früher nicht statt 
fand. — Erst als die Brüderschaft in Klöstern vereinigt war, 
lässt sieb eine Verbreitung der philosophischen Principien, 
17 eine Entwickelung der buddhistischen Dogmen annehmen; 
aber selbst da melden die Vinaja's noch nicht, dass in den 
Versammlungen, welche jeden Halbmond statt fanden, irgend 
welche Sutra's gelesen , oder besondre Gäremonien vollzogen 
wurden ; nein ! es versammelte sich die Brüderschaft auf ei- 
nem freien Platz, und später im Tempel, nur um die Wieder-» 
bolung einer und derselben Vorschriften oder Anordnungen 



1) Viele mongolische und tibetische Klöster enthalten mehr als fünf 
tausend Mönche. In Peking und dessen Umgebungen zählt man fünf tausend 
buddhistische Tempel und 80000 Mönche. Die chinesischen Klöster zeich- 
nen sich dnreh ihre Reinlichkeit und Schönheit aus. 



ff> 



des Vinaja — nämlich der Anforderungen an jedes AI i t^> 1 i c-r] 

der Brüderschaft — anzuhören. 

Wenn wir die Meinungen, welche die Anhänger des al- 
len Buddhismus trennten, geneuer betrachten, so linden wir, 
dass sie einander sehr entgegen stehen , ja sogar feindlich 
sind; das Recht sich Buddhisten zu nennen, giehl ihnen fast 
nur der Umstand , dass alle dieselben allgemeinen Gesetze 
anerkennen, wie denn auch die Mahäjänisten und Mystiker 
nur aus demselben Grunde Buddhisten genannt werden kön- 
nen. In der Thal sind in chinesischer Ueberselzung einige 
Vinaja's verschiedener buddhistischer Schulen auf uns ge- 
kommen und diese sind sämmtlich nur wenig verschieden 
von einander, während das, was von den Meinungen dieser 
Schulen milgclheili wird, ganz und gar nichl sehr überein- 
stimmt. Hieraus ist man berechtigt zu schliessen, dass die 
Vorschriften des Vinaja früher entstanden sind, als alle die 
Sfltra's, in welchen philosophische Ansichten des Buddhis- 
mus auseinandergesetzt wurden, und zwar schon zu der Zeit, 
wo er in Indien noch nicht weil verbreitet war. und die Mit- 
glieder seiner Gemeinde noch in enger Verbindung mit ein- 
ander standen. Wenden wir unsurn Blick auf das, was die 
buddhistischen Traditionen über die Versammlung der Geist- 
lichen in Vaicäll berichten!') In dieser handelt es sich gar 
nicht um religiöse Ideen, sondern um Abweichungen von den 
Vorschriften , und diese Abweichungen sind noch dazu ganz 
geringfügig und werden heutiges Tages von Niemanden ge- 18 
rügt — die Buddhisten essen gesalzne Speisen, nehmen Geld 
i die Hand und theilen Einkünfte nach eigner Willkür. Die 
durch Mahädeva herbeigeführte Spaltung fällt erst nach die- 
ser Begebenheit. Betrachten wir aber die Kleinigkeiten, wel- 



I) Yergl. Palladiu; 



r Peking-scheu Minion, II, 116. 



ehe in dieser, wahrscheinlich ersten, Versammlung der hu 
dhislischen Geistlichen erwogen wurden , «laiin kommen i 
auf den Gedanken, dass es um diese Zeil im Vitiaja seihst noch 
№ keine bedeutende Satzungen galt und dass dessen Vor- 
schriften in ihrer Gesammlheil erst weil später geschaffen 
sind. Auf diese Weise ergieht sich, dass diese Religion, wie 
sie in ihrem philosophischen Kreis von unbedeutenden Be- 
griffen zu ahslracteren überging, so auch in ihren socialen 
Einrichtungen sich zueist mit Kleinigkeiten abgab, und erst 
später wichtigere Bestimmungen sich gellend machten. Die- 
ser (»rund führt uns zu der Annahme , dass der Vinajakschu- 
ilraka. welcher sich mit diesen Kleinigkeiten beschäftigt, viel 
aller ist, als die ersten Vinaja's, keineswegs aber eine Er- 
gänzung derselben. 

Wenn unter den Bedingungen, welche bei Verwandelung 
des Buddhismus bezüglich seiner asketischen Principien mit- 
wirkten , der veränderten Stellung seiner Mitglieder ein An- 
theil einzuräumen ist , so müssen wir einen eben so bedeu- 
tenden auch der AnshreiUmg dieser BeÜgion zuschreiben. 
Als der Buddhismus sich nach dem Norden verbreitete, ge- 
stalteten die klimatischen Bedingungen seinen Bekennen! die 
früheren Formen nicht mehr; Kopf- und Fusshekleidung 
konnte man hier nicht entbehren; die periodischen Regen 
Irelen hier zu einer andern Zeil ein, als in Magadha ; daraus 
ergab sieh eine Veränderung in der festgesetzten Zeitordnung. 
Oberhaupt wird der Buddhismus in Allem von einem Grund- 
gedanken geleitel, welcher sich auf den ersten Anblick son- 
derbar ausnimmt, aber schon in den ecslen Zeilen seines Be- 
stehens in folgenden Worten seinen Ausdruck findet: «Alles, 
was mit der gesunden Vernunft, oder überhaupt mit den Um- 
ständen, übereinstimmt, das niuss als übereiiisliiiiriicml mit 
der Wahrheit auch zur Richtschnur genommen werden , und 



so hat auch Buddha, unser Lehrer, nur lehren können.» .Mit ttt 
diesem Salz crötliicl sich ein weiter Spielraum für eine zu- 
künftige (Entwicklung; und was konnte der Aufstellung und 
Verbreitung dieses Gedankens hinderlich sein , da der Bud- 
dhismus schon in seiner Jugend au der Leerheit reich war, 
die er in der Folge zu lehren hegann , da seine Mitglieder 
uicht blos eine Schale darbieten konnten, um sie mit Nah- 
rung zu füllen, sondern auch eine tabula rasa für die Gesetze 
der .Moral, der Vernunft und des Herzens: was ihm gut 
lehiefl — von wem er es auch immer gehört hahen mochte, 
trug er in seine Tafeln ein ; kam er auf den Gedanken , dass 
eine Meinung unrichtig, dass sie mit einer andern zu vertau- 
schen sei — so war er auch dazu bereit. Hierin liegt auch 
das put Gcheiuiuiss der Entstehung verschiedener Sutra's ; 
doch haben dahei ausserdem auch andere Ursachen mitge- 
wirkt. Der Buddhismus mit seinen Einrichtungen in verschie- 
dene Lander verpflanzt, dort Klöster errichtend, konnte si- 
cherlich die früheren Verbindungen nicht aufrecht erhallen, 
und zwar um so weniger, da auch politische Verhältnisse 
hindernd in den Weg treten mochten. Er war geuötuigt, sich 
den geistigen Bedürfnissen des Laudes, den dort herrschenden 
Anschauungen anzupassen, mussle mit fremden Lehren, die 
in andern Ländern unhekanut waren, in Berührung geratheo, 
sieh sogar einer verschiedenen Sprache, oder Mundart bedie- 
nen. Schriftliche Aufzeichnung trat erst später ein : denn alle 
Anordnungen des Vinaja unterstützen die Ansicht, dass sie in 
den ersten Zeilen des Buddhismus in den Gegenden, welche 
ihn abgenommen hallen, nicht in Gehrauch war; die ersten 
Sutra's sprechen sogar beständig von Eintragung und Aus- 
wendiglernen derselben; die Schüler, welche den Buddha 
umgaben, werden Grävaka's, d.h. «Hörer» genannt; die Vor- 
schriften des Vinaja werden ans dein Gcdächlniss vorgetia- 



30 gen: ш säinmtlichen Legenden über das Leben des Buddha 
wird auch nicht ein schriftliches Denkmal erwähnt und selb»l 
in der Legeade über die erste Sammlung der buddhistischen 
Lehre, wird bei der Erzählung vom Concii in Vaicäli nicht 
berichtet, dass die Vorsteher desselben schriftliche Denkmä- 
ler verlangt hätten, sondern sie begnügten sich mit mündli- 
chen Fragen über den Glauben. Üemgeiuäss war — als mau 
fern von der ursprünglichen Ileiiuath das Bekannte in schrift- 
licher Gestalt niederzulegen und das Jiaugelbafte durch un- 
terschobene Werke zu ergänze« begann — eine l cberein- 
Bttnnnuug zwischen den Buddhisten in Betrell der Glaubens- 
punklc nicht zu erwarten. — Es ist genau bekannt, dass. ei- 
nige Gatha's (Verse), welche mündlich überliefert wurden, 
den Legenden zufolge, schon während des Lehens des Buddha 
verderbt waren — und ein Kenner der Eigenthüiulichkeilvn 
des Sanskrit wird sich leicht vuu der Möglichkeit einer sol- 
chen Korruption der mündlichen Ueberlieferung überzeugen; 
doch kann man daraus , dass der Vinaja keine grossen Spal- 
tungen unter den Bekenneru hervorrief und alle ihn gleich- 
massig anerkannten , den Schluss ziehen , dass die Zahl der- 
artiger Gälhä's nicht sehr beträchtlich war. Betrachten wir 
den Inhalt des Vinaja, die Erzählungen, welche eine jede der 
zahlreichen Anordnungen begleiten — und es gieht keine 
einzige, die nicht, der Legende zufolge, ihre Veranlassung 
schoa während des Lebens des Buddha gefunden hätte, und 
zwar so, dass die Anordnung schuu alle möglichen Fälle und 
Ausnahmen voraussieht, und für jeden Punkt neue Legenden 
beigebracht werdeu — so missen wir folgern, dass die er- 
sten Sutra's grösstenteils auf Erklärung der Dogmen des 
Vinaja gerichtet waren und demgemäss ihre Anzahl einst 
hedeutend grösser gewesen sein niuss. Und in der That fin- 
de! man eine Menge Sutra's in chinesischer Uebersctzung, 



welche mau vergebene in dem tibetischen handjur sucht; es 
i-l aber keineswegs erlaubt , daraus zu »chliosen , dass sie 
in Tibet ganz unbekannt waren. Die Sache verhält sich viel- 
mehr so, dass der Vinaja iu der Gestalt, in welcher er in Ü- 21 
hetischer Sprache vorliegt, ein viel späteres Produkt ist, als 
dieVinaja's, welclie wir in chinesischer LleberseUuitg linden; 
und viele von den Sutra's, welche im Alterthutn besonders 
ciistirlen, sind in ihn aufgenommen 1 ). 

Doch der Zweck der Sutra's beschränkt sich weder auf 
die Rechtfertigung der Statuten der Betllerbrüderscal't , noch 
auf die Auseinandersetzung der buddhistischen Denkweise. 
Als sich die Buddhisten in Indien ausbreiteten und Klöster 
errichtet wurden, so eilten diese ihren Ruhm aufTradiliunea 
von der Berühmtheit ihrer Localitäl zu stützen ; zu diesem 
Zweck mimten Legenden von dem dortigen Aufenthalt des 
Buddha erfanden werden, vou den wunderbaren Thateu, die 
er dort verrichtet und von den erhabenen Gedanken, die dort 
seinem Munde entström! seien. Liess es sich nicht wahrschein- 
lich machen, dass er während seines Lebens auf natürlichein 
Wege in das gewünschte Land gekommen sei, so Hess mau 
ihn vermittelst seiner Zaubermachl sieh dahin hegeben, wie 
l. B. nach Ceylon, nach dem Himalaja , zu dem See Anava- 
(aula u. s. w. ; ging der Vorralh an derartigen Legenden 
aus, so mussten die Fussspuren herhallen, die er zurückge- 
lassen habe, und die 1 baten der früheren Buddha's. Dazu 
kam noch, dass auch die Person, von welcher das Kloster 
gegründet war, in den Legenden eine Stelle erhalten musste; 
ohne Furcht vor Anachronismen, musste sie zu einem Schü- 
ler des Buddha gemacht, die Grosse ihrer Verdienste her- 



34 



i Mi -,iif .Ьси , ihr l.nb ilem (Jakjaiuuni seihst in den Mund ge- 
legt werden n. s. и., wie wir dies in de» Legenden von Lä- 
riputra . Maudgaljäjana n. aa. sehen. — Der Buddha kennt 
aher ferner auch schon die Zukunft: er weissagt von deu 
Personen, welche sich in seiner Lehre einst auszeichnen 
werden; er schildert ihre Thalen ; deutet sogar prophetisch 
die Geschichte seiner Religion an ; sieht die Spaltung und 
die Streitigkeiten in seiner Lehre voraus und — heeill sich 
alle Sekten als seine Angehörigen anzuerkennen ; er weiss, 
aa dass später die Lehre der .Mahäjanisten und Mystiker auftre- 
ten wird und gestaltet schon im Allgemeinen die Lehre von 
deu Janas. — Alles dieses war in die /.u verfassenden Sil- 
tra's hineinzuarbeiten, und bildet jetzt ihren luhalt — aber 
in welcher Comuücaüon ! Wer wird dieses entsetzliche Ge- 
wirr entwirren, da die Geschichte die allmähliche Entstehung 
der einzelnen Sdlra's unsern Augen entzogen hat, da es un- 
bekannt ist, wer sie zuerst herausgegeben bat und an wel- 
chem Ort sie zuerst zum Vorschein gekommen sind ? Lud 
dennoch liegt es, wie wir bereits oben angedeutet haben, 
keinesweges ausser dem Bereich der Möglichkeit; denn die 
Vergleichung der Sutra's bestimmt, wenn auch nicht chro- 
nologisch, doch annäherungsweise, ihr relatives Aller, weist 
zugleich den Ort nach, wo sie hervortreten, und erläutert 
mehr als alles andere die Geschichte der Verbreitung des 
Buddhismus, 

Ist es nach allein hier , und zwar nur in kurzer Ucher- 
sicht, Gesagten noch uöthig , die unterbrochene Erzählung 
vom Lobe des Buddha weiter fortzusetzen? Was werden wir 
in ihr huden, das historisch glaubwürdig wäre? Die Bud- 
dhisten lassen ihn von Ort zu Ort wandern, hier und dort 
Predigten hallen und Wunder tbun ; er erhebt sich zum 
Himmel und steig) in die Holle hinab, bekehrt Konige, Für- 






steu und berühmte Schüler; doch wie viel von allem Kiesen 
konnte in der damaligen Zeil wirklich geschehen sein? — 
Wir haben in tibetischer Sprache eine sehr ins Einzelne ge- 
hende Lebensbeschreibung des Buddha, welche bereits von 
einem tibetischen Lama ahgefassl ist; 1 ) Schritt vor Schritt 
verfolgt er «las Leben des Buddha ; aber welche Quellen 
dienten ihm hei seiner Darstellung ? — eben dieselben Ni'i- 
Ira's , in denen nicht selten dieselbe Legende, welche schon 
im alten Buddhismus erschien, mit verschiedenen Ausächniük- 
kungen und Veränderungen wiederholt wird. Der Verfasser 
dieser Biographie halle, als eifriger Verehrer des Buddha, 
keine Ahnung davon, dass es für eine und dieselbe Thalsa- 
cbe, für eine und dieselbe Lehre verschiedene Ueberlieferun- 
gen geben könne, und konnte sich deshalb nicht enthalten, 
alles samint und sonders in die Lebensbeschreibung aufzu- 
nehmen, Demgeinäss ist eine solche Geschichte des Buddha 
weiter nichts als eine Geschichte seiner Lehre in einem he- 33 
deutenden Zeitraum, keinesweges aber eine Geschichte sei- 
ner Person, liebrigens wurde das Leben des Buddha selbst 
später zu einein Dogma. Er kann nicht anders leben, als wie 
er »vlehl hat und wie alle Buddba's leben: sie müssen zwöil 
llaiiplthalen verrichten, an einem bestimmten Ort, von einer 
bestimmten Person geboren werden ; an einem andern Ort 
den Beruf des Buddha erlangen , an einem dritten sterben ; 
jeder Ituddha hat eine bestimmte Anzahl von Hauplbeinamen, 
und eben so ist er mit bestimmten Kräften begabt. 

Aus allem Diesen ist ersichtlich , dass die Legenden von 
dem Leben des Buddha in einer so umfangreichen Fülle ent- 



1) Es ist die« die von mir im 
gers de l'Acadcmic Imperiale 

LebeuebeSturi.'ibui^ 'Mkj.Miiiini'- 



res des saTauls elran- 
] Auszuge behandelt" 



i, mit so unglaublichen Ausschmückungen fortgepflanzt 
werden muiteo, dass selbst der indischen Leichtgläubigkeit 
ihre La Wahrscheinlichkeit in die Augen fallen musste and 
тлш schon in den ersten Zeiten des Buddhismus sich geaö- 
thigt sah, bestimmte Regeln aufzustellen, um der Willkür 
einige Schranken zu setzen. Doch war dieser Versach nicht 
firr andre Schulen verbindlich, und die Alahijänisten und 
Ihstiker, welche sieb niemals von der Lehre des alten Bud- 
dhismus lossagten — die nach ihrer Ansicht für Leute топ 
beschränkten Fähigkeiten vorgetragen (aber nicht niederge- 
schrieben) war — waren an und für sich befugt, bei d»r Ab- 
fassung neuer Sutra's, nicht blos neue Tbatsachen in das Le- 
ben des Buddha zu tragen, sondern auch schon vor ihnen 
Bekanntes in einem neuen Liebte darzustellen. 

Wie dies nun auch sein möge, alles was wir mit Sicher- 
heit über das Leben des Buddha sagen können, besteht darin, 
dass er , nachdem er das Büsserleben aufgegeben hatte , die 
Gestalt eines Bettlers annahm, und als solcher sich in die 
nächste Stadt Rädschagriha begab, wo er sich in dem Garten 
des Anäthapindada niederliess und bei den Einwohnern Al- 
mosen sammelte. Da er aber der Begründer einer Bruder- 
schaft ist — denn es ist nicht zu bezweifeln, dass wenigstens 
24 die fünf ersten Schüler von ihm wirklich bekehrt wurden — 
so muss man folgern, dass er dies nicht blos durch sein Bei- 
spiel that , indem er ein Leben voll von allen Entbehrungen 
ertrug , sondern es auch durch das Wort seiner Lehre recht- 
fertigte. 

Die alten Buddhisten reebnen sein Gefolge oder vielmehr 
die ganze Zahl der von ihm Bekehrten zu 1250 Personen; 
unter ihnen siod bemerkenswerth £äriputra uod Maudgaljä- 
jana, welche sicherlich besonders in den Klöstern gefeiert 
wurden, die in der Folge in ihrem Geburtsort gegründet wa- 






ген. Unter den übrigen Bekehrten liehen die Verwandten des 
Окупит! seihst unsere besondere Aufmerksamkeit auf sieh. 
Die Legenden seihst lassen sie, in Folge seines Ruhms, zum 
Buddha kummen ; wir aber sind eher geneigt anzunehmen, 
dass die Vertilgung des OI*j.'' - Geschlechts darau Antheil 
halle. Besonders berühmt sind Ananda, der Liebling und 
Vetter des Cakjamuni , welcher ihn beständig begleitete und 
— wenigstens der Ueberlieferung gemäss , wie sie sieh hei 
den jüngeren Buddhisten gestaltete — in Folge davon nach 
seinem Tode sein Nachfolger in der Vorstandschaft und der 
Erklärer seiner Lehre ward; Kahula, Sohn des (Jakjamuni, 
welcher mit dem Barbier Unäli zusammen an der Spitze der 
Vinaja-Ürdner steht; endlieb Devadatta, welcher ebenfalls 
ein \ eller des Cäkjaruuiii , aus seinem Anhänger sein Feind 
ward und sich bemühte die Bekenuer und Schüler des Bud- 
dha auf seine Seite zu ziehen. Die Legenden geben ihm Ei- 
genschaften, die denen seines Vetters fast gleich sind; wir 
honen aber in der Folge zu beweisen , dass die Geschichte 
des Devadatta nichts weiter als einen Kampf zweier Ilaupt- 
parteien iu dem Buddhismus darstellt. Auf jeden Fall ist es, 
trotz der glänzenden Stellung, welche der Buddha in seinen 
Lebensbeschreibungen einnimmt , keinem Zweifel zu unter- 
werfen , dass ihm in Magadha, wo ihn Könige und Bürger 
aufs Tiefste verehrl hatten , gegen das Ende seines Leheus 25 
ein unangenehmes Loos zu Tbeil ward ; er wendete seinen 
Weg nach dem Norden Indiens und starb dort in einem 
Anachorelen- Walde unter zwei sich über ihm zusamnieuuei- 
genden Bäumen. 

Nach den Worten der Legenden zu schliessen, welche 
andeuten, dass der Buddha in die von ihm gegründete Brü- 
derschafl keiue Frauen zulassen wollte, würden die Nonnen 
(Bhikschuni's eigentlich «Bettlerinnen») erst eine spätere Er- 



ж* 



innung im Buddhismus sein ; doch werden auch als erste 
von diesen Verwandtinnen des Buddha aufgeführt. 

Allein die Lehre des Buddha ging nicht zu Grunde; die 
Gemeinde seiner Schüler zerstreute sich nicht; sie wuchs in 
die Breite, einem mächtigen Baume gleich, dessen Zweige 
jetzt von der Neige des Kaukasus bis Japan reichen und mit 
deu Ufern des Baikal , so wie mit den Pagoden auf der Insel 
Ceylon Blicke austauschen. Diese Ausbreitung , welche sich 
in Jahrtausenden vollendet bat, bietet in der Thal kein ge- 
ringeres Interesse, als die innere Entwicklung der Ideen und 
— obgleich wir die späteren Phasen dieser Verbreitung 
Schein vor Schrill genau verfolgen können — so ist doeb, 
um alle Kräfte, welche der Buddhismus zur Erlangung dieser 
seiner ausgedehnten Herrschaft besass, richtig würdigen zu 
können, unumgänglich notbwendig, eine Einsicht in diejeni- 
gen Verhältnisse zu haben , unter deren Eimluss er in den 
ältesten Zeiten seiner Entstehung auf seinem heimathlichen 
Boden, in Indien, heranwuchs. 

Dass die Buddhisten es sich angelegen sein Hessen , ihr 
geschichtliches Dasein für die Erinnerung aufzubewahren 
und zu erhalten, davon überzeugen uns eine Menge Docu- 
mente, welche sich nur in ihren Büchern vorlinden und so- 
gar das einzige Mittel gewähren , um die Geschichte Indien* 
zu entziffern ; dass aber die Thalsachen bei ihnen entstellt, 
unter einander gemengt, dass die Vorgänge verschiedener 
EpiH'licn vereinigt und, umgekehrt, ein und derselbe bei ver- 
schiedenen Gelegenheiten wiedcrholl wird: das unterliegt 
schon für jeden , welcher die bis jetzt in Europa bekannten 
2K Quellen benutzt hat, nicht dem geringsten Zweifel. Bei Ana- 
bjsirung der Geschichte des Buddhismus, eines Werkes des 
Täranätlia , werden wir Gelegenheit haben, dieses im Ein- 
zelnen zu prüfen; hier wollen wir nur in einer kurzen 



Uebersicht den Ursprung dieses Gewirres darzustellen ver- 
suchen. 

Vor allen Dingen entstellt die Frage : auf welche Weise 
die Buddhisten Nachrichten über die ältesten Zeilen ihrer 
Religion erhallen konnten, da wir in ihren eigenen Berichten 
so viele positive Versicherungen linden, dass noch lange Zeit 
naeh dem Tode des Cdkjamuni ihre Lehre nicht in schriftli- 
cher Gestalt existirle. Betrachten wir die Bolle, welche diese 
Religion in den Ländern spielt, in denen sie sich verbreitet 
hat, prüfen wir die ursprünglichen Ideen, welche sie auf- 
stellt und ziehen wir mit Recht daraus einen Srbluss auf den 
kindlichen Zustand der geistigen Cultur in Indien — welche 
für diese Periode nirgends treuer wtcdergrspiegelt wird , als 
in den buddhistischen Werken — so gewinnen wir die feste 
Lieberzeugung , dass noch mehrere Jahrhunderte nach des 
Buddha Erscheinung die Kunst zu schreiben in Indien nicht 
bekannt war. Wie kann man aber von einer mündlichen>Ue- 
berlieferung, welche die Literatur ersetzt hätte, eine Bewah- 
rung von positiven Begebenheiten erwarten ? Wir können 
uns hier nicht auf weilläuftige Untersuchungen einlassen, 
sind aber fest überzeugt, dass die Erzählungen von dem ho- 
hen Alter der Vcden, der epischen Gedichte und der übrigen 
nichlhuddliistischcn Werke gleichfalls in das Reich der Fa- 
bel gehören, womit wir sagen wollen, dass, wenn auch ihr 
Keim schon im Munde der Priester oder Sänger (Rhapsoden) 
lebte, sie doch nicht früher als die buddhistischen Bücher in -n 
Schrift gebracht wurden und gleichwie die letzteren erst seit 
dieser Zeit sich weiter zu entfallen anlingcn, womit aber zu- 
gleich auch das Bestreben hervortrat , Andre von ihrem ho- 
hen Allcrlhuin zu überzeugen. Prüfen wir die buddhistischen 
Berichte, so überzeugen wir uns, dass nicht eine einzige der 
berühmten indischen Schulen , wie z. B. der Lokajatika's, 



зо 



Nirgrantha's u. s. w. zu der Zeit des ersten Auftretens des 
Buddhismus exislirl bat; dieser erweist sich demnach als die 
erste der in Indien, so zu engen, regelrecht gebildeten Schu- 
len. Gesetzt es wären in den Erzählungen von ßuddha's 
Streit mit den sechs sogenannten Lehrern auch nicht g l"0 W 
tenlheils lieber! ieferuugen über die eignen einander feindli- 
chen Lehren der rasch hervortretenden buddhistischen Schu- 
len enthalten , so sehen wir doch aus diesen Nacbrichlen, 
dass es in den ersten Zeiten nur partikuläre Meinungen gab, 
welche nicht einmal den Namen irgend einer Schule trugen. 
Wir sehen nicht, dass der Buddha sich irgendwo, namentlich 
mit den Priestern irgend einer Religion , in eine Disputation 
«inlässt , und die berühmten Wct (kämpfe , welche fünfzehn 
Tage lang dauerten , werden uns zugleich nicht in der Ge- 
stalt philosophischer Discussionen geschildert, sondern in der 
von Mirakeln, in welchen des Buddha wunderlhättge Kraft 
die der Andern überragt — und diese Auffassungsweise er- 
scheint auch in der Legende über den Streit des Anand.i mit 
dem Rharadvädscha und den übrigen. Die ßraiiniauen be- 
standen damals nur als geachtete Kaste, als Gelebrlensland, 
nicht aber als Priester einer Religion, und konnten demge- 
mäss in ibren Meinungen dem Buddha oder andern Lehrern 
folgen. Dies ist der Grund, weshalb wir in der berühmten 
Inschrift des Acoka ihren Namen vor dem der Crävaka's lin- 
den. Wenngleich es unzweifelhaft ist. dass diese berühmte 
Inschrift in die Zeil dieses Königs gebort — obgleich die 
Erwähnung von siebenzebn buddhistischen Schulen und der 
Aussendung von Missionären in ihr Bedenken erregen könnte, 
28 so ist es doch die erste und aüetällcsle Inschrift, die man in 
Indien gefunden hat. und wurde wahrscheinlich unmittelbar 
nach Einführung der Schrift abgefasst , wie denn auch kurz 
nachher bei den Buddhisten die schriftliche Aufzeichnung 



31 



ihrer Bücher erwähnt wird. Man Lann sogar die Hypothese 
aufstellen, ilass die Buddhisten, indem sie sich vnu Ulfltdhl 
aus nach dem Westen ausbreiteten , in Barli Jen zuerst mit 
der griechischen Schrift bekannt wurden, und den Acoka, 
welcher als ihr Beschützer erscheint, bewogen, sie seiner 
Sprache anzupassen ; dies ist auch vielleicht in der Legende 
vou Jacas angedeutet, welcher ein Tafelchen in den Ganges 
warf, auf welches geschrieben war, dass die Schlangen dem 
König Acoka die ins Aleer versunkenen Schatze wiederbrin- 
gen sollten. 

Doch die buddhistischen Schriften gewinnen auch mit 
dem Beginn des Schriftgebrauchs keine grossere Glaubwür- 
digkeit, und dieses linde), seinen Grund ohne Zweifel im We- 
sen des Buddhismus selbst. Da die Sutra's, d. h. die Bücher, 
in denen die buddhistische Lehre vorgetragen wird, selbst 
nenn sie nach Einführung der Schrift erschienen, doch in die 
Lebenszeil des Buddha versetzt werden musslen, so wurden 
■och die in ihnen erwähnten Personen dessen Zeilgenossen. 
Diesem gemäss konnten Maudgaljäjana , Kätjajana und selbst 
Mandschucrl , welche in der Geschichte des Buddhismus eine 
wichlige Kolle spielten, von einem Geschieh Isclireiber dessel- 
ben nicht in ihre wirkliche Zeil gesetzt werden. 

Was die Zeit, in welcher der Buddha lebte, selbst be- 
trifft, so müssen wir sie, wenn die Traditionen nicht die 
volle Wahrheit bewahrt haben sollten , durch Vergleichung 
mit den späteren Ereignissen und aus der Reihenfolge der 
Könige, welche dem Adschätacalru, dem Zeitgenossen des 
£ajtjamimi, folgten, ermitteln, und dieser l'unkt, welcher 
durch Lassen' s Untersuchungen jetzt völlig aufgeklärt isl, 
kann als entschieden betrachtet werden. Die Widersprüche, 
denen wir in den chinesischen und noch mehr in den tibeti- 
schen Angaben über das Aller des Buddha begegnen, heru- s 



hen nicht so sehr auf dem Bestreben, ihrem Lehrer ein mög- 
lichst hohes Aller zu verleihen, als auf den in den Sutra's 
selbst erscheinenden Widersprüchen , einer unvermeidlichen 
Folge ihrer unglcichzeitigi-n Erscheinung, die es mit sich 
brachte, dass das eine Sütra nicht wussle, was über densel- 
ben Gegenstand im andern gesagt wird. So verbreiten неЬ 
einige Sülra's prophetisch über die künftigen Schicksale des 
Buddhismus, bezeichnen gewisse Perioden des Euiporkoni- 
meiis und des Verfalls der Lehre, und charakterisiren eine 
bestimmte Periode durch besondre Züge. Üer Historiker 
darf derartige angebliche Prophezeihuiigen nicht unbeachtet 
lassen, und muss sich nolhwcndig nach ihnen richten. An- 
drerseits werden gewisse Begebenheiten in einigeu Sutra's 
durch Hiimnelsersrheinungen, Sonnenfinsternisse u. s. w. be- 
stimmt. Die Buddhisten wenden sich zu ihren astronomischen 
Werken und meinen jetzt einzig nach ihren Berechnungen 
die Existenz des Buddha zu erncbliessen ; der Art sind insbe- 
dere die verschiedenen Systeme der Tibeter. Wir kotinen die 
Ursachen dieser Verschiedenheiten bis jetzt noch nichl er- 
gründen: wahrscheinlich ist, dass wo in den Sutra's dei-^lei- 
chen Fälle vorkommen , die sich auf eine bestimmte Epoche 
beziehen, man sie durch astronomische Berechnungen zu be- 
stimmen versuchte, aber entweder war ihre Methode unrich- 
tig, von der, welcher sich die spätem Astronomen bedienten, 
verschieden, oder der Fehler lag in den Berechnungen selbst. 
Eine noch grössere Veranlassung zu Widersprüchen bie- 
tet das Schicksal der buddhistischen Beligion seihst. Wir sehen, 
dass der Buddbismus bald — angeblich hundert Jahre nach 
seinem Auftreten — durch verschiedene Streitigkeiten zer- 
rissen ward , und indem diese immer weiter um sich griffen, 
sich in achtzehn unter einander disharmonirende Schulen 
Эо spaltete. Offenbar mussten bei diesen Streitigkeiten, bei die- 



ser Disharmonie- «int 1 Menge einander widersprechender Er- 
klärungen und Legenden hervortreten. Jede .Schule musslc 
die andre beschuldigen, dass sie eine Schöpfung des Dämons 
sei, und zugleich durch mannigfaltige Legenden die Itichtig- 
keit ihrer eignen .Meinungen beweisen. Ausser diesen Strei- 
tigkeilen trug auch die Ausbreitung des Buddhismus zu der 
Spaltung in Schulen das Ihrige hei. Waren die neuen Pflanz- 
schulen durch politische Verhältnisse von einander getrennt, 
oder bestand, trotz der Versicherung einiger, im Buddhismus, 
selbst keine enge Verbindung, dann konnten diese Schulen, 
auch ohne die Bekämpfung andrer im Auge zu haben, in ih- 
rer neuen Oerllichkcil anfangen, die Gestalt, in welcher sie 
die Lehre mitgebracht hallen, weiter zu entwickeln . wobei 
sie sich dann uach deren geistiger Bildung und Bedürfnissen 
richteten ; zugleich trugen sie solche Personen in die Legen- 
den, welche in ihrem Kreis thätig gewesen waren. Die 
Iriuhte dieser isolirlcn Thätigkeil — die besonderen Streit- 
punkte — werden indessen mit der Zeit Kigeutbum der ganzen 
buddhistischen Iteligion und müssen in ihr eine unbestreit- 
bare Stellung linden. Wir sehen, dass entweder in Folge ei- 
ner allgemeinen Versammlung buddhistischer Geistliche» in 
einem nördlichen Theil Indiens, oder wohl noch eher durch 
die Concetilratiuii des Buddhismus in Magadha — wo sich 
auf dem durch die Thaleii des Buddha geheiligten Boden der 
als Zielpunkt aller buddhistischen Berühmtheiten und Pflanz- 
stätte buddhistischer Gelehrsamkeil berühmte Tempel Nälanda 
erhob — die früher gespaltenen Meinungen sich zu versöh- 
nen mebten und, nach allen Seilen Coucessionen machend, 
einem gemeinschaftlichen System zustrebten ; — allein iu 
der Folge erhoben sich wieder neue, durch die Mahajäna- 
Lehre herbeigeführte . Streitigkeiten, die jedoch ebenfalls 
ausgeglichen wurden. 



Unter welchem Gesichtspunkt sollen i 



nun <lie IVtso- 
ncn hinstellen, welche an der besprochenen Spaltung Aulhe 
nahmen iiinl von de» einen eben so sehr geloht . als von de 
andern getadelt werden? Wenn Mabädcva , Naga , Ith.idra 
i und andre, welche die Spaltung verursachten, nach den Wor- 
ten der einen Incarnalioncn des Dämons waren , so musslen 
sie nichts desto weniger — da aus dieser Spaltung Schulen 
hervorgingen , die ihre Meinungen annahmen und sie also 
niefat mit denselben Augen ansehen konnten — au einem 
andern Ort in einem ganz indem Lichte dastehen : ■ ie kau 
ein rechtgläubiger Uuddliisl bei solchen Widersprüchen die 
(ieschichle seiner Iteligion unter dem richtigen Gesichtspunkt 
darstellen? Es bleibt ihm nichts übrig, als die Namen zu 1 
dem und Begehenheilen und Personen in eine andere Zeil 
und an einen anderen Ort zu versetzen. Es ist keinem Zwei- 
fel /n unterwerfen, dass sieh in den Namen Näga und Mahä- 
il< i.i. welche bei der erslen Spaltung beiheiligt waren, ein 
Einmischung von Legenden über einen späteren Slreil ver- 
birgt , welcher durch Nagärdschuna und seinen Schüler Ar- 
jadeva, die Gründer der Mahäjäna-Lehre im ltuddhismus her- 
vorgerufen ward. Wir werden nämlich weiter unten sehen, 
dass Nägärdschuna's Leben 400, nach andern (was auch 
richtiger) 500 .lalire nach dem lludillm angesetzt wird; und 
hundert Jahre nach ihm muss ArjAsanga gelebt haben '). Л 
kann nun aber unmöglich annehmen , dass die umfangreiche 
.Mahäjana - Literatur, mit welcher wir uns weiterhin bekannt 
machen weiden, in einem so kurzen Zeitraum sich entwickelt 



habe 



ist vielmehr offenbar , dass ihr Kein 



■chun i 



1| Die Lebensjiciiude Jil'soi Person wird тин eini|>e>i 900, 'im muli-ni 

IHM» Jahre null den H ацекЬ1{ wenn »пег der Tod de» Buddha 5tt 

vor Chr. lieh, fallt wurde Äij»sant;a uaih der er«leu Rechnung in> iluii Jahr- 
hundert nai i, Chr. Geh к dein haben , WM nicht mlMtlg isl 



35 






Ideen irgend einer der ersten Schulen liegen muss und durch 
dun .Vigardschuna einer bestimmten Epoche nur in ausge- 
breiteter Gestalt hervortrat ; — dies erklär! auch der Uui- 
sland, das* wir bereits im Hinajäna viele Termini bilden, 
welche ihre vollständige Erklärung erst in der Mabäjäna- 
Lehre erbalten; aus diesem Grunde siud wir der Ansicht, 
dass von den Crävaka's in die Legenden über die ersten 
Sireiligkeiten vieles aus späterer Zeit getragen ward , oder за 
daes Nägärdschuna, der Begründer der Mahäjäua-Lehre, unter 
dem Namen Näga versteckt ist, Uehcihaupt mussten die Ma- 
hajänisten — durch deren Vermittlung vorwaltend die Ge- 
schichte des Buddhismus zu uns gelangt ist — da sie ihre 
l.ehre ebenfalls direkt vom Buddha ableiten, offenbar darauf 
ausgeben, die Anfänge derselben, so weil wie möglieb, zu 
verheimlichen , die Uebeilielerungen der C. rävaka's zu ent- 
stellen, die Einzcluhciten ihrer eignen Entwicklung zu ver- 
bergen , um die Art uud Weise , wie sie sich nach und nach 
entwickelt hallen, nicht bekannt werden zu lassen und um 
nicht РвНОМа als ihre Lehrer anerkennen zu müssen, wel- 
che von den Crävaka's geschmäht wurden. Noch mehr treten 
ihre Verineuguugeu iu dem Bestreben hervor Crävakislen in 
MabfcjftnUlen zu verwandeln, indem sie zu diesem Zweck viel 
spätere Personen zu Scbüleru längst verstorbener macheu. 
Endlich beginnt jetzt die Leber tragung von Werken auf an- 
dre Personen, während sie früher sämmllich einem und dem- 
selben Buddha zugeschrieben wurden — denn jetzt zeigt sich 
deutlich das Bestreben sich durch eine Autorität zu decken. 
Fügen wir zu dem Gesagten noch die Fehler, welche aus 
Unwissenheit hervorgingen , wie z. B. die Vereinigung der 
beiden Acoka's in eine Person, die Verrückung der Reihen- 
folge der Konige in Folge der Verrückung der Lebenszeit 
von Personen , welche im Buddhismus eine hervorragende 



:ie 



Stelle einnehmen , — endlich noch das Bestreben von Epo- 
chen und Königen zu schweigen , welche dem Buddhismus 
abhold waren, so begreift man, wie schwer es in einem sol- 
chen Chaos sein muss , zu sichern historischen Thalsaehen 
durchzudringen. Dennoch aber giebl es im Buddhismus selbst 
viele Mittel — auch ohne die Hülfe andrer fremder Andeu- 
tungen — sein inneres Lehen zu enthüllet). Es liegt eine 
reiche Literatur des Buddhismus vor uns, welche allen Epo- 
chen seiner Entwicklung angehört; verschliessen wir unser 
(»In p um uns nicht von den Erzählungen seiner Prediger fort- 
reissen zu lassen ! wall'nen wir uns mit Misstrauen gegen die 
Epochen, in die sie sein Auftreten liinaufrücken ! mögen wir 
з dagegen sorgfältig die Bücher mit einander vergleichen und 
cliidiinh ihr relatives Alter ermitteln! Lasst uns, wie bei In- 
tegralen, auf das Ganze, Unbekannte einen Schluss ziehen — 
und dann wird sich vor unseru Augen in allmählicher Ent- 
wicklung aus den einfachsten und kindlichsten Begriffen bis 
/u einem umfassenden und vollständigen System ein mächti- 
ges Geistesleben enthüllen. Wenn dies auch nicht ganz eine 
Geschichte sein wird , wie wir sie wünschen — eine Ge- 
schichte, welche gründlich jedes Jahr darstellt, jeden Namen 
in ihre Blätter einträgt , so werden wir doch ein lebendiges 
historisches Gemälde vor uns haben, welches uns zeigt, wie 
ein fast zufällig hingeworfener Gedanke Gestall gewiunl, 
dann eine vielseitige Hichlung annimmt . wie sich allmählich 
rine Reibe von Etagen erhebt , die je nach der ei ngesclila ge- 
neu Richtung verschiedenartig beantwortet werden. So ent- 
hüllt sich uns nicht nur das innere Lehen des Buddhismus, 
sondern auch seine Beziehungen zu andern Schulen , wir 
werden einen [tcgrilf von der Eulwicklung der ganzen indi- 
schen Gullur erhalten, obgleich wir weder Personen noch 
/eilen mit Sieheiheil zu bestimmen im Stande sein werden. 






37 



Freilich können wir uns der Hoffnung nicht hingeben . ein 
eokbtfl Gemilde durch aasen Leistungen vollständig zu 
.Stande zu bringen; doch glauben wir, dass sie für zukünftige 
Forschungen nicht ohne Nutzen sein werden. Für jetzt be- 
schränken wir uns darauf die Begebenheiten in der Geschichte 
des Buddhismus , welche uns von den Historikern überliefert 
sind , so wie die wesentlichen Punkte seiner Lehre , in der 
Kürze hervorzuheben, wobei wir uns eine ins Einzelne ge- 
bende Anaivse der lebten) für zukünftige Arbeilen vorbe- 
halten. 

Alles was sich aus den zahlreichen Legenden der Bud- 
dhisten über die Schicksale dieser Lehre entnehmen lässl, ist, 
dass die von Cakjamuni gegründete Brüderschaft, seinen An- 
ordnungen folgend, sich anfänglich in verschiedenen Gegen- j 
den friedlich verbreitete und bei deren Einwohnern Wohl- 
wollen und eine freundliche Aufnahme fand. Alsdann traten 
verschiedene Zwisligkeiten ein, entweder, wie wir glauben, 
in Folge der Ausbreitung selbst, oder, wie versichert wird, 
in Folge der Differenzen , welche an einem bestimmten Ort 
in Betreff der Beobachtung der Ordensvorschriften , oder ans 
Uneinigkeit bei Erklärung der Religionslehren entstanden 
waren, vielleicht auch in Folge beider Umstände zugleich; 
die Streitigkeiten führten zur Bildung verschiedener Schulen. 

In dieser zweiten Periode werden eine Menge Concile 
gehalten ; in diesen wurden zuerst diejenigen . welche sich 
vergangen haben, gerichtet (Concil von Yaicäli), dann die 
widersprechenden Meinungen untersucht (Concil unter Acoka), 
endlich , in den letzten wird der Versuch gemacht die feind- 
lichen Pariheien einander /.u nähern oder zu versöhnen , in- 
dem entweder festgestellt wird , worin die Lehre des Buddha 
besieht (Concil des Valsiuutra) , oder ein Codex der buddhi- 
stischen Lehre abgefasst wird (von Kanisrbka berufnes Concill. 



der dritten Pertod« alsdann fahrt jede der Scliuleu in 
ihrem Kreise fort friedlich zu wirken, jedoch mit Bewahrung 
ihrer charakteristischen Züge und unter Wei leren Iwicklung 
ihrer Ideen, Was die philosophische Seite der Lehre betrifft 
so glauben wir sogar, dass alle achtzehn Scliulcn, welche in 
der Zeit der früheren Streitigkeiten entstanden waren , sich 
in zwei Hauglgruppen vereinigten ; die Systeme dir Vaibhä- 
schika's und Saulrantilta's. Diese Periode dauert eine be- 
trächtliche Zeil bis zum Verschwinden dieser Schulen , und 
dieses erfolgte entweder auf gewaltsame Weise durch äussere 
Feinde, oder durch Verschmelzung mit der Lehre, welche 
aus ebeu diesen Streitigkeiten hervorging, aber ein ganz 
neues System bildete und den Namen Mahajäna- Lehre oder 
да neuer Buddhbmus erhielt. Für diese haben wir Imhffllwill 
reichlichere Data, insbesondere seit der Zeit, wo sie voll- 
mundig den Schauplatz der Geschichte betritt, d. h. seit der 
Zeit des Arjasanga. Die Schicksale dieser Lehre sind Mttb bt 
lüglich Indiens mit Bestimmtheit zu erkennen, keinesweges 
blos in Betreff von Tibet, China und der Mongolei , auf de- 
ren Gebiet wir — den Quellen, welche uns zu Gebot stehen 
folgend — den Kreis untrer Untersuchungen beschränkt ha- 
ben. Was dagegen die drei Hauptphasen der Geschichte des 
alten Buddhismus betrifft, so lüsst sich über keine derselben 
Sicherheit gewinnen. 

Die erste Periode, welcher, mit grosser U n Wahrschein- 
lichkeit, nur eine sehr kurze Dauer — nämlich fast nur ein 
Jahrhundert nach dem Tode des Buddha — zugewiesen wird, 
stellt uns diese Religion in einer patriarchalischen Form dar. 
Es wird eine Reihe von Nachfolgern im Lehramt aufgezählt, 
welche angeblieh unmittelbar hinler einander gefolgt sein 
sollen, während es Beweise genug giebt, dass diese sieben 
Personen — denn so gross ist ihre Anzahl in dieser ersten 






SO 



Periode — nicht «initial Patriarchen gewesen sein können, 

Lassen wir den Madhjäntika, welchen einige zu diesen Nach- 
folgern zahlen . andere von ihnen ausschliessen — er wird 
als Schüler des Ananda betrachtet, wahrend die Kaschmirsche 
Chrouik ihn viel später ansetzt — ganz zur Seite, so sehen 
wir, dass weder Dhilika noch Kala und Sudarcana, die letz- 
ten Patriarchen dieser Periode, den chinesischen (Quellen be- 
kannt sind. Diesen ist sogar die Meinung, dass die Nachfolge 
je aufhören konnte, unbekannt. Welche Glaubwürdigkeit ihre 
Leherlieferungen in BelrelV der Nachfolger besitzen, kann 
man daraus heurtbeilen , dass sie vom Buddha selbst bis llo- 
dhidhanna, den Begründer des Buddhismus in China, im Gan- 
zen acht und zwanzig Nachfolger zahlen. Aber auch ange- 
nommen , dass diese Liste nicht vollständig — denn wir ha- 
ben andre, in welchen bis zum Jahr 31 7 nach Chr. mehr als :i 
fünfzig aufgezahlt werden — so überzeugen wir uns doch 
durch diese Widersprüche, dass die Erzählungen von der 
Nachfolge wohl nur das Werk einer Schule waren. Wenden 
wir uns zu der Prüfung der allen Vorschriften des Vinaja, so 
linden wir in ihnen in der That keine Spur eines solchen 
über alle gebietenden Nachfolgers im Lehramt. Der Vorrang 
eines Mitglieds vor den übrigen beruht einzig auf dem Alter, 
und zwar nicht der Lebensjahre, sondern des Eintritts in den 
geistlichen Stand. 

Auch in der zweilen Periode — der Zeil des Streits — 
Irelen keine zuverlässigen Nachrichten hervor. Schon oben 
haben wir angedeutet, aus welchen Gründen die Persönlich- 
keilen hier verdunkelt sind. Spätere Schriftsteller haben eine 
Uebersicht der hauptsächlichen Meinungen der einzelnen Schu- 
len . welche sich unler diesen Streitigkeiten bildeten, zusam- 
mengestellt ; diese ist natürlich von keinem geringen Inte- 
resse, aber leider bemühen wir uns vergebeos , etwas wahr- 



hafl Historisches in ihr zu entdecken : von keiner dieser Schu- 
len können wir ihre Schicksale, die Veranlassung ihrer Ent- 
stehung, ihren Stifter , den Ort ihrer Verbreitung. Höchst 
wahrscheinlich halle auch jede dieser Schulen ihre besondre 
Literatur — doch auch darüber ist uns nichts überliefert. 

In der drillen Periode finden wir aar einzeln« Fragment*" 
rische Nachrichten, welche nicht seilen aus verschiedenen 
Orten und Zeilen herrühren. Diese Periode halle , allen Um- 
ständen nach zu urtheilen, recht gut eine historisch bull Hilft! 
werden können; dass sie es nicht geworden ist, ist die Schuld 
der MahäjAnisten , welche deren Geschichte abgcf;is>l haben, 
aber einzig ihre eigne Schule im Auge hallen, die, wie sie 
nach und nach alle Schulen des alten Buddhismus verschlun- 
gen halte, ihre ganze Aufmerksamkeit verschlang. 

Nach diesem kurzen Ueberblick über die ganze GeschiehU 
des Buddhismus, müssen wir noch bemerken, dass das darin 
Gesagte nicht so zu versieben ist, als ob wir berechtig! wi« 
87 ren, die Erzählungen, welche uns als Geschichte überliefert 
werden, ganz unberücksichtigt zu lassen. Sie bieten vielmehr 
eine Fülle von I Hilfsmitteln, welche zur Gewinnung wahr- 
scheinlicher Vermulhungen über das Schicksal des Buddhis- 
mus benutzt werden können. Aus diesem Grunde wollen wir, 
ohne uns jedoch in detaillirle Untersuchungen einzulassen, 
eine kurze Uebcrsichl derselben geben , wobei wir einer der 
ausführlichsten Geschichten des Buddhismus, einem von T*- 
ranätha im Jahre I G08 nach Christi abgefassten tibetischen 
Werke folgen werden. Dabei müssen wir bevorworten , dass 
wir — da die Eigennamen in tibetischen und chinesischen 
Werken übersetzt werden und , ausser bei bedeutenden Per- 
sonen, nicht ohne Schwierigkeit auf die ursprünglichen Sau* 
skril-Namcu zu nie к geführt werdeu können — in denjenigen 
Fällen, wo wir die Richtigkeil der Zurückführung nicht ver- 



41 






bürden konneu, die tibetische L'ebersetzung in Parenthese 
hinzufügen oder sogar aHein geben werden. 

Nach dem Tode des Buddha wurde sein Leichnam nach 
indischer Sitte verbrannt; allein in der Folge bedurfte man 
Kcliquieu des Buddha, und deshalb berichtet die Legende zu- 
erst über die Vcrllieilung derselben. Alsdann versammeln 
sieb die Schüler des Buddha wieder in Magadha und zwar 
unter Vorsitz des Mahäkäejana, welcher als erster Nachfolger 
des Buddha betrachtet wird. Da die Buddhisten beweisen 
mussten, dass ihre Lehre in ununterhrochner Folge seit dem 
Stifter derselben überliefert sei, so verlegte man schon in 
sein Todesjahr selbst die erste, in einem friedlichen Concil zu 
Stande gebrachte Sammlung derselben ; diese bestand angeb- 
lich aus dem von Ananda überlieferten Sülra, welches be- 
ginnt «So wurde von mir einst gehört (Buddha war dort, 
mit dem). Grade das Bestreben, zur Befriedigung der Kritik. 
Ort und Personen anzugehen , erregt schon die stärksten Be- 
denken gegen diese Ueberlieferung, Eine wirkliche Samm- 
lung hatte, so unmittelbar nach dem Tode des Buddha, offen- 
bar nicht nolhig . auf solche Data ihr Augenmerk zu rich- 
ten. — Beiläulig bemerkt ist diese Form, welche gewiss erst з« 
MgMOl en ward, als mau die durch Ueberlieferung fortge- 
pflanzte Lehre in den Concilieu niederzuschreiben begann, zu- 
gleich der beste Beweis, dass es vorher keine Schrift gab. 

Ausserdem wurden dort angeblich dieVraaja's von Upäli 
vorgetragen und gesammelt, so wie die Abhidarma's unter 
Mahäkäcjapas eigener Aufsicht rcdigirl. Betrachten wir die 
letzte Art von Werken, welche nicht Worte des Buddha sind, 
sondern Erklärungen zu seiner Lehre und ausführliche psy- 
chologische Untersuchungen darbieten, so ist es kaum ;iuch 
nur möglich, ihre Existent in jener /eil, selbst in einer von 
def .ml uns gekommenen verschiedenen Gestalt, zuzulassen. 



4S 



Die Beschuldigungen, welche Mahakäcjapa gegen Anainla 
vorbringt, die Rechtfertigung dos letzteren und endlich вей 
Triumph • welches alles in den Legenden erzählt wird, spre- 
chen ohne Wehem entscheidend dafür, dass die Legende 
erst nach den Streitigkeiten entstanden ist , welche zwischen 
den Saulräntika's und Vaibhäschika's , den Anhängern der 
Abhidarma's, ausbrachen, da diese beiden Hauptpartheiea ih- 
ren Ursprung auf Änanda und KAcjapa zurückführten. Die 
Versöhnung dieser beiden Patriarchen deutet das fernere 
Schicksal des Kampfes an. — Nach den Wurlen des liiiien 
Thsang fallt auch die Trennung des Buddhismus in Maha- 
sAmgbika's und Slhavira's schon in eben diese Zeil; andere 
Legenden versetzen sie jedoch erst in eine spätere. 

Nach diesem begab sich unter Kacjapa nichts Wichtiges 
mehr. Sein Lehramt dauerte zehn Jahre und er übergab es 
dem Änanda. Dieser verwaltete es angeblich vierzig Jahre 
und starb fast gleichzeitig mit dem König Ailsrhäi hmIi n, 
welcher schon Zeitgenosse des Buddha gewesen war. Die Le- 
genden erzählen von der Bekehrung des Kanakavania , Bha- 
radvAdscha und f,AnavAsika durch Änanda ; der letzte von je- 
nen wurde sein Nachfolger und wohnte in £rävastl. Mittler- 
weile geschah es, dass in Varanast, dem heutigen Renarcs, 
wo, wro es scheint, der von Änanda kurz vor seinem Tode 
i bekehrte lUadujantika Ср л ^ chinesisch Mo- tien- ti- kia) 
seinen hesondern Wirkungskreis hatte, die Einwohner sich 
durch die Masse der Bhikschus beengt fühlten , worauf Ma- 
dhjiintika, wie es in der Legende heissl, mit zehntausend Ar- 
bant's durch die Luft flog und sich nach Norden zu dem Berg 
Uc.lra begali, sich daselbst niederliess und die Lehre des 
Buddha verbreitete, die von da an auch im Norden zu hoher 
Blüthe gelangte. Dies ist augenscheinlich eine Örtliche Le- 






43 



Ji'll'lc . 



elcher t 



Andeutung der viel späteren Entfer- 
nung der Slhavira's in den Himalaja liegt; doch darf man 
aus ihr auch den Srhluss ziehen, dass nicht blos Slreiligket- 
len zw iscln-n den Brüderschaften — di'iin es ist deutlich, 
dass Madhjäntika sich dein t^änaväsika nichl unterwarf, ioft* 
dem selbst die Verfolgung des Buddhismus als Mittel ш sei- 
ner Ausbreiluug diente. Wenn wir ihn aber jel/.l , so kurze 
Zeil nach dem Tode des Buddha, an den Gränzen Kaschmir'* 
sehen 1 ), dürfen wir <la annehmen, dass die auf dem Wege 
zwischen Magadha und Kaschmir liegenden Landstriche du ■- 
ser Religion gan/. fremd geblieben sind? Doch wie es sich 
auch hiermit verhalten möge, die Verbreitung des Buddhis- 
mus nach Kaschmir, mag sie auch erst nach dieser Zeit an- 
zusetzen sein , ist für die Geschichte desselben von ausseror- 
dentlicher Bedeutung, Von nun an wird dieses Land eine 
neue Lehrerin dieser Heligion und der Sit/, einer besonderen 
Schule. Dies ist schon daraus ersichtlich, dass Madhjäniika 
den direkten Patriarchen gleichgeslelll , sogar ihnen zuge- 
zählt wird. Hier entstehen eine Menge SOtra's und hier isl to 
sogar die Heimalh der berühmten Cäslra's oder Ahhidarma's; 
hier auch der Hauptslrcil zwischen den Sanlränlika я und 
Vaibhäschika's. Kaschmir balle überhaupt einen sehr we- 
sentlichen Einduss auf die Verbreitung des Buddbismus aus- 
serhalb Indiens. Von hier dringt er nach Kandahar und Ka- 



ll Madhjäntika zo(j тот Iterg UcJra nacli Kaecbmir hinab, «elrhea ein 
See oder топ Nlga'i bewohn! «ar ; diese luMd er und riel ;,ш Men- 
«chen seinen Gefolges und Brahmanen, so wie Hauübeaitier au* Beuare« her- 
bei, mit welchen er sich ansiedelte; nachher siedellen «irh mich an* andern 
Gegenden Tiele Slenaibeu an. tinter ItbilhjAnlika wurden ü'Ii.ni nenn Slflille, 
viele ItÖrfei und zwoirTempel Begründet. Später pflanzte er тот llerg Gan- 
dhamadaaa eingeführten Safran an, um! brarbte aein Iteich dadurch 711 
WohMaml. iSoch jetzt isl der KasohmirV-he Safran im ganzen Orient be- 
rühmt [*. Tarannllia, Cap. III). 



44 



Itul, uiti) dass diese Länder die zweite lleiiiialh des Buddhis- 
mus wurden, ersieh! man schon aus Iliucn-Thsang's Beb 
sebcschreibung , der in ihren Ocrllichkciten Denkmiilei vi.tm 
Lehen des Buddha suchte. Von hier verbreitete sieh der Bud- 
dhismus über Baetrien , wo die Stadt Gazna in der Folge die 
Pflanzstätte der Zauberlehre ward. Den Ilindukusch umge- 
hend, bemächtigte er sich des ganzen heutigen Kunleslan, 
sowohl des abhängigen als unabhängigen ; erst der Islam hat 
.nn hier ausgerottet und zwar nach der Zeit der Jiien-Ovna- 
stie. Nach Indien gelangte der Islam erst als der Buddhismus 
daselbst schon in Verfall geralhen war : dennoch hall ihn der 
letztere für seinen erbittertsten Feind , und diese Meinung 
muss sich deshalb namentlich auf die ausserindischen Bud- 
dhisten beziehen. Auch der tibetische Buddhismus stammt 
wesentlich zunächst .щ- Kaschmir und hal von hieraus viele 
Werke erhalten. So gross ist die Bedeutung dieses Landes 
für die Geschichte des Buddhismus. 

In der Geschichte des Canavasika (Taranälba Cap. III 
finden wir eine für den Zustand des Buddhismus in dieser 
Zeit wichtige Tbalsachc. Die Legende schreibt ihm die Be- 
kehrung von etwa 2000 Mann aus dem Gefolge des verstor- 
benen Königs Sudhauu (f^j^l^ zu — (auf Adschatacalru 
folgte nämlich sein Sohn Subähu j?" 5 ! 4 !^-) und auf diesen 

nach lehn Jahren dessen Sohn, der erwähnte Suilhanu) — 
und erzählt zugleich , dass er mit diesen zusammen die Re- 
genzeit auf dem Leichenacker Cllavana (^IfTJRVr^l) j U ge- 

41 bracht habe. Demgemäss war der Buddhismus in dieser Zeil 
von einem klösterlichen Leben noch weil entfernt. 

Auf ^anavasika folgte Upagtipla fy '^) , der Sohn eines 
Räucbcrkerzenhändlers. Unlei ihm zuerst wird die Gründung 



45 

von buddhistischen Tempeln ') { abur nucli nicht «Klöstern») 
erwähnt. Upagtipta nahm seinen Wohnsitz in Malhura"), wo 
zwei Brüder 3 ) Nata und Bhala auf dem Berg T.iras einen 
Tempel gründeten , welcher unter dem Namen Natabhatika- 
\ ili.ii. i bekannt ist'). Es scheint, dass damals der Gedanke 
entstand, dem Buddha zu Ehren Bilder aufzustellen, denn 
eine Legende erzahlt, dass Upagupta einen Dämon, welchen 
er bekehrt halte, hat, ihm die Gestalt des Buddha zu zeigen. 
Um dieselbe Zeit wurde (nach Täranütba Cap. IV) in Osten 
für den Arhant Шага Ш^О* wahrscheinlich, denselben, 

der auch bei der Spaltung der Schulen vorkommt, — ein 
Tempel Kukkntaräma (S'^j'^'^^p' 1 ^ ) errichtet. Dieser 

l и.па erfreute sich des besondern Wohlwollens des Königs 
Mahendra (^^ ^^J , des Sohnes und Nachfolgers von Su- 

dhanu. Wahrscheinlich war auch eben diese Bevorzugung 
der Grund, dass sich Upagupta nach Malhurä entfernte, wo 
er sein übriges Leben zubrachte. In Verbindung mit Ultara's 
Geschichte steht die Legende von den drei Brüdern Dschaja 
^S" 1-4 ). Bhadradschaja {Т'Ч Ч |Ч'^ 4 ) und pun j a - von dema 
zuerst der eine an Mahadeva oder £iva, der andre an Kapila 42 
( 5!I; *|) und nur der dritte an den Buddha glaubte. Uttara be- 



ll Taraiiillui, U|>. IV. 

2) lliesii Ueliersiedlung dos Patriarchen топ 
spricht ebuNfrlls fiir die Aniiuliino, Jans «j gar hei 
«unduni dass berühmte Orte ilirc berühmten l'e 
trinrchcnliste eintrugen. 

;<i V-l. Lug. llurnouT tnlrodeeUOD а l'hietoi 
I. 37H, o. i. 

4) Vun diesem Tempel spricht auch Uiucn -'llisnn- im Heu llueh (Me- 
moire« Mir les conlrees orridentalce IraduiU iln Sansi rit on II pn 

Hi. meti TbBüng, et du Chinoi» с» Fraiicais pv M. Stau. Julien. Т. 1. Я '2 Hl). 



ГИЧ11 ürlo [iiiu au dem 
direkte NacUMga gab, 

Hilkhkeilen in die I'.i 

du lluddhisinu iudicu, 



4в 

kehrte auch die beiden elfteren zum Buddhismus und jeder 
der drei Brüder errichtete duii dein Buddha zu Ehren einen 
Tempel mit Bildern, und zwar der erste in Benares auf dem 
Platze, we die wahrscheinlich erst später in diesem Tempel 
seihst entstandene Legende den Buddha das Bad der Lehre 
drehen lässl; der zweite in Badsrhagriha im Garteil Venu- 
vana (^'ЯЧоУЧ); der dritte in Bodhimanda. d. i. der Stelle, 

wo Cakjamuni zum Buddha ward. Dies ist Gandola, in wel- 
chem eiue der Legende zufolge von einem himmlischen Bild- 
hauer verfertigte Bildsäule der Mahabodhi aufgestellt war ; 
deren Augen bestanden aus glänzenden Smaragden (acina- 
garbha) und an ihrem Haarschopf (ushnischa) auf dem Schei- 
tel strahlte ein kostbarer Saphir (indranila) '). 

Möglicherweise fällt auch die Erbauung von Tempeln 
erst spater; in der Legende von den drei Brüdern selbst 
birgt sich wahrscheinlich eine Andeutung von drei berühm- 
ten Klöstern , welche in freundschaftlicher Verbindung stan- 
den und von Anhängern des L'ltara gegründet waren ; denu 
dieser wird auch als Stiller einer hcsondern Schule erwähnt. 
Für uns ist das Wichtigste, dass in diesen drei Tempeln der 
Ursprung der Sötra's zu suchen ist , welche das Lehen und 
die Lehre des Buddha darzustellen anfingen. Waren sie 
gleich an einem anderen Ort erbaut , so konnte man dorb 
leicht Thalen aus dem Leben des Buddha dahin verlegen, 
wie denn auch dort die Namen des Matidgaljäjana, Cäripulra 
und andrer auftauchen mochten, ganz eben so wie Käljäjana, 
*з welcher 500 Jahr nach dem Buddha lebte (s. das Leben des 
Vastibandbu aus der chinesischen Uebersetzung , weiterhin 



I) Diese!' Tempel- erwaliiiL auch Iliiicn-Thung hu Hlen Ruch (Memoire« 
.in tu lüllClfiti, ele. 1. p. 43» IT.l ; durh ward desst-n Worten infolge diu 
Itildsiulc erst narh Аеокл топ einem rieht KCiiinulen Bruhmaijen errichtet. 



4T 



S. 217), in dessen Lebenszeit versetzt und zu dessen Schüler 
gemacht wird. Von gleicher Wichtigkeit ist die nahe liegende 
Folgerung, dass gerade dieser L'ebergang aus dein Wander- 
in das Kloster-Leben die beginnende Ausbreitung di<r Lehre 
und das Auftreten von Personen, welche, ohne die Berechti- 
gung Vertreter der Gemeinde zu sein , bei Königen und Pri- 
vatleuten grossen Einfluss genossen, die Streitigkeiten und 
Spaltungen, welche im Buddhismus ausbrachen, unzweifel- 
haft mehr als andere hervorriefen und beförderten. Denn es 
liegt keine Nulbigung vor, in dieser Beziehung den Tradi- 
tionen zu folgen, deren Ursprung erst in eine spätere Zeit zu 
verlegen ist. 

Die Chinesen versichern , dass llpagu|ila ein Zeilgenosse 
des Acuka war, unter welchem die erste Spaltung des Bud- 
dhismus ihren Anfang nahm ; wir folgen jedoch in unserer 
Erzählung dem Taranätha , welcher das Leben des Acoka in 
eine spatere Zeil versetzt. Nehmen wir, inUcbereinslimmung 
miiI unserm Aulor, nicht zwei Acoka's an, dann spricht schon 
der Aufenthalt des Upagupta in Maihuiä , welchen auch die 
chinesischen Ucbersetzungen anerkennen, sehr dafür, dass er 
nicht der Zeilgenosse des einen unzweifelhaft anerkannten 
А сока gewesen sein könne. Denn es lassl sich nicht absehen, wo- 
durch er unter der Begierung von diesem, welcher in der Folge 
der eifrigste Buddhist ward, hätte genöthigt sein konneu, sich 
aus der neuen Hauptstadt Indiens, Palalipulra zu eulfernen 1 ). 

1, Es isl bekannt, dass die nördlichen Buddhisten die beiden Agoka's, 
»eiche nach der Ansicht der Samkrilologen rwei Jahrhunderte »011 ein an 
der euUerui sind, in eine Persüll Tcrsclunel/eu: К.Шс^ока lohte angeblich in 
dar Mille de« 5ten Jahrhunderts . Dharmicoki in der des :tteu тог Christi 
Geburt. Itie eigentlichen Spaltungen begannen in dem zwischen beiden Ко- 
gierungen vcrllnsseneii Zeitraum. In folge dieser Verschmelzung mnsslen 
nun auch die Traditionen dieser 'crsrhicdencn Epochen in einander rer- 
икпиЬип 



48 



Die Legende von Upagupla, — nach welcher die Zahl 
44 der von ihm Bekehrten so gross war, dass eine gt-iäumigi 
Höhle von den Stabehen gefüllt wurde , deren eines von je- 
dem hineingeworfen ward , steht mit der Tradition iiher die 
Ausbreitung des Buddhismus in Verbindung. Eben M die in 
den Legenden hervortretende (Jebertragung der Thaien des 
Dhitika, welcher dein Upagupla iui Lehramt folgte, von ei- 
nem Ort zum andern. 

Dhitika selbst stammte aus Udsrhdsehajani und balle vor 
seiner Ankunft in Malhura verschiedene Lander durchwan- 
dert; alsdann verwaltet er das Lehramt in sechs Städten, 
woraus sich offenbar folgern lässl, dass sich der Einfltiss 
nicht weiter erstreckte und seihst hier war er nicht unbe- 
stritten ; hierauf fliegt er durch die Luft nach TuH.it ,i (un- 
ИЛИ BMtrÜe), wo damals Miuara herrschte, man keinen 
Begriff von Sündu bade, und einen himmlischen Gott ver- 
ehrte, welchem man Brod, Stoffe und Kostbarkeilen als Opfer 
verbrannte. Dbllika bekehrte dieses Land , eine sichere uud 
bequeme Strasse wurde zwischen ihm und Kaschmir ange- 
legt; diese benutzten in der Folge viele Sthavira's aus dem 
letztem und verbreiteten den Buddhismus immer mehr. Unter 
i\linar;i und seinein Sohn wurden wohl 50 grosse Tempel er- 
baut, in denen sich eine Menge Geistliche aufhielten. Augen- 
scheinlich konnte Dhitika an dieser Ausbreitung nicht per- 
sönlich Theil genommen haben; die Legende führt ihn nur 
ein, um ihr grössere Bedeutung tu verleihen. Dennoch ist 
unverkennbar, dass der Buuddhismus so wie er sich in Kasch- 
mir befestigt hatte, Missionäre nach allen Seiten aussandte. 

Dieser Periode wird die Verbreitung des Buddhismus 
auch noch in andre Länder zugeschrieben. Auf dieselbe wun- 
derbare Weise soll Dhitika auch Kämarupa im Osten - 







10 



sich der Tempel MahaslApa ( •Йв^'^'йЯр } erbeb) 

und das Königreich M.'ilava im Süden bekehrt haben ; im 
letzteren regierte, jedoch ohne gekrönt zu sein, der Brah- 
mana Adarpa ( ? VW<^ ) , welcher Menschenopfer und * 

Rinderopfer (gobadha), unter Vorsitz des Rischi Bhrigurak- 
schasa , aus dem Gtecfalecble des Rhrigu, schlachten liess ; 
hii'i- ward ebenfalls ein Tempel erbaut. Grade diese Meldung 
vou Tenipclbauten macht mich gegen die Annahme einer 
solchen Verbreitung des Buddhismus in so entlegener Zeil be- 
denklich. In der Biographie des Nägärdschuna , welcher hei 
weitem später lebte, finden wir, dass das südliche Indien den 
Buddhismus noch nicht kannte. Die Legende ist also in ei- 
nem Tempel entstanden , welcher vielen Vorlheil dabei fand, 
seine Gründung einer so berühmten Person zuzuschreiben. 
Dhttika's Geburtsland , das Königreich Udschdschajanl , wel- 
ches zu Malava gehört , rühmt sich , dass dieser Patriarch, 
nachdem er das Lehramt dem Kala (? ^T 4 ) übergeben, in 
ihm auch gestorben sei. 

Von Kala wissen wir, nach Täranälha*s Bericht, weiter 
nichts, als dass er sich bei der Bekehrung Ceylons belhciligte; 
andere Nachrichten schreiben diese dem Maheudra, dem Bru- 
der des Acoka, zu. Auf Kala folgt angeblich Sudarcana. 

Sudarcana war im westlichen Indien im Königreich Bha- 
rukatschtsch'ha geboren und stammte aus dem Geschlcchte 
der Pandava's (чГ^). Er bekehrte das Land Sindhu zum 

Buddhismus, wo man angeblich dem Räkschasa Hingalatscha 
sogar Menschenopfer brachte. Er besuchte alle Orte im süd- 
lichen Indien und staltete sie mit Tempeln und Geistlichen 
aus, und bald darauf ward der Buddhismus auch in Orissa 



»о 

eingeführt. So wird uns begreiflich warum Dhitika, Kala und 
Sudargana , gleichwie früher Madhjantika , der Bekehrer von 
Kaschmir , in die Reihe der Patriarchen gestellt sind. Sollen 
wir aber glauben , dass sie in dieser Folge und in einer dem 
4e Buddha so nahen Zeit gelebt haben ? ') Ist nicht bei weitem 



1) Wir haben schon oben bemerkt, dass der ersten Periode — bis жига 
Anfang der Streitigkeiten zwischen den Buddhisten — ein äusserst kurzer 
46 Zeitraum gegeben wird. Der Grund davon ist in der Vermengung der bei- 
den А сока 's zu suchen. Wenn Acoka hundert Jahre nach dem Tode des 
Buddha regierte, so musste man auch sämmtlicbe Begebenheiten, welche sich 
bis zu der Zeit des andern ereigneten, als schon zu seiner Zeit vollendet be- 
trachten. — Taranatha überliefert die Reihenfolge der herrschenden Linie 
folgend er massen : 

Nach Adschälacatru herrschte Subahu (?QJ ; T1'^I 3R) 10 Jahr ; diesem folgte 

sein Sohn Sudhanu (? *П<Х'£ЩС^ — Dhanubhadra und Udajibhadra bei Las- 
sen); nach diesem herrschte, gleichzeitig mit Upagupta, 9 Jahr sein Sohn 
Mahendra , dann 22 Jahr der Sohn des letzteren Tschamasa. Dieser hinter- 
liess zwölf Söhne ; einige топ diesen wurden zwar auf den Thron gesetzt, 
konnten sich aber nicht lange darauf behaupten. Die Herrschaft war in den 

Händen* eines Brahmanen Gambhtracüa (ТЦ^'ёЬ'Ч'ЭД'Ч). Zu dieser Zeit 

war (nach Taranätba , Cap. VI) im Königreich Tschamparna , welches dem 
Kuru - Geschlcchte gehörte , ein König Ncmita aus dem Sonnengeschlecht. 
Dieser hatte, ausser sechs Söhnen топ seiner legitimen Gemahlin, noch einen 
Sohn Acoka топ einer Kaufmannstochter, welchem er, zum Lohn für seine 
Siege über die Nepalesen, die Einwohner des Königreichs Kacja und andre 
Bergvölker , die Stadt PAtaliputra als Apanage gegeben hatte. Nemita ent- 
sandte seine sechs Söhne gegen Magadha , um gegen den erwähnten maga- 
dhischen Brahmana Krieg zu führen, und es fielen mehrere Schlachten an 
den Ufern des Ganges тог. Plötzlich starb Nemita und die Grossen erhoben 
Acoka auf den Thron; die Brüder, welche sich sechs Städte Magadba's un- 
terworfen hatten, fingen an in diesen zu regieren. Doch Acoka fing bald an 
sie zu bekriegen , tödtete sie und bemächtigte sich ausser dieser Städte noch 
vieler Länder , so dass sich seine Herrschaft тот Himalaja bis zum Vindhja 
erstreckte. Da er vorher mehrere Jahre in Lüsten gelebt hatte, nannte man 
ihn KAmacoka. Dann wurde er, nach den Erzählungen der Buddhisten, ein Wü- 
therich und erhielt deshalb den Namen Tschand.acoka ; zuletzt bekehrte er 
sich zum Buddhismus, und топ da an gaben ihm die Legenden den Namen 
DbarmAcoka und erzählen viele Wunderdinge топ ihm ; unter andern , dass 



st 

eher anzunehmen , dass sie erst zu der Zeit lebten , wo sieh 
der Buddhismus in Schulen spaltete und dass die Bewahrung 47 



er die ganze Erde mit Denkmälern and Tempeln zu Ehren des Buddha be- 
deckt habe; seine Besitzungen hätten damals bereits über Tibet im Norden 
and bis zum Ocean im Süden gereicht Den Geistlichen erwies er solche 
Ehrfurcht , dass er alle seine Schatze unter ihnen vertheilte ; endlich тег- 
pfändete er ihnen sogar sich selbst, um seine Grossen zu nöthigen, ihn aus- 
zulösen ; diese aber , wahrscheinlich unzufrieden damit , stürzten ihn viel- 
leicht vom Thron; denn der Geschichtschreiber deutet — obgleich nicht 
ganz bestimmt — ein klägliches Ende desselben an. 

Сар. VIII. Nach dem Tode Acoka's wurde dessen Enkel YigaUcoka 
(T Я'^Д'^^Ч) der Sohn des Kunala — dessen Blendung durch seine Stief- 
mutter eine bei allen Buddhisten bekannte Legende erzählt — ajtf den 47 
Thron gesetzt. Etwa um diese Zeit wird ein König Ytrasena (?^Щ'30ГЗ) 

als Verehrer des Buddhismus erwähnt ; doch ist ungewiss, ob ein Nachfolger 
des YigaUcoka oder mit ihm identisch. Dessen Sohn Nanda Рч^П^'Ч) regierte 

29 Jahre. Unter ihm lebte Panini, der erste indische Grammatiker und viel- 
leicht auch der erste, welcher die Schrift einführte (Cap. X). 

Dem König Nanda folgte sein Sohn Mahapadma (? Z^'&S'Z^) , welcher 
in Kusumamira f^R'ßlX^U'RTl) residirte. Er sammt seinen Käthen Bhadra 



Kusumapura (^'(З^ЗГНЛ) residirte. Er 



(^И^'Ч) und Yararatschi (Я&'П'^ТО beschützte den Buddhismus. Unter ihm 

finden wir die erste Erwähnung einer schriftlich niedergelegten Litera- 
tur. Yararatschi läset nämlich eine Menge топ Exemplaren der VibhaschA 

(^'д^ЗЖ'Ц) anfertigen und Tertheilt sie unter die Lehrer. Wie stimmt 

aber diese Erzählung mit einer andern, an einem andern Ort raitgetheilten 
(Tgl. S. 64), wonach die YibhAscha in Kaschmir und in weit späterer Zeit ab- 
gefasst ward ? Nach dem Torliegenden Bericht ist die VibhAschA schon zu 
der Zeit des Upagupta oder des Arhant Jacas тег fertigt. Am wahrscheinlich- 
sten ist, dass man hier Werke zu verstehen hat, welche älter sind als die 
Abfassung der Vibbascha. Wäre es möglich, dass Katjajana selbst, der Ver- 
fasser топ einem der Abhidarma's , einen Commentar der Yibhascha abge- 
fasst hätte, während noch sechs andre Abhidharma*s übrig waren, die zu dem 
Kreis jenes Baches gehörten ? Daraus , dass die Geschichte es werth fand 
das Opfer des Yararatschi im Gedächtniss zu erhalten , läset sich mit Leich- 



ihrer Namen den Schulen verdankt wird , welche sich an 
den Sthavira's hervorhildeten , die sich aus ihrer ursprüngli- 



tigkcit erkennen, dass der Schriflgehrauch, wie. wir vermulhel, ertl kurz vi 
ber von Panini eingeführt, damals noch eine Seltenheit war. — Wie e: 
aber auch hiermit verhallen möge, die Erwähnung der Vibhascha' bvraht 
darauf, dass kurz nach dieser Zeil im Königreich Kaschmir oder Dscbalan- 
dhara — in dieser Beziehung herrscht keine Uebcreinslimmung, aber auf 
jeden Fall — unler dem damals in diesen Landern herrschenden König Ka- 
nfscbka, welcher 400 Jahre nach dem Tode des ltuddba lebte, die drille - i 
Sammlung der buddhistischen Lehre veranstaltet ward. Obgleich nun au* 
den chinesischen (Indien schliesseu müsste , dass KdJjAj.inn , der Verfatser 
dea ersten Abhidarma , bei dieser Versammlung den Vorsitz führte, und zu 
48 derselben Zeil den Acvaghoscba berief, um die VibbWha schriftlich auszu- 
arbeiten , so überzeugt uns doch alles , dass Kaljäjaua lauge vor dieser Zeil 
gelebt hat, und dass sein Name hier nur eingeführt ist, um ihn als ersten 
Stifter der Abhidarmislen in Erinnerung zu bringen , welche lieb später in 
die Vaibhischika'a verwandelten. In der auf uns gekommenen Liste der 
Nachfolger im Lehramt, wie sie in China aufgezahlt werden, wird Klljajin 
in der älen oder 7ten Generation nach Buddha aufgeführt, Acvagboschi 
aber in der 9len oder Hlcn. Dcmgemäss niuss man am wahrschcinlicl 
slen Tarandtha's Bericht annehmen, nach welchem der König Kanischl 
die Geistlichen unter ['arcra (g^'J Chili о s. Hie Is'un) versammelte, 

eher ein Sillra über den prophetischen Traum des Königs Kritin herausgab. 
Und sowohl nach den chinesischen als tibetischen (Juellen durch Aevi 
icha aus einem Feind des Buddhismus zu einem eifrigen Anhangt 
ben bekehrt ward ; zugleich auch der erste lyrische Dichter war, und du 
seine Hymnen den Buddhismus von seinem scholastisch pedwliacheu System 
befreite, und unter dem Volk, welches seine Udeu zu Ehren des Buddha 
aaog, bekannt machte. Schenken wir demselben Taranllha [Cap. XIll Glau- 
ben, so traten in eben dieser selben Zeil die Namen VaibUtobikn'a und 
trtntika's auf; als Hepraseiiljul der erstem erscheint damals DharmatrlU 
(еЬЧ'ЭЧЧ) und als erster SaulrauUka clor grosse Slhavira (4§4"^i< 

■ЛЬЖЧЕХ), ein Eigenname, wie wir sehen, welcher sich In der Schule, 

■ich nacb ihm benannte und aus der sich die der Saulranlika's wirklich e 
wickelte, vielleicht seit dieser Zeit in ein Appellativ terwandell hal Damals 
erscheinen angeblich auch die ersten canonischen Bucher jeuer Schule, wie 



all 



да 

eben Heimatb entfernt hatten, und deren Namen schon 
durch sich selbst — (er bedeutet eigentlich aalt», wird aber 



eder Krane der Beispiele (f^^^qn/QZ^/q)» und «Sammlung YO n Bei- 
spielen des Korbbaltenden» (З'^К'^'оуВДХОДО^). Wenn diese Bücher 

nicht unter anderen Namen in den uns bekannten Sammlungen sieben , so 
sind sie uns ganz unbekannt Auffallend ist nur , dass beide eben erwähnte 
Personen in Kaschmir vorkommen. 

Taranatha sagt (Cap. XII) klar und bestimmt , « dass zur Zeit der dritten 
Sammlung alle achtzehn Schulen als reine Lehre anerkannt wurden , der 
Yinaja schriftliche Gestalt erhielt, eben so auch diejenigen Sutra's und Abhi- 
dharma's , welche bis dahin nicht in Schriftgestalt existirt hatten , während 
die, welche schon so vorhanden waren , verbessert seien 1 Der letzte Punkt 
Ist eigentlich nur eine Erfindung , um der für seine Religion demüthigenden 
Annahme entgegenzutreten , dass Torher nichts Schriftliches in ihr existirt 
habe. 

Nach dem Tode des Kanischka und nach dem dritten Concil werden 49 
zwei berühmte Vaibhaschika's erwähnt : Vasumitra , welcher aus Mara 

stammt, und Odgrantha (? ЗД^'|рТО) >' letzteres Wort ist im tibetisch- 
sanskritischen Lexikon durch Udgratri wiedergegeben ; sollte es abei 
nicht Girisena sein, welcher in der chinesischen Patriarchenliste hinler Va- 
sumitra erscheint ? Beide lebten in Acmaparanta , welches westlich von 
Kaschmir nicht weit von Tukhara gelegen war. 

In Pataliputra lebten Acvagupta und sein Schüler Nandamitra (?^p* 

^ТЗД^'^ПТА). Zu derselben Zeit erscheinen in Magadha zwei Upasaka's 

-v- % m ^ ^ 

(Laien), die Brüder Mudgaragomin (£J'3^>5J und (amkara (* W^K), wel- 
che den Buddhismus in Hymnen , die noch im Tandjur erhalten sind , ver- 
herrlichten , und das Kloster Nalanda gründeten , welches in der Folge der 
Centralpunkt des Buddhismus in Mittelindien ward. Zuerst wurde die Abhi- 
dbarma-Lehre darin vorgetragen (Taran. Cap. XV) , in der Folge aber ward 
es der Hauptsitz des Mahajana-Systems. 

Taranatba bricht den Faden der Erzählung von den Magadhisch-Indischen 
Königen, den wir oben verfolgt haben, ab. Er erwähnt jetzt einen König 

Tschandanapala (t^S'W^J^), unter welchem Indradhruva, der Verfasser 
der Grammatik Indravjakarajpa, lebte — ; er macht ihn zum König der gau- 



54 

in den tibetischen Heber Setzungen durch «Stellvertreter» 
übertragen (vgl. Burnouf, lntroduction ä l'histoire du Bud- 



es •v- 

ien Erde (7)'ГЭДр , erklärt sich aber nicht mit Bestimmtheit darüber, ob 

er direkter Nachfolger des Mabipadma und aas demselben Geschlecht de* 
А сока war. Nach der Reihenfolge der Erzählung zu urtheilen, moss er 
jedoch unmittelbar nach ihm regiert haben. Seinen Worten zufolge hätte er 
etwa 120 Jahr geherrscht und 140 Jahr gelebt Da Taraoatha aber an einer 

andern Stelle (Cap. XV) sagt, dass König (amkara (^K'g^) 150 Jahr gelebt 

habe und unter diesem топ neuem des Vararutschi als seines Ministers und 
Verfassers der Grammatik erwähnt, so darf man schliessen, dass er im Sü- 
den regierte und Zeitgenosse des Mabipadma und nach ihm des Bhtmacukla 
war, welcher als König топ Benares erwähnt wird; unter diesem lebte Ka- 
li dasa, bei dessen Geschichte Vararutschi hetheiligt ist. Damals müssen im 
Westen (AntiTahana (Qaihrahana ?) und SaptaTarman, der Verfasser der Ka- 
Upa-Grammatik , gelebt haben. 
60 Unter dem König Tschandanapaia lebten in der Stadt Saketana (ЩаЛ\* 

Ц&Ц) der Bhikschu Maharirja (Ц£ВД W£cVrj) , in Varanael Buddhadera 
(? *|ВД'ДО|131), ein Anhänger der Vaibhlschika, und in Kaschmir der Sau- 

tan tri ka (rilabha (^Z^OJ'Qjr), welche die Lehre der (гДтака** Terbreiteten. 

Dharmatrata, Udgrantha (oder Girisena), Vasumitra und BuddhadeTa gel- 
ten für die vier grossen Lehrer der Vaibhaschika ; in deren Schule sind die 

■ч 
canonischen Hauptwerke «der Kranz der drei Mischungen» О^Г£ГЗШ£Г 

^'Z^'3), und «die hundert UpadAna's,» welche uns gleich unbekannt sind. 

Um diese Zeit baute ein Brahroane in Hastinapura hundert und acht Tempel, 
in denen er hundert und acht Lehrer des Vinaja anstellte. 

Nach diesem erzählt Taranatha nur noch die specielle Geschichte топ 
Magadha unter den Dynastien Tschandra, Pal a und Sena, welche unmittelbar 
auf einander folgten. In BangaJa trat ein König Haritschaudra auf, welcher 
die Tschandra-Dynastie gründete. Aus diesem Geschlecht erwiesen sich sie- 
ben Könige dem Buddhismus günstig und sind deshalb unter dem gemeinsa- 
men Namen «der sieben Tscbandra's» bekannt. Dem Haritschandra folgte 
sein Neue Akschatschandra, und diesem sein Sohn Dschajatschandra ; auf 



55 

dbisme, I, 288) — zeigt, dass sie die (stellvertretende) Nach* 
folge im Lehramt anerkannten ? Nach chinesischen Quellen 



diesen sein Sohn NemaUchandra, Panitachandra, Bhlniatschandra, Salatschan- 
dra (? s. Index), топ denen es heisst, dass sie nicht sehr machtig waren. Ne- 
maUchandra hatte kaum den Thron bestiegen, als er desselben durch seinen 

Minister Puschjamitra ( ЙОГ^Ш^) beraubt ward. In dieser Zeit fand , wie es 

scheint, der erste Einfall топ fremden Völkern in Indien statt ; sie werden 
hier Ttrthika's, oder Ketzer, genannt. Sie fingen Krieg mit Puschjamitra an, 
▼erbrannten eine Menge Tempel топ Dschalandhara (in der Nähe тип Kasch- 
mir) an bis Magadha, und tödteten viele Bhikschu's, топ denen jedoch ein 
grosser Theil nach andern Gegenden entkam. Puschjamitra selbst starb fünf 
Jahr danach im Norden. Wenige Jahre vorher erschien, wie Taranatba sagt, 

die Lehre der Mletschtsch'ha's (ZTflR'cb^l)» Unter diesem Namen versteht 

die tibetische Uebersetzung desselben jetzt den Islam ; es ist aber sehr na- 
türlich , dass er als Bezeichnung der Religionen des Nordwestens — (der 
Barbaren, denn dies ist die eigentliche Bedeutung топ Mletscbtsch'ha ) — 
diente und dann auf die aller Völker übertragen wurde , welche Einfalle in 51 
Indien machten. Die Erzählung топ dem Ursprung dieser Religion ist da- 
durch merkwürdig, dass ihn die Buddhisten einem Bhikschu zuschreiben, 
welcher, aus der Gemeinde gestossen, in das Königreich Schulik (s. Index), 
jenseits Tukhara kam, den Namen MAthara annahm, und sein Werk irgend- 
wo verbarg. Zu dieser Zeit gebar eine Jungfrau einen Knaben, welcher her- 
angewachsen, alle zu bedrängen anfing, indem er sagte, dass er gar keiner 
Kaste angehöre. Er fand das von MAthara verborgene Werk, traf später mit 
ihm selbst zusammen, gelangte alsdann in die Nahe топ Мак ha (Mekka), fing 
an seine Lehre zu predigen und nahm selbst den Namen Paicbamba und 
Ardo (Ardeschir) an. *) 

Nach Salat&handra tritt Tschandragupta auf, welcher sich eine ausseror- 

deutliche Macht erwarb. Auf diesen folgt sein Sohn Bindusara (3[Ц'£Д'{]*П' 

QJ) ; dieser regierte anfangs im Königreich Gaura, aber sein Minister TschA- 

nukja lödlele die Grossen und Könige in sechszehn Städten und der König 
ward Oberherr über die Länder zwischen dem östlichen und westlichen Meer 
(Сар. XVIII). Dieser König regierte .45 Jahr und sein Nachfolger war frt- 
tschrandra. Diesem folgte sein Sohn Dharmatschandra, welcher nur im Osten 
— uud wie es scheint in BangAla — als König auftritt; sein Minister ist 

•) Der erste Verfall des Buddhismus trat nach Tdmnatha's Annahme etwa 500 Jahre nach 
4cm Texte de« Buddha ein. 



beginnt die erste Spaltung des Buddhismus unter llpagupta. 
Ais der Slruil ausbrach, versammelte der Konig Acoka, auf 



Vasubaiidhu. Mit Dharmatschandra gleichzeitig [Сер. XIX) Ul in R 
der Turusehka-König, in Multau und Labore der persische König Hunimanta; 
dieser letztere gerüth mit Dharmatschandra in Zwist — der Grund ist der- 
selbe wie bei Kanischka und dem König топ Kanjakubdscna (Lassen IA. I, 
833) — erobert das Keicb Magadha und zerstört die Tempel, worauf die Geist- 
licbou sieb zerstreuten. Dharmatchandra starb und sein Neffe, KanakaUchan- 
dra, welcher ihm folgte, war von dem Turuschka-König abhängig. Um diese 
Zeit zog Buddhapakscha (? Ч^ТйЧ'^ПЧ) , der Vetter Dbarrontschiiiidrii's, 

welcher in VarAnasI und sogar mit dem Kaiser von China in Verbindung ge- 
treten war, die Könige und Fürsten im Westen und in Central - Indien auf 
seine Seile, entzweite sieh mit Huuiiiianla, lüdtele ihn und brachte die an- 
geblich zum zweiten Mal in Verfall gerathene buddhistische Religion nieder 
empor. Unter diesem König fand, wie es heissl, auch der dritte Verfall des 
Buddhismus statt, in Folge des Tempel brau des in NSlanda. Dies beliebt sich 
aber bereits auf die M.iliajana Lcbie; denn dort exislirtc diese schon, wie es 
scheint, und verlor bei dieser Gelegenbeil angeblich den grössleu Theil ih- 
rer Bücher. Bei der Wiederherstellung des Buddhismus halfen dem Köuig 
diu beidun llrahmanen Canku und Kllaka {? ~! 3^, -");. 

| Darauf kommt der König Karmatschandra zu der Zeil, ab Gamhhtrapak- 

scha РЭД'ЙЧ'Ч^Ч), der Suho des Königs Buddhapakscha, seine Kusideu* 

in l'.ml-i 1)51. г 



1?^'^ 



gründete und daselbst 40 Jahre regierte. Zu die 



Zeit herrschte in Kaschmir — angeblich 100 Jahre lang — der Sohn Tu- 
ruschka's, der Turuscbka Mahäsammata {*]=,' 44 ЗЧЗЦЗ). Dieser eroberte 

Kaschmir I?). Tukharestan, Gadschaua (Gazna), so wie andere Lander und 
verehrte die drei Kostbarkeiten. Nach dem Tode Karmalschandra's bestieg 
zwar seiu Sohn Vrikschalscbandra den Thron , doch sank seine IffirM und 
der König von üdivischa (Orissa) Namens Dschaloruha begann über den 
grösslen Tbeil des Ostens zu herrschen (Taran. dp. XXII). Da Vasubandbu 
und Arjisanga in dieser Zeit auftreten , so waren etwa 900 Jahre «eil dem 
Tode des Buddha vcrDossen. Der König Gunibblrapakschii (7 34' ДГч'Цчта) 

war Beschützer des Arjasanga und versammelte die Geistlichen ; unter die- 
sen war eben auch Arjasanga , welcher Lehrer im Königreich Javana (T cySJ), 



Л9 

den Rath des Upagupta, alle Geistlichen und befahl ihnen, 
den Vorschriften des Vinaja gemäss , nach der Mehrheit der 



nicht weit тот Westen , in der Stadt Sagara im Tempel Uschmapura war 
(Gap. XXII). 

Nach dem Tode des Königs Gamhhlrapakscha tritt im Westen ein mäch- 
tiger König (rtharscha auf, welcher im Königreich Maru gehören war und 
sich mm Oberherrn über alle westlichen Pro? inzen machte. Im Osten re- 
gieren die Nachkommen des Vrikschatschandra ; Yigamatschandra und des- 
sen Sohn Kamatschandra , die den Buddhismus nicht begünstigten und die 
Nirgrantha's besonders hoch hielten. Der letzte König unterwarf sich, wie es 
scheint , dem König von Odirisha Namens Nageca , Sohn des Dschamruta 
(s. Index) , welcher sieben Jahr regierte. Als Minister dieses Königs wird 
Nagakeca erwähnt (rlharscha rottete die Lehre der Mletschtsch'ha's aus 
durch Vertilgung derselben in II ultan (aber ein Weber in Chorasan verbrei- 
tete sie топ Neuem) und gründete je einen grossen buddhistischen Tempel 
in den ihm wahrscheinlich unterworfenen Königreichen Maru, Maiava, Me- 
таг, Pitura und Tschitavara (s. Index). Dem £riharscha folgte sein Sohn (IIa 

(? ^R'cbftl)» welcher angeblich gegen hundert Jahr regierte. Obgleich im 

Osten das Geschlecht Tschandra noch in der Person des Simhatschandra er- 
scheint, so hat dieser doch eine geringe Macht und steht unter der Oberho- 

heit des Königs Harscha oder Simha ( ? ЗЩ'*П ) , aus dem Geschlecht der 



Л 



Litschtschhari , und dessen Sohnes Bharscha (? s. Index) ; — in dieser Zeit 
lebte auch Tschandragomin (Cap. XXIV). — Als Zeitgenosse des (IIa wird 
in Westen im Königreich Ma-mkha (Mekka?) ein sehr mächtiger König 53 

YJakula (? ЧЩЦ) erwähnt , welcher den (IIa an [Macht überragte und 36 

Jahr regierte. 

Dem Bharscha folgte sein Sohn, der fünfte Simha, Pantschamasimha 

(?^Ц ,г П'<3'£))г welcher die Länder beherrschte, die sich nördlich bis Tibet, 

südlich bis Trilinga, westlich bis Varanast, östlich bis zum Meere erstrecken« 
Von diesem König wurde zu dieser Zeit Balatschandra , der Sohn des Sim- 
hatschandra, aus BangAla vertrieben und regierte in Ttrahut (Tirabhukti)» 
Der jüngere Bruder des fünften Simha , Namens Prasanna ( ? *П^Ц'£| ) , 

herrschte in Magadha in einem kleinen Umkreis. Im Süden, in der Nähe des 
Vindhja-Gebirges wird zu derselben Zeit ein König Kusuma (? Я'^'ДОГЗ) 

erwähnt und. als Zeitgenosse des Dharmaktrti, der Sohn des Kusuma: Kusu- 



Stimmt* , welche 
wurden, m 



Die 



die Schule 



madschaja. JUW 
XXV.. 

Nach 



KemV^ 



(Cip. 



:л -*. 



der VjakuladhruTa ;• ' 



slens war folglich jaüei 
sein Sota Vtschnoridstha, «<k 
gara 500 BischTs ermordete 
dieser Zeit wurde der gross** Thesl 
Prasanna Prfciilja j? ^<-'ЛЧ 



Ihmsoagte 




die 



laut ;s» Index *. Ib Norden a der § 
CAkjaBMhAbaU *?"§С*Г£2\ 

alle Lander tou Kaschmir * 
und BeschuUer des An» 
rahut Ttrabhutti\ 4 Cap. XXVI. 
In dieser Zeit traten • der А 
Feinde des Buddhismus : (ausharrtet hir ja 
welche , jener in Bangala , dieser in Orts» . den 
Kun danach wurden die Buddh^ttn aath im < 
Kanadaniru verfolgt ; hier wird der l«ddht«tetve К 
— Obgleich die Buddhisten ervahien . das» PwarmakJrti in der Folge den 
54 Kuniarallla , Gamkaritscharja und Bautt»ts*hana in einer D iip n ti tion über- 
wunden habe« so gesteht doch Tiranatha Ca*. XXVII % das» in Bangnil alle 
Geistlichen тог einer Herausforderung der Tlrthiha's an Deputationen lit- 
terten und es wird sogar anerkannt« das» die Stnne des Bnililhiinini seit die- 
ser Zeit anfing sich an Tcrhastern. Da Dhannaktrti fnr einen Zeilgenossen 
des tibetischen Königs Sron^tsan Gambo gilt, so lns»4 sich daraus schür wen, 
dass dieses im siebenten Jahrhundert nach Chr. Torging. 

Cap. XXVII. Nach dem Tode des Vischnuradscha triU ein König Bhar- 
trihari auf aus dem Geschlecht der alten Könige von Ilalara. Seine Schwe- 
ster war an Vimalatschandra Terheirathet und hatte einen Sohn Goritscuan- 
dra , welcher nach seinem Vater den Thron bestieg. Nach Gorilschandra 
wird Lalilatschandra ab letzter König aus dem Geschlecht der Tschandra 
aufgerührt. Nach buddhistischen Sagen wurde er ein Zauberer. Obgleich die 
dynastische Linie der TschandrVs noch augesehen war, so gelangte doch 

keiner aus ihr wieder жиг Hcrrsch-ft : jeder Kschatrija '^s'^^H^) , Brih 



Л9 

der MahäsAmghika's (dieses bedeutet a zahlreiche Geistlich- 
keit» % während die Minderheit, welche aus den besten oder 



mana und Kaufmann (Vaicja) machte sich in OdiYischa, BangAla und den 
fünf übrigen Provinzen des Ostens zum Gebieter in seiner nächsten Umge- 
bung , aber einen Oberherrn des Landes gab es nicht (Cap. XXVIII). Der 
Geschichtschreiber erzählt , wie eine Frau jede Nacht denjenigen , welcher 
zum König gewählt war , umbrachte , GopAla aber , welcher nach Verlauf 
mehrerer Jahre zum König gewählt ward , wusste sich ihrer zu entledigen 
and regierte alsdann ununterbrochen ■{•). Zuerst herrschte er in BangAla, 
später aber eroberte er auch Magadha. Er gründete den Tempel NAlandara 
nicht weit топ Otantapura und regierte 45 Jahr. In Kaschmir herrschte um 
diese Zeit (riharschadera (Cap. XXIX). Dem GopAla folgte sein Sohn Dera- 
pAla. Er dehnte seine Macht noch weiter aus, eroberte zuerst das Königreich 
Yarendra im Osten und alsdann die Provinz Odtrischa (Orissa) ; auch stellte 
er, wie es scheint, den Buddhismus wieder her; wenigstens baute er den 
Tempel Somapura. Er regierte 48 Jahr. Nach ihm herrschte sein Sohn Ra- 
sapAla 12 Jahre ; dessen Mutter war die Tochter des Vibharata (s. Index), 
des Königs топ Gadschna im Westen. Dann (Cap. XXX) bestieg DharmapAla 
den Thron nnd regierte 64 Jahr lang. Dieser unterwarf sich KAmarupa, Ti- 
rahut (Tirabhukti), Gauda und andre Provinzen, so dass sich seine Herrschaft 
im Osten bis zum Meer , im Westen bis Tili, im Norden bis Dschalandhara 
und im Süden bis zum Vindhja-Gebirge erstreckte. Mit diesem König gleich- 
zeitig herrschte in Westen der König TschakrAjodha und nach TAranAtha's 
Meinung der tibetische König Tisrong deutsang (Cap. XXXI). Nach Dharma- 
pAla bestieg sein Schwiegersohn Masurakschita (s. Index) den Thron, 8 Jabre 
darauf aber der Sohn des DharmapAla , VanapAla. Diesem folgte MahtpAla, 
dessen Regierung 82 Jahr dauerte ; er war Zeitgenosse des tibetischen KÖ- 55 
nigs Khriral. Zur selben Zeit wird in Orissa ein König VerAlschArja erwähnt, 
doch war er ein Vasall des Mahlpala. Dem Mahlpala folgte sein Sohn MahA- 
pAIa , welcher 41 Jahr regierte ; nach ihm sein Schwiegersohn famupala (s. 
Index) zwölf Jahr lang (Cap. XX XIII). Nach diesem wurde £reschtha, der äl- 
teste Sohn des MahApAla, auf den Thron gesetzt, starb aber nach drei Jahren« 
Da sein Sohn erst 7 Jahr alt war, so führte sein Onkel von mütterlicher Seite 
TscbAoakja 29 Jahr lang die Regierung ; er führte Krieg mit dem Turusch- 
ka- König und blieb zuletzt Sieger. Auch empörten sich die Einwohner топ 
BaugAIa gegen ihn und machten einen Einfall in Magadha , doch bezwang 
er sie wieder. Nachdem er in der Folge seinen Neffen BhejapAla (?) auf den 
Thron gesetzt hatte, liess er sich in dem Königreich Bali (?) — auf einer In- 

* Nach richtiger Etymologie wohl eher «die zum MahAsamgha «der gros- 
sen Geistlichkeit» = Majorität der Geistlichen» gehörigen. Aum. des Übers. 

f) S. bei Lassen Tb. II , M04, die Sagen von Vikramadilja. 



den tadellosen Arhant's bestand, sich aber doch nicht mit < 
Mehrheit verständigen konnte , den Namen Sthavira's an- 
nabm — d. h. die geehrten , oder standhaften — und sich 
in die Berge des Himalaja entfernte. Was aber der eigenlli- 

tel an der Mündung des Ganges nieder und starb nach fünf Jahren (Cap. 
XXXIV). Bhejaiiäla regierte 33 Jahr und behauptete «eine Herrschaft in dem 
überkommenen Zustand ; Dscho Alisrha, der eigentliche Verbreiter des l!ud- 
dhismus in Tibet war sein Zeilgenosse. Sein Kulm und Nachfolger war Neja,- 
plla , der 3S Jahr lang regierte ; das Jahr seiner Thronbesteigung ist auch 
das der Ankunft des IJscho Atischa in Tibet (Cap. XXXV). Her Sohn des 
Ncjaplla ; Amrupala regierte 13 Jahr. Sein hin [erlassener Sühn Ilastiplla war 
erst wenig Jahre all; daher führten vier GrosswurdrTilrager Я Jalir fang die 
Regierung ; dann iilicrnahm sie Ilastiplla selbst und herrschte 13 Jahr. Nach 
ihm regierte sein топ gleicher Mutter geborener llruder KioUatlplIa 17 
Jahr lang (Cap. XXXVI). Darauf wurde, noch sehr jung, MAmapAla, der Sohn 
dee Hastipila, König , regierte mit grosser Weisheit und erweiterte seine 
lliTi-ilüili; die Dauer derselben betrug 4H Jahr. Drei Jahr тог seinem Tode 
wurde sein Soliu Jiik^t-|iajiAI : i auf den Thron gesellt , regierte aber nur ein 
Jahr. Nach seinem Tode bemächtigte sich einer der Grossen l.aTasena dei 
Thruns und die Dynastie Pila, welche sich топ SurjaTumea (dem Sormcnge- 
schlecht) ableitete, ging in den Stand топ l'riiiilleuteu über, und exislirtc in 
diesem ii". Ii wahrend TlrauMha's Lebensteil. Das an ihre Stelle getretene 
Geschlecht Scna leitete sieh тот Stamm Tschandra (dem Mondgeschlechl) 
üb [Cap. XX XII), Lmnu , sein Suhu Jakschasena , sein Enkel Miuitaseni 
und sein Urenkel Italbikascna — Tier Könige aus der Dynastie Scna — 
herrschten etwa Я0 Jahr. Alsdann , zur Zeil des LiTaieni :?) , Terband sich 
der Tiiruschka-König Tschandra (ТЩ'Ч), aus dem Königreich Anlarabida (?), 

»wischen dem Ganges und der Jamuna mit einer Menge Turnschki-Köuigeo 
in Uangtla und andern Orten, eroberte das Königreich Ma^adha, rottete die 
Geistlichen aus und zerstörte die berühmten Kliister OUntapun und Vikra- 
muclla. Die Dynastie Sona fuhr übrigens, wie es scheint, jedoch in Abhängig- 
keit Ton Tiiruschka-Königca, Tort in regieren ; nach Larascna kam Buddha- 
scna; auf diesen folgte sein Sohn Ilaritascna, dann dessen Sohn Prästasen». 
56 Diese fuhren fort sieh zum Buddhismus zu bekennen. Mit dem Teile dei 
l'ralltasena starb sein Geschlecht aus. Hundert Jahre nach Ihm trat in Ban- 
gila ein atidbtiger König Dschagalaridscha auf, dessen Gewalt sieh bis Tili 
erstreckte. Dieser wurde von seiner Frau zum Buddhismus bekehrt und lies» 
die xerslörten Tempel wieder herslelleu. Von seinem Tode bis zum Jahre 
IMfl nach Chr. , in welchem Taranatha sein Werk abfasste , sind ICO Jahre 
verflossen ; folglich erstreckt sieh diese Geschichte bis zum Jahre 1*48 nach 
Christi Geburt. 






