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Full text of "Der Glaube im Neuen Testament"

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MR.  AND  MRS. 
353  W.   C 


Jobrj  M.  Kelly  L\)juany 


Oonateö  by 

William  Klasse« 

anö 

Dona  Harzoey 


Tbe  ün\oens\ty  of 

St.  Micbael's    College 

ToRonto,  Ontomo 


I^Br 


©laube  im  tlnitti  feHamenl. 


3v\tU  Bcarlretfung. 


©on 


D.  m.  ^rfjlatter, 

JB>rofe}Vor  in  €übing£n. 


CdalUt  «?  jghjftgarf,  1905.  ,.  ,.  „    , 

Berlag  ber  ©Ercinsburfj^anblung.     /i^  ^  X< 


Xctttf  btt  etuttflartet  »ctciulbu(4bnt(tctc<. 


3n  dankbarer  Erinnerung 


an 


Edmund  Fröhlich, 


cinff  Pfarrer  an  St.  flnna  in  Zürich. 


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'*). 


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Vorwort  zur  crFtcn  Ausgabe. 


®ie  inneren  5?orgänge,  n)el(f)e  burc^  bag  SÖBort  ©taube  oom 
übrigen  feeüfrf)en  @efc^ef)en  abgegrenzt  unb  fixiert  roerben,  ent= 
galten,  ob  fte  im  menfd)nrf)en  33erfe!^r  ober  in  9lic^tung  auf  @ott 
5u[tanbe  fommen,  ein  bebeutfame^  Problem  in  [ic^.  2)ie  ?^rage 
nad)  ber  53efd)affenf)eit  folc^er  2BilIen^fi)nti)efen,  burd)  roelc^e  ein 
^6:)  einem  2)u  fid)  jelbft  öffnet  ober  oerfd)lie^t,  ©emeinfd)aft 
ftiftenb  ober  cer^inbernb,  unb  nad^  it)ren  ^cjie^ungen  jum  Sauf 
ber  ©ebanfen  berührt  ein  ©runbpbänomen  be§  ©eelenleben§. 
^ennod)  gibt  e^  nid)t  3tn(a^  ju  befonberem  Srftaunen,  ba^  fid) 
bie  ausgebreitete  Siteratur,  bie  fid)  mit  bem  ©tauben  in  pf)ito= 
fopt)ifc^=bogmatifd)er  9?efIeyion  befd)öftigt  i)at,  meber  eines  fonber= 
tid)en  @rfenntni§n)erte§,  noc^  namt)after  vt:aftifd)er  ^rud)tbarfeit 
rüt)men  fann;  benn  unfere  pfi)d)oIogifd)e  5lna(i)fe,  sumat  menn 
e§  fid)  um  SSorgänge  au§  ber  ©pt)äre  be§  SßiltenS  ^anbett,  ftet)t 
rafd)  an  it)rem  @nbe. 

91od)  t)inberlid^er  mar  jenen  ©rörterungen  über  ©tauben  unb 
SBiffen,  ©tauben  unb  2Bir!cn  u.  bergt.,  ha^  ftc  oft  an  einem  ab= 
ftraf'ten  ©tauben§begriff  operierten,  b.  f).  ha^  üertrauenbe  33er» 
I)atten  oon  feinem  33e§iet)ung§punft  gefd)ieben  t)ietten.  ®amit  mar 
aber  bie  Unterfud)ung  gerabe  t)on  bem  abgezogen,  roa§  bem  ©tau= 
ben  traft  unb  Sirfung  gibt.  2)iefe  I)aftet,  auf  roetd)er  ©tufc 
be§  Seben§pro5effe§  ber  ©taube  §uftanbe  fomme,  nic^t  an  ber 
^orm  be§  feetif d)en  !i>organg§,  fonbern  am  SGBefen  unb  SBirfen 
beffen,  mit  bem  ba§  ^d}  oertrauenb  bie  3öitlen§fpntt)efe  einget)t. 
(Sie  fann  barum  im  ©tauben  niemals  entbedt  merben,  rcenn  man 
einen  teeren  ^ormbegriff  au§  it)m  gemad)t  t)at,  ber  nur  ben  gc= 
fe^mä^igen  SSertauf  ber  pfi)d)ifd)en  Seroegung  beftimmen  fott,  oon 


6  SBonuort  jur  erften  2tuggabe. 

her  Sflcatitdt  aber,  auf  bie  ha^  gtaubcnbc  9Sert)alten  belogen  ift, 
abftraf)iert.  3)ic  ?^ragc  na6)  bem  9?cci^t  unb  Sßcrt  irgenb  ctne§ 
®Iaubcn§aft§  lä^t  ftd^  nur  au§  bem  2Befen,  ber  ^raft  unb  SÖBir= 
fung  feines  DbjeftS  beantroorten. 

^ie  fragen,  hie  fic^  für  un§  an  ba§  ©lauben  t'nüpfen, 
muffen  ficf)  an  ber  @efrf)id)te  üären.  2Bie  e§  geraorben  ift,  fo 
rcirb  e§  immer  neu.  @§  ift  aber  eine  @efd)irf)te,  nämlid)  bie= 
jenigen  ®reigniffe,  n)eld)e  bie  neuteftamentlid)e  ©emeinbe  frf)ufen, 
gercefen,  maS  bem  SGBort  „@taube"  feine  mad^toode  Stellung 
im  geiftigen  Seben  ber  9J?enfd)t)eit  gab.  Söenben  mir  bie  Untere 
fud)ung  auf  ha§,  ma§  un§  ba§  neue  3:eftament  ai§  ©lauben 
Dorf)äIt,  fo  t)er5ef)rt  fie  fid)  nid)t  an  einem  leeren,  abftraften 
^ormbegriff,  fonbern  tritt  an  !onfrete,  aüuette  ©laubenSbetätigung 
Iieran,  f)at  alfo  ha^  ©lauben  in  feiner  ä>olIftänbigf'eit  mit  feinem 
©runb  unb  ©egenftanb,  barum  aud)  mit  feiner  Sirfung  unb 
feinem  SCBert  oor  fid).  ^ubem  liegt  e§  un§  !^ier  in  feinem  gött= 
lid)  begrünbeten,  normatiuen  33eftanbe  vor.  ^luc^  für  bie,  TOeId)e 
ben  DffenbarungSjroect  ber  neuteftamentlidjeu  ©reigniffe  unb  Sel)r= 
bilbung  unb  ben  in  it)r  begrünbeten  normativen  6;t)arafter  ber 
neuteftament(id)en  ©d)rift  verneinen,  ift  rcenigftenS  bie§  unoer^ 
fennbar,  ha^  ber  ©laubenSbegriff  be§  ^Jkuen  2:eftament§  gefd)id)t= 
lid)  bie  Urfad)e  ift,  ha^  ©laube  für  immer  jum  ©runbmort  ber 
^römmigfeit  mürbe  unb  bie  3Bat)l  jmifd^en  9^eligiofität  unb  ^r= 
religiofitöt  fic^  für  un§  al§  @ntfd)eibung  jmifc^eu  ©tauben  unb 
Unglauben  Dolläiet)t.  @§  rcirb  fidj  fomit  an  biefcr  ©teile  ber 
®inblic!  in  ha^  2ßefen  unb  ben  Söert  be§  ©laubenS  öffnen 
muffen. 

^a§  3i«t  i>ßi^  folgenben  Unterfud;ung  ift  alfo  '2)arlegung 
beffen,  mas  baS  ■Jieue  2^eftament  ©tauben  nennt.  %a^  bev  "^Be^ 
obad)tung  äunäd)ft  fid)  barbietenbe  ift  ha^  äBort,  bie  3lufgabe 
fomit  ,^unäd)ft  eine  fprad)gefd)id)ttid)e.  'Die  53euicgung,  in  mcld)e 
bas  Sort  ©taube  in  ber  neuteftamenttidjcn  ^^.nn-iobc  ucvfot^t  uiov= 
ben  ift,  ift  aber  oon  ber  ©eban!en-  unb  i^cljvbilbung  abböngig; 
nur  an  ber  ©cfd)ic^te  besi  Söegrip  werben  bie  fpvad)gcjd)id)t 
lid)cn  iÖorgängc  burd)fid)tig.  '3)ie  '^lufgabe  bcftimmt  fid)  fomit 
batjin,  einen  ^Jlbjdjnilt  auö  ber  neuteftamentlidjon  Vcl)vbilbuHg  .yi 
Derftc()cn.    ^icfe  leitet  ben  93licf  jum  göttlidjen  .f-jaubeln  l)inauf, 


Ser  ©ang  ber  Unterfuc^ung.  7 

au§  bem  bie  neutcftamcntlid)e  ©emeinbc  mit  if)rer  Set)re  unb 
(5d)nft  entftanben  tft,  unb  ber  ©d)lu^punft  ber  Unterfud)ung 
roäre  fomit  bie§,  ba^  ber  neuteftamentlirf)c  ©laube  in  feinem 
göttnd)en  ©runb  unb  '3l^d)i  erfennbar  roirb.  Siner  ®efcf)id)te 
ber  neuteftamentlicf)en  Sföorte  unb  begriffe,  n)eld)e  biefelben  nur 
ftatiftifd)  benennt  unb  d)ronüIogifd)  orbnet  unb  bamit  barauf  oer* 
giertet,  fie  au§  it)rem  ©runb  ju  begreifen  unb  nad)  it)rer  3öa{)r= 
{)eit  p  beurteilen,  fet)(t  ber  ^opf.  3<^  &i"  "irf)t  ber  9Jieinung, 
ba^  bamit  bie  ^reit)eit  unb  Unbefangent)eit  ber  Unterfud)ung  gc^ 
bunben  fei;  e§  t)erftet)t  fid)  üon  fclbft,  ba|  it)r  9iefultat  nur  au§ 
if)r  fetbft  ern)ad)fen  barf.  ©erabe  bann,  menn  bie  neuteftament* 
üdiz  ©ebanfenreifje  nur  al§  ^-^^robuft  5eitlic^=menfd)(id)er  ^aftoren 
bargefteüt,  alfo  bie  göttlid)e  ^aufalität  für  fic  negiert  mirb  — 
unb  befanntlid)  f)at  bie  Ignorierung  @otte§  feine  ^legation  in 
fid)  —  rcirb  bie  Unterfud)ung  uon  oornberein  in  eine  bogma= 
tifd)e  '»prämiffe  gefned)tet,  ha  negatiüe  ®ogmatif  bod)  mot)l  auc^ 
^ogmatif  ift,  e§  fragt  fid)  nur,  ob  rid)tigc. 

®a  ber  ©laube  ein  innere^  ©efc^eben  ift  unb  mir  mit  feiner 
^arfteüung  ba§  ©ebiet  ber  @efd)id)te  betreten,  fo  oerlangt  ber 
3ufammenf)ang,  ber  ben  ganzen  @efd)id)t§Iauf  burc^jie^t,  ba^ 
mir  aud)  bie  ©eftalt,  meiere  3Bort  unb  begriff  ©taube  oor  ber 
d)riftlid)en  ©emeinbc  ert)alten  \)ai,  bead)ten.  tiefer  9iücfblic! 
fd)mätert  bie  neu  anf)ebenbe,  original  gebenbe  Öebeutung  ^efu 
nid)t.  ©omenig  fid)  Oefu§  au§  ber  i)oranget)enben  @efd)id)tc 
ableiten  lä^t,  ebenfo  fid)er  ftellt  er  fid)  in  ben  ®efd)id)t§Iauf 
f)inein  unb  mad)t  fid)  §u  einem  ©lieb  beöfelben.  @r  l)ot  ben 
r)orl)anbenen  geiftigen  '-öefi^  nid)t  jerftört,  uielmel)r  in  ba§  natur= 
^ft  gegebene  unb  gefd)id)tlid)  gemorbene  feine  SBirfung  I)inein= 
gefenft  unb  fid)  au^  ber  um  ihn  ber  üor{)anbenen  3ßabrt)eit  fein 
Drgan  bereitet.  ®a§  ganje  Sel)rrcort  ^^f",  barum  aud)  ber  ganje 
®ebanfenfrei§  ber  ©emeinbe  baut  fid)  au§  aJiaterialien  auf,  bie 
in  ^§rael  berangebilbet  maren,  me§^alb  fein  einziger  neutefta^ 
mentlid)er  begriff  ot)ne  S^orbilbung  in  ber  3:t)eo(ogie  ber  ©i)na= 
goge  ift.  SDiefeS  geiftige  SDIebium,  in  bem  fid)  ^efu  Slrbeit  unb 
ba§  Seben  ber  ©emeinbe  uoüjogen  1:)at,  roirb  um  fo  beutlid)er 
fid)tbar,  je  üollftänbiger  ber  it)m  üoranget)enbe  fprad)li(^e  unb  hc- 
grifflid)e  ^efi^  i)er5eid)net  mirb.     Um  fo  beutlid)er  tritt  baburc^ 


8  2?orn)ort  juv  erfteu  Stuggabe. 

and)  bie  pnn§ipicßc,  ^tnt§  gcbenbe  33ebeutung  ber  STätigfeit  ^efu 
in§  Sirf)t/) 

S^ladjbcm  ber  ncuteftamentlicf)e  @Iaube  burrf)  ;^efu§  begrünbet 
mar,  gef)t  er  in  eine  Ieben§üolIe  Entfaltung  ein  unb  erl)ält  in 
jebem  2IpofteI  inbioiöueUe  ^eftimmtl)eit.  ®iefe  aJlannigfaltigfeit 
entjpringt  unmittelbar  au§  bem  3Bert,  ben  jebe  einzelne  '']?erfön= 
lid^feit  in  ber  ©igenart  it)re§  £eben§  vov  @ott  !^at.  2Öir  f)aben 
an  biefelbe  feine  ^^oftukte  gu  [teilen,  raeber  §ugunften  einer 
mec^anijc^en  @inf)eit,  aU  mü^te  ha§  ©tauben  im  Df^euen  ^efta- 
ment  überall  baSfetbe  fein,  nod)  eine§  fid^  auff)ebenben  @egen= 
fa^eä,  wie  e§  jene  9)letapt)i)fif  tat,  welche  o^ne  ben  ©treit  be§ 
©egenja^eg  fein  ^^rinjip  ber  33en)egung  befa§.  3Bir  I)aben  über= 
f)aupt  nic^t  ju  poftuUeren,  fonbern  rcaf)r5unef)men,  wa§  gefd)ef)en 
ift.  Söenn  bie  ©eifter  nacf)  @otte§  Drbnung  ein  perfünf)afte§ 
Seben  füf)ren,  \o  roerben  mir  auc^  an  it)rem  ©tauben  bie  inbi= 
üibuetle  ^öe[timmtf)eit  roieber  finben ;  mofern  it)r  eigenartige^  Seben 
in  ©Ott  begrünbet  ift,  mirb  if)nen  aber  bie  @int)eit  nid)t  feblen. 
®ie  formet  „©intieit  in  ber  2Serfd)iebent)eit"  ergibt  fid)  barau§, 
ba^  ber  eine  ©Ott  einer  93ie(5a()(  oon  '>|5erfönlid)t'eiten,  uon  benen 
jebe  i^r  eigene^  Seben  t)at  unb  ()aben  fotl,  feine  ©abe  gibt. 

2)er  unmittelbare  Uebergang  oon  ^efu§  ju  ben  einzelnen 
5lpofteIgeftaIten  fönnte  jeboci^  leid)t  eine  fd)äblid)e  i>er5eid)nuug 
be§  t)iftorifd)en  ^ilbe§  mit  fid)  füt)ren.  ®ie  2(rbeit  ber  Slpoftel 
gefd)at)  in  einer  ©emeinbe,  bie  mit  ü^nen  unb  unter  ficf)  burd) 
gemeinfame  Ueberjeugungen  geeinigt  mar.  2)iefe  entfteben  burd) 
bie  apoftolif^e  ']^rebigt,  bebingen  aber  aud)  mieber  bie  'Jlu§e= 
rungen  ber  apoftoIifd)en  ItlHänner,  roeil  fid)  biefe  ja  an  bie  ©e= 
meinbc  rocnben  unb  barum  in  lebenbiger  33e5iet)ung  5u  ibrem 
©ebanfenfrei§  ftel)en.  ©§  ift  feinc§mcg^5  unmöglid),  bio  cintvädit:^ 
ige  Stellung  ber  apoftolifd)en  ©emeinbe  mal)v<iunel)mcn,  einmal 
ba  bie  Goangelien  ibrcm  ;3n^ölt  nad)  älter  al§  bie  ©emeinbe 
finb  unb  il)re  ©cfc^id)te  bilben,  fobann,  lueil  aud)  bie  '-IHiefe  mit 
il)rcn  überall  mieberfel)rcnben  (^h-unbgebanfcn  bie  grof?o  ©emoin= 
famfcit  uerbeutlid)en,  n)eld)e  bie  ©emeinbe  uerbunben  l)iolt.  "llnn- 
ben  bie  3IpofteI  oon  ber  ©emeinbe,  ju  ber  fic  rcben  unb  für  bie 

')  Xoft  l)icr  nod)  uicl  'i<onulH'it  ncf(l)cl)Cii  miift,  lucif?  iobcr,  ber  in  iiiioub 
roeld)em  3Ha{j  nuf  blefe*  Öcbict  feine  ainfniciffanifcit  gerici)tet  l)at. 


2)er  ®nng  ber  Unterfuc^ung.  9 

fie  leben,  ifoUert,  \o  wirb  if)ren  Sef)rbilbungen  teid)t  ein  abftraft 
tt)eoretif(f)e§  ©epräge  gegeben;  fie  rcerben,  weil  fie  itjren  @runb 
unb  it)ren  Qwtd  üerloren  f)aben,  auf  bie  ©tufe  Don  bloßen  ®cn!= 
Übungen  fierabgefe^t.  '2)em  ©yegeten  liegt  biefe  Sntftellung  ber 
@efd)irf)te  um  fo  näi)ev,  rceil  er  fie  baburd)  unmittelbar  feiner 
eigenen  geiftigen  Situation  äl)nlicf)  benft.  @§  fd)eint  mir  mrf)t 
unn)irf)tig,  ba^  bie  3tufmerffam!eit  firf)  bemüht  barauf  rirf)te,  ^a^ 
bie  neuteftamentlid)en  ^Sriefe  oon  einem  bercegten  unb  fräftigen 
©emeinbeleben  umgeben  finb,  ha^,  meit  e§  bie  '»perfönlid)!eit  nirf)t 
unterbrüdte,  üielme^r  erneuerte  unb  feftigte,  einer  reichen  9J?annig= 
faltigfeit  von  ©ebanfengängen  nebeneinanber  S'taum  gab  unb  bod) 
alle  in  einer  ftarfen  ©emeinfamfeit  beifammen  ^ielt. 

©0  fct)r  ba§  ^hi  ber  folgenben  Unterfud)ung  ®efd)id^te  ift 
in  ber  üollen  Dbieftiüität,  bie  allein  einer  2)arlegung  ben  (£l)arafter 
ber  @efd)id)te  gibt,  fo  roenig  e§  fid)  mir  um  ^arftellung  meinet 
©laubeng  l)anbelt,  fonbern  um  2ißal)rnel)mung  unb  SCßiebergabe 
beffen,  n)a§  burd)  bie  9Jlänner  be§  9^euen  2;eftament§  al§  ©laube 
erlebt,  gebad)t  unb  befc^rieben  ift,  fo  roenig  möd)te  id)  ben  3"= 
famment)ang  3n)ifd)en  bem,  mag  id)  an  ©inblid  in  bie  neu= 
teftamentlid)e  ®lauben§ftellung  befi^en  mag,  unb  bem  mir  fetbft 
gegebenen  9Jia^  be§  ©lauben§  in  3lbrebe  ftellen.  ^6)  ^alU  e§ 
für  unmi)glid),  baß  obne  eigene^  glaubenbeS  33ert)alten,  nur  burd) 
33ermittlung  ber  ^^^antafie,  bie  au^  frembe  feelifd}e  ^^ftänbe 
nad)5ubilben  fid)  beftrebt,  bas»  neuteftamentlic^e  ©lauben  burd)= 
fid)tig  roerbcn  tonnte.  ®ie  3{ugfagen  ber  Slpoftel  über  ba§felbe 
ermad)fen  fo  unmittelbar  aug  i^rem  eigenen  glaubenben  ^^ert)alten, 
ba^  fie  für  jeben  ^eobad)ter,  beffen  Innenleben  fid)  in  entgegen- 
gefe^ter  9iid)tung  bercegt,  einen  munberlid)en,  unoerftänbigen, 
barum  auc^  unmal)rfd)einlid)en  (Sl)arafter  bet)alten  roerben.  2)a§ 
^Jieue  2:eftament  fvrid)t  felbft  fel)r  energifd)  ha§  S3en)u^tfein  feiner 
Unoerftänblid)!eit  für  anberg  gerid)tete  ©eifter  au§,  1  ^o^.  3,  1. 
1  ^ox.  2,  15.  ®arum  liegt  nur  im  eigenen  ©rieben  be§  ©lauben§ 
an  ^efu§  bie  9Jlöglid)f'eit,  ber  eintrieb,  bie  3lu§rüftung  5U  n)al)r= 
l)aft  gefd)id)tgtreuem  '^erftänbnig  be§  S'leuen  2:eftamentg.  ©leid)= 
jeitig  ift  bamit  gegeben,  ha^  alle  fotd)e  Unterfudjungen  rceit  l)inter 
it)rem  3^^^  jurücfbleiben  unb  ben  @lauben§begriff  ber  ©d)rift 
nid)t  erfc^öpfenb  barftellen.    tiefer  get)t  in  ber  ^ülle  unb  ©e= 


10  3""^  britten  2tuögabe. 

f^Ioffenf)eit  mit  ber  er  bie  ^ejiefiung  ju  ©ott  in  i^rem  @runb, 
33erlauf  unb  (Srfolg  auffaßt,  äroeifeltoS  roeit  über  ba§  I)inau§, 
n)a§  bie  fotgenbe  ^arftellung  ju  faffen  t)ermocf)t  t)at. 


Hur  driften  Flusgabe. 


3ur  33eantit)ortung  ber  auf  ben  15.  ^ejetnber  1882  geflellten 
^rage  ber  ^aager=@efetlfd)aft  §ur  SSerteibigung  ber  d)riftlid)en 
Dleligion :  wa§  ©laube  im  9^euen  S^eftament  bebeute,  bercog  mid) 
bie  ©rraägung:  auf  biefe  ^^rage  bürfe  md)t  ber  ©ci^ein  faüen, 
fie  fei  unbeantmortbar :  mit  bem  3Serftänbni§  be§  S^euen  ^efta= 
mentg  fei  e§  Dorbei,  menn  un§  ba§,  raaS  bie  3tpofteI  ©tauben 
genannt  tjaben,  al§  ein  unburd)bringtic^e§  ©ebeimnig  erfd)eine. 
2)iefe§  Urteil  mar  ^mar  nid)t  unrichtig,  rcot)I  aber  jugcnblid), 
benn  e§  rcar  nod)  in  jene  unerfatirene  3uoerfid)t(id)t'eit  eingctaud)t, 
n)eld)e  bem  Seljoermögen  be^  2luge§  traut  unb  erft  im  ^-ortgang 
ber  SIrbeit  erlebt,  mie  fd)mer  mir  ju  n)irtlid)em  ^eobad)ten  fommen 
unb  rcie  fet)r  unfre  3tuffaffung  be§  jur  ^eobad)tung  au§gefon= 
berten  ^43organgg  üom  '^erftänbni§  be§  gefamten  @efd)el)en§  ah-- 
tjängt,  in  n)etd)e§  jener  al§  einselne^  ©lieb  I)incingefügt  ift.  ®a§ 
©tauben  ber  jünger  O^fu  fteüt  un§  nur  ber  rid)tig  bar,  ber  eine 
ncuteftamentlid)e  2:t)eotogie  befi^t.  ^iefe  ift  ein  großer  unb 
feltener  S3efi^. 

2(ud)  nad)  ber  formalen  (Seite  t)at  eine  gefonberte  ^avftellung 
be§  ©laubeng  ert)cblid)e  <2d)nnerigfeiten  gegen  fid),  meil  alles  im 
9ieuen  2:cftamente  mit  il)m  in  ^ufammenbang  ftel)t,  ba'ci  ©lauben 
bebingenb  ober  burd)  ba§  ©tauben  bebingt.  '2)a§  ©otte§=  unb 
6;f)riftuÖbilb  gibt  il)m  ben  ©runb  unb  ^"int)alt ;  bie  i^^benSfilbrung 
mad)t  feine  ^^trt  unb  ^Kidjtung  offenbar.  Um  fid)  über  feine  .V>er^ 
fünft  unb  feinen  "aBert  ein  Urteil  -^u  üerfd)affen,  foUten  mir  bie 
apoftolifd)c  iicl)rc  üerftel)cn ;  um  feine  probuftioc  i)Jiad)t  nor  'Jlugeu 
ju  baben,  bie  'Jlrbeit  ber  erften  ©enieinbe  tonnen,  ^amit  ift  aber 
bie  ganjc  ncutcftamcntlid)e  2;l)eolüöie  Ijerange^ogen,  ja  mebr  alö 


3Banblum3en  in  bev  2!arfteKiing.  11 

biefe,  aud)  bie  @efc^t(f)te  ^efu  unb  ber  apoftolij^en  ©cmeinbe, 
roeil  fon)ot)l  bie  bogmatifrf)en ,  al§  bie  etf)ifd)en  3(u§jagen  be§ 
9^euen  3:eftament§  nid)t  in  abftraftcr  2:t)Coriebilbung ,  fonbern 
burd)  bie  @efd)id)te  entftanben  finb. 

%n  ber  SSorrebe  jur  erften  2lu§gabe  ift  ju  fef)en,  ba^  id) 
mir  bamal§  i>k  SSegrenpng  ber  ^arftetlung  burd)  ha^  SGBort 
TtioTEveiv  üerfd)affte,  unb  ba§  in  bie  Unterfud)ung  tiineinjog, 
xoa§  eine  3(u§fage  über  ba§  yciaxeveiv  entf)ielt ;  an  ber  ^Bewegung 
be§  2öorte§  laffe  fid^  biejenige  be§  @ebanfen§  n)af)rnef)men. 
©d)on  bie  jroeitc  Bearbeitung  f)at  biefen  @efid)t§punft  über= 
fd)ritten,  unb  iä)  bin  nid)t  ju  i^m  §urüdge!ef)rt.  ®ie  pf)iIotogifd)e 
Begrenzung  be§  Beobad)tung§fe(be§  ift  ju  eng  unb  bringt  ben 
2;atbeftanb  nid)t  augreid)cnb  oor  ba§  3tugc.  '2)a§  ©lauben  ber 
Slpoftet  t)at  i{)r  ganjeS  teufen  unb  ^anbeln  ftetig  beroegt,  nid^t 
nur  ba,  wo  au^brüdlid)  auf  ba§felbe  tiingegeigt  rairb,  fonbern 
nid)t  weniger  beraubt  unb  wirffam  aud)  ha,  reo  nid)t  roeiter  non 
it)m  gefpro^en  inirb.  (Eben  borin  erroeift  e§  fid)  al§  ed)te§ 
©tauben,  al§  ber  ^]>erfönlid)feit  eingepftanjte  Überzeugung,  bie 
fie  bei  alten  it)ren  ^^unftionen  begleitet  unb  beftimmt. 

®a  benno(^  bie  urfprünglid)  jur  Beantroortung  übernommene 
i^rage,  rca§  ©taube  bei  ben  2tpofteIn  bebeutet  ijaht,  fid)  nid)t  in  eine 
Q3etrad)tung  ber  ganjen  neuteftamenttid)en  ^römmigfeit  errceitern 
foH,  weit  bie  monograpI)ifd)e  Unterfud)ung  I)eute  met)r  at§  je  ein 
unentbet}rti(^e§  ©tieb  ber  tt)eoIogifd)en  Strbeit  ift,  fo  bleibt  bie 
"2)arfteltung  unuermeiblid)  ein  Fragment,  ©ie  fann  nid)t  mef)r 
anftreben,  aU  t>a^  bie  3uf<5^^>^fn^önge  sroifc^en  bem  ©tauben 
unb  ben  übrigen,  ben  6^f)riftenftanb  beflimmenben  ^^aftoren  bem 
Sefer  fomeit  fid)tbar  roerben,  ba^  er  fi(^  ju  üerbeutlid)en  nermag, 
mie  feine  Urteile  über  jeneS  unb  biefe  fid)  n)ed)felfeitig  bebingen. 

©iner  erneuten  (5ntfd)eibung  beburfte  bie  ?yrage,  roie  rceit 
bie  ^^otemif  in  bie  ^arfteltung  auf§unef)men  fei,  ba  nid)t  nur 
oereinjelte  Beobad)tungen  unb  Urteite,  fonbern  fd)Ied)tt)in  fämt== 
Iid)e  un§  f)ier  befd)äftigenbe  Borgänge  umftritten  finb.  ^d) 
täufd)e  mic^  barüber  nid)t,  ha^  bie  Unterbrücfung  ber  ^olemif 
ben  SOBert  meiner  Darlegung  für  ben  an  ben  ^afuttäten  üblichen 
SCöiffenfd)afti§betrieb  fd)raäd)t,  ba  biefer  barin  ein  ftarf  auSgebit^^ 
bete§  9}ierfmal  t)at,  ha^  er  fid)  ebenfo  Iebt)aft  roie  für  ba§  Dbje!t, 


12  S"''"  i»iitten  Stuggabe. 

für  bie  (5d)ulen  unb  9)leinungen  ber  Kollegen  intereffiert.  ^ä) 
Sie{)e  e§  bennorf)  oor,  bie  ant)altenbe  9f{id)tung  be§  3(uge§  auf 
mein  pofitbeg  3^ßt-  S3eobac^tung  be§  neuteftamentlid^en  @Iauben§ 
nid)t  baburd)  §u  Brechen,  ba^  bem  '3)iaIog  mit  ben  ^oUegen  üiaum 
oerftattet  roirb.  9lur  an  menigen  für  ben  gefamten  ®ebanfen= 
gang  entfdjeibenben  '»fünften  l)ah^  \<i)  f)eroorge^oben,  rcie  f)ier 
bie  Urteile  au§einanbertreten  unb  morauf  ta^  meine  beruf)t. 
2öa§  foß  fcf)Iie^licf)  in  einer  Slrbeit,  in  ber  jebe§  2öort  polemifd) 
fein  mu^  unb  fein  beraubtes  DIein  bei  firf)  f)at,  roelc^e§  it)m 
gegenüberftef)enbe  Sluffaffungen  ablef)nt,  bie  Söiberlegung  von 
©injelfieiten  ?  ®inöerftänbni§  unb  fid)  gegenfeitig  f orbernbe  Strbeit, 
alfo  tf)eoIogifc^e  2öiffenfd)aft  an  ©teile  üon  inbioibuellen  '^^an-- 
tafien  unb  fd)olaftifd)em  ®efd)rcä^,  geminnen  mir  boc^  einzig 
am  Dbjel't,  nur  burd^  5?larftetlung  be§  oor  un§  ftet)enben  'Xai- 
beftanbe§. 

3d)  5ät)le  nod)  t)a§  3ßid) tigere  auf,  voa§  in  ber  britten  33e= 
arbeitung  neu  geworben  ift.  Seiber  ift  e§  nod)  nid)t  ratfam,  ben 
2lbfd)nitt  über  bie  paläftinenfifc^e  unb  gried)ifd)e  (Si)nagoge  ju 
ftreid)en,  obroot)l  e§  ein  unerfreulid)er  ^iif^^^ii^  ^ft  "^^^  mir  für 
bie  neuteftamentlic^en  3lrbeiten  immer  erft  nod)  befonber§  ben 
com  Svenen  Seftament  oorau^gefe^ten  religiöfen  33eftanb  ert)eben 
muffen.  2)a§  33ilb  ber  ^eitgenoffen  ^^efu  ift  aber  nac^  ibrer 
religiöfen,  innerlid)en  ©eite  nod)  nict)t  fo  gefid)ert,  baJ3  eine  3Ui§= 
fül)rung  über  hm  oord)riftlid)en  ©tanb  be§  @lauben§  entbelirlii^ 
märe.  ®ie  überfd)reitung  be§  pt)itologifd)cn  @efid)t§punl'te§  bat 
für  bie  ^erufalemiten,  mic  für  ^^t)ilo,  einige  ©rmeiterungon  nötig 
gemad)t,  unb  jur  allgemeinen  Überfid)t  über  ben  ©taub  ber  @e= 
meinbe  fügte  id)  eine  ©ammlung  oon  äBorten  2lfiba§  f)in5u,  bie 
feinen  ©laubensftanb  erfennbar  mad)en.  i>ermel)rt  ift  aud)  ba§ 
fprad)lid)e  9Jlaterial  an§  bem  paläftinenfifd)cn  33ercid). 

"äud)  bie  Beurteilung  ber  ©unagogc  mar  jum  ^eil  bcv 
Äorreftur  bebürftig,  meil  id)  frül)er  mel)r  alö  je^t  an  ber  alten, 
aud)  in  ben  mobernen  5Irbciten  oerbrcitcten  ^cnben.^  litt,  nur 
mit  l)erabfet3enbcr  .Hritif  auf  bie  ©i)nagoge  l)inübov5ufebon,  ciU 
fäme  baS  üom  ^Jieuen  2;eftament  über  fie  au§gcfprod)ene  Urteil 
inö  Sanfcn,  mcnn  bort  nid)t  lauter  *'J?ad)t  un'ivo.  M)  tn^U^  baf? 
mir  ein  ^•ortfd)ritt  ju  mabrbeitötreucr  (^)efd)id)tlid)toit  gcluugou 


SBanbhmgen  in  ber  I)arfteüung.  13 

fei,  bie  ben  3iif^i""iß"^ong  §Tt)ifd)en  bem  jübijd)en  unb  mu- 
teftamentlid)en  ©lauben  reiner  unb  ooüftänbiger  fiet)t. 

©d)on  bei  ber  erften  33earbeitung  war  e§  mir  ein  gefirf)erte!§ 
@rgebni§,  ba^  ha§  9ieue  Steftament  bie  33ermengung  oon  Sel)re 
unb  ©tauben  nid)t  fenne,  fomit  foroot)!  üon  ber  t)or=  unb  naci^= 
reformatorifc^en  Äircf)(id)feit,  ai§  aud)  ron  ben  mobernen  ^on= 
ftruftionen,  bie  ben  Ief)rf)aften  3nt)alt  be§  apoftolifcfjen  3öort§ 
au§  bem  ^ebürfni§  unb  ber  @rfinbung§fraft  eine§  fogenannten 
„@lauben§"  ableiten,  burd)  eine  beutlid)e  ©renje  gef(i)ieben  fei. 
®iefe§  Urteil  fam  mir  nirf)t  in§  2öan!en;  nur  §og  irf)  5unärf)ft 
ben  ©trid),  ber  2t^XQ  unb  ©tauben  fd)eibet,  ju  grob,  ^d)  I)abe 
je^t  raenigfteng  auf  bie  intimen  unb  mirffamen  ^egietiungen,  bie 
bie  Se^re  in  alten  3^ugen  ber  apoftotifd)en  ^^rebigt  mit  bem 
©tauben  gebenb  unb  empfangenb  oerbinben,  getegenttid)  auf= 
merffam  gemad)t.  ä^ietteid)t  finbet  mond)er,  bie  2)arftettung  fei 
in  biefer  ^infid)t  immer  nod)  bürftig;  bod)  ^at  bie  Slbgrenjung 
gegenüber  ber  neuteftamenttid)en  ^t)eotogie  gerabe  an  biefer  @tetle 
befonbere  (Sd)roierigfeit. . 

53ei  ber  ^arftettung  be§  2;äufer§  t)abc  id),  auf  bie  rid)tige 
33cobad)tung  geftü^t,  ba^  üietfad)  eine  ©ntftettung  be§  ©taubens 
üorfommt,  burd)  bie  er  bire!t  jum  ©runb  ber  S^erbtenbung  unb 
33ert)ärtung  mirb,  ben  3Bunf(^  au§gefprod)en :  mir  möd)ten  un§ 
gen)ü()nen,  roie  üon  einem  red)tfertigenben,  fo  aud^  üon  einem  üer= 
bammenben  ©tauben  ^u  reben.  ^d)  net)me  biefen  Sßunfd)  jurüdf, 
meit  er  jene  rid)tige  ^eobad)tung  überfpannt.  2öir  tun  am  beften, 
wenn  mir  bei  ber  ©d)riftfprad)e  bteiben,  bie  eine  immer  neue  33e' 
munberung  ermed'enbe  3öat)r^eit  unb  33raud)barfeit  befi^t.  Dh= 
n)oI)t  't)a§  Diene  Steftament  fet)r  rcot)t  mei^  unb  fd)arf  beteud)tet, 
ha^  e§  eine  3ui)erfid)t  ju  ©ott  gibt,  bie,  meit  fie  fatfd)  ift,  auc^ 
üerblenbet,  unb,  meil  fie  ein  bo§I)afte§  SÖBotten  in  fic^  trägt,  in 
bie  ©ünbe  t)erfned)tet,  t)at  e§  bod)  fein  „©tauben"  au§fd)tie^tid) 
für  jene§  33ertrauen  ju  ©ott  oermenbet,  ha§  un§  in  bie  S3erbunben= 
I)eit  mit  it)m  fe^t,  unb  fid)  für  ben  ^att,  ba^  mir  basfetbe  ent= 
roerten  unb  in  unl  unroirffam  mad)en,  bamit  begnügt,  c§  „tot" 
5U  t)ei^en.  ®ie§  berut)t  auf  ber  (Sinfid)t,  ba^  ba§  üerberbtid)e 
©tauben  feine  3Serberbtic^feit  nid)t  au§  bem,  ma§  an  it)m  ©taube, 
33eia{)ung  ©otte§  unb  ^rei§  feiner  ©nabe  ift,  fonbern  au§  bem 


14  3"J^  britten  2Iuggnbe. 

mit  ii)m  oerbunbenen  böfen  SßoKen  gtefit  beffen  33o§f)cit,  (Srf)ulb 
unb  3ßrf^'^^"9^^ö<^t  f^  fteilid)  baburc^  fteigern,  ba^  wir  t§ 
fogar  mit  unfrer  ^^ejat)ung  ®otte§  oereinen,  ba§  aber  nid)t  erft 
burd^  biefe  bic  SSermerflid^feit  erI)Qlt,  fonbern  fie  an  firf)  felbft 
fd)on  befi^t.  ©o  bringenb  mir  5lnla^  ^aben,  atle§  „©lauben" 
unter  bie  ftrengfte  etf)ifd)e  3ucf)t  gu  fteÖen,  rairb  e§  bod^  ratfam 
fein,  ba^  mir  ben  33egrif[  „@Iauben"  nirf)t  mit  einem  ^roiefpältigen 
5Berturteil  cerbinben,  fonbern  it)n  für  jene§  gro^e  ©rlebniS  allein 
Qugfonbern,  burcE)  meld)e§  unfre  3Serbunbenf)eit  mit  ©ott  entfiel)! 

%\e  ältere  ®arftettung  ^at  nac^  meinem  je^igen  Urteil  bie 
(Spannung  §mifd)en  33u^e  unb  ©tauben  f)erber  unb  fd)mieriger 
gemacht,  al§  mie  fte  fict)  bem  neuteftamenttid)en  Urteit  barftellte, 
ha§  bei  ber  Um!cl)r  fräftig  ii)r  pofitioeS  !^kl,  ben,  §u  meld)em 
\)'m  bie  Sßenbung  gef(i)ief)t,  im  2tuge  f)at.  ^er  quälenbe  @m= 
pfinbung§t)organg,  ber  an  ber  ^et'el)rung  ^aftet,  ift  für  unfer  an 
©elbftbeobai^tung  unb  intenftüe§  3tu§foften  be§  @mpfinben§  ge= 
roi)f)nte§  ^emu^tfein  raaf)rfrf)einti(^  ein  fd)Iimmere§  ®Iauben§= 
^inberni§,  alg  für  bie  apoftolifd^e  3ßit.  ©etbftanftage  unb  uer= 
jagenbe  SJiebitationen  über  unfre  ^i5erirrungen  treten  in  ben 
apoftüIif(i)en  9Jlat)nungen  nid)t  al§  ein  Ülotftanb  t)erau§,  für  ben 
^ilfe  nötig  märe;  oiel  mef)r  mirb  auf  bie  ^leigung  gead)tet,  ba§ 
Söfe  abzuleugnen  unb  §u  entfd)ulbigen,  mäf)renb  bann,  menn  nur 
einmal  tia^  ©eftänbnig  erreicht  ift,  ber  ©laube  al^  ermöglid)t  gilt. 
2)arum  rauc^fen  im  apoftolifdjen  ©ebanfen  ba§  'i^u^movt  unb  bie 
53erufung  jum  ©tauben,  ot)ne  befonbere  SSermittlung  5U  erforbern, 
iu  einer  @int)eit  jufammen. 

2lu§  ber  gemäl)lten  9Jletl)obe  ergab  fid),  ba^  in  ber  'I)arfteltung 
ber  ©i)noptifer  bie  ©nome  über  ba§  ©tauben,  ba§  flein  wk  ein 
©enfforn  ift  unb  boc^  ^Serge  uerfet^t,  für  bie  Untcrfud)ung  in  ben 
33ürbergrunb  trat,  für  bie  erftc  ^Bearbeitung  jmeifclloS  ju  ftarf, 
al§  „bie  einzige  let)rl)afte  ©nome"  über  ba§  ©lauben  bei  3}]attt)äu§. 
^l)rc  Xiffcrcn,^  uon  ben  mit  ben  .f-jcilungcn  ."^ofu  ucrbunbencn 
©orten  über  ba§  ©lauben  mar  bamit  übcrfd^ätjt,  moil  audj  fie 
nid)t  üiel  anber§  at§  jene  auf  eine  fonfretc  Situation  belogen  ift. 
.^inter  ber  jc^igcn  ^arftellung  fteljt  ein  ernftc^o  klingen  mit  biefom 
'-IBort,  ol)ne  bafj  id)  fagcn  möd)te,  fie  fei  il)m  nad)  allen  Seiten 
flcrcd)t  flcmorben.    ^n  oollcr  itonfvetljcit  ftel)t  eö  ba,  mäl)renb  bie 


33Banblungen  in  ber  SarfteUung.  15 

Sinicn,  bie  §u  ben  anbern  äßorten  ^efu  f)inüberlaufen,  fid)  mx-- 
becfen,  unb  bod)  fte^t  e§  srceifelloS  of)ne  jebc  Spannung  mit  biefen 
in  f(arer  innerer  @inl)eit  unb  \pnd}t  ben  einigen,  fi^ern  SBiUen 
:3efu  an§.  @§  lä^t  un§  einen  9Jloment  feines;  Seben§  miterleben, 
ooll  üom  tiefften  33u^ernft  unb  gleid)§eitig  mit  ber  ©nabe  bcg 
®t)riftu§  gefüllt,  einen  9)loment  jene§  unerforfd)lid)cn  Seben§ !  ^d) 
fann  nur  fagen,  ba^  id)  mir  9J?ül)e  gab,  e§  ju  t)erftef)n.  ©obann 
f)at  bei  ber  ©rläuterung  be§  fr)noptifd)en  33erid)tg  über  ^^ju  äBort 
ba§  3SerI)ältni§  5n)ifd)en  ber  bem  ©tauben  unb  ber  ber  Siebe 
gegebenen  2Ser{)ei^ung  eine  fd)ärfere  f^affung  erl)alten,  mobei  au^ 
^efu  So^n=  unb  23olltommen{)eitgbegriff  berüf)rt  i[t,  unb  bie  bur^ 
fein  (Sterben  bemirfte  @rfd)ütterung  be§  ®(auben§  ift  rid)tiger 
gefaxt.  ®a^  bie  näd)fte  ^^^arallele  §ur  Se^re  com  ©tauben  bie= 
jenige  üom  ©ebet  fei,  ift  je^t  roenigftenS  au§brürflid)  gefagt. 

^n  ber  Deutung  be§  3ol)anne§  ift  bie  negatioe  ©eite  feine§ 
©(auben§,  feine  2lbfto^ung  ber  „2Be(t",  beffer  geroürbigt.  53ei 
ber  Definition  beffen,  ma^  fid)  aU  bie  gemeinfame  2Iu§fage  ber 
©oangeliften  über  ^ef^t  Stellung  jum  ©tauben  ergibt,  ift  aufgezeigt, 
mie  fid)  biefe  einerfeitö  jum  fr)nagogalen  ©tauben^ftanb,  anbrer- 
feit§  5U  ben  il)n  leitenben  ©runbgebonfen  üerl)ätt,  unb  bamit  aud) 
bie  i^-rage  nad)  ^efu  eigenem  ©tauben  beutlid)er  beantmortet.  2)a§ 
3Sert)ältnig  §n)ifc^en  ajJattl)äu§  unb  ^o^onneg  ift  burc^rceg  fd)ärfer 
gefaxt,  n)a§  einen  eigenen  2(bfd)nitt  über  9Jlatt^u§  ^erbeigefüt)rt 
^at.  33ei  ^of)anne§  t^atte  mic^  bie  Befürchtung  get)emmt,  neben 
ber  Darftellung  bes  ^ol)anneifd)en  Gt)riftu§  ergebe  biejenige  be§ 
5lpoftel§  eine  Tautologie.  Die  Stufgabe  ift  bennod)  nid)t  §u  um= 
get)en,  nid)t  nur  ba§  Bilb  3efW/  ba§  ben  Stpoftel  beftimmt  ^at, 
fonbern  aud)  i^n  felbft  nad)  bem  il)n  beroegenben  ©laubenSftanb 
in§  Sluge  ju  faffen. 

Die  ^aftoralbriefe  waren  früt)er  unter  bem  2;itel:  „5^ampf 
gegen  bie  ©nofi§"  oon  '»Paulus  getrennt;  id)  ftelle  fie  je^t  ju 
""^auluS.  2öie  ^^aulu§  'ba^  oon  3ßfu§  Überfommene  in  feiner 
©laubengftellung  forter{)iett,  ift  beutlic^er  aufgezeigt. 

Stuf  ber  Erläuterung  be§  ©lauben§ftanb§  be§  3afobu§  au!§ 
feiner  Befet)rung  lag  5U  fet)r  ber  ©d)ein,  al§  follte  jener  lebiglid) 
au§  bem  perf önlid)en  @rlebni§  be§  eremiten^aft  auf  fid)  befd)ränften 
9Jianne§  abgeleitet  werben,  tt)äl)renb  je^t  baran  erinnert  ift,  tia^ 


16  3"i"  i>ritten  Sluggabe. 

fein  3Serf)aIten  mit  bem  geifttgetx  ©taub  bcr  ©emeinbe  in  feftem 
3ufamment)ang  fte{)t.  2(uf  betn  9flad)ir)et§,  ba^  im  Unter jc^ieb 
ber  beiben  9?ecf)tfei*tigung§formeIn,  ber  be§  ^afobii§  unb  ber  be§ 
■»Pauluä,  bie  beiben  mit  ber  Siebe  immer  gegebenen  3ßiüen§= 
bemegungen  an§  Sid)t  treten,  blieb  ber  ©(i)ein  liegen,  al§  trete 
bie§  nur  t)erein§elt  im  3Ser^ä(tni§  Don  ^at  2  p  9löm.  4  an§  Sid)t. 
^e^t  ift  ber  3Sorgang  in  bie  gro^e  9'?eif)e  von  ©rfc^einungen,  in 
bie  er  gefjört,  ^ineingeftellt.  3119'^^^  ^Qtte  bie  früf)ere  "^JarfteEung 
bie  ^^olemif  be§  :3a!obu§  gu  roeit  »om  ^aulini§mu§  meggerücft. 
^m  33erid)t  über  bie  ©emeinbe  ift  Dollftänbiger  f)erau§ge^oben, 
ba^  unb  roie  fie  fic^  al§  @Iauben§gemeinjd}Qft  ju  fonftituieren 
Dermorf)t  {)at.  '2)iefem  ßmetf  bienen  bie  neuen  ^emerf'ungen  über 
if)r  23erl)alten  gu  ben  Strägern  be§  2lmt§,  ju  ben  ^^neumatifern 
unb  Slgfeten,  gum  religiöfen  2(ffe!t,  pm  ©aframent,  gur  |)ärefie, 
äur  2:f)eoIogie. 


Orrpes  Kapitel. 
Der  Glaube  in  der  paläffinenfiFchen  Synagoge. 

®ie  ©emeinbe,  in  bereu  SJiitte  bie  ncuteft  am  entließe  @ejd)irf)te 
fid)  pgetragen  t)at,  grünbete  i{)re  ganje  ^römmigfeit  mit  33e= 
rou^tfein  unb  ^onfequenj  auf  bie  ^ibel.  ®a§befagt:  bie  in  ber 
altteftamentlid)eu  @efd)id)te  entl)altene  ^egrünbung  be§ 
glaubenben  33erf)alten§  äu  ®ott  ift  in  it)r  mirffam  gc^ 
blieben. 

^•ür  ben  ^§raeliten  ert)ielt  ba()er  bo§  Sort  „glauben"  feinen 
^nt)alt  nid)t  blo^  burd)  biejenigen  ^e5iel)ungen,  in  bie  mir  ju  ben 
SRenfdien  um  un§  I)er  gefegt  finb.  Seit  unfre  Seben§läufe  in 
einanber  gefügt  finb,  fo  ba^  ber  eine  auf  bie  .^ilfe  unb  (^abe^ 
be§  anberen  angemiefen  ift,  ftet)en  mir  §u  einanber  fortrcäl)renb 
in  einem  nmnuigfad)  abgeftuften  @lauben§oerbanb.  2)enn  unfcr 
3Sert)attcn  bcrul)t  unaufbörlid)  auf  einem  Urteil,  meld)c§  ba§ 
fünftige  .f)anbeln  unb  bie  bleibenbe  ©efinnung  ber  anbern  mifjt, 
fo  t>a^  mir  uns  nac^  berfelben  einrid)ten.  gall§  mir  in  il)nen 
2Ba^r^eit .  unb  ®üte  oorausfe^en,  glauben  mir  il)nen. 

®er  ;^ube  raupte  aber  au§  feiner  Sibel,  ba^  fein  Öeben§= 
lauf  nid)t  nur  von  bem  abbänge,  ma§  bie  3}lenfc^en  für  il)n  finb, 
fonbern  juerft  unb  gumeift  burd)  @otte§  ^anbeln  bebingt  merbc. 
^§rael§  @ott  ftet)t  mit  feinem  ä^olfe  in  einem  perfönlic^en  3Ser= 
fel)r.  ®r  ift  be§  ^^olfe§  eigener  @ott,  ber  e§  regiert,  fo  'i)a^  feine 
@efd)id)te  burd;  eine  fortlaufenbe  9ieit)e  oon  ^anblungen  @otte§ 
geftaltet  rcirb,  bie  an§  einer  allmächtigen  ©üte  ^err>orgel)en.  ©ott 
mar  at§  ber  ©eber  alle§  ©uten  für  fein  33olf  offenbar,  ^z^-- 
t)alb  ^at  ber  @otte§gebanfe  3§rael§  ben  ^mpulg  jum  ©tauben 
ftetig  bei  fi(^;  i^he  (Srinnerung  an  il)n  mirf't  al^  ©laubenSmotio. 

® glatter,  Ser  ®[au5e  im  9{.  1e\t.  2 


18  ^op-  1-  ~'^  paläftincnfifctje  Si^nngoge. 

®te  SSerraenbung  be§  3öort§  im  religiöfen  ©prarfigeöraiK^ 
mav  in  ber  alten  3^^*  jpärlic^.  ©erabe  biejenigen  ^unftionen, 
bie  fic^  a[§  ba§  unmittelbar  gemiefene  93erf)alten  barftellen,  merben 
nur  bann  befonberB  betont,  raenn  fie  burrf)  ©djmierigfeiten  ge= 
fä^rbet  finb,  jumal  in  einer  @ebanfen=  unb  ©prarf)geftalt,  bie 
üon  ber  9?eflej;ion  noc^  menig  berül^rt  ift,  fonbern  ben  fid)tbaren, 
tatfärf)Iirf)en  ©rgebniffen  be§  menfcf)lid^en  SebenS  gugemanbt  ift. 
^m  3t(ten  ^eftament  ift  feiten  oon  bem  auf  (Sott  belogenen 
„©laubejt",')  pp^;n,  bie  9^ebe.  ^ßertrauen  unb  Hoffnung  su  @ott 
^aben  firf)  groar  im  altteftamentlid^en  3§rael  mand)e§  Sßort 
bienftbar  gemact)t.  ^ie  ^^rop{)etie  unb  bie  ^falmbid)tung  erftrebten, 
lüie  fie  felbft  in  ftar!er  ^uoerficfit  ju  @ott  murmeln,  au^brüiftid) 
bie  ©riüecEung  unb  @rf)attung  berfelben  aurf)  in  ber  ©emeinbe 
unb  beburften  barum  reid)Ud)en  fprad)li(i)en  3tu§bruc!  für  fie. 
SSergtirf)en  mit  feinen  (S^noni)men  roirb  aber  feiten  uom  „©tauben" 
gefprocfien,  jebod)  bann,  roenn  e§  gefd)iet)t,  immer  mit  ''^^rägnanj. 
%a§  ©tauben  ^ai  feinen  Ort  innerf)alb  ber  frf)ün  beflel)enben 
©emeinfc^aft  @otte§  mit  bem  9}lenfd)en,  nad)bem  ®ott  gerebet 
unb  ge^anbett  ^at/)  unb  rairb  bann  t)erDürgeI)oben,  menn  ba§ 
93erf)ältni§  ju  ©ott  üom  SJlenfd^en  nur  mit  ^Inftrengung  burd) 
ttberminbung  üon  Sd)n)ierigf'eiten  feftgetialten  rcerben  fann. 
9lad)bem  3(brat}am  ©otte§  33erl)ei^ung  empfangen  Ijat,  wirb  betont, 
ba^  er  it)r  ot)ne  ^loeifel  unb  ©inrebe  traut,  trot^bem  fie  il)m 
f(^einbar  Unmöglid)e§  jufagt,  ©en.  15,  6.  .i^at  ©ott  bie  erlöfenbe 
^ilfe  bem  33olfe  üerfprod)en  unb  aud^  teitmeife  geteiftet,  fo  foU  e§ 
fid^  nun  auc^  bei  ben  (Sd)nnerigfeiten  ber  SBanberung  burd)  bie 
äßüfte  auf  i()n  uertaffen,  @y.  4,  31.  14,  31.  19, 5).  ^Jhim.  14,  11. 
20,  12.  2Beit  ^^faja  bem  Könige  @otte§  Seitung  angeboten  bat, 
roeldje  i^n  fid)er  burd)  bie  gefaf)ruoUe  ^^il  burd)fill)reu  mirb, 
forbert  er  ba^  „©lauben",  7,  i).  :Sie  bie  gegcnfeitige  "iserbunben^ 
t)eit  bann  al^  Xrcue  m§  ^kmufjtfcin  tritt,  mcnn  fie  burd)  ^Jtvbeit 

*)  über  ©inn  unb  ©ebraud)  «oii  pDND  »ßl.  iSiUtutcvuiui  1. 

*)  I^ür  baö  Hcrlauflcn  nad)  WotteS  ■'pilfc  unb  bie  SBtttc  um  fciiio  (^Kibcn, 
für  jene«  ü'ertrauen,  bnö  fid)  crft  f)offcub  »iiib  fiidienb  mi  il)ii  luciibct,  ift  joiio 
il'ortrciljc  nueirti'prdrtt,  bie  |o  oft  unb  fo  fraftuoll  in  bov  '|Uopl)otio  unb  im  '|.^faltcr 
n)icbcrfc()rt :  '?^n"in  «nb  hr\\  Hlp,  DDH,  nDH-    2^ic  •><»'{)?/  bio  im  ^iMid  auf 

•  ■•  •  t|.  T   •  TT 

(Mott  von  Atird)!  unb  3orflC  frei  unb  ftd)cv  ift,  nennt  nJOD. 


2)ag  Sßort  „@Iaube"  im  21.  2eft.  19 

unb  ^ampf  f)inburc^  firf)  bef)auptet,  fo  tritt  aurf)  ba§  ©tauben 
al§  befonberer  SSorgong  bann  tjeroor,  rcenn  ©ott  ©d)n)ierigc!§ 
ocrtiei^t  ober  forbert.  3J?an  wirb  ficf)  feiner  an  bcm  ©to^  be= 
lüu^t,  ben  e§  au§t)ä(t  unb  abroe^rt;  e§  t)at  all  oertrauenbe  ®nt= 
frf)eibung  für  @ott  bie  nieberget)attne  3Serfurf)ung  in  firf). 

'2)a  burrf)  bie  ^ropt)eten  ^orte  üon  @ott  I)er  jum  !CoIfe 
fommen,  fo  ift  aud^  bereite  in  ber  (Sdf)rift  biejenige  SBenbung  uon 
I^CkSn,  bie  e§  auf  ba§  äöort  ber  anbern  be§iet)t,  auf  t)a^  33er= 
t)ättni£i  ^§raet§  ju  @ott  angeioanbt:  e§  foü  bem  propt)etifrf)en 
äBorte  glauben,  ^cf.  53,  1.  ®abei  erroeitert  fid^  fein  begriff  über 
ben  einzelnen  propf)etifc^en  ©prurf)  f)inau§  unb  nimmt  hk  ftetige 
tlberjeugung,  bie  @otte§  gemi^  ift,  in  firf)  auf.  '3)arum  ift  ber 
3tt)erf  ber  propt)etifd)en  '^^räbiftion,  bie  3^rae(  im  Unterfrf)ieb  oon 
ben  Reiben  gegeben  ift,  ba^  „il)r  mir  glaubt",  3ef-  -13,  10,  n)o= 
mit  bie  @rt'enntni§  oerbunben  ift,  ba^  er  fei,  jene  prägnante  formet, 
bie  ben  .^errn  allein  al§  ®ott,  it)n  aber  mirtlic^  all  @ott  bezeugt. 
^Jl^n(irf)  roirb  oon  ben  Slinioiten,  n)elrf)e  bie  ®rof)ung  ®otte§ 
ati§  n)a{)r  unb  gültig  aufnehmen,  gefagt:  fie  glaubten  @ott, 
cinbx2  i:^?:Nn,  Oona  'S,  5. 

©rf)on  im  Q3ereirf)  ber  '^^rop^etie  mirb  fomit  beutlid),  t)a^ 
ba§  ©tauben  an  ©ott  eine  sroiefac^e  ©riftenjmeife  ^at;  teil§  füllt 
e§  al§  eine  beftimmte  ^^emegung  ber  ©eele  entfprerf)enb  ben  fon- 
freten  ''■öert)ältniffen  einjelne  befonbere  9Jlomente,  teill  bilbet  esi  ben 
ftet§  t)ort)anbenen,  immer  mirffamen  ^efi^  be§  SRenfrf)en,  ber  it)m 
für  immer  feine  inmenbige  ©eftalt  üerleif)t.  3i»if<^en  beiben  ^^ormen 
bei  ©laubeng  beftet)t  feine  Spannung,  ^as  permanente  ©tauben 
fönnte  nid)t  beftel)en,  menn  e§  nirf)t  in  ben  fonfreten  33e5ie^ungen 
a\\§  Sic^t  träte  unb  ha§  lßerl)alten  be§  ©laubenben  leitete,  unb 
ber  fonfrete  ©laubenlaft  wirft  auf  bie  ^^erfon  jurücf,  unb  füf)rt 
fie  in  einen  befeftigten  ©laubenlftanb. 

©ine  bemühte  3lbfc^eibung  be§  im  Innenleben  fic^  ooll5iet)enben 
23organg§  oon  ber  Jat  mar  in  ber  altteftamentlirf)en  93ern)enbung 
be§  ©lauben:§begriff§  nirf)t  gegeben.  O^f^^iQ^  ©laubenlmat^nung 
7,  9;  28,  16  fe^t  gmar  ha§  3Sertrauen  auf  ©ott  in  bemühten 
©egenfa^  ju  ben  eigenwilligen  Operationen  menfrf)lirf)er  ^lugt)eit, 
erl)ebt  aber  eben  baburrf)  ben  Slnfprurf),  t>a§  gefamte  23er^alten 
be§  it'önigi  unb  33olf§  ju  beftimmen.    ©ie  fc^lie^t  ben  33er§id)t 


20  Aap.  1.  2)ie  paläftinenfifcf)e  ©i;nagoge. 

auf  bte  Slnrufung  2Iffiir§  unb  3tgi)pten§,  auf  Süge  unb  ©ibbrucf), 
auf  bie  gef)cimen,  vov  @ütt  ^u  uerbergenben  ^'^läuc  in  fid),  unb 
gct)t  baburd^  über  pr  gorberung  be^  ©e^orfamg,  ber  tut,  n)a§ 
©otteg  Seitung  oerlangt.  ^m  9^üctbli(i  auf  bie  Sßanberung  burd) 
bie  Sßüfte  f)eben  ^eut.  1,  32.  9,  23  unb  2  mn.  17,  14  bie  l>er= 
roeigerung  be§  @lauben§  al§  bie  ©ünbe  ber  3Säter  ^^eruor  nad) 
9tum.  14,  11,  unb  erläutern  fie  burd)  „nid)t  gef)ord)en,  raiber^^ 
fpenftig  fein,  ^ärte  be§  9]aden6  unb  SSerraerfung  be§  göttlid)en 
@ebot§".  '^er  ©runb  ber  (SiTettung  2)aniel§  rairb  bamit  au§= 
gefprod)en :  er  glaubte  an  feinen  ©ott,  6,  24.  ^ier  ift  ba§  2Ser= 
trauen  auf  bie  errettenbe  9!}iad)t  @otte§  üon  ber  unerfd)ütter(id)en 
^efligfeit,  bie  üom  ®ebet  nid)t  tä^t  unb  jum  9Jiarti)riiun  bereit 
ift,  nid)t  gefd)ieben.  '3)af)er  fletit  fid)  aud)  ha§  göttlid)e  @ebot  a(§ 
^e5iet)ung§punft  be§  @Iauben§  bar,  "Da  e§  in  feiner  ©eltung  unb 
^eilfamt'eit  mit  einer  feften  ^ejat)ung  ergriffen  fein  lüill:  beinen 
©eboten  erroeife  id)  ©tauben  '\7ii?2  \^:3P!s'm,  ^^f.  119,00.  ^a= 
mit  ift  bie  in  ber  (5i)nagoge  befonber§  Ijeroortretenbe  33etötigung 
bcö  @Iauben§  genannt. 

®enn  bie  innere  ©eftalt  be§  @(auben§  f)ängt  oon  bem  ah, 
ma^  fid)  un§  at:§  göttliche  3:at  unb  ^aU  in  ber  @efd)id)tc  bar= 
bietet.  2)ie  göttlichen  ©oben,  in  beren  58efi^  fid)  bie  ©i)nagoge 
raupte,  rcaren  bie  Sibel  unb  ber  2;empe(.  ^arau§  ergeben 
fid)  bie  Unterfc^iebe  jroifdjen  bem  glaubenben  33erl)alten  be§  mit 
bem  bleuen  2;eftament  seitgenoffifc^en  unb  bemjenigen  be§  üor= 
e5ilifd)en  Oui'entumS. 

^a§  erfte  unb  entfd}eibenbe  ©Iauben§motiii,  ba§  bie  'ilJlänner 
ber  biblifd)en  ^eit  fid)  unb  i^rem  !l^olt'e  Dorljielten,  u)ar,  bafj 
0§ract  allein  ber  ©ütc  ©otte§  fein  2)afein  »erbanft,^)  teit§  ba* 
burd),  ba^  ©Ott  bie  '!Öäter  berufen,  fid)  ibnen  funb  gemad)t,  it)ncn 
bie  ©öljue  gegeben,  ba^  2an'i)  ^ugefagt  unb  gegen  bie  mit  ibnen 
nä(i}]t  oermanbten  ©tämme  abgegrenzt  I)at,  unb  nod;  mebr  ha-- 
burc^,  ba§  er  fid)  burd)  bie  ^i(ueifül)rung  au§  %9vten  al§  bcn 
allmäd)tigen  6d)öpfer,    33efd)irmer   unb  ^egierer    feinet  'iBolU 

')  3lu(l)  baö  in  ber  nntuilicl)cn  '^lii<^)"tattimrt  bcvN  WoiiffI)cti  licgoubo 
Wauben^motii)  ift  in  ber  ®(^i5pfunfi«ißefcl)i(l)tc  fvrtftifl  IjerinnrtclioDcii ,  ba  ber 
SJtenfcf)  alö  »on  C^oH  öcma(l)t  unb  fleferttiet,  ^bttlidier  3lrt  fleiuiirbigt  unb  snv 
Wetneitif(f)aft  mit  (^Mi  berufen,  feinen  Ve[»en*((Uif  beginnt. 


3)ie  jübi)(f)en  ©laubenemotioe.  21 

erroiefen  f)at,  ber  it)m  aKe§,  raa§  e^  beburfte,  gab:  ©inftenj, 
^reii)cit,  33rüt  Saffer,  ^teifd),  ';^üf)rimg,  ©icg,  ba§  ©eje^,  bag 
Heiligtum,  ba§  ^^rieftertum  unb  bte  @tnfüf)rung  in  ha^  Sanb. 
'3)arum  ftanb  ber  fromme  ^graelit  in  ber  @emeinfd)aft  feinet 
SSoIfä  mit  ber  ©eroi^^jeit:  un[er  @ott  t)at  un§  gemad)t. 

'3)ie  im  Urjprung  O^^oclg  liegenbe  Berufung  jum  ©lauben 
t)at  firf)  a\i6)  bie  ft)nagogale  ©emeinbe  mit  einer  ^raft  angeeignet, 
bie,  rcenn  auf  ha^  ©anje  be§  33olfe§  gefef)en  mirb,  meit  über 
ba§  f)inau§gef)t,  rva§  bie  üoreyi(ifd)e  ^z'xt  aufmeift.  ®er  roelt= 
t)iftorif(i)e  Verneig  bafür  ift  bie  ®3ciften§  ber  ^iafpora.  2öo 
immer  ber  ^ube  leben  moc{)te,  bei  aller  33en)eglid)feit,  mit  ber 
er  firf)  feiner  Umgebung  in  ©prad)e  unb  Sitte  uöüig  gleirf)fteüte, 
er  fd)ä^te  bie  31bftammung  üon  W)xdi)am,  bie  3«g«^örig!eit  jur 
©emeinbe  ^^§rael§  unb  ba§  3eirf)en,  ba^  biefelbe  junärfjft  uer- 
bürgte,  bie  33efd)neibung,  für  (i^üter,  bie  er  nid)t  preisgab.  2)a= 
burrf)  ift  ©Ott  fein  ®ott.  ^n  ber  Energie,  mit  meldier  ber 
ö^egenfa^  5n)ifd)en  „3§i^«cy'  unb  ben  „'-öölfern  ber  2ßett",  jmifc^en 
bem  „^eiligen  :^anbe"  unb  ber  übrigen  drbe,  für  bie  ©egenmart, 
lüie  für  bie  ©nb^eit,  feftget)alten  rairb,  erfcf)eint  bie  5lraft  bes 
©laubenä,  mit  bem  bie  ©emeinbe  i^re  @rn)äf)Iung  burc^  @ott  hc\a\)t 

91ur  ber  2Sergangent)eit  angef)örenbe  ©laubenlmotiue  reicf)en 
aber  nid)t  au§,  um  ein  glaubenbe§  "i>ert)alten  gu  begrünben, 
aud)  bann  nid)t,  menn  fie  burd)  eine  !^ert)eij3ung  ergänzt  finb, 
bie  für  bie  ^ufunft  neue  ©abcn  @ottc§  t)offen  lä^t.  @ine 
©egenmart,  bie  ®otte§  2:at  unb  ^ilfe  ganj  entbef)rte,  mürbe 
tia^'  ©tauben  üer^inbern.  ^ie  in  ber  2Sergongenf)eit  begrünbete 
©emeinfc{)aft  ©otte§  mit  bem  9Jienfc^en  mirb  baburd)  glaubf)aft, 
ba^  fie  fid)  in  einer  bleibenben  ^Betätigung  ber  göttlidjen  ^ilfe 
unb  ©Ute  fortfe^t.  ®arum  f)aben  bie  9Jlänner  ber  biblifd)en 
3eit  ba§  23olt'  angeleitet,  im  2(uf treten  ber  9)Mnner,  bie  immer 
mieber  im  entfd)eibenben  SJioment  bem  3Solf  ^ilfe  unb  dit6)t 
brad)ten,  bie  fortgefjenbe  @rfd)einung  ber  göttlid)en  ©üte  ju 
fef)en.  ©ott  regiert  ^§rae(  baburd^,  ba^  bie  üon  if)m  begabten 
unb  beauftragten  3Jlänner  md)t  ausbleiben,  beren  SBerf  bie 
SGBo^lfal)rt  ^§rael§  ift,  n)e§l)alb  au^  ®at)ib  ai§  ber  üon  ©ott 
bem  '^olf  gegebene  ^önig  für  bie  ^egrünbung  be§  ©laubenS 
in  ber  üoreyilifdjen  ^tit  eine  gro^e  33ebeutung   i)at    9Jlit  ber 


22  ^ap-  1-    ®'e  palaftinenfifcfie  (Synagoge. 

5lbnig§5eit  tritt  eine  beutlid)e  SSeränberung  in  ber  religiöfen  33e= 
trad)tung  ber  @efd)id^te  ein.  3Bä{)renb  in  ber  ätteren  ©efd)id)te 
bie  5?rieg§Ieute  unb  9?egenten  al§  @otte§  ®aW  befdjrieben  finb, 
an  n)elrf)er  baS  3Sol!  erfäf)rt,  ha^  @ott  e§  al§  fein  93otf  be= 
trachtet  unb  r\a6)  feiner  @üte  an  if)m  t)anbelt,  übernimmt  feit 
ber  "iiegrünbung  be§  ^önigtum§  überraiegenb  ber  *:]3ropt)et  biefe 
^unftion.  ^er  33ote  @otte§,  ber  bem  ^oU  ©otte^  Sort  bringt, 
wirb  in  erfter  ?inie  @otte§  S^n^t,  unb  aucf)  an  i^m  mirb  eine 
al(mäd)tige  ©nabe  offenbar.  2)enn  obgteirf)  er  junädift  ®otte§ 
Uniüillen  über  ba§  3>er!^alten  be§  23oIfe§  au§5ufpred)en  ^at  unb 
i^m  al§  ©träfe  ben  Untergang  anfagt,  fteüt  er  über  bie  2Ser= 
fünbigung  be§  @ericf)t§  bie  ^ufage  ber  (£r{)a(tung,  2Bieber- 
f)erftetlung  unb  3Serf)errIid)ung  be§  ^^ütf§,  morin  fid)  ®otte§  ^reue 
in  if)rer  3^oIIfommen'f)eit  offenbart.  Unb  at§  fid)  nun  biefe  pro= 
pt)etifd)en  SBorte  erfüllt  I)atten,  ba§  "öolf  untergegangen  mar  unb 
bod)  mieber  einen  neuen  9(nfong  fanb  unb  nod)maI§  ein  (S)e= 
fd)id)t5lauf  auf  bem  alten  ©runb  unt^  mit  bemfelben  !^errlid)en 
3iel  begann,  ba  mar  ein  ftarfer  ©laube  in  ber  ©emeinbe  be= 
grünbet,  nid)t  nur  al§  33ejat)ung  ®otte§  übert)aupt,  fonbern  in 
ber  33eftimmtl)eit,  ba^  @ott  al§  emige  @nabe  erlannt  unb  bejaljt 
roorben  ift.  9)lit  biefem  reid)en  @lauben§befi^  ging  :3>^ract  in 
bie  fr)nagogale  S^xi  l^inein. 

^ie  innere  ©eftalt  feine§  ©lauben§  mar  baburd)  bcbingt, 
ba^  e§  je^t  roeber  Könige  nod)  '^|3ropl)eteu,  mobl  aber  ha^  Sort 
berjenigen  befa^,  bie  it)m  @ott  früt)cr  gegeben  f)atte.  ^ie  t)on 
it)nen  ftammenbe  ©d)rift  bilbet  je^t  feinen  göttlid)en  '•-l^ofii^,  ba§ 
üon  il)m  5U  bemat)renbe  -Heiligtum.  ®er  ^uibe  nimmt  baburd) 
©üttlic^cä  in  fein  Seben  auf,  ba^  er  ba§  vropt)etifd)e  2Öort  bei 
fid)  trägt.  2)er  meltt)iftorifc^e  33emei§  für  bie  ©uergic  beö 
©laubeng,  mit  ber  bie  fi)nagogale  ©cmeinbe  ba$(  it)r  gegebene 
SOBort  an  fid)  50g,  ift  bie  Ä'anonificrung  9Jiofe§  unb  ber  ^|iropl)eten, 
il)re  ^ilbfonberung  unb  @rl^öl)ung  über  jebeS  anberc  SBort  unb 
5hid),  unb,  \va^  bamit  in  engem  ^ufammenbang  ftcbt,  bie 
tMlbung  ber  Sd)ule  unb  bcö  ^Habbinat^5.  Um  ber  '•■IMbel  miUeu 
ift  bie  6d)ule  crrirf)tet  roorben,  ^u  bem  ^n^ä,  jebeS  ®lieb  ber 
®cmeinbe  in  berfelben  511  untcrmoifen.  ^bve  5t>nntnici  mirb  alö 
ber  für  jebermanu  unentbcl)rlid)e  '■i^ofil^  gefdiätU.   "iBo  fid)  bavum 


2)er  ®laube  an  ba§  ©efe^.  23 

3uben  befanben,  ob  in  ^^^ufarem  ober  in  Sabglonien  ober  in 
diom,  tt)ir  finben  fie  im  ^e[i^  ber  33ibel  unb  ber  Sdjule,  unb 
ber  ©abbat!)  ift  ber  XaQ  be§  33ibelftubium§. 

2)ie  @efaf)r,  bie  biefen  @tanb  ber  ®inge  begleitete,  ift  oon 
^^aulu§  baburd)  frf)arf  beleud)tet  raorben,  ba^  er  ba§  „@efd)riebene" 
unb  ben  „@ei[t"  ju  einanber  in  2(ntit{)efe  fe^t.  ®ie  Si)nagoge 
f)at  §n)ar  oerfud^t,  ficf)  gegenwärtig  ju  I)atten,  ba^  [ie  burcf)  bie 
©d)rift  mit  bem  ©eift  in  33e§ie^ung  gefegt  fei.  ^a^u  t)at  fie 
ben  3nfV^i^ation§begriff  gebilbet,  ber  bie  ©d^rift  ai§  ha§  @r= 
jeugniä  be§  ©eifteö  befd)reibt.  @§  ift  aber  ber  ©t)nagoge  frf)on 
be§tt)egen,  meil  e§  ibr  unmögtirf)  voav,  ben  ©eift  al§  ben  gegen= 
märtigen  ^efi^  ber  ©emeinbe  ju  bejat)en,  nid)t  gelungen,  ben 
©eiftbegriff  lebenbig  ju  erl)a(ten.  ^nbem  ber  ©eift  nid)t  anber^ 
roirifam  gebarf)t  mirb,  aU  fo,  ba^  er  bie  (3cf)rift  infpiriert, 
bereu  ^n^alt  um  fo  me^r  al§  göttlid)  unb  geiftlic^  gilt,  je  mel)r 
er  über  ha^  bemühte  eigene  Seben  be§  ^^ropt)eten  I)inaufgerücft 
wirb,  mirb  nic^tö  ©anjeS,  nid)t  bie  @int)eit  unb  2;otalität  einer 
lebenbigen  ©eftattung  oon  ibm  ermartet.  ©eine  (^ahe  ift  etmaig 
üereinjelteg  unb  bleibt  über  ber  ^^erfon  unb  if)r  fremb.  ®er 
©eiftbegriff  unb  ber  ©taubengbegriff  ftel)cn  aber  in  enger  S^lelation 
5U  einanber,  ba  jener  bie  äßeife  beftimmt,  mie  ba§  ©öttUc^e  fic^ 
bem  menfd)Iid)en  SßoUen  unb  Sßiffen  ju  eigen  gibt. 

®ie  ©rf)rift  gab  ber  ©emeinbc  33erf)ei^ungen  unb  ©efe^e. 
@§  tag  in  ber  ^^latur  ber  ®inge,  ba^  bie  le^teren  it)re  ^tufmer!* 
fam!eit  §uerft  befc^äftigten ;  benn  fie  beftimmen  unmittelbar  bie 
©egenmart  unb  ba§  eigene  ^anbetn  be§  SSolf§. 

©eit  ber  diixdkl)v  au§  bem  ©yil  gilt  c§  al§  feine  n)id)tigfte 
3(ufgabe,  al§  bie  ©runbbebingung  feine§  i8eftet)en§  unb  @e^ 
beit)en§,  ))a^  ha§  ©efe^  jur  2lu§füf)rung  gebrad)t  merbe.  ®ie 
2;reue  gegen  ©ott  erholt  il)re  fonfrete  ^^affung  in  ber  2:reue  gegen 
ba§  ©efe^.  ]m:  5U  fein,  mirb  barum  ein  mefentlicf)e§  2JierfmaI 
be§  i^rommen.  ®a  in  ber  auf  einer  naturf)aften  39afi§  fiel)  er= 
bauenben  ©emeinbe  immer  fo(d)e  üorI)anben  finb,  bie  an  ben 
©eboten  be§  ©efelje^  teid)tfertig  l^anbeln,  fonbert  fid)  ber  ^rei§ 
berer,  bie  in  biefer  ^infid)t  treu  unb  barum  für  bie  an  ber  @r= 
füllung  ber  ©ebote  ^ntereffierten  junerläffig  finb,  oon  ber  großen 
SJlenge  ab.    äRit  feftem  ©prad)gebraud)  t)ei^t  bie  3Jlifd)na  bie 


24  ^('P-  1-     ~ie  palttfttnen[i)cf)e  Spnagocie. 

in  bcr  33cüt)ad)tung  ber  ©a^ung  5^orreften  bie  c^:dn;i  „^JBer  ift 
l^ier  ]üü:V'  fragt  ber  ^;pf)arifäer,  wenn  er  an  einen  Ort  fornrnt, 
unb  jebermann  rcei^,  ma§>  er  meint,  m.  dem.  4,  8. 

%a§  9]eue  S^eftament  entf)ält  für  ben  @rnft,  mit  bem  bie 
©t)nagoge  'Oa§  göttlid)e  ®ebot  be^anbelt  t)at,  feine§meg§  Xah^l, 
al§  läge  in  ber  unbebingten  Unterwerfung  be§  gefamten  ^anbe(n§ 
unter  ha§  @efe^  an  ftc^  fd)on  eine  33erle^ung  ober  auct)  nur 
©rfc^roerung  be§  @Iauben§.  '2)er  93orrourf  ^efu  unb  ber  SIpoftel 
gegen  bie  33ertreter  ber  @efe^e§treue  lautet  nidjt:  eure  Streue, 
euer  %ki%  euer  @ef)orfam  finb  ju  gro^,  fonbern  umge!ef)rt:  i^r 
feib  bem  ©efe^  untreu  unb  unge't)orfam/)  ®ie  uorbefialtlofe  ^e= 
jat)ung  beä  @efe^e§  nötigte  üietmef)r  biref't  pr  kräftigen  9lu§= 
bilbung  be§  @Iauben§.  5lein  ^ube,  ber  @ott  nid)t  traute,  tonnte 
bem  ©efe^e  treu  fein,  ©omot)!  menn  man  auf  ha^  i^ki,  al§ 
roenn  man  auf  ben  Urfprung  be§  @efe^e§  faf),  fonnte  ber  @e= 
f)orfam  gegen  baSfelbe  nur  burd)  ©tauben  entfielen. 

'S)a§  @efe^  bot  fid^  ber  ©emeinbe  a(§  3ßeg  gum  @lüc!  für 
ba§  S3oIf,  tt)ie  für  ben  @in§elnen  an.  ^iefe  ^^olge  (ag  aber 
nic^t  fd^on  in  ber  @efe^e§treue  an  fid)  felbft,  fonbern  begleitete 
fie  a(§  if)r  So^n  burc^  ©otte§  oergeltenbe  %at.  Sßer  fein  .^eil 
im  @et)orfam  gegen  ba§  ®efe^  fud)te,  t)o((§og  einen  SSertrauen^-- 
aft  5ur  Iof)nenben  ©erec^tigfeit  ©otte§,  metc^er  bie  oon  biefcr  ;^u 
ermartenben  ©üter  über  atleS  anbre  fe^te  unb  um  ibretunllen 
auf  iebe§  anbere  ©türf  oerjiditetc,  ba§  fid)  nur  in  ber  3tbit)enbung 
üom  ©efe^  erreid)en  lie^. 

©d)on  ber  ©iracibe  Ijebt  in  biefem  ^iifii»^'"^"^)^^"^  »^cn 
©laubenögebanfen  !räftig  Ijeroor:  2ßer  ©ott  bicnen  unU,  muj? 
'f)m  ©tauben  ermeifen,  roeit  bie  3Serfud)ung  an  il)n  berantritt, 
unb  meil  ©otteä  .^ilfe  ,^eitn)citig  ausbleibt  unb  bonnod)  bejal^t 
fein  lüiU,  Sia]).  2.  ''^laö)  bemfelben  ©efid)ts;pun{'t  gilt  e;^  and)  oon 
bcr  SOöei^f)eit,  ba^  fic  nur  burc^  ©tauben  93efi^  be§  !iO]enfd)en 
mirb,  mcit  fic  nur  burd;  bie  übernninbenc  ißerfudjung  crtangt 
lüivb,  4,  16—19.    ©cgenüber  bem  ©lud  be§  6ünbcr§   neben 

*)  !Cafür  ben  5^ciüciv^  bcutlid)  ju  macl)eu,  ift  iH'tKU'i'i'iitiii  bei  bcr  Ür= 
örteruttfl  bcd  ncutcftamoutIic()cn  (^)lnul'Cll^lllcbnufclK^  eine  .'ömiptfactie,  ba  ein  tiiibcci 
(Jlcnicnt  in  nnfrer  Tinbilion  jnr  (Merin(ifcl)ä(>nnrt  bcd  (Mefel^vx  nnb  bcvMxiIb  nml) 
i,n    DJiün.Miiimii  ber  nente[tnnicntlicl)en  'Jlntitl)efe  rteiU'»  ba*  Wefet»  oevleitet  Init. 


35er  ©taube  an  bae  0efe^.  25 

bei-  eigenen  mü{)famen  nnb  arbeit§r»oUen  (Sviftenj  lüirb  gejagt: 
ftaune  bie  SBert'e  be§  (Sünber^  nict)t  an;  glaube  bem  ^errn  nnb 
bleibe  bei  beiner  3(rbeit;  benn  e§  ift  in  ben  2(ugen  be§  |)erin 
etroa§  Ieid)te§,  fc^nell  ben  3Irmen  plö^Iid)  reirf)  ju  macf)cn,  11,  21. 
^en  ©egenfa^  p  „bem,  ber  am  @efe^  t)eud)elt,"  bilbet  ber, 
roetc^er  bem  ©efelj  ©laubcn  ermeift,  bem  "öa^  ®efe^  auc^  feiner^ 
feit§  STveue  f)ält,  .35,  24.  30,  1—3. ')  2)ie  Unentbel)rlid)feit  be§ 
@tauben§  foroo^l  ^\ix  Erfüllung  beö  göttlid)en  2öillen§,  alsi  jur 
©rlangung  ber  göttlichen  ®ahi,  liegt  bem  ©iraciben  fomit  barin, 
ba^  ber  ^ert  be§  @otte§bienft§  unb  ber  @eje^e§treue  nic^t  un= 
mittelbar  in  bie  (Srfaf)rung  tritt.  %k  relatioe  Unabf)ängigfcit 
be§  natür(irf)en  ^eben§  mit  feinen  (Gütern  unb  Übeln  uom  93er= 
l^alten  gegen  @ott  unb  ba^  @cfe^  ergibt  einen  ber  ©efe^e^treue 
entgegenftef)enben  ©d^ein,  ber  nur  burd)  2:rauen  überrounben  mirb. 
"äi^  bie  3Ser(oc!ung  jum  gräsifierenben  ^eben^genu^  ein 
mäd)tige§  ^Renegatentum  jd)uf  unb  fd)Iief3tic^  blutige  3^er[olgung 
bie  @efe^e§treue  auf  bie  ^^robe  ftellte,  ha  roaren  nur  biejenigen 
bie  „freuen",  bie  jugleid)  bie  2;rauenben  roaren  unb  in  ber  Über= 
jeugung,  ba^  ©ott  in  ber  ^Jlllmad)t  beg  SGßunberS  fie  retten  fönne 
unb  fie  wegen  il)rer  2;rcue  gegen  "öa^  ®efe^  aud)  au§  bem  Sob 
jur  meffianifd)en  ^errlid)feit  erroerfen  werbe,  i^r  Seben  nid)t  l)od)= 
fd)äl3ten.  ^m  '^licf  auf  jene  ^eit  fagte  man  in  ber  Si)nagoge: 
„Unter  bem  ^Regiment  ber  @ried)en  fIoI)cn  alle  oor  il)m,  aber 
9Jiattat^ia  ber  ^^riefter  unb  feine  ©ö^nc  blieben  aufred)t  im 
©tauben  an®ott!"-)  So  brüdt  aud)  ber  l)ebräifd)e  9)lann,  ben 
mir  im  erften  3}laftabäerbud)  fennen  lernen,  ba§  dJloiw  ber  Se= 
roegung  baburd)  au^,  ba^  er  ben  fterbenbcn  9Jiattatl)ia  an  feine 
©öl)ne  bie  ©lauben^ma^nung  richten  lä^t.  ®a^  bie  2;reue  am 
@efe^  Don  ®ott  belo{)nt  roirb,  roirb  burc^  bie  ganje  altteftament= 
lid)e    @efd)id)te    cerbürgt.^)     2)a§    erftc    biefer    SSorbilber    ift 


')  Sie  iyenuenbuiu^  von  ifiniaTfieip  burcf)  ben  (Sufet  SJeu  6iraö  ift, 
foiüeit  ber  erf)alteuo  Ijebväifclie  lert  ein  Urteil  erlaubt,  md)t  nur  burd)  pONH 
ueranla^t.    36[33J,3  ftel)t  -iDI  p"»;  11,21  bafleiien  iüal)rici)einlirf)  ii'^  |CNn. 

2)  r.  ®rob.  15,  7:    pm    H^nnoi    HJCD    ini2    bzT^    ]V    ^\^zhü2 

3)  ^k  paranetifd^e  isermenbung  ber  altteftamentlid)en  0efd)id)ten  jur 
(^laubenömaljnuuij    barf    alö   ftänbigeä   Ijoniitetifdjeä   iöefi^uui   ber   Synagoge 


26  Siap.  1.    2)ie  paläftinenftfc^c  ©gnagogc. 

9{bra^am§  (S^Iaube:  „er  würbe  in  ber  23erj'ud)ung  treu  erfunben 
unb  eä  rourbe  il)m  gerechnet  jur  ©erec^tigt'eit /'  2,  52.  '3)a§ 
:?ob  feinet  ®(auben§  @en.  15,  6  ift  mit  ber  Opferung  3|öö^^  h^- 
fammengefa^t,  auf  roetrf)e  bie  „^^erfu(^ung"  beutlid)  I)inroeift, 
ogl.  @en.  22,  1,  weil  fi(^  im  ©ebant'engang  ber  ©i^nagoge  ber 
^lict  nid)t  nur  auf  bie  ^eiat)ung  ber  göttlichen  S^ert)ei^ung, 
fonbern  nod)  mel^r  auf  bie  Xat  richtet,  bie  @ott  atleS  geben 
ttjifl  unb  alle§  für  i{)n  leiben  f'ann. ^)  ®a§  ©tauben,  ha§  if)r 
üorfc^raebt,  ift  mit  2lftit)ität  erfüllt  unb  rairb  §ur  ganzen  Unter= 
rcerfung  unter  @ott.  2)emgemä^  roirb  bie  ®efd)id)te  ber  brei 
im  feurigen  Ofen  erretteten  ajlänner  in  ba§  SBort  gefaxt:  fie 
glaubten  unb  rourben  errettet,  1  Tlat.  2,  59.  ®a§  ift  mit  bem 
6prad)gebraud)  Daniels  ein§,  ber  non  bem  in  bie  :öi)n)engrube 
geroorfenen  fagt:  er  glaubte  @ott.  3n  berfelben  äßeife  get)ürt 
bie  @laubenlmal)nung  au(^  ber  ^rebigt  ber  gried)ifcl)en  ©i)nagoge 
an :  2tbrat)am,  ber  ben  (Bo^n  opfert,  2)aniel  in  ber  l^öroengrube, 
bie  brei  a}^änner  im  feurigen  Ofen  ftet)en  im  4.  9)klt.=^udf)  al§ 
bie  ^eifpiele  be§  ©laubenö  beifammen,  unb  ha^  SRarti)rium  ber 
Sl^affabäerjeit  roirb  at§  i^m  gleicl)artig  baran  angereil)t:  -/.al 
vueig  ovv  ti^v  avzriv  tiigclv  jrqog  tov  ireov  t^oweg.,  lo,  JJ. 
^urd)  i^ren  ©lauben  be^mang  bie  maffabäifcl)e  9Jiutter  il)re 
dualen,  15,  24  unb  jeigte  in  if)rem  STobe  bie  @d)tl)eit  il)re§ 
©laubeng,  17,  2. 

®er  ©egenfa^  jur  SSölligfeit  ber  Eingabe,  bie  in  foldjem 
©lauben  liegt,  rcirb  burd)  neue  ^e5eid)nungen  beleud)tet.  Ser 
nic^t  glaubt,  beffen   „.^erj  ift  geteilt".^)    ®amit  ift  cermaubt, 

gelten.  Sind)  ber  ©iracibe  ermuntert  jitm  (Glauben  burcl)  bie  (Sriuägung:  „fel)t 
ouf  bie  aXiiw  Wefd)lerf}ter:  luer  glaubte  bem  .^errn  unb  luurbe  ju  fdianbcn?"  2, 10. 

*)  Äein  3)ioment  im  iieben  SlbraOamö  iwirb  in  ber  Sijiiagogo  fo  Ijcruor; 
gehoben  wie  bie  Opferung  „"sfaafvS,  ugl.  fd)on  ben  8irncibcn :  44,  20. 

'^)  2)a«i  „nid)t  glauben"  (^)en.  45,  2«  erläutert  3er.  I  burd)  yh^  Xy^d"), 
3er.  II  n^Z*?  3^C{<.  9iid)t  Teilung,  i:'?S,  war  im  .^erjen  9lbral)amsi,  m  Wott 
:^foof  uon  il)ni  forberte,  (Men.  22,  14.  ^er.  II.  I^M»  'J^übrafd)  über  ben  2ob 
.t>arano:  geteilt  luar  ba*  .'öerj  .'öaranvS  inbent  er  fprad):  lucnn  'Jiinuob  ^cieger 
ift,  bin  id)  uon  feiner  ^l^artei,  unb  menn  5lbrnl)am  Sieger  ift,  bin  id)  uon  feiner 
Partei;  barum  fam  er  im  A-eiicr  um,  '^er.  ('•k-n.  11,28.  ;Vifob  fiird)tet,  baf» 
unter  feinen  «Söljncn  einer  fei,  beffen  .t>ers  geteilt  fei,  bafi  er  fremben  (Mietern 
biene,  3er.  Wen.  4»,  1.    I«ie  l)ebrftifd)  6d)reibenben  fogon  bufiir  pt>n  D^  rVT\- 


2;er  GJIaube  an  bae  ©efe^.  27 

ba^  ber  begriff  „.f)eud)Ier"  frf)on  beim  (Siraciben  ftarf  betont 
ift,  ebenfo  im  ^^falter  6atomon§.  2)a  ha§  @efe^  a(g  bie  öffent= 
lid)e  2(ngelegenf)eit  be§  ganzen  33olf§  bcl)anbclt  roirb,  roirb  ba§ 
gotte§bienftlicf)e  3SerI)aIten  für  alle  ©lieber  be§  33oIfe§  ein  gleid)- 
mäßiges,  ^umal  ba  mit  bem  n)ad)fenben  ©ifer  für  ba^  @efe^ 
eine  furd)tbare  3u[tis  ben  @e{)orfam  gegen  ba§felbe  ergmang. 
^abei  fonnte  jebod)  niemonb  überfe^en,  ha^  berfelbe  oft  genug 
nur  äu^erlirf)  mar.  ^er  ^eud)elei  gegenüber  tritt  bie  ^ebeutung 
ber  innerlid)en  unb  aufrichtigen  @ebunbenf)eit  an  ©ott  um  fo 
met)r  in§  Sid^t,  unb  biefe  ungeteilte  @int)eit  im  '4>erl)alten  i^u 
©Ott  !^ebt  fid)  al§  ba§  2öefen  be§  ©taubens  f)erüor.  *) 

^atte  bie  ©emeinbe  burd)  bie  uon  au^en  an  fie  I)erangebrac^te 
33crloc!ung  erlebt,  ha^  fie  nur  baburd)  glauben  fann,  ba^  fie  bie 
2öelt  überminbet,  fo  mad)te  fie  gleidjjeitig  bie  weitere  ®rfal)rung, 
ba^  im  eignen  ^^sunern  bes  ^Dienfd)en  ein  ©egenfa^  gegen  baö 
©tauben  aufftet)t,  fo  ha^  er,  um  glauben  j^u  fönnen,  ni^t  blo^ 
bie  Sföelt,  fonbern  au^  fid^  felbft  überroinben  mu^. 

5(ud)  ber  Urfvrung  be§  ©efe^e^  aui§  ©ott  begrünbet  ein 
glaubenbe§  33ert)alten,  bos  fid)  be^rcegen  al§  ein  wichtiges  ©lieb 
ber  ^römmigfeit  barftellt,  meit  nur  mit  bem  gött(id)en  Urfprung 
aud)  ba§  f)eilige  ^J{ed)t  be§  ©efe^eg  anerfannt  mirb.  ®arum 
bilbet  ber  ©taube  in  feiner  ^Be5iet)ung  auf  ba^  ©efe^  ben  Unter= 
fd)ieb  O^rael^  uon  ben  Reiben :  :v^s!§vae(  fennt  ©ott,  fagt  ber  falfd)e 
&§xa,  unb  glaubt  feinen  !Cerorbnungen,  3, 32,  n)ät)renb  bie  .Reiben 
ben  ^ünbniffen  ©ottes*  miberfprec^en  unb  feinen  3Serorbnungen 
nid)t  glauben,  5,  29.  .^^raelö  Sünbenmeg  roirb  7,  24  in  oier 
^^arallelfä^en  befd)rie.ben,  uon  benen  je  jroei  fo  jufammengeorbnet 
finb,  ba^  ber  negatioe  31u$bru(f  bem  pofitir»en  antit^etifd) 
entfpridit : 

Sie  mad)ten  fid)  ©ebanfen  ber  ©itelfeit  unb  jogen  oor  ben 
^Betrug  ber  ©ünben;  fie  fprad)en  baju:  ber  ^öd)fte  fei  ni^t, 
unb  erfannten  feine  SBege  nid)t;  fie  nerad)teten  fein  ©efe^,  unb 
uerleugneten  feine  ^ünbniffc;  an  feine  Sa^ungen  glaubten  fie  nid)t 
unb  feine  Söerf'e  üollbrad)ten  fie  nid)t. 

'>  npn.  nSljn  unb  n^^nn  lücvben  bie  "illquiüalcnte  lu  inoxniTrg,  ini- 
xQiais  nnb  vnoxQ(v(a&tu. 


28  ^ap-  1-    ®'^  palöftinenfifdie  Sijnaiiofle. 

^k  ©ebanfen  ber  ®itelfeit  roerben  buvd)  bie  Seugnung 
©otteö  erläutert,  unb  bie  !Cerac^tung  bei  @eje^e§  babur(^,  bo^ 
i^nen  ber  ©taube  an  balfetbe  fel)lte.  SRit  ber  2lblelinung  ber 
göttüd)en  2trt  beä  ©efe^el  ift  aud)  feine  |)eil§bebeutung  r)er= 
neint.  3öenn  ^Irael  baSfelbe  all  ©efetj  bei  Sebenl  erfaf^te, 
fo  rcürbe  el  balfelbe  erfüllen;  ber  bem  ©efe^  Ungel)ürfame 
glaubt  SRofe  md)t,  n)eld)er  i^m  erf'lärt,  ha^  ha^  @efe^  fein 
Seben  fei,  7,  130. 

'Der  3öille,  ©ott  mit  ber  3::at  gu  ge^ord)en  unb  bem  ©efet^ 
Untertan  ju  fein,  meld^er  ber  ©emeinbe  il)r  ©epräge  gibt,  unb 
bal  ©tauben,  melc^el  bie  ^Berufung  5U  @ott  üernimmt  unb  bie 
9nitgliebfd)aft  in  ber  ©emeinbe  ©ottel  all  l)ö(f)ftel  ©ut  ergreift, 
Derbanben  unb  ftü^ten  fid)  belt)alb  innerlid).  3lul  ftarfem  ©lauben 
ergab  fid^  eifriger  ©et)orfam,  aul  ber  emfigen  Erfüllung  i>z§  @e= 
fe^el  erneute  3uoerfic^t  ju  ©ott. 

'2)a^  fid)  babei  bal  ©ebot  ber  (3d)rift  unb  il)re  ^et)re  düu 
einanber  nid)t  fc^eiben  liefen,  ba  jenel  bal  3ßii9"i^  oon  ©ott 
beftänbig  uoraulfe^t  unb  beftimmt,  rcurbe  für  bie  9ftid)tung  hcS 
©laubenl  bebeutunglooll;  benn  bie  Sel)re  erfüllt  'Da^  $^eiüuf?t= 
fein  berer,  bie  fie  aufgenommen  baben,  fonftant.  S)al  ©lauben 
ftellte  fid)  baburd)  all  etwa!  §uftänblid)el,  be^arrlic^el  bar,  all 
biejenige  3^orm  bei  33eiüu^tfeinl,  bie  fid^  aul  bem  (Eingang  ber 
(2d)riftlet)re  in  balfelbe  ergibt.  '2)amit  mürbe  aber  aud)  eine 
neue,  t)erinnerlid)te,  permanent  geworbene  ?yorm  bei  Unglaubenl 
erlebt.  'Denn  aud)  roenn  bie  ©c^riftlel)re  übernommen  mürbe, 
fonntc  fic!^  §mifc^en  ber  „Stl)eorie"  unb  ,/]>raril",  5mifd)en  bem 
prinzipiellen  (3al3  unb  ber  font'reten  iVkrime,  mit  einem  Sort: 
5njifd)en  bem  ©ebanfenlauf  unb  bem  Sßitlenllauf,  eine  Trennung 
feftfe^en,  fo  baf?  ber  3Iffirnmtiün  bort  bie  ^Jiegation  f)ier  jur  Seite 
[tanb  unb  jene  entmertete. ') 


*)  Unter  bcn  5lBortcii  (Motte«,  bie  Wlauben  evfürbcnt,  (jcbcii  fid)  bie  pro- 
pt)etif(^en  befonberS  f)eröor,  iceit  fie  fid)  nod)  nid)t  nii  ber  (Meneniünrt  ber 
(Memeiiibe  beiuftOren.  (So  ift  nidjt  ol)ne  ontereffe,  bnf?  fid)  batf  lariuim  beii 
abfoluteii  (^iebrnud)  be«i  20ort«i  bei  i^efnja  uidjt  iiiel)r  niiMteiiiiieu  uernini^,  )oiibern 
bem  C-Miuiben  boe  Cbjeft  in  ben  iUJorten  be<*  '|Uopl)eten  c[iM.  '^ci<s  c-Hmibeii, 
b(i«  ,Vffl)n  »on  'HifM  forbcrt,  wirb  befd)rieben  aH:  (glauben  an  bie  slBorte  ber 
'IJropljctcn,  larjv  :;\ef.  7, 9;  ber  c-Unnbenbe  ,">ef.  2H,  IH  ift  „ber  (Mered)te,  n)e(d)er 


S)ie  Unbebingt^eit  be§  ©laubenä.  29 

®er  befonbere  ^ni)ait  be§  (5)otte§gcbanfen§  beroirft,  ba^ 
allz^,  rüa§>  gu  i^m  in  33e5ief)ung  tritt  abfohlte  ©eltung  unb  Un= 
bebingt^ett  erf)ält.  9Jian  tjat  fid)  in  3^^ael  nid)t  uerborgen,  ba^ 
bie§  Quc^  com  ©tauben  gilt,  unb  haS  SSertrauen  ju  ©ott  al§  ein 
unbebingteg  in  alten  3Sert)ättniffen  be^  £eben§  ju  betätigen  ge= 
fucf)t.  ^^aU^  üon  Slbiabene  fürcf)tete  fid)  vox  bcr  Sefc^neibung 
im  33ticf  auf  bie  Unruhen,  bie  in  feinem  33oIfe  barau§  enyacf)fen 
werben;  ein  ^nh^  t)ätt  it)m  biefeg  ^ögern  at§  fünblic^  oor;  er 
befd)neibet  fid)  fofort,  unb  ©ott  jeigt,  inbem  er  it)n  rettet,  ba| 
„benen  bie  auf  it)n  blirfen  unb  auf  il^n  altein  certrauen,  bie 
?^rud)t  ber  ^römmigfeit  nid)t  oerloren  gef)t/'  on  ToXg  elg  aviov 
artoß'kucüvGiv  '/mI  fiovci)  TrejciöCEVMOLv  c  VMQTtog  ov-a  anoXXvvai 
b  T%  evaeßeiag,  ^of.  3t.  20,  2,  4.  48  «R.  HUein  ©Ott  foU  man 
gtauben ;  fo  fprad)  man  in  ^atäftina.  ^er  um  einige  ^atirjefinte 
jüngere  ©leafar,  ber  9)tobiitI),  l^at  im  ^lid  auf  bie  ©penbung 
be§  9Kanna§  je  für  einen  2'ag  gefagt:  „jeber,  ber  l}at,  iva§>  er 
t)eute  effen  fann,  unb  fagt:  mag  werbe  id)  morgen  effenV  fiel)! 
bem  gebrid)t  e§  am  ©tauben".*)  2)a^  fotd)e  ©ä^e  ätter  al§  "öa^ 
^Jl.  2;.  finb,  §eigt  bie  Sapienj:  bie  munberbare  @rnät)rung  be§ 
3Sol!§  in  bcr  SBüfte  ift  gefd)et)en,  „bamit  beine  ©öf)ne,  bie  bu 
geliebt  t)aft,  ^err,  lernen,  ba^  nid)t  bie  ^ilbung  ber  ^-rüdjte  ben 
3Jienfd)en  ernäl)rt,  fonbern  bein  2öort  bie  bir  ©laubcnben  be= 
mat)rt/*  ib  ^ijt/a  aov  lotg  aol  Ttiarevovrag  diacTqoel,  16,  26. 
*3)ag  göttlid)e  SBort  wirb  al§  ber  ooU  jureidjenbe  ©runb  für  bie 
@rt)altung  be§  9Jienfd)en  bejal)t,  unb  e§  bemät)rt  feine  t)elfenbe 
5Jlad)t  an  benen,  bie  ©ott  glauben.-) 


on  biefeS  glaubt",  libenfo  mit>  (is.  14, 31  baö  ©lauben  an  3)Jo)e  eiloutert  aU 
©laubcn  an  feine  '|.Uopl)etie,  Dt^l.  (5r.  19,  9.  ;^er.  II.  (rine  '^sarollele  gibt  ber 
i.'wtOeite),t  rtei-jenitbei-  bem  abfoluten  TitarEveiv  bei  'pauUiö :  9{öm.  1,  16.  3,  3. 
10,  4.  13,  11.  1  «or.  1,  21.  15,  2  ugl.  ^ol).  20,  8.  25. 

•HJCN   ^DiriD    'J)Jed)iItf)a  ju  (Srob.  16,  19.  491). 

*)  3n  ber  ^ellenifcl)en  3üf;moi'pf)äre  nimmt  bie  '^räjifion,  mit  ber  bie 
p)t)d)ologifd)en  Siegriffe  gefaxt  finb,  beträd)tlid)  ju.  2)ie  3(ufmerffnmfeit  auf  bie 
iniüenbigen  isorgänge  roädjft.  Gö  ift  in  biefer  .^infid)t  nid)t  ot)ne  33ebeutung, 
ba^  ber  gried)ifc^e  unb  ber  paläftinenfifd)e  i'el)rer  barin  jufammentreff en ,  bafj 
beibe  an  ber  ^cpcnbung  be^J  'JJJannaö  einen  :)JJafjftab  für  ba§  (Glauben  geroinnen, 
ta^  roir  (^ott  ju  eriueifen  Ijaben. 


30  Äip.  1.    Sie  pa[tt)tineii|i)d)e  6i)nagoge. 

3)a§  Uav  burc[)brecf)enbe  ^erau^tfein  um  bie  llnbebingffieit 
be§  @Iauben§  ntarf)t  fid)  im  ganzen  33ereid)  begjelben  geltenb. 
®ie  3(bfonberung  be§  5^anon§  com  übrigen  men|d)Iirf)en  SBort 
gilt  nid)t  nur  a(§  relatio,  jonbern  al§  abfolut.  ®ie  Slutorität 
be§felben  baftet  an  jebem  ^udiftaben,  unb  ber  3i^lpi^'ation§= 
gebanfe  mill  t)erbeutlirf)en,  ha^  unb  rceSfialb  burd)  jebeg  ©c^rift= 
roort  bcr  Sefer  ©otte§  eigene§  SOBort  unmittelbar  uernetime.  ^n 
bie  3lrbeit,  ba§  ©c^riftroort  ju  üerftef)en  unb  anjumenben,  legt 
fid)  ein  ftarfer  @ifer;  e§  je^t  fic^  in  ber  ©emeinbe  bie  Über= 
jeugung  burd^,  ba§  biefe  3lrbeit  für  ben,  ber  fie  beginne,  §um 
Seben§beruf  werbe,  neben  bem  fein  gmeiteS  ;^ntereffe  in  gleid)er 
(Geltung  ftet)en  barf.  ©ine  tt)eologifd)e  33en)egung  beginnt,  bie 
nic^t  nur  burd)  bie  SJZenge  unb  hm  @ifer  ber  an  il)r  beteiligten 
SRänner,  fonbern  aud)  burd)  it)re  (Srgcbniffc  eljrroürbig  ift,  "ba 
fie  n)eitl)in  in  ber  ©emeinbe  jenen  ©tanb  ber  ^ibelfenntniS  fd)uf, 
ben  ba§  dl.  2^.  oorauSfe^t  unb  fid)tbar  mad)t. 

®ie  2lbfonberung  ber  get)eiligten  ©emeinbe  öon  ber  übrigen 
9Jienfd)f)eit  unb  be§  üon  @ott  geftifteten  2:empel§  oon  allen 
anbern  .Heiligtümern  gilt  fd)led)tl)in  unb  l)at  emigen  ^eftanb. 
2lbrat)am  unb  SJ^ofe  ert)alten  eine  23erel)rung,  bie  fie  über  alle 
anbern  ©lieber  ber  ©emeinbe  ert)ebt,  unb  in  ben  ©ei^orfam  gegen 
ba§  mofaifd)e  ©ebot  legt  fid)  eine  ?^reubigfeit,  bie  bie  2lu§fül)rung 
feiner  SSorfd)riften  §um  eigentlid)en  ^rv<^d  be§  \?ebcn§  mad)t. 
2lud)  ber  S^iaturlauf  rcirb  ber  göttlid)cu  ^Jiegierung  fd)led)tl)in 
fuborbinicrt,  al§  in  jebem  9}lüment  non  @otte§  3Balten  burd)= 
brungeu  unb  beftimmt, 

.^ierbei  entftanben  aber  (5d)tt)ierig!eitcn ,  bie  bom  ©tauben 
al§  .^emmung  miberftel)en  unb  e§  erfd^üttern.  25.^eil  'üa§,  maS 
natürlid)  ift,  unb  ba§,  voa§  göttlid)  ift,  fid)  uon  einanbor  fd)eibcn, 
ba§  ©tauben  aber  ben  SCBillen  au^>fd)lie^lid)  auf  ©ott  l)inleuft, 
eutftanb  au^  it)m  eine  3)iij3ad)tung  ber  natüvlid)en  fieben^= 
bebingungen,  bie  gefäf)rlid)  luarb.  ^ofept)  bittet  ben  gefangenen 
yj?unbfd)enf  be§  ''^L^barao  feiner  5n  gebiMifen;  bcr  ^Habbinc  fd)iU 
il)n  bcöljalb:  „eö  licf3  ^ofcp^)  bie  ©nabc  fal)ren,  unb  ucvliefi  fid) 
auf  ben  Dbcrften  ber  @cf)cnfcn;  gegen  ba§  6d)riftu)ort:  i)erf(ud)t 
ift  ber  aJiann,  ber  fid)  auf  ^leifd)  uerläfn",  ;>n-.  ©en.  40,  2;J. 
:3ofep()  Uävt  ''].sütipl)ar  nid)t  über  ben  .)>ergang   bev  'Jiinge  auf; 


2)ic  Unbebingtlieit  beö  ©laubenä.  31 

ha^  trat,  jagt  ^o\i])^u§,  n)eld)cr  baburc^  aud)  bic  üeriüanbten 
©ycgejen  batiert,  recf)t;  abfic^tlic^  fd)n)ieg  er,  ireil  er  e§  ©ott 
anVtmfteUte,  3.  H.  2,  5,  1.  60.  ^agar  füllt  an  ber  Duelle, 
bie  if)r  @ott  fcf)uf,  it)ren  (Sd)(aud)  mit  SCßaffer;  alfo,  jagt  ber 
ajiibrajrf),  fel)(te  x^x  ber  ©laube!    r.  ©enej.  53,  19. 

'2)a§  blieb  mrf)t  nur  ^anjelbeflamation  jur  erbaulid)en  3)ar= 
ftellung  ber  biblifrf)en  @ejd)ic^te,  fonbern  griff  ernft  genug  in  bie 
@e|(^ict)te  ber  ©injelnen  unb  be§  33olfe§  ein.  ^ie  ^rage,  ob  ficf) 
ber  ©ebrau^  be§  2lr§te§  mit  bem  ©lauben  »ereinige,  bilbet  für 
bie  ©t)nagoge  fd)on  jur  ^eit  be§  ©iracibcn  ein  ernfte^  ^ilnliegen, 
w^§\)alh  er  38,  1  ff.  mal)nt,  ben  3(r§t  nic^t  ju  oerac^ten.  ^nbem 
er  bie  ärjtliclje  ^ilfe  auSbrüctlid)  mit  @otte§  SBirfen  in  ^u- 
famment)ang  ftellt  unb  and)  bie  ©d)rift  jum  3cu9«i^  für  fie  an= 
ruft,  ma6)i  er  beutlic^,  ba^  er  retigiöfe  33ebenfen  gegen  biefelbe 
Dor  3(ugen  t)at.  '!|3t)ilo  gibt  alle§  nötige  ju  feiner  ^^luölegung, 
ba  er  oon  einer  53enü^ung  be§  ^IrjteS  fprirf)t,  bie  er  al§  glauben^= 
lo§  beurteilt.  „Senn  ben  ^"'^ifißi'"  etn)a§  gegen  il)ren  Sitten 
Suftü^t,  fo  fliel)en  fie,  roeil  fie  fc^on  üorf)er  nid)t  feft  bem  l)elfen= 
ben  ©Ott  glaubteu,  ju  ben  .^itfgmitteln,  bie  baä  ©emorbene  bietet, 
5u  ben  ^Jirjten,  5^räutern,  Slr^neien,  genouer  ®iät,  ju  allem,  mag 
bei  bem  fterblidt)en  @efc^led)t  an  Hilfsmitteln  fid)  finbet,  unb 
raenn  it)nen  jemanb  fagt :  fliegt  bod),  il)r  ©lenben,  jum  alleinigen 
^Irjt  ber  5lrantl)eiten  ber  Seele  unb  la^t  bie  fälfc^lid)  fo  be= 
nannte  ^ilfe  non  ber  bem  Seiben  unterroorfnen  Kreatur  t)er 
fal)ren,  fo  la^en  fie  unb  fpotten  unb  fagen:  morgen  bann!  unb 
finb,  loenn  irgenb  etmaS  jur  2lbtt)et)r  ber  üort)anbenen  Übel  ge= 
f(^et)en  l'ann,  nid)t  2öillen§,  @ott  anjuflet)en.  I^reilid),  roenn  nid)t§, 
maS  9Jlenfd)en  tun,  genügt,  fonbern  alles,  aud)  baS  t)oc^gef eierte, 
fid)  als  fd)äblid)  ermeift,  bann  üerjid^ten  fie  in  ibrer  9^atlofig= 
feit  auf  bie  |)ilfe  uon  anbern  unb  fliet)en  gesroungen,  bie  ^^eigen, 
fpät  unb  mit  SOf^ülje  ju  ©ott,  bem  alleinigen  Reifer,"  de  sacrif. 
Ab.  3«ang.  1,  176,  23ff.i) 


*)  "^l)tIo  bleibt  befanntlid)  bei  feinen  ©ebcvnfen  niemals  feft.  1^ai)ct  ftef)t 
aud}  1,  122  eine  etiüa«S  anber^  cjefnrbte  !Jlu^erung:  bic  primären  Öüter  gibt 
OJott  bnrd)  fiel)  felbft,  bie  33efreinug  uon  ilbetn  bnrcf)  Xöyoi  xid  üyytXot.  öiii. 
TOLT  o7f.i(u  xal  vyffav  fiiv  Tr\v  unkrv  rjg  ov  TiQoriyfTiai  vooog  Iv  roTg  awfxaaiv, 
o  0^(0$  ^ttQiXfTai  dl    kttvroZ  ftovov,  Tr[v  J*  ytvofA.ivriv  xaru  vöaov  (fvyr^v  xai 


32  ^(^P-  1-    ®ie  pnlnftineiififdje  Spuagoge. 

^er  2lr5tfrage  ift  bie  ^rieg^frage  oerrcanbt.  3ojepf)u§  I)at 
in  feiner  Diebe  an  bie  35erteibiger  ^erufalemS  ben  Sa^  üerforf)ten: 
bcr  ©ebraud)  ber  2Baffen  fei  an  ficf)  frf)on  für  ^^m^l  ©ünbe; 
e§  \)abt  feine  Dtettung  nur  üon  (Sott  gu  erbeten,  in  berfelben 
3ßeife  rt)ie  2lbral)ani  bie  Diüdgabe  ber  ©araf)  nur  burd)  fein 
@ebet,  ober  ^iSfija  bie  33ernid^tung  Sanf)erib§  nur  burd)  ben 
@ngel  bc§  ^errn  erlangt  f)aben,  b.  j.  5,  9,  4.  %a§  in  biefen 
©ä^en  cntt)attene  »sola  fide«  ift  feine§n)eg§  Don  ^ofepf)u§  für 
biefen  befonberen  Stnla^  erfunben.  ^n  2:;iberia§  ift  in  ben  auf= 
geregten  SOöod)en,  bie  bem  ©inmarfd)  be§  römifd)en  ^eer§  Doron= 
gingen,  bie  ©enteinbe  an  einem  ?yafttag  ol)ne  SBaffen  in  bie  (5i)na= 
goge  berufen  roorben,  bamit  fie  funbtue,  iiafi  „fie  für  ben,  ber 
@otte§  ^ilfe  erlangt,  jebe  3ßaffe  für  unnü^  balte,"  ^o\.  Vita  5G. 
290  9^.  ®iefelben  @rfd)einungen  traten  fc^on  in  ber  Diotjeit 
unter  @pipf)ane§  t)eruor.  2)ie  jur  unbebingten  Streue  gegen  ha§ 
@efe^  @ntfd)loffenen  waren  !'eine§n)eg§  ol)ne  weitere^  oud)  jum 
^rieg  bereit.  ©§  beburfte  ber  au§brüdtlid)en  9Jlaf)nung  be§  um 
^uba  fid)  fammeinben  5?reife§,  bi§  an  bie  ©teile  ber  paffiuen 
Söilligfeit  jum  S[Rarti)rium  ber  aftiue  Söiberftanb  gegen  bie  fiirifd)en 
SSerfolger  trat,  ugt.  1  2Rf.  2,  40.  ©c^on  @§ra  Ijat  fid)  gefdjämt, 
ben  militärifd)en  ©d)ut3  für  feine  i^araroane  auf  bem  ßug  burd) 
bie  SBüfte  com  Slönig  ju  erbitten,  meit  er  il)m  erlTärt  l)atte,  er 
oerlaffe  fid)  auf  ©otte§  ^ilfe,  ©gr.  8,  22. 

©0  befommt  ba§  2)en!en  unb  .^anbeln  ber  ©i)nagoge  jene 
au§fd)lie^lid)e  ^Kic^tung  auf  ^a§  äöunberbare,  bie  it)m  ein  pban- 
taflifd)e§  ©epräge  gibt.  „Unfere  !i>äter  l)aben  ba»  i)Jknna  in  ber 
SBüfte  gegeffen,  mie  gefd)rieben  ift:  53rot  an§'  bem  .)>innnel  gab 
er  it)ncn  ju  effcn"  ^of).  6,  31;  ba§  erfüllt  bie  ©ebanfen  bc§ 
i8o\U  unb  ergibt  ben  9)k^ftab,  an  bem  e§  bie  göttlid)e  (Mute 
unb  .^itfe  bemi^t.  ®as!  ©lauben  folltc  baburd)  feine  Unbebtngt; 
l)eit  ert)alten,  bie  (^3ott  in  feiner  ^IJJajeftät  über  allesi  'JJatürlid)e 

tfiu  Tf/ffi  y.tu  ülu  htiQixtji,  incy()('«fü)>'  xnl  iniOTt'j/jij  xnl  Tf/vtrij  ro  Soxilr 
tüa'^ni,  TiQüi  t\Xr]ihiinv  oiVo?  xn)  thu  tovtmv  xnl  itffn  rnvTWv  f(i>/Lin(><:. 
Sein  i3rt)Jüanfcn  crl)iM)t  bie  ge|i1)ic()llifl)C  "■JU'boiitimg  bor  oben  uticvtoii  Atolle; 
bcnii  cö  jeijit,  bnfj  folcljc  C^cbanfeurciOcii  il)m  aiKX  foiiior  UmgolMiiig  Diollcicbt 
fd)on  ou«  ber  Sittcrntur,  aii  Mutorltttt  jufommcn,  bie  il)u  folbft  ,u'ilu>oiIig 
bel)crrf(l)t. 


3Me  Un6ebinfltf)eit  beö  ©Inubenä.  33 

erl)öl)t  unb  i>od)  würbe  e§  c^erabe  baburc^  begrcnst  unb  gefnicft. 
^ie  Unterorbnung  be§  ^Jlaturlaufg  unter  @otte;§  S^legicrung  ge= 
lingt  nid)t  mef)r.  ®a  ba§  @öttlicf)e  erft  ha  beginnt,  wo  ba§ 
■}!atürlirf)e  enbet  unb  ba^  glaubenbe  3)er^alten  fid)  nur  in  ber 
^^braenbung  uon  ber  natürlichen  ^^ätigfeit  be§  9}lenjd)en  üüÜ5ief)t, 
entftet)t,  ha  biefe  bod)  nid)t  üernid)tet  rcerben  !ann,  notioenbig 
ein  9ii^  in  ber  Seele.  @§  fommt  5U  einem  iüiberfprud)§üü((en 
SdjiDanfen  junfd^en  bem,  \va§>  man  al§  ©tauben  greift  unb  bod) 
nid^t  feftf)atten  fann,  unb  bem,  xoaB  man  a(§  ungläubig  oeriüirft 
unb  bod)  nid)t  unterlaffen  f'ann.  ®ie  @efd)id)tc  beä  erften  Oat)r= 
^unbert^  jeigt  biefe  Sd)manfungen  in  großem  SJla^.  ©egen 
(Satigutag  ^itngriff  auf  hen  ^Jempel  ift  fein  einjigeg  ©d)iüert  ge^ 
äogen  morben;  bag  3Solf  I)at  nur  mit  S3itten  gegen  ^^etroniuS  gc= 
fämpft  unb  betätigte  eine  unbebingte  SBilligfeit  ^um  maffenbaften 
9Jlarti)rium.  (Siegen  ^Jlero  ift  megen  geringerer  33eran(affung 
(eibenfd)aftlid)  geMmpft  morben,  aber  mitten  im  ^ampf  brad)en 
beftänbig  uneber  pt)antaftifd)e  (Sriüartungen  t)eroor,  meld)e  alle 
natürlid)en  ^Bebingungen  be§  Siegel  überfprangen,  meil  ber  33lirf 
ftet^  auf  @otte§  plö^lid)e  äöuubertat  gerid)tet  mar. 

©id^erer  al§  gegenüber  bem  .^anbeln,  fixierte  \id)  ber  ®lauben§^ 
ftanb  gegenüber  bem  Seiben,  obmot)l  fic^  notmenbig  an  ben 
Sd)mer5  eine  6rfd)ütterung  begfelben  l)eftet,  meil  biefer  immer 
bie  ©egenftrebung  gegen  ha§,  ma§  i^n  t)erurfad)t,  crrcedt.  ®§ 
mar  aber  im  -Jlnfblidt  ber  ©emeinbe  ju  @ott  bie  S3eiaf)ung  feiner 
©ered)tigfeit  unb  feine§  rid)terlic^en  Sßaltenö  fo  fräftig  entmidelt, 
bafj  fid)  im  Seiben  bie  ^Beugung  unter  ba§  göttlid)e  @erid)t  beut= 
lid)  at§  bie  einzig  rid)tigc  Stellung  be§  frommen  ergab,  tiefer 
„red)tfertigt  ba§  Urteil",^)  unb  finft  bamit  nid)t  in  bie  ftumme 
^Hefignation  l)erab,  fonbern  bemat)rt  fid)  einen  ©laubensftaub, 
mcil  er  bieg  in  ber  ®emi^t)eit  tun  barf  unb  tut,  ba§  er  ^b^n  ha- 
burc^  feine  'i>erbunbenl)eit  mit  ©ott  ben)al)re  unb  feine  ^ilfe  unb 
®nabe  fic^  uerfd^affe. 

dagegen  brad)  eine  ät)nlidt)e  (S(^roierig!eit  mie  im  Sßer^ält= 
ni§  be§  natürlichen  '>pro§effe§  ju  ©otte§  Sßirfen,  aucf)  5mifd)en 
bem  menfd)lid)en  ^-reibeit^bemu^tfein  unb  ber  ^ejal^ung  be§  gött= 
lict)en  9tegiment§  l^eroor.    5lm  @efe^  ift  fic^  bie  ©i)nagoge  ber 

1)  er  MOÜjier;t  ben  ]nn  piT:.*. 
©djtattcr,  2)cr  ©loubc  im  3i.  Xeft.  3 


34  Aap.  1.    Sie  palä[tinenftfd)e  Si^iiaiioiio. 

33ebeutung  be§  menfd)üc^en  2öiUen§  beiüu^t  geiuorben,  benn  bal= 
felbe  fovbert  bte  eigene  ®ntfd)lte^ung  be§  9nenfd)en  für  @ott, 
legt  i^m  bte  SBa^I  üor,  hnxd)  bie  er  fid)  für  ober  gegen  ©ott 
entfd^eibet,  unb  gibt  forao'^I  feinem  guten  al§  feinem  böfen  SöiKen 
ben  SKert  einer  ^aufalität,  bie  aud)  r>on  @ott  in  il)rer  (V)ültig= 
feit  geet)rt  wirb,  ba  er  fein  eigene^  ^anbeln  mit  bemjenigen  be§ 
9J?enfd)en  nad)  bem  feften  @efe^  ber  gered)ten  SSergeltung  in 
Übereinftimmung  bringt.  @^  ift  aber  ber  <Si)nagoge  fd)n)er  ge= 
morben,  if}r  ©otte^berau^tfein  mit  i()rem  t'räftig  au§gebilbeten 
fjreif)eit§ben)u^tfein  p  vereinigen. 

2öa§  ber  Sßilte  unb  'öa^  .^anbetn  be§  3J?enfd)en  fd)affen, 
gilt  im  @uten  unb  ^ofen  aU  fein  (Eigentum,  unb  man  uermenbet 
be§f)atb  §ur  Deutung  ber  faufalen  9}lad)t,  bie  it)m  beimo^nt, 
ben  (5)erec^tigfeit§=  unb  33erbienftbegriff.  "^er  9}?enfd)  begrünbet 
burd)  feine  Xai  @ütte§  Xat,  entmeber  burd)  feine  ©d)ulb  @otte§ 
©trafen,  ober  burd)  feine  ®üte  @otte§  ©eben,  tiefer  ©rfotg 
tritt  notraenbig  unb  fid)er  ein  wegen  @otte§  @ered)tigfeit.  tiefer 
@eban!engang  breitet  fid)  burd)  alle  2(u§fagen  über  ©ott  unb 
burd)  bie  ganje  gotte§bienftlid)e  Slrbeit  ber  ©emeinbe  au§.  ©ie 
crfennt  im  @et)orfam  if)re  ^flid^t ;  burd)  biefen  ermirbt  fie,  meil 
er  oor  @ott  ein  SSerbienft  ift,  bie  göttlid)e  ©egengabe.  3In  ber 
9yiad)t,  mit  ber  biefer  ©eban!engang  bie  ©emeinbe  fa^te,  mar 
bie  Energie  i^re§  ©Iauben§  mitbeteiligt;  fie  jmeifelt  an  ber  SBillig^ 
feit  ©otte§  SU  loljnen,  nid)t  unb  e§  ftel)t  \l)x  oöHig  feft,  ba^  ber 
reblid)e  ^ienft  ©otte§  in  fein  Söo^tgefalten  füljrt. 

9ll§  ^emmni§  ftellte  fid)  biefer  ©ebanfengang  bem  ©lauben 
begf)alb  entgegen,  meil  er  ben  ©taubcnben  in  bie  !i>erfud)ung 
füt)rte,  ba^  fic^  fein  33ticf  fpatte  unb  nid)t  mel)r  allein  unb  ganj 
auf  ©Ott  gel)e,  fonbern  fid)  ,^urücf  auf  ben  'il!J}enfd)on  beuge.  (S§ 
eutftel)t  fo  äwifct)en  il)m  unb  ©ott  eine  5t'oorbination,  in  n)eld)cr 
feine  Seiftung  biejenige  ©otte§  eben  baburcl),  ba^  fie  biefe  ht- 
grünbet,  aud)  begrenjt.  ©ottcö  ©ütc  cnbet  mit  be§  ^lJ]enfd)en 
^-Bcrbienft,  unb  bicfe§  mirb  ^ur  9}]ad)t,  bie  über  fein  ©efd)irt'  be= 
ftimmt.  2)as5  ©ottoertrauen  unb  bas!  ©elbftucrtrauen  geraten 
bat)cr  miteinanbet  in  einen  5?ampf,  bei  bem  bie  Steigerung  beö 
einen  bie  6d)iuäd)ung  be§  anbevn  erzeugt. 

3n  ber  ^^ilbung  bei  "•^iarteion  trat  biefo  Sd)umnfung  in  bov 


Tk  tln6ebincitf;eit  be§  Ölauben^.  35 

@(aubeu^frage  öffentlicf)  I)eröor.  ^m  33crtd^t  über  bic  brei  jübi= 
fd^en  ^arteten,  ben  Oofepf)u§  in  bie  9Jia!fabäergeirf)i(f)te  eingelegt 
f)at  A.  13,  b,  9.  171—173,  unterf(lf)eibet  er  fie  einjig  nad)  ber 
SBeife,  raie  fie  @otte§  SfJegierung  mit  ber  3^reif)eit  be§  9J^enfrf)en 
au§gteid)en.  "Der  ©ffener  erroartet  atte§  oon  @ott,  ber  ^^^ari* 
fäer  einiget  uon  ®ott  unb  einiget  com  |)anbe(n  be§  9Jienfd)en, 
ber  6abbucäer  aüe§  üom  menf(^(id)en  3Serf)a(ten.  SBenn  auc^ 
in  ber  ^orm  ber  33eric^t  burrf)  feine  gried)ifd)e  ^ärbnng  gelitten 
l)at,  fo  ift  er  bocl)  in  feinem  Äern  ai§  farf)funbig  onsnerfennen.  ^ic 
Unterfrf)iebe  5n)ifrf)en  ben  ''l^arteien  rcaren  and)  ®lauben§nntcr= 
fci)iebe  im  ftrengen  (Sinn  be§  2ßorte§;  fie  nnterfc^ieben  fid)  non 
einanber  im  SJia^e  beffen,  n)a§  (Sott  pptrauen  fei. 

2)a  bie  üon  ^ofep^u§  it)ieberl)ülte  Duelle  für  bie  offener  einen 
panegi)rifd)en  Xon  l)at,  l)at  bie  üon  i^r  vertretene  9^id)tung  gc= 
urteilt:  bie  uoUenbete  9tbl)ängigfeit,  ju  ber  ba§  im  @ffeni§mu§  mirf- 
fame  paganif(^e  ©lement  biefen  bemogen  i)at,  fei  ber  ©ipfel  ber 
g^römmigt'eit.  Sin  fold)eä  Urteil  ift,  folange  ba§  Selbftuertrauen  unb 
bag  ©ottuertrauen  miber  einanber  in  Spannung  fielen,  mo^l  ner= 
ftänblic^,  ba  e§  bann  ber  überlegenl)eit  ©otteg  über  ben  9Jienfd)en 
jn  entfpred)en  fd)eint,  ba^  biefer  ber  @ottf)eit  gegenüber  auf 
ein  eignet  2ihm  nerjidjte.  ®a  freilid),  mo,  mie  im  *•]?!) arifäig= 
mu§,  ein  fräftiger  Slnfc^lu^  an  bie  ^ibel  üürl)anben  mar,  fonnte 
fid)  nie  bie  ©ntfelbftigung  beg  9Kenfd)en  al§  bie  33ollenbung  be§ 
®lauben§  barftellen.  ^ann  mürbe  e§  aber  jum  fd)rceren  ^^roblem, 
roie  bie  bem  ^Dienfdjen  gegebene  SOBillen§mad)t  mit  ber  ^eiat)ung 
@otte§  in  (5in()eit  ju  fe^en  fei. 

@§  fam  innerf)alb  ber  üom  ^]3f)arifäi§mug  beeinflußten  ®c= 
meinbe  nod)mal§  ju  einer  Spaltung  uon  ber  @lauben§frage  an§, 
ha  fid)  bie  le^te  '»Partei,  bie  ©iferer,  uon  ben  ''^^liarifäern  be§t)alb 
fd)ieb,  meil  fie  ba^  menfd)lid)e  unb  göttlid)e  ^anbeln  anber§  a\§ 
jene  ju  einanber  tu  ^e5iet)ung  brachte.  ®er  'ipl)arifäer  erl^ielt 
jwar  bie  ©rroartung  beg  ^immelreid)§  uon  ®efd)led)t  ju  @efc^led)t 
aufvecf)t,  betete  aud),  mie  bie  Siturgic  jeigt,  täglich  um  baSfelbe, 
tat  aber  nid)t  met)r ;  benn  bie  2(ufrid)tung  be§  9^eid)§  ift  (Sottet 
<Ba(i)Z.  6r  gab  e§  ®ott  anl)eim,  bo^felbe  ju  fd)affen  burd)  eine 
alle§  ueränbernbe  Söunbertat,  unb  fügte  fid)  in5n)ifd)en  mit  @r= 
gebung  unter  ben  '^xnd  ber  t)eibnifd)en  SÖBelt.    ®er  (Siferer  üer= 


36  Ä«P-  1-    -^it?  paläftinenfifd)e  ©^nacjoge. 

roarf  bagegen  "öa^  tatlofe  Glauben  at§  eine  fi^  felbft  jerftörenbc 
^nfonfequeng ,  üerraeigerte  jebem  ^etrn  au^er  ©ott  bie  .^ulbi= 
gung  unb  enuartete  ®otte§  ^ilfe  für  ben,  ber  mit  ber  Xat  beiveife, 
ba^  er  feinen  ^errn  ef)re  al§  @ott  unb  fein  @ut  f)üJ)er  frf)ä^e 
al§  jein  dleiä).  ^ier  war  ni(i)t  rcie  bei  ben  ©abbucäern  ein 
ftumpfe§,  entwertetes  ©otteSberou^tfein,  fonbern  religiöfe  ©nergie 
ber  ©runb,  ber  ju  einer  üerftärften  Betonung  ber  menjrf)Iid)en 
^^flid)t  imb  2lf'tion§mad)t  trieb. 

%a  nac^f)er  bie  neuteftamentlidf)e  ©emeinbe  if)re  @inl)eit  an 
einer  beftimmten  ©eftattung  be§  ®lauben§  f)at,  ift  e§  nic{)t  oI)ne 
33ebeutung,  'öa'^  jd)on  {)ier  i)erfd)iebene  ©eftaltungen  be§  ©laubenS 
jur  ^egrünbung  ber  retigiöfen  @emeinfd)aften  mitgeiüirft  f)aben. 
^nnerl)alb  ber  jübifdjen  ©emeinbe  entftanb  jebod)  fo  nur  bie 
.^ärefe,  weil  bie  ©efamtgenteinbe  nad)  it)rer  natürlid)en  Seite 
auf  bie  @eburt,  nac^  i^rer  religiöfen  auf  ba§  ®efe^  begrünbet  mar. 

2lui§  bem  @rnft  unb  @ifer,  mit  roeld)em  @ott  ber  @e^or= 
fam  geteiftet  unb  ba§  5>erbienft  I)ergeftellt  roirb,  entftanb  in  ber 
©emeinbe  jeneei  bodjgefpannte  ©etbftgefül)!,  melc^eS  un§  3efu§ 
im  ©ebet  jene§  frommen:  „ic^  baute  bir,  baf3  id)  nid)t  bin,  mie 
jene"  bargeftettt  t)at,  unb  ba§  un§  bie  paläftinenfifci)e  Literatur  in 
großem  il^Jafjftab  fid)tbar  mad)t.  Sa§  fid)  al§  3lbmeict)ung  uom 
©efe^  im  Seben  ber  frommen  fanb,  erfdjien  nidjt  al§  midjtig 
genug,  um  biefe§  gu  befd)ränlfen,  ba  fie  ben  ©ruft  ber  «Eingabe 
on  haS  ©ebot  nid)t  entrcertete.  ©benfomenig  mar  ba^:^  ©tauben 
imftanbe  es  5U  regeln  unb  ju  beugen.  @§  mirb  uie(mcl)r  ^um 
^eveirf)  be§  inmcnbigen  iÖebenS  be5ief)ungc4o§  gemadjt,  mcil  bort 
ein  göttliches  ©eben  neben  ber  *!)^rübuf'tiünSmad)t  be§  SRenfdjcn 
feinen  9^aum  mef)r  f)at.  2)aS  ©tauben  ucrfümmert  beMialb  5um 
^rooibenjglauben,  ber  auf  ©otteS  jyül)rung  unb  ©abc  für  ben 
äußeren  ißerlauf  beS  SebenS  l)offt,  bagegen  für  bie  TOefentlid)en 
IHnliegen  beS  3Jienfd)en,  bafür,  ba^  fein  teufen  mabr,  fein  üEBitle 
gut,  fein  ißert)ältniö  ju  ©Ott  ^-riebe  unb  ©enunnfdiaft  fei,  ©ottoS 
nid)t  bebarf.  ©0  beftimmt  man,  nionn  man  arm  luar,  glaubte, 
©Ott  fönne  ^Heid)tum  geben,  ober,  nienn  man  franf  mar,  ©ot( 
fönnc  ©efunbl)eit  fd)affen,  fo  beftimml  fd)eibct  uuin  tuv:-',  nuvo 
ben  inneren  ^^cfenSbeftanb  bcö  ^J)?cnfd)en  aui^madjt,  uon  ©otteS 
©eben,  barum  aber  aud)  üom  ©tauben  ab.    ^afür  forgt  ber 


2)ie  Sßcrbienftlidjfctt  beg  öjlmiben^.  37 

freie  2Bi(Ie  be§  SRenfdfjen  allein.  3)erfelbe  9)lobiit^,  ber  feinen 
Seben§untert)alt  %aa,  für  3:ag  mit  üotlem  @(auben  au§  C^^otteä 
^änben  naljm,  ftellte  feinen  inrcenbigen  Sebengiftanb  ooUftänbig 
unter  ben  SSerbienftbegriff,  unb  I)ielt  feine  ^enntni§  unb  Siebe 
®otte§  fantt  ben  au§  if)r  entfpringenben  Söerfen  im  ftrengen 
Sinn  für  bie  if)m  eigene  ®ered)tigfeit^). 

^ie  unüermeibüc^e  ?^o(ge  mar,  ba^  ber  3Serbienftgebanfe  and) 
auf  ba§  ©lauben  übergriff.  SKeit,  e§  com  @efe^  befofilen  unb 
3U  feiner  Erfüllung  notmenbig  ift,  mirb  e^  ebenfalls  al§  eine 
Seiftung  be§  9}lenfd)en  gefaxt,  n)eld)e  bie  3öo()(tat  ®otte§  nad) 
ber  33ergeltung§regel  errcirbt.  9Jian  l^at  babei  mit  fefter  @r= 
martung  barauf  gered)net,  ba^  @ott  ba§  ©tauben  fd^ä^e,  unb 
betrad)tet  e§  be§t)a(b  al§  eine  9}2ad)t,  bie  bei  i^m  gilt.  3n  ^^^" 
'il)eutung  ber  biblifd)en  @efd^id)te  mad)te  man  gerne  auf  ba§felbe 
aufmerffam  al§  auf  ben  ^aftor,  roeld)er  ben  gött(id)en  ©egen  cr= 
mürben  Ijdbn,  roie  man  aud^  auf  ben  Unglauben  t)inn)ie§  aU  auf 
bie  9}lad)t,  meld)e  bie  Strafe  f)erbeigefüt)rt  ))ahz.  3Ud)t  ha^  33lut 
be§  ^l^affa,  ober  bie  el)erne  Sd)Iange,  ober  9}iofe§  erl^obene  ^änbe, 
al§  ^§rael  ben  Sieg  über  3lmalef"  beburfte,  fiaben  in  fid)  felbft 
bie  5^raft  get)abt,  ^ilfe  ju  gemät)ren,  fonbern  ha§  ©tauben  mar 
bie  ^raft,  roeld)e  biefe  uermittelte.  „^aben  bie  ^änbe  9)]ofc§ 
;3§rael  ftarf  gemad)t,  ober  feine  ^änbe  Stmalef  5erbrod)en,  üiet= 
mebr  mäf)renb  er  feine  ^anb  nad)  oben  t)ob,  fa^  Israel  auf  it)n 
unb  glaubte  an  ben,  ber  ^Diofe  befot)ten  ^atte,  fo  ^u  tun,  unb 
©Ott  fc^uf  i^nen  3eid)en  unb  Gräfte,  ^at  bie  Sd)Iange  (S^lum.  21) 
getötet  unb  (ebenbig  gemad)t?  üielmel)r  roätirenb  er  fo  tat,  faf) 
^^rael  t)in  unb  glaubte  an  ben,  ber  9Jiofe  befof)Ien  ^atte,  fie  p 
mad)en,  unb  ©ott  fc^uf  it)ncn  Teilungen.  9Ba§  für  S^lu^en 
brachte  ba§  ^lut  (be§  -^affa)  bem  ©nget  ober  wa§  für  ^lu^m 
brad)te  e§  3§rael?  33ie(mef)r  roäbrenb  ^§vazi  fo  tat,  unb  uom 
^lut  an  it)re  3:üren  ftric^,  iierfd)ünte  fie  ©ott,"  3Jied)iItf)a  ju 
@yob.  17,  11.  54a.    Söeil  3tbrat)am   glaubte,  mar  er  gered)t; 

*)  ^üt  biefe  ffienbitng  ber  2:^eoIogie  3enifo(emö  ift  i()i*  Bwfi'W'ttenfjoufl 
mit  bei'  flriec{)i)cfjen  S^J^eologie  jit  beaäjkn,  ba  bie[ev  bei  ber  .s^errfdjoft  beö 
luöenbbeciriff'S  ber  'iproüibeujbegriff  bem  ©tauben  ben  S"l)aft  gf^-  3)aö  „^er- 
bienft"  ()nt  nirf)t  o()ne  bie  öitfe  ber  „Xugenb"  feine  .'oerrfc^erftellunc?  erlangt. 
(S'^  ijab  il)r  jiuar  eine  religiöfe  J-ärbung,  überiuanb  fie  aber  nid)t  innerlid). 


38  ^"P-  1-    ~i2  paläftinenftfd^e  ©pnagogc. 

bamit  war  für  bie  ^I)eotogen  —  lüir  I)at)en  2lu§|prücf)e  barüber 
frf)on  a\i§  bem  erften  ^af)rt)unbert  a.  (£f)r.  ^)  —  nirf)t  nur  erftärt, 
roarum  er  felbft  in  ber  ^yreunbfd^aft  @otte§  ftanb,  fonbern  and), 
roarum  ^§rael  au§  3lgt)pten  erlöft  unb  t)a^  rote  9)leer  gefpalteit 
rourbe.  ®a§  ge)cl)at),  „wegen  ber  @ered)tigfeit  be§  @tauben§, 
n)eld)e§  ^Ibra'fjam  an  ®ott  geglaubt  {)atte". 

©in  ©louben,  lüie  2tbraf)am  e§  f)atte,  erfdjeint  bem  Z^to- 
logen  a(§  etroag  S3en)unberung§tt)ürbige§  unb  @ro^e§.  ®arum 
ftellt  e§  i'^n  nic^t  nur  für  feine  '^^erfon  in  @otte§  2ßo^tgefaEen, 
fonbern  bient  ber  ©emeinfd)aft  @otte§  mit  ^Srael  für  immer 
5um  @runb.  @§  mirb  fteüoertretenb  aurf)  für  bie  fpäteren  ®e= 
frf)lerf)ter  mirffam,  unb  bedft  it)ren  @Iauben§mange(.  Söieberum 
mürbe  3(bral)am  be§f)alb  gefagt,  ba^  fein  ©efc^Iec^t  in  frembem 
Sanbe  bienftbar  fein  muffe,  raeil  er  nid)t  glaubte,  ^er.  ©enef.  15, 13. 
3Bie  ber  ©egen,  ber  t)on  2tbraf)am  au§ge{)t,  ber  Sof)n  für  fein 
©tauben  mar,  fo  ift  auc^  ^a§  Seiben  feinet  ©ef(^lec[)t§  in 
älg^pten  @otte§  ©träfe  für  2Ibra^am§  Unglauben  gemefen.  ^aJob 
fat)  bie  {)immlifrf)en  ^^ürflen  ber  SBeItmäd)te,  ber  ^abi)Ionier, 
SJieber,  @rierf)en,  9tömer,  auf  ber  Seiter  f)erauf=  unb  t)erunter= 
fteigen.  @ott  fagte  auc^  if)m:  fteige  f)erauf!  „®r  glaubte  nicl)t", 
unb  barum  ift  ^^rael  ber  ^errfcf)aft  ber  2öeltmäd)te  unterrcorfen 
in  biefer  Qtxt,  r.  Seoit.  29,  2.  S)enn  ber  Unglaube  ift  eine 
9)lad)t,  rceil  mit  i^m  üerfd)er5t  wirb,  ma§  ©ott  gibt. 

9Jlan  meinte  fo  gläubig  ju  benl'en,  fal)  aber  nid)t,  ha^  ha§ 
©tauben  burd)  biefen  ©ebanfengang  in  @efat)r  mar,  ^u  uerlieren, 
ma§  e§  jum  ©lauben  mad)t.  2lud)  al§  ©laubenber  ftanb  ber 
SHeufd)  nid)t  mef)r  empfangcnb  üor  ©ott,  nid)t  mel)r  auf  feine 
©Ute  gemanbt,  fonbern  er  uerl)ielt  fid)  aud)  im  ©tauben  gebenb 
unb  tciftenb  für  ©ott.  SDem  9)lenfd)en  fällt  bie  '^Ut'tioität  ^u, 
©Ott  bie  ^^affiüität  aud)  in  bem  burd)  'i)ci?->  ©tauben  eutftebenben 
33erbanb  mit  ©ott.  3)kn  vertraut  auf  bie  9J?ad)t  be§  ©tauben^, 
glaubt  an  fein  ©tauben,  fo  bafj  bicfcS  ba§  6clbftbemuf?tfoin 
ftcigerte,  nic^t  regelte,  unb  ce!  gegen  ©ott  ücrfd)lof?  unb  oerfteifte, 
nirf)t  reinigte. 

i\wn  (Sclbftücrtrauen  gefeilt  fid)  immer  al»o  ^i^cgleitov  bie 
!!Üerjagtl)eit,  locil  esf  bem  ::)Jieufd)en  nie  mivflid)  gelingt,  an  fid) 

')  e.  (Srläutcniitd  8. 


5)te  25erbienft(irf)feit  be§  ©(aubens.  39 

felbft  SU  glauben.  2)ie§  beutet  fid)  aud)  in  biefem  ©ebanfengang 
baburc^  an,  ha^  man  bem  ©lauben  ber  SSäter  ftelloertvetenbe 
aHad)t  5ufd)rieb,  unb  auf  tt)r  ©lauben  fein  5ßertrauen  fe^te.  9Jlan 
I)atte  boc^  nid)t  ben  9Jiut,  felbft  biefe§  üerbienftooüe  ©tauben  ju 
l^aben,  fonbern  füf)lte  ficf)  glaubenslos  unb  tröftete  firf)  nun  mit 
bem  ©lauben,  ben  einft  2lbrat)am  ©ott  ermiefen  f)ot. 

@§  würbe  aber  nie  unbeutlic^,  ba^  ba§  @efe^  nid)t  blo^ 
©lauben,  fonbern  ben  burc^  bie  %at  üoUsogenen  ©ef)orfam  forbere. 
^af)er  bilbet  man  bie  formet  „2öert'e  unb  ©taube",  bamit  burd) 
fie  bie  gefamte  Seiftung  bc§  9?lenfd)en  für  @ott  befc^rieben  fei. 
%a  ha§  ©efe^  erft  in  ber  tatfäc^tid)en  93ottfüf)rung  ber  non  it)m 
fonfret  umgrenzten  '>|3ftic^tcn   gefd)ie^t,   fommt  e§  burd)   „gute 
SGBerfe"  jur  ©rfültung,  fo  ba^  fid)  @otte§  ä^ert)ättniS  sunt  9Jlenfd)en 
nad)  feinen  3Ber!en  bemi^t.    ©ie  bitben  t)or  (Sott  feinen  ©djatj, 
^f.  (Ssr.  7,  77;  fie  finb  bie  ^'ammer,  in  ber  fid)  ^^xad  üor 
©otteS  3orn  fd)üt3t,  fo  ha^  bie  a)kt)nung  ^ef.  26,  20  bebeutet: 
ge^e  t)in,  mein  3Solf,  mad)e  bir  gute  2öer!e,  ha^  fie  bid)  in  ber 
l^eit  ber  Oiot  beden,  2;arg.  ^ef.  20,  20.   %ev  ©taube  ift  üon  ben 
Sßßerfen  baburd)  unterfd)ieben,  ba^  er  bem  ^nnenteben  anget)ört, 
ift  ober  aud)  uon  ©ott  geiuotlt,   ein  unbebingt  geforberteS,  unb 
beSt)atb  uerbienfttic^eS.     '^a,  meit  in  ber  2tner!ennung  ©ottcS 
unb  in  ber  33eiat)ung  be§  ©cbotS  atS  be§  2öeg§  gum  Seben  ber 
innere  ©runb  atleS  gefe^nui^igen  ^anbetnS  tiegt,  fo  fann  ber 
©taube    auc^    attein   atS  ha^  3lttribut   be§   ©ered)ten  genannt 
werben,   ©o  ftettt  ber  falfd)e  @§ra  ben  Sünbern  biejenigen  gegen= 
über,  n)etd)e  burd)  ©tauben  fid)  einen  <Bd-)a1^  fammetn.')    ©ott 
aber  üottftänbig  benannt  werben,  wa§  bie  ©erec^tigfeit  be§  9Jlenfd)en 
üor  ©Ott  auSmad)t,  fo  mu^  beibeS  üerbunben  werben:  man  wirb 
gerettet  unb  entftiet)t  bem  ©erid)t  ©otte§  burc^  feine  SBerfe  unb 
burd)  ben  ©tauben,  %%  ©Sr.  9,  7.   ^n  ber  3Serfud)ung  ber  testen 
3eit  werben  bie  bewat)rt,  wetd)e  äßerfe  unb  ©tauben  an  ben 
3lttmäd)tigen  t)aben,  13,  23. 

Tlii  ber  ^-i^ermengung  üon  ©tauben  unb  (5etbftbejaf)ung,  bie 
aus  ber  ^urüdbeugung  beS  ©taubenS  auf  bie  Söürbigfeit  be§ 
93lenfd)en  fto^,  war  ber  ©d)u^,  ber  e§  üom  Fanatismus  fd)ieb, 

1)  6,  5:  antequam  consignati  essent,  (jui  fide  thesaurizaveiunt. 
^sameci  unb  0un!el  lefen:  cjiii  tidem  thesaurizaverunt. 


40  Äitp-  1-    ~ie  paläftinenft[d)c  Synagoge. 

Scrftört.  2öir  fto^en  borum  in  ber  ©t)nagoge  auf  §af)treirf)c 
SQBorte  iinb  93orgänge,  bie  ein  fanatijd)e§  ©epräge  t)aben.  ^k 
eigene  9)leinung  unb  @otte§  3BiUe,  ba§  eigne  fRei^t  unb  ©otte§ 
Stecht  fliegen  ungefdf)ieben  ineinanber,  unb  jene  roerben  mit  bem 
rücf[id)t§Iojen  ©ifev  uerteibigt,  ber  nirf)t  in  ber  (Selbftbeja^ung, 
fonbern  nur  im  eckten  ®ienft  @ütte§  rid)tig  i[t.  "iliiefelben  ^^aftoren 
madEjten  aud)  bie  ©renje  §n)ifd)en  htm  ©lauben  unb  bem  2lber= 
glauben  unficf)er,  ha  e§  biefem  mefentlid)  ift,  ha^  er  bie  ^^oftulate 
feine§  2)enfen§  unb  SOBoIIeng  mit  ber  äöirllid)teit  nermengt. 

SJlit  biefer  ©eftaltung  be§  @Iauben§  ftanb  in  faufaler 
2ßed)felbe5ief)ung,  ba^  ber  ^nfjalt  ht§  @otte§bemu§tfein§  üer= 
armte.  Sßeil  ba§  @efe^  aB  9}littler  gn)ifrf)en  @ott  unb  bem 
9JJenfd)en  ftef)t,  mirb  e§  für  baSfelbe  ju  einem  ^auptgebanfen, 
ha^  ©Ott  ber  9flid)ter  fei.  tiefer  mirb  aud)  burd)  ba§  ©tauben 
nid)t  ergänzt  unb  überfd^ritten,  meit  aud)  biefe§  bcn  ißergettung§= 
gebauten  über  fid)  ^at.  %amii  ging  aber  bem  Seben  be§  ^-rommeu 
bie  ©int)eit  üertoren,  raeit  ba§  im  9^ed)t  begrünbete  Urteil  unb 
3SerI)aIten  ©otte^  auf  bie  uielen  einjetnen  .^anbhingen  be§  9J?enfd)en 
belogen  rcirb.  ®er  begriff  ©ered)tigfeit  löft  fid)  in  einen  "^hival 
auf,  ha  bie  einjetnen  ©rmeifungen  be§  ©lauben§  ober  Unglaubens 
unb  bie  einzelnen  ©rfütlungen  ober  Übertretungen  ber  ©ebote 
jebe  für  fic^  jur  2tnred)nung  unb  !Cergeltung  tommcn.  ©in  @r= 
gebni§  entftet)t  erft  burd)  bie  göttlid)e  ©d)(u^red)nung,  iueld)c  bie 
einzelnen  ©(auben§=  unb  äBerfoerbienfte  abbiert  unb  mit  htn 
Übertretungen  oergleid^t  unb  ba§  ©d)hi^urtei(  au§  biefer  33er= 
gleid)ung  5iet)t.  %a§  Ü^erI)äUni§  5U  ©Ott  bleibt  baburcf)  für  ba§ 
ganje  irbifd)e  Seben  unfertig  unb  fc^u)ant'enb ,  u)omit  fid)  ha§ 
©tauben  auflöft  unb  nur  ein  ^offen  übrig  bleibt. 

1)a§  ergab  ^ilflofigfeit  gegenüber  bem  ©d)ulbbeiuuf?tfeiu, 
bem  gefät)rlic^ften  ©egner  be§  ©laubenS.  ©owic  biefeö  aufbrad), 
löftc  !i>er5meiflung  bie  fed'e  3»y'^^'fift)t  ah.  ®a§  8d)ulbbeunif?t= 
fein  unb  ber  93ufjgebanfe  get)en  aber  feit  bem  @yil  ftarf  burd) 
bie  ©emeinbe  unb  werben  fomobi  burd)  it)rc  'ii^efd)äftigung  mit 
ber  Sd)rift,  als  aud)  burd)  bcn  büftern  ;i>er(anf  il)rer  ©cfd)id)te 
immer  neu  erjeugt.  ^ie  (5r,vil)lung  über  ben  2:ob  be§  ,3orf)auan, 
Soljn  beS  3f»fft^i/  ^^^  ""t»-'^'  benjenigen  Sd)riftgclol)vlon,  u>oldio 
bcn  ^ranb  bes!  Tempels«  überlebt  I)aben,  für  bon  gri'tfUou  galt,  ift 


2)er  Übergang  3ur  3>erjagtf;eit.  41 

in  biejer  ^infid)t  ü)pif(^:  „^{§  er  hant  rvav,  befucfiten  if)n  feine 
jünger,  unb  al§  er  fie  ]ai),  fing  er  an  ju  rceinen.  Seine  jünger 
fagten  gu  if)m:  Seud)te  ^§rael§,  ©äule  jur  red)ten  ©eite,  ftarfer 
.Jammer,  weswegen  rceinft  bu?  er  fagtc  it)nen:  wenn  fie  mirf) 
Dor  einen  5lünig,  ber  ?^leifc^  unb  ^lut  ift,  brärf)ten,  ber  je^t  ba 
unb  morgen  int  ©rabe  ift,  beffen  ^orn,  wenn  er  mir  jürnt,  !ein 
ewiger  ßorn  ift  unb  ben  id)  mit  2Borten  befd)wirf)tigen  ober  mit 
@e(b  befted)en  fann,  fo  würbe  ic^  tro^bem  weinen,  unb  je^t,  ha 
man  mid)  uor  @ott  bringt,  ber  ewig  lebt  unb  bleibt,  beffen  ^orn, 
wenn  er  mir  jürnt,  ein  ewiger  3orn  ift,  unb  beffen  33anbe,  wenn 
er  mid)  binbet,  ewige  ^^anbe  finb,  unb  beffen  Stötung,  wenn  er 
mid)  tütet,  ewige  STötung  ift,  unb  htn  id)  nid)t  mit  SBorten  be* 
fd)wid)tigen  unb  nic^t  mit  @elb  befted)en  fann,  \)a  Die(mef)r  jwei 
Sßcge  üor  mir  finb,  ber  eine  u\§  ''|>arabie§,  ber  anbere  in  bie 
©e'fienna,  ol^ne  ha^  id)  wei^,  auf  welchen  man  mid)  füf)ren  wirb, 
fotl  id)  nid)t  weinen?"  b.  berak.  28  a. 

@§  finben  fid)  uon  anbern  9?abbinen  aud)  entgegengefe^te 
3(u§fprüd)e,  bie  fto(§e  9iut)e  über  ibr  ewigem  ©efd^id  ausbrürfen. 
3fber  gerabe  biefe§  (5d)wanfen  mad)t  bie  (Sd)wierigfeiten  beutlid), 
mit  beneu  ber  ©taube  unter  bem  ßiefe^e  gerungen  I)at.  ®ie 
(Si)nagoge  vermag  e§  nid)t  au§5ufd)(ie^en,  ba^  ein  Seben,  weld)e§ 
aU  üollenbeteei  33eifpie(  ber  @efe^e§treue  gelten  barf,  bod)  in 
ber  Unfid)er()eit  uerläuft,  ob  ewige§  2iihm  ober  ewiger  2:ob  fein 
@nbe  fei.  Xa  ©otte§  Urteil  nod)  »erborgen  ift,  bleibt  jeber  auf 
feine  eigene  ©d)ä^ung  angewiefen,  bie  je  nad)  ber  (Sd)ärfe  feinet 
®ewiffen§  unb  bem  äußeren  'i>erlauf  feine§  Seben§  unb  ber  ®e= 
famtrid)tung  feine§  @mpftuben§  üerfd)ieben  fein  fann. 

@§  wirb  bat)er  fd)on  in  ber  ©gnagoge  auf  bie  ©terbeftunbe 
ein  befonbeve§  @ewi(^t  gelegt,  ha  an  ber  .^altung  be§  Sterbenben 
offenbar  werbe,  wie  ©ott  über  it)n  urteile  unb  rva^  fein  So§ 
brüben  fei.  2)ie  3:rabition  bewat)rt  nid)t  nur  uon  ^oc^anan, 
fonbern  aud)  oon  anberen  ^et)rern  bie  legten  Sßorte.  33i§  jum 
2:obe  bleibt  ha§  3>erl)ältni§  be§  3}lenfd)en  ju  @ott  unentfd)ieben 
unb  unertennbar ;  mit  bem  STobe  fixiert  e§  fid),  we$l)alb  e§  nal)e 
lag,  in  ber  3(rt,  wie  jemanb  ftirbt,  ein  ^tidim  ju  fel)en,  ha§ 
über  fein  Sc^icffat  im  3enfeit§  5(uffd)lu^  gibt. 

®ie  5(potalr)pfen  geigen  ba^felbe  ©d)wanfen,  wie  bie  9iabbinen. 


42  Aap.  1.    S5ie  paläftinenfifrfje  ©pnagoge. 

S)cr  falfd)e  ®§ra  I)at  bie  U^errcanblung  be§  trauernben  3iön§ 
in  bie  t)errlid)e  ^reubengeftott  be§  f)immltfd}en  O^^'ufalcmg  al§ 
in  58ätbe  eintretenb  üerfünbigt;  bennod)  ift  ber  ©ebanfengang 
be§  53ud)g  tro[tIo§.  SDa§  fc^roere  @efd)ide  ;3§rael§,  fein  neue§ 
(Bxil,  ift  unmittelbar  @ntl)ü(lung  feiner  Sc^ulb  unb  bofuntentiert 
biefelbe  in  it)rer  ©rö^e,  \v^§l)alh  von  ©rfütlung  be§  @efe^e§ 
feine  Stiebe  fein  fann.  ©o  regt  ficf)  in  bem  ^ud)  etiDa§  dou 
.^öUenangft.  ®§  giefjt  firf)  bitter  bie  5^Iage  burc^  ba§felbe:  o  2lbam, 
\va§  t)aft  bu  getan!  @§  ftef)t  unter  bem  ©d^rerfen  be§  Sßorte§, 
bo^  Diele  gefd)affen,  aber  menige  au§ern)ät)It  finb,  ba^  im  ^ampf, 
ben  'Oa^  Seben  iebem  notraenbig  auferlegt,  ber  ©ieg  nur  raenigen 
Sufätlt,  unb  niemanb  mei^,  ob  er  ben  (Sieg  geminne.  @§ra  ätcl)t 
fid)  atlerbing§  t)om  mangeinben  Sßerf  auf  ben  ©tauben  ^§rael§ 
jurürf.  Söenn  e§  aud)  ba§  @efe^  nid)t  erfütit  t)at,  fo  bleibt 
it)m  boc^  cor  ben  Reiben  ber  9iu!^m,  ba^  e§  ©ott  fennt  unb  an 
feine  53ünbe  glaubt,  3,  32.  5lber  ^erul)igung  finbet  ber  ®e= 
banfengang  in  biefer  'Betonung  be§  @lauben§  nid)t,  meil  er  felbft 
bto^  at§  oerbienftlic^e  Seiftung  in  ^etrad^t  fommt  unb  fid)  barum 
fofort  mit  bem  ^emu^tfein  »erbinbet,  ba^  biefe  Seiftung  un= 
genügenb  fei  unb  bie  Erfüllung  beä  ©efe^eS  im  SBcr!  nid)t 
erfe^en  fönne.  ©o  wirb  alle  biefe  5^lage  unb  3lngft  fd)liepic^ 
lebiglid)  auf  bie  ^rei^eit  be§  SRenfd)en  oerroiefen,  fraft  beren 
er  mit  eigenem  SGBillen  ®ott  oerleugnet  unb  ba§  ©efe^  übertritt, 
fo  ha^  er  fid)  über  ©otte§  ©erid)t  nid)t  bel'lagen  t'ann,  unb  auf 
ben  9floum  jur  S3u^e,  n)eld)er  bem  S!Jlenfd)en  bi§  gum  ^obe 
geöffnet  ift. 

2)iefe§  3lbfterben  be§  ©lauben§  bangt  eng  bamit  jufammen, 
'iya^  fid)  im  @otte§bilb  bie  @rl)abenl)cit,  nbcrnieltlid)tcit  unb  Un= 
fa^barfeit  ®otte§  aU  fein  t)auptföd}lid)e§  3lttribut  barftellt,  \m§ 
roieberum  enge  53e5iel)ungen  jur  ^-affung  be§  ganzen  göttUdjen 
.^anbclnö  in  ben  53egriff  be§  iKid)terö  l)at.  ^"sm  frci)prcd)cnben 
unb  erl)öl)cnben  Sprud;  beä  3iid)terö  mirb  allerbingö  ©üte  an= 
gcfd)aut,  aber  eine  burd)  bie  Supcrtorität  bes*  ©obcnbcn  über 
ben  (Smpfangenbcn  begrcn,^te  ©üte,  bie  feinen  porfönlid)on  ''Ikv 
banb  5mifd)en  beiben  ftiftet.  ^a§  Vob  boö  ^Hid)tor!e!  gilt  ber 
fieiftung  be§  33curtei(tcn ;  fte  ift  nid)t  i^iebc  ^u  il)m  felbft.  ^n= 
bem  ^S'^acl  ®ott   uon  ber  ©emeinfd)aft  mit  bon  'i'Jlonfdjen  fern 


35er  oerBorgene  ®ott.  43 

{)ält  rciü  e§  bte  Sf^ein^eit  be§  @otte§geban!en§  im  ©egenfa^  511 
ben  Reiben  fd)ü^cn,  bte  ®ott  sur  Seit  unb  ^um  9)]enjd)en  !f)erab 
erniebrigen,  aber  e§  oerjagte  bamit  auc^  fic^  felbft  bie  Ieben§= 
DoKe  ^e§ief)ung  p  ©ott.  @§  äußert  fid)  bte§  mrf)t  nur  in  bev 
3Ser!^ülIung  be§  @ütte§namen§  unb  im  ftarfen  2(nteit  ber  @eifter= 
med  am  religiöfen  ßeben  ber  ©emeinbe,  fonbern  namentlich)  aud) 
barin,  "öa^  ber  auf  ba§  93erf)ältni§  §u  @ott  gerid)tete  ©ebanfe 
fortmäl)renb  bei  bem  ftel^en  bleibt,  raa§  in  ber  (Svl)äre  be§ 
menfd)lid)en  @rleben§  unb  SCßi[fen§  Dorl)anben  ift,  unb  nid)t  ju 
©Ott  felbft  üorjufd)reiten  magt.  ®ie  SSeife,  raie  bie  Sargume 
ben  ^ibelteyt  befianbetn,  ift  in  bicfer  ^infid)t  oft  fe^r  bebeutfam. 
®er  ^^^ropl)et  jagt:  @ott  fuc^en,  ber  Überfe^er:  Sel)re  oon  @ott 
l}er  fud)en;  ber  ^]iropt)et:  5U  @ott  umfeljren,  ber  Überfe^er :  jum 
©efe^  ober  ^ur  33ere^rung  ®otte§  umfel)ren;  ber  ^ropt)et:  ben 
i^errn  fennen,  ber  Überfe^er:  bie  ^urd)t  be§  ^errn  fennen;  ber 
*!]3ro|)t)et:  üon  @ott  rceid)en,  ber  Überfe^er:  oon  feiner  ^urd)t 
fic^  entfernen,  ^ie  ©teile,  bie  im  ©ebanfen  ber  6d)rift  @ott 
innc  l)at,  erplt  nun  bie  Si^cligiofität.  ©tatt  eine§  @otte§  t)atte 
;3§raet  nod)  eine  „9f?eligion".  ^JUd)t  ©ott,  fonbern  bie  ?^römmig= 
feit  galt  it)m  al§  ha§  .ipeilfame,  SBertoolle,  ©rrettenbe.  5lud) 
ber  ©lauben^gebanfe  bleibt  an  ben  SJIanifeftationen  @otte§  innere 
l)alb  ber  SSelt  {)aften:  man  glaujbt  an  ba§  ®efe^,  an  bie  ^ro= 
p^etie,  an  ben  '^kmen  ©otte^;  luie  man  „t)or  @ott  betet",  „oor 
©Ott  bient",  fo  glaubt  man  auc^  „üor  @ott",  vy^-.  "^^'^^^  ^«rg. 
^ef.  43,  10.  ©Ott  ftel)t  at§  ber  33erborgene  in  ber  ^^erne,  ben 
ba§  33erl)alten  be^  9J?enfd)en  nid)t  erreid)t.  9lud)  ^a§  ©tauben 
uolläiel)t  fid)  üor  ibm  al§  bem  ert)abenen  S3efd)auer,  ber  eg  mai)X' 
nimmt,  beurteilt  unb  jur  33ergeltung  aufben)al)rt;  aber  ein  !!ßer= 
banb,  ber  bie  ©efd)ieben{)eit  t)on  i^m  überroänbe,  entfpringt  il^m 
nid)t.  3n  bemfelben  9)la^,  mie  ^§rael§  ©elbftberou^tfein  an 
feinem  gefe^lid)en  ©ifer  fid)  l)ebt  unb  fteift,  t)ebt  fic^  oud)  fein 
©Ott  in  bie  ^ö{)e  unb  oert)arrt  in  unerreichbarer  ©efcf)iebenf)eit 
üom  9Jtenfd)en  in  ber  @rf)abent)eit ,  unb  fein  ©lauben  mirb 
beftänbig  uom  53emu^tfein,  ©ott  bleibe  bem  9Jienfcf)en  fern, 
burd)f'reu3t. 

2)ie   Dorau^gefe^te   3lbiüefent)eit    ©otte§    uom    menfc{)lic^en 
Sebeu  gibt  mieberum  ber  5uoerfid)tlid)en  Betätigung  be§  eigenen 


44  Äop.  1.    ®ie  paläftinenft|'d)e  ©i^nagoge. 

2Bi(tcn§  freien  dxaiun.  ©orool)!  in  ber  inteüeftueüen  al§  in  ber 
pra!tijd)en  (Spf)äre  finb  bie  ©rgebniffe  fd)äblirf)  geroefen.  Db= 
raof)!  ha§  2)enfen  ber  ©iinagoge  bie  unbebingte  Beugung  unter 
bie  ©c^rift  §ur  SSorauSfe^img  f)at,  wirb  e§  bennorf)  5ucf)tIo§,  ift 
ber  aSerleitung  burd)  ben  f)eüenijcf)en  9^ationali§mu§  offen,  unb 
ftreift  bie  @ebunbent)eit  au  bie  SBirfüc^feit  unb  bamit  bie  @ruub= 
bebingung  aller  fnicl)tbaren  ^enfarbeit  düu  fiel)  ab.  'J)a§  @r= 
gcbni§  biefer  Stf)eotogie  voav  barum  bei  aller  formalen  @d)rift= 
gläubigfeit  bennod)  eine  n)illfürlid)e  Umgeftaltung  be§  ©d)rift= 
roortS,  bei  ber  ber  :3nterpret  be^  @efe^e§  felbft  §um  ©efe^geber 
geworben  ift  unb  bie  au§  ber  eignen  ^^antafie  gefd)öpfte  :^egenbe 
bie  t)eilige  ®ef(^ic^te  uerbecft  t)at.  ^n  ber  ©ppre  be§  |)anbetn§ 
fonnte  fid)  ba§  (Selbftoertraueu  nur  baburd)  erl)alten,  ba^  bie 
großen  ßiele  be§  @efe^e§  beifeite  geftellt  rcurben  unb  bafür  ein 
angeftrengter  @ifer  für  bie  ^arftellung  ber  ^römmigfeit  in  ein= 
seinen  fid)tbaren  Seiftungen  gepflegt  lourbe.  ^eibe§,  ber  (3tol§ 
unb  bie  Slngft  be§  ^uben,  finb  einträd)tig  an  ber  fid)  nia^lo§ 
fteigernben  "^^räsifion^beroegung  beteiligt,  bie  alle  nad)  au^en  l)er= 
Dortretenben  nieparen  ©rgebniffe  ber  @efe^e§treue  auf§  genauefte. 
fixierte  unb  übertrieb.  3lu§  bem  Umfang  unb  ber  ^^ntenfität  biefer 
3lrbeit  foll  bie  ^iiJ^t^^'fiiilt  gewonnen  werben,  iüeld)e  bie  göttlicl)cn 
©üter  at§  erreid)bar  gu  bejahen  unb  ha§  ©d)ulbbewu^tfein  §u 
füllen  oermag.  Slber  biefe  gange  3lrbeit  jerftörte  fid)  felbft, 
nid)t  nur  beSwegen,  weil  fie  fid)  !eine:§weg§  auf  ben  gefamten 
:3nl)alt  be§  @efe^e§  gleid)mä^ig  begog,  fonbern  fogar  auf  il)rcm 
eigenen  ©ebiet  be§wegen,  weit  fie  genötigt  war,  it)re  ©ä^e  fort= 
wät)renb  wieber  ab5ufd)wäd)en  unb  ein5ufd)ränfon,  bamit  fie  bie 
natürlid)cn  ©yiftensbebingungen  nic^t  jcrftörteu  unb  bie  menfd)= 
tic^c  Sciftung§fäl)igfeit  nid)t  aufl)oben.  Unb  aud)  in  biefer  oer= 
fümmerten  ©eftalt  blieb  bie  am  ©efelj  ,yi  gewinncube  8uoevfid)t 
nur  einem  fteinen  .Greife  gugänglid).  3luö  ber  i)J{affe  ber  @e= 
meinbe,  bem  yiiiT]  cy,  jonbevtcu  fid)  bie  ab,  bie  „eö  über  fid) 
flenommcn  t)abcn,  juoerläffig  ju  fein" ; ')  aber  an6)  biefe  freuen 
ftcl)en  nod)  nid)t  auf  bem  Wipfel  ber  ®efel\e§evfüllung;  über  fie  wirb 
erft  nod)   bev  "I2ri  eiuporgeboben,  fo  bof^  o^:^  fd)liof?lid)  iniv  bor 


Ser  2empel  ale  05Iaubensmotiu.  45 

mit  bem  6tubium  be§  (Sefe^eS  befrf)äftigte  Stanb  ber  Sd)vift= 
gelel)rten  ift,  ber  fid)  ben  ^tutim  beilegen  !ann,  ba§  @efe^  ju 
Ratten,  nnb  biefer  rcirb  nur  baburd)  erreirf)t,  ba^  fid)  bie  Gr= 
füüung  be^  @efe^e§  auf  ben  Formalismus  einer  äu^erlid)en 
2)i§3iplinierung  be§  Seben§  befd)rän!t. 

%a§  ©c^riftmort  unb  bie  @efc^id)te  ber  ©emeinbe  liefen 
niemals  p,  ba^  bie  @nabe  in  if)rem  @otte§bi(b  unterging,  ^n 
biefer  ^infid)t  ^at  fid)  aud)  ber  §n)eite  ©laubenSgrunb,  n)eld)er 
ber  ©emeinbe  neben  ber  ©d)rift  unb  il)rem  ®efe^  im  ^eftanb 
be§  Stempeln  unb  Cpferbieufte§  gegeben  mar,  mirffam  ermiefen. 
"äud)  biefer  bilbete  ä()nlid)  roie  bie  Sd)rift  eine  beutlid^e  5llammer 
5mifd)en  ber  alten  t)ei(igen  @efd)id)te  unb  ber  gegenmärtigen 
©emeinbe  unb  \}kU  i^r  im  ^ercu^tfein,  i>a^  fie  burd)  bie  großen 
Späten  ©otteö  in  ber  i^orjeit  begrünbet  fei.  @§  oerbanb  fid) 
aber  aud)  ein  gegenmärtige§,  immer  neue§  @ut  mit  bemfelben, 
roeil  ba^  ®efe^  mit  bem  SSoUjug  be§  ^ultu§  bie  ^uf^ge  ber 
SSergebung  ber  @ünben,  ber  ®rt)ürung  be§  ®ibzt^  unb  ber 
gött(id)en  ©egnung  öerbunben  ^at.  ©o  biente  ber  Stempel  unb 
ber  gan§e  Äompley  ber  gotte§bienft(id)en  ^anblungen,  ber  mit 
if)m  jufammenbing,  fräftig  §ur  33e§eugung  ber  gottlidjcn  ©üte 
unb  bilbete  bat^er  ein  mirffame^  SJiotiü  ber  ^reube  unb  ^uuer^ 
fid)t  p  ©Ott. 

äßirb  ba§  ©laubcn  jur  SInrufung  ber  güttlid)en  ©nabe,  fo 
entfteljt,  meil  ^ugleid)  bie  S8eiaf)ung  besi  göttlid)en  @erid)t§  mit 
großer  3)eut(id)feit  im  33emuf?tfein  ftel)t,  bie  ?^rage,  n)eld)e§  3>er- 
t)ättni§  5nnfd)en  ber  ®nabe  @otte§  unb  feinem  @erid)t  beftet)e, 
unb  ^ier  fanb  man  in  ^erufalem  bie  @in{;eit  nid)t,  im  3iifom= 
menf)ang  bamit,  baj3  aud)  smifc^en  bem  göttlid)en  unb  menfc^^ 
liefen  SBirt'en  ba§>  lebenbige  ^^anb  nid)t  gefunben  ift.  @ott  ^at 
nac^  ben  Set)rern  ^enifalemS  ein  boppelteS  ,Ma^",  nad)  bem 
er  ^anbelt:  ba§  ma^  be§  9ied)t§  unb  ba§  9Jia^  ber  @üte, 
pT  n"it?p  unb  icn  niD.  ^eibe  ftet)en  unabf)ängig  nebeneinanber, 
mirfen  felbftänbig  unb  begrenjen  fic^  baburd)  gegenfeitig.  .^an= 
belt  ®ott  nad)  bem  9'?ed)t  mit  bem  9Jlenfd)en,  fo  maltet  nid)t 
feine  ©nabe;  rcenn  er  ibm  ©nabe  ermeift,  fo  brid)t  ha§  9ied)t. 
^a§  aber  ber  göttlid)en  ©nabe  jur  33egren5ung  bient,  fe^t  auc^ 
bem  ©lauben  eine  ©c^ranfe  unb  bringt  in  biefer  bie  (Sd)rcanfung 


46  Aap.  1.    S)ie  paläftinen[ifd)e  ©yna^ocie. 

f)inein.  ^$m  Miä  auf  bie  SBeife,  rcie  bie  ©d)rift  ©ott  bezeugt, 
roirb  freilief)  gefagt:  ha§  3Jla^  ber  ©nabe  fei  weit  größer  al§ 
ba§  be§  9?erf)t§,  unb  bamit  eine  geiviffe  3ßat)rf(i)einlid){"eit  erreicf)t, 
ba§  man  ©ott  glauben  bürfe;  ©eiüipeit  blieb  bagegen  uner= 
reicf)bar,  fo  lange  ber  3)lenfrf)  nid)t  bem  in  fic^  einigen  ©ott, 
fonbern  ber  ^oppelf^eit  feiner  beiben  noneinanber  gefd)iebenen 
SBillen  gegenüber  ftanb. 

S)iefer  ?^affung  be§  @otte§bilb§  entfprad)  biejenige  ®eftal= 
tung  be§  ©elbftberau^tfein^,  nacf)  it)elc{)er  bie  ©emeinbe  au§  grcei 
©ruppen  beftanb:  au§  benen,  welche  nid)t  gefünbigt  f)aben,  unb 
au§  benen,  bie  jroar  in  bie  ©ünbe  gefallen  finb,  fidf)  aber  non 
i^r  befel)rt  l)aben,  Sarg.  ^ef.  10,  21,  au§  ©ered)ten,  meld)e  ba§ 
@efe^  t)on  Slnfang  an  beroat)rten,  unb  au§  ©cf)ulbigen,  roeld^e  pm 
®efe^  um!ef)rten,  Sarg.  ^ef.  33,  13,  au§  ^el"el)rten,  HDWn  ^bj;2, 
unb  au§  üollfommenen  @erecf)ten,  plD3  G^pn^j  b.  ©an!^.  00. ') 
33eibe  l)aben  an  @otte§  @üte  unb  9leid)  teil,  bod)  ftel)en  bie 
„33efe{)rten"  tiefer  al§  bie  ®ered)ten.  Unb  nur  biefe  tiefer  ftel^enbe 
©ruppe  bebarf  unb  empfängt  im  ftrengen  (Sinn  gottlici^e  ©nabe, 
meil  ber  @ered)te  ben  ©mpfang  ber  g'öttlidjen  ®ah<i  bei  ©otteS 
9'led)tlid)feit  fud)t,  bie  fein  .^anbeln  nad^  bem  i{)m  anl)aftenbcn 
SBerte  anerfennt.  Sßären  in  ben  fünf  ©tobten  be§  ^orbantalS 
50  ©ereci^te,  10  in  jeber  ©tabt,  fo  märe  bie  33ergebnng,  bie 
benfelben  ju  teil  rairb,  nid)t  mel)r  nur  33 arml)er5i gleit,  fonbern 
n)cnigften§  einigermaßen  in  it)rem  eigenen  3SerI)alten  begrünbet. 
33er5ic^tet  @ott  auf  bie  ^orberung,  baf?  fic^  ®ered)te  finben  muffen, 
bann  »ergibt  er  megen  feinet  @rbarmen§,  ^er.  @en.  18,  21  f. 
SBenn  bu  birf)  unfrer  crbarmft,  fagt  ber  falfcf)e  ®§ra,  n)äl)renb 
mir  nic^t  3Berte  ber  @ered)tigfeit  f)aben,  bann  mirft  bu  @r= 
barmer  t)eiJ3cn;  benn  bie  @ered)ten,  benen  oielc  'iBert'e  aufbe= 
lüaljrt  finb  bei  bir,  o  .^err,  empfangen  au^s  ben  eignen  SBcrfen 
iiot)n;  barin  aber  wirb  bcine  ®ered)tigleit  unb  ©üte  uerfünbigt, 
menn  bu  bid)  berer  erbarmft,  bie  nid)t  auf  guten  SÖßerfen  ftet^en 
tonnen,  «,  .32  f. 

;3fft  e§  bie  eigcntlid)e  üöeftimmung  be§  SJienfc^en,  bafj  er  bor 
ÖJnabe  nid)t  bebarf,  fonbern  fein  93erf)(Sltni§  ^u  ©ott  burd)  fein 

')  2)oö  ÜUtcr  bicfcr  Uiitcvfc[}cibuii!i  ift  burd)  bio  [u'ibon  6öl)iio  in  bot 
(^lelc^niffen  3efu:  ben  umfcl^reiibcii  unb  beu  gcl^oifanicn,  ficl)er  öoftoUt. 


2)er  Tempel  oB  @louben^motir).  47 

eigenes  ^anbeln  orbnet,  fo  bilbet  aud)  baS  ©lauben  nid)t  me^r 
feine  jentrale  ?^-unftion,  fonbern  wirb  jum  9lotbef)eIf  für  bie, 
rcelrfie  gefallen  finb. 

^ie  abfolute  2(rt  bie  aüen  2(u§fagen  über  @ott  eignet,  er= 
fa^t  sroar  aud)  bie  3iu§fagcn  über  ta^  göttlidjc  33ergeben,  fo 
i>a^  biefe§  al§  eine  reid)e,  mäd)tig  burd)greifenbe  @üte  gepriefen 
wirb.  3"^n^^^'  treten  aber  auc^  n)ieber  bie  SSegrenjungen  ^eroor, 
bie  feine  ganje,  gefdjtoffene  ^eiaf)nng  beSfelben  julaffen.  ^t)pifd) 
ift  in  biefer  ^infid)t  ha^  @Ieid)ni§  uom  ^aifer,  ber  ber  ©tabt 
biejenigen  Steuern  erläßt,  iüeld)e  fie  if)m  fd)ulbig  blieb:  „^a§ 
3(tte  ift  lueg;  uon  nun  an  neue  9f{ed)nung."  ®a§  güttlid)c  3Ser= 
geben  tilgt  bie  ©d)utb,  bie  fic^  in  ber  abgelaufenen  Seben§= 
gefd)ic^te  fammelte,  ift  aber  nichts  ©anjeS,  fo  ba^  e§  bie  @int)eit 
ber  ^^erfon  unb  bie  ©efamtt)eit  i^rer  @efd)ic^te  umfaßte  unb  mit 
©Ott  einigte.  <So  lüirb  ein  ©laubeuöftanb  möglid),  luie  i()n  ber= 
jenige  ^attc,  ber  jeben  ZaQ  ein  (3d)ulbopfer  barbrad)te.  ©ein 
©tauben  reid)te  au§,  um  uom  Opfer  bie  Tilgung  ber  ©d)ulb 
biefe-^  2;ag5  ju  erwarten;  für  ben  neuen  ^ag  t)ält  er  bagegen 
mieber  ein  neues;  Opfer  für  erforberlid).  „®ie  SBeifen"  I)atten 
bagegen  nid)t§  ein^umenben ;  nur  als  er  fogar  am  33erfö()nungö= 
tag  fein  6d)ulbopfer  bringen  moüte,  miefen  fie  if)n  §urü(f. 

'S)abei  rairfte  aud)  bie  ^Jiebuftion  be§  ©tauben^  auf  bie  ^^ro= 
üibenj  ftörcnb  ein,  meit  fie  aud)  bem  göttlii^en  SSergeben  bie 
9^id)tung  nad)  auf^en,  auf  bie  2^ilgung  ber  ^^olgen  be§  ^öfen 
im  ©efd)ic!  be§  9)lenf d)en  gab,  mä^renb  feine  innerlid)e  Über* 
minbung,  bie  ©ntmurjetung  be§  ^i)fen  im  9Jienfd)en  fetbft,  nid)t 
in  ben  ^mecf  beS  göttlid)en  li^ergeben§  fällt,  fonbern  bie  Slufgabe 
unferS  freien  2öillen§  bleibt.  2)amit  ftanb  ba§  ©lauben  üor 
ber  ©efal)r,  ein  'Vergeben  ju  beget)ren,  ha^  bie  ©ünbe  bulbete, 
nid)t  übermanb;  unb  biefe  mar  be§t)alb  bcfonber§  ernft,  meil 
man  bie  ^isergebung  am  5lltar  t)olte  unb  ber  ©laubenbe  biefen 
mit  ber  ©emi^t)eit  oerlie^,  t)a^  il)m  feine  ©ünben  «ergeben  finb. 
3Barum  mar,  fragt  ber  D^abbine,  ;vyß^'wf<it^wi  ^iß  „^reube  be§ 
ganjen  Sanb§?"  2Benn  ein  SRenfc^  uoll  üon  ©d)ulben  bortt)in 
ging  unb  ba§  Opfer  barbrad)te  unb  2Serfc»l)nung  für  il)n  gefd^at), 
fo  mar  feine  3^reube  größer  al§  bie,  ha  er  nun  geredjt  meg  ging, 
r.  ©job.  3G,  2.    ^a§  3llter  biefer  ^orm  be§  ©laubenS  ift  burd) 


48  Aap.  1.    2)ie  poläftinen|tf(()e  ©^)Jta(^oc^e. 

ba^  @teid^ni§  ^^\n  Dom  ^öünet:  unb  ^^^arifäer  ge[id)ert,  ba§ 
ebenfalls  oorauSfe^t,  ba^  ber  fromme  als  ein  „®ered)ter"  uom 
2(ltar  lüeggelje.^)  ^a  aber  am  Slltar  bie  Übergebung  burcl)  eine 
binglid)e  Seiftung  vermittelt  raurbe,  roelrfie  ber  Dpfernbe  für 
bie  (Seftalt  feinet  3BilIen§  gleid)gültig  madjen  lonnte,  fo  mar  t)ier 
ber  9taum  für  eine  f^limme  ©ntartung  be§  @lauben§  gegeben, 
rcenn  ber  SÖßille  gu  vergeben  nid)t  jugleid)  al§  SBille  ba§  ^öfe 
5u  überrcinben  gefaxt  unb  bal)er  bie  @emi^f)eit  ber  ^^ergebung 
mit  bem  feft  get)altenen  bofen  SBillen  üerbunben  mürbe.  <2cl)on 
ber  ©iracibe  t)at  fie  beutlirf)  im  3luge  bei  feiner  ^^arnung  vor 
ber  ^urd^ttofigfeit ,  bie  fiel)  auf  bie  gef^el)ene  (5üt)nung  ber 
©ünben  ftüljt,  unb  be§t)alb  meiter  fünbigt,  5,  4—6;  7,  9;  40,  12, 
unb  bie  3lbme!^r  biefe§  boshaften  ®lauben§,  baS  bie  33erufung 
auf  baS  göttlicl)e  23ergeben  mit  ber  Suft  am  53öfen  vereint,  fe^t 
fic^  aucl)  in  ber  fpätern  fi)nagogalen  "^^rebigt  fort.  3lt§  ©d)ut3= 
mel)r  gegen  baSfelbe  bot  fid)  it)r  aber  nur  bie  @infd)ärfung  be§ 
@cbote§  bar. 

2)er  bie  ©emeinbe  geftaltenbe  33efi^  t)at  fie  fomit  jum 
©lauben  gmar  l'röftig  angeleitet,  bagegen  nid)t  oermodjt,  biefe§ 
gegen  fd)roere  @rfrf)üttcrungen  §u  fd)üt^en.  Ungelöfte  SKiberfprüd^e 
burd)!reu3ten  nid)t  blof?  it)r  teufen,  fonbern  aud)  il)r  Üläolten, 
fo  baj^  fie,  übmol)l  fie  'i)a§>  ©lauben  al§  ein  6)lieb  il)rer  reli= 
glöfen  "'^flid)t  empfinbet  unb  betont,  fortmäl)renb  balb  vom 
(Sc^ulbberau^tfein  unb  ber  ?5urd)t,  balb  vom  ^reil)eit§bemuf?tfein 
unb  ber  .^^offart,  bie  bie  eigne  ^eiftung  bcmunbert,  getrieben,  an 
bem  .^alt  5u  geminnen  fud)t,  maS  ber  3)]enfd)  in  fid)  felbcr  Ijat. 

©§  mag  für  bcn  Fortgang  ber  Unterfndjung  nüt^lid)  fein, 
nod)  einmal  ju  formulieren,  mol)er  fid)  biefe  ©d)nnerigl'eiten  er= 
gaben,  ^ie  ©emcinbe  ^at  crfannt,  baf?  &oi{  ein  vollem  3>er= 
trauen  gebül)rt,  meld)c§  fie  einl)eitlid)  in  il)rer  ganzen  l'eben§= 
fül)rung  5u  beftimmen  l)at.  (Srfd)üttert  mirb  biefeö: 
burd)  baö  53erl)alteu  ber  Seit,  baö  ben  ©taubenben  von  (<^ott 
roegtorft, 

')  ,"\cfud  fprad)  mit  feinen  ^uljörern  biiDoit,  \mi  für  ein  a)la»n  ^nSixtu(o- 
fifvoc  niiö  bont  Icnipcl  5iof)c.  3)n^  bor  ri(l)tifle  JBefiidier  bc«(  JcmpoKS  alci 
p^l^  »ueflflel)t,  fteljt  feinen  .'öiJrevn  feft. 


2)ie  ®rfcf)üttennu^eu  beg  0tauben§.  49 

burcf)  bte  in  if)m  felbft  regfamen  ^egefirunflen ,  bie  uon  ®ott 

lüegftreben, 
burc^  bie  Selbftänbigf'eit  bcr  9^atuv,  bic  neben  @otte§  3öa(ten 

i^fcn  eigenen  @ang  \)ai, 
burc^  bie  @d)mer5{)aftigfeit  be§  Seiben§,  bie  un§  sroingt,  un§ 

gegen  unfere  Sage  ju  fträuben, 
bitrrf)  bie  (Selbftänbigfeit  unfere§  3ßi(Ien§,  bie  un§  felbft  für 

unfer  ^anbeln  unb  @efrf)ic!  üerantroortlic^  marf)t, 
burrf)  bie  ©eltung  ber  S^terfitSregel,  rxad)  ber  @otte§  gute  (3aht 

auf  unfere  Sißerfe  unb  unfer  ©tauben  fc^einbar  notnienbig 

folgen  mu^, 
buvd)  bie  23erborgent)eit  ©otte§,  bie  fein  ^43er^atten  ju  un§ 

unfid)er  mad)t, 
burd)   bie  ©d)ulb,  bie  un§  barüber  geroi^  mad^t,  tfci^  mir 

@ott  gegen  un§  f)aben, 
burd)    ben  S^onflit't   bcr  Oütc  mit   bcr  9lcd)t§regel ,    ber  e§ 

ungewiß  mad)t,  raetd)e§  dou  beiben  unsi  gette, 
burd)  bie  begrenzte  SOBirfung  ber  göttlid)en  ®nabe,   bie  un§ 

äwar  i)er5eit)t,  aber  uu'ci  uom  33öfen  nid)t  befreit. 

®af)cr  finben  roir  in  ber  ©emeinbc  neben  bem  ©tauben 

nid)t  nur  Ungtauben,  ber  ©otte§  9^egierung  werneint,  unb  3Ser= 

jagtbeit,  bie  (Sottet   (Snabe  üerneint,  fonbern  aud)  gebrod)ene 

®lauben§fürmen : 

^^euct)etet,  bie  bie  ^eiat)ung  unb  bie  33erneinung  ®otte§  gteirf)= 

jcitig  in  fic^  t)at, 
blüpe  iHefignation,  bie  nur  @otte§  Obmad)t,  nid)t  feine  ©üte 

beiat)t, 
bloßen  2öunbergtauben ,  ber  bie  9iatur  oon  ®otte§  äßatten 

aufnimmt, 
bto^en  iNorfe^ung§gtauben,  bcr  ba§,  n)a§  in  unfercr  ^^Ncrfön^ 

tid)feit  gefd^ie^t,  oon  @otte§  ®nabe  ausnimmt, 
ein  f)offärtige§  ©tauben,   ta§'  fid)  äRad)t  über  ©ott  beimifjt, 
ein  fanatifd)eS  ©tauben,  n)eld)e5  baS,  waS  be§  9)leufd)en,  unb 

ta^,  n)a§  ©otte§  ift,  oermengt, 
•iJtbergtauben,  ber  eigeumäd)tig  retigiöfe  3Berte  fc^afft, 
ein  böSirittigeS  ©tauben,  bae^  bei  ©otte§  ©üte  für  ben  böfen 

^Bitten  ©d)u^  unb  ^örberuug  fud)t. 

©  cl)  l  a  1 1  e  r ,  Tcv  OUaulic  im  OL  Xcft.  4 


50  Üiav-  2.    m\ba$  manhe. 

®a§  S3ilb,  TOeId^e§  ber  ©lauBensftanb  ber  paläflinenfijcf)en 
©emeinbe  bietet,  ift  fomit  fe^r  gemijd)t  iinb  an  einanber  ab-- 
fto^enben  ^Formationen  reirf). 


Hhibas  6laube. 

'Siie  auf  ha§  ©anje  ber  ©emeinbe  gevicf)teten  53eobac[)tungen 
unb  Urteile  werben  !ont'retere  ^eftimmtl)eit  ert)alten,  wenn  un§ 
einer  ber  paläftinenfifctien  3^^t9^"''ff^"  "^^^  2lpo|tel  nad)  feinem 
@(auben§ftanb  ficf)tbar  mirb.  Slfiba  eignet  fid)  bieju,  tei(§  roeit 
bie  biograpf)ifd)en  Stoffe  für  it)n  reid)lic^er  al§  fonft  r)orf)anben 
finb,  teit§  roeil  üon  ben  9Jlönnern,  bie  au§  bem  paläftincnfif(i)en 
Set)rf)au§  be§  erften  ^a^rf)unbert§  Iieroorgegangen  finb,  nur 
^aulu§  ben  gangen  fpäteren  @efcE)id)t§Iauf  nod)  mädf)tiger  be= 
einflu^t  l)at. 

©inen  ®Iauben§ftanb  befa^  Stfiba  nid)t  nur  in  bem  ©inn, 
\)a^  ein  fefte§  ©efüge  üon  Überzeugungen  fein  ^anbeln  leitet, 
fonbern  in  bem  fonfreteren,  bem  neuteftamentlid)en  2Bort  ent= 
fpred)enben  ©inn,  iia^  er  fein  Seben  mit  ©ott  üerbunben  meiJ3 
unb  oon  if)m  beffen  ©eftaltung  unb  Seitung  ermartet.  @r  ift 
mit  feinem  '2)enf'en  unb  SBolten  nad)  oben  gemanbt,  ber  gött= 
Iid)en  S^egierung  ju,  uon  meld)er  er  empfängt,  maä  er  l)at 

(Bd}on  an  ber  @d)öpfung  geminnt  er  ein  @Iauben§motiu, 
nod)  mef)r  an  3§rael§  ©rmä^Iung,  wie  fie  in  ber  Ü^erleit)ung 
bc§  @efet3e§  erfd)eint:  „@§  ift  gro^e  Siebe  @otte§,  bafj  5(bam 
im  53ilbc  (SJotteö  gefd)affen  mürbe,  gro^e  Siebe,  ba^  ©ott  :5§rael 
feine  Sö^ne  nannte,  grof^e  Siebe,  "öa^  er  il^nen  fein  @efe^  gab," 
5(botl)  3,  12.  ^a  il)m  nid)t  nur  bie  natürlid)e  3(u§ftattung  be§ 
9J?enfd)en,  fonbern  nod)  mcbr  bie  Stiftung  ber  gel)eiligtcn  (^3c= 
meinbc  unb  il^rc  UntcrftoUung  unter  (^iotte^i  (^kfel)  auf  beffen 
gro^c  Siebe  5urüdgeF)t,  erfennt  er  in  feiner  ,;^ugel)i.^rigfeit  ju 
^^örael  feine  93erufung  i^u  Wott  unb  t)at  an  biefer  fein  l)öd)fteö 
®ut,  bem  er  jcbcö  anbcrc  ^^icl  freubig  nad)gofcl3t  t)at.    'Jlu^:(  biefer 


Sie  grei^eit  flegeiuiber  ben  natürlid)en  öütern.  51 

@en)i^f)ett,  bo^  ba§   ®cfe^  bie  @abe  bcr  göttlid)en  Siebe  fei, 
entftanb  it)m  eine  unbebingte  ßuDerficfjt  ju  @ott/) 

@r  trat  barum,  obroot)!  er  perft  bettelarm  loar,  bennod) 
unter  bie  jünger  ber  Sßeifen,  unb  nai)m  freubig  jebe  ©ntbebrung 
auf  fid),  bamit  er  in  ber  5lenntni§  unb  Erfüllung  be§  @efe^e§ 
üoUfommen  werbe.  @§  war  in  biefem  Opfermut  auä)  ein  be= 
mu^tes  ©tauben  eingefd)toffen ,  ba§  für  feine  SSerforgung  auf 
©Ott  säf)tt.  ©ein  ©enoffe  Sri)pt)on  gab  it)m  einmal  eine  ©elb= 
fumme,  bamit  er  einen  3(cEer  taufe,  beffen  ©rtrag  beiben  ha% 
forgenfreie  ©tubium  ermöglichen  foü.  3tfiba  gab  fie  armen 
©tubierenben,  ba  ©otte§  ^i>ergeltung  für  bie  SBoI)ltat  it)nen  meit 
reirf)eren  ©eminn  bringe,  al§  e§  ber  Hdfer  üermöd)te.  ^atte  er 
bi§^er  ot)ne  ^aht  in  gläubiger  5trmut  gelebt,  fo  tat  er  e§  aucf) 
weiter  mit  ^reuben.  Wit  bem,  tt)a§  fein  ©enoffe,  ber  9J?obiit^, 
über  'i>a§'  ©lauben  fagte  (ogl.  ©.  29),  ift  er  ein§  unb  füf)rt  e§  in 
bie  ^^^irayiei  ein. 

tiefer  %tt  lä^t  ^mar  oermuten,  ba^  fein  ©tauben  ©eroalt= 
famfeiten,  bie  bie  natür(irf)en  fieben§bebingungen  megftie^en,  nid)t 
au§frf)(o^.  ®üc^  blieb  i^m  eine  prinsipieüe  SSerneinung  berfelben 
DöUig  fremb.  @r  l^ält  fid)  ^mar  für  bered)tigt,  au§  ber  ^reif)eit 
f)erau§,  bie  ber  Siebe  eignet,  ©ott  ein  folrf)e§  Opfer  ju  bringen 
mit  ber  ,3wöerfid)t,  ba^  er  e§  reicf)lid)  Iot)ne,  f)at  aber  au§  bem 
©lauben  an  ©otte§  ^-ürforge  feine  ä^erpflid)tung  jur  Strmut  ab- 
geleitet,  ©r  ift  üietmel)r  im  33crlauf  feiner  Söirffamfeit  felbft 
reid)  geworben,  ol)ne  ba^  er  bie§  at§  eine  33eränberung  in  feinem 
!i^erl)ältni§  ju  ©ott  empfanb.  ©§  tritt  I)ier  beutlic^  ein  gemiffe§ 
9Jla^  innerer  ^reit)eit  t)eroor,  bie  fün)ol)l  arm  al§  reid)  §u  fein 
uermag. 

Über  feine  Stellung  jur  Slrjtfrage  ert)atten  mir  einige  2(u§= 
fünft  buvd)  t>^n  ©pruc^:  ,Mtx  bie  SBunbe  befprid)t,  roeil 
gefagt  ift:  alle  tranff)eit,  roeldie  id)  auf  3igi)pten  gelegt  Ijabe, 


*)  Sead^te  bie  ©emeinfamfeit  unb  ben  Unterfd)ieb  ^mitug  gegenüber. 
Sßeil  S^rael  @otte§  ©ö^ne  finb,  gab  er  i^nen  fein  (SJefe^;  bem  <Boi)ne  fe^t 
öott  md)  ^saitluö  ben  '^päbagogen,  unb  roeil  er  Qoijn  ift,  roirb  if)nt  ber  !Cor= 
munb  beftetit.  Söaö  aber  für  3(fiba  ber  (Srroei^  ber  ()öc{)[ten  i'iebe  ©otteg  ift, 
ift  für  'ipttuluö  burd)  eine  anbre  tSTweifung  feiner  Viebe  überboten,  uon  ber  a\ii 
ber  Staub  unter  bem  (^iefe^  fid)  nod)  nid)t  alö  Staub  in  ber  (^nabe  barfteUt. 


52  tap.  2.    2Wibag  ©laitbe. 

tt)iÜ  icf)  nirf)t  auf  bid^  legen,  unb  auf  fie  fpucft,  f)at  feinen 
2lnteil  an  ber  künftigen  Sßelt"  %o\.  (Banl).  12,  10.  433,  28. 
^a  au^brücEüd)  bie  üon  ber  X^oxa  gegebene  93erl)ei^ung 
ai§  ba§  genannt  ift,  roaS  bei  folc^en  ^ranfent)eilungen  al§ 
©tü^punft  biente,  f)aben  rair  e§  mit  einer  jübifd)en  ©Iauben§= 
Übung  ju  tun,  n)e(d)e  au§  ber  zitierten  SSerI)ei^ung  bie  33ered)= 
tigung  {)erleitete,  bie  ^ranftieit  §u  befpredEien.  Sttiba  l^at 
bieg  al§  Übertiebung  unb  ^^rofanation  be§  göttlidjen  9lamen§ 
empfunben,  bie  er  mit  totaler  3Serurteitung  belegt.  2)agegen 
fielen  für  i^n  bie  ^unftionen  be§  2Ir§te§,  unb  jebenfallg  aurf) 
Teilungen,  wie  fie  oon  ®t)anina,  bem  (3ot)ne  '2)üfa§,  er§äf)It 
roerben,  bie  burrf)  ha^  ®Qbet  üermitteÜ  mürben,  nirf)t  unter  biefe 
33erurteilung.  ^) 

•üfJlit  bem  in  feinem  Greife  jur  "Deutung  be§  Seiben§  üer= 
menbeten  33egriff  „3üd)tigung",  I)at  er  nic^t  blo-^  bie  rciUige  .^in= 
nat)me  be§felben  begrünbet,  unb  bamit  ©rgebung  gemonnen,  auci) 
nirf)t  nur  ein  .^offen  errei(f)t,  ba§  fpäter  uietleid^t  eine  fieilfame 
^rud)t  au§  it)m  entfteljen  fief)t,  fonbern  biefer  ©ebanfe  ftetlt  it)n 
beutlidf)  in  ein  gläubige^  53erf)atten  ju  ®ott,  roeil  bie  oergeltenbe 
(Sererf)tigfeit  @otte§,  an§  ber  bie  ^lic^tigung  ftammt,  eine  pofitioe 
5Ibfid)t  f)at,  unb  ben,  ber  fie  miUig  leibet,  uon  ber  ©cfjulb  befreit. 
3(urf)  in  ber  ^ücfitigung  mattet  bie  gött(id)e  ©üte,  an  metd^e  fid) 
ber  Seibenbe  t)alten  barf. 

3lf'iba  befud)t  mit  Stri)p'f)on,  ^ofua  unb  ©leafar,  bem  ©ofin 
StfarjaS,  ben  franfen  ©liefer.  2)ie  ©enoffen  tröften  biefen  baburd), 
ba§  fie  i^m  fein  uni)erg(eid)lid)e§  5.^erbienft  uorbalten,  ba§  er  fid) 
al§  i*et)rer  ermorben  I)at.  2lfiba  mibcvfprid)t  nid)t;  bie  ©röfje  be§ 
2t\)xzx§,  ber  ben  Jüngern  in§  emige  Seben  t)ilft,  ftel^t  awd)  ibm 
fcft.  @r  t)ält  aber  biefen  ©ebanten  jc^t  nid)t  für  au§rcid)cnb, 
fonbern  fagt:  „foftbar  finb  bie  3üd)tigungen,"  unb  er  ftcHt  bieä 
an  9)ianaffe  bar,  ber  uon  .ipigfia  reidjtid)  über  bie  !tI)ova  be= 
Ic^rt  TDorben  fei,  aber  md|t  burd^  feine  ®e(el)rfamfeit,  fonbern 
burd)  (^3ottc§  3iirf)tigungen  .yi  ibm  befet)rt  morben  ift,  ©ifro 
®eut.  32. 

„©enn  ba§  Wutc  über  bie  .f^eiben  fommt,  et)rcn  fie   il)vo 

';  Cr\>  (oiniiit  v  'i*-  i'iii  ;'ü'.u   ilji'oboroo  in  VltilnK^   Ji'ahi"  uor. 


3)ie  GrOebung  über  baä  Seiben.  53 

©Otter,  unb  lüenn  bie  ©träfe  über  fie  fommt,  flurf)en  fie  iljnen. 
^\)x  aber,  lä^t  Stfiba  ®ott  fagen,  roenn  ic^  ba§  ®ute  über  euc^ 
bringe,  gebt  Sob,  unb  rcenn  irf)  3üd)tigungen  über  eud^  bringe, 
gebt  Sob."')  @r  jitiert  ^f.  116,  13  unb  ^iob  2,  9.  10.  „^aju 
tommt  erft  nod),  ha^  ein  SJlenfd)  fid)  mef)r  an  ben  3üct)tigungen 
freuen  fann,  a(§  am  ©lürf;  benn  obgteirf)  er  im  ©türf  alle  feine 
Xage  ftel)t,  erl)ält  er  für  bie  Übertretungen,  bie  er  l)at,  nid)t  93er= 
5eif)ung.  Unb  rcer  tilgt  il)m  bie  Übertretungen?  ©iet)e,  erfvrirf)t: 
bie  ^üd^tigungen",  9Jled)ilt^a  72b. 

@ine  ^^arallele  ju  ^ebr.  12,  5— 9,  ebenfo  pm  ^^aulinifd)en : 
„mir  rüf)men  un§  ber  'Olot",  liegt  beutlid)  cor.  ^ür  3lfiba  ergibt 
fiel)  bies  au§  einem  boppelten  SRotiu:  einmal  ef)rt  bie  Siebe  ju 
©Ott  i^n  auct)  bann  mit  ^reuben,  wenn  er  bie  ^üc^tigung  t)er= 
t)ängt;  fobann  liegt  in  il)nen  eine  ©abe,  roeil  bie  ©erecl)tigl'eit, 
bie  ©Ott  am  S'i^ommen  erroeift,  it)ren  ^mzd  au§  ber  ©nabe 
empfängt,  unb  if)n  mit  ber  2lbfid)t  ftraft,  bamit  it)m  üersietien  fei. 

^ebe§  9Jiurren  gegen  ©otte§  Söalten  galt  it)m  aB  ftrafbare 
©ct)utb.  ajiofe  flagt  t)or  ©ott:  „Unb  bu  ^aft  bein  SSolf  nict)t 
gerettet!"  Sjob.  5,  23.  Slfiba  umfc^reibt  bag  fo:  „^^  mi%  ba^ 
bu  fie  erretten  mirft;  aber  roa§  t)inberte  bid)  bei  benen,  mel^e 
unter  ben  ^au  gelegt  mürben?"  ^nx  3lu§fc^müc!ung  ber  ©e= 
fc^ictjte  üon  ^§rael§  'Mi  in  'jlgi)pten  gehörte  aud)  ber  <Ba^ :  il)re 
Mnber  feien  in  bie  SJiauern  l)ineingebaut  rcorben.  „^n  jener 
©tunbe  furf)te  ba§  9Jia^  be§  9*tecf)t§  9Jlofe  anjugreifen.  Unb  meil 
©Ott  fal),  ba^  er  3§rael§  roegen  fprac^,  griff  i{)n  ba§  SJZa^  be§ 
^Ked)t^  nid)t  an.  „Unb  e§  fprad)  ber  ^err  ju  SKofe:  je^t  mirft' 
bu  fet)en,  ma§  id)  '!pt)arao  tun  merbe."  2)en  Äampf  mit  ^:pt)arao 
fie^ft  bu,  aber  ben  Stampf  mit  ben  31  Königen  (^anaan§)  fiel)ft 
bu  nid)t,  an  meld)en  ^öfua,  bein  jünger,  yiaö:)^  net)men  mirb. 
'J)arau§  lernft  bu,  ba^  9J]ofe  iet3t  ba§  Urteil  erliielt,  ba^  er  nid)t 
in  ba§  Sanb  t)ineingel)en  merbe,"  r.  (Syob.  5,  27. 

^er  Grnft,  mit  bem  9lfiba  jeben  ^n^eifel  an  ©otte§  bie 
©rrettung  üerbürgenben  ^ü\aQ^  al§  ^^erfünbigung  beurteilt  t)at, 
gehört  neben  bie  <B.  38  zitierten  Söorte  über  bie  9Jlad)t  be§  Un= 
glaubend,  un§  ber  göttlid)en  ^ilfe  ju  berauben,    ©o  mirb  e§  if)m 


54  ^cip.  2.    Srtibas  ölnube. 

äu  einem  ernften  ^-^roblem,  rcarum  benn  bie  großen  9J?änner  ber 
©d)nft  nid)t  al§  bie  be^arrlid)  unb  oollf'ominen  glaubenben  be= 
fc^riebcn  feien,  unb  er  gibt  ber  S^leigung  ^anm,  it)ren  Unglauben 
roeg^ubeuten.  '2)er  ©taube  ift  ja  ©ered^tigfeit  unb  '^ßerbienft,  fo= 
mit  ben  f)oI)en  23orbi(bern  ber  @ered)tigfeit  beftänbig  eigen.  S)arum 
f)ebt  er  auSbrüdfUd)  t)erDor,  ha^  SJiofe  nirf)t  bie  ©rrettung  3§i^aet§ 
au§  3tgi)pten  bejiueifelt  l)aht,  jonbern  ba^  fic^  feine  ?^rage  nur 
auf  "ta^  fd)it)ere  So§  belogen  ^ahQ,  tia^  :^§rael  bi§f)er  gu  erbulben 
{)atte.  2lber  aurf)  in  biefer  begrenzten  ©eftalt  reid)t  ber  SSorrcurf, 
ben  SJlofe  gegen  ®ott  ert)ebt,  !^in,  um  über  i{)n  ba§  göttlid)e  Urteil 
5u  bringen,  n)elcf)e§  i{)n  com  t)erl)ei^enen  Sanb  au^fc^lie^t,  unb 
er  würbe  nur  be^^alb  nid^t  avL§  ber  ©nabe  ©otteg  üerfto^en, 
weit  er  fein  3Bort  fürbittenb  für  ^§rael  fprac^. 

%k  Überzeugung,  bie  er  l)ier  al§  "ipringip  für  bie  ©yegefe 
oerroenbet  ^at,  ^at  er  fet)r  beftimmt  aurf)  auf  bie  ^Beurteilung 
ber  täglid^en  ©rlebniffe  angemanbt.  @r  t)at  einft  feinen  Seigrer 
S'la^m  roegen  feiner  frfirceren  Seiben  beftagt:  n)e{)e  mir,  ba^  id) 
bid)  fo  fef)e!  Neffen  3(ntmort  lautet:  n)et)e  bir,  ba^  id)  bid)  nid)t 
fo  fel)e!  unb  biefe  finbet  it)re  Erläuterung  burd)  ben  ©a^: 
marum  oeradjteft  bu  bie  3üd)tigungen  ?  j.  pea  21b.  ^n  biefem 
^alt  mar  nad)  3ltiba§  Urteil  'Oa^  93ert)alten  ^Jkt)um§,  nid)t  fein 
eigene^,  t)a§  rid)tige. 

@r  I)at  be§l)alb  ben  Slnfprud)  abgelef)nt,  ba^  fid)  im  Seben§= 
lauf  ber  ©ottlofen  unb  ^^rommen  bie  @erec^tig!eit  ®otte§  fo  seigcn 
muffe,  ba^  jene  nur  Unglüdf,  biefe  lauter  ©lud  erleben,  unb  uer- 
neint,  ba^  @lüd  bie  9ted)tfertigung,  Unglüd  bie  SSerurteilung  ber 
SJienfdjen  fei.  „@ott  ift  mit  ben  @ered)ten  unb  ©ottlofen  genau. 
@r  fud)t  an  jenen  i^re  wenigen  böfen  Serf'e  l^eim,  bie  fie  in 
biefer  3ßelt  taten,  um  iljmn  in  ber  !ommenben  SBelt  2öül)lfein 
5U  bereiten  unb  guten  Solju  ju  geben.  @r  bereitet  ben  ©ottlofcn 
2öol)tfein  unb  gibt  il)nen  ben  Sol)n  für  bie  wenigen  ©ebote,  bie 
fie  taten,  in  biejer  'Seit,  um  an  i^nen  33crgettung  ju  üben  in 
ber  tunftigen  Söelt,"  r.  ©enef.  H.'J,  1. 

^aburd)  ift  ber  ^^romme  uom  äufjeren  !i>erlauf  feine?  fiebenS 
unabl)ängig  gemad)t.  2Benn  il)n  basfelbe  erniebrigt  unb  jerbridjt, 
fo  ift  bicö  frcilid)  Strafe ;  aber  bie  Strafe,  bie  bcv  fromme  leibet, 
trennt  il)n  uon  ber  i'iebc  unb  !i>erl)eifjung  ©ottec  nidjt.    Ser  ift 


;E)ie  Gr^ebung  über  ba§  Seiben.  55 

nun  aber  ber  ?^romme?  ^üx  3Iftba  f)eftetc  ftd)  an  bicjc  ?^rage 
feine  Unfid)erf)eit ;  ba§  @efe^  beantroortet  fie  mit  üoller  ®eutlid)= 
feit.  3öer  tut,  rcag  ©ott  gebot,  lüer  ba§  ®efe^  f)ält,  roeffen  gute 
Söerfe  5af)lreic^er  finb,  al§  feine  böfen,  ber  ift  „gererf)t".  2)er 
©tü^punft,  auf  ben  er  ben  frommen  im  Seiben  fteüt,  ift  fein 
gute§  ©eraiffen,  ha^  ^erou^tfeiu  um  bie  9?ebli(^feit  unb  2;üd)tig= 
feit  feine§  @ef)orfam§.  Mit  biefem  uermag  er  nid)t  nur  bie  Strafe 
äu  leiben,  fonbern  firf)  aud)  it)rer  ju  freuen,  raeil  er  burd)  bie 
9(bbü^ung  berfetben  bie  !ßerf)ei^ung  erlangt. 

'^ad)  bemfelben  5lanon  mirb  aud)  ha^'  fd)n)ere  Ungtücf,  ba§ 
über  bie  ^ubeufdjaft  fam,  beurteilt.  @§  barf  biefe  nicf)t  bredjen 
unb  if)re  3uöerfid)t  nic^t  erfd)üttern.  ©^  f)at  üielmel)r  feinen  ^roft 
bei  fid),  meil  e§  it)r  neue  ®elegenf)eit  pr  ^ett)ät)rung  ber  Siebe 
@otte§  gibt.  9^un  „liebt  ^^xati  ®ott  bi§  5um  3:ob",  aKed)il= 
tt)a37a.  ^^on  feinem  eigenen  9Jlarti)rium  mirb  er§ät)It,  ba^  it)m 
ba§felbe  jum  ®runb  ber  ^reube  geworben  fei,  roetl  er  je^t  erft 
lerne,  mag  eö  f)ei^e,  ®ott  mit  ber  ganzen  ©eele  ju  lieben,  ^m 
SSermögen  jum  banf baren,  freubigen  9)larti)rium  erfd)eint  ein 
fräftiger  ©laubensftanb. 

5ll§  er  mit  feinen  ©enoffen  in  '•^uteoti  auf  ber  ^al^rt  nad) 
S^iom  lanbete,  meinten  biefe  unter  bem  ©inbrucf  ber  ©rlj^e  9?om§, 
unb  a(§  fie  au§  ber  ^empelruine  einen  ^ud)§  fpringen  faf)en,  meinten 
fie  rcieberum  im  (Sdjmerj  über  ben  33erluft  be§  2;empel§.  2(fiba 
f)at  an  jenem  unb  biefem  einen  ©runb  ber  ^reube;  gibt  @ot. 
feinen  ^einben  fooiel,  mieoiel  mef)r  feinen  ©öt)nen;  erfüllt  er 
feine  ®rof)ung  fo  bud)ftäblid),  fo  tut  er  baSfelbe  mit  feiner  S3er= 
f)eif3ung,  Sifre  2)eut.  43. 

2)arin  lag  feine  9lbftumpfung  gegenüber  bem  ©d)mer5,  ben 
ber  @efd)id)t§tauf  auf  ba§  SSolf  legte.  @r  l)at  bag  9tätfel  in 
bemfelben  fc^arf  au§fpred)en  fönnen.  @inem  Reiben,  ber  it)n 
fragte,  marum  e§  ©rbbeben  gebe,  fagte  er:  „2Benn  ®ott  auf  bie 
©ötjentempel  fie^t,  rcie  fie  fid)  in  ^Rul)e  unb  2BoI)lftanb  in  ber 
3Belt  befinben,  unb  fein  ^an§  oerroüftet  unb  in  bie  ^ant>  ber 
^einbe  gegeben  fie^t,  bann  ereifert  er  fid)  unb  brüllt,  unb  fofort 
fc^manfen  ^immel  unb  (Srbe;  benn  e§  ift  gefagt:  ber  ^err  brüllt 
megen  3ion§,  unb  megen  :3erufalem§  erl)ebt  er  feine  ©timme," 
r.  @job.  29,  8.    2lud)  biefe§  Sort  jeigt  aber,  ha^  if)m  an  ber 


56  Aap.  ^-    2(fiba§  ©taube. 

^etftövung  bes  Stempels  bie  3uoerfid)t  nid)t  brad) ;  fie  wirb  inel= 
mef)r,  weil  bie  ^eiligfeit  beg  Tempels  üov  (5>ott  gültig  bleibt,  ju 
einem  9Hotiü  ber  Hoffnung,  weil  fie  ®otte§  ^ilfe  {)eran5ie{)en  rairb. 

2Bie  ba§  Unglüd  be§  einjelnen,  fo  bepit  aurf)  baSjenige  ber 
©emeinbe,  gumat  wenn  e§  if)re  -Heiligtümer  üernid)tet,  ben  ®f)araf'ter 
ber  ©träfe;  e§  ift  aber  Don  @ott  über  fie  t)ert)ätigte  Strafe,  unb 
fann  be§f)alb  ba§  SSolf  uon  @ott  nid)t  trennen,  fomie  e§  biefelbe 
au§  @otte§  .^änben  annimmt,  unb  i^n  au^  in  feinem  ©trafen 
at§  gererf)t  cere'^rt.  2)ie  93erbunbent)eit  mit  ®ott,  in  meldte  bie 
©emeinbe  geftellt  ift,  mirb  burrf)  i^r  @efrf)icf  nirf)t  5erbrürf)en, 
fonbern  ))at  an  ber  Unroanbelbarfeit  ®otte§  teil 

®er  @runb  biefer  ßuüerfirfjt  ift  bie  ©c()rift.  (Sott  i)ai  ^§xa^l 
in  ber  ©d)rift  feine  ©ö^ne  genannt;  t)a§  ift  ber  ©rmeiS  feiner 
reid)en  Siebe.  '3)at)er  tarn  oud^  3lfiba§  ^reif)eit  gegenüber  bem 
Tempel  unb  3(ltar,  mit  melrfier  er  ben  3SerIuft  berfelben  ertrug, 
üt)ne  ba^  i{)m  berfelbe  tiefer  in  fein  3Sert)ältni§  p  ©ott  eingriff. 
@otte§  33erf)ei^ung  rcanft  nirf)t,  unb  ber  ©inn  be§  @efe^e§  ift: 
@ef)orfam  ju  fd^affen.  ^n  n)eld)er  SBcife  berfelbe  geübt  merben 
fann,  mirb  burrf)  bie  Sage  beftimmt,  in  bie  ©ott  haä  93olf  uer^ 
fe^t.  .^at  eg  ben  Slltar,  fo  opfert  e§;  roirb  er  it)m  genommen, 
fo  übt  es  feinen  @el)orfam  an  bem,  ma§  il)m  möglirf)  ift. 

5(fiba  l)ätte  ben  93erluft  ber  am  2(ltar  vermittelten  3ieinl)eit 
unb  S^ergebung  nic^t  ol)ne  ©rfrfjütterung  feine§  @Iauben§  ertragen 
fönnen,  menn  baSfelbe  unmittelbar  auf  jene  fat'ramentalen  |)eil^= 
garantien  gerirfjtet  gemefen  märe.  3lllein  fie  gemanncn  für  il)n 
immer  nur  in  abgeleiteter  SBeife  oom  ""^^rinjip  be§  @ct)orfam§  Cin§, 
rocil  fie  in  ber  ©rf)rift  befotjlen  finb,  jum  ©tauben  33e5icl)ungcn. 
®cr  33er5irf)t  auf  biefelben  mirb  freilid)  baburrf)  befrf)ränft,  ha^ 
il)re  iiBiebert)erftellung  in  33älbe  enuartet  mirb,  mi.  pes.  10,  5. 
2lllein  aud)  bamit  ift  il)ncn  nid)t  ein  innerer  ^JBert  jugcmcffcn. 
^\)xe  Erneuerung  erfolgt,  meil  ©ott  fie  befol)lcn,  bie  ©djrift  fie 
Berorbnet  l)at.  "^^ür  bie  Söfung  ber  Kbriftcnbeit  uon  ben  alt= 
tcftamcntlid)en  ©atramenten  l)at  bie  "J^ormation  bess  ©laubenä, 
bie  un§  t)ier  entgegentritt,  SBid)tigfeit.  ^a§  Urteil  be§  ^V^aulu^, 
2  5lor.  :i:  ber  .Hcrnpunft  in  ber  ^iffcrcn^  su)ifd)en  bem  alten  unb 
neuen  ©laubon  loerbc  burd)  bie  'J\-ormel  getroffen:  ©d)rift  ober 
©cift,   beftimmt  fein  il>erl)(iltnis  ju  ^Hfiba  uöllig  forrctl.    ^Mitft 


35ie  3wf erficht  jur  ©rtjrift.  57 

3(t'iba  einiüärtg,  fo  nimmt  er  bort  nur  "ba^  wa^x,  mag  er  felbft 
in  ber  ^robuftiün§mad)t  feiner  3^rei{)eit  unb  Siebe  t)eröorgebradf)t 
I)at.  S55a§  nerbinbet  if)n  mit  @ott?  bie  ©rf)rift.  ©ie  ift  ba§  mtU 
lirf)e,  ha^»  er  beftljt,  unb  fein  ©laube  ift  barum  ©laube  an  bie 
(Sd)rift. 

tiefem  ^at  Slfiba  feine  (Sd)ranfen  gefegt.  „(Sott  fagt:  baö 
Söort  ift  für  eud)  nid)t  teer,  ^eut.  32,  47,  unb  menn  e§  für  eud) 
leer  ift,  marum  ift  e§  fo  ?  2ßeil  i{)r  nid)t  öerftel)t,  eg  §u  erf orfd)en, 
ba  it)r  eud)  mit  it)m  nid)t  anftrengt.  "2)enn  e§  ift  euer  Seben. 
^Bann  ift  ^§  euer  Seben?  Sßenn  i^r  eud)  mit  it)m  anftrengt," 
r.  ©enef.  1,  19.  „3^1^  erforfd)t  bie  (Sprüche  ber  ©d)rift,  meil  it)r 
meint  in  if)nen  emiges  Seben  ju  t)aben,"  ;3o!^.  5,  39;  bamit  ift 
3tfiba§  Meinung  nöüig  rid)tig  formuliert.  '2)a^  bie  ©d)rift  unfer 
2thm  fei,  gilt  nid)t  etroa  nur  uon  einzelnen  ^ernrcorten  berfelben, 
fonbern  bud)ftäblic^  oon  jebem  2Bort.  9Iid)t§  ift  in  ber  Sibel 
bebeutung§tü§,  nic^t§  oI)ne  ^ejie^ung  jur  3Cßei§t)eit  unb  jum  2öer!e 
@otte§.     ^Jhir  bem  trägen  ^2(uge  erfd)eint  fie  leer. 

SGßie  er  fid)  ben  ^nfpiration^norgang  bad)te,  fet)en  mir  5.  ^. 
an  feiner  9(u^Iegung  uon  @rob.  15,  1,  9}led)i(tf)a  35  a.  9'lid)t  nur 
bie  ^Jiieberfc^rift  be§  Siebs  im  ^Qibelteyt,  fonbern  fd)on,  ba^  3§rae( 
e§  ju  fingen  iiermod)te,  gefc^at)  burd)  bie  ^nfpiration.  „'2)er  ^eilige 
®eift  meilte  auf  i()nen  unb  fie  fagten  ha^  Sieb,  mie  Seute,  bie  ba§ 
.^atlel  fagen."  Sßeil  ber  f)eitige  ©eift  bie  ©emeinbe  bemegte,  ant= 
morteten  fie  auf  SJiofeS  ^Jßorte  gteid)förmig  unb  müt)eIo§,  mie 
man  eö  bei  ben  ''l.^falmen  be§  ^allel  tot.  ®a§  ift  biefelbe  3Sor= 
fteliung  uom  Sirfen  @otte§,  mie  fie  in  ben  ^Silbern  non  ber  ^arfe 
ober  i^-eber,  bie  oi)ne  eigenen  3tnteil  bemegt  mirb,  ausgeprägt  ift. 
®er  t)eilige  ©eift  reid)t  bem,  auf  bem  er  root)nt,  bie  3Serfe  ät)n= 
lid)  bar,  mie  bei  einem  gefannten  Xi^ci  ha§  ©ebäd) tniS  fie  uns 
gegenroärtig  mad)t.  ^amit  ift  ber  t)eilige  %iici  oon  ber  "»Perfön^ 
Iid;feit  unb  ©efd}id)te  ber  *']?ropf)eten  abgefd)ieben  unb  ftet)t  über 
it)nen  al§  eine  nöüig  felbftänbige  ©rö^e,  bie  it)re  ©eftalt  auS= 
fd)lief^lid)  burd)  ©otteS  Derborgene  2BeiSt)eit  erl)ält.  Slt'iba  meinte 
fid)  burd)  biefe  ^t)eorie  bie  ©emipeit  §u  fid)ern,  ha^  er  e§  im 
!i)erfef)r  mit  ber  Sd)rift  rcirflid)  mit  ©ott  p  tun  ^ahi,  I)at  aber 
gerabe  burd)  biefen  bie  ©e]d)id)te  auSfto^enben  "JliualiSmuS,  burd) 
me(d)en   er  ©otteS  Offenbarung  nic^t  inS  mirflid)e  Seben  be§ 


58  Aap.  2.    2Ifi5a§  ®(a«5e. 

30'?enfc^en  f)ineinfümmcn  lä^t,  feiner  pf)antaftifd)en  @igenmäd)tig= 
feit  freien  9^anm  i)erfd)afft. 

^iefe  Deutung  be§  Dffenbarung§uorgang§  ftef)t  mit  ber  "^or^ 
mation  feine§  @laut)en§ftanb§  in  genauer  5^orrefpünben§.  SBie 
er  felbft  bei  fid)  nur  bie  eigene  Seiftung  fief)t,  bagegen  bie  ©rf)rift 
mit  if)rem  ®ebot  unb  it)rer  3Serf)ei^ung  al§  bie  üon  ®ott  it)m 
gegebene  (Babe  über  fid)  f)at,  fo  ^at  ber  '^^ropl^et  im  Dffenbarung§= 
moment  hai  ibm  eingegebene  gijttlid)e  Söort  au^er  unb  über  fid), 
n)äf)renb  er  mit  feinem  eigenen  perfünlid)en  Seben^ftanb  uon  'ü)m 
abgefc^ieben  bleibt. 

tiefer  ©egenfa^  sroifd)en  bem  göttlidjen  SGBort  unb  bem 
geiftigen  Seben  beg  9}ienfd)en  l)ai  i^n  beroogen,  al§  Slusleger  mit 
einer  9lrt  Suft  bie  ^^lationalität  p  vertreten  unb  an  ber  ®enf= 
funftion  jene  (Spannung  §tt)ifd)en  bem  natürlid)en  l^organg  unb 
bem  ©tauben  al§  beffen  ©rö^e  unb  'CüU!omment)eit  §u  fdjätjen. 
©Ott  rebete  auf  ber  2a't)^ ;  ha§  bebeutet :  ber  alle§  erfüllenbe  3iBeIt= 
fd)öpfer  mar  mirftid)  §n)ifd)en  if)ren  ©taugen  brin,  ©ifra  @in= 
gang.  9^id)t  uon  ^rüfd)en,  fonbern  üon  einem  ^^rofcf)  rebet  ber 
Steyt  bei  ber  ^lage  3tgi)pten§ ;  ein  einsiger  ^rofd)  mar  e^ ;  fo  fagt 
c§  ber  Stejt,  unb  fo  mu^  e§  bleiben;  biefer  eine  erzeugte  bnnn 
it)re  ganje  SRenge,  r.  Gyob.  10,  5.  ©agt  ^f.  129,  3 :  „auf  meinem 
S^tücfen  t)aben  bie  ^^ftüger  geädert/'  fo  barf  f)ier  fein  bilblid)e§ 
©tement  im  %zxt  anerfannt  werben.  2Bie  follte  ber  f)eilige  ©eift 
S3ilber  formen?  33ud)ftäblic^  ift  ber  ^^flug  über  ben  9?üden ^§raelg 
gefü{)rt  morben,  unb  nun  mirb  für  bie  'OKitjeit  in  'ölgypten  eine 
®efd)id)te  fonftruiert,  natürlid)  mittelft  be§  3ßunbei%  ou§  roeld)er 
bie  bud)ftäblid)e  9iid)tigfeit  be§  ©d)riftmortg  folgt,  r.  ©job.  1, 16. 
^ergteid)cn  2Iu5legungen  e;|:iftierten  uon  it)m  in  grof5cr  ^>Vil)I- 

^Ifiba  t)at  nid)t  bemcrft,  baf?  fid^  fein  ©tauben  baburd)  uer= 
frümmte.  liöätjrenb  er  bie  3nfpii"otion  ber  Sd)rift  al^  ba§  ^yunba^ 
ment  ber  ©cmeinbe  beurteilte  unb  jebem  ben  3lntei(  am  fünftigen 
Seben  abfprad),  uield)er  leugne,  baf?  bie  ^bora,  fo  unc  fic  ift, 
aus  bem  ^immet  flamme,  l)at  er  gtcid),HMtig  furd)tloö  bie  ^ioUe 
il)rc2(  ßrgänjerg  unb  !ßerbcffererg  übernommen.  ©?i  fcl)ltc  in 
feiner  Umgebung  nid)t  ganj  an  flieaftionen  gegen  biefe  (5;i."egefe. 
^er  ^^Mbeltert  nannte  ben  Sabbatbfd)änber,  ben  3Jiofe  fteinigen 
lie^,  nid)t.    ^ilfiba  er|d;ieu  e^  ak^  ein  yjJafel  an  ber  ^Mbel,  mcun 


35te  3ut)erft(f)t  jur  Schrift.  59 

fie  ntrf)t  bie  9HttteI  gen)ät)rcn  foüte,  fierauSjubringen,  rcer  bie^ 
geioefen  fei.  ®urc^  Kombination  mit  9flum.  27,  3  ermittelt  er: 
er  mar  3^1opf)rf)ab.  2)ie  (^inrebe  blieb  nid)t  au^ :  ber  mirb  oor 
©Ott  9?e(i)enjd)aft  geben,  n)eld)er  fogt:  ber  ©abbatfdjänber  fei 
^e(opf)d)ab  getoefen;  wenn  @ott  feinen  Flamen  oerbarg,  miltft 
bu  i^n  offenbaren?    ©ifre  9Ium.  113. 

3^ür  'ülfiba  ergab  fid)  au§  feinem  @lauben§oerf)ältni§  5ur  Sd^rift 
nur  ein  erregenber  2(ntrieb,  ber  i^n  jum  Renten,  ©d)üe^en,  ^^er= 
muten  mit  unbegrenzter  Äüf)nf)eit  fü()rte,  nid)t  aber  aucf)  ein 
beugenber,  5urücff)altenber  ^mpulö,  ber  if)n  bemogen  ^ätte,  ben 
gegebenen  löeftanb  be§  Sdjriftmortei  5U  e^ren  unb  \i)m  nid)t 
einen  3n{)alt  ^\i  geben,  hzn  erft  er  if)m  oerliet).  ©ebeugt  I)at  er 
üor  ber  3tutorität  ber  ©c^rift  nur  benjenigen  ©ebanfengang,  ben 
er  für  I)eibnifd)  ober  natürlid)  I)ielt;  bie  9iationaIität  ftie^  er 
au§  im  @e()orfam  gegen  bie  ©d)rift.  ©omie  er  aber  meinte, 
feine  (Sc^lüffe  Ratten  it)re  ^^rämiffe  im  (Sdjriftmort  felbft,  formte 
er  fie  mit  einer  5iü()nf)eit,  n)e(d)e  am  ©tauben  nur  ben  ©porn, 
nid)t  ben  iVtgel,  nur  ba§  'j)Jiotio,  unb  fein  Duietiu  me^r  befa^. 
@r  baut  barum  feine  ©d)Iüffe  mit  ber  fül)nften  SSerroenbung  be§ 
^unber§  auf.  '2)iefe§  gilt  i^m  a{§  ba§  rcefentlidje  9Kerfmal  ©otteä. 
©ein  @ott  fpielt  mit  ber  9iatur  mie  mit  2öac^§.  "Damit  ftef)t  aud) 
mieber  in  ^wf^^'^'^^^^ong,  ba^  il)n  bie  ?Jrage  nad)  ber  Denf= 
barfeit  feiner  ©ä^e  nic^t  ftörte.  33or  bem  Sßunber  ®ottc§  3cr= 
brid)t  atfe  menfd)üd)e  ^Nationalität. 

®er  33erid)t  über  fein  ©terben  geigt,  ba^  er  bag  täglid)e 
Sefenntni§  §ur  ©injigfeit  ©otteä  unb  ju  feiner  ^errfd)aft  über 
^§rael  unraanbelbar  ausgeübt  f)at,  maB  aud)  anbere  eingaben 
beftätigen  unb  ber  ü5(Iig  gefilterten  ^alad)a  entfprid)t.  2)arin, 
ba^  ba§  ^efenntni^  ju  @ott  al§  täglid)e  ^^flid)t  ber  ©emeinbe 
auferlegt  mirb,  liegt  eine  3{nnät)erung  berfelben  an  eine  3Ser= 
faffung,  burc^  bie  bie  (5inf)eit  be§  ®lauben§  ju  il)rem  SJlerfmal 
mirb.  ^k  3«9el)örigfeit  gum  iöoltstum  allein  mad)t  ben  ed)ten 
^^raeliten  nod)  nid)t  au§.  @r  l)at  „@otte§  5lönigtum  auf  fid) 
ju  nehmen",  baburd),  ba^  er  fid)  ju  @ott  befennt,  unb  biefe§ 
53efenntnig  bilbet  feine  unabläffige  ^^flid^t. 

a)]it  bem  '-öefenntni§  mar  bie  D^egitation  be§  @ebot§  üer= 
bunben,  ha§  für  ©ott  bie  uoUe  Siebe  oerlangt.  9)ht  bem  ©ruft. 


60  Aap.  2.    2lfiba^  ©taube. 

mit  bem  9Iftba  ba§fetbe  ftevbcnb  mebitierte,  ftet)t  tu  c\ukv  Über- 
einftimmung,  ba^  it)m,  bem  :3unften  unb  3Serferf)ter  be^  @e[e^e§, 
ha^  f)of)e  Sieb  al§  ba§  2lllert)eiligfte  in  ber  ^ibel  galt,  nii.  jad.  3, 9. 
@§  mar  gegen  ben  ©d)lu^  bes  erften  ^al)r!^unbert§  norf)  ^u  einer 
2Serf)anb(ung  über  bie  3ugef)i3rigfeit  be§  I)ot)en  Sieb§  5um  ^anon 
ge!ommen;  3l!iba  mar  e§  aber  unbenfbar,  ba^  einer  ber  Sef)rer 
ernftf)aft  an  ber  ^eiligfeit  be§  f)of)en  Sieb^  gejmeifelt  ^aben  fönnte. 
„®er  ganje  SBelttauf  ift  nic^t  fo  oiet  mert,  mie  jener  2:ag,  an 
melc^em  ba§  I)of)e  Sieb  ^^i^aßl  gegeben  mürbe;  benn  alle  ©d)riften 
finb  l^eilig  unb  ba§  l)ot)e  Sieb  ba§  Siliert) ei ligfte". 

2)a§  erläutert,  marum  it)m  am  gebietenben  2öort  ber  ©cl)rift 
ebenfomeuig  eine  @lauben§jd)mierigt'eit  entftanb,  al§  an  it)ren 
lel)r^aften  2lu§fagen.  ®er  ®efe^e§bien[t  nimmt  ber  5^'ömmigf'eit 
nicl)t§  oon  if)rer  Sieblic^feit  unb  @ü^e,  gibt  fie  it)r  uielmel^r, 
meil  er  ^§rael  t)a§'  9}littel  üerfd)afft,  feine  Siebe  p  @ott  gu  be= 
möt)ren.  3Bie  follte  ber  ^^romme  ®ott  nidE)t  lieben,  nid)t  mit 
Suft  bie  ©ebote  täglid)  erfüllen?  @otte§  Siebe  ift  ja  für  il)n 
unenblicl)  fegen§reid) ;  fie  ift  feine  ®ered)tigleit  unb  fübrt  il)n  in§ 
eroige  Seben.  SGßeil  ber  23erbienft=  unb  ber  Siebe§gebanl'e  fic^ 
bei  it)m  gegenfeitig  burd)bringen,  l)at  bie  2Serbienftlel)re  fein 
©lauben  nic^t  jerftört,  unb  nid)t  in  ©ottlofigl'eit  geenbet.  3ßeil 
bem,  roa§  ber  SJlenfd)  in  ber  Siebe  für  @ott  tut,  ®otte§  Siebe 
ben  @ered)tigfeit§mert  gemäljrt,  mar  bem  auf  ba§  ^JSerbienft  ge= 
ridjteten  3ßillcn  bie  9Jiöglid)feit  uerfd^afft,  fid)  über  bie  egoiftifdje 
(Entartung  t)inaufju^eben. 

@r  l)at  nid}t  beftritten,  bafj  neben  ber  Siebe  aud)  bie  ^urd)t 
oor  ©Ott  unb  üor  ber  ©ünbe,  bie  im  pl)arifäifd)en  5lreife  fel)r 
energifd)  l^eruortrat,  ein  3Jlotio  jur  ©rfültung  be§  ©efet^eS  fei. 
(5ine  (Einigung  t)at  er  an  biefer  ©teile  nid)t  erreid)t,  fonbern  er 
orbuet  bie  beiben  SJiütiue  nad)  bem  ®efid)ti5punft  tti^S  gvöfu'ren 
unb  geringeren  Söert^.  ^ie  j^urdjt  ift  baö  geringere,  bie  Siebe 
baö  l)öl)ere  dJloiiv.  ^aö  ^inbcglicb,  ba§  bie  ^-urdjt  uor  bem  '^Uifen 
unb  bie  Siebe  ©ottcs  ju  einem  geeinigten  'ühiUcu  ucrbunbcn 
\)ätU,  roöre  baö  ©tauben  geroefen ;  aber  biefeö  ftellt  fid;  il)m  nie 
al§  eine  felbftnnbige  ^unftion  tierausi,  fonbern  bleibt  in  bie  Siebe 
eingcfd)loffen  alö  uon  ibr  uorau^gcfetU  unb  burd)  fie  mitbotätigt.  (SüS 
ejifticrcn  beöt)alb  uon  il;in  leine  vom  '^^ibcllei'l  unabljäugigcn  '^•ilnirtc 


25ie  red^tfertigenbe  Äraft  ber  Siebe.  61 

Über  ba§  „©laubcn" ;  nur  rceil  jener  bem  ©lauben  bie  9Sert)ei$unc\ 
gibt,  äief)t  e§  bie  2tufmerffamfeit  ber  Se^rer  auf  fid).  3i^  ber 
^^rari§  fommt  e§  nur  qI§  ein  33eftanbteit  ber  Siebe  für  bie  ®e= 
nieinfrf)aft  be§  9)lenfrf)en  mit  @ott  in  33etrarf)t.  'IDenn  biefe  vtolU 
i\e\)i  firf)  nid)t  nur  im  göttlid)en  ©eben  unb  menfd)lirf)en  @in= 
pfangen,  fonbern  in  ber  ^^orrefponben^  jrcifdien  bem  göttlichen 
unb  bem  menfd)lid)en  ©eben :  ©ott  gibt  ba§  ©ebot,  ber  'DJIenfd) 
ben  ©et)orfam;  ber  9}lenfc^  gibt  ha§>  Serf,  ©ott  ben  Sol^n. 

'3)iefen  ^anon  t)at  Slf'iba  in  ber  ©yegeje  beftänbig  üermenbet. 
Söarum  mürbe  ber  3:empel  in  33enjamin§  5(nteil  erbaut?  2)iefer 
^at  fid)  beim  33erfauf  ^ofep()§  nid)t  oerfünbigt,  r.  ©enef.  99,  1. 
^4ßarum  mürbe  3^i*öel  aus  ^Ilggpten  erlijft?  ®a§  mar  ber  Sot)n 
für  il)re  gercd)ten  grauen,  bie  für  it)re  9J?änner  alle§  taten,  ma§ 
fie  fonnten,  r.  ©yob.  1,  16  u.  f.  f.  2lud)  bie  ^u^e  ift  oerbienft^ 
lic^,  unb  t)at  it)re  5lraft,  iVrgebung  ju  üermitteln,  am  ©ered)tigfeit^= 
mert,  melc^er  ber  ^Jteue  unb  bem  ©eftänbniö  innemof)nt,  %o\. 
berak.  4,  26.  11,  21.  33or  allem  t)at  bie  ßel)re  auc^  abgefe^en 
üom  SKerf  üerbienftlid)en  SQBert,  unb  ift  größer  al§  biefe§,  meil 
e^  of)ne  bie  Sel)re  nid)t  jum  ^Ä^erfe  fommt,  Sifre  ^Jhtm.  41.  ®iefe§ 
33emu^tfein  begleitete  it)n  beim  ©tubium  fonftant:  er  betreibt 
bamit  einen  ©ott  motilgefäüigen  'J)ienft.  ^ie§  brad)te  in  feinen 
ganzen  2eben§tauf  bie  l)Oc^gel)obene  3uuerfid)t  f)inein. 

(Sr  \)at  bie  ©efabr  ber  Übert)ebung,  bie  l)ier  entftanb,  ge= 
feben.  „^JGBa§  \)ai  bir  Derfd)ulbet,  ba§  bu  an  ben  äBorten  be§ 
©efel3e§  jum  ^oren  murbeft?  ^a^  bu  bid)  felbft  mit  itinen  er= 
l)öl)teft,"  r.  ©enef.  8,  41.  3(1^  bag  ©ebet  ©leafars,  be§  ©o^ne§ 
3lfarja§,  um  Diegen  unert)i)rt  blieb,  ba§  feinige  bagcgen  ert)ört 
mürbe,  beftritt  er  »or  ber  ©emeinbe  üon  :3abne,  ha^  bie§  auf 
feinem  größeren  5^erbienft  beru{)e.  ®ie  ©emeinbe  mürbe  falfd) 
urteilen,  menn  fie  besmegen  it)n  al§  größer  yor  ©ott  fd)ä^te 
al§  ©leafar,  j.  thaan.  66  d.  '2)cn  franfen  ©liefer  l)at  er  nid)t 
auf  fein  33erbienft  Dermiefen,  fonbern  auf  bie  füt)nenbe  SBirfung 
ber  3üd)liöwngen.  3lber  mit  all  bem  bleibt  bie  33erbienfttt)eologie 
burd)au§  in  ©eltung.  Sßenn  ©otte^  fd)roerc  ^anb  ben  Seibenben 
trifft,  reid)t  freilid)  bie  ©rinnerung  an  feine  ©uttaten  nid)t  au^ ; 
benn  nic^t  biefe,  fonbern  feine  ©ünbe  begrünbete  fein  Seiben. 
®ann  faun  er  fid)  nur  baran  l)alten,  ha^  and)  ©otte§  Strafen 


62  ^ap-  2.    mibtt^  ©raube. 

au§  ber  ©nabe  ftammt.  SOBenn  er  beftritt,  ba^  ba§  ©lüdt  ein 
SRerfmat  ber  f^römmigfeit,  ba§  UnglücE  ein  a)lerfmal  ber  ®ott= 
(oftgfeit  fei,  fo  blieb  er  bnrrf)au§  auf  bem  ^oben  ber  3Serbienft= 
tt)eoIogie.  ®r  mac^t  nur  geltenb,  ba^  firf)  alle  in  einem  ge= 
mifd)ten  3uftanb  befänben,  unb  böfe  unb  gute  SBerfe  nebenein= 
anber  I)ätten,  nur  ha^  bort  jene,  t)ier  biefe  fidj  in  ber  Überjal)! 
fänben.  '^iefc  33erec^nung  fann  aber  nur  @ott  ri(i)tig  aufteilen. 
@ben  barum  l)at  if)n  ber  SJlenfc^  im  Seiben  mie  im  ©lud  al§ 
ben  gered)ten  SSergelter  §u  üerl)errlid^en. 

®a§  ftar!  entmicfelte  ©elbftgefüt)t,  beffen  eine  folcl)e  Stellung 
ju  ©Ott  §u  if)rer  @rl)altung  bebarf,  t)at  blenbenb  unb  abftumpfenb 
auf  fein  fittlicf)e§  Urteil  eingerair!t.  ©eine  ^ef)anblung  ber 
(SdE)eibung§frage  mar  rot)  unb  gegen  bie  grauen  l)art,  ©ifre 
®eut.  249.  @ine  t)oK  auSgebilbete  SJlentalreferoation,  bie  ben 
(^i'ö  teiften  unb  gleidlijeitig  entwerten  fann,  mirb  i^m  burd)  bie 
Überlieferung  gugefcfirieben,  Kalla  39b.  Qnx  @rn)ät)lung§gen)i^= 
t)eit,  bie  er  im  ^lirf  auf  3§rael  in  fidl)  trägt,  gefeilt  \\<i)  al§  bie 
il}r  entfpredjenbe  9tegation  ein  glü^enber  ^a^  foit)ot)l  gegen  Sf^om, 
ol§  gegen  bie  ®t)riften,  ol)ne  ba^  bie§  feine  3uuerfirf)t  ^u  @ott 
erfd)üttert  l^at,  im  ©egenteil  fo,  ba§  er  baburd^  biefe  §u  begrün= 
ben  unb  ju  betätigen  meint.  2ln  biefer  ©teile  ift  fein  Unter= 
fd)ieb  oon  ^^aulu§  gro^. 

2Ber  mit  bem  .Raffen  nidf)t  fertig  n)irb,  ift  gegen  ben  ^ana= 
ti§mu§  nid)t  gefrf)ü^t.  ®a§  burcf)greifenbe  Urteil:  „er  ^at  feinen 
2(nteil  am  fünftigen  Seben",  erfrf)eint  mcf)rfad)  in  feinen  3lug= 
fagen  mit  einer  ©icf)ert)eit,  bie  ber  ^üt)nf)eit,  mit  n)eld)er  er  au§= 
legt,  parallel  ftel)t,  bie  aber  bie  rid)terlid)e  .^^ol)eit  @otte§  uer= 
gi§t  unb  brid^t.  ^abei  mar  fein  (Sifer  für  bie  Drtf)oboyic  un= 
gleid)  gröfjcr  a(§  fein  (Jifer  gegen  ba§  33öfe.  2Ber  bie  3luferfte!^ung 
leugnet  ober  ben  Sirad)  im  @otte§bicnft  ber  ©emeinbe  üorlieft, 
ber  bat  feinen  Slnteil  am  fünftigen  :^eben;  im  etl)ifd)en  iöereid) 
betitelt  baneben  oict  Dermerflid)es(  in  ber  ©cmcinbe  feinen  '^^^latj. ') 


*)  Slfiba«  ©ft^e  finb  jum  il^erftrtubniö  bc8  ^Iniiliiö  in  feiner  jcvufnlenti= 
lnnifrt)en  Seit  fiilfreid).  !rn«t  ^Huatl)cm  ülicr  bie,  iücld)c  bon  ciracl)  boii  fano 
nifd)eu  iiUid)ein  beiorbnen,  ift  eine  "l^aiallele  junt  ^Hnatljcni  bect  "IhhiIikn  übev 
bie,  bie  fi(^  ,Mi  :^efn«s  befannten.  "Hud}  er  Ijat  bnnial«!  bie  Wrenje  jiuifdjen  bem 
^annticimu«  unb  beut  (^Mnnben   foiuenin   nltf  iJlfiba   erfannt.     Sein   an  ^ofutf 


3)cr  2ru§BUcf  ouf  bog  @nbe.  63 

®ie  ?^ormeI :  er  t)at  feinen  5lnteil  an  ber  f ommenben  2BcIt, 
mad)t  beutUc^,  ba^  aurf)  i^m  @§(f)atologie  unb  ©egenroart  in  eine 
faufale  Dielation  getreten  finb.  ^zi?,i  wirb  ba§  fommenbe  2thtn 
üerloren  ober  gerconnen.  ®ie§  gibt  ber  auf  ha^  @efe^  gericf)= 
teten  3(rbeit  i()ren  abfoluten  Sßert.  ®arum  gilt  i^m  and)  bie 
3tuferftef)ung§te^re  nid)t  nur  für  feine  eigene  ^römmigfeit,  fon= 
bern  für  bie  ganje  ©emeinbe  al^  unentbei)rlid),  ba  nur  fie  aüen 
ben  3tnteil  am  fommenben  äieid^e  fid)ert  unb  baburd)  aud)  ba§ 
ftarf'e  aJiotio  jur  ©rfüllung  be§  ®efe^e!§  f)erftellt. 

©pefulationen  über  bie  Unfterblid)feit  t)aben  \i)m  nicf)t  ge- 
nügt, unb  er  t)at  aud),  foroeit  meine  $lenntni§  ber  Überlieferung 
reid)t,  feine  fo(d)en  angefteüt.  (£r  trug  eine  -Hoffnung  in  fid), 
nid)t  eine  pf)^fio(ogifd)e  ^f)eorie  über  bie  Dualität  unb  ba§  ®c^ 
fd)icf  ber  ©eetenfubftanj.  ©oU  bog  35erlangen  fid)  jur  3"f»nft 
menben,  fo  mu^  i()m  bort  ein  fonfrete§  @ut  fid)tbar  fein,  unb 
biefe§  fanb  'äüha  barin,  ba^  er  fein  ®nbgefd)icf  in  fefte  33e= 
5iet)ung  ju  bem  ber  ©emeinbe  brachte,  TOeld)e  @otte§  33erf)ei^ung 
^at.  9]ac^  biefer  «erlangte  er,  unb  wirb  fie  baburd)  erlangen, 
ba^  er  ber  ©emeinbe  burd)  bie  5Iuferftel)ung  aufe  neue  einoer= 
leibt  merben  mirb.  3Ber  barum  biefc  leugnet,  nimmt  ber  ®c= 
meinbe  bie  33erl)ei^ung  unb  Hoffnung,  unb  mad)t  fid)  baburc^ 
fo  fd)ulbig,  \)a^  bie  l^eilöjeit  für  if)n  oerloren  ift. 

@§  entftet)t  baburd)  eine  geroiffe  ^^^araüele  jum  jot)anneifd)cn 
©a^:  mer  nid)t  glaubt,  ift  gerid)tet,  meil  aud)  bei  Slfiba  ber- 
jenige,  ber  bie  33ert)ei^ung  ©otte^  uermirft,  fid)  berfelben  beraubt. 
@r  überfd)reitet  aber  mit  feinem  ©ebanfengang  ben  Ontelleftualis- 
mu§  nic^t,  fteigert  if)n  t)ielmet)r,  weil  für  it)n  einzig  ber  ßet)rfa^ 
unb  beffen  ^eiaf)ung  in  Srage  fommt.  ^arum  ergibt  fid)  für 
il)n  nur  ber  negatioe  (Sa^:  ®er  33erteugner  ift  oertoren,  ba  ba§ 
^efenntnig  jur  3luferftet)ung  nid)t  felbft  fd)on  ben  ^eilsgeroinn 
üerfd)afft,  fonbevn  eine  ber  üielen  ^öebingungcn  ift,  burd^  roel^c 
biefer  begrünbet  mirb. 

9]ur  ber  ^efeft  im  ©lauben  2ifiba§,  ba^  er  ba§,  mag  i^n 
felbft  in  feinem  perfönlidjen  ^eben  beftimmte,  com  ©lauben  ah- 
fd)icb,  unb  e§  nur  auf  bie  äußere  (Seftaltung  feiner  Sage  richtete, 

gewonnene?:  Ölanben  l)at  fie  bagegen   in  uoller  3)eutlicf)feit  geiuatjrt,  lueil  e-S 
nun  v)on  aller  4^eil;eiTlict)unij  beö  eigenen  ^ij'i  frei  gejDorben  roar. 


64  Aap.  2.    Slfibag- ©taube. 

^at  e§  möglidE)  gemad)t,  ba^  er  unter  ^abrian  „bem  ©ot)n  be§ 
©tern§",  ©imeon,  ben  mefftanifc£)en  Flamen  pgefproc^en  I)at, 
r.  Älgl.  2,  4.  3«?cir  liegt  üiet  ®un!el{)eit  auf  bem  S^erlauf  ber 
©reigniffe;  bie§  aber  ift  beutlid),  ha'^  er  ben  S^rteger,  ber  gum 
53efieger  ber  9fiömer  rcerben  fotl,  üielleid)t  bamal§  pm  2:eil  frf)on 
geworben  raar,  al§  ben  6;f)ri[tu§  geeljrt  t)at.  @r  ^t  an  biejen 
feine  weiteren  2lnfprürf)e  für  ^er§  unb  ©eift  geftellt.  ©ein 
©^riftuS  ueränbert  nur  bie  Sage  be§  2Sol!§  unb  fet)rt  ha§  9Jlad)t= 
t)erl)ä(tni§  §n)if(^en  9iom  unb  ^erufalem  um. 

9Jlit  bent  ©runbri^  feiner  2:f)eo(ogie  ftanb  biefe  ®f)riftoIogie 
in  Doüer  Übereinftimmung.  ®a^  @ott  ben  ®I)riftu§  fenbe,  barüber 
fd)tt)anft  er  nid)t;  benn  bie§  ift  if)m  burrf)  fein  33erf)ättni§  pr 
©rf)rift  jur  @en)i^t)eit  gemacfjt.  2ßoäu  er  i{)n  fenbe,  ba§  ergibt 
fid)  baraug,  ba^  jeber  einzelne  für  fein  3^erl)ältni§  gu  @ott  auf  fein 
eigene^  Sßollen  unb  3Bir!en  geftedt  ift  unb  fid)  burrf)  feinen  bem 
@efe^  geleifteten  ©e^orfam  in  @otte§  @üte  erf)ält.  91ütig  bleibt 
nur  norf)  ber,  ber  bie  3ßelt{)errfd)aft  für  ^§rael  §u  gewinnen 
roei^.  Um  fromm  ju  fein,  um  @ott  glauben  §u  tonnen,  um  au§ 
ber  @ebunbent)eit  an  bie  ^leifc^e§geftalt  f)inau§  jum  ®otte§bienft 
5u  tommen,  baju  ^t  Stfiba  ben  ®f)riftu§  nid)t  nötig  get)abt. 

2)ie  ^rotlamation  be§  (£t)riftu§  voax  eine  prat'tifd)e  parallele 
jur  ^^abritation  eigener  @otte§tt)orte  unb  eigener  göttlidjer  @e= 
fe^e  burd)  ^aggaba  unb  ^alad^a.  ©ein  ''^rooibenjglaube  mar 
nid^t  ftarf  genug  ber  brängenben  Hoffnung  mit  itjrem:  „balb 
in  unfern  2;agen"  bie  Untergebung  unter  ®otte§  9iegierung 
einjupflansen.  2Iu§  bem  ^-^.^oftulat  mirb  @emi^l)eit,  au§  ber 
.^Öffnung,  al§  bie  Sage  günftig  fd)ien,  ba§  ©yperiment.  '2)a= 
burc^  ()at  ba§  falfd)  gefteüte  ©tauben  mit  furchtbarer  9Jiad)t  bie 
fd)iüerften  ©rgebniffe  gezeitigt,  mei(  an  ber  5lataftropt)e  unter 
.^abrian  eine  gro^e  ©umme  nid)t  nur  äufieren,  fonbern  aud)  in- 
neren ßlenbö  für  bie  Oubenfdjaft  l)ing. 

9fleligiö£i,  auf  @ott  geroanbt,  mar  3lfiba§  Hoffnung  and)  fo. 
^ie  Gnb^eit  brid)t  burd)  C^otte^o  %ai  an  unb  erbätt  burd)  C^5olte§ 
öegenmart  i()rc  .^■)errlid)teit.  „t^t'^vaU,  moljin  fie  in  bie  (*'ie= 
fangcnfd)aft  sogen,  mar  ©otteö  Gegenwart  (©d)ed)ina)  bei  if)nen, 
in  'llg^ptcn,  in  ''^^abo(,  in  (5bom  ()Hom).  Unb  menn  fie  micber^ 
fcl)rcn,  Icbrt  fie  mit  il)nen  .^urüd,"  ©ifre  ^him.  «4.    (.<3otl  fclbft 


Ser  2(us6Hcf  auf  baö  (Snbe.  65 

fef)rt  mit  bcc  f)eimfef)rcnben  ©emeinbe  nacf)  ^erufalcm  jurüc!. 
®a§  2öeltgend)t  gef(i)iet)t  bur(^  2:f)eopf)anie  unb  auf  ben  ^f)ronen 
^an.  7,  9  barf)te  fid)  Slfiba  (Sott  unb  ben  6;f)nftu§  fi^en,  b. 
chagiga  14  a.  @r  (}at  biefen  baburd)  naf)e  an  ®ott  t)erangeftellt, 
unb  bamit  bie  ©inrebe  feiner  ©enoffen  erraecEt,  bie  ben  (£()riftu§ 
in  größere  ®iftan§  uon  ©ott  ftellen  rooKten.  ©ie  t)rad)ten  bie 
3^t)ronc  t)ielmet)r  mit  ben  beiben  ©ottesfräften  in  3ufammcnf)ang, 
mit  bem  9?ec^t  unb  ber  ©nabe,  bie  beibe  im  2ßeltgerid)t  mirffam 
feien.     2ttiba  '{)aht  if)rer  2tu§(egung  beigeftimmt. 

2Bic  t)ier,  fo  jeigt  fic^  aud)  baran,  ba^  it)m  üorerft  wenige 
ften§  ber  5lrieg§mann  al§  (Sf)riftu§  genügt  i)at,  ba^  auc^  fein 
e§d)atologifd)er  ©ebanfengang,  mie  feine  ^nfpirationsleI)re  unb 
feine  ©oteriologie,  bualiftifd^  blieb,  ^ie  ©nbjeit  mirb  bie  2;^eo= 
pt)anic  bringen  unb  ^ugleic^  ben  menfd)(id)en  33oüftrec!er  be§ 
gött(id)en  ®erid)t§  unb  Sieg§.  ©ott  bleibt  in  feiner  .^o^eit  über 
bem  9)lenfd)en;  biefer  fte^t  uon  ®ott  getrennt  a(^  felbftänbiger 
äßirfer  neben  il)m. 

^ie  erl)altenen  ©tüdfe  geben  un§  jebod)  üieUeid)t  nid)t  bie 
ganje  ^e^ietiung,  in  n)e(d)e  fid)  für  fein  3(uge  ba^  ©tauben  jum 
(£t)riftu§  (teilte,  ha  mir  bei  ben  Späteren  eine  eigentümlid)e  3tu§= 
fage  in  biefer  9tid)tung  finben,  bie  fel)r  mofjl  fd)on  in  bie  ^ra= 
bition  biefer  >]eit  5urürfreid)en  fann.  ®§  mirb  nad)  bem  @r= 
fd)einen  be§  ßt)riftu§  eine  ^^it  ber  Erprobung  3^^ö^l§  erwartet, 
bei  metd)er  ber  ©laube  an  ben  (X^riftuS  eine  entfd)eibenbe  ^^e= 
beutung  geminnt. 

®ie  ©d)rift  bringt  bie  ^eilSjeit  mit  ber  SBüfte  in  ßufammen^ 
l)ang.  ^ofea  2  oert^ei^t,  ba^  ^^xad  in  bie  SOöüfte  5urücfgefüt)rt 
merbe  unb  bort  @ott  mit  it)m  bie  ^^crlobung  feiere.  Söenn  nun 
ber  ®t)riftu§  ^^xatl  in  bie  SBüfte  fü^rt,  bann  ftellt  er  an  ba§= 
fetbe  ben  ®lauben§anfprud).^)  „^eber,  ber  an  i^n  glaubt,"  folgt 
it)m  nad)  unb  t)arrt  bei  it)m  in  ben  @ntbet)rungen  ber  2Büften= 
seit  au§.  2Ber  nid)t  an  i^n  glaubt,  fd)lie^t  fid)  ben  Reiben  an, 
unb  fommt  bort  um,  r.  ^.  2.  2,  22  u.  '»^rl. 


^)  Sie  „'ilUifte"  tritt  im  erften  ^sal)r()imbert  beutlirf)  olä  ein  Stücf  ber 
meffianifcf)en  (Snuartunfleit  I)eri)or,  nid)t  nur  aJU.  24,  26,  fonbern  aud)  in  ben 
u)ieber()oUen  ilNcrfnd)en  ber  ;i'erteibigev  be«s  lenipel^^,  auö  bem  Jempel  unb  ber 
6tabt  ^iimuö  in  bie  „Sßüfte"  ju  fommen. 

©d}totter,  Ter  6Uau6e  im  9i.  2;eft.  5 


66  Änp-  3-    2)er  ®Iait6e  in  bei*  gried)if(i^ett  ©pnagoge. 

^nbem  ®ott  bie  Streue  verlangt,  unb  biefe  jur  33ebmgung 
für  ben  ©intritt  in  bie  |)eil§5eit  wirb,  erpit  aucE)  ba§  ©lauben 
bie  ^ebeutung,  ^eil§bebingung  gu  fein.  S'^ur  ber  ©loubenbe 
bleibt  tren.  SIber  aucf)  ^ier  ift  ber  bei  2l!iba  beobacf)tbare 
@(auben§ftanb  nic^t  roefentlidf)  überf(i)ritten.  9Jian  glaubt,  ha^ 
ber  @rfd)ienene  ber  6;i)riftu§  fei;  barauf  fällt  @en)id)t,  bi§  er 
bie  .^errfrfiaft  für  fid^  erworben  I)at.  @r  fte{)t  aber  einerfeit§ 
aU  9)tenf(f)  auf  berfelben  ©tufe  raie  bie  ©emeinbe;  anbererfeit§ 
in  ber  ^o{)eit  be§  S^onigS,  D^ticJiterS  unb  ^rieger§  über  il)r,  beibe§ 
fd)Iie^t  eine  perfönlirf)e  33erbunben{)eit  be§  einzelnen  mit  il)m, 
burcf)  welche  fic|  fein  ©eben  in  ben  £eben§ftanb  ber  einzelnen 
l^ineinerftrecfte,  au§. 

2ln  Slüba  wirb  beuttid)  fic^tbar,  ha^  bem  @lauben§ftanb, 
ben  er  oertrat,  ha§  Seiben,  @ntbet)ren  unb  Sterben  beffer  gelang, 
al§  ha^  ^anbeln.  SJiitten  in  ber  furcl)tbaren  ^ataftropl^e,  bie 
ben  3ufatnmenbrud^  be§  meffianifcf)en  Sraume§  begleitete,  l)at  er 
noc^  üermoc^t,  mit  bem  freubigen  @eban!en  ju  fterben,  \)a^  e§ 
bie  ^ßotlenbung  ber  Siebe  fei,  ©ott  bie  ©eetc  geben  p  bürfen. 
®a  bagegen,  wo  it)m  nid^t,  roie  im  Seiben,  bie  äußere  Sage  bie 
©ntfc^eibung  abnimmt,  rceil  it)n  @otte§  Sfiegierung,  ol)ne  il)n  ju 
fragen,  in§  Seiben  ftellt,  rao  er  t)ielmet)r  ben  '3)ienft  @otte§  ba= 
burd)  au§3urirf)ten  ):)at,  \)a^  er  felber  benft  unb  miü,  ba  fällt  er 
au§  ber  Seitung  be§  ®tauben§  l)erauä.  3Bül)l  bilbet  biebei  bie 
(Schrift  feinen  ©tab;  aber  bie  ©cl)rift  lernt  unb  beult  er  unb  il)r 
©ebot  tut  er. 


lE^citfcs  Bajiitcl 

Der  Glaube  in  der  griechilchen  Synagoge. 

2(l§  fic^  feit  5llejL'anber  bie  gricd)ifc^e  9?ebe  im  Orient  au§» 
breitete,  fanb  fiel)  für  bie  2öortrei^e  |QX,  ]cxi  j^Dm  ncN;  unb 
ni'lOX  in  Jiiavog,  ^ciauoaaad^ai  unb  niaiioO^fivai,  TviaiEveiy  unb 
Ttiarig  eine  fel)r  entfpred)cubc  *'|>arallclc  uov.  9(u§  bem  uollen 
93egriff  begicnigcn  a3crt)altcnei,  burd)  iuetd)oei  smif d)en  9J?cnfci^  unb 
^JJ?enfd)  ©cmeinfdjaft  cn(ftet)t  unb  betätigt  unrb,  mar  auf  boibon 


Ser  @(aube  eine  iTuc^enb.  67 

(Seiten  ta§  3Sertrauen  unb  Überjeugtfein  au^gefonbevt  unb  im 
3Serbum  kjonbevg  benannt  luorben,  roä^renb  bie  ©ubftantiue 
auf  beiben  ©eiten  für  ben  ganzen  begriff  oerroenbbar  ge= 
blieben  finb.  ^) 

^ie  innere  S3ern)anbtfrf)aft  beiber  3BortfamiIien  ftellte  e§ 
au^er  3^rage,  rcie  fid^  ber  gried)ifcl^  rebenbe  ^ube  pQ^n  erhalten 
!önne.  2)ie  grierf)ifc^e  33ibel  ift,  fo  uiele  .^änbe  an  i^r  gearbeitet 
t)aben,  barin  in  if)rcm  ©pracl)gebrauc^  uöllig  eint)eitli(^ ,  ha'^ 
pONH  7ciaiev£iv  ifi  ^)  darüber  l)inau§  finb  unferc  9iarf)rid)ten 
wie  fic^  bie  S3enennung  unb  Übung  be§  @Iauben§  im  meiten 
unb  burd)  gro^e  religiöfe  Unterfd)iebe  bcmegten  ©ebiet  ber  grie= 
rf)ifrf)  rebenben  ^ubenfd^aft  geftaltet  1:)at,  bürftig  genug. 

3unäd)ft  ftetlt  bie  Xat\ad)e,  ba^  aiid)  bie  gried)ifd)en  @e= 
meinben  fd)Iie^Iid)  bie  pt)arifäif(^e  .^anbt)abung  be§  @efe^e§  auf 
firf)  genommen  \)ah^n,  feft,  baf?  ba§,  iDa§  für  ba§  paläftinenfifrf)c 
^ubentum  am  bleuen  ^leftament  unb  ben  ^almuben  fid)tbar 
mirb,  nad)  feinen  n)efentlid)en  ^ügen  aud)  für  bie  gricd)ifd)en 
©emeinben  gilt,  ^ür  bie  befonbere  Färbung,  bie  it)r  geiftige^ 
Seben  burd)  bie  3lneignung  griec^ifd)er  ©ebanfen  erf)ielt,  ift  ^^^t)i(o 
ber  iDid)tigfte  B^uQ^-  ^^  uergegenmärtigt  un§  jroar  nur  eine 
einjelne  9^id)tung  ober  (2d)utc  in  ber  ©emeinbe;  biefe  ift  aber 
aud)  in  if)rer  ©igenart  ein  ^fif^)^"  ^^^^^  6^'^^-^) 

2ßa§  ^t)ilo  oon  bem  auf  ©ott  gemanbten  ©lauben  fagt, 
fte{)t  alles  in  birefter  2tbf)ängigfeit  oon  ber  «Schrift.  "DaS  ergibt 
eine  fefte  ©emeinfamfeit  mit  bem,  roaS  an  9tfiba  fid)tbar  roirb. 
lud)  "^^'üo  ift  nic^t  burc^  fein  eigene^  ©rieben  baju  oeranla^t, 
t>om  ©tauben  §u  reben  unb  auf  it)n  al§  ein  rcic^tigeä  ©lieb  ber 
^römmigfeit  tiinproeifen,  fonbern  f priest  beSfialb  oon  i()m,  weil 
ba§  ©efe^  5lbraf)am§  ©ered)tig!eit  in  fein  ©tauben  fe^te  unb 
bei  ber  äßanberung  ^§rael§  burd)  bie  SBüfte  ba§  ©tauben  a(§ 
ba§  t)erüort)ob,  voa§  ©Ott  üon  il)m  ermartete.  2)aburd)  ift  für 
^t)i(o  feftgefteüt,  ba^  ber  auf  ©ott  gerid)tete  ©taube  eine  2:ugenb 


*)  über  ben  gned)ifcl^en  Sprac^gebroud^  im  allgemeinen  »gl.  ßremerö 
Sammhingen  untei-  niang  nnb  Tiiartvuv.  Jn  ©rläuterung  2  finbet  ber  Se|er, 
uuu^  '^'■olybin^  gibt. 

^)  Über  ben  ®pracl)gebraurf)  ber  griecl}i)c^en  33ibel  ugl.  ßrläutening  3. 

^)  ^ie  \.Hfte  jn  •^f)iloö  Sprac^gebrand)  bilbet  ßrläuterung  4. 


68  Ä«P-  3.    S)ei'  ®Iau6e  in  ber  flnec()i)c()eii  St)naiiooie. 

fei,  ja  unter  ben  Sugenben  bie  Königin,  2,  39,  19,  bie  üollenbetftc 
bcrfelben,  1,  485,  43.  ©agen  un§  bie  3^t:ufatcmiten:  ba§  ©tauben 
fei  ein  33erbienft,  fo  gibt  un§  l)ie§u  ^^ilo  bie  gried)ifcl)e  ^^araüel= 
forme!,  ha^  e§  eine  „Sugenb"  fei. 

;5t)rer  ^orm  nac^  ift  ^wax  bie  Eingabe  an  bie  Söelt  ber= 
jenigen  an  (Sott  gleid)artig;  man  glaubt  aud)  bem  ©i(^tbaren, 
Tolg  cpairof-iivoLQ  TtiovevEiv,  1,  10,  4,  ben  ©innen,  1,  151,  8,  ben 
natürlid)en  ©ütern,  2,  38,  16;  1,  485,  51,  ben  eigenen  ©ebanfen 
unb  ©c^Iüffen,  1,132,40.  ®er  jeboc^,  beffen  ©tauben  ©ott 
gilt,  6  d-eo)  ueTtiarevKwg ,  ber  nur  übt  in  ric[)tiger  SKeife  "öa^ 
©tauben.  3)aburct),  ba^  ha^  ©tauben  at§  retigii)fer  93organg 
bemüht  unb  einzig  auf  ©ott  belogen  mirb,  bteibt  ^t)ito§  ©pract)= 
gebraud)  mit  bemjenigen  ber  ^atäftinenfer  parattet. 

Sßie  biefe,  fo  I)at  aud)  er  ein  ftar!e§  ^erou^tfein  um  bie 
abfotute  2lrt  beSjenigen  ©tauben§,  ba§  mir  ©ott  §u  ermeifen 
^aben;  ba§fetbe  fd)tie^t  it)m  jebe§  anbere  SSertrauen  au§.  „Mein 
©Ott  gtauben,"  tautet  bie  bebeutfame  formet,  „ot)ne  ^in5unat)me 
eine§  anbern,"  1,  485,  47. 

SDie  innere  ©efd)toffcnt)eit  be§  ©Iauben§  mad)t  it)n  jum 
©egenfa^  gegen  ha§  ©djroanfen.  ^ene§  ift  oyvqwiaci]  xal  ßsßaw- 
xatYi  dia&eaig  l,  409,  39,  nac^  feiner  intetteftuetten  ©eite  avihvrig 
/.al  ßeßaia  VTtoXrnfng  2,  442,  27,  ein  ßEßat'tog  '/Mreih]cpivai  1, 
487,12,  n ad)  feiner  2Bitten§feite  oöttige  ©ebunben^eit  an  ©ott 
qI§  an  unfer  einsigeS  ©ut,  ein  vnEQelaaod^ai  -/.al  acriQiaaad^at 
d-e<^  2,  413,  15,  ßeßaiiog  xat  a^livcog  bgiiieiv  1,  486,  12,  aalivcjg 
v.al  7tayuog  tQrjQeloO^ai  2,  39,  42.  ®a§  ©tauben  bringt  ba§ 
tjäufig  üon  ^t)iIo  jitierte  äBort  ®eut.  5,28  jur  ©rfüttung:  ba^ 
©tei)cn  bei  ©ott,  l,  409,  36. 

3)cn  ©egcnfa^  jum  ©tauben  nennt  er  svdoidKeiv,  ivdoiaainog 
ober  i/cai^irfotEQiCeiv,  tTtaiupovEQiauög  finampovEQiöirig,  uad)  ber 
intcttettuelten  ©eite  aud)  arcoQElv,  ett^xeiv.  ^er  unfd)lüf[igen 
©ntjroeiung  ftcl)t  auf  ber  anbern  ©eite  auiocsTv  gegenüber,  atg 
^Jiame  für  bie  iNermeigerung  be§  33crtrauen§  unb  bie  feft  gemorbenc 
5(bn)cifung,  ogt.  2,  1 75,  25. 

®a§  ©tauben  an  ©ott  bitbet  einen  ©egcnfatj  ^um  .^-»ciben 
tum,  meil  bicfoö  bie  2öett  uorgöttert  unb  für  bie  al§  llrfadjc 
luirfenbc  Mraft,  für  baö  ul'uov,  unb  aud)  für  bio  ©pcnbovin  ber 


3)ie  Unbebingt^eit  bess  (Glaubens.  69 

@üter  unb  Übet  erflärt.  Solange  3(braf)am  im  afiroIogtfrf)en 
ß^albäiSmuS  ftanb,  glaubte  er  an  ben  ^tmmet;  barau§  rourbe 
er  jum  ©tauben  an  ben,  ber  ben  .^immel  regiert,  gebrarf)t, 
1,486  ügL  2,412.  442.^)  ^ie  2Sergötterung  ber  ©terne  ift 
©laube  an  ba§  @rfd)einenbe  1,10,  barum  irrenber  Unglaube 
1,  863.  9(lle  9J?antif  ift  ein  ©egenfa^  §um  ©lauben  an  ben 
einen  ^errn  bei;  Seit,  2,  145,  10,  unb  bie  33ergötterung  be§ 
^'aiferS  Unglaube  gegen  ben  3Bof)Itäter  ber  ganjen  2BeIt,  2, 562, 35. 

©ifriger  befd)äftigt  fid)  ^Ijilo  mit  bcm  etl)ifd)en  ©cgenfa^ 
5uni  ©lauben.  (?3elb,  @I)re,  9J?ad)t,  ^reunbe,  ®efunbf)eit,  ©tärfe 
bieten  [ic^  un§  al§  ©tü^punfte  bar,  auf  bie  mir  unfer  Seben 
grünben  unb  an  benen  mir  3uüerfid)t  geminnen.  SGBer  aber 
jenen  2)ingen  traut,  traut  ®ott  nid^t,  amatei  xot  S^eot,  unb  mer 
©Ott  traut,  traut  jenen  nic^t,  2,  38,  15  ff.  1,  485,  49  ff.  2öer 
fic^  in  ber  ^'rantt)eit  juerft  an  ben  2(rjt  unb  erft  bann  an  (Sott 
i)ött,  roenn  fonft  nid)ts  t)ilft,  „fd)roanft  nad)  beiben  ©eitcn",  1, 176. 
S)er  bem  ©tauben  immanente  Unglaube  ftö^t  a(Ie§  ©emorbene 
ab,  ri  7CQ0Q  xo  "/Evvriiov  a/ctacia,  1,  009,  9.  "Der  ©laubenbe  an- 
erfennt,  ba^  bie  ^inge  unb  ber  3Jlenfrf)  ot)ne  ©ott  nid)t§  finb 
unb  aüe§  ©otte§  ©igentum  ift.  @r  fe^t  alle  ©üter,  aurf)  haS 
eigene  ©elbft  ©Ott  nad).  Sid)  felbft  etroa§  5U5ufd)reiben  unb 
fic^  baburd)  bö^er  al§  ©ott  ju  f^ä^en,  alrbv  jiqoiiiiav  i^eot, 
ift  ©ottlofigfeit;  bamit  ift  il)m  ba§  SSertrauen  oerfagt,  1,  176. 
®arum  fdjlie^t  ba§  ©tauben  bie  ©etbfttiebe,  (filaviia,  au§, 
ebenfo  bie  ©inbitbung,  oir^aig,  metd)e  uon  fid)  fetber  fagt:  atte§ 
ift  mein,  ola  f.iov,  1,  154,  25.  ^arum  ift  'ti(\§,  ©tauben  ba§ 
fledentofe,  t)errlic^e  Dpfcr,  ba§  mir  in  roat)rt)after  ^^eftfcier  ©ott 
barjubringen  vermögen,  inbem  mir  alte§  bei  it)m  fud)en  unb  feft= 
t)alten,  'Ho.'^  attes  Äreatürlid)e  mit  @infd)tu^  unfer§  eigenen  Söefeng 
gänjtid)  t)on  ©ott  abt)ängt. 

3Bir  finben  atfo,  mie  in  ber  patäftinenfifd^en  ©emeinbe, 
aud)  bei  ^t)ito,  bie  ©rt'enntnig  fräftig  entmidfett,  ba^  im  ©tauben 
ba§   natürtid)e   ^egef)ren   be§  9)'?enfdf)en ,   bas   bem  ©taubenben 

*)  !J)erfelbe  ®ebonfe  finbet  fid)  attri)  in  ber  paläftinenfifc^en  Synagoge; 
n)af;vicl)einUd)  ift  er  auö  ber  gried)ifd)en  in  fie  f)inü6ergeroanbert.  ?Jad)  ber  (Sr^ 
t)elning  3(brn()ani'S  nmS  ,?>immelgeuiölbe  glaubte  er  fofort  an  Sott,  im  ©egcnfa^ 
5ur  ^Iftrologie,  "i>2  l'^CNnl  l^C  2;and).  ®d)ofetim  11. 


70  Aap-  3.    ^ct  ®Ittube  in  ber  i^riecf)iicf)en  Synagoge. 

nic^t  nur  an  ben  anbern  ftd)tbar  ift,  fonbern  aud)  in  it)m  fclbft 
ficf)  regt,  abgefto^en  unb  barniebergel)alten  rairb. 

tiefem  et^tfd)en  ©egenfa^  ftet)t  in  genauer  parallele  eine 
9lntitf)efe  §ur  ©eite,  bie  in  ben  23erlauf  unfver  ©ebonfenbilbung 
fällt.  3unäd)ft  traut  ber  a}?enfc^  feinen  eigenen  geiftigen  Gräften : 
ben  Sinnen  unb  ber  3Sernunft,  ccTcoaeiAvvvEiv  rov  \di,ov  vovv  ymI 
rriv  al'od-rioiv ,  1 ,  609 ;  benn  er  erwartet  t)on  ben  ©innen ,  fie 
roürben  it)m  bie  2BeIt  erfd)Iie^en,  unb  berut)igt  fid)  bei  ben  3ßat)r= 
fd)einlic^!eiten  unb  ©d)tüffen  ber  SSernunft,  bei  ben  si-Koia  y,al 
7tLd^avä,  ben  ivloya,  ben  erKaoiai  unb  l'diot  loyioi-ioi ,  ügl.  l, 
132.  2,  106,  34.  ^ag  ift  ein  TtgoTtiaiEveiv ,  mit  bem  un§  bie 
SGBa^r^eit  üerloren  get)t.  3ßir  l)aben  un§  uielmetir  felbft  ber 
2;ort)eit  anjuüagen  uaö  @ott  p  glauben,  1,  457. 

®er  @runb  be§  @Iauben§  liegt  in  ber  33efc^affen{)eit  beffen, 
bem  e§  glaubt,  fiov^)  d^sqi  jtiozeIelv!  ®enn  (.ibvoq  b  d-Eog  ^naiog, 

1,  486,  3. 128, 1 ;  aKe§  ©emorbene  bagegen  ift  amozov,  1,  486,  1. 

2,  412,  27.  2)er  leitenbe  @efid)t§punt't  ift  ber  ®egenfa^  5n)ifcl)en 
ber  23eränberlid)!eit,  bie  im  23ergel)en  enbet,  meld)e  allem  @e= 
roorbenen  auflebt,  unb  bem  unmanbelbaren,  n)al)rt)aften  ©ein 
©otteg.  Stile  Gräfte  unb  ©üter  be§  SRenfc^en  äergef)en  unb  feine 
erfennenben  ^unftionen  fül)ren  blo^  §u  relatioen  ©rgebniffen,  §ur 
ol'riaig,  öo/triaig,  XEvai  do^ai,  unb  mad)en  il)n  gum  doytriaiaocpog 
l,  363,  13  u.  a.  ®ott  bagegen  fielet  in  unerfd)ütterlid)er  33e= 
l)arrung  über  bem  ©eroorbenen  al§  ba§  ©eienbe  unb  Urfäd)lid)e. 

^urd)  biefen  ©ebanfengang  50g  ^t)ilo  bie  ©rträge  ber 
gried)ifc^en  ©!epfi§  jur  33egriiubung  be§  @lauben§  {)eran,  jeboc^ 
nod)  fo,  ba^  er  gleid)n)of)l  eine  ©pannung  5n)ifd)en  bem  ©tauben 
unb  bem  Srf'ennen  oermieb.  ®enn  er  ert)ält  nid)t  nur  ein  büp= 
pelteS  ©lauben,  ta^  falfd)e,  ha§  ber  Seit  jugemanbt  ift,  unb 
ba§  rid)tige,  n)etd)e§  auf  öott  geftellt  ift,  fonbern  parallel  bamit 
aud)  ein  boppetteS  (Srfennen,  roeil  über  ber  begreifenben  Searbei» 
tung  ber  finnlid)en  2öal)rnel)mungen  ber  ©otte^begriff  al§  ba§ 
reine  vuricov  ftel)t,  luomit  er  fid)  unflar  ben  anbern  C*>K'genfat^ 
oermengt  jn)ifd)en  einer  fi)llogiftifd)en  (5rfenntni§  &oik^  an^  feinen 
3öerfen  unb  einem  barüber  ftebenben,  I)bl)ern  „©oben"  WotteiS, 
mcldjeä  in  einer  bireften  "'•ikrül)rung  ber  ©eele  burd)  Wott  be= 
grünbct  fei.  'iluö  jener  nicbercn  $u  bicjer  t)öl)eren  (5rfenutniö  füljrt 


25ie  ©faubengmotioe.  71 

bic  ©fepfig  t)tnauf,  ba  fte  bic  3iiüßi^ficf)t  jerftört,  n)etd)C  fic^  an 
jene  niebern  @rfenntni§formen  f)ängt,  unb  baburd)  ber  neuen, 
an§  ©Ott  ftammenben  @rfenntni§n)etfe,  bamit  aber  aud)  bem 
erf)ten  ©tauben  bie  ^a^n  in  ber  ©eete  frei  mad)t. 

®er  ©influ^  ber  (Schrift  unb  bie  retigiöfc  ^irabition  in  ber 
©emeinbe  liefen  e§  jebod)  nirf)t  ju,  ha^  einzig  bie  metap;^t)fifc^e 
2(u§fage  über  bie  2(rt,  raie  ©ott  bes  ©ein§  teilt)aft  fei,  ai§ 
©laubenSmotio  biene;  neben  biefcr  ift  aud)  feine  @üte  ba§,  n)a§ 
ba§  ©tauben  in  un§  begrünbet  unb  üon  un§  oertangt.  @r  fann 
atte§,  unb  rcilt  ba§  53efte,  2,  39,  6.  2)er  ©laubenbe  oertraut  bem 
Könige,  ber  fid)  nid)t  burd)  bie  ©rö^e  feiner  ^errfd)aft  §um 
©d)aben  feiner  Untergebenen  überf)ebt,  fonbern  in  9Jienfd^en= 
freunblid)feit  jebem  ben  SRanget  beffern  rcitt,  1,343,10.  SOBer 
nic^t  glaubt,  ba^  je^t  unb  immer  ben  SOBürbigen  bie  ©naben 
©ottc§  reid)lid)  gegeben  werben,  ift  ungläubig,  1,  119,31.  3tuf 
©runb  ber  @rfat)rung  ber  göttlid)en  ©üte,  Tie/tetgafiivog  r%  iv 
ctTtaocv  Tov  &eov  xQ^^o^otriiog,  t)at  2IbraI)am  geglaubt,  1,  455,  13. 
Sflan  glaubt  bem  ©ott,  n)eld)er  aliein  Reifer  ift,  i.i6vq)  acoiriQi 
&e(^  1,  176. 

©laube  unb  2^reue  bleiben  für  '*^^ilo§  ^erou^tfein  eng  ner= 
bunben.  ©enef.  15,(5  unb  Ülum.  12,6:  2lbral)am§  ©laube  unb 
SJlofeg  ^reue  roerben  einanber  aU  ein  unb  basfelbe  33erl)alten 
©Ott  gegenüber  gleid)gefe^t,  1,  132,  42.  ®ie  ©üter,  üon  meldjen 
fid)  ber  ©laubenbe  abroenbet,  merben  i^m,  ba  fie  it)rcn  relatioen 
SOBert  behalten,  §um  Ort  ber  Sirene  unb  gelten  il)m  al§  göttlid)e§ 
2)epofitum,  aU  7caQa/.aTad^riA,ri.  ©tatt  "tio!^  mir  bie  ©cclc,  ba§ 
Söort  ober  ben  Seib  für  un§  felbft  oermenbeten  unb  baburd) 
©Ott  entmenbeten,  voarpi'Cea&ai ,  leben  mir  nun  mel)r  für  ©ott, 
al§  für  un§  felbft,  trloat  d-eo)  (.lällov  ri  eavKp,  1,  148,  32,  unb 
bema^ren  baburd)  bem,  ber  un§  alle§,  roaS  mir  l)aben,  anoer^ 
traut  1:)ai  —  ytETCLotevAiog  üon  ©ott  1,  491,  17  —  eine  f)eilige, 
unuerle^lid)e  niang,  1,487,44.  ©benfo  bilben  bie  un§  uon 
©Ott  gegebene  2öei§^eit  unb  ®rfenntni§  eine  7taQayiaxa^ri'/.ri 
ßicocfeleaidiiüv  öo)'(.iavwv  1,  389,  40,  fo  ba^  \)Ci^  ©tauben,  ba§ 
fie  feftf)ält,  sugteid)  Streue  ift,  bie  biefe§  anoertraute  ©ut  be= 
n)af)rt.  3ßer  barum  ooUfommen  glauben  fönnte,  märe  aud) 
pollfommen  Tiioxog,  roie  ©ott  felbft  e§  ift.    Sind)  ba§  ©tauben 


72  ^OP-  3.    2)er  @lau6e  in  ber  nned)i)"c{)en  ©pna^oc^e. 

ift  für  W^o  ha§>  Slbbilb  einer  2;ugenb,  bie  ©ott  felbft  befi^t, 

1,  606,  8  ff. 

^amit  ift  aurf)  ber  Söert  be§  ©(auben§  beuttic^  (^eniac^t. 
2)iefe§  einigt  mit  @ott,  „leimt",  une  narf;  bem  ^euteronom  ge= 
fagt  wirb,  ben  9J?enf(i)en  an  ©ott  an,  unb  ^zbt  i^n  baburd^ 
au§  ber  Unrul)e  unb  9]id)tigfeit  bes  ©emorbenen  in  ®otte§  ^^eftig^ 
!eit  unb  9{ut)e  tiinauf,  1,  456,  35.  409,  35.  ogl.  230.  9ftid)t  erft 
bie  (3ahe,  bie  auf  ha§  ©tauben  folgt,  fonbern  bie|e§  felbft  ift 
barum  ha^  einzige  nid^t  täufdtjenbe  unb  fefte  ©ut,  2,  39,  1,  ber 
So{)n  unb  ^ampfprei§,  ad-Xov,  ben  ber  pm  ©ieger  ©eraorbene 
empfängt,  2,412,34.  ^ampfprei§  ift  e^,  meit  mir  §uerft  un§ 
fetbft,  nid)t  ©ott  certrauen  —  »gl.  ba§  be^eidjnenbe  TtQOjcLozdeiv 
—  unb  nur  baburrf),  ba^  mir  bie  9^icf)tigfeit  unferg  eigenen 
33efi^e§  erleben,  jum  ©tauben  vorbringen.  2öir  sie'^en  ben  ^u- 
ftanb  —  dia&sGig  —  be§  @tauben§  nur  baburd)  an,  ba^  mir 
bie  ©ntgmeiung,  ben  3itfi<ittb  ber  unbefeftigten  ©eele,  au^^ie^en, 
1,409,36.  liefen  3iift<itt^  e^^^^t  man  aU  ^rucf)t  ber  ^röm= 
migfeit  unb  ha§>  ©tauben  ift  be§t)atb  ein  9'lut)m.  ®ie  ©c^rift 
l^at  mit  ©en.  15,  6  ha§  2oh  2tbrat)am§  bezeugt,  nic^t  nur  im 
jrociten,  fonbern    gerabe    auc^    im    erften    ©lieb    be§   33erfe§, 

2,  38,  11.  ©Ott  „bemunberte"  mrat)am§  ©tauben,  2,  39,  36. 
'2)arin,  ba^  er  it)m  jur  ©erect)tigfeit  gererf)net  raurbe,  tiegt 
ni(i)t§  ^araboje§;  benn  nicf)t§  ift  fo  gererf)t,  al§  bie  Übung 
eine§  allein  auf  ©ott  gemenbeten  ©tauben^.  'J)a§  entfpric^t 
ber  9'latur  unb  ift  genau  ba§,  ma§  bie  ©ererf)tigt'eit  tut, 
diytaioavvrig  amo  f.i6vov  sgyov,  1,  486,  6  ff.  '!|5f)ilo  oermunbert 
fid)  nid)t  über  bie  ©d)ät3ung  be§  ©laubeng  burc^  ©ott,  fon* 
bern  über  ha^  ©tauben  felbft,  meil  e§  un§  unfere§  Unglauben^ 
roegen  munberbar  erfd)eint,  bafj  jemanb  ©ott  allein  oertraue. 
©0  oft  er  barum  ©en.  15,  6  gittert  —  unb  er  t)at  biefen  ©pruc^ 
oft  im  ^J^unbe  —  immer  ift  e§  nur  ber  erfte  2:cil  be§  2Bovt§, 
ber  feine  ^Jlufmerffamfeit  erregt,  meil  ber  jmeite  il)m  al§  bie  mit 
bem  erften  gegebene  ^olge  gilt,  bie  im  ©tauben  felbft  begrünbet 
ift.  3)arin  bleibt  feine  5luffaffung  be§  ©prud)§  mit  berjenigen, 
bie  ba§  ©emeingut  ber  paläftinenfifd)en  ^trabition  gcmovben  ift, 
ibcntifd).  Seine  'Jlbiucid)ung  oon  biefcv  enlftebt  buvd)  ba^o  nn)ftifd)e 
(Clement  in  feiner  ^rbmmigfeit,  baburc^,  bap  il)m  nidjt  fc^on  ha^ 


2)er  2ßert  beä  ©laubenö.  73 

©rfjriftiüort  für  fic^  allein  genügt,  nm  bie  Ü>evbunbenl)eit  mit 
@ütt  äu  I)aben,  fonbern  ^a^  er  ein  inroenbigeö  (Srlebni§,  eine  in 
ber  ©ee(e  oor  fid)  get)enbe  ^Bereinigung  mit  ©ott  erftrebt,  ju 
n)etcf)er  bie  (5rf)rift  nur  bie  3(nleitung  unb  ^arfteüung  ent()ält. 

^arum  ftef)t  fein  ©tauben  al§  ein  inbiüibueües  Grlebni^  ber 
einjetnen  ©eele  mit  bem  S3eftet)en  ber  ©emeinbe  in  feinem  3"= 
fommen^ang.  2)iefe  war  für  ^f)iIo  na^eju  entroertet.  ®em 
nationalen  @goi§mu§  ber  "»Paläftinenfer  tritt  t)ier  ein  inbioibueller 
@goi§mug  gegenüber,  ber  fic^  üon  ber  @efd)id)te  unb  ©emcinbe 
al§  leeren,  gleicl)gültigen  SRic^tigfeiten  prürf5ie{)t  unb  @ott  nur 
im  inraenbigen  feelifrf)en  ^^roje^  üerfpüren  will. 

@§  t)ängt  mit  ber  mt)ftifd)en  3(rt  feiner  ^rommigfeit  iu- 
fammen,  ba^  fid)  it)m  ba§  ©tauben  nid)t  al§  Slnfang,  fonbern 
aU  (Snbe,  nid)t  al§  ^egrünbung,  fonbern  at§  ^ki  ber  auf  ©ott 
gerid)teten  i^eben^bemegung  barftellt.  ®r  t)at  allerbing§  2lbra= 
!^am§  ©tauben  and)  burd)  ba§  ^3triftotetifd)e  SBort  er!lärt,  ba^ 
ber  Sernenbe  bem  Set)renben  glauben  muffe,  roeit  fonft  fein 
Unterrid)t  möglid)  fei,  n)e§l)alb  gerabe  bei  2lbra^am,  ber  burd) 
Sernen  jur  SSotlenbung  fomme,  ba§  ©lauben  al§  feine  befonberc 
2:ugenb  genannt  fei,  2,  416,  10.  tiefer  ©ebanfengang  ift  aber 
nid)t  meiter  au^gebilbet.  ^) 

@§  fd)ieb  fic^  be§f)alb  für  ^^1[)\io  ba§  ©tauben  com  |)offen 
burd)  einen  beutlid)en  Unterfd)ieb.  ®iefe§  ift  ba^  erfte  ©amen= 
forn,  ba§  ©ott  in  bie  ©eele  be§  9Jlenfc^en  legt,  al§  ©rreget 
feines  ganzen  Strebend,  aud)  feiner  ^^römmigf eit ,  2,410.  ^a= 
gegen  ^at  ber  ©laubenbe  gefunben  unb  fud)t  nid)t  mef)r,  1,  487,  6. 
5lud)  bann,  loenn  er  ber  fünftigen  ®aht  ©otte§  oertraut,  ^t 
feine  3ut)erfid)t  in  ber  erfaf)renen  göttlid)en  ^ilfe  feinen  ©runb, 
2,  175,  9.  2)arum  ift  ba§  ©tauben  aufS  engfte  mit  bem  '3)anfen 
oerbunben,  roie  umge!el)rt  bie  amaTia  aud)  axagiaiia  ift,  1,  516, 
47.  2,  562,  36  ügt.  1,  442,  43. 


^)  3)ie  ©enten^:  del  maitviiv  t6v  ^«v&avovxtt  {}ai  ©reiner  rid)tiii  auf 
2triftoteleö  de  soph.  el  II  165  1)  3  :,uriirfi^efiU)rt.  ©ioiene  J^ur^arbeituncj  ber 
2lvi|toteli)cl)eii  Scf^viften  ift  für  '^U^ilo  fcl)H)erlid)  anjunel;men.  ©e  luirb  ^ier  ein 
cni'3  bem  alteren  jübifct)en  StriftotelientU'S  übernommene^  Stücf  üorliegen.  ^yür 
'bzw  ikrlauf  ber  ^ogmenrtefc()icl)te  in  ber  gried)ifd)en  ©pnagoge  cor  '^^^ilo  oenpeife 
id)  auf  meine  ©efd)id}te  ^öraelö  oon  Sdejanber  5i«  öabrian. 


74  Aap.  3.    2)er  @laube  in  ber  griec^ifc^en  «Synagoge. 

9lun  ift  frctticl)  ha^  ^kl,  ba§  al§  @Iaube  oon  ber  ©d)rift 
un§  t)orget)a(ten  wirb,  für  un§  nid)t  Döüig  errcirf)bar.  91a(^ 
feiner  inteüeftueUen  ©eite  bleibt  e§  in  un§  notwenbig  unüoü= 
!ommcn,  rceil  @otte§  ^aiuv  unerfennbar  ift,  n)e§l)alb  niemanb, 
anö)  ni(i)t  ein  @ngel  imftanbe  ift  Ttayltog  TtioreveLv  tibqI  d-eov, 
1,  128.  ^)  ^;pi)iIo  benft  babei  QU§fd)lie^Iic^  an  bie  Slnrcenbung  ber 
au§  ber  Statur  ftammenben  Kategorien:  ©ubftang,  Dualität,  9ie= 
lation,  33en)egung  u.  f.  f.,  bie  firf)  auf  ®ott  nid)t  anrcenben  laffen. 
@r  füf)lt :  biefer  Slpparat  oerfage,  roenn  er  ha^  ®otte§ben)u^tfein 
faffen  foU.  Sßeit  aber  ^^f)i(o  im  ©tauben  nid)t  etrca  einen  @rfa^ 
für  ha^  (Srfennen  fuct)te,  fonbern  jeneS  al§  ^rud)t  au§  biefem 
geroann,  überträgt  fid)  bie  Unt)oü!ümment)eit  unfere§  @rt'ennen§  not^ 
roenbig  aud^  auf  ba§  (Stauben.  2tn  biefer  ©teile  erfd)n)ert  if)m  fein 
narf)  ber  grie(i)ifd)en  3öiffenfd)aft  geftalteter  @rfenntni§begriff  ben 
@lauben§ftanb.  ^enn  biefe  gefät)rbete  feinen  ©otteSgebanfen  unb 
fc^ob  tf)m  ben  ©ubftan^begriff,  ha^  reine  unnennbare  ©ein,  an 
beffen  ©teile.  Wü  jeber  3Serfac^lid)ung  be§  @otte§gebanf'en§ 
verfällt  aber  ber  ©laubenSbegriff. 

3ugteid)  ergab  fic^  it)m  au§  feinem  '2)uali§mu§  eine  @r= 
fd)n)erung  be§  ®lauben§,  roeil  i>a§,  mag  für  @ott  fetbfl  eine 
©d)ranfe  bitbet,  notroenbig  unb  unmittelbar  aud)  eine  füld)e  für 
"tia^  ©tauben  mirb.  3Iun  finb  aber  in  un§  ©ottlidjeS  unb  ©terb= 
lid)e§,  ©eift  unb  Seib  Bereinigt,  fo  ba^  un§  fein  DoHfommeneS 
©tauben  mef)r  erreid)bar  ift.  3)er  Seib  nötigt  un§  immer  mieber, 
bie  finnlid)en  ©ebanfen  unb  ©üter  ju  fd)ä^en,  unb  läfU  e§  nic^t 
ju,  ba^  mir  un§  ftet^  unb  allein  auf  ©ott  ftütjten,  1,  G05  f. 
2lbral)am  t)at  jroar  ©ott  geglaubt,  jebod)  al§  9Jienfd)  glaubte  er, 
unb  beö^alb  ^meifelte  er  rcenigften§  momentan.  ®a§  ©tauben  ift  ja 
eine  2;eilnal)me  an  einer  göttlid)en  !i?ollt'ommenl)eit  unb  mirb  bal)er 
nur  in  unoolll'ommener  Sßeife  be§  9Jlenfd)en  33efit3,  meil  bie  gött= 
lid)en  2;ugenben  nur  mit  einem  fd)mad)en  9lbbilb  in  ben  9Jlcnfd)cu 
eintreten.  "Die  ©pannung  jnnfdjen  bem  ba§  ©tauben  befoolcnben 
SBollen  unb  bem  natürlid)en  !iU'rlangen,  meldte  fidj  im  paläfti= 
nenfifc^en  ^ereid)  in  einzelnen  5?onflittcn  unb  ©rfd)ütterungen 
bcss  ©laubeng  äufserte,  ift  f)ier  in  ein  tl)coretifci^  begrünbotes«, 
fonfcqucnteö  ©i)ftem  ber  agfetifd)en  ^Jiaturbcftreitung  gcbrad)t. 

•)  ®(^>ucrli(l)  ift  f)'\ex  ni,axtvnv  tvaiifitiü  gcbadjt:  (yen)i[il)eit  gebe». 


2l6raf)am  a(§  33ei)piel  beä  0(au6enö.  75 

3Son  ©Ott  t)cr  überträgt  fid)  bcr  ©lauben^gebanfe  aurf)  auf 
bie  ^ibel,  rcomit  fic^  ^t)ilü  feine  ©tettung  innerl)alb  ber  3w^en= 
frfjaft  erf)ielt  imb  mit  bem  biefe  tragenben  ©lauben^ftanb  üer= 
bunben  blieb.  @r  ftimmt  mit  Stfiba  bariii  überein,  ba^  bie  ^Sibet 
ha§>  einzige  ©öttlicfie  fei,  maS  un§  ber  @efd)id)t§Iauf  übermittelt. 
2Bäf)renb  aber  für  Stfiba  in  ber  Q3ibel  oon  3§rael  bie  Stiebe  ift, 
rebet  fie  nod)  ^^t)iIo§  Urteil  von  ben  feelifd)en  S^orgängen,  burc^ 
bie  fi(^  ber  Stufet  bie  inmenbige  53erüt)rung  mit  ®ott  i)erfrf)afft. 
3ll§  Ouette  unb  S^lorm  ber  g^römmigfeit  fennen  aber  beibe  nur 
bie  ©rf)rift;  auf  fie  mirb  bat)er  ein  unbebingte§  ©tauben  geflellt. 
'^Demgegenüber,  rcaS  ©ott  crt'Iärt,  jiemt  e§  bem  9J?enfd)en,  auf§ 
feftefte  ju  glauben,  2,  40,  7.  ^a^  ©ott  ^irte  ift,  nerbürgt  ber 
^:pfalmift  at§  ^:prop{)et,  tji  %aVov  Tciateveiv  1,  308,  16.  2öer  bie 
rcunberbare  (Spenbung  be§  2Baffer§  in  ber  Süfte  nicf)t  glaubt, 
Tovtoig  a7ciazelv,  f'ennt  ©ott  nirf)t  unb  f)at  it)n  nie  gcfud)t, 
2,  114,  36,  weil  ein  fold)e§  Sßßunber  neben  bem,  roaB  un§  bie 
S^iatur  an  göttlirf)en  SBerfen  barbietet,  eine  5l(einigfeit  ift.  ©ött^ 
Iirf)en  3(u§fprüd)en,  xqrio^iol,  barf  man  ben  ©tauben  nid)t  vtx- 
fagen,  aurf)  menn  fie  nod)  unerfüllt  in  bie  3ii!unft  raeifen,  2, 388, 7. 
118,  33.    175,  25.    386,  37. 

^\ix  fonfreten  33eranfd)aulic^ung  be§  ©lauben§  foU  un§ 
nad)  ber  3lbfid)t  bcr  Sdjrift  2tbraF)am  bienen.  Sie  ^^oaf)  megen 
©en.  6,  9  mit  ftänbigem  Beinamen  ber  ®ered)tc  ^ei^t,  fo  füt)rt 
3lbra^am  ben  Flamen  6  maiog,  1,  259,  23.  2,  '412.  ^n  ber 
boppelten  ^reijat)!  oon  3^t}pen,  meldte  bie  ©enefi§  gibt:  @no§, 
|)enod),  ^)?oat),  unb  5lbrat)am,  ^^faaf  unb  ^aUh,  ftellt  fie  bie 
üerfd)iebenen  Stufen  ber  ^römmigfeit  bar :  .^offnung,  Su^e,  ©e= 
red)tigt'eit,  unb  ©taube,  ^reube,  (5d)auung  ©otte§,  morauf  SRofe 
folgt,  n)eld)er  gleid)5eitig  "»^ropliet,  ^-^jriefter,  ©efe^geber  unb  5lönig 
ift.  SGBät)renb  fonft  bie  Deutung  ber  Figuren  if)rcm  Flamen 
entnommen  mirb,  meil  '>pf)ilo  in  biefem  bie  göttlid)  gültige  ©nt= 
l)üllung  it)rer  33ebeutung  fiel)t,  tritt  bei  ^bra^am  bafür  ber 
©laube  ein. 

®en  ©tauben  üeranfc^aulic^t  3lbraf)am  5unäd)ft  roegen  feiner 
3lu§manberung  au§  bem  Drt  ber  S^albäer.  ©r  ift  ber  erftc, 
„ber  eine  fefte  Überzeugung  l)atte,  ba^  e§  eine  einzige  oberfte 
Urfad)e  gibt  unb  ba^  fie  für  bie  Seit  unb  ba§,  n)a§  in  it)r  ift. 


76  Aap.  3.    55er  GJlaube  in  ber  (^rierf)ifd}en  Spnniioiie. 

forgt".  ^n  feiner  ©et)nfud)t  nac^  ber  @r!enntni§  be§  ©eienben 
crt)ob  er  ben  33IicE  über  ben  |>immel  unb  bie  ©lerne  unb  lie^ 
nid)t  ah,  bi§  er  eine  f)elle  SSorftellung  oon  @otte§  ^afein  unb 
S3ürfef)ung  erlangt  I)atte,  2,  442.  Über  aUt§  finnlid^  n)a{)rnel)m= 
bare  unb  oernunftmä^ige  er{)ob  er  fid)  unb  ftü^te  ftrf)  mit  fid)erem 
Urteil  unb  feftem  ©tauben  auf  @ott,  2,  402.  1,  486. 

©ein  ©taube  erfcf)eint  weiter  bainn,  ta^  it)m  ba§  Sanb, 
in  rcetc^e§  er  rcanbern  fotl,  noct)  nic^t  gejeigt  rcirb.  3Beit  feine 
©eete  @ott  nict)t  erft  auf  @runb  ber  ©rfültung  banfte,  fonbern 
au§  ber  ©rrcartung  be§  Mnftigen  f)erau§,  an  bie  Hoffnung  ge= 
bunben  unb  angef)ängt,  ungeteilt  bafür  l)altenb,  ba§,  roa§  nid)t 
gegenwärtig  fei,  fei  gegenwärtig  wegen  ber  feften  Streue  beffen, 
ber  t>a§  SSerfpred^en  gab,  fanb  fie  ben  ©tauben  ai§  nollfornmeneS 
@ut,  avevdoiaaia  vof.ii(jaaa  ridri  nagelvai  xa  f.iri  TtuQovca  dia 
triv  xov  VTTOOxo/nevov  ßeßaioiazriv  Ttiariv,  1,  442.  '3)iefelbe 
©teltung  mad)t  bie  ©d)rift  an  SJlofe  ficl)tbar,  welcher  ha§  Der= 
^ei^ene  Sanb  felien,  aber  nic^t  f)ineinfommen  foü. 

?^erner  geigt  fid)  ber  ©taube  2lbra!^am§  barin,  ha^  er  mit 
©Ott  üertraulirf)  reben  lann:  „wa§  wirft  bu  mir  geben?"  @en.  15,2. 
©0  wie  ein  ^reunb  jum  ^reunb  bürfen  bie  gu  ©ott  fprecl)en, 
ja  fd)reien,  weld)e  in  ber  ©e'^nfucl)t  nac^  2öei§^eit  ©ott  geglaubt 
I)aben,  tov^  Igtoii  aorplag  d-etTt  7tE7TiovevY.6iag,  1,  475.  '*]iarallel 
bamit  ftet)en  9Jlofe§  füt)ne  ©ebet^worte:  „ftreict)e  mid)  au§  bem 
^uc^  be§  Seben§",  „t)abe  id)  biefe§  !i5olf  geboren?"  ol  ^tovov 
Xeyeiv  Y,al  ßoav,  aAA'  ridri  xal  VMtaßoav  ei  aXrid-ovg  TiiOTStog 
Y,al  arco  yvrioiov  xov  ndd-ovg  d^aQQsl,   1,  475,  39. 

®abci  \)at  ^^l)ito  einfic^tSuoU  bie  ©inigung  oon  ^urd)t 
unb  3uöcvfid)t  im  ©tauben  bargeftellt.  „|)err,  daoTroza,  wag 
wirft  bu  mir  geben?"  „^^err"  nennt  er  il)n  ^h^n  je^t,  um  ju 
fagcn:  „id)  oerbergc  mir  beine  überfd)wenglid)c  "i^Jlad)t  nid)t;  id) 
fcnne  ba§  ©d)rec!enbe  beiner  .^errfd)aft;  in  ^urd)t  unb  .-gittern 
trete  id)  oor  bicl)  unb  bod)  wieber  mutig;  benn  bu  baft  mir 
gcfagt,  mid)  nid)t  gu  fürdjtcn.  ®u  l)aft  mir  bie  ^ungc  ber  3ud)t 
gegeben,  ju  erfennen,  wann  id)  reben  fotl.  %n  l)aft  mir  ben  8U= 
flenäf)tcn  9)hinb  geöffnet;  bu  gcigteft  mir,  waö  id)  fagen  fotl, 
jcnc^J  ©ottesiwort  bcftätigcnb:  id)  werbe  boinen  "illhmb  öffnen  unb 
bir  jeigen,  was^  bu  reben  foUft.    'IVux  id)  uid)t  auö  bem  'initer^ 


2(6rafjam  als  SJeifpiet  beo  @louben§.  77 

tanb  unb  ber  ^^ern)anbtfd)aft  uertrieben  unb  bem  üätevtid^en 
.^aufe  fremb  geworben?  3(ber  bu,  ^err,  bift  mir  ba§  !öater= 
lanb,  bu  bie  23enDanbtfd)aft,  bu  ber  uäterlid^e  ^erb,  bu  bie  (St)re, 
bie  freie  9tebe,  ber  gro^e,  f)errlicf)e,  nid)t  cerlierbare  9ieid)tum. 
2öarum  foüte  idi  nid)t  wogen,  ju  fagen,  n)a§  icf)  benfe?  Unb 
bocl),  i^  befenne,  ba§  irf)  mid)  fürchte  unb  niebergefrf)(agen  bin, 
nict)t  al§  t)ätte  irf)  einen  STOiefpältigen  ©treit  in  mir,  ^urrfjt  unb 
3uoerfid)t,  fonbern  eine  ineinanber  gemijrf)te  ©inftimmigfeit.  Un^ 
enblirf)  labe  irf)  mirf)  an  biejer  9)lifd)ung,  bie  mic^  gelet)rt  !)at, 
nid)t  furd)t(o£i  freimütig  ju  fein  unb  nic^t  ot)nc  Freimut  mid) 
5U  fürd)ten.  ^enn  ic^  lernte  e§,  mein  9'iirf)t§  ju  meffen  unb 
bie  überfd^menglidje  .^öf)e  beiner  SÖo^Itaten  an5ufe{)en ;  unb  wenn 
id)  mid)  felbft  als  ßrbe  unb  ^ilfc^e  erfenne,  bann  gerabe  mage 
id)  e§,  üor  bid)  bittenb  ju  treten,  flein  geworben  —  xanEivbg 
yeyoftog  —  jur  @rbe  geworfen,  in  bie  @(emente  aufgelöft,  fo 
ba^  e§  mir  fc^einen  wiü,  id)  beftel)e  nid^t  me{)r,"  1,  477.  (5o= 
mit  ift  2(brai)am§  äBort:  id)  bin  ©taub  unb  ^d)^  @en.  18,  27 
fein  ©egenfa^  jum  ©tauben;  t)ielmet)r  ift  „ba§  gerabe  ber  redete 
^eitpunft,  ba^  ba§  @efd)ijpf  bittenb  üor  ben  ©d)öpfer  trete, 
wenn  e§  feine  9Ud)tigfeit  erfannt  t)at". 

Sßäf)renb  '!p()ilo  mit  2Ibrü{)am§  ''Beugung  oor  ®ott  5ured)t 
fommt,  I)at  er  ben  ^>^weifel  be§fe(ben,  foweit  e§  mögtid)  war, 
befeitigt.  ^ie  ^rage  @en.  15,8  ift  fein  ^'^eifel;  üie(met)r  t)iett 
2lbraf)am  and)  bamal§  feft,  ba^  i^m  ba§  @rbe  juteil  werbe, 
unb  fragte  nur  nad^  ber  SÖBeife,  wie  er  ba^felbe  erlangen  fönne, 
1,  487.  2lbra^m§  Sad)en  @en.  17,  17  war  freubige  .^offnung, 
1,602.  ebenfo  ba§jenige  ©araf)§.  ©ie  fagt  @en.  18,  12:  bi§t)er 
ift  mir  nod)  nie  mü^eIo§  oon  felbft  ein  ®ut  juteil  worben; 
ber  aber,  ber  e§  r»erf)ie^,  ift  mein  .^err  unb  älter  at§  bie  ganje 
©c^öpfung,  bem  man  glauben  mufj,  1,  603,  36.  130,  51.  2(bra= 
^am§  äßort:  wirb  bem  .^unbertjäf)rigen  ein  ©o^n  werben? 
®en.  17,  17  ift  atlcrbingg  ^w'ßifßlj  ^^  fprarf)  bic§  jebod^  nur 
in  feinem  .^ergen,  iv  ifj  dtavoia  avxov,  weit  if)n  ber  3"^^if^t 
nur  a(§  flüd)tige  Biegung  bewegt  f)at,  ba  bie  Seiblid)feit  bem 
9Jlenfd^en  bie  unbewegUd)e  ^^eftigfeit  ©otteg  nid)t  geftattet,  1, 605  ff. 
Unb  aucf)  f)ier  wirb  bie  anbere  9JiögIid)feit  offen  gelaffen,  ba^ 
'^([%  SGBort  eine  "öitte  fei,  ^faaf  möge  gerabe  bem  99jät)rigen 


78  ÄflP-  3-    35er  @Iau6e  in  ber  (ined)ifrf)en  ©pnacjoge. 

geboren  werben,  wegen  ber  U^oIIfommenfieit  biefer  3^1)1.  ^ie 
^itte,  ha^  ^§mad  oor  @ott  leben  möge,  @en.  17,  18,  ift  mrf)t 
Unglaube,  fonbern  aud)  ein  ®(auben§a!t,  weit  ha^  empfangenbe 
SSermögen  beä  9Jlenfc[)en  roeit  t)inter  ber  ^üUe  be§  göttüd)en 
®eben§  §urü(ibleibt,  fo  ba^  er  mit  bem,  wa§  er  empfangen  f'ann, 
aufrieben  unb  bafür  banfbar  fein  folt.  ©in  ^itte,  mie  bie 
2lbrot)am§:  fc^enf'e  mir  "öa^,  ma§  meinem  3Sermögen  entfpri(i)t, 
aurf)  menn  e§  Hein  ift,  vertraut  in  i^rer  33efd)eiben^eit  bem  @ott, 
ber  unparteiifd^  bei  ficE)  felbft  ba§  jebem  entfpred)enbe  abmägt 
unb  jumi^t,  1,  612.  %uä)  in  ber  Schrift  de  Abr.  2,  17,  bie 
nid)t  5unäd)ft  ben  Sel)rgel)alt  ber  @enefi§  auflegen,  fonbern  bie 
@ef(i)id)te  er§ä^Ien  rciü,  roirb  beim  ©efpräd)  ber  ©ngel  mit 
3tbral)am  fein  3n^^^f^t  ftarf  gefd)n)äd)t,  namentlidf)  baburc^,  ha^ 
er  nur  auf  bie  al§  9Jienfrf)en  erfdjeinenben  ©ngel  unb  nid)t  auf 
(Sott  belogen  mirb.  2tuf  iia^  SBort:  ift  bei  ©ott  etmag  un= 
möglid)?  ^ahz  \\6)  ©aral)  gefrf)ämt  unb  ibr  Sad)en  abgeleugnet, 
roeil  fic  bie  Sel)re,  ba^  @ott  alle§  mögtic^  fei,  fd)on  üon  ben 
Sßinbeln  an  gelernt  t)atte. 

%k  ^^enbenj,  bie  ^^atriard^en  ju  oer'^errlidien  unb  feinen 
©ebanl'en  an  33erfünbigung  bei  il)nen  entftel)en  ju  taffen,  ift 
nic^t  ^^t)ilo§  (Eigentum,  fonbern  t)at  bie  ganje  ©vjnagoge  be= 
t)errfd)t.  ^)  ^^ilo  t'am  fd^on  roegen  feine§  gefcl)id)t§lofen  ©d)rift= 
begriffe  nic^t  au§  biefer  ^al)n  t)erau§.  @r  begel^rte  nur  Sel}re, 
SBei§{)eit,  33orbilb  oon  ber  Sdjrift.  'S)ie  @efc^id)te  ber  Später 
fd^icnc  il)m  nu^loä,  roenn  fic  nid)t  bie  ^arftellung  ber  göttlidjen 
®efe^e  möre.  ®al)er  !ann  fie  nid)t  aud)  ibre  ©ünbe  unb  Sd)n)ac^= 
^eit  barfteüen.  ®a§  göttliche  3Bort  mujj  überall  einen  ^mperatiu 
entl)alten,  überall  etmaä  33ollfommene§,  menigftenS  etmaS  ®ute§ 
unb  ®ott  ^JOBot)tgefällige§  au§fagen,  überall  bie  3Ööei§t)eit  @otte§ 
offenbaren  at§  ba§  einjige  Dbje!t,  ba§  in  il)m  5ur  ^arftellung 
gelangen  fann.  ©old)e  mu^  fid)  aud)  in  ben  auftbfjigen  'öe= 
rid)ten  finben  al§  ba§  3Jii)fterium,  ba§  geljeimni^ooll  in  it)nen 
liegt.  "Da.^u  erfd)n)erte  c^  il)m  aud)  fein  Wlaubeu'^begviff,  ein 
(<i(ouben  auäuerfennen,  baö  mit  ^meifel  unb  Unglauben  ringt 
unb  bori)  nidjt  aufbort,  C^3lauben  ju  fein,   uiolmel)r  je  unb  je 


•)  Sfll.  Oieju  bo<l  ®.  5!J  üon  Slfibu  zitierte  ilU'ifpiel. 


Wo]e  at§  Seifpiel  bes  ©laubenö.  79 

gef(f)Ioffcne  ®tauben§afte  ju  ftanbe  bringt,  ©r  benft  fic^  ba§ 
©tauben  mrf)t  fontret,  rate  e§  bie  einjetnen  Seroegungen  ber 
^crfönlid)f'eit  leitet,  fonbern  er  benft  an  bie  abftraftc  „Stugenb" 
©taube,  bie  at§  bteibenbe  @igenjrf)aft  in  ber  ©eete  fi^t.  @r 
benft  e§  at§  (5iege§prei§ ;  fo  jie^t  fid)  ber  ^anipf  nid)t  in  ha^ 
©tauben  t)inein.  @r  benft  e§  nic^t  ai§  Surjet,  fonbern  at§ 
^ruct)t  ber  @rfenntni§  ©otte§,  unb  barum  fo  unoertierbar  roic 
biefe.  Sßerben  it)m  im  S3tic!  auf  bie  naturf)afte  öegrenjung  be§ 
SJlenfd^en  Sc^ranfen  gefegt,  fo  rairb  biefe  @infd)ränfung  möglirf)ft 
geminbert,  bamit  bie  ^errtid)feit  be§  ©tauben§,  bie  am  53ilbe 
3(braf)am§  un§  fidjtbar  werben  fott,  ungetrübt  fei. 

2(uc^  bie  S'ürbitte  5tbrat)am§  für  ©obom  gel)ört  ju  bcn 
3ügen,  bie  it)n  jum  2;i)pu§  be§  ©tauben^  mad)en,  benn  fie  be= 
ruf)t  auf  ber  3uDß^Wt,  ba§  raenn  nur  ein  fteiner  5Rcft  oon 
^ugenb  nod)  Dorf)anben  ift,  ©ott  firf)  be§fetben  erbarmt,  fo  ba^ 
er  ba§  ©efattene  aufrid)tet  unb  ba§  ©rftorbene  jum  Seben  an= 
fad)t,  1,  455,  13.  456,  41.  ^n\i<i)  raie  31bra^am§  ^ürbittte  wirb 
aurf)  bie  Opferung  3faaf§  mit  ©en.  15,  6  üerbunben,  1,  273,  24. 
3nbem  5tbrat)am  ben  ©oI)n  nicf)t  für  firf)  felbft  geboren  f)aben 
raitt,  fonbern  it)n  ©ott  f)ingibt,  betätigt  er  jenes  ©tauben,  ba§ 
in  attem  ©otte§  ©igentum  frf)aut,  ba§  bie  ^Jiic^tigfeit  be§  ©e= 
raorbenen  unb  bie  ^eftigfeit  be§  feienben  ©otte§  bejatjt.  2)er 
f^riebe,  in  bem  3tbra^am  ftef)t,  ©en.  15,  15,  marf)t  feinen  ©tauben 
funb,  benn  ba  er  t)eimattog  burd)  5lrieg  unb  junger  burrf)gef)t, 
roäre  fein  Seben  ein  t)erber  ©treit  geroefen,  t)ätte  er  nirf)t  ben 
götttid)en  Söorten  unb  ©prüd)en  gcgtaubt,  1,  514.  ^m  ©tauben 
l^atte  er  an  ©otte§  9iuf)e  teit. 

9J?ofe  jeigt  in  äf)ntid)er  Söeife,  roa§  ©tauben  ift.  3it§  er 
am  ^ornbufd)  ©otteS  SGBa^t  abtet)nte,  mar  er  nid)t  ungtäubig; 
er  tat  e§  üietmef)r,  „obrco^t  er  gtaubte",  /tiatevtov  d^o^itog 
TtaQijvelzo  TTiv  xEiQoioviav ,  2,  93,  42.  23or  ^f)arao  ftet)t  er 
im  ©egenfa^  ju  ber  t)on  ber  Ungerec^tigfeit  teibenfc^afttid)  er= 
frf)ütterten  ©eete  at§  \ia^  ^itb  be§  ©tauben?,  ber  bei  ©ott  jum 
fielen  fam,  1,  409.  ^Senbet  er  bie  5^unbfc^after  auS,  fo  erftärt  er: 
unfere  Söaffen,  ^rieg§mittet  unb  ^raft  beftef)en  altein  im  ©tauben, 
2,  116,  49.  93ertangt  er,  ba^  man  ba?  9}?anna  nid)t  bi§  jum 
SJlorgen  bef)atte,  fo   fagt  er:  glauben  mü^t  it)r  ©ott,  ba  it)r 


80  Änp-  3.    3?er  ©laube  in  ber  gried)ijd)en  @t)nagoge. 

feine  SGBof)Itaten  crfa!)ren  f)abt  in  fingen,  bie  alle§  ^offen 
übertrafen,  2,  175,  9.  SGBä{)It  er,  obg(eirf)  er  ^ofua  fennt,  bennod) 
ben  9lad)folger  nid)t  felbft,  bittet  er  x)ielmel)r  ©ott,  ben  ^irten 
über  fein  3SoI!  gu  bejeic^nen,  fo  glaubt  er  nid)t  uoreilig  firf) 
felbft,  ov  TtQOTtiazevwv  kavvo),  fonbern  f[el)t  ben  2tuffef)er  über 
hk  unfic^tbare  ©eele  an,  ber  altein  ben  SJlenfdjen  fennt,  ha^ 
er  ben  beften  tt)äf)Ie,  2,  384,  45.  9Jlöd)te  er  ©ott  fef)en,  fo  max 
bieg  freili(^  eine  unmöglid^e  ^itte,  aber  tf)r  ©inn  ift  bai§  SSer= 
langen  nad)  feftem  ©tauben,  'iv  rjdi^  uori  aipevöoZg  do^rig 
(.isralaßiov  aßeßaiov  ivöoiaOLiov  ßeßaLorccTriv  7CioiLv  älld- 
^rirai,  1,  228,  30.  ^iefe  fetbe  ©otteSliebe  ift  bie  Söurjct  jene§ 
ntäd)tigen  3Sertrauen§  —  avToi  tovto),  b.  ^.  to)  d-soqjilEi  ftahaia 
7CE7ciaievytws,  1,  339,  7  —  in  roetd)em  er  ©ott  für  ba§  @rbe 
ber  Seuiten,  b.  t).  auf  irbifc^en  ^efi^  üer§id)tenb,  ©Ott  für  ha§ 
©ut  be§  3öeifen  ert'tärt.  '2)ergteid)en  Se!^ren  gef)ören  jebod)  nid)t 
„ben  nad)  beiben  ©eiten  ©d)n)antenben",  fonbern  nur  ben  oon 
feftem  ©tauben  (Ergriffenen,  1,  340,  13. 

^^t)iIo§  2lu§füf)rungen  geigen,  ha%  foroeit  fi^  bie  gried)ifc^c 
^ubenfd)aft  an  ber  ©d)rift  ein  lebenbigeS  ^ercu^tfein  ©otte§  er=^ 
t)atten  t)at,  aud)  bie  ©infid^t  lebenbig  ift,  hafi  ©ott,  foioie  er  oon 
un§  bejatit  ift,  ben  ©tü^pun!t  unfere§  Seben§  bitben  mu^.  2)arum 
ift  bie  ©mpfinbung  mad),  ba^  e§  etraaS  ©ro^e§  um  ben  ®Iauben§= 
üorgang  fei,  ha^  ha^  ^d)  uid)t  refu(tatIo§  über  fid)  felbft  empor= 
blidfe  unb  emporftrebe,  fonbern  burd)  feinen  ©riff  nad)  oben  in 
ber  2;at  gur  93erbunbent)eit  mit  ©ott  gelange.  ^t)ito§  Sßorte  über 
'öa§  ©tauben  mad)en  beutlid),  ba^  bie  33oten  ;^vefu  nid)t  nur  in 
^cnifatem,  fonbern  aud)  in  einer  gried)ifd)en  ©Diiagoge  unbcforgt 
it)re  SBeifung  fo  formulieren  tonnten:  ©laubt  an  ©t)riftu§.  ©ie 
rourben  oerftanben;  man  mu^te,  wa§  e§  f)ci^e,  an  ©ott  gläubig  fein. 