»I 



che Gegenstand des Streits war, wird noch nicht gesagt. 
Duch stellt Täranalha nur bei dieser Gelegenheit den Zwist 
dar, welcher wegen zehn Punkte oder Abweichungen aus- 
brach, die sich die Qravaka's der Stadt Vaicali ertaubt hat- 
ten. Aus der Geringfügigkeit dieser Abweichungen können 
wir uns einen Begriff von den kindischen Vorschriften des 
Vinaja machen. Erinnern wir uns der dunkeln Berichte über 
rb.-vi.iiliiii.il und dessen Schule , welche den Gebrauch des Sal- 
zes verbot, so mögen wir fast verrnuthen , dass in der Le- 
gende von ihm ein Echo des Streites nachklingt, an dessen 
Entscheidung Jacas Anlheil nahm. Von Dhllika indessen wird 
angenommen, dass er diesem Streit auswich, weil er in Kau- 
eäroM, einem Bezirk in demselben Mälava, lebte, und dabei 
wird direkt gesagt, dass die Buddhisten von VaicälJ seine 
Lehre nicht als wahr anerkennen wollten. (TAranätha, Cap. 
VII), Dennoch ist der Name Kaucäinbi im Buddhismus von 
Bedeutung; denn der Theil des Vinaja, in welchem von 
den Mitteln Streitigkeiten zu beendigen die Rede ist, sieht 
mit einem wirklichen Faktum wahrscheinlich in Verbindung. 
In Folge dieses Streites, welcher, den Berichten gemäss, mit 
der vollständigen Verdammung der Vaica.liscb.en Bhikschu's, 
die sich Abweichungen erlaubt hatten, endigte, fand, angeb- 
lich , die zweite Sammlung der buddhistischen Lehre, im 
Tempel Kusumapura , unter Vorstandschaft des Jacas , in ei- 
nem Concil von 700 Arhant's Stall ; beachtet man aber die 
Geringfügigkeit der Veranlassung, so muss man auch das 
Resultat auf wenige unbedeutende Punkte des Vinaja be- 
schränken, obgleich die Buddhisten annehmen, dass in ihr 
eine Prüfung des Vinaja-Sutra und Abbidharma Statt gefun- 
den habe. Dieses muss sich 110 Jahre nach dem Tode des и 
Buddha begeben habeu. — Wir sehen aber bei jedem Schritt, 
dass die Sireiligkeilen im Buddhismus kein Ende uehmen, 



в» 



fl.iss sich bei jcdtir Gelegenheit Veranlassung dazu bot, zuerst 
aus Hange! an Hegeln für das Benehmen , alsdann in Folge 
des erwachten Bedürfnisses philosophischer Bewegung. Ge- 
gen Dhitikas Ende sehen wir die Geistlichen an einem an- 
dern Ende der buddhislischen Welt, im Königreich Mara, 
im Tempel Puschkarim sieh versammeln, um die Lehre eines 
gewissen Vatsa t? 17 ]^'')') zu verdammen; dieser galt iiinh 

die Veranlassung zur Bestimmung des Ausgangspunkts der 
buddhistischen Kleinungen , nämlich der Anerkennung oder 
Nichtanerkennung des Ich (ätman). Obgleich die Legende 
erzählt, dass die Meinung des Slhavira Vatsa, welcher das 
Ich anerkannte , nicht hlos verdammt wurde, sondern dass 
dieser sogar seihst sammt seinen Anhängern seine Mei- 
nungen widerrufen habe, so ist dies doch augenscheinlich 
nur der Bericht der entgegengesetzten Parlhei . gerade wie 
bei dem Streit in Vaicall, denn die Schule der Valsipulrija 
nahm eine bestimmte Stelle unter den übrigen ein und bildet 
eine Ablheilung der Schule der Sthavira's. Die Buddhisten 
wollen aber nicht sehen, dass die Gründe des Streits und der 
Zwietracht in der Eigentümlichkeit ihrer Religion selbst 
liegen ; die aufgekommenen Schulen ziehen es vielmehr vor, 
einander anzuklagen und betrachten deshalb die von ihnen 
abweichenden als Eingebung des Dänions. So schiebt eine ih- 
rer Schulen , welche uns am meisten bekannt ist , die der 
Sarväslivädin , die bedeutendste Schuld an der Spaltung auf 
S8 den Mahädeva, welcher 200 Jahr nach dem Tode des Bud- 



1) Wir Hellen diesen Namen so her, well die Sehnte der VaUlriulHja 
im Tibetiseben Тга^'Д'Л'Е] iiberäcUl wird und angenommener Mwwu mif 

der im Teil erwähnten Person übereinstimmt. Merkwürdig isl , dass .m ei- 
ner andern Melle, gerate дщр1еЦ getagt wird, dau Valslpulra eelM je- 
nes Conril »ijganimengerufen babe. 



ea 

dha lebte 1 ); obgleich ihm aber die Legende alle möglichen 
Verbrechen zuschiebt, Vatermord, Muttermord, Arhantmorü, 
so kann sie ihm doch die Fähigkeit seines Standes so wenig 
absprechen, dass sie ihn sogar zu den Arhants rechnet, wo- 
bei sie denn freilich annimmt , dass er es nur mit Hülfe des 
Dämon geworden sei ; als er nach Mathurä kam und im Tem- 
pel der Qarävatl (? ^l^ 3 ^)» welcher nicht lange zuvor er- 
baut war , ihn die Reihe traf die Cäremonie Poschadha zu 
vollziehen , oder den Pratimokscha zu lesen 2 ) , trug er am 
Schluss eine gäthä eigner Abfassung vor, in welcher er aus- 
sprach, dass Jeglicher und selbst die Götter durch Unwissen- 
heit verblendet, die Wege oder Mittel zur Erreichung des 
von der Lehre gezeigten Ziels vom Worte bedingt , und die 
Arhant's dem Zweifel unterworfen seien. Da sagten die übri- 
gen allsammt , dass dies nicht des Buddha Worte seien ; da 
erhob sich ein Streit, in welchem — nach der Angabe einer, 
wahrscheinlich feindlichen, Schule — der grössere Theil der 
jüngeren Bhikschu's auf Mahädeva's Seite trat ; dies erinnert 
an die oben erwähnte Legende über den Ursprung der Schu- 
len der Mah&sämghika's und Sthavira's. Mahädeva soll auch 
viele andre falsche Erklärungen aufgestellt haben ; wir kön- 
nen daraus entnehmen, dass es in der Folge Werke gab, 
welche ihm zugeschrieben wurden. Als Fortsetzer des Streits 

erscheint nach Mahädeva's Tod Bhadra (?43s'4) f wie die 
Legenden sich ausdrücken: eine Verkörperung des Dämon. 



1) S. Vasumitra's Werk über die Schulen. Mit diesem stimmt auch TA- 
ranltba überein, welcher den MahAdera zum Zeitgenossen des zweiten KAc- 
japa macht ; dieser letztere lebte erst nach Sudarcana , dem Nachfolger des 
KAla, und schon nach Acoka's Tod. 

2) VgL Burnouf, Introd. I, 300 ff. 



Dieser fasle fünf Sülze C[S%) (■• Taranatha Cap. IX) ') ab, 

welche die Hauptgrunillage des .Slreites bilden und itarli ihm 
i vom Bhikschu NAga (? 3) aufrecbl gehalten wurden. Dies 

veranlasste die Spaltung des Buddhismus in vier Sehnten 
(Täran. Cap, X); um nicht an dem Streit Anthcil zu nehmen, 
entfernte sich der Arhant Dhariuacreshrm (Тда^'З ~- '';"'■), 
mit einer Schaar friedlich gesinnter Arhants nach Norden in 
das Königreich Vanaslhäna (? ^'З'^) , wo Agiudatla (ТЛ* 

§ty König war. Wahrscheinlich aber wiederholt sich iu die- 
ser Erzählung der Bericht von der frühem Entscheidung des 
Streites vermittelst Abstimmung. Näga's Nachfolger, der 
Bhikschu Slhiramati (?^^ q ^), vergrtissertc den /wiespalt 

noch mehr, indem er die fünf Sätze verkündigte und daraus 
ging allmählich die weitere Spaltung der vier Schulen in acht- 
zehn hervor. Nach Täranälha (Cap. XII) dauerte der ganze 
Streit jedoch nicht länger als achtzig Jahr. Allein dies be- 
zieht sich wahrscheinlich nur auf die Spaltung zwischen den 
beiden Hauplschulen ; denn Vasumilra in seiner Abhandlung 
über die Schulen sagt bestimmt, dass die Spaltung der Schu- 
len auch im vierten Jahrhunderte Statt fand. 

Dies ist fast alles, was wir über die Spaltungen im allen 
Buddhismus wissen. Doch dürfen wir aus der Angabe, dass 
sich aus der entstandenen Gährung achtzehn Schulen bilde- 
ten, so wie aus den Widersprüchen bei deren Aufzählung 
folgern, dass neue Schulen auch nach den bisher angcdeule- 






кшцсг rtlis 



fünf SaUe sind v.,n Pal lad ins erläutert ii 
Ion, II. II, 8. 722 der 0neinalau«g4l>u. 



и Arbeiten der Pe- 



65 



) aufkamen. — .Man sieht, wie mangelhaft unsre Data zur 
Geschichte der Bildung der verschiedenen Schulen sind , und 
wie viel noch nülhig sein würde , um sie klar zu erkennen. 
Glauben wir doch überhaupt nicht , dass die Spaltung des 
Buddhismus speciell aus diesem oder jenem Slreit hervorging. 
Wesentlich war sie Folge der Ausbreitung dieser Religion 
nach verschiednen Ländern, welche unter sich so wenig enge 
Verbindung haben konnten , dass nicht einmal die Annahme 
möglich ist, dass Streitigkeiten, die an einem Ort ausgebro- 
chen waren, an dem andern einen Wiederhall linden konn- <l 
ten ; völlig dasselbe muss man in Betreff der Versammlungen 
oder buddhistischen Concile sagen, welche in Folge der Strei- 
tigkeiten, entweder zur Versöhnung oder zur Regelung der 
Lehre, gehallen wurden. Aus den Nachrichten, denen ge- 
mäss die Ilau|>lschulcii sich durch Abzeichen , Namen und 
durch die Sprache , in denen ihre Bücher abgefassl waren, 
unterschieden, ausserdem ihre Anhänger sich als Schüler ver- 
sebiedner Lehrer bekannten — was für sie schon sehr wich- 
tig war und was noch viel wichtiger — nach den Orten be- 
zeichneten , wo sie lebten — aus allem diesen müssen wir 
die Ueberzeugmig schöpfen, dass ächte lind heisse Streitfra- 
gen, aus denen sich etwas für den Buddhismus Gemeinsames 
hätte gestalten können, ganz und gar nicht existirten und 
dass selbst die Verschiedenheit in den Meinungen, welche 
von den Verfassern der Siddhanlas den Schulen zugesehrie- 
beu wird , erst in der Folge hervortrat, als sich eine Reihe 
von Fragen geltend machte , die an verschiedenen Orten auf 
verschiedene Weise beantwortet wurden; wir glauben sogar, 
dass die Erwähnung verschiedener Sprachen , in denen die 
Bücher abgefasst gewesen seien , sich nicht auf die Sötra's, 
sondern auf die Vinaja's bezog. Spricht doch auch Tärauä- 
tha's Angabe (Cap. IX) , dass manche Lehrer die Ordnung 



und Verbindung der Sätze etwas geändert hätten 
Ansicht , nach welcher in dieser ganzen Zeil Schriftliches in 
der buddhistischen Literatur noch nicht exisürte, sondern 
alle Bücher mündlich gt'lehrt und auswendig gelernt wurden. 
Bei diesem Verfahren konnte es leicht geschehen, dass sieb 
Verschiedenheiten der Quantität der Vokale geltend mach- 
ten (ebds.) und es ist bekannt, dass im Sanskrit durch Aen- 
derung der Quantität eines Vokals in einem Wort die ganze 
Bedeutung desselben eine andre wird. 
i Auf uns sind nur die Meinungen einer jeden Schule ge- 

kommen, »her keine Erwähnung, dass sie, wie man doch 
erwarten müsste, über die Aechtheil dieses oder jenes Sutra 
fltrillen. Im ganzen Buddhismus linden wir wenig Spuren ei- 
nes Zwei Fels in Bezug auf die Sutra's; erst die Mahäjäna- 
Lehre, welche übrigens selbst die des llinajäna nicht unver- 
holen verwarf, veranlasste Misstrauen in letzterer, doch auch 
dies nicht auf lange Zeil. So lässt sich annehmen , dass sit 
trotz der oft vollständig entgegengesetzten Meinungen , wei 
che die Schulen schieden , dennoch ein und dieselben Bücher 
anerkannten, und ihnen nur eine verschiedne Erklärung ga- 
ben , oder nur in Bezug auf Ausdrücke von einander abwi- 
chen. Als endlich die Schulen ihre vollständige Entwicklung 
erreicht und jede wahrscheinlich ihre Qertljchkeil eingenom- 
men hatte Vi, da kamen sie zu der friedlicheren Einsicht, dass 
sie alle Bekenner des Buddha seien und fassten bei dieser 
Gelegenheit sogar ein Sutra ab 2 ). Da die Lebte des Buddha, 






1) Bri den chinesischen [(eisenden kommt fast nie vor 
l'm vini mehrere Schulen bestehen. 

3) Nach dem Bericht der nördlichen Buddhisten fand die) einerseits in 
einem Conti! im nördlichen Indien Stall, welche» топ Vatslpulra xusai 
gerufen war, andrerseits in dem, an welchem sieb Vasumitra belbeiligle; e 
iil Jedoch unzweifelhaft, das* die rlauplveranlasiung der Versöhnung Ac<->k. 
der zweite war. 



ddha. 
j emer 
leila in 



67 



unsrer schon ausgesprochenen Ansicht gemäss, nichts Positi- 
ves bezüglich der Meinungen enthielt, die ursprüngliche Brü- 
derschaft vielmehr nur die Vorschriften für die Lebensweise 
ihrer Mitglieder im Auge hatte, welche eine Resignation auf 
das Leben zum Ziele hatten, und diese Vorschriften in ihren 
Hauptpunkten hei allen Schulen, selbst den jüngsten, be- 
wahrt wurden, so ist man in der Tbat berechtigt, alle Sy- 
steme als Entwicklung eines und desselben Keimes zu be- 
trachten ; denn der Ekleklicismus, welchem wir heutigen в2 
Tags im lamaischen oder tibetischen Buddhismus begegnen, 
ist nur eine Wiederholung derselben Tbalsache , nur in ver- 
größertem Maassstabe. — Sicherlich aber blieben nicht alle 
Schulen bei denselben Terminis stehen, begnügten sich nicht 
alle mit ein und denselben Sutra's. Neue Ideen — mochten 
sie nun bei der Bearbeitung der allen entstanden, oder durch 
andre indische Lehren erweckt sein — machten eine Erwei- 
terung der buddhistischen Literatur , und bereits nach einem 
neuen Plan, nöthig. Auf diese Weise entstand und entwickelte 
sich die Lehre des Mahäjäna ; diese verbreitete sich immer 
mehr, sliess zuerst auf eine feindselige Begegnung bei den 
allen Buddhisten, vertrug sich aber dann mit ihnen und ver- 
anlasste sie sogar eine Menge Mahäjänislischer Anschauun- 
gen in ihren Code\ aufzunehmen und verschlang sie darauf 
vollständig. 

Ehe wir uns mit dieser neuen Lehre bekannt machen, 
ist es erforderlich über den Inhalt des alten Buddhismus und 
die Hauptsüira's seiner Literatur Rechenschaft abzulegen. 
Bevor wir jedoch zu dieser Aufgabe übergeben . müssen wir 
eine Bemerkung machen. Da wir uns über die achtzehn 
Schalen des alten Buddhismus nicht weiter verbreiten wollen 
— indem wir was uns bei den indischen Schriftstellern über 
ihre Lehre hinterlassen ist, in einer Beilage vereinigt haben 



ttft 



— so müssen wir bekennen, dass die Schriften und Lebren, 
welche wir besprechen werden, fast ohne Aasnahme, viel 
spatere Produkte sind ; als allen Schulen gemeinsam be- 
trarhien wir nur den Vinaja ; was aber das kehlige betrifft, 
die Sutra's und Abhidhanna's ') , so ist eher anzunehmen, 
dass von diesen nur die Produkte zweier Schulen, der Yai- 
03 bhäschika's und Sautränlika's , in denen sich alle ihnen vor- 
ausgegangenen achtzehn mit einander verschmolzen haben, 
bis an Г uns gekommen sind. Unrichtig ist die bei den Tibe- 
let ii herrschende Meinung, dass der Name Vaibhasclüka eine 
generelle Benennung aller achtzehn Schulen oder des allen 
Buddhismus sei. — Obgleich die Vaihhäsclükas behaupteten, 
dass die Aldiidhatuia's, welche sie zu ihrer Richtschnur ge- 
nommen haben, schon während des Lebens des Buddha abge- 
fassl seien, so linden wir doch in chinesischen Quellen die 
Andeutung, dass sogar der älteste von ihnen, welcher dem 
katjäjana zugeschrieben wird, erst 500 Jahr nach dem Bud- 
dha erschien 3 ), folglich lange Zeil uach der Spaltung in 
Schulen. Auch hat keine der allen Schulen den Namen Vai- 
bhasclüka geführt und deshalb schon müssen wir sie als die 
letzte Schule des llinajAna ansehen, Auch können wir nicht 
umhin hier zu bemerken, dass, wenn wir uns des Namens 
Hinajäria bedienen, wir nur der allgemein angenommenen 
Ausdnicksweise der neueren Buddhisten folgen. Es ist au- 
genscheinlich, dass dieser Name, welcher von den Mahäjäni- 
slen, die den Ausdruck Jana zuerst einführten, schon den äl- 
testen Buddhisten gegeben ward, vorher weder bekannt war, 
noch von irgend wem für sich angenommen werden konnte. 



1) linier den erelere.il versieh! man die. tiuiher , in ileimu die dem liml- 
dtia sellml iugc»ebricbenp. Lebte enthalten ist, unter den letzteren Werke, 
weiilie »ie erläutern. 

2) Й. die Lebensbem I hung des Vasubandhu in cbiiieebcher Sprjcbc. 



«n 



All*? Umstände führen vielmehr zu dem Schlasa, Uns» die .<!1- 
gemeine Bcucnnung der alten Buddhi sten Qmmana'a «die 
rein handelnden» [nach der sanskritischen Eljmologie : 
«die sich kasteienden u] war, und dieses bezog sieh auf ihre 
Lebensweise sowohl als ihre Moral. Die alten Sülra's dagegen 
nennen die Schiller des Buddha und Mglich auch die späte- 
ren Anhänger (Jrävaka's (Hörer), was sich bereits auf eine 
geistige Ausbildung bezieht. Die Benennung Vaibhaschika 
zeigt sich bereits zu der Zeit, als die Vibhascha erschien: 
eine umfangreiche Zusammenstellung aller Abhidharma's, 
welche, wenn man der uns zu Gehole stehenden chinesischen 
Biographie des Vasubandhu Glauben schenken darf, in Kasch- 
mir verfassl ward, wo, allen Anzeichen gemäss, die Haupt- ' 
pflanzstätte dieser Schule war, die folglich von den Slhavira's 
ausging. Solch ein Werk — glauben wir den Berichten — 
konute nicht das Produkt einer Person sein, sondern wurde 
in der Versammlung der Geistlichen zusammengestellt , und 
nur das Bestreben die zwischen den Schulen entstandenen 
Disharmonien zu versöhnen, konnte es nöthig machen. Aber 
diese Versöhnung fand nicht bei allen Buddhisten Eingang ; 
von der Kaschmirschen Versammlung und ihrer Thatigkcil 
wusste man im übrigen Indien nichts und nur Vasubbadra, 
welcher sich in Kaschmir durchgeschlichen und hier die Vi- 
bhascha durchstudirt hat, machte sie dort bekannt. Folglieh 
ist der Name Sautrantiha, welcher der andern Schule bereits 
aus dem Grunde gegeben ward, weil sie die Vibb&BCba ftlfl 
sichres Beweismittel verwarf und die Stützen ihrer Meinun- 
gen in den Sülra's selbst suchte, welche auch den Vaibhä- 
schika's als Autorität dienen mussten , eine noch viel spätere 
Benennung, wie denn auch als Hauptrepräseutanl dieser 
Schule Vasubandhu hervortritt . welcher 900 Jahr nach dein 
Buddha lebte; dieser unternahm es die Vibhäsnhä zu revidi- 



70 



ii'ü, шкч . um inii-li noch besser auszudrücken, ebenfalls ein 
System des Buddhismus nach dem Muster der Vaibhäschika's 
aufzustellen, trennte sich aber von ihnen, wo sie mit den Su- 
tra's in Zwiespalt waren, deren Anzahl in Verlauf dir ИЮ 
Jahre, welche Vasubandhu von KätjAjana trcnneu und Zeu- 
gen einer grossen Thätigkeit auf dem geistigen Gebiet gewe- 
sen waren, augenscheinlich sich in Indien vergrösserl hatte. 
So linden wir denn, während sich die Abhidharma's der Vai- 
bhäschika's durch Feinheit der psychologischen und ontnlo- 
gischen Untersuchungen auszeichnen, auch bei Prüfung der 
agama's, welche das unzweifelhafte Eigeuthum der Sauträu- 
tika's bilden und, da sie nicht in das Tibetische übersetzt 
sind , den Buddhisten Kaschmir's wahrscheinlich unbekannt 
i waren, in der Erwägung sämmtlicher Punkte der buddbisii- 
schen Lehre nicht weniger Complicirlheil. Einer dieser dem 
Buddha zugeschriebenen Agama's (Tseng i a hau) ist nichts 
anders, als ein, nach einer numerischen Ordnung mitgelheil- 
tes umfangreiches Lexikon aller buddhistischen Termini. — 
Während der alle Buddhismus nur die vier Wahrheiten als 
das lebendige Wort der Lehre des Buddha kannte, betrach- 
ten die Sulra's diese schon als ungenügend und setzen die 
zwölf Nidäaa's (Gründe) an ihre Stelle; während der alte 
Buddhist den höchsten Zustand der Seele in die Losreissung 
(П -iFIn') v 00 allem Denken verlegt, preisen die Sutra's die 

Beschaulichkeit oder die Bichlung des Geistes auf ein einzi- 
ges Object ; während der höchste Titel für die, welche die 
Lehre ergründet haben , Arhant oder £rävaka ist , stellen die 
Srtlra's die Praljekabuddha's , Männer, welche sich der Be- 
schaulichkeit weihen, über sie, und wenn die Schule der 
Sautränlika's nicht so spät wäre, dass sie sich schon Maha- 
janislische Ideen aneignen konnte (wie denn Vasubandhu ein 






71 



Zeitgenosse und angeblich Bruder des Arjasanga war), wür- 
den wir überzeugt sein , dass die Mahäjänistische Lehre поя 
Entwicklung der Saulräntika-Schule sei, was sogar in der 
Legende ausgedrückt sein konnte , die den Vasubandhu гит 
Verwandten des Arjasanga macht; denn dieser ist der Grün- 
der der Jogätscharja's, d. i. der der Beschaulichkeit Beflisse- 
nen, im Mahäjäna. 

Seit der Zeit der Spaltung des Buddhismus wird die Ge- 
schichte des Hiuajäna nur fragmentarisch dargestellt und wir 
können die Geschichte keiner einzigen Schule und in keinem 
einzigen Königreich verfolgen. Dieses ist insbesondere Folge 
davon, dass die neuesten Buddhisten . als Anhänger der Ma- 
häjäna-Lehre, sich mehr bemühten die Geschichte ihrer eige- 
nen Schule aufzubewahren und sich um ihre Mithriider nicht 
bekümmerten ; überdies verschmolzen sich diese letzteren 
»ach und nach mit jenen , indem sie ihrer Uebermacht nicht 
zu widerstehen vermochten. Seihst die Lehrer des Hinajäna 
verwandeln sich unter der Feder der späteren Mahäjänislen «e 
in eifrige Anhänger der letzteren, und lesen wir ihre Werke 
in beiden Gattungen, dann sind wir zweifelhaft, ob ihnen 
wirklich alles angehört. So ist es zum Beispiel mit Acvagho- 
scha und Vasubandhu der Fall. Es ist aber zweifelhaft, dass 
in der Folge ein und dieselben Schriftsteller in verschiednen 
Jäna's auftreten konnten, in der Art wie auch heule noch 
der Vinaja und die Abhidarma's den Gegenstand des Unter- 
richts hei den Mahäjänisten bilden. Allein wir sehen noch 
lange Zeit in ein und demselben berühmten Kloster getrennte 
Schulen, sowohl für das kleine als das grosse Jana. Dies ist 
nicht identisch mit Fakultäten für verschiedene Gegenstände, 
г B, Vinaja, Ahbidharma, Sutra u. s. w., denen wir ebenfalls 
an einigen Orten begegnen ; denn in letzterm Fall konnten 
keine Disharmonien aus der Mannigfaltigkeit der Beschalti- 



gung entstehen ; sondern «las Bestehen zweier Janas dicht 
neben einander, nicht blos in einem und demselben König- 
reich, sondern sogar in einem und demselben Kloster . mviss 
der Hallung der Könige und Grossen zugeschrieben weiden, 
welche, obgleich sie sich als Anhänger des Buddha über- 
haupt erwiesen und seinen Priestern Spenden darbrachten, 
doch entweder gleichgültig dagegen waren, ob sie diesem 
oder jenem Jana angehörten , oder gegen keines von ihnen 
Gewalt anwenden wollten. Indessen lässl sich mit Bestimmt- 
heit behaupten, dass trotz eines gewissen Masses von Ver- 
söhnlichkeit, welches die Mahäjänisteti , obgleich sie dai IV- 
bergewicht hallen, gellen Hessen, diese Berührung nicht ohne 
Streitigkeiten ablaufen konnte; wahrend dieser gingen die 
Hinajänislen allmählich zu der Lehre des Mahajäua über, wel- 
che dann mit ihnen vereint in den Myslicismus ausartete, so 
dass die letzten Zeiten des Bestands des Buddhismus in Indien 
durch Legenden charakterisirt sind , welche nur von solchen 
erzählen, die sich auf dem Felde der Zauberei auszeichneten. 
Indien zeigl bezüglich seiner religiösen Bichluug eine Eigen- 
tümlichkeit, die sich in dem Mass in keinem andern Theile 
der Welt lindet. Im Westen bestanden zwar ebenfalls theolo- 
gische Streitigkeiten ; allein sie dienten fast nur dazu, den An- 
hängern einer bestimmten Schule Gelegenheit zu geben, sich 
in ihre Meinungen zu vertiefen und die nicht mit ihnen über- 
einstimmenden bekämpfen zu lernen ; das Uebeigewieht einer 
Religion über die andre, einiger Sekten über die andern da- 
gegen hing nichts destoweniger von der Macht der Waffen 
und von politischem Einiluss ab. In Tibet und in der Mon- 
golei erwerben die Lama's ihre Grade jetzt gleichfalls auf der 
Arena der Disputation, jedoch nur im Kreise ihrer Glaubens- 
genossen ; doch ist selbst dies ein Ueberrest des Einflusses 
indischer Sitten; denn in diesen Ländern halle die hu.ldhisli- 



sein- Religion keinen wirklichen Nebenbuhler zu bekämpfen. 
In Indien dagegen war es ganz anders. Hier sehen wir nicht) 
dass Volk und Regierung standhaft bei ihren religiösen Zu- 
neigungen ausharren; als herrschend wird nur diejenige Re- 
ligion anerkannt, deren höheren Werth ihre Priester zu be- 
weisen vermochten. Wenn irgend jemand auftritt und Ideen 
predigt, die bis dabin völlig unbekannt waren, so verwun- 
dert man sieb weder darüber, noch verfolgt man sie ohne 
weiteres Unheil ; man ist im Gcgentheil hereil sie anzuer- 
kennen , wenn der, welcher sie verkündigt, allen Einwürfen 
zu begegnen und die allen Theorien zu widerlegen vermag; 
mau richtete einen Kampfplatz für die Disputation ein, wählte 
Richter und bei dem Streit waren stets Könige, Grosse und 
Volk zugegen; man bestimmte im Voraus, was, abgesehen 
von der königlichen Belohnung, das Resultat des Wetlkani- 
pfoa sein sollte. Wenn nur zwei Personen mit einander dis- 
pulirien , dann musste der Besiegle sich bisweilen das Leben 
nehmen — sich in einen Fluss oder von einem Felsen herab 
stürzen — oder Sklave des Siegers werden, oder zu dessen 
Glauben übertreten. War der eine eine Person von hohem 
Ansehn, z. B. etwa ein königlicher Lehrer und demgemäss 
Besitzer eines grossen Vermögens, dann wurde häulig sein < 
Hab und Gut dem elenden , zerlumpten Menschen gegeben; 
welcher ihn in der Disputation zum Schweigen zu bringen 
verstanden hatte. Solche Vortheile musslen natürlich den in- 
dischen Ehrgeiz anreizen , sich dieser Richtung zuzuwenden. 
Am häufigsten sehen wir aber , insbesondre in der Folge, 
dass diese Art des Kampfes sich nicht auf einzelne Personen 
beschränkte; ganze Klüsler nahmen daran Antbeil und konn- 
ten in Folge einer Niederlage, nachdem sie vorher lange be- 
standen halten, plötzlich verschwinden. Augenscheinlich war 
das Recht der Beredsamkeit un<i der logischen Beweise in In- 



74 



dien bis xu einem solchen Grade unbestritten , dass niemand 
einer Herausforderung zu einem derartigen Wellkampf aus- 
zuweichen wagte. Aus Täranälha's Erzählung ersehen wir, 
dass, als Alschärja (Camkarälschärja) erschien, die buddhisti- 
schen Klöster in Schrecken geriethen und die Geistlichen 
auseinander liefen, uicht aus Furcht vor physischer Macht, 
sondern vor dem einfachen Menschenworte. Sie wagten es 
nicht, diese Herausforderung zu einem geistigen Zweikampf 
abzulehnen , während im Westen das Geschick der Völker 
von der physischen Ueberlegcnheii eines unter den übrigen 
Erwäblteu abhängig war. Die Buddhisten bereiteten ihren 
Fall selbst vor und zwar durch Ursachen, die in ihnen selbst 
lagen. So ist die allererste Thal des Concils oder des Sam- 
gba, welcher in Vaicäli versammelt war, um in Folge von 
Zwisligkeiten eine Entscheidung zu fällen ", die Aufstellung 
des folgereichen Salzes, dass nur dasjenige die wahre Lehre 
des Buddha sei, was nicht mit der gesunden Vernunft in Wi- 
derspruch sieht. Dieser gab ihnen das Hecht , die Ideen im 
Verhältniss zu der Entwicklung des logischen und kritischen 
Denkens umzugestalten, gab die Veranlassung zur Entstehung 
verschiedener Schulen , und entwickelte sogar die anfangs 
nicht beargwöhnten Keime der Mahajäna-Lclirc und des My- 
slii :ismus — zugleich aber schuf er auch diesen weilen Spiel- 
raum für die Ideen, dieses Uebergewicbt des philosophischen 
Geistes über die religiösen Ueberzeugungen , welche nicht si> 
ß9 leicht aus dem Herzen, als jene aus dem Kopf vertilgt wer- 
den — und war die Ursache der Niederlage des Buddhis- 
mus. Aus diesen Gründen musste rasch Eilersucht enlslehen 
und man darf annehmen , dass man sich schon früh nach 
Kräften bestrebte, diejenigen zu stürzen, welche Ruhm oder 
gar Reichthümer besassen. Wir sehen, wie sich die Häupter 
der Religion mit ihrer Fülle von Kenntnissen brüsten ; sie 



7л 



haben die drei Körbe der buddhistischen Lehre (Tripitaka) 
verschlungen, sie verstehen die weltliclien, in den Veda's ge- 
stalteten. Wissenschaften ; in Folge davon geniessen sie An- 
sehen , stehen den Königen zunächst; ganz ebenso sammeln 
die Klöster, welche entweder durch Begebenheiten aus der 
Geschichte des Buddha berühmt , oder durch die Celebritälen 
ihrer Hierarchie gegründet sind, von allen Seilen Geschenke 
ein, herrschen über Land und Leute — und alles dies muss 
in die Hand des Siegers übergehen 1 Er durfte so arm sein, 
ab er nur konnte, brauchte nichts weiter als Einsatz aufzu- 
stellen als seine Ehre, und durfte demnach von dem Kloster 
verlangen, dass es, im Fall es unterläge, mit all seiner Habe 
in die Hände der Verfolger seiner Meinung überging .... 
und darin sah Niemand etwas Auffallendes. So wie die Klö- 
ster zu einiger Berühmtheit und Vermögen gelangt waren, 
wurden sie, wie auch jetzt noch in Tibet, Schulen, in denen 
die heiligen Wissenschaften gelehrt wurden , und wagten es 
demzufolge nicht eine Disputation abzulehnen. 

Zugleich mit dem Mysticismus und der transcendentalen 
Richtung trat im Buddhismus auch die Dialektik oder Logik 
auf, welche auch jetzt noch von den Lama's aufs höchste 
geschätzt wird; diese beginnen schon als Kinder sie zu ler- 
nen und , in Uebereinstimmung damit , werden bis auf den 
beutigen Tag alle Gegenstände der buddhistischen Theologie 
nicht anders als in der Form des Einwurfs und der Wider- 
legung gelehrt. — Die berühmtesten buddhistischen Schrift- 
steller über Logik und Dialektik, welche in Indien gelebt 70 
haben, sind Dignäga und Dharmakirti. 

Die Buddhisten haben uns weder die Autoritäten aufbe- 
wahrt, deren ihre Gegner sich bedienten, noch die Einwürfe, 
mit denen sie ihre Principien bekämpften, doch ist es augen- 
scheinlich, dass beide l'artheien die Systeme, welche sie Ье- 



7в 



streiten wollten . vorher sludjren mussleu , und st» Angriffe 
aussanucn , auf welche die (jegnei nicht vorbereitet waren ; 
wir finden eine Reihe von Legenden, in denen ein buddhisti- 
scher Lehrer verkleidet in «las Haus eines Tlrlhika dringt, 
und diese umgekehrt dasselbe mit Buddhisten thun. Wenn 
wir ausserdem sehen, wie berühmte Inder, welche sich durch 
die Kenntniss von, in den Augen der Buddhisten, ketzeri- 
schen Meinungen auszeichneten, aus verschiedenen Gründen 
zu unserer Religion übertreten und dann ihren neuen Brü- 
dern ihre Kenntnisse min heilen , so liegt die Annahme nahe, 
dass Aehnliches auch bezüglich der Buddhisten geschehen sei. 
Hier ist es, wo der Buddhismus sich ebenfalls kein geringes 
Verdienst um uns erwirbt, indem er für die Zeil, wo er in 
Indien exislirte, unsre Kenntniss von den indischen Schulen 
befestigt; denn trotz des sichtlichen Bestrebens aller Sekten 
ihre Bücher vor andern zu verbergen , welches sich hei den 
Buddhisten bis auf den heutigen Tag in der Sitte sie nicht 
vor Empfang des Segens oder der Weihe lesen zu lassen, 
erhallen hat, — konnte es schon bei den wechselseitigen Be- 
rührungen nicht fehlen, dass man mit fremden Ideen bekannt 
wurde, und in Folge davon wurden sogar die, welche besser 
schienen , entweder unversehrt oder nur wenig umgestaltet 
in den Buddhismus aufgenommen. So geschah es , dass die 
l'rincipien der Malmj.inisien den allen Buddhisten nicht ohne 
Grund für übereinstimmend mit den Meinungen der Lokaja- 
lika's mi.! Nirgrantha's galten. Doch wie dem auch sein 
möge, die Tibeter haben aus den verschiedenen buddhisti- 
schen Werken die Meinungen der mannigfaltigen indischen 
Lehrgebäude zusammengestellt und setzen sie in ihren gros- 
sen Werken über die eignen Schulen stets als Einleitung tu 
den buddhistischen Systemen aus einander. 

Duell müssen wir in Betreh" der sieb bekämpfenden Schu- 






b'ti noch 141)1' Bemerkung machen. Augenscheinlich 
Schicksal nicht blos des Kämpfers, sondern auch der Reli- 
gion von einem guten Gedächtniss ab ; in der Mitte der ver- 
sammelten Itichter, Zeugen und Neugierigen wurde entschie- 
den, wer von den beiden Streitenden das erste Wort haben 
sollte ; bisweilen ward dem alteren der Vorzug eingeräumt, 
bisweilen dem, welcher zuerst seinen Platz eingenommen 
halle. Nun musste der, welcher Fragen vorlegte, sich nach 
allen seinen Kräften bestreben , seinen Gegner durch die Er- 
habenheil der Ausdrücke ausser Fassung zu bringen und, 
wenn seine Rede lang war, wenn der Entgegnende sich nicht 
der Reihenfolge der Sätze erinnerte , welche er aufgestellt 
hatte, mit einem Worte, wenn er sich verwirrte — dann 
war er verloren. Jedermann weiss , dass die Meinung des 
grossen Haufens sich stcls dem Schwätzer zuneigt , und ihm, 
selbst wenn seine Gedanken trivial sind , eher Beifall klat- 
schen wird, als einer tiefen, aber minder gefögen Rede. Dür- 
fen wir nach der Erzählung von Acvaghoscha's Rekehrung, 
S. 21 1 , urtheilen, so war es nicht einmal nnthig, philoso- 
phische Ideen aufzustellen ; es genügte sogar schon , wenn 
der Gegner der aufgestellten These beistimmte , selbst wenn 
sie ein Axiom war. 

Auf diese Weise hing das Schicksal des Buddhismus in 
Central! ndien oder Magadha und selbst im Dekhan oft von 
religiösen Disputationen, ab und der Verfall dieser Religion 
ist hier, nach Täranatha's Geschichte zu urlheilen, nicht so 
sehr dem vertilgenden Schwerte der Mahomcdaner zuzu- 
schreiben, welche er unter dem Namen Turuschka versieht, 
als der Verfolgung der Dialektik , welche von Atschärja und 
seinen Nachfolgern ausging. 

Cenlralindien war, wie wir gesehen haben, das Vater- 72 
land des Buddhismus ; dieser herrschte daselbst wenigstens 



7» 



anderthalb tausend Jahr und verstände keiner andern Lehre 
ein Uebergewicbt, während jetzt Benares als Pflanzstätte und 
Mittelpunkt aller Glaubensformen gilt. Von dort kam der 
Buddhismus nach Tibet, welches von indischen, aus ihrer 
Heimath vertriebenen, Geistlichen überschwemmt ward, und 
dorthin wandten sich in den früheren Zeilen auch Tibeter 
selbst, um sich zu unterrichten. Daher besitzen wir auch 
eine, im Vergleich mit den übrigen, viel ausführlichere Ge- 
schichte des Buddhismus in Magadha zugleich mit einer Liste 
der Könige, welche hier geherrscht haben, und einer Be- 
schreibung seiner berühmteren Tempel. Aber ■ — ganz abge- 
sehen von dem sogenannten transgangelischen Indien, wo 
der Buddhismus, nach seiner Vertreibung aus Magadha, eine 
sichere Zuflucht fand — glauben wir auch nicht, dass er i 
Westen von Magadha bi.s Kaschmir eine ununterbrochene 
Verehrung genoss. Die chinesischen Reisenden des IVtcn und 
Villen Jahrhunderts, zu welcher Zeit diese Beligion noch in 
voller Blütbe stand, finden in diesen Landstrichen überall 
keUcrische Tempel neben den buddhistischen , und von letz- 
teren berichten sie an vielen Stellen , dass sie iu Trümmern 
lagen. Schon der Mangel an Legenden über diese Orte beweist 
hinlänglich, dass der Buddhismus sich hier nur temporär und 
sporadisch verbreitet hatte. Dies war wahrscheinlich vorwal- 
tend zu der Zeit geschehen , als es den Konigen von Maga- 
dha gelungen war, ihre Herrschaft über diese Lander auszu- 
dehnen, und die hier und dort erscheinenden Kloster bilden 
gleichsam Oasen, welche sich als Zeugnisse der einstigen po- 
litischen lleberschwemmung erhalten haben. Aus diesem 
Grunde haben wir aueb keine ausführlichen und zusammen- 
hängenden Nachrichten über das Schicksal des Buddhismus 
in diesen Ländern, keine Successionslisle der dortigen Hie- 
rarchie. Da sich aber diese Länder um die mittlere Periode 



der Existenz des Buddhismus in Indien hiiuliger erwähnt fin- 
den , als in den späteren Zeiten , so dürfen wir auch daraus 7! 
srhliessen , dass er dort allmählich verschwand und vor dem 
Auftreten des Atschärja ßodhisaltva in Magadha. 

Anders verhält es sich mit dem nordwestlichen Indien. 
Hier fiel er unmittelbar unter den Schlägen der Mahomeda- 
ner ; diese verfolgten ihn aller Orten : sowohl in den Mauern 
Gazna's — wo alle mystischen Bücher niedergelegt waren, 
so dass alle berühmten buddhistischen Zauberer bieher , in 
Heimath der Dakinl , wanderten , um geheime Zauberkünste 
zu erlernen — als in den Bergen Kaschmir 's , an den Ufern 
des Altnk und im Tempel des Somanätha. Es scheint , dass 
der Islam hier ausschliesslich mit dem Buddhismus zu schaf- 
fen hatte. Die riesenhaften Bildsäulen, welche AI. Burnus in 
neuester Zeit in der Gegend von Bamian sah , sind die Sta- 
tuen des Buddha, deren bereits Hiuen-Thsang gedenkt. So 
sind auch die von demselben englischen Reisenden auf dem 
Wege von Lahore nach Kabul gesehenen Topen buddhisti- 
sche Stupa's, Kuppelbauten, Pyramiden, welche zu Ehren ei- 
nes Verstorbenen oder zum Gedächtniss einer religiösen Be- 
gebenheit errichtet wurden. Die Verfolgung des Buddhismus 
durch die Mohamcdaner erstreckte sich von den Ufern des 
Oxus bis Lob-nor, den westlichen Gränzen des chinesischen 
Reiches und dauerte eine lange Reihe von Jahrhunderten, 
Noch unter den ersten Nachkommen von Tchingis-Khan und 
Kublai sehen wir den Buddhismus unerschüttert in Kaschgar 
und noch weiter östlich, und er erlischt erst nach dem Fall 
der Juen- Dynastie. Allein die Verfolgung der Mahomedaoer 
war verheerender , als die durch die Tirlhika's hervorge- 
brachte Umwälzung. Jene vertilgten alles, was den Typus 
des Heidenlhums trug : Ueberlieferungen sowohl als Schrif- 
ten , und so auch die reiche Literatur, welche man hei den 



so 

utgurischen Buddhisten voraussetzen darf, da Gelehrte aus 
deren Kreise unter der Dynastie Juen nach Peking gerufen 
wurden, um an dem Gelchrten-Aussrhuss Theil zu nehmen, 
weleher mit der Vergleichung der tibetischen und chinesi- 
schen Bicher des Buddhismus beauftragt war. Aus diesem 
(■runde haben wir, trotz der langen und festeren Herrschaft 
74 des Buddhismus in Nordwesten als in Magadha, viel weniger 
specielle Nachrichten über seine dorligeo Schicksale. Die 
Priester dieser Gegenden konnten sich nicht, wie die von 
Magadha , in andern Ländern verbergen und dort die Ueber- 
Ueferungen über die Begebenheiten des vaterländischen Bo- 
dens aufbewahren ; sie sind in ihrem Vaterlande umgekom- 
men : auch die Mahomedaner des Ostens hatten ihre Omar's. 
Wie dem auch sein möge , wir wollen versuchen , alle 
Berichte über die alten Buddhisten nach Unterbrechung der 
Palriarchen-Suicessiiui zusammenzustellen. 

In Mathura wird nach Sudarcana ein zweiter Käljäjana, 
aus Kandahar gebürtig, erwähnt, nach diesem Mahaloma oder 
Mahäroma (S*?pj und Nandin (^p' 4 "^)- Nach diesen 

wird Mahäljäga (T" 7 ]^'* 5 )' 1 )) als Beligionshaupl in Maga- 
dha genannt. Von Vararutschi sprechend erwähnt Taranatita 
zum ersten Mal Schrift. Als Zeitgenosse Kälidäsa's und 
der Kegievung Harilschandra's (Can. XV) wird im Kö- 
nigreich Li 1 ) ein Arhant Kaljänavardhana (^'^^'^ r3J ), 

in Tukhära ein Lehrer Miulkung {^З'^Ь '» Kaschmir Ku- 



li Unter dem Königreich Li Tcrstcbl man die buddbiMiedien Landstriche 
im Norden тип Tibcl und insbesondre Kbotan. Tflrariitba erwähnt noch Mu- 
■ iT^'vp'Q^j im Königreich Li [Оф, X\). 



81 






näla, in Magadlia Kscliemakara (f^ 4 ]'^ »nd im Osien noch- 
mals Kaljänavardhana erwähnt. Diese waren Vaibhäschika's. 
Unter den Saulräntika's ist Kumäradhara (t 4 №i'5' ( ^4 be- 
kannt. Jeder von ihnen hatte eine unzählige Menge von 
Schülern. 

Unter Pänitschandra (Cap.XVI) erwarb sich der Sthavira 73 
Samäptalschinta (? Задс^Л^) grosse Verdienste um den Bud- 
dhismus durch Verbreitung der Bücher der £rävaka's und 
durch die Stiftung von sechzig Schulen (des Ilinajana ?j in 
Magadlia. 

Um die Zeit der Könige Bindusära (|^5рр) una 

Cxitschandra wird Д'Г^'Ч erwähnt, welcher mit Acvaghoscha, 

der nach TäranAlha's Worten (Cap. XVIII) sehr viele Namen 
führte, für eine und dieselbe Person gehalten wird. Wenn 
die chinesische Lebensbeschreibung des Vasubandhu Glauben 
verdient, so wurde Acvaghoscha durch Käljäjana von £räva- 
sii nach Kaschmir gerufen , um die Vibhäschä zu schreiben. 
Nach einer besonderen Lehensbeschreibung des Acvaghoscha, 
ebenfalls in chinesischer Sprache, war er zuerst ein Verfol- 
ger des Buddhismus, wurde aber dann von Pärcva bekehrt; 
er blieb in Magadha, doch der König der kleinen Jue tschi 
oder des heutigen Kahulistan überfiel mit einem Heer Maga- 
dha und entführte ihn nach dem nördlichen Indien , wo er 
berühmt ward und die Lehre verbreitete. Doch stimmen so- 
wohl die chinesischen als tibetischen Berichte darin überein, 
dass ihm der Name Acvaghoscha erst später gegeben ward. 
Täranatha sagt einfach, dass sein früherer Namen Kala war ; 
dieser erinnert uns an eine gleichnamige Person, welche bei 
der Spaltung der Schulen betheiligt war; vielleicht war diese 



»а 

in der einen Schule berühmte Person Лег andern verhasst, 
uml am dies zu verbergen, ward sein Name später gelindert, 
seine andern Namen waren: «Sklav der Müller», «Sklav de; 
Vater*» (Я'^Ч, Ч'рЧ), Matitschitra *) u. aa. Wahrscheinlich 

ШИН man aber diese Namen für die von verschiedenen Per- 
sonen nehmen, ohne jedoch die Legenden über sie vod ein- 
ander scheiden zu können. Die wichtigste Millheilung bei 
Täranätha ist, dass Kanischka den Acvagkoscha zu sich ein- 
geladen, dieser aber die Einladung wegen seines hoben Al- 
7ß lers abgelehnt uud seinen Schüler Dschnänaklrli (T«J*PFW*1) 

zu ihm gesandt habe. Dcmgemäss fällt die Zeit des Acvagho- 
scba — trotz aller Verschiedenheit der Legenden über ihn — 
nicht später als das füufle Jahrhundert nach dem Buddha, 
und, da die tibelischen Legenden seine Bekehrung nicht dem 
Parcva, sondern dem Ärjadeva zuschreiben, so erkennen wir 
nun, dass die Mahäjäua-Lehre, deren Gründer Nagardscbiina, 
derLebrer dieses Ärjadeva, ist, ebenfalls unmittelbar mit der 
Spaltung des Buddhismus in Schulen ihren Anfang genom- 
men hat. Diese Zusammenstellung führt uns zu einem andern 
noch wichtigeren Resultat, welches in allen buddhistischen 
Erzählungen hervortritt; eine berühmte Persönlichkeil be- 
wahrt nicht blos ihren Ruhm bei der Nachkommenschaft, 
sondern absorbirl auch andere Persönlichkeiten : Kaschmir 
wollte sich nicht mit einem Schüler des Acvaghoscba begnü- 
gen; es sah eine grössere Ehre darin, ihn selbst zu rufen; 
auch die durch ihre Schreibweise hervorragenden buddhisti- 
schen Werke konnten keines andern Produkt sein, gleichwie 



*) WnlmrheiulHi nur der Name MMrilst licl.i , über den meine Bemrr- 
kunjt im H.illet. hislnr. phlL T. XI p, И.'(= Mel. n»iat. T. II, p. 1(18) tueb- 
HtUM И. Schiefner. 



na 

ein berühmtes architektonisches Werk nur eine Schöpft 
des Vicvakarniau (des himmlischen Architekten) sein kann. 
Ganz auf dieselbe Weise muss der berühmte Nägärdsclmna 
nach allen Plätzen gewandert sein ; er hat so viel Bücher ge- 
schrieben , so viel Dinge gewusst, dass er dazu Jahrhun- 
derte gelebt haben inüsste ; das ist aber auch wirklich der 
Fall gewesen ; denn einige schreiben ihm sogar eine Le- 
bensdauer von 600 Jahren zu 1! 1 

Beim ersten Blick auf das Lebeu dieses Nägärdsclmna 
überzeugen wir uns, dass alle Widersprüche, welche in der 
Bestimmung der Lchensepoche des Buddha hervortreten, ein- 
zig aus der Erweiterung der Lebensdauer, mit welcher man 
jenen bedarht hat, hervorgegangen sind, liier klafft ein ent- 
setzliches Intervall , aber nur scheinbar ; denn wenn wir das 
Leben des Nagärdschuna auf die gewöhnlichen Gränzen eines 
einfachen Menschen beschranket , so ist die Kluft geschlos- 71 
sen und es zeigt sich, dass wir noch nicht weil von der Pe- 
riode, wo der Buddha selbst lebte, entfernt sind, und schon 
nah an den Zeiten des Vasuhaudbu und Arjäsanga'). 

Zu welcher besonderen Schule Acvaghoscha gehörte, wird 
nicht mit Beslimnilheit überliefert; aus der Legende, nach 



i) Gewöhnlich wird angenommen. da** Ntglrdfcbuil 400 Jahr nach dem 
Nirrana d«* Buddha lebte. Aber im Tandjur finden wir im Comnienlar d 

Dschnanavadschra mm Lanka'alara («. Band Ц 318). dass nach Einigen Nig« 

»wrihundert Jahr danach erschien. dadurch überzeugen wir uns noch ent- 
schiedener, da-* Xigardechuoa, «welcher den Geist der Zwietracht unter den 
(гатака'в aussiele, nach ihrer Meinung Гиг Lehre des Buddha ausgab, was 
dieser nicht gepredigt hallo u. s. w.,o der erste war, welcher den Weg zum 
Mabljlna bahnte ; natürlich konnte diese Lehrt nicht sogleich ihre volle 
Entwicklung erlangen, so da» uscb 400 Jahren wiederum ein berühmter 
а (Mandschukula) in Ibr auftreten konnte , nacb welchem alsdann das 
ne Gramen bereits überschritt, \ llf tUnw Weise drucken die 400 
Jahr der Lebensdauer des Nigardscbuna , nach unsrer Meinung, die 
r Knlwit khmg der Mabajaua-Lebro aus. 



34 



welcher er sicli bei der Abfassung der Vihtiascha betheiltgle, 
ilürli'ii wir jedoch den Scliluss ziehen, dass er zu deu Re« 
Präsentanten der Vaibhaschika's gerechnet ward. Eine unter 
den llinajanisleii berühmte Persönlichkeit ist, und zwar un- 
bestritten, Vasubandhu, der Verfasser des Abhidharinakuscha. 
welcher alle, die andre Hauptschiile, die Illiiajana-Saiilräiili- 
ka's, charakterisirenden Ideen in seinem Werke zusammen- 
stellte : die Legenden machen ihn in den chinesischen l'.c- 
richlcn zu einem Zeitgenossen des Vikramäditja, in den tibe- 
tischen zu dem des Gambhlrapakscha (? ЗЧ'ЛЧ'^ПЧ). Er war 

in Puruschapura geboren, sludirle den Abhidharma der Vai- 
bhäschika's in Kaschmir, kam alsdann nach Magadha, wo er 
ihn nach eigener Weise vortrug, und wurde Vorsteher im 
Tempel Nälanda. Dies ist Alles, was sich mit Sicherheit Ober 
ihn sagen lässt. Die Maliäjänistcn stellen ihn aber ebenfalls 
in die Reihe ihrer Berühmtheiten, lassen ihn, gleichwie Лс- 
vaghoscha , durch Arjäsanga , den sie als seinen Bruder be- 
trachten (s. S. 65), bekehren und schreiben ihm eine Menge, 
auf die Mahäjana-Lelire bezugliche, Schriften zu (Täranäiha, 
Cap. Wir. 
1 Aus dieser Verbindung zwischen Vasubandhu und ArjA- 

siitign sehen wir wenigstens deutlich die damaligen Verhält- 
nisse der beiden Jana's, und zugleich ist es seit dieser Zeit 
schwer, reine Hinajänistcn auszuscheiden, die mit den ldeeo 
der Mahäjäna-Lehre unbekannt sind. 

Schüler des Vasubandhu sind: 1) Gtinaprabha; dieser 
lebte zu Mathurä im Kloster Agrapura , war berühmt durch 
seine Kenntnisse im Vinaja und wurde spater Guru {Haus- 
priester) bei dem König Qriharscha (?) ; 2) Slhiramati (I f|" 

tl 4 ' 4 ^ 5 ! 4 ), Sthavira und Kenner der Abhidharnia's, zeichnete 



»5 

sich durch Abfassung eines Commentars zu allen Schriften 
des Vasubandhu aus ; 3) Dignäga , berühmt durch dialekti- 

sehe Schriften ; 4-) Kaljänavardhana ( YT 1 ^^ 7 ^) » aus der 

Schule der SarvAstivädin, gründete in Bodhimandala vier und 
zwanzig Schulen für den Unterricht im Vinaja und in den 
Abhklharma's. Diesem wird die erste Verbreitung der Mah&- 
jAna- Lehre in Kaschmir zugeschrieben; von da rückte sie 
erst nach Turkestan vor , so dass sie zur Zeit der ersten chi- 
nesischen Reisenden hier fast noch unbekannt war. 

Unter dem König MahAbala^kja (^3^^'*^) lebte einer 

von den letzten berühmten Htnaj&nisten, nämlich Vasumitra ; 
dieser fasste eine Erläuterung zu dem Gommentar zum Abhi- 
dharmakoscha ab , und hinterliess , was für uns am wichtig- 
sten , einen Bericht über die achtzehn Schulen des Hinajäna. 
Dabei sagt Täranätha Folgendes (Gap. XXVI) : 

«Während Vasubandhu's Leben bestanden die achtzehn 
Schulen noch vollständig ; aber um diese Zeit (die des Vasu- 
mitra) waren viele bereits verschwunden ; so schon drei aus 
der Abtheilung der Mahäsämghika's ; (die Purva? aila), Avara- 
(aila und Hemavatl; zwei aus der der Sarvästivädin (die 
KAfjapija und Vibhadschjavädin) , eine aus der der Sthavira 
(die MahÄvihäraväsin) und aus der der Sammattja die Schule 79 
Avantaka. Was aber die übrigen betrifft , so waren sie weit 
verbreitet und man darf durchaus nicht den Worten ei- 
niger Geschichtswerke beitreten , wonach die Schulen der 
£r&vaka's kurz nach Verbreitung der Mahäjäna-Lehre unter- 
gegangen wären . Es ist zwar richtig , dass mit der Zunahme 
der letzteren die Macht der £rävaka's geringer ward; dass 
aber ihre Zahl unbedeutend war, darf man nicht annehmen.» 

Die Abnahme der Macht der £rävaka's ist so zu verste- 



heu , dass seit dieser Zeil Berübmlbeit in der Gesammlheit 
des Buddhismus, Einfluss uud Gunst der Könige vorwaltend 
berühmten Männern aus der Mitte der Mahajänisten zu Theil 
wurden. Ueberdies haben wir schon bemerkt, dass zu letz- 
teren in der Folge häufig auch Lehrer des lllnajäna gerech- 
net wurden, sobald sie Berühmtheit erlangt halten ; denn Le- 
genden sind leieht zu erlinden und das Unterschieben von 
Schriften dauert im Buddhismus beständig fort. Dass jedoch 
das Hinajäna wirklich und zwar, getrennt für sich , bestand, 
und nicht blos in dieser Zeil, sondern auch noch später, das 
ersehen wir durch die chinesischen ({eisenden, unter denen 
Hiuen Thsang noch im Villen Jahrhundert nach Chr. viele 
Hlnajänislei) auf seiner Beise von China nach Indien n.u li- 
weisl; und da kurz nach dieser Zeit der Islam auftritt, so ist 
es wahrscheinlich, dass dieser es war, der das Uehergewicbi 
der Mahajana-Lehrc in diesen Ländern verhinderte. 

Um die Zeit, wo das Königsgeschlecht der Tschandra's 
erlosch, werden erwähnt: der Saolrantika Cubhamilra, 
welcher, wie es scheint, in Nälanda lebte, der Vinajisl Dhar- 
mamitra (тоЧ'З'Ч-^' 1 !]?!^) j„ Tukhara, welcher zu der Schule 

der Vaibhäschika gehorte, Punjakirti (? «Й^ГуИТЧИ^ , wel- 
cher im Königreich Maru lebte, der Vinajist Cäntiprabha 
80 (?'^ ,f ^) im Königreich Cäntiprabha und der Vinajisl Pi- 

trilschela (I Ч'^Ч) ') in Kaschmir (Cap. XXV11) ; etwas spä- 
ter (unter Gopäla) wird auch Cäkjaprabha , Schuler des Pun- 
jaklrti , und der Vinajisl Vlra (V й ) genannt (Cap. XXV(U). 

Uebrigeus darf man aus der Benennung и Vinajist я oder 



1) Dieter Name wird aui-h dem Afrighos.lia gegeben ». S. 7S. 



87 

« Sauträntika » noch nicht unbedingt schliessen , dass die so 
Bezeichneten vollständig dem HlnajAna angehörten. Wir ha- 
ben schon bemerkt, dass in der neueren Zeit der Vinaja und 
die Sutra's nicht blos bei den MahAjänisten sondern auch bei 
den Mystikern Gegenstand des Unterrichts sind. 

Obgleich wir aus dieser kurzen Uebersicht erkennen, 
dass wir die allerausführlichsten Nachrichten über die Ge- 
schichte des Buddhismus nur in tibetischen Quellen finden, 
so ist doch keinem Zweifel unterworfen, dass sich Vieles 
auch in den südlichen Ländern wird antreffen lassen , in de- 
nen der Buddhismus noch jetzt besteht. Vielleicht findet sich 
schon in Ceylon, ausser dem von Upham bereits in englischer 
Sprache Veröffentlichten, noch andres Historisches ; noch mehr 
aber darf man von Siam oder Birma erwarten. Ist aber unser 
Sinn nicht einzig auf Namen oder Zahlen gerichtet , danu 
kann die reiche buddhistische Literatur an und für sich bes- 
ser als alles andre ihre Geschichte verkündigen; die Verglei- 
chung der Schrifen erweist ihr relatives Alter am bestimm- 
testen und damit zugleich enthüllt eine jede von ihnen die 
Aufgabe , welche in einer bestimmten Zeit durch bestimmte 
Fragen sich gebieterisch geltend gemacht hatte , den Kampf 
der einen Principien mit den andern , so wie die Resultate 
des Kampfes und der Versöhnung. — Und dieses sind auch 
unzweifelhaft wenigstens die wesentlichsten Momente der Ge- 
schichte des Buddhismus ! 



Aus dem eben Gesagten ist es begreiflich , dass , indem 8t 
wir jetzt zu der Auseinandersetzung der Hauptpunkte der Ht- 
najäna- Lehre schreiten, wir uns vor Allem zu dem Vinaja 
wenden müssen ; denn dieser ist das Centrum , in welchem 
all die mannigfachen buddhistischen Schulen ihren gemein- 
schaftlichen Vereinigungspunkt finden. Wir haben bereib 



SS 



oben gesagt , dass gerade dieses das bnhe Aller thura dieser 
Ablheiluug oder, wie man sich ausdrückt, dieses Korbes 
(pitaka) der buddhistischen Literatur bezeugt. Doch müssen 
wir auch hier stets im Auge behalten, dass die In dieser Ab- 
lheiluug enthaltenen Verordnungen auf keinen Fall zu ein 
und derselben Zeit entstanden sein konnten. Diejenigen, wel- 
che ein besonderes Interesse daran nehmen , werden sich 
leicht davon überzeugen, wenn wir später in der Abt hei hing 
■Dogmatil»') eine Uebersicht der Hauptpunkte des Vitinja 
geben , und eben so bei der Skizze der Literatur desselben ; 
aus diesem Grunde beschränken wir uns hier auf eine Aus- 
einandersetzung des wesentlichen Inhalts. 

Der Vinaja ist keine Darstellung der buddhistischen Lehre, 
sondern eine Sammlung von Vorschriften für diejenigen, wel- 
che sich ihr geweiht haben; da jedoch, wie bereits gesagt, 
nur derjenige sich Buddhist im vollsten Sinne ueuoen konnte, 
welcher die Bedingungen der neugegründeteu Gemeinde über 
sich nahm , so ist begreiflich , dass der Vinaja schon für sich 
allein denjenigen Mitgliedern, welche sieb nicht auch zu al- 
lem Uebrigen verpflichten konnten , hinlängliche Nahrung 
ihres inneren und äusseren Lebens zu gewähren im Stande 
war. Sein Ziel war (s. Dogmalik CCL1I), die Geistlichen zu 
vereinigen, sie zu vervollkommnen, ihnen Zufriedenheit zu 
verschallen , den Sündern Einhalt zu thuu , Frömmigkeit zu 
82 erwecken und zu vermehren, die Gläubigen von den Fes- 
seln des gegenwärtigen und zukünftigen Lebens zu 
befreien und dadurch Fesligkeil uud Dauerhaftigkeit des 

1) Meinem l't.ii) gemäss sollte, auf dies« Abhandlung eine Darstellung der 
buddhistischen Dogmen , in türm eine« lermiuoloi;i>< luri Lexikons fiilgen ; 
Mi lli'ulii aber wird sieh diese Publikation лив Mangel an Mitteln und insbe- 
sondre an cbinei-ischen Charakteren tery.o^ein. Iletunili urlaulw ith mir аиГ 
diese lldiiil.iluilt ли verweisen und bezeichne deren Рл rag rauhe dureb ro- 
niiie.be Zahlicii hen. 






sittlichen Lebens zu gewähren. Obgleich diese Definition des 
Vinaja sogar schon die später ausgearbeitete Lehre ist, so zeigt 
sieh doch ganz bestimmt, dass selbst noch zur Zeil ihrer 
Ausarbeitung der Vinaja keine Notwendigkeit der beiden 
anderu Körbe, welche wir im Buddhismus linden, voraus- 
setzt. Er ist eben so sehr das Mittel als das Ziel, sich von 
den Banden des Lebens oder des sogenannten Samsära zu 
befreien. 

Worin besteben nun seine Vorschriften? 

Da das Ziel des ursprünglichen Buddhismus negativ ist, 
iL Ii. . dass sein Bekenner irgend etwas von sich aus tb.ee, 
sondern auf welche Weise er es vermeide irgend etwas zu 
tliun , so ist es ilemgemäss ganz natürlich , dass der Vinaja 
nicht vorschreibt dieses oder jenes zu thun, sondern im Ge- 
gentbeil spricht er nur davon, dass es dem Stande eines Bud- 
dhisten entgegen sein wird, wenn er dies oder jenes thut. 
Das sittliche Ziel ist nicht : den Handlungen ein möglichst 
freies Feld zu gewähren, die Mittel der Befreiung zu erleich- 
tern , sondern sich jeder irgend möglichen Tbätigkeit zu ent- 
halten; denn diese bringt eine ununterbrochene Beihe von 
Folgen hervor, von denen man sich ebenfalls befreien muss. 
Der in die neue Brüderschaft Eintretende verpflichtet sich 
nicht irgend etwas Gutes zu thun , sondern er entsagt jedem 
Bösen; er spricht nicht «ich werde geben» — und zwar 
sehr natürlich, da er nichts besitzen darf, — sondern er ge- 
lobt nichts zu nehmen. Demgemäss beschränkt sich der Vi- 
uaja auf die Auseinandersetzung der Sünden , deren sich der 
Buddhist zu enthalten hat oder der von ihm zu übernehmen- 
den Gelübde : dies und Jenes nicht zu thun. Dass diese Vor- 
schriften sich erst allmählich vermehrt haben, tritt so klar 
hervor, dass wir uns nicht weiter darauf einzulassen brau- 



250 ausdehnt (nach einigen Sekten giebt es bezüglich der- 
selben einige Differenzen, CCLIV). Es giebt Todsünden (pa- 
radsrhita) , welche ein Mitglied seines Standes und aller Pri- 
vilegien berauben; der All sind Unkeuschheit , Diebstahl, 
Mord u. s. w. Es giebi verzeihliche Fehler (Samgh;U.-nvvii,i 
яз CGLVJi wie Onanie, Berührung des Körpers einer Frau, un- 
anständige Unterhaltung, Halsstarrigkeit u. s. w. Es giebt 
ferner abwerfliare ') , d. h. solche, bei denen man ЕдоаовДц 
Begierde verleugnen muss , z. It. man darf nicht mehr als 
eine bestimmte Anzahl Kleider besitzen, sein Kleid hei Nacht 
nicht an einem andern Ort lassen , kein Gold und Silber be- 
rühren , keinen Mandel treiben, keiue Vorräthe aufhäufen 
u. s. w. Endlich giebt es Vergehen (präjactscliiltika, 
CCLVII), wie Lüge, Zank, Verläum !iing, Bedrückung. — 
Ausserdem giebt es eine Menge unbedeutender Vorschriften 
in Bezug auf Tragen der Kleidung, Anstand in den Bewe- 
gungen, in der Unterhaltung, wobei die alleruubedeuleudslen 
Kleinigkeiten berücksichtigt sind. In diesen Vorschriften, 
welche von den aller casuislischsten Sublilitätcn 'und von der 
Voraussetzung verschiedener erleichternder oder erschweren- 
der Umstände begleitet werden und mit einer Menge Legen- 
den verknüpft sind , welche die Veranlassung zu ihrer Auf- 
stellung gaben , enthüllt sich nicht nur das neue Leben dei 
buddhistischen Gemeinde , sondern mittelbar zugleich ein. 
Seite des Lehens, der Einrichtungen, Begriffe und Gesetze, 
welche in Indien herrschten, überhaupt, so dass der Vinaja 
in dieser Beziehung eine unschätzbare Quelle für indische 
Mliilhumskiinde darbiete!. 

Vier Haupteigenechaftet) zeichnen die Schulen des Bml- 
Ли oder den Gramana aus: er schilt den nicht, welcher ihi. 



1! Vgl. Burnouf Inlrod. i, :№, 



Ol 

schilt, erwidert nicht Zorn mit Zorn, Beschuldigung mit Be- 
schuldigung, Schläge mit Schlägen. In der That ist in dieser 
Vorschrift, gleichwie in den Gelübden selbst, die Idee einer 
Sittlichkeit enthalten, welche in den ersten Zeiten der Exi- 
stenz des Buddhismus , wie wir sehen , allein für genügend 84 
gehalten wurde , das allen Systemen gemeinschaftliche Ziel : 
die Befreiung oder das NirvAna , d. h. das Ende oder die 
Lossagung von allem Irdischen zu erreichen; dieser Charak- 
ter wird auch in der späteren Entwicklung dieser Religion 
nicht verläugnet, als vielseitigere Forderungen sich in ihr 
geltend gemacht hatten. Auch da steht Sittlichkeit an der 
Spitze der Entwicklung der philosophischen und beschauli- 
chen Fähigkeiten, so jedoch, dass nur alles drei vereinigt zu 
dem gewünschten Ziel führt. Wenn wir aber daran gehen, 
diese Gelübde mit der Lehre der Sötra's von der Tugend zu 
vergleichen, und in diesen die Eintheilung der zehn guten 
und zehn schlechten Thalen in drei Categorien nach ihrer 
Entstehung aus der Seele (oder den Gedanken) , dem Körper 
und dem Worte finden, dann erhebt sich unwillkürlich die 
Frage, weshalb die Grundlage der buddhistischen Gelübde 
mit dieser Lehre über die guten Werke nicht eng verbunden 
ist ; warum nirgends vom Almosen gesprochen wird ; warum 
z.B. die fünf Todsünden und was sich darauf bezieht (CXXVI 
und CXLVII) in den Vinaja's nicht in ihrer Vollständigkeit 
erwähnt werden. Betrachtet man den Inhalt dieser Sünden, 
so muss man sich nothwendig überzeugen , dass ihre elasti- 
schere und gelehrtere Classiticirung unmöglich mit den vo- 
rigen zu ein und derselben Zeit auftreten konnte. Die ersten 
Buddhisten kannten keine Streitigkeiten , konnten keine ßo- 
dhisattwa's ermorden , keine Denkmäler zerstören — dem; 
alles dies hätte zu der Zeit, wo die Einrichtungen festgesel/ 
wurden , welche einzig nur die Lossagung von der Welt in* 



09 



Auge hallen, noefa gar keinen Bestand. Schon dies allein 
weist den spülen Ursprung der Sulra's im Verhällniss zu den 
Vinaja's, wie ja der Buddhismus überhaupt von Specfellen 
Gesetzen zu allgemeinen übergeht, sich von trivialen und 
beschrankten Ideen nach und nach zur Abstraction er- 
hebt. 

In Verbindung mit der Uebernahme der Gelübde durch 
die Mitglieder der Gemeinde linden sich Statuten, welche 
85 bei den Buddhisten Aufteilungen (vaslu [eigentlich: Sub- 
stanz]} genannt werden, und auch in diesen bemerken wir 
eine gewisse All müli lieh keil der Entwicklung. Die tibetischen 
Vinaja's zahlen ihrer siebenzehn. Prüft man sie näher, so 
überzeugt man sich, dass sie sich in drei llauplgruppm ver- 
Iheilen ; die eine bezieht sich auf die Gelübde seihst, die 
Form ihrer Uebernahme (die Cäremonien der Einweihung), 
ihre Erneuerung zu einer bestimmten Zeit, damit mau nicht 
vergisst, auch Busse (poschadha) zu thun ; die zweite betrifft 
die Lehensweise, wie das Zubringen der Hegenzeil an einem 
bestimmten Ort (varschika) und das Verlassen desselben (jira- 
varana) , die Bestimmungen bezüglich der Kleidung (kathina 
5, tsclilvara 5), des Leders oder der Stiefel, der Silze (caja- 
nasana [Liegen und Sitzen] 17) und der Nahrung oder der 
Arzneien (bbaischadseba) ; die drille endlich begreifl die Ver- 
hältnisse der Mitglieder oder die innere Uisciplin , die sich 
nur auf Abweichungen von den Vorschriften, denen sie sich 
unterworfen hallen, beziehen konnten, — und schliesslich die 
Beilegung von Streitigkeiten unter ihnen, was, wie sich von 
selbst versteht, erst noch später hinzugekommen sein kann, 
und an die Gründe der Spaltung in Schulen erinnert. An der 
Spitze von allen, als allen gemeinsam, steht die Abtheilung: 
Cäremonien (Karman), in weither die Form auseinanderge- 
setzt wird, wie die Einweihung zu vollziehen, der Kathina 



из 



breite» , ein Schuldiger ли bestrafen und ein Streit zu 
beenden ist. 

Prüfen wir diese Statuten, so begegnen wir beständig 
einer Reihe von Milderungen und Abweichungen von den äl- 
teren strengen und deshalb nicht zahlreichen Vorschriften, 
und diese Abweichungen waren bei der grossen Entwicklung 
der Gemeinde unvermeidlich. In allen alten Legenden sehen 
wir norh, dass ein vom Schicksal Verfolgler oder von Fröm- 
migkeit Erweckter sich nur dem Buddha vorzustellen braucht; 
dieser empfängt ihn mit den Worten a der und der sei will- 
kommen,» und hat ihn damit unter die Zahl seiner llel.cn- 
ner aufgenommen; einer weiteren Cäremonie bedurfte es 
nicht; jetzt aber ist es durchaus anders. Um Bhikschu , d. i. w 
Bettler, oder Mitglied der Brüderschaft , zu werden, muss 
man sich vorher einer Reihe von Prüfungen unterziehen, 
seine Befähigung durch ein Noviziat, oder die Uebernahme 
leichterer Gelübde erweisen, und es werden nicht blos phy- 
sische, sondern auch moralische und bürgerliche Bedingun- 
gen erfordert. Man muss frei sein von gewisseu körperliehen 
Mängeln, wobei selbst die Farbe der Haare untersucht wird, 
obgleich diese nachher ahrasirl werden müssen ; man kann 
der Welt nicht entsagen , wenn man gewisse Verbrechen be- 
gangen hat und in jedem Fall wird der Aufzunehmende ins- 
geheim untersucht und muss vor der Aufnahme beichten. 
Schliesslich muss er freies Mitglied der bürgerlichen Gesell- 
schaft sein, darf nicht von Eltern abhängen, muss die Bei- 
slimmung der Obrigkeit haben — und kann nur, wenn alle 
diese Bedingungen statt linden, aufgenommen werden. In al- 
lem diesen erkennt tuaa auch den Einfluss äusserer Momente 
auf den Buddhismus; obgleich er sich von der Welt lossagt, 
nimmt er doch Rücksicht auf sie , muss seine Vorschriften 
mit den Einrichtungen der Gesellschaft, in welcher er lebt. 



91 



in Uebcreinslimmung bringen (s, Dogma l. im Paragraph 
Diebstahl) 1 auch giebl es andere Einflüsse, denen Bf 
nicht entziebeD konnte, wie Natur und Klima. Ah der lim] 
dhismus in Mittelindien bestand, konnte er in der Thal seim 
rigorosen Vorschriften erfüllen; seine Mitglieder konnlei 
liier unter freiem Himmel leben, sieb mit drei Gewänden 
begnügen, bedurften keiner Vorräthe, keiner Kopf- und Fuss- 
bedeekung. Als er sich aber weiter, — zumal uach Norden, 
verbreitete , konnte man der Natur in solchem /usland i 
Trutz bieten ; mau musste ibr nachgeben. Die Geistlichen 
waren vernünftig genug, sich für diesen Fall mit der Erlaub- 
niss des Buddha, Stiefel zu tragen u. s. w. zu versorgen. Die 
Regenzeil ist nicht in allen Ländern dieselbe — daher gleich- 
falls ein neues Zugeständniss. l'ebcrdiess aber war die ßrü- 
g7 derschaft mächtig geworden, wünschte auf den Lorbeeren, 
die die ersten Mitglieder durch ihre Entbehrungen geerntet 
hatten , auszuruhen , sich in Wohnungen niederzulassen, de- 
ren Umfang zu erweitern; wollte sieb mit neuen Dingen um 
geben , kein aus Kehrichtgruben zusammengesuchtes Kleid 
tragen, ausser Almosen bestimmte Speisen und insbesondere 
Getränke geniessen. Für alles dies linden sich neue Indulte 
und nun sehen wir die früheren zerlumpten Bettler in reich 
geschmückten geräumigen Wohnungen — obgleich man um 
dies zu erreichen des Buddha Körper verstümmeln nuisste 
(s. den Artikel Mahallaka) ; er trägt ein prächtiges Gewand« 
besitzt Eigenthum, trinkt berauschende Gelränke in der Forin 
von Arznei, beiheiligt sich nicht hlos am Handel, sondern 
auch an der Regierung. In Verbindung damit mussten auch 
verschiedene Stufen im Stande der Mitglieder selbst eintre- 
ten, welche früher nur die Anciennilat, von der Lebernahnie 
der Gelübde an gerechnet, als Rangunterschied kannten; jetzt 
bilden sich in der Hierarchie verschiedene Stufen und Ränge, 



05 



welche sich zuletzl bis zu den Dalai-Lama's erhoben haben. 
Ferner finden wir eine neue Keihe von Einrichtungen bezüg- 
lich der Zulassung von Nonnen in der Gemeinde. 

Prüfen wir die Einrichtung des Poscharfha , so überzeu- 
gen wir uns, dass der ganze alte buddhistische Cullus einzig 
in der Versammlung bei Gelegenheit dieses Poschadha , oder 
гиг Erneuerung der Gelübde nach Anweisung des Ruches 
Pratimokscha , bestand. Wenn wirklich seit ältester Zeit an- 
dere Sftlrä's cxislirt hätten , so würden sie sicherlich irgend- 
wo in den Vinajas erwähnt sein und der Cullus eine andere 
Form geh;ibl haben. Völlig dasselbe ist auch bezüglich der 
Cäremonien zu bemerken ; in den ältesten Zeilen war die 
Anzahl derselben sehr gering und kaum eine von ihnen trägt 
einen speciell buddhistischen Charakter; selbst das Fest Pra- 
varana, welches nach der Sommerzeit gefeiert ward, ist au- 
genscheinlich in Nachahmung der Tlrthika's eingesetzt, die 
sich für eine bestimmte Zeit Schweigen auflegten. Die Ca- ' 
remonic Kathina beweist gleichfalls ihren fremden Ursprung 
schon dadurch, dass die Bestimmungen derselben bei den 
Buddhisten sehr verworren sind. Für mehr buddhistisch dür- 
fen die Versammlungen gelten , bei denen über Schuldige 
Gericht gehallen, Streitigkeiten geschlichtet wurden, doch 
derartige Einrichtungen müssen bei allen Religionen vor- 
kommen. — Anders steht es, wenn wir uns zu dem heutigen 
Buddhismus wenden; bei diesem folgt Fest auf Fest, Cäre- 
monie auf Cäremonie. Bei bestimmten Veranlassungen wer- 
den Sfltra's des Buddha vorgelesen, Hymnen von späten Dich- 
tern abgesungen (Mig-lsc-ma ^Д^Ч'Ч^'*) s . Index, tibeti- 
sches Gebet, verfasst von Tsonkhapa). Der Buddhismus, wel- 
cher sich ursprünglich vollständig von dem weltlicheu Leben 
entfernt halte, drängt sieh in jetziger Zeit allenthalben in 



ол 



dasselbe ein. Der Lama (oder Hosehang) erscheint bei Be- 
gräbnissen sowohl als Geburten ; er ist Arzt und Aslrolog, 
und in erster Eigenschaft bewaffnet er sich nicht blns uiit 
Arzneien , sondern auch mit Religion : der Vollziehung ge- 
wisser Cäremonien oder Beschwörungsformeln. 

Für uns ist das Wichtigste, dass die Abhandlung über 
die Tempel (vihAra) im Vinaja noch keine Stelle hat, sondern 
als Zugabc oder Beilage in dem Abschnitt über die Sil/.e 
cnthallen ist. Die Geistlichen bedienten sich bei ihren Ver- 
sammlungen, welche, wie wir wissen, unter freiem Himmel 
Stall fanden, Fussschemel oder einer Streu, und später erst 
gingen sie von da in Tempel über. Wir haben auch schon 
angeführt, dass der erste von Buddhisten erbaute Tempel 
erst lange Zeit nach Buddhas Tod erwähnt wird, und selbst 
da mnss man noch bemerken, dass man diesen Erwähnuugen 
keiuen vollen Glauben schenken darf; denn die Legemfafl 
haben durchweg die Neigung, allem ein möglichst hohes Al- 
ter zu gehen. 

Hiermit wäre denn eine allgemeine Uehersicht der An- 
ordnungen des Vinaja vorgelegt; ausführlicher hoffen wir sie 
80 in der Folge bei Betrachtung der buddhistischen Dogmen 
auseinander zu setzen. 

Die Literatur des Vinaja ist ausserordentlich umfang- 
reich. Im Tibetischen nimmt sie, abgesehen von den Com- 
menlareD, weiche sich im Tandjur linden, den achten Theil 
des Kandjur (13 Bände) ein. Doch die chinesische Sprache 
liefert in diesem Fall noch mehr Schätze. In tibetischer 
Sprache haben wir nur den Vinaja einer einzigen Schule, 
den der Mähasarväslivädin, und da deren Redaclion eine viel 
spätere ist, so sind die Ablheilungcn derselben weil umfang- 
reicher und enthalten eine Menge Sütra's in sich, die sich in 
chinesischer Sprache separirt vorfinden. Diese Sftlra's muss 



toan von denen , die der SautrAntika - Schule angehören , ab 
dem Geist nach verschieden betrachten. Was die chinesischen 
Vioaja's betrifft « so finden wir in ihnen den tibetischen Vi- 
naja ) zwar nicht ganz und vollständig , dafür aber die Vi- 
naja's der Schulen der SarvAstivÄdin, Dharmagupta, Mahi^ä- 
sak? und Mah&sämghika's. Die Bücher des Vinaja theilen sich 
in zwei Hauptabtheilungen : in die des Pratimokscha, zu wel- 
chem , sammt den Commentaren (Vibhäga) , die Gelübde ge- 
boren 9 und die der Einrichtungen (Vinajavastu) , in welcher 
die Aufnahme, der Sommeraufenthalt und die übrigen er- 
wähnten Gegenstände behandelt werden. In archäologischer 
Beziehung ist in dieser Abtheilung der merkwürdigste Ab- 
schnitt der von den sogenannten Kleinigkeiten (Vinaja- 
kschudrakä), welcher nach unserer Meinung zu den allerälte- 
sten Nachrichten über Indien zu rechnen ist. 

Jetzt haben wir über die Religionslehre des Buddhismus 90 
selbst zu sprechen, d. h. über ihre Anschauung der Natur 
und des Verhältnisses des Menschen zu ihr. 

Wir haben bereits oben gesagt , dass der Name Vaibhä- 
schika nicht die allgemeine Benennung aller achtzehn Schu- 
len ist , sondern dass man die Vaibhäschika's gleichwie die 
Sauträntika's als die beiden Hauptgruppen des Hlnajäna zu 
betrachten hat , welche sich aus der durch die Spaltung in 
Schulen hervorgebrachten Gährung hervorarbeiteten und auch 
die Schulen in sich absorbirten. Es ist Thatsache , dass die 
VaibhAschika's als Autorität für ihre Meinungen weder die 



1) Ее ist zu bemerken , dass anter der Dynastie Juen Uebersetzungen so- 
wohl dieses Vinaja als rieler andrer tibetischen Bücher ins Chinesische ge- 
macht wurden ; doch finden wir jetzt keine Erwähnung , dass diese lieber* 
Setzungen noch ezistiren. 

Wftcsiljew, Buddhismus. 7 



09 



Lehre des Buddha, noch die ihm zugeschriebenen Sutra's, 
sondern die von verschiedenen Lehrern verfassten Abhidliar- 
ma's anerkennen; dies spricht stark für die von uns allent- 
halben verfolgte Ansicht, dass der Buddha weder Sutra's hia- 
terliess noch Ideen lehrte, ausser der Notwendigkeit allein 
Irdischen zu entsagen ; prüfen wir jedoch die Ahhidbarma's 
in ihrem jetzigen Zustand, so überzeugen wir uns, dass sie 
das erste Product der buddhistischen Literatur nicht sein 
konnten , denn sie stellen die Iteligiou in einem so ausgear- 
beiteten System dar , analysiren die Gegenstände und techni- 
schen Ausdrücke bis zu einer solchen Subtililäl, wie man sie 
nimmermehr für die ersten Zeiten derselben voraussetzen 
darf; überdies tritt die Darstellung in einer solchen Gestalt 
auf, dass man annehmen rauss , dass schon vor der Erschei- 
nung der Abhidharma's eine Reihe von Meinungen und Fra- 
gen an einem andern Ort aufgestellt und mehr als einmal 
behandelt war. Es lässt sich zwar einerseits annehmen, dass 
Arbeiten bestimmter Personen , etwa aus dem vierten Jahr- 
hundert uach Buddha, worauf viele Data fast mit Entschie- 
denheit hinweisen , mehrfachen Veränderungen und Vervoll- 
kommnungen nach Massgabe der theologischen Entwicklung 
im Allgemeinen unterworfen wurden, so dass von dem Alten 
■n nur die Benennungen übrig bleiben, andrerseits muss man 
aber nichts desto weniger zugestehen, dass der Plan, welcher 
sieh in allen Abhiriuarina's wiederholt, ein ihnen gemeinsa- 
mer ist. Bemerkt man doch auch dasselbe in den dem Bud- 
dha zugeschriebenen Sutra's, welche auf uus gekommen sind. 
Die Agama's, welche die bedeutendsten unter ihnen sind, 
zeigen völlig dieselbe gründliche Ausarbeitung ; einer von 
ihnen ist sogar nichts weiter als ein terminologisches Lexi- 
kon des Buddbismus, welches nach der Anzahl der Termini 
angeordnet ist und eine Anfzählung von so minutiösen Ge- 



01» 



genständen liefert, dass es unzweifelhaft eine sehr spüle Ver- 
einigung vhii Allem, was sieh iu den Sütra's fand, bildet. 
Ganz eben so verhall es sich auch mit den übrigen Sfltra's, 
deren Ziel nicht Legenden sind, sondern Dogmatil» ; auch 
sie gewähren stets das Zeugniss, dass sie nichts Unbekanntes 
behandeln, sondern ein/ig zum Zweck hahen in den Dogmen 
eine neue, vielleicht mit den Meinungen einer bestimmten 
Schule übereinstimmende Seite zu enthüllen , oder irgend et- 
was Neues hinzuzufügen. Die Ahhidharrua's müssen freilich, 
nach einigen Worten zn urlheilen, als Deduction aus Sfttia's 
des Buddha, welche ihnen vorausgegangen waren, zusam- 
mengestellt sein; dies verpachtet aber keinesweges ш dem 
Schluss, dass jene Sütra's mit den auf uns gekommenen iden- 
tisch sind, auch diese konnten parallel und selbst in Wider- 
spruch mit den Abhidharnias au eiuem andern Ort und für 
andre Bedürfnisse gestaltet sein. 

Demgemäss dürfen wir mit Bestimmtheil aussprechen, 
das Alles , was aus der Schule des Hlnajäna auf uns gekom- 
men ist, nicht der ältesten Schöpfung angehört, sondern viel 
spätere Ausarbeitung ist. Dies ist auch ganz natürlich ; denn 
die ersten buddhistischen Werke , da sie nicht schriftlich 
coneipirt waren, konnten nur eine rohe und unausgearbeilele 
Form darbieten und demgemäss in der Folge, zumal in ei- 
oem Lande, wo Kampfund Streil herrschte, kein Hecht ha- 
ben, für die Zukunft aufbewahrt zu werdeu ; das Aller konnte 
im Verhältnis* zu der Entwicklung des Buddhismus und der 
übrigen religiösen Systeme in Indien keine Autorität haben, 
und die Boheit und Trivialität der ßeligion selbst nur Scha- 
den bringen, Da der Buddhismus sich sehr früh in China zu 
verbreiten anfing und, zwar von Turkislau aus, wo nur das 
Hlnajäna herrschte, so linden wir, dass die früheren, daselbst 
abgefassten, Ucbersetzungen ganz und gar keine solche Voll- 



IOO 



endung und Erhabenheit der Lehre zeigen, wie die späteren, 
und der grössle Tlieil derselben ward, wie uns scheint, aus 
dem Grunde eingebiisst, weil sie wahrscheinlich noch schlech- 
ter waren, als die erhaltenem Man lese nur den Sse sehe eul 
tschang king oder «das Sfilra der zwei und vierzig Artikel», 
welches in China zuerst übersetzt ward! welch ein ungeheu- 
rer Absland zwischen ihm und den Ahhidharma's , oder den 
später übersetzten Sütra's! und wir sind der Ansicht, dass 
dieser Abstand nicht hlos auf dem Inhalt, sondern auch auf 
der Zeit der Abfassung selbst beruht. 

Demgemäss halten wir für nolhig, vor Altem eiuen kur- 
zen Auszug aus denjenigen Sütra's zu gehen, welche später 
in unserer Uebersicht eiue Stelle finden werden, und zu- 
gleich in einem kurzen Umriss die Hauptprincipicn der bud- 
dhistischen Dogmalik darzustellen. 

Wir haben schon oben gesehen , dass der Buddhismus 
auf Principicn beruht, welche nicht umhin können durch 
ihre Seltsamkeit Jeden zu überraschen; sein Ziel ist, jede 
sowohl geistige als physische Thätigkeit in jeder Existenz zu 
ersticken ; dieses verfolgt er unerschütterlich in jeder weite- 
ren Entwicklung, und es erneuert sich sogar im Mahajäna, 
obgleich dieses sich bestrebt, jedem Wesen den möglichst abso- 
lutesten Spielraum zu gewähren. Der Grund davon und folglich 
auch die philosophische Grundlage des umfangreichen religiö- 
03 sen Gebäudes liegt in einer noch seltsameren Anschauung 
der ganzen Welt ; diese wird nicht im Verhältnis« ш sich 
selbst und in ihrem inneru Zusammenhang angeschaut , Sün- 
dern im Verhältniss zu den in ihr existirendeu Persönlich- 
keiten, und das Resultat ist: dass alle Existenz Qual ist — 
dies Wort im allerumfassendslen Massslab genommen — 
weil Alles sich umgestaltet , nicht ewig ist, altert — und 
zwar namentlich aus dem Grunde, weil alles das Merkmal 



им 

der Zusammensetzung, Verkettung oder Abhängigkeit 
von einer Ursache an sich trägt. In Folge davon sucht der 
Buddhismus Mittel sich aus dieser Abhängigkeit und daraus 
hervorgehenden Qualen zu befreien und findet sie in der 
Entsagung, oder in der Absperrung von uns gegen alle 
äusseren Eindrücke; diese bildet das Werkzeug und wird 
zugleich der Pfad , auf welchem man zu dem angezeigten 
Ziel gelangen muss. Auf diese Weise ergiebt sich die Lehre 
von den vier Wahrheiten: Qual, Verkettung, Entsagung 
und Pfad. 

Je näher wir den ursprünglichen und alten Begriffen 
über diese Wahrheiten treten, desto einfacher und gewöhnli- 
cher erscheinen sie ; es ist weder etwas Sublimes noch Ab«* 
stractes in ihnen : das Ziel i&t eben so einfach als die Mittel 
und die Ursachen. 

Der ursprüngliche Begriff des Nirväna oder desjenigen 
Zustandes, welcher der Endpunkt dieser Richtung ist, ist 
nichts Anderes als der Begriff der vollständigen Vernichtung 
oder des Austritts aus der Reihe der Existenzen : der Buddha 
oder die Arhant's , mit welchem Namen die £rävaka's die- 
jenigen, welche den Zustand des Nirvuna erreicht hatten, be-? 
zeichneten, sind nicht Wesen, welche eine Hülle, die sie zu 
wirken hinderte, von sich geworfen und irgend etwas Selbst*? 
ständiges nach dem Uebergang in die neue Welt, welche^ 
man, wie es scheint, voraussetzen müsste, bewahrt haben; — ? 
nein, sie heissen so nur im Verhältniss zu ihrem früheren 
Leben , von welchem sie so glücklich waren oder verstanden 94 
haben sich endlich %u befreien , so dass sie jetzt nicht mehr 
existiren , folglich den glücklichsten Zustand erreicht haben, 
in welchem ihre Persönlichkeit verschwindet, einem verlor 
sehenden Licht gleich ; sie werden sich nicht mehr in der 
Welt der Wiedergeburten oder des Samsära bewegen, in 



welcher, sei es im Himmel oder in der Hölle, alles den Cha- 
rakter der Qual trägt. Uebrigens ersrheial auch die Idee der 
Wiedergeburten wahrscheinlich erst später ; denn der ur- 
sprüngliche Buddhismus hat nur den Mcnscheu im Auge, be- 
trachtet nur die ihn bildenden Skandha - (s. Dogmatik CI 1Г. 
und bestrebt sich sie vermittelst der Entsagung ш ver- 
brennen. 

Dies sind die Begriffe von der Göttlichkeit, wenn es er- 
laubt ist, einem solchen Zustand diesen Namen zu gehen; 
zum Theil haben sie sieb sogar in der spateren Entwicklung 
der Keligion erhalten. Die Mahajanisten bevölkern die Welt 
mit einer zahllosen Menge von ftuddha's, welche sich einan- 
der mit ihren Boten beschicken ; so bandeln sie jedoch nur 
in dem sogenannten «Nirväua mit einem Rest», d.h. wo 
ein Buddha oder Arhanl , nachdem er schon jeden äusseren 
Eindruck in sich erstickt, sich mit seinen Empfindungen 
schon in das Nirväna versenkt hat, noch für einige Zeil in 
der Welt bleibt, und während derselben Andre seinem Bei- 
spiel folgen lehrt, ihnen die erhabenen Ideen der Imddhisli- 
schen Lehre enthüllt. Der Buddha der Mahajanisten in sei- 
nem Dharmakäja oder abstracten Dasein ist ebenfalls eine 
nicht existirende Person, und überhaupt erscheinen die l'unl 
dha's nirgends weder als Richter der Welt, noch als den 
Si-höpfer und Ordner; in der ganzen Wrli giebt es keinen 
andern Gebieter als das Schicksal, wenn man die in der pliy- 
sischen und el bischen Natur herrschende Idee von den Ursa- 
93 chen und deren Folgen mit diesem Namen bezeichnen darf; 
die Vergeltung für Handlungen tritt eben so in die Erschei- 
nung, wie die Entstehung des Keimes aus dem Samen; es 
giebt keinen Willen, welcher das Schicksal des Menschen zu 
ändern im Stande wäre , und , wenn wir in der Mahäjäna- 
l.ehre Einmischung der Bodhisallwa's linden, welche erschei- 



en 

ich 



мз 



neu um Unglücklichen Hülfe zu bringen , so gehört — trotz 
dem, dass die Lehre vom Mitleid bereits eine Schöpfung die- 
ser Schule ist — diese Theilnahme dennoch Wesen an, wel- 
che ilie Welt noch nicht verlassen haben und unter Einfluss 
ihrer Wünsche handeln, welche, wie die physischen Ursa- 
chen, zu den Banden des Sariisära zählen. 

Trotz dem , dass die Lehre von den vier Wahrbeilen zu 
den ersten intellccluellen Thatcu der buddhistischen Religion 
gebort, linden wir sie schon bei den flrävaka's (in einem Ье- 
sondern Sülra) in so grosser Entwicklung, dass man eine be- 
stimmte Periode für die Ausarbeitung derselben voraussetzen 
muss; in der jetzigen Gestalt gehurt zu der Idee der Nicht- 
ewigkeit die Lehre von allem die Welt Gestaltenden und die 
von den Skandba's , zu der Idee der Verkettung die Lehre 
vom Keinen und Unreinen, oder dem Zusammengesetzten und 
(^zusammengesetzten, und von den ursprünglichen und ver- 
mittelnden Ursachen. Die Lehre von der Entsagung, welche 
ursprünglich eng mit dem Pfade verbunden war , konnte an- 
fänglich sicher keine anderen Vorschriften enthalten als die 
im Vinaja vorgekommenen; dies konnte aber nicht lange be- 
friedigen, und so treten im Verein und parallel mit der Mo- 
ral philosophische und beschauliche Vollkommenheiten her- 
vor, welche später, in Rücksicht auf den Vorrang, welcher 
den letzteren vor den ersleren eingeräumt ward , zu der Bil- 
dung der rein -mahäjänislischen Lehre, des beschaulichen 
Mahajäna (der Jogätscharja- Lehre) und des Myslicismus 
■ühren. 

Im lllnajäna ist dieser Pfad noch nicht so ausgearbeitet: 
die sieben und dreissig Artikel, welche ihn bilden und wahr- 
scheinlich nach und nach hervorgetreten sind, tragen keine 
bcsondein Eigentümlichkeiten an sich ; man muss die vier 
Gegenstände: «Korper, Empfindung, Seele und Aeusserlich- 



IOI 

keil» in.- Ged&chtniss lassen oder betrachten; andern vier') 
entsagen, das Gate thun, d;is Hose lassen; man bedarf fünf 
Organe oder Kräfte: «Frömmigkeit, Eifer, Gedächtnis«, Be- 
•ehaulicbkeil um) Vernunft» u. s. w. Dieser aus sieben und 
dreissig Artikeln besiehende Pfad dient noch lange Zeit bei 
den Qrävakas als einzige Bedingung für die Erreichung des 
Ziels. Nachher aber (heilen sich die Lehren über die Entsa- 
gung und den Pfad, Auf die erste bezieht sich die ganze be- 
schauliche Seite, aus verschiedenen von den Schulen hinein- 
getragenen Elementen bestehend ; der zweite theill sich in 
fünf Wege: den vorsorgenden , befähigenden, den beschauli- 
chen, den ordnenden und den letzten: den Weg der Nicht- 
Lehre (s, über diese Wege in der Dogmatik im Artikel über 
die vier Wahrheiten), welche dieselbe Unlhäligktit ist. Der 
Eintritt in diesen Pfad stellt bereits eine Stufenfolge von Be- 
rufen dar, welche von dem Srolaäpanna und Anagäuiin bis 
zum Arhant reicht und eine Art Ithlhologic bildet; es ent- 
spricht ihm eine bestimmte Anzahl von Welten und die Er- 
reichung der einen oder andern von diesen bezeichnet die 
Erhebung zu einer bestimmten Stufe. Der Name Arhant Ье- 
zeichnet bei den früheren Buddhisten den hochsteu Beruf; 
ihn trugen die frühem Patriarchen; alle Personen, welche, 
den Legenden zufolge, von dem Buddha eingeweiht sind, er* 
reichten diesen Beruf und, augenscheinlich, sehr leicht; dem- 
geiuji.ss bedeutete er in den älteren Zeiten wohl nur «Lieber- 
winder der Leiden», oder «das Gelübde der Arinuth würdig 
erfüllend» 1 ), und da er sich unter den Beinamen des Buddha 



1) Diese Zählung nach rieren — lieber als Gegenstück in den vier 
Wahrheiten — betreist Mich, dass di«M Termini f ruber rnUUndcn sind, 
die andern. 

2] Irh rerniutlie , it;iss die i-i^rnUh he ÜeuViitung die etymologische ist, 
i Verdienern!», n.iiiilii |i in die ItniileiM luii , den S*m<;ha , .iul|:i' ninrii m 



■од 

erhalten hat, so spricht alles für die Annahme, dass der letz- 
tere Titel (Buddha) , welcher «der Weise» bedeutet, ihm erst 
in der Folge gegeben ward , als die intellectuelle Vollkom- 97 
menheit im Buddhismus eine Stelle gewann, und dass er 
anfanglich auch bei den £rävaka's nicht anders als Arhant 
genannt ward, 

Prüfen wir die Punkte , welche die Spaltung der Schule 
der £rävaka's herbeiführte , so sehen wir , dass sie darüber 
stritten, ob der Buddha in der Welt existire oder nicht, und 
folglich, ob etwas Weltliches in ihm sei. Diese Frage be-t 
weist klar, dass die ursprüngliche Idee von der «Vernich^ 
tung» die Vernunft über ihr entsetzliches Ziel aufschreien 
und alle menschlichen Fibern erzittern machte, weshalb dem* 
bereits die Mahäsämghika's anfingen von der Unendlichkeit, 
Allmacht und Ewigkeit des Buddha zu sprechen. — Darauf 
folgte die Frage über den Sinn der Lehre des Buddha; ob 
jedes seiner Worte fähig sei den Hörer vom Samsära zu be- 
freien, d. h. ob alles und jedes, was er gesagt, als er bereits 
kein weltliches Wesen mehr war, aber noch in der Welt 
verblieb um zu lehren, übernatürliche Kraft haben müsse. 
In der Folge, als die Menge von Sutra's sich angesammelt 
hatte und Widersprüche in ihnen hervortraten , wurde diese 
Frage in andre Worte gefasst: ob jedes Wort des Buddha 
eine genaue und bestimmte Bedeutung habe. Die Vaibhäschi- 
ka's, obgleich auch sie nicht die ältesten Buddhisten sind, 
kennen diese Frage noch nicht; für alle andren Schulen ist 
sie der wichtigste Gegenstand ; — denn keine wagte die Su- 
tra's, welche nicht mit ihren Meinungen übereinstimmen, als 
nicht von Buddha herrührend, zu verwerfen, sondern sie sag- 



werden. Natürlich kann alsdann auch dies Epitheton kein alter Beiname des 
£Akjamuni sein. 



IO<t 



(en nur, dass sie nicht ia der Form einer absoluten Wahrheit 
ausgedrückt seien, und diese Lehre von den «zwei Bedeu- 
tungen » entwickelt jede Schule ihrem Systeme gemäss (s. 
CCXL11 174—275). 

Eine zweite Frage in Betreff des Buddha war: wie er 
sich in der Welt uianifcstirt halte ; diese ist aber noch in ei- 
ner so rohen Form ausgedrückt, dass man sieht, wie weil der 
1 Buddhismus von erhabenen Ideen über das Wesen der Gott- 
heit zur dainaligen Zeit uoch entfernt war, Die Frage ist hier 
auf weiter nichts gerichtet , als : ob ein Mensch, welcher eiu 
Buddha zu werden bestimmt ist, wenn er geboren werden 
soll wie die übrigen .Menschen, ebenfalls schmutzig inul un- 
rein empfangen wird (CLXXX1X), oder auf irgend eine aus- 
sergewöhuliche Weise. Dem gemäss versicherten auch einige 
Schulen , dass er sich in Gestalt eines Elephauten in den 
Schooss seiner Mutter herabgelassen und aus ihrer rechten 
Seiten geboren sei, eine Legende, welcher wir auch in dem 
berühmten Lalitavistara begegnen. Bei alle dem setzt die Er- 
scheinung dieser Frage auch die Behandlung vieler andrer 
voraus ; damals müssen sieh auch bereits die kosmologischen 
Begrifle von den drei Welten , von der Welt der Empfindun- 
gen, der Formen und der unsichtbaren, gebildet haben, und 
die Idee, dass ein Buddha auf untadelliafle Weise nur in der 
Well der Empfindungen hervortreten könne : überdies zeigt 
sich ein duukler Begriff von den Bodhisattwa's, welcher im 
Mahajäna bereits entwickelt ist ; hier wie auch hei den C,rä- 
vaka's ist dies die Stufe der Existenzen, welche dein Buddha 
zunächst vorhergeht: aber dort ist ein bestimmter Kreis der 
Thäligkeit für sie bezeichnet, werden die Verdienste eines 
Bodhisattwa aufgezählt, während er im llinajäna nur der 
Zustand vor der letzten Geburt ist. Da wir aber eben die 
Beilic der älteren mythologischen Stufenfolge : Srolaäpamiu, 



I07 






Auägäuün und Arhanl gesehen , und keine Erwähnung des 
Bodhisaltwa gefunden haben, so müssen wir daraus schlies- 
sen , dass dieser Terminus viel später erscheint und keinen 
Glaubenssatz bildet. 

Viel wichtiger als dieses ist die Frage : gehörte der Bud- 
dha zum SanTgha , d. h. , zur Versammlung der Geistlichen? 
Die Lehre von den drei Zufluchtsstätten (carana) : «dem Bud- 
dha , dessen Lehre und dem Sairighai, welche das Symbol 
dieser Beligion bildet , gehört dem Alterthum an , jetzt aber 
wird aus der Bejahung oder Verneinung jener Frage gefol- 9» 
gert, oh man die Monumente des Buddha verehren muss, 
oder nicht, wie wichtig dies fromme Werk, und die Almo- 
senspende an Geistliche sei und andres. 

Wie sich aus Allem ergiebt, begann der Riss jedoch 
nicht eigentlich um dieser Punkte willen. Er nahm seinen 
Ursprung darin, dass man durch Majorität die Meinung über 
die Arhant's zuliess : dass sie noch von menschlichen Schwä- 
chen abhängig oder ihnen unterworfen sind, dass sie in ih- 
rem Selbslbewusstsein Zweifel oder Bedenken unterliegen 
können, dass sie subjeetivisch sind und der Verbesserung fä- 
hig. Diese fünf Sätze — zwar vom Dämon gelehrt, aber von 
den Mahäsämghika's , wie wir sehen , angenommen — zei- 
gen , das sich im Buddhismus der Wunsch regte, das Gleis 
der gewohnten Ideen, die er iu sich hegte, zu verlassen und, 
indem er die Arhant's auf die niedrigste Stufe stellte, hob 
er ihre Gleichheit mit dem Buddha auf und erhielt nun die 
Fähigkeit alle mögliche Zwischenstufen zu gestallen. In Ver- 
ein mit dieser Frage macht sich demgemäss eine andere gel- 
tend: hat der Archant die Ansammlung von guten Werken 
nöthig oder nicht, d. h. , was ist für ihn besser: sich noch 
oder nicht mehr um sie zu bekümmern. Sicherlich erscheint 
eigentlich auch erst in dieser Zeit die Lehre von den Srota- 



Ю8 



ара mi a 's und AnagAmin's ; trotz dem, dass sie unter den Ar- 
hanl's stellen , werden doch ihre Eigenschaften viel hoher 
gestellt] dies zeigt eher das Bestreben, den allen Begriff von 
den Arhanl's in einzelne Theilc zu zerlegen und , in Verbin- 
dung mit den neugclehrten fünf Wegen , neue Stufen aufzu- 
stellen. Die Frage «her die Arhanl's wiederholt sich in der 
Folge in der Frage üher ilie Bodhisattwa's : befreien diese 
sich von den niedern Wiedergeburten ? haben sie Gebrechen, 
oder nicht? 

Eine der allerersten Fragen war wahrscheinlich : kann 
man sich einzig durch Sittlichkeit von allen Banden (des 
1 00 Sanisära) befreien? — Die Erwähnung dieser Frage beweist 
am schlagendsten, dass die ältesten Buddhisten keiue andre 
Lehre kannten , als deu Vinaja und dass die angeführten 
Punkte, philosophische und beschauliche Vollkommenheiten, 
nicht nur erst später angenommen , sondern , obgleich eng 
mit dem Buddhismus verschmolzen, aus fremden Lebren ent- 
lehnt sind. Dies wird durch eine andre Frage bestätigt, mim- 
lich: ob die Tirlhika's die fünf Uellsichten oder die soge- 
nannten wundertätigen (höchsten) Eigenschaften besitzen, 
wie z. B. zu fliegen , Andrer Gedanken zu kennen u, s. w. 
(s. XIV). Die Zulassung dieser Frage beweist augenschein- 
lich, dass eine derartige erhabene Natur nicht ein Schatz des 
Buddhismus allein ist. Mit dieser Frage fällt auch eine andre 
zusammen , nämlich : ob die Götter Keuschheil oder reine 
Sittlichkeit besitzen? 

Endlich beschäftigt vorzugsweise nicht nur die alten 
QrAvakas, sondern auch alle übrigen buddhistischen Schulen, 
indem die Entscheidung derselben einen Ausgangspunkt für 
ihre philosophischen Anschauungen hildet, eine viel abstrac- 
lere, wahrscheinlich später als alle übrigen hervorgetretene 
Frage, nämlich: ob die Existenz der Materie anzunehmen sei? 



■ OD 






Diese Frage ist unzweifelhaft eine Entwicklung des buddhi- 
stischen Begriffs von der Qual und der Concrelheit aller Ge- 
genstände , welche nichts Dauerndes ntpräsentiren und , in- 
dem sie temporär existiren, Umwandlungen unterworfen sind, 
weshalb der Geist auch hei Nichts Hall machen kann. Diese 
Gestaltveränderung zeigt auch, dass es nichts wirklich Exi- 
etirendes giebl und damit erhebt sich zugleich die Frage : ob 
die Zeil seihst exislirt? ob Vergangenheit und Zukunft in 
der Gegenwart enthalten sind, oder besonders, oder gar nicht 
existiren ? Wie dem auch sein möge : die ersten Ituddhisten 
bekannten sich noch zu der Existenz der Materie oder der 
äusseren Well: sie handelten von den Atomen; bald aberiot 
wurde diese Meinung vollständig verworfen und aus der Ne- 
gation der Materie entsprang eine andere veränderte Frage 
über die Existenz des «Ich.» Wenn der Mensch eine Zusam- 
mensetzung von Skandha's ist, was ist denn das, was ihn, 
ausser diesen Skandha's, zusammensetzt? ist das Individuelle 
ein und dasselbe mit den .Skandha's — , d. h. Körper, Em- 
pfindung, Gefühle, geistige Fähigkeilen und Erkenntnisse — 
oder etwas Anderes, was in ihm zugleich herrscht und wir 
Seele nennen T 

Den Begriff Seele in unserem Sinn hat der Buddhismus 
nicht. Die Jogätschärja's haben zwar in der Folge das Dasein 
der Seele als ein besonderes Reines, aber alsdann durch Ei- 
telkeiten Verdunkeltes und von den Banden der Natur Gefes- 
seltes angenommen , allein sie haben sie troll alle dem doch 
nicht aus der Zahl der Skandha's ausgeschlossen, sondern für 
identisch mit diesen erklärt. 

Bei der Frage über das Nicht-Ich wird etwas Abstrac- 
tes gesticht , als Träger von allem , was in einem bestimmten 
Individuum enthalten ist — und diese Idee ist bereits voll- 
ständig io der Mahajana- Lehre entwickelt, welche namenl- 



но 



lieb von dem Punkte ausgeht, dass alles Leerheit ist, dass abei 
diese Leerheil zugleich das allgemeine absolute Sein von allem 
sei, was in der Welt existirt, dass sie die Verschmelzung al- 
ler Widersprüche enthalte und ausser dem Bereich des Ge- 
dankens liege. Zu solcher SubtiHtät sind die Hlnajänisteu noch 
nicht gelangt; bei ihnen ist die Frage über das Nicht-Ich, 
wie die Mahäjänisten sie nennen , noch roh. Sie stritten nu 
darüber, ob etwas aus einer Welt in die andere, oder aus ei- 
ner Wiedergeburt in die andere übergeht, d. b. wieder neu 
geboren wird, wenn der Mensch stirbt, oder, nach ihrer An 
nähme, die Verbindung unter den Skandha's aufgehoben wird. 
Hieraus ist deutlich, dass die Metempsvchose nicht aus bud- 
dhistischen Principien hervorging, sondern aus der allgemei- 
nen Volksanschauung als etwas anerkannt Gewisses aufgenom- 
men ward , gerade wie auch die knsmologischen Ideen und 
iu2lleiicrzeuguiigcn im Buddhismus entlehnte Elemente sind. Der 
grössle Theil der Buddhisten nimmt eine Zwischenzeit*), ei- 
nen mittleren liebe rgangszu stand aus einer Geburt in die an- 
dere an, d. h. während de3s, dass der äussere Mensch stirbt, 
geht der innere, mit denselben Skandha's versehen, jedoch in 
einer subtilen Form aus ihm heraus, und dieser Verstor- 
bene wird früh oder spät an den Ort versetzt, \ 
Folge seiner Werke, seine Wiedergeburt zu empfangen hat, 
und wäre dies auch in einer andern Welt. Diese Wiedergeburt 
richtet sich nach seiner Natur, d.h. nach seinen früheren Wer- 
ken. Demgemäss kann die Lehre von der Vergeltung, obgleich 
sie die moralische Stütze des Buddhismus bildet und eng mit 
dem Begriff von den Wiedergeburten verbunden ist, doch 
nicht für ein rein buddhistisches Product gelten. Es ist au- 
genscheinlich, dass sie zum wenigsten vor den philosophi- 
eeben Anschauungen bestand ; denn wir sind überall nicht 
*} 9. unten S. 242 [2вв] Aomert. 4. 



verpflichtet , aus der aufanglicht-n Betrachtung der 1 
Qual zu schliessen , dass der Buddha sogleich von Anfang 
an eine Reihe von Wiedergeburten im Auge hatte, und sein 
Gesetz nicht für das gegenwartige Lehen allein gegeben habe. 

Viel subtilere Fragen behandelten die Schulen in ihren 
Streitig heilen über das , was die Eitelkeiten sind : oh sie die 
Seele und deren Manifestationen sind, oder nicht? oh die 
Handlungen der Seele allein angehören, oder zugleich dein 
Körper und dem Worte? ob die verschiedenen Formen der 
Erkenntniss, Vidschnäna (s. skamlha), Leiden haben? ob sinn- 
liche, oder nicht sinnliche? Als die Beschaulichkeil als un- 
umgänglich notwendiges Mille) zum Pfade anerkannt war, 
und verschiedene Formen derselben hervortraten, unter an- 
dern die der sichtbaren und unsichtbaren Welt entsprechen- 
den (Dhjäna und Samäpatli, s. weiter unten), da glaubten Ei- 
nige, dass die letztern auch die äusserste Gränze der Be- 
schaulichkeit seien. Nicht wenig interessirte auch die Frage: 
ob man zur Zeit der Selbstversenkung (Samäpatli) sprechen юз 
könne? Denn einerseits negirl diese Vertiefung des Geistes 
jede Thäligkeit, während von der andern Seite der Buddha, 
als er sich seiner absoluten Natur gemäss in ihr befand , nur 
in dieser Selbslversenkung die grossen Wahrheiten ausspre- 
chen konnte, wie dies auch in vielen Sutra's wiederholt wird. 

Mit den Terminologien der buddhistischen Dogmalik kön- 
nen wir uns in dieser kurzen Uebersicbl um so weniger auf- 
halten, da diese Termini je nach den verschiedenen Schulen 
auf verschiedene Weise erklärt werden ; denn wie wir schon 
mehrfach bemerkt haben , verwarfen diese nichts , sondern 
nahmen mit dem Buddhismus nur im Sinne ihres Systems 
Umänderungen und Umbauten vor, wobei sie sich jedoch 
auch Anbauten und Ueberbaulen erlaubten. Deshalb wollen 
wir hier nur einen Abritt der Sjsleme oder eine Charakter*» 



II* 



slik der Schulen geben, alles dagegen, was sich auf die Ter- 
minologie bezieht, für eine besondere Ahlheilung reserviren; 
in dieser werden wir, so weil als möglich, alles prüfen, was 
jede Schule aus dem Ihrigen in einen bestimmten Terminus 
hineintrug. Die Punkte, welche die Gegenstände des Streils 
unter den alten Crävaka's bilden, sind von viel geringerer 
Wichtigkeit als die bei den neueren Buddhisten , den Erklä- 
rern der Ilinajäna-Lchrc , fast mit Stillschweigen übergange- 
nen. Wir linden in letzlrer ein ganz besondres System, wel- 
ches sich sicher erst lange nach der Spaltung der Schulen 
gebildet hat; nämlich die Lehre von den Pratjckabuddha's, 
oder denen, die nur für sich selbst Buddhas sind. Aus der 
Erklärung dieses Worts — nämlich, dass so diejenigen We- 
sen genannt werden, welche zu einer Zeit, wo es keinen 
Buddha giebt, die höchste Stufe der Vollkommenheit errei- 
chen — können wir entnehmen, dass die erste Frage, wel- 
che sieh in der Lehre vom Buddha , sohald dieser Titel vom 
Arhnnt, mit welchem Namen auch andere benannt wurden, 
geschieden war, erhob, die war: können auch andre WeMB 
i4 zu eben solchen Buddhas werden? und der Buddhismus ant- 
wortet — jedoch noch zagend — dass es möglich sei , aber 
nicht zu einem Buddha, welcher allgemeinseliafllichcr Lehrer 
und Stifter einer Religion sei , sondern nur zu einem Pratje- 
kahnddha, einem Buddha für sich selbst. Hiernach alsdann, 
mnss man annehmen, — trat schon der Gedanke auf, ganze 
Wellen mit Buddhas zu bevölkern, zu lehren, dass alle Men- 
schen zu diesem Beruf befähigt sind , und endlich alle Bud- 
dha's der gegenwärtigen Weltneriöde aufzuzählen. Damit in 
Verbindung wird das ganze System der buddhistischen Dog- 
matik umgestaltet; stall der vier Wahrheiten tritt die Lehre 
von den zwölf Nidäna's auf, welche für eine Entwickeltlnfj 
der Idee von den Ursachen und Folgen gilt; es wird der I 



из 



schaulich keil ein Uebergewicht über die beiden anderen Ar- 
ten der Vollkommenheit: die Sittlichkeil und Weisheit , ge- 
geben. Demgemäss wird, wo es in den einen Sutra's heisst. 
dass Buddha durch die Lehre von den vier Wahrheiten er- 
leuchtete, in den andern ihm die Lehre von den zwölf Ni- 
däna's in den Mund gelegt (s, diesen Terminus in der Dog- 
matik). Noch mebr: während in den einen Sutra's nur zwei 
Jäna's exisliren — das kleine und das grosse — giebt es in 
andern deren drei — das Jana der £rävaka's , Praljekabud- 
ilha's und Bodhisatlva's. In den Büchern der Mahäjänisten 
Buden wir den Buddha beständig von diesen drei Classen 
seiner Schüler umgeben ; daraus muss man auch schliesscn, 
dass die Lehre von den Praljekabuddha's bis zum Auftreten 
des Mahäjäua-S) stems entwickelt war. Da sie aber rasch ver- 
schwindet, so muss man annehmen, dass jene Schule sich 
mit dem letztem aufs schnellste verschmolz oder gar in das- 
selbe verwandelte; in der Thal gieni sich das System der Jo- 
gätschärja's im Mahäjäna als deren direkte Fortsetzung zu 
erkennen. Allein die Frage ist, was war dies für eine Schule? 
wo ist deren Literatur? und trug sie vielleicht einen andern 
Namen? Betrachten wir die Sfllra's, welche in chinesi- 
scher Uebersetzting auf uns gekommen sind, namentlich die 
Agama's, so (iuden wir die Nidäna's in ihnen beständig er- юз 
wähnt, in die tibetische Ueberselzung sind sie nicht gerathen, 
weil hier Kaschmir, die Zufluchtsstätte der Vaibhäschika's, 
als Autorität für die Lehre des Hlnajana gedient bat. Wen- 
den wir uns indess zum Inhalt der Lehre der Sautränlika's, 
der andern Hauptschule des Hlnajana, so sehen wir, dass 
diese zwei Arten von Pratjeka's, welche über die Arbant's 
gestellt werden, als die untersten Stufen der Vollkommenheit 
betrachten. Daraus folgt, dass sie Sutra's als Autorität hat- 
ten, welche von den Vaibhasrhika's nicht anerkannt waren. 



114 



Mini wir dürfen schliessen, daes uuter dem Namea Pratji 
der der Sauträulika-Sehule versteh kl ist, welche sich in ihn 
weiteren Entwicklung vielfach umgewandelt haben muss: 
denn Vasubandhu, der Bruder des Arjäsanga, des Gründen 
der Jogatschärja - Schule, der Hauptrepräsentant der lde< 
dieser Schule für unsere Zeit, mochte vieles geändert t 
da er mit den Abhidbarma's der Vaibhäschika's und den su 
binnen Erklärungen der Mahäjänisten bekannt war. 

Ohne uns mit der Darstellung der Hauptmerkmale dei 
Vaibhäscbika's und Sauträntika's — deren Meinungci 
weiterhin in dem Abschnitt über die buddhistischen Schu- 
len in genügender Ausführlichkeit auseinandergesetzt wei 
den sollen — hier lange aufzuhallen , wenden wir uns s 
gleich zu einem kurzen Abriss der Literatur dieser beidei 
Schulen. 

Wir bähen bereits mehrmals gesagt, dass die Abbidhar- 
ma's für die Grundwerke der Lehre der Vaibhäschika's gel 
ten. Nach der allgemeinen Meinung der übrigen buddhisti- 
schen Schulen sind sie Castra's, welche bestimmt sind, die 
Lehre des Buddha zu erläutern, nicht aber als ErlÜSnifkgca 
zu irgend einem einzelnen Sutra, sondern überhaupt zu dei 
gesammten Lehre oder zu irgend einem Theil derselben in 
dem besondren System. Prüfen wir die Art ihrer Darstellung, 
юн Mi sehen wir, dass sie nichts mit den Sulra's gemein haben. 
Diese letztem sind bestimmten Formen unterworfen und ent- 
wickeln sich in Gestalt eines Gesprächs, welchem eine Schil- 
derung und Betrachtung vorhergebt. In den Ahhidharma's 
dagegen verschwinden die Persönlichkeiten fast ganz und nui 
in einem lindet sieb eine Art Vorrede , nämlich in dem dem 
Cäriputra zugeschriebenen. Der Gegenstand wird ergriffer 
und von allen Seiten mit möglichster Tiefe und ausserordent 
lieh Irocken analysirt: die analytische Richtung, welche dei 



II.» 



Abhidharma's eigentümlich ist, wird лЬсг auch nirgends in 
solch hohem Grade gefunden; sie ersetzt die Regeln der Lo- 
gik, welche den Vaibhäschika's noch nichl bekannt war, und 
die Tiefe metaphysischer Speculatton; der Gegenstand wird 
von allen möglichen Punkten aus betrachtet, nicht in Bezug 
auf abstracte Ideen, sondern in einer eigenlhiimlichen Zäh- 
lung, so dass der Buddhismus, wenn sich eine ähnliche Dar- 
stellungsweise nicht in den übrigen, ihm fremden, indischen 
Lehren findet, sich rühmen kann, eine eigne Art Literatur 
geschaffen und dem Gedanken eine Bichlung gegeben zu ha- 
ben, welche in antlern Ländern vollständig unbekannt ist. 
Gewiss — und wir haben darüber schon oben gesprochen — 
konnten Werke dieser Art nicht plötzlich aufs erste Mal er- 
scheinen , sondern es müssen ihnen vorbereitende Arbeilen 
vorhergegangen sein , welche in der Folge verschwanden ; 
für uns aber ist das Wichtigste, dass die Vaibhäschika's 
diese Abhidharma's für die Worte des Buddha nahmen, d. h. 
dass die dogmalische Lehre nur in diesen Büchern enthalten 
ist; — und, wenn sie Grund für diese Annahme hatten und 
sie vor den Augen ihrer Gegner zu behaupten wagten, so ist 
es klar, dass es anfänglich keine andern Sütra's, die von den 
Abhidharma's, oder den allgemeinen Darstellungen der Reli- 
gion, verschieden gewesen wären, gegeben hat, sondern «ist 
später Sekten, die mit ihnen nicht übereinstimmten, neue 1 07 
Sütra's zu veröffentlichen anlingen ; da die letztem ferner 
fast nirgends ein vollständiges System darstellen — die Aga- 
raa's, welche hier eine Ausnahme bilden, sind unzweifelhaft 
spätem Ursprungs — stets nur von einem oder einigen 
Punkten der Lehre einen Begriff geben, so kann man daraus 
schliesscn , dass ihre Abfassung durch das Aufkommen einer 
oder der andern Frage , vielleicht sogar unter den Vaibhä- 
schika's selbst, veranlasst ward. 



■1» 

Wie sich dies aber auch verhallen möge, es werden sit 
ben wichtigste und älteste Abhidharma's gezählt: 1) Dschna- 
napraslhäua, von der Weisheit handelnd und dem KAljäjai 
zugeschrieben ; 2) Prakaranapäda , Werk des Vasumitra ■ 
Uebersicht der buddhistischen Artikel; 3) Vidschnanakäja, 
Werk des Devakschema ') . dialektischen Inhalts; 4) Dhar- 
maskandha , dem Maudgaljäjana oder Qäripulra zugeschrie- 
heu (letzterem in den tibetischen Quellen [auch in der Abhi- 
dharmakoravjäkhjä bei Burnouf Introd. 1 , 448]); lieber- 
sicht der Religion ; 5) Sariigltiparjäja, ein terminologische; 
Lexikon, nach Zahlen geordnet und dem £ariputra zuge- 
schrieben , welcher noch bei Lebzeit des Buddha starb, 
(bei Burnouf а. а. O. dem Mahä Kauschthila) ; 6) An 
rilacäslra , Werk des Goschtha 2 ), ein kurzer Abriss dei 
Dogmen; 7) Dhätukäja , gleichfalls dem Vasumitra zuge- 
schrieben (bei Burnouf а. а. O. dem Porna) , weist die 
Verbindung zwischen den llaupllheilen nach. Diese sieben 
Abhidharma's sind sämmtlich nur in chinesischer lleber- 
selzung auf uns gekommen; die Tibeter theilen nur ihre Na- 
men mit. Dasselbe gilt auch von dem umfassenden Commen- 
tar zu ihnen, welcher, unter dem Namen Vibbäschä bekannt, 
auch den Namen der Vaibhäschika's veranlasste. Die Vibh; 
schä ist nicht vor Kanischka verfasst , welcher 400 , nach 
andern 600 Jahr nach dem Tode des Buddba lebte. Dieses 
beweist am besten, dass man nicht, wie die Tibetcr anneh- 
men , den Namen Vaibhäschika's auf alle achtzehn Schulet 
ausdehnen darf, sondern auf ein besondres , bereits nach dei 



1) [Bei Burnouf lnir.nl, I, 448 heiMt der Verfimer, iiach der Ab nid In 
makociTjAkhja : Deiasarman ;>o ! wohl Detacarman tu lesen; dann 
Takschemä identisch]). 

2. Bei ВигпопГ а. а. О. Pradechnapticaitr* той Mnudgaljljina ; 
Goarblha м -heiol mit Burnoufl Kauechlhiia identisch). 



117 

Spalluog gebildetes, System beschränken muss. Zuletzt aber 
ging die Lehre der Abhidharma's, welche anfänglich einer 
einzigen Schule angehört hatte, auch zu den andern über; 
die Sauträntika's haben nun gleichfalls ihre Abhidharma's, 
und unter diesen linden wir, abgesehen von dem schon mehr- tos 
fach erwähnten Abhiilharmakoscha des Vasubandhu, zu wel- 
chem eine Menge Commentare gehören, im Chinesischen den 
Tsching scbi lun, das berühmte Werk des Harivarman ; dar- 
in erscheint die Lehre des Hinajana schon mit der des Ma- 
häjäoa gemischt. Es ist keinem Zweifel zu unterwerfen, dass 
auch die Vaib hasch ika 's selbst in der Folge vieles aus letzte- 
rer entlehnten ; dies erklärt uns , warum wir bisweilen auch 
bei ihnen Gegenständen begegnen , die man nicht als ihr l.i- 
genthum betrachten kann. 

Doch es ist keine Möglichkeit , eine vollständige Ueber- 
sichl des Inhalts aller Sutra's zu geben , welche sich in tibe- 
tischer und chinesischer Sprache vorfinden. Freilich ginge es 
nicht über unsre Kräfte ; denn wir besitzen — wie wir schon 
der gelehrten Welt mitgetheilt ') — eine besondere Analyse 
jedes einzelnen ; allein die Herausgabe dieser Arbeit würde 
viel Zeit und noch mehr Kosten in Anspruch uehmen. Dies 
wird man um so mehr begreifen, wenn wir hinzufügen, dass 
in einer Sammlung der buddhistischen Werke in chinesischer 
Sprache, welche den Namen San-Thsang führt, sich gegen 
anderthalb tausend hieher gehörige Titel finden ; ausserdem 
begegnen wir im tibetischen Kandschur einer Menge Varian- 
ten. Danach kann man beurlbeilen wie vielen Raum die Ti- 
tel allein einnehmen würden , denen man den sanskritischen 



1; Bulletin hi-toriro-pJiilnlii^iqiip, Tome \t pa«e 3ftO = Melange) •»■« 
i, Tome II page 3711. 



Originaltext und die tibetische Lebersetzung beifügen uiüsste. 
Dcntgemäss müssen wir uns hier auf die Nachweisung dek- 
alier wichtigsten beschränken. 

Einem allgemeinen, von allen Buddhisten angenommenen 
und beständig in ihren Büchern erscheinenden Ausdruck ge- 
mäss , wird die ganze buddhistische Literatur in drei Theile 
losgetheilt, welche sie tripitaka «drei Körbe», wir «drei Ge- 
lasse» zu nennen pflegen ; der Grund dieser Benennung liegt 
darin , dass man sich zur Bewahrung der bekanntlich aus 
einzelnen, nicht mit einander verbundenen, I'almblattera be- 
stehenden Bücher (so auch jetzt noch hei den Tibetern und 
Mongolen, obgleich sie bereits Papier gebrauchen) Körbe be- 
diente, welche in der Folge unter dem Gcrath der Bhikschu 
zugelassen wurden. In den Lebensbeschreibungen der bud- 
dhistischen Geistlichen begegnen wir beständig dem Aus- 
druck: к er lernte die drei pitaka oder Körbe», was weiter 
nichts bedeutet, als dass er mit der ganzen buddhistischen 
Lehre bekannt war. Von diesen Abtbeiluugen haben wir zwei, 
den Vinaja und die Abhidbarma's schon oben kennen gelernt, 
es bleibt uns nur noch die dritte oder die Sutra's übrig. lu- 
dessen wurden im Lauf der Zeit die Worte des Buddha in 
zwölf Abteilungen (dvadaca dharma pravatschanäni ) ge- 
lheilt, welche aus den in diesen herrschenden Darstellungs- 
formen hervorgingen. ') Sutra's werden eigentlich nur abge- 
rissene Darstellungen in Prosa genannt und diese sind sicher- 
lich älter, als alle übrigen, von denen zwei: Lieder (geja) 



1) I. Sntra; 2. Geja; 3. Vjakurana ; 4. Gatbä ; 5. lidiua; ß. Nidaua: 
7. Am.lAna; 8. UiTrilLika ; 9. Dschataka ; 10. Vaipiilja ; 11. AilljhuU.lti.ru 
12. Cnadcta. Gewahnlii-b wird angeaemraCD, das.« das Hiiiajann. so nie du 
Mahtjana je rii-uu тон diesen iwölf Arten in sieb enthalt. ТиЬлпвкпи Chu 
luklu saut, dass die ersten fünf тип ihnen die Sutra's des Htnajana bilden. 
die folgenden vier die Abtbeilung des Vinaja (des Mahajaiia und Htnajaua! 
und dass die teilten drei in den Sillra's des Mahljina geboren. 



ond Verse (gäthä), gleichfalls Sulra's , aber in poetischen 
Maassen sind; die andern Abteilungen haben ihren Namen 
von ihrem Inhalt erhalten ; so bilden die Avadäna's eine Art 
Lebensbeschreibungen , die Itivrittika's sind Sagen aus der 
Vergangenheit , die Dschätaka's die Geschichte der Wieder- 
geburten und die Vjäkarana's Vorhersagungen. Die vier letz- 
ten Gattungen sind nichts anderes, als eine Geschichte des 
Buddhismus, oder historische Materialien (eine Art heilige 
Geschichte) ; zwei andere Gattungen — die Udäna's und .Ni- 
dana 's — unterscheiden sich dadurch, dass in den erstem 
Buddha von selbst ohne jede Veranlassung spricht, in den но 
andern nur auf irgend Jemandes Frage ; folglich können sie 
allen vorhergehenden Gattungen gemeinsam sein. Der Ad- 
bhutadharma endlich enthalt Erzählungen von Wunderthaten 
und die Upadeca's bieten eine analytische Untersuchung der 
Lehre. Obgleich diese letzteren auch eine gewisse Achnlicb- 
keit mit den Abbitlharma's haben, die Udäna's und Nidäna's 
aber in den Vinaja hinüber spielen , so beweist doch alles, 
dass die zwölf Gallungen nichts weiter sind, als eine spätere 
Entwickelung der einen Hauptabteilung : Sulra's; und in 
der That finden wir jetzt, trotz dieser Eintheilung, nur sehr 
wenig Bücher unter jenen Namen — — und zwar nur in eini- 
gen Titeln — während andre , welche durch ihreu Inhalt an 
sie erinnern, unter der einen allgemeinen Benennung Sutra's 
begrüfen sind; diese lautet in der chinesischen Uebersctzung 
King, und wird hier oft sogar Werken ertheilt, welche zum 
Vinaja und den Abhidharma's gehören. So zeigt diese Ein- 
theilung selbst, dass die hauptsächlichste und spateste Er- 
eiferung der buddhistischen Literatur in den Sutra's vor 
sich ging. Unter diesen müssen wir anfanglich eigentlich nur 
kurze Aphorismen verstehen; diese wurden aber in der Folge 
irweitert (woher wahrscheinlich der Name Vaipulja , vom 



laoikr. vipula agross»), uuil wir linden sogar einige Abihei- 
lungen mit andern verbunden; so zeigt sieh in den Sülra's 
sehr häufig die Verbindung von Prosa und Versen, und bil- 
det , wie es seheint , eine belieble Form der Darstellung. Es 
darf uns nicht überraschen, dass die Sutra's ursprünglich 
kurz waren; denn alle froheren Philosophen des Alterthunis 
drücken sich aphoristisch aus, da eine systematische und re- 
gelmässige Darstellung in den ersten Zeiten der Manifestation 
der menschlichen Vernunft sich nicht mit einem Schlage bil- 
i den konnte. Sicherlich dürfen wir auch nicht erwarten, dass 
die Buddhisten die ältesten Sülra's bis auf unsere Zeil be- 
wahrt hätten ; denn wir haben schon oben erwähnt , dass sie 
sich bestrebten, alles umzugestalten, was anfänglich für Bud- 
dha's Wort ausgegeben ward. Das Sutra , welches wir als 
das allerät teste anzusehen berechtigt sind , das über die vier 
Wahrheiten (Kandj. B. $J 177 — 180), erscheint bereits um- 
gewandelt, denn es zeigt die spätere Entwicklung der Lehre 
von diesem Gegenstand ; dasselbe gilt auch von den andern. 
Nichts desto weniger linden wir im Kandschur und hei den 
Chinesen Sutra's, welche oft nicht den Umfang eines Blätt- 
chens haben; die Nichtigkeil ihres Inhalts — anstatt auf den 
Gedanken zu führen, dass sie nur Fragmente aus irgend ei- 
nem Buch, oder Ergänzungen zu einem liauptsvstem sind — 
bezeugt vielmehr ihr Alterthum. Der Art ist z. B. das Sutra 
über die Nichlewigkeit (К. В. ^ 145 — 147). Die Sutra's 

über die Nichtvergesslichkeit des Buddha (К. В. Ъ 58), über 
seine Lehre (ebds. 59), den Samgha (ebds. 59) und andre. 

Wir haben schon oben gesagt, dass die Sutra's je nach 
dem Ziel, welches sie im Ange hatten, einen verschiedenen 
Namen führten. Die Kloster hcdienlen sich derselben , um 






■«■ 

sich einen grossen Namen zu machen, oder die Berühmtheit 
von Personen, deren sie bedurften, zu sichern; endlich fin- 
den wir in ihnen , wie wir in ihren historischen Abtheilun- 
gen sehen, eine lange Reihe von Sagen, welche die Idee von 
den Vergeltungen bekräftigen, in deren Folge die früheren 
und späteren Existenzen des Buddha, seiner Schüler und Geg- 
ner sich in enger Verbindung darstellen. — Sicherlich aber 
Biussten sich die ersten Sutra's auf das beliehen, was dem 
ursprünglichen Buddhismus näher stand. So finden wir denn 
auch eine Reihe von Sutra's, welche die Dogmen des Vinaja 
bekräftigen, z. B. «das für die Bhikschu's kostbare Sütra» 
(K. B. ^ 131), «das Sütra von der Moral oder den Gelüb-H2 

den» ebds. 132), odas Sütra von den fünf Sünden» (ebds. 
1 33) und andre. So vergleicht ein Sütra die guten Bhikschu's 
mit einer Heerde üämmel , die schlechten mit einer Heerde 
Esel; in einem andern wird ein alter Bhikschu gerühmt, 
welcher junge unterrichtet u. s.w. Auf diese muss notwen- 
dig die Reihe derjenigen Sutra's folgen , welche die Dogmen 
erklären; eines (chinesisch: Kien Isching king) beweist durch 
das Beispiel eines Bären das Dasein eines zukünftigen Le- 
bens; in einem andern wird kurz von der Notwendigkeit 
gehandelt, der Welt zu entsagen, das geistige Auge zu rei- 
nigen und der Unreinheit ein Ende zu machen; in einem 
dritten (Kin King) vom EinfJuss der Handlungen u. s. w. Das 
Wichtigste aber linden wir in der Darslellungsform dieser 
kleinen Sutra's, nämlich dass alle in ihnen hervortretenden 
Ideen weder a priori erläutert, noch aus irgend einer ab- 
straclen Speculation deducirt — worin es die späteren Bud- 
dhisten so weit gebracht haben — sondern einfach durch 
Vergleichungen und Analogien von physischen Gegenständen 
oder durch sociale Sitten abgeleitet und bewiesen werden. 



Dieses in der ersten Entwicklung des Denkens sehr oatürli- 
cbe Verfahren beweist auch, dass der Buddhismus in den er- 
sten Zeilen der intellektuellen Entwicklung in Indien seinen 
Anfang nahm. 

Am allerwichtigslen für uns ist aber folgende Combioa- 
Uon : einer von den Namen der Sauträntika- Schule — wel- 
che wahrscheinlich viel später als die der Vaibhäscbika ent- 
stand — war «die durch Beispiele beweisenden fi^'l^'^) 

und dieser war ihr deshalb gegeben , weil sie sieb durch das 
Bestreben, ihre Meinungen durch Beispiele zu bekräftigen, 
auszeichnete, (s. die Systeme des Dscham-jang-schadpa , S. 
99). Dscham-jang-schadpa trennt sie zwar von einem Neben- 
schossling der Sekte Tämracätija, welcher ebeu so genannt 
ward, weil die erslen Buddhisten nichts vom Nicht-Ich 
113 lehrten, welches von den Sautränlika's entwickelt ward; da 
wir aber wissen , dass die Tämracätija die Existenz des Pud- 
gala oder des Ich verwarfen, so ist Lein Grund vorbanden, 
ihm bezüglich dieser Trennung beizustimmen. Ueherdies sagt 
auch das Werk des Vasumitra über die Schulen, dass die 
Sauträntika's im 4ten Jahrhundert nach dem Tode des Bud- 
dha auftraten, sich aus der Schule der Sarväslivädin gestal- 
teten, den Namen Samkränli als andern führten und Uttara 
(oder Uttaradharma) als ihren Lehrer anerkannten: Sam- 
kränli und Tämracätija sind aber, dem Täranälba (Cap.XLJI) 
zufolge die Namen einer und derselben Sekte. Da nun alle 
Sii к -y 's, welche uns zu Gebote stehen, mit Ausschluss der hi- 
storischen voll von diesen Beispielen sind, so sind sie nach 
unserer Ansicht die Sutra's einer und derselben Schule, und 
zwar derjenigen, welche von ihnen ihren Namen erhielt. 
Dennoch fragt sich , warum , wenn Sutra's wirklich auch in 
den andern Schulen exislirlen, von diesen auch nicht ein ein- 






ISS 



ziges irgendwo erwähnt wird? wie kann man dies aber ver- 
langen, wenn zur /eil als die Spaltung in Schulen Statt fand, 
»och keine Schrift existirle ? Sicherlich müssen in der alten 
buddhistischen Literatur Verluste eingetreten sein; wir wer- 
den sogar sehen, dass viele Uebersetzungen aus dem Hina- 
jäna -Kreise nicht auf unsre Zeit gekommen sind. Ist es aber 
möglich zuzugestehen, dass die Literatur ganzer Schulen in 
Vergessenheit geralhen sei? ist es nicht angemessener, die 
Erzählung der Buddhisten selbst anzunehmen, wonach sieb 
die Schulen nur in Folge ihrer Ausbreitung und zugleich der 
Corruntion der Ueberlieferung einiger Worte trennten , so 
dass die Sulra's erst nach dieser Spaltung erschienen? — 
Die Spaltung unter den Schulen dauerte nur einige Zeit ; als- 
dann versöhnten sie sieb und traten wahrscheinlich in Bezie- 
hungen zu einander ; da wurde dann auch die Literatur eine 
allen gemeinschaftliche , wobei nur Vorliebe für diese oder 
jene Abtheilungen derselben eine Ausnahme bildete, aus wel- 
cher dann ilie beiden Hauptgruppen , die der Vaibhäschika'stu 
und die der Sauträntikas hervorgingen. Lebenlies haben wir 
bereits oben bemerkt, das eine Ablheilung der Sutra's in der 
Folge verschiedenartige Richtungen einschlug und, wenn die 
Sutra's mit Beispielen eigentlich einen charakteristischen Zug 
der Sauträntika's zeigten , so bleiben doch noch eine Menge, 
insbesondre historische, Arten übrig, welche ursprünglich 
andern Schulen angehört haben mochten und später gemein- 
schaftlich wurden. So finden wir in der chinesischen Ueber- 
setzung des Abhinischkramana - Sütra unter dem Namen Fo 
pen bing tsi king (t Lebensbeschreibung des Cäkjamuni und 
seiner Schüler») folgende Bemerkung: «Die Mahasämghika's 
nennen dieses Buch «die grossen Handlungen» (Та king), die 
Schule Sacväsli «die grosse Herrlichkeit» (Та tschoang um], 
die Kacjapija's «die vergangene Geschichte des Buddha» (Fo 



»4 



wang in yuan), die Dbarmagupta's «die Wiedergeburten des 
Buddha Cakjamuni», die Mabicäsaka's aber «die fjnmd wür- 
ze! des Gefässes des Vinaja.» Demgemäss verstandeD sie ein 
und dieselben Werke unter verschiedenen Namen. Vielleicht gab 
es jedoch auch verschiedene Rcdactionen, denn im Tibetischen 
(Abhinischkramana К. Ц 131), so wie auch in einer chinesi- 
schen Uebcrsetzung (Ко kiu lii.m in ко king) erscheint eine Bio- 
graphie dieser Art nur in einem Auszug. Während wir die For- 
men der Sulra's sich vervielfältigen, umfassende Maasse anneh- 
men sehen, finden wir, dass diejenigen unter ihnen, welche 
am meisten von Dogmen handeln, sich in der Folge zu einem 
Ganzen vereinigen und so, ähnlich den Abhidharma's , eine 
Concordanz der Lehre darstellen. In dieser Weise treten uns 
die Agama's entgegen, welche einzig in chinesischer Ueber- 
setzung auf uns gekommen sind. Das Wort Agama (ahan) 
bedeutet, dem Commenlar gemäss, «das erhabne Gesetz» (ut- 
liHtaradharma, zugleich auch der Name einer Person, von wel- 
cher man die Saulränlika's ableitet), oder die Grundlehre, in 
dem Sinne, dass dies ein unerschöpflicher Schatz der ge- 
sammten Lehre, ein reicher Garten der gemeinschaftlichen 
Meinungen ist.» Es giebt vier Arten von Agama's: I) Ekot- 
tarikagama (^Y^'f 4 ' 4 ^'^ Tseng i ahan) «der nach 
Zahlen geordnete,» welcher die Dogmen nicht systema- 
tisch vertheilt, sondern nach der Anzahl der zu einer Abtei- 
lung gehörenden Gegenstände ; so wird z. B. zuerst von den 
zwei Arien der Mildthätigkeit gesprochen, von den zwei 
Gattungen des Almosens u. s. w. , dann von den drei Kost- 
barkeiten, den drei Mitteln, sich von der Unreinheit zu be- 
freien, von den drei Merkmalen des Thoren und den drei 
Merkmalen des Weisen; alsdann von den vier Wahrheilen 
u. s. w. ; als das charakteristische Kennzeichen dieses Agama 









■ gilt die Lehre von den Ursachen und den Folgen. 
2) «Der lange Agama» (dlrghägama, ^V^R'^, Tchang ahan), 

welcher die Widerlegung des Irrthums im Auge hat, 3) «Der 
mittlere» (madlijama); behandelt die tiefen Ideen. 4) «Der 
gemischte» (Samjuklägama) ; beschäftigt sich mit den Gegen- 
ständen der Beschaulichkeit. Ausserdem werden in ihnen Be- 
sonderheilen und Allgemeinheiten des Buddhismus betrach- 
tet. Dass die Agania's nichts weiter als Compilationen ver- 
schiedener Schulen sind, ergiebt sich deutlich dadurch, dass 
viele Stucke derselben in chinesischer L'ebersetzuug als be- 
sondere Artikel bestehen , welche früher und später als be- 
sondere Sutra's übersetzt sind. Ausserdem repräsentirt die 
Verbindung der in sie aufgenommenen Artikel kein System; 
bisweilen (Madhj. Ag. XI) wird das, was in einem Artikel 
gesagt ist, mit nur wenigen Veränderungen, in dem folgen- 
den wiederholt, was beweist, dass die Agama's schon früher 
SOlra's, aber uicht übereinstimmend dargestellte, waren. 
Dass unter den vier Arten der Agama's bezüglich des Inhalts 
eine enge Verbindung b. steht, davon haben wir uns gleich- 
falls durch Vergleichung derselben überzeugt; eine weiter zun« 
verfolgende Frage ist jedoch noch, wie so diese oder eine 
andre Bedaclion hervortrat. Gehörte vielleicht jede ihrer vier 
Arten einst zu einer der vier llauptschulen der llinajäna- 
Lehre und besteht in ihnen eine Differenz in der Darstellung 
eines und desselben Gegenstandes, die sich an die streitigen 
Punkte schliesst, welche wir in der Charakteristik der Schu- 
len finden? Dies ist es , was eine besondere Aufmerksamkeit 
der Schulen verdient. Ueberdies wurde die spätere Redaction 
der Agama's vielleicht sogar — nachdem man schon mit der 
Mahajäna-Lehre bekannt war — ja selbst unter Einiluss von 
Lehren der letzteren gestallet ; wenigstens bemerken wir Ein- 



■гв 



Schiebungen, welche bisweilen die Erzählung zerslucken, and 
ausserdem werden die drei Jäna's erwähnt, welche den ur- 
sprünglichen Buddhisten sicher nicht bekannt sein konnten. 

Wie dem auch sein möge , das ursprüngliche cha- 
rakteristische Merkmal der Satra's, nämlich Vergleiche 
und Beispiele, zeichnet auch die Agama's aus; am meisten 
tritt diese Richtung insbesondre im Madhjamägama hervor; 
hier linden sich Vergleiche für jeden Gegenstand. Die Ver- 
dienste des Uhikschu werden mit dem Rcichlhum Hadscha- 
griha's verglichen ; seine Vollkommenheit im Pfade mit ei- 
nem Menschen , welcher aus dem Wasser herausgeht. Die 
Vorschriften der Moral werden durch einen Vergleich mit 
Bäumen erläutert: «besser einen brennenden Baum zu umar- 
men als ein Weib : besser das Mark aus den Knochen zu 
reissen , als dem Leibe zu fröhnen , hesser die Leber zerreis- 
sen. als sich seihst anzubeten; besser eiserne Pillen verschlin- 
gen, als Almosen durch Heuchelei zu suchen u. s. w.n An 
einer andern Stelle wird die Nichterfüllung der Gelübde mit 
der verdorbenen Rinde an einem Baum verglichen, das Zu- 
sichnehmen der Nahrung mit dem Ocean, in welchen die 
Flüsse fallen. Die Idee der Nichlewigkeit und der Qual wird 
tiT durch einen Vergleich mit ßinderkoth entwickelt. Ganz auf 
dieselbe Weise wird durch Vergleiche das Bestehen eines zu- 
künftigen Lebens bewiesen und werdeu fremde Theorien wi- 
derlegt (Madhjamägama VI, 14). 

In der Zusammensetzung der Agama's sehen wir bereits 
fast alle neun Arten der Hinajänis tischen Literatur, d. b. 
Sulra's, Lieder, Verse, Legenden und Wunder (awas nie ir- 
gendwo gewesen ist»). Die Agamas gewähren eine Uebersicht 
sämmllicher zu der Hinajäna -Lehre gehörender Gegenstände: 
Erwägung über Sittlichkeit, die vier Wahrheilen, und die 
zwölf Nidana's. über die Vergeltung für Handlungen, die 



1*7 






Rechtfertigung des Pfades u. s, w. Die Legenden bahnen im 
Verein damit den Weg zur Gestaltung einer mystischen Ge- 
schichte des Buddhismus. Der Buddha der Hinajäna -Lehre 
ist ein ganz andrer als der des Maliäjäna ; in letztem] wird 
erzählt und besprochen, wie der Buddha nach Erreichung 
seines Berufs lebt, es werden die Eigenschaften seines Kör- 
pers geschildert, seine Kräfte u. s. w. Das lllnajäna dagegen 
überschreitet mit ihm die G ranzen seines neuen Lebens noch 
nicht; es bleibt bei diesem Gränzstein stehen, beschränkt sich 
auf die Aufzählung seiner Epilhete und wendet sieb zum Be- 
richt, wie mau ein Buddha werden könne. Als man zu der 
Notwendigkeit gelangte, zu schliessen , dass jeder ein Bud- 
dha werden könne, da fing man an zu verlangen, dass der 
Weg dazu ein und derselbe sei. Jeder muss in seiner vorletz- 
ten Geburt im Himmel Tuschila sieb aufhalten und sich vun 
da auf die Erde herablassen; jeder muss Feiude und Anhän- 
ger haben ; alle müssen zwölf Thalen verrichten ; mit einem 
Worte: alles ist nach einer Schablone gearbeitet. Selbst 
nach seiner Ausbildung kannte der Buddhismus , wie es 
scheint, zunächst nur sieben Buddha's; spater kam die Lehre 
von den Kalpa's auf, nach welcher diese Zahl sich nur auf 
unsre Weltperiode bezieht; dann wurde die Dauer der Zeit 
bestimmt, die zur Erreichung des Buddhaberufs erforderlich 
ist. Zugleich mit der Legende über die älteren Buddha's 
kommt die Lehre von den Tschakravartin's oder den selbst- и 
herrschenden Königen, den Gebietern des ganzen Erdkreises, 
auf, werden die alten Herrscher, welche vor Gäkjamuni leb- 
ten, aufgezählt, zuerst in einer Ausdehnung von 84000 Jah- 
ren, dann noch höher hinauf. Auf diese Weise werden nach 
und nach kosmologische Ideenkreise geschalTen, welche am 
ausführlichsten im Dirghägama betrachtet werden, wo sie zu 
einem Ganzen gesammelt sind. 



19« 



Wir bemerken noch, dass wir auf der ersten Seite des 
nach Zahlen geordneten Agama den Uttara erwähnt linden, 
welchem allein Ananda diesen Agama einbändigt. Wir er- 
innern an das oben Gesagte, wonach Uttara für den Stifter 
der Sautranlika-Schule gilt und, da Alles dafür spricht, dass 
der nach Zahlen geordnete der letzte der Agarna's sei, so ist 
augenscheinlich, dass er eigentlich eine Uebersicht der Lehre 
dieser Schule bildet. In andern Sutra's wird Uttara in der 
That fast gar nicht erwähnt, und au einer andern Stelle — 
wo jedoch fraglich, , ob derselbe Uttara gemeint sei — wird 
er sogar unfähig zur Lehrj dargestellt. 



Mahäjäna- Lehre und Mysticismus. 

Endlich ist es Zeit, uns zu der Mahäjäna -Lehre zu wen- 
den , deren wir im Lauf unsrer Darstellung schon mehrfach 
gedenken musslen. Alle Schulen dieser Lehre schreiben 
gleichmässig den Keim derselben dem Nägärdschuna zu; 
119 dieser soll die Päramilä (nach andern den Avatariisaka) aus 
dem Schloss der Schlangen (näga) geholt haben ; lelzlre hat- 
ten diese Lehre bei Lebzetl des Cätijaniuni aus dessen Mund 
gehört und hei sieb aufbewahrt, während die Menschen da- 
mals, unfähig eine so erhabne Lehre zu begreifen, sie auch 
nicht behalten konnten und sich mit der Hinajäna- Lehre al- 
lein begnügen musslen. Ueber die Bedeutung dieser Legende 
haben wir nichls zu sagen: es versteht sich von selbst, dass 
die Mahäjäna -Lehre das letzte Product ist, welches auf ein 
Werk gegründet ward, das fälschlich dem Buddha zugeschrie- 
ben wird , aber sammt der Lehre unzweifelhaft dem Nägar- 
dsrhuna angehört. Doch, woher hat er sie genommen? 
schöpfte er sie aus sich selbst? d. h. , ist seine Sekte seine 
eigne Erfindung, wie man nach der alten Lebensbeschreibung 






1«» 

desselben, welche sich in chinesischer Sprache vorfindet, 
glauben möchte ? Denn in dieser wird geradezu gesagt , dass 
Nftg&rdschuna , stolz auf seine umfassenden Kenntnisse , eine 
neue Lehre bilden wollte , und es sogar unternahm , den Vi- 
naja umzugestalten , d. h. die allgemeine Ordnung des Sam- 
gha, diesem neue Einrichtungen zu geben ; dieselbe Legende 
fahrt aber weiter fort , dass er , nachdem er mit den Schlan- 
gen zusammengetroffen , sich habe überzeugen müssen , dass 
auch diese Lehre bereits dem Buddha bekannt war , und — 
Dank diesem Umstand — nicht Gegner der allen Lehre ge- 
worden sei, sondern ihr Nachfolger oder Herold noch erhab- 
nerer Ideen. Der letztere Umstand deutet die schwankenden 
Beziehungen an, in welchen die iMahäjäna- Lehre in den er- 
sten Zeiten ihrer Erscheinung zu dem alten Buddhismus 
stand: sie war bereit ihn zu bekämpfen und zu dulden, 
gleichwie auch die Altgläubigen selbst, von ihr Htnajänisten 
genannt, sie anfanglich mit feindlichen Augen betrachteten 
und , wie sich von selbst versteht , nicht als die reine Lehre 
anerkennen konnten , bis ihre Ideen sich bei ihnen eindräng- 
ten. Für uns jedoch erhält diese Frage eine andere Stellung ; 
hier lautet sie : ist das MahAjäna eine allmähliche Fortsetzung 120 
von auf der Grundlage des Buddhismus ruhenden Ideen? 
entsprang es aus einer, wenn gleich selbstständigen, Prüfung 
derselben hlnajänistischen Principien , in deren Folge natür- 
lich eine Menge noch unberührter Punkte eingeführt und 
neue Dogmen geschaffen werden mussten, oder bestanden 
bereits neue Schulen und Lehren ausserhalb des Buddhismus, 
deren Ideen N&gftrdschuna ergrifl und in den Buddhismus 
einführte ? Für die letztere Annahme spricht sowohl die Le- 
gende selbst über die Entlehnung der Mahäjäna - Lehre von 
den Schlangen , als auch die Vorwürfe der Qrävakislen , dass 
sie mit dem System des Lokftjata übereinstimmen. Vielleicht 

Waifiljtw, Baddhismof. 9 



13Q 

aber muss man am ehesten beides zugleich annehmen, 
sehen, dass auch der ursprüngliche Buddhismus vom Einfluss 
fremder Schulen, dem der sechs Lehrer, welchen wir im Le- 
hen des Buddha begegnen , sich nicht zu befreien vermochte, 
und dass er genölhigl war, zwischen ihren Meinungen zu 
laviren , damit sein eignes System nicht entlehnt zu sein 
schien. Die geistige tiahrung in Indien muss eine allgemeine 
gewesen sein und die Ideen, welche in einer Lehre erwach- 
ten , (heilten sich rasch einer andern mit ; diese war hereil, 
sie entweder zu bekämpfen, oder einem bestimmten Plan ge- 
mäss in sich aufzunehmen. 

Nirlieilieh ist der Anfangs- und Hauptpunkt, von wel- 
chem aus die iMabäjäna- Lehre sich entwickcllc , die Lehre 
von der Leerheit ; aber auf welchem Weg sind die Buddhi- 
sten zu ihr gekommen? Ist sie das natürliche Ergclmiss der 
Idee von der Coucrelbeit alles Existirenden, welche wir be- 
reits oben bei den Hin.iji nisten fauden — , oder erschien sie 
davon unabhängig und ward erst später der Lehre anget&ftf 
Alle Umstünde sprechen fiir die erste Annahme: allen Zeug- 
nissen zufolge konnte Nägardschuna nicht fern von der Zeil 
der Spaltung in Schulen sein und diese gingen sicherlich in 
ihren Streitigkeiten von subjektiven zu abslracteren Fragen 
121 über. Nägardschuna und sein Schüler Arjadeva gehören dem 
südlichen Indien an und, da wir die Geschichte des Buddhis- 
mus und der übrigen Sekten in diesem Gebiet, welches übri- 
gens am ersten in Verbindung mil dem Westen treten konnte 
(vgl. die Legende über den Buddha AniHäbha), nicht genau 
kennen, vermögen wir diese Frage nicht mit Bestimmtheit zu 
entscheiden. Allein wenn sich die Mahäjä na- Lehre auch rein 
aus der Verfolgung der Ideen des ursprünglichen Buddhis- 
mus entwickelte, so musste sie doch nichts desto weniger, 
da sie bis zu dem höchsten Punkt gelangle, alles umgestalten. 






1»! 

Die Idee von der Leerheit ist ein subjectiver und zugleich 
transcendentaler Begriff : auf der einen Seite ist sie das , was 
wir an jedem Gegenstand besonders als etwas ursprüngliches, 
selbstständiges , dauerhaftes , von Formen unabhängiges auf- 
suchen ; — in diesem Fall ist sie und ist sie nicht ; sie exi- 
stirt als negatives Wesen oder als jedem sichtbarlich existie- 
renden entgegengesetztes , im Verbältniss zu welchem dieses 
sichtbarlich existirende unmittelbar zu einem nichl-existiren- 
den wird ; — von der andern Seite ist sie das abstracte und 
wahrhaftige Sein, welches in allem exislirt, ohne in etwas 
eingeschlossen zu sein , und alles in sich schliesst , obgleich 
es nichts enthält; mit einem Wort: das mit dem Suhject 
identische Object, welches, so wie es in den Kreis unsres 
Denkens tritt, unmittelbar zu etwas subjectivem wird, folg- 
lich das, was nicht vorstellbar, nicht Gegenstand eines Ziels 
oder Bestrebens sein kann. 

Erreicht der Geist eine gewisse Stufe der Abstraction, bis 
zu welcher ihn die gesunde kritische Vernunft nicht beglei- 
ten kann, so überlässt er sich einem gewissen Rausch, in 
welchem er sich keine Rechenschaft zu geben vermag , der 
aber einen ungewöhnlichen Zauber für ihn hat ; er will sich 
nicht zurück wenden , lässt sich blindlings in das Cbaos der 
Abstraction tragen und spricht in der unverständlichsten 
Sprache. So haben wir die Lehre von der Leerheit anzusehen. 122 
Als Lehre führt sie den Namen Pradschnä päram itä «die 
Weisheit, welche zum jenseitigen Ufer (des Samsära) gelangt 
ist» und in diesem Sinn verschmilzt sich das Werkzeug mit 
dem Mittel und dem Ziel. Die Pradschnä päram it& lehrt uns 
über die abstracte Idee Untersuchungen anzustellen und ent- 
hält zugleich diese Lehre in sich. Die Idee von der Leerheit 
ist zugleich ein Resultat, eine Deduction unsrer Vernunft und 
dasjenige, was nun ein Ingredienz derselben bilden und sie 



fuhren rauss. Daraus geht hervor, dass von der einen Seite 
sammlltche Gegenstände., welche dem Jana der fjrävaka's an- 
geboren (die Skandha's, die Wahrheilen, die sieben und 
dreissig Artikel der Bodhi , die ^rävaka's , SrolaApanna's, 
AnAgAmin's . Arhanl's, Praljckabuddha's) und die l'radschnä 
pArani itä selbst, nicht existiren , nicht wirklich, leer sind; 
mit einem Worte : hier vereinigen sich alle Widersprüche 
mit einander: Aflirmation und Negation werden identisch. 

Wir widlen liier über die Leerheit nicht viele Betrach- 
tungen anstellen, da dies einen zu grossen Raum in Anspruch 
nehmen würde und schon viel darüber geschrieben ist '). Aus- 
serdem wird dieser Begriff in der Dogmalik in dem Artikel 
über die vier Wahrheiten und die achtzehn Arten der Leer- 
heit von einem neuen Standpunkt aus analvsirt. 

Und so verlassen die Buddhisten nun den Weg der Syn- 
these, welche das charakteristische Merkmal der Hlnajäna- 
Lehre bildet , obgleich sie auf ihm zu der höchsten Abstrac- 
Ш lion gelangt sein mögen, und schlagen im Mahajana eine 
entgegengesetzte Richtung ein. Jetzt werden alle Gegen- 
stände, welche früher in die Lehre Eingang gefunden hatten, 
unter einem ganz neuen Gesichtspunkt betrachtet. Die Welt 
oder der Samsära muss nicht deshalb ein Gegenstand derEnl- 
sagung sein, weil sie qualvoll, alles in ihr qualvoll ist, son- 
dern weil sie leer ist, folglich kein Punkt in ihr, welcher 
würdig wäre, die Aufmerksamkeit des Geistes anf sich zu 
ziehen , hei welchem sich dieser beruhigen könnte. Noch 

I) Im Jahre 1-:"i h.ibe irh der Universität zu Клип eine Abhandlung 
über die Grundlagen der buddhistischen Philosophie überreicht , in welcher 
das Princip der Malierin Lehre anetubxltch betrübtet ist Auch die Leber- 
letziinL' der Vail*i'hr;il>< lil-i li'liedikil rlinvh den ttr-lurhenen I. J. Schmidt: 
Heber das MahajAna und PradschnA-ParamiLi der Bauddhcu in den Mcronlret 
de 1'AcadrmtP des si iences de M.-Pe-lersliourg, V le serie, Sciences potiliqnei 
T. IV p. 1 3 ГГ. ftiebt einen Herrin* топ diesem Gegenstand. 






133 



г! die Zulassung irgend eines subjeeliven Begriffs in den 
Geist wird zu einer Verlinsterung desselben, ein llinderniss 
seiner Vollkommenheit und vollständigen Reinheit , welche 
gleichfalls leer ist. Demgemäß fordert die höchste Weisheit, 
dass man au gar nichts denkt und sich au gar nichts heftet, 
dennoch aber muss man auf diesem Wege der Unwahrheit 
subjeetivisch und bedingt bandeln , so lange mau sich nicht 
bis zu dem reinsten Gebiet des Gedankens erhoben hat. Dem- 
gemäss Hessen die Mahäjänislen die Notwendigkeit zu, den 
Ausgang [aus der Welt: das Nirvana,] den Stufen der £ra- 
vaka's gemäss, zu erreichen; aHein sie machten nochmals ei- 
nen Umbau: die vier Wahrheiten oder zwölT Nidäna's ver- 
wandelten sich bei ihnen in das Dogma von den sechs Päram 
ita's : wer nach dein wahrhaften Ausgang strebt, muss sich 
mit Almosens nende , Moral, Geduld, Fleiss, Beschaulichkeit 
und Weisheit wallnen ; wahrend im Hfnajäua nur verlangt 
wird, dass der Mensch alles von sich werfe, um wahrhaft 
sittlich zu sein, wird hier im Gegentbeil gefordert, dass er 
sich mit allen moralischen und intellectuelleu Vollkommen- 
heiten schmücke. Aber ausser dieser Vervollkommnung der 
Persönlichkeit wird eine andre Seile der Tbätigkeil einge- 
führt ; dies ist die Päram ila der Mildthäligkeil; der frühere 
Buddhismus halte nichts , was er einem andern hatte geben 
können; er bemühte sich sogar nach Kräften von andern 
nicht mehr als das unentbehrliche Almosen zu nehmen. Jetzt 
zum ersten Mal werden seine Verhältnisse nicht nur zur Brü- 
derschaft, sondern auch zu allen lebenden W'esen der Welt 12* 
aufgeklart; nichts schont er, was ihnen dienen kann; er ist 
bereit ihnen nicht blos sein Hab und Gut, sondern auch sein 
Leben zu opfern. Und sieb da! Nun erzählen die Legenden, 
wie sich der Buddha in seinen früheren Existenzen verkaufte, 
um seinen Nächsien zu helfen , wie er sich selbst wilden 



134 



Thieren mr Nahrung vorwarf, um ibr Leben zu erbi 
Andre Legenden erzählen sogar von späteren Personeu, wie 
sie sich die Augen ausrissen , um eines andern Bitte zu er- 
füllen, wie sie sich Stücke aus ihrem Körper schnitten, um 
Würmer zu foltern. Die früheren Rhikschu's verpflichteten 
rieh nur keine Thiere zu lödlen — und auch hier ist noch 
zweifelhaft, bis wie weit sich diese Vorschrift erstreckte — 
jetzt sind sie verpflichtet in ihuen ihre Bruder und Kitern zu 
seilen. Der Buddhismus brüstet sich nicht mehr blos mit der 
Menschenliebe ; nein ! er sclialft im Mahäjäna eine Lehre von 
der Liebe und der Barmherzigkeit und stellt sie als das cha- 
rakteristische Merkmal seiner Religion auf; er spricht sie 
allen andern Religionen ab und dabei verunstaltet er sowohl 
Liebe als Barmherzigkeit — diese höchsten Schwingen 
der Seele — in abergläubischen und rohen Kleinlichkeiten. 

Wir haben bereits oben gesagt, dass die Hinajana-Lehre 
den Begriff des Ro.lhisaltva hatte, aber der Kreis der Thä- 
tigkeit der so genannten Wesen war sehr beschränkt; ein 
völlig anderes Wesen ist der Bodhisallva der Mahäjana- 
Lehre. Von der einen Seite ist er, wie es scheint, der Stell- 
vertreter des alten Rhikschu — denn jeder, welcher sich der 
Beschäftigung mit den Гагат itä's widmet, ist ein Bodhisat- 
tva ; wir sehen sogar, dass man sich in den ersten Zeiten 
bemühte, eine Einweihung für diesen Beruf einzuführen, da 
wir Mahäjänistische Vinaja's haben ; von der andern Seite 
aber sind es erhabne Wesen, die sich von einer Welt in die 
andre begeben, die ihre Unterabteilungen haben, ähnlich 
den Abstufungen bei den Qravaka's (die zehn Welten der 
Bodhisattva's • Daeabhumi) , oder mit andern Worten : es 
t25giebt lernende und nicht lernende Bodhisattva's; sie beglei- 
ten den Ruddha, hören die Lehren von ihm, werden von den 
Buddha's zu andern Buddhas in andern Welten gesandt, um 






je auszurichten , oder Anweisungen zu empfangen. 
Die höchsten Bodhisaltva's sind fast den Buddha's gleich — 
und dnige wollte man sogar, wie es scheint, üher sie stel- 
len ; sie können Emanationen des Buddha sein und könnten 
sogar auf der Stelle zu Buddha's werden , wenn nicht das 
Gefühl einer grenzenlosen Liehe und einer ebeu so grossen 
Barmherzigkeit gegen die lebendigen Geschöpfe sie zurück- 
hielte. Der Art ist Avalokilecvara , welcher eben so sehr iti 
Tibet als in China geehrt wird ; alle rufen ihn um Hülfe an ; 
er nimmt alle mögÜcheu Arten von Existenzen auf sich (un- 
ter andern wird er auch Vischnu) ; erscheint in der Hölle 
und unter Löweu, nimmt die Gestalt eines Wirbelwindes an, 
eiues Pferdes — wodurch ein Begriff von der Schnelligkeit 
seines Beistandes gegeben wird — im Nolhfall wird er tau- 
send Hände und lausend Augen haben , damit er alles sehen 
und allen helfen kann ; auch hat er elf Köpfe '). Die giosete 
Fülle von Legenden über ihn linden wir im tibetischen Ma- 
nikamhum. Eben so eifrig im Bestreben zu reiten, zeigt sich 
auch Tara, eine weibliche Gottheit. M.indschucrt, ein andrer 
Bodkisattva, welcher auf dem t thai schan in China wohnt, 
ieirhmi sich eben so sehr durch Bamherzigkeil aus; doch 
hat er ausserdem noch eine andre Pflicht, nämlich die Lehre 
des Buddha auszubreiten — denn zu der Päram ilä der Mild- 
Üiätigkeit gehört nicht so sehr materielles als geistiges 
Opfer; sein Anhängsel bildet die weibliche Gottheit Sarasvatl 
fVpr^'SI}. Vadschradhara j^ 4 **) ist Guhjapali «Gebie -Ш 

ter der Geheimnisse« oder Bewahrer der mystischen Lehre; 
unter den weiblichen Gottheiten entspricht ihm die Dakini 



1} Avilokttecvara schwor einsl, alle Creaturen xl 
WD Schwur nicht erfüllte, zerplatzte ihm der Kopf. 



(£l^--fS). Mailreja, der zukünftige Buddha und Stellver- 
treter des Qäkjamuni (Viceregent im Himmel Tuschita) ge- 
hört jetzt gleichfalls zu der Classe der Bodhisattva's, er war- 
tet, bis die Heilie an ihn kommt und hat schon mehrere mal 
den Schülern seines Vorgängers bei Erklärung seiner Lehre 
Beistand geleistet. 

So haben wir eine Reihe von neuen mythologischen Per- 
sönlichkeiten vor uns, welche weit entfernt sind, sämmtlich 
hier aufgezählt zu sein ; aber auch das Milgcllieilte genügt 
schon, uns einen Begriff von dem Bau und den Dimensionen 
der neuen Lehre zu geben. Bis jetzt war die Mythologie der 
Hlnajäna-Lehre mehr kosuiologisch und ganz Indien gemein- 
sam; Stockwerk über Stockwerk waren da die Himmel über- 
einandergebaul , in denen, ausser dem Indra und Brabmau, 
die sich im Buddhismus nur sehr wenig zeigen, die Götter 
wohnten; jetzt verhält sich die Sache durchaus anders. Doch 
bemerken wir auch hier einen Ueberrcst des Einflusses des 
ursprünglichen Buddhismus ; obgleich der neuere Buddbis- 
mus eine enge Verbindung mit dem menschliches Herzen 
eiugiDg, obgleich das Gebet, in Form des Wunsches, als ein 
die unsichtbare Well mit uns verbindendes Mittel, zugestan- 
den wird, und dadurch von der kalten Stellung befreit, in 
welcher sich der ursprüngliche Buddhist befand, indem er 
seine Zuflucht zu einein nicht exisiirendeu Buddha , zu einer 
alles zerstörenden Lehre, und einem alles verachtenden Sarii- 
gha neluneu musste • — so ist es Irotz alle dem doch noch 
weit hin bis zu den Begrißen, welche wir mit der Vorsehung 
eines Schöpfers — eines allmächtigen, allwissenden und all- 
crkii meinten Auges — verbinden. Die Bodhisaltva's sind 
Existenzen zweiler Ordnung ; sie kreisen noch im Samsara 
und sind keineswegs höchste Wesen. Was llinl nun 



ist 






Buddha ? Auch jetzt ist er weder Schöpfer noch Gebieter der 
Welt ; auch ist er derselbe kalte, sich um gar nichts beküm- 
mernde Egoist, versunken im Schooss der Verniclituug. Die 
Lehre von den drei Korpern (s. diesen Terminus in der Dog-127 
matik) überrascht, so /u sagen, nur beim ersten Anblick 
durch die Aehnlichkeit mit der christlichen Idee von den drei 
Hypostasen der Gottheit; prüfen wir sie aber sorgfältiger, so 
überzeugen wir uns bald, dass sie völlig verschieden sind. 
Die Lehre vom Nirmänakäja (einer magischen Verkörperung) 
ist identisch mit dem «Nirväna mit einem Best» bei den 
IDnajänisten; es ist der Körper, in welchem der Bodlusattva 
verbleibt, nachdem er in Folge der Erfüllung aller sechs Pa- 
гаш ita's den Berufeines Buddha erworben hat; in ihm un- 
terrichtet er eine kurze Zeit lang die Welt und trägt die Jä- 
na's vor, und eben dieser ist es, welcher stirbt. In der Folge 
wollte man diesen Körper schon in mehrere mal sich wieder- 
holenden Erscheinungen sehen; doch trat dieser Gedanke nur 
vorübergehend hervor und wurde , da er in den Param ita's 
keine Bestätigung für sich fand, wieder aufgegeben. Der Be- 
griff des Sambhogakäja , d. i. des Körpers der Seligkeil, ist 
eher der Lehre der Mystiker und ihrer Vorgänger, der Jo- 
gätschärja's, zuzuschreiben, welche die Existenz einer Seele 
anerkannten; dies ist der Körper einer Persönlichkeit, wel- 
cher ihr in Folge der Erfüllung aller drei Bedingungen der 
Vollkommenheit zu Theil geworden ist. — Die Lehre von 
den Zeichen und Merkmalen eines Buddha, welche hier hin- 
zugefügt ist, ist bereits eine Concession an die Qrävaka's, 
welche sie eingeführt haben. Doch ist der Buddha als thäti- 
ger, selbslständiger und ewiger Buddha eigentlich nichts an- 
ders, als der DharmakAja oder Svabbävakäja : ein abstracler, 
absoluter Körper. Aber worin besteht dieser Körper , wenn 
nicht in derselben Leerheil, welche im Subject hervortrat 



138 



1 jetzt daraus abstrahirt ist? Was ist dieser Geist am 
als die nichts in sich enthaltende, an nichts denkende, от 
nichts sich bekümmernde Idee? Worin bestellt diese Allwis- 
senheil des Buddha, als in dem unmittelbaren Zusammentref- 
fen mit derselben Leerheit, welche sowohl Alles als Nichts 
128 ist 7 Was thul der Buddha der MahäjA nisten, seitdem er seine 
irdische Lehre vollendet und nur den Körper Dharmakaja 
oder Sambhogakäja bewahrt hat? Ist er nun die Stütze und 
der Helfer der Gläubigen ? kann er für irgend Jemand zu- 
gänglich sein? Nein! von dem Augenblick an, wo er die 
Welt verlassen, hat er alle Rechnung mit ihr abgeschlossen; 
nichts erweckt ihn aus dem entsetzlichen Schlaf, in welchen 
ihn der Buddhismus versenkt hat. Anders ist es mit seiner 
Lehre: diese hat er als Führerin der Menschen hinterlassen; 
er selbst aber hat nichts mehr mit ihnen zu thun. Doch, wie 
sich dies auch verhalten möge, die Lehre des MafiAjäna ver- 
nichtet die Persönlichkeit des Buddha nicht in dem Grade, 
wie dies bei den Hinajänisten der Fall war, und, obgleich 
sie ihn mit dem Sein verschmilzt, ihn auf ewig stumm macht, 
so ist ihr Buddha hei alle dem dennoch eine Persönlichkeit, 
und nun werden seine Eigenschaften beschrieben und ihm 
Kräfte verliehen. Er hat sogar etwas nach Art der Skandha, 
oder, was ganz dasselbe, einen Körper (s. die besondern Pa- 
ragraphen über diesen Terminus in dem Capitel über den 
Buddha in der Dogmatik), Ausserdem hatten die Cravaka's 
zwar auch bereits mehrere Buddha's bei sich eingeführt, sie 
stellten sie aber in einer successiven Ordnung, einen hinter 
dem andern auf; ferner haben wir bereits oben gesagt, Aas$ 
sie zwar auch die .Möglichkeit zuliessen , das Nirvuna zu er- 
langen, aber nicht jeden, welcher es erreichte, mit dem Na- 
men «Buddha» bezeichneten — jetzt ist es durchaus anders. 
Die Zahl von lausend Buddha's im gegenwärtigen Kalpa 






130 



schien noch eine sehr geringe: so viel Katpa's, ab vorher 
verlaufen sind, eben so viele werden auch nachfolgen und 
die Reihe der Buddha's ist endlos. Ganz eben so ist auch die 
Zahl der Welten, welche gleichzeitig mit der unsrigen exi- 
sliren, unendlich, und jede von ihnen hat ihre Buddha's und 
Bodhisattva's. Eben dieselbe — um mich so auszudrücken — 
materielle MultipHealion der Ideen, Personen und Worte bil- 
det auch den Charakter der Vaipuljasütra's, wie die Mahäjä- 
nistischen Bücher in Rücksicht auf ihre literarische Gestal- 
lung genannt werden. Sie sind nicht blos voll von Erweite- 
rung und Vervielfältigung der Legenden, deren Keim wir 129 
auch bei den f.rävaka's linden , sondern sie zeichnen sich 
auch durch Anhäufung in den Worten aus ; denn die Päram 
itä's kennen fast gar keine Pronomina und anstatt, zum Bei- 
spiel, bei Aufzählung der hundert Gegenstände, zu deren je- 
dem sie den Beisatz « nicht ewig» gefügt haben, am Ende zu 
sagen a diese sind leer,» wiederholen sie die ganze Zählung 
nochmals und fügen wie früher «nicht ewig,» so nun zu je- 
dem Gegenstand das Wort «leer.» Ganz eben so sind die 
Mabajanisten nicht in der geringsten Verlegenheit um Na- 
men für die Welten der Buddha's oder Bodhisattva's; in je- 
dem bedeutenden Buch begegnet man beständig neuen Namen. 
Und wie sonderbar! zu derselben Zeit, wo die Buddhisten 
ihr Prototyp, den Buddha Cakjamuni , vollständig begraben 
haben, ihn nicht anzurufen wagen, beten sie zu den Bud- 
dha's andrer Welten , die sicherlich erst eine spätere Ent- 
wicklung der Mahäjäna-Lehre sind. Jetzt spielen im Buddhis- 
mus die grössle Rolle Amitäbha , Vairotschana , Akschobhja 
und andre. Beweist dies aber nicht ein allgemeines Bestreben 
der Menschheit überhaupt nach denjenigen Begriffen, welche 
wir mit der Gottheit verbinden? 

In dieser kurzen Skizze der Mahäjäna-Lehre müssen wir 



die anfänglichen Ideen dieser Schule erblicken , welcl 
der Zeit herrschien, als sie noch nicht aus einander gefallen 
oder noch nicht Gegenstand systematischer Erklärungen von 
Seiten bestimmter Personen geworden war, welche ihre be- 
sondern Meinungen in sie hineintrugen und sie in entgegen- 
gesetzte" Partheien zerrissen. Von Nägärdschuna's Zeit bis zu 
der des Ärjäsanga bewahrt die Mähäjaua- Lehre keine Erin- 
nerungen über ihre Entwicklung. Alles spricht für die An- 
nahme, dass die verschiedenartigen und zahlreichen Werke, 
welche dem NägArdscbuna zugeschrieben werden (und eben 
130 so auch die des Ärjadeva) , spateren Ursprungs sind. Und in 
der Tbat finden wir, dass die Werke, welche von den Tibe- 
tern dem Nägärdschuna zugeschrieben werden , in den chi- 
nesischen Uebcrsetzungen unter andern Namen bekannt sind. 
Uud ist denn die Annahme möglich, dass Nägärdschuna, 
welcher noch unter einem fremden Namen zu schreiben ge- 
nöthigt war, zu seinen eignen Werken Erklärungen abfassen 
mochte? Es ist dies nicht wie mit dem Abhidharmakoscha 
des Vasubandhu, wo von demjenigen, was in Prosa nach Art 
eines Commentars erläutert ist, in Versen eine kurze Ueber- 
sichl gegeben wird; sondern die Päram ila's und die andern 
Schriften sind schon ohnedies wcitläuliig. Sicherlich ruuss 
man auch hier dasselbe sagen, was wir oben von den Sutra's 
des Htnajäna bemerkt haben: vieles stellt sich ab bereits Be- 
kanntes, als stillschweigend Angenommenes dar ; aber grade 
diese stillschweigende Aunahme ist sehr begreiflich. Es ist 
die Xücke, in welcher der allmähliche Uebergang einer 
Schule der Htnajäna -Lehre zu den Vorstellungen der Habt- 
jäna-Lehrc fällt: eine Reihe von Fragen, die durch die alten 
Dogmen erweckt wurden und andre hervorriefen, auf welche 
die Antwort sich in der neuen Lehre findet. Es ist sehr be- 
greiflich, dass die Mahäjana- Lehre diesen ganzen Vorgang 






141 

verbergen musste , weil sie sich ebenfalls als die Lehre des 
schon längst verstorbenen Q&kjamuni geltend machte. Wie 
sich dies auch verhalten möge , die Redaction der Mahftjäni- 
stischen Sütra's konnte auf keine Weise unter einer Person 
vollendet werden ; denn ausser den Päram it&'s und dem Ava- 
tamsaka haben wir eine Reihe von umfangreichen und zahl- 
reichen Werken , von denen die Zeit ihrer Erscheinung un- 
bekannt ist, und dabei war die ganze Reihe der Mahäjänisti- 
schen Schriften bereits zu Arjäsanga's Zeit vollendet , denn, 
unbefriedigt von den Ideen der Mahäjäna -Lehre und deshalb 
begierig sie zu ändern , konnte dieser seine Schriften nicht 
mehr dem Buddha zuschreiben, sondern war genöthigt, sich 
in den Himmel Tuschita zu Maitreja zu begeben, um von 
ihm den Abhisamaja zu hören , oder überhaupt die fünf kur- 131 
zen U ebersichten in Versen , welche in Tibet unter dem Na- 

men «Bücher des Maitreja» 0*W4R f &*l ,r -B) bekannt sind; zu 

diesen verfasste er nach seiner Rückkehr seine Erklärungen. 
Erst seit der Zeit des Arjäsanga wird die Geschichte der Ma- 
häjäna-Lehre genau bekannt, das heisst : wir wissen, welche 
Lehrer in dieser Schule aufgetreten sind , welche Thaten sie 
gethan und welche Werke sie hinterlassen haben. Der ganze 
Zeitraum bis auf Arjäsanga dagegen ist für uns mit Finster- 
niss bedeckt und gewiss nicht ohne Absicht. Aus der ganzen 
Dauer desselben wird bei Täranätha einzig und allein das 
Leben des Nägärdschuna und seines Schülers Arjadeva er- 
zählt. Dem ersten wird ein Lebensalter von 300 bis 600 
Jahren zugeschrieben und darin verbirgt sich sicherlich das 
Geheimniss , welchem die Verwirrung in der buddhistischen 
Chronologie ihren Ursprung verdankt. 

Arjäsanga wird 900 (nach andern 600) Jahr nach dem 
Tode des Buddha angesetzt ; Nägärdschuna's Leben beginnt 



на 



schon 500 Jahr nach demselben. Uebrigens ist nach 
lung der Nachfolger, welche im Tschu san Isang king (XIV, 
25) vorkommt, zwischen diesen beiden Personen ein Zwi- 
■iiliintauni von zehn Nachfolgern (Xagärdschuna ist der 34- 
ste und Vasubandhu , der Zeitgenosse des Arjäsanga, der 
4-lste); giebt man jedem Nachfolger io runder Zahl 1 5 Jahr, 
was sogar für sehr viel gelten kann, da man uolhwendig 
sehr betagte, verdiente und ausgezeichnete Männer zu Pa- 
triarchen erwählen mussle, so wird der Zwischenraum 150 
Jahre betragen, eine Annahme, die nicht mehr zu hoch ist. 
Merken wir noch einen chronologischen Bericht nach einem 
chinesischen Sulra an, «das Nirvaua des .Mandschucri (Ven 
dschu sehi li Pan ni huan king)!» « Mandschucii kam 450 
«Jahr nach dein Tode des Buddha in die Schaeeberge (lliruä- 
«laja) und lehrte dort vor fünf hundert Uischi's (sien jin) (2 
«Arien Sulra's.» Aus dieser Erzählung können wir schliessen, 
dass Mandschucii eine Person ist, welche wirklich gelebt 
132 hat und später erst in einen Bodhisatlva verwandelt ward. 
Indessen machen ihn alte Legenden zum Theilnehinur an der 
Verbreitung der Mahäjäna-Lehre, und überhaupt nahmen der 
Süden und der Norden an der Gestaltung dieser Schule, wie 
aus allem ersichtlich, gleichzeitig Anlheü '). Der erste war 
der Hauplschauplalz des Nägardschuna , obgleich die Legen- 
den diesen auch nach dem Norden kommen lassen , um da 
zeitweilig zu leben, indem sie wahrscheinlich dadurch die 
Personen des Nägärdschuna und Mandsrhucrl zu einer ver- 
schmolzen. Ausserdem sehen wir bei Taranalha eine Menge 
von Personen, in deren Namen man dem Worte Näga Ье- 



r 

i 



1) Den Chinesen ist die Scheidung der Mahajnnisten in JojtJHchirj«'« und 
Madbjnmika's unbekannt; ti« nennen j od och diese beiden AblheiluuKen odie 

nördlich! 1 und die südliehe. в 



es ist in der Literaturgeschichte bemerkbar, dass 
diese Namen häulig vermischt werden , grade wie man auch 
unter der Menge von Benennungen des Acvaghoscha nur eine 
einzige I'i'i ><>i] erkennt. Daraus müssen wir schliessen , dass 
der Name Nägärdschuna sich von einem specicllen, von ei- 
ner Person getragenen, abgelost bat und schon zu einem ge- 
nerellen für alle diejenigen Personen geworden ist, welche 
sich bei der Itedactiou der Bücher des lUahäjäna beiheiligt 
haheu. 

Prüfen wir den Inhalt der Bücher der Mahäjänisten, wel- 
che nach der gemeinsamen Versicherung der Buddhisten, mit 
welcher auch wir übereinstimmen, bis auf Arjäsanga's Zeit 

Tschienen sind, so können wir nicht umhin zwei versebiedne 
Theorien zu bemerken, welche, obgleich sie sich theilweise 
unter allgemeinen Ausdrücken verbergen und in einen und 
denselben Dogmen (über den Körper des Buddha, dessen 
Weisheit, die Päram ilä's und so weiter) übereinstimmen, 
dennoch zu vollkommen entgegengesetzten Resultaten führen. 
Wir haben oben den liegrill von der Leerheit kennen gelernt; 
obgleich sie alle mögliche Existenz leugnet, so kleidet sie 
dennoch in die Form des Nichts sogar die allerabsottilcste 
Idee vom Buddha, indem sie sagt, dass dessen Kräfte und 
Weisheit ebenfalls nur beziehungsweise existiren. Wenn man 133 
ill, scheidet sich dcuigemäss der Buddhismus der Mahajäni- 
nicht im geringsten von dem Plan, welcher im Hinajäna 
entworfen isl , oder mit andtirn Worten : er entwickelt noch 

n grösserni ftlaassslab diejenigen Ideen der Entsagung, wel- 
che sich in letzterem mehr auf die umgebende materielle 
Welt bezogen. In der neuen Lehre darf man nicht nur keine 
Anhänglichkeit an die irdisrhe Welt, an die Gegenstände des 
Sitzes haben, sondern auch nicht einmal der Vorstellung 
vuu äusseren oder inneren Gegenständen in den Geist Ein- 



gang verslatten; man darf nicht «lenken, dass dieses 
und jenes jenes sei, oder, wie die Buddhisten sich ausdrücken , 
man darf keinen Begriff von Verschiedenheit haben, weil ab- 
solut nichts weder gleich noch verschieden ist. Der Idee 
jeglichen Philosophircns zu entsagen, dies eben ist die er- 
habne und allerreinsle Weisheil, welche durch alle subjeeti- 
ven Erwägungen und Betrachlungen nur verdunkelt wird. 
In eben dieser geistigen Entsagung wird auch die höchste 
Weisheit sichtbar werden, welche den Körper des Buddha 
bildet, nämlicb die Bodhi (die Heiligkeit — durch welche die 
MabäjAiiislen das Nirväna oder das Ziel der Lehre егвеШп). 
Allen Begriffen den Eingang versperren, das ist sowohl Mit- 
tel als Ziel. Aber was wird auf diese Weise gewonnen? 
Platterdings nichts ! eine reine absolute Leerheit — gauz eben 
so wie in der irmern Welt — so auch in allen Gegenständen. 
Der Art ist die Lehre der einen Seite des Mahäjäna-Systems, 
und, betrachten wir die Pradscbuä päramila's, so überzeugen 
wir uns , dass sie als Repräsentanten dieser Ideen zu den al- 
lerältesten Sulra's der Mahäj Ana- Lehre gehören. Konnte aber 
eine solche entsetzliche Lehre , welche jedes geistige Streben 
erstickte, lange bestehen und sich in Aufnahme erhallen? Um 
diesen Zweck zu erreichen , war es nöthig die Leerheit zn 
personiliciren , sie zu irgend etwas Existirendem /.u machen, 
und so tritt zum ersten Mal im Buddhismus ein Begriff von 
meiner Seele (Alaja) auf, welche seit unvordenklichen Zeiten 
existirt ; verdunkelt jedoch durch Unwissenheit, knisi sie in 
der Welt der Wiedergeburten umher; das Ziel der Lehre ist, 
sie zu ihrer ursprünglichen Reinheit zurückzuführen ; die 
Mittel dieselben: dasselbe Nachdenken, dasselbe Nichlzulas- 
sen von irgend etwas in die Vorstellung, dasselbe Betrachten 
aller Dinge als leer; aber diese Mittel werden jetzt erklär- 
lich, da wir ihren Grund sehen. Jede Vorstellung, jede Er- 






145 

wlgung, welche sich worauf es immer sei wendet and es ab 
existirend anerkennt, ist Unwissenheit ; jeder Gedanke gehört 
dem SarasÄra an — «alle Welten sind nur durch den Ge- 

danken geschaffen » (wei schi , ЭДЛГ^Я) f oder existiren nur 

in der Vorstellung, wie sich jetzt das Mahäjä na -System aus- 
druckt Demgemäss werden wir dem Samsära nicht angehö- 
ren , befreien wir uns von der Unwissenheit und werden zu 
der ursprunglichen Natur zurückkehren, wenn wir dem Den- 
ken entsagen. Freilich ist diese Natur ebenfalls' Leerheit; 
denn was ist in ihr, da nichts was zu der Welt gehört, eine 
Existenz in ihr hat , da ihr keine Vorstellung zugänglich ist, 
und eben so wenig sie einer Vorstellung ? Jetzt konnte man 
mit grösserm Grunde von der Existenz des Buddha , von der 
Personification des All in der Gottheit sprechen und in allem 
die Gottheit sehen. Von da ist ein sehr natürlicher Ueber- 
gang zu dem Myslicismus, nach welchem der Buddha, — 
wie auch Qäkjamuni selbst — nicht erst zum ersteu Mal ein 
Buddha geworden ist , ein Adibuddha oder Buddha der Bud- 
dha 's u. s. w. angenommen wird, reine Gebiete andrer Wel- 
ten existiren , welche nun ebenfalls von Buddha's bewohnt 
sind, von denen sie nicht sagen wollen, dass sie dort nur zeit- 
weilig lehrten. Dass diese zwei Theorien , welche sich beide 
den Namen Madbjamika aneignen, nicht zu derselben Zeit 
entstanden, ist dadurch erwiesen, dass in der Lehre von den 
drei Perioden, in welchen der Buddha das Rad der Lehre dreht ш 
(welche wir in dem Sulra Sandhinirmolschana sehen), die er- 
stere auf die zweite Periode bezogen wird. Dass diese beiden 
Theorien mit einander stritten . ist daraus klar , dass ArjA- 
sanga, der Anhänger der zweiten Theorie, mit welcher wir 
den historischen Bericht über die Schicksale des MahAjAna 
beginnen, nach Aussage der Legende , sich an Maitreja wen- 

Wamiljew, Buddhismus. 10 



ilei) musste, damit W seine Bedenken lose. Demgemäss ist 
der Anfang der beiden Ilauplschuleii des Mahäjäna : der Jo- 
gätschärja's . der Anhänger des Arjäsanga , und der Madhja- 
mika's, welche viel später (nach Buddhapäüta) auftraten, sieb 
aber auf die ersten Schriften Nagärdschiina's gründeten — 
in der Coraposition der zahlreichen Sütra's des Maliaj.'tua- 
S) stcnis enthalten. ') 

Ausserdem aber sind fast alle Werke des Mahäjäna- Sy- 
stems bereits bis ли einem solchen Grade von Myslicisnius 
durchdrungen, dass wir, obgleich wir diesen als eine voll- 
kommen selbslgestalli'te Lehre betrachten, welche erst später 
als alle Zweige des Mahäjäna zum Vorschein kam, dennoch 
nicht umhin können , von diesem neuen System hier einen 
Begriff zu geben . um bei der Betrachtung der Bücher des 
Mahäjäna verstanden werden zu können, 
ю Unter dem Namen Mysticismiis verstehen wir im Bu I- 
dliismus nichts anderes als eine geistliche oder religiöse l'hv- 
sik. Es ist dies der Vorgang, durch welchen die theoretischen 
Anschauungen ins Dasein gerufen werden, die praktische An- 
wendung und Befolgung der Principien, die in der philosophi- 
schen Entscheidung der gegebenen Probleme aufgestellt sind. 
Die Mahäjänislcn bezeichnen ihn mit den Namen «Kunst* 



1} Die doppelte Lehre derselben, nach »vidier sie Jeder Schule Гаг »Ich 
besonder* i и ■> esc »rieben werden, beweist, dag* das Mahajina- System noch 
тог sc lue m historischen Auftreten IUI iwei Quellen floss, und in diesem Fall 
lelgt der chinesische Bericht über die nördliche und südliche Sehule Tiel- 
leirhl um allerbesten, топ wo es ausging. Ausserdem aber erwähnt Tiranl- 
tha (Cap. XV], Ja« noch тог Ärjisanga drei Lehrer lebten: Nanda j? \<p>'- 

tlttarasena (W-J!4'*j) und SamjaksaN'a (UJ-l'JÖT^S-ü , welche 

Lehre der Jogllscharja's bekannten. Deragemiiss darr man annehmen, da« 
diesen auch die zweite Hälfte der Sütra's de* Mahl Jans angehört , während 
Nigirdscbuna mit (einen Nachfolgern sich mit der ersten beschädigte. 



hule Tiel- 
it Tinnl- 

schon die 



i]^'* 1 , jiiafi) , doch nahm diese Kunst ihren Anfang im Illna- 

jana. Im Vinaja wird, wie wir oben gesehen halten, einzig 
die Moral entwickelt; als Ausgangspunkt der Sulra's, Abhi- 
dharma's und des Mahäjäna dienen theoretische Anschauung 
gen — ■ d, h. Philosophie ; aber kaum fanden diese philoso- 
phischen Anfänge Eingang in das Gebiet der Religion , als 
man der Vernunft das Recht aneignete, das Werkzeug zum 
Ausgang aus der Welt zu werden ; so erscheint nicht mehr 
die Moral als Mittel zu diesem Ausgang, sondern das Strebe» 
der Vernunft, sich zu den hohen und abslracten Ideen umzu- 
gestalten, welche sie geschaffen hatte. Eben diese Aneignung 
jener bohen Ideen , mit einem andern Worte Resrhaulichkeit 
genannt, wird, nachdem sie zu Anfang etwas Adhärirendes, 
Vermillelndcs gebildet halte, — indem sie sich in der Folge 
immer mehr und mehr entwickelt, zuerst mit der Philosophie 
gleichberechtigt und zuletzt — in den Tanlra's — sogar 
Ober sie gestellt, das beisst. in der letzteren wird der List 
oder der Praktik sogar der Vorrang vor der Vernunft einge- 
räumt. 

Wir haben oben bei Betrachtung des HiuajAna gesehen, 
welche philosophischen Anschauungen sich auf dessen Grund 
erhoben haben. Wir haben bereits gesagt, dass die Aneig- 
nung dieser Ideen oder das üurrhdrungensein von ihnen zur 
Erreichung des in ihnen ausgesprochenen Zieles ebenfalls für 
genügend galt. In der Thal finden wir mehrfach in den Su- 
tren erwähnt, dass die und die Person, nachdem sie die 
Lehre von den vier Wahrheiten oder zwölf Nidäna's vom 
Buddha gehört hatte, gereinigt ward und einen bestimmten 
Grad erreichte. Bald aber wurden — im Verhältnis» zu derm 
Entwicklung — auch die Gränzen der Aneignung selbst er- 
weitert; sie ist bereits die Frucht lang fortgesetzter Anstren- 



II« 



giing, der Erfüllung der allcniml'assendsten Vorschriften. 
Wenden wir uns zu iler Bedeutung der Wahrheit: Nrrodha 
oder der Entsagung, so finden wir, dass es zu ihrer voll- 
ständigen Existenz eines gewissen Zu Standes unsres Geistes 
bedarf; wühlend die Entsagung der Grävaka's darin besteht, 
daas man narb keinerlei Gegenstand hegehrt, die der Bodhi- 
sattva's, dass шли weder Begriffen noch Eindrücken Eingang 
verstaltel, — sagt die beschauliche Lehre, dass in eben die- 
sem Zustand in unserm Geiste neue Fähigkeiten und Kräfte. 
erzeugt werden, welche ihm zugleich die Macht verleihen, 
uns höher und hüll er zu den äusserten Glänzen der Rein- 
heit zu tragen. Zu keiner Zeil können die Kräfte nnsics Gei- 
stes so mächtig sein, als wenn sie sich auf ein einziges 
Ziel conrenlriren und im Vcrhällniss zu der Stufe der Hei- 
ligkeit, welche das Wesen besitzt, das diese Gedanken con- 
ccntrirl, pflegen auch seine Kräfte höher zu sein. Die Be- 
schäftigung mit dieser Concenlration oder die Vertiefung in 
dieselbe wird Sanuldhi, Versenkung in die Samädhj genannt. 
Ein Buddha oder Ttodhisaltva , welcher in diese Samädhi ver- 
senkt ist, bringt wunderbare Worte hervor; es giebt nichts, 
was er nicht mit Hülfe eines so concentrirten Gehltee zu be- 
wirken vermöchte. Wie wir unten (bei der Analvse der Sfj- 
Ira's) sehen werden, vermag er alle Willen zu er limhlcu. 
sie in sich selbst zurückzustrahlen , Ituddha's einzuladen und 
dem Aehnlicliis. In Rücksicht auf das, was der Buddha her- 
vorbringen will, fuhrt auch die SamAdhi ihren tWaogdiWB 
Namen fin dem terminologischen Lexikon zählen wir mehrere 
auf, bemerken aber, dass in jedem Srttra ihr Name versrhie- 
den ist); ganz eben so zeichnen sich auch die Bodbisatlvn's 
und im Minajäna die Grävakistischen Personen durch die Ver- 
ls« Senkung ihres Geistes aus. So wirft z. B. Maudgaljäjana sei- 
nen Gürtel hin und niemand hat die Kraft ihn aufzuheben; 






«Iva versenkt sich in die Sainadhi inii] niemand 
vermag ihn zu sollen . oder er macht alles unsichtbar, Wenn 
gleich aber eine solche Eigenschaft den Geist auf etwas zu 
richten in Folge der Erfüllung gewisser ethischer und intel- 
lektueller Bedingungen erlangt wird, so ist sie doch nichts 
desto weniger ihrerseits die Frucht einer Unterweisung und 
Abrichtung des Geistes ; in den Sülru's linden wir mehr als 
einmal, dass die Bodhisaltva's diese uder jene Samadhi erler- 
neu oder einüben müssen. Daraus «Uta man, wie es scheinl, 
entnehmen, dass, weuu gleich eine gewisse Stufe der Sumä- 
dhi oder der Kraft des Geistes auch als Folge der Iteinheit 
erlaugt wird, doch ausserdem noch eine vurgängige specielle 
Beschäftigung nöthig ist um dieser Geisteskraft Wirklichkeit 
zu verschaffen. 

üebrigeea ist ein solcher Zustand bereits die höchste 
Gälte ; indessen bahnt sieh auch der einfache Mensch in nie- 
deren Schichten den Weg dazu durch vorbereitende Uebun- 
gen, welche zugleich als ein untergeordnetes llülfsniittel zur 
Aneignung der theoretischen Ideen dienen. Diese Uebungen 
sind hereils im llinajäna bekannt und wurden vollständig in 
■ hui entwickelt. LI in das Gefühl des Absehens gegen die Welt 
zu erwecken, den Geist für die Ueberzeugung zu stimmen, 
dass in der Thal nichts mehr irgend eine Zuneigung ver- 
ein.', wird die Anweisung gegeben, stufenweis erst einen 
I 'heil des eignen Körpers, dann den ganzen Korper, endlich 
üe ganze Umgehung und die ganze Welt wie eine Euter- 
jcule, eine Geschwulst, einen Knochen anzusehen. Es wird ver- 
iirherl, dass ein Mensch, welcher sich mehrere Tage hindurch 
olehen widrigen Vorstellungen hingiebl, sogar Ekel gegen 
Nahrung fühlt, weil das Bild, welches er sich vorgestellt hat, 
vor seinen Augcu fortlebt. Dieses Hülfsmitlel wird angewen- 
et um die Begierde zu zähmen , mit welcher der Mönchs- 



i.»o 



gewissermaasen zu kämpfen hatte. Eine andre noch 
einfachere Uebung, welche aber in den Agama's sehr gerühmt 
wird, was ihre Einführung durch die Pratjeka's erweist, be- 
43«stehl im Zählen der Einalhmungen und der Ausalhmungeii : 
dadurch hefreit man sich von der Zerstreuung des Geistes 
und gelaugt dazu sich auf einen Gedanken zu concentriren. 
Uclirigens sind diese beiden Methoden, welche auf rein spe- 
ciclle Beobachtungen gegriindet sind, sicherlich durch den 
Buddhismus aus fremden Systemen entlehnt , welche , wie 
aus alle» Legenden ersichtlich, sich durch das Princip der 
Beschaulichkeit auszeichneten. Wenigstens sagen die Bud- 
dhisten seihst, dass sie auch den Tlrlhika's bekannt waren, 
Ueherhaupt finden wir auch hei allen nachfolgenden Contem- 
plationen dieselbe Erwähnung , woraus wir schlicssen müs- 
sen, dass die Buddhisten alles vun aussen her sich aufpfropf- 
ten und es nur ihren Ilauptcinrichluugen accomnmdirlen. Sri 
wandten die Buddhisten die Idee der Contemplalion, obgleich 
sie an einem andern Ort entsprungen war, auf ihre philoso- 
phischen Anschauungen an, auf die Contemplation der Ideen, 
welche in den vier Wahrheiten oder den zwölf Nidäna's ent- 
halten sind, auf die Vorstellung des Buddha in seinen drei 
verschiedenen Körpern und dem Aehnliches. Diese letzte be- 
freit von geistiger Lethargie , von lasterhaften und sündigen 
Gedanken, von schmerzhaftem Zustand, Die Aufhellung der 
Ideen bis zu dem Grad, dass man sie sich anzueignen und 
mit ihnen zu verschmelzen vermag , setzt die Fähigkeit vor- 
aus, dass sich mit einem Schlage vor dem in die Contempla- 
tion Versenkten alle verborgnen Geheimnisse und Kräfte ent- 
hüllen, und dieses bildet, nach dem Ausdruck der Buddhi- 
sten, den Eintritt in den Pfad der Gesichtserlangung (Я9^ -Г ЧЙ). 
Schon die Aneignung der vier Gegenstände der Erinnerung 



151 



(der ersten unler den sieben und dreissig Artikeln, welche zu 
der Bodhi führen,) bewirkt in uns eine Wärme 1 ), den Vor- 
boten desjenigen Feuers , aus welchem die Flamme des Pfa- 
des der Gcsiclitserlangung oder des Aufgangs der Geisles- 
sonne hervorgehen muss. Das über dieser Wärme siebendem* 
Sinnen filier die vier Wahrheilen, bringt in unserm Geiste 
eine stufenweise Erhebung von einem Zustande zu dem an- 
dern hervor. Diese Zustände führen die Namen Gipfel (luur- 
dhan^*). Geduld (ksfainti *a^"4) und das Höchste in 

der Welt (lokottaradharma). Wir müssen diese Namen 
kennen , weil in den Legenden von verschiedenen Perso- 
nen oft gesagt wird , dass sie den Zustand der Geduld oder 
des Höchsten in der Welt erreicht haben. Unter dem Worte 
«Gedultlw versteht man sowohl die Ueherzeugung von den 
vier Wahrheiten, als auch Nicht-Umkehr von , oder Nicht- 
Erschlaffung in dem begonnenen Pfad, d. h. Angehörigkeit 
zu der heiligen Familie ; unter der letzten aber versteht man 
den allerhöchsten Zustand in der Well, oder dieselbe Geduld, 
jedoch vereint mit der Freiheil von Wiedergeburten — die, 
wie die Buddhisten sieh ausdrücken, geburtsfreie Geduld. 
Indessen sind die eben aufgezählten Zustände nur in Folge 
der Beschaulichkeit auftretende Erscheinungen , während 
diese, die Beschaulichkeit selbst, ihrer Seils in verschiednen 
stufenweise^ Uebungen besieht, welche Dhjana's und Ver- 
senkungen (samapatli) genannt werden; von den einen so- 
wohl als den andern giebl es vier Arien, und diese entspre- 
chen den vier Schichten in der Welt der Formen und in der 
unsichtbaren Welt, so dass hier ein Mensch (oder ein Wesen), 
welches sich auf dem Ausgangs- W'ege noch auf Erden befin- 
det, oder in der Well der Empfindungen, seine Natur gewis- 



1) UihnugiU, ebendaselbst 23. 



15» 

laassen bis zu der Gestalt der höchsten himmlischen 
Wesen verfeinert, und, nachdem es die allerhöchsten Wesen 
des Sainsära in sich zum Vorschein gebracht hat, ohne Hin- 
derniss sogar in die Welt des Nirväna übergehen kann. In 
allen Arten der Dhjäna's fühlt der die liesc baulich keil Le- 
bende Seligkeit, oder Genuss, welche stufenweis daraus her- 
vorgehen, mag er nun seine Vernunft in eine au.ih lische 
i4i Prüfung verliefen, oder seinen Geist auf einen Punkt concen- 
tn'ren, oder in Gleichgültigkeit gegen Freude und Abwesen- 
heit aller Emnlindungen versinken. In der Samanalli wird 
allen möglichen Vorstellungen der Zugang verschlossen ; 
offenbart sich eine gränzenlnse F.rkcnntmss, in welcher Ver- 
gangenheit , Gegenwart und Zukunft verschmelzen ; die Ver- 
schmelzung mit dem Nichts und daraus die Productioo der 
Negation der beiden einander entgegengesetzten Absolulhci- 
ten des Seins und des Nichtseins'). So ist der Charakter der 
buddhistischen Beschaulichkeit. Es ist begreißieb , dass viele 
Gegenstände und Bedingungen da eintreten, deren Verseilte 
denartigkeiten wir hier nicht hei Ohren, und dass sie eine 
lauge endlose Uebung für die sich in Beschaulichkeit Ver- 
senkenden bilden. Was die Samadhi betrifft, so ist sie die 
Fähigkeil des vermittelst der oben auseinander gesetzten Le- 
bungen regelrecht geschulten Geistes verschiedene besondere 
Formen erscheinen zu hissen auf Grund der vier unhegräni- 
len Empfindungen : der Liehe, der Barmherzigkeit, der Freude 
und der Entfernung von Mass (l)ogmat. LXX] gegen irgend 
ein lebendiges Wesen , zu deren Nutzen die Samädhi be- 
stimmt ist. Ueherhaupl gclangt.die ganze beschauliche Seile 
sowohl im Hiuajäna, als im Mahajana zu zwei Haujitresulla- 



1) Heber die Djim'e und SaniSpelU'i 
terminologischen Lexikon. 



I ausführlicher gebändelt in dem 



; dem camalha und dem vipaejana 



WP 



'*ftp, Ischi- 



uani. Unter dein erstem wird der Zustand des Geistes in 
der Concenlration , Liibeweglichkeit und UnerregbarkeU ver- 
standen, welche in beiden Janas aul gleiche Weis« erfordert 
werden , um allen Innern und äusseren Eindrücke.!! den Ein- 
gang zu versperren, wodurch allein aucli die Befreiung von 
der Well erlangt weiden kann. Das zweite ist unumgänglich 
nölhig , um den Menschen zu dem erhabensten, verständig- 1« 
ilun Wcseu zu machen, und bestellt in der analytischen Un- 
tersuchung aller Ideen, in einer Vertiefung in sie, in einer 
lebendigen Vorstellung aller der Conleiiiplation angehürigen 
Gegenstände: sei es das nackte Leere, oder der Buddha iu 
seiner ganzen Majestät mit allen seinen Kennzeichen und 
Merkmalen. Die Vereinigung dieser beiden Elemente Ins M 
dem Grade, dan sie sich verschmolzen darstellen, ist auch 
die schwere Kunst, von welcher die Mystiker sprechen. 