^^tber  ebenfo  beutlic^  ift,  ha^  ha§  ©lauben  für  '|>l)ilo  nid)t 
ben  .f^auptbegriff  bilbet,  in  meld)em  er  feine  ^egiebung  gu  ©ott 
jufammenfa^t.  ^a§  mar  md)t  mel)r  möglid),  nad)bem  er  it)n 
als;  ba«}  >^iet  ber  ^römmigfeit  an  it)r  ©nbe  gefegt  t)atte.  ®cnu 
für  jebc  Xl)cotogie  ift  e§  bie  .f')auptfragc,  mie  fid)  unfre  ^römmig 
feit  begrünbe,  mie  ber  3Jienfd)  gu  ©ott  fomme.  ^arum  fiub 
biejcnigen  '^kgriffc,  metd)e  fagen,  wie  ber  9lnfd)Iuf}  au  ©ott  ge= 
Wonnen  wirb,  basf  ^^entrum  jebeS  t^cologifd)en  6i)ftems^.    ®iefe 


Xer  aSrucf)  in  «ß^ilog  @Iau6en.  81 

©teile  l)at  ahex  bei  'jp^ilo  nidjt  ba§  ©lauben,  fonbeni  etnerfeit§ 
t)a^  SBiffen,  bie  2öei§f)eit,  bic  ©rfcnntniS  @ottc§,  anbererfeit^ 
bie  Stbrcenbung  ber  Seget)rung  üom  natürlirf)en  ©ut,  bie  Unter= 
brüdfung  ber  Suft.  53eibe§  gilt  if)m  a(§  untrennbar.  '3)a§  äBiffen, 
ba§  er  |rf)ä^t,  ift  Dor  allem  @üter(el)re.  @r  beftrebt  fid),  baä 
n)af)rt)aft  ©eienbe  be^roegen  ju  erfennen,  rceil  er  in  if)m  ba§ 
roa^rfiaft  @ute  finben  rairb.  2)arum  forbert  bie  @r!enntni§  bie 
3lbM)r  üon  ber  ©inn(id)f'eit;  biefe  ift  aber  aud)  'Oa§  ©ebiet  ber 
Suft.  ©0  greifen  feine  2l§fetif  unb  feine  Sogif  ineinanber  unb 
biefe  3(gfetif,  bie  i^ren  vofiti^en  ^ni)alt  in  ber  jur  ©erci^eit 
@otte§  emporfteigenben  2öei§^eit  f)at,  ift  ber  2Beg  ju  @ott,  unb 
bie  !^orbereitung  gu  jenem  m^ftifdien  ®rtebni§,  burrf)  rccIc^eS  bie 
Offenbarung  @otte§  in  un!§  gcfc^iel)t  unb  ba§  ©tauben  entftet)t. 

^aft  mie  '5]iau(u§,  meinte  ©rf)ncctenburger,  *)  t)at  ^f)i(ü  uom 
©tauben  gerebet;  roirflic^  „faft"?  jebenfall^  nid)t  ganj.  ®enn 
ber  ©egenfa^,  ber  fein  rcligiöfeä  ^enfen  regiert,  ift  übermiegenb 
naturt)aft  beftimmt.  ®ort  ftef)t  ba§  ©eienbe,  t)ier  ba§  ©emorbene, 
bort  ba$(  rein  ©eiftige,  t}ier  ba§  ©innlirf)e  unb  Seiblid)e,  unb  ba§ 
33ebeutfame  am  ©tauben  beftel^t  it)m  barin,  ba^  in  if)m  biefer 
©egenfa^  überbrüdft,  ber  geworbene  SJienfd)  bem  ungemorbenen 
©c^öpfer,  ber  burd)  ben  Seib  ber  ^Jiatur  ^>^ugetei(te  bem  über 
bic  2öett  ©r^benen  uerbunben  ift.  ^arurn  ift  aud)  in  feinem 
©tauben,  mie  in  bemjenigen  be§  'iPautug,  bie  negatioe,  abn)ef)renbe 
©eite  ftar!  auggebitbet.  ®er  ©taube  ift  33er5id)t  auf  ba§  3)]enfd)= 
Iid)e  unb  nur  a(§  foId)er  *öejat)ung  @otte§  in  feiner  33ottfommen= 
l^eit  unb  ©üte.  ^er  ©taubenbe  fällt  unb  ftet)t  gleid)§eitig ;  er 
fällt  au§  bem  eigenen  2Baf)n  I)erau§,  roirft  ben  3Bei§l)eit5bünfet 
ah,  unb  ber  ©ott  liebenbe  ©inn  mirb  aufgerid)tet,  ber  auf  bem 
Unrcanbetbaren  gegrünbet  ift,  1,  605.  2(ber  bie  3lntitl)efe  jmifdien 
©Ott  unb  bem  3Jienfd)en  berührt  bei  ^4^t)ilo  basjenige  ©ebiet 
nod)  nid)t,  mo  fie  bei  ^autu§  ifjren  erften  Ort  i)at  unb  mit  aller 
©c^ärfe  beimifd)  ift:  bie  ©eftalt  unfere§  2öollen§  unb  ^anbeln§. 

©§  ift  mertiüürbig,  ba§  ^^t)ilo  j^mar  auf  bem  intelle!tuellen 
©ebiet  ba§  ©tauben  ber  ©elbftsuoerfidjt  entgegenfe^t  unb  am 
Iogifd)en  ^efi^  be§  9Jlenfd)en  feine  ^ritif  übt,  bagegen  ben  SBitlen 

^)  Saei^issime  Philo  sensu  paene  Paulino  de  nlaru  loquitur, 
@cl)nec!eub.,  ^afobuebr.  133. 

S  (glatter,  S5er  ©laube  im  SR.  3;cft.  6 


82  ^flp-  3.    Set"  ®{aube  in  ber  iivie(l)iiri)en  Synajioi^e. 

n\6)t  biivd)  eine  äf)nIicE)e  ^Tntit^efe  burd)füf)rt  unb  bie  ^uo^t'fid)! 
5ur  fitt(i(f)en  ^raft  be§  SJ^enfc^en  ntd)t  nur  nicf)t  t)rirf)t  fonbern 
aU  bie  SSorau^fe^ung  ber  ^römmigfeit  fortwäfirenb  bejafit.  @r 
ftettt  jmar  über  ben  togif(i)en  33efi^  be§  SRenjc^en  ein  ©rfennen, 
ba§  ®abz  @otte§  ift,  nid^t  aber  über  fein  2öolten  ein  neue§ 
Söotten,  ha^  ebenfallg  ®ahe  ber  ©nabe  roäre.  2Sie(mef)r  ift  bie 
fittlicf)e  a^^einigung  bie  Siat  be§  9Jlenfcf)en.  @r  beginnt  al§  ber 
aftiüe,  5um  3Bir!en  fäf)ige  feine  ©emeinfdjoft  mit  @ütt  baburd), 
ba^  er  feinen  SBiUen  gut  ntad)t,  unb  bann,  rcenn  i^m  biefe 
21§!efe  gelungen  ift,  bann  ift  er  §um  ©tauben  gefc^idt. 

91ie  gingen  in  ber  (Si)nagoge  ber  ^u^gebanfe  unb  ©d)ulb' 
begriff  gang  unter.  9tud)  ^t)ilü  be§iet)t  ba§  ©tauben  nid)t  bto^ 
auf  bie  gebenbe  ©üte  @otte§,  fonbern  aud)  auf  feine  Siüigt'eit 
ju  «ergeben,  ^zx  ©ünbopferritu^  'i)at  5.  33.  ben  3"^ßcf/  M^^^ 
©tauben  §u  erzeugen,  ba^  ©ott  benen,  roetdie  if)re  ©ünben  be= 
reuen,  gnäbig  ift,  2,  248,  27.  ®a§  auf  bie  Opfer  begrünbete 
SSertrauen  su  ©ott  ift  bered)tigt,  rcofern  e§  nur  üon  ber  aber= 
gläubifc^en  ©d)ä^ung  be§  materietten  Dpferafte§  gereinigt  lüirb. 
1,  345, 14.  Stber  bie  SCBeifung,  bie  ber  fd)ulbig  ©ercorbene  emp= 
fängt,  tautet  md)t:  glaube!  fonbern  in  9teue,  S3efferung  unb 
Steinigung  ber  ©eete  t)at  er  fid)  guerft  auf§urid)ten  unb  bann, 
„luenn  er  nichts  33öfe§  neu  üerübt  unb  ba§  alte  ^öfe  abgeit)afd)en 
t)at,"  barf  er  of)ne  ^nvdjt  ju  ©ott  fiinjutreten,  1,  274,  10.  ©ine§ 
„^t\k§  oon  Sugenb"  ift  ba§  göttlid)e  33ergeben  bebürftig,  fonft 
ift  z§  unmögtid).  ®a§  5ßertrauen  ju  ©ott  t)at  im  guten  ©ennffen, 
ba§  bem  9Jlenfd)en  bie  ßebenbigfeit  feiner  Siebe  ju  ©ott  begeugt, 
bie  33orau§fepng ,  1,  474,  5.  2)ie  Heiligung  ftel)t  für  ^;|5t)iIo 
Dor  bem  ©tauben,  beffen  gro^e  äöirtung  barin  beftel)t,  ba^  er 
ben  finnlid)en,  atfo  nid)tigen  9J?enfd)en  mit  ©ott  einigt,  nid)t 
aber  ba^  er  ben  Sünbcr  mit  ©ott  «erbänbe.  ^^t)ilosi  ©laubc 
ift  bie  ©ered)tigfeit  be§  ©eredjten,  ber  beä  ^autu§  bie  ©ered)tig= 
!eit  beä  ©ottlofen,  i}iüm.  4,  5.  ^a^^  ift  ungcfd)mtKt)t,  unuermittett 
ber  Unterfd)ieb  jmif^en  ^ubcntum  unb  (£l)viftentum. 

^at)cr  t)at  ^{)iIo  and)  bie  33egrcn5ung  be§  ©laubenS  auf 
bie  ^^roüibenj  nie  mit  einem  Elaren  ©egenfalj  überfd)rittcn.  ©§ 
mag  j^mar  eine  ftarfc  5(nIo()nung  an  bie  ältere  IMtovatuv  unb 
Xrabition  fein,  locnn  er  am  ^djlujj  ber  CSi'ogofe  bc^^  6djöpfu]U3§= 


35er  Sruc^  in  ^^ilo§  @(au6en.  83 

bend)t§  bie  ganje  ^römmigfeit  ai§  bic  33eiat)ung  ber  '^proüi^ 
benj  barftcüt,  weit  bamit  fein  ^ntereffe  am  mr)[ti[c^en  ©rgriffen^ 
fein  burrf)  ®ott  nirf)t  jnm  2Iu§brurf  fommt.  @r  bleibt  aber  ju 
einer  fol(f)en  9(n(e'f)nung  an  hk  ftüifrf)en  Formeln  beg^alb  fäf)ig, 
roeil  it)m  ba§  inrcenbige  33er^alten  immer  pnäd)ft  aB  be§  SJienfd^en 
eigene  fromme  Seiftung,  al§  ba§  Qf^efultat  imferer  eigenen  fitt= 
Iid)en  5{rbeit  erfi^eint,  unb  mag  babei  nic^t  im  S3ereid)  unfere§ 
2öo(Ien§  liegt,  in  Slnalogie  mit  naturl)aften  'iproseffen  bleibt  unb 
fid)  be§^alb  unter  bie  ^^^rouibens  im  weiteren  ©inne  faffen  lä^t. 
^a^  bie  perfönlicf)e  93erbunbenf)eit  mit  @ott  nirf)t  mit  ftarem 
Seiüu^tfein  gewonnen  ift,  geigt  fit^  beftänbig  an  ber  ^^^IP^it^e^ 
rung  berjenigen  Kategorien,  bie  bie  2(rt  unb  bcn  3ßert  bc§  perfon= 
l^aftcn  Seben§  fixieren.  @r  gemanu  an  feiner  S^teligion  fein  in 
©Ott  gefeftigteg  „3d)". 

•^ie  „guten  SCöerfe"  ber  ^]3aläftinenfer  werben  l)ier  aüerbing§ 
nirf)t  t)erl)anbelt. ')  ^n  ber  3Ineignung  ber  geiftigen  ©üter,  meldje 
ba§  grierf)ifd)e  Seben  bot,  unb  gleirfjseitig  im  Kampf  mit  ber 
gried)ifd)en  „^^ernunft",  bie  mit  i()rem  SBiffen  ber  ^JJatur  3U= 
gemanbt  ift  unb  babei  at()eiftifrf)  bleibt,  öerinnerürf)t  firf)  if)m  ber 
@Iauben§gebanf'e.  Um  in  feinem  Renten  fromm  ju  bleiben,  ift 
er  5u  einem  @Iauben§aft  geni)tigt,  mit  bem  er  gegen  fid)  felbft 
©Ott  beiaf)t.  för  empfinbet  and)  bie  etf)ifd)e  ©eite  biefesi  ©egcn- 
fa^e§.  ®ie  ©elbft§uoerfid)t,  auf  ber  jene  gottlofc  2öei§^eit  fte{)t, 
ift  falfc^,  ift  itcfog,  Übergebung,  me(d)e  ber  Söelt  unb  bem 
9)]enf d)en  beimißt,  ma§  allein  @ott  ift  unb  gibt.  StUein  bie 
Selbftsuoerfidjt  brict)t  i^m  nur,  foraeit  bie  @rfa{)rung  be§  @ried)en= 
tum§  it)n  baju  nötigt,  nur  auf  inteüeftueüem  ©ebiet.  ^n  ber 
©Vt)äre  be§  ^ubentum§  bleibt  fie  ungebrod)en.  %a§  @efe^  {)ält 
er  feft.     @r  grä§ifiert  e§,  mad)t  e§  ju  einer  ^^^f)iIofopf)ie,  aber  es 

*)  Sc^  l^atte  eg  für  einen  uin)orficf)tic<en  ©cftluft,  ba^  fie  ntcf)t  oorljanben 
fleiöejen  )cien.  ^()ilo  empfinbet  ei  burcl)auö  alö  eine  rül^mlidie  ©a(f)e,  bo^  bie 
vöinifcf)en  '^xi'oen  fiel)  (^eiueii^ert  l^aOen,  baö  33ürgergefd)enf  am  ©abbati^  ju  f}olen, 
unb  3tugnftitö  beiuogen,  für  fie  eine  befonbere  Shisteilung  om  Sonntag  ein; 
^nncl)ten.  ^Dnci  lä^t  fcl)(ie$en,  bafs  aiid)  um  ■•].U)ilo  l)er  unh  in  feinem  eigenen 
Veben  bie  pljarifäifite  ']imxM  in  ftarfer  3(uebilbung  uorf^anben  mar.  G^  mirb 
fid)  ä()nlid)  üer()alten  mie  bei  ben  jübi)d)cn  3(riftotelifern  beö  3}(ittelalter^ ;  bie 
©eltung  ber  Sa^nng  mmbe  burd)  i^rc  -^U)ilofopI)ie  nid)t  beriif^rt.  2lUerbing^, 
baö  inuerlid)e,  religiöfe  ^ntereffe  mar  oon  iljr  abgemanbt. 


84  Aap.  3.    35cr  ©laube  in  ber  (-(viedjiidjen  ©ijtiai^oc^e. 

bleibt  aud)  \o  @efe^.  Unter  ber  Seitung  feiner  a^fetifd^en  2ßei§= 
^eitglel)re  fteigt  man  p  @ott  l)inauf.  ©o  ift  feine  (Stellung  nic^t 
roefentlid)  anber;§  qI§  biejenige  be§  ^^^f)orifäer§,  ber  „an  ba§  @e= 
fe^  glaubt",  nur  ha^  ^l)iIo  feiner  2:{)ora  einen  eigenartigen  ^n= 
:^alt  geben  mu^,  rceil  er  an§  ber  ©emeinbe  t)erau§gef allen  ift, 
in  feiner  9teligion  ©remit  rcirb  unb  in  ber  @efcf)ict)te  nirgenb§ 
mel)r  eine  n)ir!lid)e  ^Segeugung  @otte§  raa'^rnimmt,  fonbern  fid) 
nur  nad)  innen  raenbet,  in  ber  SReinung,  bort  allein  gelinge  iljm 
bie  33erü^rung  mit  @ott. 

®arum  ()at  fein  ©laube  an  bie  (Sd)rift  il)n  noc^  roeniger 
al§  bie  '^^alöftinenfer  baoor  gefd)ül3t,  ba^  er  ben  ^nl^alt  ber 
©d^rift  burd)  feine  2tu§legung  »erbedte  unb  entftellte.  3lu§  feiner 
abfotutcn  33ejal)ung  be§  S3ibeln)ort§  l)at  er  eine  ©yegefe  ab- 
geleitet, burd)  bie  jene  in  bie  3Serneinung  be§felben  umgefd)lagen 
ift.  @r  folgert  au^  ber  @öttlid)f'eit  ber  (Sd)rift,  ha^  fie  in  jebem 
3Bort  bie  allraiffenbe  3Bei§t)eit  verberge,  fo  tia^  er  ül)ne  ©orge 
alles  an  jebe§  3Bort  anfd)lie^en  l'ann,  wa§  it)m  al§  göttlid)e 
3Bei§t)eit  gilt.  (£r  t)at  e§  barüber  nid)t  meljr  ^um  .frören  gebrai^t. 
2)er  ©jeget  rebet  fofort  felbft  unb  breitet  fein  ^ogma  über  bie 
33ibel  au§,  unter  bem  fie  oerfc^roanb.  ^)  ©o  ift  auc^  l)ier  basi 
(Ergebnis  mit  bemjenigen  üermanbt,  ba§  in  ber  **]?aläftinenfifct)en 
(Sr)nagoge  erraad^fen  ift.  '^ie  9Ketl)übe  mar  uerfdjieben,  benn 
bie  ^unft  ber  Slllegorie  l)atte  man  üon  ben  @ried)en  gelernt,  unb 
biefelbe  mürbe  t)on  ben  *!^aläftinenfern  nur  at§  3ugabe  ^ur  2lu§= 
legung,.  nid)t  al§  ber  eigentlid)e  ©c^lüffel  jur  ©d)rift  übernommen. 
2lber  in  beiben  .^älften  ber  ©emeinbe  faul  bie  ©djrift  unter  bie 
Xrabition  t)inab. 

©0  mar  aud)  '>pt)iloS  ©lauben  burd)  unüberfteigbave  6d}ran!en 
beengt.  (5r  ben!t  e§  fid)  al§  abfolutc^uucrfidjt;  aber  bicfc  mintt 

*)  2luc^  nur  bie  äit^ei-licl)e  Äenntni«  ber  Sibet  fd)eint  i()m  ociUncn  ([€- 
flanken  ju  fein;  benn  in  feinem  uuflefieuren  Äonimeutflr  jiun  ^^Jentatend)  ift  fo 
luenifl  aui  ber  übric^cn  SBibcl  Ocrnn(^c,\oiicn,  baf»  er  nie  mit  ernftcr  Ültifmcrffam= 
feit  bie  '|.U-opl)eteu  ober  ben  'l^fnUcr  i^elefen  I^nben  fann.  Tic  boftrinäve,  uon 
ber  Wefd)id)te  nbfleiunnbte  .»öaltiinji  feine«*  ^)Jclii^ion»>beiiriff>J  uurFto  liicbci  mit, 
weil  fid)  ber  ^^ropl)ctenfnnon  fd)n)cr  im  Sinn  einer  (U'ldiiditolofen  ^.?l*fetif  unb 
!äHt)ftif  beuten  Hc^  unb  bie  ^yielj^eftnltigteit  beö  ilnnono  auf  feinem  Stonbpunft 
aberijaupt  nirf)t  n[ö  ein  5<ortcil,  fonbern  al<S  Sdiuutdje  erfdioincn  miifUe.  'iüntoil- 
Onftcr  lüor  cö,  mcnn  eo  nur  ein  ciui^ifle*  infpirierte*  Vcljvbnd)  \\ab. 


2)er  58nic()  in  ^f)iIog  ©faufien.  85 

\i)m  erft  am  @nbe  be§  frommen  (Strebend,  unb  mcnn  biefe§  @nbe 
erreirf)t  ift,  bann  erfolgt  raeiter  nid)tg.  @r  befd)reibt  e§  als  Q3e= 
jat)ung  @otte§,  bie  un§  mit  if)m  in  ^ßerbunben^eit  bringe,  unb 
grünbet  e§  bennorf)  auf  bie  eigene  9BiKen§energie.  @r  t)erftet)t 
e§  al§  3lufna^me  be§  gött(id)en  3Öort§  unb  tilgt  bie  ^unftion 
be§  ^ören§  in  fid).  ^ier  ©in^eit  unb  Crbnung  su  fd)affen,  lag 
ienfeit§  feiner  5^raft. 

2)ie  ©climierigfeiten,  mit  benen  fein  ©lauben  ringt,  finb  teil- 
meife  biefelben,  wie  fie  un§  fd)on  an  ben  ^^^^^ufolentiten  entgegen^ 
getreten  finb.  ^max  liegt  im  ^UQ^  feiner  ^römmigfeit  nid)t  "öa^ 
^egel)ren  nac^  SBunbern,  bie  im  53ereicl)  ber  9^atur  gefrf)ef)en;  aber 
bie  ©ponnung  ber  9iatur  gegenüber  fel)rt  in  feinem  prin§iviellen 
®uali§mu§  nod)  oerfdjärft  rcieber,  unb  überträgt  fiel)  bei  it)m  auc^ 
auf  ben  35ereic^  be§  feelifrf)en  £ebcn§,  ba  fein  ©tauben  aurf)  bie 
(Sinne§=  unb  33erftanbe§funftionen  üon  fid)  ftö^t,  unb  bamit  über 
atle§  bemühte  ©rieben  t)inau§  nad)  einem  unfa^lid)en  @el)eimni§ 
l)afd)t.  ^ie  9iid)tung  be§  ®lauben§  auf  ®otte§  freunbtid)e 
Fügung  ber  äußeren  Sage  burd) freust  feine  9)li)fti!;  be§i)alb  bleibt 
aber  boc^  feine  eigene  SOBillen^energie  ba§,  rooburd)  er  feinen 
Slufftieg  ju  @ott  beroirfen  rcill.  ®ie  Siec^t^regel  l)at  für  fein 
®otte§bilb  m<i)t  bie  centrale  ^ebeutung,  wie  für  ba§jenige  ber 
^eruf alemiten ,  ba  ba§  feinige  übermiegenb  burd)  unperfönlid)e, 
au§  ber  ^latnv  enttebnte  Kategorien  beftimmt  ift;  aber  bie  Spannung 
ber  9'ted)t§regel  gegen  bie  ©nabe  ift  bei  ibm  nidjt  überrcunben, 
ba  biefe  fid)  bem  ©d)ulbigen  erft  bann  gibt,  roenn  er  fid)  juerft 
gebeffert  bat.  93or  bem  ©c^ulbbemu^tfein  ftanb  er  ebenfo  ratlü§, 
mie  ^od)anan. 

^^erftel)t  e§  Slfiba  beffer,  mit  ®ott  ju  leiben,  al§  mit  @ott 
§u  l)anbeln,  fo  ift  aud)  ^^^l)ilo  meifer,  rcenn  er  negatio  über  bie 
SBertlofig!eit  ber  finnlid)en  ©üter  unb  bie  9}ern)erflid)feit  be§ 
felbftfüd)tigen  2öillen§  §u  urteilen  l)at.  ©oll  er  un§  bagegen 
fagen :  roa§  er  an  ber  ©emeinfc^aft  mit  @ott  pofitiö  geroinnt,  fo 
mirb  feine  9lu6fage  bürftig.  ^m  a§fetifd)en  Kampf  mit  ber 
^Jlatur  unb  ©innlic^feit  ift  er  tapfer,  aber  in  biefem  Kampf  er= 
fd)öpft  fic^  feine  ^-römmigfeit.  g-anatifd)  roie  Slüba  roirb  ^;pl)ilo 
nic^t ;  bafür  geftattet  er  fid)  für  feine  grömmigfeit  fc^rcäc^lid)  eine 
^oppelgeftalt ;  neben  ber  populären  Seigre  ftet)t  bie  @ef)eimlel)re. 


86  Aap.  4.    3)er  maxih^  be§  Käufer?. 

neben  bem  SBortfinn  ber  ©rf)rift  if)r  oerborgener  Stieffinn,  neben 
ber  Slffommobation  an  bie  geltenbe  ©Ute  eine  Umbeutung  berfelben, 
bie  fie  entiüurjelt.  ©rftrebt  Stfiba  mit  bem  %hid),  ber  bem 
SÖSibevftrebenben  ben  3Inteil  an  ber  fommenben  Sißett  oerfagt, 
bie  .^errfd)aft  über  bie  ©emeinbe,  fo  fügt  fic^  ^{)ilo  i^rer  |)err= 
fc^aft  unb  5iel)t  ficf)  auf  feinen  mx)ftifrf)en  ^efi^  prüd.  ®a§ 
mar  nid)t  ein  fo(d)e§  ©tauben,  ha^  bie  äßelt  überminbet.  @§  ift 
barum  nid)t  auffältig,  ba^  er  un§  nid)t  burcf)  feine  eigene  (Se= 
meinbe,  fonbern  nur  burrf)  bie  5lHrcf)e  ert)atten  marb. 


Bierfßs  ^apifel. 
Der  Glaube  des  Säufers. 

^ür  ben  Urfprung  unb  bie  2(rt  be§  neuteftamentticf)en  ®tau= 
oen§  I)at  bie  2:atfac^e  entfc{)eibenbe  33ebeutung,  bafj  bie  SBeifung, 
n)etrf)e  ber  Stäufer  bei  ber  9MI)e  be§  ^immelreid^S  an  ^§raet  §u 
rirf)ten  t)atte,  bie  Stufforberung  sur  Umfef)r  mar.  '2)er  ©emeinbe, 
üor  bie  er  trat,  mar  aud)  Sßort  unb  33egriff  „©taube"  Der= 
ftänblid);  bennorf)  mar  ba§  erfie  götttidje  ©ort  an  ^§xaeV)  in 
ber  neuteftamenttid)en  3eit  nirf)t  bie  ^Berufung  gum  ©tauben, 
fonbern  biejenige  ^ur  58u^e. 

^aburc^  rairb  fid)tbar,  baj3  fiel)  ba§,  ma§  burcf)  bie  neu= 
teftamentlirf)e  ©ef(^ict)te  entfielt,  nidjt  in  gerabem  Fortgang  an 
ha§  oort)anbene  anfc^tic^t,  al§  beffen  Seiterbitbuug  unb  ^^ott= 
enbung.  @§  brid)t  t)ier  ein  ©egenfatj  auf.  ^a§  biöt)er  (Srreirf)te 
mirb  uerneint  unb  abgebrod^en ;  ber  Fortgang  ftellt  fid)  nur  burd) 
einen  neuen  Einfang  t)er.  ^ie  ©taubcn§mat)nung  jiett  ftet§  barauf, 
bie  ©emcinbe  in  ber  i^r  gegebenen  religibfcn  Stettung  ju  erbatten; 
fie  forbert  jum  feften  3(nfci^tu{3  an  Wi  ßrt'anntc  unb  ©egcbene 
auf.  %k  2:aufprebigt  t)atte  t^a^  entgegengefet3te  >^iet;  fie  mottte 
bie  ©cmcinbe  au§  berjcnigen  6teltung,  bie  fie  fid)  ©ott  gegen= 
über  gegeben   t)at,  t)crau2it)eben.    ^ic  333afd)ung  be§  gefamten 

')  25er  fli)ttlirt)C  Shiftran  an  bcii  Irtiifcr  ItIfU  fid)  uiclit  Iciiiiiioii  oliiio  'isoi'= 
Hid)t  auf  blc  biüinc  Sonbunn  ^^cfii,  ba  fiel)  viofu*  bcfidiibiti  mit  boii  iiuifci' 
folibarifcl)  ma(l)t. 


2)ie  ^Berufung  jitr  Umfe^r.  87 

33o(fe§  im  ^orban  ücrneinte  feine  ^römtnigfeit  al§  unoevmögenb, 
i^m  bie  ^^UQ^P^'^gt'eit  jur  üodenbeten  ©emeinbe  ber  ©nbseit  ju 
üerfrf)affen,  unb  ber  ©inn  biefer  Xat  rourbe  baburcf)  gegen  |ebe§ 
9Jii^üer[tänbni§  gef(f)ü^t,  ha^  ber  STäufer  bie  33orgänger  3(tiba§, 
bie  33ertreter  ber  gefteigerten  ^römmigfeit^übung,  bie  jebermann 
in  ber  ©emeinbe  üerefirte,  a(§  bem  S^^^  @otte§  befonbcr§  na^, 
bem  ^immelreid)  befonber§  fern,  ber  ^u^e  befonber§  bebürftig 
unb  boc^  befonber§  gu  if)r  unfäf)ig  be^anbelt  f)at.  ©omit  be= 
ginnt  bie  neuteftamenttid)e  @efd)ic^te  bamit,  ha^  ber  Streit 
gwifd^en  ©elbftöertrauen  unb  ©ottoertrauen  baburrf)  beenbet  rairb, 
ba'^  jeneö  burcfifreujt  wirb,  ^ie  ©tü^e,  bie  bie  ©emeinbe  in 
i^rem  frommen  3Sert)atten  ju  t)aben  meint,  roirb  it)r  ^erbroctjen 
unb  ber  fefte  ^^un!t,  auf  bem  2tfiba§  ganje  ©tedung  vov  @ott 
berul}te,  ba^  er  an  ber  großen  3af)l  feiner  guten  SGßerfe  bie  @e= 
rei^tigfeit  ^ahii,  fällt  um.  ^amit  t)erfrf)minben  bie  llnterfrf)iebe 
in  ber  frommen  ©nergie,  n)eld)e  fic^  bi§t)er  at§  I)üd)ft  n)id)tig 
barftedten,  al§  geringfügig,  ©tatt  ba^  bie  ©emeinbc,  fomeit  fie 
an  @otte§  ©üte  3(ntei(  f)at,  au^  ^raei  ©ruppen  beftänbe:  au§ 
„(^ered)ten"  unb  „^Jieuigen",  mie  bie  bisfjerige  2:f)eorie  e§  wollte, 
ftel)en  je^t  neben  ben  ausfertigen  nid)t  melir  bie  @ererf)ten,  fon= 
bern  lebiglicf)  bie  Unbu^f ertigen ,  benen  ^ol)anne§  @otte§  3orn 
rerfünbigt  t)at.  ^amit  beginnt  bie  für  ha^  neuteftamentlid)e 
©lauben  überall  n)efentlid)e  Xatfad)e,  ba^  e§  nicf)t  mit  bem  auf  ta§ 
eigene  ^anbeln  begrünbeten  ©elbfioertrauen  jufammenbefte^t, 
fonbern  biefe§  auSftö^t.  2)a§  tieffte  "»Problem,  ju  bem  e§  Se= 
5iet)ungen  t)at,  ftellt  fid)  fofort  in  ben  SRittelpunft  ber  2(ufmerf= 
famfeit,  bafj  ber  göttlid)e  unb  ber  menfd)lid)e  3iBille  roiber  ein= 
anber  fteben  unb  nur  burd)  eine  SSerf  ö^nung  einträd)tig  roerben. 
^er  @runb,  um  be§millen  ber  3:äufer  bie  frommen  äBerfe 
ber  ©emeinbe  oermorfen  ^at,  wirb  an  bem  fic^tbar,  mag  er  ben 
©etauften  al§  „bie  grui^t  if)rer  Umfel)r"  r)orgef)alten  t)at.  @r 
bat  bem  ^i^dner  unb  ©ölbner  erflärt,  er  fotle  ßöllner  unb 
©ölbner  bleiben,  bod)  nun  in  @t)rlid)!eit  unb  9ted)tlid)teit,  l)at 
ber  3:aufuerfammlung  bieg  a\§  neue  ^^flid)t  auferlegt,  ba^  fie  nun 
5u  geben  im  ftanbe  fei,  nic^t  in  htn  2:empelfaften,  fonbern  bem, 
ber  obne  5lleibung  unb  9laf)rung  ift,  Su!.  3,  10—14.  ®a§  @e= 
brechen  ber  ©emeinbe,  um  beffen  willen  fie  fid)  wafd)en  unb  wenben 


88  Äop.  4.    S)ei-  ©taube  be§  ^Tmiferg. 

mu^,  entftef)t  nic^t  nur  in  ber  gotte§b{enftItd)en  (Spl)äre,  nidjt 
nur  in  ber  2öetje,  wie  ;3§rael  betet,  opfert,  bie  ©c^rift  üerftet)t 
unb  ftü^  t>a§  @otte§ben)u^tfein  Ie{)r{)aft  üerbeutlid)t,  jooiel  l}ieran 
mangelf)aft  ift,  fonbern  fd)on  auf  bem  (Sebiet  berjenigen  göttli(^en 
9flormen,  burcf)  raelrfje  ba§  menfd)tic^e  ^^ifatttmenleben  geregelt  ift. 
S)ie  ^-römmigfeit  ber  ©emeinbe  t)at  fie  nid)t  uor  Unrecht  unb  Sparte 
ben)af)rt.  derjenige  ®Iauben§ftanb,  bcn  roir  bei  2(fiba  üor  un§ 
f)atten,  max  baburd)  bebingt,  ha^  man  in  jener  für  biefe  eine 
^erfung  unb  ^ompenfation  p  I)aben  meinte.  2Ber  5.  ^.  nad) 
2l!iba§  Siat  feine  ?^rau  fortfd)icfte,  entzog  graar  biefer  bie  Siebe; 
borf)  ba§  war  ja  nur  bie  f^^rau;  feine  Siebe  ju  ©ott  blieb  baüon 
unberührt,  ^^n  liebte  er  bennoc^  „bi§  pm  ^ob" !  ^er  2:äufer 
leugnete,  ha^  ber  @otte§bienft  ber  ©emeinbe  il)re  ^ärte  unb  ^o§= 
f)eit  entfdiulbige.  Sßer  benjenigen  SBillen  @otte§  bricht,  ber  dii6)i 
unb  ®üte  für  ben  9f|äc^ften  forbert,  ^at  eine  ©d)ulb  auf  fic^,  an 
ber  er  oerbirbt.  ©ein  @otte§bienft  ift  rcertloS,  unb  feine  ^off= 
nung  auf  @otte§  Sf^eid)  2:;rug.  ®er  fittlid)e  ^anon,  ber  'i)a§  33öfe 
o^^ne  9Sorbet)att  verneint,  befa^  für  ben  2;äufer  unerfd)ütter{id)e 
©üttigfeit. 

%di)zx  ift  ba§  einzige,  n)a§  ber  ©emeinbe  I)i(ft,  jene  Umf'ef)r, 
bie  fid)  üon  ber  ^örte  gur  @üte,  com  ©eigen  jum  Sieben  roenbet. 
®urd)  biefe  !et)rt  fie  ju  ©ott  jurüd.  'Sem,  ber  fid)  nom  ^öfen 
meg  ju  ©ott  tjinroenbet,  ^at  ber  3:äufer  bie  !^üd)fte  33erl)ei^ung 
gegeben,  ba  er  aud)  bem  reblid)  rcerbenben  Zöllner  unb  ber  üon 
ber  Unfeufc^t)eit  fid^  löfenben  Sirne  im  Flamen  ©otte§  ben  2(nteit 
an  feinem  9teid)e  jufagte.  '3)aburd)  ^at  er  in  iljuen  uid)t  nur  ein 
.^offen  gepflanjt,  wie  e§  bie  ©emeinbe  nod)  nid;t  befaf3,  meil  er 
bie  le^te,  ooUenbenbe  %at  @otte§  unmittelbar  an  bie  ©egenmart 
t)cranfteUtc,  fonbern  auc^  ein  ©tauben  ermedt,  ba§  ben  gegebenen 
©Iauben§ftanb  überfd^ritt.  Sie  ben  3tnteil  an  ber  emig  lebenbigen 
unb  üoKenbeten  ©emeinbe  gen)öf)reubc  ©nabe  mürbe  bem  cinselnen 
ju  perföntid)er  SIneignung  bargeboten  unb  bie  33ebingung  für  ben= 
felben:  bie  !Öergebung  ber  auf  il)m  liegenbeu  ©d)utb,  ibm  ju- 
gefügt.  Sie  53erufung  rid)tete  fid)  I)ier  nidjt  nur  an  bie  ©ofamt- 
l^eit,  fonbern  rourbe  ^um  perfönlid)cn  ©rlcbniö,  unb  ba§,  ma§  fie 
in  fid)  fc^lof},  mar  bie  nollfommene  ©cmcinfdjaft  mit  ©ott.  Ser 
Don  3ot)annc2i  ©ctauftc  ftanb  nid)t  mcl)r  uor  einem  fernen  ©ott. 


2)ie  Sentfung  sur  Umfe()v.  89 

Don  bem  er  nic^t  raupte,  wie  er  ftrf)  gegen  if)n  üer^alte,  fonbern 
ert)ie(t  eine  tiax  umfd)riebene  Stellung  cor  il)m,  ftanb  aud)  nirf)t 
met)r  ratlos  oor  feiner  ©rf)ulb,  fonbern  raupte,  roa§  @ott  mit  i^r 
macf)t,  nämlirf),  ba^  er  fie  vergeben  I)at. 

2öa§  bamit  gefc^ai),  bag  f)at  ^t\n^  ©tauben  genannt,  aU 
er  in  jener  Erörterung  über  ben  ^^äufer  bie  ©emeinbe  in  folc^e 
einteilte,  „bie  it)m  geglaubt/'  unb  in  fold)e,  „bie  it)m  nic^t  ge= 
glaubt  ^ah^n",  9J?t.  21,  Bl.  82.  @r  bent't  babei  and}  an  ben  33evuf 
be§  Käufers,  baran,  bafj  ber  ©laubenbe  bie  33ollmac^t,  bie  i^ni 
üon  ©Ott  ai§  ^ropt)eten  gegeben  ift,  anerfenne,  unb  e§  erfaffc, 
ba^  bie  ^aufe  „au§  bem  ^immel"  fei  unb  @otte§  Tillen  funb 
tue.  2tber  biefer  formale  @eficl)t§vunf't/  "ix^^  f^in  äBort  angenom^ 
men  unb  feiner  Leitung  ©e^orfam  errciefen  rcerbe,  gibt  nid)t 
für  fid)  allein  fd)on  bem  ©laubenggebanfen  feinen  ©inn.  Q§ 
f)anbelt  fid^  beutlid)  aud^  um  ben  ^nl)alt  feinet  2Bort§,  barum, 
'öa^  burct)  i^n  ^^xad  bie  göttlict)e  ^ilfe  gebra(i)t  morben  ift.  @§ 
ftet)t  ja  für  jenen  ©cbanfengang  bie  2^aufe  im  3Sorbergrunb,  bie 
nirf)t  blofs  3lnflage,  fonbern  aud)  33ergebung  gemährt,  nic^t  blo§ 
Offenbarung  ber  ©c^ulb  3^rael§,  fonbern  aud)  Berufung  jum 
.^immelreic^  ift.  ®ie  „Zöllner  unb  kirnen",  bie  bem  2;äufer 
glaubten,  t)aben  nid)t  nur  beial)t,  ba^  il)r  33erl)alten  ftrafbar  unb 
©Ott  loibermärtig  fei,  fonbern  ba^  ©Ott  aud)  fie  in  bie  ©emeinbe 
ber  ©nb§eit  aufnel)me.  ^^ieberum  l)aben  bie  ^^riefter  unb  ©iferer 
für  ba§  ©efe^,  bie  it)m  nid)t  glaubten,  nid)t  nur  bie  3(ufforberung 
jur  33u^e  al§  grunblo^  abgelelint,  fonbern  aud)  bie  Öabung  jum 
^immelreid)  gering  gefd)ät^t.  2)arum  fagt  ^t\ü^  r>on  ben  Zöllnern 
unb  kirnen,  ha^  fie  il)nen  woran  in^  i'Heid)  eingel)en,  meil  beiben 
Seilen  nad)  il)rem  ©lauben  gefc^iel)t. 

Dbgleid^  e§  oöllig  burd)fid)tig  ift,  roe§^alb  3efu§  f)ier  üon 
©lauben  fprad),  fo  ift  e§  bod)  fd)iüerlid)  ßufall,  ba^  ber  S^äufer 
felber  in  ben  oon  il)m  ert)altenen  SKorten  nid)t  ben  @lauben§= 
begriff  benü^t,  teil§  be§^alb  nid)t,  meil  alle§,  mag  er  tut,  erft 
üorbereitenbe  ^^ebeutung  l)at,  unb  bie  ©ntfc^eibung  bei  bem  ftet)t, 
n)eld)er  fommt,  teil§  unb  noc^  mel)r  be§l)alb,  weil  er  jene  ©eroi^- 
l)eit  ber  ©nabe  auf  bie  Umfe{)r  ftellt  alg  auf  il)re  unentbet)rlid)c 
ä^orau§fe^ung,  uon  ber  bie  Slufmert'famfeit  nid)t  abgezogen  werben 
foU.    ©r  t)at  babei  5iuifd)en  einer  unechten  unb  einer  ed)ten  ^^u^e 


90  ^ap-  4.    2)er  ©lau6e  be§  liniferg. 

untcrfcf)ieben.  ^ene  entftanb  baburcf),  ha'^  bte  t)on  if)m  befämpfte 
^römmigfett  mit  reumütigen  (Stimmungen,  Sdiulbbemu^tfein  unb 
Allagen  über  bie  ©ünbf)aftigf'eit  ber  ©emeinbe  reid)lid)  oerrooben 
roar.  dergleichen  mar  nod^  nic^t  biejenige  Umfetjr,  bie  ber  Käufer 
meint;  benn  er  roiÜ  nid)t  blo^  bemirfen,  ba^  bie  bußfertigen 
(Stimmungen  in  einem  firf)tbQren  2lft  fid)  sufammenfaffen,  inbem 
bie  ^aufe  übernommen  rcirb,  fonbern  meiter,  ha'^  bie  Sleue  „^rud)t" 
bringe,  ju  if)rem  3iel  gelange  unb  einen  neuen  guten  Söitten  fcf)affe, 
ber  e§  aurf)  jum  .^anbeln  bringt.  3(uf  biefe  Umf'et)r,  bie  ben  2;äter 
be§  göttlirf)en  SBiUeng  frf)öfft  bleibt  für  alle  il)r  ©ingang  in  ba§ 
^immetreid),  fomit  and)  it)r  ©lauben,  mit  bem  fie  fic^  be§fetben 
freuen,  geftetlt. 

^aburc^  rourbc  ber  Stäufer  unoermeiblid)  in  einen  beraubten, 
fd)arfen  Stampf  mit  ber  gegebenen  @lauben§übung  t)ineingefüf)rt. 
@r  t)atte  nid)t  nur  bie  ©ünbe,  fonbern  aud)  ba§  auf  @ott  geftellte 
©tauben  ber  ©emeinbe  gegen  fid),  unb  fonnte  fein  ^kl  nur  ba= 
burc^  errei(^en,  baß  er  biefe^  §erbrad).  3)enn  ber  Berufung  §ur 
Umfe^r  ftanb  al§  mäd)tige  ©egeninftanj  im  Sßege,  baß  bie  @e= 
meinbe  in  it)rem  gegebenen  33eftanb  burd)  Offenbarung  Q^oik§ 
entftanben  mar  unb  bie  ßeic^en  unb  ^fänber  ber  fie  ern)ät)(enben 
©nabe  befaß.  ®ie  O^rage  fam  unau§joeic^(ic^,  ob  ber  ^ußruf  nid)t 
'öaxan  bat)infane,  ha^  bie  ©emeinbe  an  ben  ^Heiligtümern,  bie  fie 
befaß,  bie  2)erfung  gegen  ®otte§  3öt:n  unb  ben  3tnteil  an  ©otteS 
©nabe  t)abe. 

^er  Käufer  I)at  bie  auf  bie  gegebenen  .^eit^garantien  geftellte 
3uöerfid)t  3§'^oet§  oerneint.  ^mt§  ©lauben,  meld)e§  fic^  im 
SGBort:  „mir  I)aben  2lbrat)am  jum  $öater"  au§fprid)t,  l^at  er  falfdj 
genannt.  ÜRit  biefem  berief  fid)  ber  ^wbe  nid)t  auf  ben  3Bert 
feiner  eigenen  :^eiftung,  fonbern  t)ob  im  ©egenteil  bamit  ^eroor, 
wa§  für  i^n  ben  SJiangel  ber  eigenen  ©erec^tigt'eit  ergän,^t  unb 
ber  ©emeinbe  tro^  i()rer  !i^erfd)ulbung  ben  3lnteil  am  .^^immel= 
rcic^  oerbürgt.  2)ie  iöerufung  auf  bie  5^inbfd)aft  9lbral)am^  mar, 
mcil  fie  ©otte§  ^-iHTbcißung  ergreift,  ©otte^:^  Jöerufnng  unb  'öunb 
beiat)t  alsi  mirffame,  mit  ©id)crl)eit  it)r  ^>^iel  crreid)oube  '9Jiäd)to, 
ein  ©laubcnsimort,  'Vertrauen  ^u  ©otteii  ©üto,  ein  ©d)luß  au§ 
ber  O^rael  gegebenen  .Sienntniö  ©otteö,  moburd)  fein  Üserliältniä 
5um  .Oimmclreid)  wad)  bem  giUtlidjcu  Mlnnt  bonu^ffeu  uunbon  foll. 


2)ie  Seftreitimg  bee  falfcljeu  @tau6en^.  91 

^nbem  ber  2;äufer  biefe§  ©lauBen  p  jerbrec^en  fu^t,  rcirb  gleid) 
im  33eginn  ber  neuteftamcntlic^en  @efc^irf)te  offenbar,  ha^  fie  md)t 
nur  irgenb  ein,  fonbern  ein  inrocnbig  voU  beftimmtei§  ©tauben 
^eröorbringeu  raiü,  weil  feine§n)eg§  jebe§  ©lauben  bie  göttliche 
©nabe  für  fic^  t)at.  ®ie  ®rfenntni§  ift  fd)on  im  2;äufer  mit  uoüer 
0arf)eit  entftanben,  ha^  im  ©lauben  felbft  ein  ©egenfa^  auf- 
brid)t:  täufd)enbe§  unb  ma^xz§,  fünbüd)e§  unb  rcinc^. 
Derbe rblirf)e§  unb  errettenbes  ©lauben  jd) eiben  fid). 
tiefer  ©egenfatj  entfiel)!  nirf)t  nur  an§  bem  üerfct)iebenen  Dbjeft 
be§  @(aubcn§,  fo  ba^  bem  SSertrauen  be§  9Jienfc^en  ju  fid)  fclbft 
ba§  SSertrauen  gu  @ott  entgegenträte,  moburc^  fic^  ber  ©egenfa^ 
barauf  befd)ränfte,  ha^  bem  Unglauben  gegen  ©ott  ba§  ©tauben 
an  i^n  gegenüberftänbe,  fonbern  biefer  ©egenfa^  trennt  ha^  auf 
©Ott  gerid)tete  33ertrauen  in  jroei  innerüd)  gefd)iebene  ß^eige. 

©0  fürs  bie  oom  Käufer  überlieferten  SBorte  finb,  fo  unter= 
rid)ten  fie  un§  bod)  ooüftänbig  barüber,  rcie  er  biefen  ©egenfa^ 
gefafjt  l^at.  ^ie  Slu^fage  über  ©otteg  SQBillen  unb  9fteid),  n)c(d)c 
im  ©a^:  mir  l)aben  3tbraf)am  jum  23ater,  entf)alten  ift,  hat  er 
üoKftänbig  bejaf)t.  @r  fprid)t  nod)  beftimmter  a(^  feine  ©egner 
au§,  ha^  ©Ott  ben  ^inbern  'Jlbrat)am5  fein  9?eid)  geben  mirb. 
©etbft  menn  er  fid)  fotd)e  au§  Steinen  fd)affen  mü^te,  mirb  er 
feine  35erf)ei^ung  erfüllen,  ^er  Hampf  be§  3räufer§  gegen  t>a^ 
iübifd)e  ©tauben  beabfict)tigte  feine  (Sd)iüäd)ung  ber  götttid)en 
3Ser^ei^ung.  'JSenn  er  ^§rael  mit  ber  Styt  brot)t,  fo  ftettt  er 
bamit  nid)t  in  ^'t^eifet,  ba^  e§  ein  SGßerf  ©otteg,  göttlid)er  93e= 
rufung  teitt)oft  unb  5um  ^pimmetreid)  gefd)affen  fei.  ®ie  gan§e 
^ufage  ber  göttlid)en  ©nabe,  mie  fie  bie  attteftamenttid)e  i^er= 
l^ei^ung  enthielt,  finbet  burd)  if)n  eine  nic^t  minbcr  unbebingte 
33ejaf)ung  mieburd)  ben  od)riftgetef)rten,  ber  au§berfetben  folgerte: 
gan§  ^§raet  t)at  am  .^immelreid)  teil,  unb  loenn  3lfiba  fro^lodcnb 
t)cr!ünbigt:  „fet)t,  tt)eld)e  Siebe  ift  \m§  bamit  erzeigt,  ba^  mir 
Söt)ne  ©otte§  genannt  finb,"  fo  fagt  ha§  ber  2:äufer  aud). 

■^er  5t'ampf  gegen  ba§  ©tauben  n^^i'ael^  war  5lampf  gegen 
feine  9ieligion.  ®ie  ©djeibung  §n)ifd)en  bem  reinen  unb  unreinen 
©tauben  befagt,  ba^  nid)t  nur  ©ottlofigfeit  unb  ^-rommigfeit 
gegen  einanber  ftet)en,  fonbern  bie  ^römmigfeit  felbft  in  loiber 
einanber  ftet)enbe  'Wirten  serfalle,  fo  'ba^  e§  nid)t  nur  gute,  fonbern 


92  Ä«P-  4.    Ser  ©laute  be§  3'äuferg. 

au6)  frf)tecf)te  S^eligton  gebe.  ®tefe  Uxiiit  !el)rte  fic^  aber  md)t 
gegen  ben  objeftiuen  @runb  ber  9f{eligion  3§i^<ißt^/  nid)t  gegen 
ba§,  rca§  if)m  üon  @ott  gegeben  raar,  fonbern  nur  gegen  ha^, 
rooju  e§  @otte§  ®abi  braud[)t.  ©eine  3uüßi'[i<i)t  P  ®ott  wirb 
nid)t  be§t)alb  befämpft,  rceil  fie  feinen  @runb  ^ätte  ober  ^u  großes 
Don  @ott  erwartete,  fonbern  be§l)alb,  lüeil  fie  bie  33u^e  abftö^t, 
roenigfteng  fo,  ha^  e§  md)t  jur  ^ruc^t  berfelben  fommt.  Dh  ba§ 
©lauben  rirf)tig  ift  ober  nid^t,  erlöft  ober  oerbirbt,  ^ängt  üon  ber 
Dualität  be§  ^eget)ren§  ab,  ha§>  in  i{)m  lebt;  e§  fragt  fic^,  \va§ 
e§  bei  @ott  furf)e,  ob  e§  ®ulbung  be§  53i)fen  t)on  it)m  errcarte, 
@rf)altung  in  ber  ©ünbe  ober  33efreiung  üon  i^r  oon  if)m  beget)re. 
S)er  2;äufer  rcarf  ^§rael  üor,  ha'^  e§  mit  feiner  3uoerfid)t  su 
©Ott  feinen  böfen  Söillen  ftärfe,  rceil  fie  fein  fünbli(^e§  ^anbeln 
red)tfertigen  fod,  al§  raäre  um  if)retn)itlen  aurf)  bie  33o§t)eit  ®ott 
angenehm.  9^ur  bann  I)at  fic^  ha^  ©tauben  al§  rein  erprobt, 
rcenn  bie  mit  ber  9^eue  gemonnene  @rfenntni§  im  ^anbeln  fe|t= 
gef)a(ten  unb  bie  3>erneinung  be§  33öfen  mit  ect)ter,  aufrid)tiger 
Umt'efir  DoUjogen  mirb. 

©tatt  feneä  falfd)en  ®(auben§  pflanzt  ber  3:;äufer  barum 
parallel  mit  ber  gemattigen  .^offnung  eine  nid)t  roeniger  mäö)- 
tige  ?^urd)t  cor  @ott.  ^ie  ©ünbe  feine§  ©egner§  ift,  ha^ 
er  ©Ott  feine§  @Iauben§  megen  nid)t  met)r  fürd^tet.  'Olaclj  feiner 
9Jleinung  tjat  i^n  @ott  famt  feiner  ^o§f)eit  nötig,  meil  er  nur  an 
if)m  feine  3Ser{)ei^ung  erfüllen  fann.  „@r  oermag  aber,  and)  au§ 
biefen  Steinen  ^inber  2lbra{)am§  p  erroecfen."  ®er  ©taube  be§ 
©egner§  oerftümmelt  ha^  ©otte§bilb,  inbem  er  ©ott  üom  ^"suben 
abt)ängig  mad)t,  fo  ba^  er  §um  Wiener  ber  'iOlenfd)en  mirb;  ber 
2;äufcr  ert)öt)t  bagegen  ©ott  über  ben  ^JJienfdien  unb  gibt  i()m  in 
ber  Sßa^I  ber  ©mpfönger  feiner  ©nabe  DOÜtommene  ^-reibeit. 
^ie  ©ebunbent)eit,  bie  ber  ©egner  ©ott  auferlegt,  beliebt  fid)  auf 
fein  @erid)t;  er  faf^t  bie  göttlid)e  ©üte  al§  ilUu'jidjt  auf  feine 
©ered)tigfeit  unb  l)ätt  fid)  um  ber  33er{)eif?ung  mitten  für  gefid)ert 
gegen  biefe.  2)er  ^^ciufer  Ijeiligt  bagegen  bie  ©ered)tigfeit  al§  ©otte^^ 
unüergänglid)cn  'iüefil^,  nmd)t  bie  ^{ed)t§regel,  bio  ben  üöaum  ol)ne 
^ruc^t  nid)t  bulbet,  aud)  für  Os*i"«»-'l  gültig  unb  ftollt  eä  unter 
ben  göttlid)cn  ,'^orn.  60  bringt  gleid)  ber  erfte  Einfang  ber  neu= 
teftamentlid)en  ©efd)id)tc  baö  ^){ed)tfertigung§problem  fdiavf  an§ 


2)ie  SBeftreitunc^  be«  falfdien  (MIaubene.  93 

2i(i)t.  ^ag  falfrf)e  unb  ba§  tt)at)re  ©(auben  fd)eibeu 
fic^  baburrf),  \)a^  j.ene§  bie  ©ercc^tigfcit  ®ottc§  »er^ 
ueint,  btefe§  fie  bejaf)t.  ^ene§  bcfcitigt  bic  ^urcf)t 
üor  ©Ott,  bieje§  begvünbct  fie. 

''Jlaci)  bem  ©otte§bi(b  geftattet  fid)  quc^  ba§  6{)riftugibilb,  ba 
ber  ©firiftu^  ber  Wiener  ©ottesi  ift,  ber  feinen  Sßtüen  tut.  ®er 
Xaufer  befc{)reibt  ben  ^ommenben  a(§  ben  Überrcinber  be§  58öfen, 
entroebcr  burd)  bie  ^eitigenbe  äöivt'jamfeit  be§  ©eifteg  ober  burcf) 
bic  ücrnid)tenbe  ^raft  beB  ^cuer§,  ba§  ber  So§f)eit  bic  3}crgeltung 
bringt.  ^§raet  entftetit  feine  Hoffnung,  wenn  e§  bem  Gt)riftu§ 
eine  anbre  Stufgabe  gibt  a(ö  bie,  'Oa^  ^i^öfe  au§  ber  ^elt  ju  ent= 
fernen,  unb  ©ütte§  ^Jteid^  fid)  anber§  benft  al§  im  totalen  ©egen^ 
fa^  ju  allem  ©ünbigen.  3ßcnn  c§  mit  feiner  Hoffnung  auf  ba§ 
.^immelreid)  bie  ^uft  am  ©ünbigen  oereinigt,  mirb  fein  SSer^alten 
mit  ^Jiotmenbigf'eit  ungläubig;  benn  e§  n)iberfprid)t  fo  bem  uon 
©Ott  bem  ®l)riftu§  aufgetragenen  3Öerf. 

2luc^  am  ©rfolg  feiner  eigenen  9(rbeit  bat  ber  2^äufer  erlebt, 
ba^  gerabe  ba§  fromme  '^§vatl  fünbigte,  ba  biefe§  bie  neue  Cffcn= 
barung  ©otte§  abmieö  unb  jene§  ©lauben,  loelc^eg  ba^  göttliche 
3öort  jc^t  ocrnimmt  unb  bic  iljm  je^t  angebotene  göttlid)c  ®aht 
ergreift,  nid)t  fanb.  ^ie  gefallenen,  nad)  jebermann^  Urteil  fd)ulbig 
gemorbenen  ©lieber  ber  ©emeinbe  fd)toffen  fid)  i^m  an;  if)rc 
frommen  ^nf)vtv  unb  93orbilber  bagegen  l)ielten  fid)  oon  il)m 
fern,  9Jlt.  21,  25.  32.  Su.  7,  29.  30.  k)od)  entftanb  feine  33u^= 
forberung  nid)t  erft  nad)träglid)  au§  bem  ^Dli^erfolg  feiner  ©cn= 
bung  gegenüber  benen,  bie  ibn  ablel)nten,  fonbern  bilbete  oon 
2lnfang  an  bereu  3nt)alt,  rocil  fie  fic^  au§  bem  oon  if)m  vov^ 
gefunbenen  Staub  ber  '^-römmigfeit  ergab.  '2)arin,  ha^  bie  bc= 
fonberio  eifrige  unb  abfid)tlid)e  Übung  berfelben  mit  Unglauben 
enbet  unb  Unfäl)igfeit  erzeugt,  je^t  ber  Ji^eitung  @otte§  §u  get)orc^en 
unb  bem  ^^rop{)eten  fid)  ju  untergeben,  bemäbrt  fid)  aber  enbgültig, 
mie  begrünbet  bie  an  fie  gerid)tete  33u^forberung  ift,  ha^  jene  in 
ber  2:at  ein  ^öfe§  in  fid)  ^egt,  ba§  fie  entroertet  unb  ben  ©turj 
^§rael§  l)erbeifül)ren  mu^. 

2(n  feinem  eigenen  ©lauben^ftanb  mad)te  e§  ber  J'äufer  ft(^t= 
bar,  ha^  bie  falfd)e  Stellung,  in  bie  fic^  ^§rael  ju  ©ott  fe^t, 
nid)t  nur  bie  Sa^rt)eit  feinet  ©otteg=  unb  ß^riftuSbilbg  fd)äbigtc. 


94  ■^op-  -i-    S)er  (Mlaitbe  beö.  Initfers. 

jonberu  mit  biefer  auc^  ha^  ißertrauen  auf  ©ott  gerftorte.  ^Jlid)t 
bcr  ^ube,  lüeld^er  @ott  jum  J?ned)t  Q§rael§  erniebrigte  unb,  jo= 
lücit  er  felbft  in  53etrad)t  tarn,  @otte§  @ererf)tigt'eit  leugnete,  unb 
baburd^  ben  @runb  feiner  3it^^i^fi<i)t  o^n  ©ott  roeg  auf  ha^ 
f)inü6erjog,  ma^  ber  ^ube  mar,  fonbern  ber  Xäufer,  ber  ^äraet^ 
33o§f)eit  oerbammt  unb  ©ottes  @erecf)tig!ett  of)ne  2tb§ug  ef)rt,  unb 
bennod)  be§  .^tmmelretd)§  geroi^  tft,  unb  allen  9ieuigen,  aud)  ben 
kirnen  unb  3öttnern,  in  ber  Staufe  @otte§  SSergeBung  bringt, 
burd)  welche  fie  jum  ^immelreid)  berufen  finb,  er  ift  ber  glaubenbc 
9Jiann  gercefen,  unb  f)at,  felbft  rcenn  er  in  feiner  ^rebigt  bag 
2Bort  „©laube"  nie  auf  bie  Sippen  naf)m,  bie,  n)eld)e  feiner 
Leitung  folgten,  p  einer  @Iauben§übung  angeleitet,  bie  aüe^  über= 
ragt,  ma§  un§  au§  ber  ©t)nagoge  überliefert  ift. 

^ie  ^JBat)rt)eiten,  mit  benen  ber  Stäufer  gegen  ha^  ©tauben 
^grae(§  fämpft,  maren  biefem  feine§iüeg§  fremb.  2)ie  S^erfc^ulbung 
be§  2Solf§,  bie  9]ottt)enbig!eit  ^öfe§  §u  laffen  unb  „^u^e  p  tun", 
ber  @rnft  be§  götttid)en  ^orn§,  bie  2öertIofigfeit  einer  33u§e,  bie 
fid)  nic^t  burc^  bie  ^at  üoüenbet,  bie  9Sergettung§reget  ber  gött= 
lici^en  ®ered)tigt'eit,  bie  bem  unfrud)tbaren  ^aum  bie  Styt  porbnet, 
bie  rid)terlid)e  ^unftion  be§  ^ommenben,  ha§  finb  a(Ie§  @rfennt= 
niffe,  bie  taä  fefte  S3efi^tum  ber  ©emeinbe  bilbeten  unb  im  '-öorber^ 
grunb  it)rer  3tufmer!famt'eit  ftanben.  (Sie  merben  aber  uon  if)r 
uerfrümmt,  bürfen  bto§  für  bie  übrige  9J?enfd){)eit  gelten,  werben 
bagegen  für  ben  ©ünftting  ©otte§,  für  ;Qf§raeI,  au^er  5^raft  gefegt, 
^aran,  ba|  ;3§i^ö^t  "icf)t  mit  einer  neuen,  fonbern  mit  ber  «on 
if)m  felbft  bej;at)ten  2ßaf)rl)eit  geftraft  rcerben  muf3,  wirb  fein 
'2)enfen  unb  ^anbeln  al§  unglöubig  ermiefen.  @§  (ä^t  fid;  oon 
bcr  it)m  befannten  2öal^rl)eit  nid^t  faffen  unb  miberfpvic^t  bem 
if)m  gegebenen  göttlid)en  SBort.  ^er  3:äufer  bagegen  f)ielt  ha§  ganje 
3eugnie)  @otte§  oon  feiner  Tla6)t,  ©ered^tigfeit  unb  ©nabc  feft. 

^n  bem  reinen  unb  grojjen  ©tauben,  burc^  n)e(d)e§  ber  Käufer 
bie  cinträd)tige  ^ejal)ung  be§  ^'^orn§  unb  ber  ©nabe,  be§  ©e= 
rid)tg  unb  ber  (Srlöfung  uotl^og,  ba§  i()n  einerfeits  ^um  ^eten 
unb  haften  für  ^§tad  trieb,  unb  il)m  bie  ^J(ngft  oor  feiner  Süube 
gab,  fo  ba^  er  üor  feinen  |)eiligen  wk  oor  einem  ©c^langenneft 
crfd)raf,  unb  ibn  gteidjjeitig  ^um  ;jäufer  atlcr  ^^efd)mut^ten,  ,\um 
2:röftcr  bev  ^lun-lorenen  mad)te,  fo  bafj  ev  iljucn  t>ai>  .^')immclreid) 


efjriftuä  al§  3ielpunh  bee  ©lauben^.  95 

oerfprarf),  i[t  bie  neuteftamentlic^c  ©(aubcnsfteüung  bereite  üoU 
üorgebilbet  unb  begonnen.  @(eid)n)ot)l  t)at  ber  Xäu^et  bic  33e= 
beutung,  bie  beu  (Glaube  für  3ßfu  SOBer!  erbielt,  no^  nic^t  über= 
fc^aut.  3Benn  ha^  9ieid)  nun  anbrid)t  unb  ber  6f)riftu§  gefommen 
ift,  bebarf  e§  n)of)l  bann  nod)  be§  ß)Iauben§?  darüber,  ba^ 
@otte§  föniglidf)e§  3Balten  roeltüberiüinbenbe  SJiac^t  bei  fid^  ()abc, 
fc^roanfte  ber  Käufer  nid^t.  ©ein  eigene^  ^ort  fann  nod)  üer= 
a<i)ki  rcerben  unb  üor  it)m  fällt  ber  fd)(eci^te  33aum  nod)  nid)t: 
aber  er  fällt  cor  bem,  ber  at§  ber  ©tärfere  nac^  it)m  fommen 
rcirb.  @r  felbft  ^at  nur  im  Söaffer  ba§  SJlittel  feine§  2öirfen§, 
barum  ift  and)  fein  2öerf  nid)t§  neben  bem  2ßirfen  beffen,  ber 
©eift  unb  ^euer  jur  ^^erfügung  ^at  unb  in  fo  oöllig  neuer  ^raft 
fein  3öerf  betreiben  roirb,  ba^  ber  2:äufer  it)m  babei  in  feiner 
äßeife  bienen  fann.  ^ener  tritt  unter  bic  ©emeinbe  rcie  ber  3öorfler 
auf  'ök  ^enne,  ein  (5f)riftusi,  ber  nid)t  ©lauben  ermartet,  weil 
man  il)n  fielet  unb  feine  offenbare  5^öniggmad)t  erlebt.  ®ie  ?^rage, 
bie  fid)  für  ben  Käufer  au§  ber  Sage  ber  ©emeinbe  ergab,  mar 
nid)t,  ob  fie  mol)l  ben  6^f)riftu§  aufnef)men  merbe;  menn  fie  fic^ 
beffen  meigert,  fo  ^at  er  ja  bie  3(yt  unb  bie  3ßurffd)aufel ;  bann 
fällt  er  ben  unnü^en  ^aum  unb  roirft  bic  8preu  in§  ^^cucr. 
3l)n  l)at  bie  anbre  ^^rage  bemegt,  ob  mol)l  ber  (S^riftu§  bie  @e= 
meinbe  aufnel)men  merbe,  unb  biefe  fänbe  ihre  Söfung  bann, 
menn  fie  ii)x  ^öfe§  uon  fid^  täte  unb  baburd)  fä^ig  mürbe,  uon 
il)m  SSergebung  ju  empfangen,  menn  er  fommt.  ^arum  mar 
bie  2aufe,  bie  auf  ha^  ^Jicid)  rüftete,  nid)t  eine  ®lauben§=, 
fonbern  eine  33u^taufe. 

^ie  Sage  l)at  fid)  aber  fofort  ueränbert,  al§  ^efu§  gefommen 
unb  bem  2:äufer  all  ber  (£l)riftu§  beglaubigt  mar;  nun  erl)ielt 
ber  @lauben§gebanfe  alsbalb  abfolute  ^ebeutung.  ^ot)anneg 
f)at  un§  über  biefe§  ^^uQni^  ^^^  2:äuferg  33erid)t  gegeben,  ba 
er  nid)t  feine  2ßei§fagung,  burd)  bie  er  ^§rael  am  ;3oi^^ön  fam= 
melte,  fonbern  au§fd)lie^lid)  fein  93er^ältni§  su  3efu§  bargeftellt 
^at,  mie  er  bie  Slnfänge  feinet  3öirfen§  mit  bem  ß^uQnil  be=^ 
gleitete,  't>a^  er  ber  ermartete  ©ot)n  ®otte§  fei.  ©orcie  ^t^u§ 
vox  ber  ©emeinbe  ftanb,  übertrug  fid)  ba§  ganje  ©eroid^t  ber 
@ntfd)eibung,  bie  an  ber  meffianifd)en  3eit  l)aftet,  auf  ha§  ©tauben 
an  il)n.    3öeil  ^Srael  :jefu  SÖBort   geringfd)ä^t,   erläutert  ber 


96  ^<^P'  4.    3)er  ©loube  be§  ifäuferö. 

2:äufer,  n)a§  bamn  liege,  ob  i^efui  ©tauben  finbe  ober  nid)t. 
:3§raeB  3SerI)äItni§  su  @ott  ftet)t  auf  bem  ©piel.  SBeil  (Sott 
^efuö  feinen  @eift  gegeben  i)at,  reichen  ber  ©taube  unb  Unglaube, 
bie  if)m  erioiefen  raerben,  ju  ®ott  empor,  '^er  ©taubenbe  gibt 
fein  ©ieget  gu  @otte§  äßort,  ba^  e§  n)al)rt;aftig  fei;  rcer  fict) 
it)m  bagegen  raiberfe^t,  erf)ebt  gegen  ®ott  Sßiberfprurf).  2)arum 
bebeutet  ber  ©taube  an  ^efu§  ben  ©mpfang  be§  eraigen  Scbeng, 
n)ät)renb  bie  SBiberfe^ticE)feit  gegen  it)n  bem  ^orne  ©otte§  üer= 
faUen  bleibt,  ^ot).  3,  32—36. 

%a^  l)äufig  mit  ^ecft)eit  abgegebene  Urteil:  ^o^anne§  t)abe 
bie  ©tellung  be§  STäuferS  nirf)t  n)af)rt)eit§gemö^  bargeftettt,  mu^ 
al§  geban!ento§  beseict)net  loerben,  fo  lange  rcenigftenS  bie  %aU 
fac^e  unerfd)üttert  ift,  ha^  3efu§  nid)t  erft  nad)  bem  33erfd)n)inben 
be§  2:äufer§  feine  2lrbeit  begann,  fonbern  fie  eine  ^^itlang  nod) 
neben  biejenige  be§  Säufer§  ftellte.  2)iefer  t)atte  bamit  begonnen, 
bie  meffianifd)e  ©emeinbe  tjer^uftetlen,  5unärf)ft  innerlicf),  inbem 
er  bie  Umfcl^r  bercirf'te,  aber  and)  f cI)on  äu^erlicf)  burd)  bie 
2;aufe.  5U(e§  aber  blieb  unter  ben  3Sorbet)aIt  gefteltt,  ba^  bie 
entfd)eibenben  Urteile  unb  Säten  bie  ©act)e  be§  t'ommenben 
®{)riftug  feien.  S^Iun  ift  er  ba;  n)ol)in  foll  er  bie  ©emeinbe 
weifen  al^  ^u  i^m?  Ober  foll  fie  in  anberer  SBeife  il)ren  2ln= 
fc^lu^  an  'ü)n  ooUjietien,  nid)t  baburcl),  ta^  fie  „glaubt"?  %a§ 
t)ing  oon  3efu  eigenem  33erl)alten  ab.  ®ie  @lauben§mal)nung 
be§  SäuferiS  roar  unmittelbar  baburcl)  gegeben,  ba^  .^efuS  oon 
ben  erften  3lnföngen  feiner  SBirffaml'eit  an  ©lauben  verlangt 
unb  auf  biefe§  feine  ganse  3lrbeit  aufgebaut  ^at.  .statte  ^efu§ 
in  ber  erften  >]^\i  bie  ©emeinbe  baoon  entbunben,  il)m  ©tauben 
5U  ermeifen,  unb  ein  anbere§  SJiittel  üerfucl)t,  um  fie  in  ©otte§ 
5Heic^  5U  füt)ren,  bann  freilid)  möre  e§  unmal)rfrf)einlicl),  ba|5  ber 
2;äufer  jum  ©tauben  an  3efu§  erntat)nt  l)ätte,  aU  ^u  bcmicnigcn 
ißerl)altcn,  burrf)  n)etrf)e§  bie  ©emcinbe  in  bie  !!ßcrbunbenl)eit  mit 
©Ott  unb  in  ba§  emige  :Öeben  trete.  3ißctl  aber  3efu^  nid)t  mit  ber 
.^errlid)feit  ber  3tllmad)t,  fonbern^  in  ben  ©renken  bor  9JJoiifd)t)oit, 
aüerbingS  einer  uom  ©eift  erjeugtcn  unb  erfüllten  y)ienfd}l)cit, 
jebod)  mit  benfelbcn  SPlitteln,  bie  aud)  ber  2:äufcr  oermenbet 
f)atte,  nid)t  mit  bem  "iH^ll.^ug  be§  ©erid)t>S,  fonbern  mit  bem  gnä= 
bigcn,  5u  il)m  einlabcnbcn  !iBort  oor  O^^racl  trat,  rodjuetc  er  auf 


6f)riftu^  n(ö  Siefpunft  beö  Ölaubenö.  97 

©lauben  unb  biefe§  befam  für  ben,  ber  in  if)m  ben  tneffianiid)en 
ll'önig  fat),  abfolute  53ebeutung.  @§  rcurbe  511m  2(nteil  am 
^immelretc^. ') 

^ür  ben  ®(auben§[tanb  unb  ©(auben^begriff  ber  6^nften= 
^eit  betitelt  e§  bleibenbe  2öid)ttgfeit  ha^  ber  Umfang  ber  @lauben§= 
forberung,  bie  3efu§  ftellte,  fogar  ben  2;äufer  überrafd)t  l)at 
unh  in§  ©c^raanfen  brad)te.  S^ic^t  nur  feine  Slufforberung  ^>fu 
äu  glauben,  unb  feine  5tlage  über  ben  Unglauben  ^§rael§,  fonbern 
aurf)  fein  eigener  ^njeifel  bitbete  ein  bleibenb  feftgef)altene§  ©tüd 
ber  eoangelifc^en  ttberlieferung.  5ln  it)m  l)at  fic^  ber  3ünger= 
t'rei§  ^efu  üerbeutlirf)t ,  roeld}e  ©tellung  im  3Berfe  O^f"  ^^"^ 
(Stauben  zufalle,  ba^  unb  n)e§l)alb  er  fein  ganjeS  3Ber!  auf 
biefe§  grünbe.  ®ie  Hoffnung  be§  Xäuferg  mar  üon  berjenigen 
^§rael§  mefentlid)  unterfcf)ieben,  rceil  er  bag  Söerf  be§  5l'ommen= 
ttn  in  bie  33egrünbung  ber  Dom  53üfen  erlöften  unb  uon  innen 
t)er  gef)eiligten  ©emeinbe  fe^te.  ®r  t)atte  aber  bie  ttberroinbung 
be§  ^öfen  burcl)  bie  göttlid)e  9Jlad)t  unb  ben  (S^eric^t^oollsug  ge= 
meiSfagt,  n)äl)renb  3efu^  auf  i>ie  Betätigung  ber  'SHad^t  unb  bie 
SSollftredung  be§  @erirf)t§  aurf)  bann  uer^id^tete,  ai§  ber  2:äufer 
im  ^ampf  für  @otte§  ®ebot  fein  Seben  laffen  mu^te,  unb  nid)t 
einmal  feinen  ^ropt)eten  uor  bem  @erid)t  be§  gottlofen  dürften 
rettete.  'iDer  2:äufer  ftanb  l)ier  uor  berjenigen  ®nabe,  bie  fid) 
be§  ^reu§e§  nicf)t  weigerte,  Dielme{)r  ba§felbe  al§  ba§  SJlittel  er= 
griff,  bur(^  n)eld)e§  @otte§  9?egierung  gef^ie^t,  unb  er  empfanb 
biefe  3lrt  unb  ©ro^e  ber  (Snabe  al§  ®lauben§fd)n)ierigfeit,  fid)er 
nid)t  nur  feiner  felbft  roegen,  raeil  fie  il)m  ben  5lerfer  unb  ben 
2:0b  jumutete,  fonbern  nod)  oiet  mef)r  ®otte§  wegen,  weil  barin 
ein  3Ser5id)t  auf  ©otte^  9ied)t  unb  ©ieg  über  bie  Bo§l)eit  ber 
9)Ienfd)en  ju  liegen  fc^ien.  34"  Slntroort  l)ält  it)m  oor,  mo^u 
il)m  @otte§  9Jiacf)t  nid)t  fel)le,  ha^  fie  bem  Erbarmen  biene,  unb 
f)ebt  sugleid)  bie  ^Jiotroenbigfeit  fieroor,  roeslialb  er  il)m,  aurf) 
roenn  fein  2Öerf  feiner  ©rmartung  nirf)t  entfvrirf)t  unb  fein  ßiel 


1)  Sie  Sage  beö  iJäufevö  ift  berjenigen  uevgleidjbar,  n)elcf)e  ber  äiabbine 
für  ben  Slnfang  ber  SBirffanifeit  beö  ßl)riftuö  uorauefe^t,  loenn  er  bie  ©enieinbe 
in  bie  SBüfte  fiUjrt  unb  uon  if)r  raeggenoninien  lüirb.  Sann  tritt  fofort  ber 
ÖtaubeiK^gebanfe  in  'i^eiiel^ung  ju  i{)ni ;  burnm  beftefjt  bie  meifianifct^e  Ü5emeinbe 
nur  aus  „^ax  an  U)n  Üilaubenben".    S.  Seite  65. 

Sc^tatter,  Xcr  ®lnube  im  3J.  Jcft.  7 


98       i^flP-  5.   2)ie  2ßorte  Sei"  "t^fi"  i"?"  0lnit6eit  tiei  ben  £i)noptifent. 

i^m  rätfelf)aft  fc^eint,  ba§  3Sertrauen  md)t  oerfagen  bürfe:  „felig 
tft,  raer  md)t  meinetiüegen  fällt/'  9)lt.  11,  6.  @r  roeift  il^n  auf 
bie  im  ungläubigen  3]erl)alten  liegenbe  SSerfünbigung  {)in.  3f)n, 
ber  oiele  üov  bem  ^öfen  gewarnt  f)atte  unb  ba§  @en)irf)t  ber 
Sünbe,  wie  fonft  niemanb  in  ^^rael,  fannte,  i^n,  ber  für  @otte§ 
dit6)t  eiferte  unb  fid)  nad)  ber  STyt  umfaf),  bie  ben  fd)lerf)ten 
^aum  nieberl)aue,  il)n  bat  er,  'i)a^  er  nid)t  feinetrcegen  böfen 
©ebanfen  9*iaum  gebe,  nid)t  an  il)m  mit  @ott  in  ©treit  !omme. 
3efu§  ftärft  il)n  baburd),  ba^  er  jeben,  bem  er  nid}t  Stnta^  pr 
SSerfünbigung  mirb,  feiig  t)ei^t.  @r  ^t  bamit  bie  @lauben§auf= 
gäbe  auf  i{)re  einfad) fte  ©eftalt  gurüdgefüfirt.  @r  uerlangt  nid)t, 
ba^  er  ben  2lu§gang  feine§  Seben§  faffe  unb  fid)  an  feinem 
©d)n)eigen  unb  2)ulben  freue;  nur  "Da^  eine  fagt  er,  ba^  er  fid) 
nid)t  au§  if)m  einen  ©runb  §ur  ©ünbe  machen  barf. 

©0  ^t  ber  3::äufer  gleichzeitig  ben  @lauben§ftanb  ber  ©i)na= 
goge  gerbroc^en  unb  überfd)ritten,  unb  boc^  nod)  an  fid)  felbft 
erlebt,  ba^  t)a§>  ©tauben  burd)  ^ef"  3Berf  in  eine  Bewegung 
t'ommt,  bie  il)m  eine  oöllig  neue  ©eftalt  uerleif)en  mirb. 


Jfünftcs  Hapifel 
Die  Worte  Hefu  über  den  Glauben  bei  den  Synoptikern.') 

9Jlattt)äu§  ^at  aud)  bie  33ertunbigung  ^efu  in  ben  ^äufer= 
fprud)  gefaxt  unb  bamit  ^^fu  Söirffamt'eit  al§  bie  ^^ortfetjung 
ber  2(rbeit  be§  2äufer§  bargeftellt.    ^iefe§  3e»flni§  i^'i^'^^'  ^^" 
3med  ber  ''^rebigt  ^efu  mirb  burd)   5at)lreid)e  3ßorte  beftätigt, 
meld)e  bie  @efid)t§punf'te  ber  ^aufprebigt  miebert^olen. 
Slud)  ^^\n§  \)at,  roie  ber  Käufer: 
ba§  auf  bie  eigene  Seiftung  gefteÜte  «Selbftuertrauen  ^erftört, 
bie  auf  ©Ott  gefteÜte  ^>^uüerfid)t  unlöölid)  mit  bem  iJun  be§ 

göttlid)en  SBiUenS  üerbunben, 
ba§  mit  böfem  SÖoUen  uermengte  ©lauben  geridjtet. 

';  X«n  (3pvad)flcbraud)  bcv  ®i)»optlfcv  lH'ipiici)t  (Siläutcntus^  5. 


a5ie  Su^prebigt  3e)u.  99 

®ic  S3u^forberung  ift  üon  ^efu§  f^on  baburd)  a{§  ®otte§ 
SOßeifung  an  O^rael  beftätigt  raorben,  ba^  er  felbft  bie  2;aufe 
übernaf)m.  ^ene  ai§  giltig  §u  ^eiligen  unb  fein  ganjeg  SBerf  if)r 
gu  unterrcerfen,  bilbet  bie  fortrcätjrenb  feftgef)altene  9^ege(  feiner 
ganzen  Stätigfeit.  @§  gibt  für  i\)n  feinen  2ßeg  in§  .^immel= 
reic^  ai§  burd)  bie  33u^e  t)inburrf).  ®arum  fprid)t  fein  Untere 
ridf)t  an  bie  jünger  fofort  bie  abfolute  S3erneinung  be§  S3öfen 
au§.  ©ie  muffen  fid)  com  „bo^^aften  unb  ef)ebred)erifd)en  @e= 
fd)Ied)t"  fd)eiben;  benn  er  fteüt  ben  ^orn  unb  ben  9)]ipraud) 
be§  3Beib§  unter  fein  @erid)t.  @r  öerlangt  für  ba§  ©efetj  ganjen 
®ef)orfam,  bi§  jum  legten  Oota,  aud)  für  biejenigen  ©ebote, 
n)eld)e  fie  a(§  „bie  fteinften"  t)intanftelten.  Söenn  fie  I)ierin 
it)m  ge^ord)en,  fo  ift  ba^  für  fie  @ered)tigfeit,  bie  i{)nen  notroenbig 
ift,  roenn  fie  in§  ^^immelreid)  eingef)en  lüoUen;  burc^  ha§,  wa^ 
bi§t)er  i{)re  ®ered)tigfeit  roar,  finb  fie  uon  it)m  getrennt, 
mt  5,  19.  20. 

®urd)  biefe  Beurteilung  be§  Bofen  §erbrid)t  er  ba§  Selbft= 
uertrauen  unb  bie  ganje  5eitgenöffifd)e  23erbienfttl)eologie,  benn 
fein  Urteil  über  ba§  Böfe  ift  fo  rein,  ha^  e§  nid)t  nur  befonberc 
33erirrungen  einjelner,  fonbern  bie  naturl)aft  in  un§  begrünbeten 
Begeljrungen  aller  üerbammt,  unb  bamit  ben  ©tü^punft  §erbric^t, 
ben  bie  ;i^erbienftle^re  für  ba§  33ertrauen  ju  ©ott  in  ber  eigenen 
Seiftung  be§  -ilJlenfdjen  entbedt.  3efu§  t)at  e§  abgelet)nt,  ba§ 
auf  ©Ott  gerid)tete  ©lauben  auf  unfer  ©elbftoertrauen  aufju^ 
bauen,  biefem  ju  lieblid)er  ©rgänsung,  fonbern  f)at  5n)ifd)en  beiben 
einen  i^tonflift  geftiftet,  fo  baf]  ba§  eine  t)a§  anbere  übenoinben 
mu^,  bamit  z§  felbft  beftet)en  fann;  benn  er  l)ei^t  ba^g,  n)a§  wir 
finb  unb  lüollen,  fc^led)t.  @r  bringt  burd)  bie  Bu^prebigt  im 
SJienfc^en  eine  ^ßermunbung  l)eroor,  bie  an  fid)  felbft  jiüar 
©d)merä  unb  (Sd)n)ad)l)eit  erjeugt,  unb  bennod)  üon  il)m  gefc^ä^t 
loirb,  um  be^iüillen,  roa^  burd)  fie  mögli^  mirb.  '3)arum  finb 
bie  inroenbig  !i^ermunbeten :  bie  Slrmen,  33etrübten,  ©ebeugten, 
hungrigen,  biejenigen,  bie  er  feiig  prieS. 

^ie  ^iefe  feinet  ©egenfa^e§  gegen  ba^  ba§  eigene  ^d)  Der= 
el)renbe  ©elbftbemu^tfein  f)at  baran  einen  9)]a^ftab,  ha^  er  fid) 
uon  hm  ©ered)ten  no^  mel)r  gefd^ieben  mu^te,  al§  uon  ben 
(Sünbern,  obiuol)l  er  i^r  9ted)ttun  il)nen  nid)t  beftritt,  fonbern 


100       ^flp-  5.   Sie  Sßovte  Jie!«  übex  ben  ©lau&en  bei  bcn  Synoptifern. 

fie  al§  bie  6efd)rieb,  bie  ftet§  im  .^au§  imb  ®ienft  be§  9Sater§ 
ftcl^en.  2)a^  bennocE)  it)re  @ered)tigfeit,  obraol)!  fie  @ered)tigfeit 
ift  unb  @ottc§  Sollte  burd)  fie  gef^iel)t,  i^nen  pm  @runb  be§ 
3^aE§  roirb,  fommt  baf)er,  ba^  fie  i^ren  Später  nochmals  in  eine 
3Serfud)ung  bringt,  n)eld)e  3§rae(  nid)t  beftanben  f)at  weil  näm= 
lid)  an  i^r  ber  ^^^  gur  ©elbftert)öl)ung  l^aftet,  pr  Übert)ebung 
gegen  ©ott,  barum  aud)  bie  @efaf)r  ben  ©treit  mit  @otte§  ©nabe 
an5ut)eben  unb  feiner  33arml)er§igi£eit  fid)  §u  miberfe^en.  S)ie 
@ered)ten  Derbieten  if)m,  an  ben  ©iinbern  p  tun,  n)a§  ber  3lr5t 
an  ben  Traufen  tut,  9Jlt.  9,  13,  unb  t)erf)atten  fid)  fo  gegen  it)n, 
rcie  ber  im  2)ienft  be§  3Sater§  t)er{)arrenbe  ©of)n,  ber  mit  if)m 
wegen  feiner  @üte  grollt  unb  ben  33ruber  fd)änbet,  Su.  15.  ®er 
Sufriebene  3^romme  t)erad)tet  ben  Zöllner.  |)ier  entftef)t  überaß 
au§  ber  @ered)tigfeit  @ott  gegenüber  Überf)ebung,  bem  9Jlen= 
fd)en  gegenüber  Sieblofigfeit.  ^aburd)  ift  fie  felbft  jum  3(nla^ 
unb  @runb  ber  ©ünbe  geraorben,  unb  brad)te  it)rem  2^äter 
ben  ^all. 

®e§{)alb  f)at  3efu§,  obgleich  bie§  ber  geitgenöffifd)en  @e= 
meinbe  üöUig  miberfinnig  erfdjien,  feine  ©enbung  auf  bie  ©ünber 
befc^ränft,  t)at  bem  pfriebenen  g^rommen  ben  in  ©d)ulb  ge= 
funfenen  Wlann  mit  bem  böfen  ©emiffen  üorangefteüt,  t)at  bie 
Zöllner  unb  kirnen  bem  ^immetreid)  näf)er  gerüdt  al§  bie  eif= 
rigen  Wiener  @ottc§,  l^at  mit  ben  ©ere^ten  aud)  bie  3Beifen  üon 
feiner  ^Berufung  au§gefd}Ioffen  unb  e§  al§  eine  f)errlid)e  3BoI)ltat 
@otte§  gepriefen,  baf?  er  it)nen  feine  ©enbung  «erborgen  unb 
bafür  fie  Unmünbigen  geoffenbart  f)abe.  ©o  tritt  in  ooüer  '2)eut= 
ltd)feit  an§  Sid)t,  ba^  bie  @rl)altung  unb  SSotlenbung  ber  ®e= 
meinbe  nur  burd)  einen  neuen  2lnfang  gefd)ief)t. 

3^te  "iierurteilung  fc^to^  in  fid),  ba^  i()r  ©(aubenöftnnb 
nad^  :3efu  Urteil  mertloS  mar.  @r  t)at  il)r  bieg  baburdj  unuiiJ3= 
oerftänbtid)  gefagt,  ba^  er  if)r  .^eud)etei  uorroarf.  ®cr  i^eud)ler 
glaubt  nid)t;  bcnn  ber  SBiberfprud),  mit  bem  er  bass,  iua§  er  aU 
l)eilig  bejaljt,  burd)  fein  eigene^  Ü>erl)alten  burd)t'veu5t,  bilbet  ben 
runbcn  ©egeufatj  ju  jener  gefd)loffenen,  uollftänbigon  ^^umenbung 
ju  ©Ott,  roetd)e  ©laube  ift.  ©oiueit  aber  ber  .^eud)ler  mirflid) 
glaubt,  auf  ©otte§  .f>ilfc  unb  ^Wed)tfertigung  j(ül)lt,  bat  er  ein 
büöl^afteö  ©lauben. 


2)ie  SSu^prebigt  ^efu.  101 

(Segen  bieje§  I)at  Sefu§  ben  üom  Säufer  begonnenen  ^ampf 
big  äur  legten  ^onfequens  fürtgefüf)rt.  2)er  ^rud),  ben  et  ber= 
norrufen  roilt,  bejeitigt  nid)t  nur  bag  SGßüf)IgefalIen  an  ber  eigenen 
i^eiftung,  fonbern  aud)  bie  auf  bie  göttlid)en  ©nabenjeidien  unb 
(5nuäf)Iung§garantien  gefüllte  |]uoerfi(^t.  5(ud)  er  ftanb,  luie 
ber  SCöufer,  mit  ber  (Sewi^fjeit  uor  bem  3Solf,  ba^  baS  lijertraueu 
besfetben  su  feinen  Heiligtümern  eine  Säufd)ung  fei.  ^n  ber 
äöertfd)ä^ung  berfelben  bleibt  er  jmar  mit  it)m  üöüig  ein§.  5lud) 
er  ift  (Süf)n  5Ibrabam§  unb  bleibt  eö  aud)  bann,  menn  er  bie 
SSu^prebigt  an  bie  ©emeinbe  richtet  unb  fie  burd^  ben  @ang 
5um  ^x^i^  bi§  jum  ©d)lu^  üüüfüf)rt.  Xie  Sibel  ift  if)m  in 
i()rem  legten  Strid)  t)eilig,  ber  Xempel  ba§  ^aug  feinet  3^ater§, 
unb  ^§rael  bie  ©emeinbe,  an  ber  ©ott  fein  ^ijnigtum  hmb  tut. 
©ie  finb  bie  ©öl)ne  be^  diiid)§,  bie  SBeingärtner  in  @otte§ 
SBeinberg,  bie  jur  Hod)5eit§feier  be§  ©o^ne§  gelabenen  ©äfte. 
®ie  @ren§e  siuifd^en  ^^rael  unb  ben  Reiben  f)ä(t  3ßfu§  öI^  von 
©Ott  geftiftet  feft,  inbem  er  nur  für  ^iSroct  lebt.  '2)ennod)  ift 
bie  3wi^^t'fi<^t  /  ^i^  biefeg  au§  ber  if)m  üerlief)enen  ®ahz  ©otte§ 
5ief)t,  ein  ©elbftbetrug ,  meil  ber  3J?ipraud)  ber  göttlid^en  &aht 
ba§  @erid)t  begrünbet.  ^ie  über  ben  SBeinberg  @efe^ten  wx- 
lieren  i^n,  raeil  fie  il)n  p  il)rem  eigenen  53efi^  mad)en,  unb  bie 
®inlabung  jum  ©aftmal)!  bringt,  fo  fet)r  fie  au§  ber  @nabe  ent= 
fpringt  unb  SGBo()(tat  ift,  ben  ©elabenen  bod)  ben  Untergang, 
meil  fie  biefelben  üerad)ten.  ^er  Stempel  roirb  jerftört,  weil  if)nen 
©Ott  benfelben  nid)t  mie  eine  „Höt)Ie  für  diäuhix"  jum  ©d)u^ 
in  it)rer  ^o§t)eit  gegeben  tjat. 

2öie  oom  Säufer,  fo  rourbe  aud)  üon  ^efus!  nid)t  erft  bie 
SSermerfung ,  bie  er  felbft  erleibet,  a(§  bag  t)en)orget)oben,  wa§ 
:,^v§racl§  |]ui)erfid)t  §u  ®ott  mibertegte  unb  fd)eitern  mad)te,  fonbern 
fd)on  ha^  bringt  i{)m  ha§  !:i3erberben,  ma§  e§  au§  ber  if)m  ge= 
gebenen  9'leligion  mad)t  unb  an  ben  if)m  anvertrauten  .^eilig= 
tümern  tut.  2)arin,  ba^  fid)  biefe§  ©ottoertrauen  mit  bem  Un= 
gef)orfam  gegen  bie  flaren  SBeifungen  @otte§  §ufammenfinbet,  ja 
benfelben  erzeugt,  mirb  e§  falfd).  S)ie  ßerftörung  benfelben  bilbet 
5ur  ©ntrcertung  be§  gered)ten  2öer!!§  eine  fid^  medjfelfeitig  er= 
läuternbe  parallele ;  fjier  mie  bort  entftebt  bie  SSerfünbigung  auei 
ber  a^ieligion  felbft,  nid)t  blo^  au§  ber  ©ottlofigfeit,  au§  ber  Stn? 


102       Äep-  5.    Süie  SBorte  Sefu  über  bcii  Wtanben  (un  ben  Stjitoptifern. 

eignung  ber  göttlid)en  ©aben,  iticf)t  au§  if)rer  ©eringfd^ä^ung, 
roeil  and)  bann,  rccnn  ber  2(njd)Iu^  an  ©otteS  3SerI)ei^ung  unb 
@ebot  üov^nben  ift,  nocf)maB  bic  3JlögUd)!eit  entftefjt,  ba§  ber 
SRenfcf)  baburrf)  ftcf)  felbft  er{)öf)e  unb  ftc^  famt  feiner  ^o§t)eit 
gegen  @ott  bel)aupte.  ®a§  @rgebni§  unb  bie  Offenbarung  biefer 
3Serirrung  beftet)t  I)ernad)  freilid)  barin,  ha^  ;3§rael§  ^it^^^fidjt 
e§  Dom  ßf)riftu§  fern  ptt  unb  für  feine  S3erufung  unempfäng= 
lid^  madji,  rcoburd)  fie  e§  enbgültig  bem  @erid)t  entgegenfüt)rt. 

2)arum  gibt  e§  für  biefe  @ered)ten  unb  ©laubigen  nur  einen 
2Beg  gu  @ott:  bie  ^u^e,  unb  biefe  ift  aud)  bei  ^i\u§,  wie  beim 
2;äufer  bie  Umfef)r  t)on  ber  ^ärte  sur  @üte,  üom  @elb  p  ©ott, 
unb  oerlangt  be§l)alb  bie  2:at.  @r  ftanb  f)od)  über  ber  gettenben 
2;t)eoIogie  unb  bem  gebräud)Iid)en  5^ultu§,  aber  nid)t  blo^  il)ret= 
roegen  i)at  er  ^§rael  gcfd)oIten,  fonbern  genau  mie  ber  2;äufcr 
ben  ©runboer^ättniffen,  bie  un§  9Jlenfc^en  miteinanber  in  ©emein^ 
fd)aft  fe^en,  bie  entfd)eibenbe  SOBic^tigfeit  beigelegt.  SJ^ögen  fie 
Kümmel  unb  2lni^  Der5ef)nten,  rcenn  e§  fie  freut,  er  t)at  nid)t§ 
bannber ;  aber  ba^  fie  ba§  geioidjtige  im  ©efe^ :  ©eric^t  unb  @r= 
barmen  unb  2;reue  be^rcegen  Ijintanfetjen,  ba§  ftetlt  fie  unter  fein 
''Be()e.  @r  Ijätt  bem  ^^riefter  unb  Seoiten  nid)t  ba§  uor,  raa§ 
fie  im  Stempel  tun;  ba^  fie  aber  an  bem,  ber  unter  bie  9iäuber 
fiel,  üorbeigeI)en,  ba§  mac^t  fie  fd)ulbig.  ©benfo  mirft  er  bem 
reid)en  9}lann  nii^t  uor,  ba^  er  ©ott  uergeffen  \)aht;  ha^  er 
aber  beii  SojaruS  an  feiner  Xüre  liegen  lie^,  be^megen  mirb 
if)m  aud)  nid)t  ein  tropfen  2öaffer§  gegönnt.  SGöenn  fie,  um 
©Ott  5u  gefallen,  bie  ©ebet§riemcn  umtegcn,  er  \)at  bafür,  fo 
finbifc^  e§  ift,  feinen  6pott,  menn  fie  biefelben  nur  nid)t  abfid)t= 
lid)  breit  mad)ten,  bamit  fie  jebermann  bemunbere;  ba§  ift  3Scr= 
fünbigung.  ®en,  ber  bem  ^Bruber  llnredjt  tat  unb  bod)  jum 
Elitäre  fommt,  fd)idt  er  non  bemfelben  meg.  "Darum  ift  it)m  bie 
j^ragc:  mas  foU  idj  ©utesi  tun,  um  emige§  Seben  ju  erlangen? 
mibermärtig ;  benn  fie  cntl)ä(t  eine  .^eud)elei.  ©ic  barf  nid^t 
anbcrä  beantmortel  uierbcn,  aU:  tue  bie  ©ebote,  jene  einfad)on 
3Öorte,  üon  benen  jeber  fromme  ^ube  fagt:  hai  I)iclt  id)  uon 
;3ugenb  an! 

^Jkd)  :^cfu  ^)J^einung  ift  e§  ©ottc§  ernftcr  'B\\h\  bafj  mir 
reblid)  unb  gütig  an  einanber  banbcin.     Die  i'iebo,  bio  bem 


^'ie  3!?er()ei^imrten  für  bcn,  ber  ^kbe  übt.  103 

anbern  bient  unb  f)i(ft,  erplt  be§t)alb  ^efu  flanje,  unbebingte 
!Cerf)ei^ung.  2öer  ^arm^erjigfeit  übt,  empfängt  jüld)e,  SJ^t.  5,  7 ; 
tüer  nid^t  rid)tet  wirb  nirf)t  gerichtet,  3Jlt.  7,  1 ;  rocr  vergibt,  bem 
lüirb  uergeben,  9Jlt.  0,  14;  lüer  ba§  Sieben  lernt,  rcirb  (Sottet 
©ot)n,  unb  rcer  ^rieben  ftiftet,  9)Zt.  5,  45.  9 ;  rcer  ben  SHenf ci)en 
fpeift,  tröftet  unb  aufnimmt,  tut  e§  if)m,  unb  er  banft  e§  it)m 
mit  bem  ^immelreid) ,  9J?t.  25,  32;  roer  ein  ^inb  aufnimmt, 
nimmt  it)n  auf  unb  ()at  mit  i^m  ®ott  unb  ba§  ^immelreid)  bei 
fid),  3J]t.  18,5;  mer  feinen  ^oten  Siebe  unb  2)ienft  erroeift,  ben 
fteUt  er  mit  it)ncn  aui^  bann  §ufammen,  menn  er  ben  Sof)n  au§= 
teilt,  m.  10,40—42.  Seil  bie  Siebe  ha§,  @ute,  ba§  oon  ©ott 
gemoUte,  bie  Summe  be§  ©efe^es,  ha^  erfte  gro^e  öebot  ©otteö 
ift,  bag,  lüa^  3efu§  für  fid)  felbft  al§  @otte§  Stuftrag  an  i^n 
ergreift  unb  mit  ganzem  Sßitlen  erfüllt,  barum  ift  fie  aud)  im 
^U?enfd)en  ba§,  uiorauf  fein  3Öol)lgcfallen  rul)t,  mag  beffen  '^er^ 
bunbenljeit  mit  il)m  ftiftet  unb  il)m  ben  3lnteil  an  (^otteö  9^eid) 
gemährt. 

2öeil  ^ffii'^  >5i^  ©einen  mit  biefer  ®ringlid)feit  unb  mit 
biefem  ^Heid)tum  ber  3^^erbei§ung  ^um  Sieben  berufen  l)at,  fo  mar 
üon  üornl)erein  unb  für  immer  gegeben,  tia^  burd^  il)n  niemals 
eine  S^tebuftion  ber  ^römmigf'eit  auf  baä  blo^e  ©tauben  entftanb, 
burd^  meiere  alle  übrigen  'Jvunftionen  be§  Seben§  abgcftofjen  ober 
büd)  ju  einem  innerlid)  gleid)gültigen  3>ürgang  Ijerabgefe^t  mürben. 
®er  (Sd)öpfer  ber  ^-ormel  »sola  fide«  ift  ^efu§;  er  fprad): 
„glaube  nur"  9Jirf.  5,  36;  aber  mir  üerftel)en  feine  53erufung 
jum  ©tauben  nid)t  rid)tig,  menn  mir  fie  bal)in  beuten,  er  t)abe 
nid)t§  üom  9Jlenfd)en  gefud)t  unb  nid)t§  in  il)m  bemirt't,  al^ 
blü^  ba§  ©tauben.  'I)er  <Ba^:  bie  ^Religion  fei  ber  ©laube, 
ift  pfeuboeuangelifd)  unb  und^riftlid). 

(Sin  fold)er  ^iücfjug  einjig  in  ben  ^ereic^  ber  inroenbigen 
unb  inbiüibuellen  '-Borgänge,  mit  bem  !i^er§id)t  auf  2;at  unb 
3lrbeit  in  ber  menfd)lid)en  ©emeinfd)aft  trat  fd)on  begf)alb  nie 
an  ^^'iu  '^Deuten  I)eran,  meil  er  nid)t  mie  "^^'üo  nur  ein  l)alber 
^ube,  fonbern  ein  ed)ter  (Sül)n  ^§rael§  mar,  unb  barum  in  ber 
©emeinbe  ftanb  al§  in  bemjenigen  2Berf,  rceld)e§  ©otte§  ©nabe 
gefd)affen  batte.  (Sein  2>ater  ift  berjenige  ©ott,  ber  ^^v^el,  bie 
in  feinem  'Oiamen  uerbunbene  unb  gel)eiligte  ©emeinbe,  berufen 


104      Änp-  5-   Sie  3Borte  ^eju  über  ben  ©tauben  bei  ben  Si)nopti!ern. 

\)ai.  ^amit  ift  gegeben,  ba^  ^efu  @ott  ben  9Jleufcf)en  frf)ä^t 
ni(i)t  einen  ©ebanf'en  ober  eine  (Stimmung  in  i^m,  fonbern  it)n 
felbft  of)ne  Trennung  unb  Spaltung,  unb  if)n  nid)t  al§  eine 
ifolierte  ©eftalt,  roie  er  nie  eyiftieren  fann,  fonbern  i^n  al§  ©lieb 
ber  ©emeinbe.  i^-ür  fie  ift  ^efu§  gefanbt,  ber  ©emeinbe  jur 
!ßolIenbung.  S)er  meffianifd)e  9^ame  beftimmt  feinen  ^eruf  ha- 
^n,  ha^  er  biejenige  ©emeinbe  f)erftelle,  bie  mirflicE)  ®otte§  ift. 
9fleu  gefd}affen  mu^  fie  raerben,  meit  fie  rciber  ©ott  ift,  unb 
biefen  ©egenfa^  gegen  ©ott  nalim  ^efu§  ernft.  ©r  entftel)t 
roieber  nicf)t  nur  burc^  eine  Stimmung  ober  ©ebant'enform,  fon= 
bern  erfaßt  ben  gangen  9)lenfd)en,  benn  er  entftef)t  in  feinem 
holten  unb  erfc^eint  be§t)alb  in  feinem  3Berf. 

^n  ber  5^raft,  mit  ber  ^efu§  bem  Sieben  fein  SOBo^Igefallen 
unb  feine  23er!^ei^ung  fc^enft,  mar  e§  begrünbet,  ba^  er  auf  ben 
So^^ngebanfen  ni(i)t  nur  nirf)t  t)er§idf)tete,  fonbern  il)m  eine  ernft= 
^afte  ^ebeutung  gab,  parallel  bamit,  ba^  i^m  ber  33egriff :  ©träfe 
ebenfo  menig  entbel)rlid)  mar.  ^ier  oon  9flad)mirt'ungen  ber 
pt)arifäifcf)en  3}erbienftlel)re  §u  fpred)en,  benen  fid)  ^efuS  nirf)t 
entzogen  \)abQ,  ift  be§l)alb  falfd),  rceit  fomof)!  bie  $ßerurteitung 
be§  53öfen,  ai§  bie  33ejaf)ung  ber  göttlid^en  ©üte  burd)  ^efu§ 
mit  einer  ^Iart)eit  erfolgt,  bie  if)n  üon  ber  33erbienft(el)re  nic^t 
nur  retatio,  fonbern  gang  burd)  eine  n)efentlid)e  ^ifferenj  trennt. 
3Benn  er  '»^.^etru^  am  ^ilb  uom  großen  @d)ulbner  jeigt,  n)a§ 
göttlid)e§  SSerjeitien  fei  unb  rcorauf  fid)  ber  Slnteil  be§  ^üngerö 
an  @otte§  ^eid)  grünbe,  fo  fann  biefer  nie  me{)r  in  feiner  eigenen 
^at  bie  Urfadie  fud)en,  iüetd)e  it)m  ©otte§  ©üte  errcirbt. 
®ennoc^  bleibt  für  ^efug  ber  SoI)ngebante  in  ooller  ©eltung, 
meit  er  ba§  menfd)tid)e  ^anbetn,  ©eben  unb  Sieben  nid)t  ent= 
rcerten  ober  a\§  überflüffig  unb  nebenfäc^lid)  fd)äl3en  fann,  fon= 
bern  mit  einer  ganjen  ^ejaljung  in  unfcr  !i^ert)ältni!^  5U  ©ott 
mit  einfd)lie^t.  3)arum  ift  ba^fctbe  aud)  nid)t  erfolglos,  bringt 
Dielmet)r  bem  2;äter  bc§  ©utcn  bie  ©egengabe  ©otte§,  ben  Sof)n, 
ben  i()m  ©ott  fo  menig  uerfagen  mirb,  fo  menig  er  oon  feiner 
eigenen  ©üte  läfjt. 

SJlit  bem  5Heid)^begriff  mar  ber  3?ol(fommcnt)eit^gebanfe 
gegeben,  ba  burd)  ©otteö  föniglid)cö  Saiten  bie  ooUcnbcte  ©e= 
meinbe,  bie  emigc§  Scbcn  ()at,  entftobt.    ^ic  ÄHMfe,  mie  ibn 


2)ie  2?erf)ei^un(ien  für  ben,  ber  i^iebe  übt.  105 

:Sefu§  ueriöenbete,  ift  ebenfallä  au§  feinev  i>ert)ei^un(i  an  bie 
Siebe  §u  i)erfte()en.  ^em  iinfid)eren  ©treben  nad)  bem  eroigen 
Seben,  ha§  über  feinen  (Srfotg  ungeroi^  ift,  t)ält  er  aU  ein  l)öl)ereg 
„baö  3}üIIfommenfein"  uor,  SO^lt.  19,  21,  ein  gefct)Ioffene§,  fertiget 
ißer^ältnig  su  @ott,  ha^  nid)t  met)r  in  ber  Srf)n)anfung  unb 
Unfirf)er^eit  befangen  bleibt.  3»  biefem  innern  9tbfci)Iu^  get)ört 
ber  3«tritt  ju  if)m,  bie§  aber  fo,  ba^  fid)  in  biefen  eine  ftarfe, 
entfc^toffene  Siebe  sn  ®ott  legt,  bie  feinetroegen  alle§  äu  laffen 
oermag.  Sßenn  e§  ber  9Henfd)  jn  einer  ©c^ä^ung  ©ottes  unb 
feinet  9ieic^e§  bringt,  bie  if)n  über  alle§  ftellt,  unb  bicfe  mit  ber 
^at  ben)äf)rt,  bann  ift  ein  Slnfc^Iu^  an  ®ott  gewonnen,  ben 
3iefu§  feft  unb  fertig  bei^t.  tt)nlirf)  loirb  aud)  burd)  9Jit.  5,  48 
bie  ^^onenbet()eit  be§  ^ü^Öfi'^  i"  bie  33öüigt'eit  be§  SiebenS 
gefegt. 

'2)0^  fid)  gegen  biefe  iVrtiei^ungen  pom  ©tauben  au§  eine 
ßinrebe  ergäbe,  ift  fd)on  baburd)  au§gefd)Iüffen,  ba^  ber  ©laube 
3efu  ^^er^ei^ung  nic^t  fc^itt,  fonbern  an  it)r  baä  ^ki  feinet 
33er(angen§  unb  ben  ©runb  feines  ^anbeln§  {)at.  2Bir  finb 
aber  babei  feine^megS  auf  eine  blinbe  SGBilligfeit  rebujiert,  ^efu 
SBort  gelten  §u  taffen,  obgleid)  e§  un§  unuerftänblic^  bleibt; 
uielme^r  ift  un^  ^icr  ba!§  23erftänbni§  feiner  9tid)tigfeit  unb 
^Jiotroenbigfeit  Ieid)t  erreichbar,  be§t)a(b,  roeil  of)ne  biefe  33er= 
l^ei^ungen  bie  iöerufung  jum  ©tauben  uötlig  unmöglid)  unb 
üergeblid^  jüürbe.  ©oU  bai§  ©trafiüort  über  ba^  33öfe  gelten, 
foU  unfer  ©ünbigen  uerbammlid)  fein  unb  al§  fold)e§  oon  ung 
felbft  beurteilt  unb  bebanbelt  luerben,  fo  mu^  e§  aud)  in  unfemt 
33ereid)  ein  ©ute§  geben,  n)eld)eg  ba§  güttlid)e  2ßot)lgefallen  für 
fid^  l)at  unb  im  ©eric^t  ®t)rifti  al§  ©uttat  beurteilt  roirb.  ®er 
©egenfa^  jwifc^en  bem  ©uten  unb  53öfen,  ©ered)ten  unb  Sünb= 
lid)en  werliert  alle  ^Bebeutung,  roenn  mir  unfer  ganjeS  ^anbetn 
unter  bie  abfolute  ^Verurteilung  ftellen  müßten;  mal)r  fönnte  ein 
fold)e§  Urteil  nur  bann  bleiben,  menn  mir  auf  jebe§  ^anbeln 
üer§ic^teten.  ^e\xi  SCßeg  ift  nic^t  ber  totale  Ouieti§mu§,  auc^ 
nid)t  bie  qualooUe  ©elbftoerneinung,  bie  ba§  gan§e  menfd)lid)e 
SÖoUen  unb  ^anbeln  alB  f^ted)t  oerroirft  unb  e§  bod)  md)t 
unterlaffen  tcim^.  ©r  üerfünbigt  im  ©ruft  eine  Um!el)r  unb  jeigt 
un§  bc§l)alb  ein  SBollen  unb  ^anbeln,  ha§  cor  feinen  2lugen 


106       Aap.  5.   3)ie  3Borte  Sfi"  "^^r  ^en  ÖInu6en  bei  ben  Synoptifern. 

gut  ift  unb  im  @erid)t  ©otte§  be[tet)t.  @i*  tüiU  un§  nidjt  nur 
ein  böfe§,  jonbern  and)  ein  gute§  ©eroiffen  üerfdjaffen,  unb  tut 
bie§  baburrf),  ba^  er  un§  ein  .^anbeln  geigt,  lüeldjem  er  (Sottet 
SOBof)Igefatten  unb  feine  ganje  SSerI)ei^ung  gibt.  ®amit  ift  un§ 
ber  Zugang  gu  ®ott  geöffnet  unb  ba§  ©tauben  ermöglid)t.  ^iefe§ 
bebarf  ber  @en)i^t)eit,  ha'^  rair  @ütt  bienen  tonnen  unb  ju  einem 
^anbetn  fäf)ig  finb,  ha§  nid)t  ber  3Serbammung  unterliegt. 

®arum  bient  auc^  bie  2Sereinfad)ung  be§  @efe^e§,  bie  ^vefu§ 
burd)füf)rt,  bireft  ber  @Iauben§begrünbung.  ^n  ber  fafuiftifc^cn 
ißeriüidtung  ber  ^flid)ten  mürbe  ber  ©taube  für  3§rael  fd)mer, 
mcil  ba^  ©eroiffen  fid)  beftedtte  unb  ha^  SSerf)äItni§  ju  @ott 
unfid)er  mürbe.  "^eSmegen  ift  bie  Saft,  bie  ^efu§  auflegt,  Ieid)t, 
bamit  fie  bie  S^lutie  ermöglid)e.  SCBenn  er  ®efet3  unb  '*)^rüpt)eten 
barauf  surücEIeitet,  ha^  mir  ben  anbern  tun,  ma^  mir  für  un§ 
beget)ren,  unb  aC(e§,  ma§  (3ott  milt,  an  bie  beiben  untrennbaren 
großen  ©ebote  t)ängt,  unb  am  ©amariter  geigt,  mie  man  ha^ 
@efe^  erfüllt,  unb  im  legten  C)erid)t§bilb  bie  einfad)ften  @rmei= 
fungcn  ber  Siebe  al§  ba§  nennt,  ma§  unter  ben  ©egen  feinet 
9Sater§  ftetlt  unb  barum  non  i^m  mit  ber  33erufung  gum  ^eid) 
Dergolten  mirb,  fo  l)at  er  nid)t  nur  bie  21bfid)t,  unfer  ^^anbeln 
non  allen  eigenmilligen  ©yperimenten  ab§ul)alten  unb  auf  bie= 
jenige  33af)n  §u  lenf'en,  t)k  roirt'tid)  bem  Söillen  @ütte§  bient, 
mill  aud)  nid)t  nur  bie  9Ibt)ängig!eit  non  ben  menfd)lid)en  Onter= 
preten  be§  @efe^e§  aufgeben  unb  un:§  bie  3^i^ßi'firf)t  geben,  ba^ 
unfer  ^eruf  erfennbar  im  33ercid)  unferer  eigenen  Singen  liegt, 
fonbern  er  mill  un§  aucl)  ben  331icf  gu  ®ott  frei  mad)en,  bamit 
mir  aud)  fein  ©ebot  alö  ©nabe  unb  SOßübltat  uerfteben. 

31ud)  in  biefen  auf  ha§  SBerf  fel)enben  !i5crl)cif3ungen  nmc^t 
fid)  ^t\ü  önabe  in  i^rer  93onfümmenbeit  fid)tbar.  Qu.  ben  au§ 
„allen  3?ölfern"  um  ibn  gefammellcn,  bie  Wott  nid)t  fanntcn  nnb 
alljumal  6ünbcr  gemefen  finb,  rebet  er  nur  uon  bor  ÄhiIjUoI, 
bie  fic  il)m  ermiefcn  l)aben  unb  für  bie  er  it)nen  mit  bem  .f)immel= 
reid)  banft.  33on  il}rer  Sünbe  mirb  nid)t  mit  ibnen  gcfprod)on ; 
fic  merben  nid)t  erniebrigt,  al§  ber  uollt'ommencn  i^^Sai^  unuu'irbig, 
fo  baji  etma  nur  eine  mül)fam  uom  ;^ornc  fidj  fvcimadjcnbc  ©nabe 
fie  l)erbeiriefe.  51bfid)tlid)  ftellt  ;3efu§  bie  &a\)c  beS  »ieid)§  unter 
ben  ©cfid)t§punft  ber  iöergcltung,  bie  il)nen  geljört,  mcil  fio  ibm 


2^ie  3?erf)ei^uniien  für  ben,  ber  JL'iefie  übt.  107 

wohltaten.  "Dag  ^ei^t  üergeben.  ^n  alle  9Serf)et^ungen  für  ba§ 
Sieben  ift  ba§  göttltd)e  33ergeben  beftänbig  mit  eingefd)! offen. 
%k  9^ad)fud)t  lüirb  aueibrüdüd)  beSroegen  unter  ha§  @erid)t 
gefteüt,  rceil  fie  fiel)  sunt  gütt(icf)en  33ergeben  in  einen  abfoluten 
®egenfat3  ftellt,  unb  rcenn  ber,  ber  auf  ba§  @erid)t  oersirfitet, 
felbft  üon  bemfelben  befreit  rairb,  fo  fpric^t  ^efu^  gleid)5eitig 
augbrücflid^  au§,  hafi  in  feinem  eigenen  Seben  ©runb  genug  t)or= 
t)anben  fei,  ba^  aurf)  er  bem  @eri(f)t  uerfatle,  9Jlt.  7,  1  ff.  Seil 
bie  bem  2Berf  gegebene  SSer^ei^ung  ber  ©nabe  (J()rifti  if)re  ©röfje 
gibt,  ift  fie  für  ben  ©tauben  feine  <Sd)n)ierig!eit. ') 

^ic  ^'leigung,  biefe  SSer^ei^ungen  ^efu  ju  befeitigen,  ftammt 
5um  2:ei(  aus  ber  ^eforgniei,  ha^  fie  ein  Setbftuertrauen  be= 
grünben  tonnten,  iüetct)eö  ha^  ©tauben  uon  firf)  abfto^e.  tiefer 
©rfütg  tritt  jeboc^  nur  bann  ein,  menn  fie  üom  Su^mort  ^e\u, 
mit  bem  er  fie  uulö§tirf)  uerbunben  I)at,  getrennt  merben.  5föer 
fein  iUn-5eif)en  unb  Sieben  fo  für  uerbienfttirf)  f)ält,  ba^  er  fein 
l^ürnen  nic^t  me^r  für  uerbammtic^  t)ält,  t)at  fid)  uon  3efu§ 
getrennt.  Gr  t)at  bem  9)lenfd)en  meber  nur  ein  böfe§,  nod)  nur 
ein  gute§  ©emiffen  uermittett,  fonbern  beibe§  in  ifim  ermerft, 
jeneg  baburd),  baf^  er  it)m  ju  einem  flaren  Urteil  über  feine 
©ünbe  uerl)ilft,  biefe§  baburd),  bafj  er  bem  uom  ^öfen  §um 
©Uten  fid)  menbenben  SBillen  feine  l^uftinunung  unb  3Serl)ei^ung 
jur  Seite  ftellt.  3Öer  jene§  üon  fid)  abflögt,  I)at  fid)  aud)  um 
biefeS  gebrad)t.  ©erabe  baju  l^at  3ef«§  wn^  unfer  2ßot)lgefallen 
an  unferer  $io§l)eit  burd)  feine  ric^tenben  Söorte  jerftört,  bamit 
il)m  bie  ^al)n  für  bie  ©üte  frei  merbe,  bie  fic^  an  unferem 
3Bol)ttun  freut  unb  il)m  ©otte§  Sot)n  geit)äl)rt. 

©in  Sd)n)anfen  5n)ifd)en  böfem  unb  gutem  ©emiffen,  jmifc^en 
t)er  (Selbftbefd)ulbigung  unb  bem  33emuf3tfein  ba§  ©ute  5u  tun, 
entftänbe  nur  bann,  menn  ba§  'iyufjniort  unb  bie  ber  Siebe  ge= 
gegebene  iNert)ei^ung  ba§  einzige  märe,  \x>a§  ^efuS  gab.  ©§ 
tritt  aber  ebenfo  unbebingt  unb  beftimmt  biejenige  33erl)ei^ung 
neben  fie,  bie  er  bem  ©tauben  gemäl)rt  ^at,  unb  mit  il)m  tritt 
bagjenige  in  unfer  33ercu^tfein  ein,  ma§  bie  Spannung  in  bem= 
felben  t)ebt  unb  eint.    ®ie  33erufung  jum  ©tauben  unb  bie  il)m 

^)  S(l)iüievifl  finb  biefe  2ßorte  mir  für  ben,  ber  nidjt  lieben  unll,  unb  ber 
foll  nad)  ^^^efu  beftimmtcn  3S}orten  aud)  nid)t  (^(aubcn. 


108       Staip.  5.   7}ie  3[![>orte  x\c)»  über:  beit  0Iait6en  bei  ben  Stjnoptifern. 

gec^ebene  3Sevl)eif3iing  founte  bem  SBort  ^eju  ntd)t  fef)(en,  weil 
bie  Umfe!)v,  ^u  irelcf)er  er  berief,  Umfet)r  p  @ütt  mar  unb 
gerabe  bann,  wenn  fte  ben  Sfteuigen  §u  einem  neuen  SSerfjalten 
gegen  ben  9Jlenfd)en  bringt,  aud)  fein  Sßerl)ältni§  p  @ott  nicf)t 
unficf)er  tä^t.  2ßie  ber  Umfe!)renbe  fid)  p  ©ott  ftellt  unb  ®ott 
firf)  äu  it)m  uerf)ä(t,  barüber  f)at  Oefu§  baburd)  mit  üoller  "^eut^ 
Ud^fcit  gefprod)en,  ba^  er  bem  ©tauben  feine  SSerl^ei^ung  gab. 
%üx  ben,  in  n)eld)em  ba§  (Sc^ulbberou^tfein  ernftf)aft  einfe^t, 
gibt  e§  nur  nod)  einen  einzigen  Sßeg,  auf  bem  it)m  ein  f'(are§, 
gefiltertes  iVr^ältniS  ju  @ott  gegeben  werben  fann,  nämlid)  ben, 
ba^  er  jum  ©tauben  angeleitet  mirb  unb  für  biefe§  bie  3Ser= 
f)ei§ung  ber  göttlid)en  @nabe  empfängt.  @§  f'ann  baf)er  nie 
bauen  bie  S^ebe  fein,  ba^  bie  ©teid)5eitigf'eit  ber  beiben  3?er= 
l^ei^ungen  au§  einer  Un!Iart)eit  unb  (Sdjmantung  ^efu  t)errüf)re, 
aU  t)ätte  er  iia^  eine  9}lat  bie  S^ieuigen  unb  33armt)er§igen,  ba§ 
anbere  SJ^at  bie  ©laubigen  mit  fid)  uerbunben;  ein  ein!}eitlid)er, 
über  fic^  !(arer  SßBille  gab  beibe  33er!^ei^ungen. 

3Bie  3ßfu^  fict)  ^^i^  ©tauben  gegenüber  t)erf)ielt,  mirb  m\§ 
im  fr)noptifd)en  ^eric^t  junädjft  burc^  bie  @r§ät)tungen  üerbeut= 
tid)t,  n)etd)e  il)n  al§  ben  Reifer  befd)reiben,  ber  mit  ©otteS  ©nabe 
an  bem  33ittenben  t)anbette.  ^^ür  ben  33eri^t  be§  9J?attt)äu§ 
über  bie  3Berfe  ^efu,  ^ap.  8  unb  9,  ift  ber  @Iauben§üorgang, 
roorin  er  beftet)e  unb  rcie  it)n  3efus  beurteilt  unb  bet)anbelt 
f)dbe,  Don  Einfang  an  ein  bemüht  unb  nad)brürflid)  t)erüorge= 
t)obene§  .^aupttl^ema.  2ln  ber  33itte  be§  2(u§fä^igen,  8,  8,  be§ 
Hauptmanns  8,  8 — 13,  am  9Scrf)aIten  ber  jünger  im  ©türm, 
8,  25.  2G,  an  ben  2:rägern  beS  ©id)tbrüd)igen,  9,  2,  om  blut= 
flüffigen  2Beibe,  9,  22,  unb  ben  ^linben,  9,  28.  29,  mirb  überall 
fümot)l  ba§  SÖefen  beS  glaubenben  3Serl)alten§,  al§  bie  ©d)äl^ung, 
bie  il)m  3efu§  gen)ät)rt,  erfennbar  gcmad)t.  ^a§  fe^t  fid)  aud) 
in  ben  fpäteren  @rjäl)lung§ftürfen  fort:  ^kjaretf),  13,58,  bie 
6peifung,  14,  16.  17,  «^etruS  auf  bem  ©ee,  14,  31,  bie  5^'ana= 
näerin,  15,  28,  bie  um  ba§  53rüt  beforgten  jünger,  10,  8,  bor 
^JJIonbfüd)tige,  17,  17.  20.  (Sbenfo  bcntlid)  ift  bei  mavhb:^  bie 
5tufmcrffamfeit  auf  ben  ©laubenSüorgang  unb  bie  ibm  gegebene 
iöerl)ei^ung  gerid)tet.  Seine  (Erläuterungen  ju  'i)[)'iattl)äuS  be= 
3iel)en  fid)  me^rfad)  bcftimmt  auf  bie  ©louben§fragc :  2,  3.  1  ber 


3?ie  SScr^eifiung  füi-  bie  ©laubeuben.  109 

@ic^tbrürf)ige;  5,  22.  23.  35.  36  ^oiruS;  9,  22—24  ber  9Jionb= 
fürf)tige.  ^) 

2(u^erbem  fpric^t  ^cfu§  bie  bcm  ©lauben  gegebene  33er= 
fiei^ung  in  einer  prägnanten  ©nome  au§,  bie  oon  aüen  brei 
Xeyten  gegeben  rcirb:  m.  17,  20.  21,  20—22.  2Jlr.  11,  20-24. 
Suf.  17,  5.  ®a^  fie  bie  einzige  i^rer  2lrt  ift,  bebeutet  nict)t,  ba^ 
i^r  nur  geringe  äöid)tigfeit  sufoninie.  (5in  fo(d)er  ©d)luf3  iDÜrbe 
eriueijen,  ta^  bie  2Ibfid)t  unb  9J?etl)übe  ber  ji)noptii^en  Unter= 
roeifung  über  i^t\u§  cerfannt  raurbe.  Sie  wxii  \m§  nid)t  „©tim= 
mung§bilber"  au§  ^efu  Seben  oorfütiren,  bie  ber  Sefer  fic^  burc^ 
ba^  Urteil  entfräften  bürftc:  bamalg  unb  einmal  ^ah^  ^c}n§ 
jirar  fo  gebad)t,  fonft  aber  anber§,  fonbern  rciti  ber  ©emeinbe 
üor^alten,  n)a§  ber  SBille  unb  bie  33erl)ei^ung  if)re§  ^errn 
für  fie  fei.  ©enau  fo,  luie  für  biefe  9Jlänner  ein  einziges  9Bort 
ber  ©d)rift  genügt  ^at,  um  bem  Söitlen  @otte§  eine  fid)ere  53e= 
jeugung  ju  geben,  ebenfo  meinen  fie  nid)t,  erft  an  einer  langen 
9^ei^e  gleid)artiger  SBorte  :5efu  un§  über  feinen  Sitten  gemi^ 
mad)en  ju  muffen,  fonbern  bamit,  ba^  fie  benfelben  an  einem 
äßort  §ur  beutlic^en  ^ejeugung  bringen,  mei^  bie  ©emeinbc  t)in= 
tängti^,  wie  fid)  i^r  .^err  ju  i^r  ftettt  unb  ma^  fie  uon  i^m  ju 
ermarten  f)at,  §umat  nad)bem  t)a§  Iet)rt)afte  SGBort  über  ba§ 
©tauben  bereits  feine  5at)Ireic^en,  inf)alt60otten  ^aratteten  burd) 
bie  ^erid)te  über  ^efu  3Bir!en  empfangen  I)at. 

Slud)  bie  ©tetiung  ber  @nome  f)iebei  ift  oon  3öid)tigfeit.  2(n 
it)rer  erften  (Stette  bei  'Ü)]attt)äu§  t)at  fie  bie  SeibengroeiSfagung 
unb  bie  5?ert'Iärung  ;ijefu  oor  fid).  Säbrenb  biefer  finb  bie 
jünger  allein  unb  erfd)einen  fid^  al§  oI)nmäd)tig.  ^er  ®runb 
if)rer  Dl)nmad)t  roirb  it)nen  in  if)rer  ©laubenSlofigfeit  gezeigt, 
unb  ba§  ©tauben  at§  ha^  erkennbar  gemad)t,  xva§>  ibnen  altein 
bie  2lu5rid)tung  it)re§  ^^erufeS  in  jener  ©rö^e  unb  ^errlid)teit 
ermögtid)t,  bie  i^r  eigene^  ^^ermögen  üöttig  überragt.  SÖßenn  nun 


^)  2lu(^  auf  ben  $ouptunter)d)ieb  beö  aJiarhiatejtä  oon  iDiatt^äue:  bie 
ftiufe  iUirjung  ber  5ßorte  ^efu  unb  bie  gleidjjeitifle  (Jnpeiterung  beö  SJericf)tö 
übev  feine  Söerfe,  loiift  bie  i5or^errf(()aft  beö  (^laubensijebanfenö  ein.  Seine 
SÖevfe  eiiüeifen  bas  3Jecf)t  beö  auf  Ijefus  gefteUten  (iJUiubene  unb  seiflcn/  n)ie 
er  befcl)affen  fein  foK.  "JJiit  ber  blof,en  ^'uft  an  plaftifcl)em  (Sr:,äl)len  ift  bie  uon 
Duufuo  bem  (i'uangeliiun  gegebene  Jorniation  nod}  nxd)t  erflärt. 


110       ^ap.  5.   Sie  äßovte  Se)'»  über  ^en  ©(cntöeit  dei  ben  3i;itoptifent. 

barauf  bie  IXnterroeifung  über  i^re  ^rei^eit  oom  @eje^  unb  f)er:= 
nad)  bie  ben  ^ßerbanb  ber  jünger  leitenbe  Siebe§regel  dJlt  18 
folgt,  fo  ift  i)ier  fc^roerlid^  abjutefinen,  ba^  ber  ©üangettft  biefe 
©tüdfe  mit  einanber  burrf)  einen  inneren  3ufommen{)ang  t)erbun= 
ben  faf) :  'i)a§  ^reu§  unb  bie  23erHärung  ^efu  bringen  für  fie  bie= 
jenige  Sage  f)erbei,  in  ber  fie  if)r  ^Äerf  p  tun  l)aben;  biefes  üo((= 
füt)ren  fie  im  ©tauben,  at§  bie  freien  ©öt)ne  @ütte§  unb  al§ 
'Du,  bie  mit  einanber  burd)  bie  Siebe  ju  jebem  ^ienft  uerbunben 
finb.  ^em  ©efreuäigten  unb  @rt)ö^ten  bleibt  ber  jünger  nur 
burd)  ©tauben  uerbunben;  narf)bem  fein  2Ser!e{)r  mit^efuig  burd) 
beffen  Sterben  beenbet  ift,  t)ebt  fid)  ha§  ©tauben  at§  ba§|enige 
I)eruor,  raa§  it)m  üon  feiner  ©emeinfd)aft  mit  ^efu§  bleibt  unb 
morin  fie  nun  beftet)t. 

(S§  fielen  barum  in  ben  fi)noptifd)en  ©nomen  bie  auf  ben 
oollen,  ungehemmten  S3erfet)r  mit  3efu§  sielenben  äßorte:  fein 
jünger  werben,  if)m  nachfolgen,  I)inter  il)m  t)ergef)en,  ju  il)m 
t'ommen,  5unäd)ft  im  33orbergrunb.  ©ie  umfaffen  aud)  bQ§ 
©tauben,  o^ne  raelc^e§  "öa^  ^üngeruert)ättni§  raeber  entftet)t,  nocf) 
fid)  fi;riert,  aber  fie  fc^lie^en  e§  in  bie  t'onfrete  ©emeinfcf)aft  ein, 
bie  er  it)nen  je^t  baburd)  gett)ät)rt,  ba^  er  fie  §u  feinen  ©efä^rten 
mad)t,  unb  umfaffen  barum  aud)  bie  ®ienft=  unb  ©ef)orfam§= 
pf[id)t.  Sßenn  er  bagegen  oon  if)nen  fd)eibet,  tritt  ha^,  iua§  fie 
if)m  inmenbig  uerbinbet,  at§  ber  atte^  bebingenbe  ^auptfaftor 
anö  Sic^t. ') 

9yiattf)äu§  t)at  bie  ©nome  unter  ben  testen  Sßorten  ^^fu 
n)iebert)oIt.  2lt§  feine  9)lad)t  bie  jünger  überrafdjte,  benütjte  er 
bicfcn  3(nta^,  um  it)nen  im  ©tauben  bie  Taiette  it)rer  Sixa\t  ,yi 
feigen  unb  if)nen  burd)  biefeiS  bag  ©ebet^oermögen  p  geben. 
9tun,  ba  er  oon  it)nen  fd)eibet,  muffen   fie  felbft  bitten,  bat)er 

•)  3cfu  SBortc  iibcv  ba«  l^MinflCiDerljÄltuuN,  bie  Ü?cr()eiJ3uiu^,  bie  il)m  ci^c- 
fleben  ift,  unb  bie  Unbebiiuitl)eit  ber  ^-orberuiig,  bie  fid)  in  b(K5felbe  le^t,  fo  bnf; 
nirf)tß,  and)  niri)t  ber  ÜlerUift  bcö  l'eben«,  uon  bemfelben  etitbinbct,  übertrage» 
fid)  bnl)er  fnmtlid)  aud)  auf  ba*  Wlauben.  üiaö  ift  bei  ber  3id)erl)eit,  mit 
)üeld)er  fpftter  baci  l^uauiieliuni  alvj  '•Herufuurt  wnx  Wlaubeu  ou  viefuci  nerftaiiboii 
uub  ucrfüMbirtt  lüurbe,  im  'J(uju'  ,^u  bol)alteu.  oU  ber  neuen  VaiU'  uuir  bor 
Wlaubenbc  ber  „'^Uuflcr",  uub  alleij,  maö  '^e]M  bietem  mniieifuMi  unb  befolilen 
\)ai,  l)at  für  jcueu  (^iiltirtfeit. 


Sie  3.^evf)eif;uniii  für  bte  @lau6enben.  Hl 

aud)  glauben  fönnen,  unb  bo^  [ie  bic§  lernen,  bilbete  \>a§  ^xd 
feiner  legten  Unterraeifung  an  fie. 

9Jlarfu§  f)at  im  nnterfcf)ieb  üon  SHatt^äug  bie  ®Iau6en§= 
forberung  gteic^  in  bie  pfammenfaffenbe  SIuBfage  über  ^^^n 
33erfünbigung  aufgenommen,  1,  15.  "^ie  ^u^forberung  aüein 
genügt  if)m  nid)t,  weil  fie  ha§  pofitiüe  3ict  "öd)  nid)t  ooll  be= 
nennt,  n)eld)eg  Sefu§  im  9Jlenfd)en  erreichen  rcitl.  "Jjiefeg  mirb 
burd)  bie  ^iierufung  jum  ©tauben  au^gebrüdt,  bie  3)larfug  mit 
9'ted)t  nid)t  erft  in  ben  9(bfd)iebgn)orten,  fonbern  in  altem  ^anbetn 
unb  Dieben  ^efu  iüat)rgenommen  l^at. 

ßu  ber  Sßeife,  roie  man  in  ber  ©ijnagoge  über  ba§  ©tauben 
fprac^,  treten  biefe  ^JCßorte  uon  Dornt)erein  baburd)  in  einen  ©egen= 
fa^,  ba^  t)ier  ber  ©tauben^begriff  nid)t  einjig  ber  53ibel  wegen, 
al§  ein  üon  ber  Sd)rift  an  bie  ©emeinbe  gerid)teter  ^tnfprud) 
auftritt,  fonbern  mit  bem,  xva§  ©ott  if)r  je^t  burc^  ^efu^  tut 
unb  ben  ^nf)alt  ber  t)on  if)r  erlebten  @efd)id)te  bilbet,  cerbunben 
ift.  3efu  SIrbeit  ift  baburd)  neben  bie  früt)ere  Offenbarung  ©otteg 
gefteltt,  ci{§  it)r  innerlid)  gteic^mertig.  Sie  fe^t  fein  @efci^led)t 
in  eine  ät)ntid)e  Sage,  mie  bie,  in  ber  bie  ^-i^äter  roaren,  inbem  fie 
htn  ©tauben§anfprud)  an  fie  ftellt,  wie  er  an  jene  gerid)tet  mar. 
3§raet§  ©efd)id  ^ängt  je^t  mi^ber  baöon  ab,  ob  e§  fid)  glaubenb 
ju  ©Ott  menbe  ober  nic^t. 

©oroo^t  nad)  ben  erjät)Ienben  ©tücfen,  als  nad)  ber  ©nome 
ergibt  fid)  bie  ^ebeutung  bes  ©taubeng  barau§,  "ba^  e§  für  ^efu 
Reifen  unb  ©eben  bie  'Öebingung  bilbet,  unb  jmar  bie  einzige, 
ol^ne  bie  er  basfelbe  oerfagt,  bur^  bie  bagegen  bie  l)öd)ften  ©üter 
üon  it)m  erlangt  merben. 

^nbem  er  fein  Reifen  über  alle  ^ebingungen  erl)ebt,  mad)t 
er  bie  ©üte,  au§  ber  e§  flammt,  ganj.  3öie  er  ein  uöUigeg 
Sieben  uom  :3ünger  üerlangt,  fo  übt  er  e§  aud)  feinerfeitö,  au§ 
bemfelben  ©runb,  meil  be§  'ikter§  Sieben  uollfommen  ift.  @r 
ergebt  be§l)alb  fein  .Reifen  über  bie  natürlid)en  53ebingungen  unb 
■ülittel,  meil  it)n  ©otte§  allmäd)tige  ©nabe  bap  befäl)igt;  er 
nimmt  ebenfomenig  bie  SJ^itroirfung  be§  @mpfänger§  für  basfelbc 
in  ^Jlnfprud) ;  biefer  fann  ^ier  nur  empfangen,  unb  aud)  feine 
moralifd)e  "©ürbigfeit  mirb  nid)t  gemeffen.  Unb  bod)  bleibt  eine 
^öebingung,  bie  in  ^a§  !:Bevl)alten  be§  ©mpfänger§  fällt,  für  fein 


112      ^ap-  5-   ®ie  3Borte  Se)u  über  ben  ©(aubeit  bei  ben  Stinoptüern. 

©eben  frf)Iecf)tt)in  erforberlid),  weil  fonft  au§  biefem  eine  blo^e 
9Jiad)tentfattung  unb  fein  S3er^ältni§  jum  33ittenben  unperfönlid) 
unb  leer  roürbe.  ©on)ot)I  a\i§  bem  negatioen  lüie  püfitiDen  ©inn 
be§  ^u^n)ort§,  au§  bem  ©ünben^  wie  Siebesbegriff  wax  für  ^efuS 
ein  fold)e§  SOBirfen  cerboten  unb  unmöglid).  ^urc^  beibe  ift  fein 
33erl)ältni§  äu  ben  9Jlenfd)en  ein  üoll  perfönlid)e§  geworben. 
2Ba§  er  ju  geben  f)at,  finb  nid)t  ®inge,  beren  man  fid^  an&)  ot)ne 
it)n,  ben  ©eber,  §u  bemäd)tigen  üermöd)te ;  aud)  gibt  er  nid)t  blo^ 
in  ber  2lbft(i)t,  um  irgenb  raeldjen  farf)Iic[)en  ©ffeft  p  bemirfen. 
2ßeit  ber  böfe  SBiüe  ba§  ift,  ma§  ben  9)lenfd)en  oon  ©ott 
fd)eibet  unb  roouon  if)m  gef)oIfen  werben  mu^,  liegt  e§  if)m  baran, 
ba^  er  fetbft  in  feinem  perföntirfien  SebenSftanb  ju  ©ott  ()inge= 
wenbet  werbe.  ®af)er  reichten  blo^  naturf)afte  2öir!ungen,  bie 
ben  geiftigen  ^eftanb  be§  9Jlenfd)en  unberül)rt  laffen,  jur  @r= 
reid)ung  feinet  Qkk§  nidjt  I)in.  @r  f)ie(t  bie  in  ber  ^orberung 
ber  Umfet)r  au^gebrücfte  ©ewi^f)eit  über  bie  SIrt,  wie  fid)  ©otte§ 
©emeinfd)aft  mit  bem  3}lenfd)en  I)erftelle  unb  üoUenbe,  baburd) 
aud)  in  feinem  |)elfen  feft,  ba^  er  biefe§  auf  bie  perfönlid)e  ^e= 
jiet)ung  be§  ^ittenben  p  i{)m  grünbete.  @r  wartete  auf  beffen 
93itte  unb  gab  it)r  bie  33ebeutung  einer  bie  (Babz  üermitteinben 
^otenj.  5ln  ber  Sitte  ift  e§  wieberum  ba§  ©tauben,  \va§  er 
al§  unerlä^lid)  unb  wirffam  f)erüorI)ob.  ®enn  burdj  biefeS  er= 
^It  bie  33e§iet)ung  be§  Sittenben  §u  i^m  voll  perfönlid)e  2lrt. 
SJiit  bem  ©tauben  wirb  biefer  für  if)n  offen  unb  gewinnt  bie 
innerlid)e  3Serbunbenf)eit  mit  it)m.  ®oburd)  unb  nur  baburct) 
ert)ält  fein  ©eben  W  2(rt  unb  Soüftänbigfeit  ed)ter  Siebe,  bie 
nid)t  nur  (§>ahen  austeilt,  fonbern  90'?enfd)en  in  ©emeinfd)aft  mit 
if)m  fetbft  oerfe^t.  ^a  bie§  nur  bann  orreid)t  ift,  wenn  ber 
Sittenbe  fid)  mit  ©tauben  an  it)n  u)enbet,  orI)äIt  biefer  ben  ganzen 
Srnft  einer  unertä^lid)en  Sebingung,  an  bie  fein  ©eben  ge= 
bunben  ift. 

(5d)on  bamit  ift  bie  (Sint)eit  junfdjen  bem  Urteil  ^efn  über 
baö  ©tauben  unb  bomjonigcn  über  ba§  Sieben  erläutert  unb  bie 
SSermutung  bcfeitigt:  e§  finbe  I)icr  ein  SGBiberfprud)  ober  eine 
©d)wanfung  ftatt.  ©r  fann  nid)t  Siebe  fovbern,  obne  fio  ^u 
f)abcn,  ebenfowenig  felüft  fie  üben,  ol)ne  fio  unsi  5U  golüeten. 
@äbe  er  l)ier  einem  2Biberfprud)  iJtaum,  fo  wäre  baö  .^^eud)elei. 


3^ie  Unevltti3lid)feit  bee  0}(au6enö.  113 

bie  it)m  fd)(erf)tf)in  unmöglid)  ift,  roeit  er  ficf)  al§  ben  33oten  ber 
gött(icf)en  @nabe  loei^  unb  hen  ^eruf  I)at,  ^^^'^^t  @otte§  Siebe 
5u  erraeifen.  6r  fönnte  biefer  nur  bann  if)re  3Sonenbett)eit  ne{)men, 
nur  bann  if)r  anbere  Sebingungen  unb  ^Segrenjungen  geben,  a\§ 
ba§  ©tauben,  wenn  er  feine  nieffianijd)e  (Beübung  uerleugnete. 
33eiaf)t  er  ©otteö  Sieben  al§  ooUfommen,  fo  ergibt  firf)  barau§ 
für  fein  ©eben  at§  ^ebingung  nur  ba§  ©tauben,  biefe^  aber  in' 
gefd^toffener  SSottenbetl^eit. 

®ie  beiben  ikr^ei^ungen  ^^fu  entftet)en  au§  ber  2)oppcI= 
bcrcegung,  in  bie  un§  ba§  Sieben  ftct§  oerfe^t.  (5^  ridjtet  ben 
Siebenben  auf  jur  uotten  Gntfattung  feiner  SJlac^t,  unb  ricfjtet 
gteid)§eitig  h^n  auf,  bem  eg  firf)  gibt,  unb  t)erteit)t  feiner  3tttiüu 
ben  uotten  SBert  unb  ©rfotg.  3n  i^em,  ma^  ^z\u§  bem  ©tauben 
tut,  offenbart  er  fein  eigene^  Sieben ;  in  bem,  roaS  er  bem  Sieben 
be§  3ü'^g^r^  üert)ei^t  unb  gibt,  bebt  er  it)n  in§  frurf)tbare  .f)anbetn 
I)inauf.  ®ort  gibt  er,  t}ier  tä^t  er  un§  geben;  bort  bient  er, 
f)icr  ftellt  er  un§  in  ben  2)ienft.  SBürbe  er  biefe  ober  jene  23er= 
bei^ung  bred)en,  fo  f)ätte  er  nirf)t  met)r  an  ©otte§  ©nabe  ba§, 
wa§  it)n  bemegt. 

©§  entfprac^  ber  burc^  bie  erften  5iapitet  beteurf)teten  Sage, 
tiafi  has  bitten  unb  ©tauben,  n)elrf)e§  an  3efu§  tjerantrat,  über= 
miegenb  au§  bem  äußeren  ©d)icffat  ber  33ittenben  feinen  ^n\)ali 
50g.  ®a§  tiegt  in  ber  bie  ©emeinbe  bigt)er  formierenben  ^römmig^ 
feit,  ba^  fie  juerft  be^jenigen  ©tauben§  fät)ig  ift,  ber  crroartet: 
©Ott  t)etfe  au§  ber  9]ot  unb  ermeife  bem  3)lenfrf)en  in  ber  Seitung 
feinet  ©efrf)ic!§  unb  in  ber  ©eftaltung  feiner  Sage  feine  ©üte, 
fo  baf}  man  in  biefer  ^pinfidjt  if)m  oertrauen  bürfe.  ^efu;§  l)at 
biefeg  ©tauben  bejal)!,  unb  bie  9iot,  bie  e§  tieroortrieb,  aurf) 
feinerfeitS  at§  "Oiot  empfunben,  unb  i^r  ©otte§  ^itfe  jugemanbt. 

^amit  t)at  er  ben  ©tauben^begriff  mit  uotter  Stftuatität  auf 
bag  33ert)attcn  ber  ^ittenben  ju  it)m  in  biefem  beftimmten  ?J?oment 
belogen.  ^Jlirf)t  eine  altgemeine,  ftetig  in  ber  Seete  oorlianbene 
3bcc  ober  Sßittigfeit,  fonbern  bie  in  ber  Situation  ber  '^ittenben 
entfpringenbe  Srmartung,  bie  fic^  auf  i^n  richtet,  unb  it)n  al§ 
ben  ©eber  ber  göttlirf)en  |)itfe  he}di)t,  t)at  ^^\u§  ©tauben  ge- 
nannt.   ®a§fetbe  ift  ein  uott  perfontiaft  beftimmter  5tft. 

S)arum  lüirb  ben  Jüngern,  at^  fie  firf)  in  feiner  2tbmefen= 

Sc^tottcr,  Set  Oloubc  im  M.  Xcft.  H 


114      .Hnp.  ö,   3)ie  3ßorte  S^l«  »^ci"  ^t'it  (''Häuften  [h'i  ben  3i)tioptifern. 

f)eit  of)nmäd)tig  fü{)Iten,  gesagt:  tt)r  f)attet  ntrf)t  mie  ein  Senf= 
förnlein  ©laube  9Jlt.  17,  20.  ^t)re  allgemeine  Überzeugung  von 
:3efu  9Jieffianität  unb  it)re  Söilligf'eit,  fid)  auf  iljn  ju  üerlaffen, 
ift  bamit  mcf)t  beftritten.  ®a§  ©lauben  ift  aber  baniit  noc^  nid)t 
r»ort)anben,  roenn  bie  Slenntnt§  ^t\n  blo^  eine  unbeftimnite, 
irreale  2Billig!eit,  fiel)  auf  il)n  gu  cerlaffen,  erzeugt  unb  nic^t 
bie  !on!retcn  Seben§momente  geftaltet.  (Seine  @üte  irill  auf  ben 
reellen  ©tanb  be§  Seben§  mit  bem  33ebürfnt§,  ba§  je^t  ^ilfe 
nötig  mad)t,  belogen  fein. 

©0  tritt  bie  ©eroalt  be§  ^u^roortS  ^efu  aucl)  in  feine  bem 
©lauben  gegebene  3Ser!^ei^ung  l)inein.  ®iefe  l)at  bie  jünger 
nict)t  nur  burd)  bie  (Srö^e  be§  SSerfprodjenen,  fonbern  nicl)t 
weniger  burd)  bie  Beurteilung  il)re§  inneren  ©tanbe§  überrafd)t, 
ä()nlid),  rote  etroa  jeneg  3Bort,  ba^  it)rer  ©rö^e  ben  ©ingang  in 
'i)a§  9leic^  üerfc^lo^  unb  fie  pm  ^inb  !^in  umroanbte,  901t.  18, 
1  f.  2lller  9'tut)m  ber  ©läubigfeit  verrinnt  Dor  ^efu  Urteil  unb 
ben  i^üngern  roirb  it)r  Unuermögen,  @ott  ju  üertrauen,  erfenn= 
bar  gemad)t.  2öie  nac^t)altig  'i)a§  auf  fie  geroirl't  ^at,  jeigt 
9)Iattt)äu§  beutlid)  genug,  inbem  er  un§  t)om  fd)roant'enben  Stäufer, 
9Jlt.  11,  §um  §roeifelnben  ^^etru§,  9Jit.  15,  unb  gu  ben  be§ 
@lauben§  entbel)renben  2lpofteln,  9Jlt.  17,  fül)rt. 

©0  roar  üon  2lnfang  an  üerliinbert,  ha^  bie  bem  ©lauben 
gegebene  33ert)ei^ung  bem  Bu^roort  jur  2lbfd)roäcl)ung  biene. 
©ic^erlid)  tritt  für  ben  ©laubenben  bie  gan§e  ^errlid^feit  ber 
göttlid)en  ©nabe  ein;  ob  er  aber  gu  glauben  uermag,  aud)  nur 
im  fleinften  9Jla§,  "öa^  ift  bie  ernfte  ^^rage,  bie  aud)  burc^  bie 
,>]uget)örigfeit  jum  auSerroäljlten  ^üngerfreife  l'eine§roeg§  fd)on 
entfd)ieben  ift.  ^n  bicfer  Raffung  fonntc  bie  bem  ©lauben  ge* 
gebene  33ert)ei^ung  nie  al§  SBibcrruf  be§  Buf3roort§  roirl'en,  nie 
ein  ftolseä  ©elbftberou^tfein  in  anbcvcr  ^igur  im  jünger  roieber 
aufroecfen  unb  il)m  im  33lirf  auf  feinen  (^3lauben§ftanb  ba§  ®e= 
füt)l  einer  ©rö^e  geben,  bie  it)n  über  alle  ert)ebe.  ^n  eine 
Stimmung,  roie  fie  bie  ^aläftinenfer  ober  *!|?t)ilü  im  $8tic!  auf 
9ü)ral)amö  ©lauben  äußern,  ober  roie  fie  bie  .Silage  bo^>  falfdjen 
@fra  formuliert:  roir  ^ben  \a  ben  ©tauben  unb  bennod)  bc^ 
I)anbc(ft  bu  unö  fo!  fam  ber  jünger  mit  bicfer  !i>erl)ci^ung 
Ocfu  nie. 


Sie  fonfrete  3trt  beö  ©lauften^.  115 

Unb  büd)  äußert  [id)  im  burd)fd)neibcnben  ^u^iüort  gteic^= 
zeitig  ^efu  ©nabe  in  tt)rer  ganzen  ©rö^c,  raeil  er  auf  bag  je^t 
§u  if)m  ^in  fid)  raenbenbe  Glauben  bie  uoüe  3Scr'f)ei^ung  legt, 
äßegen  ber  gegenroärtigen  ^uroenbung  beg  SJZenfc^en  511  i^m  lä^t 
er  feine  gange  3Sergangenf)eit  mit  allem,  rva^  fie  ^inftere§  in  fid) 
fc^lie^en  mag,  aber  aud)  bie  ^ufunft  üorerft  jurücftreten.  @r 
mad)t  nid)t  gleich  bie  ^ufunft  jur  ^ebingung  ber  ©egenroart 
unb  ftellt  ha§  ©tauben  nid)t  fofort  auf  bie  ^^robe  ber  bleibenben 
33el)arrlid)f'eit,  fonbern  fd)afft  burc^  bie  (5d)ä^ung  be§  je^t  »or= 
tjanbenen  ©tauben^  eine  ©egenmart,  in  bie  er  feine  (^abe  legt, 
bamit  fie  für  bie  ^ufwnft  if)re  3^olge  \)aht,  fei  e§  pm  ^eil  it)reö 
dmpfängerS,  raenn  fie  il)re  SBirf'ung  in  i^m  erreid)t,  fei  ei§  ju 
feinem  ^all,  rcenn  fie  nic^t  feftget)alten  wirb,  ba  bie  ©nabe  ftet§ 
i^ren  tiefen  ©ruft  bei  fid)  f)at.  ©0  loirb  ba§  ©tauben  ein  2ln= 
fang,  eine  ^Bürget,  ein  ©eburt^moment,  ber  in  ben  alten  Seben§= 
lauf  einen  neuen  ^n^alt  bringt. 

9(u§  einem  fold)en  @rlebni§  ergab  fid)  für  feinen  ©mpfänger, 
unb  für  alle,  bie  e§  mit  il)m  erlebten,  eine  ^eftätigung  il)re§ 
glaubenben  ^^erl)alten§,  burd)  meldje  e§  in  il)nen  fixiert  rourbe. ') 
■Da^er  roirb  öon  ben  ©üongeliften  t)en)orget)oben,  ba^  3efu0  bie 
©ereilten  barauf  t)in5umeifen  pflegte,  ba§  il)r  ©tauben  it)nen 
l)alf.  -)  ©§  mar  mit  einer  folgen  3lnrufung  ^ef"  u"^  i^i^^^'  ®i^= 
t)örung  nod^  nid)t  notmenbig  ein  bleibenbeg  3Serl)ältni§  ju  i^m 
gegeben;  bie  get)eilten  3lu!§fä^igen  gingen  obne  2)anf  baoon.  3Öenn 
aber  ^efu§  in  biefer  ^-föeife  bie  ^ilfe,  nad)bem  fie  gegeben  mar, 
nad)  il)rer  inneren  ^öebingung  nod)mal§  beleuchtet,  raill  er  fie  für 
htn  ©et)eilten  unb  für  alle  jünger  bleibenb  fru^tbar  mad)en. 
Sie  follen  nun  für  immer  bie  5?raft  be§  ©lauben;§  fennen,  lüorauS 
fid)  il)r  bleibenber  ^tnfc^lu^  an  ^efu§  ergibt. 

2)abur(^  l)at  er  feine  3ßot)ltat  mit  bem  ©tauben  boppelt 
üerfnüpft :  fie  fe^t  e§  üorau^  unb  begrünbet  ^§  raieber  neu,  inbem 


*)  2)iefer6c  ^Beurteilung,  bie  für  bn^s  jur  eigenen  öeihmg  empfangene 
3Bunber  gilt,  übertragt  fid)  aud)  auf  ba^sjeuige  SBunber,  ba^>  bie  jünger  im 
3{amcn  Sefu  anbern  tun;  benn  biefeö  ift  aud)  für  bie,  bie  eö  ben  anbern  üer; 
luitteln,  eine  im  ©tauben  Begrünbete  unb  e^  neu  begrünbenbe  göttlid^e  ®a5e, 
Vu.  10,  17  f. 

2)  mt  9,  22.    mx.  5,  34.   <>u.  8,  48.   Th.  10,  52.   Üu.  18,  42.  17,  19. 


116       Aap.  5.    2)ie  3Borte  Sefit  über  ben  ©lauben  bei  ben  3i)noptifern. 

fie  e^  5um  feftgef)altenen,  bteibenben  2tnfc^lu^  an  it)n  uertieft. 
darauf  be§iel)t  firf)  ber  begriff  ohyo^ciaiog;  bcr  „im  ©lauben 
furje"  ^)  ift  berjenigc,  ber  bie  in  ber  früheren  Situation  ge= 
roonnene  ©laubenSfteüung  nirfjt  feftpit,  jonbern  in  ber  neuen 
Situation  'roegen  if)rer  befonberen  ©d^ioierigfeit  ba§  ©tauben 
unterläßt.  ®arum  erinnert  ^t\ü§  bie  cerjagten  ;3ünger  an  feine 
früf)eren  Saaten,  roeil  i^nen  biefetben  bleibenb  at§  ©lauben^motiü 
bienen  foKen:  roie  fommt  e§,  ba^  if)r  feinen  ©tauben  {)abt? 
3yir.  4,  40.  2Benn  bie  erlebte  ^ilfe  "ba^  ©tauben  nicf)t  juni 
bleibenben  2Sert)atten  be§  9JienfdE)en  mad)t,  unterblieb  auct)  ba§ 
„Sßerftef)en" ;  bie  nacl)bent'enbe  SSerroertung  be§  ©rtebten  ift  untere 
taffen  lüorben:  ovtico  voeiie,  9JZt.  16,  9  oergl.  9J?r.  6,  52. 

2)er  Übergang  beSjenigen  ©(auben§,  ba§  junäcfift  ein  be= 
grenäte§,  eingetne^  (Srtebni§  unb  33erf)atten  be§  9)]enfd)en  ift,  in 
einen  bebarrenben  @Iauben§ftanb,  ber  ben  ganzen  2Sert'ef)r  be§ 
3J^enfd^en  mit  ©ott  unb  ber  Sßelt  beftimmt,  erfolgte  für  ben 
^üngerfreig  be§l)alb  mit  ©id)ert)eit,^)  meil  ber  intenfioen  Unbe= 
gren3tf)eit  ber  göttlid^en  ©üte,  mie  fie  in  jeber  einzelnen  ©rmeifung 
berfelben  erfdjeint,  it)re  eytenfiöe  ^üüe  gur  ©eite  ftet)t,  bie  burrf) 
bie  abfoluten  33egriffe  benannt  mirb.  Die  ba§  befonberc  S8eruf§= 
berou^tfein  3efu  ausbrürfen.  Söeit  in  i^m  ©otte§  föniglicf)e;§ 
^Balten  erfc^eint  unb  if)m  bie  33enoaltung  be§  @ericf)t§  gur  ©e= 
n)ät)rung  ober  33erfagung  be§  emigen  Seben§  übergeben  ift,  er= 
f)alten  a\x6)  bie  befonberen  ©aben,  mit  benen  er  ber  gcgenmärtigen 
';)?ot  abt)i{ft,  eine  unoergIeid)licf)e  33cbeutfamfeit.  6ie  bienen,  in= 
bem  fie  i^n  at§  'iitw  ©eber  ber  göttlicl)en  ©nabe  unb  ©abe  er= 
meifen,  feinem  unioerfalen  33eruf  jur  Offenbarung  unb  fe^en  i^re 
Empfänger  baburi^  in  ^Sejietjungen,  bie  oon  ber  ©egeniuart  big 
in^  (e^te  ©übe  ()inüberreirf)en.  5!)]it  bem  ©tauben,  ba§  ^efu§ 
anruft  unb  ben  3(nfc()lufj  a\\  il)n  geiuinnt,  treten  fie  in  ©otte§ 

'j  „Atlciiifllöubifl"  lenft  ben  Sicj^viff  I^inübcr  auf  bie  fvntenfitftt  beö  WhiiiluMt'j, 
ob  er  (irofs  ober  fleiii  fei,  u)tt()renb  er  fiel)  baroiif  be,^iel)t,  ob  er  ftetui  (U'iibt  ober 
juicber  unterlnffeii  iinrb,  lueil  er  fiel)  lU'iU'"  "*•'»<■'  ^fbioieriiUeiteu  nicht  \\\  c\ 
fjalten  ucrmttfl. 

')  :^\cl)  rcbc  üon  £icberf)eit  luUürlirl)  iiidit  im  8iim  citu\N  lueclinnifil)  1^= 
bunbcncu  'i^ro.^cffefii ;  cd  bmibelt  fid)  «in  etl)ifd)e,  perfonljafte  'HeUitionen.  iUnd) 
bcr  ;^iuiflcr  fnnn  (ilaubenoloo  fein ;  bc«(I)nlb  ift  iOm  bort)  eine  flcfirijcrte  Jüej^rüns 
buuß  be0  (^)(aiibenö  {ic^^eben. 


3)ie  fonfrete  3tvt  beg  0(au6en^.  117 

Sffeid),  rceil  fie  burdf)  ba§je(be  bem  St)nftu§  oerbunben  finb,  bev 
bie  ©emeinbe  ber  Snbjeit  frf)afft.  ®a§  gibt  bem  (Glauben  eine 
unoergängIid)e,  ben  ganzen  Lebenslauf  umfaffenbe  2(u§bef)nung. 
^a§  3ßort  „®ein  ©lauben  \)at  bid)  gerettet"  ert)ält  baburd) 
einen  vertieften  (Sinn,  burc^  raelcfjen  e§  nicf)t  blo^  bie  Gegenwart, 
fonbern  aud)  bie  (l§d)atoIogie,  nict)t  nur  bie  je^t  erforberlid^e 
^itfc,  Jonbern  aud)  ben  ©nb^uftanb  be§  ewigen  Seben§  umfaßt. ') 

^n  ben  SBorten,  bie  bei  9Jiattf)äu§  burc^  ben  ©tauben  be§ 
!f)eibnifd)en  .ipauptmann§  «eranta^t  finb,  tommt  bie§  anfd)aulid) 
pm  3lu§brud.  Dbirot)!  e§  \\d)  §unäci^ft  nur  um  bie  @efunbt)eit 
feinet  5?ned)t§  t)anbelt,  erftreden  bie  angefd)  (offenen  2ßorte  bie 
()ier  in  5lraft  tretenben  ^e§iet)ungen  bi§  in  bie  dnbgeftalt  be§ 
göttlid)en  9ieid)§  f)inau§,  unb  fagen  ^^i^^el:  e§  oerfd)eräe  mit 
feinem  Unglauben  nid)t  nur  bie  momentane  ^ilfe,  fonbern  ba§ 
9ieic^,  unb  bem  Reiben:  er  geminne  nid)t  nur  bie  @iefunbt)eit 
feines  5^ned)tS,  fonbern  roerbe  mit  ben  ^^atriar^en  ©aft  an  ©otteS 
X\\d).  ^m  ©egenroärtigen  begrünbet  fid)  'i)a§  51'ünftige,  im  9Jlo= 
mentanen  baS  ©mige.  (Sbenfo  mirb  mit  ber  glaubenben  ^eibin 
t'eineSroegS  btofj  baoon  gefvrod)en,  ob  if)re  2:od)ter  ge!f)eilt  werben 
tonne,  fonbern  in  biefe  ?^rage  legt  fid)  fofort  bie  anbere,  ob 
unb  mie  fie  bleibenb  an  ^efu  ©nabe  unb  9leid)  beteiligt  fei. 
'S)iefer  fd)einbar  rafc^e  Übergang  oerliert  alles  53efremblid)e,  foroie 
bead)tet  mirb,  ha'^  biefe  ©aben  nie  blo^  als  etioaS  fad)(ic^eS  ge= 
wertet  werben,  fonbern  burd)  baS  ©tauben  perfönlid^e  ^e5ie()ungen 
entftel)en.  ^efuS  gibt  nid)t  nur  ein  ^ing,  boS  er  befi^t,  ober 
eine  ilraft,  bie  an  it)m  ift,  fonbern  fein  (Erbarmen,  feine  Siebe, 
unb  bieS  nad)  ©otteS  Sßeifung;  fo  fud)t  aud)  baS  ©tauben  nid)t 
nur  ein  ®ing,  fonbern  ^^f"  Söilligfeit  ju  t)elfen;  cS  greift  nad) 
feiner  ©nabe.  2öeil  bie  33e5iet)ungen,  bie  fid)  l)ier  ftiften,  perfön= 
lid)e  finb,  fteigen  fie  über  bie  ß^i^lic^feit  unb  93ergänglid)feit 
fofort  em^or  unb  werben  ewig,  weil  fie  ben  9ieid)tum,  weld)er 
ber  '»Perfon  ^efu  eigen  ift,  in  fid)  aufnel^men. 

Unter  feinen  .^änben  würbe  atleS  jur  „S^^eligion" :  bie  ^ilfe, 
bie  er  gewät)rt,  51ml  ©rweiS  ber  göttlid)en  ©nabe,  ber  5reunbeS= 
freiS,  ber  fic^  an  it)n  anfd)lo^,  jur  ©emeinbe  ber  23ollenbungS= 

*)  3?gl.  Su.  8,  12'.  i'fct  ui]  manvauinfg  awO^iZaiv. 


118      Hnp.  5.   Sie  3Borte  Sefu  über  beii  ölauben  öci  ben  Spnoptifent. 

jeit  ba§  23ertrauen,  bo§  if)m  erirtefen  rcarb,  §um  ©lauben,  ber 
eiüige  ®emeinfrf)aft  mit  ®ott  ift.  tiefer  23organg  ift  für  bie 
Ursprünge  be§  6;t)riftentum§  entfd)eibenb ;  of)ne  fein  3Serftänbni§ 
bleibt  I)ier  aUe§  bunf'el. 

3Son  einer  fpe^ietlen  ©eelforge,  bie  ^efu§  benen  geroibmet 
t)ätte,  in  it)eld)en  ber  ©laube  an  it)n  entftanben  rcar,  \)öxm  wir 
nid)t^.  S'lac^bem  fie  mit  ©tauben  §u  i^m  f)in§utraten  unb  bie 
^itfe  üon  il)m  emp@igen,  treten  fie  in  bie  ©emeinbe  ^uvM, 
of)ne  ha'^  mir  über  i{)ren  meiteren  Seben^tauf  irgenb  etit)a§  I)ören. 
3t)re  33erbunbent)eit  mit  i{)m  ift  be§I)alb  ungerftörbar,  raeil  ber 
SSater  fie  !ennt  unb  er  fie  mit  ber  Offenbarung  feine§  'tR^i&}§  in 
bie  emige  ©emeinbe  ^olen  rcirb.  Unb  aud)  für  i{)ren  irbifd)en 
2eben§(auf  ift  il)nen  bomit,  ba^  fie  ©tauben  fanben  unb  beffen 
@r{)örung  burd)  ^t\n^  erlangten,  ein  @rlebni§  tt)iberfat)ren,  ba§ 
feine  bteibenbe  2öirt'ung  I)at. 

3Begen  biefer  gum  ^ijd^ften  ^i^t  emporragenben  ^ebeutung 
be§  @Iauben§  t)at  if)m  3efu§  aud)  bann,  rcenn  e§  befonbere, 
einzelne  ©aben  fud)t,  eine  unbebingte  3Sert)ei^ung  gegeben,  ^n 
ben  com  ©tauben  I)anbelnben  ©nomen  mirb  bie  ^reif)eit  ber= 
fetben  t)on  alten  33egren5ungen  baburc^  mäd)tig  au§gefprod)en, 
ba^  fie  abfid)ttid)  eine  SOBirJung  an  ha§  ©tauben  fügen,  bie  bem 
menfd)tid)en  93ermögen  fd)led)terbing§  ent§ogen  ift.  ^)  33on  bem, 
ma§  ber  ©laubenbe  empfängt,  mirb  jebe  ©renje  raeggenommen. 
Xtv  ©rfotg  fet)It  bem  ©tauben  aud)  bann  nic^t,  menn  er  fo  uoll* 
ftönbig  über  bie  eigene  ^raft  be§  ©taubenben  t)inau§  tiegt,  roic" 
bie  93en)egung  be§  33erge§.  SSertei^t  ha^  ©tauben  biefc  fönig- 
lid)e  '^a^^t,  fo  ift  ber  ©taubenbe  non  febem  Ü^erberben  ertöft; 
ber  (Sieg  über  atte§,  wa§  if)n  gefät)rbct,  ift  if)m  pgefatlen;  er 
ift  in  ©otte§  9?eic^  oerfe^t.  ®em  fonfreten,  bcfonberen  3Ser= 
kngen  fann  bie  unbegrenzte  93ert)eifuing,  ber  einjetncn  ^itte  bie 
unbebingte  ©rfüttung  beSmegen  gegeben  merben,  meit  ©otte§ 
üüttenbete  ©nabe,  bie  in  fein  9teid)  einfüt)rt,  nic^t  nur  für  3cfu§ 

»)  Sl^r  werbet  ju  biefem  58crfle  faj'jeii:  flel)c  uou  l)icr  bintl)iu,  imb  er 
wirb  l)inlibcrfle()e» ;  if)r  loevbet  nid)t  nur  baö,  junö  am  (seiiuMibmim  iic[d)el)cu 
ift,  tun,  ioiibeni  aud),  lucun  if)r  ju  bicfcni  ÜHTflC  faflt :  erl)cbe  bid)  unb  fiüle  inö 
i)Jecr,  luirb  ee  flcfd)el)c»;  il)r  rolUbct  ,^u  biefer  3i)fümore  fafleu:  reifje  bid)  loiS 
unb  pflanjc  bid)  iJiö  3)Jeer,  unb  fie  iinirbe  eud)  rtel)ind)eu. 


Sie  Un6egren}t()eit  ber  33erf)eifiung.  119 

felbft  eine  3ßirfad)feit  ift,  fonbern  auc^  bem  @laubenben  uon 
if)m  gegeben  rairb.  SBeil  mit  bem  Zutritt  p  i^m  ba§  le^te  3iel 
erreirf)!  unb  (Sottet  Doüenbenbe  ©nabe  empfangen  ift,  liegt  barin 
aurf)  bie  Überroinbung  jeber  einzelnen  (Sci)rcierigfeit  unb  bie  .^ilfc 
für  jebe  befonbere  9lot. 

®ie  @rö^e  ber  33ert)ei^ung  ermeift  t)OÜenb§  bie  |)altung  ber 
jünger  al§  glauben§(o§.  ^n^em  fie  if)re  ©ebanfen  meit  über-- 
fteigt,  jeigt  fie  il)nen,  ba^  fie  in  ber  2:at  @otte§  @üte  nirf)t  er= 
fa^t  t)aben,  unb  ba§,  wa§  fie  it)nen  gen)äl)rt,  nid)t  ergreifen. 
®erabe  roeit  bie  33ert)ei^ung  fo  gro^  unb  {)errlid)  ift,  oerfagt  it)r 
©tauben,  ba§  firf)  ein  fold)e§  Reifen  unb  ©eben  ®otte§  nicf)t 
üorjuflelien  roei^.  ^ugleid)  mirb  if)nen  bamit  aud)  bie  ©d)utb, 
bie  an  it)rer  @lauben§tofigteit  entftet)t,  üerbeutlid)t.  ^e  größer 
bie  @üte  ift,  um  fo  met)r  fälit  auf  ben  5(rgn}ot)n,  ber  fie  ner= 
bäc^tigt  unb  besrceifelt,  ^Verurteilung. 

(Sin  |)inau§ftreben  über  'öa^  ©tauben  frf)neibet  bie  Unbebingt^ 
t)eit  ber  3Vert)ei^ung  grünblid)  ab.  ^ie  jünger  fönnen  meber 
met)r  enoarten,  nod)  met)r  empfangen,  at§  ma§  it)nen  mit  bem 
©tauben  gegeben  ift.  ®iefe§  ift  ein  le^te§,  üoUenbeteg,  baäjenige 
i^erf)ältni§  ju  ©ott,  in  bem  man  feine  ganje  ©nabe  I)at.  ^max 
ift  eö  fd)U)erIid)  bie  9)leinung  ber  ©telte,  ha^  bie  jünger  nur 
biefe§  3Jlat  jum  ©tauben,  unb  bat)er  jur  ©rreic^ung  i^re§  ^i^t^ 
imfä^ig  feien,  ©ie  werben  aud)  fpäter  ät)ntic^eg  an  fid)  erleben. 
;St)re  ©c^roäc^e  barf  fie  aber  niemals  su  bem  ©ebanten  oerleiten, 
fie  rüf)re  uon  ber  9}^ad)tIofigfeit  ^efu  ober  ber  Ungnabe  ©otteg 
{)er;  benn  nur  it)r  ©tauben^mangel  mad)t  fie  fd)mad);  ha  roo 
fie  5u  glauben  üermögen,  tun  fie  if)r  2öerf  in  ©otte§  9J?ad)t. 

%k  abfid)ttid)  getDät)tte  ^]^araboyie,  in  bie  :Sefu§  feine  3Set:= 
f)ei^ungen  fteibete,  rid)tet  if)re  Spi^e  nid)t  gegen  bie  ^Dhtur,  al§ 
mürbe  bem  ©tauben  immer  unb  einzig  munberbare  ^itfe  jugefagt. 
über  bie  3trt,  mie  im  gegebenen  '^aii  ber  ^erg  fid)  bemegt  ober 
ber  '^aum  im  3Jleere  mäd)ft,  tritt  ^efu^  in  gar  feine  Erörterung 
ein.  ^auon  t)ätt  er  bie  S^age  ber  jünger  t)ielmet)r  burc^  feine 
'»Paraboyien  au^brüdüd)  prücf.  ^ie  SHittet,  burd)  n)etd)e  bem 
i^ünger  bie  i^m  nötige  SRad)t  gegeben  rairb,  1)ai  nid)t  er  su  be= 
ftimmen,  fonbern  biefe  ergeben  fid)  au§  ©otte§  ®ntfd)eibung. 
Ob  biefer  ben  S3erg  in  ber  ^orm  be§  natürlid)en  ©efd)el^en§ 


120       Änp-  -5.   Sie  3Boi-te  tsef"  "6er  ben  ölauben  bei  ben  3t)noptifem. 

entfernt  ober  in  ber  Söeife  eine§  fd)öpferijd)en  2tf't§  mit  momen= 
taner  SBir!ung,  barüber  ift  bem  ©taubenben  feine  Slusfage  unb 
norf)  weniger  ein  2(nfprud)  unb  ^^oftulat  eingeräumt.  3Ba§  i^m 
t)erf)ei^en  ift,  ift  nur  ba§  eine,  ha'^  „ber  33erg  ge()t". 

®ie  2(uefd)eibung  be§  natürlidjen  @ef(i)ef)en§  au§  bem  33e= 
reid)  be§  @Iauben§  roäre  nur  bann  möglid),  menn  ^efuS  bie 
S'Zatur  nid)t  al§  2öer!§eug  ©ottes,  bie  burcf)  fie  gefpenbeten  ©üter 
md)t  al§  ®abe  @otte§  beurteilt  f)ätte.  ®ie§  ift  ein  burd)  bie 
5lu§fagen  ^efu  oermorfener  ©a^.  ^a§  ©tauben,  mel(^e§  ber 
(Sorge  ein  @nbe  mad)t  unb  gum  Seib  unb  §ur  ©eete  f)inju  aud^ 
9lal)rung  unb  Reibung  oon  ®ott  ermartet,  !^at  ^efu§  nid)t 
auf  ba§  3Bunber  allein  oerroiefen,  üietmet)r  auf  bie  9f|atur  ge= 
grünbet,  burd)  n)eld)e  ©ott  aud)  bie  3Sögel  nä{)rt  unb  bie  Silien 
tleibet.  3)ie  ©onne  unb  ber  ^egen,  rceld)e  bie  Srnte  reifen 
mad)en,  ftef)en  für  it)n  im  ®tenft  be§  ä^ater;^  unb  finb  burd) 
feine  oollfommene  @üte  regiert,  ©erabe  baburd),  ha^  für  ^efu§ 
raeber  bie  Silatur  ollein,  nod^  'Oa^»  SOBunber  allein  ba^  Söerfjeug 
ber  göttlid)en  @nabe  bilbet,  fonbern  fein  ©ott  in  ber  ^'latur  unb 
über  i^r  maltet,  ba§  ©egebene  benü^enb  unb  9]eue§  fct)affenb, 
gercinnt  feine  93erl)ei^ung  ifire  Unbebingt^eit  unb  ba§  ©lauben 
feine  innere  2Sollenbetl)eit.  ^) 

^er  ^Jlad)brudt,  ben  biefe  ©nomen  auf  ha^  Sßunber  legen, 
berul)t  barauf,  ha^  fie  auf  ben  befonberen  ^eruf  be§  3ünger§ 
fct)en,  mie  er  fid)  au§  feiner  ©emeiufd)aft  mit  bem  (£t)riftu§ 
ergibt,  ©r  t)at  am  3^i^^»  i«  berfelben  3Öeife,  mie  3efu§  felbft, 
bas  roirt'fame  3}littel,  burd)  meld)e§  er  bie  ©egenmart  be§  |>immel= 
reid)§  bezeugt.  3lm  ©d^eiben  i^i^fu  l^ängt  bie  t^rage,  ob  bie 
©einen  bie  Sßerf'e  aud)  p  tun  oermögen,  bie  er  tat;  fie  mirb 
bcjat)t,  freilid)  nur  bann,  menn  fie  glauben  fönnen.  ©§  liegt 
im  2Befen  be§  SBunber^,  bafi  ba^  ©lauben  bann,  menn  e§  biefe§ 
oon  ©Ott  fud)t,  feine  9)^erfmale  mit  bcfonberer  ^euttid)feit  ge= 
minnt,  weil  bann  alle  monfd)tid)en  l^eiftungen  auf  bie  ©eite  treten, 
unb  ba§  göttlid)e  ©eben  in  feiner  eigenen  ''Madjt  unb  ©nabc 
allein  ben  ©ffet't  bebingt,  an  bem  ber  SBittenbe  nur  baburd)  bc= 
teiligt  ift,  baf}  er  fic^  bie  ^errlid)feit  @otte§  in  il)rer  Überlegen^ 

')  Xk'  uH'itcro  (iTörtcniiiii  über  ben  lcllprallaturali^MmK^  ^efii  iiiib  feiiuMi 
Wcflenfiit  jur  Unnatur  jitut  in  bie  nente[tanientlicl;e  IljeolOijie. 


3)ie  Unbei^ren^tf^eit  ber  3>erf)ei^unci.  121 

!)eit  über  bic  '^aiux  gegeniüärtig  I)ä(t.  ©in  foId)e§  ^^itten  crf)Qlt 
üoüenbS  bie  2lrt  be§  !i^ertrauen§,  rcenn  es  fic^  auf  3ej"5  ftütjt 
ober  an  tf)n  ftd)  rcenbet  unb  uon  it)m  eine  nur  burrf)  eine  allmäd)ti9e 
@nabe  mögüd)e  (^aht  erwartet.  2)aburcf)  mad)t  ha^  3Bunber 
fid)tbar,  wie  umfaffenb  unb  reic^  bie  @en)i|{)eit  be§  ©laubenS 
ift,  unb  roie  @ro^e§  e§  empfängt,  unb  bereitet  barum  ju  jenem 
3lnfd)Iu^  an  3^fu^  t)or,  ber  aud)  bie  Dollfommenen  unb  eroigen 
©aben  be§  $imme(reid)§  bei  it)m  fud)t.  :3nbem  aber  bos  Sunber 
an  "üa^  ©tauben  gebunben  bleibt,  ift  e§  aller  @igenmäcl)tigfeit 
unb  SBillfür  be§  SJIenf ct)en  entäogen ;  benn  ©laube  lä^t  fid)  nicf)t 
roillfürlicf)  f)erüorrufen,  unb  nur  reo  er  t)orl)anben  ift,  ift  bie 
üon  ^i\\i§  geforberte  Sebingung  für  jeneS  ba. 

®a§  3i^t  u"^  Ergebnis,  ba§  3^fu§  mit  feinen  überfd)roäng= 
lid)en  33erl)ei^ungen  fud^t  unb  erreid)t,  ift,  ba^  ha^  ©tauben  uon 
ben  am  eigenen  menfd)tid)en  U^ermögen  f)aftenben  (Sd)ranfen 
fd)led)tt)in  frei  roerbe.  ^ie  ^^rage,  ob  ba§  ©rbetene  mögtid)  fei, 
roirb  i^m  oöUig  genommen  unb  jebe  2lbfd)ä^ung  ber  eigenen 
Äraft  I)ört  auf.  ^m  ©tauben  fet)rt  fid)  ber  ^lirf  unb  SGBiüe 
be§  SJienfdjen  oöllig  oon  fid^  ah,  einzig  ^in  ju  ©Ott.  Dli^t  ber 
9Jienfd),  fonbern  ©ott  gibt  bem  ©tauben  bie  ®rf)örung  unb  ben 
©rfotg.  %k  5?raft,  „53erge  §u  oerfe^en",  ift  ©otte§  ©igentum 
altein.  ®ie  'iDIadjt  be§  ©lauben§  berut)t  barauf,  ba^  ©ott  für 
ben  ©taubenben  I)anbelt.  2)e§roegen,  roeil  er  ©ott  für  fic^  I)at, 
fte()t  er  über  allem,  ma§  it)m  roiberftet)t.  ®ie  Unbegrenjttjeit  ber 
SSerliei^ung  ift  ber  birefte  3lu§brucf  für  bie  Unbegren3tt)eit  ber 
göttlid)en  ©üte. 

®arum  ift  ber  groeite  ©prud),  9)lt.  21,  20,  mit  ber  ©ebet^- 
mal)nung  oereinigt.  ®ie  bem  ©tauben  gegebene  ä^erljei^ung  unb 
biejenige,  bie  bem  ©ebet  in  berfelben  Unbebingtl)eit  gegeben  ift, 
erläutern  fid)  gegenfeitig.  *)  ^a§  'öefet)l§rcort  an  ben  33erg  ift  5U= 
näd)ft  ein  ^ittroort  an  ©ott,  unb  ba§  ©tauben  fteÜt  nur  baburd) 
ba§  ^^ermogen  ju  einer  nad)  au^en  get)enben  3Birffam!eit  t)er,  ba§ 

*)  2>ie  gnnje  Se^re  »om  (Bebet  ftetjt  notjuenbig  im  ftrengften  ^arnUeliömuö 
juv  Sef)ie  uom  (^5(iuibeii,  bo  baö  ^Bitten  unb  Spanten  feine  nä(l)ften,  nnmitteU 
bnrften  ^Jhif50iuugeu  finb.  SÖiv  I)ciren  j.  t^.  im  Unfev  ÜUiter,  roae  Jefue  ben 
IJi'nuieni  cik-  biu^  (leminut  l)at,  uuici  fie  glauben,  mit  fefter  (Bemifjljeit  uon  Wott 
evuuutcn  foUen. 


122       ^'«P-  *i-    2)ie  3Borte  Sej«  über  bcii  Wlaubeii  iici  beii  Sijnoptifern. 

c§  guerft  im  9Serl)ältm§  p  @ott  bie  ^itte  erzeugt  unb  fie  fo 
geftaltet,  ba^  fie  erf)ört  rcirb. 

@§  {)atte  für  ba§  ©lauben,  ba§  ^efu§  feinen  Jüngern  gab, 
unb  bamit  für  ben  ganzen  ^eftanb  be§  ®f)riftentum§  funbamentale 
^ebeutung,  ha'B  au§  if)m  natf)  ^efu  ©inn  nidE)t  blo^  ba§  hänfen, 
fonbern  aud)  ba§  bitten  entfiel)!,  ba^  er  biircf)  ba§felbe  ben 
9Jlenfd)en  §u  eigenem  3ßoIIen  aufricEitet  unb  biefem  reale  ©eltung 
cor  ©Ott  t)erleit)t.  .^ätte  er  au§  ber  Überlegenheit  @otte§  über 
ba§  menfd)Iid)e  3)eniE'en  unb  SÖoUen  gefolgert,  ha^  ha^  ©tauben 
t>a^  ^Bitten  auSfc^lie^e  unb  nur  ha§  S)anl'en  jutaffe,  fo  t)ätte  firf) 
für  t)a§  ®en!en  barau§  ergeben,  ha^  ba§  ^orfc^en  unb  fragen 
ungläubig  fei  unb  nur  ha§>  empfangene  3Öort  oom  ©tauben  be= 
n)at)rt  werben  bürfe,  unb  für  bo§  SBolten,  ha'^  nur  ber  @eI)orfam 
gegen  bie  gegebene  Spiegel  bem  ©tauben  entfpredje,  bagegen  jebe 
neue  ^at,  bie  bem  eigenen  3Sermögen  entfpringt  unb  neue  i^kh 
t)at,  ha§^  ©tauben  §erbred)e.  ^efu§  f)at  biefe§  aber  fräftig  cor 
ber  Entartung  jur  bto^en  ©rgebung  gefd)ü^t.  SJlit  bem  ©tauben, 
roetd)el  er  meint,  entftet)t  feine  93erfe^ung  be§  9}^enfcE)en  in 
^affiüität,  fonbern  e§  geraät)rt  it)m  eigene  Sebenbigfeit.  Serge 
5U  uerfe^en  nerlangt  feine  Sieget  uon  if)m;  baju  fü^rt  it)n  ber 
inbiüibuelte  58eruf  unb  tia^  33ertangen,  "tta^  an  ber  if)m  je^t  ge= 
gebenen  befonberen  Sage  entftef)t.  @r  t)at  aber  §u  fotct)em  SBotten 
ein  9ierf)t;  benn  er  barf  bitten,  äöie  nid)t  einsig  ba§  Sitten 
ober  einzig  ha§  hänfen,  fonbern  beibe  im  ©tauben  nnirjeln, 
fo  aud)  ba§  Söiffen  unb  ba§  fragen,  ha^  @et)ürd)en  unb  bie 
freie  2;at. 

9fiad)bem  ^^\\^§  bie  i^ünger  ^um  Sieben  ncrpftic^tet  unb 
if)rcm  ©tauben  in  feinem  Sieben  unb  ©eben  ben  ©runb  unb 
;3nf)att  gegeben  t)at,  mar  e§  mit  einem  .^erabfinfen  be§felben  in 
bie  '»^affiüität  norbei.  S^tur  in  jener  3w^ßi'fi<l)t  mcld)e  ben  3)hit 
5um  eigenen  SoUen  finbet,  f)at  bie  uotle  Siebe  ha^  von  if)r  ge- 
wotlte  5{orrelat.  Semirft  fie  blo^  paffioc  förgebenbeit,  fo  ift  fie 
entmeber  burd)  einen  egoiftifd)en  ;]n\ci{j,  ncrborbon  ober  burd) 
für  fie  unübern)inblid)e  .^^inberniffe  gelät^mt.  Sctbe  'i)JK'>glid)feiton 
fielen  für  ^^f"  ©ebanfengang  weg.  2)ie  im  9?eict)e  ©otte§  fid) 
offenbarenbe  ©nabe  erretd)t  il)r  ,;^icl,  unb  bicfc§  ift  berjenige 
aJicnfd),  ber  felbft  moüen,  bitten,  lieben,  mirten  fann. 


^W  ^sirfimg  be$  OMaubene^.  123 

3lm  3iif«"^"^<^"^<^"9  ^6§  ©Iauben§  mit  bem  bitten  wirb 
fid^tbar,  ba^  bie  vfi)c^ifd)en  ©rflärungen  für  ben  @rfü(g  be§= 
jcntgcn  ©(auben§,  ba§  eine  in  ben  Sfloturbereid)  l)inübergrcifenbe 
@abe  üon  ^efu§  erbat,  roie  fie  unter  bem  ®rud  be§  mobernen 
9i|aturbegriff§  beliebt  geworben  finb  (^^Jeruofttät,  i^vifterie  ber 
^■öittenben  u.  bgl)  un^iftorif^  finb.  ©ie  finb  fd)on  best)alb  un= 
burd)fü{)rbar,  meil  ba§  ©tauben  non  bem,  ber  ^efug  bittet,  ge= 
forbert  rcirb,  obmot)!  bie§  t)äufig  nid)t  ber  Traufe  felber  mar. 
SGBenn  ber  '!Öater  nicf)t  glaubt,  roirb  ber  ©ot)n  nirf)t  gefunb, 
3Jir.  9,  23.  S'tid^t  ber  fterbenben  Jod)ter,  fonbern  bem  ftd)  in 
it)ren  2;ob  ergebenben  ^-Bater  rcirb  gefagt :  nur  ba§  eine  unterlaß 
nid^t,  5U  glauben,  5[Rr.  5,  30.  ®a§  ©tauben  be§  .^auptmann^ 
bringt  feinem  ^'necl)t,  baSjenige  ber  ^ananäerin  il)rer  Jo(^ter 
Teilung.')  ®ie  '0lotrcenbigfeit,  bie  e§  gur  unerlä^lid)en  33e= 
bingung  ber  |)ilfe  mad)t,  ift  fomit  rein  ett)ifrf)er  3Irt.  ^)  ©ie  ent= 
fpringt  au§  bem,  rcaö  ©ott  rcill  unb  ber  9J?enfd)  moUen  foU. 
@ott  roill  al§  ber  ©ute  erfannt  fein  unb  ber  9J?enfcf)  foll  @otte§ 
©Ute  et)ren.  '2)e§l)alb  rcei^  fid)  ^efu§  burd)  feine  ©enbung  er= 
mäd)tigt,  feine  Srrcartung  gu  rciberlegen,  bie  in  i^m  ©otte§ 
l)elfenbe  9Jlad)t  fucl)t  unb  el)rt.  2)aburd),  ta^  3efu§  ha^  gött= 
lic^e  ®ibin  mit  bem  menfd)lid)en  ^^itten  in  ^ongruens  bringt 
unb  ben  2;atbercei§  fül)rt,  ha^  febe  ©üte,  bie  ber  -üyienfd)  bei 
il)m  fud)t,  für  il)n  uor^anben  ift,  bejaljt  unb  üolläiel)t  er  fein 
meffianifd)e§  31mt,  unb  jrcar  fo,  ba^  er  ii)m  an  ber  Offenbarung 
ber  göttlid)en  ©nabe  ben  3nl)alt  gibt,  ^nbem  er  ba§  ©tauben 
errcectt  unb  erhört,  tritt  feine  3}]effianität  au§  ber  ©§d)atologie 


1)  3)ie  5D?eimiiui  bec^  lertee  lüäre  uenntttlici)  iibevfct)vilten,  roeim  uon  einem 
fteüuertretenben  (Glauben  fleiproci)en  roüvbe.  ^ubem  basfelbe  bie  Süibittc  er- 
jeui^t,  nimmt  eö  fveilid)  bae  ÄnoI)!  besS  nnbern  in  fein  SKerlangen  unb  in  feine 
(yen)ij5()eit  auf,  aber  v>efuö  l)at  e^^  aud)  bei  ber  err)örung  ber  Fürbitten  ^uuädift 
mit  bem  ^i^ittenbeu  felbft  ju  tun.  S^iefer  mad)t  bie  9fot  beö  anbern  ^u  feinem 
eigenen  3tnlieoien,  lue'ä.Oalb  aud)  bie  feinem  (^Jlauben  geroäl^rte  ®abe  eine  i()m 
felbft  enwiefene  3Bot)ttat  ift. 

*)  3)ie  pt)t)fifd)eu  J^eorien  »ertieren  aud)  alten  ,3uianimenl)ang  mit  bev 
gefd)id)tlid)  gegebenen  Sage.  3n  ber  Sijnagoge  bad)te  niemanb  baran,  ben 
(5-ffeft  befii  (J'Maubenct  axif^  feinem  berul)igeuben  ©influ^  auf  basj  ^Jieruenfijftem 
abjuleiten,  ft>nbern  bie  3(uofagen  über  bie  :JJfad)t  beefelben  be}ie()en  fid)  am- 
fd)lief(lid)  auf  feinen  Ü5ered)tigfeiteniert,  auf  bie  n^üii  HIDT. 


124      Aap.  5.   Sie  3Borte  ;se)u  über  beu  6)[aufien  bei  ben  Sijnoptifeni. 

I)erau§;  er  tütrb  fie  mrf)t  blo^  etnft  i)oben,  fonbern  ^at  unb  übt 
fie  je^t.  ^enn  er  ertueift  bamit  bem  9Jienfd)en  @otte§  @nabe 
jo,  ba^  er  fie  in  il)rer  93olIfommenf)eit  unb  S^otalität  an  fidf)  erlebt. 

Malier  {)at  .^efuS  frf)on  bem  fleinften  (Stauben  bie  t)ödt)fte 
®abt  unb  ^ilfe  §ugefagt.  ©orcie  nur  @otte§  @üte  bei  it)m 
gejuckt  roirb,  rairb  fie  at§  üottfommen  erfa{)ren.  ^nbem  nid)t 
erft  ein  befonber§  geartetes  ober  großes,  fonbern  jebeS  ©tauben 
@otte§  unb  ®t)rifti  gange  ®nabe  unb  Tladji  für  fid)  I)at,  wirb 
ba§  3ßort  §u  einem  einfad)en  3(u§brud'  für  bie  Unteitbart'eit  ber 
göttlid)en  Siebe,  ©ie  ift  eine  3:;otalität  unb  fd)ent't  fid)  nid^t 
nur  in  abgeftuften  äRa^en.  ^t)r  ©eben  ftuft  fid)  ah,  aber  bie 
Siebe,  bie  bie  @aben  gibt,  ift  ber  eigene  9Bi((e  ®f)rifti,  ber  eigene 
äßitte  @otte§,  fo  ein§  unb  gan§  raie  fie  fetbft.  ^aburd)  gleicht 
ha§  ©tauben  bie  Unterfc^iebe  §n)ifd)en  ben  9Jtenfd^en  au§,  raeit 
e§  ftet§  bie  2ßir!ung  I)at,  ha^  ha§  |)üd)fte,  ba§  ©ange,  @otte§ 
eigene?  Sieben  burd;  hin  (£t)riftu§  bem  ©laubenben  ju  teit 
geiüorben  ift. 

®aburd)  maren  bie  jünger  oon  ber  trabitionetten  SSor= 
ftellung  über  bie  9nad)t  beg  @tauben§  abgetöft,  bie  fie  burd)  bie 
©ültigt'eit  ber  9f{ed)t§reget  begrünbete.  @ben  je^t,  roo  Sefu§  jene 
mit  bem  l)üd)ften  3(u§brud  be§eugt,  fd)ü^t  er  jugleid)  bie  jünger 
gegen  baSjenige  9)^i^üerftänbni§  berfetben,  ba^  fie  au§  ber  ©gnagoge 
mitbrad)ten,  unb  fd)neibet  ben  3Serbienftgebanf'en  oom  ©tauben 
oötiig  ab.  SBürbe  aud^  er  bie  SÖirfung  be§fetben  burd)  biefen 
erläutern,  fo  erf)ielten  mir  unoermeibtid)  eine  '^^Jroportiou  5mifd)en 
ber  ©tärfe  be§  @tauben§  unb  ber  ©rö^e  feine§  @rfotg§.  ^e 
größer  ba§  SSerbienft  mirb,  um  fo  gröf^er  n)äre  aud)  ber  Sot)n. 
;3efu§  t)at  aber  au§brüdlid)  feine  (Bäht  uon  ber  ^ntenfität  unfere§ 
@lauben§  unabt)ängig  gemad)t,  meil  bev  (Srfotg  berfetben  für 
it)n  au§fd)lief3tid)  auö  feinem  eigenen  .^anbetn  in  ber  ®emein= 
fd)aft  mit  bem  33ater  fotgt.  ^n^^nt  er  ben  ^tic!  ber  :3"n9ßi* 
uöUig  uon  fid)  fetber,  and)  uon  ber  ©ri3^e  ober  ©d)uu'id)e  il)re§ 
©laubenS  ablent't,  titgt  er  ein  bö§artige§  @taubcn§binbovnifn 
:^efu5  Ijatte  in  feiner  Umgebung  reid)lid)  jene^::!  ©tauben  uov  fid}, 
baö  fid)  auf  fid)  fclbft  ^urürtbog  unb  an  fict)  felber  glaubte, 
^auon  reifet  er  bie  ^^üngcr  lo5i,  n)oi(  fie  nie  ,vmi  ©tauben  fomnuMi, 
menn  fie  bie  'ikiuäl^rung  bessfelbcn  uon  bev  ©tiivte  il)vov  ©laubig^ 


Die  Sßirfunc}  bess  WlaiiEteiu^.  125 

feit  eriDarteu,  luoburd)  firf)  i^r  ^Mxd  üon  @ott  ju  i()rev  eigenen 
^raft  n)egbre!)t.  ®er  jünger  foü  rciffen,  ba^  ©ott  aurf)  am 
©tauben  feine  frei  gebenbe  @nabe  betätigt  unb  barum  bcffen 
5l(ein^eit  unb  ©c^iüäc^e  überfief)t  unb  fc^on  in  ber  gagljaften  'öitte 
unb  im  fdjmanfenben  ^JSertrauen  ba§  33ertrauen  t)i)rt  unb  begabt. 
Sufaä  f)at  bic§  febr  Iid)tDotI  baburcf)  §um  3(u§brudf  gebrad)t, 
ba^  er  ha§  äÖort  über  bie  SlUmac^t  be§  @Iauben§  mit  ber  ©itte 
ber  jünger:  gib  unä  mel)r  ö) tauben,  üerbunben  t)at,  ^u.  17,  5. 
©urc^  3efu  Stntiüort  wirb  biefe  ^itte  at§  ba^  ©egenteit  beö 
gtaubenben  ^-Berfiatteng  bejeic^net,  meit  fie  bie  ©tärfe  be§  ®tauben§ 
mi^t  unb  bie  ^urct)t  ausbrürft,  e§  fei  nirf)t  gro^  genug,  ^arnit 
wirb  im  ©tauben  ba§  jerftört,  n)a§  e§  jum  ©tauben  marf)t,  bie 
öorbet)atttofe  ©eiüi^t)eit,  bie  bcm  ©ebenben  oertraut.  ^er  ©tau= 
benbe  fuct)t  bie  Söirffamfeit  be§  ©tauben^  nic^t  in  ber  ©tärfe 
begfetben,  fonbern  in  ©ütte§  ©üte  unb  be()anbett  ba^  ©tauben 
nict)t  at§  eine  ^eiftung,  bie  um  fo  fieserer  i^ren  ©rfotg  erjiett, 
je  größer  fie  ift.  Um  jebe  fotd)e  9?eftejion  auf  baä  SJia^  be§ 
©taubens  abjufdjueiben,  antwortet  ^efu§:  ba§  ©tauben  fei  nid)t 
üürt)aubon,  menn  ber  ^ittenbe  nic^t  atte§  uon  ©ott  erroarte,  unb 
e§  empfange  auc^  atte§,  fomie  e§  ba  fei,  fei  e§  aurf)  nod)  fo  ftein. 
9Jlit  biefer  3tntii)ort  mar  bie  ©etbftanftage,  ha^  ber  ©taube 
it)nen  mangte  —  eine  ß'infid)t,  bie  ben  3ü"gevn  im  !i^erfet)r  mit 
^efu!g  mit  überroättigenber  ©djärfe  aufget)en  mu^te  —  beftätigt, 
ja  jur  Hütten  SßBat)rl^cit  gebrad)t,  meit  bie  ;3Uufion  jerftört  marb, 
at§  befäfuMi  fie  bod)  menigften§  einige?  ©tauben;  unb  bod)  mar 
gtcid)äeitig  i^re  !öitte  im  uottften  dJla}]  erfüttt,  ba  bie  Slntmort 
:^efu  ba§  ©tauben§t)inberni?  in  i^nen  befeitigt  unb  bie  %uv(i)i 
titgt,  bie  fie  ängftlid)  bie  ©rö^e  i^re§  llngtaubeng  ober  ©tauben? 
meffen  tä^t,  unb  itn*  3tuge  ftatt  beffen  auf  bie  9Jiad)t  ber  ©nabe 
fixiert,  bie  bem  ©taubenben  nid)t?  oerfagt. ') 

')  (5<^  foU^t  ba'5  Söort  üom  Änec()t,  ber  aifS  feiner  3(rbeit  feinen  9(nfprncfi 
mif  ioiiberHct)en  ^Tanf  ableiten  bnrf.  Sd)  felje  barin  ben  iöeleii,  baf?  :l'nfa'j  ben 
Jobel  3efu  au^  bie  ben  ©lanben  nieffenbe  Selbftbefcfiannng  bejogen  I)ot.  3'» 
5iüeiten  'iöort  iwirb  bie  3kfIe;rion  anf  bie  ©röfte  nnb  ben  3ßert  beö  c^etanen 
3i>erfes>  uenüel;rt,  lueWic  feinetiDecien  2)anf  nnb  iioijn  forbert;  bannt  rairb  bie 
bienenbe  Stelhuu^  uertaffen.  ^sni  erften  ÄNort  loirb  bie  ^Heflerion  anf  bie  Öröpe 
unb  ben  'Bert  be*  (iitanbenö  abijelefjut,   lüeldje  feinetipegen  (£rl)örnnij  unb  ^üt- 


126       i^ap-  ii-    2)ie  Söorte  iCsefii  über  ben  C'Manben  bei  ben  Si^uoptifevn. 

©0  beftimmt  ^efu§  ben  Sof)ngebanfen  auf  bie  33etätic}ungen 
unfeveg  £teben§  angeraenbet  {)at  üom  ©lauben  f)ä(t  er  i{)n  fern. 
2)enn  her  ©laubenbe  irirft  mci)t  felbft,  fonbern  ruft  @ott  an, 
ha'^  er  für  tl)n  rairfe,  unb  bittet  3ßfu§  um  feine  @abe.  ^e§f)alb 
^t  fid)  ber  jünger  bie  bem  ©tauben  gegebene  33ert)ei^ung  nid)t 
an  bem  ^u  t)erbeutli(i)en,  maS  er  f eiber  ift,  fonbern  an  ^efu 
«Stellung  vov  (Sott  unb  ber  2BeIt.  2Ba§  e§  fagen  roiö:  über 
bie  ^erge  unb  "öa^  SReer  ju  f)errfrf)en,  roie  fo  ber  ©taubenbe 
allen  5ßiberftänben  überlegen  unb  gu  jeber  ^itfe  unb  ®ab^  be= 
fät)igt  fei,  tya^  fet)en  bie  jünger  an  it)m.  ©o  frei,  fo  mäd^tig 
mu^te  er  fid^  felbft  in  feiner  ©otinesftellung,  burd)  bie  er  alle§ 
empfängt.  Slllen  oerbcrbenben  ©eioalten:  ber  ^ranl'^eit,  bem  2Bot)n= 
finn,  bem  (Sturm,  bem  %oh,  ber  ©ünbe,  ben  teuflifcl)en  äJläc^ten  ftetlt 
er  fein  2öort  fo  entgegen,  ba^  fie  gel)ord)en,  unb  I)at  barum  ha§ 
i^ermögen,  fein  33itten  unb  (Glauben,  fo  ^od)  e§  aucf)  über  bie 
©renken  ber  menfd^lidjen  9Jlad)t  t)inau§faf)ren  mag,  jurüdbeugen 
5U  muffen,  fonbern  beftönbig .  bie  S^^egel  in  ^raft  fe^en  ju  !önnen: 
roic  bu  gegloubt  l)aft,  gefd)el)e  bir.  ^n  biefer  9Jlad)t  ^efu  tiaben 
bie  jünger  mie  ben  @runb,  fo  aud)  haS:  9J?a^  für  il)r  eigene^ 
©tauben,  unb  erfennen  an  it)m,  mie  fern  fie  an  bie  ^erge  ba§ 
35efet)l§mort  ju  rid)ten  oermögen.  2)enn  an  il)m  fet)en  fie,  ma§ 
©Ott  it)nen  gibt.  ^efu§  bel)anbelt  fein  3?erbältni§  gu  ©ott  nid^t 
al^  fein  Sonbereigentum,  mooon  er  alle  anbern  fernl)ielte,  fonbern 
ftellt  feine  ;3ün9er,  rceil  unb  foroeit  fie  glaubten,  mit  fic^  über 
bie  3ßelt  empor  in  bie  93erbunbenl)eit  mit  ©ott.  3Bie  für  il)n 
in  ber  ©rroedung  unb  ®rl)örung  be§  ©laubcnS  ba§  meffianifd)e 
.^anbeln  ©egenmart  rairb,  ebenfo  mirb  für  bie  jünger  im  ^efitj 
bc§  ©lauben§  unb  feiner  ©oben  ber  9Jieffiani§mu§  jur  ©egen^^ 
mart;  fo  erleben  fie,  bafj  fie  im  .f>immelreid)  finb  unb  ©otte§ 
töniglid)e§  ^errfdjen  für  fie  eintritt,  unb  üben  il^re  i))?itl)errfd)aft 
mit  Gl)riftuä  au§. 

^at)er  ift  aud)  in  ber  bem  ©tauben  gemibmeten  ©nome 
nid)t  5unäd)ft  uon  bem  bie  ^Kebe,  um§  bie  ^^üngev  für  fid)  felbft 
5U  il)rer  eigenen  Errettung  unb  53efeligung  bebürfen,   fonbern 

flflbutifl  forbcrt;  bomit  ift  bie  nlnubcnbc  .^altiinj?  uorlc^t.  ©er  i^efliiff  „5?ci-s 
bieiift"  lüirb  niKirtc[cl)Ioffeii  an  ben  bciben  vBtolU'u,  luo  bie  6i)nartDfle  ciS  fucl)te, 
im  ('<)latibett  iinb  im  'll^eif. 


2)ie  JLUrfitnfl  beö  ©laubens.  127 

üon  i()rem  !Serfe,  mit  rce(d)em  fie  i^ven  33eruf  uoll^ie^en.  '3)ie§ 
ift  and)  in  ber  allgemeineren  Raffung  ber  ©nome  bei  2ufa§, 
ber  fie  nicf)t  auf  eine  fpe^ietle,  if)nen  je^t  ^gemutete  ^^ilfeleiftung 
befiel)!,  baburrf)  feftgef)atten ,  ba^  bie  folgenben  8prüd)e  au§=^ 
brücflid)  Don  ber  ^ienftpftid^t  ber  :3ünger  reben.  ^aran,  ba^ 
fie  nid)t  bloj?  ©oben  ®otte§  ^u  empfangen,  fonbern  ein  SGBerf 
au§5urirf)ten  t)aben,  burd)  n)eld)e§  fie  biefe  aucf)  anbern  uermitteln, 
l^aben  fie  5unärf)ft  eine  ©laubenSfc^rcierigfeit.  ®§  mag  it)nen 
(eid)ter  erfd)einen,  für  fid)  um  @otte§  ^itfe  p  bitten,  alg  fie 
anbern  gu  bringen.  Stber  nur  mcnn  fie  it)r  ©tauben  mit  it)rem 
3öert'  üerbinben,  erl)ält  biefe§  feine  normale  ©eftalt.  @§  beftet 
fid^  bamit  an  ba§felbe  fein  ©d)mer§  ober  '^vnd.  Xa§  gefd)ä^e 
nur  bann,  roenn  ^e\u§  il)r  2öer!  al§  freub(o§  unb  ersmungcn, 
i^ren  "^ienft  alä  ^axi  beurteilte.  ®a§  ift  er  für  fie  fo  roenig, 
al§  fein  meffianifd}e§  Söerf  für  il)n  eine  fd^roerc  Saft  ift.  ^f)r 
^iBerf  ermäd)ft  au§  bem  feinigen  unb  mirb  im  '3)ienft  ber  ©nabe 
getan.  S)e§l)alb  t)at  nid)t  biefe§,  fonbern  bie  Dt)nmad)t,  bie  5U 
il)m  unfäbig  mad)t,  (Slenb  unb  ^rud  bei  fid).  3iu§  biefer  erlöft 
fie  basi  ©lauben,  fo  ba^  fid)  biefe§  al§  eine  unfd)ä^bare  ©abe 
ermeift. 

"Derfelbe  ©ebanfengang  mirb  in  Wlt.  6  aud)  für  ba^jenige 
©tauben  burd)gefül)rt,  roeldje^  bie  Lebensmittel  oon  ©ott  erioartet. 
^i\m  aud)  l)ier  t)aftet  bie  ^^lage  nid)t  am  ©tauben,  fonbern  an 
feinem  ©egenteil,  am  ©orgen,  roä^renb  jeneS  fie  com  Jammer, 
ben  bie  ©lauben§tofig!eit  bei  fid)  \)at,  befreit,  nid)t  erft  mit  bem 
©rfolg,  nid)t  nur  begl)alb,  meil  e§  bie  &ahe  empfängt,  fonbern 
fd)on  burd)  fic^  fclbft,  meil  e§  als  ©en)i^l)eit  ber  göttlid)en  ©üte 
^reube  unb  :;)tul)e  in  ber  «Seele  fd)afft.. 

®abei  mirb  aber  nie  unbeutlid),  ha^  über  allen  einzelnen 
@rfal)rungen  ber  göttlid)en  |)ilfe  biejenige  ©rmeifung  ber  ©nabe 
ftel)t,  bie  it)nen  ben  perfönlic^en  ^eilSftanb  gert)äl)rt.  ^a^  it)re 
©eele  in§  Seben  gerettet  ift,  ift  mel)r  al§  ha^»  größte  2Berf,  ba^ 
fie  in  ber  SBelt  au§rid)ten  fönnten,  unb  ba^  it)re  Flamen  im 
33ud)e  ©otteS  ftet)en,  gibt  it)nen  bie  größte  ^reube  unb  bamit 
aud)  it)rem  ©tauben  ben  rcefentlid)en  ©e^lt,  mt  16, 26,  Su.  10,28. 

®urd)  bie  Unbebingt^eit  ber  23erbei^ung,  bie  "Oa^  ©tauben 
t)at,   mirb   biefeS   ©emi^ljeit.      ©ä   ^at  in   fid)   für   feine   ^c= 


128       .^cip-  5-    ^^ic  SQJorte  ^efu  über  ^eu  Wlauben  bei  ben  oyiioptifern. 

bingungen  unb  Spaltungen  dlanm,  fonbern  wirb  etrca§  ©anjeS, 
3lbfolute§,  eine  ungebrocf)ene  ^ejafiung  ber  ungebrochenen  @nabe 
6:t)nfti.  ^efu§  t)at  biefe  innere  @efc^loffenf)eit  be§  ®Iauben§ 
geforbert  a(§  bie  \f)m  n)efentlicf)e  @igenfd)aft:  roenn  it)r  glaubt 
unb  nid)t  siüeifelt,  SJlt.  21,  21.  mx.  11,  23.  ®er  Stnlaj^  be§ 
©prud)e§  gibt  ba^u  bie  burd)|irf)tige  Erläuterung,  weil  bie  ?^rage 
ber  jünger:  „roie  ift  ber  Feigenbaum  fofort  üerborrt?"  un= 
reflektiert  unb  barum  unr)ert)üllt  ha^  au§jpricl)t,  iüa§  ^t\\i^ 
„äraeifeln"  nennt,  ©ie  raoUen  :3efu  SJiac^t  ni(i)t  beftreiten  unb 
finb  bennod)  erftaunt,  ba^  fein  3Bort  gefcl)al).  ©ie  festen  alfo 
bod)  üorau§,  ber  S3aum  raerbe  tro^  be§  3^lud)§,  ben  3efu§  über 
it)n  fprai^,  bleiben,  raie  er  roar.  ®a§  ift  bie  innere  ^Teilung, 
nic^t  @lauben§r)erraeigerung ,  aber  audj  nic^t  @laube,  ber  bie 
Haltung  ber  ^^erfon  beftimmt,  fonbern  ein  3iif^»ii"ß"ößfißl)ß" 
entgegengefe^ter  ©inbrüde  unb  ©rrcartungen.  3lu§  ber  ''Ma&ji 
^t\n  §ie^en  fie  bie  (Srioartung,  ha^  fein  Sort  gefd)et)e,  au§  ber 
feften  @efd)loffent)eit  be§  S'iaturlaufg  unb  ber  @ebunbenl)eit  be§ 
Menfd)en  an  benfelben  bie  anbere  ©rroartung,  ba^  e§  nid)t  ge= 
fd)et)e.  ©0  fe!^lt  bem  „^er§en"  bie  @inl)eit.  3il)nlid)e§  fat) 
^efu§  aud)  im  ®^b^t  ber  jünger.  if>ätten  fie  gor  fein  3Ser= 
trauen  ju  @ott,  fo  mürben  fie  nid)t  bitten ;  aber  neben  bemfelben 
ftet)t  ber  ®eban!e,  fie  mürben  ba§  Erbetene  bod)  nidjt  empfangen. 
©0  mirb  it)r  53itten  unfrud)tbar,  meil  fie  il}r  i>ertrauen  felbft 
mieber  uerleugnen.  (S§  fte^t  bie§  in  genauer  ^orrefponbeng  mit 
ber  Slftualität,  in  ber  ;3efu§  ba§  ©tauben  faJ3t.  Er  mill  bie 
^erfon  fid)  ^ugemanbt  raiffen,  unb  bic§  gcfd)iol)t  fo  lange  nidjt, 
al§  fid)  ein  "Corbelialt  an  tta^  ©tauben  fd)lie|t.  ^arum  an= 
erfcnnt  er  fein  ©tauben,  ha^^  nic^t  ©erci^t)eit  märe,  ^er  ^ittenbe 
\)ai  e§  angefid)t§  ber  göttlid)en  ©üte  ,^u  bejabon,  bafj  ©ott  il)m 
fein  li^erlangcn  erfüllt,  ja  erfüllt  l)at,  mie  3}iartu^  bie  1hiU= 
enbung  ber  3"^ßi^firf)t  fräftig  barftellt,  inbem  er  ba§  ©eben  »or 
ba§  33itten  unb  ©tauben  ftcllt,  meil  eö  nid)t  erft  burd)  unfor 
^Hufen  crmirft  mirb,  fonbern  au§  ©otte§  eigener  ©üte  tommt, 
bie  ung  unfer  ©tauben  unb  ^i^itten  fd)enft  unb  ebeufo  t^a^,  maö 
it)m  jur  6rt)örung  bient. 

33om  Dbcrften  ber  Sd)ule  verlangt  3cfu§  ciml)  bann,  ab?  er 
ba§  tote  5linb  il)m  micbergeben  foll,  nur  ba^?  eine,  bafj  er  glaube. 


Dk  &mi^i)e\t  beö  C^lauben^.  129 

Tlit  biefer  ©tedung  ^efu,  bie  bem  glaubenbeu  bitten  um  feiner 
felbft  lüiüen  unb  nur  if)m  baS  göttUdje  ©eben  jufagte,  mar  ba§ 
sola  fide  gegeben:  /iwvov  jciöieve.  9lun  »erlangt  er  aber  aurf;, 
't)a^  bie  Xotenflage  unterbleibe  unb  tut  nirf)t§,  bi§  bie  ^^^[eifer 
unb  Älageraeiber  entfernt  finb.  @r  löfjt  nic^t  ju,  ba^  beibe  I)er= 
beige^olt  werben:  bie  ^^tageioeibcr  äur  Seftattung  ber  2^oten,  unb 
er,  ber  it)r  bo§  Seben  geben  foü.  Sföie  er  felbft  in  ©eraif^tjeit 
f)anbelt  unb  nirf)t  einen  !öerfud)  unternimmt,  ber  in§  Ungemiffc 
greift,  fo  f)at  ber  ©taubenbe  feine  ^ilfe  o{)ne  ©cfimanfen  ju  be= 
\a\)Z\\.  ^itud)  be§megen  l^at  3efu§  frf)t>n  bem  ©tauben,  ber  nur 
mie  ein  Senfforn  ift,  bie  t)öc^fte  '^erl)ei^ung  gegeben,  meit  er 
bie  in  i()m  liegenbe  ©emipeit  firf)tbar  madjen  miU.  ^-IBenn  fd)on 
ber  fteinfte  ©taube  nic^t  banor  erfd)rirft,  bem  33crge  ju  gebieten, 
fo  f)at  fd)on  ber  erfte  3(nfang  bes  ©laubenö  bem  (Jt)rifiu§  gegenüber 
feben  3Sorbef)alt  aufgegeben.  2öü  feiner  ^ilfe  @nbe  unb  ©renken 
gefetjt  merben,  ba  ift  auc^  feneg  „©enfforn"  nod)  nid)t  ba.  ®er 
©taube  rnirb  nid)t  erft  auf  l)öl)cren  fortgefd)rittenen  ©tufen  @e= 
n)i^t)eit;  er  ift  e?  uon  ^^tnfang  an. 

©efd)loffen()eit  unb  33oltenbet()eit  wirb  üon  it)m  nac^  berfelben 
et^ifd)en  Siegel  oertangt,  bie  'üa^  ganje  i^erl)alten  :3efw  i^«^  9^9^"= 
über  bebingt.  ^Jtuf  ein  ©tauben,  'tio.^  Ungeroif^'^eit  bliebe,  fann 
er  fid)  bet>l)alb  nid)t  einlaffen,  meil  er  fid)  nom  'i^ater  nic^t 
trennen  unb  fid)  nid)t  in  einen  ©egenfatj  gegen  i^n  bringen  lä^t. 
Sßenn  ber  ^öittenbe  ^mar  il)n  anruft,  aber  gleichzeitig  ©ütte§ 
©Ute  unb  W.a&)\.  uerneint,  fo  t)at  er  bamit  ba§  ©runbgefe^  feinet 
'Befen§  unb  2Billen§  beftritten  unb  il)m  baburd)  bie  '-Betätigung 
feiner  ©üte  unmöglid)  gemacht.  3efu§  arbeitet  auf  bie  91ner= 
fennung  ber  ^errlid)t'eit  ©otte§  I)in,  unb  mu^  barum  alle  35er= 
neinung  ©otte§  al§  einen  totalen  3Biberfprud)  gegen  feine  (Ben= 
bung  beurteilen,  ©ottlofe  bitten  finb  für  it)n  unerl)örbar.  SBeil 
baig  bei  it)m  ©efud)te  al§  göttlid)e  %aht  oon  il)m  erwartet  rcerben 
foll,  mu^  ber  33ittenbe  bie  nnbegrenjtlieit  ber  göttlid)en  ©nabe 
unb  W.a&)i  feft^alten;  nur  fo  u)irb  bei  ^efu^  ©otte§  (^aht 
gefud)t. 

^^ie  im  ganzen  ©ebanfengang  3ef"/  fo  finb  aud)  an  biefer 
(Stelle  feine  ©ot)nfd)aft  unb  fein  Gt)riftu§amt  in  ooUe  (£inl)eit 
gefetjt.    '^tl§  ber  (5ol)n  mad)t  er  an  feinem  SBollen  unb  2öirfen 

©rijUUtcr,  Ter  ©taube  im  3t.  Xeft.  9 


130      i^np-  ö.   Sie  3Borte  ^efu  iUn-r  bcii  OHmtOen  bei  bcn  ©t)nopti!ern, 

@otte§  9Irt  funb;  bieje  ift  aber  bie  üoüf'ommene  ©nabe.  2(I§ 
ber  6;f)riftu§  bringt  er  @otte§  le^te,  größte  ©aben  unb  jd}afft 
bie  SSoüenbung  ber  ©emeinbe;  bem  ©üt)n  unb  Gf)riftu§  ift  mit 
einem  in  Ungeroipeit  fd)n)an!enben  33er{)alten  nid)t  ©taube  er= 
roiefen.  3unt  ^ringer  ber  ooltenbenben  @nabe  tritt  man  nur 
mit  einem  ©tauben  t)er§u,  ber  @en)i^t)eit  ift. 

@§  tt)ir!en  fomit  brei  ^aftoren  pfammen,  um  ba§  ©tauben 
nad)  ^efu  ©inn  §u  einer  !ategorifcf)en  3tu§fage  ju  machen:  bie 
2SottfommenI)eit  ©otte§,  ber  gan§  gut  ift,  ber  23oUenbung  bringenbe 
^eruf  be§  ©{)riftu§,  ber  nid)t  eine  5eitlid)e  unb  begrenzte  ©nabe 
Derleif)t,  fonbern  biefe  gan^,  unb  bie  fategorifctje  Strt  be§  fittlirf)en 
2(nfprucE)§,  ber,  foraie  mir  in  Se§iel)ung  ju  ©ott  unb  feinem 
SBitten  treten,  ben  @infa^  be§  ganzen  ^ä)§  oon  un§  cerlangt. 

®a§  beftimmt  and)  bie  2lrt  ber  @emi^t)eit,  bie  im  ©tauben 
lebt.  (Sie  !ann  nict)t  mit  berjenigen  ibentifd)  fein,  rceld)e  ba§ 
bcn  ©innen  fid)  barbietenbe  ©reigni§  gemährt;  benn  fie  be§iel)t 
fid)  nid)t  auf  naturf)aft  gebunbene  SBirfungen,  fonbern  ift  eine 
2tu§fage  über  perfontjafte  33esiet)uugen  freier  2lrt.  ^\d)i  ein  ©e= 
t)eimni§,  fonbern  eine  offenbare,  erlebte  2Bir!lid)teit :  ©otte§ 
gnäbige§  ^anbetn,  gibt  bem  ©tauben  feinen  ©runb  unb  3nt)alt, 
unb  bie  ^reif)eit  ber  göttlid)en  ©nabe  t)ebt  i^re  ©tetig!eit  nid)t 
auf.  ©ben  bat)er  entftef)t  au§  il)rer  äöat}rnet)mung  eine  ©erci^= 
t)eit,  roet^e  foraotjt  bie  ©egenwart  ai§  bie  ^"fu'^ft  umfajjt  unb 
fid)  über  alte  befonbern  Slntiegen  unb  SGBenbungen  bc§  Seben§ 
erftredtt.  %k  ^eftimmung  über  ba§  göttlid^e  ©eben  get)t  aber 
nie  in  bie  'S)la6)t  be§  ©laubenben  über,  fonbern  bleibt  ber  freie 
S3efi^  beffen,  ber  feine  ©nabe  unb  fein  ©erid)t  fetbft  »ermattet. 
'3)ie§  ergibt  im  ©tauben  ein  9]id)tmiffen ,  rcetd)e§  nur  buvd) 
©otte§  eigene  2;at,  nid)t  aber  burd)  ben  9Jienfd)cn  au^gefdjloffcn 
merben  !ann.  2Sielmef)r  märe  ber  il^erfud),  ba§felbe  au§5ufdjlief5cn, 
bie  3ß^ftörung  be§  ©Iauben§,  ein  ^all  in  ben  Unglauben.  '2)aö 
©tauben  befte{)t  unb  evmeift  fid)  uielmetir  barin,  bafj  ber  9J^cnfd) 
biefc.g  9iid)tmiffen  mit  9iubc  unb  ^^reube  erträgt. 

SBeit  ba§  ©tauben  auf  ©ott  gerid)tet  ift  unb  fid)  feine  ©e= 
iüi^l)eit  an  ber  llnbegrcn5tl)eit  ber  götttid)cn  ©nabe  begrünbet, 
fann  nie  baran  ein  ^^meifet  entftet)en,  baj3  c§  bie  llntevorbnung 
unter  bcn  in  fict)  fd)licf}t,  ber  um  feine  ©abc  angerufen  luirb. 


3)ie  Öeiui^f)eit  beö  fvJlaubeng.  131 

33itte  unb  ^efel)l  bleiben  bei  ^efu§  burd)  eine  !lare  2;rennung 
üoneinanber  ßefd[)ieben,  unb  3^!"^  §öt  nid^t  jugetaffen,  ba^  jene 
fid)  in  biefen  oermanble.  2(m  2(u§fä^igen  („lüenn  bu  rcillft!"), 
am  -Hauptmann,  am  blutflüffigen  Sßeibe,  an  ber  Slananäerin, 
am  ©d)ulbner,  welcher  um  @rla^  bittet,  am  ©of)n,  ber  bie 
Siebereinfe^ung  in§  t)äterlirf)e  ^au§  begehrt,  am  ^öüi^^^/  ^«^* 
im  3:empel  bittet,  überatt  mirb  jur  ^arftellung  gebracht,  ba^  ba§ 
ertauben  bie  ^i-eif)eit  unb  ^o{)eit  beffen,  an  ben  e§  fid)  menbet, 
nid)t  antaftet,  t)ietmef)r  anerfennt  unb  nur  baburd)  ©tauben  bleibt, 
ba^  eg  fid)  unter  feinen  ^Bitten  ftettt.  (Somit  !ann  aud)  bie 
öemif3f)eit,  bie  ha§  ©tauben  in  fid)  ^at,  nid)t  ju  eigenmächtigen 
^^^antafien  entarten;  benn  b a§  ^Jiic^tmiff cn  unb  ba§  9tid)tiüoIlcn, 
n)eld)e§  bem  ©tauben  mef entließ  ift,  begrünben  fid^  med^felfeitig. 
SBeit  ber  ©taubenbe  nid)t  feinen  eigenen  Sitten  bem  angerufenen 
at^  öebüt  auftegen  t'ann  unb  miti,  barum  bleibt  aud)  für  feine 
©emipeit  jener  ^-ßorbe^alt  in  ^raft,  ber  bie  Übertegenl)eit  ber 
götttid)en  ©üte  über  alle  eigenen  ©ebant'en  anerfennt.  baburd) 
btieb  ha^  ©tauben,  n)etd)e§  ^^\\^^  erroedte  unb  ert)örte,  uom 
falfd)en  ©tauben  abgefd)ieben ,  unb  bie  Ergebung,  fo  roenig  e§ 
auf  biefe  rebujiert  wirb,  btieb  mit  it)m  ucreint,  nur  ba^  fie  je^t 
eine  freubige,  in!f)att§i)olte  unb  mittengftarfe  Ergebung  ift,  bie 
fid)  nid)t  an  eine  t)arte  ^lotiuenbigf'eit,  fonbern  an  bie  uottfom^ 
mene  ©üte  ergibt.  2)ie  aftuetten  33e5ief)ungen ,  in  n)etd)e  bie 
©taubenben  §u  ^efu§  traten,  t)otfen  if)m  babei  raefenttic^,  ta  er 
e§  in  biefen  §u  uotter  ^euttid)feit  bringen  tonnte,  ta^  unb  roie 
ba§  ©tauben  oon  fctbftfüd)tiger  Überf)ebung  unb  eigener  (£rt)öf)ung 
ebenfofet)r  unterfd)ieben  fei,  wie  üon  paffioer  S^Jefignation ,  unb 
at^5  ein  ^öt)ere§,  ^^hm§  über  beiben  flef)t. 

®arum  fäf)rt  ba§  ©tauben  aud)  nid)t  über  3«fu§  t)inau§ 
5um  ©rfotg  f)inüber,  um  erft  an  biefem  feine  ©emi^eit  unb  S3e= 
grünbung  §u  geroinnen.  Dbgteid)  jebeS  (Srtebni§,  'Oa§  fid)  al§ 
bem  ©tauben  geroöt)rte  (3ah^  barftettt,  biefe§  ftärft,  bleibt  c§ 
bod)  in  ber  Unterroeifung  3efu  oöllig  beuttid),  ha^  ha^  ©tauben 
nid)t  ber  ®ahi,  fonbern  bem  ©eber  gilt,  unb  in  il)m  feinen  ©runb 
in  foId)er  ^eftigfeit  l)at,  ba^  e§  nom  ©rfolge  unabl)ängig  ift.  @§ 
roirb  bal)er  aud)  bann  nid)t  t)infältig,  roenn  bie  &aht  in  einer 
SBeife  erfolgt,  bie  ben  eigenen  SBunfd)  be^  ©taubenben  burd^freu^t. 


132       i^iip-  -i.   ®ic  2Bortc  '^q^w  über  bcn  WlauOcu  bei  bcu  ®i)nopttfern. 

2)ie§  uiivb  üor  allem  baburd)  bem  jünger  jum  ^eiru^tfein 
gebracl)t,  ha^  fic^  au§  feinem  ^üngerr)erl)ättni§,  fomit  an§  feinem 
©lauben,  bie  ^lotrcenbigl'eit  ergeben  !ann,  ba^  Seben  fahren  §u 
laffen.  ßi^^f^ß"  "5^^*  Berufung  ber  i^ünger  sur  ^^rei^gabe  ber 
©eele  unb  ber  bem  ©lauben  gegebenen  9Jlad)t  53erge  ju  uerfel^en, 
beftanb  in  ^efu  ^emu^tfein  grceifelloS  nid)t  bie  minbefte  ©pan^^ 
nung.  2)er  SSerluft  be§  ?eben§  bebeutet  ja  feinen  ©eminn,  "öa^ 
©rö^te,  n)a§  bem  ©lauben  n)iberfat)ren  fann. 

^ie  33ermutung  liegt  nat)e,  ^efu§  ^ahe  ba§  auf  @ott  unb 
"öa^  auf  it)n  felbft  gefteUte  ©lauben  nad)  ber  it)m  immanenten 
@eroi^t)eit  unterfrf)ieben  unb  gegeneinanber  abgeftuft.  ©ie  be= 
mäl)rt  fid)  aber  an  ben  ^^eyten  nic^t.  ,3unäd)ft  ift  beutlidj,  ba'^ 
er  ha§  auf  iljn  gerid}tete  ©laubcn  in  feiner  Seife  mit  Unglauben 
gegen  btn  SSater  fid)  cerbinben  lie^,  al§  fönnte  man  fid)  üüu 
ber  ^ärte  @otte§  §ur  @üte  ^efu,  üom  ©eridjt  be^  ißater§  jum 
©rbarmen  be§  <3of)ne§,  oon  ber  3tbn)efent)eit  ©otteS  jur  ©egen- 
mart  ©^rifti  flüd)ten.  ^er  @eban!e :  ba§  il)m  jugemaubte  ©tauben 
fönnte  al§  ein  .^öl)ere§  über  ha§  auf  ©ott  geftellte  ©lauben  ge= 
fe^t  merben,  fann  bei  it)m  nid)t  auffommen.  ^n  biefer  .^infid)t 
\)at  er  mit  einer  ^euttic^l'eit  p  reben  gemußt,  bie  feinerlei  Tl\^= 
üerftcinbni§  entftelien  lie^.  9'lid)t  gegen  ober  ol)ne  ben  SSater, 
fonbern  burd^  ben  3Sater  vermag  er  ba§  ©lauben  ^u  ermecfeu 
unb  5U  erf)ören.  ©benfo  beutlid)  ift  aber,  ba^  er  ba§  auf  il)n 
gerid)tete  ©tauben  nid)t  unter  ha^  auf  ben  3^ater  gemenbete 
gefetzt  unb  e§  nid)t  al§  begrenjter  unb  fc^mäd)er  al§  biefe§  be= 
fd)rieben  l)at.  '3)ie  an  iljn  gerid)tete,  bebingte  ^itte:  „unrnn  bu 
irgcnb  fannft,  t)ilf  un§,"  9J?r.  9,  22—25,  rcirb  au^brüctlid)  ah-- 
9ctef)nt.  ©ie  mad)te  nidjt  ©otteg,  fonbern  ;^efu  3>ormögen  5uieifel= 
l^aft;  and)  bejog  fid)  it)r  ©d)manfen  nid)t  auf  ^efu  (Erbarmen, 
nur  auf  fein  können,  unb  aud)  in  biefer  .^infid)t  ift  ber  ^ittenbe 
nid)t  l)offnung§lo§.  ^er  ^ebingunggfa^  roiH  fd^merlid)  fagen: 
roenn  bu  etma§  fannft,  oielleid^t  fannft  bu  aber  nid)t^ ;  bie  inn-^ 
ausifctjung  beöfelben  mirb  üielmel)r  fein:  bu  fannft  ja  uieleS,  l)aft 
anbcrn  munberbar  gcf)olfcn,  unb  menn  bu  e§  nur  irgenbiuie  oer= 
magft,  fo  l)ilf  aud)  je^t.  ^er  ^ittcubc  ruft  :^cfu  gan-^c  .U'raft 
ju  biefem  3Berfe  an,  unb  brücft  eben  baburd)  bie  ^-urdjt  au^: 
fie  fei  begrenjt,  unb  reidje  (;ier  oielleidjt  nid;t  an^>,  junuil  ba  bie 


3)ie  3Ud)tunn  beö  ©tauben^  auf  Sef»s.  133 

:Sünger  bic  .^eilung  üergeben§  t)erfurf)t  f)attcn.  ®ag  tft  nid)t 
©taube.  3ßfu§  antirortet:  „jenes :  roenn  bu  fannft  —  aüe§  ift 
bem  ©laubenben  möglid)."  @r  rceift  bie  ^^ragc  naä)  ber  9J?üg= 
Iirf)!eit  be§  Erbetenen  ab ;  fie  f)at  if)m  gegenüber  feine  ©teile ;  im 
33lid  auf  i^n  gilt  nur  ha§  '»Püfitiue:  bu  fannft.  9lur  für  ben 
33ittenben  beftef)t  bie  j^rage,  ob  ba^  ©rbetene  für  it)n  möglid)  fei, 
ob  er  imftanbe  fei,  e§  ^u  empfangen,  unb  auc^  für  i^n  fd)tie^t 
fie  fid),  fo  raie  er  glaubt;  benn  bem  ©laubenben  ift  atteä  erreid)^ 
bar,  meil  er  aüeä  empfängt.  ®ie  neue  33itte:  „ic^  glaube,  l)ilf 
meinem  Unglauben,"  bejeitigt  bie  ©renken,  in  meiere  bie  erfte 
3efu  3Sermögen  fa^te,  unb  lä^t  nur  bie  33ebingung  übrig,  bie 
^efu§  bem  ^ittenben  felber  jugeroiefen  l)ai.  ^m  33licf  auf  biefe 
menbet  er  fid)  an  ein  ©rbarmen,  t>a^  aud)  ber  Unfäl)igfeit  jum 
©tauben  bie  ^ilfe  nid)t  werfagt.  ©r  burfte  fagen:  id)  glaube; 
benn  eS  ift  ein  ©taubenSermeiS,  ba^  er  feinen  Unglauben  nid)t 
aB  93erunmögtid)ung  ber  .^ilfe  betrad)tet.  ®er  ©taube  ringt 
noc^  mit  feinem  ©egenfa^,  ergebt  fid)  aber  mirflid)  über  feine 
^•urd;t,  rae§l)atb  il)m  ^efuS  t)alf. 

^ie  ^Bitten,  bie  un§  al§  ^eifpiete  erl)örten  ©lauben§  be= 
richtet  raerben,  mad)en  fid)  oon  allen  SSerneinungen  ber  9Jlad)t 
3efu  frei.  ®er  Slusfä^ige  mei^,  ba^  ^efu§  t)elfen  fann,  fomie 
er  mitt,  unb  fügt  5u  feinem  Söotlen  ha^  Spönnen  in  ungebrochener 
©inbeit.  ®er  .spauptmann  uerbinbet  mit  feinem  SÖBort  ben  ©rfolg 
in  fid)erer  ©i)nt^efe.  ^en  Dberftcn  ber  (Sd)ule  leitet  ^efu§  an, 
feine  .f)ilfe  fogar  für  fein  tote§  5linb  ju  bejat)en.  Sßegen  ber 
©egenmart  ^^\n  foU  ber  jünger  auc^  auf  bie  burd^  ben  ©ee 
it)m  bereitete  ©efal^r  mit  9iul)e  fet)en.  ©beufo  fprid)t  bie  ©nome, 
roeld^e  bem  fteinften  ©tauben  bic  ganje  ä^erl)ei^ung  gibt,  nid)t 
oon  einem  oon  3efu^'  unabpngigen  ©ottoertrauen,  fonbern  oon 
bemjenigen  ©tauben,  ba§  fie  ai§  ^efu  jünger  l)aben,  um  be§= 
mitten,  iia^  er  fie  berufen  f)at.  (Seine  ^btt)efenl)eit  beroirft,  ha^ 
fie  ratlo§  finb  unb  fiel)  al§  o^nmäd^tig  erfc^einen.  3t)r  ^tt'ßifct 
rid)tet  fidj  nid)t  gegen  ©otte§  Sßeltregierung ;  mo^t  aber  bagegen, 
ob  il)nen  it)re  i>erbunbenl)eit  mit  ^efuS  ha§  iBermögen  geii)ät)re, 
ba§  je^t  oon  i^nen  ermartet  mirb.  2öeit  er  il)nen  ben  Sluftrag 
5U  fotdjen  Söerfen  gegeben  t)at,  tag  bie  ©rfüllung  biefer  ^itte  in 
it)rem  ^^eruf.   W\t  it)rer  35erjagtt)eit  fe^en  fie  fid)  ju  il)rer  ^ünger^ 


134      ^"P-  4.    S)ie  Sorte  S^f«  ü6ev  beu  CUnuIicn  6ei  bcti  (Sijnoptifent. 

ftcllung  in  SBiberfprurf) ,  unb  entraerten  ben  con  i'^m  xljmn  ge= 
gebenen  Seruf;  it)r  ©lauben  t)ält  bagegen  biefen  fcft.  ^)  5(ucf) 
wenn  ber  befonbere  3lnla^  ber  ©norne  jurücfgef teilt  unb  it)re  bie 
gange  Slrbeit  ber  jünger  umfaffenbe  Q3ebeutung  in  ber  2(rt,  rcie 
e§  bie  Su!anifrf)e  ?^affung  tut,  erwogen  wirb,  bleibt  unuerfennbar, 
t)a^  it)nen  ^efu  9Sert)ei^ung  um  beSwilten  gegegeben  ift,  n)a§  er 
für  fie  unb  fie  für  i^n  finb.  @ä  ift  feine  3Serf)ei^ung ,  bie  fie 
5u  foId)em  ©tauben  beruft,  wie  e§  fein  SÖitle  ift,  ber  ba§ 
©tauben  berer,  bie  il)n  anriefen,  ert)ört.  Qn  einer  SJJebitation 
barüber,  wa§  an  ber  53ewegung  be§  ^erg§  ber  9lnteit  be^  3>ater§ 
unb  berjenige  i^efu  fei,  leitet  fie  ber  ©prucf)  freilief)  nic{)t  an, 
gie^t  fie  üielmetjr  t)on  allen  folc^en  ?^ragen  ah.  ^JOBa§  it)r  ©tauben 
erzeugt  unb  I)ält,  ift  ni(i)t  eine  tf)eotogifc{)e  2:f)eorie,  wo'^t  aber 
ba§,  ba^  ^efu§  it)r  SJleifter  ift  unb  fie  gu  fotd)em  33ertrauen  er= 
mä(i)tigt  t)at.  SKenn  9Jtrf.  11,  22  augbrücftid)  üoranftellt:  t)abt 
©tauben  an  ©ott!  fo  ift  bamit  lebiglicf)  feftgeftetit,  ha^  wie 
;Sefu  (3ot)nfct)aft,  ebenfo  ba§  SBerf  be§  :;5ünger§  uotlftänbig  ver- 
fällt, wenn  er  nic^t  ©ott  al§  ben  für  it)n  |)anbelnben  §u  bejal^en 
Derntag. 

^efu  ©ol)ne§bewu^tfein  fc^lo^  e§  gänslid)  au§,  ba^  au§  bem 
;3üngeroerl)ältni§  p  i^m  ein  5wiefacl)e§  ©tauben  entftänbe,  wü= 
»on  ha§  eine  an  ©ott,  ba§  anbere  an  it)n  ficE)  wenben  tonnte. 
%üv  ficf)  felbft  l^at  er  be§l)alb  ©tauben  beget^rt,  bamit  ©ott 
©tauben  ftnbe,  unb  be§t;atb  unter  bem  Unglauben  ber  Seute  ge= 
litten,  weil  fo  ©ott  ber  ©taube  oerfagt  blieb.  3ßa§  ^efu§  l)at, 
ift  ©otte§,  fo  ba^,  wer  feine  .^ilfe  fudjt,  ©otte§  ©abe  begctirt. 
©otte§  5lraft  ftel)t  i()m  aber  in  unbegrenzter  ^ütte  5ur  (Seite,  fo 
ba^  aucf)  5U  il)m  'öci^  !i>ertrauen  nur  at§  unbegrensteS  rid)tig  ift 
unb  auf  bie  an  il)n  gefteltte  iöitte  fid)  alte  3tnforberungen  über= 
tragen,  bie  an  ha?"  ©ebet  ju  ftellen  finb. 

3ln  ber  gefdjid)tlid)en  ^Kidjtigf'eit  bc§  ^erid;t§,  baJ3  ^efn^ 
in  feinen  ©efä^rten  biefe§  ganje  93ertraucn  ju  fid)  gepflanjt  haha, 
ift  fein  ernftcr  >^weifel  mi'iglid),  ba  fid)  ein  fold)er  nur  baburd) 
bcfeftigeu  fann,  baj^  ber  eüaugelifd)e  iöerid^t  überboupt  faffiort 

')  Xvv  fd)iüaiifciibc  Irtufcr  imb  bie  flInit[ien«tlDfeit  ^.Jlpoftel  bilbcii  bei 
Wnttl)rtufi(  beiitlicl)  eine  "l^u'aUele;  micl)  jener  jiueifelt  nic()t  au  ber  '^Uouiben,^, 
fonbcnt  am  (Sl)riftu<(. 


®ie  9lic()tuiui  be§  OJlaiibenio  auf  Sei»^-  135 

wirb,  fomit  :3efu§  oölltg  in§  XmM  üerfinft.  dagegen  ift  e§ 
burd)au§  oerftänbUd),  ba^  ber  @(auben§anfprurf)  ^^fu  ba,  ido 
man  tl)n  able{)nt  negatio  beurteilt  wirb:  roir  f)ätten  baran  ben= 
jenigen  33organg  üot  un§,  ber  ^^fu  ?^a(I  unb  ©cf)ulb  bilbe;  er 
^ahz  nicf)t  bie  ^(arljeit  unb  fittlid)e  @efunbf)eit  gef)abt,  um  ba§ 
C^3(auben  feiner  @efät)rten  oon  firf)  raeg  auf  @ott  §u  rceifen,  unb 
f)abe  baburrf)  oerfd)uIbet,  ba^  ha^  ©ottoertrauen  jur  2Sere()rung 
3efu  entartet  fei.  @in  foIrf)e§  UrteiP)  gibt  nic^t  met)r  ber  ^i= 
ftorit'er,  fonbern  ber  2)ogmatifer  ab.  %üx  bie  gefd)irf)tlic^e  ^e- 
obacf)tung  ftel)t  ba§  feft,  ba^  biejenige  Formation  be§  @Iauben§, 
bie  ^i\vi§  t)eri)orgebra(i)t  f)at,  feine  ©d)mä(f)ung  ober  9SerbunfeIung 
be§  auf  C^ott  gerid)teten  @Iauben§  bewirft  f)at,  ha^  mir  üielmeljr 
gerabe  ^ier  eine  @en)i^f)eit  ®otte§,  feiner  @nabe  unb  @ererf)tig= 
feit  finben,  raie  fie  bie  menfc^Iid)e  @efrf)i^te  fonft  nirgenb§  er= 
reid)t  ()at.  2öirb  non  ^efu  ^-all  gefvrocf)en,  fo  ift  borf)  ein§ 
gennj3,  baJ3  er  au§  ber  ^ejaf)ung  ©otte^  uicf)t  f)erau§tvat,  nid)t 
non  @ott  abgefallen  ift. 

33efd)eibener  benft  ber  jenige  ^iftorifer,  ber  überhaupt  feine 
religiöfen  unb  ett)ifd)en  ^Dia^ftäbe  jur  ^^erfügung  ^at,  barum 
nid)t  in  ber  Sage  ift,  üon  93erirrung  unb  (Sd)ulb  ju  fpred)en, 
fonbern  ha^  ^ni  ber  f)iftorifd)en  Slrbeit  barin  fief)t,  't)a§'  ©eflec^t 
ber  u)irfeuben  nrfad)en  flar  ju  legen,  au§  n)etd)em  fid)  ba§ 
l)iftorifd)e  ^^^t)änomen,  fei  e§  aud)  nod)  fo  barocf,  ergeben  t)at.  @r 
mirb  gegenüber  bem  @lauben§anfprud)  3efu  fonftatieren,  mie 
mäd)tig  ber  ®rucf  ber  e§d)atologifd)en  (Stimmung  in  ber  3uben= 
fd)aft  auf  Cvefu§  mar,  \)a^  ber  9Jleffiaui§mu§  fein  Serou^tfein 
üöllig  burc^brang,  fo  ha^  er  ernftl)aft  ba§  3Serf)atten  feiner  Um^ 
gebung  §u  fid)  com  meffianifd)en  ©ebanfen  au§  orbnete. 

^efu§  ^at  in  ber  ^Tat  mit  feiner  (Sof)nfd)aft  @otte§  unb 
feinem  6l)riftu^namen  ©ruft  gemad)t,  al§  er  ben  @lauben§= 
anfprud)  an  3§rael  ftellte  mit  ber  unbebingten  9Serf)ei^ung ,  bie 
nur  bie  unbegrenzte  ©nabe  unb  9)lad)t  @otte§  realifieren  fann. 

2öäl)renb  er  ba§  ©tauben  ermecfte,  ftie^  er  gleidiseitig  bie 
58emunberung  oon  fid)  meg,  Suf.  11,27.  28,  unb  bleibt  baburd) 
mit  fid)  fetbft  in  flarer  Übereinftimmung. 

>)  3)ev  giü^ere  3Mf«'n>"enf)ang,  in  ben  e^  f^ineingefteUt  wirb,  tonn  lüiebcr 
ie()v  i)er)'c()ieben  fein. 


136       ^op-  5-   S)ie  Sßorte  Se)u  iitier  ben  Ötauöen  bei  ben  3i)noptifern. 

@r  ptte  mit  if)r  ein  ftörenbe§  Surrogat  für  has  (Glauben 
jugelaffen,  ha§  beffen  @ntftei)en  uer{)inbern  fonnte.  Qrvat  i)at 
audf)  ber  S3cn)unbernbe  einen  ©inbrutf  uon  ^^efu  @r^abent)eit, 
bleibt  aber  in  ber  (Entfernung  \)on  i{)m,  unb  üerjidjtet  aurf)  mit 
ber  33ett)unberung  allein  nod)  nid)t  auf  bie  felbftifdje  "Deutung 
feiner  ©rö^e,  bie  fie  au§  bem  ©treben  nad)  eigener  ^errlid)feit 
erflärt.  ^er  ^i\d  be§  ^emunbernben  t)aftet  an  i!^m  unb  get)t 
nid)t  üon  tl)m  gu  @ott  empor,  ^ätte  fid)  ^efu§  bemunbern  laffen, 
fo  roäre  er  ba{)er  nid)t  metjr  ber  6^t)riftu§,  roeil  er  bie§  nur  al§ 
ber  (So{)n  unb  nur  im  '^ienft  ber  ®nabe  ift,  nur  baburd),  'iia^ 
er  fic^  pm  kleinen  unb  <Sd)uIbigen  fjerabbeugt  unb  fie  in  bie 
@emeinfd)aft  mit  fid)  fe^t,  nid)t  aber  fid)  felbft  ert)öf)t  unb  üon 
anbern  fid)  ert)üf)en  lä^t.  3BäI)renb  rair  mit  ber  ^emunberung 
un§  felbft  an  ber  (Sri3^e  beffen,  bem  mir  fie  barbringen,  auf= 
rid)ten,  t)atte  ^e\u§  ba§  SBufjroort  au^äuric^ten ,  unb  mid)  non 
biefem  nid)t.  ®iefe§  beugt,  unb  ben  ©ebeugten  erf)ebt  nur  't)a§> 
©tauben,  ba§  in  bem  über  un§  ©r^abenen  ben  Reifer  fd)aut.  *) 

®arum  fte{)t  ^t\n  ©laubenSanfprud) ,  fo  unbebingt  er  ift, 
äu  feiner  2)emut  in  feiner  Spannung,  unb  bie  B^rage  mar  ünbifd), 
wie  ber  bemütige  9Jiann  bennod)  jur  ^^orberung  eine§  unbe== 
grenzten  3>ertrauen§  gefommen  fei.  @r  ert)cbt  fie  nid)t  tro^ 
feiner  Fenint,  fonbern  raegen  berfelben,  be§f)alb,  roeil  er  fict) 
üötüg  unter  (^ott  ftetit  unb  ganj  im  ^ienft  feiner  ©nabe  ftet)t. 

■^^aburd)  ha^  ^efu§  ©tauben  fud)t,  ert)ält  feine  2lrbeit  ein 
inbiüibuette§  ^i^t  unb  fonbert  fid)  non  SJ^affenrcirf'ung  gänsüc^ 
ab.  ®aö  @rgebni§  ber  53uf3f orberung ,  bie  ba§  iNerljättni^  be§ 
©injelncn  §u  @ott  dou  feiner  eigenen  äßillengiftellung  abt^angig 
mad)t,  ift  baburd)  üöllig  bemat)rt.  ^it  neue  ©emeinbe  mieber= 
t)oIt  nid)t  mef)r  bie  Drbnung  ber  alten,  bie  ein  naturt)afte§  ©e= 

')  SUcil  uiib  l'oiuie  loii'f»'«*  ben  Wlaubcnönnfpnicl)  eiijol',  mar  eiitfcliicbou, 
bttf;  feine  il?erel;nins^  beö  rclifliöfen  .'öevoö  S^f»"^  »»  feinem  Wreifc  ent[tel)on 
fonnte.  3)eiüiinbeiunrt  für  ben  .'peroö  unb  ßJlnnbe  m  ben  Sol)n  (Motteci,  ber 
jum  .t»errn  ber  ("•Jenieinbe  flefejjt  ift,  finb  innerlicl)  rtefcl)iebenc  Jvonnotioncn. 
9Jic()t  jene,  fonbern  biefe^j  I)at  oefuü  ,v<i'  'Ueliiiion  feiner  oiiniu'r  (UMniul)t.  iTie 
"iHaAjt,  mit  ber  er  feine  '-iU'umnbernnrt  unterbriictt  hat,  fcinif  ein  Meilu'nbev^ 
;){efultat :  bie  (iiianiu'lien  finb  feine  Vobreben  iiitf  il)n,  luolil  al'or  im  c-HoutuMi 
an  iOn  gefci)vieben. 


2)ie  ^Benifunci  nller  jitm  (*'i(nu£ien.  137 

bi(be  barfteUt,  in  tretc^eS  ber  (Sin^elne  of)ne  feinen  eigenen  3InteiI 
f)ineingeboren  rcirb.  ^um  ®f)ri[tu§  tritt  man  nur  mit  eigener 
@en)i^{)eit  unb  freiem  (Bntfrf)Iu^.  Stuf  bem  ©laubengprinjip, 
ba§  i!)n  beftimmt,  berul)t  e§,  ha^  er  eben  bamatS,  al§  er  bie 
^eilige  ©tobt  unb  ©emeinbe  preisgab,  fid)  freuen  tonnte,  menn 
er  einen  einjigen  !!Öerirrten,  roie  3ofcf)äu§  ober  ben  mit  it)m 
©et'reuäigten,  für  fid)  geraann. 

ßugteid)  i)at  er,  inbem  er  boä  ©tauben  atter  in  berfelben 
Seife  frf)ä^t,  bie  @(eid)fteüung  aller  burd) geführt.  3öir  baben 
bamit  bie  Urfad)e  oor  ung,  bie  gleid)§eitig  mit  ber  fonfequenten 
^urd)füf)rung  be§  perfönlic^en  9fteligion§begriff:§  ben  llnioerfati^^ 
mu§,  bie  Seltmiffton  unb  hk  über  alte  ©renjen  t^inmeg  in  bie 
^^ötfer  t)ineingefte(Ite  5^ird)e  erzeugt  ^at.') 

l]\vax  mirb  ha^  ©tauben  burd)  bie  9]äf)e  ober  ^yerne,  in 
n)etct)er  ber  Sittenbe  uon  ^efu§  ftet)t,  erteid)tert  ober  erfc^mert. 
^e^5t)atb  ftet)t  ber  '^nht  anber§  jum  ©tauben  a{§  ber  ^eibe,  ber 
jünger  anber§  at§  ba§  Sßolf.  ^efuö  t)at  fid)  über  ^^n  ©tauben 
be§  .Reiben  unb  über  ben  Unglauben  be§  ^uben  uenounbert, 
mt.  8,  iü  ogt.  mw  6,  G.  2Beit  3efuö  bie  ©renje,  n)etd)e  ber 
biötjerige  3Sertauf  ber  götttid)en  ^Jiegierung  jroifd^en  :3^iapt  u"^ 
bem  |)eiben  geftiftet  ^t,  nid)t  §erftörte,  rcirb  bem  ;^eiben  ba§ 
©tauben  fd)mer,  bem  ^uben  baSfelbe  teid)t.  2Bät)renb  bem  ;v5ui>en 
ber  ßugang  ju  it)ui  offen  ift,  fann  fid^  ber  i^eibe  nur  baburd) 
gtaubenb  ^u  i^m  üert)a(ten,  ba^  er  jugteid)  bie  ^iftanj,  bie  it)n 
uon  it)m  trennt,  anerfennt,  meit  e§  ha^  ©egenteit  be^  ©tauben§ 
märe,  u^enn  er  i()n  ju  fid)  tjerabjijge.  ^i\u§  tä^t  fid)  nid)t  mit 
©otte§  3Berf,  burd)  iüetd)e§  ^§rael  üon  ben  .Reiben  abgefonbert 
ift,  in  3n)iefpatt  bringen.  @r  rcitt  at§  ber  ©of)n  be§  ©otte§, 
ber  ^l^raet  ern)äl)tt  t)at,  anerfannt  fein.  ®ie§  mirb  fon)ot)t  am 
Hauptmann,  alö  an  ber  5lananäerin  ftar!  betont.  ®a§  ©tauben 
bcg  .^auptmann§  fd)tie^t  in  fic^,  ba^  er  ^^f"^  nid)t  in  fein  ^a\i§ 
bringen  mitt,  meit  er  i()m  nid)t  jumuten  barf,  ben  llnterfd)ieb 
5mifd)en  ^grael  unb  ben  .^peiben  auf5ut)eben,  unb  bie  i^fananäerin 
mirb  fo  lange  abgeroiefen,  big  fie  it)re  33itte  mit  feiner  ©enbung 

*)  9lIIe  ©rörtentngen  bnriibev,  ob  Sefuä  bie  §eibenmi)[ton  öeiooHt  \)abe 
ober  nid)t,  ob  ber  Uniueriali^imt'o  uon  i()m  fomme  ober  i)ieUeicl)t  erft  uon 
'^saulii^  uff.,  loelclje  Sefu  toteUuug  511111  Wlaubeii  unbea(t)tet  laffeii,  fiiib  loertlo^. 


138      ^«P-  '">•   2!)ie  SKovte  ^«icfu  über  bcu  (Mfaitboit  bei  bcn  Sijiioptifcni. 

an  3§racl  in  @tn!(ang  bringt.  ®a^  fie  bennoc^  ^efu  @üte  aud) 
auf  fid)  be§ief)en,  ift  bei  beiben  „großer  ©taube". 

®a  ba§  S3öfe  com  Zeitigen  trennt  unb  im  ©d)ulbben)u^t= 
fein  bie  Entfernung  be§  ©ünbigenben  non  @ott  empfunben  wirb, 
wirft  e§  aud)  feinerfeit§  mit  Sf^otroenbigfeit  a(§  @(auben§erfd)n)erung. 
®er  ©d)ulbige,  bcr  bte§  leugnen  würbe,  t)ätte  eben  baburd)  'i>a§ 
©d)ulbben)u^tfein  jerftört  unb  feine  '*So§f)eit  baburd)  üoHenbet, 
ba^  er  fie  red)tfertigte.  '2)er  ^^^^"^^  ^t  ii^  Sempel  feinen 
anbern  ^Ißla^,  al§  „in  ber  ^-erne".  Sind)  in  "Um  @Ieid)niffen, 
me(d)e  ha^  göttlid)e  SSergeben  barfteüen,  f)at  ^efu§  bieS  an  ben 
33itten  ber  Reuigen  beutlid)  §um  2(u§brucf  gebrad)t.  @r  lä^t 
ben  f)eimfef)renben  ©of)n  nid)t  bitten:  mac^e  mid)  mieber  ju 
beinern  ©of)n,  fonbern  „ju  beinem  3::agelöf)ner".  ®er  üerlorene 
^ned)t  bittet  nid)t:  erla^  mir  bie  ©d)utb;  ba§  barf  er  nid)t, 
lueil  er  ba§  9ied)t  be§  ^önig§  anerfennen  mu^,  fonbern:  gib 
mir  ^rift,  id)  mill  bir  aüe§  be§a^Ien.  ^^ud)  be^iDegen,  meil  bie 
in  ber  23ergebung  entf)altene  @üte  über  ba§  I)inau§gel}t,  wa§ 
ba§  ©c^ulbbemu^tfein  at§  3nf)alt  be§  ®Iauben§  unb  Wittens 
mögtid)  mad)t,  ift  hk  !i^erf)ei^ung  für  ben  ©tauben  abfolut  unb 
fd)on  bem  „©enfforn"  be§felben  gegeben.  3öir  erf)alten  ba^, 
raa§  rcir  bebürfen  unb  barum  erbitten  foUten,  aui^  roenn  e§ 
ha^,  ma^  mir  glauben  fönnen,  überfteigt.  ^n  biefen  3^erfd)ieben= 
f)eiten  im  ©tauben  unb  '^^itten  mad)t  fidj  geltenb,  ba|3  ber 
gefamte  3nt)citt  unfern  Seben§  eine  (Sinf)eit  bilbet,  meld)e  unfer 
©tauben  §u  unferm  ^anbetn  unb  ju  unfrer  ^u^e  in  bie  engften 
53e5ief)ungen  fe^t. 

®er  'itbftufung  analog,  bie  5mifd)en  bcr  f)eitigen  ©emeinbe 
unb  ben  .Reiben  unb  innevf)alb  berfelben  gmifd^en  ben  33erirrten 
unb  ©et)orfamen  beftel)t,  ift  biejenige,  burd)  bie  fid)  bie  Csünger^ 
fc^aft  üom  33ott  unterfd)eibet,  bie  burd;  feine  befonbere  ^iierufung 
mit  it)m  oerbunben  ift.  Söeit  man  fid)  ^efu§  md)t  felbft  al§ 
jünger  anbieten  ober  aufbrängcn  fann,  anbererfcit§  feine  53e= 
rufung  frei  angenommen  fein  milt  unb  nid)t  mit  ^umng  yer= 
bunben  ift,  beruljt  ber  5(nfd}Iuf}  ber  Tiüngcr  an  il)n  auf  il)rem 
©tauben,  ber  in  if)nen  burd)  bie  iljncn  befonberö  gegebene  i?er= 
^cifumg  auf  eine  befonbere  .f>öl)e  erbobcn  ift.  Seil  'ipetruö 
jünger  ift,  l)at  er  bie  ;"UJiHn'fid)t,  neben  O^efii'^  auf  bem  See  ^u 


3)ic  Sievufumj  aller  ^itm  (^JtaiiDcn.  139 

ftef)en;  er  fann  aber,  voa^  er  unternimmt,  nur  bann  uoüenben, 
menn  er  ein  jold)eä  ©tauben  f)at  unb  h^rüai)xt,  ha§  ben  33IidE 
auf  bie  brof)enbe  @efat)r  unb  auf  ba§  eigene  Unoermögen  burd) 
bie  ^ejatjung  ber  ^a<i)t  be§  6;t)riftu§  unb  ber  ©üttigt'eit  feinet 
^4Bort§  fiegreid)  barnieber^ätt. 

SBer  bie  @r§ät)tung  nic^t  al§  5ureid)enbe§  3ßU9"^^  bafür 
gelten  lä^t,  ba^  3e[u§  einen  ftarfen,  {)od)greifenben  @Iauben§- 
ftanb  in  feinen  @efät)rten  begrünbet  I)at,  fann  an  Suf.  9,  54 
ober  5Rt.  20,  21  biefelbe  ^eobad)tung  mad)en.  ^a^  auf  ^cfu 
^efet)t  ba§  3Bort  ber  jünger  @otte§  ©träfe  über  bie  (Sd)ulbigen 
bringe,  ba^  fein  Söort  bie  S;f)rone  im  Steid)  mit  emig  gültiger 
3Jlad)t  üerleil)e,  ba^  maren  Überzeugungen,  bie  in  ben  3ün9^i*n  fo 
fixiert  geroefen  finb,  ba^  fie  i^r  Renten  unb  SGBoUcn  geftalteten. 
9hir  ein  fefte§,  bemu^te^  ©laubcn  ^at  bercirft,  baf?  i^n  bie  non 
it)m  berufenen  auf  feinem  ^ug  nad)  ^^^'ufoiem  in  ben  Xoh 
begleitet  l)aben,  unb  ba§  feufc^e,  ernfte  Urteil,  ha^  über  bie 
^i^erleugnung  be§  '*|?etru§  gefällt  roirb  in  einer  Sage,  bie  ein 
i^eitmeiligeg  ©d)manfen  reid)lid^  begrünbet  unb  al§  nnuermeiblid) 
entfd)ulbigen  lä^t,  jeigt,  mie  flar  ba§  ^emu^tfein  oorlag,  ba^ 
jeben  ^ruc^  be§  ®lauben§  ^z\n  gegenüber  alä  3Serfünbigung 
empfanb.  3llle  biefe  @r5äl)lungen  geigen  aber,  rcie  mäd)tig  gleid)= 
zeitig  ^Dlotiüe,  bie  ^efu  fremb  finb,  bie  jünger  beraegten,  fo  ba^ 
il)nen  baSjenige  @lauben,  ba§  mirflid)  auf  ^efu  3öort  unb  äBillen 
fie{)t,  immer  roieber  entrinnt,  ©ie  ftellen  fid)  barum  jur  Magc 
'3efu  über  iljre  (^lauben§lofigfeit  !eine§n)eg§  in  Söiberfprud), 
fonbevn  beftätigen  fie. 

^ie  Unterfd)iebe,  bie  §n)ifc^en  ^^mzl  unb  ben  Reiben,  ben 
©erec^ten  unb  ben  ©ünbern,  ben  :3üngern  unb  ben  ^uben  be= 
ftet)en,  l)eben  bennod)  bie  ®leid)ftellung  aller  im  ©tauben  nid)t 
auf,  meil  bie  Senbung  be§  6l)riftu§  jur  ©emäl)rung  ber  doII= 
f'ommenen  göttlichen  ©aben  fid)  an  alle  menbet  unb  i^m  bie 
35ollmad)t  r)erleit)t,  allen  gnäbig  ju  fein.  3)arum  mirb  aud)  ber 
.^eibe,  fomie  er  ^efu§  aB  ben,  ben  ^^§rael§  ©ott  p  :3§rael 
gefenbet  t)at,  et)rt,  unter  bie  9f?egel  geftellt,  ha^  3efu§  !ein 
©tauben  befd)ämt.  ©benfo  barf  anä)  ber  fd)ulbig  ©eroorbene 
fic^  an  ^efu§  menben,  ba  er  bie  ©rl^örung  be§  ©lauben§  uon 
allen  moralifc^en  Ü^erl^ältniffen  be§  a}]enfd)en  unabt)ängig  machte. 


140       Äfip-  ^^'   S)ie  3i>orte  tsef»  "f'Pi'  ^^ "  OMauben  fiei  beii  ®i)noptifent. 

unb  feine  ©inteilung  ber  33ittenben  in  SOBürbige  unb  Unroürbige 
fannte,  fonbern  in  if)rer  ^ebürftigfeit  i{)re  Söürbigfeit  falj,  fo 
n)ie  au§  jener  ba§  bittenbe  SSertrauen  p  t{)m  entftanb.  2lud) 
bem  am  ^reuj  feiner  ©d)ulb  raegen  ©terbenben  bringt  bie  glau= 
benbe  33itte  ben  ©ingang  in  @otte§  ©nabe.  3Benn  er  in  einem 
befonberen  %aU  t)eroort)ebt,  ba^  fein  feilen  burd)  ba§  SSerseit)en 
begrünbet  unb  ermögIicJ)t  rcerbe,  fo  mad)t  er  bamit  nur  firf)tbar, 
ma§  feinem  5ßerl)atten  bem  ©lauben  gegenüber  beftänbig  al§ 
58afi§  bient.  ®ie  Unabt)ängigfeit  feinet  ®eben§  oon  allen  mo= 
ralifrf)en  ©rmögungen  entftef)t  nirf)t  barau§,  ba^  er  biefe  ent= 
wertete,  fonbern  barau§,  „ba^  er  bie  3>onmad)t  l)at,  auf  Srben 
©ünben  ju  oergeben."  (Sr  t)at  besf)alb  mit  einer  "Sieutlidjfeit, 
bie  nid^t  §u  überfet)en  mar,  bie  ^reifieit  feiner  @nabe  über  allen 
9lormen  be§  @efe^e§  unb  @erid)t§  jur  Offenbarung  gebra(i)t. 
®arum  \)ai  er  einen  Zöllner  §u  feinem  ^oten  gemacl)t  sum  ^eic^en, 
ba^  er  über  ber  ©ünbe  ftel)e,  unb  bie  ©albe  ber  reuigen  ©ün= 
berin  al§  it)m  ermiefene  Siebe  gefd)ä^t,  unb  auf  bem  5lreu§e§n)eg 
eben  bamalg,  a\§>  er  über  bie  l)eilige  ©tabt  ha§  @erid)t§iuort 
fpra(^,  ben  Zöllner  unb  htn  ©efreujigten  an  fiel)  gejogen.  "3)urct) 
biefe  33ebingung5lofig!eit  feine§  @eben§,  bie  für  biefe§  nicl)t§ 
bebarf,  al§  ba§  ©lauben  allein,  bringt  er  ba§  ^u^iuort  nict)t 
nur  nic^t  m§  (Scl)raan!en ,  fonbern  sur  SSoltenbnng.  (Serabc 
be§t)olb,  lueil  er  es  al§  fd)led)tl)in  gültig  l)eiligt,  macl)t  er  ha§ 
(Glauben  uon  allen  fittlicf)en  ^ebingungen  frei,  ©o  fülirt  er  ben 
9ieuigen  an  fein  ^iel  unb  madjt  au§  ber  33ef'el)rung  eine  ^e< 
!ef)rung  ju  (Sott.  ^Jiur  fo  mar  bie  bem  (^Jlauben  gegebene  ißer= 
l)ei^ung  eine  ^ilfe  für  ben,  ber  uon  feiner  33olt)ßit  meg  su  ©ott 
fiel)  menben  mu|5. 

•i^afj  ;3cfu  (Seben  ftetS  eine  bie  ©ünbc  beberfonbo,  bie  ©cljulb 
auff)ebenbe  2;otalität  ber  ®üte  in  fid)  trug,  gab  jebev  @rl)i)rung 
be§  ©laubeng  umfaffenben  (Set)att.  3Serbeutlid)te  fid)  ber  @lau= 
benbe,  wa^  er  empfing,  fo  nal)m  er  wal)r,  bafj  er  CSotte?  ('•hmbe 
10  erlebt  l)atte,  bafj  il)m  feine  Sünbe  ucrgoben  mar.  Hunäel)ft 
freilid)  ermucl)^  an§  bem  in  ber  Wemeinbc  uovbanbenen  ®lauben§= 
ftanb,  ber  nur  nad)  au^en  auf  biejenige  .^^ilfe  (Sottest  fal),  bie 
unfere  l'age  beffert,  ein  fold)e§  (Glauben,  ba^:t  feine  (Süte  für  bie 
uon   aujjen  bro(}enbe  'OJot  in  ':}ln)pruelj   naljin.     ©omie  eö  aber 


2)ie  33enifiiiun  aller  ^um  (''Hauben.  141 

3efii£(  oelaug,  bie  ^üe;i'iflen5  ber  33ufie  unb  bes  ©laubenö  511 
bewivfen,  trat  biefeg  au§  ber  33efd)räntung  auf  bie  augroenbigen 
Seben§bebingungen  ^ernu§  unb  gewann  bie  and)  bie  inneren 
'Öebürfniffe  urnfpannenbe  55oUenbett)eit.  Sein  ^öfe§  fab  ber 
C^3(aubenbe  uon  3e]u§  geridjtet  unb  uevbammt,  unb  bod)  nid)t 
üergolten;  t)ielmef)r  empfing  er  üon  \\)m,  roorum  er  bat.  ^arurn 
er[)ob  ficf)  iebeö  ©lauben,  ba§  fid)  beffen  beunif^t  würbe,  wa§  eg 
üon  3efu§  erf)a(ten  trotte,  jur  ©ewipeit  ber  33ergebung,  rceil 
jebe  Q^ah^  beef  (£t)riftu§  biefelbe  in  fid)  trug.  Sf^ur  fo  lüurbe  aud) 
jene  innere  ©efdjloffen^eit  be§  @(auben§  erreid)bar,  bie  ^efusi 
uerlangt  f)at,  bie  fid)  ebenfoinenig,  al§  mit  3iefIeyionen  über  ben 
ö)rab  ber  (Slaubengftärfe,  mit  ©rmägungen  über  bie  müralifd)e 
SBürbigfeit,  bie  0"tenfität  ber  33u^e,  bie  ©rö^e  be§  r»onbrad)teu 
Serfeg  uerträgt.  2ßar  aber  bie  ^Keue  ern)ad)t,  bann  mar  eine 
foId)e  Söfung  uom  8d)ulbbemu^tfein  nur  baburc^  erreid)bar, 
baf?  fid)  bie  ©cmifjbeit  ber  33ergebung  über  bagfelbe  fteüt. 

®ic  Berufung  aller  jum  ©tauben  ^atte  weiter  jur  i^orau^= 
fet^ung,  ha^  ^^h1u§  aud)  feine  intetleftuellen  3(nfprüd)e  an  ba§= 
fclbe  fteltte.  ^ie  perfönlid)e  5(rt  ber  ^e5ie()ung,  bie  burct)  ba§= 
felbe  entftet)t,  entbanb  it)n  oon  fotd)en.  3^m  menbet  fid)  ber 
©laubenbe  ju,  meil  er  üor  Stugen  bat,  ma§  er  tut.  ';i)aburd) 
wirb  ha§  ©tauben  unabbängig  uon  atter  St^eorie.  ^3tid)t  bie 
®infid)t  in  feineu  ;^merf  unb  3Beg,  fonbern  ber  Söilte,  ber  feine 
.s^ilfe  auf  'i)a§  eigene  '^ebürfnig  be5iet)t,  I)at  it)n  üeranla^t,  üon 
großem  ©tauben  ju  fvred)en.  ^iefe§  mirb  bem  bittenben  .Reiben 
5ugefd)rieben,  ül)ne  baf3  feiu  ^^erftäubniS  für  3ef«  ^-^^1"^  '^^^^ 
aud)  nur  fein  ©otteSbennii'^tfeiu  geprüft  mürbe. 

@§  ift  (e^rreid),  baf^  Dom  ©tauben  übermiegenb  erft  bann, 
menn  er  fef)tt,  gefproc^en  mirb.  3(t§  if)m  ber  -Hauptmann 
©tauben  ermeift,  t)ören  mir  ^e']ü  illage:  nidjt  einmal  in  i^^xad 
fanb  id)  fotd)en  ©tauben,  9Jit.  8,  10.  ®a^  er  ©tauben  fud)te 
unb  5mar  fotd)en,  ber  fein  2öort  al§  5!J?ad)t  bejafjt,  t)at  un§  ber 
©uangeüft  nic^t  gefagt;  er  fagt  un§  nur,  ha^  ^^\n§  über  3§^ael 
t'tagte,  meit  er  it)n  nid^t  fanb.  2lt§  bie  3»"9er  im  ©türm  ^^\n^ 
medten,  f)ei^t  er  'Oa§  i^teingtaube,  9)lt.  8,  26,  raät)renb  feine 
pofitioe  ©rftärung  uorangegangen  ift,  racld)e  it)nen  in  if)rer  ©e- 
meinfd)aft  mit  it)m  h^n  ©runb  jur  9\ul)e  unb  ^^reube  in  jeber 


142       Aap.  5.   ^ie  3ßorte  ^^efu  über  ben  Ölaubon  bei  beii  Sijiioptifcrn. 

@cfat)r  gezeigt  t)ätte.  3)cm  3ßeibe ,  ba§  fid)  al§  ct'el^aft  uor 
it)m  verbirgt,  fagt  er  e§,  ba^  i{)r  ©laube  il)r  ge{)ülfen  f)at 
SJit.  9,  22,  unb  bem  SSater,  ber  rccgen  be§  2;obe§  feine§  5^inbe§ 
üon  feiner  S3itte  abftel)en  raill,  t)ält  er  ba§  ©tauben  üor  al§ 
ba§,  it)a§  if)m  allein  obliegt,  9Jir.  5,  36.  2)ie  lel)rt)aften  @nomen 
über  ben  Glauben  finb  baburd)  ueranla^t,  'Oa^  bie  jünger 
if)ren  SHanget  an  ©kuben  fid)tbar  machen,  9Jlt.  17,  20.  21,  20. 
£u!.  17,  5.  ®ie  raetc^e  Der[id)ern,  ba^  fie  über  ben  33eruf  be§ 
Stäufer§  im  Unüaren  blieben,  rcerben  befd)ulbigt:  it)r  l)abt  it)m 
nid)t  geglaubt,  SRt.  21,32.  ®em  jünger,  beffen  ©tauben  in 
©efa^r  ift,  fagt  3efu§,  ba^  er  für  ba§felbe  bat,  Su!.  22,32, 
unb  bie,  lüeldie  glaubenslos  neben  feinem  ilreu^  unb  neben  feinem 
teeren  ©rabe  ftet)en,  raerben  gefc^olten,  Suf.  24,  25. 

'3)ie§  l)at  gmar  ba§u  58e5iel)ungen,  ba^  für  9Jlattpu§  ba^ 
33u^n)ort  3^fu  unb  fein  Sßiberfprud)  gegen  bie  ©ünbe  ba§ 
^aupttl)ema  ift.  ^arum  t)ören  mir  oor  altem,  raa§  ,3efu§  über 
bie  menfct)lid)e  @lauben§lofig!eit  gefagt  l)at.  ®od)  fommt  ba= 
burdt)  sugleic^  §ur  ®arftellung,  ba§  er  ba§  ©lauben  nid)t  at§ 
etma§  fd)TOierige§  unb  tunftlic^eS  bet)anbelt  t)at,  ma§  auSbrüd- 
tid^  befot)len  unb  gelehrt  merben  mü^te,  ober  worauf  nmn 
ben  ^enfd)en  erft  nod)  befonber§  t)in§umeifen  unb  oorsubereiten 
t)ätte.  ®a^  e§  eine  fo  l)ot)e  unb  fd)mere  ©ad)e  ift,  ha^  and)  bem 
jünger  fein  fleinfteS  9Jla^  oftmals  fel)lt,  rüljrt  nid)t  bat)er,  ha%  z§ 
it)m  burd)  eine  rciltfürlid)e  ©a^ung  aufgenötigt  mürbe,  unb  nidjt  im 
Xatbeftanb  beS  ©efd)et)enS  oollftänbig  begrünbet  märe.  @S  er= 
gibt  fid)  üielmet)r  auS  ^efu  ©egenmart  in  geraber  ^olge  al§  il)r 
einjig  mögtid)e§  Otefultat.  ©ott  ift  in  3Birl'lid)feit  ber  „eine 
gute",  unb  reid)t  bem  9}lenfd)en  jebe  gute  ©abe  bar,  fo  ba^  mer 
anberS  oon  i^m  benft,  bie  Sal)rt)eit  entftellt  unb  feine  eigeni» 
S8oSl)eit  in  iljn  t)ineinüerfe^t,  9Jlt.  7,  10,  unb  ^efuS  l)at  feinen 
umfaffenben  3(uftrag  oon  ber  i^iebe  ©otteS  empfangen  unb  ftetlt 
fortmät)renb  baS  ©laubenSmotio  babuvd)  l^er,  ha^  er  bicfcn  bnvd) 
bie  Xat  bemäl)rt,  fo  ba^,  mer  il)n  uerneint,  mit  ber  Sal)vt)eit 
unb  mit  ©Ott  ben  ©treit  beginnt.  2)a§  mad)t  ben  Unglauben 
jur  6rf)ulb,  ben  ©lauben  ,^ur  unorläf3lid)en  'OJotmenbigfeit.  ®urd) 
3efu  ©egenmart  ift  ber  !i)Jienfd)  oor  bio  '-IIhiI^I  geftclU,  ob  er 
©Ott  als  gut  ober  als  Ijart  unb  fd;lcd)t  bel^anbcln,  ben  ^^oten 


erlaube  uiib  Vcl)rc.  143 

feiner  (^nabe  aufne^nieu  ober  ablef)nen  lüid,  uub  biefe  3i>a()l  ift 
für  baö  @efrf)irf  be§  3)Zenjc^en  entfd)eibenb,  ha  bie  ®üte  if)ven 
Empfänger  binbet.    3öer  fie  t)erad)tet,  enttt)ei()t  ba§  |)eiligfte. 

@§  ftef)t  mit  biefev  33et)anblung  be§  ®Iauben§  in  Über= 
einftimmung,  ba^  3efu§  oud)  für  bie  ^öd)ften  @Iauben§aufgaben 
bie  einfa^ften  @(auben§motioe  üerroenbet  f)at.  ®ic  Söfung  oon 
ber  ©orge  ift  für  ben,  n)eld)er  ernftt)aft  fragen  muf?:  rva§  foü 
id)  effen  unb  an5iet)en?  feine  geringe  ©ad)e,  ba  fie  nic^t  of)nc 
bie  ^eiaf)ung  einer  ftetigen  ©üte  @otte§  möglid)  ift,  bie  mit 
if)rem  ©eben  un§  täglid^  begleitet.  ^efu§  roibertegt  fie  nid)t 
erft  baburc^,  ba^  er  @otte§  Dieid)  unb  ©ered)tigfeit  al§  bem 
jünger  erreid)bare  ©aben  befd)reibt,  fonbern  fd)on  baburd),  ba^ 
ben  33ögeln  unb  Blumen  bie  ©yiftenjbebingungen  gegeben  finb. 
@r  grünbet  bie  @(auben§übung  ber  jünger  barauf,  ba^  fie 
fid)  nid)t  unter  bie  2;iere  unb  ha§ '  @ra§  erniebrigen  fönnen, 
mcil  e§  eine  miberfinnige  ©utfteKung  be§  ®otte§biIbesi  wäre, 
menn  fie  @ott  für  bie  ä^öget  unb  ha§  @ra§,  aber  nid)t  für  i^r 
eigenes  lieben  beforgt  fein  liefen,  '^^üx  bie  35ert)ei^ung,  bie  bem 
®ebet  bie  unbegrenzte  @rt)örung  gibt,  entnimmt  ;3efii§  ba§ 
©laubenSmotio  au§  bcn  Biegungen  ber  menfd)Iid)en  ©üte,  bie 
jeber  33ater  bei  ber  33itte  feinet  5linbe§  erlebt.  ®er  jünger 
barf  ©Ott  nid)t  unter  fein  eigene^  .^erj  erniebrigen,  barf  fid)  ben, 
ber  üon  ^o§t)eit  frei  ift,  nid)t  härter  oorfteüen,  al§  er  f eiber 
tro^  feiner  33o§i)eit  ift,  9JZt.  7,  9.  ®e§f)alb  jiefien  bie  beiben 
üon  Sufa§  ert)altenen  ©teic^niffe  über  ba§  ©ebet  abfid)tlid)  nid)t 
ein  l^erl)ältni§  befonberer  Streue  unb  inniger  ©emeinfd)aft  §ur 
$ergleid)ung  l^eran,  fonbern  einen  ungered)ten  9lid)ter  unb  einen 
fd)Iafenben  S^ac^bar,  ber  über  bie  (Störung  unrciUig  ift.  ^ie 
^itte  finbet  beibemat  nur  barum  bie  ©eroäf)rung,  meil  fie  bie 
3(ngerufenen  al§  §ubring(id)e  ä)lad)t  ftijrt.  ®aburd)  fteüt  Sefu§ 
ben  abfoluten  ©egenfa^  bar,  in  n)eld)en  fid)  bie  glaubenslofe 
Uuterlaffung  ber  53itte  ju  ©ott  ftetit.  ©ie  lä^t  it)m  nid)t  ein= 
mal  biejenige  ©d)ä^ung  ber  33itte,  bie  felbft  ber  unmillige  unb 
ungered)te  SJienfd)  il)r  errceift,  Su!.  11,  5  f.  18,  If.  ^ie  ©nabe, 
mei(^e  fi(^  üor  ber  S3o§l)eit  nid)t  jurüd^iel^t,  fonbern  33erföl)nung 
ftiftet,  mad)t  \m§  3efu§  baburd)  beutlid),  baf3  unfere  Siebe  p 
unferem  ^efi^  burd)  ben  SSerluft  beSfelben  nid)t  getilgt,  üielmet)r 


144      i^op-  •^-   S^ie  Sßorte  '.fM'iii  ii6ci-  ben  (''Hauben  dci  bcn  Sijiioptifevn. 

gefteigevt  luivb,  imb  bie  ^-reube  beg  !^Nater§  am  I)eimt'el)renben 
(Bo\)n  bient  if)m  jum  felben  S^v^d,  Su!.  15,  1  ff.  ©cEjon  ben 
unermüblid)en  SDienft,  ben  ©onne  unb  SBoIfen  allen  tro^  unferer 
58ü§f)eit  tun,  mad)t  er  un^  gum  3^icE)en  bev  üoüt'ommenen  Q,öiU 
lid^en  Siebe,  n)eld)e  bie  Sünbe  »ergibt,  atjo  jum  aUerl)öd)ften 
©laubenSmotii).  @r  mactjt  aucl)  baburd)  beutlid),  ba^  bie  @r== 
möglicf)ung  be§  ©faubenS  unb  ber  eintrieb  ju  bemfelben  mit  ber 
@eit)iJ3f)eit  ®otte§  unmittelbar  üerbunben  ift,  rceil  un§  jebe§ 
göttliche  ^anbeln  fofort  5ur  allmäcl)tigen  ©nabe  in  ^egietjung 
fe^t,  §u  n)e(d)er  allein  ha^  ©tauben,  nid)t  aber  ^weifet,  9Serbad)t 
unb  9(rgn)o^n,  bie  richtige  ^olge  ift,  unb  biefe§  @ütte§bemu^t= 
fein  erhält  feine  Störung  unb  33eftätigung  baburd),  baf3  ber 
S^riftu^  gefenbet  ift,  unb  bie§  fo,  n)ie  e§  ber  ©laubenbe  an 
3efu§  fd)aut. 

@r  grünbet  barum  ha§  3Sert)a(ten  ber  jünger  unb  be§  3SoIf:§ 
5U  if)m  auf  ba^,  i,va§  fein  |)anbeln  bereite  nor  i^ren  9(ugcn 
realifiert.  '2)em  f(i)manf'enben  S^äufer  foft  berichtet  werben,  nia§ 
jebermann  uon  it)m  fiet)t  unb  f)ürt:  barin  liegt  ber  @Iauben§= 
grunb.  ®r  miti  nid)t  für  met)r  geilten  werben,  al§  ma§  fein 
^anbetn  offenbart,  ^ie  eigene  ä^ermertung  biefer  3ßat)rnet)mungcn 
lüirb  aud)  bem  2:äufer  trotj  feiner  brängenben  "Jyrage  nic'^t  burd) 
eine  von  ^efu§  i^m  auferlegte  Formel  erf^.)art,  Wt.  11,4.  Über 
't)a§  ißert)ältni§  be§  2:äufer§  §um  .^^immelreid)  l)at  er  mit  bem 
33oIfe  offen  gcrebet,  rocit  fein  Serl'  abgefc^loffen  mar,  unb  il)n 
al§  ben  gemeiöfagten  @lia  be^eic^net,  9Jlt.  11,7—14;  e§  ftel)t 
aber  nid)t  eine  analoge  (Srflärung  über  feine  eigene  (Stellung  im 
.^immelrcid)  baneben.  ,>]ur  ©elbftbe^eidjuung  oermenbet  er  bie 
@emeinfd)aft§üerl)ättniffe,  in  benen  er  mit  ©ott  unb  mit  ben 
•jölenfdjen  alg  ber  Solin  be§  i>ater§  unb  ber  Sobn  be^o  'ilJicnjdjen 
ftet)t,  unb  uid)t  ben  föniglidjen  ^JJamen  „C£-l)riftu§",  ber  in  bie 
3ufunft  greift  unb  ba§  überragt,  ma§  je^t  fd)on  an  il)m  fidjtbar 
ift.  ®ie  jünger  Ijat  er  bann,  aB  fie  ben  (5ntfd)luf5  faffen 
mufiten,  mit  il^m  nad)  Cscvufatem  ^ur  .U'reujigung  ^u  geben,  ge 
fragt,  für  maä  fie  i()n  l)alten.  Gr  lief?  ba§  !öefenntniii  ,^u  [einer 
9J?cffianität  at§  j^rudjt  beffen,  nm§  fie  bei  if)m  fal)cn,  frei  boran= 
mad)[en.  5(ud)  uom  ^Inn-fcbr  ber  jünger  mit  ibm  bleiben  formet 
unb  ©ebot   fern.     ^Vjre  Wemeinfdjaft   mit   il)m   beruljt   m\  ber 


®[ait6e  uttb  Sel)re.  145 

banfbaren  3innaf)mc  beffen,  na§  ^efu§  if)nen  fagt  unb  tut. 
^arin  ift  na6)  ^efu  SJieinung  feine  ©enbung  t)on  oben  fo  offen= 
bar,  "ba^  ber  @(aube  baran  feinen  feften  ©runb  befi^t. 

^aburrf),  ba^  ^^\\i§  'üa§>  ©lauben  oom  Segriff,  ber  O^ormcl 
unb  Set)re  unabt)ängig  ma^k,  würben  biefe  für  jeneg  !einegn)eg§ 
gleicf)gü(tig,  ebenforcenig,  al§  bie  freie  @r{)örung  be§  @Iauben§ 
biefe§  gur  Su^e  be§iebung§(o§  macf)t.  ^ft  aud}  mit  ber  @egen= 
wart  :3efu  ba§  ©tauben  an  it)n  at§  Stnfc^Iu^  an  feine  ^^erfon 
alten  erfcf)loffen,  fo  trieb  bod^  bie  2ßal}rne^mung  feinet  93er= 
^alten§  mäd)tig  in§  ®enfen.  (Seine  %ai  erzeugte  bie  3^rage  nad^ 
it)rem  @runb,  unb  bamit  aud)  nad)  bem  ©runb  unb  9ied)t  ber 
auf  it)n  gefteüten  ©rroartung.  2ßer  an  ben  9}lenfrf)en  ^efu§  ein 
ä^erlongen  rid)tete,  haS  bod)  nur  burd)  @otte§  ^raft  ©rfüUung  finben 
tonnte,  ftanb  oor  ber  ©noägung:  n)of)er  f ommt  if)m  bieg  ?  ®a^er 
erregt  ber  ©taube  fräftig  ben  ©ebanfenlauf  unb  erroedt  ba§ 
53egef)ren  nad)  ber  @rfenntni§,  bie  :3efu  SCBefen  unb  Seruf  erfaßt. 
(&§  ift  bie§  an  ben  beiben  Seifpieten  be!§  f)eibnifd^en  ©laubeng 
bebeutfam  bargeftetit.  ^er  Hauptmann  töft  fid)  ben  5^onftift, 
ber  5iüifd)en  feiner  |)offnung  unb  feiner  Trennung  oon  ^^]v^^ 
beftef)t,  baburd),  ba^  er  fid)  bie  Wladji  be§  Söortg  üorI)ätt,  bie 
bemjenigen  nid)t  fef)ten  fann,  n)etd)er  ^err  ift,  unb  ba§  t)eibnifd)e 
äBeib  l)at  nac^  Stnteitung  beg  üon  3efu§  it)r  gegebenen  ©teid)= 
niffeg  'i)a§  ^^robtem  getöft,  wie  ^uben  unb  Reiben  an  ber  gött= 
lid)en  ©nabe  miteinanber  Slnteil  I)aben,  baburd),  ba^  cg  O^fu 
©abe  fo  reid)  fa^t,  ba^  3§^f^et§  3^ert)ei^ung  erfüllt  unb  bod) 
aud)  bem  Reiben  get)olfen  lüirb.  ©o  treibt  bag  ©tauben  jur 
benfenben  ©ntfaltung  beffen,  wa§  ^ef«  SBort  unb  2:at  in  fid) 
fd)lie^en,  unb  empfängt  oon  if)r  fofort  t)öd)ft  n)efentlid)e  2)ienfte. 
2)iefelbe  erleid)tert  unb  ftärft  hin  ^^illen;  benn  fie  bient  if)m 
aB  ©runb. 

^n  ber  reid)en  ©r!enntnig,  bie  ^§rael  fofort  ha§  $ßerftänb= 
ni§  für  ^efu  33eruf  gab,  beruf)t  e§  aud^,  ba^  e§  juerft  jum 
©tauben  berufen  ift.  SBenn  üon  biefem  9}]enfct)en  göttli^e  ©aben 
erbeten  mürben,  fo  tonnte  fid)  nur  bann  in  biefe  Sitte  eine 
bleibenbe  3uoerfidl)t  legen,  menn  il)m  irgenbmie  ein  33er{)ältni§ 
be§  ©in§fein§  mit  ©ott  beigelegt  mürbe.  ^§raet  mar  aber  burc^ 
feinen   ganzen  geiftigen  Sefi^  fofort  baju  befäl)igt,  bie  Tla6)t 

©erstattet,  S!er  ®toxibc  im  Of.  Zeit.  10 


146      ^ap-  5-   S)ie  SBorte  Sefu  über  ben  ©lauben  bei  ben  ©pnoptifevn. 

unb  (Snabc  @otte§  an  ^efu§  it)al)r§unet)men,  unb  befa^  infolge 
ber  2ßei§fagung  bereite  ben  meffianifc^en  ©ebanfen,  ber  tf)m 
3efu  SSerI)äItm§  §u  @ott  fapar  unb  benennbar  marf)te.  Söenn 
ber  Q3ittenbe  it)n  auf  ^efu§  p  übertragen  unb  biefen  al§  <;5)at)ib§^ 
foI)n  anzurufen  cermoc^te,  9Jit.  20,  30.  15,22,  fo  er()ielt  bamit 
feine  3uDerfirf)t  eine  rairffame  ©tü^e;  er  wu^te  nun,  warum 
er  Don  biefem  3Kenfcf)en  aucf)  ha^  ^ürf)fte  erraarten  barf  unb 
nic^t  anberg  ai§  mit  gemiffer  ^itoerfic^t  erwarten  !ann. 

5ln  biefer  felben  ©teile  fanb  firf)  aber  aucf)  bie  ©cf)n)ierig= 
feit,  bie  ^§rael§  ©lauben  oer^inberte.  9JZit  ber  t)ort)anbenen 
meffianifrf)en  ^egriff^reit)e  mar  bie  B^rage  gegeben,  ob  ^efu  SÖBerf 
mit  it)r  übereinftimme.  ^ier  bra^  aber  ein  fd^arfer  ©egenfa^ 
l)eroor,  unb  nor  ber  3^age,  ob  er  rcirflid)  ber  (£I)riflu§  fei,  ftanb 
erft  nod)  bie  anbere,  ob  er  übert)aupt  bie  9Jler!male  göttlicher 
©enbung  aufraeife,  ja  aud)  nur  biejenigen  menfd)li(^er  ^römmig= 
feit:  2)er  ^n^iefpalt  smifd)en  bem  überlieferten  6;f)riftu§bilb  unb 
^efu  @ang  murmelte  in  ber  2)ifferen§  be§  @otte§bilbe§.  9iid)t 
nur  ha^,  rva§  man  in  ber  ©pnagoge  pm  33eruf  be§  ßt)riftu§ 
red)nete,  fonbern  aud^  ba§,  roa§  fie  al§  göttlid),  al§  oon  (Sott 
gercoüt  unb  @otte§  roürbig  betrad)tete,  lag  oon  ^efu  2(rt  raeit 
ab,  fo  ha^  e§  ni(i)t  jum  ©tauben  an  if)n  fommen  fonnte,  oI)ne 
ba^  §uerft  ba§  bisherige  ®f)riftu§bilb  unb  ba§  geltenbe  @ered)tig= 
feit§=  unb  ^römmigfeit§ibeat  aufgegeben  maren.  SBurben  bie 
geltenben  frommen  ^enbenjen  unb  SSorftetlungen  gegen  il)n  feft= 
gefjalten,  fo  mu^te  fein  33erf)ältni§  ju  ©ott  negiert  werben  bi§ 
§ur  2(nnaf)me  teuftifrf)er  5^räfte  in  itjm,  unb  alle  ©emeinfcf)aft 
mit  if)m  mar  au^gefd)loffen. 

Sößeber  bie  5lraft  feine§  @otte§berou^tfein§,  ba§  if)n  al§  ©o^n 
mit  bem  93ater  oerfel^ren  lä^t,  nod)  bie  ©djärfe  be§  tl)eologifd)en 
©egenfa^eä,  ber  ämifd)en  il)m  unb  feineu  ©egnern  beftanb,  l)at 
Oefugi  ben  eintrieb  jum  ©eminn  einer  reid)  entfalteten  Seljre  t)er= 
mittelt.  (5r  t)at  bem  gegen  it)n  erl)obenen  3öibcrfprud)  nid)t 
tl)eologifd)e  53elel)rung,  meber  ^iöputationen  über  ben  ©inn  ber 
biblifd)cn  3Borte,  nod)  fpefulotioe  -Jiac^meifungen  ber  ^Jlotmenbig^ 
feit,  bafj  fid)  ©otteä  S^iegiorung  fo  unb  nid)t  anbcr^:^  offenbare, 
fonbern  einzig  bie  ''-öuf^forberung  entgegengefeljt.  (5r  banbolt  in 
ber  Ubcrjcugung,  bafj  bann,  luenu  'Oa^  '-üöfe  erl'annt  unb  gcvidjtet 


Ölaiibe  unb  SBu^e.  147 

roevbe,  im  9Jlenfrf)en  bie  @lauben§fäf)ig!eit  entfiele,  ireil  bann, 
rcenn  ber  böfe  SCBitle  brirf)t,  oud)  bie  frf)(erf)ten  ©ebanfen  brerf)en, 
unb  roo  ba§  ©lauben  entftanben  ift,  ba  t)at  e§,  raeil  e§  ©eroi^^ 
^eit  ift,  bie  fritifc^e  9}lacf)t  in  ftd),  roelrf)e  bie  i^m  n)iberftef)enben 
2:rabitionen  unb  2;t)eorien  abjuiüeifen  unb  unroirffam  ju  machen 
vermag,  ^urc^  biefe  ©eftaüung  feinet  SOBortä  gab  ^efu§  bem 
Gilauben  bie  ©elbftänbigfeit  gegenüber  ber  Sef)re,  jugleic^  aber 
aurf)  bie  3Serbunbenf)eit  mit  ber  33u^e  unb  ber  in  i^r  begrünbeten 
guten  2ßiüen§geftalt. 

^nbern  er  über  bie  geltenbe  @ered)tigfeit  unb  ^^römmigfeit 
feine  jd)arf  formulierte  33erurtei(ung  au§fprad),  mad)te  er  allen, 
bie  fid)  feiner  ^^u^prebigt  entjogen,  aud)  ha^  ©tauben  an  it)n 
unmöglicf).  ©ie  oerftanben  3efu^  nicl)t  einmal,  nod)  meniger 
beget)rten  fie,  roa^  fie  burrf)  feine  i^eitung  empfangen  füllten, 
^efus  t)at  bieg  bei  einem  bebeutfamcn  2lnla|  fd)arf  t)erDürgel)oben. 
9ltg  er  nac^  bem  föniglirfjen  Sinpg  in  ben  2:empel  um  feine 
33ollmacf)t  befragt  raurbe,  l)at  er  bie  Slntroort  baoon  abl)ängig 
gemacl)t,  ob  ber  göttlirf)e  ^eruf  be§  2'täufersi  anerfannt  ober  ge= 
leugnet  merbe.  ^i§  ^sirael  jugefte^t,  ba^  e§  3of)<i«neö  in  ®otte§ 
^iluftrag  pr  ^u^e  unb  2;aufe  berief,  !ann  ^efu§  mit  i^m  nic^t 
über  feinen  3luftrag  reben.  9]ur  für  ben,  bem  ba§  ^u^mort 
al§  e^otteg  äöort  gilt,  ift  Cyefu^  gefanbt. 

®arin  liegt  ^efu  Slntmort  auf  bie  ^rage,  marum  ba§ 
©tauben,  obn)of)t  c§  an  ©otteö  offenbarer  2;at  feinen  ®ninb  t)at, 
unb  barum  alte  menfc^lirf)en  3tutoritäten  unb  2et)ren  ab^ufto^en 
uermag,  bennocl)  fo  fc^mer  ift,  ba^  eö  ben  uon  il)m  53erufenen 
aud)  nur  im  !leinften  9Ka^  oft  unerreichbar  bleibt,  ^er  ^öfe 
!ann  nid)t  glauben,  leugnet  r)ielmet)r  bie  @üte  notmenbig,  rccil 
er  fie  nic^t  l)at,  unb  menn  er  fie  nid)t  leugnen  fann,  weil  fie  if)n 
mit  ber  "Madji  ber  3öal)rt)eit  äur  ^Jlnert'ennung  nötigt,  fo  mad)t 
il)n  bag  33emu^tfein  feiner  (Sd)ulb  unoermögenb,  fie  für  fic^  ju 
bejal)en.  ^m  ben,  ber  fid)  felbft  ju  befc^ulbigen  I)at,  wirb  t)a^ 
©tauben  fc^mer ;  er  !ann  e§  nur  sugleid)  mit  ber  5lbfto^ung  be^ 
büfen  ^Äilleng  finben  unb  eä  bet)ält  bleibenb  im  ©et)orfam  eine 
^ebingung  feinet  33efte^en§. 

'^od)  t)at  bie  unlö§lid)e  $lerbinbung,  bie  jmifdien  ber  ^u^e 
unb  bem  ©tauben  beftet)t,  bie  uniöerfale  Berufung  aller  jum 


148      ^tiP-  5.   S)ie  SBorte  Sef»  "^er  i^-'u  ©tauben  ki  ben  (Si;noptifcrii. 

©tauben  mcf)t  bur(i)freuät.  ®iefe§  ©rgebnig  wäre  nur  bann  etn= 
getreten,  roenn  §uer[t  bie  ^u^e  ju  if)rer  33oHenbung  ober  bod) 
5U  einer  gerotffen  ©tärfe  gebracht  jetn  ntii^te,  bamit  bie  ^ered)ti= 
gung  jum  ©tauben  erroorben  fei.  ®ie  ©tetlung  3e[u  ift  beut= 
tid)  bauon  ba§  uolte  ©egenteit.  ®ie  t)ier  wattenbe  "^-i^erbinbung 
fe^t  nid)t  eine  einjeitige  2tbt)ängigfeit ,  al§  ftänbe  bie  faufale 
9Had)t  nur  bei  ber  33u^e ;  ba§  ©tauben  t)at  fie  aud),  unb  befi^t 
ha^  93ermögen,  bie  33u^e  §u  erzeugen,  unb  barum,  rceit  biefe  auf 
baä  ©tauben  fotgen  wirb  unb  folgen  mu^,  ftet)t  ^^^u§  in  ber 
3Sonmad)t,  feine  weiteren  2tnfprüd)e  an  ba§  ©tauben  §u  ftetten, 
fonbern  e§  §u  ert)ören,  foraie  e§  üorfianben  ift. 

33ei  ber  2)euttid)feit,  mit  ber  ^t\\i§  ha^  Su^ioort  au§fprad), 
rcurbe  jebeS  ©rtebni§,  ba§  ben  ^ittenben  über  baä  9f?ed)t  unb 
bie  3Jiad)t  ^^fu  gerai^  ntad)te,  fofort  aud)  at§  fräftiger  ^mput§ 
jiir  ^u^e  rairffam,  rceit  e§  aud)  ba§  9^ec^t  feine§  Urteit§  über 
bie  ^o§t)eit  fid)er  ftettte.  2luc^  in  biefer  33e§ie^ung  tie^  fid)  ber 
^licf  auf  ;3efu§  com  ©otteSberou^tfein  nid)t  ifotiert  t)atten.  ©uc^te 
unb  empfing  ber  Sittenbe  hti  it)m  ©otte§  ^itfe,  fo  wax  bamit 
aud)  fein  3^ii9"i^  Ö^Ö^ri  bie  ^o§^eit  at§  ©otte§  Urteit  fid)er  ge- 
ftetit.  ©§  ift  überl^aupt  feine  33etebung  be§  ©otte^bemu^tfeing 
bent'bar,  roenigfteng  foroeit  bie  ©d)rift  ©inftu^  t)at,  ot)ne  ha^  bie 
fittlid)en  9lormen  eine  unöerte^tid)e  ©anftion  empfangen,  '^arum 
t)at  3ßfu§  biefetben  ^^^^^i/  «n  metd)en  ber  ©taube  entftet)en 
folt,  äugteic^  mit  ber  2lbfid)t  getan,  33u^e  p  begrünben,  unb 
^graet  beSroegen  oerroorfen,  meit  fie  biefe  nid^t  t)erüorbrad)teu, 
9Jlt.  11,  20.  ^er  jünger  äiet)t  au§  bem  3^ift)en  ^efw  t>cn 
rid)tigen  ©d)tu^,  raenn  ba§  Semu^tfein  feiner  ©d)utb  baran  er= 
rcad)t,  Su.  5,  8,  unb  ber  ©id)tbrüd)ige  erroieS  fid)  eben  baburd) 
at§  gtäubig,  ba^  er,  aU  er  fid)  bittenb  an  ^efu§  manbte,  feiner 
©ünben  in  ^urdjt  unb  ^Keue  eingebenf  mar,  9Jit.  9,  2.  ;vvefu^^ 
t)at  feine  @otte§fot)nfc^aft,  in  ber  atte§  ©tauben  an  it)n  begrünbet 
ift,  äugteid)  atö  t>a^  fräftigfte  9Kotiü  jur  'i^u^e  gettenb  gemad)t: 
„fie  roerben  fid)  uor  meinem  Sot)n  fdjeuen",  9J?t.  21,  ii7.  ®ie 
Sßürbe  besi  ©oi)ne2i  gibt  feiner  Sitte :  gebt  ©ott,  ma§  ©üttci.>  ift, 
bie  bringtid)e  51'raft. 

®arum  ,^eigt  fid)  bei  3efu§  nirgenb§  bie  ^JJeigung,  bor  '•^^0= 
tufung  jur  ^iu^e  ober  berjenigen  jum  ©tauben  eine  XHbfd)mäd)ung 


mmbi  unb  33ufte.  149 

an^uf)eften,  bamit  fie  einonber  mrf)t  ftörcn,  als  würbe  ba§ 
©lauben  erletd)tert,  wenn  bie  menfc^Iid^e  53o§f)eit  ^um  Xixi  t)er= 
^üllt  bliebe,  ober  "tik  Um!e^r  crleid)tert,  wenn  er  bie  gött(id)e 
©Ute  nirf)t  in  i^rer  ^reif)eit  unb  ©fö^e  üerfünbigte.  ^f^ur  in 
i^rer  rüctficf)t§(ofen  ^onfequen,^  unb  33oIIenbet^eit  bienen  fic^  beibe 
gegenfeitig  jum  @runb.  2:t)pifd)  ift  in  biefer  -öinfic^t  ber  2(bjd)nitt 
über  bie  53egegnung  ^^\u  mit  bem  ^eid)en,  9Jlt.  19,  16—26, 
bem  ber  (Sintritt  in  ben  ©taub  ber  23o(Ienbet^eit,  olfo  ein  oollei 
©tauben,  angeboten  rcirb,  roäfirenb  gleicfjjeitig  bie  am  9^eid)tum 
f)aftcnbe  SSerfuc^ung  unb  23erfünbigung  h\§  baf)in  erfennbar 
gemad^t  n)irb,  ba^  ber  9fteicf)e  ^um  ©ingang  in  @otte§  9?eic^  al§ 
Döllig  unfäf)ig  erfcf)eint.  Sßirb  ba§  ^öfe  bi§  bat)in  entf)üüt,  mo 
e§  un§  §ur  natürlid)en  Ülotmenbigfeit  roirb,  fo  entftet)t  5unärf)[t 
freilid^  totale  Statlofigf'eit ,  bie§  iebod)  nur  fo  lange,  al§  ber 
SJlenfd)  auf  fiel)  felber  fd)aut.  'J)er  ^u^ruf  forbert  Don  ibm 
nid)t,  ha^  er  firf)  fetbft  in  ein  neue§  SBefen  uermanble,  fonbern 
beruft  il)n  jur  Umfet)r  ju  ©ott,  ber  it)m  ben  ©l)riftu§  fenbet, 
n)elcl)er  bie  eroig  lebenbe  ©emeinbe  t)erftellt.  ®ie  ©nergie  be§ 
^u^ruf^>  roürbe  ba§  ©tauben  nur  bann  gefät)rben,  roenn  er  in 
rid)tenber  5lbfid)t  erfolgte  mit  einem  ben  ©ünber  üerfto§enben 
(5rf)lu^;  er  ift  aber  in  ^efu  SRunb  ganj  unb  gar  bie  5lufforbe^ 
rung  §ur  llmfe^r  ju  ©ott,  ^at  alfo  in  ber  bem  ©tauben  gegebenen 
33erl)ei^ung  feinen  ©d)tu^.  Unb  biefe  roürbe  it)rerfeit§  ben  ^u^= 
ruf  nur  bann  gefäl)rben,  roenn  fie  ben  ©rfolg  be§  ©tauben§  auf 
bie  ©Ute,  ©rö^e  unb  93erbienftlid)feit  be§  9J?enfd)en  grünbete; 
fie  ift  aber  bei  ^efu§  ganj  unb  gar  ^^rei§  ber  götttid)en  ©üte 
allein:  „©iner  ift  ber  ©ute",  9J^t.  19,  17.  2)arum  üolljog  fid) 
ber  5tnfd)tu^  an  it)n  um  fo  fefter,  je  ernfter  ber  9teuige  fic^  felber 
rid)tete,  roie  aud)  bie  9?eue  um  fo  ernfter  unb  erfolgreid)er  burc^= 
brad),  je  fefter  ber  ©lauben§ftanb  begrünbet  mar. 

®er  ©taube  an  3efu§  fe^t  Beugung  cor  it)m  t)orau§.  3)iefc 
fd)uf  ba§  ^u^roort,  ba§  ben,  ber  e§  anna^^m,  unter  3efu  Urteil 
ftellte,  ba§  il)n  aU  fd)ulbig  rid)tete.  '2)arum  hxad)k  'öa§  tägtid)e 
^ufommenteben  unb  bie  f^reunbfd)aft,  bie  ^efu§  feinen  @efäl)rten 
geroä^rte,  feine  ©leid)ftellung  §roif d)en  i{)m  unb  if)nen  lieroor, 
abgeftuft  etroa  burc^  größere  ober  geringere  53egabung  unb  geiftige 
älkc^t,  fonbern  il)r  3Ser^ättni§  ju  il)m  blieb,  roeil  fein  33u^= 


150      Aap.  5.    J"ie  SBorte  Sef»  "C"?!"  ben  Wlaitben  (un  ben  Si;noptifern. 

roort  fie  beugte,  jeneS  ©lauben,  ba§  ftd)  i^m  unterftellt  unb 
ganj  ergibt. 

®a^  baraug  feine  @efd)iebent)eit  üon  if)m  rourbe,  bafür 
forgte  er  burd)  bie  (Sanftmut  unb  ®emut  beffen,  ber  im  ®ienft 
ber  gött(irf)en  ©nabe  ftanb. 

^n  berjenigen  ©eftalt,  bie  ^efu§  bcm  ©laubcn  gab,  fügte 
e§  §ur  33u^e  nid)t  nur  bie  |)offnung  fiinp,  ba^  ber  ;3ünger  ber= 
einft  mit  {)ei(igem  ©eift  getauft  unb  üon  allem  53öfen  befreit  unb 
gerettet  raerbe,  fonbern  trug  unmittelbar  für  ben  gegenmärtigen 
SSerlauf  be§  inneren  Seben§  eine  roirffame  ^ilfe  in  fid),  bie  gute§ 
SBollen  fc^uf.  ^nbem  ^efu§  ben  ©laubenben  al§  ben,  ber  ben 
bergen  gebietet,  befd)reibt,  fe^t  er  it)n  über  bie  2ßelt  empor  unb 
mai)i  it)n  oon  if)r  frei ;  inbem  er  it)n  al§  bittenb  befcf)reibt,  fügt 
er  gur  @rl)abent)eit  bie  ®emut,  unb  bieg  fo,  ba^  biefe  bie  SBurjel 
üon  jener  ift.  ^aburd)  mar  ^efu  2lyiom:  raer  fid)  erniebrigt, 
roirb  ert)üt)t,  ber  inmenbigen  SebenSbemegung  a[§  reelle  a)lad)t 
eingepftanjt.  ^nbem  ber  ©laubenbe  fic^  unter  @ott  in  bie  2;iefe 
ftellt  unb  barum  in  bie  .^öl)e  gel)oben  mirb,  nid)t  burd)  fic^  felbft, 
fonbern  burd)  @ott,  ift  ber  ©egenfa^  pr  bovpelten  33erfünbigung 
gefd)affen,  in  bie  fid)  ha§  t)erl'el)rte  2;rad)ten  fpaltet.  2)ie  ^of= 
fart  ber  angemaßten  @ottgleid)l)cit  ift  erlofd)en,  ha  ber  ©laubenbe 
al§>  ber  ©mpfangenbe  oor  ®ott  ftet)t ;  nid)t  meniger  ift  aber  aud) 
bie  33erfned)tung  an  bie  Seit  get)oben,  ba  ber  ©laubenbe  über 
if)r  ftet)t. 

2)ie  Unbebingtt)eit  ber  3Serl)eißung  oerleilit  bem  jünger  ein 
unerfd)ütterlid)e§  ©elbft--  unb  ^•reil)eit§bemufjtfetn.  ©ie  ftellt  il)n 
in  ben  ^rieben.  '2)er  inmenbige  33rud),  ber  burd;  bie  ^ufiprebigt 
erjeugt  mirb,  ift  get)eilt  unb  bringt  nid)t  meljr  ein  laftenbe§ 
Dt)nmad)t§bemußtfein  l)eroor.  ®a  aber  bie  .^^eilung  im  ©lauben 
befte^t,  alfo  baburd)  gemounen  mirb,  ha^  ©otte^  ®nabe  bei  vh1»^> 
gefud)t  unb  empfangen  mirb,  fo  ftellt  fid)  ba§  im  ©lauben  bc= 
grünbete  'J\-reil)eit§=  unb  SelbftbennifUfcin  5um  ©otte^beunifjtfcin 
nid)t  mel)r  in  ©egcnfa^,  fonbern  mirb  oon  bemfelben  umfafjt 
unb  aus!  il)m  erjcugt.  ^er  SHenfd)  finbet  fid^,  nad)bem  er  fid; 
©Ott  untergeben  l)ttt,  baburd)  mieber,  baß  it)m  ®ott  burd)  ben 
(l^riftug  feine  ®nabe  gibt. 

^aljer  maren  bie  jur  33u|3C  @ebrad)teu,  meldje  O^fwS   um 


0lau6e  unb  Su^e.  151 

firf)  fammcite,  pgleidE)  bie  freubigen  ©enoffcn  be§  53räutigamg, 
bie  mit  it)m  bie  ^orf)seit  feierten,  9«t.  9,  15.  Su.  15,  22.  9]ic{)t 
eine  faftenbe,  nad)  ®otte§  @nabe  erft  nod)  ringcnbe  ©emeinbe 
entftanb  burd)  feinen  ^u^ruf,  oielme^r  ftanben  bie,  n)eld)e  ifin 
ablehnten,  ^ornig  unb  neibifc^  abfeitä  Don  feiner  ^reube,  roäf)renb 
bie,  n)eld)e  if)m  get)ord)ten,  baburrf)  ®otte§  fro{)C  ®äfte  geworben 
finb.  @teirf)5eitig  bleibt  aber  bie  ^reubigfeit  uon  fpielenbcr 
©eligfeit  unb  taumetnber  Suft  Dößig  fern,  unb  birgt  in  fi^  einen 
tiefen  ßrnft,  eben  weit  3efu§  bie  ^u^e  unb  bog  ©tauben  ju 
einer  feften  @int)eit  oerbunben  I)at.  6§  ift  aber  jur  5lbn)el)r  be§ 
53öfen  unb  jum  2:un  be§  ©uten  eine  gro^e  |)ilfe,  roenn  fid)  ßrnft 
unb  ^reubigfeit  nid)t  gegeneinanber  frf)eiben,  fonbern  fid)  n)ed)fel= 
feitig  burd)bringen. 

5lm  ©tauben  ntadjen  ot^fu  2ßorte  foroot)!  beffen  beru{)igenbe 
at§  feine  bercegenbe  ©inroirfung  auf  bie  fämtlid^en  übrigen  ^unf= 
tiüuen  fid)tbar.  @r  bringt  ^cHuf)e  in  bag  33itten,  rceit  „euer  93ater 
loei^,  wa^  it)r  bebürft",  unb  tabelt  be^t)atb  an  ^§rael  ha§  Übermaß 
be§  33eten§,  ba  biefe§  eine  ungtäubige  Surfet  I)at,  bie  ©renken 
bes  eigenen  2Biffen§  unb  Siebens  auf  ®ott  überträgt  unb  i()n 
be^^alb  burd)  bie  get)äuften  ©ebet^roorte  jur  ^ilfe  erft  aufrocdfen 
will.  @benfü  fet)r  benft  er  fid)  jeboc^  ba§  ©tauben  al^  ©rjeuger 
be^  ^ittene!  unb  tabett  ha§  ^ef)ten  be^fetben  in  ber  fonftanten 
@ebet§übung  ^^i'Oß^^^  ^fi^  f^  lieber  nur  aus!  feiner  ©lauben^= 
lofigfeit  erftärt. 

'3)er  (5d)rift  gegenüber  bewirft  ba§  ©tauben  9ftut)e,  weil  e§ 
nid)t  in  it)r  attein  bie  ^^ejeugung  ©ütte§  f)at,  fonbern  auf  ben 
(£f)riftu§  fd)aut.  '2)at)cr  falten  atte  ^ünfttic^feiten  unb  ©en)att= 
famfeiten  ber  5eitgenöffifd)en  ©d)riftforfd)ung  oom  ^üngerfrei;» 
Ocfu  ab.  ©teidjjeitig  erzeugt  e§  aber  eine  uerftärfte  ©ebunbenbeit 
an  bie  ©d)rift,  bie  baburd),  ba^  ©Ott  ben  G^riftug  fanbte,  bie 
I)öd)fte  götttid)e  '^eftätigung  ert)iett,  unb  im  ©tauben  jum  inn)en= 
bigen  33efi^  beö  9Jlenfd)en  wirb  unb  it)n  uon  innen  I)er  bewegt. 

^n  bie  9ieue  unb  ^urd)t  tegt  bas  ©tauben  bie  9iut)e,  weit 
e§  bie  ©ewipeit  ber  3Sergebung  bei  fid)  f)at,  unb  gleid)5eitig 
treibt  e§  fie  fräftig  t)eroor,  weit  oon  jeber  3Sergegenwärtigung 
©otte§  ber  eintrieb  jur  '^bwt\:)v  be§  ^öfen  au§gef)t  unb  bie  fitt= 
lid)e  3trbeit  nun  in  ber  ®ewi^t)eit  bes  t)öd)ften  ©ewinns  gefd)iet)t. 


152      Aap.  5.   2)ie  3ßorte  ^efit  ü6er  ben  Ölauben  im  ben  ©^noptifern. 

^n  bie  3Irbeit  ber  Sieöe  bringt  baS  ©tauben  bie  9ftu{)e,  raeil  eg 
5um  SGBirfen  in  einem  beutli(i)en  ©egenfa^  ftef)t,  ba  e§  fid)  auf 
©otteg  ^anbeln  ftü^t  unb  um  ^efu  %at  bittet,  jomit  nic^t  ein 
2öerf  be§  SJlenfd^en  ift  unb  nid)t  au§  ber  @rö^e  ber  menf(i)Iid)en 
©Ute  unb  bem  ©rfolg  be§  menjcf)IicE)en  ^anbe(n§  feine  ^raft 
§iet)t.  SBieberum  erzeugt  e§  bie  Siebe,  roeil  e§  ben  jünger  ber 
Siebe  (£f)rifli  Untertan  mac^t,  unb  feiner  Siebe  ha^  2ßer!  ermög= 
lid)t,  burd)  bag  fie  if)r  ©elingen  unb  bie  g^ruc^tbarfeit  finbet. 
®enn  mit  bem  ©tauben  ift  bie  ^mpoteng  get)oben,  in  bie  un§ 
ber  Ungtaube  üerfe^t.  ®em  ^offen  gibt  e§  ben  mäd)tigen  2tn= 
fto^,  ha  e§  bereite  bie  testen,  I)öd)ften  ©aben  ®otte§  ergreift, 
unb  pflanzt  it)m  gteid)jeitig  mieber  9ftul)e  ein,  meit  e§  mit  üoÜer 
®euttid)!eit  ben  S3ticf  auf  ©ott  gerid)tet  f)ätt  unb  barum  nie 
Dergeffen  fann,  ba^  er  attein  regiert. 

2(natog  üert)ätt  fid)  ba§  ©tauben  §um  ©rt'ennen.  Seit  e§ 
ha^  Urteit  unb  bie  Xai  ©ott  anheimgibt,  bringt  e§  ta^  menfc^= 
tid^e  i^'^agen  jur  9^u^e.  2)a§  eigene  9^id)tn)iffen  ftört  ben 
©taubenben  nid)t,  weit  ba§  t)etie  Sßiffen  ©otte§  feinen  9Jianget 
becEt.  3tltein  gerabe  ba§  ©tauben  bringt  aud)  mieber  bo§  ©r= 
!ennen  in  Spannung,  raeit  e§  einen  ftaren  S3tidf  in  ben  SBitten 
unb  ha^  Sßerf  beffen  bebarf,  ben  e§  at§  ben  ©eber  ber  emigen, 
uottfommenen  ©nabe  beiat)t.  ^n  berfetben  9^id)tung  üertäuft 
feine  ©inmirfung  auf  ha^  ©mpfinben.  ^efu  ©efc^id)te  bot  über= 
rcid)en  ©runb  ju  einem  mäd)tigen  ''^at^o§  in  ©d^merj  unb 
^reube.  3tu§  bem  33u^ruf  unb  bem  ^reuj  ergibt  fi^  bie  inten= 
fiöfte  ^ttage,  au§  ber  ©egenmart  be§  ^)ieid)e§  ein  unenbtid)er 
:3ubel,  unb  bag  ©tauben  errcecft  beibe  im  9Jlenfd)en,  raeit  e§  it)n 
perfi)ntid)  an  jenen  ©reigniffen  beteiligt.  &§  bringt  aber  in  ben 
2(ffett  jugleid)  bie  $Rut)e,  meit  e§  ben  ^tic!  oom  eigenen  ^d)  ii"b 
feinem  ^üt)ten  abgemanbt  t)ält,  t)in  5U  bem,  beffen  3ßort  bemabrt 
unb  beffen  ©ebot  getan  fein  roilt.  ®at)er  rüt)rt  bie  auffaltenbe 
^ut)e  im  fi)noptifc^cn  ©üangetienti)pu§,  in  bem  ber  ftarl'c  Stffoft, 
ber  bie  ©rcigniffe  unb  bie  ©rjätjlungen  begleitet,  fidj  nirgcnbä 
einen  lauten  2tu§brucf  gibt.  33ci  3ot)anne§  fann  man  bagegen 
üon  einem  mäd)tigcn  ''^att)o§  reben.  l]\\  einer  ,^citlid)en  Trennung 
beiber  ©üangelienti)pen  gibt  jebod)  biofer  llnterfdjicb  feinen  ''M- 
la^,  lücit  mir  baran  nur  bie  '2)oppell)cmogung  uor   uuig   t)aben. 


maxibt  unb  »itfee.  153 

bie  bem  ©mpfinben  burcf)  3ßfu^  gegeben  rcirb,  inbem  er  e§ 
gleirf)§eitig  in  fräftige  (Spannung  bringt  unb  bod)  roieber  jurürf^ 
brängt,  roeil  ber  9Jlenfc^  nirfjt  auf  fid)  fctbft  §urücf gebeugt,  fon= 
bern  mit  feinem  @efd)ic!  unb  ^anbeln  auf  ben  gefteüt  mirb,  an 
ben  er  glaubt. 

3lud)  ha§  58erf)ättni§  be§  @lauben§  jur  irbifd)en  3(rbeit 
{)aben  mir  un§  analog  ju  beuten,  obgleid)  bie  un§  ert)altenen 
2öorte  3efu  in  biefer  .^infid)t  nur  feine  berut)igenbe  SGßirfung 
berDorf)eben.  ^a§  Übermaß  ber  unrut)igen,  fd)mer§f)aften  ^e= 
getirung  ftö^t  c§  au§,  rid)tet  biefc  auf  ba§  9^otrcenbige,  auf  bie 
©peife  unb  ba§  0eib  unb  ben  t)eutigen  ^ag,  unb  ift  ber  '^üv- 
forge  ®otte§  für  baäfelbe  gemi^.  Slber  aud)  t)ier  bleibt  ber 
ftärt'enben  Sßirfung,  bie  ha§  ©tauben  auf  alle  ^^unftionen  übt, 
ber  9iaum  frei,  ba  ja  3efu^  au§brücf(id)  bie  5latur  jur  33er= 
anf(^aulid)ung  be§  göttlid)en  ®eben§  benü^t  t)at.  ©o  liegt  in 
ber  ®rmartung  besfelben  ber  eintrieb,  biejenigen  Crbnungen  ju 
bemaf)ren,  burd)  bie  un§  bie  ^^ürforge  @otte§  »ermittelt  roirb. 
©in  träges  .^arren  auf  ba§  2Öunber  ift  burd)  3efu  ®lauben§= 
mal)uung  niemals  gebecft.  ©o  fdjafft  ba§  ©tauben  für  ben  ganjen 
Umfang  be§  Seben§  ein  innigem  '3)urd)brungenfein  oon  Strbeit 
unb  9?uf)e,  unb  befreit  eg  baburd)  oon  allen  ma^lofen  unb  jer^ 
riffenen  ©trebungen.  ^nbem  e§  mit  bem  fragen  bes  ^o6)^§ 
Qefu  bie  9iut)e  ber  ©eele  oereint,  fomit  eine  inl)alt§üülle  9iul)e 
fd)afft,  bie  ben  @et)orfam  gegen  feine  Seitung  unb  bie  3lu§rid)= 
tung  feinet  "^ienfteg  in  fid)  fd)lie^t,  geroinnt  e§  für  ben  33eftanb 
unb  (ärfolg  unfere§  guten  9Billen§  eine  unfd)ä^bare  3Bid)tigfeit. 

5111  bieg  folgt  unmittelbar  barau§,  ba^  ba§  ©tauben  ben 
Sebengtauf  beS  ©laubenben  auf  ©otte§  unb  ®l)rifti  SBerf  grünbet, 
fo  ba^  ba§,  roa§  über  jenen  entfc^eibet,  nid)t  mel)r  fein  eigeneg 
äöoUen  unb  SSirfen  ift.  2)aburd)  ift  bem  ©laubenben  gleid)= 
Seitig  bie  befeftigte  9ftul)e  üerfd)afft  unb  ein  ^ebcn  geraät)rt,  ba§ 
3nt)alt,  33eruf  unb  5lraft  befi^t.  ®ie  ©tij^e  unb  9?iffe,  bie  ben 
©laubengftanb  ber  ©i:)nagoge  ^mifc^en  ^atali§mu§  unb  über= 
reijter  2lftion  fd)roanfen  mad)ten,   finb  l)ier  fämtlid)   abgeroef)rt. 

^ie  Söorte  ^cfu  über  ha^  ©tauben  mad)en  beutlid),  in  meld) 
intenfiüem  ©inne  t>a5  33erl)alten  be§  9JZenfd)en  mit  ©inf^tu^  be§ 
frommen  O^^'öelS  unb  feiner  eigenen  jünger  it)m  alä  ungläubig 


154      Änp-  •^-    ^ie  35>orte  tsefu  über  baö  ötauben  bei  ben  ©tjnoptifern. 

cr|rf)einen  mu^te.  @r  lebt  unter  einem  „ungläubigen  unb  uer- 
brel^ten  @e[d)tecl)t",  ba§  be§f)alb  in  oollenbeter  Df)nmarf)t  fte^t, 
in  inteüeftueüer,  moralifd)er  unb  pf)t)fifc^er  ^mpoten§.  ®iefe  D^n= 
niacf)t  überträgt  fid)  aud)  auf  i^n,  fe^t  feinem  Söirfen  bie  unüber^ 
rcinblic^e  ©dt)ranfe  unb  mac^t  ba§  ^reu^  jum  notrcenbigen  (£r= 
gebni§  be§fe(ben. 

^a^  er  mit  !(arer,  be^arrlirf)er  Überjeugung  bem  ©tauben 
bie  9Serf)ei^ung  gibt,  mu^  fid)  baran  geigen,  ha^  er  bem  Unglauben 
feine  ®abe  ebenfo  be^arrlid^  üerfagt.  '3)a^  er  e§  tat,  ift  gegen 
jeben  ^"'^if^t  9efd)ü^t.  „3t)r  ^aht  bem  Säufer  nid)t  geglaubt"; 
be§!f)alb  frf)rt)eigt  er.  @§  ift  gegen  @otte§  9^ed)t  unb  SGöitlen,  ba^ 
er  benjenigen  feine  93oümad)t  ermeife,  bie  nid)t  glauben. 