Ausserdem aber tritt mit der Erscheinung des Mahäjäna 
auch die Lehre der Dhärnni's auf, das lieissl: derjenigen my- 
stischen Ausdrucke und Formeln, welche die Kraft haben 
alles hervorzubringen ; das Wort «Beschwörung» ist zur Be- 
zeichnung der Begriffe, welche in dem Worte dharani liegen, 
nicht genügend; eine solche Bedeutung konnten sie vielleicht 
nur damals haben, als sie von aussen in den Buddhismus 
hineingetragen wurden; denn ihr fremder Ursprung ist kei- 
nem Zweifel unterworfen. Jedes Wesen, sogar jeder Begriff, 
wird in diesen Formeln ausgedrückt und wer sie sich durch 
eine einfache mehrmalige Wiederholung aneignet (in der 

Folge auch durch Contemplation der Buchstaben , aus wel- 
chen sie bestehen), erwirbt sich eine Herrschaft über dasje- 
nige Wesen, erhält diejenigen Begriffe, welche sie gewisscr- 
massen algebraisch ausdrücken; so giebtes Dhäranls, welche 



1.1 1 



die Lehre der Pararaitä's in sich enthalten, während andre 
Geister und Götter unterwerfen, Rodhisatlva's und Buddba's 
herbeirufen, und Mittel zur raseben Erlangung der Bodhi ge- 
währen '). Zwar sehen wir, dass auch die früheren Arja'i 
die buddhistischen Patriarchen, Wunder thun, wir sein 
aber nicht, dass sie über Götter und Geister des Windes. 
Regen» Gewalt haben, Krankheilen heilen u.s, w. Dies wurde 
из erst magischen Worten anheioigestellt. Die Idee, auf welcher 
dieser Glaube ruht, liegt nacli der Meinung der Buddhisten 
in der Anschauung, welche sie sich über das Vcrhällniss d«r 
Namen zu den durch sie bezeichneten Gegenständen gebildet 
haben. Wenn alle Gegenstände leer sind , und wenn sie nur 
dem N innen nach existiren , was Wunder alsdann, dass der 
Name nicht nur den Gegenstand selbst ausdrückt, sondern 
man diesen auch im Namen — da dieser ja seine Existenz 
bildet — sich aneignen, festhalten und beherrschen kann? 
So sehen wir, dass die Dharapl's für das Herz der Tathaga- 
ta's, Bodhisattva's u. s. w. gellen. Uns scheint, dass die my- 
stische Seite, welche den Beschwörungsformeln in dieser 
Weise zugeschrieben wird , auf den ersten philologischen 
oder aueh grammalischen Kundgebungen beruhte 
mehr konnte sie durch die Schrifl auf ungebildete Geistes- 
kräfte wirken. Wenn wir uns erinnern, welche Wirkung 
Schrift auf die wilden Amerikaner und Neger hervorbrachte, 
warum sollten wir alsdann nicht annehmen , dass dieselbe 
Zaubermacht in den Ruchslaben auch den ludern gagtolblf 
sich geltend gemacht habe, denen die Schrift erst in histori- 
scher Zeit bekannt wurde? Ausserdem linden wir stets 
spiele , dass der Geist des Menseben in alter Zeit , welchi 



z 

ICH 



loch 

les- 



1) Diejenigen , welche eich dafür intereisiren , Anden e 
Auseinandersetzung im Ltmrun des Tsonkhip». 



? nfll'l.lri.Mii lii- 



urch unsre fruchtbare Erfahrung bi>rcicherl war, 
durch die hohen Entdeckungen , an welche wir uns gewohnt 
Iti.-n, bis zu einem derartigen Grade in Erstaunen gesetzt 
ward. Endlich übertrug man die Idee der Dharani's oder das 
Verhältnis* des Wortes zu seinem Gegenstand auch auf Sym- 
bole oder Mndia's (convenlionelle Zeichen, welche mit dem 
Finger gemacht werden). Es ist gut Sachen zu haben, um 
als Opfer darzubringen; hat man sie aber nicht, so kann 
и sich auch mit einer gewissen Stellung der Finger be- 
gnügen , weil ja alle Gegenstande unter sich gleich sind. 
Ganz auf dieselbe Weise drücken die Mudrä's auch die At- 
tribute der Gottheit aus. Die Dharani's wurden , wie alles 
ras in den Buddhismus Eingang fand, einer Entwicklung 
nlerworfen, aus welcher sich die Tantra- Lehre gestaltete, и 
>ies ist die Schlussperiode nicht nur der contemplaliven 
ieile, sondern auch der ganzen buddhistischen Lehre. In der 
bat musstc man sich bald überzeugen . ilass die Dhäranl's 
unfähig sind die erhabnen Kräfte , welche man ihnen zu- 
schrieb, zu bethätigen — und siehe da! zu ihrem Beistand 
rschienen Moral, Contemplation und Metaphysik, drei den 
uddhisituis charakterisirende Principien , welche von uns in 
einer kurzen Skizze verfolgt sind und sich jetzt in eins ver- 
hmelzen, um freundschaftlich auf dem gesuchteu Pfade zu- 
muten zu wandeln. Es ist unumgänglich nothwendig , dass 
sr , welcher sich mit den Zaubereien beschäftigt, eine ge- 
issc Iteinheil besitze, oder ein für den Empfang der Myste- 
en befähigtes Gefäss sei; nothwendig, dass er klare Begriffe 
über die Existenz der Gegenstände habe und sich vermittelst 
ler Contemplation Seligkeit zu verschaffen wisse. In den 
Tantra's erscheint derselbe Qamalha und dasselbe Vipacjana 
unter dem Namen der Einheil der Vernunft und der Kunst, 
oder der Seligkeit uud der Leerheit; der Mensch aber be- 



sieht ;ius drei Theilen : Körper, Stele nml ' 
lieniidschaftlirhe Zusammen .Stimmung dieser drei Е1еЮЙЙС 
kann dazu fühlen, aus einein Mensches ein höchstes Wesei 
zu gestalten , welches begabt ist mit der erhabensten Intelli- 
genz, dem reinsten oder seligsten Körper, mit dem alldunh 
dringenden und beherrschenden Wort. Und auf diese Weis* 
drückt /u der Zeit, wo die Seele auf die Cnnlcnijilation odei 
Betrachtung irgend eines Buddha gerichtet ist, der Körper 
dessen Atltilutle vermittelst der Mudra's aus und die Sprache 
ist mit der Wiederholung der mystischen Formeln, diM heis-l 
des Wesens des Buddha beschäftigt. Indem man sich in sol- 
cher Art nach und nach daran gewöhnt, sieb dem Buddha 
gleich zu setzen, wird man endlich gewisserniaasscn in ihm 
wiedergeboren, verwandelt sieb selbst in eine Gottheit und 
erlangt dadurch die höchste Siddlii , das betest: die Vollen- 
dung des beabsichtigten Kndzwcrks. Siebe da! wohin i 
Buddhismus zuletzt gelangte! Daran glaubt er von Herze! 
iiö I sagt, dass diese Kunst viel fördersanier sei, als alle .Mit- 
tel, welche das Hinajäna und Mahajäna gelehrt haben , <>!>- 
schon der Myslicismus sich ebenfalls mit dein Namen de? 
letzteren bekleidet). Die Vollendung der Bodhi kann 
den Regeln der Theorie gemäss , durch drei Asamkhjas (u 
geheure Perioden, etymologisch: unzählbare) von Jahren bin 
ziehen, während man sie vermittelst der Zauber in drei, bis- 
weilen in einer Wiedergeburt zu erreichen vermag. Und « 
tibetische Buddhismus ist in der Thal von dieser Idee voll- 
ständig durchdrungen , während der chinesische noch nicht 
so weit gegangen ist, weil er viel früher aus Indien ibgtJett 
ward') , und der Myslicismus in der damaligen Zeit augei 



1] nie aller« irhligslen Tanlra'n 



i unter der nördlichen Song- 



— 1127 in das Chinesische überseilt. 



ШЛ7 

teheinlich nicht in dem Grade herrschte, in welchem ihn die 
Tibeter herrschend fanden. 

Dies genfigt , um sich mit dem Inhalt des Mysticismus, 
fiber welchen wir ausführlicher bei den Dogmen handeln wer- 
den , im Allgemeinen bekannt za machen. Jetzt erst können 
wir za der Betrachtang der mahAjänistischen Sutra's überge- 
hen. Es bedarf keiner Bemerkung , dass sie die allerumfas- 
sendeten Dimensionen haben und wir uns hier nur auf eine 
Aufzählung einiger und zwar der wichtigsten beschränken 
müssen : 

1. PradschnftpAramitä (Pan-jo-po-lo-mi-to-king ^^'З^)« 

Unter diesem Namen begegnen uns im tibetischen Kandschur 
eine Menge Werke von ungleichmässigem Umfang. Es giebt 
Piramitä's von 100,000, von 25,000, von 18,000, von 
10,000, von 8,000 und 700 Qloka's, und andrerseits Pärami- 
tä's von einigen Blättchen (die Vadschratschtsch'hedikft und das 
Pftraroitähridaja). Die Buddhisten versichern sogar, dass die al- 
leramfassendste Päramitä von 100,000 Cloken nur die alier- 
kleinste der drei ausführlichen Päramitä's sei. Es ist augen- 
scheinlich , dass alles dieses von verschiedenen Redactionen 
abhängt, bei denen namentlich das Verlangen das Sutra in 
einem grossen Umfang darzustellen, mehr oder weniger не 
wirkte * und als Mittel dazu dient die Ausdehnung des An- 
fangs, in welchem das Gefolge des Buddha, so wie verschie- 
dene Wunder und die Erscheinung von Bodhisattva's ans 
andern Welten geschildert werden, welches allsammt nur das 
Vorspiel zu dem Buche bildet; auf gleiche Weise kann eine 
Erzählung , sowohl in der Mitte als am Ende der Auseinan- 
dersetzung eines religiösen Punktes, von verschiedenen Epi- 
soden begleitet werden — wie z. B. von der Beschreibung 
eines Erdbebens , des Entzückens der Zuhörer , des Blumea- 



1.M 



regen», der Entsendung ihrer Bodhisattva's zu C.lkjamuni 
durch die Buddha 's andrer Welten um iho zu beeoinplimen« 
lireo, endlich von der Verherrlichung des eben besprochene! 
Punktes der Kehre, oder überhaupt der ganzen Pradsehn; 
paramitä, wobei jeder der Preisenden fast Wort für Wort ; 
les, was vorher gesagt tat, wiederholen mag — > ; keinen | 
ringen Raum nimmt ferner die Beschreibung aller der 1 
nungen ein, welche durch die Befolgung, Bewahrung un< 
Verbreilung dieser Lehre erlangt werden; weiter treten di« 
Zuhörer der Reihe nach auf, preisen den Buddha in Versen, 
beginneu eine Unterhaltung unter sich . in welcher die aus- 
gesprochene Idee nochmals wiederholt wird ; auch die höch- 
sten Wesen versprechen jeder besonders die von dem Baddba 
gepredigte Lehre zu bewahren , denjenigen , welcher sie er- 
lernen wird, zu beschützen und so weiter. Wir haben bereits 
gesagt, dass man bei jedem Schritt der Wiederholung und 
Aufzählung ein und derselben Ausdrücke begegnet , so dass 
ein mit der buddhistischen Terminologie Bekannter, wenn es 
nölhig wäre, mit Leichtigkeit manchmal einen ganzen Ab- 
schnitt aus der Pradschnä pAramitA hersagen könnte , ohne 
ihn je gelesen zu haben. Diese natürlich absichtliche Frucht- 
barkeit wurde augenscheinlich erstrebt , um sich mit dem 
Umfang des schriftlich Abgefassten zu brüsten. Und alles die- 
ses bildet die Charakteristik fast aller Hauplsiltra's des Ma- 
hajäna , welche genau und buchstäblich ihrem allgemeinen 
Namen Vaijiulja, d, b. «die erweiterten» entsprechen. Dann 
kann man nicht umhin zu bemerken , dass einige der Para- 
milä's — abgesehen vom Unifang — von einem andern Geist 
i- erfüllt waren . und in der Thal Einschiebungen hatten , wel- 
che den JogalschArja's eine Stütze für ihre Meinungen , 
währten. Dieses sehen wir aus der Legende über die arhl- 
lausendclokige Päramitä, deren unfehlbarer Text angeblict 



st in der Folge gefunden ward ; jetzt dient diese Paramitä 
den tibetischen Buddhisten als ihre Hauptstütze. Was die 
Redartion der Päramitä's in chinesischer Sprache betrifft, so 

ntbält die unter der Dynastie der Thang abgefasste Ueber- 
selzung des Hiuan-Thsang , welche 600 Capitel begreift, 

■icht mir vollständig die aus 100.000 (Istes bis WOtes Ca- 
pitel), 25,000 (401— 478 Cap.), 18,000 (479— 537 Cap.), 
10,000 und 8000 Clnken bestehenden Päramitä's , sondern 

nich andre, welche im tibetischen Tandschur nicht mehr 

lach der Zahl der Cloken benannt sind , wie die Suvikränta- 
vikramanapariprilschtsch'lia (6 22 — 1 13), die Vadscliratsch- 

i-ili hi'dik.'i ; ausserdem sind in Hinan-Thsangs Uebersetzung 
lesondere Päramitä's der Mildlhäligkcit , der Moral, der Ge- 
duld und so weiter, welche wir im tibetischen Kandschur 
nicht mehr finden. Auf diese Weise besteht die chinesische 
Paramitä aus 16 Hauptabteilungen, von denen eine jede in 
eine Menge Capitel zerfällt, die Iste in 79, die 2te in 85, 
die 3te in 31 , die 4te in 29, die 5te in 24. Dass eine solche 
Kompilation erst viel später zusammengetragen ward , davon 
.'Hin man sich dadurch überzeugen, dass der grösste Theil 
er Abteilungen schon früher besondre Uebersetzungen hatte. 
Wir können hier nur einige Ideen hervorheben , welche 
n der Prädschnä paramitä auseinander gesel/l werden (die 
Zahlen bezeichnen die Capitel der letal Abtheilung der gros- 
sen chinesischen Paramitä). 3) Kein Gegenstand hat Existenz 
oder Nicht-Existenz; nichts gehurt der Ewigkeit, oder Nicht- 
Ewigkeit, den Qualen oder Freuden, dem Ich oder Nicht- 
Ich , der Leerheit oder Nicht-Leerheit an. Alle Gegenstände 
tind ohne Attribute und mit Attributen, sind ohne Bezeich- ns 
imng und mit Bezeichnung. (7) Bodhisattva's und Prädschnä 
sind nichts als Ausdrücke eines Namens ; solch ein (rügeri- 



icr Nil im' entsteht weder noch Vergeht er, findet siel 
der inwendig mich auswendig, weil er nirhl BrCuebfl 
ganz eben so i.sE es auch mil allen Gegenständen. Allein der 
ßodhisatlva muss in diesem trügerischen Namen diu Pfad 
seiner TbUigkeil vollenden : er darf weder Form noch sonst 
etwas als etwas Ewiges oder Nichl -Ewiges, Keines oder 
Nielil-Reincs betrachten u. s. w. Nur indem er sich in Hezug 
auf alle Gegenstände in einem indilTercnten Zustande (sie!) 
befindet, isl er fähig die sechs Päramilä's und alle Artikel 
der Bodhi zu vollenden. Erkennt man das Trügerische d,-r 
Gegenstände vollständig und richtig, dann fällt jede Abhän- 
gigkeit von Form oder sonst irgend etwas, was es auch sei, 
weg, weil alle Gegenstände nichts in sich enthalten, nicht 
zur Abhängigkeit führen können, und in ihnen selbst weder 
Ort noch Zeit für Abhängigkeit existirt. Wenn der Rodhi- 
sattva sich überzeugt, dass in säminlüchen Gegenständen 
nichts ist, dann wird sein Herz weder Zittern und Furcht, 
noch Heue kennen. (9) Dies bedeutet: er lebt durch die 
Kunst, sich in gar nichts aufzuhalten : er lebt weder in der 
Form, noch in der Vorstellung , noch in der Eniplindiin<;, 
noch in sonst etwas. Alles, was es auch immer sei, hat keine 
Wirklichkeit , Form ist nicht Leerheit; Leerheit der Form 
isl nicht Form, aber Form ist nicht getrennt von Leerheit, 
und Leerheit nicht getrennt von Form, und ist Form Leer- 
heil und Leerheit isl Form, und ganz eben so ist es mil allen 
Gegenständen. Wenn ein Rodhisattva der Kmtsl ermangelt. 
dann wird sein Ich gebunden ; sein Her/, wird in der 
Siibjeclivilht wohnen , und weil er seine Erkennlniss an 
ШСН keitet , wird er auch nicht im Stande sein voll- 
sländig nach den Vorschriften der PradselmA päramilä zu 
im handeln. (10) Пег Mangel der Natur (chinesisch wu-sing) isl 
die eigentliche Natur von Jeglichem; alle Gegenstände Miid 



161 

getrennt von ihren eigenen Merkmalen. Sämmtliche Gegen- 
stände erscheinen nicht, werden nicht geboren, verschwinden 
nicht , hören nicht auf zu existiren , werden weder unrein 
noch rein , können weder erworben noch geschaflen werden. 
Unverstand ist, wenn einer die Nichtexistenz der Gegenstände 
nicht zu begreifen vermag. Aus dem Unverstand gehen die 
verschiedenen (subjectiven) Ideen hervor; in Folge davon 
vermag man sich nicht von den drei Welten zu trennen, 
kann man die Lehre der drei Janas nicht erfüllen , ist es ei- 
nem unmöglich die Stufen des Pfades zu betreten , welcher 
zu der Bodhi führt. (14) Alles ist gleich dem Echo, dem 
Schatten , der Fatamorgana und Aehnlicbem , weil es nichts 
Substantielles hat. Derartig sind alle vergangenen, gegenwär- 
tigen und zukünftigen Formen, alles Sündige und Nicht-Sün- 
dige, alles Beschmutzte und Nicht -Beschmutzte u. s. w. 
(19) Welcher Art auch ein Gegenstand (eine Form u. s. w.) 
sei, er ist nicht in Bezug auf ein Nicht - Geborenes (d. h. 
Nicht -Existirendes) etwas Zwiefaches, denn ein nicht gebo- 
rener Gegenstand ist weder eines noch zwei , noch vielfach ; 
wenn eine Form u. s. w. nicht getrennt ist von Nichtgebore- 
nem, so ist sie nicht Form. 

Die ganze Pradschnä päramitä ist voll von Aussprüchen 
dieser Art, die wir .uns bemüht haben buchstäblich zu über- 
tragen , um eine Idee von der buddhistischen Metaphysik zu 
geben. 

2. NirvAna^Astra (Nie-pan-lun (^'^^). Unter diesem 

Namen begegnet man mehreren Sdtra's in tibetischer und 
chinesischer Sprache , in welchen die Lehre des Buddha aus- 
einandergesetzt wird , die er vor seinem Tode oder vor sei- 
nem Eintritt in das Nirväna verkündete. Ihr Inhalt ist un- 
gleich. Das allergrösste und in Tibet aus dem chinesischen 

Waatiljew, Buddbiraut. 11 



Text übersetzte (Kandschur §^) besteht aus 40 Capileln. Es 

lehrt, «dass Mildthätigkcit , d. h. Darbringung Tür einen le- 
benden oder in das Nirväna eingegangenen Buddha von glei- 
150 eher Bedeutung ist; dass der Buddha ein Recht auf langes 
Leben hat und alle Geschöpfe wie seine Kinder ansieht, dass 
alle drei Hoffnungen oder Zufluchtsstätten (Buddha , seine 
Lehre und sariigha, die Geistlichkeit) gleich wirksam sind; 
dass der Körper des Tathägata ewig lebt und nicht zu Grunde 
geht und deshalb der diamantene genannt wird. Dieses be- 
zieht sich bereits auf die mystische Lehre , uuter deren Ein- 
fluss das Sutra auch geschrieben ist. Hier erscheinen auch 
nicht wenig Allegorien und Vergleiche , welche an die Aga- 
ma's erinnern. Dass diese den Verfassern dieses Sutra be- 
kannt waren , ist daraus klar , dass im 3ten Artikel von den 
sieben Gegenständen gehandelt wird, welche die Merkmale 
der Reinheit bilden, was vollständig mit dem Anfang des 
Madhjamägama übereinstimmt , und überhaupt begegnet man 
hier nicht selten der Erwähnung der Nidäna's, als der ge- 
meinschaftlichen Grundlage für die (^ravaka's, Pratjeka's und 
Bodhisattva's (Gap. IX). Der Buddha wird mit einem Kinde 
verglichen , welches weder kommen noch weggehen kann ; 
dieses ist ein technischer Ausdruck, welcher bedeutet, dass 
alle Gegenstände nicht existiren. (Cap. X). Es werden zehn 
Verdienste aufgezählt , welche durch das Studium dieses Su- 
tra erworben werden. « Alle Geschöpfe haben die Natur des 
Buddha ; da man diese aber nicht mit einer verworfenen 
Seele erreichen kann , so sagt man auch , dass es keine Na- 
tur des Buddha giebt. » Dieser Gedanke weicht bereits voll- 
ständig von den Päram itä's ab und stimmt mit den Jogä- 
tschärja's fiberein. (Cap. XII) Es wird über den Sinn der 
Sutra's und der Janas gehandelt, (Cap. XIII). Es werden 



"Zählungen über die Bekehrung ketzerischer Lehrer mil- 
^i'llicill. 

Von derselben tiallung ist das hei den Chinesen existi- 
rcnde Srttra «der erhabenen Barmherzigkeit» (Та pei king). 
— Folgendes ist eine Uehersicht desselben i Der König 
der Dänionen erhält die Weissagung, dass er ein Pratjeka 
werden wird. Der Buddha lehrt den Indra eeine Füsse kreuz- 
lormig ziisanimen/ulegen , er weissagt , dass Käcjapa die 
Lehre verbreiten wird , dass grosse Männer des Gesetzes, 
Bhikschu's, kommen werden: Biliine(7), Dhltika , lipagupla,jsi 
Arvagupla und so weiter. Es wird die Beliquienvcrehrnng 
vorgeschrieben , von der Verehrung des Buddha gehandelt. 
Alles zeigt, dass dieses Sutra vor dem vorigen erschienen ist. 

3. Saddharmapundarikasulra (Miao fa Hen hoa king 4 5 

У] 1 -"-;, der weisse Lotus. Dieses Sutra wird in China eben 

hoch geschätzt, als die Päramita Juni {%*' i oder die liim- 

derLtausendclokige in Tibet, so dass man es in den chinest- 
:lien Tempeln stets auf dem Altar vor ite.n Götzenbildern 
findet , gerade wie den kleinen .tum (oder die achttausend- 
clokige) in den lamaischen, Dies ist ein Buch, welches die 
ganze dem Buddha zugeschriebene Lehre unter sich versöhnt; 
ist bereits in Europa übersetzt. ') 

Der Inhalt ist : « Alle müssen Buddhas werden ; eigent- 
lich giebt es keine drei Jana's.i Eine Beine alter Legenden 

Weissagungen über die Zukunft, «Der Buddha hat schon 
vor langer Zeit den Weg erreicht.» Dieses fallt mit der my- 
itisclien Leine über den Adibuddha zusammen. Das ganze 



') t.o lolu* de la banne lui. trailuil du »Sostril, ecconipegofi d'ui 
■ire «I de ringt el an memoire« retalifc au BiidUlmme , раг M. F.. Buriiour. 



164 



buch ist voll vuu Allegorien ; Übrigen* gewährt es keine I 
sondern Hesultale. Der Gedanke, dass es keine drei Janas 
gieM, sondern nur eines, findet sich auch in andern Sntra's: 
dem Та Га kou king. Та Ische ni kian tse so sehne kitig um 
andern. 

4. Lankavatara (Dschu leng van king . ^'^f^) n die 

Ankunft in Lanka» oder « Ceylon ; » diese Benennung fuhrt 
auf die Annahme, dass dieses Buch, welches die Ideen der 
südlichen Mahäjanisten lepräsenlirl, auf dieser Insel abgetaut 
sei , auf welcher Arjaileva geboren sein soll. Es berührt diu 
allerabslracleslcn und wichtigsten Kragen der buddhistischen 
Philosophie, und geht zugleich auf die Bekämpfung der ket- 
zerischen Theorien aus, welche, nie wir aus diesem Buch 
erfahren, ebenfalls Ober die Nidäna's , das Nirväna und die 
152 Nicht- Ewigkeit lehren. Es wird darin gesagt, dass alle Na- 
men keine Namen sind , dass es sieben Arten selbstständig 
exislirender Natur giebl; es werden Betrachtungen angesteffl 
über die drei Merkmale der höchsten und weisen Vernunft, 
über das Selbslerwachen , über die Falschheit und Eitelkeit 
der Vorstellungen. Der Talhägata ist geschaffen und nicht 
geschaffen , nicht-ewig und nicht nicht-ewig, sein Herz 
(Tsang, älaja) ist die Grundlage des Guten und des Nicht- 
Guten. Alle Gegenstände existireo in der AngenblkkHcbbeil 
(momentan). Es giebl zwei Arten des Nicht-Ich. 

5. Vimalakirti. Vimalakirli war ein Oberhaupt zur Le- 
benszeit des Buddha ; hier erscheint er aber hoher gestellt 
als selbst viele Bndhisaltva's, was jedoch in den mahajanfsU- 
sehen Sötra's eine nicht seltne Erscheinung ist. Vimalakirti 
sendet sogar einen zaubergewaltigen Bodhisattva Vi einen 
Buddha iu einer andern Well. 

Die dogmatische Betrachtung berührt: die reine Sphäre 



z 

; 

i 



165 

des Buddha , ferner , dass man die beseelten Wesen anzuse- 
hen hat wie Phantome , wie den Wiederschein des Mondes 
im Wasser , oder wie Bilder im Spiegel u. s. w. , mit einem 
Worte , dass nichts eine Wirklichkeit hat. Der Bodhisattva, 
thätig in dem, was kein Pfad ist, gelangt zu dem Pfade des 
Buddha; alle Eitelkeiten sind Keim (Saat) des Buddha (d. h. 
dass alle Handlungen in der Folge zu dem Berufe eines Bud- 
dha führen). Das allerbeste der Opfer ist das geistige. 

6. Samdhinirmotschana (Kie to mi king ^^*P) 

aErläuterung des Willens [wörtlich: Lösung der Verbin- 
dung].» Auch dies ist eines von den Büchern, welche ein 
Urtheil aussprechen über die ganze mannichfaltige Lehre, die 
dem Buddha zugeschrieben wird , der sich jetzt jenseits der 
Gränzen der Welt befindet. Es wird gleichfalls den JogA- 
tschärja's zugeschrieben, aber die Madhjamika's haben es 
sich zu Gute gemacht. 

«Alles Zusammengesetzte ist weder zusammengesetzt noch 
unzusammengesetzt; auf gleiche Weise ist auch das Unzu- 
sammengesetzte nicht unzusammengesetzt , sondern alles die- 
ses ist nur eine Voraussetzung, eine angenommene Aus- 
drucksweise, einem Phantome gleich u. s. w. Der absolute 
Begriff (und das, was in dem absoluten Begriff existirt) über- 153 
steigt alle subjective Vorstellung und jeden Begriff von der 
Einheit oder Mannichfaltigkeit des Seins. Alles hat allge- 
meine Merkmale.» Die Lehre vom Alman und dem Alaja, 
von den drei Merkmalen. In der Seele des Tathägata giebt es 
keine neuen Ueberzeugungen ; das wahre Erwachen (d. h. 
die Erlangung der Bodhi) , das Drehen des Rades der Lehre, 
die Versenkung in das Nirväna , alles dieses hat keine zwei 
Abzeichen (d. h. es ist ein und dasselbe). » Die allerwichtig- 



sie Sletle des ganzen Sutra ist jedoch folgende , 
-li^.iUilii'iij.i s als Rechtfertigung ihres Systems dient : 

Cap, V. «Zu der Zeit, als der Ruddha in dem Hirsch- 
garten das Rad der Lehre von den vier Wahrheiten drehte, 
mr diese , obgleich sehr wanderbar , doch nicht begreiflich 
(d. 1). unwahr). I'.in andres Mal, als er das Rad der Lehn 
über die geheimen und verborgenen Merkmale drahte, siil 
darauf stützend , dass alle Gegenstände unselbständig sind, 
war diese (Lehre der Pradschnä päramitl) gleichfalls unbe- 
greiflich. Jetzt dreht er zum dritten Mal das Rad des wahren 
lii.'si-i/e- über die offenbaren und begreiflichen Merkmale und 
es ist wahrhaft begreiflich.» 

7. Savarnaprabbisa (hin kouang ming king). Dieses 
Werk ist durch einige von J. 1. Schmidt übersetzte Frag- 
mente als ein bei den Mongolen sehr geschätztes bekannt. 
Es ist reich an verschiedenen Legenden und Episoden , 
welchen das Bestreben hervortritt , das Verdienst dieses Sfl- 
tra gellend zu machen. Die religiöse Lehre berührt die Bc- 
grill'e vom Nirväna, von den drei Körpern des Ituddha, iibei 
Reue, Ermahnung, Thciliialime an Freude und über das Ge- 
nie vier letzten sind Mittel zur Vernichtung 



hie. 
lieh 

An 

sich 
ind. 
ibe- 

iren 
und 

es« 

■ag- 

mit. 

in 

Sfl- 
Bc- 
,ber 
Ge- 



bet (Зрт*). 

der vier Arten von Hindernissen: der Verletzung der Sal/un 
gen der Itodhisattva's, der Schmähung der Sntra's des gfOf 
sen Jana , des Unverstandes die Tugenden zu vermehre 
und des Maflens am Samsara. Weiter folgl die Lehn ' 
der ßodhi, der absoluten Wahrbeil, von den zehn Paraffilli'l 
und den zehn Reichen. 
18* 8. Angulknallja sftlra (Я^ЯЧ'Ч^'Ч, | H g kio mo lo lunjj 

Angulimalin, welcher nach der Lehre eines Ketzers jedem 
die Finger abhieb, um sieb die Befreiung (Seligkeit) n « 



lflT 

werben , wurde vom Buddha bekehrt. Entscheidung darüber, 
dass es nicht drei , sondern nur eine Zuflucht giebt. Das 
grosse Jana unterscheidet sich von der Lehre der £rävaka's. 
Die Buddhas der zehn Reiche erklären dem Mandschucri, 
dass Qäkjamuni ihr Körper ist, wie Angulimälin und Man- 
dschucri ebenfalls die Verkörperungen andrer Buddhas sind. 

9. Ratnakarandakavyuha (^^^^Л^, Та fu 

kouangp'ao kie king) «das kostbare Kästchen» 1 ). In diesem 
wird Mandschucri gerühmt, welcher in den ersten mahäjäni- 
stischen Sutras keine kleine Rolle spielt; hier bringt er den 
Subhuti zum Verstummen, gegen welchen das Buch offenbar 
gerichtet ist, während dieser Subhuti eine nicht minder an- 
gesehene Rolle in den Päramitä's spielt. 

10. Karunapundarlka. Hier wird viel von den mysti- 
schen Formeln gehandelt; es werden Legenden erzählt, die 
sich auf die 1000 Buddha's beziehen und darüber gesprochen, 
wie man ein Buddha werden kann. Im 6len Capitel werden 
alle Buddha's der zehn Reiche als eine Zauberschöpfung des 
Qäkjamuni dargestellt und senden Bqdhisattva's zu ihm. 

11. Ratnakuta (^'^Y^T'^' Та p'ao tsi king) 

« die kostbare Sammlung. » Wir haben bereits gesagt , dass 
die Buddhisten es liebten sich mit dem Umfang ihrer Litera- 
tur zu brüsten ; dieses sehen wir in der Pradschnä päramitä 
und in der Ueberlieferung, dass der Buddha 84,000 Predig- 
ten gehalten habe. Von dem erwähnten Werke sagen sie, 
dass es ursprünglich aus 100,000 Capiteln bestand, welche 
angeblich zur Zeit des Brandes von Gandola, der berühmten ш 
Bibliothek in Nälanda, zu Grunde gingen. Wenn daran etwas 
etwas Wahres ist, so ist es sicher, dass man unter dem Worte 



I) Wörtlich wohl: die einem Juweleiiküütchen gleiche logische Anorduung. 



EUlnakata eine Sammlung aller Werke m 
welche sich auf deu Buddhismus bezogen,' nicht ahcr irgend 
ein besonderes Werk, und man muss annehmen, dass sich 
in dieser Sammlung nur 49 (jetzt in dieser Zusammenstel- 
lung eingeschlossene) Abhandlungen erhallen haben, welche 
wir an keinem andern Orle linden konnten. Prüfen wir diese 
Schriften, so linden wir, dass sie, obgleich sie einige Verbin- 
dung unter sich zeigen, dennoch für besondre Sutra's gelten 
können, welche auch in der That besondre Namen führen; 
und dieses ist um so wahrscheinlicher, »eil selbst der Ort, 
wo sie gelehrt sind, nicht ein und derselbe ist und wir hinler 
jeder Abhandlung die bekannte Schlussform der Sutra's se- 
hen. Es ist eine Mischung jogätscliärjischer Meinungen, mit 
dem Mvslicismus. Die Abhandlungen, deren Titel wir in der 
kurzen Uebersicbl des Buchen geben , geboren den Ideen der 
Jogätscharja's, die übrigen denen der Madhjamika's an. Dies 
spricht am ellerentschiedensten dafür, dass der Kaiiiaküia 
eine Compilalion ist; da wir ausserdem nahezu die Zeit set- 
ner Abfassung kennen, so können wir uns nach ihm ein Ur- 
theil über den Umfang bilden , welchen die mahäjänislische 
Lehre in dieser Zeit balle. Fast jede Abhandlung ist voll von 
Legenden (unter welchen auch die Weissagungen mit In 
grillen werdet)), die zum Beleg beigebracht werden; ausser- 
dem sind viele Gathä's dariu. 

Cap. I. «lieber die drei Gelübde» (Trisauivaranii 
deca). Die Bodhi besteht aus der Vernunft, welche nichts ei 
wirbt und sich auf nichts stützt (d. Ii, nach gar nichts strebt); 
Die Förderung und Vollendung des Weges aller TathAgaU 
die Erwerbung aller Verdienste, der Eingang in die 1 1 öl 
der Bodhi. ohne einer Itückkehr unterworfen zu sein, 
les dieses inuss durch die Macht der Vernunft erworben wei 
den , und deshalb isi es überbau pl nichl nothig irgend etw, 






erwerben ; die Saat guter Wurzeln darf sich auf nichts 
stützen, denn in jeglicher Erwartung liegt Ansteckung odeMäö 
Verdunkelung; ausserdem ist jede Annahme mit Unruhe ver- 
bunden. II. Wenn man sich mit dieser Keinheit, kraft eines 
abgelegten Eides (denn auch ein solcher nur vermag den Bo- 
dhisallva zu veranlassen, sich um andre zn bekümmern) , zu 
den belebten Wesen wendet, dann ist es möglich sich vor 
glicber Verdunkelung durch Dhärani's zu bewahren. III. My- 
sterien des Worte, des Körpers und des Gedankens. V. Welt 
Sukbavati, VI. Reich des Akschobhja. VII. Vom Panzer (oder 
Fleiss) ; vom Aufenthall im Nicht- Aufenthalt, von der 
Unerschrockenheit. VIII. Vom grossen Jana. XI. Von dem 
Lichte, welches dem Buddha entströmt. XII. Warum es noth- 
rendig isl der Well zu entsagen. — Zehn nicht vorstellbare 
Eigenschaften des Talhägala (bezüglich des Körpers, der 
limmc, der Vernunft, des Lichts, der Moral, des Scharfsinns 
t. 3. w.) ; von den sechs Färamila's. XML Ueber die Bildung 
es Kindes im Mutterleib. XV. Weissagung über die Zeit, 
ro Mandschucrl zum Buddha werden wird. XVI. Eine Menge 
Weissagungen für verschiedene Götter und Geisler. XVII. 
Ueber die Fülle des von den Bodhisallva's Gehörten , welche 
dennoch, wie man zugestehen muss, auch auf Abwege gera- 
ben können. XVI11. Aufzählung der verschiedenen , zu den 
ier Ariikeln gehörigen, Gegenstände. Diese Aufzahlung er- 
scheint auch in andern Capiteln (35, 34 u. s. w.). XIX. « Es 
giebt zwei Arten von Bodhisallva's ; einige, welche zu Hause 
leben, und andre, welche der Welt enUagt haben.» Nament- 
lich scheint das Mahajana sich dadurch zu unterscheiden, , 
ass es den Zutritt zu der Religion auch Weltlichen eröffnet, 
nd die ursprüngliche Benennung Bodhisatlva bezeichnete in 
hm jeden , welcher im Besitz des heiligen Geistes , sieh be- 
tn'lii , nach den Vorschriften des Buddhismus das höchste 



Ziel /и erreichen. Weltliche Bodhisallva's sind diejenigen. 

welche ilne Zuflucht /ii Jen drei Schutzmitteln genon •». 

sich den fünf Gelübdes der Upäsaka's unterworfen haben, 
freigebig sind in der Almosenspendc , des weltlichen Lehen. 
überdrüssig , ihre Sünden bereuen, und Ermahnungen zu- 
gänglich sind, hie Bodhisatlva's , welche der Well entsagt 
137 haben, unterscheiden eich durch dhula ^Mitral), durch Be- 
wahrung der Gelübde in Reinheit, durch Hesrhaulichkc.it 
und Intelligenz. Der Bodliisattva kann auch im weltlichen 
Buuf solche Verdienste besitzen, wie sie nicht von lausenden 
erreicht werden können , die der Welt entsagen. XX, El gjejbl 
fQnf Sklavewien , «eiche eine rasche Erreichung der Bodhi 
verhindern: Begierde, Zürn, l nvcrsland, Annahme von Ver- 
schiedenheit und die äussere Well (tchuu IV). XML Die 
wortlose und zugleich worlversehene Predigt, Dies ist ein 
grosses Wunder, denn alles was gepredigt wird, ist unan*- 
drückbar. XXIII. Mohakacjapa : Der, welcher der Well rnl- 
sagt hat, muss die Gelübde halten und über den Buddha 
nachdenken ; man entsagt aus zwei Ursachen: die Bodhi in 
erwerben und um mit den Buddha's zusammenzukommen. 
Mabäkäcjapa weigerte sich nach dem Buddha Bewahier seiner 
Lehre ш werdeD, und dieser übergab sie dem Mailreja, wel- 
chem alle. Götter ihre Hülle versprachen. Fünfhundert BbJfc> 
schu kommen zu der Erkenntnis^ , dass es ihnen schwer sei 
fromm zu sein und die Almosenspende zu vollbringen 
entsagen daher ihrem Beruf. XXIV. Der Vimtja [die Dum- 
plinl der llodhisatlva's ist verschieden von dem der Ijrava- 
ka's ; Reue und Sündenvernicblung in Gegenwart der U'inl' 
und ilreissig Buddha's. — Die übrigen Artikel scheinen in 
Betreff der Dogmati к nichts Eigentümliches zu gewähren. 
stall dessen sind ме voll von Legenden. XI.VIII. Dass diu 
entscheidende sinn nur in dem einen grosses Lina enthalt* 



i, 
sie 
ci- 
ft- 
„i 



'lun lu'iib'ii andern, welche \ 
Samsara führen, noch den Unverstand abzuschneiden vermö- 
gen. Es giebl nur ein Jana , wie es nur eine ZuQuchl und 
le Wahrheit giebt. KUX. Kisehi Vjasa. 

12. Avalamsaka (lloa \en king ЧТЯ'Ж). Dies ist einer 

der Hauptrepräseutanten der Vaipulja- Bücher. Bis dahin 
heisst es in dem grüsslen Tlieil der Schriften, dass der Bud- 
dha auf der Erde predig! , obgleich sie ihn mit immer mehr 
zunehmenden Glanz angeben . und die Anzahl seines Gefol- 
ges vergrosseru (in einigen Sfltra's finden wir nur je achlls 
vornehmste Bhikschu's und Bodhisallvas , in andern je acht- 
tausend). — liier wird seine Thaligkeit, wie auch in vielen 
andren Werken viel späteren Ursprungs, j u verschiedne Rei- 
che übertragen , und der Buddha manifestirt sich sogar in 
demselben Augenblick sowohl auf der Erde als im Himmel 
der Trajastrinicat (Palast Pou kouang niing), auf dem Gipfel 
des Sumeru und im Palast des Jauia, im Himmel Tuschila 
und im Himmel Mirmanaraü. Hier wird gerade die allererste 
Zeil dargestellt, als der Buddha unter dem Bodhi-Baum sit- 
zend seineu gegenwärtigen Beruf erreichte. Wir bemerken, 
dass viele Sftlra's Hieb Mühe geben, die Zeit anzuzeigen, 
sie vorgetragen wurden : einige wollen zur Zeit des 
Nirvana oder nicht lange darnach, andre sechzehn Jahr nach 
der Erlangung der Bndhi durch den Buddha, noch andre, 
wie wir sehen , sogleich nach der Erlangung vorgetragen 
(ein. Diese Bemäbttßg, welche in andern nicht bemerkt wird, 
zeigt am allermeisten ihren spätereu Ursprung. Der Avatam- 
saka ist gewisseruiaassen ein Gedicht über die Verklarung 
der Sterblichen; alles lindet sich darin: sowohl wunderbare 
Ki-i 'hi'Hiimgen als (ialhä's und Predigten. 

Die Herrscher der Welten , die Gebieter der beseelten 



I» 



i und der Länder, in welchen die wahre tfoUbi weil 
\ii.saiiiiticln sich schaarcutveis vor dem vom Pfau» впек 
nenen Buddha ; jeder von ihnen gebietet ober die gcfulitt 
Thore des Heiles, jeder zeichnet sich durch irgend elw, 
aus, und jeUl verkündet jeglicher von ihnen zu einer und 
derselben Zeil in zehn Gälhä's Lobspriicbe und Glückwün- 
sche dem Buddha. In seiner ganzen Majestät auf einem Lo- 
wenlhrou silzend , bringt jeder eine zahllose Menge von Ho- 
dhisattva's hervor, deren jeder gleichfalls Hymnen vorträgt 
Berge von Opfern erheben sich zu Ehren des Buddaa 
Dies ist das erste Gemälde! Der Buddha lassl aus sein 
Zähnen ein Licht ausgehen, welches ein Meet ТОП MÜH' 
neu Wellen in allen zehn Wcllgegenden erleuchlet ; ein an- 
isedres Licht geht von seinen Schläfen aus und alsdann in seine 
Füsse , und augenblicklich erscheint vor dem Buddha ein 
prächtiger Lotus, auf welchen sich einBodhisallva setzt (Sar- 
vadharmotlaraghoscha), der aus dem Haar zwischen den Au- 
genbrauen des Buddha hervortritt. Im Verein mit den übri- 
gen Bodhisaltva's der zehn Well gegen den recitirt ei- Gälhä's 
dies ist das zweite Gemälde! Der Bndliisallva Samunlabhii- 
dra reneobl sich in Beschaulichkeit . die Buddha's der zehn 
Weltgegendefl ersebeiaen vor ihm, legen ihre Band auf oft 
Krone seines Haupts zum Zeichen des Segens, der Tathagala 
(Cakjamuni) selbst lässl aus seinen Poren ein Licht entströ- 
men und stimmt zum Preis desselben einen Hymnus an. S.i- 
mantabhadra beginnt die Ordnung der Welten zu beschrei- 
ben , ihre Charakteristik, füllt seine Erzählung an mit den 
un/iihligen Namen sowohl der Wellen als auch der darin 
herrschenden Buddha's (wir haben aber gesehen, dsss die 
Buddha's nichts mit der Welt zu thun Laben); endlich er- 
zählt er eine Legende von dem Buddha Vairotsehana : damit 
M'hlicssl am h die eiste Sitzung. Indessen ruft zu dendb« 



io- 

s 

CD 



der Buddha au einem andern Orte durch sein»? magische 
Gewalt den Mandschucri mit andern Bodhisallva's aus dem 
Aufenthaltsort des Buddha der Intelligenz zu sich, und dieser 
besingt die verschiedneu Eigenschaften des Buddha, setzt die 
Epitbete der vier Wahrheiten aus einander, reciürt Hymnen, 
lasst sich in Gespräehe Über religiöse Gegenstände ein, und 
weiter; in jeder Versammlung erscheint ein neuer Bodhi- 
Mttrt, der srch in die Samädhi versenkt und alsdann über 
religiöse Gegenstände handelt, welche, abgesehen davon, 
dass in ihnen die Zahl zehn vorherrscht, keine besondere 
Wichtigkril darbieten ; alles dieses ist mit Licht übergössen 
und von mancherlei Verschwindungen und Erscheinungen 
belebt. Wir wissen eigentlich nicht, was der Zweck dieses 
Buches ist; ob den Buddha in seiner ganzen Majestät darzu- 
stellen, oder die ßodhisatlva's hervorzuheben, oder irgend 
eiche neue Ideen zu schallen. Wie es scheint: nichts von 
allem dem, sondern einfach eine Anhäufung von Wörtern, 
wenn man es nicht eben nur von dem Gesichtspunkt aus an- 
sehen muss , dass der Verfasser die wunderbaren Werke 
schildern wollte, welche dem Buddha zugeschrieben werden, teo 
In einem andern Sütra derselben Galtung (Dschnänava- 
kälamkära) nahmen, als Cakjamuni Buddha ward, zehn an- 
SftBnddba'a die Gestalt von Bodhisallva's an, die Bodhisattva's 
rjabala (d. h. Ärjävalokilervara) Samautabbadra und andre 
verwandelten sich in Crävaka's (nämlich in Cäripulra und an- 
), in Bhikshuni's u. s. w. Der Buddha versenkt sich in die 
Samädhi — (in den Büchern linden sich immer die Namen dieser 
Samädhi, welche jedoch, wenn ich nicht irre, noch an keinem 
idern Orte angetroffen wurden ; wir lassen sie unberücksich- 
tigt nicht blos der Kürze wegen, sondern auch weil sie sich 
gewöhnlich auf ein Wunder beziehen) , — und in seinen 
lerkmalcu manifestiren sieh die Meilen der Buddha's der 



ton Weltgegenden, und in seinen Kennzeichen die früheren 
Handlungen. Ferner lässl Buddha ein Lir.hl easetrÖmni nn.l 
in jedem kleinsten Atom erscheinen unzählige Welten der 
Buddha's , aber in jeder ist es nur der Buddhn , welcher sich 
in seinen] neuen Beruf m;uiifestirl hat. Diese mystische Rich- 
tung bestrebt sich nicht nur die ganze Nalur in der Gestall 
einer Gottheit zu personiliciren — »ich den ahslracten Ideen 
des Mahäjaua anpassend , nach welchen alles Grosse und 
Kleine identisch und der Begrill des Buddha nur ein beding- 
ter ist — sondern will zugleich damit die Eigen tliii ml irhkeit 
der Samadhi und die wunderbare Gewalt der Buddha's aus- 
sprechen , welche diese Fähigkeit erlangt haben. 

13. Ghanavjuha *) (Mi yen king ^^Ч^'З^'Ч^С!) 

Name eines Reiches ausserhalb der Gränzen der drei existi- 
renden Wellen (etwas nach Art eines reinen Gebietes). liier 
ist die Hauptlehre die vom Alaja ; sie ist dargestellt in Ge- 
sprächen der ßodhisallvas: worin besieht die Substanz oder 
höchste Idee der Lehre (paramärlha) ? — da das Herz (die 
Substanz) des Talhägata nicht geboren wird und nicht m 
Grunde gebt, so spiegelt es steh in allem wieder, wie der 
Mond im Wasser. — Wer hat die Welt gcscliallen ? Das 
ißt Alaja kann alles hervorbringen; der Talhägata ist im Stande 
alles gut zu erklären; die fünf Skandha's sind unwahr; alles 
existirt nur in dem Gedanken (^W'«S) ; um in dem reinen 

Gebiet des Buddha geboren zu werden, ist es unumgänglich 
mit big, sich den wahren Begriff zu bilden. Der Älaja findet 
sich in Verbindung mit den reinen uud den verdunkelten Ge- 
genständen, aber nur die Ketzer nehmen an, dass der Älaja 
das leb sei; der Name beruht auf Merkmalen und bildet 






u Г, Inlroduction p. et und -Hl-! hat ihif'ni Gandiitjrtha. 



17Д 

nichts -Substantielles; danach urtheilend irrt oder begreif! 
man richtig, wird man ein gewöhnliches oder heiliges Wesen. 

1 4. Sarvabuddhavischajävatära (ЪЧдЧЦтЪ^ЩФЩ' 
^'3 Kandsch. 3 309, Jou tchou fo king kiai). Hier wird 

erklärt, dass der Ausdruck: das Nicht-Verschwinden und 
das Wiedergeborenwerden nur ein ergänzender (oder ange- 
nommener) Ausdruck sei, und dieses wird durch verschiedne 
Allegorien erklärt. 

15. Tathägatagunadschnänätschintjavishajävatäranirde^a 
(*3 116 — 153), Einfuhrung in das unerfassbare Gebiet der 

Verdienste und der Intelligenz des Buddha. Der Buddha be- 
steht eigentlich aus einem geistigen Körper, welcher nicht 
geboren, aus nichts hervorgekommen und durch nichts be- 
grenzt ist ; aber er stellt sich den belebten Wesen unter ver- 
schiednen Formen , in verschiednen Handlungen , lehrend u. 
s. w. dar. Alles dieses ist eigentlich dem Buddha unbekannt; 
man darf nicht annehmen, dass er gedacht habe, dieses oder 
jenes sein zu wollen ; so nimmt das kostbare vaidurja [Kry- 
stall] , legt man es auf ein grünes Zeug , auch grüne Farbe 
an, auf ein rothes — rolhe u. s. w. ; so vollführt ein Magier 
verschiedne Verwandlungen, in denen er selbst nichts Wirk- 
liches sieht ; so auch die Sonne : den einen scheint es , dass 
sie aufgegangen , den andern , dass sie untergegangen , den 
dritten , dass es Mittag sei. Die einen sagen , dass die Lehre 102 
des Buddha wächst, die andren, dass sie abnimmt; aber der 
Mond selbst weiss weder von der Abnahme noch der Zu- 
nahme, welche ihm zugeschrieben wird. 

16. Mandschu^rlvikrldita (Kandsch. ^ Та tschoang yen fa 

mingking). Mandschu^rl nahm die Gestalt eines schönen Jüng- 
lings an, hüllte sich in ein prächtiges Gewand und bekehrte ein 



170 



lustiges Frauenzimmer; nachdem diese die Geduld erlangt 
hatte, nalim sie die Gestalt eines Kranken und Sterbenden 
an und bekehrte einen Häuptling. 

17. Mahäbherlhärakaparivarta (те^'^Ч'аЯП^ к. ^ 88 

bis I 3 V Та fa kou klag). « Die grosse Trommel. » Die Samm- 
lung erklärt, was der Satz bedeutet: es ist und ist nicht; in 
dieser Zeil erscheint der König Prasena unter dem SchajJ 
von Trommeln und Trompeten, — Der Buddha sagt: ich 
ums-, heule das Sulra der grossen Trommel der Lehre vor- 
tragen ; er belicEill dem Käcjapa diejenigen zu entfernen, die 
nicht im Stande sind ihn zu hören und es entfernen sich als- 
dann eine zahllose Menge von Cravaka's , Praljcka's und Bo- 
dhisallva's, welche noch in den Anfängen ihrer Beschäftigung 
waren. Es beginnt eine Betrachtung darüber, da« der Tfti 
thägata eine beständige Seligkeit besitzt, ein reines Ich, 
nicht das Nirväna hat; dass alle beseelten Wesen die Natur 
der Buddha haben, dass es nicht drei Jäna's giebt, soodern 
nur eines; dass in den Sutra's, welche von der Leerheit han- 
deln , Uebermaass enthalten ist und dass nur dieses Sutra al- 
lein die unvergleichliche Lehre darbietet. Dieses Sutra ist 
eines von deu den Jogätscharja's angehörigen. 

18. Maliäsamaja oder Mahasamadscha ? (Та fang teng 
ta tsi king ^$фЖ^$ОфГЪа^Щ, Obgleich sich auch 

im tibetischen Kandschur ein Buch unter diesem Namen lin- 
163 det, so ist es doch nicht ein und dasselbe Sulra mit dem in 
chiuesischerSprache; in letzterem habeu wir eine neue Probe 
der Vaipulja, oder entwickelter Bücher und ausserdem sehen 
wir dieses Werk noch in Verbindung mit vielen andren Su- 
tra 's , welche nur dessen Fortsetzung bilden. Im Tibetischen 
sind die Artikel aus diesem Sutra getrennt und zerstreut : — 






- Buddha versenkt sieb , sechzehn Jahr nach Erlangung 
er ßodhi, auf dem Berge GridhraKula in die Samadhi ;und 
alsdann erscheint zwisrhen den Wellen der Eiupliiidiingen 
und der Formen ein Gebäude so hoch wie lausend Wellen. 
Der Buddha erhebt sich dahin mit seinem ganzen Gefolg«, in 
welchem von Einigen 68,000 Bhikschu aufgeführt werden 
^aher später bereits deren 0,000,000); es ertönen Ihmnen 
der Geister. Der Buddha setzt sich auf einen Löwen thron, uad 
versinkt von neuem in Samädhi ; aus jeder Pore seines Kur- 
iers dringt ein Licht hervor, welches zablluse Welten er- 
leuchtet; in der Mitte dieses Lichts erschallen Verse, welche 
eine Ermahnung an die erschlafften Bodhisattva's enthüllen; 
Iure» die Krone des Hauptes kehrt das Licht in den Körper 
; Buddha zurück < — es erscheinen Bodhisattva's , soviel 
ils Sandkörner am Ufer der Gangä; sie umwandeln den Bud- 
dha zehntauseudmal (während die früheren Sütra's sich mit 
■ dreimal» begnügen). Als der Buddha aus seiner Beschau- 
lichkeit sieh erbebend hustete, erschallte dieser Ton in alleu 
Wellgegenden und diente als Vorladungszeichen zur Ver- 
lammlung der Menschen und Geisler ; einige Bodhisatlva's 
rersenken sich in die Samädhi, was von neuen Wundern be- 
gleitet ist. Der König der Dämonen wird gerufen und ver- 
mlasst, den Buddha zu bitten, dass er predige. Dies darf uns 
eicht in Erstaunen setzen: während in den älteren Legenden 
les Buddhismus der Dämon der Feind der Lehre ist, sieht 
In Mystieümas überhaupt keine Feinde und eracblel diesen 
iedunkeu sogar für seiner unwürdig; er lässt den Dämon 
tele vor dem Buddha erscheinen und ihn mit Willen oder 
wider Willen der Lehre desselben seine Ehrfurcht bezeugen. 

г Stelle erhält er sogar die Weissagung, dass er mit 184 
ler Zeit ein Pratjeka und folglich auch ein Buddha werden 
'erde — und warum auch nicht, da er ja auch ein Wesen 

12 



179 



isl. Auch diese Idee halte viel einfachere Anflöge i verschie- 
dene böse Wesen hausen beständig auf der Erde. Bäksriia- 
sa's, Drachen, Jakscha's fressen bald Menschen, bald bringen 
sie ansteckende Krankheiten hervor, bald überschwemmen 
sie das Land ; nicht blos der Buddha , sondern auch die ihm 
nachfolgenden Patriarchen und andre Geistliche verstehen sie 
zu fangen, sie mit mystischen Beschwörungen zu binden und 
bald zu ihrem Glauben zu bekehren , bald wenigstens zu 
zwingen, dass sie schwören, niemand zu verletzen; eben dar- 
auf gründen sich auch noch die heutigen Geislerbeschwöruu- 
gen, Gebete um Begeu, Heilungen von Krankheiten u. s. w. 
Hier loht der Buddha den Dämon, indem er ihn mit einem 
Gemach vergleicht, welches hundert Jahr in Finslerniss ge- 
lassen plötzlich durch ein Licht erleuchtet wird. Weiter er- 
blickte der Dämon innerhalb des Nabels des Buddha die ge- 
sammte Welt, in welcher sieb ein Buddha, die Lehn 1 predi- 
gend , befand ; der Dämon bezeigte ihm seine Ehrfurcht und 
schwor, nicht vom Glauben abzufallen. Dieses hindert jedoch 
nicht, später wiederum einen Einfall des dämonischen Hee- 
res zu erwähnen und den Dämon noch mehreremal auf den 
Schauplatz zu fuhren. Und überhaupt ist in liebereinstim- 
ruuug mit der mystischen Richtung das Hauptziel , welches 
dieses Sulra im Auge bat — : die Unterwerfung des Dämons 
unter die Beligion zu zeigen, Wir bemerken, dass hier, so 
wie auch in andern Büchern , nicht blos ein einziger Dämon 
existirt ; die Dämonen leben nämlich in Familien, haben ver- 
schiedene Gebieter, und während einer aus ihrer Mille sich 
zum Buddhismus bekehrt, hindert dies die andern nicht. 
Feinde der Religion zu bleiben. Die Behausung , in weh'lier 
der Buddha sass, und die Opfer, welche ihm gebracht wur- 
den , wurden einem Bodhisattva zur Aufbewahrung überge- 
ben , damit er in ihr den zukünftigen Buddha Maitreja ein- 



i 



IT» 









pfange und mit ihnen bewirthe. Wenn wir jetzt zu wissen 
wünschen , in welcher Beziehung derartige Erzählungen zur 
Gesammtlieit der buddhistischen Lehre sieben, dann mibslin 
wir in der Thal vielleicht annehmen , dass ein solches Ge- lfl s 
bäude in der GosmoUigie erscheint , und dass in den Legen- 
den von dem zukünftigen limldha gesagt wird, dass er dahin 
kommen würde; uicbts von alle dem! solcharlige Geschich- 
ten sind zwar fast in jedem Sülra eingeschoben , aber jede 
Einschiebung ündet sich nur in diesem allein; der Bodhisat- 
tva , welcher die Behausung aufbewahrt, kommt an weiter 
keiner Stelle vor. Völlig dasselbe müssen wir auch in Bezug 
auf die dogmalische Lehre anmerken; hier, zum Beispiel, 
wird von acht Arten Lichts gesprochen — dem der Betracht 
tung , dem des Scharfsinns, dem der Handlung u. s. w. — 
und jedes derselben hat acht Unterabteilungen; weiter wird 
gesagt, dass das grosse Erbarmen in den sechzehn Gegen- 
ständen enthalten ist, dass durch die Uebung in den zwei und 
dreissig guten Werken die zwei und dreissig schlechten ver- 
nichtet werden. Man meint, dass alles dieses zu den wich- 
tigsten Punkten der Dogmatik gehurt: nichts von alle dem! 
an einer andern Stelle begegnet man besonderen Aufzäh- 
lungen , und wie dies so kann auch anderes nicht wieder 
vorkommen: alles dieses sind nichts weiter als Betrachtungen 
des Gegenstandes von einem gewissen Standpunkt aus, Aus- 
druck einer anal) tischen Erwägung, nicht aber einer strengen, 
sondern einer willkürlichen. Wir sehen diese Richtung schon 
früher in dem Illnajana und den Agama's; der Gegenstand 
wird bald in fünf, bald in sechs Formen u. s. w. betrachtet; 
eine von diesen Formen kann an einer andern Stelle als 
Ilauplprincip aufgestellt werden u. s. w. Aus diesem Grunde 
itt es auch nutzlos, derartigen Besonderheiten, welche zu 
Nichts führen, nachzugehen, zumal da die allgemeine Haupt- 



Terminologie, welche alle angenommen haben, nicht м l 
schiedcnarlig ist. Das Mahäsamaja, ,-ils eines der mystischen 
Bücher, verbreite! sich über die Dhärani 's; wir sehen hier, 
dass diese Dharani's gewissermaassen in Verbindung mit dem 
Menschen aus einer Welt in die andre, aus einer Wiederge- 
burt in die andre übergehen; es ist nur nülliig, dass sie in 
die Wurzel der Weisheil gepflanzt waren. Die dogmalische 
Seite dieses Itucbs ist in Bezug auf fast alle Hauplgegcn- 
<6<i stände in der Lehre des Mahäjäna enthalten, so iu Betreff der 
Eigenschaften des Buddha, seiner Intelligenzen, in Betreff 
der sechs Päramitä's , der Bedeutung der Leerheit u. s, w. , 
aber alles dieses wird ohne System und Ordnung auseinan- 
dergesetzt, mit einer Fülle von Legenden vermischt, von de- 
nen wir oben eine Probe kennen geleml habeu. Berücksich- 
tigen wir dies, so vermögen wir nicht zu entscheiden, wel- 
che von diesen beiden Seiten als eigentliche Grundlage für die 
andre dient, ob die Dogmen hier das Hauplobject bilden, 
oder die Einrahmung. Dogmen sehen wir beständig in ei- 
ner Menge von Sutra's und sie werden hier nicht als et- 
was Unbekanntes auseinandergesetzt ; eben so wenig setzt 
das Wunderbare einen hesondern Zweck voraus: eher ist al- 
les dieses eine Umschreibung ein und desselben Themas 
durch verschiedne Schüler. Was die Legenden betrifft, so 
verstehen wir unter diesem Worte Erzählungen, welche bei 
jeder Gelegenheit zur Erklärung von Dogmen und Wundern 
beigebracht werden. Nachdem eine Lehre erklärt ist , die 
Dhäranl's und die Saniädhi erwähnt sind, wird plötzlich zu 
Erzählungen von früheren Handlungen übergegangen ; — 
der Buddha, oder eine andre Person, erwies in einer ge- 
wissen Lage, bei der Vollziehung dieser oder jener Tbat 
einem der Buddha's Verehrung, hörte mit Aufmerksamkeit 
die Lehre, opferte sein Leben, ertrug Leiden : .!.: 



■ 81 






Legende; — der und iler Bodhisullva, nachdem er eine 
gewisse Samädhi sludirl , verharrte in ihr eine BndhHge 
Menge von Jahrhunderten hindurch, dann, plötzlich sieh aus 
ihr erhöhend , ward er ein Buddha ; — dies ist ebenfalls Le- 
gende. Irgend ein Thier ist beim Vortrag irgend einer Lehre 
zugegen gewesen, nachher wird es als Geist wiedergebo- 
ren, oder wird ein Bodhisattva, ein Heiliger — dies ist 
eine Erzählung andrer Art. Ein Bodhisatlva erschein! und 
thut irgend ein Wunder, macht zum Beispiel sich selbst oder 
andre unsichtbar. Bisweilen begnügt man sich nur zu zei- 
gen , dass dies das Werk der Samädhi sei , ein andermal 
wendet man sich zu der früheren Existenz des Uodhisallva, 
um zu zeigen, dass es die Vergeltung für irgend eine frühere 11 " 
Handlung ist ; bisweilen geht man über in eine andre Well, 
ruft den dortigen Buddha bei Namen, verbreitet sich in der 
Beschreibung seines Reiches — dies ist wieder eine Legende 
eigner Art. Ist andrerseits von einer Person gesprochen, wel- 
che sich durch irgend etwas ausgezeichnet hat , so lasst man 
sich nicht blos in Betrachtung ihrer früheren Handlungen 
ein, sondern wendet sich auch zu ihrer Zukunft: es wird er- 
zählt, dass sie zu der und der Zeit das und das thun werde, 
mehrenlheils, dass sie iu der oder einer andern Well Buddha 
werden würde; es wird die Beschreibung verscliiedner nä- 
herer Umstände in Bezug auf diese Thalsache begonnen ; 
diese Legenden werden zum giosslen Theil durch den beson- 
deren Ausdruck: eine Weissagung empfangen charakle- 
risirt. Die letzten sind in der mystischen Lehre von grosser 
Bedeutung : während im Buddhismus anfänglich alles nur 
eignen Bestrebungen zugetheilt wird, unterwirft der Mjsli- 
cismus die Kraft der Bestrebung selbst dem Segenswunsch; 
denn mit der Weissagung steht auch dieser Begrilf in enger 
Verbindung. Dies ist der Grund, weshalb die späteren tibeti- 



189 



en Ursprung ihrer Apostel zum Beispiel 
Tsnnkhapa) in der Geschichte des Buddha und in Legenden 
suchen, welche, dem gegenwärtig besprochenen Buch ähnlich, 
allenthalben verbreitet sind. 

Eben dieses Sulra ist Гиг das lllnajäna nicht günstig ge- 
stimmt. Es spricht ihm die Möglichkeit ab, die Bodhi zu er- 
langen; es tadelt dessen Halsstarrigkeit, indem es sagt, dass 
die Crävaka's und Pratjeka's als Unverbesserliche sterben. 

Ausser der mystischen Lehre über die Samädhi begegnet 
man hier einer andern Seite dieses Systems ; das sind die 
Dhäranl's oder die mystischen Formeln , welche sich hier in 
verschiednen Bedeutungen darstellen : die Buddha's senden 
sich einander Bodhisatlva's mit einigen Dhäranl's; es giebt 
Formeln, welche die Lehre der Crävaka's und Pratjeka's in 
sich enthalten , die in Beschaulichkeil versenken , die aus ihr 
herausführen ; es giebt Dhäranl's, welche bewirken, dass 
я man zugleich mit seiuem Mann geboren wird und stirbt; es 
giebt ÜhArani's um solche ßodhisattva's zu werden , die, 
nachdem sie die Gestalt von Thieren angenommen bähen, die 
Geschöpfe ausserhalb Dschambudvipas erleuchten. Die Na- 
men dieser Tbier-Bodbisaltva's sind dieselben mit denen, 
welche in Mittelasien dem zwölfjährigen Cyclus gegeben wer- 
den. Wir erinnern uns nicht eine Erwähnung dieser Bodhi- 
saltvas und, was der Buddhismus damit sagen wollte, an ir- 
gend einer andern Stelle gefunden zu haben. 

Wir wollen noch einen andern Umstand hervorheben, 
welcher sich auch in einigen andern Sutra's wiederholt! un- 
ter den verschiedenen Personen, wulche sich um den Buddha 
bewegen, werden Jünglinge erwähnt. Es ist keinem Zweifel 
unterworfen, dass hier einfach ßodhisaltva's gemeint sind, 
wie dies daraus klar ist, dass Mandschucrl unter ihnen ge- 
nannt wird (Hie Ablh. über die Leerheil, S. 9), aber die 






183 






hisaltva's, welch ■■■ in Bezug auf ihre I 
ihre Geburl jung sind, werden allenthalben in der Blüthe der 
Schönheit und in weiblicher Gestalt dargestellt. Wir sehen 
häutig , dass da , wo die Buddhas ßodbisallva's senden , an 
einer andern Stelle Jünglinge dazu gebraucht werden. Ganz 
eben so bedienen sich die Buddhisten der Bezeichnung «Sohn 
der Götter» (Devapulra), und nicht «Gott,» weil diese eben- 
falls, gerade wie wir oben über den Dämun bemerkt haben, 
nach Familien und Geschlechtern gezählt werden. Sonderbar! 
in der chinesischen Sprache bedeutet Tseu eigentlich «Sohn» 
und wurde trotzdem vor alter Zeil als Ehrentitel gebraucht. 

Ueberhaupt muss das Mahäsamajasulra als Repräsentant 
des mahäjänistischen Mysticismus angesehen werden. Mit 
diesem ist eine Menge andrer besondrer Sutra's eng verbun- 
den, mit denen vereint es, dem Uatnakuta ähnlich, eiue voll- 
ständige Sammlung von Werken bildet, welche jedoch sieb 
weder stets durch denselben Geist auszeichnen, uocli gleich- 
zeitig geschrieben sind ; denn in den Sutra's selbst zeigt sich, 
dass sie in einer Reihenfolge, eines nach dem andern, er- 
schienen sind. Der Art sind die Sutra's: Surjagarbba, Herz 
der Sonne (Sürjagarbhanäniaoiahävaipuljasulra K. 3 18 — и 

250) — Tscbandragarbha , Herz des Mondes — und die 
übrigen . in deuen irgend ein besondrer Bodhisatlva die 
Hauptrolle spielt. 

a. Im Tschandragarbha verläuft die Handlung gerade 
gemäss der Verkündigung des Sfilra Surjagarbha, und den- 
noch, wohlgeuierkt, gehört nach der .Meinung der buddhisti- 
schen Literatur der ganze schriftstellerische Charakter des 
Buches ebenfalls dem Buddha selbst an. Diese Abgeschmackt- 
heit bezweifelt keine Seele, und dasselbe wiederholt sich fast 
bei jedem Buche. Sogar der Gedanke, dass die Erzählung 



1**4 



höchstens von einem Augenzeugen , zum Beispiel irgend ei- 
nem Bodhisattva, überliefen sei, ist unzulässig. 

Folgendes isl der Inhalt des Buches: Im Westen er- 
scheint eine gewallige aus Blumen bestehende Wolke, in de- 
ren Mille ein Halbmond leuehlel; auf diesem ist, aus zwei 
Stockwerken bestehend , von reinem Gold, der Tempel der 
Predigt, in welchem ebenfalls ein Halbmond sichtbar war, 
und auf diesem war ein schwarzer Lotus mit tausend Blät- 
tern. Der Buddha setzt sich auf diesen Lotus, ein Licht nach 
Art eines Vollmonds beleuchtet die Häupter der vor ihm 
Stehenden. Dieses dicut als Zeichen der Ankuuft des Bodhi- 
sallva Tsrhandragarbha , welcher vom Buddha wegen seiner 
Fähigkeit sieb in Beschaulichkeil zu versenken und wegen 
seiner Vollkommenheit in den sechs Päramitä's gelobt wird. 
Mittlerweile nehmen alle Dinge im Palast des Dämon die Ge- 
stall eines Vollmondes an; alles ist daselbst von einem mäch- 
tigen Licht erleuchtet und allenthalben bort man religiöse 
Gälhä's. Der Dämon ruft unter Trommelschlag seine Unter- 
gebenen zusammen; aber selbst im Schall der Vorladung er- 
tönen ebenfalls Gäthä's und wider seinen Willen muss er mit 
samml seinem ganzen Gefolge, als Bekehrter, vor dem Bud- 
dha erscheinen, bringt Opfer dar und ist gegenwärtig bei 
dessen Predigt. Der Buddha handelt von dem Geist des Mit- 
leids, als dem allerwichtigsten Gegenstände, und da dieses 
Mitleid mehrmals den Gegenstand der Erwähnungen im Ma- 
häsamaja bildet, so ist es sieber einer der fundamentalen 
Punkte des Mvsticismus , welcher sich bemühte die lodtlicbe 
i'Onnd alles vernichtende Lehre der Pradschnä päramila wieder 
zu Leben und Wärme zu bringen. Nach dem Dämon dreht 
sich das Thema darum, dass die Well und die Bewahrung 
der Lehre (ohne noch von dem Sutra selbst zu sprechen) 
vier Maharadschas übergeben wird , eben so auch den Göt- 






IV, 



lern , Schlangen und Asuren , welche, nachdem sie des Bud- 
dha Predigt gebor! , Reue fühlen und sich vor dem Buddha 
eo tschuldigen ; alsdann verlheilt dieser unter ihnen alle Kö- 
nigreiche und Länder von Dschambudvipa und empfiehlt ei- 
nem jeden besonders die Wahrung der Sache der drei Kostbar- 
keiten. Aber ausserdem werden auch den 28 Mondslationen, 
den sieben Planelen, und den zwölf Zodjakalzeiclicn König- 
reiche anvertraut. Augenscheinlich ist das Hauptziel des 
Sftlr.-i : dem Buddhismus eine äussere Stütze zu geben, die 
er früher so gleichgültig verwarf, namentlich auszusprechen, 
dass er ausser dem unlhäligen Buddha in dm verschieden 
mythologischen Personen thälige Beschützer habe. 

Doch wie sich dies auch verhalten möge, diese letzten 
Sulra's scheinen , abgesehen von ihrer mystischen Richtung, 
ziemlich alt ; denn sie erwähnen nur erst die sechs Päraroi- 
ta's und, obgleich sie das llhiajäna sogar verwerfen, halten 
sie es dennoch für ihre Pflicht von den Punkten dieser Lehre 
als etwas Unersetzlichem zu handeln. Dieses bezeugt die al- 
lerinnigste Verbindung des Mvsticismus mit dem Mahajäna. 

b. Unmittelbar nach dem Sutra Tschandragarbha wird 
verkündigt, das heisst : erscheint das Sutra über die zehn 
Räder (Chi lun king), oder von dem Bodhisaltva Kshitigarbha 
( — к Herz der Erde» Ti ts'ang ; Dacakshiligarbha Kandsch, 
Щ 10* — 357, wf^Wp^nfq^'q^ welcher hier eine 

bedeutende Bulle spielt. Den ersten Namen führt es deshalb, 
weil die zehn Kräfte des Buddha mit dem Rad eines Tscha- 
krivarlia [souveränen Königs] verglichen werden. Die Hand- 
lung wird nach dem Süden übertragen; die Einrahmung ist 
zwar von neuer Art, aber nach dem vorhergegangenen Mu- 
ster. Diesem Srttra gemäss darf derjenige , welcher der Well 
entsagt, selbst wenn er seine Gelübde bräche, sobald er nuri7i 



IS» 



die beschauliche Fähigkeit besitzt . nicht verschmähet wer- 
den. Dadurch wird der Beschaulichkeit ein offen barer Vor- 
lug vor der Moral gegeben, was wir jetzt vollständig bei den. 
Tibetern angenommen linden. Hier wird ein Gedanke ausge- 
sprochen , welcher der Idee des vorigen Sulra etitgegenge- 
BeUt ist, nämlich dass, obgleich das grosse Jana auch dar 
Pfad des Buddha ist, es dennoch nicht nölhig sei auch die 
beiden niedern zu verwerfen. 

c. In dem folgenden Sulra Iliu tu i king (Hatnagarbha 
2t es Cap.) wird die Fortsetzung der Handlung des vorigen 
Sulra auseinandergesetzt. 

d. Das Sutra von Akäcagarbha ') (Hin kotig tsang ; eine 
Variante davon lautet im Chinesischen Kouang hiu k'ong 
ts'ang) alsdann spricht davon , wie man Busse thun muss : 
dazu ist not big nach Verehrung der 35 Buddhas (welche 
von dem mahäjänis tischen Vtnaja angenommen werden) den 
kostbaren Tscbinlämani *) auf dem Haupte des Bodhisattva 
Akäcagarbha darzustellen. 

e. Das Sulra vom Bodhisattva Aksbajamali (Wou tsiu i 
pou sa king ^'^Ч'Д'Э^'Ч) bat folgenden Inhalt : Als der Bud- 
dha das Sutra Mahäsamaja (Samadscha) verkündete, erleuch- 
tete ein goldner Strahl die östliche Welt , erschien ein un- 
geheuerer Lotus und der Bodhisattva Akshajamati stand vor 
dem Buddha in Begleitung eines Gefolges von 60 Millionen. 
Cäriputra fragt, woher sie gekommen seien , und der Bodhi- 
sattva antwortet, dass es weder Ankunft noch Entfernung 
gebe. In den reinen lteichen der Buddha's der andern Wel- 






I) AUfagurbha БдТ&'ГОГС'дс/Ц Kandech. Я 278-298. 

2j [Einen fabelhaften Stein, dessen besit« alles gewahren mit , 
»ich denk!.] 



IS7 



len beschäftigen sieb die Bodhisattva's nur mit Bescbaulicli- 
keit (Samädhi), oder Meditation liber den Buddha und errei- 
chen dadurch die Stufe der «Geduld ohne Wiedergeburt.» 
Der Bodbisaltva Akskajaniati zeigt der ganzen Versammlung 
das reine Reich, aus welchem er gekommen ist, und verbeugt 
sich aus der Ferne vor dem dortigen TalhAgata; zur selbigen 
Zeit sahen sie vom dortigen Reich her das hiesige und be- 
gannen aus der Ferne sieb zu verbeugen und dem Buddha 
(Cakjamuni) Opfer zu bringen. Cäriputra fragt, warum dieser 172 
Bodbisaltva Akshajamali (was nunvergänglicher Geist» oder 
n Verstand» bedeutet) heisst, und darauf wird gesagt , dass 
alle Gegenstände unvergänglich sind; alsdann wird, je ein- 
zeln, die Unvergänglichkeit der achtzig religiösen Gegen- 
stände entwickelt (der Besitz des Gedankens der Keiuheit 
des Herzens, der sechs Paraniitä's, der grossen Barmherzig- 
keit u. s. w.). 

f. Das Sulra Bodhisattvabuddhanusmrilisamädhi (Pou sa 
nien fo san mei king) « Erinnerungen der Bodhisattva's über 
den Buddha, » geheiligt dem Bodbisaltva Amoghadarca (Pou 
k'ong oder Pou Imi iiii-ii.. 

g. Das Sulra von Bhadrapäla enthält , wie es scheint, 
eine Reihe Bücher der Maiiäsaniadschä. 

In den letzten beiden Sulra's werden mit der grössten 
Umständlichkeit die Regeln der Beschaulichkeit in Betreff der 
Samädhi auseinandergesetzt. Hier folgen die Vorschriften des 
Sfltra Butldhäiiusmriii (wir bemerken , dass bereits die Hina- 
jänisten ein Buch unter diesem Namen hatten und dass das 
Vaipulja es nach seinem Charakter umänderte, jedoch den- 
selben Namen bewahrte) : Zuerst betrachte, dass die fünf Ver- 
dunkelungen (oder Fesseln: Zorn, Leidenschaft, Unwissenheit, 
Begierde u. s. w.) unwahr sind! übe dich in dem Camatha 
und Vipacjana, im Nachdenken über die drei Arten der Leer- 



188 



lieh, die vier Stufen, die zwölf Dhüta's, sieben und dreissig 
Artikel, die zehn Güter, die zehn Kräfte des Buddha, die 
zehn Epitheta , seine Kennzeichen und МсгкпЫе , ferner in 
den sechs Einsiebten und den fünf Kräften ! gelange zu der 
Ueberzeugung, dass die Skandha's, obgleich verschieden ge- 
staltet, doch nichts weiter sind als der Tathagata; (tan die 
unvergleichliche Bodhi weder durch den Körper noch die 
Seele erlangt wird, aber auch nicht von ihnen getrennt ist! 
es ist nothwendig die Annahme des Ich zu entfernen. Gap. 
XII. Erschaue in jeglichem Gegenstand dessen Nicht -Ewig- 
keit, das Nicht-Ich, das Leiden! verehre den Buddha und 
ermahne andre ihn zu verehren! sprich Gebete! preise die 
Verdienste des Buddha, seine Kennzeichen und Merkmale! 
Cap, XV. Die gehörige Betrachtung der eigentlichen Kenn- 
zeichen aller Gegenstände wird Betrachtung des Buddha ge- 
nannt. — 

Das Sfllra Bhadrapala ist gewissenuaassen eine Enlwick- 
mlung des vorigen Buchs, und bildet im Verein mit diesem 
den Uebergang zu der zahlreichen Reihe der Tanlra's, welcher 
wir im tibetischeu К and schür begegnen. 

Bis jetzt haben wir Buddha's und Bodhisattva's es ma- 
ehiua gesehen, exislirend nur als Person ilication einer Idee, 
ohne dass man weiss , wozu ; jetzt tritt ein andres Ziel her- 
vor. Diese Buddha's können sich uns nähern, trotz dein, dass 
wir noch nicht so weit gekommen sind das himmlische Auge 
und Uhr, dieses Zubehör eines Buddha, zu erlangen; 
kami sie gewissermaassen leibhaftig erschauen , sich an der 
Anhörung ihrer Lehren erfreuen , aber nicht mehr. Das ge- 
genwärtige Extrem der Entwicklung der Tantra's beruht 
unzweifelhaft darauf, dass man sich selbst auf mystischem 
Weg in einen Buddha vcrwandelu soll ; so weit ist mau hier 
noch nicht gegangen. Das Sutra von Bhadrapala stellt einzig 



den Buddha Abida oder Atnitäbha als Musler аиГ und passt 
diesem seine Theorien an , welche auch auf andre lluddha's 
oder Göller, mythologische Buddhas, a nge wendet werden. 
Im Ralnakuta und andern besondern Sölra's finden wir eine 
Schilderung des Amilähha und des Reiches, in welchem er 
lebl: das Sutra des lihadrapäla schreibt vor, sich diese Schil- 
derung in seinem Geiste oder vielmehr in seiner Einbildungs- 
kraft klar und bestimmt vorzustellen, sich in diese Vorstel- 
lung bis ш dem Grade zu versetzen , dass man endlieb alles 
leibhaftig sieht. Die Idee , dass dieses möglich sei , wird 
durch Vergleichung mit dem Traum bekräftigt , in welchem 
nichts hindert, zu sehen, was einem beliebt, zu essen und 
sich zu freuen ; natürlich ! alle Gegenstände sind ja so leer 
wie ein Traum. Wenn ein Hungriger im Traum zu sehen 
vermag, dass er sich gesättigt, warum sollte man denn nicht 

— wenn man seinen Geist auf das Reich des Buddha richtet, 
betet und sich dessen Kennzeichen und Merkmale vorstellt 

— ihn hell strahlend und glänzend erblicken können ? Man 
kann auch durch andre Mittel ein wahrhaftes Erschauen des 
Buddha erreichen — nämlich , wenn man seinen Lehrer wie 
einen Buddha ehrt — und auf diese hier niedergelegte Idee 
ist in der Thal die Lehre vom Guru gegründet, welche in 
Tibet die grössle Achtung geniessl, wo sehr viel von der 
Verehrung gegen die Lehrer gehandelt wird. Bei Gelegenheit m 
der Anpassung an diese Zwecke gewahrt das Sutra noch 
viele moralische Anweisungen. 

h. Eine noch grössere Entwicklung der Ideen dieses Su- 
tra's treffen wir in der chinesischen Uchersctzung: Kouan fo 
san mei hai king ((Betrachtung des Buddha» an. Hier wird 
die Vorstellung des Buddha im Einzelnen erwogen, begin- 
nend mit der Krone des Hauptes, dem Haar, der Stirn, den 
Augenbrauen , bis гит Nabel ; alsdann folgt die Vorstellung 



des Lichts, welches einzeln aus allen diesen T heilen hervor- 
gehl u. s. w. ; im Ganzen acht und zwanzig Vorstellungen j 
durch die Beschauung des Herzens ergiebt sich das Nach- 
denken über die grosse Barmherzigkeit und über die Qual i 
der Unterwelt. 

i. Ein besonderes Sütra, das Talhägatagarbhasutra '), ent- 
wickelt dies noch ausführlicher; in allen Schöpfungen ist die 
Natur des Tallti'igala verborgen: wie im Innern der armen 
Mutter das iheure Kind bewahrt wird, so liegt das Gold au ei- 
nem unreinen Orte u. s. w. (im Ganzen neun Vergleiche). 

19. Wir wollen nicht die Menge der Sfttra's prüfen, 
welche speciell für die Aufzeichnung der verschieden Na- 
men der Buddha's bestimmt sind. Wir bemerken nur, dass 
diese Aufzählungen verschiedenartig sind und von MMttdw 
abweichen, so dass aus allem sichtbar, dass auch die Sütra 's 
dieser Art nicht nach einem .System abgefasst sind. Liier 
zeichnen sich auch die chinesischen Uebersetzungen durch 
eine Menge von Namen aus. In dem Sütra Fo innig king 
(die Namen des Buddha, 12 Hefte) werden 11.(173 Benen- 
nungen der Buddha's, Bodhisattva's und Praljekabudilhn's 
aufgezählt; im Sütra Wou tsien wou pe fo ming king (5500 
Namen des Buddha) werden 4704 (im Tibetischen 5453) 
aufgezahlt; in einem andern Sulra, dem Bhadrakalpa . sind 
in drei Kalpa's 3000 Buddha's aufgezählt. Andre So I га 's be- 
schäftigen sich mit einer vergleichsweise geringeren Menge, 
oder mit der Benennung von Buddha's in nur einer Seite der 
Welt. Einige Sutra's beschäftigen sich sogar mit der Erzäh- 
lung der früheren Begebenheiten bezüglich derjenigen Hiid- 
mdha's, welche in Zukunft erscheinen werden (Tsien fo in 



: 



^.-■si-Ti, к. - 289-277. 



yonan king) ; andre schildern deren zukünftiges Geroige, die 
Dauer ihres Lehens und ihrer Lehre п. s. w. Bisweilen ver- 
binden sie mit den Namen der Buddha's auch Dhärani's, die 
ihr Her/ bilden. Endlich sind einige Sötra's irgend einer 
Person ausschliesslich gewidmet, zum Beispiel dem Maitreja; 
ein Sülra erzählt, dass, um sich eine Geburt neben diesem 
zu verdienen es nölhig ist, zeitig, wie oben gesagt ist, den 
Abida (Amitäbha) zu betrachten und den Mandschurei, Vidjä- 
rädschä (Yao wang) und Kshitigarbha , welcher, wie es 
seheint, ursprünglich bei der Bettung der beseelten Wesen 
dieselbe Bolle spielte , welche später dem Avalokilecvara zu- 
geschrieben wird. Es ist begreiflich , dass in vielen Büchern 
dieser Art die mystische Richtung hervorzubrechen beginnt, 
und dass der Bodhisaltva, welcher in den älteren .Sötra's 
noch keine bedeutende Persönlichkeit ist, hier in gleicher 
Linie mit den Buddhas oder über sie gestellt wird. So wird 
Curamgama (? ^ЧЧ'Ч^^'Ч ( Chin. Cheou ling yen san 

mei king) gesagt, dass Mandschucrl, welchem dieses die 
Bezeichnung Santädhi führende Sülra, in welchem eine Menge 
magischer Buddha's sich als wirkliche bekennen, vorzugs- 
weise gewidmet ist, lange schon den Beruf eines Buddha er- 
reicht hat. Ueberhaupt sind diesem Bodbisatlva viele Sutra's 
gewidmet. 

20. Viele Sötra's beschäftigen sich ausschliesslich mit 
der Erläuterung der Vergeltung für Thaten. Diese Lehre fin- 
den wir auch nicht selten in andern Sötra's, welche in be- 
sondrer Absicht abgefasst sind. Derselbe Gedanke wird auch 
stets in den Legenden über versrhiedne Personen ausgespro- 
chen. Folgende sind einige von der Mahäjäna- Lehre ausge- 
sprochene Ideen. Nach dem Sülra Veu tee niu so wen king, 
welches einzig im Chinesischen angetroffen wird («die Fra- 



gen <ler standhaften Frau»), sagt der Buddha, dass es i 
l<eabsoluten Idee weder irgend Handlungen gieltl, noch irgend 
etwas entsteht, folglich auch keine eitlen lluudlungen ; dass 
alles einer Schöpfung von Magiern ähnlich sei , welche der 
Heihe nach verschiedne Dinge hervorbringen, in ilciu-n keine 
Wirklichkeit ist. In einem andern Sulra (Tchouan ieou kiug 
*J^'44'4f5'£K) ( in einer Antwort auf die Frage: 

Vergeltung für Handlang en exisliren könne, da alle Gegen- 
stände leer sind , nicht exisliren und nicht /ergchen, — 1 
gleicht der Buddha dieses mit einer in einem Traum gesehenen 
Gestalt eines schönen Weibes, welche auch beim Erwachen 
in der Vorstellung haftet. In einem dritten Srttra (Sumagadlii 
Я'чу^'чзс/Ж) wird gesagt, dass das Nichlgeboreowerdea Gc- 

burt ist; in einem vierten, dass nichts eine Verminderung 
oder Vermehrung bat; in der Mahäjana- Lehre ist alles Un- 
terschiedes ; die Reiche der Tathagata's und der belebten 
Wesen bilden nur ein Reich, nicht aber zwei. 

21. Lalilavistara (^'тЯ^Ч'Ч , im Chinesischen exisliren 

zwei Ueberselzmigen Pou sa king und Та tschoang ven ktng). 
Dieses Werk ist in Europa bereits übersetzt und wir werden 
deshalb nicht darüber sprechen. Obgleich es auch zu den 
Sölra's des ftlahajäiia- Systems gezählt wird, so zeigt doch 
alles, dass es schon zur Zeil der ersten Anlange der Legen- 
den abgefasst ward. Wir bemerken nur, dass die Lebensbe- 
schreibungen des Buddha sieh nicht auf dieses W r erk be- 
schränken ; abgesehen von den vollständigen Geschichten und 
abgerissenen Legenden, welche sich hei den llluajani<leri 
linden, stellt sich auch überhaupt die ganze buddhistische 
Literatur als eine Frucht seiner Thäligkeil dar. Im Anfange 
eines jeden Sulra's wird der Ort der Handlung angegeben. 



103 



folgt die Unterhaltung des Buddha. Auf eben dieser 
trtiiullage haben auch die Tibeter spiiter ihre Lebensbe- 
schreibung des Cäkjaniuni gestaltet; wir bemerken nur, dass 
ich in der chinesischen Sprache eine noch grössre Ausnihr- 
ichkeit im Einzelnen finden möchte. 

22. Dhäranl f 4 }^ 4 , То lo ni). Unter diesem Namen iin-m 

et man sowohl in der chinesischen als tibetischen Sprache 
eine Menge von kleinen Artikeln, in denen weilläulig vom 
Nutzen einer darin angeführten Formel gesprochen wird, 
welche man jedesmal ab die einzige und a Her wirksamste be- 
trachtet: aber auf dem folgenden Blatt findet man eine andre 
Beschwörung , über welche in denselben Ausdrücken geredel 
wird. In dem ersten Tbeil des Kandschur ist eine Sammlung 
aller Dhärani's enthalten, welche, ausser in den ausschliess- 
lich für sie bestimmten Artikeln, auch noch allenthalben in 
den Sutra's zerstreut sind. In China bat die jetiige liegierung 
sie aus chinesischen Quellen ausgezogen und in vier Spra- 
chen herausgegeben. Unter den Sutra's sind bemerkenswert!) : 
Та wei le lo lo ni kiug (nur in chinesischer Sprache) 20 
Hefte. 

Wir haben nicht die Absicht hier diese Artikel aufzu- 
zählen , zumal da sie Namen führen, die nicht selten so lang 
sind, wie ihr ganzer Inhalt; aber sicherlich gingen diejeni- 
gen, welche kurz sind, den umfassenderen Sammlungen vor- 
aus, gleichwie nach unserer Meinung die Dhäraiti's selbst 
vor den Tautra's erschienen sind , obgleich einige von ihnen 
auch als aus den letzteren gezogen dargestellt werden. Ohne 
uns auf eine kritische Untersuchung darüber einzulassen, 
wie sich die Lehre von den Dhärani's allmählich entwickelt 
hat, sagen wir nur, dass ihre ursprüngliche Bestimmung, 
wie aus zahlreichen Anzeichen ersichtlich, zum Zweck halle, 



die abergläubische Menschheit vor Furcht und befahren zu 
bewahren; wir limlen eine Helge von kleinen Lebenden dar- 
über, wie sied Hähula oder Ananda , oder ein anderer Bhik- 
siliii fürchtete; sie werden mit einigen Varianten ln-rii-lit 
was ebenfalls dazu dient, die Annahme zu beseitigen, d; 
die DhAi ;mi's nicht Stücke aus irgend einem grossem Tantra 
sind, sondern selbslstäodige I'rodurte. Und so linden wir Be- 
schwörungsformeln, welche bestimmt sind zum Schutz gegen 
17* Furcht, gegen Epidemie, gegen den Einfluss luiser Gestirne, 
gegen Gift; es giebt Formeln, welche Götter, Schlangen. 
Jakschas u, s. w. besänftigen und unterwerfen, welche den 
Uiss der Schlangen («die Beschwörung des Pfauen- Königs '), 
des Feindes der Schlangen») und Insekten heilen; endlich 
giehl es Dhäranl's, welche alle Wünsche erfüllen, Dhärani's, 
welche das Leben verlängern (die Beschwörungsformel des 
Amifabha), die Asura's übeiwindcu — die Feinde des Imln 
welcher diese Dhäranl's auf seine Fahuen schreibt 
giebt Dhärani's, um Wind und liegen zu hemmen, um ii 
Sukhavatl geboren zu werden, Armuth, Leiden und alles Ui 
glück abzuwenden ; endlich erscheinen Dhäranl's, welche fi 
schlechten Wiedergeburten befreien , zu einer schnellen Er- 
langung det llodhi verhelfen, Sünden abwaschen, das friihei 
Leben enthüllen, die BodbisaUra s (Avalokitecvara , Aruila- 
bha, Mailreja) herbeirufen, vor Unglauben schützen. Ausser- 
dem ul alles und jedes mit imsüschen Formeln verbunden: 
die Abwaschung der Götzenbilder, das Händlern mit Aro- 
men , die Oarhringung von Blumen u. s. w. Es giebt deren 
sogar, welche, wenn man sie während der Schwangerschaft 
liest, die Geburt eines Knaben oder einer Tochter bewirken. 
Diese Aufzählung — in welcher mehrere besondere Artikel 



■ 

i 



i j [114 isl der Vug.-I Uaruda m-niciiil]. 



I auf ein Wort kommen — zeigt uns den Umfang der P 
шеи dieses Theils der Literatur. Wir sprechen noch nicht 
von der in den Sulra's vorkoinnienden Idee, wonach eine 
Dhäranl der Repräsentant der ganzen Lehre irgend eines So- 
Ira oder überhaupt eines religiösen Dogmas zu sein vermag; 
diese neue Seite erscheint in den besondern Artikeln noch 
nicht und dient zum Beweis, dass diese Ideen später und rein 
buddhistisch sind. 

Wir haben bereits oben gesehen, dass die Buddhas Bo- 
dhisallva's au i^äkjaniuni senden; in den einfachen Sulra's 
mit Geschenken, wie zum Beispiel Blumen, in den mysti- 
schen aber mit Dhäranis. In der That können die verschiede- 
nen Namen oder Epitheta der verschiedenen Buddha 's und 179 
Bodbisallva's ebenfalls als Ühäranl's angesehen werden , in- 
sofern sie beim Gebet und Segen angewendet, wie angenom- 
men wird, gleichfalls eine mystische Wirkung haben, da sie die 
Unterstützung und Hülfe desjenigen herbeirufen, zu welchem 
gebetet wird. In diesem Sinn erhallen jetzt auch die Monu- 
mente Bedeutung ; ihre Wiederherstellung oder die Um- 
schreitung derselben im Kreise ruft, gleichwie die Dharanl's, 
den höchsten Schulz herbei. Die Monumente (jetzt auch die 
Götzenbilder) werden ungleich auch mit gewissen Dhärani's 
angefüllt. Endlich erscheinen versöhnende Opfergaben (Bali), 
welche unter Begleitung abgelesener my stischer Formeln 
den bösen Geistern (Prela) hingeworfen werden, damit sie 
sich entfernen. Darauf gründet sieh hauptsächlich das Be- 
gräbnisscaremonial : mit Hülfe von Beschwörungen und Mu- 
drä's wird die Unterwelt zerstört, welche des l'odlen viel- 
leicht harrt, ruft man die Preta's herbei und versöhnt sie, 
fordert seine guten Werke hervor, bereitet einen Nectar, 
welcher in die auf eine mystische Weise (durch Mudra's und 
Ühäranl's) geüil'uele Keble des Verstorbenen gegossen wird. 



giebt ihm die Weihe der drei Kostbarkeiten, läset ihn die 
Gelübde übernehmen un I führt ihn auf «Mise Weise niehl 
hlos tu einer besseren Wiedergeburl , sondern macht neben 
im Voraus aus üini einen in seinem zukünftigen Leben from- 
men Menschen, 

Bisweilen werden diese Dharanl's von dem Buddha selbst 
auf irgend Jemandes Bitte, zum Beispiel des Vadschradhara, 
verkündet, oder in dessen Gegenwart hervorgebracht; bis- 
weilen dagegen iheilen diejenigen seihst sie mit, aufweiche 
sie Einfluss haben. Alles dieses isl wahrscheinlich bereits 
fertig aus dem Volksglauben in den Buddhismus übertragen, 
aber dieser fügte noch die Dharanl's hiiura, welche über die 
Buddha'-, und Bodhisatlva's Gewall haben, wenn er nicht 
auch von diesen einige von aussen entnahm. Es versieht sieh, 
dass man alle diese Dharanl's mehrfach, in einer vorgeschrie- 
benen Zahl , wiederholen nniss ; dieses wird jetzt iu Tibet 
»und in der Mongolei durch das Bad (Kurdä,^ 41 -^) ersetzt. 

Anfänglich finden wir keine Vorschriften über das Lesen der 
Dh.'n -iiiii's , alsdann aber werden die Anforderungen allmäh- 
lich so sehr vermehr!, dass sie zuletzt ein ganzes S\ stein bil- 
den, von welchem der Erfolg der Beschwörungen abhängt; 
in diesem System stehen an der Spitze vorbereitende For- 
meln , dann gehen ihnen religiöse Forderungen voraus, wie 
der Glaube an die drei Kostbarkeiten . das Bäuchern mit 
Aromen, u. s. w. ; es ist nolhwendig die Buddhas und Bo- 
dhisaltva's in sein Herz aufzunehmen ; endlich erscheinen 
Allare rings um die Dhärani's und weiter wird bereits die 
inalijjänislische Lehre damit verbunden. Der Buddha sprich! 
zu Mandschurei : Da alle Gegenstände in Buchstaben begrif- 
fen werden, so isl auch darauf die Bedeutung der Dharanl's 
gegründet. Demnach isl ihr Ursprung namentlich in den er- 



n 

! 

! 



197 

sten Problemen der philosophischen Analyse zu suchen , wel- 
che , sobald der Versland durch das Verhältniss der Laute zu 
den Gegenständen und Begriffen, so wie die Verbindung der- 
selben mit der Schrift betroffen ward, mit Leichtigkeit die 
mystische Richtung einschlug. Der Gebrauch des Rosenkran- 
zes , welcher zur Zählung der Wiederholungen der Formeln, 
oder der Aussprechung der Namen und Epitheta der Bud- 
dha's und Bodhisattva's ebenfalls nöthig ist, und dessen 
man sich auch in mystischer Bedeutung bedient , trägt nach 
unserer Ansicht das Gepräge der ersten arithmetischen Kennt- 
nisse. 

Als Vorboten der Tantra's muss man diejenigen Cäremo- 
nien betrachten, in denen eine Beschauung der Dhärant's 
oder der Buchstaben vorgeschrieben wird, welche die Sub- 
stanz eines gewissen Buddha oder Bodhisattva darstellen; 
eine solche Beschauung der Buchstaben besteht darin , dass 
man sie sich an seinem eignen Körper vorstellt, oder im 
Herzen oder auf verschieduen Theilen (Hals, Nabel u. s. w.), 
und zwar so, dass jeder Buchstab eine verschiedene Farbe 
hat; dabei wird vorgeschrieben, dass man sich den Gedan-181 
ken aneigne, dass unser Körper im Verhältniss zu diesen 
Buchstaben dasselbe ist, was der Reflex in einein Spiegel: 
weder gleich noch verschieden. Wir haben bereits oben er- 
wähnt, dass man in Verbindung mit den Dhärani's Mudrä's 
oder Siegel, ЭЧ'5 , chin. ing) findet. 

Die vollständige Entwicklung des Verhältnisses der Dhä- 
ranfs zu dem Mahäjäna- System können wir aus der Analyse 
des Inhalts der folgenden Dhärant erkennen, nämlich der 

Cheou hou ко kie to lo ni (gTfWTO '^ ^ '^ '<Ä ,4 |=pi) f der 
«Dhäranl, welche die Königreiche beschützt.» 



Der Buddha silzl unter dem Itoiln - Kaum ; Mandschurei 
preist ibn in Gaihäs. Der Buddha versenkt sich in diu Sa- 
mädhi und stellt sich allen belebten Wesen, jedem unter einer 
besonderen Form , dar. Dann gebt ein schwarzer Strahl aus 
Mimt .Munde, ein goldner aus seiner rechten Schuller, ein 
fünt'farbiger ans der linken, und aus dem Kücken ein rolher; 
jeder Sirabi erleuchtet eine der Wellen ; es folgt ein Erdbe- 
ben und Gespräche. Der Buddha sagt, dass als Grundlage 
dieser Samädhi (genannt: die Samädhi der Welten-G ranzen) 
die Bodhi dient, als Wurzel die Barmherzigkeit und du .Mit- 
leid ; in unserm Geiste muss man das Element (im Original: 
den Körper) der Allwissenheit suchen und die allwissende 
Vernunft entspring! gleichfalls aus dem Geiste ; dieser Geist 
ist ein und dasselbe mit der Leerheit und die Natur der Leer- 
heil ist die Natur des Geistes; wie die Eigenschaft des Gei- 
stes (der Natur), so ist auch die Eigenschaft der Bodhi , und 
diese letzlere ist ganz eben so, wie auch die Natur der F)hä- 
ranl's; aus diesem Grunde ist die Natur des Geistes und der 
Leerheit , der Bodhi und der Uharanl's weder eine zwiefache 
noch eine verschiedne; diese Idee ist lief und schwer zu be- 
greifen ; sie ist nützlich für einen vollendeten Bodhisatlva, 
wer aber nur erst die Bodhi erreichen will, der muss zuerst 
den Geist des Mitleids gegen alle Wesen besitzen , seine Zu- 
iH2 flucht zu den drei Kostbarkeiten nehmen, sieb die Gelübde 
eines Bodhisatlva auflegen, aufrichtige Ueue fühlen, geistig 
Opfer darbringen, belen und zugleich (die und die) Dhäranl 
aussprechen ; für die Unvollkommenen ist das Wichtigste die 
Kunsl und Anbequemung an weltliche Begriffe; für sie auch 
sind die drei Jana's gelehrt , indem man sich nach ihren Fä- 
higkeiten richtet; die Uebung in der Samädhi ist allen zu- 
gänglich, sogar den Ungeheuern, welche die fünf unverzeih- 



ii-liin Suaden begangen haben und den Tschandäla's ') (wel- 
che alle von den Hhiäjäiiislcn ausgeschlossen werden). 

Die Leiden, welche diu belebten Wesen erdulden müssen, 
dienen zur Erweckung des Mitleids; die Grundlage der Lei- 
den ruht in der Eitelkeit, und die von dieser in verkehrten 
und irrigen Anschauungen; der Grund der letzteren liegt in 
dem Sli eben der Gedankeu (buchstäblich : in dem Finden des 
Lnlerschmds) nach dem Etilen und Leeren, im Aufsuchen des 
Unterschieds in der Nichtigkeit ; dies gewährt keine Er- 
weckung ; es ist schwer sie zu erlangen und schwer sich von 
ihr zu trennen. Das Mitleid der Anhätiger der beiden niede- 
ren Janas, kann mau sagen, ist fähig sich die Haut vom 
Korper zu ziehen; die Barmherzigkeil der Bodhisallva's sich 
Fett und Fleisch abzuschneiden ; aber das Mitleid der Talhä- 
gata's dringt bis zu dem Mark in den Knochen. Der Bodhi- 
sattva bat vier Arten von Schmuck: die Gelübde, die Be- 
schattung, die Vernunft und die Dhäranls; in den Dhäranl's 
sind die sechs Pärainila's vollständig enthalten. Der Buddha 
konnte nach einer sechsjährigen Anstrengung die Bodhi nicht 
erlangen, so wie er aber den Buchstaben nnV) in der Mond- 
scheibe schaute , wurde er auf der Stelle zu einem Buddha, 
Gleichwie ein Stück Eise» im Wasser untersinkt, aber eine 
daraus bereitete Schale mit Leichtigkeit oben schwimmt, so 
versinkt auch der verständige Mensch, der sich zu einem 
(des Empfangs der Dbärauis) würdigen Geiass gemacht hat, 
nicht in das Meer der Leiden. 

Gegen das Ende dieses Sutra wird eine Erwägung dar- 
r angestellt, was für ein Name ihm zu gehen sei; es wer- 
den verschiedene Meinungen vorgelegt, bis man zu dem oben 183 



1) [lii-ii Kostenlosen , wekbe die ttel 

hell bilden]. 
S) [Alio Щ jjesthrieben, nkkt ЙЩ. 



' SthiiM .i(!> mib-cheii <ieioll- 



•лм> 



genannten Naiueü gelangt. Aber liies darf uns nichl in Er- 
staunen setzen; wir habeu bereits von diesen Wunderlichkei- 
ten der buddhistischen Literatur gesprochen. Wir »ollen 
noch ein Sölra als Probe vorführen. 

Man ichou trbi li ts'ieii k'icn Isieu p'o ta kiao rag 
kiog «über den tausend bändigen und mit lausend Patra's 
(Gefässen) versehenen Maudschucrl.» 

Mandschucrl nianifestirl sich in einem goldnen Körper 
mit 1000 Schultern, 1000 Händen und 1000 Patra's oder 
Gelassen (ein Gefäss für jede Hand) ; in jedem Gelasse waren 
1000 £äkjaiuiini's sichtbar, aus welchen wiederum 1000 
andre hervorgingen. Vairotscliana bekennt, dass sein Lehrer 
in der diamantenen Uodlii Mandschurei war, dessen innere 
Dharani: Arapatschana (5{1'I4) das Symbol sämmtlicher 
Buddhas ist, indem jeder Buchslabe derselben einen der fünf 
Ituddba's (Л lq] den Vairotschana , Ha [j] den Akshoblija 
u. s. w.) uud dessen ahstracten Begriff (Stille , Absonderung, 
Reinheit, Wahrheit und Leerheit) enthält. Später aber, uacb- 
dem der Buddha zur Erde zurückgekehrt ist, lehrt er eben 
dieses den Mandschurei und befiehlt ihm Führer aller Bodbi- 
sattva's und Geschöpfe zu sein. Mandschurei sagt, dass alle 
Gegenstände der Geist der Wesen'sind, dass aber die ver- 
schiedenen Naturen der Eitelkeiten in dem Geist der Wesen 
die Natur der Hodhi sind. Weiter folgt die Lehre von den 
grossen Bodhisattva's und Helden. Ein Hinderniss der wah- 
ren Lehre (der Dharanl's) können Stolz, Neid gegen die 
gendhaflen und Begierde, Trägheit und Verletzung der 
lübde bilden. Die Lehre des Tathägata durchläuft drei Sta- 
dien: im ersten erweist sie, dass alles exislirl, im zweiten, 
dass alles leer ist , im dritten , dass es weder leer isl , mich 
exislirl. (Jeberhaunl tritt hier die Einführung in die allge- 
meine Theorie der Tantra's hervor. 



Iu- 



23. Tanlra's, (|n, Та kiao wang king). Der die chinesi-isi 

sehen Uebersetzungen überragende Reichthuni der tibetischen 
Literasur in dieser Galtung beweist , dass die schltessliche 
Entwicklung der mystischen Seile später eintrat. Wenn die 
Chinesen zu der Zeit, als ihre Geistlichen nach Indien pilger- 
ten, diese Werke vorgefunden hätten, so würde es ihnen frü- 
her gelungen sein , sie in ihr Vaterland zu überbringen und 
u ihre Sprache zu übersetzen ; denn in allen übrigen Zwei- 
gen der buddhistischen Literatur erkennen wir ihren Vor- 
rang vor den liheliseben Quellen. Auch bestätigt Täranälha's 
Geschichte des Buddhismus, dass alle berühmten Zauberer 
oder Tantrislen in späterer Zeil in Indien lebten. 

Wie bei den Dhärani's, sind wir auch hier nicht im 
Stande die ganze Reihe der Ernennungen zu verfolgen , zu- 
mal mit den Erklärungen , denen wir im Tandschur begeg- 
neu und welche fasl dessen Hälfte anfüllen (ungefähr neun- 
zig Tiieile). 

Wie sich dies auch verhallen haben möge, wir sehen die 
Tantra's an, wie Vaipulja's unter den Dhärani's. Die Dhära- 
ni's sind sehr speciell und abgerissen ; zum grösslen Theil 
wird bei ihnen nichts verlangt, als eine einfache Wiederho- 
lung und man erreicht, der Voraussetzung gemäss, das ge- 
wünschte Ziel ; hier dagegen ist es ganz anders : dies ist ein 
umfangreiches System, in welchem — um die Beschaulichkeit, 
Wiederholung und die Mudrä's mit Erfolg wirksam zu ina- 
chen — auch hohe geistige Betrachlungen, eine gewisse 
Sittlichkeit und die Fähigkeit ein würdiges Gefäss zu sein 
erfordert werden. Von da wird zu einer Auseinandersetzung 
über die Wichtigkeit der Leinen übergegangen und über die 
Nolhwendigkeil der Weihe , ohne welche kein Erfolg eintre- 
ten kann. Die Weihe erfordert zunächst eine Prüfung des 



»о« 



Beziehungen zwischen dem Lehrer und dem Schiller ; аЫяпи 
beginnt die Errichtung de.s Kreises oder Mandala , damit 
Ш keine Veranlassung ein Hinderniss zu bilden vermöge, es 
wird ein Altar aufgeführt um Opfer zu bringen , und endlich 
folgt die Cärcutonie der Weihe selbst. Danach schreitet der 
Geweihte zu der Beschaulichkeil; hier kommen dann Ьемш- 
dere Mandala 's, Altäre u. s.w. vor. Die Zeit der Vollziehung 
nähert sieh ihrem Ende; er erreicht das gewünschte Ziel; da 
sind wieder neue Cäremonien milbig. Dies ist ein allgemei- 
ner Uiuriss des Inhalts der Tantra's, welcher jedoch nicht 
vollständig in einem Buche angetroffen wird, sondern abthei- 
lungsweis den Gegenstand besonderer Werke oder Artikel 
hililel. Die Verschiedenheit der Tantra's nimmt zu sowohl im 
Verhältniss zu den Uodhisatlva's, denen sie gewidmet sind, 
als auch nach den Zwecken, für welche sie bestimmt sind 
gebraucht zu werden; bisweilen ist es nur nöthig sich irgend 
eine gewohnliche oder wellliche Zauberkraft zu verschaffen 
(deren werden acht aufgezählt: die Fähigkeit schnell zu ge- 
hen , das Elixir der Unsterblichkeit oder der langes Lebens- 
dauer, die Verwandlung in Gold, Unsichtbarkeil, Unverwund- 
baikeit gegen Säbelhiebe u. s. w.) ; biswcileu bat man die 
Erreichung einer Ueberlegenheit in der Well im Auge (über 
die Geister zu herrschen , seine Feinde zu überwinden, über 
die Elemente zu verfügen — was alles sicher von aussen 
entlehnt ist ■ — ), oder ein religiöses Ziel, welches darin be- 
steht, irgend einen Bodhisatlva oder Buddha herbeizurufen, 
um von ibm die Erklärung irgend eines Zweifels zu erfah- 
ren. Endlich ist (wie in den Anutlarajoga) der Hauptzweck, 
vermittelst Zauberei dasselbe Ziel zu erreichet! . auf welches 
auch die Sulra's der Hinajana- und Maliajäna-Lehie hinwei- 
sen — jedoch auf einem ganz andern und dabei vii-l lasWie- 
ren Wege; dies ist der Weg der Praxis oder des Zaubers, 



und wir sehen гит ersten Mal in der Welt, dass die Praxi* 
der Theorie zuvorkommt. Im Hlnajana- und Mahajäna-Sy- 
stem wird der Weg des Gläuhigea in einer endlosen Folge 
von Wiedergeburten vollendet, hier dagegen kann der Mensch, 
wie wir oben gesagt haben, bei erfolgreichem Zauber, wenn 
er allen Bedingungen genügt, schon in seinem gegenwarli-tsß 
gen Leben sieh mit einer Gottheit vereinigen ; er hat nur ir- 
gend eine von den Gottheiten (nach dem Loosc, während der 
Weihe}, zu seinem Führer zu wählen, sich in deren Gestalt 
zu beschauen, umgeben von allen Personen, welche sie um- 
gebeti , und seinen Korper, seine Rede und seinen Geist zu 
ihrem Körper, ihrer Heile und ihrem Geist zu machen; da- 
durch kann man die Beschauung sich bis zu dem Grade an- 
eignen, dau man zuletzt selbst zu der Gottheit wird und sich 
zu ihrem Wohnort erhebt, auf immer frei von einer späteren 
weltlichen Wiedergeburl. Dies ist der kreis der Gegenstände, 
mit welchen sich die Tantra's abgeben. 

Wenn die Tantra's sich bezüglich der flülfsmiltel und 
Ziele unterscheiden , so linden sich nicht weniger Verschie- 
denheiten in ihnen in Betreff der Personen , auf welche die 
Aufmerksamkeit oder Beschauung gewendet wird. Wir sehen 

i den Sulra's Mandscliucri , Avalokitecvara , Vadschrapäni 
und andre Personen, welche vor dem Buddha ihren Wunsch 
aussprechen, seine Religion zu beschützen, den ihn Anrufen- 
den Hülfe xu gewähren u. s. w. An einen jeden von diesen 
niues man sieb auf eine besondre Weise wenden , d. b. für 
jeden gicbl es seine Mandala, seine Weihe, seine Beschauung; 
dm jeder hat auch seine Eigenschaften, seine Zeichen, sein 
Gefolge; und überdies erscheinen Mandscliucri, Avalokitec- 
vara und andre, wie sie schon in den Sulra's nicht auf ein 
und dieselbe Weise dargestellt werden, so in den Tantra's 

l noch viel vorschiedneren Gestalten. Da kommt ein Avale- 



_*©4 

kriii'v.n ;i mit elf Köpfen vor, einer mit lausend Händen, mit 
tausend Augeu ; da erscheint ein Hajagriva oder eine Ver- 
köiperung des Zorne, ein Jamänlaka und andre. Alle diese 
Formen haben wieder ibre Besonderheiten i» der Weihe und 
der Praxis (Vollziehung). Ausserdem sind dielantra's, wel- 
che dem Buddha zugeschrieben werden, nicht immer voll- 
mundig und noch viel dunkler. Gewisse Ergänzungen und 
Erklärungen, welche von herühmlen Zauberern abgefasst 
187 sind, stimmen nicht immer übereilt; aus diesem Grunde hat 
ein und dasselbe Tanlra eine Menge von Methoden (im Tibe- 
tischen : ^ :T ] 51 ). Alles dieses giebl uns genügende Veranlas- 
sung, Tür diesmal nicht in Einzelheiten einzugehen. Wir 
wollen uns nur bemühen, den Inhalt einiger Tautra's 
skizzircu und da wir, der Kurze wegen, jetzt unsre Zuflucht 
zu den tibetischen Quellen nicht nehmen können, su wollen 
wir uns indess hei einigen chinesischen aufhallen, welche 
den natürlichen Uebergang zu ihnen bilden. 

a. I. ml 1,1 : I tsie Jou la'i tchin ehi che ta tching san- 
mei ta kiao waug king. 

Der Tathägata Vairotschana , welcher an den Gränzen 
der Well der Formen lebt, erscheint, uniringt von zahllosen 
Haufen von Bodhisatlva's , in den Formen des Körpers der 
Glückseligkeit vor dem im Bodhimandala sitzenden Bodhj- 
satlva Arthasiddha (d.i. Cäkjamuni 1 ), lehrt ihn die Sainädhi. 
spricht über die vier grossen Intelligenzen, giebl ihm endlieh 
den diamantnen Segen, oder die Weihe, und da erlang! die- 
ser sogleich die wahre Bodhi (d. h. nur dadurch wird er 
zum wirklichen Buddha) : er geht zu dem Gipfel des Sumeru, 
in ein Schloss, welches auf einem diamantenen Felsen liegt. 



1) [Umstellung selties uiiitiilb lirn Злшимя sidilliirtlu ?] 



versenkt er sich etu renweis in ilie Samädhi's und er- 
zeugt aus sich selbst sechzehn grosse diamantene Bodhisatt- 
va's (Vadschrapäni u. s. w.). Die Buddha's Akshohhja, Rat- 
nasamhhava, Vipacjin und Amoghasiddhi (welche mit Vairo- 
tschana zusammen die fünf mystischen Bodhisallvu's sind) 
geben ihm ebenfalls den diamantenen Segen. Yairotschana, 
nachdem er sieh von neuem in den Samädhi versenkt, bringt 
vier Göttinnen der Intelligenz hervor und alsdann vier diaman- 
tene Bndliisattva's, nämlich: des Hakens, Strickes, Schlosses 
und der Glocke (welche bestimmt sind, den Dämon zu ergreifen, 
ihn zu binden, einzusperren, und die Götter und Geisler zusam- 
n zurufen) ; darauf ruft er mit einem Schnalzlaut alle Ta- 
Ihägalha's zusammen, und die 108 Namen des Vadshradhara 1; 
aussprechend , des ersten Ministers aller Tatiiägata , des an- 
fangslosen ( des endlosen, welcher eine diamantene Seele hat 
(vadschrasallva) , preist er ihn und bittet ihn, ihm seine 
Kenntnisse mitzulheiten. Vadschradliara lehrt ihn verschie- 
dene Mandala's zu vollenden, der diamantenen Welt, der dia- 
mantnen Mysterien, der Intelligenz, der Handlung u. s. w. 
(im Ganzen 22 Mandala's), verbreitet sich über die Geheim- 
lebren; weiterhin kommen verschiedene Hymnen und Qäkja- 
ininii kehrt von neuem zur Erde zurück. 

b. In dem Tantra: Tsoui chang ken pen ta lo kiu kang 
pou khoung san inei ta kiao wang king werden die Sylben der 
Dharani öru, ä In'iiii. hri träje ä öm an he. Am, uar wieu-so 
so kun analysirl. Jeder Sylbe entspricht ein besonderes Ca- 
pitel, welches nach irgend einer Samädhi benannt ist; darin 
wird der Sinn erklärt und werden zugleich die Regeln für 
besondre Mandala's auseinander gesetzt. Gegen Ende dessel- 
ben werden Hymnen zu Ehren des Vadschrapäni, des Hüters 
der Mysterien, gesungen; alsdann folgt wiederum eine Be- 



Schreibung der Cäremonie bei den verschiedenen 
Kreisen, M ml ras und Diamanten. 

c. Mian ki hiang ping leng kouaa men ta kiao wang 
king « Beschauung der Identität durch Mandschurei. » Der 
Talhägala befindet sich in der Stadt Crävasli; Mailreja fragt 
ilin : kgfabt es noch eine Lehre ausser der der drei Jäua's ?» 
Der Buddha spricht, dass es ein Mahasamaja (ob identisch 
mit dem obigen unter No. 18 S. 176) gieht, eine esoteri- 
sche Geheim lehre , vermittelst welcher man in kurzer Zeit 
zu einem Buddha werden kann. Dabei versenkt er sich in 
die diamantene Samädhi , lässl aus dem Baum zwischen 
den Augenbrauen einen fünflarbigen Strahl fahren, in wel- 
chem aus dem schwarzen Strahl Akshobhja hervortrat, aus 
dem weissen Vairotschana , aus dem gelben Batnasambhava, 
aus dem rothen Amitahha und aus dem grünen Amoghasid- 
dhi : ausserdem wurden die fünf Bodhisattva's der fünf Ar- 
ien vou Augen hervorgebracht : der Augen des Buddha , der 
Götter, der Lehre, der Vernunft und der Beschaulichkeit; 
acht diamantene Bodhisattva's des Auges, des Ohrs, der Nase, 
189 Zunge, des Körper, der Seele, Vernunft uud des Geistes; zwölf 
Bodhisattva's des Opfers: nämlich der Lampe, der Musik, des 
Weihrauchs, des Neclars, derKleiduug, der Vorhänge, des Tan- 
zes, der wohlriechenden Einreibungen, der Bestreitung mit Blu- 
men, des Flechlens von Kränzen, des Sonnenschirms odttE Bal- 
dachins und der Empfehlung (chau (sai, im Sanskrit svalul). 
Weiterdann ersheinen rier diamantene Bodhiutttvf 1t Дм Ha- 
kens, Stricks, der Kette und (Hocke; zehn grosse Könige der 
Eriienntniss (vidjärädseha), nämlich: Barmherzigkeit Mitleid, 
Liebe, Furcht u. s. w. Alsdann wird erzählt, wie man die 
Weihe fordern und geben muss; es werden verschiedene zum 
Opfer gehörige Dinge aufgezählt, oder die Gegenstände, wel- 
che beim Zauber dienen ; von diesen werden hier geuaunt : 






Pokale, vier kostbare Pulver, Wasser aus fünf Flüssen, 
fünf wohlriechende Pulver, fünf Arten von Getreidekornern, 
fünf farbige Mulle, Juni Itlätter des Bodhihaums, Blumen von 
Fünf Jahreszeilen , fünf glückbringende Kräuter, fünf Balda- 
chine (die Zahl afünf» bezieht sich auf die fünf Buddhas), 
drei Arten von Speisen. Es muss bemerkt werden , dass sehr 
viele Dinge für das Geheinmiss der Zauberei uöthig sind, 
und augenscheinlich war diese bisweilen eben so verderblich, 
wie die Alchimie. 

d. Kotiang ling king (Y^'nJ 1 *), «Das Sulra der Weihe.» 
Zu Anfang wird von den drei Zufluchtsstätten gesprochen, 
von den füuf Gelübden, und von Talismanen mit Dhärant's, 
welche auf dem Körper getragen werden. 72,000 Geister 
beschützen die Bhikscbu's (von diesen werden 172 aufge- 
zäiiltt, die Bhikshiiul's alter (da sie mehr Gefahren ausgesetzt 
sind] 120,000; 100 Geisler bewachen unsern Korper, aus- 
serdem giebt es in verschiedenen Gegenden der Welt einige 
Tausende von Geislern , welche diese Oerllichkeiten behüten 
(einige werden aufgezählt). Leber die Begräbnisse: Ist die 
Seele innerhalb des Grabes? wenn der Mensch weder gut 
noch schlecht war , so dass er nirgends wieder geboren wer- 
den kann , dann verbleibt die Seele im Grabe oder in dein 
Denkmal ; im enlgegengeselzlen Fall — mag der Verstorbene 
nun im Himmel oder in der Unterwelt wieder geboren wer- 
den — verbleibt die Seele nicht darin (übrigens scheint dies i<n 
ein in China, welches hier sogar mit seinein Namen erwähnt 
wird, gebildeter Zusatz). Es wird von den Reliquien gehan- 
delt; ihr kleinstes Theilehen besitzt eine wunderlhälige Kraft. 
Eine Mudrä, welche den Dämon bezwingt: man muss sich 
den eignen Korper als Körper des Buddha vorstellen im 
Licht seiner Zeichen und Merkmale , alsdann muss man sich 



»os 



: 1250 Schüler vorstellen, weiter alle Bodhisattva's 
grossen Geistor von fünf Wellgegenden. Wenn eine Gefahr 
droht, um« man fasten, an die Buddhas der zehn Wellge- 
gendendenken, an die Bodhisattva's u.s. w., ohne sieh durch 
andre Dinge zerstreuen zu lassen. Die Beschwörung der fünf 
Drachen zur Vernichtung einer Epidemie , welche diese her- 
vorzubringen vermögen; eine Epidemie wird durch Mord- 
thaten uud Wollust herbeigeführt. Unsre Welt ist sehr ver- 
dorben und deshalb muss man wünschen , in andern Welten 
geboren zu werden , insbesondere im Reiche des Amitäbha. 
Darüber, dass Wünsche und Gebete eine Geburt in den rei- 
nen Heichen der Welt des Buddha verschallen ; dass Almo- 
sen für einen Verstorbenen dem Todten Hülfe gewährt und 
seihst der Geber zu einem Siebentel daran Theil bat* wenu 
man aber das eigne ll.il> und Gut des Verstorbnen giebt , so 
kann man ihn auf diese Weise der Unterwelt enireissen, 
u, s. w. Im Allgemeinen reprjiscnlirt dieses Sfttra noch eine 
Entwicklung der Lehre der Dhäranl's. 

e. Subahupariprilschtschhä — Miao kien pou-sa so weng 
king (auch im Ralnaküla ist ein Capitel unter diesem Namen). 

Um uns nicht lange bei den Tanlra's aufzuhallen, deren 
ausführliche Analyse hier nicht am Ort und unmöglich ist, 
wollen wir den Inhalt des ehen erwähnten Buches genauer 
betrachten, welches eine Uebersichl aller llaupltheile der 
Magie darbietet. In dem dogmalischen Lexikon werden wir 
eine ausführliche Auseinandersetzung der Lehre der Tanlra's 
finden , welche von Tsoukhapa abgcfassl ist , da begegnen 
wir viel theoretischeren Anschauungen und Kegeln für die 
gesammte Mystik, als Frucht ihrer langjährigen Entwicklung; 
toi hier dagegen linden wir sie noch auf einer gewissen Stufe 
der Subjeclivital, auf welcher jedoch vieles bereits als be- 
kannt vorausgesetzt wird. In dem besprochenen Buch 






»Off 

scheint der gewöhnliche Anfang der andern Sutra's nicht ; 
wenn es nicht etwa nur ein Fragment ist, M wird weder Ort 
noch Zeil seiner Verkündigung angegeben. Der Bodhisatlva 
Vadschrapäni, welcher bekannt ist als Beschützer der mysti- 
schen Lehre, erzählt dem Bodhisaltva Suhähu, aufweiche 
Weise man rasch die Siddhi oder übernatürliche Macht er- 
langen kaun , welche in Folge von Zauberworten gespendet 
wird ; er zeigt an, welchen Hindernissen man auf dem Wege 
zur Vollendung begegnen kann; welche Zeichen die Annähe- 
rung der Siddhi anzeigen, endlich, worin sie besteht. 

Um die Siddhi zu erlangen , ist es nölhig , von allen Ei- 
telkeiten abzulassen, Frömmigkeit, Streben nach der Bodlii, 
Ehrfurcht vor den drei Kostbarkeiten zu besitzen; muss man 
die zehn Sünden, falsche Theorien vermeiden, muss man gut 
und mannhaft (d. h. unermüdlich) in den Lieblingen sein, darf 
weder den Ketzern noch den Dämonen, Geislern u. s. w. 
Glauben schenken. Zuerst muss man die Gelübde der Moral 
über sich nehmen, dann einen vorzüglichen Führer (älschärja) 
suchen, gleichwie man zum Acker gute Erde nölhig hat. 
Wenn die Sünden des gegenwärtigen oder vergangenen Le- 
bens ein Hindernis? für die Beschäftigung mit der Magie bil- 
den, dann muss man Denkmäler errichten, Götzenbilder ma- 
chen, Busse thun und gewisse Beschwörungen lesen. Bei der 
Vollendung des Zaubers ist ein Helfer nölhig, gleichwie Bä- 
der au einem Wagen (überhaupt ist das Ifuch bei jeder Gele- 
genheit voll von Vergleichen , was an die Schreibart der 
Agama's erinnert); Beschreibung der Eigenschaften , weiche 
der Helfer besitzen muss; die Wahl des Orts, wo der Zau- 
ber vollbracht werden soll , bildet die Hauptsache , da man 
nicht allenthalben mit Erfolg thätig sein kann; am besten 1112 
sind diejenigen Orle, an welchen sich, wie in den Sutra's 
gezeigt wird, Buddhas, Bodhisallva's und Crävaka's befun- 



sie 



den haben ; in Ermangelung von solchen ist es gut, s 
Ufer eines Flusses aufzustellen, oder auf Bergen, nur aber so 
dass kein Hinderniss durch wilde Tbiere , Geräusch u. s. w. 
eintritt; gleicherweise wird die Nachbarschaft untersucht: 
an dem gewählten Ort muss die Erde eine Elle lief aufge- 
wühlt, von allem Schmutz, Steinen, Knochen, ilaar u. s. w. 
gereinigt werden, dann muss man reine Eide an diesem Orte 
aufschütten und eine Hülle errichteu, um das Zauberwort zu 
vollenden : Beschreibung , wie man die Idole darin aufstellen 
müsse. Bevor man die Ausführung beginnt, muss man sich 
rasiren und reinigen; überhaupt muss mau sieh jeden Tag 
waschen und dreimal nach seiuem Vermögen Opfer bringen. 
Es wird untersucht, wo uud wie man um Almosen bitten, 
wie in. in essen muss. 

Da die Zauberworte hauptsächlich im Lesen von Zauber- 
sprüchen bestehen, und ein Rosenkranz erforderlich ist, wel- 
cher aus hundert und acht Kugelchen bestehl , so wird vor 
allem hier davon gehandelt , aus welchem Material diese ge- 
macht werden dürfen. Die Dllära ni 's bestehen gewöhnlich 
nur aus einigen Worten, aber datnil sie Kraft haben, kommt 
es darauf an , dass sie eine gewisse Anzahl von Malen wie- 
derholt werden, zum Beispiel hunderttausend Mal des Tages; 
dabet muss jedesmal, wenn man die Zaubersprüche wieder- 
holt , der Geist vorzugsweise mit der Vorstellung der Haupt- 
gollheit (chinesisch: pen Isuen , tibeliscb yidani W^fl) Le- 

schäfligl sein, welche zu der Beschützerin des Zaubers aus- 
erwähll ist , und zu gleicher Zeit muss inan seine Aufmerk- 
samkeit auf die Mudrä's richten, damit man sich nicht zer- 
streuen lasse. Wenn Begierde, Tborheit, Zorn ti. s. w. sie- 
gen, dann muss man die Unreinheit, die Barmherzigkeit, die 
Nuläna's u.s.w. betrachten. Alle guten Werke muss man auf 



die Bodbi richten, gleichwie alle Flüsse zum Ocean streben, im 
Zum Opfer darf man keine verdorbnen Speisen und Getränke 
gebrauchen. 

Bei der Zauberhandlung muss man während der Zeit, vo 
man die Zauberformeln spricht, ein Scepler (vadschra) in di-n 
Händen halten; das Material, aus welchem es gemacht zu 
werden pflegt, ist je nach dem Ziel, welches man im Лице 
hat , verschiedenartig , d. h. je nachdem man die Lehre er- 
strebt , oder den Himmel und die Frde , die Gestirne, Dra- 
chen , Feinde , Dämonen sich unterwerfen , oder sich Keidi- 
(bum und Berühmtheit, langes Leben, Gesundheit uud Ver- 
gnügen verschaffen will, oder Schätze sucht, oder die Kunst 
sich unsichtbar zu machen, ein Heilmittel und dergleichen 
mehr. Die Bestimmung des Vadschra ist: Hindernisse zu 
entfernen, nämlich die Vinäjaka's (Hindernisse) von Seilen 
der Dämonen, welche nur eine Gelegenheit suchen, in den 
Körper des sich mit Zauberei Beschäftigenden zu fahren, ihn 
inil Wahnsinn zu schlagen, in Krankheit zu stürzen u. s. w. 
und auf diese Weise einen glücklichen Ausgang des Zaubers 
verhindern. Wenn die Wiederholung der Zaubersprüche, 
die Darbringung der Upier, das Brandopfer (homa) nicht 
nach den Bcgelu vollzogen werden, wenn sich Zweifel dei* 

bemächtigt , wenn du über weltliche Angelegenheiten 
sprichst u. s. w. , dann erlangen die feindlichen Vinäjaka's 
augenblicklich Zugang zu dir; sie zerfallen in eine Menge 

Abtheilungen. 

Sowohl hei den Zaubersprüchen als bei der Anordnung 
des Mandala darf man bezüglich dessen, was vorgeschrieben 

weder etwas zusetzen noch auslassen; eben so wenig ist 
es zulässig, die für die Vollziehung vorgeschriebene Reihen- 
folge umzustellen. Damit die Siddhi erlangt werde, ist es er- 
forderlich, dass der Strebende Moral besitze und die nölhigen 



SIS 



Iteiiingungen , dass er fleissig sei und weder neidisch norl 
geizig , und dass die Worte der Zaubersprüche deutlich i 
gesprochen werden , d. h. weder schnei) noch langsam ■, 
Stimme darr weder erhöht noch gesenkt werden; es ist nicht 
gestattet das Lesen der Zaubersprüche zu unterbrechen, in- 
dem man seinen Sinn auf andere Gegenstände richtet, oder 
mit Andern sich über Fremdartiges unterhält. 
n Schilderung, wie bisweilen die Vinäjaka's in den Zauber- 
übenden eindringen und was sie bewirken ; Zeichen ihrer 
Gegenwart: Träume. Um sich vor diesen Störungen zu be- 
hüten ist es nothig einen Atscharja einzuladen und ein Man- 
dala (einen magischen Kreis) von ГГшГ Farben zu errichten; 
jede Seile dieses Mandala muss vier Ellen lang sein ; es müs- 
sen vier Thore darin sein, in der Mille ein Ailar errichtet 
werden , an dessen Seile sich ein Sessel für den Gebieter der 
Zauberformeln , (Ming wang, d. h. sanskritisch vidjäradscha) 
befindet; ferner müssen mit Brod , wohlriechendem Wasser 
u. aa. gefüllte G с fasse aufgestellt sein und oben in ihnen ver- 
schiedene Blumen stecken; der Hals der Gefässe muss von 
fünfTarbigem Zwirn umwunden sein. Пег Atscharja bringt 
zuerst den Königen des Zaubers Opfer; diese bestehen aus 
Blumen , Woblgerüchen , Speisen ; alsdann vollzieht er den 
Geistern und \ inäjaka's ein Opfer von Wein , Fleisch und 
eingemachten Früchten, und liest Beschwörungen, um sie 
zu entfernen. Eine solche Mandala- Cäremonie vermag über- 
dies die Verbrechen zu vernichten und die guten Werke zu 
erhöhen. 

Bei der Opfervollzichung wendet man die Cäremonie des 
hoiua (5J 4 1' E '), oder des Brandopfers an. Dazu werden Körner 

von Weizen, oder Sesam, Senf. Lotus u. s. w. genommen, 
an Zahl von 4 bis 10000 , mit Butter geknetet und auf he- 






Holzscheite geprcsst (diese werden hier aufgezählt); 
auch diese Hölzer müssen von einem angegebnen Maass sein: 
zwölf Daumen lang und so dick wie ein Finger. Der Ofen, in 
welchem das Brandopfer dargebracht wird, pflegt viererlei 
Formen zu haben; die eines Lotus, eine dreieckige, eine 
viereckige , und eine kreisförmige. Dieses hängt von dem 
Zweck ab, je nachdem mau Unglück vernichten, Drachen 
bezwingen, Feuer herabsenden, oder Krankheit verursachen 
will. Der Lehm, aus welchem der Ofen gebaut wird, mussidü 
eine Mischung von reiner Erde mit kiou-ma-i (Kalk?) seia. 

Wenn trotz aller Erfüllung der Vorschriften und Entfer- 
nung der Hindernisse die Siddhi dennoch nicht erlangt wird, 
so bedeutet das, dass unbekannte Ursachen existiren; des- 
halb muss fii.ni Tag und Nacht mit Eifer beten und dann er- 
scheint unfehlbar die Hauptgottbeit im Traum uad sagt, wo- 
ber dies kommt. 

Die Annäherung des Augenblicks, in welchem die Sid- 
i erlangt wird, wird durch verschiedene Merkmale ange- 
igt, wie z. B. durch angenehme Träume: da man sich 
unter einem Baldachin sieht, in einen schönen Palast eintre- 
tend, auf einen Thurm steigen , auf einen Berg, auf einem 
Löwen reiten, oder auf einem weissen Elephanten , einem 
weissen Pferde u. s. w. Nachdem maa ein solches Vergnügen 
erlangt hat , muss man voll Freude den Eifer und die Uuer- 
müdlichkeil verdoppeln , weil dann die Bodhi binnen einem 
Monat, binnen einem halben Monat, möglicherweise sogleich 
erlaogt wird. Hat man die Annäherung erkannt, so darf man 
vier oder zwei Tage keine Speise zu sich nebinen , um nicht 
unrein zu sein; ausserdem muss man den Buddha's ein Opfer 
bringen, dem diamantenen Gebieter der Mysterien (mit Be- 
achtung des Abschnitts, in welchem von ihm gehandelt wird) 
und dem Gebieter der Dhäranl's ; alsdann muss man sich von 



SI4 



i lliifuhl der Barmherzigkeit und des Mitleids i 
gen lassen, und sich mit der Durchtestiog gewisser Sutra's 
beschädigen ; zum Sditilz errichtet man von neuem ein ge- 
wisses Maadala, bei welchem man während der Unterhaltung 
des Нота , daraus ob er mit Gluth , Hauch oder Flamme 
brennt, erkennt, welcher Art die Siddhi sein wird ; ob es ei- 
nem zu Theil wird, in der Welt geehrt zu werden, oder sich 
unsichtbar niacbeu zu können , oder ein Rischi zu werden, 
A. Ii. eine verfeinerte Gestalt annehmen, fliegen zu können, 
und lange Zeil zu leben. Ausserdem giebt es auch andre /ei- 
chen der Vollendung der Siddhi; so bewegt sich z. B. das 
Götzenbild, vor welchem man Opfer bringt, sein Gesiebt e 
glänzt plötzlich , aus der Luft fallen Blumen , Wohlgeruch 
verbreitet sich, man hört Erdheben, himmlischer Trommel- 
iiiti schall ertönt, u. s. w. Dann mnss man die besten reinen Ge- 
fässe mit lebendigen Blumen und wohlduflendem Wasser an- 
füllen, beten und das, was man wünscht, aussprechen. 

Es giebt eine Siddhi, welche Vetälasiddbi (chinesisch Fou 
to no) beisst; diese wird an einem Leichnam vollzogen, wel- 
cher einer Beschreibung gemäss gewählt werden niuss l я 
darf keine Mängel haben und muss frisch sein. Nachdem 
man einen passenden Ort gewählt hat, werden die Maudala's 
und Vasen errichtet. Dahin bringt der Gehülfe den Leichnam, 
welcher vorher gereinigt, gewaschen und in die besten Klei- 
der gehallt ist; es beginnt das Lesen von Zaubersprüchen, 
von denen einige die Siddhi verschaffen, die andern die Nach- 
stellung der Drachen und Preta's entfernen. Wenn dann der 
Leichnam sich zwar aufrichtet, aber schlechte Zeichen sich 
kund geben, so bedeutet das, dass Hindernisse von Seiten der 
Dämonen existiren ; dann wirft man , unter Lesen von Zau- 
bersprüchen Senfkörner, mit Asche gemischt, in das Gesicht 
ili's Leichnams ; dadurch wird die Nachstellung entfernt und 



uchnam legi sich wieder nieder: wenn sich keine 
Schluchten Zeichen ergeben , so bedeutet es : der Leichnam 
hat sich durch die Kraft der Zaubersprüche erhoben und die 
Vollbringung des Zaubers ist richtig; dann muss man aus- 
sprechen, was man wünscht, d. h. ob man verborgne Schätze 
sehen will, oder in die Grotte des Indra gehen, um wunder- 
Ihätige Heilmittel zu gewinnen, u. s. w. ; alles dieses kann 
erlangt werden. 

Eine andre Art der Siddhi besteht in der Herabsleigung 
des Geistes Patradeva (po trau ) entweder auf den Finger, 
oder auf einen kupfernen Spiegel , oder in einen Knaben, 
oder in Opferobjecte , Wasser. Lampe und andres; für alles 
dieses wird nur erfordert , dass gewisse Vorschriften vorher 
beobachtet werden ; alsdann werden Zaubersprüche gelesen, 
hundert oder drei lausend Mal , und an eimm glücklieben 
Tage des weissen Mondes (d. h. des wachsenden) wird ein 
.Altar errichtet, so gross wie eine Kiiulsliaul; der Geist lasst 
sich herab (dann spiegeln sich alle welllichen und nichtwell- 11 
liehen Dinge in einem Spiegel oder in Wasser ab) ; dann 
muss man d«<m Geist, um ihn zu erfreuen, Opfer bringen, 
worauf er im Traum alle guten und schlechten Handlungen 
verkünden wird; steigt er in einen Knaben herab, dann 
spricht er durch diesen. Dabei darf man nicht vergessen, 
dass in gewissen Fällen statt eines Geistes ein Dämon hinein- 
fahren kann; alsdann muss man zu den gewohnten Regeln 
bezüglich der Austreibung desselben seine Zuflucht nehmen. 

Die mystische Ablheilung (tchi ming tsang) wird in Ab- 
schnitte nach den Iiuddha's , ßodhisattva's vertheilt, und in 
jedem Abschnitt erscheinen eigne Beschwörungsformeln, Mu- 
dra's H. s. w. Im Ganzen gieht es fünf Hauptabschnitte : 
1) Im Abschnitt der Tailiägala's werden 30,500,00(1 (drei 
koti iniil fünf laksha) Beschwörungsformeln sreiuhlt und meh- 



31» 



reri! Namen von Gebietern der lliiaraiil's (niiog tchou) er- 
wähnt. 2) Auch Avalokilecvara trug 30,500,000 Beschwö- 
rungsformeln vor; ihr Gebieter wird Hajagriva (ma chou) ge- 
nannt; auf diesen Abschnitt beziehen sich verschiedene eigen- 
thü mürbe Mandala's. Ueberdies giebt es auch sieben besondre 
Gebieter von Zaubersprüchen, welche je zwölf, sechs, oder vier 
Hände haben , in welchen sie einen unerschöpflichen. Trank 
halten , oder sie haben vier Gesichter mit einem kostbaren 
Diadem, geschmückt mit dem TschinlAinani ; alle diese gehö- 
ren zu dem Mandala des Hajagriva, UebenlJess giebt es acht 
Göttinnen , welche siebenzig Millionen Beschwörungsformeln 
mit verschiedenen Mandala's uin.1 Mudrä's vorgebracht haben; 
diese sind dazu bestimmt allen Bedrängten zu helfen und alle 
Hindernisse zu überwältigen. Alles dieses gehört zu dem Lo- 
tus-Abschnitt. 3. In der diamantenen Gattung giebt es sie- 
benzehn Gebieter von DbärantVmit vier und sechzig Fami- 
lien und acht Königen des Herzens und des Geistes (Vidja- 
rädseba) , es giebt einen schrecklichen (Foung nou) Vidjära- 
dseba, einen Wang mou kioung na-li (?) Vidjärädscba . einen 
a llererh ebensten Vidjäradscha, einen Vidjärädscha des Glücks 
und andre. Hierher gehören 800,000 Beschwörungsformeln. 
198 4) Es giebt noch einen Geist (Та chia) Pan tche kia, welcher 
20,000 Beschwörungsformeln ausgesprochen hat ; bei ibm 
ist die Göttin Me si kia lo, welche gleichfalls 100,000 Be- 
schwörungsformeln ausgesprochen hat. Dies ist der Abschnitt 
Pandschika. 5. Es giebt noch einen Geist Manibbadra, 
welcher 100,000 Dhärani's ausgesprochen hat, und einen 
Gebieter des Beicbthums (Tsai tchou) , welcher 300,000 
Dbaranl's ausgesprochen bat; dieses bildet den Abschnitt 
Mani. Ausserdem haben die Götter, Asura's und andre, wel- 
che den Buddha verehrten, in dessen Gegenwart eine unzählige 
Menge von Beschwörungsformeln ausgesprochen, welche sich 






>ald auf diesen bald auf jenen der oben erwähnten fünf Ab- 
schnitte beziehen. 

Vmlsrhrapäni sagt, dass es einige Bhikschu's und audre 
giebt, welche diese Lehre von den Zaubersprüchen niebt an- 
erkennen , ihr einen dämonischen Ursprung zuschreiben : 
diese betrachten den Vadscbrapani seihst als entsprungen aus 
dem Geschlecht der Jakscha's. Uebrigens erwähnt er, dass 
auch die Ketzer Dhärani's haben ; dass Mahecvara hundert 
koti's verkündete, Naräjaua 30,000, Mababrahman 60,000, 
SUrja (Gott derSonne) 60,000,lndra 1 8,000, Tsehandika 8000, 
der Geist des Feuers (Agni) 3700, Kuvera 3000, die Näga- 
radscha's 5000 . die Könige der Dämonen 1 2,000 , die vier 
Mahärädscha's 400,000 , der König der Asura's 200,000, 
der König der Trajaslrim^al (folglich wäre dies niebt lndra?) 
200,000 Dhärani's und jede Gattung hat ihre Mandalas, 
Madrä's und Zaubersprüche 1 ), Was die Menge von Zauber- 
formeln anbetrifft, so ist dies, obgleich der Text sieb so aus- 
drückt, doch wahrscheinlich eher in dem Sinn zu nehmen, 
dass die Tanlra's, welche eine ausführliche Beschreibung der 
Cäremonien bei Vollziehung des Zaubers mit allen Einzel n- 
beiten enthalten, eine so grosse Menge von Gälhä's oder viel- 
leicht auch Worten umfassleu. Wir glauben, dass, obgleich 
die Dhärani's nach der Meinung des vorliegenden Buches ab-199 
getrennt sind und als Ausläufer der Tanlra's angesehen wer- 
den, sie dennoch eigentlich den letztern vorhergingen, und 
demgemäss ist derSchluss erlaubt, dass sie auch bei denTir- 
thika's nicht lange vor der Verschmelzung mit dem Buddhis- 
mus hervorgetreten sein mochten. 

Es giebt acht Arten von Siddhi's, d. h. durch sie wird 



9) Die« beweist am enlschiedcnslen , dass die mjsliiche Lehre keine 
kehle Ausgeburl de* Buddhismus war, sondern ihm später aufgepfropft ward- 



21« 



erlangt: I. die beschwörende Gewalt, 2. lan 
Heilmittel (omrila), 4. die Entdeckung von Schätzen, 5. der 
Eintritt in Indra's Grotte, 6. die Kunst Gold ^u machen, 7. 
die Verwandlung von Erde in Gold . 8. die Erlangung der 
unschätzbaren Kostbarkeit (des Steins der Weisen?). Diese 
acht Arten vertheilen sich in drei Stufen. Die fste, 3te nnd 
5tc hitden die höchste, die 8te, 4te und 7te die mittlere und 
die 3te und 6te die niedrigste Siddhi. Alle diese werden ge- 
mäss dem Charakter des den Zauber Vollbringenden erlangt. 
Aber ausserdem kann man vermittelst Zauberei seiner Ge- 
walt noch eine Jaksctuni (Dakinl ?) unterwerfen, welche Ge- 
nüsse und Reichlhum zu verschaffen vermag: obgleich sie 
übrigens bei einem leben wird , so wird sie sich doch bemü- 
hen Gelegenheit zu finden Schaden zuzufügen , und deshalb 
ist dies ausserordentlich gefährlich. Die erhabenste Siddhi 
verschafft Einsicht, Unsichtbarkeit, die Fähigkeit verschiedne 
Veränderungen der Gestalt anzunehmen, sich Dämonen, Ge- 
stirne u. s. w. zu unterwerfen ; die mittlere Stufe verschafft, 
ausser langem Leben und Reichlhum, auch Achtung und Be- 
rühmtheit; die unterste verschafft, vermittelst der Kraft von 
Zauberformeln und Heilkräften, die Herrschaft über die Göt- 
ter, Drachen. Jakscha's, Gewalt über ihre Nachstellungen, 
über die Gifte und giftigen Thiere. 



л Wir wollen uns hier nicht über die Lehre der beiden 
IIa uptahthei hingen des MahäjAna- Systems, die der Schulen 
der Jogatschärja's und der Madbjaraika's verbreiten , eben 
so wenig über ihre besonderen Unterabtheilungen ; diese 
werden in einer hesondern Uebcrsicht der philosophischen 
Systeme des Buddhismus and so auch in den Artikeln über 






die Literatur dieser Schulen ihre Stelle linden. Demgemäss 
werileo wir uns hier nur bestreben die berühmten Personen 
aufzuzählen, welche im Buildhismus erscheinen. Wir wendeu 
uns wieder zu demselben Täranätha zurück, Dieser setzt den 
Anfang der MahAjuna-Lehre (Cap. XIV) etwas früher als Nä- 
gärdscbuna, nämlich unter Cri-Saraba uder Kähulabhadra, 
einem Zeitgenossen des von Kala f?^ 5 ]^) geweihten Königs 

Tschandanapäia ; die Erscheinung der wichtigsten Sütra's des 
Mahäjäua- Systems bezieht sich, nach Täranätha's Worten, 
iiim'Ii auf diese Zeil, während alle andern Berichte darin über- 
einstinimcn , dass das Mahäjäna- System nicht mit Nägär- 
dschuna begann. Der Grund des Auftretens des Saraha ist in 
den Sagen des Myslicismus (in den Tanlra's) zu suchen, wel- 
cher von diesen seinen Ursprung ableitet und bezüglich der 
Zeil seiner Entstehung mit dem .Mahäjäna auf gleicher Stufe 
m stehen, ihm gleichzeitig zu sein prälendirl. Deswegen 
hängt der Mysticisuius seine Legenden an alle nachfolgenden 
Berühmtheiten des Mahäjäna und fügt ausserdem, unabhän- 
gig von diesen, Sageu über Personen hinzu, welche sich aus- 
schliesslich blos der Zauberei gewidmet hatten. Es ist be- 
merkenswerth , dass die Mystiker den mahäjänis tischen Per- 
sönlichkeiten besondere Namen geben ; den Kähulabhadra 
nennen sie Saraha, den Arjadeva — Karnarupa, den Lavana 
— Kampila. 

Die Sageu übertragen den Nägärdschima in alle Länder 
Indiens und, wie es scheint, ist der Grund davon am ehesten 
in seiner Berühmtheit zu suchen, wegen deren jeder Ort ihn 
sich aneignen will , obgleich er vielleicht das südliche Indien 
nie verlassen hat; oder es sind, wie wir oben gesagt haben, 
unter dem Namen Nägärdschuna alle Personen begriffen, а 
te sich mit der Abfassung der Bücher der Mahäjäua- 



Lehre beschäftigt haben ; deun wenn wir auch atinehmea, 
dass die Pradsclma päramilä oder der Avalamsaka gleich zu- 
erst unter den Werken dieser Schule erschienen, su bleibt 
doch noch eine grosse Menge anderer Werke (zum Beispiel 
der Batnakula) übrig, von welchen nirgends gesagt wird, 
wann sie geschrieben sind. 

Nägärdschuna tritt auf in dem berühmten Kloster N4- 
landa, welches nicht lange vorher von zwei Brüdern, Mudga- 
ragouiin (ТЧ' 1 '^) und Cariikara (Т^'З^) an dem Orte ge- 
gründet ward , wo £äriputra geboren war , und nicht weit 
von Bodhimandala , dem Orte, wo der Buddha seine Weihe 
erlangte. Wenn aber Nälanda wirklich die Geburtsstätte des 
Mahäjäna gewesen wäre, wie wäre dann möglich gewesen, 
dass nach dieser Zeit auch die Systeme der Qrävaka's hier 
eine Zuflucht gefunden hätten? Es ist augenscheinlich, dass 
diese Legende sich erst in der Folge gebildet hat. Von da 
werden die Thaten des Nagärdschuna nach dem Osten über- 
tragen : nach Bengalen, Orissa und Kädhä. Alsdann gebt er 
nach dem Süden in das Königreich des Qariikara, wo er 
auch stirbt. 

Bei dieser Gelegenheit halten wir es nicht für überflüs- 
sig, folgende Worte Taranälha's anzuführen: и In Betreff der 
Lebensdauer des Nagärdschuna giebt es einander widerspre- 
chende Meinungen; nach einigen feblten ibra 71 Jahr, nach 
andern aber 29 an 600 '). Nach dem ersten lebte er 200 
Jahr in Magadba, 200 im Süden und 129 auf dem Berge 
Qrlparvata (^Ч'З'^.). Es ist augenscheinlich , dass dieses 



1) Sollte man nicht eber in diesem Salz sehen dürfen, das* Mglrdicbnn* 
nicht roll 600 Jahr nach dem Tode dei Buddha lebte T Derartige üorruptio- 
nco sind ichr gul müglich. 



пг gleichnissartig gesagt isl und überdies sogar meine Leh- 
rer, die Pandita's, dass hier ein halbes Jahr für ein gan-202 
zes gezählt wird. Andre nehmen an, dass Nägardschuna 
auf dem Berg Grlparvata (71 Jahr geteilt habe.* 

Wie sich dies auch verhalten möge, so können wir doch 
nicht umhin ги bemerken, dass wenn sich die Geschichte des 
Buddhismus vorzugsweise auf Magadha bezieht , die der Ma- 
bajAna-Lehre sich ausschliesslich um das Kloster Nälanda 
dreht. Hier steht nach Nägardschuna an der Spitze des Glau- 
bens , dessen Schüler Arjadeva (dessen Begegnung mit ihm, 
den Berichten zufolge, im Süden Stall fand) und Tathägata- 
hbadra oder Nagähvaja (? З' ач ) ; der erslre stammte sicht- 
lich aus Ceylon (vielleicht isl der Lankävatära von ihm abge- 
fasst) , gelangte zu Nägardschuna und predigte nach dessen 
Tod lange Zeit im Süden, bis er in Folge einer Einladung 
nach Nälanda kam, wo er den Arvagliosha besiegte (!) und 
alsdann in den Süden zurückkehrte , wo gleichzeitig mit ihm 
Talhägatabhadra lebte ; letzterer führt den Beinamen Nagä- 
hvaja (der von den Drachen herbeigerufene), weil er sieben- 
mal den Drachen besuchte — eine Legende, welche, wie 
wir sebeu, uns Nägardschuna ins Gedächtniss zurückruft, 
woraus man auch scbUtssen muss , dass er eine und die- 
selbe Person mit diesem ist, oder dieselben Legenden auf 
verschiedne Personen bezogen wurden. Bei den Mystikern 
erscheint als Nachfolger des Arjadeva Itähulahhadra ; ausser- 
dem wird bei denselben auch die Erscheinung der Zauberer 
Cinkava fift^} und Cavaripa (ДЗГЗД) angenommen. Naga- 

bvaja wird gleichfalls als ein Schüler des Nägardschuna be- 
trachtet und zu der Zahl der Lehrer in Nälanda gerechnet, 
Ausser diesem führen die Mitglieder noch als eine besondre 



Person auf den Nagabodhi oder Nagabuddha (Schlangenhei- 
ligkeit, oder Schlangen weisheil) ; derartiger Wechsel in Na- 
men zeigt, dass die richtige Leseart in verschiedenen Hand- 
schriften verloren war. Die Mahäjänisten betrachten Acva- 
ghosba als ihren Anhanger und legen ihm eine Menge Werke 
IM hei : es läge nahe, dieser Annahme Glauben zu schenken, 
wenn er von Arjadeva erleuchtet worden wäre, allein die 
Hinajänislen schreiben seine Bekehrung dem Pärcva zu, und 
es ist leicht einzusehen, dass die Mahäjänisten hier nur ih- 
rem gewöhnlichen Verfahren folgten, ihre Legenden aller 
Orten einzuführen, während die Mystiker ihrer Seils die Le- 
bensbeschreibungen der Mahäjänisten mit ihren. Sagen anfüllten. 

Als Nachfolger des Arjadeva in Nälanda erscheint, wie 
oben gesagt, Rähulahhadra , welcher vielleicht in der That 
den Anfang machte die mahäjänislische Lehre mit der mysti- 
schen zu vermischen. Von diesem wird erzählt, dass der Bud- 
dha Amitäbha ihm erschienen und dass er, mit dem Gesicht 
nach Sukhavatt gewandt, gestorben sei. Wir haben begrün- 
dete Veranlassung aus Legenden, welche der angeführten 
ähnlich sind, zu schUessen , dass der Held derselben über ei- 
nen ähnlichen Gegenstand geschrieben habe; von allen Per- 
sonen, welche über Zaubereien, die sich auf irgend eine 
Gottheit beziehen, geschrieben haben, wird nämlich erzählt, 
dass sie diese Gottheit erblickt haben. Die Lehre von Ami- 
tabha und seinem Königreich Sukhavali, in welchem jeder 
Buddhist sich bestreben muss. geboren zu werden, gehört zu 
den ersten Ideen , welche durch den Mysticismus in das Ma- 
bäjäna- System eingeführt wurden. Doch scheint alles dieses 
nur grundlose Legenden zu sein und das Mahajäna verbirgt 
sich im Süden , wo noch ein Lehrer der Piadscbna päramila 
erwähnt wird (Gap. XX). 

Die Buddhisten rechnen, dass ein dreimaliger Angriff der 









Feinde atif die Religion Statt fand, bei welchem jedesmal 
auch die Tempel von ihnen zerstört wurden; bei diesen An- 
griffen , welche, nach ihren Worten, sich in dem Zeitraum 
zwischen Nägärdschuna und Arjäsanga ereigneten, hatte je- 
des Mal auch Nälanda zu leiden. Zum ersten Mal trat dies 
unter Puslijamitra ein, als die Tlrttiika's gegen diesen König 
Krieg anfingen und eine Menge Tempel von Üschalandhara 
an bis Magadha zerstörten , und dies war etwa 500 Jahr 
nach dem Tode des Buddha. Es scheint, dass zu derselben 
Zeil auch der Streit des Acvaglioscha mit l'ärcva oder Arja- 30 * 
deva Statt fand '). Zum zweiten Mal halle der Buddhismus 
zu leiden bei Gelegenheit der Feindschaft zwischen Dharma- 
tschandra und llunimanta . durch dessen Einfall Nälanda 
ebenfalls hart betroffen ward. Dennoch wurden sogleich un- 
ter dem König liuddhadic {? ) wiederum vier und achtzig 
Tempel oder Schulen hier begründet. Aber zum dritten Mal, 
vierzig Jahr nach der zweiten Verfolgung , unterlagen die 
Buddhisten einem heimlichen Anschlag der Tlrlhika's, wel- 
che angeblich anfingen ihre Tempel in Brand zu stecken ; 
auf diese Weise erreichte der Brand t^ri- Nälanda und diente 
angeblich zur Vernichtung der buddhistischen Literatur, wel- 
che sich in ihrem ganzen Umfang in dem Dharmagandscba, 
h. i. in der Bibliothek befand, die in drei Tempeln bewahrt 
war. Aus diesem Grunde ist, wie man sagt, von den fünf- 
zehn Thcilen des Mahäjäna nur einer auf uns gekommen. 
Und sn will man , anstatt durch den maasslosen Ueher- 
fluss der durch stufenweise Vervielfältigung angehäuften 
und allsammt dem Buddha zugeschriebenen Werke schon 
in Verlegenheit zu geralhen, im Gegentheil uns glauben ma- 



1) nt.cn ist eine Nachricht über den Einfall des Königs der kleinen 
Yotiei-Tschi, zur Zeil des Acngbolha angeführt. 



eben, dass nur der geringste Theil von ihnen auf uns gekom- 
men sei; so sehr liebt der Buddhismus .sich colossal zu zei- 
gen! Aber bis zu welchem Grade ist das wahrscheinlich ? 
können wir glauben, dass der auf uns gekommene Ratnakuta, 
Avataulsaka und MaliAsamaja t^* 1 "^) ш Wirklichkeit jeder 
lausend Tbeile enthielt, von welchen auf uns nur — (vom 
ersten 49, vom zweiten 3!) und vom dritten 9) — statt 3000 
im Ganzen !)7 gelangt wären ? Sogar der jetzige Laokäva- 
tära soll nur ein Fragment unter dem Titel eines Werks sein, 
welches ehemals existirt habe. Warum aber lindel sich keine 
15 Erwähnung, dass auch die Pradsclioä päramilä der Zerstö- 
rung unterlag 7 Wir sind der Ansicht, dass, wenn wirklich 
ein Brand in NaJanda Statt fand, zufallig oder iu Folge eines 
Einfalls der Tlrthika's, und bei dieser Gelegenheit irgend 
eine Bibliothek verbrannte, dieses dann auch einen Vorwand 
zur Sammlung der buddhistischen Werke in andern Theilen 
Indiens abgab (was von Taranätha erzählt wird); bei eben 
dieser Gelegenheit wurden unter andern Sütra's auch die 
mahäjänistischen zuerst nach Nälanda gebracht. Wahrschein- 
licher ist, dass verschiedene Fragmente hier einer besondere 
Redaclion unterworfen und nur unter einem Titel vereinigt 
wurden, erst später aber angefangen wurde zu erzählen, dass 
sie die Ueberreste eines umfangreichen Werkes seien. Wie 
sich dies nun auch verhalten möge, so ist es unter diesen 
Umständen nothwendig nicht blos in Magadba eine Samm- 
lung der mahäjänistiscbcn Schriften anzunehmen , sondern 
auch in Orissa und Bengalen (im Tempel Devagiri Cap.XXI). 
bei welcher Gelegenheit die Brahmanen Qanku und Kllalu er- 
wähnt werden. 

In dieser Art wird die älteste Geschichte des Buddhismus 
bis auf Ärjasanga dargestellt. — Alle Legenden versichern 






88Д 

uns gleichmässig , dass Arjäsanga der älteste Bruder des Va- 
subandhu war, und demgemäss ist ihre Gleichzeitigkeit kei- 
nem Zweifel unterworfen. Lassen wir aber die vom Mysti- 
cismus hinzugefügten Legenden — wie er sich bemühte (oder 
mit Beschaulichkeit beschäftigte) um Maitreja zu erblicken — 
unberücksichtigt, so sehen wir, wie er sich zuerst im maga- 
dhischen Walde Plluvana niederlicss , wo er einen Tempel, 

«der Scbössling des Glaubens» (^ '3 'S '^p ^y 7 ]^ '^) erbaute, 

die Bücher des Maitreja in Schriftform brachte und verschie- 
dene eigne Werke niederschrieb (s. die der Jogätschärja's). 
Zu dieser Zeit wurden im Westen im Königreich Javana 
(? ^*0 in der Stadt Sägara im Tempel Ushmapura auf Kosten 

des Königs Gambhlrapaksha (?^'^T§ q l^) die Geistlichen 2oe 

versammelt, man weiss nicht genau bei welcher Gelegenheit, 
aber sicher um , auf Veranlassung von Unglücksfällen , wel- 
che die Tirthika's verursacht hatten, Bücher zu sammeln. 

л 

Hier zeigt sich auch ArjAsanga (Cap. XXII), lehrte gleich- 
wie die andern die Körbe der Cruvaka's und verbreitete zu- 
letzt noch die Sutra's der Mahäjäna- Lehre. Täranätha's Ge- 
schichte sagt, dass, obgleich die MahäjAna- Lehre schon vor 
dieser Zeit sehr ausgebreitet war, sie dennoch alsdann so ge- 
sunken sei , dass es bis auf Arjasanga wenige gab , welche 
diese Lehre begriffen hatten, und dass sich erst seil der Zeit, 
wo Arjasanga und dessen acht ausgezeichnete Schüler pre- 
digten , der Unterricht in dieser Lehre von neuem verbreitet 
habe. Da die Buddhisten es lieben , sieb mit dem Mantel des 
Alterthums zu umhüllen, so glauben wir, dass das Auftreten 
des Mahäjäna-Systems als besondre, allen bekannt gewordne, 
Schule , in Wirklichkeit erst seit dieser Zeit begann , dass 
aber schon vorher unbekannte Asketen in verschiedenen 

W«ffiljew, Buddhismus. 15 



ngcn 

Va- 

agi- 



Tempeln durch ihn- Werke diese zukünftige Veränderung 
im Buddhismus vorbereite! hallen. Wie sichllirh ist, wurde 
Arjäsanga königlicher Guru hei dem König Gambhlrapaksha 
(ЩЧ'дга.'.^ПЧ j _ un j j as gal) seinem System keinen geringen 

Grad von Glanz und Macht. Erst gegen das Ende seines 
bens führen ihn die Legenden gewöhnlich nach Nälanda 
er zwölf Jahr zubrachte und in Itädsehagriha starb. — 
siili.iinllni verhält sich eben so zu Arjäsanga , wie Acvaj 
scha zu Arjadeva : ihm werden sehr viele mak'ij.'uiisti 
Werke zugeschrieben. Als der allerbcrfihmlcslc von Vasu- 
bandhu's Anhängern erscheint Dignäga , welcher durch die 
Abfassung eines logischen Tractats i'rainänasamutschtschaja 
(*^' Д '3^5 Ч ) bekannt ist, und in Folge davon schreiben ihm 
diu Legenden zahlreiche Siege über die Tirthika's zu. Wie 
207 sich dies auch verhallen möge, seil dieser Zeit vertritt die 
Logik im Buddhismus die Stelle der Abhidharma's. Ein 

drer Seh ler des Vasubandhu , Sariighadäsa (^'^'^' 

verbreitete die ftlahäjäna-Lebrc zuersl in Kashmir. Die Lei 
des Maliäjäua , wie sie von Arjäsanga vorgetragen und vi 
breitet ward, gehörte zu dem System der Jogälschärja's. 
ist augenscheinlich, dass er entweder Veränderungen in der 
früheren Theorie vornahm, oder ihm Autoren vorhergingen, 
welche sich in ihren Meinungen von den Ideen des Nägar- 
dschuna trennten, und nun verbreitete sich int nördlichen 
und mittlem Indien das System des Arjäsanga. Indessen wa- 
ren im Süden die früheren Ideen nicht erloschen ; vielleicht 
kannte man dort sogar die von Arjäsanga hervorgebrachte 
Bewegung nicht: hier seilen wir Buddhapälita (im Konig- 
reich Tampala), welcher im Tempel Dantapura lebte und Er- 
klärungen zu den Werken des IVägärdscIiuna und Arjadeva 



verfasste« Er gilt aach als Haupt des Prasanga oder desjeni- 
gen Systems der Madhjamika's , welches jetzt in Tibet ange- 
nommen ist. Nicht lange nach ihm lebte, ebenfalls im Süden, 

aoch Bhayja ( Q ' iT ]^^), im Königreich Maljara(?); doch trennte 

er sich in seinen Meinungen von Buddhapälita und begrün- 
dete ein andres System der Madhjamika's , welches das der 
Sratantrika oder des Ratikala genannt wird. Es ist klar, dass 
einige sogar diese beiden Lehrer als Schüler des Nägär- 
dschuna betrachten. Zu der Zeit , als sich Surjagupta ') 

CJ"*' 'Щ^ '^) zu zeigen bemühte , dass die Lehre des Ärjäsanga 

und Nägärdschuna ähnlich sei (Cap. XXII), erschien im Süden 
(im Königreich Samanta) Tschandraktrli, welcher der Ansicht 
desBuddhapälita folgte; er wurde später Vorsteher in Nälanda 
und führte wahrscheinlich dort zuerst seineMeinungen ein. Als 
sein Gegner erscheint Tschandragomin , der berühmte Ver- 
fasser des Tschandravjäkarana (Cap. XXV) , welcher ein An- 208 
bänger der Meinungen des Ärjäsanga war. Nach dem Be- 
richt des Taranätha dauerte der Streit zwischen ihnen sieben 
Jahr und — urtheilen wir nach der nachgiebigen Weise, 
wie sich die Tibeter über dessen Resultat ausdrücken, — so 
können wir schliessen, dass Tschandrakirti besiegt ward. In 
der That sehen wir ihn gegen das Ende seines Lebens im 
südlichen Indien (im Königreich Konkana), während Tschan- 
dragomin in Nälanda bleibt. Dieser letztre zeichnete sich, wie 
ersichtlich, durch umfassende Kenntnisse aus. Ausser dem 
Buddhismus waren ihm Künste, Philologie, Dialektik, Medi- 
an, Poesie, Astronomie und аа. bekannt. Seine Werke über 
alle diese Gegenstände sind zahlreich. Wir wollen bemerken, 
dass die Benennung Gomin anzeigt, dass er kein Priester der 



1) Ob flicht Rarigupta? 8. Bull, hist-philol. T. IV pag. 288 folg. Scb. 



Religion (d. h. Kein Mönrb) war, sondern jin Weltlicher, 
welcher die Itcligion studirt hatte. Diese beiden Lehrer wa- 
ren Zeitgenossen der Könige Simha, Varman und Prasanna 
^rranjzjj . nacn Xschandraklrti erscheint als Vorsteher in Na- 

landa Dharmabala ; diesem folgte Dschajadeva (fSpTW®, 

der Lehrer des CAuLideva ( l ^'^' l 3) . welcher berühmt ist 

durch die Schriften : Qikschäsamulschtschaja РЧР^ЭТ^З 4 

Tandj. B. "p , Sutrasamutschtschaja l 3 ^ 5 !^) und Bo- 

dhisatlvatseharjävatara (J^'^l Т. B. "I). Auf diese Weise 

ist offenbar , dass in Nälaoda die Parthei der Idealisten 
herrschte. Aber kurz darnach erschienen sowohl in Magadha, 
als im Osten und im Süden die Tirlbika'e unter der Anfüh- 
rung des Qamkarätsckärja, Kumäralila und Kanadaruru. Der 
Buddhismus brachte seiner Seits den Dbarniakirti hervor, 

welcher sieben Tractalc über Logik (а^Ё 4 ^) oder Er- 
klärungen zu dem Pramänasamulschtschaja, einem Werke 
des DignÄga (im Tandschur В. Ъ) , abfasste. Dieses Werk 

genügte , dass ihn die Legenden fast an allen Enden Indiens 
209 zum Besieger der Tirlhika's machten. Alier bis wie weit ist 
das wahr? 



Im Allgemeinen sind Nagärdschuna, Ärjasanga und Oig- 
naga, die Urheber von Originalwerken , und Ärjadeva , Va- 
subandhu und Dharmaklrti, die Verfasser von Commentarcn, 
im MahäjAna unter dem Namen der sechs Zierden bekannt 
Nach diesen begegnen wir keilten besondern Berühmtheiten 
des Mabäjäna mehr, obgleich die Zählung der Nachfolgt 






: 

i 



und Personen bei Tftran&tha noch lange fortgesetzt wird , so 
sind doch alle diese Personen zum grössten Theil bereits 
Lehrer des Mysticismus , welcher , wie es scheint , erst seit 
dieser Zeit sich vollständig zu verbreiten beginnt ; denn die 
Legenden , welche , wie wir oben erwähnt haben , ihn schon 
vor Näg&rdschuna setzen, verdienen keine Beachtung. Die 
Lebensbeschreibungen aller der Personen, welche den Mysti- 
cismus predigten , sind mit so abgeschmackten Märchen an- 
gefüllt, dass wir ihnen keine grössere Aufmerksamkeit wid- 
men wollen. 



*° ERSTE BEILAGE. 



Lebensbeschreibung des A^vaffhoscha* HfbgAr» 
dschmia* Arjadeva und Vasnbandhn* 

Obgleich wir in der beabsichtigten Ausgabe von Tara- 
nätha's Geschichte des Buddhismus einer grössern Menge von 
Lebensbeschreibungen bekannter buddhistischer Persönlich- 
keiten begegnen werden, so halten wir es deunoch, zur Er- 
läuterung einiger Verweisungen , welche wir in dem allge- 
meinen Umriss der Geschichte des Buddhismus gegeben ha- 
ben, nicht für tiberflüssig, schon jetzt diejenigen Biographien 
mitzutheilen, welche wir in chinesischen Uebersetzungen ge- 
trennt findeu, und zwar um so mehr, da sie eiuem hohen 
Alter angehörig, im Inhalt sich nicht unbedeutend von denen 
unterscheiden, welchen wir bei Täranätha begegnen. Die er- 
sten drei Biographien: die des Avaghoscha, Nägärdschuna 
und Arjadeva wurden schon unter der Dynastie Jao Tsin 
(387 — 417 nach Chr. G.) in China von Kumarosha (Kumä- 
raglla ? ) übersetzt , die letzte aber , die Lebensbeschreibung 
des Vasubandhu, unter der Dyuastie Tschin (557 — 588) von 
dem berühmten Tschin-thi. Ausser den historischen Nachrich- 
ten, welche in ihneu enthalten sind, verdient unsere Aufmerk- 
samkeit auch der Ton selbst und die Form der Erzählung, in 
welcher man sich die wunderbaren Thalen dieser oder jener 



»81 

Person darzustellen bestrebt. Diese Art Legenden stebt noch 
jener nahe , welcher wir in den Erzählungen von dem Leben 
der ersten buddhistischen Patriarchen begegnen ; in der Folge 
wurden sie umgewandelt und mit grossen Verschönerungen 211 
überliefert. Wir beabsichtigen jedoch nicht , alle diese Bio- 
graphien vollständig zu übertragen , sondern wollen alles, 
was wir von ihnen Beachtuugswerthes gefunden haben , nur 
auszugsweise mittheilen. 

1. A(vaghoscha (chinesisch Ma-ming «Stimme des 
Pferdes) war der Schüler des ehrwürdigen Pär^va. Pärcva kam 
aus dem nördlichen nach dem mittleren Indien und erfuhr, 
dass die dasigen Geistlichen sich nicht unterstehen durften 
dieGhantft (Glocke) ertönen zu lassen, ein Vorrecht, welches, 
wie wir sehen, derjeuigen Religion angehörte, welche 
herrschte, oder das Ueberge wicht besass; die Ursache dieser 
Erniedrigung war Agvaghoscha, welcher, zu den geschickte- 
, sten Tirthika's gehörig , verlangte , dass die Buddhisten sich 
nicht unterstchen sollten die Ghantä's zu schlagen , bis sie 
ihn im Disputiren besiegt hätten. Pär^va befahl zu läuten, 
liess sich mit Agvaghoscha in einen Streit ein und legte ihm 
zuerst eine Frage vor, welche nur darin bestand, dass er 
wünsche, dass die Welt Zufriedenheit, der König langes 
Leben, das Land Ueberfluss geniesse und keinen Unglücksfäl- 
len unterliege. Diese unerwartete Wendung, auf welche nach 
den Kampfgesetzen erwidert werden musste , brachte Afva- 
ghoscba ausser Fassung und er wurde , der Bediugung ge- 
mäss, Pftr^va's Schüler. Dieser rielh ihm den Buddhismus zu 
studiren und kehrte selbst in sein Vaterland zurück. Acva- 
ghoscha blieb im mittleren Indien und machte sich durch 
seine ausgezeichneten Talente berühmt. Es traf sich, dass der 
König der kleinen Jue-tschi im nördlichen Indien in Maga- 
dha einfiel und die Auslieferung von Buddhas Napf und von 



аз» 



\cvaghoscha forderte. Die Beamten murrten gegen t 
nig, dass er den letzteren zu hoch schätzt»; um sein Ver- 
dienst zu beweisen, nahm der König sieben Pferde, biell sie 
sechs Tage hungrig und stellte sie dann an den Ort, wo Ar- 
vaghoscha predigte , um ihnen Futter zu geben ; aber die 
Pferde vergossen Thräncu, als sie den Prediger hörten uni! 
wollten nicht fressen. Dies machte Acvaghoseha berühmt und 
213 weil die Pferde seine Stimme verstanden, erhielt er auch den 
Narneu Acvaghoseha (Summe des Herdes). 

2. Nägärdschuna wurde im südlichen Indien grimren 
und stammte aus der Kaste derBrahmanen ; er war von Natur 
mit wunderbaren Fähigkeiten begabt und sludirlc schon in 
seiner Kindheit die vier Veden , deren jeder 40,000 Gtthi'fl 
enthielt (jede zu (2 Buchstaben — Selben — gerechnet}! 
er begab sich auf Reisen in verschiedne Beiche und erlernte 
alle weltlichen Wissenschaften, wie Astronomie, Geographie, 
mystische und magische Künste; alsdann befreundete er .sich 
mit drei gleichfalls ausgezeichneten Männern und , nachdem 
er ein Mittel erkannt , sich unsichtbar zu machen , schlich er 
sich mit ihnen in den königlichen Palast , wo er anfing die 
Frauen zu entehren; ihre Gegenwart wurde durch ihre Fnea- 
spuren entdeckt und die drei Gefährten des Nagardeehoni 
wurden in Stücke gehauen ; nur er allein rettete sich , nach- 
dem er vorher das Gelübde abgelegt hatte, in den geistlichen 
Stand (den buddhistischen) einzutreten; und in der Thal ging 
er auf den Berg zu einer Pyramide (slöpa) des Buddha. 
legte die Gelübde ab, sludirle in 90 Tagen alle drei Pitakas 
und begriff ihren liefen Sinn ; alsdann beganu er die andern 
Sulra's zu suchen, fand sie aber nirgends; erst im Innern 
der Schneegebirge gab ihm ein hochbctagler Bhüuchu daa 
Sulra des Mabäjäna ; er begriff zwar dessen tiefen Sinn, 
konnte aber keinen ausführlichen Commcular da/n linden. 



888 

alle Meinuogen der Tlrthika's und £ramana's erschienen ihm 
niedrig ; in seinem Stolz bildete er sich ein der Gründer ei- 
ner neuen Religion zu werden, ersann neue Gelübde und ein 
neues Kleid für seine Schüler ; da erbarmte sich seiner der . 
N&garädscha (König der Schlangen) , nahm ihn zu sich ins 
Meer in seinen Palast und zeigte ihm dort sieben kostbare 
Behälter mit den Vaipulja - Büchern und den übrigen Sutra's 
von tiefem und verborgenem Sinn ; Nägärdschuna durchlas 
sie binnen neunzig Tagen und kehrte mit einer Kiste auf2is 
die Erde zurück. In dieser Zeit war in Indieu ein König, 
welcher für die wahre Lehre keine grosse Verehrung besass; 
Nägärdschuna , welcher dessen Aufmerksamkeit auf sich zie- 
hen wollte, schritt sieben Jahr lang vor ihm her mit einer 
rotben Fahne und als der König sich mit ihm in eine Unter- 
haltung einliess und zum Beweis seiner Allwissenheit ver- 
langte, dass er ihm sage, was im Himmel geschehe, erklärte 
Ndgärdschuna, dass ein Krieg zwischen den Asura's und De- 
va's Statt finde, und zur Bestätigung seiner Worte fielen 
Waffen und abgerissene Glieder der Asuren vom Himmel 
herab; da glaubte der König und zehn tausend Brahmanen 
hörten auf die Ilaare in einem Schopf zu tragen (d. h. 
seboren sich) und legten die Gelübde der Vollkommenheit 
(d. h. des geistlichen Standes) ab. Da verbreitete Nägär- 
dschuna den Buddhismus eifrig im südlichen Indien , demü- 
tbigte die Tlrthika's und verfasste zur Erläuterung des Ma- 
h&jäna den Upadeca, welcher aus 100,000 Gäthä's bestand; 
ausserdem schrieb er auch das Tchuang ian Fo tao lung — 
der prächtige Weg des Buddha — in 5000 Gäthä's, das Та 
tseu fang pian lun — die Kunst der erhabnen Barmherzigkeit 
— in 50 (5000?) Guthä's); dadurch fand die Lehre des 
Mah&jäna im südlichen Indien vielen Eingang. Ausserdem 
verfasste er : Wou wei lun — Betrachtung über die Uner- 



»84 

schrockenheit — in 100,000 GAthft's*). Ein Brahmane, 
welcher sich mit ihm io eine Disputation einliess , brachte 
einen magischen Teich hervor , in dessen Mitte sich ein tau- 
sendblättriger Lotus befand , aber Nägardschuna brachte ei- 
nen magischen Elephanten hervor, welcher diesen Teich zer- 
störte. Als endlich ein hlnajänistischer Lehrer den Wunsch 
äusserte, dass Näg&rdschuna sterben möge, verschloss er sich 
214 in ein einsames Gemach und verschwand. Hundert Jahre da- 
nach errichtete man ihm zu Ehren in allen Reichen des süd- 
lichen Indiens Tempel und begann ihn wie einen Buddha hoch 
zu achten. Da ihn seine Mutter unter einen Ardschuna- (a- 
tchou-to-na) Baum geboren hatte, so erhielt er den Namen 
Ardschuna, und in Folge davon, dass ein Näga (Drache) bei 
seiner Bekehrung sich betheiligte, wurde das Wort N&ga da- 
mit verbunden , wodurch Nägärdschuna entstand (chinesisch 
Loung-chou «Drache — Baum;» die Tibeter übersetzen 
9'|P «der durch einen Drachen Vollendete). Er war der 

dreizehnte Patriarch und leitete die Religion über drei hun- 
dert Jahr. 2 ) 

2. Deva(jArjadeva) stammte aus einem brahmanischen 
Geschlecht im südlichen Indien und machte sich durch seine 
Kenntnisse berühmt ; in seinem Königreich war ein aus Gold 
gegossenes zwei Klafter hohes Idol des Mahecvara ; wandte 
sich jemand an dasselbe mit einer Bitte , so wurde sie noch 
während des gegenwärtigen Lebens desselben erfüllt; die wel- 
che kamen , wurden nicht in die Nähe des Idols gelassen, 
aber Deva bestand darauf, dass man ihn zuliess , und als der 



1) Keines dieser Werke des Nagardschuna finden wir jetzt, weder iu 
chinesischer noch tibetischer Uebersetzung wahrend eine Menge топ andern 
unter seinem Namen in diesen Ländern cursirt. 

2) Diese Bemerkung findet sich in der Biographie selbst. 



«ад 

erzürnte Geist die Augen zu rollen anfing, riss er ihm ein 
Auge aus; darauf erschien am folgenden Tage Mahe^vara 
bei ihm zu Gast und versprach ihm, dass man seinen Worten 
glauben wurde. Deva besuchte die Pagode desNägärdschuna 1 ) 
und trat in den geistlichen Stand, worauf er das Volk zu er- 
leuchten begann; allein damit begnügte er sich nicht, son- 
dern bekam Lust , den König selbst zu bekehren ; zu diesem 
Zweck trat er in dessen Leibwache und, nachdem er sich 
seine Beachtung erworben,' bat er ihn, ihm zu erlauben, mit 
den Ketzern eine Disputation halten zu dürfen: diese wur- 
den sämmtlich von ihm überwunden, Deva verfasste Pe lun 
eul chi phin « die hundertfache Erwägung, » und Sse pe lun 215 
(400 Gäthä's) zur Widerlegung der lrrthümer ; aber ein Tlr- 
thika schnitt ihm den Leib auf, so dass er starb. Da er frü- 
her» zur Zeit, wo ihn Mahe$vara als Gast besuchte, ihm eins 
seiner Augen gegeben hatte [zum Ersatz für das ausgeris- 
sene?] und einäugig blieb, erhielt er auch den Beinamen 
Känadeva (ader einäugige Deva»). 

4. Vasubandbu wurde im Königreich Purushapura 3 ) 
geboren, im nördlichen Indien (purusha bedeutet «Mann» und 
pura aStadt»). In der Geschichte des Gottes Vishnu wird 
Folgendes erzählt : Vishnu war der jüngre Bruder des lndra, 
welcher ihn nach Dschambudvipa schickte, um den Asura zu 
besiegen ; er wurde als Sohn des Königs Vasudeva geboren ; 
in dieser Zeit existirte ein Asura, Namens Indradamana 
(«Besieger 8 ) des lndra»), welcher diesen Namen in Folge ei- 



1) Doch wird nicht gesagt, dass NAgArdschuna zu dieser Zeit lebte, wäh- 
rend die späteren Legenden den ArjadcYa za einem persönlichen Schüler 
desselben machen. 

2) Fo lou scha ib lo. 

3) In to lo to ma na ; lo ma na bedeutet о Besieger.» 



*зв 



аса Kampfes mit InJra erhalten halle ; im Vjakarana ') wird 
gesagt, dass Asura bedeutet «der nicht gut sich vergnü- 
gende » 2 ), im Gegensatz zu den Güllern [sura], welche ihr Ver- 
gnügen am Guten linden; dieser Asura halte eine Schwe- 
ster mit Namen Prabhävatl 3 ) (ndie lichtbesitzendcD) von sehr 
schönem Aeusseren. Dieser Asura wollte dem Vishnu sei 
den und setzte zu diesem Zweck seine Schwester an einei 
sichtbaren Ort, sich selbst versteckend , und sagte ihr, weno 
jemand sie heiralhen wolile , so sollte sie ihm vorschlagen, 
mit ihrem Bruder zu kämpfen. Als Vishnu dahin kam , ver- 
liebte er sich in Prabhavati und da alle Gütler sich mit Töch- 
tern der Asura 's vermählen, schlug auch er ihr vor sich zu 
verheiralhen ; darauf jedoch mussle er zum Zweikampf mit 
dem Asura schreiten ; Vishnu war, als Korper des Närajana, 
unverwundbar, aber auch der Asura blieb lebendig, trolz dem, 
Stüdass ihm Vb>h u u den Kopf, die Hände und die übrigen Glie- 
der abhieb ; diese kehrten nämlich von neuem an ihre Stelle 
zurück; der Kampf setzle sich fort bis zur Nacht; Vishnu 9 
Kräfte fingen an zu erschlaffen; da ergriff seine Frau, für 
ihn fürchtend, das lilatl eines Utpala (Lotus), lerriu U h 
zwei Theüe, warf diese nach verschiedenen Seiten uud fing 
an zwischen sie zu freien. Vishnu begriff den Sinn , zerhieb 
den Körper des Asura in zwei Tbeile und fing an dazwischen 
zu treten; da starb der Asura; er halle nämlich von einem 
lux In einst die Vergünstigung erhalten , dass seine Glieder, 
wenn abgehauen , wieder zusammen wachsen sollten ; allein 
der Itiscbi hatte nicht gesagt, dass sein Körper wieder zu 
men wachsen solle, wenn er gespalten sei. Da Vishnu 



iehr 
ha- 
nen 



t) PI ki» lu *; j..4,k . 

[2) Dunacli von a (nicht) в 
.ml ga von gam) abffllelteLj 

3) Po lu po po li. 



(gul) uud rjiii (sii.Ii erfreuen, ii.ii-li Analog» 



»37 

den Math eines «Mannes» zeigte, so wurde das Königreich 
auch Puruscha genannt. In diesem Königreich war der kö- 
nigliche Lehrer ein Brahmane aus der Familie der Kauci- 
ka's 1 ); dieser hatte drei Söhne, welche einen gemeinschaftli- 
chen Namen Vasubandhu haben , welches «himmlischer Ver- 
wandte» bedeutet (Thian tsin). In Indien ist es nämlich Sitte, 
allen Kindern einen gemeinschaftlichen Namen zu geben und 
zur Unterscheidung überdies einen besondern hinzuzufügen ; 
der dritte Vasubandhu trat in der Schule der Sarvästiväda 
in den geistlichen Stand, ward Arhant und erhielt den Na- 
men Bi-lin-tschi Vatsa (ba po) ; Bi lin tschi war der Name 
seiner Mutter und Vatsa bedeutet «Sohn» ; aber man nennt 
so im Allgemeinen Kinder von Menschen und Thieren und 
insbesondre Kälber. Der älteste Vasubandhu trat ebenfalls in 
der Schule der Sarvästiväda in den geistlichen Stand und, 
obgleich er sich von den Leidenschaften zu befreien ver- 
mochte, konnte er doch den Sinn der Leerheit nicht begrei- 
fen und wollte sich schon selbst umbringen, aber der Arhant 
Pindola , welcher im östlichen Dvlpa Videha lebte , sah dies, 
eilte zu ihm und lehrte ihn die Beschallung der hinajänisti- 
schen Leerheit. Vasubandhu , damit nicht befriedigt , machte 
sich auf zu dem Himmel Tuschita, um Maitreja zu befragen, 
erhielt von diesem die Erklärung der mahäjänistischen Leer- 21 e 
heit und kehrte nach Dschambudvlpa zurück, wo er sich der 
Beschaulichkeit ergab und die Anschauung erlangte, weshalb 
er den Beinamen Asanga erhielt (ou tchoue «der kein Hin- 
derniss habende»). Nach diesem ging er mehrere Mal zum 
Tuschita, um Maitreja über den Sinn mahäjänistischer Sutra's 
zu befragen; wenn er aber das Erlernte Andern auslegen 
wollte, dann glaubten sie ihm nicht und er musste Maitreja 



1) Kiao echi kia ist einer der Namen des Indra selbst. 



99Ш 

bitten, sich zur Erde herabzulassen, welche Bitte dieser auch 
erfüllte. Maitreja befand sich vier Monate hindurch im Tem- 
pel der Predigt , trug das Sutra über die siebenzehn Länder 
vor und erläuterte dessen Sinn. Dennoch konnte ihn einzig 
nur Asanga sehen ; die übrigen hörten nur seine Predigt und 
schenkten alle dem Mahäjäna Glauben. Maitreja lehrte den 
Asanga die Sam&dhi des Sonnenstrahles , da wurde ihm alles 
verständlich und er verfasste in Dschambudvlpa den Upadega 
(«Unterweisung») zu allen Sutra's des Mahäjäna. 

Der zweite Vasubandhu trat ebenfalls in der Schule der 
Sarvästiväda in den geistlichen Stand ; an umfassendem Wis- 
sen , Fülle des genossenen Unterrichts und Kenntniss sämmt- 
licher Bücher hatte er nicht seines gleichen. Da seine Bru- 
der andre Namen erhalten hatten, so verblieb sein Name Va- 
subandhu ihm allein. 

Fünfhundert Jahr nach dem Nirväna des Buddha lebt der 
Arbant Kätjäjanaputra («Sohn des Kätjäjaua»), welcher in der 
Schule der Sarvastivada in den geistlichen Stand getreten 
war. Er war eigentlich ein Inder; später aber kam er in das 
Königreich Kipin (Kophen, Kabul) im nordwestlichen Indien« 
wo er im Verein mit 500 Archant's und 500 Bodhisattva's 
die Zusammenstellung der Abhidharma's der Schule der Sar- 
västivftda's unternahm , welche aus acht Grantha's besteht ')• 
Sie Hessen allenthalben öffentlich bekannt machen, dass alle, 
218 welche etwas von den Abhidharma's des Buddha wüssten, 
ihnen ihre Kenntniss mittheilen sollten* Da theilten Men- 
schen, Götter, Drachen, Jakscha's und sogar Bewohner des 
Himmels Akanishtha ihnen alles mit , was sie wussten , und 



1) KU lan ta, was Band bedeutet, d. h Sammlung топ Gegenständen, 
welche mit einander in Verbindung stehen , ihre Vereinigung zu einer Ein- 
heit ; auch bezeichnet es Grenze, weil jede Abiheilung ihre Gränze hat. 

Bemerkung des chinesischen Uebersetzers der Biographie. 



wenn es auch nur ein Satz oder ein Vers war. Kätjäjanapu- 
tra mit den Arhant's und Bodhisattva's wählte daraus alles 
das , was nicht mit den Sutra's und dem Vi na ja im Wider- 
spruch war und sie setzten ein Werk zusammen, welches, in 
acht Abtheilungen getheill, 50,000 £loka's enthielt. Alsdann 
wollten sie ein Vaibhäschja zur Erklärung des Abhidharma 
abfassen . In dieser Zeit lebte in Indien A^vaghoscha , ein 
Eingeborner des Landes Po tchi do im Königreich QrAvasti ; 
er kannte acht Theile des Vjäkarana , die vier Abtheilungen 
der Veden, die sechs Wissenschaften und die Tripitaka's der 
achtzehn Schulen. Kätjänaputra schickte einen Gesandten 
nach £r&vasti um A$vaghoscha zur Verbesserung des Stils 
des beabsichtigten Vaibhäschja zu rufen. A^vaghoscha kam 
in Kipin an und beschäftigte sich zwölf Jahr hindurch mit 
der Ausarbeitung des ihm von KätjAjanaputra und den übri- 
gen Arhant's und Bodhisaltva's übertragenen Werkes; das 
ganze Vaibhäschja enthielt eine Million Gälhä's. Nach Ab- 
fassung derselben Hess Kätjäjanaputra in Stein den Befehl 
eingraben, dass niemand, der diese Lehre studirt, künftig aus 
Kipin gelassen werden sollte , so wie dass die Werke selbst 
nicht über die Gränze gebracht werden dürften ; er fürchtete 
nämlich , dass die übrigen Schulen und das MahAjäna diese 
reine Lehre verunreinigen und verslümmeln würden. Dieser 
Befehl wurde auch von dem König bestätigt. Das Königreich 
Kipin war von allen Seiten von Bergen umgeben und nur in 
einer Gegend fanden sich Eingänge ; alle Heilige stellten 
Jakscha's auf um sie zu bewahren , mit dem Auftrag , jeden 
einzulassen, der studiren wolle, aber nachher nicht hinauszu- 
lassen. Im Königreich Ajodha war ein Lehrer Vasasubhadra 1 ), 219 
begabt mit Verstand und Gedächtniss ; begierig das Vaibhft- 



1) Po 00 fo sioi ba to lo. 



«4P 

schja zu erlernen , stellte er sich an , als wäre er verrückt, 
kam nach Kipin und hörte es zwölf Jahre hindurch ; eines 
Tages als es gelehrt ward , fing er an wegen des Rämäjana 
zu fragen ; in Folge davon wurde er von allen verachtet und 
es gelang ihm , aus Kipin zu entwischen , obgleich die Jak- 
scha's die Geistlichen gewarnt hatten. Nach seiner Rückkehr 
in sein Vaterland machte Vasasubhadra bekannt, dass alle 
eilen sollten, das kipinsche Vaibhäschja von ihm zu erlernen 
und da er alt war , so schrieben seine Schüler eilig auf so 
schnell als er es vortrug und endlich ward alles zu Ende 
geführt. ^ 

Neun hundert Jahr nach dem Tode des Buddha lebte ein 
Ttrthika Vindhjakaväsa ') ; dieser erbat sich von einem in ei- 
nem See am Fuss des Berges Vindbjaka lebenden Drachen 
das Werk Seng ke hin, änderte es seinen Ansichten gemäss, 
kam alsdann nach Ajodhja und bat den König Vikramäditja*), 
ihm zu verstatten, eine Disputation mit den buddhistischen 
Geistlichen zu halten. Zu dieser Zeit befanden sich die gros- 
sen Lehrer, wie Manirata, Vasubandhu und andre in andern 
Königreichen ; einzig Buddhamitra, der Lehrer des Vasuban- 
dhu, war zurückgeblieben, ein Mann von zwar tiefen Kennt- 
nissen , aber bereits ausserordentlich alt und schwach ; zur 
Disputation herausgefordert, konnte er das von dem Tirthika 
Gesagte nicht wiederholen und wurde besiegt. Der König 
belohnte den Tirthika ; dieser kehrte zu dem Berg Vindhja zu- 
rück und verwandelte sich in eine steinerne Säule. Sein 
Werk Sseng ke lun ist aber bis auf den heutigen Tag erhal- 
ten. Als Vasubandhu nach seiner Rückkehr diesen Vorgang 
erfuhr, sandte er aus, um den Tirthika aufzusuchen ; da die- 



1) Vindhjaka ist der Name eines ßerges und TÄsa bedeutet «leben» («woh- 
nend») ; er ward so genannt, weil er auf dem Berge Viudhjaka lebte. 

2) Bi ко lo та a li to. 



841 

ser sich aber in einen Stein verwandelt hatte, so verfasste220 
Vasubandhu das Tsi schi tschang schi lun, in welchem er alle 
Sätze des Sseng ke lun umstiess ; dafür erhielt er vom König 
drei Lakscha's Gold zum Geschenk, womit er drei Pagoden 
baute, eine für die Bhikshuni's, die zweite für die Schule der 
SarvAstiväda's und die dritte für die Schule (?) des MahäjAna. 
Nach diesem wurde die wahre Lehre (d. i. der Buddhismus) 
wiederum hergestellt. Vasubandhu hatte vorher den Sinn 
des Vaibhäschja studirt; indem er sich nun in der Folge 
damit beschäftigte, dasselbe zu lehren, verfasste er jeden Tag 
je eine Gäthä , in welcher der Sinn von allem enthalten war, 
was er an diesem Tag gelehrt hatte ; diese Gkihä schrieb er 
auf eine Kupferplalte und Hess diese auf dem Haupte eines 
trunknen Elephanten herumtragen, indem er unter dem Schall 
von Trommeln diejenigen, welche den Sinn der Gäthä be- 
kämpfen wollten , herausforderte ; aber niemand war im 
Stande ihn zu widerlegen. Auf diese Weise wurden über 
sechs hundert Gäthä's abgefasst, welche den gauzen Sinn des 
Vaibhäschja enthielten; diese bildeten die Koschakärikä, oder 
den Koscha in Versen. Vasubandhu sandte sie mit Hinzufü- 
gung von fünfzig Pfund Gold nach Kipin zu den dortigen 
Lehrern des Abhidharma; diese freuten sich sehr darüber, 
dass ihre wahre Lehre verbreitet ward ; da aber unverständ- 
liche Stellen in den Versen vorkamen , so baten sie den Va- 
subandhu, indem sie noch fünfzig Pfund Gold von ihrer Seite 
beilegten , eine Erläuterung in Prosa zu schreiben. Da ver- 
fasste er den Abhidharmakoscha , in welchem er die Ideen 
der Sarvästivädin einführte und auf Grund der Sulra's die 
Abweichungen widerlegte. Als dieses Werk nach Kipin kam, 
waren die dortigen Lehrer , da sie ihre Ansichten darin wi- 
derlegt sahen, erbittert. 

Der Sohn des Königs Vikramäditja , mit Namen Präditja 

Wtifiljew, Buddhismus. |0 



(«neue Sonne») nahm ilie Gelübde bei Vasubandbu, und seine 
Müller , in den geistlichen Stand tretend, wurde seine Schü- 
lerin. Als Pr&dltja den Thron bestieg, baten Mutler und Sohl 
221 den Vasubandbu in Ajodhjä zu bleiben und den Unterhalt 
von ihnen anzunehmen , womit er auch einverstanden 
aber der Schwager des Praditja , welcher dessen Schwester 
geheirathet hatte , ein Brahmane Vasurata ') , war ein Lehrer 
der Tlrlhika's und mit dem Vjäkarana bekannt , auf dessen 
Grund er eine Widerlegung des von Vasubandbu verfassten 
Kuscba schrieb. Vasubandbu aber schri b zur Verlheidigiing 
das San schi eul phin («zwei und dreissig Artikel]», in wel- 
chem er alle Einwürfe widerlegte: das Vjäkarana ist verloren 
gegangen (?) und nur dieses \\ erk erhalten worden. Der Kö- 
nig gab ihm ein, die Königin aber zwei Lakscha's Goldes zur 
Belohnung. Vasubandbu erbaute für dieses Geld je eine Pa- 
gode in den Königreichen Kipin, Purushapura und Ajodbjä, 
Der beschämte Brahmane rief, da er den Vasubandbu zu de- 
müthigeu wünschte, den Lehrer Siriihabhadra aus Indien (T) 
nach Ajodbjä; dieser verfasste zur Widerlegung des Koscha 
zwei Werke; in dem einen ( Kuan san ma ie) in 10,000 
Galhä's wurde der Sinn des Vaibhaschja erklärt, in dem an- 
dern (Sui tschi lun) in 12,000 Galhä's wurde jenes verthei- 
digt und die Meinungen des Koscha widerlegt ; nachdem er 
diese Werke beendigt, forderte Simhabhadra den Vasuban- 
dbu zu einer Disputation heraus, dieser aber lehnte sie nnter 
dem Vorwand seines Alters ab und überliess die Entschei- 
dung zwischen ihnen den Gelehrten. 

Früher halle sich der Lehrer in das Studium der Ideen 
der achtzehn Schulen verlieft, sich an die Ansichten der III- 
najäna gehalten und glaubte nicht au das Mahäjäna , indem 



l 



»43 

er sagte , dass es die Lehre des Buddha nicht sei. Asanga, 
welcher fürchtete» dass sein Bruder eine Widerlegung des Ma- 
häjäna schreiben möchte , rief Vasubandhu nach Puruscha- 
pura, wo er selbst lebte, und bekehrte ihn zum Mahäjäna. 
Vasubandhu bereute seinen früheren Tadel des Mahäjäna und 
wollte sich die Zunge abschneiden, aber sein Bruder beredete 
ihn lieber eine Erklärung zum Mahäjäna abzufassen , welche 222 
Vasubandhu auch wirklich nach dem Tode des Asanga schrieb. 
Ihm gehören an die Erklärungen zum Avatamsaka , Nirväna, 
Saddharmapundarika , PradschnäpäramitA , Vimalaklrti und 
andern Sutra's ; ausserdem schrieb er das Wei schi lun , in 
welchem der Gedanke des ganzen Mahäjäna enthalten ist, 
und eben so das Kan lu men und andre Cästra's (Lehrbu- 
cher) des Mahäjäna. Alles, was der Lehrer geschrieben, 
zeichnete sich durch die Vortrefllicbkeit des Styls und der 
Ideen aus. Deshalb haben die Anhänger des Hinajäna und 
Mah&j&na nicht blos in Indien , sondern auch in andern Län- 
dern , jenseits der Gränzen , auf gleiche Weise seine Werke 
als Grundlage angenommen. Die Ketzer geriethen in Schrek- 
ken , wenn sie seinen Namen hörten. Er starb in AjodhjA in 
einem Alter von achtzig Jahren. 



ZWEITE BEILAGE. 



«Das die Verschiedenheit der Hauptmelmmgen 

bekräftigende Rad.» 1 ) 



Werk des Vasumitra. 2 ) 
Ich verehre den Allwissenden. 8 ) 



■4 

1) Die achtzehn HaopUchulen des Htnajana. Im Sanskrit ННЧОДМ^ЧЧ- 
тЩ\ samajaradhoparatschanatschakra [wörtlich : das Rad der Darstellung der 
Vernichtung der üebereinstimmung , das heisst : Darstellung der Spaltung 

(des Buddhismus in verschiedene Schulen)]; im Tibetischen ^^^J^W^^ 

g^n'qnjzr'^'qnx;^ — Uebersetzung des Dharmakara (Tandschur В. Щ 

157) ; im Chinesischen giebt es drei Uebersetzungen : a. I pu tsung luo lun 
— Uebersetzung des Hiuen-thsang. b. Pu tshi i lun, Uebersetxung топ Tscben 
thi unter der Dynastie Tschen yi. с Schi pha pu hin ; die letzte zeichnet sich 
тог den beiden früheren sehr aus und beginnt mit einem Auszug aas dem 
Sütra : MandschucrlparipritschtschhA ; ihr Uebersetzer ist unbekannt. Wir 
werden dem tibetischen Text folgen und die in den drei chinesischen Ueber- 
setzungen erscheinenden Abweichungen in den Anmerkungen anführen. 

2) ^Э^'^Л'^Я^'^ТТ)^; in der chinesischen Uebersetzung des Tschhen thi 

wird er genannt Thien ieu (Freund des Himmels — Devaraitra?), aber in 
der des Hiuen-Thsang : Chi ieu (Freund der Welt — Lokainitra?). 

3) Nicht in den chinesischen Uebersetzungen und wahrscheinlich — nach 
den uns zugänglichen Manuscripten zu schlicssen — auch nicht im sanskri- 

224 tischen Original. Aber im Anfang der tibetischen Bücher sind derartige Zu- 
sätze von den tibetischen Uebersetzern aufgenommen gewissermaasaen, um 



945 

Nach Vollendung von hundert Jahren, ') 

Seitdem der Samjaksambuddha geendet hatte, 

Geschah seiner Lehre Schaden. 

Es kam eine Spaltung 

In die Schulen , welche 

Annahmen (eine von der andern) verschiedene Meinungen. 

Alle diese , kämpfend mit Hartnäckigkeit 2 ), 

Lehrten, sich auf die Annahme des Ich stützend. 

Um diese Zeit der weise Vasumitra 3 ), 

(chines. : der wahre) Cakja-Bhikschu , von grossem Geiste 

Und von der Weisheit eines Bodhisattva 4 ), 

Begabt mit einem scharfsinnigen Verstand, 224 



den himmlischen Beistand zum Gelingen der Uebersetzung anzurufen. Ob- 
gleich man bisweilen auch Abweichungen begegnet , so war doch die allge- 
meine , angeblich durch die Beschlüsse der alten tibetischen Könige festge- 
stellte Regel, dass bei der Uebersetzung der Vinaja's der Allwissende, bei der 
der Sutra's die Buddha 's und Bodhisattra's, und am Anfang der Abhidharma's 
Mandschucrl rerehrt wurden. Die Verehrung des Allwissenden bei den Vi- 
naja's ist angeblich deshalb eingeführt, weil sie subtile Regeln enthalten, wel- 
che man nur mit Hülfe des Allwissenden erläutern kann (s. die Erklärung 
der Vinaja топ bDe-legs-nji-ma 15). 

1) Die chinesische Uebersetzung a «mehr als hundert Jahren.» Wir ha- 
ben es nicht für überflüssig erachtet, die Form der Verse in unsrer wörtli- 
chen, prosaischen Uebersetzung zu bewahren, weil auch iu allen chinesischen 
Uebersetzungen ähnliche Stellen in Versen übersetzt sind. 

2} Buchstäblich : zurückstossend, oder unterdrückend — яГ^^З^ ' ch '" 

nesisch: jang. 

3) Folglich ist unser Tersiflcirter Eingang nicht топ ihm geschrieben, doch 
findet er sich sowohl in den chinesischen Uebersetzungen, als in der tibeti- 
schen. Vielleicht gehört ihm auch das ganze Werk nicht an, und ist ihm nur 
zugeschrieben, weil er an der Versöhnung der Schulen Theil nahm , oder es 
gab mehrere Vasumitra's. 

4) Wir bemerken , dass in beiden chinesischen Uebersetzungen zu den 
Namen Schi ieu und Thien ieu der Titel Pu sa (BodhisatUa) gefügt ist. Da- 
nach kann man nicht dafür bürgen, dass Vasumitra nicht ein HtnajAnist war, 
oder wenigstens die Torliegende Schrift топ Hinajanisten abgefasst ist. 



»46 

Machte sieb mit sorgfaltiger Untersuchung an die Reini- 
gung 

Der verschieden Theorien (chines. : welche die Welt be- 
unruhigt hatten), 

Und verfasste folgende Deduction : 
Des Buddha Wort ist in allen Werken enthalten, 
Welche die gespaltenen Schulen anerkennen. 
Der Gegenstand (der Lehre) des Arja^ätlja (der vier Wahr- 
heilen) 

Enthält alles in sich, was von dem Buddha gelehrt 
(Und dieses Gndet sich in diesen Werken) wie Gold im 
Sande. 

Deshalb muss es auch dienen als Quelle oder Grundlage 
(der Versöhnung). 

Folgendes erzählt man (bezüglich der Spaltung der Schu- 
len) : Es waren hundert Jahr vergangen , seit der Bhagavant 
(Glückliche) sich in das Parinirväna («höchste Auflösung») 
versenkt hatte und die siegreiche Sonne (seiner Lehre) 
ging unter ; schon nach Verlauf von kurzer Zeit f ) , in 
der Stadt Pätaliputra 2 ) unter dem Könige Afoka, welcher 
ganz Dschambudvlpa unter einem Scepter vereinigte, fand 
die Spaltung der Gemeinde der Geistlichen (samgha 8 ) statt. 



224 1) Nach der zweiten chinesischen Uebersetzung, <f nach Verlauf топ noch 
ein und sechszig Jahren»; in der dritten «nach Verlauf топ 116 Jahren 
nach dem Tode des Buddha.» 

2) In der Uebersetzung des T sehnen thi а im Königreich Pajaliputra: in der 
des Hiuen Thsang «im Königreich Magadha, in der Stadt Kusunu;» in der 
dritten Uebersetzung heisst die Stadt I ta fei (I ist wahrscheinlich ein Druck- 
fehler statt Pa), im Tibetischen а'^^'Я^^'^^'Й^ 

3) In der Uebersetzung des Hiuen Thsang «in dieser Zeit wurde die Ein- 
heit der Lehre des Buddha zum ersten Mal gebrochen; nämlich: auf Veran- 
lassung der Disharmonie топ Tier Partheieu in Betreff der Entscheidung über 
die fünf Gegenstände des MahadeTa (Ta thien) entstanden zwei Schulen, die 



847 

Ad der Entscheidung und Verkündigung der (folgenden) frnf225 
Sätze : f ) 

« 1. Anleitung Andrer; 

2. Unwissenheit; 

3. Zweifel; 

4. Erwägung nach Andern (durch Nachahmung) ; 

5. Entstehung des Pfades aus Worten : 

dieses ist die Lehre des Buddha» 2 ), — hatten Autheil 3 ) Siha- 

der MahAsamghika und die der Sluavira. Bni Tschhen thi «vier Partheien ur- 
theillen verschieden (kung schue) über die fünf Arien топ Gründen, wel- 
che топ den Ttrlhika's vorgebra.nl wurden.» — Wir ballen es niiht für 
überflüssig hier folgende Bemerkung hinzuzufügen, welche sich im chinesi- 
schen Commenlar zu dem Vinaja Gndel. Sse fung phiao I, 4: «Upali brachte, 
oach dem Tode des TalhAgala unter dem Bau nie, (bei der ersten Sammluug 
der Lehre des Buddha) Worte (d. h. Vorschriften des Lehrers) тог, welche 
im Ganzen) in achtzig Terminis (Thseu Wort) bestanden, woher aueb der 
Name «Vinaja in achtzig GAthA's (s.hi#)» kam. Man bewahrte und uberlie 228 
ferte diesen in seiner Ganzheit und Reinheit 110 Jahr hindurch unter den 
fönfersten Patriarchen: Kacjapa, Anauda, Madhjäalika, ^An.vAsa und Upa- 
gupta. In der Folge (?j rief der König Acoka die Geistlicheu zusammen, um 
die zweite Sammlung der drei Pilaka's z.i veranstalten. Bei diesen fingen die 
Bhikechti's — nachdem sie den Sutra's und Vinaja'* schriftliche Form gege- 
ben halten — an, jeder, die Worte seiner Lehrer anzuführen und sie, ohne 
Uebereinsümmung mit andern, zu behaupten, wodurch sich zwei Partheien 
bildeten, die sich einander gegenseitig anklagten. Sie baten den König eine 
Entscheidung über sie zu fallen, uud er befahl, vermittelst schwarzer und 
weisser Loose ein Ballottement (?) vorzunehmen, um zu zeigen, wer den al- 
ten und wer den neuen Meinungen ergeben wäre. Es waren zu dieser Zeit 
viele, die sieb zu den alten Meinungen bekannten — nur deshalb wurden sie 
Mahasamghika's genannt; aber die, welche die neuen annahmen, waren zwar 
an Zahl gering, dafür besasseu sie jedoch alle die höchsten Stellen, uud wur- 
den deshalb auch Sthavira's genannt. 

1) ^№$Г*| «fünf Orte»; chinesisch a., wu schi «fünf Sachen» b. wu 

tchung in jruan « fünf Arten von Ursachen. » 

2) Chinesisch a. «die Fortreissung durch andre (wörtlich durch die übri- 
gen), Unkunde, Zweifel, Eintritt durch andre, «der Weg entsteht auf der 
Grundlage der Stimme — dieses wird die wahre Lehre des Buddha genannt.» 
Chinesisch b. «Die Beschmutzting der Kleidung durch die übrigen Menschen, 
die Unwissenheit, der Zweifel, die Bekehrung durch audre, der heilige Pfad 



vira*), Näga 5 ), Prätschja 6 ) und Bahucrutija 7 ). Aus der Er- 
wägung uud Verkündigung dieser fünf Sätze bildeten sich 



tbut sich kund durch Worte — dies ist die wahre Lehre aller Buddha'«.» — 
Es ist nichts schwerer als den wahreu Sinn dieser Gatba wieder zu geben; 
in der Folge finden wir sie sowohl bei dem Bericht über die Lehre der ver- 
schiedenen Schulen in dieser Schrift , als auch in dem Werke des Bhavja 
mehrfach wiederholt und häufig mit andern Worten ; wahrscheiulich waren 
auch im sanskritischen Text selbst Varianten. — Nach allem ist jedoch 
ersichtlich , dass die vier ersten Sätze sich auf die Lehre über die Ar- 
hant's bezogen : — sind sie bereits vollständig vollkommene Wesen, oder ha- 
ben sie Mängel? — der fünfte Terminus bezieht sich auf die Macht der Lehre 
des Buddha: — genügen seine Worte um deu Weg zu erschauen, und ist 
sie nur im Worte enthalten? — doch wird auch der fünfte Terminus ge- 
wöhnlich auf die Axhant's bezogen. 
226 3) Eigentlich hätte der tibetische Text folgenderraassen übersetzt werden 
müssen : «Aus der Verkündigung und Entscheidung der fünf Sätze gingen 
her тог;» aber nach der chinesischen Ueberselzung des lliuen Thsang gingen 
sie im Gegentheil nicht hervor aus, sondern betheiligten sich an dem Streit 
der rier Partheien , aus denen sich bei Auslegung der fünf Sätze zwei Schu- 
len, die MahAsAmghika's und Sthavira's, bildeten ; mit dieser Annahme, wel- 
che auch an andern Orten bekräftigt wird, stehen sogar die nachfolgenden 
Worte des tibetischen Textes selbst in Uebereinstimmung. Parlhei (tschun 
Menge) ist nicht identisch mit Schule ; an einem andern Orte finden wir den 
Bericht, «dass 116 Jahr nach dem Tode des Buddha vier Sthavira's auftraten, 
welche zu verschiedenen Kasten gehörten uud verschiedene Sprachen spra- 
chen : Sanskrit, Prakrit, Apabhranca und PaicAlscht, wodurch Uneinigkeit 
unter ihren Schülern entstand und sich vier besondere Gemeinden bildeten, 
die sich später in achtzehn Sekten schieden.» — Der Unterschied zwischen 
den vier Pariheien mochte, wie wir sehen, nicht nur von der Auslegung der 
Lehre des Buddha abhängen , sondern auch von andern Zufälligkeiten ; was 
die Meinungen betrifft, so bildeten sich dadurch nur zwei Schulen. In der Ue- 
berselzung desTschhen thi wird gradezu gesagt, a in dieser Zeit (unter Acoka) 
waren die Geistlichen in vier Partheien (tschun Art) gespalten» und weiter- 
hin «in Folge des verschiedenen Urlheils über die fünf Gegenstände zer- 
theilten sie sich in zwei Schulen. — Deshalb rauss auch der chinesische Teil 
eher so übersetzt werden, wie von uns geschehen ist 

4) *H^T^^<V der ti,)et ' 4<ue Text unterscheidet diesen Namen von 

*Л&ЗГ^ЕЗ\, dem Namen der Schule, welche wahrscheinlich von ihm ihre 

Benennung erhielt; in der chinesischen ist er durch Ta te grosse Tugend 
(Mahaguna) übersetzt und der Name der Schule Sthavira wird durch Schang 
Uo pu , die eine höhere Stelle eingenommen habenden , wieder gegeben. 