@r  l)atte  baran,  'öa^  bie  ©c^ranfe,  bie  if)m  miberftanb,  ^§rae(§ 
Unglaube  mar,  einen  ftärfenben  ^a(t,  meil  fid)  bamit  bie  3Ser= 
gebUd)!eit  feiner  3(rbeit  mit  @otte§  9ied)t  unb  SöiEen  üereint. 
^ätte  bie  Söa^r^eit  unb  @ered)tig!eit  uon  it)m  uerlangt,  e§  ^^raet 
einzuräumen,  ha^  e§  an  @ott  gläubig  fei,  fo  märe  feine  3Ser= 
merfung  jum  unerträglid)en  5trgerni§  gemorben,  für  ba§  e§  feine 
(äntrairrung  gab.  2Ulein  ©tauben,  ba§  §u  ®ott  f)ingen)enbet  ift, 
l}at  ^Irael  nid)t.  @r  mirb  nid)t  von  getreuen  SBeingärtnern  au§= 
gefto^en,  fonbern  uon  benen,  bie  gegen  if)ren  |)errn  in  ber  @m= 
pörung  fte^en.  'Se5t)alb  erfennt  ^efu§  in  feiner  ©rniebrigung  unb 
feinem  2:;obe  feinen  geraben,  notrcenbigen  SBeg. 

2(u§  ber  @Iauben§(ofigfeit  be§  9Jienfd)en  ergab  fid)  bie  gro^e 
5lufgabe  feinet  Seben§.  @r  sie{)t  fid)  uor  bem  Unglauben  be§ 
ißolfe§  jurüdE  mit  ber  flaren  @emi^t)eit,  ba^  er  i()m  nid)t  ha^ 
3eid)en,  nid)t  bie  Tladji  @otte§  entgegenfeljen  barf.  (Bx  rceid)t 
au§  ^^üMa  nad)  ©aliläa,  meid)t  au^  ©alitäa  in  bie  ®inöbe,  ner= 
birgt  bie  5Heid)§vrebigt  im  @(eid)ni§,  ueranftaltet  ba§  feierlid}e 
$^efenntni§  ber  ©einen  ^u  feinem  5^fönigtum  in  gröfjter  .^^cimlid)= 
feit,  le^nt  bie  3ßirf)^"f>-''i"^c'^ii»9  bet)arrlid)  ah  unb  gef)t  mit  bem 
abfohlten  50'?ac^tben)uf?tfein,  mie  e§  neben  uieten  anbovn  2Bovten 
bie  bem  ©tauben  gegebene  '-i>erl)eif}ung  au^brüdt,  in  ben  2:ob, 
ül)ne  jeben  !öerfuc^,  burd)  eine  'iDlad)tu)irfung  feine  ^einbe  ju 
beugen.  (5r  gibt  bie  „'»perlen  feinem  Sd)mein".  ^JCöer  bie  ©abe 
fcf)ät^t,  foU  fie  baben.  ^Hemanb  fott  it)n  uergcblid)  bitten,  aber 
aud)  niemanb  empfangen,  luas  er  nid)t  begel;vt. 


2)a§  ©eric^t  über  ben  Unglauben.  155 

^a§  Unuermögen,  9J?r.  6,  ö,  in  bem  ficf)  3cfu§  bem  Ungtauben 
gegenüber  befinbet,  pf)i)fif<i)  5u  erflären,  ift  ebenjo  blinb,  rcie  bie 
p^9ftf(f)e  ©rflärung  ber  SBirfung,  bie  ber  ©taube  ^at.  9larf)  ber= 
felben  9tegel,  narf)  welcher  ^efu§  bem  ©tauben  alle§  geroäf)rt, 
t)at  er  au(^  bem  Unglauben  atle§  Derfagt.  @§  liegt  barin  eine 
einfacfje  gro^e  ®ererf)tigfeit.  91arf)  ^efu  Stieget  finbet  ber  SJlenfrf) 
©Ott  fo,  rcie  er  if)n  fid)  benft,  gut,  wenn  er  i^m  ©üte  ^ujc^reibt, 
t)art,  wenn  er  it)n  I)art  fd)itt,  jur  ^itfe  bereit,  wenn  er  [ie  be^ 
get)rt,  untätig  ot)ne  ^ilfe,  wenn  er  auf  fie  r)ersid)tet.  ©einen 
©Ott  unb  feinen  (S^riftu§  finbet  ber  SJlenfc^.  ^aburc^  roirb  er 
al§  ^^erfon  be^anbelt,  bie  if)ren  eigenen  Söitlen  I)at  unb  t)aben  foü. 

^Jlad)  berfetben  ^)^egel  ber  ©ered)tig!eit  ift  and)  bie  3Ser= 
^ei^ung  an  bie  Siebe  geftattet.  ®em  sornigen  9)]enfc^en  oerfünbet 
^efu§  ben  gornigen  ©ott,  bem,  ber  bie  anbern  rirf)tet,  ben,  ber 
i^n  rid^tet,  bem,  ber  bie  anbern  oerbirbt,  ben,  ber  if)n  uerbirbt; 
bem  !!ßergebenben  bagegen  ben  uergebenben  ©ott,  bem,  ber  n)ot)(= 
tut,  ben,  ber  if)m  mo^Itut.  ©otte§  ^anbeln  beftätigt  ben  ^Bitten 
be§  9Jienf(^en,  roobei  bie  33erf)eifniug  an  bie  lUebe  benjenigen 
^Bitten  in§  2Iuge  fa^t,  ber  fid)  ju  ben  anbern  roenbet,  bie  !Cer= 
l^ei^ung  an  ba§  ©lauben  benjenigen,  ber  fid)  auf  ©ott  felbft  unb 
feinen  ^oten  rid^tet.  ©o  bleibt  ^t]u^  aud^  je^t,  wo  er  fie  ah- 
ftö^t,  in  ©emeinfc^aft  mit  ber  3"^^"frf)aft,  med  er  ben  |)auptfa^ 
it)rer  ^^römmigfeit :  bie  unDerbrüd)tid)e  ©citung  ber  3Sergeltung§= 
reget,  ben)af)rt.  ©ie  l)at  \id}  nid)t  getäufd)t,  menn  fie  auf  ©otteS 
©ered)tigfeit  baute:  aud)  biejeuige  ©üte  ©otte§,  n)eld)e  ^^fu^  fer= 
t'ünbigt  unb  betätigt,  ift  gerecht.  2(ber  jebe  ©pannung  5mifd)en 
\>tn  beiben  „©igenfd^aften"  ©otte§ :  ber  ©üte  unb  ber  ©erec^tig- 
feit,  mirb  oon  it)m  abgetan.  2)iefe  bebrof)t  unb  fd)mäd)t  jene 
nid)t;  bie  ©üte  ift  ivirtüd)  reine,  üoüe  ©üte,  eine  ©d)ä^ung  beö 
9)ienfd)en,  bie  it)m  mit  ganjem  Siüen  aüe§  gibt,  unb  bes^alb 
"üa^  unbebingte  ©tauben  begrünbet  unb  ert)ört. 

©et)en  im  yjlenfc^en  53u^e  unb  ©lauben  in  eine  fid)  un= 
lö^lid)  uerbinbenbe  ©ini^eit  jufammen,  fo  treten  aud)  im  ©otteö- 
bilb  9'?ed)t  unb  ©nabe  au§  i^rer  einanber  feinblid)  n)iberftre= 
benben  ©pannung  I)erau§. 

®en  SCßillen  ©otte§,  bem  ©lauben  ju  geben,  n)a§  eg  glaubt, 
unb  barum  bem  Unglauben  ju  oerfagen,  wa§  er  nidjt  ober  nur 


156      ^op.  5.   Sie  SBorte  ^efu  üBer  ben  0lau6eii  bei  bcn  ©^noptifern. 

in  ^offart  6cget)rt  an§  roelcfiem  fid)  für  ^efu§  bie  S^totraenbigfeit 
bc§  ^reu^eS  ergab,  I)at  er  al§  @erec^tig!eit  gepriefen.  3efu§ 
offenbart  @otte§  @ererf)ttg!ett  in  feinem  S^reu^eSroeg  jo,  ba^  biefer 
bem  ©laubenben  feine  gange  ©nabe  gibt,  bem  Ungläubigen  fie 
uerfagt.  ^) 

Stieben  benjenigen  SBorten  ^efu  über  "öa^  ©tauben,  n)etd)e 
biefe§  p  befonberen  ©riebniffen  in  ^e§iet)ung  fe^en,  gibt  e§  int 
fi)noptifd)en  ^erid)t  aud)  no(^  einige,  n)elct)e  ^§  auf  fein  umfaffenbeg 
unb  e§rf)atoIogif^e§  Qki  fjinroenben.  ®iefe  finb  mit  jenen  be§= 
f)alb  innerlirf)  cerbunben,  meil  aucf)  jene  bie  perfön(irf)e  23er= 
bunbent)eit  mit  it)m  begrünben,  bie  feine  meffianifrf)e  ©enbung 
mit  umfaßt.  @§  bleibt  bod)  für  ben  fr)noptifd)en  ^erid)t  d)arat'= 
teriftifd),  ba^  biefe  gmeite  ©ruppe  t)on  3Borten  über  'i)a§>  ©tauben 
nid)t  umfangreid)  ift. 

2)urd)  5al)treid)e  ©nomen  merben  ben  Jüngern  2lufgaben 
geftellt,  bie  nur  burd)  bie  intenfiofte  Betätigung  be§  @tauben§ 
möglich  finb,  ot)ne  ba^  ba^fetbe  al§  bie  notraenbige  3Bur§et  be§ 
@an§en  befonber§  genannt  märe.  SBenn  bie  Siebe,  bie  er  forbert, 
auf  'Siadjz  unb  3Sergeltung  t)er§ic^tet  unb  bie  I)ierin  begrünbete 
3ßiÜig!eit  jum  Seiben  unbegrenzt  fein  folt,  fo  !ann  fie  bie§  nur 
burd^  bie  ^uoerfidjt  rcerben,  ba^  @ott  ba§  9ied)t  fd)irmt  unb 
ba§  @erid)t  uermaltet,  meStjalb  burd)  unfern  33er§id)t  auf  ha^-- 
felbe  nid)t§  Unred)te§  entftet)en  fann.  ^)  %k  2lblöfung  ber  ^röm^ 
migfeit  oon  jeber  9'iü(ffid)t  auf  bie  SRenfdjen  fe^t  eine  fräftige 
®(auben§fteltung  üoraug,  bie  ben  So{)n  be§  verborgenen  ®ottc§ 
^öt)er  fd)ä^t,  at§  ma§  fofort  Im  ben  9J?enfd)en  ju  geminnen  ift. 
^ic  Siegel  für  bie  SSermattung  be§  9fteic^tum§,  ba^  er  gum  @e= 
roinn  eine§  Qd)a^i§  bei  ®ott  gebraud)t  rcerben  foK,  oertangt 
oom  jünger,   ba|3   il^m  ®otte§  ®nabe  über  alle§   gelte,    ^ie 

*)  SRöm.  1,  17  imb  18  ift  eine  vMlu}  fovvefte  3lii!?fn(-(e  itber  ^sefit  'ülMlIoii 
unb  aCüort. 

')  (SbcnfofcOr  ift  nucf)  bie  eiitiie(icniiefelUe  l'UeUitioii  .^ii  beacliteii ,  in  bev 
2Kt.  5, 38— 48  jum  (Miaiibeii  ftefjt,  baf?  ncinilicl)  jene  iSoU'ftlofijifeit  bec>  X'iebeniJ, 
bie  ouf  aUei  .Raffen  üer}ict)tet  l)ai,  al«(  i?ornu(Sfcttinui  für  ba<()el6e  uneutbel)vlicl) 
ift.  ',"^cbe  jyerfteifuufl  beö  ,ocl)ö,  bnvi  iju  .Honipf  fiiv  fein  :')lecl)t  jnnt  .'paffen  nnb 
übcitun  Donuärtg  flcl)t,  ergibt  Unfdljiflfeit  snm  CiHanben.  'iMn  fann  nicfit  tu 
ber  i{<eibunbenl)eit  mit  bev  fliJttlicljcn  cynabe  nnb  (Slniftiiö  fteljen,  unllireiib  ntnn 
jjleidjjcitiß  l)n^t. 


2;er  auf  bie  legten  Singe  gerichtete  &lauic.  157 

9Jiai)nung  jum  Sitten  fämpft  au§briidflid)  gegen  üerjagte  unb 
argn)ü^ntfd)e  ©ebanfen,  bie  ©otteg  Sßidigfeit  pm  (3ibQn  hi- 
Sraeifetn,  jeboc^  of)ne  hafi  ber  ©taube  befonber§  atg  ba^  genannt 
wäre,  wa§  bie  Sföiltigfeit  unb  ^äf)igfeit  §um  33itten  erzeugt, 
9Jlt.  7,  7— 11.  ®ie  Berufung  ber  jünger  jum  ®ienft  ^efu  jä^tt 
ha^  Tiaxtijvium  ju  i^rer  2(ufgabc  unb  mad)t  bie  Söfung  von 
alten  irbifc{)en  ^43ert)ättniffen  gu  if)rer  ftetigen  ^ftirf)t.  ^a§  ift 
bie  2;at  be§  @tauben§,  unb  ^e|u§  ftettt  aud)  bie  i^n  begrünbenben 
^aftoren  tjeroor:  @ütte§  attmäd)tigen  Sc^u^  unb  ben  Söert  ber 
@emeinfcf)aft  (£t)rifti  mit  i^nen,  bie  er  auc^  cor  feinem  SSater 
betätigen  mirb,  boct)  üt)ne  ba^  bie  ®tauben§maf)nung  al§  fülrf)e 
t)erüortritt.  2)ie  ^reit)eit,  ju  ber  3^!"^  bie  jünger  im  ©ebraudf) 
ber  mofaifd)en  Orbnungen  anleitet,  beruht  auf  bem  ©tauben. 
9^ur  in  ibm  wiffen  fie  fid)  al§  bie  ©ül)ne  ©otte§  unb  barum 
uon  ber  ©teuer  frei,  unb  in  ^ef"  ^^^äl)^  auf  l^eiligem  ©runb,  fo 
ha^  "öa^  ©abbatgebot  für  fie  fo  menig  al§  für  bie  ^^riefter  gilt ; 
aber  bie  Se5icl)ung  ber  ?5reil)eit  jum  ©tauben  mirb  nid)t  lel)r= 
f)aft  bargeftellt. 

©benfo  nac^brüdlid)  wie  ba§  ©tauben  roirb  ba§  Sefennen  al§ 
ba§  genannt,  mag  ben  bleibenben  2lnfd)lu^  ber  jünger  an  ^i\u^ 
begrünbet,  nid)t  nur  in  ber  ©nome  3}t.  10,  32,  fonbern  and) 
9Jit.  16,  16.  äßie  in  ber  erften  ©ruppe  oon  SBorten  ^^\u,  bie 
ba§  ©tauben  in  bie  fonfreten  Situationen  be§  ^üng^i^^  l)inein= 
fe^t,  ber  ©ebanfe  fofort  gum  S3itten  unb  2öir!en  f)inübergef)t, 
fo  ift  aud)  t)ier  nid)t  nur  ber  inrcenbige  ^nfl^^^b,  fonbern  beffen 
5lu^erung  in  einem  beftimmten  2lft  atö  u)id)tig  betont.  '3)arum 
mirb  jene  ©tunbe  al§  entfd)eibenb  l^eroorgetioben,  in  n)eld)er 
;3efu§  ha§>  Sefenntnig  ju  feiner  9)leffianität  oon  feinen  Jüngern 
»erlangt  unb  erhalten  ^at.  9J?it  biefem  gewinnt  haB  ©tauben 
biejenige  3Sollenbung,  bie  it)m  bie  (3ah^  ^efu  oerfd)afft.  ^ür 
ben,  ber  fid)  gu  it)m  befennt,  mai^t  er  feine  ©emeinfd)aft  mit 
il)m  üor  bem  Später  geltenb,  unb  bem  befennenben  '»^etrug  Der= 
leit)t  er  ba§  Slpoftelamt  mit  feiner  gan§en  ^errlid)leit.  ^)  ^amit 
finb  alle  3Borte  üerroanbt,  bie  haB,  ma^  bie  jünger  empfangen 
ober  tun,  au§  bem  S^lamen  ^efu  ableiten,  ba  bie  S^lennung  be§ 

*)  2)aö  ÖJegenftücf  I)ieju  ift  bev  9iad[)bntct",  ber  auf  bag  S^erleugnen  fällt 


158      Änp.  5.   2)te  SBorte  ^efu  über  ben  ©{anben  bei  ben  Spnoptifent. 

9^amen§  pm  ^i^ed  be§  33e!enntntff e§ ,  ber  SSerfünbigung  unb 
5Inrufung  gefrf)ief)t.  ^abei  {)at  ^efu§  aber  jebe  formeIf)afte, 
t)eräu^erlid)tc  SSerroenbung  bc§  S8efenntniffe§  fd)lecf)tt)in  ju  r)er= 
Ijinbern  geraupt. 

darauf,  ha^  ber  ©ebrauc^  be§  @Iaitben§begriff§  bann,  wenn 
ba§  (e^te,  meffiamfd)e  3tel  i^cfu  in  ?^-rage  fommt,  im  ^enrf)t 
be§  9Jiattt)äu§  über  ^efu  Söort  unb  3öeg  fparjam  ift,  wirft  an 
erfter  ©teile  ba§  felbftänbige,  in  firf)  begriinbete  ^ntereffe  am 
5lampf  3efu  gegen  bie  ©ünbe  ein.  tiefer  trifft  aurf)  ^§raet§ 
©tauben,  fo  "ba^  er  ©tauben  gegen  ©tauben  ftetten  unb  bie 
^^iflanjung  be§  üon  if)m  gemottten  @tauben§  nur  burd)  bie  @nt= 
muraetung  eine§  anberen  ©taubeng  beroirt'en  fann,  iDetd^eS  feine 
Umgebung  für  rein  unb  töbtid)  ^ätt.  ®ag  33u^n)ort  erfiätt  barum 
in  ber  Arbeit  ^e\u  bie  erfte  ©tette  famt  feinem  pofitiüen  ßiet, 
ber  2tnteitung  gur  Siebe,  unb  bie  Unterraeifung  über  ha§  ©tauben 
äiet)t  fid)  au§  ber  öffenttid}en  ^:prebigt  in  ben  feetforgertid)en  i>er= 
fe^r  mit  ben  ein§etnen  prüdf.  ^ugteic^  bringt  fid)  babur^  bie 
uüd)terne,  befonnene  Gattung  ^efu,  bie  ha§  ©tauben  at§  ©eroi^= 
t)eit  bei  ber  gefd)auten,  ertebten  Zat  ©otte§  feftt)ätt,  jur  ©ettung. 
®arum  wirb  mit  benen,  bie  mit  ifjrer  9^ot  ^u  it)m  fommen,  üom 
©tauben  gefprod)en,  meit  an  ber  begef)rten  unb  ertebten  |)itfe 
it)r  ©tauben  ha^,  t)at,  ma§  e§,  um  ©en)i^t)eit  su  fein,  bebarf,  bie§ 
um  fo  mel^r,  roeit  fie  fein  äußeres  33anb  mit  Oefn§  in  S^erbin^ 
bung  ^tt,  ^a  ber  ©intritt  in  ben  ^üngerfreig  unb  bie  33egleitung 
3efu  it)nen  nidjt  offen  ift.  .C^ier  mu^  atfo  oon  bem  gcvebet 
werben,  mag  fie  inmenbig  mit  it)m  in  '-öerbinbung  fel^t.  .)>anbett 
c§  fid)  bagegen  um  feine  unioerfate,  in  bie  ©§d)atotogie  I)inüber= 
reid)enbe  3tufgabe,  rca§  ©otte§  fönigtid)e§  Sßatten  in  fid;  fd)tief5e, 
unb  in  metd)er  3Öeife  O^f»  3}]effianität  fic^  offenbare,  fo  luirb 
ber  ©taubengbegriff  5urücfgcf)atten ,  mcit  bamit  ba§  jetjt  noc^ 
oerborgene  ©ef)cimni§  berührt  ift.  %k  ©rmartung  beö  5{ommenbcn 
ift  .C>offnung,  bie  oon  ber  ©emi^f^eit  be§  ©taubeng  unter= 
fd)ieben  mirb. 

^ef)rrcic^  ift  in  biefer  .Oinfid)t  :>fu  Urteil  über  ^^vatU 
i^cr()attcn  gegen  ben  Käufer,  ba§  ,yuifd)en  benen,  bie  it)m  glaubten, 
unb  benen,  bie  it)m  nid)t  glaubten,  fd)eibet  (ugl.  ©.  .st)),  mobei 
and)  l)ier  auf  bie  religib|e  iüeftimmtljeit  beö  ©laubenö,  feine  .)aev- 


Sei-  auf  bie  (e^ten  2)inge  gerid^tete  ©laitbe.  159 

fünft  au§  bem  @otte§bcn)u§tfein ,  narf)brücf(irf)  t)tngen3tefen  ift. 
©oiüie  feftftef)t,  ha^  bie  2:aufc  „au§  bem  ^itnmcl"  roar  unb 
it)nen  in  @otte§  2(uftrag  angeboten  raurbe,  jo  ergibt  firf)  fofort 
ber  @lauben§anfprurf)  mit  unabn)ei§Urf)er  Äraft.  ^a  aber  3efu 
3ßerf  nirf)t  weniger  au§  bem  .^immel  ift,  ai§  ba§  be§  2:äufer§, 
l^aftet  an  bemfelben  bie  Berufung  pm  ©tauben  ebenfo  unmittel^ 
bar,  fo  ba^  firf)  aurf)  it)m  gegenüber  3§rae(  in  bie  beiben  ©ruppen 
teilt,  in  bie,  n)etrf)e  i^m  glaubten,  unb  bie,  \v^^d)^  i^m  nirf)t 
glaubten,  unb  aurf)  an  il)nen  erfüllt  fic^  it)r  ©laube  unb  bringt 
ba§  Himmelreich  benen,  hu  e§  non  ^efuS  ermarten.  3(llein  au§= 
gefprorf)en  wirb  bie§  nirf)t.  @§  bleibt  bem  ^örer  überlaffen,  fi^ 
beutlirf)  5U  ma(^en,  ma§  ber  ©laube  ober  Unglaube,  ben  er  in 
feinem  ^43ert)alten  ju  ^efu§  betätigt,  für  it)n  bebeuten  rcirb. 

SBä^renb  oom  ©tauben  ber  3Ipoftel  bei  9J?att^äuö  nur  ba 
bie  Siebe  ift,  mo  e§  it)nen  fet)lt,  erl)alten  bie  Steinen,  für  bie 
3efuä  eintritt,  it)r  SJZerfmal  barin,  „ba^  fie  an  mirf)  glauben," 
9Ht.  18,  G.  mv.  9,  42.  ^n  biefer  borf)  n)oi)l  geroollten  ^Intitbefe 
prägt  firf)  au§,  mie  forgfältig  9Jlattt)äu§  ba§  ©tauben  baoor 
frf)ü^t,  ba^  e§  firf)  in  tlberl)ebung  ummanble.  i)\\d)i  bei  benen 
rebet  fein  6:l)riftu§  uom  ©tauben,  bei  benen  wir  juerft  non  biefem 
fprec^en,  fonbern  bei  benen,  an  n)elrf)en  mir  bo§felbe  überfet)en. 

®en  „©ro^en",  bie  firf)  felbft  ert)öl)en,  frf)einen  bie  5{leinen 
t)erörf)tlirf) ,  mesit)alb  fie  firf)  aurf)  md)t  fürrf)ten,  an  il)nen  al§ 
3Serfül)rer  ju  l)anbeln.  ^efu§  erflärt  ba§  für  einen  Eingriff  auf 
it)n  felbft;  er  mac^t  firf)  mit  ben  5lleinen  folibarifd).  2öer  fie 
nerbirbt,  ift  fein  ^y^inb,  unb  er  rärf)t  il)ren  Sturj;  benn  ba^  auf 
i^n  i^r  ©tauben  gerichtet  ift,  t>a^  gibt  i^nen  in  feinen  3(ugen 
3öert.  Söeil  er  i^re  Hoffnung,  il)r  Stroft,  il)re  3"oerfirf)t  ift, 
mirb  ha^  Söfe,  ha§  il)nen  beigebracl)t  mirb,  üon  ^^f"^  geräd)t 
unb  bie  3öot)ltat,  bie  i^nen  erroiefen  mirb,  oon  it)m  oergolten, 
ba  fie  il)m  felbft  getan  ift.  3lurf)  mit  biefem  SCBort  ift  bem 
©lauben  bie  abfolute  3Serl)ei^ung  gegeben,  meit  oon  it)m  gefagt 
ift,  baf5  e§  eine  totale  !i>erbunbenl)eit  3efu  i^it  bem  ©laubenben 
begrünbe,  !raft  bereu  er  feine  ©otteg=  unb  ^eilanb^mac^t  für 
i^n  mirffam  marf)t,  unb  bie§  ol)ne  Siürffid^t  auf  feine  eigene 
^eiftung5ifäl)igfeit,  aurf)  bann,  menn  er  nur  ju  ben  kleinen  get)ört. 

3lt)nlirf)  rebet  ^efu§  §u  ^13etru§  oom  ©tauben,  fiu.  22,  31.  32. 


160      Si(iP-  5.   Sie  SEßorte  ^ef«  über  ben  ©lauben  bei  ben  ©pnoptifern. 

3Ba§  bie  ^üns^^  i"  ^er  ^^affion  erfa{)rcn,  gleicht  bem  @efd)üttelt= 
roerben  be§  SBetseng  im  (Sieb;  benn  mm  rairb  offenbar,  ma§ 
©preu  ift  ober  eci^teS  5?orn.  ®iefe  Erprobung  berfelben  !)at 
einen  jenfeitigen  ^intergrunb ;  ber  bie  ^^rüfung  ^JSeranlaffenbe  ift 
ber  Satan.  @r  t)at  bie  @c^tf)eit  i^vzx  ;3üngerfd)aft  in  ^^rage 
gefteüt,  ^at  feine  2tn!tage  auf  fie  geworfen ,  unb  ftatt  @otte§ 
©nabe  feine  @ered)tig!eit,  bie  an  allen  unparteiifd)  ba§  9?e(i)t  üoII= 
äief)t,  roiber  fie  angerufen,  bamit  fie  fiel)  fetbft  übertaffen  feien 
unb  3u  %aU  fommen.  ^ie  ®efat)r,  in  ber  ^etru§  ftet)t,  ift  für 
it)n  überraunben,  rcenn  fein  ©tauben  nicf)t  aufhört.  9luf  bie 
©r^aÜung  feineg  ©laubeng  riciitet  fidf)  bie  fürbittenbe  ©orge  ^efu, 
auf  feine  ^efeitigung  ber  SÖßille  be§  ©atan§.  ^)  ©o  brel)t  fic^  ber 
tampf  um  ba§  ©lauben,  meit  e§  ^etru§  in  ber  ©emeinfc^aft 
mit  ^efu§  er:^ött.  ®ie  9lät)e  be§  ^IreujeS  legt  bier  auf  baä 
STrauen  einen  ftarfen  9fia(^bruct.  9iur  burc^  biefeB  roirb  e§  bem 
jünger  möglid),  ben  ®af)ingegebenen  unb  ©efreu^igten  bennod) 
a(§  ben  (X^riftu§  §u  bejaf)en.  ^iefe§  Strauen  ift  aud)  t)ier  in  einem 
ungeteilten  ^ft  auf  @ott  unb  3efu§  Sugleic^  geraanbt.  Über  bem 
fterbenben  ©t)riftu§  ftet)t  ber  ben  ©tjriftug  in  h^n  Xoh  gebenbc 
©Ott.  SBirb  "üa^  93ertrauen  an  3ßfu§  iiTe,  bann  auc^  an  bem 
©Ott,  ber  if)n  fterben  lä^t;  ^ält  ber  jünger  bagegen  am  ©efreujigten 
al§  am  ©f)riftu§  feft,  fo  !ann  er  bie§  nur  baburrf),  ha^  fein 
33ertrauen  ju  ©ott  nicf)t  brid)t.  ^) 

2)ie  ©teüe  fa^t  jeborf)  nicf)t  blo^  biejenige  @rfrf)ioerung  be§ 
©laubcn§  in§  5(uge,  bie  in  ber  ^]5affion  ^^fu  für  aüe  jünger 

*)  3"'"  ^emüljen  beä  Satauö,  bag  Wlauben  511  uerl)inbern,  «(}(.  2n.  8, 12. 

')  6g  ift  nicf)t  bebeiitimcjgtoö,  ba^,  n)äf)venb  bie  ©pnoptifer  fonft  md)t 
öom  (5jfau6en  beö  ^yolfciJ  au  Scfu«  [pvecl)en,  unter  beut  .^reuj  ([e^(X(\t  lüirb :  [teilte 
Oerab,  bamit  luir  bir  fltnubeu,  3){t.  27,  42.  'Mr.  15,  32.  [Jiie  '^Hifftou  ^iebt  bcii 
Wlaubeuöbertriff  (jerbci.  '^cnn  bamit,  bafj  er  ^ericbtet  uub  ucriiichtet  mirb,  ift 
ba«  Jyertraueu  ju  i[)m  uub  bamit  jebe  Wemeiu)d)aft  \\nt>  jeber  C'k'l^orfam  iljm 
flcgcnüber  jcrftbrt,  uub  eg  roirb  barum  cuöbrütflid)  barauf  refleftiert,  roie  er  c^ 
n)of)l  roieber  f;erfteUcu  !5uute.  9(ucf)  ber  Wefleufal»,  iu  iueld)eu  ber  Spott  ju 
bem,  loa«  l^efuö  tat,  geftellt  ift,  ift  iutereffaut.  (S"iue  lat,  burd)  bie  er  fid) 
felbft  rettete,  uub  mrtre  ev5  aud)  nur  bie*,  menu  er  fid)  jet\t  au<S  foiiu'r  Vai^o 
befreien  föiuite,  erfd)icne  i[;nen  al«i  ein  iiberu>rtltirteuber  (Mlauben»>örunb ;  feitu' 
laten,  bie  in  Wotted  (Mnabc  rourjeltcu,  ^lalten  il)nen  baflcrten  nirf)tä.  ©0  fdjreibt 
nur,  roer  ben  „•^ufauuneuljaufl  ,Müi)rf)en  ber  iöufje  unb  bem  (Glauben,  vuifd)ou 
ber  cfloiftifdjcn  lenbenj  uub  bem  Unglauben  flar  burd)id)aut. 


Ser  auf  bie  legten  3)inge  gerid^tete  ©laubc.  161 

g(cid)mä^ig  entf)altcn  ift,  fonbern  hlidt  auf  bie  befonbcre  ©efa^r, 
in  ber  ^ctru§  burc^  feine  SSerleugmmg  ftet)t.  ©ein  ©laube  ^ot 
nicf)t  nur  bie  ^ataftrop^e,  bie  über  O^fu^  ergef)t,  fonbern  auc^ 
feinen  eignen  '^aü  su  überrainben,  mu^  nid)t  nur  über  @otte§ 
Urteil,  ba§  ^t\\i§  in  ben  Sob  gibt,  fonbern  aud)  über  bie  ©clbft^ 
uerurteifung  ()inübergreifen,  burd)  bie  er  firf)  felbft  non  ;3efu§ 
fd^eibet,  ireit  er  it)n  nerleugnet  ^at.  ©o  wirb  für  i^n  bie 
3^rage,  ob  er  nod)  im  ftanbe  fei,  5U  3ßfu§  ci"  ungebrod)ene§ 
3Sertrauen  ju  ()aben,  befonber§  ernft.  ^i\u§  bietet  i{)m  f)ie§u 
eine  t'räftige  ^^ilfe,  inbem  er  i()m  mit  bem  ftaren  ^(irf  auf  feine 
^Verleugnung  eine  @üte  erioeift,  bie  il)m  biefelbe  fd)on  je^t  üer= 
geben  t)at  unb  i^n  tro^  berfetben  in  feiner  ©emeinfd)aft  er{)ä(t. 
biefelbe  geroinnt  it)re  f)eilige  Stiefe  baburd^,  baj?  fie  fid)  it)ren 
©runb  auSbrürflid)  im  @ebet§üerfe{)r  ^ef"  niit  ©ott  gibt,  fo 
ba^  i()re  @inf)eit  mit  @otte§  Söittcn  offenbar  ift.  5(n  ber  ©nabe 
(Jfirifti,  bie  it)n  nid^t  falten  tä^t,  t)ielmel)r  i{)m  bie  ®nabe  be§ 
'i^aterg  ermirbt,  geminnt  ^^etru§  jenes  ©tauben,  ba§  nid)t  erftirbt. 
^ie  ^reujigung  bebeutete  für  bie  jünger  3unäd)ft  basi  @nbc 
if)res!  ©tauben^.  „Unoerftänbig  unb  langfam  t)on  l^erjen,  ju 
glauben  um  all  beffen  millen,  wa§  bie  ^ropt)eten  gerebet  baben," 
^ei^en  fie  ,^u.  24,  25.  2luc^  an  biefem  ©nbe  beSfelben  jeigt  fic^, 
mie  nüd)tern  e§  auf  ben  2:atbeftanb,  ben  fie  an  O^fu^  faben, 
gegrünbet  mar,  unb  wie  ftreng  e§  alB  perfönli^e  SSerbunbenbeit 
mit  3^f«§  awf  if)"  gerichtet  ift.  ^efu  eigene^  ©efd)irf  ift  für 
t>a^-'  ®lanhin  'i)a§  (5ntfd)eibenbe,  eben  rceil  eS  i^m  erroiefen  mirb. 
3)a  man  fid^  auf  einen  2:oten  nidf)t  uerlaffen,  unb  nid)t  ermarten 
fann,  ba^  er  in  ©emeinfdf)aft  mit  un§  ftelie  unb  Siebe  unb  ©abc 
üon  il)m  ausgebe,  enbet  ba§  ©tauben  mit  ^i^n  Xoh.  ®ap 
fommt  freilid)  aud)  bie  befonbere  3lrt,  mie  er  als  üon  ^S^^ael 
üermorfen  unb  oon  ©ott  üerlaffen  ftirbt,  unb  bie  gemaltige 
Spannung,  bie  §raifdE)en  ber  meffianifd^en  ©enbung  ^e\u  unb 
feinem  Streng  beftet)t.  ®er  ©ebanfe  bleibt  ben  Jüngern  uöllig 
fern:  baS  ©tauben  fonnte  fiel)  unabhängig  uon  bem,  roaS  3^fu§ 
felber  fei,  non  innen  l)er  fraft  feiner  eigenen  feelifd)en  Sebenbigfeit 
er'^alten.  2Öeil  eS  feinen  ©runb  an  bem  l)at,  rca§  ^e\u§  ift, 
verfällt  e§,  fomie  er  ibnen  al§  S^oter  gilt.  ^n^^if^I^oS  beurteilt 
^efuS  biefeS  ©rlöfd)en  beSfelben  als  ©c^ulb,  raeil  fie  an  it)m  oor 

(Sd)lattcr,  2)cr  ©lauee  im  9J.  2:cft.  11 


162      ^(ip-  5-   Sie  SBorte  ^cfu  iUiev  ben  ©lantien  bei  ben  6i;noptifevn. 

2lugen  l^atten,  ha%  er  auö)  auf  bem  ^reu§e§Tt)eg  an  feiner  ©enbung 
feft{)ielt  unb  jenen  in  biefe  ai§  t)a§  9}littet,  burd)  n)etd)e§  if)n  @ott 
gum  ®t)riftu§  macf)t,  einorbnete.  ®arum  üerroeift  fie  aud)  ba§ 
2;abe(jt)ort  über  it)ren  Unglauben  auf  bie  it)nen  in  ber  (Srf)rift 
gegebene  SSegeugung  be§  göttlicf)en  äBitleng,  rceit  biefe  e§  it)nen 
ermöglid)t  f)ätte,  ba§  ©terben  3ßfu  ni(^t  al§  ba§  @nbe,  fonbern 
al§  bie  3lu§ridf)tung  feine§  meffianif(i)en  2lmt§  p  üerfte!)en.  ®arunt 
berceift  auc^  ber  ^^i^fölt  ^t)re§  @Iauben§  nid)t,  ba^  fie  bisher  fein 
fot(i)e§  gehabt  t)otten;  biefer  föUt  unter  ben  begriff  „S^leingläubigfeit". 
2lud)  bann,  raenn  über  bie  ^affion  f)inau§  auf  jene  3^^* 
gefe^en  roirb,  rco  3efu§  für  bie  jünger  in  bie  Unfic^tbar!eit 
nerfe^t  ift,  tritt  ber  @lauben§begriff  naturgemäß  f)erDor,  rceil 
il^re  3Serbunbent)eit  mit  if)m  bann  einzig  im  ©lauben  beftef)t.  ^) 
i^n  biefem  3ufammenf)ang  rcirb  £u.  18,  8  non  if)m  gefprod)en. 
:3efu§  f)eißt  bie  jünger  um  fein  kommen  pm  2So%ig  ber  rii^ter* 
Iid)en  ^unftion  bitten  unb  t)erfpridt)t  ii)mn,  baß  ber  äöiöe  jur 
ri^ter(id)en  Xat,  bie  ben  ©einen  bie  noKe  ©rlöfung  bringt,  in 
©Ott  lebenbig  fei,  n)e§{)alb  if)re  ^itte  „rafc|"  bie  ©r^örung  finbe. 
3lber  ber  ^ereitmittigfeit  ®otte§  jur  enbgültigen  ©rlijfung  tritt 
ber  ^lic!  auf  hk  ©eftaltung  ber  ®inge  auf  @rben  befdjränfenb 
entgegen:  rairb  fid)  f)ier  ©taube  finben?  jener  ©taube,  ber  bie 
SSorau^fe^ung  §u  jenem  unermüblid)en  unb  überzeugten  Sitten 
ift?  :^m  .^immel  ift  ber  gered)te  S^tic^ter  bereit,  feine  |)ilfe  mäd)tig 
ju  offenbaren;  aber  mo  finb  auf  ©rben  biejenigen,  bie  fid^  an 
if)n  rcenben  unb  §uüerfid)tli(^  feine  ridjtenbe  ^at  anrufen  V  Sirb 
nun  ba§  „5lommen  be§  aJlenfd)enfoI)n§"  auf  bie  '»parufie  belogen, 
f 0  fagt  :[ycfu§ :  er  werbe  bei  feinem  neuen  kommen  biefen  ©tauben, 
ju  bem  er  mal)nt,  fd)iDerIic^  novfinben,  atfo  unerwartet  unb 
ungebeten  t'ommen,  unb  e§  entfprädje  biefem  ©ebanfen,  baß  bie 
gerid^tlidje  ©eite  feine§  ^ommen§  für  bie  9iebe  im  SSorbergrunbe 
fte^t,  17,  26  ff.  ;^ft  bagegen  in  bem  2öort  an  ba§  (Srgebni§ 
gcbad)t,  ba§  feine  irbifd)e  ©egenmart  l)abeu  mirb,  fo  ift  gefagt, 
ta^,  fatig  it)m  jeljt  ©tauben  erliefen  mürbe,  bicfer  ben  3:rieb 

'j  iUucl)  flu-  mt.  17,  20  ift  cS  üoii  Süclauj:!,  baf»  bie  oüunev  in  ber  XHb^ 
jücfeiiljcit  Jiefu  fllniibcnSlog  finb.  Sßcnn  er  ferne  ift  unb  mau  i()n  nid)t  lueOv 
ftcl)t,  bnnu  crOrtH  bie  Wlaubcnöfrntu'  ifnc»  (^nift.  ^Jtitd)  m.  21,  21  ift  m-- 
fc^tcbtituort. 


35er  auf  bte  legten  Xxno,^  (\evi<i)kU  &lanbe.  163 

unb  bie  ^efäf)igung  p  einem  Sitten  bei  fid)  l)äik,  ha§  juoer^ 
fic^tlic^  bie  abfd)(ie^enbe  %at  ®otte§  anrufen  würbe,  bie  fid)  ja 
burrf)  3efii  Tieue  ©egenraart  r)otI§ief)en  n)irb.  Söeil  i^m  aber, 
obn)üI)l  er  gefommen  ift,  ber  Glaube  oerfagt  roirb  unb  nod)  mef)r 
oerrceigert  werben  rairb,  narf)bem  feine  fidjtbare  ©egeniuart  it)r 
@nbe  gefunben  l)at,  fef)(t  e§  aud)  an  jenem  Sitten,  p  bem  ^efu 
@leid)ni§  mai)nt  '3)ie  ©teile  mad)t  jebenfaüg  beutlid),  mie  ber 
raei^fagenbe  3nf)ölt  be§  2öorte§  ^t\n  bem  ©tauben  eine  neue 
2Sert)ei^ung  unb  eine  neue  Stufgabe  fteltt.  ^ie  rid)tcnbe  unb 
barum  befreienbe  Offenbarung  @otte§  ift  erft  nod)  fünftig,  mu^ 
atfü  erwartet  werben  unb  will  erbeten  fein,  wäl)renb  bod)  ba§ 
©rwartete  l)ier  bie  ©rö^e  einer  bie  SÖBelt  umfaffenben  5Rad)t= 
wirfung  ^at  unb  bie  Sitte  aud)  nid)t  fofort  i!^re  ©rprung  finbet, 
fonbern  bem  ^bgern  ®otte§  gegenüber  anf)altenb  bleiben  mu^, 
unter  bem  ®rud  unb  in  ber  2(ngft  ber  ^^elt,  o^ne  bafj  ber 
®f)riftu§  fic^tbar  gegenwärtig  ift.  9]ur  ein  fraftooll  über  bie 
Sßelt  ^inau§greifenbe§,  an  @ott  un^  Kl)riftu§  bängenbeS  Vertrauen 
i)äit  in  biefer  Sage  bie  (Erwartung  aufred)t,  fo  ha^  fie  bie  ^'raft 
unb  ^eftigfeit  jum  Sitten  ijat 

Ä  inwenbige  nnbebingtl)eit  be§  @lauben§  jeigt  fid)  aud) 
in  biefem  |]ufamment)ang  baburd^,  ba^  er  ^ier  mit  berjenigen 
Segriprei^e  uerbunben  ift,  bie  fonft  üon  ben  intenfiuften  @r= 
fd)ütterungen  begleitet  ift  unb  "öaB  SJlotio  pr  ^urd)t  bilbet.  ^er 
9^i(^ter  wirb  angerufen  pm  enbgültigen  @erid)t  mit  feinen  ewigen 
©rgebniffen.  2)er  ©laube,  ber  hm  9?id)ter  aU  Reifer  unb  ha^ 
@erid)t  al§  ©rlofung  anruft,  ift  oon  ber  j^urd)t  frei  unb  l)at  ba^ 
Söfe  unter  fid).  ^n  biefem  ©tauben  lebt  ha§  flare  Sewu^tfein 
Dollfommener  9tec^tfertigung. 

@r  lann  aber  weber  auf  biefe  ^öf)e  gelangen,  nod)  fid^  auf 
it)r  erl)alten  ol)ne  ha§  unbegrenzte  .^offen,  mit  weld)em  ^i\u§ 
feine  ©efäbrten  auSgeftattet  t)at.  ^^iur  ber  Sorblid  auf  ba§  Sotl= 
fommene,  ba§  an  bie  ©egenwart  in  fid)erem  ^ufammen^ang  fid) 
anfd)lief3t,  gab  bem  auf  3efu§  gerid)teten  ©tauben  feine  ©efd)loffen= 
l)eit.  ®arum  get)t  in  ber  @inwir!ung  ^efu  auf  feine  ©efä^rten 
bie  ©rwedung  ber  ipoffnung  mit  berjenigen  be§  ©lauben§  parallel, 
unb  bie  ©nergie,  mit  weld)er  er  jene  entjünbet,  fommt  unmittel= 
bar  biefem  ju  gut. 


164      Aap.  ö.    3)ie  SBovte  S^fit  über  ben  Öfaitden  bei  ben  ©t)noptitern. 

SOßir  bürfen  I)ier  feine  antitt)eti|^e  ©pannung  üermuten  unb 
bie  Sebf)aftig!eit  be§  ^offen§  ttid^t  au§  einem  dix^  im  ©tauben 
ableiten,  gu  beffen  Überrainbung  ba§  ^offen  ):)aU  bienen  muffen. 
9Sa§  unbeftiebigt  lä^t  nnb  ba§  SSerlangen  erraedt,  tag  für  ^z\n§ 
nirf)t  im  ®Iauben§grunb,  nic|t  in  @ütt,  auc^  nic{)t  in  ber  2ßefen= 
f)aftig!eit  unb  2Soltenbett)eit  feiner  @otte§fo^nfcf)aft ;  er  roei^  fid) 
in  i!)r  reid^,  a(§  ben  @rben.  ^ie  ©ef)nfu(^t  na6)  ber  grof^en 
Söanblung  ber  ®inge  entfielt  im  SSIirf  auf  ben  Sßettlauf,  ber 
aud^  bag  @efd)icE  ber  ;3ünger  beftimmt.  Über  biefen  fel^t  ^efu§ 
aber  bie  .^errlic^f'eit  be§  göttlichen  9iegieren§  al§  if)m  fd)Ied}tt)in 
überlegen.  %a^tx  treten  ©tauben  unb  ^offen  in  einen  fid)  roed)fet= 
feitig  begrünbenben  3Serbanb. 

3Son  burd)greifenber  Sßid^tigfeit  mar  babei,  ba^  ^efu§  and) 
'öa^'  ^offen  ber  jünger  beraubt  unb  au§fd)tte^Iid)  auf  fein  eigenes 
kommen  gerid)tet  t)at.  ®iefe  t)aben  feine  SEeiSfagungen  ^efu 
über  bie  33er!tärung  ^erufatemS  ober  über  ben  ^iifi^nb  ber 
auferftanbenen  @emeinbe  ben)af)rt.  9lid)tg  ©ac^tid)el  §og  i^r  3Ser== 
langen  an  fid)  unb  baburd)  üon  il)m  meg.  ^efu  SBeiSfagen  bteibt 
in  einen  einzigen  ©ebanfen  fonjentriert:  auf  feine  ©egenrcart  hd 
ben  ©einen,  bie  bann  in  @otte§  9Jlad)t  unb  ^errtid)feit  gefc^ietjt. 
"S)a§  mit  biefem  .^offen  nerbunbene  ©tauben  tonnte  nid)t§  anbere§ 
fein  at§  „©taube  an  it)n."  ®ie  burdigreifenbe  3Sereinfad)ung,  bie 
:[jefu§  ber  ©§d)atotogie  gegeben  t)at,  ftet)t  mit  ber  gefd)tüffenen 
^egietiung  be§  ©tauben§  auf  i^n  unb  eingig  auf  if)n  in  engftem 
3ufamment)ang. 

Stud)  für  biefeö  ©tauben  beftanb  bie  @efat)r,  ba^  z§  fatfd) 
mcrbc  unb  ben  Jüngern  ben  i^aU  bereite,  in  ät)ntid)er  Seife, 
mie  fic  für  ^äi-'ciet  beftanb.  3efii§  t)at  niemat§  eine  bovpelte 
ajiorat  pigetaffen,  fo  baJ3  bie  ^^euvteitung  O^raetS  nad)  anberen 
9JJaJ3ftäben  erfotgte  at§  biejenige  feinet  ^üngert'retfeS,  unb  barum 
mit  üöttiger  @erecf)tig!eit  aud)  ba§  it)m  fetbft  ermiefcm'  ©tauben 
au§  bemfetben  ©runb  entwertet,  an§  bem  er  ba§  jübifdje  ©tauben 
uermorf.  ^iefeS  mtrb  '^y::->xad  nidjt  beöt^atb  nerbevbiid),  uieil  bie 
it)m  Dcrlict)encn  götttid)en  &ahin  nid)tig  mären,  fonbern  nur  bcS* 
t)atb,  meit  e§  au§  ber  it)m  i)ertiet)enen  ®abc  ein  fetbftfüdjtigeö 
unb  t)offärtigegi  Sotten  jietjt.  ®er  ^^yünger  fann  aml)  auf  .'oefu 
33crufung  ein  Sot}lgef allen  m  fidj  fetbft  begrünben,  burd)  ba§ 


®ie  3t6n)efjr  beg  fnlicf)en  ÖUntbenä.  165 

er  firf)  fclbft  al§  gro^  erjd)eint.  3efu§  f)at  tf)n  barum  mit  be= 
jonberem  ©rnft  baöor  bef)ütet,  ba^  fid)  nid)t  au§  fetner  ^ei)or= 
gugung  ein  ^of)e§  ©elbftbeiüu^tfein  bi(be.  2ßen  ber  2)ünfel  anfict)t, 
er  fei  erfter,  ben  bebrof)t  er  mit  bem  Urteil,  er  werbe  Ic^ter, 
unb  ber  ?^rage,  mer  oon  il^nen  ber  ®ri)^ere  im  ^immetreid)  fei, 
antwortet  er,  ha^  fie  ben  ©ingang  in  ba§felbe  oerfd)er5e.  ^er 
äöiüc  ;3efu  mar  it)nen  in  biefer  ^infid)t  für  immer  baburc^  be= 
5eicf)net,  ha^  er  i^nen  ba§  ^id  ber  33e!e()rung  am  iiinb  r»er= 
anfc^aulic^t  f)at,  meil  biefe§  nici)t  gro^  ift,  fonbern  f'tein.  ®ie 
bem  ©tauben  gegebene  33erf)ei^ung  t)at  be§f)alb  biejenige  neben 
fid),  bie  bem  fid^  gering  9Jiad)enben  gegeben  ift,  unb  ift  nur  bann 
gültig,  wenn  biefe  ungebrocE)en  bleibt. 

®a§  falfd)e  ©tauben  mirb  fd)on  baburd)  al§  ernfte  ®efat)r 
gefenn5eid)net,  ba^  3efu§  bagfelbe  an  fic^  felbft,  al§  er  t)erfud)t 
mürbe,  abgerael)rt  t)at.  ^nbem  e§  neben  ben  felbftifd)en  ©riff 
nad)  ben  l^eben§mitte(n,  ber  ©ottel  a)lad)t  jur  ©etbfterljaltung 
augnütjt,  unb  neben  bie  ®urd)fe^ung  be§  ^errfd)eranfprud)^  an 
bie  äöclt  mit  allen  SJlitteln,  mit  ober  ot)ne  @ott,  gefegt  ift,  be= 
fommt  e§  ba§  3JiertmaI  einer  .^auptfünbe,  beren  9tbroet)r  bie 
ganje  Strbeit  S^fu  bebingt.  3tuf  ber  ^Tempelmauer  mit  bem  ^Slicf 
in  bie  3:iefe,  in  bie  ein  ©turs  o^ne  ben  munberbaren  (Sd)u^ 
@otte§  tobbringenb  mar,  erlebigt  3efug  bie  ?^rage,  ob  bie  Un= 
bebingtbeit  be^  ®Iauben§  bie  9?üdfid)t  auf  bie  ©efat)r  au§fd)lie^e 
über  nid)t.  ®ie  5^ert)ei^ung,  bie  i^m  bie  (Schrift  gibt,  ift  unbe= 
grenjt  unb  mac^t  it)m  bie  @nget  bienftbar.  '^ie  ^eiat)ung  ber= 
felben  ift  ®(auben§pftic^t,  gegen  bie  fid)  3efu§  um  fo  weniger 
ftröuben  fann,  ha  er  bem  junger  gegenüber  eine  unbegrenzte 
3ui)erfid)t  ^u  ©ott  al^  bie  Söeife,  mie  er  feine  ®otte§foI)nfc^aft 
betätigt,  feftget)alten  {)at.  Siegt  nid)t  in  ber  ^^onfequenj  biefer 
©teüung,  ba^  er  bie  ©efal)r  be§  ©turjeg  ebenforaenig  bead)te 
al§  bie  be§  .^unger§?  Söenn  er  ha^  SOBort:  „ber  SJienfct)  lebt 
burd)  @otte§  $Bort,"  auf  bie  gegenroärtige  Sage  überträgt,  lüop 
if)n  bie  3Serl)ei^ung  auSbrüdlid)  aufforbert  unb  bered)tigt,  fo 
fd)eint  fid^  barau§  su  ergeben,  ta^  er  e§  ben  anbern  überlädt, 
üorfic^tig  t)om  Slbgrunb  megjutreten,  fid)  bagegen  baburd)  al§ 
ben  ©laubenben  ermeift,  ba^  er  in  ben  3lbgrunb  fpringt. 

:^efu§  t)at  ba§  ^»Problem  mit  burd)bringenber  5!lart)eit  gelöft: 


166       ^flP-  5.    Sie  SBovte  ^efu  über  ben  W(au6eii  6ci  ben  Synoptifern. 

„)^n  foKft  ©Ott  nid)t  t)erfurf)en."  ®ie  Unterorbnung  unter  ®ott 
ift  aufgegeben,  foroie  biefer  einer  (Erprobung  unterworfen  rcirb, 
wa^  er  !önne  unb  tue.  9Jlit  jener  ift  aber  aud)  ha§  ©tauben 
gerftört.  ®ic  Unbebingttieit  be§  ©tauben§  unb  bie  ©üttigfeit  ber 
$ßert)ei^ung  rairb  burrf)  ^efu  @ntfct)eibung  in  feiner  SÖeife  ge= 
fd)mälert.  @r  f)at  fie  ben  ©einen  fpäter  ebenfo  unbegrenjt  loieber^ 
i^olt,  wie  ber  93erfud)er  fie  it)nt  t)ort)ieIt.  ^a§  SBort:  „^^x  raerbet 
ben  bergen  gebieten,"  oertiei^t  nirf)t  (Geringeres,  a(§  raenn  ber 
SSerfud)er  auf  ben  2;aIboben  {jinuntergeigt :  %u  rairft  biet)  an 
feinen  ©tein  fto^en.  Silictjt  raeil  er  fid^  Dor  bem  ©tur§e  fürd)tet, 
weidet  er  §urüc£;  nidt)t,  raeil  er  am  ©d)riftn)ort  grceifelt,  t)anbelt 
er  nid)t  nad)  bemfelben;  nirf)t  rceil  er  e§  ©ott  nic^t  zutraut,  ba^ 
er  if)n  tragen  fönne,  gef)t  er  roie  jebermann  auf  bem  gen)öf)nlic^en 
SÖßeg  üon  ber  ^öt)e  l^erunter.  ©omie  e§  @otte§  SBille  ift,  ha^ 
er  in  bie  @efaf)r  t)ineinftef)e,  wirb  er  f)ie§u  bereit  fein;  ber  ©ang 
jum  ^reus  mar  ebenfo  gefäf)rlid)  a{§  ber  ©prung  in  bie  S^iefe. 
(&§  gibt  mit  ©ott  im  33erei(i)  ber  ^iatur  in  ber  Xai  für  it)n  feine 
©efaf)r,  fonbern  biefe  entftefit  nur  in  feinem  "i^erpltnig  ju  ©ott, 
nur  bann,  menn  er  ©otte§  9)laieftät  antaftete,  unb  au§  ber  Unter- 
orbnung unter  ©ott  t)erau§träte.  ®iefe  @efat)r  mirb  burd)  bie 
bem  ©tauben  gegebene  33er{)ei^ung  freilid)  au§gefd)Ioffen,  aber  fo, 
ba^  mit  bem  ©tauben  ber  SÖBiberfvrud)  gegen  ©ott  juerft  unb 
gänslid)  au§gefd)Ioffen  ift.  ^ie  3>erfud)ung  ©otteS  bebeutet  ba= 
gegen  bie  ^^reiSgabe  unb  i>erneinung  be§  ©(auben§,  lueit  fie  @otte§ 
.^errfd)erred)t  beftreitet  unb  ben  ©ef)orfam  verlädt,  ©ie  l^at  ben 
Gigenmitlen  in  fid),  ber  ©ott  fid)  bienftbar  madjen  uiilt;  biefer 
mirb  aber  nie  burd)  bie  bem  ©tauben  gegebene  !^erl)ei^ung 
legitimiert. 

©in  paralteleS  Sßort,  ba§  an  ben  :jüngern  falfd)e§  ©tauben 
rid)tet,  f)at  2)lattt)äu§  fc^on  in  ber  ^ergprebigt  gegeben  unb  'Da- 
burd)  jur  erften  llnteriueifung  ^efu  gejäljtt,  7, 21-  2.'},  uergl.  5, 1H. 
3efu§  befd)reibt  ben  Jüngern  fotdje,  bie  feine  .^ilfe  anrufen,  an^ 
feinem  9iamen  9Jiad)t  ^ioljon  unb  burd)  i()n  Suiibor  unb  ÜIhm§- 
fagung  empfangen,  nnt)  bie  er  bcnnod)  alö  il)in  fremb  aui?  bom 
•Oimmelreid)  au§ft5fit.  ©ic  bitten  il)n  unb  er  cv()ört  fie  ind)t; 
fie  l)abcn  auf  it)n  oertraut,  unb  er  fcnnt  fie  nid)t  unb  rid)tet  fie. 
2)er   fd)arfe  .Stonflift,    mit   bem  biefeö  ""JtiC^ovt  ,yinäd)ft  bie   bem 


2)ie  3l6iüef;r  beg  falfdjen  ©laubeng.  167 

©tauben  gegebene  3Serf)et^ung  ju  jcrftören  fd)eint  wirb  baburd) 
aufgeftärt,  ba^  ber  ©runb,  um  begiüillen  ^fu§  biefe§  ©lauben 
entwertet,  tro^  ber  in  if)m  begrünbeten  Slrbeit  für  xi)n,  barin  be= 
ftet)t,  ba^  fte  ben  SBillen  jeine§  2>ater§  nicfjt  taten.  Sie  üer= 
banben  mit  if)rem  ä^ertrauen  §u  feinem  ^^Zamen  unb  mit  it)rer 
Sßirt'famfeit  ^ur  3Serf)errIid)ung  besifelben  ein  ^anbeln,  n)etd)e§ 
ba§  göttlid^e  @efe^  jerbrad).  ^efu§  lä^t  fid)  aber  nic^t  üon  feinem 
23ater  trennen,  !ann  nid^t  ein  ©tauben  erfjören,  ba§  ^ugleid)  lln= 
get)orfam  gegen  @ott  ift,  unb  feinen  ®ien[t  unb  feine  Ü^erf)err= 
Iict)ung  annel)men,  bie  @ott  entet)ren.  93ietmet)r  oertritt  er  ba§ 
^iec^t  unb  ben  Sitten  be§  33ater§  and)  gegen  bie,  bie  an  if)n 
gtauben,  unb  tä^t  an  feiner  üottfommenen  ©in^eit  mit  bem  33ater 
jebeg  ©tauben  fd)eitern,  it)etd}e§  @emeinfd)aft  mit  if)m  fud)t,  aber 
©Ott  nic^t  get)orc^t. 

©ine  ©rfd)tt)erung  be§  ©tauben§  fann  in  biefem  Urteil 
^efu  nid)t  tiegen,  weit  ber  ©taube  auf  ber  @int)eit  ^2]u  mit 
©Ott  berut)t  unb  barin  feinen  ©runb  I)at,  ha^  bie  Siebe  unb 
9Jiad)t  be§  ^^ater§  bei  i^m  ift.  2öenn  er  eine  ©rmartung  be= 
friebigte,  bie  if)n  mit  bem  'i^ater  in  ^w^efpatt  bringt,  fo  t)ätte 
er  felbft  bie  ^^afi§  be§  ©tauben^  gerftört.  @r  mu^  biefe  3«= 
i)erfid)t  jerftören,  um  bem  n)af)ren  ©tauben  geben  ju  fönnen, 
voa§  er  if)m  i)erfprid)t. 

'I)iefer  ©ebanfengang  mirb  baburd)  in  ben  ©runbri§  be§ 
©oangetiumS  aufgenommen  unb  mit  großer  ®euttid)feit  uerfet)en, 
\>a^  bie  rid)tertidje  ^unftion  be§  (£^riftu§  aud)  auf  bie  jünger 
belogen  wirb,  '^ie  ©taubenben  ftefjen  nid)t  jenfeitä  be§ 
©erid)tg,  at§  gätte  ber  9fted)t§=  unb  ©trafoottpg  nur  ber  un= 
gläubigen  2öett,  ba  ja  ba§  ©tauben  an  fid)  fd)on  ben  ^eit§= 
befi^  gert)ät)re.  3}ietmet)r  weit  e§  ein  fatfd)e§,  entmerteteg  ©tau= 
Un  gibt,  fd)eibet  ha§  ©erid)t  aud)  bie  ©taubenben  nac^  it)rem 
äßerf,  mt  16,  27. 

'^eu  ©efätjrteu  ^efu  ftettte  fein  ©ang  m§  Älreuj  befonber§  beut= 
tid)  ben  Unterfd)ieb  5n)ifd)en  bem  fatfd)eu  unb  bem  ed)ten  ©tauben 
an§  Sid)t.  ©erabe  lueit  fie  eine  t)od)get)übene  ^uoerfic^t  befugen 
unb  auf  bie  ©tunbe  marteten,  roo  ^efu§  fid)  offenbare,  eine 
©tunbe  oott  götttid)er  C^errtid)feit,  tag  in  berfetben  bie  3?erfud)ung, 
ben  Slreujeggebanfen  unb   bie  2Borte  ^i']u,  bie  if)nen  benfetben 


168      ^flP-  5.   S)ie  3Borte  Sefu  über  beu  ©lauben  bei  ben  ®i}noptifern. 

beuteten,  nbäuiüeifen,  rate  bte§  ba§  ©efpräd)  be§  ^etru§  mit 
^eju§  3}lt.  16,  22. 23  bebeutfam  bnrfteüt.  ^:petru§  gilt  feine  3u= 
oerfirfjt:  „ba§  wirb  ni(i)t  ge[cf)e!^en",  al§  ein  @rraei§  be§  ©Iauben§; 
benn  @otte§  9tegiment  unb  ©nabe  »erbürgen  ^efu  bie  Unmog^ 
lic^feit  eine§  joId)en  @nbe§. 

®ie  3ui*e(^traeifung,  bie  er  empfängt,  ftel)t  mit  ber  3lbrael;r 
be§  SSerfud)er§  auf  ber  Sempelmauer  in  genauer  parallele.  ^n= 
bem  ^etru§  ^efu§  füf)ren  raill  unb  i^m  gur  9Serfucf)ung  rairb, 
{)at  er  bie  ©Iauben§fteüung  aufgegeben,  ^er  .jünger  tjat  nid)t 
Doran§ugef)en ,  fonbern  nacfi^uf otgen ,  nid)t  p  leiten,  fonbern  p 
ge'£)ord)en.  '3)er  @runb,  ber  bie  ©c^Iüffe  be§  ^etru§  unrichtig 
mad)t,  liegt  barin,  ha^  er  „auf  ba§,  rca§  ben  SJlenfc^en,  nic^t 
aber  auf  ba§,  raa§  @ott  gel)ürt,  bebacfjt  ift."  3ßenn  er  i>a§ 
^ntereffe  ber  SRenfcf)en  vertritt,  fo  mu^  if)m  a((erbing§  ^efu 
^reuj  al§  ein  Unglück  erf(f)einen.  @r  f)ä(t  aber  feine  ©ebanfen, 
roeil  fie  ha^  3^^^  ^^\^  ^^cE)  bem  menfd)lid)en  ^ntereffe  beftimmen, 
fälfc^lirf)  für  gläubig:  cpQoveiv  xa  nov  dvd^Qwtcov  al§  @egen= 
fa^  äu  q)QovElv  xa  %ov  ■d-eov  ift  ni(i)t  ©kube.  ^a§  ®runbt)er= 
l)ältni§  5raifd)en  SHenfrf)  unb  @ott  ift  raieber  umgefef)rt.  ®er 
auf  bie  Erfüllung  be§  eigenen  2ßunf(^e§  ^ebac^te  fteüt  fid)  @ott 
ai§  feinen  Wiener  üor;  nur  ber  auf  ba§,  ma§  @otte§  ift,  S3e= 
badete  bej[af)t  @ott  a(§  ©ott.  ^ie  @ren§e,  raelrfie  ba§  fa(fd)e 
üom  ri(f)tigen  ©tauben  trennt,  ergibt  firf)  aurf)  I)ier  barau§,  baf3 
bem  äßiüen  @otte§,  ber  ^z\u§  jum  ^reu^  fü^rt,  bie  unbebingte 
©eltung  pgeftanben  rairb. 

2lud)  in  ben  '^bfd)ieb§raorten  :3efu  tritt  bie  3(brael)r  ber 
falf^en  3uüerfid)t  ernft  f)eroür.  @r  lä^t  bie  jünger  mit  ber 
93crt)ei^ung  be§  ^immelreid)§  gurürf,  ber  f)öd)ften  Hoffnung  teil= 
t)aftig,  it)m  oerbunben  in  ber  engften  ®emcinfd)aft,  über  bie 
ganje  übrige  3Jienfd)I)eit  er()üt)t.  @r  I)at  it)nen  aber  ^ugleid) 
erläutert,  raic  aurf)  fie  feinem  @erid)t  uerf allen  mürben.  3J?it 
ftrenger  @crcd)tigfeit  rairb  berfelbe  ©ruubfa^,  nad)  bem  ^^^'tiel 
gerid)tet  rairb,  aud)  auf  ben  3üngcrfrei§  übertragen.  ®ie  .^^eilig= 
feit,  bie  i()nen  bie  (^emeinfdjaft  mit  jcf»^  üerleit)t,  unrb  fie 
ebcnforacnig  vov  bem  @crirf)t  ß^rifti  fd)üt3en,  al§  bie  .)3ciligt'eit 
OfiftaelS  eä  befd)irmt. 

Om  ©Icidjniö  von  tx^n  X'övuwkw,  bie  bem  '-Ih-äuligam  ont= 


2)ie  Stbiuef^r  beä  fnlfcljen  Ölnubenä.  169 

gegen§ief)en,  auf  tf)n  waxkn,  bi§  er  fommt,  au^  bann  nod)  ge= 
benfen,  ftc^  §u  ii)m  ju  gefellen,  um  ©inla^  bitten  unb  abgewiefen 
rcerben,  f)at  3efu§  ein  S3ertrauen  ju  it)m  bargeftetit,  ba§  ju 
fd)anben  wirb.  Xk  ©teüe,  an  ber  e§  firf)  üerbirbt,  ift  burd^  ba§ 
S3ilb  fd)arf  beteud)tet.  ®ie  3(bgen)iefenen  blieben  bei  aller  Seben^ 
bigfeit  if)rer  ©rroartung  törirf)t,  unb  bie§  be§^alb,  rceil  fie  fid^ 
nicf)t  bereit  f)alten,  nic^t  rechtzeitig  für  ba§  Ülötige  forgen,  ju  fpät 
erft  bebenden,  waS  bie  3:ei(nat)me  am  ?5eft  bebingt.  ©ie  mollen 
bie  3^ruc^t  ot)ne  bie  2öur§et,  eine  brennenbe  Sampe  ot)ne  DI, 
ben  Stnteit  am  ^immelreid)  o^ne  ha§,  ma§  if)n  bebingt,  bie  @c= 
meinfd)aft  mit  3efu§  of)ne  ba§,  wa§  er  üerlangt. 

®a§  33ilb  befd)reibt  ein  unroirt'fome§  ©tauben,  'Oa^  ben 
3Jienf d)en  nid)t  al§  Motiv  bemegt  unb  nid)t  ju  bem  fü()rt,  woran 
nad)  göttlid)er  Drbnung  bie  erraartcte  (^ah^  gcbunben  ift. 

ißermanbt  ift  bamit  ha^  33ilb,  mit  bem  ba§  ®(eid)ni§  »om 
©aftma^l  bei  9JiattI)äu§  fd)lie^t.  ®er  @aft  be§  iiönigg  üt)ne 
feftUd)e§  5lleib  ftef)t  bic^t  neben  ben  ^oc^seit^gäften  mit  ber  mx- 
löfc^ten  Sampe.  3tud)  t)ier  mirb  ein  poerfic^tlidjer  @riff  nad) 
ber  t)immUfd)en  (S>aht  befd)rieben,  ber  feine  ^yotge  im  ^anbeln 
be§  •JRenfd)en  nid)t  finbet  unb  if)n  nid)t  bemegt,  fid)  bereit  ju 
mad)en.  2)ie  iif'onfequens  au§  ber  Berufung  mirb  nic^t  gebogen, 
fonbern  ber  unt)eilige,  fünbtid^e  2öi((e  al^  be§  ^immelreid)§  fäf)ig 
bem  güttlid)en  2öoI)IgefalIen  aufgebrängt.  ^ 

•}ia^  üerroanbt  ift  ferner  t)a§  'öilb  uom  trägen  ^ned)t,  ha 
aud)  biefer  bi§  §um  (Sd)Iu^  a(§  @Heb  be§  ;v3Üngerfreife§  bar= 
geftellt  ift  unb  ha§  ^emu^tfein  feine§  guten  9^ed)t§  nid)t  uerliert. 
®enn  er  Ijat  ha^  'öefitjtum  feine§  ^errn  nid)t  entmenbet;  biefer 
I)at  ba§  ©eine.  '2)er  ©ebanfe  ift  mit  bem  ^oc^jeitlbilbe  nat) 
uermanbt,  nur  ba^  t)ier  bie  ®ienft|)f(id)t ,  nid)t  bie  ©orge  für 
ben  eignen  l^eben^geroinn  t)erüorgeI)üben  ift.  ®er  jünger  Der= 
eitelt  fein  (Stauben,  menn  er  nur  ber  ©mpfänger  ber  (^ahi  ©f)rifti 
ift,  fid)  aber  bem  ^icnft  ent5ief)t,  ber  ba§  oon  it)m  Empfangene 


*)  S)iefe  Silber  biUfeii  nid^t  auf  ©injeU^eiten  fifievt  luerbeii,  ba  fie  if)ie 
Ävnft  c[n-o.t>i^  bariu  Ijnben,  ba^  fie  bie  für  ben  flanken  Umfallt  beö  (£l)viften= 
leben'J  c\ü\t\([C  "ikc^d  beutlicl)  inacl)eu.  2)ie  'Bereiticljaft  befielet  nici)t  barin,  ba^ 
wir  biefe»^  ober  jene'?,  fonbern  bnrin,  bafj  loir  alle'?  tun,  lüoju  uu'?  unfre  ^e- 
rufnufl  fü()rt. 


170       ^flP-  5.   Sie  3Boi-te  Sefu  über  ben  @(nu6en  bei  ben  ®i)noptifeni. 

aud)  für  anbete  frurf)t'6ar  mad)t,  vqI.  SRt.  5, 13.  @ine  trag  madjenbe 
3ut)erftd)t,  bie  mit  bem  SebenSgercinn  für  bte  eigne  ^erfon  ht- 
f riebigt  ift,  l^ei^t  ^efu§  falf^. 

^a  and)  bem  jünger  bie  SSerfuc^ung  jum  Söfen  nod)  ge= 
fäl)rlid)  rcerben  f'ann  unb  fid)  biefelbe  fogar  an  fein  (^lanben 
ju  l^eften  oermag,  erroedt  Oefu§  in  ben  Seinen  nid)t  nur  bie 
3uDerftd)t,  fonbern  aud)  bie  ^urc^t  t>or  it)m.  @r  be^nbelt  biefe 
nid)t  nur  al§  eine  @rftling§gefta(t  ber  ^römmigfeit,  bie  in  i^rem 
Fortgang  üBerraunben  roerben  bürfte,  fonbern  legt  fie  feinen 
Jüngern  in  if)re  apoftüIifd)e  3Jrt)eit  mit  ftarfem  5Tiad)bruc!  hinein. 
'2)er  übermütige  ^ned)t,  ben  fein  .^err  überrofd)t  unb  nieber= 
I)aut,  bie  S^örinnen  cor  ber  nerfd)Ioffenen  2;;üre,  ber  @aft  unb 
ber  ^ned)t,  bie  gebunben  unb  in  ha§  @efängni§  gelegt  roerben, 
gct)en  nid)t  anbere  Seute,  fonbern  bie  jünger  an.  3(ud)  fällt  bie 
©rroedung  ber  ^urd)t  nic^t  nur  in  ben  legten  Unterrid)t  ^^\n, 
fonbern  giet)t  fid)  burd)  bie  gan§e  eoangelifd)e  ®arftellung  f)in= 
burd).  ^ag  3ßort  über  ba§  3trgerni§  treibt  bie  jünger  jur  ent= 
fd)toffenen  33erneinung  be§  ^^öfen  burc^  bie  ©rroägung,  ba|3  fie 
fid)  burd)  bie  ^Jlad)giebigfeit  gegen  bie  fünblid)e  !öegel)rung  gan§ 
oerberben,  burd)  bie  @rt)altung  be§  einen  ®lieb§  ben  ganjen 
2cib  jerftören,  SRt.  5,  29,  ^ie  5(u§fenbung§rebe  gibt  if)nen  für 
it)ren  53eruf,  bi§  jum  Stöbe  treu  p  fein,  bie  f)öd)ften  @Iauben§= 
motioe,  ha^  ®ott  fie  fd)irmt,  ®f)riftu§  it)re  (Bad)^  oertritt  unb 
ber  ©eift  in  it)nen  rebet.  2lber  unmittelbar  baneben  ftel)t  aud) 
ber  au§brüdlid)e  ^inroei§  auf  bie  ^urd^tbarfeit  @otte§,  beffen 
2;öten  ben  ganzen  9)Zenfd)en  oerbirbt,  10,  28.  ®ie  ;föorte,  wi\d)c 
ben  @ntfd)lu^  ber  ^^ünger,  ^efu  ^Ireuje^roeg  mit  i()m  ,^u  teilen, 
begrünben  follen,  uerroeifcn  auf  bai§  ®erid)t,  ba§  ^cfu§  über  fie 
^Iten  roirb,  unb  ftellen  if)nen  bie  folgen  bar,  bie  ben  SSerluft 
beg  l'eben§  begleiten,  1(5,20.  27.  ^-^um  ä^crgeben  leitet  oefuä 
•»^etrug  nid)t  nur  baburd)  an,  baf?  er  il)m  ba§  göttlid)e  'iUn'gcben 
nad)  feiner  @rö^e  befd)reibt,  fonbern  er  lä^t  ben  .H'onflift  äroifdjen 
ber  göttlidjen  53arml)er^igf'ctt  unb  bcv  mcnfd)lid)en  ^1kd)fudjt  fein 
jd)rerflid)e^  (5nbe  finben  unb  madjt  baburd;  bie  Juvdjt  and)  jum 
aJiotiü  bc§  «ergebend,  m.  18,  23  f.  2tu(^  il)r  ^at  ^efu§  feine 
!!ycrl)eif}ung  gegeben;  benn  bie  5Mttc  bes!  uer.yucifclnben  ,^{ncd)t§ 
n>ivb  ov()övt   unb   il)m  bie  gan,^»  6d)ulb   erlaffcn,   roeil  cv   bat. 


Sie  ^urc^t  üor  6f)riftug.  171 

•^arin  liegt  ^voav  ein  @riff  nad)  bem  Srbarmen  @otte§,  aber  al§ 
ba^  9JZotio  begfelben  ift  {)ier  nicl)t  ba§  33crtrauen,  fonbern  bic 
5(ngft  üüvangefteüt.  (S§  gibt  freilid)  rcie  ein  falfd)e§  ©tauben, 
|o  aud)  eine  fatfd)e  ^urdt)t.  ©ie  entftef)t  nid)t  nur  baburd),  iia^ 
bie  9Jlenfrf)en  ftatt  ®otte§  gefürd)tet  werben,  SJIt.  10,  28,  fonbern 
aud)  bie  ^urd)t  oor  ßt)riftu§  fann  fid)  oerberben,  bann,  wenn 
fie  roeber  ben  ©tauben,  nod)  bie  Siebe  bei  fic^  i)at  Oefu§  \)ai 
am  trägen  5lned)t  eine  3^urd)t  bargeftettt,  bie  oor  ber  ^ärtc 
(5f)rifti  unb  uor  ber  ©c^rcere  feinet  2)ienfte5  erfd)ridt.  ^iefelbe 
ift  gtaubenötoä  unb  mad)t  fid)  bestialb  burd)  einen  grellen  (Betbft= 
n)iberfpru(^  unn)at)r.  Söenn  er  bem  Hned)te  mirflid)  als  ftrenger 
^err  gälte,  mürbe  er  fi(^  be§  ^ienftee!  nid)t  rceigern.  Surd)t, 
bie  33er5id)t  auf  ben  ®el)orfam  begrünbet,  fd)lägt  in  breifte  '^er= 
megen^eit  um  unb  ift  nur  eine  ©rfc^einung  bc§  felbftfüd)tigen 
2;riebei,  ber  nid)t  fäen  mag,  meil  er  es  bem  ^errn  nid)t  gönnt, 
ba|3  er  ernte,  n)e5t)alb  er  auc^  nid)t  glaubt,  ba^  er  il)n 
Iol)nen  wirb. 

®a  3efu§  bennod)  bie  93erf)ei^ung  für  ben  ©tauben  üon 
jeber  53ebingtt)eit  frei  gelaffen  t)at,  t)at  er  baburd)  jum  3lu§bruc! 
gebrad)t,  bafä  bie  'i^ern)erflid)feit  besjenigen  ©lauben§,  ber  33öfe^ 
mit  in  feine  |^uöerfid)t  einfd)lie^t,  il)m  nid)t  al^  problematifc^ 
gilt.  3ßeil  ^efus^  fein  ©tauben  fennt,  ba§  nid)t  auf  ©ott  blicfte, 
unb  feinen  'ölicf  auf  ©ott,  ber  nid)t  feine  ^^errfd)aft  anerfennte, 
feinen  ^^illen  l)eilig  hielte,  fein  ©efetj  bejafite  unb  ba§  ^öfe 
uerneinte,  be^megen  bebarf  bie  Ma6)t  unb  3^reif)eit  be§  ©laubenä 
feine  äufjere  ©infd)ränfung,  aU  mü^te  fie  erft  nad)träglic^  unb 
äu^erlid)  ber  Sillfür  entjogen  unb  ber  ^Jlorm  ©otte§  Untertan 
gemad)t  merben;  fie  f)at  il)re  ©renje  unb  ^eftimmtl)eit  in  fid) 
fetbft,  meil  fie  in  ©ott  begrünbet  ift  unb  bamit  nur  in  ber 
Unterorbnung  be§  eigenen  ^egetirens  unter  ©ott,  in  ber  2lufnat)me 
be^  göttlid)en  2öilleu^  in  unfer  Söollen  befte^t.  ®ie  ©emipeit, 
bie  ben  ©lauben  bilbet,  ift  nid)t  minber  ©emi^f)eit  ber  überlegen^ 
l)eit  ©otte§  über  un§  unb  unferer  ®iftan§  dou  il)m,  al§  ber  fie 
überroinbenben  ©nabe.  ®aran  änbert  fid)  nid)ts,  roenn  ber 
©taube  auf  ^efu§  get)t;  benn  bie  ^bentität  be§  auf  if)n  unb  auf 
©Ott  gemanbten  ©lauben§  berut)t  auf  ber  ©emipeit  3efu,  nid)t 
feinen  eigenen,  fonbern  ©otteg  ^iöillen  in  33ollfommenl)eit  ju  tun 


172       Ä«P-  *>•   ^i*^  Sorte  ^efu  über  beii  @{nu[ieii  bei  ben  ©t^noptifern. 

unb  ba§  @efe^  su  erfüllen,  fo  ba^  er  ftcf)  gerabe  ba§u  3§rael 
unb  ben  Jüngern  pm  ^^^^punft  beg  @Iauben§  anbietet,  bamit 
ba§felbe  mit  @otte§  SBitten  einftimmig  unb  üon  feiner  33ermifrf)ung 
mit  böfen  ^^enben^en  befreit  roerbe. 

'3)iefelbe  ^etrad)tung  umfaßt  aud)  bie  Unbebingtbeit  ber 
®ebetgDerI)ei^ung ,  bie  ja  nid)t§  anbre§  a\§  bie  bem  ©lauben 
gegebene  2Serl)ei^ung  in  fonfretcr  Raffung  ift.  SBenn  fie  ^efu§ 
abfolut  fa^t,  fo  f)at  er  feinelraegg  bie  2(bficf)t,  jebe  ^itte,  bie 
an  it)n  gerid)tet  wirb,  gu  erfüllen ;  ebenfoiüenig  überträgt  er  ba= 
mit  bem  SDIenfd)en  eine  ^errfrf)aft  über  ©ott,  fo  ba^  jeber  Söunfc^ 
be§  9Jienfd)en  eine  beftimmenbe  2Rad)t  für  @ott  luürbe.  ©oIcf)e 
@ebanfenrei{)en  f)eben  bie  ^afi§  be§  @ebet§  unb  6)tauben§,  unb 
bamit  auc^  ber  @ebet§=  unb  @Iauben§r)er!)eiJ3ung  auf.  %a§  bitten 
gefd)iel)t  üon  unten  narf)  oben,  oom  blinben  unb  böfen  SHenfdjen 
pm  fef)enben  unb  guten  @ott  unb  f)at  nid)t  gegen  @ott,  fon= 
'özxn  nur  burrf)  @ott  9Jiarf)t.  ®arum  üerfä()rt  3efn§  i^öUig 
fouoerän  mit  ben  3Infprü(i)en,  bie  an  itjn  geftellt  roerben.  ^ür 
bie  Störinnen  gilt  bie  SSer'^ei^ung :  „flopfet  an,  fo  mirb  eurf)  auf= 
getan"  nirfjt.  ^a§  $8ege!)ren  um  ein  3^^en  oom  .^immet,  bie 
33itte  ber  9Jlutter  unb  53rüber,  al§  fie  if)n  riefen,  ber  Sllart!^a,  iüetd)e 
bat,  er  möge  dJlaxia  megfrf)icten,  beg  ^ü^Ö^i'^/  ber  ben  SSater 
begraben  möd)te,  nor  allem  ber  grojse  Söunfd)  ber  C^ünger :  „®a§ 
wirb  nid)t  gefd)et)en"  im  ^ölicf  auf  ^^^^efu  Sebenäenbe,  finb  uner= 
füllt  geblieben,  o{)ne  ba^  fid)  barau§  für  .^ef^^  ßine  ^kfdjränt'ung 
ber  @ebetsoerl)ei^ung  ergab,  meil  er  bie  S^ilgung  fünblid)er  ^e= 
gedrungen  unb  bie  S^ötung  be§  6igemi)illen§  nid^t  für  eine 
(Sd)mälerung  ber  göttlidjen  ®üte,  fonbern  fclbft  für  eine  ÜBoljl^ 
tat  t)ictt.  ;"^n  fotd)en  (Jrlebniffen  tritt  lebiglid)  ber  non  :3efu^ 
gcmollte  33ruc^  ,wtrtfle,  ber  ben  gegebenen  Staub  be§  Seben§ 
unb  bamit  auc^  be^o  Sillenö  juerft  abbrid)t  unb  barauf  crft 
ba§  Don  Wott  (begebene  fetjt.  ^arum  l)at  ber  Oiing^i*  ä»crft 
burrf)  üergeblid)eö  33ittcn  ju  lernen,  um  roa§  er  ju  bitten  t)at. 
©ein  ®cbct  in  (^ietbfcmane  t)at  ^efu{^  fid)cr  nid)t  ab?  unorbört 
be^cidjnet;  uielmcljr  battc  e§  fofort  feine  (iWxbe  bei  fid;,  u)oil  er 
burc^  baöfctbc  bie  ®cmif^l)eit  empfing,  bafj  ber  Hbbrud)  foim^ö  irbi^ 
f(t)en  \!eb(m  ber  bcftimmte  'iBillo  be^o  i>atcr'?  fei.  "^^ogvcn.st  u'ürbe 
bie  öebet-joerbcifuing  crft  bann,  uhmih  unfcr  'i^itton  bie  Ci^nabc, 


J)ie  Jyurdit  oor  ßl)nfttt§.  173 

bie  if)m  antiDortet ,  übevrac^te.  ^iefe  beiüät)vt  aber  tt)re  X^oiU 
fommen()eit  a\i6)  baburc^,  ha^  fie  unfercm  unDolIfommenen  Sßiffen 
unb  unjerer  ©ünbc  if)r  üoUfommencg  SBiffcn  unb  it)re  @ereci)tig= 
feit  entgegenfe^t. 

^a§  (£in^eit§banb  jiütfdjen  bem  @(auben  unb  bev  ^yurrf)!, 
ba§  feine  unruhige  ^Qeroegung  in  (Stößen  unb  iäf)em  2öed)fel 
5iuifd)en  if)nen  entftel)en  (ä|?t,  jonbern  bcibe  für  einanber  jur 
33egrünbung  je^t,  liegt  in  it)rer  einf)eitlic^en  ^ireftion  auf  ®ott. 
^a§>  ©teic^nig,  "öa^  burcf)  bie  ^urd)t  bie  SBiüigfeit  jum  33er= 
geben  erzeugt,  mac^t  fid)tbar,  tüarum  fie  für  ^sefu^  feine  3d)mälc- 
rung  bes  (Staubend  war.  @ö  erzeugt  burc^  feinen  erften  2:cit 
ein  nnbegrenjte^  ©tauben,  lueil  bie  ganje  (£d)ulb  um  ber  ^itte 
tüilten  ertaffen  lüirb,  unb  enbet  —  nid)t  trot^bem,  fonbern  eben 
be§tt)egen  —  in  ber  bie  ^urd)t  begrünbenben  "2;rot)ung  beg  ab- 
fotuten  @erid)tö.  2öeil  bie  'ji>ern)altung  be^  iHed)t§  mit  feiner 
uernic^tenben  ©d)ärfe  gegen  ben,  ben  e§  trifft  üon  3^1"^  «t§  ®ottc§ 
S^unftion  bezeugt  unb  barum  ju  feinem  eigenen  5(mt  gerechnet 
mirb,  ^at  jeber  ^licf  auf  ©ott,  barum  and)  jeber  ©lauben^aft 
't>aä  SO^otiü  5ur  ^•urd)t  in  fid);  fo  gemifj  aber  nid)t  nur  bie 
rid^terlidje  ^unftion,  fonbern  aud)  bie  fd)affenbe  unb  erlofenbe 
Siebe  ©ütte§  Söerf  unb  G^rifti  3(mt  bilbet,  ift  ber  ©runb  jum 
©tauben  ebenfo  feft  al§  ber  jur  <yurd)t,  fo  bafj  bie  5ui^d)t  meil 
fie  ben  33licf  auf  ©ott  in  fid^  f)at,  unmittelbar  aud)  baä  DJIotio 
5um  ©tauben  mit  fid)  füf)rt.  2Öer  fid)  mirftid)  yor®ott  fürd)tet, 
fürd^tet  fid)  vox  bem  gn ab  igen  ©Ott. 

3)ie  (Sintrad)t  5n)if(^en  ber  ©nabe  unb  bem  ©erid)t  unb 
bamit  aud)  biejenige  5n)ifd)en  bem  ©tauben  unb  ber  ^urc^t,  f)at 
:v5efu§  baburd)  mäd)tig  bezeugt,  bafj  er  feine  9}leffianität  nie  nur 
in  bie  eine  ober  anbere,  fonbern  ftetg  in  beibe  ^^unftionen  fe^t, 
unb  fie  nid^t  unoerbunben  läfit,  fonbern  ba§  ©erid)t  au§  ber 
©nabe  ableitet.  ©§  fc^ütjt  biefelbe  »or  ber  ^^^rofanation  unb  Der= 
nid)tet  bie  i^rem  >^iet  miberf^redjenbe  33enü^ung  berfelben.  ^er^ 
jenige,  ber  burct)  bie  'i^ergebung,  bie  er  felbft  empfängt,  l)art  wirb 
unb  fie  benütjt,  anbere  ju  uerberben,  berjenige,  ber  bie  ®abe 
(Sf)rifti  empfängt,  um  fie  in  fidf)  ju  u er f dl) tieften  unb  unnü^  ju 
macl)en,  berjenige,  ber  bie  Sabung  jum  .^immelreidf)  erf)alten  f)at 
unb  baburd)  nid)t  jum  ©ef)orfam  gegen  fie  bewogen  roirb,  ber= 


174       Änp-  3-   25te  3Borte  ^ef»  über  ben  Wlnuben  bei  ben  Sijnopttfern. 

jenige,  ber  ben  @eift  @otte§  in  feinem  3ßir!en  fie{)t  unb  if)n  ju 
läftern  cermag,  fällt  unter  ha^  ®erirf)t.  2)arum  ift  taä  ©lanben, 
weil  t§  bie  3lnnatime  bcr  ©nabe  ift,  üon  ber  ^urcf)t  frei,^)  ftel)t 
über  i^r  unb  n)irb  üon  it)r  nirf)t  ge!^emmt,  unb  i)ernicf)tet  fie  bod) 
nid)t,  fo  wenig  al§  bie  @nabe  ba§  @erirf)t  t)ernicl)tet,  fonbern 
begrünbet  fie,  in  berfelben  Sßeife  rcie  bie  @nabe  ha§  @erirf)t  be* 
grünbet,  raeil  ber  jünger  nur  in  ber  gläubigen  33eia^ung  ber 
@nabe  ber  ^urd)t  entnommen  ift. 

®ic  @inl)cit  ber  ©nabe  unb  be§  @ericl)te§  ^efu  tritt  and) 
barin  gutage,  ba§  le^tere§  fid)  auf  bie  ^^reue  be5iel)t,  mit  ber  bie 
empfangene  (^ab^  bemat)rt  mirb.  @r  ridjtet  nad)  bem  ©a^ :  rcer  ha 
^at,  bem  rcirb  gegeben.  @r  rcenbet  it)n  gleidjmä^ig  auf  3§raet  unb 
auf  bie  jünger  an,  auf  ^§rael,  ha§  bie  Kenntnis  @otte§  ^at 
unb  bod)  nid)t  bat,  bie  Hoffnung  auf  ba§  9^eid)  t)at  unb  bod) 
uid^t  t)at,  unb  barum  üon  ben  @et)eimniffen  be§  ^immelreid)§ 
nid)t§  erfät)rt,  SRt.  13, 12,  unb  auf  bie  jünger,  bie  ^efu  ®abi 
empfangen  l)aben  unb  bo(^  nic^t  l)aben,  fonbern  ungenü^t  laffen 
unb  begl)alb  au§  ber  ©emeinfc^aft  mit  it)m  in  feiner  33erflärung 
au§gefd)loffen  raerben,  9Jlt.  25,  29.  ^grael  faßt,  meil  „e§  @ott 
nic^t  gibt,  rca§  @otte§  ift,"  bie  3^rud)t  be^  3Beinberg§,  ben 
©Ott  gepflanzt  t)at,  it)m  nid)t  erftattet.  ©eine  5lufgabe  luärc 
lebiglid),  bie  &ab^  (3oik§  gu  il)m  5urüd§uleiten  unb  feinem  Sßillcn 
bienftbar  ju  ert)alten.  2)erfelbe  ©efid^tSpunft  beftimmt  aber  aucf) 
ba§  ^ilb  Dom  ©al§,  ha§  nid)t  faljt,  unb  uon  ber  brennenben  Sampe, 
bie  unter  bem  ©d)effel  ftel)t.  2:reue  unb  ©lauben  fteben  jobod;, 
roie  überall,  fo  aud)  im  Söort  O^fu  miteinanber  in  engem  ^]u= 
famment)ang  unb  bleiben  einanber  parallel.  9Bie  ^efu§  in  bepg 
auf  33rot  unb  ©emanb  oom  ©laubcn  fprid)t,  fo  ift  aud)  ber 
„ungered_)te9J?amon"  ber  Ort,  luo  iene2:reue  bemiefen  mcrbcn  mufj, 
ber  ^i\\x§  bie  3lufnat)me  in  bie  ewigen  .^ütten  »ertjei^t.  2Bie 
ber  ®laube  mit  l)ö()crem  ,"^vnl)alt  im  33erl)ältni§  ber  ;>üngcr  j^u 
i^m  n)ieberfel)rt,  f'o  liegt  in  bcmfelbcn  aud)  bie  5lufforboning  ,^u 

')  :^c^  uiitci)rf)cibe  im  ^Jlufcljluf)  nii  av.  uon  il^nabciö  (\nk  3Mftinftiou 
„frei"  unb  „(oö".  2)cr  Wawbc  ift  uicl)t  loö  wo»  bot  ^-mcljt,  fonbeni  ftolo  uoii 
il)r  bcfllcitct  unb  burd)  fie  begvünbet,  aber  frei  »on  if)r,  nid[)t  felbft  burcl)  bie 
^ur(f)t  in  feinem  eigenen  l^n^alt  beftimmt  unb  mit  i[)r  flemifdit.  :ramit  ift 
fojoof)!  bie  iionfufion  beibcr,  alö  il)re  icepmation  ueineint. 


Xk  2iebe  ^u  6fjnftu§.  175 

befonberer  Zxtm,  m.  24,  45.  25,  23.  Su.  19,  17.  12,  42.  ®ie 
33eia^ung  bcr  ©ütc,  bie  ber  Öitaube  ipiffenb  unb  rooüenb  t)olI= 
5ie{)t,  tt)irb  üon  ber  ^reue  au(^  f)anbelnb  üoüsogen,  rceil  fie  bie 
@a6e,  beren  ©mpfang  ber  ©laube  begef)rt,  aud)  braucht.  '2)ie 
33erle^ung  ber  2:reue  entt)ält  barum  ftet§  aurf)  eine  foId)e  be^ 
©tauben^,  rDe§f)alb  ba§  @erid)t  über  ben  Untreuen  mit  ber  2Ser= 
{)ei^ung  an  ben  ©laubenben  in  üoüfommener  (ginf)eit  ftet)t. 

^aburrf)  üerbinben  fic^  roieberum  bie  Su§=  unb  bie  ®(auben§= 
prebigt  su  einer  feften  @in{)eit.  2)ie  Untreue,  bie  3efu§  fd)i(t, 
befte^t  im  felbftifrf)en  3Jli§braud)  ber  empfangenen  ®ahe,  bie  bem 
liebenben  ^ienft  fid)  entjietit,  mäf)renb  ba§  auf  @otte§  @üte  ge= 
rid^tete  ©lauben,  ha§  auf  erfal)rener  @üte  berut)t  unb  @üte  neu 
erfät)rt,  feine  Äonfequen§  in  bcr  eigenen  ©üte  ^at.  %a{)ex  leiten 
ber  '^up  unb  ber  @(auben§ruf  ba§  menfrf)(id)e  SöoUen  in  bie- 
felbe  ^af)n  t)inein  unb  bie  ©lauben^begrünbung  ermeift  fid)  aud) 
f)ier  mieber  a(§  ein  n)ir!fame§  9)litte(  jur  ©rfütlung  ber  33u^= 
forberung. 

9hir  bann,  menn  ba§  ©tauben  bod)  nid)t  mirflid)  bie  Siebe 
beiat)te,  bie  un§  fud)t,  ju  fid)  5ie{)t  unb  baburd)  belebt,  fönnte 
e§  eine  tattofe  Diu^e  t)err)orbringen.  2)amit  märe  c§  aber  in  ge= 
fä()rlid)er  3(nnä^erung  an  ben  uerberbenben  ©lauben  begriffen, 
meil  e§  fid)  in  feiner  trägen  9iuf)e  aud)  mit  bem  33üfen  vertragen 
mirb.  ®a^  bie§  niemals  nad)  ^efu  9)?einung  ein  foId)e§  ©tauben 
ift,  mie  er  e§  bewirft,  jeigt  fid)  aud)  baran,  ba^  bie  Siebe  ju 
©Ott  unb  5U  (£()riftu§  bei  it)m  neben  bem  ©tauben  ftebt,  raoburd) 
biefem  feine  bemegenbe,  aftiüe  9)lac^t  gefid)ert  ift.  „^\i  fottft 
©Ott  lieben  üon  ganjem  ^erjcn,"  ift  ^efu  erfteg  ©ebot,  weil  e§ 
ba§  erfte  ©ebot  ber  (Sd)rift  ift  unb  barum  juerft  unter  bie  Siegel 
fällt:  id)  bin  get'ommen,  ba^  ©efe^  ju  erfüllen.  6omit  gehört 
bie  Siebe  ©otte§  aud)  juerft  pm  ^odje  S^rifti,  ol^ne  n)etd)c§  e§ 
feine  ©emeinfd^aft  mit  if)m  gibt,  ©benfo  t)at  er  ba§  9Serl)ältnii§ 
ber  jünger  ai§  Siebe  ju  il)m  befd)rieben  unb  fid)  bem  oeriüeigert, 
ber  il)n  nid)t  über  allc§  liebt,  9Jit.  10,  37  ff.  ®ie  2;l)ränen  unb 
bie  Salbe  bc§  SGBcibe§,  ba§  gefünbigt  l)at,  f)at  er  al§  Siebe  ge= 
fc^ä^t  unb  i^r  um  if)retn)ilten  bie  33ergebung  gen)äf)rt,  Su.  7,  47.') 

\)  9(n  bev  f)äufig  iDieberfjolten  3Bannnui,  ba^  man  im  9öorte  über  ^aä 
fimbige  Sßeib:  il)re  wielc  Sünben  fttib  i(ji'  crlaffcn,  lueil  fie  uiel  liebte,  ja  nidjt 


176       Aap.  ö.   Sie  35>orte  l^^efu  über  ben  erlauben  bei  ben  Sijiioptifern. 

daneben  ftel)t  ha§  anbere  Söort:  bein  ©laube  I)at  bicE)  gerettet, 
fo  ba^  I)ter  Siebe  unb  ©laube  oerbunben  finb  ai§  "ta^,  wa§  bie 
G)emetnfd)aft  mit  S^rifto  and)  für  ben,  ber  fd)ulbig  geworben  ift, 
begrünbet.  SOBie  fott  aucE)  ein  5ßertrauen,  ba§  ^eju§  in  fo  nm= 
faffenbem  ©inn  aU  ben  ©ütigen  erfaßt,  ba^  t)on  it)m  für  ein 
t)erborbene§  Seben  Stufric^tnng  nnb  ^eihing  erraartet  lüirb,  Iieb= 
to§  bleiben?  Ober,  raie  fo((  eine  Siebe,  bie  i^m  alle§  jn  geben 
raillig  ift,  nid)t  aucf)  bereit  fein,  if)m  ^u  laffen,  ma§  fein  ift,  feine 
©taubroürbigfeit,  bie  ßuuertäffigf'eit  feiner  Seitung,  bie  @r^ben= 
beit  feiner  Stellung  über  bem  58ittenben?  '3)ie  33eugung,  in  bie 
ber  ©laubenbe  oor  i^m  tritt,  lüirb  burrf)  bie  Siebe  nid)t  §erftört. 
®arum  l^at  ^efu§  and)  feine  jünger  ha^n  angeleitet,  nidf)t  nur 
5U  net)men,  wa§  er  it)nen  gibt,  fonbern  if)m  aud)  §u  geben,  ma§ 
er  üon  if)nen  üerlangt,  unb  er  ):)at  abfid)tlid)  tjeroorgeboben,  bof? 
feine  @rf)öt)ung,  obroof)!  fie  i^n  unfid)tbar  ma6)i,  bennod)  nid^t 
uer^inbert,  ba^  i^re  2öoI)(tat  i{)n  erreid)t.  @r  fann  aud)  je^t 
noc^  „aufgenommen"  merben,  rcie  in  ber  ^eii:  feiner  33ebürftig= 
feit,  3Jlt.  10,  -40.  18,  5,  ba  ha§,  n)a§  feinet  9iamen§  megen  ge= 
fd)ie^t,  i!^m  getan  wirb,  unb  lüeil  er  fid)  nid)t  nur  mit  ber 
©emeinbe,  bie  feinen  9kmen  vertritt,  fonbern  mit  aßen  ^ebürf= 

eine  Sluöfa^c  über  ben  Wnmb,  lucoibnlb  if;v  werjief^cn  fei,  fonbern  mir  eine 
fotd^e  über  ba$  i^cnnseicfien,  baä  bie  if;r  i^eiunfirte  ^isergebnnrt  anjeit]e,  finbcn 
börfe,  ift  boftritiärer  ^Tinoliöniitö  mitbeteiligt.  3'»  ®li^  ß«f  i»ie  Sßeife,  une 
^efu^  IjaubeU,  fann  bie  'd-^ac\c  nacf)  einem  ilenn,^eid)en  ber  Sßergebung  nicht  ent; 
fte^en.  caftaig  ift  2at,  Oanbeinbe  Gnueifnni^  be^S  (Erbarmen*?  am  fiiubiiien 
3JJenid)en;  fie  ift  ficbtbnr  bnrin,  baf?  ot-'f"^^  baö  Ä'eib  nic()t  fort)cl)irft,  ibr  viel- 
metjr  bie  äiergebiing  nusbrüctlid)  snfagt.  älJol)!  aber  befteljt  bie  d'^'ac^v  nacl)  bem 
^Jcc^t  unb  @runb  fotcl^er  utptais.  Soeben  il^rer  grofien  2kbe.  Ijat  3efu8  if)re 
©iinben  nic()t  gegen  fie  geltenb  gemacf}t.  !J)af?  im  (Mleicbni'S  uon  ben  beiben 
Sdjulbnern  bie  ÜU'^ietjnng  ,vüifcl)eu  bem  iJU-rgeben  nnb  bem  l^ieben  nad)  ber 
anbcru  Seite  l)in  l)eri)orgcboben  unrb,  moiiad)  ba\>  Vioben  bie  an^^  bem  3ser= 
fleben  crn)ad)|enbe  ^-olge  ift,  madjt  ben  (Mebanfen  feine<>u)egci  fomplijiert.  älUe 
fönnte  I^ffnä  baju  uevgcben,  um  üiebe  ju  werfen,  luenn  er  fie  ba  erftirfle,  mo 
er  fie  finbet?  5(10  AxM)t  ber  iUergebnng  mirb  bie  i?iebe  bem  'I.Ujarifi'ier  genannt, 
um  il)m  begreif lid)  \\i  nuuben,  luiefo  oi'f»'*  "tit  reinein  Sinn  vergibt  nnb  eben 
boburd)  bie  'JÜladit  ber  Ü^o^ljeit  brid)t,  ba  ja  an<i  bem  grofu'n  'iU'rgebcn  ba»S 
flrofec  Vicbcn  fliegt,  unb  jugleid)  um  il;m  ju  cvfiären,  mol;er  feine  Vieblofigfeit 
ftcimmt.  Dagegen  Ijei^t  er  bie  üicbe  ben  (S)nmb  ber  Vergebung  jur  SHed)t- 
fcrtigung  ftir  baö  SBJeib  in  vivteftcr  Mröiumg  ber  (MiUc,  mit  ber  fie  ^efnci  be^ 
OonbeU.    üben  biefe  Sdjdljung  iljrer  Viebe  mad)t  '^c\n  .'•Ik'rgeben  cdjt. 


Xk  Viebe  ,^u  6{)nftu^.  177 

tigcn  foübanfrf)  mad)t  gibt  ev  iebev  Siebe  eine  ^e5iet)ung  §u  i^m, 
mt  25,  40. 

©0  naf)  uerraanbt  ba§  ©lauben  mit  bemjenigen  Sieben  ift, 
ha§  ®l)ri[to  erraiefen  rairb,  fo  bleibt  bocf)  5n)ifd)en  beiben  $ie= 
rcegungen  besi  3ßiUen§  ein  beutüc^er  Unterfd)ieb.  53eibe  ^aben 
in  i^efu  ®ahe  unb  Xreue  it)ren  @runb;  aber  ba§  ©tauben  blirft 
auf  ben  eigenen  SJZangel  unb  fügt  bie  ®ahi  §u  unferer  ^ebürftig= 
feit  t)in§u;  ha^  Sieben  büdt  auf  htn  ®eber,  auf  bie  ^oot)eit,  mit 
ber  feine  Siebe  it)n  üerflärt.  2)a§  ©tauben  ift  .ipinnafime  bev 
@üte,  bie  un§  t)itft,  ba§  Sieben  Eingabe  beffen,  ma§  mir  finb, 
an  ben  ©ütigen.  "Darum  nennt  bie  Siebe  ba§  33teibenbe,  mot)in 
ha§  ©tauben  füt)rt,  morin  e§  nid)t  unterget)t,  fonbern  immer 
frifct)  fid)  bttbet,  fotange  ba§  33öfc  unb  ber  ^ob  un^  in  ben 
tiefen  ©egenfa^  SU  3ßfw^  ftetfen,  ber  nur  burrf)  feine  crrettenbe 
©nabe  übermunben  ift. 

2)amit  ift  aud)  bie  ©int)eitlirf)feit  be^  3öitten§  :3efu  in  ber 
bem  Sieben  unb  bem  ©tauben  gegebenen  33crl)ei^ung  üottenb^S 
er!annt.  Soroeit  ber  in§  ©tauben  üerfe^te  Oüngerfrei§  in  ^ragc 
tommt,  ift  fie  baburd)  gefid)ert,  ba^  Ä^efu§  fortmä^renb  ^^ufje 
unb  ©tauben,  Siebe  unb  ©tauben,  äöerf  unb  ©touben  in  fefte 
!Cerbunben^eit  fe^t,  unb  ba,  mo  biefe  33erbuubenl)eit  jerriffen  mirb, 
bie  bem  ©tauben  gegebene  ü^er^ei^ung  au§brücflid)  annuttiert. 
Stn  ben  ©einen,  bie  i()n  feunen,  fann  er  bag  Sieben  lotjnen,  üt)ne 
iöerfürjung  be§  ©taubeng,  ba§  ©tauben  ert)üren  üt)nc  23erteug= 
nung  ber  Siebe;  benn  fie  i)abm  beibe§:  fie  glauben  unb  lieben, 
unb  inbem  er  fie  ju  fid)  in  fein  ^Heid)  einfüt)rt,  erlangen  fie  beibes 
in  bem  einen  unb  fetben  @rlebni§:  il)re§  ©tauben^  ^i^t  u"^ 
it)re§  Dienfteg  f^rud)t. 

©ans  ift  ober  bie  ^rage  bamit  nod)  nidjt  beantmortct,  roeil 
;3efu§  bie  ber  Siebe  gegebene  '■l>erl)ei^ung  fo  meit  erftrecft,  haf^ 
fie  über  feinen  ^üngerfreiö  t)inau§reid)t.  @r  t)at  nic^t  nur  bencn, 
bie  il)n  fennen  unb  i^n  im  'DMd)ften  lieben,  jugefagt,  baf?  er 
it)re  ^^801)1101  al§  it)m  getan  uergette,  fonbern  aud)  benen,  bie  ben 
3lrmen  fpeifen,  ot)ne  babei  auf  S^riftum  §u  fet)en  unb  of)ne  ju 
miffen,  ha^  fie  it)m  bamit  bienen  unb  feinen  Sitten  tun.  9^id)t 
nur  benen,  bie  in  feinem  Üiamen  oer5eit)en,  feine§  5?reu5e§  roegen, 
meit  fie  fetbft  fein  '-^ergeben   empfingen,  ^at  er  üert)ei^en,  ba^ 

®cl)lattcv,  Ter  ®[au6c  im  '31.  Xeft.  12 


178 


Änp.  5.   ®ie  3ÖBorte  3e)u  über  ben  ©lauten  tun  beu  opnoptifern. 


bc§t)al6  aud)  tf)ncn  »ergeben  fei,  fonbern  aßen,  bie  üer5eit)en.  2öiv 
bürfen  bie  Slntroort  ^eju  an  ben  9^eid)en  nid)t  bred)en :  ^alte  bie 
©ebote,  fo  erlangt  man  ba§  eroige  Seben.  ®a§  [inb  aber  nid)t 
befonbere,  nur  für  bie  ^üngerfcfiaft  beftimmte  ©ebote,  fonbern 
bie  fd)Iirf)ten  ^f^ormen  be§  2)efaIog§  mit  bem,  roa§  fie  für  ben 
9flä(^ften  forbern.  3Son  ben  beiben  Greifen,  benen  bie  3SerI)ei^ung 
gegeben  ift,  ift  fomit  ber  eine  ber  größere,  ber  anbere  ber  Heinere. 
®ie  ©laubenben  finb  freilief)  Siebenbe,  aber  nic^t  alle,  benen  5.  33. 
ha^  ©Ieic^ni§  t)om  ©amariter  ^efu  3öof)lgefanen  sufagt,  finb  aud) 
an  if)n  ©(aubenbe.  ^enn  §ur  33armber§ig!eit  roirb  ber  2(ntrieb 
burd^  ben  SSerlauf  jebe§  Seben§  iiergefteltt ,  ba§  ©tauben  an 
6f)riflu§  aber  ift  an  feine  Kenntnis  gebunben  unb  ül)ne  ha^  yon 
i^m  ftammenbe  3Bort  nic^t  nort)anben. 

%k  @int)eit  für  beibe  ©ä^e  tiegt  barin,  ha'^  ^§  ber  eine 
unb  fetbe  ®f)riftu§  ift,  ber  biefe  unb  jene  mit  ber  einen  unb 
felben  ©nabe  unb  ^errlid)!eit  in  @otte§  S^teid)  einfüljrt.  äöeber 
bie  Q3armf)er5igen  nod)  hk  ©laubenben  empfangen  e§  anber§  ai§ 
burd)  i^n  in  ^raft  beffen,  roa§  feine  ©enbung  nom  SSater  il)n 
tun  f)ei§t.  ®ie  33armt)ersigen  bebürfen  unb  empfangen  fein  ^^er= 
geben  roie  bie  ©laubenben,  bie  ©laubenben  roie  bie  ^armf)er§igen. 
9lid)t  ^^erbienftüülle  unb  ^^erbienftlofe  ftet)en  nebeneinanber, 
fonbern  I)ier  roie  bort  ift  ©ünbe  burc^  bie  ©nabe  ju  bebeden, 
unb  t)ier  roie  bort  (ot)nt  biefelbe  bie  ^yolgfamfeit  gegen  bie  gött= 
Iid)e  Seitung  unb  ben  ©et)orfam  gegen  fein  ©ebot. 

^ie  9]otroenbigfeit,  ha^  ber  non  ber  iNert)ei^ung  für  bie  Siebe 
umfpannte  5^rei§  größer  fein  uni^  al§  ber  ber  ©taubenben,  ent^^ 
fte{)t  baraug,  ba^  innertjalb  biefer  3ßit  bie  ©emeinbe  be§  (J{)riftu§ 
noc^  nid)t  alle  erreid)t  unb  nercint,  für  bie  ©ott  fein  ^Kcid)  be= 
reitet  t)at.  ©rft  in  ber  e§d)atoIogifd)en  Offenbarung  bc^  (£t)riftuö 
l^ebt  fid)  biefer  Unterfd)icb  auf,  fo  baf?  bann  neben  ben  „©efeg= 
neten"  nur  nod)  „33erf(ud)te"  ftel)en. ') 

*)  3Ba^  int  lunanfleOtubeii  ok%  v,e)u  SlutSfdiie  über  biTS  (Glauben  unfrer 
33cobnri)tunfl  oorlnfl,  macl)t  cö  lUierfUiffiii,  lueitcr  banibcr  ,^u  vebon,  bafj  bie 
Wcltuiifl  be«  (MlnubenS  bnbmd)  in  feiner  ilU'ife  inö  iccbumnfen  fomntt,  unb  nod)- 
mnl<i  ben  'JJomiunni«!  ,vi  luiberleiu'»/  ber  mit  feinem  (''HmibeuNMunbienft  ^nuift, 
unb  fid)  bnnim  beflai^t,  luenn  (5f)riftu<(  feine  C^kMueinbe  i\rof?  mad)t.  (S'djteci 
(yiaubcu  freut  fid)  bnrnn. 


I)ie  iiiebe  ^u  6f)riftusS.  170 

^ür  ^efu  irbifrf)e  2Irbeit  rcar  biefe  Unterfcfieibung  5it)ifcf)en 
bei'  ©emeinbe  ber  @nb§eit  unb  bem  ^üngerfreife  um  jo  nötiger, 
roeil  er  felbft  feine  gef(i)loffene  (Sammlung  unb  SSerfaffung  ber 
©emeinbe  t)er6eigefül)rt  Ijat  @r  f)at  aber  nie  ben  (Sd)ein  ent= 
ftel)en  taffen,  feine  menigen  @efäf)rten  feien  hk  einzigen  (Empfänger 
beg  mQid)§. 

2;eilg  ber  SSerlauf  feiner  ®efrf)id)te,  teil§  bie  bem  ©lauben 
im  9Jienfrf)en  rciberftet)enben  ©d)n)ierigfeiten  gaben  ber  ^yrage 
tiefen  ©ruft,  ob  „ber  9Jtenfrf)enfot)n  ©tauben  finbe".  %a^  fid) 
fein  SBeg  gum  ^reu§e  manbte,  erfd)ütterte  aud)  bie  ©einen  alle, 
unb  marf)te  ben,  bem  er  bie  ©d)tüffet  be§  ^immelreid)^  gegeben 
^atte,  5um  -Cerleugnenben.  Unb  auc^  roenn  ba§  ^eugnig  @otte§, 
ba§  ben  ©tauben  begrünbet,  norf)  fo  beutlid)  in  feinem  SOBirfen  er^ 
f(t)ien:  ba§,  mag  3efw§  ©tauben  nennt,  ift  fo  gro^,  ba^  bie 
t^-rage  entfielet,  ob  bem  9J?enfrf)en  tro^  feiner  böfen  3trt  unb  tro^ 
be§  ^ru^g,  ber  be§t)atb  fein  Setbftberou^tfein  fpattet,  gteic^mo^l 
eine  geeinigte,  ungebrod)ene  33ertrauen^fte[tung  möglid)  fei.  ^ie 
^rage  fanb  für  3efu^  iin  5(ufbticf  pm  93ater  il^re  ßrtebigung. 

©Ott  t)at  ^'^etrug  offenbart,  raaS  er  gläubig  befennt;  er  er= 
leud)tet  bie  llnmünbigen,  fo  ba§  fie  ®^riftu§  finben.  ^a^  baiS 
©tauben  bc§  ^^etru§  nid)t  enbet,  ift  bie  für  it)n  oon  ^i]u§  uom 
i^ater  erbetene  ®abi.  Söenn  er  ben  9^eid)en  beruft,  fo  ftü^t  il)n 
babei  bie  ©emi^^eit,  ba^  e^  i^m  jmar  unmöglid)  fei,  §u  glauben, 
ba^  aber  ©ott  aud)  "öa^  möglid)  mad)c,  roaS  bem  SRenfd)en  un= 
möglich  bleibt,  ©o  ift  ha§  ©tauben  nid^t  nur  in  feinem  @egen= 
ftaub  unb  ©rfolg,  fonbern  aud}  in  feinem  Urfprung  auf  ©otte§ 
aSirfen  belogen.  Söeil  e§  fetbft  al§  ®ahi  ©otte§  im  SJZenfc^en 
entftet)t,  bedt  fid)  ber  ©runb  meiter  ah,  meg^alb  e§  für  Oefu§ 
eine  gel)eiligte  53ebeutung  f)at,  fo  ba^  er  e§  ni^t  jerftören  fann. 
®er  llrfprung  be^  ©laubeng  au§  ©ott  begrünbet  unb  er!lärt 
beffen  9Jiad)t.  ®oc^  bleiben  innerl)alb  be§  ft)noptifd)en  ^erid^t^ 
bie  Sorte  ^efu  t)ierüber  bei  Slnbeutungen  ftel^en,  obgleid)  mir 
an§  ber  5llart)eit,  mit  ber  ^efu§  t>a§  ©ol)negben)u^tfein  in  fid) 
entfaltet  ijat,  unb  au§  ber  ^ebeutung,  bie  bem  ©eift  in  feinem 
Sort  al§  bem  9)Zerfmal  ber  meffianifd)en  ©emeinbe  jufam, 
fcl)lie^en  bürfen,  ba^  bie  33egren5ung  be§  2Bort§  in  biefer  ^in= 
fid)t  §um   S^eil   auf  ben   2)arftelter  fällt,    ^arin  mirb   freiließ 


180  ^cip-  Ö.    Seju^  mib  ber  r^lau[ie  nacf)  v>o()nnnee. 

SJlatt^äuä  un§  ^eju  9Jleinung  uöllig  treu  interpretieren,  ba^  er 
nid)t  einmal  unter  biejem  @e[id)t§punft  bie  ^iefle^ion  be§  ®Iauben= 
ben  auf  [ic^  felbft  §urüdfgebeugt  !^at  unb  it)n  nid)t  nad)  3^i^^" 
ber  Sßirffamfeit  @otte§  in  feinem  :Snnern  fud)en  f)ie^.  3Ba§  in 
bie  @emeinfd)aft  mit  bem  ®t)riftu§  bringt,  ift  bie  Berufung  bur^ 
fein  SOBort,  unb  ber  ©laubenbe  ift  berjenigc,  ber  „ju  it)m  f'ommt". 


^Et^jtßs  Kapitel. 
3efus  und  der  Glaube  nach  3ohannes.') 

<^ie  io!^anneifd)e  ^arftetlung  ^efu  I)at  nad)  if)rem  ©d)Iu^= 
lüort  i^r  Qki  „im  ©tauben,  ha^  ^z\u§  ber  ®f)riftu§,  ber  ©ot)n 
@otte§  fei",  20,  31.  tiefer  2lu§fage  entfprid)t  fie  mit  jebem 
Söort,  fo  ba^  an  ber  2tufrid)tigfeit  berfelben  fein  ^njeifel  juläffig 
ift.  ©d)on  bie  einleitenben  ©ä^e  1,  7.  12  ftellen  feft,  tta^  ba§ 
©tauben  biejenige  3Serbunbent)eit  mit  ;3efu§  fei,  n)etd)e  feiner 
®ahz  teilt)aft  mad)t.  @§  folgen  in  langer  9'teit)e  bie  9Sert)ei^ungen 
^efu  „für  jeben,  ber  an  i^n  glaubt",  unb  au(^  im  gefd)id)tlid)en 
33erid)t  wirb  beftänbig  auf  ba§  ©tauben  al§  auf  benjenigen 
93organg  t)inge5eigt,  burd)  n)eld)en  ^vefu  Slrbeit  it)ren  ©rfolg 
gewinnt.  '3)er  ©laubensbegriff  gel)ört  gu  ben  luenigen,  aber 
fixierten,  eigenartig  au§gen)äl)tten  unb  mit  großer  Älar^eit  unb 
2;iefc  gefüllten  33egriffcn,  burd)  bie  un§  3ol)anne^  ^i\u  Söort 
unb  2ßer!  uerftänblid)  mad)t. 

2Ba§  er  ol§  feine  3lbfid)t  bei  feiner  '^arftellung  ;'^efu  be= 
5eid)net,  ftel)t  il)m  offenfunbig  mit  :v^efu  eigener  3lbfidjt,  bie  fein 
SQBirfen  geftaltet  fiat,  in  uölliger  übereinftimmung.  ^ür  eine 
Strennung  feinet  ßielS  uom  ,'^iele  :vsefu  ift  in  feinem  33emuf3tfein 
fein  y^aum,  gerabe  meil  ©taube  bajg  dou  il)m  (Srftrebte  ift  unb 
biefcr  verfällt,  wenn  ^^max  ber  ©unngelift  ©laubcn  an  ;"vefu§ 
bcgrünben  möct)tc,  biefer  felbft  aber  irgenb  ein  anbcre^  S\^i  er= 
ftrebt  t)(ütte.  9Jiit  ber  5lu§fü()rung  feiner  XMbfidjt  meint  er  ;>efu 
Söillen  5u  entfprod;en  unb  fein  ÄhhI  ju  beumljren.     ($r  fd^reibt 

'j  über  bell  ®piacl)flolu'mici)  beö  (Jüniiflclium*  v\]l.  (SiU^iiitoniiirt  (j. 


2)ie  33eja()imfl  hex  Senbuui^  Zs^in.  181 

in  ber  Überzeugung,  ^z\vi  Sirt'famfeit  fei  nur  bann  richtig  üer= 
ftanben,  wenn  erfannt  fei,  ba^  er  ha§  auf  if)n  fid)  oerlaffenbe 
©lauben  beroirft  unb  verlangt  l)abt.  Sßßarum  unb  wie  3^fu» 
ba§  tat,  barüber  foll  un§  fein  33erirf)t  2(u§funft  geben,  tiefer 
@eficl)t§punft  formiert  feine  ^arftellung  foioot)!  in  it)rem  @runb= 
riJ3  al§  in  jebem  einjelnen  ßug. 

„3t)r  \)aht  im  ©lauben  ba§  emige  Seben" ;  bie  3(ufmerffam= 
feit  get)t  ^ier  nic^t  auf  ba§  befonbere  3Serl)ättni§,  in  welchem 
bie  3ünger  ju  ^efu§  ftanben,  fo  ba^  ba§  ©tauben  be5t)atb  in 
^etrac^t  f'äme,  roeil  e§  it)nen  bie  9JIad)t  su  it)rem  3ipoftetmevf 
barreirf)te.  @§  erfrf)eint  t)ier  al§  ba§,  \va§  bie  ganje  ©emeinbe 
l)at  unb  t)aben  mu^,  bamit  fie  mit  ^t\\\^  »erbunben  fei.  3"^^'" 
fofort  unb  einjig  ha§  ©tauben  au§  bem  ganjen  3ünöerüert)ättni:§ 
I)erau§gef)oben  unb  auf  bie  ganjc  ^irc^e  übertragen  wirb,  tä^t 
ba§  ©uangelium  barüber  feinen  3"'^ifct  entftet)en,  tta^  e§  ber 
grierf)ifd)en  ©t)riftenf)eit  (£l)riftu§  fo  oerfünbigt,  wie  er  für  fie 
^ebeutung  t)at.  ^{)r  Oüngeruerf)ättni§  5u  ^efu§  fann  nur  im 
©tauben  an  it)n  beftet)en.  ^amit  ftel)t  in  3uffli"wient)ang,  ba^ 
e§  üon  3tnfang  an  ben  53lic!  auf  ^efu  ^ob  gerirf)tet  I)ätt. 
®arum  loirb  fofort  auf  biejenige  ^e§iet)ung  ju  it)m  f)ingemiefen, 
bie  über  feinen  SGBeggang  t)inau§  fortbeftef)t.  ^) 

®a§  ©tauben  gefd)ief)t  baburc^,  ba^  3efu§  nact)  feinem 
Sßefen  unb  3Berf  fo  erfannt  lüirb,  ba^  e§  jum  3(nfd)tu^  an  it)n 
fommt.  ©oioie  9'ktl)anaet  :^i\n^  ©otte§  ©ot)n  unb  3§raet§ 
^iönig  ^ei^t,  antroortet  if)m  ^efu§ :  bu  gtaubft,  1,  50.  2lt§  3cfu§ 
ficf)  bem  ^tinbgeborenen  at§  ©o^n  ©otte§  nannte,  crmibert  biefer: 
ic^  glaube,  9,  38.  2tt§  it)n  2f)oma§  feinen  ^errn  unb  ©ott 
t)ei^t,  beftätigt  3efu§  biefe§  ^efenntniä  mit  bem  SBort:  bu  f)aft 
nun  ©tauben,  nejcioiev'/.ag,  20,  29.  '3)agegen  liegt  barin,  ba^ 
bie  ;,"5uben  uon  3efu§  forbern,  er  muffe  e§  i^nen  erft  noc^  fagen, 
menn  er  ber  6:{)riftu§  fei,  ber  Verneig,  ba^  fie  „nidjt  gtauben," 
10,  25.  datier  rcirb  im  nnterfd)ieb  r»on  ber  ©predjweife  ber 
erften  ©oangetien  an  "ütxi  Seuten,  bie  mit  ^cfu§  t)crfet)ren,  bc= 

')  2)aö  ergibt  ben  ftarfen  formalen  Itnterfdjieb  uon  ben  oi)noptifern  unb 
gleic(),^eitiiil  nneber  eine  Wemeinfamteit  mit  i()nen,  lueil  beibe  uom  (^3(auben  (x\\ 
^efn'?  mit  "öe^ieOnnii  anf  feinen  'li'eiigang  fprectien. 


182  ^«P-  6-    Sefuö  "»fe  iiei'  ©taube  nnrf)  3o()aiine§. 

ftänbig  auf  tt)r  ©laubcn  ober  9licf)tglQuben  t)mge5eigt :  bie  jünger, 
2/11.  20,  8,  bie  ^uben  im  %^mp^i,  8,  30,  oiele  ber  Diegiercnben, 
12,42,  ja,  wenn  man  e§  nicfjt  f)inberte,  ba§  ganje  33oIf,  11,  48, 
glaubten  an  if)n.  3Öiebenim  glaubten  bie  ;3uben,  bie  S^tegieren^ 
ben,  bie  trüber  nid)t,  12,  37.  7,  48.  5.^)  ^efu  Sort  unb  2öer! 
rid^tet  an  feine  Umgebung  beftänbig  bie  Sluff orberung ,  in  if)m 
ha§  >^ki  i^rer  ©rmortung  §u  fef)en.  SSermag  er  bie  ®eit)i^t)eit 
feiner  ©enbung  in  i^nen  ju  erroecfen,  fo  ift  bie  ©emeinfd)aft 
gmifrfjen  it)m  unb  it)nen  f)ergeftellt.  bleibt  bagegen  ber  ©taube 
au§,  fo  ift,  einerlei  roaS  babei  p  ©runbe  liegen  mag,  bie  ^ren= 
nung  t)on  it)m  ba,  meSroegen  mit  bem  @ntftel)en  ober  3tu£ib(eiben 
be§  @Iauben§  über  ben  @ang  be§  2öerfe§  '^s^\n  unb  ha^  ®efrf)i(f 
be§  9Jienfd)en  bie  (£ntfd)eibung  fäüt. 

2)ic  auf  ^efu  gro^e§  3ßer!  blirfenbe  ©eioi^ljeit,  nicf)t  bie 
©rroartung  fofortiger  ^ilfe  für  eine  augenbltrflid)e  9lot,  bilbet 
für  3oi)annß^  ^a§  3Befentüc^e  am  ©tauben,  ^a  3eju§  aud^ 
momentane  ^ilfe  gemät)rt,  t'ann  bie  ©rmartung  berfelben  eben= 
falti  §um  ©tauben  get)ören.  ®er  2;abel  an  9Jlartf)a:  raenn  bu 
gtaubteft!  gilt  it)rem  ^weifet  an  ^efu  fofortiger  ^itfe,  11,  40, 
unb  ber  5lönigtic^e,  ber  ^^\n  ^^ert)ei|ung  für  feinen  So^n  al§ 
gerai^  t)innal^m,  glaubte  feinem  SÖBort,  4,  50.  SÖBeil  aber  bie 
rcefentlic^e  @igenfd)aft  be§  ©tauben§  bie  auf  ^ef"  QW^i  ®abi 
gerid)tete  ©rmartung  ift,  mirb  auc^  in  ben  .^eitung§gefd)ici^ten 
t)om  ©tauben  nicf)t  am  Einfang  bei  ber  53itte,  fonbern  am  ©übe 
gefprod)en,  rco  bie  bteibenbe  tlberjeugung  oon  i^efu  ©enbung 
burd)  ba§  SBunber  entftanben  ift.  '2)er  Slinbgeborene  glaubt, 
nidjt  alö  er  bie  Öffnung  beö  3tuge§  ermartete,  fonbern  al^o  er 
baju  gelangt,  in  ^efu§  ben  ©o^n  ©otte§  ju  fet)en.  2lm  .^t^5niglid)eu 
oon  ft'apernaum  l)at  3ot)annc§  ben  ©ifer  ber  ©aliläer  bargeftellt, 
mit  bem  fie  Oefu  l)ilfreid)e  9)lad)t  für  fid)  au^öuüljten.  'Jtllein 
bieö  ift  nod)  nid)t  „©lauben."  ^ie  ^itte:  „fomm  l)erab  unb 
l)ilf"   offenbart   nid)t  ©tauben,  fonbern  ben  3Jiangel  be§felbcn. 

*)  ov  TuarevHv  faßt  3of)anne«i,  uicl)t  uniaifit',  ,^uii('ii1)i't  fii-ilid)  bcv5()üUi, 
jueil  in  feiner  I)eimifct)cn  femitifcl)on  öpiacl)e  boni  „Wlanbeu"  uiclitci  anbore«i 
rtefleniiherfteljt,  alo  baut  ,/Jiicl)t  glauben";  uicllcicbt  aber  bocb  mit  bor  tiefer 
flrcifenben  (Sriuctntmfl»  ^«6  bie  Cntfctieibiinji  fcboii  buiitit  tulle,  bafi  c<<  niil)t  mihi 
(^Hauben  foinnit. 


Sie  SBcjaljttni]  ber  Senbung  Sefu.  183 

■3)0969611  nad)  bem  3«i<i)^"  9(aubte  ber  ^öni9lirf)e  mit  feinem 
9an§en  ^aii§,  4,  48.  58. 

Sine  pfi)(i)oto9ifcE)e  ober  etf)ifd)e  @cf)tt)ieri9feit  entftef)t  für 
3ot)anne§  au§  ber  ^ermanen§  be§  ©laubeng  nirf)t,  fo  ba^  er 
un§  bie  ^rage  erläuterte,  ob  unb  wie  mir  beftänbig  glauben 
fönnten.  ^m  Unterfrf)ieb  t)on  IDhtttjäug  fällt  ber  begriff 
„Sroeifeln"  bei  il)m  meg.  9luc^  bei  %i)oma§,  ber  fiel)  mit  bem 
©ebanfen  trägt,  bie  jünger  müßten  mit  ^efuö  fterben,  unb  fic^ 
barüber  bel'lagt,  ba^  fie  ben  SBeg  nid)t  fennen,  ben  fie  O^f«^ 
gel)en  t)ei^t,  unb  ber  fiel)  oon  ^efu  2luferftct)ung  erft  überzeugen 
lä^t,  al§  er  it)n  f eiber  fat),  ift  nid)t  t)om  ßn^^ifel  bie  9iebe, 
fonbern  uom  „^^iic^t  glauben"  unb  üom  „Ungläubig  werben/' 
üor  bem  it)n  3efu§  raarnt,  al§  er  il)m  burd)  feinen  ^ilnblic! 
nod)mal§  jum  ©tauben  l)alf.  ^ux  bet)arrenben  Sigenfc^aft  be§ 
9J?enfd)en  mirb  ba§  ©lauben  üor  allem  baburd),  ha^  3^f"  ®e= 
meinfd)aft  mit  il)m  eine  bel)arrlid)e  ift  unb  nid)t  fd)U)anlt  fobann 
auf  ©eite  be§  3Jlenfd)en  baburd),  ba^  er  bie  i^m  oon  ;[^efu§ 
vermittelte  ®aht:  bie  (Sinfe^ung  in  bie  @emeinfd)aft  mit  @ott, 
nad)  il)rem  atle§  überragenben  äöert  erfennt  unb  erfaßt. 

Sir  t)ören  barum  auc^  bei  ^ol)anne§  nid)t§  üon  einer 
fpejiellen  ^^ürforge  für  bie  @rt)altung  be§  ©laubcn§  in  bcnen, 
bie  i^n  erlangt  t)aben.  ^ie  jum  ©tauben  gefommenen  Samariter 
ober  ben  5löniglid)en  überlädt  3^1«^  firf)  felbft  in  berfelben 
Sßeife,  rcie  im  f^noptifd)en  ^erid)t  biejenigen,  bie  mit  ©tauben 
5u  il)m  l)er5utraten,  nad)^er  mieber  in  bie  ©emeinbe  jurücf treten.') 

SKirb  ha§  ©tauben  jum  fonfreten  3lft,  fo  bemä^rt  e§  feine 
Unbebingtl)eit  baburd),  ba^  e^  ba§,  roa§  je^t  in  ber  ©eele  al§  ^e= 
get)rung  entftet)t,  in  ben  5(ufblicf  ju  ©ott  l)ineinnimmt  unb  ber 
^eial)ung  ©otte§  untermorfen  !l)ält.  Sirb  e§  jur  bleibenben 
®igenfd)aft,  fo  betätigt  eö  in  ejtenfioer  ^infid)t  feine  Unbebingt^eit, 
inbem  e§  ben  ganzen  l^eben§lauf  bc§  9)lenfc^en  auf  bie  23er= 
bunbenl)eit  mit  bem  ßl)riftu§  ftellt.^) 

*)  !Die  ^avftellunin  beö  So^.  ift  I)ier  in  einem  nnc()tigen  ^unh  mit  a)ü. 
fongruent. 

^)  !öei  :}Jit.  unb  bei  "^oi).  i[t  Ölanben  foiuobl  ein  ben  fonfreten  iölomcnt 
füUenbe'S  ÜU'vbalten ,  al€  bie  un§  permanent  ^n  (^driftu^  bintuenbenbe  3ieuui^t= 
fein^^geftalt.     oiene'J  ^ntereffe  übemneiit  jebod)  bei  ^UU.,  biefes.  bei    ool).    '^luf 


184  -^np-  ö.    Sefu'?  unb  ber  ÖHaube  narf)  ^sol^anne-o. 

^omit  ba^  ba§  ©lauben  ben  rceiten  2tu§t)ücE  in  firf)  t)at 
raelc^er  ber  ©rö^e  be§  mejfiantft^en  33egvtp  entfpnd)t,  oerlievt 
c§  ben  beroegenben  ©influ^  auf  ben  3Biüen  t'eme§n)eg§.  ^a§ 
Tnefftanifcf)e  SÖer!  tä^t  fid;  üon  ^efu§  nid)t  auSfagen,  ot)ne  ba^ 
firf)  bamit  ba§  gcfamte  unb  geeinte  SBoUen  be§  9Jlenfc^en  an 
if)n  lüenbet  unb  bie  ooüenbenben  (^iaben  @otte§,  mit  einem  2öort: 
ba§  emige  Seben,  üon  it)m  beget)rt/) 

®iefe  ©rraartung  bleibt  fo  menig,  al§  menn  fie  eine  be= 
fonbere  .^ilfe  beget)rt,  ein  unfid)ere§  ©rf)manfen  vox  einer  offenen 
3^rage,  fonbern  ift  nur  bann  ©taube,  wenn  fie  it)rer  (Erfüllung 
gemi^  gemorben  ift.  ^ie  33ert)ei^ung  ^^\u  an  ha^  ©tauben  ift 
aud)  t)ier  rcieber  unbebingt:  mer  an  mirf)  glaubt,  f)at  emigeg 
Seben.  Dbgteirf)  'öa§  ©tauben  nad)  bem  ^öd)ften  üertangt,  n)a§ 
firf)  unfcrer  .^offnung  barbietet,  fo  ift  e§  bennorf)  ©en)i^f)eit; 
bcnn  e§  frf)aut  fic^  nirf)t  nacf)  einer  ®aht  um,  bie  it)m  ferne 
märe,  fonbern  nimmt  ben  mat)r,  ber  ats  bie  alteS  gebenbe  ®alK 
in  bie  9Jlenfrf)f)eit  getreten  ift,  4,  10.  ^efu§  ift  für  fie  aße§, 
ma§  it)r  f e{)tt :  fomot)!  ba§  Sic^t,  at§  t)a§>  Seben.  ^er  ©laubenbe 
bej;af)t,  ba^  fie  in  ^efug  erfc^ienen  finb,  unb  I)at  fie  barum,  unb 
roaä  er  t)at,  ift  ©otte§  ganje  ©abe,  ift  ha§  emige  Seben.  ^) 

@ine  anbere  Sebingung  jum  ©mpfang  ber  ®aht  :jefu  al§ 


biefen  Unterfd^ieb  roivfen  bereite  bev  tI)eoIogi)"d)C  unb  cl)iiftoIoflifcf)e  (^hiiubsiobnnfe 
ber  beiben  3lpoftc(  ein,  ba^  bei  ^ol).  bie  SUifmerffainfeit  auf  biT^  bc!)nncnbe 
©ein,  bei  Mi.  nuf  bie  We)cl)icl)te  unb  ^nt  iievicl)tet  ift. 

*)  Xai  ißerbältniiS  uon  l^soJ).  ^t  3)U.  unive  fnlfd)  beftiniiut,  mcuu  i^efiuit 
lüiivbe:  bei  3)Jt.  fei  baö  C-Hauben  ein  'Kollen,  bei  ;>ob.  ein  I^cntVn.  Ci-'J  ift  bei 
beiben  beibeö,  bei  beiben  ein  :iserl)aUen  bev^  'JJicnicl)en  ol^ue  -^erteilnuii  feine)? 
innjenbisien  Seinö. 

^)  Die  Ü^ertjeifinnii  nn  bn^  Whiuben  bei  5Jlt. :  ben  SJevflen  gebieten!  ftel)t 
in  cnfler  5He,Mel)nurt  w  'i^eneniuiui^  beiS  e^Ncljatoloflifcben  3''^'''*  "l'^''  „.tHMTfcliaft 
ber  .'öimmet".  Ser  Wlanbenbe  berridtt.  '-JU'i  i^ol).  tritt  ber  ^XeidxJbeiiriff  binter 
bem  Vebencflebanfen  juriicf,  luevMjnlb  ba<5  Wlnnben  olvS  iSiupfunrt  be^j  VebemS 
befd)riebcn  roirb.  2luf  bie  (Meftoltutifl  beö  (^JIauben«iftnnb«  wirft  bic^  infofeni 
ein,  lueit  mit  bem  .t>errfd)aftiSflebnnfen  bie  iH',\iel)unfl  auf  ben  Mampf  unb  öieg 
oerbuuben  ift,  ber  ben  ;Miniiern  nufiu'tiiiiu'n  ift,  lurtbreub  im  ÜU'fili  be«i  emijien 
i'ebeno  bie  in  bie  ^Hul)e  (getretene  (*'U'meinfd)(ift  mit  (^(ott  obenan  ftebt.  !l»ie 
pcrfrt)icbeu  beftimmte  SlUv^ieljunn  .vuifdjen  bem  ('«ilauben  unb  'ilUrfou  ift  ,\u)ar 
ni(l)t  ber  einjifle,  jebod)  ein  mitiuirfenber  Anftor  beim  ÜKediJel  ber  beiben  Aor 
mein :  „.^'<immel«H)errfd)nft"  unb  „emirtevN  Veben". 


2)ie  ^ejafjuno;  ber  3enbtm(5  ^efu-  185 

ha^  Glauben  gibt  e§  nid)t;  benn  biefer  erforbert  nid)t§  anbcre§ 
dl§  bic  ®emeinfd)a[t  mit  i^m,  bie  baburd)  entftanben  ift,  ba^ 
fein  i^icl  uerftanben,  feine  ®ahz  begef)rt  rairb.  Unterbleibt  ha-- 
gegen  ber  3(njd)lu^  an  i^n,  fo  bleibt  ber  9)lenfc^  ein  ©lieb  ber 
„3ßelt/'  beren  finftere§,  IjinfterbenbeS  3öefen  fein  le^te§  @nbe  in 
ber  3Serlorent)eit  f)at,  3,  16.  8,  24/) 

3öeil  ber  umfaffenbe  ^ni)a\i  be§  @lanben§  biefe§  ntd)t  üom 
Söollen  trennt,  l'ann  er  e§  aud)  nid)t  in  eine  Slbftraftion  oer= 
rcanbeln,  bic  jum  ®efd)el)en  unb  ©rieben  be§ie^ung§lo§  bliebe. 
3lud)  in  biefer  über  alle  @in5cll)eiten  beö  2;age§lauf§  t)inau§= 
getjobenen  ©eftalt  tritt  e§  t)ielmel)r  al§  ein  aftuelleg  @rlebm§ 
nnb  fonf'reteg  'i^erl^alten  in  einjelnen  befonberen  SlJlomenten  an§ 
;Öic^t.  ^enn  e§  l^at  fein  Dbjeft  nid)t  in  einer  allgemeinen  2öat)r=^ 
l)eit,  nic^t  in  einer  5eit=  nnb  gefd)id)ti§lofen  9Jtetapt)nfif,  fonbern 
an  ber  ''^^erfon  bes:  (£t)riftn§,  n)eld)er  babnrd),  ba^  er  l)anbelt, 
mit  bem  9Jienfd)en  in  @emeinfd)aft  tritt,  unb  aug  ber  Sßeife,  mie 
er  t)anbelt,  erl)ölt  ba§  ©lauben  feine  fonfrete  ©eftalt.  ^Jßeil 
'Olatl)anaet  ^t\\i  burd)bringenben  33lict  erlebt  t)at,  brid)t  bie  Über= 
jeugung  uon  3^fw  t'öniglid)em  ^ilmt  in  it)m  l)erDor  nnb  ha§ 
2(ufleud)ten  berfelben  ^ei^t  ^ot)anne§  ©lauben.^)  ^ie  @ama= 
riterin  fommt  noll  uon  il)rem  @rlebni§  ju  it)ren  beuten  jurürf, 
unb  bie  9Jlad)t,  mit  ber  il)r  '-öerid)t  biefclben  fafjt,  I)ei^t  (Glauben, 
noc^  et)e  fie  :,>fu§  fat)en,  4,  39.  "Die  2öorte  '^t\n  über  feine 
©inigfeit  mit  bem  ikter  brängen  fid)  feinen  ^örcrn  ai§  2öal)r= 
l)eit  auf,  unb  bie§  l)ei^t  ©tauben,  8,  30. 

^ie  uon  ^jobanneg  gegebenen  ©rjä^lungen,  rcic  ^efu§  bie 
9}lenfd)en  in§  ©tauben  erljob:  9iifübemu^,  bie  (Samariterin,  ber 
^öniglid)e,  ber  53linbgeborene,  9Jlaria  unb  9J?artl)a,  X^oma^, 
l)eben  alle  bie  faufalc  'üJ^a^t  be^  9Jiüment§,  bie  2Bid)tigfeit  ber 

1)  ^üv  a)lt.  lüie  füv  So().  ift  bcisS  Wlaiiben  (\leicl)mft^ig  05eiüifel)eit,  unb 
bei  beiben  ift  biefe  in  oileictjer  'Äeije  imabljäiirtig  uom  ficl)tbaren  ßrfolg.  2)ie 
Unbebiiu^tbeit  be^S  Wlaubeiiö  jdilie^t  a\id}  bei  ^ol).  nict)t  au^,  ba^  ber  ©(aubenbe 
fein  Veben  l)in5Ufleben  I)at,  12,  25. 

^)  ©in  5vittrtejeii1)eu  tiel)brt  nid)t  ju  1,  50,  oli^  läge  iNenunnbentug  ober 
gttv  Xttbel  in  biefent  ÄJoit.  Saburd),  baft  ^sefuö  il)in  nod)  Öröf(eie§  ueifpiid)t, 
wirb  ber  ©Untbe,  ben  9iatf)nnael  i()m  je^t  fd)on  evipeift,  nid)t  ali  umnotiuiert 
befd)vieben.  (£r  ()at  feine  DolJe  'öegninbung  in  ber  'Keife,  wie  Zs^im  an  i()nt 
l)anbelte. 


186  Aap.  6.    3e)uä  uiib  bcv  ©laube  nac()  So()anne§. 

9Bitten§entf d)eibung ,  bie  je^t  suftoube  fommt,  'üaB  SÖßunber 
be§  ®efd)et)enB,  ba§  burcf)  bie  je^t  gegebenen  ^ebingungen  ent= 
ftet)t,  aU  ein  9teue§  I)eföorbri(i)t  unb  ben  weiteren  Seben§(auf 
beftimmt,  mit  großer  ^^laftif  f)erüor.  Oh  9Ufobemu§  jugveift 
ober  nidit  at§  il)m  ^efu§  bie  ©rij^e  beffen  entf)üllt,  wag  ©ott 
am  9J?enfd)en  tut,  um  i^n  in  fein  Steid)  §u  bringen,  ob  er  bie 
Hngered)tigfeit,  mit  ber  feine  ©enoffen  gegen  ^t\n§  üerfaljven, 
mitmadjt  ober  nid)t,  ob  bie  ©amariterin  ftanbl)ält  ober  fortläuft, 
al§  O^fug  auf  it)ren  :Öeben§Iauf  Sic^t  fallen  lä^t,  ob  fie  mit  \i)n\ 
get)t  ober  oon  il)m  fid^  trennt,  menn  er  fie  oom  ©arijim  abBft 
unb  5u  neuer  2lnbetung  ®otte§  anleitet,  ob  9Jlartl)a  3efu§  fallen 
lä^t,  tüeil  er  ben  trüber  nid^t  cor  bem  ©terben  fc^ü^te,  ob  fie 
jugreift,  at§  er  fid^  il)r  al§  ha§<  Seben  unb  bie  3tuferftef)ung 
anbietet,  barau§  ergibt  fic^  il)r  33erl)ältni§  5U  :vl^fw!§  ii"^  ^^ 
entftet)t  ü>erbunbenl)eit  mit  ibm  ober  ®efcf)iebent)eit  t)on  i{)m. 

2)iefelbc  ernftt)afte  Diealität  fommt  bem  9)]oment  unb  bem, 
iüa§  it)n  at§  Söille  unb  Xat  füllt,  aucf)  für  ba^  ^JÖJerben  be§ 
Unglaubens  ju.  ^ie  '2)arftellung  ber  ©aliläer  in  5^apernaum, 
ber  ^eftoerfammlung  in  Csßt:ufalem,  ^ap.  7.  8.  10,  be§  ^ilatu§ 
ift  hierin  mit  ben  ba§  ©ntfteben  be§  ®lauben§  beleucl)tenben 
Stürfen  fongruent.  Db  bie  ©aliläer  e§  faffen,  menn  Cvt^f»^ 
nid)t  ein  oon  feiner  ^erfon  gefdl)iebene§  ^rot,  fonbern  fid)  felbft 
als  bog  53rot  be§  :^cben§  it)nen  gibt,  ober  ob  fie  eine  fold)e 
^JBcrtung  feiner  "iperfon  geringfrf)ät^ig  ablel)nen,  ob  ''|>itatu^o  bie 
Sal)rt)eit  je^t  begel)rt  ober  ueradjtet,  mo  fie  it)m  in  ^ef»'«*  ent= 
gegentritt,  ba§  cntfd)eibet  über  it)ren  ficbenStauf. 

:!^l;ol)anne§  ^at  smar  in  feinem  (Sotteöbeunif?tfcin  bie  @r= 
innerung  an  bie  oon  allem  ^Serben  freie,  emige  unb  uollenbete 
^Jlrt  ©otteö  mit  großer  Energie  gepflegt.  @r  ftellt  un§  an  ©ott 
nid)t  eine  fdmpfenbe  Siebe  bar,  bie  um  bie  @rt)altung  il)re§ 
(Sigentumei  ringt  unb  fid)  um  bie  llmfol^r  be§  ^Hn-lovcnon  mül)t: 
©Ott  \)ä{{  fein  (Eigentum  in  foftev  -V^anb.  So  ift  aud)  ü'l)riftuv( 
ni(^t  al^  ber  Ä'ämpfenbe  befd)rieben,  ber  um  bie  58emal)rung 
feiner  6o!)nfd)aft  unb  bie  ^Hufvid)tuug  feiner  .f')crrfd)aft  ringt, 
fonbern  er  ift  ber  emige  ©ol)u  unb  leudjlcl  aU:-<  hiv$  Vidjt  unb 
nimmt  bie  on,  bie  ibm  ber  '^atcr  gibt.  C5benfo  erbött  unfer 
eiflencr  ^Anteil  an  ®otte§  i^abi  unbemeglid)e  ^eftigfeit  au^^  ber 


Die  S}eja()ung  bei-  Senbuug  IJeni.  187 

©lüigfeit  be§  göttlichen  Sieben^.  ®a§  gibt  bem  ©louben  bei 
^of)annc§  über  alle  oftioen  ^^unftionen  bie  Oberl)anb  unb  bringt 
in  baeifelbe  bie  unben)eglid)e  @en)i^l)eit  t)inein.  @ben  barin,  ba^ 
er  fic^  bie  Unerjc^üttertirf)feit  @otte§  mit  biefer  5!raft  üor^ält, 
betätigt  fein  (Glauben  bie  il)m  eignenbe  abfohlte  @efcf)loffent)eit. 
@§  ergab  \\d)  aber  für  if)n  barau§  feine  Entleerung  unb  9Scr= 
nicE)tung  be§  in  ber  |^eit  gefcl)el)enben  @rlebniffe§  unb  5(fte§,  alB 
würbe  be^raegeu  au§  ber  (^efd)id)te  ein  ©rfjein  ober  bod)  nur 
bie  Offenbarung  beffen,  wa§  fd)on  eroig  fei.  ©ie  bet)ält  it)re 
faufale  •iRarf)t  unb  geroinnt  baburrf),  ha^  fie  in  emigem  ©runbe 
entfpringt  unb  ewige  ^Kefultate  fdjafft,  3:iefe  unb  ©ruft. 

®er  ©runbfa^  ber  jol)anneifd)en  Jl)eologie,  ber  ha^  göttlid)e 
Sort  al§  ba§,  n)a§  im  Einfang  mar,  unb  jugteid)  al§  in  ber 
@efrf)icl)te  gegenmärtig  unb  mirffam  bejat)t,  geftaltet  and)  ba§, 
iDa§  er  über  ba§  ©tauben  fagt.  ^nbem  biefeö  ben  emigen  (^ott 
erfaßt,  ift  fein  ^nf)alt  über  alle  ßin3elt)eiten  unb  fonfreten  3lu^ 
liegen  be§  §eitli(^en  Sebenä  t)inaufgel)oben,  unb  bod)  bleibt  e§  ein 
je^t  ®rlebte§,  je^t  @en)ollte§,  ein  ©lieb  ber  perfönli^en,  eigenen 
©efd}id)te,  unb  wirb  immer  wieber  burd)  bie  befonbere  ^Ä^eife 
erwecft  unb  begrünbet,  wie  3efu§  im  33erlauf  berfelben  fid)  bem 
9}ienfd)en  offenbart.^) 

®abei  l)at  ;3ot)anne§  mit  tiefem  (Srnft  l)ert)orge^oben,  ba^ 
t)a^  ©tauben  aud)  uergeblid)  im  9)^enfd)en  entftel)en  fann.  @r 
fann  fid)  bemfelben  wiberfe^en  unb  e§  für  fid)  unfrud)tbar 
mad)en,  fo  ba^  il)m  nid)t  bleibenbe  2Serbunbenl)eit  mit  ^t}u^, 
fonbern  i)erfd)ärfte  (^einbfdjaft  gegen  it)n  folgt.  ®orum  bebanbelt 
^efu§  bie  3"^^"/  ^ie  5»  i^J»  ©lauben  t)aben,  nod)  nic^t  al§ 
wal)rt)afte  jünger,  seigt  il)nen  aber  ben  '4Beg,  wie  fie  bieg  roer= 

*)  3)er  Unterfc^ieb  ooii  a)U.  bleibt  beunod^  an  biefer  8teüe  tief  unb  Ief)r= 
veid).  'Bei  i()m  iieiwinnt  bO'S  05Iauben  feine  ben  9J?oment  füUenbe  58eftimmtf)eit 
nuö  bev  l'age  bec>  C'Uaubeubeii,  m^^  bem,  luaei  je^t  feine  5iot  unb  feine  'Bitte  ift. 
'öei  oii'l).  luivb  bti'ö  Wlaubeu  ,^um  fonfreten  3(ft  burd)  bie  IBeife,  wie  ber  6t)nftue 
fid)  ie^t  beul  a)ienfd)en  offenbart.  (So  ift  aber  ber  eine  uub  feU^e  (£I)iiftuö,  ber 
in  jebeni  biefer  aWomente  mit  berfeUien  &abe  alten  fid)  ent^üUt.  33ei  Sit.  er= 
reid)t  ber  Wlaubeu^^aft  baburd)  fein  ^iel,  ba^  er  bie  erbetene  i'>)abe  empfäuflt, 
luomit  er  iu  bie  :)iuf)e  tritt.  Bei  viol).  ift  ber  ©laubengntt  ber  Einfang  beö  be^ 
l)arreubeu  Wlaubeuöftaub»^ ;  er  ift  ber  Sßerbemomeut  für  bie  bleibenbe  ä5er= 
buubeuboit  tibrifti  mit  bem  (sHaubenbeu. 


188  Äop.  6.    Sef»^  itnb  bei"  Ötnubc  nnd)  Jiof)«""^^- 

ben:  burd)  33(eiben  in  feinem  SKort.  ©ie  fe^en  aber  mit  f)artem 
©clbftroiberjpruc^  neben  if)r  ©(auben  fofort  mieber  jornige  2Iuf= 
Iet)nung  gegen  ^e\n§,  loeil  feine  33erl)ei^ung,  ha^  fie  bur^  it)n 
bie  2BaI)rt)eit  unb  in  biefev  bie  ^reit)eit  finben ,  fie  beteibigt.  <2ie 
legen  fic^  al§  2(brat)am§  (3öf)ne  längft  fd)on  bei,  ma§  ev  it)nen 
erft  geben  miü.  2)ie  3lntit)ort  ^efu  auf  biefe  3Ib(et)nung  feiner 
(3ab^  bilbet  bie  ©rflärung,  fie  fudfiten  it)n  tro^  it)re§  @Iauben§ 
ju  töten.  3)arin  f)at  i^r  ^'^.H'oteft  gegen  feine  3Sert)ei§ung  bie 
le^tc  Äonfequenj,  unb  bie  ©d)ärfe  it)re§  @egenfa^e§  gegen  i^n 
roirb  gerabe  babuvd^  offenbar,  ba^  felbft  il)x  ©tauben  il)ven 
3öibern)i(Ien  gegen  it)n  nid)t  übenuinbet  unb  fie  nic^t  t)inbert, 
ficf)  gegen  if)n  al§  bie  freien  gu  be{)aupten  mit  bem  3ßunfd): 
roeg  mit  i^m !  ^) 

'Jt^nlicf)  roirb  nad)  bem  erften  Stuftreten  ^efu  in  ^yerufatem 
gcfagt :  uiete  gtaubten  an  it)n,  unb  bod)  üertraute  fid)  it)nen  ^efu§ 
ni^t,  2,  24.  ^ätte  er  ermattet,  if)r  ©tauben  m erbe  fie  ganj  unb 
bteibenb  it)m  üerbinben,  fo  t)ätte  aud)  er  it)nen  SSertrauen  er= 
miefcn,  mie  er  ^3iatt)anaet,  bem  3^^oetiten  of)ne  ^atfd),  fofort 
üert)ei^t,  er  rcerbe  ben  ^immel  offen  fet)en.  '2)ennod)  t)ei^t  jene 
3uftimmung  ber  üielen  ju  feinem  9luf treten  ®lanhz,  meit  fie 
feiner  Senbung  burd)  ©ott  gemifj  geworben  finb.  (Jiner  biefer 
©toubenben  ift  ^JJifobemu^,  bem  aber  :jefu§  bennod^  fofort  fagen 
mu^:  it)r  glaubt  nirf)t,  3,  12,  roeil  er  ^^f"  (Srftärung,  ha^  \m§ 
bie  ©eburt  au§  bem  ©eifte  nötig  unb  ertangbar  fei,  bet)arrlid) 
abmeift.  Sogar  bie  Dberftcn,  bie  nid)t  magen,  fid)  p  it)m  ju 
befennen  unb  bie  .^ierrlid)feit  ber  9J?enfd)en  met)r  ticben  al§  bic= 
jenige  ©otteS,  t)ei^en  „©taubenbe",  12,  42,  obmol)!  5,  44  be= 
tont  ift,  bafj  ber  nid)t  glauben  fann,  ber  (5f)re  non  ben  SJIenfd^en 
nimmt  unb  bie  oon  ©Ott  tonnuenbe  nid)t  fud}t.  ©ä  mirb  bie 
innere  5Inerfennung  I)crüorget)oben,  bie  ^efu§  tro^  it)rer  falfd^en 
•©iüensiftellung  bei  it)nen  fanb. 

^2tud)  baei  ©lauben  ber  ."jünger  enbet,  aU  ,>fu§  ftirbt.  ®en 
8d)tuf}  feiner  Untermeifuug  bilben  'iBorte,  bie  t'ouflatieren,  baji 

•)  Xa  bie  (Snutbcniiifl  ber  :^ubcu  fid)  ^ii'f't  «»f  A^i'i»  ■iU'ilii'ifutiirt  I'i'Mcbt 
unb  oiitft  oom  (Süfluflcliftcn  au^brürflid)  nio  „9(nliuovt"  bo,H'icl)iu't  ift,  ichoint  mir 
ein  iycd)|cl  bc«  ^2iibjcftö  in  bor  Atolle  nid)t  aiinol)iiilnir. 


Xie  23eja()iinc^  ber  Senbimi\  .oef".  189 

:3efu§  bie  jünger  voixUid)  in  ha§  ©laubeu  f)inemgcfüf)rt  I)at. 
2(uf  if)ve  5Ber[td)erung :  „barum  glauben  mix,  ba^  bu  öon  ©ott 
Quägingft"  antwortete  er:  „je^t  glaubt  if)x" ,  16,31.')  ^anben 
fie  in  ber  3Jiad)t  feinet  3ßiffens  ba§  2JlerfmaI  feinc§  Urfprungei 
an§  @ott,  \o  ift  bieg  ©taube  unb  ^i\n&  beftätigt  if)re  3Serfi(i)e- 
rung.  Df)ne  biefeg  ©rgebnig  wäre  jeinc  Strbeit  aurf)  an  i{)nen 
oergebtic^  geroefen;  nun  aber  ift  fie  fo  üoüenbet,  ba^  er  in  ber 
Seife  üon  Uap.  17  für  fie  beten  fann.  ^itüein  obgleirf)  fie  je^t 
glauben,  ift  borf)  bie  Stunbe  ba,  wo  fie  i^n  oerlaffen.  (Sein 
Sterben  treibt  fie  bod)  von  \^m  roeg,  unb  fteüt  firf)  i()nen  al§ 
bie  ^erftörung  it)rer  23erbunbent)eit  mit  i^m  bar,  fo  ta^  fein 
5l'reus  für  fie  alle  ein  neues;  „©(äubig  loerben"  nötig  mad)t,  luie 
eg  an  Xi)oma§  befonber§  t)erüorget)oben  wirb,  20,  27. 

®aburd),  ta^  un§  ^o^anneg  3efu  3öort  an  bie  jünger  nur 
in  ber  ^orm  oon  2lbfc^ieb§iüorten  gibt,  roä^renb  rcir  oor  5^ap.  13 
nirgenbg  eine  an  bie  jünger  befonber^  gerid)tete  Untcrweifung 
lefcn,  ^t  er  fd)arf  beleud)tet,  wo  für  it)n  bie  fd)n)erfte,  wic^tigfte 
©taubenäfrage  entftet)t,  baburd)  nämüd^,  ba^  bie  ©emeinbe  uon 
3efu§  gefd}ieben  ift  unb  an  ben  it)r  Unbefannten  unb  Unfid)t= 
baren  ^n  glauben  f)at.  ^a^  unb  umrum  bie§  möglid)  fei,  roarum 
;^vefu  2:0b  feine  ®emeinfd)aft  mit  bcn  Jüngern  nid)t  aufl)ebe, 
fonbern  begrünbe,  u^arum  man  an  il)n  glauben  fönne,  obmobl 
er  jum  ä>ater  gegangen  ift,  inelmel)r  weil  er  jum  i^ater  gegangen 
ift,  ba§  bel)anbelt  Cvol)anne§  unter  allen  au§  O^fu  SBerf  cnt-- 
fpringenben  ^^ragen  al§  bie  midjtigfte.  ^arum  finb  aud)  bie 
legten  2öorte  an  bie  jünger  burd)  jmei  |)anblungen  ^efu,  ^a\).  13 
unb  17,  eingefaßt,  uon  benen  bie  erfte  jeigt,  mie  er  ben  ©einen 
bient,  unb  bie  jiüeite,  mic  er  für  fie  betet,  ^zm  bezeugt,  mie 
er  feine  ®emeinfd)aft  mit  "Otn  :^iüngern,  biefe,  roie  er  feine  ®e= 
meinfd)aft  mit  bem  SSater  für  fie  mirffam  mad)t,  unb  au§  beiben 
ergibt  fid)  al§  :^}iefultat,  ha^  ber  jünger  auf  il)n  fein  ©tauben 
ftellen  barf,  tro^bem  er  Don  il)m  gefd)ieben  ift.  ©0  roirb  fid)tbar, 
marum  ba§  ©tauben,  obiuot)!  e§  mit  ber  "^^affion  ^efu  5unäd)ft 


^)  a)Jan  barf  in  biefen  Sa^  feinen  g-rageton  legen,  alö  beftritte  IJefna 
ba'5  (Glauben  bev  l^sünger ;  bie  ^iegrenjung  feiner  2(usfage,  bie  fie  jum  folgenben 
überführt,  liegt  in  „je^t". 


ju  @nbe  roar,  bennod)  raieber  entftanben  ift,  fo  ba^  bie  5l'ird)e 
im  ©lauben  an  ben  leben  fann,  ben  fie  nid)t  fal).  ^) 

$ßerfd)ieben!^eit  f'ommt  aud)  baburd)  in  ba§  ©lauben,  ba^ 
c§  nid)t  fofort  bie,  gange  ^ebeutung  ^eju  fa§t.  ©eine  unüoü= 
ftänbigen  formen,  bie  nod)  nic^t  ha§  gan§e  SBerf  ®f)ri[ti  über^ 
bliden,  I)ei§en  be^rcegen  nid)t  Unglaube,  fonbern  auc^  i^rerfeitg 
©laube.  ®§  ift  „©laube  an  jeinen  Flamen",  ba^  9lit'obemu§ 
in  ^eju§  ben  oon  @ott  gefommenen  Sei)rer  erfennt,  2,  23.  '^ex- 
roanbt  ift  t)a§  Urteil  be§  33oIfe§:  er  ift  ein  ober  ber  ^rop^et, 
4,  19.  6,  14.  7,  40.  9lod)  üoKer  ift  ber  ©laube  beftimmt,  rcenn 
^t\u§  al§  ber  ©firiftug,  ^§rael§  ^önig,  erfonnt  ift,  1,  50.  4,  26. 
7,41  neben  40.  11,27.  <Bo  geroi^  bie§  @Iaube  ift,  fo  wirb 
bod)  üon  ben  Jüngern,  bie  oon  2(nfang  an  ben  S^riftugnamen 
3efu§  zueigneten,  nad)  bem  erften  ^^^eid)en  abfid)t§t)oI{  gefagt:  fie 
glaubten  an  if)n,  2, 11,  ebenfo  nad)  ber  2luferftet)ung  oon  Cyot)anne§ : 
er  faf)  unb  glaubte,  20,  8.  9Jlit  bem  33e!enntni§  be§  2;l)oma§ 
üor  bem  3luferftanbenen  !^at  ber  ©laube  feinen  ganzen  ^yn^alt 
erlangt.  ^) 

XaB  2Bad)§tum  be§  ©laubeng,  burd)  ba§  fid)  fein  ^.'ynliatt 
ausbreitet,  nimmt  it)m  aber  feine  @inl)eit  nid^t,  rceil  er  oon 
^lot)anne§  ebenfo  ftreng  alg  perfönlid^eg  23 erl) alten  ju  ^efu§  ge= 
fa^t  lüirb,  rcie  oon  ben  (Sijuoptifern.  @§  l)at  barum  nur  ein 
einziges  ^kl,  nid)t  ein  SSielerlei  oon  Set)ren,  fonbern  ben  ©inen, 
ben  c§  in  feinem  unioerfalen  3ßer!  mit  5unet)menber  ^larl)eit 
erfaßt. ') 

Xamit  ift  aud)  bei  3o{)anne§  bie  ©elbftänbigfeit  be§  ©tauben^ 
gegenüber  ber  Setjre  unb  2;l)eologie  gegeben,  unb  bicfe  mirb  mit 
flarem  Söerou^tfein  burd)  bie  ganje  Darlegung  l)iuburd)  bcuiat)rt. 

')  Xa^  bn<5  3lufl)incii  unb  Ji>icbovciitfti'l)cu  boo  (^HauluMici  boi  uiib  und) 
ber  '^ttffion  von  bcibcn  3(poftcIn  iilcirt)artiii  nufiU'fnfU  unb  lu'uvtoilt  luirb,  oriiibt 
3toif(^en  2)Jt.  unb  :^^o().  eine  widjtifle  ilonjiiuen,^. 

')  SlMc  bei  W.  bie  I)elfenbc  2at  oefu  bn<K  (Mlnubeu  lun'  fid)  unb  nod) 
r«^  l)ot,  e*  ftöift,  fi)ricrt  unb  am  bei  .Ulcinl)eit  in  bie  (^)iü>fu'  bviujU/  v\]l.  S.  IIa, 
fo  entfaltet  fid)  bei  ;^ol).  init  ber  A«iiu'l))uonbeu  Cffeubarunii  bor  «ohiilVhaft 
;^efu  bflö  Cllfluben  fd)rittiueife  ,mi  feinem  uoUen  'iH'ftanb. 

■)  Sluf  ber  (JinMflfeit  be«  ,\nl)nlt«i  unb  .^klis,  bie  bav>  jol)(inuei)d)e  Wiauben 
iKit,  tolrb  eo  berufen,  bn^  bei  i!)m  bie  fijnoptifd)e  Untevfd)eibuu(i  ^uifdjen  flcincni 
imb  oroftcm  c^lnnbeu  feine  'parallele  I)at. 


Sie  23e,5ie()unfl  bce  (^lau5ens  auf  Wott.  191 

G^arafteriftijd)  für  ^oi)anm§^  ift  bic  ?^ormeI:  glaubt,  ba^ 
id)  bin,  13,  19,  bie  ba§,  \va§  biefes  „id)"  in  fid)  fd)(ie^t,  nid)t 
benennt,  unb  gerabe  baburd)  bie  ^^unftion  be§  ©tauben^  im 
Unter[d)ieb  üon  berjenigen  ber  @rfenntni§  fc^arf  berDorI)ebt.  @s 
ift  3(nfd)lu^  an  fein  „^d)",  fa^t  i^n  a(§  ben  »or^anbenen,  als 
„3Baf)rt)eit",  unb  ift  roillig  atle^  aufäunef)men ,  raa^  fein  2Ber! 
al§  ^n^ölt  biefes:  id)  bin  e§,  offenbart,  ©o  rcirb  aud^  ber 
iübifd)e  Unglaube  baburd)  auf  feine  prinzipielle  ©eftalt  gebrad)t, 
ba^  gefagt  roirb :  it)r  glaubt  nid)t,  ha'^  id)  bin,  8,  24.  ®r  lä^t 
nid)t  gelten,  ma^  er  tatfäd)lid)  üor  il)ren  Singen  ift;  ni^t  biefe 
ober  jene  einzelne  @igenfd)aft,  it)n  felbft  oerneint  er,  unb  mirb 
5um  (Streit  gegen  feine  ^^erfon.  ^) 

2ll§  ha^  Sßefcntlic^e  in  allen  ©tufen  beg  ®tauben§  ^ebt 
3ol)anne^  has  l)eroor,  ba^  3efu  Sesiel)ung  ju  ®ott  erfannt  unb 
beial)t  lüirb:  nur  baburd)  rcirb  bas  Urteil  über  il)n  ©laube. -) 
„^u  bift  üon  ©Ott  al§  Sel)rer  gefommen",  fagt  9lifobemus; 
barum  brüdt  fein  2öort  ©tauben  au§.  ^ic  Flamen  „'iprop{)et" 
unb  „(5l)riftu$"  bejeid)nen  i^n  als  oon  ®ott  gefanbt.  ®ie  Gr= 
raedung  bes  Sa§arus  beginnt  ^efus  mit  einem  lauten  ©ebet, 
„bamit  fie  glauben,  bafj  bu  mid)  gefanbt  f)aft",  11,42.  9]ur 
bann,  luenn  basi  Sluge  nid)t  nur  am  iDaf)rnet)mbaren  SSorgang 
l)aftet,  fonbern  an  ^efu^  ©ottes  ©enbung  fiel)t,  ift  ©laube  ent= 
ftanben.  ^n  berfelben  ^ii^eife  mirb  bas  ^id  benannt,  ju  bem 
bie  iv^üngcr  unb  bie  2Belt  gebrad)t  merben  follen,  17,  8.  21.  '^a^ 
anerfennenbe  2öort:  „je^t  glaubt  il)r",  loirb  ben  3üngern  ju  teil, 
meil  fie  „glauben,  ba^  er  oon  ©ott  ausgegangen  ift",  16,30 
uergl.  27.  "Der  ©enbung  burd)  ©ott  entfprid)t  Oefu  bleibenbe 
©inf)eit  mit  bem  33ater,  rces^alb  aud)  biefe  ben  n)efenttid)en 
;^^nt)alt  be§  ©lauben§  ergibt:  ber  ©laubenbe  beiat)t,  ba^  ^i\n^ 
im  ißater  ift   unb   ber  SSater   in  il)m,   14,11.10,38.=*)    2(ud) 


')  J'ie  5vovme(  f)at  nlttcftamcntli(()e  ^orbilbiituien :  ntarfiiiv  on  iyi!)  ti^i, 
forbcit  bcv  '^.Uopf^et  füi-  Wott,  "scf.  43,  10. 

2)  3)a!^  @lau5e»  ift  bei  :3of).  im  felben  ftrengeu  Sinne  religiös,  b.  I).  auf 
öott  besolden,  iDie  bei  a)it. 

3)  (So  ift  lel)neici),  bnfj  bie  ben  Snbalt  be^  Ötanbenö  benennenben  ©ö^e 
bie  9(bl)äni'\ii^feit  :Csefu  üoni  %(\itx  immer  I)eniod)eben :  „(^5efanbt  fein,  im  ä^tater 
fein,  uom  ü>nter  aueijecjangen  fein,  ans  bem  -pimmel  ijefommen  fein";   nidjt: 


für  ^oi^anncg  ift  ber  ©laube  uollfiänbig  auf  @ott  belogen.  Sine 
©eioipeit  ber  !f)öd)flen  ©üter,  bie  nid)t  in  @ott  begrünbct  wäre, 
I)ättc  bie  Seugnung  ®otte§  in  fid);  fie  lüäre  ebenfo  fel^r  aud) 
eine  23erleugnung  3efU/  "^ßi"  nur  in  ber  @inf)eit  mit  bem  33ater 
aU  ber  ©eber  be§  ercigen  Seben^  bei  un^  ift.  3)a  er  nid)t  au§  unb 
für  ftd)  fid)  felber  lebt,  fonbern  üom  isater  fein  Seben,  3öort 
unb  Söerf  empfangen  bat,  rid)tet  fid)  bas  ©tauben  nic^t  auf  il)n, 
fonbern  in  if)m  auf  ben,  in  bem  er  a{k§  i)at,  12,  44  uergl  5,  24. 
2tnbererfeit§  roeit  bie  ©ebunbent)eit  i^efu  an  ben  35ater  feine 
@r^öl)ung  begrünbet,  burd)  metd)e  ber  "i^ater  fein  ^^erf  in  ber 
2Belt  it)m  überträgt,  ert)ält  a\k§  ©tauben  an  ©ott  bie  ^Kid)tung 
auf  hzn  ©ol^n.  ^) 

'3)a§  rcirb  baburd)  nid)t  befd^ränft,  ba^  im  53tic£  auf  bie 
^affion  ber  auf  ©ott  gemanbte  ©taube  üon  bemjenigen,  ber  fid) 
an3efu§  t)ätt,  unterfd)ieben  rairb:  euer^erj  roerbe  nid)t  erfc^üttert; 
gtaubt  an  ©ott  unb  aud)  an  mid)  gtaubt,  14,  1.  Sßeit  :3efu§ 
al^  ber  ftevbenbe  unfäf)ig  fd)eint,  ber  ßietpunft  be§  ©tauben§  ju 
fein,  roirb  au?brüc!tid)  auf  ben  I)ingett)iefcn ,  metd^er  ber  ©runb 
einer  unerfd)üttertic^en  ^]ui)erfid)t  bleibt,  unb  au§  ber  auf  ©ott 
geftetiten  3ui>fi^fid)t  erroäd)ft  bie  ^raft  §u  bemjenigen  ©tauben, 
baö  aud)  bem  in  ben  3::ob  gegebenen  alte  dJladjt  unb  ©nabe 
juerfennt. 

^emgemäf?  beftet)t  aud)  ha§  3Befen  be§  Ungtaubenc^  bavin, 
ba^  er  ^^fu^  oon  ©ott  trennt.  6otange  bem  CviiiMl^^*  ^^^"  'i^ctter 
nod)  oerborgen  unb  uncrf'cnnbar  fd)eint,  fragt  it)n  ^Vfu^:  gtaubft 
bu  nid)t?  14,  10.  (5ntfd)toffenev  Ungtaube  liegt  uor,  wenn  ge^ 
urteilt  roirb :  biefer  9)?enfd)  ift  nid)t  oon  ©ott,  9,  16.  • 

„xdi  ifabe  Ö)ott()cit,  icl)  bin  t>ai  Movt,  ifl)  bin  'Wcltronont,  icl)  bin  oiuiti"  ober 
(ll)nli(f)i'ö.  v»cne  oii^jc  riditcn  ben  5Micf  an\>binctlicb  bnid)  vvofnvN  buifl)  ,yim 
i.\atex  Oiunuf.  3^icic  biirftc  man  fdjiuevlid)  al<*  für  violj.  nnniöiilid)  bc,u*id)ncn; 
fle  toürbcn  ober  einen  flar  beufcnbeu,  l)ort)fteI)enbeu  .'obrer  erforbern,  ber  fid) 
beutlid)  M«  mad)cn  wiifite,  baft  Cilottlieit  nnr  bnrd)  bie  Wceintheit  mit  bem  'iUiter 
^cfu  'i.W[\fy  fein  fann.  ilH'i  ;"\ol).  uon  paivinijd)en  tiiinuivfuniu'ti  .^n  rebon,  nUN 
JjäUe  er  einen  MOi'iten  (■»iott  neben  c-lott,  ift  ^Minblieit. 

')  Xie«   ergibt   einen  Unterfd)ieb   in  ber  Anffunii  bevN  '-IH'iuiffo   ,^un|d)on 
ÜHt.  unb  "^oh.    2)er  @ntj:  in  alle«  WInu6en  fei  bie  aH'jnljnnfl  (£()rifti  mit  ein 
Orfdiloffrn  unb  nur  burd)  biefe  fonu)ie  jene*»  Miftnube,  ift  bei  o^l).  fd)("irfer  bind) 
Orbilbct  unb  formuliert. 


SBort  unb  aßevf  als  ©taubenSflnmb.  193 

Seil  ha§  ©(auben  auf  3efus  genrf)tet  ift,  fann  feine  53e^ 
grünbung  nur  burrf)  il)n  felber  I)ergeftellt  lüerben,  ^)  unb  bieg 
fann  nur  baburd)  erretd)t  raerben,  ba^  ev  g(eicf)5eitig  feine  ®in= 
f)eit  mit  bem  ^ater  unb  bie  @emeinfd)aft,  in  bie  er  mit  bem 
9Jienfrf)en  tritt,  offenbart.  Sßeil  biefe  nirf)t  auf  einjelne  ^öt)e= 
punf'te  feinet  £eben§  befrf)ränft  finb,  fonbern  aüe§,  was  er  ift 
unb  tut,  beftimmen,  gefd)iet)t  if)re  Offenbarung  burc^  fein  ganjeS 
9SerI)a(ten,  burrf)  alle§,  momit  er  fid)  mit  ben  9^enfd)en  in  23er= 
fet)r  bringt,  ebenforaot)!  burd)  fein  ©ort,  mie  burd)  fein  Serf. 
^cfu§  bel)anbe(t  barum  bie  ^rage:  roer  biftbennbu?  al§  grunb^ 
unb  red)tlo§,  meit  fie  ba§,  mag  er  beftänbig  offen  beseugt,  über= 
t)ört,  8,  25.  (gr  oerbirgt  fid)  Dor  ber  SBelt  nid)t,  mac^t  fic^  üie(= 
mel)r  offenbar,  unb  ba§,  rcas  er  au§  fid)  I)eraug  gibt,  fann  nur 
eine  einzige  ^^onfequenj  in  benen  finben,  bie  if)n  fennen:  gan^eg 
aSertrauen  ju  i^m,  meit  er  ba§  Sßort  beg  SSaterg  rebet  unb  ba§ 
«5erf  beg  S^aterg  tut. 

:^c  f)öf)er  ber  ©laube  gefd)ä^t  mirb,  um  fo  mef)r  @emid)t 
fäüt  auf  bas  ©ort.  3of)anneg  f)at  bag  ©ort  al§  bie  atleg  in 
fid)  fd)lief3enbe  ®ab^  befd)rieben.  ^efu§  ift  felbft  bag  „©ort", 
ba§  bei  @ott  mar.  "iJiarum  f)at  fein  gefamtes  Sieben  in  ®ott 
feinen  Urfprung  unb  tritt  mit  bem  9Jlerf§eic^en  ber  @öttlid)feit 
an  bie  ^örer  f)eran.  Sein  ©ieget  ift  „bie  ©a^rf)eit",  mäf)rcnb 
bag  SJlerfmal  beffen,  mag  nid)t  @ott,  fonbern  ber  2;eufel  fd)afft, 
bie  Süge  ift.  ©eil  ^ef"^  ,M^  ©at)rl)eit  fagt",  cermag  fein 
©ort  ben  lIRenfc^en  inmenbig  ju  faffen  unb  ju  Derpflid)ten.  ^ie 
©al)rt)eit  ift  bie  überjeugenbe  unb  baburd^  jum  ©lauben  fül)renbe 
^h-aft. ') 


')  W.  «nb  Sof).  glauben  um  S^f"  loillen  auf  ©ninb  beffen,  was  er  ift 
unb  tut.  tkx  3ol)anne«^  l)at  aber  bie  c^anje  2?arftellung  tas:  eine  S^el,  ju  jeigen, 
nnc  vi»-1»'3  felbft  buvd)  fein  ü?evl)alten  foiüol^l  baö  Ölauben,  aU  ben  Unglauben 
beiüivft. 

2)  ^ei  mt  entfprec^en  fid)  ®üte  imb  ®laube,  bei  3o^.  3ßa^vl)eit  unb 
{^Haube.  öeineiiifam  ift  beibcn,  ba^  bie  Söurjel  besi  ©lanbenä  ein  einfad)er, 
in  jebent  uovbanbener  '-l^orgaug  ift;  benn  aud)  bie  ©mpfinbung  für  ben  'li5ert 
ber  'ilHil)rl)cit  ift  eine  elementare  ^ynnftion.  (S'ä  liegt  barum  in  hen  jobanneifdjen 
Sä^en  iiber  bie  i^e5iel)ung  junfdien  'lüabrOeit  unb  OHaube  bie  3ad)parallele 
ju  jenen  Urteilen  ^efu  bei  9)Jt.,  n)eld)e  ba^  ölauben  nidjt  alä  etroaö  Münft= 
lid)e<^  unb  (intlegeneö ,  fein  3(uebleiben  nid)t  alö  entfd)ulbbar  bebanbcln, 
Sctjlnttcv,  "Dov  ®lQUbe  Im  9i.  Tcft.  l-"3 


SGßte  ha^  Sort  bei  ©ott  war,  fo  entftel)t  aurf)  bie  2öat)rf)eit 
nic^t  erft  au§  bem  ©rfcnnen  unb  9f?eben  ber  9Jlenfd)en,  bie  if)re 
Empfänger,  nid)t  aber  i^re  ©rjeuger  finb.  (Sie  beftef)t  uor  aller 
geiftigen  STrbeit  be§  9)^enfd)en,  tüenn  i{)r  aiid)  innerf)alb  ber  2öe(t 
ein  Söerben  ^ufornrnt,  1,  17;  {)ier  rcirb  fie  burd)  ^efuö  in  ber= 
fetben  SBeife,  rcie  hk  ©nabe  biircf)  if)n  wirb.  @r  gibt  it)r  in 
ber  finfteren  9)Zenfc^f)eit  ba§  ® afein,  rceil  er  fie  bezeugt,  1^,  37. 
5,  33.  S)arum  rebet  ^of)anne§  nid)t  befonberS  uon  einer  „gütt= 
Iid)en  2Bo^rf)eit",  ^)  foroenig  al§  er  com  „Sic^t  @otte§"  ober  üom 
„Seben  @otte§"  fprid)t.  @r  unterf^eibet  nicfjt  ein  boppe(te§ 
Sid)t  tnenfd)Iic^e§  unb  göttlid)e§,  fonbern  Sirf)t  unb  Seben  finb 
ein  ©inigeg,  ©ott  allein  @ignenbe§,  fo  ha^,  rva§  in  ber  Seit 
Sid^t  unb  Seben  befi^t,  an  götttid^er  SKirt'ung  unb  ®ahi  9(ntei( 
^at.  ©benfo  bleibt  i^m  ber  2ßaf)rl^eit§begriff  eine  ungeteilte 
@inf)eit;  er  jerlegt  bie  SSol)rf)eit  nid)t  in  eine  menfd)lid)e  unb 
güttlid)e.  2Beil  fie  @otte§  Slrt  ift,  fo,  wie  fie  fid)  ber  be= 
raupten  ©eiftigfeit  be§  9Jlenfd)en  funbgibt,  barum  bilben  „3öa^r= 
^eit  unb  Seben"  in  if)rer  ^Bereinigung  ben  Seg  jum  33ater; 
barum  ift  3efu§  „bie  2öa^rf)eit"  in  berfelben  Seife,  wie  ha^ 
3Bort,  14,  6.  @benfo  ift  ber  ©eift  „ber  ©eift  ber  3Ba^rt)eit", 
14,  17.  15,  26.  IG,  13,  ha  fie  wie  fein  Sefen,  fo  aud)  bie  ©abc 
bilbet,  burc^  bie  er  fid)  im  9JIenfd)en  offenbart. 

9flid)t  nur  Seben,  fonbern  auc^  Sid^t,  nid)t  nur  ©eift,  fon= 
bern  aud)  3Bat)rl)eit  ift  ba§,  tt)a§  wir  oon  ^t\u§  empfangen  unb 
bei  it)m  ju  fuc^en  l)aben.  ®amit  ift  gefagt,  ba^  er  un§  nid)t 
nur  ein  anbere^  „Sefen"  ober  neue  „Gräfte"  oerleitjt,  fonbern 
in  unfer  2)cnfen  unb  Sollen  f)inein  feine  ©abe  legt.  ^a§  Sid)t 
mac^t  unfer  53ett)u^tfein  l)ell;  bie  Saln't)eit  bewegt  un§  in  unfevcm 
perfönlid)en  23ert)alten.  ©ben  be§l)alb  fann  unfere  'öc^ieljung  ju 
^i\n§  nur  ©laube  fein  unb  ift  ot)ne  ©lauben  nid)t  "Oa.  Seil 
^efug  ba^  fiid)t  unb  bie  Sat)rl)eit  ift,  wirb  unfere  'ik\^iel)ung 
ju  it)m  ett)tfd)  unb  perfönlid).  '3)amit  fallen  alle  !iHirftellungcn 
üon  einer  ©emeinfd)aft  mit  il)m  bal)in,  bie  nur  burd)  11{ad)t= 
wirfung  ober  Scfengmifd)ung  entftänbe,  unb   ha^$  ©lauben  be* 

OflI.  @.  141-114.    Darum  flibt  uni  auc^  3oO-  t^f)nM)  "Jic  5)Jt.  ucm  '^Jlufunrt 
an  :,Vfu  Mlnflc  über  bcn  il)m  onlrtoftctitrcteiibcit  Utuilaiibcii,  H,  11.  .'$2. 
')  fj  itlriOnü  auti  ftcl)t  17,  17  um  iu  bcu  rtiniu(]i'icu  I^cjlcu. 


$ßort  unb  SBcrf  als  ©(aukiieflninb.  195 

fommt  frf)(erf)tf)inige  Unerlä^lirf)!eit.  ®enn  bem  Sid)t  öffnen  mk 
un§  gtaubenb,  unb  burd)  (Glauben  wirb  bie  SßBat)rf)eit  unfer 
©igentum. 

®ie  @tnf)eit  3efu  mit  bei*  3öa^rf)eit  ergibt,  ba^  er  at§  ber 
äöiffenbe  rebet,  al§  ber,  n)e(d)er  „gefet)en  ^at".  Sein  Sort  ent^ 
fpringt  qu§  bem  reellen  33efi^  beffen,  n)a§  er  fagt.  @r  [teilt 
©Ott  nid)t  aug  ber  Entfernung  üon  i^m  bar,  fonbern  in  ber 
®emeinfd)aft  mit  if)m.  ^aburcf)  erl)nlt  er  bie  (Sigenfc^nft  eine§ 
„Saugen",  unb  biefem  gebüt)rt  uon  benen,  bie  felber  nie  ein 
(5et)en  @otte§  erlebt  {)aben,  ©taube.  @§  ift  5lnma^ung,  wenn 
fie  ben  einen  Sügner  t)ei^en,  ber  auf  ©runb  eigenen  (5e^en§  üon 
bem  rebet,  TX>a§  fie  nie  gefrf)aut  f)aben. 

®aburrf)  üoIt5ief)t  3ffw§  mieber  jenen  5^er§ic^t  auf  2Bei§{)eit, 
3:t)eürie  unb  2:t)eo(ogie,  melrfjen  un§  fd)on  9!}lattt)äu§  an  if)m 
firf)tbar  mact)te.')  Seit  fein  Sort  nur  bezeugt,  wa§  er  faf),  fo 
ift  fein  !föiffen  DoUftcänbig  ©elbftbemu^tfein.  @r  trägt  feine 
Set)ren  oor,  bie  einen  it)m  felbft  fremben  ©egenftanb  barftelltcn, 
fonbern  marf)t  fein  3Sert)ä(tni§  jum  ikter,  b.  t).  feine  (3ot)nfrf)aft, 
unb  fein  Iser^ltnig  jur  9Jienfd)^eit,  b.  t).  feine  9)?effianität,  funb. 
^nbem  fein  3Bort  au§fd)tie^lic^  „3eugni§"  bleibt,  luirb  ba§,  mag 
ben  3(nfd)luj3  an  it)n  ergibt,  nid)t  au§  bem  ©lauben  t)erau§  in  ^a§ 
U^erftet)en  unb  ©rfennen  nerlegt,  fonbern  t>a^>  ©tauben  bleibt  al§ 
bie  3(una()me  beffen,  ma§  C^efu^  üon  fid)  bezeugt,  bem  ©rfennen 
gegenüber  beutlic^  abgegrenjt,  unb  erf)ätt  üollftänbig  bie  9iid)tung 
auf  ^efu  '»^Jevfon.  !®eil  fein  3öort  ba§  au5fpricf)t,  ma§  er  felber 
für  ben  'i^ater  unb  für  bie  9)lenfd)en  ift,  ift  e§  gleidjjeitig  beibeS : 
bie  Offenbarung  be§  Ü^aterg  unb  unfere  33erufung  §u  it)m.  ©r 
fpric^t  al§  ber  ^irte,  ber  bie  ©d)afe  ruft.  Sßer  feine  Stimme 
fo  t)ört,  ha^  fie  ibn  bemegt  unb  5U  it)m  fü{)rt,  ift  mit  it)m  unb 
baburd)  mit  bem  ^-öater  nereint. 

®iefc  33ereinfad)ung  be§  ©oangelium^,  ba^  un§  nic^t  2Borte 
^efu  über  bie  oielerlei  2lnliegen  be§  3}^enfd)en  unb  ^u^en,  fon^ 
bern  nur  fotd)e  über  feine  ©of)nfc{)aft  unb  bie  it)m  bamit  gegebene 
Senbung  an  bie  Seit  oorgelegt  merben,  gefd)iel)t  birelt  im  ^nkv- 

^)  Sei  3)?t.  entftef)t  baö  ©laubeu  miö  ber  3Ba()ineF)numc<  beffen,  tuaö 
Sefu^  tut;  bei  3o().  miö  feinem  SeUiftjeniini^S.  SBebev  l)ier  nocf)  bort  fönipft 
Sefu'S  (^eflcn  bie  K^coloflie  feiner  t^eijner  mit  K^eoloiiie. 


196  ÄflP-  6-    Sefuö  imb  ber  ©laiibe  nnd)  ^sof)anneö. 

cffc  bc§  ©laubeiig,  unter  feinem  Slntrieb  unb  ju  feiner  33egrün= 
bung.  ®arum  üerbinbet  ^9of)anne§  mit  ber  93ereinfad)ung  be§ 
@oangeIium§  gugleid)  and)  eine  ©rroeiterung  unb  ä^ertiefung  be§= 
felben,  bie  ficf)  barau§  ergab,  ba^  er  un§  ben  ©laubensgrunb, 
^efu  @int)eit  mit  bem  Später,  rei(i)Iid)  unb  beutürf)  jur  !®a{)r= 
net)mung  bringen  will. 

S)al)er  erbalten  mir  bie  33e5eugung  ber  ©raigfeit  ^efu,  feine§ 
(Sein:§  im  ^immel,  feinet  2(nteil§  an  ber  Sc^ijpfung  unb  9tegie= 
rung  ber  9Henfd)t)eit,  feiner  inroenbigen  33e§iei)ung  jum  SRenfd)en, 
bie  fic^  in  ber  ^^eife  ber  ®ott{)eit  f)erfte((t.  91iemal§  tritt  aber 
babur(^  ein  ®ogma  an  bie  (Stelle  be§  ©laubenS,  fo  ba^  etma 
einer  bie  ^räeyiftens  ^^fu  auSfagenben  formet  bie  erlöfenbe 
^Maiift  beigelegt  märe,  ©in  fold)er  ©cbanfengang  mar  für 
3ol)anne§  fd)led)tt)in  unmöglid),  ba  berfelbe  nad)  feinem  Urteil 
t)a§  (Süangelium  umgeftür§t  t)ätte.  ®iefe§  t)at  feinen  3nl)alt  nid)t 
baran,  ba^  ung  @ott  biefen  ober  jenen  @eban!en  mitgeteilt  liabe, 
fonbern  baran,  ba^  er  feinen  6ot)n  al§  ben  Sebenbigen  gefanbt 
})ahi.  ^arum  bienen  alle  jene  Slusfagen  nur  baju,  ba§  ©tauben 
ju  begriinben,  inbem  fie  un§  fid)tbar  mad)en,  rcie  Dollftänbig 
3cfu  ©ol)nfd)aft,  wie  oollftänbig  barum  aud)  feine  @emeinfd)aft 
mit  un§  ift. ')  ^a§  bemäl)rt  fid^  barin,  baf?  fie  ben  ^lid  nid)t 
üom  93]enfd)en  ^"sefuS  unb  feiner  ©efd}id)te  l)inüber  uvS  ®el)eim= 
niö  be§  göttlid)en  2Befen§  5iet)en,  fonbern  baju  oon  ;)ol)anne§ 
gegeben  finb,  bamit  ber  9}?enfc^  v^efuö  xu\§  nad)  feiner  ganjen 
^ebeutung  für  unö  erkennbar  fei  unb  mir  miffen,  ma^o  mir  tun, 
menn  mir  nn^  oon  il}m  fdjeiben  ober  ju  i()m  l)in5utretcn. 

©0  entftct)t  augJ  :^efu  9Bort  jene  Beugung  oor  i^m,  oljue 
bie  es  fein  auf  ibn  goridjtetc^o  ©tauben  gibt,  ©eine  für  alle 
geljeimnisüolle  (£inl)eit  mit  bem  !^ater  mad)t,  ba^  er  ah  ber 
einzig  .^ol)c  über  allen  ftcl)t. 

'j  'ilU'r  bie  lcl)rl)ajtcii  ;'liio)iiiiiMi  Dco  jol)auiioi)cl)cii  C;l)iiftiio  Icbiiiliil)  aK\ 
Spkflcliinflcu  bco  „Wlmiboii<>"  bcmtcilt,  l)at  in  biofcm  Uitoil  bie  '■Jiötuuiiui,  lUlc 
blcfc  (^ebrtiifcmcil)cii  in  bie  ^iu[tellim(\  bei»  (^Maullelu^  eiiiui)^''liofuMi.  'ilUT  ba 
flcfle»  "ict)t  iii  ber  Viine  ift,  biefe  i?lll\^|■luu'll  nur  auf  ben  fubjeniucu  (vaftor  be^N 
„Waubtm"  ,Mi  rebujicreii,  fonbern  l)ier  ÜlWrflidjfeit  fiel)  entl)(iUcn  unb  wirfcn 
flel)l,  fUr  ben  bleiben  bie  lehrhaften  3luv^fartell  über  ;^efu  ("'Sottlieil  uoiu  (^Hauben 
untcrfd)tcben. 


3öort  unb  3Berf  atS  «(aubengöninb.  107 

2)em  t'Iaven  Selbftberou^tfein,  biirrf)  ha^^  er  feine  ®eeintt)eit 
mit  bem  SSatcr  fd^aut,  entfprid)!,  ba^  er  ber  Kenner  be§  9J?enfd)en 
ift  unb  if)n  narf)  feiner  inrcenbigen  ©eftatt  burrf)fd)ant.  '^ud) 
babuvrf)  erweift  er  fid)  al§  ba§  „Sid)t",  unb  3of)<inne§  f)Qt  bie§ 
al§  einen  befonber»  fräftigen  Stntrieb  jum  ©louben  empfunben. 
3öeil  9'ktf)anaet  fie!)t  er  fei  oon  ^efu§  gef'annt  glaubt  er;  ha^ 
;'\efu§  ber  ©amariterin  fagt,  ma§  fie  tat,  bercirft,  ba^  fie  glaubt. 
3öä[)renb  be§  legten  33erfel)r§  ber  jünger  mit  3ffu§  bilbet  bieg 
ben  ©runb,  me§f)alb  fie  auc^  an  ben  (Sterbenben  glauben:  bu 
mei^t  ade  ®inge,  IG,  30,  unb  auf  biefelbe  ©rmägung  ftü^t  firf) 
'petrug  uor  bem  3tuferftanbenen,  21,  17.  '3)er  (Sinblidf  3^1"  in 
ba§  ^nroenbige  ber  jünger  bat  für  ben  ©uangeliftrti  nic^t  blof? 
be^^alb  ^^ebeutung,  loeil  berfelbe  einen  ©rmei^  übernatürlirf)er 
^Diac^t  bei  fid)  I)at,  fonbern  meit  er  3^fu  ®emeinfd)aft  mit  it)nen 
üoUenbet.  Dbmobt  er  fie  in  i^rer  '3d)n)ad)beit  unb  ©ünbe  t'ennt 
mit  allem,  ma§  fie  bemegt  unb  erfrf)üttert,  ben)al)rt  er  ifinen  feine 
Siebe  unb  jeigt  ibnen  bamit,  ba^  fie  mirfli^  ibnen  gilt,  fo  mie 
fie  finb,  womit  i()nen  bas  burd)fd)lagenbe  ©lauben^motiu  ge= 
geben  ift.') 

9lber  aud)  in  biefcr  ^liditung  roirb  fein  äBiffen  fd)led)tt)in 
burd)  ha^  eine  ßiel,  ba§  Glauben  ju  begrünben,  formiert.  3lu§ 
,V'fu  .^ienntni^  be§  3}lenfd)en  entftel)t  feine  Slnt^ropologie  ober 
'|.^fiKl)ologie,  feine  2;^corie  über  ba§  „3Befen"  ber  ©eele  unb  bcä 
Seibe^.  ©ein  Söiffen  erzeugt  bie  ©emeinfc^aft  mit  benen,  bie 
it)m  ber  ''Jßakx  gegeben  ^at,  unb  mad)t  biefe  mafir  unb  ganj. 

®a§  SBort,  meldje^  ber  i>ater  it)m  gibt,  ift  aber  jugleic^ 
bie  fd)affenbe  9Jlad)t,  bie  ba§  Seben  erzeugt,  ^arum  fügt  ^jefug 
5um  ^-föort  and)  ba^  2öerf  a{§  ©lauben§grunb,  meil  aud)  feine 
Serfe  ®otte§  ©oben  an  il)n  unb  ©otte§  @aben  für  un§  finb. 
@r  gel^t  mit  feinem  2Bollen  unb  äöirfen  in  @otte§  ^anbeln  ein, 
unb  „üollenbet  ba§  SBerf  be§  3Sater§",  4,34.  5,36.  17,4.  ©ein 

')  ^a  ber  Gv()üOte  bo'j  um  burd)f(f)auenbe  ÜBiffen  ooKenbö  &eft^t,  fpric^t 
v>ol).  bamit  eine  Weiui^Oeit  niu:.,  iüeld)e  bie  ©emeinbe  in  jeber  3?'^  unb  Va^e 
fefttjalteu  |ol(.  Jßiv  finben  bnl)er  benfelben  ©ebaufen  in  bev  3(pofalt)pie  luieber: 
„icf)  löei^  beine  Sßerfe".  Sein  ben  3)lenf(f)en  burc^fd)aiienbeö  3öiffen  mad)t  fein 
ifevmöi^en  jn  »eviiefien  jur  Safi^S  feinet  cvin',en  'i^erfebr^S  mit  if)m,  roie  e«i  l^ei 
3){t.  bie  'iHn'auC''i'e^unu)  fiiv  allci  .steilen  ^efn  ift. 


198  ÄiiP-  ^-    S^Ü''^  iinb  bcr  OMiutbe  nacf)  otofjannes. 

i8etüei§  befielt  bariu,  ba^  ber  SSater  and)  bie  größten  SGBer!e, 
bic  ©pcnbung  be§  eioigen  Seben§  an  bie  SBelt  unb  bie  33oH= 
ftrectung  be§  @erid)t§,  if)m  übertragen  ^t,  5,  21—  30. 

9lid)t  ein  äöerf',  ba§  für  i{)n,  aber  nid)t  burc^  it)n  I)erbei= 
geführt  roürbe,  nirf)t  ein  3^ic^ß"/  ^ö§  h^  feinen  fünften  gefc^ät)e, 
aber  nidfjt  feine  eigene  %ai  wärt,  fann  bem  ^Si^U  ^^e\n  bienen, 
fonbern  nur  ein  fo(d)e§  SBerf,  ba§  er  felber  tut  unb  ha^  ficf)  gleic{)= 
jeitig  at§  SBirf'ung  @ütte§  offenbart,  ^nbent  er  felbft  fo  !^anbelt, 
ha^  er  bie  Söerfe  @otte§  üoKbringt,  ift  ba§  ©tauben  nidE)t  an 
it)m  üorbei  ober  über  if)n  empor,  fonbern  auf  if)n  !^ingen)anbt. 

®a§  SOßort  unb  ha§  SSerf  ftet)en  nad)  it)rer  ^ejietiung  jum 
©tauben  gueinanber  in  einer  gegenfeitigen  Über=  unb  Unterorb= 
nung.  3cbe§  oon  it)nen  f)at  feinen  befonbern  2öert,  14,  10.  10,  38. 
9(uf  ha^  SSort  üerroeift  3efu§  ben  jünger,  ben  er  fragen  mu^: 
gtaubft  bu  nid^t?  juerft,  lueit  e§  ha^  nöd)fte,  innerlid)fte  9}]ittet 
feiner  Offenbarung  ift.  SBer  an  feinem  Sort  bie  götttic{)e  (Setbft= 
bejeugung  roabrnimmt,  „glaubt  if)m";  benn  er  ^ai  in  biefem 
9}loment  nod)  nic|t§  oor  fid)  al§  ^^fii  ^^erfon.  S)a§  3Sertrauen 
ift  fo  auf  bie  an  if)m  felbft  erfd)einenben  9Jtertmate  ber  ©enbung 
@otte§  belogen,  hieben  ber  ^äf)ig!eit,  in  feinem  Sßort  fdjon 
feine  ©emeinfdjaft  mit  bem  li^ater  rcafir^une^men,  ift  bie  ^-orbe= 
rang  be§  l]tid-)in§  @lauben§fc^mäd)e.  ®arum  wirb  bie  58itte 
um  ha§  SOBunber  al§  SRangel  an  ©tauben  getabett,  4,  48,  unb 
bie  3tufforberung  ber  Q3rüber:  ta^  beine  ;^"sünger  beine  2öerfe 
fet)en,  al§  Unglaube  bet^anbett,  7,  3  ff.  ®ie  ©alitäer  fragen  um= 
fonft:  ma§  tuft  bu  für  ein  3eirf)en?  6,  30  unb  bie  ^^orberung 
eine§  fotogen  burcf)  bie  "ißricftcr  mirb  runbum  abgemiefen,  2,  18  ff. 
6otd)e  ^-orberungen  tommen  nur  baburd)  ^uftanbe,  baf^  ba^ 
!föort,  t)a^  an  fid)  fd)on  ber  uoH  ,vireid)cnbo  ©runb  beö  ©laubcn§ 
ift,  nid)t  ai§  fotc^er  mirffam  unub,  fo  ba|3  bie  erfte  33erufung 
jum  ©tauben  erfotgto?  blieb.  9Hdjt  erft  nad)  ber  5(ufevuiedung 
be§  i^ajaru^,  fonbern  oor  berfelben  nnrb  an  *il)Jartl)a  bic  "^vagc 
gerid)tet:  ict)  bin  bic  3hiferftel)ung ;  gtaubft  bu  ba§?  mcil  nid)t 
erft  :^efu  Xai,  fonbern  fd)on  feine  ^'^ifage  ©lauben  oerlangt  unb 
trc'igt.  Senn  er  5U  feinem  öntftebon  bec^  tooljonjcs  bebarf,  fo  tritt 
Unmilligfeit  unb  Unfäl)igt'eit  jum  'Jlnfdjluf?  an  Ctl)riftui^  ,y»tage, 
bic  erft  üor  feiner  fid)tbar  lucrbcnbcn  .^^errlidjt'eit  meid;t.    ^arum 


Sßort  unb  2öerf  aU  ©(nuben^grunb.  199 

löirb,  nad)bem  ben  Jüngern  ^e'\u  SBort  übergeben  unb  gur  @e^ 
rcifjtieit  gemad)t  ift,  bie  3Sert)eif?ung  auf  bie  begrenzt,  welche 
glauben,  ot)ne  ha^  fie  fet)en,  20,  29. 

^itUein  ein  äßovt,  ha§  nur  Sßort  bliebe  unb  auf  ben  reellen 
33eftanb  be§  SebenS  feine  SBirfung  f)ätte,  roäre  !ein  @(auben§= 
grunb  mef)r.  @§  rcäre  eine  33erf urjung  be§  ®otte§bi(b§,  nirf)t 
eine  Offenbarung  feiner  .^errlic^feit,  unb  ein  33er5id)t  auf  'ba^ 
meffianifcl)e  2(nit,  nic^t  beffen  2lu§ric^tung.  ®arum  entftet)t  ba§ 
©lauben  nirf)t  au§  bem  9? eben,  fonbern  au§  bem  |)anbeln  (St)rifti: 
luenn  ic^  e§  nicf)t  tue,  fo  glaubt  mir  nicf)t,  10,  37.  ^a§  Söort 
erzeugt  e§  nur  bes^alb,  weil  es  bie  @etüäl)r  in  fid)  l)at,  ba^ 
ba§  äöerf  it)m  folgt,  um  beSmillen  meil  e§  au§  ®ott  ftammt. 
'il)er  ^JSater  fpricl)t  nid)t  nur,  fonbern  „tut  feine  3Berfe",  14,  10, 
al§  ber  „in  3efu§  bleibenbe",  fo  ba^  (^3otteö  2Öer!  jugleid)  (il)rifti 
^Jßerf  ift,  n)e§t)alb  ber  ©laube  firf)  auf  il)n  ricl)ten  mu^.  2)a  ba§ 
2Ber!  (£f)rifti  ^tn  'rTRenfd)en  uor  bie  ootlenbete  &ahi  ftellt  unb  bie 
@otte§fraft  be§  2ßort§  entl)üllt,  bringt  e§  il)m  eine  uerftärfte 
Berufung  jum  ©tauben:  „menn  il)r  mir  nic^t  glaubt,  fo  glaubt 
um  ber  SBert'e  f eiber  millen".^)  (&§  roiberlegt  bie  Unroilligfeit 
§um  ©tauben  unb  leitet,  menn  e§  biefen  ^wcd  erreid)t,  ouc^  in 
t>a^  ^Nerftäubnisi  be§  inmenbigen  Sßefen§  ^^]lx  l)inein,  fo  bo^  au§ 
jenem  ©tauben,  ba§  bem  Söerf  gemät)rt  mirb,  ein  neue§  ©tauben 
folgt,  ba§  il)n  in  feiner  bleibenben  ©emeinfc^aft  mit  bem  SSater 
faf^t.  ®arum  fällt  trot}  ber  beftimmten  3lblet)nung  ber  ,3eicf)en= 
forberung  bennorf)  auf  3^f"  SBerfe  mit  il)rem  luunberbaren  ©1)0^ 
raftcr  ein  großer  9lacl)bruc!.  ®ie  ^^eid)en  in  ^erufatem,  üor  allem 
bagjenige  an  ^ajaruS,  mirfen  in  ben  ^uben  ©lauben,  ba§  3^irf)en 
üon  5iana  in  ben  Jüngern,  2,  11.  28.  7,  31.  11,  45.  12,  11. 
^er  33linbe  mirb  barauf  uermiefen,  ba^  er  ben  Sot)n  ®otte§  in 
ber  t)eilenben  2:at  „gefel)en",  nid)t  nur  get)i)rt  l)at,  9,  37  cgi.  6,  36. 
'3)ie  3eid)cn  l)ält  3efu§  ben  ^^uben  wie  ben  3ü"9ßi^n  (^^^  ©runb 
5um  ©lauben  uor,  meil  fie  ©otte§  ^eugniS  für  i^n  finb,  5,  3G. 
10,  25.  38.   14,  11.    ®ie  SBerfe,  bie  er  tat,  mad)en  3§rael§ 


*)  2)ic  t^affuufl  beg  ©ebanfeuö  fcl)Iie^t  unmittelbar  an  has^  natürlidje 
(S'mpfinben  an.  i'eujleiclje  mit  14,11:  Jt«  t«  fgya  uiru  TuartiHv  'i^olpb. 
1,  35,  4:    dl'   ctiTWf   TMv   fgyojv  kaßaiv  Tr\v  nCanv   unb  1,  13,  2:   SC  avjwv 

7lQl(yft('cTWl'. 


200  Änp-  ö.    Sefi's  »iii»  bei*  ©laude  nacf)  3of;c»n"e§- 

Unglauben  jur  unentjd)ulbbaren  ©ünbe,  15,  24.  12,  37.  3Sor 
atlem  wirb  ba§  gro^e  |)inberni§  be§  @(auben§,  ber  5'ob  (£f)rifti 
unb  feine  33erfe^ung  in  bie  Unfirf)tbarf'eit,  nirf)t  fd)on  baburd)  für 
bie  jünger  überrounben,  ba§  ^efu§  i!^nen  feine  bleibenbe  ©eniein= 
fdjaft  mit  if)nen  bezeugt,  fonbern  baburd),  bo^  er  fid)  aU  auf= 
erftanben  fic^tbar  mac^t.  Um  bie  jünger  mit  bem  Sßorte  au§= 
prüften,  ^a^  ©tauben  ftiftet,  barf  ^t)oma§  bie  <^anb  be§  2luf= 
erftanbenen  anfaffen. 

'^k  SBerfe  ^efu  5iel)en  if)re  ^ebeutung  nid)t  nur  an§  ber 
SJ^ac^t,  bie  in  i^nen  erfd)eint,  fonbern  au§  bem  3iete,  ju  bem 
bie  9Jlad)t  mirtfam  mirb.  9iid)t  nur  ba§  Quantum,  fonbern  bie 
Oualität  berfetben,  bie  burd)  fie  «ermittelte  (3dbi,  ma<i)t  fie  pm 
@Iauben§motiü.  ^o{)anne§  t)at  ftar!  bie  ^ejie^ungen  ber  3eirf)ßn 
3um  uniüerfalen  ^wtd  ^efu  f)eroorget)oben.  3llg  bie  3luferftet)ung 
unb  "öa^  Seben  mad)t  er  fid)  burd)  ba§  t'unb,  wa§  er  an  Sajaruä 
tut,  unb  nod)  met)r  buri^  ba§,  nia§  an  feinem  eignen  2eib  ge= 
f(^iet)t,  als  ba§  ßid)t  burct)  bie  S^at  am  ^linbgeborenen,  al^  ba§ 
Seben  gebenbe  33rot  burd)  bie  Speifung  ber  S^aufenbe  unb  nod) 
met)r  burd)  fein  ^reuj.  9(ud)  ba§  3eid)en  oon  ^ana  t)ei^t  fd)n)er= 
lid)  blo^  be§t)atb  eine  5ßerfid)tbarung  feiner  .^errlidjf'eit,  meil  e§ 
fc^öpferifd)e  9Jlad)t  offenbarte,  fonbern  mirb  ^efu  33eruf  in  feinem 
Unterfd)ieb  oon  ber  bi§t)erigen  ©tetlung  3§rae(§  unb  n)ot)(  aud) 
Don  ber  be§  !Jäufer§  be5eid)nen:  bort  ftet)t  'i)a§<  alte  9f?einig!eit§= 
roefen  mit  feiner  ^u^e  unb  feinem  ©djmerj,  f)ier  ber  (Jf)riftu§, 
ber  ba§  g^eft  feiert  unb  bie  ^reube  fd)afft. 

6o(d)e  |^cid)en  mad)en  jebod)  ba§  umfaffenbe  ^kl  ^efu  nur 
in  5eitlid)er  ?^orm  unb  in  ben  irbifdjen  ^-l>erl)ättniffen  fid)tbar,  unb 
finb  be§f)atb  nid)t  fein  eigentlid)e§  Serf.  Serben  fie  nur  alö 
fi)mbolifc^e  ^arftellung  ber  im  3Borte  ^i\n  entt)altenen  ®ebanfen= 
reit)en  aufgefafjt,  fo  mirb  baburd)  ber  @cbanfe3*-1u  oerlel^t.  ;"\ot)an= 
ncö  betont,  bafj  biefclbcn  il)re  '-Ikbcutung  für  il)n  bariu  batten, 
bafj  fie  „3Berfe"  finb,  !')iealiüirfungen,  unb  ,^mar  Söcrt'e  @ottc§, 
iüeld)c  bie  Söortc  ^ef"  öI§  göttlid)e  ^eugniffc  beftätigen.  ©ie 
bcl)altcn  bc^batb  eine  befonberc  oom  Sort  unterfd)icbcne  '-llJidjtig' 
feit,  meil  fid)  in  il^nen  ber  Sille  unb  bie  ifraft  offenbaren,  ba^^ 
ins  2öort  ®efa^tc  in§  Scfen  ju  fe^cn.  3U(erbing§  weifen  fie, 
roeil  fie  ber  gcgenmärtigcn  unb  irbifd)en  ©pljärc  ange()ören,  nur 


2ßoit  mtb  2ßerf  al§  (SJ(au6ensflrunb.  201 

anbeutenb  auf  bie  reelle,  jenfeittge  iinb  ewige  @abe  @ütte§  ^in, 
iüäf)renb  ha§  2ßort  fie  uollftänbig  aufbectt  unb  barbietet,  ba  e^ 
enger  unb  üollftänbiger  in  bie  @emeinfcf)aft  mit  i^efug  fe^t,  alsi 
e^  burcf)  'Oa§  3etrf)en  gefc^iel)t. 

äöenn  ^eju^  öuf  bie  ^itte  beg  ^önig(id)en  antwortet :  wenn 
i^r  nid)t  ^eicf)en  unb  Sßunber  fef)t,  fo  glaubt  it)r  nicf)t,  4,  48, 
fo  begießt  firf)  ^efu  2:abel  fc^werlic^  blo^  barauf,  ba^  fid)  bcr 
Sittenbe  feine  anbre  2Beife  ber  Leitung  oorftetlen  fann,  als  bie 
burcf)  ^efu  eigene  Gegenwart  nermittelte,  unb  il)n  be§l)alb  mit 
fid)  nac^  Slapernaum  ju  netimen  münfd)t;  nielme^r  mad)t  bie 
^itte  felbft,  ber  Plummer,  aii§  bem  fie  geboren  ift,  unb  bie 
33etract)tung  be§  ^^obeg,  bie  fie  erzeugt,  bie  3Uimefenl)eit  be§ 
©taubeng  im  ^ittenben  offenbar.  SBic  gering  ift  bie  (Bäht,  bie 
er  mit  feinem  33ege^ren  fuc^t,  oergtid)en  mit  bem,  mag  ber 
©laube  t)ätte!  '3)er  (2ol)n  fef)rt  il)m  in  bagjenige  Seben  jurüc!, 
bag  immer  nod)  bie  ^ebürftigfeit  einer  neuen  t)öl)eren  Sebeng= 
gäbe  in  fic^  l)at  unb  nod)  mrf)t  gegen  „ba§  Sterben  in  ber 
©ünbe"  fd)ü^t.  ®arum  ift  bie  innere  2Bir!ung  ber  ^at  3^fw 
für  ben  '^ittenben  raertooller  alg  i^r  äußerer  ©ffeft,  ber  nur 
bie  ^ebeutung  eine§  8ficl)en§  f)at;  er  erlangt  ha§  @rö^te  ba= 
burd),  baf^  er  ©tauben  empfängt,  bem  bie  33erl)ei^ung  gegeben 
ift,  bafj  in  i^m  aud)  ber  ©eftorbene  lebt,  11,  25.  ^iefe§  ©tauben 
lann  unb  foll  auc^  o^ne  ba§  ,^eic^en  entfielen  unb  fid)  aud) 
bann,  wenn  ber  <Bo^n  ftirbt,  erl)alten.  3efu§  fpric^t  au§,  ba^ 
feine  Umgebung  ju  fold)em  ©tauben  nid)t  fät)ig  ift.  SBenn  ber 
ilnabe  ftürbe,  fo  fd)iene  bem  Sittenben  bie  Sebenggabe  ©otte§ 
nid)t  üorl)anben  unb  3efu§  mad}U  unb  I)ilflog  ju  fein.  ®arum 
gemät)rt  it)m  3efu§  bie  fleine  ^ilfe,  bie  er  begel^rt,  ta  bie  ©r= 
l)altung  be§  (Sof)n§  für  i^n  eine  Q^aht  bitbete,  burd)  meld)e  er 
bag  grof^e,  ganje  ©lauben  lernen  wirb.  @r  erfüllt  aber  feine 
Sitte  fo,  ha^  er  fid^  5unäd)ft  an  feiner  Ser^ei^ung  genügen 
laffen  mu^.  (So  erfät)rt  er,  baf?  im  2Bort  ^e\u  bie  Seben§= 
gäbe  entt)alten  ift,  unb  wirb  baburd)  5U  einer  ©lauben^übung 
angeleitet,  n)eld)e  aud)  ba§  3ßort,  haB  bem  ©terbenben  2ehin 
gibt,  beial)en  fann. 

"iihhtn  bag  2öort  an  ben  5löniglid)en  wirb  bagjenige  an 
bie  jünger:  id)  freue  mid),  "tta^  id)  nid)t  bei  Sajarug  mar,  ha-- 


202  i^fip-  6.    Set"'5  unb  bei'  Wkiube  nacf)  Jso^anneS. 

mit  il)i*  glaubt,  11,  15,  511  fteüen  fein,  ^m  $8Iic!  auf  beu 
fterbenben  Sa§aru§  wäre  ben  Jüngern  ber  ©laube  cvlofdjen. 
^efu§  mi^t  ibnen  äl^nlic^e  ©ebanfen  su,  u)ie  fie  bie  ^ui^en 
äußern:  fonnte  bet,  ber  bie  Stugen  be§  93tinben  öffnete,  md)t 
mad)en,  ba^  aud)  biefev  nirf)t  ftarb?  11,37.  2lud)  bie  jünger 
finb  nid)t  imftanbe,  neben  bem  bie  93erlf)ei^ung  frf)einbar  aufl}eben= 
ben  SSerlauf  ber  äuJ3ern  ©reigniffe  bie  ^it^^^'ftdjt  gu  beit)at)ren. 
daraus  entftef)t  bie  ^iotrcenbigt'eit  be§  Qäd)zn§> ;  pgleid)  rairb  ha-- 
burd)  ber  in  ber  33itte  um  baSfelbe  liegenbe  @(auben§befe!t  offenbar. 

®er  aSermeigerung  be§  ®Iauben§  fe^t  ^efu§  aud)  bei  ,^0= 
I)anne§  nid)t  ha§  3^^^"  entgegen;  benn  biefe  miberfe^t  fic^ 
nic^t  nur  feinem  2öort,  fonbern  ebenfo  fe^r  feinem  Söert  2lm 
!Cerf)ör,  bem  ber  ^Slinbgeborene  unterrcorfen  wirb,  bringt  e§  ber 
©öangelift  fräftig  ^ur  ^arfteüung,  rcie  feine  Offenbarung  ber 
9Jlad)t  ^efu  ben  @ntfd)tu^,  if)m  ben  ©tauben  ju  nerfagen,  gu 
überroinben  üermag.  ©old)e  ^ritif  feine§  3Bir!en§  Derroeift  ^efu§ 
bef)arrli(^  auf  fein  Sterben,  ^ie  ^^^riefter  beftreiten  bie  2öaf)r= 
f)eit  feinet  Urteile  über  ben  Ä'uItuS  ;^^§rael§ ,  iine  er  e§  in  ber 
Säuberung  be§  ^empel§  jum  21u§brud  bringt,  unb  forbern,  ba^ 
er  fein  9fted)t  burcf)  ein  3ßirf)en  bewähre.  Sein  3^irf)fi^  ^fi  »^fifj 
er  ben  ed)ten  2;empel  neu  bauen  mirb,  bodj  crft  nadjbem  fie  if)n 
abgebrod)en  I)aben.  S)ie  ©alitäer  forbern,  baj3  er  mie  3}?ofe 
itjnen  met)r  alg  blo^  ^rot  gebe;  er  mirb  fie  in  ber  %ai  in 
^ö'f)erer  Seife  fpeifen,  aber  ha^,  wa§  er  itjuen  al§  ©peifc  gibt, 
ift  fein  ^leifd)  unb  33Iut.  ^ie  Vorüber  fritifieren  fein  a3erl}alten 
al§  ungenügenb  für  ben,  ber  h^n  meffianifd)en  Slnfprucl)  er{)ebt, 
meit  er  fid^  ber  SGöelt  nid)t  offenbart;  er  rcirb  e§  tun,  bod)  erft, 
nad)beni  fic^  ber  -f^afj  ber  äöelt  an  if)m  i)olI,^ogcn  'i)at.  @r  fann 
in  feiner  irbifd)en  (^eftalt  nid)t  alk§',  mas!  bem  Unglauben  jur 
33egrunbung  bient,  ouf()eben.  ^a§  SSoIf  fann  feine  .^Öffnungen 
gegen  if)n  fe!)ren  unb  it)n  neben  benfelben  al§  arm  unb  obn^ 
mäd)tig  geringfd)ätHMi.  3(ber  all  bem  mirb  fein  Sterben  bie 
Söfung  bringen,  freilid)  in  einer  SBeifc,  n)etd)c  bie  Überbebung, 
bie  in  ber  3^if^)t^'^[*^v^i-'i*ii"fl  cntbalten  ift,  nid)t  näl)rt  unb  bem 
Unglauben  bleibeub  bie  Wabe  WotteS  oerfngt.  ^Hn  ben  ®e= 
frcujigtou  fd)lieJ3t  man  fidj  nur  burdj  Xrauen  an. ') 

')  ^«  ber )üe|)anb(unfl  bor ,3eic()cnfrnflC  fiub  ÜMÜ.  imb  v.ol).  oiiumbci  fdir  paidUol. 


2)ie  SBiberleflunfl  bee  fnlfc^en  @Iau6en§.  203 

%a  bie  ®emeinfd)aft  ^efu  mit  bem  23atcr  unb  fein  in  if)i* 
begrünbeter  S3eruf  für  bic  3ßelt  i^n  über  alle  er^ö{)t  unb  alle§ 
i^eben  auf  fein  ©eben  begrünbet,  fo  üo(I§ief)t  fid)  ba§  ©tauben 
nur  fo,  ha^  ein  ^j]ert)ättni§  totater  Unterorbnung  it)m  gegenüber 
entfte^t.  @§  tritt  bat)er  bei  3ot)anne§  ebenfo  beuttic^  wie  bei 
äRattt)äu§,  5um  ©elbftoertrauen  in  einen  frf)arfen  ©egenfa^. 
®a§  .f)inberni§,  burd)  n)etd)e§  't)a§>  ©tauben  entraeber  gan^  un= 
mögtict)  ober  nu^=  unb  fraftto§  rcirb,  beftet)t  fortn)ät)renb  barin, 
)ia^  ein  reid)e§,  fatte§  ©etbftbercu^tfein  ^efu§  entgegenget)alten 
roirb,  n)eld)e§  it)n  nic^t  braud)t.  ©teid)  pm  33eginn  feiner 
2(rbeit  roirb  feine  SRutter  fd)arf  jurücfgeraiefen,  roeit  fie  it)n  teiten 
lüitt,  2,  3;  fo  meinen  and)  feine  trüber  ^u  miffen,  ma§  er  feinem 
Berufe  fd)ulbig  fei,  unb  bemeifen  baburd),  ba^  fie  nid)t  an  it)n 
glauben,  7,  1  ff.  '^ie  i^uben  uerteibigen  gegen  it)n  i^ren  t)err= 
lid)en  ;tempet,  unb  iierftef)en  nic^t,  mest)atb  e§  it)m  fd)aben  folt, 
ba^  aud)  ein  gro|je§  .f)anbet§gefc^äft  an  i^m  t)ängt,  2,  18  —  20. 
^Jlifobemu^  fte^t  ai§  ber  Sßiffenbe  cor  ^efu§  unb  meint,  ben 
©eift  unb  ba§  au§  i^m  entftef)enbe  Seben  nid)t  nötig  ju  t)aben, 
um  ©otteö  Sieid)  ju  fef)en.  '^ie  ^üngcvfdjaft  be§  2;äufer§  ift 
Don  ber  dtjre  unb  ©rö|?e  if)re§  9Jieifter§  erfüllt,  bei  bem  aud) 
3efu§  mar  unb  uon  bem  er  ba§  3^ii9"i^  ert)iett,  3,  2G.  ®ie 
©amariterin  t'iimpft  für  it)re  ^Reliquien,  ben  t)eitigen  Brunnen 
;3afüb§;  mit!  3^fu!§  etroa  größer  al§  ^afob  fein!  4,  12.  ^ie 
©atiläer  ergötjen  fid)  an  ben  großen  "Dingen,  meld)e  bie  5ßäter 
erlebt  l)aben,  unb  alle  3eid)en  3efu  üerfd)ii)inben  it)nen  neben 
ber  i^^errlid)feit  beffen,  wa§  ^§rael  einft  empfangen  ^t:  unfere 
3Säter  a^en  ba§  SJianna!  6,  31.  ^ür  bie  ^uben  ^erufalemS 
mirb  ha^$  ©tauben  be^l)alb  unmöglid),  meil  fie  fid)  längft 
fd)on  a\§  bie  freien  S5l)ne  ©otte§  miffen  unb  z^  ^efu§  nid)t 
5ugeftet)en,  baf?  er  größer  a\§  i^re  ^eiligen,  al§  2lbrat)am  unb 
bie  ^^rovl)eten  fei,  8,  53.  ^§xati  f)at  fd)on  feinen  9Jiittler  mit 
©Ott;  „benn  mir  finb  2Rofe§  jünger",  9,  20.  9^ur  burd)  ben 
3Ser5id)t  auf  biefen  33efi^,  ber  big  je^t  al§  ©runb  be^  ©lauben§ 
galt,  !ann  ©taube  an  Oefu§  entftet)en,  unb,  roenn  er  entftonben 
ift,  feine  f)eilfame  Sßirfung  l)erüorbringen. 

'3)iefe§  üon  3efu§  uerneinte  ©tauben  ift  burd)au§  nid)t 
irreligiös  in  bem  ©inn,  "iia^  e§  nur  bie  §errlid)feit  unb  ®rö|e 


204  ^<^P'  6.    Sefiiä  unb  ber  ©laube  narf)  Sof^flttnee. 

beä  eigenen  ^d)§  genöffe  unb  mit  birefter  93erneinung  ©ott  ent= 
et)rte.  3Sielme^r  gibt  fid)  biefeg  33ertrauen,  ba§  ^cju§  entgegen^ 
gefegt  irirb,  in  allen  feinen  formen  feinen  ©tü^punft  in  bem, 
wa§  ®otte§  ift.  Hbraljamg  ilinber  befi^en  bie  greit)eit  al§  i{)r 
fic^ereg  (Srbe,  weit  fie  @ott  sum  SSater  l)aben,  8,  33.  41.  9Jlofe 
ift  ber  ^erv  ber  GJemeinbe  unb  if)r  9JJittter  mit  @ott,  meit  @ott 
mit  il)m  gerebet  ^at,  9,  28.  ®arum  enthüllt  ^t\ü§  bie  9Rid)tig= 
feit  biefer  angeblirf)en  ©emeinfdjoft  mit  (Sott.  @r  ift  il)nen  fern, 
fie  {)aben  it)n  meber  gel^ört,  nod)  gefef)en,  5,  37.  ©ein  äöort 
befinbet  fid)  ^rcar  burd)  bie  Schrift  in  if)rem  ^efi^,  fie  mirb 
aber  inmenbig  nidjt  uon  if)nen  feftge^alten,  5,  38.  ^er  fie  ®c= 
ftaltenbe  ift  ni^t  ©ott,  fonbern  ber  STeufel,  raeil  Süge  unb  ^pafj 
ber  ^nf)alt  i^re§  Seben§  finb ;  biefe  merben  aber  nid)t  üon  ©ott, 
fonbern  oom  teufet  empfangen,  8,  44.  ©o  gibt  un§  aud)  :3of)an= 
m§  eine  I)öd)ft  bebeutfame  ^arfteüung  be§  Kampfs  :3ffu  gegen 
ba§  falfd)e  ©tauben.  @ine  3uoerfid)t,  bie  @ott  al§  ißater  an= 
ruft,  n)ät)renb  g(eid)5eitig  bie  innere  ^eben§geftalt  ha§>  ^ilb  be§ 
2;eufe(§  trägt,  ift  falfd).  %k  Beugung  üor  Cyef«§/  ciu§  raeldjer 
\ia§  ©tauben  mirb,  mirb  baburd)  im  intenfiuften  ©inn  jur  ^u^e, 
5ur  @rfenntni§  ber  @efc^iebenf)eit  oon  ©ott  unb  ber  ®ebunben= 
^eit  an  mibergöttlid)e  9tegenten,  au§  ber  f)erau§  3efu§  ben 
9Jlenfd)en  p  fid)  beruft. 

S)ie  entf)ültung  ber  ©ottlofigfeit  ber  SÖBelt  oollenbet  ^^fwö 
baburd),  t>a^  er  feine  23erbunben^eit  mit  bem  i^ater  offenbart. 
'3)a  er  trotj  berfelben  oermorfen  roirb,  ift  bie  Unn)at)rt)eit  jeneö 
angeblichen  @Iauben§,  ba§  fid)  gegen  il)n  fe^t,  ooUenb^  anö  Sid)t 
gebracht,  ©in  ©tauben,  \ia^  @otte§  SÖBort  unb  Sßerf  an  ,<vefu§ 
oerneint  unb  beftreitet,  ift  lein  mabre^  ©tauben,  feine  ^cial)ung 
©otte§,  fein  ©ott  äuftrebenbe^  !i^erlangen.  3BeiI  ber  ^ubc  g(eid)= 
jcitig  feine  .f)offnung  auf  SJiofe  fe^t  unb  ^t\u^  ben  ©tauben 
oerfagt,  ift  feine  Grmartung  eine  2'äufd)ung,  bie  il)n  ^u  fd)anbon 
mad)t,  5,  45—47.  ($ö  ift  bejeidjuenb,  bafj  bie  auf  lüJKifc  gefeilte 
©rmartung  nid)t  in  ben  ©lauben^^begriff  gefafU  ift,  obn)ol)l  bie 
©(i)rift  bie  formet:  „an  9Jlofe  glauben"  gab.  ^ennod)  fagt 
^llot)annefii  nur  rihtiKtmi  elg  Blon'ariv,  offenbar  al^o  ''l.'arallolc  ,^u 
TCETriaiev'/Jvai  «c;  Xgiarov,  jebod)  mit  bouüid)om  lln(ovfd)iob, 
roie  benn  bie  auf  Ocf"«*  gefeilte  (Srmartung  im  ©üangclium  nie 


Sie  SBiberfeguiifl  bes  falfdjen  0(au6ens.  205 

„{)offen"  f)ei^t.  ^ür  eine  eigenmärf)tige,  be§  göttlid)en  @runbe§ 
entbet)renbe  ©rraartung  brQurf)t  ^of)anne§  „glauben"  nid)t.  ^tm 
auf  9?lofe  gerirfjtete  3woßffi^t  t)erf)inbert  ntcl)t,  ba^  SJiofe  üor 
©Ott  at§  tf)r  3(nf'täger  ftet)t,  rceil  fte  srcar  auf  if)n  f)offten,  aber 
if)m  ni(i)t  glaubten.  %a^  fie  firf)  um  be§  @efe^e§  rciden  ade 
.^eilggüter  beilegen,  ift  nod)  nid)t  ©taube,  ©taube  rcäre  bie 
Stnerfennung  9)?ofe§  in  feinem  oon  ©ott  il)m  gegebenen  Seruf; 
barin  märe  aber  unmittelbar  aud)  ber  ©taube  an  3efu§  Ö^fe^t, 
meil  SJlofe  „über  it)n  fd)rieb".  (3rf)rcerlirf)  ift  babei  nur  an 
einjetne  meisifagenbe  SOBorte  gebad)t,  fonbern  mic  3efu§  ben 
Stempel  mit  fid)  gufammenfa^t  unb  ju  feinem  ^ilb  unb  ßeid^en 
mad)t,  2,  19,  fo  mirb  er  f)ier  ba§  ganje  ©efe^  auf  fid)  be§iet)en, 
loeit  :3§rael  um  feinetmillen  gegrünbet  ift,  at§  fein  „©igentum", 
unb  in  if)m  ber  .^irte,  ^err  unb  ©ott  erfd)ien,  Don  bem  9)lofe 
at§  üom  .f>errn  unb  ©ott  3§raet§  geugt,  su  beffen  ©emeinbe  er 
ba§  23otf  bereiten  mitt.  ®ie  2(neignung  beffen,  ma§  bie  (3d)rift 
über  ©ottes  9iegierung  unb  Sitten  fagt,  märe  bie  ^efät)igung 
•äum  ©tauben  an  it)n,  roie  auc^  bie  3lbtef)nung  beg  (Sd)rift5eug= 
niffe§  üon  ©ott  ben  ©treit  mit  ^efu§  jur  ?5otge  ):)ai.  ^abei 
t)at  9}lofe  bem  ä^olf  „©efd)riebeneg",  ygaf-if-mia,  gegeben,  3efu§ 
nur  Iföorte,  gri^iaca;  ber  ©egenfa^  mirb  fid)  auf  bie  gefe^tid)e 
Straft  be§  2öort§  be5iet)en,  bie  in  ber  fd)rifttid)en  ^irierung  be§=^ 
felben  fid)  3tusbrud  gibt.  C^efug  tritt  nid)t  mie  SJJofe  at§  ©e^ 
fe^geber  t)or  fie,  it)ren  ©tauben  mit  groingenbem  33efet)l  für  fid) 
forbernb,  fonbern  fud)t  alten  ©rfolg  in  ber  inneren  5lraft  unb 
Söirfung  feinet  3Öort§.  |)at  fie  bie  gebietenbe  (Sd)rift  nid)t  5um 
©tauben  gebrad)t,  fo  mirb  bieg  fein  leid)t  oergeffeneg  SÖBort  nod) 
meniger  erreichen,  ©r  Der5id)tet  aber  nid)t  bto^  auf  bie  gefe^= 
gebenbe,  fonbern  auc^  auf  bie  rid)terlid)e  ^unftion  unb  ftellt  fid) 
nid)t  al§  ^§rael§  2Infläger  uor  ©ott.  ^eäroegen  bleibt  jebod) 
it)r  Unglaube  nid)t  ungeftraft.  9Jlofe  ift  ber  93er!läger  berer, 
bie  i^m  unb  barum  aud)  ^t\\i§  nidji  glauben.  SBegen  feiner 
(5ol)nfd)aft  mei^  S^f"^  «de  33oten  ©otte§  auf  feiner  (Seite. 
21bral)am  freute  fid)  feinet  3:age§,  ^^fajö  f«^  f^in^  .f)errlid)feit, 
unb  9Jlofe  ruft  ©otte§  ©erid)t  gegen  ^a§  ^efum  oermerfenbe 
3§rael  an.  ^iefe§  fd)eibet  fic^,  inbem  e§  3efu§  ausftö^t,  non 
allen    feinen    A^^eiligen,    unb    fein    9tut)m,    ben    e§    auf    biefe 


grünbet,  serfäKt  burd)  feinen  Unglauben  gegen  ^efu§  in  nid)tä. 
äuc^  bie  3uoerfi^t,  mit  ber  ^§xmi  bie  ©d)rift  al§  bie 
S3erbürgung  feinet  2lnteit§  an  @ütt  oeretirt,  nennt  ^oI)anne§ 
nid)t  ©lauben,  fonbern  ein  ^Df^einen.  „^^r  burd^forfcf)t  bie 
©pnid)e  ber  ©rf)rift,  weil  i^r  meint,  in  il)nen  en)ige§  Seüen  ju 
^aben",  5,  39.  2)enn  tt)re  3wüerfid)t  jur  ©cfirift  f)ebt  fid)  f eiber 
auf,  meil  fie  bennod)  nic^t  ju  3efu§  fommen  lUoKen,  roäf)renb 
boc^  bie  gi3ttlid)en  SÖBorte,  in  n)e(d)en  fie  bie  33erbürgung  be§ 
crcigen  Seben§  fel)en,  üon  it)m  3^wpi^  geben.  ;[^t)re  g^römmig^ 
feit  jerfädt  batier  in  einen  grellen  ©elbftroiberfprud) :  fie  preifen 
bie  Don  ^stin^  §ettgenben  SBorte  unb  Derad)ten  it)n  felbft,  freuen 
fid)  biefer  SÖBorte  al§  ber  3}ert}ei^ung  be^^  ercigen  Seben§,  unb 
rcollen  baSfetbe  nic^t  üon  bem  empfangen,  ber  e§  il)nen  gibt. 

'3)er  5lufforberung  3efU/  '^^'^  5»  ewigem  Seben  bleibenbe 
8peife  ju  erarbeiten,  ftö^t  bei  ben  ©aliläern  auf  üolle  ^e= 
reitrcitligfeit,  ba  fie  ju  jeber  Seiftung  für  @ott  entfdjloffen  finb: 
„ma§  follen  mir  tun,  bamit  rcir  bie  2öer!e  @otte§  rcirfen"? 
6,  28.  3lber  biefer  (Sifer  errceift  fic^  fofort  al§  unrca{)r,  ba 
3efu§  ha^  @lauben  an  ifin  al§  ha§  eine  Sßert'  bejeidjuet,  ha§ 
it)nen  @ott  gegenüber  obliegt,  rceit  fie  nid)t  felbfttätig  ben  @runb 
if)re§  eroigen  Seben^  roirfen  follen,  root)l  aber  ben,  ber  uon  ®ott 
it)nen  burd)  feine  eigene  2;at  gefanbt  ift  unb  it)nen  bie  belebenbe 
©peife  a{§  feine  eigene  ®ahe  gibt,  aufsuneljmen  I)aben.  ^a  fie 
bie  3^J^utung,  auf  it)n  i^r  33crtrauen  ju  ftellen,  ablet)nen,  ba 
er  ju  einem  folc^en  3Serlangen  nod)  nid)t  bered)tigt  fei,  errceift 
fic^  i^r  ganjer  ©ifer  für  ben  ®ienft  ®otte^o  al§  leer.') 

@§  fefjlt  it)nen  ber  ©eljorfam  gegen  bie  einfadjften  ctl)ifd)en 
eintriebe  be§  @otte§bercu^tfein§ ;  fonft  rcäre  it)nen  fein  ©treit 

')  «fli.  a)Jt.  21,  28  f. :  i^v  \)abt  bcm  Jrtufev  md)t  geglaubt  unb  boburd) 
euren  fc()cinftaren  Wel)or)am  sur  l'üge  gemncl)t.  ttbiigcnsJ  fel)lt  cci  beni  Wlaubenös 
anfpnid)  :,V'fu,  fo  luie  il)n  l)ier  ^ol).  barftcllt,  fcincMucn^S  an  iU\\ii'l)uiuiou  jum 
gegebenen  jübifd)en  (^Jcbrtiifeutvnig.  '3Jiri)t  nur  bie  Ü(ii<>u'id)niinn  ber  ^pcubung 
bc0  'i)iannai5  aU  eineo  fonberlidien  t5rtuei|eci  ber  güttlid)eu  (Mnube  l)iit  iiibifdjen 
l'ofniton,  fonbern  nud)  bie  il^erbinbuug  beöfelben  mit  beni  ©lauben.  Wan  Iii<S 
flud)  in  ber  cijnngoge  in  iSjrob.  18,  baf?  bn«i  .^Sinuuelöbrot  nur  für  bie  gefoiunuMi 
fei,  bie  glaubten,  ugl.  8.  29.  ^ill)nlid)ev5  gilt  uon  3,  14;  aud)  bio  luiiagoiviU" 
Xrabition  bat  bie  (''5efd)id)tc  uon  ber  i2d)lange  ba^t  beniU'l,  um  bio  '•iU-bculinig 
be«  (Hiaubenö  ju  werben tlidjen,  f.  ®.  87. 


^ie  aBibedegutifl  be^  fal)cf)en  @faii5en§.  207 

gegen  ^efu§  mögUd),  lüeil  e§  an  i^m  offenbar  ift,  ba^  er  oon 
ber  felbftifc^en  ^^erberbnig  be§  SBillen^  frei  ift.  9lur  besroegen, 
roeit  fie  felbft  nic^t  roiffen,  wa§  Siebe  unb  @f)re  @otte§  ift,  wirb 
i()nen  bie  reine  Unterorbnung  ^e]u  unter  @ott,  bie  nid)t  ben 
eigenen  2öillen  tut  unb  nid)t  bie  eigene  ®^re  fu(^t,  nid)t  jum 
©taubensmotio,  5,41—44,  3,  19—21.  '2)arum  fc^Iägt  and)  i^r 
Unuermögen,  p  ^efu§  3Sertrauen  ju  gerainnen,  gegenüber  ben 
antic^riftlid)en  S^enbenjen  in  if)r  t)olIe§  ©egenteit  um,  5,  43. ') 

(Sben  be§()alb  (}at  3ot)anne§  bem  ©tauben  immer  mieber 
unb  au^fc^lie^lirf)  bie  ^ejiel^ung  auf  ^cfu§  gegeben.  9lur  bann, 
menn  e§  feft  unb  ganj  an  i^n  angefdjloffen  ift,  ift  nid)t  nur 
ber  Unglaube,  fonbern  auc^  bas  falfd)e  ©lauben  übermunben, 
unb  berjenige  ©laubensftanb  erreirf)t,  n)e(d)er  mirflirf)  ©ott  aU 
®ott  fo^t  unb  be§f)alb  in  bai§  eroige  Seben  nerfe^t. 

®a^  bie  Sßelt  in  i{)rer  Gntfrembung  non  @ott  erfannt  unb 
it)r  Sügen  unb  Raffen  gerirf)tet  roirb,  ergibt  bie  jof)anneifrf)e 
parallele  jur  33u^prebigt  ^efu  bei  9Jlatt{)äu§.  ®er  2fnfd)lu§  an 
;3efu§  ift  jugteirf)  9(bfcf)(u^  gegenüber  ber  äöelt;  roeg  uon  biefer, 
abftü^enb,  roa§  fie  t)at,  roenbet  fid)  ber  ©laubenbe  ju  ^efu§  ^in. 
^ie  ^raft  jene^  3(nfd)tuffe§  unb  bie  Energie  biefer  3tbftü^ung 
fte()en  einanber  parallel  unb  ergeben  ein  eint)eitlid)e§  @rlebni§. 
<Bo  l)at  3efu§  aud)  nad)  bem  ^Serid)t  be§  3ol)anne§  ©tauben 
unb  ^^u^e  unli)§lid)  mit  einanber  geeint. 

@§  ift  §roar  tief  im  ©lauben§ftanb  be§  ^o^annes  begrünbet, 
bafj  er  nid)t  »on  ber  „l'lmfel)r",  ueidvoia,  gefprod)en  t)at.  @§ 
bleibt  babei  bod)  unjroeifelliaft  bie  2lb!et)r  non  allem  ^öfen  unb 
ber  ^^erfd)lu^  gegen  ha§,  rva§  ben  SJlenfc^en  otine  :3ßfu§  beroegt 
unb  füllt,  ein  roefentlid)e§  3JZerfmal  beffen,  roaS  er  ©laubeir 
^ei^t.  Se^liatb  ^atte  il)m  ^efu  ^Su^prebigt,  öf)ntid)  mie  bie 
^)ieid)§prebigt,  nur  eine  uorbereitenbe  ^^ebeutung?  3Beil  e§  il)m 
om  pofitiöen  3ißl  ^i^gt,  ju  bem  un§  ©Ott  füt)rt,  nid)t  am  ©d)mer5 
ber  a^teue,  mit  ber  roir  un§  rid)ten,  ober  an  ber  9Billen§energie, 
mit  ber  roir  un§   gegen  unfere  üerfet)rten  Sfleigungen  fträuben. 


1)  3)a^  0(au6en  ift  bei  '^ot).  nic^t  (eirf)tev  aU^  bei  3)U.  2)ev  33licf  in  bie 
£cl)iuieiii^feiten,  bie  i()m  loibeiftelien  —  nii1)t  luic  ein  Senfforn  ©laitbe!  —  l)at 
l)iei-  unb  bort  biefelbe  Mlai-I)eit. 


208  ^fiP-  6-    Sefus  imb  ber  ©(auOe  imcf)  ^sof^aimce. 

fonbern  baran,  ba§  un§  ein  neuer  Sebensftanb  mit  bem  ©tauben 
an  3efu§  gegeben  ift.  ^arnit  ba^  un§  roirfüd)  ein  S^euwerben 
oon  ©Ott  bereitet  jei,  beginnt  bei  ^oI)anne§  Oefu§  feine  Set)r= 
arbeit,  3,  3.  ^oc^  ift  bei  ^ot)anne§  nid}t  fo  üon  einem  be'E)ar= 
renben  SebenSftanb  bie  9iebe,  ba^  ber  2(ft  be§f)atb  überflüffig 
mürbe:  man  „fommt  p  -3efu§",  „f'ommt  an§  Sirf)t",  „fd^reitet 
au§  bem  Stob  in§  Seben  f)inüber",  unb  biefe§  kommen  p 
^efu§  ift  berjenige  2l!t,  ber  jugleic^  bie  ©emeinfdjaft  mit  altem 
33öfen  löft. 

^arin,  ha^  bie  SSerneinung  beffen,  wa§  ber  9)lenfd)  ift, 
na^  3nt)alt  unb  Umfang  abfolute  ©eltung  erf)ält,  alle,  nid)t 
blo^  ^^rael,  rceber  blo^  feine  ^öüner,  nod)  bto^  feine  ^]^f)arifäer, 
fonbern  bie  „3öelt",  bie  burd)  einen  einf)eitli(^en  SebenSftanb 
uerbunbene  9}lenfd)t)eit,  trifft,  unb  an  berfelbcn  alle^,  nid)t  nur 
it)re  ©otttofigfeit,  fonbern  auc^  it)re  9ieligion  unb  @otte§bienft= 
Iid)feit,  ifiren  Unglauben  unb  it)r  ©tauben  üeruvteitt,  mad)t  fidj 
bie  gefd)Ioffene  S3ottenbett)eit  be§  ®lauben§  an  ^efu§  mirf'fam. 
3Ba§  an  Zs^'iuS  fidjtbar  roirb,  bie  @emeinfd)aft  mit  ©ott,  bie  er 
t)at,  er^ätt  eine  ungeteilte  ^ejaljung  at§  attein  reat,  altein  normal, 
allein  bie  3Öat)rI)eit  unb  ba§  Seben  feienb.  2(u§  biefem  ^a  brid^t 
ein  9lein  Ijeroor,  ba§  fic^  nid)t  nur  gegen  bie  ^-einbe  ;vVßfu,  nid)t 
nur  gegen  bie  ^uben,  nid)t  nur  gegen  einige  ober  uiete  SRenfd)cn, 
fonbern  gegen  bie  SBett  menbet,  fcbod)  otjue  ba^  e§  einen  un= 
rul)igen  ^ampf  unb  auf  ^^erftörung  gerid)tete  Million  erzeugte, 
roeil  ja  biefe  33erneinung  im  ©tauben  il)rcn  ©runb  bat  unb  an^ 
ber  ©rfcnntniä  ermäd)ft,  tta^  ber  ©ot)n  ©otte§  mit  bem  iHdjt 
unb  bem  Seben  in  bie  2Belt  gefommen  ift  unb  alte  ©laubenben 
mit  fid)  r»erbunben  {)atJ) 

%nx  biefe§  ©tauben  t)at  :^efu  5lreu5  entfd)eibenbe  Ä>id)tig- 
feit,  meit  an  it)m  ber  ©egenfaU  ^mifd^en  ©ott  unb  ber  ÄuHt 
offenbar  roirb.  ^arum  ()at  3oi)fl"ne§  nid)t  trotjbem,  fonbern 
meit  fein  Suangelium  ©tauben  bcgvünben  roitt,  am  iTampf  ,\efu 
mit  ber  ."subcufd^aft  ein  .^■>aupttlicma,  für  t)a^  er  um  mit  bc= 
fonbercr  Sorgfalt  !iJerftänbni^  uerfd;afft.    ®enn  am  ih-eujc^roeg 


'i  Ta«i  C^emcliifanic  mit  "M.  bcfto^t  bovin,  baf?  nurt)  boi  HJt.  bio  UmfoDr 
im  (HIauboii  ai\  :^v\m  iljv  pofitiucct  .'iicl  unb  (ivaobnio  l;iit. 


2)er  ©laube  bie  Scf)öpfitng  ®ottes.  209 

^efu  geiüinnt  ba§  Urteil  über  bie  2öelt  bie  ^arfieit  unb  baniit 
ha§  ©lauben  bie  'i^oKenbung,  weil  e§  f)ier  rcaljrnimmt  'ixi'^  inib 
warum  e§  fid)  oon  oüem,  n)a§  menfc^Iid)  ift,  abroenben  mu^ 
unb  ben  3"9ang  P  ©ott  einzig  bei  ^cfu§  finben  fann. 

©oraof)!  bie  33egrünbung  be§  @(auben§  a(§  bie  ©ntgrünbung 
unb  ^Verurteilung  bee  Unglaubens  eri^ätt  baburc^  ben  2Ibfd)(u^, 
ha^  baä  ©lauben  auc^  in  feinem  @ntfte{)en  al§  @otte§  SBerf 
ernannt  mirb,  nid)t  nur  fo,  ba^  ^efu§  baäfelbe  burd)  fein  3eug= 
ni§  bewirft,  fonbern  fo,  ba^  @otte§  Sirfen  im  3Jienfrf)en  ba§= 
felbe  entftel)en  lä^t. 

5Rit  bcr  abfo tuten  SJlittlerftellung  i^efu,  meiere  jur  ^olge 
t)at,  ba^  nur  in  it)m  ©emeinfc^aft  mit  @ott  unb  3lnteii  am 
^eben  gewonnen  wirb,  ift  für  ^ol^annes  ebenforaenig  al§  für  bie 
©i)noptifer  eine  S^orfteüung  Don  ®ott  üerbunben,  bie  it)n  paffio 
bäd)te  unb  fein  9Bir!en  oon  ber  2öe(t  au§fd)tö^e.  @§  beftebt 
and)  nid)t  blo^  barin,  ba^  ^efu  3lmt  auf  @otte§  ©enbung  unb 
feine  Kraft  auf  ©otteS  ©eben  berut)t,  fonbern  bie  Söirfung,  bie 
t)on  ^i]u§  auf  bie  3Belt  auSge^t,  ift  fortn)äf)renb  burrf)  ba§ 
göttliche  2öir!en  auf  biefelbe  bebingt.  3ffu§  f)ält  ha§  ganje 
3lbt)tängigfeit§ben)U^tfein  bem  3}ater  gegenüber  mit  üoüer  5i(art)eit 
aurf)  im  ^auptpuntt  feine§  SGBirfen§  feft,  aud)  bann,  rocnn  er 
bie  9}Zenfcf)en  jur  i^erbunbenl)eit  mit  i^m  beruft.  @r  fann  fie 
nid)t  burd)  irgenbmeldje  eigenwillige  ^D]ad)twirfung  faffen;  ©ott 
allein  füt)rt  il)m  bie  Seute  ju.  -^iur  ber  fommt  §u  it)m,  ben  ber 
!i>ater  5ict)t,  6,  44,  nid)t  nur  jum  (So()n,  fonbern  ju  fic^,  unb 
barum  aud)  ^um  (Bot)ne.  3öü  ba§  ^Sewu^tfein  @otte§  nid)t 
erwecft  ift,  fef)lt  bie  'iO?öglid)feit  ^ur  (5rfenntni§  Gf)rifti.  ^zm^ 
ift  aber  überall,  wo  eS  lebenbig  ift,  @otte§  eigene  (Sfahi,  ha  ber 
9Jlenfd)  @ott  nur  burd)  @ott  felber  fennt.  ^arum  ift  ber  ©laube 
an  ^efu§  felbft  fd)on  bie  Erfüllung  ber  5>er^ei§ung,  bie  allen 
ba§  @elel}rtfein  burd)  ©ott  oerfpric^t,  weil  ha^^  Verftänbni§ 
Sefu  auf  einem  göttlichen  Sef)ren  berul)t,  6,  45.  @§  fann  nid)t 
feine  'Ba&)z  fein,  ba^  er  fid)  felbft  3e"9"i^  Q^^^'j  h^  ber  jenigen 
@ewi^f)eit,  weld)e  §um  ©tauben  erforberlid)  ift,  reid)te  fein  eigene^ 
3eugni§  nid)t  au§.  @r  ift  auf  ben  3Sater  angewiefen,  ba^  biefer 
für  it)n  senge  unb  fein  Die^t  erweife,  unb  nur  baburd),  bafi 
un§  @otte§  eigenes  3^119^^^^  oernel)mlid)  wirb,  ift  bem  ©tauben 

Sd)lattev,  3)ct  ©laube  im  9J.  Xcft.  14 


210  Aap.  6.    Sefuö  unb  ber  @Ittube  narf)  Sofjnime^. 

bcrjemgc  @runb  gegeben,  beffen  er  bebarf,  5,  31  ff.  ©o  ift  ha§ 
auf  ^efug  gerid)tete  ©tauben  roirüid)  ©lauben  an  @ott.  *) 

^a  jomit  sroei  SSorgänge  "üa^  ©lauben  begrünben:  ha§  t)on 
au^en  ju  un§  gelangenbe  2öort  unb  bie  in  un§  gef(i)e^enbe 
Sßtrfung  @otte§,  fo  f'ann  \)m  mit  ftarfer  Spannung  eine  flaffenbe 
2(ntitf)eie  aufbved)en.  ^ei  ^of)anne§  ift  aber  oon  einer  foIrf)en 
nichts  ju  fpüren,  rcegen  ber  ^räftigfeit  feine§  @Iauben§,  ba§ 
fonjo^l  im  äußern  ß^wö^iS  al§  innern  ©rieben  ©ott  mirffam 
fie^t  unb  barum  ^ier  nie  an  einen  ^roiefpalt,  jonbern  nur  an 
(Sin'^eit  unb  pfammenftimmenbeS  SOBirf'en  benfen  fann.  ®er 
©ebanfe  bleibt  il)m  fremb,  ba§  inmenbige  SOBirfen  @otte§ 
fönnte  ba§  Sort  ober  biefeä  jene§  üerbrängen  unb  entbe^rlid) 
mad)en. 

^arnit,  ba^  ba§  ©tauben  au§  ©otte§  SBirfen  im  9)lenfd)en 
entftet)t,  ift  au§gefprocl)en,  wa§  it)m  in  :^^efu  2lugen  feinen  SBert 
Derleit)t,  fo  ba^  er  ben  9)lenfd)en  um  feinetmitten  in§  eioige 
Seben  fe^t.  2öo  immer  if)m  ©taube  entgegenkommt,  ^at  er  ha§ 
SBirfen  feine§  ^ater§  oor  fic^,  bem  er  nidjt  entgegenjubeln  fann 
unb  rcitt.  ^ie  ©taubenben  finb  bie  (^ab<i,  bie  ©ott  if)m  bietet 
unb  bie  er  be§t)alb  nic^t  raegftöj^t;  it)r  Stnfc^lu^  an  it)n  berul^t 
barauf,  ba^  fie  ©otte§  ©igentum  finb :  bein  finb  fie  unb  bu  "^aft 
fie  mir  gegeben,  17,  9.  ®orum  ift  bie  ©emeinfrfjaft  :^vefu  mit 
ben  ©taubenben  fo  un§erbred)tict)  raie  feine  ©emeinfdjaft  mit 
bem  33ater ;  jene  fönnte  nur  bred)en,  roenn  biefe  fid^  töfte.  ©benfo 
unauft)ebbar  ift  aber  auii)  bie  Slbrceifung  berer,  in  benen  fic^ 
fein  ©taube  finbet.  '3)ie  Dt)nmad)t  ;^efu  oor  bem  Unglauben 
bcrut)t  barauf,  ba^  liier  ba§  SBirfen  be§  SSaterg  fet)tt.  3ßo  er 
fein  2öerf  be§  3Sater§  finbet,  ba§  er  uottenben  fönnte,  ift  Wjm 
bie  unauft)ebbare  ©rense  gefegt. 

^z  beuttid)er  ba§  ©tauben  al§  3ßcrf  ©otte§  am  3)Zenfd)en 
crfannt  ift,  um  fo  mel^r  ocrbinbet  fid)  mit  bemfelben  eine  banf= 
bare  ©etigfeit,  bie  nie  fel)ten  fann,  menn  un§  ein  ©rlebni§ 
loiberfä^rt,  ba§  fid)  atö  ©rmeiö  ber  götttid)on  i.f^hxa'Oz  fenn^eidinet. 
'ölnn  ftellt   fid)   ber  ©laubenöftanb   nid)t   nur  feiner  i)ie[uUalc 


')  Tic  ^Jtbftofniuii  bcv  ilH'jmmbcniurt  buvd)  ?M'fu<S  ift  [n-i  o,ol).  clu-nfo  bout= 
lid)  luii'  bei  ben  cyiioptifcm.     'iU\\.  7,  IT).  Ki. 


Sex-  &lanbc  bie  ed)öpfimg  0otte^5.  211 

loegen,  jonbern  feiner  felbft  wegen  al§  ba§  gro^e  @ut  bar,  ba§ 
un§  ©Ott  geiüälirt.  ^) 

©0  wirb  ha^  ©tauben  i>a§  oermitteinbe  @Ueb  im  einträrf)- 
tigen  3Serbanb  ber  2ßir!jamteit  @otte§  unb  ®f)rifti:  ber  Später 
bringt  un§  jum  ©of)ne,  ber  (Sot)n  un§  jum  SSater.  ©ine  an= 
f)ebenbe,  funbamentate  33erbinbung  @otte§  mit  ben  9Jienfd)en 
füt)rt  biefen  jur  ©rfenntnis:  3efu  unb  begrünbet  in  if)m  ba§ 
©tauben  an  if)n,  unb  ^t\n§  fe^t  ben,  ber  in  feine  ©emeinfc^aft 
trat,  in  bie  ©emeinfc^aft  mit  bem  SSater,  baburc^  ba^  er  bem 
©tauben  bie  ©rfüttung  gibt. 

®a§  3^el)en  ©otte^,  melcf)e§  ba§  ©tauben  erzeugt,  ift  nicf)t 
at§  pl)i)fifd)er,  fonbern  at§  geiftiger  ä^organg  gebarf)t,  lueä^atb 
e§  bie  ben)u|3ten,  freien  Bewegungen  be§  3öitten§  nicf)t  untere 
briictt,  fonbern  erjeugt.  ©^  gefcf)iel)t  baburc^,  ba^  ber  SJienfc^ 
üon  ©Ott  t)er  „t)ört"  unb  „tßvnt",  6,  45.  ^ur  Deutung  biefer 
erften  Be§iet)ung  ju  ©ott  bient  ^o^nne^  raieber  ber  2öa()rt)eit^= 
begriff.  %md)  fie  mirb  bie  9BaI)r^eit  bem  SHenfd^en  fo  gegen= 
märtig,  ba^  er  „au§  il)r  ift",  unb  bamit  „ift  er  au§  ©ott", 
1«,  37  ogl.  «,47  ff.  3ur  SBurjel  feinet  äöefen^  unb  :l^eben§ 
mirb  bie  ^^at)rt)eit  aber  nid)t  nur  baburd^,  ba^  er  fie  erfennt, 
fonbern  baburc^,  ba^  er  fie  aud)  „tut",  3,  21.  Dt)ne  ba^  er  fie 
tut,  lüirb  fie  auct)  nicf)t  in  fein  ©rfennen  treten,  ugl.  7,  17. 
'2)arum  t)at  ber,  metrf)er  mirflid)  bie  ^^al)rf)eit  t)at,  äugteid)  bie 
Siebe  gu  ©ott  in  fid),  5,  42. 

SJlit  großer  ^urc^fid)tig!eit  gibt  gteid)  bie  9iebe  an  9lifo= 
bemu§  biefen  ganzen  ©ebanfengang.  ©ie  ift  trinitarifd)  gebaut, 
weil  auf  ba§  ©eborenmerben  au§  bem  ©eifte,  3—9,  ba§  ©tauben 
an  ben  (Sot)n,  10—18,  unb  auf  ba§  ©tauben  an  ben  ©oI)n  ha§ 
in  ©Ott  getane  SGBer!,  19—21,  folgt,  ^ebe  neue  SOBenbung  beutet 
bie  ooranget)enbe.  'i^k  jmeite  erftärt,  raie  e§  in  benen,  bie  i^k\\(i) 
finb  unb  bereu  Slftioität  unb  ^robuftioität  nid)t§  anbcre^  aB 
^teifd)  erzeugt,  jum  ® afein  unb  2öir!en  be§  ©eifte§  fommen 

*)  35er  Unterfd)ieb  Don  Mi.  läfit  fid)  fo  bcfc^reiben:  bei  a)ü.  bient  bag 
@{au5eu  ber  ®a6e ,  bie  burd)  jeneö  crlaiujt  roirb ;  man  c\(au(it  um  ber  ©nbe 
Sefu  lüillen.  'öei  3c().  bient  ^^efu  ©n&e  bem  OMautien;  man  empfängt  fie  um 
bes*  Whiu&en'o  luillen,  nnb  ()at  an  biefcm  M^  .'&öd)fte,  iua<5  uii-ö  im  '-öereid)  beö 
irbifd)en  l'ebenö  ijeijeben  luerben  fann. 


212  ^«P-  6.    ^efus  unb  bei-  ©laube  nad)  '^oi)anm^. 

mixt).  2)iefe§  wirb  au§  bcr  ©rptiung  be§  (So{)ne§  folgen,  ber 
al§  ©eber  be§  £ebcn§  für  bie  an  it)n  ©laubenben  in  bie  Söelt 
gefanbt  tft.  ©benfo  beutet  bie  brüte  SBenbung  ber  S^tebe  bie 
jraeite.  ^ie  @Iaube  an  3efu§  entftel)t,  wirb  burcf)  bas  in  ®ott 
getane  3öerf  erÜärt.  ®er  SHenfc^  ift  in  feinem  Sieben  burd) 
bie  Slrt  feine§  ^anbeln§  beftimmt.  Dh  it)m  ba§  Sic^t  al§  ©egen 
ober  Unfegen,  al§  ©eroinn  ober  3SerIuft  erfd)eint  ^ängt  üon  beni 
ab,  wa§  er  tut.  S)a§  ^öfe  bebarf  ber  2)unfelt)eit,  ber  ^§  be= 
berfenben  Süge  unb  ber  e§  fc^irmenben  ^iftanj  oon  ®ott.  Sßeil 
burcf)  ®t)riftu§  t3a§  Sirf)t  an  ben  9}Zenfc^en  f)erantritt,  ^at  er  bie 
^■äf)igfeit,  fid)  feiner  gu  freuen  unb  firf)  i^m  gu  Derbinben  nur 
bann,  roenn  er  in  einer  @emeinf(i)aft  mit  @ott  fle{)t,  bie  aud) 
fein  ^anbeln  regiert  unb  e§  pm  2;un  ber  äBaf)r!^eit  madjt. 

^eit  I)ier  tt)ir!Iid)e  ©in'^eiten  beftef)en,  barum  mirfen  bie 
33e§iet)ungen  in  beiben  9^id)tungen  gleid)mä^ig,  foraot)!  fo,  ha^ 
bie  ^eroegung  t)om  ©eift  gum  ©oI)n,  com  ©oI)n  §u  @ott  ge!^t, 
a(§  fo,  ba^  fie  üon  ©ott  §um  ©oi)n,  oom  ©oI)n  §um  ©eift  fül^rt. 
2tu§  bem  Seben  im  @eift  entftei)t  ha^  ©tauben  an  ben  ©oI)n 
unb  au§  bem  ©tauben  an  ben  ©ot)n  ha§  2ßirfen  in  ©ott;  unb 
umge!el)rt :  au§  bem  SBirf'en  in  ©ott  ha§  ©tauben  an  ben  <Boi)n 
unb  ba§  Seben  burd)  ben  ©eift.  ®od)  l)ai  bie  9iebe  §unäd)ft 
beutlid)  eine  abfteigenbe  ^lic^tung;  fie  beginnt  beim  legten  S^d: 
beim  9?eid)e  ©otte§  unb  beim  fünftigen  3tbfd)tu^  be§  2ßerfe§ 
3efu  auf  ©rben:  beim  ©eborenmerben  aü§:  bem  ©eift,  mag  für 
bie  Situation  ber  D^ebe  nod)  in  ber  3uf""ft  ^«9/  ^«  ^ß^*  ©eift 
erft  nad)  ber  SSerflärung  O^fu  fommt,  7,  39.  ©ic  geljt  barum 
mit  bem  jnjeiten  Seil  ju  bem  t)erab,  mag  bie  ©egenmart  fd)on 
I)at:  5ur  ©enbung  ^efu  in  bie  SBett  unb  ju  feinem  Sterben,  unb 
fteüt  mit  bem  legten  2^eit  9iit'obemu§  an  hen  ^^unft,  ber  fofort, 
aud)  menn  er  ^efu  Scr!  nod)  nid)t  oerftel^t,  praftifd)e  "iöebeu^ 
tung  für  it)n  f)at,  rao  er  fofort  feinen  ®e()orfam  betätigen  t'ann. 
Ob  er  bie  Sat)rl)eit  tut  ober  nid)t,  ob  er  in  ©ott  feine  Äunie 
tut  über  nic^t,  bauon  u)irb  abljiingen,  ob  er  ju  3efii§  t'ommt. 

^urd)  ben  urfpvünglid)en  !!l5erbanb  ©otteg  mit  bem  9}^enfd)en 
reid)t  auc^  ^cf»  ^H'5iel)ung  ju  ben  Seinigen  über  feine  ivbifdje 
^ilrbeit  unb  il)rc  eigene,  perföntid)e  '!Üefanntfd)aft  mit  ibm  biiiaug, 
ba  baa  ganje  4Bcrf  ©olteö  burd)  ben  Sol;u  gejd)iel)t.    ^avum 


2)er  (Glaube  bie  (Sc^öpfunc^  ©ottee.  213 

[iub  bie  ©c^afe  fcl)on  be§  .^irten,  e^e  er  in  bie  .^ürbe  tritt;  rceil 
fie  fein  finb,  barum  fennen  fie  feine  (Stimme  unb  folgen  if)m, 
10,  3  ff.  SOBeber  9J?t.  nocf)  ^of).  t)aben  bie  ©emeinbe  ber  @nb= 
jeit  einzig  auf  bie  befd)ränft,  n)e(ct)e  burcf)  ^efu  irbifd)e  Arbeit 
ober  burd)  ben  '3)ienft  ber  jünger  gewonnen  merben.  33ei  9J?t. 
entftet)t  bie  über  bie  ©laubenben  ^inau§  fic^  erftrecfenbe  ©emeinbe 
burd)  bie  5(u§be{)nung  ber  33ert)ei^ung  auf  alte,  tt)eld)e  lieben, 
5U  ber  bie  e^d)ato(ogifd)e  Offenbarung  ®f)rifti  bie  Erfüllung 
bringt;  bei  ^of).  entftel)t  fie  burd)  bie  unfid^tbare ,  übergefd)id)t= 
üd)e  ©emeinfc^aft  be§  ®t)riftu§  mit  allen,  n)eld)e  au§  ber  3öai^r= 
()eit  finb. 

tiefer  fte{)t  al§  ootler  ©egenfa^  bie  inmenbige  3lbt)ängigfeit 
be§  9Jienfd)en  com  Sicufel  gegenüber.  SBenn  er  beffen  5linb  ift, 
fo  wirb  bie§  fic^tbar  an  feinen  an§  bem  teuf(ifd)en  SöiÜen 
ftammenben  33eget)rungen,  an  ber  Suft  am  2:öten  unb  Sügen, 
8,  44,  unb  in  biefen  33egierben  ift  bie  Unfät)igfeit  jum  ©tauben 
gefegt.  3Öie  ber  Unglaube  barin  begrünbet  ift,  'öa^  ber  9Jienfd) 
bie  ^iBerfe  be§  2:eufel§  tut,  8,  39 f.,  fo  ift  ber  ©taube  ba§  @r= 
gebnig  baoon,  'i)a^  ber  SJienfc^  feine  2Berfe  in  @ott  tut,  3,  21. 

®arum  ift  mit  bem  Sßerfe  ®t)rifti,  fo  oollftänbig  c§  auf 
@otte§  Siebe  berul)t,  ba§  ®erid)t  untrennbar  üerbunben :  ber  nid)t 
©laubenbe  ift  fd)on  gerid)tet,  3,  18.  5Beil  ber  ©laube  felbft  fci^on 
eine  göttlid)e  ®ahQ  ift,  ba  er  auf  einem  göttlichen  2Birfen  berul)t 
unb  raieberum  bie  oollfommenc  ®ab<i  be§  emigen  Seben§  nad) 
fid)  5iel)t,  fo  ift  bie  3.Vrfagung  be§  ®lauben§  bereits  33oll§ug  be§ 
®erid)t§ ;  benn  fie  ftellt  ben  oon  il^r  betroffenen  au§  bem  ^ereic^ 
be§  göttlid)en  @eben§  ^inau§,  unb  bie§  baburc^,  ba§  fie  ha§ 
gerechte,  folgerid)tige  @rgebni§  au§  bem  böfen  |)anbeln  be§  2Ren= 
fd)en  jielit.  ®aburd),  ba^  er  burc^  feine  53o§t)eit  bie  3^ä^ig!eit 
5um  ©tauben  in  fid)  erftidt,  leibet  er,  mag  feine  So§t)eit  oer^ 
bient.  @r  ift  geftraft,  unb  jmar  nid)t  nur  mit  einer  befd)rän!ten, 
temporären  ©träfe;  oielme^r  f)at  er  bereite  bie  ©träfe  erlitten, 
bie  feiner  ^Bo§t)eit  bie  ooUe  SSergeltung  bringt,  meil  er  burd)  feine 
©lauben§lofigfeit  nom  ©igentum  ©otte§  unb  ©t)rifti  abgefonbert 
unb  in  ber  ^infterni§  feftgel)alten  ift.  ®er  ©laubenbe  erfährt 
bagegen  in  ber  ^egrünbung  feinet  ©laubeng  bie  DoUfommene 
©nabe,  bie  il)n  bem  ©erid)t  entnommen  \)at    '3)ie  S^lorm,  nad) 


bcr  biefe  ©cl)cibung  ber  3Jlenfrf)en  fid^  uül{5iel)t,  ift  biejelbe,  rcie 
bic,  nad)  n)cld)er  ba§  le^te  @encf)t  oor  fid)  ge^t:  e§  tperben  ge= 
fonbert  bte,  n)eld)e  ba§  (Srf)Iec^te  taten,  unb  bie,  rceldf)c  ba§  @utc 
taten,  3, 19  f.  oergt.  mit  5,  29. 

2)amtt  ift  ^t\n  ©erci^tieit  au§gefprorf)en,  "ba^  er  burrf)  bie 
@rt)ürung  be§  @Iauben§  unb  bie  2(bn)eifung  be§  Unglauben^  bie 
@ered)tigfeit  @otte§  jur  Offenbarung  bringe  (oergl.  ©.  155).  ^n= 
bem  ba§  ®erid)t  nur  ha  waltet,  wo  ber  ©taube  fel)lt,  f)emmen 
fid)  bie  ©nabe  unb  ha^  ©erid^t  nid)t  gegenfeitig,  fonbern  füf)ren 
eintröd)tig  ©otteg  2ßillen  au§. 

®ie  ^orm,  in  ber  tjier  biefe  ©eroi^^eit  au§gefprod)en  ift, 
«)iebert)oIt  bie  bem  ©tauben  gegebene  ^^er^ei^ung  nad)  it)rer 
ganzen  ©rö^e.  Söenn  SJiatttjäuS  nad)brüdlid^  ^efu  ©erid)t  über 
bie  ©taubenben  bejeugt,  n)e(d)e§  i^nen  nad)  i^ren  Söert'en  oergelten 
mirb,  fo  berul)t  bie§  barauf,  ba^  er  mit  ncrborbenem  (5f)riften= 
tum  unb  bo§f)after  ©täubigfeit  ernftl^aft  red^net,  n)ät)renb  ^oI)anne§ 
im  ©tauben  an  ^efuö,  fofern  er  nur  rairt'tid)  ^efu  äugercenbet 
ift,  bie  Überrainbung  be§  falfd)en  @Iauben§,  bie  ©rlöfung  üom 
^öfen  unb  bie  ©infe^ung  in  ben  SebenSoerbanb  mit  ©tjriftu^ 
erfennt.  ®a§  ©erid)t  be§  ©f)riftu§  bezeugt  aud)  :vyo^nneg;  ber 
©taubenbe  roirb  aber  nur  fo  baä  Dbjet't  be§felben,  ha^  er  com 
^rei^  ber  ©erid)teten  abgefonbert  unb  üom  ©eridjt  befreit  mirb. 

®er  2lnteit,  ben  fid)  ^efu§  am  SSoKpg  be§  ©erid^tS  iu-- 
fc^reibt,  beftet)t  nicf)t  nur  barin,  ha^  er  e§  befdf)rcibt,  ober  für 
bie  3«f"nft  anfünbigt  ober  ba§  Urteil  proftamiert;  er  ^at  t)an= 
betnb  ben  9ied)t§DoU5ug  in  ^raft  gefegt,  \>a  er  burd)  feine  ©egen* 
mart  unb  fein  Zeugnis  ben  Unglauben  ebenfo  beroirf't,  mie  er  ba§ 
©tauben  bercirft.  Söenn  er  fid)  nor  benen,  bie  it)n  üeracl)ten, 
über  alle,  auc^  über  2lbrat)am,  erljebt,  unb  fid)  mit  ©ott  5um 
croigen  (Sein  äufammenfdjlie^t:  „et)e  benn  9lbrat)am  marb,  bin  id^!" 
fo  wirb  baburd)  nid)t  nur  ber  iiorl)anbene  Unglaube  offenbar, 
fonbern  er  begrünbct  il)n  neu  unb  bringt  it)n  ^ur  (!cntfdjloffenl}oil. 
^cämegen  ift  feine  ©enbung  aud)  für  bie,  bie  nid)t  an  il)n  glauben, 
nid)t  bebeutung§lo§  unb  unmirffam ;  benn  fie  bringt  it)re  Sünbe 
SU  il)rem  ©nbc. 

Dbmo^t  !^§xail  ©ott  nid)t  fcnnt,  fo  märe  bod)  alles,  ma§ 
es(  in  bicfem  ^uftanb  ber  ©ntfrcmbung  oon  ©ott  getan  t)at,  il)m 


^er  (Miaute  bie  ®cf)öpfunfl  0otte§.  215 

nirf)t  ©ünbe;  ßs  würbe  feine  3Serurtei(ung,  fein  Seben^oerluft 
barauö  folgen,  rcenn  nid)t  ^efug  mit  feinem  SGBort  ju  i^m  gc= 
fommen  märe,  15,  22.  ^n  feiner  3I6n)eifung  oollenbet  fic^  bie 
®efrf)ieben^eit  oon  @ott  ju  jenem  Haren,  totalen  ©egenfa^,  ber 
„bie  ©ünbe"  ift.  '2)e§^alb  roirb  e§  aud)  §ur  ^'unftion  be§  @eifte§, 
ber  ;v^efug  üerüärt,  gererf)net,  ber  SOBett  ju  jjeigen,  morin  „bie 
©ünbe"  befte{)t,  barin,  „ba^  fie  md)t  glauben  an  mid),"  16,9. 

@g  üerbient  aufmerffame  ©rtuägung,  tia^  bei  3o^anne§ 
neben  bem  3iad)raei§  bc§  @runbe§,  auf  bcm  ba§  ©tauben  ent= 
fte^t,  ber  ®runb,  au§  bem  ber  Unglaube  roirb,  unb  neben  ber 
5J3ert)ei^ung  für  bas  (^5lauben  bie  !^erurteilung  besi  Unglauben^ 
a(§  ^eü  be(eucf)tete  '»ParaKete  fte^t.  (Sä  märe  aud)  eine  anbere 
Raffung  bes  ©tauben»  benfbar,  bie  e§  am  ftrat)lenben  Sid^t  unb 
bem  mäd)tigen  l'eben  entftef)en  lief3e,  o^ne  weiter  auf  ben  Un= 
glauben  5U  refteftieren,  böd)ften§,  ba^  mit  ^ebauern  feiner  gc= 
bad)t  mürbe,  raeit  it)m  biefe  f'oftbaren  ®üter  entgegen.  :v5«bem 
3ot)Cinne§  ba§  ©tauben  mit  ootter  fllar()eit  feinem  ©egenfa^ 
gegenüberfteüt,  gibt  er  it)m  bie  et()ifd)e  ^^eftimmt^eit  unb  oerftärtt 
§ugteid)  hci^  ©Iauben§motio. ')  3Son  bem,  ma§  in  feiner  3BurjeI 
fatanifd)  ift  nnb  mit  feinem  (Srgebniä  2:ob  ^eroorbringt,  menbet 
fid)  jeber,  ber  au§  ber  SCöa^rI)eit  ift,  entfc^loffen  ah. 

2öer  bie  "^Ibleitung  bes  ©laubenä  auä  ©otte§  Söirfen  unb 
bie  analoge  @r!lärung  be§  Unglauben^  ou§  ber  ©atangfinbf^aft 
„^ualigmuä"  nennt,  üerbirbt  ben  ©ebanfen  be§  ©oangetiften, 
roeil  er  ben  ©d)ein  erroedt,  a(§  unterfd)eibe  er  an  ber  natürlid)en 
^Sefd)affent)eit  beä  3Jlenfd)en  jrcei  entgegengcfe^tc  Cualitätcn. 
;^oI)anne§  rebet  nirgenbö  üon  einer  befonberen  ©truftur  beä 
©eifte§  in  ben  ©laubenben,  bie  ben  Otidjtglaubenben  fe^te. 
®iefe  baä  ©eiftige  ber  ^JJatur  gleid)fe^enben  ä^orfteüungen  ftreiten 
gegen  bie,  3ot)anne§  immer  beftimmenbe  Überzeugung,  ba^  bie 
"•^erfon  bae!  fei,  roa§  ba§  Seben  in  fid)  f)at.  Sein  ©ott  ift  üoU- 
ftönbig  ^^.^erfon,  fein  (£t)nftu§  ift  e§  ebenfo  fet)r,  aber  aud)  ber 
SJ^enfd)  fommt  il)m  einzig  nad)  bem  in  "öetrad)t,  rooran  mir  unfere 
perföntid)e  Strt  {)aben,  nad)  benjenigen  inmenbigen  SSorgängen, 

*)  Gr  bleibt  bamit  neben  9)U.,  für  ben  fid)  bie  '^'^'aci.e  ebenfalls  fo  fteüt: 
glauben  obev  nid)t  glauben,  unb  ber  bie  2)ringlirf)feit  ber  Berufung  jum  ©lauben 
ebenfalls  baburrf)  erfennbar  madjt,  ba^  ^örael  an  feinem  Unglauben  fällt. 


216  Änp-  ^-    Sefitö  "nb  bev  Ölaube  itnrf)  ^of^annc^. 

bic  ha§  ^d)  büben.  ^n  biefen  "^at  freilief)  ein  Dualismus;  feinen 
©i^;  biefer  berutjt  aber  nirf)t  auf  einer  pf)i)fifd)en  ^ifferenj, 
fonbern  ift  nid)t§  anbere§  al§  ber  etl)ifrf)e  ©egenfa^  5n)ifrf)en  bem 
Sieben  unb  Raffen,  bem  Seben  ©eben  unb  Seben  ^^lel^men,  unb 
ber  mit  it)m  eng  üerbunbene,  §roif(f)en  ber  3öat)rt)eit  unb  bem 
Sügen.  tiefer  ©egenfa^  mirb  aber  nid)t  nur  au§  ber  ^reit)eit 
unb  ^robu!tion§ma(f)t  be§  3Jlenfd)en  abgeleitet,  fonbern  au§  ben 
33e§ief)ungen,  in  benen  „biefe  Söelt"  pm  ^enfeitS  ftet)t.  @r  ent= 
fte^t  baburrf),  ba^  bie  a}Zenfd)I)eit  bie  2Bir!ung  @otte§  unb  bie 
be§  ^eufe(§  erfährt.  ®iefe  boppelte  Stbljängigfeit  bringt  in  ba§ 
bemühte,  perfonl)afte  Seben  ber  9Jlenfcf)en  einen  abfoluten  @egen= 
fa^  l)inein,  ber  bie  mdf)t  ju  oermitteinbe  ©d)ärfe  ber  etf)if(i)en 
5lntitt)efe  an  fid)  t)at.  2öa{)rt)eit  unb  Siebe  rcerben  im  (Süan= 
gelium  nic^t  üon  @ott  gefd)ieben,  fonbern  erl)alten  if)ren  9?eal= 
grunb  in  @otte§  t)ätertid)em  2Ser!^aIten  §um  9)^enfd)en;  analog 
roerben  aud^  ^a^  unb  Süge  mit  if)rer  jenfeitigen  DueKe  pfammen^ 
gebad)t  unb  t)aben  aud)  einen  23ater,  ber  fie  im  9)Zenfd)en  §eugt. 
%üx  biefe  prinsipieKe  33etrad)tung  be§  ftttlid)en  ißerl)a(ten§  löft 
fid)  ber  gemifd)te  (£t)ara!ter  be§  menfd)Iid)en  ^anbeln§,  mie  it)n 
bie  @rfat)rung  jeigt,  in  ben  reinen  ©egenfa^  auf.  ®ie  9)lifc^ung§= 
juftänbe  finb  nid)t  nur  auf  bie  ^auer  unmi3glid),  fonbern  t)er= 
bergen  auc^  fd)on,  n)ät)renb  fie  beftef)en,  ben  einf)eitlid)en  Sßitten 
ber  ^erfon,  ber  entmeber  göttüd),  ober,  menn  nid)t  gottlid),  bann 
teuflifd)  beftimmt  ift. 

Urfprüngtid)  ift  biefer  ©egenfa^  nid)t.  2öeil  alleS  burd^ 
ba§  Sßort  gemorben  ift,  l)at  aud)  ber  Sügner  nor  feiner  33e= 
äiet)ung  sum  ©atan  eine  foId)e  5u  Gf)riftu§.  '3)a§  gibt  ber  9lb= 
,f)ängigfeit  oon  jenem  ba§  SDIerfmal  ber  (5d)ulb.  Sßeit  bie  3ßelt 
burd)  ßt)riftu§  gemorben  ift,  ift  e§  für  fie  eine  ©c^ulb,  ha^  fie 
il)n  nid)t  erfennt;  benn  e§  gefd)iebt  bamit,  baf?  fie  if)n  nid)t  an= 
nimmt,  ein  2;reubrud).  „®ie  il)m  ©c^örenben"  uerftiefjcn  il)n. 
®arum  ift  aud)  bic  2;rennung,  bie  ®t)nftu§  jn)ifd)en  fid)  unb 
ber  2öelt  aufrid)tet,  für  biefe  nid)t  nur  ein  llnglürf,  fonbern 
„@erid)t". 

3öcil  ber  ©egenfa^,  ber  inner{)alb  ber  9)Kmfd)l)cit  üorI)auben 
ift,  nid)t  üon  biefer  allein  l)crüorgcbrad)t  mirb,  fonbern  im  5öür= 
I)anbcnfcin  ober  ^et)lcn  luirf'famer  53eäiel)ungen  ju  ®ott  begrünbct 


2)er  (^(aube  bie  £c(}öpfun(^  OJottes.  217 

ift  I)ätte  ba§  Urteil:  burrf)  biefe  2(u§fagen  über  bie  ^egrünbet^ 
{)eit  be§  @(auben§  in  ®ott  fei  her  ^rdbeftination^gebanfe  üer= 
roenbet  tne^r  2Bat)rf)eit  a(§  eine  ^arfteüung  berfelben,  n)eld)e  fie 
^uali§mu§  Ijei^t.  ®§  roürbe  aber  aud)  baburcf)  eine  2;t)eoric 
^o^anneö  5ugefd)rieben,  bie  feine  eigenen  Sßorte  überfteigt.  3Ba!§ 
it)n  befc^äftigt  l)at,  raar  nid)t  bie  ^^rage,  wie  fic^  ber  alle  ^^it 
üorange^enbe  3ßille  @otte§  ju  ber  in  ber  ^^\i  fid)  t)oll§ie^enben 
@efrf)id)te  beg  SRenfc^en  oertialte,  fonbern  fein  Sluge  bleibt  ot)ne 
©c^ttjanlung  auf  ben  ^eftanb  be§  menfd)lid)en  Seben§  gerict)tet, 
rcie  e§  je^t  ift,  o{)ne  auf  ba§  t)inüber5ufe!^en,  voa§  oorl)er  ©ottesi 
'diät  geroefen  fei.  3m  gegenrcärtigen  33eftanb  ber  2öelt  fie^t  er 
nirf)t  nur  göttliches  2öalten  unb  aud)  nid)t  nur  teuflifd)e§  Söalten. 
@öttlid)e  ®abQ  geftaltet  ben  9J^enfd)en,  benn  3ßat)rf)eit  beroegt 
i^n,  aber  aud)  fatanifd)e§  SGöirfen  gefd^iel)t  in  \\)m,  benn  er  lügt. 
Unerfd)ütterlid)  ift  feine  Überjeugung,  ba^  alle§  Si^t  unb  Seben 
be§  9Jienfd)en  an  bem  l)änge,  ma^  ®ott  für  it)n  ift.  ^Äeil  er 
®otte§  Eigentum  ift,  fommt  er  ju  il)m.  5ll§  3Bal)n  unb  (Sin= 
bilbung  fällt  jebe  felbftgemad)te  S^ieligion  unb  jebe§  eigene  ®m|)or= 
fteigen  be§  3Jienfd)en  ju  @ott  bal)in;  benn  er  braud)t  l)ieäu  ben 
Übertritt  au§  ber  ^infterniS  m§  fiid)t,  au^  bem  3:obe  in§  fieben 
unb  ba§  ift  fein  S3organg,  ben  er  fid)  felbft  üerfd)affen  fönnte. 
^iebei  ift  er  rein  unb  gan§  ber  ©mpfangenbe.  ^JHe  mirb  aber 
babei  ber  perfönlid)e,  im  3ßitlen§bereid)  fi^  uoUjietjenbe  (£t)arafter 
be§  23organg§  uergeffen  ober  üerbunfelt,  ben  3oI)anne§  üielmet)r 
mit  ber  fd)ärfften  ^eutlid^feit  betont  t)at.  dagegen  lä^t  er  bie 
^rage,  wie  bie  göttlid)e  ^Kegierung  bie  eigene  2öillengmad)t  be§ 
9Jtenfd)en  erzeuge,  bead)te  unb  umfaffc,  ol^nc  Erörterung;  jene 
loie  biefe  finb  il)m  geroi^. ') 

2iBeil  bag  ©tauben  an  ^efuS  bie  "»Perfon  mit  ber  ^erfon  oer* 
bunben  t)ält,  !^at  e§  notiuenbig  ha§'  kennen  in  energifd^er  5lu§bilbung 
neben  fid) ;  benn  perf önlid)e  33erbunbent)eit  bringt  Kenntnis  t)eroor. 

*)  ©iefe  boppcüe  ©etui^^eit  fteUt  ficf)  ^ur  3n'ei()eit  uon  9Jecf)t  unb  öute 
im  ©otte^bilb  ber  ^emialemiten  in  eine  geiüiffe  2(naIoflie.  Jier  Unterfcl)ieb  bleibt 
aber  für  ben  ©laubeneftanb  loefentürf).  3)ie  alte  .S'ueiljeit  nal)m  il)m  bie  @e= 
n)if;()eit  unb  rebujierte  i^n  auf  bie  Serecl)nung  einer  gröfieren  ober  geringeren 
5ßai)r)cf)einlicl)feit.  33ei  3oO«""e§  entftebt  ani  ber  ben  ßl)riftus  bejeugenben 
iöJirffamfeit  Öotteö  ein  ©louben,  baß  0eipi$|)eit  ift. 


218  Aap-  6.    Se)«'?  unb  ber  (Glaube  nacfi  Sofianneio. 

'2)cr  :3ünger  t)at  rcie  geglaubt,  fo  aud^  erfannt,  fi,  ß9 ;  wer 
md)t  er!annt  f)at  bem  gilt  bie^^ragc:  glaubft  bumd)t?  14,  10. 
®a^  ^^efu§  ift,  8,  28,  t>a^  i^n  ber  SSater  gefanbt  l)at,  17,  25, 
ba^  er  im  '^ater  unb  ber  SSater  in  i^m  ift,  14,  20,  ba§  rairb 
nic^t  nur  geglaubt,  fonbern  and)  erfannt.  ^er  2öat)rnet)mung 
^efu,  bem  d^eiogelv  avrov,  mirb  biefelbe  3Serl)ei^ung  mie  bem 
Glauben  gegeben,  6,  40.  12,  45. 

^ennod)  fel)lt  e§  nicl)t  an  a)lerl'§eicl)en ,  ha^  beibe  begriffe 
fid)  für  3ol)anne§  beutlic^  fonbern,  unb  mir  il)n  nict)t  lorreft 
beuten  mürben,  raenn  mir  für  ba§  ©lauben  nur  an  ben  legten 
abfd)lie§enben  3lf't  be§  ©rfennen^  bäcl)ten,  an  jene  Über5eugtl)eit, 
mit  ber  im  ©rfennenben  bie  ^ii^'^i^f^t  entftel)t,  fein  ©ebanle 
fei  roal)r. 

(Sinmal  mirb  beutlid)  @laube  auSfd^lie^lid)  für  bie  ^e:= 
§iel)ung  ju  :3efu^  uermenbet, ')  roäl)renb  @ott  nad)brücHid)  ai§ 
^iü)ait  unferer  ®rfenntni§  genannt  mirb.  ^ie  innere  ^^iftanj 
ber  Sßelt  non  @ott,  meldje  itjren  «Streit  gegen  ^efu§  unb  feine 
:3ünger  er§eugt,  l)ei^t  nid)t  Unglaube  gegen  @ott,  fonbern  9)langel 
an  (grlenntni§  ®otte§,  7,28.  8,55.  15,21.  16,3.  17,25.  @ott 
fennen  ift  emige§  Seben,  17,3;  benn  burd)  bie  ^enntni§  :3efu 
mäd)ft  un§  Kenntnis  ®otte§  ju,  8,  19.  14,  7. 

3ßa§  mir  üon  ®t)riftu§  glauben,  mirb  üormiegenb  bann  al§ 
©egenftanb  unfere§  (£r!ennen§  be§eid)net,  menn  auf  bie  @rl)öt)ung 
ßt)rifti  unb  bie  SSollenbung  feinet  SÖöerf'e§  l}ingeroiefen  mirb. 
2Btät)renb  für  bie  (Segenmart  gefagt  mirb:  glaubt,  ba§  id)  bin, 
mirb  gefagt:  bann,  menn  i^r  ben  ©ol)n  be§  9}]enfd)en  erf)öl)en 
mcrbct,  roerbet  it)r  erfennen,  ha^  id)  bin,  8,  28.  3Benn  bie 
jünger  ben  micber  ju  it)nen  ©efommencn  fd)auen,  bann  menn 
er  lebt  unb  auc^  fie  leben,  merben  fie  ertennen,  bafj  er  im 
ICater  ift  unb  ber  33ater  in  if)m,  14,  20  wcrgt.  10. 

@nblic^  ift  and)  bie§  für  ba§  innere  3Serl)ältni^3  beiber  53o= 
griffe  let)rreid),  bafj  ^mar  nad)brüdlid)  uoni  (irt'cuncn  unb  <3el)eu 
®otteö  burd)  3cfu  gefprodjen  mirb,  7,  29.  8,  55.  10,  15.  17,  25, 
jebod)  nie  oom  ®laubcn  ^efu  an  @ott,  obmot)l  3ef»§  fei"  ^-^^^v^ 
l)ältniö  jum  iPater  ben  v^üngcrn  al§  ba§  uollfornmcnc  Urbilb 
üorl)ält,  mul)  bem  il)r  eigene^  !i^erl)ältni§  ju  i()in  goftaltct  ift. 

')  Xk  %\imai)\ne  14,  1  bcftittiflt  bie  Viertel- 


©rfennen  unb  0(ou6en.  219 

3Bte  er  im  !^ater  ift  unb  ber  SSoter  in  if)m,  fo  finb  bie  jünger 
in  it)m  unb  er  in  if)nen.  2Bie  er  ben  2Sater  fennt,  \o  t'ennen 
bie  ©einigen  if)n.  9Bie  er  in  ber  Siebe  be§  !i?ater§  bleibt,  jo 
bie  jünger  in  feiner  Siebe.  2Bie  er  bie  ©ebote  be§  33ater£i  bält, 
fo  bie  3ü«96i^  feine  ©ebote.  2öie  er  bie  ©einigen  liebt,  fo  lieben 
bie  jünger  einanber.  @ine  analoge  23erg(eidC)ung  für  ba^  ©tauben 
fet)It;  wir  f)ören  nicf)t:  wie  idf)  an  ben  33ater  glaube,  fo  glaubt 
an  mirf).  ^Jßie  bei  9Jlt.,  fo  wirb  aud)  bei  3o^-  ^^fu  ^^er{)atten 
5U  ©Ott  niemals  in  ben  ©Iauben§begriff  gefaxt. 

@§  \)ahin  fomit  beibe  begriffe  if)re  befonbere  (Sp{)äre  ber 
li^erroenbung.  ^b^  Unterfd)ieb  ergibt  fid)  au§  ber  ben  ganzen 
Sebengftanb  erfaffenben  2(rt  beg  ©tauben^,  burd)  toeldje  e^  ben 
Söiden  t'räftig  beftimmt.  ®er  begriff:  „brauen"  ift  im  Sßort 
aud)  tycx  nid)t  erlofd)en,  unb  flingt  nid)t  nur  in  einzelnen  ©teilen 
an,  mo  ba^  ©tauben  ber  ©rfd)ütterung  unb  bem  SSersagen  gegen= 
überftebt,  14,  1.  27.  11,40,  fonbern  leitet  ben  ganjen  ©prad)= 
gebrauch-  2)amit  oerbinbet  fid)  bie  (Erinnerung  an  bie  $8egren§t= 
^eit  unfereö  Set)ensi,  ba§  bie  ^errlid)feit  ^cfu  nid)t  erfaßt.  2öeit 
am  ©otteägebant'en  für  ;"5of)anne§  fein  ^w'eifel  f)aftet,  fteltt  fic^ 
in  33eäug  auf  ©ott  bie  S^rage  fo,  ob  roir  i^n  erfennen  in  feinen 
fonfreten  ©rioeifungen,  ob  un§  ba§  ©i)ttti(^e  al§  fotd)e§  mal^r^^ 
nef)mbar  fei  ober  nid^t.  dagegen  an  ben,  ber  ^roar  al§  ber 
©ebenbe  in  bie  3BeIt  fommt,  jebod)  begrenzt  burd)  bie  3^teifd)c§= 
geftatt,  fd)Iie^t  man  fid)  burd)  einen  33ertrauen§aft  an,  ber  megen 
unferer  Unfenntni§  ©otte§  eine  9)?enge  innerer  |)emmniffe  unb 
©inioürfe  §u  überminben  bat.  '3)er  erfte,  bei  bem  oom  ©tauben 
gefprod)en  wirb,  ift  nid)t  umfonft  9^atf)anael,  ber  urteilt,  au§ 
3la§aret  fomme  ni(^t§  ©ute§,  unb  au§  bemfetben  ©runbe  rcirb 
am  ©d)Iu^  ber  ©taube  an  3:f)oma§  t)erDorget)oben ,  beffen  3u= 
oerfid)t  ju  ^efu§  fo  tief  erfd)üttert  wav,  ba^  nur  fein  eigene^ 
©ef)en  fie  mieber  aufrid)tete.  ®cr  ©ieg,  ber  biefe  ^emmniffe 
überminbet  unb  ben  ^teifd)gett)orbenen  at§  ha§>  ercige  Sort  unb 
ben  §um  iöater  @rf)öf)ten  al§  ben  un§  ©egenrcärtigen  beiaf)t,  ift 
ein  i^ertrauenSat't;  um  feinetmiüen  ):)at  ba§  ©tauben  neben  bem 
©rfennen  feine  befonbere  ©tettung  unb  2öid)tigfeit.  '3)arum  tritt 
e§  aud)  bann  ^urücf,  menn  fid)  3efu§  a^^  '^^^  Sebenbe  mit  ben 
©einigen  neu  oereinigen  mirb. 


220  Äop.  6.    Sefw§  i'»^  ^er  &lanbe  nacf)  Sotjanneä. 

3n)ifrf)en  bcm  ©rfennen  unb  ©tauben  finb  bie  33e5ief)ungcn 
boppelfeitig,  roeil  t)a§  ©tauben  ein  @r!ennen  uor  unb  nad)  fict)  :^at. 
S)a  bie  ©etbftbeseugung  ^efu  it)m  feinen  @runb  unb  ^nt)att  gibt, 
I)at  e^  in  ber  ©rfenntni^  ^efu  feine  58orau!§fe^ung.  ®ie  beiben 
®aben  ;3efu,  \)a§  Söort  unb  Söerf,  geben  berfetben  bie  boppette 
9f?icf)tung  jum  ^ören  unb  jum  ©et)en.  ^em  Übergewicht,  ba§ 
babei  bem  SGBort  äufältt,  entfpricf)t  e§,  ba^  ba§  ^ören  feine  be= 
fonberc  ^ebeutung  ^at.  3efu§  gibt  ben  Jüngern  fein  2Bort, 
fie  net)men  e§,  erfennen  n)at)rt)aftig,  ba^  er  üon  @ott  ausging, 
unb  gtauben,  ha^  ©ott  it)n  fanbte,  17,8;  fo  folgen  fict)  bie 
inneren  SSorgänge  in  einer  beutticf)  genetifcf)en  Drbnung.  ^a§ 
©tauben  t)at  aber  auc^  @rfenntni§  nacf)  fid);  benn  e§  teitet  ein 
neue§  ©rfennen  ein,  tt)etct)e§  ot)ne  ba§  ©tauben  unerreichbar  tft: 
rcenn  bu  gtaubft,  rairft  bu  bie  .^errtict)feit  ©ütte§  feben,  11,40. 
S)ie  ©rfenntni§  ©otte§  unb  ©t)rifti  bilbet  einen  tt)efenttid)en  ^e= 
ftanbteit  ber  (3abi,  rv^^^  ber  ©taubenbe  empfängt,  ha  fie  fic^ 
üon  ber  ©emeinfd)aft  ©^rifti  mit  if)m  unb  ber  ©egenrcart  ©otte§ 
bei  it)m  nict)t  fd)eiben  tä^t.  Oof)anneg  bent't  fid)  ba§  „Seben" 
nic^t  ot)ne  ©rfennen,  aber  ebenfomenig  ba§  @r!ennen  of)ne  ba§ 
Seben.  @§  gibt  barum,  fo  wie  ^efuä  erfannt  ift,  für  ba§  un= 
bcfriebigte  SSertangen:  jeige  un§  ben  33ater!  nicf)t  mef)r  ^aum, 
14,  9.  10.  2)enn  im  ©tauben  an  it)n  ift  bie  ©eit)i^t)eit  ein* 
gefd)toffen,  ba^  ©Ott  fict)  un§  an  ^efu§  ficf)tbar  maci)e.  ^e  un= 
mittetbarer  unb  enger  ha^^  ^ufammenfein  mit  ^efu§  fic^  ent= 
fatten  mirb,  um  fo  reid)er  mirb  aud)  bie  ©rt'enntni§  ©otte§ 
werben,  bie  bem  ©taubenben  nicf)t  bto^  ai§  |)offnung,  fonbern  al§ 
&ahi  5U  eigen  mirb. 

2Ber  3cfu  jünger  geworben  ift,  ber  gtaubt  nid)t  nur  an 
il)n,  fonbern  tiebt  if)n  auc^,*)  ot)ne  ba^  bie  Siebe  su  :,lefu§  erft 
noct)  einer  befonberen  33egrünbung  bebürfte,  bo  ba§  ganje  Ii>er= 
t)öttni§  3ef"  5»  ^ß»  3einigcn  auf  uottfommene  Siebe  bogrünbct 
ift.  ^ie  Siebe  be§  ilniterii  jur  Sett  t)at  :,"\efu§  ben  ^tuftrag 
gegeben,  bem  er  burd)  ein  bi§  jum  @nbe  ou§l)arrenbe§  Sieben 
entfprid)t;  .%  15  f.  IH,  1  f.  ^cmgenuif^  wirb  and)  bie  ßnbgeftatt 
beö  Ungtaubenö,  ba§  ^^^ofitioe  in  biefem  negatiuen  ^^^n-t)altcn,  al§ 
f>a^  3«fu  unb  ©ottesi  benannt,  15,28.  ^a§  auf  Oscfui^  gcvidjtctc 

•)  I>le  (gin()eit  jn)ifri)cn  m.  unb  Ml),  an  bicfei*  Stelle  ift  beutlld). 


Sie  Siebe  511  6()nftitg.  221 

Sieben  gewinnt  im  SSer{)ä(tm§  ber  jünger  ju  it)m  be§f)Ql6  un= 
erfe^Ud)e  ^ebeutung,  raeil  aud)  fie  in  feinem  S)ienft  ein  3Berf 
au§§uricf)ten  ^aben,  ha  er  bnrc^  fie  fein  ^eilanb^amt  in  ber  SBelt 
an§übt.  ©ie  finb  bie  ©d)offe,  burd)  rceldje  ber  Seinftocf  bic 
^rud)t  erzeugt.  ^egf)alb  fte^t  ^efu§  nic^t  nur  al§  ber  ©ebenbe, 
fonbern  and)  a(§  ber  ©ebietenbe  cor  ilinen,  unb  fein  ©ebot  be= 
5eirf)net  it)nen  bie  ©teüe,  wo  if)re  Eingabe  an  it)n  fic^  ju  be= 
tätigen  l)at  ^q^  für  bie  jünger  nichts  qI§  ^^fu  ©ebot  in 
33etrad)t  tommt,  biefe§  aber  ot)ne  @infd)ränfung  bie  .^eiligfeit 
be§  göttlichen  @ebot§  befi^t,  mad)t  nod)  einmal  bie  2Öof)rf)aftig= 
feit  unb  SSolIenbet^eit  it)re§  auf  it)n  gerichteten  @tauben§  offenbar. 

3efu§  einigt  ba§  Sieben  ber  jünger  nadf)  beiben  (Seiten  un= 
löölic^  mit  feinen  ©eboten:  nur  ber,  meld)er  itjn  liebt,  mirb  fein 
©ebot  ben)al)ren,  unb  nur  ber  liebt  il)n,  n)eld)er  fein  @ebot  be= 
ma^rt,  14,  15.  21.  3(ucf)  f)ier  bleibt  ber  ^^lu§brucf  in  ber  größten 
@infacf)t)eit:  ber  alte  ©runbbegriff  be§®efe^e§:  „bie  mid)  lieben 
unb  meine  ©ebote  ben)al)ren,"  ber  3^rael§  3^erl)ältni§  p  ©ott 
geregelt  l)at,  geigt  aucf)  ben  Jüngern  i^ren  3öeg.  2(l§  „©ebote" 
^efu  werben  nicf)t  biejenigen  ^Beifungen  beseicf)net,  meldte  fid)  auf 
bie  ©emeinfcl)aft  mit  ©ott  be§iel)en,  ba  biefe  il)re  beroegenbe 
5lraft  unmittelbar  im  eigenen  ^ebürfni§  be§  ^üngcrö  l)aben;  er 
mu^  glauben,  menn  er  leben  mill.  ^a§  bilbet  barum  nic^t  ben 
„3luftrag",  ben  3efu§  i^m  erteilt,  tiefer  l)at  feinen  ^nl)alt  in 
bem,  n)a§  er  für  il)n  an  ben  9Jienfcl)en  ju  tun  l)at;  ba§  ©ebot 
beftimmt  feine  Slrbcit  in  ber  2öelt.  ^arum  beftel)t  e§  in  bem 
einen  SBort:  ba^  mir  einanber  lieben.  3llle  ^raft  ber  Siebe,  bie 
ber  ^ünge^'  i^n^  barbringt,  ^at  :jefu§  für  it)re  ©emeinfcf)aft  mit= 
einanber  frud)tbar  gemacl)t. 

®aran,  ba^  bie  53emat)rung  ber  ©ebote  nidjt  bem  ©tauben, 
fonbern  ber  Siebe  §u  :jefu§  aufgetragen  ift,  geigt  fiel)  nod)mal§, 
ha^  ha^  ©tauben  ai§  regeptioeg  33 erl) alten  gebad)t  ift,  unb 
feinen  ^e5ief)ung§punft  nid)t  im  eigenen,  fonbern  in  ^efu  3Bir!en 
unb  ©eben  t)at,  n)ä{)renb  bie  Siebe  ein  gebenbe§  93ert)alten  ift 
unb  barum  eine^  ©egenftaube§  bebarf,  an  bem  fie  fid)  t)anbelnb 
offenbart.  3ßfu§  l)at  i^x  einen  folcf)en  bereit:  ben  5lrei§  berer, 
bie  in  il)m  vereinigt  finb.  '3)ic  Siebe,  bie  it)nen  ermiefen  mirb, 
ift  il)m  getan. 


@r  gibt  bcr  SieBe  feine  reid)fte  93er{)ei^ung.  "^Durrf)  bie  ^e= 
n)al)rung  feiner  ©ebote  bleiben  fie  in  feiner  Siebe,  15,  10,  unb 
nid)t  nur  feine,  fonbern  au6)  be§  93ater§  Siebe  !ommt  i^rer  Siebe 
antrcortenb  entgegen,  14,  21.  (So  beftimnit  bie  gefamte  9Jlenfd)= 
Ijeit  al§  ©egenftanb  ber  güttlid)en  Siebe  genannt  ift,  3,  IG,  fo 
beftimmt  wirb  rcieberum  @otte^  Siebe  im  ©egenfa^  5ur  3Bett 
bem  jugeeignet,  ber  ^efu§  liebt,  14,  23.  ©rrceift  ficf)  ©otte§ 
Siebe  an  ber  Sßelt  barin,  ba^  er  if)r  feinen  (So!)n  gibt;  fo  be= 
tätigt  fie  fid)  an  bem,  ber  bcn  ©of)n  liebt,  baburd),  ba^  ber  r»er= 
flärte  ©I)riftu§  p  i^m  fommt,  unb  ber  SSater  mit  i!^m.  ®ie  Siebe 
@otte§  jum  9J?enf(^en  cott^ietit  ficf)  fomit  in  einer  emporfteigenben 
2öe(i)felrcir!ung :  bie  Siebe  @otte§,  bie  fid)  ber  gefamten  SGBett  in 
ber  @abe  be§  ©oi)ne§  pgeroenbet  t)at,  I)ebt  an  unb  get)t  burd) 
bie  Siebe  be§  ©laubenben  gum  ©o^ne  f)inburd)  sur  neuen  Siebe 
®otte§  fort,  ber  nun  felbft  mit  bem  (SoI)ne  bleibenb  bei  bem 
9Jlenfd)en  n)üf)nt:  /.lovriv  jcaq   aviut  Ttoul,  14,  23. 

;3o!^anne§  ift  DöUig  oon  ber  Stngft  frei,  al§  ob  bie  ber 
Siebe  gegebene  2Ser!^ei^ung  ba§  ©tauben  fd)äbigen  fönnte.  ®iefe§ 
bef'ommt  oietmef)r  baburd)  feine  @rt) ab enf) eit ,  ha^  bie  üon  if)m 
begrünbete  @emeinfd)aft  mit  ®i)riftu§  in  ber  3^rud)t  bringenben 
Siebe  ju  ®ott  it)re  33olIenbung  f)at. 

'2)af)er  entftet)en  au§  ber  im  ©tauben  begrünbeten  33erbunben= 
^eit  ber  jünger  mit  3efu§  üSBerfe,  fogar  größere,  al§  er  felbft 
tat,  ha  burd)  if)ren  '2)ienft  fein  SBerf  erft  jur  Entfaltung  tommt, 
14,  12.  3{)re  Stüd)tigfeit  jum  SOöerf  berubt  auf  it)rem  SSermögcn 
5U  bitten,  ba§,  roie  bei  9Hattt)äu§,  bie  unbebingtc  ^•l>erf)ei^ung 
crt)ätt,  14,  13.  ©0  finb  it)re  SCöerfe  ®aben,  bei  bcnen  er  felbft 
ber  Söirfenbe  bleibt:  id)  merbe  e§  tun,  14,14.  ^nbcm  ba§ 
53ittcn  im  Flamen  ^^fu  feinen  ©runb  unb  aud)  ben  @runb  feiner 
Srtjorung  {)ai,  luirb  eä  ausbrüdlid;  mit  bemjenigen  ©tauben,  ber 
3efu  ©enbung  beiat)t,  erfüllt. 

5(u^  bie  ®emcinfd)aft  beä  ®rt)öl)ten  mit  ben  Seinigen  ift 
nid)t  al§  ein  pl)i)fifd)e^  lkrl)ältni§  unperfönlid)  unb  millcnlo^ 
gcbad)t.  (So  fräftig  fie  ba§  fd)eibenbe  Stuäeinanber  befeitigt,  fo 
ba^  er  in  il)nen  ift  unb  fie  in  ibm,  unb  ein  mal)rbaftes(  ^n= 
cinanbcrieben  ,Vfu  unb  ber  ©taubenben  ergibt,  fo  folgt  bod)  au§ 
bicfev  ©emeinfd)aft,  meil  fie  al^  geiftig   unb  pevfonl)aft   gebad)t 


Sie  Siebe  ju  ©(^riftuö.  223 

ift,  rcieber  ein  :3mpcratit):  bleibt  in  mir.  @§  fel)tt  barum  bei 
3o^nne§  bie  ^^paralletc  p  jenen  2lbfrf)ieb§n)orten  ^^\u  bei 
9Jiattt)äu§,  burrf)  n)eld)e  er  bie  Surd)t  in  ben  Jüngern  begrünbet 
f)at  nirf)t:  ba§  ©c^o^,  ba§  nid)t  i^rurf)t  trägt,  wirb  r>om  Sein- 
ftocf  roeggenommen  unb  oerbrannt,  15,  2.  6.  ^ier  erfd)eint  nod)= 
maB  ba§  üergeblirf)e  ©tauben  aud)  im  Streife  ber  ^ü^S^i^/  ^i" 
©tauben,  ha§  jmar  mit  Oefu§  cerbunben  mad)t  unb  bennod) 
fd)eitert,  weit  e§  ben  ^ienft  nicf)t  erzeugt,  burrf)  n)e(d)en  3ef» 
©ebüt  gefrf)iet)t.  ®er  ;3ünger  ert)ölt  fic^  in  3^!"^  "ui-'  baburrf), 
ba^  er  bie  il)m  gegebene  ©abe  p  it)rem  3^^!^  füt)rt. 

^ie  SHa^nung,  in  if)m  p  bleiben,  rcirb  baburd)  begrünbet, 
ba^  bie  ;lünger  getrennt  üon  3efw^  nirf)t§  äu  tun  üermogen. 
®aburc^,  ba^  3efu§  aud)  it)re  ©emeinfd)aft  mit  if)m  in  feiner 
@rf)üf)ung  auf  ba§  ^ercu^tfein  it)rer  eigenen  DI)nmac^t  grünbet, 
ftellt  er  feft,  ba^  ba§  glaubenbe  3Sert)a(ten  nid)t  nur  eine  3tn= 
fang§ftufe  bilbet,  bie  burc^  it)re  @rt)ebung  jum  üoUen  Anteil 
an  feiner  &ahi  überfd)ritten  mürbe,  ^uv,  menn  fid)  feine  ^ahi 
unabt)ängig  non  it)m,  it)rem  ©eber,  in  it)rem  eigenen  Seben  fort= 
ert)ielte,  fönnte  ba§  ©tauben  in  ein  ©elbftuertrauen  überget)en, 
ha^  nur  nod)  banfte  unb  nic^t  met)r  bitten  mü^te.  ^a  fie  fid) 
aber  nur  burd)  feinen  perfönüd)en  ^^erbanb  mit  if)nen,  ben  in 
fid)  felbft  Ohnmächtigen,  erl)ält,  bleibt  berfetbe  ftetig  ein  ^^er= 
trauen§üer^ä(tni§,  bei  bem  fie  uon  fid)  felbft  abfef)en  unb  nid)t 
in  fid),  fonbern  in  if)m  it)ren  ©tü^punft  fud)en. 

®er  Unfid)tbarfeit,  bie  nac^  ^efu  3ßeggang  sum  ä^ater  feine 
©emeinfd)aft  mit  if)nen  begrenzt  unb  baburd)  bie  beftänbige 
©d)mierigt'eit  für  ben  ©tauben  fd)afft,  fteltt  ^t\n§  a\§  reid)en 
@rfa^  bie  ©egenmart  be§  ©eifteä  entgegen,  burd)  n)eld)cn  \i)x 
bemühtes,  perfonf)afte§  Seben  göttlichen  3nt)alt  empfängt.  ®a= 
mit  erl)alten  alle  5tu§fagen  über  ben  ^ntialt  unb  bie  Straft  be§ 
©laubeng  an  ^efu§  i^r  abfd)lie^enbe§  Sid^t.  .  9^un  ift  üollenbg 
burcl)ficf)tig,  rcarum  e§  ^efi^  be^  emigen  Seben§,  Cuellpunft  ber 
©rfenntnig  ©otte§  unb  58egrünbung  einer  ©emeinfd)aft  mit  ©ott 
unb  et)riftu§  ift,  bie  ein  Sonnen  ©otte§  unb  6;i)rifti  im  SJlenfctien 
ergibt.  ©§  leiftet  bie§  alle§  be§^alb,  weil  e§  ber  empfangenbe 
2lft  für  ein  Seben  ift,  ba§  nid)t  au§  bem  ^leifd),  fonbern,  weil  au§ 
©Ott,  a\i§  bem  ©eift  entftet)t,  ogl.  1,  12.   ^amit  ift  sugleic^  ber 


224  ^"P-  6-    Sefii'^  itnb  ber  ©taube  narf)  t\o()aimeg. 

33cruf  beg  ©laubenben  im  3Ser(et)r  mit  feiner  Umgebung  auf  ben 
i)ücf)ften  2lu§brudf  gebrad)t:  er  ftet)t  nun  felbft  als  ber  ©eber  teben= 
bigen  2öaffer§  üor  it)r,  bag  alä  ^eugenbe  Äraft  befd)rieben  ift,  1,  38. 

2Iu(^  bie  ©egenroart  be§  @eifte§  begrünbet  3uöerfid)t,  ba 
feine  ^ahz  in  ber  3BaI)rf)eit  befielt  unb  jeber  üermel)rte  SInteil 
an  ber  SDBaI)rf|eit  ben  @runb  be§  @Iauben§  reid)er  marf)t.  ^n= 
bem  er  meiter  a(§  ^^ürfprecfier  ber  jünger  ifir  9led)t  t)or  ®ott 
unb  ber  SBelt  üertritt,  nerteit)!  er  i{)nen  aud)  für  il)re  ^eruf§= 
arbeit  3iit)ß^fi<i)t/  t'eft^cit  fie  üom  ^ag^"/  ot)  fie  aurf)  S^rifti 
SCBaI)rt)eit  unb  9^erf)t  ber  Söelt  gegenüber  erraeifen  fonnen,  unb 
gibt  i{)nen  bie  ©emi^eit  be§  (Sieg§.  '3)iefe  3"oerfid)t  ift  auf 
nirf)t§  anbereg  geftü^t,  al§  auf  bie  ©egenroart  be§  @eifte§,  unb 
Sroar  beSjenigen  ©eifte^,  ber  2ßaf)rf)eit  gibt,  ©in  anbereg  SHittel 
§u  if)rcr  Slrbeit  empfangen  bie  ^^üngcr  nic^t;  bie§  ift  ber  einzige 
Verneig,  burd)  raelcf)en  ;5efu§  i)erl)errtid)t  fein  miU.  %Ci§>  auf  i^n 
gerirf)tete  ©lauben  ift  für  immer  mit  ber  ©ebunben{)eit  an  bie 
SGßa{)r{)eit  ein§. 

5)er  ©eift  t)erfcf)afft  ben  Jüngern  für  if)r  2öerf  ha^,  n)a§ 
^efu§  für  feine  eigene  2(rbeit  am  3ßugtti§  i>e§  ä^ater§  befa^.  ©§ 
fte^t  aud)  bei  ben  Jüngern  neben  it)rem  menfd)lid)en  l^^iipi^ 
ein  göttlid)e§,  beffen  SOßat)rt)eit§mad)t  com  ^örer  if)rer  ^^^rebigt 
inroenbig  nernommen  roirb,  fo  ba^  biefer  e§  nie  blo^  mit  bem 
menfd)Iid)en  33oten  ^efu  §u  tun  t)at.  SDa^er  t'ann  burd)  if)r  Sföort 
ed)te§  ©tauben  entfielen,  ein  foId)e§,  ba§  ben  9J?enfd}en  nad) 
feinem  ganjen  innern  ^eftanb  beftimmt,  weit  e§  auf  bem  „©elet)rts 
fein  burd)  ©ott"  beruf)t. 

®amit,  ba^  ber  ©eift  gegeniuärtig  unb  mirffam  ift,  ift  ba§ 
auf  3efu§  gerid)tete  ©tauben  nid)t  überfd)ritten  unb  nic^t  eine 
anbere  3ut)erfid)t,  bie  üon  3efw§  unablnängig  märe,  begrünbet. 
%znn  ber  ©eift  fommt  burd)  bie  ©enbung  C£t)rifti  ju  it)nen  unb 
ift  in  bem,  xoaä  er  if)ncn  jeigt  unb  roie  er  fie  leitet,  mit  ®t)riftu^ 
einträd)tig.  ®ie  au§  bem  ©eift  entfpringenbe  ^"i'f^'firf)^  ift  i" 
berfelbcn  2Öeife  mit  ber  auf  (il)riftu§  gerid)tetcn  untrennbar  cin§, 
mie  ba§  ©lauben  an  ben  ißater  unb  an  ben  ©oI)n  nur  einen 
ungeteilten  ©laubens^ftanb  ergibt. 


2)ev  ©laubenäbegriff  ^efu.  225 

Die  Einheit  der  beiden  evangeliFchen  Berichte. 

2Ba§  9Jlattt)äu§  unb  :3ot)anne§  aU  SBorte  3efu  über  ba§ 
©lauben  geben,  bilbet  eine  fefte  ©inbeit,  an  tt)eld)er  burd)ficf)tig 
wirb,  roie  beibe  9Jlänner  al§  3(poftet  be§felben  ^errn  in  ber= 
felbcn  ©emeinbe  in  ©inbeit  be§  @(auben§  nebeneinanber  fteben 
tonnten.  ''Man  fann  mit  ®runb  in  mei)rfad)er  ^ejieljung  uon 
bem  einen  ©nangeUum  jagen,  ba^  e§  ba§  anbeve  überrage.  SBenn 
\m^  aber  90^attt)äu§  fagt:  ber  ®Iaube  uermöge  ben  53ergen  ju 
gebieten,  nnb  ^obanneS:  er  tjabe  bie  Söelt  überraunben,  jo  wü^te 
id)  nid)t,  nad)  n}eld)en  9Jla^[täben  t)ier  ber  eine  ©laubengftanb 
al§  l)'ö\)QV,  ber  anbere  al§  tiefer  gercertet  werben  foüte.  '2)a^ 
beibe  tragenbe  @otte§beit)u^tfein  ift  baburd)  einbeitlid)  beftimmt, 
ba^  für  beibe  mit  bem  ßutritt  ju  Gt)riftu§  aUeg,  rca§  uon  ©ott 
fd)eibet,  überrounben,  ba§  ^iel  crreid)t  unb  t)a§,  roaS  @otte§ 
®nabe  un§  gibt,  empfangen  ift. 

^JJeben  bem,  wa§  bei  9Jiattbäu§  ©tauben  b#t,  neben  jener 
ßunerfic^t,  bie  3efu§  a^^  ben  oon  @ott  gefanbten  ilönig  fa^t 
unb  nun  auf  jebeig:  „menn  bu  fannft,"  üerjiditet  t)at,  meil  fie 
oon  if)m  bie  unbegrenzte  ^ilfe  unb  (3aht  @otte§  erroartet,  obne 
ha^  aug  ber  eigenen  ^^wädjz  unb  Sünbe  ^"'cifel  unb  5'urd)t 
al§  SBegrenjung  ber  ©emi^b^it  folgen  bürften,  ba  fie  bie  göttlid)e 
®ahc  nid)t  ai§  ein  erft  p  fud)enbe§,  an  33ebingungen  ge!nüpfte§ 
©ut  üor  fid)  bot,  fonbern  i^rer  al§  einc§  Dort)anbenen ,  bem 
Sittenben  jeberjeit  5ugänglid)en  ©igentumö  gemi^  ift,  fo  'i)a^  ber 
©laubenbe  9}?enfc^en  unb  2;eufeln  mit  bem  ^emu^tfein  gegenüber^ 
ftebt,  ba^  nid)t§  it)m  fd)aben  ober  it)n  bini>ern  fann,  uielmet)r 
o(Ie§  in  ©otte§  5^raft  ibm  bienftbar  ift:  neben  biefem  ©tauben 
geben  bie  jo^anneifc^en  ©ä^e  über  ba§felbe  nid)t§  5rembe§ 
ober  ^Jieue§.  2ßem  ha§  aB  ©tauben  gatt,  ber  fprad) :  jeber,  ber 
an  it)n  glaubt,  get)t  nid)t  uerloren,  fonbern  ^ai  ba§  emige  Seben. 

Seibe  B^UQ^"  ff^S^"  übereinftimmenb :  ^) 

*)  2)ie  ^xttc\e  nad)  ber  bei  beiben  Saugen  ibentifd)en  Sluöfage  roürbe  mi^= 
»erftanben  imb  uerfnimmt,  löeun  fie  bof)in  gebeutet  tüüvbe:  mir  bnä  (*iJemein; 
fnme  l)nbe  l)iftorifcl)eu  Sßert,  unb  bnö  3onbergut  beä  einjelnen  Güangeliften  jei 
©c^lotter,  Der  ®lQu6e  int  '31.  Jeft.  15 


226  Aap-  7.    S)te  ©inf^eit  ber  beiben  euangelifcfjen  93cricf)te. 

1.  3efu§  f)at  ba§  ©lauben  at§  ba§  für  il)n  5ureid)enbc 
9Jlotir»  äur  @en)äf)rung  ber  göttlicf)cn  @abc  unb  ^itfe  beljanbett 
unb  um  be§  ®tauben§  lüilten  alle§,  n)a§  bie  ©c^ulb  be§  9}lenfd)cn 
ausmacf)!,  uergeben. 

2.  ®iefe  33ebcutung  l^at  e§  für  it)n  ni^t  bc§f)atb,  weit  ha= 
mit  ber  9)?enfdE)  ein  t)erbienftlic^e§  3SerI)alten  betätigt,  burd)  rcelc^e^ 
er  in  @ott  hk  @üte  erraecft.  33ielmel)r  betätigt  ^efu§  in  ber 
Segrünbung  unb  @rt)örung  be§  @Iauben§  feine  eigene  9)Zeffiani- 
tät,  unb  biefe§  erfennt  unb  bejaf)t  biejenige  ®üte,  bie  in  @ott 
al§  fein  eigener  SGBiße  lebt  unb  in  ^efu  ©enbung  fic^  ermeift. 

3.  2)iefe  ScE)ä^ung  be§  @Iauben§  f)at  er  über  aüe  Unter- 
fd)iebe  f)inraeg  gleid)mä^ig  ben  Jüngern,  ben  ^uben,  ben  Reiben 
gen)ät)rt,  fo  ba^  er  burd^  bk  @rf)örung  beä  @Iauben§  bie  alle 
umfaffenbe  SOöeite  ber  göttlicf)en  ©nabe  offenbart. 

4.  2)em  ©tauben  t)at  er  ein  unbegrenztes  ©eben  @otte§  5U= 
gefagt,  fo  "iia^  bem  ©kubenben  bie  gange  göttliche  ©nabe  unb 
Siebe  miberfät)rt. 

5.  ^arum  ift  ba§felbe  ein  Se^te§,  |)öci)fte§.  Unüberbietbare^, 
roeil  e§  bie  ooüenbete  33erbunben!^eit  mit  ©ott  gen)äf)rt. 

6.  @r  ^at  e§  be§f)alb  nirf)t  auf  ber  ©tufe  einer  bebingten 
©rmartung  getoffen,  fonbern  esi  gur  ©erai^'Eieit  gemad)t,  ireld)*e 
©otte§  &dbz  bem  ©laubenben  gegeben  mei^. 

7.  @r  f)at  biefe  unbebingte  3uoerficE)t  auf  fid)  felbft  gerichtet 
unb  'öa^'  auf  if)n  unb  ba§  auf  ©ott  fel)enbe  ©tauben  al§  ein 
unteilbares,  unlöSlid)  geeinigteS  'i>erf)alten  bel)anbelt.  ©r  f)at 
baf)er  nid)t  gugelaffen,  ba^  fid)  mit  bem  ©tauben  an  il)n  lln= 
glauben  gegen  ©ott  oerbinbe,  unb  mit  ber  ^äf)igfeit,  ha^  ©öttlid)e 
rcal^rjune^men  unb  auf5une{)mcn,  ben  2lnfd)Iu^  an  it)n  oerfnüpft. 

üon  i)onif)crcin  miv  ^i'f'^fe  ""^  "iUcitcrdilbunfl,  bie  für  biTS  l)i[tovifd)e  Urteil 
luertloö  fei,  loeil  fie  mit  ^efuö  nid)tö  ju  tun  Ijabe.  Sie  3luöfaiic  beu  truoiuu'' 
liften :  er  flebe  \mi  hai  oon  3efu«t  (Smpfanflenc,  umfafst  curf)  bag,  luaiS  il)m  ben 
iubiüibuellen  (£()arafter  flibt.  3)oci  iiilt  lueber  nur  für  W.,  nocl)  nur  für  l^ol)., 
fonbern  für  beibe  rtleicijinnfjifl.  (*i5ernbe  bie  inbiinbuelle  tSntuiicflnni),  bie  uon 
:;\c)uß  aus  im  iv^üuiU'r  fid)  i)oU,Mel)t,  ift  für  bie  3hbeit  :,^efn  bi'uhft  lel)rreicl).  :,"M)r 
ilU'rftftnbniö  ift  aber  bnuon  nbljrtn^irt,  bnfj  unö  bie  iiemeinfame  i.'inie,  «on  ber 
jene  iWeiocflunfl  a«8flel)t  unb  bie  fie  nicl)t  jerbridjt,  beutlid)  fei.  Xai  33efonbere 
fommt  nid)t  in  rtu^crlidjcr  3lbbition  ^um  Wemeinfnmen  biu.^n,  fonbern  mirb  uon 
biefem  umfafit. 