»49 

zwei Schulen , die der Mahäsäriigbika und die der Stha- 
vira. 

Im Fortgang des zweiten Jahrhunderts gestalteten sich 227 
aus der Schule der Mahäsämghika's neuere (chines. Uebers.: 
drei) Schulen: die Schule der Ekavjavahärika's, der auf glei- 
che Weise argumentirenden 8 ), die Schule der Lokottaravä- 
din 9 ) und die der Kukkulika oder Kukkutika. ,0 ) 



5) 3 



chinesische Uebersetzung a. Lung siang tscbuug Part hei der Dra- 



chen (Lung gleich Sanskritist h nAga) und des Elephanten (siang gleich sans- 
kritisch naga) ; die Uebersetzung b. Та ku tchung «Parthei des grossen 
Königreichs;» es ist sonderbar, dass wir an andern Orten diesem Namen 
nicht im Sinn einer Parthei begegnen, sondern XAga war der eigentliche Name 
eines Geistlichen, welcher sich an dem Streit betheiligte; vergleichen wir das 
weiterhin Gesagte, so überzeugen wir uns, dass von seiner Parthei namentlich 
die Mabasämghika's ausgingen. 

6j -Я^Д5]^|'Ч «von der Östlichen Seite;» chines. a. : Pian pie, b. : Wai 

pian «angrenzend» oder «jenseits der Grenze liegend.» Bei Bbavja führt 
er, wie es scheint, den Namen Sthiramati (? UJ^'^Rol), aDer m der dritten 

chinesischen Uebersetsuug wird der genannte durch In yuen «Grund» über- 
setzt ; diesem Worte entspricht das sanskritische pratjaja , wahrscheinlich 
fälschlich für prAtschja gelesen. 

7) £|Ц'^'£]^'£] , chinesisch То wen «der viel gehörte (berühmte);» ob- 
gleich dies bei andern Gelegenheiten auch ein allgemeines Epitheton eines 
Gelehrten ist, so muss man es doch hier als deu besondern Namen sowohl einer 
Person als Parthei nehmen. In der dritten chinesischen Uebersetzung wer- 227 
den nur die drei Lehrer : Neng (Stärke — Naga?), In yuen (Grund praljaja- 
und То wen (Bahucmtlja) als diejenigen aufgezählt, welche die Lehre von 
den fünf Gegenständen angenommen haben ; bei Bhavja dagegen ist bahucru- 
Uya als Beiwort der drei Personen Sthiramati, NAga und Prälsrhja gebraucht. 

8) Einige Namen aus diesen Schulen finden sich nicht in dem sauskritisch- 
tibetischen Lexikon Mahävjutpatti ; zum Glück aber sind die sanskritischen 
Namen aller Schulen , welchen wir in der gegenwärtigen Schrift begeguen, 
obgleich etwas verstümmelt, am Ende der Uebersetzung des Tscbhen thi be- 
wahrt , wodurch es möglich ist , sie zu fixiren. So wird die obeu genannte 



«ДО 

228 In demselben Jahrhundert bildete sich aus der Schule 
der Mahäsämghika noch eine andre Schule : die der* Baliu- 
5 rutija ") ; in demselben Jahrhundert bildete sich aus der 



Schule, welche im Mahajutpatti ausgelassen ist, bei Tschhen tili genanut: I-ka- 
pi-yui-pa ha li ka , im Tibetischen SJ'nV^H^I £] «einzige Unterscheidung;» 

es ist aber augenscheinlich, dass Ц >: \\ hier irrig statt SJ'^Jn «Benennung, 

Annahme, Bedingung» gebraucht ist, und iu der Thal erscheint unten dieses 
Wort; in der chinesischen Uebersetiung a und b: I scbue pu »die eins be- 
hauptende Schule ;» aus der Erklärung zu Stücken aus der Mandschucripari- 
pritscbtscbhä, welche in der dritten Uebersetzung angeführt wird, kann man 
schliesscn, dass sie so genannt ward, weil sie auf dieselbe Weise wie die Ma- 
bAsanighika'sargiiraentirle; aber bei Bhavja finden. wir, dass diese Benennung 
sich auf die dem Buddha zugeschriebene Fähigkeit alles in einem Augen- 
blick begreifen zu können gründet. Nach TAranAlha war die Benennung «der 
auf dieselbe Weise argumentirendena zugleich auch die allgemeine für alle 
MahAsAmghika's. 

9) ^^'ÄWWS.'-V^I * Chinesisch b.: Tschhu schi schue pu, oder a. 

Schue tschhu schi pu , с Scbhu schi kian schue «die über das Hinausgehen 
aus der Welt argumenlirenden,» d. h. dass in den Buddha's nichts ist, wel- 
ches der Welt angehört. 

10) Bei Tschhen thi : Kao kiu li kiu oder Kau kiu ti kia 



д^адгэт; 



das Wort ^s^J « Abiheilung» muss vielleicht für eine Veränderung топ J, 

«Berg» geuommen werden; denn in der chinesischen Uebersetzung des 
Tschhen thi ist dieses Wort übersetzt : Hoei schan tchu pu «die auf einem 
Kalkberg lebende Schule,» aber bei Hiuen Thsang : Ri in pu «die Hühner« 
Nachfolge;» in der dritten Uebersetzung Kn kiu «die in der Grotte leben* 
den» und unter leu khia wahrfcheinlich eine Umwandlung des sanskritischen 
Wortes; nach den Worten desTAranatha (Cap. XLII) war diese Schale mit der 
der LokottaravAdin identisch , und in der That wird sie in andern Quellen 
nicht erwähnt. 

228 H) Diese Schnle haben wir bereits oben beim Anfang der Spaltung als 
eine Partliei des Lehrers Bahucruttja erwähnt gesehen ; wahrscheinlich muss 
man annehmen , dass sie sich in Betreff der fünf Sätze mit den übrigen тег - 
einigte und sich nachher von ihnen bezüglich der Meinungen trennte , welche 
unten angegeben werden ; bei Bhavja wird ohne Weiteres gesagt , dass die 
Schule Bahucrutya so genannt ward , weil sie Bahucrul^a zu ihrem Lehrer 



Schule der Mabäsämghika's die der Pradschn&ptivädin '). Im 
zweihundertsten Jahre 2 ) bildete ein Tirthika 3 ), welcher in 
den (buddhistischen) geistlichen Stand eingetreten war und 
auf dem Berge Tschaitja *) lebte, nachdem er die fünf Sätze 5 ) 
der Mabäsämghika's verkündigt und für sie gekämpft hatte, 
drei Schulen: die Tschaitika (Tschaitja^ aila) , Aparaf aila 6 ) 229 



hatte ; aber wir möseen erinnern , dase nicht alle Erwähnungen übereinstim- 
mend yersichern, dase der ersten Schüler nur zwei waren. 

1) ^n^'^X;^!'^^ «die топ der Bedingtheit sprechenden;» Chi о ее. 

Schue kia pu «sprechend was unwahr;» b. Fung pie schue «sprechend mit 
Unterscheidung» c. Schi sehe lun « erwägend mit Voraussetzung.» Nat h Bhayja 
werden sie so genannt , weil sie behaupteten , dass alles Zusammengesetzte 
leidToll ist in Folge der gegenseitigen Beziehung oder Bedingtheit. Bei Ta- 
ranAtha (Cap. XLII) heist diese Schule ЕЧуЧЭД/Ч «die Ewigkeit beken- 
nende;» hier steht £*П «ewig» wahrscheinlich irrig für ^П^уТЖ 

3) Nach beiden chinesischen Uebersetzungen : als zwei hundert Jahr ver- 
flossen waren. 

3) Г П^\' R'§> nacD dem Chinesischen «Wai tao»; bei üiuen Thsang wird 

gesagt, dass er in der Schule der MahAsAmghika's in den geistlichen Stand 
getreten sei, und sich durch grosse Gelehrsamkeit, Fleiss und Erfolge ausge- 
zeichnet habe. 

4) Л&ч'Ё&'Щ'^ > bei Hiuen Thsang : Tschi to ; in der dritten Ueber- 

setzung Tschi thi, nnd die Sekte wird Tschi thi kia genannt Nach Taranatha 
(Cap. XLII) ist dies dieselbe Schule mit den Puryacaila und es wird hinzuge- 
fügt, dass die Anbänger des Mahadeva so genannt würden 

5) ПНТО , «Methoden» aber bei Hiuen Thsang werden sie, den früheren 
gemäss, wu schi « fünf Dinge» genannt. 

в) ЗД'^'ЗЦЩ'*! ; Chinesisch a. nnd b. Si schan tschu pu lebend auf 229 

den westlichen Bergen ; с fu pho lo , d. i. upara : bei Tschhen thi ist diese 
Schule ausgelassen. 



und Uttara?aila '). Auf diese Weise hatte die Schale der Ma- 
häsämghika's sich in vier uud auch fünf Zweige 8 ) getheilt: 
in die (eigentlichen) Mahäsäriighika's , die Ekavjavah&rika's, 
die Lokottaravädin, Kukkutika, Bahufrutlja, Pradschnäptivä- 
din, Tschaitika uud Apara^aila. 3 ) 

Die Schule der Sthavira's, nachdem sie mehrere Jahre 

(in unverändertem Zustand *) existirt hatte , spaltete sich , im 

230 dritten Jahrhundert 5 )« in Folge einiger Streitigkeiten, in 



0\ «4-v-°4 *v 

1) ^V^'X^A'*] ; Chinesisch a. und b. Pe schan tscbu pu «lebend auf 

den nördlichen Bergen;» с lu to lo scbe lo ; aber bei Bhavja und Taraoatha 
findet sich statt Uttaracaila : Purvacaila (Л^'Х^'Ц) «Bewohner der östli- 



eben Berge.» 

2) So auch in den zwei ersten chinesischen Ueberseizungen: wahrschein- 
lich ist deshalb nicht einfach «neun» gesagt, weil zwischen den ersten Tier 
und den andern fünf Schulen eine grössere Differenz bestand ; aus andern Be- 
richten geht hervor , dass die Schule der PradscbnAptivadin eine selbststän- 
dige war und wahrscheinlich an der Spitze der übrigen Tier stand. 

3) Im tibetischen Text ist hier die vierte Schule die der Uttaracaila aus- 
gelassen , und der Grund davon ist ein augenscheinlicher Irrthum , da zwei 
chinesische Ueberseizungen sie gleichmassig ansetzen ; die Uebersetzung von 
Techben tbi drückt sich folgendermassen aus: «DieMahAsAmghika's spalteten 
sieb in vier und auch fünf , sieben bildende , Schulen» und alsdann werden 
aufgezählt : die MahasAmgbika*s , Ekavjavaharika's , Lokottaravadin , die Be- 
wohner des Kalkberges, die Bahucrutlja, die PradschnAptivadin ; als siebente 
werden die Tschaitika und Uttaracaila angesetzt. Daraus muss man schliefen, 
dass entweder einige nur eines bildeten, aber versebiedue Namen führten, — 
oder die Schreiber sahen sich wider ihren Willen genothigt , einige Schulen 
auszulassen , um — mit Ausschluss der MabasAmghika's , deren Name allen 
gemeinschaftlich war — nur sieben Schulen zu erhalten ; denn man durfte 
im Ganzen nur achtzehn Schulen zählen und konnte die elf, welche sich aus 
den Stahvira's gebildet hatten , nicht ausschliessen. 

4) Chinesisch a. «brachte ihre Zeit in einmüthiger Uebereinstimmung 
hin ;» b. die Schüler der Sthavira's existirten mehrere Jahre. 

5) Chinesische a. «im Anfang des dritten Jahrhunderts;» b. in der Mitte 
des dritten Jahrhunderts ;» c. «als das dritte Jahrhundert begann , da in die- 
sem (wörtlich : in der Mitte). » 



«Д8 

zwei Schulen : von diesen wurden die , welche behaupteten, 
dass alles sei, die Schule der Hetuväda genannt, d. i. a die 
eine Ursache anerkennenden» 1 ); die früheren Sthavira's aber 
nannten sich die Schule Haimavata (der Schneegebirge 3 ). In 
demselben dritten Jahrhunderte bildete sich aus der Schule 
der Sarvästivädin eine andre Schule der Vatstputrlja 8 ). In 
demselben Jahrhundert bildeten sich aus der Schule der Vat- 
stputrlja andre Schulen: die Dharmottarija'), die Bhadr&ja- 



1) So ist eher der genaue Sinn des tibetischen Teiles ; aber die Worte : 230 
«die, welche behaupten, dass alles existirt,» sind gleichfalls ein Eigen-Name 
dieser Schule : und geben den sanskritischen Namen derselben, Sarvästivldin, 
wieder, welcher später fiel bekannter wurde, als die Benennung «die eine 
Ursache anerkennenden» (hetuvädin); deshalb finden wir in den chinesischen 
Ueberselzungen a. und b. : «es bildeten sich zwei Schulen : eine der SarvA- 
•livädin (Schue i tsie ieu), welche auch genannt wird : « die von der Ursache 
sprechende (die Ursache anerkennende Schue in) ; » с sie wurden genannt ; 
die eine Sa po to (SarvAstivadin), auch mit dem Namen «die über die Ursa- 
che Erwägungen anstellende.» Nach Bhavja wurde diese Schule auch Murun- 
taka genannt , und noch bekannter ist sie unter dem Namen der Vibhädsch- 
javädin. 

2) Chinesisch a. «die ursprünglichen Sthavira's veränderten ihren Namen 
In «Schule der Schneegebirge ;» b. die zweite Schule, welche auf den Schnee- 
bergen lebte, wird auch genannt: «Anhänger (Schüler) der Sthavira's;» c. die 
alten Sthavira's erhielten einen andern Namen : « Schule der Schneeberge. • 

3) *И^ГЯ'5^ ? »' Chinesisch a. und с : Tu tseu pu «Schule des Sohnes 

des Kalbes.» b. «Die Schule der Anhänger des Sohnes des zu leben vermögenden» 
(khe tschu). Die tibetische Uebersetzung des Wortes vatsa, welches zunächst 
«Kalb» dann aSpross» überhaupt bedeutet, stimmt buchstäblich mit der des 
Tschhen thi. Vatslputra ist berühmt durch die Zusammenrufung der Versamm- 
lung zur Versöhnung der Streitenden. 

*) «Ь^'&'сЬ^П'ЭДТЫ ; thincsfoch c. Ta mu to li ; a. und b.: Fa st hang 



T WS ; 



pm «Schale der höchsten Lehre.» Dies war der Eigenname des Gründers 
dieser Schule. 



nfja') . Sammallja*) und die Schule der sechs Städte (Schan- 
231 nagarika 8 ). In demselben Jahrhundert') bildete sich aus der 
Schule der Sarvaslivädin die Schule der Malilcdsaka's"). In 
demselben Jahrhundert bildete sich aus der Schule der Ma- 
hlcäsaka eine besondere Schule der Dharraagupta 6 ) . welche 



1) *raK'EJ'q,;-*J ; Cbinesitch с : pa lo lo ie ni; h. Uiao t«chhiug «Gutes 
jSna; a. Hirn I scheu «guter Itclm ;» bei Bha»ja werden aic genannt "".' 
r;-'.-^""!; «gehörend zu dem guten Wege.u Nach Taraualha'a Worten ge- 
borten die Vabtputrija, die DhamiDtlarlja, die Hbj.IrSjiiHlj.i und Kaurukulllja, 
ao nie auch die Schule der sechs Städte iu einer und derselben Sekte. 
231 2) "löVgSJ'S'IX^ra"*! ovon allen geachtet;» chinesisch a. uud h.: Tirol Of 

lan pu «Schule des rechten Masses,» und dieser Уине findet sich bei den 
Chinesen sehr oft [scheint анГ einer Variante zu beruhen}; с «Mi li auch 
Sin mi li (Samm.illjn; genannt Nach Bharja wurde dieselbe Schule anch 
A v;nii.-ik.4 uud Kaurukulla genannt. 

3) Schall lo кв M ka, tibetisch ^Vf^ ^Я'^'З ndie Schule der sechs 

Städte ;■ so nennt sie .mrh die dritte chinesische llehersetzung: die erste 
aber nennt sie die Schule des Berges mit dem dichten Walde (Mi-lio-shan 
pu), und die erste «die Srbule, welche im dichten Walde lehti [Mi lin 
lehn [iu . 

4) In der chinesischen Uebcrsetzung wird überall einfach gesagt: Im 
drillen Jahrhundert 

8) ^^S'g^ ; chinesisch ». Hu li "die Erde aufklären ;■ b. : Tsrhing 

li »gerade Erden (vielleicht im Sinn я die Erde gerade marhenl ;» [das Sanskrit 
bedeutet »Erde beherrschend oder belehrend»] ; c: MI seba, in andern Bu- 
chern Mi scha so, Corruption топ MahleAsaka; iu Bbaija's L'eberseliung wird 
diese Schule №7jJK*EJ ..die viele» lehrende» genannt [ob auf einer Variante 

MahAcAsaku beruhend?]. 

в) £^'*jc;w ""'в Schule äet die Lehre bewahrenden;» chinesisch a: 

Fa thsuiig «Schal* des GeseUi-s oder der Lehre : л b t'a hoe oder die Lehre 
bewahrenden:» с Tan и le, Corruption von Dharmsgupla, nnd uuler ИМИ 
Namen kommt sie oft bei chinesischen Si hriflst eitern тог. 



»5Д 

als ihren Lehrer den Maudgaljäjana ') bekannte. In demsel- 
ben Jahrhundert 3 ) bildete sich aus der Schule der SarvAsti- 
vadin eine besondre Schule (Su pa )i scha ka) Suvarsha, wel- 
che bei einigen Käfjaplja genannt wird 3 ). Alsdann im vier- 
ten Jahrhundert 4 ) bildete sich aus der Schule der Sarvästivä- 232 



1) ДГЗ/з^КЧ ; chinesisch a. Tsai sc hu «Früchte sammeln» (?Ueber- 

setzung der Bedeutung vom Maudgaljajana), chinesisch b. «diese Schule sagte 
топ sich, dass ihr Lehrer Wu-khia lo ist ;» с nach dem Namen des Hauptleh- 
rers In tchin lien nannte sie sich Tan u te.» Es bedarf keiner Bemerkung, 
dass Maudgaljajana , wenn dieser in der That hier gemeint ist, für den Schü- 
ler des Buddha gilt, welcher noch bei dessen Leben starb, und wenn ihn die 
besprochene Schule als ihren Lehrer bekennt und den Namen Dharmagupla 
«geheime Lehre» führt, so wollte sie damit sagen , dass die Lehre des Maud- 
galjajana einige Zeit hindurch im Geheimen bewahrt wurde. Indessen sagt 
jedoch Bhavja, dass sich diejenigen Dharmagupta's nannten, welche sich für 
Anhänger eines Lehrers dieses Namens ausgaben. 

2) Chinesisch a. «gegen das Ende» desselben. 

3) ТЗЩС; «guter Berg» irrig statt QJ*3:3s> «gutes Jahr», womit die bei- 232 

den ersten chinesischen Uebersetzungen übereinstimmen : Schan sui «gutes 
Jahr ;» in der dritten chinesischen Uebersetzuug ieu li scha (varcha). Wir be- 
merken, dass in Bhavja's Ueberselzung anstatt nf'£!3R sich да^Г^Э^'ПДЗ^' IJ 

findet « die Herabsendung der guten Lehre» und bei Taranatha «die Herab- 
sendung des guten Regen»,» welches richtiger ist, da das Wort таге с ha viel- 
leicht auch in der Bedeutung «Regen» genommen ward, wie denn die Regen- 
zeit varshika beisst. 

4) CA '^(R^riP'S «Schule der Bewohner des Lichts ;» aber die Chine- 
sen tibersetzen — abgesehen топ den vorliegenden Uebersetzungen und an 
einem andern Orte — gewöhnlich In kuang «Licht trinken» [das sanskritische 
Verb um pa , топ welchem das auslautende pa in kaejapa abgeleitet wird, 
hei ss t nämlich sowohl «haben» als «trinken.»] Die dritte Ueberselzung hat 
kbia ie , eine Corruption топ kaejaptja. — Trotz dem , dass nach den Worten 
des Autors, die erste Benennung — Suvarshtka — richtiger ist, findet sich 
diese Schule stets unter letzterm Namen , und weiterhin nennt er sie auch 
selbst so. 

5) Chinesisch а : «Im Anfang des vierten Jahrhunderts.» 



<* 



Jin eine andre Schule Samkränti 1 ), welche bei einigen die 
der Sauträntika (Sülräntavada 2 ) genannt wird, und als ihren 
233 Lehrer den Dharmottara oder Uttaradharma bekannte 8 ). Auf 
diese Weise theilte *) sich diese Schule der Sthavira's in elf 
Schulen: 1. Sarvästivädin , 2. Haimavata, 3. Yatstputrtja, 



1) ОД'ЗХ;*} •qq'« Chinesisch а : Schue tcbhaen pa «welche die Dre- 
hung, die Wanderung anerkennen»; b: Schue tu pu «die тот Uebergang 
redenden,» ein Name, der ihnen gegeben wird, weil sie behaupteten, da» 
der Pudgala [die Seele] aus dieser Welt in eine andre übergeht. Den sanskri- 
tischen Namen stellen wir, in Uebereiustimmung mit dem tibetisch -sanskriti- 
schen Lexikon aus dem in der dritten chinesischen Uebersetzung yerderbten 
Wort Sen kia lan to her. 

2) Chinesisch с : Siu to lo lun pu « die über die Sutra's Betrachtungen an- 
stellenden ЗК'Э'Ф'ЗЦ'З ; Chinesisch b: Schue king pu «die die Sutra's an- 
erkennenden;» Chinesisch a: king liang pu «Maass (Wägung) der Sutra's;» 
unter diesem Namen finden wir sie noch in der Reise des llioen Thsang. 

233 Wahrscheinlich ist diese Schule mit derjenigen identisch , welche als einer 
der beiden Hauptzweige des HlnajAna — bekanntlich VaibbAshika's nnd Sao- 
trantika's — dargestellt wird ; doch betrachten die tibetischen Schriftsteller 
sie als eine besondre. 

3) Chinesisch с : Wu to lo (Verderbniss топ Uttara) , гЬ^'Ясо'П «die 

höchste Lehre,» bei Hiuen Thsang übersetzt durch kin hi «anmutbige Freude» 
(in der zweiten Uebersetzung ausgelassen). In der allgemeinen Uebersicht ha- 
ben wir bereits gesagt , das« dieser Uttara in den Agama's erwähnt wird nnd 
darauf gründen wir unsre Annahme , dass diese Bücher zu der Schule der 
SautrAntika's gehören. Wir bemerken noch, dass bei Bhayja der Name Uttara 
durch das Wort Ц'$1 übersetzt ist, und die Benennung der Schule ^УЗГЗ 

(Uttarika?) lautet. Das allerauffallcndste ist, dass wir oben dem Dharmottara 
als Gründer einer Schule begegnet sind, welche топ den SautrAntika's unter- 
schieden wird ; allein wir werden unten sehen, dass die Schule Dharmottara 
топ den Sutra's handelt. Wir bemerken noch, dass bei TäranMha gesagt wird: 
Samkranti, Anhänger des Uttara und TAmracAltja sind ein und dieselbe Sekte 
— und dicht vorher sagte er, dass die Sekte ТДтгасаЧЦа («rothes Gewand») 
so benannt ist nach dem Namen eines Sthavira ; ist nun dieser TAmracitlja 
ein und dieselbe Person mit Uttara ? 

4) Bei Hiuan Thsang : «Die Schule der Sthavira spaltete sich in 7 and 8 



»57 



4. Dharmollara, 5. BhadrAjana, 6. Sammatija, 7. Schule der 
sechs Städte, 8. Mahi^Asaka, 9. Dharmagupta, 1 0. K&f japtja 
und 1 1. Sarakräoti. 2 ) 

(Jetzt) werden wir über die allgemeinen und besondern 3 ) 234 
(aller) dieser (Schulen) sprechen. *) 



and bildete 11 Schulen.» Ist dies ein zufälliger Irrthum, oder ist auch hier 
— nach Analogie des bei den MabAsAmghika's Gesagten — irgend ein andrer 
Sinn verborgen, von welchem sich in den übrigen Uebersetzungen auch nicht 
einmal eiue Andeutung findet? Bei Bhavja erscheint eine andre Eintheilung: 
ab eigentliche Sthavira's rechnet er nur sechs Schulen (ausschliesslich der 
Sthavira's im eigentlichen Sinn) ; aus den übrigen hier aufgezahlten Schulen 
bildet er eine besondre Abtheiluog der VibbAdschjavAdin ; überdies darf man 
nicht unberücksichtigt lassen, dass, wenn man die yerschiednvn Namen einer 
und derselben Schule in Rechnung bringt, im Ganzen fünfzehn Schulen her- 
auskommen. 

1) In der dritten chinesischen Ucbcrsetzung wird gesagt: «zwölf,» weil 
die Schale der Sthayira's selbst unter den übrigen besonders mitgezählt wird. 

2) Wir werden uns hier nicht darüber verbreiten , dass diese Zählung 
nicht von allen auf gleiche Weise angenommen wird ; eben so wird auch die 
Theilung in zwei Hauptschulcn , die MahAsAmghika und Slhavira , nicht von 
allen zugelassen. Bhavja betrachtet die VibhAdschjavAdiu — einen der Namen 
der SarvAstivAda — als ein besondres System ; hier muss man , nach TArani- 
tha's Worten, berücksichtigen, wer der Berichterstatter ist ; die Sthavira's be- 
haupten, dass es nur zwei Hauptschulen gab, die AlahAsAuighika's aber erkeu- 231 
nen drei an. Ausserdem muss man die SarvAstivAda von einer hier nicht er- 



«^ *4 



wähnten Schule, der der MulasarvAstivAda (^SJ^^UK^X^STS) 

unterscheiden, deren Vinnja in tibetischer Uebersetzung überliefert ist Vina- 
jadeva dagegen rechnet vier Hauptschulen: die MahAoAmghika, SarvAstivAda, 
Sthavira und Samm.;tlja. An dessen Meinung halten sich jetzt die Tibeter. 
Aber auch die hier erwähnte Schule Sammatija hat ihre Ueberlieferungen ; 
eine zählt vier Hauptsi hulen folgend er massen : MahAsAnighika, SarvAstivAdin, 

Vatsiputrtja (zu welcher sie sich auch selbst zählte) und Haimavata (oder 



Sthayira's im eigentlichen Sinn). 

«4 



3) ^X^'TG^/" 1 ^ bedeutet eigentlich : die mittleren Sätze. Hier aber 

entspricht das Wort «mittler» « zwischen zwei Dingen befindlich» ohne Zwei- 
fel dem sanskritischen Wort antara, intervallum u. s. w. discrimen. 

4) Bei Hiuen Thsang «Auf diese Weise muss ich -jetzt über «die allge- 
meinen und die letzten (mo «die letzten» d. i. «besonderen») Meinungen 

Wattiljew, Buddhismus. 17 



»5S 

Die Grundsätze 1 ) der Schule der MahftsAmgbika'e und 
der Schulen Ekavjavahärika , Lokottaravädin und Kukkulika 
waren folgende: Die Buddhas, Bhagavant's 2 ) sind aus der 
Welt weggehende und in den Tathägata's ist nichts (weltli- 
235ches 3 ). Alle Worte (d. i. alle Lehren) des TathAgata drehten 
sich (d. b. waren anbequemt) gleichförmig mit dem Rade des 
Glaubens (d. h. er brachte nichts vor, ohne dass es sich auf 
die Lehre bezog*); alles Vorgebrachte ist klar 5 ); alles ist in 
demjenigen Sinn vorgebracht , welchen es hat '). Der Tathä- 
gata hat keine Gränzen des Rüpa (d. i. der Gestalt 7 ); die 



sprechen, über die harmonirenden und diaharmonirenden Ideen aller (dieser) 
Schulen, v 

1) Chinesisch a: noch «die allgemeine.» 

2) ^^J'QJSs'fc'N^ Bhagarant * aber in den chinesischen Uebersetzungen 

ist dieser Titel des Buddha allenthalben durch das Wort Shu lai ersetzt, wel- 
ches eigentlich dem Worte TathAgata entspricht ; wir glauben , dass nicht 
ohne Grund hier ein Unterschied gemacht ist: in seiner weltlichen Lauf- 
bahn wird der Buddha tthagavaut genannt, aber in seinem Zustande nach dem 
NirvAna : Talhagata. 

3) Die tibetische Uebcr*et/ung ist bei dieser Gelegenheit sehr dunkel; 
aber ohne uns auf Details einzulassen , bemerken wir , dass der топ uns hier 
gegebene Sinn sich auf die Vergleichung mit den drei chinesischen Ueber- 
setzungen gründet, welche mit Bhavja's Auseinandersetzung Terglichen sind. 

235 4) Chinesich a: «Alle Worte des TathAgata sind eine Drehung des Ra- 
des ;»> die andern Uebersetzungen enthalten ebenfalls denselben Sinn ; aber 
bei IJuavja wird gesagt «die Predigt des TathAgata gehört nicht zu dem Rad 
der Lehre» — wahrscheinlich ist hier irgend ein Irrtbuni oder Druckfehler. 

5. Tibetisch ^S^'s'^^F 3 ^ «klar erhalten,» haben wir für einen Feh- 
ler genommen und gelesen ^H^S *£J. Chinesisch a «Der Buddha brachte her- 

Tor (d. i. sagte alles in einem einzigen Laute;» Chinesisch b: «Der Buddha 
kann alles in einem einzigen Worte aussprechen ; schliesslich hat er alle 
Dinge gesagt;» bei Bhavja «das Wort des TathAgata ist im llerzen ver- 
schlossen. » 

в) Chinesisch а : «alles Vorgebrachte ist nicht dem Sinne gemäss.» 

7) Chinesisch a und b: «der gestaltliche Körper des Buddha ist unbe- 



«до 

Kraft der Buddha-Bhagavant's ist unbegrenzt ; die Dauer ih- 
res Lebens ist unberechenbar ; sie spenden (durch ihre Worte 
Andern) Frömmigkeit und kennen (darin) keine Befriedigung 
(oder «keine Ermüdung»), sie schlafen nicht 1 ); sie genehmi- 
gen die Bitten (oder «Fragen») und nennen nichts bei Na- 
men, weil sie sich in ewiger Selbstversenkung befinden 2 ); 
mit belebten Wesen jedoch unterhallen sie sich durch Namen 236 
und durch bestimmte Worte 3 ). Die Buddha's erkennen durch 
einen einzigen Gedanken alle Gegenstände , ergreifen alles 
mit dem Geiste, welcher einem einzigen Gedankenmoment 
entspricht 4 ). Ewig und beständig bis zu der Vollendung des 



grenzt , d. h. auf Grund der folgenden Attribute kann der Buddha zahllose 
Gestalten annehmen. 

£1£л'ч. Der Sinn dieser abgerissenen Ausdrücke, welche wir für nöthig er- 
achtet haben durch Einschiebung топ hinzuzudenkenden Worten 'zu ergän- 
zen , ist deutlicher in den chinesischen Uebersetzungcn ausgedrückt : а : Der 
Buddha erleuchtet die belebten Wesen , indem er ihnen reine Frömmigkeit 
einflosst und den Geist der Unersättlichkeit und der Nichtbcfriedigung ; der 
Buddha schläft nicht.» b: .... freudige Frömmigkeit spendend .... schläft 
er nie.* 

2) Chinesisch а : « Die Buddha's antworten ohne das ßedürfniss zu haben, 
nachzudenken. Der Buddha nennt niemals bei Namen u. s. w. , weil er ewig 
in Beschaulichkeit verharrt.» b: Auf die Fragen antwortet er ohne nachzu- 
denken .... с : ... er spricht nicht in Worten, (weil) das Herz desselben be- 
standig eins ist. и Da d.is libclisihe Original sehr undeutlich ist, so findet sich 

darin statt £j^ das Wort ^'^ «nicht.» Der Ausdruck «nicht bei Namen nen- 
nen» bedeutet nicht, dass der Buddha sich nur oberflächlich ausdrückt, son- 236 
dem топ einem Gegenstände den inneren Begriff darstellt, ohne jene Subjec- 
tiTitäten, welche durch Worte mir erfassl>ar sind. 

3) Chinesisch a: «aber alle belebten Wesen glauben, dass er mit Namen 
spricht und springen vor Freude;» in der zweiten chinesischen Ueberselzung 
ist diese Stelle ausgelassen ; chinesisch с : ««alle zahllosen belebten Wesen hö- 
ren топ Tathagata eine Erklärung.» 

4) Der Sinn ist «umfassen alles auf einmal.» 



»6Q 

NirvÄna selbst besitzen die Buddha's-Bhagavant's einen voll- 
endeten und nicht geboren werdenden Geist '). Die ßodhi- 
sattva's 2 ) empfangen 3 ) im Mutterscbooss nicht den Zustand des 
Kalalam, Arbudam, Pe$i und Ghana 4 ); die Bodhisattva's las- 
sen sich in Gestalt eines Elephanten 5 ) in den Mutterscbooss 
nieder und die Bodhisattva's kommen zur Welt, indem sieden 
237Schooss der Mutter durchbohren 6 ). Die Bodhisattva's haben 
kein Gefühl der Begierde , der Bosheit und der Gewaltsam- 
keit. Wenn sie es wünschen , werden sie in niederen Wie- 
dergeburten geboren, zur Vervollkommnung der belebten 
Wesen 7 ). In klarem Begreifen 4 ), vermittelst des einigen un- 



1) « Vollendeter Geist • d. h. ein allerhöchster , welcher frei ist топ jedem 
suhjeeliren Denken; au. cht geboren werdend» d. h. welcher nichts SubjertiTes 
zulässt; dies sind die beiden Arten des Geistes.» Chinesisch a. «beständig be- 
gleiten den Buddha im Samsara bis zum Nirrana,» in welchem, wie wir in 
der allgemeinen Uebersicht bemerkt haben , топ dem Buddha nichts übrig 
blieb. 

2) Unter Bodhisattva wird hier, wie wir gesagt haben, der Buddha in sei- 
ner letzten Wiedergeburl verstanden. 

3) ^ö/^X^?!^^* 1 ^, «empfangen;» alle chinesischen Uebersetzungen, und 

» 
so auch Bhavja sagen das (jogentbeil ; wahrscheinlich ist im tibetischen Te\t 

durch einen Fehler die verneinende Partikel <£J ausgelassen. 

4) So werden die ersten Perioden der Comeption des Foetus im Mutter- 
schoss genannt: katalam bedeutet Vermisehnug , Uureinigkeit [Tgl. jedoch 
Böhtlingk u. Roth, Sanskrit. Wörterb. u. d. W.] , die Periode der ersten Woche« 
wo die .Masse des zukünftigen Körpers geronnener Milch gleicht; — arbudam 
«Blase» — die Periode der zweiten Woche, wo sich eine Form zeigt, nach 
Art von etwas Aufgedunsenem, — peci Verdichtung [im Sanskrit Ei] ghana. 
a Verhärtung» — die Perioden der dritten und vierten Woche. Nur in der 
zweiten chinesischen Uebersetzung ist ein fünftes die Periode praeak» ange- 
deutet : die Bildung der Hände und Füsse. 

5) Chinesisch a, b und c: «in Gestalt eines weissen Elephanten.» 

237 6J Chinesisch a , b und с : «werden aus der reihten Seite geboren.« 

7) Chinesisch a: Wenn sie aus Verlaugen, den belebten Wesen Nutzen zu- 
bringen, in niedern Wiedergeburten geboren zu werden wünschen, so be- 



»61 



begrenzten Verstandes werden alle verschiedenen Arten der 
vier Wahrheiten erkannt 1 ). Vermittelst der fünf Goncreta 
werden die Erkenntnisse 2 ) leidenschaftlich und leidenschaft- 
los. Die Welten der Formen und die formlose Welt haben 
sechs Erkenntnisse 8 ); fünf') Organe sind abgeschlossen; das 



geben sie sich auch dabin ; «b: ond werden dort nicht in Folge eiUer Tha- 
ten geboren. » Niedre Wiedergeburten (buchstäblich: schlechte Schicksale) 
werden gewöhnlich die Wesen der Hölle , Preta's und Thiere genannt ; hier 
aber ist vielleicht nur die Geburt unter Mensc hen gemeint. 

8) №^ £J£ Ц^]^ ^~" » Cbines. Hien kuan , «Anschauung;» hier wird 

das Moment angedeutet, wo der Bodhisaltva, im hdem er sich in die Betrach- 
tung der Wahrheit verdenkt hat, diejenige Offenh-irung erlangt, durch welche 
er zum Buddha wird; und dann auch in Bezug auf jeden Beruf: der Sro- 
U apanna oder der Arhant bedarf ebenfalls eines klaren Begreifens der 
Tier Wahrheilen 

1) Die Tier Wahrheiten sind : Leid, das llervorgehn aus Ursachen, Entsagung, 
Pfad; aber jede dieser Wahrheiten hat ihre Unterabtheilungen, welche ihrer- 
seits sich in yerschiednen Beziehungen betrachten lassen ; deswegen wird 
auch gesagt: «verschiedne Arten der vier Wahrheiten.» 

2) ^Я'ЧХ;$|*Гц5 'on rr |*J , 'c ♦ chinesiscu wu s|li ftdie fünf Erkenntnisse» 

sind die Erkenntniss des Auges, Ohres, der Nase, der Zunge und des Kör- 
pers [ sanskrit. tratsch «Haut» als Organ des Gefühls] oder Sehen, Hören, 
Riechen, Schmecken, Fühlen. 

3) Die sechs Erkenntnisse sind , ausser den fünf vorhergehenden Sinnen, 
noch die Seele selbst, oder die innere Erkenntniss , welche auch der höchste 
Sinn genannt wird. Diese ganze Stelle ist in der tibetischen Ueberselzung 
sehr dunkel übertragen. Chinesisch а : der Körper hat Verdunkelung des 
Anges und der übrigen fünf Erkenntnisse und ist frei von der Verdunkelung; 
die Well der Formen und die formlose besitzen sechs Erkenntnisse ; Chioes. 
b: «in den fünf Erkenntnissen sind Verdunkelung und Heinheit; die form- 
versehene und die formlose Welt haben gleichfalls sechs Sinne.» Darare 
muss man schliesscn, dass hier zwei verschiedene Fragen untersucht werden : 
die Eigenschaft der fünf Sinne und ob in den andern Welten 'ausser unsrer 
Sinnenwelt) Sinne eiistiren. Bei Bhavja wird einfach gesagt: die sechs Sinne 238 
sind leidenschaftlich und frei von Leidenschaften , d. h. dass dieselben Sinne, 
welche uns an die Welt fesseln, auch au der Entsagung von ihr Antheil neh- 
men, oder: auch in derjtatsagung von der Welt können die Sinne existiren. 

4) XjlJ't], Chinesisch Tuan, wörtlich «runde,» d. h. ohne inneru Sinn für 



fleischliche (d. h. das materielle) Auge siehl die Formen u. s. w. 
nicht 1 ), der Körper fühlt nicht; in der Selbstversenkimg ist 
es möglich zu sprechen (oder findet Unterhaltung statt); 
238 auch die Seele hat einen Körper; auch die Vorstellung hat 
einen Körper ; bei allen Handlungen , welche dem Gesetze 
gemäss vollzogen werden, findet kein Zutritt statt 2 ), DieSro- 
ta Apanna's 8 ) begreifen die Wesenheit durch die Seele und 
deren Aeusserungen '). Unter den Arhant's sind solche , die 
durch andre vervollkommnet sind, die von andern zur Unter- 
suchung angeleitet werden , die andern nachahmen und den 
Pfad aus Worten abieilen. 5 ) 



die Erkenntnis der Gegenstände unfähige [das sanskritische Wort ist wohl 
stbula «grob, materiell*]. 

1) ^'jq*^ — ЗХ^ЗГ, d. i. Chincs. а : das Ohr hört keinen Ton, 

die Nase riecht keinen Geruch, die Zunge schmeckt keinen Geschmack n.s.w. 
[die Wahrnehmung ist vielmehr an das Vidscbnana «dasErkenntnissvermÖgen 
dieser Sinne» gebunden]. 

2) D. h. es kann keine Sünde oder Laster in religiösen Handlangen statt 
finden. Aber diese ganze Stelle ist ausserordentlich verschieden топ dem, 
was wir in den chinesischen Uebersetzun^cn finden ; а : in der Descbauang 
existirt das Wort ; auch exisliren (darin) beruhigte Geister und streitige Vor- 
stellungen ; das Gethane nimmt nichts in sich auf. Chinesisch b : et kann 
sowohl ruhige als feindliche Б erzen geben : deswegen sind auch einfache 
Sterbliche , die einen hoch , die andern niedrig ; das bereits Vollendete bat 
keinen Platz (?). c. : in der Anschauung giebt es auch Unterhaltung nnd eben 
so einen beruhigten Geist , nnd auch eine Anordnung der Gedanken (eine 
Vorstellung) ; alles Getha;:e hat keinen Platz (!). 

3) Srota aoaiina ist die erste, niedrige, Stufe der Heiligen, deren Classe 
unter dem Namen Arhaul begriffen wird. 

4) Chines. а : Die Srota apaana's begreifen ihre Natur (eignes Wesen) 
durch die Seele und deren Acusseruugen. Caines. c: sie erkennen ihreSelbst- 
heit (sich selbst?). 

5) Hier sind, mit Ausschluss des zweiten und dritten Punkts, alle übrigen 
топ den fünf Sätzen angeführt , welche , wie oben (in der Gatha) gesagt ist, 
den Grund der Spaltung unter den Geistlichen bildeten. Hei Bhavja ist diese 
Stelle so übersetzt: «und die Arhant's vollenden die Lehre durch andre 
(nach der Anweisung andrer) ; es giebt einen Pfad der Unwissenheit, der 



«68 

Der Weg gestaltet sich aus Leiden f ) ; in der Unterhai- 239 
tang über Leiden liegt Vortheil 2 ) ; zur Entfernung der Leiden 
bedarf es der Anlagen des Verstandes und Vorräthe (buch- 
stäblich: Besitz) von Heil (d.h. Tugend 8 ). Es sagen (die An- 
hanger dieser Schulen), dass man auch im achten Gebiet lange 
bleiben könne , dass auch ein Fall aus dem Gebiete der Fa- 
milien statt finden könne 1 ). Die Srota Apanna's sind dem Fall 



Zweizüngigkeit , der Untersuchung and der Entfernung der Leiden ; d. b. 
hier sind bereits alle fünf Sätze überliefert. Cbines. а : die Arhant's können 
durch andre geleitet werden, als unwissende , zweifelnde, durch andre be- 
lehrbare , den Pfad aus Worten ableitende (oder der Pfad geht топ Worten 
aus); Cbines. b : «es giebt Arhant's, deren Kleider andre mit Unreinheit be- 
schmutzen; es giebt unwissende Arbaul's, zweifelnde (unentschlossene), sol-239 
che, die von andern geleitet werden können ; auch wird der heilige Pfad in 
Worten ausgedrückt; Chine* c: es giebt Arhant's, welche топ andern Nut- 
zen ziehen, unwissende, zweifelnde, durch andre untersuchende. — Aus die- 
sem können wir schlicssen, dass in dem ersten Terminus der Sinn liegt «dass 
die Arhant's durch andre auf die schlechte Seite gezogen werden können • 
über in dem Tierten Terminus — dass sie zur Beurtheilung selbst oder zur 
Erkenntnis der Tier Wahrheiten nicht durch sich selbst gelangen können, 
sondern durch andre. 

1) Chi nee. а : die Leiden können zu dem Weg führen ; Chines. b : «auch 
über Qualen zu sprechen bildet den Weg.» 

2) Chines. a: «Worte über die Qual ko.;nen helfen ;» Chines. b: «auch 
über Qualen zu sprechen ist ein Grund;» hier will man die Verbindung zwi- 
schen allen Tier Wahrheiten andeuten : denn nachdem die Qualen, ihr Grund 
und der Pfad aufgezählt sind , wird weiterhin über die vierte Wahrheit : die 
Entfernung , gesprochen. 

3) Chines. с : «durch die Kraft des Verstandes kann man sich scheiden 
тот Leben und Tod (das heissl «топ der Wiedergeburt») und ruhigen Ge- 
nuas erlangen (d. i. das NinrAna); Chines. a: die, welche Verstand anwenden, 
können alle Leiden vernichten and können sie auch zum Heile bringen ; die 
Leiden sind auch Nahrung; Cbines. b : «durch Angemessenheit des Verstan- 
des werden die Leiden vernichtet; die Empfindung der Leiden ist auch 
eine Nahrung.» 

4) Den Berufen der frAvaka's , oder dem heiligen Pfad , entsprechen тег - 
schied ene Zustande, welche Lander (bhumi) genannt werden; топ diesen 
werden die beiden ersten durch die Zustande , welche aus der Beschauung 
der Wahrheiten entstehen, nämlich der feurigen und der obersten, in der Welt 
erworben, ober welche wir in der allgemeinen Uebersicht gesprochen haben ; 



»64 

unterworfeu y die Arhant's sind dem Fall nicht unterworfen. 
Es giebt keine wahre weltliche Anschauung (d. h. ausser- 
halb des Buddhismus) ; es giebt auch keine weltliche Kraft 
der Frömmigkeit ; es giebt nichts , was (vom Buddha) nicht 
240 bestimmt wäre (worüber er nicht gesprochen hätte; durch 
den Eintritt in die sfindenlose Wahrheit, sagen sie, entfernt 
man uicht alle Bande (oder «Fesseln des Sanis Ära» 1 ). Die 
Srota äpanua's können alle Sünden gut machen, ausgenommen 
die Todsünden 2 ). AlleSutra's haben einen bestimmten Sinn 3 ): 
1. Vernichtung des analytischen, 2. des nichtanalytischen 
Denkens, 3. Himmel, 4. Ajatana des grenzenlosen Himmels, 
5« Ajatana des grenzenlosen Wissens, 6. das nichts enthal- 
tende Ajatana, 7. das Ajatana, in welchem keine Vorstellung 
und nicht keine Vorstellung ist 4 ) , 8. alles auf die gegensei- 



dem zweiten Zustande entspricht auch ein Land der Familien (gotrabbumi) ; 
wer dieses erreicht, tritt gewissermassen in die Classe derer, welche die Hei- 
ligkeit erlangen ; das darauf folgende Gebiet — xxt'£{;oxtJv — heisst das 
achte; dies ist gleichsam der Vorhof zur Erlangung des Berufs des Sro- 
ta apanna. 
240 1) Wahrscheinlich ist im tibetischen Text hier ein Fehler , oder die Ne- 
gation überflüssig. Chinesisch a: «wenn man in die wahre Natur eintritt and 
sich топ den Geburten trennt , so kann man sagen , dass man alle Bande ab- 
geschnitten hat; Chine*, b: a wenn ein Mensih in die Beschauung eingeht, 
dann werden alle Bande vernichtet.» 

2} с^т-с^'^'^'Е? , Chines. wu kiang; buchstäblich: «keinen Zwischen- 
raum habende (sanskritisch anantartja *) Sünden sind : der Mord der Matter, 
eines Arhant , des Vaters , die Erregung топ Spaltung unter Geistlichen , das 
Vcrgiessen des Blutes eine* TathAgata.» 

3) Da die Schriften , welche dem Buddha zugeschrieben werden , nicht 
mit einander ühcreiiiHlimmcn , so fing man in der Folge an zu behaupten, 
dass er sich nicht in allen genau ausgedrückt habe. 

4) Alle diese vier Ajatana sind nichts anders als die. Tier Arten der 
SamApatti , oder der Beschauungen , welche der unsichtbaren Welt ent- 
sprechen. 

*) Wohl eigentlich: wo sich nichts zwischen die Thal und deren Folge — gewissenuassen 
Bestrafung — iwischenschieben, die Folge sich also durch nichts abwenden lisst. 



«6A 

lige Verkettung der Ursachen (PratttjasamutpAda) Gegründete 
und 9. die Seele, die hell in ihrer Eigenwesenheit, ob- 
gleich verdunkelbar durch augenblickliche und besondre Ei- 
telkeiten ist 1 ), bilden die neun Arten des Zusammengesetzten. 
«Anucaja's 2 ), sagen sie, sind weder Seele, noch Aeusserungen 
der Seele 3 ); sie werden unbegreifliche genannt (oder: Chi- 241 
nesisch a: keine Ursache habende, unfehlbare, unbestimmte). 
Sie sagen, dass die Anucaja's fr sich selbst sind, und die 
Bande 4 ) für sich selbst sind 5 ). Anu^aja sind Aeusserungen, 
welche der Seele nicht entsprechen 6 ). Vergangenes und Zu- 



1) Chinesisch а : «die Eigenschanen der Zweige des heiligen Pfades; die 
Natur der Seele ist eigentlich rein , aber augenblickliche und besondre Eitel- 
keiten verdunkeln sie, deswegen beissl sie auch unrein ; Chines. b : acht Ab- 
theilungen des neuen Pfades ; die Seele ist ihrer Natur nach rein , aber sie 
wird durch Eitelkeiten rerdunkelt. 

2) ^Л'^'^П]'^ oder ^'jj^ ; Chines. sui min « Einschläfern n gen» ist der 

allgemeine Namen der Eitelkeiten, oder der Grundlagen des Samsdra ; unver- 
raerkt erscheinen sie allenthalben ; der Art sind : Begierde, Zorn, Stolz, Un- 
wissenheit, eitler Zweifel und eitle Unwissenheit; aber im Verhaltniss zu 
der Methode ihrer Entfernung erhebt sich ihre Zahl , den Systemen gemäss, 
welche топ ihnen handeln, bis zu 98 und selbst 112. 

3) Nach den buddhistischen Begriffen kann man die Seele топ ihren Aeus-2li 
gerungen nicht trennen , oder in andern Worten : sie zeigt sich nur in ihren 
Aeusserungen. 

4) ParjaTasthana, 'П^'^Г^З^'^! — tschhen tsi «Bande;» so werden die 

Arten der Eitelkeit genannt , welche an den Sanisdra knüpfen und nicht die 
Freiheit Terstatten zum Nirvana zu streben ; hier liegt die Frage darin : sind 
alle Eitelkeiten Bande , haben sie alle dieselbe Bedeutung , oder müssen nur 
diejenigen Eitelkeiten Gegenstand der Bekämpfung für die Buddhisten sein, 
welche «Bande» heissen? 

5) Chines. a: die Anucaja's sind verschieden von den Banden und die 
Bande verschieden топ den Anucaja's. 

1) Der Seele entsprechende Aeusserungen: ^Я^'Ч^'^'сЬ-^'^сч'Ч , 

chines. yu sin siang ing heisseu die Fähigkeiten der Seele , wie Empfindung, 
Bewusstsein , Denken , Scham , Leidenschaft , Stolz u. s. w. (im Ganzen 5i 



«66 

künftiges existiren nicht 1 ). Das Dharmäjatana*) ist nicht er- 
kennbar, ist keine Sache (Gegenstand) der Erkenn tniss 3 ). Es 
242giebt keinen mittleren Zustand; 4 ) in dem Beruf des Srota A- 
panna findet (bereits) die Erlangung der Beschauung statt. 

Dies sind die hauptsächlichen und allgemeinen Sätze der 
oben aufgezählten (Ghines. a. vier) Schulen. Die beiondern 
Sätze sind die folgenden 5 ) : in demselben Verhältniss, in wel- 
chem sich die (Chines. a. vier) Wahrheiten theilen, zeigt sich 
auch ein (Ghines, a. abgesondertes) Begreifen (derselben). Es 



Punkte) ; unter den nichtentsprechenden begreift man die allgemeinen Attri- 
bute der Welt, oder der physisch-metaphysischen Gesetze [Kategorien], wie: 
Erlangung, Empfindungslosigkeit, Leben, Geburt, Alter, Aufenthalt, Zeit, Ort 
u. s. w. (eine umständliche Auseinandersetzung wird in der Dogmatik gege- 
ben werden). Nach Bhavja: «Die Anucaja's werden weder als entsprechende 
noch als nichtentsprechende Aeusserungen der Seele erkannt ; Anucaja ist 
eins und Fesseln sind etwas andres.» 

1) Chines. а : Vergangenes und Zukünftiges haben keinen wahren Körper; 
Chines. с : Es giebt keine vergangene und zukünftige Weit Aber hier wird 
einfach gemeint ; ezistirt ein Gegenstand in der Gegenwart und in der 
Zukunft ? 

2) Unter dem Namen Ajalana ЯГ£1сЪ^ , Chinesisch tschhn versteht man 

instrumentale Erkenntnis*, oder Erkenntnisse vermittelst des Anges, des 
Ohrs u. s. w. ; man zahlt deren zwölf; das Dharmajatana ist die letzte dersel- 
ben, nämlich : die Vermittlung der Gegenstände, welche der Erkenntnis« der 
Seele unterworfen sind. II ieher gehören sowohl die entsprechenden als nicht- 
entsprechenden Aeusscrungen der Seele, Vergangenes und Gegenwärtiges, 
das Unsichtbare und das Unzusammengeselzle. 

242 3) Des Vidschuana oder Geistes im eigentlichen Sinn« 

4) ^х;ЗЯП/^\'£], Chines. Tschung ieu oder Tschang in (mittlerer Schat- 
ten), so wird die Zwischenzeit genannt, oder der Zustand, in welchem sich der 
Mensch oder ein Wesen nach dem Tode bis zu der Zeit befindet, wo es wie- 

der geboren wird. 

■ 

5) Chines. b: «Was aber die unter einander verschiedenen Meinungen 
betrifft, so unterscheiden sich die Mahasamghika's von den drei andern.* 



шву 

giebt einiges '), welches durch sich selbst geschaffen, einiges, 
welches durch fremdes , einiges , welches durch beide (d. h. 
durch dieses und andres , sowohl aus sich als auch zugleich 
durch fremdes), einiges ist geschaffen durch Verkettung 2 ). 
Zu einer und derselben Zeit begegnen sich zwei Gedanken; 
die Eitelkeit und der Pfad begegnen sich ; der Samen selbst 
wird zum Keim 3 ). Die (chinesisch: a vier») Elemente der 
(chin. «sechs») Organe sind der Veränderung unterworfen 4 ); 
(aber) die Seele und deren Aeusserungen sind nicht der Ver- 
änderung unterworfen ; durch die Seele wird der Körper er- 
füllt (oder die Seele isl dem ganzen Körper gemeinschaftlich); 243 
die Seele wird (im Körper) sitzend vorgestellt; auf diese 
Weise kann (sowohl) dieses , wie (auch) andre (Formen der 
Seele) vorgestellt werden. 5 ) 

Dieses sind die besonderen Sätze. 6 ) 



1) ^^3^9 Chines. a: ieu schao fa «es giebt wenige Gegenstände»; bei 
Tschhen thi ist dieses Wort allenthalben übersetzt : «es giebt Leiden.» 

3) Ctiines. b; «Viele Gedanken sind zu gleicher Zeit; einstimmiger Weg 
and Eitelkeilen entstehen zugleich ; Thaten and Früchte gehen zugleich auf; 
Samen ist Keim.» Der Sinn ist der, dass zu einer und derselben Zeit verschie- 
dene Zustande statt flnden können. 

4) Chines. a: «Sie bafen die Bedeutung der G cstall verändern ng » ; genau 
eben so auch unten. 

5) Chines. a : die Seele ist allenthalben im Körper; bezüglich des топ ihr 243 
eingenommenen Raumes kann die Seele zusammengepresst und ausgedehnt 
werden. 

6) Chiues. a : «Diese letzteu Meinungen gestalten, indem sie sich ausbrei- 
ten und entwickeln, eine zahlreiche Menge топ verschiedenartigen Erklärun- 
gen ;» Chines. b : «Die Annahme aller dieser Meinungen und ihre Befolgung 
war nicht in allen Schulen gleich ; jede hall sich an ihre Anschauung ; des- 
wegen werden sie auch genannt «verschiedne Annahmen.» Daraus muss man 
schliessen , dass unter besondern Sätzen namentlich solche zu verstehen sind, 
in deren Entscheidung diejenigen Schulen differiren*, welche gemeinschaftli- 
che Grundlagen haben. 



«68 

Die Hauptsätze der Schule Bahu^rutija sind die folgen- 
den : sie bekennen, dass die fünf Töne (oder die Worte, d. h. 
Gegenstände der Lehre) des TathAgata (nämlich): Nicht- 
Ewigkeit, Qual, Leerheit, Nicht-Ich und Nirväna, (als) Be- 
ruhigung und (als) Pfad (oder) wahrhafter Weggang '), der 
Welt nicht angehören , aber die übrigen (Töne oder Worte) 
weltlich sind. Es giebt Arhanl's, die von andern fortgerissen 
werden können , unwissend sind , zweifelnd , von andern ge- 
leitet werden, den Weg auf Grund von Worten betreten 2 ). 
In allem übrigen stimmen sie mit den Meinungen der Sar- 
västiväda. 8 ) 
244 Die Hauptsätze der Schule der Pradschnäptivädin sind 
folgende : die Leiden sind keine Skandha's ') ; die Ajatana's 



1) So ist der tibetische Text buchstäblich zu verstehen ; aber nach der 
Chines. Ucbersetzung а : «fünf Töne des Buddha sind die Lehre , welche ans 
der Welt weggeht (die der Welt nicht angehört) : 1. Nicht-Ewigkeit, 2. Quä- 
len, 3. Leerheit, 4. Nicht-Ich und 5. Мгтапл — «Beruhigung;» diese fünf 
sind der Pfad, welcher herauszuführen vermag und zu scheiden (топ der Welt); 
Chines. b : «diese fünf Gesänge sind der grade Weg, welcher aus der Welt 
führt. » 

2) Es bedarf auch keiner Bemerkung, dass in diesem ganzen Satz der Sino 
der letzten der fünf Thesen entwickelt wird , welche als Grund der Spaltung 
dienten : «der Weg geht пегтог aus Worten ;» doch folgeu unten nochmals 
die fünf Satze in Bezug auf die Arhanl's. 

3) Statt ^^'f^'U^'S^ eteht im tibetischen Text ЦЯЧЪ^ЯЩ 1 ? 

3]'3 «Allwissenheit anerkennende;» aber sicherlich ist dies ein Fehler; 

denn solch einen Namen finden wir nicht: und ausserdem zeigen alle drei 
244 chinesischen Uebersetzungen übereinstimmend hier SarvAstivada. — Wir be- 
merken , dass die Uebereinstimmung der Sekte Bahucrutija mit der letzten 
Schule zeigt , dass die Einthcilung aller Schulen in nur zwei Abtheilungen 
unrichtig ist. 

4) Der tibetische Tezt ist hier sehr unklar und man kann vielleicht lesen 
ЭД'^'Э'У^'Ч'Я^Щ, welches den Sinn hätte: «die fünf Sammlaugen 



»60 

sind unbegreifbar 1 ); alle Thaten 2 ) sind in Folge ihrer gegen- 
seitigen Verbindung qualvoll 3 ). Es giebt keinen Thäter im 
Menschen *) ; es giebt keinen vorzeitigen Tod : (aber) er wird 
erworben durch seine früheren Thaten ; das Sichtbarwerden 
der Vergeltung (oder der Folge) entspringt aus der Entwick- 
lung der Thaten 5 ). In Folge der Durchdringung mit guten 
Werken wird der Pfad erworben. Der Pfad ist kein anschau- 245 
barer; der Pfad ist nicht zerstörbar 6 ). In allem übrigen stim- 
men sie überein mit den Mahäsämghika's. 



sind uicht zusammengehaut l , » d. h. dass die fünf Skandha's nicht einen bil- 
den können; aber in den chinesischen Uebersetzungen heisst es: «die Leiden 
sind keine Skandha'i.» Bei Bhavja finden wir «es giebt Leiden ohne Skan- 

dha's» ; deshalb haben wir auch diese Stelle so gelesen : ^j^'kJSPJ'^'Sv' ^V 

'S °4 4 

1) ^Г-^Л'^! « ungreifbar » anstatt ^J'X^^'Ij ; Chinesisch a. : alle Ajatana's 

•ind anwahr.» Chinesisch b : «alle Ajatana's sind unvollendet.» Ajatana wird, 
wie gesagt, die instrumentale oder vermittelte Erkenntniss genannt 

2) Samskara ^V^R > Chine», tschu sing, d. h. die der Seele entspringen- 
den und nicht entsprechenden Aeusserungen. 

3) Chine*, b.: alle Gegenstände der Tbat werden, indem sie sich wechsel- 
seitig eine an die andere lehnen , auf Grund ihrer Falschheit , Qualen ge- 
nannt ;» Chines. a. : da alle Thaten wechselseitig unter einander verbunden 
sind, sich unwahr entfalten und vereinigen, so werden sie Qual genannt 

4) Chines. а. : о Es giebt keinen handelnden Menschen;» b. «es giebt keine 
menschlichen Handlungen.« — Hier wird gemeint: es giebt keinen Pudgala 
oder kein Ich. 

5) Chines. а : die Thaten bilden, indem sie sich fortpflanzen, den Grund ; 
es giebt verschiedene Vergeltungen ; Chines. b : es giebt keinen vorzeitigen 
Tod; alles, was einem zu Theil wird , entspringt aus früheren Thaten; die 
Gründe und die Vergeltungen können , indem sie sich fortpflanzen , Hand- 
langen hervorbringen ; alle Qualen werden aus Ilandlungeu geboren. 

6) Chines. а : In Folge von guten Werken wird der Pfad erworben ; der 245 
Pfad kann weder zusammengesetzt noch zerstört werden. 



S7Q 

Die Hauptsätze der Schule SarvAstiväda 1 ) sind folgende: 
Alles existirt; wie etwas existirt, soexistirtesauch; alles Zu- 
sammengesetzte ist zusammengesetzt aus Namen und Rupa 3 ) ; 
Vergangenes und Zukünftiges exisliren 3 ); das ßharmäjatana 
ist etwas Begreifliches, hildet einen Gegenstand der Erkennt- 
niss und ist erreichbar 4 ). Die Geburt, die Entsagung, Auf- 
enthalt, Nichtewigkeit und die der Seele nichtentsprechenden 
Aeusserungcn sind enthalten in dem Skandha der That (sam- 
skära) ; es giebl drei Arten (Elemente) des Zusammengesetz- 
ten ; (eben so) drei des Unzusninmcngesetzten; alle Merkmale 
246 des Zusammengesetzten sind drei; drei der (vier) Wahrheiten 
sind zusammengesetzt, eine ist unzusammengesetzt, die Ge- 
langung zum Ziel (zu der Aneignung oder der Erfüllung) der 
vier Wahrheiten ist die deutliche Erfüllung (oder das Ende 



1) Im Tibetischen ist der folgende Artikel ausgelassen, welcher sich bei 
Hiuen Thsang findet: drei Schulen, nämlich: die Tschaitika, Aparacaila und 
Uttaracaila hatten folgende Hauptsätze: ein Bodhisattva befreit sich nicht топ 
seinem bösen Schicksal ; die Darbringung eines Opfers тог den Denkmälern 
bringt keine grossen Früchte ; es giebt Arhant's, welche durch andre fortge- 
rissen werden können in diesen fünf Sätzen und den übrigen Meinun- 
gen stimmen sie mit den Mabasamghika'i übercin. — Bei Tschhen Ihi und 
in der dritten chinesischen Uebersetzung werden hier nur zwei Schulen er- 
wähnt : die Tschaitika und die Uttaracaila , aber aufgezählt sind alle fünf 
Sätze ; allein in der dritten Uebersetzung wird gesagt , dass die BodhisatUa'i 
топ schlechtem Schicksal frei sind. 

2) Bei Hiuen Thsang : die Hauptsätze der Schule SarrAsÜTAda sind fol- 
gende : alle Sarrastivada sagen so : das Existireude ist in zwei (Merkmalen) 
enthalten: im Namen und im Rupa [Gestalt]. Aber bei Tschhen thi dem Ti- 
betischen näher. 

3) Bei Tschhen thi : Vergangenes , Gegenwärtiges und Zukünftiges exUti- 
ren, erstens, auf dem Grunde, dass so geradezu gesagt ist, zum zweiten, auf 
Grund der beiden Merkmale (? Га, d. i. Namen und Rupa), zum dritten, well 
sie einen Raum einnehmen , zum vierten , weil sie Früchte bringen. 

4) Ueber das Dharmajatana ist bereits oben gesprochen : wir haben gese- 
hen, dass die Mahasamghika's die Erkenntniss desselben, welche hier in drei 
Formen zugelassen wird , verwarfen ; unter dem ersten Worte (begreiflich) 
muss man einfaches Begreifen verstehen , das zweite (Gegenstand der Er- 



971 

des Weges und im Verein damit die Erlangung des Berufes 
des Buddha) 1 ) ; vermittelst der Entsagung und des Nicht- 
strebens (nach irgend etwas) wird man zu der sündenlosen 
Wahrheit geführt. Die Vorstellung der Handlungen , welche 
das Siegel der Begierde tragen, ist die wahre Sündlosigkeil 2 ). 
Nachdem man sich in der wahren Süntllosigkeit aufgehalten, 
wird man mit dem fünfzehnten (Moment) der Wiedergeburt 
des Gedankens Srota äpanna genannt, und mit dem sechszehn- 
ten ist man bereits ein (wirklicher) Srota äpanna 3 ). Der aller- 



kenntniss) bezeichnet : die Zugänglichkeit für abstracte Erkenntniss , und das 
dritte (Erreichbarkeit) ist gewissermassen Vertiefung in den Gegenstand, An- 
eignung desselben. 



1) ^jKaCJi;?^ «gänzliche Erfüllung.») - Dieses selbe Wort wird zu 246 

einem Epitheton des Buddha. 

2) Bei Hiuen Thsang : «die stufenweise Aneignung der Tier Wahrheiten 
gründet sich auf zwei Beschauungen (Samadhi): die der Leerheit und des 
Nicblbegchrcns (Nichtbestrebens) ; durch die Verbindung derselben kann man 
die wahre Natur erlangen uud sich топ den Wiedergeburten befreien ; durch 
die Vorstellung der Begierde (des Verlangens) kanu man in die wahre Natur 
eingehen und sich топ den Wiedergeburten befreien.» Bei Tschhen thi : bei 
stnfenweiser Betrachtung der Tier Wahrheiten muss der Mensch , wenn er in 
die wahrhafte Anschauung einzugehen begehrt , dieses nothwendig rermit- 
telst der Drehung des Heiles : der Leerheit und des Nichtbegehreos , thun ; 
wenn man alle Thaten der Welt der Begierden prüft, dann kanu man in die 
wahre Beschauung eingehen ! — Der Sinn ist, dass zu der Erlangung der Tier 
Wahrheiten , durch welche das Heil erworben wird , diejenige Beschauung 
nötbig ist, welche die wahre Sündlosigkeit hcissL 

3) Die Tierte Wahrheit oder der Pfad wird топ den Buddhisten getheilt 
in den Torbereitenden Pfad , den befähigenden , den Pfad der Wahrheit , des 
Aneignens und des Nicht-Sludirens ; in dem befähigenden Pfade erscheinen 
Tier Zustande : Wärme , das Oberste , Geduld und das Oberste iu der Welt; 
топ hier ist es nur ein Schritt , um iu den Pfad des Vorhersehens überzuge- 
hen , welcher den Beruf des Arja — des Heiligen — giebt und die erste 
Stufe dieses Berufes ist der Srota Apanna : im Pfade des Vorhersehens jedoch 
wird die Prüfung und Beurlheilung der Tier Wahrheiten in sechzehn Perio- 
den oder Momenten Tollendet; es giebl Tier Berufe de« Arja : Srota apaona, 
Sakridagamin, Anagamin und Arhant ; jeder dieser Berufe theilt sich in zwei 
Arten ; die annähernde und die wirkliche ; deswegen finden sich auch hier 



höchste (Zustand) in der Welt ist der einzige Gedanke in 
247 drei Arten. Aus dem höchsten Zustand in der Welt kann 
man nicht fallen ; (um desto mehr ist) der Srota Apanna dem 
Falle nicht unterworfen ; der Arhant ist eine dem Falle un- 
terworfene Person ') ; die Arhant's erlangen nicht alle den Geist, 
welcher nicht gehören wird 2 ); auch der einfache Sterbliche 
wirft von sich (d. h. ist fähig von sich zu werfen) die Be- 
gierden und die Empfindungen der Bosheit der Welt der Em- 
pfindungen ; auch die Tirlhika's können die fünf llellsichfen 
besitzen 3 ) ; auch unter den Göttern ist es möglich nach Keusch- 



zwei Arten ?on Srota Apanna's, welche in der chinesischen Uebersetzung тег - 
schieden benannt sind. 
247 1) Der Arhaul ist höher als der Srota Драп na and dennoch ist er dem 
Falle unterworfen , während der letzte es nicht ist ; gewiss erklärt man die- 
sen Widerspruch am allerriehligsten dadurch , dass es im Anfang keinen an- 
dern Stand des Arja gab , als den Arhaut, uud als solcher jeder genommen 
ward, welcher die vier Wahrheiten begriffen hatte. Es giebt riele Unterab- 
theilungen der Arhant's ; zu der ersten oder niedrigsten Art gehört der, wel- 
cher diesen Beruf vermittelst der Ehrfurcht тог dem , was er aus der Lehre 
des Buddha gehört hat, erreichte, ohne dass er selbst vermittelst des Den- 
kens zu den in ihr enthaltenen Wahrheiten gelangt wäre; solch ein Arhant, 
muss man sicher annehmen , wird auch in den Gätba's gemeint , welche die 
fünf Sätze enthalten, «der Arhaut wird fortgerissen, ist unwissend, zweifelnd, 
wird топ audern geleitet, erlangt den Pfad aus Worten.» Weilerhin wird 
unter dem Worte aFall des Arhant» nur das verstanden, dass er unter ein- 
tretenden Umständen zu dem Beruf eines Srota Apanna herabsinken kann ; so 
muss man , um die Widersprüche zu versöhnen , auch hier deuten , obgleich 
diese Erklärung in der That vielleicht ausserordentlich gezwungen ist. 

2) Hiuen Thsang : «Nicht alle Arhant's erlangen den nicht gebührenden 
Geist.» Bei Tschheu thi: «Alle Arhant's erreichen überhaupt nicht den nicht 
geboren werdenden Geist;» nicht geboren werdende Erkenntniss oder Geist 
(Anulpadadsi hnana) wird die absolute Erkenntniss genannt, welche den erha- 
benen Wesen eigen ist ; iu der subjeetiven Erkenntniss werden Ideen gebo- 
ren , wenn au( h nur zu dem Zweck , um sich durch sie leiten zu lassen ; in 
dem erhabnen Zustand ist dies nicht mehr nöthig. 

3) Die fünf Hellsichlen (alihidschiiA) sind folgende : das himmlische oder 
göttliche Auge, Ohr, Kenntuiss fremder Gedanken , Kenntnis« der früheren 
Geburten , wunder thätige Macht ; übrigens ist ihre Definition nicht allenthal- 
ben gleich. 



»78 

heit zu sireben , (nur) durch .sieben (Arten der Beschallung) 
SamApatti können die Artikel der Bodhi erlangt werden '), 
nicht aber durch die übrigen Beschauungen 3 ). Uie l>l)jäna's2tH 
sind enthalten in der Anwendung der Erinnerung 3 ); ver- 
mittelst der Djana'a triitsi du in diu wahre SSnAosigkeä 
und erlangst den Beruf des Arhant selbst'); obgleich auch 
vermittelst der Well (Chines, a. des Korpers) der Formen 
il des Unsichtbaren (Cliin. a. Früchte , welche geben den 
Beruf des) Arhantlüums, erlangt werden, so gelangst du 'loch 
nicht га der wahren Siindlosigkeit, (weil nur) in der Welt 
der Begierden mau zu der Siindlosigkeit gelangt und (den 
Beruf des) Arhant erreicht ; wenn gleich man auch in der 
Welt der Formen den Beruf des Arhant erreicht, so giebl es 
doch da keinen Eingang in die wahre Siindlosigkeit. Im 
nördlichen üvlpa [Insel], Ullarakuru , kann man sich nicht 
von den Leidenschaften trennen; dorl werden (deshalb auch) 



1) Diese lieben sind ; Gedachtniss, I'leiss , Freude, Reinheit, Untersu- 
chung , Beirhauung und Entsagung — diese werden im Pfade de! Vorherse- 

■ib erworben . nach Erreichung des Obersten in der Welt 

2) Samapilli's sind lleschauungen, welche der unsichtbaren Well cutspre- 
ieo , unter ihnen stehen die llhjina's ; llescbauungen , welche sieb auf die 

i'-Il der Formen beziehen. 

3) Smriljupaslhina — damit beginnt die Reibe der sieben und dreissig ■'■■•: 
nli'ir , welche zu der Bodhi fuhren ; der Pfad ist allerdings im Anfang топ 

m- welchen wir üben gezeigt haben, versi bieden, naiblier aber veruiniyl er 
»ich mit ihm, so dass die erste топ die-en Stufen r.» dem vorbereitenden 
t ijeliort — und dieses allein ist das Smriljnpaslhäna ; dieses besieht aus 
Artikeln ; Erinnerung an den Korper , an die Empfindung , au die Seele 
nd das Eiislirende. 

4) So im libelischrn Teil; aber hei Hiuen Thsang wird gcsagl , dass es 
» Gegentheil nicht möglieb isl, mit Hülfe der niij.W. ru der wahrhaftigen 
iundlosigkeil zu gelangen , und dies ist , wie es scheint , richtiger . weit der 

Beruf der Arhuul's ni.ht /ч dem rurbui rit^nili'o l'l.ule gehört ; hei Tschben 
an oi, in ohne Vermittlung der Dhjlaa'l zu der wahrhanigen Be 

«hauung gelangen kann, so kann шла gleichfalls [auch den Oeruf des) Arhant 

erreichen. 

nlj.w, iin.i.ii,,,,,,,,. 18 



keine Ärja's geboren; diese werden auch nicht unter den 
empfindungslosen Wesen geboren '). Endlich (sagen die Sar- 
väsiivada , dass) man nichl mit Recht behaupten kann, dass 
die vier Früchte 2 ) (nur) unter der Form des Сгашапа*) er- 
langt würden ; in einem sündlosen welllichen Pfade (kann) 
durch Lossagung von den Leidenschaften (gleichfalls) der Be- 
ruf des Sa к i;i (lag am in und des Anägämin erworben werden*). 
2tuVier Fähigkeiten der Erinnerung enthalten in sich die ganze 
(Lehre). Alle Anucaja's sind Aeusserungen, welche der Seele 
entsprechen; alle Auugaja's sind Bande, aber uiclit alle Bande 
sind Anucaja's 5 ). Alles, was cxislirt, ist nicht in Folge der 
wechselseiligen Verbindung unwahr; und in die Arhant's 
kann gleichfalls etwas Unwahres eingehn, (weil auch) in den 
Arhant's ein Fortschreilen der Tugend Si.nl findet; der mitt- 
lere Zustand (S. 266 Anm. 4 ) evislirl (nur) in der Welt der Eia- 
plindungcn und in der Well der Formen. Obgleich man auch 
vermittelst der fünf Organe des Vidschnäna den Leidenschaf- 
ten unterworfen wird , so kann mau sich doch nicht (durch 
dieselben) von den Leidenschaften befreien; sie nehmen (Chin. 
nur) ihre Merkmale (d. h. Subjecle) an, sind aber nicht begabt 



1) Mach) Hiuen Tbsana; «im ein» find unebnen Himmel ,» dem Tierleu und 
allerletzten der unsichtbaren Well. 

2} Die vier Fruchte, d. li. des Srola Ajianna, Sakridigämin, AnägSi 

3) D. h, in der Form eines buddhialiacheu Geistlichen. 

t) Chinesisch a: и die Tier Fruchte der (faiuagi's «erden nicht durtb 
die Stufenfolge der Dhjäna's erlangt. u i'hiin-s. b: »in der Reihenrolge di 
Beschallungen liegt nicht die unumgängliche Nothwendigkeit die vier Frucht« 
des heiligen Pfades tu erlangen ; wenn jemand bereit» in die wahre Xatw 
eingegangen ist und akb топ den Wiedergeburten .ml' i; mm! des welUicben 
219 Pfades befreit bat, dann kann er den Beruf des Sakridagamin und des Л11.1- 
gimin erreichen. Unter dem weltlichen Pfade 'ersteht mau weltlichen He- 
ruf, und hier niuss mau den Keim der Lehre Ton den BodhisultTa'a suchen. 

S) Vergleiche was obeu über dieselbe Meinung der Mabisimgliika's bei- 
gebracht ist. 



nd 

; 

it* 

:ur 



»75 



rail klarem Begreifen (oder Chines. «mit der unterscheiden- 
den Fähigkeit»); die Seele und deren Aeusseruugen exisü- 
ren (Chin. in Wirklichkeit, weil keinem Zweifel unter- 
worfen ist, dass) : die Ziele existiren (oder die Gegenstände 
des Bestrebens) dci Seele und deren Aeusseruugen; die Bi- 
genwesenheit ist nicht das, was mit Eigenwcsenheit begabt 
ist; Seele ist nicht das, was die der Seele entsprechenden 
Aeusscrungen sind; es exislirt auch eine wellliche (d. b. 
nicht dem Buddhismus allein angehorige) wahrhaftige An- 
schauung ; auch in der Welt exislirt ein Organ des Glau- 
bens (oder «der Frömmigkeit,» gleichwie) auch unbestimmte 
Gegenstände existiren. In den Arhant's kann etwas der Art 
sein, welches weder Gegenstand des Studiums noch desNichl- 
studiums ist ') , obgleich auch alle Arhant's das DlijAna er- 
langt haben, so zeigen sie sie doch (nur) nicht in Allem"'); 
auch in den Arhant's findet ein Geniessen (der Vergeltung oder 
des Einflusses) der früheren Thalcn Statt, (weil) — den Tod in 
der Selbst Versenkung ausgenommen 8 ), — der tugendhafte зм 
Gedanke am Ende des Lebens (mit dem Uehergang zürn Ai- 
hanl aus dem) eines einfachen Sterblichen vielleicht nicht 
entstanden sein mochte, ') 



t) Der Pfau des Nichl-Sludiumi ist die höclute Vollendung, welche durch 
die niebt geboren werdende Erkenntnis« erlangt wird. 

•2) Chiues. а : nicht alle sind im Stande sie m leiten. 

3) So ist, wie et uns icheirit, die Ucbcrtraguug des tibetischen treuen о 
Teiles; über bei Hiueu Thsang ist dien Steile so übersetzt: «euch einfache 
Sterbliche sterben im tugendhaften Gedanken ; zur Zeil der äelbslrerscnbung 
Laiin man überhaupt nicht sterben. ■ 

4} In den I? eben e!i un gen des Tsclilien tbi und Iliuen Tlnang begegnen 
wir folgender Ei »Schiebung , welche rieh weder in der tibetischen noch in 
der drillen chinesisi heu UeberBelzuitg finde! : "Das Heil 'oder Chin. b: die Er- 
stickung der Yerdiinke lilDgea) de» lluddha unterscheidet sieh (an Ucstnll 
niilii ton dem (Heil) der zwei Ja.»'« : aber der Plad der drei Jltiia's lnl sein« 
lli'noi nierheilen ; llanuheriigkeil , Mitleid und die BbrigW f Eigenschaften den 



Sie sagen (Ober die Bodbisaüva's) : die Bodhisallva'a ba- 
l)i-n eine enge Verbindung mit den einfachen Sterblichen, 
weilen in der wahrhaften Sündlosigkeil, leben unter den einfa- 
chen Sterblichen ; die den belebten Wesen angehangen nennen 
2Si sie dem Einfluss unterworfen '). Alle Handlungen (samskära) 
sind augenblickliche 2 ). Obgleich aus dieser Well auch nichts 
in die andre Welt übertragen wird, so geht doch der Pudgala 
hinüber 3 ). Obgleich man heim Tode auch jeden Skandha der 



Buddha) eiistiren nicht (nur) im Verhältnis* 
die letzteren ihn mm Heil (d. h. tum Verlies 
hallen.* — F.» ist augenscheinlich, dasi dienet 
nigslens bereits eine spätere Annahme in Folge 



den belebten Wesen, 
der Well) nicht zugelassen 
a Einschiebsel ist, oder we- 
der Bekanntschaft mit dem 
e früheren Craiaka's keinen Begriff топ den drei Jana's ha' 



I] »jtWK, 



■ die erlangte Reihenfolge.» Chinesisch a Tscbi sbeotj 






siang -in oder b : Thsiu siang siu nden Zustand des Aufeinanderfolgen» neh- 
men, в — Der Sinn пни- «ein , dass sich die Wesen nicht mm Einfluss der 
der Tli.i ten und der Natur befreien können, im (jegensati zu dem Erhabenen; 
Chili, а : »die BodbisattTa's sind gewissurmassen einfache Sterbliche, die sich 
nicht тип allen [landen frei gemacht haben. Wenn sie noch nicht zu der wah- 
ren \atur gelangt sind und sich тип den Wiedergeburten nicht befreit ha- 
ben . dann leben sie zusammen mit den einfachen Sterblichen , «erde и nicht 
Tiiriibergegau geue oder erhabne genannt: belebte Wesen [werden] nur in 
Folge der gegenwärtigen Annahme der Aufeinanderfolge bedingt (.u genannt). 
Chin. b : «Die BodhisallTa's sind unzweifelhaft einfache Sterbliche , umwun- 
den tun den neun Arten der Uande ; wenn ein Bodhisatlva bereit« zu der 
wahren lleschauung gelangt ist, und sieh nicht ans der Erde der einfachen 
Wesen entfernt hat, dann wird er wegen der entlehnten Nachfolge Г?) ein 
bedingt- belebtes Wesen genannt.» Alles dieses isl Tiel einfacher in der dril- 
I ten chinesischen Ueberselzung auseinandergesetzt: "Die BodhisaltTa's sind 
einfache Sterbliche , »eiche тип den Banden beherrsch! werden; da sie sieb 
nicht erhoben und nicht топ den Wiedergeburten geschieden haben. 10 
scheiden sie sieb auch nicht топ den Orten, welche тип einfachen Sterblichen 
eingenommen werden, nehmen den Korper belebter Wesen an und gellen 
fiir solche. 

2) Chines. ■: «Alle Handlungen versehenden augenblicklich.« 

3) Nichts kann tut dein früheren Leben in das folgende übergehen ; 
der wellii he Pudgala , sagen sie . gebt hinüber ; Chines. Ь : nur nach neltli- 



«77 

Thaten abwarf, so bleiben dennoch Skandha's ohne Verände- 
rung übrig. Es giebt ein DhjAna, welches der Welt nicht an- 
gehört. Es giebt ein reines Forschen 4 ); in dem ewigen Sam- 
sara kann Heil eintreten 8 ). Zur Zeit der Selbstversenkung 
(in die Beschauung) giebt es keine Worte (d. h. kann man 
nicht sprechen). Das Rad der Lehre (des Buddha) besteht aus 
dem acht Glieder enthaltenden heiligen Pfade 3 ) ; alle Worte 
des Tathägata werden gedreht (d. h. ausgesprochen), in (Je- 252 
bereinstimmung mit dem Rade der Lehre; aber nicht alle 
sind deutlich (d. h. bestimmt) ausgesprochen, und nicht alle 
in dem Sinn ausgesprochen, welchen sie haben; nicht alle 
Sutra's sind mit ihrem genauen Sinn ausgesprochen; aber 
obgleich auch nicht alle Sutra's ihren genauen Sinn haben, 
so giebt es doch Sutra's mit ihrem genauen Sinn. 



eher [Sprache] wird so bedingt gesprochen;» Chines. c: «nach welllicher 
Sprache wird gesagt, dass es dieses und ein andres Leben giebt.» 

1) Forschen oder Erwägung (vitarka) ist eine oberflächliche Betrachtung 
der Gegenstände, welche ihre allgemeinen Merkmale aufsucht: diese bildet, 
im Verein mit dem Schlaf, der Reue und der Untersuchung (ritschara) Wer 
Zustände des Uebergangs des Geistes in den Skandha der That ; durch das 

Wort «rein» haben wir den Ausdruck sWCJ'ifK'E] о lei «nicht Flussha- 

bend» (asrava) ebersetzt; dieser bedeutet einen schlechten Zustand, Be- 
schmulzung, das Forlgerissenwerden durch den Strom der Bande u. s. w., 
überhaupt, was nicht zur Befreiung топ der Welt gelangen lässt 

2) 5^4X:5^ , q , W , Ilf?CTq , 0!K , ^ l wenn hier 2Щ nicht für einen 

Fehler statt Esj zu nehmen ist; im Chinesischen ist diese Stelle ebenfalls un- 
verständlich übersetzt: «es giebt Heil, es giebt eine Ursache;» aber unten 
bei der Analyse der Meinungen der Mahtcasaka'e wird gesagt: «es giebt 
kein Heil im Kreislauf des Samsara ; » dadurch wird auch klar, dass hier dar- 
über gehandelt wird : ob Heil dem Samsara zngehoren könne oder nicht. 

3) ArjashMngamarga ist die letzte (der sieben und dreis*ig) Stufen, welche 

iq der Bodhi führen ; mit Hülfe desselben werden alle Eitelkeiten abgewor- 252 
feo and zeigt sich die Seligkeit Tollständig — dies ist der Weg des Vorher- 



»TS 



Der Art sind ihre Hauptsätze ; was ihre besondern be- 
trifft , so sind diese unzählig. 

Die Hauptsätze der Schule Haiinavata sind folgende: 
Bodhisadva's werden einfache Sterbliche genannt, welche 
keinen Neid (oder Begierde) haben; sie treten ohne Beflek- 
kung in den Muttersrhooss '). Die Tlrlhika's besitzen die fünf 
Hellstchten nicht 1 ). Die Güller können nicht nach Keusch- 
heil streben. Unter den Arhanl's sind von andern fortgeris- 
sene, unwissende, zweifelnde, von andern geleitete, den Pfad 
aus Worten ableitende. In allem Uebrigen stimmen sie mit 
den Sarvästiväda's überein. 

Die Hauptsätze der Schule Yalsiputrjja sind fu-lgende: 
Der Pudgala (das Untheilbare) ist weder identisch mit den 
Skandba's, noch (etwas) von den Skandha's Getrenntes; er 
ist so genannt auf Grund (der Vereinigung) der Skandha's, 
253 der Sphären (Dhatu) und der Ajatana's. Alle Thatcn sind au- 
genblicklich in Verhältniss zu einer andern Zeit 3 ). Ausser 



sehen« , die acht Glieder sind : das wahre Anschauen , die »obre Erwägung, 
d.is Wurl , das wahre Ziel der Handlungen , dat wahre. Leben , die wahre* 
Bestrebungen, die «ahrc Erinnerung und die wahre Beschaulichkeit. 

1J Chinci. ■: "Die Bodhispttra's sind gen ähnlichen Sterblichen gleich: 
wenn der Uodhisallva in einen Uuttertchoou tritt , hal er keine Empflndun 
gen der Begierde und der Leidenschaft (?) ;• Chine«, b: «der BodhiaatUa Ы 
ein einfacher Sterblicher, der keine Begierde hat; wenn er geboren wird, 
wird er nicht mit einem Muttcrschooss bekleidet ;■> Chine«, с : <■ Der Bodhi- 
aailva [Ist) ein einfacher Sterblicher, weh her топ Unwissenheit frei tat) er 
lassl >ii li in einen МпИегасЬоом herab in den reinen Gebieten der Geister.! 
hei lüiüvp dagegen wird gesagt, das» der Bodhisaltia nicht ein tllilbufcnl 
Sterblicher ist Ein »nliher Widerspruch kann lielleiihl nicht allenthalben 
nur daraus erklärt werden , da» das Original nicht venUsden ward, sondern 
es war sehr leicht möglich , dass in die Urschrift seihst tersebiedene Zusatie 
geriethen. 

2) Chines. c: • Nicht alle Tlrthika'a können die ИшГ Hell»» blen besitzen.» 
Bei Bbntja dagegen «den Tlrthlka'i sind die fünf Ucllsichteo zugänglich.! 

3J Chiuei. n ! «alle Thalen eiisliren zeillich und werden momentan weg- 
geworfen.» 






dem Pudgala giebl es nichts . was aus einer Welt in die an- 
dre überginge ; es wird gesagt, der Pudgala geht über (d. i. 
wird wiedergeboren). 

Die Tirthika's haben die fünf Hei (suhlen. Nicht in Folge 
der fünf Arten des Vidschnäna wird man den Leidenschaften 
unterworfen, wird aber auch nicht [durch sie] von den Lei- 
denschaften befreit; die Abwertung der Leidenschaften ent- 
springt durch Abwerfung von Allem, was in Verbindung mit 
den Leidenschaften steht und der Abwerfung unterworfen ist. 
Wenn man, bei wahrhaftigem Itelindcn in der Geduld, dem 
Namen, den Merkmalen und dem Höchsten in der Welt, Al- 
les betrachtet, was eine Verbindung (mit den Leidenschaften) 
hat, und Alles abwirft, was man abwerfen muss , dann er- 
reicht man das zwölfte Moment und wird ein Eintretender), 
aber mit dem dreizehnten Moment wird man ein die Früchte 
Erlangender. ') 

Die (vier) Schulen Dharmollara, Bhadräjana , Sammallja 
und die Schule der sechs Städte unterscheiden sich in der 
Auffassung von allen diesen (von den Vatsi|jutrija's) nicht; 
sie streiten nur in Betreff der Auslegung der folgenden 
GätbäVj 

Die, welche sich gerettet baben, können fallen. 

Die vollständig ins Elend Gesunkenen wieder umkehren. 



1 Im-iIuIi! und das Uöcbsle in der Welt sind , wie wir gesagt hüben , gc- 
wUse Zustande , «ebbe durch die Prüfung der Tier Wahrheiten erlangt wer- 
den ; too da geht man über zu dem Pf-ul de Vorhersehens, welcher, wie wir 
bereit« gesagt haben, ans sechzehn Momenten besteht; bei dem zwölften 
Moment wird mm ein Srola dpanna , welcher sich torbereilet, bei dem drei- 
zehnten aber ein wirklicher. 

3) Chine*, а : I- giebt aurh andre derartige Terschiedne Annahmen , ge- 
gründet .11.1 die Verschiedenheit der Auslegung einer Gathä t daran« bildeten 
lieh in der Schule der Vatslputrlja Tier Schulen: Dbarmutlara , Bhadrtjana, 
Sammallja und die Schule de» Berges des dichten Waldes (s. oben]. 



Diu Zufriedenheit der Zufriedenheit kann erlangt werden. 

Alles mit Heil Begabte ist Heil. ') 
t Die Hauptsätze der Schule Mahkasaka sind folgende: 
Vergangenes und Zukünftiges exislircn nicht; es exislircn 
(nur) das Gegenwärtige und das Unzusammengesctztc j für 
du Wer Wahrheiten (exislirl) ein einziges Verstand mss ; ehe 
man die (Wahrheit der) Qualen durchschaut hat, kann man 



3] lief Hiucn Thsang : « Nachdem er lieb bereit« gerettet , Gel er au< b 

«•in Neuem, er fiel aus Begierde und kebrlc wieder zurück ; bewahrend was 
2i>) GWM in iler Freude «erschaff!, den Spuren der Freude folgend, erlangst du 
Freude. >i Bei Tschbcn Ibi isl ist die drille Zeile so iiberselzl: nNach Errei- 
chung des zufriednen Orls (der Zufriedenbeil) freust du dich (buchstäblich 
ngchsl da spazieren» cn [sprechend dem ч.чи -Li fiisi lien Verbum ii-bri]) au 
dem «is angenehm, u 

Aber bei Ttcbben Ibi »Hein — gleichsam zur Erklärung dieser Gtlbi — 
flndet sieb auch folgende Verlängerung der Auseinandersetzung der Mrluun- 
gen der Schule Vatslputrlja : «Alle Wesen sind zwei Arten des Fallen* un- 
terworfen , dem Fallen in l'iil^e des Uenkens und dem Fallen iu Folge tob 
Handlungen. Geburt und Tod hängen топ zwei Hau p tursachen ab: der Eitel- 
keit und den Handlungen; zwei Gegenstände sind die hauptsächlichste Ur- 
sache des Heil*, nämlich Vip.-icjana und £amalha; wenn jemand nicht die er- 
babne Ursache «erstarkt , sich der wahren Lehre schämt, so gebort er nicht 
zu jener Abiheilung (der Gerelletwerdenden); es gfebt zwei Wurzeln der 
Eitelkeit, welche beständig allen Wesen nachfolgen, nämlich DowlMeabtit 
und Leidenschaft (Liehe nder Anhänglichkeit). El giebt sieben Arten тип 
Reinheit. Der Geist des Iluddha ist nicht bedingt durch Moral uod Änderet; 
indem er sieh auf die wahre Einsicht sliiltt. siebt er Alles ein. I'rufl man 
ihn Im Verhältnis" zu der Verneinung, so stellt er sich in se.bs Formen dar. 
Iturcb die Bcschauung, »eiche der Welt der Formen und der unsichtbaren 
entspricht, gehl mau nicht ein in die wahre Beschattung (dasselbe wag oben 
die wahre Süudlosigkeit;. Пег Bodhisallra wird beständig geboren in der Mille 
(der Wesen]. Wenn er den boclislen uud nicht geboren werdenden Geisl 
erreicht, erlangt er den Namen des Buddha. Die Sulra's welche «on den Ta- 
Ihagala's ausgesprochen sind , haben eine dreifache Bedeutung ; die 
klaren das Uebcl , welches aus den Wiedergeburten entspringt, (die andern] 
erklären die Gegenstände des Heils, und (die drillen, haben überhaupt 
die Erklärung von irgend elwas zum Gegenstand.!) 

Nur bei Ithaija finden sieb einige Nachrichten über die. Hauptuieimuig< 
der Schulen [ihanuoltara, Sammallja u. s. w. 






«81 

(alle übrigen) Wahrheiten nicht durchschauen, Durchschauung 
ist Durchschauung 1 ). Die Anufaja's sind weder Seele noch 
deren Aeusserungen ; sie sind unbegreiflich 2 ); die Anugaja's 
und die Bande sind von einander verschieden; die Anufaja's 
sind nichtentsprechende Aeusserungen der Seele ; die Bande 
aber sind entsprechende. Der einfache Mensch kann die Em- 255 
pGndungen der Lust und Bosheit nicht abwerfen. Die Tlrthi- 
ka's haben die fünf Hellsichten nicht; die Götter können 
keine Keuschheit haben. Es giebt keinen mittleren Zustand, 
in den Arhant's giebt es keine Vergrösserung der Tugenden; 
vermittelst der fünf Organe des Vidschoana wird man leiden- 
schaftlich und leidenschafllos. Die sechs Arten des Vidschoä- 
na sind Correspondenzen der Forschung und der Erwägung. 
Der Pudgala ist gleich dem Haupte 3 ); in der Welt kann 
eine wahrhafte Anschauung Statt linden 4 ) ; es giebt kein der 
Welt angehöriges Dhjäna; es giebt keine fehllose oder reine 
Erkenntniss s ) ; es giebt kein Heil in der Drehung des Sam- 



e\ -.- 



1) ÄJp'^'S^JJ^'^'^TUJäi'S^ Chines. a: «Wenn man durchschaut die 

Wahrheit der Leiden, dann durchschaut man auch alle Wahrheiten. Das 
Dorchschauthabende kanu eine solche Durchschauung sein.» Chines. b : «die 
endliche Durchsrhauung besieht in der Durchschauung aller Wahrheilen.» 

2) «Sie gründen sich auf nichts.» 

3) ЯЯЯТтЯ'З» Chines. tsi schou, dies bedeutet, wie aus Bhatja's Wor-255 

ten ersichtlich ist , dass der Pudgala dem Körper gleich ist , in welchem er 
sich befindet. 

4) Chines. a: «eine wahre Anschauung findet sich auch in der Welt: 
aber die Wurzel der Frömmigkeit kann nicht in ihr statt finden.» Chines. b 
und с : «in der Welt giebt es keine wahre Anschauung und auch keine 
Frömmigkeit. 

5) Wahrscheinlich dasselbe wie oben ; reine Forschung , d. i. jF^J'IJX; 

«S -V- 

£3j'£l, statt £<£! £Р^П'£!; so wenigstens finden wir in der chinesischen 
TJeber setzung. 



sara 1 ) : der Srola apanna isl eine Persönlich keil (^'6^), 

die dem Falle unterworfen Ist. Der Arhant ist überhaupt dem 
(vollständigen ?) Falle nicht unterworfen; alle Artikel des 
Pfades sind ausgesprochen (d. h. enthalten) in den Anwen- 
dungen des Gedächtnisses. Es gieht neun Arten von ^zu- 
sammengesetztem: I. Negation einer besonderen Untersu- 
chung (oder der Analyse); 2. nicht - analytische Negation, 
3. Himmel; i. Unbeweglichkeil; 5. Wesenheit alles Tugend- 
haften ; 6. Wesenheit des Nicht-Tugendhaften; 7. Wesenheil 
des Unbestimmten; 8. Wesenheit des Pfades und 9. Wesea- 
IMheit von allem auf die Verkettung Gegründeten. In den Men- 
schen verändern sich die Elemente der Organe im Anfang 
und am Ende'); die Seele und deren Aeusserungen sind 
(gleichfalls) veränderlich. Der Buddha zeigt sich (d. Ii. ist ent- 
halten) in dem Samgha (der Geistlichkeil, weil) das Opfer 
für den Sarhgha Frucht bringt, aber nicht das (Chines. Almo- 
sen , welches gelrennt vom Satiigha gegeben wird) für den 
Buddha : der Pfad der BuddhVs und der Oavaka's isl ein 
und derselbe 3 ). Alle Handlungen sind momentan; nichts wird 
aus dieser Welt in die andre übertragen. 

Dies sind die Hauptsätze ; die besondern Sätze sind fol- 
gende; Vergangenes und Zukünftiges exisliren: ein mittlerer 
Zustand exislirt gleichfalls. Das Dharmäjataua ist erkennbar 
und begreifbar. Das Denken ist Handeln (d. h. die Handluo- 

1) Chtne*. b : «der Grund dir Mehl- Eli sie n* isl ni hl pul.» 
234 2} Chine», a: Her Eintritt in den MutlenrhuOM bildet den Anfing des 
Lebens, heim Tode Verladern •>■ h alle Elemente der Orgine; ( 
■ die Annahme der Geburt isl der Anfang , der Tod das Ende ; die Wer Ele- 
mente, die fünf Organe (Au-e, Ohr u. s. w.), die Rede und dereo Aeusserun 
jji-ii andern sieh alle ;и Cbin. e : mom l.ehen bi> zum Tode ludern sich alle 
Organe und Elemente und fersih winden.« 

3) Cbine.s. а : «Der Pfad und das Heil der lluddha'x und beider Jana« (!;■ 
■ind dieselben.» 



I 

i 

: 

r 

: 



gen sind nur der Seele .illeio cigenthömlicli) ; es gielil keine 
Handlung des Korpers und der Sprache; die Forschung (vi- 
larka) und Untersuchung (vitschära) sind Correspondcnzen 
der Seele. Die Erde (d, h. die Erdkugel) exislirl einen (vol- 
len) kalpa ; die Früchte ваз Opfern, welche man deu Denk- 
mälern (slupa's) bring! , sind unbedeutend. Alle Anmajas 
erscheinen stels in der gegenwärtigen Zeil'). Die fünf Ge- 
genstände, welche Anhänglichkeil bewirken : Unwissenheit, 
Stolz, Saiiisära , Anschauung (oder Theorie) und als fünftes: 
der Pfad der Handlungen, sind immer die Merkmale und aus 
diesen gehen die Qualen hervor. 2 ) 

Dieses sind die besonderen Meinungen. 

Die Hauptsätze der Schule Dharmagupla sind folgende :2S7 
(Chines. Obgleich auch) der Buddha in dein Sadigha sieh 
zeigt (d. h, enthalten ist), so verschafft doch (nur) die Opfer- 
darbringung für den Buddha grosse Früchte , nicht aber die 
für den Saiiigha (Chines. a: nuod») die Deukmäler s ). Der 
Pfad der CrävakaV) ist verschieden vom Pfad der Buddha's; 
die Tlrlhika's haben die füuf Hellsichtcn nicht; der Körper 
eines Arhant ist Tehllos. In allem Uehrigen stimmen sie mit 
deu Mahäsäinghika's überein, 

Die Hauptsätze der Schule käcjapija sind folgende: das 
Abgeworfene, vollständig Begriffene exislirt; das Nichtahge- 



1) Chines. м : «Die Wesenlicit des Anucaja eiistirl in der Gegenwart ; die 
Skindhu's , ijtüma'i und Dbarmu'e ezUtlrra gleiehfrlle sieb nur in der Ge- 

2; Bei Hiucii Thsang und Tsehhen tbi ist die letzte Periode in Fnrm ei- 
ner Galha über seilt und il.itur wird gesagt: dies sind die hesundern Meinun- 
gen . ihre Meinungen sind verschieden in Betreff der folgenden Githa. 

3) Chines. b : » Wenn mau den Buddha in den Denkmälern verehrt, wird 237 
Vergeltung statt linden. » 

■t) Chines. a : «Obgleich du Heil Tür den Buddha und beide Jlna's dat- 
•elbe ial, ю ist doch der Pfad verschiede«, в 



worfene wird nicht vollständig Abgeworfenes genannt '} ; 
Handlungen , welche durch Vergeltung Vergeltungen gewor- 
den sind, exisliren; was nicht durch Vergeltung geschehen 
ist, existirt nicht 1 ). Die Handlungen (Santskära), welche aus 
vergangenen Ursachen hervorgegangen sind , exisliren ; es 
giebt keine Handlungen , welche aus zukünftigen Ursachen 
hervorgehen 3 ). Alle Gegenstände, welche des Studiums fähig 
sind , sind Gegenstande der Vergeltung. In den übrigen Mei- 
nungen stimmen sie mit den Dharniagupta's überein. 

Die Hauptsätze der Schule Santkränli sind folgende: sie 
sagen, dass die Skandba's aus dieser in die andre Well über- 
gehen; die Skandba's werden ohne den heiligen I'fad abge- 
2S8lösl'); die Skandba's , welche aus der wur/elballin Gtfinu 
(d. li. der Natur?) hervorgehen, exisliren; es exisliren auch 
die einen Genuss habenden [7) ). Der Pudgala existirt in der 
absoluten Idee. In allem Lebrigen stimmen sie mit der Schule 
Sarvasliväda Oberem. 



1) Rei Hinan Thsang : uwenn etwn bereit« .il.geworlen {buchstäblich 
abgehauen) und vollständig begriffen ist, eiiiUrt ;■ bei T schrien Ihi : fr» ht- 
ml- ausgelöscht, wovon man sich befreit bat. das evistirl nicht, 

2) Chines. а : »Wenn die Vergeltung l'tir Uandlungen bereits reir (d. i. er- 
liugl) ist , dann eiisiirt sie nicht; wenn die Frur -Ы nicht reir ist , dann eii- 
sliil sie. 

3] Bei lliucn Thiang gleichfalls — und es ist noch binivgaftigt : «alle 
Uandlungen sind momentan:» aber bei Tschben Ihi »das Zusammengesetzt* 
seilt («ich] nicht aus einer vergangenen Ursache zusammen , sondern aua ei- 
ner gegenwärtigen um! zukünftigen. я 1?) 

1) Chi не*. a: „ | : , eiiilirl keine Vernichtung der l.ebensicit der Skia 
dbii's ohne den heiligen Pfad.* 
8 5) Bei Hiuen Thsang befinde! sich Nachfolgendes ; »auch für den «Infi 
eben Sterblichen kann Annahme des heiligen Gesetzes statt linden, и 






DRITTE BEILAGE. 



Auseinandersetzung der philosophischen 
Systeme des Buddhismus. 