Ser  ©(aubenSbegriff  r^efit.  227 

8.  3t)Te  ^cgrünbung  f)Qt  biefe  i3iioci^ficf)t  cim  offenbaren  Jat- 
bcftanb  feine§  Seben§,  fo  t)a^  fie  ftrf)  au§  feiner  (Selbftbejeugung 
al§  bie  i^v  entfpre^enbe  S^olge  ergeben  foU.  9ln  berfelben  galten 
if)m  namentli(^  bie  in  ber  SOBeife  ber  3(Umad^t  üoKjogenen  Saaten 
al§  geeignet,  @(auben§motit)  p  rcerben,  rceit  in  it)nen  feine  {)el= 
fenbe  9Jlad)t  in  if)rer  Unbegrenjtfieit  fid^tbar  wirb ;  er  ))ai  jebod) 
gleid)5eitig  jebe  ^^orberung  abgeroiefen,  bie  ita^  SBunber  jur  ^e= 
bingung  be§  ®Iauben§  mad^en  rcoKte.  ^aburrf)  !f)at  er  bie  9lot= 
luenbigfeit,  it)m  S3ertrauen  §u  erroeifen,  alig  unauf()ebbar  bargeftellt, 
fo  ha^  ber  SJlenfd)  burd)  feine  fic^tbare  SRarfjtroirfung  über  fie 
f)inn)eggeI)oben  roerben  fann  unb  barf. 

9.  :3m  3uftanb  be§  9Jlenfrf)en  fat)  er  märf)tige  SJlotioe  jum 
Unglauben  roirffam,  fo  ba^  fid)  t>a§  Glauben  al§  eine  entlegene 
^öt)e  über  fein  3Sermögen  ^inau§f)ebt.  @§  entftef)t  bennorf)  im 
9Jienfcl)en,  roeil  il)m  @otte^  gnäbige^  2Bir!en  in  it)m  ba§felbe 
gett)äl)rt. 

10.  ®a()er  ift  nid)t  nur  bie  auf  ba§  ©lauben  folgenbe  |)ilfe, 
burc^  bie  e§  @rJ)Örung  erlangt,  fonbern  aud^  biefe^  felbft  fd)on 
bie  (^}abt  ber  göttlid)en  ©nabe,  rceil  un§  ©ott  burd^  ba^felbe  in= 
menbig  in  bie  23erbunbenf)eit  mit  ß^riftug  fe^t. 

11.  SJIit  bem  ©tauben  ift  bem  jünger  bie  3(u§rüftung  ju 
einem  3Berf  gegeben,  t)a§>  ber  Söelt  überlegen  ift,  meil  e§  mit 
@ott  üollbra(^t  rcirb.  ®af)er  ift  mit  ber  ©rmedfung  be§  @lauben§ 
3efu  3ift  erreid[)t  unb  bie  ©emeinbe  berer,  bie  @otte§  äÖiüen 
tun,  gefdf)affen. 

12.  @r  f)at  al§  ben  guten  3öillen,  ber  ba^  gute  2Berf  tut, 
bie  Siebe  gefd^ä^t  unb  biefer  bie  3Serf)ei^ung  beä  Seben§  nidf)t 
anberg  al§  bem  ©lauben  gegeben.  ®ie  eine  23erf)ei^ung  ftört 
bie  anbere  nid)t,  meil  S^fu^  5n)ifdf)en  bem  ©lauben  unb  Sieben 
feine  ©d)eibung  pgelaffen  l)at 

13.  @r  f)at  ba§  ©tauben,  fott)ot)l  menn  e§  auf  @ott,  al§ 
menn  eg  auf  i^n  felbft  geridjtet  ift,  nur  bann,  bann  aber  auä) 
fd)led)tl)in  entwertet,  menn  ber  ©laubenbe  beunocl)  feinen  böfen 
äöiaen  tut. 

14.  @r  t)at  burd^  bie  befriebigte  (3id)erf)eit  be§  @tauben§ 
ben  Unterfd)ieb  jroifd^en  ber  ©egenroart  unb  3ufunft  nicl)t  au^= 
gelöfc^t,  fonbern  mit  jener  eine  fc^arfe  3(ntit^efe  ^mif d)en  beiben 


228  Aap.  7.    2)ie  ßin()eit  ber  beiben  eüttngelifc()en  3^ericl)te. 

oerbunbeii,  lüeS^alb  er  neben  ha^  ©lauben  in  berjelben  Hräftig^ 
feit  ba§  ^offen  fteüt. 

©0  beutlicf)  un§  f)ier  ein  einfieittic^e^  3^U9"^^  Dortiegt,  gegen 
beffen  gef(^icf)tIicJ)e  Sf^ic^tigfeit  mit  '^iftotijrf)en  SJiitteln  feine  (Sin^ 
rebe  begrünbet  werben  !ann,  ebenfo  fid)er  entftef)en  bie  jroifdjen 
ben  beiben  @oangetienti)pen  beftef)enben  Unterfd)iebe  in  ber 
Raffung  be§  @Iauben§  nicE)t  einzig  burc^  bie  ®arftellung§n)eife, 
ober  burrf)  bie  i)erf(i)iebene  2lu§bilbung  ber  tf)eologifd)en  Se^re, 
fonbern  fie  finb  unbefcfjabet  ber  @inl)eit  be§  G^Iauben§  Unterftfjiebe 
im  ©tauben  fetbft.^)  39eibe  2lpoftet  je'^en  mit  einer  oerfd)ieben 
beftimmten  ©rmartung  auf  ^z\n§,  unb  bie  ®abt,  bie  fie  bei  if)m 
fud^ten  unb  fanben,  ift  ni(i)t  gan§  biefetbe.  2^x  2tnfd)tu^  an 
if)n  unb  it)r  2Serfet)r  mit  it)m  t)oll5ief)t  fid),  rcenn  mir  üon  einem 
jum  anbern  f)inüberfef)en,  anber§  unb  neu.  ®urd^  itire  %n§' 
fagen  mirb  un§  bat)er  nid)t  nur  ^efu  ißerbalten  ju  ben 
©laubenben,  fonbern  jugleid)  if)r  eigener  ®Iauben§ftanb  fid)tbar 
gemad)t.  ^) 

2tl§  3efu  ©igentum  ermeifen  fid)  if)re  2(u§fagen  über  ba§ 
©tauben  teit§  burd)  it)ren  engen,  treuen  2tnfd)tu^  an  ben  ge= 
gebenen  ©tanb  ber  ^römmigfeit,  ^)  teils  unb  befonberS  burd)  il^re 
ein^eittid)e  ^-8erbunbent)eit  mit  bem,  xva§  mir  at§  bie  jentraten 
Überzeugungen  ^efu  fennen. 

SÖßenn  3ßfu§  bem  ©tauben  innere  ©efd)loffen^eit  at§  fein 
mefentlid)e§  SJJerfmat  beitegt,  fo  !ann  t)a^  nid)t  at§  etma§  Si^euesi 
be§eid)net  merben,  ma§  un§  nur  bei  if)m  begegne,  "^er  ^erid)t 
über  ba§  ft^nagogate  ©tauben  t)at  gezeigt,  bafj  baB  33eiüu^tfein : 
jeber  ^rud)  be§  ^^ertrauenS  ©ott  gegenüber  fei  ©ünbe,  in  ber 
©emeinbe  t'räftig  entmidelt  mar.  9tm  ^i^cifet  an  ©otteS  3ßat)r= 
^eit,  3Jlad)t  unb  ©üte  boftete  für  fie  ein  beutlidjeg  ©d;utbbemu^t= 
fein.  SJian  mei^,  ba^  ber  3tnfd)tu^  an  ©ott  unfer  ganjeS  teufen 
unb  SBoUcn  eint)eittid)  umfaffen  unb  auf  i()n  l^intenfen  mujj. 
®urd)  feine  Stnleitung  jum  ©tauben  t)at  ^efuö  feine  Ow"9ei*  niit 


')  (Stn()cit  ift  uicl)t  l5im.'ilcil)oit. 

')  '^cJ)  fü()re  bie  ^vaflc  baljor  uiiti-r  boin  litcl :  „'JJIattlK'iiuV'  unb  „V(0= 
l)otme«"  iDcitcr. 

"»  Xio  '^U'oblemc,  mit  bciicii  buc'  vov  ,\c)in>  uorlinnbciu'  ('•Uaiibcii  rniu^, 
loorcn  3.  J!>  nufflcidljlt. 


I 


Seilt  3ln)c^litfi  an  tfcn  @lau6ensftanb  öer  Synagoge.  229 

fonfequentem  drnft  in  biejenige  (Stellung  gebrad)t,  bie  fic  mit 
ber  übrigen  ©emeinbe  at^  bie  ricf)tige  empfanben. 

3nbem  ^t\u§  jum  ©lauben  bie  gonje  @nabe  fügt,  !Iärt 
unb  üoUenbet  er  aud)  bamit  eine  @r!enntnig,  n)elrf)e  ber  ©emeinbe 
nicf)t  fremb  geraefen  ift.  S^lie  ^at  firf)  an  ba§  ©lauben  ba§  33e' 
TOU^tfein  ge{)ängt,  e§  fei  nu^=  unb  erfolglog  unb  gelte  bei  ®ott 
nid)t§,  rcoburd^  e^  in  innere  (Sd)n)anfung  unb  in  3"?ß^f^t  ^^^' 
wanbelt  wäre.  9Jian  raupte:  ©ott  oertange,  fd)ä^e  unb  begäbe 
eg.  ^nbem  ^t\u§>  in  feinen  ©efäl)rten  eine  weit  über  i^ren 
früheren  S3cfi^  t)inau§liegenbe  33orftellung  oon  ber  göttlicl)en 
(SJnabe  erroecft,  beftätigt  er  it)re  Über§eugung  oon  ber  9Jiarf)t  be§ 
®lauben§,  marf)t  fie  aber  jugleirf)  üon  ber  ben  ©laubigen  t)er= 
l^errlid)enben  unb  baburd)  ba§  ©lauben  jerftörenben  i\ber= 
l^ebung  lo§. 

'2)ie  ©emeinbe  »erlangte  narf)  bcnt  SBunber;  ^t\n§  gibt  e§ 
il)r,  borf)  fo,  'öa^  bie  SSerunreinigung  be§  @lauben§  burd)  ^^einb^ 
feligfeit  gegen  bie  S^tatur  unb  burd)  gefe^lofe  SBillfür,  bie  mit 
©otteg  SRad)t  fpielen  will,  oöUig  au§gefd)toffen  bleibt.  3Beil  er 
ba§  ©lauben  auf  'Da^  oon  il)m  getone  3Bunber  grünbet,  bringt 
er  ba^felbe  ju  aufrichtiger  ^ejal)ung  @otte§  unb  feiner  ganzen 
©nabe,  bie  :3rbifd)e§  unb  ^immlifd)e§,  Seiblid)e§  unb  @eiftige§, 
©egenroärtigeS  unb  ^ufünftige^  umfpannt. 

2)ie  ©emeinbe  fat)  in  ®ott  t)or  allem  ben  Scnfcr  it)re§  @e= 
fc^idg  unb  erwartete  üon  it)m,  ba^  er  il)rc  Sage  mit  freunblid)er 
©Ute  geftalte.  3(ud)  Oefu§  ^at  bie  @en)äl)rung  ber  äußeren 
SebenSbebingungen  5um  Söerf  ber  göttlid)en  ©üte  ge5ät)lt,  lä^t 
e§  aber  gleichseitig  bem  ©lauben  nicf)t  ju,  ba^  e§  fi^  nur  nad) 
au^en  loenbe,  fonbern  erraecft  e§  fo,  ba^  e§  juerft  ben  9Jienfcl)en 
in  feiner  inioenbigen  Sebenbig!eit  mit  @ott  in  ®emeinfcl)aft  bringt. 

®ie  ©emeinbe  mar  oon  ber  ^eiligfeit  il)rer  3Serpflict)tung 
burcl)brungen  unb  oerlangte  nact)  einem  guten  ©emiffen  cor  ©ott. 
^^x  3Serlangen  mirb  üon  ^efu§  o^ne  9J?inberung  beftätigt.  ®ie 
©c^ulb  roirb  bejaht,  ebenfo  ber  2ßert  be§  guten  Sßöerfg  oor  ©Ott, 
gleichseitig  aber  'öa^  ©lauben  oon  aller  33ermengung  mit  bem 
©elbftoertrauen  abgefc^ieben ,  rocit  er  ben  ©taubenben  über  be§ 
aJienfd)en  böfer  ober  guter  3:at  ©otte§  ©nabe  in  it)rer  felbftän^ 
bigen  '^ollenbett)eit  erfaffen  tä|t. 


230  ^ap-  7.    ®ie  6inf)eit  ber  beiben  euangelifd}cn  ^eitd)te. 

^ie  ©emcinbe  max  überzeugt,  ha^  ber  ©inn  ber  ©d)rift  it)re 
33erufung  jur  (Erfüllung  be§  göttlirf)en  @efe^e§  fei,  fo  ha^  jebe 
(Spannung  §n)if(i)en  ©tauben  unb  2ßer!  vox  if)rem  ©eroiffen  fid) 
ai§  9lot[tanb  barftellt,  ber  ha§^  ©lauben  gefä^rben  mu^.  3ßfu§ 
gibt  if)r  9ierf)t,  unb  ifoliert  baä  ©tauben  nirf)t  oon  ber  23er= 
pftid)tung  be§  ^ünger§,  ©otteä  SBitten  ^u  tun,  fonbern  mad)t 
e§  biefer  baburcf)  bienftbar,  ha^  er  im  ©tauben  bie  Straft  §ur 
©rfüttung  feinet  Berufs  fucf)t  unb  empfängt. 

^k  ©emeinbe  roar  üon  ber  Un5erbred)ti(f)!eit  be§  götttirf)en 
^t6)t§  überzeugt;  ^efu§  ift  e§  auc^,  reinigt  aber  ba§  ©tauben 
Don  jener  Übert)ebung,  bie  mittetft  be§  3?ed)t§  ©ott  gmingen  unb 
bet)errfd^en  §u  fönnen  meint,  inbem  er  if)m  über  bem  9?e(i)t§fa^ 
aU  beffen  ©djöpfer  unb  ^^erroatter  "öa^  freie  götttict)e  Sieben  seigt. 

2)ie  ©emeinbe  ftagte  über  bie  33erborgent)eit  ©otte§  unb  ift 
ber  ©d)utb  be§  9Jlenfd)en  gegenüber  ratto^.  :3efu§  beftätigt  it)re 
MaQi,  menn  it)r  bi§f)eriger  Seben^ftanb  ermogen  rcirb:  „niemanb 
fennt  ben  33ater."  @r  l^at  aber  at§  ©ot)n  bie  3SotIma(i)t,  it)n  p 
offenbaren,  rcoburdf)  au§  bem  ©tauben  ©eraipeit  unb  jraar  ©e= 
mi^f)eit  be^  götttidjen  ^43ergeben§  mirb. 

^ie  ©emeinbe  fc^mant't,  ob  @otte§  9f{ecf)t  ober  ©otte§  ©nabe 
fie  treffe.  ^efu§  tieitigt  beibe§,  madit  aber  baburdf),  ha^  er  ben 
jünger  §um  ©tauben  beruft,  biefem  gemi^,  ha^  ii)n  bie  götttict)e 
(■»inabe  fud^t,  unb  mac^t  it)m  baburcf  beuttid),  mann  er  bem  ©e= 
ricf)t  oerfättt,  bann  nämticf),  menn  er  bie  ©nabe  ©ottc^  r)erfcf)mät)t. 

^i§t)er  fam  bie  33erufung  ju  ©ott  burd)  bie  ©emeinbe  an 
ben  ©injetnen  t)eran,  unb  bie  3^rage  btieb  offen,  miefern  er  fetbft 
baburd)  ein  il)m  perföntid)  get)5renbe§  (Eigentum  gemonnen  f)abe. 
3m  Solingen  nad)  einem  fotd)en  luurbe  ber  ^ufannnenl^ang  mit 
ber  ©emeinbe  §erriffen  (*!pt)ito) ;  ober  bei  ber  'öetonung  be?>fetben 
bie  ^^erbunbent)eit  mit  ©ott  sur  "iserbunbentieit  mit  ber  (Semeinbe, 
bie  ^^römmigfcit  gut  5iird)tid)feit  I;erabgefe^t.  ^z^uS  fd)uf  ba§ 
©tauben  fo,  ba^  c^  jeben  ©laubenben  mit  ''i^eunifUfein  unb  Sitlcn 
äu  ©Ott  füt)rt,  bo^  fo,  ba{3  es  nie  unbeutlid)  movbcn  fann,  tia^ 
er  eben  baburd)  in  ber  großen  ©emeinbe  ftet)t,  an  ber  fid)  ©otteS 
©nabe  offenbart. 

liic  ©emeinbe  fat)  bie  ©efat)v,  bie  bie  unbcgvcn,^tc  ;iuuer= 
)id)t  5u  ©Ott  beel)alb  begleitet,  lueit  fie  ^veibeit  jum  '■üi)fen  -^u 


Seilt  2Cni"c^(ufi  an  beu  (Blaubenßftnnb  ber  ®i;nagog;e.  231 

gen)äf)ren  jc^eint.  ^^\u§  ):)at  biefe  5urd)t  mit  f)eiligem  ßvnft 
beftiitigt,  aber  ha^  ©tauben  h^^l^aih  nidjt  gefnicft,  rceil  er  il)m 
bie  2;otalität  ber  göttlicf)en  ©abe  »orjutialten  ^at,  bie  «ergibt 
unb  erlöft  unb  @otte§  üottenbete  ©emeinbe  fd)afft. 

(So  bleiben  bie  3öorte  3efu  über  ha§  ©tauben  in  beftänbigem, 
feftem  2tnfrf)tu^  an  ben  gegebenen  ©taubensftanb.    'I)a§  S^leue, 
"öa^  fie  fct)affen,  entftet)t  nic^t  erft  im  33ert)atten  ber  ©taubenben, 
begrünbet  fid)  t)ietmet)r  im  neuen  Dbjeft,  auf  "öa^  je^t  it)r  ©tauben 
geridjtet  ift,  barin,  ba^  e§  je^t  auf  ben  (£t)riftu5  gemenbet  ift. 
2tber  aud)  bamit  füt)rte  er  in  geraber  Sinic  ben  gegebenen  ^e= 
ftanb  be§  ©taubenB  fort,  meit  biefe§  nie  at§  ein  abftrafter  ©e= 
hanU  auf  eine  altgemeine  2öat)rt)eit  belogen   mar,  fonbern   e§ 
immer  mit  ben  fonfreten  ©rrceifungen  ber  göttti(^en  9iegierung 
5U  tun  t)atte,   auf  ben  fid^   offenbarenben  ©ott  fc^aute  unb  an 
feinem  ^anbetn,   ba§  ben  Seben^ftanb  ber  ©emeinbe  beftimmt, 
feinen  ©egenftanb  I)atte.    ^^ür  !^i\n^  fanb  fid)  @otte§  it)n  offene 
barenbeS  unb  un^  begabenbe§  .^anbeln  nid)t  blo^  in  ber  2Ser= 
gangenl)eit,  fonbern  roirb  an  il)m  erlebt,    ©o  füf)rt  er  ba§  ©tauben 
au^   einer   unerreid)baren ,  entlegenen  ^öt)e,  üon  ber  man  nur 
burd^  ben  ^erid)t  ber  Sibet  ^'unbe  befa^,  in  ha§  @rtebni§  ber 
jünger  t)erab.    ©ie  t)erfel)ren  mit  if)m,  uertrauen  il)m,  finb  il)m 
nerbunben  unb  befi^en  baran  ibr  ©tauben  an  ©ott.    'S)ie  2Ber= 
tung  ber  ^reunbfd)aft  mit  i^m  at§  ^reunbfd)aft  mit  ©ott,  ber 
^^crbunbent)eit  mit  il^m  atg  ©emeinfc^aft  mit  ©ott,   bc§   3Ser= 
trauen§  ju  it)m  al§  33ertrauen  ju  ©ott   ift   im  9)leffiani§mu§ 
3efu  begrünbet.    tiefer  gab  bem  ©tauben  einen  ^nt)alt,  ber  e§ 
nid)t  nur  grabuelt,  fonbern  quatitatio  oon  bem  unterfd)ieb,  mag 
e§  bi§t)er  gemefen  mar.   9'kn  fd)lof5  fid)  bie  ©egenroart  unb  baä 
@nbe,  bie  empfangene  &ahQ  unb  bie  ootte  ©rtöfung  in  eine  @in= 
t)eit  sufammen,  unb  bie  STotatität  ber  götttid)en  ©nabe  mar  bejaht. 

©0  ftet)t  §n)ifd)en  bem  älteren  ©tauben§ftanb  unb  bemjenigen, 
ber  neu  entftanben  mar,  ba§  Sßunber  ber  ©eburt  ;3efu,  unb  bod) 
behält  bie  Bewegung  ber  ©efd)id)te  aud)  an  biefer  (Stelle  bie 
ootle  SJiajeftät  l)iftorifd)er  ^Kontinuität. 

®ie  eben  formulierte  33eobad)tung  ftettt  feft,  ha^  ber  ©tauben§= 
gebanfe  ^efu  mit  bem  it)m  perfontid)  anget)örenben  53efi^  in 
mefenttid)en  ^ejie^ungen  ftet)t.     So  beuttid)  fid)  aud)  t)ier  feine 


232  ^<^V-  ''•    ®i^  ©iul^eit  ber  beiben  eDangeltfd)en  Serirf)te. 

3uge{)5ngfeit  §ur  jübifd)en  ©emeinbe  bett)äf)rt:  blo^  eine  @nt= 
Ic^nung  au§  bcm  gegebenen  ©ebanfenüorrat,  nur  ein  ©tüc£  ber 
^rabition  of)ne  innere  3Serbinbung  mit  feinem  eigenen  53eruf  unb 
Seben§ftanb  mar  fein  @Iauben§begriff  nid)t.  9lur  er  fonnte 
biefe§  ©lauben  ermecEen,  um  beSroiüen  rca§  er  felbft  in  feinem 
3SerI)ältni§  ju  ©ott  mar. 

^er  Slnla^,  un§  norf)  ben  ^e§ief)ungen  um§ufe!^en,  bie  üon 
3efu  @Iauben§begriff  nidjt  nur  jur  Strabition,  fonbern  aud)  in 
feinen  eigenen  9Ser!et)r  mit  ®ott  {)inüberleiten,  ift  un§  nict)t  nur 
burdf)  bie  ©rmägung  gegeben,  ba^  bie  @inf)eittic^!eit  ber  ^erfon 
if)re  ßiele  nid)t  ifoüert  nebeneinanber  befielen  lä^t,  fonbern  fic 
roed)felfeitig  miteinanber  üerfüd)t  unb  einen  ©runbrciüen  avL§ 
i^nen  fd)afft;  e§  !ommt  t)ier  sugleirf)  bie  fonfrete  ^e[timmtl)eit 
be§  3ßiüen§  ^efu  in  ^etracfjt,  auf  bem  bie  Stiftung  ber  3ünger= 
fd)aft  beruf)t.  2)iefe  mar  ai§  ed)te,  gan§e  @emeinfd)aft  ber 
©einen  mit  it)m  gebarf)t,  of)ne  ha^  für  fic  ein  bingli^e§  ®ut 
oermenbet  unb  bie  2(u§ftottung  ber  jünger  mit  irgenb  einem 
unperfün(id)en  33efi^  erftrebt  mürbe.  ^f)r  ^ei4f)m=fein  unb  9Jiit= 
it)m4eben  ift  ba§,  rca§  er  if)nen  gemäf)rt  unb  fie  bei  i(}m  fud)en. 
2)amit  mar  gegeben,  ba^  fie  nicfjt  nur  fein  @efrf)icf,  fonbern 
aud)  feinen  ©inn  unb  ^^iUen  mit  il)m  teilen  unb  an  feinem  Üßer= 
f'e{)r  mit  @ott  Slnteit  ertjatten.  ®er  jünger  barf,  o^ne  ha^  feine 
Unterorbnung  unter  if)n  je  fraglid)  merben  fönnte,  werben,  ma§ 
er  ift.  2)a  nun  ba§  ©tauben  ber  roefentlid^e  'isorgang  ift,  ber 
ba§  ^üngerüert)ältni^3  begrünbet,  mu^  e§  bem  eigenen  inneren 
Sebengftanb  ^efu  cntfpred)en  unb  auf  ber  ©tufe  ber  ,;,'iünger  "öa^ 
rcieberI)oIen,  ma§  er  felbft  burd)  feine  ©oI)nfd)aft  bem  SSater 
gegenüber  ift. 

.^äufig  mirb  bie  f)ier  rcattenbe  ^ejieljung  fo  au§gebrürft: 
:3cfu§  I)abc  felbft  am  ©tauben  benjenigen  begriff  gehabt,  ber 
feinen  ißerfebr  mit  bcm  Üsater  befd)rieb;  er  mcrbc  in  ben  ©oangolien 
felbft  alö  ©laubenber  bargeftellt,  fo  bajj  feine  !i.>erl)ei|ung  an 
ben  ©laubenben  ba§  fid)tbar  mad^e,  maS  feine  eigene  Sof)nfd)aft 
bilbctc.  ^ie  ^^ormct  entfvrid)t  aber  bem  mirflic^en  .^ergang 
nici)t;  bcnn  fie  uertel^t  bie  'JJlucifage  ber  beugen. 

Süd  esf  ^'iufall  fein,  bafi  fic  nid)t  ein  cinjigcS  äöort  ent= 
Ijalten,  ba§  vom  ©tauben  3ef"  fprildjo  unb  etma  ein  bie  ©e- 


3efu  eigene  ©ottegfof)nfcf)nft  unb  ber  @lau5e.  233 

meinfamfeit  {)erüorf)ebenbe§ :  k^t  un§  ©tauben  i)aben !  gum  3m= 
peratio:  f)abt  ©tauben  an  ©ott!  I)in5ufügte?  ®ie  ^arftcüung 
be§  9Jlatt{)äu§  unb  be§  ;3o^annc§  ift  in  btefer  ^inftrf)t  glcid)^ 
artig,  ^ie  ©rraögung  reict)t  nirf)t  au§:  ^i\n§  trage  barin  bie 
2lrt  feiner  ^^itgenoffen ,  bie  nirf)t  gen)ot)nt  gewejen  feien,  ha^ 
©tauben  at§  ben  sentraten  SSorgang  ber  ^^römmigfeit  ^eröorju^ 
^eben;  auct)  uon  Slfiba  t)ätten  rcir  be§I)atb  fein  3ßort  über  fein 
©tauben.  3Bir  I)aben  mn  3t!iba  aud)  feine  ©rmaf)nung  ber  ©e= 
meinbe  §um  ©tauben  unb  feine  ^^ert)ei^ung  für  ba§fetbe.  3efu§ 
t)at  burd^  fein  SGBort  unb  SBcrf  bewirft,  ba^  \)a§  ©tauben  ju 
bemjenigen  @rtebni§  luurbe,  n)etrf)e§  bie  ganje  33esief)ung  ^u  ©ott 
trägt.  Stuc^  f)aben  bie  ^^eugen  feiner  2trbeit  bie  Stnatogie,  bie 
fein  inneres  Seben  mit  unferem  ©tauben  t)at,  beuttid)  ^zwov- 
get)oben,  j.  ^.  im  33erfud)ung§moment,  rco  er  ©ott  at§  ben 
©penber  be§  SebenS  über  fein  .^ungern  f)inn)eg  bejat)t  unb  fid) 
feinem  Sitten  uorbef)attlo§  untermirft,  ebenfo  burc^  feinen  ©e= 
bet§i)erfef)r  mit  bem  5^ater.  ®ie  fommt  fd)on  baburd)  jur  2Bat)r= 
net)mung,  ba^  3efu§  ba§  5Iu§bteiben  be§  ©taubeng  tabett  unb 
i^n  mit  unbebingter  ^^orberung  nertangt.  %am\t  ift  aber  u)ot)t 
uereinbar,  ha^  er  ein  ftareS  33en)U^tfein  um  bie  ^ifferenj  in  fid) 
trug,  bie  ben  ©taubenSftanb  ber  jünger  oon  feiner  eigenen  23er= 
bunben^eit  mit  bem  Spater  unterfd)ieb,  fo  ba^  i^m  ein  bie  3ü«9^i^ 
mit  fid)  sufammenfaffenber  ©ebraud)  be§  ©laubenSbegriffS  un^ 
mögtid)  mar. 

^ei  ^of)anne§  ift  e§  befonberS  auffattenb,  ba^  er  nie  uom 
©tauben  3efu  gefproc^en  t)at,  obmof)t  aud)  er  bie  Stnatogie  im 
innern  2thtn  3ef»  nüt  unferem  ©tauben  erfennbar  mad)t.  2)enn 
burd)  feine  ©tettung  in  ber  3öett  ift  if)m  eine  ©c^ranfe  gefegt, 
fo  ba^  er  gegen  bie  SBett  fid)  auf  ben  33ater  §u  ftü^en  f)at. 
tiefer  ©egenfa^  erzeugt  aud)  in  feiner  ©eete  bie  ®rfd)ütterung 
unb  bie  33itte:  „rette  mid)",  12,27;  aber  ber  ©taubenSbegriff 
mirb  nie  auf  it)n  angercenbet,  meit  fein  3Sert)ättni§  jum  Sßater 
nid)t  burc^  ein  (5ud)en  unb  ^^inben  beSfetben  entftef)t.  ^) 

®a^  :Jefu§  nid)t  oon  feinem  eigenen  ©tauben  fprad),  t)at 
barin  feine  ^^araltete,  ha^  er  ben  fommunifatioen  ©ebraud)  be§ 

')  i^ijl.  Hitflert,  Sof^iiiiu'ifclic  (£l)viftoIogte,  33eiträc|e  III,  1.  S.  57  ff. 


234  ^fP-  7.    S)ie  ©in^eit  ber  ßeibeu  eüangelifrf)en  93evirf)te. 

9Saternennen§  für  fid)  unb  bie  jünger  unterlaffen  ^at.  @r  be= 
fd)neb  feine  unb  it)re  ©of)nfrf)aft  md)t  al§  gletd)artig.  ®te  aroeite 
l^ier  etngreifenbe  StatfacEje  befielt  barin,  ha^  wir  aud)  für  bie 
9fteue  l'ein  !ommuni!atioe§  Söort  üon  if)m  befi^en.  „^^x,  bie 
tt)r  arg  feib,"  ^at  ^efu§  gefagt;  nid)t:  „wir".  Sieue  unb  ©kuben 
ftet)en  aber  gueinanber  in  engfter  9}erbinbung;  wo  jene  fe^lt, 
weil  ba§  ©elbftbercu^tfein  fein  (Sd)ulbben)u^tfein  umfaßt,  ift  auc^ 
biefer  nid^t  met)r  ber  bie  33erbunbenf)eit  mit  @ott  f)erftellenbe 
SSorgang.  ^^bem  :3efu§  oon  benen,  n)eld)e  bie  2;aufe  be§  ^o= 
f)anne§  annaf)men,  rcie  er  felbft  e§  getan  ^at,  fagte:  „fie  l}aben 
bem  2:äufer  geglaubt",  f)at  er  fein  eigenes  33er^alten  beutUc^ 
mit  bem,  ma§  er  „(Stauben"  t)ei^t,  in  eine  ^^arallete  gebrad)t, 
fo  ba^  bie  ©inrebe  it)n  nic^t  treffen  !ann:  aud)  bu  l)aft  it)m 
nid)t  geglaubt!  @§  tritt  aber  babei  gleid)seitig  an§  Sid)t,  ma§ 
it)m  ben  f'ommunifatiDen  (Sebraud)  be§  ®Iouben§begriff§  oerbot. 
SGBa§  er  oon  ben  ^öünern  unb  2)irnen  fagte:  fie  feien  be§t)alb 
auf  bem  SÖBeg  §u  @otte§  S^teid),  rceil  fie  glaubten,  '^at  er  nid)t 
uon  fid)  felbft  gefagt. 

©tauben  nannte  3efu§  ba§  3Serl)aIten  beffen,  ber  über  alle 
Hemmungen  f)inroeg  au§  ber  @efd)iebenl)eit  üon  @ott  t)erau§, 
mie  fie  burd)  bie  irbifd)e  unb  fünblid)e  9(rt  be§  9Jienfd)en  gegeben 
ift,  in  bie  @en)i^f)eit  ber  güttlid)en  ®nabe  tritt  unb  fid)  üon 
biefer  beftimmen  unb  beroegen  lä^t.  '3)arum  ift  e§  ha§  @rlebni§ 
unb  93ert)alten  beffen,  ber  erft  „<Bo1)n  rcirb",  nid)t  beffen,  burd) 
ben  er  e§  roirb. 

®arum  fe^t  ber  ©laubenägebanfe  ftet§  eine  gefd)id)tlid)  Der« 
mitteile,  üon  au^en  an  ben  9Jienfd)en  f)erantretenbe  SBe^^eugung 
®otte§  üorauö,  bie  un§  burd)  ein  uerl'ünbigteg  SOBort  unb  eine 
üotlbrad)te  2;at  bie  SQerufung  ju  il)m  geiüäl)rt.  ^nbem  biefeä 
üon  aufjen  an  un§  ergel)enbe  ß^iifi^i^  »^n  uu§  erfafit  unb  an= 
geeignet  roirb,  fo  ba^  e§  über  unfer  inneres  Scben  bie  formierenbe 
3Jiad)t  ert)ält,  roerben  mir  ©laubenbe.  :5efu  ©ol^neSberoujjtfein 
bcrul)t  nid)t  auf  ber  ':}lnnal)mc  eine§  äußeren  ^eugniffeS,  fonberu 
auf  feinem  inroenbigeu  l^ebenSftanb. 

3m  meffianifd)en  ©ebanfen  mar  bie  Übororbnung  ;>fu  über 
feine  (<iemcinbe  unaufl)cbbar  gefeilt;  nur  fie  bcgrünbet,  baf?  für 
fic  im  Slnteil  an  bem,  roaä  ;3efuö  \)ai,  bie  DoUtümmcue  @abe 


:^seiu  eigene  @ottegio(;nfc[)aftjmb  bev  Staube.  235 

@otte§  befielt.   3^rc  ®leid)geftaltung  mit  it)tn  bringt  bal)cr  rao^l 
2tnalogie,  ni(f)t  aber  ^bentität  {)eroor. 

®aburd),  ba^  ^efu§  für  fiel)  felbft  über  bem  ©tauben  ftanb, 
lüar  gegeben,  ba^  fic^  an  biefe§  in  ber  ®f)riftent)eit  immer  ba§ 
^erou^tfein  heftete,  e§  fei  norf)  nid)t  bie  te^te  unb  emige  ^orm 
unferer  (SJemeinfrf)aft  mit  (Sott.  ®arum  f)atte  ba§  ©tauben  immer 
ba§  ^offen  nac^  einer  93erbunbent)eit  mit  ©ott  neben  firf),  meiere 
ein  ©rf)auen  fei. 

'iRnx  fo  ftef)t  fomit  ba§  ©tauben  su  benjenigen  Kategorien, 
bie  ^efu  eigene^  ©elbftbercu^tfein  geftalten,  in  ^eäiet)ung,  ba^ 
e§  ba§,  n)a§  er  f eiber  burd)  feine  (Sot)nfd)aft  f)at,  in  ha^  Ma^ 
be§  SRenfc^en  überfe^t  unb  rebu§iert.  ^)  ^n  biefer  ^infic^t  finb 
aber  bie  f)ier  raaltenben  9^e(ationen  beutlic^  unb  reid). 

3Jlit  bem  (5ot)ne§geban!en  ift  ^efu  9Sert)ättni§  ju  ©ott  in 
fein  eigene^  ^nnenteben  tjineingefe^t  unb  erf)ält  alle  9JZerfmaIe 
ber  ©eiftigfeit.  9]id)t  nur  an  it)m  unb  burd)  \i)n  wirft  ©ott; 
er  ift  bei  if)m  unb  in  if)m,  üon  i^m  gemußt,  geraoUt  unb  geliebt, 
^emgemä^  fann  aud)  ber  jünger  nid)t  in  einer  33e5iet)ung  äu 
©Ott  bleiben,  bie  feinen  perfünlid)en  Seben^ftanb  ignorierte,  nur 
an  il)m  l}aftete,  feine  ^Jlatur  berührte  unb  nid)t  i^n,  unb  oon 
it)m  erlitten  mürbe,  nid)t  aber  geraupt  unb  gemollt  märe.  ®ie  be= 
muj3te,  motlenbe  ^umenbung  ju  ©ott,  meld)e  bie  3?erbunbenl)eit 
mit  il)m  in  ba§  ^6)  felbft  l)ineinpflanät,  ift  ©laube. 

SiBeil  3efu§  roeber  ©noftüer  nod)  9Jir)ftifer  geroefen  ift, 
meber  bie  ©egenroart  einer  göttlid)en  Uva\t  ober  ©ubftanj  in 
ibm  lelirte,  nod)  bie  33erfd)mel5ung  feineg  33emu^tfein§  mit  bem 
^eiüu^tfein  ©otte§  betrieb,  fonbern  al§  ^6)  oor  bem  ®u,  al§ 
^erfon  oor  ber  '»p^rfon  be§  93aterg,  wie  ein  ©ot)n  oor  bem 
93ater  ftanb,  barum  ift  aud)  bie  ©emeinbe  roeber  auf  ©nofi§, 
nod)  auf  9JIr)ftif,  fonbern  auf  ©tauben  gebaut. 

SOlit  bem  ©ot)ne§gebanfen  bejal)te  3efu§  bie  ^^riorität  unb 
©uperiorität  ©otte§.  2)urd)  bag  göttlid^e  Sieben  unb  ©eben  ent^ 

*)  ®inc  Seftätiguna  liegt  bafür  barin,  ba^  ber  So{)neS9ebonfe  aud^  in 
feiner  3(nuienbung  auf  bie  ßl)riften()eit  itberall  über  ben  Ölaubenögebonfen 
l)inausiragt.  ':>lncl)  bei  SoJj.,  fo  beftimmt  er  ba^S  ©Uniben  al«i  t>a^  von  ^efu^ 
gewollte  unb  beroirfte  3ief  barftellt,  beftel)t  bie  ouö  ÖJott  ftammenbe  Sebenbigteit 
nid)t  nur  im  (55tauben. 


236  -'^fiP-  '•    ®ic  ©ini^eit  ber  betben  eüauflelifc^en  S8enc()te. 

ftct)t  er  felbft  mit  attent,  ma§  er  t)at.  S)arum  tüirb  aurf)  ber 
;3[ünger  fo  ^u  ©ott  gefteltt,  tta^  am  göttlid)en  Sieben  unb  ©eben 
fein  ganzer  33e[i^  entftef)t,  im  Empfangen  fein  SSermogen  firf)  be= 
grünbet  unb  jebe  ^oorbination  be§  9?ienfrf)en  mit  @ott  au§= 
gefc^toffen  bleibt.  ®ie  ©rünbung  be§  gefamten  Seben§  auf 
@otte§  @üte  unb  &abt  ifl  ha§  ©tauben. 

33ei  ^efu  ©o()nfrf)aft  l^anbelte  e§  fid)  nicEjt  um  einen  mit 
©Ott  ansuftetlenben  33erfud),  nicfjt  um  ein  mutige^  Sagen,  ba§ 
ftd)  in  bie  S'lä^e  ©otte§  fd)mingt,  fonbern  fte  entftef)t  burcf)  ©ütte§ 
Sieben,  Seteben  unb  ©eben,  unb  ift  barui^t  gleicfjjeitig  mit  ©e= 
roipeit  unb  mit  bemütiger  33eugung  cor  ©ott  erfüllt,  ©benfo 
\)at  ha§  ©tauben  mit  Sßagniffen  unb  ©j:perimenten  nirf)t§  ju 
tun,  fonbern  ()at  bie  Untermerfung  unter  ©ott  unb  be§t)alb  ©e= 
roi^l^eit  in  ficf). 

®er  ©o^ne§geban!e  ;3efu  fcfjto^  eine  totale  Seiaf)ung  ber 
göttlicf)en  Siebe  ein,  nid)t  eine  bebingte  unb  begrenzte  Xeilnaf)me 
an  ©otte§  ©eben,  t)ielmel)r  eine  35onenbetf)eit  ber  ©emeinfc^aft, 
ber  ha§  Söort  gum  2(u§brudE  bient:  a(Ie§  ift  mir  uom  3Sater 
übergeben.  ®ie  ^^araUele  {)ie5u  in  ber  (Stellung  be§  ^üngerg 
ift,  ba^  er  im  ©tauben  aUz§  empfängt. 

^urrf)  bie  ©ot)nfd)aft  f)at  ^efu§  einen  eigenen  innern  Seben§= 
fc^a^  mit  einem  föniglic^en  Söitlen :  er  offenbart  h^n  3Sater,  „mem 
er  miU",  unb  gibt  ha^  Seben,  „mem  er  mitl".  ©o  begrünbet 
er  aud)  im  ^^ünger  nic^t  S^tefignation  unb  Söillentofigt'eit,  fonbern 
baSjenige  ©tauben,  n)elrf)e§  ba§  die&}t  jum  Sitten  unb  t>a§  Ser= 
mögen  jum  Sieben  unb  bie  33efät)igung  5ur  ^^at  befi^t. 

®ie  (5o()nfd)aft  unb  ba§  6:()riftu§amt  burd)bringen  fid)  in 
3efu  äöort  üoUftänbig.  2ßa§  ber  Sator  für  ibn  fetber  ift,  be= 
grünbet  feinen  Seruf  unb  beftimmt  it)m  ba§  3Berf.  Sein  Ser= 
t)ältni§  äum  SSater  enbet  nid)t  in  feiner  ^;|3erfon,  fonbern  umfaj3t 
unb  beftimmt  auc^  fein  Sert)alten  jur  2BeIt,  mie  mieberum  biefe§ 
fid)  in  bem  uollftänbig  begrünbot,  lua^  ber  "i^ater  für  il)n  ift. 
(£r  empfängt,  um  5u  geben,  ift  geliebt,  um  ju  lieben,  ift  erl)öl)t, 
um  ju  !)errfd)en.  ^ie  @ot)nfd)aft  ift  if)m  gegeben  at§  SOBurjel 
ber  ^ilftion.  60  I)at  aud)  ber  ^^ünger  feinen  ^Jtnteit  an  ©ottc§ 
©nabe  nid)t  loögelöft  uon  feinem  Seruf  unb  !iBerf,  fonbern 
empfängt  jenen  für  bie)eö  unb  beiual)rt  il}ii  nur  burd)  bie  yiu§= 


:5eiu  eiflene  0ottegfof)ni(t)aft  unb  ber  Wlaube.  237 

rirf)tung  jeine§  ^icnfte§.  ®af)er  tritt  ba§  ©tauben  in  bie  un= 
lösliche  ^e5icf)unc5  gum  2ßerf. 

2(u§  feiner  (5ot)nf^aft  50g  O^fuS  nid)t  ben  eintrieb,  reid)e 
@eban!cn  über  @ott  unb  fein  äBerf  p  gercinnen,  fonbern  errceift 
fid)  aU  (Sot)n  baburcf),  ba^  er  rcitt,  iüa§  @ott  iinü,  unb  tut, 
n)a§  ©Ott  tut.  ©0  beftef)t  auc^  für  ben  jünger  bog  ©tauben 
nici^t  in  einem  SBiff en,  fonbern  fc^afft  2öillen§gemeinfrf)aft  mit  ©ott. 

^urrf)  bie  ©emipeit,  mit  ber  ^efu§  üor  bem  Später  ftanb, 
mar  er  nid)t  über  ba§  «fragen  t)inau§get)oben ,  t)a§  narf)  ©otte§ 
3BiUen  forfc^t  (ügl.  ©ett)femane).  ©eine  ©en)i^I)eit  erhält  fic^ 
burrf)  bie  immer  neue  ^[^ergemifferung  über  ba§,  raaS  ©ott  für 
it)n  miti  unb  burrf)  it)n  tut.  ©benfo  menig  ift  bem  jünger  mit 
bem  ©tauben  eine  rut)enbe,  fertige  ©en)i^t)eit  gegeben,  fonbern 
er  l^at  auf  ©otte§  ^JB.erf  ju  achten  unb  narf)  feinem  Sßöiüen  ju 
fragen  unb  mirb  ber  göttlirf)en  ©nabe  immer  mieber  gemi^. 

3ubem  ha§  33eruf§ben)u^tfein  au§  ber  ©of)nfrf)aft  entftel)t, 
ift  e§  auf  bie  ^i(bt)ängigfeit  oon  ©ott  begrünbet  unb  fein  ^errfrf)en= 
motten  ift  juerft  ©et)orct)enmoüen.  ©r  bleibt  mit  feiner  eigenen 
^^tftion  ber  ßeitung  be§  ^-ßater^  üöttig  unterftellt.  SDarum  ift 
aurf)  bem  jünger  ik  3Serbunbent)eit  mit  ©ott  burrf)  ein  foIrf)e§ 
©tauben  gegeben,  meld)e§  entfd)tüffene,  oöllige  ©rgebung  in  ®otte§ 
3öatten  ift.  2Bie  aber  im  6^riftu§  ber  ®et)orfam  feine  9J?arf)t 
begrünbet,  fo  empfängt  ber  jünger  burrf)  ©tauben  bie  5Rarf)t, 
burrf)  bie  er  in  bie  ^reif)eit  tritt  unb  bie  SOßelt  unter  fic^  ^at. 

®ie  ©ebunbenf)eit  an  ©otte§  ^üt)rung  ftellt  3efu§,  inbem 
e§  it)m  jebe  eigenmäd^tige  Stftion  uerbot,  in  bie  Seiben§roittig= 
feit.  ©§  ift  in  feiner  ©o^nfrf)aft  mefentlirf)  begrünbet,  ba^  er 
auf  bie  ©tunbe  be§  'Caterg  märtet,  ^emgemä^  oerfe^t  aurf) 
ba§  ©tauben  ben  :jünger  in  ba§  ^offen,  mit  bem  er  ben  j^ort= 
gang  ber  gi)ttti^en  9iegierung  abmartet.  ©ein  ©tauben  ift  mit 
bem  ©ebanfen  nirf)t  oerträglirf),  ber  gegenmärtige  Seben^ftanb 
laffe  firf)  5U  einer  üolt  befriebigten  ©eligfeit  oert'Iären,  fonbern 
erzeugt  aurf)  in  it)m  bie  Seiben§mittigfeit,  bie  aust)ätt,  bi§  ©otte§ 
©tunbe  fommt. 

^urrf)  it)re  perfonI)afte  unb  geiftige  2trt  roirb  bie  ©o^nfc^aft 
:3efu  ein  ett)ifrf)er  Sßorgang.  ®er  "Cater  jäfitt  auf  ben  Sßiüen 
be§  ©ot)ne§,  unb  biefer  gibt  it)m  benfelben.    ©ein  ©et)orrf)en 


238  ^(i\>-  "•    ®ic  ®in^eit  ber  Reiben  ex)ongeIiic()en  SBeiirfite. 

unb  Sieben  ift  nid)t  nur  eine  ^onfequens  unb  Zugabe  p  feiner 
<Bo\)m§''  unb  ®{)i-iftu§TOürbe,  jonbern  burc^  fein  Sieben  unb  @e= 
l^orfam  ift  er  ©of)n  unb  GtiriftuS.  ®arum  gibt  e§  and)  für  ben 
jünger  fein  ©tauben,  burc^  n)etrf)e§  er  md)t  feinen  Sßilten  Öott 
jur  SSerfügung  ftettte.  'SeS^atb  eint  fic^  ha^^  ©tauben  mit  ber 
Su§e,  bie  ba§  ^öfe  abftö^t,  unb  wirb  nicl)tig,  roenn  e§  fid) 
nid^t  t)om  33öfen  löft. 

2Bie  im  ©runbe  ber  (Sot)nfd)aft  :^efu  ha§  götttidje  Sieben 
fielet,  unb  rcie  fein  bem  SSater  erraiefener  @et)orfam  Siebe  ift, 
unb  mie  er  barum  aud)  in  feinem  ^eiTfc^en  nirf)t§  anbere§  al§ 
bie  2Soltfüf)rung  ber  Siebe  fud^t,  im  ®erid)t  an  altem  ^öfen  unb 
in  ber  33erftärung  ber  ©emeinbe,  fo  I)at  aud^  ber  ©taubenbe  in 
ber  Siebe  ha^,  momit  er  fein  SCBerf  üottbringt. 

®a§  ©tauben,  ba§  in  ben  Jüngern  ^efu  entftanb,  tonnte 
firf)  i^nen  begt)atb  nid)t  fo  barftetten,  at§  fei  e§  nur  auf  einzelne 
@rmat)nungen  ober  33ert)ei^ungen  :Sefu  geftettt.  Söeber  oon 
9JiattI)äu§  nod)  t)on  3öl)önne§  mirb  e§  in  biefe  53eteud)tung  ge=^ 
rüdt.  @§  mar  üielmeljr  auf  ben  gefamten  Statbeftanb  begrünbet, 
an  bem  it)nen  ^efu  ©ot)nfrf)aft  unb  (£!^riftu§amt  ert'ennbar  mar. 
^a^  fie  meber  SRoratiften  unb  ©efe^e^Iel^rer,  nod)  9J^i)ftifcr, 
nod)  ©noftüer  mürben,  fonbern  ©taubenbe;  ha^  it)r  ^kl  it)nen 
nic^t  barin  tag,  in  @otte§  äßefen  auf§uget)en,  nod)  barin,  eine 
oon  it)m  üorgefd)riebene  Seiftung  ju  t)olt5ieI)en,  nod)  barin,  eine 
Set)re  ju  bercal)ren,  bie  er  geoffenbart  \)abt,  nod)  barin,  ein 
©aframent  §u  t)aben,  ba§  er  an  it)nen  uoltjogen  t)abe,  fonbern 
ba^  fie  barin,  'öa^  fie  it)m  oertrauen,  it)re  Stetigion  f)atten;  ba^ 
fic  rocbcr  über  3efu§  emporrcu^fen  al§  feine  3iad)fotger,  bie 
grö^ere§  üermöd)ten  ai^  er,  nod)  neben  it)m  uerfd)manben  at§  in 
D{)nmad)t  unb  Sünbe  gebunben,  fonbern  il)m  aB  bie  oerbunben 
finb,  bie  in  it)m  ©otte^  ganje  ©nabe  t)aben,  meit  fie  it)m  glauben, 
basJ  mar  nid)t  nur  burd)  biefcn  ober  jenen  ©prud)  ^efu  bewirft, 
fonbern  bie  ^rud)t  feinet  Seben§ftanbe§  unb  feiner  gefamten 
3trbeit  unb  ©efd)id)te.  ^iefe  fcfte  iöejiet^ung  ber  oon  ben  ©uan= 
getiftcn  gegebenen  3tu§fagen  über  ba§  ©louben  jum  .^^auptfaftum 
ber  ©efd)ic^tc  ^t\n  gibt  it)nen  bie  gcfd)id;ttid)e  ©id)ert)eit. 


SDte  SBirfungen  ber  Dfterseit.  239 

Die  Gemeinde  der  Glaubenden. 

^ie  raid)tigften  ®o!umente  für  ha^,  wa§  ber  @(aubc  ber 
C^emeiube  üon  2Infang  an  gcroefen  ift,  tagen  bereite  vov  un§: 
bie  (goangelien,  beren  (Stoff  nidf)t  erft  burd)  bie  @efrf)id)te  ber 
©emeinbe  entftanben  ift,  fonbern  biefe  gcfrf)affen  \)at  ^ie  Söorte 
unb  Säten  ^efu,  rcelc^e  fie  un§  überliefern,  finb  oon  tt)r  nid)t 
nur  al§  gefd^id)tlid^e  (Erinnerungen,  fonbern  al§  ^^i^S^iff^  \^^ 
beu  Sßillen  unb  ba§  ©ebot  it)re§  ^errn,  ber  in  @otte§  Stuftrag 
äu  it)r  rebete,  n)ieberf)oIt  rcorben.  *)  SDaburrf)  ftef)t  feft,  ha^  fid) 
bie  ©emeinbe  üon  Stnfang  an  §u  einer  3iioerfic^t  ermärf)tigt 
TOU^te,  beren  Straft  unb  ^ülte  ficb  nac^  ben  Sßorten  ^efu  über 
ba§  ©tauben  bema^.  ^) 

©ie  ^at  e§  nici)t  nur  at§  it)re  ^ftic^t  betrarf)tet,  fonbern 
befa^  e§  at§  it)r  innere^  Eigentum,  at§  bie  ©tettung,  in  ber 
fie  fict)  tatfäct)ticf)  ju  @ott  unb  (£^riflu§  befanb.  ®er  ©cf)tu^ 
ber  ©üangetien  fprid)t  au§,  raag  bie  ©emeinbe  für  immer  ju 
einer  ©emeinbe  ber  ©taubenben  gemalt  t)at:  mcit  bu  mid)  ge- 
fe^en  t)aft,  gtaubft  bu,  ^o^.  20,  29.  2tngefid)t§  be§  2tuferftanbenen 
mar  ber  ©taube  im  3ü"gerfrci§  nid^t  mel)r  nur  ©ebot  unb  33e- 
griff,  fonbern  tebenbige  2Bir!lid)!eit  unb  5lraft. 

23or  bem  ®nbe  ^efu  mar  \ia§  ©tauben  ber  jünger,   mit 

*)  @§  ift  le^rreid),  bo^  bie  l^noptifd^e  ©nonte  über  bcn,  ber  burd^  ©laubeii 
iöevt^e  werfest,  bem  ^^nuluö  unb,  roie  ftrfjer  fjtnjujufüiien  ift,  ber  !orintI)ifcf)eu 
©emeinbe  betaniit  ift:  er  benii^t  fie  jur  :öeicf)reibumj  beffen,  ber  beu  „flaujeu 
Wlmibeu"  ()at,  1  Ätor.  13,  2.  S)ie  (Sinrebe,  eine  Söejieljunß  beö  Sßortsi  auf 
mt  17,  20  u.  '}ivl  fei  be«f)alb  nid)t  gefiebert,  roeil  ber  StuöbrucE  „Serge  oer^ 
fe^en"  fprid)iDörtlid)  fei,  roar  unüberlegt,  roeil  eg  fid^  nidjt  blofi  bantm  ^anbelt, 
ba^  bie  Bewegung  ber  Serge  jur  3^ernnfd)aulid)ung  ber  I)öd)ften  Tlad)t  bient, 
fonbern  barum,  ba^  biefe  f)ier  unb  bort  nie  (5nüei^  be^  ©tauben^  bargefteUt 
lüirb.  Xa^  eine  fold)e  iBefd)rei6nng  be$  Ölaubenö  in  ber  paläftinenfifc^en 
oijuagoge  üor  3?)"^  "l^  ®prid)iüort  üblid)  geroefen  fei,  bafür  fe{)It  jeber  Seleg. 

*)  ©egen  bie  folgenbe  Sluöfü^rung  ift  eingeroeubet  roorben,  id)  to^iere  bie 
(£inf)eit  be§  ©lauben^  in  ber  erften  ©emeinbe  ju  gro^.  Sd)  roürbe  beiftimmen, 
roenn  ber  Stoff  ber  ®wangelien  erft  am  (Snbe  be§  Saljr^unbertä  entftanben 
roäre.  Silbet  er  ben  urfprünglid)en  Sefi^  berfelben,  fo  ift  bamit  ba^  fiebere 
Ma^  gegeben,  bas  3nl)alt  unb  S^öl)t  bes  (>5Iauben£S  in  ber  ©emeinbe  beftimmt. 


240  ■^«P-  8-    ®'^  Oiemeinbe  ber  ©(aubenben. 

bcm  fic  ficf)  an  i!^n  jeiner  ©enbung  wegen  angefd)loffen  Ratten, 
burcf)  fein  2öort  getragen,  roo^u  ba§,  n)a§  fie  t)on  ben  SGBerfen 
beg  ef)n[tu§  geje'^en  ^tten,  at§  33eftötigung  f)in5ugetreten  xmx. 
9lad^bem  fie  i^n  aber  all  ben  eiüig  Sebenben  unb  SSerHärten 
gefe^en  f)atten,  fprarf)  ba§  S3efenntni§ :  ^eju§  ber  (J^riftul !  uon 
i'finen  felbft  ©rlebtel  a\i§,  unb  oon  biefem  @r(ebni§  lf)er  empfingen 
alle  Überzeugungen  unb  Hoffnungen,  bie  in  it)rem  früf)eren  iser^ 
fef)r  mit  if)m  entftanben  maren,  forno^I  i^re  33efeftigung  all  il)re 
^Reinigung. 

3ur  ^egrünbung,  nidjt  sunt  @rfa^  bei  @(aut)en§  burd)  eine 
über  i^n  f)inaugliegenbe  ^römmigfeitlform  \)ah^n  bie  ©riebniffe 
ber  Dftertage  beS^^alb  gefüf)rt,  meil  ba§,  ma§  burcf)  fie  fidjtbor 
mürbe,  nur  ^efu  üerf)errlirf)ter  Sebeniftanb  mar.  .^eine  Ummanb= 
lung  ber  äußeren  Sage,  aud)  nic^t  eine  @r!f)üf)ung  be§  eigenen 
Seben§ftanbe§  ber  jünger,  nur  ^^fn  eigene  33er!Iärung  bilbete 
ben  ©d)Iu^a!t  feiner  @efd)id)te;  jene  f)atten  fie  nun  aber  mit 
einer  @emi^f)eit  cor  2lugen,  bie  ifjnen  unausrottbar  eingepflanzt 
mar.  9Jlit  bem  (Srmei§  feinet  Seben§  in  ©ott  unb  feiner  bleiben^ 
ben  23erbunben()eit  mit  if)nen  maren  i^nen  bie  'i^orauSfe^ungen 
zum  ©tauben  gegeben,  in  bem  nun  auc^  mirt'Iid)  ber  ©rtrag 
biefer  ©reigniffe  für  fie  beftanb. 

©in  fonftruierenbeS  (Sd)tu^oerfaf)ren  tonnte  mit  Seid^tigt'eit 
ein  anbercS  ©rgebniS  erreid)en  unb  e§  al§  „notmenbig"  ermeifen, 
ba^  ba§  ©tauben  bamal§  burd)  anberSartige  ißorgänge,  bie  in 
ben  33ereid)  bei  @efüt)ll  falten,  überboten  unb  oerbrängt  morben 
fei.  3ßenn  aud)  nid)t  bie  äußere,  fo  muffe  bod)  bie  innere  Sage 
ber  3>ünger,  it)r  ©mpfinben,  burc^  bie  Dfterereigniffe  ftar!  unb 
bleibenb  oeränbert  morben  fein,  ba  fid)  biefc  nid)t  beuten  tiefen, 
oI)ne  ein  mäd)tige£i  2(ufmogcn  befeligter  ©timmungcn,  bie  ha^-^  im 
93er!et)r  mit  bem  31uferftanbenen  genoffene  ©lüdt  über  alle  anbcren 
SBcrte  ert)ob,  unb  of)ne  eine  3tbriinbung  unb  9(u§füIIung  beö 
Selbftbemuf?tfein§ ,  bie  fie,  ba  fic  ben  ^tuferftanbonen  gefd)aut, 
berüt)rt,  mit  it)m  uerfe^rt  unb  bamit  erlebt  ()atton,  maS  nodj  nie 
jemanb  miberfaf)ren  mar,  ju  in  fid)  abgefd)Ioffenen  unb  üon  fid) 
DoUen  'iperföntid)t'eiten  gemad)t  f)abe.  ©o  begänne  mit  biefen 
(Sreigniffen  eine  neue  ©podje  ber  „9?etigion",  bie  nid)t  mcljr 
®taubc  märe,  fonbcrn   it)r  aJlerfmal  an  ber  (Srrcgung   ftarfer 


2)ie  iffiivfungen  ber  Cfterjeit.  241 

@efü{)(§fc^roingungen  pttc,  butrf)  bie  ba§  ^rf)  in  fid)  fclbft  be= 
friebigt  rul)t.  3Bir  müßten  aber  jol^e  6c^(üffe  auf  bie  eigene 
Slutorität  l)'m  bilben,  ba  [te  burcf)  bie  Duellen  nic^t  getragen  finb. 
®ie  Dfterberid)te  finb  fämtlid)  burd)  eine  auffallenbe  S^ufie  au§= 
ge§eid)net,  unb  nid)t§  weniger  a(§  bie  (5d)ilberung  erregter  @e= 
füt)B§uftänbe.  ^a^  ein  ftar!e§  ©mpfinben  jene  (Srtebniffe  be= 
gleitete  unb  rairffam  mad)te,  roiffen  fie  aurf):  „unfere  ^erjen 
brannten",  Su.  24,  32.  2)iefe§  roirb  aber  nie  jur  n)icf)tigen 
^auptfac^e,  bie  a\§  bie  ^errfc^enbe  ^^otenj  fid)  ben  @ebanfen= 
unb  2öillen§lauf  ju  unterrcerfen  üermöd)te.  @§  rcirb  nie  §um 
SGBitten§§ie(,  barum  aud)  in  ber  Dftergefd)i(^te  nie  ber  jünger  jur 
^auptperfon.  Seftätigt  werben  bie  ^^eric^te  in  biefer  .^infid)t  burc^ 
bie  gro^e  ^atfad)e,  ba|^  ba§  ©oangelium  ber  jünger  an  erfter  ©tede 
^affiün§berid)t  geblieben  ift  unb  ba§  5?reu5  ^efu  burd)  bie  Dfter= 
ereigniffe  in  feiner  Seife  befd)attet  rairb,  fonbern  mit  feinem 
tiefen  ©ruft,  ber  jur  ^u^e  unb  §um  ©tauben  beruft,  ha^^  mid^tigfte 
religiöfe  9Jlotiü  für  bie  (£l)riftenf)eit  geblieben  ift.  3öer  bei  ben 
Dftererlebniffen  üon  pfi)d)ifd)en  ä^orgängen  rebet,  mu^  im  feften 
^]ufammenl)ang,  ber  jmifc^en  ber  opoftolifc^en  ^römmigfeit  unb 
ber  ^43erfünbigung  ^efu  befielt,  bie  mächtige  9lad)n)irfung  ber 
©rinnerung  an  it)n  fc{)en;  roer  bagegen  bei  if)nen  Don  ^anb= 
hingen  (Sf)rifti  rebet,  !^at  in  if)rem  @rgebni§  feine  beroal}renbe 
unb  lenfenbe  ^anb  ju  ernennen,  bie  nid)t  jutie^,  ba^  ber  ^lidt 
ber  jünger  fid)  in  fic^  felbft  oerfing,  fonbern  fie  mit  fräftigem 
©riff  5U  if)m  ^in  raanbte  unb  i()nen  burd)  feinen  3Serf'ef)r  mit 
it)nen  (Stauben  oermittetn  ujoUte  unb  üermittelt  t)at. 

^ür  biefe§  @rgebni§  mar  e§  r>on  großer  2öid)tig!eit,  ha^  if)r 
3Serf'et)r  mit  bem  3tuferftanbenen  it)nen  al§  ein  objeftioer  23organg 
erfd)ien,  nid)t  at§  von  if)rem  fubjeftiuen  ßuftanb  unb  eigener  SSer* 
anftaltung  abhängig,  fonbern  al§  it)nen  geroät)rt,  wie  jeber  anbere 
5lnblicE  aud),  ber  nid)t  gemad)t,  fonbern  nur  empfangen  werben 
fann.  Söären  jene  3Baf)rnef)mungen  ^efu  aU  ®fftafe  unb  SSifion 
gebeutet  worben,  bann  wäre  au§  if)nen  eine  anbere  3^römmigt'eit§= 
form  al§  ©taube  entftanben  unb  eine  3[J?et(}obif  unb  2;ed)nif, 
burd)  welche  ber  Slnblic!  ^efu  erzeugt  werben  fönne,  gefuc^t 
worben.  9lun  wußten  fid)  aber  bie  jünger  in  ber  Erinnerung 
an  bie  Dftererlebniffe  tebiglid)  al§    empfangenb  unb  it)r  33Iirf 

(Srf)Iattet,  ®er  ©loube  im  9{.  Ze\t.  16 


242  ^^V-  8.    Sic  ©emeinbe  ber  ©laubenben. 

jüurbc  burcE)  biefelbcn  nid()t  auf  firf)  felbft  äurüdtgcbeugt,  fo  tta^ 
fie  bei  \i6)  felbft  in  Ü^rem  eigenen  3Serl)aIten  bie  faufate  Ma6)t 
für  jene  gefud)t  f)ätten ;  barum  war  it)r  3SerfeI)r  mit  bem  (£f)riftu§ 
oon  nun  an  Glaube  allein.  ^) 

©benforoenig  at§  eine  33ern)anblung  be§  @lauben§  in  eine 
©timmung§religion,  bie  fic^  feiig  fül)lt,  ober  in  eine  in  ber  SSifion 
fiel)  abfd)tie^enbe  9Jlr)fti!  entftanb  burcl)  bie  Dftergefd)irf)te  eine 
Umfe^ung  beSfelben  in  Set)re  ober  2;t)eologie.  ^wax  bilbeten 
SBortc  be§  Sluferftanbenen  ein  ^auptftücf  ber  Dftergef(i)id)te  unb 
e§  l)at  filier  nie  eine  fold)e  gegeben,  o^ne  t>a^  überliefert  rcurbe, 
ma§  ber  Sluferftanbene  ben  ©einen  gefagt  ^abt.  ^enn  i^re 
3Bid)tigl'eit  beftanb  barin,  ha^  er  bie  frül)er  oon  it)m  begrünbete 
@emeinfcl)aft  mit  ben  Jüngern  it)nen  aud)  je^t  beftätigte  unb  er= 
neuerte.  2)a§  tat  eine  ftumm  bleibenbe  @rf dl) einung  nie.  %a§ 
SBort  be§  2luferftanbenen  beftel)t  aber  nad^  bem  Dfterberid)t  nur 
in  feinem  ©elbfi^eugniS,  nur  barin,  ba^  ber  SSerl'lärte  fiel)  itjuen 
nennt,  unb  meiter  in  ber  Erneuerung  il)re§  ^otenamte§.  @ine 
neue  Se^re  unb  l)öt)ere  Offenbarung  über  ®ott  unb  fein  9?eid) 
gab  ber  2luferftanbene  nicE)t,  fonbern  beftätigte  lebiglid^  baSjenige 
Sßort  unb  3öer!,  ba§  ben  ^nl)att  feiner  irbifcf)en  2lrbeit  au§= 
mad^te.  ©o  mürbe  burcl)  bie  Dftergefdl)idl)te  ^efu  irbifd)e  ©eftalt 
famt  feinem  ^reu§  nid^t  nerbrängt,  fonbern  gerabe  burd^  fie  5um 
bleibenben  3nl)alt  be§  ©oangeliumS,  momit  an6)  bie  frühere  Be- 
rufung ber  jünger  jum  ©lauben  in  ooller  ©eltung  blieb. 

^ie  ©rlebniffe,  rceldl)e  bie  ©egenmart  be§  @eifte§  bei  il)nen 
fict)tbar  unb  rcirffam  mact)ten,  traten  jum  3lnblidf  be§  3luf= 
crftanbencn  unterftütjenb  t)in5u,  meit  aud^  fie  bie  ®emi^t)eit  be= 
grünbeten:  er  fe^e  feine  ©emeinfd^aft  mit  il)nen  aud)  in  feiner 
(5rpt)ung  ju  @ott  fort.  '2)iefelbe  bewegte  fie  alö  burd)  ben 
©eift  üermittelt  nict)t  met)r  nur  uon  au^en,  fonbern  auc^  oon  innen 


')  Sßer  bie  ßrfcbniffc  ^nifioneit  nennt,  f)nt  fiel)  mit  boppeltev  tconifnlt  j« 

oerbcutlid)en,  bafj  il^re  Uniiunnblunn  in  objcftiüe  ^uniutiuio  ben  ivin^e»   M^'i- 
^awQ  ber  relifliöfen  CiK'frfiicljte   beftimmt.    ÜUJan   leflt  bei  bev  Jyvade  nnrl)  bcni 

Urfpninrt  bcä  apoftoIifcl)en  Wloubcnö  oft  nur  ouf  ben  3,nl)nlt  bcö  D[teibericl)t\N 

ben  3{acl)bnicf,  bnfj  iOnen  I^efuji  aU  ber  l'ebenbifje  flnlt;  aber  and)  bie  Jvoiin, 

role  biefc  CMeiuifUieit  erreid)t  rourbe,  batte  für  ben  (MlanbenSftanb  ber  ;oii'in};(ei- 
Oro^e  SDic^tigfeit. 


2)ie  aBirfunrteii  ber  D[ter=ieit.  243 

f)er  uub  er^ob  baburd)  if)ren  @Iauben§ftanb  über  benjenigeii  ber 
(Sijitagoge  raefentlid).  'JJiiefe  oernat)m  @ott  nur  oon  au^en  f)er 
im  ^ud^ ;  nun  trat  jum  äußeren  3eugm§  bie  t)on  innen  {)er  fid) 
it)nen  oermitteinbe  Seitung  be§  @eifte§.  2Bar  aber  ber  ®f)riftu£! 
com  .^immel  l^er  mit  it)nen  oerbunben  unb  in  if)nen  burd)  ben 
©eift  loirffam,  fo  mar  bie  umfaffenbe  ^ilfe  unb  ^aha  @otte§ 
für  fic  eine  üolIbrad)te  Xat  unb  oort)anbene  9?ealität.  '3)er 
®f)riftu§  unb  ba§  Sieid)  finb  nic^t  trennbar,  unb  hk  mit  bem 
@eift  begabte  ©emeinbe  ift  bie  eroig  lebenbige.  3ßenn  aud)  3^1" 
@rt)öt)ung  unb  ber  3Inbruc^  be§  9ieid)e§  au^einanber  traten  unb 
biefer  nod)  ber  ^ufu^ft  üorbeI)aIten  bleibt,  jo  rcar  bod)  bieje 
^ufunft  für  bie  ©emeinbe  be§  (£t)riftu§  feine  Ungerci^t)eit  mef)r. 
®a§  9leid)  mit  feiner  eroigen  SebenSgabe  ift  t)ielmet)r  ein  if)r  ge= 
fid)erter  33efi^,  1  ^^etr.  1,  3.  ^af.  2,  5  ff.  ®ie,  roetc^e  ben  auf= 
erftanbenen  ©t)riftu§  fennen  unb  i^m  üerbunbcn  finb,  l)abm  ^u 
©Ott  eine  üoüenbete  ^uwerfid^t,  unb  bie  ©emeinbe  ber  @lauben= 
ben  roar  in§  ®afcin  gefegt. 

®afür,  ba^  ber  auf  ^efu§  geftcötc  ©lauben^ftanb  nic^t  erft 
im  3)erlauf  ber  fpätern  ®efd)id)tc  entftanb,  fonbern  ber  ^efi^  unb 
bag  9JlerfmaI  ber  ©emeinbe  feit  ben  Dfter=  unb  ^^fingfttagen 
roar,  ift  bie  ^ßWÖ^^i-'ß^^ß  9^'»^^  Ö^nug:  aüe  ©oangelien,  für  bie 
bie  @rfd)einungen  be§  3(uf erftanbenen  ber  2lbfd)lu^  ber  2(rbeit 
^efu  finb,  ^^^autu§,  ber  nad)  ber  2(uferfteI)Uttg  ß^rifti  fein  @r= 
eignig  mct)r  fennt,  ba§  ben  ©lauben^ftanb  ber  ©emeinbe  roefent= 
lic^  ueränbert  f)ätte,  1  ^or.  15,  £ufa§  unb  feine  ©eroä^r^männer 
mit  i()rem  ^erid)t  über  bie  ©rünbung  ber  ©emeinbe  ^ei^ufalemö 
burd)  bie  ^^.^rebigt  oon  ®f)riftu§.  2öäre  bamit  bie  „^leligion 
^efu"  preisgegeben,  ein  if)r  urfprüngti^  frember  ©ebanfe  in  fie 
eingefd)oben  unb  ba§  ©ottoertrauen  ^i\ü  pm  ©tauben  an  ben 
©f)riftu§  entfteÜt  roorben,  fo  ^ätte  biefe  ha§  SKerf  ^efu  auflöfenbe 
3Benbung  roenige  äßoc^en  nad)  feinem  ^iobe  ftattgefunben  unb 
bie  Unterroeifung  be§  SJZeifterS  roeggefpült.  Ober  roenn  bie  ©e= 
meinbe  berer,  bie  an  ben  ®f)riftu§  glaubten,  bamat§  nod)  nid)t 
entftanb,  fonbern  ber  üon  ^efuS  beeinflußte  5lrei§  bamalg  noc^ 
einen  anberen  religiöfen  2:t)pu§  f)atte,  etroa  auf  eine  D^ieinigung 
beS  ©otte§bienfte§  unb  ber  SJloral  oon  if)rer  Übertabung  mit 
©a^ungen  unb  ^ß'^ßw^onien  I)inarbeitete  unb  ein  t)erinnerüd)te§ 


244  ^f'P-  8.    2)ie  ©emeinbe  ber  (Miaubenben. 

I^ubentuni  fud)te  —  mann  entftel)t  bann  bie  auf  ben  ®I)riftu§ 
geftü^te  ©läubtgfeit?  %a§  nä(i)ftc,  burrf)  bie  53et'ef)rung§gefd)id)te 
be§  ^^autu§  geftd)erte  @reigm§  ift  bie  S3erfo(gung  ber  jünger 
burc^  bie  ^ubenfd)aft  unb  bie  3:eilnaf)me  be§  '»^autuS  an  ber= 
felben.  ®a^  babei  nidjt  um  einen  ©a^  ber  ^ergprebigt  ober  um 
ben  9?eirf)§begriff  im  allgemeinen  ober  um  ben  3ßert  ber  pl)ari= 
föi[d)en  ^alarf)a  geftritten  morben  ift,  fonbern  lebiglici)  um  bie 
SReffianität  be§  @efreu§igten,  ftet)t  I)iftorif(f)  feft.  "Die  ©emeinbe, 
bie  für  ben  Flamen  ^efu  fid)  t)on  ben  2(utoritäten  ^^ntfalem^ 
äd)ten  unb  ti)ten  lie^,  f)at  an  biefen  Sflamen  geglaubt. 

.^ier  folgen  bie  2;atfad)en  einanber  in  fefter  SSerfettung 
unb  laffen  für  anber§artige  ^onftruftionen  feinen  freien  Staum. 
®ie  53erufung  ber  jünger  burd)  3efu§  §um  ©tauben  an  feine 
meffianifc^e  ^errfc^aft,  fein  ©ang  in  ben  ^ob  mit  bem  ^et'ennt= 
ni§  berfelben,  bie  ^eftötigung  if)re§  @Iauben§  burd)  i^re  ^e= 
gegnungen  mit  bem  2tuferftanbenen  unb  bie  ^egrünbung  ber 
©emeinbe  3e^ufciteni§  auf  ben  ©tauben  an  ^t\n§  at§  ben  ©briftug 
fmb  bie  5ufammenf)ängenben  ©lieber  einer  ein^eittid)en  ©efd)id)te, 
an  bereu  'iÖirttid)feit  fi(^  nid)t  sroeifetn  lä^t. 

Dbgleid)  bie  SBerbeseit  be§  ©taubeng  burd)  bie  mit  ben 
^fingfttagen  oerbunbenen  ©reigniffe  beenbet  ift,  fo  Ijaftet  bod)  aud^ 
am  meiteren  SSertauf  feiner  ©efd)id)te  ein  !^o^e§  ^ntereffe.  ''^ladj 
fonftiger  ^iftorifd)er  3tnatogie  mar  bie  3Öal)rfd)eintid)t'eit,  ba^ 
fid)  biefe§  ©tauben  p  ert)atten  oermöge,  anwerft  gering,  ^er 
:^üngerfrei§  mar  fid)  beffen  fetbft  mit  uotter  5ltarl)eit  benni^t, 
unb  t)at  teine^roegg  ermartet,  "ta^  nun  jebcrmann  ;^efu  .^crrfd)aft 
anerfennen  roerbe.  2)er  ©taube  ift  „nid)t  j|ebermann§  <Bad}z". 
'tilad)  it)rem  llrteit  fonnte  nur  ©otte§  SBolten  ba§  munbcrbare 
©rgebniä  fd)affen,  ha^  ^efu^  ,M  ber  2BeIt  ©tauben  fanb", 
1  Xim.  3,  16. 

2lu§  bem  Äreife  ber  ©efät)rten  ^efu  mar  nun  eine  ^(ird)e 
geroorben;  ma§  fie  befaf^,  mar  ein,yg  ibr  ©taube  an  ibn,  aUor= 
bingsi  fo,  ba^  biefer  für  fie  bie  uoUc  "i^cbcutung  ber  „^Keligiou" 
bcfa^.  @§  ftanb  it)r  aber  ba§  feft  organifierte  jübifd)e  iöotf§= 
tum  gegenüber,  aud)  äufammonget)aIten  burd)  eine  ftarfc  rcligiöfc 
Slraft.  1)afj  jener  nur  im  ©lanben  geeinte  .^(rci^  biefe  feftgefügte 
Slörperfc^aft  inö  6d)manfen  bringen,   fie  überminben  ober  aud) 


2)er  3lame  bei"  ®emeinbe.  245 

nur  firf)  gegen  fte  ert)alten  fönne,  bafür  jprad)  feine  SßQf)rjcf)ein= 
Ud^feit.  ®ie  5(u§[trf)t  auf  ben  ©rfolg  war  um  fo  geringer,  rceil 
i^r  eigener  Sefi^  notroenbig  mit  bem  ^^ortgang  ber  3^^^  feine 
^raft  oertieren  ju  muffen  fc^ien-.  ^ie  (Erinnerungen  an  if)ren 
einfügen  ^^erfef)r  mit  ^efu§  maren  nur  in  abgefd)n)ä(i)ter  2ßeife 
auf  einen  meiteren  5lrei§  §u  übertragen  unb  mußten  aud)  für  bie 
@efät)rten  ^efu  mit  ber  ^^it  äurücftreten.  SJiu^te  firf)  bie  3Ser= 
bunbent)eit  mit  bem,  ber  einft  gelebt  Ijatte,  nun  aber  abgefd)ieben 
mar,  nirfjt  jur  bloßen  Erinnerung  oerbünnen,  melrf)e  bie  @egen= 
mart  nid)t  mel)r  umfaßte  ?  konnte  if)r  2tufbli(f  ju  ^efu§  ©laube 
bleiben  in  bem  abfotuten  (Sinn,  in  rceldjem  il)n  ^efug  gevf(an§t 
()atte?    ^efanntlid)  f)at  fid)  it)r  ©tauben  ermatten;  rcarum? 

3Bir  fto^en  gunärf)ft  überalt  auf  bie  Satfarf)e,  ba^  fid)  bie 
©emeinbe  beffen  bemüht  mar :  i^r  ©tauben  fei  ber  für  fie  rcefent= 
lirf)e  53efi^,  ba§,  wa§  il)re  ^raft  unb  i^r  ®ut  bilbe,  rcoran  fie 
h^n  ©runb  i^rer  ©yiftenj  unb  it)re§  9ftec^te§  i)ah^.  %a\üx  ift 
fd)on  bie  SCBeife,  wie  fie  fid)  f eiber  benannt  t)at,  ein  tet)rreid)e§ 
®o!ument.  Seil  il)re  ©elbftbenennung  al§  freie  9^eubilbung  ent= 
ftanb  unb  nid)t  einer  fdjon  trabitionell  befeftigten  9^amengebung 
entnommen  werben  tonnte,  aud;  nid)t  oon  irgenb  meld)er  2lbfid)t' 
lirf)feit  geleitet  mürbe,  fonbern  fid)  naturroüd)fig  au§  bem  t)or= 
t)anbenen  ©ebanfen-  unb  ©prad)fd)a^  ber  ©emeinbe  l)eroor= 
bilbete,  ermöglid)t  fie  einen  äuoerläffigen  ^^lid  in  i^r  ^nnere§ 
unb  bedt  auf,  roeld)e  ©ebanfen  unb  ^otioe  fie  regierten,  ma§ 
fie  al§  it)ren  mertoollften  Sefi^  unb  il)re  mid)tigfte  2tufgabe 
empfanb. 

5'ür  ben  ^i^er!et)r  ber  ©emeinbeglieber  untereinanbcr  mar 
t)on  ;3efu  3cit  ^^^  ^^^  :3üngername  gegeben,  unb  bie  2tvoftel= 
gefd)ic^te  jeigt,  ba^  er  weiter  lebte.  5lid)t  nur  jener  5lrei§,  ber 
fid)  fd)on  um  ^efug  felbft  gefummelt  l)atte,  fonbern,  wer  immer 
äur  ©emeinbe  t)in5utrat,  nannte  fid)  „jünger"  ^efu.  ^n  ben 
Briefen  erfd)eint  berfelbe  merlmürbigerraeife  nid)t  ein  einziges 
9Jlal.  ®amit,  ba^  ber  SO'leifter  nic^t  met)r  gegenwärtig  war,  war 
bie  ^orm  ber  @emeinfd)aft,  für  bie  er  junäc^ft  geprägt  war,  uer= 
gangen,  unb  it)re  ^ejie^ung  p  il)m  t)atte  nid^t  met)r  am  „Semen" 
i^r  wefentlid)e§  3Jler!mal.  SÖßie  ber  9ftabbiname  für  ;3efu§  oer= 
fd)wanb,  unb  fie  it)n  je^t  nic^t  mel)r,  wie  einft,  it)ren  „2et)rer", 


246  ^op-  8.    55ie  ©emeinbe  bev  @(au5enben. 

fonbern  ben  (£f)riftu§,  il)ren  .^errn,  nannten,  jo  trat  aud)  ber  il)m 
entfprc(i)enbc  ^üngername  in  ber  ©emeinbe  gurüd.  ©tatt  be§= 
felben  l^ob  ber  (5prad)gebraud)  ber  ©emeinbe  ha^,  ma^  ben  inner* 
Iidf)en,  unt)ergängli(i)en ^ern  am  ^üngert)erl)ältni§  bitbete,  ba§ 
auf  3efu§  geftetlte  ©tauben,  at§  t)a§  für  if)ren  SSerbanb  ent* 
fd)eibenbe  ^ernor. 

kleben  bem  ^üngernamen  mürbe  aud)  ber  S3rubername 
tebenbig  al§  eigentli(i)e  33eäeict)nung  be§  @emeinbeglieb§  aud)  in 
ber  gried)ifd)en  ®{)riften^eit.  2tber  biefer  S^lame  gab  mot)l  ber 
feften  33erbinbung  ber  ©emeinbegtieber  unter  einanber  2(u§brud, 
Iie§  aber  ha§  .^auptintereffe  ber  ©emeinbe,  if)r  33ert)ättni§  p 
©Ott  unb  §u  ®t)riftu§,  unbenannt.  '^iefe§  fam  jur  ©prad)e, 
roenn  fie  fid)  bie  ^ned)te  ©otte§  ober  ©firifti  nannten,  unb 
biefe  (Selbftbe5eid)nung  bet)nt  fic^  in  ber  ©prad^e  be^  erften  ^ai)X' 
t)unbert§  meit  au§.  ©ie  t)ätte  bem  Flamen  entfprod)en,  mit  bem 
bie  ©emeinbe  3efu§  beftänbig  nannte:  er  ift  ber  ^err,  9?öm.  10, 9. 
1  ^or.  12,  3.  ^cr  95egriff  bel)iett  aber  eine  normiegenbe  33e= 
jie^ung  auf  beftimmte,  com  ^errn  erteilte  3tufträge  unb  mürbe 
rceniger  Benennung  be§  ©I)riftenftanbe§  überl)aupt,  al§  ^eruf§= 
nome  für  bie  Söoten  ^efu,  roenn  aud)  im  weiteren  ©inn  at§  ber 
5lpofteIname. 

3roei  begriffe  erf)ielten  üötlig  ben  SBert  feftftebenber  33es 
nennungen,  in  rcetd)en  bie  ©emeinbe  it)re  innere  ©teüung  in 
©Ott  5um  Slugbrud  brad)te;  fie  nannte  fic^  bie  |)eitigcn  unb 
bie  ©taubenben.  3lud)  ber  erftere*)  belegt  bie  ^raft  be§ 
©laubeng  in  ber  ©emeinbe,  roeil  er  bie  ©id^er{)eit  beut(id)  mad)t, 
mit  ber  fie  fid)  ©ott  nerbunben  roei^.  '^a  ber  9iame  bie  'Xai 
@otte§  in§  3luge  fa^t,  burd^  roeld)c  er  bie  ©emeinbe  für  fid^ 
aulgefonbert  unb  ju  feinem  ©igentum  gemad)t  I)at,  liefj  er  einem 
anberen  ^Jiamen  neben  fid)  9taum,  ber  ben  alten  Benennungen: 

')  ilyioi  bvmd)t  "^iouluö  mit  fcftev  '^U-iljniiui  tiidit  um-  »on  ber  (SDriftciilicit 
,"\ubäa<5  JHöm.  15,  25.  26.  ;J1.  1  Mor.  IH,  1.  2  .Hör.  8,  4.  9,  1.  12,  fonbern 
nud)  in  ber  ^ilnrebe  nn  bie  gricd)ifri)en  (Mcmeinben:  JHöm.  1,  7.  1  .Hov.  1,  2. 
2. Hör.  1,1,  unb  ünr  nltflcmeinen  ilU',HMd)nnnji  ber  (5l)ri[ten:  ^)UMn.  12,  13. 
1  .Hör.  «,  1.  2.  14,  ;{:{.  2  Mor.  Vi,  12.  ^;M)iI.  4,  21.  22.  1  2l)eff.  .i,  l.'J  cf. 
Mm.  H,  '21,  nnd)  1  2ini.  5,  10.  .'örtnfid  ift  ber  Winnie  in  ber  %\>o\.  nub  'iXdü, 
boMi  >v'iir.  w,  I  :  |)ei(iflc  iüriiber  al<t  '.Jlnrebe,  nnb  :,^nb.  3. 


Ser  9Zame  ber  ©emeinbe.  247 

bie  ©Ott  ?^ürcf)tcnben,  frommen,  ©crcc^tcn  parallel  ftanb,  inbcm 
er  t>a§  SBefen  if)rcr  neuen  grömmigfeit  be^eidinete.  3"^^^  ^^^te 
ber  Sf^ame  „bie  ^eiligen"  feinen  ©egenfa^  neben  fid);  benn  bie 
©emeine  nannte  bie,  raeldEje  ni(i)t  p  it)r  getjörten,  nicf)t  ßeßriXoi 
ober  %oivoi^)  ©ie  benennt  fiel)  nac^  ber  il)r  geworbenen  @abe 
@otte§,  nimmt  aber  §ur  ^e§eirf)nung  berer,  rcelcfje  §u  \\}X  in 
©egenfa^  ftei)en,  nirf)t  ba§  göttlid)e  Urteil  rirf)tenb  oorroeg,  jon= 
bern  befrf)reibt  fie  nacf)  it)rem  eigenen  33er^lten.  ^n  biefer  .^in^ 
fic^t  i)ob  firf)  ba§  ©tauben  al§  ia§>  tieroor,  voa^  ben  Unterfd)ieb 
gn)ifrf)en  benen  mad)t,  bie  in,  unb  benen,  bie  au^er  ber  ©emeinbe 
finb.  S'iidit  al§  bie  @enoffenjrf)aft  ber  ^offenben  ober  Siebenben 
ober  äßiffenben,  fonbern  a(§  bie  ber  ©taubenben  trat  fie  auf. 
2)ie  2(poftelgef(i)irf)te  t)ei^t  bie  ©emeinbeglieber  n)erf)fe(nb: 
jünger,  S3rüber,  ©laubenbe ;  (e^tere§  ift  ebenfo  fet)r  fefter  S'iame 
wie  erftereg,  2,  44.  4,  32.  15,  5.  18,  27.  19,  18.  21,  20.  ©d)on 
bie  erften  Briefe  be§  ^aulu§  jeigen  biefen  ©prarf)gebraud)  in 
üoKer  3lu5bi(bung.  Um  bie  ©t)riften  2lrf)aja!§  unb  9J?afebonien§ 
p  benennen,  mirb  gefagt :  alle  in  9Jla!ebonien  unb  2ld)aja  @lauben= 
ben,  1  ^l)eff.  1,  7.  2)ie  33eööl!erung  5^orintt)§  mirb  unterfd)ieben 
in  ©laubenbe  unb  Ungläubige,  1  ^or.  14,  22.  23.  6,6.  Stritt 
nur  einer  ber  beiben  ©attcn  in  bie  ©emeinbe,  fo  t)at  er  eine 
ungläubige  3^rau  ober  einen  ungläubigen  SRann,  1  Äor.  7, 12. 
13.  14.  ©ie  merben  oon  „einem  ber  Ungläubigen"  eingelaben, 
menn  fie  bei  jemanb  ju  @aft  finb,  ber  nicl)t  §ur  ©emeinbe  get)ört, 
1  ^or.  10,  27.  ^er  S^lame  ift  in  fol(i)em  ©ebraud)  nid)t  fd)on 
oerbla^t.  ^on  ben  ©laubenben  2lcl)aja§  fprid)t  ^aulu§  be§l)alb, 
roeil  er  in  ber  2:;at  an  it)r  glaubenbe§  9Sert)alten  benl't;  benn 
burd)  biefeg  finb  fie  berufen,  firf)  an  ben  Xt)effalonirf)ern  ein 
33eifpiel  p  net)men.  Ungläubig  nennt  nirfjt  nur  ben  SJiangel 
äußerer  33e5iet)ung  pr  ©emeinbe,  fonbern  bie  ©laubenSoerroeige- 
rung  gegenüber  bem  ©oangelium.  '^arum  genügt  amaTog  für 
^aulug  1  ^or.  14,  23.  24  §ur  33e§eirf)nung  be§  9']irf)trf)riften  nirf)t, 

1)  tiyios  ev()äU  1  Äor.  6, 1  feinen  ®egettfa|  in  uöixog,  bind)  ein  im  Äon= 
tej:t  gei^edene^  S^fotiu,  ba  eö  fid)  um  bie  SBefäf^igunoi  bei-  .'öeiben  jur  9ied)tö= 
uenualtuuij  Ijaiibelt.  SUid)  bamit  finb  fie  nad)  il)vem  eigenen  ;i5evi)alten  be; 
fc^rieben,  nid)t  al«i  bie  uon  (SJott  Verworfenen,  fonbern  alg  bie  gegen  ©otteö 
3{ed)t  .s^anbelnbeii. 


248  ^^W'  8-    ®i^  ©emeinbe  ber  ©laubenben. 

fonbcrn  er  fügt  norf)  ben  „Unfunbigen",  IdiwzTig,  !^inäu.  @r 
unterfcf)etbet  jroifdicn  bem,  ber  mit  betn  ©Dongetium  nocf)  unbe= 
fannt  tft,  unb  bem,  ber  bereite  im  ©treit  mit  if)m  fte^t.  ^)  ©in 
^ube  ober  .^eibe,  ber  mit  einem  ®f)riften  a[§  ©atte  ober  ^reunb 
»erbunben  ifi  f)at  ha§  ©oangetium  fennen  gelernt  unb  ift,  menn 
er  bennod)  ber  ©emeinbe  fernbleibt,  ungläubig,  l^or.  7,  12f. 
10,  27.  3tuc^  in  1  ^ox.  6,  6  tritt  ber  Ungläubige  bem  trüber 
frf)n)erlirf)  nur  mit  bem  negatiuen  ©inn  gegenüber,  ba^  er  von 
®f)riftu§  nici)t§  mei^,  fonbern  mit  bem  pofitioen  ©ebanfen,  ba^ 
er  üon  if)m  nichts  rciffen  miU.  2Ber  mit  bem  trüber  oor  bem 
Reiben  ftreitet,  überfiet)t  f)ier  ba§  ©inigenbe,  bort  ba§  Si^rennenbe. 
3Bie  ha§  ©oangelium  i{)m  ben  ©laubenben  §um  trüber  macf)t, 
trennt  e§  if)n  t)on  bem  Reiben  be§t)alb,  roeit  er  i^m  ba§  ©tauben 
uerfagt.  ©erabe  raeil  ha§  3Bort  in  foIcf)em  ©ebraud)  feinen 
innerlid)en  begriff  nod)  befi^t,  geigt  er  anfd)aulid),  mie  bie  ©e= 
meinbc  bi§  in  i^re  at(täglid)e  9iebe  \)a§  ^ennjeidjen,  nad)  bem 
fie  fic^  felbft  von  if)rer  Umgebung  unterfc^eibet,  im  ©tauben 
fanb.  93lan  t)atte  bei  biefem  ©pradjgebraud)  gleid)5eitig  unb 
eint)eitlic^  ben  ©injelnen  in  feinem  3Sert)ältni§  gu  ©ott,  unb  bie 
^ird)e  at^  üerbunbene  ©enoffenfd)aft  im  3luge.  ^ür  \)a§  perfön= 
Iid)e  2Serf)äItni§  eine§  jeben  §u  ©ott  mar  "Oa^  ©tauben  ba§,  mag 
biefe§  beftimmt,  unb  für  bie  U\xd)t  mar  ba§  ©tauben  ba§,  ma§ 
fie  in§  ®afein  fe^t,  bie  ©emeinfd)aft  in  ii)x  erzeugt  unb  if)r  ben 
3ufammenfd)Iu§  t)erfd)afft. 

^ie  5^raft  biefe§  ©prad)gebraud)§  jeigt  fid)  barin,  ba^  er 
TtiGTog  umgebilbet  unb  uon  feinem  gried)ifd)en  ©ebraud)  ah' 
gelcnft  t)at;  benn  e§  rcirb  im  ©inn  t)on  „gläubig"  ber  ©egenfa^ 

*)  2)ic  2lnnaf)me,  ber  Sbiot  fei  eine  3lit  Alated)ume»e ,  fteljt  x\d]i\(\,  ba^ 
ber  3biot  ber  Öemeiiibe  nä()er  rterücft  juirb  alö  ber  limarog.  '•Mdn  /'JtwTjj? 
ift  ein  b(o^  neflatiucr  iBe^riff  unb  fagt  nid)t<t  über  ben  beiiinneubeu  iJlnfdjlu^ 
an  bie  (^eineinbe,  fonbern  nur,  bafi  ber,  bem  er  fliU,  nidit  ^n  il)r  oiel;ört.  (Sine 
Xautoloflie  ergeben  beibe  'i)^lnten  nnr  bann,  menn  ninn  iiniarog  leer  ntad)t. 
^iiuluö  luiU  bie  Wcnieinbe  biuan  erinnern,  bnfj  bie  .Voiben  unb  ^M'ben,  rneldje 
fie  bcfudjen,  ju  '\{)x  in  einem  uer)d)iebenen  Ä^erlittltniö  fielen;  toilci  fteben  fie 
ber  '<iafi:^t  cinfad)  nod)  fern,  tcilo  finb  fie  il^r  fd}on  feinbfelii^  unb  uübenüillig. 
Sogor  bie  unbefangene  UniuiffenOeit  mirb  burd)  bie  Unuerftilnblicbfoit  ber 
,*^uuflenrcbe  abgeftofu'n  unb  fogar  ber  iuiberu)illi(io  UngIaulH\  bunb  bie  ItüuOt 
ber  "jJropl^ctic  gebeurtt. 


2)er  ®pi'ad}i]ebraurf)  ber  23viefe.  249 

5U  ccTtiGTog.  3n  '^'^^  2(pofte(gefd)icf)te  unb  ben  ^aftoralbriefen 
ift  biefer  Übergang  eine  fe[tftef)enbe  2;atfacf)e.  ^ie  9}lutter  bei 
2:imott)eu§  wirb  baburc^  ot§  S^riftin  bejetdinet,  ba^  fic  ywii 
'lovöala  Ttiarri  f)ei^t,  3tft.  16,  1  cf.  10,  45.  '2)er  ©ftaoe,  bcr 
einen  ©I)riften  jum  ^errn  t)at,  t)at  einen  deonorriq  moiög, 
1  2;im.  6,  2.  9liemanb  foü  jum  ^ifd)üf  geit)äi)It  werben,  beffen 
^inber  ber  ©emeinbe  fern  geblieben  finb;  er  foU  rexv«  7tiaia 
fiaben,  2:it.  1,  G.  SDen  Unterf)a(t  ber  Sßitraen  übernimmt  bie 
©emeinbe  bann,  menn  fie  ot)ne  2(ngel)örige  finb  ober  auf  t)eib= 
nifc^e  33ern)anbte  angerciefen  mären;  bagegen  ei  ng  niöxri  xTiqag 
kXEi,  fotl  fie  für  biefelben  forgen,  1  2:im.  5,  IG.  2(ud)  in  biefem 
©ebraurf)  ift  bie  innerlid)e  33ebeutung  be§  3öorte§  nid)t  erlofc^en. 
S)ie  ^|^flirf)t  ber  93errcanbten,  bie  3Sermitmete  bei  fid)  aufjunel^men, 
mirb  nirf)t  nur  burrf)  bie  äußere  3u9^t)örigfeit  ^ur  ©emeinbe 
begrünbet;  üielme^r  t)at  ber,  ber  für  bie  ©einigen  nid)t  forgt, 
„ben  ©tauben  uerleugnet" ,  1  %\m.  5,  8.  ®er  ©ftaoe  I)at  ein 
anbereg  5ßerf)ältni§  jum  c^riflUd)en  al§  jum  (leibnifc^en  .^errn, 
meil  biefer  im  ©lauben  ßt)rifto,  bem  gemeinfamen  ^errn,  gehört, 
©benfo  benft  ber  (Ir5ät)ler,  menn  er  bie  S[Rutter  be§  2;imotf)eu§ 
gläubig  I)ei|3t,  an  „ben  in  it)r  mo^nenben  ©tauben",  2  ^im.  1,  5. 
3(ber  ber  33egriff  „gtäubig"  ift  t)ier  üotlenbS  feft  pm  S^lamen  für 
bie  ©lieber  ber  ©emeinbe  ausgeprägt. 

^ie  3kmengebung  ftet)t  mit  ber  Seife,  mie  fonft  in  ben 
Briefen  t)om  ©tauben  gefprodt)en  mirb,  in  befter  Übereinftimmung. 
!i^erbreitet  fid)  bie  9]ad)rid)t  com  S^riftentum  einer  ©emeinbc, 
fo  mirb  if)r  ©taube  oertunbigt,  9iöm.  1,  8.  1  3:t)eff.  1,  8.  3,6. 
cf.  5lol.  1,  4.  @pl).  1,  15.  ^:p^item.  5.  2)er  SGBert  ber  d)rifttic^en 
Sef)rtätigfeit  mirb  baburd)  be§eid)net:  it)r  feib  burd)  fie  gtäubig 
gemorben,  1  ^or.  3,  5.  '3)er  23erfütger  ber  ©emeinbe  ^erftört  ba§ 
©tauben,  ^C[{.  1,  23.  '2)ie  ©el)itfen  be§  3lpoftet§  fommen  baju 
in  bie  ©emeinben,  um  burd)  if)re  9Jlal)nung  "lia^  ©tauben  ber= 
felben  ju  förbern,  1  3:^eff.  3,  2.  klommen  6;t)riften  pfammen,  fo 
erfrifd)en  fie  fid)  an  it)rem  gemeinfamen  ©tauben,  S'töm.  1,  12. 
';i)ent't  man  an  ben  Einfang  feinet  ®t)riftentum§,  fo  fagt  man: 
bamatS  at§  mir  jum  ©tauben  !amen,  ^töm.  13, 11.  2ßer  bie 
c^rifttid)e  |)attung  einer  ©emeinbe  fennen  gelernt  I)at,  !ennt  it)r 
©tauben,  1  %\}t\\.  3,  5 ;  unb  it)r  innerer  3^ortfd)ritt  beftet)t  barin. 


250  Äop-  8-    ®i^  @emeinbe  ber  ©laubenben. 

ba^  „if)r  ©laube  rcädift",  2  ^or.  10,  15.  2  Sf)eff.  1,  3.  ^ie 
30^aF)nung  gut  ©etbftprüfung  tautet:  prüft,  ob  \i)x  im  ©lauben 
fcib,  2  ^or.  13,  5.  ®cr  ^raeifel  am  SGßert  il)re§  6:i)riftentum§ 
nimmt  bie  ^^orm  an:  it)r  müßtet  o^m  ©runb  geglaubt  t)aben, 

1  ^or.  15,  2,  unb  ha§  Sob  für  fie  tautet:  burc^  ba§  ©tauben 
ftel)t  i{)r,  2  ^or.  1,  24.  (So  rcirb  beftänbig  an  ba§  ©tauben  ge- 
badet unb  com  ©tauben  gerebet,  menn  fid)  ber  ^ticf  auf  bie 
^römmigf'eit  ber  ©emeinbe  rid)tet.  S)arum  ift  an  fotd)en  ©telten 
bie  unrid)tige  S3emer!ung  in  ben  Kommentaren  I)äufig:  ©taube 
bebeute  t)ier  bie  ^rifttidje  ^römmigteit  überl^aupt;  fie  ift  be§= 
t)atb  fatfd),  meit  bie  anberen  ^^unftionen  ber  ^^römmigfeit,  bie 
@rfenntni§,  bie  ?^ur(i)t,  bie  S^^eue,  bie  Siebe,  ber  ©et)orfam  unb 
tätige  2)ienft  ©otte§,  im  S^leuen  S^eftament  niemat§  um  be§ 
©tauben^  mitten  cerfäumt  unb  üerad)tet  ober  mit  it)m  r)errced)fett 
unb  oermifc^t  merben.  '3)ie§  bagegen  ift  an  jenem  ©inbrucf 
richtig,  ba^  ein  fot(i)er  ©ebraurf)  oon  „©taube"  nic^t  mögtict) 
märe,  raenn  bie  ©emeinbe  nirf)t  it)r  gefamte§  iöert)atten  unb  3Ser= 
I)ättni§  p  ©Ott  burct)  \)a^  ©tauben  bebingt  mü^te  unb  biefe§ 
t>e^l}ab  für  ba§  äBefenttirf)fte  unb  2öirf)tigfte  an  it)rem  retigiöfen 
«efitj  l)iettc. 

®iefe  ^Betonung  be§  ©tauben§  finbet  fid)  nid)t  nur  im  33er- 
fet)r  be§  ^autu§  mit  ben  oon  it)m  geleiteten  ©emeinben,  fonbern 
im  ganjen  33rieffreiä,  fo  cerfc^iebenartig  er  ift.  Xk  2lpoftet= 
gefd)id)te  fprid^t  ba,  mo  bie  apoftotifc^e  ^^rebigt  aufgenommen 
rcirb,  beftänbig  üom  ©tauben.^)  ^^etru§  fd)eibet  bie  ©emeinbe 
Don  it)rer  Umgebung  at§  bie,  metdje  glauben,  non  ben  ltngtäu= 
bigcn,  a7tiaiovvTeg,  1  "ipetr.  2,  7.  ^ür  :3a'föbu§  bilbet  e§  ein 
•Hauptanliegen,  ba|  feine  Sefer  ba§  ©tauben  in  ber  rid}tigen 
3Beife  t)aben,  ^ap.  2.  ^er  gmeite  ^-^etrug^  unb  ^u^^i^'l^nef 
fenn5eid)nen  bie  Sefer  al§  bie,  metd)e  ©lauben  empfangen  l)aben, 

2  ^etr.  1,  1.  :3ub.  3.  ^ür  ben  .^ebräerbrief  unb  für  ;3»ol)anne§ 
ift  ba§  ©lauben  offenfunbig  bie  centrale  ^-unftion  ber  ©emeinbe. 
Sßaö  bie  ©etbftbenennung  bcrfclben  fid)tbar  nutdjt,  mirb  burd) 
ben  tcl)rl)aften  ^rii)a{i  ber  33riefe  überall  beftätigt:  fie  mar  mit 


'j  Vufa«  (icl)t  in  bicfov  .^"»iiificOt  im  (5'uanrtCliiiiii  mit  bon  ovnoptifoni,   in 
bell  iKctci  mit  ^»'^(»tiH'*^  paiallcl. 


I 


2)ag  ©inigenbe  bei  ^tfferenjen.  251 

Harem  S3en)u^tfetn   in   allen    it)ren   teilen   eine  ©emeinbe  ber 
©laubenben. 

2öie  weit  bie  9lamengebung  bem  inneren  ©tanb  ber  ©emeinbe 
entfprac^  unb  ba§  vox  un§  entt)üUt,  voa§  a(§  lebenbige  ^raft 
biefelbe  erzeugte  unb  bewegte,  wirb  bann  fid)tbar,  wenn  ^^ragen 
erörtert  werben,  n)eld)e  in  ber  ©emeinbe  üerfrf)ieben  beurteilt  wur* 
ben  unb  barum  eine  gegenfeitige  3Serftänbigung  nötig  ntarf)ten. 
^n  9(ntiorf)ien  ftanb  wegen  ber  i^rage,  ob  ein  jübijd^er  ©tirift 
bie  gefe^Iid)e  (Speifeorbnung  befeitigen  muffe,  ^aulu§  gegen 
^etru§  unb  33arnaba§ ;  wo  fud)te  man  bie  SSerftänbigung  ?  ^aulu§ 
ging  in  feiner  3lntwort  an  ^etruS  unb  bie  iübifd)en  (£t)riften 
auf  ha^  Söefen  be§  @Iauben§  ein,  unb  zeigte,  \)a^  it)r  SSer^alten 
bemfelben  wiberfprec^e.  „2öir  t)aben  unfere  3ui)erfid)t  auf  (£f)riftu§ 
gefegt",  @al.  2,  16;  ba§  nennt  ben  allen  gemeinfamen  53oben, 
baö  @rlebni§,  nacf)  bem  alle  il)r  33ert)alten  meffen.  3ßa§  ha§ 
©tauben  jerftört,  l)at  nact)  aller  Überzeugung  in  ber  ©emeinbe 
nid)t  9iaum.  5)ie  Differenz  beftet)t  nur  fo  lange,  al§  ba§  93er= 
t)ättni§  ä^ifcljen  ber  ^eobad^tung  ber  ©peifeorbnung  unb  bem 
©tauben  t)on  it)nen  üerfc^ieben  beurteilt  wirb,  ©elingt  e^  ^aulu§, 
ilinen  ju  §eigen,  ba^  it)r  ^anbeln  bem  ©tauben  wiberftreite,  fo 
betracl)tet  er  bie  Einigung  at§  gewonnen;  benn  haB  ©tauben  an 
6:t)riftu§  gibt  in  ber  ©emeinbe  feiner  preig.  ^Jücl)t  nur  in  irgenb 
weld)em  unbeftimmtem  9Jia^,  fonbern  al^  abfotute  2iBertfcf)ä^ung 
(5t)rifti,  bie  ilim  aUe§  unterorbnet,  wirb  ba§  ©tauben  burcl)  bie 
a3erl)anblung  in  5(ntiocl)ien  al§  ba§  ©emeingut  be§  ganzen 
apoftolifc{)en  .^reife§  fieser  geftellt.  ®enn  wenn  ^autu§  feinen 
©d)lu^:  „weil  ii)  an  6:t)riftu§  glaube,  gibt  e§  feine  für  mic^ 
üerbinblicl)e  ©peifeorbnung",  für  beweif enb  ^ält,  fo  fe^t  er  bamit 
t)orau§,  'i)a^  bie  anbern  biefe  gefcf)loffenc  ©inigung  mit  ©liriftuS, 
bie  in  it)m  bie  üollfommene  ©ere(f)tigfeit  !^at,  mit  il)m  teilen, 
jebenfallg  cerftelien.  9lun  bejog  fiel)  bie  ^rage,  ob  bie  3:ifcf)= 
gemeinfcl)aft  5wifcf)en  ^:petru§  unb  ben  ©rieben  ricf)tig  ober  un= 
richtig  gewefen  fei,  wenn  fie  auct)  in  ibren  J^onfequenjen  in  \)a^ 
gro^e  religion§gefcl)ic^tlicl)e  Problem  ber  erften  (S;t)riftent)eit  t)in= 
übergriff  unb  be§f)alb  3Bicf)tigfeit  befa^,  pnäd)ft  bod^  nur  auf 
eine  fleine  @in5elf)eit,  wie  folrf)e  jeber  2:age§lauf  5at)lreid)  mit 
fiel)  bringt.    ®a^  fcl)on  eine  fo  fleine  ©ac^e  unb   nur  fie  bie 


252  Änp-  8.    Sie  ©emeinbe  ber  ©(nubenben. 

@int)eit  ftörtc  unb  bat)er  georbnet  roerben  mu^te,  jeigt,  wie  ge= 
roaltig  fid)  bic  Übereinftimmung  unb  @tnt)eitlicf)feit  be§  @Iauben§ 
im  QpoftoIijd)en  Greife  üoK^ogen  unb  fid)  bie  gan§e  Seben§füt)rung 
unterworfen  ^at 

2(l§  in  torint^  über  bie  ^rebigt  be§  ^:paulu§  geftritten 
würbe,  ob  fie  bie  göttliche  2ßei§l)eit  ber  ©emeinbe  r>oüftänbig 
mitgeteilt  l)aU,  f)at  fie  ^;paulu§  baburd)  gered)tfertigt,  ba^  fie 
©tauben  burd)  ben  für  ba§felbe  allein  ^ureid^enben  ©runb,  burd) 
©otte§  Straft  l^eroorgebrad^t  l)abe,  1  ^or.  2,  1—5.  2lud)  l)ier  be= 
rü^rt  bie  in  ber  ©emeinbe  oorl)anbene  ^ifferenj  bie  2Bertfd)ä^ung 
be§  @tauben§  nid)t;  e§  bleibt  bie  fefte  93orau§fe^ung  aller,  ba^ 
©laube  ha^  red)te  33ert)alten  be§  ©firiften  fei,  unb  ber  ©treit 
bejiet)t  fid)  auf  bie  j^rage,  wie  er  begrünbet  werben  foU. 

®er  9f?ömerbrief  ermöglid)t  biefelbe  Q3eobad)tung.  ^aulu§ 
^at  ber  römifd)en  ©emeinbe  ben  :3nl)alt  unb  bie  ^raft  be§  @tauben§ 
fid)tlid)  unter  bem  (Sinbrud  bargeftellt,  ba^  fic^  53ebenfen  gegen 
feine  ©laubenSftellung  geltenb  mad)en  tonnten.  ®ie  apologetifd)e 
9f{id)tung,  W  ber  ^rief  be§wegen  ert)ält,  bewirft  jebod)  nid)t, 
ha^  ba§  ©tauben  ber  ©emeinbe  al§  itrva§  9kue§  oorge^alten 
würbe,  wa§  i^r  erft  je^t  ai§  ^eil§weg  be§eic^net  werben  mü^te; 
üielmel)r  wei^  bie  ©emeinbe  fel)r  wol)l,  ba^  it)r  2(nteil  an  ®^riftu§ 
auf  i^rem  ©tauben  berut)t,  unb  ^autu§  beabfid)tigt  nur  bie§, 
it)r  ben  Sßert  be§  ©lauben§,  ben  fie  mit  i^m  teilt,  uollftänbig 
fid)tbar  ju  mad)en.  @§  mu^  mit  ber  ©emeinbe  nid)t  barüber 
gefprod)en  werben,  ob  ba§  (^riftlid)e  58ert)alten  ©laube  fei,  fon= 
bern  ob  ©laube  allein,  ©laube  oljne  ©efetj  bie  il)r  oon  ©ott 
bereitete  Stellung  fei.  '3)er  9iömerbrief  §eigt  baburd)  leljrreid^, 
baf?  aud)  in  benjenigen  3:eilen  ber  .^ird)e,  bcnen  bic  paulinifd)e 
••^rebigt  erft  uerftänblid;  gcmad)t  werben  mu^te,  ber  ©laube  al§ 
bie  SGBurjel  be§  (£t)riftenftanb§  galt. 

©etbft  ba  wo  fid)  ein  unüerfölinlid)er  ©egenfal3  gcbilbet  l)at, 
wo  ^^aulu§  ein  3^crl)alten  oor  fid)  l)at,  auf  t)a§  er  mit  bem 
5lnat()em  antwortet,  weit  e^o  bie  ''l^a\'i§  ber  ©emeinbe  ■^erftört 
unb  il)ren  2lnfd)luf}  an  (£t)riftuö  aufl)ebt,  wie  in  ©alatien,  bleibt 
bie  nnentbel)rlid)feit  unb  .f^eilfamfeit  beö  ®lauben§  aufjor  ^rage. 
^itud)  im  ©alatcrbrief  wirb  nid)t  bauon  gefprodjen,  ob  bic  ©e= 
meinbc  ©tauben  ju  betätigen  l;abe  ober  nid)t,  nid)t  einmal  bauon. 


2)a§  ©inic^enbe  bei  JJifferenjen.  253 

ob  ha^  ©tauben  mit  6i^riftu§  unb  bem  ^Rdd)  »erbinbe,  fonbcrn 
baoou,  ob  ba§  (Glauben  aurf)  bte  ^inbjc^aft  5lbraf)am§  gebe,  ob 
ntd)t  im  @efe^  unb  in  ber  23erf)ei^ung  an  !^§xatl  ein  @ut  Hege, 
ba§  im  ©lauben  nocE)  nid)t  entf)alten  fei,  fonbern  burrf)  etroaä 
anbere§  aU  burrf)  ©lauben,  5. 33.  burrf)  33efc^neibung,  gefudjt  roerbcn 
muffe.  5(ud)  {)ier  gef)t  ber  Ä'ampf  au§fd)lie^lid)  um  bie  2(llgenug= 
famfeit  be§  @(auben§.  ®a§  ©tauben  gilt  aud^  ben  ©egnern 
be§  3(pofteI§  ai§  35orau§fe^ung  für  aüe  9Jiitgtiebfd)aft  in  ber 
meffianifd)en  ©emeinbe,  mirb  aber  oon  if)nen  al§  etmaö  Un= 
genügenbeg  unb  Unfertige^  bejubelt,  neben  berjenigen  Stellung, 
bie  ber  glaubenbe  ^ube  burd)  @efe^  unb  2{bra{)amöfmbfd)aft 
oor  @ott  befiljt.  ®ie  ©alater  fragten  fid)  nic^t :  taten  mir  baran 
red)t,  baf^  luir  glaubten?  ein  (Sebanfe,  mit  bem  fid)  ber  Srief 
nirgenbg  befd)äftigt,  fonbern:  foUen  mir  @otte§  unb  ®{)rifti  unb 
be§  S^leic^eS  roegen  nid)t  noc^  mef)r  tun,  at§  nur  glauben?  mürbe 
nid)t  unfer  Slnfc^luf^  an  t>a§  :;^ubentum  unfern  5Intei(  am  'tRuid) 
met)ren,  fiebern,  uotlenben?  ®urd)  biefe§  ^inauiftrebeu  über  ba§ 
©tauben  mürbe  e§  atterbingg  oerneint  unb  aufgegeben,  jebod) 
nid)t  nominett,  nid)t  im  33emu^tfein  ber  jum  @efe^  ^inftrebenben. 
©ie  mottten  gtäubig  fein  unb  bteiben;  eben  be§t)atb  erläutert 
it)nen  ^autu§,  ba^  it)r  3}ert)atten  ha§  ©tauben  gerftört. 

©injig  ber  ^ebräerbrief  benft  fid)  in  ber  ©eete  ber  Sefer 
bie  ^-rage,  ob  fie  aud)  red)t  baran  taten,  ju  gtauben.  @r  ent= 
t)ält  eine  ©rmat)nung  ju  bemfetben  unb  eine  53emei§fü^rung  für 
feine  Uncrtä^tid)!eit,  bie  oorauSfe^t,  ba^  bie  Sefer  be;§  ®tauben§ 
mübe  rcerben  tonnten.  2)arum  t)ätt  er  it)nen  aber  auc^  bie  @e= 
fat)r  be§  unt^eitbaren  3^attg  unb  ber  3Serteugnung  ®t)rifti  oor,  unb 
bezeugt  baburd)  in  feiner  SBeife  nic^t  minber  at!§  bie  übrigen 
33riefe,  ba^  bie  ©emeinbe  im  ©touben  bie  Söurjet  it)re§  gangen 
2)afein§  fat). 

2öa§  at§  ©int)eit§pun!t  bie  ürd^tic^e  ©emeinfd)aft  erzeugt, 
beftimmt  äugteid)  bie  ©tette,  an  ber  fie  it)r  ©nbe  finben  mu^ 
unb  oermeigert  mirb.  (&§  fotgte  au§  ber  53egrünbung  ber  ©e= 
meinbe  auf  ba§  ©tauben,  ba^  für  fie  bie  -i^^ärefie  ba  begann,  roo 
ha^  ©tauben  oertoren  war  unb  befämpft  mürbe.  @omof)t  gegen 
bie  jubaiftifd)en  ai§  gegen  bie  t)etleniftif(^en  3Hifd)gebitbe,  bie 
®rerbte§  mit  bem  doangetium  oermengten  unb  ^w'itterformen 


254  *^iP-  8-    -^iß  ©emcittbe  ber  ©laubenben. 

fci^ufen,  erfolgt  im  bleuen  S^eftament  ber  ^^roteft  bann  unb  be§= 
t)aIB,  irann  unb  raeil  boS  ©lauben  an  ®f)riftu§  burrf)  biefelben 
jerfdinitten  roirb.  9]irf)t  ber  ^^f)arifäi§mu§  an  fid)  I)at  üon  ber 
^trdje  au§gefc^(offen ;  jeber  ©ifer  in  ber  CBefe^Ucf)!eit  war  inner- 
l}aih  berjelben  möglid)  unb  rcurbe  ertragen;  nur  mu^te  e§  beut= 
lid)  bleiben,  ba^  feine  Unterorbnung  ®{)rifti  unter  ha^  ©efe^, 
feine  ^Segrenjung  unb  SSerüirjung  feiner  ©nabe  burcf)  bie  p^ari^ 
fäifrf)en  Seiftungen  behauptet  würbe,  fonbern  er  in  feinem  t'önig= 
Iid)en  S^^ec^t  a(§  ber  alleinige  ©eber  ber  ©nabe  unb  äßirfer  be§ 
@erirf)t§  bejafjt  blieb,  dagegen  l^at  ^au(u§  relatiü  geringfügige 
@efe^(icf)!eiten,  raie  5. 33.  bie  S^^eigung  ber  ©alater,  fid)  befc^neiben 
ju  laffen,  ober  bie  t)erl)ül(te,  f)eimlicf)  gef)altene  33ere^rung  9Jlofe§ 
in  ^orint^  ats  ^ärefie  au;§  ber  ©emeinbe  auSgefto^en,  fo  mie 
i!^m  unb  allen  beutlic^  mar,  'ba'^  bamit  Slbmenbung  uon  ®f)riftu§ 
gefc^et)e,  fein  .^eitanb§roer!  al§  ungenügenb  unb  üerbefferung§= 
bebürftig  beurteilt  unb  baburd)  ba§  ©lauben  jerftört  roerbe. 

©benfo  mürbe,  al§  fofort  nad)  ber  erften  ©rünbung§§eit  ber 
griec^ifd)en  ©emeinben  allerlei  2;rabitionen  au§  bem  f)eltenifd)en 
9fteligion§betrieb  in  biefelben  ^erüberfluteten,  Don  ^^aulu^  bie 
©renje,  meld)e  bie  ^ärefie  abfd)ieb,  fet)r  beftimmt  fo  gebogen, 
ha^  in  ber  ©emeinbe  unerträglid^  fei,  ma§  t^a^  auf  ß^riftu^ 
gerid)tete  ©lauben  oerneine.  9lid)t  ein  23er5eid)ni§  non  ©ebanfen 
rnirb  aufgeftellt,  bie  nid)t  in  einer  d)riftlid)en  33erfammlung  ge= 
l)cgt  ober  oon  einem  d)riftlid)en  .^erjen  beraegt  werben  bürfen, 
fonbern  barauf  mirb  gebrungen,  ha'^  bie  ©emeinbe  fid)  auf  leine 
©ebant'enrei^en  ober  religiöfen  ©jperimente  einlaffe,  meld)e  e^ 
oerbunfeln,  ba^  it)r  5Inteit  an  ©ott  auf  bem  ®l)riftu§  berut)c, 
barauf,  'iia^  fie  mit  i^m  burd)  ©lauben  oerbunben  fei. 

^ie  jentrale  ^ebeutung,  bie  für  bie  ©emeinbe  bem  ©lauben 
jufam,  mad)t  fid)  aud)  in  il)rem  ©d)riftgebraud)  fid)tbar,  barin, 
ba^  bie  roenigen  3öorte  ber  ©d)rift  über  ba§  ©lauben,  pp^n, 
üoUftänbig  unb  l)äufig  uermenbet  finb.  !Sie  fie  bie  meffianifd)o 
äBeiöfagung  mit  ^V'fuö  äufamment)ielt  unb  fie  uon  il)m  auiS  beutete, 
fo  oerglid)  fie  aud)  il)re  ©laubensJftellung  mit  ber  ©d)rift  unb 
l)ob  allcg  mit  'i}iad)brud  l)eroor,  roa§  ba§  3tlte  ^eftament  an 
Stuöfagen  über  ba§  ©lauben  bot,  fo  baf?  fid)  and)  ein  ©d)rift= 
beroeiet  für  bie  .^eilsibebeutung  be«  ©lauben^  auöbilbete.  ©en.  15,  G 


2)er  58eit»ei'3  mz-'  ber  33i[iel.  255 

gilt  nirf)t  nur  ^aulu§  a(§  ber  ma^geBenbe  5tu§fprud)  ©otte§ 
über  ha^,  n)a§  er  bem  ©lauben  gibt,  fonbern  begrünbet  oud)  in 
ber  jiübifrf)en  ßtjriften^eit  bie  in  bie  falfrf)e  9ftirf)tung  umbiegenbe 
SSer^errlic^ung  be§  01auben§  unb  be§eirf)net  für  ^afobu§  ebenfalls 
ba§  |>öc^[te,  wa§  fid)  oon  it)m  jagen  tä^t,  2,  23.  ©benfo  fteüt 
ber  ^ebräerbrief  unter  bcnen,  n)eld)e  burrf)  ©tauben  bie  33cr= 
^ei^ung  ererben,  3(brat)am  üoran,  6,  13  ff.  3)em  Sßort  ^ab.  2,  4, 
ba§  in  ber  ©eptuaginta  entftetit  roar,  gab  ^au(u§  feine  ur* 
fprüngtict)e  ©eftatt  §urücf  unb  roibertegt  bamit  nirf)t  nur  im 
©alaterbrief  ben  3tnfprurf),  ba^  au§  bem  ®efe^  @ered)tig!eit  ju 
§iet)en  fei,  fonbern  fa^t  in  ba§fetbe  äßort  aud)  mieber  ben  @runb= 
gebauten  be§  9iömerbrief§,  1,  17.  2tber  aud)  ber  ^ebräerbrief 
beffert  in  anberer  SCßeife  ben  entftellten  gried)ifd)en  Ze^i  unb  teitet 
mit  it)m  feinen  (5d)riftberoeig  für  ha§  ©tauben  ein,  ba  auc^  er 
barin  ben  jutreffenben  3tu§bruc!  für  bie  ©tettung  unb  2(ufgabe 
ber  ©emeinbe  fief)t.  ^m  @efe^  mar  ber  ©taube  au^er  in  ber 
©efc^id)te  3tbrat)amg  nod)  in  berjenigen  uon  ber  SOBanberung  burd) 
bie  2öüfte  betont,  bie  fid)  ber  ©emeinbe  teid)t  at^  Silb  it)rer 
Stellung  5n)ifd)en  ber  erften  ©egenmart  ©^rifti  unb  feiner  neuen 
@rfd)einung  barbot.  ^^autu§  ^at  biefe  ^^araltete  gur  3ßarnung 
Dor  bem  fatfd)en  33ertrauen,  ba§  jur  SSerfud^ung  (£t)rifti  burd) 
Unfitttic^t'eit  fü^rt,  benü^t,  1  ^or.  10,  1  ff.,  ber  ^ebräerbrief  au^-- 
füt)rtic^  bie  in  it)r  entt)altene  ©tauben§mat)nung  bargeftettt,  3, 12  ff., 
unb  ber  ^ubaäbrief  biefetbe  im  fetben  Sinn  rterrcanbt,  5.  dia\}ah 
mirb  8um  33en)ei§  für  bie  bem  ©tauben  gegebene  ©rrettung  nid)t 
nur  üom  .^ebräerbrief,  11,  31,  fonbern  aud)  t)on  3cifobu§,  2,  25, 
angefü()rt.  ^vef.  28,  16,  eine  ©tettc,  bie  ber  ©emeinbe  aU  mef= 
fianifd)eö  Sßort  befonber§  n)id)tig  fein  mu^tc,  roeil  bort  ba§  ©tauben 
5u  bem  Don  ©ott  getegten  ©dftein  in  33e5ief)ung  tritt,  mirb  nid)t 
nur  oon  ^;pautu§  im  9iömerbrief  sroeimat,  9,  33.  10,  11,  fonbern 
aud)  öon  ^^etru§  §itiert,  1  ^etr.  2,  6.  ^m  mid  auf  ben  Un-- 
glauben  :3§rael§  füt)ren  ^^aulu§,  ^öm.  10,  16,  unb  ^ot)annc§, 
12,  38,  fet)r  gleid)artig  Oef-  53,  1  an.  ^ie  ^falmfieCe,  n)etd)e 
ba§  ©tauben  in  einer  bem  apoftolifc^en  ©ebraud)  oerroaubten 
SGBeife  t)at,  fet)tt  unter  ben  ^aulinifc^en  (Sd)rift§itaten  nid)t: 
S^\.  116,  10  =  2  ^or.  4,  13.  SDie  ©d)rift  ift  in  ber  ©emeinbe 
abfic^tlid)  unb  gleid)artig  nad^  if)ren  2tu§fagen  über  ha^  ©tauben 


256  *^'ip-  ^-    ^'"^  Öemeinbe  ber  WIau6enben. 

burdf)forfd)t  roorben,  unb  e§  geigt  fid)  and)  f)ierin,  ha^  fie  an 
tf)rem  ©lauben  tf)re  9?eligiün  (latte,  für  it)elrf)e  tf)r  bie  ©eroipeit 
nötig  raar,  ba^  fie  mit  bem  göttlichen  ^IBort  be§  alten  33unbe§ 
übereinftimme.  ^) 

'2)ie  inneren  SSorgänge,  an  bie  man  benlt,  menn  man  t)om 
„©lauben"  fpricl)t,  finb  überall  gleicf)artig  aufgefaßt.  33alb  tritt, 
gang  roie  in  ben  ©uangelien,  bie  Überzeugung,  bie  ber  3ßal)rl)eit, 
balb  bie  ©rmartung,  bie  ber  ^ilfe  @otte§  unb  ßbrifti  gemi^  ge= 
morben  ift,  mel)r  l^erüor,  ot)ne  ha^  fid)  im  ©lauben^alt  Renten 
unb  SBoUen  je  uon  einanber  löften.  ®ie  übermiegenbe  ^ead)tung 
be§  2öiffen§  ober  be§  2ßollen§  im  ©lauben  l)ängt  lebiglicl)  t»on 
ber  9ii(i)tung  be§  befonberen  @ebanfengang§  ab.  Sßauin^  fagt, 
'Siöm.  10,9,  bünbig:  glauben,  ha^  @ott  ^efu§  auferraedt  !^at. 
2)a§  ©lauben  ift  t)ier  bie  ^eja^ung  beffen,  wa§  @ott  an  ^t\u§ 
tat.  ©teilt  er  bagegen  ha§  2Öefen  be§  @lauben§  an  2lbrat)am 
bar,  4,  18  ff.,  fo  t)ebt  er  l'räftig  bie  ungebrod)ene  ©rraartung 
t)ert)or,  bie  üon  @otte§  ©üte  unb  SRad)t  bie  üert)ei§ene  ^ah^ 
empfangen  miK.  5)a§  3Ser^ältni§  smifd^en  ^at  2,  19  unb  1,  6 
ift  nicl)t  anber§  al§  ha§  jmifdjen  9^öm.  10,  9  unb  4,  18  ff. 
©lauben,  ba^  G5ott  ber  @ine  ift:  ba  ift  ba§  ©lauben  bag  Über= 
§eugtfein  burcl)  bie  2Öat)rl)eit.  3ßenn  e§  aber  al§  @igenfd)aft 
ber  33itte  erfdjeint  unb  ba§  ©d^rcanl'en  dou  ibr  fern  l)ätt,  fo 
ift  e§  3uüerfid)t  §ur  uergebenben  unb  gebenben  ©üte.  1)er 
.^ebräerbrief  befd)reibt  fein  Söefen  in  jroei  Sßorten,  uou  bencn 
fid)  ba§  eine  auf  ben  2Bat)rt)eit§=,  ba§  anbere  auf  ben  .s>offnuug§= 
geaalt  beg  ®lauben§  bejie^t.  Q§  ift  33eftel)en  bei  ®el)üfftem, 
alfo  3uyß^'fi<i)t/  Überfüt)rung  oon  nid)t  (5id)tbarem,  alfo  S^'- 
ftimmung,  11,  1.  @benf omenig  läf^t  fid)  biejenige  i^affung  be§ 
®lauben§,  bie  in  il)m  bie  bleibenbe  ^-ormation  be§  inmenbigen 
Sebenö  fielet,  unb  biejenige,  nad)  ber  eö  baö  in  einer  befonberen 
Sage  betätigte  iPerl)alten  ift,  auf  bie  üerfd)iebenen  9Jiänner  ober 
©nippen  in  ber  ©emeinbe  uerteiten.  33eibe  liegen  abmed)felnb 
überall  uor. 

9n§  5lu§gang§punft  aller  inneren  33emegungen,  bie  ba§ 
gtaubenbe  U^ert)alten  bilbcn,  tritt  ftet§  bie  !!Öejat)ung  ber  gegebenen 

';  5(11(1)  i)on  ben  lUilrtftiiuMiicnt  fiiib  bie  ucrn  bei-  Wnc()t  be8  WImibeiiö 
fmiibi-dibiMi  3tcUc«  (lefnmmelt  luoibeu;  fiel^e  triitliiteninfl  8. 


3uftimmun(]  itnb  3"tr«"en.  257 

gött(trf)en  2öaf)rf)eit  üoran.  Um  bie  einfacf)fte  ©eftalt  be§  ©laubeng 
5u  nennen,  fagt  ber  ^ebräerbrief :  glauben,  ha^  @ott  ift  unb 
ba^  er  für  bie,  roelrf)e  it)n  furf)en,  ein  SSergelter  ift,  11,  6.  ©benfo 
will  ^au(u§  diöm.  10,  9  bem  ©lauben  einen  möglirf)ft  einfad)en 
2(u§brurf  geben,  bamit  e§  al§  ba§  erkennbar  fei,  ma§  nirf)t 
crft  au§  bem  ^immel  ober  ^a'b^^  f)erbeigef)o(t  werben  mu^, 
fonbern  bem  9Jienfcf)en  nat)  ift,  in  feinem  ^erjen  unb  in  feinem 
SJlunb.  ®arum  wirb  eg  in  bie  ^ejafiung  ber  2luferftet)ung  ^efu 
gefegt,  nid)t  al§  märe  bamit  blo^  eine  unootüommene  2(nfang§= 
geftalt  begfelben  genannt,  ha  üielmet)r  foIrf)e§  ©tauben  @ererf)tigfeit 
ift  unb  ©rrettung  bringt,  10,9.  10.  Sturf)  bie  formet  ^a!.  2,  19 
beabfirf)tigt  nirf)t  ein  t)erftümmelte§ ,  ungenügenbe§  ©tauben  p 
befrf)reiben;  im  ©egenteil,  raer  bie§  rairflirf)  gtaubt,  ift  gtäubig. 
2tuf  bie  pf9d)üIogifd)en  SSerfnüpfungen,  roeldie  mit  ber  @en)i^f)eit 
@otte§  ba§  auf  ®ott  gerid)tete  93erlangen  untrennbar  einigen, 
roirb  nid)t  refleftiert.  ^ier  ergab  fid)  für  bie  apoftoIifrf)en 
SJlänner  nid)t  bie  minbefte  ©c^mierigfeit,  weit  ber  @inf)eittict)feit 
be§  feelifd)en  SSorgangg  bie  Sefrf)affenl)eit  be§  göttlichen  3?ert)alten§ 
üoUfommen  entfprid)t.  @otte§  2öat)rt)eit  unb  ©nabe  finb  nirf)t 
trennbar,  al§  märe  bie  ©üte  ein  narf)träglic^er  ^wfatj  pr  S^ie^ 
alität  ©ütte§,  ebenfomenig  ^efu§  unb  fein  ^eilanbSamt.  ®er  in 
feiner  2Bat)r^eit  erfannte  ©ott  ift  in  feiner  ^ilf§macf)t  erfaßt, 
unb  rcenn  ©otte§  ©enbung  an  3efu§  ertonnt  ift,  ift  in  if)m  ber 
©rretter  gefunben.  @§  gibt  für  bie  apoftoIifd)en  9JJänner  fein 
©ottegbemu^tfein,  ba§  nic^t  unmittelbar  ben  3mpu(§  jum  ©tauben 
in  fid)  f)ätte.  3öo  e§  jum  ungläubigen  SSiberfprud)  gegen  ©ott 
fommt,  liegt  nad)  i^rem  Urteil  al§  eintrieb  unb  ^onfequenj  be§= 
felben  immer  ©otte§leugnung  oor ;  ebenfo  liegt  in  jeber  Slbraenbung 
üon  ^efu§  bie  Seugnung,  ba^  er  ber  ®t)riftug  fei. 

'^a§  seigt  fid),  ba  SGßal)rf)eit  unb  ©laube  in  fefter  S^lelation 
gu  einanber  fielen,  aud)  am  2Baf)rt)eit§begriff  ber  Briefe;  benn 
aud)  biefer  beruf)t  auf  ber  unteilbaren  @inf)eit  ber  ^erfönlid)feit. 
2Ba§  it)r  ^^emu^tfein  erfüllt,  bilbet  aud)  ben  ^nf)alt  it)re§  Seben§ 
unb  t)at  unmittelbar  ben  ^mperatio  in  fid),  ber  it)r  SBoUen  unb 
SGßirfen  leitet.  ®arum  mirb  bie  2öat)rt)eit  eincrfeitg  !räftig  at§ 
ba§  bie  ©rfenntniä  33ilbenbe  gebad)t:  hrlyvcoaiq  t%  aXri&eiag, 
^ebr.  10,  26.  diöm.  2,  20.  X\t  1,  1.   1  Stim.  4,  3.  2  ^etr.  1,  2, 

©d;Iotter,  £cr  ©loube  im  31.  Xeft.  17 


258  ^"P-  8-    ^^^  ©emeinbe  ber  ©(aubeiibeit. 

anbrerfeitS  ebenfofef)r  auf  ben  Sßilten  bejogen :  vTtavMri  alt]d^eiag, 
1  ^Ctr.  1,  22,  TTEi&EO&aL  xfi  alrid^Eiq,  @al.  5,  7.  9^öm.  2,  8. 
3)arum  liegt  im  ^erf)ältm§  gu  if)r  bie  ©teile,  voo  bie  ^o§t)eit 
be§  SJlenfc^cn  entftef)t  imb  er  bie  ©c^ulb  auf  fid)  labt.  ®a§ 
3Biberftreben  gegen  bie  2Ba{)rt)eit  ift  bo§  Unentfd)ulbbare  am 
menfc^Iid^en  STun,  tüa§  unter  bem  göttIidE)en  ^oxn  ftet)en  mu^, 
9iöm.  1,  18.  2,  8.  ®er  ungerbrod^enen  ^e§ogenf)eit  ber  SCöaI)rf)eit 
auf  ben  gangen  9[Renfcf)en  entfpridjt  bie  ungeteilte  3ufammen= 
faffung  aller  feelifcl)en  ^^unWonen  im  ©laubenSoorgang,  unb  beibe§ 
t)at  feinen  testen  ©runb  in  ber  unterteilten  @int)eit  be§  @otte§= 
bemu^tfeing,  ba§  9J?ac^t  unb  9^ecl)t  unb  ©nabe  al§  ftetig  ein§ 
im  göttlid)en  3öiEen  unb  Sirfen  fe^t. 

%Oi\)zx  fe^te  bie  ©emeinbe  mit  nottem  S3en)u^tfein  ben  ^ampf 
^efu  gegen  alle  religiöfe  ©cf)aufpielerei  fort,  unb  ^at  e§  nid)t 
gebulbet,  ba^  jemanb  fiel)  eine  fromme  %\^ViX  umlege,  o{)ne  'i^a'^ 
feine  innere  Überzeugung  fie  begrünbete.  @§  ift  lel)rreicl),  'iia'^ 
eine  fo  feine  ^orm  ber  Slnpaffung  an  bie  Umgebung  unb  ber 
S3erücffid)tigung  if)re§  Urteile,  mie  ber  SSerjic^t  be§  '»^etruS  unb 
^arnaba^  auf  bie  Übertretung  be§  mofaifd)en  9ieint)eitggefe^e§ 
in  2lntiod)ia  n)äl)renb  ber  2lnraefent)eit  ftrenger  benl'enber  (£t)riften 
au§  ^ß^ufatem,  üor  bem  ©emiffen  ber  ®l)riftent)eit  al§  .f^eud)elei 
galt,  fo  ba^  e§  ^^aulu§  aud)  für  feine  ©alater  ol)ne  jebe  lueitere 
Erläuterung  mit  biefem  Flamen  belegen  fann,  @al.  2,  13.  @§ 
gilt  in  Forint!),  1  ^or.  8,  raie  in  9fiom,  ^Jtöm.  14,  al§  Harer, 
firierter  ©runbfat},  auf  bem  ber  gan^e  ^Serf'ebr  ber  ©emeinbe 
berut)t,  'iiü'^  jeber  nad)  feinem  (Semiffen  unb  eigener  Überzeugung 
l)anble,  unb  fünbigen  mürbe,  menn  er  anberen  ju  ®ef allen  eine 
Gattung  annät)me,  bie  feiner  eigenen  ©infidjt  miberfprtd)t.  ®a§ 
f)at  feine  iCorau^fetjung  barin,  ba^  man  uon  einem  „Glauben", 
neben  bem  ba§  übrige  i^eben  fid)  felbfttinbig  entfalten  tonnte, 
nid)t§  roufjte,  fonbern  nur  ein  foId)e§  ©tauben  fannte,  ba^  ben 
9Jlenfd)en  ganj  unb  eint)eittid)  erfaßt  unb  fein  'innbalteu  immer 
beftimmt. 

^ie  bem  ©tauben  näd)ftftel)enbe  ^unftion,  bie  feine  9lrt  am 
bcutlid)ften  unb  unmittelbarften  offenbart:  baö  ©ebet,  ergibt  bie= 
felbe  ^-lkobad)tung,  benn  eö  nimmt  ben  ganzen  3nbalt  bec<  Veben§ 
in   fid)   auf,   unb   bleibt   ber  Uuteruieifung  :^i\\\  treu.     Xie  ©e* 


) 


3ttftiinmuiuj  itnb  3"irauen.  259 

meinbe  ^at  33itten  unb  hänfen  gefonnt;  fie  f)at  bctenb  gebQd)t, 
inbem  fie  fic^  (3otU§  2öerf  im  ©ebet  üerbeutlid)t,  unb  betenb 
geljanbelt,  inbem  fie  im  @ebet  if)r  SBoKen  gefunben,  gereinigt 
unb  befeftigt  f)at.  @§  §eigt  fic^  aud)  I)ier  bie  ganje  ^erfönlirf)^ 
feit  of)ne  Spaltungen  oon  if)rem  ©tauben  bel)errfd)t. 

®a^er  entftef)en  bie  Unterf rf)iebe ,  bie  fid)  in  feiner  ?^affung 
§tt)ifc^en  ben  oerfd)iebenen  SJlännern  unb  ©ruppen  ber  ©emeinbe 
Seigen,  nid)t  barau§,  ba§  e§  innert)alb  be§  feetifdjen  Seben§  anber^ 
begrenzt  unb  ber  3lnteil  be§  Onteüeftg  unb  2öilten§  an  bemfelben 
üerfd)ieben  beftimmt  möre. ')  SCBürbe  ber  53ticf  auf  ©ott  irgenbmo 
nict)t  al§  SJiotiü  für  ben  3Bißert  empfunben  ober  ber  auf  ©ott 
gerid)tete  SBitte  gegen  bie  2öat)r^eit  felbftänbig  gemacf)t,  fo  roäre 
bie  ©laubengftellung  aufgegeben.  ®ie  übereinftimmung  in  ber 
Raffung  ber  33orgänge,  bie  ben  ©taubeniftanb  ergeben,  befagt 
lebigtid),  ^a^  bie  neuteftamentlid)en  SJlänner  fämtlic^  nid)t  bto^ 
über  bog  ©tauben  rebeten,  fonbern  e§  f)atten  unb  al§  if)r  eigene^ 
perfi3nlid)e§  ©rtebnig  unmittelbar  fannten.  SGBir  fto^en  bei  il)nen 
nid)t  auf  9ftefleyionen  über  ein  nur  üorgcftellteä  ©tauben,  fonbern 
auf  9(u§fagen,  bie  au§  biefem  felbft  ern)ad)fen  finb.  ®arau§  ent= 
ftet)t  aud)  bie  mit  ber  tlbereinftimmung  fid)  oerbinbenbe  ©igenart 
if)rcr  3(u§fagen,  ba  biefe,  inbem  fie  i'^r  eigene^  ©tauben  auB-- 
fpred)en,  aud)  bie  üerfd)iebene  Sebenägeftatt  ber  ^erfönlid)!eiten 
üor  un§  enthüllen.  ®iefe  Unterfdiiebe  entfielen  nid)t  erft  an  ber 
^orm,  fonbern  am  ^nl)alt  it)re§  ©laubeng;  fie  finb  nid)t  pfi)d)0= 
togifd)er,  fonbern  tl)eo=  unb  d)riftologifd)er  3lrt.  ^)  9Ba§  ba§ 
©tauben  inbiuibuatifiert,  ba§  ift  bie  SBeife,  mie  jeber  unter  if)nen 
;3efu§  unb  oon  il)m  aü§  ©ott  betrad)tet.  SQBeil  jeber  fein  be= 
fonbere§  3?erl)ältni§  ju  ^e\u§  f)at,  in  bem  alle  ^aftoren,  metd)e 

^)  2lu(^  gegenüber  ber  ©tinagoge  liegt  baö  Unterfrf)eibenbe  mcf)t  in  biefer 
9tic()tung;  nnd)  ber  pfi)cl)ologijd)en  Seite  f)in  ift  t)ielmef)r  ber  nenteftamentli(i)e 
Sprndjgebraud)  von  bemjenigen  ber  ö^nagoge  nid)t  ju  xmterfdjeiben. 

^)  Smnit  ift  nid)t  öeftritten,  bafi  aud)  bie  natürliche  Söafiig  beö  geiftigen 
Sebenö  (fog.  (S^arafter,  Temperament  u.  bgl.)  inbiuibualifierenb  auf  bas  (Glauben 
einiüirfc.  J'cnn  mir  finb  anc^  in  unfern  I)öd}ften  ^miftionen  burd)  ben  unö 
tragenben  'Jiaturnorgang  beftimmt.  9htr  gibt  c^  über  biefe  '^ejiel)ungen  feine 
3Biffenfd)aft,  nid)t  einmal  fomeit  unfre  Selbftbeobad)tung  reid)t,  nod)  meniger  in 
6inftd)t  auf  bie  Stpoftel.  ^on  „Sefu  ©f)arafter"  ober  oom  „3:emperament  beö 
'^üulU'J"  ju  rebcn,  ergibt  nur  ®efd)n)ä^. 


260  ^"P-  ^-    ®^^  ©emeinbe  ber  ©laiidenben. 

bic  ^nbiotbudität  bebingen,  mttroirffam  ftnb,  fo  ba^  ^t\n§  für 
jeben  einen  befonberen  SBert  {)at  unb  barum  auc^  bie  @otte§= 
anfc^auung  für  jeben  if)ren  eigenartigen  3nt)alt  befi^t,  barum 
beftimmt  fid)  aud)  ber  @tauben§begriff  inbioibueü,  wie  unb  rceil 
it)r  glaubenbeS  a5erf)alten  felbft  ein  perfonI)afte§  unb  borunt  in= 
bioibuetIe§  rcar.  Slber  für  alle  ift  haS  ©lauben  ba§  fie  perfön= 
lic^  beftimmenbe  @rlebni§,  ba§,  xüa§  in  i()rem  „^erjen"  lebt, 
9?öm.  10,  9.  10,  unb  ^at  barum  aöe§,  rca§  an  geiftigen  5!räften 
in  i{)nen  ift,  in  fic^.  ©eSroegen  rcirb  bie  im  ©tauben§üorgang 
geeinte  33ieII)eit  feeUfd)er  33orgänge  nirgenb§  §erriffen,  fonbern, 
mie  fie  al§  ©in'^eit  erlebt  rcirb,  aud)  alg  @int)eit  gebad)t.  ^f)r 
3Md)benfen  rid)tet  fid)  übert)aupt  nic^t  auf  bie  feelifd)e  ^e= 
fd)affent)eit  be§  ©laubeng,  fonbern  auf  feinen  ©runb  unb  auf 
feinen  ©rfolg. 

®at)er  rcirb  aud)  nirgenb§  ba§  SBerben  be§  @tauben§  na^ 
feinem  pfi)d)oIogifd)en  Hergang  befc^rieben  ober  für  benfelben  ein 
9lormaIbilb  aufgeftetit.  9lur  ba§  eine  mürbe  angeftrebt,  ha^  ber, 
bem  geglaubt  rcirb,  allen  befannt  roerbe,  unb  roarum  it)m  ge= 
glaubt  mirb,  jebermann  beutlid)  fei.  3Bie  bagegen  au§  ber  35er= 
fünbigung  6^t)rifti  im  feelifc^en  ^roje^  ba§  (Glauben  entftet)e,  er= 
regte  ba§  :3ntereffe  ber  3lpoftet  nid)t,  raeil  fie  oom  ©lauben 
gläubig  bad)ten.  9ßer  baSfelbe  t)at,  mei§,  mag  e§  ift;  mer  e§ 
nid)t  l)at,  ert)ält  eg  niemals  burd^  eine  pfi)d)ologifd)e  5lnali}fe  be§ 
©laubengafts.  3"9teid)  roirft  bie  ©mpfinbung  mit,  ba^  bie 
unferen  eigenen  Sebengftanb  formierenben  3Sorgänge  unferer  33e= 
trad)tung  entzogen  feien,  ba  mir  un§  fclbft  nic^t  burd^fdjauen, 
am  menigften  in  benjenigen  i^orgängen,  burd)  mcld)c  mir  merben. 
^a§  @ntftet)cn  be§  ®lauben§  l)at  aber  bie  »olle  ^ebeutung  eineg 
®eburt§momentg,  meld)er  unfcrcm  inmenbigen  Seben  bie  @e= 
ftaltung  gibt.  53ei  ber  !i?erfünbigung  bc§  ©uangeliumg  begnügte 
man  fid)  bcgt)alb  mit  ber  @emi^t)eit,  baf?  (§ott  im  (Sl)riftu§  unb 
im  ©cifte  bei  ben  .^örern  feinet  SGßorteg  gegenmärtig  unb  if)r 
.^crü  für  il)n  offen  unb  jugänglid)  fei.  'iWan  martcte  rul)ig  ben 
Grfolg  bcö  3öortcä  ab;  er  mirb  in  berjenigen  Seife  eintreten, 
mic  „Wott  ben  ^örern  bie  Xüre  jum  ©lauben  offnen  mirb".') 

')  Viifnö  l)nt  fDiüo()l  an  bcv  ütUrffamfcit  bor  ;oicnt)alomiteu,  luic  au  bcr- 
ietiigen  bcö  ^aiiluo  bic  iii  bic  3hil)c  ucvfcljcnbc  iLUvfuiirt  best  Wlaulicm^N  plaftifd) 


^uftimmung  unb  3"*röwc"'  261 

®af)er  loerben  uirgenb^,  raeber  im  SfiüdblicE  auf  ^^fu  2Irbeit, 
nod)  im  binefnd)cn  23erfef)V  ber  Stpoftel  mit  ben  ©emeinben,  nod) 
in  ber  ^ufammenfaffenben  2)arfteüung  i^re§  Söerfä,  33efef)rung§= 
(;efd)irf)ten  ber  ^n-^ött  ber  d)rift(id)en  53otfcf)aft.  (Soraeit  mir 
fülc^e  erhalten  (9Jlattf)äug ,  3afrf)äu§,  9lifobemu§,  ber  ^lltt)iope, 
S^bia  u.  f.  f.),  mirb  immer  nur  bargcftedt,  mie  ba§  SÖBort  an  fie 
^erangebrarf)t  unb  Don  i^nen  ergriffen  ober  abgefto^en  mirb,  nie 
aber  eine  (3d)ilberung  ber  inneren  SSorgänge  gegeben,  bie  un§ 
erfennbar  marf)en  foK,  wie  unb  roarum  bie  SCBanblung  in  i{)rem 
.^erjen  cor  fid)  ging. 

3u  ben  ^onjefturen,  bie  biefc  angebliche  Surfe  in  ben  neu^ 
teftamentli(^en  Slu^fagen  über  bag  ©lauben  au^sufüüen  untere 
nat)men,  get)i)rt  bie  2(nna^me :  ber  für  ben  Urfprung  be§  ®(auben§ 
bamat^  entfd)eibenbe  ^aftor  fei  ein  ftarfer  ®efüf)I§einbrud  be= 
feügenber  3(rt  gemefen,  meld)er  aU  ein  ©mpfinben  ber  güttlid)en 
©nabe  gebeutet  morben  fei  unb  begt)a(b  „bie  ^ei(§geroipeit"  er- 
zeugt \)aht.  ^ic  5^onjeftur  fommt  fd)on  baburd)  in!§  (2d)roanfen, 
ba^  fie  unerflärt  (äffen  mu^,  marum  nirgenb§  eine  33ef^reibung 
biefe§  ©reigniffeä  erfd)eint,  melc^e^  bo^  nac^  berfelben  für  bie 
apoftolifd)e  "iPrebigt  bie  größte  2öid)tigfeit  befa^,  marum  aud) 
jebe  5lnbeutung  fe{)(t,  mie  man  biefe  angeblid)e  ^Bebingung  i()reg 
@rfolg§  am  beften  f)erftetle.  ©ie  fdjeitert  ooüenbg  baran,  ba^ 
fie  bie  Oiefteyion  auf  ha^  ©tauben  felbft  jurürfbeugt  unb  biefem 
am  eigenen  ©mpfinben  be§  ©laubenben  feinen  ©tü^punft  gibt, 
lüoburd^  fie  mit  allen  neuteftamenttid)en  Stusfagen  über  t>a§ 
©tauben  in  ©treit  gerät,  ^m  neuteftamenttid)en  ©tauben  mar 
feine  Singabc  über  eigene  ©cfül)l§regungen  ober  fonftigc  „©rfat)= 
rungen"  eingefc^loffen,  fonbern  e§  entl)ielt  nur  unb  auigfd)lie^lid) 
eine  3lu§fage  über  ben  ®t)riftu§,  fein  2lmt  unb  2öerf.  ®em 
©lauben  ber  Slpoftel  mar  biefe  oom  ^6),  feinem  9Jieinen,  ^ü^tcn 
unb  SßBir!en  abgemanbte  ^ireftion  ^in  §u  bem,  meld)er  cerfünbigt 
unb  geglaubt  mirb,  mefentlid).  '^k§,  ni(^t  blo^  ein  ^n^aU  ober 
Unfä^igfeit  §u  flarer  ^eobad)tung,  l)at  bewirft,  ba^  bie  neutefta^ 


5itr  fSai-ftellung  gebroc{)t.  So  gro^  f)ier  unb  bort  bie  Qkis  ftnb,  bie  ber  3(r6eit 
Dorfditüebeu :  fie  bleibt  üon  jeber  .'öaft  itnb  Öeioaltfamfeit  frei.  2tl(eä  liegt  an 
ber  {^Jelegenbeit,  bie  abgeroartet,  njenn  fie  aber  fommt,  bann  aucf)  mutig  aue; 
genügt  mirb. 


262  ^aP-  8-    ^'^  ®emeinbe  bev  0(au6enben. 

mcntlid)C  Set)rarbeit  nid)t§  aufraeift,  ma§  man  eine  ^^fi)d)ütogie 
be§  @Iauben§a!t§  l)ei^en  fann. ') 

9(u§  ber  regierenben  3)?ad)t,  mit  ber  ba§  ©tauben  bie  *':per= 
fönlt(^!eit  bewegt,  ^at  ftd)  ergeben,  ba^  bie  ©emeinbe  e§  nie 
einzig  at§  ben  if)r  üerlief)enen  33efi^,  fonbern  immer  and)  at§  i{)re 
^^flid)t  betra(f)tet  f)at,  auf  bereu  ©rfüKung  fie  eine  erufte  ©orge 
5u  rid)ten  !f)at.  ©ie  raupte  fid)  mit  if)rem  SBoden  an  it)rem 
©lauben  beteiligt,  me^l^alb  e§  i^r  notmenbig  aud)  unter  bie  '^pflidjt^ 
formet  fiel. 

@§  märe  serfatlen,  t)ätte  e§  bie  ©emeinbe  nid)t  at§  tebenbige 
©trebung  bei  fid^  gepflegt,  an  bie  fid)  ba§  33erou^tfein  ber  93er= 
pftid^tung  t)eftete.  ©ie  raupte  fid)  burd^  ^a^  ©louben  in  ®otte§ 
@nabe  oerfe^t;  fie  ^tte  mit  if)m  afle§.  2Ba§  foU  il)r  5ur  5(uf' 
gäbe  werben,  menn  it)r  nic^t  eben  ba§  ©tauben  fetbft  ju  biefer 
rcirb  ?  2ßenn  it)r  biefe§  nur  at§  ber  üorI)anbene,  fieser  geroonnene 
33efi^  gatt,  fo  t)atte  fie  fein  3iet  mct)r  unb  oerfan!  in  ©rftarrung, 
ober  ha  fid^  ba§  ©treben  im  9Jlenfd^en  nid)t  erftirfen  tä^t,  bann 
brängten  fidf)  anbere  3^^^^  neben  unb  über  bem  ©tauben  in  ben 
SSorbergrunb,  unb  biefe§  prte  auf,  bie  bie  ©emeinbe  beflimmenbe 
WaAjt  ju  fein. 

äöeit  fie  am  ©tauben  it)re  Q3afi§  t)atte,  mar  bie  ©efat)r  in 
biefer  S^lid^tung  ernft;  benn  ber  ^efi^  ber  ©efamtt)cit  erfd)eint 
bem  einjetnen  teid)t  at§  fein  oöttig  gefid)erte§  ©igentum.  3öir 
t)aben  e§  aber  am  Svenen  ^eftament  anfdjautid)  nor  9tugen,  raie 
ernft  bie  auf  bie  33egrünbung  unb  ©r^attung  be§  ©tauben§  ge= 
rid)tete  ©trcbung  bleibt.  2;i)pifd)  ift  in  biefer  .^infid)t  ba§  Söort, 
mit  bem  ^^autu§  auf  feine  nun  üotIbrad)te  Seben^arbeit  jurüdE^ 
fie^t:  „id)  t)abe  bag  ©tauben  bema^^rt,"  2  2;im.  4,  7.  ®a^  er 
big  jum  ©übe  fcine§  £eben§  gtäubig  bteibe,  bitbet  ba§  ^iet,  an 


')  Xa^  l'ufn«  ben  Grforn  ber  -^^rebUU  Slcta  10,  46.  19,  6  babmrf)  (Kleist, 
bafi  (Mloffolalie  eintrat,  beiueift  n\d)t,  bafj  er  in  einem  befonbern  fecliicfjcn  (S"r 
reflunflü^uftanb  bie  ÜH'biiuinnt^  bed  (^Uäuluivuerbenö  fol).  !){act)  feiner  "Dioinunii 
lüurben  jene  nid)t  be<5l)alb  (lUtubiii,  lueil  fie  mit  H>"MU'it  ,^>i  reben  Dorniocliten, 
fonbern  tueil  nnb  nart)beni  fie  rtliiubiti  luaven,  luurbe  il)nen  ber  ("lU-ift  lUMieboii, 
unb  bcffcn  ftd)tbare  il<e,^enflnnrt  in  ber  ,»^nn(ienrebe  bat  für  ben  (ir^irtbler  be«t|)nUi 
©ebeutiinfl,  toeil  babnrd)  bie  i){id)tiflfeit  be<(  apoftoIifd)en  :iU'rfabren<i  eine  (lött^ 
li(^c  iöeftrttiflung  erljrtlt. 


Xex  W(au5e  an  (^ott.  263 

it)elrf)em  tf)m  aüeä  liegt,  unb  t>a§>  er  je^t  al§  erreid)!  beseic^nen 
tann.  m6)i  nur  im  ^lid  auf  ba§  3Ser^a(ten  ber  SKelt,  fonbern 
aud)  auf  if)r  eigene;§  SSermögen  unb  23er^alten  blieb  ben  5(pofteIn 
bie  ^rage  ftet§  gro^  unb  ernft,  ob  ber  SJlenfc^enfo^n  auf  ©rben 
©lauben  finbe.  ©in  großer  Steil  ber  brieflichen  ^ilrbeit  be§  ^aulu§ 
ift  ^ampf  um  bic  @rt)altung  be§  @lauben§.  @benfo  fd)rieb  ^o- 
l)anne§  feine  ^arftellung  ^efu  mit  bem  beraubten  ^iel,  ba§ 
©lauben  feiner  (Semeinbe  §u  begrünben,  unb  ^a^obuS  l)at  baran 
ein  n)icl)tige§  Slnliegen,  jebermann  ju  jeigen,  mie  er  ba§  ©lauben 
rirf)tig  ^ahi. 

3(uf  bie  ?^roge,  wa§  ©egenftanb,  ©runb  unb  ^iel  be§ 
glaubenben  @rfennen§  unb  ÜVrIangenS  fei,  tautet  bie  3lntu)ort: 
©Ott,  nur  er  unb  nid)t§  neben  tt)m.  ®a^  ha§  ©lauben  feine 
religiöfe  ^rt  behalte,  b.  f).  üon  einem  flaren,  fräftigen  ®otte§= 
beiüu^tfein  burrf)brungen  fei,  barauf  mar  bie  23er!ünbigung  immer 
mit  grof?em  ©ruft  bebac^t.  ©o  menig  al§  in  ^efu  3Sert)atten 
unb  Set)ren,  mengt  fiel)  in  baSjcnigc  ber  Slpoftel  irgenb  meld)er 
Unglaube  gegen  ©ott  ein,  al§  fönnte  c§  fid)  ®t)riftü  gegenüber 
um  ein  ©lauben  Ijanbeln,  ha§  nid)t  auf  ©ott  belogen  märe.  3n 
biefer  ^infid)t  bat  :3efu  2trbeit  mit  burd)fd)lagenbem  (Srfolg  bie 
gan^e  Haltung  ber  ©emeinbe  beftimmt. 

5lu§  burd)fid)tigen  ©rünben  rairb  met)rmal§  ben  t)eibmfd)en 
©laubenben  ©ott  al§  ber  genannt,  meld)em  je^t  il)r  ©lauben  im 
©egenfa^  §u  i^rer  frül)eren  grömmigfeit  gel)öre.  ®abei  ift  nie 
blo^  an  ben  33efi^  eine§  monott)eiftifd)en  ©otte§gebanfen§  gebac^t. 
^^etru§  fagt  ben  5lleinafiaten :  fie  Derbanfen  ßl)rifto  bie§,  ba^ 
i^r  ©laube  nun  auf  ©ott  gcrid)tet  fei,  1  ^etr.  1,  21.  %a^  c§ 
je^t  aud)  üon  ben  Reiben  gilt,  ba^  fie  „gläubig  an  ©ott"  feien, 
ift  bie  ^-olge  ber  ^iufermedung  ®t)rifti  unb  t)at  bie  auf  ©ott 
gerid)tete  Hoffnung  neben  fid).  1)a§  ©lauben  ber  3:l)effalonid)er 
l)ei^t  '»Paulus  im  Untcrfd)ieb  üon  ij[)rer  früt)eren  SGBeife  ©lauben 
5U  ©Ott,  1  St^eff.  1,  8.  ®a§felbe'fd)lie^t  nid)t  nur  ben  ^ienft 
be§  lebenbigen  ©otte§,  fonbern  aud)  bie  (Srmartung  ^efu,  be§ 
9ftetter§  üom  fommenben  ^orne,  ein.  2ßa§  ber  ©efängni^märter 
in  ^l)ilippi  burd)  bie  ^rebigt  be§  ^autu§  empfängt,  mirb  barin 
jufammengefa^t :  er  glaubte  ©ott,  7tErcioievy.iog  tiT»  d-eq),  16,  34. 
^a§  ift  im  (Sinne  beg  Xi^i§>  nid)t§  anbere^  al^  jener  „©laube 


264  ÄiP-  8.    2)ie  ©emeinbe  ber  ©Inubenben. 

an  ben  ^errn  ^cfu;§  ®t)riftu§,"  33.  31,  iüelcf)er  in  ber  Errettung 
fein  ©rgebniB  unb  feinen  ^nl)alt  f)at. 

^m  jübifdien  Greife  roirb  ebenfo  fräftig  btc  ^ejicfiung  be§ 
@Iauben§  auf  ©ott  {jeroorgeftellt.  ®ie  ©emeinbe  bat  feinesroegS 
ha^  Sercu^tfein,  aU  !äme  burcE)  i{)r  ©lauben  an  ^efu§  ein 
„neuer  ©laube"  in  bie  Söelt.  3Sie(meI)r  glaubt  fie  burd^  biefe§ 
an  ben  ©ott,  an  ben  bie  Später  glaubten.  SDem  ^ebräerbrief  ift 
eä  ein  n)id)tiger  ©ebanfe,  ha^  ha^  ©lauben  ber  ©emeinbe  ta^- 
jenige  2Serf)aIten  fortfe^e,  auf  "öa^  ber  SJienfd^  con  ber  <Sc£)öpfung 
!f)er  geroiefen  ift  unb  ha§  aüe  93äter  betätigten,  ^ebr.  11,  unb 
■»Paulug  legt  nidE)t  minber  barauf  @en)id)t,  ba^  ba§  ©tauben 
%hxai)am§  je^t  ber  53efi^  ber  ;3uben  unb  Reiben  gercorben  fei, 
diöm.  4.  ^k  ungeteilte  @int)eit,  mit  ber  ba§  ©tauben  auf  ©ott 
unb  ®^riftu§  belogen  roirb,  f)atte  jur  B^olge,  ba^  aud^  bie  iübi= 
fct)en  ajiänner  'ü)x  ©tauben  an  ©ott  auf  if)ren  Slnfc^Iu^  an  (£f)riftu§ 
äurürffüt)ren.  ®er  2(nfang  it)re§  (£f)riftentuni§  ftettt  fid)  i{)nen 
nid)t  al§  ein  ^ortfc^ritt  Don  ©tauben  §u  ©tauben,  fonbern  a\§ 
eine  ^e!ef)rung  oom  Unglauben  gegen  ©ott  ^um  ©tauben  an  if)n 
bar.^)  3li6)i  nur  '>]Saulu§  ^at  fein  früt)ere§  3Ser{)aIten  tro^  ber 
Don  jebem  3wßifß^  freien  ©nergie,  mit  ber  er  ba§  ©otte;§ben)u^t= 
fein  feftl^ielt,  „Unglaube"  genannt,  1  %\m.  1,  13,  fonbern  auct) 
ber  ^ebräerbrief  fteltt  „ha§  ©tauben  ju  ©ott  t)in"  neben  „bie 
Umfet)r  oon  ben  toten  3ßer!en"  unter  bie  ^^unbamente  ber  ®t)riften* 
ftellung,  6,1.  @§  ift  bamit  ber  früt)eren  ^römmigfeit  bie  ob^ 
je!tioe  3Baf)rf)eit  nid^t  nerncint,  a{§  rcäre  "tta^  in  ibr  oorbanbene 
©otteäberou^tfein  fatf d)  geioefen ;  bie  SÖßenbung,  uon  ber  gefprodtien 
mirb,  bejietit  fid)  auf  ba§  33cr^attcn  bc§  ©ubjeft§,  n)etd)e§  bie 
„toten  3Berfe"  mit  ber  ^yrömmigteit  juf ammengefügt  f)at.  ^n 
feiner  !i?erbinbung  mit  ber  Umfet^r  ift  aber  aud)  baä  ©tauben  an 
©Ott  alä  itma§  9^eue§  gebad)t,  ma§  erft  burd)  „ba§  SQBort  oon 
bem  in  G^rifto  gegebenen  5lnfang"  ber  ©emeinbe  gegeben  morben 
ift.  "^hir  baburd),  ba§  ber,  meld)en  ©ott  gefanbt  bat,  ©tauben 
gcfunben  f)at,  fommt  e^  jur  Stnerfennung  ©otte§,  jur  33eial)ung 
feineg  SBilteng,  feiner  ©nabe,  feiner  @t)re,  jur  |^uüerfid)t,  bie 
©Ott  für  fid)  meiji. 

')  Xic  !i*c,H'id)miiui  bcv  (^icmciubc  alS  bie  „Wlnubcnbon"  ift  aud)  I)icfiiv 
bebeutfom.    ^dtacl  mit  feinem  (iifev  für  Wott  ift  beiiuod)  „uiniIäubHV. 


Xet  maubt  an  f^ott.  265 

^ie  ©emeinbe  f)at  bie  pfeubod)nftifd)en  2:enben5en,  bie  am 
(£^riftu§  bie  ^e^ie^ung  auf  ©ott  tilgen  unb  i^n  nur  alö  Wiener 
beä  9Jlenfcf)en  faffen,  ber  bie  menfdjüdie  33egierbe  erfüllt,  fo  ba^ 
er  a(§  ©urrogat  @otte§  @ott  '6efd)attet,  Döüig  unter  ftrf).  3Ba§ 
bag  t)of)epriefter(id)e  @ebet  al§  ben  inneren  ^^efi^  ber  jünger 
be§eid)net:  fie  glaubten,  ba^  bu  micf)  fanbeft,  bilbet  in  ber  %at 
baö  (Eigentum  ber  gefamten  ©emeinbe.  3f)r  ganje^  '3)enfcn 
unb  ^anbeln  ift  burd)  h^n  ©a^  regiert :  ber  ®f)riftu§  ift  ®ottc§. 
©ie  fa^t  ii)n  a{§  htn  2ßeg  ju  ®ott,  unb  feine  &aU  a(§  bie 
@emeinfrf)aft  mit  ©ott.  ^f)re  33etrad)tung  3^1"  ift  burd^aug 
religiös.  2Bie  immer  bie  3w96l)örigfeit  ^^\u  ju  ©ott  begrifflich 
beftimmt  rairb:  e§  ift  bie  gemeinfame  Stellung  aller,  ba^  ^efu 
©rfc^einung  unb  3Berf  ©otte§  Stat  ift  unb  barum  ben  3Jienfcf)en 
mit  ©Ott  in  ä^erbinbung  bringt.  2)a§  gibt  il)rem  ©tauben  bie 
innere  @inf)eit.  ^;paulu§  befcl)reibt  ba§  red)tfertigenbe  ©laubcn 
ai§  ^efu  erraiefen,  nioxig  'iriaov,  aber  ebenfomol)!  al§  auf  ben 
gericf)tet,  „ber  :Sefu§  aufermecEt  ll)at,"  Stöm.  4,  24.  ^ene§  ©tauben 
bei  3a!obu§,  burdt)  "Oa^  bie  3trmen  reid)  finb,  2,  5  unb  baöjenige, 
um  be^iüillen  alle  5i^erfudt)ung  jur  ^^reube  mirb,  1,  2  finb  oon= 
einanber  nicf)t  §u  trennen.  3ene§  ift  2,  1  al§  ©tauben  an  ®l)riflu§ 
befcl)rieben ;  biefe^  l)Qngt  unabtrennbar  mit  ber  auf  ben  gebenben 
©Ott  geftellten  3uocrfid)t  §ufammen,  1, 6.  ^eibe  finb  nirf)t  gegen= 
einanber  ifoliert.  ®a§  ©tauben,  ba§  ^efu  ermiefen  rcirb, 
1  ^etr.  1,  8,  ift  nirf)t  etroa^  anbere§  al§  ba^  burd)  if)n  entftan= 
bene  ©tauben  an  ben,  ber  il)n  auferraecEt  l)at,  1,  21.  ©ott  rairb 
in  ®t)riftu§  oeriDorfen  ober  er!annt.  9J^it  bemfelben  Slft  traut 
bie  ©emeinbe  ©ott,  roeil  fie  fid)  auf  ben  6:f)riftu§  oerlä^t,  Der= 
lä^t  fie  fid)  auf  ben  ®l)riftu§,  weil  fie  ©ott  oertraut. 

®amit  t)aben  mir  bie  erfte  unb  rcid)tigfte  33ebingung  oor 
un§,  bie  bem  ©tauben  ber  ^üngerfd)aft  33eftanb  üerliel) :  e§  gab 
it)nen  ein  flare§  ©otte^bemu^tfein,  unb  bamit  einen  S3cfi^  Don 
unenblid)em  3Bert.  ^) 

®ie  ^lartieit,  mit  ber  bicfe§  ©tauben  auf  ©ott  gerietet  rcar, 
bemäl)rt  fid)  barin,  ba^  e§  immer  oom  ^öerou^tfein  begleitet  ift: 

^)  33ead)te,  tute  pröjiö  bag  ©tauben  aiirf)  bann,  roenn  eä  auf  ben  ©eift 
bejOflen  rcirb,  [eine  religiöfe  3ü-t  be()ält.  2;emjenigen  ©eift  glaubt  man,  ber  eö 
beutlid)  3U  macl)en  uevmag:  er  fei  au^  ©ott,  1  i^ol).  4,  1. 


266  ■^«P-  8.     2)ie  ©emeinbe  ber  Ö(au6enben. 

c§  f)abc  feinen  Ursprung  in  ©ott.  ®ie  Überjeugung  tritt  überall 
l^eroor,  ba^  ba§  ©lauben  nid)t  burd)  ben  9J?enfd)en  gemacht 
werbe,  üielme'^r  tl)m  at§  ein  @rlebni§  iDtberfafire,  lüeld^el  groar 
nur  at§  fein  eigene^  perfönlid)e§  Sollen  ^eftanb  ))abt,  aber  nid)t 
eine  ©d)5pfung  beSfelben  fei,  fonbern  eine  Sßirf'ung  üon  oben, 
eine  ©abe,  bie  ©ott  in  bie  ©eele  legt.  ^aulu§  l)ei^t  ben  ©tau= 
benben:  „ben  au§  ©lauben",  6  h.  rcloistog,  raeil  nid)t  bie  *'^^erfon 
it)r  ©lauben  probii§iert  unb  geftaltet,  fonbern  ba§  ©tauben  bie 
^erfon formt,  bewegt  unb  regiert;  benn  e§  ift  „gefd^enÜ",  ^t)il.  1, 29. 
9^un  erft  l)at  jeneS:  „and)  rcir  f)aben  geglaubt,"  /.al  rn^ietg 
hcLoiEvöauEv,  ©al.  2,  16,  feine  ©teile,  't>a^  in  \)(x^  ©lauben 
@ntfd)lu^  unb  ^eftimmtl)eit  be§  3Billen§  l^ineinoerlegt ,  n)e§t)alb 
e§  aud)  ein  ^\tl  erftrebt:  „rair  glaubten,  bamit  roir  gerec^t= 
fertigt  würben",  ^er  .^ebräerbrief  nennt  ba§  ©lauben  33eftet)en, 
wonach  fid)  ber  9[Renfd)  babei  tätig  üertjält;  benn  er  ftel)t  feft 
l^in.  @r  nennt  e§  aber  weiter  Überfül)rung,  unb  biefe  erlebt  ber 
SJJenfd)  an  fid)  unb  r»erl)ält  fid)  alfo  im  ©lauben  empfangenb, 
worauf  ber  ^rief  e§  alg  eine  5^raft  befd)reibt,  weld)e  un§  in  bie 
mannigfad)fte  2;ätig!eit  §u  üerfe^en  uermag.  3ßie  unabpngig 
Dom  menfd)lic^en  Tillen  fid)  :3afobu§  ^a^  ©lauben  benft,  jeigt 
ber  ^inwei^  auf  't^a%  ©lauben  ber  'iDämonen,  in  benen  e§  jur 
t)öllifd)en  2lngft  wirb,  2,  19.  @g  ift  fomit  eine  SJiac^t,  bie  fid) 
ben  9Jienfd)en  unterworfen  t)ält,  bie  er  aud)  bei  teuflifd)em 
Sßillen  tragen  mu^,  weil  er  bie  SOBal)rl)eit  unb  feine  ©ebunben= 
t)eit  an  biefelbe  nid)t  auft)eben  fann. 

6ö  lag  barum  nal)e,  am  ©lauben  ba§  SHotiu,  ba§  e§  er= 
jcugt,  unb  bie  il)m  antwortenbe,  e§  bejat)enbe  Slftiou  be§  9Jlenfd)en 
^u  unterfd)eiben.  Sufa§  l)at  e§  baburd)  getan,  baf?  er  ba§ 
@ntftet)en  be§  ©laubeng  al§  „bem  ©tauben  gcwäl)rten  ©el)or= 
fam"  befd)reibt,  vTtriMvov  tjj  niatei,  6,  7.  ®ie  aSerlünbigung 
©t)nfti  wirft  il)n  al§  inwcnbige  9^egung,  weld)e  ba^o  Söollcn 
als!  ^mpulg  bewegt.  Söiberfctjt  e§  fid)  biefem,  fo  ift  ber  ©laube 
abgcwiefen;  gibt  c§  fid)  jenem  eintrieb  l)in,  fo  gel)ord)t  ber 
SWenfd^  bem   ©lauben   unb   ift   nun   7CE7i:iacevy,(6g.^)     S)e§l)atb 

')  Der  im  91.  X.  oerbrcitcterc  6pvnri)flebraii(()  bciift  an  bnS  woit  an^ew 
iftx  un«  Mt  Wott  bcnifcube  Bcufliti«,  uiclcl)0«!  bnnu  feinen  (S-rfolü  crreidit,  lucnn 
e«  burd)  CiJlaubcn  mifjjenouunen  lüirb.    'J)Ut  bem  ilnfjeien  ^enßni«'  [tollt  VufaiJ 


Ser  ©laube  an  ©ott.  267 

ift  eö  ©Ott,  bei*  bem  9J?enfc^en  „bie  2üre  besi  @(auben§" 
öffnet,  14,27. 

^ier  liecjt  ber  ©runb,  rceg^alb  "öa^  ©tauben,  tro^bem  e§ 
aU  Ski  unb  ^ftid)t  immer  iineber  über  ba§  ©erconnene  ^inauf= 
get)oben  roirb,  bennod)  unerfc^üttert  unb  uon  ©c^rcanfung  frei 
bleibt:  e§  wirb  barum  jur  2(ufgabc  ber  ©emeinbc,  weit  c§  juerft 
unb  vor  allem  ©otteg  @abe  für  fie  ift.  :3n^^ni  e^  on  ber  offene 
bar  gemorbenen  ©nabe  entftet)t,  mirb  e§  aud)  bie  33ebingung, 
an  bie  if)r  ©mpfang  gebunben  ift.  SOBenn  fie  e§  nid)t  ermedtt, 
unb  bie§  in  immer  neuer,  burrf)  ben  ganzen  Lebenslauf  fid^  f)in= 
jie^enben  58e!f)arrlirf)feit,  fo  ift  fie  unmirffam  geblieben  unb  t)er= 
fc^erjt.  ®amit  mar  jroar  bie  Sdjä^ung  bes  ©tauben§  als  einer 
2;ugenb  ober  eine^  'i^erbienfte^  für  bie  ganje  ©emeinbe  abgetan, 
nid)t  bagegen  ba§  auf  feinen  ©eminn  unb  feine  ^en)af)rung  ge= 
rid)tete  Sollen ;  benn  man  oerftanb  bas  göttlid)e  ©eben  ernftlic^ 
a\§  Offenbarung  feinet  :Öieben§,  ha^  feinen  (Smpfänger  al§  ^^erfon 
mit  eigenem  Sollen  5U  ©ott  t)in  menbet. ')  ^arum  mar  jroar 
bae:  SJIerfmal  ber  ^^flirf)t  mit  bem  ©tauben  oerbunben,  nie  aber 
ba§  beg  3ii^a"95,  "ba  ba§,  wa§  ©ott  roirft,  nie  al§  ^"'^"G  fi"P= 
funben  merben  fann.  ^)  ©in  ©lauben,  ha^  bem  5Renfct)en  al^ 
abgenötigt  erfd)iene,  ift  com  neuteftamentlid)en  ©ebanfengang  au§ 
nid)t  benfbar  unb  märe  nid)t  al§  fold)e§  anerfannt  morben,  ba 
er  fid),  folange  er  fid)  einem  ^i^ang  untenoorfen  fd)eint,  gegen 
ha§  ©lauben  fträubt  unb  in  einem  inneren  ©egenfa^  gegen  ba§= 
felbe  oerl)arrt,  fomit  „jerfpalten"  ift. 

Mc  iniuenbifl  im  'ä}Jenfd)eu  burcf)  Öott  beflriinbete  Wejüifsfieit  in  9(naIogie,  rocil 
fiel)  aud)  an  biefe  bev  3(ntiieb  unb  bie  Jvorbcnini^  i)e\tet,  ba^  wir  un^  baö 
(SinpftiJ'rtfiic  aneignen  unb  eö  ben)al)ien.  3"  üei"gleid)en  jinb  bie  Sluöfngen  über 
bie  3ßaf)d)eit,  3töm.  1,  18:  bie  3Ba()r(jeit  l)at  ben  iWenidjen,  e[)e  er  fie  i}at;  ftc 
hat  if)n  unb  banint  f)at  er  fie ;  unb  2  J{)eff.  2,  10 :  nid)t  nur  bie  SBa^rbeit, 
jonbcrn  bie  Viebe  ju  bcrfelben  ift  ibnen  angeboten;  fie  wirft  ben  2rieb  ju  itjr 
l)in.     9(bcr  in  biefe  J^iebe  fenfcn  fie  ibren  'Killen  nid)t  f)inein. 

')  2)ie  näl)ere  (S-rörterung  biefeö  3a^eö  faUt  in  bie  iserijanblung  über  Mi 
apoftoliid}e  ©otteebeiuu^tfein.  £>ier  genügt  bie  58eobad)tung,  ba^  am  (SJlauben 
bie  beiben  'JJtorfmale  bafteten,  bafs  C'5  uon  Wott  bewirft  unb  Mom  DJenfdien  gc= 
nioUt  wirb. 

^)  ^aö  ©lauben  ber  Jeufel,  weld)e  feinetwegen  beben,  bilbet  biegegen 
feine  @egeninftanj.    ^Mer  bient  bie  Söewirfung  bes  ©laubenö  bem  3ied)t9DoUjug. 


268  Aap.  8.    2}k  ®emeinbe  ber  ®(aubenben. 

^n  ber  ^onfequen§  biefeg  ©ebanfengangg  liegt  bie  2(usjage, 
ba§  ber  Unglaube  ba§  Sßerf  be§  ricl)tenben  @ütte§  im  9JJenfd)en 
fei.  ^)  ^^autu§  unb  ^of)anne§  fe^en  gleicl)mä^ig  im  Unglauben 
ber  ^ubenjc^aft  gegen  ^efu§  nicl)t  nur  menjcl)licf)en  ©igenmillen, 
fonbern  @ütte§  Sßalten,  ba§  burc^  3Serl)ärtung,  uwQiooig,  ha^ 
Unnermögen  jur  3öa^rnet)mung  unb  2lufna!^me  ber  göttlichen  &abt 
t)erftellt,  ^öm.  11,  7.  ^o^.  12,  39.  ügl.  1  ^etr.  2,  8.  SBenn 
oon  ber  falfcl)en  3ut)erftcE)t,  bie  in  ber  ©emeinbe  felbft  fid)  ®otte§ 
mit  gnoftifrf)en  ^enbenjen  rül^mt,  gefagt  mirb,  fie  l)abe  am  ©tauben 
„©rf)iffbrucl^  gelitten"  ober  il)n  „Derfel)lt",  tceqI  ttiv  tviotiv 
vavayelv,  aocoxeiv,  fo  ift  audf)  l)ier  bie  33orau§fe^ung  bie,  't>a'^ 
biefe§  nidE)t  blo^  com  Sßolten  be^  9}?enfcf)en  abt)änge.  SJJan  er^^ 
leibet  feinen  SSerluft  freilid)  al§  f^^olge  üerl'et)rten  SÖöüllen§  unb 
^anbeln§,  aber  gegen  bie  eigene  9lbficl)t,  al§  'i:ia^  nid^t  gemollte 
@rgebni§  ber  eigenen  3Serfünbigung  an  @ott.  ©tauben  erlangt 
ber  SJZenfdf)  nur  unter  beftimmten  3Sorau§fe^ungen ,  bie  über 
feinem  Siüen  fielen:  ba  wo  bie  ©nabe  fiel)  reicl)licl)  ermeift,  ift 
ber  ©laube  "ba,  1  %m.  1,  14. 

®a§  auf  ©Ott  gerid)tete  ©tauben  ert)ält  feinen  '^n^^oXi  'ixx-- 
burcl),  ba^  bie  33erbunbent)eit  mit  ©ott  am  ®t)riftu§  entfielt. 
®al)er  ift  ba§  ©tauben  auf  il)n  gerichtet.  ®ag  5Cert)ältni§  6l)rifti 
äum  ©tauben  ift  babei  fein  anbere§  al§  ba^jenige  ©otte§  §u  it)m : 
a\\6)  er  ift  ber  ©runb  unb  "t^a^  ^\t\  begfelben. 

®urd)  e^riftu^  glaubt  it)r  an  ©ott,  1  ^;|3etr.  1,21;  benn 
bamit,  ba^  er  geoffenbart  mürbe,  20,  ift  ber  ©cmeinbe  ba§  ge= 
geben,  roa§  it)re  ^w^^^'f^c^t  V-^  ^^^^  augmacf)t.  '3)iefelbe  ®e= 
banf'enoerbinbung  gibt  3lcta  3,  16  in  bejug  auf  ben  beftimmten 
©lauben§a!t,  mit  bcm  ^etru§  bie  .fteilung  besi  ^al)men  oou 
©Ott  ermartet  l)at:  berfelbe  ift  „©taube  burcl)  il)n",  //  nUnni 
ri  dl  avTov,  meil  '>)3etru§  in  biefe  (Stellung,  bie  folrf)e^  üon 
©Ott  ermarten  barf  unb  barum  aucl)  empfängt,  burcl)  ©t)riftuö 
werfest  ift.^)    3Benn  in  ber  ©emcinbe  fid)  bie  äBenbung  au^* 


•)  Darum  luivb  mtd)  ber  Satau  a(<ii  bcrjcuiiio  iiomiiuit,  bor  bcii  Uiuilaubcii 
im  lüleujdjcu  bciuirfe,  in  aiititl;ctilcl)cr  '•^Uuallole  ^ir  ÜU-iuirfiiiui  boss  (MlauluMi« 
burd)  ©Ott,  2  Kor.  4,  4.  1  Xim.  4,  1.  üu.  8,  12.  22,  ;U.  32. 

»)  2)cr  @a^  fjat  ben  Broccf,  bie  .^»eilunfl  uollftanbifl  auf  ÜOriftuvN  mn^- 
juftidren.    „3üif  Wruub  be«  cyintiben^  an  feinen  ^Jiamen  l)ai  ^efu  ')U\m   ihn 


2)er  ©(aitbe  an  6f)riftu§.  269 

prägt:  „i^efu  gef)örenbcr  ©taube/'  Ttiang  ^Iriaov,  fo  roirb  in 
biefer  3ußi9"it"9  ^^g  @lauben§  an  ^e\u§  ber  @eban!e  fräftig 
eingcfd)lo[fen  fein,  ha^  er  in  it)m  ben  ©runb  unb  Urfprung  ^t, 
n)ie  bie§  ^aulu§  baburcf)  auöbrüdft,  ba^  er  jagt:  ber  ©laube 
f'am  unb  roarb  geoffenbart,  inbem  Sf)riftu§  tam  unb  geoffenbart 
luiirbe,  @al  3,  23. 

^ie  ©oangetien  finb  ber  anfrf)au(irf)e  ^eroei§,  raie  au§= 
fc^Iie^ic^  ^efu§  ha§  (yiaubenSniotio  für  bie  ©emeinbe  geblieben 
ift.  @r  ift  in  benfetben  nirf)t  §um  ©efe^geber  geworben,  fo  ba^ 
eine  9fteif)e  oon  „(Sprücf)en  ^efu"  rejitiert  rcürbe,  bie  bie  ®e= 
meinbe  befolgen  ntu^,  aud^  nid)t  jum  2;t)eo(ogen,  beffen  Set)ren 
über  @otte§  di^xä)  man  „glaubt",  aurf)  nicf)t  jum  ajloraliften, 
narf)  beffen  ^^eifpiel  unb  9lormen  man  bie  eigene  fieben^fübrung 
einrid)tet,  fonbern  roaS  er  gefagt  unb  getan  i^at,  wirb  ber  @e^ 
meinbe  baju  er5äf)It,  bamit  fie  ben  fenne,  auf  ben  fie  firf)  mv- 
laffen  barf  unb  foll  mit  jener  ^iioerficfjt,  bie  fic^  eraigeg  Seben 
gegeben  mei^,  ^o!^.  20,  31.  fiu.  1,  4.^)  ^a§  ©laubengmotio,  ba§ 
']iaulu§  oerrcenbete,  roar  fein  anbere§:  er  5eirf)netc  ^efu§  feinen 
^örern  nor  bie  3(ugen,  unb  bie§  nic^t  in  feiner  üerflärten,  fonbern 
in  feiner  irbifd)en  ©eftalt  „aU  ©efreu§igten",  unb  ift  gemi^, 
ha^  I)ierin  eine  ©laubenSftellung  begrünbet  fei,  bie  jebe  gefe^lidf)e 
ä^erfüf)rung  augfrf)Iie^e,  mofern  nid)t  „Unoerftanb"  bie  empfangene 
^aU  nu^Iog  mad)t,  @at.  3,  1.  Seil  ba§  ©tauben  auf  3efu 
'>|3erfon  get)t,  gatt  immer  feine  2luferftet)ung,  mit  metct)er  feinen 
i^üngern  nict)t  nur  fein  emigeg  Seben,  fonbern  aud)  bie  2öat)rt)eit 
feiner  ©enbung  unb  DJ^effianität  cor  2lugen  ftanb,  at§  ba§  n)icf)= 
tigfte  ©tauben§motiü.  „<Bo  prebigen  mir  unb  fo  I)abt  if)r  ge= 
gtaubt",  ovTiüg  iniaievoaiE  1  ^or.  15,  11,  nämtic^  fo,  "öa^ 
6;t)riftu^  am  britten  ^age  nad)  ben  SOBorten  ber  ©ctirift  auf= 

iieljeitt;"  bie  objeftioe  5?raft  ber  .'oeilung  ift  fein;  fie  mav  eine  ®tt6e  ß^rifti  an 
ben,  bev  an  feinen  5Zamen  glanbte.  2lber  ancf)  baö  innerHd)e  a)?oment,  n)eld)eg 
'^etvnö  jnr  Teilung  befähigte,  ift  bnrc^  ^efnö  f^eruorgebvad^t.  ®er  ©taube,  ber 
\old)e^i  uon  ®ott  erbittet  unb  empfangt,  ift  bnrd)  il)n  geiüorben:  „unb  ber 
©lanbe,  ber  bnrd)  if)n  entfte()t,  gab  it)m  biefe  65efunbl)eit".  Sie  Stelle  erträgt 
feine  Sd)eibnng  jraifd)en  bem  ©tauben  an  6t)riftuö  unb  bemjenigen  an  @ott. 

1)  Söie  bie  eüangelifd)en  (Stoffe  ber  iöegrünbung  beä  ©taubeng  bienen, 
trat  teitroeife  fd)on  in  H^ap.  5 — 7  t)erauö  unb  roirb  nod)  weiter  fid^tbar  roerben, 
luenn  ber  ©tauben^ftanb  be^  3JJattf)äuö  unb  3ol)anneg  erläutert  roirb. 


270  ^fiP-  8.    3)ie  ©emeiiibe  ber  ©laudenben. 

erftanben  ift.  Um  ber  2(uferfte^ung  ^eju  tüillen,  bie  if)nen  t)et= 
fünbigt  roorben  ift,  auf  fte  fid)  ftü^eub,  faxten  fie  ©tauben.^) 
2)arum  ücriöre,  roenn  bie  2(uferftef)ung  3^fu  nic^t  gefd)et)cn 
wäre,  i^r  ©tauben  feinen  ©runb  unb  ©egenftanb;  e§  würbe 
ei/.ri  unb  xerov,  1  Uov.  15,  2.  14.  ®urrf)  bie  3Iufern)erfung 
3efu,  fagt  bie  areopagitifd)e  9tebe,  2lcta  17,  31,  {)at  ©ott  allen 
©tauben  bargereict)t.  @r  richtet  burd)  ha§  ©oangetium  an  atte 
eine  boppette  SßBeifung:  er  befiet)tt  atten  bie  Umt'et)r  unb  forbert 
alte  §um  ©tauben  auf,  bie§  jebod)  nid)t  bto^  burd)  einen  S3efet)l, 
fonbern  fo,  ha^  ©ott  fetbft  ben  ©runb  unb  eintrieb  gu  bemfetben 
burd)  ^efu  Sluferrcedung  un§  gegeben  f)at,  ogt.  1  2:t)eff .  1,  8  ff.  -) 
©0  beäeid)net  e§  aud)  ^etvu§  aU  ^rud^t  ber  Stufericedung  unb 
3Serftärung  ^efu  burd)  ©ott,  ha^  fid)  je^t  "ba^  ©tauben  unb 
^offen  ber  ©emeinbe  auf  ©ott  rcenben.  :jafobu§,  ber  ^efu 
5tuferftet)ung  nid)t  ern)ät)nt,  nennt  ben,  bem  ber  ©taube  ber  ©e= 
meinbe  get)ört:  „ben  G^riftu^  ber  ^errtid)feit";')  at§  ber  mit 
„ber  ^errtid)feit"  ^^erbunbene  mürbe  er  burd)  bie  2luferftef)ung 
offenbar. 

@benfofef)r  ift  (Jt)riftu§  für  bie  ©emeinbe  'C>a§  Qki  it)re§ 
@tauben§.  Sßir  ftet)en  cor  ber  Satfad)e,  ha^  fid)  ber  urfprüngtid)e 
S3eftanb  be§  ©tauben§,  raie  er  ben  ©efät)rten  ^^\ü  eigen  mar, 
burc^  ha^  ganje  ^fleue  2;eftament  erl)alten  i)at.    SÖßät)renb  il)re§ 


*)  JBoUte  '^auluö  fachen:  baö  l)abt  U)v  geglaubt,  fo  ^citte  ev  and)  ge= 
fc^riebeu:  tovio  imartvaaTf.  2öeil  er  o'vtws  )agt,  ift  jicarevaai  nicl)t  anber^ 
gebockt,  alö  1  ifor.  3,  5.  15,2:  in  folct)ev  Söeife,  unter  biefev  ä^oraugfe^Ming, 
ouf  biefen  (Mrunb  I)in  luurbet  i{)r  gläubig. 

*)  3)Uttcn  unter  ben  iternbegriffen  ber  npoftolifc()en  'ij.lrebigt :  Umfel)r,  Ü?er= 
gebung  Öottess,  9ticl)terantt  (5l)rifti  luirb  nttQt'xftp  niaiw  nicl)t  alt*  (>hä}i^Mnuc> 
aufjufnffen  fein,  mit  feiner  griect)ifcl)  aUerbingtf  feftgeprrtgten  iU'beutung :  ©anuitie 
bieten,  rooburd)  bie  Sluferiuecfung  3efu  alö  bie  g5ttlicl)e  iUerbürguug  beiJ  i)iicl)ter= 
flintö  (£l)rifti  befd)rieben  loöre.  SlUr  luerbeu  7i/'ar<?  feinen  nolIen  (1)riftlid)en 
Sinn  5U  geben  Ijaben. 

äj  Xa^  eine  ^serfcl)iebung  be*  Weiiitiuct  uorliege,  ift  eine  Oarte  iHnnnhme. 
2lm  ndidjften  liegt  ber  perfüiüfi^icrte  Webnutd)  uon  i]  rfof«  nlvs  {yotteduiune, 
ogl.  j)  fjityaXmavvi]  unb  f\  ^vvafxie.  9iatlU'lid)  finb  fold)e  C^Jottetfurtnien  nie 
blofi  ein  bebeutuugölofeö  Heidien,  fonbern  Onbeii  ibreu  wollen  'iU'griff  bei  fid): 
(Sl)riftuö  ift  bee  ('')ottev\  ber  bie  .'öerrlidifeit  ift  unb  gibt.  3>iinül  luirb  iiiotiinoit, 
lonrum  bao  (Glauben  ber  Vefer  auf  il)u  geftellt  ift,  aber  aud),  luaruiu  eo  uid)t 
in  eine  e<N  befd)nui()enbe  :iH'rbinbimg  mit  uugered)ter  Wunft  gebrad)t  uunbeii  barf. 


2)er  @(au6e  an  ©^riftug.  271 

33erf'el^r§  mit  ^eju§  war  tf)r  ©tauben  eine  auf  i^n  gerid)tete  (Sr= 
rcartung,  unb  esi  ift  nie  etroa§  anbere§  au§  bemfelben  geroorben. 
©in  Don  ®f)nftu§  abgelöfteg,  gegen  i^n  felbftänbig  gen)orbene§ 
„gtiriftentum"  gibt  e§  im  Svenen  Steftament  nicfjt.  ^)  %ik  ©oben 
unb  3öirfungen,  u)e[d)e  bie  ©emeinbe  erroartet  unb  erlebt,  gelten 
i^r  a\§  üon  ©^riftug  i^r  gegeben,  unb  roerben  nie  al§  eine  5lraft 
betracf)tet,  bie  unabf)ängig  üon  it)m  befiele  ober  roirfe.  ©ie  t)at 
if)r  ©tauben  be^arrlicf)  unb  au§fd)üe^Iid)  al§  2Serf)äItni§  non 
^^erfon  p  "»perfün  gebad}t.  ®a^  ^efu§  bei  it)nen  fei  unb  fie  bei 
i^m,  ba§  ift  i^r  Segef)ren  unb  it)re  ©emipeit.  @§  bilbet  ben 
©runbbegriff  im  mefftanifd)en  ©ebanfen,  ba^  ber  (£t)riftu§  bie 
&aht  ©otteg  nid)t  bto^  üert)ei^t,  fonbern  gibt,  unb  bie§  burc^ 
feine  eigene  Stat,  nid)t  üon  fid)  lueg  auf  einen  t)öt)eren  meift, 
fonbern  felbft  ber  ©rrettenbe  unb  9tid)tcnbc  ift;  be^megen  fül)rt 
er  ben  ilönig§namen.  ©eine  ©egenrcart  ift  \)a§,  n)a§  bie  ©einen 
feiig  mad)t.  2Bie  ba§  9ieic^  in  feinem  fünftigen  Stnbrud)  SOBerf 
6;t)rifti  ift,  fo  ift  aurf)  ber  gefamte  gegenmärtige  ^eftanb  ber 
©emeinbe  oon  it)m  f)ergefteüt :  er  gab  it)r  bie  33er^ei^ung,  naf)m 
i^re  ©ünbe  oon  if)r  unb  oermittette  it)r  ben  ©eift,  3(cta  2,  83. 
@r  felbft  ift  bei  it)r.  ?iie  wirb  er  als!  ein  Slbrcefenber  bargeftellt. 
2)a^  er  „im  ^immel"  ift,  fe^t  fic^  baju  nicl)t  in  ©pannung, 
fonbern  begrünbet  oielme^r  bie  ©eroi^^eit  feiner  ©egenroart. 
^enn  „ber  ^immet  regiert";  er  umfaßt  unb  geftaltet  ben  2Ser= 
lauf  be§  ©efrf)et)en§  auf  ©rben.  2Beil  ^e\u^  im  ^immet  ift, 
t)at  er  an  @otte§  Söalten  2:eil  unb  ift  in  berfelben  2ßeife  gegen= 
märtig,  mie  ©ott  gegenmärtig  ift.  %a§  ift  bie  einf)eitlid)e  Über= 
jeugung,  bie  burd)  ba§  ganse  ^Jleue  2^eftament  bur(^gel)t.  '2)a§ 
abfd)lie^enbe  3Bort,  in  n)eld)eg  9}kttt)äu§  bie  9)2effianität  ^t^u 
fa^t,  tautet:  id)  bin  ftet§  bei  eud).  2)a§felbe  ift  bei  ;3ot)annc§ 
3efu  33ert)ei^ung  an  bie  ©einigen  unb  ergibt  bie  33afi§  ber  ganjen 
^^'aulinifd)en  "prebigt:  il)r  feib  in  ©tiriftuä  unb  ber  (Jt)riftuä  in 


*)  ^te  ©tiftuug  bemfelben  fommt  bann  uijrf) ;  ber  Unteri'djieb  jiDifcften  ber; 
jeniflen  Sleliivon,  bie  im  ölauben  nn  (&l)nftu^  befte{)t,  unb  berjenigen,  bie 
bavin  befteOt,  ha^  bie  Öütei'  unb  "fiJirhiiujen  be^^  iSjjni'tentumö  oinieeifliiet 
luevben,  luirb  oft  nicl)t  genügenb  geiüiubiat.  Sonft  lüären  3)atierimgen  lüie: 
2ii)vi  bei-  Stpoftel,  öennaS,  3of)anueö  «icl)t  niögUrf).  '^em  5)ohimente  lel)reii 
ßbriftentum,  Jol)anue^5  begriiiibet  ©laubeii  an  oefuö. 


272  ^flP-  8.    Sie  ©emeinbe  ber  ©laubenben. 

eurf).  'Sarum  gef)ört  \)a§  ©kuben  ber  ©emeinbe  xi)m,  ift  yr /ar/g 
'/•»jaot;,  m(f)t  nur  rceil  er  ba§felbe  begrünbet,  fonbern  audf)  rceil 
e§  auf  tt)n  gerid^tet  ift  unb.fid)  auf  feine  ©egenroart  unb  fein 
^anbeln  »erläßt,   „ßu  if)m  I)in",  eZt,-  «wo»',  l)at  man  ba§  ©tauben. 

9lur  bie  beraubte,  ftetige  ^ßergegenraärtigung  ber  @int)eit 
:^efu  mit  ©Ott  ermögli(f)te  e§,  ba^  ha§  nacf)  ©otte§  ©aben  ficf) 
ftrecfenbe  SSerlangen  ber  ©emeinbe  an  ;Sefu§  feinen  ^i^^it^^t 
l^at,  unb  tro^  ber  Unfid^tbarfeit  ^efu  eine  perfönlid)e  SSegieljung 
gu  ii)m  bleibt,  fo  ha^  'i>a§  ©tauben  in  ^efu  Sieben  feinen  ^n= 
t)alt  !^at.  2öeit  ©otteig  notttommene  Sebenbigt'eit  ^efu  ©igentum 
ift,  barum  hilhzt  er  für  ha§  ©tauben  ber  3tpoftet  nid)t  nur  einen 
®urd)gang§pun!t,  ber  ^wax  fein  ©ntftef)en  vermittelte,  über  ben 
e§  aber  t)inau§ftrebte ;  t)ietmet)r  rul)t  e§  in  if)m  unb  fd)ä^t  ha§, 
K)a§  er  felbft  für  fie  ift  unb  tut,  at§  it)r  t)öc^fte§  @ut.  ^) 

^a  mir  im  33ertauf  ber  !ircf)tid^en  ©efd)irf)te  ftarfe  Unter= 
fd)iebe  im  ©tauben  barau§  entftef)en  fet)en,  ha^  un§  ^^\vL§  ai§ 
ber  ba§  ©tauben  ermögtid)enbe  unb  begrünbenbe,  nid)t  aber  ot§ 
beffen  ©mpfänger  gitt,  f)ier  bagegen  ba§  ©tauben  auf  it)n  get)t 
unb  in  it)m  nicf)t  nur  feinen  33egrünber,  fonbern  aucf)  feinen 
@rfütler  ftet)t,  tage  e^  na^e,  einen  anatogen  llnterfd)ieb  aud) 
fdE)on  in  ber  erften  ©emeinbe  gu  nermuten  graifd)en  fotd)en,  bic 
^efu  megen  auf  ©ott,  5.  33.  auf  feine  ^^rooibenj  ober  feinen  ©eift 
oertrauten,  unb  fotc^en,  bereu  ganje  9^etigion  in  ber  ©emeinfd)aft 
mit  ^efu§  beftanb.  '2)er  Unterfct)ieb  im  ©tauben§ftanb  §mifct)en 
9nattt)äu§  unb  ^of)anne§,  etma  aud)  ber  anatoge  jmifdjen  ^at'obuS 
unb  ^^autu§,  böte  gu  einer  fotd)en  33eurteitung  einige  ^Nerantaffung. 
S)od)  mürbe  biefer  ®eban!engang  5U  einer  ©ntftettung  ber  in  ber 
erften  ©emeinbe  üort)anbenen  ^Formationen  füt)ren,  rceit  an  biefer 
©telte  ein  tieferer  Unterfd^ieb  erft  bann  entftet)en  fonnte,  at§  ber 
mit  bem  ©^riftu§namen  oerbunbenc  ©ebanfengang  unuerftänbtid) 
unb  unmirffam  gcmorbcn  mar.  tiefer  lie^  ^efu§  nie  nur  a\§ 
©penber    einer    ©rfenntni^,    einer    gereinigten   2;I)eotogie    ober 

')  e«  ift  für  bie  .^öt)e  bcü  ©(aubenö  in  bev  ®emeiiibo  lol)ncicl),  bafi  im 
Sereid)  ber  ^Briefe  nirfleiib«  eine  ^^duinlH'  vorlioi^t,  bio  auf  6trcit  über  ;^e)lI 
Öemciiif(l)aft  mit  bem  Jiüiter  beuten  luiirbe.  iJ'er  Vefer  fielit,  bof;  bie  X'av- 
ftellunfl  Ijier  wieber  abbredjen  mn%  bamit  fie  nidjt  jur  neuteftame«tlid)eii  Jl)eo= 
loßle  roerbe. 


2)er  ®(nube  nn  efjriftiig.  273 

frommen  (Stimmung  erfd)einen,  mäfjtenb  bic  ben  2;atbeftanb 
unfere§  fiebeng  formenben  5^räfte  anber§roo  lägen  al§  in  if)m; 
üielme^r  be5eid)net  if)n  ber  (£t)riftu§name  al§  ben  Söirfev  bei* 
göttlichen  Serfc  bi§  pm  emigen  S^zk  f)inau§,  '3)arum  fud)ten 
alle  ©ruppen  ber  ©emeinbe  bei  it)m  nic^t  nur  i{)r  Wlauben, 
Jonbern  if)r  Seben,  unb  bamit  ba§,  wa§  i^v  ©lauben  erfüllt  unb 
it)nen  bie  oon  if)m  erwartete  ©abe  f(^afft. 

3Bie  ficf)er  unb  gefrf)toffen  biefe§  auf  3efu§  gerirf)tet  mar, 
jeigt  fid)  barin,  ba§  bie  ©emeinbe  ben  ©(auben§begriff  in  feine 
^ejie^ung  ju  ben  33oten  be§  ©oangelium§  gebracf)t  t)at. ')  ^n 
ber  Sinie  ber  SGBorte  ^efu:  bem  S^äufer  glauben,  9Jlofe  glauben, 
unb  ber  Formeln :  'ö^n  ^ropf)eten  glauben,  bem  ^ibetroort  glauben, 
2rcta  26,  27.  '^o^.  2,  22,  läge  meiter  ber  ©eban!e:  ben  ^Ipofteln 
glauben.  @§  mirb  aber  nur  'äda  8,  12  gefugt:  fie  glaubten 
^]>l)ilippu§ ,  ber  i^nen  ba^  ©oangelium  cerfünbigte,  iTtietevoav 
uT)  OiliTTTto)  evayyEhKoiiitv(t),  unb  auc^  bie§  l)at  feine  befonbere 
ä^erantaffung  barin,  ba^  bem  ©oangeliften  ber  tauberer  gegen= 
überftet)t,  an  ben  bie  ©rmartung  unb  ha§  SSertrauen  ber  Seute 
bi^^er  gebunben  maren.  3Sermanbt  ift  nod)  bie  SÖarnung 
1  ^o\).  4,  1 :  md)i  jebem  ©eifte,  ber  in  bie  ©emeinbe  l)ineinrebet 
unb  mirft,  ju  glauben.  2)ocl)  ift  ^a§  ©lauben  t)ier  nidjt  me^r 
auf  ben  ^Jienfd)en  felbft,  fonbern  auf  ben  {)ö{)ercn,  unfid)tbaren 
Duell  feiner  ^^ätigfeit,  auf  ba§  vtvev^ia,  bejogen.  3n  ^^^  33riefen 
werben  bie  3tpoftel,  fo  beftimmt  il)re  Slutorität  unb  Überorbnung 
über  bie  ©emeinbe  betont  roirb,  jum  ©lauben  nie  in  ein  anbere§ 
SSerl)ältni§  gefegt,  al§  in  \>(\%  [einer  bienenben  3Sermittlung. 
„Wiener,  burc^  n)elcl)e  il)r  §um  ©lauben  famt",  finb  alle  Sel)renben, 
1  ^or.  3,  5.  ©benfo  beftimmt  3o^a""ßS  bie  33e5iel)ung  be§ 
Käufers  5um  ©lauben,  beffen  3(ufgabe  mar,  'iio.''^  alle  burcl)  it)n 
jum  ©lauben  fommen,  3of).  1,  7.  ^eftätigt  mirb  biefe  an  ber 
Sßermenbung  be§  ©lauben§begriff§  ju  gerainnenbe  33eobacl)tung 
baburd) ,  ba^  ber  ba§  ©lauben  mit  umfaff enbc  33egriff : 
„^üngerfd)aft"     nie     in    33e5iel)ung     §u    ben    Slpofteln    tritt, 

^)  aJJaii  bWzb  bamit  vm'flUel  mit  bei*  .'oauptviditung  beö  fpnagogaleu  ®prarf)= 
gebraucl)^,  bev  ba'3  ©lauben,  foroeit  eö  religiös  bebeutjam  ift,  auf  ©ott  (jinlenft. 
Süd)  ()at  man  im  palaftinenfifdjen  itreife  and)  gefagt:  „an  einen  treuen  öirten 
glauben",  unb  babei  an  bic  i?eitev  bev  ©emeinben  gebad)t,  f.  (iTläuterung  6. 
®d)Iottet,  3)ev  ®Ioube  im  9J.  Xeft.  18 


274  ^op-  8.    Sie  ©emeinbe  bev  ©taitbenben. 

„jünger  be§  ^etru§",  „be§  ^o^ö^n^^"  "•  f-  f-  Qa^  c§  in  ber 
6f)nftent)eit  nie. 

®iefe  33cgren5ung  er!)ielt  ber  ©prQcf)gebrQud)  bireft  burd} 
bie  ©tärfe  be§  auf  ^efug  fel)enben  ©kuöen^,  rcelrf)e§  feine  @Ieic^=^ 
ftellung  anberer  mit  if)m  ptie^,  üielmef)r  beren  33ebeutung  unb 
9}]a(^t  boran  erma^,  ba^  fie  unter  ®l)riftü  ftef)en  unb  if)m  al§ 
2Berf§eug  bienen.  ')!fla<i)  ber  9}leinung  ber  3lpoftel  fommt  i{)re 
S3ebeutung  ni(i)t  t)er!ür§t,  fonbern  üoltftänbig  baburd)  §um  2Iu§= 
brud,  ha^  ha^  Glauben,  n)eld)e§  fie  erraeden,  nid)t  auf  fie,  fonbern 
burd^  fie  auf  ben  (5f)riftu§  gerid)tet  ift.  ©erabe  be§t)alt)  finb 
fie  bie  2öir!er  eine§  unoerg(eid)Iid)en  2öer!§  unb  bie  ©eber  ber 
ercigen  ®nabe.  ^^^re  ©rö^e  beftet}t  barin,  bo^  fie  üon  ®{)rifto 
berufen  unb  begabt  finb  unb  in  feinem  2)ienfte  arbeiten;  ba§ 
fd)lie^t  jebe  ^etrad)tung,  bie  fie  ^efu  gleid)ftel(te  unb  al§  feinen 
®rfa^  bel)anbelte,  au§.  ©egen  ein  SSer^alten  §u  i()m,  ita^  fid; 
bem  ©tauben  notierte,  t)at  ^autu§  gefagt:  rourbe  ^aulu§  für 
eud)  ge!reu§igt  ober  murbet  it)r  auf  ben  Sf^amen  be§  ^aulu§  ge= 
tauft?  1  ^or.  1,  13;  barum  finb  mir  nid)t  ^err  eure§  ©tauben^, 
2  ^or.  1,  24.  2Ba§  bie  ©emeinbe  I)at,  oerbanft  fie  ein§ig  ^efu, 
feinem  2;ob  unb  it)rer  Saufe  auf  if)n ;  barum  bleibt  it)r  ©tauben 
nad)  feinem  3nl)alt  unb  3^^^  auSfd^Iie^tid)  an  i^n  gel)eftet. 

@§  gefdiat)  barum  bireft  im  ^ntercffe  be§  ©Iauben§,  ha^ 
im  Svenen  2:;eftament  bie  (3d)road){)eit  ber  Stpoftet  au§brürflid) 
I)erüorget)oben  mirb.  *)  ^m  ^erid)t  über  ^z\n§  mirb  sugteid) 
abfid)tlid)  ber  ^ontraft  §roifd)en  ben  Jüngern  unb  3efu§  erfenn= 
bar  gemad)t,  mie  fd)mer  it)nen  ba§  ©tauben  mürbe,  mie  fie  an 
feinem  5lrcuäe§meg  fielen,  mie  ungtaubtid)  i()nen  fein  3fuferftet)en 
mar,  unb  bic§  mirb  üor  altem  am  |)ouptiünger,  an  ^^etru§,  gur 
2)arftellung  gebrad)t,  beffen  3Serleugnung  für  immer  §um  5lreu§e§= 
bitb  3ef"  I)i"äugefügt  ift.  Sßenn  9Jlattl)äu§  bie  !i^erl)cif?ung  ;>fu 
für  ba§  ©tauben  mit  einer  ^age  oerbinbet,  in  ber  fid;  bie  "iHpoftct 
als  ot)nmäd)tig  unb  glauben§to§  crmeifen,  fo  folt  ba§  fid)er  nid)t 

')  9Bir  l^abcn  l)ior  an  cinoni  fonfvcti'u  "^.vimft  bie  Faufalc  '■ücvlnmbiMiliiMt 
beö  Wlnubciiö  mit  ber  ü^ufu'  uor  iJhii^on.  .S>'fllt''t')  H'iflt  fid),  uu-im  man  an  bio 
5BcrI)errlict)unfl  ber  (tIttcftomcntlicl)cn  iHoten  (iJottcö  in  bor  fijuartojvili'ii  C:"):eiul"c 
benft,  roic  ficflrcid)  bie  „Umfefjr"  bie  ölten  ^^eubenjen  nuvSfloftofuMi  l)rtt.  9)iit 
ber  Jöerbicnftlel^rc  fiel  olle  leflcnbftre  SJevlicvrlicljuiirt  ber  rtiMIliclien  ÜU'itou  vabifal. 


2)er  ®(au6e  an  6f)riftitg.  275 

b(o^  ein  ^iidhüd  auf  bic  33ergangen{)eit  fein,  mit  bem  9Ieben^ 
gebanfen,  ba^  je^t  frei(irf)  alle§  anber§  fei,  fonbern  trifft  fet)r 
ernft  aud)  bie  ©egenroart.  ©o  o'^nmä^tig  fte()t  ber  Stpoftel  nod) 
je^t  ba  o^ne  ben  ©lanben,  unb  ^ai  nur  in  biefem  ben  ©runb 
feiner  Wlad)t  *)  ^amit  rcar  jebe  berounberunggoolle  ^^erel)rung 
ber  2(poftel  oon  ber  3öur§el  au§  gerftört.  9lid)t  weniger  gro| 
ift  bie  3öa^rf)aftigfeit,  mit  ber  in  5lntiocf)ia  ber  unlautere  3"9 
im  5ßert)a(ten  be§  ^etru§,  be§  öarnaba§  unb  ber  anbern  jübifrf)en 
©Triften  erfannt  unb  üerurteilt  mürbe,  obmo{)t  ^etru§  bie  äBürbe 
eine§  33oten  i^efu  oI)ne  jebe  33e§raeif(ung  perfannt  bleibt.  '3)arau§ 
ergab  fid)  aber  feine  ^efted)ung  be§  Urteile  ober  aud^  nur  fd)o= 
nenbe  ^eberfung  feiner  33erfünbigung  für  bie  ©taubenben;  benn 
nur  al!§  58ote  ef)rifti,  nur  a(§  ber  (Smpfänger  feiner  @abe  unb 
al§  ba§  SOBerfäeug  feiner  9?egierung,  gebüt)rt  it)m  @t)re  unb  ©e= 
t)orfam,  fo  ba^  ha§  ©tauben,  ba§  it)m  errciefen  mirb,  beftänbig 
burc^  if)n  auf  ©firiftu^  get)t. 

%k  beugenbc  unb  ert)ebenbe  ^oppelmirfung  be§  ©Iaubcn§ 
auf  ba§  ©etbftbemu^tfein  tritt  im  StmtiSbemu^tfein  ber  3(pofteI 
in  ert)abener  5tlart)eit  f)erDor.  ^ie  l^öd)ften  ©ffefte  finb  an  if)r 
^anbetn  gefnüpft:  fie  geben  eroigeg  Seben  unb  uerroalten  ba§ 
göttlid^e  @erid)t  unb  cerfe^en  in  bie  @emeinfrf)aft  mit  ©ott, 
mt  1(5,  18.  19.  2^or.  2,  15.  16.  1  ^o^.  1,  3.  ^arin  ift  eine  ©r^ 
tjebung  be§  ©elbftbeii)u|tfein§  gefegt,  bie  in  ber  ^orberung  eine§ 
ganjen  ©ef)orfam§  unb  in  ber  ernften  ^ebroljung  jeber  3ßiber= 
fe^Iid)feit  i^ren  9tu§bruc!  f)at.  Stber  bie  @rf)ebung  ift  mit  ber 
tiefften  Beugung  geeint,  bie  fic^  ot)ne  ^öorbe^alt  in  bie  bienenbe 
©tedung  fe^t  unb  fid)  jum  9JZittet  6:f)rifti  mac^t. 

2)a§  Ergebnis  I)ieoon  mar,  ba^  fid)  im  23ert)altcn  ber  @c^ 
meinbe  2Ibf)ängigfeit  unb  ^reit)eit,  Untergebung  unb  (Selbftänbig= 
feit  wunberbar  einen  unb  burc^bringen.  ©ie  f)at  in  ben  33oten 
3efu,  fobann  meiter  in  ben  mit  ben  ^Itmtcrn  ber  ©emeinbe  ^e= 
trauten,  bie  Organe  be§  göttlid)en  9legieren§  geehrt,  burd)  metd)e 
fie  ©otte§  ©nabe,  Berufung  unb  Seitung  erfät)rt.   3^r  2Serl^äItni§ 

^)  Sie  pf)antafti|cl)en  ^Jlntitl^efen  5H)i)cl)en  bev  von  ben  (Sücngelien  unb  bev 
üon  ber  3(poftelc\e)d)id)te  befdinebenen  Seben^seit  ber  3(poftel:  bort  niditg  aU 
Uuiilaiibe,  I)ier  nid)t'S  aH  Uniter  l)imme(t)Dl)e  Öläubicjfeit,  waren  für  i>a^  Süer; 
ftänbni(5  beö  neuteftantentlid)en  Ölaubenö  birett  üerberblic^. 


276  ^OP'  8.    25ie  ©emeiube  ber  ©laitbenben. 

5U  if)mn  ift  ein  „religtöfe§",  unb  bleibt  uon  jeber  ^rofanation 
frei.  2(tlein  ni(i)t  ber  ?Imt§träger  lüegen,  nic^t  um  beäraitten, 
rva§  ii)xev  ^erfon  eigen  roäre,  finb  fie  il)nen  untergeben,  fonbern 
wegen  be§  über  tt)nen  ftel)enben  ^errn,  fo  ba^  ein  'Verlieren  be§ 
eigenen  Urteile  ober  ber  eigenen  @ntfd)Iie^ung  an  biefelben  un=^ 
ben!bar  bleibt.  33ielme^r  nü^en  fie  eben  be^f)alb,  rceil  fie  ©f)rifto 
gef)ören,  alle  feine  33oten  nad)  i^rem  freien  ©rmeffen  §u  bem, 
rooäu  it)re  ©abe  nad)  it)rem  eigenen  Seben§ftanb  ii)nen  bienlid) 
ift.     „2iae§  ift  euer." 

®er  oom  ©eift  ^um  Stieben  bewegte  '»Prophet  wirb  gur  ©e= 
mcinbe  nid)t  in  ein  anbere§  2Sert)äItni§  gefteüt  al§  ber  S3ote  ^efu. 
2lud)  feine  Überorbnung  über  bie  ©emeinbe  entmünbigt  biefe 
nid)t.    ©ie  prüft  feine  Söeifung  unb  bel)ä(t  ^a§  ©ute. 

2)aburc^,  ha^  ber  ©laube  bie  gan§e  @ebunben{)eit  an  3efu§ 
erzeugte,  rourbe  er  jum  ©penber  ber  ?5reif)eit.  ©o  tiatte  it)n 
fcI)on  Oefu  35erl)ei^ung  befd)rieben,  wenn  er  i^m  W  9}?ad)t  §u= 
crfannte,  ben  ^erg  ju  bewegen,  unb  at§  fold^er  erwie§  er  fid)  in 
ber  Drganifation  ber  ^ird)e.  ®a§  ©tauben  bleibt  aud)  an  biefer 
©teile  üon  btinber  (Ergebung  oöllig  gefd)ieben,  entwickelt  t)ielmet)r 
au§  ber  il)m  eignenben  ©ewipeit  eine  erftaunlic^e  t'ritifd)e  ^raft. 
2)ie  2lu§bilbung  ber  33egriffe  „^feuboapoftel",  „^feubopropl)et" 
innert)alb  ber  ©emeinbe  ber  ©laubenben  war  eine  gro^e  lntifd)e 
Sciftung,  bie  mit  bem  fritifc^en  9Jlut  äufammenftimmt,  ber  bem 
^ellenentum  wie  bem  ^ubentum  feine  Sort)eit  unb  ©ünbe  p 
äeigen  unternat)m,  unb  bie  ^'raft  l)atte,  bie  f)eilige  ©emeinbe 
^erufalemg  fallen  5U  laffen.  9??an  war  nidjt  nur  nad)  au|3en, 
fonbern  cbenfo  aud)  nad)  innen  für  bie  in  ber  ^ird)e  felbft  fid) 
abfpielenben  33ürgänge  mit  fc^arfen  SlJla^ftäben  au§geftattet  unb 
in  il)rer  ^^nwenbung  wad)fam.  ^er  Wrunb  §u  biefer  mutigen 
j5reit)eit  lag  barin,  ba^  man  an  ^efu§,  auf  ben  man  mit  ganjem 
©tauben  fat),  ben  fidjeren,  beutlid)en  ^anon  für  bag  befa^,  rüa§ 
waf)r,  rein  unb  götttid)  fei. 

(Sbenfüwenig  al§  e^  einen  Dffenbarung^träger  gibt,  an 
n)etd)cn  bie  ©emeinbe  neben  ^efug  aud)  nod)  glaubte,  wirb  bo§ 
©tauben  auf  ©ad)lid)c§  be^^ogcn,  al?  auf  fein  Dbjeft.  „2Bir  baben 
bie  Siebe  erfannt  unb  geglaubt"  —  hiv$  Sieben  ift  nid)tc(  Sad)-- 
lid)eS,  fonbern  ©ottcg  äßoUen  unb  Xm\.    2)cr  ©ebantc  ift  i\l)n-- 


25er  f^faiibe  an  6f)riftu§.  277 

l'xd),  luenn  '»^aulug  üom  „©(aubcn  an  bie  SOBirfunfl  ®otte§,  ber 
i()n  au§  ben  SToten  auferraecft  f)at",  |prirf)t  5!oI.  2,  12.  2)agegeu 
bleiben  Söenbungen  rate :  an  bie  ©rlöfung,  SSergebung  ber  ©ünben, 
3(uferftet)ung  glauben,  ber  (Sprad^e  ber  33rtefe  fremb.  'tfflan  er= 
^ätt  biefe  &ahzn  (£t)rifti  burd)  ©tauben,  aber  ba§  ©lauben  be= 
ftet)t  nic^t  nur  in  ber  (Srroartung  ber  ®ab^,  fonbern  fa^t  ben, 
ber  fie  gibt.  9(uc^  bie  Dbjeft§fä^e,  bie  ben  3ni)alt  be§  ©laubeng 
angeben,  rcerben  au§fd)Iie^ltcf)  bem  entnommen,  ma§  @ott  unb 
G^riftuS  finb.  ^ie  ©rf)Iüffe  au§  bem  2Öerfe  :^efu,  burd^  n)eld)e 
mir  un§  ben  3nt)cilt  be^felben  gum  Semu^tfein  bringen,  ba^  mir 
g.  58.  of)ne  2öer!e  be§  ©efe^e§  burd)  ©tauben  gerechtfertigt  merben, 
ober  ba|5  mir  mit  3e[u§  auferftef)en,  ober  bafj  un§  atte^  jum 
©Uten  bient,  t)ei^t  '>Pautu§  nid)t  ©tauben,  fonbern  ein  2Öiffen: 
loyiCeod^ai,  diöm.  3,  28,  sidtvai,  ©at.  2, 16.  91öm. 8, 28.  2 5!or. 4, 14. 
®a^  ^efu§  auferftanben  ift  —  ba§  bagegen  „gtauben"  mir;  ba§ 
ift  jene  Xat  ©otte§,  ber  unfer  üotter  innerer  2(nfct)tu^  gitt,  mie 
it)n  ber  ©tauben§begriff  benennt;  benn  baburcf)  mirb  fid)tbar, 
mag  (J^riftu§  ift.  ^)  3ot)annc§  I)at  in  biefer  ^infid^t  genau  mie 
^]^autu§  gefproc^en.  ®a^  mir  aug  bem  Stöbe  inö  Seben  !^in= 
übergegangen  finb,  ita^  mir  it)m  ä!f)ntidf)  fein  merben,  ha^  mir 
emigeg  Seben  t)aben,  ba^  ©ott  unfer  53itten  t)ört,  bag  miffen 
mir;  ba^  ^^f^i^  ^^^  ®t)riftu§  ift,  ba§  glauben  mir,  ogl.  1  ^of). B,  14. 
2.  5,  13.  15;  5,  1  ff .  ^) 

9f|eben  bem  ^errn  fetbft  mirb  nur  ba§  oon  i^m  gegebene 
unb  it)n  barfteltenbe  SBort  al§  ©egenftanb  bc§  ©lauben§  he- 
5eid)net.     ®er  ©taube  get)ört  mie  ^^fu,   fo   bem  ©oangetium: 

*)  2lu(f)  9iöm.  6,  8  Tiiarsvoun'  otc  xal  avv^r]aofiiv  ainoi  {)ai  bie  gonje 
JvüUe  bC'J  pauliiiifc()eii  OHaubenöciebanfett^  in  ftd).  '^a^  niOTtvHv  ift  ja  bie 
Jodje  anö  bem  „mit  ijeftorben  fein  mit  (El^rifto".  !^abnrci),  txx^  Sefn  2'ob  auf 
ben  3)lenfc()en  übergreift  unb  auc^  ifjn  in  ein  ©eftorbenfein  oerfe^t,  roeil  bass 
Urteil,  ba^  3»ei"^  trug,  il)m  gift,  bie  füftnenbe  Äraft  feineä  iTobeä  auf  i()n  bes 
sogen  ift  unb  bie  @efct)ieben()eit  Mom  Ööfeu,  in  iüelcf)er  ber  oerflärte  (£f)riftuö 
fte()t,  it)m  5u  gute  fommt,  babnrcl)  finb  bie  ::){ealbebingungen  5U  einer  @en)if(f)eit 
unb  ,3ui)erficl)t  gegeben,  bie  nud)  tSbrifti  Vebenbigfeit  auf  fid)  ju  bejietjen  »ermag. 
^ead)te,  bnfe  '^NaulUiS  ben  inneren  3tnfd)htf(  an  ben  %o\>  3efu  nid)t  niaTsvfiv, 
fonbern  ytvioaxuv,  bagegen  bie  3(neignung  feinet  i^eben^  maTfvnv  l^ei^t. 

^)  3)er  3prad)gebraud)  ueräubert  fid)  in  biefer  .'öinfid)t  rafd).  ©(^on  am 
3:aufbefeuntni!S  (Slpoftolifum)  mirb  bie^^  bemerfbar. 


278  ^^'  8.    ^ie  ©emeinbe  ber  ©laubenben. 

owad-leiv  t^  rctarei  zov  svayyeh'ov,  ^^i.  1,  27.  @r  i[t  fein 
a\3  burc^  ba§fctbe  bewirft  unb  auf  ba§fe(be  geiüanbt.  ®ie  ^ot= 
fcf)aft  ©otteg  t)at  feinen  (Sinn  unb  Sßitten  in  ftd)  unb  ift  barum 
eine  5Dlarf)t  bie  bal,  raaS  fie  t)erfprirf)t  ourf)  fcf)afft,  ogl.  'Siöm.  1, 16. 
©0  Mftig  biefer  ©ebanfengang  in  ber  apoftoIifd)en  ^rebigt  t)or= 
liegt,  fo  britdt  fid)  boc^  bie  ^e§ief)ung  be§  @Iauben§  auf  tta^ 
©üangelium  nicf)t  in  einem  au§gebreiteteren  ©pradigebroucf)  a\i§. 
9^af)  oerroanbt,  aber  borf)  lieber  eigenartig  ift  „ber  ©taube  an 
bie  2öal)rf)eit",  7ciaug  aXri&elag,  2  3:f)eff.  2,  13.  ^ie  3Bat)rf)eit 
unb  ha§  ©oangetium  finb  für  ^autu§  ni(i)t  graei  gefonberte 
2)inge;  t)ielmel)r  „f)at  @ott  eurf)  gum  ©tauben  an  bie  2öaf)rt)eit 
berufen  burd)  unfer  ©oangetium".  Stber  „2öat)rl)eit"  rceift  über 
ha§  Sßort  t)inau§  auf  beffen  innerlicf)en  ©runb  unb  nennt  barum 
aud^  \)a§,  maS  bem  3Öort  bie  SRactjt  gibt,  ©tauben  su  erjeugen. 
3ßeil  "ba^  ©oangelium  3Bat)rf)eit  ift,  ift  e§  in  feinem  unbebingten 
3ßert  bem  ^erau^tfein  be§  SRenfcf)en  aufgebest,  ügt.  2  ^or.  4, 2  ff. 
3n  ber  9fteget  bteibt  e§  bei  bem  ©eban!en,  ber  auc^  2  Sttjeff.  2,  13 
Dorliegt:  „au§  ^ören  burc^  ha§  Söort  ®f)rifti  fommt  ba§  ©tau= 
ben",  S^löm.  10,  17.  @§  mirb  burd)  ba§  Söort  geroecft  unb  ge= 
ftaltet,  get)t  aber  auf  ben  ®t)riftu§  at§  bie  lebenbige  ^^^erfon. 

53efonbere  ^JCßic^tigfeit  t)ing  für  bie  innere  ©eftattung  ber 
©emeinbe  baran,  ba^  nid)t  einmal  bie^^ormel:  „an  ben  t)eitigen 
©eift  gtauben"  im  ^^euen  ^eftament  auftritt,  obmot)!  mit  bem  ©eift 
ber  33Iid  au^brüdüd)  auf  ©otte§  ©egenraart  unb  Sirfen  in  ber  @e= 
meinbe  unb  im  ©taubenben  gerid)tet  ift,  unb  e§  fomit  nat)e  läge, 
ba^  fid)  baä  ©tauben  beraubt  unb  abfid)tlid)  an  ben  ©eift  menbete, 
fein  (">kbcn  erbäte,  feine  |)itfe  fud)te  unb  in  ber  ®en)iJ3f)eit  feiner 
3Jiac^t  bie  9?ut)e  fänbe.  ^a^  ba^  ©tauben  @otte§  ©üte  bto^ 
auf  bie  Senfung  be§  äußeren  @efd)ic!es^  bejielie  unb  nid)t§  al§ 
Seja^ung  ber  „!ßorfet)ung"  fei,  mar  baburd)  au§gefd)tüffcn,  baf? 
am  (S;f)riftu§  erfannt  mar:  ©ütte§  ©nabc  gelte  bem  9}?enfd)en 
felbft  unb  fud)c,  ertöfe  unb  begäbe  it)n  felbft  in  feinem  perfön= 
lid)en  :iieben^ftanb.  ^ie  ^otge  ber  iVrflärung  be§  6;t)viftu^:«  mar 
ja  bie  Senbung  be§  ©eifte':5;  baf)cr  tonnte  nid)t  mel)r  uon  einer 
9öttlid)en  ©üte  bie  9^ebc  fein,  bie  bIo|  bie  Sage  be§  3«enfdjen 
befferc,  fo  bafj  ber  fi^nagogale  ©(aubeu':<ftanb  mit  feiner  'i'Icigung, 
bag  0öttlid)c  ©eben  nur  auf  ben  au^^mcnbigon  Überlauf  bei*  i.'ebeuö 


25er  ®fau6e  an  ben  0eift.  279 

^u  6e5ief)en,  überjc^ritten  raar.  @§  treten  bafier  Seift  unb  ©tauben 
oielfad)  in  na^e  ^e§iet)ung  peinanber.  Ct)tt)ot)t  man  nidf)t  jebem 
@ei[te  glauben  barf:  bem  al§  f)cilig  erfannten  ©cift,  beffen  gött= 
ücf)e  2trt  üffenfunbig  ift,  foll  man  glauben.  ®er  ©eift  ift  „©eift 
be§  (y taubeng"  unb  fd)afft  ben  an  ben  QSater  gencf)teten  9iuf 
ber  ®t)riften^eit. 

2ßa§  t)ier  ber  ©prac^^  unb  ©ebanfenbitbung  bie  ©rense 
fe^te,  ift  nidt)t  barin  ju  fud)en,  ba^  fid)  mit  bem  ©eift  eine  über= 
miegenb  pl)r)fif(^e  23orfteHung§rei^e  oerbänbe,  fo  ba^  er  nur  al§ 
„Sl'raft"  unb  bingtic^e  ®ahz  gälte.  ^k§  trifft  für  bie  3tpofteI 
be§t)atb  nic^t  su,  meit  i^r  ©eiftbegriff  nid)t  üom  ©otteSbemu^t^ 
fein  abgefc^nitten  ift,  fonbern  mit  üoUer  ©nergie  ben  ®eift  a(§ 
„Zeitig",  al§  ®ütte§  feienb  bejatit.  ^m  ©eift  ift  ©ott  gegen^ 
märtig  unb  mirffam,  nid)t  irgenb  eine  ^raft  abfeitS  unb  to^ 
üon  ©Ott. 

23ielmet)r  ftammt  bie  ©eftalt  bc§  apoftolifdien  '2)enfen§  aud) 
I)ier  unmittelbar  barau§,  "ba^  in  ®t)riftu§  bie  gange  unb  t)oIt= 
enbenbe  ©nabe  @ütte§  beial)t  ift,  meldjer  ber  ©eift  jur  2ru§= 
füt)rung  unb  3Serrt)irflid)ung  bient,  bie  er  aber  nid)t  überfdireitet, 
erfe^t  ober  ergänjt.  9Han  t'ann  bei  biefem  nid)t  mef)r  ober 
anbere§  fud)en  aU  beim  ®t)riftug.  SKeit  bie  ^^neumatologie  ber 
^itpoftel  ein  ©lieb  il)rer  (£t)riftologie  bleibt,  barum  mar  aud)  \i)x 
©tauben  nid)t  teil§  ©tauben  an  3efu§,  teils  au^  noc^  ©tauben 
an  ben  ©eift,  fonbern  bleibt  auf  ;3ffu^  ößci^  gerid)tet,  roeil  nur 
t)on  if)m,  üon  i^m  aber  aud)  oollftänbig  empfangen  rcerben  !ann, 
mag  ber  ©eift  gemäl)rt,  unb  ber  ©eift  bap  gegenwärtig  unb 
iüir!fam  ift,  bamit  bie  ©emeinbe  im  ®t)riftu§  fei. 

I^ugleid)  mirtt  bie  3Serfd)ieben^eit  in  ber  2öeife  be§  ^afeing 
unb  ber  Offenbarung,  mie  fie  ^i^efnö  unb  mie  fie  ber  ©eift  t)a^ 
auf  bie  2lrt  beg  ©laubeng  ein.  3Bäl)renb  ber  ©eift  nur  in  ber 
^nnerlic^feit  beg  9Jlenfd)en  feine  SBirffamfeit  üollgiefit  unb  beg= 
\)a[b  etmag  93erborgeneg  bleibt,  ift  3efug  feiner  9Jlenfd)lid)feit 
roegen  ber  ©emeinbe  befannt  unb  3nl)ftlt  ßiJ^^^  "^it  ©eroi^t)eit 
auggeric^teten  ^e§eugung.  ®a§  ©efannte  !ann  mit  jener  üollen 
iBeja^ung  erfaßt  merben,  n)eld)e  ©tauben  t)ei§t,  nic^t  bag  ©elieimnig. 

.^n  bem  burd)  bie  neuteftamentlid)en  ®o!umente  beleud)teten 
^ereid)  ber  6;t)riftenl)eit  entftanb  aug  benienigen  ©riebniffen,  bie 


280  Aap-  8.    2)ie  ©emeinbe  ber  Ölonbenben. 

üom  ©etftbcgrtff  umfaßt  rcerben,  niemals  eine  ^egren§ung  ober 
9Ser!rümmung  be§  @Iauben§.  ©ie  f'ennen  feine  burc^  ben  ©eift 
gercirfte  @rfat)rung,  @rf"enntni§  ober  Siebe,  bie  oon  ber  ©Iaiiben§= 
pfli(f)t  entbänben  ober  aud)  nur  oom  ©lauben  abgelöft  felb= 
ftänbigen  SBert  {)ätten.  ®ie  (5)tauben§pfticf)t  rcirb  burd^  jene 
©riebniffe  nur  noc^  !^eiliger  unb  bringenber.  2nta§  f^at  an  hen 
pneumatijd)en  ®rtebniffen  be§  ^aulug  plaftifrf)  bargeftellt,  raie 
fie  if)n  nic^t  nur  nic^t  über  ha§  ©lauben  {)inauf^oben ,  fonbern 
§u  Derftärfter  ©laubenSübung  nötigten.  @r  erl)ält  Sßeijungen, 
bie  il^n  innerlich  binben,  mu^  aber  5unäd)ft  get)or(^en,  of)ne  ba^ 
er  oerftänbe,  rco{)in  fid)  ber  i{)m  befofjlene  3ßeg  fd)Iie^lid)  rcenbet. 
^m  ©eift  gebunben  roanbert  er  burd)  ^(einafien  bi§  nad)  2;roa§, 
unb  roieber  nad)  ^erufalem,  gu  einem  SSertrauen  genötigt,  ha§ 
5u  gef)ord)en  vermag,  üf)ne  ben  2(u§gang  ju  fef)en.  2)a^  Su!a§ 
f)ier  als  ed^ter  ^auliner  rebet,  berceift  ha^  93er^ItniS  üon 
(Bai.  5  gu  3,  baS  t)on  9?öm.  8  gu  4.  ®ie  '»Pneumatologie  rairb 
bort  Don  "ipouIuS  nic^t  baju  entfaltet,  um  ben  (^)Iauben§ftanb  aU 
überjd)ritten  f)inter  fid)  gu  laffen,  unb  alle§  fd)lie^Iid)  bod)  nod) 
roegsuroerfen,  mofür  er  §uerft  at§  für  ben  |)auptfal3  be§  ©oan^ 
geliums  fämpft,  fonbern  baju,  um  ber  ^rage  bie  le^te  2tntioort 
5u  geben,  marum  er  an  ^efu§  glaubt  unb  mit  n)eld)em  (Seroinn 
er  an  it)n  glaubt. 

21I§  ba§  f)öd)ftc,  mag  befonbere  SBirf'ungen  be§  @eiftc§ 
gercä^ren  fönnen,  galt  ber  ©emeinbe  ber  Slnblid  ^efu  unb  ber 
©mpfang  feinet  ^efet)l§.  2ll§  3ol)anne§  „im  ©eifte  mar",  fal) 
er  ben  ^errn,  unb  ma§  mir  über  bie  befonberen  2öirfungen  beS 
©eifteS  in  "»Paulug  beutlic^eS  roiffen,  ^at  alleä  bagu  enge  33e= 
5ict)ung,  ba^  il)m  ber  Söille  Sl)rifti  für  feine  9lrbeit  erfennbar 
roirb.  2)amit  enbet  aber  ber  ^ueumatifdje  SSorgang  im  ©lauben§= 
üorgang,  ben  er  nie  erfe^t,  fonbern  nur  begrünbet  unb  oerftärft. 

%k  i^onfequenjen  einer  angeblid)  „entl)ufiaftifd)cn"  Übor= 
bietung  be§  ©laubenä  müfjten  fid)  am  ©lauben^sftanb  uuucrmeib^ 
lid)  in  grellen  Gffeftcn  geigen. ')  '^ie  ^Küdbeuguug  bcSfclbcn  auf 
bie  Stimmung  unb  (Srfat)rung  be§  ©laubenben  t)ätte  fid)  bomit 

')  X\t«  träte  ebciifo  ficl)cv  I)ciuor,  luic  fprttcv  in  bor  Mircl)e  mit  jebcr  Slns 
näbcruiij)  nit  foI(l)c  :^kle  bau  Wlaiibcn  immer  ,H'i"brnd)  unb  iine  cc*  bor  hoiitiiion 
»Jlimmuiifloreliflion  alö  unerreirtjlnuciiK  .^i''''  entrinnt. 


3)er  @fou6e  nn  ben  r^Jeift.  281 

unuermeiblirf)  eingefteüt,  fo  ba^  man  in  ben  pneumatifrf)en  @r= 
lebniffen  bie  33erecf)tigung  pm  ©lauben  ge|urf)t,  unb  e§  of)ne 
biefelbcn  für  unmöglich  erftärt  ^ätte.  2ßa§  aber  neben  ber  @r= 
irecfung  be§  auf  3efu§  geraanbten  @(auben§  ai§  Söirfung  be§ 
®eifte§  in§  33en)u^tfetn  ber  ©emeinbe  trat,  ^at  jene§  ixvax  belebt 
unb  geftärft,  rcie  jebe  ®ahi,  an  ber  fie  @otte§  ©üte  faf),  unb 
bie§  in  befonberem  Tla%  roeit  bie  ©egenroart  be§  @eifte§  nirf)t 
eine  unter  nielen  ©oben  ift,  fonbern  unt)ergleid)lirf)en  2Bert  ^at, 
jeborf)  nie  bewirft,  ba^  fid)  ba§  ©tauben  an  ben  ^eroegungen, 
bie  im  Innern  be§  9Jlenfcf)en  oertaufen,  feinen  ©runb  unb  ^n^alt 
gab.  liefen  t)at  e§  mit  gültiger,  noll  5ureirf)enber  5lraft  im 
6:f)riftu§  allein,  unb  l^ier  roieber  nid)t  fo,  ta^  yjlerf'äeic^en  gefud)t 
mürben,  an  benen  man  !onftatierte :  nun  fei  man  roirflid)  im 
(£^riftu§,  fonbern  fo,  ba^  hk  ©emipeit,  im  ®f)riftu§  ju  fein, 
unmittelbar  mit  bem  ©tauben  ibentifd)  bleibt,  b.  ^.  unmittelbar 
au§  ber  53eja^ung  feiner  ©infe^ung  jum  ^errn  ber  ©emeinbe 
burd^  S^reuj  unb  3luferftel)ung  folgt. 

9tur  auf  biefer  |)ül)e  be§  ©lauben§ftanbe§  mar  e§  möglich, 
ben  ©eiftgebanfen  lebenbig  in  bie  ©emeinbe  I)inein5upf(an5en  unb 
it)re  ^rayiS  auf  it)n  ju  grünben,  ot)ne  ba^  ein  l^eillofe  5?or= 
ruption  mit  raf^em  ^^t^föü  barau§  entftanb.  ^ebem  roirb  ©ott 
al§  gegenrcärtig  bezeugt,  unb  jmar  fo,  ba^  er  il)n  inmenbig  ge= 
ftaltet  unb  bemegt,  unb  it)m  feinen  @eban!en  unb  2öillen§lauf 
gibt.  3^  nai)tx  ©ott  bem  9Jienfd)cn  fommt,  um  fo  ernfter  mirb 
für  biefen  bie  ©efa^r  ber  93erfünbigung.  ^ie  ©emeinbe  blieb 
aber  oon  fanatifrf)en  ©rfrf)einungen,  bei  benen  fid)  jeber  felbft 
üergottet,  unb  feine  SReinung  für  ©otte§  2Bort  unb  feine  Saune 
für  ©otte§  ©ebot  ausgibt,  gän§lid)  frei.  ®enn  fie  l)at  im 
©lauben  an  (£l)riftu§  bie  fritifd)e  9Jloc^t,  bie  it)r  im  felben 
9)loment,  mo  fie  be§  ©eifte§  gerai^  ift,  bie  forgfamfte  ©d)eibung 
an  bem,  ma§  fic^  in  il)r  regt,  möglich  mad)t,  fo  \>a^  fie  gleid)= 
jeitig  mit  aufrichtiger  9teue  gegen  bag,  ma§  fleifc^lid)  in  il)r  ift, 
im  Stampfe  ftet)t. 

S'lur  auf  biefer  .^ö^e  be§  ©lauben§ftanbe§  mar  e§  aud) 
möglid),  ba^  fid)  an  bie  im  befonberen  ©inn  al§  „geiftlid)"  t)er= 
ftanbenen  ©rfd^einungen  feine  franft)afte  Seibenfd)aftlici^feit  unb 
unaufrid)tige  51'ünftelei  t)ängte.  3]id)t  fie  erft  gaben  ber  .^eilSfrage 


282  ^<^P-  8-    ^ic  ©emeinbe  ber  ®(au6ettben. 

bic  3lntn)ort;  biefe  war  gclöft.  '2)arum  tonnten  bicjc  33orgängc 
mit  9?ul)e  l)ingenommen  werben,  jraar  mit  großem  'i^ant,  al§ 
^efunbung  ber  @emeinf(i)aft  mit  @ott,  suglei(^  aber  of)ne  eyperi= 
mentierenbe  @igenmäd)tigfeit,  bie  fie  allen  pmenben  unb  in  if)ren 
Empfängern  möglirf)ft  §u  fteigern  unternafim.  ^ebe  9net{)obif 
unb  Sted)nif,  burd)  roeIcE)e  man  bie  geiftli(i)en  2öirfungen  erzeugen 
fönnte,  blieb  au^gef cl)loff en ;  fie  Ijätte  bie  preisgäbe  be§  @lauben§ 
bebeutet.  ®aran,  ba^  mir  burcl)  1  ^or.  12—14  unb  ^ol.  2 
miffen,  ha^  ber  Eintritt  in  ben  apoftolifcl)en  @lauben§ftanb  ben 
©emeinben  in  biefer  ^inficl)t  nid)t  ot)ne  ^ampf  unb  ©(i)man= 
!ungen  gelang,  t)ängt  freilief)  nicll)t§  Überrafcl)enbe^. 

^iefelbe  33eobac£)tung  erläutert  auct)  bie  (Stellung  ber  ®e= 
meinbc  jum  ©aframent.  ®ie  2(u§fagen  über  ba^felbe  greifen 
in§  ©an^e  be§  @oangelium§.  9lirf)t  eine  befonbere  ©nabe,  fün= 
bern  ber  ganje  :3nl)alt  beä  ®öangelium§  mirb  3.  ^.  mit  ber  ^aufe 
üerfnüpft.  '3)ennocl)  fommt  nirgenb§  ein  auf  hk  ©aframente 
gerid)tete§  ©lauben  §um  '43orfcl)ein,  fonbern  biefe;§  gef)t  aud)  l)ier 
burrf)  bie  STaufe,  burd)  ha§  2lbenbmal)l  l)inburd)  auf  ben  ^errn, 
ber  in  biefen  Elften  al§  ber  ^anbelnbe  unb  ©ebenbe  beiat)t  mirb. 
^a^  ergab  bie  ^ödifte  ©d)ä^ung  berfetben,  roäljrenb  man  gleid)= 
jeitig  it)nen  gegenüber  frei  geblieben  ift. 

;3nbem  ha^  ©lauben  am  uniüerfalen  2lmt  6;t)rifti  feinen 
©runb  befi^t,  mirb  e§  !eine§roeg§  ^ur  2lbftraftion,  bie  ben  fon= 
freien  33erlauf  be§  2eben§  unberoegt  lie^e.  ^ür  bie  apoftolifdjen 
2)ofumente  ift  e^  notorifd)  falfd),  ha§  ©lauben  lebiglid)  ber  5ln= 
nat)me  be§  d)riftologifd)en  Sel)rfa^e§  gleic^suftellen,  fo  baf3  nid)t§ 
rceiter  bamit  beftimmt  märe,  ai§  ber  ©ebanl'enlauf.  33ielme^r 
mirb  e§,  meil  ber  (£l)riftu§  mit  feinem  gnäbigcn  '-IBalten  ben 
ganjen  :^eben5lauf  ber  (Seinen  umfaßt,  baburd)  betätigt,  ba|3  ber 
©laubenbe  feine  befonberen  5lntiegen  jur  Df^egierung  (£l)rifti  unb 
bem  gnäbigen  3Billen  ©otte^  in  Se^ie^ung  bringt.  ;^vnbem  e§ 
bie  33itte  erjeugt  unb  il)rc  ©rl)örung  begrünbct,  .^l.  1,5.  5,  15, 
uermittelt  eö  fovtuuiljrcnb  ein  göttlid)eö  Q>kim\  fomoljt  in  ber 
gciftigcn,  mic  in  ber  leiblid)en  Spl)äre.  ^ie  Unbobingtl)eit  beg= 
fclben  erfd)eint  in  ber  ©eu)if?l)cit,  mit  ber  bic  apoftoIifd)en  'i)}?änner 
aud)  baö  "Sunbcr  erbeten  unb  empfangen  Ijabcn.  (Sei  mirb  alä 
göttliche  93cftätigung  bcä  ©laubens^,  mit  bem  cjS  ber  2;ätcr  beS* 


2)er  @lau6e  unb  ba§  SBiinber.  283 

[etben  erroartet  f)at  oerftanben.  2luf  ©runb  be§  ®Iaubeu§  hat 
3efu  -Jiame  ben  ßaf)men  get)ei(t,  Slft,  3,  16;  bag  ©tauben  ber 
für  ben  ^ranfen  Sittenben  bringt  biefem  SSergebung  unb  .^eilung, 
^sal  o,  Uff.  m§  ^olge  be§  @Iauben§  rairft  ©ott  „bie  <Rräfte", 
®al  3,  b,  oergl.  1  Äor.  12,  9.  13,  2.  2(ud)  im  Empfänger  fnüpft 
^§  an  bic  ^uoerficfjt  an,  mit  ber  er  ©otte§  ^ilfe  ermartet.  3Iber 
ber  ®Iauben§begriff  ift  burrf)  feine  umfaffenbe  Segiel^ung  auf 
„,lefu§  über  bie  33enennung  einer  ©rmartung  f)inau§gen)arf)fen, 
bie  firf)  auf  eine  einzelne  .^itfeleiftung  befd)ränft.  ®ie  an  ^efusi 
gerirf)tete  Sitte  um  .^eilung  frf)(o^,  weil  fic  unmittelbar  bem  2(n= 
Uid  feineg  .^anbelng  entfprang,  aurf)  ben  STnfrfjIu^  be§  23er== 
trauend  an  i^n  felbft  in  fid).  3e^t  wo  bic  apoftoIifd)en  9)Mnner 
ba§  2ßunber  —  ber  Unioerfalität  ber  göttlid)en  ©nabe  ent= 
fprerf)enb  —  nirf)t  nur  ©liebern  ber  ©emeinbe,  fonbern  aurf) 
^uben  unb  -Reiben  nermittetn,  fteüt  fic^  ha^^  ©tauben  i)ietmet)r 
at§  ^otge,  benn  at§  ©runb  unb  Sebingung  be^  SBunber^  bar. 
2)er  Sa^me  in  S^ftra  t)at  ©tauben,  ber  aber  bebeutfam  beftimmt 
mirb:  „ba^  if)m  get)otfen  rcerbe",  Ttlaziv  txei  tov  oiod^rjvai, 
3tcta  14,  9.  Son  ben  Samaritern  mirb  bagcgen  gefagt :  weit  fie 
get)eitt  mürben,  gtaubten  fie,  3tcta  8,  6.  12. 

®ie  9?ic^tfd)nur,  metrf)e  bie  5lbmeifung  ber  3etc^enforberung 
burc^  ^^\u§  gab,  ift  babei  niemat§  oerte^t  morben.  ^a§  SBunber 
erfct)eint  ftet^  nur  in  ftraffer  Serbinbung  mit  bem  befonberen 
Seruf,  ben  bie  Sotcn  ^efu  tiaben,  nie  at§  alttägtirf)eg  @reigm;§, 
ot)ne  ba§  ba§  @ntftet)en  be§  ©tauben^ftanbeä  überhaupt  nic^t 
benfbar  fei.\)  Qin  berartigeg  ^oftutat,  ha§  ba^^  SBunber  at§ 
Sebingung  be§  @tauben§  »ertangt,  burd^freu^t  ben  in  ben  Briefen 
bezeugten  ©tauben^ftanb.  Sßßie  rein  unb  runb  bie  Unterorbnung 
unter  ©otte§  Seitung  in  atler  ^uoerfirf)t  jur  |)errtirf)feit  feiner  3Itt= 
mad)t  feftget)atten  mirb,  jeigt  fic^  baran,  ha^  e§  nirgenbä  5u  einer 
üeräct)ttirf)en  ^erabfe^ung  ber  natürlid^en  Vorgänge  fommt.  ©ü= 
müt)t  in  ben  ©oangetien,  bie  bie  mittige  Unterorbnung  ^e\u  unter 
bie  natürtid)en  Seben§bebingungen  üöttig  beuttid)  marf)en,  al§  in 
ben  ©rinnerungen  ber  ©efä^rten  be§  ^autu§  an  it)ren  33erfet)r  mit 

0  @evabe  beö^alb  inevbeu  bie  3^^^)?"  S^fu  in  ben  (Soaucjelien  unb  bie= 
ieiiiflcii  ber  3(poftel  uon  !d\üihi  evjn'jft,  roeil  bie  ©emeinbe  bergleid)en  nirf)t 
iel6ft  erkbi. 


284  '^iP-  ^-    ®ie  Wemeinbe  ber  W[nubenbcn. 

il)m  —  man  eriüäge  5.  ^.  ben  33erid)t  über  ben  5lampf  be§  ^^paulug 
für  feine  ^rcif)ett  in  ^erufalem,  3(poft.  21,  27—26,  32  —  at§  in 
ben  et^ifd)en  2lnn)eifungen  ber  Briefe  über  @^e,  Eigentum,  ©efinbe, 
©taat  unb  ©emeinbe  rcirb  auc^  ber  natürlid)e  ©ang  ber  ^inge 
unter  @otte§  Stegierung  geftellt,  unb  bie  (Bab^  f)ört  be§f)alb  nic^t 
auf  göttlid)  §u  fein,  roeil  fie  nicf)t  burcf)  ba§  Söunber,  fonbern 
burd^  natürliche  unb  menfc^tic^e  SSermittlungen  empfangen  roirb. 

®iefe  33efonnenf)eit  {)ätte  ha§  ©tauben  notroenbig  eingebüßt, 
rcenn  bie  ©emeinbe  geroagt  t)ätte,  in  itjrem  ©ebet  bie  @rl)örung§= 
geroipeit  auf  bie  !onfreten,  eingetnen  Formationen  be§  33egef)ren§ 
au§5ubet)nen ,  bie  eben  je^t  ben  ^ittenben  bercegten.  SBäre  im 
©ebet  bie  Unterorbnung  unter  ©ott  ni(f)t  feftget)a(ten  raorben,  fo 
ptten  fid)  bie  ©rfc^ütterungen  unoermeiblid)  aud)  auf  ba§  3Ser= 
f)ättni§  5ur  91atur  unb  §um  SÖBunber  übertragen.  @§  ftetjt  barum 
mit  ber  eben  :^ert)orgef)obenen  33eobacf)tung  in  genauem  3ufammen= 
l)ang,  ba^  ber  ©a^  nie  gercagt  mirb :  jebeS  ©ebet  be§  ©lauben= 
ben  roerbe  erf)ört,  fonbern  immer  feftget)alten  rcirb,  ba^  bie  gött= 
lic^e  9iegierung  ben  beftimmten  ©ebanfen  unb  3Bünfd)en  be§ 
©laubenben  gegenüber  il)re  Überlegenl}eit  ftetig  betätige.  ®ie  ©e= 
metnbe  f)at  if)r  ©lauben  baburd)  errciefen,  "i^a^  fie  ju  it)rem 
SBoHen  unb  53itten  immer  ben  SSorbet)alt  fügte:  menn  ber  .^err 
raiü,  3af.  4,  15  üergt.  2  ^or.  12,  9. 

2(ud)  roenn  ba§  ©tauben  für  ben  inroenbigen  SebenSftanb 
befonbere  ©aben  üon  ©ott  erbittet  unb  empfängt,  bleibt  c§ 
üon  naturmibrigen  2:enben5en  unb  com  ^-^^oftutat  be§  SBunberä 
gänälid)  frei.  '2)ie  33et)auptung :  bie  erfte  ®{)riftent)eit  I^abe  einjig 
an  ber  lTnDerftänblid)feit  unb  mirafulöfen  3lrt  be§  9Sorgange§ 
ha§  SWerfmal  ber  ©eiftmirfung  gefet)en,  meil  i\)x  hci§  ^egvciflid^e 
unb  33ermitte(te  al§  profan  erfd)ienen  fei  unb  tta^  ©Öttlidje  erft 
ba  begonnen  l)ahe,  wo  ber  !^erftanb  ju  ©übe  mar,  ftel)t  im 
3öiberfprud)  mit  ber  Unbebingt^eit  unb  '-iHiüftäubigteit  it)re§ 
©lauben§ftanbc§  unb  ift  falfd). 

''MaQ  aber  aud)  baö  ©tauben  nod)  fo  fonfreten  ;^vnt)alt  ge= 
lüinncn  unb  fid)  mit  allen  2tnliegen  bei^  9J]eufd)en  uercinen,  ob 
fie  fid)  auf  auömenbigc  ober  inmonbigo  ''J^obüvf niff c  bo,ycl)on :  alle 
fingulären  ©laubenSmotiiHMUcrbcu  l)intcr  bon  uniiHnfalon©laubenä= 
grunb  jurüctgcftcllt ,  ben  ^cfu  ©ottei$fol)nfd)aft  unb  feine  t'önig= 


3)er  ®lmbe  imb  bas  3Bunber.  285 

Ii(i)e  ©teüung  im  S^ieid^e  allen  anbieten.  Da§  merfroürbigfte  33ei= 
fpiel  f)ierfur  i[t  bie  SBeife,  roie  '>pautu§  üon  ber  if)m  gegebenen 
33er[irf)tbarung  3efu  rebet. 

Dbgleid)  fie  ben  !i>ertauf  jeine§  Seben§  bel)errfrf)t  unb  feinem 
(SJtanben  bleibenb  feine  inbiüibueUe  Färbung  gab,  bilbet  fie  bod) 
feine§n)eg§  ben  2(ngelpunft  feine§  inneren  £eben§.  ^a^  er  et)rifti 
3:ob  unb  2Iuferflel)ung  nact)  if)rer  traft  unb  &abi  erfaffe,  ba§ 
ift  ha§  3SerIangen  feine§  @(auben§,  l)ierin  f)at  fein  innere^  Seben 
feinen  9Jiittelpuntt.  <Btin  befonbereS  @rlebni§  üerftel)t  er  nur 
at§  aJiittet,  ba§  it)m  ^efu§  al§  ben  auferftanbenen  ^errn  jeigen 
unb  fein  ©lauben  auf  it)n  lenfen  foüte,  nun  aber  auf  if)n  nacf) 
feiner  uniüerfetlen  ^ebeutung,  an  it)n  a[§  an  ^zn,  ber  für  alle 
geftorben  unb  für  alle  auferftanben  ift.  Sfiorf)  meniger  l)at  er 
'tiaä  ©lauben  anberer  auf  bie  it)m  perfönlid)  gemährte  Offenbarung 
begrünbet.  @r  t)at  fie  feinen  ©emeinben  er5äl)lt,  bamit  fie  feinen 
felbftänbigen  3lpüftelberuf  neben  ben  ^mötfen  unb  feine  Stellung 
gum  ©efe^  üerftet)en,  @al.  1,  15.  1  ."Kor.  9,  1.  ©ie  bient  au^ 
bem  ©lauben  aller  §ur  Segrünbung,  rceil  fie  fiel)  ben  übrigen 
^eugniffen  vom  ^eben  be§  3Iuferftanbenen  beigefellt,  1  tor.  15,  8. 
©ie  ift  aber  I)ierfür  nur  ein  einselneS  beglaubigenbeS  3ßugni§, 
mä^renb  ber  ©laubenögrunb  für  alle  in  ber  9fteid)§gabe  ®f)rifti 
liegt,  n)eld)e  alle  umfaßt  unb  in  feinem  emigen,  allen  ganj  fid) 
äumenbenben  SOBefen  begrünbet  ift.')  @§  bleibt  in  ber  ganzen 
(£t)riftenl)eit  babei,  ba^  bie  Slnlcitung  jum  ©tauben  nid)t  barin 
beftel)en  fönne,  ba^  9Jlittel  angegeben  mürben,  roie  ber  einzelne 
eine  befonbere  ü^ergemifferung  unb  Offenbarung  üon  ©ott  erlangen 
tonne,  fonbern  überall  nur  barin,  ha^  bie  alle  umfaffenbe  2;at 
®l)rifti  bem  3Serftänbni§  erfc^loffen  mirb. 

darauf  bat  e§  berul)t,  ta^  für  bie  üon  ben  3lpofteln  ge= 
fammelte  (S^riftenljeit  ha§  ^^nhmhmli]k,  ^:|3erfönlirf)fte :  t>a^  ©lau= 
ben,  5um  ftart'en  ^anbe  ber  ©emeinfc^aft  gemorben  ift,  meil  alle§ 
©tauben  biefelbe  ®ahe  be§felben  ^errn  bejaht  l^at. 

')  3}lrtn  enwäge  2  Aiov.  12, 9 :  mai  'ipnulitö  nug  feinem  elftatifc^en  3?erfe{)r 
mit  (Sf)nftU!S  für  fid)  iioiuiimt  unb  ber  ©emeinbe  mitteilt,  ift  bn§  iftn  auf  bie 
©nnbe  beci  6l)riftu^3  Denueifenbc  'ilUn't ;  b.  1).  bie  'i^eftätiduui^  bessjenii^eu  ®laubeiiö; 
ftanbci,  ber  fid)  il)m  autS  ber  Menntniö  besS  ©efreujii^teu  unb  2luferftanbcnen 
ergeben  l)at. 


286  ^tiP-  8.    Sie  ©emeinbe  bev  ©{aubenben. 

'2)aburcf),  ba^  ba§fe(be  gleid)settig  bie  ©tärfung  ber  einzelnen 
^erfönlirf)!ctt  unb  bie  Stiftung  ber  @emeittfrf)aft  I)erbeigefü^rt 
\)at,  bcfam  bie  avoftolijc^e  ©emeinbe  jene  SJierfmale,  bie  fie  mit 
feiner  anberen  menfd)Iic^en  @emeinfrf)aft  Dergleid)bar  mad)en. 
®aburd)  lourbe  erreicht,  ha^  bie  intenfiofte  ©emeinfd)aft  gleid)= 
jeitig  ber  Ort  ber  l)5(i)ftcn  ^^i^eÜ^eit  geraefen  ift  unb  bie  %ux6)' 
füf)rung  ber  ©Ieid)t)eit  aller  bie  fräftigfte  ©ntfattung  ber  perfön= 
iid)en  ^efonberf)eit  in  fic^  \<i)io%  ^er  gemeinfame  ^err  alter 
rcirb  üon  alten  ai§  jeben  in  feiner  perjönlicl)en  £eben§geftalt  be- 
gabenb  unb  fütjrenb  bejat)t. 

'^axan  befa^  man  auct)  ha^  mirJfame  SJlittel  §ur  @rl)altung 
be§  ©taubeng,  roeil  e§  für  jeben  om  ©tauben  aUer  feine  ^^e= 
ftätigung  unb  (Stär!ung  fanb.  äßeil  bie  ©emeinbe  glaubt,  ftö^t 
fie  i^re  ©lieber  nirf)t  in  ben  Unglauben,  fonbern  l)ilft  jebem  fein 
©tauben  ju  ben)at)ren.  '2)e§t)atb  get)t  auct)  bie  2Iu§breitung  be§= 
felben  fofort  mit  erfolgreid^er  2lrbeit  üon  ber  ©emeinbe  au§. 
^n  ba§  SRiffion^roerf  ber  2lpoftet  trat  nicf)t  ein  @tanb  »on 
SJiiffionaren ,  fonbern  bie  ©emeinbe  ein,  meit  biefe  mit  il)rem 
ganzen  SDafein  unb  allen  il)ren  Munitionen  auf  ha§  ©tauben 
gegrünbet  ift  unb  bicfe§  offenbart. 

©egen  bie  Möt)igf'eit  be§  ©tauben^,  ha^  e§  mirflid)  @emein= 
fcl)aft  §u  erjeugen  unb  au§  ber  ^ird)e  eine  feft  uerbunbene  ©e= 
noffenfd)aft  ^u  madjen  uermöge,  erl)ebt  fiel)  in  biefcm  ^^it^^W"^ 
nod)  nirgcnb^  ein  ^i^^if^t^  fö  ^a§  ntan  ben  !Cerfud)  gemad)t 
l)ätte,  bie  einigenbe  ^raft  be^  einen  ©laubeng  burd)  anbere  33inbe= 
mittel  äu  üerftärlen  ober  ju  erfe^en,  5.  ^.  fo,  baj5  an  ©teile  beg 
©taubeng  eine  Set)re  ba§  ^unbament  ber  5^ird)e  mürbe  ober  ein 
get)eiligteg  ©efe^  it)re  ©inlieit  fidjerte. ')  iöom  ©taate  al§  lirc^en* 
bilbenber  9Jiad)t  mar  ol)nel)in  bamal§  nid)t  bie  Stiebe.  3öie  follte 
aud)  irgenb  ein  anberer  ^-at'tor  baöfelbe  ju  leiftcu  uermögen, 
mag  bie  ©in'^eit  be§  ©laubeng  gab?  ®icfe  beftimmte  bie  ^]Jerfön^ 


*)  Kid^t  einmal  bnS  i^efeitntni*,  bao  bocl)  nlci  iiäcOfter  SluSbrucl'  bi\s  Wlnii^ 
bend  jur  SBcflvünbimfl  bev  ©emeinbe  joefentlicl)  mitiuirft,  crOfllt  im  neutoftnments 
lidjcn  Sereid)  eine  ÜUeitcrbilbunfl,  fonbern  bleibt  mit  bemjcnirteii  :iU'fenntniS 
ibentifd),  bne  ,"\cfn  '^Minflerfrei«  mit  ihm  lunbniib,  DJt,  !<>,  IH,  i)luri)  bie  'J^'uitnnji 
be«  Weifte  neben  bem  (Sol^n  lieflt   filioii   im  'i^oiicbt   über  bie  Dftortoiu'  lun-, 

m.  2H,  1». 


2)er  ©laube  al§  bie  Segrünbung  ber  ®emein[c^aft.  287 

Iid)!eit  nic^t  oon  au^cn,  fonbcrn  non  innen,  nid)t  ein  ©türf  an 
ii)X,  fonbern  fie  gonj,  nirf)t  burrf)  3^01^9/  Jonbern  burc^  il}r  eigene^ 
SKoUen.  ®ie  @emeinfd)aft,  bie  au§  ©tauben  entftanb,  roar  be§= 
t)alb  ungleid)  rcat)ret,  oollftänbiger ,  n)ir!famer  al§  irgenb  eine 
anbere  ^orm  ber  ©ocietät. 

2Iud)  bie  apo[tolifd)e  ©emeinbe  f)at  jraar  erlebt,  ba^  eine 
©emeinfc^aft,  bie  am  ©tauben  it)r  @int)eit§banb  I)at,  fid)  nic^t 
ot)ne  (Scf)rt)ierigfeit  ert)atten  (ä^t.  2ßa§  ^afobnS  2,  1  ff.  feinen 
Sefern  einfd)ärft,  geigt,  ba^  in  ber  jübifc^en  (i;!^riftenf)eit  über 
bem  freunblic^en  33erfef)r  mit  ben  ^uben  bie  im  ©tauben  he- 
grünbete  ©emeinfcf)aft  in  ©efat)r  ftanb,  firf)  ju  torfern,  meit  auc^ 
in  it)rem  3Serf'e^r  bie  äu^erticijen  ©efirf)t§punfte,  bie  fonft  ben 
Umgang  geftatten,  bie  9Kirffic^t  auf  ^teic^tum  unb  Strmut,  ba§ 
übermogen,  ma§  innertic^  einigte  ober  fc^ieb.  ^aö  bemegt  ^afobu§ 
jeboci)  nid)t  baju,  auf  eine  äußere  (Separation  ber  ©emeinbe  üon 
it)rer  Umgebung  t)in5unnrf en ,  fonbern  nur  ha^  eine  üertangt  er, 
hafi  ha§  ©tauben  nad)  feiner  t)eiligen  ©rö^e  unb  ^irf)tigfeit 
auct)  am  Strmen  geet)rt,  ber  Söiberftanb  gegen  (£t)riftu§  auc^  am 
9teicf)en  nid^t  überfeben  merbe.  Sr  bringt  nur  baranf,  ba^  bie 
©emeinfdjaft  i()ren  ©runb  inx  ©tauben  bet)atte,  unb  gemätjrt  ober 
oerfagt  merbe  je  nacf)  bem  ©tauben^ftanb. 

2Bie  un§  bie  Briefe  anfdjautid)  seigen,  bteibt  ber  ©emeinbe 
jebe  ^emüt)ung  um  eine  äußere  3tu§gteirf)ung  be§  ^enfen§  burd) 
eine  Set)rformet  ober  be§  ^anbetng  burd)  ein  ©efe^  unbekannt. 
©§  finb  feine  SeI)rformen  in  benfetben  nad)mei§bar,  bie  nic^t 
frifd)  oom  9^ebenben  für  ba§  fonfrete  $8ebürfni§,  bem  er  tet)renb 
SU  bienen  ^at,  erjeugt  mürben.  ®at)er  bringt  fid)  mit  jebem 
3ßort  bie  Eigenart  be§  ©pred)enben  sur  ©eltung,  unb  bie  Untere 
fd)iebe  fpannen  fid)  ju  meiten  ^iftanjen.  Unb  bennod),  mie  über- 
mättigenb  tritt  für  jebe  aufmerffame  Seftüre  bie  @inl)eit  be§ 
®enfen§  unb  SBotteng  in  atten  biefen  ^^ugniffen  ^eroor,  bie§ 
be§f)atb,  weit  oon  atten  mit  offener  5lufrid)tigteit  unb  entfd)toffenem 
Sitten  berfetbe  ^efu§  at§  .r^err  bejat)t  unb  fein  Söort  unb  ©ebot 
aufgenommen  unb  inmenbig  «erarbeitet  rcorben  ift. 

©orcie  eine  ©ebanfenreit)e  ^um  ©tauben  im  neuteftament= 
tid)en  (Sinn  33e5iet)ungen  t)at,  er^ätt  fie  eine  perföntid)e  Senbenj, 
meit  bann  ba§  ganje  (Streben  be§  S^tebenben  auf  it)ren  ©egen= 


288  Hap.  8.    2)ie  ©emeinbe  ber  ©laubeuben. 

ftanb  get)t  unb  in  il)m  ba§  eiüige  ^eil  unb  ben  2lnteil  am  f)üc^ften 
@ut  juc^t.  ®a  aber  ber  neuteftamentlicf)e  ©taube  auf  bem  unt= 
oevfalen  Sßillen  unb  SÖerf  ®otte§  fte!)t,  roirb  ba§  ^^erjönlirf)e  mit 
umfaffenbem  ^nf)att  erfüllt  unb  §u  adgemeiner  ©ültigfeit  ert)öl)t. 
®ie  apoftolifd)en  Briefe  ert)ietten  baburrf)  ilire  unüergleid)lic^e 
33ef(i)affenf)eit.  ©ie  finb  jemeiten  burcE)  befonbere  perfönlidje 
23erl)ältmffe  begrünbet  unb  bienen  mit  jebem  Sßort  i^rem  inbi= 
oibuellen  Qwtd,  unb  bringen  bod)  an  biefem  fonfreten  ©toff  in 
eint)eitlicf)er  ®urrf)bringung  bie  unioerfaten  @efid)t§punt'te  be§ 
l)üd)ften  2öiffen§  pr  ^arftellung.  2(u§  einem  fo  üöllig  inbi= 
oibueKen  ^wtd,  mie  i^n  bie  2tnfünbigung  beg  ^efud)§,  ben 
^au(u§  in  9iom  p  marf)en  l)offt,  bitbet,  entfielt  ber  9^ümerbrief ! 
^n  jebem  Sßort  befrf)äftigt  er  un§  mit  ^autu§  unb  macf)t  it)n 
in  ber  ©igenart  feineS  inneren  £eben§  fic^tbar,  mirb  aber  gleid)= 
zeitig  jum  größten  Sel)rbau,  pr  Darlegung  ber  uniüerfalen  ©nabe, 
roie  fie  bie  göttli^e  Sßeltregierung  beftimmt  unb  jebem  Seben§= 
(auf  bie  Spiegel  gibt.  9Zirf)t  raeniger  Iel)rreicf)  finb  in  biefer  ^in= 
fi(i)t  bie  ©uangelien.  ®a§  perfünlicf)e  ;;)ntereffe  be§  @r§ä^Ier§ 
befeett  t)ier  jebe§  2öort  unb  bilbet  haS  ben  ©toff  geftaltenbe 
9Jia^,  unb  berairft  bod)  gleid^^eitig,  ba^  un§  ber  ©oangelift  nie 
mit  fiel)  felbft  befrf)äftigt,  fonbern  feinem  ©cgenftanb  allein  l)in= 
gegeben  bleibt  unb  nur  barna(^  trachtet,  ha^  ^efii^  i^*^^'  ©emeinbe 
befannt  unb  oerftänblic^  werbe.  ®a^  ift  bie  ^-olge  be§  ®lauben§ 
ber  in  ^efu§  ©otte§  ®ah<i  fiel)t  unb  in  i^m  ben  (Srunb  be§ 
eigenen  Seben§  l)at,  aber  eben  il)n  furf)t  unb  barum  nid)t  fid^ 
felbft  befcl)aut  unb  barftellt  unb  be^l)alb  fo  objettiu  bleibt,  al§ 
ftänbe  er  unter  ber  9teget  ber  „reinen  liöiffenfd)aft".') 

2)ie  ^iatfac^e  lä^t  fid)  nid)t  erfc^üttern,  fonbern  tritt  in  ben 
(3t)noptit'ern,  bei  ^^auluö  unb  bei  .joljanneö  -)  gleid^mäfjig  Ijeruor, 
ba^  ba^  ©ort  ^efu  unb  Wi  )Boxi  ber  'Jlpoftel  unterfdjicben 

')  IrotJboiu  nn<i  "JJIoberncn  bie  alK^^^obilbote  Jcchiiif  bciS  l)iftovifd)cii  tW'x- 
faljrcn«  ju  Wcbotc  ftcljt,  ba«  ein  beuiii|'Ucv>  „'^iinirttiTteii  in  bie  '■lUn-iiaiujcnlH'it 
crftrcbt  unb  eim5fllirf)t,  ift  bie  cutftellenbe  CSiiuuiifuiici  ber  ntobenien  T^ni-ftcHer 
niif  baß  üon  iöiien  fle.^'idjtiete  ^5l)^ftlu^bilb  bnubiiieiflid)  flemiiv  !3)ie  uitDermeib- 
lirfje  'ilffimilatioii  bea  iSliviftuöbilbeß  m  beii  liuourtelifteii  ift  bei  ;^ol)aimeci  ober 
HJJattl)ftuö  luiflleid)  flcviiiiu'v  alis  bei  uiifeni  „.iMflorifeni". 

';  '^{fll.  bie  Dffeiibiuuiirt  neben  beni  (iüunijeliuin. 


Xie  befreienbe  'Bivfimg  bes  Ö(auben§.  289 

geblieben  finb,  rcesfjatb  aurf)  bie  ftrd)Iid)e  23cr!ünbtgung  unb  ber 
Stanon  in  ber  boppelten  3^orm  guftanbe  famen:  aU  ©oangelium 
unb  al§  3lpo[tet(ef)re.  ©ie  erl^ält  freilief)  nur  burd^  bic  eben 
f)eroorge^obene  2{rt  be§  @(auben§  i{)re  3Serflänb(ic^feit. 

äöenn  rair  nirf)t  auf  biefe  adjten,  lie^e  fid)  leid)t  „berceifen", 
ha^  nur  ein  einjigeg  Sföort  entftef)en  fonnte,  rcetcfieS  in  ber  ©e= 
meinbe  gültig  rcar,  entroeber  fo,  ba^  ^efu  SGBort  unb  bie  apo= 
ftolifc^e  Sef)re  ineinanber  fliegen  unb  ber  f^ortgang  ber  d)rift= 
lid)en  ^^rebigt  bie  Stnfänge  überbecfe  unb  in  fic^  auff)ebe,  ober 
fo,  ha^  neben  bem  in  feiner  2{utorität  bejal)ten  SBort  i^efu  über= 
I)aupt  nichts  anbere§  entftef)e  unb  al§  normatioe  @r!enntni§  nur 
^>fu  SOBort  gelte,  wag  bie  D^ebuftion  ber  33erfünbigung  unb  be§ 
5^anon§  auf  bie  ©oangelien  ergeben  bätte.  2;atfäd)Iirf)  würben 
lueber  ^efu  2öorte  in  bie  ^-ormeln  ber  apoftolifc^en  Sef)re  um= 
geiuanbelt,  noc^  alle  über  ^ef"  eigene  Set)rarbeit  l^inau^ge^enbe 
®rfenntnig  unterbunben.  2Ba:§  ber  ^^err  gefagt  t)at,  bleibt,  roie 
er  z§  gefagt  l)at;  am  objeftioen  Seftanb  ber  ©efc^id)te  unb  ber 
(Srinnerung  an  fie  behält  bie  ©emeinbe  bleibenb  i^ren  @lauben§- 
grunb,  unb  bamit  il)re  l)öd)fte  Slutorität.  Slber  aud)  roa§  ber 
2tpoftet  empfangen  unb  erarbeitet  t)at,  mirb  mit  ®anf  unb  @e= 
tiorfam  gefd}ä^t,  unb  nid)t  al§  ^eeinträd)tigung  ber  Slrbeit  ^t\u, 
fonbern  al§  ©rfolg  unb  Offenbarung  feine§  2Bir!en§  beurteilt, 
fo  ba^  fid)  im  9ieic^tum  ber  apoftolifd)en  @rf"enntni§  bie  2öa^r= 
l)eit  unb  ^rud)tbarfeit  be^  2öorte§  unb  2ßer!e§  ^i\u  ben)äf)rt. 

(Sine  beutlid^e,  für  un§  fontroUierbare  parallele  jur  ^e= 
^anblung  ber  ®efd)id)te  unb  ^erfon  ^efu  gibt  ha^  3Ser{)alten  ber 
G^riften^eit  jur  altteftamentlic^en  ©d)rift,  an  n)eld)em  ebenfalls 
bie  ^oppelmirfung  be§  ®tauben§  fic^tbar  wirb,  ba^  e§  ba§ 
eigene  teufen  merft  unb  bem  Sefer  perfönlid)e  ^kk  gibt,  bie 
fein  eigene^  SCßollen  mit  bem  ©c^riftmort  in  SSerbinbung  bringen, 
gleichseitig  aber  ba§  Dbjeft  in  feinem  gegebenen  33eftanb  fd)ü^t 
unb  'ba^  ©ubjeft  unter  baSfelbc  beugt,  fo  ba^  jeneä  unoerle^t 
bleibt,  weit  e§  al§  üon  @ott  gegeben  heilig  ift.  ®er  ©c^rift= 
gebrauch  ift  in  hzn  ^Briefen  fel)r  inbiüibueH,  meil  ha§  ©c^rift^ 
mort  in  ba§  eigene  '2)enfen  unb  Seben  l)ineingeftellt  unb  barum 
mit  bem  befonberen  geiftigen  ^efi^  be§  Sfiebenben  oerfc^moljen 
rcirb.    2)arin  liegt  oor  allem,  ba^  ber  S3lid  auf  ®:^riftug  'OaB 

©glatter,  Ter  (3lix\ibi  im  31.  Xcft.  19 


290  ^^P-  ^-    ~if  ©emeinbe  ber  ©lauBenben. 

maßgebenbe  t)ermeneutifd)e  ^ringip  für  bie  ©emeinbe  bilbete. 
(Sie  legt  bie  ©c^rift  au§  nad)  bem,  wa§  il)r  am  ®f)riftu§  al§ 
SÖBort  unb  2öer!  @otte§  erkennbar  rcorben  ift.  2lber  ba§  ©lauben 
ber  ©emeinbe  f)at  fid)  aud^  an  biefer  ©teile  at§  ©egenfalj  §ur 
eigenmäd)tigen  ^^robuftion  erroiefen.  ®ie  2lblagerungen  ber 
S^rabition,  rcelrf)e  bie  33ibel  in  ber  ©i^nagoge  begruben,  finb  mit 
einer  burc^greifenben  ^vxiit  befeitigt.  ®ie  ^afuiftif  ber  2Rifd)na, 
bie  poflulierenbe  ^t)potf)efenbilbung  be§  9Jiibrafd)  unb  bie  al(e= 
gorifierenbe  33ermanblung  ber  ®efd)i(^te  in  ^been  bei  ''lß'i)\lo  finb 
üergangen.  ^)  2)ie  ©emeinbe  Ijot  burc^  if)r  ©lauben  mieber  "öa^ 
2Iuge  erf)a(ten  für  ba§,  ma§  ha§  ^ibetmort  felber  fagt.  2Bie  fie  im 
©tauben  ^efu§  gegenüber  bie  3^un!tion  be§  ^ören^  betätigt  t)at, 
fo  au(f)  gegenüber  ber  (5df)rift.  2IIte§  unb  9^eue§  mürben  nic^t 
vermengt,  fonbern  ba§  Sllte  blieb,  ma§  e§  mar,  unb  tötete  borf) 
't)a§  Sf^eue  nicf)t,  fonbern  gab  i!^m  ben  9^aum  frei,  in  bem  e§  fi(f) 
äu  feinem  eigenen  ^eftanb  entfaltete. 

SÖBie  in  ber  ©ebanl'enformation,  fo  jeigen  fid)  aud)  in  ber 
^rayig  ber  ©emeinbe  bie  ©rgebniffe  begfelben  ®lauben§ftanbe§. 
Sie  erzeugte  energifc^  neue  '*Probu!tionen,  unb  tat  t)iele§,  mouon 
fie  beftimmt  mu^te:  ^efu§  l)abe  bie§  nid)t  getan,  ©ie  trieb 
^eibenmiffion,  5efu§  nid)t,  befeitigte  bie  mofaifd)en  Drbnungen, 
rcäljrenb  ^efu§  fie  beobad)tet  f)atte,  orbinierte  33ifd)öfe,  mälirenb 
;Sefu§  feine  folc^en  eingefe^t  I)atte,  u.  f.  f.  ^amit  fanf  il)r  $jefu 
2Ber!  burd)au§  nid)t  auf  eine  5lnfang§ftufe  t)erunter,  bie  nun  über= 
fd)ritten  fei,  Dielmel)r  faf)  fie  be^^arrlid)  auf  feinen  Söanbel  gurürf" 
al§  auf  bie  ooüfommene  @rfd)einung  ber  güttlid)en  ©nabe.  ©ie 
braud}t  it)n  beftänbig  für  il)r  ganjeS  23erl)alten  al§  3Sorbilb  unb 
geminnt  an  feiner  %at  bie  ^brmen,  nad)  benen  fie  l)anbeln  mill. 
^\)x  lCerl)ättni§  ju  it)m  erfd)öpft  fid)  aber  aud)  l)ier  nid)t  in  ber 
bloßen  Untermürfigfeit,  fonbern  begrünbet  bie  ^reil^eit,  me§l)alb 

*)  Säßen  feine  ®cnteinfam!eiten  im  ®e6rnnrf)  ber  Sibel  ,vüifd)en  ber 
Si)nnnoße  unb  ber  (S()ri[tcnl)cit  uor,  fo  njiirbc  bic^  bie  totale  9(iifl)elnin(i  beö 
l)iftori)(f)cn  ,^uianimcnl)an0  befctflcn.  ©arum  ift  cüS  feinevMuert*  DeriuunberUd), 
ba&  fid)  Spuren,  bie  jur  itafuiftif,  jum  üDiibrofd)  unb  jur  SUIeßoric  F^inüDers 
leiten,  in  ben  ©riefen  fiuben.  .^■^öd)ft  merftuürbiß  ift  im  0»)erteuteil  bie  Wri'tfu' 
ber  I)iffercn,^,  mcldje  bie  apoftolifdie  tireiU'fc  ui>"  ber  ,H'itrteiu't)fiiil)eu  treiuit. 
^JJnn  uerflleidie  in  biefer  ^-lU'Melniiui  '^Uniliic«  unb  ^tfitm.  Ter  'iU'itroii  beot  'IniuhK^ 
V«m  (iltteftnineiilliilien  Wihraifli  ift  nuffalleub  flein. 


3Mc  bcfveienbe  3l>irfunii  bcs-  Wlnubcnö.  291 

üon  einer  nadja^menben  ^opie  O^fu  huxd)  bie  STpoftel  fd)led)tet= 
bing§  feine  Stiebe  fein  !ann.  ©ie  finb  üie(mef)r  burd)  ^efu  23or= 
bilb  baju  berufen,  an  if)rem  Ort  in  befonnener  ©rroägung  it)rer 
Sage  ba§  §u  tun,  n)a§  je^t  gur  2tu§ri(^tung  if)re§  93erufe§ 
bienlid)  ift. 

®a§,  raaS  wir  al§  ©inroirfung  be§  @tauben§  auf  bie  vkh 
geftaltigen  QSeroegungen  be§  @mpfinben§  in  Suft  unb  ©d)mer5 
üor  unö  f)aben,  fte{)t  bamit  in  ooller  Übereinftimmung.  2öir 
f)aben  in  ber  erften  ^ird)e  biefelbe  2:atfad)e  roieber  oor  un§,  bie 
ün§  fc^on  in  ber  Haltung  ber  ©efä^rten  3efu  begegnet  ift.  SJiit 
bem  ©tauben  entftet)t  in  it)r  ein  anwerft  reic^e§  unb  ftarf'e§ 
©mpfinben;  man  nergteidje  §.  ^.  ben  ^t)itipper=  ober  jroeiten 
5lorintf) erbrief;  allein  biefe§  üerfäßt  nie  in  SJia^Iofigfeit  ober 
Seibenfd)afttid)feit.  ^aS  ^tm  2:eftament  ift  fein  fentimentaleg 
^ud),  raeber  fo,  ba^  e§  hm  ©djmers  ber  S^teue,  nod)  fo,  ha^  e§ 
bie  (Smpfinbung  ber  ©nabe  für  fid)  fetbft  pflegte,  barftellte  unb 
üon  ben  übrigen  3?orgängen  be§  inroenbigen  Seben§  ifolierte. 
9Jlan  fönnte  oemiuten,  in  ber  Sf^ätie  be§  ^^^aulu§  entftänben  t)öd)ft 
affeftoolte  ©eftalten ;  in  2Ba^rf)eit  tritt  un§  an  Sufa§  eine  ruf)ige, 
gefammelte  i8e^errfd)ung  be§  3tffeft§  entgegen,  bie  ben  ©inbrud 
ber  Statte  unb  2lbgefd)iebent)eit  oon  ben  (Sreigniffen  mad)en  fonnte. 
@in  ä^nlid)e§  Silb  geben  bie  ^aftoralbriefe.  ©o  lebfjaft  ba§ 
^d)  beroegt  roirb:  g(eid)3eitig  ift  mit  bem  ©tauben  bie  ^Ibroen- 
bung  üom  eigenen  ^d)  gegeben  unb  biefe  lie^  e§  nie  ju,  ba^ 
Seib  unb  ^reube  be§  eigenen  ^er§en§  §um  .^auptin^alt  be§ 
Seben§  marb. 

^arum  erf)ält  aud)  nie  ein  eingelner  2lffeft  bie  SJlac^t,  bie 
ganse  ©eete  p  erfüllen  unb  ju  bef)errfd)en.  *ipaulu§  mürbe  burd) 
bie  Siebe,  mit  ber  er  feine  gried)ifd)en  ©Triften  umfaßt,  gegen 
3§rael  nid)t  fatt  unb  gteid)gültig.  ®ie  ©mpfinbung  für  bie  fitt= 
lid)e  S'iot  be§  3Jienfd)en  abforbiert  bie  ^reube  an  bem,  roa§  er 
©ute§  uermag,  nic^t.  ®a§  ©tauben  mirft  miteinanber  gefteigerte 
Seiben§fät)igfeit  unb  ein  gemef)rteg  SSermögen,  fid)  ju  freuen. 

3öäre  ba^  ©tauben  nid)t  mit  üoUer  3Ba'^rf)aftigfeit  auf 
®f)riftu§  gerid)tet  gercefen,  fo  märe  e§  gegen  ben  5tberglauben 
met)rtog  gemorben,  ber  burd)  bie  iübifd)e  unb  bie  gried)ifd)e 
Srabition  fid)  breit  an  hk  ©emeinbe  f)eranbrängte.   ©egen  biefen 


292  <^np-  8.    Sic  öemcinbe  t>er  ©laubenben. 

gibt  e§  feinen  (Sc{)u^  met)r,  foraie  bem  ©lauben  üerftattet  ift, 
ftc^  feinen  3"^it  au§  unferem  „^ebürfni§"  unb  SBunfcf)  gu 
f)oIen.  ®er  ©ieg,  ben  ha§  neuteftamentlid)e  ©lauben  über 
ben  3tbergtauben  errungen  f)at,  {)at  aber  überrafd)enbe  @rö^e 
unb  burd^greifenbe  5BoI(ftänbigl£eit.  9^eliquien  ^efu  f'ennt  e§  nid)t; 
ha§  S^leue  S^eftament  fpricf)t  neben  feinem  Seib  unb  ^(ut,  tt)elcf)e§ 
er  ber  ©emeinbe  im  Slbenbmal)!  f)interlie^,  nur  nod)  uon  fetner 
SOfintter,  bie  er  bem  üon  if)m  geliebten  jünger  am  ilreuje  über= 
geben  l)at.  2)ie  Leiber  ^efu  fommen  nur  in  33etrac^t  al§  3^^^" 
bafür,  mie  ooltftänbig  bie  auf  ha§  Seiben  lüeifenbe  SBeiffagung 
fid)  erfüllt  l)üb^.  ^^iic^t  anber§  iierf)ält  e§  fid)  mit  ber  hinter* 
taffenfrf)aft  be§  ^etru§  ober  ^aulu§.  ®er  get)eime  @ütte§name 
fpielt  im  S^leuen  Steftament  gar  feine  S^tolte.  ©o  ftar!  bie  Über= 
jeugung  ift,  ba^  bie  böfe  ©eiftermelt  al§  unfid)tbarer  2ßiber= 
fad)er  bie  menfc^Ii(f)e  @efdE)id)te  ftöre,  fo  bleiben  borf)  bie  2(u§- 
fagen  über  ben  6atan  unb  bie  ©eifter  oon  jebem  abergläubifd)en 
3uge  frei  unb  befiatten  überall  it)ren  tiefen  fitttic^en  ©ruft, 
^ämonennamen  gibt  eä  im  S^leuen  2;eftament  nirf)t,  ebenf omenig 
eine  Formel,  bie  ben  @yor§i§mu§  pr  ^unft  mad^tc.  Slu^er  ben 
burd)  bie  frinagogale  2:;rabition  fixierten  ©ngelnamen  SRirf)aeI 
unb  ©abriel  \)at  ha^  ^leue  2;eftament  auc^  feinen  S^iamen  für 
bie  I)immlifcf)en  ©eifter.  ®ie  2(nroeifung  jum  ^tbd  plt  ficf) 
oon  jeber  Hinneigung  jum  ßf^^^ß^n  f^^i-  ®ic  3lrt,  wie  ber 
2:raum,  9}?t.  1  u.  2,  unb  ta^  2o§,  2(cta  1,  ber  Übermittlung  be§ 
göttüdjen  öefel)l§  bienen,  jeigt,  baf3  fid)  bie  ©emeinbe  beffen 
beraubt  ift,  ha^  f)ier  bie  ©renken  be§  @Iauben§  mit  aller  (Sorg= 
falt  p  beadjten  finb.  58ei  3Jlt.  mirb  nid)t  umfonft  ber  @nget 
a(^  Übermittter  ber  Offenbarung  genannt,  nid)t  einzig  ber  3::raum, 
unb  in  2(cta  1  fe^t  ba§  2o§  crft  ein,  nad)bem  bie  ©emeinbe  nad) 
it)rem  beften  SCßiffcn  bie  3Baf)l  bi§  auf  jroei  3J?änner  ooÖ= 
sogen  ^at.*) 


')  iCon  ben  locmßeii  ncuteftamcntlidjen  Stellen,  bei  benen  man  uoii  einer 
2tnnäOenmfl  an  aberti(nuln)"d)e  ^Unftcllunt^cn  vobon  Fann,  i^ilt  ba^>  c.  25H)  iibcr 
bie  5i<eriU)ninrtcn  mit  ben  fleltenben  cj;eiietifcl)en  DJethoben  (lefiuile:  ein  :')(i|"},  bev 
bie  neutcftnmcntlid)e  C^cmcinbc  f(l)le(l)tl)in  nn«(  allen  iiefd)id)tlicf)cn  ,B>'f"i""'ens 
[)änrten  löftc,  juivb  bnrd)  ben  fie  rtcftnltenben  Wcfd)id)t«ilnnf  nid)t  ('cmirft.  ^n 
3lpoftfl.  6,  15  unb  19,  12  föft  fid)  bie  »om  9lpoftcl  aiiijfleOcnbe  a)Jad)t  mel)v  ober 


I 


®(auOe  imb  ©ef^orfum.  293 

3n  bie  ^iefe  gef)enbe  Probleme,  bie  ju  foIgenreirf)en  (Snt= 
frf)cibungen  brängten,  ergaben  fid)  bann,  raenn  ba§  33ert)ä(tni§ 
be§  @(auben§  ju  feinem  t)öd)ften,  ercigen  i^id  erwogen  unb  bar= 
über  ^Iart)eit  gewonnen  werben  mu^te,  wie  bie  in  ibm  enthaltene 
Erwartung  if)re  ©rfüllnng  ftnbe.  @inerfeit§  war  fc^on  in  ber 
©emeinbe  ^erufalem§  üon  2lnfang  an  ba§  ©tauben  at§  ^efi^ 
beg  eroigen  Seben§  unb  Eintritt  in  bie  @emeinbe  ber  3^oItenbung§= 
§eit  gefdjä^t  roorben  in  unmittelbarem  2(nfcf)lu^  an  bie  Söeife,  wie 
:3iefu§  feine  jünger  gefammelt  l)atte.  ©ie  waren  be§t)alb  ju  it)m 
gegangen,  weil  er  ilinen  al§  ber  (£l)riftu§  galt,  l^atten  fein  3Bort 
angenommen  unb  feiner  Berufung  ge^orcl)t ;  barum  t)atte  er  il)nen 
bie  93erl)ei^ung  be§  9f?eicl)§  gegeben,  ©ie  tonnten  je^t  weber  fid) 
felbft,  nocl)  benen,  bie  neu  pr  ©emeinbe  !^in§utraten,  einen  anbern 
^peilägrunb  jeigen,  a\§  ben  ©lauben,  ber  fid)  ju  3efu^  al§  jum 
ei)riftu§  befennt.  ®ie  9Sert)ei^ung  ®t)rifti  gehörte  auc^  je^t  nur 
ben  ©laubenben,  i^nen  aber  in  ooUer  3ßirflid)feit.  9(nbererfeit§ 
war  fd}on  bamit,  ha^  bie  ©emeinbe  bag  2öort  ^efu  bewahrte, 
au§gefd)loffen,  ha^  fie  fic^  je  bto^  glaubenb  oeri^alten  l)ätte,  in 
ber  9)leinung,  nid)t§  al§  ba§  ©tauben  l)abe  für  fie  bie  ^ebeutung, 
^ebingung  jum  ©ingang  in  ba§  D^eid)  p  fein.  ©§  ftanb  it)r 
oou  Einfang  an  beibe§  feft,  ba^  ber  ©taube  be§  9ieid)e§  teil= 
t)aft  mac^e  unb  ba^  ba§  ©ebot  ©otte§  con  jebem,  ber  in  ^a^ 
a^ieid)  einge{)en  will,  erfüllt  werben  muffe,  unb  bie  33riefe  r)er= 
gegenwärtigen  in  großartiger  Seife,  wie  bie  @efc^loffenl)eit  be§ 
©lauben§,  ber  ba§  .V^immelreid)  ai§  nal)  unb  bem  ©taubenben 
gewiß  beiat)t  f)at,  bie  ©d)ärfe  be§  ^lid§  unb  bie  ©nergie  be§ 
3Billen§,  womit  ha§  ^öfe  gefel)en,  get)aßt  unb  beftritten  worben 
ift,  nid)t  gel)emmt,  fonbern  t)en)orgerufen  l)at.    ®ie  ©emeinbe 

iDcnicjer  dou  ieinev  'pcrfönUrfifeit  unb  bev  innerlidjen  33eteiliguttg  om  ©üanfle^ 
Ihim,  ba  fd)oii  bie  ^JMlje  bes  'petnig,  and)  roenu  nur  fein  Sd^atten  auf  ben 
ilrnnfcii  fällt,  unb  bie  3\>äfcl)e  beö  '^5au(u«S,  icaö  intmer  feinen  l'eib  berül;rt  l)at, 
al^  Segen  unb  -v^ilfe  bnuiienb  ueveört  wirb.  2(5er  aud}  [)ier  fteUt  fid)  i'ufag 
felbft  uuäiueibeutig  ii5er  biefe  @ebanfenreil^e,  ba  iJjm  biefe  SSorgänge  nur  alg 
^eiüeiö  bafür  bienen,  tuie  mäd)tig  bie  innerlid)  begrünbete  3tutorität  ber  2{pofte( 
offenbar  wirb,  ©egen  ben  ä^oriDurf,  baf;  l^ier  eine  3lb(enfung  be§  ©taubenö 
üon  (Ef^riftuö,  ber  in  ©otteö  öerrlidifeit  burd)  ®eift  unb  Sl^ort  regiert,  auf  ein 
finnlid)e!o  ©nabenmittel  beabfidjtigt  fei,  ift  i'ufaö  burd)  bie  gefamtc  3^arfteUung 
beffen,  wivi  d)riftlid)e  '^rebigt  unb  Diiffion  fei,  auögiebig  gefdjü^t. 


294  ^'^V-  ^-    '^'^  ©emeiiibe  ber  Oitnubeuben. 

roanbte  fid^  mit  ungeteiltem  ^ntereffe  if)rer  fittlict)en  2lufga6e  §u, 
barauf  bebacf)t,  ^t\u  SBort  §u  tun  unb  @ott  p  bienen  burd) 
ba§  if)m  n)oI)Igefäntge  Sßer!. 

darauf,  ba^  fie  al§  ein  SSerein  »on  Stätern  be§  göttlid)en 
SßißenS  beftanb,  bie  p  jebem  guten  2öer!  bereit  finb,  berut)te 
nid)t  nur  if)re  n)a(i)§tümlid)e  Slraft  nad)  au^en,  fonbern  aurf)  if)r 
SSermögen,  il)re  @int)eit  com  ©lauben  au§  gu  gercinnen,  unb 
bie|e§  nidjt  burd)  ein  ©urrogat  erfe^en  §u  muffen,  ©ie  bilbete 
beäf)alb  ein  oereinigte^  ©angeS,  meil  fie  im  ©tauben  bie  33ereit= 
fd)aft  äu  jebem  .^anbetn  befa^,  't)a^  fid)  al§  2öot)Itat  erroieg; 
tattofe§  ©tauben  einigt  ni^t. 

©ie  ftanb  fomit  üor  jroei  ^ftid)ten,  oon  benen  fie  i!^re  @r= 
rettung  abt)ängig  raupte,  ha^  fie  fid)  gtaubenb  ju  ®f)riftu§  be= 
!cnne,  unb  ba^  fie  ben  guten  Söitten  ©otte§  unb  (£t)rifti  tue. 
Siefleyionen  über  ba^  3SerI)ä(tni§  beiber  Slufgaben  gueinanber 
raaren  nid)t  ha^,  ma§  juerft  ju  i^rer  Söfung  erforberlid)  mar. 
2)a^  fie  glaubte,  ma§  fie  al§  roat)r,  xmb  tat,  roa§  fie  al§  gut 
üor  ©Ott  crfannte,  barauf  !am  e§  an,  nid^t  barauf,  ba^  fie  bie 
33e5iel)ungen  §raifd)en  it)rem  ©tauben  unb  iljren  ^Berten  in  einer 
Ie{)r{)aften  formet  au§brüdte.  ®er  33egriff  mürbe  erft  bann  un= 
entbet)rlid),  al§  bie  Störungen  smifd^en  beiben  ^unt'tionen  ein= 
traten,  menn  ber  ©taube  fef)tte,  meit  fid)  am  äßerf  ein  ©elbft- 
üertrauen  erzeugte,  ba§  ®{)riftu§  geringfd)ö^te,  ober  menn  ha^ 
SOBer!  fel)tte,  meil  ber  ©taube  fid)  in  bie  falfd)e  9fiid)tung  üerbog 
unb  anä)  ba§  ^öfe  mit  feiner  3ii^ßi'ficl)t  becEte.  SÖBeId)e§  ba§ 
rid)tige  3Ser{)ältni§  jmifd^en  bem  ©tauben  unb  2Bir!en  fei,  mürbe 
be§t)alb  ju  einer  ^rage,  rce(d)e  bie  apoftotifc^e  £el)rtätigfeit  in 
üerfd)iebener  Sßeife  befd)äftigt  t)at. 

SJlit  ber  33emat)rung  be§  ©ebote§  :^efu  mar  gegeben,  ba^ 
bie  ©emeinbe  ben  Su^ruf  ^cfu  erneuert  t)at.  tiefer  f)atte  burct) 
feine  i^reujigung  eine  gefteigcrte  ©d)ärfe  gemonnon.  ^ie  pctri= 
nifc^cn  9lcben  ber  5lpoftctgefd)idjtc  jeigen,  mie  bie  erfte  a^o- 
ftotifd)e  '»Prebigt  in  ber  <^orberung  ber  llmt'el)r  il)r  prat'tifd)e§ 
;>^iel  befa^,  mobci  ba§  J^reu.^  at§  ba§  grof?e  ^i^uf?äeid)cn  gepvobigt 
mürbe,  ^»fommen  mit  biefer  ''■i^egrünbuug  nannte  bie  „llmfotjr" 
bie  .£')ciläbcbingung  md)t  unuollftänbig,  fonbern  fd)loJ3  bie  33e= 
rufiing  jum  ©laubcn  ein,  ba  ba^:^  pofiliuo  ©rgebnis^,  ,yi  uie(d)cm 


©loube  imb  Su^e.  295 

bic  ©inneSänberung  füf)ren  foU,  bamit  beftimmt  max,  ha^  \iä) 
it)re  9^otit)enbigfett  an  ber  ^reujigung  ^eju  ergab.     2Bar  bic 
aSerrcerfung  (£:t)rifti  bie  ©rf)ulb  ^§racl§,  fo  beftanb  bic  Söcnbung, 
bic  i^m  obliegt  im  Slnfc^tu^  an  it)n.   9^ur  biefcr  füf)rtc  bie  ^n^e 
p  i^rcm  pofitiuen  ^iel  unb  ficf)crte  fie  bagegen,  ein  nu^lofc§ 
33emiif)cn  ju  fein.   2lu§  einem  ©lieb  hzv  t)erfd)utbctcn  ©emeinbe 
iDurbe  man  ein  ©lieb  ber  jum  eroigen  Seben  berufenen  ©emeinbe 
nur  baburd),  ba^  man  gum  ®^riftu§  trat,    ^k  ^urd)tbarfeit,  bic 
am  @rgebni§  be§  Unglaubens  t)aftete,  ha^  er  bie  erroäl)lte  ®e= 
meinbe  gur  35erroerfung  unb  3:i3tung  be§  ®f)riftu^  getrieben  unb 
i^r  baburc^  eine  ©c^ulb  bereitet  t)attc,  an  ber  fie  mit  allen  if)ren 
Heiligtümern  fallen  mu^,  rourbe  ein  bringenbe§  9Jlotiü,  bas  §um 
©tauben  an  ©^riftug  trieb.    2)a  biefeS  bcm  ^uben  nur  burc^ 
einen  33ruc^  mit  feiner  bi§l)crigen  2Billen§=  unb  Sebcn§rict)tung 
möglich  rourbe,  fo  lag  barin  bic  @eroät)r,  ba^  bie  Umfe^r  nid)t 
blo^  in  einer  Umänberung  ber  meffianifc^en  ^^^orfteltungcn  unb 
ber  Beurteilung  ^efu  beftanb,  fonbern  blcibenb  bie  3lbroel)r  be§ 
33öfen  in  fid)  trug  unb  ben  ernften  ©cliorfam  gegen  ba§  göttlid^e 
(^ehot  begrünbete.    ®ie§  tritt  barin  ju  tage,  ba^  fid)  bie  ©c= 
meinbe  leine  Spaltung  in  il)rer  ^^rebigt  erlaubte,  fo  ba^  fie  etroa 
ben  Bu^ruf  nur  nac^  au^en  geroanbt,  in  il)rer  eigenen  SJiitte 
bagegen  lebiglid)  bie  ^reube  unb  9?ut)e  be§  ©lauben§  gepflegt 
l)ätte;  Dielmet)r  geigen  3J?att^äu§  unb  3afobu§,  ha^  ber  Bu^ruf 
an  bie  ©i)nagoge  in  ber  ©cmeinbe  fclbft  feine  ernfte  fonfequcnte 
^ortfe^ung  fanb.    ®er  ^mperatio,  ber  sum  3Bcrf  beruft,  burd) 
roeld)e§  ba§  göttliche  ©efe^  gefd)iet)t,  unb  bie  Söarnung  oor  ner^ 
füt)rerifdjem  ©elbftbetrug  nimmt  im  2el)rroort  ber  paläftinenfifd)en 
©emeinbe  eine  crnftc  ©teile  ein. 

SJlan  l)at  bie  beiben  ^orberungen  ^efu,  bieienige,  bie  bie 
Bu^e,  unb  biejenige,  bie  ba§  ©tauben  oerlangtc,  nie  auf  jroei 
üerfd)iebene  Zeiträume  oertcilt,  fo  bafs  auf  eine  in  ber  ^önitcnj 
ücrlebtc  ^cit  eine  fold)e  folgen  rourbe,  bic  nur  aug  bcm  ©tauben 
il)ren  ^nt)alt  empfinge.  SSorftetlungen,  roic  bie :  bi§  jum  Dftcr= 
erlebnig  i)ahe  ;^efu  Bu^prebigt  gegolten,  je^t,  feit  ber  ©eift  ha 
fei,  fei  man  nur  nod)  gläubig,  ober:  im  Slnfang  be§  6;t)riften= 
ftanb§  gelte  ba§  Bu^roort,  bi§  bie  33efel)rung  eine  geroiffe  aSoU= 
enbung  erreid)t  l)abe;  oon  "ba  an  bürfe  man  glauben,  finb  bem 


296  ^'^V'  8.    ®ie  ©emeinbe  bei-  ©laubenben. 

bleuen  S^eftament  unbefannt  unb  üon  feinen  SSorau^fe^ungen  an§ 
unmöglicf).  ^ie  Berufung  gum  ©lauben  nnb  gut  Su^e  rairb 
immer  at§  gleid^seitig  gültig  bej;a!)t,  fo  ha^  e§  fein  @tieb  ber 
©emeinbe  gibt,  ha^  ni(i)t  bie  @rmäd)tigung  §um  ©lauben 
empfangen  t)ätte,  unb  ebenforcenig  ein  foIrf)e§,  ha§  nid)t  unter 
ber  3]erpf(i(^tung  5U  n)ad)famer  3(broel)r  be§  ^öfen  ftänbe.  ©benfo 
wenig  ^t  man  bie  ©inigung  beiber  ^orberungen  baburcf)  be= 
roirfen  mollen,  ba^  bie  eine  at§  njeniger  n)id)tig  nur  bie  'dioUz 
be§  9JlitteI§  erf)alten  I)ätte,  ha§  nur  ber  anbern  biene,  roeber  fo, 
ha^  t>a§  ©tauben  blo^  al§  ein  Hilfsmittel  für  bie  fittlitf)  ricf)tige 
Seben§füf)rung  beurteilt  mürbe,  noc^  fo,  \)a^  bie  ^u^e  blo^  al§ 
ber  unentbel}rtirf)e  ®urd)gang  jum  ©tauben  erfdE)iene,  fonbern 
man  f)at  beibe  ^^orberungen  unb  93ert)ei^unge»  ^efu  al§  üöUig 
gültig  beja{)t.  ^ie  ©emeinbe  ift  berufen,  @otte§  ®nabe  baburd) 
ju  empfangen,  ha^  fie  (S^rifto  glaubt,  unb  ift  berufen,  @otte§ 
3BiUen  baburd)  gu  tun,  ba^  fie  alieS  ^öfe  lä^t.  2ln  ber  ^eilig^ 
feit  unb  unbebingten  9flotmenbig!eit  beiber  2öortc  ^efu  ^meifelte 
bie  ®{)riftent)eit  nid)t  unb  brad)  it)nen  üon  if)rer  bebingungStofen 
@efd)(offent)eit  nid)t§  ah. 

2tud)  ber  ^eibe  mar  burd)  tia§  ©oangetium  5U  einer  um^ 
faffenben  SÖBenbung  berufen,  gu  einer  sTrioTQocfyri,  2tcta  15,  3.  @§ 
fonnte  aud)  I;ier  fein  ©tauben  entftetjen,  ha%  nid}t  au§  ber  33u^e 
I)erDorginge.  ^autuS  I)at  im  S^ömerbrief  "tia^  ©tauben  baburcf 
begrünbet,  ha^  er  guerft  bie  Söu^e  bemirft.  2lu§  ber  ©elbft* 
befd)utbigung,  n)eld)e  bie  3Serbammtid)feit  be§  ^öfen  ot)ne  2lu§= 
flud)t  äugeftet)t  unb  üor  ©otte§  ©erid)t  oerftummt,  entfielet  burd) 
bie  58otfd)aft  üom  ®()riftu§  'i>a^  ©tauben.  3It§  Reifer  au$  ber 
©ünbe  roirb  er  bejat)t.  2)arum  fonnte  *jßautu§  feine  ^rebigt 
üottftänbig  gur  ©lauben^^prebigt  madjcu,  of)ne  ba^  er  baburd) 
bie  S^teue  in  i()rer  Söal)ri)eit  unb  Sßidjtigteit  uertürjt  bättc.  <^-ür 
it)n  I)at  ba§  ©tauben  bie  [.leiävoia  ebenfomenig  neben  fid),  raie 
biefelbe  für  bie  9Jlänner  in  ^ei^ufalem  üom  gläubigen  ^ofenntniö 
ju  ^efuS  gefonbcrt  mar.  5(uc^  '^paulusi  benennt  golcgentlid;  bie 
SÖenbung  ju  ©ott  atö  'Jlnberung  ber  ©efinuung,  monn  er  an 
bie  ^itbftd)t  ber  göttlid)en  ©üte  nod)  abgcfel)en  vom  Serf  (Sljrifti 
benft.  ^er  9J?enfd)  crfäljrt  aud)  in  feiner  natürlidjcn  ''i^o.Meljung 
}u  ©Ott  nid)t  blofj  götüid)cu  ^iorn,  fonbern  awd)  güttlidje  ©üte 


©taube  unb  33u^e.  297 

unb  ©cbulb,  bie  ben  S^td  ^at,  i^n  t)om  33öfen  ab§ubringcn, 
6inne§änt)erung  §u  erzeugen;  unb  fie  rcäre  bie  .^itfe  für  ben 
SJtenfrfien,  rcenn  fie  suftanbe  fänie,  diöm.  2,  4.  3Birb  aber 
®^riftu§  in§  2(uge  gefaxt,  fo  crl)ält  bie  ?^rage:  wa§  folten  wir 
tun?  it)re  üolle  2(ntn)ort  in  bem  einen  SBort:  glaube  an  \^n, 
9iöm.  10,  9.  2(cta  IG,  30,  rceil  nur  baburrf)  bie  ^Befreiung  be^ 
^Dlenfd)en  Don  ber  (Srf)ulb  unb  bamit  aud)  üon  ber  @ebunbent)eit 
an  ha^  böfe  S3eget)ren  empfangen  wirb. 

5(uc{)  3ol)anne§  ge(}t  nirf)t  oon  ber  menjd)lid)en  ©ünbe  unb 
Strafbarfeit,  fonbern  non  ber  göttlicf)en  ©üte  unb  .^ilfe  an§ 
unb  fommt  baburd)  auöfd)Iie^lid)  jum  ©laubenSimperatin,  ot)ne 
ba^  baburd)  ber  ©egenfa^  ber  2ßelt  gegen  @ott  üerbecft  würbe ; 
üielmel)r  gelangt  biefer  baburd)  gur  burc^bringenben  Offenbarung, 
hü^  ber  SJlenfd)  nur  im  @)tauben  an  3^fu§  öus  i{)m  t)erau!§= 
ge()oben  mirb. 

'^ennod)  blieb  ber  53egriff  „^u^e"  ber  5?ird)e  unentbef)r(ici^. 
2)a§  negatioe  Urteil  über  ba§  eigene  ^anbeln  unb  ba§  pofitiüe 
Urteil  über  3efu  2Ber!,  bie  -i^erneinung  ber  forrupten  ^ege{)rungen 
unb  bie  S3ejal)ung  ber  ©nabe  @otte§,  ftellten  fid),  fo  feft  bie 
©inbeit  ift,  bie  fie  uerbinbet,  hod)  aU  ^troa§  unterfd)eibbare§  bar, 
unb  i(}re  Unterfd)cibung  (}atte  beSroegen  praftifd)e  !öebeutung, 
rceil  fie  bei  oerfebrter  Haltung  be§  9JienfcI)en  fid)  fonbern  unb 
au^einanberbrec^en.  1)er  5Jlagier  ©imon  glaubte,  3lcta  8,  13, 
unb  l)atte  bod)  ein  ^erj  uoU  ^ogl)eit,  8,  21.  ^n  ^orint^  waren 
alle  ©laubenbe,  unb  bo^  leitet  ^^aulu§,  fid)er  mit  burd)bringenbem 
^iefbtid,  bie  SSermirrungen  in  ber  ©emeinbe  barauf  ^urürf,  ba^ 
oiele  it)re  alten  t)eibnifd)en  ©ünben,  namentlid)  im  gefd)led)tlid)en 
33erl)ältni§,  nid)t  bereut  l)ätten,  ^n)  f.iemvoiqaavieg,  2  ilor.  12,  21. 
®arum  t)ei^t  ber  ^ebräerbrief  bie  Umf'e^r  oon  ben  toten  Serfen 
weg  unb  ben  ©lauben  ju  ©ott  t)in  mit  einanber  bie  93afig  ber 
d)riftlid)en  ^•ri)mmigl'eit,  ^ebr.  6,  1 ;  unb  Slcta  20,  21  roirb  bie 
paulinifdje  ^rebigt  in  bie  beiben  Sorte  gefaxt:  Umfel)r  ju  ®ott 
l)in  unb  ©laube  gu  unferm  .^errn  ;3efu§  ®t)riftu§  l)in.  äöerben 
33u§c  unb  ©laube  nebeneinanber  gefegt  aB  Bereinigt  bie  ^lu 
menbung  ju  ©ott  bilbenb,  fo  ftellt  fid)  bamit  bagfelbe  '»Problem 
nod)mal§,  "iia^  in  ber  unbebingten  ©djä^ung  be§  ®lauben§  neben 
ber  nid)t  weniger  unbebingten  Sd)ä^ung  be§  SGBerf§  entt)alten  ift. 


298  Ä'JP-  8.    Sie  ®einetnbe  ber  ©laubenben. 

^n  ber  SSeriüaltung  ber  ©emeinbe  !am  bie  2)oppetf)ett  ber 
S3ebingungen,  an  bie  ber  .^eiläempfang  gebunben  raar,  baburcf) 
jur  ©eltung,  ba^  nicf)t  nur  am  ^rurf)  be§  @lauben§,  fonbern 
aurf)  an  ber  fttttid^en  33erfeI)Iung,  raenn  in  i^x  ein  beraubter  unb 
bef)arrlirf)er  SBille  lag,  bie  firc^Iid)e  @emeinfd)aft  enbete.  äöirb 
mt  18,  17  neben  1 5!or.  5, 11  geftellt,  fo  lä^t  fid)  baran  nid)t 
jroeifeln,  t>a^  man  im  ganzen  ^ereict)  ber  ©emeinbe  feine  ®Iauben§= 
gemeinfrf)aft  mel)r  at§  DorI)anben  ^ugeftanb  unb  el)rte,  n)o  fittlid)e 
konflüte  beutlid)  unb  unlöSlid)  f)eri)ortraten. 

2(ud)  bie§  mar  für  bie  flare,  Don  ©cfiraanfung  freie  S)ire!tion 
be§  @Iauben§  auf  ben  ©{)riftu§  ^in  oon  großer  ^ebeutung,  meil 
e§  baburrf)  für  jebermann  erkennbar  blieb:  e§  gebe  feine  ha§ 
^eil  garantierenbe  ^ird)e.  9Jlan  fonnte  au§  \i)x  rcieber  f)erau§= 
fallen,  aud)  nacf)bem  man  if)r  angel)ürt  l)atte.  ®ie  3ii9el)örigfeit 
5ur  Mrc^e  trat  nie  al§  ©urrogat  für  ben  ©lauben  an  (£^riftu§ 
ein,  unb  t>a^  ©lauben  üerf^ob  fid)  nid)t  uon  ®f)riftu§  auf  bie  5^ird)e 
hinüber.  @§  jeigt  fid)  oielmeljr  5.  ^.  bei  3uba§,  ebenfo  in  ben 
^aftoralbriefen,  ba§  ftare  ^emu^tfein,  ba^  bie  enge  @emeinfd)aft, 
n)eld)e  bie  5^irc^e  §n)ifd)en  ben  ©laubenben  l)erftellte,  ^wax  einer= 
feit§  eine  unfd)ä^bare  fitttid^e  .^ilfe,  anbererfeit§  aber  aud^  eine 
Steigerung  ber  fittlid)en  ©efaf)r  bebeute,  weil  burd)  bie  ©emein= 
fc^aft  aud)  ben  oerunreinigenben,  üerfüf)renben  ©inroirfungen  Der= 
meierte  9Jlad)t  gegeben  mirb.  @ö  blieb  be§l)alb  unbcjroeifelt,  ha^ 
aud)  ganje  ©emeinben  mieber  fallen  fönnen,  unb  ber  ©l)riflu§ 
Seud)ter,  bie  if)m  gef)eiligt  rcaren,  aud)  raieber  t)on  \l)xex  (Stelle 
rüde,  menn  bie  ©emeinbe  fünbige.  Solange  bie  ©laubenben 
mit  aufrichtigem  ©ruft  ©rlöfung  üom  53öfon  fud)ten  unb  bie  (Se= 
meinfd^aft  mit  (Jt)riftuö  baju  begeljrten,  bamit  fie  nid)t  fünbigcn, 
fonnte  il)nen  bie  5lird)e  nie  an  ©t)rifti  (Stelle  treten ;  benn  bie  ^ird)e 
ift  bem  fittlid)cn ''^>roblem  gegenüber  ol)nmäc!^tig ;  t)icr  gibt  e^3  nur 
einen  .joelfer,  einzig  ben  Spenber  beä  ©eifte^.  Solange  e§  barum 
beutlid)  blieb,  baf?  burd)  Sünbe  baö  .^eil  uerloren  rcerbe,  fonnte  ha§ 
©tauben  nur  auf  ben  (£t)viftu§  geriri)tet  fein,  uon  meld)em  allein  bie 
(Srlöfung  üwn  'i^öfcn  empfangen  u)erbcn  fann.  @9  läf^t  fid)  aud)  au 
bicfcm  3;atbeftanb  beobadjten,  u)ic  bie  trüftige,  reinlidje  '-i^ufuv  bie 
baö  'öbje  and)  im  ^ufctmmcnleben  ber  ''■örüber  miteinanbei  ab= 
ftie^,  bireft  crrocdtenb  unb  förbernb  auf  'i>a<:^  ©tauben  eiugeuiivft  l)at. 


maxibi  unb  »u^e.  299 

^a^  üom  @rnft  unb  ©dimcrs  bcr  58u^e  3(uf(öjung  unb 
^egrenjimg  bei  ©laubenl  ausging,  blieb  barum  au§gefcf)Ioffen, 
roeil  bie  ©emeinbe  fid)  bie  in  i{)rer  33erufung  burrf)  (£{)riftug 
entt)altene  3]ergebung  ber  ©ünben  mit  üarem  ^erou^tjein  an= 
geeignet  f)Qt.  ®er  ©rlaf?  ber  ©ünben  bitbet  für  fic  nid)t  blofe 
einen  ©egenftanb  ber  Hoffnung,  obrcof)!  er  erft  mit  ber  (lr= 
frf)einung  Gtjrifti  jur  uoUenbeten  Xatfarf)e  werben  roirb,  ba  er 
nirf)t  weniger  al§  bie  ^eftrafung  eine  gerirf)tlid)e  %ai  ®otte§  ift. 
^ann  roenn  (£f)riftu§  rid^tet,  rairb  bie  an  ibn  glaubenbe  ©emeinbe 
uon  aller  ©iinbe  frei  gefprüd)en  werben,  ^nbem  fie  aber  je^t 
fcl)on  in  bie  ©emeinfd)aft  mit  il)m  nerfe^t  ift,  !^at  fie  bie  33er= 
gebung  je^t  fd)on  als  it)r  gegenmärtigel  ®ut.  "^arum  gefd)iel)t 
ber  (Sintritt  in  bie  ©emeinbe  burd^  bie  2:aufe,  welche  bie  33er= 
gebung  im  .^inblidf  auf  (£l)riftu§  sufagt.  So  würbe  gteid)  mit 
bem  ^^eginn  ber  d^riftlidjen  Unterweifung  für  jebermann  bie  ganje 
|)öl)e  be§  rf)riftlid)en  ®lauben£(ftanbe§  entf)üllt,  weil  bem  hu^-- 
fertigen  2(nfcl)lu^  an  (£l)riftuö  mit  ber  ^iaufe  bie  23ert)ei^ung 
gegeben  würbe,  ba^  burrf)  fie  nid)t  nur  bie  ganje  fdt)ulbbelabene 
3Sergangenbeit  füwol)l  beö  .Reiben  wie  be§  ^uben  getilgt,  fonbern 
auct)  für  bie  ^ufunft  bie  fittlirf)e  ''Jtoi  gel)oben  unb  bie  Befreiung 
üom  ^i3üfen  geficl)ert  fei.  ^atjer  l)atte  bie  Xaufe  für  bie  ®urcf)= 
bringung  ber  33u^e  mit  bem  Glauben  gro^e  2öi(^tig!eit,  weit 
burd)  fie  bie  9ieue  unb  bie  33ergebung,  ha^  @eftänbni§  ber  ©d)utb 
unb  ba§  33e!enntni§  ju  ®t)riftu§,  ber  Slbbrud)  ber  bilt)erigen 
SebenSfübrung  unb  ber  ©mpfang  ber  ©nabe  in  einen  unb  ben= 
felben  Slft  t)erftod)ten  war. 

^ei  ber  (Sd)ärfe  ber  3lntitt)efe,  mit  bei:  fid)  ha§  d)riftlic^e 
3eugni§  gegen  haii  3uben=  unb  |)eibentum  wanbte,  wäre  es  nid)t 
unbenfbar  gewefen,  wenn  bie  ©emeinbe  fid)  al§  @enoffenfd)aft 
berer  fonftituiert  l)ätte,  bie  „bie  täglid)e  53u^e"  üben.  "Das  trat 
nid)t  ein,  weil  bie  §u  6;i)riftus  fid)  ^efet)renben  ernftl)aft  glaubten, 
bie  ^^ergebung  fei  it)nen  gewät)rt,  woburd)  fie  öon  ber  Stngft 
wegen  ber  ©ünbe,  be§  ®erid)tä,  be§  2;obe§,  be§  2:eufelg  frei 
würben.  ^t)r  ©tauben  war  ©ewif^beit,  ba^  bie  ©ünbe  mit  allen 
il)rcn  ^-olgen  überwunben  fei  unb  feine  -öegrenjung  ber  Siebe 
unb  ©emeinfd)aft  @otte§  mit  bem  ©taubenben  bewirte,  ©o 
ift  burd)  t^a^'  ©tauben  bas  S^efultat  erreid)t  worben,  ba^  bei 


300  ^öP-  8.    Sie  ©emeinbe  ber  ©laußenben. 

bcr  (Semeinbc  ber  S^teuigcn  bie  „üolt  geworbene  ^^reube"  fieimtfd) 
roar,  ;3üt).  15,  11.  ^af.  1,  2.  ^il.  4,  4.  Slcta  2,  46.  47.  m  tüiber^ 
fuf)r  if)r,  it)a§  i^^r  ^eju^  t)erfprod)en  f)atte:  bem  Umfet)renben 
rourbc  ba§  ^efÜtctb  unb  bcr  S^ling  geretdE)t  unb  ba§  SRaI)l  ge= 
ruftet,  unb  bie,  in  beren  9Jiitte  er  trat,  ftanben  nid)t  groUenb 
auf  ber  «Seite,  fonbern  taten  ba§>,  wovon  fie  raupten,  ha^  e§ 
aucf)  bie  Sngel  im  .^immel  tun,  unb  feierten  mit. 