Die von mir in der vorigen Beilage mitgetheilte Ueber- 
setzung von Vasumitra's Werk über die buddhistischen Schu- 
len muss , nach meiner Meinung , in Zukunft die Grundlage 
umständlicherer und gelehrterer Untersuchungen über die 
allmähliche Entwicklung des Buddhismus bilden. — Wir 
können, trotz der Dunkelheit der Ausdrucke, fiir welche 
wir vergeblich bei den nachfolgenden Schriftstellern Erläute- 
rungen gesucht haben — nicht umhin , die Verbindung und 
den natürlichen Uebergang von den hier vorliegenden Ideen 
zu denen zu bemerken , welche in den folgenden buddhisti- 
schen Schulen ausgesprochen und entwickelt werden. Aus- 
serdem haben wir , mit Ausnahme des Werkes des ßhavja, 
welches ohne Zweifel auf dieselbe Abhandlung des Vasumitra 
gegründet ward , — keine andern Quellen zur Beurtheilung 
des alten Buddhismus; wir können auch nicht ein einziges 259 
Werk mit Sicherheit nachweisen , welches die Anschauungen 
nnd Meinungen irgend einer der hier aufgezählten Schulen 
mit grösserer Bestimmtheit dargestellt halte. 

Ganz Anderes tritt uns entgegen, wenn wir alle nachfol- 
genden Schulen studiren wollen. Man darf annehmen , dass 



«ее 



auch nicht eines der Hauptwerke lier Vaibhäschika 's , I 
trantika's, Madlijamika 's und der Mystiker der Ueberselzung 
in die chinesische oder tibetische Sprache entgangen isi ; hier 
scheint es uns , dass im Gegeiilhcil der UebcrQuss der Mate- 
rialien eher die Darstellung verdunkeln würde, wenn man 
sich bei seinen Ausführungen direel zu den Originalen wen- 
den und der gelehrten Welt dasjenige , was ihr als das We- 
sentliche in den Dogmen , den Einrichtungen und den philo- 
sophischen Anschauungen einer bestimmten Schule darge- 
stellt werden muss , aus diesen niiltheilcn wollte. — Wir 
haben bereits unsre Ansicht dahin ausgesprochen, dass wir 
weder der ausführlichsten Nachrichten über alle unbedeuten- 
den Thatsaehen bedürfen , welche den Geist der Buddhisten 
beschäftigten , noch einer Ueberselzung aller buddhistischen 
Bücher, welche exisliien, sondern nur eines Auszuges des 
Wesentlichen in ihnen , eines genauen und richtigen Begriffs 
von den hauptsächlichsten Ideen , welche einst die Geister 
beschäftigten, von der Bedeutung derselben für das Leben 
der Menschbeil: — ob sie dem Gedanken irgend etwas Neues 
gewähren, oder ob es nur eine Wiederholung von Solchem 
ist, was schon an ciucin andern Orte ans Lichl getreten 
war. Auf jeden Fall darf jedoch derjenige, welcher Alles 
selbständig bearbeiten will , wenigstens zuerst zu sei- 
nem eignen Unterricht, diejenigen Weike nicht bei Seile 
lassen, welche von Buddhisten — die sicher ihre Religion 
am Genausten kannten — selbst ausgearbeitet sind , und in 
welchen über die llauptnieinungcn einer jeden Schule geban- 
delt wird. Allerdings aber verpflichtet uns nichts, mit ihren 
Augen da zu sehen, wo wir bemerken, dass nicht der unpar- 
26olheiisehe Erzähler spricht, sondern der Anhänger einer ge- 
wissen Sekte, wo die Sprache der Philosophie durch die 
Sprache der Religion ersetzt wird. 



: 

: 

n 
lies 
«et- 
ile 

ion 



ЯШ7 

Für unsern jetzigen Zweck haben die tibetischen Quellen 
einen unbestrittenen Vorzug vor den chinesischen; wir haben 
zwei umfassende Werke des 1 Tschang skja Chutuktu ') und 
Dsham-jang-bschadpa, bezüglich deren diese beiden gelehr- 
ten Lamas nicht ihres Gleichen haben; doch betraten sie 
nicht zuerst die Laufbahn der Siddhänta's oder der Ausein- 
andersetzung der Meinungen der verschiednen Schulen; schon 
vor ihnen könnten wir eine ununterbrochene Reihe von Schrift- 
stellern über denselben Gegenstand aufzählen, selbst mit Aus- 
schluss von Tsongkhapa und sicherlich ist der Tarkadschvala 

(^[^•ВД^Ч) , das Werk des indischen Schriftstellers Bhavja, 

welcher eine Uebersicht aller Schulen darin aufstellte 9 älter 
als alle diese. Der Mangel dieses Werks in einer chinesi- 
schen Uebersetzung bestätigt die Ansicht 9 dass die Bearbei- 
tung der Siddhänta's , gleich dem Myslicismus , zu der Zeit* 
als die Chinesen Indien besuchten , um religiöse Schriften zu 
sammeln , dort noch nicht bekannt war. Da sie drei Ueber- 
setzungen von Vasumilra's Werk für die Nachkommenschaft 
aufbewahrt haben , würden sie sicherlich um so weniger ein 
so wichtiges Werk wie der Tarkadschvala ist, übergangen 
haben, wenn es in ihrer Zeit existirt hätte. 

In gegenwärtiger Abhandlung haben wir die Absicht den 
Leser — wenn auch nur theilweis — mit dem ausgezeich- 
neten Werke des Dsham-jang-bschadpa bekannt zu machen ; 
dieses ist später geschrieben, als die Siddhänta's des ITschang- 
skja Chutuktu, zeichnet sich vor diesen durch Kritik aus und 
wird deshalb sowohl bei den Tibelern, als Mongolen sehr ge- 



1) Unser yerslorbener Freund Gorsky, bekannt durch seine Abhandlun- 
gen, welche den Arbeilen der Mitglieder der Pekingschen Mission einterleibl 
sind, hat handschriftlich eine unrollendete Uebersetzung dieses Werks hin- 
terlassen. 



3»S 



schätzt. Dieses Werk ist so umfangreich, dass es ohne alle 
sei Anmerkungen in einer Ucberselzung mehrere Bände lullen 
würde; wir sind deshalb genölhigl uns nur auf Mittheilung 
des wesentlichsten Inhalts desselben zu beschränken. — Ue- 
berdiess würde es, um die Bedeutung aller speeiellen Fra- 
gen, welche in unserm Werke hervortreten, verstaatlich im 
machen, nölhig geweseu sein, den Leser vorher mit der bud- 
dhislischen Dogmatik bekannt zu machen: daher lassen wir 
hier alles weg, was die Verschiedenheiten in den .Meinungen 
dieser oder jener Schule in Bezug auf religiöse Anschauun- 
gen betrifft, indem wir uns vorbehalten, in der Dogmatik da- 
mit bekannt zu machen. liier begnügen wir uns nur eine 
Skizze ihrer metaphysischen Ideen zu geben. 

In diesen philosi>phischcn Anschauungen lassen die Bud- 
dhisten, wie wir sehen werden, die Sütra's, welche als Grund- 
lage ihrer Religion dienten, schon bei Seite. Sie wenden sich 
an den allgemeinen Werthinesser des Denkens, an die logi- 
schen und metaphysischen Gesetze, und wollen mit Hülfe der- 
selben bereits einen Conspectus der ganzen Lehre darstellen, 
und ihr eine allgemeine unbedingte Auslegung geben. Jetzt 
werden wir nicht mehr mit dem Kandschur, in welchem die 
Sütra's gesammelt sind, zu (huii haben, sondern mit den Er- 
klärungen dazu, welche im Tandschur enthalten sind; an die 
Stelle der unbekannten Schriftsteller der früheren Zeil treten 
jetzt bereits historische Persönlichkeiten; früher, kann man 
sagen, hatten wir mit dem Ausdruck der Masse zu tbun, jctzl 
treten uns schon individuelle Werke entgegen. 



i- 



Es kann nichr meht als vier Hauplschulen des Buddhis- 
mus geben, weil so von dem Buddha gesagt ist, und dies 
wird durch die Worte zahlreicher Lehrer des Buddhismus 



bekräftigt. Alle Schulen sind in zwei Jäna's enthalten: die 
Vaibhäschika's und Sautränlika's bilden das kleine Jana (Hl- 242 
najäoa), und werden auch Crävaka's genannt; die Madhja- 
mika's aber und Jogätschärja's bilden in gleicherweise zwei 
Abtbeilungen des Mahäjäna. Einige Tibeler zahlen die Jogä- 
tschärja's zu dem Jana der Prnljeka's, aber Kunscbes-fnkhan- 
P° (3^'^'*'f 4 ^' 4 ) rechnet die Sautränlika's zu den Vaibhä- 
schika's, und nimmt an, dass es im Ganzen nur drei Schulen 
gegeben habe (entsprechend den drei Jäna's oder Perioden 
der Lehre) ; Andre dagegen nehmen fünf Schulen an , indem 
sie die Vatslputrlja's von den Vaibhäschika's trennen. Aber 
alle derartigen Bestimmungen würden den oben angeführten 
Autoritäten widersprechen und sind demgemäss nicht zu- 
lässig. ') 

Wenn gleich die Crävaka's in der Folge sich nachgiebi- 
ger gegen die Lehre des JVIahäjäna zeigten , so sahen sie 
nichts desto weniger ursprünglich die Anhänger derselben 
als exoterische Häretiker an. — Ohschon ihre Einwürfe 
nicht vollständig auf uns gekommen sind, so linden wir doch 
nichts desto weniger die wesentlich unterscheidenden Züge 
beider Jäna's in den Rechtfertigungen der Mahäjänisien selbst. 
Sie sagen : die früheren Crävaka's (beide Schulen) erkannten 
weder einen Alaja an , noch die Verdunkelungen der Seele, 
sie hatten keinen Begriff von dem Nicht-Ich in der Natur, 
leugneten die Existenz der drei Körper des Buddha, die zehn 
Gebiete (dacabhumi) und betrachteten die Lehre des Mahä- 
jäna nicht als Wort des Buddha. In Betreff des letzten Punk- 
tes sagten sie, dass das Mahäjäna nicht von dem Buddha aus- 
gesprochen sei, weil es nicht in den drei Pitaka's der Cräva- 



l; Dictum jang biehidpi'i СШ'ЭДр Bl. R 0- 



ka's riiih alten sei , dass diese Lebre einen andern Pfad zum 
Heile zeigt, indem sie zur Sühnung der Sünden das Lesen 
der Dhäranl's, das Abwaschen in der Gangä u. s. w. vor- 
schlägt , gleich den Vcdänta's die Ursachen und Folgen , den 
Glauben an die vier Wahrheiten und die drei Kostbarkeiten 
verwirft Hin), gleich dein Lokäjata lehrt, dass Alles кчт t 
И8 Whiii gleich die Bücher des Mahäjäna zu irgend einer dei 
achtzehn Schuleu gehorten , darf man sie dennoch nicht f 
das Wort des Buddha nehmen, weil sie weder bei der e 
Sammlung der buddhistischen Bücher (sogleich nach dem 
Tode des Buddha), noch bei den späteren bekannt waren. 
Die Meinung der Mahajanisten über die Ewigkeit des «Sam 
bliogakäja» (Körper der Seligkeit) genannten Körpers des 
Buddha steht im Widerspruch mit der Lehre, dass alles Zu- 
sammengesetzte nicht ewig ist. Die Lebre vom seligen Leben 
р^ЧДчЦ j er Bodhisallva's sieht im Widerspruch mit der 
Idee von dem qualvollen Zustande alles Welllichen (asrava 
94[ C S*I); die Meinung, dass der Geist (1^ des Talhägata 

mit allen verwandt sei und das Vidsclmdna eutlehnt wird, 
sieht nicht in Uebereinstimmung mit der Lehre von der 
Nicht -Existenz des Ich (des unlhcilbareii). Nach der Lehre 
des Mahäjäna versinkt der Buddha nicht vollständig in das 
Nirväna, den fjrävaka- Arhants wird vorausgesagt, dass sie 
einst Buddhas werden ; aber dieses stimmt nicht überein mit 
der Idee der Buhe C 3 ) 4 ), welche darunter verstanden wird, 

und welche die Arhanl's, wie angenommen wird, im NirvAni 
erreichen. Ueberdies tadelten die Grävaka's (wie ersichtlich) 
die Mahajänislrn darüber, dass sie die Arhant's erniedrigen, 



von der Verehrung weltlicher Personen handeln, die Bodhi- 
sattva's mehr als den Buddha seihst preisen, den Cäkjamuni 
nur als eine manische Verkörperung betrachten (als eine leiu- 
porellc , d. b. dass er auch schon früher Buddha war) , der 
ewigen beschaulichen Nicht -Thäligkeit und Abwesenheit 
(oder Entfernung von) Ursachen und Folgen den Vorzug ein- 
räumen , sagen, dass auch die grossten Sünden vollständig 
(g'^'RS! — von der Wurzel) getilgt werden können, die Lehre 

von den sechzehn Arien der- vier Wahrheiten verwerfen, sie 201 
nicht als absolute Wahrheit annehmen wollen u. s. w. Aus 
allem diesen folgerten sie, dass die M a häjä nisten die Brut 
eines unheil-beabsichtigcnden Dämons sind, der jede 
Grille zum Betrug der T hören niedergeschrieben hat. 1 ) 
Die Mahäjä nisten rechtfertigen sich gegen diese Ankla- 
gen durch die Ungewöhnlichkeit (^ 5 |'Я^) ihrer Lehre, welche 

in Folge davon durch die gewöhnlichen Sammler der Su- 
Ira's nicht zugänglich gemacht werden konnte , sondern der 
Betheiligung von Bodhisallva's , wie Samantabhadra u. s. w. 
bedurft habe. Sie zeigen , dass ihre Lehre in dieselbe Reihe 
mit dem Buche der Mahasäiiighika gehört, welches das grosse 
Statut (mahavaslu, Ч Т^'« В | С 1) genannt wird, wo bereits von 

den zehn Bhumi und den Ideen der PSramitä's gesprochen 
wird ; dazu fügen sie noch , dass zwei Sekten dieser Schule : 
die Purvacaila und die Aparacaila die Sütra's der Pradschnä- 
päramitä und andre aus der Lehre des MahAjäna, in Prakrit- 
Sprache ahgefasst, besassen. J ) 

1) =]q»I£p Ulall 81. 

2] Wenn die.sp Erwähnung nicht in dem Sinn zu nehmen isl , dasi, wie 
der Autor selbst durch die Worin n'eli'r indincher Lehrer bekräftigt, die spä- 
teren Crltika's iIip Echtheit der roihajtnlfftt*- h "" Werke -inerkannlen und 



39S 



DieMahajänisten sagen, dass sie eben so sehr Buddhisten 
issind, wie auch die Crävaka's, weil sie den Buddha als ihren 
Lehrer betrachten, weil sich ihre Lehre nicht ini Wider- 
spruch mit der Substanz von dessen Lehre befindet, und nicht 
von den vier Regeln abweicht, über welche der Buddhismus 
sich geeinigt hat. — Die sechzehn Arien der Wahrheit bei 
den Crävaka's und die Existenz der Ursachen und Folgen 
sind nur als eine subjeetive Wahrheit angenommen , aber 
den höchsten metaphysischen Blicken auf die Natur sind а 
dre Ideen als die über die Leiden nothig — um so mehr da 
auch bereits den £rävaka's die Annahme einer subjeeliven 
und transceudcntalen Wahrheit zugeschrieben wird : — die 
Idee von der magischen Manifestation des Buddha (folglich 
auch «von seinen drei Körpern») war eine Folge der unum- 
gänglichen Notwendigkeit die Wunderthaleu zu erklären, 
welche die Qrävaka's selbst dem Cäkjamuni in seinem histo- 
schen Leben zuschrieben ; wie hätte er so zu handeln ver- 
mocht, sagen die Mahäjänisten , wenn er nur ein einfachei 
Sterblicher gewesen wäre ? 

Was die Tilgung der Sünden durch Abwaschen in der 
Gang» betrifft , so sagen die Mahäjänisten , dass es als Folge 
des Eides oder Wunsches des Drachen AnudMla zugelassen 






1 



eich Ihrer Ideen ort zur Widerlegung der Angriffe ton Seilen der Tirtbika '■ 
bedienten — dann hat ei keine Nolh , die Entstehung des Mahl Jim inner- 
halb dt» Schoosses irgend einer Schule in widerlegen; sein Ursprung Ist dann 
nichts anders, als eine Entwicklung eiu und desselben Buddhismus bei seiner 
Begegnung mit den sehr verschiedenartigen Fragen , in deren Entscheidung 
f nölhig war , Vieles n.m aussen zu entlehnen , oder aus sich in erdenken, 
Alles iu verändern, obgleich die Veränderung rietleicht selbst die allerfun- 
damentalslen metaphysischen Ideen berührte 
iS 1) P. h. ■' kiii aussen entlehnt;» dies geschah ohne Zweifel in der Absiebt, 
die Unzufriedenheil der Häretiker zu entfernen. Jetzt jedoch denkt i 
ein Buddhist an die Kraft dieser Siihnung. 



ter 

' Г 
В 

I 



S93 

Die Vaibh&schika's. 
Die späteren Buddhisteo begreifen unter dem Namen 
Vaibhäschika's (oder Vibhäga 3^^|^) alle früheren An- зев 

banger des Buddha und betrachten diese Benennung als eine 
gemeinsame für alle achtzehn Schulen, allein es ist kein 
Grund anzunehmen , dass sie sich selbst mit diesem Namen 
bezeichnet hätten, wenigstens zu der Zeit als es ausser ihnen 
keine andern Systeme gab. In allen Sulra's, sogar den 
mahäjänistischen , erscheint Buddha , umgeben von dem 
Samgha der Bhikschu oder der ^rävaka's , und wahrschein- 
lich benannten sie sich eben so oft mit diesem Na- 
men wie mit den Beiwörtern: esoterisch, rechtgläubig und 
den übrigen. Wir haben bereits in der allgemeinen Ueber- 
sicht gesagt, dass man unter dem Namen Vaibhäschika eine 
viel spätere Schule verstehen muss, welche sich vielleicht 
aus der Verschmelzung einiger Schulen gestaltete, oder einen 
Theil von ihnen in sich absorbirte ; als eine solche besondre 
Schule erkannte sie als ihre Lehrer an den Vasumitra, Upa- 
gupta, Buddhadeva und andre. 

Der Namen Vaibhäschika wurde ihnen, wie sie sagen, 
gegeben einerseits, weil sie als ihre Hauptautorität das 

Buch Vaibhäschja (З'^^'Я* oder Q*f)^) betrachteten, 

andrerseits weil sie viel von der Mannigfaltigkeit (Э ^] — 
vibhAga ?) der Substanz oder des Realen (ц^) in der Dimen- 
sion der drei Zeiten u. s. w. handeln. ') 

Die Eintheilung der Vaibhäschika's in achtzehn Schulen 
wird ab hinreichend anerkannt ; doch finden wir Varianten 



1) ЗД'Лф1 BUtt 8& 



in der Aufzahlung und Eintheilung derselben in hauptsächli- 
che und untergeordnete hei Vinlladeva, Vasuinitra und Bhav- 
ja; wenn anzunehmen wäre, dass jeder neue Name, wel- 
chem wir hei einem von diesen begegnen, eine neue Schule 
ist , dann würden ihrer mehr als die genannte Zahl gewesen 
sein. 

17 Von den vier Hauptschulen hatten die Miila-Sarvastivada 
ihre Bücher in der Sanskritsprache und betrachteten sich als 
Anhänger des Bäbula, des Solines des Buddha'), Welcher ПМ 
königlichem Geschlecht hervorgegangen war; топ ihm halte 
der Buddha seihst vorausgesagt, dass er unter allen der sitt- 
lich reinste sei. Ihre Sariighäli 2 ) bestand aus neun bis fünf 
und zwanzig Lappen. Ihre Schule hatte vier Zeichen : die 
Blume Utpala , den Lotus, den Mani [Juwel] f, 3 ^'**)) und 

Baumblättcr. Am Ende ihrer Namen 3 ) gebrauchten sie dir 
Wörter mali, cri, prabha, kirli und bhadra, wie z. B. lUhu- 
lacrl, grimäubadbra ( ? Y^'W 1 ^ -4 Name des Nagar- 

dschuua) , £äkjacri u. s, w. 

Die Mahäsäiiighika's bedienten sich der Präkril- Sprache 
und betrachteten als ihren Lehrer Käcjapa ; die Zahl der 
Lappen in der Sanighäti war hei ihnen von sieben bis drei 
und zwanzig: das Zeichen der Schule war eine MnsctH; 
ihre Namen endeten sich auf mitra, dschnäna (U-T^), gupta, 

garbha, wie z. B. Dipauikaradschnäna, Abhajakarasjnpla, 

Die Bücher der Schule Muhasammallja waren in der Spra- 
che Apabhrainca, Sprache der Thiere, einem Jargou (^ 



1) Nach Andern des RAhulalihadr, 

2) Manie) , i»ici' Kleid au* Lap^ei 

3) E> i-i bekannt, dass die Nimiei 
men veränderte». 



welcher später erscheint 
enäbt. 
■ der Weihe tum Rhikscbn ihre fit 



я^) des Sanskrit, Sie betrachteten sich als Anhänger des 
L'pali (^^p 3 ^) ; die Zahl der Lappen in der Saiiighäti war 

von fünf bis ein und zwanzig; das Zeichen der Schule war 
die Blume Tämbula ; die Namen endeten sich (den Worten 
des rTags-ts'ang-Lolsava gemäss) auf dasa (7^^) und а 

sena, z. li. Dharmadäsa, Muklisena ; aher es ist (aus andern 
Stellen] ersichtlich, dass sie auch die Worte: clla , hari, 
tschandra, guhja, z. K, Dänacila, Karmacila u. s. w. ge- 
hrauchten. 

Die Slhavira's gebrauchten die Sprache Paicälscu) , lei- 
teten sich von Käljäjana ah , hatten au ihrer Sanighali die- 
selbe Zahl von Blättern, wie die Samniatijas ; das Zeichen 
ihrer Schule war ein Rad (Ischakra) ; ihre Namen endigten 
sich auf deva, äkara f?^-^' 4 ]^), variaan ("TS) sena, dschiva, 

bala, z. B. Ratnäkara, Pradschnavarinan u. s. \v. ') 

Wir fanden bereits in den oben angeführten Artikeln des 
Vasumitra, dass eine von den achtzehn Schulen uoch Sau- 
tränlika's genannt wird. So sagt auch der tibetische Lotsava 
Schesrab Rin-tsch'eu (-Ч 1 ^^)» dass zwei Schulen: die Mahl- 

£äsaka und Samkräuti namentlich Sautränlika's sind; aber 
Dsckam-jang-Aschadpa will dies nicht als wahrscheinlich an- 
erkennen; zur Bestätigung seiner Meinung hat er nöthig zu 
beweisen, dass es zwei Zweige der Qraraka's gab, dass die 
Sautränlika's eine vollständig getrennte Schule bildeten. Ge- 
setzt aber auch, dass die genannten Schulen nicht namentlich 
dem Namen nach Sautränlika's waren, so wird dadurch noch 
uicht widerlegt, dass die ersten Lehrer der letzteren nicht zu 



1) дЧ'ДдЧ Witt 87. 



■-ИМ1 



ihnen gehört und nicht die Ideen dieser Schuleu entwickelt 
haben. 

Da die Mahäjänistcn als hauptsachlichen , unterscheiden- 
den Typus der ganzen buddhistischen Lehre die Idee des 
Nicht-Ich aufstellen, so ist für sie von hohem Interesse die 
Frage: oh die Sekten, welche das Ich zuliessen, buddhisli- 
tysche zu nennen sind, oder nicht. Alles bezeugt, dass fünf 
Schulen: die Vatelpntrlja, Bhadiäjanija, Kaurukullaka, Ühar- 
magupta und Uttarika das Ich als eine Persönlichkeit oder 
für geistig anerkannten. Sie stützten sich in dieser Beziehung 
auf folgenden Satz, welcher dem Buddha zugeschrieben wird: 
«ßhikschu's , ich erkläre euch, (was diese) Bürde ist, woher 
die Bürde genommen wird , wann sie abgeworfen wird und 
wer sie tragt: Bürde sind: die fünf Skandha, welche entlehnt 
werden, die Leidenschaft (5J^* 4 ) veranlasst ihre Uebernahme, 

das Heil aber ihre Abwerfung: der Pudgala trägt sie;» folg- 
lich, sagen sie, hat der Pudgala oder das Ich Existenz: die- 
ses Ich ist das, was die Folgen (oder Vergeltungen) gemesst, 
was, indem es sich im Samsära bewegt, die früheren Skan- 
dha's (mit dem Tode) von sich abwirft und sich in andre klei- 
det — ist das, was das Heil ррГЧЧ) erreicht. — Nur, fü- 
gen sie hinzu, «da Buddha, indem er sagte, dass der Pudgala 
das ist, was die Last trägt, nicht bestimmt bat, ob es ewig 
oder nicht ewig sei , so nennen wir diesen Pudgala oder das 
Ichunausdrückbar.Hnerklärbarf^^^^^l^^^^' 3 ); 

solch einen Namen muss man ihm auch darum gehen, damit 
wir nicht nach dem Beispiel der Tirthika's von ihm ищсЬбП 
als von etwas von den Skandhas Verschiedenem , Ewigem, 
aus Tbeilcn Bestehendem» 3 ). lTscbang-skja Chutuklu be- 
ll Ich staube , diu diese Meinung nicht in ulTnem Widerspruch mit den 






307 



weist in seiner Uebersicht der Systeme, dass, was keinem 270 
Zweifel unterworfen, fünf Schulen der Abtheilung Mabäsarii- 
mattja die Sünde begingen, das Ich als Persönlichkeit anzu- 
erkennen, und schlicsst daraus, dass man sie nicht als Bud- 
dhislen anerkennen dürfe. — Unser Autor dagegen sagl, 
dass, da sie das vou ihnen anerkannte Ich weder für eine 
Substanz {!? щ ) nehmen, noch für bedingt (Ч^Ч'Ч) , noch für 

real, noch nominal; daraus hervorgehe, dass sie das Nicht- 
Ich anerkannten, wie auch die übrigen Buddhisten 1 ). 

Die Vaibhäschika's erkennen das oben erwähnte Sutra 
Vaihhaschja als das eigentliche Wort des Buddha au, wel- 
ches erst nach dessen Tode von sieben versebiednen Lehrern, 
Schülern des Buddha gesammelt sei, und aus diesem Grunde 
aus sieben besonderen Werken bestebe; andern Falls, sagen 
sie, würde sich nichts auf die Abtheilung Abhidharma Be- 
zügliches unter den Werken des Buddha befinden; das sei 
aber bekannt, dass seine Lehre in den drei Pilaka's enthalten 
sein muss : und so sei das Vaibbäschja eben so eebt, als der 
Vinaja und die Sülra's und siebe in gleicher Linie mit dem 
von Dhartnaträta vcrfasslen Buch Ldänavarga (ОЛ^'^ЁЛ 4 ). 

Die Lehre der Vaihhaschja steht mit der Lehre der Sau- 
tränlika's bauptsäcblibb darin in Widerspruch, dass sie das 



Trüberen Ideen des Buddhismus sieht ; diese ballen nur im Auge : dis* alles 
in der Well Eiistirende Qual hervorbringt und man sich folglich bestreben 
muss , et abzuwerfen; die Idee топ dem Mangel des Ich entwickelte sich 
bereits nach und in Folge dieser Idee топ der QualTullheil , aber nicht in 
dem Sinn , in welchem die МаЬ^ЯпМсп sie ii]l>ul,i-.. и ;uiiingcii. Die spate- 
ren — iudem sie den tier Wahrheilen der r,rflvaLs's eine andre Auslegung 
gaben — betrachten die genannten Schulen vielleicht bereits mit grösserer 
llärte, als die andern Vaibhdachika's. 



1) пр'ДдгЗ Blatt 



SB. 



Unzusammengesetzte als Substanz^ 51 ' 2 "') anerkennt. Da die 

Vaibbäscbika's andre Systeme und die Autorität der Sölra's 
nicht anerkannten, so waren sie nicht dazu genöthigt den 
Sinn der Lehre des Buddha in einen geraden und schrägen 
zu scheiden, was für die andern erforderlich war, da sie 
nicht zu bestreiten wagten, dass die Vaibhäscliika's Buddhi- 
sten seien. 

Die Vaibhäschika's nahmen an, dass die Erkenntniss 
durch die Organe (^ qc: '*]^) den Gegenstand wirklich in sei- 

2Tii]eui eigentlichen Organismus, oder in der Nacktheit ohne 
jede Hülle, d. b. nur dessen nicht-äussere Bedeckung (UpJ* 

^Г^'^Аа^ЗГ^ЧуЧ) begreife, stimmen aber nicht 

mit den Sauträutika's fiberein, welche annahmen, dass der 
Gegenstand (gegeu eine solche Erkenntniss des ihm) entspre- 
chenden [eigentlichen Wesens] durch seine Form oder Be- 
deckung (^'£S"g1 "*J**K'4) vcr hiiilt wird; — sie nahmen 

an, dass auch selbst die Atome in ihn.' in eigentlichen Wesen 
in eine solche Erkenntniss eintreten: dass obgleich ein Atom 
in seiner Einzelheit genommen oder getrennt der Empfindung 
auch zugänglich ist, es sich doch nicht mit ihm so verhält 
bei der Verbindung oder Sammlung gleichartiger Atome, 
gleichwie wir zwar nicht jedes einzelne Haar (auf dem Kujife) 
sehen, wohl aber, wenn deren viele sind, erkennen, dass es 
Haare siud; in dieser Weise bezogen sie die Erkenntniss des 
Вора [Gestalt] u, s. w. auf die Erkeuntniss der Atome, wel- 
che keine Hülle haben und unter einander verbunden sind. 
Alles Erkennbare theilten sie in fünf Kategorien, oder Grund- 
lagen (^j 3 ! [wohl sauskrit. dhaluj), welche als Wegweiser der 






»99 

Erkennlniss dieoen. Diese sind : 1 . Sichtbarkeit oder Röpa, 
2. der oberste fflfc '4 oder die Seele) , 3. der Gefährte oder 

die der Seele angehörigen Aeusserungen (^ИЧ'ЧЩ^) , 4. die 

Zufälligkeit, oder die nicht-entsprechenden Handlungen (Sam- 
skära) und 5. das Unzusammengesetzte 1 ). Sie betrachteten 
als existirend oder real (^ ^) geschaffen alles das, an dessen 

Stelle man nichts anderes Selbstständiges setzen kann , oder : 272 
alles, was irgend begreiflich, alles, was denkbar ^^ 4 

(diesem entgegengesetzt wären z. B. Hasenhörner , oder das, 

•V— "V— 

was man sich nicht vorstellen kann) ist Substanz (Y^'^O 

und Materie (^) ; der Art ist auch der abstracteste Begriff. 

Ueberdies nahmen aber einige Vaibhaschika's zwei Arten des 
Erkennbaren an: die reale und die nominale (ЭТН^^'Ч" 

ч \^) , und in diesem Fall bezogen sie auf die erstere alles 

in der absoluten Wahrheit Existirende , auf die zweite alles 
in der subjectiven. 

Zu dem Unzusammengesetzten, folglich absolut Existiren- 
den und als real Anerkannten , rechneten die Vaibhaschika's 
den Himmel und zwei Arten der Samäpatti, aber von den 
magadhischen Vaibhaschika's wird gesagt, dass sie hierher 

auch die TattvatA ( Wesenheit ^'^^^n) rechneten ; sie be- 
trachteten den Körper des £äkjamuni als den Körper eines 



1) Dies ist augenscheinlich schon ein neues System , welches an die Stelle 
der fünf Skandha's geseilt ist , welche anfingen für nicht mehr befriedigend 
in gelten ; die Erscheinung des zweiten und dritten Ausdrucks deutet be- 
reits auf Bekanntschaft mit der Samkhja-Lehre. 



gewöhnlichen Measchen und sogar nachdem er den Sieg 
den Dämon gewonnen hatte, d. h. zum Buddha gewordea 
war, wird sein Körper für einen menschlichen erachtet; nur 
sagen sie, dass der Buddha sich von diesem Augenblick an 
(gewissermassen) in dem N плана mit einem Uebcrresl be- 
fand und erst mit dem Tode in das übcrrestlose [Nirvana] 
überging , in welchem sein Körper und seine Empfindungen 
(ЧЛ'^П) jj ire Existenz auf ewig verloren. Die Göttlichkeit 
des Buddha setzen sie nur in sein Nicht-Bedürfniss zu lernen 
(^'ä^'^) und sie sahen sie in ihm , als dem Repräsentanten 

ИЭ^^'З^) des Schutzes (carana)'). Da sie alles ^zusammen- 
gesetzte als Ewiges anerkennen, so hetrachleteu die Vaibha- 
schika's alles Zusammengesetzte als momentan, nichts als In- 
halt') habend, was als Stütze dienen könnte H ") 3S ^ * JI \)> 
deswegen kann sich auch die Welt nicht ohne die Thalen 
eines andern Schöpfers (l^vara u. s. w.) hallen ; mit einem 
Wort: alles was sich aus der Vereinigung von Ursachen bil- 
det, in welcher Art es sich auch darstellen möge, ist mo- 
mentan, nur in der Minute seiner Geburt exislirend. Diese 
Meinung aber ist, wie ersichtlich, bereits von den Kaschmir- 
sehen Philosophen {gj ^ c,Y r 5 ]' 2: ') entwickelt, welche in der 






1) Wie einfach sind diese Ideen noch im Vergleich mit den ni.ihJjJni-b- 
■cben 1 Гц.! warum z. D. verwerfen die Mah£jAni*teii den menschlichen Kör- 
per de« BuddhaT — weil in jenem Fall da; Vcrgiessen »eines Blutes nicht Гиг 
eine Todsünde hülle gerechnet werden können. 

3) qciVirSc; oder гЦуТуЦ'ак, Ыег nicht identisch mit Nicht- Ich, 
und bedeutet buchstäblich : inicbt einen Regenten habend.! 



aoi 

Folge , wie es scheint , die Repräsentanten aller Vaibh&schi- 
ka's worden. 1 ) 

Die Sauträntika's. 

Die charakteristische Eigenthfimlichkeit der Sauträntika's 
besteht darin, dass sie den Begriff von dem untheilbaren 
Nicht- Ich zur Subtilität entwickelten. Ihren Namen erhiel- 
ten sie daher» dass sie ihr System unter Leitung (*^) 

oder auf den Grundsätzen der Sutra's gründeten, wie das 274 
Schadmukha (3'^'^ d. h. sechsthorige), Arjabhadrätschärja 

(Ц^'Ч'^'Ц) unc j aD< l r e (?). Diese Sutra's nehmen sie buch- 

stäblich. Auch nennt man sie die durch Beispiele (^ '^'^) 

Erklärenden, da sie sich durch die Kunst auszeichneten, ihre 
Meinungen vermittelst Beispiele zu bekräftigen. — Diesen 
Benennungen begegnet man eben so auch in den Schulen der 
Vaibh&schika's ; doch bezeichnen sie , nach der Meinung des 
Autors 9 nicht ein und dasselbe , weil nach den Worten des 

Avalokitavrala (? g^ ;*fl '"p^ ' q 3^ 'ST) die letzteren die 
subtile Idee vom Nicht-Ich nicht anerkannten. *) 

Man theilt die Sauträntika's in zwei Schulen: in die, 
welche der buchstäblichen Bedeutung ihrer Sutra's (^'*Т^' 

<W) und die , welche dem Sinn fi^Bi^W) derselben 
folgen ; die letzteren halten sich nur an das , was in den Sü- 
ll ЧЧ'ЗДР Blatt 35. 
2) WJKfa Bl. 99. 



зоэ 



tra's und in dem sjehciiglicdrigen Abhidharma des Vaibha- 
schja mit der gesunden Vernunfl, oder den Dedaclionen des 
Verslandes übcrcinsliiniul. Noch sagen Einige, namentlich 
der Tibeter Tsch'os rdsche rgjal ftsangpo), dass die Saulränti- 
ka's sich bezüglich der Lehre von der Form (£^4j der Er- 

kennlniss iu drei Abteilungen scheiden, dass nämlich nach 
Eiuigcn das Erkennende und das Erkannlwerdcnde sich in 
gleicher Menge darstellen (^'^''рГИ'^И'Ч) , oder jedes 

besonders nur die Hälfte eines ganzen Eies bildet (Ц '^'^y**, 

oder endlich jede Mannigfaltigkeit sich als unterschiedlos 

27S darstellt (¥* T f j: ^* J '*' i; ])- Doch werden diese drei Arten — 

welche insbesondre von den Joyalschaija's entwickelt und 
wahrscheinlich durch die Sauträiilika's bereits von diesen 
entlehnt sind — in ihrer Totalität nicht in dem Madhjama- 
kalaiiikära (^Э'^'ЗИ. «'° Werk des Cäutarakschita , ^[4*3 
Tandschur B. ^) erwähnt, obgleich rGjal bsangpo sich auch 

darauf bezieht; dort wird nur von der ersten und dritten Art, 
als den Sautränlika's bekannt, gesprochen. Die Bedeutung 
dieser drei Lehren über das Verhältniss der Erkennlniss zu 
den Objecten ist folgende: wenn wir zum Beispiel in dunkel- 
blauer Farbe einen dunkelblauen Gegenstand (Э^Л^'Э 4 " 4 ^' 

ё^'^ 4 ]) darstelleu, — mögen dann noch so viele verschie- 
dene Begriffe über den dunkelblauen Gegenstand daneben 
existiren, — z. B. dass er geschaffen, nicht ewig, — so wird 
doch nur seine Form auch in dem begreifenden oder ihn be- 
urteilenden Subject (^'■^"ЩТ*^ d.h. Versland oder Be- 






зоз 



griff} reflectirt; ganz eben so werden, wenn wir etwas Bunt- 
farbiges sehen, alle Farben desselben, so viel ihrer auch sein 
mögen, — dunkelblau, gelb u. s. w. — in dem zu diesem 
Buntfarbigen umgewandelten Sinn des Sehens (^'Sl 51 ) oder 
im Begriff (зр' '!&)} zurückgestrahlt oder erzeugt. — Eben 

dieses wird auch gleiche Menge des Subjects und Objects ge- 
nannt, Andre sagen auch, dass, wenn wir uns einen dunkel- 
blauen Gegenstand vorstellen , dann tritt in die Form unsrer 
Vorstellung nichts weiter als die Dunkelblauheit, nicht aber, 
dass diese gemacht, nicht ewig u. s. w. sei; auf gleiche 
Weise stellen sich uns, bei der Betrachtung von etwas Bunt- 
farbigem , weder die dunkelblaue noch die gelbe, noch die 
übrigen Farben dar, sondern nur die Bunlfarbigkeit und nur 
diese Form nimmt der Sinn des Sehens auf; dieses wird die 
Zertheilung in die Hälften eines Eies genannt. Nach 
Andern: bei der Vorstellung eines dunkelblauen Gegenstan- 
des erscheint — wenn auch noch so viele andre Attribute in 
ihm enthalten sind, d. h. wenn auch von seiner Seite im Ob- 
jecto eben so viele andre Attribute sich darstellen, als er in 
sich enthält, z. B. dass er gemacht sei und so weiter — den- 27в 
noch dieses Objeet (d. h. der Begriff) selbst nicht in ehen so 
vielen Formen, sondern nimmt nur die dunkelblaue Form an; 
eben so z.B. wenn man etwas Buntfarbiges sieht, entsteht — 
wenn auch das Objeet selbst sieb in dunkelblauer, gelber und 
den übrigen Farben darstellt (^ д ч ^^J . in dem Sinn des 

Sehens dennoch nicht eine solche Menge , sondern es wird 
nur in der Form der Ituntfarbigkeit vorgestellt. — Dieses 
wird auch die unterschied lose Mannigfaltigkeit genannt. 

Die Saulränlika's erkannten weder die Realität an, wie 
die Vaibhäschika's, noch den Alaja und die Verdunkelungen 



der Seele, wie die Jogälschäija's, noch aoeh die Leerheit 
Cfl^^)» w ' e ^' e Madhjamika's. Alles Zusammengesetzte 

schlössen sie in fünf Skandha's ein und nahmen eine Menge 
Arten von ^zusammengesetztem an; nämlich Alles, was 
eine allgemeine Bedeutung Ш'%) oder Begriff (p|*S) bat, 

das Vergangene, Zukünftige, die Leerheit und das Nicht- 
Ich, zwei Arten von Wahrheiten der Leiden, alle vier For- 
men der Wahrheit Niroilha , mit einem Wort: Alles, was 
nicht materiell (^^^S^^ 44 ) exislirt, ist zusammenge- 
setzt. ') 

Zu den ührigen Classen der Arja's , welche sich hei den 
Vaibhäschika's Gnden, fügten die Sauträntika's noch zwei 
Arten der Pratjeka's hinzu; der Buddha, in seinen früheren 
Wiedergeburten ein einfacher Sterblicher, wird erst in seiner 
277 letzten Wiedergeburt zum Buddha; einige (Sauträntika's) 
schrieben ihm nur ein einziges Bad der Verkündigung zu: 
die Lehre von den vier Wahrheiten — Andre drei. Das end- 
liche Nirvana des Buddha bestand in der Vernichtung der 
Existenz des Geistes und des Korpers, einem verlöschenden 
Licht gleich. Folgcndermaassen wird es in einem Fragment, 
welches aus den vermischten Büchern der Schule Tämracä- 
tija (^'^R? — folglich hat sich auch diese in Sautranli- 
ka's verwandelt) auf uns gekommen ist , geschildert : 
«gleichwie eine erloschene Lampe nicht mehr angehört (wört- 
lich : nicht weggegangen ist) weder der Erde , noch dem 
Himmel, noch irgend einem Gebiete der Welt; sie hat 
ihre kurzdauernde Existenz geendet, weil das Oel versiegt 






1) дЗ'ДЦП, Bl. 99 und weiter. 



3Q5 

ist: so auch der Buddha u. s. w.» Dabei wird bemerkt, dass 
gesagt ist « nicht angehört weder der Erde noch dem Him- 
mel» um das Nirväna von den Begriffen der Sekte Lokäjata 
über dasselbe zu unterscheiden , und zur Unterscheidung von 
den Nirgranlha's und den andern hinzugefügt ist: «noch ir- 
gend einem Gebiet. » f ) 

Betrachtung der Lehre der Sau tr&ntika's 

im besondern. 

a. JedeSubstanz ff*№) ist Augenblicklichkeit Щ 2 ) "^ '«). 

Die Vaibhäschika's theillen die Substanzen in ewige und 
nichtewige , und obgleich sie zu den letzteren alles Zusam- 
mengesetzte zogen, so nannten sie sie doch nicht augenblick- 
liche (sondern nur nicht -ewige). Die Sauträntika's sagen 
auch : jede Substanz ist , als zusammengesetzt aus einer Ver- 
einigung von Ursachen (Ingredienzen) , Augenblicklichkeit: 
denn sie existirt nur im Moment der Entstehung (d. h. die 
Existenz der Substanz ist eine Reihe von Momenten der Ent- 
stehung). Man kann in ihr den Charakter (^3) der E niste- 278 

hung nicht von dem Charakter der Zerstörung trennen; wenn 
man sagt, dass ein Gegenstand im ersten Moment entsteht, 
und in dem andern (oder vom zweiten an) existirt, so bedeu- 
tet das : er geht nimmermehr zu Grunde , weil er im ersten 
entsteht, im zweiten Moment aber existirt ( q ]^) und folg- 
lich, wie im zweiten, so auch im ersten Moment sowohl Ent- 
stehung als Existenz vereinigt sein müssen. Man könnte zwar 
zugestehen, dass der Grund, welcher den Gegenstand zu An- 
fang schuf, ihn dauerhaft (ewig) gestaltete, dass er aber zer- 



1) Ebdf. 103. 

W a s si lj e w , Buddhismus. 20 



so« 



itörl ward in Folge einer (andern) zerstörenden Ursache 
wenn er jedoch im Anfang unzerstörbar geschaifeo war, 
bedeutet das, dass nichts im Stande ist ihn zu zerstören, weil 
er seil unvordenklicher Zeit unzeislorbar exislirt. Ihr Syllo- 
gismus (|*^ oder ЗДЧ|^'| ■^WWV^T) ist folgender: alles, 

was zu irgend einer Zeit zu Grunde gehend wird, das ist auf 
der Stelle bereits von dieser Zeil an ein nicht Exislirendes, 
wie z. B. ein Gegenstand im letzten Moment seiner Existenz; 
(ganz eben so) sind (auch) Вира [Gestalt] u. s. w. (bereits) 
zur Zeit ihrer Entstehung mit dem Charakter der Vernich- 
tung bekleidet. ') 

b. Beziehungen zu andern Schulen und deren Li 
teralur. Die Sauträntika's behaupten, dass die sieben Tbeil 
der Vaiiihäschja nicht allein nicht des Buddha Wort sind, 
sondern sogar nicht einmal von heiligen Männern abgefasst, 
sondern von einfachen Sterblichen ; den Grund dafür linden 
sie in den in ihnen enthaltenen Ideen der Lehre z. B. von 
der Ewigkeil und Bealitäl der Himmels u, s. w, Sie sagten, 
dass der Abbidharma keinen besonder n Pitaka bildet, son- 

278 dem dass man seine Lebren in den abgerissenen Ausdrücken 
finden mu.ss , welche in den Sutra's und im Vinaja zerstreut 
sind — dort, wo von den allgemeinen nnd besondern Merk- 
malen gesprochen wird. In der Folge verwarfen die Sauträn- 
tika's die Echtheit der Sutra's des Mahäjäna nicht, sondern 
sagten nur, dass man sie in einem uneigentlichen Sinn ver- 
stehen müsse. 1 ) 

c. Lehre von den Monaden und dem Röpa [der Ge- 
stalt, dem Korper]. Die Crävaka's nahmen überhaupt Mona- 
den an, welche keine Theile haben ($4*4' V*'*fy ; Mc fc 



I 

d. 



I! Ehdi. Bl. 104. 2) EM», lil. 103. 



der Meinung des Lehrers Sanigharakschita (' V]'^^' 4 ^) 
bleiben diese Monaden nicht eine an der andern kleben, son- 
dern einen Zwischenraum zwischen sich lassend, umringen 
sie einander wechselseilig, um einen Körper zu bilden, — 
nach den Worten des 6Tsunpa ( a ^ 5 i E:i ) : wenn gleich auch 

nicht unmöglich ist, dass zwischen ihnen kein Zwischenraum 
wäre, so muss man doch eher annehmen, dass sie sich ein- 
ander nicht berühren ; — andre Lehrer sagten, dass weder 
eine Berührung noch ein Zwischenraum Statt findet, sondern 
dass sich die Monaden (indem sie einen Korper bilden) in ei- 
ner Aneinandergränzung (^4e 4 p*4J befinden. Ausserdem 

schliesst der Autor aus den erhaltenen Berichten über den 
Streit der Saulränlika's mit den Jogätschärja's, dass (wenig- 
stens einige) diesem Gedanken folgende Saulränlika's die 
Monade als aus Theilen bestehend (£ ,£ ЗЬЧ) annahmen ; aber 

auf jeden Fall sagen alle, dass die Monade etwas Unlheilha- 
res (ЧЧТ^'Д^'Ч, nicht in Stücke Zerbrechbares) ist und dass 
sie, wenn man sie zertheilt, vernichtet wird. Nach den Wor- 
ten des Abhidbarmasamulschtschaja t?*^' 4 '^' 4 ^) gös- 
sen die Monaden selbst — wenn gleich aus der Vereinigung 
derselben ein Körper oder ein Röpa gebildet wird — den-21 
noch als etwas Unkörperliches gedacht werden ; dies ist die 
alleräusserste Tbeilung, die man sich nur vorstellen kann, — 
die Monade ist der 2401 ste Theil der Spitze eines Haars, 
oder der siebente Theil eines Atoms. — Ueberhaupt nehmen 
alle buddhistischen Systeme gleichmässig an, dass es keine 
kleinere Form als diese giebt und sie weder gespalten noch 
gelheilt werden kann; sie weichen von einander nur darin 



ab ; ob eine Monade aus Theilen besteht , oder nicht — und 
wenn dabei auch (im ersten Fall) gesagt wird , dass die Mo- 
nade aus acht Elementen (^ '^W^ '**§**) gebildet sei, d. h. 

acht Seiten habe , so sagt doch niemand , dass sie eine Ver- 
kettung ('WFjV^I) S ei ; denn sie hat keine andern Monaden» 

welche sie hätten zusammensetzen können (^'^'S^ ) ; ja 

sogar der Begriff einer Monade als etwas Realen (Щ^ '^0? 

wurde eine Meinung der Ttrlhika's sein. Und so heisst es bei 
Bhumisena (?^'?): a obgleich die Monade Theile hat, so ist 

sie doch nicht zusammengesetzt und mit Theilen versehen» 1 ). 

Die Sauträntika's sagten, dass das Organ (des Sehens» 

oder das Auge) nicht das Maass des Sichtbaren ist» weil es 

als materiell nicht über ein Object zu urtheilen vermag» 

nicht die Fähigkeit zu begreifen hat (^ W 3 ^) ; sondern dass 

nur das Vidschnäna [Erkenntniss] des Auges das Object be- 
greift; auf den Einwurf «dass es in diesem Falle möglich 
sein würde , die Gegenstände zu sehen » die sich hinter einer 
Wand befinden»» antworten sie, dass dieses ganz und gar 
nicht daraus folgt, weil, wenn die Gegenstände verborgen 
sind, die zum Auge gehörige Erkenntniss auch nicht ent- 
steht ; dies ist aber dennoch vielleicht nicht ganz gewiss (wie 
281 die Vaibhäschika's behaupten) , weil wir Gegenstände durch 
Glas, Blasen, Marienglas, Wasser sehen; die zum Auge ge- 
hörige Erkenntniss entspringt nur da nicht, wo die Beleuch- 
tung (З^) eines Gegenstandes gehindert wird. 

d. Die Lehre vom Nichtrealen (*^f*^) und No- 



1) Ebde. Bl. 107. 



minalen (^ 7 ]^l'^ a S). Die VaibhAschika's nahmen alle sechs 

und vierzig Arten der Seelenäusserungen für etwas Reales 
^?*TU]^ , getrennt von einander Existirendes an. Unter den 

SautrAntika's betrachtete Bhattopama (T^^'^^'b^) als real 

und selbstverständlich nur Gefühl, Vorstellung und Denken 
(*^$W'^^), aber der ehrwürdige Buddhadeva 



[1 Xi $\ rr * RV $ vf fy «igte Doch das Fühlen und Vorstellen 



•Ч ^ч 



(U|^'^) dazu ; alle übrigen Aeusserungen wurden als Theil 

der Seele betrachtet und die Seele und deren Aeusserungen 
nahmen sie für eine und dieselbe Sache (^'^j^]). — Der 

Lehrer Qrllabha (VW4^) nannte alles Nichtzusammenge- 
setzte und eben so auch die nicht entsprechenden SamskAra's 
nominal , aber Rupa und Erkenntnis* (^Щ^ Ц^) , Geist und 

Materie real. Doch folgt nicht daraus, dass das Nominale un- 
wahr Q 5 )'^) sei; nur das ist wahr, dass das Reale, das ab- 
solut Existirende (^^5^^) ' st; zu ^ em Nominalen wird 

auch das Vergangene und Zukünftige gerechnet; dieses un- 
terscheidet sich von dem Realen dadurch , dass man darauf 
nicht besonders (Щ^Р^З) zeigen kann , wie wir auf Rupa 

oder Empfindung zeigen (« siehe dies — oder dies ! » ), 

noch seine Bestimmung (°^) Sache [sanskritisch artha] auf- 282 

zuzeigen vermag; wie wir z.B. sagen : das Auge ist für das 
bestimmt u. s. w. — Nicht substantiell (^ я ^ ist die Ne- 



galion (^Tf 4 ). in welcher die Subslaoz auf der Seile der 
Negation liegt (^Tp'^"^)- 

e. Von der Form der Erkennt oiss, welche durch 
die Organe erlangt wird (V^^p). Die Vaibbt- 
schika's sagten, dass der Bog rill', welcher entsteht (d. h. ver- 
schafft wird) durch Organe (^'^'ЦЬ keine Form *"'• nw * 
dass die Empfindung ohne diese [Form] in Wirklichkeit alles 
aus Atomen Bestehende erfassen kann. Aber die Saulranli- 
ka's und mit ihnen auch alle übrigen Systeme bestreben sich 
hauptsächlichst zu beweisen, dass die Empfindung (organische 
Erkennlni5s) Form annimmt; daraus kann man (angeblich) 
leicht beweisen, dass auch die Erkenntniss selbst, welche 
durch sie erweckt wird , zu einer formhaften (i^'S^) wird, 

Sie sagen, dass man sich kein Object ohne Form deutlich 
vorstellen kann, weil es in sich selbst nicht die Eigenschaften 
hat, sich zu erleuchten (^"T^W^ t sons t würden dunkel- 
blau u. s. w. sich auch ohne Betheiligung der Erkenntniss 
deutlich darstellen. Und so ist das, was das Object erleuchtet, 
die Erkenntniss ; — nur unterscheiden sich die Saulränlika's 
von den Jogätschärja's und den Madhjamika's in Betreu des- 
sen , worin der Grund dieser Erleuchtung enthalten ist. Sie 
nehmen an, dass er sich ausserhalb (von uns) befindet, d. i. 
in den Monaden , aber die übrigen leugnen die Existenz des 
Grundes ausserhalb. Alle Buddhisten , welche die Form zu- 
lassen, nehmen übereinstimmend an, dass, wenn man auf ein 
«Glas sieht, dessen andre Seite mit Farbe überzogen ist, man 
eben sowohl das Glas als auch die Farbe siebt; die Sautran- 
tika's (der Lehrer ßodhibhadra) sagen, dass dabei das Glas 



selbst mit seinem eigentlichen Wesen (^-A'^fl'^l) , in den 
Begriff eintritt, die Farbe aber sehn» als Zurückstrahlung 
П^П^'^З^) > un ^ au ^ ti'cse Weise erfassen wir (auf einmal 
gewissermassen zwei verschiedenartige) Begriffe, so dass aus- 
serdem, dass die Erscheinung der Wirklichkeit, (d. i. des 
Glases) zu einer abschliessenden Form der Erkenntniss wird, 
der Grund davon , dass die Erkenntniss sich in der Form und 
in der Farbe zeigt, in der Eigentümlichkeit der vereinigten 
Atome (Farben?) liegt; diese Meinung unterscheidet sich von 
der der Jogälscharja's dadurch , dass sie nicht (gleichwie die 
letzteren) beweist , dass es kein Rupa [Gestalt] ausser dem 
Vidschnäna [Erkenntniss] giebt; doch darf man nicht verges- 
sen , dass wenn auch die Möglichkeit zu urlheilen (einen Be- 
griff zu erwägen (Yf'"^''*'), wenn eine Form exislirl, zuge- 
standen wird, doch niemand zugesteht, dass das Vidschnäna 
sich durch die Form des Begriffs veränderte (^U^l^i ^J 

Eben diese Form der Erkenntniss fassen sie in drei verschie- 
denen Weisen: von denen, welche dem Sinn folgen [S, 301, 
27*] nehmen einige an, dass sie eine aus gleicher Menge beste- 
hende ist, andre aber, dass alle Mannigfaltigkeit in ihr unter- 
schiede ist; auch nehmen einige von den Saulräntika's, 
welche der buchstäblichen Auslegung folgen, an, dass das 
Mannigfaltige allmählich, eins nach dem andern, in diese 
Form eingehl (^Tä'W^S'R^). Die letzte Meinung gründet 

sich auf folgende Deductioncn : die einige, nicht mannigfal- 
tige Erkenntniss (d. i. die Vorstellung eines und desselben 
Gegenstandes) kann nicht mehrere Formen haben ; — wenn 
wir ein vor uns ausgebreitetes Gemälde betrachten , dann 
müssen in unserm Begriff eben so viel Formen erscheinen, 



81» 

als in ihm Arten dargestellt werden ; ohne dies könnten wir 
284 das Gemälde nicht so erfassen , wie es ist, weil die ihm ent- 
sprechenden Formen nicht in unsern Begriff eingetreten sind; 
wenn aber die bestimmte Menge der mannigfaltigen Formen 
(in unsern Begriff) eintritt, so bedeutet das, dass sich eben so 
viel verschiedene Erkenntnisse manifestirt haben. Dies ist 
nicht so zu nehmen, dass — wie die sagen , welche anneh- 
men, dass die Formen den Zustand der gleichen Menge haben, 
verschiedenartige Formen , welche dem Auge , Ohre u. s. w. 
gehören , angeblich zu gleicher Zeit in die Erkenntniss ein- 
treten können ; das gleichzeitige Eintreten einer Menge von 
gleichartigen Formen, z. B. mehrerer Farben (der Buntfar- 
bigkeit) würde bedeuten , dass sich die Erkenntniss nicht auf 
eines concentrirte, sondern nach verschiednen Zielen strebte. 
Demgemäss sagen die , welche die Unterschiedlosigkeit (Ein- 
heit) der Erkenntniss behaupten, dass es keinen Widerspruch 
enthält, wenn in einer Erkenntniss viele Formen sein werden 
(und dieser Meinung giebt der Autor den Vorzug). Die, wel- 
che sich zu der Aufeinanderfolge bekennen , sagen , dass die 
Formen eine nach der andern in den Begriff treten , und ob- 
gleich es scheint, dass sie zugleich eintreten, so ist dies doch 
nur eine Täuschung , welche aus der Schnelligkeit des Ein- 
tretens hervorgeht, — gleichwie ein Pfeil (dem Scheine nach 
auf einmal) alle acht Blätter der Utpala- Blume durchbohrt, 
oder wie wir einen flammenden Umkreis als Brand beschrie- 
ben sehen — ; sie sagen , dass alle übrigen Meinungen mit 
dem Worte des Buddha , welcher sagte , dass das Vidschäna 
der Wesen eine Reihe von Strömen ist, in Widerspruch 
stehen. 

f. Die Sauträntika's widerlegen die von den VaibhAschi- 
ka's anerkannte gleichzeitige Existenz der Ursachen und Fol- 
gen damit, dass in diesem Fall das Hervorbringende und das 



818 

hervorgebracht Werdende ein und dasselbe sein miissten, 
und folglich kein Act der Entstehung Statt fände , oder : die 
Gleichzeitigkeit erfordert nicht , dass das eine das andre her- 
vorbrachte; wenn es überhaupt nichts (Hervorbringendes) 
giebt , so bedeutet das : es kann nichts entstehen ; wenn (es) 
sich in Gemeinschaft befindet, dann wird die Entstehung et- 285 
was Zeitliches sein (den Bedingungen der Zeit nicht Unter- 
worfenes — oder sie kann zu jeder Zeit entstehen). Daraus 
leiten die SautrAntikas folgenden Schluss ab : das, was nicht 
vorher eine Kraft hatte, ist auch in der Folge nicht anwend- 
bar und demnach existiren alle Ursachen früher (als die Fol- 
gen). Diese Meinung ist auch den Jogätschärja's und Madha- 
jamika's gemeinsam , aber die Saulräntika's vergleichen die 
Verschiedenheit der Zeit in den Ursachen und Folgen mit den 
Beziehungen zwischen dem Begriffenwerdenden und dem Be- 

griff (^II^Vn^); das erstere nennen sie die Ursache, von wel- 
cher die Form des zweiten abhängt, und da sie der Zeit nach 
verschieden sind , so ist demnach die Ursache der Ort (Щ°1) 
und die Folge das Oertliche (UfJ Щ. 

g. Die Sauträntika's, wie auch alle Hlnajanisten, nehmen 
an, dass man in Dschambudvlpa Buddha werden könne ; aus- 
serdem aber sagen sie, dass sie und die kaschmirschen Qrä- 
vaka's im Buddha zehn Kräfte annahmen, die ihm bereits 
durch die Lehre des Ilinajäna zugeschrieben werden. Der 
Koscha erwähnt sogar die achtzehn charakteristischen Eigen- 
schaften des Buddha , indem er jedoch unter ihnen die zehn 
Kräfte, vier Unerschrockenheiten, drei Arten von Gedächtniss 
und die grosse Barmherzigkeit versteht 1 ). Die Sautrikntika's 286 
Hessen es , wie ersichtlich , im Buddha nicht mehr bei einem 



1) Ч^'ЯЧ^ BL 114. 



314 



Sambhogakaja oder Körper der Seligkeit , sie führten bereits 
den Dharmakaja [Körper der Gerechtigkeit] ein, was, wie ei 
scheint, bei den Vaibb&schika's, nach ihrer Lehre vom Bud- 
dha, wie wir sie oben kennen gelernt haben, zu urtheilen, 
noch ganz und gar nicht bekannt war; überhaupt scheint es, 
dass man mit den Saulräntika's die Einführung einer Menge 
von Buddha's in die buddhistische Mythologie ansetzen muss. 
Wir linden, dass sie sagten, dass alle Buddba's unter sich 
gleich sind an Verdiensten, im Dharmakaja und in den Hand- 
lungen zum Nutzen der belebten Wesen, dass sie sich aber 
unterscheiden durch Lebensdauer, Kaste und Grösse des Kör- 
pers (was wir auch beständig in den Agama's antreffen). 

Die Mahäjana-Lehre. Jogälschärja's. 
Nach der allgemeinen tibetischen Annahme ging die 
Sekte der Madhjamika's den Jogälschärja's voraus, aber die 
Verfasser der Siddbänta's sagen, dass sie sie deswegen nicht 
in der historischen Reihenfolge behandeln , weil sie (erst) 
mit den Sekten zu Ende kommen wollen, welche den Sinn 
der Lehre des Buddha nicht vollständig begriffen haben. In 
der Thal stützen die Madhjamika's ihre Lehre auf die Sutra's 
der Päramitä's und andre in deren Geist abgefassle, während 
die Jogälschärja's die Quellen ihrer Lehre aus denjenigen 
Sutra's schöpften, in welchen bereits über die Lehre der Pä- 
ramitä's Betrachtungen angestellt werden. — Uebcrdies be- 
streitet niemand, dass Nägärdschuna, welchen die Madhjami- 
ka's als ihr Oberhaupt betrachten und welcher die Pftramiltfi 
herausgab und erklärte, viel (300 oder 200 Jahr) früher als 
Arjäsanga lebte, welcher seinem Beispiele sowohl in Her- 
287 ausgäbe von Schriften ohne den Namen des Buddha ful^le, 
als in Erklärung derselben in dem Sinn, welcher den Grund 
zum System der Jogälschärja's legte. Aber wenn wir auch 






Dicht au der Echtheit des grösslen Theils топ Nägärdschuna's 
Werken zweifelten . so würden wir doch auch dann — in 
Uebere inslimmu Dg mit der Versicherung der Madhjamika's, 
dass seine Schule bald vergessen, oder wenigstens durch den 
Glaoz der Jogätsckärja's verdunkelt und erst durch die spii- 
teren Lehrer (Buddhapälitau. aa.) wieder hergestellt ward — 
die Jogätschärja's in der vorliegenden Ordnung betrachten, 
weil die Madhjamika's selbst sich als neu ansehen , und bei 
dieser Gelegenheit ibre Entstehung nach den Jogätschärja's 
nicht bestreiten, Ueberdiess kam, wenn gleich auch die 
Madhjamika's die Lehre der Päranrilä's sogar vollständig be- 
griffen und erklärten, deunoch in die Gesammtheit ihres Sy- 
stems vieles аиГ Grund der Entwicklung des Systems der Jo- 
gätscharja's; sie berührten viele Fragen, Hessen sich in Streit 
über Vieles ein: einzig deshalb, weil bei den Anhängern des 
Ärjäsanga die Rede davon war. Ja sogar! wenn die Lehre 
der Päramilä's in dem System der früheren Madhjamika s 
vollständig ausgedrückt war, dann betracbteteD sie damals 
die Religion des Buddha noch durch das Prisma der drei Jä- 
na's, während die Jogätscharja's sie in die Lehre der drei 
Perioden (heilten — was auch von den späteren Madhjami- 
ka's angenommen ward. Ueberhaupt dürfen wir die Jogä- 
tscharja's als die Bearbeiter aller der Bücher betrachten, wel- 
che dem Buddha von demjenigen Gesichtspunkt aus zuge- 
schrieben wurden , in welchem die allerspäleslcn Sutra's — 
selbst Theile derTantra's nicht ausgeschlossen — Halt mach- 
ten, weil nur in der Idee, dass die ganze Welt eine Schö- 
pfung des Gedankens ist, der Myslirismus sich zu entwik- 
keln vermochte , welcher diesem Gedanken das Versprechen 
gab, den Körper, in welchem er enthalten wäre, in den Glanz 
der Gottheit zu verwandeln. Aber die Hauptidee der Jogä- 
tscharja's , oder die Lehre vom anfangslosen Alaja und der 



816 

seit undenklichen Zeiten verdunkelten Seele, ist eher ganz 
288 aus fremden Lehren entlehnt , als eine historische Entwicke- 
lung von Gedanken , die sich in einer unbearbeiteten Quelle 
des buddhistischen Denkens erhalten hätten — solch ein Ge- 
danke, um sich in die Reihe der buddhistischen Lehre zu 
stellen , allen andern Systemen den Vorwurf des Unwahrheit 
machen, so fremd ist er ihnen ! Die Madhjamika-Lehre dage- 
gen ist bereit, sich mit allem zu umgeben, was irgend dem 
Buddha zugeschrieben wird. — Dieses ist vollständig der 
Typus des Bettlers, welcher niemals untersucht, wer und was 
man ihm giebt ; das ist der Iloschan oder Lama, welcher ei- 
frig die Gäremonie des Begräbnisses oder der Busse (der Sun- 
dentilgung) für jedweden vollziehen wird, der ihn nur einladet. 

Die Tibeter stellen für das von uns zu analysirende Sy- 
stem vier Namen auf, von denen wir zwei im Sanskrit ken- 
nen, nämlich Jogätschärja (eigentlich Jogin (а^'^^^лЧ) 

«die sich mit dem Joga Beschäftigenden,» und Yidschn&na- 
vädin («die das Vidschnäna Anerkennenden» [als Princip An- 

nehmenden?] ^^Uj^); wir haben aber nicht gewagt, auf 
eigne Hand die noch viel gewöhnlicheren Namen: «die nur 
den Gedanken Anerkennenden» (ЗДГОЧУИ'Ч, was UDS auc \ k 

häufig im Chinesischen begegnet , wei schi : TschittamAtra ?) 

es 

und «die den Begriff Anerkennenden» (S*T*5T4) wieder her- 
zustellen und uns deshalb zur Regel gemacht sie, statt dieser 
Namen, Idealisten zu nennen. Das Wort Jogätschärja (und 
Jogisten) wird auf verschiedne Weise von ihnen erklärt. 
Nach den Worten des Arjäsanga im Mahäjänasamgraha 

(З^уг Т. В. 4) kann derjenige, welcher im Joga (der 



817 

Beschaulichkeit) stark ist 9 durch die Kraft dieser Joga in 
seine Seele die echte Natur alles Existirenden einführen; 
oder : sie werden so genannt , weil sie im Stande sind , sich 
nach der Lehre zu richten, die im Sutra über den Joga in 

es 

der Bodhisattvabhumi (Tandsch. B. ®\) auseinandergesetzt ist ; 289 

noch andere : weil sie bis über die Gränzen des Meeres des 
Gedankens (§], welcher jedoch , nach der Erklärung, im Sinn 

von Vernunft genommen wird) gelangen, d. i. «übergehen 
bis jenseits (sich trennen) von allem Erkennbaren» oder «sich 
vor keinen Gefahren im Meere des Gedankens fürchten.» Der 
Name VidschnAnavädin wurde ihnen sichtlich deshalb gegeben, 
weil sie das Buch (? cr j^) über das Vidschnäna als das einzig 

tiefe und unschätzbare ansahen. Idealisten nennt man sie des- 
halb , weil sie behaupten , dass alle drei Welten in Wahrheit 

nur im Gedanken (d. i. in der Idee) existiren , dass der Kor- 
bes 
per und der, welcher damit begabt ist, nur eine Idee (З^Г 3 ^) 

des Geniessenden sind, oder — dass alles Zusammengesetzte 
Substanz [ZS) von neuen Ideen ist, und alles Erkennbare — 

Element {^J^ derselben.. f ) 

Die JogAtschärja's theilen sich (gleichwie auch die Sau- 
t'rftntika's) in die, welche die Autorität des Textes anerkennen, 
oder hauptsächlich dem Buche JogätschArjabhumi (Tandsch. 

B. ^) folgen , und in diejenigen , welche sich nach dem Sinn 

richten, indem sie sich an den Abhidharmasamutschtschaja 
(Я^'Ч'^'Ч^Ч Т. ^J und an die sieben logischen Tractate 

i) ^3'siqq B) - 119 - 



318 



hallen. Ueberdies theilen einige die Jogätscharja's in diejeni- 
gen , welche die Wahrheil (3, л ' 4 *^) und die, welche die Un- 
wahrheit (^'? 5 )) unsrer durch die Empfindung vermittelten 

Erkeoütniss annehmen; aber nach Andern finden sich diese 
beiden Unterabtheilungen in jeder der oben erwähnten Ein- 
teilungen. Nach den Worten des Bodhibhadra (S^' qa ^) 

29omuss man als den Lehrer derer, welche die Wahrheil anneh- 
men, den Dignäga betrachten, als den der zweiten den Ärjä- 
sanga; überdies gehören zu den erstem als Erklärer IHiar- 
maktrti, Qäntideva und Cäkjamitra ('МЧТ^^). zu den zwei- 
ten und zugleich zu einer neuen Unterabiheilung derselben, 
den Fleckenlosen (5'*J*\), Alamkäropadhjaja (? Э^Г 5 ^' 4 ). 

während Dharmottara (*4'*№"1) zu den Jogätscharja's ge- 
hört, welche die Unreinheit und Unwahrheit unsrer Erkcnnt- 
niss ("^''^c^'V 4 ^) annehmen. Die, welche die Wahrheit 

des Begriffs anerkennen, theilen sich*) wieder in: 1. die, 
welche den Zustand der Menge annehmen , 2. die den Zu- 
stand der Hälfte (eines Eies) und 3. die Unterschiedlosigkeit 
des Begriffs von dem in denselben eintretenden Objecl; die 
ersten von diesen theilen sich noch in zwei Arten : in die, 
welche acht, und in die, welche nur sechs Arien (w 4 ]^) des 

Vidschnäna anerkennen ; die aber , welche Unterschiedlosig- 
keit bekennen, nehmen entweder sechs oder nur ein Yidschoa- 
na an. Diejenigen, welche sich zu der Unwahrheit des Be- 
griffs bekennen , scheiden sich — ausser der angegebenen 
Theilung in reine 



ind unreine — noch in Betreff der An- 



*) Vgl. 9. I 



nahm« des Vidschnäna, in vier Arien: nämlich in die, wel- 
che acht, sechs, eine oder neun Arten des Vidschnäna aner- 
kennen. 

Wir bemerken noch, dass der Name Madhjamika eigent- 
lich nicht hlos der einen bekannten Schule des Mahajäna an- 
gehört , soudern dass ihn auch die Jogätschärja's sich zu- 
schreiben; und wenn wir hier diesen Namen als einen beson- 
dern genommen haben, so folgen wir darin nur der bei den 
Tihelern geltenden Gewohnheit; es kommt auch vor, dass 
die Madhjamika's die Jogätschärja's «die die Substanz Aner-39t 
kennenden (^^ ^"^Э; q ) B nennen, und die letzleren jenen das 

Epitheton der «das Seien Leugnenden (^'Ч '^'Д^' 41 ^.'* 3 ) * 
geben. ') 

Indem wir jetzt zu der Auseinandersetzung der Meinun- 
gen der verschiedenen Schulen des Mahajäna übergehen, kön- 
nen wir nicht hoffen in der Folge verständlich zu sein, wenn 
wir nicht vorher einen Begriff von den fundamentalen Punk- 
ten geben, aufweiche sich diese Schule in ihren Deductio- 
nen gründet. Sie liegen in der Entscheidung der Frage : was 
das £rkannlwerdende und die Erkenotniss ist; diese sind 
Object und Subject, welche gegenseitig ihre Plätze lauschen, 
d. Ь. das Erkanntwerdende , in unsern Begriff eintretend, 
verwandelt sich in diesen selbst, wird alsdann jetzt von neuem 
zum Object, welches man wiederum würdigen muss. Die Lö- 
sung dieser Fragen ist in der Erklärung der Dogmen von 
den drei Merkmalen und den zwei Wahrheilen enthalten. 
Bei den erslern kann man sagen, wird alles geprüft, was zur 
Beurtheilung gehört , selbst den Begriff oder die Idee nicht 



i) дггддц bi. и». 



ausgeschlossen ; bei den zweiten werden dieselben Elemente 
unsrer Erkenntniss in ihrer innern Bedeutung analysirt. Die 
Merkmale (trtni lakshanäni [Kennzeichen]) sind Parikalpita '), 
Paratantra 2 ) , und Parinischpanna 3 ). Parikalpita ist die Vor- 
aussetzung oder der Irrthum ; der Ort ist bei denjenigen be- 
lebten Wesen, welche nicht begreifen, dass alles leer ist, die 
Annahme der wahrhaftigen Existenz dessen , was nicht exi- 
stirt ; der Art alles , was ohne eigenthümliche Merkmale zu 
292 haben, nur nominal existirt — mit einem Worte, alles, was 
irgend durch unser Denken einem Gegenstande zugeschrieben 
wird. Diese Voraussetzung kann zweifach sein: entweder die 
Voraussetzung eines überhaupt nicht Existirenden, wie z. B. 
des Nicht-Ich, oder die Voraussetzung eines Scheinbaren, 
wie z. B. von allem Aeusseren ; — dies ist [gewissermassen] 
Luftspiegelung. Paratantra ist etwas Abhängiges, Unselbst- 
ständiges; dieses ist das, was als Grundlage des Irrthums, 
oder des Parikalpita dient ; der Art ist auch jedes unwahre 
Philosophiren , der Art die Seele , die Empfindungen und die 
innere Erkenntniss. Alles , was existirt , ist eine Vereinigung 
von Ingredienzien, hat keine eigenthümliche Natur und wird 
deshalb von etwas Anderm abhängig (Paratantra) genannt. 
Luftspiegelung ist Parikalpita , ihre scheinbare Bewegung ist 
Paratantra ; die länglichten Strahlen der Sonne, welche durch 
eine Spalte gesehen werden , die Zurückstrahlung in einem 
Spiegel, die Fata morgana können zur Erläuterung dienen, 
auf welche Weise neben Gewissheit Voraussetzung entstehen 
kann , auf welche Weise ausserhalb des Gedankens Object, 



1) »HS 'Q&m chin. Pian-ki teeu sing. 

2) ^fö^'S^ chin. I tha tseu sing. 

3) U]^ 2 ^ chin. Yuan keng tsea sing. 



3*1 

Aeusserung der Seele, Vergeltung für Thaten entstehen kann. 
Parinischpanna — «vollständig gebildet «oder «vollendet» — 
ist das unveränderliche und unübertragbare echte Sein, wel- 
ches zugleich das Ziel des Pfades bildet; nämlich: das Höch- 
ste im Guten , das Absolute ; der Art kann nur das sein, was 
als nicht eitel und nicht verdunkelt in den Geist eingeht, wie 
das Nicht- Ich oder die Leerheit, geprüft in ihren (zwölf) 293 
verschiednen Arten ; der Art der helle Blick , welcher in der 
Luftspieglung sich nicht irrt; der Art der Aether 1 ), welcher, 
ohne ein Hinderniss zu bilden und der Berührung unzugäng- 
lich den ganzen Raum durch sich erfüllt. Ganz so ist Pari- 
nischpanna das, was allen Gegenständen gemeinsam ist. 

Alle diese Termini sind von der Schule der Jogätschär- 
ja's eingeführt. Was die zwei Wahrheiten betrifft, so er- 
scheint ihr Name auch bereits im Hinajäna, nämlich: Paramär- 

thasatja (^^OT^' 4 und Samvritisatja Q^'i'^^) 

oder die absolute Wahrheit und die subjective. Die Vaibhft- 
schika's und die Sautr&ntika's , die sich an den Text hielten, 
verstanden unter Samvritisatja alles , was in seiner Zusam- 
mensetzung der Zerstörung (^&*J), oder dem Vergehen unter- 
worfen ist, oder das, in welches der Verstand nicht den alten 
Begriff trägt, wenn es sich ändert (j^'* 4 '^^^ 1 - Dies 

ist die Hülle, durch welche hindurch man das eigentliche 
Kennzeichen des Gegenstandes, seine Substanz, wiederfindet; 
der Art ist ein in Stücke zerbrochener Krug, der Geruch 
von W r asser ; hier wird der Begriff vom Krug oder Wasser, 
(welcher vorher durch den Verstand gebildet ist) , gewisser- 
massen zerbrochen (zerstört). Alles dagegen, was der Zerstö- 



1) [Das Original bat «Himmel»; es ist aber kaum zu bezweifeln, dass ihm 
eine Uebersetzung von sanskrit AkAca «Aetber» zu Grande liegt] 
Wassiljew, Buddhiimni. 21 



rung nicht unterworfen und ein Begriff ist, welcher von dem 
Verstand nicht aufgegeben werden kann, existirt als Para- 
m&rthasatja; — der Art sind die allgemeinen Begriffe von 
Rupa [Körper], Empfindung u. s. w. und von allem Unzusam- 
mengesetzten. Obgleich von den Gegenständen des Samvriti- 
satja auch gesagt wird : dass dieses oder jenes nur relativ 
existirt, so ist doch eine solche Ausdrucksweise nicht un- 
wahr 1 ). Die Sauträntika's , welche sich an den Sinn hielten, 
nannten Paramärthasatja das , was diesen Begriff bilden oder 

-v- *S 

auch in der absoluten Bedeutung haben kann (ffiSS^ 1 *)* 

was dies aber nicht kann , nannten sie Samvritisatja ; mit er- 
stem Namen benannten sie alles durch sich selbst Vorstell- 

bare 9 oder was seine besondern Merkmale (^Л'ЯсЬ^) hatte ; 

mit dem zweiten was nur in allgemeinen Zügen enthalten 
294 (ЗДЯ&^) war ; demgemäss existirt jede Substanz oder jedes 

Zusammengesetzte wahrhaft absolut, aber alles Unzusammen- 
gesetzte, wie z. B. Aether, fälschlich, weil die besondern 
Merkmale in ihm verborgen oder verdunkelt sind. Die Ideen 
der Sauträntika's in dieser Beziehung werden aus ihrem 
nachfolgenden Streit mit den den Inhalt Leugnenden (den 
Madhjamika's) verständlich; die letztern sagen, es giebt 
nichts, was eine absolute Bedeutung hätte. Die SautrAntika's 

wenden ein : falsch (^'^S '^) ! wir sehen die unleugbare 

Kraft des Samens den Keim u. s. w. hervorbringen. Die den 
Inhalt Leugnenden : aber dieses ist nur äusserlich (es scheint 
nur so). — Die Sauträntika's : wäre es nur äusserlich , so 
würde es nicht statt finden, d. h. aus dem Samen wurde kein 
Keim wachsen ; wenn keine Kraft in irgend etwas wäre, wie 



i) *VT#qq bi. 92. 



4 



8»« 

so sehen wir dann , dass im Samen die Kraft [den Keim her- 
vorzubringen] ist u. s. w. '). In der Mahäjäna-Lehre, bei den 
Jogätschärja's und Madhjamika's existiren eine Menge Defi- 
nitionen für das Paramärthasatja und die Samvriti ; — so ist 
Samvriti 1) das, was nicht die Kraft (^ '^) hat, welche man 

bei der Geburt u. s. w. voraussetzen muss ; 2) das , was als 
Charakter der Materie existirt fffwfäzft ^ ^ЧЯ^Ч) : 3) das 

Unbegreifliche fflYW^SF*) ; 4) das in der Welt all- 
gemein Angenommene (^^'^П^'Ч) ; 5) das, was nur einzig 
Name oder Wort ist (Я^'Я); 6) allgemeiner Ausdruck {Ц'%); 



«ч «4 



7) allgemeiner Begriff (S'^j'S'S). Das jeder von diesen De- 
finitionen Entgegengesetzte wird das als Paramärtha Existi- 
rende genannt. Ausserdem hat die Samvriti die Bedeutung 295 

8) der Nichtdauerhaftigkeit, als Bezeichnung von Allem, was 
nur momentan existirt ; 9) des Unwahren ; 1 0) des Unlogi- 
schen; 11) der Negation im Sinn des Paramärtha. Deswegen, 

sagen sie, gehört der Geist des Heiligen (ВД^'^ 4 ^'^'^) 

sowohl zu dem Paramärtha als auch zu der Samvriti , d. h. 
dass er sowohl selbst gekennzeichnet ist, als auch mit be- 
dingten Gegenständen verkehrend. Nachdem Abhidharmasam- 
utschtschaja ist Alles, was als eitel vorgestellt wird, Samvriti, 
was aber als rein : Paramärtha. Im Allgemeinen existiren 
zwei Hauptdefinitionen : 1 . Samvriti wird genannt , was als 
Kraft eines Namens oder Merkmals vorausgesetzt wird ; das 
Entgegengesetzte ist Paramärtha ; aber die Jogätschärja's und 
Madhjamika's streiten mit einander über das, was zu dem 



1) Ebdt. BL 100 — 101. 



3»4 

einen oder item andern gehört ; die erstem sagen , das alles, 
was mit dem Merkmal des Parikalpila bekleidet ist, als Sain- 
vriti exisiirt, aber Paratanira und Pariniscbpanna sind Para- 
maribo, weil man sonst nicht Ursachen und Folgen, Bestim- 
mung und Wesen annehmen könnte. So heisst es im Lanka- 
valära: «Parikalpila existirt nicht, aber Paratanira exisiirt» 
und im Madhjamakaloka (^З^ 1 S^^ Tandsch. B. ^, einem 

Werk des Kamalaclla) wird gesagt: «wenn die Gegenstände 
nicht als substantielle im Parainärlha existiren, dann werden 
sie auch in der Saüivrili nicht derartig sein ; was im Para- 
niärtba nicht existirt , kann auch nicht in der Samvrili ent- 
stehen — so wenig, wie z. B. ein Sohn von einer unfrucht- 
ren Frau geboren werden kann. 2. Samvrili ist das, was als 
Grundlage für die Erweckung der Eitelkeit dient, aber das 
Svasamvedana (Selbslbcwusslsein, oder das sich selbst analy- 
sirende Denken) des Heiligen in seiuer Selbst Versenkung, 
welches die Eitelkeit zu überwinden vermag, ist Paramärtha. 
Dies ist die wahre Anschauung, welche durch den Pfad der 
Vorscliauung erworben wird. ') 
e Die Jogätscharja's betrachten als Grund für die Theilung 
der beiden Wahrheiten das Erkenubare , welches entweder 
Dbarma oder Dharmadbätu (ebV7rN) ist, d. h. die Aeusser- 

lichkeit und die Substanz (T) , von denen das erslere nicht 
existirt, das zweite aber — im Gegensatz — auch das echte 
Sein ist. Es giebt nicht mehr und nicht weniger Wahrhei- 
ten, und sie sind die Repräsentanten des durch die Eitelkeit 
Verdunkelten und des vollkommen Reinen, oder des Samein 
und des Nirväna ; doch kann man von den Wahrheiten und 
vom Dbarma und DharmadhAlu weder sagen , dass sie ein 



) g^rsiSR bi. но. 



und dasselbe sind, noch dass sie irgend etwas Verschiedenes, 
weil im erstem Fall auch ein einfaches Wesen die Wahrheit 
begriffe, im zweiten aber es keine Rettung gäbe (da unsere 
Vorstellungen nicht von den Merkmalen getrennt werden 
können). Und so ist das Samvritisatja diejenige Bedingtheit 

(ac^rSJlSS' 4 ) , welche die Eitelkeit hervorzubringen vermag ; 

nach den Worten der Erklärung zu der Akshajamati und der 
VjAkhjäjukti ^ГЧ^^1ГЦ Tandsch. B. *', Werk des Vasu- 

bhanda) sind die Thaten und Vergeltungen Substanzen (^), 

welche bedingt aber nicht absolut ex i stiren, weil sie Gegen- 
stände der weltlichen Erkenntniss sind. Das Samvritisatja ist 
entweder abhängig (*tfW*TO f wie z. B. der Pudgala, welcher 

von den Skandha's abhängt), oder der Erkenntniss angehörig 

•\ «S -v- 

(^4R^*^) oder wörtlich, wenn wir uns nur bedingt über 

einen Handelnden, eine Handlung oder Sache ( q £^ ' 4f ^J^ ^) 

ausdrücken: hier bedeutet das Wort satja nicht mehr als 
existirend (unwahr oder bedingt). Synonyme der Samvriti 

sind : bedingte Wahrheit (?Я^^"Ч), Vermittlung (*|^' 

*^) u. s. w. Das endliche Ziel des reinen Pfades ist das Pa- 207 

ramärthasatja — derartig ist auch der Geist, welcher die 
Selbstversenkung erlangt, welcher höher als alles (parama) 
ist und die [wahre] Bedeutung (artha) besitzt; er ist die 

Wahrheit, weil das Sein (*|¥Г^) und die Erscheinung 
ßjfr 'äjQ|) desselben identisch sind ; Synonyme des Paramärtha 



•ч «\ «S 



werden sein : die Identität (^ q ^ ^)» das was ewig ein und 



» ■ 



dasselbe bleibt, das wahre Ende (^"^'ЯЩЧ), Merkmallosig- 
keil (Д^'Л'Я^'Ч) und Dharmadlialu («las Seiu). ') 

Nach der Meinung der Madhjamika's dienl dasselbe Er- 
kennbare zur Grundlage des Unterschiedes der zwei Wahr- 
heiten, d. h. das vom nicht zerstreuten Geist absolut Begreif- 
bare ist Paramärlba, aber das relativ {buchstäblich : durch 
Vermittlung der bedingten Logik) Begreifbare ist Samvrili ; 
ausser diesen beiden Arten kann es keine dritte geben und 
sie sind sich unter einander vollständig entgegengesetzt; un- 
ter Paramartha wird nicht blos der allerhöchste Geist ver- 
standen, und die in ihn eingebenden unlrügerischen Ideen 
(^Л^' 1 !^ sondern auch die Form des dreigliedrigen Syllogis- 
mus (^'^ чч |) selbst, welcher diese Ideen ausdrückt, weil sie 

nur in einem Irfiglichen Verstandesschluss ausgedrückt wer- 
den können. Dies ist das Philosophiren , wo es weder ein 
Vermeinen noch eine Lästerung (S)'^ 1 ^^) giebt ; ein Irren 

oder eine Verdunkelung der Vernunft im Begreifen des Para- 
mArlha ist Sariivriti ; sie kann auch wahr sein , aber nicht 
absolut wahr. Dieses ist nichts anders als derselbe Parainar- 
2B8 tha, aber nur ein mangelhafter; — es ist die bedingte well- 
liche Irrthumlosigkeit ; deshalb wird die Samvriti (von den 
Madbjamika's und Saulranlika's) getheill in die bedingt wahre 
— wie z. B. der Begriff von der Substanz, welche, obgleich 
sie nicht existirt, doch nicht etwas blos Vermeintliches ist — 
und in die unwahre, welcher Art alle (nicht reale) Combi na- 
tionen des Verstandes sind, z. B. bei den Jogatacbaria's du 
Idealität, in der Sämkhja - Philosophie das Hauptsächliche 






) ^'J.'ip Bl. i62 — 1K4. 



9V9 

[das Mahat «Grosse»], bei Lokäjata die Entstehung der We- 
sen aus Elementen. f ) 

Die Prasanga's sagen , dass man nicht behaupten könne, 
dass die beiden Wahrheiten entweder ein und dasselbe, oder 
verschieden sind; wenn sie ein und dasselbe wären, so wür- 
den wir , nachdem wir die Samvriti abgeworfen , auch den 
Paramärtha abgeworfen haben, und wenn sie verschieden 
wären , so wurden wir uns nicht von der Samvriti befreien 
können. Indem wir mit dem Worte Nicht-Ich alles bezeich- 
nen , was zusammengesetzt ist , oder in der Samvriti existirt, 
geben wir ihm dadurch einen gleichbedeutenden Charakter 
mit dem Paramärtha, dem Sein (oder Unzusammengesetzten) ; 
wenn aber dieser Charakter bereits in der Samvriti ist, so 
bedeutet das, die Gegenstände haben bereits ein vollständiges 
Sein , folglich haben sie in dem Augenblick , in welchem wir 

sie uns vorstellen, das Heil (fP^ 5 )) erreicht. Aus diesen und 

ähnlichen Sophistereien deduciren die Prasanga's, dass beide 
Wahrheiten ein und dieselbe Eigenschaft ( c V z 3''n& 7 ]) haben, 

aber iwei verschiedene Begriffe (^П^'^' 4 ]^). — Nach den 

Prasanga's ist ParamArtha das, was wir Echtes in einem Ge- 
genstand finden, oder besser: das, was wir als wahr in ihm 
anerkennen. — Samvriti ist der Begriff, welcher in den be- 
dingten weltlichen Ausdrucken enthalten ist, wodurch er we- 
sentlich falsch ist. Nach dem Tscharjävatära (SY^P ist 

das Absolute nicht Eigenthum des Verstandes, dieser ist trü- 
gerisch; nach dem Satjadvajävatära (^'^«Г^'Ц^р) tritt 299 

1) *jp*|$p Bl. 267. 



994 



299 das l'urainätthasalja aus dein Kreise aller Bedingungen her- 
aus ; es hat weder Entstehung noch Begrenzung, ist weder 
jiusiliückbar , noch Ausdruck, weder begreiflich , noch be- 
griffen — es isl das Allerhöchste. Auf eben dieselbe Weise 
drückt sich auch der Pitä|>u(rasam;1gama aus. Deshalb wird 
in der Avataratikä (^Д^'^Р) gesagt: in Wirklichkeit isl in 

nichts irgend ein Unterschied zwischen Substanz und Nicht- 
substauz; man kann nicht sagen, dass dieses wahr oder ab- 
gerissen"), glückselig oder leidensvoll, rein oder unrein. Ich 
oder Nicht-Ich , leer oder nicht leer, Merkmal oder Inhalt 
(SIä^'^j u . s . w . Unter dem Worte artha wird hier ver- 
standen ein begreifbarer Begriff, welcher durch den höchsten 
Geist erkennbar oder auffindbar — ein derartiger Begriff 
wird, nachdem er der höchste von allen Begriffen geworden, 
auch Wahrheit (satja) genannt. Der ganze Name der andern 
Wahrheit isl Lokasamvritisatja — «wellliche, scheinbare 
Wahrheil;» unter dem Namen Loka «Welt» wird hier so- 
wohl die uniheilbare als die zwiefache Vernunft (^^^ 
^'9p]) verstanden : so wird jede Vorstellung von allem an- 
dern ausser der Leerheil genannt , welche allein die Identität 
des Subjects und Objeels isl — überhaupt werden hier welt- 
liche Ausdrücke angedeutet. — Die Sarilvrili hat eine Menge 
von Bedeutungen ; Lüge , Zusamuiengehundnes , das Enge, 
Vidsehnäua (^S'^J, Sichtbarkeit, das Kunde, Enthaltbai keil; 

aber hier wird es in der Bedeutung von Samanlavrita genom- 






a) Note den lieb ersetz с rs : — unwahr; im Sanskrit stand wohl wdhriiri 
und aitliriin ufcaL (= wahr) und unfcsl (= unwahr! ; jenes wäre im Chinesi- 
scheu ungefähr nach »einer zweiten, dieaes nach seiner eisten Bedeutung 
ü hur ( ragen. 



men «vollständig verfinstert , oder verdunkelt , d. h. wie im 
Avatära P^]' 4 ) gesagt wird «Samvriti ist die Verfinsterung 

des Daseins durch Unwissenheit, sie ist das [nur] erfahrungs- 
mässig Wahrheit Scheinende ; » der Art ist das Nichtwissen зоо 
des Daseins eines Gegenstandes. Im Paramärtha kann man 
ein zwiefaches Nicht -Ich unterscheiden und vier Hauptar- 
ten der Leerheit oder sechszehn und zwanzig Unterabtheilun- 
gen der Leerheit. 1 ) 

Allerdings erscheint jetzt bei den Jog&tschftrja's in Ver- 
bindung mit der Lehre von den zwei Wahrheiten auch die 
Lehre von dem wirklichen und ungenauen Sinn. Wir haben 
bereits mehrfach erwähnt, dass die Systeme, welche im Bud- 
dhismus neu auftraten , zwar bis dahin unbekannte Werke 
für das Wort des Buddha selbst ausgaben, sich aber doch zur 
Regel machten , obgleich diese nicht von den alten Schulen 
anerkannt wurden , doch nicht die Echtheit dessen , was vor 
ihnen abgefasst war , anzufechten ; sie nahmen nur ihre Zu- 
flucht zu dem Kunstgriff, dass der Buddha sich nicht überall 
unbedingt ausgedrückt habe , sondern , sich nach den Begrif- 
fen seiner Zuhörer richtend, häufig von dem gesprochen 
habe, was mit seinen wahren Gedanken ganz im Wider- 
spruch stand — so z. B. habe er bisweilen behauptet , dass 
alles existirt , dass es einen Pudgala giebt u. s. w. In dieser 
Weise entstand die Lehre von den zwei Auffassungen, in 
denen man das Wort des Buddha nehmen muss und mit die- 
ser Idee bemüht man sich alle Widersprüche zu versöhnen. 
Gesteht man zu, dass, wie bereits oben gesagt, die Sauträn- 
tika's diese Termini nicht in der Folge entlehnten , d. h. zu 
der Zeit , als sie die Nicht-Unechtheit der Sütra's des Mahä- 

1) q3'*ISP Bl. 292. 



Jana anerkannten , so haben sie sie auch sicher eingeführt. 
Da aber wenigstens die neuesten Buddhisten iu dieser Bezie- 
hung in dem Sandhininnotschana , mit welchem die Schule 
der Jogätschärja's auf die Bühne tritt, eine Stütze für sich 
suchen, so gehört die vollständige Entwicklung unstreitig 
auch diesen an; — damit in Verbindung gebort ihnen auch 
das Hecht auf die Lehre von den drei Kadern oder Perioden 
der Verkündigung des Buddha. Folgende rmassen wird dar- 
3(n über in dem erwähnten Buch gesprochen: «Der Bhag;ivaul, 
sich zu Anfang in der Stadt Väränasl im Walde Mrigadava 
belindend , drehte für den im JAna der Crävaka's Stehenden 
das erstaunliche und wunderbare Bad der Verkündigung, in 
welchem er die Artikel der vier heiligen Wahrheiten ausein- 
andersetzte. Aber dieses Bad des Glaubens, welches von dem 
Bhagavant gedreht ward , — obgleich keiner der Menschen 
und Götter ein ähnliches in der Welt gedreht hatte — nicht 
das allerhöchste und nicht unzugänglich (der Widerlegung); 
es enthielt in sich den ungenauen Sinn und wurde Gegen- 
stand des Streites (d. h. es konnte bestritten werden). (Dar- 
auf) drehte der Bhagavant ein zweites erstaunliches und wun- 
derbares Bad der Lehre für die im Mahäjana Stehenden übei 
die Leerheit; dieses war darauf gegründet , das alles Existi- 

rende keinen Inhalt (^^^S) hat, und dass es deshalb weder 

Entstehung noch Begrenzung giehl , (alles) seit undenklicher 

Zeit ruhig sei ( T p^£J'^<3|'3 d. h. sich nicht manfestirt bähe) 

und im Nirväna vollständig in sich selbst versenkt; aber 
auch dieses Rad war nicht das allerhöchste, nicht unzugäng- 
lich u. s. w. {wie oben). (Darum) begann Bhagavant (von 
eben da aus), dass alles Evislirende keinen Inhalt hat und 
deshalb weder Entstehung noch Begrenzung existirl , dass 






alles seit undenklichen Zeilen ruhig und in sich selbst voll- 
ständig in das Nirväna versenkt ist, und drehte für die zu al- 
Jana's (d. h. zu dem kleinen und grossen) Gehörenden 
das erstaunliche und wunderbare Bad der Lehre, in welcher 
(alles) so gut und systematisch als möglich auseinanderge- 
setzt ist (^'Р^'Чяфр^р-Ч), über dieses Rad geht 

nichts; dieses ist nicht zugänglich (der Widerlegung), enthält 
den genauen Sinn in sich und kann nicht zum Gegenstand 
des Streites dienen.» Hieraus sehen wir, dass die dritte Ре-зоа 
riode dieselben allgemeinen Grundlagen mit der zweiten hatte, 
da aber die Ausdrücke der Päramitä's den Charakter der Un- 
bestimmtheit in sich tragen — welchen sie jedoch auch aus- 
drücklich im Auge hatten — so suchten die nachfolgenden 
Werke diese Ungenauigkeit zu erläutern — den Punkt auf- 
zuweisen, von welchem aus die Lehre der Päramitä's sich 
entfaltet. Auf dieser Grundlage wollen die Jogätschärja's alle 
Jana 's in ihrem System verschmelzen ; es an das Mahäjuna 
der Crävaka's anschliessend, glauben sie ihm grössern Glanz 
zu verleiben , bekleiden es mit der Harmonie eines Systems, 
aber indem sie es von einem Punkt aus entwickeln , machen 
sie es auch vielleicht einseitig. Demgemäss bemerken die 
Madhjamisten — ohne die Autorität dieses Berichts umzu- 
stürzen — mit Recht, dass eine derartige Systematisirung 
der dritten Periode keinen Vorzug gieht, sondern nur zeigt, 
dass sie für nicht sehr erhabne Personen — wie es die Ma- 
häjänisten, die eigentlichen Zuhörer der zweiten Periode wa- 
ren — bestimmt war, und dass deshalb erforderlich war, für 
so wenig ausgebildete wie diese waren , klar auseinanderzu- 
setzen, was anzunehmen sei. Wie dem auch sein möge, die 
Jogätschärja's beziehen auf die erste Periode der Verkündi- 
gung die Lehre von den vier Wahrheiten und das in deren 



33» 



Geist (?) Auseinandergesetzte, die vier Agama's , das Dhar- 
mänusmnljupaslhäna (Kandsch. 3 — 87), den Lalitavislara, 
das Karmacalaka (K. B. 3 , das Avadänacalaka (К. В. 3 

u. aa. ; als fundamentale Werke in der zweiten Periode gel- 
ten ihnen die Pradschnäpäramilä's und die damit üherein- 
5limnienden : die Vadschralsch'hedikä , der Samädhirädscba 
(К. В. Щ), der Buddhävalauisaka , der Ratnakuta und andre. 

Als fundamentales Sutra der dritten Periode gilt ihnen das 
Sandhiuinnolschana und die sieh in dessen Geist ausdrücken- 
den: Gaiiavjuha, Lankavalära, Dacabliümi, Tathägatagarbba. 
Doch bestreiten die Mahäjänislen , dass der Lankavalära und 
303 die übrigen zu der drillen Periode gehörten, und sagen, dass 
die Jogätschärja's sie nur deshalb zu ihr zählen, um zu be- 
weisen, dass die Päramilä's den ungenauen Sinu in sich ent- 
halten. Hier ist es angemessen zu bemerken, dass Anfangs 
einige Buddhisten in den drei Perioden der Verkündigung 
des Buddha aueb drei verschiedne Perioden zu sehen glaub- 
ten , welche Abschnitte in dem Leben desselben vor der Er- 
langung des Buddha-Berufes bis zu seinem Nirväna bildeten, 
so dass er nach Einigen zuerst sieben oder weniger Jahre 
über die vier Wahrheiten belehrte, alsdann sieben und zwan- 
zig oder dreissig Jahr das zweite Rad verkündigte und die 
letzten zwanzig oder dreissig Jahr das drille ; doch isl diese 
Ueberlieferung jetzt als unbegründet aufgegeben. ) 

Wie sieb das auch verhallen möge: die Jogä.tsrbärja's, 
welche dem Sinn folgen , ballen sich , um die Lehre der Pä- 
ramilä's umzustossen, an die bekannten logischen Grund- 
sätze, diejenigen aber, welche dem Text folgen, behaupten, 
dass äussere Existenz z. B. bereils dadurch widerlegt wird. 






1) WJIjp III. 119 und weiter. 



dass der Buddha deutlich gesagt hat , dass alle drei Welten 
nur im Gedanken existiren (WW), Sie sagen, dass wenn 

es in den P&ramit&'s heisst, dass alles — vom Вира an bis 
zu der Allwissenheit — keinen Inhalt hat, dies ein unge- 
nauer Ausdruck ist — weil sich dies — wie sie sagen — 
nicht auf die Gegenstände selbst in ihrem innern Sein (?) 
bezieht, und nicht mehr bedeutet, als dass alles keine Merk- 
male hat, wie z. B. der Begriff eines Kindes u. s. w. ; dass 
wenn man den Ausdruck : dass alles existirt , mit Ausnahme 
des leeren Inhalt Habenden, des nicht Entstehenden u. a. w., 
im Sinn der Nichtexistenz, der Merkmallosigkeit nimmt, dies 
eine Negation der Merkmale des Paratantra und Parinisch- 
panna sein würde, über welche die Sutra's der dritten Pe- 
riode lehren ; — dass ausserdem keine Vervollkommnung im 
Pfade statt finden würde, weil es keine Entlehnung gäbe;304 
nach ihren Worten hat die Lehre von dem Mangel des In- 
halts , der Entstehung u. s. w. einen Sinn nur bei der Ana- 
lyse des Absoluten, wenn wir Gnden, dass es ein Ewiges und 
in der Ewigkeit Existirendes giebt , und ein Selbstständiges 
in der Ausdehnung der Selbstständigkeit. Nach den Jogä- 
tschärja's, welche dem Sinn des Wortes folgen, sind die 
Worte : dass alles keine Existenz hat, nur darum gesagt, um 
zu zeigen , dass es keine andern Merkmale giebt ausser dem 

Grahaguhja (^j^'^^) , oder dem Begriff und der Vernunft, 

und demgemäss alles leer ist, d. h. keine Merkmale hat. 
Ueberhaupt sagen die JogAtschärja's im Verein mit den 
Sautr&ntika's (welche die P&ramitä's anerkennen) , dass die 
Lehre von der Merkmallosigkeit vor allem sich darauf be- 
zieht , dass gezeigt werden soll , dass es in dem Gegen- 
stand keine wahrhaft existirenden Theile giebt — weder 



einen thäligen bestimmbaren , noch einen leidenden (oder 
bestimmenden). ') 

Allgemeine Bemerkungen über die Jogatschärja's. 
Als Hauplbedingung für die Ucbereinstimmung der Theo- 
rie mit der Praxis betrachten alle Mahajänislen die Vermei- 
dung der beiden Extreme der Anschauung und deshalb nen- 
nen die Jogatschärja's auch sieb seihst Madhjamika's (aber 
einige dehnen diesen Namen auch auf die Qrävaka's aus), 
oder «die sich in der Mitte der beiden Extreme Hallenden »*), 
d. h. zwischen dem Bekenntniss der Ewigkeil und der Zu- 
fälligkeit (buchstäblich : der Abgerissenheil) , oder der Exi- 
stenz und Nichtexislenz; aber in der Definition dieser zwei 
Extreme unterscheiden sich beide Schulen des Mahujäna auf 
Grund ihrer Hauptpunkte von einander. Die Jogatschärja's 
sagen, wenn man Paralanlra und Parinischpanna und die 
is Begriffe von diesen Wortern, als absolut, wahrhaft existireud 
selbst gekennzeichnet und selbständig nimmt (obgleich Pa- 
ratantra und Parinischpanna auch selbst in sich so sind), so 
bedeutet das an das Extrem des Vorurtheils (fj '^•j^) gera- 

then — oder gewissermassen das nie Gewesene [wohl sans- 
kritisch apurva] anerkennen; leugnet man Paratantra u. s. w. 
so geräth man in das andre Extrem der Lästerung (m^Y' 4 ), 

oder in die Negation des Wahrhaften. Die Vermeidung die- 
ser beiden Extreme bildet den mittleren (madhjama) Weg, 
d. h. wo man nicht von dem nie Gewesenen aussagt, dass es 
ist, und nicht von dem Wirklichen, dass es nicht ist; und 
weiter: die Mille liegl in der Unterschied losigkeit der An- 






1) Wflip, BI. 126. 

*) Wohl sanskritisch adlirut iti r Nicole* igkeit » т»1. Note in S. M*. ДО. 