^ür  bie  (Sinigung  t)on  ©tauben  unb  ^u^e  p  normaler 
3Öed)fetrcir!ung  mar  ^efu  ^reu§  eine  t)öc^ft  mir!fame  ^oteng. 
^enn  e§  ma(i)te  an  ber  offenbar  roerbenben  ©cfiutb  pgleid)  feine 
©nabe,  bie  biefelbe  trug  unb  überraanb,  firf)tbar.  ©ein  Sterben, 
meld^eS  bie  ^iotmenbigfeit  ber  Umfetir  ermieS,  mar  üon  if)m  §u= 
gteirf)  pm  fräftigen  ©laubenämotio  gemadf)t.  ©(i)on  in  h^n 
petrinifc^en  hieben  ber  2lpofteIgefdE)irf)te  tüirb  p§  in  biefer  Söeife 
üerroenbet,  raeil  burd)  ben  unget)euren  ^reoel  ^§rael§,  ben  e§  mit 
ber  ^reujigung  ®|rifti  begangen  t)at,  nid)t  ha^  ®erirf)t,  fonbern 
bie  Umfet)r  begrünbet  rairb,  beren  pofitiueä  (Srgebni^  ber  ©laube 
an  it)n  ift.  ^nbem  3^rael  pm  ©tauben  an  ben  berufen  rcirb, 
ben  e§  freujigte,  bamit  e§  uon  it)m  nid)t  ba§  ©eridEit,  fonbern 
ta^  9leid)  empfange,  mirb  ba§  ^reu§  ^ur  Offenbarung  ber  üolt= 
fommenen  ©nabe  Gt)rifti,  melcfie  für  ane:§  ^öfe  Übergebung  l^at. 
©laube  an  ben,  ben  3§raet  gefreu^igt  ^at  unb  ber  bennod)  fein 
©rretter  bleibt,  mor  ©erci^eit  oollfommener  SCitgung  jeber©rf)ulb. 
S'lidjt  minber  beutlid)  prägen  bie  ©oangelien  biefe  Stellung  ber 
©emeinbe  au§.  3efu  .^reuj  mirb  nid)t  al§  Sc^mierigfeit  bcljan= 
bclt,  bie  in  ber  ©rinnerung  ber  ©emeinbe  prücfgeftellt  mürbe; 
t)ielmel)r  wirb  il)r  33lid  feft  auf  bagfelbe  gerid)tet  unb  aud)  bie 
;lj;iefe  feine§  Seiben§  burd)  ba§  ©ebet  in  ©ctljfemane  unb  am 
Äreuj  auSbrüdlid)  l)erüorgcl)oben.  Xk  S^iefe  feinet  Seiben§  mürbe 
nid)t  nur  barum  a\§  Söurjel  be§  ©laubcn^:^  mirl'fam,  meil  ©t)riftu§ 
burd)  basfetbe  l)inburd)  feine  ©nabc  unb  li>ert)cif5ung  ben  ;3ü»nf^"^i 
unb  ber  Söclt  bemat)rt,  fonbern  uoüenbö  barum,  meil  er  feine 
©nabc  in  feinem  Seiben  üollenbet  l)at,  inbem  er  biefe^  mit  bem 
Sillen  trägt,  uom  li^ater  für  bie  Seinen  li>erföl)nung  unb  ''V>CX' 
flebung  ju  ermerben.  ®af3  fid)  ba§  !Oiad)beuten  bor  apoflolifdjcn 
ajiänncr  in  ben  ba§  iircuj  bcjal)enbcn  Sßillcn  ©l)rifti  vertieft  unb 
bie  barin  entl)altene  ©nabc  5unel)mcnb  entfaltet  t)at,  jcigt  ebenfalls. 


maiibc  imb  Suftc.  301 

lüie  fmftig  unb  einträchtig  ftd)  if)r  ©tauben  mit  ber  diem  ^lu 
fammenfrf)to^. 

33on  ben  (Störungen  be§  ©laubeng,  hk  im  fpäteren  33erlauf 
ber  ©ejc^ic^te  mit  ber  5lreu5e§te{)re  in  93erbinbung  ftetien,  ^)  ift  im 
^ereirf)  ber  apoftolifc^en  ©emeinbe  nod)  nid)t§  gu  fet)en.  ©ie 
tarnen  fpäter  bat)er,  ba^  3efu§  burd)  bie  ^reu§e§tat  §um  23ater 
^in  rair^fam  ift.  2Bä{)renb  er  burcf)  biefelbe,  ha  fie  if)m  ja  ba§ 
Seiben  unb  Sterben  bringt,  nid)t  unmittelbor  bie  Sage  be§ 
9Jienfc^en  ceränbert,  gibt  er  bagegen  burc^  fie  @ott  feinen  @e- 
f)orfam,  übt  feinen  ©otteäbienft  unb  errairbt  burd)  benfelben  für 
bie  2ßelt  bie  3Serft)f)nung  unb  9f?ed}tfertigung.  ®arau§  entftanb 
bann  ein  33ruc^  im  ©tauben,  luenn  bie  Stftiüität  ^efu  auf  bie 
^affioität  ©otteg,  ba§  ©rbarmen  ^efu  auf  bie  Un'barmt)er5igfeit 
©otteg,  fein  ^^erföf)nen  auf  bie  Ungnabe  ©otteä  begrünbet  rourbe, 
ba  ja  erft  ^e]u§  ha§  göttlid^e  ^^ergeben  ung  üerfd)afft  1:)aht. 
5ßor  biefem  ©ebanfengang  niar  bie  gan§e  ©emeinbe  baburc^  ge- 
fc^ü^t,  ha^  ii)v  fd)on  roegen  ber  !(aren  Stneignung  he§  meffiani^ 
fd)en  ©ebanfeng  ^^efu  Senbung  burd)  ben  SSater  unerfd)ütterlic^ 
feftftanb.  Sllte:^  ^anbeln  3efu  ftammt  bat)er  au§  bemjenigen 
be§  33aterg  unb  ift  felbft  eine  ©otte^tat.  SRan  ermog  jroar  mit 
Stufmerffamt'eit  bie  probuftioe  9)lad)t  feinet  ^reujeS,  burc^  tt)e(d)e§ 
er  felbft  für  bie  ©emeinbe  jum  ©eber  ber  ©nabe  mirb;  er  t)er= 
mag  bie§  aber  nur  burd;  feine  Senbung  um  berjenigen  ©nabe 
Witten,  bie  i^n  ben  Sireujeämeg  fül^rt  unb  it)m  beffen  ?^rud)t,  bie 
5(uferftef)ung,  befeuert,  ^ie  ®inf)eit  be§  auf  ^efu§  unb  auf  ©ott 
gerid)teten  ©laubenä  blieb  beä^atb  aud)  in  ber  Betrachtung  feinet 
2:obe§  uni)erfet)rt,  unb  e§  trat  nie  burd)  ben  53(ic!  auf  ^efu 
5^reu5  Unglaube  gegen  ben  $ßater  in  ba§  ©tauben  an  ^efug 
t)inein. 

%vi§  ber  innigen  3>erbinbung  ber  Bu^e  mit  bem  ©tauben 
ergab  fid),  ba^  bie  Bu^prebigt  bie  Pflege  ber  ©emeinfcf)aft  rceber 
mit  ^s^vati  nod)  mit  ber  f)eibnifc^en  33eoöIferung  aufget)oben  l)at. 
^ür  bie  Sc^utb  ber  ^u^ßttfc^oft  t)atten  bie  apoftotifcf)en  SJlänner 
feine  ®ntfc^ulbigung.  ®a§  Strafmort  ^efu  über  bie  3^erborben= 
!^eit  it)rer  grömmigt'eit  mirb  al§  gültige^  Urteil  geet)rt  unb  ha§ 

^)  Wlan  emfige  bie  @efrf)id)te  bei-  ikgriffe:  meritum,  satisfactio, 
saciificium. 


302  Aap-  ^'    ^t^  ©emeinbc  bev  ©(nubenben. 

^reuj  mad)t  üoKenbg  ben  S^lu^m  ^^§rael§  ju  nirf)te;  @ütte§  @e= 
ric^t  na!^t  t^m.  ®te  ©eftalt  unferer  ©üangetien  bezeugt  anjd)au= 
lid),  raic  ftar  unb  tapfer  ber  5!ampf  gegen  bie  ©i)nagoge  burd£) 
bie  ©emeinbe  fortgeje^t  luorben  ift.  S)enno(f)  fanb  feine  ©epa= 
ration  Don  ^^'^ciel  ftatt.  ®a§  beruf)te  nid)t  nur  barauf,  ha^ 
feine  alten  Heiligtümer,  bie  ©d)rift  unb  ber  Stempel,  bleibenb  al§ 
^eilige  ©oben  @otteö  gee{)rt  rcurben,  raoburd)  bie  Separation 
oom  bamaligen  forrupten  ^§rael  nicE)t  üerl}inbert  morben  wäre, 
fonbern  barauf,  ha^  bie  ©enbung  ^^\u  fortbauernb  fräftig  auf 
3§raet  tro^  feiner  ©cEjulb  unb  feine§  Unglaubens  belogen  würbe, 
fo  ha^  e§  in  hk  2Serföf)nung  be§  ^reu§e§  eingefaßt  unb  bie 
2lufrid)tung  au§  feinem  g^att  \i)m.  offenget)aIten  mirb.  ^ener 
DoUenbete  @Iauben§af't,  ben  ^^aulu§  im  ^tic!  auf  3§rael  voU= 
äief)t:  „roenn  etliche  nicf)t  glauben,  wa§  liegt  baran?  (Sollte  il)r 
Unglaube  ®otte§  Streue  entlräften?"  9?öm.  3,  2  beftimmt  nid)t 
blo^  ha§  3Serl^ättni§  h^§  ^aulu§,  fonbern  m6)t  minber  bagjenige 
bcS  ganzen  apoftolifc^en  ^reife§  gu  ,3§rael.  ^) 

9f?ur  burdf)  i^ren  @lauben§ftanb  mar  e§  ber  ©emeinbe  er= 
müglid)t,  tro^  be§  totalen  ^rucf)§  mit  it)rer  Umgebung  bennod) 
nid)t  5U  einer  ©efte  su  entarten,  bie  ftd)  egoiftifd;  in  firf)  t)er= 
fd)lo^,  unb  nur  baburd^,  ba^  fie  biefe  @efaf)r  fiegreid)  übermanb, 
unb  fic^  nid)t  barauf  einlief,  bie  ©emeinfc^aft  mit  :^v§rael  ju 
äerbred)en,  mar  fie  imftanbe,  in  jenem  ©lauben  5u  bleiben,  ha^ 
nid)t  baS  eigene  9ied)t  Derfid)t  unb  bie  eigene  ©rö^e  berounbert, 
fonbern  auf  (Sl)riftu§  gerid)tet  ift. 

^en  gried)ifd)en  ©emeinben  ftellte  fid)  aber  bie  9lufgabc  im 
5öer!e'^r  mit  it)rer  f)eibnifd)en  Umgebung  in  äl)nlid)cr  ^^eife.  ^ie 
i^erbammlid)l'eit  be§  l)eibnifd)en  2Befen§  ftanb  jebem  ©lieb  ber 
©emeinbe  au^er  ^rage,  unb  bod)  l)at  fid)  bie  ©emcinbe  nid)t 
ängftlid)  non  it)rer  Umgebung  äurüdgejogen.  ®er  d)riftlid)e  ©attc 
lebte  in  ber  gemifd)ten  (&i)t  fort,  man  fa^  aud)  bie  (£l)riften  am 
t)eibnifd)en  2ifd)  al§  ©oft,  unb  bie  mannigfad^en  ^^o?)icl)ungcn 
bcö  gcmerblict)en  ;iieben§  mürben  nid)t  abgebrod)cn.  "Ohir  bie 
Unbebingtl)eit  beö   apoftolifd)en   ©laubenS   ermöglid)tc  bic^i,  in 

')  ii<ou  ber  .tto^cit  be«  ®Iauben«i,  bie  ber  "l^flcflc  ber  ©emeinfdjoft  mit 
ber  opuoflofle  burd)  bie  i^tüölfc  hn  Wnmbo  lieiU,  luirb  bn,  \w  man  von 
„3ubaiömu«i"  jc.  ^u  rcben  pflej^t,  \MM  ooü'lu'ii. 


mawbQ  imb  33uf5e.  303 

beffen  Slünfequen§  e§  lag,  ha^  ^aulu§  bcm  (Saft  be§  |)eiben 
jagen  fann:  bie  @rbe  ift  be§  .^errn,  unb  bem  rf)nftltd)en  (Satten: 
nicf)t  bu  rcirft  burrf)  ben  Reiben  beftecft,  fonbern  ber  ^eibe  ift 
burd)  bic^  get)eiltgt.  %a^  in  ber  llnbebingtf)eit  be§  ©tauben^ 
@rf)ebung  nirf)t  nur  über  bie  ©cfjäblirfjfeiten  be§  ^flaturlaufeg,  fon^ 
bern  aud^  über  bie  @efä()rbung  burct)  bie  bämonifd^en  dM6)k  ent= 
\)aiUn  ift,  ern)ie§  firf)  ^ier  a(ä  t)on  großer  praftifd)er  33ebeutung. 
9lur  bie  (Seiüipeit  be§  ©iege§  aud)  über  alle  teuflifd)en  9}läd)te 
ermöglidite  ber  ©emeinbe  einen  freien  unbefangenen  9Serfet)r  mit 
ben  Reiben  tro^  ber  unt)ermeiblid)en  53erü{)rung  mit  i^rer  Sfieügion. 

^n  feiner  jarteften  innerlid)ften  (Seftalt  trat  baiSfelbe  ^Ißvo-- 
blem  in  ber  ©emeinfc^aft  ber  (Slaubenben  miteinanber  t)erDor. 
^n  ber  33etätigung  ber  ^u^e  mar  eine  lautere  2öaf)rt)aftigfeit 
gefegt,  n)eld)e  ba§  ^öfe  an  fid)  felbft  unb  an  ben  anberen  in 
feiner  |)ä^lid^feit  unb  93erberblid)feit  TOat)rnimmt  unb  üerneint. 
SBenn  barau§  nid)t  Sntfrembung  unb  ^fotierung  entftanb,  fo 
mar  bie§  nur  burd)  bie  fräftige  ©ntfattung  be§  (Staubend  mög= 
lid),  metd)e  ba§  göttliche  S^ergeben  unb  (Seben  ebenfo  ernft  auf 
fic^  unb  jeben  trüber  bejog,  mie  ha§  33u^roort  ge!)anbf)abt  mürbe. 
'2)a§  'i>ertrauen,  ha§'  bie  33rüber  unter  einanber  oerbanb,  mar 
unmittelbar  ha§  (ärgebni§  be§  auf  ben  ^errn  gefegten  ä^ertrauenä. 
^n  it)m  berul)t  bie  ^unerläffigfeit,  bie  fie  für  einanber  f)aben ;  fie 
finb  für  einanber  möwi  iv  xvqi'o).  '2)af)er  fam  bie  i^reif)eit, 
bie  jeber  bem  anbern  gemäf)rt,  bamit  er  nac^  feiner  eigenen  @in= 
fid)t  f)anble,  meil  ber  ^err  i^n  leiten  unb  üor  bem  33öfen  be= 
maf)ren  mirb,  9töm.  14,  4.  ^eil  ba§  ©tauben  bie  (Semeinfc^aft 
trägt,  roirb  fomof)!  ha^  Sebürfnig  ber  trüber  burd)  bie  ^^ürbitte 
in  ba§  ©ebet  aller  aufgenommen,  at§  aud)  it)r  @ute§  unb  t^r 
©rfolg  allen  sum  ©runb  be^  ®anfe§. 

®al)er  erbält  aud)  ba§  3Sertrauen,  ba§  bie  Siebe  bem  anbern 
ermeift,  Unbegren5tl)eit:  Ttiacevet  7cavm,  1  ^or.  13,  7,  raa§  nur 
baburd)  möglid^  mirb,  'ba''^  ba§  33ertrauen  ju  (Sott  ein  unbegren§te§ 
ift.  SCßeil  ber  ©taube  ®otte§  %aht  unb  .^ilfe  auf  alle§,  rca§ 
im  Seben  be§  anbern  liegt,  be§iet)en  barf,  ift  bie  Siebe  niemals 
genötigt,  p  »erjagen,  fonbern  barf  it)r  SSertrauen  auf  alle§  au§= 
bef)nen,  rca§  in  "iia^  ^ebürfni§  be§  anbern  fällt. 

%\t  Briefe  geigen,  'üa'^  ber  9Serfel)r  in  ben  apoftolifc^en 


304  '^^P-  ^-    ^^^  ©emeinbe  ber  @(au6cnben. 

©emcinben  überaug  offen  unb  innig,  ahiv  gleirf)5eitig  uon  allen 
^teinlirf) feiten  unb  ^u^^^i^Ö^^^'^iten  frei  wav,  raorin  unmittelbar 
ein  3ßtcl)ßi^  fü^  ^^^  -^ö^^  if)re§  @lauben§  liegt.  9^irgenb§  finbet 
ficf)  eine  ©pur  oon  argn)ö^nifcf)er  Überrcac^ung  ber  ©emeinbe^ 
genoffen,  nirgenb§  eine  felbftquälerifcf)e  ober  ben  anbern  gegen= 
über  inquifitorifc^e  ^eicf)tregel,  ober  eine  in^  steine  I)erunter= 
fallenbe  Siegelung  be§  religiöfen  ober  gefellfcl)aftli(i)en  33erl)alten§. 
3Bo  bleiben  bie  liturgifcfien  3Sorfc^riften,  bie  Slnrceifung  über  bie 
Prüfung  ber  SCaufberoerber,  bie  ^eftftellungen  über  bie  ^äufigleit 
ber  ©ottesbienfte,  über  bie  ^öl)e  ber  ©elbbeiträge,  furpm  über 
all  bie  taufenb  Kleinigkeiten,  bie  im  35erl'el)r  ^raifcljen  un§  9)lenfcE)en 
fofort  für  bie  gegenf eilige  Beurteilung  fo  bebeutfam  finb?  ^n 
all  bem  jeigen  un§  bie  33riefe  lebiglid)  eine  ert)abene  ^reil)eit. 
2)a§  mar  ni^t  blo^  bie  äöeife  be§  ^aulu§.  @^  ift  bei  ^etru§, 
bei  ^a!obu§,  bei  ^ot)anne§,  in  ben  Briefen  ber  3lpot'ali)pfe  an 
bie  fleinafiatifc^en  ©emeinben,  im  .^ebräerbrief  genau  ebenfo. 
2luc^  ha,  voo  lleine  ©in^el^eiten  befprocl)en  merben,  roie  bie  3^rage, 
mer  auf  bem  Boben  unb  mer  auf  bem  ©effet  fit3en  folle,  bei 
^afobu§,  ober  rcie  bie  ^^rauen  e§  mit  ber  Kopftract)t  t)altcn 
foUen,  1  Kor.  11,  mirb  ba§  Kleine  barum  berül)rt,  meil  e§  mit 
ben  I)ö(i)ften  ^i^^^n  ber  ©emeinbe  in  SSerbinbung  tritt.  ®ie  @r= 
fdieinung  ift  um  fo  auffallenber,  roenn  man  einerfeit§  bie 
Kleinigf'eitgfrämerei  ber  ©r)nagoge,  an§  ber  bocl)  bie  leitcnben 
Seute  fämtlid)  f)erfommen,  anbererfeit^  ta^  fc^on  ftarf  mit  Ktein= 
lid^!eiten  belaftete  „®t)riftentum"  be§  sioeiten  Ocil)rt)unbert§  baneben 
l)ält.  ^a§  mar  nid)t  möglid)  ol)ne  ha^  mäd)tige  ©lauben  ber 
apoftolifd)en  9Jiänner  mit  feiner  ftillen  9f?ul)e,  bie  alleg  bem  ^errn 
übergibt,  unb  mit  feinem  energifd)en  Sßillen,  ber  in  ben  ed^ten 
•Heiligtümern  bie  reirf)e  Füllung  für  bog  Seben  ber  ©injelnen  unb 
ber  ©emeinbe  Ijat. 

2Öie  tapfer  man  in  ber  ©emeinbe  bie  fünblid)en  9?eiäe  ah' 
iüel)rte,  roirb  an  ber  agfetifd^en  Beniegung  fid)tbar,  bie  oon  9ln= 
fang  an  in  i^r  tjeruortrat.  ^n  ^."^orufalcm  lourbe  h<x§  gefamte 
©runbeigentum  oon  mand)en  ,^ugiuiftcn  ber  ©emeinbe  oerfauft. 
^auluiS  t)erjid)tet  mit  Bomufjtfein  auf  bie  ($l)e,  unb  Ijat  mit  ben 
iRonntl)ern  über  bie  'J^rage  gefprod)cn,  mic  meit  bie  GbclofigFoit 
im  :3"lcreffe  djriftlic^er  Bo(ltomimMil)eit  liege.    1)ie  4Borte  o^lu 


(Glaube  unb  »u^e.  305 

an  ben  9'?eicf)cn,  ben  er  aufforbert,  aüe§  su  oerfaufen,  mit  t'f)ren 
^araüeten,  aud)  ba^jentge  pgunften  ber  @f)eIofig!eit,  üerbürgcn 
ot)nef)in,  ba^  ber  entfagenbe  SÖtIte  gegenüber  ben  natiirli(f)en 
©ütern  rceit  in  ber  ©emeinbe  oerbreitet  raar. 

^ür  ben  ©laubensftanb  berfelben  bilbeten  bie  3(§feten  leidet 
eine  größere  ©(^roierigfeit,  al§  bie  in  befonberer  Sffieife  burd^ 
Gräfte  be§  @eifte§  2lugge§eicf)neten ,  roeil  ber  SSorjug  berfelben 
au§  it)rer  fittlirf)en  Seiftung  entftanb,  unb  ficf)  auf  bie  ^reil)eit 
üom  Sojen  unb  auf  bie  3^äf)ig!eit  §um  rüftigen  '2)ienft  ©t)rifti 
bejog.  2(n  ett)ifd)e  QuU  ^ängt  fid)  aber  fofort  9lotn)enbigfeit; 
rcer  f)ier  jurücfbleibt,  auf  bem  liegt  ein  SJiafel,  n)ä{)renb  oerftärfte 
fitt(ici)e  ©nergie  t)öf)eren  2öert  unb  ?fini)m  cor  ©ott  unb  ben 
Srübern  bringt. 

3lllein  biefe  @rfd)einungen ,  bie  teid)t  am  3Sor^anbenfein 
einer  a^fetifc^en  iBercegung  t)aften,  mürben,  fomeit  fie  firf)  aud) 
in  ber  neuteftamentlid)en  ©emeinbe  regten,  »ergl.  3(cta  5,  1  ff., 
tapfer  unb  fiegreid)  unterbrücft.  23on  einem  jur  2l§fefe  brängen=^ 
ben  3i^ang  fann  feine  y^lebe  fein,  aud)  nid)t  üon  einem  2t§feten= 
ftanb,  ebenfomenig  Don  einer  ^erabfe^ung  berer,  bie  i^ren  33efi^ 
bef)alten  unb  in  ber  @f)e  leben.  ®aä  ift  raieber  eine§  ber  @r= 
gebniffe  be§  @taubeni§.  9Jian  mar  in  ber  ©egnerfc^aft  gegen  'üa^ 
33öfe  5U  mutigen  Xaten  bereit,  eierte  fie  unb  banfte  benen,  bie 
burd)  itjre  fittlid)e  Straft  bie  ganje  ©emeinbe  ftärften.  SIber  ba§ 
©tauben  3iel)t  feine  5lraft  nid)t  au§  ber  53u^e,  unb  rcirb  burd) 
biefe  nid)t  oerfrümmt.  äöie  immer  bie  äußere  ^üf)rung  beg 
Seben§  geftaltet  roerbe:  nid)t  burd)  biefe,  fonbern  burd)  bie  3Ser= 
bunbenl)eit  mit  bem  6f)riftu§  ift  bie  .^eit§frage  gelöft,  bie  SBürbe 
be§  SJf^anne^  oor  @ott  unb  in  ber  ©emeinbe  begrünbet  unb  bie 
©leic^ftetlung  aller  erreid)t.  ©o  mirb  "OaB  gange  ©ebiet  be§ 
Seben§,  in  meld)em  bie  Slöfefe  fid)  betätigt,  jum  33ereid)  ber  5rei= 
t)eit,  unb  nid)t  ha§  9]atürlid)e ,  fonbern  erft  ha^'  ©ünblic^e  unb 
nur  biefe§  mirb  üon  ber  ©emeinbe  abgefto^en,  aU  unoerträgtid) 
mit  jebem  (S^riftenftanb. 

9lur  burc^  ba§  frud)tbare  reine  ^neinanbergreifen  ber  Su^e 
unb  be§  ®lauben§  mar  e§  ber  ©emeinbe  möglid),  auf  ber  ^öl)e 
il)re§  ©lauben^  bie  ©renje  gegen  ben  ^anati§mu§  l)in  unoerle^t 
5U  erhalten.    3}lod)te  fid)  bie  (Stärfe  ber  Überzeugung  noc^   fo 

Sc^Iatter,  S)cr  ®taube  im  SK.  2eft.  ^0 


306  ^^P-  ^-    ^if  ('»üMueiHbe  ber  ©(aubenben. 

fteigern:  eine  felbftjü^tige  2;enben§,  bie  ha§  ?Rt(i)t  be§  anberen 
mi|ad)tet,  blieb  burd^  ben  ©rnft,  mit  bem  ha§  ^öfe  al§  »errcerf^ 
lief)  empfunben  unb  oerneint  tüirb,  au^gefc^Ioffcn.  3öenn  aud) 
einjetne  Sorte  unb  Stfte,  rcenn  fie  ifoliert  rcerben,  einen  fanati= 
fcf)en  ©d)ein  an  ficf)  traben,  5.  ^.  ba§  2lnatf)em  be§  ^aulu§  über 
bic,  bie  ein  anbere§  ©oangelium  prebigen,  bie  Übergabe  ©injelner 
in  bie  ©eroalt  be§  ©atan§,  ba§  Urteil  be§  ^ol)anne§  über  bie 
iübijrf)en  ©emeinben  ber  2([ia,  fie  feien  ©emeinben  be§  ©atan§uff.: 
biefer  ©d)ein  üerfd)tt)inbet,  roenn  biefe  Urteile  nict)t  ifoliert,  fonbern 
pfammen  mit  ber  fie  umgebenben  ®eban!en=  unb  SOBitlen§geftalt 
erroogen  merben.  ^enn  biefe  lä^t  nie  einen  3"^^ifßt  baran  ent= 
ftet)en,  ha^  ber  a^tebenbe  frei  oon  jeber  egoiftifcf)en  S^enbeng  mit 
ber  üolten  33ereitmiüig!eit  f)anbelt,  fofort  mit  bem  anbern  bie 
@emeinfcf)aft  in  ungebrod)ener  Siebe  §u  erneuern,  foroie  bie§  ot)ne 
SSerle^ung  ber  2Baf)rf)eit  unb  @erecl)tig!eit  gefc^el)en  fann.  ^n 
biefer  ^inficf)t  ift  aud)  bie  2lrt  lel)rreid),  roie  bie  ^olemi!  gegen 
tia^  .^eibentum  gefül)rt  roorben  ift;  e§  ftel)t  3.  33.  bei  ^aulu§ 
nid)t  ein  einzige?  SGBort,  ha§  auf  ha§  gried)ifc^e  ^eibentum  ^o^n 
unb  SSerac^tung  rcürfe. 

^a§  im  ©lauben  unb  in  ber  ^u^e  begrünbete  Sföollen  führte 
bie  ©emeinbe,  mie  ^i\\i  3ßort  unb  2:at  e§  i^x  gezeigt  ^tten, 
5ur  Siebe;  fie  f)atte  fie  nid)t  blo^  at§  ©ebot  über  fid);  fie  mar 
it)r  gegeben,  meit  it)r  bie  erlebte  ©nabe  jum  Cluell  be§  eigenen 
Siebeng  roarb.  "^urc^  it)r  Sieben  geraann  fie  ba§  gute  ©emiffen 
in  it)rem  23cr'^alten,  unb  bamit  ftet§  neu  bie  ®lauben§fäl)igl'eit. 

^ätte  bie  ßt)riftenl)eit  ba§  ©tauben  uom  Sieben  abgcfdjieben, 
fo  t)ätte  fie  aufgetprt,  eine  ©emeinbe  ber  ©laubenben  ju  fein. 
Sieblüfe§  ©lauben  eint  nict)t. 

3öeil  il)r  ©lauben  in  ber  53egrünbung  be§  Sieben§  fid) 
frud)tbar  erroieS,  blieb  fie  gegen  ben  2:ugenbbcgriff  tro^  feiner 
mächtigen  t)elleniftifd)en  ^rabition  gefc^ü^t.  Söeit  biefer  auf  bie 
Gntmidtlung  ber  5lräfte  unb  Steigerung  ber  Sciftung§fäl)igfcit 
als  Selbftjiücct"  l)inuiie§,  trat  er  mit  bem  ©lauben  in  St'ollifion 
unb  luarb  uon  biefem  überiuunbcn.  Wii  ber  Slbmenbung  uom 
eigenen  3d)/  wie  fie  im  ©lauben  gefd)iel)t,  uertrug  fid)  nid)t  ba§ 
Selbftgefü^l  ber  Xugenb,  iuol)l  aber  bie  Sclbftlofigfcit  be§ 
SiebenS. 


maiibc  uiib  (^efe^.  307 

Tlii  biefem  beiüafirte  firf)  bie  ©emeinbe  aud)  if)rc  Überein= 
ftimmung  mit  bem  @eje^,  ba§  5unärf)ft  in  if)r  in  berfelben  3Beifc 
in  Geltung  ftanb,  raie  in  3ef«  3üngerfrei§. 

S)a§  Söort :  roir  l^aben  ben  ©^riftu§  gefunben,  mit  bem  fidf) 
bie  jünger  an  3ßfu§  anfd)toffen,  trug  nicf)t  bie  ^rage  in  fid),  ob 
n)oI)I  ba§  @efe^  noc^  gültig  fei.  Stnalog  mar  bie  Stellung  ber= 
jenigen,  bie  l)ernad)  pr  ©emeinbe  l^insutraten.  ®a§  @eje^  unb 
ber  G^riftu§  ftanben  nebeneinanber  unb  ftorten  fid)  nid)t.  ®a§ 
@efe^  mar  ein  @egebene§,  längft  33ürl)anbene§  unb  beftanb  at§ 
üon  ©Ott  gegeben  fort ;  bie  ©egenmart  be!§  et)riftu§  mar  baneben 
bie  neue  Xai  unb  ®abt  @otte§,  bie  erfannt  unb  be|al)t  raerben 
mu^.  'Otur  burd)  ben  2lnfd)tu^  an  il)n,  atfo  nur  burd)  glauben 
an  il)n,  l)at  man  ba§  S^teid),  luä^renb  bie  ©rfütlung  be§  ©efe^eg, 
menn  fic  mit  ber  SSerroerfung  ©^rifti  üerbunben  ift,  nid)t  in  bag= 
felbe  bringt.  ®er  9?abbi,  ber  im  9iat  berer  ^a%  meiere  ß^riftuö 
freu§igten,  mod)te  ein  ooUenbeteg  9Jlufter  ber  @e[e^e§erfüllung 
fein  unb  mar  bem  S^teic^e  boc^  fern  unb  ging  bem  @erid)t  ent= 
gegen,  ©ine  Unterorbnung  beg  ©laubeng  unter  ha§  @efe^  lag 
in  biefer  ^wf^mmenfügung  beiber  !eine§n)eg§.  ^a§  ©lauben 
tonnte  in  ber  ©emeinbe  nie  blo^  al§  „@rgän§ung"  be§  @efe^e§ 
betrad)tet  rcerben,  meil  bie  33egriffe  „9?eid)"  unb  „ß^riftu^"  für 
nienutnb,  ber  fie  ernft  nalim,  blo^  con  fefunbärem  SSert  gemefen 
finb.  Sowenig  it)r  ha§  emige  Seben  ber  2luferftef)ung  blo^ 
eine  „@rgän5ung"  be§  gegenmärtigen  Seben§  mar,  fonbern  i)a§ 
nHit)r!^aftige  Seben,  um  be§rcillen  fie  ba§  gegenmärtige  miliig  preig 
gab,  f omenig  i^r  ^efu§  nur  al§  (Sjeget  be§  ®e[e^e§  galt,  fon= 
bern  al§  ber  5^önig,  ber  ^err,  ber  2ßeltrid)ter  unb  SOßeltöoUenber, 
ber  Sol)n  @otte§,  für  ben  fie  fid)  t)on  ben  ©yegeten  be§  @efe^e§ 
oerfolgen  lic^,  f omenig  il)r  bie  ©emeinbe  be§  ®t)riftu§  ai§  ein 
3ln!^ang  sur  Si)nagoge  galt,  fonbern  al§  bie  ©emeinbe  ©otteg, 
feine  .^eiligen  unb  3lu§ermät)lten,  'i)a§  malere  ^§rael  unb  erf'orene 
!i^olf  ©otte§,  mät)renb  bie  Si)nagoge,  bie  (5t)riftu§  oerrairft,  bem 
^all  entgegengel)t,  ebenfomenig  mar  il)r  iia^  ©tauben  ein  ergön^en^ 
ber  S^]ai^  äur  S3eobad)tung  ber  Sa^ung,  fonbern  bie  neue  gro^e 
©otte:§gabe,  in  ber  \f)x  gefd)en!t  mar,  roa§  'Oa§  ©efe^  nid)t  gab 
unb  nid)t  geben  fonnte  unb  rooUte,  nämlid)  ba§  D^eid).  '2)al)er 
bilbeten  fid)  auf  l)eibnifci^em  ©ebiet  lebiglid)  burd)  Übertragung 


308  ^^P-  ^-     ~'^  Öemcinbe  ber  ©laiibenbcn. 

ber  ierufalemitifd)cn  ^rebigt  gefe^e^freie  ©emeinben.  SBie  man 
in  ^erufalem  taB  @efe^  rceber  prebigte  nod)  befämpfte,  fonbern 
bcn  ©firiftuS  al§  gefommen  üerfünbigtc  unb  gum  (Stauben  an 
i^n  berief,  fo  rcurbe  in  ber  2)iafpora  ba§  (Slauben  an  iljn  bem 
Reiben  Dorget)aIten  als  bal,  ma§  il)n  sunt  9ieirf)ggenoffen  madjt, 
unb  e§  war  bie  unmittelbare  S^olge  ber  3Sert)ältniffe,  ha^  ber 
^eibe  ba^  @efe^  nid)t  t)ielt  al§  ^eibe,  unb  ber  glaubenbe  ^ube 
e§  i)ielt  atä  ^ube. 

®er  33eroei§  l^iefür  liegt  in  ber  für  ben  ganzen  33er(auf 
ber  @cfd)ic^te  bebeutfamen  Satfacfje,  bie  offen!unbig  ift,  ha^  e§ 
für  bie  d)riftlid)en  ®inge  feine  apoftoIifrf)en  ober  urcE)riftti(f)en 
©a^ungen  gibt.  ^)  ©ollen  mir  un§  benn  uorftetlen,  bie  ©emeinbe 
in  ^ctufatem  ^ab^  in  ber  ^afuiftif  be§  ©abbat§  unb  3et)nteni  uff. 
ein  !^ocf)n)idf)tige§  21nliegen  gefe^en,  bagegen  i{)ren  eigenen  ©onber* 
befi^  in  einer  ^rei'^eit  be{)anbelt,  bie  uon  ©a^ungen  nid)t§  mu^te? 
®ie  2(bn)efenf)eit  eine§  apofto(ifd)en  9lomi§mug  in  ben  rf)riftlid)en 
fingen  ift  aber  offen!unbig.  ^ag  Unfer  S3ater  galt  ber  ®e= 
meinbe  at^  dou  ®f)riftu§  f eiber  if)r  gegeben;  be^megen  f)ielten  e§ 
lueber  9Jlarfu§  nod)  ^ot)anne§  für  nötig,  e§  in  if)rc  ©oangelien 
aufäune{)men,  unb  ber  Seyt  bei  9]^attt)äu§  unb  fiulfa§  geigt,  ba^ 
e§  nic^t  gteid)Iautenb  in  ber  ^irc^e  gebetet  mürbe.  Stuf  bie  ©afra= 
mente  f)at  fid)  bie  gan§e  ^öf)e  be^  apoftolifd^en  (§Iauben§  ge= 
rid)tet,  ba^  in  it)nen  ben  gegenmärtigen  unb  gebenben  ^errn  uor 
2lugen  I)at.  ^a'^er  wirb,  roo  tjon  if)ncn  bie  ^ebe  ift,  ia§  gange 
^ei(§gut  in  fie  eingefd)loffen.  Slber  rao  finb  aud)  nur  3lnfät3e 
gu  einem  auf  bie  ©aframente  be5üg(id}en  ^Jiomi§mu§  aufäujeigen? 
2Bo  ift  bie  apoftolifc^e  „2;aufformeI"  ?  So  bie  ©atjungen  für 
ba§  2(benbmat)I?  2)ie  (Erinnerungen  an  ^cfu§  finb  al§  f)eiliger 
33efit3  in  ber  (Semeinbe  gepflegt  morben.  Unfere  2^e;i"te  geigen 
un§,  mie  frei  uon  aller  ängftlic^en  iöud)fttäbelei  bie  3(u§mal)l  unb 
Sleprobuftion  berfelben  burd)  bie  (Srgä^ler  beforgt  mirb.  ®ie 
33orftellung  Dom  jubaiftifdicn  Urd)riftentum  bel)erbergt  einen  grellen 

')  2)0  bie  Jatfoc^e,  bie  I)ier  flCflcn  boii  oiuu'blict)cn  vtii^ni^Jm»'»-''  ^i'i"  i'ifti'n 
i^üiiflcr  nn5^cflU)rt  ift,  mit  nllcm,  uukj  biiJljci  iilu-f  iJUt  unb  'JJt'afi  bciS  mcOvift^ 
li(^en  (Mlaubcnö  jur  ÜH'obnctitiiiirt  ^'1'»/  i'>  lUHMciuftimimmi^  [toljt,  fiinn  fie  mit 
il;rem  Wcflcntcil  mir  bniiii  ucrtnufdjt  luovbiMt,  lüoiiit  bio  iviiijo  im  uoraurtcljcubcn 
bargeleflte  Iatfn(I)cmcil)o  fnfficrt  luirb. 


f 


maube  unb  ©efe^.  309 

©elbftiütberfprurf) ;  benn  fie  mu^  benfelben  SJlänncrn  gefe^tid)e 
Okbunbenfieit  in  ben  jübifrfjen  unb  pneumatifd)e  3^reit)eit  in  ben 
d)rifttirf)en  fingen  beimeffen.  (Sie  mu^  anne{)men,  \i)x  ©taube 
t)ahe  tjingereid^t  um  beim  Unjer  33ater  ba§  @ebet  üom  ^orma(i§^ 
mu§  frei  ^u  (}alten,  aber  nid)!  f)ingereid)t,  um  if)n  beim  jübifd)en 
9^itual  5U  überminben ;  it)r  ©laube  ^ahz  in  ber  S^aufe  unb  im 
5lbenbmat)I  in  ber  inmenbigen  9ftealität  be§  2lfte§  fein  ©enüge 
gel)abt  bagegen  beim  ©abbat  unb  ber  9?einigf'eit  ben  firf)tbaren, 
törper(id)en  ä^erric^tungen  eine  retigiö§  entfcE)eibenbe  ^ebeutung 
beigelegt.  3ßer  ^ier  mit  biejem  ftarfen  ©tauben  t)anbette,  ber 
[taub  aud)  bort  über  bem  ©efe^. 

®ie  ernfte  ?^rage,  bie  fid)  üon  Stnfang  an  an  ba§  ©efe^ 
f)eftete  unb  bas  ^utereffe  ber  ©emeinbe  fräftig  erregt  ^at,  er= 
gab  fid)  au§  ^efu  ©ebot  unb  be^og  fid^  nid)t  auf  baS  33ert)ättni§ 
bes  ©efe^eö  gum  ©tauben,  fonbern  auf  bag  üon  ©ott  geforberte 
äöerf.  ©erabe  biejenigen  Orbnungen  be^  ©efe^e§,  n)etd)c  bie 
fromme  53etriebfamfeit  ber  ©i)nagoge  am  meiften  befd)äftigten, 
bie  9teint)eit,  ber  ©abbat  uff.,  t)atte  ^z\u^  nur  ot§  3^ic'f)^n 
bet)anbett,  bie  für  fid)  attein  mertto§  finb  unb  innerer  O^üttung 
bebürfen.  ©^  ergab  fid)  jebod)  au§  biefer  oeränberten  ©tettung 
5um  ©efe^  fein  (Streit  mit  bemfetben,  ha  ^efu§  bie  :^bentität 
feinet  ©ebot$  mit  bem  3ict  bc§  ©efe^e§  na^brürftic^  bezeugt 
f)atte.  ®ie  (Sd)ät3ung  ber  einjetnen  ©tieber  ber  ©efe^gebung 
mar  eine  oöttig  neue  geworben;  biefe  waren  aber  baburd)  nid}t 
obrogiert.  ©ott  beget)rt  nid)t  ben  ©abbat,  fonbern  ^armfjer^ig^ 
feit;  bamit  mar  ber  ©abbat  nid)t  oerboten.  9lic^t  bie  3öafd)ung 
ber  ^3änbe,  fonbern  bie  Steinigung  be§  ^er§en§  erfüttt  bas  ©e= 
bot;  barau§  fotgte  nid)t,  ha^  bie  2ßafd)ung  ber  ^änbe  etma§ 
33öfe§  fei.  ©ie  mürbe  eö  nad)  i^efu  Sßort  bto^  bann,  rcenn 
fid)  ber  ©et)orfam  an  it)r  erfd)öpfte  unb  fie  an  bie  ©tette  be§ 
götttid)en  ©ebot;^  fe^te.  ©o  mar  freitid)  ein  abfotuter  ©egenfa^ 
jum  ©efe^eSbienft  ber  ©i)nagoge  begrünbet,  ber  in  atten  Briefen 
beuttid)  5U  2;age  tiegt.  3(uc^  gmifc^en  3afobu§  unb  ber  9Jiifd)na 
gibt  e§  feine  3Sermitttung ;  ba  tiegt  eine  „©inneöänberung"  ba= 
Smifd)en.  ©§  ftanben  aber  aud)  nic^t  ©efe^e^bienft  unb  ©efe^eg= 
auft)ebung  gegeneinanber,  fonbern  bie  ©emeinbe  erfüttte  aud) 
it)rerfeit§  ha^  ©efe^,   im   '-öemu^tfein ,  nun   erft   „in  ba§  oott^ 


310  ÄrtP-  8-    Sie  ©emeiiibe  bev  ©laubenben. 

fommene  ©efelj  I)tneingef^aut"  §u  I)aben,  rcobei  in  ungebrod)ener 
©emeinfc^aft  mit  ber  ganzen  ©emeinbe  ^^i^^t^t^  aurf)  bie  äußere 
©al3ung  fortbe[tef)t. 

9tl§  aber  jroei  ©nippen  t)on  ©Imibenben  nebeneinanber 
beftanben,  foId)e,  bie  bem  ®eje^  untergeben,  nnb  fo((i)e,  bie  üon 
il)m  frei  roaren,  rourbe  bie  ?^rage  xa\6)  bringlid),  rcie  firf)  ber 
©laube  §unt  @efe^  üerfialte.  ^arin,  'öa^  überl)aupt  ba§  3^^= 
|ammenbeftef)en  beiber  (Gruppen  möglicf)  rcar,  erroeift  fid)  raieber 
bie  Eraft  be§  opoftoIifd)en  ®Iauben§.  ^a  am  @efel3  ein  ab= 
foluter  :[ymperatiD  Ijaftet,  fo  ha^  e§  ber  SQBitIf'ür  feinen  ©piet= 
räum  (ä^t,  mirfte  jeber  Unterfd)ieb  in  feiner  33eobacf)tung  trennenb. 
2)ag  mar  and)  in  ber  ©i)nagoge  jutnge  getreten,  ha  fic^  bie 
Spaltungen  im  ^^olf  unb  bie  §ierarcf)ie  be§  9iabbinat§  au§  bem 
i)erfd)iebenen  9)]a^  ber  ©efeljeStreue  ergeben  f)aben.  ^e^^  llnter= 
frf)iebe  blieben  jebod;  f'lein  neben  ber  totalen  ^ifferenj  innerhalb 
ber  ®f)riflent)eit,  ha^  I)ier  ber  eine  STeit  ber  ©emeinbe  ha^  ©efet^ 
gar  nirf)t  I)iett.  ®ie  @inf)eit  ^mifdien  beiben  Steilen  mar  nur 
be§f)atb  möglid)  gercorben,  roeil  ha§  neue  ^anb  ber  ©inigung, 
ber  „eine  ©taube",  in  großer  Sebenbigfeit  'i)a§  gan§e  9Sert)alten 
beftimmte.  ©oroie  er  nur  fd)n)äd)tid)  i)orf)anben  mar,  mu^te  ber 
©trcit  entftet)en  unb  e§  mürbe  eine  «Hauptaufgabe  be§  apoftotifdjen 
Unterrichte,  ttar  §u  mad)en,  ma§  ba§  @efe^  neben  bem  ©tauben 
nod^  fei. 

Übrigens  brad^te  ber  ©rfolg  ber  |)eibenmiffion  bem  ©tauben 
nid)t  nur  bie  3(ufgabe,  über  ben  burd)  bas^  ©efetj  geftifteton 
Unterfdjieb  t)inmeg  tieibe  .^älften  ber  (£t)riftenf)eit  ju  uerbinben, 
fonbern  aud)  eine  mädjtige  ©tärfung.  ^ajs  bie  ^einbfd)oft  ber 
.Reiben  gegen  3^^oßI  ein  @nbe  l^abe  unb  bie  grofje  ©emeinbe 
®otte§  entftebe,  bilbete  einen  mefenttid;en  l]\\c\  ber  ec^djatologifdjen 
(Erwartung.  SRan  erlebte  es  nun,  mie  ber  (£t)riftuö  tat,  u)a§ 
man  nad)  ber  i^erfjei^ung  t)on  it)m  f)offte,  unb  bie  uniuevfate 
Ä'ird)c  fd)uf. 

l)k  i^ebcnbigfeit  bc^?  ©laubcn?  bat  fid)  aud)  barin  bcmdbvt, 
ba^  c§  unbefd)abet  feiner  ungebrod;cnen  ©ejuif]I)eit  bod}  nidjl 
als  bie  DoUfommene  j^^orm  ber  ©emcinfd)aft  (£l;rifti  mit  ben 
Soinigen  betvad)tet  mirb.  !l)a§  ^^emufjtfcin  eine§  ^\>?angeU?,  oinoci 
■iJHdilliahiMU?,  begleitet  bie  ©eunfj()ei(  bor  bem  stauben  geu'äbrten 


©tauBen  unb  Srf^auen.  311 

@abc.  3)a§fet6e  brüdft  fid)  im  ©egenfatj  5Tütf(f)en  bem  ©tauben 
unb  ©e{)en  an§,  rcorin  bie  ©renje  beffen,  raaS  ber  ©taube  ber 
(^iegenroart  einpftan^t,  f)eroorget)oben  rairb.  ^ie  ©emeinben  fet)en 
^efu§  je^t  nicfit,  t)aben  if)n  überf)aupt  nie  gefe^en,  unb  gtauben 
borf)  an  it)n,  1  ^etr.  1,  8.  ®ie  33ert)ei^ung  ^z\u  gitt  bem  ©tauben, 
bev  o^ne  ju  fet)en  gtaubt,  ^of).  20,  29,  rcomit  gegeben  mar,  ba^ 
firf)  bie  (Stettung  ber  ©emeinbe  bteibenb  t)on  berjenigen  ber 
■Mpoftet  unterfc^eibet.  „^t)n  get)ört,  mit  ben  eigenen  9(ugen  ge= 
jet)en  unb  mit  ben  Rauben  berütirt  §u  t)aben",  ba§  bitbet  ben 
bie  Stpoftet  au§3eict)nenben  ^efi^,  1  ^o^.  1,  1.  ^er  ^ebräerbrief 
betont  ben  ©egenfa^  gum  ©et)en  at§  ein  n)efenttirf)e§  SJlert'mat 
be§  @tauben§  unb  t)at  eine  ftarfe  ©mpfinbung  für  bie  barin 
ttegenbe  ©d)iDierig!eit,  bie  au§  bem  ©tauben  eine  Stufgabe 
marf)t,  bie  ber  ^rief  burd)  ben  9flacl)n)ei§  begrünbet,  ba^  fie 
äu  atten  Reiten  benen,  bie  ©otte§  3eugni§  für  fid)  beget)rten, 
geftettt  raar,  unb  aud)  oon  il)nen  getöft  raurbe,  ^ebr.  11.  Stber 
aud)  für  '!pautu§  tiegt  im  ©tauben  nid)t  nur  ber  9f?eid)tum,  fün= 
bem  aud^  bie  ©d)ranfe  unferer  ©egenroart,  weit  ber  ©taube  auc^ 
it)m  in  einen  ©egenfal3  gur  ©eftatt,  eldog,  tritt  unb  barum  ein 
^•ernefein  üon  3efu§  bebeutet,  ha^  ber  ©runb  ju  ber  bem  Sterben 
freubig  entgegeuftrebenben  ©et)nfud)t  wirb,  2  ^or.  5,  7. 

tiefer  ©egenfa^  ift  junädjft  burd)  ben  ©ang  beg  Seben§ 
3efu  begrünbet.  ©r  t)aftet  an  feinem  i^reuj  unb  an  feiner  ©r- 
t)ebung  in  ben  ^immet.  "^aburd)  ift  aber  aud)  haS  ©efd)id  ber 
©emeinbe  bebingt.  ^\)x  innerer  53efi^  unb  i^re  äußere  Sage 
fielen  jueinanber  in  fc^arfem  .^ontraft.  ^\)tc  ©taube  bringt  if)r 
einerfeitö  ben  ^efi^  be§  9teid)§,  anbererfeit§  bie  ^^erfolgung,  unb 
ba§  gibt  i^m  ben  ©t)arafter  einer  ernften  Slufgabe,  bie  eine  be= 
t)arrtid)e  Spannung  be§  2Bitien§  in  3tnfprud)  nimmt. 

®ie  ©emeinbe  t)at  ben  ^rud,  ber  auf  if)r  tag,  at§  „^e^ 
mtät)rung  be§  ©taubenS"  Derftanben,  ^at  1,3.  1  ^etr.  1,  7. 
diöm.  5,  3,  ba  er  eine  oerftärftc  33etätigung  begfetben  nötig 
mad)t.  3n  biefer  ©eiüi^beit,  ba^  bem  ©tauben  ber  ©ieg  bleibt, 
löirb  rüieber  feine  Unbebingtt)eit  fid)tbar,  unb  e§  ift  ein  6)axah 
teriftifd)e§  8^iö)en  für  fie,  ba^  fogar  bie  33erfud)ung  beSroegen 
al§  etmag  3Bertt)otte§  beurteitt  wirb,  weit  fie  p  feiner  33etätigung 
nötigt  unb  it)n  fixiert. 


312  ^ttP-  8.    2)te  ©emeinbe  bev  ©(aubenben. 

3^ür  bie  jübifcf)e  ©emeinbe  rcaren  biefe  ^onflüte  besiegen 
befonberg  fdiraer,  roeil  bie  Trennung  t)on  ber  ^ubenfc^aft  aud) 
btejenige  »on  il)ren  Heiligtümern  bebeutete,  unb  ba§  negatioe 
Urteil  über  it)re  ganje  gotteSbienftlidfie  Seiftung  in  fic^  \d)\o% 
2)agegen  fträubte  firf)  nirf)t  nur  bie  natürlirf)e  9^egung,  bie  ha§ 
Seiben  abftö^t,  aud)  ni(i)t  nur  ber  SiebeSoerbanb,  in  bem  fie  mit 
i{)rem  23olf  at§  (Bar\l^m  unb  gatjlreic^en  ©liebern  be^felben  ftanb, 
jonbcrn  ba§  Dpfer,  meld)e§  üon  ber  ©emeinbe  ^aläftina§  mit 
ftarfem  ©tauben  gebrad)t  raurbe,  erl^ielt  feine  ©djrcere  baburcf), 
ba^  ein  religiöfe§  Sftätfel  in  bemfelben  eingefd)Io|fen  mar  unb 
eine  t^eo(ogifd)e  ©inrebe  üon  i^m  abriet,  ^a^  ^§rael  ftürgte, 
fteltte  fid)  Ieid)t  al§  ein  33organg  bar,  ber  SIpotogeti!  erforbertid) 
mad^te.  @r  erfd^ütterte  gleid^geitig  ha^  ©tauben,  mä{)renb  er  nur 
mit  beffen  {)öd)fter  2tnfpannung  p  tragen  mar. 

^ie  9^einf)eit  be§felben  t)at  fid)  baburd)  bemäf)rt,  ba^  bie 
gegen  bie  3ubenfd)aft  gerid)tete  ^ritif  niemals  aud)  auf  bie  it)r 
gegebene  Offenbarung  au§gebet)nt  roorben  ift.  %k  gläubige 
©d)ä^ung  SO^^ofeg  unb  ber  ^ropI)eten,  ber  ©d)rift  unb  ©emeinbe, 
fommt  nirgenb§  in§  (Sd)rcan!en;  nur  bie  \n§  5lberg(äubifd)e  faf= 
lenbe  Überfd)ä^ung  berfelben  mirb  abgemel)rt,  bie§  aber  immer 
fo,  t^a^  bie  oon  ber  ©d)rift  felbft  bargebotene  ^Beurteilung  für 
fte  §ur  ©eltung  gebrad)t  wirb,  ogt.  bie  9?ebe  be§  (Stepf)anu§. 
©in  ©influ^  ber  rationalen  5^ritif  be§  ^ubentum§,  bie  auf  grie= 
c^ifc^em  unb  jübifd)=gried)ifc^em  ^oben  reid)lic^  oorl^anben  mar, 
tritt  nirgcnbg  t)erüor.  5lud)  bei  ^of)anne§,  ber  fou)ol)t  in  ber 
Offenbarung  al§  im  ©oangelium  fd)arf  bie  totale  ©efd)ieben^eit 
ber  ©t)riftent)eit  com  ^u^^ntum  au§fvrid)t,  bleibt  e§  üöUig 
jroeif eisfrei ,  bo^  3lbral)am,  SJZofe,  ^efaja  unb  bie  *'^H'opt)eten, 
fomit  ber  ganje  oon  ber  $8ibel  umfpannte  ©efd)id)t§lauf,  fomof)l 
ber  oon  i^r  eingefet3te  5lultu§,  aB  bie  oon  il)r  au§gcfprüd;ene 
93crt)ei^ung ,  a\§  oon  ©ott  gefanbt  unb  gegeben  p  et)ren  finb. 
%k  ©emeinbe  \)at  oermoc^t,  alle§,  rcaS  an  3§^'iielS  j^römmigfeit 
©laubc  mar,  ju  bemal)ren,  unb  fid)  bcnnod)  oon  il)m  ju  fd)eiben. 

©21  fielen  im  ^Jleuen  ^eftament  jmei  1)ofumente,  bie  un§ 
bie  ©rö^e  biefcr  Seiftung  be§  ©laubenS  uorbalten,  9iöm.  9—11, 
roo  "»PaulusJ  fogar  ben  römifd)en  ©l)rifton,  nidjt  nur  bciijonigen 
^erufatcm«!,  ben  Sturs  .Vvaelö  nur  baburd)  crträglid)  ju  nuKt)en 


©tauben  unb  £c^aueii.  313 

üermag,  ha^  er  fämtlicfje  @(auben§mottDe  n)ir!fam  mac^t,  oon 
ber  33eugung  unter  bie  abfotute  Dbmad)t  ©otteg  an  bi§  i)inau§ 
äur  unerfc^ütterlic^en  ©eltung  ber  göttlid)en  Bufage  unb  beren 
mit  bem  @nbe  fommenben  ©rfüllung;  fobann  ba§  ©oangelium 
be§  9Jlattf)äu§  mit  ber  ©inorbnung  ber  ganzen  3trbeit  (£I)rifti 
in  bcn  ^ampf  mit  ^§rael  unb  bem  ^t)arifäi§mu§ ,  fo  ba^  c§ 
if)m  für  ba§  ©oangelium  jum  ^auptsmecf  mirb,  uerftänblic^  ^u 
mad)en,  marum  ^e\u§  bie  ;5ubenfd)aft  nid)t  berufen  tonnte  unb 
burfte,  fonbern  ben  Äreusesmeg  ge{)en  mu^te,  um  at§  2(uf= 
erftanbener  feine  jünger  an  alle  ^43ölfcr  ju  fcnben. 

2)a§  eine  biefer  ^ofumente  ftammt  uom  einftigen  ßöKner, 
ba§  anbere  üom  einftigen  ^^>t)arifäer.  ^eibe  Ratten  uor  itjrem 
Zutritt  ju  etiriftuS  bie  ^eiligfeit  unb  ©öttlic^feit  be^  @efe^e§ 
an  fid)  fetbft  erlebt,  ber  3öüner,  inbem  feine  Sünbe  uom  ®efe^ 
üerroorfen  unb  geri(^tet  würbe  unb  fein  ©eroiffen  fein  Urteil 
t)eiligen  mu^te,  ber  ^-^j^arifäer ,  inbem  ba§  @efe^  if)m  feinen 
©otte^bienft  ermöglicl)t  unb  feine  Siebe  5u  ®ott  unb  jur  ®e= 
meinbe  erroerft  unb  pr  ^at  gefül)rt  t)atte.  ':llf)nlid)  rcie  \l)v  2eben§= 
lauf  fal)  aber  bie  inmenbige  ®efd)id)te  üieler  in  ber  ©emeinbe 
au§;  bie  einen  Ratten  fid)  am  ®efe^  ein  böfe^,  bie  anbern  ein 
gute§  ©eroiffen  erroorben;  jene  l)atten  feine  üJiad)t  baburd)  er= 
lebt,  ba^  fie  an  il)m  ju  ©ünbern  nnirben,  biefe  baburd),  ba^  fie 
mit  il)m  fromm  gercefen  finb.  '-Beibe  tonnten  eg  nid)t  oerleugnen, 
ol)ne  eine  @en)i^t)eit  ju  beftreiten,  bie  mit  ber  ooUen  ^eutlic^feit 
be§  ©rlebniffeg  in  it)nen  ftanb.  ^m  beibe  mar  barum  bie  ^^rage 
unumgängtid),  ma^  au§  ber  auf  bas  ©efe^  begrünbeten  ©emeinbe 
im  9ieid)e  ß^rifti  raerben  fotl. 

®a§  propt)etifd)e  (Clement  in  ber  9lntmort,  meld)e  beibe 
3lpoftel  auf  bie  ^rage. geben,  fällt  nid)t  met)r  gan§  in  ben  "öe^ 
reid)  unferer  Unterfud^ung,  menn  aud)  alle  ^^propbetie  „nad)  ber 
5lnalogie  be§  ®lauben§"  gefd)iet)t.  *!paulu§  t)at  ben  ^^-ortbeftanb 
unb  bie  fd)lie^lid)e  Erneuerung  ;3^rael§  mit  jur  Söfung  be§ 
•j^roblemig  oermenbet,  mäl)renb  ber  entfpred)enbe  ©ebanfe  -ölt.  24 
unb  25  fe^lt  unb  aud)  burd)  19,28  nic^t  mit  ^eutlid)!eit  ge= 
geben  ift.  @§  mirb  t)ier  aber  nid)t  oon  einer  grij^eren  ober  ge- 
ringeren 5lräftigfeit  bes  ®lauben§  ju  fprec^en  fein,  etroa  fo: 
^Ilkttljäu^  t)abe  nad)  ben  SBorten  3^f"  ©ottes  @erid)t,  t>ci^  ben 


314  ^fiP-  8-    ®if  ©emeinbc  ber  ©lauDenben. 

natürlicf)en  33cftanb  ^§rael§  5erbrect)en  rocvbe,  t)orbe{)aItIo§  bejat)!, 
^^aulug  bogegen  @otte§  ©nabe  aud)  auf  bie  üott^tümlic^e  3(rt 
ber  alten  ©emeinbe  belogen  unb  biejer  aud)  in  ber  ©nbgeftalt 
be§  göttlidf)en  9iei(^§  9?aum  gen)ät)rt.  %aU§'  roirf'lid^  ,ein  Untev= 
frf)ieb  in  i^rem  3u^unft§bi(b  beftanben  ^t,  fällt  er  in  it)re 
Überzeugungen,  nid)t  in  if)r  ©lauben,  nieil  aud)  '»pauluS  bie  3§rael 
gegenüber  freie,  feiner  nid)t  bebürftige  ^ot)eit  be§  göttlichen  9f?id)ten§ 
unb  9flegieren§  mit  noUer  5llart)eit  pr  ©eltung  bringt,  9^öm.  9, 
unb  aud)  9)latt!^äu§  bie  „^eiligfeit  ber  SiBur§el",  bie  @ott 
pflon§te,  unb  ben  ©ruft  ber  an  3§i^a^t  ergangenen  göttlid)en  ^e= 
rufung  gegen  jebe  ^egroeiflung  fd)ü^t. 

2(ud)  für  bie  gried)ifd)en  ©emeinben  ftellten  fid)  rafd)  ©laubc 
unb  2öiberftanb§fraft  gegen  ben  äußeren  2)rud  nat)  §ufammen. 
„^eft  burd)  ©lauben"  lautet  bie  9J?al)nung  be§  "V^etru^  an  bie 
S^leinafiaten ,  unb  aud)  bei  '^pauluS  erplt  ber  ®lauben§begriff 
fofort  biefe  Söenbung,  foroie  er  an  ^ebrängte  benft,  5.  ^.  an  bie 
X^cffalonic^er,  I  3,  2  ff.  II  1,  4,  ober  lüenn  er  feine  eigenen 
@rfal)rungen  erraägt,  2  ^or.  4,  13.  @r  mu^  ein  ©laubenber 
fein,  lueil  er  an  fid)  ba§  Sterben  ®t)rifti  erfät)rt  burc^  bie  ftete 
'»preisgäbe  feinet  Seben§  in  ben  Xoh.  Malier  f)at  er  einjig  am 
©lauben  t)a§  SSermögen,  feinen  2lpoftelberuf  ju  fül)ren:  „mir 
glauben,  barum  reben  mir."  "iDabei  ert)ielt  aud)  für  bie  grie= 
d)ifd)en  ©emeinben  bie  mit  bem  Seiben  gefegte  ©lauben^aufgabe 
be§l)alb  eine  gan^  befonbere  (Sd)mere,  meil  ber  gu  erleibenbe  unb 
äu  überminbenbe  Söiberftanb  nid)t  nur  oon  einzelnen  ^yeinben 
ober  fleinen,  mad;tlofen  ©ruppen  ausging,  fonbern  rafd)  an§ 
Sid)t  trat,  ba^  bie  „3öelt"  im  ^ampf  gegen  ben  ®l)riftu§  ftel)e 
unb  bie  3"9et)örigfeit  jur  ©cmeinbe  nid)t§  @ei'ingere§  erforbere, 
alö  ben  ■üJlut,  bie  2öelt  famt  ibreu  ÜÖladjt^abcrn  ju  üborminben. 
®at)cr  fagt  bie  Sßeisfagung  im  'IMid  auf  \>a<:>  antid)riftifd;e 
JHcgiment  über  bie  ßrbe:  „l)ier  ift  ©laube  ber  .^eiligen", 
3lpof.  13,  10.  14,  12. 

©laube,  nid)t  Dptimi§mu§,  ;^beali§muö  unb  bgl.,  tritt  un§ 
l)ier  entgegen.  3JJau  l)at  fid)  ben  5lampf  fomüt)l  mit  ;^§vael  al§ 
mit  ber  gried)ifd)cn  2öelt  nad)  feiner  gangen  ®d)mevo  boutlidj 
gcmad)t,  unb  trat  in  bcnfelben  mit  bor  vollen  'i^ovcitmiUigl'oit,  gu 
leiben   unb  gu   ftevben,    ein.     @ö  gel)t  burd;  bau*  (^aw^*:  !Oieue 


©laiiben  imb  Sd}auen.  315 

2;eftament  ein  ru{)iger,  barum  aber  um  fo  ftärferer  ajlärtriverimit. 
äBeil  aber  ber  lnfd)lu^  an  6:i)inftu§  bie  größten  Dpfer,  bi^ 
^inau§  5ur  preisgäbe  be§  Seben§,  forbert,  ftedt  ftd)  ber  ©laube 
nirf)t  nur  al§  bie  &aU  ß^rifti,  fonbern  aud)  aU  bie  ^]?fürf)t  ber 
Gf)riftent)eit  bar  unb  u)irb  ^ur  unerläßlichen  '^ebingung  für 
ben  Eingang  in  ha§  9?eirf),  meil  man  o^ne  it)n  bie  ^rangfal 
nid)t  trägt. 

^aburrf),  hafi  bie  ©emeinbe  ha^  Seibenfönnen  nirf)t  minber 
a(§  @rn)ei;§  be§  @Iauben§  mertete  mie  bas  ©erettetmerben,  tjat 
fie  ben  ©ruft  i{)rer  ©uborbination  unter  @ott  im  ©tauben  offene 
bar  gemact)t.  Dh  ©tjrifti  Seben  un§  jum  Seben  ober  fein  Sterben 
un§  pm  Sterben  an  un§  offenbar  mirb,  mir  t)aben,  fagt  ^^^autu§, 
benfelben  ©eift  be§  ®tauben§,  2  5^or.  4,  13,  unb  ber  ^pebräer= 
brief  I)at  bie,  meld)e  au(^  bas  fd)merfte  ju  leiben  Dermocl)ten, 
al§  Beugen  für  ba§  9tecf)t  unb  bie  5^{raft  be§  ®lauben§  uöllig 
neben  bie  geftellt,  benen  ®ott  mit  rounberbarer  -i^^lfe  auf  i^r 
©tauben  antroortete,  11,  3G— 88.  2)ic  ©emeinbe  üermod)tc  im 
©lauben  „alle§",  p  fterben  unb  p  leben;  bie  ^ejaliung  (£l)riftt 
ijai  fie  in  bie  'tHn^^  gebracht. 

@g  mar  t)iebei  für  ben  ^eftanb  be§  ®lauben§  mefentlid), 
ha^  neben  biefem  ha^  ftarfe,  t)ollc  .^offen  ber  3lpoftel  ftanb. 
'2)aeifelbe  mar  für  bie  abfoluten  33egriffe,  meldte  ben  ©lauben§= 
inf)alt  ber  ©emeinbe  bilbeten:  ^eid),  (£l)riftu§,  iKed)tfertigung, 
emigeä  Seben  uff.  fd)lec^t^in  unentbel)rlid) ,  trat  aber  na^ 
feiner  9iotmenbigfeit  bann  ganj  befonber^  beroor,  menn  ba§ 
©lauben  im  fd)einbar  au^fid)tglofen  Äampf  mit  ber  3Selt  burd) 
Seiben  unb  Sterben  ju  betätigen  mar. 

*J)er  Sprad)gebrauc^  ber  Briefe  ift  für  ben  begriff  „Hoff- 
nung" fd)manfenber  aU  für  ben  ®lauben§begriff.  2öät)renb  biefer 
in  feinem  '-Briefe  fel)lt,  erfd)eint  ba§  ^offen  balb  al§  ha§  für 
ha^  ganje  d)riftlid)e  i>erl)alten  be§eid)nenbe  Sort,  balb  fe^lt  e§ 
ganj.  :^m  erften  **Petribriefe  ftet)t  bie  Hoffnung  allein,  1,  3,  ober 
äufammen  mit  bem  ©tauben,  1,  21,  al§  bie  ©abe,  rceld)e  ©ott 
ber  ©emeinbe  burd)  bie  2luferftet)ung  (5l)rifti  oerliel)en  l)at.  %k 
neue  Sebenbigfeit,  bie  un§  burd)  fie  gegeben  ift,  beftet)t  im  ^offen. 
3lud)  ^-^PauluS  befiniert  bie  d)riftlid)e  Stellung  mit  bem  3Bort: 
in  (£l)riftu§  -Hoffnung  l^aben,  h'  Xgiaio)  iilrci/MiEq  elvai,  1  ^ov. 


316  '^"P-  8-    ®is  ©emeinbe  bei'  GJInu&eiibeit. 

15,  19.  S)a^  ein  auf  ®{)rtftu§  gegrünbete§  ^offen  im  9)lenfc^en 
entfielt,  ba§  ift  ba§  @rgebni§  be§  ©oangetiumg.  ^arum  ift  e§ 
ba§  unterfd)eibenbc  9Jler!mat  be§  ©laubenben,  ba^  er  bie  ^off= 
nung  ber  @erecf)tig!eit  abirartet,  @al.  5,  5,  im  Unterfd)ieb  uon 
bem,  ber  fid)  unter  boS  ®efe^  begibt.  ®at)er  fann  fie  ^]>au(u§ 
in  berfelben  Söeife  roic  ba§  ©tauben  al§  ba§  be§eid)nen,  moburd) 
wir  gerettet  finb,  9^öm.  8,24.  5,  5.  ®er  |)ebräerbrief  legt  auf 
bie  ^en)at)rung  ber  Hoffnung  aU  auf  bie  entfdjeibenbe  ^eit§= 
bebingung  ben  S^ladibruc!,  3,  6.  6,  11.  7,  19.  10,  23.  2)agegen 
fct)(t  'öa^  SBort  bei  ^abbu§  unb  in  ber  2tpoMr)pfe  gan§,  alfo 
gerabe  tta,  wo  ber  33Iirf  mit  befonberer  5^raft  auf  ®t)rifti  t'ünf= 
tige§  2ßerf  unb  bie  fünftige  ©rlöfung  ber  ©emeinbe  ge^t.  i^o-- 
{)anne§  t)at  aud)  im  erften  33rief  ben  begriff  nur  an  einer  ©teKe, 
3,3,  n)äl)renb  er  fonft  feine  33egriffe  ftet§  mieberfiolt  unb  neu 
beleud)tet,  unb  jmar  ba,  mo  er  bie  drroartung  auSbrüdlid)  üon 
ber  in  if)r  begrünbeten  et{)ifd)en  (^olge  unterfd)eibet,  unb  biefe 
al§  "öa^  au§  ber  Hoffnung  fid)  ergebenbe  p  it)r  t)in§ufügt.  ®ie 
.^Öffnung  ift  noc^  etma§  Unfertige^  unb  fann  in  nid)t§  gergetjen, 
wenn  ber,  ber  fie  t)at,  fid)  nic^t  l)eiligt. 

^ie  S^erfnüpfung  be§  ^en!en§  unb  2iBo(Ien§  mit  ber  Qu- 
!unft  ift  im  ©ang  be§  9Bert'e§  ß^rifti  gefegt,  n)c§l)alb  ha§  .^^offen 
nid)t  befonberg  genannt  ju  roerben  braucht,  fo  mäd)tig  ber  ®e= 
banfe  unb  bie  33egef)rung  be§  9?ebenben  in  bie  ^^ufunft  ftreben. 
2Bü  bagcgen  biefe  ^ejietjung  jur  3ufunft  abäureifjen  bro!)t,  !ann 
fie  al§  ba:^  mefent(id)e  SJioment  betont  merben,  an  metd)em  bie 
6eligt'eit  ber  ©emeinbe  l)ängt. 

'äRit  bem  ©tauben  ift  fie  boppelfeitig  üerfnüpft.  93ei  ©o= 
t)offtem  befte^en,  t)ei^t  glauben,  .^ebr.  11,  1;  auf  Hoffnung  gtaubt 
man,  "iHöm.  4,  18;  um  ber  .^offnung  luitlen  ()at  bie  ©ciueinbe 
©tauben  unb  Siebe,  It'ot.  1,  4.  5.  Sieberum  ftet)t  fie  im  l^^tjr^ 
gang  be§  S^lömerbriefS  am  ©nbe  al§  ha^,  wa§  bie  ^rud)t  be§ 
®lauben§  bilbet,  $Köm.  8,  24  ff.  5,  2.  3(u§  ©tauben  märten 
mir  auf  bie  .^offnung  ber  ©ered)tigfeit,  ©at.  5,  5.  äBcil  ba^:i 
(5nbc  be§  ©(auben^o  bie  (Errettung  ift,  tritt  ju  bem  auf  ©ott 
gcftcüten  ©tauben  fofort  ba§  ju  it)m  gerid)tele  .)>offen  bin^u, 
1  ^^etr.   1,21   ugl.  9. 

X'w  .Hoffnung  ftebt  unter  bem  ©laubon,  luoil  im  .^•)offcn  immer 


©lauben  unb  .'öoffen.  317 

nod)  eine  ©c^eibung  be§  9JJenjrf)en  oom  göttltd)en  ©eben  mitgebad)t 
ift;  er  ^at  e§  nod)  nid)t  al§  gegenroärtige^  üor  fid).  SBeit  bQ§ 
©oangelium  eine  gegenwärtige  ^ejiefjung  ber  göttlid)en  @nabe 
gum  9Jlenfd)en  oerlei^t,  wirb  für  ba§felbe  ba§  ©lauben  uor  bem 
^offen  ^auptbegriff.  @§  ftef)t  bagegen  über  bem  ©lauben  a(g 
beffen  3Soüenbung,  raeit  bie  gläubige  @en)i^f)cit  bcn  gegenroärtigen 
Sebeniftanb  überragt  unb  fid)  nur  baburc^  al§  etroa^  ©anjcg 
erhalten  fann,  ba^  fie  bie  ^ejeugung  ber  göttlid)en  @nabe  aud) 
auf  bie  3"f""ft  erftrecft.  ®ie  ©nabe  fönnte  nid)t  al§  gegen= 
lüärtig,  Gt)riftu§  nic^t  al§  ber  ©eber  be§  ^immelreid)^  bejaht 
lüerben,  roenn  fie  fid)  nid)t  aud)  fünftig  betätigen  würben  in 
einer  ®aht,  bie  bem  '2)efeft  unfere^  gegenwärtigen  l*eben§ftanbe§ 
bie  üüUenbenbe  .^ilfe  bringt. 

2)ie  anregenbe  ©inrairfung  be§  ^offen§  auf  "öa^  ©tauben  ift 
für  unfere  ^^eriobe  roa^rfdjeinlici^  atg  fe{)r  gro^  su  fd)ä^en.  ^a§ 
ftarfe  ^^ertangen,  mit  n)eld)em  man  jum  @nbe  t)inüberfal),  fd)ärfte 
bie  (Smpfinbung  für  ben  SOöert  beffen,  mag  man  fd)on  je^t  burd) 
ben  2(nfd)luJ3  an  (5^riftu§  befa^.  ®a  bie  ;2et)re  in  mannigfad)er 
^infid)t  i^re  ©igenart  baburd)  erl^alten  \)ai,  ba^  ®ebanfenrei()en, 
bie  im  33ereid)  ber  @gd)ato(ogie  entftanben  finb,  auf  ben  gegcn= 
raärtigen  Seben§ftanb  angemanbt  mürben,  fo  fiel,  je  Iebt)after  bie 
egd)atü(ogifd)e  ©eite  berfelben  im  ^erau^tfein  ftanb,  um  fo  mehr 
@emid)t  aud)  auf  it)re  in  bie  ©egenmart  übergreifenbe  ^53e5iebung. 
Ser  im  ©erid)t§gebanfen  nad^  feiner  e§^atoIogifd)en  ©eite  lebte, 
mar  aud)  am  9?ed)tfertigung§geban!en  mit  einem  ftarfen  ^ntereffc 
beteiligt,  '^üx  ben,  beffen  teufen  unb  äl>ollen  ber  3(uferftel)ung§= 
gebanfe  bewegte,  war  aud)  ba§  je^t  ber  ©emeinbe  gegebene  ^iöalten 
be§  ©eifte§  üon  großer  ^ebeutung,  ha  bie  5luferwedung  burd) 
bie  belebenbe  9}lad)t  be§  göttlid)en  ©eifte§  gefd)iet)t.  SBer  auf 
ben  !ommenben  ©^riftu§  mit  eigenem  überlangen  wartete,  b^ttc 
auc^  ein  ernfte§  ^ntereffe  baran,  ba^  fein  3Serl)ältni^  5u  if)m 
je^t  fd)on  ein  gefid)erte§  unb  bereinigtet  fei. 

©0  ftellte  fid)  in  ber  ©emeinbe  jene  'il)reil)eit  besi  inwenbigen 
33erl)alten§  l)er:  ©tauben,  ^offen.  Sieben,  bie  nid)t  au§  bem 
logifc^en  ^ebürfniS  nad)  einem  ©d)ema  für  ha§  rid)tige  SBoüen, 
fonbern  unmittelbar  au§  ben  reellen  ^aftoren,  welche  bie  ©e= 
meinben  fd)ufen,  entfpringt.  ®at)er  ift  fie  fc^on  burd)  bie  ©prüd)e 


318  ^iP-  ^-    ^ie  öemcinbc  ber  ÖUauficiibcii. 

^cfu  begrünbet,  unb  finbct  fid)  in  ben  Briefen  nirf)t  blo^  bei 
^autu§,  fonbcrn  au6)  im  ^ebräerbrief,  10,22—24.  6,  10—12; 
ebenfo  Hingt  fie  bei  ^:ßetru§  an:  I,  1,  21.  22.  ®er  ©l}riftu5  ift 
gekommen  unb  bie  ©emeinbe  ift  fein  ©igentum;  alfo  glaubt  fie. 
@r  roirb  t'ommen  unb  i{)r  feine  ^errli^!eit  geben;  alfo  t)offt  fie. 
©ein  2Biüe  regiert  itiren  SOBiüen  unb  mac^t  fie  §ur  Wienerin  feiner 
©nabe,  teit§  an  benen,  bie  if)n  nid)t  !ennen,  tei(§  an  benen,  bie 
in  \\)m  nereinigt  finb;  alfo  liebt  fie. 

Überaus  reidf)  t)at  fic^  ba§  apoftolifd)e  ^enfen  entfaltet,  fo 
ba^  jebeg  biefer  '3)o!umente  burrf)  bie  %ü\ie  be§  ©toff§  unb  bie 
<Bä)äx\e  be§  Urteile  überrafrf)t.  ©onft  !ennen  wir  aug  ber  @e= 
frf)id)te  bes  menfc^Iicf)en  ®en!en5  ben  ^n'ß^fßt  at^  beffen  ftärfften 
©rreger.  '2)iefer  f)at  aber  bie  nad)  @r!enntni§  ftrebenbe  Slrbeit 
ber  Slpoftel  nid)t  beftimmt.  ©irf)erlid)  werben  if)re  SJIitteilungen 
nid)t  feiten  burd)  bie  9^üdfid)t  auf  ^^ragen,  n3eld)e  bie  ©emeinbe 
bewegten,  geleitet,  unb  es  fommen  einzelne  2Iu§füt)rungen  uor, 
bie  man  „apologetifd)"  f)ei^en  fann.  Slber  ber  @runbd)aratter 
ber  neuteftamentlid)en  Set)re  wirb  nid)t  rid)tig  befiuiert,  wenn  fie  al§ 
ein  Diingen  mit  geiftigen  ©egnern  befd)rieben  wirb,  aus  bem 
Zweifel  geboren  unb  ju  feiner  Überminbung  beftimmt.  ^$au(u§ 
^t  1  ^ox.  15  ober  9iöm.  0—8  offent'unbig  ^i^^if^^  \^^)  9^9^"= 
über,  bie  gegen  bie  9tid)tigfeit  feiner  ^otfdjaft  ©inreben  ert)eben; 
aber  ber  ©toff,  ben  er  ju  it)rer  Überrainbung  oerraenbet,  flofj 
tt)m  nid)t  erft  au§  bem  Dialog  mit  bem  ©egner,  fonbern  au§ 
ber  pofitioen  !^erfen!ung  in  (5;i)rifti  SBer!  ju,  unb  ift  für  il)n 
eine  (Srfenntni^v  bie  unabl)ängig  uon  aller  (Sinrebe  in  fid)  fetbft 
it)ren  ©runb  unb  3Bert  befi^t.  |)ier  ^at  ber  ©taube,  nid)t  ber 
^meifel,  ha§  2)enifen  belebt  unb  befrud)tet.  5.(n  ber  ©emifibeit 
entftanb  I)ier  bie  ^^reubigfeit  be§  ^^ragenö  unb  ^-orfdjeuS,  am 
gefannten  (£f)riftu§  "öa^  3Sertangen,  „bie  fiänge,  breite,  2;iefe  unb 
^öl)e"  beffen  ju  erfaffen,  roa§  al§  äöiUe  unb  2:at  ©otte^  in  iljm 
erfd)icnen  mar.') 

')  tjö  finb  rtleic()iu'lirtc  A-cl)kx,  lucim  bie  iioutcftiiiiuMitIicl)c  .Uvaft  bcöi  .'öoffoiKS 
(lue  einem  ^Hifi  im  Wlnubcn  unb  bie  iliaft  bcö  Dcnfcn«s  ani  bom  S'i't-Mfcl  obor 
ber  ®d)iDÄd)ltd)feit  beS  Wtaubeuö  nbj^cleitet  wirb,  .tiier  luic  bort  ciitfti'l)t  bio 
Stftrfc  ber  nnbern  ,"Vunftio»  nid)t  au  ber  3(()U)ftd)lic()foit  bcvS  (MlaubeuvN,  foitbeni 
an  feiner  Kraft. 


Ölnube  unb  Grfenntniö.  319 

@g  lag  in  ber  33otjd)aft  üom  Gf)nftu§  ein  übermärf)tigcr 
2(ntrieb  ^ur  £ef)rarbeit,  lüeit  mit  it)v  ba§  ^efte,  .^örf)[tc,  (Siuige 
in  bie  ©egenraart  t)ineingeftetlt  unb  §um  ©rlebnis  geraorben  roar. 
S)ie|e  (£rt)ebung  be§  ©eifteg  auf  ben  f)ücF)ften  (Stanbort  ^at  ber 
meffianifd)e  ©ebanfe  jeboci^  nid)t  bewirft,  folange  er  nur  Sef)re 
ober  Hoffnung  roar;  fie  tarn  erft  baburrf)  guftanbe,  ba^  ber 
(5f)riftu§  in  ber  @efc^irf)te  [taub,  gefannt  unb  geglaubt  rcarb. 
'2)aburc^  wax  in  bie  t)öd)ften  53egriffe,  bereu  unfer  ^emu^tfein 
fäf)ig  ift,  ein  fon!reter  ^n^olt  gelegt,  ber  eine  ©ebanfenbilbung 
ermöglid)te,  n)elrf)e  ©rfenntnis!  raar. 

2öa§  bauon  bem  ©tauben  unb  luaö  bem  Sieben  sujuteiten 
ift,  t>a^  lä^t  fic^  natürtict)  nic^t  ifotieren;  fie  erzeugen  nerbünbet 
ben  einf)eittirf)en  ©ffeft.  ®ie  Siebe  benft  an  ben,  für  ben  fie 
lebt,  datier  roirb  ni(^t  mit  geringerer  2:üd)tigfeit  bes  ^enfen^ 
neben  ber  S^tegierung  ®otte§  unb  (£t)rifti  aud)  ber  '!pf(ic{)tenh-eis  bes 
9Jlenfcf)en  überbackt,  entfprec^enb  ber  @int)eit(id)feit,  mit  ber  has 
Sieben  fid)  ®ott  unb  ben  trübem  ergibt. 

®er  erregenbe  antrieb  be§  ®tauben§  ift  aber  nirf)t  einfeitig 
5ur  ©eltung  gekommen,  fonbern  e§  ift  an  ber  ganjen  ^enfarbeit 
beutlid)  äu  beobad)ten,  ba§  ha^  ©tauben  analog  roie  in  ^^f" 
3ßort  felbft,  inbem  e§  al§  ©rmedter  be§  '3)enfene  mirft,  gteid)= 
jeitig  e§  aud)  beruf)igt,  5urürff)ält  unb  ibm  ©renken  fe^t.  2Bo 
ein  Iogifd)er  eintrieb  felbftänbig  wirft,  tommt  immer  ein  fi)fte= 
matifc^er  Quq  in  bie  2)cnfarbeit,  ber  ben  ncuteftamenttid)en  ^o= 
fumenten  gänjlic^  fef)It,  t^a  ibre  Sef)rarbeit  bann  befriebigt  ift, 
raenn  fie  ber  Seben§fü^rung  bie  ^afiö  gab.  ^ci  ^^aulue,  ber 
bod)  §u  fi)ftematifd)er  9(rbeit  au§nef)menb  begabt  mar,  muffen 
mir  5.  33.  nur  au§  gelegenttid)en  Hnbeutungen  unb  unootlftänbig 
fammeln,  mie  er  fid)  bie  ^^erfönlic^feit  be§  ©f)riftu§  gebad)t  t)at, 
ber  @otte§  ©eftalt  unb  biejenige,  be^  9}lenfd)en  t)at,  unb  finb 
nid)t  imftaube,  feine  eid)ato(ogifd)en  3(u:§fagen  tücfento§  ^ufammen^ 
porbnen.  2luc^  an  ben  t)iftorifd)en  ^rabitionen  jeigt  fid)  bie 
begrenjenbe  Sßßirfung  be§  ©laubens  ftarf.  '^xo^  ber  jebe  anbere 
Siebe  fd)Ie(^tf)in  überbietenben  ©nergie,  mit  ber  bie  jünger  an 
:3efu§  ()ingen,  fammeln  fid)  bie  ©rinnerungen  an  i^n  nid)t  su 
einem  breiten  Strom.  9Jian  get)t  nie  über  ba§  ^i^^  f)inau§,  ber 
©emeinbe  if)n  erfennbar  §u  mad)en,  unb  feinem  ^ilb  eine  fonfrete 


320  -^op-  ^-    ^ie  ©emeinbc  ber  0(au6enben. 

güüung  äu  geben,  bomit  fie  rciffe,  rcem  fie  glaubt,  ot)ne  ha^ 
her  S3erid)t  2lnfpruc^  auf  SSoIIftänbigfeit  unb  auf  einen  üon 
Südfen  freien  3ufammenf)ang  marf)t.  "^a^  unter  ben  Sorten  unb 
äßerfen  ^efu  ßine  2tu§n)o{)I  getroffen  wirb,  ergab  firf)  nur  au§ 
ber  fteten  33e§iet)ung,  in  n)eld)e  ficf)  bie  ^erid^terftattung  jum 
©tauben  I)ält.  S^lic^t  graifcfien  raid^tigen  unb  unn)id)tigen  SBorten 
unb  Säten  ^efu  wirb  unterfd)ieben  —  alleS  mar  am  (Jf)riftu§ 
raid^tig  — ,  rcol^I  aber  rairb  ha^  t)eroorgef)oben,  rconad)  bie  ^örer 
je^t  für  fid)  felbft  greifen  unb  barauf  tt)re  SebenSfü^rung 
grünben  foUen. 

©injig  nad)  berjenigen  9?id)tung,  bie  ber  9)leffiani§mu§  uon 
9Infang  an  bem  ©ebanfenlauf  gab,  fef)en  bie  oon  ber  neutefta= 
mentlic^en  Set)rarbeit  fräftig  ^erau§geI)obenen  ^Begriffe  ^in,  barauf 
nämlic^,  wie  bie  burd)  bie  33erf)ei§ung  genannten  t)öd)ften  ®e= 
bauten  auf  ba§,  voa^  bie  ©emeinbe  oon  ^e[u§  empfangen  ^at, 
an§un)enben  finb.  93on  ber  ©egenmart  f)inauä  jur  testen  Qn' 
fünft,  Dom  @nbe  surüdE  jur  ©egenmart  get)t  ber  33Iid  mit  fd)arfer 
Stufmerffamfeit  f)in  unb  t)er.  dagegen  ift  ein  ^emü{)en,  ba§ 
je^t  ©eraonnene  mit  ber  33ergangen^eit  ju  oerfnüpfen,  5.  33.  mit 
bem  <Sd)öpfung§n)erf,  ober  bem  am  2tnfang  ber  9Jlenfd)'f)eit§= 
gefdE)id)te  ftel)enben  %aU,  taimx  §u  bemerfen,')  n)ä{)renb  fid)  g.  33. 
bie  ©nofi§  fofort  mit  benjenigen  Problemen  einlöst,  bie  i()r  folcE)e 
9iücfblidc  naljetegten.  ©otd)e  33etrad)tungen  ftammen  au§  einem 
inteüeftueüen  ^ntereffe,  ba§  fid^  an  ber  SGBeite  bc§  33Iid§  erfreut 
unb  ein  ©anjeg  »on  ©rt'enntniS  begel)rt,  ober  au§  apotogetifd^en 
'JUiotioen,  meil  bas!  ©egenmärtige  burd)  feine  ^ejietjung  jur  ^i^er- 
gangent)eit  '^iotmenbigfeit  erf)ält.  Über  ba§  apoftolifd)e  Sef)ren 
f)errfd^t  bagegen  ba§  anbere  'üJiotio:  im  ©egenmärtigen  ba^o  ^n- 
fünftige  begrüubet  ju  geigen ;  biefeö  ftcl)t  aber  mit  bem  ©tauben 
in  unmittelbarer  33e5icf)ung,  loeil  e§  ba§  ©rfannte  mit  bem 
äßiUcn  unb  ber  "^Iß^xdji  ber  ©cmeinbe  oerfnüpft. 

®ie  ^rage,  mie  ba§  iyerf)äUni5!  be?  @(auben§  ,yir  intellcf- 
tuellcn  5Irbeit  ber  erften  ©cmeinbe  5u  beftimmen  fei,  ift  freilid) 

')  Xic  Jlk'rrtlcidjmtfl  '^cfu  mit  3lbam  bei  '|Uiulii«i  mtljcit  fiel)  bicfi'u  ').U0' 
blemen,  bicnt  ober  Onupt)(iicl)Iict)  .^ir  flaveii  (Snfaffuiirt  beffen,  iurt«t  (Sljvifti  'ülUn-f 
für  bie  (Meflemuart  fei.  Ü<encl)te,  bof?  v  'i^-  eine  ^)üicfbe^iel)uiui  bc*  'Ji'orfc^!'  (Shrifti 
auf  ben  ;yaU  bc«  (Sotaiiö  nirj}eub«i  uorlieut. 


&lanbe  imb  (Svfeniitnie;.  321 

im  33ereid)  unferer  Unterjudjung  ber  am  frf)ärfften  umftrittenc 
*!|3untt.   ®ie  33orfte(Iung  ift  lueit  oerbreitet:  bieje^  ©lauben  l)ahi 
biejcnigen  33orgänge,  raelrfie  unferem  53en)u^tfein  ben  ©toff  5u= 
leiten,  oergeroattigt,  unb  fic^  f eiber  probuftiü  feinen  ^nl^alt  ge= 
fc^affen.   9^ad)  biejer  ST^eorie  t)ätten  rcir  in  allen  le{)rt)aften  2(u§= 
fagen  be§  bleuen  2;eftament§  nur  Spiegelungen   beg  ©laubens 
cor  un§,  ba§  fid)  burcf)  immer  ^öf)er  gefteigerte  cf)riftologifd)e 
f^ormeln  anzuregen  unb  mit  3nl)alt  ju  füllen  Derfud)t  babe.   Sie 
liefert  aber  ein  ^errbilb  ber  ®efd)id)te,  foroie  fie  bie  Don  il)r  an= 
genommenen  23orgänge  in  ba§  58erou^tfein  ber  Slpoftel  felbft  Der= 
legt  unb  un§  biefe  fo  befc^reibt,  ba§  fie  au§  itjrem  „(£t)riftentum" 
l)eraug  fid)  ben  Gl)riftu§  fd)affen,  unb  il)n  felbft  roegen  ber  ^^e= 
bürfniffe  it)re§  „©laubeng"  mit  @ottl)eit,  (Smigfeit,  SBeltregierung, 
Sltlgegenrcart  hti  ber  ©emeinbe  unb  mit  ber  bie  !öollenbung 
bringenben  Offenbarung  au§ftatten.    '^üv  bie  ^oten  ^efu  rcaren 
ba§  3öirf'lid)t'eiten,  bie  unabl)ängig  oon  il)rem  ©lauben  befteben, 
um  be^millen,  roaS  ®ott  ift  unb  3efu§  ift  unb  offenbart.    3öill 
bie  2;l)eorie  bie  2atfad)en  nic^t  grob  oerfärben,  fo  mu^  fie  bie 
üon  il)r  angenommenen  33orgänge  in  ben  '^ereid)  be^  Unbcrcu^ten 
fd)ieben  unb  ben  ^üufionismuS  mit  §u  .^ilfe  nel)men:  ha^  fei 
eben  bie  d)arat'teriftifd)e  ®igentümlid)feit  be§   „@lauben§",  ba^ 
e§  bie  mirl'famen  Gräfte  unb  S^^i^,  bie  e§  bilben,  bem  Q3erou^t= 
fein  oerberge  unb  burd)  ein  roefentlid)  anbere§  ^ilb  oon  feinem 
Urfprung  oerbecfe.  @§  bleibt  aud^  fo  ben  ^ofumenten  gegenüber 
ein  l)arter  ^onflilt  gurücE.    ^iefe  befi^en  ein  flare§  ^ercu^tfein 
fomo^l  barüber,  ba^  il)r  teufen  in  einer  entfd)loffenen,  be^arr^ 
lid)en  ^ejieljung  §um  ©lauben  fte^t,  fo  ba^  fie  fid)   auf  feine 
fragen  einlaffen,  bie  nid)t  au§  bem  ©tauben  ftammen,  unb  it)nen 
feine  3lntmort   geben,  bie  nid)t  für  biefee  frud)tbar  mürbe,   als 
aud)  barüber,  ba^  bie  5lu§fagen  über  @ott  unb  (£f)riftu5  ot)ne  9Sor= 
bef)alt  ber  2öal)r^eitgregel  unterraorfen  finb,  unb  nic^t  im  ©tauben, 
fonbern  in  ber  SÖBirflic^feit  il)ren  ©runb  ju  fud)en  f)aben.     ©in 
®l)riftentum,  ba§  ben  (£l)riftu§  beroorbringt,  erfd)ien  it)rem  Urteil 
aH  S^or^eit  unb  Sünbe,  meil  eö  für  il)r  53en)u^tfein  ber  (£f)riftu§ 
ift,  ber  ba§  ß^riftentum  fd)afft.     3)er  fc^ärffte  2)ogmatifer  in 
ibrem  Greife  f)at  bie§  fel)r  energifd),  1  ^or.  15,  15,  formuliert. 
Üind)  am  f)iftorifd)en  Stoff,  hm  bie  ©emeinbe  überliefert, 

©cOtattev,  Icv  6UouDc  im  11.  Xcft.  :^1 


322  ^'^V-  8.    2)ie  ©emeinbe  bei*  @Iau6enben. 

glauben  oiele  biefelbe  trübenbe  (Sinirirt'ung  be§  ©Iauben§  auf 
ben  @eban!enlauf  n)al)räune^inen,  rae^fialb  üon  „ber  ^robuftion 
eDangelifd)er  2atfad)en"  burd)  bic  ©emeinbe  gerebet,  ber  ganje 
33eriä)t  über  ^t\u  SButtber,  ©eburt  unb  3IuterfteI)en  au§  ^oftu= 
laten  be§  „@Iauben§"  unb  apotogetifd)en  ^enben§en  ()ergeteitet 
unb  ben  ^re§bi)tern  ^^^ufötentg  ba§  SSermögen  5ugefd)riebcn 
wirb,  in  unbeftimmter  Qai)i  „SBorte  be§  ^errn"  §u  formulieren. 
'5)iefelbe  Slbart  be§  ©lauben^  erfdjiene  raieber  in  ber  ^^feubo= 
nr)mität  be§  „^ot)anne§"  unb  ber  gefd)id)tlid)en  SBertlofigf'eit 
feiner  eingaben,  ebenfo  in  ber  tenbenjiöfen  ^ßerunftaltung  ber 
apoftoIifd)en  ®efc^id)te  burd)  einen  pfeuboni)men  Sut'a^.  ©old^e 
Urteile  fe^en  üorau§,  ba^  'öü§>  ©tauben  ber  erften  (£t)riftenbeit 
öom  SOBat)rf)eit§fanon  faum  berührt  unb  fic^  bafier  nac^  feinem 
fubjeftioen  ^ebürfniS  felbftänbig  feinen  ^n'^alt  bereitet  Wk.  2II§ 
i)iftorifd)e  parallele  ftel)t  il)nen  ber  fi)nogogale  SJ^ibrafd)  §ur  ©eite 
mit  feiner  reid)en  ^robuftion  biblifc^er  „Satfac^en"  ot)ne  !^ifto= 
rifd)e  ^afi§  auf  ©runb  tt)eüIogifd)er  '»poftutate,  unb  9i^nUd)e§ 
tritt  fet)r  balb  nad)  bem  dienen  2;eftament  aud)  in  ber  5^ird)e 
I)ert»or. 

^iefe  ^Beurteilung  be§  urd)riftlid^en  @(auben§  !ommt  mit 
^auluä  nid)t  prec^t,  fonbern  mu^  fein  ©tauben  aU  5tnomotie  non 
ber  fonft  t)errfd)enben  ^enbenj  abfonbern.  ®enn  bie  pautinifdjon 
2)o!umente  roeifen  nid)t  einen  einzigen  ^att  auf,  ber  ben  i>erbad)t 
begrünbcn  fönnte,  ^au(u§  probujiere  t)ier  ein  „.^errenmort"  ober 
eine  „eoangetifd)e  Xatfacf)e".  3tn  feiner  2öat)rbaftigt'eit ,  burd) 
bie  it)m  flor  bleibt,  \va^  überliefert  unb  \va§  feine  eigene  ^lusi^ 
fagc  ifl,  barf  man  nid)t  jroeifctn.  ©eine  Unfäl)igt'eit ,  .^erren= 
rcorte  ju  erfinben,  täj^t  fid)  aber  nid)t  awi:"  ber  Sd)wäd)lid)t'oit 
feinet  „@tauben§"  ableiten,  ha  er  bcfannttid)  in  ber  ^Kcibe  ber 
©laubenben  an  erfter  ©teile  ftet)t. 

(Sbenfo  iuiberfvrid)t  ber  mirftid)  beobad)tbare  ^eil  ber 
Soangetienbitbung  bicfem  Urteil  fd)arf.  ."sm  '^Hn-bclttni?  ber 
fi)noptifd)en  Xerte  ,^u  einanber  tä^t  fidj  nid)t  beobadjtcn,  baf}  mit 
ber  2öiebert)otung  unb  Umbilbung  ber  Xe;L-te  tiefere  eingriffe  in 
bie  ©ubftan,^  bcö  ""-ik^eugten  uerbunbcn  niören.  Dbgtcid)  ba-^ 
brittc  (Suangctium  mit  ooller  .Uenntni^:;  bev  paulinifdjcn  ^Jlrbcit  ge^ 
fdirieben  ift  (ugl.  bic  ^ilpoftelg.),   fo   bleibt   c8  bonnod)   für  ben 


&lanbc  imb  (grfenntnis.  323 

©runbri^  her  ®f)riftotogie  gleichgültig,  ob  ber  ^^auliner  Sufa§ 
ober  ber  ^aläftinenfer  3Jiattl)äu§  ber  Unterfuc^ung  al§  ^ap 
biene,  ha  ber  ©t)riftug  be§  Sufa§  fein  anberer  ai§  ber  bes 
9JiQttl)äu§  ift  unb  nicl)t  nad)  bem  33ilb  be§  ^aulu§  geformt 
iDurbe.  (Sbenforcenig  bleibt  bie  5^ongruenä  be§  jo^anneifrf)eii 
6;t)riftu§bilb§  mit  9Jlattf)äu§  in  ben  entfcl)eibenben  .^auptpunften, 
bie  ;jefu  QSer^ältnis  ju  ®ott,  ju  '^§xaQi  unb  jur  ^üngerfc^aft 
fixieren,  bei  it)illfürlid)er  Umformung  bes  ©toffs  nod)  oerftänb^ 
lid). ')  ®ie  angeblicl)e  ^robut'tion  »on  Sorten  unb  !i^aten  ^^f" 
mu^  oor  bie  ün§  beobarfjtbare  ä5erfunbigung  be§  ©oangelium^ 
()inaufgefd)oben  merben;  innerhalb  bes  burd)  bie  ^ofumente  be= 
kucl)teten  ^eitraum§  l)atte  fie  nic^t  ftatt. 

ä>erfcl)iebungen  unb  SSerbunl'lungen  in  ber  Strabition,  2lu§= 
fonberung  ber  für  bie  ^^raji§  ber  ©emeinbe  iüid)tigen  @efirf)tä= 
punf'te  unb  |3urürfftellung  anberer,  für  ben  n)irflid)en  @efrf)ic^t§lauf 
uielleid)t  nid)t  unn)id)tiger  ^^orgängc,  gelegentlidje  Unfäl)igfeit, 
Segenbäre§  t)om  3ßirflid)en  ju  fonbern  unb  ben  (Eintritt  bid)tc= 
rifd)er  ^ieigungen  unb  Seiftungen  in  bie  Überlieferung  abjuiue^ren, 
finb  ;i>orgtänge,  bie  unferer  menfd)lid)en  2)entarbeit  unb  SOBort= 
fpenbung  immer  ant)aften.  ^ie  erfte  ©emeinbc  al§  fd)ted)t^in 
frei  uon  biefen  ©ebred)en  ^u  benfen,  liegt  fein  3(nla^  cor.  %am\i 
ift  aber  bie  9?eblid)feit  unb  91üd)ternt)eit  i^re§  @lauben§  noc^ 
feine§n)eg§  berül)rt.  ©old)e  Störungen  treten  neben  jene  iSd)n)an== 
fungen  im  ©tauben,  bie  roir  aud)  in  ber  ^rayi§  beobad)ten,  etma 
menn  jafobug  ^etru§  üon  ber  üotlen  ^Bereinigung  mit  ben 
gried)ifd)en  ©laubigen  5urücfl)alten  möd)te  ober  rümifd)e  (Sljriften 
feinen  3öein  trinfen  mögen,  meil  er  »ielleic^t  ben  ©öttern  gen)eil)t 
morben  fei.  Sßeber  biefe  noc^  jene  ©djroanfungen  mad)en  smeifel^ 
l}aft,  ha^  ha§  ©tauben  biefer  3)?änner  an  Csefug  eine  ernftgemeinte 
33ejal)ung  mar,  bie  i^n  nie  al§  ein  ^^antafiegebilbe  bef)anbelt 
i)at,  mit  bem  man  millfürlid)  umfpringen  barf. 

9J?an  tut  ^ebauptungen,  rcie:  ^^feubo=3of)anne§  lf)abe  fid) 
feinen  (£l)riftu§  nad)  bem  ®iftat  feine§  „®lauben§"  fonftruiert, 
ober:  bie  fi)noptifd)e  3ßeil)nad)t§gefd)id)te  fei  „bie  jüngfte  ©d)id)t 
ber  Überlieferung",  b.  t).  bie  paläftinenfifc^e  ©emeinbe  l)abe  3at)r= 

1)  J^afüv  ift  nit  einem  luicOtiflcn  '-j^iinft,  am  (^laubeiuJbeflviff,  im  ÜHiran= 
fteljeiibeii  bei-  '-üeiueio  erbnuljt. 


324  ^^P-  8.    Sie  ©emeinbe  ber  ©(aubenben. 

jctjntc  lang  »on  einem  SBunber  in  ^efu  ©eburt  nid)t§  geraupt, 
unb  bann  plö^Iic^  entbecft:  er  fei  raunberbar  erjeugt  lüorben, 
fein  Unred)t  mit  bem  SSorwurf:  ba^  fie  nid)t  errcogen  I)aben, 
rca§  glauben  i)ei^t.  ©oI(i)e  Slonjefturen  ge^en  üiel  p  leicfjt 
über  bie  ©rfjroierigfeiten  I)inn)eg,  bie  i^nen  üon  (Seite  be§  neu== 
teftamentlid)en  ©laubeng  ern)äd)ft.  2)a^  Seraunberung  bid)tet 
unb  ^eroenüereijrung  9Jli)tf)en  erzeugt,  ift  ein  uöllig  bur(^fid)tiger 
35organg.  2lber  bi(^tenbe§  ©tauben,  bidtjtenbe  ©emi^fjeit,  eine 
33eia^ung,  bie  ungebrod)en  ift  unb  borf)  gebrochen,  meit  fie  mei^ 
fie  fe^e  felbft  "öa^,  xüa§  fie  bod)  rcieber  oI§  real'  bejal^t  —  ha^ 
ift  fein  burc^fid)tiger  35organg.  ®a^  ha§  ©tauben  fdjlie^t,  ift 
ämeifello§ ;  e§  fann  bie§  fc^on  be§t)alb  nid)t  laffen,  meil  e§  roill, 
unb  e§  nie  gu  einem  ^ißlö^^cmfen  ot)ne  ©d)lu^oerfal)ren  fommt. 
©§  fd)lie^t  fül)n,  benn  feine  ©eroipeit  l)at  Unbebingtl)eit  in  fid). 
©djlie^en  ift  aber  feine  n)iUfürlid)e  Operation,  fonbern  arbeitet 
mit  ©egebenem  unb  ©efanntcm.  3Jian  fann  aud^  fagen:  t>a§ 
©tauben  poftuliere;  benn  e§  greift  in§  ©anje  unb  übt  eine  ^ro= 
lepfi§,  bie  ha^  3^^^  fö^t  ^^^  ^^  mirflid)  ift.  3lber  ebenfo  fid)er 
ift,  ba^  ba§  ©lauben  gel)ord)t,  unb  ba^  fein  ^oftulieren  an 
feinem  ©e^ord)en  feinen  ©runb  unb  feine  ^a6)t  befi^t,  unb  auf= 
f)ört  ©lauben  ju  fein,  roenn  fein  ^oftutieren  ha^  ©et)ord)en  «er- 
gibt unb  anbere§  forbert,  al§  n)a§  in  ber  3Birflid)feit  burd; 
@otte§  Stat  begrünbet  ift. 

^cft  ftel)t  unb  für  bie  ^Beurteilung  unfercr  t^^rage  rcid^tig 
ift,  ^a^  bie  Unterorbnung  ber  ©emeinbe  unter  ^efuS  al§  iljren 
.^errn  mit  eruft  gemeinter  2tufrid)tigteit  erfolgte,  ^^x  ©tauben 
mar  bie  @en)i^t)eit,  "öa^  er  lebe,  alle  burd)fd)aue,  jeben  rid)te  al§ 
ber  ?^einb  aller  Süge  unb  mit  feiner  mirffojuen  9[Rad)t  fie  bann 
erlöfe,  menn  fie  il^m  eruft  unb  treu  geljorfam  feien. 

^z]i  fteljt  weiter,  bo^  ba§  3ßugni§  ber  ©emeinbe  nid)t  mit 
ber  ^lüffigfeit  be§  9)]ibrafd)  bet)aftet  mar,  ber  balb  fo,  balb 
anberS  auftritt  je  nad)  bem  !iBunfd)  be§  ^^Noeten,  fonbern  ju  einer 
fcften  5i;cation  gelangt  ift.  SBä^renb  mit  bem,  wci^  ^|>robuft 
bei*  ^Ijontofie  unb  Ä'onftruftion  nad)  eigenen  *;|.^oftulaten  ift,  fid) 
nie  eine  ed)te,  ba§  M)  fiegreid)  ergrelfenbe  33eial)ung  oerbinbet, 
fo  lange  u)enigfteng  nid)t  franft)afte  ^icrftövungen  bcs*  foclifd)cn 
iJebenS  uorliegen,  lä^t  fid)  bei  ben  neuteftamentlid)en  9Jlännern 


(^iaube  unb  Gi-fenntnie.  325 

nid)t  barau  jiDeifetn,  ha^  fie  an  if)r  (SDangetium  uicf)t  if)r 
S^räumen,  fonbetn  \^x  SBotlen  unb  ^anbcln  gefegt  t)aben. 

©benfo  beutlid)  ift,  ba^  tt)r  2öaf)rl)eit§begnff  burd)n)eg  I)Ocl^ 
entiüirfelt  ift,  unb  bic  Klärung  unb  93erjrf)ärfung  be§felbcn,  rcetcfjc 
bie  Gfiriften^eit  oov  ben  nid)tcf)rifttid)en  SSöIfern  Qu§5eirf)net  unb 
bic  „®tffenfrf)aft"  ber  evfteren  f)erüorgebrac^t  t)at  nid)t  o^ne  ha§ 
S'tcuc  2:e[tament  evreid)t  rcorben  ift.  ®erfelbe  bleibt  aud)  nicf)t 
Dom  ©lauben  abgefonbert,  etwa  fo,  ha^  biefeni  ein  fpesieüe^ 
Sieüier  überraiejen  rcäre,  rcofjin  firf)  ba§  Siegiment  ber  3Öa^rI)eit 
nid)t  erftrerfte,  fonbern  3ßa()rf)eit  unb  ©lauben  finb  beftänbig  in 
eine  beraubte,  unauff)ebbare  93erbinbung  gebrad)t.  ^ie  Sä^e: 
ba§  nur  Sföaf)rf)eit  ba§  ©lauben  begrünbe,  unb  nur  2Ba^rf)aftig= 
feit  e§  ermöglid)e,  gel)ören  nic^t  einem  einzelnen  neuteftamentlid)en 
Sef)rer,  fonbern  burcf)§iet)en  ba§  gaujc  9^euc  S^eftament. 

2öa§  immer  an  ber  neuteftamentlic{)en  Se!)rtrabition  irrig 
fein  mag,  folcf)e  «Störungen  finb  trotj  if)re§  @(auben§  in  biefelbe 
eingetreten,  dagegen  n)iberfpridf)t  ber  ©atj:  ba§  ©tauben  hciht 
fie  notraenbig  unb  abftrf)t(irf)  f)eroorgebrad)t,  bem  flar  bezeugten 
^^eftanb  be§felben  unb  f)at  in  einer,  nid)t  burd)  ^^olemif  geftörten, 
fonbern  rut)ig  beobad)tenben  6)efd)id)t§forfd}ung  feinen  tKaum. 


Beuntes  Bajntcl. 
Der  Glaube  bei  Paulus. 

^u  ber  ©emeinbe  ber  ©laubenben  war  ^^aulug  roieber  oor 
aUen  anbern  berjenige,  metd^er  „bie  gute  33otfc^aft  üom  ©tauben 
oerfünbigt  t)at",  ®al.  1,  23.  2Ba§  i^n  au§5eid)net,  ift  sunäc^ft 
bie  (5d)ärfe,  mit  ber  er  ba§  negatiue  Urteil  im  ©tauben,  ben 
'isersic^t  be§  9JIenfct)en  auf  fid)  fetbft,  in  fid)  üoUsogen  f)at,  fo= 
bann  bie  Straft,  mit  ber  er  bie  33erneinung  bc§  eigenen  S^iec^teS 
unb  SBerteS  mit  ber  ^eiaf)ung  ber  göttlid)en  ©abe  ju  einigen 
üermod)t  f)at. 

3ll§  er  fid)  oor  ^^etru§  über  ben  ©runb,  bie  2Ibfid)t  unb 
ben  Söert  if)re§  gemeinfamen  ©lauben§  auSfprad),  ©at.  2,  IG, 


326  Äf'P-  •'•    ~er  ©laude  bei  -)3auliic>. 

f)at  er  erüävt:  „andj  lüir,  bie  wir  ^uben  unb  nidjt  ©ünber  au§ 
ben  Reiben  flnb,  finb  an  6^f)nftu§  gläubig  geworben,  weil  wix 
lüiffen,  i>a^  ein  SRenfd)  au§  3Ber!en  be§  @efe^e§  nidjt  gered)t= 
fertigt  roirb".  @enau  benfelben  ©ebanf'engang  Ijat  er  ber  @e= 
meinbe  in  9^om  üorgelegt,  \o  bo^  @ül.  2,  16  in  feinen  einzelnen 
Sä^en  bie  ^ufammenfaffenben  ^n^It^angaben  für  bie  großen 
©ebanfengruppen  be§  Sf^ömerbriefeS  gibt,  eine  merfrcürbige  33er= 
anfd)au(i(i)ung  be§  3ßert§,  ben  biefe  Überjeugungen  für  if)n  batten, 
unb  ber  geftigfeit,  mit  ber  er  fie  fixiert.  (Sie  trogen  feine  ganje 
^rebigt  Don  2Intiocf)ien  big  nacf)  9Rom.  2(uc^  ber  ^ömerbrief 
beginnt  mit  bem  negatiüen  ©laubenSmotiu ,  1,18—3,20,  mit 
bemfelben  ^ortfcE)ritt  be§  ©ebanf'eng  com  .Reiben  jum  ^ui^en. 
^uerft  rcirb  bargefteltt,  roa§  „ein  ©ünber  au§  ben  Reiben"  ift, 
f)erna(f)  ber  ^^ube  bem  Reiben  im  9}^angel  ber  ©ered^tigfeit  gleid)= 
gefteüt,  mit  lebf)aftem  5lampf  gegen  bie  auf  ha§  ©efet^  fid)  ftü^enbe 
^uoerfic^t,  in  ber  flar  f)erüortretenben  Überzeugung,  ha^  fein 
©tauben  juftanbe,  menigftenS  nid)t  ^u  feiner  ^ülle  unb  ^raft 
fommen  fönne,  bi§  erfannt  fei,  ha^  fid)  bie  9ted)tfertigung  au§ 
ben  SGBerfen  be§  ®efe^e§  nid)t  ergibt. 

©omit  entftef)t  "öa^  ©tauben  für  ^aulu§  au§  einem  totalen 
3Ser5id)t  auf  ha^  eigene  9'ted)t  unb  ba§  eigene  Seben,  ber  fid) 
auc^  auf  ha^  l)öd)ftc  emige  ^i^t  be§  9J?enfc^en  erftrerft.  ®er 
9?ed)tfertigung  ftel)t  in  ber  rid)tertid}en  ©ntfd^eibung  @otte§  bie 
^ßerurteilung  gegenüber.  5lu§  ber  3Serneinung  be^  einen  Urteile 
ergibt  fid)  bie  ^ejal)ung  be§  anbern.  ^er  Hoffnung  auf  3?ec^t= 
fertigung  bietet  fid)  aber  al§  ^afi^  5unäd)ft  nid)tg  anbere^o  al§ 
ba§  ©efe^  bar.  ®a  e§  aU  Stiftung  ©ottec;  unbcbingte  3ln= 
crf'ennung  »erlangt  unb  barum  a\§  ^fiorm  be§  göttlid)en  Urteile 
bejaf)t  merben  mu^,  ift  bem  9J?enfd)en,  big  er  (5l)riftug  tonnt, 
feine  anberc  (Srmartung  möglid),  aU  bafj  il)m  fein  ®efd)id;  uon 
®ottc§  ©cfe^  jugemeffen  merbc.  2)er  ©laubeube  l)at  aber  er= 
fannt,  bafi  er  burd)  bag  ©efe^  ber  i>erurteiluug  unterftellt  ift. 
1)cr  33licf  in  bie  ©cfal)r,  ber  fid)  im  Üknlauf  bog  moufd)lid)oii 
Sebcnä  öffnet,  ift  il)m  mit  erfd)vocfcnbov  5h-aft  aufgegangen,  unb 
er  l)at  uerftanbcn,  ba^  er  einer  „Errettung"  bebarf. 

1)a^  !i^orftänbnig  biofeg  nogatiuon  Sat^eg,  bag  ung  burc^ 
bie  augfü()rlid)on   (5rf(ärungen  ))\öm.  1     3  unb  7  uon   ^4^aulu§ 


2)ie  3(6n)enbung  üom  2öerf.  327 

reirf)Ucf)  ermöglid)t  wirb,  ift  pr  richtigen  Raffung  ber  paulinijrf)en 
@Iauben§fteUung  unentbel)tlid). 

@§  ift  für  bie  ^öl)e  be§  paulinif(i)en  Sef)rcn§  beäcid)nenb, 
ba^  ^Qu(u§  bei  aller  ©nergie  be§  Hampfe§  mit  ber  jübifrf)en 
^']ut)erft(^t  jeben  5^onflift  mit  bem  guten  ©eroiffen  beffen,  ber 
bem  @efe^  bient,  forgfättig  oermiebcn  l^at.  Söeil  er  ©lauben  er= 
zeugen  miti  mit  jenem  3Ba^rf)eit§ernft,  ber  i^n  fo  gut  rcie  ta^ 
ganje  ^^leue  Seftament  erfüllt,  bleiben  alle  Übertreibungen  aü§- 
gefd)loffen,  bie  bem  Serou^tfein  eines;  frommen  3uben  irgenb 
meiere  ©emaltfamfeit  jumuteten.  S^iemalsi  l)at  er  gefagt,  ba^ 
ber  SHenfct)  au§  ben  SQBerfen  be§  ©efetjeS  »erurteilt  rcerbe. 
'^a^  ha§,  roasi  er  auf  @el)ei^  besi  ®efe^e§  tut,  il)m  33erbammung 
bräcl)te,  mar  für  ^aulu§  ebenfo  gut,  roic  für  jebcn  ^ubcn  eine 
©otte^läfterung.  2(ber  all  hk§  bringt  it)m  aud)  nirf)t  9^erf)t- 
fertigung,  fc^üljt  unb  rettet  il)n  oor  ber  'i>erbammung  nid)t.  ®ie 
.^ilfe  ift  bamit  nod^  nid)t  gefunben,  mit  iuelrf)er  bie  @efal)r  in 
unferem  Seben  übermunben  ift. 

©benforcenig  entl)ält  biefe  9legation  eine  üerQcf)tlid)e  33e- 
urteilung  be§  3Öer!e§,  al§  läge  il)r  Slbmenbung  com  tätigen 
Seben  ju  ©runb.  5ßielmet)r  ))at  ^aulu§  bie  iübifd)e  ^uöerfid^t 
au^brüdf lid)  be^megen  oermorfen,  meil  \i)v  biejenigen  ^Jßerfe  fel)lcn, 
burc^  meiere  ©otteö  SBille  gef(^iet)t,  9iüm.  2.  ®er  (Sa^,  ba^ 
ber  3ube  im  @efe^  ben  Unterrid)t  über  ba^,  ma^  gerecfjt  üor 
©Ott  ift,  befi^t,  rocnn  er  \)a^  it)m  Gebotene  nur  täte,  bleibt  Don 
jebem  ^i^eifel  befreit,  ^aulu^  ^at  it)n  fogar  ol)ne  33orbet)alt 
and)  auf  ben  .Reiben  ou§gebet)nt:  ber  llnbefc^nittene  mirb  al^ 
befc^nitten  gelten,  foroie  er  t)ält,  roa§  ba^  ©efetj  al§  gererf)t  feft= 
fe^t,  mm.  2,  26.  3)enn  bie  9lorm  be^  göttlicl)en  Urteile  lautet: 
jebem,  ber  ba§  ®ute  mirft,  Sob,  2,  18.  ®ie  einfad)  unb  gro^ 
gebad)te  ^afi§  ber  paulinifcl)en  ©lauben^le^re  befte^t  barin,  ba^ 
©otte^  SOBille  un^  jum  ^un  be§  ®uten  beruft,  ba^  e§  bestialb 
feine  Surrogate  für  ba§felbe  gibt,  fein  9J?ittel,  burcf)  ba§  ber 
3Jlenfcl)  ®otte§  ©unft  unb  (3ah^  fid)  üerfd)affen  tonnte,  mäl)renb 
er  ba§  ^öfc  mirft.  ^  ®iefe  @infid)t  ift  für  ^aulu§,  fo  elementar 

»)  ^oulu«  mt^t  ben  falicl)en  ßilowben  Söraelö  mit  bemfelben  3Ko^,  bae 
bie  iSu^prebigt  3ef"  u"b  frfioit  biejenige  be^  Käufers  auf  if)n  angeroanbt  l)at. 
ilbrigenö  ift  Mm.  2  fici)er  mit  Menntuiö  ber  paralleten  Jl^orte  Jiefu  gefdirieben. 


328  ^np-  ^>-    3?er  «(aitbe  bd  ^anim, 

fie  ift,  ba§  uötlig  burd)fc|Iagenbe  9Jlotio,  ba§  jebe  anbete  Stellung 
ai§  ©tauben  an  ®t)nftu§  unmöglich  madjt.  ®amtt  ift  bem  2öer! 
innertialb  be§  menfdf)Itcf)en  Seben§  au§brürftict)  bie  entfd)eibenbe 
^ebeutung  beigelegt/)  unb  bie  paulinifcf)e  ^rebigt  ift  fotange 
nid)t  Derftanben,  al§  ba§  göttticf)e  ©runbgefe^,  ba§  ben  ©dftein 
berfetben  fo  gut  raie  ber  übrigen  ©d)rift  bilbet:  „@otte§  Sob  jebeni, 
ber  \)a^  @ute  roirft,"  mit  i()r  unoereinbar  fcf)eint.  ®ie  3(u§= 
fluc{)t,  9töm.  2  fei  „nur  biateftifc^"  gemeint,  ift  unrcürbig.  ^aulu§ 
rei^t  nidf)t  felbft  im  ?^ortgang  be§  Briefes  ba§  gunbament,  auf 
ba§  er  feine  ©cf)(üffe  ftellte,  raieber  ein. 

®ie  33erbref)ung  ber  üon  ^aulu§  bem  Sßirfer  be§  (Suten 
gegebenen  33er^ei^ung  bringt  if)n  nirf)t  nur  mit  fic^  felbft,  fonbern 
aud)  mit  ^efu§  in  ©treit,  unb  überfiet)t,  ha^  er  mit  bem  ©a^, 
auf  ben  er  ben  9?ömerbrief  aufbaut,  ^efu  Söort  bemafirt  unb 
fortgefe^t  f)at.  2Bie  fotl  ^autu§  irgenb  eine  i?enntni§  Cvefu  fiaben, 
ot)ne  gu  roiffen,  i>a^  ^efu  Sob  unb  3SerI)ei^ung  bem  galt,  „ber 
ba§  ©Ute  mirft?"  3öie  er  hk  bem  ©tauben  gegebene  3Ser^ei^ung 
nicf)t  nur  an  feinen  eigenen  ©riebniffen  beftätigt  fanb,  fonbern 
im  SBorte  ^efu  oernaf)m,  ebenfo  gemi^  lag  il)m  bie  3SerI)ei^ung: 
Sob  jebem,  ber  ha^  ©ute  roirft!  im  SOBorte  ^efu  üor. 

^iefelbe  Überzeugung,  bie  in  9f?öm.  2  formuliert  ift,  geftaltet 
aud)  hk  jmeite  33etrad)tung  beg  ©efe^e§  im  9^ömerbrief,  ^ap.  7, 

bo  ^ttulug  bie  (Srfläntnj;  3e[u  über  bie  (Sf)cirf)eibiinrt  fcimt,  1  Mov.  7,  10;  bie= 
fel6e  ift  uoii  ber  ^5olemif  :3e[»  öccjen  ben  "^J^sr^nrifätiMmtö  nicl)t  trennbar.  'i]3ouln'3 
l^at  biefelbe  runbum  nlö  lüaljr  unb  ricl)tiii  bejnbt.  „JT'er  .'öerr  befief^lt,  bnf;  ein 
2ßeib  üon  feinem  aJJonne  nicl)t  rtefcl)ieben  lucrbe;"  b.  l).  ber  .'öerr  I)at  bie  ÜBeife, 
Jüie  Sgracl  baS  @efe^  ju  erfüllen  meint,  werrcorfen.  Sind)  bnvin  fe^t  ^anluä 
bireft  ^efu  eigne  Urteilöiueife  fort,  ba^  er  nicber  ben  '^.Uotcft  gegen  bcus  3^öfe 
boljin  überfpannt,  bajj  er  int  ^ilJJenfcfien  mir  ÜHife*^  fiefjt,  noch  bie  Ülnerfennniig 
be^  Wnteit  baf)in  übertreibt,  bafj  er  feinetwogen  bnis  'iUifo  entfcbiilbigt,  fonbern 
baä  fittlid)c  Urteil  bem  in  unö  üorijanbcncn  C'iegenfat)  genuifj  nad)  beiben  Seiten 
in  Öcltung  fetjt.  Derfclbe  aJJenfd),  ber  Söerfe  be8  ©efe^eö  luirft,  übertritt  eü 
bcntiod),  luoburd)  er  fid)  fd)nlbig  mad)t. 

')  iWer  biefen  Satj,  toie  e«i  bem  entfpred)enben  ber  erften  '.Jlnflngc  begegnet 
ift,  nl«  eine  offenfiinbige  lorljeit  beljonbclt,  meifj  nid)t,  )ue^f)alb  'l^aulnö  ben 
i)Jcn|d)en  elenb  l^iefi,  lucifj  cind)  nid)t,  loius  er  uon  (Sl^rifttig  uor  feinem  ^Hid)tftiil)l 
errocirtctc,  roeifi  iiid)t,  ba^  '^iaulm  ?iefn  Süerf,  bemgemafj  and)  feine  eigne  ^;Uebigt, 
ber  Sünbc  cntgegengefetjt  l)at.  T'iefe  ift  aber  nid)t  blof;  ein  (^iebilbe  beci  'Ik-^ 
rou^tfcino,  fonbern  ein  .vnnbcln,  baö  Üüerfe  fd)afft. 


Sie  3(lnuenbuni^  uoin  Jßerf.  329 

tüelrfie  beu  inncrn  ©runb  feiner  Uufrud)tbarfeit  aufzeigt.  2)aö 
©eje^  gibt  (5in[icf)t  in  ha^^  @ute,  ja  me^r  ai§  ha§,  innere  3"= 
ftimmung,  ^reube  an  bemfelben,  ba§  S3eget)ren  e§  p  tun;  benn 
e§  binbet  bie  ^öernunft  be§  SJlenfc^en  an  ©ott,  7,  25.  Sßa§ 
fef)lt  nod)?  ®a£i  33oUbringen  be§  @uten.  2ßenn  jene  (5infirf)t 
5ur  %at  roerben  joüte,  geigt  ficf)  "öa^  Unoermögen,  neben  ber  ®e= 
bunbenf)eit  an  ®ott  nod)  eine  anbere  nid)t  weniger  reale  ®e= 
bunbent)eit  an  ba§  @eje^  ber  Sünbe,  fo  ba^  ficf)  unjer  SOBoüen 
unb  unfer  ^anbeln  jueinanber  in  ©egenfa^  fe^en.  ^tm^  SBiffen 
unb  jene  ^reube  am  @efe^  gilt  aber  ^aulu§  nid)t  al^  tröftenber 
@rfa^  für  ben  9?langet  be§  guten  SÖBerfg.  3)er  ift  ein  elenber 
3Jlenfd),  ber  ha^,  voa^  er  al§  gut  unb  üon  ®ott  geboten  fennt, 
nid)t  äu  tun  oermag.  ^ebe  Billigung  be§  @ebot§,  bie  e^  ungetan 
Iäj3t,  ift  nirf)tig. 

^arum  ^t  ^au(u§  aud)  für  bie  rf)riftlicf)e  ?^römmig!eit 
1  Äor.  13  t)a§  3^erlf)ältni§  §n)ifd)en  bem  ;3been=  unb  bem  2:at= 
gef)alt  be§  Seben§  in  bcrfetben  SBeifc  beftimmt,  loie  e§  9iöm.  2 
unb  7  im  33Ii(f  auf  ha§  @efe^  gefd)ief)t.  2tüe  nad)  innen  ge= 
manbte  Sirfung  be§  ®eifte§,  alte  (Srfenntnig  unb  alle§  ©tauben 
erflärt  er  für  nid)t§  of)ne  bie  üiebe,  bie  er  nid)t  at§  befc^aulid)e 
li^erfenfung  in  ©ott,  fonbern  fet)r  nüd)tern  al^  bienenbe,  fielfenbe 
^-Hrbeit  fa^t.  (Sie  Rubelt.  ®a§  9J?otiü  pm  33er5id)t  auf  bie 
Sßerfe  be§  ©efetjeS  tft  fomit  nid)t  Untuft  am  ^anbeln;  umgefet)rt: 
eine  ungebrod)ene  ©et)nfud)t  nad)  bem  guten  Söerf,  bie  c^  ju 
ben  SebenSbebingungen  red)net  unb  feinen  3JlangeI  alsi  unerträg= 
lid^e  '!)lot  empfinbet,  ift  it)r  ©runb.  ^^aulu^  l)at  §eit(eben§  im 
intenfiuen  Sinne  gu  benen  ge()ört,  bie  „nad)  ©ered)tigfeit  t)ungerteu 
unb  bürfteten". 

^aö  mar  fd)on  bamit  gegeben,  ba^  ^aulu§  mit  ben  ^e= 
griffen  „©ünbe"  unb  „Übertretung"  nid)t  gefpielt  ^at.  @r  brüdt 
mit  benfelben  eine  abfolute  33ern)erfung  au§,  mobei  er  basi,  roa§ 
bie  3SerbammIid)feit  be§  9}lenfd)en  f)erbeifüt)rt,  nid)t  in  ber  i^er= 
bunt'elung  feine§  ^erou^tfein^,  im  ©egenteil  im  3Biberfprud) 
feinet  ^anbeln§  gegen  bie  if)m  gegebene  2ßabrf)eit  fiel)t,  Möm.  1, 
18  ff.  2, 1  ff.  ^aburd)  ba^  ber  gjlenfd)  33efi^er  einer  SBa^r^eit 
ift,  welcher  er  fein  ^panbeln  unb  SBoIIen  nid^t  unterwirft,  erregt 
er  ben  göttlid)en  3^1*"-    ®>^  geroi^  '^j.^autus  oon  ber  Sünbe  n)eg= 


330  ^^V'  ^-    ~^^"  ©ffinf^'c  bei  ^ciuluiS. 

ftrcbt,  fo  geiüi^  ftrebt  er  nid)t  blo^  einem  3(nf(f)auen  ober  ®e^ 
niesen  @otte§  in  feiner  ©mpfinbung,  fonbern  einem  ^anbeln 
3«,  burdE)  n)eld)e§  er  ber  i()m  gegebenen  SOöaf)r'f)eit  get)orjam  ift. 
SIber  aud)  bie§  mar  ein  9Jli§griff,  rcenn  man,  um  ba§ 
negatiue  Urteil  über  bie  2öer!e  be§  @efe^e§  oerftänblirf)  §u  marf)en, 
einen  ctt)ijc^en  ^efe!t  in  fie  fjineino erlegte,  entroeber  \o,  ba^  man 
bem  Ser!  ben  S^^ebenbegriff  be§  3lu^erlic^en  gab,  al§  böte  ber 
nac^  bem  @efe^  3öir!enbe  ®ott  nur  bo§  äußere  ^)^efultat  feinet 
^anbetng  bar,  raä^irenb  er  ©efinnung  unb  Söille  bauon  abfonbere, 
ober  fo,  ba^  man  im  3ßerf  etma§  ©elbftifd)e§  fud^te,  ein  ^er= 
üorbrängen  be§  menfd)Iicf)en  ^(i)§  jur  Überf)ebung  über  ©ott.  ^) 
^!|3aulu§  mu^te  freilirf)  wo^,  ba^  bie  jübifc^e  Erfüllung  be§  @e= 
fe^e§  oft  genug  finn=  unb  miüenlo^  nur  in  2(nbequemung  an 
feinen  33ud)ftaben  §u  ftanbe  t'am  ober  oon  ©itelfeit  unb  falfrf)em 
©elbftrul)m  burrf)fäuert  mar.  2{ber  üon  allebem  entt)ält  ber 
33egriff  „^erf"  nid)t§.  @r  befrf)reibt  lebigtid)  ben  ernften  ©e^ 
^orfam,  ber  ha^  ®efe^  nid)t  blo^  „t)ört",  fonbern  aucf)  „tut", 
gflöm.  2,  13.  „'5)a§  ®ute  ooHbringen"  nennt  bie  9(ufgabe,  bie 
ha§  ®efe^  ftellt,  narf)  it)rer  ganzen  @rö^e.  ©ebanfen,  2öünfd)e, 
(5ntfd)tüffe,  aüe§  ma§  nur  bem  i^nnenleben  anget)ört,  finb  nod) 
nicf)t  ba§,  wa§  ba§  ®efe^  rcill;  e§  oerlangt  bie  oottbrac^tc  Xai, 
ba§  AaiEQyaCeod-ai.  9(ud)  barin  seigt  fid)  bie  ©rö^e  unb  2öaf)r= 
f)aftigf'eit  be§  paulinifd)en  2)enfen§,  baf?  er  oon  allem,  ma§  ben 
äßcrfcn  be§  @cfe^e§  entftellenbeS  ont)aften  mag,  abfiel)t  unb  if)nen 
nic^t  üor()ä(t,  ba^  fie  bod)  nur  (2d)ein  feien.  ®r  felbft  I)at  einft 
©Ott  am  ©efe^  gebient,  nid)t  in  gefinnungglofer  Segalität,  fonbern 
fo,  ba^  fein  ganje^  .^erj  in  feinem  ©otte§bienft  tag,  aud)  nid)t 
in  aufgeblät)ter  (Sitelfeit,  fonbern  mit  bem  3Bort  bc§  ©efe^e§ 

*)  2)arauf  lauft  awA)  bie  auöcblidje  iycjaf)ung  bcv  vl)iuifiii)d[)cu  'JUiffaffuug 
bcö  Wcfcftcg  burri)  "l^fluluö  IjiiiauiS,  luoiiad)  cv  eö  aXi  bie  „Cibmin(^  (^ei^ciifcitii^cr 
^Heriite  ber  tUienfcljen  imb  Wottesü  (lefrtfU  l)nbe",  a\i  uuivbe  ber,  ber  und)  beut 
(Meje^j  I)aube(t,  fid)  in  eine  fnlfdte  Atoorbinntioii  mit  Woü  beiiebeii.  '•|vaiilii'S  liat 
baö  loI)iifiid)tirte/  bnö  eigene  ;^d)  l)eruürfel)reube  unb  C^ott  bemfelbeii  bieiiftlniv 
mad)cube  Strebertum  beutlid)  fleuuß  d)nrafterifiert,  loeuu  er  oi  i^  iQtO^tfag  ab> 
bie  bc}eid)uet,  u)eld)e  bem  ,^{orue  Wotteö  uerfaUen  fiitb,  ^){öm.  2,  8.  !l>n«i  i^ilt 
il)m  jebod)  iiid)t  nlö  ein  bem  ('»k'fel^  entfpredjeubed  .'oanbeln,  fonbern  nl^S  von 
ll)m  ocrbommt.   ol  ti  fgi^ttne  finb  nidjt  bie  notijrol  rov  v6/jov,  non  bcnon  i^lt: 


2)ie  2(biüenbunii  uom  (^iefet?.  381 

üor  3Iugen,  ba^  ber  9Jlenfd)  @ott  fürrf)te,  unb  mit  ber  2Ibfid)t, 
©Ott  bie  @^re  ju  geben.  (Sr  fa^t  ben  @efel3e5bienft  fo  rein, 
fo  aufridjtig,  fo  ernft,  al§  er  nur  gefaxt  rcerben  mag,  unb 
fc^Iie^t  if)n  fo,  unb  nid)t  blo^  feine  entftellten,  oerborbenen 
formen,  in  jenen  3Ser5irf)t  ein,  ber  nid)t  üon  if)m  bie  M^dp 
fertigung  ermartet.  @rft  baburd)  entfielt  ber  ©egenfa^  be^  ^^aulu§ 
5um  ^i)arifäi§mu§.  ®a^  ein  t)er5=  unb  millenlofeS  ^anbeln 
ober  ein  SÖerf,  ta^  nid)t  @ott  jur  (5f)re  bienen  fotl,  feine  @e= 
rerf)tigfeit  fei,  fianb  and)  ber  Synagoge  feft;  bal)er  rüf)rt  gerabe 
jener  rafttofe  Sifer,  ber  bie  frommen  Seiftungen  beftänbig  t)äufte. 
9hir  baburrf),  ba^  ^au(u§  nid)t  btof?  ba§  »erborbene,  fonbern 
fd)led)tf)in  \^h^§  auf  ba§  ®efe^  gegrünbete  2öerf  al§  @runb 
ber  9ied)tfertigung  able{)nt,  mad)t  er  bem  glaubenben  3Sert)a(ten 
bie  33al)n  frei. 

Gbenforcenig  bebeutet  biefer  5ßer5id)t  irgenbn)eld)e  3Ibncigung 
ober  ßinrebe  gegen  ba§  @efe^.  ^a^felbe  ift  für  ^^Nauluä  ot)ne 
3lbäug  ®otte§  ©efe^.  SJlit  ber  33ef)auptung,  ^^aulu§  wolle  bem 
@efel3  rciberfpred)en,  unb  unterroerfe  e§  al§  mangelbaft  feinem 
Xabel,  f)at  man  feinen  ©ebanfengang  fc^limm  oerrcirrt.  ®er 
(Sinn  unb  ^'^ufammenl^ang  beSfelben  fd)eitert  fo  unheilbar  an  ber 
3(bfurbität,  ba^  etrca^  getabelt  unb  beftritten  mürbe,  roa§  gteirf)= 
jeitig  nad)  ^^orm  unb  ^nt)a(t  al§  göttlid)  geet)rt  rcirb.  M  9(ud) 
bie  fc^ärfften  2Borte  über  ba§  ©efe^,  ha}i  e§  ein  ^ienft  ber 
33erbammung,  bie  ^raft  ber  ©ünbe,  eine  tötenbe  6d)rift,  ber 
Übertretungen  megen  gegeben  fei,  finb  nid)t  al§  '-öormurf  gegen 
ba§  ©efe^  geba(^t ;  uielme^r  ergeben  fi^  biefelben  gerabe  barau§, 
bafi  ha^  ©efe^  ©otte§  ©efe^  ift;  barum  f)at  e§  bie  5traft,  ^orn 
5U  begrünben,  ju  ücrbammen  unb  ju  töten,  ^^aulug  l^at  im  ©efe^ 
feine  t)elfenbe,  errettenbe  9Jlad)t  gefud)t,  ba  ba^felbe  ber  rid)ter= 
lid)en  ^unftion  ©otte§  an  ber  ©ünbermelt  bient.  Unter  biefe 
beugt  er  fid)  ober  ol^ne  3Sorbe!)aIt  mit  lauterer  2lufrid)tigfeit. 
^Jfi>a§  ha^'  ©efe^  mirft,  empfinbet  er  al§  Unfeligfeit  unb  Sob; 
aber  er  f)abert  barüber  nid)t  mit  ©Ott.  2)a§  ©ebot  ift  f)eilig, 
gered)t  unb  gut,  unb  aud)  ber  2)ienft  9}]ofe§,  obmol^l  er  ein 
^ienft  ber  SSerbammung  ift,  f)at  ^errlid)t'eit ,   wenn  fid)  aud) 

^)  3>ie  meitere  2liiefiiljninc^  über  bie  pnulini)cf)e  Seigre  üom  @efe^  geijört 
in  bie  neuteftamentlirfie  ijf^eologie. 


332  '^«P-  y-    ^t^r  C^ianhc  bei  -:paulu!§. 

md)t  bie  ganje  unb  bleibenbe  ^eri-Iic^f'eit  ©otte§  in  if)nt  offene 
bart,  9?öm.  7,  12.  2  ^or.  3,  7  ff.  2)ann  beftet)t  bie  negatiüe  ©eite 
am  @(auben§a!t  bc§  3lpofteI§,  ba^  er  ba§  ©efe^  nac^  feinem 
^nf)alt  unb  9?erf)t  unb  in  feinen  Söirfungen,  fo  f(^mer§ti(f)  unb 
lebenjerftörenb  fie  für  ben  9JIenfd)en  finb,  unbebingt  bejat)t.  @r 
f^at  be§f)alb  bem  @efe^  gegenüber  com  erften  9(nfang  feine§  @e= 
ban!engang§  bi§  f)inau§  sum  legten  2(bfd)Iu^  beäfelben  ein  üöUig 
beruliigte^  ©emiffen.  ©eine  ©tedung  ift  bemfelben  fonform;  er 
anerkennt  unb  fjanb'^abt  e^  naii)  bem  if)m  üon  @ott  gegebenen 
2ßefen,  Qw^d  unb  Sßert. 

@r  I)at  fomit  baburd),  ha^  er  bie  Serfe  a\§  „2Berf'e  be§ 
@efe^e§"  be§eid)net,  nid)t  einen  SHafel  an  benfelben,  fonbern 
it)ren  SGöert  ^um  2lu§brudf  gebrarf)t.  ®enn  nur  bie§,  ta^  fie 
uom  ©efe^  befohlen  unb  feinetmegen  uoI(bracI)t  finb,  mac^t,  ^(^^ 
bie  ?yrage,  ob  fie  ©runb  ber  9?erf)tfertigung  feien,  überljaupt 
entftef)en  fann.  ^auluä  f)at  ben  ©ebanfen  nid^t  ber  Erörterung 
für  roert  ge{)alten,  ob  auc^  ein  anbere§  SKert  melc^eS  @ott  nid)t 
at§  gut  befoljlen  f)at,  t)or  x\)m  al§  ©ered^tigf'eit  Sert  f)aben 
fönnte.  (Sä  tage  f)ierin  bereite  eine  ^^^'f^ö^^ung  be§  @efe^e§= 
begrip  unb  jugteid)  eine  33erberbniä  be§  @otte§begriffg,  bie  fein 
53emu^tfein  nie  geftreift  t)at.  ©ott  benn  ber  9Jlenfd)  ber  ©rfinber 
be§  ©Uten  fein,  fo  ba^  er  ©ott  ein  neue§  ©ute§  su  jeigen  i)er= 
möd)te,  n)a§  bi§I)er  nod)  nid)t  in  ©otte§  ©inn  get'ommen  märe? 
^ie  ©tcttung  be^  9?lenfd)en  ©ott  gegenüber  ift  ©e^orfam.  ©o= 
meit  blieb  ba§  ©rnubprin^ip  be§  ^f)arifäi§mu§  für  ^|>aulu§  ebenfo 
unerf (füttert,  rcie  für  ^efu§  felbft.  5{ommt  in  S»^age,  ma§  ber 
■ilOlenfd)  foU,  unb  ift  ba§  3^^!,  tra§  er  erreid)cn  mill,  ©ered)tig= 
feit,  fo  ift  fein  i^iaum  mef)r  ju  ber  ©rmägung,  ob  er  nad)  bem 
©efc^  fjanbetn  moüe  ober  nid)t.  ^\i  ha?^,  mag  er  tut,  tcin  ®evf 
beö  ©efetjeg,  fo  tni  er  ha^  iööfe,  ift  ttbevtretev,  unb  mirb  burd) 
baä  ©efe^  gerid)tct  merben. 

Xa^  nuö  ber  Übertretung  be§  ®efe(3eg  S^erbammung  unb 
!!ßerlorenl)eit  folgt,  ftanb  "'I.hiuIu?  feft.  Sarum  ift  jcbod;  am 
ben  "Serfen  be^  ©efetjcö  nid)t  9ied)tfertigung  j^u  gcmiimen?  (5ben 
besJt)a(b,  meit  au§  ber  Ubevtrctung  beö  ©efcl3es(  'i^cvbammung 
folgt.  1;af?  mir  nusJ  ben  ÄnH-fen  bo^o  ©cfol3C'?  nid)t  gerod)tfcvtigt 
merben,  gilt  '•j^auluö  nid)t  alö  eine  ilJevmutung,  bie  iuy  Uugemiffe 


Sie  2l6iDenbung  wom  öefe^.  333 

griffe,  fonbern  ift  bie  flare,  beftimmte  2Iu§fage  be§  (Scfe^e§  felbft, 
beg^alb,  weil  e§  bie  ©ünbe  ©ünbe  nennt,  ^m  ganjen  negatiuen 
Steil  be§  ^Hömerbriefsi  finbet  fid)  für  bie  ^öegrünbung  bc§  33er- 
jid)t§  auf  bie  9fled)tfertigung  au§  bem  ©efe^  nur  ba§  eine  2tr= 
gument,  ba^  rair  unfer  ^öfe§  nicf)t  ableugnen  bürfen,  ba^  wer 
^öfe§  tat,  fic^  frf)u(big  geben  mu^.  ^au(u§  ringt  mit  ben  @nt^ 
f d)ulbigungen ,  burc^  w^{d)^  ber  3Jienfd)  fein  ^öfe§  red)tfertigt, 
alsi  bem  bösartigen  ©Iauben§l)inberni§.  ^n  ber  l?Hed)tfertigung 
ber  39o§t)eit  liegt  bie  23ollenbung  berfelben,  tt)e§t)alb  biefeS  SJ^ittel, 
fid)  au§  ber  (Srf)ulb  ju  f)elfen,  baä  noUe  ©egenteil  oon  bem  er= 
reii^t,  ma§  e§  erftrebt.  ®amit  ift  un§  aber  bie  .^offnung  auf 
ha^'  ®efe^  oerfagt,  rceil  eä  eine  Iügnerifcf)e  '^^rofauation  be§  @e= 
fe^e§  ergibt,  menn  fein  negatioeS  Urteil  über  ba§  ^^öfe  nid)t 
ebenfo  fef)r  bejat)t  mirb,  al§  feine  33iüigung  be§  guten  SÖBcrf§. 
;3eber  ©d)ulbige,  ber  ha§  @efe^  für  fid)  anruft,  üerfäüt  bem 
©elbftmiberfpvud^,  ba^  er  gleidj^eitig  ben  einen  Jcil  bes  ®efe^e§ 
für  ungültig,  ben  anbern  für  gültig  erf'lärt.  ßr  fann  e!§  nur 
baburd)  §um  @runb  ber  Hoffnung  mad)en,  ba^  er  fein  S3öfc§ 
ber  33erurteilung  burd)  bag  @efe^  ent5iief)en  ju  fönnen  meint, 
©omie  ha^:  ^^roblem  fid)  fo  ftetlt,  mie  ber  Sd)ulbige  9ied)t' 
fertigung  finbe,  finb  ©efetj  unb  Sßßcrf  t)on  ber  9icd)tfertigung 
au§gefd)loffen. 

^er  3Ser5id)t,  auf  ben  ^^aulu§  ha§  (Stauben  grünbet,  ift 
fomit  lebiglic^  ber  einfad)e  3(ft  ber  9teue;  biefe  aber  ot)ne  23er= 
fürsung  gebad)t,  mit  bem  abfoluten  Urteil,  baS  fie  gegen  un§ 
fällt,  ^^^aulu§  oerlongt  ba§  ,8u9eftÄnbni§,  ba^  jebe  (Sd)ulb  ben 
SJIenfc^cn  in  eine  totale  Diatlofigfeit  uerfe^t,  meil  fie  alle  feine 
fieben§be5iel)ungen  §erftört,  if)n  jum  SGBiberfac^cr  beä  ®efe^e§ 
unb  ®otte§  mad)t,  unb  be§l^alb  tötenbe  9)]ad)t  ^at,  fo  ba^  ber 
SJlenfd)  il)r  gegenüber  rcel)rlo§  ift.  ^ie§  anjuerfennen ,  hain  ift 
jeber  fc^utbig  ©emorbene  burc^  bie  3Bat)rl)eit  gebunben,  unb  ba- 
mit  aud^  üorbereitet,  e§  al§  unfd)ät3bare  göttlid)e  ®nabe  ju  oer- 
fte^en,  raenn  if)m  ®ott  auf  anberem  9Bege  al§  burd)  ba§  ®efe^ 
9ied)tfertigung  bereitet  ^at. 

3)urd)  biefe  ^Begrünbung  be§  @lauben§  finb  fämttid)e  @le= 
mente  ber  jübifc^en  (^römmigfeit  forgfältig  gefc^ü^t.  ©rfennt  ber 
^ube  in  bem  oon  ®ott  gegebenen  'Ä>erlf  ben  5?ern  jeber  red)t= 


334  ^"P-  ^-    ^^^  ®Iaube  Im  "^auluö. 

fd)affcnen  g^römmigfett,  fo  ftimmt  ^^aulu§  bei  unb  Ief)nt  alle 
Surrogate  für  ba§felbe  ab.  S8e];al)t  ber  ^ube  ba§  @efe^  al§ 
göttlicf)  unb  gültig,  fo  bejalit  ^aulu§  bie  ^eiligfeit  be§felben 
ebenfo  ernft.  3öei^  er  fid)  burcl)  ba§fetbe  §um  ^un  be§  gött^ 
lid)eu  3öillen§  berufen,  fo  erflört  bie§  '>]iaulu§  für  bie  un§n)eifel= 
t)afte  2lbftd)t  be§  @efe^e§.  ©rflärt  er  ben,  ber  e§  übertritt,  für 
fd)ulbig,  fo  ftimmt  '>paulu§  mit  Dottem  ©rnfte  bei.  %k  Über= 
roinbung  be§  ^ubentum§  gefcf)ie{)t  lebiglid)  baburd),  ha'^  alle 
biefe  Überzeugungen  su  it)rer  ^onfequen§  gebrad)t  werben,  raälirenb 
ber  ^ube  angefid)t§  feiner  unleugbaren  ©ünbl)aftigl'eit  fie  not= 
menbig  r»er!rümmen  mu^.  @r  bet)anbelt  ba§  ^öfe  al§  üermerflid) 
unb  al§  entfd)ulbbar,  t)a§  @efe^  al§  gültig  unb  al§  ungültig, 
ha^  3öer!  al§  notmenbig  unb  entbel^rlid)  miteinanber.  9fiur  ^aulu§ 
bringt  e§  ju  einer  ungebrod)enen  33eja^ung  be§  @efe^e§,  bie  ben 
(BaV)  mirHid^  anerfennt:  r)erflud)t  ift  jeber,  ber  nid)t  bleibt 
in  allem,  rcaS  im  @efe^  gefd)rieben  ift,  e§  §u  tun,  @al.  3,  10. 
^a§  l)at  fein  Siabbiner  ernftt)aft  su  fagen  geraagt;  nur  ^^aulu§ 
fagt  ba§  ol)ne  ^^t)rafe  mit  bem  üollen  ©ruft  eine§  göttlid)en 
^J5>ort§,  bem  er  fid)  unb  alle  untermirft.  ;^nbem  ^]3aulu§  mit 
feiner  Äriti!  be§  ;^uben  feine  3Bal)rt)eit,  bie  biefer  üertritt,  mv-- 
le^t,  bemeift  er  mit  ber  Xat,  ba^  fein  5!ampf  mit  il)m  au§ 
Glauben  entfpringt  unb  ju  bem  ^w^d  gefd)iel)t,  bamit  ber  ^ube 
glauben  lerne.  2)urd)  eine  SSerte^ung  ber  in  feinem  ©emiffen 
geheiligten  ^Jßat)rt)eit  märe  if)m  t)a§  ©lauben  unmöglid)  genmc^t.') 
^ür  fid)  allein  mürbe  biefe  Überzeugung  nid)t  ©lauben, 
fonbern  Statlofigfeit  begrünben;  ©laubcn^motio  mirb  fie  nur 
baburd),  ba^  fie  fic^  mit  einer  neuen  @rfenntni§  uereinigt:  „unr 
glauben  be§megen  an  ®f)riftu§,  meil  mir  miffen,  baf?  man  nid)t 
au§  ben  SBerfen  be§  ®efe^e§  gered)tfertigt  mirb,  c§  fei  benn, 
burd)  ©lauben  an  (£f)riftu§,"  ®at.  2,  IG.  @ott  l)at  bem  i)Jknfd)cu 
nid)t  nur  ba§  ®efe^,  fonbern  auc^  ben  (£l)riftu§  gegeben.  ';i)arum 
ftellt  fid)  bie  9'ted)tfertigung  nur  fo  lange  al§  uiun'reid)bar  bar, 
alö  baö  ©efe^  unb  baö  'iBert  inö  *illuge  gefafjt  mevben;  fie  ift 

•)  3u   bicfcr    (Sinftd)t  ift   bie   iüef)auptuniv.    '^^nuIu^S    ftoUo    fciiio    2l)ofiMi 
SHöm.  2.  um-  bo«  (>)crtuci-i5  JDCflCii  auf,  bie  .Uimifotiii'.    C^U'ioifj  [teilt  ev  fie  be^j 
Wefliicr«  luefleit  nuf,  nber  iM  jiiieifcl)üttevlicl)e  "llUil)il)eit,  bie  biefer  mit  ihm  l>e 
jol)Cii  »mif«,  iDi^bmrti  er  ihn  \\un  C-UaiiluMi  fül)rt. 


2)ie  3{ed)tfertigunii  burd)  beu  ©lauben.  335 

bagegen  al§  erreid)bar  crfannt,  foraie  (£f)nftu§  rcafirgcnommcn 
tüirb;  benn  nun  roirb  ftrf)tbar,  "Oa^  bcr  ©laube  an  i^n  9tec^t= 
fertigung  erlangt.  ®ie  ©emeinbe  roci^,  ba^  in  ®otte§  ®enrf)t 
nirf)t  ba§  @efe^,  fonbern  ®t)riftu§  über  [te  bie  @ntfrf)eibung  fällt; 
fie  n)ei^  roeiter,  ba^  ha^»  3Ser{)ältni§,  in  ha§  fie  ^u  (£l)riftuö  5u 
treten  I)at,  ©laube  ift,  unb  ba^  fie  burd)  ba§  ©lauben  mit  il)m 
üerbunben  ift,  fo  ba^  fie  folgtief)  im  ©tauben  an  il)n  aller  33er= 
bammniS  unb  SSerloren'^eit  entnommen  ift.  3tu§  biefer  @rfenntnis(, 
TOelcl)e  ha§  Dom  @efe^  oergeblid)  @ef)offte  in  (£t)riftu§  al§  gegeben 
fcl)aut,  ermäc^ft  ba§  ©tauben,  mit  bem  bie  ©emeinbe  fiel)  nun 
mirt'lid)  auf  ben  nerlä^t,  in  luelc^em  fie  9tecl)tfertigung  unb  @r= 
rettung  befitjt.  ^) 

^sn  berfelben  SBcifc  folgt  im  Stomerbrief  auf  bie  33egrün= 
bung  be§  ^^er5id)t§,  ber  fid)  uor  ©ott  fd)ulbig  gibt,  t>a§  pofitioe 
©laubenSmotiu :  mir  miffen,  ba^  mir  burd)  ben  ©tauben  an 
(£l)riftu^  gered)tfertigt  finb,  ^cHöm.  3,  21—5,  21.  Unb  mie  ^^^aulue 
im  ©alaterbrief  bie  beiben  9}]otiüe  in  ein  einiges  "Siffen  ju^ 
fammenfa^t,  fo  finb  and)  im  ^Jiömerbrief  beibe  l^et)rgänge  eng 
üerbunben  ali§  hk  beiben  .^älften  eines  antitt)etifd)  forrefpon= 
bierenben  ©ebanfengang§.  ^^^nem  „menn  nid)t"  ©al.  2,  Iti, 
iueld)e§  bem  Singe  be§  fd)ulbigen  ^uben  einen  neuen,  im  ©efe^ 
no^  nid^t  enthaltenen  SKeg  jur  9ted)tfertigung  aufbedtt,  entfvrid)t 
jenes  „nun  aber",  l?Köm.  3,  21,  meld)es  bie  bisherige  ^etrad)tung, 
bie  ben  SJlenfdjen  nur  üor  baS  ©efe^  ftellte,  auft)ebt  unb  ftatt 
berfelben  erläutert,  roie  ^z^u  ©enbung,  Xch  unb  3(uferfte^ung 
bie  ^age  bes  9)lenfd)en  geftaltet  l)at. 

SBeil  bei  ^aulu§  ha§  ©tauben  au§  ber  9teue  entfiel)!,  barum 
l}at  er  aud)  bie  2Öol)ltat  ^i\u,  bie  ber  ©laubenbe  empfängt, 
nad)brüdlid)  at§  Darbietung  ber  9?ed)tfertigung  bc5eid)net.   '2)amit 

*)  !J)ie  neue  (Svfeniitni'3  ift  biivd)  ba^o  (jinuifücienbe  luv  ^t]  uom  Staub; 
punft  beö  3uben  auö  fonmiliert,  bev  bie  SBerfe  be^  öefe^ee.  getan  I^it  unb  fid) 
bod)  il)retn)ec|en  nid)t  'Jteditfevtignng  beilegen  barf,  ber  nun  ju  ben  ätsierfen  l^inju 
al^  ein  ,3'ucite^  ^fi»  ^JieueiS,  ol)ne  baö  bie  i)kd)tfevtigung  unerreid)5ar  bliebe,  ben 
(iUauben  an  ßtjriftuö  unb  bantit  bie  ^)ied)tfertigung  erlangt.  (Sine  3(bbition  üon 
Wefe^eöiuerfen  unb  ©landen  ak^  ^ufamuten  ben  ©rnnb  ber  3ied)tfertigung  an^; 
niad)enb,  liegt  nid)t  uor;  eine  )old)e  ift  fd)led)tl)in  ontipaulinifd).  ^-öeibe  finb 
jroar  im  gläubigen  ^suben  ^ufatntnen  üorljanbeu;  bie  'liedjtfertigung  aber  inirb 
nur  burd)  ben  Wlauben  an  (5t)riftu^o  erlangt. 


336  ^"P-  ^-    '^^^  ©laube  bei  ^^aultte. 

ift  bic  göttlid^e  @nabc  bircft  auf  ha§  ©c^ulbberau^tfein  belogen, 
unb  biefeg  an  i()r  §ur  9?u{)c  gebracht.  ®§  ift  batntt  bcm  au§ 
unferer  ©ünb^aftigfcit  entfprmgenben  ^^roblcm  bie  (e^te,  fd)ärfftc 
5'Qffung  gegeben.  *3)a§  böfe  SKoUen  unb  ^un  rcirb  t)or  ba§ 
göttlid)e  Urteil  geftellt,  unb  wenn  fid)  bei'  rid)tenbe  ©ott  bennorf) 
nirf)t  gegen  bie  ©d)ulbigen  !e{)rt,  fonbern  itinen  feine  Siebe  unb 
fein  Sob  gen)ä()rt,  fo  ift  bie  im  33öfen  liegenbe  ®efal)r  nollftänbig 
überrcunben  unb  bie  öoüenbete  ^u^^^^'f^t  gewonnen.  ®arum 
I)at  auc^  ^aulu§  nicf)t  nur  bie  negatioen  begriffe:  „@rla§  ber 
©ünben",  „Söfung  üon  ber  33er{)aftung  an  ha^  ©erirf)t"  üer= 
roenbet,  fonbern  ben  pofttioen  @eban!en:  „3uer!ennung  ber 
@ered)tig!eit".  @r  brücft  bamit  bie  ^^ollfommen^eit  ber 
®nabc  au§,  bie  ber  (Sd)ulbfrage  eine  abfolute  ©rlebigung  gibt  unb 
bie  folgen  ber  ©ünbe  gän§Iid)  aufgebt,  fo  bo^  firf)  ®otte§  3Ser= 
I)ä(tni§  äum  9Jlenfd)en  tro^  ber  ©ünbe  fo  geftaltet,  rcie  er  e§ 
burd^  bie  Betätigung  feiner  ®ererf)tig!eit  für  ben  @ered)ten  I)er= 
fteüt.  3(n  ber  33o(Ifommenf)eit  ber  ©nabe  f)at  ber  ©laube  feine 
Unbebingtt)eit. 

^a^  9tec{)tfertigung  p  ben  ©aben  ®f)rifti  ge{)ört,  beburfte 
lueber  für  bie  ft)nagoga(e,  nod^  für  bic  c^riftticf)e  ©eineinbe  ber 
©rtäuterung.  '3)ie  ^rage  war  nur  bie:  rcem  unb  roie  bie  9iec^t= 
fertigung  burd)  i{)n  bereitet  fei.  ®enn  fic  ift  unmittelbar  bie 
^olge  au§  feinem  meffianifcf)en  Slmt.  6^t)riftu§  ift  ber  9\'id)ter 
unb  fd)afft  burd)  33ermaltung  be§  göttlichen  ®erid)t§  baä  9ieid), 
bie§  aber  in  üoller  @int)eit  mit  feinem  Beruf,  ber  Bote  ber  gött* 
lid)en  ©nabc  ju  fein,  ^a  er  baju  gefanbt  ift,  um  bie  ooUenbete 
©emcinbe  su  fd)affen,  bie  in  ©otte§  Siebe  eroig  lebt,  fo  finb  alle, 
meldje  er  ju  fid)  beruft,  gered)tfertigt ;  fie  finb  burd;  ®otte§  Urteil 
nid)t  nur  oon  jeber  (Sct)ulb  freigefprod)en,  fonbern  aud;  mit  allem 
begabt,  mag  ©ott  bem  ©ercd)tcn  pgcfagt  l)at.  2ln  ber  ^)ied)t^ 
fertigung  uersmeifeln,  t)ie|e  am  ^Keic^e  ©otte§,  am  cmigen  Seben, 
am  (£^riftu§  üerj^meifelu.  ^ie  ©emcinbe  mcif?,  bafj  (il)riftu6  für 
fie  getommen  ift,  meifj  alfo,  t^a^  it)r  ^Hedjtfevtigung  gegeben  ift. 
(5{^  gilt  nur  barauf  ju  ad)tcn,  wie  fie  it)r  gegeben  mirb. 

''I.^aulus;  bctrad)tet  c§  al§  eine  offenfunbigc  !Jatfad)c,  baf} 
biesi  burd)  bai>  ©lauben  gefd)iel)t.  Der  bi§bcvigo  ©ang 
unfcrcv  Unterfndjung   l^at  biefe  ilJoraui>fel3nng  uöUig  bnrd)fid)tig 


^ie  3fied)tferligung  burd^  ben  ©tauben.  337 

gemacf)t.  9Jlan  fonnte  in  „ber  ©emeinbe  ber  ©laubenbcn"  ni(f)t 
anber§  urteilen.  @§  i[t  ha§>  gemeinfame  ©oangelium  aller  3(poftel 
gerocfen,  ba^  ®f)riftu§  für  bie  an  if)n  ©laubenben  gefommen  fei.^) 
Garant  oerbinbet  auc^  ^aulu§,  roie  ba§  ©efe^  unb  bie  Söerfe, 
fo  aurf)  ba§  ©lauben  unb  ben  ®l)riitu§  aU  5ufammenge{)örenbe 
Kategorien:  egya  vof^ov,  Ttlaxig  Xqlgiov.  2ßie  bie  SBerfe  bem 
©efe^  get)ören  al§  oon  il)m  befolgten  unb  ju  feiner  ©rfüüung 
getan,  fo  gef)ört  ba§  ©tauben  mit  (Sf)riftu§  §ufammen,  rceil  e§ 
burrf)  i^n  entftanben  unb  auf  if)n  gerid)tet  ift.  %a^  \\d)  aucf) 
©efe^  unb  ©tauben  oerbinben  tiefen,  \)ai  ^autu^  oerneint, 
(^a{.  3,  12.  ®a§  ©efe^  ift  ^^orberung  an  ben  9J?enfd)en  unb 
ent{)ätt  be^wegen  nid)t£i,  roa^  bem  ©tauben  ©runb  unb  ^n^att 
gäbe;  bie  3Ser^ei^ung,  bie  e§  gibt,  gilt  erft  für  ben  ^yaü,  'ba^ 
ba§  33efo{)tene  getan  morben  ift,  unb  t)at  mit  berfelben  ©ültig^ 
feit  bie  ^ro^ung  neben  firf)  für  ben  3^alt,  ba^  e§  nid)t  getan 
wirb.  %(x^  ©efe^  t)anbett  nid)t  für  ben  9Jlenfc^en,  üer5eif)t  i^m 
au^  nirf)t,  roenn  er  33öfeö  getan  t)at,  beruft  oielmetjr  ben 
9)lenfd^en  jum  |)anbe(n  für  ©ott  unb  oerbammt  it)n,  menn  er 
bie§  unterläßt,  ^arum  gibt  e§  au§  bemfetben  nur  eine  einzige 
Konfequenj:  Sßerf,  ober  üielmet)r,  ba  e§  mit  feinen  ^orberungen 
ba§  Sebcn  unabläffig  begleitet :  SBerfe.  ®er  33eruf,  ben  6;i)riftu§ 
t)at,  mad)t  il)n  bagegen  §um  oergebenben  unb  gebenben ;  er  berft 
bie  ©ünbe  unb  ift  felbft  ber  Sßirfenbe  an  unferer  ©tatt.  ©ein 
3tmt  beftef)t  barin,  ha^  er  ©nabe  übt,  bie  '^erbei^ung  erfüllt, 
'ba^  9ieicf),  bie  ©erec^tigfeit,  ba§  :Öeben  gibt,  unb  nid)t  ben 
9Jlenfd)en  bieg  felber  mirfen  l)ei$t.  ^arum  ergibt  fid)  au§  ber 
©egenmart  (£t)rifti  bie  eine  ^^olge:  glauben.  SBie  'tia^  ©efe^ 
nur  eine  ^otge  t)at,  nicl)t  ©taube  unb  3öerf,  fonbern  SOBerf,  fo 
folgt  au§  bem  3öerfe  ß^rifti  für  ben  9}lenfd)en  nur  ba§,  "ba^  er 
t)öre,  ma^  (£l)riftu6  getan  l)at,  anerfenne,  rca§  Sl)riftu§  ift,  fid) 
ücrlaffe  auf  'ba^,  mag  ®t)riftu§  gibt:  ©laube  allein.^) 

*)  ffier  beliauptet,  ^aulu^  fd^reibe  mit  bem  gemein[amen  „SÖir",  @al.  2, 16, 
^etru»3  einen  ©ebanfen  ju,  an  ben  biefer  nie  gebac()t  I)abe,  entfräftet  nid^t  nur 
bie  ^^luöfage  beö  '^auluö,  fonbern  bel)aitptet  loeiter,  'ixx),!,  bie  Söorte  'Jefu,  j.  SB. 
HJt.  18,  6,  luo  ber  (Sftriftug  für  ben  Kleinen  gegen  feine  '-I'erberber  eintritt,  loeil 
jener  an  i^n  glaubt,  für  bie  3(poftel  Serufatems  in  ben  5Binb  gerebet  roaren. 

^)  %\xy  biefen  Öebantengang  tontmt  bog  ©tauben  alg  bleibenbe»  in  Se= 
tracl)t,  roelc^esi  ba§  :i>erf)alten  beö  ajfenfcben  ju  @ott  immer  beftimmt.  ^6  mirb 
Schüttet,  35er  ©taute  im  91.  Xeft.  22 


338  ^"P-  9-    ^^^  ®Iau6e  bei  ^^aulu§. 

2)as  ©lauben  ift  für  ^auluS  eine  gefd)Ioffene  33e|at)ung. 
9)ht  berfelben  Unbebingtt)eit ,  mit  ber  er  ta^  ®efe^  in  feiner 
.^eiligfeit  bejat)t  unb  bie  aSerbammli(i)!eit  at(e§  ^öfen  befennt, 
bejal)t  er  aud)  ben  SCBiden  (£f)rifli,  un§  §u  erretten,  unb  fe^t  if)n 
atg  roirlffam  unb  gültig  ot)ne  ©infcfjranfung.  ^arum  rid)tet 
ftd^  ba§  im  ©tauben  enthaltene  33erlangen  nur  auf  ®l)riftu§ 
unb  l)at  für  fein  anbere§  3^^^  "^4^'  9?aum.  darauf  t)at  ^aulu§ 
üor  ^etru§  ben  9iad^bruc£  gelegt:  „mir  finb  an  ß^^riftuS  gläubig 
geworben,  bamit  mir  au§  ©tauben  an  ©l^riftuS  unb  nict)t  aus! 
2Ber!en  be§  @efe^e§  gerecf)tfertigt  merben,"  @at.  2,  16.  ®ie 
ha§  ©tauben  begrünbenben  SJtotiüe  mad)en  für  bie  in  il}m  ent- 
l)altene  ^egel)rung  jebe§  anbere  3^^^  unmöglid).  ©ntfpringt  ha§ 
©tauben  au§  ber  @infict)t,  ba^  ba§  bem  9Jlenfcf)en  möglid)e  Sßerf 
nicf)t  ®erecl)tig!eit  ift,  fo  fann  ^a§  in  il)m  entt)altene  Streben 
nid)t  met)r  barauf  fielen,  ba§  ©efe^  vox  ©ott  geltenb  §u  marf)en. 
^ebe  ©tü^ung  auf  ba§  Sßerf  unb  ha§  ©efe^  mürbe  ben  ©runb 
be§  ©laubenS  roiebcr  aufl)eben.  ®er  ©laubenbe  fann  oon  fic^ 
felbft  ni(^t§  ermarten,  ha  er  gerabe  barum  fein  3Sertrauen  auf 
®t)riftu§  fe^te,  meil  er  fid)  felbft  at§  uuüermögenb  erfannte. 
2)er  3Ser§id)t  auf  ba§  eigene  können  unb  äBirt'en,  ber  im  glau= 
benben  3Serl)alten  eingefd)loffen  ift,  ift  ein  umfaffenber,  bleibenber. 
^er  ©laubenbe  ift  für  immer  au§  ber  mirt'enben  in  bie  empfongenbe 
Stellung  getreten,  in  ber  er  alle§  ©ute  nic^t  bei  fid),  fonbern 
bei  (£f)riftu§  fud)t.  ©benfo  mäd)tig  mirb  ba§  ©treben  be§ 
©tauben§  burd)  ha^  pofitioe  ©lauben§motii)  beftimmt.  "©eil  e§ 
au§  ber  ©rfenntni§,  ha^  e§  bie  9ied)tfertigung  empfängt,  alfo 
©ered)tigfeit  ift,  entftet)t,  fo  fann  e§  nid)t  in  fid)  felbft  unbefriebigt 
fein.  ^urd)t  unb  ^ebenfen  l)aben  in  il)m  feinen  iKaum,  at§  be- 
bürften  mir  nod)  eine§  anbern  neben  (Sl)riftu§  unb  bem  ©tauben 
an  il)n.  3)Zit  einem  fold)en  über  (£l)riftu^  t)inau§greifenben  Streben 
märe  c§  roicber  in  feiner  SBurjcl  jcrftört.  ©ein  i>erlangen  fann 
auf  nichts  anbereS  gcl)cn,  at§  eben  barauf,  ju  glauben  unb  bie 

be8l)alb  bei  ^aulu«,  fo  roenifl  ol«  bei  3efu8,  ,Mir  3lbftiaftioii.  !)JJit  ber  tk- 
f(t)rcibuiifl  bc«  (MIttiibciig  'ätbraOam^H,  Mm.  4,  «ibt  er  ein  plaftifcbfc*  'Bilb  v>o\\ 
jenem  (Einüben,  luelclieö  burcl)  eine  bciuufite  (Sntfcbeibitiirt  mib  (Siilfcbliefiuiui 
(icf(l)ie()t.  3)er  Mouftnm  beo  Wlaubeii*  eutfpricl}t  bie  'iH'barniiui  im  oU'bet. 
1  Iheff.  5,  17. 


Siaein  bm-d)  ©tauben.  339 

9tec^tfertigung  al§  bie  bem  ©lauben  gegebene  (§>ah^  §u  empfangen. 
2)te  ^eja^ung  (£t)rifti  ift  in  bemfelben  ©inn  eine  umfaffenbe, 
bleibenbe,  rote  ber  SSerjidit  auf  fid)  fetbft.  ®a§  ©lauben  t)at 
ha^  33en)u^tfein  feiner  SItIgenugfamfeit  in  fid) ;  e§  beftel)t  entroeber 
a(§  unbegrenzte,  ganje  3uü^ilirf)t/  ba^  e§  in  6:i)riftug  Dieid)  unb 
^Ked)tfertigung  befi^t  al§  bie  U)m  gegebene  (3ahe,  bie  if)m  nic^t 
üertoren  gel)t,  ober  e§  beftet)t  nid)t. 

2Iud)  im  ^Hömerbrief  bilbet  e§  ba§  3^^^  ^^i*  9ö"äen  ^ov= 
legung,  bie  3((Igenugfamfeit  be§  ©laubens  beutlid)  5U  mad^en, 
bie  für  bie  ©egenroart  unb  3ufunft  bie  ganje  ®abi  @otte§  jum 
(Eigentum  be§  9}lenfc^en  mad)t,  diöm.  6—8.  ^a§  33e[treben  be§ 
2(pofte($  get)t  baf)in,  jebe  über  basi  ©tauben  I)inau§greifenbe 
2:;enben§  ab5un)et)ren ,  at§  wäre  für  bie  53efreiung  uom  33üfen 
in  ber  d)rifttid)en  Seben§füf)rung  ^ima^  anbere§  erforberlid),  al§ 
n)a§  im  ©tauben  ber  ©emeinbe  gegeben  ift.  Sie  fann  nid)t 
lüieber  auf  ba^  ©efe^  jurüdgreifen ,  fonbern  it)re  ©ered)tigfeit 
für  immer  nur  im  ©tauben  fud)en,  burd)  ba^  fie  biefelbe  Dolt= 
tommen  ^at. 

^arnit  ift  ertäutert,  warum  ^^autu§  ©tauben  unb  SBirfeu 
at^  einen  fi^  au§fd)Iie^enben  ©egenfa^  empfinben  mu^te.  @§ 
genügt  it)m  nid)t,  beibe  üoneinanber  ju  unterfd)eiben,  wie  c§ 
in  jeber  ©prad)=  unb  ©ebanfenform  foroüt)t  in  ber  (3t)nagoge 
atg  in  ber  ©emeinbe  gefd)at).  ®iefe  nnterfd)eibung  bewirf te 
5unäd)ft  nur,  ha^  beibe  nebeneinanber  gefegt  mürben  unb  5U- 
fammeu  ba§  red)te  23ert)atten  bes  9J?enfd)en  nennen,  ^ei  ^autu§ 
ftet)en  aber  beibe  ju  einanber  im  ©egenfa^.  „^JÖBenn  2lbrat)am 
au§  SGßerfen  gered)tfertigt  mürbe,  fo  {)at  er  iHut)m."  2lber  er 
t)at  bei  ©ott  feinen  fot(^en,  weil  it)m  ba§  ^^ibelroort:  „er  gtaubte 
©Ott  unb  ba§  mürbe  i!^m  jur  ©ered)tigfeit  gered)net,"  benfetben 
nid)t  perfeunt,  9^öm.  4,  3—5.  58eibe  ©ä^e  biefe§  (Sprud)5  oer- 
neinen,  t>a^  feine  ^ed)tfertigung  bie  ^^otge  feiner  SBerfe  mar. 
©täubte  er,  fo  i)ottbrad)te  er  feine  2öerfe;  red)nete  ©ott  it)m  bie 
@ered)tigfeit  an,  fo  f)aftete  fie  nid)t  an  feinem  eigenen  ^anbeln 
at§  ba§  it)m  5uftef)enbe  2lttribut.  3tu§  3lbrat)am§  ©tauben  roirb 
fofort  gefd)toffen:  er  rcirfte  nid)t,  nid)t  blo^:  er  rühmte  fid) 
feiner  9Berfe  nid)t,  mad)te  fie  üor  ©ott  nid)t  gettenb  unb  nid)t 
§um  ©tü^punft  feiner  3uoerfid)t,  fonbern :  er  tat  unb  f)atte  feine 


340  ^OP-  9-    ®ci"  ®IauBe  bei  ?ßaulus. 

fotcf)en,  fo  geiüi^  er  glaubte.  ®er  ©laubenbe  tft  ein  ntd)t  rair^ 
fenber,  ber  SCßirfenbe  ein  nicf)t  glaubenber.  6  f.iri  iQyalofxevog, 
TtLOTEvoiv  de  nennt  für  ^autu§  bie  beiben  nid)t  p  trennenben 
©eiten  eine§  unb  besfelben  SSerI)aItenä  p  ©ott. 

2)er  auf  ^abafu!  2,  4  im  ©ataterbrief,  3,  11,  gefteUte  (5d)tu§: 
„e§  ift  offenfunbig,  ba^  im  @efe^  feiner  bei  @ott  gere^tfertigt 
roirb;  benn  ber  „@ered)te  lüirb  au§  ©tauben  leben"!  ha§  @eje^ 
ift  aber  nic^t  au§  ©tauben,  fonbern:  mer  biefes  tut,  rairb  barin 
leben,"  ift  für  ben  ©egenfa^  sn)if(i)en  bem  ©tauben  unb  Sßirt'en 
nicE)t  meniger  te!^rreict).  @§  märe  nic^t  mef)r  rca{)r,  ha^  ber  ©e= 
red)te  aus  ©tauben  teben  mirb,  roenn  irgenb  einer  am  ©efe^ 
feine  9ted)tfertigung  t)ätte.  3ßer  ha§  tut,  ma§  ba§  ©efe^  beftet)lt, 
wirb  teben;  er  märe  gered)t,  t)ätte  ©otte§  9Bit(en  getan,  unb 
ha^  9f{eid)  märe  fein;  aber  glauben  unb  au§  bem  ©tauben  ha§ 
Seben  empfangen,  läge  üötlig  au^er  feinem  ^ereirf).  ^amit  ift 
nic^t  gefagt,  ba^  nicf)t  aud)  er  ein  33ert)ättni§  5u  (S^riftuS 
t)ätte,  meit  ber,  ber  ©otte§  ©efe^  erfüllt,  nid)t  2ßiberfadE)er 
®t)rifti  ift.  ©r  märe  33ürger  in  feinem  9^eid^,  it)m  at§  bem 
.Raupte  untergeben,  etma  mie  ^autu§  aud)  bie  ^immtifc^en  ©eifter 
©l^rifto  al§  it)rem  .Raupte  üerbunben  mei^.  2tber  iene;§  eigen= 
artige  33ert)ältni§  ju  it)m,  raetd)e§  ^autu§  „an  it)n  glauben" 
nennt,  ha^  t)ätte  er  nirf)t,  fo  geroi^  er  fein  Seben  feinen  eigenen 
2;aten  »erbanft. 

^ragt  $autu0  bie  ©emeinbe,  mol)er  fie  ben  ©eift  ©otte§ 
I)abe,  fo  tautet  bie  ^rage  fofort:  au§  SKerfen  be§  ©efetjeS  ober 
au§  bem  ^ören  beg  ©tauben§?  ©al.  3,  2.^)  ©ine  britte  9}]öglid)= 
feit:  au§  ber  ^Cooperation  t)on  ©tauben  unb  ^Äerfen  gibt  e§  für 
^autu§  nirf)t.  @r  bent't  l^ier  au§brücttid)  an  bie  ^ätigt'cit,  bie 
't>a^  ©tauben  begleitet;  biefeö  ift  aber  nid)t  ein  Sirten,  fonbern 
ein  ^ören.  ®urd)  .^ören  mirb  man  gläubig  unb  burd)  ©tauben 
roillig  unb  gefd)icft  jum  .^ören.  3Bie  ba§  ©cfe^  ha§  2Berf  t)er= 
langt  unb  in  il)ni  feine  ©rfüllung  bat,  fo  l)at  ba§  ©tauben  feinen 
llrfprung  unb  '^öeftanb  im  .^'»oren.  ^O'?  fct^t  fid)  aber  ju  cin= 
anber  in  ©cgenfatj.  äöill  ber  9Jienfd)  u)irfen,  fo  t)at  er  nid)t 
auf  eine  neue  33otfd)aft  ju  f)ord)en;  er  meif^,  mas!  gut  ift  unb 

')  i\bn  ttxori  ntartmc  MflI.  ©rlftutenitifl  ». 


3(Uetn  burc^  @Iau5en.  341 

i)at  @otte§  ®efe^  empfangen;  rcasi  an§ftef)t,  ift  Uo^,  ha^  ev 
e§  tue.  ^ört  er  bagegen  auf  'Oa^,  ma^  ©otte§  neue§  Söort, 
fein  ©oangelium,  if)m  fagt,  fo  tritt  er  üon  ben  SBerfen  be§ 
@efe^e§  ah. 

^a§  Söirfen  fe^t  ^raft,  ba§  ©lauben  bagegen  ba§  @e= 
ftänbni§  be§  eigenen  Unoermögeng  t)orau§.  ®er  Sßirfenbe  ent= 
fpridjt  bem  2öiüen  ®otte§ ;  er  ift  ber  ^abenbe,  reirf)  an  göttlid) 
roertüotlem  Seben;  ber  ©taubenbe  begef)rt  ^u  empfangen,  ift  in 
fic^  felbcr  arm.  ®od)  ba§  ift  nur  bie  eine  ©cite  bc§  ©egen* 
fa^e§.  ®a  ber  ©laube  ben  ei^fd)ienenen  ®f)riftu§  bejatit  unb 
fein  üoübrac^te§  Sßßerf  für  firf)  t)at,  ift  ber  ©laubenbe  ber  .^abenbe, 
ber  im  ^efi^  ber  ®ahz  ®otte§  fte^t;  ber  SBirfenbe  fuc^t  ftc  erft 
unb  i)at  fie  noc^  al§  ^k\  vox  fid),  ba§  er  erft  erftreben  mu^. 
5(uf  beiben  ©tanborten  fügt  fid)  ein  |)aben  unb  ein  9i|id)tt)aben, 
ein  ^efi^  unb  ein  9}ZangeI  gufammen.  3(ber  bie  ©teile,  wo  ber 
2)efeft  unb  wo  bie  Straft  gefud)t  merben,  ift  auf  beiben  ©tanb= 
punften  in  entgegengefet^ter  3ßeife  beftimmt.  '2)er  SBirfenbe  fud)t 
bie  Äraft  bei  fid)  unb  ben  2Jlangel  auf  ©ottes  ©eite,  ber  ®(au= 
benbe  ^at  ben  '2)efe!t  in  ftd^  felbft  unb  feinen  ^efi^  in  ®ott. 
^arum  rebusiert  fid)  ber  ©egenfa^  än)ifd)en  ©tauben  unb  SQBer!en 
barauf,  ta^  bort  ®ott,  I)ier  ber  9}]enfd)  ber  bas  ®ute  mirfenbc 
ift.  ©ie  ftef)en  gegeneinanber,  roie  eigener  ©rmerb  unb  (Sottet 
(^ahz,  wie  eigene^  i^ermögen  unb  @ottc§  Xat  "Die  3öa^l  jroifd)en 
beiben  ift  für  ben  gefd)toffen,  ber  feine  ©d)ulb  fennt  unb  ba§ 
©etommenfein  (Jt)rifti  fief)t.  2öer  bie  Unoereinbarfeit  beiber 
©tellungen  leugnet,  oerroirft  bagegen  ba§  ^^WQ^i^  ^^^  ©efe^esJ, 
ha  er  fein  ^öfe§  gut  t)ei^t,  unb  miberfprid)t  bem  ^eruf  (£l)rifti, 
ba  er  feine  ©nabe  nid)t  beget)rt. 

'J)ie  fd)arfe  3lntitt)efe  §roifd)en  bem  ©lauben  unb  2öirfen 
mürbe  oon  ben  antipaulinifd)en  Xenben^en  nid)t  im  minbeftcn 
geteilt,  ift  inelmet)r  bie  SBaffe,  bie  il)nen  ^aulu§  entgegenl)ält.  ^) 
Oft  genug  mögen  ibm  ©ä^e  entgegengefteüt  roorben  fein  wie 
ber  be§  falfd)en  @§ra:    „entrinnen  merben  bie,  meld)e  3ßer!e 

^)  3öer  auf  3lf{5og  Stellung  jurücfbticft,  bem  baö  @Iau6en  oöUig  in  feine 
©otteölicbe  eingeiüicfelt  bleibt,  ol)ne  ba^  e^  if)m  für  fid)  nad)  feiner  eigenen 
Sebeutfamfeit  jum  5öen)uf(tfein  fäme,  fann  fid)  baran  »erbeutlidien,  luie  fe^r  in 
biefer  2lntitf)efe  ber  neue,  eigene  ©rraerb  beä  ^auluö  liegt. 


unb  ©tauben  an  ben  9IUmäd)tigen  l)aben".  ^n  ber  (Si)nagogc 
ftcüte  man  bic  3iiOß^[^t  jum  @eje^  auf  bie  (Srn)äf)(ung  :3§= 
rael§,  bic  in  ber  33ejc^neibung  oerbürgt  ift,  in  ber  jübijd)en 
(Xf)riften{)eit  auf  ben  ^nfrf)lu^  an  (£^riftu§.  ^ier  unb  bort  rcirb 
eine  Kombination  üon  ©tauben  unb  2ßcr!en  angeftrebt.  ^ennoc^ 
tegt  ^^autu§  jene§  entmeber  —  ober,  mie  er  e§  fetbft  in  feiner 
(Secte  trägt,  unmittetbar  aud^  in  feine  ©egner  unb  Sefer  t)inein. 
(Bt  bet)anbett  bie  St)efe  feiner  ©egner  at§  unbenfbar  unb  in 
it)rer  Unmögtirf)feit  i^nen  fo  burct)fict)tig  raie  i^m.  dr  entfattet 
einerfeit§,  n)o§u  bag  SBerf  füt)rt,  unb  anbererfeit§  rca§  ber 
©taube  gibt;  marum  e§  §ur  2öa!^t  5n)ifd)en  beiben  fommt,  er= 
täutert  er  nid)t,  meit  biefe  fic^  unau§raeid)tict)  jebem  fteüt.  ^er 
SOBirtenbe  roei^,  ba^  feine  3ui^ßi^fict)t  nid)t  an  ©ott,  fonbern  an 
i^m  fetber  t)aftet;  er  !ann  bie  ®abt  ©otte§  nic^t  bejatjen,  raeit 
er  fid)  ja  im  Sßunfdt),  fie  ju  empfangen  unb  in  ber  ?^urd)t,  fie 
möd^te  if)m  oerloren  gel)en,  an§  SGßirfen  mad)t.  2tuf  ber  anbern 
©eite  mei^  ber  ©taubenbe,  ba^  er  nid)t  fo  gel)anbelt  t)at,  ha^ 
er  gered)t  märe,  ba^  er  fomit  pm  SBirfen  unfät)ig  ift;  mei^ 
aber  nirf)t  minber,  mie  üottenbet  nnb  reirf)  ©otte§  ©nabe  ficE) 
it)m  gefrf)enft  t)at.  ^aburrf)  ift  er  t)om  eigenen  3ßirfen  ah- 
gemanbt.  SDeSraegen  teiftet  ^autu§  ben  ^emei§  bafür,  ba^  beibe 
©tettungen  fic^  au§fd)tie^en ,  nid)t  anber§  at§  fo,  ba^  er  ben 
3Jlenfd)en  oon  feiner  ©c^utb  überfüt)rt  unb  if)m,  ftatt  ha^  er 
fid)  fetber  rechtfertigt,  bie  ©nabe  S^rifti  §eigt,  burc^  roetd)e  er 
gerechtfertigt  ift. 

2öir  miffen  nun,  marum  jene  reine  unb  ftarfe  (Set)nfud^t 
nad)  bem  guten  "iBerf,  bie  ficf)  ot)ne  ba§  !i?ottbringen  be^  ©uten 
etenb  füt)tt,  in  feine  Spannung  jum  ©tauben  trat,  nod)  treten 
fann.  ""Mit  bem  ©tauben  erfennen  unb  empfangen  mir  ©otteö 
2Berf,  unb  biefeä  überragt  atteS,  ma§  mir  tun.  ^JUc^t  burd) 
eine  anbere  i?eiftung  bc?  ^enfd)cn  mirb  ba^?  'iföerf  überboten; 
root)l  aber  tritt  t§  bie  entfdjeibenbe  ^öebeutung  an  ©otte^ä  ÜBevt'  ah. 

@§  t)at  ficf)  bereite  ergeben,  bafj  bie  ©ered)tigfeit,  bie  ber 
©taubenbe  bcjatjt,  nur  biejeuige  ©otteiS  fein  fann,  ba  jener  mit 
bem  SCBcrf  unb  ©efet3  aud)  auf  bie  ©cvedjtigfcit  i)ev5id)tot  t)at, 
fofern  fie  feine  eigene  ift.  2lltein  bic  ÜHn'neinung  bor  moufd)= 
lidjcn  ©crcd}tigfcit  t)ot,  foroic  fid)  ber  5Jlenfd)  (£t)rifto  gegenüber 


3(aein  burrf)  @Iau6en.  343 

gläubig  oert)ä(t,  bie  Scjaf)ung  her  göttlicf)en  ®ered)tigfeit  über 
firf).  2(ud)  ber  narf)  bcm  @efe^  SÖßirfcnbe  wartet  auf  bie  (^x- 
roeifung  ber  göttli(i)en  @ered)tigfeit ;  fie  fommt  aber  erft  künftig, 
na(f)bem  er  felbft  ge^anbelt  unb  feine  @ered)tigfeit  gercirft  \)at 
^ann  erft  gebenft  er  firf)  an  @otte§  @ered)tig!eit  ju  rcenben, 
bamit  fie  if)n  red)tfertige.  Stber  bie  ©ered)tig!eit  @otte§  ift  für 
ben,  ber  (£^riftu§  fennt,  nid)t  mzi)x  blo^  fünftig;  er  f)at  feinen 
oerborgenen  @ott,  weil  er  ben  oor  2(ugen  f)at  ber  ®otte§  3Biücn 
tut,  unb  nod)  weniger  einen  ungere(i)ten  @ott,  weil  er  bcn  fiel)t, 
ber  if)n  mit  @otte§  I)errlirf)er  ©nabe  su  if)m  berufen  I)at.  ^arum 
ift  in  S^riftug  ®otte§  @ered)tigfeit  offenbar  geworben  unb  ent- 
hüllt fid)  im  ©oangelium,  S^töm.  3,  21.  1,  17.  S)iefe§  füt)rt  un^ 
fomit  burd)  ben  33er5id)t  auf  bie  ®ered)tig!eit  in  bie  ©ered)tig- 
f'eit,  nämlid)  burd)  bie  *^^rei§gabe  ber  menfd)lid)en  in  bie  @r= 
fenntni^  unb  33eia^ung  ber  göttlid)en,  womit  wir  un§  felbft  mit 
ber  ©erec^tigfeit  einigen  unb  nunmel)r  üor  ©ott  al§  bie  @e= 
red)ten  ftel)en.  ®er  2lft,  ber  biefe  SBenbung  üoUsie^t  unb  ba§ 
Streben  nad)  einer  eigenen  ©ered)tigfeit  ftill  ftellt  unb  bafür  er- 
faßt: „©Ott  ift  geredet  unb  red)tfertigt  un§  burd)  feine  ©ered)tig= 
feit",  ba§  ift  ba§  ©lauben. 

®amit  ift  ^^aulu§  in  ber  33al^n  ^cfu  geblieben,  ber  barin 
bie  ©ered)tigfeit  ©otte§  erfannt  f)at,  bem  ©lauben  §u  geben,  wa^ 
er  glaubt,  unb  bem  Unglauben  ju  ncl^men,  ma§  er  nid)t  glaubt.^) 

3ur  ©rfenntnig,  ba^  \\d)  ©otte§  ©ered)tigfeit  in  ber  dit6)U 
fertigung  be§  ©laubenben  erweife,  !^alf  ^]iaulu§  oor  allem  ^t\u 
^reuj.  Smax  wäre  in  jeber  ^orm,  wie  bie  ©nabe  fid)  un§  cr= 
weift,  bie  9?ed)tfertigung§gewipcit  mitgefe^t  gewefen,  weil  z§  ber 
©runbri^  be^  ©otte^bewu^tfeing  nid^t  julä^t,  "üa^  wir  ©ered)tig= 
feit  unb  ©nabe  au§einanberrei^en.  ^t)re  ©c^eibung  ergäbe  eine 
unfittlid)e  ©üte  in  ©ott,  eine  Siebe  ju  un§,  weldje  bie  3Serneinung 
be§  ^i)fen  oerloren  t)ätte.  ^ür  ba§  ©otte§bewu^tfein  ber  Schrift 
unb   be§  ^i^aulug  war  bie  Seugnung   be§  rid)terlid)en  3ßalten§ 

^)  35ie  iol^anneifcde  ^avalUic  bn5u  ift,  bo^  bev  Wlaubenbe  bem  öenct)t 
entronnen,  ber  9Hcf)tc((aubenbe  \i)m  »erfaHen  ift.  2?urc()  Sottet  Urteil  bem  ©es 
ricf)t  be'^  Ölanbenö  roegen  entjogen  fein,  (jei^t:  burd)  ©lauben  gered^tfertigt  fein. 
6^  ermeift  ficf)  and)  an  So^annetS,  ba^  "Pautu^  fef)r  mobl  wußte,  roae  er  mit 
jenem  „loir"  fagte:  ©ol.  2,  16, 


344  ^^P-  ^-    ^^^  &lmb^  bei  ^ßaulus;. 

@otte§,  ha§  bcn  SlecfitSooKpg  bewirft,  eine  abfolute  Unmögüd)feit. 
©tef)t  ber  äRenfd)  cor  ber  @nabe,  fo  rcei^  er  aud),  ha^  @ott 
in  feiner  @nabe  ber  @erect)te  ift  unb  @erecf)tigfeit  wirft.  @§ 
lüäre  aber  benfbar,  ha^  if)m  bQ§  göttliche  ^anbeln  unfa^Iic^ 
geblieben  rocire  unb  er  e§  nid)t  gu  fef)en  unb  p  oerftefien  t)er= 
moc^t  f)ätte,  wie  bie  ©nabe  mit  ber  ©erec^tigfeit  fic^  eint,  ©o 
wäre  bie  ^eiaf)ung  ber  9^e(^tfertigung  ein  „blinbeS"  ©lauben, 
ein  ©lauben,  of)ne  §u  fef)en,  etwa  in  ber  Söeife,  raie  bie  3:f)eotogen 
3erufalem§  ha§  9f?ec^t  unb  bie  ©nabe  nebeneinanber  festen  unb 
f)ier  ein  ''^^roblent  bef)ielten,  für  ha§  fie  feine  Söfung  f)atten.  2)a§ 
ift  ber  auf  ®f)riftu§  geftedte  ©laube  be§f)alb  nicfjt,  raeil  er  für 
un§  in  ben  Siob  gegeben  ift  unb  un§  baburd)  @otte§  gnäbige 
®erecf)tigfeit  unb  gererf)te  @nabe  firf)tbor  mad)t.  ^nbem  rcir 
burd)  ben  ©efreu^igten  §u  @ott  berufen  finb,  betätigt  ficf)  bie 
©nabe  burc^  ben  ^ed)t§Don§ug.  %a§  ^reug  ;Sefu  ift  biejenige 
2:at  @otte§,  n)eld)e  bie  (Scf)ulb  be§  aJlenfd)en  fo  befeitigt  unb 
fein  ©d)ulbben)u^tfein  fo  ftillt,  ba^  eine  rid)terlid)e  @ntfd)eibung 
@ütte§  ergebt,  bie  auf  ©erec^tfprec^ung  be§  9Jlenfd)en  lautet.  @§ 
liegen  mehrere  beftimmte  2Iu§fagen  üor,  bie  geigen,  ba^  un§ 
"jpautuS  bag  Urteil,  wir  feien  üon  ®ott  gerechtfertigt,  au§  bem 
^reuge  ^efu  fd)öpfen  f)ei^t.  'Ser  umfaffenbe  ©a^:  ®f)riftu§  fei 
unfere  ©erec^tigfeit,  1  ^or.  1,  30,  unb  er  biene  \m§  jur  iRec^t^ 
fertigung,  dr/.aico&rivai  sv  XQiaiqi,  (Sal.  2,  17,  beftimmt  fid)  näf)er 
baf)in:  fein  58tut  biene  un§  jur  ^ieditfertigung,  9iöm.  5,  9;  fie 
fei  barin  entt)alten,  ba^  er  wegen  unfereg  3^aKe§  baf)ingegeben 
würbe,  'üfi'öm.  4,  25,  baburc^  ^uftanbe  gefommen,  ba^  @ott  i{)n 
in  feinem  ^(ute  al§  ©nabentfjron  ()ingeftent  l)abe,  9?öm.  3,  25, 
unb  barauf  begrünbet,  baf?  @ott  if)n  5ur  ©ünbe  gemad;t  babe, 
2  .^or.  5,  21.  2)ie  Sid)erf)eit  biefer  53ei^ief)ung  wirb  baburd;  i)er= 
bürgt,  ba^  bie  Befreiung  oom  ®efel3,  }vd6:}e  mit  ber  33crroanb= 
lung  ber  33erurtei(ung  in  ^Ked)tfertigung  fad)Iid)  ein§  ift,  auf  ba-^ 
Sterben  (£t)rifti  jurüdgefüt^rt  wirb.  ®urd}  ben  ^eib  (£()rifti  finb 
wir  für  ba§  ®efe^  tot  geworben,  '^'6m.  7,  4,  unb  finb  bem  ©efet^ 
geftorben,  weit  wir  mit  ®I)rifto  an  ben  ^-V^faf)!  gc()ängt  finb, 
®al.  2,  1<).  20.  ^er  Soöfauf  oom  ^lud)  beö  Wefcl3e§  fanb  hiv 
burd)  ftatt,  ba^  er  felbft  aU  ber  an§  5{reuü  geljängte  ein  ^ylud} 
geroorbeu  ift,  ®al.  3, 13. 


Sag  Äreitj  alä  ©laubensgntnb.  345 

Xoh  tft  ©ertc^t,  nicf)t  @nabc  unb  ®ahi,  fonbern  bcrcn  ®egen= 
tcit.  ®ie§  gilt  uom  2;ob  be§  ®t)nftu§  im  tjöd^ften  ©inn.  %a 
ber  ©taubenbe  üor  bem  gefreujigten  ®{)riftu§  ftef)t,  f)at  er  eine 
rid)terlid)e  ©rroeijung  @otte§  uor  fid),  bie  ben  totalen  ©egenja^ 
@otte§  gegen  ba§  menjc^(irf)e  SBefen  unb  ^anbeln  betätigt,  in- 
bem  fie  jogar  ben  (£t)nftu§  bem  Urteil  be§  @efe^e§  über  basi 
33öfe  unterftellt,  fein  ^Ieifrf)e§Ieben  im  5:obe  jerbricfit,  unb  it)n 
baburrf)  ber  irbifc^en  9J?enfd)t)eit  ent§ief)t.  Unb  hod)  ift  biefer 
@erid)t§aft  ooüfommen  ber  @nabe  bienftbar,  fein  Sßiberruf  ber 
gnabenüoüen  ©enbung  ß^rifti,  fonbern  bereu  Erfüllung,  feine 
S^rennung  (£^rifti  oon  ben  9J?enfc^en,  fonbern  ber  @runb  feiner 
@emeinfd)aft  mit  benen,  bie  an  i{)n  glauben,  fein  2lu§fd)lu^  ber= 
felben  uom  9*teicf),  fonbern  it)re  @infüt)rung  in  ba§felbe.  ©o  fiet)t 
fid)  ber  ©laubenbe  l^ier,  mo  @ott  gerichtet  unb  ber  Sünbe  ben 
%oh  ^ugeorbnet  ^at,  gu  @ott  ^erjugeruf en ,  üon  ß^l)riftu§  mit 
fid)  vereint,  unb  jum  ©mpfängcr  aller  feiner  @aben  gemacht. 
(Somit  mirb  ba§  göttlid)e  Urteil  für  it)n  jur  Oiec^tfcrtigung,  unb 
ba§  @ered)te  an  berfelben,  moran  ^^autu§  fein  ©d)ulbben)u^tfein 
DöUig  pr  9tuf)e  bringt,  meil  er  ha§  diid^t  al§  erfüllt  oor  Slugen 
l)at,  liegt  barin,  ba^  unfere  ©d)ulb  burd)  ben  ®^riftu§  felbft 
getragen  mirb,  roeil  er  felbft  ha^  leibet,  ma§  fic^  au^  ber  menfd)= 
tid)en  ©ünbe  al§  3^olge  ergibt. 

3öer  in  feinem  Söerf  feine  Sied^tfertigung  finben  mill,  flreitet 
barum  nic^t  nur  mit  bem  @efe^,  ha^  feine  So§I)eit  rid)tet, 
n)äl)rcnb  er  fie  entfd)ulbigt,  fonbern  ftreitet  aud)  gegen  ^efu  ^teuj. 
SSor  bem  geftorbenen  (J^riftuS  gibt  e^  für  ^;paulu§  nur  ein  Urteil: 
ba^,  rcenn  einer  für  alle  ftarb,  folglich  alle  ftarben,  2  ^or.  5, 15. 
'3)a§  göttlidje  Urteil,  t)a§  in  ^efu  2;ob  pm  SSolljug  gelangt  ift, 
umfaßt  mit  il)m  alle ;  nad)bem  ber  ©l)riftu§  ftarb,  ift  feiner  met)r 
cor  @ott  tebenbig.  ®er  3Birfenbe  beurteilt  aber  fid)  felbft  nic^t 
al^  tot  oor  ©Ott,  fonbern  mill  felbft  lebenbig  fein.  @r  oerneint 
ha§>  Urteil  (Sotte§,  u)eld)e§  im  Äreuje  ^efu  cor  il)m  ftel)t,  unb 
erflärt  ein  anbereg  Urteil  für  erreichbar,  unb  mac^t  ^z\u  ^reuj 
baburd)  grunblo§  unb  teer,  1  ^or.  1,  17.  @at.  2,  21.  Unb  ba 
er  bac^felbe  nid)t  befeitigen  fann,  mu^  er  fid)  an  it)m  ärgern  unb 
mirb  §um  „?yeinb  be§  ^reujeS  ®l)rifti".  @r  fann  fic^,  meil  er 
fein  eigene^  ^ißefen  cerfennt,  aud)  nid)t  in  bie  ©eftalt  ®t)rifti 


346  i^np-  J^-    3)er  ©laude  bei  «ßaului. 

finben;  benn  biefe  bcru{)t  auf  feiner  @leid)fteüung  mit  un§.  '^er 
tlIuforifdE)e  9J?etifd)t)eit§begriff  unb  ba§  iI(uforij(i)e  6:t)riftu§bilb 
begleiten  einanber;  bie  falfd)en  ^eiligen  erzeugen  aurf)  ben  ^^Pfeubo^ 
c^rift.  ^ie  Seugnung  be§  göttlii^en  SföittenS  wirb  eine  totale, 
ba  fte  fic^  nic^t  blo^  auf  ba§  ©efe^  befc^ränft,  ba§  gebrod)en 
unb  enttt)eil)t  wirb,  fonbern  fid)  aud^  gegen  benjenigen  3ßillen 
@otte§  richtet,  ber  ben  6^t)riftu§  in  ben  %oh  gegeben  ^at.  ©o 
roirb  er  für  ben  2ßir!enben  jum  „©tein  be§  Slnfto^e^",  an  bem 
er  SU  f^alt  fommt,  ^öm.  9,  31.  31[u§  bem  ^reu§  lä^t  fic^  feine 
anbere  ?^olgerung  gielien  al§  ©lauben,  mit  feinem  3Ser§id)t  auf 
SGBerf,  @efe^  unb  ©erec^tigleit,  unb  mit  feiner  ^eial)ung  jener 
@erecf)tig!eit  @otte§,  bie,  meil  fic  mit  ber  ©nabe  ein§  ift,  un§ 
bie  9?ecl)tfertigung  geroätirt. 

®a  ha§  ©lauben  auf  ben  ©el'reu^igten  gel)t,  bet)nt  fic^  bie 
in  il)m  enttjaltene  SSerneinung  auf  ha§  gan^e  Sßefen  be§  2)lenfd)en 
unb  ben  gefamten  Sßßettbeftanb  au§.  2ßeil  ftc^  bie  ®nabe  nid)t 
anberg  betätigt,  al§  burd)  ba§  (Sterben  be§  6:i)riftu§  binburcl), 
tritt  fie  pm  natürlid)en  2)en!en  unb  ^ege^ren  beg  9Jlenfrf)en, 
ja  pm  gangen  Söefcn  ber  irbifcl)en  Söelt  in  @egenfa^.  ^nbem 
ber  9)?enfcf)  auf  ben  2luferftanbenen  gemiefen  ift,  ift  fein  S8eget)ren 
üom  gegenrcärtigen  ^eftanb  be§  menfc^lid^en  Seben§  abgelöft  unb 
auf  ein  ^i^l  gerid)tet,  bag  über  unferer  @rfal)rung  unb  '^irf'lid)= 
feit  liegt.  2)iefe  ©eite  am  ©lauben  roirb  oon  ^aulu§  in  lel)r= 
reidjer  SBeife  am  ©lauben  3lbral)am§  bargefteHt,  9ftöm.  4,  17 
bi§  21.  Um  il)retir)illen  jeigt  er  auc^  an  it)m,  raie  bie  iöeja^ung 
ber  götttidjen  ®abe  ben  ^^ergidit  auf  fic^  f eiber  einfd)lie^t,  ob= 
n)ol)l  berfelbe  bei  9tbrat)am  nid)t  in  ber  ©rfjulb,  fonbern  in  feiner 
natürlidjen  Ot)nmad)t  begrünbet  mar. 

©Ott  fagt  ju  2lbral)am:  id)  l)abe  bid)  jum  ißater  uicler 
SSölfcr  gefegt,  4,  17,  rooburc^  9lbral)am  nid)t  nur  bie  3Ser^eiJ3ung 
empfängt,  er  roerbe  einft  93ater  fein,  fonbern  bie  ©rflärung  ©otteä: 
er  i:)ab6  \i)\i  j^um  li^ater  gemadjt.  23or  ©ott  ift  er  cö,  lueil  er 
bie  2;oten  leben  mac^t  unb  uon  -Jlic^feienbem  als!  uon  Seienbcm 
rebct.  ®iefc  Benennung  ©ottesf  ftet)t  in  fonfreter  ^Öe5iel)ung  5u 
bem,  roa§  er  5lbrat)am  tut;  eben  jet^t  läfU  er  au§  bem  toten 
2(bral)am  iüölfer  erftcl^en  unb  fpridjt  in  feiner  ilsevljeifjung  oon 
@efd)led)tern,  bie  nod)  nid)t  finb,  fonbern  crft  burd)  feine  33er' 


9lbrn^nmsi  ©laube.  347 

f)ei^ung  jur  (S;ciften5  gcbrad)t  raerben.  ^n  bcr  freien  (Srf)öpfev= 
ntad^t  ©otteg  ^at  bic  2Saterfd)aft  2lbi-at)am§  i^re  S^lealität  unb 
©egenraart;  in  i{)r  erf)ä(t  ber  ©laube  feinen  @runb  unb  feine 
3öaf)rt)eit. 

Söeil  er  aber  oor  bem  (^oit,  ber  bie  S^oten  tebenbig  marf)t, 
3Sater  ift,  ift  er  e§  nid)t  oor  ben  9Jlenfrf)en,  aud)  nid^t  oor  fid) 
felbft.  '3)ie  gött(irf)e  ^ufage  marf)t  il)n  ju  bem,  n)a§  er  in  fid) 
felbft  nid)t  ift,  nocf)  burd^  fid)  felbft  rcerben  fann.  ®er  ©egen^ 
fa^,  ber  in  feiner  Situation  liegt,  ba^  er  3Sater  ift,  obgleich  er 
e§  nid)t  ift,  überträgt  fid)  auc^  auf  fein  3nnere§:  er  t)offt  unb 
er  t)offt  nid)t,  18.  ®ie  Söfung  für  biefe  boppelte  33en)egung 
feiner  ©eete,  ber  einigenbe  2tft  berfelben,  in  bem  biefeö  boppelte 
SJlotio  feine  ?^otge  erhält,  ift  ein  ©tauben  unb  2:rauen,  ba§  nic^t§ 
oon  fid^  felbft  erwartet,  aber  ©otteö  3wfö9^  QQ^ä  beial)t. 

„D^ne  ju  l)offen,  glaubte  er;  benn  er  nat)m  feine  (Srftorben= 
l)eit  n)al)r,"  19.')  2luc^  l)ier  fteüt  ^aulu§  ben  33cräid)t  auf  bic 
.^Öffnung,  meldf)e  au§  ber  tlaren  (Srfaffung  ber  eigenen  ©rftorben- 
l)eit  entftet)t,  nid^t  in  ©egenfa^  jum  ©tauben,  gliebert  it)n  oicl- 
mel)r  bemfelben  an.  SBeil  er  bei  fid)  feine  5^raft  fud)t,  nod) 
fud)en  fann,  baburc^  erft  fommt  3lbra^am  jur  unbefd)ränften 
^Inerfennung  be^^  göttlidjen  ©eben§,  ba§  il)m  ben  (Sül)n  burd) 
©otte§  im  Stoten  Seben  fd()affenbe  ^^at  gert)ät)rt. 

(^ür  ba§  @ntftct)en  be^  ®laubcn§  ift  aber  baä  ^offen  nid)t 
loeftiger  mefentlid).  9lbrat)am  glaubt  ebenfon)ol)l  err  thddi,  roie 
rtaq  Ihiida.  2öeil  er  ba§  ©ut  oerlangenb  fa^t,  't>a^  if)m  ©otteS 
©Ute  oorl)ält,  unb  fid)  nadl)  ber  ©tettung  ftrecft,  bie  ©Ott  it)m 
anmeift,  beial)t  er  bie  !i^aterfcl)aft  al!§  if)m  gegeben,  um  ©otte§ 
nullen.  ®aburd)  ift  einerfeit^  ber  ^Serjid^t  auf  bie  .^offnung  in 
feine  öpl)äre  eingefd)ränft,  fo  'ba^  er  nidt)t  aud)  ©ott  umfaßt, 
fonbern  nur  fo  lange  gilt,  alg  3tbral)am  fid)  felbft  in§  2(uge 
fa^t,  anbererfeitg  ber  Hoffnung  \\)x  magrer  ©runb  in  ©ott  ge= 
geben,  moburcl)  fie  über  alle  ©inbrüdfe,  bie  au^  ber  ^etradl)tung 
ber  eigenen  ®rftorbent)eit  entfielen,  emporgehoben  bleibt.  2)eöl)alb 
oerbinbet  fic^  mit  bem  ©tauben  ^raft:  svedwaiucod-ri  t^  rciaxei, 

^)  ©ö  ift  «)al^rfc^einli(()er,  bap  '^aii(u§  4,  19  ft^rieb:  „unb  loeit  er  am 
Wlnubeu  uicftt  matt  imirbe,  naf^m  er  feinen  iieib  alö  fd)on  erftorben  mat)r," 
y.(CTiv6riatv,  n'id)t  ov  xaTevorjatp. 


348  Aap-  •^-    ®er  &lanU  bei  ^ouluö. 

20.  2)ic  au§  bem  ©inblicf  in  ben  eigenen  Stob  ern)acf)fenben 
(Strebungen  ber  ©eete  p  beI)errfcJ)en,  ben  33ersid^t  auf  ftcE)  felbft 
5u  üoK^iefien,  ot)ne  ba^  aucf)  @ott  gegenüber  barau§  3^i'i"iffßi^= 
^eit  folgt,  ha§  ift  ^raft.  2)iefe  ©tärfe  fcf)öpft  ber  @Ioube  au§ 
bem  33ti(f  auf  bie  unbegrenzte  Wla<i)t  unb  2öa!)rf)eit  @otte§;  er 
gab  ©Ott  @f)re.  ©ontit  f)at  für  ba§  @ntfte'£)en  be§  ©laubenö 
bie  SBeife,  wie  ber  SJlenfd)  fii^  felbft  perfönlid)  auf  @ott  bejie^t, 
entfrf)eibenbe  59ebeutung;  e§  ift  baoon  abpngig,  ob  ber  9}lenfd) 
@ott  in  feiner  .^err lief) feit  erfaßt  unb  if)n  el)ren  mU  ober  nid)t. 
^amit  ift  ha§  ©lauben  mit  ben  innerften  2ßillen§oerl)ältniffen 
ber  ^erfon  öerl'nüpft,  unb  feine  Unerlä^lid^feit  ift  nadjgemiefen. 
©0  geroi^  2(bral)am  @ott  el)ren  mitt,  fo  gemi^  bleibt  it)m  feine 
anbere  3öal)l,  al§  ba^  er  i^m  glaubt. 

SJlit  bem  ©tauben  ift  alle§  gegeben,  raa§  bie  Erfüllung  ber 
!Cert)ei^ung  ooraugfe^t;  9lbra!^am  mürbe  burrf)  ba§felbe  5öater,  18. 
'Da^  @otte§  ®abt  umfaffenben  3nl)alt  f)at,  barum  nid)t  momentan 
ftd)  oerroirflid^t,  fonbern  erraartet  fein  mill,  ftellt  freilief)  bem 
©lauben  eine  neue  2(ufgabe.  @§  ift  aber  für  ^aulug  be5eid)nenb, 
ha^  er  md)t  bie  Slntitbefe  äroifcE)en  ber  ©egenroart  unb  ber  Qn- 
fünft,  fonbern  bie  in  ben  gegenmärtigen  ©tanb  be§  9Jienfc^en 
fallenbe  Spannung  gmifctjen  feinem  Unoermögen  unb  ber  il)m 
uon  ©Ott  gemät)rten  Berufung  al§  ha§  Problem  t)eroorl)ebt,  ha§ 
burcf)  ha§  ©lauben  pr  Söfung  fommt. 

2)ie  Sage  ber  ©emeinbe  ift  mit  berjenigen  3Ibral)am§  analog 
unb  barum  au^  il)r  ©lauben  mit  bemjenigen  2(bral)am§  parallel, 
rceil  fie  üor  bem  auferraectten  ®t)riftu§  ftel)t  unb  if)r  ©lauben 
tf)m  gel)ört.  2)ie  @emeinfd)aft  ®l)rifti  mit  un§  erfd^eint  barin, 
ba^  forool)l  fein  Sterben  mie  fein  Seben  ben  ©runb  in  bem,  ma-3 
ber  SRenfd)  ift,  t)at.  (5r  ftirbt  um  be§  9J?enfd)en  u)illen  unb  uiirb 
in  ba§  Seben  ber  9luferftel)ung  um  bc§  3Jienfcl^en  willen  werfest. 
^r\  unferem  ^all  ift  feine  '3)ai^ingabe  in  ben  Xoh  bcgrünbet; 
in  unferer  9fterf)tfertigung ,  mie  fie  in  feinem  ^Tobe  götttid)  i)oU= 
sogen  ift,  liegt  bal  SJiotio  ju  feiner  ^lufermecfung.  ^ni  2;obe 
bc2J  (5t)riftu§  fommt  ber  menfd)lid)e  ^all  p  feinem  ©nbergebniS, 
fo  ba^  fid)  beffen  ©(^mere  in  ibm  offenbart:  in  ber  5lufermcifung 
beö  C£l)riftuö  tommt  bie  ^)ied)tfertigung,  bie  ,3efu  3:ob  bem 
aWenfc^cn  gibt,  5u  il)rem  ^kl,  mcil  ftrf)  bie  ^üUe  unb  !iBal)rl)cit 


I 


3Xbra^ams  ©laube.  349 

berfelbcn  in  i^r  offenbart.  ®enn  ha^  f)tmm(ifd)e  Seben  be§ 
(5t)riftu§  befttmmt  aud)  bie  Sebcn§ftufe  bcrer,  bte  tt)m  gcf)ören; 
er  rairb  crraerft  al§  ©rftling  ber  ©c^lafenben,  bamit  alle  in  if)m 
leben.  2)arnm  ftef)t  bie  ©emeinbe  nicf)t  weniger  a(^  2lbra^am 
üor  einer  göttlid)en  ^iifoge,  bie  i^r  bie  I)öd)fte  ®ahi  gen)äf)rt: 
fie  ift  mit  ^^edjtfertigung  unb  3(uferftef)ung  befc^enft.  Slber  biefe 
l^ufage  überfteigt  ba§,  raa§  ben  gegenwärtigen  ^n^alt  if)re§  Seben§ 
bilbet.  ©ie  ift  raie  bei  2lbrat)am  nur  üor  bem  (S)ott,  ber  bie 
2;oten  lebenbig  mad)t  unb  ba§  -JUc^tfeienbe  al^  feienb  ruft,  eine 
2ßirflirf)t'eit  unb  ^at  auc^  jc^t  raieber  nur  in  ber  unbegrenzten 
9)]arf)t  ber  göttti(i)en  ©nabe  if)re  2öaf)r^eit,  raeil  fie  fic^  jum 
eigenen  ^uftanb  unb  ^^ermögen  be§  ©laubenben  in  einen  totalen 
©egenfa^  ftellt.  ®enn  @otte§  ^ufage  be^ie^t  firf)  auf  bie  ©e= 
nieinfd)aft  mit  bem  3tuferftanbenen ,  bie  fid)  für  ben  irbifc^cn 
9}ienfrf)en  nid^t  anberl  f)erftellt,  al§  burdf)  ein  ©tauben,  beffen 
^egrünbung  nid)t  in  unferem  gegenioärtigen  l'eben§ftanbe  liegt. 

®ie  boppclte  ißerneinung,  bie  ber  ©laube  in  ficf)  trägt,  ba^ 
er  fiel)  oom  fdjulbigen  unb  oom  irbifd)en  9Jienfd)en  abmenbet, 
ift  bei  '!]3aulu§  feft  oerbunben.  9(ud)  t)ier  §eigt  fid)  mieber  bie 
3öid)tigfeit  be§  ^reuje^  6^t)rifti.  Um  feinetmillen  fann  unfer 
©laubsn  nid)t  blo^  barin  beftet)en,  "öa^  mir  ba§  l)immlifd)e  Seben 
ß^rifti  für  un§  begel)ren,  fonbern  barin,  ba^  mir  angefid)t§  be§ 
^obe§  3efu  unferen  ^^all  bejal)en,  ha§  göttlid)e  Urteil  al§  miber 
un§  ftet)enb  anerkennen  unb  gleid)5eitig  angefic^tä  be§  aufermecften 
(£l)riftu§  ot)ne  innere  «Spaltung  geroi^  unb  frol)  bie  oon  @ott 
un§  gegebene  ©ered^tfprec^ung  beiat)en.  ^ber  unfer  ©lauben 
!ann  aud)  nid)t  blo^  barin  beftel)en,  ba^  mir  ben  Sroft  ber 
©nabe  mit  unferem  ©d)utbbemu|tfein  oerbinben  unb  un§  tro^ 
unferer  ©ünbljaftigfeit  oon  ©ott  geliebt  miffen;  oielme^r  t)er= 
t)alten  mir  un§  ©l^rifto  gegenüber  nur  baburd)  gläubig,  ha^  mir 
bie  Seben^geftalt  bc§  Sluferftanbenen  aU  un§  gegeben  beial)en, 
in  ber  alle  ?^olgen  unferer  ©ünbigfeit  §ur  gänglic^en  Tilgung 
gekommen  finb. 

3tud)  für  bie  ©emeinbe  ift  bie§,  mie  für  2(bral)am,  eine 
fraftüolle  3:at,  meil  fie  mitten  in  ber  fonftantcn  @rfal)rung  if)rer 
©ünbt)aftigfeit  unb  ©terblid)feit  mit  ber  33eugung  unter  @otte§ 
Urteil  bie  ©emi^l)eit  it)rer  ^Ked)tfertigung  unb  ibre§  Seben^  p 


350  ^op.  9.    35er  ©laube  bei  ^aulug. 

oerbinben  hat.  (SoId)e§  ©tauben  ift  jebodE)  oud)  für  fie  n)ie  für 
2lbraf)am  eine  unerlä^licf)c  9^ottt)enbtgf'ett,  raeil  fie  ntd)t  beftreiten 
barf,  ma§  bie  5lufern)ect"ung  ®f)riftt  x^x  üerlei^t.  (Sie  e^rt  bie 
Mad)t  unb  2öa{)rl)eit  ber  göttlici)en  @nabe  nur  bann,  rcenn  fie 
au§  bem  Sterben  unb  Seben  6;{)rifti  bie  ®en)i^f)eit  ber  @ered)tig= 
feit  unb  beg  Seben§  fc^öpft.  ^) 

Ungejäbtte  9)^ate  ift  ein  „g(eid)fam"  in  ben  ©ebanfen  be§ 
2lpofteI§  eingefd^oben  worben;  ber  ©laubenbe  fet)e  ficf)  an,  „wk 
roenn"  er  geredet  rcäre.  S)a^  ba§felbe  \>a§  ©tauben  gerfe^t,  liegt 
auf  ber  ^anb.  @in  folc^eS  „gleid)fam"  überträgt  bie  (Srgebniffe 
ber  ©elbftbeurteitung  auf  ba§  3Serf)aIten  ©otte§,  unb  ift  barum 
ber  5lu§bru(f  ber  inneren  ^erfpaltung,  ba§  Sßort  be§  öiaKQivo^iEvog. 
^anbelt  e§  ficf)  um  fein  eigenes  ©ein  unb  3Birfen,  fo  I)ält  fid) 
^^aulu§  nid)t  für  gleid)fam  gered)t,  aucf)  nid)t  blo^  für  gleid)fam 
ungered)t,  fonbern  für  ungered)t  in  DOÜer  3ßat)rt)eit,  für  r)er= 
urteilt  oon  ®ott,  für  tot.  ®arin  finbet  er  bie  ^ilötigung,  ©ott 
gegenüber  ein  SSert)atten  p  betätigen,  ita^  ein  brauen  ift,  §u 
roeldiem  if)m  ber  @runb  in  (St)riftu§  gegeben  ift.  SBeil  (£l^riftu§ 
für  it)n  ftarb  unb  auferftanb,  erf)ä(t  fein  'iöefen  unb  @efd)id 
ben  entgegengefe^ten  ;5nt)aU  üon  bem,  ma§  au§  feinem  eigenen 


*)  9öir  ftefien  ^iev  lüiebev  an  einer  SteKe,  mo  bie  '-Bertren.^unij  im[rer 
Utiterfud)img  gegenüber  ber  neiite[tnnientlicl)en  2:i)eo(ogie  uon  anbeni  anberö 
gebogen  luirb.  Ser  in  ber  Mrenjeslel^re  be»^  "^sanln^o  eine  8pcfn(ntion  fief)t,  bie 
er  fid)  nnter  bem  3lntrieb  be«S  @lanbenö  511  beffen  i^efriebignng  gebilbet  ()abe, 
mit  tiefgreifenber  syentnftttltung  beg  ed)ten  iWorgangg,  fobafj  er  anö  bem  Ärenje 
3e[u  einen  Sii^netob  nnb  bamit  etiwaö  roefentlid)  anbereö  gemadit  fjabc,  alö 
loaei  e«S  nad)  feinem  gefd)id)tlid)en  Üserlanf  geiuefen  fei,  ber  mnf?  bie  gan.^e 
Mreu^e'i5lel)re  nnter  ben  Xitel  „(Mlanben  beg  '^anlnö"  ftellcn.  Jinniit  märe  feine 
eigne  ÜDieinnng  entftellt.  3)cr  Öebanfe,  er  miiffe,  nni  feinem  Wlanben  anf= 
ju^elfen,  aui  bem  (5nbe  3efn  eine  ÜNerföl)nnnggIe()re  l)erangnrbeiten,  luar  il)m 
gönjlid)  fremb;  er  fprid)t  üieImeJ)r  in  ber  Ueber.^engnng,  bn^  er  mit  ben  Slng^ 
fagen  über  3efu  Job  baß  angfpred)e,  luaö  oljne  nnb  nor  feinem  eignen  (»Uanben 
alö  lat  (Sbrifti  nnb  Wotteö  gcfd)e{)en  fei,  nnb  batto  an  jenen  ben  Wrnnb  fcineg 
(<4Ianbenö,  nid)t  beffen  '|Uobnft.  iJlber  and)  objeftiu  ift  biefe  ilU'nrteiUing  ber 
panlinifd)en  .Hrenjeäleljre  falfd),  lueil  fie  bie  gefd)id)t<>.nnbrige  (intleernng  ber 
.Uren,H'ötat  l^efn  unb  beren  ^Ibfonbernng  uon  feinem  mcffianifd)cn  ,;^iele  ,^ur  '.Juir^ 
auöfetunig  ()at.  I^ie  fraftuoUen  'ik'Mebinigen  ,Müifd)en  ber  .Hreuu"v'*Iebre  nnb  bem 
<Mlanben  bei  '|<anlnt>  finb  nid)t  anberer  '^Irt,  alo  nne  fie  bnrdimeg  ^niifd)en  ber 
ncnteftamentlidien  Velare  nnb  bem  (^Hanben  befteljen. 


2)te  6in()ett  üoit  9ieite  unb  @Iau6en.  351 

^anbeln  entftanben  ift.  ®e§f)alb  tritt  ju  ber  ©croipcit:  id) 
bin  ungcrcd)t,  bie  anbete  f)in§u:  icf)  bin  gered)t,  ju  bem  Urteil: 
irf)  bin  tot,  ba§  anbere:  irf)  bin  gerettet  unb  lebe.  ®a§  erfte 
^at  feine  2ßat)rf)eit  in  bem,  rcag  ber  ©laubenbe  felber  ift,  wirb 
aber  bann  unn)at)r,  roenn  e§  ignoriert,  rva§  (Sott  i^m  gab.  ®a§ 
i^roeite  ift  ganje  SOBat)rl)eit,  folange  eg  al§  2tu5brucE  beffen  oer= 
ftanben  roirb,  raaS  @ott  an  un§  tut.  ®a§  beftimmt  aber  unfer 
2Befen  unb  @efrf)ic!  real,  wobei  e§  5unäd)ft  gleicf)gultig  bleibt, 
in  tt)elcl)em  Tla^  biefe  Sßirfung  fid)  fc^on  je^t  in  unferer  ©r-- 
fal)rung  fic^tbar  mad)t.  ^a§  fiel)  ^^^aulug  al^  gered)t  roei^,  nicf)t 
nur  gteicl)fam,  fonbern  in  abfoluter  9iealität,  barum,  weil  er  fid) 
üon  ©Ott  gerecf)t  gefprodien  roei^,  ^a^  eben  ift  fein  ©lauben^aft. 
@otte§  Urteile  gelten  il)m  nic^t  nur  gleicl)fam  für  3ßirflicf)feiten, 
fonbern  al§  ha§  3lllerrealfte,  fo  ha^  er,  wenn  fiel)  ein  ^^icfpölt 
§n)ifc^en  bem  fid)tbaren  33eftanb  ber  ®inge  unb  bem  göttlid^en 
Urteil  über  biefelben  ergibt,  ben  Sd)ein  unb  bie  9iicf)tigfeit  in 
ben  fingen  fucl)t  unb  nici)t  in  @ott,  weil  i^m  bie  Seit  unb 
bie  9Jlenfd)en  in  3Bat)rt)eit  ba§  finb,  ma§  fie  vor  ®ott  finb. 

^ie  innerlicf)e  ©inigung  ber  ©elbftbeurteilung  mit  ber  ^e= 
tracf)tung  (St)rifti  im  ©lauben  I)atte  jur  ?^olge,  ba^  ^]saulu§  feine 
ant^ropologifcl)e  unb  feine  d)riftologifc^e  @ebanfenrei{)e  mit  bcm= 
felben  ©ruft  unb  im  genauen  ^aralleli§mu§  au§bilbete.  ®em 
negatioen  unb  bem  pofitioen  ©lauben^motio  entfprid)t  ber  boppelte 
5(u§gang§pun!t  feinet  Öel)rgang§,  im  a}]enf cf)en  unb  im  (£f)riftu§ ; 
üon  beiben  fünften  ^er  treffen  fid)  bie  Sinien  im  felben  ^\d. 
2Im  (£l)riftu§  wirb  ber  SJlenfd),  am  SHenf d)en  ber  ßl)riftu§  er= 
fennbar.  2)ie  begriffe:  Sünbe,  (^efe^,  ?^leifd),  8^^"/  2:ob,  unb: 
@ered)tigfeit,  (£l)riftug,  ®eift,  ©nabe,  fieben  bilben  be^roegen 
Smei  einanber  genau  entfpred)enbe  9?eit)en,  bie  fid)  gegenfeitig 
begrünben.  Sa§  bie  ©erec^tigfeit  ift,  roirb  an  ber  ©ünbe,  ma§ 
bie  ©ünbe  ift,  an  ber  ©eredjtigfeit  erfannt.  2öa§  ba^  @efc^ 
foll,  wirb  am  (Sl)riftu§  »erftanben,  unb  (£l)rifti  ^eruf  burd)  ha^ 
®efe^  beftimmt.  3Ba§  ^leifd)  ift,  fie^t  ber  9JIenfd)  an  bem, 
roeldjer  ©eift  ift  unb  gibt;  marum  ®t)rifti  @abe  @eift  ift,  jeigt 
ber  (SinblicE  in  unfere  fteifd^lid)e  3trt.  2ln  ber  @nabe  mirb  bie 
©rö^e  be§  göttlichen  >\oxm^  ermeffen,  ber  bie  ä^era^tung  ber 
©nabe  ftraft,  unb  an  ber  (^ro^e  be§  3örne§  bie  ©nabe,  bie  uon 


352  Ä«P-  ^-    ^ei"  ®Ia«6e  6ei  ^aulug. 

bcmfclben  crlöft.  @ibt  jene  ^egriff§reit)e  ber  Dieuc  tt)ren  @runb 
unb  ©toff,  fo  bilben  biefe  ben  ^n{)alt  ber  ^iioerftdjt.  33eibe 
roevben  mit  bemjetben  @rnft  entfaltet  unb  üoUfommen  geeinigt, 
rcie  unb  roeil  auc^  9ieue  unb  3uüerfirf)t  fid^  gegenseitig  begrünben 
unb  tragen.  %k  (Energie  be§  @Iauben§  betätigt  fid^  in  ^aulu§ 
ni^t  baburd),  ba^  ba§  in  if)m  gefegte  @otte§ben)u§tjein  ba§ 
©elbftberou^tfein  au§Iöfd)te,  fonbern  baburcf),  ha^  e§  i^m  feine 
burd)bringenbe  5?Iarf)eit  gibt.  Söieberum  bient  bie  ©d)ärfe,  mit 
ber  bie  mcnfd)lid)e  2(rt  in  if)rem  ©egenfa^  §ur  göttlichen  wai)X'' 
genommen  mirb,  bem  @otte§berau^tfein  nid)t  jur  23erbunt'e(ung, 
fonbern  §ur  ©r^ellung,  roeil  jener  ©egenfa^  §um  9Jia^  ber  gött= 
lid^en  ®nabc  roirb. 

®arum  rid)tet  fid^  ber  ^M  be§  2(pofteI§  am  3ißer!e  6;f)rifti 
gteid)mä^ig  auf  fein  Sterben  mie  auf  fein  Öeben,  auf  feine  @Ieic^= 
ftellung  mit  un§  mie  auf  feine  @inf)eit  mit  @ott,  auf  feine  33e= 
5iet)ung  jum  göttlid^en  ©efe^  unb  @erirf)t  raie  auf  feine  S3e5iel)ung 
5ur  @nabe  unb  ©rrettung.  3öa§  (Jf)riftu§  für  un§  sum  lUiotio 
ber  ^u^e  mad)t,  rcirb  ebenfo  fraftüolt  empfunben  unb  erfaßt  mie 
ba§,  n)e§f)alb  er  ber  @runb  be§  @lauben§  für  un§  ift.  @§  gibt 
l)ier  für  ^aulu§  feine  ©onberung.  @r  f)at  im  ©tauben  bie  3^er- 
neinung  be§  58öfen  unb  bie  ^ejafjung  ber  @ered)tig!eit  ungetrennt 
geeinigt,  weit  er  audf)  im  (S^riftu§  t)a§>,  ma§  er  ber  ©ünbe  roegen, 
unb  ba§,  waB  er  ber  @ererf)tig!eit  roegen  ift,  beifammen  fiet)t, 
unb  ba§,  mag  er  unfertmegen  ift,  oon  bem,  wa§  er  ©otte§  megen 
ift,  nirf)t  trennt.  ®ie  33ertunbigung  (S()rifti  mar  i^m  be^tialb 
gleid)mä^ig  Sel)re  oon  feinem  tou§  unb  oon  feinem  3luferftef)en. 
'iPauIug  t)at  beibe§  gefagt:  er  fenne  nur  ben  ©efreusigten,  unb: 
nur  ber  ©laube,  "öa^  er  auferftanben  ift,  fei  (^briftentum,  ot)ne 
ba^  äiDifd)en  beiben  ©ä^en  audj  nur  bie  geriiujfte  Spannung 
einträte.  ®er  eine  gilt  nid)t  trotj,  fonbern  megen  beg  anbern. 
51m  2;obc  ($;{)rifti  roirb  fic[)tbar,  ma§  fein  i'cben  in  fid)  fd)tio^t, 
am  2tbzn  (£l)rifti,  mas  fein  ^ob  bebeutet.  ®arum  mirb  and) 
bie  ®cmeinfd)aft,  in  bie  fid)  (£l)riftu§  mit  un§  fe^t,  ebenfo  be= 
ftimmt  auf  feine  5Iufcrftct)ung  mie  auf  fein  Sterben  belogen.  @r 
ift  für  uns!  im  felben  Sinne  auferftanben,  mic  er  für  un§  ge= 
ftorben  ift.  Sein  i^eben  ift  unfer  l'ebenbigfein,  u)ie  fein  Sterben 
unfer  Weftorbenfein  ift.    33cibe§  bilbet  oerbunbcn  bie  ^Bobltat 


:Sie  (£inf)eit  uon  "Heue  unb  (glauben.  353 

6;{)nfti  unb  roirb  bic  unfern  2eben§(auf  geftaltenbe  9nad)t.  ^^r 
Siefultat  !ann  nicf)t§  anbere§  ai§  bie  @lauben§ftetlung  fein.  ®cr 
@runb  be§  ßeben§  finbet  ficf)  nicf)t  me{)r  bei  ung  felbft.  ©§  ift 
ein  au§  bem  3:ob  ^erau§  un§  gefct)enfte§  Seben,  ba§  un§  be§= 
raegen  gef)ürt,  roeil  6f)riftu§  feine  Sebenbigfeit  an  un§  erweift; 
fü  n)irb  ber  @runb  be§felben  ber  @(auben§ftanb,  @al.  2,  19. 

Söeil  '*^aulu§  mit  ber  ganzen  ©emeinbe  barin  sufammen= 
trifft,  ba^  i^m  ba§  ©louben  93erbunbent)eit  mit  ß^riftu^  üon 
'^erfon  p  "^^erfon  ift,  fo  finb  biejenigen  2t!te,  burc^  n)elcf)e  3cfu§ 
5U  feiner  |)eitanb§ma(f)t  at§  g^riftug  gelangt:  fein  S^reuj  unb 
3(uferftel)en ,  aurf)  biejenigen,  burd)  n)eld)e  ba§  ©tauben  feinen 
©runb  erpit,  unb  bie  ©tärfe  be^felben  ^eigt  fid)  in  ber  5lraft, 
mit  ber  ^^aulu§  jene  auf  fid)  fetbft  bejietit  unb  an  it)nen  bie 
^afi§  feines  eigenen  SebenS  f)at. 

Dh  bie  uon  it)m  getet)rte  S^ommunion  mit  bem  2:ob  unb 
Seben  ^efu  nujftifd)  ober  »om  @lauben§begriff  au§  oerftanben 
roirb,  ^t  freilid)  für  bie  3(uffaffung  be§  le^teren  gro^e  Äon= 
fequen§en.  3ene  Deutung  trägt  bie  3tnnabme  in  fid),  ba^  ein 
geheimes  ®efüf)l  ber  Unbefriebigtf)eit  in  feinem  „©tauben"  wixh 
fam  blieb,  ba§  it)n  über  baSfelbe  t)inau§  ju  iNerfud)en  trieb,  feine 
33erbunbent)eit  mit  ®()riftui§  nod)  in  anberer  Sßeife  ju  erleben, 
nämlicl)  burd)  bie  mi)ftifd)e  9]ac^bilbung  be§  @efreu§igt^  unb  2luf= 
erraedtmerbenS  ^e\n  in  feiner  eigenen  Seele,  ^ie  (Jntfd)eibung 
ber  ^ontrooerfe,  bie  freilid)  nid)t  einzig  im  ©laubenägebanfen 
liegt,  fonbern  bie  Totalität  ber  paulinifc^en  2:^eologie  berül)rt, 
ergibt  fid)  barauS,  ha^  bie  mi)ftifd)e  Deutung  ju  partifulariftifd)en 
<3ä^en  fül)rt,  it)ät)renb  biejenigen  beg  '^>aulus  uniuerfal  finb: 
„alle"  finb  burd)  ^efu  Xo'O  tot,  alle  burd)  fein  Seben  lebenbig. 
®em  entfprid)t  bie  innere  9Solienbett)eit  ber  oon  i^m  bezeugten 
5lommunion  mit  ®t)riftuS:  fie  fällt  nid)t  in  einen  allmäl)lid)  er- 
rungenen 33oü!ommenl)eit§5uftanb,  fonbern  ift  mit  ber  2;aufe, 
fomit  fc^on  im  Slnfang  be§  @lauben§ftanbe§,  gan§  gegeben,  ^em 
entfprid)t  meiter,  ha^  jebe  a§fetifd)e  9}lett)obil',  mie  ber  Eintritt 
in  ^efu  ^ob  unb  Seben  allmäblic^  oon  un§  l)erbeigefüt)rt  roerben 
fönne,  fel)lt;  maS  ^aulu§  gibt,  ift  nur  bie  Stnleitung  §um  ®läubig= 
fein.  SOBa§  in  ber  oon  il)m  bejat)ten  Kommunion  mit  bem  6l)riftu§ 
über  ba§  ©tauben  l)inau§ragt,  fällt  fomit  meber  in  unfer  Se= 

©c^lattcr,  3)er  ®tau6e  im  9?.  Xeft.  '-i'^ 


354  ^"P-  •*•    ®ei-  @(nube  bei  "^anlu^. 

roirfen,  nod)  in  unjer  ©rieben,  fonbern  in  ©tirifti  eigenem  ^anbeln, 
ba§  un§  gcftaltct  unb  begabt.  9lac^  ber  jubjeüioen  ©eite  t)at 
fie  im  ©lauben  if)ren  ^eftanb. 

^n  bie  @emeinjd)aft  mit  bem  ®f)riftu§  mirb  ber  SHeufd) 
baburd)  üerfe^t,  ba^  jener  if)n  beruft.  ®af)er  f)at  ba§  Sßort, 
burd^  roetd)e§  fein  Stuf  an  un§  erget)t,  fo  mie  e§  geglaubt  ift, 
bie  ^ebeutung  be§  ooll  gureic^enben  @nabenmittel§ :  bü§  @üan= 
gelium  ift  fetbft  bie  un§  errettenbe  Maii)i,  Siom.  1,  16.  ©ein 
3nl)att  ergibt  fic^  au§  feinem  ^roid,  bie  33erbunbenl)eit  mit  it)m 
§u  ftiften.  2)a'f)er  bitben  il^n  biejenigen  Saaten  ®{)rifti,  bie  if)n 
in  feiner  ©ot)nfd)aft  @otte§  unb  in  feinem  ^eilanbämerf  er!enn= 
bar  machen,  n)äf)renb  alle  gefd)id)ttid)en  ©injelfieiten,  fo  mertüoll 
fie  an  fid)  finb,  um  bem  Silbe  ;^efu  bie  fonfrete  ^^üllung  §u 
uerfc^affen,  bennod)  t)inter  benfelben  §urü(ffte{)en.  %a§  ®t)an= 
gelium  beftel)t  bei  ^^oulu§  nict)t  au§  einer  ©umme  dou  Sßorten 
i^efu,  meldte  bie  ©emeinbe  §u  beacl)ten  I)ätte,  ober  au§  einer  9In= 
ja'^l  üon  @efd)ic^ten,  bie  fie  über  it)n  miffen  mü^te,  fonbern  au§ 
ber  Segeugung  feine§  2:obe§  unb  feiner  .g)errlicl)feit,  burd)  bie  er 
mit  allen  in  Se5iel)ung  tritt.  5)a§  ©tauben  erl)ält  baburd;  bemüht 
unb  gefd)loffen  bie  S^tic^tung  nid)t  auf  eine  oon  it)m  au§gel)enbe 
Sef)re  ober  einen  oon  il)m  trennbaren  ©rfolg,  fonbern  auf  i!^n. 

2)ie§  rairb  aud)  burd)  bie  Saf'ramente  nid^t  oeränbert,  ba  ^au* 
lu§  aud)  hux6)  fie  nid^tS  anbereg  al§  bie  33erbunbenl}eit  mit  bem 
(£f)riftu§  al§  ba§  burd)  fie  gcn)ät)rte  @ut  befitjt.  ®aJ3  it)m  biefe 
al§  fraftüolle  3Birftid)feit  gilt,  ift  meber  im  Stnn  be§  ©penberS, 
nod)  be§  @mpfänger§  be§  Saframentä,  fonbern  im  ®l)riftu§  be= 
grünbet,  ber  bei  bem,  ben  er  jur  2;aufe  unb  an  feinen  ^ifdf) 
beruft,  mit  rcirffamer  @nabe  gegenmärtig  ift. 

3Bie  einl)eitlid)  fid)  ber  ©laubenSftanb  bc§  '].hiuIu§  auf  fvefu 
Xoh  unb  Seben  grünbct,  mie  mäcl)tig  er  bie  5lbioenbung  von  fid) 
felbft  unb  bie  ^umenbung  jum  |)errn  ber  öiemeinbe  in  fid)  einigt, 
lüirb  an  ber  3Beife  fid}tbar,  mie  er  jebe  Setrad^tung  unferer  <3ünbe 
unb  (5d)n)ad)l)eit,  unfeveö  2:obe§  ober  be§  göttlidjcn  'iorn^^  fofort 
in  einen  (<)runb  ber  i^uoerfidjt  ücru)anbclt,  mcil  in  ber  'öcbürftig» 
feit  bc8  3)?enfd)en  ba?  9J?ütiü  für  @ottc§  (Sieben  erfd)eint  unb 
bie  Wröfje  bc^  9J?angelö  ^um  Wafj  für  bie  gi.Htlid)e  (^'>ah(  mirb. 
„OütteS  ®crcd)tigfcit  offenbart  fid)  auö  C^Hauben  jum  (Glauben 


Xii'  Giitfjeit  von  >)ieuc  mib  ('■ilauben.  855 

im  (Süangeltum,  rceil  ®otk^  ^oxn  ficf)  über  .jebe  Ungcrerf)tigfeit 
unb  (Sottlofigfett  ber  SRenfc^en  offenbart,  n)eld)e  bie  Saf)r()eit 
burd)  Unred)t  f)emmen,"  9löm.  1,  17.  18.  ^n  ber  9^otn)enbtg!ett 
unb  Unberfalität  be§  göttli(i)en  8orn§,  ber  iebc§  SBiberftreben 
gegen  bie  2öa^rl)eit  trifft  ift  eg  begrünbet,  ba^  ®ott  bem  3Jlenfrf)en 
^ilft,  5ur  ©erecfitigfeit  f)i(ft,  in  ber.  er  uor  bem  3orn  gerettet  ift, 
fü  §ur  ©eredfjtigfeit  I)itft,  raie  ber  ©c^ulbige  aÜein  fie  finben 
fann:  burd)  ©tauben.  ®arum  ift  bie  3Beife,  mie  ''^aulu§  ben 
©runbat't  ber  menfd)Iirf)en  ^o§f)eit  beftimmt,  genau  antit^etifd) 
auf  ha^  ©tauben  belogen.  ®er  SJienfd)  fennt  @otte§  2Baf)rt)eit 
unb  9'ted)t,  et)rt  aber  ®ott  nid)t  al§  ©ott  unb  nimmt  feine  ©aben, 
o^ne  il)m  ^u  banf'en.  ®arum  gef)t  it)m  bie  ^iöat)rt)eit  gegen  leere 
^iöat)ngebitbe  uerloren,  unb  er  gibt  ©otteö  ^errlic^feit  für  ^x- 
bifd)e§  prei§.  ®arum  gibt  ©ott  aud)  it)n  preig  unb  mad)t  it)n 
§um  ©efangenen  feine§  Safterö.  <De§megen  empfängt  er  in  feiner 
ä^ertoren^eit  ta^  ©oangelium  unb  mirb  burd)  .^i]n  Job  unb 
9tuferftet)ung  auf§  neue  üor  bie  ^age  geftellt,  ob  er  ©ott  in 
feiner  SBa^r^eit,  ^errlid)feit,  ©üte  anerfennen  roiü.  ^er  @lau= 
benbe  beiaf)t  ©otte§  3Bat)rt)eit,  e^rt  ibn  al§  ©ott,  banft  i^m  für 
feine  ®abe  unb  üo(Iäiet)t  baburd)  eine  totale  3öenbung  ju  jenem 
©runbaft  ber  menfd)lid)en  ä5erborbent)eit.  Unb  roic  bie  23er^ 
merfung  be§  90'lenfd)en  burd^  ©ott  in  ber  Legion  ber  natürlid)en 
2:riebe  ha§  Safter  nac^  fid)  50g  al§  ben  gered)ten  Sot)n  für  bie 
!Cerad)tung  ©otte§  unb  feiner  ©üte,  fo  mirb  il^m  burd)  ßt)riftt 
©egenraart  ber  ©eift  unb  feine  reine  ^ruc^t  juteil  al§  bie  ©abc, 
bie  ber  gtaubenben  3lner!ennung  ber  göttlid)en  ©nabe  folgt. 
^a§  ©otte§bilb  be§  5lpofteB  ift  oöllig  ein^eitlid).  ©otte§  ^anbeln 
Serföltt  nid)t  in  5ufamment)ang§tofe  SÖillfür,  menn  e§  auf  "ba^ 
l)eibnifd)e  SSer^lten  mit  ^orn  antmortet  unb  bemfelben  .Reiben, 
menn  er  an  ®^riftu§  glaubt,  ba§  ^Jteid)  unb  bie  ©eligfeit  gibt. 
@6  ift  berfelbe  SÖBille  ©otte§,  biefelbe  Siegel  ber  ©ered)tigfeit, 
u)eld)e  ber  3Serad)tung  ber  göttlid)en  ©üte  bie  ^^^rei^gabe  be§ 
9Jlenfd)en,  ber  glaubenben  ©d)ä^ung  berfelben  bie  2lufnat)me  be§ 
^)}lenfd)en  in  ©otte§  ©nabe  unb  Seben  jur  ^olge  gibt. 

^n  berfelben  2öeife  betrad)tet  ^-^aulug  bie  unioerfale  9J?ad)t 
ber  ©ünbe  unb  be§  2:obe§  in  ber  9Jlenfd)^eit,  meld)e  fie  ot)ne 
ben  SöiHen    be§   ©injelnen    jum    gemeinfamen   ®l)araf'ter    aller 


356  '^"P-  ^'-    '^^^  Ötmtbe  bei  '^kuluö. 

mac^t.  3n  bie[er  alle  umfaffenben  Söirfung  be§  ^aüg  be§  erften 
9Jienjcf)en  liegt  ber  ©runb  unb  ba§  SJla^  für  bie  nid)t  weniger 
alle  umfaffenbe  SBtrfung  ber  @nabe  (£f)rifli.  2ßte  bie  ©ünbe 
unb  ber  Stob  allen  bereitet  finb,  fo  fommt  aud)  bie  ®ered)tigl'eit 
unb  ha^  Seben  p  i^nen  nicE)t  burd)  it)r  eigene^  SBerf.  ©ie  finb 
in  ®I)riftu§  nirf)t  weniger  für  bie  oielen  real  unb  rairlfam  üor= 
l)anben,  al^  bie  ©ünbe  unb  ber  %oh  oon  2lbom  l)er.  ®a§ 
@rgebni§,  ju  bem  ber  SSerlauf  ber  menfc^lidfjen  @efcl)irf)te  fül)rt, 
ift  barum  lebiglirf)  bie  @lauben§ftellung.  ^n  i^r  liegt  ber  @in= 
t)eitgpunft,  in  bem  bie  üon  ben  beiben  .^äuptern  ber  9J^enfcl){)eit 
au§get)enben  Sinien  pfammenlaufen.  Seil  rcir  burd)  ben  Un= 
get)ürfam  be§  einen  in  hk  ©ünbl^aftigf'eit  unb  (5terblicf)l'eit,  burd) 
ben  ©e^orfam  be§  anbern  in  bie  @ered)tigl'eit  unb  'OaS  Seben 
üerfe^t  finb,  fönnen  roir  nur  ©laubenbe  fein. 

betont  '*^aulu§  bie  natur^ofte  Segrünbung  unfere§  böfen 
^eget)ren§,  feinen  3ufontmenl)ang  mit  ber  ganzen  Drganifation 
ber  ©eele  unb  bc§  Seib§,  feinen  Urfprung  au§  bem  „f^leifd)", 
au§  bem  ®efe^,  'ba^  unfere  ©lieber  regiert,  an§  ber  Unsuläng^ 
lic^f'eit  unfere§  Seibe§,  ber  ein  Seib  be§  2:obe§  ift,  fo  bilbet  it)m 
bic§  bie  ^^prämiffe  ju  bem  ©c^lu^:  folglid)  liegt  auf  bem,  ber 
in  ®l)rifto  ift,  feine  23erurteilung,  9^öm.  8,  t.  tiefer  ©d)lu^  ift 
nur  beg{)alb  möglid),  meil  ber  3}kngel  be§  9Jlenfd)en  unb  bie 
®ahe  G^rifti  fid)  genau  entfpred^en.  '2)ie  (Srf'enntni§ ,  ba^  mir 
3^leifd)  finb,  begrünbet  ben  frot)en  '^anf,  roeil  ©l)riftu§  un§  @eift 
gibt.  '2)ic  (Sinfid)t,  ba^  unfere  ©rlöfung  nom  33öfen  mit  unferer 
(Errettung  com  Seibe  biefeä  2obe§  sufammcnfallen  mu{3/  begrünbet 
baig  ©lauben,  roeil  roir  am  teuje  (£f)rifti  fet)en,  ba^  bort  unfer 
^leifc^e§leib  in  ben  3rob  gegeben  ift.  ^ie  llnml'iglid)l'eit,  in  un§ 
fclbft  ^rieben,  @inf)eit  unb  ^^reiljeit  p  geroinnen,  erjeugt  ba§ 
©tauben,  burd)  roeld)eg  roir  nid)t  bei  un§  felber  bleiben,  fonbern 
„in  (£t)rifto  finb"  unb  in  itjm  ben  l^aben,  ber  un§  plt  unb 
umfaßt. 

Um  bie  ©id)erl)eit  ber  .^offnung  ,^u  bcgrünben,  tjeifU  unö 
•i)3aulu8  erroägen,  roie  bie  Silage  burd)  allcö,  roa§  Sd)övfung  ift, 
0ct)t,  aber  auc^  in  bcncn,  bie  ©ottesi  ©eift  baben,  roicbert'obrt, 
ja  uom  ©cift  fclbft  beftätigt  roivb  baburd),  bafi  er  ta§>  (hiebet 
burd)  bie  unaus(fpred)baren  6eufäer  ern)eitert,  JKöm.  «,  10—27. 


2)ie  (Sinl;eit  »on  J)ieue  unb  Ötattbeit.  357 

'^a§  (Srgebnig  bicfer  33ctrad)tung  ift  für  '>Pau(u§  nid)t  blo^  @r= 
gebung,  bie  ficf)  be§  ©dimerjeS  nid)t  loeigert  in  ber  ©rroägung, 
ba^  jcbermann  leibet,  fonbern  ©erai^^eit  ber  ^errli^feit,  bie 
atlesi  ßeiben  unoergteic^Iic^  überragt,  ^^offnung,  roeil  ha§  6eufjen 
bie  ^ilfe  ^erbeijie^t,  ber  9)langel  bie  &ahe  tjeroorruft,  bie  auf 
©Ott  gefegte  Hoffnung  niemanb  befd)ämt.  2(ucf)  !f)ier  ift  ber 
9)langel  bireft  jum  ©lauben^motio  gemacht:  roir  erl)alten  bie 
^ilfe,  raeit  fie  un§  fet)It. 

®ient  bie  I)eUe  33e(eurf)tung  unfere§  fittlid^en  Unoertnögcn^, 
lüie  fie  burdE)  bie  Urteile  über  ba§  j^^eifd),  3(bam^  ^a\i  unb  bie 
^age  ber  Kreatur  f)ergefteUt  rairb,  bem  ©tauben  jur  ^egrünbung, 
ba  fie  einzig  biefe§  al§  ben  un§  .^ilfe  bringenben  i>organg  er= 
fennen  lä^t,  fo  finb  aud)  biefe  ett)ifd)en  Sä^e  raieber  ooni  ©lau= 
ben§ftanb  be§  ^au(u§  abl)ängig  unb  nur  t)on  biefem  au§  erreidjt. 
^iur  fein  ©lauben  gab  feiner  (Selbftbeurteilung  biefe  Sdiärfe, 
bie  alle  ^Ilufionen  jertrat  unb  bie  ®ebunbenf)eit  unfere§  !©i(len§ 
an  bie  natürlid)e  Strt  unb  an  ben  ©efamtjuftanb  ber  9)?enfc^f)eit 
nad)  if)rer  ^ebeutung  für  unferen  ©otteSbienft  unb  unfere  Seben§= 
füf)rung  voU  erma^.  ®a^  '|>aulu5  unfere  Dt)nmad)t  unb  (Sünblid)= 
feit,  o^ne  @ntfd)utbigungen  unb  !öert)üllungen  ju  fud)en,  mit  biefer 
Marl)eit  ju  bezeugen  t)ermod)te,  üerbanfte  er  bem,  ba§  er  mu^te, 
an  roem  er  ben  9tetter  com  Seibe  biefeg  2:obe§  tiatte.  ®er  3(uf= 
btict  5um  ®t)riftu§  oer^alf  feinem  ©inblicf  in  ben  menfd) ticken 
Buftanb  jur  abgettärten  i^onfeguenj.  ^JHd)t  nur  feine  53u^e  t)at 
fein  ©tauben,  fonbern  aud)  fein  ©tauben  bie  ^u^e  pr  5^Iart)eit 
gebrad)t  in  einer  feften  3Bed)felmirfung,  bie  bie  5lraft  be§  einen 
!i5ürgang§  auf  ben  anbern  übertrug.  \) 

SSon  befonberer  2!Bid)tigf'eit  mar  biefe  fraftuolle  ©ntfaltung 
be§  ©taubeng  für  hk  Set)re  com  ©efe^,  meit  fie  jebe  buatiftifd)c 
SSerle^ung  be§  ©otte§bitbe§  üerf)ütete.  2öenn  bas  ©efe^  ein 
negatioeS  9iefuttat  fd)afft,  bie  Übertretung  I)eroorbringt  unb  ben 
^atl  üertieft,  unb  p  biefem  ^^v^d  üon  ©ott  gegeben  ift,  fo  ift 
e§  aud)  mit  biefer  ^-unftion  ber  ©nabe  bienftbar  unb  mirb  jur 
^egrünbung  be§  ©tauben§  mirffam.   ®ie  Sd)rift  f)at  alte§  unter 

1)  3Biefevn  bie  in  ben  ajeflriffen  „gleifd)"  nnb  „^-aU  2lbamö"  fixierten 
ett)ifc^en  Urteile  juv  älteren  ^ufiprcbic^t  etwa^  3Jeue§  ergeben,  unb  roie  ^^aulu^ 
bicfelben  genauer  beftimmt  f)at,  gebort  in  bie  neuteftanientlic^e  ^Tbeologie. 


358  ^^V-  ^-     S5er  ©laube  bei  '^mtluS. 

bie  Sünbe  ocrf d^Ioff cn ,  bamit  bie  3SerI)ei^ung  —  md)t  auf= 
geI)oben,  fonbern  —  gegeben  raerbe  —  in  ber  SCßeife,  rote  e§  ber 
©nabe  ©ottel  entfpridjt  —  au§  ©kuben  an  ;3ejn§  ©{)riftu§  ben 
©laubenben,  @al  3,  22,  ügl  9?öm.  5,  20.  @efe^  unb  (J^riftuS 
treten  in  fefter  Unterfc^eibung  mit  entgegengefe^tem  Sluftvag, 
unb  bod)  cerbunben  gufammen,  bemfelben  9^at  @otte§  bienenb. 
Ser  ®I)riftu§  nimmt  bie  ^Verurteilung  ber  ©ünbe  burc^  i)a§  @efe^ 
in  fein  eigene§  ©rieben  auf  unb  roirb  burc^  ha^  ^reu^  f)inburcf) 
jum  ^errn  aller  ert)5l)t;  ber  ©laubenbe  nimmt  ben  ^all,  ben 
ba§  ©efe^  in  i^m  bercirft,  in  feine  9f?eue  auf  unb  roirb  baburd) 
jum  glaubenben  2lnfcl)lu^  an  ®l)riftu§  fät)ig  unb  tritt  fo  in  bie 
^reit)eit  oom  @efe^.  ®ie  im  ©lauben  entt)attene  Söfung  uom 
®efe^  l)at  beS^lb  mit  eigenmäcl)tiger  2luflel)nung  gegen  ba§felbe 
nichts  gemein,  ©ie  roirb  nicf)t  au§  ber  (Einfielt,  ba^  ha§>  @efet3 
unerfüllbar  unb  ein  ®ienft  ber  33erbammung  ift,  abgeleitet.  2ll§ 
üon  ©Ott  gegeben,  f'ann  e§  aud)  nur  uon  @ott  befeitigt  rcerben; 
e§  t)at  fein  göttlid)  geroollte§  @nbe  baburd)  gefunben,  ba^  ber 
(Jt)riftu§  fam  unb  feinetrcegen  ftarb.  S)ie  ^olge,  roeld)e  ber 
9Jienfd)  l)ierau§  p  §iel)en  t)at,  ift  bie,  ha^  er  ba§  @nbe  be§= 
felben  in  ®^riftu§  banfbar  anerfennt.  2lufgef)oben  ift  e§  be6t)alb 
nur  für  ben,  ber  fid)  (£t)rifto  üerbunben  t)ält.  ^ie  Trennung 
üon  (£t)riftu§  fül)rt  unter  ba§  ©efet^  gurüd,  fo  ba^  ber,  ber 
unter  it)m  fein  roill,  e§  aud)  mit  feiner  ganzen  g^orberung  unb 
feiner  ^Verurteilung  gegen  fid)  l)at.  2lud)  barin  tritt  bie  ein!^eit= 
üd)e  ^unftion  6l)rifti  unb  be§  ©efeljeS  ^eroor.  ^iefe§  fa^t  mit 
feinem  Urteil  ben,  ber  fid)  ungläubig  uon  (£t)rifto  fd)eibet  unb 
bie  i^m  üerfd)affte  ^reil)eit  oerfdjerjt.  ^) 

2)ie  gan§e  ©ebanfen=  unb  ^Billenlbemegung ,  bie  in  biefcu 
©ä^en  it)ren  5lu§bruc!  l)at,  l)at  in  ber  !öejal)ung  ber  göttlid)en 
©nabe  i^ren  (Sdftein.  3hir  unter  biefer  !iVorau§fe^uug  luerben 
bie  ©d)tüffe  uom  9)langel  auf  bie  i^ahi,  üom  ?^all  auf  bie 
9^ettung,  uon  ber  ©rniebrigung  auf  bie  ©rf)öl)ung,  uom  :^eiben 

')  Xk  antit^etifdje  Spaunuufl  jiüifdjen  @efc|j  imb  (£Ijviftiii5  ci-innevt  ,\u= 
nÄ(f)ft  loicbev  an  bie  3(ntitl)efc  ,v»ifcf)en  J)tcd)t  unb  (SJnnbc  im  ©ottciSbilb  ber 
^enifalcmitcn.  "I^auluö  bleibt  ober  iticl)t  iii  ber  S'weil)'-''*  l)rt»rtci'/  fonbevu  l)ttt 
ober  ber  'ilntitljefe  bie  6i)ull)efe  unb  erfennt  in  (''^ottl^^  'K^hkn  burd)  biK>.  WcfetJ 
unb  burd)  ben  tShriftuo  ben  einigen  'ii^illen  (^iottevS  mit  einem  eiuOeitlid}on  ;^iel. 


2)ie  göttlid)e  ©nabe.  359 

auf  bie  2:röftung  möglirf).  ©ie  fe^en  eine  frei  gebenbe  @üte 
in  ©Ott  üorau§,  bie  au§  itjtem  eigenen  ^mpul^  f)erau§  f)anbe(t, 
weil  fie  burrf)  firf)  febft  pm  ©eben  unb  Reifen  bewogen  ift  unb 
barum  feine  anbere  ^egrünbung  bebarf,  al§  bie  ^^ebürftig!eit 
i^re§  (Empfängers.  ®er  gütige  2BilIe  @otte§  ift  als  an^ebenbe 
fd)öpferifcE)e  ^iaufalität  gebac^t.  ®e§n)egen  ift  ber  ©taube  bie 
2öeife,  rcie  it)r  Empfänger  on  it)r  beteiligt  wirb:  „be§lf)a(b  au§ 
©tauben,  bamit  nad)  ©nobe/'  9?öm.  4,  IG,  weil  ha^  ©tauben 
feine  Seiftung  bitbet,  bie  ba§  göttlicf)e  ©eben  burrf)  it)r  eigenen 
3Öert  begrünbete.  Olid)t  einmal  bie  33itte  unb  ©rroartung  gcf)t 
üom  9)lenfd)en  au§  al§  ba§  erfte  unb  uerantaffenbe  SJioment 
für  baS  göttliche  ©eben,  'Oa  \a  ba§  ©tauben  erft  mit  feinem 
Dbjeft  entftef)t.  '3)er  ©taubenbe  ermartet  bie  &aht,  rocil  fie 
it)m  im  6;t)riftu§  bargeboten  ift;  fie  rcirb  it)m  nid)t  beSrcegen 
bargeboten,  weit  er  fie  erwartet  f)at.  ®amit  ift  ba§  ©otteSbilb 
f)od)  über  ha§  emporget)oben,  maS  in  ber  Stellung  be§  2öirfenben 
enthalten  ift.  %a^  ^öd)fte,  mag  bicfer  in  feinem  ^lirf  auf  ©ott 
erreicf)t,  ift,  baf?  fid)  ©ottes  oergeltenbe  $Red)tlicf)!eit  baburd), 
ha^  fie  bie  menfd)lic^e  (Bdjwäd:)^  freunbtid)  bebenft,  jur  'öiltigleit 
ert)öl)t.  ®arum  fud)t  ber  Sirfenbe  für  ©ott  eine  33crpflid)tung 
f)er§uftellen,  bie  it)n  jum  ©eben  beroegt,  ein  ocpEilri^ia,  9ftöm.  4,  4. 
3)iit  ®t)rifti  Senbung,  ^reuj  unb  51uferftel)ung  bält  ^^aulu§ 
biefe§  ©otteSbilb  für  unvereinbar,  ^ier  erfd)eint  eine  Öiebe,  bie 
ma^rf)aft  ^einbe§liebe  ift,  S^^öm.  5,  10,  ein  ^^ergcbcn,  n)eld)e§  ha^ 
gän§li(^e  ©egenteil  gum  SSergelten  ift,  ein  ©eben,  ba§  nid)t  ju- 
erft  forbert,  fonbern  anl)ebt.  :3nbem  fid)  l)ier  bie"  göttlid)e  ©ütc 
als  v)on  allen  (Sd)ran!en  frei  in  it)rer  Unbebingt^eit  offenbart, 
beftimmt  fid)  ba§  !Cert)alten  be§  ^^Jlenfc^en  §u  ©ott  jum  ©lauben 
mit  feiner  unbebingten  21rt. 

'^eil  ber  red)tfertigcnbe  Sßille  ©otteS  ©nabe  ift,  barum  be= 
fte^t  jenes  betannte  Dilemma  für  ^^auluS  nid)t:  entmeber  ift 
ba§  ©lauben  ©erec^tigteit ;  bann  gilt  nic^t  met)r,  ba^  ©ott  ben 
©ottlofen  gered)t  fpred)e;  ober  ba§  ©lauben  ift  feinem  eigenen 
^JKert  nad)  nid)t  ©ered)tigf eit ;  bann  ift  ©otteS  Urteil,  'üa^  e§ 
@ered)tig!eit  fei,  eine  Unmal)rl)eit.  ®er  ©otteSgebanfe,  ber  biefem 
©d)luffe  §ur  ^afiS  bient,  ift  logifd)  unb  etl)ifd)  nod)  niebriger, 
als  berjenige,  ben  ber  Sßirt'enbe  auS  bem  ©efe^  siel)t:  ift  ©ott 


360  ^op-  9-    ®er  ©laube  bei  ^auluö. 

nic^t  genötigt,  fo  gibt  er  nid)t§.  ®enn  jener  ©d)Iu^  cerfe^t 
©Ott  nod)  mel)r  in  bie  ^affioität,  weil  er  i{)n  lebiglirf)  jum 
2)enfer  erniebrigt.  dr  roirb  barauf  rebugiert,  ba§  menfcf)lid)e 
3Serf)alten  §u  beurteilen.  3ßenn  ^^auIu§  fagt :  obraofjl  ha§  ©tauben 
nid)t  meine  ©erecEjtigfeit  ift,  ba  icf)  al§  ©ünber  feine  @ere(i)tig= 
feit  ^ahz,  bie  meine  eigene  märe,  fo  ift  ba§  ©tauben  bennod^ 
mafir^ft  unb  oollftänbig  meine  ©ered}tigfeit  um  @otte§  roillen, 
fo  beruf)t  bie§  barauf,  ba^  er  einen  gebenben  ©ott  t)at.  SBäre 
©Ott  nur  bcr  ^eobad)ter  be§  menfd)tic^en  3Birfen§  unb  fomit 
ber  SJienfd^  allein  ber  ^anbelnbe,  bann  fönnte  meber  von  ber 
©erec^tigfeit  be§  ©Iauben§,  nocf)  überhaupt  com  ©tauben  bie 
9?ebe  fein;  bann  mü^te  freilid^  ber  SJZenfcf)  fet)en,  mie  er  fid) 
fclber  f)itft,  unb  'Oab^i  an  feinem  SÖBerf  f)ilfIo§  fterben.  ^aulu§ 
l^ält  e§  aber  angefi(i)t§  ber  ©egenmart  (Sf)rifti  für  eine  un§n)eifet= 
t)afte,  offenfunbige  3:;atfad)e,  ha^  ©ott  fid)  nic^t  bamit  begnügt, 
ha§  9Serf)aIten  be§  SRenfc^en  su  beobad)ten  unb  §u  fritifieren, 
fonbern  gebenb  unb  fd)affenb  fein  Seben  aufrid)tet,  unb  t>k^ 
gerabe  baburd),  ha^  er  t>a^  ^öfe  oerurteilt  t)at.  ^arau§  er= 
gibt  fic^  beibe§,  "öa^  ber  ©ottlofe  geredjt  gefprod)en  mirb,  fo 
ba^  bie  91ed)tfertigung  nic^t  im  9)lenfd)en,  fonbern  nur  in  ©ott 
if)r  9Jiotio  ^at,  unb  ha^  ber  ©laube  fo  oöttig  unb  reat  ©e= 
rec^tigfeit  ift,  ta^  er  ©otte§  Urteil:  bu  bift  gered)t,  für  ben 
^enfc^en  begrünbet  unb  befi^t.  '2)ie  ©inigung  beiber  (Sä^e 
liegt  einfad)  barin,  ha^  ©ott  in  ©nabe  t^anbett,  in  feiner 
eigenen,  frei  anf)ebenben,  fd)affenben  ©üte,  TOeId)e  bie  ©ottIofig= 
feit  oergibt  unb  baburd)  annulliert  unb  bem  ©laubenben  allc§ 
gibt,  roa§  in  feinem  SGBefen  unb  SOöollen  allfeitig  gered)te  33er= 
fjättniffe  f)erftellen  mirb. 

Um  ber  ©nabe  miUen  mar  e§  ^aulu§  aud)  uon  ^öebeutung, 
ba^  im  ©prud)  ber  ©d)rift  über  3lbral)am§  9iec^tfertigung  Don 
3ured)nung  bie  Stcbe  ift.  ©r  fa^t  nad)  ber  SKeife,  mie  er  bio 
53ibel  lieft,  ben  33egriff  fd)arf  unb  benft  in  ibm  ben  ©nabcnaft. 
©r  roiÜ  bamit  bie  ^Kedjtfertigung  teiuc§UHHv3  blofj  in  ©otte§ 
2)enfcn  einfd)lie^en,')   mol)l   aber  bamit  ausibrücfeu,  ba^  ba^ 

'j  Xex  91e(^tfcrtiflimß«ibeflvtff  Ijat  bttbiird)  nid^t  gcroomicH,  bo^  fid)  in  bor 
trabitionelleu  (J;reflefe  bad  rccl)tfovti(U'iibc  .vnnbolii  (Motte«*  vom  lobe  ;\eiii  ab- 
gelöft  \)at  unb  in  ein  jenfeitifle«!  ücl•büvflenev^  3oi"''i  <Mütte*  oeiieijt  lüoibeii  ift, 


Xk  göttliche  ©nabe.  361 

©lauben  md)t  auf  bem  2öege  einer  natürlicf)en  ober  rerfjtUc^en 
S^iotiüenbigfeit  fein  @rgebni§  mixlt,  ba^  e§  feinen  ©rfolg  burd) 
(^otte§  freien  äöilten  !^at,  ber  gerne  gibt,  fogar  bem  ©ottlofen, 
unb  fic^  barum  auc^  if)m  ^unt  ©runb  be§  33ertrauen§  barbietet, 
unb  aurf)  in  i^m  ©lauben  begrünben  railt  unb  fann,  weil  er 
aucf)  au§  it)m  ein  neue§  @ef(i)öpf,  2  Äor.  5,  17,  mad)t. 

2)amit  ift  freilid^  aud)  au5gefprorf)en ,  roie  fern  bie  Oted)t^ 
fertigung  be§  ©laubenben  ein  Söunber  bleibt,  'öa^  fid)  bem  ^e= 
griff  entsiel)t.  ®a§  an{)ebenbe,  fe^enbe  ^enfen  ®otte§,  bie  gütt= 
lirf)e  Imputation  mit  it)rer  geftattenben  9}lac^t  ift  ein  @rfte§,  nicf)t 
mieber  au§  einem  anbern  ableitbar,  etmaS  '!|3ofitioe§,  offenbar  nur 
in  bem,  ma§  e§  fe^t.  ^a§  Sunber,  ba§  jeben  freatorifd)en  'Jtft 
al§  fotd)en  fennseic^net,  ift  aurf)  ber  9ierf)tfertigung  eigen. 

2)iejenigen  2;l)eorien,  meiere  ba§  ©tauben  at§  bie  f)örf)fte 
2;ugenb  befc^reiben,  fo  ba^  e§  be^roegen  beffer  al§  bie  3öerfe 
geeignet  fei,  bie  9'terf)tfertigung  ju  begrünben,  meil  fein  innerer 
3Bert  t)öt)er  al§  berjenige  ber  3Berfe  fei,  oerlcugnen  bie  pauIi* 
nifrf)e  33uJ3prebigt  mit  it)rem  ernften  ^Kefultat:  fd)ulbig,  unb 
vertieren  bamit  aurf)  ha^  glaubenbe  33erf)alten,  meil  firf)  it)r 
©tauben  auf  fic^  felbft  gurücfbeugt  unb  an  ben  äBert  unb  bie 
5^raft  unfereg  ©lauben§  glaubt.  ^'I.^aulus  f)at  firf)  nirf)t  auf  fein 
©tauben,  fonbern  auf  ©ott  geftü^t,  nid^t  firf)  in  feiner  ©läubig= 
feit  bemunbert,  fonbern  ©otte§  ©nabe  gefrf)ä^t  unb  in  (£l)riftu§ 
feine  9ierf)tfertigung  gefurf)t.  ©ein  ©tauben  lä^t  alle§,  mag  ber 
9Jlenfrf)  f)at,  ^ei^e  e§  ©taube  ober  3Berf,  I)inter  firf)  unb  greift 
narf)  ©otte§  ©eben,  ^ene  2:t)eorien  brängen  ^^^autus  auf  ben 
©tanbpunft  ber  ^erufatemiten  prürf,  bie  am  ©tauben  feine  cer- 
bienftlirf)e  9Jlad)t  greifen,  ©egen  atten  mit  bem  ©tauben  getrie= 
benen  ^Jiomi§mu§  gitt  ber  vautinifrf)e  ©a^,  ha^  menn  ber  S)ienfd) 
firf)  felbft  rerf)tfertigen  unb  üerl)errlirf)en  milt,  feine  ©ererf)tig!eit, 
©rö^e  unb  ©t)re  nur  im  oottbrarf)ten  SBerf  befielen  fann. 

®ie  entgegengefe^te  Stt)eorie,  metrf)e  bie  ©lauben§mat)nung 
al^  ein  n)illt'ürlirf)e§  ©tatut  betrad^tet,  ba§  mit  9tüctfirf)t  auf  bie 


TOD  eö  mm  auf  einen  göttlidjen  ©ebanten  rebujievt  ift,  ber  bem  3)Jenid)en  nic^t 
iuaf)rnef)ntDav  uiivb.  SBeil  für  'i|5anhu^  nnfre  :)ied)tferti9ung  im  lobe  (5l)rifti 
entf)alten  ift,  I;at  fein  C^Uanbe  einen  fid)tbaren,  faftifc^en  Sn^alt  unb  jiel^t  au^ 
biefem  l^eUe,  f(are  Weiui^fjeit. 


362  ^<^-  ^-    ^^^  ©laube  6ei  ^autitö. 

menfc^Iicf)e  ©c^iüäc^e  ftatt  ber  oielen  unb  fditüeren  SBcrfe  ben 
©lauben  aB  bte  Ietcf)tere  ^cil§bebingung  forbere,  of)ne  3ufammen= 
I)ang  feiner  feltgmad^enbenben  ^ebeutung  mit  feinem  ^nf)alt  unb 
SBefen,  oerfennt  ebenfalls  bie  S^elation,  bie  ^au(u§  gmifc^en  ber 
freien  @üte  @otte§  unb  bem  ©lauben  fe^t.  2lud)  fie  fül)rt  in 
it)rcr  SBeife  ben  9^omi§mu§  in  hk  Sef)re  com  ©tauben  ein.  (Sin 
^erou^tfein,  bem  ha^  ©tauben  at§  etmaS  SBittturIid)e§  erfd)eint, 
n)a§  nur  traft  einer  gefe^tict)en  Slnorbnung  notroenbig  unb  t)eit= 
fam  fei,  barf  nid)t  ©tauben  t)ei^en.  3ttle  biefe  ©ntftettungen  be§ 
^autini§mu§  bemeifen  nur,  mie  fct)n)er  un§  hzi  unferem  t)erbun= 
fetten  ©otte^berou^tfein  unb  unferer  ©eringfct)ä^ung  (Stirifti  aud) 
nur  ba§  2Serftänbni§  ber  @tauben§ftetlung  rairb.  ^) 

®ie  9ietation  gmifc^en  ber  ©nabe  unb  bem  ©tauben  ift  für 
ben  ©ebanfen  be§  ^^autu§  non  jeber  ^öiltfür  frei,  raeit  eine  bto^ 
naturt)afte  Umrcanblung  be§  9nenfct)en,  bie  nid)t  in,  fonbern  nur 
an  ber  '»^erfon  bemu^t^  unb  n)ittento§  gef(^öt)e,  für  it)n  nöttig 
auögefcf)toffen  ift,  ba  er  ©otte§  3}erf)ättni§  gum  3Jlenfd)en  ftreng 
perfontiaft  benft.  ©ott  bie  ©abe  ®otte§  ©ut  unb  S3efi^  be§ 
3Jlenfrf)en  merben,  fo  fann  fie  it)m  nietet  jenfeitig  unb  feinem 
^nnenteben  fremb  bteiben,  fonbern  mu^  in  feinem  geiftigen  Söefen, 
in  feinem  eigenen  äßiffen  unb  SBotten  if)re  SBirfung  finben. 
2ßer  ©otte§  ©üte  nict)t  miffenb  unb  mottenb  fuct)t,  ber  üerac^tet 
fie.  2)ie  burc^  unfere  33erufung  §u  ®t)riftu§  un§  offenbar  ge= 
roorbene  ©nabe  finbet  nur  in  ber  gtäubigen  ^ejat)ung  berfetben 
it)re  birefte,  unertä^tid)e,  gerabtinige  j^ortfe^ung  unb  5ort= 
roirfung.  Dt)ne  fie  brid)t  ba§  götttidje  ©eben  frud)tto§  ab. 
'^arum  get)ört  unfer  ©tauben  unabtrennbar  gum  2ßer!  unb 
3Bort  ber  ©nabe,  bie  für  unss  o^ne  jeneö  nic^t  üort)anben 
finb.  2öeit  eö  bie  einjig  rid)tige  unb  äutäffige  ?^otge  au§ 
bemfetben  ift,  crt)ätt  e§  bie  üotte  ^ebeutung  einer  mitmirt'en= 
ben  Urfad)c  für  ben  ©cred)tigteit§=  unb  Seben^bcfitv     ^|3autu§ 

')  2)ic  Iljcovic  uüii  ben  bciöcii  'iiU'(U'ii,  bem  leidstem  iinb  bem  fd)H)erent, 
brittflt  ^aulu«!  nid)t  miv  mit  ftd)  felbev,  fonbern  and)  mit  ^^efnö,  cbenfo  mit 
3aIobud  unb  a)?attl)äu^  in  nnl)eilbavcn  .Honflicft,  weil  biefe  mit  einer  Jyaffnnfl 
ber  flöttlid)cn  Wnabe,  bie  fie  nlö  (Sntbinbnnfl  uom  (ilUtlicfjon  (Mebot  fd)(H<t,  in 
rnnbem,  entfdjioffenem  Mampfe  ftel)en.  3)ie  MWi'i  "äU-i^c  ciitftelicii  nicbl  baburd), 
baft  (^ott  üinei  ÜHillen  l)rttte,  fonbern  babttrri),  bnfi  ber  'JJJenfd)  feinen  'hellen 
(U'rtcn  C-Jottec*  Willen  fejft. 


2)te  faufale  3)k(f)t  bei  ®Iau5en§.  363 

befc^reibt  e§  nic^t  blo^  al§  ba§  3^^^  ^e§  göttltrf)en  i>anMn§, 
fonbern  ebenfo  beftimmt  a{§>  bie  baäjelbe  oermittetnbe  Urfarf)c, 
in  berfelben  3Bcife  roic  ba§,  wa§  3efu§  ift  unb  tut.  (Sr  fagt 
gteirf)crit)etfe :  rcir  würben  aii§  ober  burcf)  ©lauben  gcrerf)tfertigt, 
9iöm.  3,  28.  5,  1,  rcie  er  fagt:  rcir  rourben  in  (£f)rifto,  in  feinem 
S3Iut,  burtf)  bie  in  if)m  t)orf)anbene  ©rlöfung  gered)tfertigt,  ®al.  2, 17. 
^Höm.  5,  9.  3,  24.  @r  ftellt  beibe  urfärf)(idE)en  ^aftoren  auSbrüdlid) 
nebeneinanber :  ®ott  f)at  (£f)riftu§  aU  @nabentf)ron  burcf)  ©lauben 
in  feinem  33Iute  f)inge[tellt,  9töm.  3,  25.  ©firifti  ^ebeutung  al§ 
SJiittler  ber  ©nabc  ift  baburc^  in  analoger  Söeife  oon  feinem 
Sterben  unb  oon  unferem  ©tauben  abf)ängig  gemarf)t.  2Bie  er 
ber  SJlittter  ber  ©nabe  wirb  burd)  bie  2)af)ingabe  feine§  ^^tut§, 
fo  mirb  er  e§  anbererfeitg  baburd),  t>a^  unfcr  ©taube  fic^  an 
if)n  menbet.  ^;pautu§  ^at  ba§  .^anbetn  G^rifti  nirf)t  in  jwei  3lfte 
jcrtegt,  uon  benen  ber  eine  fid)  nur  an  ©ott  ber  anbere  fid)  nur 
an  ben  9)tenfc|en  rid)tete.  2lt§  ber  für  ©ott  .^anbetnbe  ift  er 
ber  ©mpfänger  unfereS  ©tauben§,  unb  alg  ber  unferen  ©tauben 
33egrünbenbe  unb  33egabenbe  ftet)t  er  oor  ©ott.  '3)arum  begrünbet 
fid)  baSfelbe  göttlid)e  33erföt)nen  unb  9ied)tfertigen  in  bem,  roaö 
^efu§  tut,  unb  in  bem,  n)a§  al§  ^^olge  feiner  2;at  in  un§  gc= 
f(i^iet)t,  nämtic^  baburd),  ba^  wir  glauben.  2)iefe  ^ufammen^ 
faffung  be§  2obe§  (5t)rifti  mit  bem  ©tauben  atg  'iBennittlung 
eine§  einigen  ungeteilten  götttid)en  .Oanbelnö  jeigt  anfd)aulid), 
wie  feft  ^efu  Sob  unb  ba§  ©tauben  im  ©ebanfen  be§  5lpofteI§ 
äufammengefügt  finb,  wie  ba§  Objeft  unb  fein  S^tefler  im  ©ubjeft, 
wie  bie  Siebe  unb  ii)x  ©inbrud  auf  ben,  ber  fie  erfät)rt.  ^iefe 
S^onfequenj  ift  oon  ©ott  geraolit,  n)e§t)atb  ^)3au(u§  aud)  bie 
formet  „©efe^  be§  ©tauben§"  prägt,  ©ie  mar  mit  bem  anbern 
©ebanfen:  „©ered)tigteit  be§  ©laubeng"  unmittelbar  gegeben, 
^er  gefe^gebenbe  unb  ber  rid)tenbe  3Bilte  taffen  fid)  in  ©ott 
nid^t  trennen.  2ßenn  ba§  göttlid)e  Urteil  ^a§  ©lauben  al§  ©e= 
red)tigfeit  wertet,  fo  liegt  barin,  ba^  fein  ©efe^  ha^  ©lauben 
al§  ba§  feftfe^t,  ma^  bem  9Jlenf^eu  obliegt.  '3)iefer  ift  burd) 
©f)riftu§  unter  eine  göttlid)e  Drbnung  geftellt,  bie  fein  SSer^alten 
al§  ©lauben  normiert,  unb  oon  biefer  Drbnung,  hk  oon  un§ 
©lauben  oerlangt,  wirb  ©ott  nid)t  weid)en;  fie  i)at  bie  uner= 
fd)ütterlicl)e  äKajeftät  be§  göttlid)en  9ied)t§. 


364  Äop.  9.    3)ei-  @Iau6e  bei  ^aiilug. 

2)arum  fiattc  ^aulu§  tebenbig  ba§  33ctt)u^tfein,  ba^  er  im 
©tauben  geI)orJQm  fei.  @r  f)at  neben  axorj  niaTecjg  aud)  vTtay.ori 
TtiaiEüjg  geprägt,  S^töm.  1,  5.  16,  26,  ügl.  vTtorayrjvai  '^öm.  10,  3. 
3)er  ©laubenbe  untergibt  fic^  bem  gnäbigen  Söillen  ®otte§  unb 
fteüt  fid)  unter  ®f)riftu§.  Sßeil  er  beraubt  unb  raoüenb  in  bie 
Stellung  eintritt,  bie  ®ott  it)m  bereitet  i)Qt,  ert)ä(t  ba§  ©tauben 
ben  ®t)ara!ter  ber  @et)orfam§betätigung.  ®arum  faf)  ^aulu§ 
5U  bem,  n)a§  ba§  @efe^  über  bie  ©tätte  be§  götttict)en  @ebot§ 
unb  feine  @inn)oI)nung  im  äRenfd)en  fagt,  im  ©tauben  bie  @r= 
füttung.  SGßenn  "Da^  ©efe^  ®eut.  30,  11—14  üon  einem  gött= 
tidtjen  ©ebot  fprad),  ba§  bem  9)lenf(i)en  nat)e  fei  unb  nid^t  erft 
üom  ^immet  ober  oon  jenfeit§  be§  9J?eere§  l^er  get)oIt  raerben 
mu^,  fonbcrn  ein  im  ^er§en  unb  SJlunb  be§  S!Jlenfrf)en  t)ort)an= 
bene§  2ßort  fei,  fo  f)at  bie  ©tauben§gererf)tigf'eit  atte  biefe  @igen= 
fdE)aften.  ©ie  bebarf  feiner  .^immet=  no^  ^abe§fat)rt,  ba  (£I)riftug 
gekommen  unb  auferftanben  ift,  rcomit  fie  bem  9J?enfdE)en  ge* 
geben  ift.  ©ie  beftet)t  in  einem  bem  9Jlenf(i)en  nat)en  SÖBort,  im 
SGBort  be§  ©tauben§,  ^rjua  Ttlaiecog,  n)etrf)e§  auSfprictjt,  'i>a^ 
^efu§  fam  unb  auferftanb  unb  alfo  ber  |)err  ift.  ®a§felbe  ift 
'i)a^  3ßort  be§  ©tauben§,  roeil  e§  ha^u  nerfünbigt  mirb,  bamit 
e§  ©tauben  mirf'e,  unb  ha,  voo  er  entftanben  ift,  angeeignet  unb 
befennenb  n)ieberf)ott  mirb.  2)iefe§  ©taubenSmort  ift  im  ^erjen 
at§  ©taube,  unb  im  SKunb  at§  ^e!enntni§,  mie  ha^  ©efe^  e§ 
fagt,  unb  mit  i^m  ift  bie  ©erect)tigt'eit  ^u  if)rem  ganzen  ^eftanb 
getaugt,  unb  erfüttt,  maS  ©ütte§  ©ebot  oertangt. 

'2)en  Unglauben,  ben  er  nict)t  nur  <w  niotevELv,  foubern 
ccTttareiv,  ccTtiazia  gu  nennen  pftegt,  meil  an  bie  ©tette  be§ 
fet)tenben  ©tauben^  eine  mannigfattige  unb  cncrgifdfje  3lftioität 
tritt,  bie  fid)  gegen  ©ott  unb  (£t)riftuö  menbet,  ogl.  2  S^eff.  2,  11, 
t)at  *»^autuä  fet)r  ernft  at§  ©d)utb  beurteilt.  3ßenn  ber  3Jienfd) 
ber  2ßat)rf)eit  bie  ^crrfd)aft  über  fein  S)enfen  unb  Sotten  Der= 
fagt,  fo  rüt)rt  bie§  nur  oou  it)vem  3iift^i""itMit)ang  mit  bem  ^ed)t 
t)er,  ha^  fie  basi  Unrodjt  be^  ^lJ^onfd)eu  boutlid)  inad}t.  :3i» 
SBo^tgcfatlen  an  ber  Ungered)tigtcit  glaubt  man  ber  SOBal)rt)eit 
nid)t,  2  2:()eff.  2  12  cf.  Jo.  ^Köm.  2,  H.  1,  18.  ^ie  retigiöfcn 
^J}iotiüc,  iücld)e  ben  Ungtauben  er.^eugeu,  mic  in  O^^rael,  beffen 
(Äifer  für  t)a<i  ©cfelj  eö  ungläubig  umd)t,  ^Höm.  10,  2,   ober  in 


bcr  @emeinbe  bei  benen,  n)e(d)e  ba^»  (Soangeliuni  uerbecft  f)ei^en 
unb  über  baSfelbe  in  ein  f)öf)ere§  Sicf)t  emporftreben,  2  ^or.  4,  4, 
entfdf)u(bigen  it)n  mcf)t.  @§  ift  t)ier  raic  bort  eine  j^römmigfeit, 
n)elrf)e  bie  oon  ®ott  bem  9J?enf(^en  angerciefene  ©tellung  ablet)nt 
unb  nur  burrf)  einen  ^vud)  mit  ber  3öaf)rf)eit  möglid)  roirb. 
'2)er  @tfer  3§rael§  ift  o^ne  @rfenntni§  unb  unterroirft  firf)  ber 
@ererf)tigfeit  @otte§  nirf)t,  ^Tiöm.  10,  3  ogl.  1  X'm.  1,  13.  ^ene 
Ungläubigen  in  ber  ©emeinbe  ^aben  gebtenbete  ©ebonfen,  vori^iaia, 
n)e(rf)e  unfäf)ig  finb,  bie  ^otfrf)aft  uon  ber  .^errtirf)feit  ß^rifti 
fic^  anzueignen.  3f)r  33ebürfni§  nacf)  einer  frembartigen,  über 
ba§  apoftoüf(i)e  2ßort  f)inau§greifenben  3ßei§f)eit  beruf)t  auf  bcr 
9Jii^ad)tung  ®I)rifti,  ber  ibnen  arm  unb  wertlos  erfd)eint.  3» 
fold)  it(uforifd)em  9}lenfrf){)eit§-,  ßf)riftu§=  unb  ©ottesbilb,  ta^ 
bie  glaubenbe  2(nerfennung  6f)rifti  unb  @otte§  unmöglirf)  macf)t, 
mac^t  fid)  ®ebunbenl)eit  an  fatanifrf)e  9Jläd)te  offenbar.  3ßic 
e§  ber  n)at)rt)aftige  @ott  ift,  meld^er  fpridjt:  e§  loerbe  2id)t!  fo 
ift  e§  ber  @ott  biefe§  2(eon§,  ber  bie  oernünftige  2:ätig!eit  bcsi 
9JienfcE)en  ju  finftern  (ict)ttofen  ^Hefultaten  fül^rt,  burd)  n)eld)e  bie 
3öaf)rnef)mung  ber  ^errlid)feit  ®otte§  im  2lngefid)t  (£t)rifti  if)m 
unmöglid)  rcirb,  2  ^or.  4,  4  ff.  ogl.  1  Z\m.  4,  1.  ^arum  rocil 
ber  Unglaube  ba§  @rgebni§  unb  bie  ^^iyation  bcr  53o§t)cit  im 
3Rcnfd)en  ift,  tritt  er  aurf)  in  ben  5lrei§  ber  göttlirf)en  ©trafen, 
^er  9Jlcnfd)  ift  aud)  in  feinem  SBiberftreben  gegen  @ott  oon  ber 
it)n  be^errfdjenben  dJlad)i  ®otte§  nid)t  gefd)icbcn.  2lud)  bie  Äraft 
p  feinem  2ro^  f)at  er  an§  @ott,  ber  fein  @erid)t  baburd)  an 
i^m  oo((§ief)t,  ba^  er  il)n  burd)  feinen  Unglauben  in  feiner  ©ünbe 
feftt)ä(t,  9^öm.  0,  17—22.  ^:pautu§  ^at  feinem  ©ebanfen  ooUc 
@int)eit  gegeben.  SQBie  ®ott  un§  burd)  ba§  ©tauben  rechtfertigt, 
fo  mac^t  er  aud)  ben  Ungläubigen  burd)  feinen  Unglauben  pm 
@efä^  feinet  ^i^^'n^- 

^ic  parallele  33etrad)tung  für  "ta^  ©tauben  wirb  baburd) 
uotlftänbig,  ba^  fein  9Sert)ältni§  jum  ©eift  ing  5luge  gefaxt 
mirb.  (Sl)riftug  ift  für  '>Paulu§  !ein  abmefenber,  fonbern  ^at 
eine  ftetige  gegenrcärtige  @emeinfd)aft  mit  bem  ©laubenben: 
er  nimmt  if)n  bei  fic^  auf  unb  gibt  if)m  in  fid)  feinen  Ort.  ©o 
l)at  fid)  aud)  @otte§  ©nabe  nid)t  in  ber  ©enbung  unb  @rl)öt)ung 
®t)rifti    erfd)öpft,    fonbern  übt  an  ber  ©emeinbe    ein   ftetige^ 


©eben,  ^ic  33crmittlung  beSjelbcn,  burc!)  n)eld)c  bie  ©egcnroart 
©^rifti  im  ©taubenben  entftel)t,  ift  ber  @etft.  @§  liegt  in  ber 
Äonjcquens  be§  paulinifdf)en  ®ebanf'en§,  ba^  bie  9*teIation  be§ 
@lauben§  pm  ©eift  böppelt  beftimmt  rairb :  ber  ©eift  wirb 
burrf)  ba§  ©lauben,  unb  ba§  ©tauben  burc^  ben  ©eift  ertangt; 
b.  t).  eä  ift  auc^  t)ier  eine  coli  perfonf)aft  gebad)te  ©emeinjct)aft 
gefegt,  bie  fid)  in  einem  einträd)tigen  ^ufammenroirfen  beiber 
t)oII§iet)t.  ®amit  bleibt  bie  9?eIation  be§  ©tauben^  §um  ©eift 
berjenigen  gu  ®f)rifto  genau  poraöel.  ®enn  aud)  §ur  ©nabe 
(S^rifti  t)at  e§  bie  boppette  Sletation,  'Oa^  e§  au§  if)r  folgt  at§ 
it)r  ©ffe!t  unb  fie  bebingt  al§  x{)X  ©runb.  ©otte§  ©erec{)tigteit 
offenbart  fic^  au§  ©tauben,  rceil  mir  gläubig  finb,  jum  ©tauben, 
bamit  mir  gläubig  feien,  9?öm.  1,  17.^)  Slnalog  gibt  e§  auf  bie 
f^rage,  mie  mir  ben  ©eift  empfangen,  nur  bie  3lntmort :  au§  bem 
^ören  be§  ©Iauben§,  ©at.  3,  2.  ®a§  äöori,  ttaä  mir  f)ören, 
ift  aber  ©otte§  traft,  D^öm.  1,  16.  1  Uox.  1,  18,  me§f)atb  unfer 
©taube  in  ©otte§  traft  feinen  ©runb  I)at,  1  tor.  2,  4.  5.  ^iefe 
erleben  mir  im  ©eift.  ©r  oermittett  jeneg  inraenbige  Si^ufen  ©otte§, 
bas  bie  ©emeinfrf)aft  mit  ©t)rifto  ftiftet,  1  tor.  1,  24  ogl.  21 
di'im.  8,  30.  2ßät)renb  ber  ^eibe,  ber  ot)ne  ^emu^tfein  unb 
SGßilten  §um  ftummen  ©ö^en  getrieben  mirb,  uon  feiner  Sßirfung 
be§  ©eifte§  mei^,  unb  aud)  ber  ^ube,  rca§  immer  fein  ^Hut)m 
fein  mag,  fid)  üon  ©otteä  ©eift  baburd)  gefd)ieben  ermeift,  ba^ 
er  ^efu§  Derf(ud)t,  ift  "öa^  ^efenntniö,  ha§  3efu6  ben  ^errn 
nennt,  .tenn5eid)en  unb  Sercei§  für  bog  S)afein  be§  ©eifte§,  meit 
e§  nur  in  it)m  pftanbe  f'ommt,  1  tor.  12,  3;  eben  bie§  ift  aber 
ba§  ©lauben^roort,  ?Röm.  10,  8.  9lnaIog  ift  aud)  ber  9?uf  ju 
©Ott  al§  sum  33ater  bie  (^ahi  be§  ©eifte§,  9?öm.  8,  15.  ©al.  4,  6. 
'2)ie  Sclbig!eit  be§  ©laubenä  ,smif d)en  ^aulu§  unb  feiner  ©e= 
meinbe  beruf)t  barauf,  bafj  fie  benfelben  ©eift  t)aben,  unb  biefer 
ift  ©eift  bc§  ©Iauben§,  meit  er  foIc^e§  roirft,  2  tor.  4,  13. 
3ßcil  aud)  ba§  ©tauben  ein  ©cfd)enf  ©otte§  ift,  flnl  1,  20, 
bleibt  ber  ©egenfa^  jroifdjen  ber  (Stcüung  be§  5lpoftet^  unb 
bem  ^JiomiömuS  abfolut,  meit  bie  iUn-mitttung  ber  ©ered)tigfeit 
unb  bcS  ficbcnS  üöltig  in  ©ott  bcfdjtoffen  bleibt   aud)   an  ber 

')  3)lcfe  boppcitc  JHclation  l)ai  fcljou  !»\cfuv^  bcin  (^Unubcii  jii  foiiicii  .'öilfe 
briitgenbcn  latcn  gcflcbcn;  ftc  fctjeu  ci  novnuö  imb  cijeiisjcii  0)>,  ußl.  c.  115. 


Xia  StbiueOv  bes  fnlfci)en  Wlaubeng.  HG 7 

(Stelle,  löo  fie  fid)  in  ber  ^:]3erföntid)feit  be§  50'lenfd)en  felbft  vo\U 
5iel)t  unb  burd)  fein  eigenes  Siffen  unb  3öoüen  gefd)iet)t.  2)arum 
fd)tie^t  bag  „®eje^  be§  @Iauben§"  jeben  (Setbftrut)m  gänjüd) 
au§ ;  benn  ber  ©laubenbe  rii()mt  fid)  nid)t  feinet  ©laubeng  wegen, 
fonbern  banft  für  it)n. 

®ie  ^raft  mit  ber  ^aulu§  bie  Unbebingtf)eit  be§  @lauben§ 
uertritt,  I)at  für  if)n  bie  Sf^otroenbigfeit  befonber§  bringlid)  ge^ 
mac^t,  bie  ©renje  gegen  ta^  et{)ifd)  falfd)e  ©lauben  fd)arf  t)erüor= 
jut)eben.  ®r  t)at  barauf  im  9f{ömer=^  mie  im  ©alaterbrief  befonbere 
Sorgfalt  üermanbt:  9^öm.  6-8.  cgi.  3,  1—8.  @al.  5,  13—25. 
®a^  bie  gegen  il)n  gerid)tete  ^olemif  ibm  'Oa§  falfc^e  ©lauben 
5ur  Saft  legte,  liegt  in  ber  Situation  unb  n)irb  burc^  9iöm.  3,  8 
auSbrüdlic^  bezeugt.  2)a§  2(yiom:  la^t  un§  33öfeg  tun,  bamit 
®ute§  barau§  !ommc,  im  3wfammenf)ang  mit  ber  23erfid)erung, 
ba^  bie  3Soll!ommen!^eit  ber  göttlid)en  ^Bal)rl^eit  "ba^  menfc^lid)c 
Sügen  frei  gebe  unb  ungefäl)rlid)  mad)e,  ba  fie  ja  burd)  baSfelbe 
nid)t  m§  ©c^raanfen  Jomme,  befd)rcibt  ba§  gegen  bie  etl)ifd)en 
S^iormen  gteid)gültig  gercorbene  ©tauben,  roeld)e§  aud)  ba§  ^öfe 
in  fid)  aufnimmt,  ^^-ür  bie  etl)ifd)e  .^öl)e,  auf  ber  fid)  bie  33e= 
fpred)ung  ber  @efe^e§frage  innerl)alb  ber  6;t)riftenl)eit  uolljog,  ift 
e§  lel)rreic^,  ba^  bie  Slngft  »or  bem  bo§t)aften  ©tauben  '*^aulu§ 
al§  bie  ©d)n)ierigfeit  entgegentrat,  über  bie  er  bie  jübifd)e  (£I)riften= 
t)eit  emportragen  mu^te.  ^Jli(^t  nur  !ranfe  SHotioe,  bie  au§  ber 
jübifd)en  ©itelJeit  ober  au§  unreiner  Dleigung  ju  einer  bequemen 
©erec^tigfeit,  bie  in  einer  äu^erlid)en  'Digjiplinierung  be§  8eben§ 
beftel^en  foU,  ftammtcn,  erzeugten  ben  ^)lrgn)ot)n  gegen  it)n;  e§ 
roir!te  babei  sugleid)  ba§  2;ieffte  mit,  raa§  bie  (Jt)riftent)eit  oon 
^z]vL§  empfangen  l)at,  bie  ©emipeit,  ha^  fein  ©tauben  ©rl)örung 
bei  ©Ott  finbe,  baS  bie  Suft  an  ber  ©ünbe  freigebe  unb  förbere. 
*'^aulu§  burfte  freilid)  mit  »ollem  &ied)t  fagen:  nid^t  il)n  fed)te 
biefe  3Serfud)ung  an,  oietmet)r  l)ege  gerabe  ber  ^t)arifäigmu§  unb 
^ubai§mu§  biefe  unreine  ^uoerfic^t  in  fid). 

@r  l)at  barum  nac^  ber  Darlegung  ber  mit  bem  ©tauben 
empfangenen  9ied)tfertigung  burd)  bie  S^rage:  moUen  mir  bei  ber 
©ünbe  bleiben,  bamit  bie  ©nabe  n)ad)fe?  9?öm.  6,  1  fd)arf  ben 
^un!t  beleud^tet,  mo  ha^  ©tauben  fid^  forrumpiert.  ©r  lä^t  bamit 
bie  ©nabe  felbft  al§  ^JJlotio  §ur  ©ünbe  erf feinen,  fo  ha^  fid) 


368  ^(^V-  •'•    ^i-'i"  «IcinfJe  bei  'üj^aiilui^. 

biefe  al§  ©rrocifung  be§  ®Iauben§  barftetlt  unb  ber  ©nabe  §ur 
3?erl)errlid)ung  gefd)tcf)t,  in  ber  3ut>erfic^t,  ha^  fte  fic^  an  ber 
@rö^e  be§  ^all^  nid)t  j(^n)äcf)e,  fonbern  fräftige.  @§  finb  jebocf) 
nirf)t  b(o^  poIemifd)e  (Srünbe,  irelc^e  bie  2Iufmerffam!eit  beä 
^aulu§  narf)  biefer  ©eite  lenfen;  benn  bie  9JlögIid)feit  p  biefer 
Korruption  liegt  tat|ärf)tirf)  fortroäfjrenb  in  ber  ©lauBengfteüung. 
Sie  gewinnt  bat)er  il^re  ^SoIIenbnng  nur  baburrf),  ba^  fie  biefe 
33erfud)ung  ert'ennt  unb  tilgt,  %^x  gon^e  ©ebanf'engang  be§ 
^^autu§  bliebe  unoottenbet,  raenn  er  bieUnbebingtf)eit  be§  @Iauben§ 
nid)t  aud)  an  biefer  ©teile  burd)fü^ren  !önnte,  baburcf),  ba^  fid) 
tia^  ©lauben  al^  @inoerftänbni§  mit  @otte§  gutem  SBillen 
erroeift. 

®ie  Unmöglicf)!eit,  au§  ber  @nabe  ein  9)lotir»  §um  ©ünbigcn 
ju  machen,  ift  für  ^;paulu§  bamit  gefegt,  ba^  „mir  ber  ©ünbe 
geftorben  finb".  @§  liegt  alfo  für  ^aulu§  in  ber  (IJIauben§= 
ftellung  eine  abfolute  ©d)eibung  oom  ^öfen;  bie  2Serftüd)tenf)eit 
mit  bemfelben  ift  aufgef)oben;  ©rlöfung  oom  33öfen  ift  ber  bem 
©laubenben  juteit  gercorbene  33efi^.  2)a{)er  ift  ein  SKitle,  ber 
fünbigen  mill,  niemals  im  ©tauben  begrünbet,  fonbern  beffen 
©egenteil.  @r  f)ebt  ba§  burd)  bie  ©nabe  bem  SJlenfc^en  ©egebene 
auf,  unb  oerneint  ha§,  ma§  ber  ©taubenbe  burd)  fie  geworben  ift. 

^sn  biefem  unbebingten  9iein,  ta§  ^^auluS  allem  ^^öfen  ent= 
gegenfe^t,  bett)ät)rt  fid)  bie  nnbebingtf)eit  feinet  ©laubenS  an  ber 
für  ben  SSerlauf  be§  menfd)Iic{)en  ^eben§  entfd)eibenben  ©teile, 
^ie  ©nabe  (5f)rifti  ift  aud)  ^ur  :^öfung  ber  müralifd)en  3lufgabe 
allgenugfam;  fie  errid)tet  eine  totale  Trennung  5iuifd)en  bem 
9)?enfd)en  unb  ber  ©ünbe,  bie  \i)m  einen  guten  SBillen  gibt,  bem 
mit  geraber  runber  ©ntfd^ieben^eit  bas*  33öfe  nid)t  mcljr  mi."iglid)  ift. 

'2)iefe  Stellung  5um  ^ööfen  ift  bem  ^Jlpoftel  burd)  ha^  ge= 
geben,  wa§  3efu^  l^l-  ®cin  eignet  Xotfein  für  ha^  ^ofc  ift 
bie  O^olge  be§  2;obeö  6t)rifti  unb  berul^t  barauf,  ba^  (Jl)rifti 
Zoh  aud)  il)n  umfaf?t.  *©eil  C;^riftu§  ber  ©ünbc  geftorben  ift, 
ift  aud)  ber  ©laubenbc  il)r  geftorben.  'Die  @efd)iebent)eit  beö 
©taubcnS  oon  ber  Korruption  liegt  fomit,  raic  olleg  maS  ber 
©laubc  l)at,  im  Dbjeft  beei  ©lauben§,  im  ®egonfal3  (£l)rifti  gegen 
bas  !ööfe.  Darum  mirb  ba§  bie  ©ünbe  bcgcl)rcnbc  ©lauben 
JHöm.  ii,  5.  (i  einf ad)  baburd)  luibcrlegt,  ta^  an  bie  bie  !iBelt 


Xk  'Hbml)x  beö  falicften  ölanbeng.  369 

rid)teube  ^^unf'tion  @otte§  erinnert  wirb,  ©o  roenig  ©ott  uon 
feinem  ^Jiirf)teramt  lä^t,  fo  raenig  ^egt  unb  frf)ü^t  ber  (5f)riftuö 
6ünbe.  (If)rifti  äöiüe  ge^t  üielmef)r  barauf,  un§  üon  ber  (Sünbe 
äu  befreien,  unb  be§{)alb  ift  ber  ©laubenbe  non  if)r  befreit.  2)ie 
ber  @nabe  felbft  innen) of)nenbe  .^eiligt'eit,  bie  nid}t§  53üfe§  in  ibr 
2Bü()IgefalIen  aufnimmt,  geftaltet  nid)t  blo^  (£t)rifti  i^anbein, 
fonbern  and)  ben  ©ffeft  begfelben  im  ©laubenben  unb  fc^Iiefit  es 
au§,  baJ3  ©nabe  unb  ©laube  S3öfe§  erjeugen  tonnen,  ^er  falfcf)e 
©laube  ift  niemals  ©taube  an  ß^riftu^,  meil  er  nur  baburd) 
cntftet)en  fann,  ^a^  geleugnet  wirb,  ba^  (£t)riftu§  für  bie  ©ünbe 
geftorben  ift,  unb  ift  niemals  ©taube  an  ©ott,  rceil  er  fid)  nur 
babur(^  5u  erf)atten  nermag,  ba^  er  ben  9iid)ter  ber  SBelt  uergi^t. 

2)en  2:ob  unb  bie  ^.Uuferftet)ung  Gf)rifti  t)at  ^aulu§  auc^ 
für  bie  etf)ifc^e  ^-8etrad)tung  nirf)t  getrennt,  ^er  ©(aubeube  be= 
iat)t  (£^riftu§  nid)t  nur  al§  für  bie  Sünbe  tot,  fonbern  aud) 
at^  lebenbig  für  ©ott.  ©r  fd)Iie^t  fic^  foroof)!  in  ©t)rifti  ^J(uf= 
erftel)ung  mie  in  fein  Sterben  ein.  ^eöroegen  ift  eine  neue 
Seben^geftatt,  xaivoirig  Ccorjg,  fein  eigen  geworben.  ®er  Sl'^enfd), 
rcie  er  burd)  bie  ©eburt  rairb,  ift  für  if)n  veraltet,  7caXai6g; 
er  I)at  fein  it)m  gebüt)renbe§  ©nbe  am  ^reuje^pfat)!  3efu  ge= 
funben.  ®er  Seib  ber  ©ünbe  ift  abgetan,  unb  ha^  ^^leifd)  ift 
nid)t  me^r  ber  Drt,  in  n)eld)em  ber  3J?enfd)  ift,  ch^n  meil  er  im 
©t)riftu§  ift  unb  biefer  nid)t  met)r  ^-leifd)  ift,  fonbern  bie  oon 
allem  58öfen  befreite  ^errlid)feit  bc§  eroigen  Seben§  bat.  Söeil 
©^riftu§  ber  9iegent  feinet  Seben§  ift  unb  er  bie  3>"Puif^  u"^ 
Gräfte  begfelben  au§  i{}m  fd)öpft,  ift  er  über  ba§  ^leifd)  unb 
bie  6ünbe  emporgef)oben. 

©einen  ':J(bfd)lu^  finbet  biefer  ©ebanfengang  rcieber  baburd), 
ba§  bie  ®aht  ©f)rifti  an  hzn  ©laubenben  ©eift  ift.  ©iefer  ift 
aber  ber  @r§euger  eine§  rid)tigen,  ©ott  gemäßen  2öollen§,  in 
berfelben  3öeife  roie  er  bie  Sßurjel  eine§  roat)ren,  göttlid^en  ©r= 
fennens  ift.  3Ber  burd)  ben  ©eift  geleitet  ift,  ift  oon  ber  ©ünbe 
gefd)ieben;  bieg  ift  aber  ber  !Öefi^  aller  berer,  bie  ©l)rifti  finb. 
®arum  fd)lie^t  ^aulu^  ben  ©alaterbrief  mit  ber  9?egel:  roanbelt 
burd)  ©eift,  al§  mit  ber  alles  in  fid)  fd)lie^enben  Benennung 
ber  c^riftlid)en  ^flid)t.  ©o  roie  fid)  ber  ©laubenbe  burd)  ben 
©eift  roirflid)  beroegen  lä^t,  fo   ha^  er  fid)  bem  au§  il)m  ftam= 

©stattet,  Xct  ®lou6e  im  91.  Xcft.  24 


370  ^^P-  ^-    ^ß"^  ®Iau6e  bei  'ipaulus. 

menbeu  ^mput§  untergtbt,  rairb  er  rid)tig  I)anbeln,  in  ®inf)eit 
mit  bem  @efc^,  in  Übereinftimmung  mit  Sf)n[ti  SßiKen. 

S)ie§  alle§  finb  2tu§fagen  über  @otte§  @abe,  nid)t  2lu§fagen 
über  bie  menfc^Iicf)e  ^eifiung.  ©ie  fprec^en  nicl)t  tia§'  9?efuttat 
ber  SeIbftbeobad)tung  au§,  fonbern  finb  ax\§  ber  3Bat)rnef)mung 
ß^rifti  gefc{)öpft.  @§  finb  ©c^Iüffe  an§  bem,  mag  (£f)riftu§  ift 
unb  feine  ©emeinfc^aft  mit  un§  bebeutet;  nid)t  ©rf)lüffe  au§ 
unferem  eigenen  SBolten  unb  können.  ®arum  f)at  bie  ganje  58e= 
griff §reit)e,  meld)e  bei  ^aulu§  bie  9ieue  begrünbet,  ungefcf)mäd)t 
baneben  ^taum ;  benn  biefe  ift  au§  bem  ©inblirf  in  unfer  eigene^ 
3Befen  gefd)öpft,  mäfirenb  bie  triumpf)ierenben  3Borte,  meiere  bie 
reinlidje  Söfung  be§  et!^ifd)en  ^^rob(em§  aU  ben  ^efi^  be§  @lau= 
benben  preifen,  un§  nur  baburrf)  möglid)  merben,  bo^  mir  üon 
un§  felber  abfegen  unb  auf  ha^  blicfen,  raa§  @ott  bur^  ®I)riftu§ 
au§  un§  macE)t. 

^er  ©taube  erzeugt  folglich  ein  boppeIte§  ©elbftberou^tfein 
im  2Renfrf)en;  ba§  eine  f)at  feinen  ;3nt)alt  in  bem  burcf)  hai 
^leifd^  beftimmten  "Cerlauf  be§  Seben§,  ba§  anbere  in  ber  2Ser= 
bunben^eit  mit  (£{)riftu§,  bie  un§  ber  @(eid)geftaltung  mit  it)m 
a(ö  be§  üon  @ott  un§  üerliet)enen  33efi^e§  gerai^  mad)t.  ^a^ 
biefer  33efi^  nic^t  al^  etmag  ilIuforifd)e§,  unfräftige§,  abmefenbe§, 
fonbern  al§  9?ealität,  a\§>  bie  un§  geftattenbe  9Jiad)t  beurteilt 
unb  bet)anbelt  mirb,  ba§  eben  ift  fortmät)renb  mieber  bie  @Iau= 
ben§tdt. 

2lllen  5lu§Iegern,  melrf)e  ba§  burd^  bie  ^eue  beftimmte  unb 
ba§  im  ©tauben  begrünbete  ©elbftbemufjtfein  in  seitlicher  Suf-- 
jeffion  einanber  folgen  (äffen,  weil  if)nen  i^re  ^oejiftenj  für  un= 
möglid)  gilt,  blieb  ba§  paulinifd)e  ©tauben  unoerftänblid).  ^) 
^^auluö  i:)at  uon  bem  im  ^^leifd)  lebenben  unb  barum  in  feiner 


')  SoDcnbig  flilt  baci  uon  ber  J^el^nuplimiv  'ißaulug  fd)H)nufe  l)iii  unb  her 
Sit)if(l)eii  einer  ibealen  äU'tradituni^Müeife,  nacl)  ber  er  bie  Wenteinbcii  für  ^e^ 
rc(f)tfcrtiflt,  fleOeiliflt  unb  yom  '-l^öfen  (^e|ct)ieben  erfline,  unb  einer  niicl)ternen 
Scurtcilunfl  berfclben,  bie  il)vc  [ittlidjc  ScI)iüÄd)e  unb  Sünblicl)!eit  fid)  ein(ieftel)e. 
2o  (Afit  man  i^n  jtDifd)en  ^-anntigmusi  —  ein  (Glaube,  ber  ber  ÄMrFliclifeit 
flCflcniiber  »erblenbet,  unb  barum  von  Seit  ju  ^>^cit  auö  feiner  Irctumerei  er 
roadicn  mn^,  ift  fanatifd)  -  unb  rtlanben<Jlofem  33ioraIivNmuci  l)in  unb  her 
)d)ioan(eti. 


!I)ie  3(6n)ef)r  beä  falfdien  ölaubenö.  371 

33eget)tung  forruptcn  9Jlenfc^cn  gefagt,  er  jet  mit  6{)rifto  in  G)c= 
meinfd)a[t  gefegt  unb  baburd)  jum  33öjen  unfäf)ig  iinb  jum  Wiener 
ber  @crerf)tig!eit  geraorben.  ®erjelbe  9)lcnfd),  bev  fid)  im  33Iid 
auf  fid)  elcnb  roei^,  roeil  er  ba§  @ute  nid)t  ^u  oollbringen  oer= 
mag,  mei^  im  ^lid  auf  ß^riftu^,  ba^  er  in  ber  ^'rei()eit  üom 
@efe^  ber  ©ünbe  unb  be§  2:übeg  ftef)t  unb  ber  @ered)tig!eit 
Änec^t  geroorben  ift  ju  unjerrei^orer  llntertänigfeit. ')  ^iefc 
©eraif^^eit  bleibt  aud)  nid)t  nur  ein  ©ebanfe  ober  eine  .^»offnung, 
bie  unfern  gegenwärtigen  Seben§ftanb  unoeränbert  liefje,  ba 
"^Paulus  üon  einem  ©tauben,  ber  fein  SGBoUen  erzeugte,  unb  oon 
einer  ^i^erbunbentieit  mit  ©t)riftu§,  bie  feine  SBirfung  ^ätte,  nichts 
mei^.  3ßir  t)aben  jumr  mitten  in  ber  fonftanten  Grfa^rung 
unfrer  ©ünbigfeit  unb  (3terblid)feit  bie  ©eroipeit  ber  die^U 
fertigung,  bod^  fo,  ha^  tro^  ber  uerborbenen  53egef)rungen  unb 
.^anblungen,  bie  unferem  fleifd)lid)en  ^uftanb  entfpringen,  im 
©taubenben  burd^  feinen  '^tnfd)Iu^  an  ö;t)riftu§  ber  gute  SBiüe 
entftanben  ift,  ber  bie  Dbert)anb  bet)ält  unb  feinen  inneren  Scbenö- 
ftanb  beftimmt,  fo  gemi^  fid)  feine  i>erbunbent)eit  mit  (£t)riftu^ 
er^ätt,  ba  er  nur  pgleid)  mit  ber  3:rennütig  uon  (£t)ri|tu5  untere 
get)en  fann. 

I^nbem  '»^autug  9iöm.  6,  3  ber  ©emeinbe  bie  Jaufe  al^ 
benjenigen  9Jloment  nennt,  in  metd)em  fie  am  2:obe  (S^rifti  mit= 
beteiligt  unb  baburd)  ber  Sünbe  geftorben  ift,  wirb  er  nic^t 
blo^  an  bie  anf(^autid)e  3Scrgegenmärtigung  be§  (Sterbend  unb 
ber  9{uferftef)ung  mit  (Sf)rifto  benfen,  iüetd)e  ber  alte  2:aufritu§ 
barbot,  fonbern  oor  altem  feftftetten  motten,  ba^  ber  gute  3Biüe 
be§  ©taubenben  nid)t  erft  atlmäf)tid)  im  3SerIauf  be§  (£t)riften= 
Ieben§  entftef)t,  fonbern  fein  9(nfang  ift,  raeil  er  ber  ©emeinfc^aft 
mit  ©f)rifto  raefentlid)  ift.  ^n  ber  3:aufe  benft  er  fid)  ben  |)errn 
gegenmärtig  unb  gebenb;  er  felbft  nimmt  ben  ©etauften  bei  fic^ 
auf  unb  eignet  it)m  fein  Sterben  unb  Sebcn  5U,  roorin  mit  ber 
Berufung  pm  (Stauben  ^ugteid)  ber  9lntrieb  ju  jenem  *föoUen 
entt)alten  ift,  ba§  a(Ie§  ^öfe  al§  burd)  ben  Xoh  (Ef)rifti  befeitigt 


^)  Somit  bleibt  '^auluö  mit  ber  gleid)jeiti(<en  ©eltung  bes  iöu|iDortä  unb 
bei-  iöentfuuci  jum  ©lattben  in  ^sefn  äi>ort  «nb  ber  iileicfijeittgen  Übuni^  ber 
^u^e  unb  be«  @Iaubenö  in  ber  ©emeinbe  Serufalems  in  Übereinftimmung. 


372  ^"P-  ^-    2>ev  ©tauBe  Dei  5ßauluä. 

üerneint  unb  ba§  ®ott  bienenbe  Seben  ai§  burc^  bie  2(ufei'ftef)un3 
©firifti  un§  bereitet  bejal)t.  ^) 

"Sag  im  ©lauben  begrünbete  Sßotten  ift  ßiebe.  SRit  ber 
SIbroenbung  be§  'i^ertrauenS  üon  ber  eignen  ^^erfon  unb  bem 
Dorbef)altlofen  2lnjd)Iu^  be§felben  an  ®ott  im  ®f)riftu§,  momit 
ber  @runb  unb  ba§  ^kl  be§  Seben§  über  ba§  eigene  ^d)  ^inauf= 
uertegt  finb  unb  ba§felbe  tjöllig  bem  göttlid)en  Sieben  unb  ©eben 
untergeben  rairb,  ift  bie  felbftifcfje  21>erfe!^rung  be§  SBiUenä  burc^= 
brocf)en  unb  bie  2khz  geboren.  2Ber  ®I)rifto  lebt,  lebt  nid)t 
mef)r  fidf),  raeber  in  feinem  23er!^ältni§  §u  @ütt,  nod)  in  feinem 
"i^erfe'^r  mit  ben  9Jlenfd)en.  9Jlit  jenem  Urteil  beg  5(poftet§,  ha'^ 
mit  bem  ©inen  alle  ftarben,  bamit  fie  if)m  leben  —  ba§  ift  ber 
3Homent,  rco  ©taube  in  it)m  entftanb,  ba§  Ttiazevaai  —  mürbe 
bie  Siebe  Sf)rifti  für  if)n  bie  regierenbe  9)lacf)t,  bie  fein  Sollen 
geftaltete;  ri  ayarcri  Tov  Xqiotov  ovvixei  rif-iaci,  2  ,*i^or.  5,  14. 
®a§  Sieben  bes  ©laubenben  ift  in  berfelben  Sißeife  ©t)rifti  unb 
@otte§  Siebe,  ayartri  rov  &eov  9?öm.  5,  5,  tov  Xqiozov  2  ^or. 
5, 14,  roie  feine  @ered)tigfeit  ®otte§  ®ererf)tig!eit  ift,  raeit  ba§ 
bem  SRenfdjen  pgemahbte  göttlid^e  Sieben  in  ba§  eigene  3öoüen 
unb  ^t^dtxi  be§  ©laubenben  überge{)t.  'S)e§rcegen  ift  bie  Siebe 
auc^  "boi^,  tt)a§  ber  ©eift  im  ©laubenben  erzeugt,  bem  entfprerf)enb, 
'ba^  bie  33egrünbung  in  ®ott,  im  6;t)riftu§  unb  im  (Seift  firf) 
ftet§  jufammenfinben.  '2)ie  Siebe  ift  cor  allem  anbern  'iia^  %\\z\X' 
matifd)e,  1  ^or.  13,  ha^,  maS  burrf)  @otte§  ©eift  in  ba§  ^er^ 
beö  ©taubenben  au§gegoffen  ift,  S^iöm.  5,  5.  Sirb  ba§  ©tauben 
für  un§  bie  Urfad^e  be§  Sebenä  unb  ber  ©ercdjtigfeit,  fo  mirb 
e§  bie§  nid)t  anberS  al§  fo,  'ba'^  e§  sugleid)  ben  9Jloment  bilbet, 
rco  mit  bem  33er5icl)t  auf  ba§  eigene  iHerf)t,  bie  eigene  ^raft,  "iia^ 


*)  2)ic  93ef;auptun(5 :  bie  Gvftorbcnljoit  fiiv  baö  iHifo  iiiib  bie  i:!elieubiiUeit 
für  ©Ott  trfttcn  bei  ^kuluö  einfacf)  burd)  beii  Xaufuoll.vui  ex  oi)ere  operato 
ein,  ift,  luenn  fie  ein  ^JJioberner  fai^t,  (^enaii  fo  uüe  im  IKittelaltev,  bitnf)  bie 
Unfäljiflfeit  wentriodjt,  bnö  (^Hauben  bed  '|UniluiS  ju  weiftel^en.  'JJiiiu  leclinet  nur 
mit  ben  firfjtbareii  Jyaftoren:  entmeber  er.u'Ui^e  baö  Xunfiunffer  ober  bie  mo= 
roIifc{)c  i'eiftunfl  bcß  Xönflingö  ben  (Sffeft;  biefe  falle  für  'iHiuhns  lueji;  alfo 
I)änflc  fie  on  jenem,  '•^aulu«  \)ai  ben  (5f)riftuö  nid)t  für  eine  'ühiU  i^el)nlten  nnb 
feine  ilU'jiel^unfl  ^um  (Mlmibenben  alv5  bac  über  fein  'iU'rl)('^llni^^  jn  Wott  unb 
jur  eunbc  (£ntfd)eibenbe  beurteilt. 


r 


35ie  £'ie6e.  373 

eigene  Seben  im  ©mpfang  ber  aufrirf)tenben  ©nabe  bie  Siebe  in 
nnei  geboren  rcirb. 

^anlu§  f)at  gegenüber  ber  Senbenj,  @otte§  ®aben  blo^  jur 
@rl)öl)ung  unb  Q3ereic^erung  ber  eignen  ^erfönlirf)feit  au§pnü^cn, 
au§gefprod)en,  ba^  bie  Siebe  größer  qI§  alles,  aurf)  aB  ba§ 
©tauben  fei.  3ur  Erläuterung  biefer  nnterfd)eibung  reid)en  blo^ 
formale  Kategorien  raie  „äu^erlid)"  unb  „innerlirf)"  nid)t  au§. 
®er  ©laube  äußert  ficf),  raenn  er  „^erge  üerfe^t",  1 5?or.  13,  2, 
unb  bie  Siebe  ift  etma§  inmenbigeS,  ba  fie  oon  ber  .^ingabe  be§ 
eigentumg,  ja  oon  ber  ©etbftauf Opferung,  au§brücfli(^  untere 
fc^ieben  mirb,  roeil  ^aulu§  biefe  niertto§  l)ei§t,  menn  nid)t  bie 
Siebe  fie  uon  innen  f)er  erfüllt,  1  ^ox.  13,  3.  ®os  Sieben  ift 
größer  aU  ba§  ©tauben,  roeit  e§  fid)  ju  biefem  oerliätt,  rcie  ba§ 
©anje  jum  2;eil,  mie  bie  3Sotlenbung  jum  Stnfang,  wie  bie  ^yrudjt 
5ur  Söurjet.  33egrünbet  ba§  ©tauben  ba§  Empfangen,  fo  erzeugt 
bie  Siebe  bag  ©eben;  ift  jeneg  bie  ©rroecfung  bes  Sebens  in 
un§,  fo  ift  biefe  beffen  Betätigung,  ^urc^  fie  crreirf)t  @ottc§ 
Siebe  il)r  ßiel  in  un§;  mit  it)r  ift  ber  gute  Sitte  ba,  ber  nad) 
bem  göttlid)en  Sitten  geftattet  ift  unb  un§  i^m  jum  Serfjeug 
mad)t.  ^urd)  fie  ift  ba§  ©tauben  über  bie  ©efat)r  emporget)oben, 
t>a^  e§  bie  Saf)rt)eit  ©otte§  blo^  miffe,  aber  nid)t  tue,  bie  Siebe 
©otteö  begef)re  unb  bod)  nu^to§  niad)e.  <2ie  ift  bie  ungeteilte 
2tufnat)me  ber  göttlid)en  ©nabe;  benn  fo  burd)bringt  fie  unfer 
ganjeS  Sotten. 