885 

nähme der Existenz und der Nichtexistenz. Hier tritt, auf 
Grund eines Capitels des Kft(japaparivarta (im Ratnakuta 

XLIII) und der Erklärung des Sthiramati (?|f q ^) dazu , die 

Lehre von folgenden dreizehn Gegenständen ein : 

1) Lehre von der Leerheit (oder der Nichtexistenz) des 
Pudgala, 2) von dem Nicht-Ich des Pudgala, 3) von der 
Leerheit und 4) dem Nicht -Ich der Gegenstände, 5) vom 
Vorurtheil und 6) der Lästerung, 7) vom Abhisamaja oder 
dem klaren Begreifen und 8) von der Verwandlung desselben 
in die Bodhi , 9) in welcher die Seele weder der Eitelkeit 
noch der Qual unterworfen ist, 10) über die Vorstellung der 
zwei Nicht-Ich, 11) von der besondern Umwandlung zu 
dem zweiten Nicht-Ich, 12) über die transcendentale Leer- 
heit und 13) über die Kraft der Leerheit. 1 ) 

Alles ist in zehn Vikalpa's (S^J IjT), nicht vollständig rei- 
nen , bedingten Ideen oder Begriffen enthalten. Diese Vikal- 
pa's verfinstern vor uns den Begriff von der Existenz des 
Gegenstandes ; sie sind Verirrungen , in welchen die be- 
dingten Merkmale , welche von uns zum Bezeichnen der , im зов 
Inhalt leeren, Gegenstände angenommen sind, uns deren We- 
sen zu sein scheinen ; hier findet sich der Gedanke mit dem 
Namen — dem Worte , welches nur die äusseren Merkmale 
ausdrückt — zusammengeschweisst. Deshalb wird auch in 
allen PAramitft's, um diese Vikalpa's zu besiegen, (beständig) 
von der Vernunft gesprochen, in welcher sie nicht sind 

^Я-ЧХЯ'^ущ-Щ^Ч). So sagt der Buddha in der Pradschnä- 

p&ramitä «ich sehe überall keinen Bodhisattva» zu dem 
Zweck , um die Annahme oder den Begriff von einem Bodhi- 



1) Ebds. Bl. 136. 



эзв 



saltva als Maleric abzuschneiden ; «ich sehe auch keinen 
Namen eines Bodhisallva — einer Pradschnäpära- 
mitä.D um keine Voraussetzung zuzulassen ; so heisst es : «es 
giebt (gar) keine Leerheil.» um keine negirendc Lästerung 
zuzulassen; — «Das, was Leerheit des Rupa ist. ist 
nicht Rupa,» um nicht eine irrige Annahme für das eine 
zuzulassen; — «es giebt kein andres Rüpa ausser in 
Leerheil; Existenz des Rüpa ist Existenz der Leer- 
heil, und Existenz der Leerheit ist Existenz des Ru- 
pa ;» dieses ist darum gesagt, um keinen Unterschied zuzu- 
lassen; die Worte: das, was Uupa genannt wird, ist 
nichts weiter als ein (leerer) Name entfernen die An- 
nahme der Existenz; die Worte «die Existenz wird nicht 
geboren, wird nichl verneint, wird nicht venlnukrli 
und nicht gereinigt widerlegen die Annahme der Bmod- 
deriieil; der Salz: nachdem man in einem künstlichen 
Namen die Gegenstände analysirl und ihnen momen- 
tane Benennungen gegeben hat, darf man sie auch 
nur als Namen begreifen, bedeutet, dass man den Namen 
nicht für die Bedeutung nehmen darf; — die Worte: «der 
Bodhisallva sieht überhaupt alle diese Benennungen 
nicht und da er sie nicht sieht, so laset er sich auch 
nicht fortreissen» bedeutet, dass er den Inlhum vermei- 
det den Sinn für den Namen zu nehmen. 

Hierin allein, sagen die Jogalschärja's, ist auch die ganze 
Bedeutung der PradsehuäpäramilA enthalten. Mit Hülfe der 
307 vier Untersuchungen, d. h. indem wir Namen als Namen, 
Gegenstand als Gegenstand, nominelle und abhängige Exi- 
stenz betrachten, linden wir nichts weiter als eine Edel 
(SjS'^j, welche auch selbst in der absoluten Idee verschwin- 
det — dies ist, sagen sie, was wir auch als Leerheil aner- 



kennen. Daraus deduciren die Jogälschärja's den Schluss über 
die Nichtexistenz der äusseren Gegenstände (§'*^TW*P^'4) 

(für unsre Erkenntniss) , weil , nach deu Worten des Pram&- 
navini^tschaja (ä^ #c >*l Т. В. ^, Werk des Dharmaklrti) : 

«das Grüne sich nicht von dein Begriff desselben unterschei- 
det , sondern sich wirklich mit ihm zugleich darstellt , oder : 
das Grüne und der Begriff desselben bestimmen sich einander 
wechselseitig; obgleich das Grüne verschieden scheint, so 
hat es doch eigentlich keine Existenz in einem andern Sinn, 
unterscheidet sich nicht von dem Begriff, welchen die Ver- 
nunft über dasselbe eingiebt ; wäre in dem Grünen eine andre 
Existenz, dann wäre sie nicht fähig, sich zugleich darzustel- 
len.» Als Text für die Negation der Existenz der äusseren 
Begriffe dienen folgende Worte des Lankävatära : 

Betrachte die Wiedergeburten des Pudgala, die Skandha's, 

Die Ingredienzen und Monaden, 

Das Hauptsächliche und den I(vara, 

Als Producte des Gedankens. 

Sie sind nicht (etwas) Bezeichnendes, sondern der Gedanke 

selbst. 
Der Begriff von äusserer Bedeutung ist eine verkehrte 

Anschauung, 
Wenn man analysirt, wie es sich gebührt, 
Dann wird (der Unterschied) zwischen dem Begriffene- 

nen und dem Begriff vernichtet. 

Die Negation der Existenz der äusseren Begriffe fuhrt 
die Jog&tsch&rja's zu den Beweisen dafür, dass weder die 
Atome ab Repräsentanten der Materie, noch der Pudgala als308 
Repräsentant des Geistes, etwas von der Idee Besonderes sind. 
In Betreff der erstem sagen sie , dass , wenn man (wie die 

Waffiljew, Buddhismus. 22 



88« 

Sauträntika's) die Monade als eine Verbindung von sechs 
(Seiten) betrachtet, dies bei alle dem bedeutet, dass sie aus 
Tbeilen besteht ; wenn man aber alle sechs als etwas einiges 
nimmt (wie die Vaibhäschika's) , dann muss man auch eine 
Kugel als Monade betrachten ; folglich , sprechen sie , kann 
man von den Monaden weder dies noch das andre sagen, 
sondern es bedeutet , dass auch alles , aus ihnen Zusammen- 

gesetzte , von Einheit und Vielheit (^^ '^ ^) getrennt ist 

(d. h. weder Einheit noch Vielheit hat) — so sagt der Lan- 
kävatära : 

«Einheit und Vielheit soll man verwerfen. 

Obgleich Rupa im Spiegel 

Reflectirt wird, bedeutet es doch nichts.» 

Oder Arjadeva sagt : 

«Welche Substanz man auch prüfe, 
In keiuer ist eine Einheil ; 
Worin aber keine Einheit ist, 
Darin ist auch keine Vielheit.» 

Deshalb werden alle äussern Gegenstände mit einem Traum, 
einem Echo u. s. w. verglichen. Die Jogätschärja's bedienen 
sich der bekannten Legende , dass das Wasser den Menschen 
Wasser scheint, den Göttern Nectar und den Preta's Blut. 
Wenn wir, sagen sie, Aeusseres erkennten und nicht die 
Ideen der eigenen Seele , wie könnten dann über einen und 
denselben Gegenstand verschiedne Begriffe sich bilden ? Des- 
wegen bringen diejenigen , welche die in der Beschaulichkeit 
[Contemplation] liegende Macht erlangen , alles , was sie ir- 
gend Lust haben, (aus sich) hervor : Wasser, Erde u. s. w. ; 
deshalb stellt der Heilige in der Selbstversenkung kein sicht- 
bares Rupa und Debriges dar. Und so existirt alles, da es 
keine äussere Bedeutung hat, als Existent der Seele, and 



folglich existirt es auch wahrhaftig (nur da). Deswegen heisst309 
es im Bodhisattvabhumi : «alles, was Rüpa u. s. w. genannt 
wird , ist trügerisch uod deshalb darf man nicht sagen , dass 
diese Nominalitäten Existenzen dieser Gegenstände sind.» Im 
Upade$a des Kätjäjana wird gesagt: a das Dhjäna selbst wird 
nicht hervorgebracht auf Grundlage von (d. i. in der Um- 
wandlung zu) Erde, Feuer, Wasser, Luft. 1 ) 

Mit der Negation des äusseren Begriffs verbinden sie 
auch die Möglichkeit, alle Vikalpa's aufzuheben, da sie nichts 
anders sind , als die Verdunkelungen , welche aus der Eitel- 
keit hervorgehen, und Verdunkelungen der Vernunft, welche 
sich auf die beiden Nicht-Ich gründen. Aber die Jogft- 
tschärja's stimmen unter sich nicht überein: ist wahr oder 
unwahr — mit andern Worten — existirt oder existirt die 
Form der Seele, welche den Irrthum abgeworfen hat? ist 
ein gestalteter Begriff roh oder erleuchtet? ist die Seele 
durch Unwissenheit verdunkelt, oder nicht verdunkelt? Dar- 
aus geht auch eine Eintheilung derselben in zwei Schulen 
hervor : die die Wahrheit Behauptenden und die die Unwahr- 
heit Anerkennenden. Und deshalb müssen wir hier diese 
Schulen sammt ihren Unterabtheilungen besonders betrachten. 

Die besonderen Schulen der Jogätschärja's. 

Wir haben bereits oben gesagt , dass die Jogätschärja's, 
welche die Wahrheit anerkennen, sich in Betreff der Meinun- 
gen über die Beziehungen des Erkennbaren und der Erkennt- 
nis* in drei Arten theilen. Ihre Meinungen finden eine Stütze 
für sich sowohl in den Worten des Buddha, als auch bei vie- 
len andern Schriftstellern. So heisst es in der Dafabhumi: 
«Siegreiche Kinder ! alle drei Welten und so auch die drei 



1) *W*i|p Bl. 167-171. 



840 

Zeiten existiren nur in der Idee.» Im LankävatAra wird ge- 
sagt: «was Aeusseres scheint, existirt ganz und gar nicht; 
310 nur die Seele manifestirl sich in verschiednen Fotmen.» In 
einem andern Buche heisst es: «wenn der Gedanke verschie- 
den scheint, so geht dieses aus dem Irrthum hervor; wie 
kann das Vidschnäna seine Kenntnisse aus etwas Anderm 
(ausser sich) schöpfen? Das, was aussen Bedeutung zu haben 
scheint, davon hat der Buddha gesagt, dass es (augenblick- 
lich oder) plötzlich sei.» In der Bodhisattvabhumivritti 

(Tandsch. B. Q ) heisst es : «das Vidschnäna scheint zwiefach 

in Folge des Graha und des Guhja ; vernichtet man aber das 
Vidschnäna, dann giebt es ausserhalb (desselben) ganz und 
gar keine Bedeutung.» An einer andern Stelle: «Einige, 
nachdem sie durch Anstrengung des Verslandes begriffen ha- 
ben , dass der Graba leer ist (nicht existirt) , nehmen das 
Guhja für das wesentlich Existirende; andre, indem sie ur- 
theilen, dass alles rollständig entfremdet ist (identisch mit: 
nicht existirt) , wie ein Traum begriffen wird , und dass die 
Mannigfaltigkeit in dem Körper des Svasamvedana (des Selbst- 
bewusstseins) ruht , erkennen an , dass nur der unentzweite 
Geist existirt.» Alles dies bringt auch Arjäsanga bei. — 

DignAga sagt in der Älambanaparlkschä (^^'^Т' Т. B. 5) : 

«die Eigenschaft des innerlich Erkennbaren, welches gewis- 
sermassen äusserlich scheint, hat Bedeutung, weil es die Ei- 
genschaft des Vidschnäna ist;» und in seinem eignen Gom- 
mentar zu diesem Werk erklärt er in folgender Weise : «es 
existirt zwar keine äussere Bedeutung , aber [der Umstand], 
dass gewissermassen äusserlich scheint, was sich nur im In- 
nern befindet, hängt von der Anstrengung des Gedankens ab ;» 
d. h., nach der Erkläruug des £äntideva (^Ip zu derselben 



■4 



841 

Stelle: ein Theil des Erkennbaren wird das Ziel des Stre- 

N. 

bens.» Im Pram&navärtika (ä^J'^^P, einem Werke des Dhar- 

maktrti T. B. £) «die Existenz desselben (Grahaguhja) ist die 

glänzendste, reine, weil sie die echte Eigenschaft der Er- 
kenntniss ist.» 

A. Die Jogätschärja's, welche die wahre Form als in die 3t t 
Erkenntniss eintretend bekennen , nehmen eine Verschieden- 
heit des Graha und Guhja an, d. h. dass die Form Graha 
von der Form Guhja verschieden ist , oder , dass wenn jede 
innere Vorstellung besonders existirt, so auch das aussen 
Erscheinende Besonderes ist. Folglich sind in diesem Fall 
ihre Meinungen mit denen der Vaibh&schika's einstimmig, 
aber, sagen sie, dieser scheinbare Unterschied verschwindet 
in der absoluten Idee (Paramärtha) , weil sowohl das Object 
0£Р) > als auch das Objectivirte (Щ^ '^) , welche beide die 

Existenz der Erkenntniss. bilden , nichts weiter sind als Ele- 
mente der inneren Intelligenz des Svasamvedana, welches sie 
empfindet; wenn wir sie Graha und Guhja nennen, so ist dies 
nur eine Voraussetzung und in diesem Fall sind sie als Vor- 
aussetzung unwahr, ihre Zweiheit aber ist [darum] noch 
keine Unwahrheit. Anerkennend , dass das Grüne und der 
Begriff davon in der Zeil als verschiedene Substanzen entste- 
hen, deduciren andre daraus, dass diese Schule die Hauptidee 
von der einheitlichen Vorstellung leugnet; aber die Schule 
der Jogätschärja's antwortet, dass sie dies ganz und gar nicht 
— wie die Sauträntika's , annimmt , weil das Grüne und der 
Begriff davon, obschon sie nicht zu derselben Zeit erscheinen, 
dennoch nachher ein und dieselbe Substanz bilden uud bei 
der Richtung auf sie als gleichzeitig vorgestellt werden. 

B. Von dem Begriff der Existenz bei den JogAtschdrja's, 



erklären sei; er häng) nur ab von der SubjcclivUäl und der 
Zeit und erscheint verschiedenartig nur als Voraussetzung 
oder Vrkalpa, aber nicht in der absoluten Idee:» — deshalb 
heissl es: Verstand und Begriff sind nicht verschiedenartig, 
bangen nicht ab von der Zeit (buchstäblich: wurden nicht zu 
Früherem und Uebrigem gemacht); (weil) das Element des 
Vorhergegangenen und des Nachfolgenden sich nicht offen- 
baren kann. 

Die Jogätschärjas, welche die form der Erkenntnis» für 
unwahr halten , stützen sich gleichfalls auf viele Ausdrücke 
der Sutra's und der Cotumenlare. So führen sie die Worte 
des Lankävatära an: 

« üie von den Kindern angenommenen äusseren Begriffe 
SMCxistiren nicht; nur der durch die Eitelkeit verwirrten Seele 
stellen sie sich als scheinbare Begriffe dar ; alles , was eich 
irgend zeigt, zeigt sich — wie eine magische Erscheinung; 
die Existenz, welche keine Erscheinung hat, ist rein und un- 
liegriinzt, wie der Aelher.» Oder in einem andern Siilra: «alle 
Gegenstände sind das Herz (d. b. haben die Eigenschaft) der 
Voraussetzung , weil sie , in der Idee geschaffen , keine Sub- 
stanz sind , keine Wurzel (der Wirklichkeil) haben , ähnlich 
einer nragischen Erscheinung.» Int Mahäjänasamgraha : «sie 
erkennen an, d.iss in Folge der Verschiedenartigkeit von der 
Einheit der Seele der Begriff nicht existirl.» Nach den Wor- 
ten des Dignäga : «der Gegenstand der Betrachtung ist nur 
im Innern enthalten, indem er zur Gestaltung der Frkeiiiil- 
niss gehört und nachdem er deren Ursache geworden ist — 
In demselben Sinn drückt sich auch Cäntidcva aus. In der 
Bodhisattvabbuuiivrilli heissl es: 

■ Die hesondern Ideen des Vidscbnana erscheinen in der 
Form des Bona.» fjäkjahodhi f^3§) sagt: grün, gelb n. s.w. 



345 



iirh weder innerhalb, noch ausserhalb um 
deshalb einem Hasenhorn (d. h. sind etwas nirgends Exisli- 
rendes}.» Im Pramanavartika wird gesagt: «Wie kann in ei- 
nem und demselben Mannigfaltigkeit hervortreten. Das bat 
überall keinen Sinn.» In einem andern Buche beisst es: 
«Durch die Macht der Verdunkelung entsteht die scheinbare 
Theilung in Graha und Gubja; sie isl unwahr, irrig, absurd.» 
Diese Schule der Jogätschärja's theilt sich — abgesehen 
von vielen einzelnen Discordanzen — in zwei hauptsächliche 
Unterantheüungen , die, welche anerkennen und die, welche 
nicht anerkennen die Verdunkelung (buchstäblich: die*Be- 
schmulzung) des Elements des Vidschuäna in der absoluten 
Idee durch den Schmutz des Grahagubja. Dessen thun die 
indischen Schriftsteller auf zwiefache Weise Erwähnung: 
nach den einen sagen die, welche die Verdunkelung anerken- 
nen , «dass der anahsirende Verstand, selbst wenn er über 
die Glänzen des Saiüsära hinausschreitet, sieb nicht von dem 
Graha und Guhja trennt , weil er auch auf den Irrlfaum 
schaut» — aber Arjäsanga und Maitreja, die Repräsentanten 315 
der die Verdunkelung nicht Anerkennenden sagen {der er- 
stere) «dass in dem Verstand, der keinen Vikalpa hat, gar 
keine Manifestation eines subjeetiven Begriffs statt findet,» 
und (nach Mailreja) «dass er sich weder nach etwas richtet, 
noch sich irgend welche Merkmale vorslelll.n Auf Grund des 
Pramaiiavarlika erkennen einige an, «dass eine zwiefache 
Sichtbarkeit das Element der Seele verdunkeil,» andre aber, 
dass, da die Verdunkelungen (wie auch alles in der Welt) 
momentane sind , ibrer gar keine in dem Element der Seele 
giehl, sondern diese rein isl, wie Glas," uder tnil andern 
Worten: die erstem sagen, «dass nicht nur dieEmplindungen 
der Beruhigung und der Betriibniss im Vidschnäna und in der 
absoluten Vernunft xisliren , sondern durch die Macht der 



tUi 



Unwissenheit sich auch äussere Objeclivität zeigt, welche 
durch Trug und Irrtuura das Vidschnäna verduukelt;» die 
audern aber behaupten, «dass da« Vidschnäna in der absolu- 
ten Bedeutung durch die Aufnahme äusserer Formen gar 
nicht befleckt wird, dass aber kein einfaches Wesen, sondern 
nur ein Buddha dasselbe erreicheu (sich desselben bedie- 
nen?) kann ').» 

Dass der Begriff des Ausdrucks: «nur in der Ideen 
nicht von allen auf gleiche Weise angenommen ward , ist 
daraus ersichtlich, dass Dschamjang iscliadpa, nachdem er es 
unternommen den berühmten tibetischen Lolsava rTags-Is'aiijj 
und andre zu widerlegen, hinzufügt, dass auch sogar Dhar- 
maklrti nicht zu beweisen vermochte, dass alles »icbl eine 
und dieselbe Substanz mit der Seele, oder Seele selbst ist, 
woraus deutlich, dass auch in Indien selbst diese Ideen ver- 
breitet waren. rTags-ts'ang behauptete, dass nach der Mei- 
nung der Jugalscliarja's das Grüne u. s. w, ihre Exiflteoi 
(buchstäblich: ihren Inhalt ^'TVO innerhalb der Sulblaoz 

der Seele haben , d. h. welche andre Bedeutung wird das 
Wort: «nur in der Idee» haben, wenn nicht alte Gegenstände 
318 die Seele sind, welche sie erfasst?» Aber unser Aulor sagt, 
dass sie nicht begriffen, dass, wenn die Gegenstände Inhalt, 
Substanz, Element der Seele sind, dann die Seele bereits ge- 
wissermassen aufbort Seele zu sein , dass ihre Eigenschaft 
selbst eine zusammengesetzte wird. Er sagt, dass der er- 
wähnte Ausdruck nichts weiter bedeutet, als dass es ausser 
dem Gedanken oder der Idee keine äusseren Begriffe giehl, 
dass das Wort «Gedanke» hier als eine besondre Art (buch- 
stäblich: als Gefährte) der Seele genommen wird, das Wort 



t) g^'Äip Bl. 17*-IK0. 



«nur» aber klar anzeigt, dass es [licht die Seele, sondern i 
deren Zubehorigkeit ist. — Dieses erläutert er durch das 
Beispiel: dass sich auch im Traume Formen der Skandba, 
Wälder, Berge, weitläufige Felder darstellen, obgleich nichts 
(wirklich) Erscheinendes eintritt ; dies ist nichts weiter als 
Gedanke, daraus folgt aber uiclit , dass jede Vorstellung be- 
sonders Seele ist , A, h. dass deren Theile ein (gauzer) Ge- 
danke geworden sind — mit andern Worten, dass auch in 
der Vorstellung des Berges selbst das Oben, Unten, die Mitte 
und jede Seite desselben eine Totalität der Seele bilden mii.s- 
■en. Unter den übrigen Bestätigungen dieses Gedankens, 
Texten aus dem Mahäjänasantgnilia, aus den Werken des 
Cäntipa und den übrigen — führt er Folgendes an : das 
Vidschnäna zertheilt sich nach den Ideen , in welche es sich 
verwandelt, oder: «wie der Reflex des Вира (im Spiegel) 
von tiieseiu verschieden ist, so ist auch ein (bestimmten Ge- 
danke der Seele verschieden von der Seele (selbst), » was 
nach des Autors Worten bedeutet, dass der ReDex im Spie- 
gel, obgleich er nicht der Spiegel selbst ist, dennoch nicht 
auch etwas ausser diesem ist; so ist auch Rupa u. s. w. (was 
in die Erkenntniss eingeht), obgleich sie nicht die Erkennt- 
niss (selbst) sind, doch ebenfalls auch nicht etwas anderes.') 

DieMadbjamika's. 31 

Madhjamika ist, wie wir oben gesagt haben, ein Name, 
welche» sich beide Hauplscbulen des Mahäjäna aneignen, 
weicher aber hier, wie die Tibeter lehren, für diejenigen ge- 
braucht wird, die — indem sie beide Extreme leugnen, d. h. 
die Ewigkeit oder die Existenz in der absoluten und die Ab- 



t) «пч'ядо, bi. im. 



348 

gerissenheit oder die Nichtexistenz in der bedingten Idee 1 ) — 
annehmen, dass alles nicht wirklich existirt, wie ein magi- 
scher Trug , mit einem Wort , das Sein leugnen. Eben diese 
Verneinung beider Extreme verschafft ihnen auch den Na- 
men Madhjamika's, d. h. die die Mittelstrasse (madhjama) 
Lehrenden ; diese glauben sie zu predigen , indem sie ganz 
und [gar nichts von den Gegenstanden sagen , sondern das 
Sein der Substanz leugnen ; und deshalb werden sie auch 
«die das Nichtsein Bekennenden» genannt. Dennoch theilen 
sich die Madhjamika's in zwei sehr differirende Schulen : die 
Svatantrika's (die Radicalen ^S*^) , welche annehmen, 

dass jeder Gegenstand auf eine ungewöhnliche Weis** aus 
dem Wesen seiner eigenen (sva) Wurzel (tantra? 2 ) S 2 ^) seine 

Existenz hat und die Prasanga (ТЧ^'^ЭД), welche sich zur 

Widerlegung ihrer Gegner der Sophismen der bekannten Art 
bedienen, in welchen sie das Nichtentsprechende oder die 
Absurdität jeder Meinung, welche sie auch immer sein möge, 
deduciren — was auch Prasanga genannt wird. Da jetzt nur 
das letztre System in Tibet das Privilegium der Herrschaft 
geniesst, so zweifeln viele sogar, ob man die Sautrftntika's 
zu den Madhjamika's zählen müsse, und unser Autor gewährt 
ihnen gewissermassen nur aus Gnade und zwar, wie er sagt, 
weil ihre Theorie über der der Jogätschärja's steht und man 
sie ausserdem, wenn man sie aus der Zahl der Madhjamika's 
318 ausschliesst , sonst nirgends unterbringen könnte (weil die 
Buddhisten gewohnt sind nur vier Systeme zu rechnen). 

Wie der Autor, so bezweifeln auch die Tibeter allsammt 
überhaupt auch nicht, dass die Lehre nicht nur nach den 



1) [Vgl. Bern, zu S. 304 und S. 299.] 

2) [Vgl. zu S. 320.] 



349 

Ideen des MahAjana, sondern sogar im Geist der Madhjamika 
Prasanga, durch den Buddha vom Augenblick an, wo er die- 
sen Beruf erreichte , sein ganzes übriges vierzigjähriges Le- 
ben hindurch auseinandergesetzt und sogar noch während 
der Dauer von eben so viel (?) Jahren unter Ananda's Vor- 
standschaft des Glaubens bewahrt worden sei ; sie finden 
eine Unterstützung für diese Annahme in dem prophetischen 

Sutra Mahädüla (? ^JA'A^J), welches im Verein mit dem 

Mahäbherihäraka (^'ёь) viel weiter geht und über die spä- 
teren Schicksale des Buddhismus handelt. Nach Ananda ver- 
schwand die Lehre des Mahäjäna unter den Menschen , aber 
vierhundert Jahr nach dem Tode des Buddha erschien Nägär- 
dschuna, welcher nach denselben Sutra 's sechshundert Jahre 
lebte, während Bodhibhadra ihm nur ein hundertjähriges 
Leben zuschreibt. Nägärdschuna war , nach den Worten der 
Tibeter, eigentlich ein Prasanga, obgleich man in seinen 
Schriften auch nur die Ideen erblicken kann , welche beiden 
Schulen der Madhjamika gemeinsam sind; wir bemerken, 
dass der Jogfttsch'ärja'sche Arjasanga den Nägärdschuna we- 
der verwirft, noch seine Werke angreift. Dieses allein zeigt 
schon , dass er vielmehr Sütra's schrieb , nicht aber die Q&- 
stra's , welche jetzt unter seinem Namen aufgeführt werden. 
Der Autor widerlegt die Angabe des Bodhibhadra : dass Nä- 
gftrdschuna nur hundert Jahre gelebt habe, dadurch, dass er 
in diesem Fall nicht der Lehrer des Bbavja — des Gründers» 
der Schule der Svatantrika's — hätte sein können. An dieser 
Legende hatte aber wahrscheinlich einzig der Wunsch An- 
theil, seiner Schule auch den chronologischen Vorrang vor 
den Jogätschärja's zu geben; wenn Bhavja in der angegebe-319 
nen Periode lebte , wie konnte er — wenigstens bereits ein 



3SO 



Zeilgenosse, wenn nicht ein Vorgänger des Arjasanga — 
über die Schule der Jogätschärja's in seinein Werke Tarka- 
dschvala (?рр^«*;Ч Tandsch. B. £.) sich so umständlich 

verbreiten ? — Wie sich das nun auch immer verhallen 
muge , die Tibeter пеЬшнп an, tlass das erste Werk aus der 
Schule der lYladlijamika's dem Buddbapälita angehörte, dem 
ersten Prasanga, welcher den im Buddhismus berühmten Syl- 
logismus abfasste, oder den Beweis des Nicht- Ich. Bhavja 
aber, nachdem er diesen Syllogismus als unwahr verworfen 
halte, gründete die Schule der Svalrantika's. in welcher t^an- 
tirakschita später eine neue Unterabteilung schuf, indem er 
in die Lehre des Mndjama die Lehre der Jogätschärja'ä eiii- 
führle : deshalb werden in der Schult: Svatantra zwei llaupl- 
unterahtheilungen gerechnet : die Madhjamika - Sautrantika 
und die Madlijauiika-Jogätschärja. Mittlerweile stellte Tschan- 
draklrti den Buhm des berühmten Syllogismus wieder her, 
und eine Reihe von Werken, welche, wie ersichtlich, der 
Verbreitung des Buddhismus in Tibet sehr nahe und theil- 
weis gleichzeitig waren , gab alsdann , während der späteren 
Existenz desselben in Indien, dieser Schule vor den übrigen 
den Vorrang, was auch ihr Eiufluss auf Tibet erwies. ') 



i) П^ *:•]"_ Hl. 192. 202. Weiterhin verbreitet «ich der Aul 



darüber 



Нам der Buddhismus eine geistige Beschäftigung erfordert, welche im £aoia- 
lu.illia und VipacJHiia entwickelt ist, nicht aber eine einfache Entfernung jeder 
gekennzeichneten Vorstellung an* sich selbst, «ie Einige glauben und brsnn- 
ders, nach dem Betriff der Tibeler , die chinesischen Hoschangs, welche an- 
geblich jeden Gedanken wie eine Eingebung den Teufels betrachten. — Wir 
erinnern hier angemessen au den Bericht des Bu-ston in seiner Heligionsge- 
irhichle, wonach anfänglich die chinesischen Hoaebangs die Führer der Tibe- 
ler im Buddhismus waren , bis der Inder Kurualaclla erschien und in Gegen- 
wart dea Königs Krl-arung ide -Ылап in einer Disputation (einer augenschein- 
lichen Wiederholung der ßiepulationen , welche sieb in Indien mischen den 
MadlijMnika'a und Jogalscharja's erhüben hallen, die Meinungen der llo 



351 

Das Wort Svatantra (nach der tibetischen Uebersetzung : 320 
eigen / ursprünglich) wird in gleichem Sinn mit selbstständig 

(ад^Ч*) f unabhängig ( q ^f ^ — svairt Щ$ sich nach 

seinem eignen Verlangen richtend (von sva und irin) genom- 
men; das Wort tautra bedeutet hier «sieh gestaltet habend» 
( 2 ^' CJ ) 1 ) und jedes Wort zeigt , dass der Name Svatantrika's 

denen gegeben ward , welche die selbstständige Gestaltung 
(Existenz) durch das eigentümliche Sein oder den Inhalt 
desselben annehmen und dieses in Widerlegungen der Aus- 
drucke ihrer Gegner durch Deductionen ( ^^ ) beweisen, 

welche deshalb auch sogar Deductionen der Selbstständigkeit 
u. s. w. genannt werden. Der Autor, indem er den lelzien 
Zusatz machte, wollte damit sagen, dass man nicht nöthig 
hat zu glauben , dass die Svatantrika's in Wirklichkeit die 
Materialität der Gegenstände annehmen, eben so wenig als 
die Prasanga's, inJem sie das Svatantra leugneten, vielleicht 
bedeuten sollten, dass sie die Materialität verneinten ; in die- 
sem Falle würde es nöthig sein diese und jene in die Classe 
der Ttrthika's zu versetzen ; als wahre Madhjamika's dürfen 
sie sich weder an das eine noch an das andre Extrem hal- 
ten — nnd deshalb muss man sowohl das Svatantra als den 
Prasanga wie zwei verschiedne dialektische Hypothesen be- 
trachten , mit denen sich jede Schule , nur zur Widerlegung 
ihrer Gegner waffnet, nicht aber annehmen, dass sie nur bei 
dem stehen blieben, was in diesen Sätzen enthalten ist; wei- 



scbangs widerlegte ; seit dieser Zeit ward der Einfluss der Chinesen reroichtet; 
die Tibeter fingen an nur nach Indien za reisen und nur Inder bei sich auf- 
tauen men. 

1) [Tantra bat hier wohl seine bekannte Bedeutung «Ursache;» sratantra 
wird als Bahurrlhi tu nehmen sein und heisst dann «seine eigne Ursache ha- 
bend — durch sich selbst Terursacht.»] 



»5» 

ter versieben sie noch nichts unler ihrem Extrem. Uns 
scheint jedoch . dass der Name Svatautra gebildet ist im 
321 Gegensau zu .dem Terminus der Jogälschärja's : Para- 
tantra, indem diese ilie Existenz äusserer Begriffe an- 
erkennen. 

Die Madhjainilci-Saulraniika's unterscheiden sich bereits 
wesentlich von der Schule der Saulräntikas dadurch, dass 
sie später als die Jogälsckärjas auftraten, folglich mit deren 
Ideen und Ausdrücken zu schallen haben und den Sulra's, 
welche die Jogätscharja's als Stütze ihrer Ideen aufstellten 
п. s. w. eine Erklärung geben mussten. üie den Crävaka's 
noch nicht bekanule Eiitthcüung aller Gegenstände nach drei 
Merkmalen verwarfen sie nicht, — aber von dem Punkte 
ausgehend , dass die Lehre der Jogätscharja's von der Ent- 
wiekelung von allem aus der Idee weder mit dem Worte 
des Buddha übereinstimmt, noch mit der allgemein angenom- 
menen Meinuug C^ 7 ]*! ^), dass der Graha und das Guhja nicht 

beide leer sein können, sehen sie auch das Parikalpitl und 
Paratanlra sehr verschieden an. Die Jngälscharja's sagten. 
dass alles, was wir im Graha und Guhja von den Gegenstän- 
den ausser uns erkennen — da es weiter nichts als Wort, 
und Begriff, was wir mit ihnen vereinigen (der Charakter des 
Vikalpa) — Parikalpita (Vermeintliches) ist, welches keine 
eignen Kennzeichen oder selbstständige Existenz hat und der 
Gegenstand selbst ist ihm völlig fremd (Paralantra) , d.h. 
wird nicht vermittelst des Parikalpa in unsern Gedanken er- 
reicht; — die Madhjamika-Sau tränt ika's dagegen sagen, dass 
Graha und Guhja eben so sehr Substanzen sind, als Paratanlra 
und Parinischpanna und dass sie selbständig e\istiren; wahr 
ist, dass alle drei Merkmale nichts anders sind, als <-\u<> und 
dieselbe Nichtcxistenz; hier aber trägt diese verschiednc 



Epitheta an sieb: Paralantra') ist die Nichlsubslanlialitäl der 
Enlstehung — dies ist das Subjcct, welches zum Stützpunkt 
für unsere Definition oder Unheil dient: es ist aus dem Zu -згя 
sammen treffen fremder Theile entstanden — und deshalb 
heisst es Paratantra : seine Entstehung ist nicht in der abso- 
luten Idee; Parikalpita ist die Nichtsubstantialität der Merk- 
maligkeit, d. Ii. das was wir nur als wirklich substantiell in 
dem zu bestimmenden Object annehmen, drückt nicht sein 
echtes Sein aus, oder existirt nicht in der absoluten Idee; 
während Parinischpanna die absolute Nichtsubstantialität ist, 
oder der Maugel einer wahrhaftigen Existenz im Gegenstand 
— diese ist vollständig exislirend, weil sie nicht so ver- 
bleibt wie. wir voraussetzen, sie ist das Object der absoluten 
Idee; — der Art ist die Negation der Existenz, in welcher 
jeder Gegenstand vollständig in die Theile seiner Zusammen- 
setzung zerlegt erscheint, wodurch er seiu Ich verliert. 

Auf gleiche Weise schieden sich die Madhjamika-Sau- 
irantika's von den Jogätschärja's auch in der Art wie sie das 
Gemeinsame in der Lehre des Buddha in den drei Perioden 
der Verkündigung auffasslen; — die letzteren, indem sie an- 
nahmen, dass die ^rävaka's und Praljeka"s zu der Ordnung 
der Auserwäblten { ЦЧ'Ч^'^Ч ) gehören und unzweifelhaft 

bereits die Fähigkeit besitzen , den Beruf des Buddha zu er- 
ringen, sahen in den zwei oder drei Jäna's gewissermassen 
eine stufenartige Folge und setzten daraus nur ein Jana zu- 
sammen ; die Madjamika-Sautränlika's aber leugnen diese 
Einheit und beweisen, dass die £rävaka's und Pratjeka's 
Auserwählle sind , indem sie das Wort der Sutra's anführen, 
wo gesagt wird, dass über ihrer Lehre eine andre, ihnen 



I) Die Madbjai 
Pirikalpil». 



ika's beKinnen mit diesem Merkmal . aber nicht n 



:*.->» 



che steht, dass in ihrer Lehre i 
gruben Nicht- Ich des Pudgala die Rede ist, aber mit kei- 
nem Werl das Nicht-Ich des Ltharma erwähnt wird, wel- 
ches einzig und allein die Kraft in sich trägt, die geistige 
г/ i \ ei linsterung zu vernichten; deshalb gestanden sie zwar zu, 
dass die Arhant's die Verfinsterungen der Eitelkeit vernich- 
ten , leugnen aber, dass sie das Nirvana erreichen können. 

Sie sagen , dass die Stellen in den Sötra's Lankavalnra, 
Ibrahliomi , Sandhinirinotschana , wo das Wort tchittamälra 
erwähnt wird, sich nur auf die Absicht des Buddha beziehen, 
die Lehre der Ththika's zu widerlegen, welche zugestanden, 
dass es das Vidschnäiia Geniessende oder Essende gehe, dass 
man aber nicht glauben dürfe, dass es ganz und gar keinen 
äusseren Begriff in bedingter objeeliver Beziehung gäbe; — 
in absoluter verhält es sich anders: — leugnet man, sagen 
sie, das Rupa [Gestalt, Körper], worauf gründet sich alsdann 
noch der BcgrilT selbst ? Es ist wahr , der Begriff von zwei 
sich zeigenden Monden ist trügerisch und in der Wirklich- 
keil exisliren keine zwei Monde, sondern dieses alles ist auf 
einen Mond basirl; es ist wahr, dass ihn die ganze äus- 
sere Well mit einem Traumgesicht vergleicht, — aber auch 
das Traumgesichl selbst, als etwas Angenommenes, gründet 
s ich auf einen Theil (да) , welcher in die Voraussetzung ein- 
geht [d. h. Voraussetzung wird] ; und demgemäß liegt der 
Grund des Begriffs (Graha und Guhja) ausser uns und grün- 
det sich nicht auf das Svasamvedana {welches sie auch leug- 
nen] — und demgemäss giebt es Atome der Substanz. 

Von den zwei Wahrheiten nach den Begriffen dieses Sy- 
stems haben wir bereits oben gesprochen; hier bemerken wir 
nur noch eine charakteristische Ausdrucksweise dieser Schule: 
«indem sie die Existenz einer eigentlich aus sich selbst gebil- 



353 






ilelen Substanz, ihre Eigenwesenheil , selbst merkmalig an- 
nehmen,» sagen die Madhjamika's , «leugnen sie eben da- 
durch den Begriff des wahrhaft f^s 5 )' 4 *) • echt [W^W] 

und absolut (^'^ ^ = ] gestalteten, в d. h., dass diese letzten 

Worte völlig entgegengesetzt sind (indem sie dem Paramartha 
angehören) den vorhergehenden (welche die Samvrili aus- 
drücken»). 

Die Madhjamika-Svatantra-Jogätschärja's sind die An- 32* 
hanger des Cäntirakschila und unterschieden sich von den 
Svalantra-Sauträntika's dadurch, dass sie die Existenz der 
äusseren Begriffe verwarfen ; aber im Verein damit unter- 
warf sich diese Schule auch den übrigen charakteristischen 
Unteiabtheilungen der Jogälscharja's, d. h. sie schied sich in 
solche, die die Wahrheit (d. Ii. Wirklichkeil) der Begriffe, 
welche durch die Erkenntniss gebildet werden, wenn die 
Grundlage dieser Begriffe innerhalb und nicht ausserhalb von 
uns liegt, anerkennen, und solche, die sie nicht anerkennen. 
Qäntirakschila selbst und seine Schüler gehören zu den er- 
stern; er sagte, dass die Begriffe von «dunkelblau, gelb u. 
s. w.» e\istirende und relativ wirkliche sind — nicht aber 
aber einfach blosse Namen, Hierin fand er Anhänger in Ka- 
raalacila und Ärjamukta {? ^"^'Sp). Der Gründer der Ma- 
dhjamika-Jogätschärja's, welche die Wirklichkeit des Begriffs 
leugnen, war der Lehrer Haribhadra {^""ТЧЦЦ'Ч), d er j n der 

Hauptsache mit Cänlirakschita übereinstimmt; er sagte, wenn 
es in Wirklichkeil keine Entstehung des Graha ausser uns 
gäbe , dann gäbe es consequenter Weise auch kein Guhja, 
und demgemäss müsse man sogar leugnen , dass (in Wirk- 
lichkeil) auch nur ein ideeller Begriff existire ; das wirklich 



existirende Element ist nur der unentzwcite Geist — die Be- 
griffe sind nichts andres , als ein magischer Trug. Obgleich 
der Autor auch aus einigen Worten des Haribhadra schliesst, 
dass er (eine Beschmutzung d. h.) eine Verdunkelung der 
Seele anerkannte, so scheint doch, dass sieh die gegenwärtige 
Entfaltung dieser Ideen später vollendete; wir haben bereits 
gesehen, dass die Jogatschärja's, welche die Wirklichkeit der 
Begriffe leugnen, sich ihrerseits in diejenigen (heilten, wel- 
che die Verdunkelung der Seele anerkannten und die, welche 
sie nicht anerkannten. Dasselbe geschah nolhwendig auch für 
-!','.•. die besprochene Unlerablheilung der Madhjainika's. Für die 
eigentlichen Lehrer des Salzes, dass die Seele, obgleich in ih- 
rer Eigenwesenheil rein, dennoch durch den Schmutz der 
Siiiiivrili (d. h, der Begriffe) verunreinigt wird, wie trübes 
Wasser, muss man Dschepari (?) ansehen. Dem entgegenge- 
setzt lehrte der Lehrer Kambala (welcher nach den Worten 
des Autors mit Lavana identisch ist), dass die Seele in ihrer 
eignen Beschaffenheit nicht an der Verdunkelung Theil nimmt. 
sondern nur in Folge der erborgten Skandha's mit der Ver- 
dunkelung umkleidet wird, dass der Begriff mit einem tilase 
verglichen wird , durch welchen die Seele das Вира siebt, 
und dass (iralia und Guhja in diesem Verhältniss verschieden 
sind, d. h. der den lrrthum hervorbringende Graha ist selbst 
einer Brachem u Dg gleich und nicht Beschaffenheit der Seele. 
Dieser Schule Svalantra ist in Rücksicht auf die Lehre 
des Buddha mit den Sauträutika's gemeinsam , dass sie be- 
züglich der Einlheilung der Lehre — drei Perioden im gra- 
den und schrägen Sinn für die erste Lehre von der absoluten 
Wahrheil erfordern; sie sagen aber, dass obgleich da auf 
gleiche Weise sowohl das Aeussere (Rupa u. s. w.), als auch 
das Ideelle entfernt wird, dennoch derjenige, welcher die 
Nicht -Existenz von allem zu begreifen nicht im Stande ist. 



аду 

zuerst die Idealität zulassen möge, um bequemer zu der Nicht- 
existenz des Aeusseren zu gelangen , von wo er sich stufen- 
weise auch das Nicht -Ich der Seele aneignet und alsdann 
leicht zu dem Paramärtha gelangen wird ; so war auch , wie 
sie sagen , die Absicht des Buddha. 



Die Prasanga — die andre Schule oder das andre System 
der Madhjamika — wird von den Tibetern, d. h. den jetzigen 
Lamai'schen Lehrern , als die einzige , die Lehre des Buddha 
vollständig richtig erklärende anerkannt, d. h. mit andern 
Worten: die Prasanga-Schule lehrt angeblich so, wie der 326 
Buddha selbst innerlich glaubte und bekannte, als er seine 
mannigfaltige Lehre vortrug ; die Tibeter drücken sich dar- 

über bestimmt aus. Nach dem Prasannapäda (S^'^^PI im 

Tandschur B. 2 , einem Werke des Dharmaktrti) können die 
Madhjamika's das Svatantra nicht zulassen, weil sie nichts 
anerkennen können, d. h. die Svatantrika's , indem sie aner- 
kennen, dass der Gegenstand selbstständig, eigen wesig, oder 
aus seiner eignen Wurzel (Svatantra) gestaltet ist, müssen 
daraus deduciren , dass es eine wirkliche Entstehung giebt, 
und von da müssen sie in irgend ein Extrem gerathen, dessen 
Negation auch eine Wesenheit der Lehre des Madhjama ist ; 
denn diese darf gar keine Ueberzeugung haben. Diese Nega- 
tion des Gedankens durch jedes Aeussere (Samvriti) , ausge- 
druckt in den Syllogismen der bekannten Art , welche Pra- 
sanga genannt werden, gab auch dieser Schule der Madjami- 
ka's ihren Namen, d. h. in den Syllogismen dieser Art wer- 
den nur fremde Meinungen herausgestellt und ihre Unange- 
messenheit ausgesagt. Wir haben schon oben gesagt, dass 
die Madhjamika's sich in die alten und die neueren theilen, 
d. h. dass angeblich bis auf Arj&sanga die Lehre des NAgAr- 



dscliuua, Ärjadevau. s. w. sich iu deren Geiste erhallen balle, 
aber spater vergessen und von Budduapälita wieder hergestellt 
ward; aber nach diesem traten auf Tsehandrapada (Т^'^'^ЧЧ) 
und Qantipa , oder Cantideva (*\ Q 'ЗД ; daliin rechnen sie 
auch die Meinungen des Cäkjamilra , N&gabodhi uud Njaja- 
kokila ^? S^' 1 ^'^) • obgleich diese sich selbst nicht die- 
sen Namen gaben. 

Diese Prasanga stellen ihrerseits ein langes Register von 
Büchern des Kandschur und Tandschur auf — die letzteren 
finden wir in einem besondern Tliuil des Catalogs , welcher 
327 der Madhjamika-Lehre (^Э'^'чР ) gewidmet ist; überdies 
rechnen sie auch den grüssten Theil der Hymnen im Tan- 
dschur dahin ; was jene betrifft, so sind es fast alle berühm- 
ten Bücher des Mahäjäna , ausgenommen das Samdhinirmo- 
tschaua, der Mahäbhertharaka und das Garbhasutra^'^"^ 

und andre, welche einzig den rein ungenauen Sinn enthalten 
(d. h. mit andern Worten : welche im Geist der Jugatschar- 
ja's geschrieben sind) , während die siebeuzehn Bücher der 
Pradscbnäpäramitä , die Aksrhajaniatinirdeca , der Samadhi- 
rädscha, die Dharmasamgtli, die Anavataptaparipritschlsch'ha. 
Sagarapariprilschtsch'ha, das Mandschucrivikrldita, das er- 
ste Capitel aus dem Ratnaküta und das Capitel des Käcjapa. 
auf welches Nägärdschuna und dessen Schüler sich berufen 
(wenn nur diese Werke nicht untergeschoben sind) , zu den 
Sutra's des ausschliesslich echten Sinnes gehören, üie an- 
dern Bücher, wie die Uacabhumi, der BuddhavischajavalAra, 
die vier Bücher der vier Samädhi , der Avatanisaka, Dhara- 
niradscha, Ghanavjuha und andre werden als gleichniässig zu 
diesen und jenen gehörig betrachtet (d, h. wir sind bereeb.- 



ligt sie sainmt den hier ausgelassenen : dem Laukävalära, 
dem Saddharma und übrigen zu der Lehre der Jogälschärja'b 
zu ziehen , da die Gegner von diesen nicht wagen sie sich 
vollständig anzuinassenj. Wir wollen hier bemerken, dass die 
Tibeler die Bücher des genauen Sinnes oder die Madhjami- 
schen die liefen (ЭЧ #) nennen , die der Jogälscharja's aber 
die ausgedehnten (.f^'^ vaipulja ? aber liier im Sinn von 
«anal} tischen» (^y^g), wie oben gesagt ist). 

Den Unterschied zwischen dem zwiefachen Sinne [bei den 
Auffassungen] der Sötra's gründen sowohl die Prasanga als 
Svatantra darauf: wird von Buddha über den Paraniärlha ge- 
sprochen, oder nur über die Sanivriti? Sie halten sieb hier- 3-28 
in an die Worte des Sulra Akschajamalinirdeca, wo gesagt 
wird : «die Sötra's, welche über den Pararaärtha lehren, sind 
die Bücher des geraden Sinnes , aber die , welche die Sarä- 
vrili auseinandersetzen, enthalten den schrägen Sinn.» Dieje- 
nigen nämlich, wo der Sinn in Buchslaben und Worten aus- 
gedrückt wird, welche aber auf dieses Unbegreifliche deuten, 
sind die Bücher des geraden Sinnes ; aber selbst wenn man 
zugiebt , dass dieses Buch schon vor der Lehre oder den 
Schriften der Jogälscharja's erschien, und folglich vor ihnen 
die Eintheilung der Snlra's nach zwei Auffassungen in den 
Gebrauch einführte — wozu die Mahäjänislen leicht durch 
den Wunsch bewogen werden konnten , ihre Lehre über die 
Crävakische zu stellen , — so linden wir doch hier in der 
Lebre über den zwiefachen Sinn [die beiden Auffassungen] 
nicht das , was die Madhjamika's darin sehen wollen , näm- 
lich dass man darunter auch die Lehre der Jogätscharja's 
verstehen muss — oder überhaupt, dass in dem Buche die 
Lehre der drei Perioden analysirt wird — ein Terminus, 



nHih,-i vollständig erst von den Jogätschärja's eingerührt 
ward ; die Worte des Buches Akscbajamati sind nicht gegen 
die Jogätschärja's gerichtet, (welche ihm vielleicht noch nicht 
bekannt waren): es drückt sich deutlich aus: «Die Bücher, 
in welchen von dem Nicht-Ich, wie vom Ich unter ver- 
schieden Ausdrücken gelehrt wird, wie : Ich, Existeuz, Le- 
ben, lebender Mensch, Pudgala, der Handelnde, der Empfin- 
dende u. s. w. , diese Bücher enthalten den schrägen Sinn.» 
Die Prasanga theilen diesen schrägen Sinn in zwei Arten: 
der ganz unwahre, z. B. wenn etwa gesagt wäre, dass man 
den Vater, die Mutler (?) tödten müsse, wo man folglich 
überall schon dem Buchstaben nicht folgen darf, — und der 
zulassbare Sinn, in welchem man verstehen iniiss , wie ge- 
sprochen wird, wenn z.B. gelehrt wird, dass Glück und Leid 
aus weissen und schwarzen (d. h. guten und schlechten) 
Handluugen hervorgeben ; — obgleich dies auch so bedingt 
ist, so muss es in der absoluten Idee doch auf das Nichl- 
320 Ich anspielen, weil die Entstehung von Glück und Leid 
keine wesentliche Bedingung dieser Handlungen ist. Diese 
Eintheiiung des schrägen Sinnes ist von den Prasanga's au- 
genscheinlich gegen die Jogälschärja'sche Definition gerich- 
tet, wonach der gerade Sinn der ist, wo man so verstehen 
muss , wie gesprochen wird ; die Madhjamika's führen diese 
Definition auf die Stufe der Subjectiviläl hinunter. Von da 
aus geben sie den Texten, auf welche sich die Jogätschärja's 
stützen, ihre Erklärung. Die Prasanga's sagcu, dass man, 
von den drei Jogätscharjaschen Merkmalen, unter Pari kalpita 
die vermeintliche Voraussetzung verstehen muss, dass Para- 
tantra. unter welchem man alles Zusammengesetzte begreift, 
als selbstmerkmalig exislirt, oder Sein besitzt ; sie er- 
klären dies durch ein Beispiel : vor uns liegt ein Seil — wir 
nehmen es für eine Schlange, aber diese ist durchaus nicht in 






diesem Seil. Und so ist Paralantra das, was als Grandlage 
der vermeintlichen Voraussetzung des Parikalpita dieat, aber 
es ist auch die Grundlage des Parinischpanna, wenn z. B. 
das Sehen, wie das dem Buddha Angehörige, das Erschei- 
nende in .seinem innern Sein entspringend sieht, d. h. Exisli- 
rendes in dem Nichtexistirenden nicht voraussetzt; da alle 
Gegenstände (Paralantra) nicht in dem Pararoaxtha existiren, 
d. h. kein eigenes Sein haben , so wird diese Grundlage des 
Parinischpanna das Leere oder das zum Schluss auf die Leer- 
heit Führende genannt. Die charakteristische Lehre der Pra- 
sanga besteht darin, dass Alles, was es irgend giebt , nichts 
weiter ist, als etwas ausser uns mit einem Namen Bezeichen- 
bares (SR^'ER^^SSI , D Jt einer Phrase , augenscheinlich 

nach der Manier der Jogatschärja'schen ^^ 5^J gebildet), 

. nichts mehr als das Seil, welches in der Dunkelheil Schlange 
genannt ist, ein ausgestopftes Tbier (oder ein Erdaufwurf) 
das in der Ferne für einen Menscheu genommen wird; so 
wird gesagt: das Element der Erde ist nicht mehr als ein 
bedingter Name — Bedingtes ist weder Mann noch Frau.« 

Die Prasanga's sagen, dass ihr System sich von allen ззо 
übrigen durch folgende ungewöhnliche Eigenlhiiniliehkeiten 
(О^'Ч^^'Л^'Д'^^'Ч) unterscheidet , (der Autor zählt hier, 

wie wir sehen werden, elf Punkte auf, aber gewöhnlich 
rechnet man im Ganzen acht hauptsächliche) : 

1. nehmen sie eine bedingte Existenz der äusseren Be- 
griffe an, obgleich diese keine absolute haben; dagegen darf 
man das nicht vom Alaja sagen , obgleich auch von ihm, 
aber schräg, in vielen Sulra's die Rede ist. 

2. Zwischen den beiden Nicht-Ich (dem materiellen 
und persönlichen) giebt es keinen Unterschied in Bezug auf 



ihre eigentliche Bedeutung als Leerheit — sie unterscheiden 
sieh aher bezüglich der Grundlagen, aus welchen diese Leer- 
heit abgeleitet wird; da die Annahme des Ich eine grobe 
und eine feine ist und alle übrigen Schulen nicht glauben, 
dass der Begriff Ich Leiden und Zorn hervorbringt (sondern 
nur einzig Unwissenheit) , nehmen die Frasanga's dagegen 
deren Anwesenheit in allen drei lüften: dem Leid, dein Zorn 
und der Unwissenheit an (nicht aber nur in der Onwissen- 
heit allein). 

3. Da der Logik ( Pramana ) eine fehllose (oder sieb 
nicht von neuem irrende) Erkenntniss zugeschrieben wird, 
und es ohne den heiligen eben so hochgeschätzten Geist, 
welcher zugleich mit der Erreichung des Buddhaberufes er- 
langt wird, keine fehllose Erkenntniss giebl, so ist die Fehl- 
losigkeit eines einfachen Sterblichen ungewöhnlich (?) 

4. Die Fähigkeit der rohen Vorstellung der sechszehn 
Arten der vier Wahrheiten vermittelst der einfachen Be- 
schaulichkeit (^'^З 3 ^*^ 5 !^') gehört nicht ausschliesslich 

Mos den Heiligen an, sondern auch einfachen Wesen, wenn 
sie in den Pfad eingetreten sind — obgleich andre Systeme 
dies nicht zugeben; solch eine Beschaulichkeit ist nichts an- 
ders, als eine Aeusserung der Seele, von welcher es falsch 
331 sein würde zu sagen, dass sie eine Erkenntniss (VidschnAna) 
sei , welche keine Verdunkelung ( Vikalua) habe ; auf diese 
Weise, sagen sie, ist der Arhant, so wie ihn die Cvävaka's 
definiren (welrhe anerkennen, dass das iluuplerforderniss 
des Arhant die Erfassung der sechszehn Arten der vier 
Wahrheiten ist) kein wirklicher Arhant, sondern noch ein 
einfacher Sterblicher, weil wir, sagen sie, seheu, dass auch 
der Arhant, nachdem er in Zweifel gerathen , in die Hölle 
fahrt. 









5. Nur ги einer und derselben Zeil mit dem Vorherse- 
hen der Leerheit heginnt der Eintritt in den befähigenden 
Pfad, oder den ersten Zweig desselben, welcher dif Wtrffle 
genannt wird, aber der nicht -subtile BegrilY von den sechs- 
zehn Arien der Wahrbeil deutet den Eintritt noch nicht au 
und leitet sogar nicht zu diesem Pfad. 

6. Von den drei Zeiten sagen die Prasanga's, dass sie 
Materie sind, indem sie unter diesem Worte das Zusammen- 
gesetzte verstehen. Unter dem Namen Vergangenheil verste- 
hen die Prasanga's das Zerstörte — aber in diesem Zerstör- 
ten, sagen sie, liegt der Grund, aus welchem die Folgen 
hervorgehen, aein grobes Wort, welches vor diesem Kalpa 
wegen etwas gesagt ist, geht nicht verloren (buchstäblich; 
wird nicht zerstört) , sondern fordert Vergeltung , sagt der 
Buddha,» und so ist die vergangene Zeit die gegenwärtige, 
welche nur aus Mangel an Ursachen der Dauer zerstört ist, 
während die Zukunft die — aus derselben Unzulänglichkeit 
der Ursache — noch nicht entstandene (Gegenwart) ist. Ver- 
steht man unter dem Worte «zerstört» die Vernichtung der 
Ursache, dann wäre es nicht unrecht zu sagen, dass alles 
Zusammengesetzte momentan existirt . ohne Ursache kann 
nichts entstehen (diese Ursache aber muss in Folge der Mo- 
mentanität der Existenz sich als vergangen darstellen). Wie 
könnte überdies was nicht früher existirt, sich in der Folge 
in Existenz erhallen? wenn man anerkennt, dass die Entste- 
hung von einer Ursache begleitet wird , so erkennt man an, 
dass auch das Zerstörte sich nicht verliert. Sagt man nicht 332 
auch in der Welt, dass die Aussaal ohne Wasser vergeht, 
das Kind ohne Nahrung stirbt? — aber der Buddha hat 
uns nicht gebeissen das, was in der Welt angenommen 
ist, eu verwerfen, wenn es mit der gesunden Vernunft 
übereinstimmt. Man muss beachten, dass wellliche Annahme 



364 



( Г ^ Ч | ^ '^j^' 4 ) , — welche als Ausdruck zugelassen wird, 

obgleich sie keine Genauigkeit (buchstäblich : Uebereinstim- 
mung) in sich enthält — und weltliche Bedingung (^Ц '^\ 

Щ'Ч'^) — welche , weil sie sich in (diametralem) Wider- 
spruch mit dem wahren befindet , nicht zugelassen wird — 
hier unterschieden werden. 

7. Die Prasanga's erkennen weder das Svatantra noch 
das Svasam vedana an — sie sagen , dass wir , nachdem wir 
in einem Gegenstand aufgesucht haben, was irgend durch 
sich selbst existirend sei, nichts finden, folglich Svatantra 
nicht zulassen können; vom Svasamvedana sagen sie, dass 
es ein solches eben so wenig geben kann, als ein spitzer Sä- 
bel sich selbst durchhauen oder eine Fingerspitze sich selbst 
berühren kann ; — die Jogätschärja's fuhren als Beispiel ein 
Licht an , welches sich und andre Gegenstände erhellt ; aber 
warum, sagen die Prasanga's, verbrennt denn das Feuer sich 
nicht selbst ( ? ! ) , oder warum verbirgt sich nicht die Fin- 
sterniss in Finsterniss (?) ? Das Licht erhellt nicht sich selbst 
— (sondern es ist sichtbar, weil) keine Finsterniss blieb. 

8. Es ist nicht richtig, das augenscheinliche oder das 
erschienene (Pratjakscha) für Vidschnäna zu nehmen — dies 
ist (eher) das Object aber nicht ein objectiver Begriff — 
wenn ein Krug und die ihn erfassende organische Aeusse- 

* 333 rung (Erkenntniss) wechselseitig mit einander sich verflech- 
ten , so ist trotz dem in ihnen der Krug die eigentliche Au- 
genscheinlichkeit , die organische Aeusserung aber ist das, 
woran jene sich knüpft. 

9. Dem Buddha sind zwei Arten des Nirv&na eigen- 
tümlich , die einen Rest übrig lassende und die keinen Rest 



# 



lassende. Die erstere besieht nur in dem Abwerfen der Eitel- 
keiten ; die zweite ist eine vollständige Beendigung des Ver- 
laufs der Skandha's ; — im erstem bleiben, wenn gleich die 
Eitelkeiten erstickt sind , doch noch angewohnte Irrlhümer 
(EiiiQuss der Leidenschaften — 4*] , *4J4Tgff*I§ n r4) , wovon 

nichts im zweiten bleibt ; die Beendigung der Skandha's ent- 
steht im (Gewinn des) Uharmadhätu — wo alles Innere und 
Acussere vernichtet wird, der Begriff des Ich und Mein ver- 
schwindet — und der Dharmakaja erlangt wird. 

10. Obgleich die drei Gifte, folglich auch die Unwissen- 
heit, mit dem einen Namen «Eitelkeit* bezeichnet werden, 
so giebt es doch , (wie wir auch in einigen Sütra's finden,) 
geistige Verdunkelungen, welche nicht zu der Eitelkeit gehö- 
reo — derartige Verdunkelungen beginnen erst dann abge- 
worfen zu werden , wenn die Eitelkeiten völlig abgeworfen 
sind, und bis dabin giebt es keine Möglichkeit sich von ihren 
Einflüssen zu befreien; die Abwerfung einer derartigen gei- 
stigen Verdunkelung zu vollziehen sind weder die Qrävaka's 
noch Pratjeka's im Stande; deshalb wird auch im Dhärant- 
rädscha gesagt, dass die Beendigung des asrava durch den 
Buddha ganz und gar nicht gleich ist mit der bei den (Jnh ;i- 
ka's — bei den letztern sind die Schwächen (Ч^'^Ч) nocn 

nicht überwunden ; die Abwertung der geistigen Verdunke- 
lungen wird топ den Bodhisatlva's theilweie nach Erreichung 
des achten Gebiets begonnen. 

11. Die letzte und wichtigste Verschiedenheit der Pra- 
sanga's besteht in dem besondern System der Negation bei- 
der Extreme : der Existenz und Nichtexistenz. Sie wird in 
dem kleinen Satz ausgedruckt: «Vermittelst der Negation 
des Extrems des Seins wird in Folge der bedingten 
Erscheinung auch das Extrem des Nichtseins, wel- 



ches sich nicht im Paramärtha befindet, geleugnet.« 
334 Die Auslegung dieses Satzes ist innig vereinigt mit den Be- 
weisen der Prasanga's , welche das Nicht-Ich bekräftigen, 
und die Gestaltung vuu irgend etwas aus einem eignen We- 
sen widerlegen, liebrigens sind die Beweise so weitläufig, 
dass wir uns erlauben mögen , nur eine ihrer Deduclionen 
auszuziehen, welche von dem Autor in einem andern Werke ) 
dargestellt wird. Gewöhnlich nehmen die Buddhisten ein zwie- 
faches Nicht- Ich an: das Nicht-Ich der Natur und das 
Nicht-Ich des Menschen: der Begriff des letztem Qiesst aus 
dem Beweis des erstem. Das Nicht-Ich der Natur oder der 
Gegenstände wird durch folgende Deductionen bekräftigt: 
1 , Wenn die PDanze selbst durch sich aus ihrer besondern 
eignen Natur hervorginge, dann wäre sie keine Zusammen- 
setzung (^'^Ч — es ist aber bewiesen, dass sie eine Zu- 
sammensetzung ist). 2. Wenn irgend etwas in der Natur 
selbstständig oder absolut existirte , dann würde man fähig 
sein, es zu hören und zu sehen (denn es müssten die Empfin- 
dungen des Sehens und Hörens sich absolut in eins ver- 
schmelzen). 3. Allgemeines würde nicht vielen eigenthüm- 
lich sein können , weil es eine untheilbare Einheit wäre (als 
welche man das Ich voraussetzen muss, wenn es eiu solches 
gäbe). 4. Die Pflanze hätte nicht nölhig von neuem zu ent- 
stehen , weil sie sich bereits und ohne dieses in sich selbst 
enthielte. 5. Wenn irgend ein Skandha, z. ß. das Gefühl, 
selbstsländig exislirl, so folgt daraus, dass auch ein andrer 
Skandha , z. B. der der Form, selbstsländig existirt, indess 
aber kann sich durch die Selbstständigkeit des Gefühls keine 
Selbstständigkeit des Skandha der Formen gestalten, weil 



1) =£'Л I 






367 

hier das Gestalteade und das , was gestaltet wird , unter sich 
gleich sind. 

Die Prasanga's sagen , dass die ganze Lehre des Buddbi 
dahin zielt, den Pfad zu zeigen entweder zu den höchsten 335 
Gebieten der Welt , den Himmeln , wo man die Seligkeit der 
Persönlichkeit geniesst, oder zu dem endlichen Weggang aus 
der Welt, d. h. zum Nirväna. Der erstere Pfad wird durch 
Tugende^erworben , der zweite durch die höchste Vervoll- 
kommnung der Intelligenz. Von hieraus entwickelt sich die 
Eintheilung der Wesen in drei Ordnungen , aber diese drei 
Ordnungen entsprechen nicht den drei Jäna's (der Qrävaka's, 
Pratjeka's und Bodhisattva's) , in welchen gleichfalls Mittel 
zum Heile (oder dem Nirväna) gezeigt werden; während in 
der Eintheilung der Wesen die erste Stelle die gewöhnlichen 
Sterblichen einnehmen, welche nur das Paradies suchen, bil- 
den dagegen die drei Arten der Buddhisten nur zwei Ord- 
nungen, nämlich das Hlnajäna und das Mahäjäna. Uebrigens 
ist diese Meinung bereits eine rein eklektische ; in den Sü- 
tra's begegnet man in dieser Beziehung beständig Wider- 
sprüchen. 



is 



* 



«* 



г 



* 



* 



4 



INDEX. 



Die Zahlen eiod die des russischen Originale, welche in der UeberaeUung 

am Rand stehen. 



A. 

Abhajakaragupta 267. 

Abhidharma' 38. 40. 47. 48. 49. »6. 

62. 63. 64. 67. 78. 90 ff. 105. 107. 

217. 274. 278. 
Abhidharmakoscha 77. 78. 108. 130. 

220. 
AbhittprmasamutsohUchaja 279. 289. 

295. 
Abhidschna 247. 
AbhinischkramanasQtra 114. 
Abhisamaja 130. 305. 
Abida s. AmftAbha. 
Acita 9. 

Acmaparanta 49. 
Acoka 27. 28. 32. 34. 42. 43. 46. 49. 

50. 58. 61. 224. 225. 
Acraghoscha 48. 66. 71. 75. 76. 77. 

80. 132. 202. 204. 211. 218. 

Acragupta 49. 151. 

Adarpa ? 44. 

Adbhutadharma 109. 110. 

Ädschatacatru 28. 38. 40. 46. 

Agni 198. 

Agnidatta? 59. * 

Agrapura 78. 

Ajodhja 219. 221 f. 

Akanischtha 218. 

Waniljew, BadAUmui. 



Akschajamati 50. 171. 296. 327. 328. 

Akschajamatfnirdeca 327 f. 

Akschatschandra 50. 

Akschobhja 129. 156. 183. 187. 188. 

Alamkara-Upadhjaja 290. 

Amarasimha 53. 

Amittbha 121. 129. 173. 178. 188ff.203. 

Amoghadarca» 172. 

Amoghasiddhi 187. 188. 

AmriU 199. 

Amritacastra 107. ♦ 

Anantarlja 240. 

Anaratapta 21. 

AnaYaUptaparipriUchUch'hA 327. . 

Anagainin 96. 98. 99. 122. 246. 248. 

249. 
Aoathapindada 15. 23. 
Aogulimalin 154. 
Antara 234. 
Antarabida 55. 

Anucaja 240 ff. 249. 254. 256. 
Anudatta 265. 
AoatpadadschnAna 247. 
Anattarajoga 185. 
Apabhramca 226. 266. 267. 
Aparacaila 78. 229. 245. 264. 
Arapatschana 183. 
Arbada 236. 

24 



* 



• 



370 



Ardo, Ardeschir 51. 

Ardschuna 214. 

Arhanl 53. 58. 05. 93. 96. 98. ( 03. 

122. 237. 238. 240. 323. 330 ff. 
Arjabala? 200. 
Arlha 297. 299. 
Arlnasiddba 1Я7. 
Asamkhja 145. 
Aeanga 217. 221 f. 
Аягата 251. 203. 333. 
Asura 170. 178. 198. 213. 215. 
Attok 73. 
A radana 109. 
AradAna£alaka 302. 
Avalokitavrata 274. 
Ата1окйе<;тага 125. 100. 175. 178. 

180. 191. 197. 
Avantaka 79. 231. 
АтагасаИа 78. 
Aratamsaka 119. 130. 157. 201. 2T)4. 

222. 327. 
Ayatara 299. 
Avataratlka 29a 

1. 

Idibuddha 134. 151. 

Agama 04. 05. 91. 104. 107. 114. 115. 

117. 138. 191. 302. 
Ajatana 4R>. 241. 214. 252. 
Akara 208. 
Akägagarbha 171. 

Alaja 133. 152 f. 160. 202. 270. 287. 
ÄlambaoapartkschA 310. [330. 

Amrapala 55. 
Ananda 24. 27. 35. 30. 38. 39. 118. 

177. 225. 318. 
Arja 142. 190 ff. 2)7 f. 270. 
Arjabala 100. 
Ärjabbadratscbarja 274. 
Arjacatlja 224. 
Ärjadera 31. 70. 121. 129. 131. 151. 

200.202. 214. 308. 320. 
Arjamukta 324. 
ÄrjAsanga 7. 31. 35. 52. 05. 77. 78. 

105. 1 29. 1 30 f. 135 ff. 203. 205. 280. 

287. 288.290. 310. 31 4. 318. 319. 320. 



ArjaschUngamarga 251. 

Atman 57. 153. 

AlschÄrja :i3. 08. 71. 73. 191. 19«. 

B. 
Bactrien 28. 40. 44. 
BahuvruUja 220. 227. 228. 229. 243. 
Bala 208. 
Balanagara 53. 
Balalschandra 53. 
Bali 179. 

Baraian 73. & 

Bangala 50. 51. 53. 54. 55. 201. 205. 
Bali? 55. 
Benares 72. 
Bhadra 30. 47. 58. 
Bhadradscbaja 41. 
Bhadrakalpa 174. 
Bhadrapala 172. 173. 1 74. 
Bhadrajantja 172. 230. 233. 253. 209. 
Bhagarant 214. 234. 235. 301. 
BbaUcbadschja 85. 
Bharadfadscha 27. 38. 
Bbaischa? 52. 53. 
Bhartrihari 54. 

Bbarukatachlschha (Barygaza) 45. 
Bbata 41. 

BhattaUcbarja 53. 54. 
Bbattopama? 281. 

BhaVja 207. 225. 228 ff. 200. 206. 318 ff. 
Bhejapala? 55. 
Bbikscbu 14. 15. 50. 51 f. 50. 58. 80. 

111. 110. 124. 157. 
Bbikechunl 25. 110. 
Bhimacukla 49. 
BhlmaUcbandra 50. 
Bhrigu 45. 
BhrigorAkschasa 45. 
Bhumi 239. 204. ' ' 

Bnumisena? 280. . 

BindusAra 51 . 
Birman 80. 

Bitime 151. [305. 

Bodhi 122. 133. 139. 145. 189. 247. 
Bodhibhadra 283. 289. 318. 
Bodhidharma 35. ^ 



* 



♦ 



* 



871 



Bodhimanda 42. 

Bodhimandala 78. 187. 201. 

BodhieattTa 6. 73. 98. 99. 104. 124. 

. 125. 306. 

BodhisattTabhumi 289. 290. 309. 

BodhiMUTabhumirritU 310. 314. 

BodhieaUTabaddhanasrnritieamadhi 

172. 
BodhisattTatecharjaTaUra 208. 
Brabman 6. 126. 

Buddha 3.4 6. 9. 21. 31. 37. 98. 62. 
Buddhadera 50. 266. 281 . 
Buddbadic 204. 
Buddbamitra 219. 
Buddhapakscha ? 51. 52. 
Buddbapäla 326. 

Baddbapalita 135. 207. 287. 319. 
Baddhasena 55. 
BaddhaYiscbajayaMra 327. 
Buddhanusmriti 172. 
BuddhaTatamsaka 302. 

Baiton (Ц'ЪЪ) 319. 



4fl! 



с 



Ceylon 21. 25. 45. 80. 151. 202. 
СЬогамп 52. 

с- • 

gajanaeana 85. 

gamatha 141. 144. 172. 254. 319. 
gamkara 49. 201. 
gamkaratschaija 53. 54. 68. 208. 
Canku 51. 205. 
garana 98. 272. 
CararaÜ 58. 
gakja 9. 
gakjabodhi 314. 
СШасН 267. 
VOjamahabala 53. 
£|kjamitra 290. 326. 
Cakjamuni 5. 9. 11. 12. 13. 15. 21. 24. 

33. 96. 118. 119. 126. 129. 134. 
takjaprabba 80. 
galiTabaoa 49. 54. 
gamupala ? 55. 
Салатам 225. щ, 



дДпатаыка 38. 39. 40. 41. 

gantideva 208. 290. 310. 314. 326. 

gantipa 163. 316. 326. 

gAnliprabha 79. 

gantirakschiU 275. 319. 324. 

да о ti та ha na 49. 54. 

garipotra 21. 24. 42. 106. 107. 160. 

171. 201. 
gtstra 40. 105. 318. 
датапра 316. 326. 
gikscbasamatscbUcbaJa 208. 
ginkapa 202. 
giras 41. 
gira 42. 

gtla 52. 53. 268. 
gitarana 40. 

gramana 63. 83. 212. 248. 
дгатака 8. 13. 19. 27. 31. 32. 50. 56. 

63. 65. 75. 77. 79. 93. 95. 100. 120. 

127. 231. 322. 333. 
graraiü 38. 75. 188. 218. 
greschtha 55. 

grt 267. * 

griharscha 52 ff. 
grtlabha 50. 281. 
grlmao bbadra 267. 
grlparrata 201. 

grt Saraba ? 52. 53. 54. 78. 200. 
grttechandra 51. 75. 
gobhamitra 79. 
guramgama 175. 

D. 

Dacabhami 124. 262. 302. 309. 323. 

327. 
Dacakgchitigarbha 170. 
Dantapara 207. 
Dakint 73. 126. 199. 
Daoapati 15. 
DAnactla 268. 
Data 268. 

Ddecho Atiscba (Üb. ^'^ГРч'Я) 55. 
Dekan 71. 

bDelegs - Njima (? tib. Q^'q ТОГДО) ) 
223. ' 



« 



* 



379 



Dera 214. 268. 

Deradatla 24. 56. 

Deragiri 205. 

Derakechema 107. 

Deramitra 222. 

DerapAla 54. 

Deraputra 168. 

Dhanubbadra 46. 48. 

Dharma 256. 296. 322. 

Dbarmabala 208. 

Dharmacrescbtbin 59. 

DharmadAsa 268. 

DbarmadbAtu 296. 297. 333. 

Dbarmagandscba 204. 

Dharmagupta 88. 89. 114. 231. 233. 

257. 269. 
Dbarmakaja 94. 127 f. 286. 333. 
Dharmaklrti 53. 54. 70. 208. 290. 307. 

310. 312. 315. 326. 
Dharmamitra 79. 
DbarmapAla 54. 
DbarmapraTatschana 109. 
Diirmaaamglti 327. 
Dharmaskandba 107. 
Dbarmatrata 48. 50. 207. 
DbarmaUcbaodra 51. 204. 
Dharmacoka 43. 46. 
DharmajaUna 241. 245. 256, 
Dbarmakara 222. 
DharmAnnsmritjupaetbAna 302. 
DharmolUra 230. 233. 253. 290. 
Dharmottartia 230. 
DhAranl 142 f. 156. 165. 167. 177. 
DhAraijirAdscha 327. 333. 
DbAtu 253. 271. 
DbAtukaja 107, 
DhjAna 102. 140. 247—249. 251. 255. 

309. 
Dhltika 35. 44. 45. 56. 57. 151. 
Dhuta 156. 172. 
DignAga 70. 78. 79. 206. 208. 290. 

310. 314. 
DtpamkaradecbnAna 267. 
DlrghAgama 115. 118. 
DgcbagalarAdscha 56. 



Dscbaja 41. 

Dschajadera 208. 

DscbajaUcbaodra 50. 

Dschalamdbara 47. 50. 54. 203. 

Dschaleruba 52. 

DechambudTipa 168. 215. 224. 285. 

Dscham-jang-6scbadba (lib. CU^A'UFV 

ЗДК'Ц) 112. 260. 268. 315. 

Dacbamrula ? 52. •;* 

DschAtaka 109. 
Dschepari ? 325. 
Dschira 268. 
DecbnAna 267. 
DscbnAoaktrU 76. 
DscbnAoaprastbAna 107. 
DschnAnaTadschra 77. 
DschnAnAYalokAlamkAra 160. 
DvJpa 248. 



EkarjaTahArika 227. 229. 234. 
EkottarikAgama 115. 

• G. 

Gadscbana 52. 

Gadschna 54. 

Gambbtractla 46. 

Gambblrapakscha 51. 52. 77. 206. 

GangA 3. 46. 55. 163. 

GandhamAdana 39. 

Gandola 42. 155. 

Garbba 267. 

Garbbasutra 326. 

Gaura (Gauda) 51. 54. 

Gazna 40. 52. 73. 

GAtbA 20. 58. 109. 

Geja 109. 

Ghana 236. 

GbanaTjuba 160. 302. 327. 

GhantA 211. 

Girisena 49. 50. 




i 



* 



* 



373 



rGjan bsangpo (Üb. ^Ц^'Ц) 268. 

274. 275. 315. 
Gqjbadha 44. 
Gomin 208. 
GopAla 54 f. 80. 
Goschtha? 107. 
Gotrabhumi 239. 
GoTitscbaodra 54. 
Graha 210« $11. 321. 323. 324. 
Grahaguhja 304. 309. 310. 
Grantha 217. 
Gridhrakuta 163. 

Guhja 268.' 310. 311. 321. 323. 324. 
Guhjapati 7. 126. 
Gunaprabha 78. 
GupU 267. 
Guru 78. 173. 

H. 

Hairaarata 230. 233. 234. 252. 

HajagrlTa 186. 197. 

Hau 53. 

Hari 268. 

Haribbadra 324. 

H arid тага 53. 

Harilasena 55. 

Haritscbandra 50. 74. 

HariTarman 108. 

Harscba 52. 

Harschadera 55. 

Hastipala 55. 

HAstinapura 50. 

Нешатаи 78. 

Heturada 230. 

Himalaja 21. 39. 46. 131. 

ttSfliikasch 40. 



T" - 



«ingalaUcba ? 45. 
iuen-Thsang 38. 40—42. 73. 79. 
HtnajAna 8. 9. 12. 31. 61. 63. 65. 77. 
79. 90. 91. 98. 262. 
'? Нота 193—195. 
# Hugimanta 51. 204. 



I. 
Indra 6. 98. 126. 150. 178. 196. 198. 
Indradamana 215. [215. 

IndradbraTa 49. 
Indranlla 72. 
IndrarjAkaraoa 49. 
Itivrittika 109. 



I^Tara 273. 307. 



I. 



J. 



Jacas 28. 47. 56. 

Jakscha 164. 178. 191. 198. 218. 

JakschapAla 55. 

Jaktchasena 55. 

Jama 158. 

Jamaotaka 186. 

JamunA 55. 

Jarana 52. 205. 

Jana 7; 22. 63. 66. 78. 104. 157. 162. 

262. 322. 335. 
Joga 288. 
JogaUcharja 65. 95. 101. 104. 105. 

127. 262. 286. 287 f. 321. 322. 
Jue tschi 75. 204. 211. 
Jum (tib. ЩЛ) 151. 

K. 

Kabul 40. 73. 75. * 

Kalala 236. 

Kaiapa 49. 

KaljAnaTardhana 74. 78. 

Kalpa 117. 128. 

Kamalactla 295. 319. 320. 324. 

Kambala 325. 

Kampila 200. 

Kanakatschandra 51. 

Капакажагоа 38. 

Kanadaruru ? 53. 208. ^ 

Kandahar 40. 74. 

Kandechur (q^^'qgXj 20. 89. 101. 

108. 111. 326. 
Kanischka 34. 47. 48. 51. 73.75. 107. 
К «pH« 42. 



. »• 



* 



374 



4 



Karmacataka 302. 

Karmacila 268. 

Karmatechandra 51. 52. 

Karnarupa 200. 

Karunapundartka 154. 

Karmao 85. 

Kaschgar 73. 

Kaacbmir 39. 40. 44. 45. 47-50. 52. 

54. 63. 72. 76. 78. 80. 207. 
Kathina 85. 88. 
4CaucAmbt 56. 
Kaucika 216. 
Raurukpllaka 231. 269. 
Kaarukuliija 230. 
Kaga 46. 

KAcjapa 38. 58. 150. 162. 225. 267.327. 
KAcjapapariTarta 305. 
Kagaptja 78. 114. 232. 233. 257. 
KAI« 35. 45. 58. 75. 200. 
KaMcoka 43. 46. 
KAlidasa 49. 74. 
Kamacoka 46. 
KAmarapa 44. 53. 54. 
KAmatschandra 52. 
KAnadeva 215. 
KAnjakubdecha 51. 
KAtfAjana 28. 42. 47. 48. 63. 64. 74. 

75. 107. 217. 218. 268. 309. 
Khotan 74. 

Khrl.nl Щ^(Ц) 55. 

Khrl srong/deu Uan ß '*^'Ф$Ц&\ 

О 9» 

King 5. 110. 
Kipin 217. 218 220. 
Kllaka 51. 205. 
Konkana 208. 
Koti 197. 
Koscha 220. 285. 
KoithakArikA 220. 
Krikin 48. 
KschAnti 140. 
KschAntipAla 55. 
К sc ha tri ja 51 . 



Kacbemakara? 74. 

Kschiligarbba 170. 175. 

Kokkulika 227. 

Kukkotika 227. 229. 234. 

KukkutArAma 41. '^ 

KamAractla 210. 

KumAradbara ? 74. 

KumAraltla 53. 84. 208. 

KunAla 46. 47. 

Kuru 46. 

Kord а Ф 180. 

' 4. 

Knsnma 53. 224 
Kasumadachaja 53. 
Kusumapura 47. 56. 
Кптега 198. 

L. 
Labore 51. 73. 
Lakacha 197. 
Lakschana 291. 
Lalitatachandra 54. 
LaliUrislara 1. 3. 9. 98. 176. 302. 

Lamrim (üb. ГЧД'^Л) 142. 

LankA 151. 

Lanka vaLAra 77. 151. 202. 204. 295. 

302. 307-309. 313. 323. 327. 
Lao tseu 11. 

Li (Üb. Q|) 74. 

titechlech'haYi 52. 
Lavapa (tib. Ч'Щ'Ч) 325. 



Larana 200. 




Larasena 55. 




Loka 299. 




Lokamitra 222. l .j, 




Lokasamvritisatja 299. 

LokAjata 70. 120. 262L 277. 998. * 




Lokajalika 27. 
Lokoltaradharma 140. 




LokottaravAdin 227. 229. 234. 

M. 
Madbjama 115. 305. 317. 326. * 


* 

i 






МЗДииЫЬйМга SIS. 

ЫкфшЫМа 2>JS. 
■.;...■:.,.,■.,;■■■. t о iso. 
MaiUijamika 132. 13U. 157.200.207. 

802. 27fi. HS. 285. 280- *». 317. 
Madbjautika 35. 3». 45. 239. 
Magadha 18. 24. 28. SO. 37. 3». 46. 

49— MI. КЗ— SS. 71. 78. 201 ff. 
Hahallaka 87. 
-Maäiäbaliitakj.. 78, 
Mahlbberlblraka 318. 320. 
M.-jli.-H.li.-t <i,..i „k.jiariTarU 163. 
SJahabodbi 42. 
Maliibrahnmn 198. 
Mahade.» 18. 30 f. 42. 57. 58. 224. 228. 
Mahadilla 918. 

Mahiguga 220. ' 

Mabajaiia 8. 12. 13. 30—34. 40—51. 

61.02.08.77.98. 113-11». 290. 

209. 320. 

1Ы'. ......... .7. :,..!■., 288. 314. 31«. ' 

НаШЧдо 37. 38. 157. 

Д1.. i. . -и- 74. 

1i..b.-.|,.4lfii.i 47. 49. 
Mahapata 55. 
MaUrldacb* 170. 198. 
Mabäroma 74. 

t|..i...-.iin:.'i--i-.i 162. 171. 172. 
'.: ■'. '.- ...... ■ ifll, 105. 188. 204. 

MihasanimalaO. 53. 

Я. -.l., ... -Л-,, и .а 207. 208. 270. 

■ЬЬЫйсШа 38. 52. 58. 78. 89. 97. 

99. 114. 224. 225. 237. 228. 275. 

349. 267. 
Mahtnjaui •! 53. 
MatidMOpa 44. 
MahAljflga 74. 
MaharaMu 204. 
UabiTlrja 50. 

Ii.il,.i4„; ...c, 227. 

Ualie< ■■■..... 198.214. 

.-.)..... , 41.45.40. 

HahlftMha 8V. 114. 231. 233. 251. 

,254. 268. 
Mahlpala 54. 55. 



Maitreja 120. 130. 139. 101. 175. 178. 

188. 205. 215. 315. 
Maljara ? 307. 
Ma-mktu 53. 
Uagdala IH4. 188. 103. 
Manilschucrl 28. 123. 131. 154. 159. 

102. 175. 180. 183. 180. 

\|.-.I|.|-,L,I. rr|,„ri|,ri[--|-|llvlj ll.l 323. 

227. f 

Maudsthukiila 77. * * 

MandschufrlTikririila 102. 327. • 

Muni 198. 267. 
Manibbadra 198. 
ManJkambum (Üb. ^'b'^Tp'Q^) 

Manirala 219. 

Маги 49. 33. 37. 79. 

Muuraktt'biU ? 34. 

Hathnrl 4t. 43. 44. SS. 74.-78. * 

Hall 267. - 

Halib№bilra?75. 

Slaudgaljij.ua 91. 24. 28. 42. 107. 

138. 231. 
Halava 44. 45. 52. 54. 50. 
SlauiUeeria 55, 

Hitbara 51. 

Mairiucbet* 75. 

Mekka St.* 53. 

Метаг 52. 

Miguwna (Üb. *3JW.£ - fl) вв. 

Miliar* ? 44. ' 

UiutbuDg (lib. JR'SF) 74. 
Mitra 267. 

MleUcblach'bt 50. 52. 
Mrigadara SOI. 

Hm i:. -f. .. ■■: 49. 201. 

Mudiiabhadra? 74. 

Mudvi 143. 179. 181. 184. 188. 190. 

Mnbiiaena 268. (192. 198. 

Mullan 51. 52. 

Huni'll. 

Hurunlaka T 230. 

Muliaartlalifldin 89. 334. 2S7. 

Mftrdhan 140. 



Nairandachanl 10. 
Naiurgika 81. 
Nand« 47. 135. • 
Naadamitra 49. * 

Nudln 74. 19B. 
Nata 41. 
■ - NalabhalikaTibara 41. 

Niga 7. 30—32. 3». 8». 77. 109. 132. 
314. 223. 220. Nagaradtcna 212. 
v Nagabodhi 202.326. 
Nagabuddha 30ä. 
Nagikeff. 53. 
NagahTaJI 202. 

--.-:.■ ■■■'■!- in:: ., 7. 31. 32. 45. 70. 77. 

IIB. 11«. 120. 120. 131 0. 108. 210. 

211 307. 2S7. 31S. 310. 327. 
Nlgeca 02. 200. 201. 
' NVaudi 30. 49. 61. 77. 79. 155. SOI. 

203. 3*4.20«. 
Nalandara 31. 
NArajana 198. 31 в. 
Nejaplla 68. 
Hern* tscband ra 50. 
Neraita 46. 
Nepal 9. 
Nidana 13. 83. 104. 105. 109. 117. 

123.130. 139. 1501t 193. 
Nlrgranlha 27. 32. 70. 277. 
Nirmäpakaja 127. 
Nirma^arati 158. 
Nirodba 137. 276. 
NfrTioa 12, 77. 84. 93. «4. 127. 128. 

133. 149. 151. 222. 323. 333. 
Njajakokila 7 320. •> 

O. 
Odhriicba? 02—55. 
Om 182. 

OriBia 45. 63. 201. 305. 
OtaoUpura 54. 55. 
Oius 73. 

P. 
Paicilecbl 326. 208. 
Paicbamba 81. 
Paalacbala 52. 



Рагагла 297. 399. 

Parimartha [du Absolute) 100. Sil. 

333—325. 327. 329. 333. 
РагашатЦамЦа 29*fT. 297. 
Paratantra 391. 293. 396. 303. 3ÜI 

330. 321. 322. 327. 
Paradechita 83. *" 
Parikali» 321. 

Parikalpila 201. 30 295. 321 f. 339. 
Ряптгтапа 324. 
Pariuiscbpanna 390. 296. 303. 303. 

SSI. 323. 329. 
Pah" SO. 33. 
Panda« 45. 
Piniol 47. 

J>anjf*cbandra ао . 73. 
Parnm ilä (jenaeils gegangen^ 13. 118. 

123. 134. 127: 139. 280. 
P.trnnutälii-iiLij-d 145. 
Глгста 48.' 73. 70. 203. 204. 211. 
Palalipotra 43. 40. 49. 224. 
PalradeTa 190. 
Pe c i 230. 
Peking 10. 73. 
Findol« 210. 

Jilaka 81. 109. 213. 328. 308. 170. 
PilapolraMmlgama 299. 
Pitrilscheta 80. 
РЛита 63.' 



FIIuti 



1306. 



Po.srliüdlia SS. 88. 87. 

Prnbbn 367. 

РгаЬЬатаИ 216. 

Prac aki 230. 

PradiohnapUTidia 328. 244. 

Pradscbni 118. 

Рта d sc ho* plram IU [die bis inm an- 
dern Ufer gelangle Weiabeil] 122. 
133. 145. 133. 303. 222. 304. 303. 
300. 327. 

I'r.-i..|.i-)ili-iv;iriii;n, 20B. 

Prakaranapnda 107, 
Prakrili 226. 204. 207. 
Pramiga 330. 



Pramä панаши tscblscbaja 20«. SOS. 
Pramanayarlika 310. 312. 314. 315. 
Pramanarinictacbaja 307. 
Praianga 207. 298. 317. 318. 32S. 326. 
Pn»nna?53. 208. 

V..,. ,:, l| ....' 326. 

Praeena 102. 

РнНамккЯм 38. 87. 88. 89. 

Prall lasen* 50. 

i'iriiMj,i..4iiiiii[..'i.lii 240. 

Praihjfl 226. 327. 

Prntjabcba 332. [322. Я 33. 

Praljeba 19. 105. 138. 150. 262. 270. 

n .,.:..,'..'.:. : 8. ÖS. 103. 104. 122. 

Prayarana 8ä. 87 

Pradilja 53. 220. 

PrAjapHrliillika 83. 

Prätschja 225. 227. 

Preta 179. 190. 287. 308. 

Pudgala 113. 232. 244. 251. 85». MS. 

258. 269. 290. 300. 305 Г. 322. 328. 
Puoja 41. 
PuDjaklrU 79. 80. 
Punjamitra 303. 
PuruH'hapura 77. 215. 221. 
Pusrhjamitra 50. 203. 
Puschkannl 57. 
PurTtcaila 78. 228. 220. 204. 

R. 
Rasapal* 54. 
Ha tili käst na 55. 
Ratikala 207. 
Ralnagarbb* 171. 
Ralaafcaraqdafjuha 154. 
Ratoakula 154. 173. 190. 201. 202. 

204. 305. 327. 
RalDaeaiüblmva 167. 186. 
Ratnäkara 268. 
Rarigupta 207. 
Kadba 201. 

Radscbagi-iha 23. 42. 116. 200. 
TUhula ft>. 21. 177. 267. 
li .. ti[il:,l.l,„.| г.. 200. 202 Я. 207. 
Kaiiulacri 267. 
RlkscbBM 164. 



Ramapala 55. 
RSmajfln. 219. 
Hiichi 9» 53. 131. 196. 216. 
Rüp» 235. 245. 371. 278. 281. 263. 
293. 903. 306. 308. 310. 323. 325. 



Sacldharma 327 * 

Saddharmspundarlka i. 161.222. 

Sakridagamio 216. 218. 

Salatscliamlra Sa 51. 

Samanla 207. 

Saiuantabbadra 159. 160. 264. 

Samanla у riia 290. 

Samadbi 137 111.159.216.327. 

BMOldhlradei-b« 302. 303. 327. 

flllllllHÜ 102. 140. 240. 247. 272. 

s.im.-.[.i;iv-|jiii;, 75. 

-,i ; ,i :■■:■]■. ■ 127 128. 203. 266. * 

>. V ■ ■ ,т. ,..;..■ .,-.., 135. 152. 300. 

302. 323. 326. 
Samgba 68. 03. 98. 111. 119. 120. 

286. 257. 
Samghadasa 207. 
Sanigbarak«. luta 279. 
Samghali 207. 268. 
SawgallparjAja 107. 
Saiiigbflysctstlie 82. 
SamjukGambuildlia 223. 
Sauijaksulja 135. _= 

Saiüjuklägama 115. 
Samkraali 113. 232. 233. 257. 268. 
SammaLIja 79. 230. 231. 233 f. 253. 
Samsär. 12. 82. 94 ff. 99. 122. 126 f. 

134.140.145.251.255.256.290.314. 
Saräkara 241. 251. 235. 287. 271.281. 
taflwW 201. 295. 323. Э25. 326. 
SaräyritiMUa 293. 294. 
Sa playarm *□ 19. 
Saraha ? 200. 
SaraiyaU 128. 

SflryabuddLayistbajdvalara 101. 
> ; !■■ ■■■'■■■! -i ■■■ i .i ,,_-boscba 159. 
Sartasli.adn, — diu 87. 78. 89. 113Г. 

216. 230. 231. 833. 213. 248. 



378 



+ 






Saga 206. 299. 
SaÜadvajayaUra 299. 



Sautraitfika 34. 98. 40. 48. 50. 63. 64. Sukbarali 156. 178. 203. 



74. TT. 100. 101. 114. 115. 232. 
268.273.284.321. 
Sagara 52. 20$. 
Sagarapariprilscbach'ba 327. 
f SaJatfana 50. 
Samkbja 271. 29a 
Schagmakha 274. 
i Sdiaggagarika 231. м~ r 

Schwab (Üb. {крОД 168, < 

вффеошЫ (mong* Д* ) 11. 



Schulik (Üb. 



ГП 



JMw 



8eoa 50. 55. 268. 

8iam 80. * 

Siddbanta 60. 260. 266. 
Siddbartha 9. 10. 
Siddhi 144. 191—196. 
Sindbu 45. 
Simha 52. 53. 208. 
Simbabbadra 221. 
SimbaUchandra 52. 53. 
Skandba 94 f. 101. 128. 161. 244 f. 
251. 256. 257. 269. 316. 332. 334. 
Smriydffcathana 248. 
SomanAtba 73. 
Somapura 54. 

Sroog-tsan egam bo (Üb. д^'Зф^' 

ЩЦ) 59. 



Sudar^ana 35. 45. 58. 74. 
Sudbaau? 40. 41. 46. 



щ 



SroU араопа 96. 98. 99. 122. 237. 

238. 246. 247 f. 255 f. 258. 
Stharira 38. 39. 44. 47. 48. 53. 57. 

58. 64. 75. 78. 224. 225. 229. 233 AT 
Stbiramati 59. 78. 226. 227. 305. 
fitupa 73. 212. 245. 256. 
Subahu? 40. 46. 191. 
eubabuparipHUchUch'hA 190. 
Subhuti 154.' 



Sumaghadt 176. 

Suroeru 158. 187. * 

Suyargaprabhasa 153. 

Surarscha 231. 

Sanrarachika 232. 

SuTikraolaYikramafipparipriUch - 

Uch'ba 147. 
4urja 19a 
Suijagarbba 166. 
Sftrjagapta (?) 207. 
' Suijattäca 55.' 
Sutra 5. 13. 17. 19. 21. 22. 2& 2a 

4a 56. eo. ei. 62. 90. 91. ita 20a 

Sutrasamutscbtscbaja 20& 

Sulranta?Ada 232. 

SrabbaTakaja 127.'- ,. 

SwtMb 320. 

8vasamvedana 295. 310. 311. Зф. 332. 

Sratantra 319. 324. 325. 327. 332. 

Sratanthka 207. 317. 3ia 320. 326. 

T. 

rTage l*ang 1оЬт(ЕФ1Га^'7^'£'г1) 
268.<315. ' ' * 

Tampala (?) 207. 

Tandtcbur (Q^S^S*) 49. 77. 89. 

201. 326. 
Tantra 136. 144. 173. 184. 320. 
Tarkadecbrala 260. 319. 
Tatbagata 143. 152 f. 156. 234. 
Tathagatabbadra 202. 
Talhagatagarbha 174. 302. 
TathagatagugadschnanatschiotjaTi- 

schajavataranirde$a 161. 
Tattrala 272. 
Tambüla 267. 

TamrapaUja 112. 113. 233. 277. 
Tara 125. 
TaranMba 26. 37. 40. 43. 45 ff. 51. 

54-60. 68. 71. 74 f. 78. 113. 131 Г. 

135. 181. 200 f. 204 f. 227. 



i 



Till B4. 58. 

Tlr.bul S3. 94. (203. 323. 

Tlrtbik» 80. 54. 70. 73. 87. 100. 199. 

TraJMtrimcal 7. 15«. 19Я. 

Trlllnga 53. 

Tripilaka 69. 107. 218. 

i , ,.. -Mi-. .,; ..i .iiiniec* 138. 

Tsrhngalaradsctia 56. 

T«baitika 228. IM. 245. „ 

Tsrhailja 528. 

Tarhai Ijacaila 228. 

Tscliakra 26S. 

■| ■.. i,:.:,f.i«.u-iiri 118. 170. 

Tschakrejodbja 54. 

TtchamaM 48. Tacbamparna 46. 

Tachandanapala 40. SO. 200. 

TecliaadAc-okn 46. 

Ticiwndala 1S2. 

Tech»nd,iki 198. 

Twhandra 30. «2.54.55.79.268. 

I ■..Ii.il|.li.,.:al'i!i,. 169. 

Tai liaiidragomin 52. 207. 
Tstliiindragtipt* 31 
Tscb;indraklrli 207. 319. * 
1 1. I,;ji.,ir;.|..-..l:i 326. 
Taclinnilravjakarana 208. 
Tscliarja»atara 298. 
Twhanakja Sl 53. 
ITfctiang akja Chataktu , sprich : 
TtchinUch - Chutuktu В^'Э' ff 



етч> 



109. 260. 369. 



Tachinlamaiji 171. 197. 
ТасЫЬГПЛ ? 52. 
Tscbillamalra 288. 323. 
Tschtvara 85. 

i„!i.- Tdti'be rGjal - bSangpo 
(*Ч , ^'фЧ'Ч^, ! Ч) 274. 278. 

Тки (cbiiioaiacb) 12. 
Tsonkhapa (lib. q$k'ff'EI) 88. 112. 
1*7. 190.2*0. ' 



Tukhara 44. 49. 51. 74. 79. 
TnrkestaD 40. 92. 
Turuacbk* 51. 52, SS. 71. 
Tuschila 117. 126. 130. 158. 216. 

- U. 
l'clra 39. 
Udajibhadra 46. 
üdaiia 109. 
lldinaTrrga 170. 
Ud(jranlha 49. 50. 
üdgralri 49. 
Udachdocbsjaol 44. 48. 
Uigun-u 73. 
piigerun dalai 3. 
ijpkdeca 109. 213. 217. 309. 
UpagnpU 41. 43. 47. 40. 80. 161. 

255. 266. 
Upldana ВО. 
Upäli 24. 38. 224. 267. 
Ирамка 49. 136. 
OacbmagaU 139. 
Otchmapor» 52. 205. 
DichDltcba 42. 
Utpala 215. 287. 284. 
Ultara 41. 42. 113. 118. 150. 333. 

l'Unrncaila 220. 245. 

Ultaradharma 113. 114. 133. 

UUarakiiru 348. 

Ultaraaeoa 135. 

Ultarika 269. * ' 

V. 

Vadicbra 193. 

Vadscbradbara 7. 135. 179. 188. 

Vadscbrapagi Ififi. 187.188.191.198. 

VsJecbrasalUa 188. 

Vadscbradachtecb'bedtka 1. 3. 131 
145. 147. 303. 

Vaibhoscbja 218. 266. 370. 

Yaibhascbika 34. 38. 40. 48. 49. 80. 
63.63.64. 74.77.79.90. 97.105. 114. 
218. 283. 265. 266. 370. 277. 281. 

Vaicall 17. 20. 34. 48. 86. 57. 68. 

Vaidörja 161. 

Vaipulja 109. 110. 116. 157.313.337, 



390 



1 



Yaipuljasutra 128. 

VairoUchana 129. 159. 183. 187. 188. 

Yanap41a 54. 

Yanaathana 59, 

Yararutechi 47. 49. 74. 

Yarendra 54. 

Yarman 208. 

Yarscba 232. 

Yasaaubbadra ? 219. 

Vaetu 8. 85. 

YasubandliMd. м< ^Ёг вл 75 - 77 * 
78. 105. 108. 130. lHfilO.215.29e. 

Yasubhadra 64. ^r 

Yasodeya 215. 

Yanimitra 49. 50. 58. 59. Ol. 78. i£7. 

113. 222 f. 258. 266. 
Yasurata 221. 
VaUa 57. 203. 216. 
YaUtputra 34. 61. 230. 
VaUiputrlja 57. 230. 233. 252 f. 262. 

269. 
Varanasl 38. 42. 49-51. 53* 
Varschika 40. 85. 232.. 
Yeda 26. 69. 213. 2& 
Yedaota 262. 
Yenuvaoa 42. 
Yeratscharja 55. 
Vetalasiddhi 196. 
Yibbarata? 54. 

Yibbad^JaTadin 78. 230. 233. 
Vibbaga i». 215. 265. 
YibhAscha 47. 63. 64. 75. 77. 107. 
Vigvakarman 76. 
Yideba 216. 

Vidjaradscha 175. 189. 194. 197. 
Yidschoana 102. 242. 245. 249. 253. 



255. 263. 280. 283. 284. 290. 2&. 

310. 312. 314. 316. 323. 330. 332. 
Yidachnanakaja 107. 
VidschoanaYÄdin 288. 289. 
Yigamatscbandra 52. 
Vigata<?oka 46. 47. 
Yibara 88. 

Yikalpa 305 1 309. 313. 315. 321. 330. 
Vikramactla 55. 
Yikramadiga 54. 77. 218—221. 
Yimalaktrti 152. 222. 
Yimalatschandra 53. 54. 
Vinaja 9. 13. 14—17. 19—21? 36. 38. 

48. 50. 56. 60. 62. 66. 78. 80. 81. 

82. 95. 223. 225. 
Vioajadeva 234. 
Yinajakschudraka 18. 89.' 
Vinaja vastu 89. 
Vinajaka 193. 
Viodhja 46. 53. 54. 219. . 
VindhjakaYAsa 219. 
Violtadeva 266. 

Vipagana 141. 144. 172. 254. 319. 
Vipacjin 487. 
Vlrudhaka 11. 
Viscbnu 125. 215. 
Vischnuradscha 53. 54. 
Vitarka 251. 256. 
Vtra ? 80. 
Vtraeena 47. 

Vjakarana 109. 215. 218. 221. 
Vjakula?.53. 
VjakuladhruTa ? 53. 
VjAkhjajukti 296. 
Vjaea 157. 
Vrikschatschandra 52. 



* 



Berlchtlffunffeib 



S. 10 Z. 5 f. u. Rischl. 

m 


S. 221 Z. 4 y. u. GAraripa. 


11 


7 т. o. SiddhArtha. 


230 


9 » » A.c?agboscha. 


27 


1 т. o. Bikschu^f s. 




4 ö » Tscbhen thi. 


35 


10 y. o. ist. — 


232 


6 » » Pitaka'g. 


43 


4 y. u. Gandhamadana. 


239 


3 y. a. Aj'odhja. 


48 


5 » » Buddhismus. 


240 


8 » » Tlrtbika. 


50 


2 т. o. Madhjantika. 


247 


9 у. о.ч 


54 


16 » i Saketana. 
9 у. u. Hdstinapura. 


250 
270 


*q w* " >Mahaeamghika. 
«3 у. u. 1 


56 


8 т. o. sieb. 




17 » »' 


58 


12 » » MahAsjAgi. 


230 


4 у. о. MabAyjutpalti. 




23 ö » Bhattatscharja. 


ДО 


6 у. и. Sthayira's. 


59 


23 » » Tschakrajodhja. 


256 


1 » » Hiuen Tbsang. 


60 


24 » » Khri srong /deu Uan. 
11 » n Nejapala, Amrapala. 


168 


9 * » qwss/ül^ 




28 » » Jamuua. 




» • 




33 » » Prattlaseoa. 




5 » » Baftbcnittja. 


63 


2 » » Arhaotmord. 


272 


14 » » Srota Apanna. 


95 


9 » » "Sulra's. 


301 


8 » » Avalokitavrata. 


99 


3 y. u. Turkestao. 


302 


12 » » gantirakschiU. 


135 


16 y. o. grösste. 




11 » » rGan teangpo. 


138 


8 у. u. £rayaka. 


324 


14 у. o. Eitelkeit. 


139 


9 » » £akjamuni. 


332 


10 » » Ghanarjuba. 


171 


18 у. o. Nirmaoarati. 


345 


1 у. u. existiren. 




23 » » Nirvana. 


358 


9 » » SAgara .... 


175 


2 т. u. Maodschncrt. 




3 » » DhAragf .... 


201 


3 т. o. Literatur. 







* 9 




•: 



4 

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• * 



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