^arum  \)ai  ^autu§  and)  ba,  mo  er  bie  ganje  ^errtic^feit 
ber  ©tauben  gftettung  gegenüber  bem  gtauben§tofen  ©efe^esbienft 
au§fpred)en  milt,  nid)t  bto^  ba§  ©tauben  genannt,  fonbern  au§= 
brüdtid)  t)eroorget)oben,  "ba^  baSfetbe  nid)t  untätig  bleibe,  t)iet= 
met)r  in  ber  Siebe  ba§  SJiittet  I)abe,  burd)  n)etd)es  e§  pr  ^at 
gelangt:  in  (£t)rifto  gilt  ha^»  ©tauben,  'i)a§>  burc^  Sieben  tätig 
wirb,  ®al  5,6.1) 

®arum  ift  ba§  ©tauben  o^ne  fie  nid)t§,  meil  e§  ot)ne  fie 
md)t  5u  feiner  Sirtung  !ommt.  Sie  (Jt)rifti  Serf  für  ben 
9Jlenfd)en  unfrud)tbar  bleibt  ot)ne  ba§  ©tauben,  fo  ift  roieberum 

*)  2öer  ftrf)  rounbert,  nanmx  i)m  plb^lirf)  bog  Sieben  neben  bem  @lauben 
jum  'isorjcfiein  fonune,  ()nt  niclit  uevftanben,  roaö  ^auluö  glaubenb  bei  ß^riftuö 
gefucl)t  {)at. 


ba§  ©lauben  unfrud)tt)ar  unb  mi^(o§,  wenn  e§  nidjt  jnr  SKurjel 
ber  Siebe  wirb,  menn  md)t  jene§  äßollen  unb  ^anbeln  au§  tf)m 
entftef)t  ba§  ftd)  ®ott  unb  bem  trüber  bienftbar  mad)t.  SBenn 
fid)  ^au(u§  1 5?or.  13,  2  ba§  ©tauben  ootlenbet  unb  bod)  ben 
9)Zenjd)en  lieblog  unb  ha§  ©tauben  rcevtloS  benft,  ]o  ftreitet 
bieg  nid)t  gegen  ben  feften  ^ufammen^ang ,  in  roet(^ent  t>a§ 
©tauben  unb  Sieben  gueinanber  ftef)en.  ®enn  biejer  3ufammen= 
t)ang  entftet)t  nii^t  burd)  ein  naturt)afteg,  üon  unjerm  SBolten 
unabt)cingige§  33anb,  fonbern  fann  burd)  böfen  Sföitten  getöft 
roerben.  ®a§  3^ert)atten  ber  forintt)ifd)en  ©emeinbe,  bie  einen 
9f?eid)tum  üon  d)ari§matifd)en  Gräften  t)atte,  aber  in  if)rem  @e= 
braud^  eine  felbftifd)e  S^enbeng  f)eruortreten  tie^,  bercog  it)n, 
fc^arf  §u  betonen,  ba^  feine  ©tauben§!raft  Sßert  ^at  ot)ne  bie 
Siebe,  ©anj  anatog  benft  er  fid)  ba§  ©rfennen  uoltenbet  unb 
bennod)  Iiebto§,  obn)ot)t  aud)  t)ier  bie  engften  ^e^iet^ungen  §iüifd)en 
beiben  roatten,  cgi.  1  ^or.  8,  1  ff.,  ha  ta^  menfd)tid)e  ©rfennen 
auf  einem  ©rfanntfein  burd)  ©ott  berut)t,  n)etd)e§  bie  ^^erfön= 
Iid)feit  in  it)rem  SCBotten  nid)t  unberüt)rt  tä^t,  fonbern  ba§fetbe 
5ur  Siebe  geftattet.  ^ie  of)ne  Siebe  nid)t  erf'annt  wirb,  fo  wirb 
aud)  ol^ne  Siebe  nid)t  gegtaubt;  fie  ift  e§  ja,  bie  „atte§  gtaubt". 
•»Poutug  ftettt  f)ier  jebod)  beibe§  au§einanber,  n)eit  ber  tibergang 
Dom  ©tauben  äur  Siebe  burc^  unfer  fünbtid)e§  Sotten  aufget)atten 
inerben  fann.  SRit  ber  gtaubenben  ^eiat)ung  ber  götttid)en  Siebe 
ift  bie  t5^rage  nid)t  ein  für  attemat  erlebigt,  nietmebr  ftettt  fie 
fid^  im  3Sertauf  unfere§  Seben§  immer  neu,  ob  mir  fotbft  mottenb 
©otte§  3ßitten  fotgen  unb  ba§,  mag  mir  im  ©tauben  empfangen, 
im  '3)ienft  ©t)rifti  für  bie  93rüber  frud^tbar  mad)en  motten,  äßirb 
bem  ©tauben  fein  23ermögen,  bie  Siebe  p  begrünben,  genommen, 
fo  entftet)t  jeneg  fatfd^e  ©tauben,  hci^  ^^autuö  ebenfo  bcftimmt 
cntmertet,  mie  ^efug  e8  gerid)tet  t)at. 

2)er  ä^er5id)t,  ber  im  ©tauben  liegt,  l)at  fid)  fomit  nad) 
feinem  ganzen  Umfang  in  ©eminn  uermanbett.  ;uMun-  umfaßte 
ben  ganzen  Sebenjiintjatt  ber  *'|>erfon:  baö  il)r  gegebene  ©efe^, 
ba8  t)on  iljr  üottbrad)te  3Berf,  il)re  ©ered)tigfeit,  it)r  Scben. 
?t(g  uon  ©Ott  in  ben  2:ob  gegeben  ftanb  fie  ba  unb  evfannte 
bie  nrfad)e  it)reg  Xobeg  in  fid)  fetbft,  im  ©egenjatj  il)reg 
eiflenen  Scfcns!  gegen  ©ott,  in  iljrem  S^teifd).    So  mar  eine  iHe= 


2)ie  Siebe.  375 

buftion  be§  9}ienfd)en  auf  nid)t§,  bie  if)m  nur  nod)  ba§  eine 
mögtid)  macf)t:  ©laube,  ^uroenbung  ju  bem,  rva§  @ott  getan 
f)at.  '2)aburd)  wirb  aber  jener  ^^erjid)!  in  allen  33e5ie{)ungen 
5um  ©erainn.  ^m  fetben  3tft  burcf)  n)e(d)en  roir  un^  mit  allem, 
ma§  mir  nad)  bem  ©efe^e  rcirfen,  a(§  oerurteilt  ernennen,  finb 
mir  gered)tfertigt ;  inbem  mir  unä  at§  tot  beurteilen  muffen,  finb 
mir  aufermecft  unb  m§  Seben  oerfe^t;  inbem  mir  unfern  ©treit 
gegen  @ott  mat)rne^men,  ber  barin  begrünbet  ift,  ha^  mir  be§ 
(§eift§  entbef)ren,  finb  mir  in  ben  ^efi^  be§  @eift§  oerfe^t  unb 
finben  nun  ba§  @ott  mot)Igefäüige  SBerf  unb  ben  mal)rf)aften 
©otte^bienft.  SDiefe  ^rud)tbarfeit  liegt  im  33er5id)t  natürlid) 
nic^t  an  fic^  felbfl,  fonbern  baburd),  t)a^  in  if)m  bie  ^umen- 
bung  5U  ©ott  entf)alten  ift,  meld)er  un§  ben  ganzen  £eben§- 
inf)a(t  ßf)rifti  ju  eigen  gibt,  ©o  ift  ber  ©taubenbe,  mie  ^aulu§ 
fef)r  be5eid)nenb  fagt,  „ber  au§  Glauben",  6  ex  jclarecog,  meil 
er  mit  altem,  rca§  er  I)at,  au§  bem  ©tauben  l)erau§  entftet)t. 
®iefeg  l)at  fid)  al§  ba§  ^^rinjip  unb  bie  SBurjel  feiner  ganjen 
©yiftenj  bemät)rt. 

'2)ie  'ikrl)ältniffe,  in  bie  e§  un§  oerfe^t,  finb  nact)  allen 
Seiten  t)in  gered)t.  ©egcnüber  bem  eigenen  fünblid)en  !©cfen  ift 
e§  :Ööfung  von  bemfelben,  gegenüber  ©ott  ^inbung  an  iljn, 
gegenüber  bem  (£t)riftu§,  ben  ®ott  pm  |>aupt  ber  9Jienfc^l)eit 
gemad)t  t)at,  (Sel)orfam,  ber  fid)  it)m  untergibt,  gegenüber  ben 
9J?enfd)en  S3erbunbent)eit  mit  it)nen  in  bienenber  Siebe,  ^arin 
beroät)rt  fid),  ba^  bie  9ted)tfertigung,  bie  un§  ©ott  burd)  G^brifti 
2;ob  gegeben  l)at,  ben  ©laubenben  nid)t  nur  gered)t  nennt,  fonbern 
il)n  burd)  ba§  ©tauben  in  bie  ©ered)tigfeit  ^ineinfteHt. 

SÖBeil  ita^  Seben  für  ®ott  in  ber  i^iebe  ein  neue§  Apanbeln  er= 
gibt,  feiert  im  ©{)riftenleben  aud)  bo§  äöerf  auf  neuer  t)öl)erer 
©tufe  roieber  alg  „bag  Serf  be§  ©laubenä"  1  Sbeff.  1, 3.  2  S^eff. 
1,  11.  „2)a§  SBerf  be§  ©laubeng,  bie  ^emü{)ung  ber  Siebe  unb 
bie  ©tanbl)aftigfeit  ber  Hoffnung"  bilben  bie  SJflerfmale  be§ 
ß^riftenftanbg.  äöie  bie  ^emüt)ung  ber  Siebe  barum  genannt 
ift,  meil  fic^  bie  Siebe  in  il)r  erprobt,  unb  bie  ©tanbl^aftigfeit 
ber  Hoffnung  barum,  meil  fie  fid)  in  ber  'öel)arrung  erl)ält 
unb  üOÜenbet,  fo  l)ebt  ^paulus  analog  nid)t  ba§  ©tauben  allein, 
fonbern  bog  3Bert  be§  ©laubeng  alg  ben  ^efi^  ber  ©emeinbe 


376  ^"P-  ^'    ^ßr  ©taittie  bei  ':|>aulu§. 

barum  Ijeroor,  racil  ha§  ©lauben  in  ber  Seiftung,  ju  ber  e§ 
treibt  unb  befäf)igt,  fein  ©iegel  unb  feine  3ßal)rl)eit  l)at.  ^arunt 
ge^t  and)  bie  ^itte  ha,  n)0  fid)  ber  33Itd  auf  bie  3So(Ienbnng 
ber  ©cmeinbe  rid)tet,  barauf,  ba^  @ott  ha^  Sßerf  be§  @Iauben§ 
in  it)r  ooü  machen  möge,  lueil  im  2öerf  bo§  ©lauben  fein  3^^^ 
erreidjt,  im  oollen  2ßer!  fein  gan^eg  S^^L  ^a§  33er{)ä(tni§  be§= 
felben  gur  9f?ed^tfertigung  f)at  ftd^  jebod)  umgefe(}rt:  n)ät)renb 
frü'^er  ber  SJienfd)  bie  9ied)tfertigung  auf  @runb  be§  2öerfe§ 
fud^te,  empfängt  er  nun  ha§  Sßerf  burd)  bie  9'led)tfertigung/) 

9}lit  bem  32Ber!  fommt  auc^  ha§  @efe^  gu  feiner  neuen 
©eltung  im  9Jlenfd)en.  ®enn  fein  ganzer  Söille  ift  im  £iebe§= 
gebot  §ufammengefa^t ,  raeslialb  nun  am  ©laubenben,  nad)bem 
bie  23erurteilung  bc§  @efe^e§  für  it)n  befeitigt  ift,  ba§,  ma§ 
ha^  @efe^  a(§  gered)t  feftfteUt  unb  bem  @ered)ten  guerfennt, 
jur  Erfüllung  fommt,  9iöm.  8,  4.  @al.  5,  18.  23.  (So  oerman^ 
bclt  fic^  aud)  in  39e5ief)ung  auf  ba§  @efe^  ber  im  ©tauben 
liegenbe  5^eräid)t  in  ©eminn.  ^nbem  fic^  ber  ©laubenbe  com 
®efe^  abrcenbet  ju  ®f)riftu§  t)in,  meil  er  jenes  nid)t  erfüllen 
fann,  !el)rt  e§  e§  al§  „ba§  ©efe^  be§  @eifte§"  in  it)n  ein,  9?öm.  8, 2. 

3n  all  bem  liegt  nid)t  bie  geringfte  9tnnä^erung  ber  @Iau= 
ben§gered)tigfeit  an  bie  ©ered^tigfeit  ber  Söert'e.  9lid)t  nur  ift 
aüer  ®eifte§=  unb  SiebeSbefi^  be§  aJienfdjen  ein  Empfangenes, 
fo  ba^  alle  3trbeit  für  ©ott  niemals  bem  9Jlenfd)en  9lul)m  oer- 
tcit)t,  fonbern  bie  empfangene  (§>abe  mirb  aud)  nie  in  bem  ©inn 
unfer  (Eigentum,  ba^  mir  fie  unabhängig  oon  (£t)rifto  unb  bem 
©eift  befä^en.  SOäir  tonnen  fie  gar  nidjt  unabl)ängig  uon  (£t)rifto 
bcfi^en  motten,  ot)ne  ha^  mir  bie  ©laubenSftellung  gän^lid)  oer- 
laffen.  2öa§  ber  9JJenfd)  in  fid)  felbft  ift,  bleibt  fleifdjlid)  unb 
ber  ©ünbe  Untertan  aud)  im  ©laubenben.  C5S  gilt  aud)  üon 
i^m:  in  mir  b.  l).  in  meinem  ^^leifd^e,  moljnt  baS  ©ute  nic^t; 
gerabe  meil  baS  oon  it)m  gilt,  ift  er  ja  ein  ©laubenber.  ©S 
ift  lebiglid)  ber  SebenSuerbanb  mit  ©l)riftu§  unb  in  il)m  mit 
©Ott,  meld;er  baS  ©laubcn  jur  ©rfüllung  beS  ©efel3e^^  mad)t. 

^ür  bicfe  ©tettung  be§  3(poftet§  ift  tel)rreid),  mie  er  ben 

')  Damit,  bo^  ber  ®Iaubc  bei  ^ouluö  nid)t  nur  bie  (Si-I)iM)imfl  beS  eignen 
t'cbcncftnnbö,  fonbcnt  bie  (PifiUdmd  bcv  Dicnftpflidit  im  iioliiu^onboti  "•ll'cif  fmi)t 
unb  cmpfAnflt,  boioal^vt  er  loicbcv  '^cfu  ilüovt. 


Sa«  SBerf  beö  0(au6en§.  377 

©tanb  feiner  ©emeinben  für  ben  %a\i  beurteilt,  bafs  (£^nftu§ 
nic^t  auferftanben  luäre,  1  ^ox.  15,  14  ff.  Unter  biefer  2Sorau§= 
fe^ung  ^at  er  it)nen  i^hz  redf)tfertigenbe  SBirfung  be§  @Iauben§ 
uerneint.  3Öirb  ber  Sluferftanbene  rceggebac^t,  fo  ift  'Oa§>  @Iäubig= 
fein  feine  ;^öfung  üon  ben  ©ünben,  fonbern  lä^t  fie  in  ben= 
felben,  ni(i)t  ©rrettung,  fonbern  3SerIorenf)eit,  tro^  allem,  rca§ 
in  it)nen  oorgegangen  fein  mag.  Di)ne  feinen  göttlirf)en  3n^lt 
ift  ba§  ®(aiiben,  rcie  e§  nun  bie  g^römmigfeit  ber  ©emeinbe 
bilbet,  fo  menig  ®ered)tigfeit  at§  bie  oord)riftlirf)e  Sieligiofität. 
®iefe§  Urteil  ift  bireft  ba^  @rgebni§  ber  ©runbftellung  be§ 
^ilpofteB.  9]id)t§,  raaei  ber  SJJenfd)  ift  unb  tut,  fonbern  ba§, 
rcaö  ©Ott  in  ©I)rifto  tut  unb  gibt,  galt  i^m  al§  @)ered)tigfeit 
unb  ^eben.  ^arum  ift  bie  auf  ba§  ©lauben  geftellte  .^offnung, 
bie  e§  al§  uerbienftlidie  Seiftung  oor  ®ott  gettenb  madl)t,  ebenfo 
trüglic^  roie  ber  ^ul)m  ber  äßerfe.  ®a§  ©lauben  \)at  nur  fo 
üiel  3öert,  33efi^  unb  ^raft,  al§  bag  ©eben  6;i)rifti  in  fid) 
fd)lie^t.  ^ällt  biefe§  roeg,  bleibt  ha§  ©lauben  nur  nod)  al§ 
menfd)licl^e§  ^ert)atten  unb  ©rlebni§  übrig,  fo  ift  esi  leer  unb 
fraftlo§,  roie  alle§  9Jienfd)li^e.  Dl)ne  ©l)riftu§  ift  bas  ©lauben 
nid)t§. 

^arurn  ift  oöllig  burd^fid)tig ,  n)e§t)alb  ^^aulu§  ba,  roo  er 
üon  ber  et^ifd)en  3(ufgabe  ber  (J^riftent)eit  rebet,  nid)t  ben 
©lauben§begriff  §ur  ©rlmiterung  l)eran§iet)t.  3öät)renb  berfelbe 
in  füöm.  3—5  bominiert,  ba  ^^aulu§  bort  jeigt,  mie  ber  ^erbanb 
mit  ©Ott  erlangt  mirb,  fommt  er  in  diöm.  6—8  (oon  6,8  ab= 
gefet)en)  nid)t  mel)r  üor.  ®a§  rid)tige  .^anbeln  mirb  bort  auf 
bie  ©emeinfd)aft  mit  bem  Sobe  unb  Seben  ßl)rifti  unb  auf  ben 
Slnteil  am  ©eift  begrünbet.  ^a^felbe  jeigt  ber  ©ataterbrief: 
nid)t  al§  ^rüd)te  beg  @lauben§,  fonbern  al§>  ^yrüd)te  be§  ©eifte§ 
finb  Siebe,  triebe,  "J-reube  u.  f.  f.  be5eid)net.  ^er  ©rinnerung 
an  bie  l)eibnifd)en  Safter  ber  ^orintt)er  ftellt  "j^aulug  nictjt  cnt= 
gegen:  aber  il)r  feib  gläubig  rcorben,  fonbern:  \\)X  t)abt  eudt) 
geroafd^en,  feib  gered)tfertigt  unb  geheiligt  morben  im  Flamen 
3efu  unb  im  ©eifte  unfereö  ©otte§,  1  ^or.  6,  11.  ®ie  ©ünb^ 
lid)feit  ber  Un5ud)t  rcirb  nid)t  bamit  bargetan,  ba^  fie  bem 
©lauben  rciberftreite,  fonbern  baburd),  baf?  fie  bie  glieblic^e  ©e= 
meinfd)aft  mit  (£^riftu§  aufl)ebe,  1 5lor.  6,  15  f.    ^loeifelloö   ift 


378  Aap-  9.    Sei-  @Iau6e  bei  ^:pauht§. 

bie  ganje  ®emetnf(i)aft  mit  ®f)riftu§  unb  ber  @eipe[i^  bem 
©tauben  gegebene  ®abe,  unb  alles  roa§  fittitrf)  au§  jener  folgt, 
ift  in  biefem  begrünbet;  allein  e§  l)at  biefe  ^olge  unb  5?raft 
nid)t  nad)  feinem  feelifcl)en  ^eftanb,  fonbern  burcl)  ben,  auf 
meieren  unfer  ©lauben  gielt.  ®a§  i^m  antmortenbe  ©eben  ®otte§, 
(Sfirifti  unb  be§  @eift§  t)erleil)t  il)m  feinen  ben  SJienfi^en  er= 
neuernben  ©ffel't.  3luf  biefe  reelle  ©eite  am  ©laubenSüerbanb 
greift  beSt)alb  bie  @rmat)nung  be§  2lpoftel§  ftet§  ^nxiid,  weit 
e§  in  it)r  unb  ni(i)t  in  feiner  menfd)licl)4eelifcl)en  (Seite  begrünbet 
ift,  ba^  ba§  ©lauben  nid^t  ol)nmäcl)tig  tä^t,  mie  bie  ßuftimmung 
Sum  @efe^,  fonbern  „ba§  @efe^  be§  ©eift§  be§  £eben§"  im 
9}Zenfct)en  mirffam  macf)t.  ®ben  biefe§  SBegfel)en  uom  ©lauben 
t)in  p  bem,  auf  ben  e§  gilt,  gibt  bem  @eban!engang  be§  3lpoftel§ 
bie  gläubige  2lrt.  '^Inx  mer  an  feinen  ©louben  glaubte,  könnte 
fiel)  barüber  bet'lagen,  ba^  in  einer  fo  tief  in  ben  ®^riftenftanb 
l)ineinleuct)tenben  2lu§fül)rung  mie  9iöm.  6—8,  fo  roenig  nom 
©lauben  bie  9f?ebe  fei.  %a  '!paulu§  fid)  nicljt  auf  feine  @läubig= 
feit,  fonbern  auf  ben  ®t)riftu§  oerlie^,  fonnte  er  ben  Verneig  für 
t)a§  9ied)t  be§  ®lauben§  unb'  bie  ®arftellung  feiner  ^JKirfungen 
nur  baburd)  füt)ren,  t)a^  er  fagt,  mag  ®t)riftu§  mit  feinem  2;ob 
unb  Seben  fd)uf. 

3n)ifd)en  bem,  raa§  ®t)riftu§  für  bie  ©laubenben  tut,  unb 
it)rem  2Berl'  im  2)ienft  @otte§  fielen  bie  ^mperatioe,  bie  it)nen 
'i>en  Sillen  @otte§  t»ort)alten.  ^aulu§  l)at  fie  befanntlid)  in 
reid)er  2lu§bilbung  unb  mit  großem  ©ruft  ben  ©emeinben  axi^' 
einanbergefetjt,  unsrceifell^oft  in  ber  SJieinung,  iljncn  baburd) 
it)rc  ^flid)t  bar§uftellen,  an  bie  it)r  ^anbeln  unbebingt  gebunben 
fei,  fo  ba^  bie  ':Jlblcl)nung  borfelben  ibr  25erl)ältni§  ju  ®ott  jer^ 
riffe,  1  5{'or.  (j,  9,  luäljrenb  ber  ®el)orfam  gegen  benfelben  biefeä 
ert)altcn  unb  beftätigen  mirb.  !9ieben  bicfen  ^mpcratiuen,  weld)e 
bie  ©runbjüge  ber  d)riftlid)en  ''|>flid)t  für  alle  feftftellen,  gibt  c§ 
für  jeben  aud)  einen  inbioibuell  auf  il)n  fclbft  gcrid)teten  ""U^iUen 
(^otteg,  ben  er  mal)rnel)mcn  unb  auöfüljven  füll,  ))l6m.  12,  1  ff. 
So  burdjbringt  ein  göttlid)e§  (Gebieten  "iia^  ganje  d)riftlid)C  i^eben, 
bod)  obne  baf}  f)ierin  für  bie  '^Hngcnugfamfcit  beS  C53lauben§  unb 
feine  bebingungölofe  3ui)erfid;t  irgcnbmeldje  Störung  unb  Sdjiüie= 
rigfcit  läge. 


3)ie  göttliche»  «ebote.  379 

2:;räte  jener  SÖßille  (^otte§,  ber  firf)  forbernb  an  ben  ©lau- 
benben  reenbet,  int)alt(id)  a{§  ürva§  anbetet  unb  gegenfä^Iirf)e§ 
gut  ©enbung  ^efu  ^in§u,  fo  rcürben  rcir  aUerbing§  §n)ei  .^eil§= 
bebingungen  ertialten,  etiüa  ©laube  unb  Heiligung,  rcomit  bie 
Slllgenugfamfeit  be§  @(auben§  oerneint  wäre.  ®a  ober  S^rtfti 
©enbung,  ^reuj  unb  ©rroecfung  fetbft  auf  bie  ©ünbe  unb  bie 
@ered)tigteit  belogen  finb,  al§  @erid)t  über  jene  unb  ^Segrün= 
bung  bie[er,  fo  entfaltet  ba§  göttlirf)e  ©ebot,  unter  n)eld)em  ber 
©laubenbe  ftet)t,  lebiglid)  ha§,  n)a§  in  ber  Xat  (£f)rifti  ent= 
i)alten  ift.  33erboten  ift  it)m  ha§,  ma^  ;^cfu§  abgetan  \)a\, 
geboten  ba§,  wa^  er  gebrad)t  fjai.  %k  i^w^peratiüe  erftären 
i^m  nur  bie  ©tedung,  bie  i^m  al§  bem  an  Gt)riftu§  glaubenben 
juf'ommt  unb  bie  er  im  ©tauben  bereite  eingenommen  I)at. 
(Seine  3(ufgabe  beftimmt  fid)  tebigli^  ba^in,  roaS  it)m  burrf) 
ben  ©tauben  gegeben  ift,  ju  bemal)ren,  ma§  er  glaubenb  ge= 
roorben  ift,  and)  gu  fein.  3(uf  ber  ©emeinbe  liegt  ber  3i^- 
peratit),  fic^  ber  ©ünbe  für  tot  ju  t)atten,  di'öm.  6,  11,  roeil  fie 
ber[elben  burcf)  (£t)rifti  ^^ob  abgeftorben  ift,  C,  2.  Sie  ^at  bie 
^-l^flicf)!  auf  fid),  fid)  unb  it)re  ©lieber  ©ott  al§  SGöerf^eug  ber 
©ered)tigteit  barjugeben,  rceil  fie  au§  bem  ^obe  t)erau§  in  ba^ 
für  ©Ott  frud)tbare  ßeben  uerfe^t  roorben  ift,  ''Mm.  0,  18. 
SOBeil  fie  burd)  ben  ©eift  lebt,  foU  fie  burd)  ben  ©eift  roanbeln, 
©a(.  5,  25.  diöm.  8,  25.  3Beil  fie  oom  alten  Sauerteig  gefonbert 
ift,  foll  fie  it)n  au§fd)eiben,  1 5lor.  5,  7. 

^ene  5(u§fagen,  roelc^e  befc^reiben,  roa§  ßt)riftu§  bem  9Jten= 
fd)en  bereitet  \)at,  l)aben  freilid)  in  biefen  ^n^P^i'^tioen  it)re  not= 
roenbige  ©rgänjung.  '2)a^  ©eftorbenfein  mit  (£^riftu§  lf)at  feine 
roefentlic^c  ^i>ollenbung  barin,  'Oa'^  nun  aud)  „bie  ©lieber,  roeld)e 
auf  ßrben  finb,  tot  gemad)t  roerben",  5lol.  3,  5,  unb  ba§  ^eben- 
bigfein  burd)  ben  ©eift  beftet)t  nid)t  o^ne  bie 'Öeroegung,  Tregiuarelv, 
roeld)e  in  i^m  i^re  ^Jtegel  ^at.  ®enn  auf  ba§  pcrfont)afte  SBefen 
be^  ^Jienfc^en,  auf  fein  eigene^  ^Sollen  unb  .^anbeln,  jielt  bie 
göttlicl)e  ©nabe  l)in.  Hub  t)a  bie  roibergöttlic^en  ^mpulfe  nid)t 
nur  au§  ber  Umgebung  be§  3)]enfd)en,  fonbern  auö  feinem  eignen 
feelifd)en  unb  leiblid)en  Söefen  ftammen,  ift  er  mit  ben  roed)feln= 
ben  ©ituationen,  in  bie  er  geftellt  roirb,  immer  neu  jur  SOBillen§= 
entfd)eibung   genötigt,    bie  fortgefe^t   gegenüber    feinem    eignen 


380  Aap-  9-    ®ev  ©taube  Im  ^ßaulitg. 

Sßtberftreben  gegen  ben  @eift  ha^»  h^\di)t,  «)a§  (£f)riftu§  t[t 
unh  tat. 

datier  '^at  "»pauluä,  rote  bie  übrige  @emembe,  an  ;3e[u§ 
nid^t  nur  ben  ©rroerfer  be§  @Iauben§,  fonbern  and)  "ba^  5ßorbttb 
ge()abt,  ba  er  ba§  ©tauben  pgleirf)  al§  (äeroäljrung  be§  guten 
SGBilleng  üerfte^t,  ber  ntd)t  ntec^anifd^  firf)  beroegt,  fonbern  ber 
Überlegung  unb  ®ntjrf)lie^ung  be§  ©laubenben  bebarf,  unb  biefe 
bann  rid)tig  finbet,  roenn  er  an  ^efu  .^anbeln  fein  eigne§  93er= 
t)alten  normiert,  ^I)tL  2,  5. 

@r  Ijot  fid)  babei  ben  innern  ^ampf  unb  bie  S^^ötigung  jur 
2öa{)l  nic^t  fo  gebadjt,  ba§  unfer  Seben  au§  einer  5ufammen= 
f)ang§Iofen  $öiell)eit  üon  @ntfcf)(ie^ungen  beftel^e,  bie  balb  fo,  balb 
fo  auffallen;  oietmefir  ift  roie  friü^er  ber  ©ünbe,  fo  je^t  burd^ 
ben  ©lauben  ber  @ered)tigt'eit  gegenüber  ein  @igentum§i)erf)ä(tni§ 
entftanben,  roelc^eg  eine  fefte,  fortroirfenbe  ^inbung  ber  ^^serfon 
an  fie  ergibt,  dovlcod-r^vaL  tf]  diytaioavvr;,  9^öm.  6,  10.  Sßo^l 
aber  fagt  ^aulus  bie§,  ba^  fünblid)e§  SOBotlen  biefen  3iifawn^en= 
i)ang  i^errei^en  fann.  ^ein  ©mpfang  göttlicher  @aben  ift  an 
ftd)  fd)on  ©d^u^  gegen  foId)en  ^all,  1  5lor.  10,  1  ff.,  roe§l)alb 
an  ber  Unbebingtlieit  be§  @(auben§  für  '»^autuS  bie  ^urd)t  nid)t 
unterget)t;  oie(mef)r  entfielt  fie  am  ©tauben  unb  tritt  mit  if)m 
in  eine  üijtiige  ©inigung.  ®em,  ber  burd)  ben  ©tauben  ftet)t, 
fagt  er:  fei  nid)t  t)offärtig,  fonbern  fürdjte  bidt),  9iöm.  11,  20, 
gerabe  roeit  er  nur  burd)  ©tauben  ftet)t,  ha§,  roas  ibn  I)ätt, 
nid)t  in  ftd),  fonbern  über  fid)  I)at  unb  nur  in  ber  ßuroeubung 
äu  ©Ott  bem  gatt  entnommen  ift.  2)arum  liegt  im  ^^tid  auf 
ba§  eigne  3ßefen  unb  5l5nnen  ftet§  ber  ©runb  §ur  ^urc^t,  t)gt. 
2  Uov.  5,  11.  7,  1.  ^;5t)il.  2,  12.  ein  fotd)er  ^att  brid)t  aber 
nid)t  bto^  burd)  ein  ©ebot  burd),  fonbern  fättt  au§  (£t)rifti  (3ah^ 
t)crau§. ')  @r  jerftört  nid)t  nur  ba§  6ottcn,  fonbern  aud)  ha§ 
im  ©tauben  begrünbete  ©ein  ber  ©emeinbe.  Partim  tiegt  im 
©tauben  fein  S^rieb,  fict)  nom  ©ebot  absuroenben,  inetmet)r  ba§ 
33eget)rcn,  ben  götttid)eu  Sitten  ju  erfennen  unb  ju  tun.  %k 
©etbfttättgf eit ,  ju  roetd)er  ha^  ©ebot  beruft,  unb   bie  ^urd)t, 

')  9lm  iml)eiluoIIcn  (Snbc  be«  UiiflIauDen«  f)at  aucl)  ^ouImS  ein  WIaiiben«i= 
motii),  ^)löm.  »  ii.  10:  burd)  fciiiou  UiiiUiuibcu  fid  l^sv^iacl;  biunii  Iiat  ber  .'ocibc 
ocvtii'ftcu  (^ruft  }u  rttwi'»»».'»,  mit  boiu  ci  fciucu  C'HaulK'uvjfluub  bciualjicii  foU. 


Sie  iiöttlidjen  ©ebote.  381 

bie  es  begleitet,  luerben  felbft  sur  ©tärfuncj  ber  3uüerfid)t,  weil 
fie  pm  2lnfrf)tu^  an  ben  treiben,  in  n3etd)em  ber  (Semeinbe  ju 
ber  if)r  aufgegebenen  '!Pflirf)t  bie  SBirflid)? eit ,  @eift  unb  ^raft, 
gegeben  finb.  '3)iefe  ^orref|)onben§  5it)ifd)en  ©ein  unb  ©oüen, 
bie  nid)t  burd)  Sltfommobation  be§  @ebot§  an  ha^  fd)Ied)te  33e= 
gef)ren  juftanbe  fommt,  foubern  bem  Sollen  feinen  abfoluten 
3nf)alt  lä^t  —  tot  für  bie  ©ünbe !  beftimmter  (äf?t  fid)  bie  ißer= 
neinung  be§  33öfen  nicf)t  au§fpre(^en  —  bie  aber  ha^  ©oüen 
nid)t  nur  al§  ^oftutat,  fonbern  ^uerft  al§  2:atbeftanb  im  (Sein 
ber  ©emeinbe  aufzeigen  fann,  barum,  weil  e§  in  (£f)riftu^  3ßirf= 
lid)feit  unb  &ahz  ift  —  tfa^»  ift  ber  S^riumpl^  ber  @tt)if  be§ 
"•^aulus  unb  be§  |>auptbegriffg  berfelben,  feinet  @lauben§,  neben 
bem  alle  fonftigen  ett)ifd)en  ©ebanfengänge,  Uarii  unb  ^erbart 
inbegriffen,  5^inbereien  finb.  '2)arin,  ba^  ber  ©taube  bie  uer^ 
pflic^tenbe  Äraft  be§  @ebot§  unb  ®otte§  ©trafernft  o()ne  Stbjug 
bejaht,  unb  bod)  mit  3wuerfid)t  fic^  @otte§  freuen  unb  bie  @erec^= 
tigfeit  al§  feinen  ^efi^  bejafien  fann  um  be^miüen,  mag  (£t)riftug 
ift,  liegt  ber  S^atbemeis;  bafür,  baf?  ber  ©laubenbe  nid)t  mebr  unter, 
fonbern  im  ©efetje  fte^t,  ewo^iog  Xqiocov,  unb  baö  uom  ®efe^ 
al§  ^ed)t  SSerorbnete  erfnüt  in  fic^  trägt,  15lor.9,21.  ^Jtöm.8,4. 
@g  ift  bamit  oollenbä  oerftänblid) ,  marum  bie  ©(aubeng= 
prebigt  bei  ^'l.^aulug  auf  bie  alleinige  ©eltung  be§  SGBerfs  gefteüt 
ift  unb  mit  bem  ©al^  beginnt :  jebem,  ber  ba;§  ®ute  roirft,  .^err^ 
Iid)feit!  9töm.  2,  1  ff.  %\t  alleinige  ^eil§bebeutnng  be§  ©laubeng 
\)ai  barin  \\)x^  ^-eftigfeit,  ba^  e§  auf  feinem  anbern  Sßege  jum 
Sirfen  bes  ©uten  fommt,  alg  allein  burd)  ba§  ©tauben,  allein 
baburd),  ba^  ber  9J?enfd)  auf  fid)  felbft  Dcr5id)tet  unb  \itm  oer= 
traut,  ber  il)m  oon  ©ott  ali§  'ha§'  .f)aupt  gegeben  ift,  ba§  if)n 
belebt  unb  leitet.  ®er  ©atj:  allein  burd)  SGBerfe,  mit  iüeld)em 
ber  9iömerbrief  beginnt,  unb  ber  anbre:  allein  burd)  ©tauben, 
mit  bem  er  fortfährt,  finb  für  ''|5aulu§  5^orrelate.  SBeil  ber 
9J?enfd)  ba§  ©ute  §u  rairfen  l)at  unb  e§  \\\6)i  vermag,  bagegen 
im  ©lauben  an  fö^riftu^  alle  33ebingungen  ^um  Sföirfen  beffen 
befi^t,  mag  gered)t  unb  gut  ift  t)or  ©ott,  barum  ift  "iid^  ©lauben 
allein  ba§  ©rrettenbe.  ^)   33efeitigt  roirb  nid)t  'Ha^  3Berf,  fonbern 

1)  Ü^on  bev  '^Uiulue  betaimtcii  Önome  Wt  17, 20  ju  feiner  eiiinen  Stellung 
ift  bei'  SBeg  eiiifad)  unb  beutlid) :  C()ne  ©laubcu  fein  äüeif,  raie  eö  ber  Slpoftel 


382  ^ap-  9-    ®er  @laube  bei  "ßaulm. 

jebe  2lbbition  bcibcr,  n)clcf)c  bic  @ered)ttgfeit  jum  Steil  in  ein 
göttUd)e§,  jum  2:cil  in  ein  menfrf)nd)e§  2öir!en  jertegt  unb  bic 
.^errlid)feit  teil§  ^u  göttlid)em,  teil§  ju  men|d)Iirf)em  (Eigentum 
oerteilt,  fo  ^a^  ©ott  nur  anfängt  unb  ber  SRenfd)  ooüenbet, 
ober  ber  SJlenfc^  anfängt  unb  ©ott  nur  ^u  uollenben  braud)t, 
immer  aber  ber  SHenfcE)  in  feiner  ^(eif(i)Iid)feit  eine  gefonberte 
53ebeutung  unb  ein  eignes  33ermügen  @ott  gegenüber  be'^aupten 
mi\i.  ^ür  "^^^aulug  ift  e§  (Sott  allein,  bem  @erecf)tigfeit  unb 
Siebe,  ^errlid)!eit  unb  ©eift  eigen  finb,  ber  nid)t  nur  anfängt, 
fonbern  aud)  üollenbet  unb  mie  i)a§>  SOBoüen  and)  ba§  SSolIbringen 
fd)afft.  2öeit  ha§  göttliche  ^thtn  ein  ©anjeS  ift,  barum  lüirb 
bem  3JJenfd)en  im  ©tauben  ha§  ©ute  fo  §u  eigen,  ba^  e§  auc^ 
in  feinem  Sßer!  erfd)eint. 

SJlit  ber  rid)tigen  2^at  gemann  '•]^aulu§  ein  gute§  ©erciffen, 
wie  er  aud)  ben  £ot)nbegriff,  ber  jener  bie  oergettenbe  ©egengabe 
©otte§  ftd^ert,  burd^au§  nid)t  gemieben  l^ai,  1  ^or.  9,  17.  ©o 
menig  er  am  ^leifc^eSbegriff  ober  am  9iürfblic!  auf  9Ibam§  %aU 
blo^  ein  abftrafteS  Sünbenbemu^tfein  gemann,  of)ne  ha'^  er  an 
bie  beftimmten  Unterlaffungen  be§  ©uten  unb  33eroirt'ungen  be§ 
^öfen  ein  böfeS  ©emiffen  t)eftete,  ebenfomenig  ^atte  er  im  ©tauben 
an  :3efu§  nur  ein  abftrat'teS  ©ered)tig!eit§ben)u^tfein ,  fonbern 
gemann  an  jenem  bas  SSermögen,  an  bem,  maS  er  im  ©eljorfam 
©otteS  tat,  ftd^  5U  freuen  at§  an  einem  guten  Ser!.  ©r  blieb 
fid)  aber  babei  nic^t  blo^  beffcn  bemüht,  ba^  feine  (3elbft= 
Beurteilung  unsutänglic^  fei  unb  einzig  ha^  Urteil  ©f)rifti  über 
feine  Stellung  uor  ©ott  entfd)eibe,  fonbern  auc^  beffen,  ba^  fein 
5lnteil  an  ©otte§  ©nabe  mit  ©infc^lu^  feine§  9]ermögen§  ba§ 
©Ute  5u  tun  unb  beSljalb  ein  gutei"  ©emiffen  ^u  l)aben,  auf  bem 
©lauben  ftanb,  meil  er  nur  beäljalb,  meil  er  „besi  (£^riftu§  ift", 
©otteS  .^au§l)altcr  ift,  ber  nun  freubig  oon  fid)  fagcn  fann:  er 
^anble  treu,  1  tor.  3,  23.  4,  4.  ©ein  9?ul)m  blieb  ftet§  ein  'M^m 
bcö  ^errn. ') 


tun  nmf(,  ]a^te  ^efuö;  oI)iie  (^Mmibon  fein  'il'ei!,  luic  c^S  ber  (5l)ii[t  tun  foU, 
faßt  ^^auluö.  Xie  ^öcbinflunflcn  für  bac*  ÜOcif  betf  l^^üniicro  iUnntini^en  fid)  auf 
ben  (Sljriftcuftanb  aller;  bic  bem  ölanbcn  fleflcbnc  51U'r()eifunu\  unb  feine  ik- 
jie^uufl  ,Mt  beut  für  Woft  au3^urid)tenben  aiJerf  gelten  uniuerfal. 

')  (£l)e  er  CSl)riftuo  fanntc,  l;atte  er,  luie  'Jlfiba,  am  fluten  Öeiuiffen,  bo« 


3)ie  flöttlicfien  Öebote.  383 

®e§f)aI6  f)atte  feine  ^^rebigt  benfelben  ©d)(u^,  raie  bie  33er= 
fünbigung  ber  ganzen  ©emeinbe:  er  fd^aut  auf  (£{)rifti  9tid)ten 
I)tnau^,  ba§  jebem  naä)  feinem  ^anbcln  oergelten  rcirb,  2  ^or. 
5,  10.  3)a^  Urteil  be§  ^ommenben  furf)t  bie  Srud)t,  nid)t  bie 
^Burjel,  ba§  fertige,  offenbare  @rgebni§,  ha^  au§  ber  @emein= 
fd)aft  mit  i^m  ern)ad)fen  ift,  ni(^t  i()ren  inrcenbig  oerborgnen 
@runb.  ^a§  f)at  bei  ^]?aulu§  ben  gläubigen  (Sd)tu^  oon  ber 
je^t  un§  gegebenen  ®ahQ  auf  bie  üotlenbenbe  ©nabe,  non  ber 
9^erf)tfertigung  im  33Iute  ^t\u  auf  bie  (Errettung  Dor  bem  fom= 
menben  Qoxm,  9?öm.  6,  8,  be§roegen  nirf)t  gebämpft,  rocit  er  au§ 
bem  3(nfd)luf?  an  (£f)riftu§  Suft,  58ege{)rung  unb  23ermögen  ,^u 
bemjenigen  ^anbeln  fd)öpft,  meldjeä  oon  (£F)riftu^  Sob  empfängt, 
1  ^or.  4,  5. 

91id)t£i  Derbeutlicf)t  anfrf)aulirf)er  bie  ^-eftigfeit,  mit  ber  ber 
@tauben§ftanb  in  ^^aulu§  begrünbet  ift,  a(§  ba^  er  gleidjjeitig 
ben  33Iic!  auf  bie  nd)terlirf)e  ^unftion  be§  G;t)riftu§,  bie  jebem 
fein  Söerf  oergilt,  a(§  ftetig  gültige^  9J?otio  in  fid)  trägt  unb  in 
ben  ©emeinben  ermecft.  ®iefe§  lentte  ba§  gefpannte  ^ntereffc 
auf  baö  .^anbeln  unb  gab  biefem  ©d)ritt  für  ©d)ritt  bie  uoüe 
^ebeutuug  ber  ben  .^eil§ftanb  uermittetnben  Urfad)e.  3Iber  eine 
©c^manfung  im  ®Iauben§ftanb  f)at  ^^aulu§  nid)t  befürd)tet,  rceit 
it)m  biefer  in  ber  ©egenmart  be§  (Sf)riftu§  unerfd)ütterlid)  be= 
grünbet  ift  unb  bie  @inf)eit  feiner  ®nabe  mit  feinem  rid)terlid)en 
SGßalten,  barum  aud)  ba§  3ufammenbeftef)en  be§  ©tauben^  mit 
ber  auf  boö  2Ber!  gerichteten  ©elbftbefinnung  unb  2(nftrengung 
it)m  eine  f)eüe  burd)fid)tige  ^lotmenbigfeit  ift. 

'2)ie  ®en)i^t)eit  unb  ^eftigfeit,  bie  bem  ©tauben  eigen  ift, 
mirb  baburd)  nid)t  gefd)äbigt,  ba^  auc^  ba§  ©tauben  an  ber 
58emegung  teil  nimmt,  bereu  uufer  geiftige§  Seben  fät)ig  ift.  ®§ 
fann  unb  foü  n)ad)fen,  2  ^ov.  10,  15.  2  3:t)eff.  1,  3,  bie§  fd)on 
barum,  meil  e§  burc^  ben  ©inblid  in  ba§  3öefen  unb  3Birfen 
r^efu  bebingt  ift.  ^ariim  entftef)t  e§  auf  ©runb  ber  erften,  an= 
fangenben  S^euutni§  ^e\n  nod)  nic^t  fofort  in  feinem  üoltenbeten 


fein  3Bir!en  narf)  bem  &e]eii  billigte,  feinen  Stü^punft  cor  @ott,  ber  nid)tö 
über  fid)  I)atte,  fonbern  feinen  ganzen  3(ntci(  an  Grotte'?  Önabe  tragen  mu^te. 
:;se^t  lüar  biefer  nid)t  mefjr  auf  fein  guteö  Öeroiffen  geftellt,  fonbern  über  biefem 
im  ©lauben  an  ben  (£I)riftuö  begrünbet. 


384  >^«P-  9.    3)cr  ®Iaube  bei  ^;^aulu§. 

33e[taub;  eö  fel)lt  i^m  in  feiner  @r[tling§ge[talt  uotiüenbig  norf) 
uieleg;  e§  gibt  vaieQrjuaza  t%  TtiaTevjg,  1  Xf)eff.  3,  10.  2lud) 
bie  „Unmünbigen"  in  ber  ©emeinbe  finb  ©taubenbe,  jebocf)  nod) 
nidf)t  „S3üIIfommene",  1  ^or.  2,  6.  H,  1  ff.  ©obann  ^at  aucf)  ba§ 
©lauben  für  jeben  ein  inbiüibuelleS  9)ia§,  9?öm.  12,  3.  @§  tritt 
baburd)  in  bie  9?eif)e  ber  (£I)ari§men,  bie  al§  befonbere  ®abe 
einzelnen  burcf)  ben  ©eift  gegeben  finb,  1  ^or.  12,  9.  ®er  eine 
f)Qt  bie  3uoerfid)t,  bie  fid)  in  einer  fonfreten  (Situation  —  5U= 
näc^ft  ift  wol}i  an  ha^  3ßunber  gebad)t  —  errcartenb  unb  bittenb 
an  ©Ott  rcenben  fann,  ber  anbere  I)at  fie  nid)t.  %^m,  rceldier 
fid)  ermäd)tigt  fiet)t,  bie  ^ilfe  ©ott  sujutrauen,  ift  bie§  ein  it)m 
perfönlic^  gegebene^  ®I)ari§ma.  2)a  aber  nid)t  nur  ba§  SßBunber, 
fonbem  jebe  frud)tbare  Stätigfeit  auf  bem  göttlid)en  ©eben  be= 
ru^t,  ba§  mit  unferem  ©tauben  in  Eorrefponben^  bleibt,  ergibt 
fid)  au§  bem  inbiüibuelten  'Ma^  be§  @lauben§  bie  bem  einjelnen 
obliegenbe  ^]5flid)t.  %k  <Bä)xanU  be§  Srad)ten§,  meldje  e§  gegen 
bie  Übert)ebung  abgrenzt  unb  gur  befonnenen  SebenSauffaffung, 
jum  otocpQoveiv,  mad)t,  liegt  im  Ma'^  be§  ©laubcn§,  Jt)eld)e§  ©ott 
jebem  jugeteilt  t)at,  9?öm.  12,  3.  ^)  deiner  folt  nad)  etmaS  ftreben, 
rooju  er  nid)t  gläubig  ©otte§  ^ilfe  unb  (Bäht  ermarten  fann, 
anbererfeitg  jeber  'ti(x§>  if)m  r)erlie{)ene  ©tauben  für  bie  @cmein= 
fd)aft  üolt  rcirffam  mad)en. 

©uc^te  'jpaulug  bie  5^raft  be§  ©laubeng  bei  bem,  raaS  "ba^ 
©tauben  in  fid)  f eiber  ift,  fo  mürbe  fid)  au^  ber  3Jlannigfaltig= 
!eit  beöfelben  eine  r)erfd)iebene  Sered)nung  feinet  @rfülg§  ergeben. 
^Itlein  für  '»^aulug  ergibt  fid)  alleg,  ma§  ba§  ©tauben  fd)afft, 
au§  bem,  ma§>  (Sf)riftu§  ift.  ®arum  ift  bie  göttlid)c  SBertung 
bcgfelben  nic^t  burd)  bie  int)attlic^e  33oIIftänbigfeit  unb  intenfiue 
Kräftigung  bc^sfelben  bebingt,  alö  mürbe  e§  crft  auf  einer  ge= 
miffen  ©tufe  ^>^ugeprigt'eit  ju  G^rifto;  üietme^r,  mo  immer 
glaubenbc  ^^^umenbung  ju  it)m  uortiegt,  wirb  bor  unteilbare 
(£l)riftuö  —  ov  nEutQunai,  1  Kor.  1,  13  —  mit  feiner  ge= 
famten  iiiebe,  Kraft  unb  (^o^^  mirffam,  fo  bafj  ba£>  ©laubcn 
tjon   feinen   erften   9lnfängcn    an,    mie    immer   e§   inbinibnell 


')  iTie«  lüiib  ^)li)in.  \'2,  H   bcfonbcvv>   für  bcii  "lU'opOctcii   lioruiniu'holu'n. 
tiber  „bie  ^iliiolortie  bcö  (MUuiboiw"  \i%\.  (iiUiiitcnuifl  lü. 


Xk  Unterschiebe  im  Ölaubeii.  385 

bemeffen  fein  mag,  bie  ©croi^^eit  ber  9?ed)tfertigung  unb  3Ser= 
föf)nung  ift.  *) 

^ätte  ftc^  ^aulu§  bie  9te(f)tfertigung  unb  33erföf)nung  al§ 
einen  nur  im  inneren  Seben  be§  ©Triften  fic^  ooKsie^enben  2Ift 
@otte§  gebad)t  fo  märe  ^§  unoermeiblid)  gemefen,  baf3  fic^  if)m 
ha§  ©tauben  in  beutlicf)e  Unterfrf)iebe  jertegt  l)äiU.  @in  fud)enbe§ 
unb  ein  befi^enbe§  ©tauben  ptten  fid)  nebeinanber  geftellt.  ®enn 
fo  mürbe  bie  ^Hed)tfertigung  im  inneren  3Sert)a(ten  be§  9}lenf^en 
Sur  ©vod^e,  bie  ba§fe(be  in  §mei  ^^erioben  serlegte,  in  ein  ©lauben, 
ba§  nad)  ©ered)tigfeit  unb  33erföt)nung  uerlangt,  unb  in  ein 
foIrf)e§,  ha^  firf)  auf  ©runb  ber  empfangenen  9terf)tfertigung  unb 
3Serfüt)nung  üertrauenb  ju  ©ott  t)ält.  ©ine  foId)e  Unterfd)eibung 
im  ©lauben  ift  ^au(u§  fremb,  meil  er  feine  9ted)tfertigung  unb 
3Serfüt)nung  in  bem  \)at,  ma§  ©f)rifiu§  ift.  ©ein  ©tauben  be= 
jat)t  eine  Dottenbete  Xai  ©otte§,  unb  mirb  be§I)atb  nid)t  attmä^tirf) 
pr  ©ered)tigfeit,  ift  fie  üietmet)r  uon  feinem  erften  Anfang  an. 
2ttterbing§  ift  ba§  ©tauben  ebenfofe^r  mie  ein  .^aben  auc^  ein 
©treben  nac^  ©ered)tigfeit,  ogt.  dlöm.  5,  1  einerfeit^,  ©at.  2,  IG.  17 
anbererfeitsi ,  ba  \a  ber  ©taubenbe  einer  neuen  rid)tertid)en  @r= 
meifung  ©otte§  entgegengetjt.  ©r  l)at  nid)t  nur  burd)  ^efu 
Sterben  unb  2tuferftef)ung  9ied)tfertigung  ert)atten,  fonbern  milt 
fie  aud)  uon  bem  fommenben  ©t)riftu§  finben  unb  in  ba§  9ieid) 
feiner  ^errtid)feit  einget)en.  2)iefe  boppette  53emegung  be§  ©tau- 
bcn§  ergibt  jebod)  nid)t  eine  S^eitung  be§  d)rifttic^en  33er^atten§ 
in  ämei  unterfc^eibbare  ^]>erioben,  fonbern  umfaßt  gteid)mä^ig  ba§ 
gan§e  ct)rifttid)e  Seben.  ®a§  ©tauben  bteibt,  mie  eg  üon  Stnfang 
an  ^efi^  ber  9ied)tfertigung  ift,  ftet§,  fo  fef)r  e§  fid)  entfatten 
mag,  (Streben  nac^  it)r,  ba§  erft  nac^  ber  oottenbeten  Offenbarung 
©t)rifti  in  bie  9iu^e  treten  fann. 

®amit  ift  nid)t  gegeben,  ba§  fid)  ba§  2öad)§tum  be§  ©tau= 
ben§  unb  bie  it)m  entfpred)enbe  9Jie^rung  ber  götttid)en  ®ahi 
nur  auf  nebenfäc^tid)e  SSerjmeigungen  unfereö  ^5eruf§  erftrerfen, 
bagegen  ben  mefenttid)en  i^auptint)att  unfere§  33ereu^tfein§  unb 
^anbeln§  nid)t  berüt)ren.  @§  märe  fd)mertic^  ganj  im  ©inn  be§ 
^autu§,  menn  mir  5.  ^.  bie  burd)  diöm.  8  neben  Wöm.  7  fixierte 

\)  ^^audt^  beroafjvt  bobmd)  i^\e\\i  imbciiveii^te  4!erf)ei^uitg  an  basijenige 
@ta«6en,  'i>a^  nod)  jo  flein  lüie  ein  cenfforn  ift. 

Schütter,  Tcv  Olnubc  im  9f.  3:cft.  25 


386  ^<^V-  9-    ®ev  ©laute  bei  ^aulu^. 

2(ntit^efe  in  jebem  alä  unuerrücfbaf  unb  in  allen  a\§  gleicf)artig 
befd)rieben.  3öie  bie  im  %ki\6)  begrünbete  Df)nmaci)t  unb  bic 
im  ©eift  begvünbete  SJlac^t  gum  ©uten  erlebt  mirb,  rcie  meit 
ber  33ereid)  unjerer  D^nmac£)t  reid)t  unb  rcofiin  bie  Seitung  be§ 
®ei|te§  füf)rt,  ba§  ift  nic^t  burrf)  eine  unüerrüdbare  Sinie  jd)(erf)tl)in 
fiyiert,  fonbern  biefe  bemegt  firf)  mit  bem  2ßad)§tum  be§  @Iau= 
ben§.  '?ftnx  bie  beiben  ©rengpunfte,  innerl)alb  bereu  firf)  biefc 
Bewegung  mit  if)rem  Streben,  9tingen,  ©traud)eln  unb  ©iegen 
oollsie^t,  finb  einerfeit§  burd)  bie  Unauf^ebbarfeit  unferer  fleifd)= 
Iid)en  2trt,  anbererfeit§  burcE)  bie  93o(lenbet^eit  ber  in  unferer 
Q3erufung  un§  gegebenen  ©nabe  fixiert,  }o  ha'^  ba§  ©tauben 
barin  mit  ficE)  fetber  immer  übereinftimmenb  bleibt,  ba§  e§  uom 
eigenen  Seben§ftanb  meg  auf  benjenigen  be§  (£^riftu§  fd)aut. 
'^au(u§  t)at  nid)t  eine  SSerroanblung  be§  ©laubeng  in  ^tma^,  raaS 
mel)r  al§  ©laube  fei,  n)ol)l  aber  beffen  gät)igl'eit,  fid)  5u  entfalten 
unb  §U5unet)men,  gelef)rt. 

®a^  ^aulu§  für  ba§  ganje  ^anbeln  im  iiorl)anbenen  Tla^ 
be§  ©laubenS  bie  Sieget  gemann,  t)at  midjtige  ^)iefultate  feiner 
3(rbeit  mefentlic^  mitbebingt.  SKeil  er  im  Slreife  ber  ©laubenben 
in  befonberem  ©inn  al§  ©laubenber  ftanb,  fo  mar  er  aud)  unter 
ben  freien  in  befonberem  ©inn  ber  3^reie.  ^mmer  ift  ber  ©laube 
ber  ©eber  ber  ^reil)eit,  weil  un§  bie  'i^erbunbenl)eit  mit  ©ott 
Don  allen  anberen  un^  binbenben  3Sert)ältniffen  löft,  unb  in  bem 
9J?a§e,  al§  unfer  Seben§lauf  auf  ben  S'ieidjtum  feiner  ®ab^  ge= 
grünbet  ift,  mirb  bie  ^reit)eit  au§  einem  bloßen  ^^beal  unb  i]k\ 
eine  2Birflid)feit.  ^-^JauluS  geroann  au§  feinent  ©laubcn^ftanb 
bem  ©efe^  gegenüber  bie  ^rei^eit,  mit  gutem  ©emiffen  e§  fomol)! 
5u  übertreten  al§  ju  Italien,  unb  ebenfo  ber  ^Jlatur  gegenüber 
bie  ^•reil)eit,  it)re  ©üter  mit  gutem  ©emiffen  füiüül)l  ju  benü^eu, 
al§  auf  fte  ju  üerjidjten. 

^ebe  ^'^umutung,  bie  il)m  bie  gotte§bienftlicl^cn  Drbnungen 
3§raelg  aufnötigen  lUüUte,  fdjeiterte  an  ber  ©efd)lüffenl)eit  feinet 
©laubenä,  ba  er  feinen  .^errn  nid^t  auflagen  fann,  al§  roitre 
er  ein  ?^örbercr  ber  ©ünbe,  alg  bebürfte  er  neben  i^m  noc!^ 
einer  anbern  .joilfe,  alö  märe  bie  alleinige  ©ebunbcnbeit  an  ibn, 
U)cld)e  bie  ^-reiljeit  uom  ©efetj  ,^ur  .Siel^rfeite  bot,  uidjl  ooUe, 
flöttlicl)  gültige  @ercd)tigteit  unb  gauje  ©efd)iebeul)eit  uom  !öi3fen. 


S5ie  greif^eit.  387 

®6enfüfe()r  U\a^  er  in  feinem  ©tauben  an  (£f)riftu§  bie  33e= 
freiung  üon  jeber  3^urrf)t  üor  bem  @efe^,  al§  tonnten  bie  gefe^= 
tict)en  3tfte,  Dpfer,  ©abbat,  ^efd)neibung  2C.  it)n  ober  irgenb 
jemanb  in  ber  ©emeinbe  an  feiner  5>erbunbent)eit  mit  (£t)riftu§ 
^inbern,  fofern  fie  nur  nid)t  a\§  ©egenfa^  5ur  @Iauben§fte(tung 
üott§ogen  mürben.  @r  l)ai  barum  biefelbe  gefe^Iirf)e  .^anblung, 
bie  er  fd)tec^tf)in  abmie§,  rcenn  fie  a(§  ^eitgoermittlung  gelten 
fottte,  ot)ne  jebe§  33ebenfen  uollgogen,  menn  fie  ot)ne  einen  foldjeu 
@egenfa^  gegen  (£f)riftu§  gefd)ef)en  fonntc,  üietmefir  bem  @Dan= 
gelium  ben  2öeg  baf)nte  unb  3Serbäd)tigungen  bc^fclben  jerftörte. 
@r  I)atte  im  gefe^tid)en  ©otte^bienft  im  uolten  Sinn  ba§  ©ebiet 
feiner  $^reil)eit;  er  tonnte  it)n  untertaffen  ober  ooll§iel^en,  ot)ne 
ba^  fid)  biefe  2ßat)t  pr  SBiltfür  entftettt  t)ätte.  @r  mu^te  it)n 
(äffen,  menn  er  ba§  ©tauben  gefät)rbete,  muffte  if)n  üotl5iet)en, 
menn  er  ber  Siebe  biente.  "S^erfelbe  3tft  galt  it)m  al§  fünbig, 
menn  er  bie  ®ab^  ß^rifti  unb  bie  ©nabe  ©otte§  fc^mätern  mottte, 
unb  al§  geboten,  menn  er  ben  53ruber  üor  'llrgerni§  bet)ütete. 
^erfetbe  ©efid)t§puntt  bat  feinen  ©ebrauc^  ber  natürtidjen 
•Dinge  geleitet.  Sßer  ben  ©ebanfengang  beg  "^^aulu^  blo§  nad) 
formalen  logifdjen  ©efic^t^punften  fonftruiert,  mürbe  it)n,  nad)bem 
er  feinen  5^Ieifd)e§begriff  entroirfelt  unb  eine  abfolute,  mit  ber 
©d)ärfe  be§  et^ifd)en  Urteile  erfüllte  ^-Berneinung  auf  ben  un§ 
geftattenben  ^laturoorgang  gelegt  t)at,  unoermeiblirf)  jum  31§feten 
mad)en,  genau  fo,  mie  e§  Ijurc^  analoge  '3d)(üffe  für  unmöglid) 
ert'tärt  morben  ift,  ba^  er  bie  ^reibeit  gef)abt  \)ahe,  am  3Ittar 
:3erufalem§  nod^  ba§  Dpfer  barjubringen,  ober  eine  ^efd)neibung 
p  ooUsie^^en.  ^n  ber  i^onfequenj  be§  3^leifci^e§gebanfen§  fi^eint  nur 
ein  unerbittlid)er  5?ampf  gegen  bie  natürtid)e  33afi§  be§  menfd)Iid)en 
:^eben§  ju  liegen.  ®iefe  Honftruftion  mürbe  aber  ha^  ^ox- 
l)anbenfein  be§  ©lauben§  in  ^aulu^  ignorieren.  Dt)ne  'ba^  biefe§ 
feinem  fittlid)en  Urteil  irgenb  etma§  uon  feiner  3d)ärfe  abbrad), 
beföl)igte  e§  il)n,  fid)  oon  allen  leibenfd)aftlid)en  ©emaltfamfeiten 
frei  5u  t)alten,  an  fid)  felbft  unb  aubcrn  bie  ^-leifc^e^art  ju  ertragen, 
unb  alles,  voa§  natürlid)  ift,  o()ne  ^urd)t,  'Da^  c§  it)n  an  feiner 
©emeinfd)aft  mit  ®l)riftu§  binbern  fönnte,  in  feine  ^reil)eit  ein= 
jubegielien;  benn  im  ©tauben  mar  bie  ©d)ulb-  unb  .^eilSfrage 
für  it)n   gelöft.    ^urd^  9töm.  14  mirb   e§  in  let)rreid)er  SBeifc 


388  Aap.  9.    S)er  ©laube  bei  ^:pauhie^. 

[id)tbar,  wie  er  feine  ^reil)ett  im  natürlidjen  ^ereid)  burd)  ha^ 
©lauben  begrünbet  t)at.  @r  anerkennt  bort,  ha^  in  biejer  .^in= 
fi(^t  in  ber  ©emeinbe  Unterjrf)iebe  nebeneinanber  beftef)en  fönnen 
unb  muffen,  meil  ha§  „Wa^  be§  @(auben§"  ni(i)t  in  allen  ha^- 
felbe  ift.  SGßer  nur  ©emüfe  i^t,  ift  jroar  „am  ©lauben  frf)mad)", 
14,  1,  bod^  nid)t  fo,  ba^  baburd)  bie  @Iauben§fteIIung  aufgef)oben 
wäre,  fofern  er  feine  ©ntfagung  für  ben  .^errn  übt  unb  it)m 
i()retiüegen  bant't,  unb  für  ben  ^errn  feine  ^^eiertage  ^It,  fo 
ba^  bie  ©runbregel  be§  ganjen  ®t)riften[tanbe§  nic^t  verlebt 
rcirb:  feiner  oon  un§  lebt  fid)  felbft.  ©o  fliefät  aucf)  ber  3Ser= 
5id)t  be§  ^ebenüid^en  au§  bem  ©tauben  unb  ift  be^megen  nid)t 
©ünbe.  SlüerbingS  ift  berfelbe  nod)  fd)n)ad),  momit  ber  Über= 
geugung  be§  ©ntfagenben  feine§n)eg§  ein  formaler  9)langel  bei= 
gelegt  ift,  al§  märe  fie  unfid)er  unb  in  fid)  gefpalten.  ®ie  Über= 
jeugung  be§  „<Sd)mad)en"  fann  fubjeftio  gro^e  ^^eftigfeit  unb 
(Sid)er{)eit  I)aben;  aud)  uerlangt  '>PauIu§  bire!t  t)on  i^m,  ba^  er 
in  feinem  2)en!en  ju  einem  fid)eren  ©d)Iu^  gelangt  fein  muffe, 
tv  zi7)  Idto)  vol  TtXr^QOifoqeiod^io ,  14,  5,  unb  oei'bietet,  it)n  in 
feiner  Überzeugung  ju  üermirren.  (Sin  ^anbetn,  ba§  fid)  mit 
bem  eigenen  ^emu^tfein  in  ^i^iefpalt  fe^t,  !^at  ^^hiuIu§  unter 
allen  Umftänben  oerrcorfen  al§  iserleljung  ber  Söa^r^aftigfeit 
unb  be§  @rnft§,  mit  bem  jeber  fein  ©emiffen  5U  et)ren  f)at.  ®ie 
©d)jt)äd)e  im  ©tauben,  bie  in  biefer  Stellung  liegt,  mirb  burd) 
ben  üoUen  'begriff  beefelben  beutlid),  ben  ber  gange  ^rief  ent= 
faltet  l)at.  äBer  im  ^lid  auf  bie  ©nabe  ^\)x\\i\  mei^,  baf?  it)n 
nid)t§  Don  ©otte§  Siebe  fd)eibet,  fonbern  alle§  il)m  gum  ©utcn 
mitioirt't,  ift  über  bie  3^urd)t  Dor  bem  ^•leifd)=  unb  SBeingenu^ 
unb  über  ba§  ^eftreben,  burd)  fold)c  ^3J]ittcl  bie  !öeäiel)ung  gu 
©Ott,  menn  aud)  nid)t  ju  begrünben,  fo  bod)  gu  bemal)ren,  cmpür= 
gel)obcn.  2)iefe§  aad^eveiv  ifj  maret  ift  bem  in  ohyo/ciawg 
entl)altenen  ©ebaiifen  oermanbt.  ($§  ift  nid)t  fi)noni)m  mit  lln^ 
glauben,  ba  ben  Unfreien  bie  glaubenbe  iüogiet)ung  auf  (il)riftu§ 
auöbrücflid)  jugeftanben  unrb;  e§  nennt  aber  einen  inneren  3"= 
ftanb,  bei  n)eld)em  gegenüber  bem  *Ohiturlebcn  bie  ^•^uüerfid)t  gu 
(£l)riftu§  üorgcitig  begrenzt  rnivb.  ^]iauhh^  betätigt  aud)  bicr  bac< 
„sohl",  inbem  er  bie  ©renge  äunfd)en  bem,  wcK^  fünblid)  unb 
bem,  maö  rein  ift,  nid)t  anberöiuo  fud)t  alä  im  ©lauben,  fo 


Sie  3(6Ie()nuniii  ber  SBeisOeit.  389 

ba§  er  bie  9lufmer!famfeit  bei-  ©emeinbe  ein^icj  barauf  rirf)tet, 
t)a^  jeber  fein  eigene^  Glauben  betätige.  ®v  luirb  ba§  ©tauben 
babei  in  uotler  ^ilttuatität  auf  bie  beftimmte  ^anblung  bejogen 
t)aben,  bie  in  ?^rage  ftcl)t,  ogt.  rciovevEv  cpayelv,  14,  2,  rooburd) 
e§  jur  i^uuerfic^t  rairb,  bie  fict)  burd)  G^riftuS  ju  biefem  2:un 
ermäd)tigt  raei^.  gef)tt  biefetbe,  fo  ift  bie  ^anblung  ©ünbe, 
mag  it)r  3nt)att  nocf)  fo  fet)r  in  ber  ^rcit)eit  be§  3Jlenfrf)en  ftet)en, 
roeil  fie  gegen  @ott  unb  G^riftuö  gerid)tet  ift  unb  ber  atigemeinen 
ableget,  ba^  ber  ©laubenbe  nid)t  ficf)  felber  tebe,  lüiberftrebt. 

•Die  bi§t)erige  2)artegung  ^at  bto^  ba§  Söotten  unb  ^anbeln 
beö  9)lenfd)en,  unb  nod^  nict)t  fein  ©rfennen  in§  2tuge  gefaxt. 
^^autu§  bewährt  jebocf)  barin  bie  .^raft  feinet  teufen  unb  eben 
fo  fet)r  biejenige  feinet  ©taubenö,  ba^  er  feine  ett)if d)en  unb 
ertenntni§tf)eoretifd)en  Stu^fagen  entfpred)enb  ber  ftetigen  äßcc^fcl= 
roirt'ung  5mifd)en  bem  ©rfennen  unb  Sotten  in  bie  genauefte 
^Öe5iel)ung  sueinanber  gefegt  t)at.  @r  ftettt  't>a§  (§>iau{m\  in  bas- 
fetbe  ä5er^ättni§  sur  2ßei§t)eit  mie  jur  @ered)tigteit,  loestiatb  bie 
beiben  erften  5lapite(  beg  erften  ^orintt)erbriefe§,  bie  ben  begriff 
„SBeig^cit"  ertäutern,  eine  jroar  gebrängte,  aber  genaue  '•^.iarattete 
5U  9iöm.  1—8  bitben.  3öie  ber  ©mpfang  ber  ®ered)tigfeit ,  fo 
get)t  auc^  ber  ©eminn  ber  2öei§t)eit  burd)  eine  3tntiti)efe  I)in= 
burd);  bort  ftet)en  bie  eigene  @ered)tigfeit  be§  9)?enfd)en  unb 
bie  ®ered)tigfeit  ®otte§,  ^ier  bie  äßeisbeit  ber  Sett  unb  bie= 
ienige  @otte§  gegeneinanber;  barum  loirb  burd)  bie  '']>rei§gabe 
ber  2iBei§^eit  bie  2ßei§t)eit  ertangt,  roie  burc^  ben  93er5ic^t  auf 
bie  ®ered)tigfeit  bie  ©erec^tigfeit,  nad)  bemfetben  ©efe^,  ba^  ber 
SJlenfd),  um  t)a§  @ötttid)e  §u  empfangen,  auf  fein  eigene?  ©ebitbe 
Der5id)ten  mu^. 

®ie  3ßei§t)eit  ift  für  ^]5autu§  @r!enntni§  ©ottes,  1  ^or.  1,  21; 
benn  er  l^ätt  ben  (Sr!enntni§befi^  be§  9}?enfd)en  für  nid)tig,  menn 
©Ott  unerfannt  bteibt.  ^itud)  bie  3Belt  unb  ber  SJIenfd)  werben 
erft  üerftanben,  menn  if)r  3?erf)ättni§  ju  ©ott  fid)tbar  geroorben 
ift.  ^arum  ift  bie  menfc^lid)e  2öei§f)eit  barauf  gemiefen,  2ln= 
eignung  ber  2öei§f)eit  ©otte§  ju  fein,  auf  ber  fein  Sd)affen  unb 
^anbetn  rut)t.  ®ie  3Bett  fd)reibt  fic^  biefetbe  bei;  ber  ©ried)e 
»erlangt  fie  oon  benen,  n)etd)e  fid)  it)m  at^  ^oten  ©otte§  an= 
bieten;  ber  ^ube  rütjmt  fid)  it)rer  al§  feinet  33efi^e§,  im  ftot^en 


390  Äop.  9.    Ser  ©laube  bei  ^auUiä. 

33eiüu^tfein ,  ein  Sid)t  für  bie  ju  fein,  bie  im  ^inftevn  finb, 
^öm.  2,  19.  ^ene  9J?ad)tf)at)er  in  ^erufalem,  bie  ben  c^errn  ber 
|>errlid)f'eit  !reu§igten,  raaren  ^ugleid^  bie  ^efi^er  ber  2öei§f)eit 
;3grael§  unb  oerbnnften  if)re  9Harf)t  i^rer  Söiffenfd)aft  1  ^ox.  2,  8. 
•"^aulug  be^anbelte  biefe  9ßei§t}eit,  fo  rcenig  al§  bie  @efe^e£!= 
gerec^tigfeit,  al§  leeren  (Sd)ein.  3(ud)  er  gel)örte  einft  ju  jenen 
„Reifen,  ©c^riftgelef)rten  imb  3)iäputatoren  biefe§  3^^tlauf§", 
1, 20,  unb  I)atte  an  ber  ©ebanf'enroelt,  bie  ben  '^xi^m  ber  <Si)nagoge 
bilbete,  teil.  ®iefe§  ©treben  nad)  SOBei§l)eit  war  nid)t  unbered)- 
ttgt,  rocit  @ott  in  feinen  SGBer!en  feine  eigene  3ßei§t)eit  t)or  un§ 
entfaltet  unb  barin  ber  SBelt  ben  2lntrieb  gibt,  aud)  it)rerfeit§ 
SBei§l)eit  ju  gerainnen.  2Bei§l)eit  rcirb  ja  nur  burd)  SCßei§f)eit 
erfaßt.  SlUein  ha§  @rgebni§  biefer  2öei§t)eit  rcar  nid)tig:  bie 
SBelt  erfannte  ©ott  nid^t,  unb  feine  2öei§()eit  fam  in  feine§ 
9Jlenfd)en  §er§,  1,  21.  2,  7  ff.  ®er  Statberoei§  für  bie  Unfenntni^ 
®otte§,  in  ber  bie  Sföelt,  3§rael  eingef d)loffen ,  ftef)t,  ift  ^^\n 
^rcu§.  '3)iefelbe  Xai  @otte§,  tt)eld)e  bie  ©erec^tigfeit  be§  9Jlenfd)en 
üerneint,  bringt  aud)  feiner  SBei^^eit  bie  Offenbarung  it)rer 
'9Jid)tigfeit.  2lud)  über  ba§  Renten  be§  9Jlenfd)en  ergel)t  Ijier 
ein  göttlid)eg  @erid)t,  nid)t  nur  aU  Deklaration,  fonbern  al§ 
2::at  öon  burd)greifenber  SOBirfung,  iüeld)e  bie  3ÖBei§t)eit  ber  3ßelt 
befeitigt,  1,  19.  'Durd)  ^efu  ^reu^^  roirb  bie  errettenbe  ^-^prebigt 
2;orl)eit.  3Ba§  fid)  am  Strenge  fidjtbar  mad)t,  ift  ©d)niäd)e, 
©^mad),  ttaS  üolle  ©egenteil  ber  @otte§l)errtic^t'eit.  Darum  ift 
e§  9Sert)üllung  ber  göttlid^en  3öei^l)eit,  bie  il)re  3lbfid)t  jum  @e= 
t)eimni§  macf)t.  %a  ®ott  ber  meifen  3öett  eine  2::orl)eit  ent= 
gegeul)ält,  menbet  fie  fid),  fallg  fie  nid^tsi  anbereö  alö  'JSei§l)eit 
fud^t,  oon  i\)x  ab.  SJieint  fie  bicfelbe  ju  befi^en  unb  barum  be* 
urteilen  ju  fonnen,  maS  (^^ott  fei  unb  mie  ber  (5l)riftu$(  fid)  offene 
baren  mcrbe,  fo  ärgert  fie  fid)  an  :3cfu  .Urcu^,  unb  bie^5  um  fo 
mel)r,  je  meifer  fie  ift,  je  erf)abener  it)re  ©ebanfen  über  ©otteö 
■ilj?ad)t  unb  .^^errlid)fcit  finb.  @ott  t)at  feine  errettenbe  2:at  fo 
gcftaltet,  baj?  fein  Deuten  in  il)r  (^otteö  (^kibc  erfennt.  Seil 
ober  bie  äöeiöljeit  ber  !iBelt  fid)  felbft  gegen  ®otte^^  .^ilfe  be= 
()auptet,  bcrcn  fie  bod),  fo  gemif?  fie  Wott  nict)t  erfennt,  bebarf, 
jd)lägt  fie  in  ^orl)eit  um,  meil  eine  '^Beisil)eit,  an  uield)er  ber 
ajienjd)  ucvbirbt,  alö  2;ürl)cil  offenbar  ift,  1,  20.    ÄMc  ^öraclö 


3)ie  2lbler)nimfl  ber  aBeiöOeit.  391 

©eredjtigfeit  it)m  jum  ®runb  be§  ^aü§  rairb,  fo  füt)rt  e§  aurf) 
feine  2öei§t)eit  ins  93erberben,  raeil  biefe  wie  jene  es  in  feinen 
5lampf  gegen  (£t)riftu§  treibt. 

^ie  3Sert)ü(Iung  ber  gött(id)en  2öeiöf)eit  im  ^reu§e  f)at  barin 
it)ren  ©runb,  ba^  @ott  nic^t  bie  Söeifen,  fonbern  bie  ©(aubenben 
erretten  rciti,  1,  21.  ^n  biefem  ^uf^wnienfjang  tritt  bag  ©tauben 
§um  (Srfennen  in  ftorfe  (Spannung.  @§  t)at  bie  33erneinung  ber 
^ät)igfeit  ^um  93erftänbni§  unb  pr  ^Beurteilung  be§  göttlid)en 
.^anbeln§  in  fid)  unb  ift  bie  3ßiltigfeit,  fid)  ®ott,  auc§  oI)ne  it)n 
ju  üerftef)en,  in  unterraerfen,  in  ber  @en)i^t)eit,  ba^  aud)  ba§ 
T:ürid)te  an  @ott  lüeifer  ift  o(§  bie  9nenfd)en.  ^arum  t)at  aud) 
^;]3aulu§,  raeil  er  ©touben  t)eruorrufen  luiü,  unb  jrcar  ein  @tau= 
ben,  ha§  in  @otte§  5lraft  begrünbet  ift,  bem  güttlid)en  Ü^ert)a(ten 
folgenb  in  feiner  Sef)rtätigfeit  auf  SCBei§t)eit  uer5id)tet,  2,  4.  @r 
ptte  burd)  bie  Umroanblung  be§  ©Dangetinms  in  eine  „2öort= 
ii)eiöf)eit"  ha§  5^reuj  entteert,  1,  17,  ganj  in  berfelben  SÖeife, 
mie  bie  9lufrid)tung  beg  ©efe^e^  5ur  ^olge  I)ätte,  ba^  ®t)riftuö 
uergeblid)  geftorben  wäre.  9^id)t  ©ebanfen,  fonbern  rettenbe 
©nabe  bietet  ©ott  ber  Sßelt  burc^  3ffu  Sterben  an,  eine  l'iebe, 
roeld)e  au§  ber  5lraft  in  bie  8(^n)ad)t)eit ,  au§  ber  .^errlid)feit 
in  bie  ©d)mad),  bamit  aud)  au§  ber  Sßei§I)eit  in  bie  2:orf)eit 
nieberfteigt.  (Sie  »ermittelt  bem  9)lenfd)en  nid)t  5unäd)ft  l^et)re, 
fonbern  Straft,  1,  18,  unb  mirb  nid)t  burd)  ^enfen  unb  Urteilen, 
fonbern  burd)  S^rauen  angeeignet ;  in  if)m  allein  ^at  bie  am  ^reuj 
fid)  offenbarenbe  ®nabe  ba§  i^r  entfpred)enbe  Storrelat.  ^) 

2Öie  bie  nnerreid)barl'eit  ber  ®ered)tigfeit  im  SBefen  bes 
9Jienfd)en  begrünbet  ift,  meil  ba^felbe  be§  ©eifte§  ermangelt,  fo 
gilt  ba£ifelbe  aud)  oon  ber  ^Ä>ei§l)eit  @otte§  unb  il)rer  Unfa^- 
barfeit  für  un§.  %tx  SJienfd^  ift  nad)  feiner  inneren  «Seite  be= 
nannt  ein  „feelif^er"  ÜJlenfd)  unb  ftel)t  nid)t  in  einem  fold)en 
«er{)ältni§  ju  ®ott,  ba§  il)m  an  @otte§  ©eift  Steil  gäbe,  2,  11.  14. 
"Da^  jeigt  fid)  aud)  in  ben  ett)ifd)en  Söirfungen  be§  menfd)lid)en 
@rfennen§:  e§  bläl)t  auf,  8,  1,  ogl.  5^ol.  2,  18,  unb  fuc^t  ben 
(Selbftrut)m  be§  ^leifd)e§,  aud)  bann,  wenn  fid)  feine  @ebanfen= 

^)  ^^aiilu^  l)at,  fo  groft  er  nl^  Sel^ver  ift,  bie  ÜNerfdiloffen^eit  3efu  gegen 
iJIjeorie  imb  Ve()re  unb  bie  SBeiut^ung  be»5  'J^uf^ioortsi  nlö  beö  einzigen  Mampfe«= 
mittel'5  gegen  biefe,  wortrefflicl)  uerftanben  unb  in  feiner  3lrbeit  feftgel)alten. 


392  ^<^P-  9.    3?er  ©laube  bei  ^mh\§. 

bilbung  auf  ®öttüd)C§  be§ict)t.  Saturn  wirb  erft  ha,  wo  ber 
©eift  ba§  ®en!en  be§  3Jlenfd)en  leitet  unb  bie  I)auptfäcl)Iirf)e 
^rucf)t  beSfelben,  bie  Siebe,  t)orf)anben  ift,  ber  (Sinblicf  in  bie 
©enbimg  ß^rifti  erlangt.  ®a^  (£{)riftu§  an  bie  Stelle  be§ 
9Jlen|d)en  tritt,  nicJ)t  in  ber  ©eftalt  ®otte§  erfd)eint,  fonbern  al§ 
ber,  ber  §ur  ©ünbe  gemacht  werben  ift,  ift  am  9J?a^  be§ 
felbftifc^en  ^en!en§  gemeffen  2'orf)eit  unb  fann  nic[)t  anber§  be= 
urteilt  rcerben,  folange  bie  Siebe  unerfannt  ift.  g^orbert  bie 
©i^nagoge  eine  S[Rad)toffenbarung  ©otte§,  burd)  bie  er  fid^  felbft 
unb  feinen  ®t)riftu§  gegen  bie  Söelt  beliauptet,  ert'Iärt  fte  bie 
Eingabe  be§  ©of)ne§  @otte§  in  "ötn  Stob  für  gotte§täfterlirf),  fo 
!ennt  fie  bie  Siebe  nirf)t,  roeil  fie  biefelbe  nirf)t  ^ai.  ®e§n)egen 
gilt  ^^autu§  ber  2)ün!el  ai§  33en)ei§  bafür,  ba^  nicf)t§  erfannt 
inorben  ift;  rcenn  aber  iemanb  @ott  liebt,  ber  f)at  it)n  erfannt; 
benn  er  ift  t)on  it)m  gefannt,  8,  2.  3. 

^aburd),  t)a^  ber  SSerbanb  mit  @ott  nicE)t  auf  ®otte§  Sel)ren 
unb  be^  2Renfrf)en  SSerfte^en,  fonbern  auf  @otte§  Sieben  unb 
bc§  a}^enfd)en  3Sertrauen  begrünbet  ift,  irirb  ber  ©laubensaft 
für  ^autuö  nid)t  blinb,  grunb=  unb  oernunftlo§.  ^a§  ^reuj^ 
roort  wirb  bem  9Jlenfd)en  nad)  feinem  gi)ttlid)en  SRotio  unb  Qkl 
gebeutet  unb  beroöt)rt  fid)  at^  „Offenbarung  ber  2öa^rl)eit  on 
jebem  ©eiriffen",  2  5lor.  4,  2.  ©§  erl)ält  feinen  ^-öeraei^  burd) 
©eift  unb  ^raft,  1  ^or.  2,  4.  ^araug  entftel)t  ein  Sßiffen  um 
©ottes  Xat,  n)eld)e§  bie  ^afis  be§  uertrauenben  !i>erl)alten§  mirb, 
unb  ber  9flömer=  rcie  ber  ©ataterbrief  finb  ber  anfd)aulid)e  33e- 
meis  bafür,  rcie  fern  eä  ^^autuö  lag,  bai^felbe  burd)  irgenb  ein 
Surrogat  erfe^en  §u  moHen.  @r  fannte  fein  9Jlittel,  'üaS^  ©tauben 
5U  ftärfen,  al§  bieg,  ba|3  fein  Dbjcft  un§  t)erftänblid)er  werbe 
unb  äu  reid)erer  Grt'enntnig  fomme. 

SGBeId)e  3}]ittel  ^].^aulu§  bann  für  rid)tig  t)ielt,  mcnn  e§  galt, 
mit  ^lyeifeln  ringenbeg  ©tauben  ^u  befeftigen,  barüber  gibt 
l  Stox.  15  3(ugfunft.  2)a§  ct()ifd)C  5J?omcnt,  ber  ;^uf ammenbang 
besi  ^lüPifft^  ""t  falfd)en  SBiUen^formationen,  mirb  burdjauei 
nid)t  ignoriert ;  allein  cbenf omenig  mirb  it)m  nur  bie  iöufjprebigt 
gegenüber  gcfteUt,  fonbern  ^]>autu§  übcrminbct  bou  ^i^HMfct  burd) 
(Srfcnntniä,  unb  bicss  luieber  in  ber  lel)rreid)eu  'Jlbftufung,  bajj 
baS  Oejdjcljcne  in  feiner  2öirflid)feit  oorantritt,   alss  für  bag 


2)er  ©eioinn  ber  aBei§()eit.  393 

©lauben  cntfrf)eibenb,  unb  bann  erft  bie  großen  3ufammen!f)änge 
entroirfett  rcerben,  burcf)  n)e(rf)e  fid)  bie  Xat\ad)^  al§  ©lieb  ber 
gefamten  göttli(f)en  Sflegierung,  fomit  aurf)  aU  ©lieb  einer  in  ]id) 
pfammenftimmenben  3Gßei§t)eit  entpüt. 

®enn  ba§  ©tauben  ^ai,  fo  geroi^  e§  ba§  53efenntniö  ift, 
ber  SJlenjd)  f)abe  unb  finbe  bie  SBeisfieit  nic^t  äugleid)  bie  @e= 
n)i§f)eit  in  fid),  ba^  fie  if)m  burc^  @ott  im  (SI)riftu£i  evfd)Ioffen 
fei.  ©0  unerlä^Iirf)  bie  33ereinfad)ung  beä  Güangeliuni^  5ur 
fd)lid)ten  33ertünbigung  be§  (£f)riftu§,  ber  ftarb  unb  auferftanb, 
ift,  bamit  ©taube  entftef)e  unb  nidjt  irgenbn)eld)e  Srfenntni§  ober 
2;f)eorie  an  feine  ©teile  trete,  ebenfo  geroi^  gen)äf)rt  biefe  bem 
Sebürfnisi  unb  33erlangen  nad)  @rfenntni§  biefelbe  uollfommene 
Sefriebigung,  wie  bem  !i^erlangen  nad)  ©ered)tigfeit.  2Iud)  l)ier 
ift  ber  33er§i(^t  nid)t  ba§  cnbgültige  ®rlebni§  beg  ©laubenben, 
fonbern  oerroanbelt  fid)  für  if)n  in  ©eminn.  2Bie  ber  !ßersid)t 
auf  bie  eigene  ©ered)tigfeit  fid^  alei  ©mpfang  ber  göttlid)en  er= 
meift,  fo  entftel)t  au^  ber  ^rei^gabe  ber  2öeigf)cit  il)r  ^iefitj, 
1  tor.  a,  18.  ^a^felbe  i^reusroort,  meld)e§  Jor^eit  ift,  ift  bie 
SSerfünbigung  berfelben,  2,  6  ff.,  meil  e§  bie  ©efc^iebenbeit  be§ 
9Jienfd)en  dou  ©ott  überroinbet,  unb  il)m  ben  ©eiftbefi^  erfc^lie^t. 
^^aulu§  t)at  junäc^ft  oon  fic^  ben  Slnteit  an  ©otte§  3Bei^t)cit 
mit  l)of)er  3"oerfic^t  bejeugt,  meil  ba§  göttlid)e  ©eben  bem 
menfd)lid)en  öemu^tfein  nid)t  jenfeitig  bleibt,  ba  e^  fid)  ja  burd) 
ben  ©eift  uermittett,  biefer  aber  felbft  ber  SBiffcnbe  unb  !©iffen 
©rjeugenbe  ift :  mir  miffen,  roa§  un^  oon  ©ott  gef d)enft  roorben 
ift,  2,  12.  "^abur^  ftet)t  er  in  einem  tebenbigen  Sel)r=  unb 
Scrnoerbanb  mit  ©ott:  didaytioi  Tcvevfiazog  loyoi,  2,  13.  ^a-- 
burd)  aber,  ba^  ber  Slpoftel  al§  ber,  ber  bie  2ßeiäl)eit  ©otteg 
fennt,  unter  ber  ©emeinbe  ftel)t,  roirb  aud)  fie  berfelben  teill)aft 
gemad)t.  ^})v  3tnteil  an  il)r  berul)t  ouc^  nid)t  blo^  auf  bem 
apoftolifd)en  Söort,  raeil  aud)  fie,  unb  nid)t  blo^  ber  5tpoftel, 
ben  ©eift  empfängt,  fo  ba^  il)r  burd)  ba§  ©lauben  ein  com 
©eift  geleitetet  ^-orfd)en  möglid)  rairb.  "»PauluS  f)at  it)m  eine 
unbegrenzte  33erl)ei^ung  gegeben.  ®er,  ber  in  ber  Seitung  beg 
@eifte§  fte{)t,  wirb  jmar  allen  anbern  unoerftänblid) ;  il)m  felber 
aber  mirb  atle§  jugänglid),  2,  15.  ®urc^  il)n  mirb  G^riftu§  un§ 
pr  3öei§^eit,  1,  30,  unb  ba  ha§  ganje  Söirfen  ©otte§  in  il)m 


394  ^(^V-  '••    3)er  Ölaubc  bei  "^^aithi^^. 

bie  SSermtttlung  f)at  üon  bcr  ©cf)öpfung  ber  3BeIt  bi§  ju  if)rcr 
aSoHenbung,  wirb  bie  @rf'enntm§  Gf)rifti  in  ben  ä^ollf'ommenen 
ju  einer  Stotatität  ber  (Srfenntniffe,  n)e(d)e  n)at)r{)aft  ®otte§ 
2Bei§t)eit,  2lufnat)me  be§  göttlichen  ®enfen§  in§  eigene  ©rf'ennen 
ift,  2  5^or.  4,  6.  ^'ol  2,  3.  ^arurn  ift  aud)  ber  ©emeinbe  bie 
Beurteilung  beffen  möglief),  \va§  gut  oor  @ott  ift,  Slönt.  12,  2. 
Äol.  3,  10.  '^arin,  ba^  fid)  ba§  ©tauben  ni(i)t  nur  in  et^ifdjer, 
fonbern  aud)  in  intelleftuetler  ^infic^t  al§  ber  frud)tbare,  ben 
9?eid)tum  ber  göttlid)en  ®üter  erfd)Iie^enbe  3>ürgang  erraeift,  be= 
n)ät)rt  e§  fid)  roieber  in  feiner  9lügenugfam!eit. 

9(ud)  in  feiner  intetteftuelten  2trbeit  ^t  ^^^auhiS  ber  ©emeinbe 
eine  er^^abene  33er auf d)autid)ung  bafür  gegeben,  voa§  ba§  ©tauben 
ift  unb  geiüät)rt.  (Sr  tegte  bie  folgenreic^ften  9'leut)eiten  in  ben 
.^orijont  ber  ©emeinbe  I)inein,  lüie  bie  Definition  be§  negatiöen 
3n)ed§  be§  @efe^e§  ober  bie  3InnuUierung  be§  llnterfd)ieb§ 
än)ifd)en  bem  :3uben  unb  ©riechen  im  (£t)riftu§,  unb  eriuieg  fid) 
bod)  gleid)5eitig  at§  ber  treuefte  Sen)af)rer  beffen,  ma§  oon  3tn= 
fang  an  au§  ^efu  9Jiunb  ber  ©emeinbe  übermittelt  mar.  ©o 
brad)te  er  if)r  foraot)!  bie  binbenbe,  at§  bie  befreienbe  SBirf'ung 
bes  ©Iauben§  auf  ben  ©ebanfenlauf  in  uoller  Straft  unb  jugleici^ 
in  it)rer  ©in^eit  jur  2lnjd)auung.  ^) 

%a^  fid)  ba§  göttlid)e  ©eben  burd)  ©tauben  nermittelt, 
fte^t  mit  bem  Uniüerjali§mu§  ber  göttlichen  :^kk  in  überein^ 
ftimmung.  ©ott  erroeift  ficf)  barin  at§  ber,  welcher  nid)t  nur 
ber  3ut)en,  fonbern  aud)  ber  .Reiben  ©ott  ift,  ^öm.  3,  29.  ßmar 
märe  e§  ein  blinbe§  Urteil,  menn  bie  paulinifdjc  .^^cibenmiffion 
lebiglid)  ai§  eine  IogifcI)e  ^-olgcrung  auö  bem  ©laubcnsibegriff 
betrad)tet  mürbe.  SGBo  ein  lebenbiger  ©ottes(geban!e  Dorliegt  — 
unb  "!pau(u§  I)atte  einen  foldjcn  —  ba  mirb  ber  Umfang  ber 
göttlid)en  !Jtat  unb  ®ahc  nid)t  burd)  unfere  i^ogit,  fonbern  buvd) 
göttliche  ©cnbung  unb  9Jebc  abgegrcnjt,  unb  bie§  oüUenbS,  menn 
fic  fid)  an  baö  ©tauben  menbet,  alfo  fid)  at§  bie  3'at  freier 
©nabe  funb  gibt.  ^^^aulu§  führt  aud)  feine  3lrbeit  unter  ben 
.Reiben    auöbrücflid)    auf    beftimmtc    göttlid)e    "©eifung    ^urüdf, 

*)  !Cer  5?n(l)t»ei«,  ba^  "^^auluc.  aiul)  mit  feinen  neuen  (3(Hhmi  fonftant  unb 
crfolflrcid)  ben  'Willen  ucrbanb,  bn<(  negcbene  SWort  '^efn  jn  beiüufjven,  \\(l)'M 
in  bie  neiitefimiientlicbe  ll)eoIO(^ie. 


2)er  UnberfaliiSmug.  395 

möm.  1,  5.  ®at.  2,  7  f.  @pt).  3,  1  ff.  ^ol.  1,  25  ff.  3^un  frf)Ioffeu 
fic^  allerbing^  ber  Uniöerfaü^mul  unb  ber  (Stauben^bcgriff  5U= 
fanimen  ju  einem  einl)eitlid^en  ©efamtbegriff.  S^iv  S^iümmüno, 
5U  ©otteä  Xai  roaren  alle  berufen,  unb  bic  befonbere  3lrt  ber 
einjelnen  ^erfönltd^fetten  unb  menfd)(irf)en  ©enoffenfd^aften  roar 
für  fie  bebeutung§Io§.  Söeber  bie  ^pölje  ober  bie  Xiefe  it)rc§ 
morali|d)en  ©taubes,  noc^  bie  2:ürf)tigfeit  ober  <B&}\väd)t  i^resi 
intelieüueüen  33ermögen§  tarn  für  bag  ©lauben  in  33etrad)t. 
.f>ier  galt  in  ber  Xai,  ba^  e§  bebeutung§Io§  fei,  ob  ber  9JJenfd) 
SJiann  ober  SGBeib,  ^ined)t  ober  ?^reier,  3"^^  t)^^^'  @rierf)e  fei. 
©0  füf)rtc  ber  @Iauben§begriff  jum  Unioerfalismu§;  roieberum 
gab  erft  biefer  bem  ©tauben  feine  ootte  ^uoerftrf)t.  9lun  ba 
gefagt  luerben  fonnte :  jebem  ©laubenben,  bem  i^uben  jucrft  unb 
bem  @ried)en  ebenfo,"  ftanb  bie  nnbegrenjtt)eit  ber  ©nabe  unb 
bie  3lügenugfamfeit  be§  ©taubens  t)eU  im  Öirf)t.  ^uxd)  feinen 
3ufamment)ang  mit  ber  ®tauben§fteltung  ift  aber  ber  vaulinifrf)e 
Hniüev[a(i§mu§  bireft  auf  ^efu  eigene  3{rbeit  gefteüt,  unb  bie 
^ortfe^ung  berjenigen  (5d)ä^ung  be§  ©tauben^,  bie  3efu§  fclbft 
mit  3Bort  unb  '^ai  ooltjogen  t)at. ') 

S)er  (Srfolg  ber  paulinifd)en  9Jiiffion  ift  nid)t  benfbar  ot)ne 
bie  fve§ififc^e  ©igenart  feiner  ©lauben^übung.  ©ie  berul)te  auf 
jenem  totalen  SSerjidjt  auf  fid)  felbft,  ber  il)n  befähigte,  fic^  bem 
.Reiben  uöllig  gleic^juftellen,  aU  in  berfelben  ©ünbigfeit  ftet)enb. 
'^lu§  feinem  ©tauben  errcudjg  ^;]3aulu§  bie  ^^ieinigung  oon  aller 
jübifd)en  ©elbftübert)ebung ,  bic  e§  nid)t  taffcn  tonnte,  auf  bie 
©ünber  aus:  ben  .Reiben  l)inab5ufe^en.  3ili6:)i  minber  erforberte 
fie  jene  unbefd)ränfte  3uoerfid)t  ju  ©l)riftu§,  bie  ben  .Reiben 
fagen  tonnte:  il)r  feib  befd)nitten  in  ber  ^e|d)neibung  ©brifti, 
5?ol.  2,  11,  unb  bie  sugleid)  bem  i^uben  ju  fagen  oermod)te: 
menn  etlid)e  nid)t  glaubten,  mag  liegt  baran  ?  mirb  ibr  Unglaube 
©otteö  3:reue  auf t)eben?  dl'öm.  3,  3.  Malier  fam  jener  ä)]ut,  ber  fic^, 
fo  t'lar  er  fid^  bie  ^eibnifd)e  Korruption  uergegenroärtigte,  bennod) 
frei  üon  aUer  5lngftlid)feit  mit  ber  3iiy*^v[id)t  be§  ©iegs  im  ^ei= 
bentunt  bemcgte  unb  gleidjjeitig  mit  unermüblid)er  ^reue  bic  ©e= 
meinfd)aft  mit  ^^vael  aufrecht  l)ielt.  ®er  Verlauf  ber  paulinifd)en 

^)  J'em  uniueifalen  0lauben  entipri(f)t  bne  @ebet  für  alle,  1  Jim.  2, 1  ff. 


396  ^«P-  ^-    ^^^  Glaube  bei  '':ßaulu§. 

2lrbeit  war  mef)r  al§   eine  ^onjequens  au§   feinem  Sef)rbcgriff; 
er  ivax  bie  ^rud)t  feine§  glaubenben  2SerI)alten§  §u  @ott. 

9lu§  bem  @(auben§ftanb  be§  ^^^aulu§  ergab  fid),  ba^  au§ 
ber  f)el(emfrf)en  ^irdje  feine  (Sefte  irurbe,  raeber  in  i{)rem  i^er^ 
I)ä(tni§  5U  if)rer  griecf)ifct)en  Umgebung,  nod^  in  bemjenigen  sur 
älteren  ©emeinbe  ^erufatem^.  9'lad)  jener  (Seite  mar  bie  2(b= 
fto^ung  be§  |)eibentum§  rabif'al,  narf)  biefer  'OaB  ^erou^tfein  um 
ben  llnterfd)ieb  beutli(^  entrcidfelt,  unb  bennod)  eine  egoifiifdie 
Stbfc^Iie^ung  unb  jatte  SSer^errlid)ung  be^  eigenen  ^efi^e§ 
unmöglicf),  rceil  ber  ©runb  ber  ©emeinbe  ha^  ©tauben  an  ben 
(£t)riftu§,  ben  ^errn  aller,  war,  mit  bem  fein  Srudl)  ber  ®emein= 
f(^aft  5uiammenbeftef)t. 

^er  Unioerfali§mu§  märe  unüollenbet  geblieben,  l)ätte  er 
nid)t  burd)  eine  rücfblidfenbe  ^etrad^tung  aud)  ben  bi§f)erigen 
i^erlauf  ber  @efd)id)te  in  fid)  aufgenommen,  ^a  ha^  ©lauben 
alle§,  rva§  eg  erlangt,  burc^  (£l)rtftu!§  empfängt,  iia  er  ®runb, 
:3nf)alt,  ^aft  be§  @lauben§  ift,  fo  ift  beutlid),  ha^  e§  ben  unter* 
fc^eibenben  Sefi^  ber  neuen  ©emeinbe  bitbet,  ben  bie  norc^rift^ 
lid)e  ^cil  ^"(^l  i^il  ^^^  t^i^t.  ®er  (Slaube  „fam"  unb  „warb 
offenbart",  al§  (S^riftu§  fam  unb  offenbart  mürbe,  @al.  3,  23  ff.  *) 
3lllein,  fo  nad)brü(llic^  ^^aulu§  ben  Unterfd)ieb  5mifcf)en  ber  3^^* 
vor  unb  nact)  ber  ©enbung  Kt)rifti  beruorl)ebt,  mie  er  ber  uer= 
fd)iebenen  2lufgabe  be§  ®efe^e§  unb  Gljrifti  entfpridjt:  e§  mu^ 
fic^  bod)  in  ber  göttlid)en  S^^egierung  @inl)eit  geigen,  unb  >^aulu§ 
freut  fid^,  baJ3  bie  ©d)rift  it)m  biefelbe  fid)tbar  madjt,  meil  auc^ 
ba£i  ®efe^  unb  bie  '!propt)eten  nid)t  nur  bie  *ipflid)t  be§  3!Jionfd)en, 
aud)  nid)t  nur  feine  ©d)utb,  fonbern  aud)  ®otte§  @ered)tigfeit, 
bie  bem  ©laubenben  l)ilft,  bezeugen,  9töm.  3,  21,  fo  ba^  ba§ 
©uangelium  bereite  in  ber  ©d^rift  j^um  uorau§  iierfpvod)en  ift, 
^Höm.  1 ,  2.  i^or  bem  @efet3  ift  Wotte§  '-l>ert)ei^uug  uerfünbet 
morben,  als  freie  ^wf^ge  ber  göttlid)en  ©iltc,  bie  nid^t  auf  bog» 
Serf,  fonbern  auf  bae!  ©lauben  be§  3Jicnfd)en  jielte,  ®al.  3,  15  ff. 
3m  (Glauben  ^ilbrat)am§  liegt  ber  ^Jlnfang  ^graelö,  meil  3lbra^ 
t)amö   (^ered)tigfeit    fein   Glaube    mar.     2)c§l)alb    ift   er   burc^ 

•)  2)em  Urteil  Jefu  über  ?s8racl:  oc>  fei  ein  itiifllrttibifleiS  (S}efd)led)t,  bei 
bem  fid)  fein  (^Imiben  finbc,  aud)  md)t  tuie  ciu  Seuffövulciu,  Oat  'ipauluö  wollig 
)ugeftintmt. 


Sei*  Uuioerfaliömiie.  397 

Glauben  ber  33ater  bercr  geiuorben,  bie  ®ütte§  ©cgcn  erben, 
unb  ^Ibratiame!  5^tnberfrf)ar  umfaßt  alle  ©laubcnben,  9?öm.  4. 
@a(.  3,  6ff.^)  @o  fteüt  firf)  für  ^aulu§  bie  ©emeinbe  ber 
©(aubenben  au§  allen  'Golfern  alB  bie  von  2(nfang  an  geroollte 
unb  burd)  bie  @ejd)id)te  !^§xaei^  üorbereitete  ^rurf)t  ber  gött= 
lid)en  9iegierung  bar. 

«So  fommt  ber  gro^e  ^aupt^roerf  (£f)rifti:  fein  ©emeinfc^aft 
ftiftenber  äöille,  jur  33ern)irfUd)ung.  ®er  „eine  ©laube,"  ®p().4,5, 
ber  bie  felbftfüd)tigen  iieben§äiele  befcitigt  unb  niemanb  me^r 
„in  be§  ^'Ieifd)e§  äöeife  fennt/'  2  5tor.  5,  16,  fonbern  firf)  an 
(£()riftu§  f)ält,  bamit  er  aüe§  in  allen  fei,  i^ol.  .%  11.  @a(.  3,28, 
erjeugt  eine  geeinigte  ©emeinbe  über  alle  ^laturgrenjen  I)inüber, 
aud)  über  bie  ©c^eibung  ^§rae(§  von  ben  Reiben  t)iniüeg.  2ßie  bie 
(Sinf)eit  be§  @tauben§  bie  ©in^eit  ber  ©emeinbe  fd)afft,  fo  ift 
anbererfeitä  bie  Segren5ung  unb  9)knnigfaltigfeit  bec^felben  nod) 
ha§  :^üdlin  if)rc§  unooUenbeten,  im  SBerben  ftet)enben  3uftanb§. 
„(Sinf)eit  be§  @louben§  an  ben  ©o{)n  @otte§"  be^eidjnet  barum 
mit  ber  @inf)eit  feiner  (Srfenntni§  bo»  S^d,  bem  bie  ©emeinbe 
cntgegen5uftreben  f)at,  unb  bem  bie  i^r  gegebene  3)knnigfaltigfeit 
ber  (SJaben  unb  3(mter  famt  ber  ganzen  Sauarbeit  unb  gegen^ 
feitigen  2)ienft(eiftung  aller  i{)rer  ©lieber  bienen  mu^,  G|){).  4,  13. 
^a§  Dotle  reife  9J?anne§aIter  ber  ©emeinbe,  luie  es  i\)x  burrf) 
bie  ^ülle  (£t)rifti  bereitet  ift,  ergibt  nid)t  eine  9J?annigfaItigfeit 
be§  ®lauben§,  bie  i^n  in  alten  irgenbmie  befeft  lie^e  ober  bod) 
nur  in  wenigen,  etiua  ben  S^rägern  be§  2lmt§,  ju  feinem  oollen 


^)  tiefer  ©ebanfengang  bierit  le{)rreic^  jur  SJerbeutltd^ung  beö  Unterfcftieb^ 
Siui)c()eii  '^Unilu^  unb  feine»  früf)eien  öenoffen  im  :?el)rljau!^  Serufaleni^.  iTiefe 
jagten:  'ilbialjaniiä  (>5(aube  l)abe  ftelluertvetenbe  lUad)t  für  ^örael  ui\h  becte  in 
ben  entfcbeibnngöDollen  3tnnben  beffen  llmilnuben ;  '•^.sanlue  fagte:  roa^S  »on 
3Unal}nni  l^erftanime,  bie  (^emeinfcljaft  mit  il)m  ergebe  unb  in  baö  itinbc^= 
uerl)ättni§  i^m  gegenüber  fteUe,  fei  ba^  ©lauben,  unb  bie^S,  wo  immer  eö  fei, 
im  i^Mibcn  Jüie  im  ©ried^en.  Jim  fi)nngogaIen  ©a^  äußert  fid)  ba§  33en)ufjtfein 
eigener  t^Haubenslofigfeit ;  3Un-al)amci  (Glaube  bient  baju,  um  bie  Öen)i^l)eit  ber 
ti-ruial)hing  feftjubalten  trotj  ber  eigenen  Hnfäl)igteit,  fo  ju  glauben,  loie  3lbral)am 
glaubte.  ;Jm  ®at5  be§  "^HiuhtiS  fprid)t  reeller  Üilaube,  baig  'öeiuu^tfein,  in  ein 
analoge^  i>erl)ältni!^  ju  C^iott  gefteUt  ju  fein,  roie  eö  2tbral^am  i)atte.  (Sr  ift 
3lbral)am  nidit  ferner,  fonbern  nft^er  gefommen,  al§  feine  einftigen  ©enoffen; 
biefe  miffen  fid)  uon  il)m  innerlid)  gefd)ieben,  er  luei^  fid)  mit  il)m  eins. 


398  Aap,  9.    3>er  ©lau&e  bei  '■ßanhi^. 

53eftanbe  brächte,  fonbern  (Sinf)eit  be§  @Iauben§  aller,  in 
luel^em  bie  gan§e  ©abe,  bic  im  ©o^ne  (5^otte§  ber  ©emeinbc 
gefd)enft  ift,  uoit  allen  angeeignet  wirb,  ift  ha§>  if)r  i)or= 
gcf)altene  3^^^- 

2öäl)renb  t>a§  ©lauben  bi§  ^ur  Offenbarung  be§  (Sf)riftu§ 
bem  ganzen  Seben  ber  6f)riftenf)eit  bie  9^id)tung  gibt,  beginnt 
bagegen  mit  biefer  eine  neue  Dffenbarung§raeife  @otte§.  datier 
finben  mir  aud)  bei  ^aulu§  ©arf)parat[elen  ju  jenen  Sßortcn 
:3efu,  w^{d)^  ben  üvt\§  berer,  bie  ©otteg  9f?eicf)  empfangen,  über 
bie  ©emeinbe  ber  ©laubenben  f)inau§  erftreden.  ^ann,  rcenn 
3efu§  mit  ber  fömg(id)en  ©enbung  al§>  ber  |)errfd)aft  übenbe 
fommt,  treten  guerft  bie,  bie  if)m  getjören,  in  bie  if)m  gleichartige 
Sebenbigl'eit  be§  3luferftel)ung§ftanbe§.  6f)riftu§  fommt  aber 
nic^t  nur  i^retmegen  al§  5lönig,  fonbern  entfräftet  alte  ^^einbe 
®otte§  unb  mad)t  ©ott  alle§  Untertan,  1  tor.  15,  23— 28. 
SGBerben  bie  ^inber  @otte§  offenbar,  bann  brtd)t  aucf)  für  bie, 
roeld)e  am  ©eifte  @otte§  nod)  feinen  Stnteil  t)aben,  fonbern  ber 
©itelfeit  untermorfen  finb ,  obn)ol)l  aud^  fie  @otte§  ©cE)öpfung 
finb,  bie  ^reif)eit  an,  9flöm.  8,  19  ff.  ^ux6)  biefen  SluSblid,  ber 
über  bie  an  Gl)riftu§  ©laubenben  f)inüberfcl)aut,  erf)ätt  ba§  gött= 
lirf)e  ©runbgefe^:  Sob  jebem,  ber  ba§  @ute  wirft!  oollenb§  bie 
33cftätigung.  f^ür  ^autu§  entftanb  barau§  feine  Soderung  ber 
im  ©tauben  begrünbeten  ©emeinfd)aft  mit  (£{)rifto,  weil  if)m 
biefe  niemals  al§  eine  erzwungene  ober  willfürlirf)e  erfd)ien, 
fonbern  aU  bie  notwenbige  Stellung  beffen,  ber  ®^riftu§  nacf) 
feiner  ^eil§macf)t  erfannt  f)at.  91ur  eine  nomiftifdje  3luffaffung 
be§  ©laubens  empfinbet  biefe  3tu§fagen  be§  5lpoftel§  all  einen 
Siberfprurf)  gegen  bie  .^eillbebeutung  bei  erlauben!,  wäljrenb 
für  ^aulul  ber  ©laube  niemall  eine  33egren5ung  ber  .^eil§mad)t 
®t)rifti,  wot)l  aber  beren  Zueignung  an  ben  ©laubenben  be= 
beutete,  ber  baburd)  nid)t  oerfür^t  wirb,  ba^  (Sl)riftul  biefelbe 
in  feiner  neuen  Dffenbarungiform  noc^  mel)reren  erweift.  3Siel= 
meljr  begrünbet  jebe  ^lulfage,  welche  bie  ©rö^e  berfelben  er= 
fennbar  mad)t,  in  ben  ©laubenben  ®anf,  Stärfung  unb  erl)öf)te 
UJergcwiffcrung. 

2)er  ÜU'rfud)  ju  einer  '3)efinition  ift  bamit  uorbereitel,  bie 
umgrenjt,  mal  am  ©lauben  bei  ^^autul  bal  ^Jleue  unb  (5igcn= 


Sie  befonbere  2(rt  bes  paiUinifc^en  ®Iauben§.  399 

artige  ift.  \)  Seine  befonbere  @abe  bilbet  bie  (Srf)ärfe,  mit  bcr 
er  tta^  ©tauben  üon  alten  anbern  ^-unftionen,  üom  Sieben,  ^Äirfen, 
^offen,  oon  bcr  9^euc  unb  üom  ©rfennen  unterjc^ieben  t)at,  unb 
gerabe  baburc^  i)ai  er  e§  in  feiner  jentraten  Sebeutung  aU  ben- 
jenigen  33organg,  ber  atte  anbern  ^unftionen  begrünbet,  formt 
unb  fräftigt,  erfennbar  gemarf)t.  ^ine  Unterfrf)eibung  ift  burd) 
bie  (Stärfe  feine§  ©d)ulbbett)u^tfein§  bebingt,  ba§  it)n  fetbft 
unb  bamit  alte  jene  ^^unftionen  entmertet  unb  5erbrict)t  unb  einzig 
ba§  ©tauben  übrig  tä^t,  burrf)  metd)eg  er  mieber  ben  ^ufö'"'"^"' 
I)ang  mit  ®ott  geroinnt.  ^nbem  fic^  fo  bei  it)m  ba^  ©tauben 
oon  jeber  SSermengung  mit  ben  übrigen  ^-unftionen  abfct)ieb,  unb 
at§  bie  tjerrfc^enbe  3Jla(^t  über  fie  emportrat,  mürbe  e§  in  neuer 
^lart)eit  beuttid),  wie  reid)  feine  .^errfd)aft  ben  ganjen  Sebengftanb 
be§  -JRenfrfjen  befrud)tete.  '^uxd)  bie  Seftimmtf)eit  unb  Setb=^ 
[tänbigfeit  feinet  ©taubeng  rourbe  feine  ber  anberen  ^^unftionen 
in  33erfümmerung  gebunben;  fie  alte  entftanben  in  fc^önfter 
©nergic  au§  feinem  ©tauben  l^erau§  unb  bientcn  it)m.  ©r  mar 
ein  großer  Öef)rer,  met)r  at§  alte  neben  it)m,  aber  fo,  ha^  alte§, 
mag  er  über  ben  ©t)riftu§  ju  fagen  t)atte,  in  beuttid)er  ^^e5iet)ung 
5ur  S3cgrünbung  be§  ©laubeng  btieb;  er  mar  nid^t  rocnigcr  ein 
großer  SBirfer,  mieberum  fo,  ba^  alte  feine  praftifc^cn  53emü{)ungen 
it)ren  ©runb  unb  i^r  ^iet  offenfunbig  im  ©tauben  t)atten.  ©r 
lebte  in  ber  3Serbunbenl)eit  mit  bem  ©t)riftug  „nid)t  im^leifc^", 
fonbern  „broben",  bod)  fo,  ba§  er  fid)  eben  begt)olb  jeberjeit  mit 
Harem  3luge  unb  reinem  Sieben  in  bie  irbifd)en  23er^ättniffc 
t)ineinbegab.  ©r  mar  ein  ^Su^prebiger  mit  rüc!fid)tgtofer  ©d)ärfe 
beg  Urteilg  unb  beugenbem  ©ruft,  bod)  fo,  ba^  bie  freubige 
©erci^t)eit  beg  ©laubeng  nie  barüber  ing  ^Bauten  fam  unb  beg= 
t)alb  nie  ein  läl)menber  ©djmerj  ober  jagenber  ©c^reden  an 
Stelle  beg  ©laubeng  iKaum  befam,  t)ielmel)r  beffen  freubige 
©emi^l^eit  baraug  entftanb.  ©r  griff  nad)  ben  ett)ifd)en  91ormen, 
bie  ung  für  einanber  jur  5lrbeit  berufen,  mit  bem  oolten  ©infa^ 
eineg  ganzen  ^itteng,  ber  fie  unbebingt  heiligte,  unb  trat  gerabe 
baburd)  nie  aug  feinem  retigiöfen  S3erl)ältnig  l)eraug,  bag  i^m 
feine  9Serbunbenl)eit  mit  ^efug  im  ©tauben  gemährte.    So  l)at 

*)  oid)  jpredie  lüctit  uon  bem,  ma^  an  bev  (Svfenntni^  be§  "^auhiö  neu  ift, 
fonbern  uoni  neuen  lSf)tuaftei-  feineö  ÜilaubensJftanbö. 


400  *fop.  9.    35ev  ©taube  Bei  ^aulu§. 

er  au§  bcm  ©lauben  t)erau§  für  feine  ^^erfönlid)!eit  unb  Seben§= 
arbeit  eine  gefd)Ioffene  @inf)eittid)feit  erreirfjt  unb  an  ficE)  ficEjtbar 
gemad)t,  bie  "öa^  überragte,  voa§  vov  unb  neben  if)m  in  ber 
ß^riftentieit  beftanb. 

Strogen  rair  nacf)  ber  @enefi§  feine§  @lauben§ftanbe§ ,  fo 
finb  rair  fd)on  barum  roeit  über  bie  Erörterungen,  raeld^e  fid^ 
auf  bie  *!prob(eme  ber  .^eibenmiffion  belogen,  I}inau§gennefen, 
weil  fein  ©lauben  nid)t  blo^  ein  logifcf)e§  ©ebilbe  rcar,  ba§  er 
al§  ^oftutat  au§  irgenb  weisen  ^^rämiffen  ableitete,  nad^  beffen 
Einleitung  er  fi(^  nun  ein  gläubiges  3Sert)aIten  pf)antafieüotf  vox- 
ftellte;  üielme^r  ftammt  ber  gange  ^nf)alt  feines  ©Iauben§begriff§ 
aus  feiner  eigenen  glaubenben  ^wraenbung  §u  ©ott  unb  ift  ber 
unmittelbare  9?eftey  berfetben.  @S  ^anbelt  fid)  hzi  ^auIuS  nicE)t 
bIo|  um  bie  genetifc^e  (Srttärung  einer  Set)rforme(,  fonbern 
barum:  roie  fant  fein  ©taube  ^uftanbe?  3)aS  I)ei§t:  mir  finb 
auf  feine  33e!et)rung  »ermiefen,  auf  bie  ^auIuS  felbft  feine  be= 
fonbere  Stellung  in  ber  ©emeinbe  jurürfgeleitet  t)at. 

SJ^it  burd)bringenber  ©emalt  §erbrad)  bie  ©rfd^einung  3ßfu 
fein  ganjeS  frommes  «Streben,  rceil  fie  if)m  beutlid)  marf)te,  ba^ 
er  bo^  gegen  ben  (J^riftuS  gef'ämpft  f)atte.  ®amit  mar  jene 
fd)arfe  3(ntitt)efe  in  i^m  erzeugt,  bie  feinem  ®enfen  jugrunbe 
liegt,  bereu  Spilje  fid)  gegen  ben  SOZenfc^en  fefirt,  meld)en  fie 
famt  feiner  gangen  ^römmigfeit  unb  @ered)tigf'eit  als  fünbig 
Derroirft.  'Dtad)bem  feine  religiöfe  Stftiuität  il^n  ni(^t  vox  bem 
2(nfturm  gegen  ben  bemat)rt  f)atte,  ber  fic^  itjm  bod)  als  (il^riftuS 
in  ber  ^crrli(^t'eit  ©otteS  ermieS,  ja  me^r  nod),  nad)bem  gerabe 
fein  3)ienft  am  @efe^  unb  fein  6ifer  für  ®ott  baS  -JRotio  ge= 
mefen  mar,  baS  it)n  in  biefen  ^ampf  l)ineingetrieben  t)atte, 
fo  mar  bamit  nid)t  nur  baS,  maS  an  feinem  Streben  unfromm 
roar,  nidjt  blo^  bie  SJlängel  beSfelben,  fein  3ui*"rf^teil'en  hinter 
bcm  ®efe^  inSd)mäd)e  unb  Dt)nmad)t,  nein,  gerabe  feine  ^römmig= 
feit  unb  ®otteSbienftlid)feit,  bie  .Uraft,  mit  ber  er  bie  oom  @e= 
fcl3  befül)lenen  Üöerfe  üollbrad)t  t)atte,  als  ^-einbfdjaft  gegen  ®ott 
aufgeberft  unb  gerid)tet.  ^Jiid)t  nur  feine  Sünbe,  aud)  baS,  roaS 
il)m  „®cminn"  gcmcfen  mar,  mar  ibm  nun  als  „Sd^aben"  offen- 
bar, ''ilufjevuugcn ,  mie  @al.  1,  l.'Jf.,  '].vl)il.  M,  1  f.,  geigen,  ba{3 
^]iauluS  an  bem  gefteigerten  Selbftbemu|3tfcin,  bas  ber  ^j^ljarifäiS* 


35ie  93efe^ning  beö  ^aulug.  401 

mu§  au§  ber  f)ingebenben  ^eoborfitung  be§  @efe^e§  50g,  ooUen 
Slnteil  t)atte.  3^  intenfioer  aber  feine  Slnftrengung  unb  je  un= 
gebrorf)ener  feine  3uoevfid)t  ju  ®ott  auf  ®runb  bc§  ®efe^e§ 
geraefen  roar,  um  fo  oernic^tenber  war  biefe§  @erid)t  über  feine 
ganje  ^römmigfeit  unb  um  fo  fd}ärfer  ber  33rud^  in  feinem 
3nnern,  at§  fein  @efe^e§bienft  al§  ©ünbe  unb  feine  (2(^rift= 
getet)rtf)eit  aU  9^arrf)eit  üor  it)m  ftanben.  2)arin  lag  bie  9iötigung 
5u  jenem  totalen  ^^erjic^t  auf  @ererf)tigfeit,  Serf,  ®efe^,  über= 
Ijanpt  auf  fid^  felbft,  ber  feinem  ©laubensftanb  bie  (Sigenart  gibt, 
'allein  biefelbe  @rfd)einung  3cfu,  roelcfje  i^m  feinen  (Streit  mit 
©Ott  in  tieller  ^(arf)eit  fid)tbar  mad)te,  jeigte  it)m  benfelben  aucf) 
üoKftänbig  beigelegt  unb  Derföt)nt,  ha  er  ja  burcf)  fie  ben  (£t)riftu§ 
fanb,  nid)t  al§  ben  9ftäd)er  feiner  ^einbfd)aft,  fonbern  aU  hm, 
ber  if)m  fein  9ieid)  öffnete  unb  it)n  in  feinen  3)ienft  berief,  aüe§ 
aber,  o^ne  ha^  er  irgenbroie  mirfenb  babei  beteiligt  mar,  alles 
aus  ®ott,  ber  it)m  mitten  in  fein  äöiberftreben  I)inein  burd) 
einen  5lft  errettenber  ^arml)er5igfeit  feinen  ©ot)n  geoffenbart 
^atte.  '2)arum  blieb  i^m  nid)t§  übrig,  al^  üon  fid)  felbft  ah= 
Sufeljen,  unb  fein  ganje^  SSertrauen  auf  ben  ju  fe^en,  ber  it)m 
al§  ber  -Jluferftanbene  ju  feiner  9iettung  erfd)ienen  mar,  mit 
jener  in  fic^  gemiffen  unb  gefd)loffenen  ^ejal^ung  ber  Dollbrad)ten 
gijttlid)en  ^at,  mie  fie  nun  für  immer  bie  Stärfe  be^  pauli= 
nifc^en  ©laubens  gebilbet  t)at.  «So  t)at  jene  ^Jßat)rnel)mung 
3efu,  bie  it)m  alle  am  ®efe^  erreid)bare  @cred)tigfeit  unb  3Bei§= 
l)eit  unb  allen  9iul)m  au§löfd)te  unb  bod)  jugleid)  ben  (£l)riftu§ 
unb  ba§  Sieid)  auffd)lo^,  unmittelbar  ben  5^ern  bes  iRömerbrief§ 
au§  fic^  l)erau§gefet3t. 

©eine  Sage  mar  barin  berjenigen  ber  crftcn  jünger  in  ben 
9luferftet)ung§tagen  ät)nlid),  ba^  aud)  er  nur  bie  Überjeugung 
oom  üer^errlid)ten  Seben§ftanb  ^t]u  unb  Don  feiner  auf  il)n  ge= 
rid)teten  ©nabe  erl)ielt,  bagegen  für  feine  eigene  ^^erfon  blieb, 
roa§  er  gemefen  mar.  Sind)  it)m  gab  ba^er  bie  ^^a{)niel)mung 
®t)rifti  nur  ba^>  eine:  ©tauben,  biefeg  jebod)  fo,  ba^  bamit  fein 
gefamteg  'Sienfen  unb  SKoüen  in  eine  neue  ^a^n  umgeroenbet  mar.  ^) 

^)  35ic  ®.  241  ftef^enbe  ^Bemerhing  über  bie  3Bicl)tigfeit  ber  Jatfac^e,  ba^ 
ber  2ln5licf  ^ei'u  nict)t  al^  '|U-obuft  innerer  3>orgänfle,  nid)t  alö  „3>ifion",  fonbern 
aliS  ofijeltiueö  Selben  beurteilt  ipurbe,  trifft  genau   ebenfo  raie  für  bie  erften 
2d)latter,  Sev  ®Iou6e  im  9t.  Xeft.  26 


402  ^tiP-  ö-    ^ßf  ©Iflw^e  tot  '^'auluio. 

2lu§  feiner  ^efel)rung§gefd)id)te  fonnte  nur  bie  üöHige  @c= 
bunbenf)eit  feinet  ®Iauben§  an  Oefu§  folgen,  bie  it)n  t)om  @efe^ 
gänjlid)  fc^ieb. 

Sßir  lüerben  annef)men  bürfen,  ba^  ^aulu§  ba§  @efe^  fd)on 
at§  '*pf)arifäer  al§  ben  großen  :Jmperatiü  @otte§  betrad)tet  f)at, 
bcr  ben  9}Zenfrf)en  in  feiner  eigenen  ^raft  ba§  ®ute  rcirfen  I)ei^e, 
fo  ha'^  biefer,  rcenn  er  e§  erfülle,  ba§  9?eid)  nid)!  qI§  ©abe 
ber  ©nabe,  fonbern  au§  ber  .^anb  ber  üergeltenben  @ered)tig!eit 
empfangen  rcerbe.  ^u  einer  fold)en  Stellung  war  bie  Sage, 
in  n)eld)e  ^^aulu§  burcE)  ^efu  @rfd)einung  werfest  war,  ber  totale 
©egenfa^.  Dl)ne  ha^  irgenb  ein  ^^mp^^'^tio  an  it)n  gericf)tet  wirb, 
üielmet)r  im  felben  SJloment,  wo  er  fein  ganjeS  SBerf  burcl)  @ott 
t)erni(f)tet  unb  gcricl)tet  fiet)t,  erlebt  er  einen  3tft  ber  @nabe,  ber 
ba§  ^üd)fte  Qkl  feinet  |>offen§,  ben  6;t)riftu§  unb  ha^  9?eicl^, 
ju  feinem  ©igentum  machte,  fo  "ba^  er  e§  nur  ju  beiat)en  l)at. 
%a§  mar  für  if)n  ein  -^ieue^;  fo  „geglaubt"  l)atte  er  noc^  nie. 
3Son  I)ier  au§  gefet)en  war  fein  bi§t)erige§  Seben,  überl)aupt  't)a§' 
jenige  '^§vatU,  gtauben§leer.  „2Ber!e"  füllten  e§  an,  aber  ©laube, 
biefe^  'Cermögen,  bie  göttlid)e  ®aht  a{§  eine  gegebene  t)in5unel)men, 
ha^  roax  erft  feit  bem  2;agc,  ba  er  (£t)riftu§  fal),  fein  innerer 
93eft^.    ®er  ©laube  „!am"  i^m,  al§  6;i)riftu§  gu  it)m  fam.  ^) 

Sßeil  *!]ßaulu§  bei  feinem  5lampf  gegen  ^ii\n§  Dom  ^^t)ari= 
fäi§mu§  ausging,  bilbete  ba§  @efe^  ba§  9)la^,  an  bem  er  ^efu 
SJieffianität  prüfte,  '^a  aber  bei  allen  ©rmägungen,  ob  ^efu§ 
ber  (£l)i-i[tu§  fei,  ba§  ^reus  notmenbig  im  33orbergrunb  ftanb, 
muffen  fid)  frf)on  im  üorcl)riftlid)en  Genien  be§  ']^aulu§  ba§  ®e= 
fc^  unb  ba§  Ärcuj  ju  einer  fd)arfen  2Intitt)efe  gegeneinanber 
geftellt  I)aben,  fo  gemi^  er  gegen  ben  ©efreujigtcn  für  ba§  @e- 
fe^  eiferte,     ^u  biefem  (^egenfat^  füt)rte  bie  anflagenbe  5lraft 


:,"^ünfler  aud)  5ei  '^aulu«  ju.  SBcil  er  feine  99efel)nuu^  iucl)t  auf  cino  in  ihm 
fclbft  cniftniibcno  5<ifton  ^iinicfiietül)rt  l)nt,  foimto  bei  ihm  cbou|ouHMUii  eine 
mi)fti|d)e  iyerciiügiinfl<Miicthobe  mit  bem  (5hviftu«(  au  bie  ictellc  bov?  ('«Haubeu^:! 
treten  aU  in  Serufaleni. 

')  .'öat  bcr  fjjnoftoflalc  'lüevfbcrtriff  jiiu(1d)ft  ba<J  C-Uaubeu  iH'lHOcheu  uub 
uerborben,  |o  wirb  er  burd)  bie  iWefehrunji  bc«t  "I.Uiiilutf  felhft  ba,Mi  milwirfiam, 
baf»  bcr  (Glaube  in  bae  ^'^cutuim  bcr  d)riftlid)eu  ').UebitU  trat,  ciue  jeuor  'JlU'u= 
bunten  bcr  (Hcfd)id)tc,  bie  billig  m  ^K5m.  11,  :(:)  criuiievu. 


Sie  SBefer^nmg  beg  ^auru^.  403 

be§  ^reu5e§,  n)e(rf)c  e§  pr  Offenbarung  ber  ©ünbc  mad^t  ®tcje 
trat  i^m  and)  im  SÖBort  ber  Urgemeinbe  §unäd)ft  entgegen,  bie 
„bag  äßort  üom  ^Ireuj"  al§  33u^ruf  an  ^§rael  ricf)tete,  ba:§  ben 
^eiligen  unb  ©eredjten  fi(^  sur  ©d)ulb  öcrrcorfen  unb  getötet 
i)ah^.  ^)  SCBir  t)aben  an5unef)men,  ba^  fid)  ^aulu^  f)ell  ^um  33e= 
lüu^tfein  gebra(^t  t)at,  ba^,  wenn  rcirfüc^  ber  (£i)riftu§  üon  3^^'ciel 
üerroorfen  am  ^reuj  geftorben  fei,  tjierin  eine  oöüige  33erurteilung 
3ärael§  liege  unb  ber  Statberaei^  für  feine  nngererf)tigfeit  mitten 
in  feinem  ©efe^eSbienft  entt)alten  fei.  ®a§  „Strgernis  be^Hreujeä" 
beftanb  nid)t  nur  barin,  ba^  e§  ade  9ieic^^f)errlid)feit  be§  (ii)xU 
ftu§  uermiffen  lie^,  fonbern  nod)  mel)r  barin,  ba§  e§  bem  fjeiligen 
33otfe  bie  ^eitigfeit  nat)m  unb  feine  ©rfüüung  beg  @efe^e§  al§ 
nichtig  ermie^,  unb  fo  fdjüe^lid)  bem  ©efe^e  felbft  bie  ^ät)igfeit 
beftritt,  ©erec^tigfeit  t)erbei5ufüf)ren.*)  äßenn  ^4^au(u^  fpäterbic 
lebenbige  ©mpfinbung  in  fic^  trug,  bajj  jebeS  ^inauggreifen  über 
©^riftug  biefem  ben  ä^ormurf  marf)e,  ha^  er  ber  ©ünbe  biene. 


')  Die  Stelhtiuj  beö  '^aulug  war  ber  Uvi^emeiiibe  gegeuübev  eimai  ^Jieueö, 
bod)  fo,  ba^  biefe  buvct)  il)ie  iöit^piebigt  ju  berfelben  fnufal  luirb.  "an  biefer 
©teile  lüirb  auc^  ber  Ginflu^  bei^  @tepl)anu^  auf  ^auluö  jumeift  ju  judjen  fein. 
(Sin  Urteil  lüie  3lcta  7,  52  öffnete  ba§  9(«ge  für  ben  ©egenfa^  jroifc^en  bem 
Ärc«^  unb  bem  (^k'fe^. 

-)  DJan  fetjt  ben  3tu^gangöpunft  bec>  "^.huiIu^  »iet  ^u  tief  an,  nenn  man 
feine  Dppofition  gegen  baß  Mreuj  im  'Jfnmen  beö  (^efe^eö  auf  bie  fül^nenbe 
Äraft  beöfelOen  bejieljt,  ali  ergäbe  fic^  bie  Spannung  jroifc^en  beiben  barou^, 
ba^  bie  :iserge(ning  bie  uerpflicfttenbe  Äraft  be*S  öebotsj  auflöfe.  (Jine  folct)e 
auß  ber  i'uft  am  tföfen  geborene  :iserfel)rung  beö  ©otteöbeioufstfeinö  '^'■anlu^ 
jujufd)reiben,  geben  feine  fpäteren  iHu^erungen  nidit  ben  minbeften  Wrunb.  9(ud) 
baö  (^efe^  geiuälirte  für  Sünben  JUerjeiljung,  fo  bap  baö  Mreuj  ali^  aUerljöd)fte 
©ul)ne  neben  baö  ®efe^  unb  feine  (yori>erung  treten  fonnte,  o^ne  ba^  fic^  ein 
©egenfat}  5iüifd)en  beiben  ergab,  mie  and)  bie  Urgemeinbe  ba^  im  I^obe  Sef" 
entbaltene  iserjeif)en  C^otteö  prieci,  obne  ba^  il)r  beemegen  baö  göttlid)e  Öebot 
je  fraglid)  nnirbe.  Sie  Unmittelbarfeit,  mit  ber  "^hiuIuö  fpctter  önabe  unb  Siecht 
aU^  einig  fe^t,  fo  bafj  iljm  in  ber  Cffenbarnng  ber  Öered)tig!eit  (i^otteiS  bie 
©nabe  nid)t  anö=,  fonbern  in  i^rer  {)öd)ften  (^rroeifung  eingefd)Ioffen  ift,  jeigt, 
ba^  er  feinen  Streit  jioifc^en  ber  önabe  unb  bem  Öebot  in  (^ott  fennt.  Sie 
^•rage  mar  nid)t  bie:  fann  (^Jott  »ergeben  neben  bem  (^efet??  fonbern:  brauchen 
mir,  bie  bem  ©efeti  Irenen,  eine  fold)e  'iiergebung,  mie  fie  baiS  Äreuj  6f)rifti 
iu  fid)  t;at'^  6inb  mir  in  fold)em  2}Ja^e  fünbig,  mie  e'5  baö  Aireus  uorauefe^t '^ 
^^auluö  mar  ber  iüieinung,  S^rael  fei  ju  fronnn,  als  t>a^  eö  ben  ß^riftuS 
frcnjigen  fönnte. 


404  ^^P'  9-    '^^^  (Blanbc  bei  'ißaitluö. 

iinb  barauü  für  fein  ©laubcn  bte  3citt{)eit  unb  SSöKigf'eit  ge= 
mann,  @at.  2, 17,  fo  rcirb  aud)  {)ienn  ein  tief  reid)enbe§  bio= 
grap'^ifd)e§  3D^oment  entölten  fein,  ^n  ba§  Dilemma:  entraeber 
bient  ^^\ü§  ber  ©ünbe  ober  rcir  bienen  it)r,  fonnte  ftf)on  feine 
Dord)riftli(^e  ©teüung  gefaxt  fein.  2)a§felbe  50g  feine  5^raft 
barau§,  ba^  er  nicf)t  nur  bie  ^römmigfeit  anberer  Seute,  fonbern 
aud)  feine  eigene  ©efe^e§treue  bem  ^reug  entgegenftellen  fonnte, 
für  beren  Sauter!eit  unb  ©ruft  fein  ©eioiffen  il)m  aud)  noc^  fpäter, 
at§  er  fid)  mit  ber  felbftlofeften  5llart)eit  beurteilte,  3eugni§  gab. 
2Iud^  fein  eigener  ®otte§bienft  mar  nid)tig,  rcenn  rairflid)  ber 
Gf)riftu§  am  i^reu^e  geftorben  mar,  unb  mie  fonnte  er  mertlo§ 
fein,  ba  er  ja  2)ienft  be§  göttlid)en  @efet3e§  mar?  ^od)  alle 
fotd)e  ©rmägungen,  mögen  mir  fie  un§  nod)  fo  entfaltet  benfcn, 
enbigten  nur  in  einer  S^rage,  bie  er  fid)  nerneinte,  fo  gemi^  al§ 
er  ber  S3erf olger  mar,  bi§  il)m  ^t\n  yjleffianität  al§  SÖ5at)rl)eit 
t)or  3lugen  ftanb,  unb  bie  ?^rage,  mer  ber  Wiener  ber  ©ünbe 
geroefen  fei,  beantmortet  mar.  ^fJun  mar  er  aber  aud)  pr  @r- 
fenntni^  ber  üergebenben  ilraft  be§  2;obe§  i^efu  befäl)igt,  unb  in 
ba^fetbc  5t'reu3,  gegen  ba§  fein  Unglaube  geftritten  l)atte,  fenfte 
fid)  nun  fein  gan§e§  ©lauben  f)inein. 

^urd)  ben  (Srmei§  feiner  ©nabe  ^atte  i^m  Oefu§  5ugleic^ 
feine  6d)ulb  entl)üat.  %k  tat  ßbrifti,  bie  er  felbft  erlebt  f)atte, 
ftanb  baburd)  mit  beffen  irbifd)er  5lrbeit  in  innerer  ^longrueuj, 
meil  aud)  in  biefer  ber  ^u^ruf  unb  ba§  ©oangelium  eine  un= 
lö§lid)e  (Sinf)eit  gebilbet  l)aben.  ^;paulu§  fonnte  barum  fein  ©lauben 
nie  fo  üerftet)en,  ha'^  er  au§  bemfelben  bie  3lu^rottung  be§ 
©d)ulbbemuBtfein§,  ba§  @nbe  ber  9ieue,  bie  feiner  3>erfünbigung 
eingebenf  blieb,  unb  einjig  bie  feiige  5Hul)e  im  empfangenen 
©nabenftanb  ableitete.  1)cr  (£l)riftu§  felbft  l^attc  tl)m  gejeigt,  mie 
fd)ulbtg  er  fei;  er  fonnte  'i)a§  nid)t  oergeffen,  ol)ne  bie  ©nabentat 
be§  (£l)riftug  ju  ücrgeffen.  ©ein  (Glauben  blieb  barum  immer  mit 
ber  ^ufje  geeint,  unb  er  l)at  aud)  in  feineu  leiten  (Sdjreibcn 
bem  reueuoUen  ^Hürfblid  auf  fein  frül;ere;^  l'eben  ben  [tärfften 
5(us5bruct  ücrliel)cn,  1  3:im.  1,  13—15. 

^a^er  fonnte  '']>aulu?!  aud)  feine  Berufung  ,vim  ©lauben 
nie  fo  uerfteben,  bafi  er  baburd)  uom  ÜBerf  eutbunben  u)äre. 
yhd)t  baju  l)atte  il)m  bcc  (£t)riftu§  fein  biöt)erigesJ  Ä^erf  uer- 


Die  33efef)ntng  be§  ^ouIu§.  405 

nid)tet,  bamit  er  auffjörc  ein  SBirfenber  ju  fein,  fonbcrn  bamit 
er  nun  beginne,  ftatt  be§  33öfen  bas!  ®ute  ju  rcirfen,  unb  baburrf) 
im  ®(auben  bleibe,  ba^  er  ben  if)m  gegebenen  ^ienft  treu  au§nrf)te. 

^n  biefer  burd)greifenben  3(b()ängigfeit  feine§  @tauben§  non 
ber  SKenbung,  wzid)^  fein  Sebenglauf  burrf)  bie  (Srfd)einung  ^si]\i 
nai)\n,  erroeift  fid)  ba§felbe  aU  ^efu  eigene^  2Berf.  ^i^ergtic^ 
'»^auUiS  ba§,  ma§  3efw^  it)nt  getan  f)Qtte,  mit  ^efu  'tDktjnung 
5um  ©tauben  unb  feiner  9Sert)ei^ung  an  ben  ©laubenben,  unb 
mit  bem,  roa^  bie  übrigen  jünger  oon  it)m  empfangen  "Ratten, 
fo  ergab  fid)  i^m  bie  @rfenntni§  mit  oöltiger  ©id)ert)eit,  bie  nid)t§ 
.^of)(eg  unb  @emac^te§  an  fid^  trug:  er  nerfünbige  bamit,  ba$  er 
„bie  gute  33otf(^aft  üom  ©tauben"  au§rid)te,  „^i\n  (äoangelium". 

@leid)5eitig  fe^t  bie  ^ongruenj  feinet  ©ebanfen§  mit  ber 
Seben§gefd)id)te  be§  2tvofteI§  inä  :^id)t,  rcie  fet)r  berfelbe  fein 
perfönlid)e§  Eigentum  ift,  nidjt  ^ilneignung  einer  formet,  bie  if)n 
üon  auf3en  {)er  normierte,  aud)  nid)t  ein  :^sbealbi(b,  bas  er  nur 
mittete  ber  Spet'ulation  gewann,  fonbern  bie  oon  innen  t)erau:§ 
ermac^fene  ©eftalt  feinet  eigenen  geiftigen  Sebeng,  bie  n)at)rt)aftige 
Stugfage  über  ba§,  mag  in  it)m  ^Äirflid)feit  gemefen  ift. 

®arum  offenbart  feine  @Iauben§ubung  jugleid)  mit  ber 
©ro^e  ber  ^iiarmt)erjigfeit  (£^rifti  bie  konterfeit  feinet  eigenen 
2BolIen§.  Söeil  er  feine  (Sntfd)utbigung  für  feinen  i^aü  fud)te, 
meber  fo,  baf?  er  tia^  ©efe^  anf tagte  a\§  bie  Urfadje  feiner 
Sünbe,  unb  au§  einem  !i>erfoIger  ^efu  ein  |>äffer  unb  'l^erfolger 
be§  ©efe^e§  mürbe,  nod)  fo,  ba^  er  in  ber  empfangenen  ©nabe 
irgenbroeld)e  ©rtaubnig  5um  Sünbigen  faf),  roeil  er  r»ielmef)r  ba§ 
©efet3  of)ne  ^Norbetialt  beia{)te,  fid)  fetbft  jur  33erurtei(ung,  unb 
bie  ©nabe  ot)ne  23orbe^aIt  ergriff,  §ur  ©inigung  atler  feiner 
Gräfte  in  ben  '2)ienft  ber  ©ered)tigfeit,  fo  manifeftiert  fid)  an 
biefem  geraben,  üon  SBinfel^ügen  freien  93erlauf  feine§  ©laubenS 
bie  ^Kein^eit  feinet  2ßolIen§  foroof)l  in  feiner  jübifd)en  al§  d)rift= 
ticken  Qtxt  ®a§  mar  ber  ©rtrag  unb  So^n  ber  2(ufrid)tigfeit, 
mit  ber  er  al§  ^:pt)arifäer  bem  ©efe^,  a\§  ©t)rift  ^efu  biente. 
©r  fprac^  auc^  bann,  menn  er  'öa^  göttlid)e  ©runbgefet^  bat)in 
befinierte:  emige§  ;l?eben  jebem,  ber  mit  ^Se^arrung  im  guten 
SGBerf  .f)errlid)feit  fud)t,  9ftöm.  2,  7,  bie  feinen  eigenen  ^ebenglauf 
geftaltenbe  Siegel  au§. 


406  ^flP'  ^'    ^fi"  ®ltiii&e  bei  '^Nauhi'5. 

3Iud)  bie  53riefe  an  2:imot^eu§  unb  2:ttu§  entf)altcn  ja^I^ 
reiche  unb  eigenartige  2(u§fagen  über  ba§  ©lauben,  bie  forool)! 
in  ben  ®Iauben§ftanb  be§  ^^au(u§,  aU  in  benjenigen  ber  (3z' 
meinbe  Ief)rreid)e  ©inblicfe  gercä!)ren.  ®a  fie  in  einer  geraiffen 
2)i[tanj  üon  ben  altern  "^ofumenten  ftel)en,  gebüi)rt  i(}nen  eine 
gefonberte  ^arfteüung ;  baburd)  wirb,  forceit  ber  @Iauben§begriff 
in  ^rage  !ommt,  beutlid)  luerben,  n)a§  bem  Urteil,  bie  Briefe 
ftammen  üon  'pauIuS,  jur  ^egrünbung  bient,  unb  \va§  if)m 
n)iberfte{)t. 

®a§  (Stauben  ift  ber  ben  gefamten  (£{)riftenftanb  unb  alte 
feine  @rgebni[fe  tragenbe  93organg.  „^d)  t)abe  ba§  ©tauben 
ben)at)rt";  fo  formuliert  ''^autu^  ben  ©rtrag  feiner  gefamten 
3tpoftetarbeit  für  it)n  fetbft;  barin,  ha^  er  am  (Sd)tu^  feineB 
Seben§  §u  glauben  oermag,  erioeift  fid),  ba§  er  ben  ^ampf  ge= 
fämpft,  ben  Sauf  üotlenbet  t)at.  ^amit  ift  it)m  ber  „5lran5  ber 
@ered)tig!eit"  gefid)ert,  2  2;im.  4,  7.  ^m  9?ücfbtic!  auf  feinen 
2eben§tauf  t)ebt  er  at§  ba§  für  bie  ^ird)e  bleibcnb  Sichtige  ^er= 
üor,  ba^  it)n  ber  (5f)riftu§  aui§  feiner  SSerfünbigung  beraub  m§ 
3tpoftetamt  berief,  unb  il)m  baburc^  ba§  ©tauben  unb  Sieben 
nerliet),  1  Xim.  1,  12  ff.  9'lid)t  ber  raunberbare  .^ergang  feiner 
^e!et)rung,  nod)  weniger  bie  ©rö^e  feine§  ©rfolgeg,  raeber  in 
ber  let)rt)aften  nod^  in  ber  prat'tifd)en  3iid)tung,  gelten  it)m  at§ 
t)a^  an  feiner  Seben§gefc^icf)te  bleibenb  3ßid)tige  unb  für  bie 
ltird)e  2Bertüolte,  fonbern  bie  Offenbarung  ber  bie  ©d)ulb  bedteus 
ben  unb  $ßerfül)nung  gcmäl)renben  ©nabe  be§  &f)riftu§.  2öie 
mit  biefer  it)m  felbft  bas!  ©tauben  unb  Sieben  gegeben  mar,  fo 
bient  feine  Seben§gefd)id)te  aud)  bem  ©tauben^ftanb  ber  ©cmeinbe 
für  immer  jur  SBegrüubung.  ©ie  fiet)t  an  \i)X  ©l^rifti  ganje 
©ebulb,  mit  ber  er  bie  ©laubcuben  jum  emigen  Seben  fübrt, 
1  2;im.  1,  K).  6ein  5tnteil  am  götttid^en  .f^oil$iuiorf  berul)t  bem= 
gemä^  barauf,  ba^  er  Set)rer  ber  .Reiben  burd)  ©lauben  unb 
Sal)rt)cit  ift,  1  2m.  2,  7.  9tl§  ber  felbft  in^.  ©lauben  uerfet^tc 
t)atte  er  bie  '|.^flid)t  unb  ba§  ÜNermögcn,  bem  auf  bie  (Srrettuug 
aller  gcrid)teten  .^^eilgu)illcn  ©otteö  al^  Serf^^nig  5u  bienen,  in= 
bem  er  aud)  in  it)ncn  baS  ©lauben  ju  erracrfen  uermod)t  bat. 
Sein  53otenamt  ,^ielt  barum  „auf  ba§  ©tauben  ber  uou  ©ott 
3tudcrmdl)ltcn"  l)in,  T\{.  1,  1.    Um  boncn,  n)eld;en  fid)  ©ottc§ 


2)ie  ^aftoralbriefe.  407 

evraäf)lcnbe  Siebe  gefrf)enft  f)at  jum  ©tauben  511  Reifen,  baju  ift 
er  aB  33ote  (5t)rifti  au§gefanbt.  ©benfo  beftef)t  ber  SBert  ber 
ttltteftamentlirf)en  ©d)rift  barin,  ha^  fic  ju  bem  am  (Sf)riftu§ 
^aftenben  ©(auben  füf)rt,  burd)  beffen  SSermittlung  fie  un§  bie 
jur  ©rrettung  bienenbe  Sei§beit  geroä^rt,  2  2:im.  3,  15. 

®arum  ift  aud)  bie  ^ä^igfeit  ber  ©enoffen  bes  2(pofte(ö 
§ur  SJlitarbeit  mit  i^m  meber  auf  if)re  intetleftueüe  ober  moraIifd)e 
2;ü(^tig!eit,  norf)  auf  einen  red)tlirf)en  2Imt§titeI,  fonbern  auf  it)r 
©tauben  begrünbet.  Seit  2:imütt)eu§  unb  2;itu§  „feine  Söt)ne 
burd)  ©tauben"  finb,  f)aben  fie  an  feinem  2tpoftetmerf  teit, 
1  2;im.  1,  2.  2;it.  1,  4.  ^er  öeruf  be§  2:imott)eug  tä^t  fid)  in 
ba§  eine  3Bort  jufammenf äffen,  ba§  er  „ben  ebetn  Settfampf 
be^  ©taubeng  ju  t'ämpfen"  t)abc,  1  2:im.  6,  12.  ^nbem  er  ber 
©emeinbe  fid)tbar  mad)t,  wa§  ©taube  ift  unb  mic  ein  ©taubenber 
I)anbett,  I)at  er  feinen  iieruf  in  if)rer  9)litte  erfüttt  unb  für  fid) 
felbft  ba§  emige  l'eben  gemonnen,  genau  ebenfo,  mie  ^^autu§ 
baburd)  fein  Seben  ju  feinem  t)eitfamen  ^iet  gebrad)t  ^at,  'i>a^  er 
„ba»  ©tauben  beniat)rte". 

2)arum  mirb  aud)  für  bie  übrigen  an  ber  i^eitung  ber  ©e» 
meinbe  beteitigten  3}länner  einjig  ba^  ©tauben  at§  berjenige 
retigiijfe  ^efitj  genannt,  ber  fic  ju  it)rer  SOBirffamfeit  befät)igt. 
•Jlid)t  eine  fonberlid)e  3tu§bilbung  ber  ©rfenntnis  ober  eigenartige 
pueumatifd)e  Grtebniffe  tommen  für  fie  in  ^^'age,  nur  ha^  eine: 
ha^  fie  ha§>  ©et)eimni§  be§  ©tauben§  in  reinem  ©emiffen  be= 
fi^en,  1  Xxm.  3,  9.  ©in  ©e^eimni§  ift  ba§  ©tauben,  weil  e§  im 
6;t)riftu§  begrünbet  ift  unb  mit  it)m  in  9Serbunbent)eit  bringt, 
ogt.  3,  IG.  2)enn  alle  d)rifttid)e  3trbeit,  bie  in  ber  ©emeinbe  ju 
gefd)e^en  f)at,  fa^t  fid)  in  ben  'Begriff:  „^pau§t)atteramt  für  ©ott" 
5ufammen,  unb  t)at  bie  ©rf)attung  ber  oon  ©ott  ber  ©emeinbe 
gegebenen  ©üter  sum  ^mzd.  '2)er  'Befi^  unb  bie  'Verwertung 
ber  ber  ©emeinbe  üertiet)enen  ©aben  ift  aber  nur  bann  mögti^, 
menn  ber  ©taube  oortianben  ift.  ^n  i^m  t)at  be§t)atb  alter 
©emeinbebienft  feinen  burd)  nid)t§  erfe^baren  ©runb,  1  Jim.  1, 4 
ogt.  3:it.  1,  7. 

®at)er  mirb  ben  com  pautinifc^en  ©oangetium  abn)eid)enben 
i^ormen  ber  $I;t)eotogie  unb  Sebensfüljrung,  gegen  bie  bie  @e= 
fät)rten  be§  '^autu§  fid)  felbft  unb  bie  ©emeinben  fd)ü^en  fotten. 


408  ^^V-  ^-    ®fr  WInube  bei  'pauht§. 

entgegenge{)alten,  ha^  fie  ha^  ©tauben  §erftören,  1  2:im.  1,  19. 
6,  10.  21.  2  2:im.  2,  18.  3,  8.  ^it.  1,  14.  ^ie  9Ibgren§ung 
ber  Sf)riftenl)eit  gegen  frembe  ^römmigfeit§formen  wirb  nid)t 
baburd)  geroonnen,  'üa^  einzelne  gnoftijd)e  ©ebanfen  über  ©ott, 
(£^nftu§,  @nget,  ©djöpfung  unb  ©rlöfung  be|procf)en  unb  luiber- 
legt  Toürben,  fonbern  baburcf),  ba^  ha^  gange  58e[treben,  fid)  burc^ 
jolc^e  2;^eonen  unb  |)eiltgung§metf)oben  @ott  ju  nat)en,  al§  bem 
©lauben  n)ibevfpred)enb  abgelet)nt  tüirb.  %k  3Serfef)rtI)eit  if)reä 
SJZotiüg,  ba^  fie  nid)t  au§  ©tauben  ftammten,  unb  ber  jener  ent= 
fpred)enbe  ©ffeft,  ba^  fie  baSfetbe  nid)t  ju  gercinnen  oermögen, 
fonbern  nur  jerfiören  fönnen,  erraeift  i^re  9Serroerftid)!eit.  Wü 
bemjenigen,  ber  @rfenntni§  üerfprid)t,  barüber  aber  ha§  ©tauben 
oerfd)er§t,  f)ebcn  ^autu§  unb  feine  ©enoffen  bie  ©emeinfd)aft 
auf,  1  2:im.  6,  20.  '3)a^  jene  ©ebanfenreil^en  nur  baburd)  ent= 
ftet)en,  ha^  6d)iffbrud)  am  ©tauben  ertitten  rcurbe,  mad)t  ber 
®f)riftenf)eit  it)re  2ßerttofig!eit  offenbar,  1  Xm.  1,  19. 

SGßirb  t)ier  't>a^  ©tauben  §u  ben  !ran!en  formen  bc§  3Öort§, 
bie  in  ber  gried)ifd)en  6f)riftenl)eit  fid)  ausbreiteten,  in  ©egenfa^ 
geftettt,  fo  ift  bamit  in  feiner  3Beife  berciefen,  ba^  ber  „©taube" 
t)ter  gum  ^^lamen  ber  ©taubenSte^re  geiuorben  fei.  Inou  ber 
2Bid)tigfeit  eine§  gefunben  Unterrid)t§  reben  bie  33riefe  nad)= 
brüdtic^;  fie  geben  it)m  aber  feinen  fc^tid)ten,  beutlid)en  S^tamen, 
öidaa/Mlia,  dida^ri.  3ft  üom  „©tauben"  bie  ^Kebe,  fo  ift  nie 
nur  an  ben  ©ebanfenf'rei§  gebac^t,  ber  ben  ©runb  unb  ^nt)att 
be§fetben  bilbet,  fonbern  immer  auc^  an  ba§  perföntid)e  33er= 
t)atten,  burd)  n)etd)e§  jener  angeeignet  wirb.  !:fi3enn  \>t\\  ©egnern 
oorge^atten  roirb:  fie  üerfet)ten  ben  ©tauben,  fo  mirb  i^nen  nid)t 
nur  gefügt:  it)r  ©otte§=  unb  (£t)riftu§bitb  fei  ein  anbereS  at§  ba§ 
be§  '^^^autuS,  fonbern  baf?  fie  über  i^ren  Disputationen,  LrjirioEii:, 
unb  in  il)rer  ^tü()ung,  iirpoc,  baS  aufnet)menbe  -^uftimmenbe  ^Ikv- 
Ratten  ber  götttid)cn  2;at  unb  &aht  gegenüber  nic^t  finben.  @§ 
fet)tt  it)nen  jene  ©rgriffent)eit  burd)  ben  (5t)riftuS,  bie  fie  ©otteS 
unb  feiner  ©nabe  geiuif?  mad)te  unb  fie  in  bie  !^scrbunbent)eit 
mit  it)m  »erfe^te.  9iid)t  nur  bie  „'iBat)rt)eit",  fonbern  bie 
©taubenSmittigfeit  unb  ©taubenSfraft  ift  it)ncn  bamit  uerneint. 
Xcm  ©tauben  luirb  barum  bie  „©d)aufpietcrei"  entgegcngcftcllt, 
bie  baö  au2(  bem  ©eiuiffen   nid)(   au^ötiUjbare  'iHaubnuil,  baS 


2)ie  ^aftorttlbriefe.  409 

©c^utbberou^tfein,  mit  I)od)tönenben  3:t)eorien  unb  imponierenben 
^eitigung§metI)oben  überbecft,  1  2int.  4,  2.  %a§  2(btrcten  oom 
©lauben  errceift  fid)  borum  in  ber  nnfäf)icjfeit,  bie  bem  natura 
licE)en  33ebürfniö  bienenben  ^ah^n  @ottc§  mit  2)an!fagung  tyn- 
5unef)men  unb  baburrf)  ju  t)eiligen,  1  lim.  4,  3.  4.  lit.  1,  15. 
2)af)er  bleibt  and)  im  3Serbum:  7cioieveiv  ba§  SSertrauen  un= 
gejd)n)äd)t  ba^g  ftarf  betonte  ^auptmoincnt,  2  2:im.  1, 12.  %\t  3, 8. 

2öenn  ber  „^^orfdiung  unb  '2)i§putQtion",  ber  tiJiTjafg,  ba§ 
©tauben  entgegenget)alten  mirb,  fo  ift  e§  baburd)  beutlid)  com 
©rfennen  unterfd)ieben,  jebod)  ot)ne  ba^  biefe§  babur^  entwertet 
mürbe.  ^aulu§  betont  oietme^r  ernft,  ba§  ba^  oom  ©tauben 
abgefd)iebene  ^en!en  jum  Unoerftanb  entartet,  in§  leere  ©erebe 
gerftie^t  unb  ber  ^|.^()antafterei,  ber  „9Ki)tf)enbitbung",  erliegt, 
1  lim.  1,  4.  7.  4,  7.  6,  4.  20.  2  lim.  2,  16.  3,  7  ff.  lit.  3,  9. 
2)agegen  ift  ha^  ©tauben  mit  ber  Sßa^r^eit  untrennbar  oerbunben, 
mit  berjenigen  nämlid),  bie  il)r  ^ni  in  ber  ^römmigfeit  t)at, 
1  lim.  2,  7.  lit.  1,  1.  ^ie  ©emeinbc  ift  bie  Säule  unb  ^afi§ 
ber  3öa{)r^eit,  1  lim.  3,  15.  %\t  ©laubenben  \}Cihtn  fie  erfannt, 
1  lim.  4,  3,  unb  il)re  (Srfenntnig  ift  ©rrettung,  1  lim.  2,  4. 

Iro^  ber  3tbn)et)r  einer  falfd)en  ©nofi^  im  ^^lamcn  be§ 
©laubeng  fommt  e§  nid)t  i\x  einer  ©d)eibung  be^  ©tauben^  Dom 
©rfennen,  meber  fo,  ba^  't>a^  ©lauben  ber  ©rfa^  für  ba^J  uner= 
reid)bare  (Jrf'ennen  fein  foU,  noc^  fo,  ba^  ba§  ©rfennen  ba§ 
©lauben  al§  eine  f)öt)ere  ©tufe  überfd)ritte  unb  auft)öbe.  ^Seibe 
finb  §u  einträd)tigem  33erbanb  nebeneinanber  geftellt,  nid)t  fid^ 
befcimpfenb,  aud)  nid)t  füreinanber  oifaricrenb,  fonbern  burd) 
med)felfeitige  Untere  unb  Uberorbnung  einanber  bienenb.  ©§ 
fann  bat)er  bei  normalem  33erl^alten  feine  Spaltung  bcg  lrac^ten§ 
in  be§ug  auf  fie  eintreten,  fonbern  biefe^  bleibt  in  gleid)er,  ein= 
l)eitlid)er  ;3ntenfität  fomol)l  auf  \ia%  ©tauben,  al§  auf  ha^  ©r= 
fennen,  alg  auf  \i(x^  Äßirfen  gemanbt. 

So  wenig  im  ^ömerbrief  au§  ber  2(bn)et)r  be§  ©efc^e§  eine 
3Serl)errli(^ung  ber  3tnomie  roarb,  fo  roenig  entftet)t  ^ier  au^  ber 
Slbroe^r  ber  ©nofig  eine  33erl)errlid)ung  ber  ^gnoranj.  Diefe 
Überlegent)eit  über  bie  @rfd)ütterungen,  bie  an  ber  ^^olemi!  leid)t 
tiaften,  roäf)renb  fie  bod)  mit  bem  ©infatj  eine§  furd)tlofen  9Jlut§ 
in  roudjtigem,  bef)arrUd)em  Üampf  gefüt)rt  werben  mu^,  ift  felbft 


410  Aap-  9-    2)er  ©laube  bei  "ipauhtä. 

eine  ^ruc^t  be§  ®Iau6en§  unb  ber  uon  if)m  in  ba§  ganje  Seben 
ausftrijmenben  ruhigen  g^eftigfeit. 

9]irf)t  weniger  at§  bog  ©lauben  bebarf  ber  gute  Sille,  ber 
pm  (öblid)en,  ebeln  2öer!  bereit  ift,  ©tfjutj  gegen  \)a§  religiöfe 
©e)cf)n)Q^,  ba§  fic^  in  ben  ©emeinben  ausbreitet,  ^iejeä  §er= 
flört  mit  bem  ©tauben  and)  bie  ^äf)igfeit  unb  SKitligf'eit  jum 
guten  Sßer!  unb  gibt  ba§  gute  ©erciffen  prei§,  1  2:im.  1,  6, 
19.  4,  2.  6,  5.  2;it.  3,  11.  ®ie  Unfittti(i)feit  biefer  33eftrebungen 
roirb  burd)  il)re  a§fetifrf)e  Haltung  nii^t  gebeffert.  S)iefe  f)eilt 
ba§  innere  58ranbmal  ni(i)t,  offenbart  e§  uielmefir,  weit  fie  in 
biefem  begrünbet  ift.  ^m  ©egenfa^  ju  biefen  leeren  3:räumereien, 
bie  über  ein  ungef)eiligte§  SÖBolten  bectenb  au^^gebreitet  werben, 
folten  bie  ©emeinben  baju  anget)atten  werben,  il)re  5^enntni§ 
®otte§  unb  ®{)rifti  in  nüct)terner,  fittlirf)er  Slrbeit  frudEjtbar  ju 
mad)en.  tiefer  werben  nad)brüc£Iid)  bie  natürlict)en  Seben§= 
beäiet)ungen  al§  ha^  ©ebiet  angewiefen,  in  bem  fie  fid)  ju  betätigen 
\)at  S^^  ©emeinbeamt  ift  berjenige  ju  berufen,  ber  fid)  in  ben 
einfachen,  funbamentalen  fittüc^en  2lufgaben  bewöl)rt  bat,  1  Stim.  3. 
®ie  d)riftlid)e  ^^rau  erf)ält  if)ren  33eruf  im  ^erei^  ber  ^-amitie^ 
1  2;im.  5,  14.  Sluf  bie  reine  ^et)anbtung  ber  ©elbfrage  wirb 
mit  ©ruft  f)ingewiefen,  1  ^im.  6,  5  f.  17.  ;3ebe  befonbere  ©ruppe 
ber  ©emeinbe  erhält  ätnieitung  jur  fittlid)  tüd)tigen  Seben§füf)rung 
im  2(nfd)Iu^  an  it)re  befonbere  l^age,  2:it.  2;  ebenfo  wirb  ber 
©emeinbe  bie  rid)tige  ©eftaltung  i^re§  3?erfel)rg  mit  il)rer  ntd)t= 
d)rifttid)en  Umgebung  gur  f)eiligen  ^-^flidjt  gemadjt,  3:it.  3. 

®iefe  lieiftungen  ^aben  ben  3Sert  einer  abfotut  gültigen 
^flid)t  unb  finb  bal)er  bie  ^i^ebingung  unb  ha§  ^)J^ittet  jum 
(Smpfang  beö  .^eil§.  5^efonber$  fd)ön  fpridjt  bie§  1  2:im.  2,  15 
aus; :  nid)t  :l^et)rtätigfeit  ober  .^^errfdjaft  über  ben  9J?aun,  fonbern 
bie  ©rfüllung  ber  müttcrlid)en  '']>flid)t  ift  hiv:^,  woburd)  bie  ^rau 
basi  ^eil  erlangen  wirb.  ®ie  llmbeutung  be§  |)eil§  auf  irbifd)eö 
2ßof)(bcfinben  übt  an  ber  ©teile  ©ewalt ;  fie  fagt,  baf?  bie  '^luö= 
Übung  beö  mütterlidjcu  53erufö  für  bie  ^-rau  ber  Seg  jum  (ü:m= 
pfang  ber  t)immlifd)en  ©üter  fei,  natürlid)  nic^t  otjnc  bie  in* 
wcnbigen  ©tücfe  bc§  d)riftlid)cn  i'cbcne!:  ba§  *^leiben  im  ©lau* 
ben,  im  hieben  unb  in  ber.lpciligung  mn-bunbcn  mit  ber  befonnoncn, 
ücrftänbigcn   iiluffaffung  ber   il;r  jutominenbcu  Stellung.    X(\\i 


3)ie  'ipaftoralbriefe.  411 

biefe  (jier  erft  an  sraeiter  (Stelle  ftef)en,  rüt)rt  bal)er,  ba^  t)ier  ,yi= 
nä(i)ft  bagjenige  erroogen  roirb,  woran  bie  ^yrau  im  Unterfd)ieb 
oom  aj^ann  if)re  2(ufgabe  t)at  ^ie  reine  Haltung  be^  ^erjeng 
ift  beiben  gemeinfam ;  ma§  im  9tücf büc!  auf  ©enej.  3  al§  befon= 
bere  göttlid)e  Drbnung  für  bie  ^rau  in  93etrarf)t  f'ommt,  ift,  "ixi^ 
fie  SJiutter  rcirb.  aJlit  bem  5(ugfrf)Iu^  uon  jenen  3Irbeiten,  bie 
unmittelbar  auf  6:t)riftu§  unb  fein  Dleid^  jielen,  ift  fie  in  it)rem 
3(nteil  an  ben  ©ütern  be^felben  nic()t  uerfürst;  aüerbingS  finb 
jene  bem  .^errn  getaner  '3)ienft  unb  rcerben  oon  ibm  belohnt; 
aber  in  ba^felbe  ^^erf)ältni§,  SJiittel  jum  9^eicf)6empfang  ju  fein, 
tritt  für  bie  ^rau  i^r  müttertic^e§  SBerf. 

©in  ät)nlirf)er  ©ebanfe  ift  au§gefprorf)en,  raenn  bemjenigen, 
ber  für  feine  ^^ermanbten  unb  fein  ©efinbe  nid)t  forgt,  gefagt 
mirb:  er  ^abi  t>a§  ©tauben  abgeleugnet  unb  fei  frf)Iimmer  al§ 
ein  Ungläubiger,  12:im.  5,8.  2Baö  er  im  "Cerbanb  ber  ®e= 
meinbe  Gf)rifto  ju  (äf)ren  tun  mag,  bilbet  feinen  ($rfa^  für  ben 
9ti^  burd)  biejenigen  Crbnungen  @otte§,  metd)C  bie  natürlid)en 
33e5ief)ungen  regeln,  ©ein  ©tauben  luirb  baburd)  nid)t  nur  rnert^ 
Io§,  fonbern  ift  uon  i^m  preisgegeben  unb  jerftört.  3(IS  er  jur 
Saufe  trat,  fagte  er  üüu  fid):  er  {)abe  ©tauben;  je^t,  menn  er 
fid)  ber  ^ürforge  für  bie  ©einigen  meigert,  beftreitet  er,  ba^  er 
©tauben  l)aU.  baburd)  finft  er  unter  bie  Ungläubigen  ()inab, 
meil  ber  anlanget  be§  ©laubens  bie  geringere  3d)ulb  ergibt,  alö 
bie  äßeigerung,  ben  erlangten  ©lauben  in  reblid)em  ^anbcln  ju 
betätigen,  ^n  einer  ©emeinbe,  in  ber  3ßorte  roie  9Jlt.  7,  21  f. 
15,  3  f.  Suf.  12,  47  f.,  al§  ©ebüt  be§  ©obne§  ©otte§  in  ©eltung 
ftanben,  tonnte  man  nid)t  anber§  urteilen. 

@§  märe  nic^t  rid)tig,  menn  bie  Betonung  ber  natürlid)en 
'»^flicl^t  nur  al§  ©egenfa^  gegen  bie  agfetifd)e  Unnatur  ber  gnofti- 
f djen  4'>eiligfßit§regeln  oerftanben  mürbe ;  ber  ©ang  ber  ©emeinbe 
mie§  burd)  fid)  felbft  auf  biefe§  ^iel.  ^ie  ©rftling§arbeit,  meld)e 
fid)  ben  ©rtrag  ber  ©enbung  ^z\\i  aneignete,  mar  getan,  ba 
fefte  begriffe  über  fie  unb  gefid)erte  Lebensformen  erreid)t  maren. 
®ie  ©emeinben  maren  über  ^^\m  orientiert,  mußten,  ha^  fie 
an  if)m  il)ren  ^errn,  it)ren  33erföt)ner  unb  ^isollenber  ^aben;  mußten 
aud^,  moburd)  fie  it)m  oerbunben  feien :  burd)  ©lauben,  mät)renb 
ba§  ©efel3  überfd)ritten  mar.    2öa5  follte  nun  meiter  gefd)el)en? 


412  ^(^V-  '*•    S)er  &lmbe  bei  'ipauluo. 

®Q§  Seben  fte^t  ni(f)t  ftiü.  2Bü  raaren  bie  ^iele,  bie  bem  ^anbetu 
bei*  Gf)nften^eit  ben  immer  neuen  eintrieb  unb  3nl)alt  geben 
fonnten?  ^ie  2lntroort  be§  ^aulu§  lautet:  ber  innere  Sefi^ 
üerlangt  bie  if)m  entfprecf)enbe  Xat,  unb  bie§  beftimmt  firf)  näl}er 
ba()in:  bie  natürlichen  33eäie{)ungen  finb  ber  Drt,  an  meinem 
bie  Siebe  ber  ©laubenben  if)re  reine,  mo^ltätige  2(rbeit  tut.  @§ 
beburfte  ber  au§brü(f(id)en  Erinnerung  an  biefe  3luf gaben,  meit 
im  ©tauben  5unäd)ft  eine  Slbroenbung  uom  gesamten  S^aturleben 
entf)atten  mar.  ©iner  ^übin  ober  ©riedjin  brauchte  man  nicf)t 
5u  jagen:  fie  t)abc  baran  für  il)r  Scben  ben  reicJjen  ^nf)a(t, 
rcenn  fie  5!inber  befomme.  ^ür  bie  ®f)riftin  mürbe  e§  bagegen 
§ur  ^rage,  ob  fie  bamit,  ha^  fie  für  hm  9}lann  unb  bie  ^inber 
lebe,  i^ren  53eruf  erfüllt  t)abe.  9)lit  bem  3lnfcf)tu^  an  (£l)riftu§ 
maren  bie  natürlicl)en  ^ntereffen  5unäd)ft  äurüdgebrängt  unb 
burd)  ein  '^ö{)ere§  3^^^  überboten;  nun  follen  fie  uneberfet)ren, 
nirf)t  al§  ber  einzige  ^n^^att  bei  :^eben§,  fonbern  al§  ber  ®e= 
meinfd)aft  mit  (Jt)riftu§  untergeorbnet,  unb  bod^  in  ber  ooUen 
^ürbe  unb  2öicf)tigfeit  eine§  oon  @ott  un§  gegebenen  Berufs. 
2)ie  3JIaf)nung  mürbe  freilid)  in  biefer  9^icf)tung  befonberi  bringe 
lic^,  rceil  bie  @nofi§  ber  ^ixdjt  ein  anbereS  ^ul  r)orf)ielt,  p 
einer  t)öt)eren  ©eifte^füUe  unb  neuem  @rfenntni§befil3  fid)  erl)eben 
unb  bie  apoftolifc^e  ^^rebigt  burd)  eine  reichere  2ßei§^eit  über= 
bieten  mollte,  meld)e  bie  natürlid)en  älufgaben  oerac^tetc  unb 
bamit  bie  ©emeinben  nic^t  meiterfüf)rte ,  fonbern  ha^,  ma§  fie 
befa^en,  oerbarb. 

ßu  ben  natürlid^en  formen  be§  menfd)lid)en  9Ser!el)r§  mirb 
fobann  bie  d}riftlid)e  ©emeinfdjaft  mit  ben  für  fie  nötigen  bienft= 
tid)en  3?errid)tungen  Ijinjugefügt  al§  eine  ©vl)äre,  in  ber  fid) 
baei  bem  .^errn  mol)lgefälUge  unb  bei  ibm  i?ol)n  finbenbe  SBerf 
entfalten  fann.  2)ic  ©emeinbe  barf  oou  beucn,  meld)en  fie  il)re 
•Jlmtcr  übergibt,*  eine  tüd)tigc  Sebenifül^rung  uerlangen;  benn  fie 
üerfd)offt  il)ne!i  bamit  aud)  einen  reid)en  'iinn-t.  'Ber  feinen  1)ienft 
in  ber  ©cmeinbe  mo()t  üerfict)t,  l)at  eine  fc^öue  Stufe  erlangt, 
1  3:im. .%  l.'3,  mic  ber,  ber  feinen  ^Keid)tum  rid)tig  braud)t,  fid) 
einen  fd)öncn  ©runb  für  bie  8uf»nft  ermirbt,  1  ^im.  C,  19. 
Xiefer  Webanfc  gibt  ben  'Briefen  ibrc  alleci  ©in.^etne  formenbe 
©runbgcftalt,  lueil  fie  bie  ^.}lniucifung  über  bie  ^ilmt«<fül)rung  ber 


2)ie  ^^^aftoi-a(6riefe.  413 

©efäf)rten  be§  3(pofteI§  nid)t  abgefonbert  neben  bie  ^eilöfrage 
ftellen,  fonbern  in  biefe  mit  einjrf)Ue§en,  fo  t>a%  bie  ^-ürforge  für 
it)re  Strbeit  mit  berjenigen  für  it)ren  eigenen  .^eil§=  unb  ©lauben^^ 
ftanb  sufommenfätit,  unb  bie  eine  9Jlat)nung  beftänbig  mit  ber  anbern 
firf)  oerfIid)t.  ®urrf)  ein  unb  basfelbe  i^er{)alten  erreid)t  2:imo= 
tf)eu§  beibe§:  bo^  er  fid)  felbft  unb  ha^  er  bie,  bie  it)n  I)ören, 
errette,  1  2;im.  4,  16. 

^iefe  ©d)ät3ung  bes  SBerfe§  bewirft  nid)t,  ba^  'ba^  ©Inuben 
au§  feiner  ^Hic^tung  auf  ©otte^  uolltommene  ©nabe  irgenbnne 
I)erau§ge5ogen  unb  auf  bag  eigene  3Sert)alten  gegrünbet  mürbe. 
9)ht  bem  ^Jiad)mei5,  ha^  bie  Erfüllung  ber  'Beruf5pf(id)t  in  alten 
i^ren  3tbftufungen  ein  unentbetjrli^esi  ©lieb  be5  (ibriftenftanbes 
unb  burd)  ben  ©runbrif?  beg  ©oangeliumö  geforbert  fei,  uerbinbet 
fid)  üietmet)r  bie  nad)brüc!lid)e  Srflärung,  ba^  unfere  SÖßerfe  nie^ 
malei  ben  bie  güttlid)e  ©nabe  beftimmenben  ©runb  bilbcn,  TOot)l 
aber  bo§  3^^^/  ä»  ^em  fie  fü^rt,  2  3:im.  1,  9.  2:it.  3,  5.  %k§, 
freilid)  liegt  in  biefem  ©ebant'engang,  bafj  l)ier  ba§  ©tauben  nid)t 
al§  bie  SBurjel  ber  ganzen  d)riftlid)en  iiebensbemegung  gegen  bie 
anberen  ©lieber  berfelben  abgegrenjt  unb  nad)  feiner  Unbebingtl)eit 
für  fid)  bargefteltt,  fonbern  als  bas  erfte  ©lieb  in  bie  mannig- 
faltige, reid)e  ^ette  ber  guten,  von  ©ott  uns  verliehenen  S^ätig- 
feiten  eingereif)t  mirb.  „©ered)tigfeit,  ^römmigfeit,  ©lauben, 
Sieben,  ©tanbl)aftigfeit,  Sanftmut"  werben  nebeneinanber  gefteüt, 
1  Xm.  G,  11  ugl.  2  Jim.  2,  22.  3,  10.  1  Xim.  4,  12,  unb  nament^ 
lid)  baei  i^ieben  nac^brürflid)  bem  ©lauben  beigefetlt,  meil  erft 
burd)  ha^  3"f«ntmenbeftel)en  beiber  ^unftionen  bie  göttlid)e  ®aht 
unb  ba?  S^d  be§  (Soangeliums  uollftänbig  befd)rieben  ift,  1  2:im. 
1,  14.  2  2;im.  1,  13.  ®g  wirb  babei  nicf)t  nur  barauf  9ead)tet, 
baf3  bas  Sieben  im  ©lauben  feine  SBurjet  unb  (Sntftef)ung  l)at, 
1  2:im.  1,5,  fonbern  aud)  barauf,  tia^  bag  fittlid)e  SSert)alten 
aud^  ba§  ©lauben  bebingt  unb  biefe§  an  ben  guten  SBillen  unb 
bie  rid)tige  ^at  gebunben  ift.  '2)ie  ilJJaf)nung:  l)abe  ©lauben, 
erroeitert  fid):  „unb  ein  gute§  ©erciffen",  roeil  nur  fo  ha§  ©lauben 
in  un§  bleibt,  1  2im.  1,  19.  @§  mirb  al§  ©otte§  ^aht  in  ben 
fünbigen  9}lenfd)en  f)ineingelegt,  1  X'xm.  1, 14,  unb  „ift  im  6;^riftu§", 
urfäd^Ud)  burd)  il)n  bebingt  unb  im  Seben§oerbanb  mit  il)m  fid) 
erl)altenb ;  meil  un§  aber  bie  9öttlid)e  ©nabe  com  ^ofen  befreit. 


414  ^«P-  ^-    ^ei-  ©taube  bei  ^:pauUt§. 

fo  ergibt  bie  ^eflecEung  be§  ®eit)iffen§  aiic^  ben  33erluft  be§ 
©laubenä  unb  bie  Unfäf)igfeit  ju  i(}m.  2)arunt  mu^  fic^  mit 
bem  ©lauben  ha§  reine  ^erj  unb  gute  ©eraiffen  cerbinben,  ha' 
mit  bie  Siebe  in  un§  ent[tef)en  unb  ha^  göttliche  @ebot  burd) 
un§  gefd)et)en  fann,  1  2;im.  1,  5.  liefen  ©ebanfen  I)ot  ^^aulu§ 
and)  auf  fi(^  unb  feine  9JZitarbeiter  mit  üoKem  ©rufte  angercanbt; 
and)  fie  erf)a(ten  firf)  if)ren  ©lauben^ftanb  nur  burc^  bie  reine, 
treue  2tugfüt)rung  it)re§  2öer!§.  tiefer  rairb  nid}t  in  eine  „ibeale" 
^öt)e  t)inaufgerücft,  aU  ein  für  allemal  gegeben  unb  burc^  ben 
^ßerlauf  if)rer  Slrbeit  nid^t  berüt)rt,  fonbern  er  bilbet  ha§  ®ut, 
um  beffen  ©ercinn  fie  unb  ^^au(u§  mit  i{)nen  ringen,  ba§  Qkl, 
auf  ba§  fie  immer  oon  neuem  ifjr  gefammelte^  Streben  rcenben.  ^) 
©aburd)  roirb  nirf)t  3(ngft  in  i^re  2trbeit  gebrad)t,  bie  ba§  ©tauben 
bräd)e,  raol)!  aber  2:iefe,  roeil  fie  fo  ba§  ganje  ^erj  für  fic^ 
oerlangt. 

2öie  menig  bamit  bie  innere  SSolIenbett)eit  be§  ®tauben§ 
üerle^t  ift,  ^eigt  fid)  lefjrreid)  baran,  ba^  für  ben,  ber  ben  @e= 
meinbebienft  rid)tig  üermaltet,  neben  bie  fd^öne  ©tufe,  bie  er  er= 
taugt,  „bie  gro^e  ^-reubigfeit  im  ©tauben,  ha^  im  ®t)riftu§  ift", 
al§  ba§  üon  il)m  gemonnenc  @ut  gefegt  ift,  1  Sim.  3,  13.  @r 
erreicht  burd)  feine  tüd)tige  2(rbeit,  ba^  alle  Hemmungen  burd) 
5urd)t  unb  (Belbftanftage  oon  feinem  ©tauben  abfallen  unb  er 
üor  bem  ^errn  mie  uor  ben  9Jienfd)eu  mit  freubigem  Wlnt  fteljt. 

2)iefc  äBirfung  bc§  ©lauben§,  ha^  er  beftänbig  mieber  ba§ 
ernfte  ©treben  nad)  bem  uor  un§  ftel^enben  ^^iele  ermedt,  unb 
al§  äRittel  pr  @rreid)ung  be§felben  bie  gefamte  fiebenSarbeit 
erfaßt,  l)aben  mir  aud^  an  ben  .^auptbriefen  be§  ^i^aulusi  uor 
un§.  2ßie  in  biefen,  fo  l)ai  er  aud^  l)ier  jebe  !')tefle;^"ion  auf  bie 
©rofje  ber  bereite  getanen  3lrbeit  abgeftof^en,  bie  ben  ©runb  be^ 
@Iauben§  in  biefe  l)inüber  uerlegte  unb  bamit  and)  bie  (Energie 
be«  üorroärtS  brängenben  Strebend  lät)mte.    2ßäl)renb  bie  ©r* 

*)  M)  l)olte  1  lim.  5,  12  fiiv  uonuaiibt:  bei  ilUicttiitt  bei  "ilUtiueii  nuiS 
ber  iücrfovflimfl  burd)  bie  ©emeiube  unb  bem  mit  xl)v  uertninbeueu  !I>ieuft  einer 
.t>eirat  lueflen  ift  ein  uthtritv  riir  TiQo'ntji'  ntaiiv.  Sie  Iiaben  einft  int  Wlanben 
il)re  Steldnirt  iibernonunen;  menn  fie  ,^uviicf treten,  mmben  fie  ba*j  bnnialo  bem 
.l*>errn  cnuiefene  Cillnnben  nni^ültici  unb  wiberrnfen  e<J.  ®oIcl)e  Sctjuianfunflen 
i)äU  "^Jrtuluö  für  lU'foInlirb  für  ben  (^Uanben'i>ftanb. 


2)ie  ^^aftovalbnefe.  415 

maf)nung  an  9Jlänner  genrf)tet  ift,  bie  fd)on  feit  3at)ren  an  feiner 
©eite  arbeiteten  unb  an  ben  größten  (Srfolgen  ber  .^eibenmiffion 
mitbeteiligt  rcaren,  rairb  bcnnocl)  of)nc  9tücffid)t  auf  „ba:§,  roa§ 
baf)inten  liegt,"  bie  neue  2lufgabe  mit  bem  tiefen  (Srnft  einer 
;l^eben§frage  an  fie  berangebrad)t,  beren  Söfung  if)nen  mit  ber 
bewährten  Streue  gleid)§eitig  ben  ^ortbeftanb  it)re5  @Iauben§ 
bringen  roirb.  ®a§  mirb  baburd)  nur  norf)  bebeutfamer,  ba^ 
in  2:imütf)eu§  bie  Erinnerung  an  feine  Stnfänge,  foiuo^l  on  ben 
®(auben§ftanb  feiner  ©ttern,  al§  an  biejenigen  SSorgänge,  bie 
feine  Berufung  gur  SJlitarbeit  mit  ^auluä  begleiteten,  al§  ein 
bleibenb  mirffameg  ©laubengmotio  n)ad)gef)alten  mirb,  2  Jim.  1, 5. 
1  Jim.  1,  IH.  4,  14.  2  2;im.  1,  G.  ®a^  er  burcf)  Sßei^fagung 
mit  ber  fegnenben  ^anbauflegung  be5  "»^aulug  unb  ber  'JUteften 
in  bie  5(rbeit  trat,  ba§  foU  il)n  ftärf'en,  nic^t  ber  9tücfblicf  auf 
bie  ®ri3^e  beffen,  wa§  er  fd)on  geleiftet  f)at  unb  aU  feinen  @r= 
folg  be5eid)nen  barf. 

äßenn  man  in  ben  älteren  Briefen  be§  ^^aulu§  ba^  3Ser= 
langen  nad)  bem  guten  äöerf  überl)ört  l)at,  9iöm.  2  für  einen 
9ieft  feines  ^|>l)arifäi§mu§,  unb  1  ^ov.  13  ober  '^\)\l  3,  12  für 
Stätfel  erflärt,  bie  fid)  mit  feiner  ©lauben^ftellung  !aum  »ereinen 
laffen,  bann  mu^  man  allerbingS  biefe  ®arftellung  be§  ©laubeng 
al§  eine  3Serlummerung  ber  paulinifd)en  Sel)re  beurteilen.  "^^auluS 
f)at  aber  ftet§  in  ber  bingebenben  aufopfernben  2)urd)fül)rung 
feiner  ^-Mpoftelarbeit  bie  ^^ebingung  gefcl)en,  an  ber  für  il)n  ber 
3(nteil  am  ©oangelium  unb  am  iKeid)e  G^rifti  f)ing,  1 5^or.  9, 23  f. 
3Benn  i^m  im  ^SlicE  auf  bie  Unfreiroiüigfeit  feiner  Berufung  bie 
Slpoftelarbeit  allein  nid}t  genügt  ^at,  menn  er  etmas  l)aben  mill, 
voa§  StuSbrurf  feiner  freien  .^ingabe,  ^^etätigung  feiner  eigenen 
Siebe  §u  ß^riftuS  ift  unb  be^balb  auf  feine  ^efolbung  Der^idjtet, 
weil  er  etiüa§  beget)rt,  wa§  if)m  jum  iKul)m  bient,  eine  Seiftung, 
bie  il)m  3efu§  Iol)nen  !ann,  meil  er  fte  ungejmungen  für  it)n 
getan  t)at,  1  ^ov.  9,  16  ff.,  fo  bat  er  bamit  ben  begriff:  Sot)n 
in  einer  ©ac^e,  n)eld)e  bie  beftänbigen  ^J^otioe  feinet  eigenen 
33ert)alten§  berül)rt,  nid)t  weniger  energifd)  gelianb^abt,  ai§  menn 
er  bem  jum  ©emeinbeamt  33erufenen  fagt:  barin  ^aht  er  bie 
©elegenbeit  jum  ©rroerb  einer  fd)önen  Stufe  uor  @ott.  3(ud) 
bie  31ufmer!famfeit  auf  bie  rid)tige  Orbnung  ber  natürlichen  ^e= 


416  ^ap-  ^-    ®er  ©loube  bei  '•^nu(u§. 

äiet)ungen  roirb  ntrf)t  erft  in  biejen  Briefen  fid)tbar.  ^k  un= 
orbentüc^  SBanbeInben,  bie  nid)t  arbeiten  mögen  unb  bes^alb 
ange§eid)net  werben  follen,  2  2:f)eff.  3,  14,  ftef)en  benen,  bie  i{)rc 
Singeprigen  ber  @üte  ber  ©emeinbe  an{)eimgeben  unb  baburd) 
haB  ©tauben  oerleugnen,  fel)r  nal)e.  2)er  (Set)orfam  ber  Slinber 
ift  ©Ott  rcoI)tgefänig  im  ^errn,  toi.  2,  20.  ®er  5^ned)t  erlangt 
bafür,  ba^  er  feinen  ^ienft  im  ©et)orj'am  6;f)rifti  übt,  oon  if)m 
bie  im  drbe  beftet)enbe  33ergeltung,  5?o(,  3,  24.  ®urd}  5^ned)t§= 
bienft  ba§  ©rbe  unb  burcf)  bie  mütter(id)e  ?^unftion  bie  ©rrettung 
erlangen:  "üa^  finb  parallele  ©ä^e,  unb  ber  le^tere  ift  be§I)atb, 
meil  er  bie  9kturfeite  am  n)eiblid)en  ^eruf  fieroortjebt,  nid)t 
fd)tt)ieriger  al§  ber  erftere.  betont  rairb  biefe,  raeil  gerabe 
fie  unter  ber  SSerlodung  eineä  fatfd)en  ^eiligfeit§ibeal§  oer- 
ac^tet  roirb. 

©ine  53eftätigung  finbet  biefeg  Urteil  barin,  ba^  bie  im 
paulinifd)en  ©laubensftanb  mefentlid)  begrünbete  3^reil)eit  un§ 
i)ier  oöllig  unDerfel)rt  entgegentritt,  nid)t  nur  im  93erf)ältni§  sum 
©efe^,  fonbern  aud)  in  ber  Sßeife,  mie  bie  ©emeinbe  fid)  i^re 
Drbnungen  gibt  unb  il)re  Slnliegen  beforgt,  unb  nid)t  meniger  in 
ber  Sßeife,  roie  ba§  3^erl)ältni§  be§  2(poftel§  ju  feinen  ©et)ilfen 
bargeftellt  ift.  Über  bag,  \va^  ein  9ied)t§lel)rer  ober  diz6)ii' 
l)iftoriter  ju  raiffen  münfd^t,  fd)n)eigen  bie  Briefe  befanntlii^  total. 
'3)ie  fleinen  5(u§nal)men,  mie  bie  '^lu^erung  über  bie  iugenblid)en 
SBitroen,  1  2;im.  5,  9,  mad)en  nur  noc^  beutlid)er,  roie  oollftänbig 
in  ben  großen  ^Hauptfragen  ber  3lrbeit,  über  bie  bie  'Briefe 
t)anbeln,  alle  tafuiftit  oermieben  ift.  So  mirb  aud)  bie  3Birf= 
famfeit  be§  2;imot^eu§  burd)au§  auf  feine  eigene  ©ntfd)lie^ung 
unb  innerlid)e  ©eiüif3l)eit  geftellt,  für  bie  feine  äuf?erlid)o  2lb= 
l)ängigfeit  oon  ber  apoftolifd)en  3Beifung  al§  ©rfa(3  eintreten  fann. 
^er  SBunfd)  be§  *']>aulu§,  il)n  luäbrenb  ber  Ictjten  äBod)eu  bei 
fid)  ju  t)aben,  wirb  barum  ebenfo  forgfältig  auä  bem  ©runbvif] 
be§  ©üangelium$  l}erau§  motioiert,  nne  e§  '*|>aulu§  bei  ber  5^e= 
antiüortung  ber  uon  ben  itorintljevn  il)m  oorgelegten  fragen 
ober  bei  ber  Söiberlcgung  ber  ^Jleigung  ber  ©alater  5um  ^ubais^ 
mue!  tat.  ©in  lebiglid)  autoritatiu  gefafUer  93efel)l  bat  nid)t 
einmal  im  'i^erl)ällni'5  ju  feinem  Sol)ne,  ber  ibm  auf^  engftc 
oerbunben  mar,  diamn. 


3)ie  ^aftoralbriefe.  417 

9^id^t  ba§  geigen  un§  biefe  '2)ofumentc,  ta^  ^^^quIu§  ober 
feine  9J?ttarbeiter  |d)lie^Iic^  bod)  bie  .^öf)e  be§  Qnfänglirf)cn  ®Iau= 
ben§ftanbe§  rebujiert  unb  ernüd)tert  Ratten,  unb  barauf  üer= 
jid^teten,  forco^l  it)rc  eigene  Sebcn§füf)rung,  ali§  bie  @inf)eit  ber 
©emeinbe  auf  ben  ©lauben  ju  grünben:  Die(mel)r  beireifen  fie, 
inbem  fie  ha§  !i^erf)ältni§  neuer  2;^eorien  unb  Sf^cligiofitaten  ^um 
©lauben  ai§  ben  über  it)re  5lir(i)lid)feit  entf^eibenben  SJia^ftab 
benü^en,  no^einmal,  ba^  bie  ©emeinbe  if)r  ^^unbament  im 
©lauben  f)at.  3ÖoI)t  aber  äuf?ert  fid)  fowof)!  in  biefer  Betonung 
be§  ©laubeng,  ai§  in  ber  ernften  ä^erroeifung  auf  bag  SGBer!  bie 
Überzeugung:  bie  äöerbejeit  ber  ©emeinbc  fei  ab gefd)t offen,  if)re 
33e5ief)ung  ju  @ott  fixiert  unb  if)r  barüber  eine  gefid)erte  (Sr= 
fenntni§  oerfd)afft.  ^ie  3(ufgabe  ber  Gt)riftent)cit  unb  ber  @e= 
fährten  be§  3IvofteI§,  bie  nun  feine  SIrbeit  aufnel)men,  beftimmt 
fid)  be§f)alb  bal)in,  ba§  burd)  bie  Giefd)id)te  unb  Sc^re  ber  früt)eren 
3a^te  Sriüorbene  gu  ben)af)ren,  unb  biefeg  23ermögen,  bm  SBert 
be§  (Smpfangenen  5u  fc^äl3en  unb  burc^  feften  3Infd)h4  an  hciä-' 
fetbe  bei  fid)  frud)tbar  §u  mad)en,  wirb  com  ©laubensbegriff 
mit  umfaßt,  nie  aber  fo,  ^a^  fac^(id)e  SÖerte  an  ©teile  beg 
ßt)riftu§  träten,  fonbern  fo,  ba^  bag  ©lauben  auf  ben  G^riftug 
geftellt  unb  in  il)m  begrünbet  bleibt. ' ) 

*)  3«  biefei'  .'öin|icl)t  I)nt  ber  (yiaubeiiöbei^iff  bei  ^utia^  eine  geiuiffe  Üer; 
iünnbt)c()nft  mit  bemjenigen  ber  JimoU^euöbriefe,  M  er  ben  (Glauben  baS  ben 
.'öcilitjen  einniol  unb  für  immer  überflebene  ®ut  nennt,  iüeld)eä  aH  von  Wott 
gegeben  ein  icyiwTctTop  ift,  Än.  3.  2().  .s>ier  ift  ber  ©laube  nl§  ber  mit  ber 
"^.U-ebii^t  uon  (iliriftu'^  ber  OkMneinbe  übergebene  23eft^  oiebacfit,  ben  bie  geinmte 
Mircl)e  in  iljrcr  (iinl)eit  empfangen  t)at.  3lbei  and)  I)ier  ift  bie  innere  atneignung 
bcffen,  loac.  ber  Äird)e  alö  (Glaube  gegeben  ift,  im  ßJlaubensbegriff  mitgebadjt; 
beöiuegen  geid)iel)t  ber  itampf  ber  Sefer  nidit  nur  für  ben  Wlauben,  fonbern 
auf  Wrunb  bessfelben,  inttya}vi'C(a9ia  rij  niarii  i^.  3,  unb  i{)re  (Srbauung  üoU= 
jie()t  fid)  auf  il)m  ale  auf  ibrem  Öninb.  Darum  bat  auc^  ba§  3Jerbum  feine 
üoUe  'lUägnanj,  i?.  5. 


©(glatter,  2)n-  ®lou6e  im  9J.  Xt\u  27 


418  Aap-  10-    S)te  Stpoftel  ber  Äircl)e  üon  l^evufalem. 

^B^nfßs  Kapitel. 
Die  Hpoftd  der  Rirche  von  3eru[alem. 

1.  JdKobus. 

'^k  mac^tooKe  unb  eigenartige  ""^erf öntid)f'eit ,  mit  ber  un§ 
ber  ^afobu^brief  befannt  marf)t,  ftellt  in  if)rer  SBeife  unferem 
3Serftänbni§  feine  !(einere  3lufgabe  al§  ^^auluö.  '^k  ©entenjen 
be§  33riefe§  t)aben  jenen  gebrängten  9fleid)tum,  ber  fie  al§  ©r^ 
gebni§  einer  langen  unb  intenfioen  ;5eben§arbeit  fennjeidjnet; 
baju  fommt  bie  jübifd)e  2lrt  ber  ©ebanfenbercegung ,  bie  für 
unfere  ©mpfinbung  etroag  ©pringenbeg  unb  UnoermittelteS  be= 
I)ält,  ba  fie  nur  ein  geringes  ^ebürfni§  I)at,  bie  SOlittelglieber, 
n)eld)e  bie  ®eban!enreiben  logifcf)  einigen,  Ijeröor^ufteHen.  ®ie 
Hbrcefenfieit  ber  bialeftifd)en  ^-iinftion  unb  ber  ^egriffSbilbung 
bebeutet  jebodf)  feineSroegg  aud^  einen  9[Rangel  an  prinjipieller 
@rfenntni§.  "^er  ^rief  entf)ält  im  ©egenteil  fe{)r  uiet  Stf)eoIogie, 
ein  in  bie  Xiefe  bringenbeä  ©rfennen,  nur  in  einer  un§  fremb* 
artigen  ^^orm,  ba  fein  teufen  in  einer  ungeglieberten,  5ufammen= 
gefalteten  Konzentration  t)erf)arrt.  ^ie  ejegetifd)e  Slufgabe  ift 
be§f)alb  aud)  ^ier  mit  ber  ftatiftifcf)en  3lrbeit,  metd)e  ba§  un= 
mittelbar  2(u§gefprod)ene  fammelt,  bei  meitem  nicf)t  erfrf)öpft;  bie 
3(u§fagen  be§  3ötobu§  muffen  in  if)re  ©lieber  ^erlegt  unb  if)re 
logifd)en  53änber  aufgefud)t  unb  Ijeroorgeftellt  merben,  burd)  meldje 
biefe  ?^ü(le  für  ben  'i&iid  be§  3<if"obu§  äur  ©in^eit  mirb.  9ia= 
türlid)  I)at  aud)  eine  93ergleid)ung  mit  '»^auluS,  et)e  ^^afobuS 
oerftanben  ift,  feinen  ©inn. 

^er  33rief  ift  nid)t  ju  bem  ^\wd  gefd)rieben,  um  im  Sefer 
baö  ©tauben  ju  begrünben.  Söem  er  glaube,  luarum  er  glaube, 
mag  er  burd)  fein  ©tauben  empfange,  nid)t  biefe  fragen  bilbon 
je^t  ba§  3tnliegen,  bem  ^Vifobu^  bei  biefem  ^^Inlaf?  unb  in  biofcm 
33ricf  mit  feiner  i?ct)ravbeit  bient.  ($r  rid)tet  unfern  '-JMid  auf 
uns!  felbft,  auf  basf,  lua^  mir  anjuftveben  unb  5U  uoUbvingon 
baben.  !fficnn  mir  ben  gefamten  Ä'ampf  gegen  ba§  iööfc  unter 
ben  "i^egriff  „53ufK"  pfammenfaffen,  fo  läf?t  fid)  fngon:  mir 
hinni   liier  baö  53uf?mort  bcs  :v\öföbuö,  unb  biefeö  bcfil^t   für 


35er  'Ißrti^,  be§  ®fon6enä  bei  Safobttä.  419 

if)n  feinen  fetbftänbigen  SGBert,  eigene  Unentbe^rlid^!eit  unb 
^ei(fam!eit. 

3öenn  roir  aber  unfern  33lic!  prüfenb  auf  unl  felbft  jurücf^ 
beugen  mit  ber  (Srroägung,  rcomit  unb  roie  wir  unferen  @otte§= 
bienft  üben,  fo  fätit  aucf)  unfer  ©tauben  notroenbig  unter  biefe 
©elbftprüfung,  ba  bie  3Beife,  wie  luir  ba§fe(be  I)aben,  auf  unfere 
Seben§fü^rung  (Sinftu^  f)at.  3(urf)  in  ber  53eurteilung  i()reg 
@Iauben§  fann  bie  ©emeinbe  fef)(get)en ;  eg  liegen  i^r  babei  i^er= 
irrungen  in  ^raei  einanber  entgegengefet^ten  9^ic^tungen  nab.  ^a= 
{)er  entt)ält  ber  !Q3rief  jtüei  9f{eif)en  oon  ^^lusfagen  über  ba^  ©tauben: 
bie  eine  preift  feinen  Sßert,  bie  anbere  entwertet  c§,  rocil  in  ber 
©emeinbe  beibe§  oor^anben  ift:  @eringfct)ä^ung  be§  ©taubens!, 
iüetcf)e  feine  33ebeutung  nic^t  anerfennt,  unb  ein  fatfct)er  5Hut)m 
besfetben,  ber  feine  ^eit^bebeutung  überfct)ä^t.  'Dag  3"fti»n«cn= 
fein  beiber  ^enbenjen  ift  !eine§n)eg§  ^nfatt;  ba§  ju  oiel  unb  bas 
5u  roenig  traben  uietmebr  einen  eint)eittirf)en  @runb.  (Sbenfo 
rcenig  fet)tt  ben  beiben  Betrachtungen  be§  ;^)afobu§,  bie  beu 
irrenben  ©ebanfen  ber  Scfer  entgegengefe^t  finb,  bie  fefte  @int)cit, 
obn)ot)t  fie  fd)einbar  au^einanber  ftreben. 

Daö  erfte  Sort,  iia§  auf  ben  3Bert  be§  ©taubens  binroeift, 
ift  burd)  ben  ^anipf  ueranta^t,  in  welchem  bie  Sefer  ftet)en.  "Xer 
33rief  beginnt  mit  einem  ©a^,  ber  bie  llnbebingtt)eit  ber  apo= 
ftotifdf)en  ©tauben§übung  märf)tig  5um  ';)tu5brucf  bringt:  tauter 
3^reube  ift  es,  in  mannigfarf)c  35erfud)ungen  ju  fatlen,  1,  2.  Da§ 
ift  ein  ungebrod^ene§  ©iege§ben)u^tfein,  innertid)  nirf)t  weniger 
üottenbet,  at§  t)a§>  pautinifd)e:  ict)  bin  geroi^,  'tta^  nic{)t§  mirf) 
üon  ber  Siebe  @otte§  fd)eiben  roirb.  ^)  Der  i^ampf,  an  rcelc^em 
bie  Sefer  lebigtict)  einen  ©runb  jur  ungetrübten  (>-reube  tjaben, 
ift  baburd)  nac^  feiner  tiefften  Bebeutung  gefaxt,  ta^  er  at§ 
ba§  ©rtragen  von  jceigaatiioi  befd)rieben  ift,  momit  bie  ett)ifd)c 
®efat)r  in§  3tuge  gefaxt  ift,  in  ber  bie  ©emeinbe  ftet)t.  ©ie 
t)at  nid)t  nur  mit  bem  ©d)mer§,  fonbern  mit  ber  S^teijung  jum 
53öfen  ,^u  fämpfen.  'Die  „3Serfud)ung"  t)at  ftet§  33e5iet)ungen 
§um  ^Bitten,  ber  burd)  fie  au§  feiner  rid^tigen  Xenbenj  t)erau§= 
geriffen  werben  !ann.    3lber  and)  uor  biefer  ernfteften  atler  ®e= 

*)  S?gl.  axid)  bie  jol)anneifd^e  3)arfteIIung  ber  @emeinbe  3tpof.  7 :  fie  gel)t 
in  ben  Äanipf  mit  ber  'Kelt  ntit  ©otteö  ©iegel  hinein,  bas  fie  unDerle^Iicft  madjt 


420  ^«P-  10.    Sic  3lpoftet  ber  Äirc^e  dou  Serufalem. 

faf)ren  ftet)t  ^afobu§  in  ber  ©eroipeit  bc§  ©iege§;  e§  gibt  für 
bie  ©emeinbe  feine  ^^lotrcenbigfeit,  ju  jünbigen;  [ie  ift  ber  ©eroalt 
hi§  33öfen  entnommen  unb  erlebt  bat)er  aud)  in  ber  23erfud)ung 
eine  gute  (§abt  ®otte§,  ba  fie  i!)ren  geiftigen  33efi^  nid)t  gerftört, 
fonbern  fiyiert. 

'2)iefe  ^Beurteilung  ber  3Serfud)ung  rcirb  5unäd)ft  baburd) 
begrünbet,  ba^  fie  bem  ©lauben  pr  33eroä{)rung  bient  unb  ba= 
burd)  ben  9Jlenfd)en  in  ben  ^efi^  au§I)arrenber  ©tanbl)aftigfeit 
werfest.  ®amit  ift  gefagt,  ba^  ber  ©ieg  über  bie  23erfud)ungen 
in  ber  S8eroat)rung  be§  @Iauben§  liegt.  2)er  3^all  leime  baburc^ 
juftanbe,  bo^  ha^  ©tauben  unterbliebe,  ©inb  bie  Sefer  ha= 
gegen  roirflid)  ©laubenbe,  bann  bürfen  fie  jeben  2lngriff  al§ 
©runb  ber  ^reube  betrad)ten,  roeil  fie  im  ©tauben  ba§  l)aben, 
roa§  fie  §u  Überroinbern  mac^t.  'S)arin  ift  feine§roeg§  entl)alten, 
ba^  bie  9Serfud)ung  ausfd)lie^lid)  al§  eintrieb  sur  ^Verleugnung 
@otte§  ober  Gl)rifti  gebact)t  fei;  nielme'^r  ift  au§brüdlic^  bie 
roed)felnbe  SÖlannigfaltigfeit  unb  ftetige  ^otge  ber  ^lNerfud)ungen 
ing  3luge  gefaxt,  unb  93.  14  fetjt  fie  in  beutlid)e  ^esiet)ung  jur 
93egel)rti(^feit.  3lber  aud)  bann,  roenn  eg  fid^  um  moralifd)c 
©ntfdjeibungen  l)anbelt,  roürbe  bie  falfc^e  2Bat)l  ba§  ©tauben 
aufl)eben,  roäl)renb  in  ber  93eroal)rung  beSfelben  bie  9lbrcel)r  ber 
oerfet)rten  ^Keijungen  gegeben  ift.  ^^enn  aber  bie  93erfucl)ung 
besroegen,  roeil  fie  bie  Betätigung  be§  ©tauben^  erforbert  unb 
il)n  baburc^  in  feiner  ©d)tt)eit  unb  ^raft  erprobt,  aB  ein  @ut 
beurteilt  roerben  foK,  fo  liegt  offenfunbig  eine  abfolute  SOßert= 
fd)ä^ung  bes  ©laubens  cor.  ©r  ift  nad)  ber  Ü^ieinung  be§ 
93riefe§  nid)t  nur  jebeä  Opfert  roert,  fonbern  e§  roirb  aud)  jebeä 
Dpfcr  baburd)  jum  ©eroinn,  bafj  e§  ba§  ©tauben  feft  mact)t. 

^od)  nid)t  am  ©lauben  allein  jeigt  fid)  ber  ©eroinn  ber 
beftanbenen  iBerfud)ung,  fonbern  aud)  am  Serf.  '^er  ^ölid  be§ 
:3afobu§  ftrebt  fofort  uorroärtS  jum  „ganjen  äöerf".  Sir  er= 
galten  folgeube  uvfäd)Iid)  ucrfnüpfte  !^egriff§reil)e :  9?orfud)ung, 
bcroäl)rtess  ©lauben,  6tanbl)aftigt'eit,  gan.^oiS  !föerf  unb  gan.^er 
•dJienfd).  ^af?  ©tauben  unb  ©tanbl)aftigfcit  lumcinanbcr  unter» 
fc^ieben  finb,  UHfU  fid)  nid)t  anberö  erroarten,  roeil  fie  fid)  nad^ 
bem  gan.^en  Sprad)gcbraud)  ber  ©emcinbc  auf  inbaltlid)  cnt= 
gcgcngcfcljtc  iücrl)äUniffe  beö  iJebenö  bejicljcn.   Xa^S  ©lauben  l)at 


;i)er  ^reig  bcg  (^[mtbenö  bei  3afo6ug.  421 

feinen  53esief)un(5§punft  in  ®otte§  ©eben,  bie  Stanbtjaftigfeit  im 
Übel,  ba§  als  9^ei5  unb  ^ruct  bie  ©laubensfteüung  ev]d)iüert 
unb  gefät)rbet.  ©ie  finb  jeboc^,  obg(eirf)  unterfrf)eibbar ,  bod) 
nur  miteinanber  ba:  ^en)äf)rtl)eit  be§  (5^Iauben§  unb  Stanb= 
I)aftigfeit  [inb  bie  eint)eitlic^e  ^rud)t  bev  übeviüunbenen  33erfud)ung. 
Silun  ift  aber  be3eid)nenb,  ba^  ber  mangellofe  üöUige  ^^eftanb 
bcr  ^erfou  nid)t  jrf)on  an  ba§  ©lauben  angejri)(offen  lüirb,  aud) 
nid)t  an  ba§  beroä^rte  ©lauben,  n)e((^e§  bie  (Stanbf)aftigfeit  bei 
fid)  t)at  fonbern  ec^te§  ©lauben  unb  ganjeg  SÖßerf,  ba§  ift  1^0(1= 
fommen^eit.  ^ie  "Cerfudjung  ift  nid)t  nur  besfialb  al§  ^-reube 
ju  fd)ä^en,  raeil  fie  bem  ©lauben  bie  Kräftigung  gibt,  fonbern 
aud)  be§f)alb,  weil  fie  in  einem  fertig  merbenben,  feine  ®an5l)eit 
geminnenben  SOBert'  befäl)igt.  ''^}a(i)  biefem  l)at  bie  ©emeinbe  ju 
ftreben,  wenn  fie  nad)  einem  üoUfommenen  reifen  !ißefen  »er- 
langt. Unb  jroar  wirb  angebeutet,  t)a^  fid)  t>a^  2Bert  nic^t 
burd)  einen  naturf)aften  3?organg  ol)ne  bie  3lufmerffamfeit  unb 
ben  3Billen  ber  Sefer  ^um  ©lauben  binSWQ^I^lte.  '3)ie  ©tanb= 
t)aftigteit  „t)abe"  ba§  ganjc  SBcr!:  ix^rio;  c§  fann  i\)X  aud) 
fet)len.  @§  rcirb  aber  oom  ©lauben  au§  gewonnen,  unb  be§= 
l)alb  luirb  bie  ^^etrad)tung  nic^t  fofort  oom  beftanbenen  5^amvf 
Sum  üölligen  3Berf  I)inübergeleitet,  fo  ba^  nur  bie  3tftiüität  nad) 
aufjen  f)in  in§  9luge  gefaxt  mürbe,  fonbern  ausbrücflid)  an  bie 
innerlid)e  ^afi§  be§  SOßerfe?  erinnert,  ba^  e§  in  ber  ^emä^rung 
be§  @lauben§  feine  -öorausfe^ung  t)at.  ^er  fiegreid)  beftanbene 
Stampf  {)at  barum  aud)  auf  ba§  3Berf  ®influ^,  raeil  er  ba§ 
innerliche  33ert)alten  ju  @ott  unb  jur  SBett  in  (Glauben  unb 
©ebulb  neu  beftimmt,  roe§l)alb  bie  ©ntfaltung  be§  ®lauben§  unb 
be§  9Birfen§  einanber  parallel  ge^en.  ©d)on  biefe  (Stelle  lä§t 
ermarten,  ba^  mir  bei  O^fobuS  nid)t  eine  äu^erlid)e  2lbbition 
Don  ©lauben  unb  Söerf  finben  werben,  ha^  er  üietmel)r  beibe 
burd)  innere  3^ii"ii"^i^^^t)änge  miteinanber  oerbinbet,  rae^l)alb 
fie  nur  in  il)rer  (Sinigung  ben  ganzen,  Dollenbeten  (£t)riftenftanb 
au§mad)en. 

^ür  bie  2Beife,  mie  ^afobug  ben  begriff  „SOßer!"  beftimmt, 
liegt  in  biefer  Stelle  infofern  ein  Sßinf,  raeil  fie,  obgleid)  fie 
un§  non  Slnfang  an  mit  bem  ^anbeln  ber  ©emeinbc  befc^äftigt, 
ba  aud)  bie  Überroinbung  ber  3lnfed)tung  %ai  ift,  bennod)  erft 


422  ÄtiP-  10-    ^^^  3lpoftel  ber  Äird^e  Don  ^etufalem. 

in  tf)rem  f^ortgang  ha§  Sßer!  p  jenem  ^anbeln  I)inäufügt,  burc^ 
n)eld)e§  fid)  ber  Sefer  feinen  eigenen  @Iauben§ftanb  erf)ätt.  ®r 
benft  beim  „SCBerf"  an  ben  ^ienft,  ben  mx  einanber  tun,  nirf)t 
fc^on  an  jene^  2;un,  mit  bem  ber  ©taubenbe  fid)  felbft  burd) 
"Dtn  5lampf  be§  £eben§  burd)ringt.  ®arum  treten  ©tauben  unb 
SOBer!  ol)ne  rocitereS  al§  etroag  oerfc^iebeneS  au§einanber.  %a§ 
©tauben  entfpringt  au§  ber  33e5iet)ung  5U  ©ott  unb  I)at  fein 
SJIotiD  im  eigenen  33ebürfni§  be§  ©laubenben ;  t)a§  SGBerlf  entftet)t 
au§  ber  @emeinfd)aft  mit  bem  9}lenfd)en  unb  t)at  fein  SHotio 
im  'Bebürfni§  be§  ^ruber§.  ^nbem  ^a!obu§  and)  biefe§  sur 
^oUenbung  be§  6:t)riftenftanbe§  gät)It,  ift  fräftig  betont,  ba^  bie 
©emeinbe  i{)ren  58eruf  nidjt  nur  im  @enu^  ber  güttlid)en  ®üter, 
fonbern  ebenfo  rcefentlid)  in  ber  einanber  bienenben  3trbeit  p 
fud)en  I)at.  ®er  trüber  mu^  e§  genießen,  ba^  ber  ©laubenbe 
an  @ütte§  ©aben  Stnteil  f)at.  äßiüe  unb  äöerf  ©otte§  fielen 
auf  ®emeinfd)aft  unter  ben  9Jlenfd)en  t)in. 

2)ie  ämeite  33eranlaffung,  auf  bie  2ßid)tigf'eit  be§  @tauben§ 
f)in5uroeifen,  gab  ^a!obu§  bn§  @ebet,  1,  5—8  »gl.  5,  13—18. 
(5^  ftetjt  in  feftem  3iif«J""^ßnI)ong,  ba^  ber  mit  ftarf'em  3BiÜen 
auf  ha§  SCBer!  gerid)tete  SJlann  aud)  bie  großen  Söorte  über  ba§ 
bitten  gibt.  ®er  gro^e  SßBirfer  ift  notraenbig,  fofern  er  fromm 
ift  unb  feine  @emeinfd)aft  mit  @ott  bematirt,  aud)  ein  ftarfer 
33eter.  'Da§  Sitten  erforbert  aber  ein  au§  bem  ©tauben  ent- 
fpringenbeg  ^Bollen  unb  erreid)t  nur  burd)  biefe§  fein  S^tl^) 
®arin  tritt  eine  n)id)tige  3>erfnüpfung  be§  ©tauben§  mit  bem 
äBirfen  f)erDor,  junäd)ft  be^roegen,  lueit  'baä  53itten  borjenige  3ttt 
be§  9nenfd)en  ift,  burd)  n)cld)en  er  3öei§t)cit  empfängt.  Df)nc 
biefelbe  gibt  e^  aber  fein  gelingcnbe§,  uoU  u)orbenbe§  2öerf. 
^afobu§  t)at  ben  3öeg  jur  '■lsolIt'omment)eit  in  ben  iöegriffen: 
©taube,  (5tanb()aftigfeit,  Sßcrt  befd)rieben;  unb  bocl)  ift  e§  i^in 
fcineörocgS  »erborgen,  luie  wertlos  ein  b(inbc§  9BoI)Itun  ift,  mie 
üollftänbig  unfer  .^^anbeln  burd)  unfere  Urtcil^obilbung  bobingt 
ift.  !il^arum  nennt  er,  luo  er  ben  4Beg  jur  iH)Ut'ommenI)eit 
überfd)out,  feinen  auf  bie  intetleftuelle  3:ild)tigfeit  jietcnbcn  Se- 

')  Die  Örenje,  bie  bie  übcrJ)cbunfl  auSfdilicfU,  miib  bei  loirtfoDuü  nid)t 
fd)n)rtiifc»b ;  bcnii  c«  bleibt  vMl\\\  fUir,  baf»  bn<s  (*'Wmibeu  unb  "iMtteii  bie  Untere 
orbmiug  uiUcv  Wott  juv  )Uüiau«*fctuiisj  l)at,  4,  15.  7.  lU.  12. 


2)er  ^reig  be§  @lauben§  bei  Safobug.  423 

griff?  SBcil  x^m  bie  Sei6f)eit  al§  mit  bem  ©lauben  oerbunben 
gilt,  mrf)t  al§  lüürbe  fie  burd)  if)n  entbe^r(id).  2)er  ©taube  ift 
nid)t  ein  Surrogat  für  bic  2öei§f)eit,  nic^t  '3)igpen§  oon  jener, 
fo  wenig  al§  com  SÖerf.  "Der  3wfai"n^^"^öng  sroif^en  2ßei§= 
t)eit  unb  ©tauben  berut)t  oietmeI)r  barauf,  ba^  jene  eine  gött= 
Iict)e  @abe  ift,  ber  (Staube  aber  bitten  fann.  %k  3ßei§t)eit  be^ 
9J?enfct)en  entflet)t  an§  ber  göttlichen  Seitung,  bie  er  inmenbig 
in  feinem  beraubten  geiftigen  Seben  erfät)rt,  unb  biefe  ®emein= 
fc^aft  @ütte§  mit  i^m,  bie  feinem  ©ebanfentauf  ba§  Sid)t  ein= 
pftanjt,  ift  nid)t  oor^anben,  roo  ber  ©laube  fet)ft.  2öir  ert)atten 
t)ier  raieber  roie  bei  '»^autuS  ba§:  credo  ut  intelligam,  aber  and) 
!^ier  nid)t  in  jener  oerborbenen  ©eftatt,  roobei  ba§  ©tauben  fetbft 
5u  einem  oerftümmetten  3Biffen  gemad)t  mirb,  ha^  uom  eigenen 
©rfennen  abgetöft  nur  oon  au^en  f)er  eingebitbet  roirb,  fonbern 
im  ©inn  eine§  lebenbigen  33erfet)r§  mit  ©ott,  ber  ein  i^ernen 
üon  it)m  ermögticf)t,  luobei  bie  ^rage  be§  9)?enfd)en  bie  güttlid)e 
3(ntn)ort  empfängt,  meit  er  fie  im  ©tauben  ftetit. 

Stber  nirf)t  nur  bie  ©d)ranfen  unfereg  ^lideg,  fonbern  auc^ 
biejenigen  unfereg  5lönnen§  merben  burc^  ba§  ©tauben  enueitert, 
inbem  e§  sur  ^JÖBurjet  be§  ^^itten^  mirb.  3tud)  gegen  foId)e  ^UU 
tagen,  metc^en  ber  9Jtenfd)  fetbft  nidjt  ab5ut)elfen  »ermag,  wie 
bie  ^ran!t)eit,  ift  bie  ©emeinbe  nid)t  ot)nmäd)tig,  aurf)  bann  nid)t, 
wenn  ber  9lotftanb  burd)  ^i^erfd)utbung  I)erbeigefüt)rt  ift  unb  al§ 
gütttid)e  ©träfe  werftanben  raerben  mu^.  'J)ic  ^^itte  be§  ©tau= 
ben§  empfängt  ©rta^  ber  ©ünben  unb  neueS  Sebcn  aud)  für 
ben  ©d)utbigen  unb  Seibenben,  5,  13. 

®a§  bitten  ftettt  aber  an  ha§  ©tauben  eigenartige  5tnfor= 
berungen,  teit§  bestjatb,  roeit  e§  ba§  ^erou^tfein  ber  Unroiffen^eit 
unb  ber  Dt)nmac^t  in  fid)  ^at,  teit§  be§^atb,  weit  it)m  ba§  ©d)utb= 
bemu^tfein  gegenüberfte^t.  ®ie  ^^ürbitte  für  bie  anbern  t)at  oft 
in  it)rem  ©eftänbnig  bie  33ebingung  unb  ba§  SJ^otio,  unb  aud) 
bei  ber  33ittc  um  2öei;§f)eit  erinnert  ^afobug  baran,  ba^  t)a§ 
©eftänbni§  unferer  Unn)iffent)eit  jur  ©etbftanftage  merben  fann, 
menn  er  un§  auf  ben  ©ott  btiden  t)ei^t,  ber  „nid)t  fd)itt".  ®er 
©taubenbe  bejat)t  burd)  feine  33itte  in  ©ott  eine  SGBittigfeit  gum 
©eben,  bie  einmat  o^ne  9leben5iüede  unb  ^intergebanfen  reine 
^reube  am  ©eben  ift,  ^caga  zov  didovwg  d^eod  aTvXiog,  fobann 


424  ^«P-  10.    2)ie  3lpofteI  ber  Äird)e  oon  ^entfatem. 

tro^  ber  9>eriünbigung  gebenbe  ©üte  bleibt,  ymI  i^c^  oveidi'CovTog. 
®aburc^  wirb  ba§  ©lauben  ber  ©egenfa^  pm  ^K'^if^t"/ 
öucAQivEo&ai.  ®ie|e§  ift  feine§n)eg§  nur  qI§  ^epreffion  geba(^t, 
benn  bie  SJieinung,  ^)  er  lüerbe  bennoc^  't)a^  üon  if)m  ©eroünjc^te 
empfangen,  rcirb  aud)  bem  ^i^^if^^n'^en  §ugef(i)rieben.  @r  fann 
anfpru(^§üol{  cor  @ott  treten,  ift  aber  inrcenbig  ^erriffen,  t)offt 
unb  i)offt  roieber  nid)t,  fürd)tet  fidf)  unb  fürd)tet  fid)  aurf)  roieber 
nid)t,  will  unb  raiü  nirf)t,  meint  §u  raiffen  unb  n)iberfprid)t  fid) 
felbft,  bittet  unb  !Iagt  über  ©ott.  @r  t)ält  nid)t  feft,  ba^  jebe 
gute  (§>ahz  oon  oben  nieberfteigt.  2)iefe  innere  3^^fpattung  mirb 
aber  für  bie  gan§e  .^altung  be§  2Renfd)en  folgenreid);  fie  fd)afft 
einen  ^uftanb,  ber  im  eroig  unrul)igen  (Serooge  be§  9}?eere§  fein 
@Ieid)ni^  \}at  ^eber  fefte  einf)eitlid)e  2lft,  barum  aud)  bie  be= 
f)arrlid)e  3Soüenbung  irgenb  eine§  3ßege§  ift  nnmöglid)  geroorben. 
®aburd)  ift  t'tar,  roeld)e  umfaffenbe  ^ebeutung  für  ba§  gan^e 
menfd)lid)e  Seben  bem  ©tauben  §ufommt,  ba  e§  bie  2luft)ebung 
ber  boppelten  @eele  burc^  eine  'tia^  teufen  unb  SÖBoUen  binbenbe 
@eroi^t)eit  ift. 

%\t  britte  S3erantaffung ,  ben  3Bert  be§  @Iauben§  ju  be= 
tonen,  gibt  bem  ^rief  ber  ^ampf  gegen  bie  3Serberbni§  ber  Siebe 
jur  rciüfurlid)en,  üon  ber  ©ered^tigf'eit  abgefd)iebenen  @unft, 
2,  1  ff.  ^u  biefer  laffen  fid)  bie  Sefer  baburd)  verleiten,  "üa^ 
ber  9*teid)tum  aud)  in  i()ren  ^ugen  bem  9}ienfd)en  eine  58ebeutung 
t)erleit)t,  neben  ber  fein  inroenbige§  SSer^alten  a(§  nebenfäd^Iid^ 
erfd)eint.  3Benn  aber  bie  ©emeinbe  ben  Firmen  üeräd)tlid)  be= 
t)anbelt,  fo  bebent't  fie  nid)t,  roeld)en  3ßert  t>a^  ©tauben  befi^t; 
benn  ber  für  bie  SQBelt  Slrme  ift  im  ©tauben  reid),  2,  5.  3Ba§ 
bem  in  bie  23erfammlung  tretenben  !')ieid;en  ^)iüdfid)t  erroirbt,  finb 
feine  golbeneu  Stinge  unb  fein  glän^enber  9^od;  roaö  ber  5Irme 
in  bie  ©emcinbe  bringt,  ba§  ift  fein  ©tauben.  2)ürfen,  fragt 
3afobu§,  im  lCert)aIten  ber  ©emeinbe  jene  a(§  roertuoll,  biefeä 
atö  roertlo§  crfd)einen?  %a%  roäre  ein  falfd)e§  ©erid)t,  jumal 
ba  ber  JKeid)tum  ben  2Biberftanb  ber  3ieid)en  gegen  Kljriftug 
entfd)ulbigen  foU.  ^ie  ©emeinbe  ^anbelt  nur  bann  rid)tig,  roenn 
fic  bas(  ©tauben  alö  etiuaä  unbcbingt  SertuoHesi  fdjäljt,  \kU\\ 

•)  oUatkiu  in  feinem  ÖJcflenfa^}  ju  nfauc  ift  mit  ^cbnd)t  flcfaflt. 


Ser  '^'rei§  beö  ©Imibenö  bei  ^ß^obue.  425 

bem  ber  äußere  S3e[t^  oöllig  Derfd)tüinbet.  ®enn  bcr  ©laubenbe 
ift  im  ^efi^  be§  9ieic^§;  er  t)at  nid)t  blo^  ^offnunci  auf  ba§= 
felbe,  fonbern  ift  rcid),  n)ie  ber  @rbe  reid)  ift  im  9?eid)tum  feinet 
5ßater§,  in  beffen  33efi^  er  fünftig  treten  rcirb.  ®arum  manbelt 
t)a^  ©tauben  ha§  Urteil  über  ben  ^efi^  ber  Seute  Döüig  um: 
ber  Strme  ift  burc^  ba§felbe  reid),  ber  S^ei^e  üt)ne  baSfelbe  arm, 
ügl.  1,  9  f.,  5,  1  ff.  3lnerfennt  bie§  bie  ©emeinbe  nirf)t,  fo  wirb 
fie  öon  „btjfen  ©ebanfen"  regiert,  meidjt  beftod)en  oom  ©elb  mie 
ein  feiler  9'tid)ter  üon  ber  @ered)tigfeit  ah  unb  mirft  Sünbe,  2,  9; 
benn  fie  mvtzf)xt  if)re  Siebe  jur  parteiifd)en  ©unft,  2,  1. 

®ie  (^ah^  @otte§,  bie  bem  ©lauben  feinen  unoergleid^Iii^en, 
alles  in  ber  SCBelt  überragenben  iiBert  üerleit)t,  ift  t)ier  al§  @r= 
n)äl)lung  burc^  @ott  be5eid)net.  SBeil  ®ott  bie  Firmen  auS= 
crn)äl)tt  t)at,  barum  finb  fie  fraft  be§  @lauben§  reid),  2,  5.  2)a§ 
fte^t  mit  bem  2öort  über  ben  bittenben  ©tauben,  1,  5,  in  befter 
Übereinftimmung.  3ßie  bort  ber  ©laube  eine  @emeinfd)aft  @otte§ 
mit  bem  9Jienfc^en  cermittelt,  bie  feiner  9iatlofigfeit  uon  innen 
I)er  al§  Sid)t  gebenbe  ©üte  abt)ilft,  fo  ert)ätt  er  t)ier  baburd) 
feinen  Sert,  baf?  er  bie  ^rud)t  unb  ^olge,  barum  and)  bie  Sürg= 
fd)aft  unb  ftete  'i>ermitteluug  be§  bem  3)lenfd)en  jugemaubtcn 
götttid)en  ^^ieben;§  ift. 

^ier,  reo  com  ©lauben  au§  ber  Söert  be§  9J?enfd)en  be= 
ftimmt  unb  baSfelbe  al§  5lnteil  am  göttlid)en  9ieid)  befd)rieben 
mirb,  rcirb  e§  auSbrüdlid)  auf  3efu§  gerid)tet.  ^a§  3efu§  er- 
faffenbe  ©tauben  foll  am  allerrcenigften  mit  ber  feilen  3ßeret)rung 
be§  ®elb§  §ufammenbeftet)en.  Sßer  ibn  als  ben  (£l)riftu§  beial)t, 
für  ben  ift  e§  im  "i>erfel)r  mit  ben  9)lenfd)en  jum  entfd)eibenben 
^auptpunft  geworben,  roie  fie  fid)  jum  6:t)riftu§  üerl)alten,  ob 
fie  i^n  erfennen  unb  fid)  ibm  untermerfen,  ober  fid)  il)m  miber= 
fetten,  ^ür  ein  im  ©lauben  an  :3efu§  begrünbeteS  'ilDenfen  unb 
SBollen  ift  bie  33erbunben^eit  mit  bem  ßf)riftu§  ha§  größte  ©ut, 
nid)t  mel)r  ha§>  ©elb,  unb  bie  ^^i^^fc^^ft  gegen  il)n  ba§  gro^c 
Übet,  nic^t  me^r  bie  5lrmut.  ®arum  rcirb  aud)  mit  bem  feier= 
lid)en  Flamen  ^z\n:  „(£^riftu§  ber  ^errli^feit"  baran  erinnert, 
^a^  ber  6:f)riftu§  ©otte§  ift,  unb  ber  it)m  erroiefene  ©et)orfam 
©Ott  getan,  bie  gegen  il)n  gerid)tete  3^einbfd)aft  gegen  ©Ott  ge= 
rid)tet  ift. 


426  Aap.  10.    2)ie  2lpoftcI  ber  Äird^e  oon  ^erufalem. 

3unäcf)ft  gcf)t  bic  9JlaI)nung  bat)in,  ba§  auf  ^cfu^  gericfitctc 
©lauben  nicf)t  pfammen  mit  foId)er  TOilI!ürIirf)en  Ungered)tig!ett 
§u  f)abcn.  @§  würbe  burrf)  eine  joIcf)e  ^evbinbung  befdimu^t 
unb  uu^log  gemad)t.  ^ernac^  tritt  aud)  I)ier  bem  ©tauben  bie 
innere  ^^^t^fpoltung  dia/.Qid^rivaL  2,  4,  gegenüber,  raeil  nid)t  nur 
bie  f)eilfame  %mä)i  be§  ®Iauben§,  fonbern  auc^  biefe§  felbft  burc^ 
ein  folcfieg  ^er^alten  Derborben  rairb.  Söenn  "üa^  Sieben  pr 
unreinen  @unft  entartet,  bleibt  'öa^  ©tauben  nid)t  met)r  un= 
oerjetirt,  rceit  man  e§  nid)t  am  trüber  t)erad)ten  t'ann,  oI)ne  ba§ 
eigene  ©tauben  ^u  burcfifreujen.  ®a§  Urteil  be§  ^afobu§,  ha^ 
bie  üon  it)m  gerügte  S^erteilung  ber  ^lä^e  in  ber  93erfammlung 
eine  ^Verleugnung  ®f)rifti  in  fid^  I)abe,  rcirb  für  feine  erften  Sefer 
ebenfo  überrafd)enb  geroefen  fein  mie  für  un§.  ^t)re  3lner!ennung 
ber  SJteffianität  ^z]u  mod^te  il)nen  unerfd)üttert  fd)einen,  aud) 
wenn  fie  ben  9ieid)en  anberä  empfingen  al§  ben  Firmen.  3ltlein 
bie  @eringfd)ä^ung,  bie  ber  ©laubenbe  üon  it)nen  erfät)rt,  fällt 
auf  ßl)riftu§  felbft  §urücf.  ©ie  fönnen  ha§  3Ver!^ältni§  be§ 
9Jtenfc^en  ju  (S^riftu§  feiner  äußern  Stellung  nid)t  nad)fe^en, 
ol)ne  t)a^  fie  bamit  aud)  (Jl)riftu§  üeräd)tlid)  betianbetn. 

^ie  ©teile  beleud)tet  t)ell,  mie  feft  ^a!obu§  baä  ©tauben 
unb  ^a^  .^anbeln  miteinanber  oerfnüpft.  @r  l)at  in  biefem  ©e= 
bant'engong  beibe  unterfd)ieben,  pgleid)  aber  auc^  geeint.  2luf 
ber  einen  ©cite  ftetjt  bie  ^ejal)ung  ber  ^errfd)aft  ^efu,  „©taube", 
auf  ber  anbern  ©eite  bie  Sßeife,  luie  bie  ©emeinbe  ben  93er!el)r 
mit  ben  9)lenfd)en  einrid)tet,  „3Berf".  ^eibe§  ift  nid)t  untrennbar 
uerbunben;  i)ielmel)r  fann  fid)  bei  allem  ^^reig  ber  .^errfd)aft 
i^efu  „bog  3lnfel)en  ber  ^erfon"  in  aller  ^ä^lid;feit  geltenb 
mad)en.  Unb  bod)  treibt  ba§  ©louben  unmittelbar  ju  bem  it)m 
entfpved)cnben  SGBerf.  ®amit  bafj  bie  ©emeinbe  (Sljriftug  fennt, 
ift  fie  tatfäc^tic^  in  eine  neue  Söertung  aller  £eben§Dcrl)ältniffe 
l)ineingefe^t ;  fie  ift  in  einer  I)öt)ern  SÖeife  reid)  geiuorben,  bie 
esi  bem  niebrigen  33ruber  ermöglid)t,  fid)  feiner  .jpöbe  ju  rüt)men, 
unb  bem  ^Heid)en,  fid)  an  feiner  (Srnicbrigung  ju  freuen,  1,1). 
^arum  fönnen  if)r  bie  golbnen  iKinge  nid)t  mel)r  alä  ^errlid)feit 
gelten,  unb  ber  arme  33ruber  it)r  nid)t  mel)r  ueräd)tlid)  fd)einen; 
er  ftct)t  in  ber  üollen  iSürbe  ber  gbttlid)en  ©ru)äl)lung  vov  il)r. 
^arum  bebarf  baö  ©laubcn  baö  iljui  cntfprcdjenbc  ^anbeln  ju 


2)er  ^rei§  bes  ©laubeng  5ei  Safobuö.  427 

feinem  eigenen  33eftel)en;  e§  ift  ni(^t  oöüig,  raenn  ba§  SOßerf 
unterbleibt.  (Sine  (Sd)ä^ung  bev  ®inge  unb  9Jlenfrf)en,  icelc^e 
(S;f)riftu§  unb  ba§  9teid)  ignoriert,  f)ei^t  ^tOfobuS  öiaKQidiivai, 
lüüburd)  fie  al§  ba§  ©egenteit  be§  glaubenben  23erf)a(ten§  be= 
äeid)net  ift.  "^ie  ^^erbunbenl^eit  mit  bem  (£t)riftus  erzeugt  bie= 
jenige  @emeinfd)aft  mit  ben  9Jienfd)en,  bie  if)r  @inf)eit5banb  in 
ber  ©emeinfamfeit  be§  ©laubensi  t)at,  unb  wirb  oerloren,  roenn 
biefe  jerriffen  roirb. 

^k  2(usfüt)rung  be§  ^afobug  I)atte  für  bie  jübifdje  (£()riftenl)eit 
il)rc  befonbere  9ßirf)tigfeit,  nic^t  nur  besl)alb,  meil  in  ber  ^ubcn^ 
frf)aft  bie  (Sd)ä^ung  bes  9ieid)tum§  fd^on  ftarf  entroirfelt  mar,  fonbern 
noc^  met)r  be^l^alb,  weit  fie  oom  jübifd)en  3Solf§tum  umfaßt  wav  unb 
von  biefem  fic^  nid)t  äu^erlirf)  feparierte,  fonbern  innert)alb  be^felben 
it)rcn  auf  bie  ©emeinfamteit  beä  ©tauben^  gegrünbeten  eigenen 
5ßerfef)r  pflegte,  ^ie  @efal)r  mar  ernft,  ba^  fid)  bie  ^Olormen, 
bie  fünft  überall  für  ben  ä^ert"et)r  galten,  auc^  bie  d)riftlid)e 
@emeinfd)aft  unterwarfen,  momit  gegeben  war,  ba^  fie  fid)  im 
jübifd)en  23oIt'§tum  cerlor. 

3nbem  3atobu§  einen  an  fid)  geringen  ^-Borgang  al§  ^eifpiel 
n)ä{)It,  beftimmt  er  gerabe  baburd)  fe^r  umfaffenb,  wie  er  bie 
ganje  ;^eben§füt)rung  unter  bie  Leitung  be§  ^lauben^  fteüt.  31n 
fid)  ift  e§  ja  gleid)gü(tig,  mer  auf  bem  Seffel  ober  auf  bem 
33oben  „unten  am  ©d)emel"  fi^t.  ^JBenn  aber  fogar  biefe  5ileinig= 
feit  ba§  5ßert)ältni§  §u  ßt)riftu§  berüf)rt,  unb  com  ©tauben  bie 
Siegelung  empfängt,  n)a§  fann  benn  fonft  in  ober  au^er  ben 
5ßerfammlungen  gefd)et)en,  iva§  ba§  ©tauben  nid)t  berüt)rte?  So 
ift  e§  offenhinbig  al§  bie  ben  ganjen  U>erfet)r  mit  ben  9)^enfc^cn 
geftaltenbe  9}^ad)t  gebad)t,  unb  roir  ftel)en  bid)t  neben  bem  pau= 
linifd)en  ^Ä^ort:  wa§  nid)t  au§  ©tauben  ift,  ift  ©ünbe.  Sßenn 
©treit  unb  5lampf  in  ber  ©emeinbe  ift,  4,  1,  ober  ber  trüber 
fic^  nid)t  nur  auf  ben  33oben  fe^en  mu^,  fonbern  uerleumbet  unb 
gerid^tet  roirb,  4,11,  ober  t>a§  unbe5ät)mbare  3Bort  mie  ein  ^cuer 
in  ber  ©emeinbe  um  fid)  fri^t,  3,  1  ff.,  ober  „bie  oerge^Iic^en 
^örer"  ba§  2öort  ber  3Bat)rf)eit  mi^ac^ten,  1,  22,  ober  es  nic^t 
mit  Sanftmut  aufnet)men,  fonbern  fid)  jornig  gegen  ba^felbe  auf= 
Ief)nen,  1,  19  ff.,  fo  gef)t  ba§  alte§  ebenf omenig  obne  33erle^ung 
beg  ©laubeng  ab,  al§  bie  parteiifd)e  35erteilung  ber  '|.^lä^e.   2llle 


428  ^<^V-  10.    ®ie  3Cpo|tet  bev  Ätrd)e  uon  Scni)alem. 

9Jla'f)nungen  be§  33nefg  finb  in  berfelben  Seife  ber  Slbleitung 
an§  bem  Sßßejen  be§  @Iauben§  fät)ig,  raie  bie  2,  1  gegebene.  @§ 
fef)tt  it)nen  aud)  nic^t  an  parallelen  ^egrünbungen.  2Ber  bem 
33rnber  flud)t,  mac^t  feine  Sobpreifung  @ütte§  nid)tig.  ®a§  SOBort 
über  ben  2Renfrf)en  unb  ba§  SBort  über  @ott  beftef)en  nic^t  un= 
abt)ängig  nebeneinanber ;  ber  Sobprei§  @otte§  beftimmt  oud)  bie 
2öeife,  n)ie  über  ben  SJ^enfc^en  gerebet  rcirb,  unb  bie  SSerfluc^ung 
be§  9Jlenf(i)en  §eigt,  wie  wenig  ©ott  gercertet  rcirb;  benn  ber 
a«enfd^  ift  ju  @otte§  3lf)nlicf)f'eit  gemad)t,  3,  9.  ^er  3Seräic{)t 
auf  'Oa^  @erid)t  über  ben  Q3ruber  ift  baburd)  gegeben,  ha^  ber 
Sine  al§  ©efe^geber  unb  9f{id)ter  aner!annt  wirb,  ber  oerberben 
unb  erretten  t'ann,  4,  11.  12.  SÖBer  fid)  gegen  ben  33ruber  jum 
SSerleumber  niad)t  üerneint  "tta^  ©runbmoment  in  allem  ©tauben, 
ba^  ©Ott  ber  eine  über  alten  ift. 

@§  liegt  auf  ber  ^anb,  ba^  eine  «Raffung  be§  ©lauben§= 
begriffe  in  unferem  ^^rief,  bie  benfelben  ju  einer  abftratten  iüillen= 
lofen  SJ^einung  mad)t,  fd)led)tl)in  \ai\d)  genannt  raerben  mu^. 
©in  ©tauben,  ba§  ben  9(rmen  nid)t  nur  mit  feiner  ^Irmut  jufrieben 
mac^t,  fonbern  it)m  in  berfelben  ba§  ^erou^tfein  gibt,  er  fei 
reid),  unb  baburc^  fein  ^anbeln  beftimmt,  foba^  er  fid)  Dor  bem 
^eid)tum  nidjt  mel)r  beugt,  ein  ©tauben,  ba§  ^u  bem  mit  ber 
5ßerfud)ung  uerbunbenen  Seiben  millig  mac^t,  ja  an  bemfelben 
roegen  ber  bamit  uerbunbenen  inneren  ^-orberung  einen  ©runb 
jur  ^reube  gewinnt,  ein  ©tauben,  ba§  in  Stunben  ber  S'tatlofig^ 
feit  bie  3Bei§t)eit  ©otte§  al§  erleud)tenbe  Ä'raft  bei  fid)  mei^, 
unb  ber  ©ünbe  unb  5lranfl)eit  in  ber  Seit  mit  einem  ©iege§= 
bemufjtfein  gegenüberftet)t,  beffen  .^öt)e  burd)  ba§  Söort  fixiert 
ift:  „@lia  mar  ein  ^[Reufc^  mie  mir",  ein  fold)e§  ©tauben  ift 
^raft  unb  nid)t  eine  3lbftrat'tion,  fonbern  '^-yeftimmtljeit  ber  gansen 
^erföntid)feit,  lueil  e§  it)r  ganje^j  teufen  unb  Sollen  regiert. 

©d)on  bie  Sarnung  uor  jener  ©läubigfeit,  meld)e  ben  SSer- 
fc!)r  mit  ben  93]enfd)en  nid)t  berül)rt,  fonbern  für  biofen  oöllig 
anbere  'üJiafjftäbe  in  ©eltung  feljt,  l)at  crfeunbar  gomadjt,  bafj 
Qafobus!  nid)t  jebegi  ©lauben  fd)ät3t,  fonbern  bereit  ift,  e§  göu.^tid) 
ju  eutmerten,  menu  eg  vom  .f'>anbeln  ber  ©emeinbe  abgofd}nitten 
bleibt,  ©r  beginnt  be^balb  einen  fd)arfen  .^hiinpf  gegen  bie  'ik^ 
rul)igung,  bie  fid)  bie  ©emeinbe  baburd)  oerfdjafft,  bafj  fie  fd)oli 


2)ie  S?entiteilim(i  be§  trägen  (3lau6en^.  429 

i^x  ©laubcn  a(§  if)re  drrettung  unb  ©erec^tigfeit  vüf)mt.  1)ie 
üom  2;äufer  begonnene,  »on  ^efuS  fortgelegte  Seftreitnng  eine§ 
falfrf)en  @(auben§  wirb  üon  3öfobu§  gegen  alle,  bie  jd)on  oon 
tf)rem  ©lanben  bie  ©rrettung  unb  9^erf)tfertigung  errcarten,  er= 
neuert.  *)  @r  bezeugt  i^nen,  ha^  ha§  ©louben  ben  9}lenfd)en 
nic^t  erretten  !ann,  loeil  e§  of)ne  Serfe  tot  unb  für  fid)  allein 
unroirffam  ift,  ve/.Qd,  agyri  2,  14  ff. 

^iefeg  Urteil  gilt  unioerfal.^)  8o  roenig  eg  für  3a!obu§ 
Siüei  3(rten  oon  Seibern  gab,  folrf)e  bie  ot)ne  ©eift  lebenbig,  unb 
foldt)e,  bie  ol)ne  ©eift  tot  finb,  fo  wenig  er  z§  nur  aU  eine  5lb= 
art  ober  Unart  be^  Seibe§  betrad)tet,  ba§  er  burc^  bie  2;rennung 
com  ©eift  pm  £eid)nam  rcirb,  fo  wenig  fennt  ^afobusi  irgenb 
ein  ©lauben,  ba§  ifoliert  com  SOBerf  burd)  fid^  felbft  etroa^ 
lebenbigeS  raärc,  fonbern  alle§  ©lauben,  rcaä  immer  e§  an  @r= 
fenntnisi,  ©mpfinbung  unb  Sßille  in  fic^  baben  mag,  ift,  folange 
ber  SJienfcl)  nid)t§  anbere§  al§  gläubig  ift,  unfrud)tbar  unb  tot. 
®arin  beftel)t  ber  ©ruft  unb  bie  ^raud)barfeit  feiner  ©ä^e,  ba§ 
fie  ein  au§nat)m§tofe§  fefte§  ©efe^  ausfprerf)en.  3Bürbe  er  fid) 
nur  gegen  gemiffe  Stufen  unb  formen  bet^  ©laubenS  roenben, 
fo  ^ätte  er  allen  ^ilu§flüd)ten  9?aum  gegeben  unb  ben  ernften 
ßroedt  feine§  ©ebanfengang§  uereitelt. 

Unmirffam,  aQyiq,  bei^t  ba§  ©lauben  nic^t  be^roegen,  meil 
fc^led)tt)in  feine  SOBirfungen  oon  i^m  ausgingen,  fonbern  be§= 
wegen,  weil  e§  ^Oa^  eine  gro^e  @rgebni§,  auf  ba§  alle§  ant'ommt, 
bie  ©rrettung  unb .  ©infü^rung  in  bag  9ieid),  nid)t  erlangt.  2:ot 
f)ei^t  e§,  nid)t  weil  jmei  entgegengefe^te  ^>^uftänbe  am  ©lauben 
unterf trieben  mürben,  foba^  e^  al§  au§  ber  Sebenbigfeit  in  ben 
^obeSpftanb  übergel)enb  bargeftellt  märe;  vex^og  nennt  oiclmct)r 

*)  .'päufig  finb  Urteile  über  S^fobnö  abgegeben  lüorben  oJ)nc  jebe  "l^ov- 
ftellung  uom  ©Untbeneftanb  ber  onnagoge,  bie  einfarf)  al^  eine  ungliinbige  ^Hotte 
gilt,  barnin  and)  oljne  3ll)nnng  uom  (5rnft  ber  3lnäeinanberje^nng,  bie  fid)  uon 
Otefnö  l)er  in  ^evufalem  nid)t  blo^  jnji)d)en  Unglanben  m\t>  ©lauben,  fonbern 
jir)ild)eu  ©lauben  unb  ©lauben  üoUjogeu  Ijat.  W\t  einem  berartig  üerbuufelten 
»orijont  ift  baö  Üserftänbniä  oon  ^ff-  ^  »on  üornl)erein  üerid)erjt. 

2)  (i'iS  mar  ein  3JH^griff,  loenu  bie  ältere  ej:egetifd)e  ilrabition  für  unfere 
©teile  eine  bcfonberc  Spejie^  be^  ©lauben^  fd)uf:  tides  niortua,  unb  fie  bamit 
für  erlebigt  l)ielt;  ben  „lebenbigen  ©lauben"  gelje  fie  nid)tö  an.  Sie  gel)t  baö 
©lauben  an. 


430  Äcp-  10-     ~'e  9lpoftel  bev  .Hirdie  oon  :oeni)alein. 

ben  2:übe§5uftanb  at§  fertige  bletbenbe  @igenjd)aft,  uub  fprid)t 
au§,  ba^  ba§  ©lauben  für  fid^  allein  nod)  ni(i)t§  rairft,  gibt 
unb  t)ilft,  unb  nid)t  p  bem  su  recE)nen  ift,  roag  lebt  unb  (eben 
marf)t.  ^) 

®tefe  9^u^lofig!eit  be§  ®Iauben§  gilt  ^a!obu§  al§  etrca^ 
abnormes.  @§  liegt  ein  ^abel  für  bie  ©emeinbe  barin,  roenn 
man  fie  fragen  mu^:  ma§  nü^t  euc^  euer  ©lauben?  9Zur  burd) 
bie  3Serfrf)ulbung  be§  9Jlenfcl)en  l'ann  bem  ©lauben  ba§  fel)len, 
ma§  e§  frucl)tbar  mad)t  unb  i!^m  Sebenbigfeit  gibt.  %k§  ift 
freilid)  etmaS  anbere§  al§  ©tauben-,  nämli(^  tia^  2Ber!.  ^a§ 
2?orl)anbenfein  ber  2Ber!e  bat  für  ba§  ©tauben  biefetbe  33ebeutung 
rcie  ba§  33orl)anbenfein  be§  @eifte§  für  ben  Seib,^)  foba^  ba§ 
©lauben  nur  folange  tima^  tote§  ift,  al^  e§  üom  3Berf  getrennt 
ift.  ^a^  e§  fiel)  bei  ber  23ergleicf)ung  oon  SGBerf  unb  ©lauben 
mit  ©eift  unb  Seib  nicf)t  um  ha§>  3^ert)ältni§  ber  beiben  ?^unf= 
tionen  jur  2öat)rnel)mung  anberer  l)anbelt,  liegt  auf  ber  .^anb. 
SGBer!  unb  ©cift  finb  au§  feinem  anbern  @runbe  jufammengeftellt, 
al§  meil  fie  bie  belebenben  Gräfte  finb,  ebenfo  l^eib  unb  ©laube 
al§  ba§  für  fid)  allein  tote,  rca§  erft  burd)  ein  anbere§,  nämlid) 
burd)  ben  @eift  unb  ba§  SGBer!,  Seben  empfängt.  2lud)  tia^  ift 
nid)t  in  biefer  3Sergleid)ung  entl)alten,  ba^  ba§  ©tauben  burd) 
bo§  2öerf  jum  ^afein  fomme.  ^ie  ganje  9}lal)nung  bat  um= 
getef)rt  barin  i^ren  ©runb,  ba^  ba§  ©tauben  aud)  ül)ne  2Berf 
üorl)anben  fein  fann,  fo  gut  al§  ein  Seid)nam  ba  ift  auc^  ot)ne 
©eift.  Sebenbig  mirb  e§  burd)  ba§  SBerf  be§megen,  meil  e§ 
erft  baburd)  3Bert  uor  ©ott,  gered)t  unb  feiig  mad^enbc  5lraft 
crt)ält.  9^ur  wenn  e§  mit  bem  SBerf  nerbunben  ift,  trögt  e§ 
bem  9Jlenfd)en  Errettung  unb  !')ied)tfertigung  ein,  unb  nur  bann 
ift  e§  nic^t^  totes  me^r. 

>)  »flt.  bie  „toten  aücrfe"  .s.X'br.  H,  7.  9,  14,  bie  e^HMlfalK^  nicDt  ,Mteift 
lebenbifl  finb  unb  OevnncI)  [tertu'n,  fonbern  nicl)t8  nnbeieci  alo  tot  finb;  unb 
loeiter  aud)  bie  „tote  Siinbe"  Mim.  7,  it,  bie  cvft  l)ernacli  yint  X'eben  fonnut. 

')  ^ev  (Mcbanfe,  mit  2,  2H  fei  nur  ber  'i^enviff  lob  bari^eftelU,  ein  wom 
HiJerf  ßctvcnntc«  ©[«üben  fei  fo  tot,  mie  ein  Veid)nam,  ()nt  bie  nnijibriicflid)e 
Weflcnüberftellunft  be*  /"K'^f  nvivfiaioi  unb  x^q^ü  ti>y(ot'  jieju'it  fid).  !3?nniit 
ift  ber  ''•lk'rflleid)unrtopnnft  nid)t  nur  in  ben  Jobetf.yiftaub,  fonberu  nud)  in  bie 
Iobc«urfad)e  uerleflt,  bie  l)ier  unb  bort  in  ber  5Uiu)efenl)cit  beffen  lictit,  morin 
bnö  Tole  fein  Veben  hat. 


2)ie  3?erurtei(ung  beö  trägen  (^laubenö.  431 

^er  (Srunb  biefc§  Ba^^§  ift  oon  ^«fo^ug  mit  großer 
'2)urd)[id)tigfeit  entroirfeÜ.  (3rf)on  bie  a3ergleid)ung  be^  tatlofen 
@laubeu§  mit  bem  tatlofen  SOßoI)Iit)olten,  ba§  fid)  in  freunblid)en 
2ßorten  erfd)ö|)ft  unb  baburd)  nu^lo§  mirb,  scigt  ba§  3ScrIangen, 
ba§  in  biefen  ©ö^cn  lebt,  mit  großer  ^(arbeit,  ^ie  53ebeutung 
jener  33erg(eid)ung  mirb  nid)t  genügenb  gefaxt,  wenn  man  in 
it)r  blo^  bie  9]id)tigfeit  leeren  @efd)n)ä^e§  bargefteüt  finbet.  ^er 
23ergleic^§pun!t  liegt  üielmel^r  barin,  ba^  bie  freunblid)en  Sßorte 
be§  tatlofen  9Jiitgefüt)I§  ba§,  mos  bem  ^eibenben  fel)(t  unb  mag 
it)m  f)elfen  mürbe,  t'Iar  unb  ri(i)tig  benennen  unb  boc^  feine 
«Situation  nirf)t  änbern.  Sßie  fid)  biefe^  2öoI)Imoüen  jum  ^-öruber 
Dert)ätt,  fo  üerplt  fid)  ba§  blo^c  ©tauben  ^u  @ott.  (&§  ift  ein 
rid)tiger  ^lid  auf  ba^,  roo^  @ott  ift  unb  getan  i)at;  e§  fpric^t 
5u  ©Ott  unb  üon  @ott  ber  3ßa^rt)eit  gemä^,  mit  SGBorten,  bie 
ba§  33ert)ältni^  be§  9)lenfd)en  ju  if)m  rid)tig  benennen.  (S^  finb 
aber  nur  Sßorte!  ^a§  ift  bie  (Sd)ranfe  be§  ©laubenö;  er  fällt 
in  bie  (Spt)äre  be§  Semu^tfein§  unb  barum  be§  Sort§.  @r 
be|al)t,  roa§  @ott  ift,  anerfennt  feine  ©rö^e  unb  ©nabe,  befennt 
fid)  5u  il)m  unb  ju  bem,  ben  er  gefanbt  I)at.  ®a§  finb  nod) 
immer  blof^e  3öorte,  unb  Sorte  finb  nid)tig  lebenbigeö.  Seben 
f)ei^t  mirf'en.  ^iefe  SßBortc  ber  3lnerfennung  unb  be§  ^efennt= 
niffe§  bebürfcn  eine§  lebenbig  mad)enben  ©eifte^,  fonft  bleiben 
fie,  fo  rcal)r  fie  finb,  bürre^  melfe§  ^aub,  unb  ber  ©eift  fäf)rt 
in  biefen  Seid)nam  bann,  menn  "ba^  2Berf  ^uftanbe  fommt  unb 
ber  9}lenfc^  nid)t  blo^  von  feinem  ®ott  fprid)t,  fonbern  e§  für 
it)n  5um  ^anbeln  bringt.  @§  märe  für  bie  tird)e  rül)mlid)er, 
roenn  fie  bie  ftarfe  Siebe  mit  ifirem  tiefen  Sd)mer5,  au^  ber  bie 
Sßorte  be§  :3a!obu§  geboren  finb,  lebenbiger  in  fid)  nad)erlebt 
ptte.  ^n'eifelloS:  baä  ©lauben  ift  oon  unfd)ä^barem  Sert, 
menn  e§  mit  ber  Seere  unb  ^unfell)eit  be§  ^erou^tfein§  oer= 
glid)en  mirb,  bem  e§  fei) lt.  „®in  einiger  @ott",  :jafobu§  gäbe 
biefe§  2ßort  nid)t  preig  aud)  nic^t  um  eine  2öelt!  ogl.  1,  2.  @r 
mei^  fel)r  mot)l,  wieüiet  bie  33inbung  be§  53en)u^tfein§  an  ®ott 
burd)  bie  9Jlad)t  ber  3ßat)rl)eit  bebeutet.  2lber  follen  e§  nur 
äBorte  fein,  wa§  ber  9)lenfd)  (Sott  gibt,  unb  bie  ©emeinbc  bes 
®t)riftu§  fic^  bamit  jufrieben  geben,  ba|  fie  fid)  ^u  ©ott  be!ennt? 
Slann  fie  @ott  il)r  ^anbeln  oermeigern,  mitl  fie  nid)t§  tun  für 


432  ^«P-  10.    35ie  3lpoftel  ber  iTir(I)e  üon  ^erufnlem. 

i^n?  ^ene  ^nnerlic^feit,  bie  nur  ;3nnenn)elt  ift,  bagegen  ben 
reellen  SSerlauf  be§  Seben§  unt)erül)rt  lä^t,  liegt  auf  ^a!obu§ 
al§  eine  fc^rocre  Saft:  ni(l)t  nur  benfen  unb  reben,  fonbern  für 
©Ott  l)anbeln!  ba§  ift  fein  93erlangen.  2öir  ftet)en  bid)t  neben 
"»Paulus  mit  feiner  gefanimelten  ^ege^rung  narf)  beni  SSoKbringen 
be§  ©Uten.  (Sagt  ^aulu§:  fannft  bu  ha^  ©ute  nid)t  uoübringen, 
fo  bift  bu  ein  elenber  SUlenfc^!  fo  fagt  ^a^^buS:  raitlft  bu  ba§ 
©Ute  nic{)t  cotlbringen,  fo  bift  bu  ein  toter  SDIenfcf)! 

^cr  ^inraeis  auf  bie  teuflifd)en  ©eifter  becEt  ben  ©runb 
nodf)  lüeiter  auf,  raarum  ha^  ©lauben  für  fid^  allein  etrcaä  tote§ 
bleibt,  weil  er  auf  baä  3ufommenbeftel)en  ber  33eia^ung  ©otte§ 
mit  bem  böfen  Söillen  in  berfelben  '^>erfon  aufmerlfam  mad^t. 
%a§  ©lauben  ift  nad)  feiner  einen  ©eite  ein  üom  Söillen  ber 
^erfon  unabl)ängige§  ©rlebniä;  benn  ha§  ©eglaubte  brängt  fiel) 
in  feiner  Sß3at)rl)eit§mad)t  bem  ©eifte  auf,  unb  menn  e§  aud) 
fofort  al§  3n^P"t^  ^^^'^  Sßillen  bercegt,  fo  beftet)t  bod)  barin  ha^ 
©ct)eimnig  ber  ^Bo§t)eit,  ^a^  mir  biefen  ^ufammenl)ang  §errei^en 
unb  unferen  SGBillen  aud)  bem  erfannten  ©ott  oermeigern  fönnen. 
2)e§t)alb  fdjeibet  ba§  ^:8efenntni§  ^  ©ott  unb  6;i)riftu§  bie  ©e= 
meinbe  nod)  nid)t  oon  ber  inneren  ©leidjartigleit  mit  ben  Teufeln 
ah  unb  bcn)al)rt  fie  besl)alb  aud)  nid)t  cor  itjrem  ©efd)idt;  oiel= 
mebr  ftiftet  ber  ©laubenbe  gerabe  bann,  roenn  er  blo§  glouben 
mill  unb  ©ott  fomit  hah  Serf  oerfagt,  benfelben  ^Jii^  in  fid), 
ber  bie  ©d)ulb  unb  ba§  ©lenb  ber  Teufel  ift.  2)ann  ergibt  fid) 
gerabe  au§  bem  ©lauben  bie  .^öl^e  ber  ©d)ulb;  er  mirb  jur 
33erurteilung,  ^ux  Saft,  5um  Cuellpunft  l)i.H(ifd)cr  9lngft.  „©ie 
glauben  unb  beben."  ©erabe  bie  ^Jä>al)rl)eit  ©ottc§,  bie  fie  fid) 
nid)t  oerbcrgcn  fönnen,  ber  58lic!  auf  feine  unüergleid)tid)e  3!Jiaicftät, 
bie  alles!  teuflifd)e  Sollen  in  ri)nmad)t  nicbevbvüdt  unb  rid)tcnb 
oerfolgt,  ift  ©runb  unb  Ouell  il)rcr  '^ingft.  ^n  biefcm  l)öd)ften 
(Sinne  gilt  eö,  bafi  basi  blo^c  ©lauben  unfrud)tbar  unb  tot  fei: 
c«  begrttnbet  bie  Unfeligfeit.  4Bir  fte^en  mieber  bid)t  neben 
••^JauluS:  mag  oerbaftet  ben  5!J?cnfd)en  an  ©ottoS  ^orn?  '')V\d)i 
ber  ^Dlangcl  ber  äBal)vl)eit,  fonbern  il)r  'Ik^ü},  bann,  luenn  bor 
aWenfd)  bie  ©a!)rl)eit  mit  Unrerfjt  jufammen  befit^t,  ^Köm.  1,  IH. 

^arf  man  bie  Übertragung  boö  '^^egriffei  ©lauben  auf  baö 
inifliM,.'   ^K.Md.iltcn    „fatad)ve)tifd)"    l)eifHMr:'    Dl)nc   ^yrage   mill 


3)ie  SBentrteilung  be«  trägen  (Silau6en§.  433 

un§  :3cifo6u§  ein  abnormes  3Ser{)aIten  barfteüen,  \a  bie  aller^ 
f)örf)fte  Slbnormität,  ben  %oh  in  feiner  fcf)rec!Iirf)ften  ©eftalt ;  allein 
ber  ^efeft  liegt  nid)t  im  ©tauben,  fonbern  im  ^anbeln.  '3)a§ 
©lauben  ift  t)ie(mef)r  auc^  im  2:eufet  norf)  "öaB  @öttlid)e,  bie  &aU, 
bie  er  of)ne  feinen  ^Bitten  empfangen  t)at  unb  barum  aud)  gegen 
feinen  Söillen  bef)alten  mu^.  2(ud)  rcenn  e§  nid)t  ^rieben  unb 
©eligfeit,  fonbern  3Ingft  fd)afft,  fo  mirft  e§  lebiglirf),  ma§  e§  foll; 
e§  mirb  für  ben,  ber  gegen  ®ott  ftreitet,  pm  @erid)t. 

®ie  53eja^ung  ber  ©nabe  fel)lt  biefem  ©lauben,  aber  nirf)t 
fd)(erf)tf)in,  nur  fo,  ba^  ber  ©laubenbe  fie  nid)t  für  fid)  felbft 
§u  bejafien  üermag.  ^afobu§  mag  an  (Sreigniffe  beuten,  roie  fie 
un§  bie  ©Dongelien  er5ä()Ien,  mo  bie  ©eifter  ^efns  al§  ben  Sobn 
©otteä  anrufen,  ber  gekommen  fei,  fie  ju  cerberben.  ^amit  ift 
feine  ©nabe  bejaf)t,  benn  biefe  mad)t  it)n  jum  9ietter  ber  @e= 
quälten  unb  jum  3?erberber  it)rer  3>erberber.  Stber  fie  gilt  nur 
anbern,  nid^t  bem  üor  it)m  ^ebenben.  Und)  mit  biefer  -Verneinung, 
bie  ber  ^öllenangft  mefentlid)  ift,  mirb  @otte§  U^er^alten  jum 
©laubenben  fo  benannt,  mie  e§  in  2ßal)rf)eit  ift. 

S)er,  ber  fic^  feinet  ©laubcnS  rülimt,  5iel)t  auS  bemfelben 
jetjt  freitid)  nod)  nid)t  '^Ingft,  fonbern  frobe  >^ui)erfid)t,  mcil  er 
auf  ©otteö  ®ahi  unb  ^ilfe  §äl)lt.  '2)amit  ift  aber  nod)  fein 
realer  Untcrfc^ieb  5mifd)en  unferem  ©tauben  unb  bemjenigen  ber 
2;eufel  begrünbet.  Slud)  baSjenige  ©lauben  ift  tot,  ta^  un§ 
erquidt  unb  freut,  folange  mir  blo^  I)offen,  ba^  ©ott  un§  feine 
©aben  fd)ent'e  unb  fein  SBerf  an  un§  ooUbringe,  bagegen  i^m 
nidjt  geben,  ma§  fein  ift,  unb  nic^t  tun,  roa§  er  Don  un§  oerlangt. 

(£§  ift  let)rreid),  ba^  ;^iafobu^  bem  ©lauben  an  biefer  Stelle, 
mo  er  jeigt,  ma§  e§  für  bie  ©rrettung  be§  9Jienfd)en  bebeute, 
bie  Sinjigfeit  ©otteS  jum  ^nl^att  gibt:  bu  glaubft,  ha^  ©ott 
ber  ©ine  ift.  S)ie  allgemeine  ©eltung  feinet  Urteile  mirb  nad) 
feiner  SJieinung  baburd)  nid)t  gefd)mcilert.  ©r  erroartet  bie  @in= 
rebe  nid)t:  üon  biefer  Raffung  be§  ©lauben^  gelte  e§  allerbingS, 
ba^  e§  nid)t§  nütje;  aber  ba§  ©lauben  fei  nic^t  genügenb  be= 
ftimmt;  mürbe  e§  5.  ^.  auf  ©l)riftu§  belogen,  fo  märe  jene§ 
negatiüe  Urteil  nid)t  me^r  jutreffenb.  ^afobu§  fügt  aber  5U 
biefem  ©lauben  nid)t  ein  anbereS  ©lauben  t)inju,  bamit  e§  Icbenbig 
merbe,  fonbern  bas  '©erf.    3Bie  follte  il)m  aud)  ein  fo  finfterer 

Scl)lttttev,  2)cr  (Slaubc  im  9J.  Scft.  ^8 


434  Ä«P-  10.    3^ie  Slpoftel  ber  firc^e  oon  Sentfalem. 

©ebanfc  roic  her:  man  muffe  nid)!  nur  an  @ott,  fonbern  aud) 
an  et)riftu§  glauben,  pgänglid)  geroefen  fein!  al§  t)anbette  e§ 
ftd^  im  ©lauben  um  eine  mißfürlirf)e  3lbbition  eine§  unoerbunbenen 
Vielerlei,  „^ux"  an  ©ott  glauben  —  I)ier  I)at  für  ^afobu§ 
fein  „nur"  ^la^,  al§  gäbe  e§  ein  anbereg  (Sut  neben  unb  über 
©Ott,  al§  wäre  ni^t  @ott  ber  @eber  aller  guten  @aben,  al§ 
märe  ber,  ber  an  (£l)riftu§  glaubt,  nic^t  an  @ott  gläubig,  unb 
ber  an  @ott  gläubig,  ber  nid)t  an  feinen  (£l)riftu§  glaubt!  @r 
nennt  in  biefem  SBort  fon)ot)l  nacE)  ber  objel'tioen  al^  nacE)  ber 
fubjeftiüen  (Seite  ba§,  maH  bie  ©runbgeftalt  be§  ®lauben§  bilbet. 
2llle§  ©lauben  be§iet)t  fic^  auf  bie  unDergleicl)licl)e  ©injigfeit  unb 
SRajeftät  @otteä;  wa§  immer  ber  ©taubenbe  bef'ennt  unb  er= 
wartet,  er  anerlennt  bamit  ©ott  al§  ben  ©inigen  unb  bejal^t 
angefid)t§  be§  göttlirf)en  2öorte§  unb  2ßerfe§  ©ott  al§  @ott.  ©o 
ift  aud)  nad)  ber  fubjeltioen  ©eite  Überjeugtl^eit,  bie  ©otte^  ge= 
roi^  ift,  bie  SBur^el,  an§  ber  ftd)  alle§  ergibt,  ma§  au§  bem 
©lauben  t)erDorge!^en  fann,  fei  e0  ^"''ßi^fittit,  D^tu^e,  Söitte,  %ai, 
ober  3lngft,  2But  unb  ^a% 

23eranla^t  ift  biefe  ^erüorl^ebung  ber  einfad^ften  ©laubeng- 
geftatt  baburd),  ba^  bie  Erörterung  entfprec^enb  ber  beftänbigen 
S^enbenj  be§  33riefe§  auf  bem  ber  6;^riftenl)eit  mit  :^y§rael  ge= 
meinfamen  33oben  bleiben  raill.  2luc^  bie  !i>erberbni§  be§  @lauben§ 
jur  Unfrud)tbarl'eit  ift  nid)t  erft  eine  fpejififd)  d)riftlid)e  ©ünbe, 
get)t  oielmet)r  au§  ber  ©r)nagoge  in  bie  ©emeinbe  t)inüber.  ®er 
erfte  9ftul)m,  ben  ber  3ube  ftd)  jueignet,  ift  ber,  ba|?  er  bie 
6inäig!eit  @otte§  bejaht.  2)a§  ift  ber  SSorjug,  tt)eld)er  it)n  uon 
ben  Reiben  fonbert,  ba§  l)eitigc  @rbe  ber  93äter,  ba§  ©iegel  ber 
9lu§it)al)l  3§raelg.  „Er  rül^mt  fid)  @otte^>",  ^\nn.  2,  17.  ,^;"vft 
ber  9^ul)m  be§  @lauben§  au  biefer  ©teile  jertrümmert,  fo  ift  er 
überljaupt  üerneint. 

^n  allen  biefen  3(u§fül)rungcn  ift  ba§,  mag  ben  ©tauben 
unb  ha^  SBerf  uerbiubet,  fcl)arf  l)crüorget)oben.  ^ie  ^'^ctonuug 
bicfes^  |^ufammenl)angg  mar  für  ben  ,>]n)ed  ber  3)kl)uung  un= 
cntbet)rlid),  meil  fie  bie  Sd)ulb  beffen,  ber  ha^  SDBerf  uerfäumt, 
bcutlid)  mad)t.  ©o  beftimmt  baci  SBerf  als!  etums!  "iRcucsi  ,^um 
erlauben  l)in,^utritt  unb  nid)t  naturbaft  au^^  il)m  ben)ovuHid)[(, 
fonbern  ein  ncueö  Sollen  crforbcrt,  ba^^,  mic  bie  (£rfal}rung  lcl)rl. 


2)er  3iifii"'"enf)ang  ^^itifc^en  bem  Wlauben  unb  beut  SBerf.          435 

aurf)  ausbleiben  fann,  ebenfo  beutlid)  ift  fcf)on  burd)  bic  i^ev= 
g(eirf)ung  be§  bloßen  (S(auben§  mit  bem  toten  Seibe  auSgebrüdt, 
ia^  SOßcrf  unb  ©taube  ein  göttlicf)  jufammengefügteS  @an^e§ 
bilben.  Seib  unb  @eift  finb  für  einanber  gefd)affen  unb  bie 
@rftorbent)eit  be§  Seibe§  fommt  burd)  eine  2:rennung  juftanbe, 
n)eld)e  ber  ^eflimmnng  beiber  juraiberlöuft.  "tiefer  3ufommen= 
I)ang  tritt  aud)  burd)  bie  33erg(ei(^ung  be§  @(auben§  mit  ber 
unnü^en  ^armt)ersig!eit  t)eroor.  3Öof)(n)olIen  unb  2ßof)(tat  finb 
§u  einanber  nid)t  be§ie!)ung§(o§,  fo  menig  fie  ibentifd)  finb,  ba 
e§  5U  ber  erfteren  noc^  einer  befonberen  (£ntfd)(ie^ung  bebarf, 
bie  oft  genug  ausbleibt.  ®a§  2Öot)ltt)ü(Ien  ift  aber  at§  innere 
^Kegung  nac^  feinem  eigenen  SBefen  ber  Xai  sugercanbt,  unb 
bleibt  oI)ne  biefe  etroa§  unfertige^.  5lber  aud)  bie  ^Cenueifung 
ouf  bie  Teufel  erläutert  biefen  3ufamment)ang.  &§  bebarf,  um 
©Ott  5U  fennen  unb  bod)  ein  S^eufel  ju  fein,  ein  teuflifd)e§  SBollen. 
eben  beSmegen  ift  eg  ein  i^ormurf,  fall§  bag  ©laubcn  nu^loö 
unb  tot  ift,  weit  ba§  ©tauben  nac^  feinem  eigenen  Söefen  baö 
2Berf  begrünbet  unb  nerlangt.  Sllleei  ^eben  unb  3:un  ®otte§ 
rcirbt  ni(^t  nur  um  be§  ■üJienfd)en  ^^emu^tfein  unb  Söort,  fonbern 
um  feinen  Sßillen  unb  fein  2Ber!.  %k  3Bal)rl)eit  @otte§  menbet 
fid)  an  unfer  3:un ;  ba§  Sßort  ©otteS  oerlangt  nid)t  blo^e  |)örer. 
SBie  ber  Seib  Drgan  be§  ©eifteei  ift,  fo  ift  ba§  ©lauben  bem 
9)'lenfd)en  ai§  SJiittel  unb  ^efäl)igung  jum  .f>anbeln  gegeben; 
nur  ber  bo§l)afte  äöilte  I)ält  biefe  33en)egung  auf.  ^a§  fommt 
aud)  burd)  ben  (Sa^  jum  3tu§brurf,  ba§  fid)  ba§  ©lauben  nur 
in  ben  äßerfen  jeigen  laffe. ')  '3)a  jenes  in  biefen  feine  rffen= 
barung  t)at,  finb  beibe  innerlid)  ju  einanber  in  ^öejiefiung  gefegt. 
®aS  ©tauben  ift  auf  ha^  2Berf  gemiefen  als  auf  feine  ^ilu^erung, 
bamit  aber  aud)  ba§  3Ber!  nom  ©tauben  abl)ängig  gemad)t. 
äßenn  eS  ©rmeiS  beS  ©laubenS  ift,  fommt  eS  ot)ne  biefeS  nid)t 
juftanb.  ©S  empfängt  au§  bem  ©lauben  fein  SJlotio  unb  ^kl 
3ßeil  baS  .^^anbeln  bei  rid)tiger  33emegung  beS  9Jlenfd)en  auS 
ber  iiBat)rt)eit  ermäc^ft,  bie  er  erfaßt,  fo  beftimmt  baS  ©lauben. 


^)  3?a  bie  2)un{eU)eit,  bie  auf  bem  erften  leil  von  'iS.  IB  liegt,  ben  ^n^alt 
ber  «teile  ni(l)t  berül)i't,  ift  bie  (Srörtenmii  ber  Sl>orte  ent5el)rlicf),  ^umal  t>a  id) 
nidit'S  JlbfdiUefjenbee  ju  i^eben  uermaiv  JIht^  id)  bariiber  ju  fagen  toeifj,  finbet 
ber  iiefer  furj  in  ben  „(Srlänterungen"  äum  9i.  2e[t.,  33b.  4. 


436  Äa^i.  10.    Sie  3(poftel  ber  Äircfje  uon  ^«»eruialem. 

it)Q§  unb  wie  gel)anbelt  roirb.  '3)a§  Söerf  unb  ber  ©laube  finb 
fomit  in  biefer  2(u§fü{)rung  genau  in  ba§felbe  SSer^ättniS  guein^ 
anber  gefegt,  roie  in  ben  Sßorten  über  bie  3Serfuc{)ung  unb  bie 
2(rmut,  n)eld)e  ben  SGßert  be§  @Iauben§  preifen. 

^a§  innere  3^erl)ältnig  5n)ifd)en  beiben  I)Qt  ^d'obuS  aud) 
am  ©lauben  2(brat)am§  bargeftellt,  "iio.  er  erroartet,  t>a^  fic^  bie 
Sejer  auf  2lbraf)am  berufen  werben,  ber  berceife,  ha^  fd)on  ba^ 
blo^e  ©lauben  üor  ©ott  al§  @ered)tig!eit  gelte.  2ßeniger  ficE)er 
ift,  ob  auc^  bie  Berufung  auf  dtai)ah  in  ben  @eban!en  ber 
Sefer  gu  üertegen  ift.  ^afobu§  mag  fie  pr  23erftärfung  be§ 
©d^riftbemeifeS  felbft  §itierett.  ^ebenfalls  finb  beibe  ^eifpiele 
I)öd)ft  treffenb  geroäf)It:  bort  „unfer  3Sater"  2(braf)am,  ber  gc= 
red)te,  nüt  bem  au§brücE(i(i)en  ^]eugni§  (S)otte§,  ba^  fein  ©tauben 
üor  ©Ott  ©erec^tigfeit  gemefen  ift;  {)ier  bie  ^eibin,  bie  5^ana= 
näerin,  bie  ®irne,  bie  bod)  roatjrlid)  feine  guten  Ser!e  I)atte 
unb  bennorf)  errettet  unb  mit  3§rael  uereinigt  wirb,  loeil  fie  an 
bie  9Jiad)t  be§  ©otte^  :,^5§rael§  glaubt.  ®iefe  felben  33eifpiele, 
loeldje  ben  Sßert  be§  ©tauben§  in  feiner  ganjen  .^öt)e  barftellen, 
finb  für  ;3afobu§  jugleid)  ber  t)eUe  beweis  bafür,  \)a^  ha§ 
©tauben  ot)ne  Serie  nid)tig  ift.  ^ie  ©emeinbe  t)at  uotiftänbig 
9?ed)t,  wenn  fie  in  2lbral)am  ba:§  !CorbiIb  if)re§  ©laubenö  fiet)t; 
fie  glaube  nur,  wie  2lbral)am,  fo  bleibt  it)r  bie  9ied)tfertigung 
nid)t  an§]  fie  gel)e  nur  bie  ^a^n  9ial)abg,  fo  wirb  it)r  ©tauben 
il)r  bie  ©rrettung  ebenfo  gewi^  bringen,  al§  S^^al^ab  biefelbe  er^ 
langt  l)at.  iUian  glaubt  aber  nid)t  wie  2(bral)am,  wenn  man 
blo^  glaubt ;  beun  3lbra!^am  brachte  ©ott  ben  ©of)n  jum  Dpfcr 
bar,  unb  bieg  war  nid)t  blo§  ©laube,  fonbern  ein  Serf.  "©enn 
3lbral)am  ber  !i>erl)ei|5ung  ©ottc^i  glaubte  unb  biefe§  ©lauben 
if)m  5ur  ©ered)tigfeit  gered)net  würbe,  ©en.  15,  6,  wenn  er  in 
inniger  33crtrautl)eit  mit  ©ott  ftanb  unb  ©ott  il)m  felbft  ben  *Dlamen 
(\a^:  mein  ^reunb,  ^Vf.41,.s.  ©en.  IH,  17.  3:arg.  ;>r.  ^I^^bilo  1,401, 
fo  lag  barin  für  5lbral)am  fein  ^ifpens  oom  "ilkn-f,  fo  "i^a^  er 
an  feinem  ©lauben  unb  feiner  ©otte§frcunbfd)aft  bcfriebigt  fein 
burfte  unb  fid)  ba§  3Berf  erfparen  fonnte.  Umgcfcbrt,  oben  beci- 
wegen  forberte  ©ott  ben  8ol)n  uon  il)m,  unb  uiie,  wenn  3lbra:= 
l)am  il)m  bcnfclben  uerweigort  l)ätto?  wäie  er  nud)  bann  uod) 
ber  ©crcd)tfertigte,  aud)  bann  nod)  ©otteä  ^^'eunbV  Säre  9ta= 


Xev  ,3ufnmmenf)aiig  jn)tfcf)eu  bem  ©tauben  unb  bem  3Berf.         437 

i:}ah  gerettet  rcorben,  wenn  fie  bie  ^unbfrf)aftei-  oerraten  I)Qtte? 
®arum  beroeifen  beibe,  ba^  nid)t  bie  S^rennung,  fonbern  ha^' 
einträd)tige  ^ufammenroirf'en  uon  ©tauben  unb  Sßöerf  (^otte§ 
üottfommene  ®ahz  empfängt.  ®ie  Opferung  31^0^^  "^ö^  eine 
©laubenstat,  bie  ba§  2;rauen  auf  @otte§  @üte  unb  Tlad)i  auf§ 
t)öd)fte  in  Wnfprud)  nat)m,  unb  bejeirfinet  barum  ber  ©emeinbe 
t)et(,  lüie  gro^eö  fie  uom  ©tauben  erroarten  barf,  nid)t  ha^  fc^on  ba§ 
©tauben  fie  errette,  n)of)t  aber  ba^  ^§  fie  jum  ^örf)ften  Dpfer 
für  ©Ott  roiüig  unb  fäf)ig  mad)e. 

9lid)t  bto^  ©otte^  ©abe,  fonbern  auc^  ta^'  ©tauben  felbft, 
!ommt  erft  burd)  ba§  2öerf  ju  feinem  ooüen  Seftanb,  i/.  tüv 
tQycüv  ri  7Ciavig  heleiiod^ri,  2,  22,  nid)t  blo^  baburd),  ba^  fid) 
feine  ©rmartung  erfültt,  fonbern  auc^  baburd),  ha^  fid)  feine 
eigene  innere  ^efc^offent)eit  neu  geftattet.  ^^ätte  3tbrat)am  ©ott 
ben  ©of)n  uermeigert,  fo  ptte  er  „bie  boppettc  ©eete"  in  fid) 
erzeugt,  unb  mit  feinem  |)anbetn  oerneint,  roaei  er  im  ©tauben 
beia[)t  t)atte.  ©r  t)ätte  burd)  biefen  ^^miefpalt  bie  ootiige  ßu= 
üerfid)t  in  fid)  serftört.  ©rgibt  fic^  aber  ber  3Jienfd)  ganj,  atfo 
aud^  mit  feinem  3öotten  unb  Jpanbetn  ©ott,  fo  gelangt  an  ber 
©inf)eit  feinesi  ä^ert)alten§  and)  ba§  ©tauben  ju  feinem  üotten 
33eftanb.  ^hm  liegt  nid)t  met)r  nur  bie  ^^erfic^erung  oor:  man 
\)ahQ  ©tauben,  ju  n)eld)er  ba^  oom  3Öerf  gefonberte  ©tauben 
uerborrt,  2,  14 ;  nun  erroeift  ber  SRenfc^,  roeil  er  f)anbett,  roirf= 
lic^  ©Ott  eine  ungebrod)ene  >^uüerfid)t. 

®amit  ift  aud)  beutlid),  marum  ^afobu^  mit  bem  ©Iauben§= 
begriff  fo  oerfd)iebene  ßuftänbe,  mie  ha^  bebenbe  unb  baö  ©ott 
5uuerfid)tlid)  um  jebe  ®ahe  bittenbe  ©tauben  umfpannt.  2Ba§ 
ba§  ©tauben  in  fotd)e  ©egeufätje  au^einauber  treibt,  liegt  nid)t 
im  ©tauben^inbatt,  ba  ber  einige  ©ott  ber  ßi^Ipwnft  ^eg  ©tau= 
ben§  für  atte  ift,  aud)  nid)t  im  feelifc^en  "isertauf  be§  ©taubeng^ 
att§,  ba  berfetbe  burd)  bie  '-föeife,  mie  ©ott  fid)  t'unb  tut,  für 
alte  analog  gegeben  ift,  fonbern  jum  Cluellpunt't  ber  3tngft  mirb 
ba§  ©tauben  burd)  teuftifd)e§  SBotlen  unb  ^anbeln,  jur  freubigen 
^uoerfic^t  bann,  menn  e^  3tbra^am§  Söerfe  neben  fid)  t)at.  ®a§ 
ift  bie  ^Iöal)rl)eit  in  jener  ei'egetifct)en  Srabition,  bie  au§  3afobu§ 
bie  ©inteitung  be§  ©taubeng  in  „lebenbigen"  unb  „toten  ©tauben" 
entnat)m.    ©§  ftel)en  fic^  bei  il)m  in  ber  Xat  smei  ©eftaltungen 


438  ^<^P-  10-    2)te  Slpoftel  ber  Äirrfie  üon  Senifalem. 

be§  ®Iauben§  gegenüber,  ein  unnül3e§  nnb  ein  f)ilfreid)e§  ©lauben, 
ein  ©tauben,  ba§  jur  SSerbammung,  unb  ein  fo(d)e§,  ba§  §ur 
^ecf)tfertigung  füf)rt,  ein  ©lauben,  ba§  Seben  ift  unb  bringt, 
unb  ein  fü(cf)e§,  ba^  üom  Seben  getrennt  ift  unb  trennt,  ^alfcf) 
unb  bem  33erftänbni§  fd)äblicf)  ift  biefe  Einteilung  be§  ©laubeng 
nur  bann,  rcenn  überfel)en  wirb,  ha^  ber  Unter[cE)ieb  5n)ifd)en 
feinen  beiben  Strten  nic^t  au§  bem  tommt,  wa^  ha^  ©tauben 
ifoliert  com  ^anbeln  ift  unb  uermag,  fonbern  au§  feinem  3Ser= 
^ättm§  äum  SOBerf  entftel)t. 

3Jlit  ber  @rfenntni§,  ba§  ba§  ©tauben  ben  9Jlenfd)en  nod) 
ni(^t  rettet,  tritt  für  ^^^obu^  feinertei  nngett)i^t)eit  unb  Stngft 
in  fein  !i>erf)ältni§  ju  ®ott,  aU  märe  bie  9tedt)tfertigung  bem 
9)lenfd)en  besmegen  unerreichbar,  meit  er  fie  nid)t  fd)on  burd) 
ha^  ©tauben  ertangt.  SSietme^r  t)at  er  bie  geroiffe  ^uüerfid)t, 
ha^  ©Ott  jebem  tun  rairb,  ma§  er  2lbrat)am  unb  ^ai)ah  tat,  fo= 
mie  er  ha§  it)m  aufgegebene  )B^xt  üottbringt.  O^ifobug  begrünbet 
bie  9ted)tfertigung  nur  burd)  ba§  SßertV)  meit  er  ©tauben  unb 
SÖBerf  nid)t  gefonbert  fiaben  mitt  unb  nid)t  jebe§  für  fid)  mit 
eigenem  3Öert  oor  ©ott  in  9?ed)nung  bringt,  ^amii  t)ört  aber 
bie  9ied)tfertigung  nid)t  auf,  bie  ®ah^  ber  götttid)en  ©nabe  ju 
fein.  ;3af'obu§  mad)t  ben  9)Zenfd^en  nid)t  in  fotdjer  Sßeife  at'tiü, 
ba^  ©Ott  paffio  mürbe  unb  bto^  noc^  bie  notmenbige  Sloufequenj 
a\i§  bem  ju  5iet)en  t)ätte,  ma§  ber  9J]enfd)  bemirft  f)at.  ^iöenn 
bie  fananäifd)e  2)irne  barum  gered)tfertigt  mirb,  meit  fie  bie 
^unbfd)after  fd)ü^t,  fo  liegt  nid)t  in  it)rer  %at  attein  ber  lu- 
reid)enbe  ©runb  be6  Sot)ne§,  ben  fie  empfängt,  '©enn  biefe  eine 
2:at  atte  if)re  fonftigen  3Berf'e,  it)ren  ©öt3cnbienft  unb  it)re  Un= 
5ud)t,  übermiegt,  fo  bteibt  bie  9ied)tfertigung ,  fo  fet)r  fie  bie 
^itntmort  ©otte§  auf  it)r  2Berf  ift,  ber  fouueräne  ^Jtt't  einer  frei 
gebenbcn  ©nabe,  bie  barum  gercd)t  fprid)t,  nieil  fie  .yigleid)  mx- 
gibt.  'I)arum  mirb  bie  ^Jiedjtfcrtigung  nid)t  gteid}nuif?ig  auf  alte 
iSerfe  bc§  9J?cnfd)en  belogen,   at§  ergäbe  bie  ©efamtt)eit  bcä 

')  9(u(^  2,  24  ftef)t  bem  pofttiuen  Wlieb   „m4  ÜÖJerfen"   bao   lu-iiatiito: 
„nid)t  am  (yiciiibcii"  ^imrtrijft  nbfoliit  ciit^crti'u,  mib  biu>  lioüiofiiiito  „mir"  mirb 
miobriirtcn,  bnfj  mclji  uoil;anbcu  joiii  imifj  llU^  l'lofi  ("iMaiibon,  luoim  man  ')lcd)l 
fcrllrtuiirt  fiiibcn  tpiU.    (Sine  rtiifunlid)?  ^Ibbition  bcd  WlaubciKN  unb  ber  '■lln-rlV 
joibfrfpndjt  bem  jjüiijcu  (^ebanfoufliiufl. 


^ie  ©eroi^^eit  ber  3?ed^tfertigung.  439 

.^anbelng  bte  @ererf)tigfeit ;  oielme^r  finb  e§  einzelne  2Ifte,  bie 
in  itjrem  inneren  Söert  adeg  anbete  fünbige  ^anbeln  nor  ©ott 
überroiegen:  i^  egycov  SiTiaiomai  avd-QCOTtog,  ni(^t  ex  twv  Igyiov.^) 
9Jiit  biefer  2(u§n)af)t,  bie  ba§  eine  2öerf'  oergibt,  'i)a§  anbete 
ftönt,  tt)itb  bie  9'ied)tfettigung  gn  einem  „^iufim  h^v  S3atm^et= 
gigfeit  raibet  ha§  ©etidjt."  ^at)et  bleibt  bie  @eiüi^t)eit  'ötx 
9'terf)tfettigung  and)  bei  3aföbu§  ein  ©laubengaft,  eine  au§  @otte§ 
©Ute  gef(f)öpfte  ©eroi^fieit,  ba  nur  au§  biefet  ber  ©c^Iu^  gesogen 
werben  f'ann,  ba^  bie  (Bixnh^  be§  SJienfc^en  if)m  nid)t  jur  9Ser= 
bammung,  fein  gererf)te§  ^JOBetf  bagegen  if)m  jur  9?ed^tfertigung 
bient.  ^a^  ®runböet{)ältni§  groifrfien  ®ott  unb  bem  9}^enfd)en, 
ftaft  beffen  ber  9)Ienfd)  empfangenb  cor  ber  gött(id)en  ©üte  [tef)t, 
an§  ber  jebe  gute  unb  oodfommene  (3ahi  fommt,  roitb  baburc^ 
nic^t  befd)attet,  ba^  bie  9f?ed)tfertigung  bem  SGBirf'enben  jugeteilt 
mirb.  „Sßßeil  er  motite/'  t)at  er  un§  geboren,  ßovlri&elg  aTCEAvriaEv 
r]uäg,  1,  IH,  unb  meil  er  mill,  rerf)tfertigt  er.  '3)ie  Don  if)m  @e= 
borenen  beruft  er  gum  ^JOßerf ;  aber  er  felbft  ift  e§  in  feiner  ®üte, 
ber  it)rem  3ßerf  mit  bem  Strang  beä  Seben§  ben  2Öert  ber  @e^ 
rerf)tigt'eit  §ufprid)t.  ^afobug  bercätjrt  bamit  felbft  praftifd),  ba^ 
ba§  2öerf  ba§  ©tauben  nid)t  ftört,  fonbetn  DoUenbet.  3^ 
raeniget  et  ^a^  ©tauben  iima§  für  fic^  felbft  bebeuten  lä^t,  um 
fo  fteubiger  unb  gemiffer  mirb  feine  3ut)erfid)t,  mit  ber  er  bem 
göttlid)en  9fiid)ten  al§  bem  ^J^oment  feiner  9ied)tfertigung  entge= 
genfiet)t,  rceil  ©ott  ber  ©ebenbe  ift. 

3öät)renb  im  Urteil  bet  Sefet  übet  ba^  ©tauben  ein  n)ibet= 
fptuc^guoIIeS  ©d)n)anfen  liegt,  finbet  firf)  ein  fo(d)e§  in  ben 
©ätjen  be§  3aföbu§,  bie  jene^  ©d^manfen  auft)eben,  nid)t.  2)ie 
©emeinbe  fct)ä^t  ba§  ©tauben  fe!^r  t)etfrf)ieben  in  ber  ©elbft= 
befd)auung  an  ber  eigenen  ^'^^erfon,  unb  in  ber  Söürbigung  be§ 
^rubetg,  5umal  be§  ^^tmen.  :3t)t  Utteit  ift  nid)t  ibentifc^,  wenn 
e§  bie  ilbetnat)me  üon  Seiben,  obet  menn  e§  ben  ©mpfang  bet 
götttid)en  ©aben  begtünben  foU.  ^n  bet  ©etbftbefpiegetung  gilt 
e^  it)t  a(§  Doll  5uteid)enbet  ©tunb  be§  9ieid)§befi^eg,  am  ^tubet 

*)  4nj(.  1,  25 :  noir)Tr,s  fQyov.  3{icl)t  eine  objeftii)  fe[tftel)enbe  (Summe 
»on  3Kevfen  mad)t  Sf'fol'u^  jum  W^a^  ber  (yered}ti9feit,  fonbern  legt  nur  barauf 
ben  3Jad)brucf,  ba^  a^  jum  2un  fomnten  mu^.  9{id)t  iv  roTg  fgyois,  roo^l  aber 
iv  T/)  TtoiroH  (cvTov  jüirb  ber  3)lenfc^  feiig  fein. 


440  ^ap-  10.    3)ie  2lpofte(  bev  ilird)e  dou  Sentfalem. 

roemger  a\§  ber  golbene  ©d)mucf.  ©oII  fie  I)anbeln,  fo  rü()mt 
fte  ha§  ©laubcn,  fo  bo^  ba§  3ßerf'  neben  tt)m  üerfd)n)inbet ; 
joK  fte  leiben,  fo  t)erfrf)tüinbet  ii)x  ha§  Seiben  um  be§  ®lauben§ 
rciüen  feine§iüeg§,  unb  ber  'preis  be§  @Iauben§  ift  beträd)ttid) 
rebujiert.  ®a§  finb  2öiberf|)rücf)e.  ®ie  Stellung  be§  33rief§ 
ift  bagegen  etf)ifd)  flar  unb  rein,  unb  ber  äßille,  ber  ha§  boppelte 
Urteil  über  ha^  ©tauben  erzeugt,  t)on  jeber  ©(i)roanfung  frei. 
2)a§  ©tauben  ba  gu  preifen,  wo  e§  anbere  nictjt  vor  SSera^tung 
f(i)ü^t,  unb  e§  ha  gering  §u  fc^ä^en,  wo  e§  @runb  be§  ©etbft= 
ruf)m§  roirb,  ba§  ift  ein  eint)eittic{)eS  SSer^atten;  benn  bie§  ift 
ber  ^oppetaft  ber  Siebe,  bie  alter  felbftifc^en  ^tät)ung  entgegen 
ben  2ßert  beffen,  wa§  bem  33ruber  gegeben  ift,  jur  2(ner!ennung 
bringt.  Unb  roenn  ba§  ©tauben  ha  t)orf)  geroertet  wirb,  roo  bie 
Unrcittigfeit  jum  Seiben  eg  geringfdjä^t,  unb  ha  gering,  roo  bie 
Unroitligt'eit  gum  Söerf  e§  !^orf)  t)ält,  fo  ift  bie§  roieber  ein  ein= 
t)eittirf)er  SBilfe,  roie  aucE)  ha§  ^ui^ücfroeic^en  üor  ber  3Serfud)ung 
unb  üor  bem  2öer!  berfetben  2ßiüen§ftellung  entfpringt  unb  fitt= 
lid)  gleid)artig  ift.  '2)iefe  Urteile  entfpringen  einer  reblidjen,  on 
©Ott  t)ingegebenen  Siebe,  roelcf)e  bie  gan§e  '^^erfon  an  ©ott  an= 
fd)Iie^t.  ©oroeit  ber  ^Jtut)m  be§  ©Iauben§  biefe  förbert,  roirb 
er  bejat)t;  roo  er  fie  f)inbert,  roirb  er  oerneint. 

93lit  ber  ett)ifc^en  ©inftimmigfeit  biefer  ©ätje  ift  auc^  fcf)on 
gegeben,  ba^  it)nen  bie  intetteftuette  ©int)eitlid)!eit  nid)t  fel)lt.  Sßenn 
3afobu§  mit  ber  ©d)rift  3lbrat)am  in  jenem  SRoment,  ba  er 
©Ott  bto^  glaubte,  o^ne  noc^  ein  SBerf  ju  uotibringen,  roegen 
feineä  ©tauben^  geredjt  ^ei^t  —  fiir  :jafobuS  ift  biefeS  Urteil 
ber  ©djrift  ein  Urteil  ©otte§,  ba§  er  nic^t  auf^ulöfen  gebenft  — 
rocnn  ©ott  it)n  fobann  al§  feinen  ^reunb  bel)anbelt,  bem  er 
feinen  9iat  offenbart  unb  ha§  9ied)t  ber  33itte  geroäbrt  —  unb 
©otteS  5reunbfd)aft  fd)lie^t  bie  ganje  ®ahi  ©otte§  in  fid)  — 
rocnn  iljm  nun  ©ott  nid)t  nur  feine  löerl)ei^ung  gibt,  ha^  er  if)r 
nid)t  roiberfpred)e,  unb  nid)t  nur  feine  ^-rcunbfd^aft  gönnt,  fon= 
bem  il)m  aud)  ein  ©cbot  gibt,  unb  baburd)  3lbral)amö  U>erl)älts 
niS  ju  fid)  über  baä  bto^e  ©tauben  t)inau§fül)rt,  rocil  er  i^n 
für  it)n  l)anbeln  l)ei^t,  unb  nun  erft,  nad)bom  il)m  'Jlbrabam  ben 
©ül)n  gegeben  l)at,  burd)  ein  neues!  'l^evljeifnnuvöuunl  il)m  ba^ 
Öeugnig  erteilt,  er  fei  geredet  uor  il)m:  fo  ift  ber  '-üegviff,  ber 


3)ie  (Stnf)ett  in  ben  Säfeeii  be§  :5afo6ii'S.  441 

biefe  ganjc  @e[(f)ic^te  a(§  @efe^  geftaüet  unb  ju  einer  feften  @in= 
t)eit  5ufammenf(i)lte^t,  ber  einer  leben^üoKen,  in  fortfcf)reitenber 
Bewegung  fte^enben  Siebe  auf  @otte§  rcie  auf  9IbraI)am§  ©eite. 
^n  ©Ott  ge^t  bie  Siebe  t)on  ber  33er^ei^ung  pr  Erfüllung,  in 
5(brat)am  oom  ©tauben  sum  2Berf,  unb  roeil  bie  Siebe  ba§  trei= 
benbe  in  biefer  Bewegung  ift,  gibt  fie  fc^on  bem  Stnfang  ber= 
fetben  abfoluten  SOBert,  redjnct  fd)on  ba^  ©tauben  jur  @c= 
redjtigfeit  unb  t)at  bod)  nic^t  fd)on  im  2(nfang  it)r  ©enüge,  fon= 
bern  gef)t  über  benfelben  t)inau§  hi^  'öa^in,  wo  ber  3)lenfd)  ©ott 
atte§  gegeben  unb  Don  it)m  alte§  empfangen  t)at. 

^afobu§  benft  fid)  ben  ©ang  ber  ©emeinbe  mit  3lbraf)am§ 
2Beg  übereinftimmenb.  ©ott  ^at  fie  au§ertt)ät)It  unb  in  feine 
greunbfct)aft  gefegt,  n)e§t)atb  it)r  ^efi^  auf  bem  ©tauben  beruht, 
'öa  ©Ott  aU  ber  oor  il^r  ftet)t,  bem  fie  certrauen  barf  unb  foU; 
aber  aurf)  fie  beruft  ©ott  pm  Söerf,  jum  Opfer,  bag  it)n  et)rt, 
pm  ^ienft,  ber  feinen  äßitten  tut.  <^'0lgt  fie  biefem  9iuf,  fo  ift 
ber  Sof)n  it)re§  ©ef)orfam§  ber,  ba^  fie  im  @erid)t  be§  gered)ten 
©otte§  fein  Sob  unb  3öot)tgefaaen  empfängt.  2(uc^  f)ier  ift  '^z- 
megung  unb  Aortfd)ritt:  auf  ©otte§  Seite  uon  jener  3(u§n)abl, 
n)etd)e  bie  ©emeinbe  in  bie  5reunbfd)aft  ©otte§  fteüt  unb  fie 
baburd)  jum  2öerf  für  i{)n  beruft,  ju  jener  9ied)tfertigung,  meiere 
i^r  Söerf  lobt  unb  toI)nt  unb  fie  be§f)a(b  and)  in  ber  fünftigen 
©eftatt  be§  9ieid)§  bie  ^reunbfd)aft  ©otte§  neu  erleben  tä^t;  auf 
beä  3Jienfd)en  Seite  ^emegung  oom  ©tauben,  ber  bie  ©rö$e 
@otte§  unb  bie  ^errfc^aft  ^z\u  crfennt  unb  bejat)t,  jum  3Öerf, 
ba§  für  ©Ott  aüe§  tun  unb  alte§  leiben  fann.  9(ud)  f)ier  jer^ 
fällt  bie  'öemegung  nid)t  in  ein  unoerbunbenes  äJielerlei  oon 
^i^orgängen,  fonbern  ein  einiger  äßille  ©otte§,  biefelbe  ©üte,  cr^ 
sengt  unb  notlenbet  ben  SSerbanb  ber  ©emeinbe  mit  ©ott,  unb 
ein  einiget  93erf)alten  be§  50flenfd)en  entfpric^t  bemfelben,  jene§ 
Sieben,  n)eld)e§  glaubt,  roenn  ©ott  t)anbelt,  unb  l)anbelt,  wenn 
er  ben  SJlenfc^en  f)anbcln  t)ei^t. 

Unjmeifel^aft  fe^t  ^afobu§  mit  feinem  fräftigen  3Serlangen 
nac^  bem  tätigen  ®ienft  ©otte§  feine  jübifd)e  ^römmigfeit  fort, 
unb  bringt  bie  2ßat)rt)eit  berfelben  jur  SSoUenbung.  ©r  t)at  aber 
gerabe  baburd)  ben  9lomi§mu§  beftimmt  auSgefd^loffen,  ha^  er 
t)on  einer  unb  berfelben  ^^erfon  fagt:  fie  fei  im  ©lauben  ermäl)lt 


442  ^ap-  10.    ®ie  3lpo[teI  bei-  Äird)e  oon  Senifatem. 

unb  au§  it)ren  SBerfen  gered)tfertigt  unb  barum  auc^  uom  einen 
unb  fetben  ©tauben:  er  errette  unb  errette  nic^t.  ^ebem  nomi= 
ftifd)en  ©tanbpunft  ift  e§  roefentlic^,  tia^  ©tauben  unb  2Bir!en 
gegen  einanber  ju  ifotieren  unb  bem  ©tauben  einen  eigenen  jetb= 
ftänbigen  Sßert  §usufd)reiben,  ben  e§  bet)atten  mu^,  einertei,  roie 
jid)  ba§  2Ber!  baju  oerI)ätt.  Seit  aber  für  ^a!obu§  ba§  Serf 
nid)t  Surrogat  für  ha^  ©tauben  ift,  foroenig  at§  ba§  ©tauben 
für  ba§  SBerf,  fonbern  beibeä  bie  nid)t  §u  fc^eibenben  ©rn)ei= 
fungen  be§  ©ott  f)ingegebenen  Seben§  finb,  raeit  er  parattet  \)a'' 
mit  feine  @rn)ät)tung  be§  ©taubenben  fennt,  bie  nic^t  ben  SÖBilten 
in  fid)  fc^tö^e,  ben  ©taubenben  au§  feinem  2öer!  §u  redjtfertigen, 
unb  feine  9f?ec^tf ertigung ,  bie  nidjt  bie  33ottenbung  ber  gum 
©tauben  berufenben  ©rn)ät)tung  märe,  meit  it)m  ©otte§  ^anbetn 
al§  ein  DotI!ommene§  ©eben  cor  ber  6eete  ftet)t,  at§  bie  unge= 
teilte  2:otatität  einer  ©üte,  unb  ebenfo  bie  menfd)tict)e  ^-röm= 
migfeit  at§  bie  ungeteitte  S^otatität  einer  üöttigen  Eingabe  an 
©Ott,  barum  fonnte  ;3at'obug  beibe§  miteinanber  fagen:  burct) 
©tauben  reid)  unb  nur  au§  SGöerfen  gered)t,  je  nad)bem  er  ©runb= 
legung  ober  S^ottenbung,  30littet  ober  Q\d,  33ebingung  ober  9te= 
fultat  ber  ganjen  ©otte§freunbfd)aft  in§  2luge  fa^te.  ®er  ©taube 
ift  ber  33efi^  be§  iWeid)§;  benn  er  ift  ber  burd)  ©otte^  ©üte  gc= 
fe^te  Stnfang  unb  biefer  ift,  fofern  er  anhebt  unb  grünbet,  ba§ 
©anjc.  ®er  ©taube  ift  nod)  nid)t  ^efi^  be§  i)ieid)§;  benn  ber 
Slnfang  ift  rocrttoig,  rocnn  er  nur  Stnfang  bteibt,  unb  ber  ©runb 
nid)t§,  rcenn  er  feine  ^otge  f)at.     ©in  fotd)er  ©runb  ift  tot. 

©ine  ^]3robe  für  bog  3Serftänbni§  ber  (Sätje  be§  ''■Briefe 
über  ba§  ©tauben  unb  bie  Sßerfe  erniögtid)en  5unäd)ft  feine  2lu§= 
fagen  über  ba§  böfe  äöotten.  ®ie  fünbige  ©ntwicftung  bc§ 
SJ^enfdjen  mirb  burd)  bie  brei  33egriffe  befc^rieben :  'Begier,  Sünbe, 
2;ob,  1,  15,  bie  ber  ^reit)eit  ©taube,  'iBerf ,  soeben  gegcnfätjtid) 
entfpred)en.  '3)ie  '-öegier  ift  für  fid)  attein  nic^t  imftanbe,  aftio 
ju  merben,  fonbern  bcbarf  eine§  befrud)tenben  5ltt§,  avllaßovaa, 
um  ,^ur  ^at  unb  baburd)  pr  ©ünbe  ,^n  merben.  ®tefc  'iöefnid)^ 
tung  lüirb  it)r  baburd)  ju  teil,  bafj  fidj  bie  '"]3crfon  in  it)rem 
eigenen  bemufjtcn  SBotten  it)rem  „3ihV'  ergibt.  Sßermag  fic  für 
fid)  attein  bie  Sünbe  nidjt  beruor.yitu'ingen,  fo  gibt  fie  bod)  ber 
fünbigcn  %ci{  ben  ont^alt  unb  (£l)araftcr:  fie  gebiert  fie.    'Jiid)t 


2)ie  Segierbe  unb  bie  Sünbe.  443 

bic  t)on  ber  %at  ijolierte  Regier  ift  fd)on  totcnb,  fonbern  au§ 
bem  äßerf  bes  9Jlenjd)en  evir)äd)ft  il}m  ber  Xob.  %k  jur  33oU= 
enbung  gelangte  ©ünbe  §eitigt  i^n  in  firf)  unb  bie  S3egier  mixtt 
benfelben  nur  infofern,  at§  fie  i^re  9J?utter  wirb.  2)iefe  '^eftim= 
mungen  über  ben  auf  ba§  Söfe  geridjteten  Siüensoerlauf  ent= 
fpred)en  bem  33ert)ältni§  sn)ifd)en  bem  ©lauben  unb  ben  SGBerfen 
genau,  ^er  Unfruc^tbarfeit  ber  33egier  in  if)rer  ^folierung 
entfpric^t  bie  Slutjlofigfeit  be§  ifolierten  ®(auben§,  ber  ^wgMt 
ber  Regier  bie  2:riebfraft  be§  @Iauben§,  burd)  bic  er  un§  ben 
3mpul§  sunt  Söerf  barreid)t,  ber  Cooperation  be§  2Biüen§  mit 
ber  33egier,  burcf)  meiere  bie  ©ünbe  entftet)t,  t>a§  ^u^amrmn-- 
mirfen  be§  Jöillens  mit  bem  ©tauben,  burd)  n)elrf)e§  ba§  2Bcrf 
juftanbe  fommt,  ber  ©eburt  be§  2:obe§  au§  ber  üoltenbeten 
©ünbe  ba§  33ermögen  beg  ooltenbeten  Söerfg,  un§  9ted)tfertigung 
p  bringen.  @§  ift  aber  nirf)t  S^\ail,  bafj  ber  5^aufal5ufammen= 
^ang  smifc^en  ben  einsetnen  iHf^omenten  ber  fünbigen  (&nim'\d- 
lung  meit  beftimmter  ausgefprod^en  ift,  al§  in  bejug  auf 
"öa^  gered)te  58ert}alten  ju  ©ott.  @g  wirb  nicl)t  gefagt,  ba^ 
ber  SJIenfd)  ^ai^  ©tauben  pm  3Berf,  mot)t  aber  ba^  er  bie  Se= 
gier  jur  ©ünbe  befrud)te,  nid)t  ha^  'C>a§  ©tauben  baö  Serf, 
ipol^l  aber,  ha^  bie  33egier  bie  ©ünbe,  nid)t  t)a^  ba§  Sßerf  bas 
Seben,  n)oI)t  aber,  ba|  bie  ©ünbc  ben  2:ob  gebäre.  :^n  ber 
fünbigen  ©ntu^idtung  tiegt  bie  faufate  Craft  für  bie  ganje  "öe^ 
megung  im  SJJenf d)en  attein.  ^ier  oerI)ätt  er  fid)  probuftiö; 
wa§  er  probugiert,  ift  freitid)  ber  Xoh.  %üx  ben  ©mpfang  be§ 
2eben§  tiegt  bie  faufate  9)lad)t  in  ©Ott,  me^^atb  meber  ba§ 
©tauben  beö  "lOlenf d)en  für  t)a^  SBerf,  nod)  ba§  SBerf  für  ha§ 
Seben  ber  jeugenbe  ^at'tor  ift,  benn  „jebe  gute  ®aht  fteigt  t)on 
oben  t)erab",  unb  „©ott  ift  e§,  ber  un§  burc^  ba§  SGBort  ber 
2öaf)rl)eit  geboren  f)at." 

SKeit  bie  Unterlaffung  be§  3Berf§  ba§  ©tauben  tot  mad)t, 
biefelbe  aber,  mie  atle  ©ünbe,  au§  ber  33e0ier  ftammt,  fo  ift  bie 
Regier  at§  ba^jenige  erfannt,  rva§>  bem  ©tauben  in  unferem 
i^nnern  n)iberftet)t  unb  e^  üerberben  rcitt.  ^n  ber  'Xai  !ommt 
biefer  ©egenfa^  än)ifd)en  ©tauben  unb  ^egierbe  me^rfad)  in  ben 
2lu§fagen  be§  33rief§  über  "üa^  ©tauben  an§  Sid)t. 

®a  bie  ^^erfuc^ung  burd)  bie  33egierbe  §uftanbe  tommt,  ber 


444  Aap.  10.    Tk  9lpofte(  ber  Mirrfjc  uon  Scnifutem. 

©loube  aber  bie  Überiüinbung  ber  ißerfuc^ung  ift,  fo  ift  biefe 
at§  Spannung  grcifdjen  bem  ©lauben  unb  ber  33egierbe  befiniert ; 
ber  ©teg  be§  einen  ift  bie  ^flieberlage  be§  anbern ,  1,  2.  14. 
9BäI)renb  ber  ©taube  bem  ©ebet  ©rbörbarfeit  gibt,  inacE)t  bie 
Regier  ha^  ^Bitten  nu^Io§,  weit  [ie  ha§  xa/uag  aheiöd^at  er- 
gibt, 4, 3.  2öät)renb  ber  ©laube  im  ^lirf  auf  ®f)riftu§  bie 
Söfung  üom  irbifrf)en  @ut  gibt,  erftrebt  bie  53egier  ba§fe(be;  fie 
ftiftet  bie  „3^reunbfd)aft  mit  ber  SBelt",  meldte  ^ur  ^reunbfrf)aft 
mit  ©Ott,  bie  ber  ©laubenbe  f)at,  in  unauft)ebbarem  ©egenfa^e 
ftef)t.  ^amit  rcirb  menigfteng  narf)  einer  ©eite  t)in  ber  SSeg 
jum  ©tauben  firf)tbar.  Söfung  üon  ber  33egierbe,  fo  "tio!^  fie  ber 
^erfon  etroag  äu§ere§  bteibt,  mag  fie  nid)t  in  i^r  eigenes  Jföolten 
aufnimmt,  ift  S3ebingung  be§  @tauben§.  2)er  SJlann  mit  ber 
„boppetten  ©eete"  rairb  biefe  baburcl^  to§,  'i^a'^  er  feine  ^änbe 
reinigt  unb  fein  ^erj  t)eitigt,  4,8;  bie  f^reunbfcE)aft  mit  @ott 
mirb  baburd)  erlangt,  'iiC['\^  man  bie  3^reunbfd)aft  mit  ber  SBett 
aufgibt,  4,4.  ©nabe  mirb  bem  gemährt,  ber  ftd)  nor  ©ott 
bemütigt;  Söfung  oom  S^eufet  ertangt  ber,  ber  fid)  i^m  raiber^ 
fe^t,  unb  ©Ott  fid)  unterroirft,  4,  7—10.  W\i  einem  3öort,  "öa^ 
©tauben  f)at  feine  SOBurjet  in  ber  Umfetjr:  {.levävoia. 

5tud)  bie  begriffe  „Sißort"  unb  „2öat)rt)eit"  muffen  bead)tet 
fein,  t)a  it)nen  ber  ©laubenSbegriff  ftet§  nat)e  ftel)t.  ©§  ift  tef)r= 
reid),  ba|  über  ba§  3Öort  baSfetbe  2)oppeturteit  uortiegt,  mie 
über  ba§  ©tauben.  ©§  I)at  bie  errettenbe  9)?ac^t  bei  fid)  unb 
ift  ba§  gjiittet,  burd)  n)etd)eg  ©ott  un§  in§  Seben  fü^rt,  1, 18.21. 
©§  mad)t  fid)  bem  9Jlenf djeu  innertid)  gegemuärtig,  ift  it)m  „ein= 
gepftangt"  unb  bietet  fid)  baburd)  feiner  ':}tufnat)me  an.  ^od) 
roirb  e§  nid)t  fd)on  burd)  feinen  btof?en  33efit5,  fonbern  erft  burd) 
ba§  SOBerf,  burd)  iüetd)e§  e§  gefd)ie()t,  für  un§  t)eitfam.  Grft 
ber  2:äter  beSfetbeu  ift  fein  redjter  .^^örer.  Ot)ne  boö  ^ißerf  wirb 
oud)  ber  33cfi^  be§  2öort§  ein  teerer  (3d)cin,  ba  ber  bto^e  .^^örer 
boc^  nur  ein  ucrgefjtid)cr  .f^örer  ift,  ber  ba§  SBort  nid)t  bteibenb 
in  fid)  aufgenommen  bat,  1,22  ff. 

1)00  3Öort  bat  feine  'J\-ät)ig!cit ,  un§  in  ein  Seben  ^u  uer= 
fc^en,  baö  ©ott  unsi  gab,  bcSbatb,  meil  es(  „^JKat)rf)eit"  ift.  Darum 
cntftet)t  bie  ©cfabr,  bie  bcn  Wcn[d)ou  mit  bem  Unnborbon  bc= 
brobt,  bann,    monn    er    oon    bor  „'ii>al)rl)cit  abivvt",   unb    bie 


J'oä  .stören  unb  Tun  be§  303ort§.  445 

f)öd)[te  ^ilfe  unb  Siebestat,  bie  einer  bem  anbern  errceifen  fann, 
beftef)t  barin,  ba^  er  \i)n  jur  3Baf)r!^eit  jurücfroenbet,  1,  18.  5,  19. 
®Qburd),  ba^  bie  „äöa{)i^^eit"  alä  bie  58afi§  beg  ganzen  (J^riften^ 
flanbe§  beurteilt  wirb,  ift  ge[icf)ert,  ba^  bei  3ofobu§  von  feinem 
anbern  ^anbetn  gefprüd)en  roirb  al§  oon  bem,  ha^  fidj  im  ©lau= 
ben  begrünbet.  ®enn  hk  2ßa{)r^eit  •  gibt  bem  2Bort  bie  @igen= 
fc^oft,  ^a^  e§  gtaubf)aft  ift. 

2(u6  ber  ^ebeutung,  bie  ha^  2Ber!  für  ben  Eingang  in  ba§ 
^)ieid)  f)at,  folgt,  ba^  aud)  haä  @efe^  ein  unentbet)rlid)e^  @ut 
ift,  üon  bem  bie  ©emeinbe  fid)  nid)t  löfen  fonn,  fo  gemi^  fic 
nid)t  auf  ha§  Söerf  üer5ict)ten  miü.  ®a§  Söort,  auf  bem  fie 
ftel)t,  fül)rt  fie  5um  üotltommenen  ®efe^,  unb  burd)  biefes  wirb 
fie  gerichtet  rcerben,  1,  25.  2,  12.  Seine  n)oI)ltätige  SO'lad)t  mirb 
baburdj  fräftig  bejeugt,  ba^  feine  &ahe  al§  ?^rei^eit  befd)rieben 
ift.  @§  ftef)t  in  genauefter  S^ongruenj,  ba^  fid)  ^afobug  um  ber 
Serfe  miüen  9ied)tfertigung  unb  burc^  has  ©efe^  5'^eit)eit  ge= 
geben  roei^.  @r  t)at  e§  nic^t  gegen  fic^  al§  feinen  Verfolger, 
ber  it)m  ^eben  unb  ^raft  näf)me  unb  il)n  in  .^aft  fe^te  unb  jum 
Xobe  leitete;  üietmet)r  entfte^t  bie  ganje  Entfaltung  bes  2ebin^ 
jur  ^ülle  unb  ^raft  baburd),  baj?  fic^  ber  SJlenfd)  bem  @efc^ 
mit  ganzem  3Billen  untergibt. 

2)iefe  banfbare,  freubige  33etrad)tung  be§  ©efetje^  mirb  ba- 
burd) möglid),  ha^  es  im  Siebe§gebot  feine  föniglid)e  li^orfc^rift 
\)at  ^eömegen  ftel)t  e§  mit  ©t)riftuä,  ber  ^reil)eit  unb  bem 
©tauben  nid)t  im  ©egenfatv  ^ie  Siebe  ift  nid)t  gegen  ben 
(£l)riftu§,  mirb  uielmel)r  an  il)m  unb  feinem  SBort  als  ber  alle 
©ebote  umfaffenbe  3Bille  be§  ©efe^es  offenbar.  '3)ie  Siebe  ift 
aud)  nid)t  eine  5iefd)räntung  ber  ^reil)eit,  ta  fie  nid)t  Dual  ift, 
foubern  Suft,  nid)t  ßwang,  fonbem  eigene^  ^Bollen,  ^n^em  ba§ 
©efet3  bie  Siebe  forbert,  begrünbet  e§  aud)  im  '^lid  auf  ba§ 
l'ommenbe  ©erid)t  nid)t  3^urd)t;  üielmel)r  „rü^i"t  fid)  bie  33arm= 
I)er5i9feit  gegen  bas  ©erid)t",  meil  fie  ha^'  ©efetj  für  fid)  f)at. 
®a§  Sieben  ift  enblid)  aud)  nid)t  gegen  ba^  ©tauben,  ba§  feiner= 
feitä  bie  ^rud)t  ber  Siebe  ift,  nämlid)  ber  göttlid)en,  in  beren 
©ebenSmilligfeit  e§  feinen  ^n^lt  l)at. 

®urc^  ©al.  2,  12  t'ennen  mir  einen  ^onflift  smifd)en  ^^aulu§ 
unb  ^afobus,  burd)  hcn  ebenfalls  ha§>  5ßerl)ältni^  bes  ©laubenä 


446  ^öP-  10.    ®ie  3lpoftet  ber  Äircf)e  oon  Sentfolcm. 

§u  bcn  2Ber!en  berührt  raorben  ift.  ®afür,  ba^  bic  @tnt)eit  ber 
©emeinbc  2tntio(^ta§  burd)  ^etru§  in  @efaf)r  gcbracfjt  rcurbe, 
{)at  ^aulu§  5um  S^eil  bie  ©c^ulb  auf  3(ifot)u§  gelegt,  ber  bie 
^^eit)a{)rung  be§  Tnofaifd)en  ©peijegebot§  auä)  im  3}erfef)r  mit 
ben  t)eibnifcf)en  ©laubigen  gemünfdjt  f)at.  ®a§  galt  ^autu§  at§ 
©d)n)ad)beit  be§  ©Iqubenä ;  benn  ba§  auf  ®f)riftu§  gefteüte 
©lauben  rcerbe  babuvd)  bem  SBer!  be§  ®efe^e§  na^gefe^t  unb 
bie  9^erf)tfertigung  ftatt  burd)  jene§,  burd)  biefeg  9efud)t.  ^aben 
roir  in  ^a!.  2  bie  2lntn)ort  bc§  ^ötobul  auf  ba§,  rüa§  ^^aulu§ 
gegen  i{)n  gejagt  f)at?  Segt  er  f)ier  gegen  ^aulu§  bar,  marum 
er  bie  2(bfonberung  be§  @Iauben§  oom  Söerf  oerroirft,  unb  beibe 
miteinanber  oerbunben  t)aben  miü,  n)e§f)alb  er  nid)t  einzig  burd) 
ben  ©tauben  feine  9ie^tfertigung  fud^en  fann? 

Gin  fotd)er  ^onftif't  ift  be§batb  nid)t  befrembtid),  mett  bie 
gan§e  ©emeinbe  ha§  ©tauben  nie  atf^  eine  fetbftnerftänblid^e 
(Ba6:)t,  fonbern  al§  ein  f)ot)e§  ^ki  betrad)tete,  nad^  raeldiem  fte 
rang.  SO^an  mar  fid^  beffen  bemüht,  ba^  ibm  fd)roere  ^inberniffe 
entgegenftet)en,  fo  ba^  eö  oft  nid^t  einmal  roie  ein  ©enfforn  oor= 
l)anben  ift.  ^arum  t)at  fid)  auc^  unter  ben  '^pofteln  ber  brüber= 
lic^e  23erfet)r  unb  bie  3iicf)t  barauf  bejogen,  roie  fie  ba§  ©lau:= 
ben  t)atten  unb  betätigten.  ®arin  roar  :^a!obu§  mit  '•^^auluS 
üöUig  ein§,  ba  er  ja  befonberg  na^brüdlid)  jur  SGöadf)famfeit 
barüber  mat)nt,  roie  roir  ita^  ©tauben  t)aben. 

G^  roäre  eine  grobe  33erroed)felung,  roenn  roir  au§  ber 
•^erroeigerung  ber  2'ifdf)gemeinfc{)aft  bie  23erroeigerung  ber  ©e= 
mcinfct)aft  übertjau^t  unb  bie  53eftreitung  ber  3ugef)örigfeit  ber 
I)eibnifd)en  ©laubigen  ju  ßl)riftus!  unb  jur  ©emeinbe  mad)ten. 
•iJaoon  ift  bei  ^^aulu^^  ©at.  2  nid)t  bic  ^\obe,  unb  bor  "iBricf  be§ 
:^afobu5  gibt  ebenforoenig  irgenb  roeld)en  ':}(nlaf?,  it)m  ©cring= 
fd)ätning  ber  gtaubcnben  .Reiben  5U5ufd)reiben.  ^<im,  ber  imftanbe 
roar,  ben  üorne()men  ^>rufalemitcn,  wmn  er  in  bic  ©cmcinbc 
fani;  fteben  ^u  laffen,  unb  bem  armen  53ruber,  rocit  er  an  C\cfu^ 
glaubte,  bcn  Si^  anzubieten,  bürfcu  mir  zutrauen,  hci^  er  audf) 
am  t)eibnifc^cn  33ruber  ben  bcrrlid)en  ^JJamcn,  ber  über  ibm  gc= 
nannt  roar,  unb  bic  ©omcinfd)aft  mit  ibm  \)'6\)n'  gefd}äl)t  bat, 
qIö  bie  ©emcinfdjaft  mit  bcucu,  bic  ibn  läftcrtcn.  ®csil)alb  mar 
er  aber  nod)   nid)t   roiUig,   aud)   für   feine   eigene  ^l^crfon  bic 


2)ie  Sejic^ungen  be^  Safo&uöbriefö  ^u  ^^aulu§.  447 

tnofaifc^e  ©peifeorbnung  abjutun.  Da§>  göttliche  @ebot  forbert 
bie  Siebe  unb  in  ber  relatioen  @leirf)gü(tigfeit  ber  ©peifeorbnung 
gegenüber  bem  Siebe§gebot  lag  für  i^n  bie  3JlögIid)feit,  aurf)  mit 
ben  ^eibnifrf)en  33rübern  unb  benjenigen  jübifrf)en  G^riften,  n)elrf)e 
fie  of)ne  ^ebenfen  übertraten,  bie  ©emeinfc^aft  §u  pflegen.  ®a 
er  in  feinem  Briefe  nirgenb^  an  fie  erinnert,  ^at  er  fie  firf)er 
nicf)t  jum  ooüftänbigen  @efe^,  in  ba§  er  un§  I)incinfd)auen  l^ei^t, 
fonbern  ^u  ben  Slnföngen  unb  unoollfommenen  Drbnungen  beg= 
felben  ge5ät)lt.  2lnbererfeit£i  ergaben  fid)  gerabe  au^  bem  (^ebot 
ber  Siebe  im  33licf  auf  ^§xatl  mäd)tige  ©rünbc,  bie  jur  (Br- 
füllung  be§  ®efe^e§  antrieben,  ^)  ebenfo  ernft,  mie  bie  (Synagoge, 
bamit  biefer,  fomeit  e^  an  ber  ßf)riften^eit  lag,  jeber  2Infto^  er= 
fport  bleibe,  unb  eg  aucf)  am  t'teinften  ©ebot  jur  2!arftellung 
fomme,  ba^  (SI)riftu§  t)a§  ®efe^  nic^t  auf  (oft,  fonbern  in  basi 
üollfommene  ®efe^  einfüf)rt.  'i^or  altem  für  3^f"  ^oten,  bie 
^grael  ben  SOBeg  ju  G^riftuö  ju  jeigen  t)atten,  ftellte  fid)  bie 
2;reue  gegen  "i^a^  @efe^  leirf)t  al^  eine  befonber^  l)eilige  33er^ 
pfliditung  bar. 

'»^^aulug  bagegen  f)at  in  ber  @ebunbenl)eit  an  bie  (5peifc= 
orbnung  eine  ©d)H)äd)ung  ber  ißerbunbenl)eit  mit  (£f)riftu§  gefet)en, 
rceit  fie  bod)  mieber  ber  ©a^ung  aU  fold)er  t)erbinblid)e  Ä'raft 
äufd)reibc  unb  baburd^  roieber  baue,  waB  im  ©laubcn  an  6t)riftu^ 
abgebrüd)en  mar. 

^iefe§  Urteil  l^aben  mir  nid)t  ju  beanftanben.  ^^lic^t  in  ber 
prinjipiellen  Stellung  jum  ©efe^  unb  ju  Cs^fw^  1^9  ^^^  3)langel. 
:v5nbem  jene^  al§  ba§  ®ebot  erfaßt  mar,  ben  ^JMd)ften  mie  fid) 
felbft  ju  lieben,  u)ar  @ütte§  unb  (£l)rifti  ^ÄMUe  runb  unb  mat)r 
benannt.  @alt  c§  nun  aber  nad)  bem  Siebe^gcbot  ba§  3Serl)alten 
5U  ben  einzelnen  Sa^ungen  ju  regeln,  unb  ju  beurteilen,  mie 
meit  biefe  nod)  anjumenben  feien,  bann  ftanben  bie  5Jiänner,  bie 
unter  ber  ^^^ubenfd)aft  arbeiteten  unb  bie  @emeinfd)aft  mit  it)r 
betonten,  in  ber  @efat)r,  ber  ©a^ung  mel)r  Sßert  5U5ugeftet)en, 
at§  it)r  nad)  il)rer  eigenen  53ebeutfamfeit  ^ufam,  eben  meil  fic 
©atjung  be§  ©efeljeS  unb  ba§  bie  (£t)riften^eit  mit  ^^i'Q^l  "^^^i^- 

^)  6ä  ift  ju  beacf)ten,  ba^  SafobuS  »on  feinen  Sefem  enoartet,  fie  rec^t« 
fertigen  il)ven  i^erfe^r  mit  ben  ^Keicl)cn  burc^  bie  Berufung  auf  bas  Siebeö; 
gebot,  2,  8. 


448  ^^P-  1^-    ~^^  2lpoftel  ber  Äivcfje  »on  ^enifalem. 

binbenbe  raar.  Slucf)  rccnn  ba§  @cfc^  nirf)t  neben  (Jt)riftu§  ge^ 
rüdt  fonbern  feinem  SBort  unb  3Berf  untergeorbnet  rourbe,  fiel 
e§  ben  jübifrf)en  (Sfiriften  fcf)n)er,  i^re  ^rei^eit  nid)t  blo^  in  ber 
(Erfüllung,  fonbern  aurf)  in  ber  9Zid)tarf)tung  be§  @efe^e§  ju  be= 
tätigen,  bann,  roenn  bie  d)riftlid)e  @emeinf(f)aft  biefetbe  forberte. 
•jßaulug,  ber  mit  2Infrid)tigfeit  fagen  fonnte:  er  fei  um  be§ 
®F)riftu§  willen  für  ha§  @efe^  tot,  voax  §ur  Söfung  biefer  ^^^ragen 
befonberg  au§gerüftet,  morauf  er  im  ©alaterbrief  mit  9ted)t  t)in= 
gemiefen  t)at  a{§  auf  feinen  SSorjug,  ben  niemanb  in  berfetben 
^JGßcife  befa^  mie  er. 

^ie  2lu^fü{)rung  im  ^al'obu§brief  §ielt  aber  nic^t  auf  ben= 
fetben  ^^un!t,  auf  ben  fid)  bie  (Erörterung  in  ^ntiod)ien  bejogen 
t)at.  *2)er  3"^^!^  be§  @efe^e§  fommt  nid)t  in  ^^rage  unb  bie 
©peifeorbnung  fällt  be§l)alb  au§  ber  ^etracl^tung  ganj  l)erau§. 
3alobu§  gibt  ber  O^rage  nad)  bem  3Serl)ältni§  be§  @lauben§  gum 
SBerl'  unb  jur  9?ec^tfertigung  i^re  einfad)fte  unb  baburd)  tiefftc 
Raffung,  in  ber  fie  alle  berül)rt  unb  für  jeben  in  ber  ©emeinbe 
ein  beftänbige§  3lntiegen  su  bilben  l)at.  ®aburd)  nimmt  er  feiner 
'2)arlegung  bie  lonlrete  ^ejieliung  auf  ^^aulu§. 

@ine  fold)e  3::rennung  be§  @lauben§  oom  3Berf,  bei  ber  ba§ 
SBerf  üerfäumt  mirb,  bie  ^enüt^ung  be^  ®lauben§  an  ben  einen 
©Ott  äur  eigenen  !i^erl)errlid)ung ,  ein  -i^aften  an  ber  33erbienft= 
lid^fcit  unb  @rö^e  beä  ©laubenä,  mobei  biefe§  al§  3Sormanb  §um 
©ünbigen  bienen  mu^ :  'öa^  atle§  l)at  mit  ^^aulul  nid)t§  gemein, 
l)ebt  üielmet)r  am  ©lauben  alle§  auf,  rooran  e§  für  *'|.^aulu§  fein 
iföefen  t)at.  "Sie  'jl)löglid)feit  beftebt  freilid),  ba^  ;3afobu§  fürd)tete, 
bie  paulinifd)e  ^Ked)tfertigung§let)re  fönne  in  biefer  9?id)tung  gc» 
fäl)rlid)  lüirfen;  uieüeidjt  l)at  fie  fid)  and)  mirflid)  in  ber  jübi- 
fd)en  ©cmeinbe  entleert  unb  eine  äBertfd)äl3ung  be§  ©laubcnä 
l)erüorgetriebcn  ot)ne  ben  ^nl)alt  unb  'i)a^'>  (Srgebni§,  melrfie  e§ 
bei  ^l^auluö  f)nt.  !i^ieneid)t  t)at  fid)  aud)  bie  ^^^olemif  ber  jübi= 
fd)cn  i^cl)rer  fd)arf  gegen  bio  Wlanben^prebigt  gerid)tet  unb  bie 
ß^riftenl)eit  bcö^alb  gojd)olten,  mcil  fie  baö  (^k'fel3  ucvlaffc  unb 
nid)tsf  at^  glauben  rooUc.  ©o  würbe  au§  ber  ©Uiubensiprebigt 
ein  ^Jlnftof},  ber  ."^^rael  ben  ^»^ntrilt  ^n  ^"^efuS  erfd)uierte.  2Bir 
luiffcn  auö  ^Köm.  M,  .s,  bafj  bie  ^lscrfed)tev  bei^  Ciiofeluv'o  ^^Hiuhis^ 
crnftljaft  ben  !i?ünüurf  nuul)tcn,  er  oerleite  ju  einem  fünblid)eu 


^ie  33eäief)uiujen  beö  SafobuSbriefs  511  ^^paulug.  449 

©lauben,  ba§  ben  ©rf)u^  gegen  ba§  53öfe  verloren  \)aht.  3>iel= 
Ieirf)t  f)ielt  e§  3af'o6u§  für  nötig,  iold)e  Stnftö^e  baburd)  5U  be= 
fettigen,  ba^  er  bie  reine  2{rt  be§  @Iauben§  befd)rieb.  3l(Iein 
folrf)e  ^onftruftionen  rechnen  immer  nur  mit  9Jlöglid)!eiten,  unb 
befd)äftigen  fic^,  narf)  ber  roeitoerbreiteten  Unfitte  ber  „SBiffen^ 
frf)aft",  ftatt  mit  bem,  wa^  ^atohu§  gefagt  \)at,  mit  bem,  n)a§ 
er  babei  au^erbem  nod)  gebac^t  f)abe  ober  gebad)t  f)aben  „muffe". 
©0  merben  SKotiüe,  bie,  fa(I§  fie  überhaupt  mitmirfen,  neben= 
färf)Iirf)  finb,  an  ben  ^^ta^  be§jenigen  9Hotio§  geftellt,  ba§  ;3öfobu§ 
mit  Dotier  ®eutli(f)feit  felbft  befiniert.  3t)n  t)at  bie  ©orge,  ba^ 
bie  ©emeinbe  uergeblid^  glaube,  mit  tiefem  ßrnft  bemegt;  ju 
biefer  ©orge  f)at  it)m  jebenfaU^  nid)t  einjig  bie  Strbeit  be§ 
"•^aulug  ben  3lnla^  gegeben,  ©id)  beö  @lauben§  ju  rüt)mcn,  t)at 
ber  3ube  nid^t  erft  burcf)  mi^uerftanbenen  ^^^aulini^mu§  gelernt. 
„2ßer  fennt  bid)  unb  mer  glaubt  an  beine  ^ünbniffe,  e§  fei 
benn  3§raet'^" ')  .^ier  mar  bie  3tbfd)eibung  beö  @lauben§  oon 
ben  SBerfen  unb  bie  Beurteilung  be^felben  al§  einer  oerbienft^ 
Ii(f)en  Seiftung  ^eimifd),  unb  fie  lag  berjenigen  ©emeinbe,  bie 
raegen  it)re§  @Iauben§  an  3efu^  Dereinigt  mar,  it)resi  @Iauben§ 
megen  fid)  ba§  9?eid)  sufprad)  unb  5ufpred)en  burfte,  unb  it)r 
©tauben  prie§  unb  greifen  burfte  al§  ba§,  rca§  fie  ju  @otte§ 
^eiligen  unb  jum  roaf)ren  :3§rael  mad)te,  üotlenb^  nai).  3^if^en 
bem  falfd)en  unb  bem  reinen  9iul)m  besi  (Glaubens  ift  bie  ©renjc 
fein.  Xk  SBarnung  be§  ^öfobuä  ^at  feinen  befonberen  I)iftori* 
fd)en  3(n(a§  nötig,  ebenfomenig  al§  bie  SBorte  über  bie  ^d)ai)'' 
li^feit  ber  ^wnge  ober  bie  Sßarnung  oor  üeräd)tlid)er  Bet)anb= 
(ung  ber  Slrmen.  ©ie  t)at  ju  jeber  3^^^  if)r  preid)enbe§  SRotio 
im  Seben  ber  6t)riftent)eit,  mie  benn  immer  burd)  fräftige  ®Iaubeng= 
prebigt  fofort  ber  falfd)e  Siu^m  ber  ©läubigfeit  faft  unoermeib^ 
tid)  entftanben  ift  unb  entftef)t. 

2Bir  bürfen  ät)nlid)  mie  bei  ^aulu§,  aud)  für  3afobug  ben 
93erfud)  roagen,  fein  ©tauben  burd)  ben  93erlauf  feiner  Seben§= 
gefc^id)te  ju  erläutern.  -)    @§  finb  un§  au§  berfelben  einige  be= 

*)  l^ii   Ü?ovftelluiui| ,  ber  ©(aubenöbeiiviff   ober  ber  ^)ieci)tferti9ungöbei3riff 

ober   üud)   nur  bie  '■Betoiuuun  Don  Ö)enef.  15,  6   ftamme   erft  üon  '|.'aulu!^,  ift 

falfd).   ^aö  ift  fd)on  fi)nac(ognle6  (^hit  unb  bainiin  ber  Urgemeinbe  eigen  geraefen. 

-)  i^d)  lüieberfple  biefe  3luefü{)runij,  obrool;!  fid)  roieber,  lüie  bei  ber  erften 

©d)latter,  Xer  QJtoiibe  im  9f.  S;cft.  iJ9 


450  ^öP-  10.    Sie  aipoftel  bcr  Ätrd)C  uon  Sei-ufalem. 

beutfame  ©retgniffc  bcrtd)tet :  ba^  er  O^ju  33ruber  war,  i{)m  aber 
roäfjrenb  bcr  ßcit  feine§  9Bir!en§  lüiberfprad),  ba^  er  ben  2(uf= 
erftanbenen  gejef)en  f)at,  unb  nun  §eitleben§  in  ^erufalem  al§ 
ba§  |)aupt  ber  jübifcf)en  ©emeinbe  geblieben  ift  unb  bie  ©e= 
nteinjd^aft  mit  3§rael  unb  bcm  Sempcl  bi§  s^iwt  9Jiartr)rium 
feftge{)altcn  f)at.  ®icjc  ^aten  gcl)cn  mit  feinem  33rief  §u  einem 
@an§en  pjammen  unb  macfjen  un§  bie  @ene[i§  biefe§  @(auben§= 
ftanbc§  einigermaßen  oorfteübar. 

2)abei  barf  frcilid)  nid)t  überfeljen  merben,  ba^  auc^  ber 
ftärffte  eintrieb,  ber  au§  bem  eigenen  ©rieben  ftammt  unb  ber 
^^erjüntidEjfeit  ©elbftänbigfeit  cerlei^t,  immer  nur  oerbunben  mit 
ben  üon  ber  ©emeinbe  au§get)enben  äßirt'ungen  fein  S^efultat  er= 
jcugt,  jumal  bei  ben  apoftolifd)en  SJtännern,  bie  fid)  mit  cnt= 
fd)loffener  Siebe  in  bie  ©emeinbe  ^ineinfteüten  unb  nid^t§  qI§ 
bereu  ©lieber  fein  mollten.  @ine  Unterfc^eibung  §mifd)en  bem, 
roaS  it)re  eigene  2eben§gef(i)id^te  if)nen  üerfdE) äffte,  unb  bem,  n)a§ 
ben  ^efi^  itjrer  Generation  bilbete,  ift  barum  nie  burc[)fül)rbar. 
3ßa§  uns  a{§  baä  33ilb  be§  .^a^o^"^  au§  feinem  S3rief  entgegen^ 
tritt,  üeranfd)aulicf)t  un§  sug(eirf)  bie  ©t)riftenf)eit  ^^rufalemS. 
2Bie  aber  biefer  ©emeinbefi^  angeeignet  rcirb,  barauf  I)at  ha§ 
perfönlid)e  @rlebni§  einen  großen  ©influß,  fonft  fönben  mir  nid)t 
bie  fräftige  @ntraic!(ung  ber  perf önlic^en  Stijpen,  bie  aüe,  9Jiatt^äu§, 
;3ot)anne§,  ^^aulu§,  fo  gut  roic  ^a!obu§,  in  unb  für  biefelbe  Gene- 
ration leben,  unb  bod)  einen  beutlid)  unterfd)cibbaren,  originalen 
©laubcn^ftanb  Ijaben. 

3afobu§  ftel)t  barin  neben  ^aulu§,  baß  aud)  fein  fieben 
in  jmei  gegenfät3tid)c  .^älftcn  äcrfällt,  ba  aud)  für  it)n  ber  Glaube 
erft  auf  eine  "^eriobe  be§  Unglaubens  folgte,  mobei  ber  3öenbe= 
punft  für  beibe  im  Slnblid  bc§  5luferftanbenen  lag.  ^aS  ergab 
aud)  für  il)n,  baß  fein  GlaubenSftanb  eine  negatioe,  abmel)renbe 
33eroegung  begrünbete,  bie  fid)  gegen  feine  einfüge  33erfünbigung 
roanbtc  unb  baS  auöfd)loß,  maS  frül)er  ben  ungläubigen  Gegen= 

UCuflnflc,  bie  iMorliebc  iiuuicl)er  i^cfcr  für  biu\  iuiu\  mir  iiocl)  tlK^  ^iH-niuituiui  m 
bcr  (^renje  unfrcö  lüiffeuö  ftel)t,  an  bicfeii  ^Jlbjcljuitt  l)A\\[\ci\  lüiib.  I^ic  1)av- 
lefluiifl  l)ot  iuand)ed  cjttfoUet,  lua«  alö  ficl)ere  Sieobadjtimfl  umnittelbov  mi  beut 
apoftolifd)eu  lUort  fid)  ergibt,  äüciui  bcr  Vefer  baiaii  uorbcii^clit  iiiib  fid)  mir 
bamit  l)cfd)äftiflt,  jüuö  beutcubc  ik'rmutuiifl  ift,  ift  bie*  Jiidjt  meine  «d)ulb. 


J)ic  83efe^nmg  beg  3afobu§.  451 

fat3  gegen  :3efu§  in  it)m  t)eröorgentfen  ()at.')  tiefer  bejog  ftd) 
aber  bei  3dobu§  anf  einen  anbern  "»^unft  ai^  bei  "»ßaulu?. 
äBät)renb  biefer  für  baS  @eje^  gegen  ;$^efu§  [tritt,  üerteibigte 
3at'obu§  feine  d)riftologifd)en  Hoffnungen  gegen  \i)n,  unb  bie§ 
beftimmt  mid)  bie  9iirf)tung,  in  roeld)er  fein  ©lauben  fic^  abfrf)Iie^t 
unb  ablef)nenb  roirffam  wirb.  Sein  ^Jlnfto^  an  ^efug  ergab  fid) 
au§  ber  33erfd)iebenf)eit  5iüifd)en  ^efu  2öeg  unb  feinen  eigenen 
d)riftologifd)en  ^]?oftuIaten,  loobur^  er  fic^  5u  einer  unjufriebenen, 
Sraeifelnben  ii'ritif  treiben  lie^,  »ergl.  ^ot).  7,  2ff. ,  n)eld)e  üon 
3efu§  @rö^ere§,  9Jlacf)t,  ^errlidjfeit,  Offenbarung  forberte,  bi§ 
bie  3(uferfte^ung  ^efu  biefelbc  nieberfd)lug.  3In  it)r  faf)  er,  ba^ 
nirf)t  3efu§,  fonbern  er  felbft  in  einer  irregef)enben  (Sfftafe  be= 
fangen  war,  üergl.  9Kr.  3,  21.  ©tanb  er  5unäd)ft  al§  ber  ^^iffenbe 
3efu§  gegenüber  mit  bem  3(nfprucf),  it)m  5u  raten  unb  2öeg  unb 
3iel  ber  ^leffianität  ju  roeifen,  fo  wirb  er  nun  ber  ^3lict)tunffenbe, 
ber  ftiti  unb  gebeugt  üor  ©ott  unb  (£f)riftu^  ai§  ber  Spt)äre 
be§  ©etjeimniffeö  ftet)t,  ba§  er  nid)t  le^renb  beutlid)  mad)t,  ober 
feinem  Urteil  unterwirf t.  3(u§  feiner  na^cn  brüberlid)en  @emein= 
fd)aft  mit  3efu§  ()atte  er  einft  bie  ^äbigfeit  abgeleitet,  ibn  ju 
beurteilen,  unb  ben  3tnfpru^,  ba^  feine  SJieinung  für  it)n  @en)id)t 
i)aben  muffe.  9lun  ftel)t  feine  früt)ere  ©teüung  al§  t)offärtige 
Überl)ebung  cor  it)m;  ber  trüber  trat  it)m  in  bie  ©tellung  be§ 
Herrn,  unb  er  in  biejenige  be§  5^nerf)t§,  ber  nur  barauf  bebarf)t 
ift,  ba§  ®ebot  feinet  ^^xvn  ju  tun.  ^Jlad)bem  er  fid)  an  ber 
3?erborgent)eit  ^z\ü  gefto^en  unb  fd)lie^lid)  erlebt  l)atte,  ba^  er 


')  3JJau  wirb  nid)t  eiiiiDenben,  bn^  bamit  bie  Siuibe  ju  einem  fonftitutiuen 
Jyaftor  ber  apoftolil'cljen  Vel)vtnlbun(\  gemacht  fei;  mcl)t  alä  fortbefteftenbe,  nur 
alö  uerflcbene  unb  nufijel)obene  ift  fie  bieö,  luociegen  fid)  nur  ein  iUuforifct)er 
Üiegriff  ber  göttUd^en  isergebung  fträubeu  fann,  nie  beftdnbe  fie  barin,  bie 
Siinbe  fd)ted)t()in  fotgenloe:  5u  niad)en.  ;^n  biefeni  Sinn  wirb  nid)tö  (55efd)el)eneö 
ungefd)ef)en  gemad)t,  woi)i  aber  beftel)t  bie  SJergebung  barin,  bafj  ifjre  folgen 
juni  0uten  geiuanbt  werben  unb  ber  ©d)oben  in  ©eiuinn  umgefe^t  loirb.  9Md)t 
bie  inbiribuelle  ©igennrt  ber  apofto[ifd)en  Iropen  loeift  an  fid)  fd)on  auf  bie 
fünblid)en  'i^orgänge  im  Seben  ber  apüftülifd)en  'flJänner  (jin,  ba  bao  ^nbioibueUe 
nid)t  an  fid)  fd)on  etiüa^  ®iinblid)e'3  ift,  jdüOI  aber,  M^  bie  :^snbiuibua(ität 
aud)  in  i^nen  nod)  fein  GJanje^^  ift,  fonbern  Siicten  (jat,  bie  ber  (Srgdn^ung 
burd)  einanber  bebürfen,  lueöf^alb  Gpf).  4,  13  aud)  für  ben  apoftolifd)en  Mreiö 
ba^  ^\d  nennt,  baö  biefer  erft  jn  fuc^en  ^atte. 


452  ^(^V-  10-    ®i^  3tpofte(  bcr  iUvdic  üoii  ;3enifa(em,   , 

gerabe  fo  ber  ßrbe  bev  ^errlid)feit  würbe,  bejatit  er  if)n  nun  al§ 
ben  uerborgenen,  unb  jd)n)eigt  im  33en)u^tjein,  ha'^  er  3eju§  fo 
nat)e  ftanb  unb  tf)n  fo  rool^I  gefannt  unb  bod)  nid)t  ernannt  f)atte, 
fonbern  bie  nn§ulänglid)feit  feiner  ©ebanfen  ^efu  gegenüber 
t)anbgreiflirf)  erlebt  unb  e§  mit  Slugen  gefef)en  {)Qtte,  rcie  bie  ^ara= 
borie  be§  güttlicf)en  ^anbeln§  fie  befeitigte.  9^ic^t  al§  ob  er  auf 
©rfenntni^  üer§id)tete;  er  rourbe  an  ber  2öaf)rne!^mung  be§ 
(£f)riftu§  nid)t  btinb  unb  nid)t  in  eine  erfenntni§(ofe  lt'ned)tfd)aft 
t)inabgefto^en,  fonbern  ift  burd)  it)n  äu  bem  ©ott  gebrad)t,  uon 
bcm  bie  2öei6t)eit  nieberfteigt.  ©o  lebt  er  mit  offenen  2(ugen 
unb  n)ad)famer  2(ufmerffamfeit;  aber  er  fef)rt  nun  feine  bur(^= 
bringenbe  5^ritif  gegen  ben  9)lenfd)en,  um  biefen  au^  feinen 
2:äufd)ungen  I)erau§3uleiten.  ©ein  SeI)nüort  rairb  pm  ©piegel, 
in  weld^em  ber  9Jtenfd)  fein  eigene§  2lngefid)t  betrad)ten  foll,  unb 
jmar  fo,  ha^  er  nid)t  mef)r  »ergibt,  raie  er  geftattet  ift,  1,23; 
i)ai  er  e§  bod)  erlebt,  mie  man  fict)  f eiber  täufd)t  unb,  „wenn 
man  feine  S^n^t  nic^t  jügelt,  fein  .^erj  betrügt,"  1,  26. 

©ein  eigene?  @rtebni§  ftanb  aber  mit  ber  gro|3en  SOBenbung 
in  bcr  (^3efd)id)te  ber  ©emeinbe  in  engem  ^ufammen{)ang.  ©einer 
d)riftologifd)en  St^eorien  wegen  ftie^  ^grael  3cfu§  an^.  ©ein 
eigener  ^atl  unb  berjenige  feine§  !i5oIt'§  üerfIod}ten  fid)  bal)er  in 
eine  einl)eitüd)e  @efd)id)te.  ®arum  mar  nid)t  3^t)eologie  ba§, 
wa§  ^^^xazi  I)alf.  @g  mu^te  fd)iüeigen  lernen,  ftatt  mit  ftoljer 
3uoerfid)t  ju  urteilen,  ben  33Iid  einwärts  wenben  auf  ba§,  ma§ 
e§  fetber  war  unb  tat,  ftatt  feine  **|^oftuIate  gegen  ®ott  ju  fel)ren, 
3Öa§  3^vael  .f^ilfe  bradjte,  war  nic^t  Unterrid)t,  fonbern  "öu^e. 
9li^t  ein  S3efe()l  fonnte  fie  wirfcn  ober  ein  unfreier  ^wang. 
9Jiit  ber  3ßaf)rbeit  allein  war  ibm  ju  l)elfen,  mit  bem  !©ort, 
ba§  it)m  ben  flaren  Ginblid  in  bie  '*-i^efd)affenl)oit  feiner  '^•römmig^ 
feit  gab.  31  ber  biefe?  SBort  mufjte  fein  Sid)t  uor  allem  auf  tci^ 
legen,  roa§  ^^vad  war  unb  tat. 

^er  ^rief  be§  ?safobuc^  ift  tief  bemüttg.  (5r  ftebt  fovt= 
roäfjrenb  im  5tampf  gegen  bie  boffärtigc  Uberljebung,  bie  fid) 
fdjon  mit  bem  .^'»ören  be?  g5ttlid)en  !iBorte§  jiert,  ben  armen 
5}rubcr  üerad)tet,  mit  bem  blof?en  (<3lauben  prunft,  am  ;Öcl)ren 
unb  an  ber  Seieil)eit  l)offärtig  wirb,  in  bi'ifer  .i?uft  fid)  gegen 
®ott  auflel)nt,  gegen  ben  "iUubeu   burd)  Väfterung   unb  d^eridjt 


3)ev  Unterj(l}ie^  *iH)i|c()en  ^safobug  itnb  "^^aulite.  453 

fid)  überlebt,  fic^  felbftbeiru^t  be§  Sebenä  fid)cr  bünft  unb  am 
9fieid)tum  jur  llngered)tigf'eit  fic^  üerl)ävtet.  "S^er  Sricf  fud)t  bie 
Beugung  vov  @ott:  bie  ©ebeugten  aber  rid)tet  er  auf  jur  @e= 
butb,  äum  53itten,  sunt  ©laiiben,  1,  1—18.  5,  7-20. 

©id)  üor  ©Ott  5U  bemütigen:  ha^  befc^reibt  nirf)t  nur  ba§, 
jooron  3aft)bu§  für  fid)  felbft  feine  ^Tömmigfeit  f)at,  fonbern 
jetgt  aud)  bem  gefamten  3^rael,   roie  eö  ben  2Öcg  @ottc§  get)t. 

SDamit  raar  gegeben,  ba^  bie  formet:  allein  aus  (Stauben, 
fo  roenig  fie  ^öfobu^  unoerftänbtic^  roar,  ugl.  2,  5,  feinem  inneren 
Seben  nid)t  entfprad);  benn  fie  fe^t  biejenige  ^id)tung  be^fetben 
üorau§,  bie  „mit  aufgebecftem  31ngcfid)t  bie  ^errtid)feit  (£t)rifti 
in  fic^  fpiegelt",  2  Siov.  3,  18.  ^er  ©eminn,  ben  ^^aulus  burd) 
feinen  Seben§gang  empfangen  t)at,  tag  barin,  ba^  if)m  ©ottes 
(^ah(,  bie  ^efu§  unferem  irbifd)en  Sebenölauf  oermittelt,  fic^tbar, 
mertDoU,  gro^  geworben  ift,  ot)ne  baf?  er  fid)  oon  ber  c^ufunft 
löft,  in  ber  aud)  er  lebt,  bod)  auf  @runb  beffen,  luaö  @ott  für 
ibn  üo(lbrad)t  ^at  unb  in  i^m  oollbringt.  ^amit,  ha^  er  in 
ben  erfd)ienenen  ®^riftu§  erfennenb  t)ineinbtic!t,  mirb  ber  ©taube 
fid)  felbft  nad)  ©runb,  ^\\i:)a\i  unb  ^JS^irfung  burd)fid)tig  unb 
feiner  ^l'raft  bemüht.  ®ie  !iBat)rt)eit  ber  pautinifd)en  (formet 
befte^t  barin,  ba^  '»^autug  ©tauben  unb  &ahi  5ufammcnfd)aut, 
unb  ba§  ©tauben  nie  bto^  at§  menfct)lid)e§  33ert)atten  betrad)tet, 
fonbern  at§  über  un§  emporreid)enben,  in  ©Ott  t)ineintangenben 
;i^organg,  fomit  nie  of)ne  .^in5unaf)me  6;t)rifti,  feinet  2:obe§  unb 
Seben:§  unb  ©eifteö,  nie  ot)ne  ^in§una^me  ©otte§  unb  feiner 
©nabe,  bie  bem  ©tauben  gebenb  entfprid)t.  ®arum  ift  'öa^ 
®{auhm  etn)a§  ©anje^,  meit  mit  it)m  ba§  ganje  Serf  (£t)riftt 
unb  bamit  ber  gan§e  3nt)alt  ber  götttid)en  ©nabe  ©igentum  be^ 
9)lcnfd)en  mirb,  fo  ha^  aud)  feine  fitttid)e  ©rncuerung  in  if)m 
entt)atten  ift,  nid)t  at§  2öirfung  be§  pt)nfifd)en  9}]ed)ani§mu!g 
ober  unferer  2Bitien§fraft,  fonbern  loeit  ©ott  unb  ®t)riftu§  nid)t 
nur  ben  oorgefteltten  :3n^ölt  be§  ©tauben§  bitben,  fonbern  für 
unb  im  ©taubenben  mirffam  werben  at§  bie  oon  ber  (Sünbe 
©rtöfenben.  «Sowie  jebod)  am  ©tauben  nur  ba§  in  ^etrac^t  ge- 
bogen wirb,  rüa§  3(ft  be§  9Kenfd)en  ift,  —  unb  baoon,  rva^  ber 
SJienfd)  fei,  unb  wie  er  fein  'i^ert)ältni§  ju  ©ott  geftalten  wolle, 
fprid)t  3iif>^t)u§  —  ift  bie  paulinifd)e  formet  eine  Unmijgtid)feit, 


454  A^fP-  1'^-    2)iß  9lpoftel  bei-  Äirdie  uon  Serufciteiii- 

lücil  bcr  3?erbanb  mit  QdoU  jerriffen  ift,   raeun  it)m  ber  9Jlen]d) 
t>a§>  Söerf  oerfagt. 

3)cr  3ißlö^^ttnfe,  ben  ^afobu§  ber  ©emeinbe  nort)ält,  ^ei^t: 
SSoUenbung,  reXeiov,  ein  gan§e§  SSefen.  ®erjelbe  roar  im  mcf= 
fianifrf)en  begriff  unmittelbar  entf)alten,  ta  ber  (£t)riftu§  bie 
üollenbete  3öeltgeftalt  fd)afft.  @r  lenft  ben  ^lid  in  bie  ^ufunft 
unb  bort  murmelt  ber  33rief  mit  feinem  ganzen  Xracf)ten,  iüä!)renb 
il^m  bie  ©egenraart  bie  9^üft=  unb  Söarteseit  ift.  '^a§  brängt 
bQ§  blo^e  .^ören,  ©tauben,  hieben,  Sßiffen  surüdE,  ha  \a  nirf)t 
@rfenntni§,  fonbcrn  ^at  bie  9iüftung  auf  ba§  9ieicf)  ift.  2)er 
^rief  fiel)t  nicf)t  auf  ben  Urfprung  ber  ©emeinbe  jurücE,  meber 
auf  bie  altteftamentli^e  Offenbarung,  noct)  auf  bie  neuteftament= 
lid^e.  @r  rebet  nid)t  con  SJlofe  unb  mrf)t  mn  ^efu§,  nid)t  »on 
ber  3Iu§fül)rung  au§  9lgr)pten  unb  nic^t  üon  ber  3Iuferfte!^ung 
:3efu. ')  2ßäre  bem  Sefer  bamit  gct)olfen,  wenn  er  ben  3ßeg 
überfät)e,  ben  bie  ©emcinbe  l^inter  fid)  f)at?  ^afobu§  fprid)t 
üon  bem,  mag  it)r  je^t  obliegt,  unb  geigt  it)r  Don  bem  ^-^^unft, 
auf  bem  fie  ftet)t,  ben  2ßeg  Dormärt§  ju  it)rem  ßiel.  9Bie  ganj 
anberg  ">^^autu6!  @r  uerfolgt  bie  2tufgabcn  ber  ©emeinbe  ftetä 
big  in  ben  Urfprung  it)rer  ®f)riftenfte(Iung  jurücE.  l>on  ßf)riftug 
unb  bem  ©eift  empfangen  alle  einzelnen  SOBeifungen  i^re  ^e= 
grünbung,  unb  ber  33Ii(J  f)aftet  uuüermanbt  an  ber  liBurjel,  au§ 
ber  ber  ©(aubenbe  mit  feinem  gangen  33efit^  eruuädjft.  ^ci  ^afobug 
bleiben  nid)t  nur  bie  vergangenen  ©reigniffe,  n)eld)e  bie  ©emeinbe 
begrünbeten,  fonbern  aud)  bie  gegenmiirtigen  53esict)ungen  ©otte§ 
unb  3efu  511  i^v,  famt  ber  ^ut'unft,  übert)aupt  bie  gange  Spl)äre 
be§  göttlid)en  ©eing  unb  .^anbelng,  bcbedft.  ;3^<ifobug  fennt  bie 
©egenmart  gött(id)cr  Gräfte  unb  i^^ahcn  in  ber  ©emeinbe  mol)l, 
ba  ja  ©Ott  ben  ©laubenben  crnuit}lt  unb  burd)  fein  ^JOBort  gum 
©rftling  feiner  6d)öpfungcn  geboren  l)at,  ba  er  il)m  't)a'-$  ^iöort 
mit  errettcnber  Äraft  einpflangt  unb  il)n  burd)  Sei§l)eit  uon 
oben,  bie  nid)t  blo^  „feelifd)"  ift,  erleud)tet  unb  fü^vt,  ta  oefu§ 

')  iUcnii  man  bcbcnft,  bafi  '^^nfobiiö  mitten  im  8treit  ber  ^Xeliiiioiien  ftel)t 
unb  bie«  an  fiUjrcnbcr  otellc,  fo  erl)itlt  biefetj  Srt)ii>eifle»  ilJtUbe  unb  Wrbfjc 
2)er  Streit  bcr  JHcliflionen  cr.^eunt  (eicl)t  JsHinatitfmnvS ;  bicfcr  luicberljolt  aber 
unoblrtffifl  feine  ;Vormeln.  sj<on  rt)riftlid)em  Jyanatiismu«(  ift  jebcnfnll«  im  '^^afobuvS^ 
bricfe  nic^t«  )u  {el)en. 


®er  Unterfc^ieb  jroifc^en  Safobuö  unb  ^^anUtö.  455 

o(§  ber  ^err  über  benen  rcaltct,  bie  @otte§  enrät)lenbe  @nabc 
§um  ©lauben  an  tt)n  füt)rt,  unb  bie  ©einen  fennt  unb  raei^,  ob 
fie  in  (Sebulb  auf  i^n  raarten  ober  roiber  einanber  feufscn,  ba 
©Ott  ben  @ei[t  im  3Jlenfd)en  n)ot)nen  lä^t,  ber  bie  ^eunb|d)aft 
mit  ©Ott  begrünbet  unb  biejenige  mit  ber  Sßett  auft)ebt,  rceS^alb 
bie  Söei^Ijeit  uon  oben  allen  erreichbar  ift,  rceil  ber  @ei[t  für 
a\ii  tarn,  ha  ®ott  bereit  ift,  fid)  ju  benen  ju  naf)en,  bie  ftrf)  ju 
i^m  naf)en.  2((Iein  ba§  aüe§  lä^t  ^^fobug  ot)ne  53efcf)reibung. 
@r  fc^aut  ftiti  gum  einigen  ®ott  unb  üerijerrüc^ten  ^efu§  empor, 
nirfjt  al§  mü^te  er  fie  erft  fud)en  oI§  bie  unbefannten,  oieImeI)r 
meil  er  im  gefannten  ©ott  ru^t,  fe^t  er  ba§  ^iel  feinet  Sef)r= 
roorte§  nicf)t  in  bie  -JRetjrung  be§  2öiffen§,  weil  firf)  nid)t  t)ier 
ha^  ^ebürfni§  ber  ©emeinbe  finbet,  fonbern  in^  Sßerf,  metdje^ 
bem  i^r  gefd)enften  SBiffen  3BaI)rt)aftigfeit  unb  5rud)tbarfeit  gc' 
mätirt.  ^ie  35oüenbung  ber  (Srfenntniö  mirb  it)r  fommen,  rcenn 
ber  (£t)riftu§  !ommt,  ber  je^t  nodf)  uerborgen  ift.  3Jiit  ber  ^e= 
bectung  ber  göttlirf)en  ®inge  tritt  aud)  ba§  ©tauben  ftill  inö 
innere  Seben  jurürf  unb  fein  3öert  fteüt  fic^  in  biefem  ©cbanfen^ 
gang  anberS  al§  bei  ^]^aulu§  bar.  „9^ur"  ©laube!  fagt  ^^afobuS, 
2,  24;  loie  wenig  ift  ha§  nod^!  benn  e§  ift  nid)t  basi  SSödige, 
nid)t  haS  erreirf)te  ^kL  2l(lein  gerabe  in  biefer  ^urücfbattung, 
in  ber  Unterorbnung  be^  3Biffen§  unter  bas  äöerf,  ift  ein  fraft* 
notier  ©lauben^aft  entf)a(ten,  ber  auf  ^eiüei^füt)rung ,  auf  be= 
griffü^e  ©rflärung  unb  anfd)aulid)e  2)arfteüung  be^  2Berfe§ 
^efu  unb  feiner  ßufunft  ner5id)ten  fann,  roeil  er  feiner  geroi^ 
ift  unb  bie§  fo,  ba^  firf)  fein  gan§eg  ^anbeln  auf  jene^  ^'^iel 
t)intenft.  ;3ebe§  ©tauben  f)at  eine  abn)cf)renbe  ©eite,  feinen  ii)m 
entfprec^enben  Unglauben  neben  fid^,  wie  umgefel^rt  jeber  Un= 
glaube  fein  ©tauben.  ®er  Unglaube  be§  ;v5<Jfobu§  rirf)tet  fid) 
gegen  all  ba§,  mag  ber  SJZenfrf)  fein  SBiffen,  .^ören,  Sef)ren, 
©lauben  t)ei^t;  baoon  ermartet  er  feine  ©rrettung  nid)t.  ©benfo 
roenig  erroartet  er  ^ieoon  :^§racl§  ©rrettung.  tiefem  ift  nur 
bann  ju  Ijelfen,  roenn  e§  firf)  mit  flarem  Unglauben  gegen  fein 
eigene^  Steinen,  Riffen,  ^e^ren  unb  ©lauben  ©ott  ju  unterroerfen 
nermag. 

®er  33rurf),  ber  in  ben  Seben^lauf  be§  ^afobu§  fällt,  mar 
weniger  tief  al§  berjenige,  ben  '>|5aulu§  in  fid^  erlebte.    Somie 


456  '^"P-  l*^-    ^if  3(po[tel  ber  Mirdie  uon  v>fi""l^'^'"' 

ftd^  ber  .^ampf  auf  "öaB  @efe^  b^sog,  flanb  fofort  alle§  auf  bem 
©piel,  nid)t  nur  bev  Sef)rbau,  fonbern  aurf)  bie  Siegeln  ber 
:^eben§fül)rung  bi§  jum  legten  ftttlicf)en  53egriff  I)tnau§.  *S)a  fid) 
bei  ^afobug  ber  ^ampf  unb  bamit  aud)  ber  33rud)  auf  bie 
d^riflologijc^en  Hoffnungen  bejog,  fd)to^  er  nid)t  au§,  ha^  beibe 
"»Perioben  feine§  Seben§  burd)  einen  großen  gemeinfamen  33efi^ 
üerbunben  blieben,  ber  burd)  jenen  33rud)  nid)t  erfd)üttert  rcorben 
ift.  3"  ^ß"^/  "'ö^  ß^  öön  ^aufe  au§  al§  jübifdie  (^römmigfeit 
befa^,  trat  ^efu§  in  feinen  ©egenfatj ;  ha^  fa'f)  er  üielme^r  burd) 
i^n  beftätigt  unb  gepflegt.  2öa§  i^n  jum  SBiberfprud)  gegen 
3efu§  trieb,  ent)ie§  fid)  aud)  am  Tla^  feiner  jübifd^en  ^-römmig^ 
!eit  al^  unfromm,  al§  (5e(bftübert)ebung,  bie  tro^  it)rer  ^linbt)eit 
urteilen  roolltc,  a(§  Unroiüigfeit ,  ba§  Söort  ^efu  nid)t  blo^  ju 
{)ören,  fonbern  aud)  p  tun,  al§  Seiben§fd^eu ,  bie  ben  3Öeg 
3lbral)am§  nid^t  gef)en  mod)te,  ber  @ott  feinen  ©of)n  nid)t  oor=^ 
enthielt:  ba§  alle!§  rid)tete  aud)  ha^  ©efe^.  ®er  ©laube  an 
;Sefu§  brad^te  feiner  j[übifd)en  g^römmigfeit  nic^t  2luf()ebung, 
fonbern  Steinigung,  bamit  aber  aud)  ^efräftigung.  @r  befreite 
ba§  3Sertangen  nod)  göttUd)er  Offenbarung,  5^raft  unb  Idealität, 
au§  bem  ^erau§  er  ^efuS  jurief:  la^  beine  SÖöerfe  fef)en! 
(^of).  7,  3)  oon  feiner  gegen  ®ott  gefe'f)rten  ^^enbenj,  ertötete  e§ 
aber  nid)t,  fonbern  gab  if)m  bie  rid^tige  ^ireftion.  Slun  ruft 
er  bieg  fid)  felbft  unb  !^s^xatl  ju;  benn  I)ier  ift  bie  ©teile,  mo 
bal  SBerf  ausbleibt.  2)arum  fel^lt  ^ier  bie  ganje  2tntitt)efe 
jmifc^en  @efe^  unb  2Berf  einerfeitg,  (Jf)riftu§  unb  ©tauben 
anbererfeitö.  2ln  bem,  ma§  bei  ^aulu§  bie  negatioe  ©eite  am 
©tauben  bilbet:  am  ©inblid  in  ben  eigenen  ^ob  unb  in  bie 
?5^1eifd)lid)feit  unfere§  S3egef)rcng,  t)aftet  ber  ©ebanfe  be§  S8riefe§ 
nic^t.  ^er  9J?enfd)  menbe  fid)  ber  ®ütc  ©ottc^o  ^u,  bie  ibm  in 
guten  unb  oollfornmencn  ©aben  eutgegentommt.  1)arum  rid)tot 
er  fid)  aud)  fofort  jum  ©cfe^  t)in,  ba§  nid)t  nad)  feiner  iier= 
urtcilcnben  ^raft,  fonbern  at§  Weber  ber  ^-reibeit  betrad)tct  mirb. 
2(n  ben  Grnft  ber  ©ünbe,  and)  berjenigen,  u)eld)c  bie  l^'fcr  über= 
fct)cn,  2,  1  ff.,  mirb  nur  barum  erinnert,  bamit  fie  fid)  il)rer 
pofitioen  ^.Jhifgabe,  ber  örfüllung  bc£(  ©efctjcä,  ungeteilt  äumcnben. 
2)icfelbc  ?lbfid)t  befeelt  ben  Webanfon  awd)  bann,  u)enn  ba§ 
3iJol)lflefaUcn  an  ben  uielen  gel)aUeneu  ©cbotcn    uornid)tol  u)ivb. 


2)er  Unterfc^ieb  jtoifc^en  ^afobue  unb  '^auluä.  457 

2,  10.  ^ie  SrfüUung  berfelben  foll  nid)t  alei  ®rmäd)tigung  ju 
irgenb  einer  Übertretung  bienen ;  barum  roerben  bie  fiefer  iiatan 
erinnert,  baf^  fie  mit  bem  einen  ©ebot  ba^  gan§e  @eje^  bred)en. 
S)ie  2lbfi(^t  gef)t  aud)  f)ier  nid)t  auf  Söfung  oom  ®efe^,  fonbern 
auf  oölligen  @ef)orfam  gegen  ba^felbe. 

^iefe  ^ifferenj  im  ©emiffen  ber  beiben  St^oftel  bi^k^t  fid) 
nic^t  auf  bie  ©rf)ärfe,  mit  ber  @ottc§  9tec^t  oon  i^nen  xva\)X' 
genommen  rcirb.  2(urf)  ^afobug  leitet  bie  Sefer  an,  fid)  üor 
©Ott  runb  unb  gan§  al§  fd)ulbig  ju  befennen,  ba  fie  ba§  ganje 
@efe^  vielfältig  gebrod)en  f)aben.  3In  bem  5lanou,  ba^  bem, 
metdier  @ute§  ju  tun  rcei^  unb  eg  nid^t  tut,  biei^  ©ünbc  ift, 
4,  14,  mirb  jeber  fc^ulbig.  2(((ein  neben  biefer  SSerurteitung  ber 
Sefer  flel)t  unmittelbar  bie  @en)i^l)eit,  ba^  fie  in  ber  5lu^tt)al)l 
unb  ^reunbfd)aft  @otte§  ftel)en,  im  Serf  ber  Siebe  bie  9J?engc 
ber  Sünben  bebecfen  unb  mit  bem  c^'ranj  beä  Seben§  9^ed)tfertigung 
empfangen  roerben.  ßroifd)en  beiben  Urteilen  mirb  nid)t  ein 
^inbeglieb  aufgezeigt;  beibe  fielen  ba  al§  in  fic^  felbft  gemi^ 
unb  feft.  ®ie  3öilligfeit  @otte§  ju  oergeben,  ift  ber  göttlich  ge= 
legte  ©runb,  auf  ben  bie  ©emeinbe  geftellt  ift  unb  ben  fie  glau= 
benb  feft§ul)alten  l)at.  Seil  berfelbe  burd)  t>a§>,  ma§  in  i^rem 
3^ert)alten  ber  33erurteilung  unterliegt,  nid)t  erfd)üttert  wirb,  barf 
i^re  5lufmerf'famfeit  fofort  unb  au§fd)lie^lid)  auf  ba§  2^un  be§ 
©Uten  t)ingemanbt  fein.  3n  ^^^aulu§  traten  bur^  bie  2Beife 
feiner  ^efet)rung  bie  beiben  ©lieber  jenes  ®oppelurteilä  mit  fold)er 
^raft  gegeneinanber,  ba^  er  fie  miteinanber  bur^  bie  Entfaltung 
beffen,  voa§>  it)m  3efw  ^reuj  geniät)rt,  oermitteln  mu^.  @r  fommt 
nid)t  unmittelbar  üom  ©ünbigen  jum  guten  Sßerf,  »om  S3rud) 
be§  ©efe^e^  ju  feiner  Erfüllung ;  er  gelangt  aud)  §u  biefem  ^kl, 
aber  nur  burc^  einen  9}er§id)t  t)inburd),  ber  §unäd)ft  allem  ent= 
fagt,  um  alle^  oon  El)riftu§  ju  empfangen.  ®arum  l)aftet  er 
mit  feinem  ganzen  ^enfen  an  ^efu  Äreuj,  burd)  n)eld)e§  ibm 
bie  3Serurteitung,  ber  ^lud)  unb  2;ob,  bie  er  in  fid)  trägt,  in 
Seben,  3?ec^tfertigung  unb  Segnung  @otte§  umgemanbelt  finb. 
^afobu§  ermät)nt  bagegen  in  feinem  Briefe  ^efu  ©terben  nid)t. 
^ier  ift  aber  jugleid)  bie  ©teile,  an  n)eld)er  ha^  ©lauben  feine 
unt)ergleic^lid)e  Sid)tigfeit  für  '>Paulu§  gewinnt;  benn  biefe§  ift 
bie  ©i)ntf)efe  für  jenen  ©egenfa^,  ber  Übergang  au§  ber  5ßer= 


458  ^flP-  1^^-    2)ie  3(pDfteI  bcr  SÜxd)e  uon  Sentfalem. 

urtetlung  in  bie  93er jö{)nung ,  bie  ©eburt  beö  Sebens  im  SToten. 
®esl)alb  ift  fein  ©tauben  fein  alleiniger  ^eft^. 

9)Iit  biefem  Unterfd)ieb  t)ängt  bie  ®ifferen§  in  ber  Formation 
it)re§  @rfennen§  eng  §ujammen.  :3afobu§  hlidi  mit  rafc^em 
©c^Iu^  üom  ^rin§ip  f)inau§  ju  feinem  9vefultat.  @r  fud^t  ba§ 
©anje  unb  fügt  barum  §ur  SBurgel  bie  f^ru(i)t,  pm  @runb  bie 
^olge,  um  ha^  3SotIenbete  ju  faffen. 

'^Paulug  unb  ^afobu^  befeitigen  ben  iKul^m  am  ®efe^: 
:3a!obu§  t)at  e§  baburd)  getan,  ha'^  er  it)m  bie  ©ingigfeit  @otte§ 
entgegenljält,  2, 10.  Qux  einzigen  Übertretung  fügt  er  mit  rafd)em 
S3licf  bie  ganje  ©umme  ber  in  il)r  entfialtenen  2Öir!ung  fiinju 
unb  begleitet  fie  bi§  ba^in,  roo  fie  fidf)  al§  3SerIeugnung  be§  gangen 
®efe^e§  ermeift,  roeil  fie  gegen  ben  einigen  @ott  ftreitet. 

■ipaulu^  unb  ;3Qföbu§  gef)en  ber  ^^rage  narf),  mie  bie  ©ünbe 
roirb.  ^a!obu§  fixiert  rafd)  ben  ^un!t,  in  n)elcf)em  fie  beginnt: 
nid)t  in  ©ott,  fonbern  in  ber  eigenen  33egier,  unb  nun,  nadjbem 
bie  SBurjel  be§  ganzen  93organg§  aufgebest  ift,  «erfolgt  er  il)n 
§u  feinem  enbgültigen  ^lefultat.  ^eibe  f)aben  ficf)  mit  ber  immer 
neuen  ©dimierigt'eit  im  ©emeinbeleben  befd)äftigt,  meld)e  burc^ 
bie  91eigung  entftet)t,  einanber  p  rid)ten.  3ßäl)renb  jebod)  ^^aulu§ 
bei  einem  foldjen  2lnla^  aufg  genauefte  bie  befonberen  3Serf)ä(t= 
niffe  ermägt  unb  bie  9Jlütiüe  au§einanberfe^t,  n)eld)c  unfer  Urteil 
leiten  f ollen,  fragt  :ja!obu§  4,  11:  mie  meit  reid)t  euer  9iid)tcn? 
trifft  e§  nur  ben  iöruber?  Dielmel)r  aud)  ba§  ®efe^,  bem  er 
untergeben  ift.  @§  ermeift  fid)  baburd)  al§  ^Verleugnung  be§ 
@efe^e£i,  ba§  nid)t  beurteilt,  fonbern  getan  fein  will,  unb  fällt 
fd)lie^lid)  ebenfalls  an  ber  ©injigfeit  ®otte^,  bie  nur  it)n  jum 
©efel^geber  unb  ^id)ter  mad)t.  ^^'vafobuä  unb  ^^^aulu§  .unterfd)ciben 
übcreinftimmenb  eine  boppelte  lföeie!t)eit,  biejenige  ber  9Belt  unb 
biejcnige  ®otte§.  ^|>autuö  fprid)t  über  bie  3lrt  unb  Duelle  ber 
9Bci§t)cit  Don  oben,  1  Ä'or.  1  u.  2 ;  :3af»Jt)u§  blicft  auf  it)re  Sir= 
fungcn,  benn  biefe  ergeben  bie  ©renje,  meld)e  bie  obere  uon  ^ber 
irbifd)en  liBeisil)cit  trennt,  ."},  15  f. 

3lud)  biefer  Unterfd)icb  in  ber  Bewegung  be§  ^enfcnS  roar 
für  ben  ©laubcnöbcgriff  nid)t  bebeutungsslo^.  @ef)t  ber  StidE 
auf  bie  Wrünbo  unb  ^Hnfänge  ber  d)riftlid)en  ©tellung,  fo  rut)t 
er  notiücnbig  auf  bem  ©laubcn,  lueil  er  'i)<in  'iBerbemomcnt  bilbct. 


^er  Untevfc^ieb  ^luifc^en  :5afo6ug  imb  ^aiiluä.  459 

in  it)eld}em  ber  ©injelne  raie  bie  ©emeinbe  bie  d)ri[tlid)e  ©teüimg 
erlangt.  3(uf  bie  ^^rage:  rcie  fommt  ber  SDknfd)  ju  @ott?  rcar 
bie  2tntiDort:  burcf)  ©lauben  imb  nur  burd)  if)n.  @et)t  ber  ®e= 
banfe  auf  bie  ©nbergebniffe  be§  d)riftlid)en  li5erf)a(ten§,  jo  f)at 
er  nid)t  met)r  im  ©lauben  ben  aJiittelpunt't,  fonbern  eine  ®urci^= 
ganggftufe,  ta  bie  Q3eäief)ung  su  (Sott  im  ©lauben  nid)t  il)rc 
3Soüenbung,  fonbern  if)re  33egrünbung  t)at.  2(uf  bic^age:  roaS 
foUen  mir,  bie  lüir  @ott  fennen?  ifl  bie  3(ntn)ort  freilief) :  glauben, 
jebod)  nid)t  blo^  glauben;  mir  foüen  f)anbeln.  ^e  fräftiger  ber 
©ebanfc  m§  ©anje  ftrebt,  um  fo  rafd)er  wirb  er  burd)  ben 
©lauben  f)inburd)  auf  ^a§  Serf  f)infe^en. 

:vin  ber  2(rt,  wie  ^aulus  benft  rid)tet  firf)  bie  5(ufmerffam= 
feit  auf  "öa^  SBerben  beö  ©laubeng ;  er  jeigt  un§,  mos  un^  jum 
©tauben  bemegt.  ^afobu§  berüt)rt  in  feinem  53ncf  nirgenb§ 
auSbrürftid)  ben  ©ruub  be§  ©taubeng,  fonbern  fprid)t  über  bie 
anbere  ^^rage,  nid)t,  mie  loir  ben  ©tauben  finben,  fonbern  unc 
mir  it)n  f)aben  fotten.  (Sr  müd)te  un§  jeigen,  mie  ber  ©taube 
gum  3ißi  Ö^Iöiigt  unb  uns  Errettung  bringt.  8prid)t  ^^autuä 
uom  3nt)att  be§  ©tauben§,  fo  t)ält  er  ung  bie  Saaten  ©otte§ 
üor,  bie  gebenb  in  unfer  fieben  ^ineinmirfen,  unb  erlöutert  bie 
in  il)nen  befd)toffene  3^ülte.  @r  beflimmt  beg^alb  ben  @taubcn§= 
int)att  fo:  gtauben,  ba^  3efu^  auferftanb,  ober  an  ben  ©Ott, 
ber  ben  ©otttofen  red)tfertigt.  ;jafobu§  gibt  bem  ©tauben  basi 
5um  C5nt)att,  mag  ©otteg  unb  3efu  bteibenbeg  3Befen  bitbet: 
©otte§  ©injigteit,  ^efu  SJieffianität.  3wifd)en  bem  irbifd)en 
2lih^n  ^efu  unb  feiner  3uf""ft  ftel)t  fetbftoerftänbtid)  and)  für 
it)n  bie  ^Jtuferfte^ung ;  er  ermäf)nt  fie  jebod)  nid)t.  ^ie  ©emeinbe 
t)atte  in  if)rem  ©tauben  unb  .^anbetn  fcft:  ber,  beffen  bie  ^err= 
tic^feit  ift,  f)at  if)r  ^efu§  gefanbt  unb  it)n  gu  it)rem  ^errn  gemad)t. 

^ür  ^;pautu§  ftet)t  bie  ^e5iet)ung  beg  ©tauben§  ju  3efu^ 
oorne  an,  meit  er  nur  an  (£t)riftug  ben  ^WQöng  ju  ©ott  geminut. 
v^salobug  fa^t  ba§  @rgebni§  ber  ganzen  göttlichen  Offenbarung 
in  ©otteg  ©injigfeit  jufammen.  %a^  Qefu§  fommt,  lef)rt,  ftirbt, 
auferftet)t,  mieberfommt,  ju  all  bem  ift  5lraft  unb  ©runb  ber 
einige  ©ott,  unb  ha§  3iel  unb  9*?efultat  oon  all  bem  beftef)t 
barin,  ba^  ©ott  nun  unfer  ©ott  fei,  un§  offenbar  in  feiner 
©ottegmajeftät  a\§  ber  einzige,  fo  ba^  fid)  mie  für  bie  Synagoge, 


460  ^op-  If*-    ^'f  9tpoftel  ber  Äinl)e  won  ^^enifnlem. 

fo  aud)   für  bie  6;f)riftenf)eit   ber  ©laube   mit   bem  Sßort  au^= 
fprecf)en  lä^t:  rcir  glauben  an  ben  einigen  @ott  2,  19. 

^n  all  bem  fe^t  ^a!obu§  bie  iübifrf)e  ^römmigfeit  fort 
unb  biefe  Kontinuität  feine§  inneren  Seben§  erfd^eint  aud)  in 
feiner  unermüblirf)  feftge^ltenen  Ülrbeit  an  ^erufalem.  3luf  bem 
^eibnifd)en  33oben  war  bie  Sef)rarbeit  ein  immer  ncue§  Slnfangen, 
beffen  -^kl  ficf)  nadf)  1  ^ox.  3,  5  beftimmte:  mir  finb  'Wiener, 
bur^  n)el(i)e  it)r  gläubig  geroorben  feib.  2tud)  mad)t  fid)  I)ier 
ber  Unterfc^ieb  smifd)en  ber  neuen  unb  ber  alten  ßeit  beftänbig 
fic^tbar.  ®a§  @cfe^  unb  ®f)riftu§,  Sßer!  unb  ©taube  traten 
au§einanber,  unb  ©taube  altein  rourbe  ber  ®f)aralter  berjenigen 
©emeinbe,  bie  au§  ben  Reiben  bei  ®t)riftu§  fic^  fammelte. 
^alobuä  ftanb  unter  ber  3ubenfd)aft,  bie  „ben  ©tauben  t)at", 
bogegen  bringenb  bebarf,  ha^  man  fie  sum  frud)tbaren  .f)aben 
t^reg  ©laubenS  unb  pm  üöUigen  SBerf  anleite,  meil  fie  geneigt 
ift,  an  it)rem  53efi^  bie  ^offat)rt  §u  näl)ren  unb  baburd)  fid) 
gänjlid)  ju  Derberben.  ^a§  erfte,  roogu  il^r  r»erl)olfen  werben 
mu^,  ift,  ba^  biejenige  ^römmigfeit,  bie  fie  l)at,  gereinigt  mirb. 
®arum  ftütjt  fid)  ^a!obu§  auf  ha^,  iüa§  fie  mit  ber  ©emeinbe 
3efu  gemeinfam  befi^t.  ®er  ©egenfa^  5n)ifd)en  beiben  mürbe 
baburd)  nid)t  uerbecft.  ©o  roenig  ber  33rief  polemifdje  ®ar= 
legungen  entt)ält,  er  jeigt  bod),  roie  fd)arf  ^al'obu§  fid)  biefer 
Kluft  bemüht  ift.  3Ber  ben  'Firmen  mi^ad)tet,  ben  ©ott  ermäblt 
\}ai,  mad)t  fid)  am  ©efet^  fd)ulbig;  mie  oiel  mel)r  ift  ber  ein 
Übertreter  be§felben,  ber  if)n  uerfolgt  unb  bie§  nur  barum,  meil 
ber  t)errlid)e  9iame  (Sl)rifti  über  i^m  genannt  ift?  :3e"c  ©eriug^ 
fd)ät^ung  be§  2lrmcn  ift  ba§  ©egenteil  be§  ©lauben§ ;  aber  roa§ 
tut  ber,  ber  il)n  t)a^t  unb  bebrücft,  unb  nid)t  blo^  il)n,  fonbern 
ben  (£t)riftu§  felber  läftert?  „©ie  fagen,  fie  l)aben  ©tauben"; 
allein  „bie  2:eufel  glauben  aud)".  ^nbem  ,Cvölöbu§  bie  ^bcntität 
bc§  ©cfct^eS  unb  bc§  ©laubenä  für  ^^xad  unb  bie  Gl)riftenl)eit 
betont,  ftellt  er  fid)  in  totalen  ©egenfal^  ^n  bomienigen  ^§rael, 
bas;  (£l)riftus;  üerroirft.  6rft  in  ber  ©cmcinbe  (il)vifti  mirb  ber 
©laubc  unb  ber  ©cl)orfam  gegen  ©ott  liöal)rl)eit.  3ßürbe  ^atobuö 
auöfpred)cn,  roaei  er  ber  ^ubonfd)aft  megen  ibrer  ^•oinbfd)aft 
flcgen  ^vVfuö  j^u  fagen  bat,  fo  mürben  mir  ol)nc  .^uuMfel  'Uhu-Io 
uon  il)m  l)örcn,   bie  mit  bem  Urteil  ^c\n   übcreinflimmcn:   il)r 


2)ei-  Unterfd^ieb  }n)ii'd)en  ^afo^"«*  "»i»  'l^mthi^.  461 

^euc^ler!  vTcoA.QLcaL.  @§  finb  \a  biefe  jübif^en  SRänner  ge= 
rcefen,  iueld)en  bie  rirf)tenben  SBorte  ^efu  über  ben  ^^f)arifäi^mu§ 
unüerge^Iid)  geblieben  finb  unb  bie  fie  mit  \o  bercunberungS- 
rcürbiger  (3rf)ärfe  forter^Iten  f)aben. 

2(ucf)  am  (^(anben§ begriff  be§  33rief§  rcirb  ber  nene,  uon 
3efu§  I)erftammenbe  ^efi^  be§  3aföbu§  uöüig  beutlid),  unb 
nur  ^^I)antafterei  f'önnte  if)n  für  jübifd)  ausgeben.  ®a^  ba§ 
©lauben  bie  ©emeinfc^aft  bebinge  unb  barum  alle  anbern  9tücf= 
fid)ten,  auc^  bie  Sd)ä^ung  bes  ^Jieid)tum§  uerbränge,  ift  fein 
jübifd^er  (Sa^;  bie  alte  ©emeinbe  ^attc  nirf)t  im  ©tauben  il)r 
^unbament.  ®a^  ba§  ©tauben  ein  53itten  begrünbe,  n)etct)e§ 
un§  ©otte§  i'eitung  fo  nerfd)afft,  baj?  mir  burrf)  fie  meife  werben, 
get)t  über  'btw  fijnagogaten  ©lauben^ftanb  t)inauö,  meit  ba^  ^-öer= 
t)ättni§  beä  ©injetnen  ju  ©otte§  ©nabc  l^ier  üon  alten  ^ßermitttungen 
frei  gemarf)t  ift.  ®a^  \>a§:  ©tauben  nict)t  nur  über  bie  5lranf- 
t)eit,  fonbern  aud)  über  bie  (3rf)utb  ^inmeg  nac^  ©ottes  ^itfc 
greifen  unb  nid)t  nur  .^eitung,  fonbern  aud)  i^crgebung  empfange, 
ift  feine  bem  ©tauben^ftanb  ber  ©i)nagoge  ange^örenbe  Über= 
jeugung.  ^Jtfiba  t)at  ben  5^ranfen  angeleitet,  bie  3"d}tignng 
©otteg  miliig  ju  ertragen,  nid)t  aber  ©otte§  ^^erjeil)en 
gläubig  ju  erbitten.  ®a§  freubige  ©iegesbemu^tfein  im  ^UdE 
auf  jebe  Ü^erfud)ung,  meil  fie  bem  ©tauben  jur  ^eroäl)rung 
bient,  lä^t  bie  3lngft  ber  bem  ©efe^  untermorfenen  frommen 
l^inter  fid). 

^amit,  ba^  3aföbu§  ha^  ^^teue,  "(^a^  au§  ^efu  %aht  ftammt, 
nid)t  oerberft  unb  ben  Unterfd)ieb,  ber  it)n  oon  ber  «Synagoge 
trennt,  nid)t  üerl)üllt,  uereinigt  fid)  aber  ber  ftarfe  SOBille,  bie 
@int)eit  5mifd)en  G^riftuö  unb  bem  ©efe^,  ber  ©emeinbe  ^efu 
unb  ber  3u^c"frf)oft  beutlid)  ju  mad)en  unb  ben  Verneig  ju 
führen,  ba^  burd)  (£l)riftu§  ^§rael§  ^efenntni§  jur  Sßal)rt)eit 
gemad)t,  ^ärael^  ©efe^  jur  ©rfüliung  gebrad)t  fei.  ^at)er  be= 
fte{)t  für  3fiföbu§  ber  Unterfd)ieb  5mifd)en  ber  alten  unb  neuen 
^eit  nid^t  im  ©tauben,  oielmet)r  barin,  ba^  nun  ju  ^^^Q^I^ 
^Jöiffen,  ©et)nen,  ^offen,  ©tauben  bie  Erfüllung,  bie  2;at,  bie 
^Healität  gefommen  ift  unb  fommen  mirb,  unb  aud)  au§  fotd)en 
5}totioen  mar  für  it)n  ba^  ©runbmort  ber  neuen  ßeit  nic^t  ©taube, 
fonbern  äßerf. 


462  ^öp.  10.    3)ie  2{pofteI  ber  5?ird)e  üoii  ^sentialem. 

:3a!o'6u§  f)atte  burd)  feinen  Seben§lauf  einen  53e[i^  em= 
pfangen,  ber  "paulu^  nic^t  in  berjelben  3ßeife  angel)ört:  ^efu 
SBort,  §u  beffen  näc^ften  ^örern  er  gef)ürt.  '3)arauf  be= 
ru!^te  nid)t  jum  minbeften  feine  Slutorität  in  ber  (£t)riften'^eit 
ügl.  .^ebr.  2,  3.  1  ^ot).  1,  1.  ©ein  ^rief  geigt  nicf)t  nur  beftänbig 
2Inle^nung  an  einzelne  ©enten§en  ^efu,  fonbern  bleibt  au6)  in 
feiner  gangen  Haltung  nad)  ^orm  unb  3nl)alt  ber  Sefirroeife 
3efu  eng  üerbunben.  @r  nimmt  au§  it)r  feinen  ©toff,  nirf)t 
burd)  3itate,  t)on  benen  er  nic^t  ein  einziges  entl)ält,  fonbern 
in  felbftänbiger  Erneuerung  ber  Sßorte  i^efu  für  ben  gegem 
rcärtigen  SJloment.  ^efu  SOBort  erflärt,  roie  ^afübu§  unmittelbar 
Don  ber  ^Verurteilung  be§  53öfen  gur  (Semi^^eit  ber  9ied)tfertigung 
übergeben  !ann.  ®enn  ^efu§  ^at  gugleid)  mit  bem  göttlichen 
@efe^  alle§  S3öfe  gerichtet  unb  eine  @nabe  betätigt,  bie  ben 
©laubenben  alle§  gab.  2)arum  ftellt  ^al'obu§  beibe§  sugleid) 
t)or  un§  ^in:  ba^  mir  burd)  ha§>  ®efe^  gerid)tet  merben  unb 
ha^  mir  im  ©lauben  bie  Don  @ott  erraä^lten  @rben  feine§ 
9teid)e§  finb.  @r  t)at  für  beibe  ©ä^e  feine  anbere  ^egrünbung 
nötig,  al§  ba^  3efu§  fo  fpract)  unb  t)anbelte.  ^al^er  rül)rt  aud) 
fein  l^ci^eS  93erlangen  nad)  ber  @ott  get)orfamen  ^at.  SRan 
benf'e  an  jene§  3öort  Cs^fu-  »«"er  finb  meine  trüber?  bie, 
n)eld)e  ben  Söillen  meinet  33aterä  tun."  ^ätte  e§  nicl)t  in  ben 
beteiligten  nad)t)altig  fortgemirl't,  fo  müßten  mir  nid)t§  oon  it)m 
unb  e§  ftänbe  nid)t  in  ben  ©oangelien.  @§  mag  sunäd^ft  in 
3afobu§  eine  bittere  9iea!tion  ermerft  l)aben :  nun  aber  mar  biefe 
überraunben  unb  nun  bejat)t  er  e§ :  ja  bie,  meld)e  @otte§  ^JBitlen 
tun.  ^ie  Unterorbnung  allc§  2Biffen§  unb  Sf^ebenS  unter  ba§ 
$Berf,  ha§  ®e^eimni§,  ba§  über  ben  göttlid)en  fingen  bleibt, 
bie  33ebecfung  be^  (Jt)riftu§  in  !i>erbürgenl)eit,  bie  ©ammlung 
be§  yiac^benfenä  auf  ba§,  ma§  unö  obliegt,  bie  ^öegrünbung 
unfercr  Sebcnsiarbeit  burd)'  bie  .^offnung,  bie  ^i^egic^ung  ber  ©en* 
bung  (£t)rifti  auf  bie  Erfüllung  bo§  ©efel^eg,  ber  .^ampf  gegen 
feine  IJerftücfelung,  bie  ©ummation  be^felben  in  ber  i'icbe,  bie 
(S)en)äl)rung  ber  JHeid)äucrt)eifjung  an  jebe  \?iebegübung ,  bie 
frf)ranfcnlofc  ©ebctöfreubigfeit :  alle  biefe  ©tellungcn  finb  un= 
mittelbar  anü  :^efu  3öort  genommen.  ^a5i  Wlauben  be^>  :3afobu^5 
wirb  für  il)n  gum  XHnlricb,  baö,  maö  vV'fn  '-ÜJorte  it)m  fagen,  ju 


Sefu  Sßort  5ei  ^afobus.  463 

faffen  unb  in  bie  üon  i^mn  üorgcjd)net)enen  Tla^^  ficf)  unb  hk 
©emeinbe  f)ineinäufteüen.  @r  fud)t  nid)t  oom  Sßorte  ;3»^fu  tiu§ 
ein  9teuc§  erfennenb  ju  gerainnen;  ba^  2Bort  ber  SÖBaf)ri)eit  ift 
burc^  i{)n  gepf(an§t.  SÖßa§  il)m  felbft  norf)  obliegt,  ift  ber  9iuf 
5ur  2:at. 

3u  bem  t)on  ^efu  SÖßort  il)m  gegebenen  ^efi^  unb  33evuf 
get)örte  aber  au§brüctlid)  aurf)  bie  "»^flirfit,  jebeä  ©lauben  ju  cnt= 
raerten,  raeld)e§  3^fu§  al§  ben  ^errn  befennt  unb  gleichzeitig 
ben  ^Jßillen  be§  ICaterä  jerbridjt.  i)lid)\&  in  ber  2öelt,  fein  3(pofte^ 
omt  be§  ^au(u§  unb  feine  Glitte  ber  ^eibengemeinbe  war  im= 
ftanbe,  i^n  üon  ber  ^f(id)t  p  löfen,  üor  bem  ju  raarnen,  roooor 
ber  ^err  geraarnt  I)atte,  unb  ju  rid)ten,  rco^  ber  A^err  gericf)tet 
I)atte.  ©efe^t,  ber  S^iömerbrief  fei  offen  uor  ^afobu^  gelegen, 
aU  er  feine  Söorte  fd)rieb :  wie  tonnte  it)n  biefer  baran  ^inbern, 
ber  ©emeinbe  ju  fagen,  ma§  ber  .^err  felbft  gefagt  f)atte?  ^ie 
@t)re,  raeld)e  ^]5aulu§  al§  bem  ^tpoftel  ^efu  gebüt)rte,  tonnte  nid)t 
barin  beftet)en,  ba^  feinetraegen  ^cfu  Sßort  oerleugnet  werbe.  ®r 
aber  t)atte  an  !^§xai  unb  an  ben  Jüngern  iebe§  ©tauben  ücr- 
raorfen,  raeld)e§  @ott  nicf)t  get)orfam  rairb,  unb  bie  Unerfd)ütter= 
li^feit  unb  .^eiligfeit  feine§  Urteile  baburd)  beftätigt,  t>a^  er 
feinetraegen  ba§  5i'reu5  getragen  t)at. 

®urrf)  feine  offenfunbige  ©rünbung  auf  ^efu  Sßort  erroeift 
fid)  aud)  ha^  ©tauben  be§  ^afobu§  alö  ^efu  3Bert  nid)t  minber 
a\§  e§  baSjenige  be§  '!|3autu§  geraefcn  ift. 

®ie  gleid)5eitige  Sat)rt)eit  beiber  Formeln,  bie  ha^  li^er= 
t)ä(tni§  be§  ©Iauben§  jur  9ied)tfertigung  befd)reiben,  !ann  nur 
bann  paraboy  erfd)einen,  raenn  ber  Slrei^Iauf  be§  Seben§  un= 
begriffen  blieb,  ber  fic^  beftönbig  burd)  9?eseption  unb  3lftion, 
^X^ertiefung  unb  @rt)öf)ung,  ©ntäu^erung  unb  X>erfelbftigung  ^in= 
burd)  beraegt  unb  au§  ber  einen  9iid)tung  in  bie  anbere  ftet§ 
5urücffel)rt  unb,  foU  er  normal  bleiben,  §urürffet)ren  mu^. ')   5!eine 


^)  ^ie  ftnnb^afte  ^eljauptung  ber  i^ivcfte,  ba^  fid)  Safobuö  unb  ^^iauluö 
nid}t  i»iberfpred)en,  bcftef;!  ofjne  alle  lofli[d)e  2ai'd)enipielerei.  i'ogifdje  'iparallelen 
treten  überall  auf,  lüo  ^wei  A-aftoren  ju  einem  ein()eitlid)en  "^ro^e^  aneinanber 
gebunben  finb.  3luö  beut  ilUffen  entftel^t  baö  ,s>anbeln,  ani>  bem  .s>anbe(n  i>ai 
3i5iffen;  ber  Üi>ille  fe^t  ben  Örunb,  ber  Örnnb  ben  SäJiUen,  baö  :Senfen  'oa^ 
9Bort,  baei  ißort  ba<g  ©enfen  h'.    3lud)  Seite  36H  trat  eine  foldje  2)oppelformel 


464  ^ap-  10.    ®te  Slpoftel  ber  i^trc^e  uon  Senifatem. 

ber  beibeu  g^unftionen  !ann  fid)  uon  ber  anbern  löfen,  o^ne  ba^ 
ftc  fic^  famt  ber  ganzen  SebenSberaegung  fd)Ied)t  marf)t.  (Sine 
Beugung  oor  @ott,  bie  nid)t  äugleid^  2tiifrirf)tung  ber  '^^erfon 
511  !räf tigern  ßeben^ftanbe  ift,  ift  ebenfo  fd)led)t  al§  bie  ©elbft= 
überf)ebung,  bie  ficf)  üor  @ott  nid)t  beugen  mag,  fonbern  auf 
fid)  felber  ftet)en  raiQ.  (Sine  ©ntäu^erung  an  @ott,  bie  fid)  nid)t 
raieber  geroinnt,  ift  abnorm,  rcie  eine  3SerfeIbftigung,  bie  fid)  nid)t 
laffen  unb  geben  mag.  Empfangen  raollen,  nur  um  ju  empfangen, 
ift  erfolglos,  roic  jebe^  roirf'en  roollen,  ba§  fic^  gegen  bie  ®abe 
üerfc^tie^t.  '2)ie  eine  unb  erfte  33emegung  be^  Seben§  ift  ha§ 
©tauben  at§  ber  3{ft  ber  Unterwerfung  unb  ©ntäu^erung,  n)eld)er 
ben  @runb  unb  t>a§  @efe^  be^  SebenS  au§  un§  felbft  t)inau§ 
in  ©Ott  I)inein  oerlegt,  ein  Unumgänglid)e§,  meil  un§  @ott  ben 
Sebenägrunb  unb  ba§  Seben§gefe^  in  fid)  felbft  gibt,  aud)  nid)t 
nur  ein  ^nfänglid)e§,  fonbern  ebenfo  fet)r  ein  3tbfd^lie^enbe§,  in 
ba§  fid)  alle  ^Iftioität  mit  il)rem  gefamten  Ertrag  immer  roieber 
5U  oollenben  l)at.  SBeil  aber  bie  llntermerfung  unter  (SJott  an= 
gefic^ts  feiner  (^üte  §um  ^ßertrauen  mirb,  ift  un§  fd)on  burd)  fie 
angezeigt,  "öa^  it)r  9?efultat  nid)t  5^ned)tung  unb  ä>erarmung  ift. 
SDBir  merben  t)ielmet)r  al§  bie,  bie  fid)  erniebrigen,  erl)öt)t,  unb 
al§  bie,  bie  fid)  l)ingeben,  befreit,  unb  cil§  bie,  bie  nid)t  au§  fid) 
felbft  unb  für  fid)  felbft  mirl'en,  jum  Söirfen  befäl)igt,  bamit 
aber  aud)  ju  bemfelben  berufen,  ba  un§  @ott  nic^t  barum  fid) 
unterroirft,  bamit  mir  nid)t§  feien,  fonbern  bamit  mir  in  it)m 
leben,  alfo  aud)  mit  it)m  mir!en.  i^oitimt  bie  Seben§bemegung 
nid)t  ju  biefem  ^i^l  fo  ift  fie  forrupt. 

5tuf  @ott  besogen,  werben  beibe  Semegungen  unfereä  Seben§ 
ctma§  5lbfolute§,  eine  Totalität,  meil  ber  fie  tragenbe  SBille  unb 

Ijeruor:  ber  (*'k'i[t  flif>t  bnci  C-Ucniboit,  bao  (^Haiilion  bcii  (^U'ift.  !I^ic  *5cl)U)iorii\foit 
füv  bie  Sienenmuifl  entfielet  l)iev  überall  am  ber  "iU'rtrenjtljeit  imjre'S  'i^eunifjtfeiiu^, 
ba«s  fid)  .Hocjriftente«  al«(  Succeffiou  MorfteUt  utib  uon  ben  ed^ten  Ha»i|aluiniv'iiuieu 
mir  bürftifle  iJlOminrtcn  Oat.  IJic  moberne  'i<etonun(^  bcö  ,/Jl?iberipntcl)ci"  (latte 
olö  JHeaftion  (\c\]en  biu^  unbefiuite  "^UiftuUU  be\^  itlteren  "^sroleftnutivMmKS,  ber 
üou  '^Vfübu«  abfolut  '^HUiliuifdjevj  forberle,  obi^leicl)  er  au(ieuid)einlicl)  mibre^N  al'i 
t^flulufl  faßt,  lueim  mid)  iüd)t  fid)  iued)fel)eitirt  ,H'rftöreiibev>,  eine  iU'ioiffi'  '^c- 
red)ti(iunfl.  ^JJur  roflre  ei  enblid)  ^-^eit,  ba^  wir  uon  biejeni  poleniifd)en  :^^mpul<S 
frei  würben  unb  ,\ur  rn()irten  "iH'obadjtmiii  )inb  ^uin  "iUnftilnbnioi  ber  beibeu 
dpoftoli)d)en  ^'^euiviiffe  fc'iiuen. 


Xk  Ginf)eit  jrcifc^en  Sa^obuö  unb  '^^all^ug.  465 

9lft  @ottc§  jeberscit  ein  ©anjeg  ift.  ^ic  ooüfonimene  ©üte 
@otte§  mac^t  au§  bem  (SJlauben  etroaS  2(bjoIiite§,  ba^  feine  @in= 
mijd)ung  irgenb  eines  anbern  ^aftorä  erträgt.  2ßtr  t)aben  un§ 
im  ©tauben  nur  gtaubenb  ju  t)ert)atten,  weil  rcir  eine  ©üte  oor 
un§  ^aben,  bie  nöüige  @üte  ift.  Slber  biefelbe  ®üte  fe^t,  rcie 
unjer  Empfangen,  fo  aurf)  unfer  SBirf'en,  w^^^aib  biejeä  nid)t 
weniger  abjolut  geforbert  unb  nict)t  weniger  abfotut  t)eilfam  ift 
al§  ba§  ©tauben.  ®e§n)egen  oermittelt  uns  auc^  ba§  SBerf, 
TOofern  e§  nur  in  feinem  ©runb  unb  ^iel  auf  @ott  belogen  ift, 
©ered)tigfeit,  £eben,  @otte§  ganje  &ah<i.  .^ier  gilt:  totum  in 
toto  et  totum  in  qualibet  parte. 

^ie  ©ct)eibung  beiber  ift  ftet§  jugleirf)  33ermifrf)ung,  ^on= 
fufion  beiber,  lueil  ba§  uom  anbern  abgefd)iebene  ©lieb  äug(eid) 
für  ba§  anbere  üit'arieren  unb  feine  @tette  auffüllen  foll.  %iv 
^onfufion  be§  Sßirf'en§  mit  bem  ©tauben  tritt  bie  vaulinifd)c 
formet  entgegen  unb  fd)afft  Staum  für  ba§  ganje  ©tauben.  2;er 
5^onfufion  be§  ©tauben^  mit  bem  äöirfen,  bie  jene^  an  bie  ©telte 
Don  biefem  fe^en  möd)te,  miberfprirfjt  bie  formet  be^  ;3afübu§ 
unb  räumt  bie  33erbinberung  be§  3Berfe§  ^inmeg.  ^ie  Untere 
fd)eibung  beiber  bringt  jugteirf)  it)re  (Sintrad^t  f)eroor.  *j 

'3)a§  3)ritte,  in  n)eld)em  beibe  einanber  berühren  unb  firf) 
einigen,  ift  ba^  Sieben,  ^irb  ha^  ©tauben  jum  IHeben,  fo  }:)ai 
e§  ben  ttbergang  jur  2;at  gefunben,  unb  roirb  ba^  SBirfen  5um 
Sieben,  fo  ift  e§  oon  falfd)er  Selbftänbigfeit  befreit  unb  bie  dHxd' 
roenbung  jum  ©tauben  ift  jeber§eit  offen.  ^) 

3Bie  3efu§  feine  beiben  5>erl)ei^ungen ,  bie  für  unfer  SOBer! 
unb  bie  für  unfer  ©tauben,  ber  Siebe  megen  nötig  t)at,  bie  üer= 


')  35ag  SSer^ältniS  beö  ©laubein^  jum  Isrfeimen  ift  bemjenigen  jum  "ii>iifen 
anolog.  S)iefelbe  Soppelfonnel  i^ilt  aucf)  l)ier.  li^ö  ift  ebenfo  mat)v,  ba^  baö 
©lauben  ol)iie  tiifenntniö  tot,  leev  unb  nidjtifl  ift,  roie  t>a'^  o^ne  ju  Derftel}eu 
geglaubt  löerben  muf;.  35o§  gangbare:  entioeber  glauben  ober  roiffen,  ift,  foU 
eö  befinitioe  5iebeutung  Ijaben,  nic^tö  alö  eine  2lbfurbität,  loie  fd^on  längft, 
j.  !ö.  icl)on  üon  ^^Hnilu'3,  gefagt  roorben  ift,  löenn  man  nur  lefen  tuoUte. 

^)  3»  flUff  übrigen  Monfufion  {)aben  loir  and)  norf)  bie  3{ntitbefe  jrcifc^en 
ber  :i'iebe  unb  bem  ölauben  erfjaUen.  SBer  Jormeln  brauchen  fann  wie  bie: 
nid)t  glauben,  fonbern  lieben,  beiüeift,  bafj  er  roeber  liebt,  noc^  glaubt,  übrigen^ 
aud)  nid)t  benft.  3?ie  :yie5e  glaubt,  ©laube  an  @ott  unb  Siebe  jur  SBelt  — 
bag  freilirf)  ift  ein  ©egenfa^i. 

Scl)Utter,  Der  6>lau6e  im  3?.  Xeft.  30 


466  Aap-  10.    ®ie  2lpofteI  bev  Äirdje  uou  3eni)alem. 

gibt  unb  barum  unfer  SSergeben  forbert,  liebt  unb  barum  unfer 
Sieben  fc()ä^t,  gibt  unb  barum  unfer  ©eben  verlangt:  an§  bem= 
felben  ©runb  finb  bie  beiben  einanber  äu^erlirf)  burc{)!reu5enben 
9ied)tfertigung§formeIn  entftanben.  '3)e§^alb  liegt  auf  ber  ©nergie 
unb  '»prägifion,  mit  ber  fie  im  apoftolifd)en  5^reife  I)erau§gearbeitet 
morben  finb,  eine  gro^e  @rl)abenf)eit.  ®ie  '^oppeltenben§  ber 
Siebe,  ber  SCßettftreit,  ber  in  it)r  entf)alten  ift,  brüdt  firf)  in  biefem 
2Biberfprud)  mit  normatioer  3SontommenI)eit  au§.  Um  bie  frei 
gebenbe  ©nabe  @otte§  gu  preifen,  ift  '*paulu§  fein  Söort  p 
fc^arf.  2Ba§  ift  ba§  ©tauben  roert?  Me^!  2)er  gan^e  6:t)riftu§ 
unb  fein  9fteic^  finb  fein.  ©d)on  ha§>  ©tauben  unb  nur  ba§felbc 
ift  ©ererf)tigteit.  ^amit  ift  aber  bie  anbere  ^rage  nirf)t  erlebigt, 
roaS  bem  ©taubenben  felbft  in  feinem  Urteil  ba§  ©tauben  mert 
fein  barf.  ^)  ^flictitg!  antroortet  ^at'obu§;  tun,  ma^  ©ott  üer= 
taugt,  ha^»  ift  Siebe  §u  ©ott,  unb  nun  ift  aud)  it)m  fein  Sßort 
5u  fd)arf,  bo§  ju  einer  Eingabe  an  ©ott  antreiben  fann,  bie 
2:at  unb  2öaf)rl)eit  ift.  ®in  foIrf)er  ''^^rei§  be§  2öerfe§  ift  bem  ©tauben 
nur  bann  roibermärtig,  roenn  er  einen  9}langet  im  3Sertrauen  5u 
©Ott  uerbecfen  foU.  9lun  mac^t  ;3«fobu§  ba§  ä>ert)atten  beffen, 
ber  blo^  glaubt,  ber  (Stellung  begjenigen  äf)nlic^,  ber  bei  *!|.^aulu§ 
unter  bem  ©efe^e  ftef)t.  tiefer  ftimmt  bem  ©efet3e  §u  unb  freut 
firf)  an  ii)m,  bod)  nur  in  feiner  3Sernunft,  nid)t  aud)  mit  feinen 
©liebern,  of)ne  3Berf.  ©benfo  ftimmt  ber  blo^  ©taubenbe  ©ott 
äu  unb  freut  fic^  feiner  ©üte,  bod)  of)ne  Söerf.  Slßein  ba§ 
9?efuttat  ber  53etrac^tung  ift  bier  unb  bort  ein  gängtid)  anbere§. 
Sei  ^aulu§  enbigt  ber  !ö(icf  auf  bas  ©efetj  mit  ber  5itage:  id) 
etenber  Syjenfd)!  :^a!obu§  jiefit  au§  ber  ^orberung  be§  2Berfe§ 
nid)t  Ätage,  ^"'«^ifcl  ""^  2(ngft,  fonbern  eine  ungebrod)ene  3"= 
t)erfid)t.  ©r  freut  fid)  mit  fefter  ©emi^ljeit,  an  feinem  ©tauben 
ha^  Organ  5u  t)aben,  mit  bem  er  mirfen  fann,  unb  smar  fo, 
ba^  ©Ott  fein  3öerf  at§  ©ered)tigfeit  frönen  roirb.    '2)er  ^rang 

•)  35er  feit  3}lelaud)tIjon  in  ber  tl)cülo(^ifc()oit  i.'itcvntm-  l)i'iufifle  C^ebanfe, 
bie  Sä^c  "bei  Jlafobuö  bejöflen  fiel)  auf  bie  ^H'unil)ninj^  bc«i  WlmtbenS  wov  bem 
Urteil  ber  a)tenfcf)eii,  fommt  bann  ber  ÜlUiljrOeit  betntditlid)  m1I)er,  iweim  juerft 
^eruorflel)oben  wirb,  bafj  ctS  fid)  bei  ber  2at  aud)  um  bie  ^)led)tfertirtuui^  bev^ 
(Hlnubenbeii  vor  feinem  eigenen  Öewiffcn  (;anbelt.  'Wer  (.^oH  bie  2i\t  «erfaßt, 
mu^  fid)  fetbft  uerbammen. 


Sie  ©iiifjeit  jroijdjen  SafoBu^  itub  ^auliiö.  467 

ber   Siebe   nad)    bem    Söerf   f)at   feinen    ©lauben    nirf)t   befeft 
gemarf)t. 

©inen  Zweifel  I)egen  bie  3Borte  be§  3a!obu§  freilid)  in  fic^, 
jeborf)  ni(^t  an  ©ott  unb  feiner  ©nabe,  n)of)t  aber  am  3Jienfd)en 
unb  an  feiner  3(ufrid)tig{'eit.  @r  rebet  aus  ber  ^urd)t  f)erau§, 
ber  ©(aubenbe  oerftecfe  I)inter  feinem  ©tauben  ben  ©d)all',  ber 
ba§  ©Ute  md)t  tun  mag.  liefen  ^w^cif^t  t'ennt  aucf)  '»^autuS, 
unb  er  ^at  if)m  9^öm.  (>,  1  nod)  einen  fd)ärferen  5Iu§brucf  gegeben, 
roenn  er  nid)t  bto^  fürd)tet,  ber  ©laubenbe  fönnte  fid)  feines 
©tauben^  megen  bie  Xat  ertaffen,  fonbern  er  fönnte  fid)  un= 
mittetbar  au§  feinem  ©tauben  ein  9ied)t  jur  ©ünbe  fonftruieren 
,  unb  5ur  9Jiet)rung  ber  ©nabe,  atfo  auc^  gur  Betätigung  feinet 
©Iauben§  fünbigen.  3)ie  ^enbens,  tt)etd)e  ^^^aulu§  f)ier  als  bie 
bem  ©tauben  nat)enbe  SSerfud^ung  fid)tbar  mac^t,  ift  noc^  for= 
rupter  al^  bie  Srägt)eit  be§  „teeren  ^lJlenfd)en",  iüetd)en  3afobu§ 
fd)ilt.  Beibe  begegnen  biefer  ©efabr  in  it)rer  Sßeife:  '*|>autu§, 
inbem  er  auf  ben  ©runb  be§  ©tauben^  fiet)t,  unb  jeigt,  mie 
in  v^efu  ^ob  unb  3tuferfte^ung  bie  ©(Reibung  üon  ber  ©ünbe 
für  bie  ©taubenben  begrünbet  ift;  :i)afobu§,  inbem  er  t)inau§ 
auf  ba5  (Snb^iet  fiet)t,  nad)  u)eld)em  'i>a§  &>iaubm  ftrebt,  unb 
bas!  t)erberbtid)e  ©rgebni§  jeigt,  voti6)z§  bie  93erfäumni§  be^ 
äBerf^  t)erüürbringt.  ®er  Umfd)tag  be^  ©laubeng  in  fein  tote§ 
©egenbitb  ift  üert)ütet,  fei  e§,  ha^  \\d)  ber  ©taubenbe  mit  '^au-- 
tug  in  ,^efu  2:ob  unb  Seben  einfc^tie^t  at§  in  fein  eigene^  ©e= 
ftorben=  unb  Sebenbigfein,  fei  e§,  ba^  er  mit  ^afobu§  au^  attem 
@lauben$rut)m  in  bie  ^at  I)inübertritt. 

'3)ie  ^itügenugfamfeit  be§  ©tauben§  märe  bann  oerneint, 
menn  ein  ^J^inaugftreben  über  bie  bem  ©tauben  jugefagte  i^^aha 
üorläge.  ®er  auf  ha^  SBerf  gerichtete  3BiIte  ftrebt  aber  nid)t 
über  biefe  I)inau§,  folange  er  im  ÜÖl^^xt  'i)a§  ©tauben  erroeifen 
unb  üüllenben  mili,  bamit  biefe§  lebenbig  bteibe.  So  ift  ber 
auf  ba§  ii&^xt  gerid)tete  äöilte  sugteid^  auf  ita^  ©tauben  gerid)tet 
unb  fetbft  ein  ©Iauben§aft.  9iid)t  bie  SOBiaigfeit  jum  3Berf, 
nein  bie  Unmittigt'eit  ju  bemfetben  gibt  bie  ^Jtttgenugfamfeit  be§ 
©Iauben§  prei§,  unb  smar  ba,  wo  fie  fic^  jumeift  beroätiren  mu^, 
in  ber  Überminbung  ber  inroenbigen  .^emmungen,  bie  bem  guten 
äBotten  entgegenftet)en. 


468  ^ap.  10.    ®ie  3lpoftel  bev  Äird)e  uon  Sevufalein. 

^ene  fcf)mcr5lid)c  ©mpfinbung,  n)e(rf)er  im  SSerlangen  naä) 
ber  Sat  ba§  ©tauben  a(§  raejiig  erfc^eint  würbe  nur  bann  ben 
^-rieben  unb  bie  dliü)t,  bie  bem  ©lauben  rcefentlirf)  finb,  ftören, 
wenn  bicfe  im  @(auben§att  jelbft  ju  juc£)en  wären.  |)ier  werben 
fte  aber  nur  mit  ber  ^erftörung  be§  ®tauben§  gejuckt.  ^^hin= 
fatt§  t)at  fie  ^^saulu§  nict)t  bort  gefunben,  fonbern  ber  triebe 
©otte§,  ba§  ©Ott  ^-rieben  mit  if)m  I)ält,  ift  feine  5Huf)e.  ©0= 
lange  jene  ©eringjdiätjung  be§  ©laubeng  nid)t  aud)  ©eringf(i)ä^ung 
ber  ©abe  ©otte§  ift,  oielmel^r  au§  bem  33licf  auf  "öa^  noUtom- 
mene  ©ut  entfpringt,  §u  n)etd)em  ber  ©laubenbe  berufen  ift,  ift 
fold)e  (Sef)nfud)t  fetbft  eine  %x\id)t  be§  ©Iauben§  unb  wirb  nic^t 
blo^  äur  Übung  be§  2öert'§,  fonbern  aud)  ju  neuer,  geftärtter 
Betätigung  be§  ©laubeng  n)ir!fam. 

3{ud)  ^^aulu§  f)at  bie  Unfäl)ig!eit  jum  3Sollbringen  be§  ©uten 
alg  ©lenb  getragen  unb  ©Ott  be§l)alb  burd)  ©l;riftu§  gebanft, 
weil  er  burcl)  it)n  oon  jenem  ^^mmer,  ha§  ©ute  nid)t  tun  p 
fönnen,  erlöft  ift.  33ollenbg  bie  Unmilligfeit  §um  SBerf,  bie  ber 
©nabe  wegen  bei  ber  ©ünbe  bleiben  will,  Ijat  er  al§  totale  Ü8er= 
nid)tung  be§  ©lauben§  unb  al§  23erleugnung  ber  2:;üufe  be^an= 
belt.  2)e§wegen  ^t  er  fein  Urteil,  ba^  er  o!^ne  bie  Siebe  nid)t§ 
fei,  unb  fein  ©treben,  burd)  hci^,  \va§  er  mittels  be§  Seibe§ 
tat,  3ßfu  3Bol)lgefallen  ju  erwerben,  nid^t  al§  einen  ©lauben§= 
befett  beurteilt.  9Jlan  bilbe  fid)  bod)  nidjt  ein,  'öa^  "^I.Hiulug  ba§ 
Ü>erlangen,  au§  bem  ^at  2  entfprungen  ift,  nid)t  ju  würbigen 
gewufit  ^abe  nad)  feiner  oollen  "©al)rl)eit  unb  .f>crrlid)feit.  '|>au= 
lu6,  ber  fic^  begl)alb  uom  ©efel^  unb  ber  Synagoge  getrennt 
l)at,  roeit  il^m  bort  bie  ©rfüllung  be§felben  im  guten  SBerfe 
fehlen  würbe,  ba  man  am  ©efet^  btofj  bie  Sünbe  fennen  lerne, 
er  war  ber  le^te,  ber  ^atobuö  nid)t  uorftanb.  ^ebem,  ber  ba§ 
©ute  wirft,  .^errlid)t'eit !  "baä  ift  bei  ^|>aulug  ©otteg  ©runbgcfetv 

DI)ne  ?5rage  war  *!)3aulu§  ber  reidjcre  üon  beiben.  ©r  t)atte 
aik§,  wag  3iiföbug  l)at,  unb  bofaf?  ^u  bem  nod)  otmag,  wag 
:v^at'übuö  fet)lt.  2)cr  ernfte  o'iHHTatiu  bog  loljtcron,  bor  ung  be= 
flänbig  üon  unfcren  inneren  ©rlebniffen  unb  Erwerbungen  ah 
(enft,  in  ber  ^urd)t,  fie  fönnten  fid)  fovrumpieron,  M't^t  eine  ^Ik- 
gren,\ung  beö  'iU'rtraueng ,  bie  ''j.Hiulug  nidjt  loill.  i&v  bat  fid) 
frcubig  bem  1)enten  ergeben,  bereit  in  jebem  3}ioment  jur  Xat 


Xex  SBor^ifl  bcö  ^atthtö.  469 

übersu(^ef)en,  aber  ebenfo  intenfio  auf  bie  ^^f(egc  ber  @vfenntni§ 
©^rifti  bebad)t  unb  f)at  baburc^  fein  ©lauben  mit  jenem  bellen 
Selbftbeiüu^tfein  burc^leuc^tet,  ba§  be§  2Berte§  unb  bei*  5t'raft 
be§  @Iauben§  inne  löirb  unb  fiel)  feiner  freut,  ol^ne  ^urc^t,  ba^ 
e§  bamit  auff)örte,  ©tauben,  ^Ibiuenbunq  üom  eigenen  3^)/  3?^v= 
5irf)t  auf  firf)  fetbft  ju  fein,  uietmef)r  in  ber  @en)i§f)eit,  baf?  e§, 
je  met)r  e§  feiner  fetbft  beraubt  wirb,  umfome^r  ©tauben  roirb 
unb  um  fo  au§fd^tie^tict)er  an  ben  gebunben  ift,  auö  bem  eö 
feinen  ganzen  ^efi^  geminnt.  %k  Sc^ranfen  be§  <3etbftüertrauen§, 
ha§  ber  ©laubenbe  in  feinem  ©ottöertrauen  gewinnt,  beäeirf)nen 
bie  ''Ma^i,  in  bcnen  ba^  te^terc  uni  gegeben  roorben  ift. 

„3öir  t}aben  nid)t  alte  über  biefetben  .f>inberniffe  ju  fiegen; 
bie  .^inberniffe  finb  aber  jeroeiten  burd)  anatoge  ©aben  unb 
.Gräfte  t'ompenfiert."  *'^iaulu§  empfing  burrf)  ben  33rud)  in  feinem 
Seben  einen  fingutären  ©d^mer^,  in  unmittelbarer  'i^erbinbung 
bamit  aurf)  eine  finguläre  ^Yaft.  :3afobu§  i)ai  in  ber  "^liüftig= 
teit,  mit  ber  er  fiel)  bem  ^JO^erf  sufelirt,  auc^  feine  eigenartige 
©tärfe,  aber  aud)  fein  finguläre^  Seiben.  3ille  biefc  ^mperatiue 
finb  au§  bem  intenfioen  33emu^tfein  geboren,  mie  gebunben  unb 
befterft  unfer  inmenbiger  l'ebenSftanb ,  barum  aber  aud)  unfer 
2Bir!en  ift.  i^nbem  er  bie  ©emeinbe  unb  juerft  fid)  felbft  au§ 
aller  frommen  .f>offart  t)ernieberbeugt ,  öoll5iel)t  er  ftet§  rcieber 
ben  Sd)mer5  ber  ^^^önitenj.  (5§  ift  nid)t  ^n\ail,  ba^  im  3afo= 
bu^brief  ha§  SCöort  ftet)t:  „jammert  unb  trauert,  meint!  euer 
Sachen  manble  fid)  in  S^rauer  unb  bie  ^^reube  in  Kummer!"  4,0. 
1)a^  anbere  '©ort:  „freuet  cud)  im  .^errn  aüeseit",  geprt 
""^^auluS  an. 

(S§  gilt  l)ier,  baf?  fid)  ber  SJienfc^  nid)t§  nebmen  fann,  eö 
merbe  ibm  benn  gegeben  uon  oben,  unb  md)t  minber,  ba^  ber 
Seib  nid)t  beftänbe,  menn  er  nur  5luge  märe.  3^ür  bie  Urge- 
meinbe,  bie  au^  ber  fi)nagogalen  ^Itmofp^äre  Ijert'am  unb  ben 
©influ^  be§  9ftabbinat§  5u  überroinben  I)atte,  mar  bicfe§  2el)rrcort 
5TOeifello§  oon  bobem  ^^ert,  unb  aud)  feitl)er  f)at  e§  bie  5l'ird)e 
reid)Ud)  erlebt,  ha^  fic  bie  'iöeifungen,  bie  ^afobu§  gibt,  nid)t 
entbet)ren  fann. 


470  Aap-  10,    2)ie  3lpoftel  ber  Äirrf)e  uon  Stnifnlem. 

2.  Petrus. 

'Der  erfte  '^^etru^brief  beginnt  mit  bemfelben  ©ebanfen, 
loelc^er  audf)  bei  ^afobuS  bie  3ieif)e  ber  9Jiaf)nungen  eröffnet, 
ha^  nämlid)  im  ©tauben  eine  ^reube  begrünbet  fei,  bie  atle§ 
Seiben  um  6t)rifti  millen  übermiege,  1,  8.  9.  Die  2(rt,  wie  bie 
3Iu^fpracf)e  unb  ber  5^erfel^r  §tt)ifct)en  bem  ©rf)reiber  uub  ben 
Sefern  erfolgt,  geigt  aber  fofort  einen  bead)ten§n)erten  Unterfd)ieb. 
^JOBät)renb  ^a!obu§  meber  ben  (2df)mer§  nod)  bie  ^reube  für  fid) 
barftellt,  fonbern  an  jenem  nur  bie  fittlid)e  @efat)r,  ben  rceigaof^wg, 
I)eri)ort)ebt  unb  auf  biefe  nur  burd)  bie  ^orberung  I)inmeift: 
Ijaltet  bie  2Serfud)ung  für  üoUe  ^^reube,  meil  fie  bie  ^en)ät)rung 
tie^  ©taubenä  ift,  gibt  *!petru§  bem  ^ubel,  ber  au§  bem  ©tauben 
feiner  Sefer  entftet)t,  einen  fräftigen  9Iu§bruc!  unb  oergegenmör^ 
tigt  fid)  bie\^errlid^feit,  bie  it}re  ^reube  nid)t  nur  al§  ©egen= 
ftanb  vox  \\d)  f)ot,  fonbern  aU  @igenfd)aft  in  fid)  trägt:  x«?« 
dedo^aofitvri,  roeil  fie  fd)on  ein  ^eitt)aben  an  ©otte^  ^errlid^t'eit 
ift,  5,  10.  4,  14.  Diefe  ^reube  fällt  jmar  mit  it)rem  noUen  ©e= 
nu^  erft  in  bie  ^"funft,  überträgt  fid)  aber,  ba  ber  '^orblirf 
auf  fünftige  ©eligfeit  felbft  fd)on  j^reube  ift,  aud)  in  bie  ©egenmart. 
®er  5!J?anget,  ber  in  biefer  nod)  nid)t  aufgeljoben  rcerben  t'ann, 
liegt  nid)t  nur  im  3SerI)ättni§  ber  ©emeinbe  §u  il)rer  feinbfeligen 
Umgebung,  fonbern  aud)  in  if)rer  ^eäief)ung  ju^efuS:  fie  fallen 
unb  fef)en  it)n  nid)t;  eben  bie§  gibt  it)rer  fiiebc  ju  il)m  ben 
(Jt)arafter  be§  Srauen§.  9(ber  burd)  il)r  ©tauben  finb  fie  i^m 
fo  oerbunben,  ba^  fie  nur  je^t  it)n  nid)t  feben.  (Sr  mirb  fid) 
für  fie  offenbaren  unb  it)ncn  baburd)  bie  unbeflerfte  Sebcn§geftalt 
Herleiten.  Darum  befi^en  fie  im  ©tauben  mcbr,  aU  ma§  ben 
'|irovf)eten,  ja  felbft  ben  ©ngeln  gegeben  ift,  1,  10  f.,  uub  barum  ift 
er  il)nen  ©runb  einer  ^reube,  bie  fein  iiBort  äurcid)enb  ,^um 
5(uöbrurf  bringt. 

:^n  biefer  l'}]id)tung  be§  ©lauben§,  ber  al§  bie  ©emif^bcit 
bcsi  eiüigen  (5rbec>  jur  unfagbaren  ^-reube  mirb,  ift  begrünbet, 
bo^  fid)  bie  .^Öffnung  al§  ba;g  .^^auptftücf  be§  föl)riftcnlebenä 
barftellt.  Die  neue  i'ebcnbigfoit,  bie  un^  bie  'i^lufermedung  vU'fu 
üerlicl)cn  l)at,  beftel)t  bariu,  baf?  mir  eine  lebciibigo  .)>offnung 
i)abtn,  l,  3.    Die  5rud)t  feiner  (£rfd)cinung  unb  XHufermorfung 


2)er  &laiibe  bei  ^^ßetritö.  471 

ift  nirfit  nur  bieg,  ba^  unjer  ®(auben,  fonbern  aurf)  ba^  unfcr 
^offen  nun  auf  @ott  gerid)tet  ift,  1,  21.  3Beil  bie  Hoffnung 
bie  ©emcinbc  üon  it)rer  Umgebung  unterfc^eibet  unb  biefe  fort= 
rad^renb  gum  (Srflaunen  bringt,  ift  fie  ber  ©egenftanb  ber  c^rift-- 
Iid)en  Stpologie,  3,  15.  ®ocf)  nur  für  benjenigen  ©ebanfengang, 
ber  auf  "tta^  ^iet  be§  6:f)riftenflanbe5  t)inftrebt,  orbnet  fid)  ba§ 
.^offen  bem  ©tauben  über.  Söenbet  firf)  bagegen  ber  53tic!  rüc!= 
roärtg  auf  bie  ^at'toren,  auf  n)etd)e  ber  33eftanb  ber  ©emeinbc 
aufgebaut  ift,  fo  t)ebt  fid)  ba§  ©tauben  atö  ba§  grunbtegenbe 
©rlebnig  f)erüor,  rcctc^eg  ben  ganzen  33efi^  ber  ©emeinbe  mit  @in= 
fd)tu^  i^rer  Hoffnung  bebingt.  ^ie  ©rrettung  uottenbet,  mag 
im  ©tauben  begonnen  ift,  1,  9.  @§  ift  t>a§  üon  (it)riftu§  gc= 
mottte  9ftefultat  feiner  ©rfd^einung ;  um  ber  ©laubenbcn  mitten 
raurbe  er  gcoffenbart,  1,  21.  ®urd)  baö  ©tauben  ift  bie  @e= 
meinbe  in  bie  fie  fd)ü^enb  bemad)enbe  5ltaft  ©otte§  eingefd)Ioffen, 
metd)e  it)r  ben  ©mpfang  be^  @rbe§  »erbürgt,  1,  5.  Durd)  t)a§- 
felbe  ift  il)r  ber  ©ieg  über  ben  Satan  gegeben,  ber  bie  ^'einb= 
fc^aft  ber  9JZenfd)en  gegen  fie  erregt  unb  t)ie5u  be^megcn  bie 
9Jlac^t  t)at,  roeit  er  it)r  ^Jß}iberfad)er  unb  33erftäger,  ibr  avildixog, 
üor  ©Ott  ift,  5,9.  (5d)tie^tid)  ift  aud)  it)r  ©tauben  basi,  ma§ 
it)r  bie  2tnerfennung  ©l^rifti  bei  feiner  fünftigen  Offenbarung 
ucrfdjaffen  rcirb.  ®urc^  bie  Seiben^milligfeit  bemät)rt,  mirb  eg 
bann  at^  2ob,  ^errtid)t'eit  unb  @t)re  erfunben,  1,7.  2,7,  roeit 
e§  baöjenige  ift,  roa§  ®f)riftu§,  menn  er  fommt,  bei  feiner  @e= 
meinbe  fud)t  unb  an  if)r  mit  ber  Sebenögabe  frönt.  @g  jeigt 
fid)  I)ier  mieber  bie  SSöltigfeit  be§  apoftotifd)en  ©tauben^,  bcnn 
bamit  ift  ber  '^lid  auf  6:t)rifti  @erid)t  bireft  §um  ©taubeng^ 
motiü  gemad)t. 

©eine  l^Reintieit  beroabrt  bal  ©tauben  baburd),  ba^  fe'^t 
beftimmt  neben  bem  |>offen  aud)  bie  3^urd)t  wad)  get)atten  roirb. 
9Jlit  großer  ^tart)eit  werben  im  ©otte^berou^tfein  ha§  bie  i^urd)t 
unb  ba§  bie  3wi>fi*firf)t  begrünbenbe  9J?oment  gteid)mä^ig  betont 
unb  geeinigt:  it)r  ruft  ben  unparteiifd)  9iid)tenben  atg  3Sater  an, 
1, 17.  dbenfo  mirb  auf  ben  Sert  be§  ^tuteä  ;3efU/  burd)  ba§ 
er  bie  ©emeinbe  ertöft  f)at,  baju  t)ingeroiefen,  bamit  fic^  an 
if)m  bie  ^urd)t  begrünbe,  1,  18.  ^ür  bie  ©pannung  5roifd)en 
ber  Hoffnung  unb  ber  3^urd)t  liegt  bie  2tu§gteid)ung  eben  im 


472  Ä«P-  10.    3}ie  3tpoftel  ber  Äirc()e  üon  ^entfalem. 

©tauben,  in  einem  2:rauen,  ba§  bie  göttti(i)e  @üte  unb  ^ilfc 
bejaht. 

(Sef)r  ernft  gef)t  ber  ^rief  auf  bie  pra{'tifc{)en  SfJefultate  ein, 
roeld^e  bie  Oiemeinbe  au§  if)rem  2Ser!^äItni§  ju  ©ott  5u  giefien 
f)at.  ©lauben  unb  ^offen  einerfeit§,  Seiben  unb  @ute§  tun 
anbererjeitg  bitben  it)re  boppette  2tufgabe.  ®ie  @int)eit  be^ 
(Sf)riftenteben§  berut)t  barauf,  ba^  atte§  ©tauben,  ^offen,  Seiben 
unb  3ßirfen  ber  ©emeinbe  auf  ^efug  belogen  ift.  äöeit  ^efu^ 
i^r  burcf)  bie  ^rei§gabe  feine§  eigenen  Seben§  ©rtöfung  fc^uf, 
ift  fie  oerpfti(^tet,  fid)  oon  ber  ©ünbe  ju  töfen,  1,  18  ff.  2,  21  ff. 
3,  18  ff.,  unb  baburd)  rairb  fie  bie  Übergebung  ertangen,  bie  xlp: 
^efu  Job  nact)  @otte§  Sitten  üerfct)afft  f)at.  ^etru§  fteüt  ben 
©e^orfam  gegen  (£I)riftu§  unb  bie  ©ntfünbigung  burcf)  fein  33tut 
5ufammen  a[§>  ta^  :^ul,  ju  bem  m\§  bie  üom  ©eift  auSge^enbe 
^eitigung  l^inteitet,  1,  2.  3tucl)  für  haä  ^anbeln,  nict)t  bto^  für 
ba§  ©tauben  ber  ©emeinbe  bitbet  e§  eine  befonbere  ©rfctiroerung, 
ba^  fie  e§  unter  bo§t)aftem  Sßiberftanb  üben  inu^.  ©ie  t)at  bie 
*pfticf)t,  burd)  if)r  töbtid)e§  unb  gütige^  .^anbetn,  ayad-OTtoua, 
benfetben  ju  überrcinben,  2,  12  ff.  ©ie  f)at  atfo  benen  ©ute§  ju 
tun,  bie  fie  mi^t)anbetn,  unb  bie!§  nur  barum,  rceit  fie  an  it)rer 
3Ser!e^rt^eit  feinen  5lnteit  nimmt,  ^n  biefer  3Serftoct)tenbeit  i!^re§ 
ct)rifttid)en  iföirfen^  unb  Seiben§,  ayad^onoieiv  -nal  naa^uv  2,  20, 
liegt  bie  ©rf)n)ere  il)rer  ^-^Jflidit.  ;3efu  Seiben  greift  aud)  I)ier 
t)itfreid)  ein.  2tn  feinem  SSorbilb  ftärft  fic^  if)re  Sitligfeit  §um 
unfdjutbigen  Seiben;  benn  e§  gibt  it)r  bie  ^ürgfd)aft,  baf?  aud)  fie 
teiben  unb  fterben  fann  ot)ne  Sdjäbigung  it)re§  3(nteit§  an  ©ott 
unb  feinem  9teid).  3^r  Seiben  fc^tie^t  fid)  üietmcbr  al§  ^ort= 
fc^ung  an  Gf)rifti  Seiben  an  unb  wirb  baburd),  weit  e§  Jeil= 
nat)mc  an  feinem  Seiben  ift,  felbft  aud)  ©runb  ber  .spoffnung  unb 
j^teubigfeit,  4,  13.  ©^rifti  2:ob  gibt  aber  nid)t  blo^  3:roft,  fon= 
bcrn  begrünbet  uor  attem,  ba^  bie  ©emeinbe  fid)  feinetmegen 
Dom  iiHüfen  gefd)icbcn  battc  unb  bc£it)alb  p  jcbcm  Opfer  mitlig 
fei.  Sät)renb  feine  !iisirfung  5unäd)ft  nogatiu  unb  uorbcrcitonb 
ift  unb  bie  2:itgung  ber  ©d)ulb  unb  bc§  böfcn  93eget)ren§  f)cr= 
bcifüt)rt,  4,  1  ff.,  mirb  bie  pofitiue  Sirfung  unb  Q^S^xX^'i  ber  ©nabe 
burd)  :^cfu  ^ituferftet)ung  unb  fünftige  Offenbarung  uermittelt. 
31u8  ^t\\\  ilreuj  fc^öpfe  bie  ©emeinbe  ben  ©ruft,  ber  fie  üüu 


2;er  Glaube  bei  ^;Jetru^.  473 

ber  ©ünbe  trennt  unb  ju  jebem  Seiben  fäl)tg  madf)t,  auf  ^efu 
2tuferftel)en  bagegen  if)re  ^"oerfic^t  ju  @ott  unb  if)re  ^rcubc 
am  eraigen  @ut! 

^er  33rief  überblictt  fomit  in  frf)lirf)ter  @infarf)f)eit,  bie  borf) 
einen  grojien  9^eid)tum  in  fid)  f)at,  bie  SRannigfattigfeit  ber  6r= 
lebniffe,  iüeld)e  3>ergangenf)eit,  ©egeniuart  unb  ^ufwnft  ^er  @e= 
meinbc  füllen,  of)ne  fie  einem  ^entralbcgriff,  fei  e^  ©laube  ober 
^JBerf,  unter^uorbnen.  @r  ftetit  ben  ^efi^  ber  ©emeinbe  unb 
i^re  '>]3f(id)t,  i\)x  ©tauben  unb  it)r  ^anbeln,  ben  ^^mperatiu  in 
.''^efu  5l'reu5  unb  bie  ®aht  in  bemfelben,  bie  Gntfagung,  ju  ber 
fie  fein  ^ob  beruft,  unb  bie  ^reube,  bie  feine  2tuferftet)ung  gibt, 
nebeneinanber,  of)ne  fie  rceiter  miteinanber  ju  uermitteln.  Seine 
innere  ©in^eit  t)at  er  barin,  t>a^  aiii  ©aben  unb  '^(ufgaben  ber 
©emeinbe,  alle§  ma§  für  fie  gefd^at),  burd)  fie  gcfd)et)en  fotl  unb 
an  it)r  gefd)e!)en  mirb,  oon  :viefu§  au§get)t.  '2)a  bie  i^erbinbung  mit 
i^m  nic^t  in  ein  mi)ftifd)e^  ©rtcbni^  uerlegt  roirb,  unb  nic^t  baburc^ 
gefud)t  rcirb,  t>a^  im  inmenbigen  Seben^ftanb  eine  Offenbarung 
©()rifti  erfolge,  fonbern  baburd^,  ba§  ber  53Iicf  ftetg  auf  ben  oon 
©Ott  ©efanbten,  an§  ^reuj  ©egebenen,  3(uferftanbenen  unb  @r= 
I)öl)ten  gerid)tet  bleibt,  fo  ift  bie|e  aüfeitige  i^erfnüpfung  ber 
ganjen  2ebeni§füt)rung  mit  ^efu§  nid)tg  anberei§  at§  ba§  fonftant 
feftgebaltene  ©tauben,  't>a§'  in  alte  3^er§n)eigungen  be§  .^anbelng 
I)inübertt)ir!t. 

"Da^  ^itb,  bag  un§  für  ben  ©lauben^ftanb  ber  ©emeinbe 
burd)  hk  anberen  ^öriefe  unb  bie  5lpoftelgefd)id)te  oermittelt  rcirb, 
unb'basjenige,  ba§  un§  ber  ^rief  be§  ^^etru§  über  baä  ^i^t  ""^ 
bie  2lrt  feiner  ^Jtrbeit  uerfd)afft,  fielen  bat)er  miteinanber  in  einer 
üollen,  fid^  gegenfeitig  bejeugenben  Übereinftimmung.  ^Jlid)t  eine 
3:l)eorie  über  ba§  ©tauben,  n)ot)I  aber  biefe§  felbft  tritt  ung  ^ier 
unb  bort  entgegen  al§  ber  ben  ganjen  Gbriftenftanb  in  ber  9Jlannig= 
faltigfeit  feiner  3lnliegen  unb  ^unftionen  geftaltenbe  ©runb. 

3.  mattbäus. 

33ei  ber  ©rmägung  ber  ^Jlugfagen  ^efu  über  ba§  ©tauben 
entftanb  bie  ^ragc  nad)  ben  befonberen  9Jlerfmalen  begjcnigen 
©tauben§ftanbe§,  ben  un§  bie  ^arftellung  !3efu  burc^  9Jiattl)äu§ 
fid)tbar  mad)t.     ®iefetben  entftetien  ebenfo,  wie  bie  ^efonberf)eit 


474  Aap.  10.    Sie  3lpoftel  bcr  Äirc^e  üdu  Sentjulem. 

am  ©tauben  be§  ^]3aulu§  unb  ^afobu§,  gleid)§eitig  au§  ber  @igen= 
art  bei- ©emeiube,  für  roeld)e  er  bie  ©rinnerung  an  J^vefu^  fixiert, 
unb  an§  ber  bejonberen  ^Sebeutung,  bie  ^yefuä  im  3ufammen= 
:^ang  mit  feinem  Seben^Iauf  für  it)n  felbft  geraonnen  t)at. 

9Jlatt^äu§  t)at  mit  jebem  3Bürt  ^öegie^ungen  ju  ber  au§  bcr 
;jubenfd)aft  gefammetten  ®f)riftent)eit  ^a(äftina§.  ^ie§  bebingt 
fd)on  bie  ^orm  feiner  3]er!ünbigung,  bie  3trt,  luie  er  bie  '2)enf= 
arbeit  tut  unb  für  bie  ©emeinbe  in  mitteilbaren  ©rgebniffen 
frud)tbar  mad)t.  2Benn  er  un§  aud)  feine^megS  eine  zufällige 
21nt)äufung  uon  ©entenjen  unb  @efd)id)ten  gibt,  fonbern  mit 
ernfter  Überlegung  unter  ber  Seitung  von  ©runbgebanfen  fd)reibt, 
beren  er  fid)  bemüht  ift,  fo  bemegen  if)n  biefe  bod)  nid)t  ba§u, 
ben  ©prüd^en  unb  @efd)i^ten  if)re  fonfrete  B^affung  gu  ncl)men, 
metdie  i{)ren  3ufamment)ang  mit  ber  beftimmten  Sage  :v'^efu  hinb= 
tut.  @r  generalifiert  nid)t,  fonbern  t)ält  ber  ©emeinbe  gerabe 
biefe  ©injeltjeiten  Dor  a[§  oortreffüc^  geeignet,  um  ii)x  ju  geigen, 
mag  ^efu§  fei.  ^iefe  ^orm  be§  Unterrid)t§  über  ^e\n§  l)ai  teil§ 
ba^n  33e§iebungen,  ba^  bie  2)en!arbeit  f)ier  DöIIig  im  ^ienft  ber 
^^rayig  ftanb,  teil§  baju,  ha^  bie  nationale  ?^rage  I)ier  für  ben 
©laubcngftanb  eine  entfd)eibenbe  ^öebeutung  befa^. 

^ür  bie  paläftinenfifdje  (Sljriften^eit  mar  e§  Jrabition:  bie 
9flcligion  fei  '^PrayiS  unb  ber  ®otte§bienft  befte{)c  im  richtigen 
.^anbeln.  2(u§  biefem  ©runbe  ftanb  fie  hii  ;jiefu§,  bamit  er 
it)r  fage  unb  t)elfe,  mie  fie  nad)  @otte§  Sßitten  lebe,  mo§u  i^r 
bie  (Sprüd)e  unb  ®efd)id)ten,  bie  9}lattf)äu§  fammette,  unmittel= 
bar  bie  Hnmeifung  gaben.  ®a§  Seben  mirb  tjier  in§  .^anbeln 
gefegt;  ^ielt  ba§felbe  nad)  oben,  roeil  ha§  93erf)ä(tni§  ju  @ott  in 
^rage  fommt,  fo  mirb  biefeS  .f)anbeln  5um  ©tauben,  ba§  aud) 
feinerfeit§  mit  tonfreten  Elften,  bie  einzelne  '^Jiomente  füticn,  in 
bie  !i^erfettung  ber  .f^anblungcn  tritt,  unb  biefe  '^Betätigungen  be^ 
©laubeng«  ftet)en  alte  mit  ben  prat'tifd)en  XHufgaben  im  engften 
3nfamment)ang.  ®ie  ©cmeinbe  üerftct)t  aud)  ibv  ©tauben  al§ 
^^lusirüftung  ,^ur  get)orfamen  Erfüllung  bc^o  göttlid)on  '^ilUMu>. 
dg  mirb  nid)t  sunäd)ft  al§  2(ntrieb  jur  ©ebanfenbilbung,  mot)l 
aber  alö  ^Jlntrieb  gum  ©cl)orfam  u)irffam.  ^al)ev  erbalten  mir 
Don  3)'lattl)t'iuö  feine  Einleitung  ,yir  3:l)eorie  über  ba^  ©laubcn, 
bie  e5  nad)  feinem  ©runb  unb  liBert  befd;riebc ;  bci^  i]Ki  feincö 


^])Jattf)äuö  unb  rs^rnel.  475 

Sort^  liegt  mir  barin,  ba^  ha^  ©lauben  real  in  ber  Sebenöf ü^rung 
feiner  Sefer  üorI)anben  fei. 

^n  ber  9(rt,  wie  TlatÜ)äu§  bie  ®entbarfeit  mit  (Srnft 
unb  ©rfotg  ausübt  unb  bod)  §urücff)ält  unb  it)re  (Erträge  nid)t 
für  ficf)  mitteilt,  bemgemä^  aurf)  in  ber  3(rt,  rcie  ba^^  ^anbeln 
über  ha§  ©rfennen  emporgefteüt  ift,  unb  luie  bie  ^e5iel)ung  besi 
@Iauben§  jum  ^anbeln  unb  @r!ennen  beftimmt  mirb,  ^aben 
mir  einen  ©laubensiftanb  üor  un§,  ber  bemjenigen  bes  :^afobug 
auf§  närf)fte  cerrcaubt  ift.  dagegen  unterfd)eibet  er  fid)  uon  ibm 
burd)  bie  2(rt,  mie  er  bag  nationale  ^^Jroblem  jnr  3prad)e  bringt. 
®iefe§  bemegte  bie  paläftinenfifd)e  ß^riftenbeit  nid)t  fo,  als»  ob 
fie  |)olitifd)e  ^öeftrebungen  in  it)rev  SJiitte  gepflegt  bätte,  mo{)l 
aber  be^bcilb,  meil  fie  früt)er,  e^e  fie  ^efus  fannte,  il)r  t^oit  alö 
©anjeg  unb  einzig  i^r  3Solf  für  bie  berufene  unb  ge()eiligte  @e= 
meinbe  gehalten  batte.  "^eg^alb  l)at  9J?attl^äu§  an  ber  nationalen 
^rage  ein  .paupttl)ema  be§  ©oangeliums«.  '2)ie  5"i"age,  ma?  ;;jefus! 
fei  unb  bie  anbere:  ma^  au§  ber  :^^ubenfd)aft  gemorben  fei  unb 
fd)lie^lid)  raerbe,  liegen  ^icr  oi)llig  incinanber  unb  erhalten  nur 
gleichseitig  il)re  ^eantmortung.  |)ier  mar  fein  ©laubensftanb 
mi3glid),  menn  nid)t  3ef"  ^-ß^ßvf  alö  bas  uon  @ott  gemoUte  ^^iel 
ber  @efd)id)te  ^v^raelg  erfaunt  mar. 

^JCßarum  il)n  bie  3^ubenfd)aft  uerroorfen  b^be,  mes^afb  bie^ 
ber  göttlid)en  9f{egierung  gemä^  fei,  mag  fid)  bemgenui^  als  ba§ 
bleibenbe  SGBerf  @otte§  in  ^ärael  ^erau§ftelle,  bas  finb  für  dJlaU 
tl)äu§  3lnliegen,  bie  bireft  ba§  ©lauben  an  ^i\\x§  bebingen.  ^cr 
Sefer  ftellt  fid)  üerfd)ieben  ju  ibm,  je  nad)bem  er  bie  iübifd)e 
(^■rage  beantmortet,  unb  fann  fid)  nur  bann  gläubig  ju  ibm  üer= 
I)alten,  menn  er  über  9tabbinat  unb  ^;pi)arifäi§mu§ ,  ©efe^  unb 
3lu§mal)l  ^§rael§,  mit  einem  SBort :  über  ben  ^uftanb  unb  ha^ 
^iel  be§  3u^^"tum§,  fo  beult  mie  9Jlattt)äu§  e^  it)m  jeigt.  'Jluf 
bie  ^orm  beg  (Soangelium^  mirft  bieg  be§t)alb  ein,  meil  bie 
nationale  ^^rage  fid)  nid)t  burd)  ^Begriffe,  fonbern  nur  burd)  @e= 
fd^id)te  beantmorten  lie^.  ©g  l)anbelt  fid)  für  9}]att^äug  um 
ba§,  ma§  ^efug  feinen  ^^ilö^^off^"/  ^iß  f^in^  Berufung  au5fd)lu= 
gen  unb  if)n  freujigten,  gefagt  unb  getan  !t)abe.  3Ba§  einft  ge= 
fd)al),  bebingt  ^ier  unmittelbar  ben  eigenen  ©laubensiftanb.  9Hd)t 
©eueralifierung  unb  ^egriffgbilbung,  uielmeljr  ^jubiüibualifierung 


476  Änp-  lf>.    3^ie  3lpoftel  ber  Älivcfie  von  Seniinlem, 

unb  fonfretc  53e(euc^tung  be§  ^ampfe§,  ber  äiüifd)en  3ef»§  unb 
ber  3ubenjrf)aft  eutftanben  rcar,  roar  I)ier  ba§,  iraS  ba§  ©Dan* 
gelium  roirffam  ma(i)te  unb  ©tauben  fcf)uf. 

®a§  ©lauben  an  ^z\u§  begrünbet  9Jiatt{)äu§  baburcf),  ba^ 
er  ben  ganzen  güttlicf)en  ^efilj  3§raelg  uollftänbig  ht\a\)i,  nic^t 
nur  bie  (Sd)rift,  5,  17,  fonbern  auc^  ha§  ®efe^,  5,  18.  19,  nid)t 
nur  bie  ©enbung  ber  einfügen  ^oten  @otte§,  fonbern  oud)  bie 
@rn)äf)lung  be§  jeitgenöffifc^en  ^y§rael§,  10,  5,  hi§  t)inau§  §u  ber 
für  bie  moberne  ©yegefe  üielfai^  unoerftänblicfjen  ©pi^e,  ba^ 
bcm  ^:)3{)arifäi§mu§  ba§  ^^räbifat  ber  ®ered)tig!eit,  9,  13,  2Bcig= 
beit,  11,  25,  unb  ©{i)riftmä^ig!eit,  23,  3,  perfannt  bleibt,  unb 
ber  9leid)§geban!e  über  ^efu  iföirt'en  auf  bie  ©rünbung  :3;§vael§ 
jurücEerftrecft  wirb,  21,  33  ff.  ^aS  ©lauben  an  3^efu§  f)at  für 
it)n  feine  3Sorau§fe^ung  barin,  baf?  er  al§  :v\ube  ert'annt  rcirb, 
ber  mit  ^^§rael  in  uoller  ®emeinfd)aft  fteljt.  2)a§  beftimmt  aud) 
bie  2lufgabe  ber  jünger  unb  üerpflid)tet  fie  jur  Strbeit  an  ^^' 
rae(  mit  einer  Sreue,  bie  n)o{)t  fterben,  nid)t  aber  n)etd)en  fann. 

®ie  «Sc^eibung  üon  ^§rael  erfolgt  nur  burd)  bie  ^u^prebigt, 
burd)  bie  im  ©ruft  ber  5föa()rf)aftigt'eit  gefd)et)enbe  @ntf)ü(Iung 
feiner  Sünbe  unb  bereu  runbe  !i^erneinung.  Sind)  ber  S^tabbine 
brid)t  ba§  @efe^  unb  ber  @ered)te  fünbigt.  "Die  SBeingärtner 
t)aben  fid)  gegen  if)ren  .f)erru  empört ;  @ott  ruft  fie  burcf)  feinen 
©ot)n  äur  Umfet)r  unb  nur  ber  rettet  fic^,  ber  feinem  ^Kufc  folgt, 
^ür  9Jlattl}äu§  ift  beg{)alb  bie  33u^prebigt  jur  58egrünbung  be§ 
@lauben§  fd)ted)tl)in  unentbebriid) ;  biefe§  fann  einzig  ant-'  ftarer 
@infid)t  in  bie  fünblid)e  ^2lrt  ber  iübifd)en  ^römmigfeit  entftebcn. 
•iJlur  burd)  fie  roirb  in  ber  Berufung  ju  ;v^efu§  bie  ©rrettung  nom 
33öfen,  fomit  bie  %at  ber  üoUfommeneu  ©nabc  erfannt.  "Die 
"Verneinung,  meld)c  ber  mit  bem  ©tauben  uott^ogenen  'i^eiat)ung 
ftetö  an^ftet,  fet)rt  fid)  t)ier  gegen  ben  ^|>f)arifäi§mu!?,  unb  fo= 
iDcit  biefer  mit  bem  ^ubentum  ibcntifd)  ift,  gegen  biefesi  fetbft. 
"Der  Gnergie,  mit  ber  biefc  !Verncinung  uott^ogen  mirb,  entfprid^t 
bie  5lräftigtcit  bcö  WtaubcnSftanbee^. 

3um  llniüerfali§mu§  tommt  9Jiattt)äuö  baburd),  ba^  bie  Sünbe 
baö  (%rid)t  über  ^««rael  l)erbeif üt)rt ,  beffcn  ':){otnienbigfcit  unb 
2^icfc  er  feinen  i'cfcrn  beutlid)  genug  bo,^cugt,  nuMtev  baburd),  baf? 
bajf  @erid)l  uid)t  tM  C^nbäicl  Wotteö  unb  (£t)rifti  i|l,  ber  !il^cin= 


a}?att()äii§  tmb  S^rael.  477 

berg  oielme^r  anbern  übergeben  unb  ha§  @aftmal)l  mit  neuen 
©äften  gefeiert  wirb.  ®er  (£t)riftu§  fcf)afft  bie  neue,  eiuige 
©emeinbe.  ^a§,  wa^  bie  Berufung  aller  in  biefc  ermöglicht, 
ift  bie  Don  3efu§  bem  ©lauben  gen)äl)rte  ©nabe,  mie  fie  and) 
an  ben  glaubenben  Reiben  aufgezeigt  mirb.  2Ba§  bamit,  ha^ 
aud)  ber  .^eibe  nic^t  cergeblirf)  an  ^efuö  glaubte,  feinen  -Jlnfang 
fanb,  fommt  baburd)  jur  3^ortf üf)rung ,  ba^  ber  3luferftanbene 
feine  33oten  an  alle  3Sölfer  fenbet,  unb  baburd)  jur  (Erfüllung, 
ha^  bie  e§d)atülogifd)e  ^peilanbstat  ^^\n  uniüerfale  @rö^e  l)at  unb 
bie  (5rmät)lten  ©otte»  au§  ber  ganjen  9Jienfc^l)eit  bei  i^m  oer= 
fammeln  luirb. 

So  legt  9Jlattt)äu§  §uf  uniuerfalen  ^i^erfaffung  ber  5lird)e 
al$  @emeinfd)aft  aller  ©laubenben  ben  unentbel)rlid)en  ©runb, 
weil  biefe  erft  moglid;  mürbe,  nad)bem  bie  nationale  ^lag*-'  gt?= 
li)ft  war,  fo  wie  il)r  !i0^att^äu§  burd)  bie  mit  ftarfem  ©laubeu 
üollbrad)te  ©rljebung  über  ben  nationalen  "-Beftanb  ^^vael'ji  bie 
Söfung  gab. 

^Äa§  l)atte  er  nod)  nad)  bem  3uff"Hnie"&i*ud)  ^jöraelsV 
9lid)t§  blieb  it)m  al§  :3efu§  allein,  nid)t£(  al§  ber  '^luferftanbene, 
bamit  aud)  ber  ©rfüüer  ber  ©d)rift,  ber,  bem  3}]ofe  unb  (5lia 
l)ulbigen,  ber,  welcher  me^r  al^  ber  Tempel  ift,  unb  ;3^vael§  @e= 
fd)id)te  üollenbet,  bod)  nid)t^  al^  3efu§  allein.  ®er  ^^empet  fällt, 
ha§  {)eilige  ^anb  unb  bas  Ijeilige  3Solf  baben  i^re  religiofe  ^■öe= 
beutung  oerloren.  ©ein  gan^eg  ©laubeu  ift  auf  O^fu^  geftellt. 
^^lu§  bem  g-ortgang  feiner  Slrbeit,  wie  9)kttl;äu§  [ie  uhö  barftellt, 
ergibt  fid)  al^  ha^  einzige  9?efultat  ber  um  it)n  gefammelte  3ünger= 
t'rei§,  ugl.  9}|.  -2'),  unb  bie  neue,  yon  iljm  gefdjaffene  ©emeinbe 
befiel  nur  t>a^  eine,  freilid]  allcv  antiovo  üborvagenbe  (3üt,  ba^ 
ber  (£t)riftu^  fie  berufen  l)at  unb  regiert.  '2)arin  beftel)t  bie  ®in- 
^eit  be^  ©laubeui^  äwifdjen  ^\i|attl)äu§ ,  ^^aulu§  unb  ^ül)anne§. 

So  wenig  e§  jebod)  bicjom  i'«Uauben§ftanb  an  5lraft  gebrid)t: 
für  biejenigen,  bie  fid)  um  ^t\u^  al§  um  ben  ^önig  ^§racl§ 
gefammelt  t)aben,  ber  eben  al§  ^önig  ^^rael§  ber  ^err  aller  ift, 
weil  unb  wie  :3§rael  al^  fold)e§  bie  ©emeinbe  ©otteg  ift,  bilbeten 
notwenbig  bie  auf  ba§  ^anbeln  jielenben  begriffe  ben  wefent= 
lid)en  ^nl^alt  ber  33erfünbigung  et)rifti.  2Bag  ^grael  tat,  3ef«^ 
tat,  bie  jünger  ju  tun  t)aben,  ift  l)ier  bie  .^auptfad)e  am  (£üan= 


478  Aap.  10.    Sic  3lpoftel  ber  Äirrf)e  oon  Senifatem. 

gelium.  ^enn  btefe§  jeigt,  raiefo  ^§rael  ben  SBiüen  @otte§  nid)t 
tat,  raiefo  it)n  ^efu§  tat,  roiejo  er  au§  feiner  (Semeinbe  bic 
^äter  be§  göttlid)en  2ßiIIen§  tnarf)t.  60  tüenig  babei  t)on  einem 
gIauben§(ojen  ^un  bie  9iebe  ift,  fo  bilbet  borf)  für  biefen  @e= 
banfengang  nic^t  bie  ®ntftel)ung  be§  @lauben§  für  fict)  fd)on  ba§ 
entfc^eibenbe  @rgebni§  ber  Slrbeit  ;3efu,  fonbern  biefe§  liegt  teils 
oor  bem  ©lanben  in  bem,  ma§  bitrrf)  ^z\u^  ^u  feiner  ^egrün= 
bung  gefc^at),  teil§  nac^  bemfelben  in  bem,  tt)a§  burd)  bie  @e* 
meinbe  auf  ©runb  bemfelben  gefd)ief)t.  ^^x  Diec^t  ift  nid)t  fc^on  ba= 
burd)  errciefen,  ha^  fic  an  ^efuS  glaubt,  fonbern  baburd),  ha^ 
fie  3§rüel§  ©ünbe  non  fic^  tut. 

^al)er  belialten  aud)  biejenigen  3ßorte,  bie  äunäd}ft  für  bie 
@rftling§geftalt  be§  ^üngerl'reife§  geprägt  raaren,  „jum  jünger 
mad)en,  nad)folgen",  für  9)lattt)äu§  it)re  bleibenbe  3öid)tigl"eit 
unb  werben  burd^  ben  @tauben§begriff  nid)t  ganj  erfe^t.  ®enn 
fie  umfaffen  ben  2lnfd)lu^  an  '^e\u§  nad)  allen  Stiditungen,  mie 
er  bo§  (Glauben  unb  ben  @et)orfam  eint)eitlid)  umfpannt. 

2)a  ^§rael§  ©lauben  jroar  gereinigt,  Dor  Ü^erberbni§  gefd)ü^t 
unb  pr  ?^rud)tbar!eit  gebrad)t  merben  nui^,  nicl)t  aber  beftritten 
roerben  barf,  raeil  bieg  bie  Seugnung  ber  Offenbarung  unb  @egen= 
mart  @otte§  bei  ^§rael  bebeutet  f)ätte,  fo  beftet)t  jrcifdjen  ibm 
unb  ber  ©t)riftent)eit  im  ©lauben  eine  ©emeinfamfeit.  ©omeit 
jene§  auf  ben  9iegierer  feinet  ©d)ictfal§  mit  33ertrauen  fiel)t,  ift 
fein  ©lauben  aud)  ba§jenige  ber  ®t)riftent)eit ,  unb  3)]attt)äu§ 
bleibt  fid)  biefer  ©emeinfamfeit  bemuf^t.  ^]niar  fällt  auf  3§raet 
bie  ©d)ulb  be§  Unglauben^;  aber  and)  bie  (£l)riftcnt)eit  erlebt 
e§,  ba^  auc^  fie  nid)t  ol^ne  ©traud)eln  unb  58erfünbigung  it)r 
(Glauben  übt.  ^ie  3*^if()Ji"nfl  ^t^^'  ^Hpoftel,  mie  fie  9Jlattl)äu§ 
gibt,  üerjidjtet  ein  für  allemal  barauf,  au§  bem  ©laubcn  fid) 
einen  ^Kul)m  5U  bereiten,  '^er  auf  bai^  ©laubcn  geridjtete  ÜBitle 
erftrebt  üor  allem,  ba^  fid)  ba§  ©lauben  baburd^  al§  rid)tig 
ermeife,  bafj  ^cfn  ©ebot  burd)  ben  ©laubenbon  gefd)icl)t.  1)ie 
Formel  „an  il)n  glauben"  u)ar  baljer  nid)t  ber  einzige  ober 
l)(!iufigftc  9(uöbrucf  für  biefen  ©lanbensiftanb. 

3Iud)  biefe  iDIerfmalc  bemfelben:  bie  ^Jlbmefenbeit  fcber 
9lcigung,  für  bic  (il)riftonl)eit  an?<  ibrcm  Wlauboii  einen  ^Hnbm 
5u  mad)en,  ba«;  l)eUe  'iJeum^tfeiu,  baf^  hai   lebeubige  ©laubeu 


3)ie  3ßtcr)tiflfeit  beg  BexU.  479 

bie  Eingabe  be§  gangen  ^erjeng  an  @ott  erforbere  unb  feine 
Spaltung  be^felben  ertrage,  bie  ©orge  bafür,  ha^  bie  ©emeinbe 
it)r  ©tauben  \xd)  gum  ©eroinn  in  reiner,  frud)tbarer  SBeije  l^abe, 
ber  9^arf)brurf,  ber  auf  bie  ©emeinfamfeit  be§  ©tauben^  mit 
3§raet  fällt,  finb  un§  frf)on  oon  ^a^obuij;  t)er  befannt.  ^) 

©tet)t  3e[u  3Sert)äItni§  gur  @rtt)äf)tung  ^§rael§  im  33orber= 
grunb,  fo  beftimmt  firf)  baburd)  and),  maS  al§  feine  @abe  für 
ben  ©laubenben  ergriffen  wirb.  (Sottet  9?egierung  unb  ^e\U 
3(rbeit  ftet)en  im  Si'ampf  mit  einem  boppelten  ©egenfa^ :  mit  ber 
©iinbe  unb  mit  bem  Xoh;  feine  (^ahi  befielt  baf)cr  in  einem 
boppelten  ®ut:  in  ber  @ered)tigfeit  unb  im  :^eben.  @e{)t  ber 
^licf  auf  ^^§rael§  ^aü,  fo  ift  ^efu  (Segenfa^  jur  ©ünbe  ba§, 
xüa§  im  (Soangelium  bie  erfte  ©teüe  ert)ält;  feine  .^ilfe  beftebt 
barin,  ha^  er  ben  ©einigen  ju  berjenigen  @ered)tigfeit  t)ilft,  bie 
fie  in§  9?eic^  ®otte§  bringt.  3luf  ha§  eioige  Seben  t)üffte  fcbon 
^^rael  mit  fefter  ©rmartung.  '3)ie  ^rage,  bie  fic^  t)ier  ftellte, 
mar  bie,  mie  ber  ©ingang  in  ba§  eroige  Seben  erlangt  roerbe, 
md)t  ob  über  ber  ä^ergängüd)feit  be§  irbifd)en  ^afeing  un§  ein 
foId)e§  üon  @ott  bereitet  fei.  ®ie  le^tere  Überzeugung  teilte  ber 
a^tabbine  mit  bem  ©oangeliften ;  if)r  Äampf  begann  an  ber  ^rage, 
roa§  ©ünbe  Dor  @ott  fei,  unb  roic  ^§rael  oon  feiner  ©ünbc  be- 
freit unb  in§  Seben  gebrad)t  roerbe.  ^e§t)alb  oerfünbigt  un§ 
9Jiatt^äu§  3pfii^  a(§  ben,  ber  allein  bie  '-Verirrten  auf  ben  2öeg 
ber  @ererf)tigfeit  füf)rt.  Stritt  bagegen  bie  ba§  Öeben  uerfünbenbe 
SSer^ei^ung  in  ben  9Jlittelpunft  be§  6oangeIium§,  fo  mu^  ein 
anberer  2;i)pu§  beSfelben  entfielen. 

Ob  bei  Cvefu  2(rbeit  auf  Israel  ober  auf  bie  5ßölferroclt, 
auf  bie  Überroinbung  ber  ©ünbe  ober  biejenige  be§  2;obe§  ge= 
fd^aut  roirb,  t)at  roieber  innern  3uf(tnii"ent)ang  mit  ber  3(rt,  roic 
ber  ©oangelift  fid)  5u  bem  großen  ©egenfat3  fteHt,  ber  innert)alb 
ber  3tuäfage  3efu  über  firf)  felbft  unb  innerf)alb  feiner  Sebenö= 
fü^rung  liegt,  ©r  t)at  baburrf),  ha^  er  ba§  föniglirf)e  5Imt  in 
©otte§  9?eirf)  al§  firf)  gegeben  bejaht  bat,  fein  3iel  über  olle 
©rf)ranfen   ber   menfrf)lid^en   unb   irbifrf)en   !i^erf)ältniffe   l)inauf= 

*)  9Bie  Safobuö  bie  ©röfse  beiS  ©laubenö  bann  iü()mt,  raeim  ber  2lrmc 
h-o^  beöfelben  »eradjtet  loirb,  (o  legt  a)kittf;äu§  auf  basi  Glauben  an  ^efuö 
bann  ben  5)fact)brud,  loenn  ber  Äleine  Iro^  be^felben  «erborben  wirb;  ogl.  ©.  159. 


480  Aap.  10.    Sie  STpcftel  bev  tird)e  uoii  Sevufalem. 

gehoben,  unb  ficf)  über  bic  Söelt  gefteüt  in  einer  erf)abenen  @inaig= 
feit  über  allen.  ^ie§  max  jeboc^  nur  bie  eine  53en)egung  jeineS 
2ßillen§  unb  Seben§.  ©teid)äeitig  bef)ält  er  bie  SJJa^e  be§  menjd)= 
licl)en  Seben§  unb  ber  menfcf)tirf)en  Sßirffamf'eit,  bleibt  in  ber 
®leicf)artigl'eit  mit  aUen,  tritt  an  ben  burc^  ben  ^^uftanb  ^§rael§ 
it)m  bereiteten  Ort  unb  nimmt  alle  ^^onfequensen  be§jelben  in 
feinen  Seben§lauf  miliig  ouf.  ^ie  ©in^eit  bcv  beiben  ^eroegungen 
feine§  3öillen§:  bort  §ur  @rt)abent)eit  unb  .pervjdjaft,  §ur  uni= 
uerjalen  Sirfung,  pr  Offenbarung  bev  3-ülle  ©otte§,  ^ier  gur 
9iiebrigteit,  äur  ©leic^ftellung  mit  ben  anbern,  gum  ®ienft  an 
benen,  mit  roelcl)en  er  lebte,  jum  i^erjictjt  auf  (3oik§  9Jiad^t,  auf 
_©ericl)t  unb  fidjtbare  93ert)errlicl)ung,  bilbet.baiJßJunber  in  feinem 
Lebenslauf,  unb  bemirft,  ba^  ber  2lnfcl)luj3  an  il)n  mit  einer  ge= 
rciffen  9lotroenbig!eit  eine  boppelte  ©eftalt  ert)ält,  je  nad}bem 
feine  ©rniebrigung  ober  feine  ^errlid^feit  al§  fein  raefentlid)e§ 
Jölerfmal  l)erüorge^oben  wirb. 

^nbem  9}?attl)äu§  au§  ber  nationalen,  fomit  auS  ber  et^ifc^en 
9lot  l^erauS  auf  ^efu§  fiel)t,  ftellt  fid^  ber  auf  bie  ©rniebrigung 
unb  'Oa§>  ^reu§  gielenbe  2öille  al§  t>a§  ^auptftücf  an  ^efu  3Berf 
Ijerauä.  ^nbem  ^o:^anne:§  bie  uniuerfale  *•^^rebigt  oom  erfct)ienenen 
2e:hm  an  bie  in  ^infterni§  unb  Xob  gefangene  Sßelt  rid^tet, 
mirb  bie  ^errlid)feit  be§  (£l)riftu§  ju  il)rem  .f^auptin^alt.  9lur 
al§  ber  in  ber  ^errlicf)feit  be§  33ater§  Sebenbe  ift  er  ber  Seben§= 
fpenber  für  alle  ©laubenben.  ®iefe  ©eroi^ljeit  uerlor  it)ren  ©runb, 
rcenn  nic^t  ber  ^licf  bel)arrlid)  auf  bie  ^errlid)feit  ^efu,  auf 
feine  (^eeintt)eit  mit  bem  I^ater,  auf  feine  ®ottt)eit  gerid)tet  mar. 
^ic  9Jlat)nung:  „bleibt  in  it)m",  lie^  fid)  nid)t  ot)ne  ^efd)rän= 
fung  burd)  >Yü  unb  ^}Jaum  an  bie  gan.^e  'i)Jicnfd)l)eit  rid)ten, 
menn  er  nid)t  bei  allen  in  ber  '4.>olUommenl)eit  göttlidjen  l^eben§ 
unb  göttlid)er  ©nabe  gegenmärtig  ift.  ÜQo  bagegen  :,'^?irael§ 
Seruf  unb  (^3efd)irf  mit  bem  ©erid)t,  ba§  fid)  bier  uoHäogen  l)atte, 
im  iUn-bcrgrunb  ber  ^ctradjtung  ftanb,  trat  bic  bemütigc  (&V' 
niebrigung  beS  C£l)riftu§  juerft  in  ben  ^Uirf,  unb  ha^  (Ä'uangelium 
mürbe  jum  S3crid)t  über  feine  ücrgeblid)e  3lrbeit,  über  feine  um= 
fonft  angebotene  \!iebe,  über  ben  C5rnft  feines!  Sufjrufs^,  über  bic 
Sd)iücre  feines  iicibeusi  unb  bic  C^h-iJfje  feines!  'iieviid)ts,  unb  bas! 
pofitioe  ^\ii[  feiner  Senbung  trat  barin  anö  2id)t,  bafj  er  burd; 


Ser  leibenbe  Gf)riftu'5.  481 

fein  SBort  unb  5lreu5  [id)  biejenige  ©emeinbe  erroorben  ):)at,  bie 
bic  !^ergebung  ber  ©ünben  I)at  unb  in  ernfter  33efel)rung  bie 
^o§t)eit  oon  [ic^  tut. 

9Jiattf)äu§  unb  ^of)onne§  entwarfen  beibe  if)re  @rjät)Iungen 
offenfunbig  uom  ^reu§e  au§;  9}lattf)äu§  f)at  babei  an  ber  (Snt= 
fagung,  bem  ©d)mer5  unb  bem  @erirf)t,  n)e(rf)e  e§  bei  fid)  fiatte, 
feinen  ^auptgegenftanb,  roobei  aüe§,  xüa§  ben  ^^affion§tagen  unb 
i^rer  Stnfünbigung  in  ©alitäa  uorangefteüt  ift,  biefe  bereits  üor= 
bereitet.  @§  ift  fomit  ber  ^lid  be§  2(poftel§  mit  gefd)loffener 
(Energie  auf  ben  gehöret; enben,  bienenben,  fterbenben  Gf)riftu§  ge= 
nmnbt.  ®r  gibt  m\§  bamit  5tt)eifeI(o§  ha^  ©oangeüum,  biefeS 
aber  in  bcflimmter  SSegrenjung  unb  inbioibueüer  3{neignung. 

3nbem  er  un§  3efu  erfte  Unterroeifung  an  bie  jünger  gibt, 
legt  er  nn§  lauter  Söorte  cor,  bie  firf)  mit  ber  ®efaf)r,  23er= 
fud)ung  unb  ©ünbe  ber  jünger  bef (i)äf tigen ,  unb  fie  uor  bem 
bef)üten  luollen,  maS  ben  ©turj  :v5§i^öel§  I)erbeigefüt)rt  \)at.  ^efuö 
befreit  fie  oon  ber  falfd)en  ®efe^e§(ef)re,  öom  falfc^en  'betrieb  ber 
j^römmigfeit,  oon  ber  falfc^en  ©rf)ä^ung  beö  9?eic^tumei  unb  ber 
3lrmut,  loeit  bie§  aüe§  rcegen  if)reä  3InteiI§  am  iübifrf)en  lieben 
tt)nen  unmittelbar  al§  ©efafjr  nal)e  lag,  an  ber  fie  fid)  oerberben 
TOÜrben.  ®ie  ^eja^ung  feine§  föniglid)en  33eruf§  ftet)t  in  t)eller 
^larf)eit  barüber,  roirb  aber  nid)t  ©egenftanb  ber  Set)re.  @r 
erläutert  i^nen  üielmet)r  bie  ©rö^e  be§  23erjid)t£i,  ben  er  in  feinen 
meffianifc^en  33eruf  einred)net,  roarum  er  fic^  nid)t  mit  ben 
geltenben  9Jiäd)ten  oerbünbet,  ba  er  baburd)  (Sottet  ®efc^ 
auflöfte,  luarum  er  feine  taute  '3)arftellung  if)rer  3^römmigfeit  an 
it)nen  bulbet,  ha  fie  fid)  baburd^  oerbürbe,  loarum  er  fie  arm 
bleiben  ^ei^t  unb  e§  nic^t  ju  it)rem  ^eruf  jä^It,  Dieic^tümer  p 
erraerben,  marum  fie  eine  Heine  ©emeinbe  bleiben,  bie  nid)t  §ur 
^errfd)aft,  fonbern  jum  '2)ienen  unb  Seiben  berufen  ift. 

^OIad)bem  bie  9lu§fenbung§rebe  bie  ©efid)t§punfte  ber  ^erg= 
prebigt  für  feine  ^oten  beftätigt  unb  erweitert  t)at,  befd)reibt  eine 
neue  !i5ülf§rebe  im  Unterfd)ieb  oon  ber  erften  bie  öegenrcart  unb 
ben  ^'ortgang  be§  Himmelreichs,  ©ie  ift  jebod)  bem  33erftänbniS 
be§  3>ülf§  nic^t  blo^  burd)  ha^  ©leic^niS  entzogen,  fonbern  aud) 
it)r  ^nt)alt  ftellt  bie  ©in^üllung  ber  9^egierung  ©otteS  mit  it)ren 
emigen  ©rgebniffen  in  bie  5^1eint)eit,  Ct)nmad)t  unb  3Serborgen^eit 

©d&totter,  I)ct  @lou6e  im  5R.  Xeft.  31 


482  Aap-  10.    2)ie  3lpoftel  bcr  Äirdie  «ott  Sentfalem. 

t)t§  mcnfcf)Itd)en  Seben§  ^eju  bov.  @r  gleid)t  bem  SJlann,  ber 
ein  ©enfforn  in  bcn  ©arten  legt,  ober  bem  ©äemann,  beffen 
2Iu§faat  bie  reicf)e  ©rnte  trägt,  tro^bem  mand)^§  Äorn  oerbirbt. 
:5n  berjelben  Sßeife  ftef)en  in  ^efu  legten  Söorten  in  ^erufalem 
neben  ben  ^^arabetn  über  "ba^  .^immelreid)  bie  ©trafrcorte  über 
bie  gottlofe  2trt  ber  jübifc^en  ^^römmigfeit  in  t)ü[(enlojer  ©^ärfe. 
3ubem  offenbarte  bie  9fteic^§prebigt  bie  aJleffianität  O^fu,  aucf) 
abgefet)en  oom  @Ieidt)nig,  nur  in  einer  (Sin{)üUung,  fo  ha^  fie  ^roar 
bie  t^ragc  narf)  bem  ®t)riftu§  m^dü,  fie  aber  norf)  nid)t  beant^ 
roortete.  Söer  t^a^  a^ieid)  al§  nof)  bef)anbelte,  bezeugte,  ba^  ber 
©firiftuä  na^e  fei;  raer  e§  alä  gegenmörtig  befd)rieb,  fagte,  ba^ 
ber  6;f)riftu§  gegenwärtig  fei.  Stber  bie  offene  ^ejeugung  feiner 
9Jlefftanität  gab  3efu§  nur  bem  ^üngerfreife,  wenngleich  alle 
feine  SKorte  ju  berfetben  f)in(eiten,  im  SJIoment,  mo  er  itjren 
®ntfcf)lu^  begrünbete,  mit  it)m  nad)  O^^ufalem  ju  ge{)en.  .^ernad^ 
n)ieber:^oItc  er  fie  angefic^t^  be§  ÄreujeS  uor  feinen  Sf^iditern. 
^sn  ber  2lntn)ort  ^efu  an  ben  jünger,  ber  feine  SJleffianität  be= 
!ennt,  fommen  bie  umfoffenben  ^iete  ^efu  jur  ^arftellung,  bod) 
nid)t  fo,  ha^  er  fein  eigene§  3Bir!en  in  ®otte§  dJladji  befd)riebc, 
fonbern  fo,  ha^  er  bie  ©rö^e  be§  apoftolifdjen  SGßer!§  bejeugt. 
'3)er  jünger  trägt  bie  ©emeinbe,  bie  bem  2:übe  überlegen  ift, 
unb  t)at  bie  <3c^IüffeI  beä  $immelreid)§  unb  uolIäie{)t  binbenb 
unb  löfenb  ba§  @erid)t,  ba§  im  |>immet  gültig  ift.  @rft  im  äöerf 
be§  ^ünger§  offenbart  fid)  ^efu  ^en*fc^aft.  ^ie  Sf^egel  ber  33erg= 
prebigt,  md6;)t  bie  jünger  jum  ©alj  ber  ©rbe  unb  jum  Sid)t 
ber  Söelt  mac^t,  bel^errfd)t  bie  gan^e  ^arftoüung.  ®er  jünger 
ift  freilid)  nur  begfialb  ba§  Sid)t,  meil  Oefu§  e§  in  it)m  ent» 
jünbet,  unb  trägt  bie  ©emeinbe  be§I)alb,  meil  fie^efuS  auf  it)n 
baut,  unb  öffnet  ober  Dcrfd)Iic|3t  ha^  .^immelreid) ,  meil  ,3efu§ 
ibm  ben  ©d)lüffel  gibt,  ^efusi  ooUfütjrt  aber  fein  3Bcii'  nidjt 
unmittelbar,  fonbern  burd)  bie  ^Vermittlung  be^  Csüngcrjä  binburd). 
3m  ©efdjicf  unb  ^ienft  besfclbcn  feljt  fid;  (il)rifti  föntäu^e^ 
rung  fort.  2)er  ^ienft  Kljrifti  beugt  il)n  ju  ben  "Tdeiucn  l)inab, 
mac^t  i()n  jum  ^ncc^t  aller  unb  luirb  im  iCcrj^idjt  auf  !:"Diad)t, 
(<icrid)t  unb  l'eben  üonfüf)rt.  5hid)  für  i()u  bcgrüubct  erft  bie 
5^cugung  bie  '-IscrClävung,  mcil  er  auis  bem  5)ieuft  bie  .)>evrfd)afl, 
auö  bcr  ^ürforgc  für  bas5  .Ulciuc  baö  (Ä3rofic,  a\\^  hm  Sterben 


2)ei-  lelbenbe  ef)riftuS.  483 

ifa^  Scbcn  empfangen  wirb.  2)ie  (Srniebrigung  unb  bie  (Srpf)ung 
legen  fic^  a(g  ©egenroart  unb  ^u^unft  ougeinanber,  bie  ^max 
feft  jufammengefügt,  jebod)  i^rem  ^n^alt  nad)  bi§  jum  @egen= 
ja^  r)erj'rf)ieben  finb. 

^Q§  tft  graeifelloS  ber  ed^te  ©fjriftuS,  ober  berjenige  Gf)vifiu§, 
bev  einer  ©emeinbe,  bie  in  einer  beftimniten  l^age  an  ityx  glaubt, 
unb  einem  ©oangeliften,  ber  burc^  fonfrete  ©rlebniffe  ju  il)m  ge= 
füf)rt  ift,  5um  |)ei(anb  marb. 

®arau§,  ha^  ber  33licf  auf  bie  ^ernut  ober  auf  bie  .£)err= 
fc^aft  be§  (5f)riftu§,  auf  feine  9^iebrig!eit  ober  feine  .^errlidjfeit 
gerid)tet  merben  fonnte,  entftanb  srcar  nie  ein  33ruc^  in  ber  @e= 
meinfrf)aft  be§  ®(auben§,  meil  ber  33Iic!  auf  bie  ©ntfagung,  bie 
^>fu§  übt,  feine  @in{)eit  mit  bem  3?ater  nid)t  au§=  fonbern  ein= 
fd)iie^t,  unb  ebenfo  bie  ©emi^{)eit  über  ^efu  @eeintt)eit  mit  ©Ott 
bie  ©mpfinbung  für  feine  ®emut  unb  ©rniebrigung  nic^t  fd)n)ärf)t, 
fonbern  fc^ärft.  SJloc^te  ^^f"  ^^errlicf)feit  norf)  fo  fe^r  ^um  SRittel'- 
punft  be§  @öangelium§  merben,  fo  rourbe  baburd)  niemals  hai 
©tauben  entbef)rlid)  unb  burd)  ha^  ©e^en  unb  trieben  nie  er= 
fe^bar.  SRoc^te  bie  ©d)roere  be§  ^reuje^megS  nod)  fo  fraftuotl 
f)erau§gef)oben  merben,  an  ber  @en)i^f)eit:  ©otte§  9Reid)  fei  ha^ 
9?eid)  feinet  (So!^ne§,  ben  fein  ©eift  erjeugt,  erfüllt  unb  aufermedt 
\)aht,  ^atte  9Jiattf)äu§  bie  33egrünbung  eine^  (SIauben§ftanbe§, 
burd)  meldten  ber  fünbige  unb  fterblid)e  SJienfd^  jur  9}lad)t  unb 
j^rei^eit  über  bie  3Bett  emporgef)oben  unb  jeber  güttlid)en  ^ilfe 
teilt)aft  mirb.  ^mmerl)in  ert)ielt  berfelbe  bann  eine  befonbere 
g^ormation,  menn  er  übermiegenb  auf  ba§  ^affion§bilb  ^efu  be= 
grünbet  mar,  unb  ber  ^ontraft  smifd^en  feiner  Senbung  unb 
feinem  Stu^gang  unb  rceiter  5mifd)en  bem  gegenmärtigen 
®f)riftenftanb  unb  bem,  mag  feine  neue  Offenbarung  bringt,  it)n 
beftimmt. 

'^on  ben  beiben  in  ®otte§  önabe  begrünbeten  ®emi^t)eiten, 
meld)e  ■^t\M  5^erfet)r  mit  ben  9J^enfd)en  trugen,  ba^  fie  i^r  ©tauben 
erf)öre  unb  \\)x  Sieben  lobne,  tritt  t)ier  bie  erfte  notrcenbig  jurücf, 
bie  jmeite  uoran.  @§  mirb  ^ier  fid)tbar,  mie  I)od)  ^efu§  hk 
9}ienfct)en  fd)ä^t  unb  mie  t)iel  it)m  baran  liegt,  fie  oom  ^öfen 
p  befreien.  ®r  gibt  fid^  für  fie  in  bie  ©d)mad)t)eit  unb  ben 
^ob  bafür,  bamit  fie  üon  ber  (Sd)ulb  errettet  feien  unb  ®otte§ 


484  ÄöP-  10-    ^ie  3lpoftc(  ber  AUrclie  üon  ^^evuinlem. 

Flamen  heiligten.  2ßo  bagegen  ba§  ©uangetium  jur  ^ejeugung 
ber  @emeinfcl)aft  i^efu  mit  bem  3Sater  lüirb,  tritt  feine  auf  bie 
©riüerfung  be§  0taut)en§  gerirf)tete  Strbeit  unb  bie  if)m  gegebene 
SSerI)ei^ung  an  bie  erfte  ©teile;  benn  bamit  wirb  @otte§  unb 
i^efu  eigenes  ©eben  unb  SBivfen  in  it)rer  ©rofte  roaf)rne^mbar. 
Slattfiäibö  ]xac\t  mit  o^ifobuv :  iua§  tun  uiiv  für  ilju?  ^of)anneS 
mit  ^^^aulu0:  wa§  ift  er  für  unS? 

2Ö0  tief  empfunben  ift,  ha^  rcegen  0§raeIS  Unglauben  auf 
Oefu§  bie  Cf)nmad)t  fiel  unb  er  unter  ©otte§  9ied}t  fid)  beugte, 
ba§  über  ben  ©ünbern  mattet,  'ba  fteltt  fiel)  ba§  33u^rcort  not= 
menbig  cor  ha§  ©tauben.  9]ur  au§  ber  3lbmenbung  nom  ^öfen 
fann  biefe§  entftet)en  unb  nur  in  ber  33eugung  unter  ©otteg 
®cricf)t  bie  ©nabe  finben.  ®arum  t)at  im  ©oangelium  mo{)t 
bie  ^tage  S^laum,  ba^  ber  ©taube  3efu§  nermeigert  werbe,  nic^t 
aber  ©ä^e,  bie  alle  jum  ©tauben  einlaben.  S^on  i^m  l'ann  nur 
mit  ben  SBenigen  gefprocf)en  merben,  bie  feine  |)ilfe  fucl)en  ober 
fid)  at§  feine  i^ünger  an  i^n  anfcljlie^en.  S)a§  ©üangelium  mu^ 
jcigen,  mie  ^t\n§  jmar  burcf)  fein  JReben  unb  ^anbeln  beftänbig 
bie  ^afi§  für  bie  ©rl'enntniS  feiner  ©enbung  l^erftellt,  e^  aber 
jur  3tufgabe  beg  ^örer§  madjt,  an  bem,  iva§  er  ift,  tut  unb 
leibet,  rcal)r5unel)men,  ba^  fid;  bie  i^crl)ei^ung  in  it)m  erfülle, 
unb  ber  .^err  ber  emigen  ©emeinbe  mit  il^m  gel'ommen  fei;  mer 
bie§  fie^t,  ber  l'omme  nun  §u  it)m  unb  h^ia\)i  fein  ßl)riftu§amt 
baburd),  ^a^  er  i^m  gel)orfam  mirb.  SGöir  l^aben  un§  nad)  biefcr 
2)arftellung  ber  Ülrbeit  :3efu  aud)  unfere  T^orftellung  uon  ber 
eigenen  -JUiffionsprebigt  be§  9}iattl)äu§  su  bilben:  er  uerlunbigt 
bic^  Serie  '^i\Uj,  ^ti^i  it)re  Übereinftimmuiicj  mj^  ber  ©d^l^Ö.  ""^ 
rid)tet  ba§  ^Su^mort  mit  tapferer  Sal)rljaftigt'oit  an  ©ered^tc 
unb  ©efallene  an^.  2Ber  nun  glaubt,  ber  fomme  ^ur  2:aufe  unb 
©emeinbe.  3lber  bie  ©laubensmal^nung  ift  in  ber  *öuf?prebigt 
ücrborgcn  unb  l)at  aud)  in  ber  ©emeinbe  uor  allem  bann  il)re 
(Stelle,  mcnn  bai>  ©tauben  mit  ©rfd)ütterungen  ringt. 

Säl)renb  burd)  baö,  maö  ocfu  .^■^crrlidjleit  fidjtbar  mad)t, 
feiner  (Srfenntni§  ein  rcid)er  ;i^nl)alt  i^umcldift,  ber  bem  ©tauben 
als  ©runb  bient  unb  beöl)alb  mit  ©ifer  unb  ^veube  angeeignet 
lüirb,  fd)afft  ber  in  Xemut  bicnoiibe  unb  Icibenbc  ('•'bviftuy  baö 
®laubenömütiü  burd)  bie  3:alen  feineö  d^rbaimouiv  boicit  grbjitc 


2)er  (eibenbe  6[)nftu§.  485 

bie  Berufung  in  feine  ©emeinbe  ift,  unb  ba§  auf  if)n  gericf)tete 
©lauben  ift  cor  allem  bie  ®en)i^f)eit,  ba^  fein  Reifen  aller  9lot 
überlegen  fei. 

Seil  neben  bem  üon  ^§rael  oerroorfenen  6:t)riftu§  nur  feine 
f leine  |)erbe  ftet)t,  barum  fann  fid)  feine  9Serl)ei^ung  nid)t  nur 
an  bie  ©laubenben  raenben,  weil  fo  fein  rid)tenbe§  ^anbeln  ben 
|)auvt§n)erf  feiner  ©enbung,  bie  Offenbarung  ber  üoUenbenben 
©nabe  überrcoge.  ^arum  ift  bie  rceite,  gro^e  3Sert)ei^ung  Oefu 
an  alle  Firmen  im  ®eift  unb  alle  Sarmlierjigen  für  9J^attt)äu§ 
unentbet)rlid). 

2ßie  3efu§  fein  Erbarmen  unb  Reifen  jum  täglict)cn  ^c^ 
bürfnig  unb  jur  irbifcf)en  9lot  t)erabfteigen  lä^t,  fo  nimmt  aud) 
ba§  ©lauben  bei  aJlattl)äu§  an  ben  (Sc^mierigfeiten  ber  irbifd)en 
3uftänbe  teil ;  e§  fu(f)t  unb  empfängt  bie  .^ilfe  für  ba§,  roag  ficf) 
al§  (5d)mer5  unb  ©c^ranfe  auf  un§  legt,  unb  menbet  fiel)  an 
jenes  güttlicl)e  ©eben,  ba^  un§  ha^  '-Brot  unb  ba§  5tleib  gemäljrt, 
bie  5?rant'l)eit  abnimmt  unb  im  Sturm  erplt. 

:jnbem  bie  ©d)mac^l)eit  unb  ba§  Seiben  be§  (£l)riftu§  ba^ 
^emu^tfein  beftimmt,  legt  fid)  in  t)a§>  ©lauben  fräftig  ha^  ^e= 
TOU^tfein  um  bie  ©c^ranfe,  bie  il)m  nod)  unaufl)ebbar  ift.  @S 
wirb  ein  Strauen,  ba§  bie  5tleint)eit  unb  ^^erborgentjeit,  roeld)e 
nod)  auf  ^efu  3Ber!  liegt,  erträgt.  ^iefe§  ©lauben  mirb  jum 
©r^euger  ber  ©ebulb  unb  be§  ^itten§,  unb  fann  nur  baburd) 
beftel)eu,  ba^  e§  in  üoller  ^t'räftigfeit  ba§  abfolute  |)offen  neben 
neben  fid^  l)at.  @§  bleibt  babei  ftetS  beffcn  eingebend  wie  leid)t 
e§  ben  il)m  loiberftrebenben  ©inbrüden  erliegt,  unb  bebarf  barum 
berjenigen  !Cerl)ei^ung,  bie  fd)on  an  ha^  fleinfte  ©lauben  ©otte§ 
ganje  ^ilfe  fügt. 

Sföir  l)aben  in  biefcr  ©ebanfenrei^e  eine  feftgefd)loffene,  cin= 
^eitlid)e  Überzeugung  cor  un§:  bol  ©eridjt_Jiber^§rael,  ;^efu 
S^erborgenbeit  unb  ^^'reuj,  bie  Unerlä§lid)feit  ber  Umfel)r,  ba§ 
@erid)tvuiovt  über  bio  .parte,  bie  'i^ejdiveibmu]  ber  neuen  ©e= 
meinbe  als  ber  Xdter  be§  göttlidjen  UlMÜens,  bie  ^erljei^ung  für 
bie  Siebe,  bie  9iic^tung  be§  ©lauben§  auf  ^efu  i^ilfe,  unb  bie 
Slnfpannung  be§  ^rauenS,  bie  auf  biefe  märtet,  bilben  eine  ein- 
l)eitlid)e  9ieit)e,  an  ber  fein  ©lieb  fel)len  fann.  ©oroeit  bie  ^e= 
5iet)ungen  be§  ©lauben§  jum  ^anbeln  in  ?^rage  fommen,  ftet)en 


486  Aap-  10-    ®ie  3lpofteI  ber  itird)e  uon  Senif^fei". 

fie  btd)t  neben  ^ofobuS,  nur  ha^  9}lattl)äu§  äur_ej|)i|d;en  Sl^^onfe* 
^uenj  bie  djriftolügiirfje  53egfünbunij  gibt. 

3d)  i)atte  bie  S^ermutung  für  roillt'ürlicf) ,  ba^  ba§  erfte 
@üangelium  burd)  einen  3ufaü  ben  9f|amen  be§  3öüner§  trage;  ^) 
er  pa^t  uortrefflid)  §u  biefer  ^arfteltung  ^^\u,  bie  ganj  unb  gar 
in  ben  mäd)tigen  ßrnft  ber  ^u^e  eingetaud)t  ift,  joba^  fie  oft 
einen  faft  I)erben  Son  befommt.  2:i)pif(^  ift  in  biefer  .^infid)t 
bie  ^^efel)rung§gefd)t(^te  be§  9Jiattl)äu§,  bie  nic^t  bei  ber  £ieb= 
lidjfeit  unb  ©rö^e  ber  @nabe  ^^fu  oerrceilt,  fonbern  fofort  auf 
fie  eine§  ber  fdjärfften  @erid)t§rcorte  ftellt,  't)a§  luir  üon  ^^\n§ 
t)aben,  jene?,  n)eld)e§  ben  @ered)ten  bie  33erufung  »erfagt.  ©benfo 
ti)pifd)  ift  t)ierfür  aud)  bie  bem  ©tauben  gegebene  5I5ert}ei^ung, 
bie  beibemal  gugteid)  bie  Slpoftel  al§  glaubenslos  barfteltt.  ©d)roff 
I)ebt  fid)  ba§  ©leid^niS  üom  ungeI)orfamen  unb  get)orfamen  (5of)n 
bei  it)m  oon  bemjenigen  bei  SufaS  ab,  raie  fid)  aud)  ha^  ^irten* 
gleid)ni§,  18,  12,  in  äl)nli(^er  SOBeife  oon  bemjenigen  be§  2ula§ 
baburd)  unterfd)eibet,  ba^  bie  ^egiel^ung  auf  bie  bemütige,  felbft^ 
lofe  2trbeit  ber  jünger  ha^»  ©anje  bet)errfd)t.  ^aft  {)erb  ftellt 
t)a§  brofienbe  ®(eid)niS,  18,  23  ff.,  bie  ^:petru§  gen)äl)rte  3?er= 
gebung  bar.  ^ie  erfte  2(u§fage  über  ba§  gro^e  SBerf  ber  jünger, 
5,  13,  ^at  gleid)  bie  @eri(^t§brof)ung  bei  fid),  unb  bie  SSerf)ei^ung 
ber  *!Parufie  ift  fofort  ftreng  in  ben  ®ienft  beS  'öu^iuortS  ge= 
fteüt,  7,  21.  kräftig  f)ä(t  fogar  ^efu  2(bfd)ieb§n)ort  burd)  bie 
Silber  üom  untreuen  .^au§t)alter,  ben  2:örinnen  unb  bem  trägen 
^ned)t  biefen  ©eficl)töpunft  feft.  ^a§  33ilb  uom  @aftmaf)I,  ba§ 
©Ott  ben  berufenen  bereitet,  f)ai  feine  ©pitje  in  ber  'Jlu§fto^ung 
beffen,  ber  fein  ^eftfteib  t)at.  3Som  ©erainn  be§  Sebens  fprid)t 
9J?attf)ciu§  nur  im  3«fommenI)ang  mit  bem  3>er(uft  be§felben, 
oon  ber  ^-ürfpradje  beS  (it)riftuö  für  bie  ©einen  nur  jufammen 
mit  ber  2)rot)ung:  er  rcerbe  fie  verleugnen,  menn  fie  il)n  oer- 
leugnen,  nont  ©eift,  ber  in  ben  Jüngern  rebet,  nur  ba,  n)o  an§ 
i^id)t  treten  foU,  mie  grofj  bie  6d)ulb  il)rer  9iid)tev  fei,  bie  fie 
uerurteiten. 

i^reubloö  unb  glaubengslog  ift  biefe  53uf?e  nid)t;  fie  ftellt 
Dielmct)r  t)eU  in§  Sid)t,  mie  grofj  bie  ©nabe  ^>fu  ift.    ^JJeben 

')  3d)  critmcic  uoc^ntaI«i  an  <S.  449  Sinnt.  2. 


2)ic  S8e!ef;rung  beg  3öUnerg.  487 

ben  nirf)t  berufenen  ©erecfjten  fte{)en  bie  berufenen  Sünber,  neben 
ben  üerfto^enen  Seifen  bie  erleud)teten  Unmünbigen,  neben  bem 
gerichteten  Änec^t  bie  beIot)nten  ^ned)te,  unb  ber  Äontraft  bc= 
Ieuc{)tet,  wie  @ro^e§  biefen  gegeben  ift.  ®ie  33u^e  gefrf)ie{)t  f)ier 
5U  bem  l^votd  unb  mit  ber  ®erci^t)eit,  ba^  burrf)  fie  bie  ^u- 
gef)ürigteit  pm  ©tiriftuS  unb  bie  2Jlitgliebfd)aft  in  ber  ooUenbeten 
©emeinbe  geraonnen  rairb.  ®er  ^ö^e  be§  ^ki^  entfpri^t  bie 
^raft  be§  ©treben§,  ba§  auf  feinen  ©erainn  ^eric^tet  ift,  in  'öa^ 
fid)  nic^tä  üon  bebenber  Unfid)ert)eit  unb  aufgeregter  ;2eibenfd)aft= 
lid)feit  mifrf)t.  @§  liegt  eine  abgeftärte  9'tut)e  über  9Jiatt^äu§ 
nid[)t  minber,  al§  über  3ot)anne§.  3luci^  ift  fein  ©ruft  nirf)t  nur 
in  feiner  frü{)eren  SebenSjeit,  fonbern  äugleid)  unb  nod)  met)r 
barin  begrünbet,  ba^  er  bei  3efu  5lreus  ftanb  unb  bie  erfd)üt- 
terung  miterlebt  t)at,  mit  ber  biefe§  ben  ganjen  ^eftanb  ber 
alten  ©emeinbe  nieberroarf.  Söeit  Oefu§  be^  Seiben§  fid)  nicf)t 
rceigert,  fd)n)anft  ber  2:äufer,  unb  rceil  fie  it)n  nirf)t  bei  fic^ 
I)aben,  oerjagen  bie  jünger,  unb  n)ät)renb  fie  auf  \\)n  warten 
muffen,  ermeifen  firf)  bie  Oungf^^uen  al§  ^Törinnen.  ®aran 
fd)lo^  fid),  ba^  a)lattf)äu§  ben  ilampf  mit  ^^^rael  miterlebt  unb 
feinen  Sturj  vox  klugen  t)at.  5lll«n  auf  bie  3(rt,  raie  er  am 
n)eltf)iftorifd)en  @reigni§  teilnimmt,  mirft  auc^  fein  perfönlid)er 
Sebengftanb  ein,  unb  roa^  ung  in  jener  ^infid)t  fid)tbar  mirb, 
tritt  mit  ber  Beübung  in  feiner  Seben§gefd)id)te,  mit  feiner  ^e= 
tet)rung  au§  bem  Bodnertum  ju  :3efu§,  leid)t  unb  burd)fid)tig 
in  Übereinftimmung. 

;3ebe  ^u^e  f)at  il^ren  ©d)mer5  bei  fid),  auc^  bie  beg  ^autuj_ 
unb  O^föbu^;  bie  ßöünev'bu^e  f)at  aber  it)ren  befonberen  ©ruft. 
®enn  e§  finb  bie  t)ä^lid)en,  fd)änbenben  formen  be§  33öfen: 
©elbgier,  ^ärte,  ©raufamfeit,  frioole  ©ottlofigfeit,  über  raeld)e 
^ier  bie  ^-öu^e  unb  ba^  ©tauben  't>in  ^I>lenfd)en  tjinauf  trugen. 
9lu§  bem  ßöünerleben  fammeln  fid)  bie  fd)meren,  büftern  33ilber, 
benen  bet)arrlid)  eine  totale  2(bn)et)r  unb  3>erurteitung  gebüt)rt, 
bamit  fie  ben  Sßöillen  nid)t  mel)r  (orfen.  9)lit  tapferer  @nt= 
fc^Ioffen^eit  trägt  SDIattpug  bie  3tbftoBung  be§  Söfen  in  fid), 
zeitlebens  ein  Kämpfer  gegen  9)?amon  unb  ^ärte  unb  Süftern= 
t)cit.  2ln  ber  ^ergprebigt  mirb  haS^  ^ö^^^'-'vtum  be§  SHatt^äug 
in  berfelben  SBeife  fid)tbar,  raie  9^öm.  7  im  ^|>t)arifüismug  beg 


488  ^^V-  10.    3)ie  3lpoftel  ber  Äivrf)e  t)on  ^erufalem. 

^^Qulug  bearunbet  ift.  ©benfowenig  al§  bei  ^autu§,  t)at  bei 
3)fiattt)du§  bag  ©lauben  auf  bie  ©intjeit  unb  tlart)eit  be§  ©elbft= 
ben)u^tfein§  jerftörenb  gercirt't,  foba^  e§  nirf)t  Tne()r  ben  ganjen 
Lebenslauf  ein^ieitlid)  umfpannte,  fonbern  bie  ®vinnerung  an  ha^ 
^rü{)ere  einfad)  t)ernid)tet  würbe,  ^nbem  ha^,  rcaS  einft  ge= 
fd)a'^,  in  feiner  ^^ortrcirfung  \)a§  '^^u^  beftimmt,  bod)  fo,  ha'^ 
au§  berfelben  nid)t  ©d)tt)a(i){)eit  unb  ©ci)mer§,  fonbern  guter 
SöiKe  unb  ^reube  an  @ott  entftel)t,  ben)at)rt  t)a§  ©lauben  fo= 
lüo^I  feine  9flüc^ternt)eit,  al§  feine  ^raft. 

^er  %ali  be§  ^aulu§,  unb  äl)nlid)  aud)  berjenige  be§  3a!obu§, 
raar  in  anberer  9tid)tung  erfd)ütternber ,  raeit  fie  nid)t  am  finn= 
lid)en  Soleis,  fonbern  an  it)rer  ^römmigfeit  fielen,  ^"^re  33u^c 
rcar  bie  ber  @ered)ten,  benen  if)re  (Sered)tigfeit  sunt  %aU  geworben 
roar.  ®arum  war  e§  aber  aud)  für  fie  leidster,  ®otte§  ^ü^^rung 
aud)  u)äf)renb  il)rer  SSerirrung  al§  über  if)rem  Seben  tüaltenb  §u 
fet)en.  ^au(u§  {)ielt  tro^  feinet  ^^'i^n^^S^^  fcft,  'öa^  fein  ganzer 
Sebenglauf  com  9)lutterfd)ü^  an  burd)  ®otte§  @rn)äf)(ung  geftattet 
fei;  fo  roar  e§  aud)  für  ^afobu§  immer  ein  ©runb  ju  großer 
^anfbarfeit  ba^  er  ^efu  S3ruber  mar,  obgleii^  er  if)n  nid)t  üer= 
ftanben  I)atte.  3n§  finnli<)e  Suftgetriebe  fül)rt  nid)t  @otte§ 
5üf)rung;  t)ier  braud)te  bie  33u^e  ben  ^reif)eit§begriff :  nur  oon 
ber  eigenen  ('»)ier  uerlodt  rairb  ein  ^^ube  ßöllner. 

©ir  lefen  nid)t  oI)ne  ©runb  bei  9JIatt{)äu§  ba§  gemattige: 
it)r  f)abt  nid)t  gercoUt!  9Zun  ift  er  burd)  ben,  ber  feine  ©eete 
jum  :Ööfegelb  für  bie  (3d)ulbigen  gab,  für  @ott  erfauft  morben, 
bamit  er  ftatt  ein  diäter  böfer  2öer!e,  ein  2:äter  be§  guten  SÖBerf'el 
fei,  burd)  me(d)e§  @otte§  Sßitle  gcfd}iet)t.  ®a§  mar  bie  ®abe, 
für  bie  9J?attI)äu§  ^efu  banfbar  mar,  um  bereu  mitten  er  an 
it)n  gtaubte  unb  at§  ^^tpoftct  rcbcte  unb  fd)rieb. 

^n  ein  ^öttnerteben  fteigt  ®otte§  "öerufung  nur  be§t)atb  t)erab, 
mcil  fie  au§  bem  Erbarmen  ftammt.  ^Jln  ben  im  ©rbarmen  ge= 
tauen  2:atcn  ^cfu  t)at  be§t)atb  haS  ©tauben  beö  5Jlattt)iiu^ 
feinen  @runb. 

2)em  ^öttner  t)atf  nid^t  iöefd)ncibung,  ®efc^  unb  !Jempet, 
fein  5^<erbienft  ber  'J-niter,  nid)t  bie  .f^eitigl'eit  3§ract^S;  ibm  batf 
^Vfuö  altein.  (5r  fann  mol)l  ein  gläubiger  :vVibe  mcrbcn,  nicmak^ 
aber  ein  ^ubaift.    @r  oertraut  auf  ^efuö  ganj,  üt)ne  burd)  bie 


2)ie  S8efef)vun(?  beg  göUnerä.  489 

©mpörung  ber  Söeingärtner  unb  3^rael§  ©tiirg  erfd)üttert  p 
lüerben,  ruft  bie  Sßenigen  ober  3Sie(en  jur  33u^e,  bie  t)örcn  rooüen, 
unb  raartct  auf  bcn  .^errn,  ber  bie  (Seinen  retten  rcirb. 

(B§  ift  falfc^,  wenn  bie  3Serfdjieben^eit  ber  ©üangelientgpen 
immer  nur  al§  ©rf)n)ierigfeit  bef'Iagt  mirb,  roä^renb  bod)  barin, 
ba^  mir  biefe  oerjdjiebenen  ^^us^^iff^  f)aben,  jugleid)  eine  au^er= 
orbentlic^e  ^ilfe  für  un§  liegt,  foroof)!  für  ben  .^iftorifer,  al§ 
aud)  3um  ©ercinn  eine§  reinen,  ganzen  ©lauBenSftanbe^.  ©erabe 
in  if)rer  3Serfd)iebenf)eit  befunben  fie,  ba^  e§  roirflid)  ein  glauben= 
be§  S3er^alten  mar,  in  meld^eS  Sefu§  feine  ©efä^rten  t)inein= 
gel^oben  t)at. 

©in  ibentifd)e§  ©oangelium  t)ätten  mir  erf)alten,  menn  e§ 
bei  ben  Jüngern  ^efu  ein  ©oangelium  o{)ne  ©tauben  gegeben 
ptte.  ^en  ©efe^geber  für  ba§  .^anbeln  ober  ^enfen  f)ätten  fie 
un§  burd)  eine  ibentifd)e  9ieif)e  uon  Sprüchen,  j^ormeln  unb  @e= 
f(^id)ten  bargefteltt,  bie  memoriert  fein  rooÜen.  '3)a§  ©tauben  ift 
bagegen  ein  @rlebni§  unb  üerflid)t  \\d)  mit  bem  ganzen  Lebenslauf. 
3Ba§  fie  an  3efu^  t)aben,  mar  be§()atb,  meil  fie  glaubten,  perfon:= 
t)aft,  inbiüibuell  burd)  il)re  eigene  Sage  unb  ^2lufgabe  begrenzt, 
aber  aud)  belebt,  i^r  eigener  geiftiger  33efi^.  Ob  e§  fid)  um  feine 
OSejeugung  für  ^§rael  ober  für  bie  @ried)en  Rubelt,  ob  3^^^«^^^ 
©turs  mit  il)m  getragen,  ober  bie  ^efel)rnng  ber  SDBelt  mit  il)m 
begonnen  mirb,  ob  fie  in  il)m  ben  @rfüller  ber  (Sd)rift  ober  ba§ 
Sid)t,  baS  alte  erleud)tet,  fuc^en,  unb  »or  il)m  al§  bem  @et)eim= 
ni§  ftet)en,  ba§  erft  bie  ^"fiinft  entl)üllen  mirb,  ober  il)n  al§ 
ben  erfennen,  ber  im  Sid)t  manbelte  unb  alle,  bie  su  il)m  traten, 
in§  Sid)t  nerfe^t,  ob  fie  bie  2:ilgung  fd)raerer  ©d)ulb  ober  bie 
©rmerfung  einer  l)ellen  @emi^l)eit  ©otte^  al§  feine  &ahz  fd)ä^en, 
unb  in  ber  9leue  unb  im  3öerf,  ober  ber  3öat)rl)eit  unb  Siebe 
it)ren  innern  9?eid)tum  fef)en,  ob  fie  fid)  mit  gefpannter  @rrcar= 
tung  nad)  if)m  fet)nen  ober  in  ban!barer  Siebe  i^n  al§  gegen= 
märtig  roiffen :  immer  bleibt  il)re  ^Beja^ng  feiner  ©nabe  unb 
(3abt  ungebrod)en,  ein  ed)te§  @laubeu,  ba§  ben  SHann  in  allen 
feinen  ^^^unftionen  t)ält  unb  trägt  unb  baburd)  au§  il)m  inroenbig 
eine  @int)eit  mad)t. 


490  Aap-  11-    So^anneg. 

3ohannes/) 

®aran,  t)a^  bie  ^ird)e  fileibenb  im  ©lauben  ba§  rcefentlid^e 
3Jier!maI  be§  (Xfjriftenftanbeg  fanb,  ift  ^ot)anne§  md)t  tpeniger 
roirffam  beteiligt  als  '»|3aulu§,  rceit  fein  ©oangelium  mit  fräftigem 
3)enfen  imb  SCßoüen  bie  3Irbeit  ^efu  auf  ba§  eine  3^^^  be5iet)t, 
ba^  burd^  fie  't)a§  ©tauben  an  if)n  entftetien  foU.  SCBas  ift  {)ieran 
ba§  3ot)anneifd)c?  9licf)t,  ba^  gefagt  mirb:  3efu§  ^ab^  auf  fic^ 
gerid^teteS  ©tauben  oerlangt  unb  bemirt't,  fonbern  "Da^  biefem 
3iele  alte  anbern  ^ntei^effen  fuborbiniert  finb  unb  nid)t§  mit 
libergeorbneter  ober  gIeidE)iüertiger  33ebeutung  neben  tia^  auf  it)n 
gedeutete  ©tauben  tritt,  at§  bie  Siebe  gu  if)m  unb  gu  benen,  bie 
il^m  getiören,  rooburd)  bie  ^ebeutung  be§  ©Iauben§  nid)t  begrenzt, 
fonbern  erl)öt)t  unb  gefid)ert  ift. 

©on)ot)l  in  ber  fubjeftioen  al^  in  ber  objeftioen  9^id)tung 
t)at  :^oI)anne§  feinen  3ißtt)egriff:  „an  it)n  gtauben"  gur  Slttein^ 
l^errfd)aft  gebrad)t:  nur  t)a^  ©tauben,  nid)t§  neben  bemfetben, 
bitbete  ba§  S^d  ber  Strbeit  ^$efu;  nur  ba§  ©tauben  an  it)n, 
!ein  anber^rcie  beftimmte:§  ©tauben,  fommt  in  ^-rage. 

SJlan  fonnte  bcn  ®f)riftu§  feiner  SÖßerfe  raegen  nerfünbigen, 
fei  e§  roegen  berjenigen,  bie  burd)  it)n  gefd)et)en  finb,  fei  e§  wegen 
berjenigen,  bie  burd)  it)n  gefd)et)en  werben :  ha^  er  bie  SCBett  mit 
©Ott  t)erföf)nt  t)abe,  baf3  er  miebertomme,  ba^  er  gro^e  3ßicf)en 
getan  t)abe,  ba^  er  bie  ^irdje  gegrünbet  I)abe  uff.  ^ann  get)t 
ba§  58emüf)en  barauf,  baf^  ber  |)örer  erfat)re,  ma§  at§  fid)tbare§ 
9iefuttat  unb  ^Sanbtung  im  äBettbeftanb  burd;  ben  (£t)riftu§ 
t)eroorgebrad)t  fei.  %a§  bilbet  nid)t  ben  3nt)citt  bcä  jot)anneifd)en 
(Soangeliumä,   fonbern   baSjenige  2öer!    be§   ®f)riftu§,    metd)e§ 

')  35afi  ^'soljanneö  ju  ben  Wefäljvteii  '^cfu  gef)5it  unb  einen  ßvo^en  Jett 
feiner  apoftolifd)en  3lrbeit  innerI)nH)  ber  (.^emeinbe  uou  ^verufalcm  i^tan  I)at, 
mad)t  fid)  )ojdoI)1  nn  ber  JVonnation  feiner  Sprad)e,  nlv^  nn  berjenigen  feiner 
Slkflriffe  fel)r  beutlid).  Übenfo  unuerfennbar  ift  aber,  baf?  fein  Unterfdiieb  von 
iJJattl)ftn«  luefentlid)  baburd)  bebini^t  ift,  bafj  feine  ^d)riften  für  bie  Mlciiiufiuten 
flef(^rieben  finb  unb  in  enflcr  5lk'Mel)unrt  ju  ben  'iH'blirfniffen  unb  2enben,H'» 
be«  flricd)ifd)en  (Sbriftentum«  ftcf^en.  '^sd)  ftelle  iljn  baljer  unter  eine  befonbere 
Uberfdjrifl. 


©laube  ba§  ßiel  beg  ©Dangetiumg.  491 

biefe§  bef^reibt,  ift,  ba^  er  an  ii)n  ©lauben  fd)uf.  Sluf  ^efu 
äBerfe  !ann  e§  jelbftuerftänblirf)  nid)t  oer5td)ten,  rcett  fein 
©tauben  üt)ne  33eri(i)t  com  äÖerfe  ^ef"  entfte{)en  f'ann ;  ^of)anne§ 
[iet)t  aber  babei  beftänbig  auf  hin  @(auben§üerbanb  \)m,  ber 
burrf)  ba§felbe  entfteljen  foll,  unb  gibt  feinem  ^erid)t  üon  biefem 
3iel  au§  fein  d)la^. 

^ie  '»^arufie  fel)lt  bei  if)m  nic^t,  luirb  aber  im  Soangetium 
nur  foroeit  oertunbigt  oB  fie  in  bie  53egrünbung  bes  ©lauben^ 
eingreift :  fie  mad)t  bie  l^erbinbung  (£t)rifti  mit  ben  «Seinen  eroig, 
ba  er  fommt  unb  fie  t)oIt.  @^  ift  für  ^ot)anne§  beseidjnenb, 
ha^  bie  über  bie  @§d)atoIogie  reid)fte  «Stelle  in  ber  Streitrebe 
gegen  bie  ^e^'ufolemiten  ftet)t,  5,  20—30,  roo  er  auf  ben  3(n= 
fprud)  53e5ug  nimmt,  roeld)en  bie  ^nhm  an  ben  (S;i)riftu§  fteüen ; 
biefem  ^at  3efw^  uöllig  genügt,  ba  bie  großen  meffianifd)en  3Berfe, 
bie  ^ituferroerfung  ber  XoUn  unb  t)a^  @erid)t,  il)m  uom  'i^ater 
übergeben  finb.  ®ie  ^bfd)ieb5roorte  füt)ren  un^  bagegen  nid)t 
mef)r  ju  ben  offenen  ©räbern,  au^  roetd)en  bie  ^oten  t)erüorgef)en 
werben,  unb  u>ir  I)ören  nid)t,  roie  ^t\n§  ba§  ®erid)t  (galten  roirb. 

S)er  ^■}luferftet)ung5beric^t  roirb  foroeit  gegeben,  bis  2:i)omag 
glaubt.  @ine  5{reu5eglet)re,  bie  ba^  objeftioe  ©rgebniö  be^  ^obe§ 
^efu  befinierte,  finbet  fid^  nid)t.  "S^er  .ipauptgebant'e  ift  ber,  ha^ 
3efu§  aud)  a\§  ber  Sterbenbe  unb  jum  5ßater  (begangene  ber» 
jenige  fei  unb  bleibe,  an  ben  num  glauben  fann. 

®ie  ^Jlugfagen  über  ben  ®eift  be5iel)en  fiel)  nur  auf  ben 
Slampf  für  unb  roiber  6;i)riftu^,  in  ben  bie  Csünger  mit  ber  3Belt 
l)ineingeftellt  finb.  @r  ift  ^efu  i^euge  unb  ber  9lnroalt  ber 
jünger  in  it)rem  Streit  mit  ber  3ßelt.  Seine  ^ebeutung  für 
il)ren  eigenen  inroenbigen  Sebensftanb,  über  bie  unö  bei  ^j^auluS 
bie  reidjen  ^Jlu^^^fagen  uorliegen,  tritt  ganj  jurürf.  Seine  Senbung 
ermi3glict)t,  ha^  man  an  ^efusi  glauben  fann. 

'3)ie  roenigen  3^^^"/  hk  3ot)anne§  erjötilt,  finb  fämtlic^ 
unmittelbar  jum  ©lauben  in  ^eäiel)ung  gebrad)t,  roeslialb  ber 
■^arftellung  berfetben  ein  begrifflid^er,  ibeeller  3ug  eigen  ift,  burc^ 
ben  fie  birelt  mit  bem  Sefer  in  ^ejie^ung  gebrad)t  roerben  unb 
allgemeine  ^ebeutung  erbalten.  @r  ^at  am  3^1^)^"  roal)r5u= 
nebmen,  roa§  ^efu§  aud^  für  il)n  felber  ift:  ^rot,  Sid)t,  2zhin 
unb  'iluferftel)ung.     3lud;   bie  Dftergefd)icl)te  ift  unter  ben  ©e= 


492  Aap.  11.    Sor)anueg. 

ftd)tgpun!t  be§  3eicf)en§  geftellt,  rceil  fie  mrf)t  in  fid)  felbft  il)ren 
legten  ^m^d  'i)at,  fonbern  bie  beftänbige  ©egenrcart  (£{)nfti  bei 
aöen  ücrbürgt. 

^^om  mef[ianifd)en  33egnff  ift  bie  ricf)terlid)e  ^unftion  mit 
umfd)Ioffen,  aU  rcefentlid)  jutn  2lmt  be§  ©^riftug  gef)örenb.  ©ie 
bilbet  biejenige  ©eite  an  feinem  2öer!,  bie  ni^t  unmittelbar  gum 
©tauben,  roo^t  aber  gur  g'urrf)t  unb  gur  ^at  be§  i^üngerS  ^e= 
5iet)ung  ^at  SSon  einem  2tnfto|  am  rirf)terlid)en  ^Balten  ®t)rifti 
ober  Don  einer  ^eftreitung  be§fetben  bei  i^ol^anneS  §u  reben, 
märe  Unüerftanb.  @r  ^at  feiertid)  bezeugt,  ba^  bem  ©f)riftu§ 
ba§  ©eric^t  übergeben  fei,  unb  ba^  er  barin  ba§  9nerfmal  feiner 
©ofjnfc^aft  ebenfo  'i)db^,  raie  in  feinem  betebenben  SBerf,  unb  I)at 
un§  bie  Unerbittlid)!eit  ber  Siedjtgbercirfung,  bie  a\li§  ftürjen 
lä^t,  raa§  fic^  @ott  roiberfe^t,  an  ^efu  2Öeg  unb  Xat  mit  er= 
I)abener  ®eutlid)t'eit  fid)tbar  gemacht,  ©teidjjeitig  I)ebt  er  jebod) 
unfern  Slirf  au§brürflid)  unb  abfic^tlid)  über  ben  ®erid)t§i)on§ug 
binauf  unb  mad)t  un§  beuttid),  ba^  ber  ®f)riftu§  nic^t  gefommen 
fei,  5u  rid)ten,  ha^  er  nid)t  einmal  gegen  bie,  bie  it)n  üermerfen, 
a{§  5ßerf(äger  Dor  @ott  ftef)e,  ha^  er,  rcenn  er  !omme,  su  benen 
fomme,  bie  it)n  lieben.  ®er  9^ed)t§t)oH§ug  ftet)t  unter  ber  ^e= 
tätigung  ber  ©nabe  al§  bereu  notmenbigeä  ©rgebnig,  ba§  au§ 
jener  folgt.  2öer  nid)t  glaubt,  ift  gerichtet.  ^a§  Sic^t  üerfd)eud)t, 
roeil  c^  Sid)t  ift,  biejenigen,  bie  für  bie  33o§!^eit  bie  ®un!elbeit 
bebürfen.  ^§rael  Ijat  barum  ©ünbe,  meil  :jefu§  bei  i()nen  ge= 
mefen  ift.  3n^em  ba§  ©eric^t  ^efu  auf  ben  Unglauben  fällt, 
mirb  ber  53lic!  auf  biefe§  felbft  jum  ©laubenSmotio  unb  ba^3 
©tauben  oon  ber  gurd)t  oor  bem  ©erid)t  frei. 

2)ie  5Ber!ünbigung  be§  ^üf)anne§  ^iett  nidjt  auf  bie  (5r= 
roecfung  ber  ^-urdit  I)in,  fonbern  auf  bie  Übcrminbung  bcrfotben. 
SOBö^renb  burd)  bie  S3cäiel)ung  be§  ©Iauben§gebanfen§  bei  MaU 
ti)ä\i^  auf  bie  einzelnen  ©lauben^afte,  burd)  bie  in  ungeteilter 
^^uiuenbung  ,yim  (£l)riftu§  bie  gbttlid)e  .'pilfe  empfangen  unrb, 
im  Üeben^tauf  be§  3)lenfd)en  and)  für  bie  ^urd^t  ^Kaum  entftcljt, 
bie  fid)  at§  eine  befonbere  feetifd)e  ^emegung  üom  ©tauben  ah 
l)cbt,  bat  :^obanne§  am  bel)arrenben,  fi;i"ierton  ©laubcnc^ftanb  bie 
5ierufung  unb  ^lk*fäl)igung  i^u  einem  uollcnbctcn  i'iebcn,  mitmeld)em 
bie  ^iird)!  übenounben  unb  bie  ^reube  ooUcnbet  ift. 


Wlaube  bns  ,3'f'  ^^^  ©üanflelium«.  493 

^ie  ^u^prebiqt  bleibt  uoKftänbig  ber  ^eflrünbung  be§ 
@Iauben§  fuborbiert,  benn  3of)anne§  fü^rt  nicf)t  uon  unten  I)er 
aufn)ärt§  p  ^^W  t)in,  nidit  juerft  in  bie  @rfenntni§  ber  ©ünbe, 
bann  jur  Stbftofnmg  berfelben  unb  baburd)  jur  @emeinfd)aft  mit 
(5f)rifto,  fonbern  er  beginnt  mit  bem  ©tauben.  23on  oben  tritt 
(^Jotteei  &>abe  in  bie  SBelt  unb  trägt  in  fid)  ben  W(auben§grunb ; 
mer  fie  it)at)rnimmt,  glaubt. 

Sdjon  bie  erften  ©ä^e  geben  bem  ©ebanfen  biefe  ^öemegung. 
!Com  Sßort  gef)t  ber  ^lid  auf  ba^  lieben  unb  bae;  Sic^t,  meld)e 
jeneg  in  fid)  trägt.  %a§  fiid^t  tritt  in  bie  ®unfell)eit  hinein  unb 
erf)ält  fid)  a(§  fd)einenbeö  Sid)t  aud)  am  finftern  Ort:  baburd) 
entftet)t  nun  bie  3Bat)l,  bie  fittlid)e  (Sntfd)cibung  unb  ber  fitt= 
lid)e  ^aiftpf. 

^ie  ©efd)id)tger5ä^lung  nertäuft  mit  berfelben  Semegung. 
"öUd-jt  bie  33u^prebigt  be^  3:äufer6  mirb  un§  bargefteüt,  fonbern 
mie  er  ©tauben  an  :3efu^  Pftanst,  nid)t  mie  er  bie  Dieuigen  tauft, 
fonbern  mie  ^t\ü  bie  erften  i^ünger  gegeben  werben.  ^J]id)t  mit 
bem  ^>]eugni§  gegen  bie  ©ünbe  beginnt  ^J^f"^/  fonbern  mit  ber 
©penbung  be§  3Beine§.  ©o  ftet)t  er  aud)  oor  91ifobemu5  unb 
ber  ©amariterin  al§  ber  33ote  be§  nollen  ©oangeliumsi.  ^arurn 
get)t  eö  nun  in  ben  5lampf  mit  ber  Sßelt  unb  in  baö  ©terben  I)inab. 

^a^  f)ätte  bann  eine  ^^älfc^ung  be§  3Borte§  ^^f"  ergeben, 
menn  ber  totale  ^^(bfd)Iu^  gegen  ba§  ^öfe,  in  bem  ^efuö  felber 
ftet)t  unb  in  ben  er  bie  ©einigen  fü^rt,  unbeutlid)  mürbe.  1)a§ 
^o^anneö  nac^sufagen,  märe  eine  93erleumbung.  SRit  »oUer 
©d)ärfe  öffnet  er  un§  ben  93(irf  in  bie  @efd)iebent)eit  ßl)rifti  oon 
ber  3öelt,  be§  Siebend  com  .Raffen,  ber  3öat)rf)eit  oon  ber  Süge, 
be§  Sid)t§  oon  ber  ?^infterni§,  be§  Sebcn§  com  2;ob.  9Jiit  ber 
33eiat)ung  be§  einen  @lieb§  biefer  2(ntitf)efe  ift  ba§  anbere  oer= 
ueint.  :3o^^i^tte£i  geminnt  aber  im  ^uti^itt  ju  :v>efu§  bie  93er= 
neinung  ber  ^^elt  mit  il)rer  ungöttlid)en  33egef)rung ;  benn  burd) 
ben  'ülnfd)Iu^  nad)  oben  ift  ber  2tbfd)(u^  nad)  unten  gefegt.  %k 
"iOkc^t,  mit  ber  ^yot)anne§  auf  bie  5?ir(^e  eingeroirft  ^at,  beruf)t 
mefentlid)  barauf,  ba^  er  bie  Energie  ber  2lbfto^ung  in  ^tid)- 
tung  auf  bie  SBelt  cbenfo  ftar!  jum  2(u§brud  brad)te,  rote  bie 
be§  3lnfd)Iuffe5  an  ^^efu^,  bod)  fo,  'öa^  er  beibe  untöglid)  mit= 
einanber  eint. 


494  ^ip-  11-    Sof)anne§. 

®arum  roirb  anä)  in  ber  "^arftellung  be§  ^onflift^  ^efu 
mit  ber  ^ubenfd)aft  nidjt  ber  91a(^roei§  if)re§  ett)ifrf)en  @ebrerf)en§, 
fonbern  bie  @ntl)ültung  i^re§  Urtglauben§  gum  ^auptgebanfen. 
2)a^  biefer  etf)ifc^e  ©rünbe  Ijat,  rairb  feine§n)eg§  uerborgen;  biefe 
3u|ammenl)änge  raerben  r)ie(mef)r  nadjbrüdlid)  in§  Sirf)t  gehalten. 
Sügen  unb  Raffen  ift  ha§  @efd)äft  berer,  bie  ficf)  :[yeju  raiber^ 
fe^en,  unb  bie  (Sl^re  @ütte§  gilt  if)nen  nirf)t§.  ^ie  oon  ber  9}iorb= 
luft  betriebenen  unb  ber  ©penber  be§  Seben§,  bie  ©rftnber  ber 
Sügen  unb  ber,  ber  bie  2Öaf)rf)eit  rebet,  bie  (Bül)ne  be§  2:eufel§ 
unb  berjenige  @otte§  ftel)en  gegeneinanber.  %k  etf)ifrf)e  ^or= 
ruption  !ommt  aber  in  53etradf)t  al§  bie  Sföurjel  be§  Ung(auben§ 
unb  erzeugt  baburd),  ba^  fie  biefen  bewirft,  ben  %a\l.  ^nbem 
cntpüt  rcirb,  rcie  au§  beut  Unglauben  ber  Xoh  rcirb,  rcirb  5U= 
gleicf)  fi(^tbar,  ba^  ha§  Seben  au§  bem  ©tauben  fontmt. 

Stuf  ben  „dürften  biejer  Söelt"  t)at  ;[yof)anne§  ernfter  unb 
einge!)enber  t)inge§eigt,  al§  e§  fonft  im  S^leuen  STeftament  gefrija"^, 
unb  bocf)  märe  "öa^  Urteil:  er  t)obe  üor  if)m  Slngft  unb  motte 
^urc^t  oor  i'^m  errceden,  gän^tid)  fd)ief.  ©ine  @rfd)ütterung  be§ 
©taubeng  tritt  burd)  ben  ^lid  ^^inab  in  bie  fatanifc^e  3:iefe 
nic^t  ein;  biefer  jeigt  oielme^r,  mie  unertä^tic^  unb  ^eitfom  für 
un§  ber  ©taube  an  ^efus  ift. 

'3)ie  ^Beugung  uor  3efu§,  bie  9)lattt)äu§  buvc^  ba§  'i^ufjmort 
I)erbeifü^rt,  beroirft  3ot)anne§  baburd),  ha^  er  un§,  bie  von  ©ott 
innertic^  @efd)iebenen,  uor  ben  ©of)n  in  feiner  ungetjemmten  3Ser^ 
bnnbent)eit  mit  bem  SSater  ftettt.  ®amit  märe  :v^vefu  ^-fi>ort  bann 
oerborben,  menn  fid)  barau§  nur  ein  p!^i)fifd)ei^  Ot)nnmd}tgbemuJ3t= 
fein  ergäbe,  ba§  im  3Inbtid  ber  übernatürtidjcn  2öefen^eit  ^efii 
beffen  inne  mirb,  baf^  un§  ein  foId)er  Scben§ftanb  ucvfc^toffen  fei. 
Stttein  bie  ©ol)nfd)aft  vsefu,  bie  un§  ,^obanne§  bcfdjvoibt,  I)at 
Düttftänbig  pevfüntid)e  3trt;  er  ift  mit  feinem  ©eljorfam  unb 
Sieben  im  ißater.  (I§  mirb  un§  an  it)m  nid)t  eine  anbere  ^Jiatur, 
fonbern  ein  anberc§  teufen  unb  SGöotten  ge.'ieigt.  ST^anim  trifft 
baö  Urteil,  baö  mir  an  ber  .Henntniö  ;^efu  gcminncn,  nid)t  nur 
imfere  ©ubfianj  ober  baö  uon  ber  ^Jiatur  au§  gegebene  .H\-aft= 
mafi,  fonbern  unfere  '!pcrfon  unb  mirb  jur  ^i^u^e,  mie  aud)  ba§ 
Urleil  ilber  bie  "©ett  bei  '3ot)annc§  bie  imlte  '-i^eftimmtbeit  elne§ 
fittltdjon  UiteiliJ  befitjt. 


Öloube  ba^  3'^'  ^^^  GDangeliumS.  495 

^ie  Anleitung  jum  guten  Söerf,  in  ber  ^^fu  33u^prebigt 
bei  9J?attt)äu§  if)ren  2(bfd)Iu^  t)at,  fällt  bei  ^ofiannesi  im  @üan= 
gelium,  im  33rief  unb  in  ber  Offenbarung  gleidjmä^ig  au^.  S'iur 
ber  auf  ba^  ^nn^enbige  gerid^tete  etf)ifc^e  begriff,  ber  barum  mit  bem 
©tauben  in  unmittelbarer  Se§iet)ung  fte{)t,  nur  ba§  Sieben,  ift 
{)elt  beteud)tet.  '3)iefe§  ift  anä)  baburd)  mit  bem  ©tauben  nuf§ 
engfte  nerbunben,  rceil  e§  perft  auf  @ott  unb  ©tjriftusi  gerirf)tet 
ift,  unb  barum  aud)  auf  bie  53rüber,  roeit  fie  t)om  felben  5Bater 
geboren  finb.  Stnroeifungen  jur  rid)tigen  S^ermaltung  be§  53e= 
fi^e§,  5ur  ^üf)rung  ber  @t)e,  jur  @inrirf)tung  ber  ©emeinbe,  jur 
3(u§breitung  be§  @üange(ium§  fef)(en  bagegen  ganj. 

@ine  ^älfrf)ung  be§  2Borte§  3efu  ^ätte  firf)  an  biefer  ©tcUc 
bann  ergeben,  roenn  un§  Oof)anne§  eine  nad^  innen  gerid)tete 
^eligiofität  befcf)riebe,  bie  fid)  in  fid)  felbft  r>erfd)Iöffe  unb  auf 
bie  3lrbeit  innerl)a(b  ber  menfd)Iid)en  ©emeinfc^aft  üer^idjtete. 
2)aDon  ift  bei  ^o^anneö  niemals  bie  Diebe.  '2)ie  Siebe  t)anbett 
unb  ift  nur  bann  n)at)r,  menn  fie  ju  t)anbeln  oermag.  •Jlur  mer 
Oefu  @ebote  tut,  l^at  i^n  lieb.  3(ber  bie  llntermeifung  be§ 
31poftel§  begnügt  fid)  bamit,  un§  bie  inroenbigen  33ebingungen 
jum  SOBer!  ju  geigen  unb  ju  geben ;  roie  mir  nun  biefe§  augrid)ten, 
gibt  er  unferer  eigenen  Söei^^eit  unb  Streue  ant)eim. 

®aran,  bajg  ^ot)anne§  im  ©Dangelium,  rcie  im  Srief  unb 
ber  Offenbarung,  bie  S)'iiffion§aufgabe  an  ber  3Belt  in  auffallenber 
Söeife  §urücfftellt,  ift  auc^  bie  in  feinem  Söeltbegriff  formulierte 
5?erneinung  be§  menfd)lid)en  2Befen§,  2öitlen§  unb  Söirfen^  ftarf 
beteiligt.  ®a  ber  ©laubenbe  burd)  ßl)riftu5  au§  ber  2öelt 
I)erau§get)oben  werben  mu^,  meil  biefe  finfter  unb  tot  ift,  unb 
aud)  I)erau§gel)oben  roirb,  weit  ®I)riftu§  bie  ©einen  im  ©lauben 
mit  fid)  oereint,  f)ört  fie  auf,  ber  ©egenftanb  unferer  Siebe  unb 
ber  Ort  unferer  @rfolg§  ju  fein,  ^obanneä  trägt  ba§  ftarfe 
^^emu^tfein  in  fid),  ba^  I)ier  ein  Slam^f  malte,  ber  freilid)  burd) 
ben  ®t)riftu§  aud)  für  un§  entfd)ieben  ift,  fo  ha^  unfer  ©tauben 
an  it)n  audj  für  un§  ben  ©ieg  über  bie  2öelt  bebeutet,  ©o  er- 
gibt fiel)  au^  bem  ©tauben  im  ^-Bert)ältni§  gur  Söelt  junädjft  bie 
9iu!^e,  bie  bie  ©efd)iebenl)eit  oon  ii)v  unerfd)ütterlid)  ben)al)rt. 
SRan  fann  be§!^alb  hod)  nid)t  oon  einer  quietiftifdjen  Jenben§ 
im  iol)anneifd)en  ©lauben  reben,  meil  ber  (S^riftenftanb  nie  ere= 


496  ^"P-  11-    Sof)cinneö. 

miteuf)aft  al§  ber  ^uftanb  einzelner  „©eelen"  gebad)t  rairb,  fon= 
bern  nur  baburc^  33eftanb  {)at  ba§  irir  „einanber  lieben",  ^n 
berjenigen  ®emetnfd)aft,  bte  im  ©{)nftug  tf)re  ©inigung  ^at,  ift 
ber  ©laubenbe  §n  jebem  Sßerf  berufen  unb  fät)ig,  felbft  lüenn 
biefe§  bte  '^^reiSgabe  be§  eigenen  Sebeng  erforberte.  ®ie  Slrbeit 
für  bie  SOßelt,  bie  bte  ©emeinbe  gu  tun  ^t,  rid)tet  fie  eben  ha- 
burrf)  au§,  "üa^  fie  in  il)rem  Streife  bie  Siebe  übt  unb  eine  @in= 
^eit  ift.  '3)aburd)  bringt  fie  if)r  §ur  ©rfenntnig,  ba^  @ott  3efu§ 
gefenbet  l)at. 

©ine  feftenf)afte  2(bgefd)toffent)eit  ber  ©emeinbe,  bie  benen 
gegenüber,  bie  dou  it)r  gefd)ieben  finb,  feine  93erpf(id)tung  an- 
erfennt,  eittftef)t  bei  ^ot)anne§  be§I)alb  nid)t,  roeil  er  ha§  Raffen 
fct)ted)t!^in,  nidit  nur  im  23er!et)r  mit  ben  2lnget)örigen  ber  @e= 
meinbe,  fonbern  im  2Serf)äItni»  ju  aßen,  üertoren  !^at.  ®ie  SSer^ 
fagung  ber  Siebe  trifft  nur  ha^,  maS  „nid)t  au§  ®ott  ift",  ift 
atfo  fein  33rucf)  if)rer  3Soüftänbigfeit ,  roeil  fid)  i{)re  ^Segrenjung 
nur  barau§  ergibt,  ba^  @ott  ernftf)aft  beiaf)t  unb  geraollt  ift. 
5^ann  aud)  bie  Berufung  §u  ^efu§  nic^t  ba§  Serf  be§  SJlenfc^en, 
aud)  nid)t  be§  2(pofte(g  fein,  fann  biefer  nur  üom  Sid}t  sengen, 
nid)t  felbft  e§  fpenbcn,  fo  ift  er  boc^,  forcie  ®^riftu§  ben  9Jlenfd)en 
a\i§  ber  9BeIt  f)erau§  jum  ©tauben  an  feinen  S^Zamen  fül)rt,  mit 
ganjem  Söitten  bereit,  it)m  ein  ed^te§  Sieben,  ha§  für  il)n  lebt 
unb  f)anbelt,  §u  gen)äf)ren.  2ßer  bie  Stimme  (£t)rifti  f)ört,  ift 
bamit  in  ben  ^rei§  berer  eingefüf)rt,  bie  füreinanber  leben,  meil 
fie  einanber  lieben.  %k  ©renje  ^mifctien  ber  SBelt  \mh  ber  ®e= 
meinbe  beftimmt  nid)t  ber  ©laubenbe  nad)  feinem  eigenen  (£r= 
meffen,  fonbern  ber  (St)riftu§,  ber  fein  .^irtenamt  an  allen  übt, 
bie  fein  Eigentum  finb.  '3)urd)  biefe  Überzeugung  mar  freilid) 
in  aüi^  d)riftlid)e  3Birfen,  roie  in  aiin^  Seiben,  eine  unbcmeglid)e 
9'iuf)e  gebrad)t,  baburd)  aber  biefe^  felbft  nid)t  gebentmt. 

9hir  bem  ©rfennen  gegenüber  fann  bie  ^rage  mit  einigem 
?Hcd)t  geftellt  merbcn,  ob  l)icr  nid)t  ba'ü  ©lauben  einem  anbcren 
l)öl)eren  :3"ttn'effe  meid;eu  muffe;  aber  aud)  l)iev  bleibt  e^^  feineö- 
megö  unbcutlid),  mie  fie  beanttuortet  merbcn  muf?.  .^^ycljanncS 
gibt  uns!  ,vimr  nid)t  nur  einjelnc  (Erinnerungen  an  ^"^efu§,  fonbern 
5^egriffc,  nid)l  alö  (Erjatj  für  bie  C^kfd}id;te,  fonbern  alö  Deutung 
bcrfelbcn,  bamit  uns!  ein  biird^greifeubcö,  umfaffcnbeö  Urteil  uer^ 


@(aube  ba§  3iPf  ^^^  ®DongeIium§.  497 

mittelt  fei,  burd)  n)eM)e§  unfere  ^e5ief)ung  ju  :3efu§  unb  pr 
äßelt  eine  bet)arrlirf)e,  gleirf)mä^ige  Siegelung  ert)ält.  (So  lefen 
Tütr  bei  it)m  nic^t  blo^  einzelne  Urteile  ^t\u  über  bQ§  ©lauben 
beflimmter  Seilte,  fonbern  er()a(ten  einen  ®Iauben§begriff.  @r 
gibt  un§  ober  nicf)t  ftatt  be§  @lauben§  eine  2:f)eoIogie  ober  ein 
iogma,  fonbern  ber  33egriff,  welchen  er  un§  oerfd)afft,  folt  auf 
ha§  ©tauben  ai^^  auf  ben  jentraten  5(ft  ber  d)rifttirf)en  j^vömmig- 
feit  ein  t)eUe§  Sicl)t  legen  unb  in  einfachen  Formeln  fagen,  rcoran 
e§  feinen  ©runb  befi^t  unb  roa§  feine  ©rträge  für  uns  finb. 
^aburct)  bringt  er  ben  ©taubenben  jum  ^einu^tfein,  ma^  er  on 
feinem  ©tauben  bat,  unb  mac^t  e§  al§  ba§  gro^e  ©rtebniS  unb 
öefi^tum  erfennbar,  mit  n)eld)em  it)m  bie  ©nabe  n)iberfat)ren  ift. 

'3)agegen  bricht  bie  Darlegung  auf  allen  fünften  ah,  roo  fie 
einem  rein  inteUef'tuetten  ^nt^^'^ffe  jur  ^efriebigung  uerl)älfe. 
2öie  entftet)t  in  ®ott  t>a§  @ott  feienbe  3Bort?  2Bie  entftanb  bie 
^•infternig,  in  ir)etd)er  ba§  fiid)t  fcbeint?  2öie  finb  ^teifd)  unb 
3öort  in^:3efu§  beifammen?  2Bie  oolläiet)t  fid)  in  un§  bie  @r- 
jeugung  be§ jenigen  Seben§,  ba§  au§  @ott  ift?  2öo  ift  bie  (Seele, 
bie  boct)  en)ige§  Seben  t)at,  nad)  bem  2^ob?  9Iuf  fotd)e  fragen 
gibt  ^ot)anne§  niemat§  Stntmort.  ©efagt  rcirb  ftet§  nur  ba§, 
wa§  ber  55erbunbent)eit  mit  ^efu§  (Stü^ung  unb  Hraft  gen)ä()rt; 
bagegen  entf)atten  bie  iot)anneifd)en  (5d)riften  nid)t  eine  einzige 
fpefulatioe  5(u§füt)rung.  3lUe  berartigen  Deutungen  feiner  Sä^e 
t)aben  immer  mit  ©intragungen  gearbeitet. 

Xa  ba§  ©tauben,  n)etd)e§  ^o^anneg  pftanjen  roiti,  ©emi^^ 
t)eit  ift,  braucht  e§  5{enntni§  unb  @rfenntni§  beffen,  bem  es 
glaubt.  ®§  mirb  it)m  ©runb  i)erfd)afft,  raeit  ba§  ©tauben  an 
feinem  ©runbe  ernftt)aft  intereffiert  ift.  Söeiter  aber,  at§  ha^ 
bie  '^Birflidjfeit  beffen,  loaS  ber  ©laubenbe  bejat)t,  i^m  erfennbar 
merbe,  get)t  fein  '-öemü^en  nid)t;  e§  {)at  nic^t  ha^  3^erftänbni§ 
ber  ^atfad)e  nötig,  nid)t  bie  genetifd)e  ^ebuftion  berfetben  ober 
ben  ^Jtad)mei§  ibrer  ^Jlotmenbigfeit  unb  9}löglid)feit.  '')la6)  biefer 
^id)tung  t)in  beipegen  fid)  bie  iot)anneifd)en  '^IBorte  nie. 

Üiur  oom  ©tauben  au§  ift  bie  ^rei{)eit  oerftänbtid),  mit  ber 
3o^anneg  bie  ©rinnerungen  an  ^i\n  ©efd)id)te  bef)anbelt  {)at. 
•^aS  ©oangetium  beftef)t  für  i^n  nid)t  au§  einer  9ieit)e  oon 
^Irtifetn,  bie  sum  ^eit  notmenbig  finb,  fo  ba^  e§  einen  i^atalog 

Si^Utter,  3)fr  ®taube  im  «.  Xeft.  32 


498  Aap.  11.    So^aimeg. 

t)on  SOBorten  ober  @efd)id)ten  gäbe,  bie  man  t)on  3efu§  lüiffen 
mii^.  9^t(^t  bie§  unb  jeneS,  ilim  glaubt  man,  unb  inbem 
^of)anne§  un§  if)n  er!ennbar  mac^t,  gibt  er  bem  ©tauben  feinen 
©runb. 

2tuc^  in  ber  9?i^tung  auf  fein  Dbjeft  t)at  ba§  ©tauben  bei 
:^ot)anne§  ftrenge  @efd)toffent)eit.  @r  fagt:  ^efu§  ^aU  e§  fo 
ermecft,  ba^  e^  auf  it)n  !^in  gercenbet  mar.  '3)a§  9^eue  unb 
;5of)anneifcE)e  an  feiner  2lu§fage  ift  auc^  l)ier  it)re  au§fc^tie^tict)e 
Gattung,  bie  nicf)tg  at§  S3esiet)ung§pun!t  be§  (Staubend  ^utä^t 
at§  3efu§  attein.  ^ie  Überzeugung  formiert  fein  gan^eB  SBort, 
ha^  niemanb  ben  SSater  1:)ahe,  ber  ben  @ol)n  nic^t  t)at. 

@§  mirb  üon  feinem  anbern  ©tauben  gerebet,  at§  öon  bem, 
metct)e§  p  if)m  t)in  betätigt  wirb,  nict)t  üon  jenen  ©rmeifungen 
begfelben,  bie  im  natürlicf)en  33ebürfni§  i{)ren  ©runb  t)aben  unb 
auf  @otte§  2SorfeI)ung  gerict)tet  finb,  auc^  nid)t  oom  ©tauben 
3§raet§.  ©§  tag  na^e  ju  fagen :  gtaubt,  mie  9tbraf)am  glaubte ; 
mir  tefen  aber  nur:  tut  bie  Sßerfe  3lbrat)am§.  ©§  mfrb  ^§raet 
nid)t  sugeftanben,  ba^  e§  an  SJiofe  gläubig  fei,  rcenn  fie  aud) 
„if)re  Hoffnung  auf  it)n  gefegt  f)aben". 

®amit  ber  ©taube  auf  :3efu§  gerid)tet  fei,  mu^  er  in  feiner 
©int)eit  mit  bem  9]ater  erfannt  fein,  ba  man  einzig  ©ott  glauben 
fann  unb  foll,  mit  jener  ^uoerfidjt,  bie  ben  ganzen  3}]enfd)en 
ganj  bemegt.  2)arum  mirb  in  biefer  Diic^tung  ba§  Sßort  be§ 
3of)anne§  reid^;  be§t)atb  beginnt  er  mit  bem  „SBort",  unb  fügt 
äu  9J?attt)äu§  bie  reid)e  ^arfteltung  be§  inroenbigen  5>erfet)r§ 
^t]n  mit  bem  ißater  t)in5u.  ^egt)atb .  tritt  über  bie  SJleffianität 
^efu,  fofcrn  biefe  it)m  ein  3öirfen  auf  bie  Sßett  jufc^reibt,  feine 
©of)nfd)aft  empor,  burd)  bie  er  5um  'initer  bingemanbt  ift. 
^arum  luerben  aud)  feine  ^eid)en  fo  bargcflcUt,  bafj  fid)  ;>^fu 
SBefen  in  il)nen  entt)üttt,  unb  fein  ganjer  !i>ert'e!^r  mit  ben 
9J?enfc^en  baju  bcnü^t,  um  un^  feine  ^-^Jerfon  nad)  bem,  mag  fie 
inmenbig  fültt,  erf'ennbar  5U  mad)en.  ®enn  fomic  ba§  ©lau' 
bin  basjenige  ift,  morin  :3efu  (^'daU  unb  äBivt'ung  beftel)t, 
t)anbctt  eö  fid)  nid)t  met)r  um  bie  !iÖot)rnel)mung  ber  ^Hefuttate, 
bie  C^efusi  auf^ertjalb  feinet  perfönlid)cn  l'ebensiftanbesi  fd)afft, 
fonbern  um  bie  (5rtenutniö  beffen,  nnvi  er  ift. 

^amit  l)ängt  aud)  baö  jufammen,  mag  man  bie  „iinonotünie" 


Sie  Jlic^tung  beg  @(au6en§  auf  Sef«?'-  499 

ober  „33Iäffe"  ber  jo^anneifc^en  ^arfteKung  f)ei^cn  fonn,  bic 
auf  bie  t'onfrete,  inbioibueUe  |]eid)nung  ber  Seute  unb  ©reigniffe 
rcenig  2ßert  legt.  3efu§  ift  berfelbe  gegen  alle  unb  ba§  ©lauben 
befte^t  barin,  ba^  er  erfaßt  rotrb,  rote  er  gegen  alle  ift.  ®a  im 
@otte§ben)u^tfein  ber  ®n)igfeit§geban!e  immer  entt)a(ten.  ift,  ()cbt 
;Sot)anne§  biefen  aurf)  für  unfer  3Serl)ältni§  p  3efu§  ftarf  I)erüor, 
unb  gewinnt  bamit  fräftige  Formeln  für  bic  ungebrod)ene,  abfolute 
3(rt  be§  auf  3eju§  gerirf)teten  @(auben§:  e§  beiat)t  i^n  a(§  ben 
unuergäng(irf)  ©eienben. 

®a^  bie  ercige  (Semeinbe  nic^t  auf  bic  f leine  (Srf)ar  bercr 
befc^ränft  bleibt,  bie  ^t^n  irbifcl)c  5lrbeit  ober  biejenige  feiner 
jünger  mit  i^m  befannt  mad)t,  fällt  baburd),  ba^  t>a^  (Glauben 
allein  auf  3efu§  gerid^tet  ift,  nid)t  bal)in,  unb  bie  2Beite  ber 
33erl)ei^ung  OefU/  mic  fie  5Rattt)(üu§  gibt,  bleibt  unbesmeifclt. 
®ie§  erreicht  ^ol)anne§  aber  fo,  "ba^  bie  ^errfc^aft  6l)rifti  über 
bie  l)inau§  erftrecft  mirb,  bie  burd)  feine  irbifct)c  Slrbcit  berührt 
merben.  @r  fennt  feine  ©c^afe,  bic  fein  ftnb,  fd)on  ef)e  fic  feine 
Stimme  l)ören.  @r  crleucl)tet  jcben  SJIenfc^cn,  ber  in  bic  Sßclt 
t'ommt. 

'3)at)er  luenbct  fid)  ba§  ©laubcn  aurf)  nirf)t  auf  bic  3lpoftel 
ober  bie  5tird)e  t)in.  ®ag  53cn)u^tfcin  be§  2lpoftct§  ift  jroar 
l)orf)  gel)oben:  „mir  fat)en  feine  ^errlid)feit"  unb  „unfre  ^änbe 
griffen  il)n",  unb  bie  ©emeinbc  tritt  in  „unfere  @emeinfrf)aft 
mit  bem  ©ot)n  unb  bem  SSatcr"  ein.  ®ai§  >^id  bleibt  aber  cinjig 
unb  ftreng:  glauben  an  it)n.  '2)ie  Stiftung  bc§  ^poftolat§  unb 
bie  ^egrünbung  ber  ©emeinbe  burd)  :3cfu§  ift  ni^t  jur  ^aupt= 
fad)e  in  feinem  3ßer!  gemad)t.  ®arin  liegt  ein  9Kittel  ju  feinem 
ßmed,  nid)t  biefer  felbft.  Söeber  ber  Sl^oftel,  nod)  bic  ltird)e 
l)at  bie  religii)fe  9Jlad)t,  fo  t)a^  man  an  fie  p  glauben  oermöd)tc, 
fonbern  einjig  ber  Sol)n  ift  ber,  burd)  n)eld)en  man  in  @otte§ 
Siebe  tritt.  9^^01)1  bap  ift  ber  3lpoftcl  beftellt  unb  bic  5tird)e 
gegrünbet,  ba^  man  it)ncn  glaube,  fonbern  baju,  ba^  man  an 
^efu§  gloube. 

®at)er  ift  auc^  ba§  Salramcnt  nirgenb§  aU  fold)e§  genannt; 
mir  erl)alten  Dielmet)r  bie  3lnleitung,  bei  bemfelben  auf  nid)t§  al§ 
auf  (£l)riftum  ju  ad)ten.  @r  gab  fein  ^yleifd)  unb  33lut,  unb 
über  bem  äßaffer  ftel)t  ber  @cift,  n)cld)er  burd)  ^cfu  @rl)öt)ung 


500  Aap.  11.    5or)amteg. 

5U  un§  tarn.  ®er  faframentatc  3lft  wirb  aber  ni(i)t  al§  foIrf)er 
befc^rieben,  raeil  un§  3o{)anne§  bie  SSorftellung  in  feiner  Söeife 
na^e  legen  xüiii,  aU  bilbe  berfelbe  ein  Heilmittel,  bog  unabt)ängig 
üon  :3efu§  roirtfam  fei;  ber  ^eilanb  ift  er. 

@6fcenfo  bleibt  ber  ©eiftbegriff  ber  ®l)riftologie  ftreng  fubor= 
biniert,  benn  ber  ©eift  jeugt  für  3efu§  unb  fü^rt  nid^t  t)om 
„gleifd)"  ©lirifti  ah,  fonbern  ju  it)m  l)in. 

©benforcenig  rcirb  ha§  ©tauben  auf  ben  eigenen  Seben§ftanb 
Surürfgebogen,  bamit  e§  an  ben  inneren  (£rfat)rungen  |)alt  ge= 
rainne.  "^ie  ®abz  ^efu  wirb  freilief)  in  i^rer  S3ollenbett)eit  be= 
fd)rieben:  Seben,  ©eburt  an§  ©ott,  ^efreitfein  com  Xoh,  bod) 
nicf)t  fo,  ha^  rair  bamit  über  ba^  ©tauben  t)inaugt'ämen. 
^aä  „Seben"  roirb  nicf)t  in  ben  ^emegungen  be§  33ett)u^tfein§ 
unb  SBirfungen  unferer  ^va\i  aufgezeigt;  e§  mirb  lein  pfi)dE)olo= 
gifc^eg  '^l^fiänomen,  baä  fontrolliert  merben  fann  unb  an  ber  ©r= 
faf)rung  fonftatierbar  ift.  ©§  t)aftet  an  unferer  2Serbunbenl)eit 
mit  3efu§,  baran,  ba%  er  bag  Seben  ift.  '3)arum  l)at  eä  ber 
an  it)n  ©laubenbe,  unb  tt)a§  barin  in  unferem  S3en)u^tfein  er= 
fcf)eint  unb  erlebt  rcirb,  ift  t^a^,  ba^  mir  glauben  unb  lieben 
fönnen.  30lan  tonnte  al§  ^onfequen§  ber  '»^rebigt  oom  Seben 
unb  ber  2Biebergeburt  ermarten,  ba^  fiel)  ein  übermädf)tige§  ^n= 
tereffe  in  bie  (Selbftbeobad)tung  üerlege,  ha  nun  bie  ^eil^frage 
fiel)  baburd)  für  jeben  löfe,  ob  er  bie  neue  ^ebenbigfeit  an  fid) 
mal)rnel)me.  Über  bie  fittlidjc  Stufgabc  t)inau§  t)at  :jol^anne§ 
biefem  ":)lntrieb  in  feiner  SGöeife  nad}gegeben.  ^Jhir  bie  ^-ragc 
befommt  ©emid)t:  ob  ber  (il)v\\t  lüge  ober  mal)r  fei,  ob  er  fid) 
ber  @emeinfd)aft  cntäicf)e  unb  in  ®unfell)eit  fid)  ocrflecfe  ober 
ob  er  fid)  im  Sid)t  bemege,  ob  er  l)affe  ober  liebe,  darüber  l)inau§ 
^at  3o^annf^  feinerlei  '.i^ebürfni^  nad)  9Jlevf5eid)en  bor  Sieber= 
geburt,  nadj  irgenb  einer  fpe^ieUen  Üsevgcmifferung  über  baei  Üsor= 
l)anbenfein  besi  i!eben§  in  ben  ©laubenben.  ©o  gemi^  mir  im 
©lauben  ba§  au§  ©ott  ftanunenbc  i^eben  al§  bacs  unfrige  bejaben: 
eö  ftel)t  bei  3ol)anne5  genau  in  berfelbcn  ÜBeife  über  uufevem 
@rfat)rung§bcreic^,  wie  bei  ^^auluS  bie  unS  gefd)enfte  ©ered)tig= 
feit  über  unferem  .f)anbeln  ftebt.  'iBirfungcilo'ci  ift  u>ebci-  biefe 
nod)  jcne^:!;  mir  lieben  ja.  '^.Hbcr  nid)t  auf  biefe  (5ffefte,  bie  an 
unferem  ^sd)  fid)  geigen,  grünbet  fid)  bie  ©emifjl)eit  be^:(  i^ebeuig, 


S'ie  3iici)luiirt  beö  ©laiibenö  auf  ;?se)us.  501 

foroenig  lüie  "»^auIuS  bie  9led)tfcrttgung  auf  bieje  ftcüt,  fonbern 
fie  bleibt  für  :3obanne§  rcic  für  ^^^auIu§  im  felbeu  ftrengen  ©inne 
©taube.  '3)er  ©taubenbe  f)at  ha§  Seben  um  beSroillen,  mcit  er 
6;f)rifto  get)ört.  ^m  ^ufoii^menfein  be§  53egrip:  „3Biebergeburt" 
mit  ber  üou  alter  Siefterion  auf  ha^  ^6:}  freien  ©tü^ung  auf 
ben  (St)riftu§  erl)ebt  fict)  ha§^  jobanneifc^e  ©tauben  ju  einer 
9ieint)eit  unb  ©tärfe,  bie  mit  ber  ^inroenbung  be§  '^^autu§ 
t)on  ber  in  i^m  t)ort)anbenen  ©ünbe  jur  ®erect)tigfeit  ©ottes 
gleichartig  ift. 

©tetteu  mir  ÜJiattbäuö  neben  i^n,  fo  ergibt  ba^  SSermögen 
be§  ^of)anne5,  nic^t§  at§  (Stauben,  biefeö  aber  mit  bem  umfaffen= 
ben  ©ffef't  ber  uolten  ©infe^ung  in  bie  ©emcinfd)aft  ©otteö  al^ 
3efu  ^iet  unb  ®abt  barjuftellen ,  ron  jenem  smeifettog  einen 
d)arafteriftifcf)en  Unterfdjieb.  9Jian  fanu  biefen  als  eine  am  ganzen 
^nf)alt  be§  ©oangetiumg  burgefübrte  'i^erinnertirf)ung  be^fetben 
beäeirf)nen.  '2)iefe  (£in!e{)r  nad)  innen  ift  notiüenbig  jugleid)  'Jlufblicf 
nad)  oben.  3öät)renb  bie  S^ragcn  nad)  ber  richtigen  retigiöfen 
"!Pra;i:i§  unb  nad)  ^^^»raet§  nationalem  ^eftanb  babin  fallen,  beberrfd)t 
bie  im  ©otte§ben)u^tfein  bireft  entfpringenbe  ^rage  bie  ganje 
•iljartegung  unb  biefe  ert)ält  il)re  ^eantmortung  baburd),  ta^  i)kx 
ber  33licf  auf  ^efu  inroenbige  ©eeintl)eit  mit  bem  SSater  gerid)tet 
ift,  an  ber  er  feine  .sperrlid)t'eit  \)a\.  ^3lur  barf  eine  fold)e  Üser= 
gleid)ung  5mifd)en  9)lattbäu5  unb  ^obannes  nid)t  einjig  fein 
©oangelium  bei*cin5iet)en,  fonbern  wirb  nur  bann  p  einem  xid)- 
tigen  Urteil  fübren,  wenn  ber  gan^e  ^obanneö  neben  SRattl)äu§ 
geftellt  mirb,  fid)erlic^  berjenige,  ber  ba§  ©nangelium  um  be§ 
©laubeng  roillen  fd)reibt,  jugleid)  aber  aud)  berjenige  be§  "Öriefg 
mit  feinem  mäd)tigen  ©ebot,  unb  berjenige  ber  Cffenbarung 
mit  i!f)rcr  .f)üffnung  auf  ben  ^^"ommenben. 

®aran,  ba^  ha§  jobanueifdje  ©lauben  burd)  bie  ©eir)i^l)eit 
ber  ooUenbeten  unb  ewigen  ©int)eit  ^efu  mit  bem  '-öater  feine 
Formation  erbielt,  ift  mieber  fomobl  feine  eigene  ©efc^id)te,  als 
ber  ©taub  ber  gried)if d)en  5lird)e,  ber  er  ;5efu  ^ilb  über= 
mittelt,  mitbeteiligt,  dagegen  ift  e§  eine  3Serirrung,  menn  jur 
©rflärung  ber  ©igenart  feine§  ©tauben^  fofort  unb  au§fd)lie^lic^ 
frembe  ©inflüffe  bcrange,^ogen  merben,  al§  fönnten  üerfd)iebene 
©laubcn§ti)pen  blo^  burd)  9Jlifd)ungen  entfteben,  bie  i>ord)rift- 


502  ^«P-  11-    Sor;anue§. 

Iirf)c§  mit  ber  Erinnerung  an  ^efuS  üerfcf)moIsen.  ^er  ©runb, 
ber  neben  bem  ©lauben^ftanb  be§  ^aiÜ)ävL§  and)  benjenigen  be§ 
3of)anne§  fdjuf,  lag  in  ^efu§  fetbft.  @r  f)atte  bie  boppelte  @e= 
meinfd^aft  mit  bem  SSater  unb  mit  un§,  mar  ber  ©rniebrigte  unb 
^errlid^e,  ber  3Ser5irf)t  unb  9)lacf)t  übt,  unb  nur  burd)  biefe 
boppelte  @emeinf(i)aft  mürbe  er  gum  ©rraeder  unb  Empfänger  be§ 
@Iauben§.  ^e§I)alb  ift  in  biefem  ha§  ^emu^tfein  be§  9}langel§ 
unb  ber  ®abe  ftet§  nebeneinanber  üorI)anben,  unb  e§  ift  im 
3ScrIauf  unfereS  £eben§  begrünbet,  ba§  e§  roeber  nur  ba§  bitten 
unb  brauen,  nod)  nur  ba§  Tanten  unb  Sieben,  fonbern  beibeS 
fcfiafft. 

^nbem  un§  ^oi)anm§  bie  ^errlic^t'eit  ^efu  üerbeutlic^t,  bie 
er  burdE)  bie  SSoUftänbigfeit  feiner  ©o{)nfd)aft  t)at,  mirb  'öa^ 
©tauben  feiner  5lraft  bemüht  unb  an  firf)  felbft  ber  unfd)ö^bare 
33efi^  be§  9Jlenfd)en.  2)aran  ^at  3ot)(inne§  nor  9Jlattf)äu§  einen 
großen  23orfprung.  ©o  erzeugt  t^ai  ©tauben  ha^  kaufen  unb 
bie  Siebe,  bie  nirf)t§  über  ^efu  ©egenmart  I)inau§  begehrt.  @§ 
ftö^t  bamit  ha^  ^offen  nid)t  aus,  ert)ebt  fid)  aber  über  bie 
fd)mer5üülle  Spannung,  bie  baburd)  entftet)t,  ha^  5mifd)en  ber 
©enbung  ^efu  unb  feinem  3tu§gang,  smifc^en  bem  ©taub  be§ 
^ünger§  unb  feinem  ©nb^iet  nur  ein  fd)arfer  .tontraft  erfennbar 
ift.  ^tt^ßiit  Oefu§  im  ©tauben  bie  (Seinen  mit  fid)  uerbanb,  bat 
er  ha^  3Berf  be§  33ater§  üoltenbet  unb  feine  Siebe  if)nen  gebracht. 
'3)at)er  gleiä)t  fid)  im  ©tauben  ber  gro^e  ©egenfat^  ^mifdjcn  bem 
^e^t  unb  Einft,  sroifd)en  bem  ©taub  in  ber  35>clt  unb  ber 
!Coltenbung  au§.  ^enn  fd)üu  ber  ©laubenöftanb  ift  !Cerbunbcn= 
t)eit  mit  6:t)riftu§  unb  barum  58efi^  be§  emigen  Seben§ ;  bie  t)oll= 
fommene  ®ahc  ift  erlangt. 

®arum  fte()t  bei  il)m  ba^^  ©tauben  frei  unb  ftitt  über  ben 
irbifd)cn  3(nticgen  unb  ^JKHeu,  unb  fragt  nid)t  nad)  ^rot  unb 
©efunbt)eit  unb  Seben^er^altung,  mie  (il}riftu§  in  feiner  ©inl)eit 
mit  bem  ^i^ater  bie  ^-reiljcit  uon  bcv  Seit  befit^t.  (Sä  ringt  aud^ 
nid)t  mct)r  mit  jener  'Jlot,  bie  burd)  bie  ©djulb  ontftetjt;  bcnn 
bicfc  ift  baburd),  ba^  ber  (£t)riftug  unS   ju  fic^  beruft,  gebecft. 

®arum  t)at  eö  and)  in  bor  (5rFcnntni^5  EI)rifti  feinen  äu= 
reid)cnben  ©runb,  in  ben  eö  fid)  mit  bem  lioUen  '-iUid'  einer 
PoUen  Siebe  oerfcnft.    @§  ^at  ju  feiner  Entfte()ung  unb  i^ermit= 


3)ie  (Sinfjeit  beä  ©o()nö  mit  bem  23ater.  503 

tetung  nur  ha§  eine  nötig,  bafj  if)m  ber  (Sof)n  ®otte§  gezeigt  werbe, 
unb  nun  bringt  e§  feiner[eit§  burd)  bie  3Serbunben()eit  mit  if)m  bie 
@efd)iebenf)eit  t)on  ber  3Belt  ^eroor,  gibt  im  ^ampf  :3efu  mit 
biefer  bem  ©laubenben  bie  Stellung  bei  i^m  unb  uerfcfiafft  i^m 
bamit  bie  Befreiung  oon  allem  Satanijc^en,  üon  Süge  unb  .^a^. 

^er  an  ^z\n§>  ©taubenbe  ftebt  baburc^  in  ber  großen  ©emeinbe 
®otte§,  bie  nirf)t  an  äeitlid)en  unb  natürlidjen  Formationen  i^re 
©renje  l^at.  ®enn  burd)  ^eju  uotlenbete  ©emeinfc^aft  mit  bem 
23ater  ift  gegeben,  ba^  aud)  feine  ^ejiefiung  5u  htn  SD^enfd)en 
fid)  über  bie  ©renken  feiner  irbifc^en  9lrbeit  t)inau»  erftrerft  unb 
in  ber  oerborgenen  Söeife  be§  göttlidjen  2öirfen§  aUc  Reiten  unb 
@otte§  gan^eö  Eigentum  umfaßt. 

33ilben  bei  9Jlattf)äug  bie  33erufung  jur  33u^e,  ba§  ®erid)t 
über  bie  .^ärte,  bie  93erf)ei^ung  für  bie  Siebe  unb  bie  ^egrün= 
bung  be§  ®(auben§  auf  bie  im  (Srbarmen  getanen  iBtxU  .^efu 
eine  eint)eitlid)e  9ieif)e,  fo  ftellt  fid)  eine  folc^e  bii  3ol)cinne§  ebenfo 
feft  t)erau§,  roeil  bei  x\)m  bie  33erufung  jum  ©tauben,  ba§  ®c= 
rid)t  über  bie  Süge,  bie  '^ert)ei^ung  für  bie,  bie  au^  ber  2ßabr= 
t)eit  finb,  unb  bie  ^egrünbung  beä  ©laubens  auf  bie  ©egenmart 
be§  Sid)t§  in  ^efu§  beifammen  fielen. 

deiner  ber  beiben  ©oangeUften  ift  eine  gemifd)te  5^9"!^  i^it 
einem  bunten,  jufammengelefenen  geiftigen  33efi^,  fonbern  beibe 
I)aben  für  i^r  innere^  Seben  mit  überraf(^enber  'i.^o(Ienbung  (Sint)eit= 
lic^feit  erreid)t.  ®a§  gemannen  fie  nur  al§  ©laubenbe,  roeil  burd) 
ba§  ©tauben  ber  aufgenommene  ©ebanfe  bie  'i^erfönIid)feit  ganj 
burd)bringt.  ©fleftifer,  bie  it)ren  iöefi^  borgen,  fönnen  nid)t 
glauben,  fonbern  fc^manfen. 

©eine  felbftänbige  *'^erfi)nlid)feit  unb  innere  @int)eitlic^feit 
bat  aber  3o^)«""c^/  fo  gnt  mie  9Hattf)ciu§,  an  ^efu  3Bort  ge= 
lüonnen.  ®a§  jeigt  fid)  nid)t  nur  an  ber  ©inbeit  jn)ifd)en  beiben,') 
fonbern  aud)  an  it)ren  Differenzen  bes^alb,  roeil  eine  beutlid^e 
faufale  9ftelation  oom  ©a^  beg  3Jlattt)äu§  §u  bem  be§  ^ol)an= 
ne§  fül)rt. 

2tu§  bemjenigen  ©tauben,  ba§  oon  3§rael  frei  geroorben  ift, 
nad)bem  e§  oergeblid)  jum  3teid)e  ©otte§  berufen  roar,  entftel^t 
ba^jenige  be§  :5ol)anne§,  ba§  ben  llnioerfaligmu^  in  fid)  trägt, 

')  iögl.  ©eüe  225—227. 


504  ^«P-  11-    Sof)anne§. 

unb  oon  (£f)nftu§  fagt:  er  fei  in  bie  3Belt  gefommen.  ®arQu§ 
ba^  ba§  ©lauben  nic^t  mel)r  an  bie  alte  3Solf§orbnung  gebunben 
ift,  entfte{)t  nun  ber  beraubte  ^nbioibuali^muS ,  ber  ^mav  bie 
©emeinbe  nie  oerliert,  t)ietme{)r  jein  ^iet  baran  Ijai,  ba^  [ie  „alle 
ein^  feien",  biefe§  aber  baburd)  gewinnt,  ba^  ba§  SBort  je^t  ben 
(Sinjelnen  gebrad)t,  unb  jeber  baburd),  ba^  er  fid)  mit  eigenem 
©tauben  an  ^^f"^  anfd)tie^t,  in  bie  ®emeinfd)aft  mit  @ott  t)er= 
fe^t  mirb. 

2tu§  bemjenigen  (Stauben,  ha§  fo  an  Oefu§  gebunben  mar, 
tta^  baburd)  jebe  anbere  dJemeinfc^aft  gelöft  rcar  unb  jebeS  anbere 
retigiöfe  ©ut  üerfanf,  ba§  aüe§  üertaufte,  um  bie  eine  ^erle  unb 
ben  großen  <Bii}a1?,  ju  gercinnen,  entftanb  bagjenige  be§  ^o^anne§, 
ba§  nid)t  oiete  ^irten  !ennt,  fonbern  nur  ben  einen,  unb  bal)er 
ben  fogenannten  '^]5arti!u(an§mu§  in  fid)  trägt,  meit  e§  fid^  oon 
allen  fd)eibet,  bie  anbere  SJieifter  f)aben  al§  il)n  allein. 

3ßeil  alle  auSrcenbigen  @naben5eid)en  unb  ^eiBmittel  fielen 
unb  :[yefu§  allein  fid^  al§  ben  ermieS,  ber  im  SSater  lebt,  gibt 
e§  feinen  anbern  .^eil^rceg  al§  bü§  ©tauben  an  il)n. 

2ßeil  er  ben  ^reu^e^roeg  ging  unb  fein  ^önigjgamt  nid)t  burd) 
äußern  ©rfolg  unb  ben  ©eminn  ber  2ßelt  ausübt,  fonbern  ba= 
burd),  ta^  er  fid)  gegen  bie  2öelt  unb  fterbenb  al§  ©otte§ 
©üt)n  ermie^,  gibt  biefe  ($rt'enntni§  bem  ©tauben  feinen  gangen 
3nt)alt. 

2Beil  er  feinen  ©rfolg  unb  33eruf  barin  f)at,  ha^  er  bie  neue 
©emeinbe  fd)uf,  barum  ftellt  e§  fic^  al§  ba§  grof^e  >]\d  unb  SBerf 
^i\n  t)erau§,  ta^  er  jeneg  ©tauben  ermectt,  burd)  iüeld)e§  mir' 
it)m  unb  in  il)m  miteinanber  oerbunben  finb. 

3lu§  berjenigen  33uf3e,  bie  aud)  in  ^§racl  feine  ©ered)ten 
fennt,  fonbern  alle  in  bie  ^?euc  beugt,  unb  oon  feiner  ^)?einl)eit 
rcei^,  aB  oon  berjenigen,  bie  burd)  !i.Nergebung  entftet)t,  ermödjft 
basi  iot)anneifd)e  Urteil  über  bie  SÖßclt.  9lu§  ber  ißerneinung  beö 
^l)arifäi!gmu§  marb  biejenigc  ^§rael§,  au§  biefor  bie  'inn-neinung 
ber  !Selt,  meil  in  ber  9Jlenfd)l)eit  niemanb  aH  gered)!  unb  fromm 
übrig  bleibt,  nad)bem  ^^xatl  gefünbigt  \)ai  unb  ^efug  gefreujigt 
ift.  ^'^Um  ift  bie  ©ebunbonbcit  ber  'i)Jienfd)l)cit  an  bie  miber- 
flöttlid)en  !i!JJdd)tc  offenbar  gemorbcn,  unb  jcne§  ©lauben  be* 
grünbct,  mcldjcö  unö  baburd;,  bafj  eö  unö  ju  loej»''^  fül^rt,  oon 


2)ie  Seioegung  oon  2)Jatt{;äuig  ju  ^of^anneö.  505 

ber  2öe(t  trennt.  SGBeil  9Jlattf)öu§  bezeugt:  3efu  2Berf  fei  nid)t 
erfannt,  raenn  er  ntrf)t  al§  ber  ^ringer  be§  33u^n)ürt§  an  ^§rael 
oerftanben  fei,  barum  bezeugt  ^o^anneS:  ^efu  Söerf  fei  nur 
bann  erfannt,  rcenn  rcir  t)erftet)en,  'öa^  er  bie  ^iefe  be§  @egen= 
fa^e§  5tt)ifd)en  ber  Söelt  unb  @ott  offenbarte  unb  be§f)alb  ftarb. 

2öeil  9)lattf)äu§  3efu§  al§  ben  bezeugt,  ber  ha^  begonnene 
2öerf  @otte§  erf)ä(t,  fortfe^t  unb  ooüenbet,  'oa  er  ber  33ert)ei^ene 
ift  unb  äugteid)  ai§  ben,  ber  einen  neuen  3(nfang  fe^t,  ba  man 
nur  burd)  bie  Umfef)r,  bie  ba§'  3llte  5erbrid)t,  ju  i^m  tritt,  be^= 
\)aih  oerfünbigt  :5oI)anne§  ^efug  a{§  ben,  ber  feinen  ^au  auf 
@otte§  eroigem  ©runb  errirf)tet  unb  bie  ^inber  ®otte§  fammelt, 
bie  fein  eigen  finb,  unb  jugleidf)  al§  ben,  ber  einen  neuen  3(n= 
fang  fdf)uf,  meif  er  nid)t  au§  ber  3Belt  ift  unb  bie  ©einen  nicfjt 
in  ber  Söelt  tä^t. 

^n  allen  biefen  für  :3o^anne§  funbamcntaten  über,^eugungcn 
ftel)t  er  neben  9Jiattf)äu§  nid)t  felbftänbig,  etma  wie  ^atobusi 
neben  '^au(u§,  fonbern  ber  ©a^  be^  9}?att()äuö  ift  bie  !öorau§= 
fe^ung  ju  bemjenigen  be§  ^ot)anne§,  ber  oI)nc  jenen  jerfäüt. 
^iefe  faufaten  53e5ie!f)ungen  l)aften  nicf)t  am  53ucf)  be§  9J?attbäuö, 
fonbern  reirf)en  beutlid)  über  ba^felbe  in  bie  eigene  2Irbeit 
^efu  jurüdE. 

®a^er  ftelf)t  ba§  ioI)anneifd)e  (glauben  aud)  jum  jübifdjcn 
unb  jübifc^=d)riftlic^en  @Iauben§gebanfen  in  feften  'öegietjungen. 
23on  entfct)eibenber  33ebeutung  ift  in  biefer  ^infirf)t,  ba^  e§  ©otteö 
33e§iel)ung  gu  uh^  ooÜ  perfonf)aft  fa^t.  @g  ift  rocber  inteüef^ 
tualifiert,  nod)  al§  ^ugenb  gebeutet,  rceber  auf  Set)rfä^e,  nod) 
auf  faframentale  9öeit)en  belogen,  aud)  nid)t  al§  5t'raft=  ober 
©ubftanjgemeinfdjaft  gebad)t,  fonbern  fümmert  fic^  um  ba§  perföu-- 
lid)e  ^I^ert)öttni§  be^  perfönlid)en  @otte§  ju  un§  al§  ']?erfon.  ©^ 
I)at  fein  Dbjeft  nid)t  in  einem  begriff  ober  einer  Hraft  ober 
einer  ©ubftanj,  fonbern  in  bemjenigen  @ott,  ber  im  ©ol)n,  n)eld)en 
er  fanbte,  ben  ©laubenben  befannt  unb  gegenmärtig  ift.  ©benfo 
roenig  legt  fid)  auf  bei§  9J?enfd)en  ©eite  ba§  religiiife  @eroid)t 
auf  irgenb  einen  unperfönlid)en  binglid)en  ^efi^.  @in  „(£f)riften- 
tum",  ha^:  etma§  anbere§  märe,  ali§  ha^  ^^leiben  bei  ^e\u^,  gibt 
e§  bei  ^ot)anneö  nid)t,  rcäbrenb  ein  folc^e^  unter  ben  ©ried^en 
fc^on  ju  feiner  ßeit  entftanb.     @r  fennt  feine  f)eitige  ©a^ung. 


506  ^«P-  11.    Sof)nnneä. 

fein  erlöfenbe§  ®ogma,  feine  feligmarf)enbe  5lirrf)e,  jonbevn  nur 
ben  (Süf)n,  mit  bem  man  burd)  ©lauben  in  ©emeinfdjaft  ftef)t. 
^'livgenbg  f)abcn  mir  fo  beutlid),  mie  bei  it)m,  üor  Slugen,  ha^ 
unb  roie  an^  bem  3üngerDerf)ä(tni§  ju  ^efu§  „9ieIigion"  ge- 
morben  ift. 

ferner  reid)t  in  bie  paläftinen[ifrf)e  '»prebigt  ber  ftttlid)e 
@rnft  bieje§  @lQuben§  surücf,  burd)  ben  e§  §ur  totalen  33er- 
neinung  be^  ^öfen  mirb,  unb  im  ^>]ufammenf)ang  bamit  bie 
©nergie,  mit  ber  e§  ficl^  gegen  alte  auf  eine  ^t)eorie  über  ®ott, 
3f|atur  unb  9JJenfd)f)eit  gerid)tete  ?^ragen  üerjdjioffen  ^ält.  SGBenn 
;3o^anne§  für  ben  33eruf,  ber  ftc^  au§  bem  ©tauben  ergibt,  über= 
miegenb  negatiue  ©ätje  oermenbet  menn  fic^  unfere  Siebe  barin 
erroeift,  ba^  mir  unfere  ©cele  für  bie  anbern  (äffen,  unb  bie 
©emeinbe  ba§  3fU9"i§  3^fii  baburd^  bercaf)rt,  ba^  fie  für  it)n 
fterben  fann,  fo  ift  and)  am  ©tauben  ber  ^atäftinenfer  bie  33e= 
obad)tung  beutlic^  ju  mad)en,  ha^  fie  tta^  3Sermögen,  im  ©tauben 
ju  leiben,  ri^tiger  unb  t'räftiger  befa^en,  at§  baSjenige,  im 
©tauben  ju  ^anbeln. 

2(u§  ber  Sage  ber  gried)ifd)en  ^ird)e  empfängt  biefe§  ©tauben 
barum  feine  Qkh,  meit  e§  mit  ber  Darbietung  ber  '»ßrebigt  an 
atle  23ölfer  burd)  2ßed)fetroirfung  üerbunben  ift.  :3ot)anne§  nennt 
bem  ©ried)en  nur  biejenige  S^ebingung,  bamit  er  ©otte^  Eigentum 
fei,  metd)e  burd)  bie  ^e^eugung  (£t)rifti  aud)  it^m  uermittett  mirb: 
ha§  ©tauben.  %ixx  ben  ©ried)en  f)at  er  au§  bem  ©oangetium 
atte§  abgefd)ieben ,  ma§  jmar  für  bie  ^^itgenoffen  non  größter 
33ebeutung  mar,  aber  ben  ©riedjen  nid)t  met)r  unmittelbar  be= 
rüt)rt,  unb  für  it)n  nur  burd)  ©rftärung  unb  tlbertragung  praf- 
tifc^e  33ebeutung  geminnen  fann.  3ßir  t)ören  oon  ;3üf)anne§  nid)t, 
ma§  3efu§  einft  fagte,  fonbern  ma§>  er  alten  fagt. 

*I)em  ®ried)en  mirb  uertünbigt,  bafs  er  jum  Seben  berufen 
fei;  bcnn  er  fd)öpft  auä  ber  ^Jiatur,  bie  bi§t)er  fein  üßennifitfein 
beftimmt  t)at,  nur  bie  ©emif?f)eit  feiner  ©terbtid)t'eit ,  unb  vtx- 
langt  nad)  ^^efreiung  uon  bem  2:obe$loä. 

^luf  it)n  nimmt  aud)  bie  Raffung  be§  ©üangelium^  in  feft 
umgrenjte  unb  reid)  gefüllte  '.iU^iriffe  ^Küctfidjt.  (Sr  ift  beö  ^c= 
flriffö  fät)ig  unb  bebüvftig,  unb  foll  becibalb  miffen,  me§l)alb  er  an 
Oefuö  glaubt.    '^\)\n  mivb  bie  „ÄMU)vl)eit"  gezeigt,  alö  bie  '^afiö. 


:Die  Sarbietmifl  beö  ßüangeliumg  an  bie  öriecfjen.  507 

auf  bic  :3efu  SGBerf  geftellt  ift,  beim  beren  2Bert  fennt  auc^  er, 
fo  ba^  Oefu  3(rbeit  burd)  if)re  Se^iefiung  pr  2ßa{)rf)eit  aud) 
ha^,  raa§  ber  ©rieche  befiel,  ert)ält,  unb  n)a§  er  furf)t,  il)m  ge= 
irä^rt.  ®ie  gejc^irf)tüd)en  Kategorien  treten  bagegen  für  tt)n  ju= 
rücf;  benn  bie  griec^ifd)e  @emeinbe  f)atte  noc^  feine  @efd)id)te. 
dagegen  trug  fie  bie  großen  fragen  in  fid),  bie  am  menfdjlidjen 
2öefen  ftetig  I)aften,  nad)  bem  ^eg  §u  @ott,  nad)  ber  2Bat)rs 
^eit,  nad)  bem  Seben.  ^ür  biefe  finbet  fid)  nac^  ber  Überjcugung 
be§  3öf)anne§  bie  Si)fung  in  bem,  ma^  ^efuiS  in  feinem  inroen^ 
bigen  Seben^ftanb  befi^t. 

2(ud)  an  ^^aulu§  t;aben  mir  bei  biefcr  2)arftetlung  ^^fu  ju 
benfen,  meil  ber  ©emeinbe,  unter  ber  3o^o"i^e§  iebte,  oon  ^}ln^ 
fang  an  gefagt  mar:  fie  finbe  im  (Glauben  an  3^fu^  i^^'  l>fil- 
®er  ©öangelift  f)at  if)r  baSfcIbe  nid)t  neu  p  geben,  fonbern  mill 
unb  fann  it)r  geigen,  ba^  fie  burd)  iF)r  ©tauben  ba§  empfangen 
!f)at,  iüa§  ^efu§  f(^uf,  ha^,  moju  er  feine  ganje  ©nabe  fügt. 

'3)er  58rief  unb  bie  Offenbarung  5eigen,  ba^  ;3öt)anne§  bic 
gnoflifd)en  Strömungen  neben  fi^  t)at,  unb  bie  ^J(biüet)r  berfelben 
mag  aud)  an  ber  Haltung  be§  ®oangeüum§  faufal  beteiligt  fein, 
©ie  füunte  mit  baju  fü{)ren,  ha^  ber  ©taube  ber  ^^entralbegriff 
be§  @üangelium§  mirb  unb  nid)t§  neben  it)n  gefteltt  wirb,  wa^ 
it)n  überböte  ober  erfe^te,  unb  roeiter,  ba^  ba§  ©tauben  beftimmt 
auf  ba§  irbifd)e  Seben  3ef»  gerid)tet  ift,  ba^  alle  gnoflifd)en  3;en= 
benjen  al§  blo^  üorüberget)enb  unb  oergangen  t)inter  fic^  liefjen,  um 
in§  ^pimmtifd)e  fid)  ju  oerfteigen.  3öl)anne§  oereint  't>a§  3Bort  unb 
Wj  ^leifd),  bie  emige  ^öirfung  unb  bie  ©efd)ici^te,  ben  irbifd)en 
®ienft  unb  bie  ftete  ©egenmart  .^efu  ju  einer  unäerbred)Iid)en 
@int)eit,  unb  üerfd^lie^t  baburd)  ben  gnoftifd)en  '»^bantafien  ben 
i'Kaum,  bie  ben  "iDianget,  ben  fie  am  menfd)Iid)en  (£^riftu§  rval^X' 
äunet)men  meinten,  burd^  feine  l)immlifd)en  ©d)icEfaIe  unb  Dpera= 
tionen  ergänjten.  @§  ift  möglich,  ha^  ^ol)ann<i§  mit  bem  Urteil 
f d)rieb :  im  531icf  auf  ben  bemütigen,  an§  K'reu§  get)enben  ^uben, 
ben  un§  ^Jiattbäu§  al§  ben  ©efalbten  oorftellt,  liege  ein  au§= 
reid)enber,  burc^fc^lagenber  ©d)u^  gegen  bie  gnoftifd)en  ^^an» 
tafien  nod^  nid)t;  baju  fei  erf orberlid) ,  tta^  im  irbifd)en  fieben 
^efu  ©otte§  ©egenmart  unb  ^^irfen  beutlid)er  aufgezeigt  roerbe. 
'^od)   barf   biefem  ^aftor   nid)t  bie   geftaltenbe  Üxa\i  für  ben 


508  ^ap-  11-    5>of;anneg. 

ganzen  iof)anneifcf)cn  ®Iauben§ftanb  beigelegt  werben,  tüeil  biefe 
poIemifd)en  ^e§ief)ungen  im  ©üangelium  nirgenbg  un§n)eibeutig 
al§  ha§  trcibenbe  9Jiotio  Ijeroortreten.  <3)er  ^einb,  gegen  ben 
ba§  jof)anneifd)e  ©lauben  fein  91ein  beutlicf)  genug  au§fprid^t  ift 
nid)t  eine  einzelne  ©e!te  ober  befonbere  3:f)eoIogie,  fonbern  ber 
gan§e  S3ereirf)  be§  menjc^Iid)en  2)enfen§,  ^anbetnS  unb  2Befen§: 
bic  Söelt. 

2(uf  bie  @Ieic{)artig!eit  unb  33erfc^iebenl)eit  bie  im  @tQuben§= 
ftanb  be§  ^of)anne§  neben  bemjenigen  be§  9}iattf)äu§  üorfianben 
fmb,  wirft  ber  ^rief  be§  ^otianneg  baburc^  ein  f)elle§  2id)t,  ba^ 
feiner  unter  ben  neuteftamentlid)en  53riefen  in  feinem  S^tl  unb 
Qnf)alt  bem  ^a!obu§brief  fo  nai)^  ftel)t,  roie  er.  @leid)§eitig  ftel)t 
aber  ber  ^rief  aud)  mit  ^^aulu§  in  großer  Übereinftimmung. 

9J?it  3afobu§  oerbinbet  if)n,  ba^  auc^  f)ier  bie  gan§e  Untere 
roeifung  baf)in  mirft,  ba^  bie  @emeinfdf)aft  mit  @ott  in  ber 
Seben^fü^rung  fid)  bemäf)re.  ®er  ^rief  fprid)t  jebem  ben  3lnteil 
an  ©Ott  ab,  ber  fid)  im  ^unfein  bemegt,  ber  l)affen  !ann,  ber 
bie  ©erec^tigfeit  nic^t  tut,  1,  6.  2,  9.  3,  10.  9lur  mer  im  Sic^t 
manbelt,  nur  raer  lieben  gelernt  l^at,  mer  unfä{)ig  ift,  ^öfeg  gu 
tun,  t)at  ©Ott  erfannt,  1,  7.  4,  7.  3,  6  ff.  ®er  53egriff  „@ebot" 
wirb  nad)brücfU(^  auf  Gt)riftu§  übertrogen,  ^er  S3eruf  ber  @e= 
meinbe  beftimmt  fid)  bal)in,  ba^  fie  feine  ©ebote  bemat)re;  ba§ 
ift  fad)üd)  ein^  mit  ber  ^en)af)rung  feinet  Sßortg,  2,  4.  5,  7. 
®ie  rücfroirfenbe  33ebeutung  ber  äöerfe  auf  unfer  Innenleben 
mirb  betont.  %u§  ben  böfen  3ßerfen  entftel)t  ber  ^a%  ber  ben, 
n)eld)er  ba§  ®ered)te  tut,  oernid)ten  mill,  3,  12.  '3)ie  Siebe,  in 
n)eld)er  ber  ganjc  SBille  ©otte§  unb  ^yefu  fein  ^^iel  Ijat,  mirb 
crft  baburd)  jur  ^JOBaf)r{)eit,  ba^  fie  ^at  roirb,  3, 18.  4,  20. 

^a^  bie  ©emeinfd)aft  mit  ®ott  int  .f>anbcln  feftgcljalten 
roerbc,  befommt  ben  ooUen  Gruft  einer  "öebingung  für  ben  ^ort^ 
beftanb  berfelben.  (&§  gibt  feinen  !Cerbanb  mit  @ott  o\)m  ben 
burd)  it)n  beftimmten  Iföiüen  unb  bie  il)m  cntfvrcd)cnbe  %at, 
'ülnx  t)ieran  l)abcn  mir  ba^  .Uennseid^en ,  baf?  mir  ©ott  fcunon, 
im  (Sl)riftuö  fiub  unb  bleiben,  au^  ©ott  geboren  finb  unb  im 
üöUigen  iöcfi^  feiner  Siebe  ftef)cn,  2,  5.  29.  3,  G  ff.  10.  4,  12. 
•iBonn  bie  Siebe  ,^um  trüber  entftanben  ift,  bann  ift  ber  nber= 
gang  nom  Tob  inö  Scbcu  oolljogen,  3, 14.    'Darum  l)ängt  an6) 


3)ie  ßinfieit  mit  ^afobiig.  509 

bie  furd)tIoje  ^^reubigfeit  be§  9Jienfd)en  üor  @ott,  bie  TtagQiqaia, 
Don  ber  Siebe  ab.  äßeit  in  Ttaggriaia  bie  33eäiel)ung  be§  33egnp 
auf  bag  SBort  nicf)t  oerfdjrcinbet,  t)ebt  fte  ^ol^anne^  teit§  für 
jenen  SJloment  l)erüor,  rao  bie  ©emeinbe  vov  bem  rcieber  mit 
ii)x  Dereinigten  (£f)riftu§  fte!^t  unb  i^n  nun  fröf)Uc^  anreben  barf, 
2,  28.  4,  17,  teils  für  bie  an  @ott  gerid)tete  ^itte,  3,  21.  5,  14. 
©oroot)!  im  @erirf)t  mie  im  ©ebet  ift  folc^e  ^reit)eit  unb  ^u- 
üerfidjt  unfere§  2öorte§,  mie  burd)  ba§  ©tauben,  5,  14.  2,  28, 
fo  auc^  burd)  ba§  Sieben  bebingt,  3,  21.  4,  17.  2)enn  bie  5urd)t 
meiert  nur  ber  Siebe.  21u§  ben  3Berfen  erlangt,  um  mit  ^afobuö 
äu  reben,  ha^^  ©tauben  feine  93olIftänbigfeit. 

'^k  retigiöfe  Sage  in  5^teinafien  t)at  ;3ot)önnf^  5U  einem 
ernften  5?ampf  gegen  eine  3uoerfid)t  beroogen,  bie  fid)  neben  ba§ 
Söolten  unb  ^anbeln  fetbftänbig  fteltt  unb  mit  böfem  3Boltcn 
ben  ^ilnfprud)  an  ©otte§  ©emeinfd)aft  üerbinben  ju  fonnen  meint. 
9Jlit  ber  ^^erroarnung  berer,  iüe(d)e  „fagen,  fie  t)ätten  ©emein= 
fd)aft  mit  @ott,  t'ennten  it)n,  feien  im  Sid)t,  liebten  ©ott",  im 
©egenfa^  jum  n)irflid)en  Staub  if)re§  2ßiüen§  unb  Seben§,  mieber- 
l)oIt  er  ha^  ©trafmort  be§  ^afobuä  gegen  ba§  oerborbene  unb 
uerberbenbe  ©tauben ')  unb  fe^t  jugteid)  ben  Slampf  ;^efu  gegen 
baSfetbe  fort,  ben  er  aud^  im  ©oangelium  mit  großer  ^i(nfd)au= 
tid)feit  ertennbar  ma^t.  @§  mirb  ibm  be§()alb  gu  einem  ^aupt= 
anliegen,  ber  (£t)ri[lenl)eit  bie  5t'enn§eid)en  einjui^rägen,  an  meldjen 
fie  bie  @d)tl)eit  unb  Sebenbigfeit  ibrer  ^egieliung  ju  ©ott  unb 
^efu§  meffeu  fann.  @§  follen  bie  (Selbfttäufd)ungen  au§gefd)loffen 
bleiben,  ^er  $irief  ermedt  in  ben  Sefern  bie  fritifd)e  ^^unftion 
unb  rid)tet  biefe  gegen  bie  ^erul)igung  in  ber  blo^  inteüeftuellen 
3lneignung  ber  (3ahi  ®t)rifti. 

®ie  llnjerreiparfeit  be§  3wfö»""e"I)Q»9§  jmifc^en  bem 
©tauben  unb  Sieben,  ber  33eiuat)rung  be§  ^JBorteei  3^1«  "«"^  ber= 
jenigen  feinet  ©ebot§,  ift  barin  begrünbet,  ba^  ba§  ©ebot  ©otte§ 
unb  ^efu  unmittelbar  au§  it)rem  eigenen  SBollen,  ^anbeln  unb 
äßefen  folgt.  2Beil  ©ott  Sic^t  ift,  fann,  raer  an  it)m  teil  t)at, 
nid)t  in  ^-infterniS  manbeln,  1,  5  ff.  ^JÖBeil  in  3^fu§  feine  ©ünbe 
ift,  barum  fönnen  mir  nic^t  fünbigeu,  3,  5  ff. ;  weil  er  gered)t 

*)  !üon  einer  '^.^olemi!  gegen  '^^auluö  511  )pied}en  luäre  l)iei-  üoUenbs  töri(f)t. 


510  Aap-  11-    So^anneg. 

ift,  barum  muffen  xoix  bie  ®ererf)tigfett  tun,  3,  7.  2,  29.  @r  ift 
mit  feinem  eigenen  ^anbeln  für  un§  ba§  33eifpiel,  bie  91orm, 
ba§  @efe^;  mir  foUen  manbeln,  roie  er  rcanbelte,  2,  Q,  in  ber 
Söelt  fein,  raie  er  ift,  4,  17.  ^er  SGßiberftanb  gegen  ©otte§ 
Sßiüen  gerftört  barum  bie  2Serbunbenf)eit  mit  il)m  ganj;  bie 
Trennung  oon  ^efu  ©ebot  oerliert  if)n  üöüig.  %tx  Slnfpruc^, 
in  einer  (Semeinfd)aft  mit  i^m  ^u  ftel)en,  bie  hod)  auf  bie  @e- 
ftatt  be§  perfüittidt)en  Seben§  einflußlos  bleibt,  ift  baburd)  a(§ 
Süge  errciefen,  meit  er  trennen  ju  fönnen  üorgibt,  maS  nid)t 
trennbar  ift.  @ott  ift  nie  gegenmärtig  ol^ne  feine  Sid)t  gebenbe 
i?raft,  Gfiriftug  nie  t)orI)anben  o^ne  feine  üon  ber  ©ünbe  ge= 
fd)iebene  unb  fd)eibenbe  @ered)tigfeit. 

^ie  normatiüe  ©ettung,  bie  @otte§  unb  ^efu  SBefen  unb 
5öerf  für  un§  {)aben,  ergibt  fid)  aber  nid)t  bloß  barau§,  ha^ 
mir  an  it)nen  einen  begriff  üon  bem,  rcaS  @ered)tig!eit  unb 
Siebe  fei,  geminnen,  fonbern  nod)  mef)r  barau§,  baß  fie  aftio 
unf  ere  Seben§geftalt  beftimmen  unb  un§  unfere  Sebenbigfeit  gemäl)ren. 
®er  ©laubenbe  ift  au§  @ott  erzeugt,  5^inb  ®otte§  in  bem  ©inn, 
baß  ©Ott  fetbft  bie  Urfad)e  unb  ber  33ilbner  feiner  Sebenbigfeit  ift. 
SGBeit  er  au§  ©ott  ift,  ift  er  and)  in  bie  ©leidiartigfeit  beS  3Ser= 
l)alten§  mit  it)m  I)ineinoerfe^t,  fo  ha^  eine  Sofung  oon  ber  <Sünbe 
in  ii)m  begrünbet  ift,  beren  reinliche  @efd)IoffenI)eit  ^ül)anne§ 
mit  bem  erhabenen  Sßort  fijiert  ^t:  er  t'ann  nid)t  ^-ööfeS  tun; 
c§  ift  für  it)n  eine  Unm5glid)feit,  3,  6  ff. 

(Sbenfo  nat),  mie  bem  SBiüen,  ift  @ott  aud)  bem  'J)enfen 
ber  ©laubenben.  ®cr  (Seift,  mit  bem  ©ott  fie  gefalbt  I)at,  wirb 
it)nen  jum  fie()rer,  unb  bie  3uüerfid)t,  bie  fid)  auf  biefe§  göttlid)e 
©eben  rid)tet,  ift  ebenfalls  unbegrenjt:  if)r  miffet  bie  3ßa()rbeit; 
ber  ©eift  Iet)rt  aüe§,  2,  27. 

'I)urd)  biefe  6ä^e  ift  unfere  gejammelte  5Iufmerffamteit  auf 
bcn  23erlauf  unferer  £eben§arbeit  gerid^tet,  jebod)  ot)ne  baß  fid) 
barau§  eine  "i^ertct^ung  be§  ©lauben§  ergäbe.  8ie  .zeigen  inel= 
mel)r  burd)  it)re  ein  ©an.^eS  au§fagenbc  ©efd)loffenl)eit,  ha^]  fie 
ausf  bem  ©tauben  entftet)en,  fomit  aud)  nur  burd)  ©tauben  fid) 
ju  ert)altcn  oermögen.  :^l;ol)anne§  geminnt  fie  au^  bem  iM\d  auf 
ba§,  mag  ©ott  unb  (^briftuö  finb  unb  tun,  uid)t  aucs  bor  tk-- 
obadjtung  ber  (£l)riftent)eit,   nidjt  auö  ber  ©rfaljruug  ober  'äe= 


2)ie  6tnf)ett  mit  Sa^obuä.  511 

rec^nung  tf)rer  eigenen  Seiftung.  '3)af)er  marfjen  un§  btefe  ©ätje 
burc^  tl)re  ©id)erf)eit  unb  ©eraipeit  roteber  bie  ganje  ^errlid)feit 
be§  apoftolifd)en  @Iauben§  fTrf)tbar.  ^oI)anne§  wei^  fid)  unb 
alle  ©laubenben  nirf)t  nur  teilraeife  unb  fümmerlirf),  fonbern  ganj 
üom  33üfen  unb  uom  Sßa^n  gejrf)ieben.  ®a§  Raffen  unb  ^srren 
ift  für  fie  »ergangen,  genau  ebenfo,  rcie  er  um  (5l)rifti  willen 
ben  2:0b  für  »ergangen  l)ätt,  ba  er  au§  bentfelben  in  ba§  Seben 
t)inübergefdf)ritten  ift. 

©benfo  roenig,  raie  fonft  im  ^t.  X.,  frf)lägt  auc^  bier  bie 
3Sollenbetl)eit  be§  ®lauben§  in  ^anati§mu§  um,  in  eine  3Ser= 
blenbung,  bie  ben  tatfäd)lirf)en  33erlauf  be§  Seben§  nic^t  meljr 
fäl)e,  an  ber  .^errlid)feit  be§  @otte§ben)U^tfein§  bie  n)al)rf)aftige, 
frf)arfbli(fenbe  ©elbftbeurteilung  erftidtte,  unb  bie  ^-8en)eglid)feit 
unb  ©cit)rcad)l)eit  unfereg  2Bollen§  in  bie  SJJad^t  @otte§  oerfinfen 
lie^e.  Sine  folc^e  2)eutung  ber  ba§  ©lauben  au§fpred}enben 
SBorte  liegt  bei  3ol)anne§  fd)einbar  ttma^  nä^er,  meil  er  fie  mit 
fentensiüfer  5^ür§e  al§  fd)led)t^in  gültige  3(u§fprüd)e  gibt.  'I)iefer 
(Sd)ein  l)aftet  aber  nur  an  i^rer  ^orm  unb  ift  t)ier,  ebenfo  roie 
im  übrigen  bleuen  ^^eftament,  falfd).  S3or  ber  (5opl)iftif,  n)eld)e 
fagt:  mir  l)aben  nid)t  gefünbigt,  uor  ber  Unf äl)igf eit ,  bie  roirf= 
lid)e  Sefd)offent)eit  unfere§  2öüllen§  unb  ^anbeln§  su  fef)en, 
mornt  ja  ber  ^rief  au§brücflid),  al§  oor  bem  alle§  üerberbenben 
3^all.  @r  fiel)t  in  fold)er  "i>erblenbung  nid)t  bie  'Betätigung, 
fonbern  bie  ^ßi^ftöi'ung  be§  ©lauben^.  ^n  ber  33erbunbent)eit 
®otte§  mit  un§  ift  ber  3(usif d)lu^  ber  Süge ,  bamit  aud)  ber 
©elbftred^tfertigung  gegeben,  1,  7.  ®a§  ganje  (Sd)reiben  mit 
feiner  Stnleitung  5ur  ©elbftprüfung,  mit  ben  fritifd)en  3Ha^ftäben, 
burd)  bie  e§  ba§  Unterfd)eibung§üermügen  ber  ©emeinbe  ftärft, 
märe  überflüffig,  wenn  jenes  Unoermögen  jum  ^öfen  pl)t)fifd) 
ober  med)anifd)  alö  ein  millenlofeS  ä>erfinf'en  in  @otte§  l)eiligenbe 
3tlln)irffamteit  gebadet  märe. 

'2)ie  bem  ©tauben  eignenben  @emi$^eiten  t)inbern  bie  flare 
©rfaffung  ber  SGBirf lid)l'eit  nid)t ;  fie  werben  aber  aud)  ni^t  burd) 
bie  in  ber  @rfaf)rung  liegenben  Störungen  unb  SBiberfprüd^e 
erfd^üttert.  ^em  ©laubenSwort:  wir  fönnen  nid)t,  nid)t  nur: 
wir  bürfen  nid)t  fünbigen,  ftel)t  nid)t  bie  SSer^weiflung  pr  ©eite 
für  ben  ^-alt,  ba^  jemanb  fünbigt,  fonbern  ba§  ©lauben  erhält 


512  Äf'P-  11-    Sof)anne§. 

fid^  and)  bann,  n)eil  ha§  göttlid)e  ^ßer^eitien  in  bie  23ert)unben= 
!^eit  @otte§  mit  un§  eingejrfitoffen  ift.  @ben  be;§^alb  cerlangt 
:3of)anne§  bcn  ^ßerjic^t  auf  alk§  fiügen  unb  ben  reblidjen  3öillen, 
roeld)er  ^z^u  ©ebote  plt,  raeil  loir  bamit  audf)  ha§  götttirf)e  3Ser= 
geben  empfangen,  roelc^e§  ein  in  (Selbfttäufd)ungen  I)inabfint'enber 
ß^riftenflanb  oerlicrt.  S)aran,  ba^  O^fu^  gleichzeitig  al§  33or= 
bilb  für  un§  wie  al§  ber  un§  bie  @emeinf(i)aft  mit  ®ott  ©ebenbe 
üerfünbigt  unb  fein  Xot)  ebenfomot)!  at§  33ergebung  rcirfenb  mie 
al§  S3eifpiel  für  unfer  dienen  unb  Sieben  bargeftellt  roirb,  §eigt 
fid)  bie  enge  'iöerbunbent)eit,  in  ber  für  ^oI)anne§  ba§  ©tauben 
unb  i^anbetn  ftetig  ftet)en.  SJiit  ber  burd)  ba§  ^eifpiel  gegebenen 
33erpflid)tung  jum  .^anbeln  entftef)t  für  it)n  fein  ©taubenSbrud). 
^enn  ber  ©taube  beftimmt  notraenbig  bie  S^otalität  unfere§ 
Seben§,  atfo  aud^  bie  oon  un§  mit  bem  ©infa^  unfereg  eigenen 
3öitten§  au§§uübenbe  ^]]ftic^t. 

^aburd^  ftettt  fid)  ba§  jio!^anneifd)e  ©tauben  in  bie  SOlitte 
5roifd)cn  basjenige  beö  ^at'obu§  unb  ba^jenige  be§  '»Paulu§.  Sluct) 
mit  bem  te^teren  t}at  e§  groj^e  ©emeinfamfeiten,  fo  menig  bie 
Formeln,  in  bie  e§  gefaxt  ift,  au§  '|>aulu§  entlehnt  ober  mit 
it)m  übereinftimmenb  finb.  Sieben  bem  pautinifd)en  93eräid)t  auf 
bie  eigene  ^ed)tf ertigung ,  neben  bem  ©eftänbni§,  er  fei  „oI)nc 
@ntfd)ulbigung",  avaTtolöyriTOQ,  ftet)t  ba§  jot)anneifd)e  SBort  gegen 
ben  „Sügner",  ber  fagt,  er  t)abe  bie  ©ünbe  nid)t  auf  fid)  al§ 
©d)utb  ober  er  \)aht  fie  nid)t  begangen.  9?eben  ber  Zuteilung 
ber  ©ered)tigfeit  an  ben  ©taubenben  ftet)t  ba§  ,^ot)anneifd)e : 
5tinbtein,  bie  ©ünben  finb  eudj  uergeben.  ■:)kben  bem  ^föort: 
mir,  bie  mir  ber  ©ünbe  geftorbcn  finb,  womit  ^-^^aulug  bie  fitt- 
lid)e  ^-rage  erlebigt,  ftet)t  ba§  ,vVo()anneifd)e :  er  fann  nid)t  fün= 
bigen,  unb  neben  bem  ^^aulinifd^en :  ber  uom  ©eift  ©elcitete  er- 
fürfd)t  alteg,  ba§  3üf)anneifd)e:  ba§  6alböl  let)rt  atteig.  ^iefe 
©ctt)i^t)eitcn  finb  fo  int)alt§üoU  unb  fo  gef Stoffen,  roie  jene. 
(Sbenfo  ftet)t  neben  ber  5lnmenbung  ber  fitllid)en  ^OJovmcii  auf 
bog;  (£()riften leben  bei  ^^hiuIuö  mit  bem  (Ergebnis,  baf?  gomiffe 
iBorgängc  fct)r  ernft  al§  fünblid)  gerichtet  merbeu,  txx^  ;\oI)an= 
neifd)e:  „menn  jemanb  fünbigt"  2,  1,  unb:  „menn  jcmanb  jum 
Xobe  fünbigt",  5,  Hi. 

(Sbcnfo  bcutlid)  roic  bei  ^auluS  ^eftet  fid)  bei  ^ot)anne§ 


3)ie  (iinl^eit  mit  ^:^auhtg.  513 

an  ba§  ©lauben  ha§>  ^eiru^tfein,  e§  fei  ba§  etf)ifrf)  rirf)tige  !Cer= 
t)alten,  unb  fein  ©egenteil  (Sünbe.  SCBie  ^auluö  gtaubenb  @ott 
bie  @f)re  gibt,  fo  ef)rt  ^of)anne§  glaubenb  bcn  ©ot)n  unb  in 
biefem  ben  3Sater.  2lber  bei  beiben  bleibt  ber  ©ebanfengang  Don 
ber  Sßertung  be§  ©tauben^  alö  einer  Derbienftlirf)en  %at  gänjlid) 
gefrf)ieben,  unb  bie  faufate  9Ha^t,  bie  if)m  eignet,  roirb  nie  au§ 
ber  @nabe  be§  (Sf)riftu§  in  ba§  ©tauben  al§  menfrf)lirf)e  ^at 
t)inüber  üerlegt. 

^iefe  @int)eit  mit  '»Paulu§  cntftef)t  barau§,  ba^  bei  ^of)anne§ 
roie  bei  ^^autu§  ba§  ganje  religiöfe  ^enfen  unb  Sßollcn  mit  be= 
munter  ^larf)eit  auf  (£f)riflu5  t)ingen)enbet  ift.  ^eibe  habm 
gleirfjartig  am  ©tauben  an  :3efu§  bie  Söurjel  unb  33afi5  it)rer 
ganzen  ^rommigfeit  unb  faffen  ba^felbe  ai^  bie  5ßerfe^ung  in 
eine  @emeinfd)aft  mit  Gt)riftu§,  bie  ailt§,  voa^  biefer  ift  unb  i)at, 
für  un§  mirffam  unb  frurf)tbar  mad)t.  ®ie  ©en)i^t)eit,  „in  it)m 
ju  fein"  ift  t)ier  ebenfo  energifcf)  entmirfelt  mie  bort. 

9^ur  im  einen  unb  felben  ^egrünber  unb  Empfänger  be§ 
@lauben§  f)at  biefe  i\bereinftimmung  it)re  Urfad)c,  nid)t  in  ^\ad)= 
af)mung  ober  einer  bie  ^^rebigt  be§  'l^aulu^  fid)  aneignenben  ''M-- 
t)ängigfeit.  '3)iefe  Deutung  ber  f)ier  beobad)tbaren  Ubereinftim^ 
mung  ift  baburd)  auSgefd^loffen,  ba^  fxc  in  n)efentlid)en  "«^^unften 
mit  einer  eigenartigen  ©eftaltung  be§  inneren  Seben§  uerbunben 
ift,  meiere  bie  iof)anneifd)en  Sä^e  beftänbig  in  eine  geroiffe  Ent- 
fernung oon  ^aulu§  rücEt. 

2öer  freiließ  meint,  ba§  ©uangelium  3efw  f)abe  fid)  erft  a\i= 
mäf)li(^  jenfeit§  be§  ilreife^  ber  erften  jünger  in  baö  ©oangelium 
com  gefommenen  GI)riftu§  üerrcanbelt  unb  bemgemä^  fei  aud) 
ber  üon  ^t\u^  gelef)rte  ^^rooibensglaube  erft  allmät)lid)  jum 
©tauben  an  Sefu§  entartet,  mu§  :3üt)anne§  jum  ©d)üler  unb 
^^]ad)at)mer  be§  ^aulug  mad)en,  rceil  biefe  Umbilbung  ber  ur= 
fprüng(id)en  ^römmigfeit  nid)t  unabl)ängig  uoneinanber  an  jroei 
©teilen  in  gleid)artiger  Seife  fid)  zugetragen  l)aben  mirb.  3lllein 
mijgen  mir  bie  3}]ad)t,  mit  ber  '»|.^aulu§  bie  ganje  ^ird)e  bemegt 
t)at,  nod)  fo  bod)  werten,  bie  Ü^orftellung :  erft  *'^^aulu§  t)abe  ben 
auf  6;t)riftug  belogenen  ©laubensftanb  gefd)affen,  ift  mit  ben 
vaulinifd)en  'Dofumenten  oöllig  unoereinbar,  ba  biefe  il)n  nie  in 
einer  ifolierten  Stellung  seigen,  al§  ftänbe  er  mit  feinem  ©tauben 

Sctitatter,  2er  ®tou6e  im  9}.  Xcft.  33 


514  ^fip-  11-    SoI;anueg. 

an  ^efus  allein,  fonbern  beftänbig  fxrf)tbar  mad)en,  ha^  er  fid) 
in  einer  ©emeinfdjaft  befinbet,  bie  im  ©lauben  an  ^e']n§  if)ren 
©yiftenjgrunb  t)at.  „3öir  finb  an  ben  ®{)riftu§  ^t\vL§>  gläubig", 
ha^  ift  bei  ^aulu§  nid)t  nur  fein  eigene^  ^e!enntni§,  fonbern 
wirb  Don  il)m  auSbrücfüd)  al§  ha^  be§eid)net,  xüa§  bie  g^ütjrer 
ber  ®^riftent)eit  ^erufatem§,  barunter  and)  ^ot)anne§,  mit  it)m  eint. 

'2)ie  ©elbftänbigfeit  be§  ^üt)anne§  5eigt  fi(^  fd)on  baran,  ba| 
ibm  baä  Iogif^=analr)tif(^e  33ebürfni§  unb  SSermögen,  ba§  ben 
9?ömerbrief  f)erüorgebrad)t  t)at,  ebenfo  fremb  bleibt,  mie  ^atobug. 
@r  teilt  mit  biefem  ben  eilenben  S3li(f,  ber  über  alle  3"'ii'^ß"= 
ftufen  unb  3)]ittelformen  t)inn)eg  mit  bem  prinzipiellen  9J]oment 
bie  2::ütalität  feiner  SKirlungen  3ufammeufd)lie$t.  @r  l)at  fein 
^ebürfnig,  etroaS  ftücfmeife  gu  beuten  unb  §u  fagen,  5uerft  bie 
9legation  gu  entfalten,  um  bann  erft  bie  ^ofition  folgen  5U  laffen, 
ben  9Jienfd)en  für  fid)  xnB  2tuge  gu  faffen,  um  bann  erft  p 
©otteg  Xat  emporjufteigen,  5unäd)ft  'i)a§  ^ki}d}  in  feiner  eigenen 
^^egung  5U  beobachten,  unb  l)ernad)  ben  ©eift  in  feinem  SOBerf. 
(Sr  fd)aut  unb  fagt  ftet§  ha§  ©anje,  barum  and)  ftet§  ba§felbe, 
inbem  er  mit  einer  bem  5^rei§lauf  i)ergleid)baren  ^emegung  be§ 
©ebanfeng  ein  unb  baSfelbe  Dbjeft  immer  neu  an  fid^  5iet)t. 
2)iefe!§  ift  aber  nid)t,  roie  im  ^rief  be§  ^a!obu§,  ber  3[l|enfd), 
fonbern,  mie  bei  ^aulu§,  3efu§,  ben  er  unoermanbt  al§  ben 
(Srunb  unb  3nt)alt  feinet  Seben§  nor  fid)  l)at.  ®arum  ift  it)m 
bie  göttlid)c  Spt)äre  nid)t  üerl}üllt;  nielmet)r,  wenn  er  feinen 
gani^en  ©ebanfengang  in  eine  2lu5fage  über  Giott  jufammenfa^t, 
fo  l)ebt  biefe  nid)t  feine  @rl)abenl)eit  über  unä  Ijeroor,  fonbern 
fein  für  un§  offene^,  gebenbe^i  SCßefen,  roie  c§  unfern  'i>erbanb 
mit  il)m  begrünbet:  „^id)t  ift  er",  1,  5,  mie  ^ol)anne§  bieg  an 
bem,  ber  a{§  ha^  Sid)t  in  bie  ^^elt  gefommen  ift,   gefel)en  t)at. 

'2)ie  2lntitl)efc,  bie  fid)  burd)  ba§  ganjc  jül)auucifd)e  '3)enfeu 
äiel)t  imb  bewirft,  ba^  am  ©tauben  mit  feinem  pofitioen  :^n{)alt 
jugleid)  feine  uegatioe  ©eite  unb  abnu'brenbe  .^(vaft  fväftig 
empfunben  unb  bargcftellt  ift,  bctommt  jiuar  aud;  bei  :3»-^l)<^nneö 
i^rc  ©d)ärfc  baburd),  bafs  ber  ett)ifd)e  ®egenfa^  fie  erj^eugt. 
©teid)n)ol)l  ift  fie  mit  bcrjeuigcu,  bie  *^^aulus>  in  fid)  trägt,  nid)t 
gonj  ibentifd).  liöäbrenb  für  ^]>aulu'^  beibo  ©lieber  feiuc^o  @egen= 
fa^eg:   ^Icifdj   unb   ©eift,   felbftifd)esi  ©elüften   unb    giUtlid)eä 


35ic  Unterfd^iebe  oon  ^ouhtö.  515 

Sieben,  menfd)ttcf)e§  Unrerf)t  unb  göttlicf)e  ®ered)tigfeit,  in  feine 
eigene  ©rfa^rung  faden,  fo  ba§  er  beibe  burd)(ebt,  jief)!  bie 
jof)anneifrf)e  5tntitt)efe  bie  (Scf)eibung  burd)  bie  9Jlenfd)f)eit  burd), 
unb  trennt  innert)alb  berfelben  bie,  roelc^c  (5t)rifto  gef)ören,  unb 
bie,  raelrfje  boS  in  fic^  f)aben,  rva§  bie  9J?enfd)f)eit  f)at  unb  gibt. 
^af)er  ift  bie  abn)ef)renbe  2:enben5  be§  ©tauben^  ^rcar  in  beiben 
mad)tDolI  entfaltet,  I)at  aber  bei  ^au(u§  be§f)a(b  eine  befonbere 
©nergie,  rceit  if)re  ootle  2ßurf)t  ba§  eigene  ^6)  trifft. 

Stuf  bie  üetfrf)iebene  ^^affung  ber  3Intitf)efe  roirft  ein,  ba^ 
:^ot)anne§  nur  biejenigen  33orgänge  in  feine  3tufmerffamfeit  5iet)t, 
bie  firf)  innerf)alb  be§  beraubten,  perfönlirf)en  Seben§  DüÜ5iet)en. 
^aulug  fie^t,  inbem  er  Dom  '^k\\d)  unb  uom  ©eift  fpric^t,  über 
ha§,  n)a§  int  ^ercu^tfein  gefc^ief)t,  ^inau^  auf  ha§,  rva§  biefeö 
bebingt.  ®a§  menfd)lid)e  Söollen  i)at  entroeber  in  ber  9?egung 
be§  ^'leifd)e§  ober  in  ber  Söirfung  be§  ©eifte^  bie  eä  beftimmenbc 
3Jlad)t.  ^^o^finneä  fd)aut  auf  bie  eint)eitüd)e  '»^erfon,  bie  er(eud)tet 
ober  bunfel  ift  unb  al^  Sillen  ba§  Sieben  ober  Raffen  in  fid) 
trägt,  ^reilid)  ftet)t  über  it)r  ber,  ber  fic  erzeugt  unb  Ien!t;  bie§ 
ift  aber  nid)t  eine  ^otenj  an  if)r,  fonbern  bort  @ott,  ber  ©eber 
be§  Sid)t^,  ^ier  ber  33öfe  mit  feiner  nerblenbenben  Mad)t 

Söeit  ^^au(u§  ha^  ©tauben  baburc^  begrünbet,  ba^  er  fid) 
felbft  rid)tet  unb  auf  jebe  @ntfd)ulbigung  für  fid)  oer5id)tet,  ^ebt 
er  an  ber  ®aht  ®f)rifti  bie  9Iuft)ebung  ber  «Sd^ulb  al§  ba§  erfte 
t)ert)or,  bem  jeber  weitere  Stnteil  an  ©otte^  ©nabe  erft  folgt. 
Sßenn  ^oI)anne§  bagegen  ^cfu  ©abe  mit  bem  Seben^gebanfen 
befct)reibt,  fo  bleibt  er  ^roar  nid^t  I)inter  ben  paulinifdien  3lu§= 
fagen  über  biefelbe  surüd;  benn  e§  ift  mit  bem  ©ered)tfertigt= 
Sßerf  ö!^nt=  mit  (£I)rifto  3Iuferftanbenf  ein  gleid)n)ertig,  roenn  3oI)anne^ 
bie  ©emeinfd)aft  mit  :3efu§  al§  eroigeg  Seben  fd)ä^t.  ^n  bie  gött= 
Iid)e  ©abe  ift  er  aber  baburc^  nerfe^t,  ba^  ^efug  it)n  mit  fid) 
oerbunben  unb  barum  üon  ber  SQBelt  gefd)ieben  t)at.  ^atjer 
finben  mir  bei  i^m  feine  parallele  ju  jenem  ©riff  nad)  ^efu  2;ob 
unb  Slufermecfung,  al§  bem,  n)a§  unfern  eigenen  (Staub  nor  ©ott 
beftimmt,  mie  it)n  ^|^aulu§  t)at,  aud)  feine  ^;|5araüele  §um  ©egen= 
fa^  §mifd)en  bem  ©efe^  unb  6:f)riftu§,  fo  ba^  baö  ©tauben  noin 
©efe^  t)inmeg  f)inauf  ju  6;f)riftu§  fc^aut.  ®af)er  t)at  er  aud)  ben 
©egenfa^  Sroifc^en  bem  ©tauben  unb  bem  Söirfen  nid)t.    ©r  f)at 


516  ^"P-  11-    So^anneä. 

jroar,  vo'xe  ^aniu§,  mit  bem  ©lauben  ha§  ©eftänbniS  üerbunbcn, 
womit  mir  aüe§  Sügen  unb  bie  (^(ud)t  in  bie  ^infterm§  abfto^en, 
1 1,  8 — 10,  unb  beroal)rt  baburd^  an  einer  I)öd)ft  roi(i)tigen  ©teile 
bie  ®in^eit  mit  it)m.  ®r  orbnet  aber  bie  ©oben  @otte§  nic^t  fo, 
ba^  auf  bie  9f{ec^tfertigung  ber  ©tanb  im  ^rieben  mit  @ott  folgte, 
fonbern  fagt  bem,  ber  in  ha§  Sic^t  unb  bie  Siebe  geftellt  ift,  bie 
!ißergebung  p,  bie  i^m  ^efu§  in  ber  5^raft  feine§  ^obe§  geroäbrt. 
„SBenn  mir  ®emeinfd)aft  miteinanber  t)aben,  mad^t  un§  ^z\u  33lut 
rein",  1 1,  7.  ®amit  ftet)en  mir  bid)t  neben  9Jlattt)äu§  unb  bem 
Unfer  SSater:  menn  it)r  »ergebt,  mirb  eurf)  oergeben,  meil  ha^ 
'Vergeben  bie  Störung  ber  (Semeinfc^aft  aufl)ebt  unb  bie  3Sor= 
bebingung  ju  bem  ift,  moran  ^ot)anne§  ben  ©mpfang  ber  3Ser= 
gebung  !nüpft. 

©te^t  bie  53ebeutung  ber  paulinifcf)en  "i^rebigt  barin,  t)a^ 
fie  bie  3Ser!ünbigung  ^t\u  mit  bem  ett)ifd)en  SRotiu,  mie  e§  fid) 
im  (2d)ulbberou^tfein  in  un§  regt,  auf§  feftefte  eint,  fo  t)at  bie 
j[ot)anneifd)e  2:l)eologie  il)re  33ebeutung  barin,  ha^  fie  biefelbe 
ebenfo  feft  mit  bem  religiöfen  9Jlotio,  mit  ber  in  un§  oorljanbenen 
®eroi^t)eit  @otte§,  oereint.  @ntbel)rlid)  merben  it)m  jene  ^ai)U 
reid)en  unb  int)alt§üollen  paulinifc^en  ©ä^e  be§f)alb,  meil  t>a§  im 
©tauben  an  ^efu§  entftanbene  religiöfe  33ert)ältni§  feinen  ganzen 
Sebenäftanb  mit  (Sinfd)lu§  aller  fittlid)en  '-8ert)ältniffe  beftimmt. 
@r  l)at  be§t)alb  in  feinem  ©lauben  alle§,  roa§  ^^aulu§  burc^  jene 
3:t)efen  fid)  fpejiell  in§  33emu^tfein  f)ebt. 

G§  ift  nid)t  ricf)tig,  oon  ben  beiben  Formeln,  tum  benen 
bie  eine  bie  2luf^ebung  ber  ©d)ulb  an  ben  Einfang  ftellt  unb 
ben  tätigen  ®ienft  ©otte§  auf  fie  begrünbet,  bie  anbere  oon 
biefem  au§  ju  jener  füt)rt,  blofj  bie  eine  ober  bie  anbere  al§  bie 
ct)rifttid)e  unb  eoangelifd)e  ju  beäeid)nen.  '^ie  negatioe  unb  pofitioe 
Seite  an  ber  erlöfenben  Xai  @otte§,  bie  Söfung  oon  ber  ©ünbe 
unb  bie  53ilbung  einer  gcred)ten  Seben^geftalt  finb  ungeteilt  ein§; 
barum  ftellen  fid)  bie  33ejiel)ungen,  mie  bei  jcber  cd)ton  @inl)eit, 
allfeitig  ämifd)en  ibnen  ber.  '3)ic  göttlid)c  ©nabc  fül)rt  ebenfo* 
mo^l  üon  ber  ®leid)geftaltung  mit  beut  göttlid)en  ^JCBillen  in  ben 
33cfi^  ber  lißcrgebung,  mie  oom  göttlidjen  33ergeben  ^ur  ®ered)tigfeit. 

Xcmgenuüf?  ,^ertogt  fid)  and)  baö  Wlauben  bei  v'sobnnnc'?  nid)t 
in  einen  /Ijoppclaft,  fo  ba{3  bie  Cüinfeljr  in  m\^  felbft   unb  bie 


3)ie  Untcr)cl)iebe  Don  '^^auhts.  i         517 

3ufef)r  5U  ©ott,  bic  33cjat)ung  be§  SJIangelg  unb  biejentgc  ber 
@abe  ooneinanber  unterjd)ieben  mürben.  ^Jllle§  ift  im  *i>erftänbm§ 
ß^rifti  befd)Ioffen.  ®arum  t)ebt  firf)  aucf)  bei  ^aulu§  bic  2luf= 
rirf)tung  be§  ;3ct)5  gur  neuen,  nun  burd)  ©otte§  2öabri)eit  unb 
Siebe  befrucf)teten  Stftion  beutlid)er  oom  ©lauben  ah  al§  bei 
^ot)anne§.  '3)ie  freubige  9iegfamfeit,  mit  ber  fic^  ^aulu§  qI§ 
S^räger  be§  t)erfö{)nenben  ®otte§roort§  an  alle  roenbet,  fommt 
im  iof)anneifd)en  ^rief  nid)t  nod)maI§  jum  3lu§bruc!.  '9iid)t  bie 
2(u§breitung  ber  ©emeinbe,  fonbern  if)re  @ri)altung  unb  innere 
SSoüenbung  bilbet  feine  Hauptarbeit,  ©benforoenig  ift  e§  S^^aU, 
ba^  er,  fo  gemaltig  fid)  feine  ^erfönlic^feit  geltenb  mad)t,  nie' 
ma(§  in  berfelben  2ßeife  felbftänbig  jur  ^ird)e  gerebet  f)at,  roie 
^aulu§  auf  ©runb  feiner  3{rbeit  unb  @rfat)rung  bie  ©emeinben 
unterrcieä.  ^m  ©öangelium  rebet  nid)t  ^o^annes,  fonbern  ^z)u% ; 
in  ber  5(pofaI^pfe  f)at  mieberum  nid)t  :3of)anne§  t>a§  Söort,  fonbern 
er  melbet,  ma§  er  fat),  unb  am  33riefe  fiet)t  jebermann,  in  meld) 
engem  3ufammenf)ang  feine  3(u§fagc  mit  bem  ftct)t,  voa§  it)m 
alg  Söort  ^efu  gatt.  (Sr  bemal)rt  unb  teilt  mit,  roa§  er  pom 
|)errn  empfangen  I)at;  barüber  I)inau§  gef)t  ba§  an  feinem  ©(ouben 
entfpringenbe  33erlangen  nid)t. 

*2!)a()cr  !()at  aud)  bie  wichtige  ^eftimmung,  ba^  ha9  ©tauben 
un§  in  einem  beftimmten  „9Jia^"  gegeben  merbe,  fo  'öa^i  unfere 
Stuf  gäbe  barin  beftebt,  mit  bem,  vcia§  mir  tun  unb  (äffen,  ba§ 
9)la^  unfere§  ©Iauben§  meber  burd)  ^offart,  nod)  burd)  3^er= 
5agtl)eit  p  überfd)reiten,  bei  :3obanne§  feine  "»^^arallele.  ^a§ 
©tauben  bleibt  ein  ein^eit(id)e§  in  allen,  unb  feine  inbiüibuellen 
^^egrenjungen  erfd)eincn  nid)t  at§  roefentlid). 

äßirb  bie  Formation  be§  ©tauben^  in  ^etrad)t  gejogen,  fo 
ergibt  fid)  nid)t  nur  feine  ä^eranlaffung,  fonbern  bie  bringenbe 
SKarnung,  bie  Offenbarung  üon  ben  33riefen  unb  bem  @oangetium 
§u  trennen.  2öer  freilid)  5n)ifd)en  bem  ©tauben  unb  ^offcn  einen 
innern  ©treit  oorau§fe^t,  roeit  bie  ©!§d)atüIogie  ben  9)lann  nur 
bann  ernftt)aft  bewege,  rcenn  er  eine  teere  ©egenrcart  f)abe,  fo 
ba^  '2)ürftigfeit  be§  ©tauben§  unb  ©tärfe  be§  ^offenS,  5?röftig= 
feit  be§  @Iauben§  unb  33efd)ränfung  be§  (Strebeng  auf  bie  ©egcn- 
mart  beifammenftef)en,  mu^  bie  iof)anneifd)e  SOBei§fagung  uom 
©öangelium  abfd)neiben.    ^iefe§  religiöfe  Schema  t)at  aber  mit 


518        r  •^"P-  11-    Sof;anneg. 

bcr  @cfd)irf)te  ber  apoftolifd^en  ©emeinbe  nid)t§  ju  tun.  ^I)r 
ern)ucf)§  bic  .^offnung  nid)t  alä  ^arafit  am  ©lauben,  ber  it)m 
bie  lebenbigen  Gräfte  au§fog,  fonbern  bic  banfbare  5Beret)rurtg 
be§  ©efommenen  unb  ber  fet)nfücf)tige  Slusblicf  nad)  bem  5lom= 
menben  entjpringen  aneinanber.  SOBa§  ber  ©efommene  gab  unb 
fd)uf,  mac^t  bte33itte:  fomm!  bringcnb  unb  in{)alt§ooll,  unb  ber 
SlusblicE  auf  bie  ©rö^e  feinet  e§rf)atoIogifd)en  2öerf§  gibt  bem 
fRücEblicE  auf  feine  irbifc^e  5lrbeit  bie  Xiefe  unb  madit  ba§  eroige 
@rgebni§  berfelben  erfennbar. 

3)a^  bie  ^arftellung  ^efu,  bie  un§  ha§  ©oangetium  gibt 
nid^t  im  ^offen  it)r  §entrale§  Tloüv  ^at,  üielmel)r  au§frf)Iie^li(^ 
ber  53egrünbung  be§  ©lauben^  bient,  legt  eine  3Sertei(ung  ber 
S3üd^er  auf  jroei  t)erfd)iebene  STlänner  in  feiner  SOBeife  naf)e.  SGBir 
Ijaben  am  ©egenfa^  5TOifd)en  ten  beiben  iof)anneifd)en  33üd)ern 
an  einem  befonber§  tr)pifd)en  ^eifpiel  nur  hav  oor  Stugen,  roa§ 
un§  im  S'Zeuen  ^eftament  am  3SerI)äItni§  jroifrf)en  bem  ©tauben 
unb  ^offen  ftetig  fid)tbar  roirb,  ba^  nämlid^  ba§  ©lauben  foroof)! 
eine  ftitlenbe  unb  berubigenbe,  aU  eine  erroerfenbe  (Sinroirfung  auf 
ba§  ^offen  nirf)t  burct)  ©to^  unb  «Spannung,  fonbern  gleict)5eitig 
unb  in  berfetben  ^erfönlii^feit  ausübt.  ®ie  ^eil§frage  finbet 
nic^t  erft  in  ber  ßufunft  if)re  Si3fung,  fonbern  I)at  biefe  im 
©lauben  an  htn  gefommenen  unb  gegenroärtigen  ®()riftu§  ge= 
funben;  barüber  fönnen  bie  auf  bie  3"futtft  gericfjteten  S^ragen 
gänjlid)  jurücftreten  unb  'üa§  ganje  :3ntereffe  fid)  barin  fammeln, 
baf?  ber  ©lauben^oerbanb  mit  ^t^u§  entftet)e  unb  ert)alten 
bleibe,  ^aju  ift  t)a§  ©oangelium  gefdjrieben.  '^amit  ift  aber 
aud)  feine  fünftige  Offenbarung  jum  f)öd)ften  ^kl  unb  ©ut 
be§  ©laubenben  gemad)t,  unb  ber  .^offnung  auf  i!f)n  eine 
©nergie  gegeben,  hk  fid)  ber  5l'raft  be§  ©laubengftanbe§  pa= 
rallel  beroegt. 

2Bie  e§  fid)  mit  bem  letzteren  in  ber  3(pofaIi)pfe  ocrbält, 
5eigt  eine  33ergleid)ung  berfelben  mit  ben  ibrer  ^yorm  nad) 
üerroanbtcn  '3)otumcnten  ber  iübifd)cn  -Ipoffnung,  5.  33.  mit  ber 
6frapropl)ctie.  2)er  ©ebanfenfreiö  ift  in  beiben  3Bei§fagungen 
bi«;  auf  einen  gcroiffen  ^-^^unft  ibcntifd);  bcnn  bcibc  fd)nuon  ba§ 
l)immlifd)e  ^cvufalcm  unb  uor  bcmfelbeu  basi  ^Hcgimcnt  bcö  Xierö 
über  bic  (Srbc.    9(Ucin  bort  ift  bie  Ällagc  unb  ber  bange  ^^roeifel: 


2)ie  2lpofa(t)pje.  519 

n)cr  trirb  entrinnen?  f)ier  ein  immer  neu  anf)ebenbe§  2ob=  unb 
(5iege§Iieb. 

33ei  ;Soi)anne§  bringt  ber  ^ampf  ber  9Jlenjcf)()eit  unb  be§ 
©atang  mit  ©ott  nirf)t  nur  in  ben  ^immel  feine  (Srfd)ütterung, 
fonbern  and)  feine  Störung  in  @otte§  SBerf  auf  @rben  l)inein. 
3n  ooüfommener  Dbmad)t  ftef)t  über  bem  bunfeln  irbijd)en  Ort 
ber  f)eüe  ^immel,  erfüllt  mit  ber  5lnbetung  @otte§,  mit  bem 
greife  feiner  @ererf)tigfeit  in  ®erirf)t  unb  ©nabe. 

®er  iübifd)e  2tpofah)ptifer  ()ä(t  ha§>  propt)etifd)e  @rlebni§  be^= 
f)alb  für  eine  t)Oc^n)id)tige  <Sad)e,  roeil  ber  ^ropl)et  bann  fragen 
fann;  a^tätfel  quälen  it)n  unb  brängen  fid)  in  «fragen  an§  Sid)t, 
p  n)elcf)en  ba§  ®efict)t  bie  ^tntmort  gibt.  ^ol)anne§  fragt  befannt- 
lid)  n)äl)renb  ber  3Sifion  nid)t,  fonbern  er  fcl)aut;  ftill  unb  beruhigt 
nimmt  er  im  ®efid)t  mai)t,  wie  fid)  @otte§  Stegierung  oolläiel)t. 

!föie  im  ©öangelium,  fo  roirb  and)  in  ber  ^ilpofali)pfe  ber 
SSerlauf  ber  ©efcf)id)te  auf  ha^'  9iingen  perfönlid)er  9)läd)te  jurücf^ 
geführt,  ^m  3ufammenf)ang  bamit  ift  and)  ba§  'Dkturbitb  burd) 
5ai)treid)e  ©ngelgeftalten  belebt,  ^a^  aber  baburd)  eine  Spaltung 
be§  @lauben§  entftänbe,  baoon  fann  feine  Diebe  fein.  9Ud)t  auf 
einen  ober  oiele  @ngel,  fonbern  auf  ß^riftuS  allein  ift  ber  ©lauben§= 
ftanb  ber  2lpofalt)pfe  geftellt. 

®a§  ©oangelium  mei^  nid)t§  oon  anbern  9Jiittlern,  ^^fänbern 
ober  ©arantien  be§  ^eil§  neben  bem(Sol)n;  ebenfo  beftimmt  gibt 
e§  für  bie  jo^anneifdje  2Bei§fagung  im  ganjen  ^^ereid)  ber  9)lenfd)= 
f)eit  nid)t§  ^^eilige§,  al§  allein  ^efu§  unb  feine  ©emeinbe.  3Som 
heiligen  l^anb,  ber  f)eiligen  Stabt,  bem  Xempel/)  bem  ©efet^ 
unb  feinen  Saframenten  ift  bie  Hoffnung  be§  ^ot)anne^  fd)led)t= 
f)in  abgefet)rt. 

^^ie  ba§  ©oangelium  allen  33eroegungen  ber  irbifd)en  ©e= 
fd)id)te  in  ben  in  ©ott  ober  im  Teufel  begrünbeten  33e5iel)ungen 
bie  Safi§  unb  ^eftigfeit  gibt,  fo  gefd)iel)t  auc^  in  ber  5lpofah)pfe 
im  33ereid)  ber  3)'?enfd)t)eit  md)i§,  a{§  mag  im  3^nfeit§  begrünbet 
ift.  ®a^  ber  Slnfturm  ber  5Renfd)l)eit  gegen  ^efu§  unb  feine 
©emeinbe  nid)i§  erreicht,  ftel)t  :3oh'i"^^^  be§l)alb  feft,  meil  ber= 
felbe  au§  bem  fatanif^en  eintrieb  flammt.    2lber  and)  oon  oben 


*)  2(pof.  11,  1  ift  liegen  aiM^beutung  bi:rd)  21,  22  gefc^ü^t. 


520  Ä«P-  11-    Sof;aimeä. 

l^er  treten  nid)t  neue  Offenbarungen  ober  ©oben  in  bie  @efd)ic^te 
ein,  fonbern  e§  ift  mit  ber  @r{)öf)ung  6f)rifti  aKeS  jur.  3SotI= 
enbung  reif,  unb  ii)v  2lnbrud)  bilbet  ben  einzigen  ^nlialt  ber 
Sößei^fagung. 

2Iud)  bie  Sage  ber  ©emcinbe  auf  ber  @rbe  roirb  nicf)t  al§ 
ein  gefa^roolleg  Oiingen  unb  unfic^ereS  (Streben  bargeftellt;  im 
©egenteit:  if)re  ®efc^iebenf)eit  üon  bemjenigen  ©ebiet,  an  bem 
ber  göttlirf)e  ^orn  fic^  betätigt,  ift  üollftänbig.  ©ie  ift  beim 
Samm,  at§  bie,  bie  übermunben  :^at,  in  einer  9?ein:^eit,  bie  gän^^ 
Iid)e  @efcf)iebenf)eit  com  S3öfen  ift.  @otte§  ©ieget  marf)t  fie  un= 
antaftbar  für  aüe  feinbtid)en  ©eroalten.  2)a§  ift  in§  anfc^auticf)e 
S3ilb  ber  2öei§fagung  gefaxt,  nid)tg  anbereS,  al^  roa§  bie  mä6)= 
tige  formet  be§  ^rief§:  unfer  ©tauben  ift  ber  ©ieg,  ber  bie 
Söelt  überrounben  f)at,  in  (e^rtiafter  Seife  au§gefprorf)en  f)at. 
%k  fpejiellen  3(nliegen,  bie  ben  täglid)en  Seben^Iauf  füllen,  fallen 
babei  ebenfo  fel^r  au§  ber  ^etracf)tung  l)erau§,  rcie  im  ©üangelium 
unb  ^rief.  ®a§  ©tauben  t)at  e§  aud)  t)ier  nid)t  mit  9]at)rung 
unb  ©enefung  ober  ben  am  ©taat  ober  an  ber  5lird)e  ent= 
fpringenben  9(uf gaben  5u  tun,  fonbern  einzig  mit  bem  kommen 
bc§  göttlidf)en  ^leid)^. 

3(uc^  in  ber  2lpofali)pfe  tritt  baber,  analog  roie  im  (Soan= 
gelium  unb  im  33riefe,  bie  probuftioe  3trbeit  ber  ©emeinbe  innere 
^Ib  bes  ©efd}id)t§lauf§  ganj  ^urüd.  ^l)v  33eruf  ift,  it)r  Eigentum 
äu  beroat)ren  unb  be§t)alb  it)re  ©efd)iebenl)eit  üon  ber  SBelt  feft 
ju  madjen.  2öät)renb  ber  Slnfprud)  an  it)re  Seiben§fäbigfeit  un= 
begrenst  ift,  biö  jum  i^ermögcn,  fid)  uon  ber  SBelt  äd)ten  5U 
laffen  unb  5U  fterbcn,  fo  gefeilt  fic^  if)m  feine  3tnrocifung  gur 
SJliffion^arbcit  mit  öt)nlid)er  '3)ringlid)teit  bei.  '2)cnn  bie  Über- 
roinbung  ber  SBelt  ift  bie  2:at  be§  (5l)riftu§  in  feiner  neuen 
Offenbarung,  nid^t  biejeuige  ber  ©emeinbe;  fie  ift  lobiglid)  bie 
empfangenbc.  '3)at)cr  fann  man  aud)  bie  9lpofali)pfe  „monoton" 
belfuMi,  äbnlid)  roie  ba^5  Guangelium.  Tie  ©cfd)loffcnl)cit  bc§ 
©laubenö  fammelt  bas  Deuten  in  einen  cinjigcn  ©ebanfen,  ha^ 
SBolIcn  in  ein  cinjigcS  j^kl. 

SBic  im  Goangclium,  fo  ift  aud)  l)icr  bie  (5t)rifto  gebiH-onbe 
©cmoinbe  unb  bie  burd)  hcii-  Änn-t  bor  'v^üngor  gcfammcltc  ©d)ar 
nid)t  ibentifd).     'Olidjt  biefe,  fonbern  jene  ift  unjäblbar  unb  au^ 


2)ie  Stpofalypie.  521 

alten  @e|cf)(ed)tern  crfauft.  2(ber  biefe  unjätitbare  ©emeinbe  ift 
je^t  fcf)on  real  mit  (£f)riftu§  üerbunben  unb  ftet)t  je^t  fdjon  cor 
©otteä  X^ron. 

2(ucf)  bie  Häufung  unb  ©d)ärfung  ber  @ericf)t5bilber,  bie 
fi^  beutlid)  al^  beraubte  2(bfi(f)t  ber  SBeisfagung  barfteüt,  ergibt 
feine  ^egren^ung  ber  @Iauben§fteüung.  ^ie  ©emeinbe  rcirb  an= 
gef)alten,  ben  5unärf)ft  fid)  entraicfelnben  @efcf)id)t6(auf  fid)  nid)t 
leid)t  unb  freunblirf)  üorsuftellen.  ®a§  ©d)tüerfte  unb  ?^uvd)t= 
barfte,  ma§  im  33lid  be§  ^^rop^eten  liegt,  roirb  in  immer  neuen 
^ataftropfjen  aneinanbergereitit.  @§  ift  ein  3«^^^^  ^^^  2Bei§= 
fagung,  bie  2;iefe  be§  göttlichen  3orn§  unb  ber  menfd)ticf)en 
Slorruption  ju  entt)üllen. 

tiefer  ^-ßorblicf  marf)t  ba§  ©tauben  gro^  unb  int)aIt§üoü; 
benn  e§  erzeugt  in  it)m  ein  ftar!eö  5ßer(angen  unb  I)ot)en  9Jiut. 
dagegen  bringt  er  feine  (Srfrfjraerung  be§felben  beroor.  (Se  Der= 
f)ä(t  fid)  mit  biefen  ®erid)t§bilbern  ber  Söeisfagung  nict)t  anber^, 
al§  menn  ^a§  ©oangelium  unb  ber  ^rief  in  Ief)rliaften  3Öorten 
bie  finftere  5(rt  ber  2öelt  augfpred^en,  ober  roenn  uns  au6füt)r= 
lid)  bie  UnDerföI)nIid)feit  be§  ^onf(ift§  uorgefübrt  mirb,  ber 
^efu§  uon  ber  3ubenfd)aft  trennt,  ^e  bemühter  bie  Slbfto^ung 
beffen,  n)a§  gottlos  unb  fatanifd)  ift,  erfolgt,  um  fo  begrünbeter 
rairb  bie  ßumenbung  ju  3efu§,  bie  jugteid)  burc^  jene  ^^erneinung 
it)re  ett)ifd)e  9iein^eit  ert)ält.  ^nbem  oud)  bie  Söeisfagung  mit 
it)ren  3tuSbrud§mitteln  bie  ©d)eibung  ber  ©emeinbe  oon  ber  2öelt 
einfd)ärft  unb  it)r  beutlid)  mad)t,  mie  nötig  unb  beilfam  biefelbe 
fei,  förbert  fie  unmittelbar  bie  5lraft  unb  Sauterfeit  bes  @Iauben§= 
ftanbeS. 

3)ie  ^i^orau§fe^ung  tiierju  ift  freitid),  ba^  fid)  ba§  pofitioe 
3iel  ®otte§  burd)  bie  ^ataftropf)en  f)inburd)  erl)alte  unb  t)oüfüf)re. 
®a§  gefd)ie^t  nad)  ber  oom  3lntid)rift  f)anbelnben  5ßei§fagung 
genau  in  berfelben  Sßeife,  mie  in  ber  ^arfteüung  be§  ^reujeS 
im  ©yangelium.  3(ud)  bort  «ermitteln  bie  ^ataftropl)en  baS  2Ber! 
ber  ©nabe.  ©ie  begleiten  bie  Söfung  ber  Siegel  an  @otte§  33uc^ 
unb  bie  ^^ofaunen,  bie  Cv^fu  S^ommen  funb  tun. 

2(ud)  im  'Slic!  auf  ben  6;i)riftu§  fennt  bie  Söeisfagung  feine 
9(ntitl)efe,  fo  baj?  fid)  fein  (Sterben  unb  fein  Seben,  feine  Qx- 
niebrigung   unb   feine   ^errlid)feit   gegeneinanber   in  Spannung 


522  Äop.  11.    Sol^anneg. 

festen.  33ielmel)r  wirb  gerabc  fein  (Sterben  al§  ber  @runb  feiner 
3Jlad)t  unb  feinet  ©ieg§  er!annt.  @ben  ai§  Samm  Ijat  er  unb 
nur  er  bie  93oUmacf)t,  @otte§  ^ud)  ^u  öffnen,  unb  a(§  ber,  beffen 
5?Ieib  burd)  33Iut  gejeidjnet  ift,  ift  er  ber  3Bieberfe!^renbe,  ber 
^err  aller  Ferren  unb  ber  9tic^ter  alleg  2Öibergött(icf)en.  2öie 
ha§  Q3Iut  be§  ©t)riftu§  im  joI)anneifd^en  33rief  ha^^  :^z\iQm§  ift, 
ba§  if)n  beglaubigt,  fo  ift  e§  in  ber  2lpofalt)pfe  ber  @runb,  ber 
ben  allmäd)tigen  ©ieg  be§  ßliriftuS  bewirft,  ©ein  5lreu5  ift  fomit 
im  umfaffenbften  ©inne  @lauben§motio. 

SBie  in  ben  anbern  SGBorten  be§  ;5of)anne§,  fo  erzeugt  auc^ 
in  feiner  3öei§fagung  ba§  ©lauben  eine  bie  gefamte  Seben§füt)rung 
beftimmenbe  SBiüen^geftatt.  ®ie  9luf)e  unb  ©emipeit,  mit  n)elcl)er 
't>a§  n)eltgefd)icl)tlic^e  Problem  al§  gelöft  bel)anbelt  wirb,  bleibt 
nirf)t  eine  leere  2(bftraftion,  fonbern  fcf)afft  Seiben§rcilligf'eit  unb 
©terben^freubigfeit.  ®ie  ©id)ert)eit,  n)eld)e  bie  ©emeinbe  in  allen 
il)r  geroibmeten  ®arftellungen  geniest,  befagt  nid)t,  ba^  fie  bcm 
Seiben  burc^  ein  göttlid)eg  SBunber  entzogen  bliebe  ober  burc^  eigen= 
miaige  ^lucf)t  fid)  felbft  entaief)en  bürfte.  (£§  bilbet  im  @egen= 
teil  ein  ^auptftücf  ber  2Bei§fagung,  ba^  bie  ©emeinbe  fterben 
muffe,  aber  aud)  getroft  unb  tapfer  gu  fterben  cermöge,  meil  fic 
nid)t  anber§  alg  burd)  2luferftet)en  in  ba§  9fteid)  be§  6:i)riftu§ 
fommt.  Um  it)r  biefe  Seiben§milligleit  gu  uermitteln,  baju  mirb 
i^r  bie  Sßei^fagung  bargereid)t. 

®er  53licf  ber  ^ropt)etie  richtet  fid)  aber  nid)t  nur  auf  ben 
Serjic^t,  ben  bie  ©emeinbe  in  ber  gegenrcärtigen  ©eftalt  be§ 
2öeltlauf§  tragen  mu^,  fonbern  fef)r  beftimmt  aud)  auf  il)re  pofitiue 
2lufgabc,  auf  i^r  „3ßerf",  ba§  fic  in  ber  Erfüllung  bc§  @ebote§ 
Ocfu  au§5urici^ten  :^at.  @§  ift  ein  n)id)tiger  ^^Punt't  in  ber  ®e= 
ftaltung  ber  äÖei^fagung,  baf?,  el)e  ber  ©ieg  (&l)vi\ii  im  Söeltlauf 
bargeftellt  rcirb,  feine  (^egenrcart  in  ber  ©emeinbc  unb  bie  rid)tcr= 
Iid)e  j^unftion,  bie  er  an  il)r  übt,  bezeugt  rcirb.  2öät)renb  er  in 
ber  Slusübung  be§  2ßeltregiment§  a{§  Samm  befd)rieben  rairb, 
wirb  er  ber  Öemeinbe  mit  allen  'Jlttributen  ber  ridjtenben  'M-- 
mad)t,  mit  bem  flanunenben  ^iluge,  bem  ©ctjroert  im  3)?unbc,  bem 
cl)crnen  Tinfh  gegenübcrgeftcllt.  (<krabe  für  bie  *i^e,^icbung  (£l)rifti 
ju  il)r  foU  bie  C^emcinbc  bie  iüiaieftät  feiner  (yotll)eit  feftt)altcn. 
9öas(  er  an  it)r  fud;t  unb  lobt,  ift  nidjt  ein  tatlofer  ©laubc. 


35ie  2tpofal9pfc.  523 

„^d)  tüei^  beine  Sßerfe",  unb  rva§>  bte  ©emeinbe  für  it)n  tut, 
wirb  if)r  pm  ©runb  feiner  ©nabe:  if)re  SBerfe  werben  il)r  folgen. 
©0  rcirb  ber  2lntetl  an  bcr  roeltüberroinbenben  Wa(i)t  (ii)x\]ii 
unb  bte  5ßerbunben{)eit  mit  feinem  ercigen  9?eic^  für  bie  ©cmeinbe 
unmittelbar  jum  Dueü  ber  ©ebulb  unb  ber  2:at  gemad)t. 

Über  bie  @ntftet)ung  biefe§  @Iauben§ftanbe§  geben  bie  bio- 
grapf)ifc^en  eingaben,  n)eld)e  bie  jol)anneifd)en  (Sd)riften  entt)alten 
unb  bie  id)  ni(^t  für  erfd)üttert  f)alte,  bie  uöllig  §ureirf)enbe  3Iu§= 
fünft.  ®r  t)at  un§  @d.  1,  37  ff.  feine  53efet)rung§gef(^id)te  erjätilt. 
SJiit  ben  Sßorten  beg  Säufer^  in  ber  (Seele,  bie  ^efu§  al§  ba§ 
munberbare  ®et)eimni§  befd)rieben,  beffen  Urfprung  in  ©ott  liege, 
unb  al§  ben,  beffen  &aht  bie  33efreiung  ber  yjlenfc^en  von  ber 
!Sd)ulb  fei,  magte  er  e§,  fid)  ^efuö  ju  nät)ern,  unb  marb  oon 
it)m  in  feine  3^reunbfd)aft  aufgenommen,  ^ier  beginnt  ba^  ©lauben 
nid}t  mit  einem  'Six^,  ber  juerft  bie  alten  i^ert)ältniffe  geroaltfam 
fprengt,  ober  mit  einem  ^rud),  burd)  ben  bas  bi§l)erige  Streben 
in  ben  Xoh  gegeben  roirb:  ^efu  .^erfunft  üon  @ott  unb  feine 
mit  ©Ott  oereinenbe  ©nabe  ift  if)m  bezeugt ;  er  nimmt  bai  3^u9"i^ 
an  unb  biefeö  gibt  ber  ^reunblic^feit,  bie  il)m  :v^^fu5  ermeift,  bie 
unüergleid)lid)C  2;iefe.  ^ernad)  fal)  er  im  üertrauten  9Serfel)r  mit 
^efug,  wie  er  al§  ©oljn  jum  S3atec  ftanb,  t)at  ^^rael^  ©treit 
gegen  if)n  mit  il)m  erlebt,  unb  erfal)ren,  roa§  an  Süge  unb  ^a§ 
in  ber  2öelt  ift,  fal)  ^efu§  ben  Slreujegmeg  ge^en,  t)at  aber  aud) 
jene  2:^age  miterlebt,  roo  il)ncn  bcr  Sluferftanbene  bai§  cmige  Seben 
fid)tbar  mad)te,  t)atte  t)ernad)  oor  Slugen,  roie  ^erufalem  ftürjte 
unb  bie  römifd)e  ©■elt  ben  llampf  gegen  ^t\u  ©emeinbe  begann, 
mie  aber  aud)  bie  ^^rebigt  üon  il)m  n)eitf)in  ©lauben  fd)uf,  unb 
im  ©lauben  eine  ©emeinbe  entftanb,  bie  im  9]amen  ^c\u  liebte 
unb  litt,  fab  in  ber  Gl)riften^eit,  forcie  \\)x  ba§  53ilb  :3efu  bunfel 
marb,  ^^l)antaftereien  unb  ^o^^eiten  I)eroorbre(^en,  unb  jog  barau§ 
auf§  neue  bie  ©eroipeit,  ba^  un§  einzig  bie  ganje  unb  bleibenbe 
^Beübung  ju  ^efu^  l)in,  bie  un§  im  ©lauben  5U  il)m  t)inftellt, 
über  bie  ^elt  ert)ebt  unb  mit  ©ott  cerbunben  mad)t.  ®iefe 
©efd)ic^te  gab  biefem  ©laubensftanb  feine  Formation. 


524  ^ap-  12.    ®er  §ebräer6nef. 

JroöIffEs  Hapifel 

Der  Rebräerbricf. 

2)er  Rebräerbricf  befprid)t  bo§  glaubenbe  3SerI)alten  ber 
©emeinbe  unter  einem  neuen  unb  Iel)rreirf)en  @eftd)t§punft.  2llte§ 
'3)enfen  unb  Sel)ren  über  2ßefen  unb  SCöirfung  be§|elben,  ha^ 
bi§I)er  §ur  S)arfteüung  tarn,  erroui^g  unmittelbar  au§  bem  ©tauben 
fetbft  unb  mar  bemüht,  ber  ©emeinbe  ben  3ßert  bei  in  it)r 
lebenbigen  @(auben§  beutlidf)  ju  mad)en.  2lud)  ber  ^ampf  für 
ha^  ©tauben  gegen  ben  @efe^e§bienft  ^attt  ni(^t  einen  ©egner 
Dor  ficE),  ber  beftritten  I)ätte,  ba^  ®l)riftu§  ©tauben  uerbiene; 
aud^  it)m  mu^te  man  nur  seigen,  mag  e(i)ter  ©taube  fei  unb 
mag  er  üon  ©ott  empfange.  ®er  ^rei§,  §u  metdE)em  ber  Hebräer* 
brief  rebet,  t)at  biefe  frifcf)e,  ungebrocf)ene  ©tauben§fraft  nid)t 
met)r.  'S)er  33rief  rebet  abfid)ttirf)  uom  Ungtauben,  nid)t  nur  im 
^ticE  auf  fotct)e,  bie  ber  ©emeinbe  fern  fteben,  fonbern  gur  eigenen 
SBarnung  ber  Sefer,  bie  bem  ^alt  in  ben  Ungtauben  nal^e  finb, 
3,  7  ff.  4, 1  ff.  6,  4  ff.  10,  26  ff.  ©r  füt)rt  ferner  einen  au§> 
fül)rtid^en  ©c^riftbemeiS  für  bog  ©tauben,  um  ju  jeigen,  mie 
altes  gütttid)e  SBirfen  unb  ©eben  uon  ber  ©d)öpfung  bi§  §ur 
35erftärung  ^efu  ©tauben  forberte,  aber  aud)  fegnete  unb  tonnte, 
unb  im  3ufamment)ang  mit  biefem  33en)ei§  gibt  er  für  ba§felbe 
aud)  eine  "Siefinition,  eine  j^ormet,  bie  nid^t  ben  ^n^att  ober  bie 
%x\id)t  bei  ©taubeui,  fonbern  ha^  ©tauben  felbft  nad)  feinen 
raefenttidjen  2Jler£maten  beftimnit,  11,  1.  |)ier  ift  bie  9iefIeyion 
jum  ©tauben  t)injugetreten,  nid)t  nur  jenei  9iad)benfen,  bai  uom 
3mputi  bei  ©taubeni  fetbft  bcmcgt  fid)  in  bai,  mai  ibn  trägt 
unb  aui  it)m  fütgt,  uertieft,  fonbern  bie  jmeifetnbe  tlbovlegung, 
bie  bai  ©tauben  nac^  feinem  9led)t  unb  3ßert  unterfuc^t  unb 
jur  ^tedienfdjaft  sief)t.  '2)ai  ©tauben  mitl  hcn  Sefern  bei  Sriefei 
als  fd)n)ere  ^^flid)t  erfd)einen,  ber  fie  fid)  üictteid)t  ent,^iet)en 
werben.  ®er  iörief  fommt  biefcr  ©rmattung  bei  ©taubeni  ju 
Rilfc;  er  Dcrftel)t  i()ren  ©runb,  meit  er  fid)  nid)t  nur  in  ber 
perji5ntid)cn  Ununtligfcit  ber  Vofer,  fonbern  ,yim  3:eit  in  ber  ©e= 
ftalt  unb  ^itrt  bc$  (Sl)riftentumi  jelbev  [inbet.  '^ci^  ©tauben  t)at 
in  ber  Xai  eine  Seite  an  fid),  bie  e8  5U  einer  fd)n)cren  3lufgabc 


2)ie  3JJerfinaIe  be^  gläubigen  Sßer^altenö.  525 

Tnarf)t,  3U  einem  '»Problem,  ba§  ein  ©egenftanb  ber  3(poIogie  unb 
be§^a(b  aud)  ber  Definition  ju  werben  oermag. 

@§  finb  iübi[d)e  geute  flcroefen,  beren  ©tauben  erfd)üttert 
rcorben  ift.  Denn  ber  33rief  t)itft  it)nen  baburcf),  ba^  er  bie 
6tettung  3§r<ißl§  «^it  berjenigen  ber  (£t)nftent)eit,  ben  atten  mit 
bem  neuen  33unb  üergteid)t.  ®r  ^tbt  ha^  ^öc^fte  f)erDor,  ma^ 
:3§raet§  Stnteil  an  @ott  begrünbet  t)at:  bie  ©ngel,  bie  @otte§ 
Söort  sum  93otfe  brad)ten,  9}?ofe,  ben  bie  ©rf)rift  im  ganzen 
.^aufe  ®otte§  treu  t)ei^t,  2Iaron,  ben  @ott  5um  '»^riefter  ein= 
gefegt  t)at,  bamit  er  bie  Sünben  be§  iSolk^  burd)  fein  Opfern 
tilge,  ba§  Heiligtum,  ba§  als  ein  3lbbilb  ber  l)immlijd)en  Dinge 
ber  alten  ©emeinbe  gegeben  mar,  bie  ©aframente  be§  alten 
3lltar§,  meiere  ben  unrein  ©ercorbenen  mieber  reinigten,  2,2. 
3,  2.  5,  1.  4.  8,  5.  9, 13.  @r  jeigt  nid)t  auf  bie  ©c^ranfe  l)in 
an  bem,  ma§  ^^^^el  gegeben  raar,  befd)reibt  oielmebr  feinen  53efi^ 
nad)  feiner  ganzen  (^rö^e  unb  @öttlid)feit  unb  fteÜt  ba§  ta- 
neben,  roa§  ber  ©laubenbe  ^at.  Da§  ift  :3efus,  er  allein,  ber 
in  ben  Job  ©egebene  unb  oon  ber  3Öelt  3lbgefd)iebene.  Darauf 
tarn  bie  6rfd)ütterung  be§  ©lauben^  l)er.  ^max  ftel)t  ^^efug  t)od) 
ert)aben  über  allen  ©ngeln  al§  ber  ©ol)n,  ber  ®rbe,  ber  ©d)öpfer 
unb  ^err  ber  3öelt,  l)od)  ert)aben  über  3)lofe,  wie  ber,  meld)er 
ba§  .^au§  l)erftellt,  über  bem,  ber  im  ^aufe  bient,  t)od)  erl)aben 
über  9laron,  als  ber  emige  "^l^riefter,  ber  fic^  felbft  ©ott  geopfert 
^at  unb  in!§  I)immlifd)e  Heiligtum  eingetreten  ift.  3lber  all  bie§ 
ift  unfid)tbar,  2,  8.  9.  2ßa§  bie  ©emeinbe  al§  mabrnebmbareg 
©rgebnig  feiner  @efd)id)te  uor  fid)  l)at,  ift  ^efu  3Jlenfd)t)eit, 
Sterben  unb  'i>erborgenl)eit.  Sßar  bag  bie  Erfüllung  ber  33er= 
t)ei^ung?  Die  t)erfud)lid)e  ^raft  biefer  ^rage  rourbc  burd)  hin 
Seiben§brud  oerftärt't,  ber  mit  bem  'Sefenntni§  §u  ^efuä  oer- 
bunben  mar,  10,  32  f.  Darum  bejie^t  fic^  bie  ganje  Erörterung 
be§  33riefe§  auf  ^i\u  Xot)  unb  @rl)öl)ung.  3l)n,  ben  9)]enfd)en, 
ben  ©eftorbenen,  ben  unfid^tbar  ©eroorbenen  gilt  e^  ben  Sefern 
erfennbar  ^u  nmc^en  al§  ©ut  unb  ®ahi,  bie  alle§,  rca§  3§^Qft 
an  fic^tbaren  unb  gegenrcärtigen  göttlichen  ©ütern  befiel,  jum 
©d)atten  mad)t. 

Der  33rief  jeigt  baburd)  überaus  beutlid)  bie  au5fd)lie^lid)e 
unb  ftreng  perfont)afte  ^Sejieliung  be^  apoftolifd)en  ©laubens  auf 


526  i^ap.  12.    Ser  $ebräer6nef. 

:5cfu§.  ®ie  ®(aubcn§frage  ift  für  il)n  mit  ber  ©rfenntnis  G:{)rifti 
gelöft.  @r  t)ält  bem  im  ©lauben  (Srjd)ütterten  nur  ha^^  eine  oor, 
mag  3efu§  at§  ber  ©of)n  @otte§  unb  al§  ^^riefter  für  bie  @e= 
meinbe  ift.  ^l)v  ganjer  53efi^  befielt  einäig  in  it)rer  5>erbunben= 
i^dt  mit  ^ejue  unb  bie  ?yrage  nac^  bem  2öert  besfelben  ift 
batjer  nur  fo  5u  beantworten,  ba^ermogen  wirb,  mas  fie  an 
^efu§  ^at. 

äßeil  e§  fid)  um  einen  fd)manfenben  @(ouben§ftanb  t)anbelt, 
fd)Iie^t  fi(^  an  ben  9flad)n)ei§  ber  göttlid)en  ©nabe  im  2:obe 
unb  in  ber  @rl)öt)ung  ß^rifti  nid)t  nur  bie  3)]a^nung  an:  glaubt 
if)m  nun !  fonbern  aud)  ba§  ©tauben  felbft  mirb  nod)  ber  ®egen= 
ftanb  einer  Iet)rt)aften  Erörterung,  mie  auc^  ber  3tnfto^  ber 
:Öefer  fid)  nic^t  nur  auf  feinen  ^n^It,  fonbern  aud)  auf  bie 
©d)ä^ung  be§fe(ben  at§  be§  .^eil§grunbe§  be5iel)t.  ®er  neue 
^unb  foUte  bie  ©rfütlung  ber  33erl)ei^ung  bringen,  alfo  @rfaf)= 
rung  unb  @rlebni§  oermitteln  unb  nid)t  mef)r  auf  ba§  ©tauben 
gegrünbet  fein.  SDarum  roerben  nic^t  nur  bie  9Jiittler  unb 
SGöirfungen  ber  Jeftamente  miteinanber  t)erglid)en,  fonbern  aud) 
bie  inraenbige  Stellung  ber  beiben  ©emeinben  §u  @ott.  "^ic 
©lauben§pflid)t  ift  nid)t  erft  ber  ßf)riftent)eit  auferlegt;  fie  ^at 
nur  tia^  ju  üben,  mo^u  aud)  bie  ^^Näter  3§rael§  ftet§  berufen 
waren.  SGBer  fid)  be§  @(auben§  meigert,  nerlä^t  fomit  ben  2öeg, 
auf  ben  ba§  fromme  ^§rael  ju  jeber  3«it  gefteüt  mar  unb  auf 
bem  e§  alle§  erlangte,  roaS  c§  an  gütttid)en  ©aben  empfing. 
3ur  @leid)artigfeit  ber  (Stellung  beiber  ©emeinben  oor  ®ott 
fügt  fobann  ber  33rief  bie  Erinnerung,  ba|3  aud)  I)ier  bie  @e= 
meinbe  (£t)rifti  l)od)  beoorjugt  ift;  benn  mcr  it)n,  „ben  5Infänger 
unb  33oüenber  be§  ©laubenä"  fennt,  bem  ift  ha^  ®lauben§= 
motio  in  einer  Iföeife  gegeben,  rcie  e§  ben  ^Jüten  nod)  nid)t 
üerüe{)en  mar. 

Soor  ba§  9'ted)t  ober  nnrcd)t  be§  ©laubenS  ju  erörtern, 
fo  mar  bamit  bie  ^lötigung  gegeben,  fid)  ,vi  befinnen,  ma§  un§ 
benn  eigentlid)  mit  bem  ©tauben  jur  ^|}flid)t  gemad)t  fei.')   "Der 

')  Die  Ginrcbe  flehen  ben  9iamcn  „Il^cfinition"  für  11,  1  Ijat  bni'in  vcd)t, 
bafi  bie  flonjc  i}lu«*fiU)ninfl  über  bad  (yiaiibcit  eine»  praftifcl)cn  :^iuccf  l)at,  luic 
tibrifleu«  ber  flainc  'i^ricf,  ber  feincyMuciici  nuc  einer  ober  mel)rereii  ll)eoreti|(1)on 
Äbljanblunfleti  mit  einfleftreuten  (Jnnaljimnflen  beftel)t,  uielnieljr  in  ber  IValjuiing 


Sie  3)lerfma(e  bes  gläubigen  3SerI)aÜene.  527 

33nef  beftimmt  ba§  ©tauben  fo:   e§  ift  S3cfte{)en  bei  @ci)offtem' 
Überfü{)rung  von  nid)t  gefel)enen  fingen,  11,  1/) 

®a^  ©tauben  jc^t  ju  ^liealitäten,  7CQäy{.iaxa,  in  ^Sejietjung, 
bie  über  bem  9Jienjcl)en  [tefjen,  rceil  [ie  göttlirf)  finb.  ^arum  ift 
basfelbe  non  ber  S3efc^affent)eit  feiner  Dbjefte  abt)ängig.  @5 
fe^t  t)orau§,  ba^  fic^  bem  9Jienfd)en  göttliche  ®aben  barbieten, 
tlnitbueva.  Sinb  fie  ©runb  unb  ^xd  be§  ^offen§,  fo  finb 
fie  ®ütcr,  bie  ober  noc^  nidjt  je^t,  fonbern  erft  fünftig  in  unfern 
^efi^  treten  werben.  2)amit  ift  bem  ©tauben  nad)  unten  unb 
oben  bie  ©ren^e  gefegt,  nad)  unten,  meit  ha^  ©tauben  enbet, 
rcenn  un§  bie  .^offnung  ertofcf)en  ift,  nad)  oben,  meit  es  eben= 
fatt§  enbet,  menn  bie  ©abe  ©otte§  nid)t  met)r  etmaS  ©et)offte§, 
fonbern  ©mpfangeneS  ift,  ba  bann  an  bie  Stette  be§  ©tauben^ 
\ia^  (3d)auen  unb  ^aben  tritt,  ^arum  wirb  am  ©egenftanb 
be§  ©tauben§  nod)  etmag  jmeiteg  berDorgef)üben :  ba§  e§  nid)t 
gefet)en  loirb ;  nid)t  at^  fönnten  bie  götttid)en  2;aten  unb  ©aben, 
auf  bie  fid)  'üa^  ©tauben  be5iet)t,  nie  gefet)en  merben,  Dietmel)r 
finb  fie  bann,  rcenn  fie  gefd)et)en,  fet)r  oft  n)al)rnet)mbar ;  bann 
»ertangen  fie  aber  nic^t  met)r  ©tauben  oon  un§.  ©§  rcirb  frei= 
tid)  mit  'i(bfid)t  gefagt,  „nid)t  fid)tbare§"  faffe  ha^  ©touben, 
nic^t:  „nod)  nid)t  fid)tbareg",  meit  c^  nic^t  bto^  auf  fünftige§ 
befd)ränft  fein  fotl.  3tud)  bie  Sc^öpfertat  ©ottes  ift  3nt)att  be§ 
©tauben^,  ebenfo  ^a^  bteibenbe  ©runbi)ert)ättni§  ©otte^  ju  un§, 
ba^  er  fic^  nid)t  oergebtid)  fuc^en  lä^t,  üietmel)r  für  bie,  roetc^e 
it)n  fud)en,  ein  ä^ergetter  ift,  ä^.  3. 6.  %<x^  ©tauben  ber  ßt)riften= 
t)eit  t)at  e§  ja  in  befonberer  Sßeifc  mit  bem  ju  tun,  mas  ge= 
fd)et)en  ift,  'oa'^  3efu§  bem  3:;obe  mit  feinem  eigenen  Sterben  bie 
9)lad)t  genommen  t)at  unb  at§  ^riefter  für  un§  in  ©otte§  ^eitigtum 
getreten  ift,  10,  22.  3(tte§  ba§  finb  aber  2)inge,  bie  man  „nid)t 
fiet)t",  götttid)e  (^a\)tn  unb  ^Jßßirfungen,  bie  nid)t  in  bie  3Ba^r= 


fein  Sentnim  unb  feine  (Sinfjeit  \)ai,  bie  alle  Ief)r{)aften  J'arlegungen  gestaltet. 
Safi  bav^  ©lauben  gerabe  fo  unb  nic^t  anberg  befc^rieben  lüirb,  ift  burd)  lya^ 
33ebiirfniö  ber  l'efer  bebingt.  68  foU  aber  ftc^tlid)  bamit  auögefprocf)en  fein, 
roaö  baö  glauben  feinem  3Befen  nac^  ift  unb  barum  immer  war  unb  ftetig  fein 
wirb,  fo  mannigfaltig  audi  bie  ©lauben^übung  im  Fortgang  ber  @efd)id)te 
TOerben  mag. 

^)  Über  vnöaTuatg  »gl.  Erläuterung  11. 


528  Aap.  12.    Scr  .'oebräerbricf. 

net)mung  unb  ©rfa^rung  fallen,  ^er  gtoeitc  ^Begriff  ,,nirf)t  @c= 
fel)ene§"  umfaßt  aud)  ben  crftcn:  „@e{)offte§",  erroeitevt  ober 
aurf)  ba§  glaubenbe  3SerI)alten  auf  alle§,  Tüa§  oon  ®ott  t)er  ju 
un§  fommt,  unb  bejd)reibt  bie  eigentümlid)e  Sage  ooUftänbiger, 
in  ber  ftd)  bcr  ©lauberibe  befinbet.  2öetl  @el)offte§  cor  i^m  fte^t, 
fann  er  glauben;  in  ber  .^offnung  liegt  bie  ©rmöglic^ung  be§ 
@lauben§.  Sföeil  er  nirf)t  (SicE)tbare§  Dor  fic^  ^at,  mu^  er  glauben; 
barin  liegt  bie  ^O^ötigung  p  einem  ^J^rauen,  ha§  mit  Iräftiger 
2lnfpannung  be§  3ßillen§  ben  2öert  unb  bie  ^raft  ber  Dorgel)altenen 
'3)inge,  obgleirf)  fie  nid)t  fidf)tbar  finb,  bennod)  bejal)t. 

3)a§  SBefen  be§  @lauben§  ergibt  fid)  meiter  au§  ber  äßeife, 
wie  roir  un§  ju  ben  fo  beftimmten  9tealitäten  »erl)alten.  '2)ie§ 
brüden  bie  3Borte:  „^^efteben"  unb  „Überfübrung"  aug.  ^m 
2lnfd)lu§  an  ba§  SCBort  ^abafufg  maren  ba§  3öeid)en  unb  ba§ 
©lauben  einanber  entgegengef e^t ;  nun  tritt  bem  2Beid)en  ha^ 
^eftel)en  gegenüber,  ber  vTzoaioXri  bie  vTioazaaig.  2ll§  3öir!ung 
be§  @lauben§  roar  bie  hco^wvri,  bie  33e!^arrung  im  Seiben  ge= 
nannt;  al§  it)r  ©runb,  ber  un§  bie  ^raft  5U  il)r  borreid)t,  mirb 
ie^t  ba§  33e^arren  beim  ©ebofften  l)eroorgel)oben,  bie  v:n6aiaaig,^) 
bie  fcft,  freubig,  5UDerfid)tlic^  bei  @otte§  @aben  fte{)t,  ügl.  3, 14. 

®a§  ämeite  Sföort  „Überfüt)rung"  l)at  altioen  Sinn  unb 
forbert  ein  ©ubjett,  n)eld)e5  überfüt)rt,  ba§  ber  ©enitiu  barbieten 
roirb.  ®ie  unfid)tbaren  ®inge  übcrfül)ren  ben  SJlenfc^en  dou 
it)rem  ®afein  unb  it)rer  t)eilfamen  SJ^ac^t  unb  mad^en  il)n  über 
fie  gerai^.  ®ag  ^®ort  erinnert  an  übermunbenen  SBiberftanb, 
an  einen  niebergerungenen  ©egenfatj,  ha  eg  fonft  bie  SBiberlegung 
be§  ^rrenben  unb  bie  ^cftrafung  be§  jvel)lenben  be3eid)net.  ®a§ 
nid)t  (Sid)tbare  trfdicint  un^  al§  ba§  irreale,  3ßefen=  unb  3Bert' 
lofe.    !©ir  bebürfen  einer  Überfüt;rung,  bamit  fid)  unfer  '2)enl'en 

')  vnoaTaais  iknitouivwv  fömite  für  fid)  nUein  leid)!  l)ei^eii:  fcfter  33e« 
ftanb  ber  gc^offtcu  3)infle,  fobaft  bamit  <?,t\a<f^i  roäre,  bo^  im«  baö  ©laiibcit  baö 
cyc()offtc  fiebert  unb  bciüirft,  baji  ii  imö  nid)t  entrinnt.  'i\bix  bas(  jiueite  Wlieb 
;,tiberfül)runfl  von  unfid)tbaren  X'inflcn"  htfU  crfennen,  baf?  bau  '•IU'rl)('iItnitf,  in 
>ocld)em  ber  (^Haubcnbc  .^um  (^Uanbcn^iolijeft  ftcl)t,  beleuri)tet  luevbeii  foll,  unb 
nid)t  nur  ber  objeftiue  liffeft  beö  WlaubemS.  ÜBer  bie  tubjcfliüc  :iU'jiel)unrt  ber 
(VJlauben«(flütcr  jum  Wlaubenben  baburd)  (\eiüinnen  wollte,  baf?  er  erflrtrte:  ber 
Woube  fei  ba«  4<cfte()en  ber  nefjofften  ^'infle  „in  uiuS",  füfltc  fclber  einen  ,'öaupt; 
punft  im  Webanfen  jum  £aO  beo  ^üriefeö  Ijinju. 


2)ie  2Jierfma(e  bes  gläubigen  33er(;alteng.  529 

unb  33egef)ren  oon  bem  löfe,  roag  üor  5(ugen  liegt.  Söirb  biefe 
Überfuf)rung  uon  un§  nirf)t  §urüdgebrängt,  gelangt  fie  an§  3^^^/ 
joba^  un§  bag  Unfic^tbare  jur  @en)i^f)eit  geworben  ifl,  bann 
i[t  ba§  ©tauben  ba. 

'3)ieje  ^efdjreibung  be§fetben  f)ätt  ben  33Iic!  fräftig  barauf 
gerid)tet,  ba§  auc^  ba§  ©tauben  eine  götttid)e  ®a.h^  ift.  ^Jlic^t 
at§  menfc^tict)er  2ttt,  fonbern  at§  eine  üom  ©taubenSobjeft  jetbft 
begt'ünbete  innere  (Stettung,  nid)t  a{§  „fid)  ©en)i^t)eit  Derjd)affen", 
fonbern  ai§'  „©erai^eit  empfangen  unb  barum  ^aben",  ift  ta^ 
©tauben  befiniert.  ©benfo  befc^reibt  e§  ba^  erfte  3Bort  at§  eine 
oon  ben  götttict)en  S^ieatitäten  au§gef)enbe  Sirfung,  bie  in  ba§ 
perföntic^e  fieben  be§  9)lenf(f)en  einget)t  unb  ba^fetbe  in  33en)egung 
oerfe^t,  aber  nirf)t  im  eigenen  Sßotten  unb  .^anbetn  be§  9Jlenfcf)en 
begonnen  rcirb.  ®enn  ba^,  wa§  un§  aU  ©runb  ber  ^^offnung 
gegeben  ift,  "rairft  bie  3ii*><^iWt  roefjrt  bem  SBei^en  unb  ermög= 
lic^t  ba§  fefte  ©tet)en. 

®a§  jmeite  SBort  get)t  sum  erften,  einfac^ften  33organg  im 
©tauben  t)inab.  ^a^  roir  t)on  ben  fingen  ©otte§,  ob  fie  aud) 
unfid)tbar  finb,  ^ejeugung  erfat)ren,  bie  un^  mit  it)rer  2öat)r= 
t)eit§mact)t  binbet,  bag  ift  ba§  erfte  rourjettjafte  ©rtebnig  im 
©tauben,  au§  bem,  rceit  jene  2)inge  jugteid)  ju  t)offenbe§,  oer= 
t)ei^ene  ©ütcr  finb,  ba§  fefte  bteibenbe  ©tet)en  bei  benfelben  folgt. 
2)ie  zweite  ^öeftimmung  fagt,  loie  fern  t>a^  ©tauben  ein  Söiffen 
ift,  roenngteid)  bie  Überfüt)rung  nid)t  bto^  unfer  33eiüu^tfein  be= 
rüt)rt,  fonbern  Dert)inbert  mirb,  menn  fid)  ber  3öilte  if)r  nid)t 
fügt;  in  ber  erften  2tu§fage  tritt  bagegen  ^eroor,  n)ie  fern  'i>a§> 
©tauben  ein  SBotten  unb  ^anbetn  ift.  2)ie  smeite  ^ebt  met)r  bie 
*'].>affiüität,  bie  erfte  bie  Slftiuität  im  ©tauben  t)eruor. 

®iefe  ^efd)reibung  be§  ©tauben§,  bie  atte  feine  Stufen 
umfaßt,  t)at  gleid)§eitig  oor  altem  bie  befonbere  Stufgabe  ber 
©t)riftenl)eit  im  ^^luge.  ®iefe  ift  burd)  il^r  ^efenntni§  5um  ©t)riftu§ 
in  befonberer  Söeife  mit  „©et)offtem"  in  33erbinbung  gebrad)t, 
ba  fie  fic^  ja  bem  ^errn  „ber  jutünftigen  SBett"  unb  „^o^e:= 
priefter  ber  jufünftigen  ©üter"  angefd)toffen  t)at,  2, 5. 9,  11. 
Slttein  alte§,  mag  er  für  fie  errcorben  t)at,  ent5iet)t  fid)  ber  2öa^r= 
net)mung.  ©r  trat  mie  ber  ^of)epriefter  in§  3ttlcrt)eitigfte,  bem 
Sluge  beg  5^oIfe§  burd)  ben  ä>ortjang  oerborgen,  unb   ift  oon 

SdjUttcr,  2er  ®lnube  im  5«.  2eft.  34 


530  ■^(ip-  12.    2)er  |)e6räerbrief. 

feinem  priefterttd)cn  ©artge  norf)  md)t  §u  ben  (Setntgen  5urü(f= 
gefe'^rt,  9,  28.  ^tefe  finb  jebocf)  oon  bem,  n)Q§  fie  md)t  gefeiten 
Ijaben,  „überfül)rt",  finb  beffen  gerci^,  ba^  er  boc^  ber  ©oI)n 
@otte§,  ber  @rbe  aller  ®inge  unb  i^r  3Serfüf)ner  ift.  Um  ber 
geljofften  ©üter  miüen  f)aben  fie  fid)  oom  alten  3lttar  unb  ^riefter= 
tum,  oom  @efe^  unb  ©ngelmort  gelöft.  ©o  liegt  itjnen  aud^ 
bie  ^fticl)t  ob,  il)r  53e!enntni§  feftjul) alten,  4,  14,  i^re  3uoßi^ficf)t 
unb  ben  9?ut)m  ber  .^offnung  bi§  an§  @nbe  feft  p  ben)at)ren, 
3,  6,  nicf)t  {)in5ufatten,  6,  6,  ober  ju  n)eirf)en,  10,  38,  fonbern 
ha  §u  ftel)en,  mo  fie  fid)  l)ingeftellt  l)aben,  üielmel)r  burcl)  it)n 
l)ingeftellt  rcorben  finb ,  unb  oon  bem  überzeugt  ,^u  bleiben, 
mooon  fie  überfüt)rt  morben  finb,  raenngleicl)  fie  aucf)  rceiterljin 
auf  ben  ®enu^  unb  bie  ^etrad^tung  feiner  ©aben  nod^  ocr= 
gid^ten  muffen. 

'3)er  funbamentale  ©a^,  melrf)er  bem  Überblid  über  bie 
(5rf)rift  ^ebr.  11  §ugrunbe  liegt  unb  burd)  biefen  erioiefen  wirb, 
beftet)t  aber  nid)t  nur  in  ber  2)efinition  be:§  @tauben§  33.  1, 
fonbern  33.  2  ^at  für  bie  folgenbe  3lu§füt)rung  ebenfo  grunb= 
legenbe  33ebeutung  roie  33.  1.  2)iefe  tut  bar,  ba^  bie  2llten  nid)t 
umfonft  glaubten,  ha^  ber  ©laubc  fid)  in  if)nen  at§  ^raft  unb 
3öat)r^eit  beioäl)rt  l)at.  9lid)t  nur  bie  @lauben§aufgabe  !e^rt 
in  ber  ganzen  ®efd)id)te  3§rael§  raieber,  fonbern  e§  tritt  aud) 
ber  nid)t  trügenbe  SÖSert  be§  ©lauben§  ebenfo  unioerfal  in  \i)x 
äu  Xage,  ha  3§ract  burc^  it)n  all  ha§  ©ro^e  erlangt  l)at,  mag 
bie  (Sd)rift  oon  il)m  er5ä^lt:  in  biefem  ©lauben,  ber  fid)  am 
Unfid)tbaren  l)ielt,  mürbe  ben  bitten  ^^uflni^  ä«  teil-  ®er  S^HQt, 
ber  für  fie  eintrat,  ift  Öott.  SDa^  unb  roie  er  al§  i^r  3euge 
für  fie  rebete,  erfat)ren  bie  Sefer  burd)  bie  33ibel,  bod)  nid)t  fo, 
al§  beftänbe  ®otte§  ^^ufini^  "ur  in  ber  lobcnbcn  ©nuäbnung 
ber  2llten  in  ber  6d)rift ;  üielmel)r  ift  ber  "ißlid  bo§  '-i^riefe^  auf 
ben  tatfäci^lid)en  Sauf  ber  @efd)id)te  gerichtet,  mit  bem  er  ben 
biblifd)en  ^erid)t  über  biefe  unmittelbar  ,yifammcnfaf?t.  ^J^arum 
mürbe  basi  ^eugniö  (^otteä  oon  ben  %ikn  feUift  ovlcbt  unb 
rourbe  il)nen  nid)t  nur  rocgen  it)reö  @lauben§,  fonbcvn  buvcl)  il)r 
(Glauben  JU  teil:  ^laQivQrii^tviei;  öia  tijc;  Tiiaucog,  3J).  SBie 
''J.^auluö  im  ^Hed)tfcrtigung^n'^^^"f'^"  ®»^^tt  al§  ben  ^^id)ter  oor 
XHugcn  l)at,  ber  ben  fölaubenboii  frei  fpvid)t,  fo  ift  l)icr  Öott  als 


J)ie  bem  ®lau6en  c^cfiebene  3egmtng.  531 

ber  ^euge  gebac^t,  ber  für  it)n  einfielt  unb  jroav  burc^  ein 
2;at5eugni§,  ügl  33.  4.  2Ilfc§  ira^  er  it)nen  an  Slnerfennung, 
5Iu§5eid)nung  unb  (Segnung  »erlief),  womit  bic  Seife,  roie  bie 
^ibel  oon  if)nen  rebet,  unmittelbar  ^ufammenlidngt,  tarn  it)nen 
burrf)  if)r  ©tauben  5U.  Um  feinetrciüen  „fd)ämte  fid)  ©ott  nid)t, 
i{)r  ©Ott  3U  ^ei^en",  befannte  fid)  oic(mef)r  ju  it)nen  mit  SÖort 
unb  3:at.  ®ie  ^^ntroort  ©otte§  auf  it)r  ©tauben  fiel  teit§  in 
it)re  ©egenraart,  ba  fie  burd)  mannigfad)e  ^ilfe  ©otte§  erlebten, 
roaS  i^nen  i)erfprod)en  mar,  teil^  get)ört  fie  ber  3wfw"ft  Q"/  ^öd) 
al^  it)r  fid)erer  33efi^,  barum  roeil  ®otte§  3cugni§  fc^on  über 
fie  ergangen  ift. 

©c^on  burd)  'Hin  Itrfprung  ber  Sßelt  au§  bem  3öorte  ©otteg 
mirb  unfere  53e5iet)ung  ju  ©ott  jum  ©tauben,  35.  3.  '^arin, 
ba^  'öa§>  ©id)tbare  nic^t  au§  ma^rnet)mbaren  Urfad^en  gemorben 
ift,  fonbcrn  au§  ©otte^  3ßort,  einem  unfid)tbar  bleibenben  ©runb, 
fommt  ber  atle§  geftaltenbe  Sßilte  ©otte^  an§  Sic^t,  ba^.mir 
nid^t  beim  ®id)tbaren  bleiben  tonnen,  fonbern  fd)on  mit  bem 
erften  ©rfenntni§a!t,  ber  bie  3Be(t  al§  gemorben  erfennt,  ein 
Unfi(^tbare^  ergreifen.  3Benn  bie  ©emeinbe  fid)  glaubenb  auf 
ha^'  Unfid)tbare  grünbet,  t>a§  if)r  nur  burd)  ba§  göttlid)e  3ÖBort 
funb  gemorben  ift,  fo  ftet)t  if)r  Staub  mit  ber  funbamentalen 
Drbnung  ©otte§  in  tlbereinftimmung.  ©§  ift  aber  mit  biefem 
35>ort  noc^  met)r  gefagt.  Sd)on  jene  erfte  ©rt'enntnig,  meld)e  in 
ber  3Be(t  ©otte§  (5d)öpfung  fief)t,  mirb  un§  allein  burd)  ba§ 
©louben  möglid),  nur  baburd),  ba^  fid)  un§  bag  llnfid)tbarc 
innerlich  bejeugt  unb  un^  dou  feiner  Realität  überfül)rt  unb  ju^ 
gleid)  unfer  ^^erlangen  it)m  5u!el)rt,  meil  e§  un^  ai§  ba§  allein 
juoerläffige  ©ut  beutlic^  ift.  Ct)ne  biefen  9iealoerbanb  mit  ben 
göttlid)en  "fingen,  ben  mir  bemüht  unb  perfönlid)  in  un§  §u 
bemal)ren  baben,  bliebe  unfer  ®en!eu  gefangen  im  ©id)tbaren 
unb  mürbe  niemals  ba§  göttlid)e  SGßort  at§  ben  ©runb  ber 
^inge  erfaffen,  fo,  ba^  un§  bie§  ju  einer  t)ellen,  gemiffen  @r= 
fenntni^^  mirb.  3ft  »"§  ^if^  möglid^,  fo  l)aben  mir  barin  bic 
5lraft  be§  ©laubeng  erlebt;  nur  er  oermag  ben  9)?enfd^en  fo  l)od^ 
§u  t)eben,  ba^  er  über  ber  Söelt  il)ren  ©d)öpfer  roabrnimmt. 
^ie§  ift  aber  bie  Söur^el  aller  "^-römmigfeit,  ba§  erfte  35?ort  ber 
©d)rift,  bie  oon  3§rael  t)od)gel)altene  2Bal)rl)eit,  burd)   bie  es 


532  ^«P«  12-    ®er  .i^ebicierbrief. 

oom  ^eibentum  abgefd)ieben  war.  SBotlten  bie  Sefer  rcirüirf) 
t>a§  ©lauben  laffcn,  gälte  tt)nen  ha§  Unfic^tbare  md)t§,  fo  tüürben 
fie  nid)t  nur  ba§  raegraerfen,  rcag  bie  ©t)riften^eit  befiel,  fonbern 
aud)  ba§,  wa§  ^§rael  gegeben  war;  fie  rcidjen  hinter  ba§  erfte 
Sktt  ber  ©d)rift  surücE. 

3ur  naturf)aften  3(bt)ängtg!eit  üon  @ott  fommt  für  ben 
9Jlenfd)en  bie  perfönlirf)e  23erbinbung  mit  it)m.  Sind)  bie  ein= 
fad)ften,  erften  (Sdf)ritte  in  biejer  9iid)tung  finb  nur  burrf)  haS 
©kuben  möglid).  ®enn  jebeS  herantreten  gu  if)m,  rote  e§  bie 
©d)rift  5.  S.  im  Dpfer  3(bel§  befd)reibt,  ern)äd)ft  ni^t  nur  an§ 
ber  Überzeugung,  ba§  ©ott  ift,  morin  eine  „Uberfüt)rung  üon 
nid)t©ef ebenem"  ent!f)alten  ift,  fonbern  aud)  au§  ber  ©rmartung, 
ba^  er  uon  bem,  ber  it)n  fud)t,  mit  feiner  ®ahe  unb  ^ilfe  fid) 
finben  laffe,  roomit  ein  „Stehen  auf  @eI)offtem"  noUjogen  ift, 
35.  6.  "^ie  ©d)rift  bezeugt  fd)on  burd)  bie  erften  ^eifpiete  berer, 
bie  §u  ©Ott  I)er5utreten,  ha^  bie  ^ruc^t  be^  ©Iauben§  ®ered)tig= 
feit  ift.  ®urd)  il)n  erf)ielt  3ibel  ha^  3eugni§,  er  fei  gered)t,  93. 4, 
unb  9loat)  mürbe  „@rbe  ber  bem  ©tauben  sufommenben  ©e= 
red)tigfeit",  Trjg  '/.ara  Ttiativ  dr^aioovvrig  •/,XriQOv6f.iog,  SS.  8.  9Jlit 
'^^autu^  unb  ber  gangen  ©emeinbe  fud)t  aud)  unfer  53rief  bie 
©erec^tigfeit  nid)t  anberSroo  a{§  in  ©ottc§  Urteil.  2:ritt  er  al§ 
3euge  für  un§  ein,  fo  ift  ©ered)tigfeit  unfer  ©rbe  gemorben,  unb 
bagjenige  93erf)alten,  meld)e§  ©ott  a(§  ©ered)tigteit  fd)ä^t  unb 
burd)  fein  ßeugnig  al§  fold)e  beglaubigt,  ift  t)a§  ©lauben.  ©leid)-- 
n)ot)t  ift  bie  ?5^affung  beg  S3egriffg  l)ier  eigenartig  untcrfd)ieben 
üon  ber  Sßeife,  roie  ^:paulu§  „bie  ©ered)tigfeit  be§  @lauben§" 
barftellt.  ®er  Unterfd)ieb  mirb  falfd)  beftimmt,  menn  gefagt 
mirb:  ta§  ©lauben  fei  l)ier  fetbft  als^  ©cred)tigf'eit  gcbad)t,  bei 
^aulu§  bagegen  nid)t,  rceil  für  '|Naulu5i  ha§  ©tauben  ganj  unb 
mat)rt)aft  ©ered)tigfeit  ift,  baburd),  ba^  ©ott  un§  feinetmegen 
red)tfertigt,  unb  meil  für  unfern  ^rief  ba§  ©laubon  nid)t  ol)ne 
©Ott,  fonbern  burd)  ©otteö  ^^eugni^i  unfrc  ©ered)tigt'eit  mirb. 
9(bcr  unfer  33rief  blicft  nid)t,  mic  ''|>aulu§,  beim  ©laubcn  auf 
unfrc  ©d)ulb,  barum  and)  nid)t  auf  bie  göttlid)e  ©ered)tigteit,  mie 
fic  im  Xobc  ;lcfu  offenbar  gen)orben  ift,  moburd)  bio  „©ercd)tig= 
feit  beä  ©laubenö"  jur  „©orcd)tigfcit  ©oltc^:("  mirb,  meil  fic 
nur   burd)   ©ottc§   Xat    unfer   (Eigentum   mirb.     .^"iier   ift  ba§ 


Sie  beni  Öfauben  gegebene  Segnung.  533 

©lauben  ni(i)t  in  feiner  ©inigung  mit  Gf)riftu§,  jonbern  Qt§  bie 
SSeroegung  unferer  ©eele  p  ®ott  t)in,  a{§>  unfer  rirf)tige§  ^^er= 
f)alten  if)m  gegenüber  betrad)tet,  genau  wie  bie§  fd)on  bie  t)er= 
|d)iebcne  ^Benennung  @otte§  anjeigt.  ^ier  ift  er  ber  3euge,  bei 
'»Paulus  ber  9f{id)ter.  SKä{)renb  ber  6prucf)  be§  9ftirf)ter§  fd)affenb 
in  bie  ^-i>erf)ältni[fe  be§  @erid)teten  eingreift  unb  fie  aftio  neu 
beftimmt,  fprid)t  ber  ©prurf)  bcg  3ß"9ß"  ^^"  üorf)anbenen,  ge= 
gebenen  S^atbeftanb  au§.  Unb  bie§  fte^t  rcieber  mit  bem"  oer= 
fc^iebenen  feelforgerüc^en  ßiel  ber  @ebanfenreit)en  in  genauer 
übereinftimmung.  3ßät)renb  un§  ^^aulu§  an  ber  9ted)tfertigung 
biejenige  2^at  ber  ©nabe  fic^tbar  mad^en  rcill,  an  n)elrf)er  unfer 
©taube  entfte{)t,  forgt  unfer  ^rief  für  bie  @rt)a(tung  be§  t)ür= 
t)anbenen  ©tauben^,  inbem  er  if)n  in  @otte§  ßeugnig  bie  ^e= 
ftätigung  unb  ^^ergemifferung  finben  t)ei^t.  ^arum  beftef)t  t)ier 
aurf)  ba§  göttlicf)e  8eugni§  nid)t  nur  in  ber  einen  (^ah^  ber 
(^ered)tigteit,  fonbern  in  ber  ganzen  9J?annigfaItigfeit  ber  gött= 
liefen  -^ilfe,  bie  ^graet  erfat)ren  f)at.  (Sd)on  bei  5(bel  roirb  auc^ 
baran  erinnert,  ba^  fein  ^lut  burd)  fein  ©tauben  bie  ''Ma6)i 
befam  ju  fpred)en  unb  @ott  at§  ben  9iid)ter  unb  9tärf)er  feinet 
Xoha§  {)erbei5urufen. ')  9iüd)  me()r  erlangte  burd)  fein  ©tauben 
|)enorf),  bem  ©ott  nid)t  nur  ber  diä6)ex  nad)  bem  2:ob,  fonbern 
ber  ©rretter  uor  bem  Sobe  warb. 

^itug  bemfelbeu  ©runbe  liegt  and)  ber  ©teile  ber  ©egenfa^ 
ämifd)en  bem  ©lauben  unb  ben  3öerfen  gänjlirf)  fern;  üielmel)r 
ift  ba§  ©lauben  al§  2:rieb  unb  5^raft  ^ur  3:at  gefaxt,  unb  ber 
^rief  roill  unl  an  ber  ©efd)i(^tc  3§^'«ßl^  S^igen,  mie  reic^  bie 
bemegenbe  Ä'raft  be§  ©lauben§  ift.  ©§  erzeugt  bie  @rfenntni§ 
©otte§,  ba§  Opfer  unb  jeben  ed^ten  ©otte^bienft,  bie  %nxd)i  oor 
©otte§  ®rül)ung,  ben  ©el)orfam  gegen  ©otte§  33efet)l,  ben  9Ser= 
5id)t  auf  bie  irbifd)e  ^eimat  unb  ben  irbifc^en  ^öefi^,  bie  Söfung 
Dom  fünblid)en  ©enu^  unb  ber  augenblidlid)en  ©t)re,  bie  @r= 
()ebung  über  bie  ^urd)t  i)or  ben  SJlenfdjen,  bie  ^äl)igfeit  5U  leiben 
unb  5U  fterben  um  ©otte§  roillen. 

*)  (^4  ift  leirfjt  moglid),  t>a^i  ba^  ®pred)en  be^  'öhiteS  3lbe(§  präfentifd^ 
gebacl)t  ift ;  fort  unb  fovt  evgelit  von  i()m  bev  3(peU  an  (^otteö  @ered)tigfeit,  bii 
im  uoUcnbeten  9{eid)e  Öotteö  2lt)el  ben  uoUen  (S■r)a^^  fiiv  feinen  unfc^ulbigen 
2^ob  erlangt  Ijaben  lüirb. 


534  Ä^P-  12.    3^er  öebväerbrief. 

3Iu(f)  f)ier  liegt  im  ©lauben  roie  bei  *'].^aulu§  eine  abiDef)renbe 
^eroegung,  aber  ber  ©egenfa^  ift  fjier  nid)t  §unäd)ft  ber  §iüifrf)en 
ber  ©ünbe  unb  ber  @ered)tig!eit,  §it)ifcf)en  ^(eifcf)  unb  ©eift, 
fonbern  ber  graifd^en  'i:)^n  irbijrfjen  unb  f)immlijd)en  fingen, 
5n)i](i)en  bem  fid)tbaren  unb  unfirf)tbaren  @ut.  ®ie  negatioe 
©eite  am  ©lauben  ift  3Serjid^t  auf  ben  gegenrcärtigen,  n)at)rnet)m= 
baren  ^efi§,  So§töfung  t)on  bem,  n)a§  nur  ©djatten  unb  ^arabel 
ift,  9Jli^ad)tung  ber  ©d^anbe,  Steilnafime  an  ber  ©d)mad)  (£t)rifti, 
SSerurteilung  ber  Söelt;  bem  ftetjt  al§  ha^  ^^^ofitioe  im  ©tauben 
ba§  ^injugetretenfein  §u  ©ott  unb  gu  feiner  ^immtifdjen  ©tabt 
entgegen. 

®arum  mirb  fcf)on  bei  Sfloat)  {)ert)orget)oben,  ba^  er,  inbem 
er  ©Ott  burd)  ©tauben  get)orfam  marb  unb  baburd)  bie  ©rret= 
tung  erlangte,  bie  SBelt  oerurteilte.  ©§  getjört  ^ur  ©rö^e  9loat)§, 
ha^  er  au§  Sid)t  brachte,  ha^  bie  3Bett  an  it)rer  eigenen  (5d)ulb 
5U  ©runbe  ging;  er  fteltte  baburd)  ©otte§  ©t)re  tieroor.  ®amit 
lüirb  aud)  bie  ©rö^e  ber  am  ©tauben  I)aftenben  3lufgabe  beut= 
lic^.  ©§  tag  9ioaf)  bie  ^ftid)t  ob,  ber  SBelt  Unredjt  unb  ©ott 
9'led)t  äu  geben,  mie  eg  bie  '>Pftid)t  ber  ©emeinbe  ift,  ben  Spott 
ber  iübifd)en  Söelt  über  ben  ©^riftu§  su  tragen  unb  ©ott  9ied^t 
5u  geben  gegen  fie. 

2)arum  wirb  aud)  an  ben  ""^atriaidjen  gezeigt,  ba^  fie  ber 
33erf)ei^ung  loegen  auf  bie  fid)tbare  Söett  uerjic^teten,  unb  an  9Jlüfe, 
ha^  er  fon)of)t  bie  ©djätje,  at§  ben  3o^"  *')3()araü§  für  nid)t§ 
ad^tete,  unb  an  ben  Späteren,  ba^  fie  ber  9tuferftet)ung  wegen 
yioi  unb  Xob  ertrugen.  '3)urd)  ben  ^-ortgang  ber  biblifd)en  ©e= 
fd)id)te  roirb  immer  beuttid)er,  raie  biefer  Sßerjidjt  burd)  ©otte§ 
&ab^  übermogen  luirb.  ^ie  3Säter  grüfUen  fd)on  bie  für  t)a§ 
©nbe  bereitete  Stabt  ©otte§  al§  i()r  il>aterlanb  unb  3Jlofe  erl'annte 
ben  9ieid)tum,  ber  in  (£l)rifti  Sd)mad)  ucrborgen  ift.  ©o  ift  "i^a^ 
©tauben  ber  (£I)riftenf)cit  mit  bcmjenigen  ^§rael§  nid)t  nur  feiner 
f^orm  nad)  ein§,  fofern  e§  ein  feftgol)altcne§  .f'toffen  auf  llnfid)t= 
barcö  ift,  fonbern  aud)  feinem  :vvnl)alt  nad),  weil  ha^  ©tauben 
{)ier  rote  bort  auf  bie  eine  unb  fetbe  i>erI)oifjung  jielt.  2öa§  ben 
93ätcrn  ^ugcfagt  mar,  ift,  menn  es*  nad)  feinem  uoUen  ;'^nt)alt 
benannt  mirb,  eben  ba^5,  uhv:<  bie  ©emeinbe  burd)  (£l)riftu^:i 
empfangen  mirb. 


2)er  3(nffingei-  unb  S^oHenber  beö  ©raubend.  535 

ßur  '3läi)e  ber  ,3ßugen  für  ha§  SGBefen  unb  t)m  SBert  be§ 
@Iauben§  tritt  ^q\u§  felbft  t)in5u,  12,  2.  ®er  ©egenfa^  5it)ifd)en 
feiner  (53emeinfd)aft  mit  ©ott  unb  feiner  ©emeinfc^aft  mit  un§, 
bie  if)n  jum  ^^reuje  fü^rt,  mac^t  feinen  3Beg  bemjenigen  be§ 
@tauben§  äf)nlid).  2(u§  feiner  @int)eit  mit  bem  Spater  bietet  fid) 
i{)m  bic  t^reube  an ;  ftatt  i^rcr  erroä^tt  er  bie  im  Slreuj  liegenbe 
©rf)mad).  ©0  Ijat  er  aucf)  bie  ^ragfraft,  t/ro/zovij,  bemäf)rt,  bie 
au§  bem  ©tauben  f'ommt,  aber  aud)  ben  Sof)n  berfelben  in  be= 
fonberer  ®eutlid)feit  gezeigt,  roeil  er  um  be§  ^reujeg  rcillen  jur 
^ed)ten  be§  göttlid)en  2^rone§  fi^t. 

@r  ift  aber  mef)r  ol§  bie  Sitten,  nicf)t  nur  ein  33eifpiel  be§ 
@lauben§,  ein  S^nQi  für  it)n,  fonbern  fein  „Anfänger  unb  ^^oüen» 
ber",  ber,  ber  it)m  ben  ®runb  unb  bie  93oUftänbigfeit  gegeben 
^at.  3(m  (3ct)(uj3  biefer  gefrf)icf)tlirf)en  ^etrarf)tung,  n)eld)e  bie 
ganje  alttejtamentlic^e  ©lauben^beroä^rung  überfd)aut,  bürfen 
mir  nid)t  nur  an  i^efu  Söirfen  auf  bie  Seele  be§  einjelnen  ©tauben^ 
ben  benfen,  ba^  er  in  berfelben  ba§  ©tauben  ermecft  unb  ju 
feinem  ^\ä  unb  @nbe  bringt,  fonbern  bie  beiben  33egriffe  „5(n= 
fänger  unb  3SolIenber"  beftimmen  5unäd)ft  ^a^  3}erf)ättni§  ^i\u 
jum  ©tauben  im  23erlauf  ber  2BeItgefd)id)te ;  fie  blirfen  foroof)! 
nad)  rüc!n)ärt§  auf  bie  attteftamenttid)e  ^^\i,  al§  nad)  corroärtg 
auf  bie  ©teltung  ber  (S:t)riftent)eit.  5(I§  Stnfänger  be§  ©tauben§ 
bringt  er  benfetben  in  bie  2Belt  unb  bient  if)m  jum  ©runb.  2öie 
bie§  oon  il)m  gitt,  obroot)(  bie  ©lauben^begrünbung  bi§  auf 
©otte§  ©d)öpfertat  jurüdreic^t,  t^a^  erläutert  ba§  jroeite  2öort: 
ber  ^^nfänger  ift  er  be§megen,  meil  er  ber  33oUenber  be^  ©lau= 
ben§  ift.  @r  gibt  bem  ©tauben  feinen  üolten  53eftanb,  ben  voU- 
fommenen  ©runb  unb  bie  üoUfommene  ^rud)t.  ^aburd^  ift  bic 
neu  anfangenbe  Sßirfung  3^fU/  ^i^  ^^^^  ©tauben  neu  möglid) 
mad)t,  mit  ber  i^r  üorangeI)enben  ©tauben^betätigung  in  @in= 
t'lang  gebrad)t.  ®a§  sur  3Soüfommen^eit  gebrachte  ©tauben  ift 
ber  früheren  ©efd)id)te  gegenüber  etma§  ^}leue§,  erft  oon  i^efug 
a\§  üon  feinem  3tnfänger  unb  Urheber  ©mpfangene§,  ügl.  6,  1. 
©ben  a\§  ber  33otIenber  be§  ©laubenä  ift  er  ber  Rubrer  für  eine 
neue  9'ieif)e  von  ©taubenben  gemorben,  bie  nun  auf  bem  r»on 
it)m  il)nen  bereiteten  ^offnungSgut  ftef)en  unb  beren  ^u- 
i)erfid)t    burc^   it)n  üon   allen   ©d)ranfen    befreit    ift,   meil   fic 


536  •^op.  12.    S)er  /pebräevbriej» 

burd)  tf)n  „an  ii)rem  GJeroiffen  üoKenbet"  unb  get)eiUgt  finb, 
10,  14.  9,  9.  14. 

®ie  ©teile  §etgt  beitttidf),  rate  abfotut  frei  üon  jeber  33e= 
fcf)rän!ung  unb  ^efcf)attung  ba§  ©lauben  be§  ©(jriften  üor  bem 
Sluge  unfcre§  53riefe§  ftet)t.  @r  !ann  ftcf)  !etn  {)ö!^ere§  ©tauben 
über  ba§  I)tnau§  benfen,  i)a§  un§  ®{)riftu§  bereitet  ^t.  ©o 
!ommt  feine  apoIogetifd)e  33etrad)tung  ^u  it)rem  mad)tt)oIIen 
©(i)lu^.  3ßfw  9)leffianttät  rcirb  burd^  bie  ©lauben^aufgabe, 
tüeld)e  feiner  ©emeinbe  obliegt,  nid^t  nur  ni(i)t  in  ^^rage  geftellt, 
üietme'^r  ift  fie  beren  notroenbige  ^^^otge  unb  i^r  foftbare§  @r= 
gebni§;  er  erft  ^at  ben  9Jlenfrf)en  gan§  sunt  (Stauben  gebrad)t.  2(ucE) 
in  biefer  .^infidt)t  ftet)t  feine  ©emeinbe  nicf)t  nur  neben  ber  alten, 
fonbern  über  it)r.  SBie  ba^  @efe^  überl^aupt  nic^t§  ju  feinem 
üotlen  bleibenben  33eftanbe  brad)te,  ot^JcV  heleiioasv,  7,  19,  fo 
fam  aurf)  ba§  ©tauben  unter  i!^m  nid)t  über  feine  2tnfang§geftalt 
l)inau§,  n)ät)renb  (5^riftu§  il)m  in  feiner  Öemeinbe  bie  23otIen= 
bung  gab. 

^er  33rief  t)atte,  um  bie§  bar^uftetten ,  feine  längere  3tu§= 
fül)rung  met)r  nötig,  meil  bie  33efpred)ung  ber  @lauben§aufgabe 
nid)t  ben  2(nfang,  fonbern  'tzn  ©d)tu^  feiner  Untenyeifung  bilbet. 
3uerft  legt  er  au§,  wa§  in  i^^f"  3:ob  unb  (|;rf)öt)ung  entt}alten 
ift,  jeigt  barin  bie  ^^at  be§  ^riefter§  unb  fdjü^t  baburcl)  gegen 
ba§  5irgerni§  an  il)m.  ^e^t,  nad)bem  i^efuS  gerabe  in  bem, 
wa§  il^n  für  un§  unfid)tbar  unb  fein  3ieid)  für  un§  jufünftig 
mad)t,  al§  ber  ©eber  ber  oottfommenen  (t^yahm  ert'annt  ift,  10,  12, 
nun  fa^t  ber  33rief  bie  ©lauben§pflid;t  in§  9Iuge;  benn  nun  ift 
flar,  burd)  rcetdje  ©nabengabe  3efu§  ber  5lnfänger  unb  ''iNollen- 
ber  be§  @lauben§  für  un§  geioorben  ift.  ^er  llnterfdjieb  ,vinfd)en 
bem  fterbtid)en  unb  fünbtidjcn  5taroniben  unb  bem  uottenbeten 
unb  eroig  tebenbigen  ^^riefter,  snnfd^en  ber  irbifc^en  .flutte  unb 
bem  l)immlifd)en  .^eitigtum,  ,^nnfd)en  bem  ^ieropfer  unb  bem 
S3Iute  3efu  "tit  feiner  bie  6ünbc  beberfenben  !OJkd)t  überträgt 
fid)  fofort  auf  bie  ©laubcnSftettung ;  benn  mo  ba§  geboffte  ©ut 
fid)  alö  ein  Dotlfommeue§  eriüeift,  ift  aud)  ber  ©taube  ^n  feiner 
93ölligfeit  gelangt. 

(5l)e  ber  üürief  an  bie  ©rtäuterung  be§  2:obc§  6:t)rifti  get)t, 
\)ai  er  üom  Ungtaubcu  gefprodjen,  li,  7—4,  1.'},  unb  aud;  in  biefer 


SBufie  unb  ©laube.  537 

^inficfit  bie  ^oratlele  strifrfjen  ber  alten  uiib  neuen  ©emeinbe 
burc^gefü^rt,  ba  bie  @d)ulb  unb  bie  SSerberblic^feit  be§  Unglauben^ 
für  fie  nic^t  geringer  ai§  für  jene  ift.  ^em  @efrf)(ed)t,  ba§  ©ott 
au§  3ig^pten  errettet  f)atte,  roar  bie  3SerI)ei^ung  gegeben,  in  @otte§ 
9ftuf)e  einpgefien,  aber  roeber  bie  ©nabe,  bie  fie  erlebt,  nod)  ba§ 
göttlid)e  SOBort,  ba§  fie  get)ört  t)atten,  fieberte  i^nen  ben  ©mpfang 
ber  @abe,  3,  16.  4,  2;  Dietmetjr  rcurben  fie  oon  it)r  au§gefd)loffen 
wegen  i^re§  ©ünbigeng,  3,  17,  if)re§  Unge^orfams,  3,  18,  i^re§ 
Unglaubens  3,  19.  tiefer  berft  fiel)  al§  bie  innerfte,  le^te  Urf adje 
it)re§  ^alleS  auf.  @r  machte  ba§  2öort  ©otte§,  obtt)ot)l  e§  bie 
ftraft  unb  bie  &ahe  @otte§  in  fiel)  ^at,  für  fie  nu^lo§,  weil  e§ 
it)nen  nur  etroa§  @et)ürte§  blieb,  gefcf)ieben  oon  ber  ^^erfon,  nirf)t 
oereinigt  unb  oerfc^moljen  mit  il)nen  felbft,  4,  2.  3"9  un^  v^»9 
foU  bie  ©emeinbe  biefe  @efd)id)te  auf  fid)  felber  jur  SCßarnung 
anroenben.  9tucl)  fie  f)at,  weit  (£^riftu§  gefommen  ift,  bereits 
eine  (Errettung  erlebt  unb  ha§  göttliche  SBort  für  fid),  unb  fann 
borf)  baS  ^eil  oerlieren,  loenn  fie  nic^t  burd)  ©tauben  "ba^  gött= 
lid)e  Sort  in  fic^  beioal)rt.  ©egen  ben  2(nfto^  am  (5f)riftuS, 
t>ü^  er  nur  ein  3öort  gebrad)t  l)abe  unb  nic^t  ba§  D^eid),  fe^t 
ber  33rief  ben  ©prucl)  über  bie  9)?ajeftät  be§  3Bort§  unb  feine 
energifc^e,  rid)terlid)e  9Jiad)t,  4,  12  f. 

©in  le^rreid)eS  9Jia^  für  ben  ©laubenSftanb  be§  Briefes 
bilbet  bie  ©nergie,  mit  ber  er  bie  ^ur^t  ©otteS  in  ben  Sefern 
enoeift,  ogl.  2,  1  ff.  6,  4  ff,  10,  28  f.  ®ie  ©^riftent)eit  l)at  fid) 
nod)  me{)r  ju  fürd)ten  at§  3§i'oel,  rceil  bie  il)r  gegebenen  ^eilig= 
tümer  größer  finb  unb  if)r  9JJipraud^  unmittelbarer  3lntaftung 
ber  9)lajeftät  ©otteS  ift.  ©S  tritt  aber  bamit  feine  ^-öegrenjung 
in  fein  ©tauben  hinein ;  oielmel)r  ergibt  fid)  bie  einträd)tige  3Ser- 
binbung  ber  ?^urd)t,  fo  intenfio  fie  ift,  unb  beS  ©laubenS  barauS, 
'Ciü^  aud)  jene  auf  ©t)riftu§  felbft  belogen  ift  unb  barum  ben 
^lid  nid)t  oon  i^m  abfel)rt,  oielmel)r  it)m  sugeioanbt  ^ält.  2öäl)^ 
renb  in  ber  ©otteSmajeftät  ^efu  ha^  9J?otio  jur  ^urd)t  liegt, 
bilbet  feine  9}lenf(^t)eit,  in  meld;er  er  felbft  litt  unb  oerfud)t  rcarb 
unb  baburd^  fid)  bie  3^ollmad)t  jum  ©rbarmen  erraarb,  ba§  5ßer= 
trauen  medenbe,  jum  |)intritt  ju  i{)m  ermunternbe  9}iotio,  2,^17  f. 
4,  15  ff.  5Iud)  beSmegen  gilt  bem  53rief  :3efu  9liebrigfeit  unb 
(Sterben  für  unentbel)rlid)  unb  t)eilfam.    3ln  bem,  ber  felbft  bie 


538  ^''P-  12.    3)er  §cßräer5rief. 

S5erfud)ung  beftanb,  geroinnt  bic  ©emcinbe  j;ene§  ©louben,  ba§ 
fic^  an  bcr  ^urd^t  cor  bem  (S^ott,  ber  ein  t)cr5ef)renbe§  ^eucr  ift, 
ntd)t  fc^rcärf)!,  fonbevn  neu  ent§ünbet,  lüeil  aud)  bie  ^^urd^t  für 
fein  9J]ittIemmt  banfbar  mac^t. 

®a^  bie  ^u^e  a(§  felbftänbige  ^eroegung  ber  ©eele  com 
®(auben  unterf(i)ieben  rcirb,  6,  1,  roar  mit  ber  58esiet)ung  be§ 
(enteren  auf  bie  unficE)tbaren  .^eil^güter  gegeben.  2tber  audE)  an 
biefer  Stelle  §erbrid)t  ber  S3rief  bie  ®int)eit  be§  2eben§pro§effe§ 
nid)t.  ®a§  „böfe  ^er§"  ift  bem  Unglauben  l)ingegeben,  n)e§= 
t)alb  bie  Slblegung  ber  ©ünbe  bie  33ebingung  für  ben  erfolgreid)en 
Sauf  bilbet,  ber  in  ber  (Slauben^übung  beftel)t,  12,  2.  '3)enn  eine 
unb  biefetbe  %ai,  ^t^n  Sterben,  t)erleit)t  bie  Sofung  com  ^ofen 
unb  ben  ^in§utritt  ju  (Sott.  ®iefe§  madf)t  ba§  ^erou^tfein  „t)on 
ben  toten  3öer!en  rein",  rcorin  beibe§  liegt,  fott)ol)l  bie  Stillung 
ber  Selbftoerurteilung  unb  be§  Sd)utbgefüt)t§ ,  al§  bie  2;ilgung 
ber  f^lecf)ten  33egier,  9,  14.  ^od)  bamit  ift  erft  bie  2Sor= 
bebingung  für  ha^  meffianifct)e  Söerf  gegeben.  ^a§  üollftän^ 
bige  3lmt  be§  ®t)riftu§  ift  bie  Darbietung  ber  pofitioen  Seben§= 
guter  in  t)immlifcf)er  (3ah^,  unb  auf  biefe  grünbet  fid)  ber 
©laubenbe. 

So  ift  aud)  biefer  33rief  ein  mer!roürbige§  Dofument  für  bie 
^öt)e,  ju  n)elcl)er  fic^  in  ber  erften  ©emeinbe  ber  ©laube  entfaltet 
t)at.  ^l}t  3ßicl)^n  ift  ^iß  t)armonifd)e  ilräftigfeit  aller  <^unf'tionen, 
bie  ba§  (£l)riftenleben  bilben.  Der  9leid^tum  be§  Deutens  unb 
ber  ©ruft  be§  SÖBoUenS  ftel)en  einanber  parallel.  3lm  ©rl'ennen 
lüirb  füiüol)l  bie  ftillenbe  al§  bie  ervegenbe  '9J?ad)t  beS  ®lauben§ 
fid)tbar,  biefe  in  ber  lidjtoollen  Durc^bilbung  ber  ©ebanfenreiljen, 
jene  in  ber  33en)al)rung  ber  (Sren,^e  gegen  alle§  ®nüftifd)e.  Die 
3lbu)eifung  ber  iübifd)en  Xenben,sen  gefd)iel)t  mit  llarer  @utfd)ie= 
benl)eit,  unb  bod)  ol)ne  jebe§  bittre  3Bort.  3m  ^lidf  auf  ®ott 
ftct)t  neben  bem  tiefen  (Srbeben  bie  unerfd)üttcrlid)e  ^-reubo.  'Jlud) 
in  ber  'iWrbinbung  uou  3lbl)äugigt'eit  unb  Selbftänbigfoit  gcgcuübov 
ben  anberen  ^-ormen  beö  apoftolifd)en  (i-uangeUum'^  ^cigt  fid)  bie 
üebenbigfeit  be§  ©laubensi,  ber  ba§  eine  unb  felbe  ßuaugelium, 
bnö  allen  gegeben  ift,  verjonl)aft  ,yi  eigenem  '■I^efit3  in  fid)  auf= 
flcnonuuen  l)at.  Die  un^^  uon  ^].miuIuS  unb  ^obanno'^  l)er  betannlen 
C^vunbftridje   bcr  apoftülifd;eu   '|>rcbigt   geftüUen  aud)   t)icr   bie 


3^n^  58etüufetfein  bev  2;t[tanj  üon  ©ott.  539 

gange  SSerfünbigung ;  unb  borf)  ift  ntd)t§  ^mitietteS,  @ntlef)nte§  in 
bem  ^inef.  @r  ijai  in  allem,  rca^  ev  fagt  feinen  eigentümlid)en, 
eint)eitlirf)en  2;on. 

^erfelbe  bürfte  üieüeid)!  baburd)  einigermaßen  befci^rieben 
fein,  'öa'^  gefagt  mirb :  im  58IidE  be§  ^riefe§  auf  ©ott  bricht  ftarf 
ba§  ^iftangbemu^tfein  tjeroor,  ba§  bie  Entfernung  be§  nberiuelt- 
Iicf)en  unb  .^eiligen  üon  un§  bebentt.  2)arum  fie^t  er  bei  ^q^vi§ 
auf  feine  9)iittlerfteüung,  beim  alten  ^unb  auf  feine  ©aframente, 
burd)  m^{d)^  bie  @efd)iebenf)eit  bes  9)lenf(^en  oon  ©ott  bur^= 
brod)en  roirb;  barum  faßt  er  ben  ^ienft,  ben  :Sefu§  ber  Söelt 
tut,  in  ta§  eine  SBort  jufammen,  baß  er  ber  "»^riefter  fei,  unb 
betont  an  it)m,  ftärfer  al§  e§  fonft  im  ^Jleuen  2'eftament  gefd)iet)t, 
bie  ^oppelf)eit  ber  ^Jlaturen,  roie  fie  in  it)m  au§  feiner  ©emein* 
fc^aft  mit  bem  Später  unb  au§  feiner  @emeinfd)aft  mit  un§  ent= 
ftet)t;  barum  erinnert  er  an  bie  un§  inmenbig  merbenbe  5?er= 
gegenmärtigung  ©otteg  im  f)eitigen  (Seifte  nur  ha,  mo  er  un§ 
bie  6d)u(b  beffen  füf)(bar  mad)en  rcill,  ber  @otte§  (^ah<i  profaniert. 
•J^arum  ^at  ber  ^rief  nid)t  jene  unmittelbare  ^nnigfeit  ber  @e= 
meinfd)aft  mit  (£()riftu§,  wie  fie  ""^^aulug  t)at,  jene§  birefte  @in= 
greifen  ber  Xai  (£t)rifti  in  ben  eigenen  SebenSlauf  be§  ©lauben- 
ben,  burd)  metd)eg  er  an  bem  ^eit  befommt,  wa§  6i)riftu§  t)at, 
iene§  ''^ei=un§=fßin  Gt)rifti  unb  ^n=i{)m=fein  be§  ©laubenben,  in 
u)eld)em  'i)a^  (Glauben  be§  ^|^aulu§  feine  befonbere  ^iefe  tjat.  ©o 
gemiß  't)a§  ^Bemußtfein  ber  @efd)ieben^eit  ©otteiS  oon  un§  für 
unfern  Q3rief  fein  ©egenfa^  5um  ©tauben  ift,  ebenf omenig  wirb 
esi  öon  biefem  au§ge(öfd)t,  fonbern  e^  ift  in  it)m  ftet§  lebenbig 
unb  mad)t,  ha^  fid)  unfer  ^rief  ftet§  loieber  oor^ält,  baß  (£t)riftug 
it)m  pm  9Jiittler  mit  bem  fonft  für  i^n  unerreid)baren  ©ott  ge= 
morben  ift,  me§t)alb  er  nid)t  uon  ibm  meid)en  unb  it)n  nid)t 
oerleugnen  fann. 


540  Äop.  13.    2)ie  ergebniffe  be§  apoftoIi[d)en  ©(aubeng. 

Die  Ergcbniffe  des  apoffolifchen  Glaubens. 

5lug  ©tauben  f)erau§  tft  bic  d)rtftlid)e  ©emeinbe  mit  it)rcr 
Setjre,  if)ret  neuen  ©d)rtft  tt)rer  !ir(J)Itd)en  Drbnung  unb  ©itte 
entftanben.  ®iefe  Satfad)e  fommt  jebem,  ber  nac^  ©tauben, 
aber  auc^  jebem,  ber  über  biefe  "2)inge  nad)  Söiffenfc^aft  fud)t, 
Std)t  gebenb  §u  ^itfe.  ^er  ^üngerfreig  l)at  üon  ^eju§  feine 
Set)roürfd^rift,  !ein  ©t)ftem  üon  Gegriffen,  feine  ^eitigung§reget, 
fein  fononifd)e§  ^ud),  feine  Äirdienorbnung  ermatten;  rva§  er 
bei  if)m  unb  burd)  it)n  geroonnen  ^at,  ha§  wax  ber  gtaubenbe 
2tnfd)tu^  an  it)n.  Unb  biefe§  3}erf)atten  ^efu,  'ba^  er  feinen 
gangen  ©rfotg  in  ha^  ©tauben  gefegt  f)at,  ern)ie§  fid)  at§  fruc^t^ 
bar  sur  Schöpfung  einer  neuen  geiftigen  Sßett.  ^a§  ©otte§= 
unb  ba§  ©etbftberou^tfein ,  ha§  ©rfennen  unb  ba§  SÖöirfen,  ber 
^ienft  an  ben  9Jlenjc^en  unb  bie  53ef)anbtung  ber  S'latur,  bie 
3lu§breitung  ber  STätigfeit  nad)  au^en  unb  if)re  ©ammtung  nad) 
innen,  i^re  9ieinigung  oon  uerborbenen  ^egef)rungen  unb  if)re 
pofitioe  ©ntfattung  p  rid)tigen  :^kUn  f)in,  bie  ^ät)igfeit  gum 
^offen  unb  bie  ^^ittigfeit  jum  Seiben,  ^urd)t  unb  Siebe,  ber 
gauje  3?eid)tutn  ber  menfd)tid)en  ^unftionen  ift  burd)  ba§  auf 
Oefu§  btidenbe  ©tauben  ju  neuer  ^ätigfeit  unb  3^rud)tbarfeit 
erregt  roorben.  ^n  feiner  3tic^tung  ern)ie§  e§  fid)  at§  Hemmung, 
in  atten  at§  ben  5?raft  fd)öpfenben  9tft. 

%e^l)alb,  meit  3efii  ©emeinbe  au§  bem  ©tauben  tjeruor 
n)ud)§  unb  n3äd)ft,  wirb  fie  jur  fortbauernben,  tebenbigen  Dffen= 
barung  G^rifti  unb  ©otte§.  "Jjenn  ber  ©taube  f)at  feine  2öir= 
fung§mad)t  nid}t  in  fid)  fetbft,  fonbcvn  evbätt  fie  evft  burd)  bic 
2'at  unb  ©abe  beffen,  an  ben  er  gtaubt.  ^io  burd)  ben  ©tauben 
tebcnbe  ©cmeinbc  tut  bar,  baf3  ©ott  burd)  ®t)riftu§  fie  begabt, 
füt)rt  unb  betebt. 

Xa§  t)at  x^efus  baburd)  errcidjt,  baji  er  ba§  ©tauben,  inbem 
er  c§  auf  fid)  fetbft  rid)tete,  uon  attem  5U  befreien  ucnnodjte, 
wüburd)  cs(  Dor  it)m  gebunben  n)ar.  ®ic  2;i^eoric  unb  ^^rayi§ 
ber  älteren  1t)eotogie  n^aren  an  ber  "^ertrennung  beffen  gefd)citevl, 
luast  bod)   nur  geeinigt  eiu_  Vebenbige^^  bleibt.     6ie  .^evbvad)  t)C[<i 


Sie  (Sinigunc^  ber  Sebensbeiüegung.  541 

@efe^  in  eine  33ielf)eit  uon  Geboten,  beren  jebeS  üom  anbern 
unabf)än3ig  fei,  fo  ha^  ha§  eine  gehalten,  ba§  anbere  gleirf)5eitig 
übertreten  roerben  fönne,  n)e§f)alb  fie  bie  @cred)tigfeit  baburd^ 
geroinnen  raoÜte,  ha^  fie  bie  gef)altenen  ©ebote  abbierte,  gegen= 
über  ben  nic^t  gef)Qltenen  abrcog  unb  ben  Überfd)u^  ber  erfüllten 
über  bie  nic^t  erfüllten  ©ebote  alö  ®ererf)tigfeit  beflarierte,  eine 
§erftücEte  ®ered)tigfeit ,  bie  nie  ein  ©anjeg  rcurbe.  ©ic  fpaltcte 
an  ber  (Erfüllung  be§  ®efe^e§  rceiter  ba§  SJiotio  unb  ba§  9?e= 
fultat,  inbem  fie  bie  göttlid)e  3^orberung  megen  it)rer  gefe^lic^en 
^ornt  junäc^ft  auf  ba§  objeftioc  @rgebni§  bc§  ^anbeln§  bejog 
unb  biefe§  möglicl)ft  gu  fiebern  fud)te,  inobei  baei  innere  @efd)el)en 
in  ber  ^^^erfünlid)teit  felbft  relatiu  frei  geblieben  ift.  3ie  fd)ieb 
bie  Seiftung  an  @ott  unb  biejenige  an  bie  9}lenfcl)en"unb  fc^ä^te 
ben  ben  9Jlenfrf)en  geleifteten  ^ienft  geringer  al^  ben  ©ottesbienft, 
fo  bafi  biefer  feinen  Sert  bel)alten  foU,  aud)  lüenn  bem  9J?enfd)en 
oerfagt  mirb,  iua§  il)m  gebüt)rt.  Sie  ri^  meiter  ©lauben  unb 
2ßerf  au^einanber,  »erlangte  einmal,  ba^  man  glaube,  roa^  ba§ 
©efetj  let)re,  fobann  ba^  man  aud)  tue,  ma^  e§  oorfd)reibe,  mobei 
aud)  t)ier  jebe^  feinen  felbftänbigen  2öert  l)aben  unb  ber  ©laube 
an  bie  Set)re  burd)  bie  Übertretung  ber  33orfd)rift  nid)t  berüt)rt 
merben  foü,  obgleid)  felbftoerftänblic^  bie  5ßerbinbung  ber  ©e= 
fe^e§fenntni§  mit  ber  praftifd^en  Slnmenbung  be^felben  bie  l)öf)ere 
!i3erbienftlid)t'eit  ergibt.  6ie  fd)ieb  bie  @tauben§pflid)t  felbft  in 
eine  iCielljeit,  ba  ja  ber  :3n^Qlt  ^^^  ^ibel  ein  mannigfaltiger  ift 
unb  jebe  3lu§fage  berfelben  ©tauben  forbert.  ©ie  fd)uf  eine 
Spannung  5n)ifd)en  ber  ©emeinbe  unb  bem  perfönlid)en  Seben§= 
ftanb  beö  (Sinjelnen,  fo  t)a^  ber  ©laube  balb  lebiglid)  an  bie 
©emeinbe  geljängt  mar  unb  in  it)rer  ^eiligfeit  feine  58afi§  ^tte, 
mäbrenb  ber  (Sinjelne  für  fid)  felbft  fein  @lauben§oer^ältni§  ju 
©Ott  fanb,  fonbern  für  fid)  auf  feine  eigene  Seiftung  angemiefen 
blieb,  unb  balb  roieber  bie  ©emeinbe  auf  bie  Seite  warf  unb 
fid)  nur  nad)  innen  rcanbte,  um  in  ber  Xiefe  be§  eigenen  Seelen= 
leben§  ©ott  §u  fpüren.  ®a§  eine  Mal  l)errfd)te  bie  ©emeinbe 
mit  ^^mang  unb  ^rucf  über  ibre  ©lieber  unb  t)alf  it)nen  nid)t 
äum  ©lauben ;  ba§  anbere  dJlal  f(üd)tete  fid)  biefe§  in  bie  a^fetifd^e 
©infamfeit  ober  bie  .^ärefe.  3"^  3lufblirf  ju  ©ott  fc^ieb  fie  'i>a5 
diid)t  uon  ber  ©nabe  unb  nal^m  an,  ©ott  l)anble  entmeber  nad) 


542  ^"P-  1^^-    ^'f  Grgednifje  be§  apoftolifdien  ©Iau6en§. 

bem  9ted)t  ober  nad)  ber  ©nabe,  rooburrf)  an§  jenem  ^ätte,  au§ 
biefem  n)iK!ürItd)e  ©unft  entftanb.  ''Man  fc^uf  fid)  baburd)  eine 
^urcf)t,  bie  mit  bem  ©tauben  ftritt  unb  pm  SSerjagen  marb, 
unb  ein  ©lauben,  ba§  bie  ^urd)t  auSftie^  unb  jum  Übermut 
entartete.  3^il"^ß"  biefem  ©tüdmerf  eine§  gerriffenen  SSielerlei 
war  fein  9iaum  mei)r  für  ein  glaubenbe§  3SerI)alten,  in  n)elrf)em 
eine  ungebrocf)ene  Q3e|a!)ung  unb  @en)i^{)eit  @otte§,  bie  al§ 
3uüerficf)t  ju  if)m  einen  geeinigten  SöiÜen  fd)affen  fönnte, 
lebenbig  märe. 

SJ^an  t)ergleid)e  bamit  benjenigen  apüftoIifrf)en  33rief,  melc^er 
ber  ©i)nagoge  am  näd)ften  ftel)t,  ben  be§  ^afobu§.  9'lid)t  nur 
tatfäd)Iid),  üielmel)r  mit  Harem  ^ercu^tfein  ift  bie  @int)eit  nid^t 
nur  al§  ^i^t  erfaßt,  fonbern  bem  Seben  eingepflanzt,  ^ene 
9?ed)nung,  bie  au§  ben  nieten  getiattenen  ©eboten  eine  @ered)tig- 
!eit  sufammen  abbieren  möd)te,  ift  oergangen;  ba§  ©efe^  ift  eine 
(£int)eit,  ha  e§  mit  jebem  ©ebot  gan§  gebrod)en  mirb.  ^at)er 
f)aben  nid)t  ©rfüttung  unb  Übertretung  be§  @efe^e§  pfammen 
im  Seben  9taum.  ^afobu§  f)ei^t  fic^  nor  bem  ©efe^  fdjulbig 
ot)ne  33orbet)att.  ^ener  9ied)t§begriff,  ber  ein  äu^ertid)  beftimm= 
bare§  Tla^  für  ba§  fromme  ^anbetn  fud)t,  ift  üerfd)nninben. 
2)a§  fönigtid)e  ©ebot  im  ©efe^,  mit  metci^em  e§  erfüttt  mirb,  ift 
ba§  ber  Siebe;  baburd)  ift  ba§felbe  mitten  in  ben  imnenbigen 
SSerlauf  unfereö  £eben§  t)ineingefe^t.  ;3afübu§  t)at  fein  ganjeS 
SGBoUcn  mit  ©otte§  SBitlen  geeint.  3Ba^  bie  Synagoge  ©otte§* 
bienft  t)ie^,  ift  uerfdimunben ;  benn  ba§  SBerf  für  ben  53ruber 
unb  basjenige  für  ©Ott  finb  bei  ^öti^bu^  ibentifd),  unb  atte 
©otte§bienfttid)teit,  bie  nic^t  t)em  33ruber  bie  gute  ®aht  gciüät)rt, 
ift  ©etbftbetrug.  ®ie  ©d)eibung  ber  Setjrc  non  ber  ^at  wirb 
at^  ücrberbtid)e  Ü^erirrung  abgemet)rt.  Siffen,  ©tauben,  .^anbcln 
finb  it)m  eine  untrennbare  ®int)eit,  ba  jene  nur  bann  ÄHUt  unb 
fieben  I)aben,  luenn  fie  ber  2;at  bienen.  @in  il3ietertot  uon  Set)r= 
fät^en  gibt  e§  bei  .^"^afobn^  nid)t.  ©r  fd)aut  auf  ben  „einigen 
©Ott":  it)u  ju  erfennen  in  attem,  maö  er  tut,  unb  it)m  jn  ge= 
borc^en  in  allem,  mag  er  gebietet,  ift  fein  i^erlangeu.  tkm 
äufKrlid)en  .^^citSgarantien,  bie  einen  ©laubcni>ftaub  ol)ne  eigene 
innere  ^J[<erbunbonbcit  mit  ©ott  bemirfon  follcn,  ,ift  feine  ^Kebe 
met)r,    ebenfoiücnig    aber    uon    einfieblcvifdjer    of^^l't-'^'ii^Ö    ^^r 


J)ie  ©inigung  ber  Seben^&eroegung.  543 

„©ccle",  bie  nur  in  ber  2(b!ef)r  oon  ber  ®enteinfcf)aft  burd) 
bie  @in!ef)r  in  if)r  ^nnereg  fromm  fein  fonn,  fonbern  bie 
burd)  bie  Siebe  beftimmte  2(rbeit  innert)alb  be§  menfd)Iid)en 
93er!et)rö  befi^t  ben  üollen  3Bert  ed)ten  ©otte^bienftel.  ^u 
©Ott  fd)aut  er  in  ber  ®en)i^I)eit  auf,  ha^  bie  9)lenge  feiner 
©ünben  oor  ii)m  bebedft  ift,  im  felben  2(ugenbü(f,  mo  er  fid) 
gegenraärtig  t)ält,  ba^  er  bie  9'?ed)tfertigung  nid)t  anber§  finben 
!ann  a(§  burd)  bie  %a\,  unb  bie  ^reit)eit  nid)t  anber§  at§  burd) 
ba§  ©efe^. 

.^ier  ift  bie  @in{)eit  an  allen  Stellen,  mo  fic  bie  (St)nagoge 
bi§t)er  nid)t  gefunben  I)atte,  geroonnen,  unb  bie  ^eiat)ung  @otte§ 
t)at  einen  geeinigten  Söillen  erzeugt,  ber  of)ne  (Sd)n)anfung  unb 
Spaltung  auf  ®ott  gerichtet  ift. 

®ccft  fid)  bie  innere  Stellung  ber  apoftülifd)en  SJIänner  nod) 
beutlic^er  oor  un§  auf,  rcie  e§  bei  ^-^^aulug  unb  ^o^ci""^^  ge= 
fd)iet)t,  fo  tritt  aud^  bie  gefd)loffene  ©in^eitlid^feit  berfelben  nod) 
beutlid)er  l)eroor.  Wü  berfelben  unbebingten  53eja^ung  heiligt 
^^aulu§  ©otte§  ®efe^,  mie  er  bie  @nabe  be§  (£t)riftu§  erfaßt, 
unb  beibe  fteben  al§  bie  einträd^tig  pfammenmirfenben  Organe 
Öotte^  oor  feinem  'Ölid.  ®erfelbe  ©ott,  beffen  ©efe^  il)n  fd)ulbig 
I)ie^,  l)at  i^n  burc|  (Jl)riftu§  gerechtfertigt,  ^iefelbe  Zat  ©otteg, 
roeld)e  feine  freie,  oolle  ©nabe  ^um  9J?enfd)en  bringt,  ift  aud^ 
bie  Offenbarung  ber  göttlid)en  ©erec^tigfeit.  3lu§  bemfelben  ge= 
fd)toffenen  3Billen,  mit  bem  fid^  '»Paulus  nad)  bem  33ollbringen 
be§  ©Uten  ftredt,  §iel)t  er  bie  (Vät)igfeit  unb  tia^  SSerlangen,  in  ber 
©nabe  beffen  füll  fein  ©enüge  5U  t)aben,  beffen  %oh  fein  S^ob  unb 
beffen  Seben  fein  Seben  roorben  ift.  So  reic^  ba§  geiftige  :^eben 
ber  Slpoftel  ift,  e§  l)at  unoerfennbar  ein  ^^i^lii^ui"/  <^^^  ^«"^  c^ 
mit  feiner  ganzen  ^^üUe  erftebt  unb  in-  ba§  e§  ftetig  mieber  ju= 
rüdt'et)rt;  unb  biefer  centrale  3lft  berfelben  ift  ber  Gl)riftum 
faffenbe  ©lauben§blicf.  '3)iefer  einigt  fie  nicf)t  nur  mit  fid)  felbft, 
fonbern  auc^  miteinanber.  ^errfd)aft  unb  ^i^^ng  üerfct)minben 
au§  ber  ©emeinbe.  Sie  finb  in  fid)  felbft  ©otte§  gemi^  unb 
ber  ©emeinbe  gegenüber  baburd)  frei,  unb  il)r  jugleid)  mit  fefter 
©intrad^t  einoerleibt,  meil  fid)  (S:i)riftu§  i^nen  nid^t  nur  in  ber 
Bewegung  il)re§  .^erjenS,  fonbern  md)i  weniger  in  ber  9iegierung 
ber  ©emeinbe  offenbart,    g^ür  fie  ftimmt  bal)er  bie  ^JBeife,  roic 


544  Aap.  13.    Sie  ©rgebuiffe  beä  apDftoIi)c()en  @[auben§. 

©Ott  bie  @efd)t(i)te  ber  9Jlenf(i)^eit  \ixi)xt  unb  rcie  er  it)re  eigene 
£eben§gefc^irf)te  geftaltet,  in  einer  großen  ©infieit  pfammen. 

®ie  ©d)n)ierigfeiten  unfere§  Seben§  entftef)en  baraug,  ba^ 
ha^,  n)a§  eine  @in'f)eit  fein  foll,  au^einanber  fällt,  ^ewu^tfein 
unb  ©ein,  bemgemä^  aud)  SKort  unb  Sßer!,  ©eift  unb  S'latur, 
bemgemä^  and)  t)a§  ^ören  unb  \>a§  ©el)en,  3wfunft  unb  @egen= 
rcart,  Siebe  unb  d\ed)i,  bie  @emeinfd)aft  unb  bie  Entfaltung  be§ 
(Eigenlebens,  gelangen  nid)t  ^ur  5longruen§.  ^a§  SßBort  I)at 
reid^eren  3"^«^^  al§  ba§  SÖBer!;  ha^  |)ören  überragt  ba§  ©e()en; 
erft  bie  3ii^""ft  füllt  ben  9Jlangel  ber  ©egenraart;  ba§  9^erf)t 
tritt  gegen  un§  t)ernid)tenb  auf,  unb  bie  6)emeinfd)aft  unb  ha§ 
Eigenleben  liegen  miteinanber  im  ©treit.  Um  biefer  Spaltungen 
mitlen  ift  ©laube  eine  für  un§  notmenbige  ^unftion.  ©in  SÖort, 
ha§  über  ba§  Sßerf,  ein  ^ören,  ha^  über  ba§  (Selben,  ein  ©igen= 
leben,  ba§  über  bie  ©emeinfd)aft,  eine  ^^^lu^^fl/  ^i^  über  bie 
©egenmart,  eine  ©nabe,  bie  über  "öaB  9^ed)t  übergreift,  poftuliert 
al§  oorläufige  2lu§gleic^ung  ber  Spannung  ben  oertrauenben 
"Jöitlen.  2Ö0  ber  ©egenfa^  a\§  unau§gleid)bar  fixiert  rcirb,  wo 
ha^  Söort  als  nid)t  jur  %ai  fül)renb,  ha§>  ^ören  al§  nid)t  in§ 
©el^en  teitenb,  ber  eigene  Sefi^  ai§  nid)t  ber  ©emeinfd)aft 
bienenb,  bie  ^w^^infl  ^IS  nid)t  bie  ©egenwart  üoUenbenb,  ba§ 
9?ed)t  al§  nic^t  in  ber  ©nabe  fid)  t)üll5iel)enb  bel)anbelt  lüirb, 
ha  ift  ba§  ©lauben  ausgeblieben.  2Bo  ha%  Sort  bejat)t  rairb 
als  bie  SBurjel  beS  3BerfS,  baS  ^ören  als  bie  SSermittlung  beS 
©d)aucnS,  bie  eigene  Sebenbigl'eit  als  2IuSrüftung  für  bie  ©e= 
meinfd)aft,  bie  ©egenmart  als  ^flan§ung  ber  nollenbenbcn  i^n- 
fünft,  bie  ©nabe  als  mit  ber  ©erec^tigfeit  triumpt)ierenb,  ba  ift 
©laube  ba.  ^m  5lpoftelfreiS  ift  baS  ©etrennte  äufammen= 
gcn)ad)fen.  O^ncn  ift  baS  ^Bort  „lebenbig  unb  fräftig",  baS 
©el)5rte  „2öat)rl)eit",  bie  aud)  „©eftalt"  geuiinnen  luirb,  bie 
©egenmart  53efi^  eineS  „©rbeS",  baS  nic^t  ücrgct)t;  baS  ;,ld)  lebt 
nid)t  fid)  felbft  unb  bie  ©nabe  offenbart  unb  fd)afft  bie  ©e= 
red)tigt'eit.  ^Jhir  in  ©ott  finbcu  biofe  Si)ntl)ofen  il)ven  ©runb. 
©ic  finb  aber  in  bie  5H*ial)ung  ©otteS  cingcfd)loffen,  foune  mir 
feine  ©üte  auf  unS  ,^u  bej^ieben  uermögen,  mcil  biofe  zertrennten 
^>iu)ei()oiten  u)ol)l  unfcre,  nid)t  aber  ©otte^?  Vcbeu'C^geftaU  finb. 
^arin  ift  aud)  bcgvünbet,  bafj  fid)  burd)  ha^  ©lauben  bie  ©in= 


Xie  (rntfernuiifl  bev  ©laubens^inberniffe.  545 

{)eit  nid)t  nur  al§  Formation  be§  58cn)U^tfein§  ^erftellt,  fonbern 
effeftiü  rcirb.  Sie  rairb  md)t  nur  gebad)t  unb  gerooüt,  fonbern 
erlebt.  3It(  bieg  gab  :3efu§  feinen  @efQf)rten  baburd),  ba^  er 
in  il)nen  ©lauben  an  feine  ©enbung  burd)  ben  QSater  fd)uf. 

'2)ie  Spaltungen  im  älteren  @Iauben§ftanb  t)ingen  bamit 
pfammen,  ba§  ungläubige  S^enbenjen  in  \f)n  ^ineinwirften  unb 
i^n  burd)freu5ten.  ®ie  (Synagoge  mifd)te  in  alle  ^arftellungen 
unb  2(npreifungen  be§  ©laubenS  eine  ^ieflejion  auf  un§  felber 
ein.  (£§  raar  ftet§  ein  Sob  be§  9Jlenfct)en,  gläubig  ^u  fein.  SRan 
benfe  an  ba§  :3^eaibilb  be^  ®lauben§,  ha^  ^^l)ilo  mit  ^ilfe  ber 
©rf)rift  entwirft,  ju  bem  er  berounbernb  al§  ju  einer  entlegenen 
A^öl)e  ber  SebenSentfaltung  emporfc^aut,  auf  ha^  er  aud)  @ütt 
mit  33en)unberung  l)erabfd)auen  lö^t.  Unb  bod)  ift  bie  ^teflerion 
auf  ben  9}ienfd)en  für  ta^  glaubenbe  ^-öerl)alten  eine  Störung, 
uieil  ber  ^Mid  unb  bag  33erlangen  be§  ©lauben§  auf  ben  ge= 
rid)tet  finb,  bem  geglaubt  mirb.  3luf  fid)  felbft  surücfgebogen, 
menbet  e§  fid)  nid)t  mel)r  an  ©ott,  unb  l)ebt  fic^  babur^  felber 
auf.  1)iefe  S^teflerion  be»  ®lauben§  auf  fid)  felbft  ift  im  apo= 
ftülifd)en  ©tauben  gänslid)  getilgt.  ^^saulu§  erflärt  eg  für  ben 
grof3en  ©eroinn,  ben  ha§  @efe^  be§  ©laubensi  mit  fid)  füt)rt, 
ba^  „ba§  ^Jiül)men  au5gefct)loffen  ift",  iRöm.  3,  27.  Slud)  er 
befcl)reibt  ba§  (Stauben  9lbrabam§  a[§  ©tärfe  unb  ©rö^e;  aber 
^a^  ©vo^e  an  bemfelben  beftel)t  il)m  barin,  'Oa^  er  „@ott  (Sl)re 
gab",  9iöm.  4.  ^er  ^ebräerbrief  blidt  auf  ^^xati§  ©efd)id)te, 
mie  fie  a\\§>  bem  ©lauben  mürbe,  im  53emu^tfein,  ba^  biefe  ^'ette 
non  ®rlebniffen  etmas  ^Bcmunbcrunggmürbige'B  unb  Grbabeneg 
fei,  bod)  fo,  ha^  er  jebem  ©lieb  ber  ©emeinbe  biefelbe  ©lauben§= 
Übung  5umutet.  :3afobu§  i)at  ha§  ftarfe  !ißerlangen,  mel)r  ju 
baben  a{§  nur  ©tauben,  unb  ftellt  feine  t)öd)ften  ^tufierungen  im 
©ebet  unter  ben  ©efid)tlpunft:  (£lia  mar  ein  SJienfd)  mie  mir, 
5,  17.  Überall  erfd)eint  ber  ©taube  ai§  ba§  ©egebene,  für  bie 
©emeinbe  llnumgänglid)e,  fo  ba§  in  feinem  Slusbleiben  (Sünbe, 
Sd)ulb  unb  ^all  läge  unb  nur  bie  ©lauben^übung  bie  gerabe, 
rid)tige  ^nil)rung  be§  Sebcn§  ergibt,  unb  bie  tiefe  Ü^erraunberung, 
bie  fie  allerbing§  begleitet,  ^aftet  nid)t  baran,  ha^  bie  (£l)riften= 
beit  glaubt,  fonbern  an  ber  göttlid)en  ®ah<i,  bie  ba§  ©tauben 
bogrünbet  unb  i^m  folgt. 

Schütter,  £er  ®lQuec  im  j;.  left.  35 


546  l^dV-  l-'^-    5)ie  ergebniffe  beö  apoftoliüten  Ölttubenc. 

Solange  miv  unfer  ©laubeu  berounbern,  ftel)t  es  in  ber 
@efat)r,  fid^  al§  |)inberung  bev  53u^e  gn  erroeifen.  3on)of)I  in 
ber  Synagoge  gegenüber  bem  2:äufer,  gegenüber  :^efu6  unb 
gegenüber  ben  3(pofte(n,  wie  in  ber  Hird)e  Ijat  fid)  überaus 
beut(icf)  erroiejen,  bafj  grojäe  ^unerfic^t  gro^e  UnbuJ3fertigfeit 
erzeugen  fann.  2)aburd),  ba^  ba§  apoftolijd)e  ©lauben  nid)t 
am  9Kenfd)en  f)aftet  unb  nid)t  fid)  fetber  rüf)mt,  fonbern  reiner 
58Iid  auf  ©Ott  ift,  toar  e:§  mit  ber  'öu^e  in  einträchtige  Spax-- 
monie  gefel3t. 

2öa§  ^^()iIo  burd)  bie  Sd)rift  über  ben  ©lauben  lernte, 
mad)te  i^n  nid)t  oon  ber  burd)  ben  2:ugenbbegriff  in§  @elbftifd)e 
entftellten  ©tf)if  frei;  biefer  ergriff  i)ielmef)r  aud)  ba§  ©lauben 
unb  gab  it)m  ben  ©d)ein,  bie  befte  Sugenb  ju  fein,  ^n  ber 
Gt)riftenl)eit  galt  nid)t  nur  'Das^  ©lauben  felbft  nid}t  al§  ^Tugenb, 
fonbern  biefe  üerfd)raanb  gän§lid)  aus  ber  Qai)i  berjenigen  ^^e-- 
griffe,  bie  it)r  Soüen  unb  ^anbeln  geftalteten,  nid)t  mit  bem 
Erfolg,  ha^  bie  (Snergie  beifelben  erlal)mte,  umgefet)rt  mit  bem 
@rfolg,  ha^  es  fid)  gerabe  baburd),  ba^  e§  oon  ber  33erfned)tung 
an  ba^  eigene  ^d)  frei  marb,  jur  l)öd)ften  Äraft  entfaltete. 

'tRaä)  ^t)ilo§  ^bealbilb  oom  ©lauben  mar  biefeg  unt)er= 
meiblid)  mit  ©c^manfungen  bel)aftet,  roeit  unfer  3Serftel)en  ©ott 
gegenüber  begrenzt  ift.  ^ic  ©renken  ber  ©rt'enntni^  finb  it)m 
aber  notmenbig  aud)  fold)e  bes  ©lauben§.  Stud)  ben  apoftolifd)en 
SJlänncrn  ftef)t  flar  oor  Singen,  baJ3  it)r  ßrfennen  nur  „©tüdf= 
raerf"  ift,  aber  ber  ©laube  „bleibt".  @r  gebt  über  alle  ©d)ranfen 
ber  @rfenntni§  l)inau§  unb  erfe^t  beffen  9)Mnget;  benn  er  be= 
jal)t  ©Ott  md)t  nur,  forocit  aU  er  begreifbar  ift,  unb  feine  ©üte 
ni(^t  nur  in  bem  ^Jlaf?,  al§  fie  uns  burd)fid)tig  ift,  fonbern  h^n 
ganjcn  ©ott  in  feinem  gan,^en  '»ffierf,  fd)ctne  e§  Jorbeit  ober 
3iBei§t)cit,  @d)iüad)l)eit  ober  .^')errlid)teit.  ®er  apoftolifd)e  ©laubens= 
aft  ift  eine  '>)3rolepfi§ ,  bie  alle§,  mas  ©ottees  ift  in  >^eit  unb 
(Siüigfeit,  umfpannt. 

^iBic  fann,  argumentiert  ""^N^ito  weiter,  ber  ©laube  unbegrenzt 
fein,  ba  ber  menfci^lid)e  SBille  nie  nur  göttlid)  beftimmt  ift,  fün= 
bcrn  ben  natürlid)en  *iViotiuon  untenuorfen  bleibt,  burd)  bie  er 
fid)  immer  n)ieber  uon  ©ott  abge,sogen  ficl)t?  'JUid)  ben 'Jlpofteln 
max  Sünbc  unb  ©laube  unoercinbar,  aber  ber  (Streit  jmifd^en 


Sie  Gntfernung  ber  ©(aubens^inberniffc.  547 

beiben  cnbigt  für  fie  nid)!  bamit,  ha^  ber  ©taube  an  ber  ©ünbig= 
feit  babinfänt'e,  fonbern  bamit,  ha^  er  an  if)r  fid)  neu  entpnbet, 
rceil  er  in  il)r  bie  S^otroenbigfeit  ber  göttlidjen  ^ilfe  neu  erlebt. 
'2)em  S^Iu^  ^^f)iIo§ :  folange  roir  fünbigen ,  f önnen  wir  nid)t 
glauben,  fte^t  bei  ben  SIpofteln  ber  anbere  (Srf)Iu^  gegenüber: 
weil  roir  ©ünber  finb,  barum  glauben  wir.  ^ener  ift  ein  2(!t 
be§  Unglaubens,  biejer  ein  ©laubenSaft. 

S©eil  ha§  (Sünblid^e  unb  ba§  91atürlid)e  für  ^^^f)i{o  eng  üer= 
bunben  finb,  fübrt  bei  il)m  aud)  bie  2Ibl)ängigfeit  unfere§  geifligen 
i?eben§  üon  feinen  naturl)aften  ^ebingungen  eine  '-öegrenjung  beS 
©laubenä  I)erbei.  5lud)  bie  Slpoftel  baben  auf  bicfe  3uf<ininten= 
bange  aufmerffam  geod)tet ;  if)r  g(aubenbe§  ^^ert)alten  bleibt  aber 
aud)  bem  -Jiaturleben  gegenüber  unbegrenzt.  Sie  fagten  fid) 
nid)t  b(o§,  roie  ^t)ilo,  nom  „fd)einrceifen  ©opl)iften",  fonbern 
aud)  Dom  fd)eint)eiligen  SlSfeten  Io§.  3Bei(  ®otte§  ^1}?ad)t  unb 
©abe  in  ber  9iatur  nid)t  if)re  ©renje  l^at,  ^at  auc^  ha§  ©tauben 
im  natürlid)en  ^ebürfniS  feinen  ©egenfa^,  umfaßt  oietmet)r  aud) 
biefeS  ^eben§gebiet  unb  ift  bie  @en)i^t)eit,  ba^  mir  nac^  ©eete 
unb  ?eib  in  ©ott  root)t  werforgt  finb. 

©oroeit  ©tauben  i)ort)anben  war,  roanbte  er  fid)  bei  ^f)i[o 
roie  bei  ben  ^'Patäftinenfern  oor  attem  ber  auSraenbigcn  ©eftattung 
be§  menfd)tid)en  ©efd)icE§  ju,  für  bie  man  gern  unb  eifrig  auf 
©otte§  'Satten  red)nete.  Stber  bas,  ma§  ben  3Jienfd)en  fetbft 
mad)t,  feine  inroenbige  ©eftatt,  ber  'isertauf  feinet  ®rfennen§  unb 
3ßotten§,  blieb  ibm  fetbft  ant)eimgegeben.  '3)at)in  reid)te  fein 
©eben  unb  |>etfen  düu  oben,  .^ier  fd)uf  ber  9}lenfd)  mit  feiner 
5reif)eit,  rcaS  er  nötig  bat,  mit  bem  (Ergebnis,  ha^  ftatt  be§ 
@tauben§  ba§  Dt)nmad)t^ben)u^tfein  burd)brad),  menn  c§  nid)t 
5U  pbantaftifd)em  Fanatismus  tam.  ^ie  3lpoftet  ftetten  fi^  mit 
ibrem  inmenbigen  mie  auSmenbigen  ©rieben  in  ©otteS  ©nabe. 
'^s^v  ©tauben  bejabt  ©otteS  ^rouiben^,  bie  ben  äußeren  ÖebenS^ 
tauf  orbnet,  aber  aud)  jene  ©nabc,  bie  bem  'teufen  jur  ©r= 
fenntniS,  bem  2ßitlen  jur  Siebe,  bem  böfen  ©eroiffen  jum  9iut)m 
in  ©Ott  üert)itft. 

3tm  5lonftift  it)reS  ©taubenS  mit  bem  ©ang  ber  ©efd)ic^te 
t)at  bie  ©i)nagoge  it)re  innertid)e  ^raft  r)er5el)rt.  ®ie  fiegreid)e 
Obmad)t  )Hom^  lag  atS  fd)merer  ^rucf  auf  ibr  unb  jerbrad)  if)r 


548  J^t'P-  1*^-     ~'^  (Srgebniffe  be§  apo[tolifcf)en  (yiaiibenä. 

ba§  ©lauben.  ^n  ber  ©emeinbc  ^efu  f)at  bie  Hoffnung  fräf= 
tiger,  al§  je  in  ber  ©iinagoge,  ben  ganzen  gegenwärtigen  2ßelt= 
beftanb  I)inter  firf)  §urücfgelaffen  unb  firf)  bennod)  nid^t  an  ben 
3Btbern)ärtig!eiten  unb  8c^tt)ierigfeiten  be§  ®efrf)idf)t§Iaufe§  jer^ 
rieben,  ©ie  trug  bie  Cbmad)t  9iomg,  raupte  fid)  il)r  gegenüber 
frei  unb  fiegreicf),  unb  biente  begf)alb  rcillig  bem  ©taat. 

SRad)te  fic^  in  ben  inneren  33ert)ältniffen  ber  3ubenjcf)Qft 
(Sünbe  unb  @ottIofig!eit  geltenb,  fo  lag  barin  für  fie  ftet§  eine 
f(f)n)ere  ©efä^rbung  be§@lauben§,  fei  e§,  ba^  e§  in53er5agtf)eitüerfiel, 
weil  an  ber  ©ünbe  be§  9SoIf§  ha^  SSertrauen  ju  feinem  ©Ott  er= 
lofd),  fei  e§,  ha^  e§  fid)  jum  5anati§mu§  überbot  unb  bie  ©ünbe 
be^  23olf§  5U  S^ren  @ütte§  ableugnete  ober  billigte,  ^ie  ©emeinbe 
^efu  oerfagte  ^roar  bem  ^ubentum  jebeS  ©tauben,  beroalirte  je* 
bo(^  ben  ©tauben  an  3^rael§  ©ott  ungefd)n)äd)t,  unb  t)at  f)er= 
nad)  mit  berfelben  3ißa{)r^aftigfeit  an  ben  eigenen  ßuftänben  bie 
crnftefte  QvLd)i  geübt,  jebod)  of)ne  ba^  fie  bem  >]"3eifel  an  Der 
'-ßolIfomment)eit  (£t)rifti  unb  feinet  Söerf«  erlag.  ®enn  fie  l)atte 
nid)t  met)r  am  9Jienfd)en,  fonbern  an  ©otte§  SBort  unb  2;at  i^ren 
©lauben§grunb. 

^ein  2ßaf)rl)eit§moment  be§  frinagogalen  ©cbanfenä  ging  ber 
©emcinbe  uerloren.  ©o  ernft  al§  nur  irgenb  ein  9iabbine  be= 
\a^t  ba§  apoftotifc^e  ©tauben  ©otte§  9?ed)t  unb  bie  in  it)m  ent= 
baltene  3ServfIid)tung  für  unferen  SOBilten  unb  fein  @erid)t  über 
it)n.  "^^paulug  ift  gtaubenb  für  bie  ©ünbe  tot,  wie  ^obanne§ 
glaubenb  nid)t  ju  fünbigen  nermag.  Cvafobu^  fd)aut  gtaubenb 
in  baö  üoUftänbige  ©efe^  hinein  unb  mirb  fein  Später,  unb  ber 
^ebräerbrief  mill  mit  burd)bringenber  Anvd)t  auf  bie  'Reifung 
(£f)rifti  nod)  ernfter  unb  folgfamer  l)ören  atö  auf  ba?  ©efe^. 
^'lirgenbS  mirb  ber  33Iic!  auf  bie  göttlid)c  ©üte  ,vtr  ^Huflöfung 
ober  aud)  nur  3d)iüäd)ung  ber  rcinlidjcn  'iserneinung  aUe§  '-iHifcn, 
nirgenbsi  aber  aud)  bie  unummunbene  33eugung  unter  ba^S  gött* 
lid)e  ^Hed)t  gegen  ben  Sünber  ^ur  8d)mä(orung  bor  ©emifjboit, 
bie  ©ottcä»  uergebcnbe  unb  gcbenbe  ©üte  bejal)!. 

Sic^t  *'|U)ilo  baö  ©tauben  crft  am  ©übe  be^?  frommen  (Strebeng 
als  ben  i'ot)n  unb  Siegespreiä  ber  fittliri)cn  ':}lnftrcngung  crniad)fon, 
fo  gilt  cö  aud)  ben  ^.Jlpoftcln  ahS  tuvi  ©rgebni-?  unb  bio  ^rud)t  aller 
^römmigfeit.    ^ür  jaf«^'''"^  i^'i^'^  ^"^  ^^>i'^  ^*^'i  'ii-Hnfen  oollenbet ; 


2)ie  Gntfernmu^  ber  0Iau6eu«f)tnbeniifie.  549 

au§  bei'  Siebe  jum  Sid)t  n)etd)e  bie  S5>at)rt)eit  tut  imb  it)re  3Berfe 
in  ©Ott  üültbringt,  entftet)t  es  nad)  ^ofiannes,  unb  bei  *']3aiiluei 
liegt  it)m  ba§  innige  3^erlangen  naä)  bem  33olIbringen  bes  @uten 
ju  ©runb,  wäbrenb  bie  'S>iüfä{)vigfeit  gegen  bie  Ungered)tigfeit 
für  9BQ{)rf)eit  unb  ©tauben  unfähig  mad)t.  2)e§iüegen  tritt  it)nen 
jeboc^  ber  ©taube  nirf)t  in  bie  ^erne  alsi  ein  faum  en-eid)bare5 
3iel  2Bir  „t)aben  i^n'"  fagt  3öfobu§,  at§  „ba§  naf)e,  im  iJerjen 
unb  9J?unb  lebenbige  2ßort",  fagt  "ipoulug.  ^a§  ©tauben  ift 
i^nen  ebenfofet)r  wie  ha§  (Snbe  unb  bie  5i'wd)t,  fo  aud)  ber  erfte 
Slnfang  unb  bie  SGßurjel  alter  ^römmigfeit,  \>a  ba§,  roaö  ©ott 
für  \m§  getan  f)at,  e§  in  jebem,  fei  er  roie  er  fei,  mit  allen  feinen 
reid)en  folgen  erzeugen  fann  unb  füll. 

'2)er  ©runb,  au§  bem  alle  biefe  Söanblungen  flammen,  liegt 
barin,  ba^  ber  SJIittler  5n)ifdt)en  ©ott  unb  ber  Sßelt  ein  anberer 
geworben  ift.  :3nbem  bie  alte  ©emeinbe  bie  33ermittelung  ^mifdien 
©Ott  unb  it)r  im  ©efe^  ju  fud)en  batte,  fanb  fie  fid)  gerabe  in 
i{)rem  9Jiittelbegriff,  ber  ©ottes  ^e5iel)ung  ju  i^r  ausbrücfen  follte, 
Don  ©Ott  roeg  auf  fid)  felbft  geroiefen.  ^aber  flammt  jene  fon^ 
flaute  9?eflerion  auf  bas  menfd)lid)e  i>ert)alten  unb  feinen  3ßert, 
jene  Begrenzungen  be§  ©lauben§,  bie  ibm  innen  unb  au^en 
©d)ranfen  fe^en,  jener  ä^erluft  ber  ©inl)eit,  ber  oom  ^-JBerf  jum 
©tauben,  üom  ©tauben  §um  SGBerf,  oom  einen  SGöerf  ^um  anbern, 
üom  einen  ©tauben  jum  anbern  fliel)t,  um  t>a?>  eine  am  anbern 
5u  ergänzen.  3luf  fid)  felbft  oermiefen,  finbct  ber  SJienfd)  in  fid) 
nie  ein  3lbfolute§,  fonbern  ftets  nur  ©ebrod)ene§.  ^31ur  burd) 
©efe^  entftebt  fein  ©taube ;  er  erf orbert  einen  mirffamen  ©runb, 
nid)t  nur  einen  '-öefel)l ;  ja  er  erforbert  bie  Befreiung  uom  ©efe^ 
unb  bie  Stiftung  einer  ©emeinfd)aft,  bie  fic^  über  bem  ©efe^ 
üollziet)t,  n)a§  fie  nur  baburd)  fann,  ba^  fie  ben  ^Bitten  besi  ©e= 
fe^e§  fd)led)tl)in  t)eiligt  unb  jur  Erfüllung  bringt  unb  baburd) 
fid)  über  ba^felbe  erl)ebt  unb  einen  3ßillen§Derbanb  geminnt,  ber 
nid)t  nur  auf  ©ebot  unb  @el)orfam,  fonbern  auf  freier,  uoller 
®intrad)t  berul)t.  2)ie  Befreiung  com  ©efe^  mar  ba,  al§  in  ber 
^Dlitte  5n)ifd)en  ©ott  unb  bem  9)lenfd)en  ber  Gl)riftu§  ftanb,  ber 
für  it)n  fommt,  ftirbt  unb  lebt.  9lun  mar  über  bem  göttlid)en 
©ebieten  unb  ^Hid)ten  ein  neuer,  böt)erer  2(ft  ©ottes  fid)tbar  ge= 
mad)t:   fein  ©eben.     ®amit  mar  bie  '^iaffioität ,  in  n)eld)e   bas 


550  Aap.  13.    Sie  (vn^ebnitfe  beö  apoftoHftf)en  ©(aiibenö. 

©otteSbilb  ber  <3r)nagoge  ©ott  uerje^t  f)at,  inbem  fie  in  it)m 
überroiegenb  ben  ©efe^geber  unb  9iid)ter  \di),  cerfc^raunben.  aJiit 
bem  (£f)riftu§  trat  an  bie  ©teile  be§  paffiuen  ber  gebenbe,  bamit 
an  bie  ©teüe  beg  oerborgenen  ber  fid)  offenbarenbe  (Sott,  unb 
bal,  roag  er  offenbarte,  loar  ©nabe.  9]un  rcar  ber  ©taube 
nid)t  mef)r  nur  geboten,  jonbern  i^m  bie  ^afi§  gegeben,  bie  it)m 
ba§  @ntftel)en  gab  unb  ^ur  ©in^eit  unb  STotalität  uertialf. 

®ie§  gefd)a^  allerbingä  nur  baburd),  ba^  ^efu§  einen  2tn= 
fprud)  an  basi  ©tauben  feiner  jünger  ftettte,  rcie  er  ber  ©emeinbe 
oorf)er  nie  entgegengetreten  roar,  bod)  nic^t  fo,  ba^  biefer  ein 
leeres  ^^oftulat  geblieben  roäre,  fonbern  fo,  ba^  er  i^n  mit  5l'raft 
füllte,  weil  er  il)nen  feine  Siebe  nid)t  nur  al§  SBollen,  fonbern 
aud)  al§  33ermögen  fid)tbar  mad)te.  ^nbent  er  babei  feiner  2:ätig= 
feit  fein  greifbare?,  äu^ertid)e§  3?efultat  gab,  rcar  if)r  ©tauben 
ooüftänbig  perfonl^aft  auf  il)n  belogen.  ^)  @§  l)atte  fein  fad)lid)e§ 
Objeft  mel)r,  fonbern  roar  an  it)n  unb  in  il)m  an  ©ott  get)eftet. 
©ben  biefe  perfonl)afte  ©eftaltung  be§  ©tauben§  mad)te  biefeg 
noUfommen.  9Jlit  ber  '*^^erfon  ift  au^  bie  gan§e  «Sphäre  il)rer 
3Birffamfeit  bejal)t.  ©ie  ift  im  wollen  ©inn  '»^rin^ip,  Slutor,  unb 
it)re  ^ejaljung  erftrecEt  fid)  barum  auf  alles,  roaS  if)r  ^eruf  um= 
fa^t.  ^eSroegen  tritt  t^a^  ©tauben,  obgleid)  ^efuS  felber  in  bie 
Unfertigfeit  beS  jeitlidjen  unb  irbifd)en  SebenSftanbeS  eintrat,  fo 
ba§  fid)  aud)  für  il)n  '^ort  unb  SÖerf,  ^eruf  unb  ä^ermögen, 
©egenroart  unb  ,'^utunft,  baS  SJlitleiben  mit  ben  Sünbern  unb 
baS  9J?itl)errfd)en  mit  ©ott  auSeinanberlegen ,  bod)  in  bie  3?oll= 
ftänbigfeit,  roeil  e§  auf  bie  ''^^erfon  blirft,  unb  mit  bem  '-fi>irfer 
feine  ganje  äöirfung  in  allen  il)ren  ©tufen,  mit  bem  ©näbigen 
bie  ganje  ©nabengabe,  mit  bem  ©^riftuS  ha^  gange  .^immelrcid) 
fa^t  unb  l)at. 

%k  auf  bie  93egrünbung  beg  ©laubenS  gerid)tete  Slrbcit  l)at 
3cfuS  nid)t  DcrgebenS  an  feinen  ^ünQ^vn  getan.  Sa§  er  if)ncn 
c^ah,  l)abcn  fic  beroa^rt.  '^l)v  ©lauben  bleibt  fo,  u)ie  er  e§  in 
itjnen  fd)uf ;  fie  blieben  fid)  für  immer  feiner  ©igcnart  beu)u|3t,  unb 
laffen  rocber  eine  Seiftung  bcS  2)cnfenS,  nod)  eine  fold)e  be§ 
3BiUcn8  an  feine  ©teile  treten,  ©ie  mad)tcn  feine  2:l)eorie  barau§, 

')  'Jlu  bie  Stelle  bei  (|uid  credei-o  hat  bad  cui  ciedere. 


^er  9?etc()tum  Gl)rifti  in  t>en  Slpofteht.  551 

ebenforoenig  eine  etf)ifd)e  33erDOÜfommnung.  @g  blieb,  irie  e§ 
3efu§  if)nen  gegeben  i)atk,  @en)i^f)eit,  burd)  alle  ""]?rob(eme  un- 
erjd)üttert  ein  ungebrorf)ene§,  @ott  gegebene^  ^a,  unb  e§  blieb 
ein  reinem  Collen,  unlö§lid)  mit  ber  haä  ^öfe  abrcebrenben 
^u^e  geeint. 

Seit  e§  in  (£t)nftu§  bie  S^otalität  ber  göttlicf)en  'Ä^irfungen 
erfaßt,  erzeugt  e§  eine  9Jlannigfa(tigfeit  oon  93en)egungen.  2BeiI 
bie  Seinen  fein  2öort  l)abm,  begrünbet  ibr  ©tauben  ben  "Tillen, 
5U  bemfelben  ba^  it)m  gef)orcf)enbe  'föerf  ju  fügen,  ^iefe  ©eftalt 
begfelben  ift  bei  :3ot'obu§  fräftig  ausgeprägt,  ©ie  ift  unmittel= 
bar  3efu  Söerf.  @r  fpracf)  jeneS:  gebt  @ott,  roaS  @otte§  ift, 
neben  bem  er  jebe§  anbere  ^ntereffe  uerfinfen  läpt,  unb  gab  jenem 
ß)eben  feinen  3n^<itt  im  SiebeSgebot.  'Beil  bie  ©einen  ba§  'Qßort 
3efu  I)aben,  fein  SBerf  aber  nod)  pfünftig  ift,  befte^t  iljr  glaubenbeS 
3Sert)aIten  barin,  ba^fieauf  bagfelberoarten.  '2)iefe®efta(tbe5@Iau= 
ben§  füf)rt  un§  ber  ^ebräerbrief  anfrf)aulid)  oor.  Sie  get)t  nid)t 
minber  unmittelbar  auf  :3efu  eigene  Unterroeifung  jurücf.  (Sr  roicS 
bie  jünger  auf  bie  3"fu"ft  ^i"  ö^^  ^"1  ^<^^  8^^^/  auf  meld^eS 
fie  mit  nidjt  ermattenber  ?5^reubigfeit  ju  märten  unb  fiel)  ju  ruften 
t)aben.  3Seil  3^1"^  ®otte§  Sßort  in  firf)  bat  al§  ba§,  mas  fein 
^nmenbigeg  bilbet  unb  erfüllt,  unb  ha§  göttlicf)e  Sort  einig  ift 
mit  ber  iHrf)t  unb  Seben  fcl)affenben  ?Jlad)t,  barum  beftel)t  ba§ 
©tauben  barin,  bie  @emeinfct)aft  mit  ibm  al§  ha^  üotttommene 
©ut  §u  fd)ä^en,  in  bem  ©ott  gefunben  unb  bie  äöelt  überrcun= 
ben  ift.  ^iefe  ©eftatt  beS  ©tauben^  ift  ber  jo^anneifd)e  Jt)pu§. 
oefuS  l)at  if)n  felbft  gepftanst.  ©r  fprarf)  jenes :  „fommt  ber  ju 
mir  alte",  baS  allen  in  it)m  bie  5t'enntni§  ©otte§,  bie  9iuf)e,  baS 
Seben  gemäl)rt.  2öeit  O^fuS  and}  in  feiner  irbifd)en  ©eftatt  nici)t 
nur  ita^  5©ort  oermattet,  fonbern  fein  Sieben  une  t)anbetnb  er= 
meift  unb  fterbenb  unb  auferftetjenb  ber  ©nabe  ©otteS  jum  2Berf= 
^eug  mirb,  unb  bie  neue  ©emeinbe  fd)afft,  menn  er  aud)  je^t 
nod)  nid)t  baS  33oltfommene  gen)äl)rt  I)at,  barum  beftet)t  baS 
©tauben  ber  Seinen  barin,  ha^  fie  bei  it)m  gegen  ©ünbe,  5lot 
unb  ^ob  bie  .^ilfe  fud)en  unb  auf  bie  üotttommene  ©rlöfung 
märten,  ^as  ift  baS  ©tauben,  ba§  3Jiattbäu§  I)at.  Sißcit  auc^ 
fct)on  in  Cvefu  ^reuj  unb  !CerI)errtid)ung  ein  ootlenbeteS  göttlid)e§ 
Sieben  ficf)  offenbart,  barum  Dert)atten  mir  unS  gegen  it)n  baburd) 


552  Aap.  13.    Sie  ©rgebniffe  bei?  apoftolifcfien  ©(aubenC^ 

gläubig,  ba^  luir  ha^,  n)a§  feine  t)onbrad)te  Sat  in  fid)  fc^tie^t, 
ermejjen  unb  banfbar  in  if)r  ruben.  %a§  ift  bie  befonbere  ^orm, 
in  ber  ^^aulu§  ba§  ©tauben  üollsief)!.  ^n  x\)m  ^at  jene§  ^an= 
beln  :3efu  feine  mad)tooüe  ^-ortiüirfung  gefunben,  buvd)  n)eld)e§ 
er  fic^  mit  einer  riorbet)aItIofen  ©nabe  jum  Sünber  I)erabgebeugt 
unb  if)n  5um  ©tauben  unb  burrf)  ©tauben  pm  9'teid)gbefi^  er= 
l^oben  t)at.  ©o  lagern  fid)  atte  ©taubengformen  ber  apoftotifd)en 
3eit  um  ^e\u§  unb  fein  Söort  t)erum  at§  bie  ©ntfattung  beffen, 
rva^  er  it)nen  gegeben  t)at.  'Sir  genießen  im  9^eid)tum  unb  ber 
9[)lannigfattig!eit  be§  apoftotifd)en  ©taubeng  (£t)rifti  ©efd)enf'. 

^erfetbe  ift  bie  9fled)tfertigung  bei  SKegs,  ben  :Sefu§  ging, 
"öa^  er  feine  gange  2(rbeit  barauf  fonsentrierte,  bem  gtaubenben 
3Sert)aIten  in  feiner  ^^erfon  bie  ^afi§  §u  geben. 

2)tefer  red)tfertigt  fid)  aud;  uor  bem  begreifenben  teufen. 
9]id)t  at§  3Ipriorifer,  bie  ber  2;atfad)e  jum  ©rfennen  nid)t  be= 
bürfen,  fönnen  mir  ein  ®ogma  gewinnen,  ha§'  bie  ^^iotmenbig- 
feit  bei  ©tauben^  für  un§  begreift,  mo^t  aber,  nad)bem  bie  %at 
©otte§  gef(^et)en  unb  ber  burd)  fie  un§  bereitete  SebenSftanb  un§ 
gegeben  ift. 

1 .  (ä§  ift  ein  fid)  felbft  gerftörenber  SBiberfprud),  rcenn  ber 
9JIenfd)  meint,  ©ott  nur  all  Objeft  bebanbetn  ju  fönnen,  ha^ 
fid)  it)m  im  teufen  unb  Gmpfinben  erfd)tie^en  fott  ,^ur  ©rfenut= 
nig  unb  jur  ^efetigung,  ot)ne  ba^  er  it)n  ai§  ©ubjeft  in  feiner 
eigenen  2ßei§beit  unb  93ottfomment)eit  anerfennen  roitt.  ^a§ 
bei^t  fc^tie^tid)  fid)  über  ©Ott  ert)üben  motten.  ®arum  ftetlt 
^>1U£!  t)or  bie  Stneignung  be§  götttid)en  'SiffenS  un^s  ^ur  @r= 
fenntnil,  oor  ben  ©mpfang  be§  göttlidjcn  i^eben§  un§  jur  li5er= 
bcrrlid)ung  ba§  ©tauben,  ba§  fid)  oor  ©otte§  Söiffen  unb  3Botteu 
beugt.  '2)ie  ©rünbung  bor  ©emeinbe  auf  ©tauben  ift  ba^o  Heugnil 
^efu  für  bie  ©uperiorität  ©ottesi  über  ben  lljfonfdjcn,  moburd) 
er  it)n  at§  ben  Scbenben,  äBirfenben,  ©ütigen  bebanbett  bat.  ^n-- 
bem  er  bie  jünger  fo  fübrtc,  gab  er  it)nen  „^Keligion",  ^röm^ 
migfcit,  crnfte  "-i^cjabung  ©ottel,  unb  ,vimr  unirbe,  lueil  er  fid) 
felbft  il)nen  jum  ©taubenigrunb  gonuKl)t  batto,  ibr  Unn-bältni'? 
ju  it)m  im  ftrengcn  ©inn  „religiös",  fromm,  'an  ihm  bct)au= 
betten  fie  ©ott  atö  ©ott. 

2.  {&x  bot  il)nen  nid)t8  Sad)lid)eei  bav,  moil  er  ba^  a>ov\  bo«'^ 


3)ie  9tottt)enbigfeit  bee  ©faubensroet^g.  553 

^IJienf d)en  nirf)t  mit  ^er^tofem  füüen,  bie  ^]3erfon  nirf)t  an  Un= 
pevfön(id}e§  binben,  fonbevn  feine  eigene  perfon^afte  ^e§ief)ung 
511  uns  511  unferem  @ut  unb  ®lüd  mad)en  will.  2luf  ben  an 
if)n  gebunbenen  ©lauben  tonnte  ber  bie  ©emeinbe  grünben,  bei* 
in  ber  @eii)i^{)eit  flanb :  id)  bin  bei  eud)  alle  Jage  bis  jur  l^oÜen^ 
bung  ber  SBelt,  unb  bieg  mit  einem  Sebensreii^tum,  ber  if)n  für 
alte  jum  maf)rl)aftigen  Söeinftocf  mad)t.  ^ie  ©rünbung  ber  @e= 
meinbe  auf  ©tauben  ift  ha^  umfaffenbfte  Setbftjeugnisi  ^"^u'fu  für 
bie  ^itltgenugfamfeit  feinet  :^ieben§,  für  bie  Hönig5mad)t  feiner 
©nabe.  ^nbem  er  bie  jünger  biefen  3Beg  führte,  gab  er  bem 
K^riftusigebanfen  fonfreten  ©inn  unb  @et)a(t.  @o  mad)te  er  it)n 
5ur  2öat)rt)eit  unb  gab  x^m  ©rfültung ;  benn  eben  burd)  bie  ©tif= 
tung  be§  @tauben§  rourbe  unb  btieb  er  bie  eine  gro^e  (^ahz,  in 
ber  atter  5tnteil  an  ben  göttlid)en  ©ütern  berul)t. 

.'}.  :3nbem  ,3efu§  bas  rid)tige  Sßotten  beg  ^JOf^eufdien  mit 
©tauben  beginnen  Iä§t,  fteltt  er  it)m  ein  51id)tn)iffen  unb  ^J]id)t= 
motten  ooran,  Söfung  oom  eigenen  Seben§inf)att,  ä^erjidjt  auf  fid) 
fetbft.  ^ie  @rl)öt)ung  ert)ätt  bamit  it)re  53egrünbung  in  ber  (5r= 
niebrigung,  bie  Begabung  in  ber  Gntäu^erung.  e>"ür  ben  (Sünber, 
ber  feine  ">|>robuftion  oerborben  unb  bie  3^ät)igfeit  ^u  berfetben 
oerloren  t)at,  ift  bie§  ber  einjig  gangbare  unb  gered)te  3ßeg. 
Onbem  3efu§  Hn§  basi  gijtttid)e  ©eben  burd)  ©tauben  oermittclt, 
füt)rt  er  e§  bi§  ^u  ber  Stette  l)inab,  mo  e§  bem  ©ünber  5ugäng= 
lid)  roirb.  ^arum  I)at  er  fid)  burd^  bie  (Stiftung  be§  ©laubens 
an  ben  ©einen  aud)  ftet§  a\§  ben  crroiefen,  ber  fie  üom  33öfen 
ertöft. 

4.  ©tauben  gab  er  ben  ©einen,  nic^t  fein  (Srfennen  ftatt 
it)re§  eigenen,  nid)t  fein  3Birfen  an  ©tette  be§  it)rigen.  (£r  gab 
it)nen  feine  ©urrogate  für  ihre  eigene  ^tftioität,  roetd)e  fie  ber= 
fetben  entt)oben  unb  it)re  eigene  ^ebensbemegung  unterbunben 
t)ätten.  (&x  sog  it)r  SSertangen  an  fid)  unb  mad)te  e§  pm  fraft» 
fd)öpfenben  Slft,  unb  au^^  biefer  neu  nertiel)enen  Sebcn^murjet 
ert)ebt  fid)  nun  it)r  ©rt'ennen  unb  SBirfen,  smeifelloä  aU  feine 
®aht,  aber  nid^t  nur  at§  eine  getiel)ene,  it)nen  fremb  bteibenbe, 
fonbern  at§  i{)r  mat)rt)afte§  ©igentum,  at§  it)r  eigener  ©rroerb, 
ber  nid)t  üon  ibnen,  aber  in  if)nen  begrünbet,  in  ber  33etätigung 
it)rer   5r«il)^it   ertangt  unb   bet)atten  roirb.     ^i^^^n^  -^efus   ben 


554  ^(^V-  13.    3?ie  (iTgebniffe  beö  apoftoHfd)en  6Inuben§. 

'Serüt)rung§punft  jroifc^en  fid)  unb  un§  in  ha§  ©lauben  uerlegt, 
leitet  er  un§  ba§  göttliche  ©eben  fo  ju,  'öa^  in  if)m  9iaum  unb 
2lu6rüftung  jum  intenfiüften  ©elbftroirf'en  im  drfennen  unb  lun 
enthalten  ift.  ^ie  ©rünbung  ber  ©emeinbe  auf  ©lauben  roar 
i^re  Berufung  in  bie  ^'reil)eit  unb  ibre  ^efäfjigung  ju  ibv,  t>a§ 
@nbe  ber  3^ormunbfd)aft,  bie  ©eroäfirung  ber  ©o^nesfteüung. 
©ie  war  in  bie  Sßürbe  „be§  ®iener§  ©(jrifti  unb  9)litarbeiter§ 
®otte§"  eingelegt. 

3Udf)t  nur  bie  bem  ©lauben  gegebene  33ert)ei^ung,  jonbern 
anä)  bie  ©laubengforberung  ift  Offenbarung  einer  abfoluten  @üte. 
SJlit  biefer  ©infic^t  üoUenbet  fid)  ha§  ©laubenemotio. 


Erläuterungen. 


1. 

Das  hcbräiFchc  und  aramäilche  T^n"  und  leine  V?erwandten. 

Unfev  „Ölauben"  ge()t  burd)  baö  ueuteftameiitlic()e  nimtvHv  auf  ]'''!2^T\ 
T\yr?2  >uvütf.  5ii  feinem  primären  ctamm  befi^t  bae  'JiJort,  foiüeit  wir  bie 
iöraelitifd)e  3iebe  fennen,  als  2(ftiDum  eine  gan;  fpejielle  iöebeutung,  biefe  aber 
mit  feftem,  bauernbem  ©pradigebrauc^ :  ]C{<  ftef)t  uonx  Iragen  beö  Äinbee  in 
ber  3luö(nertung  beö  (Meiüanbes  an  ber  "J^ruft,  itigl.  4,  5.  cf.  Dhim.  11,  12. 
:)iut()  4,16,  ober  an  ber  il^ölbung  ber  >Mifte,  ;^ef.  6(i,  4.  n^CN  ift  bau  5l>eib, 
iDeld)eö  ba^  Äinb  mit  fid)  fjenimjutragen  pflegt:  2  oam.  4,4,  rHutl)  4,  lö;  ugl. 
ben  enöeiterten  Öebrond)  oon  jCN  2  Atön.  10,  1.  5.  ^ef.  49,  23.  öft^.  2,  7. 
3?tt^  neben  bem  baö  iiinb  tragenben  3ßeib  and)  bie  '^foften  ber  Türe  ni^CN 
finb,  2  Mön.  18,  16,  l)at  nid)tö  3luffaUenbeö.  Xa^  beutet  barauf,  ba^  bem 
geiftigen  Segriff  beä  "Boxii  bie  finnlic^e  3tnfd)auung:  tragen,  galten,  gehalten 
fein,  feft  fein,  jur  oeite  fte|)t.  ^n  ber  ^uftänblidjen  '^oxxn  |CN  ^'ieö  t"«*  äßort 
imperfonal  \\x(t>  auf  einen  fpejiellen  Öebraud)  befd)ränft.  (re  ift  t>a^  ÜÜort  ber 
Gibegleiftung :  „esS  ^dlt,  eö  gilt",  antwortet  ber  iöefdiroorene  auf  ben  über  i^n 
gefprod)enen  ("vlud).  'J(()nHd)  bient  ee  aud)  ^ur  'J^eh-äftigung  ber  Sobpreifung 
(^otteö,  fobann  aud)  im  (Üefprdc^  jur  '4iejal)ung  ber  3luöfage  beö  anbern: 
1  Äön.  1,  36.  ^erem.  11,  5  ogl.  28,  6.  2)aä  aftioe  galten  juftänblic^  geroonbt 
mirb  <yeftigfeit,  oid)erl)eit,  unantaftbare  Öültigfeit. 

3u  größerer  '^eiüeglid}feit  gelangte  ber  Stamm  in  ber  Jemininbilbung 
n?^N,  neben  ber  nJt/2X  rool)l  ai^  jüngere  Silbung  fte^t,  unb  im  reflegioen 
»cefunbärftamm  pNJ,  ber  bie  Jeftigfeit  al^  bag  ©rgebniiS  ber  eigenen  lätigteit 
bes  'iDJenfd)en  ober  Sl'ingeö  anfd)aut;  e§  madit  fid)  feft,  bält  fid).  I'ie  2öorte 
umfaffen  eine  große  ilJannigfaltigfeit  uon  (S"rfd)einungen  in  ber  'Jiatur  unb  be; 
fonbcr'^  im  menfd)lid)en  i.'eben.  3hir  feiten  benennen  fte  ein  pljijfifc^eä  @el)alten= 
luerben,  wie  loenn  ba^S  m  ber  -JDhitter  feftfi^enbe  Alinb  jj^NJ  l)eiBt,  3ef.  60,  4, 
ober  ber  feftgel)altene  3lrm  Hj^CN  lüirb,  (ir.  17, 12,  ober  bie  X>in  eingefdjlagenen 


556  ©rläutenuuien  1. 

^florf  ficf)er  ^altenbe  Söanb,  t>ei-  22,  23.  25,  ober  bae  fefttiefürtte  .?)au6  ]CXJ 
ift,  JDobei  Ie^tere'5  auf  bie  StdjerOeit  unb  ben  ^eftatib  be«  liaujen  ^'ebeinSgUicfö 
übertragen  loirb,  1  Sam.  2,  35.  25,  28.  2  ©am.  7,  16.  1  Mn.  11,  38.  ©ö 
„i)äU  fid^"  aber  aurf)  ber  Sacf),  ber  in  ber  Sommevf)i^e  nid)!  üerfiegt,  ^er.  15, 18. 
5cf.  33,  16,  bie  (gbelrebe,  bie  lofjnenben  Grtrag  trögt,  i^ev.  2,  21,  ber  2ßeg,  bev 
jum  ricf)tigen  3'f'e  füfjrt,  @en.  24,  48,  M^  3>olt  ba^^  ungefdjäbigt  bie  Äriegs= 
^eit  überfielt,  ^e)'.  7,9.  39,8,  griebe  unb  aBol)IfaI;rt,  lüenn  fte  bauern,  Jier.  14,13, 
ber  Sof)n,  ber  ben  Später  naä)  feinem  aBillen  beftattet,  ©en.  47,  29,  ber  3.?er= 
roanbte,  ber  bem  StammciSgenoffen  bie  Jorfjter  gibt,  @en.  24, 49,  ber  ^ote,  ber 
feinen  2luftrag  ouöridjtet,  ^:prou.  25, 13,  ber  ^euge,  ber  giUtigeö  ^eugniig  abtegt, 
Ser.  42,  5.  ^f.  89,  38.  3ef.  8,  2.  ^^roo.  14,  5.  25,  ber  Äriegömann,  ben  ber 
Honig  ju  jebem  Sütftrag  üemenben  tarnt,  1  (2am.  22,  14,  bae  SBeib,  ta^  nur 
i()rem  ©tjemanu  bient,  ^ef.  1,  21,  ber  3iid)ter,  i»enn  er  unbefted)lid)  ift,  (?j.  18,  8. 
@ac^.  8,  16.  7,  9.  ^roD.  29,  14.  (gfob.  18,  21,  ber  5ßriefter,  ber  ©ott  nac^  ber 
Siegel  feines  ':|>rieftertumc^  bient,  1  3am.  2,  35.  9!)?al.  2,  6 :  fie  alle  madien  fid) 
für  bie,  mit  benen  fie  in  3>erbinbung  fteljen,  feft.  Saö  Tla%  an  bem  fid)  baei 
3>er[)alten  biefer  mannigfaltigen  Singe  unb  ^erfonen  al«i  flCN  barfteltt,  ift 
roeber  ein  abftraft  logifd)e^,  etwa  „ttbereinftimmnng  ber  6r)d)einung  mit  ber 
SBirflic^fcit",  nod)  ein  abftraft  etfjifdie^,  etwa  ber  'öegriff  ber  „'ijJiflidjtmftfjigfeit", 
fonbern,  roie  überall  in  ber  ©prad)e  bae  fonfrete  '^ebürf cn  unb  iöegcl^ren  beci 
lebenbigen  3)Jenfd)en.  SBenn  bie  2)inge  unb  ^l^^erfoneu  bie  auf  fie  gerichtete 
Grroartung  erfüllen,  finb  fie  iCNJ.  "Dhir  Merein,^elt  mirb  bie  „?;-eftigfeit"  ftatt 
an  ber  iBegeljrung  an  ber  '^mä^t  unb  bem  ®d)merj  gemeffen,  fo  luenn  ü^eut.  28, 59 
bie  ^lage,  bie  t>cn  5DJenfd)en  grünblid^  unb  lange  quält,  iCNj  l)ei|?t,  unb  audi 
bort  empfängt  fie  biefeö  "^Jräbifat  in  ber  ')iebe  beffen,  ber  fie  feubet,  bamit  fie 
baö  ^NOlf  fdjroer  treffe;  ber  ^'eibenbc  l;ätte  fie  id)iuerlid)  fo  genannt. 

Seil  crft  bie  gegebenen  ©emeinfc^oftdfonncn  bie  (Jnoai-tungon  unb  '.)(n- 
fprüd)e,  benen  gegenüber  ber  anbere  feine  Aoftigfeit  yt  bciiicifen  bat,  begrünben, 
benennt  p;2N  »icl)t  ioiuo^l  ben  bie  Wemeinfd)aft  ftiftenbon,  alci  ben  bie  uor^ 
(janbenc  Öcmeinfd)aft  onerfennenben  unb  betätigenben  'älft.  2)al)er  u>irb  fio  mit 
IDH  jn  einem  feftgefügten  Sortpaar  »crbuuben.  "JiU'ibrenb  ~pn  bie  anl)ebeube, 
mit  eigenem  Irieb  gebeube  (^üte  uor  n?-N  i>orauö  l)at,  fügt  biefev^  ju  ipn 
bie  !!Bel)arrlid)feit ,  unb  erljebt  bie  Wüte  über  ba«  augenblictlid)e  (Erbarmen  unb 
bie  etn.^elne  .^»ilfeleiftung  ju  einem  bleibcnben  JUerbanb.  Xie  ®prad)c  Irtfit  babei 
in  nCN  bie  gciftigc  ^nncnfeite  unb  ben  äußeren  Jatermeio  ungefd)icbcn.  3ic 
wirb  feincetMegö  blofj  auf  bie  ('«Jefinnuug  bc,^ogen ;  uielinobr  ift  bie  Vciftnng  ber 
•Wlfe,  bie  (yen)rtl)rung  be*  iyerfpro(l)encn,  bie  Sluoriditung  beiS  'Jluftragv^  uff.  erft 
re<^t  nOX/  wc«il)alb  man  fie  tut,  luie  nmn  ipn  tut,  (<ilen.  32,  11.  iSv  IH,  it. 
2ief.  -Jr,,  I    Uroi)    l-j,  22.  ^Vol).  9,  33,  fie  gilit,  W\d).  7,  20,  fio  fdjirft,  'm.  43,3. 


Xa§  I)ebväifd)e  äßoit.  557 

67,4,  »gl.  ■yii^'"'  nCNZr  '^f.  6Ö,  14.  ebenfoioemg  roiib  bie  :^iel{)eit  ber  35or; 
gänge,  bie  jufammen  bie  3"i'crläff'9feit  ergeben,  in  i()re  cinjelnen  öeftanbteile 
anfgelöft:  baä  Sßof)IiDoIIen,  baö  für  Ä)a^  unb  9Jeib  oerfd^Ioffen  ift,  bie  3GßflJ)r= 
^nftigfeit,  bie  nic^tö  ueif)eimlicf)t  unb  nic^t  betrügt,  ba^  iCertrauen,  baä  gegen 
ben  ©enoffen  feinen  ii^erbad)!  ()egt,  bie  33eftdnbigfeit,  bie  im  @lücf  unb  Unglütf 
bei  i^ni  aug^arrt/  t>er  9!)hit  unb  bie  @e)d)ictlid)feit,  bie  ben  35ien[t  auc^  ju  oer= 
rid)ten  unb  bie  .'oilfe  jn  leiften  oerftel^t,  nid)t  bieä  ober  jeneö,  fonbern  all  bieei 
5ufanimen  ift  bie  fittN-  Sßenn  fie  am  3c"Sf"  befonberä  ^eruorgeljoben  loirb, 
fo  genügt  and)  t)ier  ber  Jormalbegriff  „SBa^r^eit"  bem  3Borte  nic^t.  3)ie  Älarl)eit 
unb  3fi')iflff't  ^^^  ®ebnd)tniffeg ,  bie  baö  ©efeOene  unoergeffen  beroafjrt,  bie 
Unbeugfamfeit,  bie  feine  iJ^erOcimlid)ung  ober  (JntfteUung  ber  ^adje  Jiugibt,  aber 
aud)  bie  fieg^afte  9)lad)t  beg  3eii9"iff es*  /  bie  fid)  gegen  bie  (!;inrcben  bel^anptet 
unb  bnrd)  ben  Sprud)  beö  Stidjtere  Slnerfennnng  finbet,  baö  jufammen  mad)t, 
ba^  fie  bie  Gigen)d)aft  bes  3f"9P»  ift-  3tm  ^id)ter  nennt  fie  jene  Jef'iflf^it, 
bie  ouf  nid)tg  alö  auf  baö  Siecht  fd)aut,  banun  aud)  bag,  mag  materiell  SHed)t 
ift,  finbet  unb  fd)afft  unb  beä^alb  bie  auf  ben  Slic^ter  gefegte  ."öoffnung  nid)t 
betrügt.  @ie  mirb  befonbero  bann  t^eroorge^oben,  roenn  es  gilt,  ben  Sinnen 
gegen  ben  rHeic^en  in  feinem  9ied)t  ^u  fd)ü^en,  "^^roo,  29,  14,  njeil  fie  befonberfS 
in  ber  llnbefted)lid)feit  beftebt,  ogl.  Gr.  18,  21. 

!i5on  )oId)er  iNerioenbung  au«s  mirb  HCN  ber  fiJegenfa^  jum  ©(^ein.  ^3^ie 
©noartung,  meiere  bie  '^erfon  ober  ©ac^e  in  nCX  entfpred)en  foll,  fe^t  9in()alte= 
punfte  oorau'i,  meldje  fie  mecten  unb  bered)tigcn,  ba  man  oom  bürren  3anb= 
boben  fein  äßaffer  unb  oom  Jeinb  feinen  2;ienft  enoartet.  3Birb  bie  (Snoartung 
bod)  nic^t  erfüllt,  fo  gab  fid)  i^r  Objeft  einen  täufc^enben  cc^ein.  2)at)er  üer= 
bünnt  fid)  nCX  J«  einem  äljnli(^en  ©ebanfen,  mie  er  in  unferem  „35>irflid)feit" 
liegt,  fo  loenn  oiC'Cini"  Iflflt:  öott  l)abe  i()n  pf^NZ  gefanbt,  Zs^x.  26,  15,  ober 
auf  ber  Sprad)ftufe  ber  tSljronif  nCN  ''ribü,  ein  n)irflid)er  Ciott,  2  (S^r.  15,3, 
ebenfo  in  ben  oom  otamm  abgejmeigten  3lboerbien  CjOX  uff-  ^ie  Übergänge 
jeigen  Stellen  roie  tsr»)-  2,  12:  Mai)ab  begehrt  ein  ^?i^?  nis,  ein  3eirf)en,  bae 
obne  3lrglift  gegeben  unb  barum  aud)  bei  ber  trroberung  ber  Stabt  bead)tet  luirb 
unb  fid)  baburd)  als  ein  „ioirflid)eö  3ei(ben"  erioeift,  M^  ei  mirffam  fd)ü^t. 

2)er  begriff  oerbünnt  fid)  nid)t  b(o^,  fonbern  er  üerinnerlid)t  fid)  aud). 
!J)ie  J^ormen  ber  mcnid)lid)cn  (>}emeinid)aft  bebalten  il)ren  objeftioen  Seftanb, 
aud)  iwenn  bie  in  ibnen  begrünbete  >Mlfe  oenoeigert  loirb,  merben  bann  aber  ju 
einer  leeren  'i^-oxm  unb  UnjDa^rl)eit.  3)er  Kläger  gibt  fid)  ben  i5d)ein  beö  "Ij;, 
aud)  menn  er  lügt;  aud)  ber  beftod)ene  rHid)ter  gibt  ein  'CB^/ü,  obmol)l  fein 
entfd)eib  fo  baö  Gegenteil  beö  'CB\p'^  ift-  35arum  loirb  nCX  ä»m  ©egenteil 
ber   :iverfteUung   unb   blo^    ausioenbig   angenommenen   Jigur   unb    ertiält   ben 


558  (rrdnttenmoien  1. 

@eban!en  ber  3tufnrtuigfeit,  9ieblid)feit.  Q^  jielt  fo  nndjövücflid)  ini-  i^Mtneiileben 
unb  I)ebt  bie  bem  .vanbeln  entfpred)enbe  ^Hid)tuin3  ber  öefinmiitti  imb  beö 
SßiQeng  J^eroor,  lueil  erft  biefe  bas  -s^anbedt  feft  mad)t.  3)a()er  luivb  fiDN 
burd^  „bie  ganje  Seele  unb  bae  i^air^e  .'öerV'  erläutert,  Zs^v.  32,  41  ui^l. 
1  ©am.  12,  24.  Sie  er()ä(t  aU  St)uonr)me  cfti'  2*?/  C^Cfl  zb,  12'!'  C'r, 
Sef.  38,  3.  2  60r.  19,  9.  9ü.  9,  16.  f^of.  24,  14 ;  ober  ber  »eöriff  „gerabe"  tritt 
in  if)re  9Mf)e,  1  Äön.  3,  6.  S>a[\  2,  4.  3fe().  9,  13.  SBo  feine  <Rrümmungen  und 
2)ref)ungen  finb,  M  ift  bie  POIDX,  S)eut.  32,  4.  20. 

T       v; 

55a  aller  5ßerfel^r  im  9Bort  fein  9)Jitte[  f^at,  gewinnt  nCN  mid)  enge  58e; 
äie^ungen  jur  3iebe,  ba  ber  3lien)d)  burd)  fie  bie  (iriuartungen  erregt,  iweldie 
getäufdjt  ober  erfi'tllt  werben,  unb  aud)  fie  fid)  ale  ununtftötjlid)  feft  crroeift  ober 
al^  leerer  Sd)ein  ierge|)t,  unb  Sidjerfjeit  bietet  balb  nur  ale  Üiittel  jur  58e= 
feinbung,  5alb  in  3ßaf)rl^eit  ju  Sßo()Itat  unb  .'öilfe.  2;eöiüegen  l)at  ancti  bac^ 
SBort  nCiS  5"v  eigenfdjaft:  niCN  12",  Ser- 9,4.  Sad).  8, 16  ogl.  nipX  D^t% 
^roD.  12,  19.  ^er.  7,  28.  3tud)  l)ier  ift  fie  fein  JormoIOegriff,  ber  fid)  etwa 
auf  bie  Übereinftimmung  mit  bem  objeftioeu  Sad)i)erl)alt  ober  auf  bie  9luf= 
ric^tigfeit,  meldje  bie  öefitmung  unüerfä{fd)t  jum  3tusbrntf  bringt,  befd)ränfte, 
fonbern  bae  2Bort  erl)iilt  juerft  burd)  feine  red)tlid)e  unb  gütige  3(bfid)t  flQN 
aur^Gigenfd)aft.  2er  Jlud),  fei  er  nod)  fo  fel)r  ber  malere  3lui%brncf  aufrid)tigen 
^affeg,  ift  fein  npx  12"-  25e0l^alb  fprid)t  nur  ber  Jromme,  er  aber  nidit 
ei-ft  mit  Sorten,  fonbern  fd^on  in  feinem  ^erjen  npx.  '^^f.  15,  2. 

%üv  ben  .s^örer  wirb  bae  3Bort  burd)  ben  'öeweic^  nipN-  'bringen 
bie  23rüber  3^enjamin,  ba^  geforberte  3i>af)r}eid)en ,  nad)  9lgi)pten,  bann 
„galten  fic^  il)re  3Borte"  D2n2n  UCX^  ®en.  42,  20.  iSiefelbe  J-affung 
beg  ©ebanfene,  monadj  bie  91ebe  burc^  bae  fie  beraeifenbe  (Sreigniö  nCN 
erlangt,  liegt  uor,  wenn  fie  alö  Slefultat  ber  genauen  Untcrfud)ung  bem  'üiNort 
juroäc^ft,  2)ent.  17,  4.  13,  15.  22,  20,  ober  wenn  ber  ^)iid)ter  unb  bie  .s>örer 
ben  3««ÖC"^^n'ei«i  baburd^  für  gültig  crflären,  M^  fie  fagcn:  n?2N,  parallel 
pliP,  „er  l)at  ^)lcd)t",  ;>ef.  43,  9,  ober  wenn  ein  IVort,  an  bem  man  siueifelte, 
baburd)  nCX  wirb,  ba^  man  bie  Sad)e  mit  eigenen  klugen  fiel)t,  1  itön.  10,  6, 
ober  njenn  |0N3  auf  bie  fieiftung  be*  l?evfprod^enen  gel)t,  burd)  weldie  bie 
3ufofle  feft  wirb,  1  .ftön.  8,  26.  1  ß^r.  17,  23  f.  2  15 br.  1,  9.  6,  17. 

3<on  l)ier  am  wirb  bao  ÄlUirt  uiv  '^Uirnllele  mit  unferm  ,/iiUil)rl)eit",  ba 
ber  ^crt,  weld)er  ber  ^Hebe  burd)  llnterfud)ung,  ^öeweid  unb  eigene  U'al)r^ 
nei^mtutfl  )ti  teil  roirb,  mit  iJ)rer  urfprünglid)en  nnb  blcibenbc»  iyefd)affenl)eit 
jiifammcnl)rtngt.  TiU  '•Wort  Mit  fid)  bann  aufred)t,  wenn  e\>  Sirflid)fcit  binter 
fid)   bat,   bie   e«*   barftellt.     Tic   lUn-raoniu'   im   ('•Icbaiifen    u'igen  Stollen,   )i)ie 


2)ae  f)ebittifd)e  3i?ort.  559 

1  Möii.  17,  24:  ^e^t  i)abe.  irf)  eit'auut,  fagt  bae  3[i5ei6  nad)  ber  (^rioectunii  iljrco 
Mitaben  m  &ia,  tia^  bu  ein  Tlann  ÖJotteg  6ift  unb  ba§  3Kort  beö  .t>errn  in 
beinern  DJhmbe  ift  HCN-  Sinei)  I)ier  ift  norf)  beutlid)  an  bie  bas  Sßort  toaljv- 
ntad)enbe  2at  gebad)t;  bod)  ift,  loeit  bieje  nid)t  auööteiben  roirb,  and)  fc^on 
beni  dloBcn  "Koi-t  ncx  ai^  bie  ifjm  bfeibenb  inliänevenbe  Giflenfdjaft  beigelegt. 
^Inalofl  Iö[t  fie  fid)  beim  rHid)ter  uom  Wioüv  ber  llrteilöfäßung  ab  unb  gef)t 
auf  ben  Jnfjalt  feinet  3pnid)e!9  über,  ber  baburdj  ale  unbeftreitbar  unb  mit 
bent  :Hcd)t  iibereiuftinunenb  befdjrieben  ift.  .v^at  ber  "^.sriefter  in  feinem  9)iunbe 
n?2N  n"*"!?,  3JJal.  2,  H,  fo  ift  neben  ber  '-Be^ieOnng  auf  bie  Stufric^tigfeit  unb 
Jreue,  mit  ber  er  feinen  ißriefterbienft  uor  (^Jott  uerroaltet,  and)  biejenige  auf 
bie  materielle  :)üd)tigfeit  feiner  priefterlid)en  il^eiiung,  bie  iien  göttlid)en  "ÜJiHen 
unüerfälfd)t  auebrücft,  im  33egriff  mit  enthalten.  3i>enn  aber  ©ottce  Xi)oxa  felbft 
n?:2N  Oeifet,  ^f.  119,  142.  5JeI).  9,  13,  ober  menn  fie  ali  Summe  bes  götttid)cn 
ÜlNortv.,  'i>f.  119,  160,  ober  alö  'ipräbifat  beö  propl)etifd)cn  (^efid)tß  erfd)eint, 
3^an.  lu,  1.  21.  8,  26.  11,  2,  uergl.  Mol).  12,  10,  fo  ift  baö  perfönlid)e  mment 
aufrid)tiger  Sinne'j^  unb  reblid)er  i*anblung«>roeife  ^uriicfgetreten;  biefe  ri;2{< 
eignet  öem  objeftioen  Öeftanb  ber  4i5eifung,  loeil  fie  an  fid)  felbft  iual)r  unb 
gered)t  ift.  :31m  au^geprcigteften  liegt  biefe  ^egrenjung  beö  ßJebanfenö  bei  X'aniel 
vor:  ber  itönig,  ber  tai^  l^efetj  aufl)ebt  unb  ben  .'öödiften  läftert,  roirft  bie 
nCN  iu  'iioben,  8,  12;  bie  (vritd)!  ber  .N>eimfud)ung  ift  Umfel)r  uon  ben  3ünbe»i 
unb  3ld)tiamfeit  auf  ©ottee  PDN,  9,  13.  3ie  ift  bie  ^serael  gegebene  3i^al)rt)eit 
unb  baö  ibm  geftellte  göttlid)e  3ied)t  in  feiner  ^eiligen  @ülligfeit.  ^n  biefe 
objeftioe  •i<al)n  lenft  nur  flCN  ein,  ii>äl)renb  nJI'^N  bem  menfd)lid)en  unb  gött= 
lid)en  i^erbalten  in  anfriditiger  3ieblid)feit  unb  juuerlaffiger  2reue  eigen  bleibt. 
'BUt  grofier  .Hraft  oerbinbet  fid)  ber  ©ebanfe  ber  ^fftiflfeit  auc^  mit  bem 
(^)otte'jbeunifufein.  3m  teben^üoUen  i'erbanb,  in  melc^em  ba'g  i?olf  unb  innere 
l)alb  be-öfelben  alle  feine  C^lieber  mit  Üiott  ftel)en,  roirb  auc^  (^ott  oubjeft  ber 
2reue,  inbem  er  mit  „ganjem  Jöerjen"  am  i^olfc  ^anbelt  mit  einem  oollftänbigen 
unb  febllofen  "ilNerf,  :^er.  32,  41.  ^eut.  32,  4.  ;^\n  i^r  ift  begrünbet,  bap  bae 
'i'olf  üon  feinem  6ott  nic^t  blop  eiujelne  ßrroeifungen  ber  ÖJunft  unb  ^ilfe 
erfährt,  fonbern  in  il)m  eine  alljeit  oor^anbenc  unb  roirffomc  $ilf8=  unb  ^eifö« 
madn  bat;  fie  gibt  feiner  Öütc  bie  ilonftan^  „auf  taufenb  OJenerationen".  ^ie 
33etonung,  bie  ber  'begriff  al'5  (Sigenfdjaft  ©otte*  im  3llten  Jeftament  evt)ält, 
i)at  3um  (iirunbgebanfen  beijfelben  enge  Sejiel^ungen.  'Ißäre  }iDifd)en  bem  JBoIf 
unb  Oiott  eine  naturl)afte  ilierbunbenbeit  gebad)t,  fo  loiirbe  an  biefer,  rcie  an 
allem  ■l(aturl)aften,  ber  ©ebanfe  ber  Monftanj  unmittelbar  l)aften,  unb  ein  Se- 
bürfniö,  ihn  ju  betonen,  läge  nic^t  »or.  9Beil  aber  ta^^  'i^anb,  bas  (^ott  ju 
^i'Jraelö  ©ott  madit,  nid)t  al^  5{aturoerl)ältniö,  fonbern  perfonbaft  gebad)t  ift 
unb  burd)  :öerufung,  ^öunbeöleiftnng,  erlöfenbe  i>ilfe,  alfo  bnrd)  (>)efd)id)te,  gött= 


560  (Srläuteniui^en  1. 

lic^e  3:aten,  göttlidiee  3BoUeu  eutftef)t,  banim  lüiib  bev  'öeijiiff  ber  Xreue  für 
bae  ©otteöbeiöufetiein  loid^tig,  roeil  fte  bag  33inbeglteb  5iüifd)en  jener  ber  5ßer= 
ijangenfieit  angefjörenben  @eid)ic()te  unb  ber  ©egeniüart  beö  i^olfe^  ift. 

3n  ber  Irene  @otte§  bernfjt  ber  3ßert  beffen,  roa«  bie  ^i^öter  erlebten, 
für  bic  fpätern  ©efc^lec^ter;  fte  gibt  beni  alten  33nnbeöfc^Iu$  bie  fortroirfenbe 
(^eltimg  unb  ©egengfroft.  Unb  als  bie  Öemeinbe  burcf)  bie  "^Uopf^etie,  anc^ 
roelc^er  fid}  ein  jnnel^menber  Sd)a^  von  i^erf)eipungen)orten  fammelte,  and)  in 
bie  3«!^""?*  i^inauSfel^en  lernte  auf  „ein  (Snbe  ber  itage",  fo  fteUte  firf)  roieber 
bie  J^reue  @otte§  aU  ba§  5JJittelglieb  bar  jroifdjen  if;r  nnb  ber  oft  fo  ganj 
anberö  gearteten  ©egeniuart,  »gl.  ^^f,  89.  2)ajn  fomntt  bie  3d)ärfe  bc^  Sd)ulb= 
gebanfeni^,  roie  t^n  bie  ^ropI)ette  anöbilbete.  SBeil  baö  abtrünnige  '^üoli  fein 
i5er()ältniö  jn  ©ott  beftänbig  jerrei^t,  I;ängt  bie  Grbaltung  beefelben  allein 
baran,  t>a^  0ott  in  feiner  eigenen  @üte  nid)t  fd)iwanft.  T'em  5nd}tlDfen  Um[jer= 
laufen  beg  Sßolfö  fte^t  ber  heilige  gegenüber  alä  ber,  nield)er  fid)  feft  nnb  treu 
beroeift,  ©of.  12, 1. 

Sie  Ireue  benennt  and)  bie  '^flic^t  beö  5>oIfe!S  gegen  @ott,  ha  für  feinen 
;^ienft  bag  ganje  ^erj  nnb  bie  gonje  Äraft  geforbert  ift,  eben  bamit  nCN  im 
3>oUfinn  beö  3Bortö,  loie  eö  3lnfrid)tigfeit,  3>ertrauen,  bcl;arrenbc  'öeftänbigfeit, 
(^eljorfam  in  fid)  fd)lie^t,  ügl.  1  eam.  12,  24.  C^o^  2-1, 14.  ^sef.  48, 1.  -^.Nf.  78,  8. 
3lod)  häufiger  nennt  fte  bie  ^ropf)etie  als  baö,  luaä  @ott  nom  ÜJlenfd)en  für 
ben  5DJenfrf)en  forbert.  Senn  eö  bilbct  einen  ber  großen,  bciligen  ©rnnbjüge 
ber  '^ropI)etie,  t)a^  fic  al^  ben  erftcn  bringenbften  ^mperatiu  Wottec*  ben  Sienft 
nennt,  ben  ber  3)Jenfrf)  bem  a)Jenfd)en  jn  erweifen  l)at.  So  erfd)eint  fie  ale^ 
•Harbinattugenb  balb  mit  ber  ®üte  uerbnnben,  .'öof.  4,  1,  balb  mit  bem  :Ked)t, 
o>er.  5,  1,  aber  and)  allein  alleö  nennenb,  mai  (i^ott  nom  3Jienid)cn  luill: 
3er.  5,  3,  ogl.  ^ab.  2,  4.  ^ef.  26,  1  ff.  ©te  fann  biefe  Steüe  erl)altcn,  meil  fie 
bag  ganje  2ebm  nmfpannt.  Sie  üer^üoigt  fidj  in  alle  SebensSbcUeljungen,  wer- 
fnüpft  rM"üt'iii>igeiS  unb  3tnöiuenbigee.,  umfafU  baiS  ,'öer'v  ba>s  Ä>ort  nnb  bie  2at, 
reicht  l)inein  in  bie  oerborgcne  3nnerlid)feit,  weil  fie  oljne  bic  3lnfrid)tigfeit  nnb 
Sauterfeit  beä  Sinneö  nid)t  bcftel)t,  nnb  erftredt  fid)  yiglcid)  auf  bie  tätige 
(*4ciDäl)rnng  uon  (^üte  unb  :)ied)t;  fie  ift  am  l)ienfd)cn  yi  betätigen,  mic  gegen 
über  (Mott,  nid)t  nur  in  flüd)tiger  jWcgnng,  fonbern  alö  au«il)arrenbe  ikftänbigfeit. 
So  ift  fie  in  ber  2at  ein  Wanje^,  'li'E'J"?-!  S*^"?!,  i»ie  o>ei"-  ■"^2,  41  fagt. 

!üci  einem  befc^rflnfteren  .Ureiö  uon  (£rfd)cinnngen  l)at  ber  Sprad)gebranri) 
bic  .t>ifilbilbuug  feftgel)alten.  Unfid)erl)eit  unb  Sd)U)anfungen  erlebt  ber  'J)ienfd) 
flud)  in  feinem  eigenen  ^>nuenleben  bnrd)  Aurd)t,  'Jhguuil)n,  ^^nu'ifel  nub  Sorge. 
Ten  ("'Jegenfalj  m«  biefen  unbefeftigten  .Snftänben  ber  Seele,  bie  'iU'tätignng  ber 
inncrltd)en  ^eftigfcit  burd)  ^uuerfic^t  unb  iKcrtrauen,  in  ber  bie  lirbaltung  ber 
(Hemeinjd)oft  cbenfallö  eine  iuefentUd)e  üU'bingnng  bat,  nennt  iV^^xri/  1  Sam. 
27,  12.  :Hi.  11,  20.  ^jJrou.  2H,  2').  ^JJiid).  7,  5.  .^iob  15,  14.    Sein  (^Jegenfat«  ift 


Saö  t)ebräi)c^e  Jßovt.  561 

bag  bebenbe  §erj,  :5e|.  7,  9,  unb  bie  angftooUe  £»aft,  Se)'.  28,  16.  ©ein  ^:8e= 
jieljungöpimft  wirb  i^m  mit  2  gegeben,  ba  bie  fefte  geraiffe  Sic^er^eit  an  il^rem 
Dbjeft  I)aftet  unb  in  i^m  i^ren  örunb  t)at^)  2)a§fe(be  fann  axxd)  dmai  ®ac^= 
Uc()eö  fein;  fo  tvout  ber  feinem  2eben  nid)t,  ber  fic^  mit  angftüoller  Unruhe 
gefäl)rbet  roeifs,  3)eut.  28,  66.  ^iob  24,  22.  Xa^ev  fann  ftd)  an  baö  3Kort  and^ 
ein  3"fi"itiü  anfcf)lie^en,  rooburd)  ba^  9)ioment  ber  ©rraartung  ftäifer  !)en)or= 
gel^oben  wirb:  „raäre  id)  nid)t  geroifi,  bie  ®üte  beä  §errn  ju  fel)en,"  fagt  ber 
^falmift  27,  13,  oergl.  §iob  15,  22;  ouf  biefe  rul^ige  3"»'crf'tt)t  fteUt  er  nun 
ben  Smpevati»:  rT^p/  marte  auf  i()n!  35a  aud^  in  bie  flüdjtigeren  ä}erl)ältniffe, 
bie  baö  £eben  beftänbig,  j.  ^.  burc^  jebes  Öefpräd^,  jmifdjen  ben  iyienfd)eu 
ftiftet,  ftetig  ein  geioiffes  3)la^  uon  SJcrtrauen  l)ineintritt,  begrenjt  fic^  ber  Segriff 
auf  baßjenige  Ivanen,  mit  bem  bie  iWebe  eines  anbern  alö  juüerläffig  unb  rid}tig 
bejal^t  lüirb:  1  Kön.  10,  7.  ^roo.  14,  15.  ®en.  45,  26.  ^ab.  1,  5.  ^er.  40,  14. 
3ef.  53,  1.  2;^ren.  4,  12,  cf.  ©j.  4,  1  ff.«) 

£)ifiUfd)e  9?omina  finb  feine  au^  bem  iserbum  Ijeroorgeroad^fen,  fobafi  eö 
in  DJICN  unb  nipX  i>ie  i()m  entfpred)enben  9bminälbilbungen  be()ält.  3(ller= 
bingg  bieten  biefe  bie  befonbere  Sßeife,  in  ber  baä  i^erbum  bie  SJetätigung  ber 
©emeinfc^aft  fafst,  nid^t  für  fic^  aüein,  fonbcrn  in  i^ren  umfaffcnberen  begriff 
eingef d)loff en :  HjICN  befagt  mel)r  ali  V^^^'  ^efagt  aber  biefeö  auc^.  3Kit 
CNJ  teilt  fid)  PCXn  iti  bie  beiben  ©eiten  aller  0emeinfd)aft:  ©eben  imb 
!Reljmen,  ^robuftiüität  unb  JtejeptiDität.  35er  ©üte  unb  §ilfe  ju  betätigen  "^e- 
reite  ift  jCJNl  ber  auf  fte  3ä^lenbe  |>DNp. 

3)a  bie  ^ropbetie  ben  3)lenfd)en  uor  ®ott  in  bie  empfangenbe  Stellung 
fe|t,  foba^  feine  3:reue  gegen  @ott  roefentlic^  barin  befte^t,  t>a^  er  il)m  certraut, 
fann  aud^  in  n>1DK  bag  SSertrouen  jum  ^auptbegriff  werben.    J^cr  ^ropfjpt 


0  rCNH  lüii"^  gero5l)nlid)  ju  ben  Dielen  innerlichen  Äaufotioen  geftellt, 
n)eldf)e  bie  I5igenfd)aft  nic^t  alö  ben  rulienben  33eft^,  fonbern  aB  bie  4»en)or= 
bringung  i()veg  Jrägerö  befd}reiben.  58om  Stanbpunft  beä  6ebräifd)en  aug 
bürfte  bagegen  nid)tö  einäuracnben  fein;  bagegen  ift  für  mein  2(uge  baö  i^er« 
pltniä  be^  SBortiS  ju  feiner  fprifc^en  unb  arabifd^cn  parallele  noc^  nid)t  ge^ 
nügenb  aufgehellt. 

2)  4^iel)er  gehört  aud)  bie  bic^terifc^e  5ßern>enbung  beö  2Borte§  uom 
©d)tad)trüf(,  i?iob  39,  24,  fall'^  bort  bag  Slafen  beg  .5*orn^  ben  Slbbiitd)  beg 
Äampfe'5  bebeutet:  e^  loill  eö  nid)t  glauben,  bafi  baö  S>orn  fc^on  je^t  jur  Sc« 
enbigung  bCig  Mampfeä  ruft,  '^n  biefem  fd^mäc^ern  ©ebrauc^  fd)lie|t  fid)  bie 
^erfon  unb  Bad)e,  ber  man  glaubt,  mit  ^  an;  nid)t  ba§  Saften  an,  fonbern 
bie  ^""'eubung  ju  berfelben  fommt  l^ier  in  33etrac^t.  ©^  fann  auc^  einen 
©rgdnjung'^fa^  mit  O  ert)alten,  C?j.  4,  5.  öiob  9,  16;  einen  9lffufatiu  erljält 
e!^  bagegen  nirgenbö.  ^Jii.  11,  20  bürfte  fiN  präpofitionell  fräftig  gebad)t  fein, 
©glatter,  2)er  ©loiibe  im  9J.  2eft.  36 


562  ©rläuteningeit  1. 

uerlangt  ooii  S^rael:  eä  ftü^e  fid^  auf  feinen  @ott,  Düii'Z,  Sef.  10,  20.  2)a§ 
geredete  3JioIf,  welc^eö  D^J-IDN  beroo^rt,  cerlä^t  fic^  auf  ben  eroigen  ^yelö, 
3ef.  26,  1  ff.  35enn  nac^  bem  ©crid^t  über  Serufolem  im  fiegreid^en  Sabijlon 
bleibt  ber  ber  Streue,  rocld^er  ber  ^rauenbe  ift  unb  aud^  je^t  au§  bem  Silicf 
auf  ben  S^exxn  S^vtv[iä)t  unb  Stufte  jie^t.  2tud}  in  »ab.  2, 4  gibt  ber  ©egenfa^ 
gegen  ben  »ermeffenen  Sljalbäer  ber  riJ'lDN  ber  ©ered^ten  ftarf  rejeptioen  ©inn; 
fte  beftel)t  in  biefer  Situation  barin,  bafi  fie  fid)  nid^t  üor  foldjem  Übermut 
beugen,  fonbern  an  ber  S>erf)eipung,  obgleid)  fie  jögert,  feft()alten.  ^eibe  Stellen 
oerbinbcn  fie  mit  ber  @ered^tig!eit,  oergt.  ®en.  15,  6,  ju  ber  fie  ebenforoenig  in 
Spannung  ftetjt  alö  jur  ©üte.  2Bie  in  ben  men)d)rid)en  '-ßerl^ältniffen  ber  9JJann 
ber  nCN  ber  pi~i{  ift,  ber  3ied}t  tut  unb  3ied)t  I)at,  fo  ergibt  and)  im  3)er= 
pitnig  JU  ©Ott  bie  DJ^QN   icne^  gerabe  öerj  unb  jene  reine  ^anb,  bie  man 

T       v; 

©Ott  alg  ©ered^tigfeit  jeigen  barf.  SBer  fid)  mit  @ered)tigfett  gürtet,  gürtet  fid) 
barum  aud)  mit  Hj-IIDN/  «"b  ^^  ergibt  eine  feftgebunbene  Segrifföfolge :  ber 
©ered)te  in  feiner  n:iC{</  ^ai>'  2,  4.  ©j.  18,  9.  ©o  ift  aud)  ©ott  bei  aü^m 
Unglürf,  boö  über  ^örael  fam,  p>"l^ ;  benn  bu  I;aft  HON  getan,  9Jef).  9,  33. 

2)ie  i^ebräifd^en  3Borte  unb  Segriffe  mußten  ing  2lramäifd^e  f)inübergeleitet 
roerben.  2BenngIeid)  bie  Übertragung  berfelbcn  burd)  bie  @leid)artigfeit  beiber 
2)ialefte  erleid)tert  roar,  fo  bilbeten  boc^  gerabe  bie  religibfen  ^Begriffe  ein 
fpejieU  l^ebräifc^eä  ©prad^gut  unb  rourben  barum  burd^  biefc  SCßanblung  loefents 
lid)  berüf)rt.  9hin  ift  bie  S'atfcdie  mcrtiuürbig,  bafs  jiCNn  »nueränbert  aramaifd) 
fortlebt,  oI)ne  ba^  aud)  nur  feine  ()ebräifd)e  '-öilbung  uoUftänbig  aramaifiert 
njürbe,*)  roctl^rcnb  bie  übrigen  ©lieber  ber  5ö""lie:  n?2J<,  Pl^lDN,  |lpNJ  fid) 
ebenforoenig  erholten  ^aben  roie  bie  anbeni  Sierba  ber  3»öerfidt)t:  n^P,  "P^nin^ 
nJiD-^)    9fid)t  nur  ber  religiöfe  ^Begriff,  fonbern  ber  ganjc  ilreiö  feiner  SI^er= 

~     T 

roenbung  blieb  pC^H  er{)alten.  2)ie  itonftruftion  bleibt  biefelbe;  fofern  basS 
ißcrtraucn  an  feinem  Dbjeft  ali  an  feinem  ©runb   Oaftet,   beljält  baö  SJerbum 


*)  9lud)  "bai  3lramttifd)c  befa^  ben  ©tamm  ]öt<,  teit§  mit  bem  ^Begriff 
ber  ?3eftänbigfcit  unb  Jsaucr,  tcilö  mit  bomjenigen  becs  ;i<c)d)uiorlid)on,  (Sr» 
mübenben.  |^C^n  [tel)t  eigcntümlid)  felbftaiibig  bancben;  ift  ba«i  ]^D^n  ber 
Synagoge  unb  ber  ft)rifd)en  Mird)e  baö  fortlcbcnbc  bebräifdjc  TONH/  ober  gab 
e«  ein  alte«  aramftifd)esi  j^OTl'^  ?id)  '»aiie  fci'ic  i'ermututig,  ba  baS  iübifd)e 
2tramäifd)  nod)  fcbr  fprad)gefd)id)tlid)er  Aufarbeitung  bebarf. 

')  :Mn  il)rer  ©teile  entfaltet  fid)  "iDtt',  baö  uon  .'öauss  auci  mclir  aramaifd) 
aia  ^ebrdifc^  geroefen  fein  wirb,  aber  noc^  in  ba«  .^'tebrdifd)e  I)ineinrcid)t,  ju 
einer  ouÄgebreitetcn  ?Uortfamilio,  mit  bem  'iU'griff  ber  .^-»offnung,  ftanbbaften 
(Erwartung  unb  ^uucrfid)t,  unb  Jicben  iljtn  vn"). 


2Daä  ^ebräifdie  3Bort.  563 

fein  2;  bod)  nimmt  bie  Äonftruftion  mit  "^  ju.^)  2!er  3Scrluft  ber  SJerroanbten 
ift  babitrd)  teitroeife  erfe^t  loorben,  baf;  fid^  aus  V<ÜT\  Squioolente  für  pxi 
imb  riJlDN  Oerüoröilfeen-  33Iofi  bie  objeftioe  ä^erroenbung  ber  Sorte  ge[)t 
gänjlic^  oerloren.  3n  baä  ©rbe  oon  PCX,  fofern  eö  Oic^erfieit  imb  2ßa^r= 
l)eit  bebeutet,  tritt  'Ct'p  ntit  bem  3tbjeftiD  JCt^'p,  unb  bem  Slbftraftum : 
'itO^ti.'p  Jßafjr^aftigfeit.  ]t2i<^  =  treu  finbet  feinen  ©rfa^  in  ]D'>riC/  roenn 
gleid)  bog  Ser^ältnig  beiber  ^^ormen  ju  W^ri  nic^t  oöüig  fongruent  ift.  aBä{)renb 
]CN^  baö  ©ubjeft  ber  n^lDX  in  ibrem  ^oüfinn  be5eid)net,  ber  auc^  baö  Irauen 
in  fid)  fd)lie^t,  benennt  p^HC  ben  ^"öfrläffigen  unb  3;reuen  nur  alö  ben 
(Empfänger  beö  i^ertraueng,  alg  ben  (l^ioniarog.  ^n  ben  beiben  ^artijipial= 
bilbungen  finb  niui  ber  Öeber  unb  ber  ©mpfänger  beg  ^ertrauen^  einanber 
gegenübergefe^t. 

3^a  bfls  9(ramäifd)e  5u  abftraften  Silbungen  gelenftg  ift,  ern)ud)ö  au^ 
I^O^nt  -IJC^ri/  foba^  nun  ein  Söort  üor()anbcn  roar,  mit  bem  bag  ®(auben  fub« 
ftontiüifd)  nl^  bie  bleibenbe  S'altw'Ö  ""^  Gigenfd)(ift  beö  3J?enfd)en  be^ei(^net 
merbcn  tonnte,   .^iebei  ift  bie  Intfad)e  merfioürbig,  ba^  I^C^Pl  bod)  roieber  ben 

T 

aftioen  Segriff  beg  treuen  Sinncö  unb  ^anbelnö  in  fid)  aufnimmt,  a[fo  PI^IIOX 
Doü  oertritt  unh  mit  [Cti'p  in  '{>a^  (5rbe  üon  HDN  fic^  teilt.  3]on  ©otte« 
IJD^n  5»  lpred)en,  wirb  ebenfo  gebräud)lid),  loie  bebräifd)  oon  öotteö  PCX 
gerebet  loorben  ift ;  man  tut  XHIJC^n»  »nt>  bie  ®üte  unb  Jreue  loerben  f)äufig 

T  T       ■* 

5"  xnijD^m  Xni2^[2-    Sßenn  md)  bie  alte  ^offuns  b««'  öegriff^  f)iebei  bireft 

T         T      ••  :  T 

mit  roirffam  mar,  ba  ber  £d)rifttejt  auf  ben  ©ebanfen  unb  ba«  3Bort  ber 
aramäifd)en  3iit'enfd)aft  einen  burd)greifenben  ßinfluf;  i)at,  fo  ^eigt  biefe  Sßenbung 
beö  Söorteö  bod),  loie   feft  bas.  in  Hj-ICX  Sufi'n'nenflefafste  für  baö  iübifd)e 

T       v; 

2)enfen  oerfnüpft  mar.  3(ug  bem  Öefamtbegriff  ber  feften  3«oerIäfftgfeit  wirb 
baö  3:rauen  auggefonbert  unb  für  fid)  benannt,  aber  ber  oerengerte  Segriff 
jief)t  ben  ganjen  übrigen  '^nl)ah  ber  rijIDX  roieber  an  fid),  unb  j^CNH  biegt 
in  IJD^n  jn  feinem  3tnfangöpunft  jurüd. 

Sei  ber  2;eilung  sroifc^en  \2Up  «nb  I^O"""  roirb  uor  allem  biejenige 
riDX/  tiie  ber  Sliditer  ju  beioeifeu  i)at,  regelmäßig  Xt^t^p  genannt:  (£?ob.  18,21: 
•iSrpl  ]n2i:;  3ef.  1,21.  §ab.  1,12.  J>er.  11,20:  NW'p  \Tn;  C>ien.31,37: 
IDt'p  ]1jn^;  3ef.ll,4.  SeD.19,15u.a.:  |i:n^  N^B'ipD;  3ef-28,6.  ©a(^.7,9. 


*)  iCa  für  ben  9lramäer  uon  ":>  5um  tranfitinen  @ebrauc^  ber  Sd)ritt  flein 
loar,  treten  gelegentlich  and)  ©nffije  an;  fo  auc^  im  ^ebräifc^  ber  Siabbinen: 
mitt'J?Dn  hv  "IJ''CN*C  "IJ"»«  Xin,  35em.  4,  1.  9lud)  ein  ^affio  lüirb  gebilbet: 
bie  3Borte  ]^JD''nn\  i^nf.  Öen.  42,  20. 


564  ©rläuterungen  1. 

md).  3,  8.  6,  8.  ^0).  6,  4.  ^f.  43,  1 :  JStt'iP"}  |^".  2110  ©rfa^  für  pi^^H 
crft^cint:  '?]:n  ]-"):iN  Nü^-Ip,  Dnf.  @en.  18,  25.  l  ©am.  2,  30  cf.  ^erufc^. 
3ium.  16,  34.  S^eut.  4,  8 :  ]"'L:^lJ'j::  iijni  jiD^"^.  ®er  ©prac^gebraud)  l)ängt 
bamit  jufammen,  ha^  V>1  abftrafter  geiuorben  tft  al§  baö  alte  t^D^'Q-  'Jöäf)renb 
biefeg  nic^t  nur  ben  formalen  3lft  ber  UrteilöfäUung  bejeidjuet,  fonberu  jugleic^ 
bae  burc^  baö  rid)terUc^e  öanbeln  I^ergefteltte  3tecl^t,  nimmt  |n  gern  ein  ^rä= 
bifat  ju  fid^,  um  'i>a^  Urteil  al§  Siedet  ju  bejeit^nen,  unb  erhält  biefe  fid)ernbe 
SBeftimmung  fonftant  in  t2tt'p- 

5?iefer  Sprac^gebraud)  I)at  fid)  iweit  »erbreitet.  2lud)  bas  öebräifd^  ber 
©(^ule  nimmt  if)n  für  fein  nCN  fl"f;  i>ie  für  fc^Iimme  'Dfadiriditen  oorgefdiriebene 
SJojoIogie  lautet :  nc^<^  ]""  1112/  i&eraf.  9,  2.  ©ie  uermutlid^  auö  ber  3eit 
be§  Gpipbaneö  unb  ^J)tenelaoö  ftammenbe  i'iturgie,  bie  aU  „@efang  ber  brei 
ajiänner"  mit  bem  gried)ild)eu  Saniel  oerbunbeu  ift,  gibt:  7i«ff«t  «*  y.oiang 
aov  «Aij^ft«  XKi  y.o(fXttTa  (cXri&(({fg  irioirjatts  xktk  nüvru,  il  inrjyttyfs  rifiiv 
XKi  int  ri]v  -nö'uv  t?;v  uyCav  tyjv  iwv  nccTinwv  ijuow  Jenovaalr]jU,  ort.  iv 
(llrjOitcc  xtti  xotan  Intiynyf?  ravia  nüfm  Siu  Tag  uuttoTtug  iifiojv,  Äs.  3  u.  4. 
^f.  6öra  fogt  11,  41 :  judicasti  non  cum  veritate.  Gine  '^^aratlele  gibt 
^auluä:  To  xpfua  Tov  ^^(ov  iarl  XttTcc  ulri&duv,  3töm.  2,  2. 

Gin  roeitereö  ©ebiet,  baö  on  NtT'^'ip  übergel)t,  ift  bie  SJefdjreibuiig  ber 
3Jebe  nad)  if)rer  Sßa^r^eit  unb  ©eltung:  Dnf.  @en.  42,16  Jiä'p  -)!2X,  3:.  3cf. 
45,  19.  <Bad).  8, 16.  3er.  9,  4.  ^f.  15,  2.  3er.  Grob.  10,  29:  '^t'p  bh^.  3er. 
9?um.  16,  34:  nC^'C  NDJnS  jt-n  NuCSt'-^p.  1  @ctm.  9,  6:  l^t'p  iX3JnN*; 
öof.  9,  7,  J<L2tJ.*')p  ^"23  neben  ben  {<"ipti'  ^"23/  moüon  ba^  jübifdie  ©ricdnfd) 

T   :      '       •••  :  T I:   •        ••  •  : 

nur  ypiv3onQO(fritric  rejipiert  6ot;  3er.  ®eut.  6, 13  t:it&*p2  "»piN-  vS"r  33e= 
teucrung  bicnt  al«  ftänbigc  gormel  Nu:;rip2  a»d)  'ct^p  |c  2)an.  2,  47,  |D 
pirti'-lp  3er.  :i)him.  22,  .37.  Sie  ift  and)  ber  Wcgcnftaiib  ber  (Srfenutuiv^ :  2arg. 
3ef.  47,  7 :  NtTli'lp  ^J?n^  >"it  bem  ^i^Jarallelglieb :  bie  vel)rc  meiuc<>  ©cfetje'^  ift 
in  ifjren  .^»erjen. 

KITlt'lp  bleibt  aber  gleidjjeitig  fntftig  mit  bem  .s>aubcln  uerbunben. 
WDK^-ip  12y  ift  feftgeprägt :  X.  3ef.  1,  21.  16,  5.  59,  14.  15.  ^o\.  4,  1. 
3er.  2,  21  ic,  ogl.  :Jan.  4,  .34:  aVa  Sffierfe  «otte«  finb  ^irp.  ®aö  aöort 
wirb  loeitcr  gern  jur  i^eid)reibung  be«  red)ten  (Mottc<^bienfte^s  gebraud)t:  3er. 
Öcn.  5,  24  oon  igtcnod):  \:iii}D2  "'•  C"lp  H^S,  »gl.  3ef.  38,  3.  3of.  24,  14; 
fobonn  3ef.  '>9,  •♦ :  ti'llt'p?  ^b^ ;  3er.  ^e>it.  33,  19,  tritt'pT  ]^33"]ip ;  3er. 
!Deut.«,H,  l^rnnZNI  ^'C^^^p  Xin^lD  "in2  l'?m,ügl.'^<f.  (S-«r.8,26:servire 
deo  cum  vi'iitaU«.    tCB^pD  T]"?;!  ift  feftgeprrtgt,  Wid).  2, 7.  1  iiöu.  2,  4.  3,  6. 


TiioTÜ;  bei  '-^^ohjbius.  565 

«ßf.  8H,  11.  Damben  ftef)t  ^^n  N^lT^p"  Nn-l\X2,  »of-  10,  12,  mit  bem 
^araüelglieb :  bie  Sefire  beg  ©efe^eiS  erfüllen.  2)er  Sprachgebrauch  war  uer* 
breitet,  benn  fc^on  Xob.  1,3  gibt:  6(fois  i'dt]»iiag  inontvöurp'  xul  dixuioavvr]?. 
2)af)er  wirb  auc^  ]£;i2}p  eine  Äarbinaltugenb.  Gö  ftef)t  mit  CT  unb 
TVÜU  jufammen  als  ^iJenennung  ber  ganzen  grömmigfeit :  bie  \2Z'\^  ber  'Miex 
lä^t  (SJott  S^rael  genießen,  »ergt.  X.  mxA).  7,  20.  3?er  ©erec^te  befte^t  roegen 
feiner  LOB'p,  $a6-  2,  4.  ^ef.  32,  8. 


Ttiozig,  bei  Polybius. 

^ür  ba^,  roaß  oug  ntaro?  unb  feiner  Jamilie  geioorben  icar,  als  fie  burc^ 
baö  Öiried)ifct)  ber  'i^eamten,  ©olbaten  unb  »«"^»ler  5"  ^e"  2(fiaten  fam,  ift 
^olgb  ein  tüchtiger  ^^"S«- 

marös. 

dtffövut  TU  Tiiaru  tkqI  av/u^a;(ia5  2,  22,  3.  XaßfTv  tu  thotu  tioqu 
Tifos  vntQ  Trjg  aatfittkiCctg  2,41,15.  (5ib  unb  llnterpfanb  t«  «toi«  3U  Ijei^en, 
ift  uralter  ©pradigebraucf). 

ilytavidä  ae  fii)  7iurt  ov  nuad^rig  roig  ffioig  Xoyoig  xni'nfo  ovat  niaroig 
15,  7,  1;  (Vx^t'uyg  ^yiiad-ai  näv  t6  Xeyöfiivov  niaiöv  3,  9,  4;  tvnuoudtxjo- 
jt'()ag  xtti  TtiaTOTtQug  noitiv  rüg  iJdeg  Inivolag  10,  2,  11;  tx  Tr,g  rotavTTjg 
drifxaywylag  7t üv  ro  Ityöfxtvov  vn  «i'roy  ntarov  iy(yvtTO  38,3,11;  Jt«  xffi 
XoiSoQtag  VTii'lttßi  niOTÖTigog  fitv  avTog  (fitPi^atoOut,  nttQuöoxrig  öt  ^üXXov 
tt^tiüd-riaiad^ai  rag  iyxMfxiiiaTtxug  icTiotfieaiig  avrov  8,13,2.  12,13,3.  ^oli)b 
fann  fomit  axid)  baö,  loag  an  fid)  felbft  ber  reetten  Snuerläffigfeit  entbel)rt, 
jiiaiöv  ()ei^en,  inofern  esS  nur  ben  ömbruct  ber  3Bal)rf)eit  unb  ^eftigfeit  mad)t 
unb  fid)  ©lauben  »erfc^afft.  3tud)  ber  unjuüerläffige  aWann  unb  ba§  irreleitenbe 
3Borl  loerben  burd)  fünftlic^e  3JMttel  Titarög. ') 

Ol  Tiiarol  Tiov  <fckwv  8,  2.5,  3.  9,  11,  3;  twv  x''^u(qx(^v  ol  lmrr,öuo- 
laiot  xttl  TttaTÖTttToi  14,  3,  5.  31,  22,  8.  10,  18,  15. 


^)  %n  biefer  3Seräu|erliciöung  von  Titarög  jur  iöcjeic^nung  bes  blofien 
©d)eing  fc^eint  mir  bie  @erici^täfprad)e  beteiligt  ju  fein.  35ie  ariftotelifc^en 
:)l^etorifen  beifeen  ben  reblidien  Sfi'QCii  ilXrj&ivög,  noc^  nic^t  Tiiarög;  bieö  wirb 
er  erft,  loenn  fein  Senflniö  (Sinbnicf  mad)t  unb  burc^  bie  (Gegner  nid)t  befeitigt 
werben  fann,  alfo  in  bie  rHei^e  ber  Tiiartig  tritt.  ©8  ift  ®acf)e  ber  Parteien, 
i^re  Sf"Öf"  Tiiaxovg,  bie  ber  C»5egner  unia-iovg  ju  machen. 


566  ©rtäutentncjen  2. 

uxaxog  wv  y.cu  Tiouog  r/7  (fioH,  niaröjg  dh  r«  noog  airov  Siaxiiutvog 
3,  98,  5.  9htr  in  biefer  aßeubung  lutrb  bO'g  S>ertrauen  jum  öauptbegriff  beö 
3ßort§;  martag  Siaxöa&ni  ift  argfoö  uub  forglos  fein. 


olg  iav  juh>  avyyviourjv  tivu  TtQoaäy^g  xk)  (fikav&QOJTZtav, 
imßovXrjv  xni  TiaoaXoyiGuov  i]yovfievot  to  avfißaTvov  dmaToTtnoi  xk) 
dva^iv^axiQoi  yCyvovTcu  TiQog  rovg  (fikuvd^QwnoviTug  1,  81,  8.  3'^iff^)f" 
ber  Dergebenben  itnb  I^iffreidjen  @üte  unb  ber  niang  ift  eine  nnmittelbar  fiel) 
geltenb  mad)enbe  Stelation  gebad)t.  Siefe  roäre  ba^3  natnrgemö^e  ©i-gebnig  ber 
erfteren.  3ßo  bie  entgegengefe^te  Jofge  eintritt,  liegt  bie  benfbar  größte  3?er= 
roilberung  be§  9)Jenfd)en  oor.  tiÜvtmv  aniaroTarog  xnl  nccQuvofiWTKTog  26,5,9. 
ftniarog  umfpnnnt  fomit  bie  gefamte  ikriueigerung  eineö  frieblicl)en  nnb  freunb= 
liefen  SSerf^ciltniffeä ,  wobei  entioeber  bas  orgn)öl)nifrf)e  a}lif!tranen  ober  ba^ö 
tätige  2)?oment,  ber  freoetnbe  33ntd)  5eftel)enber  35erpflid)tungen,  Befonber^^  f)er= 
üortreten  fann. 

ojan  JoTg  (enQovoijTbjg  xhKofxf'voig  untGToi'  (faiveaO^ai,  to  yiyvöuivov 
10,14,8;  untOTO)  TO  liyöutvov  ioixt'vai  SoxtT  Tiai  18,35,7.  32,13.  32,8,8. 
9,  21,  2.  34,  5,  7.  untaxov  i^v  to  tojv  ccjioO^i'rjaxövTfov  nXijfhog  39,  2,  12; 
uniatoi  ufKfiaßtiTovfxivtov  ßtßaiwTaC  4,  40,  3. 

untaxwg  uvt^/hv  1,  58,  3 ;  ot  dnCaxwg  öiaxsiusi'oi  ii  rf>]  .  .  .  4,  42,  6. 
^ier  ift  baö  3ßort  auf  bie  feelifdje  ©eite  bei?  ^egriff^  befd)ränft.  isergt.  oben 
niaTüJg  ^laxeTa&ni,  ju  beni  imiaxojg  Siaxtia&ai  ben  genauen  @egenfa^  bilbet: 
fritifd^  geftimntt  fein. 

7i(aTig. 

A.  3)ie  gegen  jentanb  in  SBort  unb  2at  betätigte  ,3»«erlä)figfeit. 

TTjgtTv,  ^cnTTjQfTv  Trjv  TiQog  Ttva  n.  1,  7,  7.  3,  90,  13.  5,  54,  1.  77,  6. 
78,  6.  6,  56,  13 ;  ucrgl.  iii  avxrg  Ttjg  xitrct  tov  oqxov  n.  Trjoffv  to  xa&ijxoi' 
6,  56,  14;  TrjQfh'  Tfji'  Tl.  xnTte  tov  oqxov  10,  16,  6.  TfTt}nr]XH'ni  Tr,v  tt.  xai 
Xtlvx^vai  TOV  OQXOV  6,  58,  4;  ät;nlid)  oud)  fonft  nod). 

dttttfvXÜTTHv  Tr]v  TMQog  TIVU  TT.  1,  78,  8.  7,  14,  2.  16,  40,  6.  18,  15, 10. 
18,  41,  9.  20,  13,  3.  22,  24,  2.  övvavTni,  ttv  n.  iv  tovto)  Tfp  /uf'ou  Jm- 
tfvXuTTHv,  im  ©egenfaft  jur  !üefted)lic^feit  18,35,2.  np«{«f  /uiv  imXtög 
ovdfv,  diatfvXüSag  ^k  fiovov  tijv  n.  22,  4,  3.  ©cad)te  bie  parallele  jn)ifd)cn 
TijQtiv  unb  dii(ifi'X('aTHi'  Tr]v  n.  oincrfeitci,  HilCX  '^'!2'^'  anbercvfoitv^.  T^ic 
n.  fiilt  im  menfd)lid)en  3»i)äi»>»cnlebcn  alci  bao  ÜJornuile  unb  :Jlatiirlid)c ;  fic 
folgt  au<  ben  (jeflebenen  ober  burc^  ba«  eigene  .'oanbcln  geftiftctcn  ^crbänben, 
fo  bflfi  bie  IKufflobe  nur  bnrin  beftebt,  fic  gegen  bie  ocilortenbcn  HJotiue  feft^ 
)u^(i(tcn. 


niaiig  bei  ^ßot^biuS.  567 

33ei  %o{\)b  i[t  biefe  Setrac^tungöroeife  baburc^  oerftärft,  bafe  in  feinem 
©ebrauc^  üon  n.  ein  ftar!  naturaliftifc^er  3«9  unoerfennbor  ift.  SSßo  fie  x)or= 
l^anben  ift,  ift  fie  ^raeifellos  ein  ®Uicf  unb  @ut;  wer  fie  ()at  iinb  5eroaf)rt,  »ers 
bient  £ob.  Slber  ein  kräftiger  ^mperatio,  ber  fie  forbert  unb  alä  ^\t\  f)infteUt, 
liegt  il^m  fern.  @r  erörtert  1,  81  bie  Urfocfien,  warum  aUe  n.  im  3Kenf(^ett 
untergel}en  fann,  unb  nennt:  forrupte  ©itte  unb  fd^lec^te  Grjiel^ung,  unb  unter 
ben  mitioirfenben  Jaftoren  wor  allem  (^eroalttäligfeit  unb  ßigennu^  ber 
aiegierenben.  ©o  finft  ber  SJlenfc^  unter  baß  2ier  herunter.  Slber  ber  etl)ifc^e 
©efid^töpunft,  baf;  bod^  foldje  Söertierung  nic^t  ein  natur^aftes  Seiben  fei,  bag 
ber  ajienfd)  iüillen=  unb  ^ilfloä  über  fiel)  ergeben  laffen  mu$,  bricht  nic^t  Hör 
unb  fräftig  burd).  (gr  ftellt  bie  el)renl)afte  Snoerlnffigfeit  ber  Siömer  unb  i^re 
■tteiligung  beö  @ibeg  unb  bie  meineibige  ®d)urferei  ber  @ried)en  nebeneinanber 
6,  5H,  i:}— 14,  in  ber  lebljoften  (Smpfinbung,  roie  uerberblic^  biefeö  4?erfd)ipinben 
Don  Ireu  unb  ©lauben  für  fein  SBolf  getoefen  ift.  ©r  beobad)tet  auc^  im 
römifdjen  Seben  fc^nrf  U^  rafc^e  ©infen  ber  (S^rlic^feit  18, 35,  2.  2lber  roie 
ein  3iaturüerl)ängniö  oolljiel)en  fid)  biefe  ^erfe^ung^projeffe  üor  il)m;  baä  Übel, 
ba«(  er  fdjmerjlid)  in  i^nen  empfinbet,  ftellt  fid)  il)m  alö  unabiüenbbar  bar  unb 
bilbet  nur  einen  ^beleg  ju  ber  allgemein  gültigen  Saljrljeit,  ba^  alless  ber 
5l?erberbniö  unterliegt. 

'JJJit  ben  jitierten  ^ofi^^^"  uerroaubt  ift  loeiter:  ifiuivHv  r7j  tiqös 
jivn  n.  1,  43,  3;  rr\v  rüjv  KtlTÜiv  ä&iaiuv  oi'x  ^fifit'pftv  iv  tj]  n. 
3,70,4;  Triv  fiiy(aTr]v  oixuoTriTa  •/.tti  n.  rivl  ivttnoift{iua9at  1,82,9; 
77.  »;V  hvyyctvov  ixiivoig  7iaQia/r]iAtvoi  10,37,7;  atrri/ta&ai,  «Aij.^tvftif 
jris  71.  4,33,11;  dnfof(Sfa&ui  niiaav  rriv  i$  aviüiv  yäotv  xai  n.  tlg 
riva  24,  7,  1. 

TfQoatve'yxaaiiKi  n.  ufjtt  xni  ;f(»ei'«*'  3,  98,  4;  fitylarrfv  n.  27,  14,  2; 
naqaxttjmdiia^ttl  ti  tig  Tt',v  rivog  n.  15,  26,  3 ;  dtdovai  {TinQnä.)  fuvrov 
(ig  rrv  rivog  n.  2,  11,  5  unb  oft;  ly/tiot^Hv  inmov  t\g  xr\v  n.  10,  40,  2 
unb  mel)rfad);  naoaXaßiJv,  nQoadtyia!>ai  dg  Tt]v  n.  2,  11,  10.  12.  3,  29,  8. 
15,  4,  2 ;  nanaxaltiv  dg  ttjv  rivog  n.  18,  38,  5 ;  xdaQ-ai  iv  r;]  rivog  n. 
3,  15,  5;  MrjaaaO^ai  riva  dg  r^v  rivog  n.  10,  34,  1;  ivd(ö(fi(voi  dg  rrjv 
rfig  avyxkrirov  n.  6, 17,  8;  ixSta^tvHv  rr\v  ixnrfQOJv  ti.  dg  (IXXy'ikovg  3,  33,  8; 
lid-erdv  rip'  n.  8,  2,  5;  toi?  oQXovg  xtu  ir\v  n.  11,  29,  3;  ngoöovvai  rr\v 
TiQog  riva  n.  2,61,10;  nüvrag  rovg  rrjg  n.  oQovg  vmoßaivtiv  25,4,3; 
fvlnßwg  äiaxdad^ai  ngog  rrjv  roiavrrjv  tt.  3,  52,  4. 

,9aQQdv  inl  t;]  Ttooysyfvrjixfv^  n.  TiQog  riva  9,11,4;  ßfßaiorf'oa  airo) 
17  ix  rovriov  n.  tnü^yu  24,  8,  5;  nQovnüoyH  rivi  la/vQil  Ovvrii^tiu  xal  n. 
TiQog  riva  31,  20,  8;  13  rwv  xaiyriyovfA^vMv  n.  Sd  xda&ai  iv  roig  tnouivoig 
9,  14,  3;  fxsyiarov  SeTyfia  mgi  rov  ri  Svvarai  nQoa(Qtaig  xaXoxaya&txr] 
xai  71.  7,  12,  9. 


568  •  ©rläuterungen  2. 

xaloi'  Tj  71.  22,  18,  15;  Tidol  nXfiarov  7Tot(ta9ac  rr^v  nsgl  roiig  nnta- 
ßfVTicg  71.  15,  4,  10;  7ieol  TiXeiovog  TioieTa&ai,  tT]v  TiaxgCSa  xal  ri]i>  tuvtt]; 
71.   Tfjs   7ifQißle7iTov   xttl  fiaxagiot T]?   dwaariiag   MOtt    ©ctpio   10,40,9*    tov 

XaXU     flt'oOS    XHQlOflOV     TWV     7lO«y/X('uWU     TlOLVOd^m     Sl(i     Trjs     TWV     if.Ü.MV     71. 

2,  4,  7;  to?  avT(^  Soxil  av^ip^QHv  Ix  rfjs  f^iag  ti.  28,  1,  9;  vniaxvovvTut, 
ßfßaccöaeiv  t6  dCxaiov  (J'ij^aoffj«  tt.  3, 23, 4 ;  otfstlsa&at ,  of^vvvai  driixoaUi 
71.  3,  22,  9.  25,  7;  uvaXaßgtv  Tr]v  xwv  xoivwv  Tioövoiav  zat  ti.  dg  arfüg 
avjovg  6,  9,  3. 

iivota  xal  71.  3,  98,  2.  4,  33,  11.  11,  12,  2.  cf.  7,  14,  5.  3)ag  ift  bttg 
gnec^ifd)e  ©egenbilb  ju  nOXI  "lOn.  TiuTQog  e/jiv  (fiü&saiv  xaru  Tr\v  ivvoiav 
xal  71.  TiQog  Ttva  8,  17,  9 ;  i)  Trpo?  rovg  yovtig  evvoia  xal  tt.  7,  8,  9 ;  ti.  xal 
Xäqnog  tcTiödoaig  2,49,9;  (filCa  xal  ti.  10,34,1;  r\  1%  avTcäv  /ÜQig  xal  71. 
24,  7,  1 ;  avvr\d-ua  xal  ti.  31,  20,  8 ;  ti.  Icua  xal  /gsia  3,  98,  4.  10,  37,  7  ; 
ifvXaxt]  Tl.  xal  7iQttyfzciT(av  xoivcovia  2,  61,  11.  5,  35,  1;  r]  tt.  xal  »j  o?.r] 
xaXoxaya&Ctt   2,  39,  10.    cf.   7,  12,  9.    ?j   rwv  xoivwv  TiQovoia  z«t  tt.  6,  9,  3. 

3e  nad^  bem  ©^arafter  ber  mcnjcf)Ucf)en  Siejiefjungen  üeränbert  aucf)  tt. 
feinen  Snl^alt.  ©ine  geroiffe  „3uocrIäfftgfeit"  btibet  bie  SSorauöfe^ung  jebe'3 
ntenid^nd^en  S?er!el)rö  «nb  ge5iU)rt  awdf  nod)  beut  get"^/  alleibingö  üoriüiegenb 
mit  negatiüem  5"^ilt/  afö  ©ic()entng  t)or  grunblofem  Eingriff.  3Ko  fie  ganj 
fef)It,  ift  ber  2Jlenfc^  oertiert.  3fieid^eren  Sn^alt  erhält  fie  im  freunblid^en  3«* 
fammen(e5eu  ber  3}Jenfd)eu.  Qebeä  iöerfpred^en  unb  jeber  3luftrag  legt  ber  n. 
beffen,  ber  jenes  gibt  unb  biefen  übernimmt,  eine  befonbere  ^cmäl^rung  auf. 
2lIIe  Siec^tgoer^ältniffc  beg  priooten  unb  nomentlid^  bie  beg  poIitifd)en  Sebeng 
nehmen  fie  in  Slnfprud^,  ba  (entere  nt(f)t  fd)on  üon  9Jatur  gegeben  finb,  fonbern 
nur  burd)  ben  bemühten  unb  fonfequent  feftgeljaltcnen  äöillcn  ber  i^eteiligteu 
Scftanb  unb  Äroft  erhalten.  S3eiben  2;eilcn  Hegt  bnbei  tt.  ob;  für  ben 
©c^roäd^eren  ift  fie  ©rgebenf)eit  unb  Unteriuürfigfcit,  für  ben  Stärferen  i'eiftung 
beö  ©c^u^eiS  unb  ber  SJorteile,  bie  er  bem  aiibern  jugefagt  \)ai.  SivS  'li^ort 
finft  big  JU  einer  rein  paffioen  Ergebung  fjinab,  bie  uorbeljaltloiS  auf  ®nabe 
unb  Ungnnbe  gefd^ielit.  !Ja  felbft  ber,  iDeId)er  wom  anbern  mit  ber  beftimmtcn 
2(bfid)t  (Srgebung  forbert,  i(;n  nid^t  ju  fd)onen,  ruft  il)n  ju  feiner  ti.  S^icfer 
©prad)gebraud)  ift  bod)  mef)r  römifd)  als*  griedjifd).  Sog  SUort  fann  aber  aud) 
bie  jarteften  fittlid)en  5l?er()rtltniffe  nennen,  bie  '::^^oIi)b  überliaupt  fcnnt,  unb 
nimmt  bie  »oUe  .<pingabe  «Ucö  gebcnbcr  Üicbe  in  fid)  auf;  aud)  für  bie  äiüihavg 
bw  SJatcrö  ift  tvvoia  xal  ti.  ba8  fie  befc^reibenbe  äßort. 

B.  SuDcrläffißfeit  bcg  SBorte«. 

o  Xoyof  l/«t  71.  <f»«  TWV  Ttidai  ytyovoTuv  4,  33,  1;  xal  fir\v  10  7i«p' 
ItvQinldri  TinXtti  xaXtiig  ilQtiaO^at  doxovv  rort  tSi  uvtmv  tmv  tQyow  tXaßt 
tr,v  n,  1,  35,  4;   ro   tifiiv  fv  inayytkdi   xal  (füan  fiövov  tiQi^^u^vov  vvv  (Tt' 


Tiiaris  bei  ^olgbiuä.  569 

itvTwv  T<öv  TigayfiuTiot'  TTjv  71.  iilT)<fe  7,  13,  2.  8,  4,  1;  ai  fitv  ow  ui.r}&os 
ahicti  Tov  (5ffV  ffw  top  Ilövtov  aXd^  tiaCv,  ovx  i|  ifinoQixdiv  f/ovaai  ^irjyrj- 
fiiawv  r^v  n.  äXi^  Ix  rfg  xarit  ifvaiv  O^ewQiag  4,  39,  11.  6,  54,  4.  18,  37,  3; 
TU  Tflfvraia  yiyovora  ixavr\v  tcv  naQÜaj^oi  n.  xoTg  infj"  rjfidjv  (iorifj^vots 
4,  33,  7;  ßovlofifvog  n.  nuQaaxivüCfiv  roTg  fi^XXovai  X^yiad-ai  32,  16,  2; 
iva  xal  TU  Trjg  TiQoaiQtattag  fxr)  fxövov  öiu  Trig  i^fier^nug  unoifüatcog,  ulXu 
xul  dl    ttVTÖJv  Twv  nQuy[j.ÜTwv  niOTfcog  xvyyuvri  2,  42,  2;  uvüyxri  }.afißuvfiv 

TTjV    TlQWTrjV    71.     T»Jf    TiaQUlPiOlV    11,   10,  2.       ^eiTgleid^e     ovx     iv     fllXQol     TtQOO' 

Xafxßüvea&at  Tr]r  tov  avyyoaiptcjg  71.,  t6  <f<  7ti.tiov  l^  kvtwv  tcüp  TtQuyuuTWv 
7ioi(Tad-ai  Tug  SoxiuaaCag  3,  9,  5;  7I(j6?  tijv  ^ E/txQÜxovg  7t.  imtguaü^tvog 
12,  10,  7. 

Gs  ift  überaU  bie  Jotfacfje,  bie  bem  ©ebanfen  tmb  2Bort  bie  71.  gibt. 
2lu(f)  baö  treffli(()e  äßort  l)at  fie  nod)  nic^t  an  ftd)  felbft,  fojtbern  empfängt  fie, 
roenn  bie  ©reigniffe  e^  beftätigen,  toie  bcr  ©ntfc^lu^  fie  burc^  bie  2lugfü^rung, 
bie  @rma()mmg  btircb  bie  eigene  Öebenöfül^rung  be§  ÜJJabnenben,  ber  aufgeftellte 
öirunb  bnrd)  bie  Setraditung  ber  3Jatur  erl)ält. 

C.  ^fanb,  ©arantie,  SBeroeiö. 

tlalv  h'öi/öfifvtti  Ttiariig  00x01,  Ttxva  yvvaixig,  to  fiiyLOTOv  6  tiqo- 
ytyovatg  ßi'og  8,  2,  3.  29,  2,  2;  tvdoxovfttvtti  ufjKfortQoig  7t(aTHg  2,  49,  9. 
51,  7;  iTil  idüv  Oifayiwv  Tovg  ooxovg  xnl  lug  71.  (fiäofui  ulXr]Xoig  4,  17,  11 J 
71.  Si^övtti  vTihQ  daifuXd'ag  9,27,  11.  8,  20,10;  tiSv  iTinyytXiüiv  3,  100,  3; 
XaßfTv  Tug  7t.  ^<//'  t^  fir]Siva  jUijJffl  fivriaixaxrjoeiv  11,  30,  3.  29,  12;  XaßeTv 
71.  Tug  tidiofiivag  21,  9,  10.  4,  17,  9.  24,  6,  6.  8,  2,  2.  17,  9.  27,  8.  9,  31,  4; 
noiiia&ai  Tug  7t.  7iQ6g  Tiva  5,  35,  1;  Tld-ta&ai  Tttaxtig  7t()6g  rtva  itt^Q  t^? 
ifiXlug  xal  avuuuxittg  3,  67,  7.  5,60,10;  tix^nftv  Tug  7iQ6g  Tiva  7t.  24,6,7; 
TtttQ  ovötv  7toiiia&tti  Tag  7t.  16,  13,  3;  oatöv  ioTi  t6  rag  iyyQi'cjiTovg  7t. 
ßeßaiovv  9,  36,  12;    nvnaxivuCfn'  tug  ixfytOTag  7t.  7i«p'  uvdQÜnoig  9,  31,  6. 

6ur]Qovg  Sovvai  7tiaTfo)g  /«ptv,  7i(aTiv  tovtwv  15,  18,  8.  21,  14,  8. 
81,  12,  2;  ixuvi]v  Tivc  7tuQfyta&tti  niaTtv  Tipo?  ti  2,  58,  7.  52,  4.  frg.  44; 
^uStov  vTtiQ  tovtou  Xnß(iv  n.  18,  35,  7;  avTod^tv  fjf«»'  Tr\v  7t.  12,  21,  9; 
XQrjaua&at  fiuQTVQfo)  Ttgog  Ttlanv  twv  eigrju^vwv  23,  1,  9.  21,9,4.  2,38, 11; 
txavor  vniiQXii  TiQog  7t.   12,  20,  3, 

TtttQttötly^aTu  7tQog  7t.  10,  47,  6;  vTtodily^aTog  xul  7t.  'ivixiv  6,54,6; 
v7teQTi&ea9€a  Ti]r  7t.  Trg  7tQ0QQr)&fiar}g  unoifuattog  7,  13,  5. 

%\.xx  biefen  (^ebraud^  oon  7t.  ift  feine  fovenfifc^e  iserroenbung  rcid^tig;  e§ 
biente  aXi  tcc^nifd^e  ©ejeic^nung  für  alle  ^Berocigmittel,  bie  oor  ©eric^t  jur 
SSerroenbung  famen. 


570  Grläutenmgen  2. 

D.  Ärebit,  SJertvauen,  bas  mau  bei  anbern  geniest. 

fieytaTTiv  riuQK  rivi  n.  f/dv  30,  2,  1.  32,  22,  5;  niartuig  riy/üvecp 
naqü  jivi,  vno  rivog  6,  2, 13.  12, 14,  7;  neotnoirjaaa&ai  n.  tikqÜ  xivt  13,  4,  8. 
24,  9,  6;  Tttaiewg  ilvriTioifTa&ai  2,  47,  5;  öiogO^ovoO^ai  Ti]v  avTorv  n.  naqa 
ToTs  Ovnfxüyoi?  1,  7,  12 j  yQr]aaa&ca  ^A/caoJg  y.a\  Ttj  tovt(i,v  n.  2,  39,  4j 
Tov?  loyovs  TÜJv  ilvTinoXiTfvofifPWv  rjj  tt.  ixßa/.ei'v  11,  10,  6;  /)  ngoyfyfvt]- 
u^vrj  71.  5,  2,  10.  7, 11,  6.  7.  5,  78, 4j  ?]  toj}  ke'yovrog  n.  xai  tj  t(Zv  Xiyofjiivoiv 
likjl&ua  3,64,  11 J  axontiv  vnio  TTJg  töHv  iyytt.QiaüiTiüi'  tk^v  tiqu^lv  Tiiarewg 
8,  18,  6j  itiOTiv  rtvl  TiaQaaxsvttCfiv  nQog  rovg  nokirag  8,  26,  7.  9;  ovöavog 
JsnsofvHv  OLTS  xttTtt  Tr,v  n.  ovts  xktcc  Tctg  Tincc^ftg  18,  55,  5;  i<noß(t).(Tv 
jrjv  7ittQ((  Tivi  n.  7,  14,  5. 

T}  nuQ^  ixetvotg  dnodoyi]  airov  xai  n.  1,  43,  4  cf.  6,  2,  13;  n.  xai 
dvva/nig  32,22,5.  13,  4,8  j  r\  nQoaTuaia  xai  rj  n.  1,  9,  2;  avyyvo\ut]  xai  n. 
12,  14,  7;  r  TT.  X€u  ai  ewoiai  Ttav  nQayfiiawv  11,  10,  6. 

Dbjeftiü  geioanbt:  rr]v  TtQog  rovg  ixrog  anävTriaiv  a^Cav  noieiaS^ai  Tfjg 
iyxfyttQiOfiivTig  airo)  n.,  «tT>j  rf'  ?ji'  i]  aifgaylg  xai  ro  tov  ßaaUecog  awfxa 
16,  22,2;  ri  rrjg  iifoifetag  n.  eig  roig  tnneig  avaTi&iTac  6,35,8;  iyyeigiCfiv 
Tivl  javTTfv  TTjv  71.  5,  41,  2;  naottXaßei'v  rriv  7t.  tkvtt}v  8,  27,  8  cf.  Ttaga- 
).aß(iv  Iv  7i(aTU  Tr,v  7i6Xiv  7iaQÜ  rivog  22,  22,  3.  2Bie  bOö  ^^fanb  bev  %Xt\\t, 
fo  l^eifjt  aitd^  bog  3ei(^en  beä  3}ertrauen§  ■^.  S8.  txx^  anoertraute  2lmt,  felbft 
7i(arig. 

E.  ^?ertrauen,  ba'?  man  felbft  evipeift. 

(tfitTafiilr}TOv  ttvToTg  (oeaS-ai  T)]v  7i.  24,  12,  11;  Tiäaav  (ig  riva  ilfa- 
XQfuaaai  Tr]v  7i.  8,  21,  3;  fieyälriv  evvocav  xai  tt.  iveoy('(iea9^ai  Tolg  7ioXtTixoig 
xai  TiQog  ttVTov  xai  TtQog  tu  xoiva  7tQ('tyuara  10,  17,  15;  uergl.  bie  ©teilen 
unter  D.  ^oIi;b  bat  fomit  ti.  lueit  bäufigcr  für  ba^jenige  Si?ertraueu,  boi?  mau 
bei  anbern  geniefit,  gebraucht,  a\i  für  ba^jenige,  ba^  man  il)nen  enpeift.  'hieben 
bem  fröftig  cntroidelten  niartiHv  bebarf  aucl)  'i^olijb  feine'S  'Gliomen«,  ba^S  nur 
ben  in  TitaTtvetv  liegenben  ©ebanfen  au«tbrürfte.  Saö  ift  eine  merfiwürbige 
"parallele  ^n  ber  (Meftalt  ber  f)ebräifd)en  9Borte. 

F.  überjeugung,  0en)if(l)eit. 
OTl  filv  oirt'  Tiiiai  ToTg  ovaiv  vnöxHTai  (f9oQ((  xai  fKTaßoi.}],  ayifiov 
oi  TtQoaJiT  löyon>.  Ixavr  yttQ  r  Ttjg  ifvadog  dväyxrj  7iaQttaTtiaat  Tr,i'  ToiaiWrjp 
7t.  6,  57,  1;  TiHQttT^ov  <ft  niT»5f  Ttjg  ImoQiag  txavi\v  itaptarävai  tt.  roig 
uxovovatv  4,40,  3;  T»jf  aQX'li  ajt'oovfi^rtjg  i]  xai  vi]  .11'  uui{taßriTOvu^vi]g 
ovSi  roip  ifüg  oiidiv  otovrf  7iaQaiSoyrg  tt$tu>{htlrai  xai  TttOTKog,  orar  rf  // 
ntQl  TuvTTjg  ouoXoyovfi^vrj  TiuQaaxfvaaO^tj  ioS«,  tot  ildtf  xai  6  awiyrg 
Xoyog  i'tjiodoyrg  Tvyyävn  7iaQa  roTg  axovovniv  1,  5,  5;  TtttiTflwg  ßQoyv  n 
POfitat^ov  (it'fjßi'dltatJai  tiji'  xor«  fJ^Qog  laroofat'  rtnög  ii]v  t(Öv  oko))'  IfiTiH- 


nCarig  6et  ^olpbiug.         .  571 

Qittv  xixl  n.  1,4,  10;  jibqi  ye  tir\v  rov  nag'  cXov  tov  ßiov  il/.rj&evfiv  /uey^aTrjv 
inocr\aaTO  anovdi]v.  ToiyuoTOi  ßQuy^a  xai  tu  rv/ovra  Kno(faiv6f4evoi  fAS- 
yöXr\v  iyy.aT^i.fins  n.  ToTg  uxovovaiv  11,  10,  4;  oergl.  bie  ©teilen  unter  B 
unb  C.  2ln  eine  locfere,  unftc()ere  2lnna(jme,  nn  einen  (geringeren  @rab  beö 
äßiffens  ift  nirgenbs  gebadjt;  n.  i)at  ungefd)iDäd)t  hen  S^egriff  Öen)i^(;eit,  Über= 
jeugung.  Xk  logifd^en  unb  pfi)cf}oIogif(f)en  Formeln  ber  '-:pi)iIofopl)en  über  ben 
Unterfc^ieb  ber  ntarcg  üon  ber  yvwfft?  feit  ^lato  finb  für  ben  von  ^oU)b  fid)ts 
bar  gemachten  ®prad)gebrauct)  fd)n)ertid}  ganj  bebeutungslos  geioefen. 

3)a  fid)  bie  t)erfd}iebenen  Sejieljungen  beä  ^^egriffe«  gegen  einanber  nic^t 
ifoHeren  (äffen,  finb  bie  Stellen  bäufig,  ido  mef)rfad)e  Sebeutungen  bes  SBorteö 
anflingen,  j.  ö.  bie  tätig  erroiefene  ,S"uerIäffigfeit,  boö  auö  ibr  enlftebenbe  'Ver- 
trauen unb  ber  mit  bemfelben  bem  freuen  ernjad)fenbe  Ärebit,  ober  bie  öe; 
beutung  ^eroeiö  mit  ber  burd)  ibn  gegebenen  £i(^erl)eit  bee  'äBorteä  unb  ber 
xi)x  entfpredjenben  8id)erf;eit  ber  Überzeugung  in  ben  i'efern. 

tlniarta, 

riv  icattffCas  Hmarlag  dfii^tag  Knavra  7i).rj()rj  1,67,  11;  i^fQy(eC(0\}ai 
umaTlag  xcu  fiTaog  xa{h'  faiTov  5,  98,  7;  ovifig  icv  ixiau  lig  nQoSrilov 
uTtiaiittv  xiü  xttTa(f  Qovi^acv  ttfioxfv  iavTov  32,  8,  10;  Ti&iig  vno  Tr,v  otpiv 
TT)v  TMv  'Pwfitticjv  7tQaÖTi]Ta  xai  fieyaXo\l>v/(av  naqu  rtjv  tüv  Kag/ifdoviaiv 
untariav  xai  ßaQvri]Ta,  tüeil  bie  Martl)ager  ©eifseln  geforbert,  bie  SRömer  fie 
freigegeben  l)atten  3,  9»,  7. 

ßovXoftii'Wv  Tüiv  (ivd-Qwnojv  UT]  fiovov  {IxovHv  <(li.(i  xai  ßXintiv  tov 
Xiyoi'xa  diH  ttju  uniOTiai'  twc  avuyoQivou^viav  18,  46,  8. 

maTtvuv. 
A.  2lftiü. 

niartviiv  tj)  6xi'q6t)]ti  twv  rönwv  3,  67,  9  unb  oft;  to)  ra^waintlv 
1,  23,  9.  2,  10,  6;  Twr?  ix  jmv  rönwv  icatfaXd'aig  1,  74,  6;  raTg  ;ff^ff/'  3,  10,  6. 
14,  7,  5;  Tf7  Ttvog  avufittx'ff  3, 15,  8  cf.  10,  6,  2;  tj  rivog  itfeSgeia  24, 12,  2; 
rrj  nuQovaUf  rivög  3,  40,  7;  tiZ  7tXr,&(i  twv  a(ffvdovr}T(äv  5,  52,  5  cf.  11,  32,  7. 
33,  3.  15,  13,  2;  rafg  iunfigfatg  twv  ^yffAÖvtüv  x(d  raTg  tlgiraTg  11,  29,  6. 
5,20,7;  t;]  t(j)v  noXtrüh'  ivvoia  3,34,7  cf.  5,20,5;  rar?  avv9-T]Xiag  5,37,4; 
rlai  TtiaTSvaag  uvögäai  xai  Tonoig  ^Avvlßctg  imßuXtro  xaraXinv  tt]v  'Poy- 
f^aiarv  Swaareiav  2,  14,  2.  15,  1,  9;  niaTSvaavng  ^ui/atfi}  avtSi^avio  rov 
nöXffAov  4,  48,  13.  11,  29,  4.  5,  60,  2;  airKTi  ntauvttv  zal  roTg  ^Qrif^aacv 
6,  2,  10  cf.  16,  30,  4. 

'^solijbö  moTivaai  ift  fomit  feinegioegig  ouf  hai  @ebanfenleben  eingefd)rän{t, 
fonbern  ift  bie  :öafiö  ber  (£ntfd)lüffe,  beö  £>anbeln^  unb  ber  Sßagniffe.  Xa^, 
worauf  nmn  fid)  verlädt,  tritt  ftetö   im  3)atiü  an.    Sie    Sn^fil^^t  fann   fid) 


572  Erläuterungen  2. 

ebenfoiuoftl  auf  Sad)Iicl^es,  S^eft^,  g^rtigfeiten,  3>orteile  aller  2(rt  [tilgen,  a(§ 
auf  -^^erfonen  unb  beren  .'öilfe. 

T^  Tii/jj  nianvuv  (@egenfa§:  voiv  ('xftv)  10,  3,  7;  ov  t^  tv/rj  maraiHv 
ukltt  ToTg  avkXoycafiorg  10,  7,  3.  ^n  ber  9iicf)tung  biefer  J-oruieln  läge  aurf): 
ToTs  9(oTs  TitaTfvHv'j  allein  ^)^oh)b  l)at  mc()t§  ä()nlicl^ee,  raeil  er  feine  @ötter 
me^r  ^ot.  rvxrj  ift  bie  3)iad^t,  bie  über  bem  33eicl^lie^en  imb  öanbeln  ber 
a)Jen)d)en  ftef)t,  unb  biefe  bietet  fid)  einer  üernünftigen  ,3"öerfW)t  nidjt  alä  ©tii^- 
punft  bar;  ba  fie  üielmef^r  M^  menfd^Udie  .'öanbelu  unbered)enbar  burd)freu',t, 
gilt  eä:  t^  '^^X^  umaTiiv  1,  35,  2.  15,  15,  5.*) 

35er  35ati»  bejeid)net  aud^  blofs  ben  2(nlafe,  uidjt  ben  Örunb  ber  3"- 
oerftc^t:  t^  tov  'Poitov  toA«^  maTtvacti^es  xitl  n}.e(ovg  tlnfOi'iQQTjaav  t6 
naQankr,aiov  nocsTv  1,  47,  3. 

Cfjne  2)atiD:  3)Jit  bem  Äopf  beö  30Jad)onibaä  eilen  fie  ber  -^Ujalaui*  nad) 
^ngiv  TOV  TiiOTSvaavras  m  fxaXXov  clvvTionTwg  y.al  Ted^aQQrjxörwg  Tiotrjata&at. 
TOV  inc^icoyuöv  11, 18,  7;  L^/atö?  xal  Jt«  twv  avaxQiaioyv  twv  tov  ^^Qiavov 
y.al  finhara  äiic  tmv  naQu  tov  Ntxo^ayov  avv&r]^ui(Tü)v  TttOTtvaag  8,  19,8; 
JiuTJcaTwv  i^rja^a  Tag  xaTie  f^^Qog  inivoutg  avTwv.  fifTu  <ff  TavT«  ntOTevaag 
xai  vofxd^oiv  b)aavtl  avv  &fio  yiyvta&ai  Tr]v  InißovXriv  8,  19,  3;  inl  Toaov 
TiiaTevfiv  (OOTS  3,  52,  7;  O-aQotTv  xal  niOTtvitv  avTov  avvsQyiiv  s^fiv  voui- 
(ovra  ciXTj&ivufTttTov  3,  11,  8.  4,  17,  11. 

2)ie  .3"i'frfid}t  lüirb  in  einer  beftinnnten  ^)Jid)tung  auf  bie  ^erfon  ober 
©ac^e  bejogen :  jemanb  trauen:  Toi^g  6t  TuaTivomg  wg  vnrjXLOcg  xal  (fO.otg 
alr,&tvoTg  niiv  to  naQanlnTov  i^  hoCfiov  naQttyyilXav  3,  12,  6;  öiu  t6 
ui'cXiaTtt  TOLTO)  niOTSveiv  xal  ^Qrja&ai  tiqos  Tag  iTiKfaviaTcaag  TiQa^Hg 
18,  17,  1.  1,  79,  12.  80,  3.  8,  19,  5;  tx^  n.  ToTg  Tvxomvv  S),  14,  3;  .ujjrfM 
n.  (iifif{ü)s  8,  23,  11;  to  firjievl  n.  tig  TiXog  auQaxjov  8,  2,  2;  ^h/.v^  xal 
uxQ(Twg  mOTtvoag  olg  'r\xiaT  ix^r\v  8,  1,  8;  n.  rrj  naQOvOij  xaraaTaan 
4,  7,  7;  urj  n.  rj;  vno  tov  OTftaTrjyov  yeytvtju^vij  (fiXavO^oconta  ngog  Tovg 
ttiXfiaXünovs  1,  79,  11. 

fy^üQ^Cftv  aifitg  avTO)  xal  tj.  21,  2,  10;  näi^Tag  tvvovg  aiToi  xal 
TtiTiiaTtvxoiag  f/Hv  5,  57,  8. 

TOVTfi)  intniariiixii  xal  iSifTtTaxro  ntQi  rr\i  oXtjg  inißovXijg  16,  37,  3; 
'iva  xtt'hOTavHv  aTQaTrjyov  xal  tovto)  niOTtviiv  vntQ  nov  oXtjv  2,  43,  2. 
22,  22, .{ ;  atfäXXnv  Tag  tojj-  mmfvaavTtar  iXnlüag  11,  2,  11.  lO,  25,  9.  3,  81,  8. 

n.  ^ot  feinen  Sejie()ung«(punft  im  "Bort  unb  in  ber  2üal)rne()mnug :  rx.  roig 
»Idoaiv  jfiv   CiXii^uav    15,  2H,  H.    34,  5,  9.   8.    31,  14,  5.    34,  13,  2.  7,  3,  4; 

')  ^}[\\d)  im  '•)3Junbe  bor  (^hied)en  mar  ninTtvHf  nid)t  immer  io  uöllig  uon 
ben  Woltern  abgelöft.  ntaitvaag  roig  fhioig  ti'xov  fagt  v  '■ii  bie  lipinomic* 
980  c.  6o  fonnte  jeber  fpred)eu,  bem  bie  Wöttcr  ali  I;ilfreid)C  "JÜMdite  galten, 
duf  bereu  tfingreifen  er  rertraut. 


niaTtvuv  bei  ^^olpbiue.  573 

niartvaai  ToTg  ygatfo^^voig  5,  42,  9.  3,  26,  5.  75,  2;  ot  mniaisv- 
y.oTig  Toig  ttgriuivoig  9,  33,  1,  10,  38,  1.  16,  11,  6;  urjSevl  twv  Xtyofi^vwv 
o^twg  xai  uxQijojg  n.  4,  85,  4;  oowvrag  ro  ytyovog  fir]  niaTtLHv  Toig  avfA- 
ßadovai  5,  18, 10,  C^lie  ;X)atiü :  ot  3t  Trjg  InuyyiXCag  /utp  aafxdwg  ^xovaav, 
ov  u}]v  In^aztvöv  ys  1,  46,  5.  15,  28,  6.  23,  4.  38,  5,  5;  t«  nagu  (fvaiv 
ytyvoutvn  xcti  nugu  xt]v  xowijv  ivvoiav  rojv  uv&Qomwv  üg  tma^  uiv  xaX 
TiQOJTOv  anovSuLOfiev  u  fxiv  föeiv  «  3t  uxovoat  yuQiv  tov  yvwvKi  ro  fxr\ 
3oxoüi'  3li'(ct6v  tlvut  SiüTt  ävt'UTov  iarir,  orav  3i  niaTivwfiev,  ovieig  roTg 
nttQii  (fwaiv  iy/Qovt^(ov  ev3oxfi   15,  36,  6. 

3Jlit  3t.oTi  unb  ort:  ntgl  nüiTtov  ^Itj/^rjTQio)  niOTtvti  3i6ti  tu  uiv  yt'yore 
TU  3t  tarni  xa&üntQ  3i'xaiCv  iari  yCyvtad-ai  24,  2,  9 ;  niartvaag  evrj&tog  ort, 
noii]öovT((t,  Ti]v  inüvo3ov  4, 10,  1)  fii]  n.  ort  vtvixrjxaatv  MOll  bell  X()ebancrn 
auf  bem  2c()la(l)tfelb  von  X'euftra  2,  39,  8;  ovx  ur  ti/tQwg  3vvaiTo  -n.  3t,iTi 
10,  47,  9.  8.  18,  34,  7.  40,  4,  7. 

wg,  mit  <\hS.  (yeit.  für  bie  illuforifcfie  3uöcr|^t :  nQoyji'Qwg  martvaavrtg 
wg  untyiojxöiog  ßoriOtiv  FaQavriQiSog  5,  72,  7. 

Acc.  c.  Inf.:  niaxtvovrtg  uno  tov  xQariarov  yCyvta&ai  ttjv  iTtißolrjv 
8,  19,  4.  12,  11,  3.  25,  8.  5?i^t.:  ontQ  ov3i  niOTSvaai  ou3iov  1,  38,  6.  3?a§ 
ift  bie  einjige  Stelle,  bie  ftd)  einem  tranfitioeit  ©ebvauc^  xxäijext.  2^ie  (yormet: 
„ctiüaä  glauben"  finbet  ftd)  bei  ^olt)b  nid^t. 

S)aö  3Bort  be3eirf)net  nirgenbe  eine  befefte,  innerlid^  gebrochene  Öen)i§l)eit; 
eö  ift  babei  im  Gegenteil  an  eine  ben  'JJJann  beroegenbe  Überjeugung  gebadjt. 

B.  ^^affiu. 

9)Ut  perfönlirf)em  Subjeft:  uv3Qfg  ngtoßvitnoi  xal  [xüXioTa  niOTtvö^ivoi 
16,  31,  4 )  iniOTtvovTO  naqu  Toig  TaQavrd'Otg  8,  26,  10 J  vno  t^?  twv 
TitaTiiD^fi'TWP  u&taiag  i^TTTjd-ttg  8,  23,  10.  2,  5.  2,  7,  9. 

TitartvtaO^ai  ntgl  töjv  oXiov  13,  2,  3  J  o  ntniaxtvfJiivog  nagu  'Pwualorv 
3,  69,  1.  8,  20,  6. 

ntmaTtvai^al  ri  TtZv  (fvXaxrijofcov  8,  17,5;  rtiaTev&jjvai  Trv  inifiß.uav 
xwi'  olb)v  vno  TOV  ßitoiXsiüg  31,  26,  7;  raXävTov  fiövoi'  niOTtvxi-ijvai  6,  56,  13  j 
Trjg  KvTiQou  xai  TÖiv  iy  tkit/j  nQoao3(xiv  18,  55,  6. 

TiQog  ro  maTtLfa&ai  3i6Tt,  nguTTti  xutu  xiva  Xöyov  32,21,9;  18,45,9. 

9}Jit  facl)licl}em  Subjeft:  3iußoXr\  moTtvofit'yt]  nao  Ivioig  18,  45,  8. 
27,  13,  14.  11,  25,  9;  ovy  evexa  Tilg  TTi&avoTTjxog  xwv  eioriin^vwv  uyojviwv 
f^ij  niartud-ij  nagü  rtat  3,  9,  2;  fit)  yuo  ytvoutvov  Toitov  (bie  9iieberlage 
bee  ^^erfeue)  xai  niOTtv&^vTog  ovx  uv  fioi  3oxfT  nfiB^nQ/Jiaai  roi^g  iniTUTTo- 
fiivotg  ^AvTioyov  29,  11,  13;  xccxaTittprifitaxat  xai  ntniaxevxnt  nagu  xotg 
BaQyvXir\xaig  3tÖTt  t6  Ttjg  *AQTfui3og  uyuXfxu  ovts  vifftTat  t6  Ttttoünav 
oiTt  ßni/tTKi  16,  12,  3.    2luct)  l)ier  liegt  ber  öebanfe :  man  glaubt  eö  nur ! 


574  ©rläutentiujen  2. 

md)t  in  ber  3ßaf)l  beö  3ßort^,  uielmefjr  Jüirb  bamit  gejagt,  bttfe  bieg  ber  bortigen 
Seüölferung  als  imbeftreitbare  2ßa^rf;eit  gilt. 

3)iit  Acc.  c.  Inf. :  Jlrokifimog  6  2iwaißiov  nuQrjv  ruita  naiia  tl^rj- 
koixöjg  xal  ntniattvfxtvos  avxov  fxtv  UvÖQa  yfyovfvat  Sia  rrjv  IxSrj^lav  xal 
diu  rö  MuxtSöoiv  wfiilrjxivai,  rovs  öf  xarä  rrjv  ^Akf^icvSQftav  (h'äQanoSa 
xal  ßXc'cxas  dtauivHi'  16,  22,  ö.  ^aö  pafftue  ntmOTivu^vog  rairb  f;ier  nid^tS 
anbereö  bebeuten  alä  überjeugt  fein;  üielleic^t  ift  aber  mnnafiivog  ec^t. 

uniaTtTv. 

toig  ^A/tttois  iintOTiiv  loegeit  maugeinber  Übung  in  ben  SBaffen  4,  7,  6. 
22,  7;  (foßsTad-ai  oidivu  nlrjv  rovs  O^sovg,  uTnavtiv  öh  Toig  nXiCarotg  riüv 
naQovKüv  18, 1,  7;  äniax^iv  avro)  xal  (fvXiaria&ai  9,  18,  9.  5,  87,  2.  5,  10. 
3,  35,  4.  60,  8.  98,  1.  10,  35,  6;  untattiv  r7i  ri/rj  15,  15,  5.  Dt)ne  Satio 
auö  @pic()armog :  vä(ff  xtu  uifjivaa  ämaniv  18,40,4  unb  31,21, 14.  3, 11,9; 
lov  Tovg  fiiv  ixnkrjTTOuf'vovg  ttjv  uatßnuv  roig  d'  aTttaTOvvrng  rovg  6  ttya- 
vaxTovvrag  inl  rofg  yiyvoutfotg  TiQoOTQf'/fti'  2,  59,  2.  3,  41,  8.  11,  3,  4. 
15,  28,  6. 

9Rit  2)at.  unb  3"f.:  laTot'ßlwaav  noikovg,  olg  tjniartjaav  t/Hv  xrxov^- 

fii'l'OV   (flCKfOOOV   4,   18,  8. 

&avuuCovTfg  t6  yeyovog  rjntarovv  rofg  6gw/iitvoig  8,  23,  1;  ro}  dk 
fiiy^O^H  Trjg  raiptag  oi/Jaf^üig  uniOTririov.    eltjxi-eg  yäo  4,  41,  8.   3,  61,  1. 

hl  fjiiikXov  Tinlaxii  tu  kiyo/neva  rtfol  tov  Uoovaiov  32,26,4;  t(g  yuQ 
ovx  av  ajtiaTr\aai  nüig  Pcofxawi  nokXuTg  rjTrjue'voi  fiü^atg  ou(og  ovx  tixfiv 
oioh^   rjaav  9,  3,  6. 

iknig  ftniaTovfi^vrj  aXlriXoig  10,  16,  9. 

icniarefv  folgt  foniit  allen  '-i'enuenbungen  oon  Tiiarfifir,  unb  bicö  nicf)t 
nur  mit  bem  negatiuen  begriff,  bafj  3"U6rfi^)t>  i^ertrauen,  (>Jlaubc  nict)t  bo 
feien,  fonbern  alö  bereu  uoUeö  (Gegenteil.  (SS  nennt  bie  SBeforgniö  unb  'iDhtt; 
lofigfeit,  ben  3lrgiDof)n  unb  SSerbad^t,  ben  3n'C'f<'I  i'"J>  i*ie  llngeioifUjeit. 

Äompofita. 

JianiaTtvHv  tt]v  Inl  TttJt  tov  Tuvqov  dvvaOTtlav  l;//«t((5  ö,  40,  7. 

xnxaniaxtvHv  Tmg  Idlaig  dwä^nai  2,  3,  3;  roig  atfir^Qoig  not'iyfiaai 
8,  80,  3.  70,  7;  ToTg  nuQovai  xaiQofg  5,  34,  3. 

TiQog  Toi'e  filv  vXtt)dng   Tonovg    vnönttag  ti^ov,   TOig  dt   inmiSoig  xal 
U'tXoie  untnlartvov  B,  71,  2. 

xttTtt-  unb  i\nontar(vH%'  fc()eincn  eine  tabcinbc  ^rtrbung  ,m«  baben:  fo 
tiauen,  bafj  nicl)t«  alö  ,»juücrficl)t  übrig  blieb  unb  alle  i?orfid)t  unb  Mlugbeit 
oerf(i)rounben  ift. 

Jianiarth'  t(XXt')Xot{  4,  71,  6.  8,  23,  9;  tov  Tonor  imomtiinv  xa)  nutil 
Tili  ifutt'out'viit  iiamatth'  15,  21,  6;  rj)  n';f;;  1,  35,  2;  ToTg  atftT i-'ftoig  n^äyfiaai 


tt^toniarog  bei  'ipoltjbiu^.  575 

25,  5,  8.  16,  24,  2.  1,  67,  13.  5,  40,  2.  61,  5.  47,  5.  52,  4.  13,  5,  1.  31,  6,  5. 
20,  4.  35,  3,  6. 

D^ne  2)atiD:  2,  21,  5.  36,  6.  8,  19,  2. 

dittnootiv  xal  diaTnarelv  1,  78,  5.  32,  13,  9.  15,  21,  5;  ivXaßtia&ut 
xttl  ^tantOTtiv  ToTs  Xeyou^voig  3,  52,  6.  4,  8,  12.  12,  14,  5. 

3JJebial:  to  noXv  fie^ng  twv  ilv&Qwnwv  iStuTiiorovfxtvov  xai  doxovv 
(oaavH  xa&  vnvov  iIxolhv  tcjv  keyouii'wv  dta  io  nttQado^ov  rov  av/n- 
ßaivovrog  18,  46,  7. 

maTbHSaaf^ai. 

Sle^iprof:  Triarwaä/ufioi  tiiqI  tujv  oXojv  ngo;  (I/LXtjXoiis  icp^  to  18,  39,6. 

3Kit  fadjlidjem  ober  perfönlicf)em  Cbjeft,  bie  ©acl)e  geroifi,  bie  ^erfon 
juöerläffig  machen:  tovtov  Siu  nXuövoiv  l6yon>  TiiaTwaii/nivog  xal  nagn- 
axevaaag  ihvovv  avr^xal  nQO&v^ov  8,17,2;  Tnarioaaa&tu  zug  nQOTiiPouf'pag 
JtOQfdg  1,  43,  5. 

(IStcntaTog. 

ttvijQ  lt.  11,  10,  1;  TO  Trjg  inayytXfag  d.  3,  44,  7;  nävTtjg  Ivc^laafitv 
aiT^v  (bie  Tafel  öannibalö)  ntot  ye  twv  TotoÜTütv  ä^iiTnatov  tlvat  3, 33, 18. 

ol  tcSiOTtiartug  xptvSoufvoi  TÜiv  avyyQatptiov  3,  33,  17 J  ravTa  Xiytiv 
avTov  oiTMg  u^tontOTwg  (uari  12,  8,  3;  it^ioniaTtog  ivieig  rag  xar  avxiuv 
dtttßoXi'tg  28,  4,  10.  «.  t)at  fic^  nod)  mel)r  a.\i  uiarög  auf  ben  blofeen  ©c^ein 
befc^ränft,  loeil  eö  bag  Urteil  über  bie  3"i'erläffigfeit  beö  anbern  aitgbrücft. 
Tiiaiüig  ifxvdfad-ai  t)ätte  '•^olt)b  fd)n)erlid)  gefagt. 

xnTttiioTiiaTtiafhat  rolr  TriXrxovrwv  uvSqmv  12,  17,  1:  il)ren  Ärebit 
untergraben,  il)re  ©loubjoürbigfeit  beftreiten. 

II)ie  mit  bem  begriff  oerbunbenen  ^^räpofitioncn  finb  fomit  folgenbe: 
ber,  bem  bie  3"Wfrlä)figfeit  enoiefen  rairb,  loirb  mit  n^ög  eingeführt:  i]  ngog 
Tiva  Tl.;  dioTr\Qttr  Tt)p  n.  Tigög  Ttvn;  n«  :ro6g  Tivn  niOTfig;  ri&fa&iu  ntariig 
TiQog  Tiva. 

(ig  ftet)t  in  folgenbcn  JBenbungen:  ilvaxofuüaai  it]v  n.  ttg  jiva  8,21,3; 
avari&tvttt,  rijv  n.  (ig  Ttva  6,  35,  8;  lxdtafx(v(iv  Tt]v  rivog  n.  (ig  riva  3,  33,  8j 
avttXaß(i'v  rrjv  n.  (ig  ainov  6,  9,  3. 

5ür  ben,  bei  bem  man  Ä^ertrauen  finbet,  ftel)t  nagü:  ntaiiv  */«v  nagü 
Tivt,  ni(TT(v(a&ai.  nagü  rivi ,  6  7i(7iiaT(i\u(vog  nagä  ^Pw^iaiiov  3,  69,  1; 
feltener  inö:  Tiiardug  rvyxüvdv  vnö  rivog  12,  14,  7;  niaT(vd-r\vai  ttjv  ini- 
/n(X(ittv  TMv  oXcov  Ino  rov  ßaatXs'wg  31,  26,  7. 

5ür  ben  bie  Treue  l'eiftenben  fann  ix  ftel)en:  r]  (x  rtvtov  niajig  24,8,5. 
7,  1;  DCrgl.  ^/ftv  Ti]v  n.  f'x  nvog  4,  39,  11;  niar(vovT(g  ix  twv  Siant/iTiO' 
fi^viov  Tfj  nagovaüf  twv  Kng^i]Soviwv  3,  40,  7;  tmiartTv  iivi  fx  zivog  5,  5, 10; 
niOTov  y(yv(a9fti  ex  Tivog  38,  3,  11. 


576  ertäutenmgen  2. 

^ür  ben  ©egenftanb,  an  bem  n.  enuiefen  tüirb,  ftcl)t  rngt:  i]  tkqi  toi? 
nQtaßtvTug  tt.  15,  4,  10;  JifQi  rijg  BoiTTcevtxijg  niJiiaTtvxkvcii  34,  5,  8. 
16,  37,  3;  niOTwaaad-ai,  neQl  töjv  olojv  18,  39,  6. 

9ln  niOTHs  tritt  ber  ©egenftoub,  ber  burd)  biefelben  gefid^ert  loirb,  l)äiifig 
mit  vne'o  an:  Ti&taO^ai  nCarttg  vntg  rfjg  qi).iug  3,  67,  7.  9,  27,  11  cf.  18,  35,  7; 
niarevHv  rovro)  vniQ  tCjv  oXwv  2,  43,  2;  ober  mit  in(:  ntarng  laßeiv  ini 
TovTocg  8,  27,  1;  i<f  o)  mit  S«!-  H,  29,  12;  marcjatcaara  iq"  o)  18,  39,  6. 
z/tK  ftel)t  bei  bem,  ma^  ßxitxaimi  wedt:  cTt«  rwr  uvaxQiatwv  niartvaai 
8,  19,  8;  f)äufig  bei  amaxeTv  jur  Stngabe  beä  a)JotiDö. 

93eac[)te  aurf):   r\  niaug  xsTrai  iv  ToTg  inoutvotg  9,  14,  3. 

Ser  @cntttD  tritt  an  niarug,  nCang  im  Sinn  üon  Unterpfanb,  ©arantie, 
Seroeifö:  niarug  rwv  inayyfhwv  3,  100,  3;  niartg  rfg  TTQog  Tic  fxdXovxa 
xoivcoviag  2,  52,  4;  tovrwv  nCaxiv  ftffQe  38,  5,  4;  ngl.  23,  1,  9.  21,  14,  8. 
frg.  44.  3Cu(^  ber  objcftit)  geroanbte  3>ertrauen§6egriff  erl)ält  il)n:  ri  rfig 
i(f.o^fcag  niarig  6,  35,  8.  2lnberer  2lrt  finb  bie  %ä\ic,  roo  uor  nCaug  ein  eine 
2:ätigfeit  benennenbeö  9iomen  ftel;t,  ju  bem  brad^ptogifd)  ein  auf  beibe  bejogener 
GJenitiü  antritt:  r  Ton>  xoivtäv  ngovota  xal  n.  6,  9,  3;  ?]  rätv  okojv  ifinugia 
xkI  71.  1,  4,  10. 

3iur  an  jwei  ©teilen  tonnte  an  einen  fog.  objeftiuen  C^enetiu  gebadet 
werben.  35er  Senat,  fagt  ^olr)b,  entfcfjeibet  über  mannigfaltige  Jintereffen;  benn 
er  Dcrgibt  bie  Steuern,  beftellt  bie  9iid)ter  uff.  Jto  niaTsg  etg  tvv  ravTtjg 
niortv  Ivdtdifievoi  xa\  ötdiöng  xo  xj)g  /Qtiag  aärjlov  evlaßdig  fj^ovai  nqog 
xitg  ivaxuaug  xal  xag  ilvxinQaUtg  xwv  tJj?  ffnyxAiiroi;  ßovltifxaxcov  6,  17,  8. 
Stucl^  l)ier  wirb  jebod)  nid)t  an  bie  n.,  iüeld)e  bem  Senat  enuiefen  luirb,  fonbern 
on  biejenige,  bie  er  felbft  gen)äl)rt  ober  uerfagt,  gebadjt  fein,  bie  I^ier  in  feiner 
3(utorität,  fraft  beren  er  SJorteite  jujuracnben  oermag,  beftel)t,  fo  baf(  Sßenbungcn, 
roie  xtiad^ai  h  xTi  xivog  n.,  nuQa).aßttv  eig  xi]i'  n.  unb  (iljnlid)e^  }u  t)ergleid)en 
finb.  'Jluc^  loenn  pon  Scipio  gefagt  mirb,  er  Ijabe  nie  nad^  bem  Aiönigtum 
gcftrebt,  fonbern  ntQl  nlehvog  ijioivaaxo  xfiv  nargiäa  xal  rr.v  xaCxrjs  ntaxiv 
rf\g  ntoißlinxov  xal  fj.axaQiaxijg  3vvaaxe(ag  10,  40,  9,  lüirb  bie  tlberfcluntg 
fides  erga  ipsam  ungenau  fein;  bie  n.  luirb  aud)  Ijier  nidjt  ScipiovJ  X'ciftuiuj, 
fonbern  bai*  uon  ber  naxQlg  i^m  geroä^rte  &\xi,  in  roeldjem  ber  Sol^u  feineg 
£ebenö  liegt,  bejeid)nen;  fic  meint  bie  3ld)tung  unb  Slubrtnglidifcit  ber  'i?ater= 
ftobt  an  iljn.  Üüeil  n.  baöjenigc  nennt,  luorauf  Scipio*  JJJad)t  bcruljte,  bilbet 
flc  ben  roo^lcrroogenen  ÖJegenfa^  ju  iwaarefa.  ©in  ftdjereä  üBeifpiel,  luo  fic^ 
on  71.  im  Sinn  uon  Xrcuc  ober  ÜUn'traueu  ein  objoftiuer  Wenitiu  aufdilöffe, 
liegt  nic^t  vor. 


nCaiis  in  ber  griec^ifd^en  Si6el.  577 

3. 

Ttlotig  in  der  griechischen  Bibel. 

2Bä^renb  bie  anbem  3ßorte  ber  3wocrmt  in  nenot&evai,  ilniCuv,  vno- 
fi(vuv  \i)x  gvie(f)ifcf}eg  ©emanb  erhalten,  ift  pxj3  ntOTÖg  unb  j^pKu  marevHP 
b\^  ju  ben  vöaot  niaxai,  2)eut.  28,  59,  bem  vSiaq  ntaröv,  ^ef.  33,  16,  unb 
bem  Stoffe,  n)e(cf)eö  ov  fit]  maifvan,  $iob  39,  24.  Sag  in  pNJ  ber  ©ebanfe 
^uuerläffig  unb  fid)er  rcerben,  fo  bot  firf)  bnfür  maTcj&^vat  bar:  ^f.  78,  8.  87. 
2  ©am.  7, 16.  1  Äön.  8,  26.  1  (£()r.  17,  23.  2  6f)r.  6, 17,  »ergl.  ©ir.  27, 17.  29, 3. 

npN  imb  DJI^X  ft»b  analog  roie  im  2(ramäifd)en  unb  fieser  aud^  unter 
feinem  (§inf(u^  gefpalten  roorben.  3Bo  an  bie  @efinnung  unb  an  boö  üBerf)alten 
beg  a)tenfc^en  gebadet  roirb,  tritt  nfarig  ein,  3)eut.  32,  20.  1  ©am.  26,  23. 
3er.  5,  1.  3.  2  Äön.  12,  15.  S^ab.  2,  4,  of)ne  ba^  ber  Überfe^er  ju  einer 
©rfjeibung  jroifc^en  ber  aftinen  unb  rejeptioen  gorm  ber  riJIDN  genötigt  roar, 
ba  aud^  nfaits  bie  beiben  Seiten  ber  men)d)licf)en  ßemeinfd^aft  umfafit.  SBenn 
bagegen  nON  bie  3Uifrid)tigfeit  unb  2ßal)rOaftigfeit  bejeidjnet,  ober  biejenige 
ßigenfd)aft  beö  Sßorteö,  njeld)e  i^m  burd)  ben  Seroeiö,  bie  Unterfud^ung  unb 
bie  eigene  (Srfabrung  juioäd}ft,  ober  loenn  e^  ben  ©egenfa^  jum  täufd)enben, 
»ergänglid)en  ©d^ein  anöbrüdtte,  fo  bot  ftd)  für  fie  dkt'i&Hu  bar,  auf  roetc^eö  grie= 
c^ifd^eö  !l)enfen  unb  Sieben  übcr()axtpt  fd^rcer  üersid}ten  tonnte,  ©o  roirb  ipn 
nONI  übenuiegenb  tXiog  y.al  dlrid^Ha,  ber  nCN  li^^N  ein  uvrjQ  ilXij^Tjs, 
^hl).  7,  2,  ber  ncx  t'X  o  »to^-  t»]s  uh]»i(tti,  ^f.  31,  6.  4?on  ©otteö  niaris- 
ift  in  ber  ©ept.  nur  üereinjelt  bie  Siebe,  M.  3,  23.  3er.  32,  41,  roeit  weniger 
f^ftufig  alö  in  ben  iJ^argumen  oon  ÖJotteö  ^l^D^n«  2)agegen  f)at  and)  bie  ©ept. 
9f6s  mat6s,  35eut.  32,  4.  7,  9.  3ef.  49,  7. 

©c^on  auf  gried)if(^em  !öoben  loar  dXri&ivög'.  „loasi  9{rt  nnb  Söefen  ber 
2iBa()rl)eit  an  fid)  Ijat",  ju  reid)em  ©ebraud)  gelangt  für  ba^,  rcaä  mit  fräftiger 
©nergie  ber  (STiüartung,  bie  eö  erregt,  unb  bem  Skmen,  ben  eö  \)ai,  entfpridit. 
©0  fagt  "^otljb  ifößoi  älri&ivöi;  3,75,8;  ,w«/»j  tlXrjd^ivt]  xal  ßiiQßagixrj  3,115,2; 
ßioi  ((Irj&ivoc:  1,  35,  J*;  zotr»}s  illr]9^ivoi  rov  ßeXriovo^  1,  35,  10.  2)a^er 
tonnte  ba-J  3Bort  jur  !öefd)reibung  berjenigen  il^inge  oerroenbet  loerben,  raeldjen 
nON  cilö  il)r  "Il^efen  beigelegt  juar:  xQian  ulTi&i,vrj,  3ef.  59,  4;  nöhg  dlTj&ivt], 
©ad^.  8,  3;  ((ItjOtvos  ö  köyog  Xan.  !Jf)eobot.  10, 1 ;  ßovltj  (llti&ivi^,  3ef.  25, 1; 
ufijiüog  dXrix'hvri,  3er.  2,  21;  unb  für  nCN  21  im  ©otte^namen  dlTi&ivog, 
©f.  34,  6,  uergl.  3ef.  65,  16. 

3lud)  in  ben  jüngeren  Überfe^ungen  teilen  fid)  nt'an^  unb  uXlithna  in 
bag  (Srbe  oon  HQX  unb  n>1DN.    3Jergl.  1  9)tf.  7,  18:  dX^&Hu  xal  xQi'ai^  mit 

"  v;  T       v: 

©  (glatter,  ^cr  C^)laul)c  im  9u  Tcft.  37 


578  Erläuterungen  4. 

14,  35:  ri  diXttioavvT]  xa.1  t]  nCatig'^  ©ir.  7,  20:  iv  cc?.rjdei'(c  IgyaCead^Ki  mit 
41,  16:  niaxu  evdoxifiiiad^at]  5ßf.  ©al.  17,  15:  i/sog  xal  (}h]&ii.n  mit  17,40: 
TiißTis  xal  SixacooivvT]'  14,  1:  niGrog  KvQcog^oTg  uyanMaiv  amöv  iv  d/.TjO^etic. 

Sn  ber  oept.  teilt  fid)  mirf)  nod)  öixcaoavvi]  mit  beu  beiben  anbern 
SBorten  in  baö  @e5iet  »on  fiCN/  t>a/  luo  fie  auf  bie  %a{  unb  baö  @erid)t  be= 
sogen  ift  al§  i^re  ef;rlic^feit,  ugl.  ßj.  18, 21.  63. 18,  8.  ©ttrf).  7,  9.  @en.  24, 49. 

®§  ift  nid^t  bebeutungslos,  ba^  uk^O^sta  ein  §flitpt5egriff  in  ber  ©procl^e 
ber  griec^ifd^en  ^"^enfcl^aft  geroorben  ift;  eä  oerl^ielt  fid^  jur  iübifd)en  Sprache 
boppelfeitig,  gebenb  nnb  empfangenb.  lUi^O^rjg  jielte  uon  3lnfang  an  auf  bie 
:öefd)affen()eit  ber  Siebe,  bamit  and)  beö  Senfenö,  unb  loenn  ec^  audj  auf  ©ad^; 
lid^eg  übertragen  roirb,  fofern  aud^  ben  S)ingen  unb  3]erl)ältniffen  „SBaljifjeit" 
jufommt,  roenn  fie  il^ren  n)irnid)en  Seftanb  offen  jutage  geben,  fo  be[;alt  ("drifhfiu 
bod)  eine  engere  33ejier)ung  5um  ©ebanfenlauf,  alg  fie  n?2N  nud)  in  feiner  ab^ 
ftraften  ©eftalt  befofi.  9htn  erft  Ijatte  ber  S"i'e  ein  SBort,  baö  augbrürflid^  bie 
.'öelligfeit  unb  Diid^tigteit  be§  (Srfennenö  unb  Siebeng  bejeidinete.  Slnbererfeitg 
rourbe  ber  3BaI;r^citöbegriff  baburd)  nertieft,  ba^  er  in  bog  ©ebanfengefiige  oon 
DDX  eintrat.  @r  war  baburd^  nid)t  mel^r  Blofi  alg  ©igenfd^aft  om  i?orfteUungg= 
lauf  ber  Iogifd)en  Spf;äre  5ugeteilt;  benn  jene  „3ffia()rf)eit",  iüeld)e  bie  ©rbin  von 
n?2{<  ift/  rairb  nid)t  nur  gebad)t  unb  gefprodjen,  fonbern  getan.  Sie  ift  jum 
Sßißen  in  enge  Sejicljung  gefegt,  fo  ba^  in  i[)r  ein  @anjeä  gebadjt  ift,  baö 
forool^l  ba§  ®rfennen  beg  3)ienfd}en  a(g  fein  SBoUen  erfüllt,  unb  fomit  fein 
gefamteg  Sßefen  burd)leud)tet  unb  regiert.  So  reflektiert  fid)  in  bicfen  fprad)s 
gefc^id)tlid)en  ÜJorgängen  ber  gro^e  n)eltl)iftorifd)e  '^U-oje^;  ober  rid)tiger  ge= 
fproc^en,  aug  bergleidien  f leinen  SJJomenten  fe^t  fid)  ber  n)eltl;iftorjfd)e  (Sffeft 
jufammen,  ber  ben  geiftigen  ©rroerb  beg  Ch'ied)entumg  mit  beni,  uhk^  auf  bcm 
33obcn  ^gvaelg  genjad)fen  loar,-  jufammenfd)niolj. 


4. 
PhllOS  nioTig^) 

aotfov  xal  nidxui'  fxh  ivqii'v  tva  fxövov  fgyov,  ifavltoi'  ift  lo  nlfjf^'Og 
uvuQahfiTftov  \,  64,  22  cl'.  2,  272,  18;  maTol  xQiiyivxfg  1,  289,  86;  vü^utov 
ttQUJTui  tf'vXaxti;  xal  Ifluiv  niajol  rnfifai  1,  369,  3;  fxvrjfxrj  tfvXaS  ntffr// 
1,204,17;  niOTui  rovxov  fiÜQtvi  o  »-o/iOiVrijc  1,166,36;  niau'ntoug  ()j}J*K" 
rifriYiirti'i  yvtnQt/xov  fittQTVQti^v  oon  3lriftotelcg  in  bejug  auf  fein  .B^WÖ'»*!'  i«l'*-'i" 

'»  Tic  i^aOlcu  bcMcf)cn  fid)  ouf  a)Ja«gci). 


uniOTog  6ei  ^^i(o.  579 

^laton  2,  490,  28;  ntarov  y.al  tovto  (Ivnfatvno  oom  britten  am  S)ornbufd) 
ÜJJoje  gegebenen  3eW)en,  ha^  erft  fpäter  üoI(5ie()bar  ift,  2,  93,  38;  maioreQu 
oif/ii  wTMv  1,  369,  13.  2,  124,  1. 

o  d(y.aiog  Nws,  '^ßgactfi  6  niatög  1,259,23;  d^tog  6  xal  TiQog  ulrj&fiav 
fiövog  niarög  1,  486,  3;  n.  fxövog  6  ^eog  xal  et  reg  &eo)  ifClog  xaO^üjitg 
Muarjg  1,  128,  1;  ipfvöwvv/noig  nccfrov  ulrj&r}  &iuv  avyxgi'vnv  1,  364,  8;  6 
&(6g  xai  liywv  n.  iort  1,  181,  35;  ov  dt  oqxov  n.  6  i^fö?  ilXXa  öi  avruv 
xal  6  oQxog  ßtßatog  1,  181,  39;  o  marog  rov  &sov  ßafxog  1,  190,  23. 

'Jlmn.  12,  7,  baö  2ob  »Jofeö,  jitiert:  1,  132,  44.  108,  10.  78,  22.  128,  1. 

Seut.  32,  4  {)^f6g  niOTog  jitiert  1,  606,  12. 

/laßld  TifQiovTog  ov3'  oi  ngonannoi  tovtcjv  i'jaav  niOTwg  ysytvrifiivoi 
1,  427,  23. 

uniatog. 

ua(ßf(ag  xal  uO^foTrjTog  haiQüi  ngog  dt  rovg  ouolovg  itniaroi 
1,  368,  38;  if/fi'SoQXüTurog  ilmaTuTaTog  1,  412,  14;  uavfitfiovog  uTnajog 
unH&r\g  2,  268,  42.  räiog  JiQog  Jui.Xa  nüvru  rrjv  (fvaiv  unioiog  log  tl  xu( 
Ti  XQTjaTov  iQyäaaiTo  [ittavotiv  fv&vg  2,595,31;  o/  aniGToi  olroi,  bie  Äoro- 
cl)iten  2,  178,  16. 

uTttOTog  il  fii]  mniajtvxa  xa)  vvv  xiti  ut)  Tug  tov  d^fov  )^ünirug 
tl(fOüvü)g  Toh  ((Sioig  TiQoav^fiea&ai  1,  119,  31;  xtiv  d  uniOToi,  ytyövaoip 
Tivfg  2,  546,  7. 

yt'veatg  t]  nüiaa  ii  fuvtrjg  uTnarog  1,  486,  2;  uxorj  tj  uTnarog  xal 
liß^ßaiog  2,  10,  24.  358,  13;  n(mig  antarog  1,  665,  2. 

2)0^  ber  SDlenfd)  baö  9Jleer  befäbrt,  ift  t6  nävriav  ilmaiÜTaTui'  ngay- 
/xi'iTCJv  2,  362,  7;  nguy^n  untaiov  xal  fiti^ov  ^  xaru  yvcjfitjv  iivi)Qion{vi]v 
1,  28,  10;  TU  aniara  XuiißüvH  nCariv  burdb  ben  6ib  1,  622,  19;  baö  Lianna 
antarog  oiptg  2,112,49;  bie  Xrmibe  ber  itunbf et) öfter  l'mtaTog  ^^«2, 117, 44; 
bie  (Sreiguiffe  am  SHoten  3)Jeere  /nvdwv  untaxönQa  2,  174,  4;  to  ntQi  to 
TiQÜy^a  untOTov  uou  ber  ÖJeburt  ^^faßfö  2,  17,  25;  untaia  xal  fie(Cova  iXniäuif 
uon  ber  (Srt)ül;ung  i^ofepl)^  2,  76,  37;  intdti^aa&at  untaxa  xal  [nyuXa  uon 
SJiteamö  ,3""^erei  2,122,39;  uniaxoi  ngä^etg  üom  golbnen  Äalbe  2,160,14; 
untajov  Xawg  roig  fxt]  ntnov9üatv  itQtrrjv  xo  Xiyo^uffov,  ba^  näinlid)  ber 
lugenb^afte  jebem  Scfiinerje  überlegen  fei  2,449,39;  oifodgu  uniaxov  ImfxtCop 
(i  räiog  roaavxTjv  IvSidtxrat  fxtxaßoXr\v  ngog  xavavxia  2,  .556,  27. 

«{/«p/ffrws"  xal  uniaxwg  (fixTft  xtj  dovarj  nooaevfjf&rjvat   1,  516,  47. 

ntaxtg. 

A.  @en)äl)r,  (Garantie,  Jöeroei^. 

niajig  tiup  ^tXXüvxoiv  t]  xtup  TiQoyfyovoxcov  xfXfiwatg  2,  179,  15;  ni'artg 

xwv  udi\X<av  xi\  kutfavi,  2,  125,  12;  Xvyov  n.  tgyov  2,  678;  aa(f>taxiarig  iyylg 

Tiuoaxftufptjg  n.  2,  190,  19;    >]   Ivüoytia    XQUvr^v   nani/ovau   n.  2,  253,  39; 


580  ©rläutenmgen  4. 

ivitoyil  n.  dvvaad^e  laßsTv  i^  cdv  6q(cts  2,  75,  13;  if^ifavsarKTriV  n.  f;^«  ti 
Tr\v  Xf/O^tiaav  ]']3i]  1,  12,46;  uauQTVQog  n.  6ifx)^aX^oTg  ßißaiovfxtvt]  1,  168,  5; 
Tjjv  uvadlnXbiaiv  (/oiv  ov  negiTTriv  illXu  ngos  ikty/ov  ßtßaiortQag  n.  uom 
2' raunt  ^r)araoÖ  2,  56,  50;  nQiiyfiu  ovrwg  ^^y«ff?,  o  t«?  unoötC^Hg  el'xtv 
ii  fuvTov  xul  fit)  SföfJLSvov  Tr\g  ix  Xöyoiv  tlXij&taTe'Qag  n.  2,  123,  49.  ©Ott 
wirft  am  Sinai  im  @eifte  ber  Stniuefenben  bie  )8orftelIung  feiner  ©egenroart 
dg  ßeßatoTt'arjp  n.  röjv  uaXXöiTtiv  vofxod^erfia&ai  2,  679,  unb  and)  fonft  fef)r 
(läufig. 

^^lural:  t6  fxtv  xttfäXiaov  eiQrjzcu,  rüg  S(  niarug  v<fT)yT]aeTat,  1,  594,  31. 
2,  59,  34.  1,  566,  1;  niOTttov  toig  ovrwg  Ifnpaväaiv  TiQog  fiaqTiQiav  log 
il<fT}Xovfifvoig  ovSsixia  XQtla  2,  507,  13.  506,  6;  ilXri&eiag  ßüaavog  ui  avv 
Xöyo)  n.  2,  362, 16.  565,  45;  iuv  nüaav  at  xpevötig  7it,&avüTi]Tig  St-tX^yy^Ciaiv 
V7i6  rwv  uXri&üiv  niartbiv  1,517,17;  ouoXoyovaiv  TaXrjdt'g,  ufxa  xal  jug  ötu 
Twf  tQyoyv  71.  itpttQuöCovreg  2,  537,  38;  ritg  tovtmv  n.  oi  uvayQK(fivTtg 
3i]Xovai  xQ^otAoi  1,  573,  1.  351,  46.  384,  10. 

B.  3"öerläfftgfeit  in  ber  Stuöübung  einer  ^flicf)t. 

roaavTij  nlartwg  i/Q^'^^^o  vneQßoXij  won  Sofepf),  ber  fic^  beim  ©etretbe= 
oerfouf  nic()t  5ereicf)ei*t  2,  77,  34;  fitru  yuQug  xul  i\SöXov  n.  av^iiaai  rüg 
tiy^ag  2,  91,  1 ;  nüvra  nQurruv  xad-agic  xai  «Jo/.WTrcr/;  n.  uoni  'i}>olitifu^ 
2,  62,  31;  Trjp  Titoriv  Isqkv  xai  uavXov  ovrwg  diaifuXärrHv  1,  487,  44. 
287,  41;  Tj  TifQi  avrr)v  n.  üon  2tbral)amg  3.?erl)alten  ju  Sara  mit  Übertragung 
auf  bie  unroanbelbare  .'öingabe  on  bie  '^Oilofopfjie  in  ben  uorbereitenben  tu- 
jpflifc^cn  ©tubien  1,  530,  29;  üiTyfjia  rrjg  nqog  tmav  ro  ofiotpvXov  avrov 
(f>iXai>&Q(ün(ag  xai  nCanwg  fQyop  Mon  9JJofe,  ber  md)t  feinen  Söhnen,  fonbern 
Sofua  bie  3iacl)folge  überträgt  2,  386, 16;  ix^rai  xarajieifxvyorfg  ug  in  uavXov 
ifQov  rr\v  Ti  ßaOtXtbig  n.  xai  rov  (hio  rdii'  ofxrjroQiov  iXtov  Don  ben  in 
%9pten  eimoanbernben  l^^^i'^eliten  2,86,19;  3)iofe  äiu  roaovTwp  iX^y/awrtiv 
kaurov  n.  iniJti^'tfxevog  2,  161,48;  [ir\' xr]v  iv  6X(yoig  n.  ifvXarrs  ^»}(»y 
Tijy  Iv  nXt(oai  jiCaxiwg  1,  344,  24;  uQXog  nfantag  ßißaiörarov  avfißuXov 
\,  341,  48;  üv  7ilaTiii)g  r\  noXvogxCa  rtxfirjQiov  2,  271,  45.  —  5l>on  ©Ott:  r 
joc  VTioa/ofiivov  ßfßatorärTj  n.  1,  442,  47;  17  ritgl  ro  ov  7i(arig  r\  itgriog 
xui  7if(i\  7i(ti'ru  TtXt'iQrjg  mit  '^e^ug  auf  bie  gefamte  Unioanbelbarfcit  unb  'i^e- 
Ijarruufl  ©ottcß  in  :ilk'fen  unb  "i^iUen,  1,  606,  10. 

3nt  Übergang  ju  A:  iir]  nuctiaOai  7iQoxitXvfjifi«  7i(ain'  tlniarfag 
2,208,  17;  OQXog  Jttarttog  tvexa  7iaQaXafißHvirat  1,127,49;  t«  ipöoiaCöfitva 
Tiöv  nftayfji'triüt'  oqxoi  3iaxQ(v(rai  xai  rit  ußißaia  ßeßatovrat  xai  rie  aiiiara 
Xaftßt'ivH  ntaxiv  1,  622,  20;  i^f  nQog  avrov  7i(arKüi  nyäfifvog  rov  itvffgu 
Titattv  t(ttii/J(üaiv  ttvTiji  ü  t^tof  TJj»'  (Tt'  oQxov  ßißaloiaiv  tm>  vjit'aytro 
(fiü(i((t/f  2,  39,  37;    'flog   tavinv   n.  xai   f^a(>ri'()fa   ßfßaioTiarj    1,  128,  49;    ö 


Tiiajig  bei  ';P'()ilD.  581 

öaxTvhog  ßfßaioTtjg  xai.  n.  1,568,16.30.  569,9.  .598,42.  665,2;  n.  uxoaig 
oix  (viariv  2,358,  13;  (filiav  y.al  nQog  rovs  r/w?  tlyvoovfxe'vovg  avvTt'f^^fjfvoi 
xal  XQccaiv  Tj&wv  Inl  0^vaio)v  xul  anovSim'  dg  ßfßKinTurrjv  n.  o^ovoiag 
noiovfjfvoi  üom  33efud)  ^erufalems  2,  223,  28. 

C.  S^ertrouen. 
fvat'ßfta  xni  n.  1,  456,  39;  n.  f\  nQug  tÖv  d^töv  2,  39,  1;  >/  7i(>o?  ru 
ov  n.  2,  39,  18;  /iövo)  InfQtCdfaO^ni,  xal  aTtjQfCfJO^ai  ^eo)  fier  iayvQoyv«')- 
fiovog  Xoyiaftov  xal  axXcvovg  xal  ßfßaiorätr]g  n.  2,  413,  17;  iQaaS^fjvai  rrg 
TtQog  d^tov  TT.  2,  39,  29;  r]  TflftoT('(TT)  tigfTÖiv  71.  1,  485,  43;  Tr]v  ngog  O^iov 
n.  Tia^'J^fTv  1,  609,  8;  i]  n.  rv  iniarfvas  f]  if^v/r)  i^ffp  1,  442,  41;  ad-kov 
aiQiiad^at  ttjv  rtQog  rov  %)-(6v  n.  2,  412,  34;  dxQaT(i)  xal  dfiiysT  rij  nqog 
S-eov  fiüvov  TT.  xe/Q^a&ai  1,  486,  8;  ovx  ina^(fOT(n(CovTfg  aXXu  ßfßai'n  n. 
xaTf(f/T]fi^voi  1,  340,  13;  iv^otaa/jov  xal  Inafxifoj foiaum'  aßtßai'ov  ^v/tjg 
SmiHaug  anoSvaafifvog  rr\v  uxvQWTnTtjv  xni  ßfßntori'ariv  Su'i&taiv  nfortv 
ivdvaaa^at  1,  409,  89;  r]ST\  xal  xuTaßouv  i^  uXr\0-oiig  n.  xal  uno  yvrjafov 
Tov  nü&ovg  üaQQil  1,  475,  39;  r\  n.  rjg  ^Xa/fv  avO^Qbmog  mit  ftorfer  ^U; 
fammenfaffung  beiS  äJerlrauenä  mit  ber  unroanbelbaren  Jreue  1,  606,  8  oergl. 

1,  154,  25;  ixTeTfirjjj.^vog  niariv  xni  naQaxara&rixrjv  ßKDCpfXfdTÜTMv  doy^ärani 
(fvXa^ai  fir]  övväfitvog  1,  389,  39;  IfQovQyiai  xal  r\  tkqI  t«?  &vOiag  rt. 
1,345,  14.  —  3)?el)r  inteHeftueü :  Ix  r^g  in(/ovOtjg  dniariag  ffg  n.  TtTrv  Xfyo- 
^(vo)v  finaßaXfiv  2,  95,  5;  fir\S^voTe  rrjg  nqog  ihfov  n.  xal  ihpavnvg  vno- 
Xr]i}>(ü)g  (((fKTTafifvog  1,  631,  10;  tjJr/  nnri-  tapfvifovg  (fö^rjg  junaXaßdiv 
rlßfßatoii  ii(foia(lfiov  ßfßaioTaTTjv  n.  icXXa^aa&at   1,  228,  31. 

3n  menfc^lic^en   S?ert)ältniffen :   iyyvM^at,  a^io/QfMg  fff^i  rt()6g  nianv 

2,  551,  28;  üaxrvXiog  fva^ytaraTov  SfTyfia  nlOTfiltg  iariv  ijf  Tuniaxfvxiv 
o  Tf  ßaaiXfvg  Sfjfjog  rot  noXirixu)  xal  o  noXirixog  to)  ßaaiXfvovri  (fr/nq) 
2,  62,  38;  ifovXoi  (fiXotv  xal  avyyevwv  jtQoxQi&^vreg  dg  niartv  2,  450,  49. 
—  SJJit  ttbergatui  jn  bem,  mag  Deitrnuenb  ber  3;reue  übergeben  mirb:  fviina 
rfig  TifQl  fifiCova  ntariv  aQvriOfwg  1,  141,  20;  .^rjp«  Ttjg  iv  TtXn'oai  Tttarftog 
1,  344,  25  oergl.  bie  ©tetten  unter  B. 

D.  überjeugung. 
fjft  nttTTiv  iyysi'f'ax'kat  rai'g  ifiavofaig  n(Ql  rnv  ur]  fvQt'iftaTa  nvfhgojnov 
Tovg  vöfxovg  firat  2,  182,  34;  oi  aocfioral  (i]ij&r}aav  oo(fiav  TJtitavüri'  tivat 
Xüyüiv  (iQTiaiv  nXX^  ov  TiQayfii'cTov  (IXTjO^fdTaTriv  n.  1,  463,  10;  rtjv  aXt}- 
&Bvovaiv  (IvÖQuai  (fi'Xriv  n.  ovx  ffxad-fv  1,  363,  35;  to  fii]  iavTO)  fiuQTVQftv 
ixavov,  Ttjg  (Ff  dtf  irfQOV  /QljCof  ovvrjyoQfag  aß^ßaiov  dg  n.  1,  386,  2 ; 
ravra  txavr\v  n.  iQyäaaa&at  dwäfitva  roTg  fir\  (fiXovdxwg  iyovOi  2,  647; 
d  TO)  ovTi  fir]  xaTuaxeipöfifvoi  rrjv  yijv  u(fiTy&e,  nQog  n.  ttjv  ifx.i]v  vfidg 
ivravO-oi  Siargiipare  2,  65,  28. 


582  Grläuteningen  4. 


-Bon  ben  33rübern  ^0)epf)ö:  antariag  z«t  [Xiaav&Qomiag  clO^fQamvTovg 
^laßoltis  tlnoXefnav  2,44,26;  rj  nXfovf§ia  xnl  rj  ngog  tl?.).rj/.ovg  «.  2,46,27; 
Tr]v  ffKpVTOv  {(.  ßinaao&Ki  1,  287,  42 ;  o  ofivvg  (fg  nniaTiav  iinovoitrat, 
2,  195,4;  noi.voQy.ia  TtxfJir]Qtoi'  uTtiariag  2,  271,  45;  fir]  noitiad^at  tiqo- 
xalvfifta  niariv  aniarlag  2,  208,  17. 

Ti]v  iv  ToTg  uXXoig  oßa  yewtjTu  y.rtl  (fO^agra  xarfiXrjffifv  aniajiuv 
2,  412,  47. 

tlmaTia  ofiov  xal  a^agiaria  ngog  rov  toü  xöofiov  navrbg  evfQyeTrjv 
2,  562,  35 ;  xaxC^ovat  iavrovg  T>jg  dniariag  uon  bell  am  Sabbot  9}Janno 
©uc^enben  2,  176,  31 ;  rj  ngog  ro  yewriTov  «.  1,  609,  9 ;  Y;(vog  fj  axidp  ^ 
MQttv  dmarCag  (f^/ea&ac  1,  606,  3.  486,  11.  568,  32. 

in^/ovaa  il.  2,  95,  5;  ij  avyyevrig  rptvdoSoiovaa  «.  1,  363,  34;  y^fiei 
To  ^vrjTov  dniaiiag  ix  fiovov  tov  Soxftp  riQTrjfiivov  1,  413,  38;  6tic  ro 
(filöveixov  iniTtjdevttv  imtdTCav  2,  253,  40. 

niardiHv. 

xttxoi  dovXoi  dtanöttag  roTg  iavTwv  incTid-evrai  arüan  -niGKianvitg 
rj  (>o')f4rj  2,  33,  23;  tivi  ntdjfVTtov ;  KQÜyf  riyf(j.ovtatg  »J  (fö^aig  xn)  rijunh'  ^ 
ntQiovala  nXovrov  rj  vytCn  xal  aiatad-rjatrc  tj  (»(»/jij  xai  x('cXXh  oomaTog 
2,  38,  15.  1,  485,  51;  fxövq^t  ^«rp  /oiglg  h^Qov  TiQoanaQaXrnjjiojg  ov  qÜSiov 
ntanvaat   1,  485,  47.    486,  2;    niarevstv   roTg   (pairofiivoig  fidXXov   »)    (hto} 

1,  10,  4.  133,  4.  9.  343,  10.  475,  3.  606,  33.  611,  42.  2,  39,  16;  ^n  ntm- 
OTivxöree  nayCmg  rq)  aanTJoi  ^«p  1, 176,  23;  Tuartvaai  fir)ievl  röiv  iv  yiviau 
TiQo  TOV  dytrriTOv  xal  ncivrojv  naroög  2,443,8;  UQiaxov  ovv  tu»  ^ffp  ntm- 
arfvx^pai  xal  fifj  toig  daaipt'ai  XoyiOfxoTg  xal  Talg  dßißahig  tixaoiaig 
\,  132,  40;     oitavtäv    dXoyovai    ivl   zfp    xov    xöafiov    7]yefi6vi    niajtvovxtg 

2,  125,  41;  TOI'?  xaXSai't^ovTag  ovQav(i)  nsntartvx^pai  1,  486,  39;  ntartg  rjv 
iniartvaf  jj  tpv/i]  Oitti  1,442,41;  ö  (hfjtvöujg  niarfvaag  /Aff/J  2,412,46; 
totxiv  'yißQadfi  Ttfgl  rfjg  'Jaadx  ivöoid^nv  ytviattog,  iip*  tj  nqöxiQov  IX^ytro 
ntaxivaui  1,  605,  21 ;  dxöXovi>ov  ovx  rv  ivifoittaat  Ttti  nfntartvxöri  1,  605,  26. 
6(K),  2;  TO  fiip  dnoQei'v  ivdoid^ovrog,  t6  iSt  fxrjxni  fijTf/V  TieniajfrxÖTog  tgyov 
1,487,4;    f]   nfQl   t6   ov   dvevöoütarog    ßfßaiörtjg   ij  X^ytrat    ntniaTivxivai 

1,  273,  24;  ovSiv  Tm>  dvvafxt'i'iov  jitaTfvni'  (fvvarai  naytwg  ntgl  %>-iov 
niaxtvaai  1,  128,  25;    Mojvarig   niattvotv   öfKog   nagririho   xtjv  /fiQorovfar 

2,  93,  42;  TOffOfTp  Toi5  ^'hoiftXovg  ntQiovafa  /p»~Trrt  M(ovai\g  (oarf  avrtfi 
mntattvxütg  9tQ/noT^Qote  xal  ^((Coaiv  ^  xöt«  rag  txtgoiv  tjfibiv  dxodg  Xöyoig 
Tt  xal  Söyfiaaiv  tfin'^t  ;fpr}nri>at  1,  339,7;  17  dvva^ig  iv  fjiövtii  T<>i  TuartvHv 
&tM  xnTai  2,  116,  49.  175,  9;  o  vnoayöiKvng  xt'<Qiüg  fion  xal  nQfnßvieQog 
näatjg  yn't'an'i>;  fatir  ot  Tuativuv  dtayxaiop  l,  603,  41,   130,  51. 


niazsvHv  bei  ^()iIo.  583 

0en.  15,  6  zitiert  1, 132,  42.  443,  2.  485,  35.  605,  23.  2,  38,  13;  barauf 
attgefpielt  1,  273,  24.  456,  41.  2,  442,  25. 

©jrob.  4,  3  jitiert  1,  82,  29;  ^\x\n.  14,  11:  1,  446,  39. 

MiDvatT  71671  larsrxf'vai  oom  2?olfe  in  ber  SBüfte  2,  112,  20;  AfowatT 
?.fyoi'Ti  niOTfvHv  oTi  fj.övov  Tov  Ofoij  ri  XQiaig  iari  1,  662,  29;  nQnifrjrtj 
xukov  ntaTfvfiv  1,  308,  16;  \4ßQau[A.  ihtonqonloig  xca  tcöi  d^tdiftiroig  Tieni- 
aitvxo'jg  1,514,40;  Tifni  wv  6  iHog  ofxoXoytT  rC  TTQoarjxfi'  uvi^Qo'movg  r\ 
ßtßtdoTajtt  TiiOTtvHv  2,  40,  8. 

3im  menfcl)tic()en  S5erfef)r :  rov  uav&nvovTu  mareiiaai  dii  to)  Mdaxovri 
TteQi  o)v  v(f)riyvj(a  2,  416,  12  oerfll.  Arist.  de  soph.  el.  II,  165,  b,  3;  »)  yifri 
!j  TiQo  T(in>  idXo)v  üurpfiXe  TtiajivHv  2,639;  txaTovrüoxrig  (ii  fiäXiaiu  kTitartvtv 
2,  529,  42;  (fiXoig  iae  (hlJH'Sovai  Tuartvjiov  1,  198,  42.  196,  16.  457,  32. 
2,  264,  1. 

@eu.  45,  26  jitiert  1,  509,  16. 

ToTg  anaS  (favtlai  n.  1,  383,  22;  roTg  ana^  naQuöo&sTai  1,  387,  26; 
wg  ilXrjlh'at  Toi'g  xattip^vafjitvoig  TifniGrevxfvat  1,325,35.  388,25;  ntOTtiHv 
dniaxoig  Tigüitai  üoii  3}ioie,  ber  auf  bie  JJlitteilung  Öotteö  i)\n  bie  ©rric()tuufl 
beä  golbnen  Äalbeö  glauben  mufi  2,  160,  14. 

3)Jit  oTi:  firj  niOTevovTfg  ort  O^fov  xtxXr}otouni  (fvaiv  oon  Galigula 
2,  599,  35 ;  niarsvaai  ort  ^Titaxtxpetai,  o  O^fog  ro  oQarixov  yt'vog  1,  439,  2. 
487,  8;  iva  ßfßaiötfQov  niOTivataaiv  ort  olg  ((fiUQTrjf^ürwv  tlatg/nai  fitra- 
uiXua  iXto)  TOV  ihtov  f/ovat  2,  248,  27.  1,  455,  13. 

2)lit  Acc.  c.  Inf.:  1,  119,  31  cf.  unter  tmiaiog;  2,  67,  2. 

3)lit  Slcc. :  TU  ö'  IxTog  7i(Qi  (jöi^ua  Xfyofiivit  ayaihi  nXtovtxrri^aTa  /uovov, 
ov  TiQog  uXriii^iiav  oma  uya&ii  TitTiiOTtvxÖTig  1,  193,  14. 

3)iit  2tcc.  unb  2)at. :  t«?  fiviag  nvl  TuaTtvam  1,  143,  13;  nCoTig  JjV 
7ten(aifvxfv  o  iffj^og  Tot  tioXitcxm  2,62,39;  uergl.  Tf]v  iigdv  naQaxara- 
{hrixr]v  /Ltövdj  TU»  ntJtiazfvxöri  ((3ott)  (fvXK^tti  1,  491,  17. 

^afftü  mit  perfönlic()em  ©ubjeft:  uQtTrj  rj  nejitaTevrcti  rö  xoivov  noXi- 
Ttv^a  nQi'TKvivHv  2,  279,  21. 

TOI»  71  laTtuO-rlvai  /('tQiv  xaTn<pevyovatv  tig  oqxov  uv&Qwnoi  1,  181,  33. 

mit  )ad)U(()em  Subjeft:  t6  t6v  xkqtiov  (püaxuv  neQtxa&tttQta&at  ov 
Ttt'ivv  TO)  h'UQyti  TitTiiOTf VT tti  1,  346,  10;  To  fxfv  flXr}i>fs  oijjsi  niaitvö^ivov 
{TiiaTovfiivov'i)  TCP  3t  xptiiöog  dxorj  frg.  ju  (£j:.  23,  1,  678. 

ttniOTfi^v. 
6  fih  fxiiroig  (ben  natürlichen  ©ütern)  nsTnarsvxojg  uniaTv  ^to),  6  it 
ilmaTwv    Ixeivoig   jitTiiOTtvxi  d^io)   2,  39,  16;   (KTnaTrjaai,   ytv^an    1,486,  1;. 
ovx  ivdotä^ovai  fxövov,  itXXu  xcd  umaTovai,  uon  benen,   roeldje  baä  3)?anna 
aufberoaljrten  2, 175,  25;  ix&vfxwg  uTtimtiv  Tolg  xQrjOfxoTg  2, 118, 33;  Mtovafjg 
ovx  dyvoüiv  ^tiI  Tofg  Xiyojxtvoig  dTnarraovzag  Tovg  6/jto(pvXovg  2,  92,  40.  93,  6. 


584  Gvläiitenmflen  4. 

1,  606,  46;  ö  rovg  nyalfiaTO(poQ(l  ro  dyaO^ov,  y.uv  aniOtwal  rivt?  rwv  fir] 
ytvatt/xt'vcjv  ao(fiag  2,  437,  14;  ii  öt'  rig  rovroig  (beit  SBunbern  beä  3ßüften; 
jugS)  aniareT,  &(6v  oi/V  olSti'  oi;'t'  iCTjTrjas  nwnort  2,  114,  36. 

(edvvarov  ilniarovvra  nai^sv&fivai  2,  416, 13;  /xi}  ToTg  noXe/uloig  tfaänav 
anianTv    wg    oi    Svvr,OOfii'voig     nore    fXEd^aQfiöaaaO-at    nqog    ro    ivanovdov 

2,  401,  26.  1,  509,  14.  2,  446,  7.  146,  9.  555,  25. 

3Hit  2lcc.  umaTTiaovai  ot  d^eaatt/xevoi  rrcg  «iVor?  O^f^elioig  uvmQtdtlOKg 
nöXug  ti  7I0TS  vtxia&rioav  2,  433,  16. 

^affto:  Don  bett  Horad^iten  Mwvafjg  umaxeiTai,  in  egyotg  ImeQ  (}va(feQerni 
TiQog  d-iov  Tifiriv  2,  161,  48;  iv  iTtorjj(aig  ilvcti  (og  nniartTa&ai,  2,  44,  15. 
1,  181,  33. 

niajova&ai. 

(naivov  xal  xpoyov  oipr  ovrwg  t]  röjv  Xeyövroyv  maTovrat  (fvvajuig  tjg 
Ti  T(öv  yivoinvMv  cl>.T]»Hc(  1,  453,  28.  554,  26.  2,  591,  41.  273,  10;  w?  xal 
Jt«  Tiokl(jjv  xtti  (ixoTwv  xal  (IItj&ivmv  iniarmaäfii&a  2,  445,  4;  Xöyog  l^ 
iavTov  ro  0a(ffg  7iiaTovfi(vog  1,  346,  38;  ntOTOvad^at  xal  fiaQTVQei^cidac  Xöyot 
^füo  1,  128,  48;  TiiaTovaUat  iavröv  »om  )ct)iüöienben  Wott  1,  128,  36. 

avfiß^ßijxe  Tr}v  fiiv  ^juer^gav  yvtäjxrjv  OQXO)  tov  öh  oqxov  avTov  4^f(it 
ntmaTwa&ai,  1, 181,  38;  to  nQunov  xtipälaioi'  aXrii'Hin  ßfßaioTctrrj  nfniaronai 
1,  280,  44.  300,  23. 

Äompofita. 

ifinenfarevxe   rafg  alafi-^ataiv  wg  Sxat'aig  rhrjQfvaai,  to  Ixrog  alad^rjTop 

1,  151,  8. 

{tnoniaravuv  to/""?  iStocg  loyiOfioTg  1,  132,  45. 

uxova9-r\vat  Tovg  dvo  olg  lariv  rj  nvriXoyia  xal  fjt]  t(o  fTf'Q(i)  HQOTiKfrivHv. 
xal  [ii]v  oQug  ort  rfjl  'Aötcfi  ov  nQontnCanvxe  xaitt  Tf\g  yvvaixog,  aXXa  öt'dwatv 
nOrjf  uvTiXoylag  (((fOQ/xriv  1,  100,  20;   fir)  Xi'av  roTg  atfav^ai  tiq.  1,  386,  36. 

2,  106,  .34;  favtoi  tiq.  2,  384,  45;  i'va  fDjtfdg  uff^Qwniuv  olg  ov  nt'tQeariv 
tlßfßaüit  xQb'ifXfvog  tixaaüc  /naxoav  atfitarojg  TiQoniaTivrj  dXX^  "XQ''  '^''*'' 
TiQayfxäitav  iXif^uiv  xal  Siaxvxpag  (fg  exaara  xal  inifA.6Xöjg  airrtt  avyaaäfju'og 

1,  425,  42  Dcrfll.  2,  401,  24.  —  ^nfftu :  TTjXixavrai  ^laßoXal  TiQOTnaKi'oiTai 

2,  530,  13. 

Sianiaivv:  bic  (Sngel  tjören  bem  iUcbe  -DJofeS  ju  ^iaaö^iroi  f^tt'iTi.  lijg 
«Itdfjg  ixfiiXig  xal  ufiu  diantaroviT fg  tl  iig  avfhQomog  o>r  ^{vaiai,  lov  avtov 
iQonov  t]X{(i>  xal  aiXrivtj  xal  Tot  juii'  uXXbw  dartQoip  jtavitQiii  /oQiii  fiffAova(JiJa!}^ai 
2,  387,  24. 

uSiomarog :  1,  181,  29.  617,  39.  2,  76,  39. 

^■lu-  bic  pväpofitioiialen  Jvoimclu  ergibt  fiel),  baf?  bio  für  nfang  im  6iim 
ber  treuen  (JrgebeiU)cit  Irtngft  übliche  Jormcl  axid)  nuf  7i.  im  Sinn  be«  iyer= 
ttnucni  t'tl)crtragcn  wirb:  >)  nQog  tov  d^tov  nloTig. 


niatig  bei  ^^ilo.  585 

^ft  bie  Xreue  ober  baä  SSertrauen  nic^t  fo  auf  ben  öepienftanb  be^oflen, 
bof(  er  ber  eigentliche  Gmpfänger  beäfelben  ift,  fo  tritt  roie  ht\  ^^olpb  tkqC  an: 
r)  TiiQl  avrrjv  n.  \,  530,  29;  t]  tkqI  rag  &vaias  n.  1,  345,  14.  ^n  t]  tkqI 
t6  ov  n.  1,  606,  10  umfc^reibt  nsqC  i^ren  Sefi^er. 

©igentümlid^:  »]  h  olCyoig  n.  1,  344,  24. 

2)aä  SBerbtim  f)at  beftänbig  ben  Xaüv,  oereinjett  auc^  in  inftruinentaler 
»ebeutung  1,  339,  6.  thqi  fter)t  äijnlid)  wie  beim  3iomen  2, 416, 12.  1, 128,  25. 
487,  7.     niOTtvfiv   tkqI   ^eov   ift   me^r   auf   bass   2)enfen   eingeid)rönft   alä 

niOTtVHV    d^tfii. 

3Jlit  ^7r/  lüirb  2tn[tt^  unb  "iDJotiD  bes  Unglauben^  eingeführt:  uniaTtiv 
inl  ToTg  ktyofx^voig  2,  92,  40;  ((iitatiiaO^ai  In^  fQyoig  2,  161,  48;  inl  rtj 
ytviau  (Sfaafö)  niartvaat  1,  605,  20. 

2)cr  Öenitio  tritt  in  ber  üblidien  Sßeifc  an  niajtg  im  Sinne  Don  ^fanb, 
Seroeiö  an:  nCang  rwv  ^(XIÖitojv  2,  179,  15;  nlajig  tavrov  1,  128,  49  uff. 
Slufierbem  tjapen  jioei  SteKcn  ben  objeftioen  ©enitio  für  ben  begriff:  Über= 
jeugung,  @eit)i^l^eit  ^ur  9(ngabe  il)reä  Sn^altg,  roie  aud)  ntarevnv  in  fotc^er 
Sebeutung  gelegentUd)  tranfitiu  gebraud)t  mirb,  nämlid)  2,  95,  5:  ix  rfjg 
infyomr\g  uniarCttg  ds  nCariv  röjv  Xtyofxivwv  ^tjaßaXtiv,  nJOJU  3of.  b.  j. 
1,  24,  6.  485  5U  »ergleid)en  ift:  tig  n.  xbw  Xfyofi^vtof  imity&rivai,  unb  in  ber 
2)efinition  ber  SUeiöIjeit  1,463, 10:  (D.ij&taTi'cTTj  niarig  ngay^icTiov  im  Wegenfati 
}u  i^rer  fop(;iftifd)en  2)efinition  nifkavcHv  Xöywv  (vQijatg.  Sämtlidje  '-Begriffe 
berfetben  ftelien  jueinanber  im  @egenfa^,  ba  bei  '^fiilo  cUij^fV  unb  mltavöv 
I)äufig  gegeneinanbcr  fielen.  2)en  Xöyoi  ftef)en  bie  nQÜyfiara  unb  ber  tvQriaig 
bie  niaxig  entgegen,  ba  le^tere  nid)t  ein  auf  Gntbecfung  ausgetjetibeij  3ud)en, 
fonbern  ben  feften,  ^ur  Überjeugung  gercorbenen  SdjUif!  beö  (Srfennenö  benennt. 
3)Ut  perfönlid)cm  Dbjeft  unb  al^  oertrauenbeö  3?er[)alten  gebac^t  erfjitlt  n.  meineä 
SBiffenö  bei  ^{)\\o  nie  ben  objeftioen  öJenitiü. 

Sei  Sofepljug  umfafit  bie  SBortgruppe  bie  ganje  a)iannigfaltigfeit  bes 
menfc^fid)en  ä5erfe[)rö,  äf)nlid)  mie  bei  ^o(i)b,  nur  \>a^  fte  fpürbar  matter,  leerer 
geroorben  ift.  Selten  ergeben  fic^  bie  SKorte  ^ur  einl)eitlid)en  SBejeic^nung  eine« 
DoUen  ungeteilten  i.'eben§afteg,  n)eld)er  Sinn  unb  2^at  alö  ©anjeö  umfafit. 
'^^ol^bg  fräftigeö  niajivHv  nvi  ^  fid)  auf  etmaö  uerlaffen  unb  barauö  mulige 
3uDerfid)t  ?iel)en,  finbet  fic^  nur  fpärlidi;  bie  $8e,^iel)ung  auf  baö  2;enfen  unb 
blieben  übermiegt.  IKang  unb  ntarög  ftel)en  mel)rfad)  feljr  formal  ol)ne  ^Hücf; 
fid)t  auf  bie  3}Jotioe,  meiere  ber  Äonftanj  unb  (Srgebenf)eit  ben  innern  3ßert 
oerleil)en.  a)Jit  biefem  grieci^ifd)en  Sprac^gut  mifc^en  fid)  bie  3Jad)n)irfungen 
beä  biblifdjen  nnb  fijnagogalen  pOH-  Sa^ob  foU:  ntOTivaat  negl  avrov  roi 
»(o>  (über  33enjamin)  31.  2,  6,  5.  117.  rotg  dg  avrov  (&f6v)  anoßX^novai 
Xtti  fxövio  nfniOTfvxöacv  6  xaqnog  oy/.  ilnoXXvTiti  Tfjg  fvofßftag  31.20,2,4.48. 
Israel  foll  tro^  be^  53erid)t!§  ber  itunbfdjafter  nadi  Üanaan  jieljen,  riytfx6vi  ko 


586  ©rläuterungen  5. 

»fot  TifmaTfvxoTfg  21.  3, 14,  4.  309.  fßox  bem  Äampf  mit  2lmale!f  forbert  2}Iofe 
5§raet  auf:  d^aQQtTv  r/)  tov  xf-eoü  xljr](f.(i)  nsniaTfvxÖTag  21.3,2,2.44.  ^^ifl^I 
am  3loten  3)leer:  roiovtfi)  ßoT)&(p  ntniaTSvxotfs,  w  dvvafxtg  xal  T(\  fxiXQu 
TioiTJaat  /ueyc'da  21.  2,  15,  .5.  333.  SRofe  ain  ©ontbuid) :  öwänti  fxiv  (iniareTv 
Tj]  (T/),  öianora  .  .  .  ^avuaStaxeQov  21.  2,  12,  2.  270.  3^i"flcl  in  ber  SQßüfte: 
neniarivxörtg  rjdr]  fir]Siv  yivtaQ-ai  Siya  Trjs  tov  &tov  JiQovoiag  21.  4,  4,  1.  60. 
nsniaTfvy.rtfitv  i^  avTCÖv  (ben  ^iicf)ent  2)ameIÖ)  ort  JavirjXog  lofxiXti  TO)  O^fo) 
21.  10,  11,  7.  267.  22  6i6n[d}e  33iici^er  gibt  eg  t«  dixaCwg  nmiareifi^va 
c.  2lp.  1,  8.  38.  2)ie  $8ürf)er  feit  2lrtaierj;e§  niatfcog  ov/  o/aotag  ri^Conat  roTg 
TiQo  avTÖxv  c.  2lp.  1,  8.  41.  ol  maTtvaavrtg  iniaxonelv  &(6v  rovg  ittvr<öv 
ßCovg  ovdiv  avfyovzat  i^auaQXtiv  c.  2lp.  2,  16.  160.  3)Jofe  l^ot  allen  ^Sioeliten 
ri]v  tisq)  &eov  nCariv  ive<fvafv  dfxtxaxivrirov  c.  2lp.  2,  16.  169.  avrog  ixaaxog 
avxo)  xb  OwnSog  'iywv  fiaQxvgovv  Tttnioxtvxtr,  xov  fitv  vofio&txov  TiQotfT]- 
xtiaavxog,  xov  rff  S^iov  xr\v  nCaxiv  ia/vgav  naqao/rixoxog,  oxi  xoi^g  xovg 
vbfj.ovg  SuKfvlä^ttaiv  . .  .  (S(axiv  6  O^tog  yevaa&ai  xs  nnXiv  xcil  ßiov  (}/aeiPOj 
laßtiv  ix  niQiTQonfig  c.  2lp.  2,  30.  218.  ^ofep^uä,  alö  ei"  iit  ber  .'pöf^le  von 
^otapata  ba§  2oä  über  fein  Seben  entfd)eiben  (ä^t,  maxtviav  xto  xri^efxövi,  »eo) 
XT]v  a(üxr]o(av  nagaßccXXtxai  b.  j.  3,  8,  7.  387. 


5. 

i 

Der  Sprachgebraudi  der  Synoptiher. 

Sie  SBortgruppe  bleibt  in  ben  ©renjeu,  lueld^c  il)r  ba§  nramnifdie 
]>pn  jog. 

maxög  fteljt  Dom  Äned)t  imb  il?enDalter  jufammen  mit  i<yn»6g  ober 
(f.QÖvtuog  a)U.  2ö,  21.  23.  24,  45,  in  3lntitl)efe  'iU  udixog  Vu.  16,  10.  il^gl,: 
eine  3Baife  mud)ö  auf  bei  einem  (^pitropiv?  itnb  er  u)ar  ein  guter  unb  treuer 
a)lenfd),  pxjl  D1D  DIN  T\"'TW,  ""b  er  H^g  fio  auf  unb  Diitcte  fic  nad)  Webiil)r, 
r.  (Sjrob.  46,  6. 

Sie  uerbale  UBenbung  lautet:  ninxoi'  tiim  int  xi  'JJJt.  25,  21.  23,  ober 
n.  ilvat,  iylvtafhM)  ev  xivi  fiu.  16,  10.  11.  19,  17.  i<gl.  >)  iv  oXCyoig  TtCaxtg 
^Ijilo  1,  344,  24.  5iid)t  gibt  Öott  einem  :)Jicnfd)en  Wröfu',  bi<S  er  ilm  prüft  in 
Heiner  icod)e,  unb  l)crnad)  ergebt  er  il)n  ,^ur  ('«Sröfu'.  oiel)e,  juiei  Wrof^c  ber 
Üöelt,  iüeld)c  Wott  prüfte  in  f leiner  QaA)i.  öie  ujurben  treu  orfunbon,  IN^DJ 
DJQNi/  «»b  er  crl)ob  fie  jnr  (Mröfie.  iSr  prüfte  Sauib  bei  ben  6d)nfcn  .  .  . 
efl  faßte  il)m  Wott:  bn  bift  treu  crfiniben  luorben  an  ben  6d)afen;  fouint  unb 
meibc  meine  ed)ofc,  |NJi2  ]?2N:  nHvS  J<ÜC:,  r.  (5j;ob.  2,  3.  |on:  HNÜCJ 
\WiT\  hv,  land).  slicuKitli  7.  ' 


niajig  bei  bett  ®i)noptifern.  587 

niarr/ög  Wx.  14,  3.  %o{).  12,  3  lüirb  ebenfalls  ^ie()er  flef)övcn.  4^(.  baju 
Sßicfiel^auei  Seibensc^efd).  74  ff.  niato)(htiv(u  fef)lt. 

Ti/VTTt?  nennt  2Kt.  23,  23  roa^rfc^einltc^  bie  ben  HKenfc^en  enüiefcnc  Irene. 
25a  Sefuä  bie  ^^anfäer  nid)t  cntfd)ulbii^en  lüill,  barf  ',unäc^ft  t«  ßagOrtQu 
nid)t  als  bas  „@d)H)teri(^ere"  gefönt  roerben.  'Jüd)t  baf?  fic  l'eid)tess  ftatt  beö 
©d)iueren  xml)kn,  fonbern  ba^  fie  fid)  ftatt  auf  bie  §aupt)ad)e  auf  @erinfl= 
fügiiies  uertegen,  ift  „3iarrf)eit,  SJtinbfjeit  unb  .<öeud)elei".  2)iefe  i^erroenbung 
bes  Öegriffä  „Sdjioeve"  !ann  in  einer  fo  femitifdj  gefärbten  "Jiebe  nid)t  auf= 
fallen,  og(.  and)  2  .fior.  4,  17.  xQ(aig  ift  nid)t  blofs  bie  rid)tige  Urteil^bilbnng, 
fonbern  bie  Sted^teuoKftrecfung,  lüobei  tüir  foiooOt  on  itjre  negatiue  Seite,  an 
bie  Unterbrütfnng  nnb  33eftrafung  bcä  Unredjt^,  als(  an  i^re  pofitine  2lnfgabe, 
an  ben  (Sd)ii^,  ben  ^oi)n  nnb  bie  (£1)re  für  ben  red)t  luenben,  ^n  benfen  l)aben. 
^kben  bie  3ied)töiibnng  tritt  fobann  bie  frei  gebenbe  nnb  J)elfenbe  Güte,  f).tog, 
ber  :iJertreter  uon  ipri-  3)afijr,  ba^  bas  britte,  r;  niang,  als  ©laube  ju  faffen 
fei,  tä^t  fid)  fagen,  bafi  fo  ber  fonft  in  ben  ©»angelien  geltenbe  oprac^gebrand) 
feftgel)alten  roirb.  '^ixt  niang  als  Irene  gibt  es  in  ben  (Suangelien  fein  roeiteres 
'^eifpiel.  Sobann  erljalten  lüir  baburd)  eine  bentlid)  unter)d)eibbare  3^reil)eit, 
ba  lüie  baö  JHed)t,  fo  aud)  ber  0taube  neben  ber  öüte  etioas  'JJeueä  ift,  roäbrenb 
bie  ©renje  3iüifd)en  ber  @üte  unb  ber  Irene  eine  flie^enbe  ift.  2)aß  britte 
©lieb  löürbe  angeben,  luaö  'bai  ®efe^  für  Öott  forbert,  womit  ber  religiöfe 
.Siöect  bes  (*4efe^es  berüdftd)tigt  loäre.  2)ie  ©nome  ftänbe  ber  'öJidia  6,  8 
gegebenen  2)reil)eit  fel)r  nal),  nnb  bie  "^olemif  gegen  ben  ^^t)arifäi«Smus  bliebe 
burd)fid)tig  unb  fräftig.  i)iid)t  baf?  ber  a}ienfd)  Öott  etiüas  be'iaf)le,  fonbern  ba^ 
er  il)in,  betn  @ebenben  luib  .^elfenben,  glaube,  loäre  als  ba«  genannt,  roas  bas( 
©efet^  junieift  für  Wott  forbert. 

3lbcr  biefen  (Srroftgungen  fte(;t  entgegen,  bafe  iltug  xa't  niong  burc^  bas« 
3llte  leftament  fo  feft  uertnüpft  finb,  ba^  loir  fie  Ijier,  luo  ber  ^snl)alt  ber 
iöibel  angegeben  luirb,  fd)toerlid)  ooneinanber  trennen  bürfen.  3lud)  brädjte  bas 
{yolgenbe:  tut  bies!  auf  ben  ©lauben  belogen  eine  beifpiellofe  SÜenbung  l)en)or, 
bie  in  ^ol).  6,  29  feine  entfpred)enbe  ^^arallelc  l)ätte,  loeil  bort  ber  3lusbrucf 
burd)  bie  Jrage  ber  '^\\\>iw  motiuiert  unb  baburd)  erläutert  ift.  öiec  weift 
nouiv  ii]v  nCoTiv  auf  bie  {^ni^^^in  12y  bin.    2)a^  3efu§  fo  nur  folc^e  ©ebote 

T         T     •"  -  ^: 

nennt,  bie  auf  ben  iiJerfeljr  mit  ben  3JJenf d)en  gelten,  l)at  feine  '^^arallele  in 
::yit.  19, 15— 19  unb  nod)  mel)r  in  aJJt.  7, 12,  unb  befi^t  ebenfalls  tiefe  S3ebeut= 
famfeit  nnb  eine  fdjarfe  polemiid)e  ©pi^e  gegen  ben  '^U)arifäiämus.  2)aä  ©efe^ 
luill,  ba^  lüir  \)m  'i)JJenfd)en  bienen,  nid)t  aber,  ba^  loir  ©Ott  unfere  eingebilbeten 
2)ienfte  anbieten,  ©ineö  eigenen  ;^snl)alts  entbel)rt  niang  neben  Utog  nid)t, 
loeil  baburd)  ausgefprod)en  ift,  )>a\,  bas  ©efe^  nid)t  nur  einzelne  Biegungen  bei^ 
(Srbanuen!^,  fonbern  eine  fold)e  ©üte  forbert,  bie  9lufrid)tigfeit  unb  ,S»üerläfftgfeit 
ift.    ijufaä  l)at  11,  42  ftott  ber  brei  begriffe  jiDei:  ^Hiditen  unb  :^iebe  ju  ©ott; 


588  (Srlttutenincnen  5. 

er  Hat  baburd),  ba^  bie  Siebe  oitf  Sott  Iiejocien  lüirb,  an  bie  relt(^töfe  Seite  beä 
öefe^eö  erinnert,  felbftüerftänblid)  o()ne  baJ5  bamit  bie  Siebe  bem  aJlenfd^en 
oerfagt  roäre;  aud^  l^ier  ift  fte  ba§,  roaö  bie  xoCatg  ergänjt. 

3ln  fäinttid^en  anbern  ©teilen  brücft  nCang  fnbftantinifcf)  a\\§,,  maä 
TtusTivHv  üerbal  benennt.  %m  bie  gried)ifcbe  ^iebe  ungeiuöfjnlid)  ift  bie  3Ser= 
binbung  mit  bem  objeftioen  @enitiü:  n(aTi?  d^eov,  üJlrf.  11,  22.  ®aä  auf  ®ott 
gerichtete  2?ertrauen  gebort  ibm;  e§  ift  fein.  S)ie  aramttifd)e  ©emeinbefprad^e 
fd^eint  bie  gried)ifd)e  bceinfht^t  jn  f)aben.  %üv  baä  aramäifd)e  ©prad)gefü()l 
l^attc,  foroett  id^  fel^e,  bie  Äompofition  ber  3'Jomina  nid)tö  2UtffaIIenbeö,  cgi.: 
aRattat^ia  unb  feine  ©ö^ne  ftanben  im  G5lauben  on  Öott,  "in^1ÖN2  n?2J? 
n"2pri  ^tr,  r.  (g^ob.  15,  7. 

25iefelbe  ©pred^ioeife  feiert  roieber  in  ntaTig  'frjaov  Xqiotov,  ba§  im 
9lömer=,  0alater=,  ^^r)ilipper=  unb  ©pl^eferbrief  (Mm.  3,  22.  26.  Öal.  2,  1«.  20. 
3,  22.  ^t)«.  3,  9.  ©pb.  3,  12  cf.  4,  13),  bei  SafobuS  (2,  1)  unb  in  ber  9lpocaI. 
(2,  13.  14,  12)  oorliegt,  roomit  auc^  2lct.  3,  16  in  ainalogie  tritt. 

J^af;  ber  ©enitiu,  tro^bem  er  ber  «ordiriftIid)en  ®pred)n)eife  nid)t  ent; 
fprid^t,  bod)  ben  nennen  miU,  bem  ba§  Sßertrauen  gilt,  mirb  nud)  baburd)  ge- 
fid^ert,  ba^  berfelbe  ©prad^gebraud^  fid^  in  ben  auf  baö  3?eue  3;eftament  folgenben 
2)ofumenten  a\i§  ber  Äird^e  loieberfinbet.    Gr  bat  fid}  feft  in  ibr  eingebürgert. 

Übrigen^  ift  bie  Benennung  „objeftiner  ©enitiü"  einer  Erläuterung  be= 
bürftig.  über  bie  9lrt  ber  SejieI)Uttg  be§  ©laubcn«  ouf  5>efu8  fagt  ber  @enitiü 
für  fid^  allein  nid^tä  an§;  er  bringt  nur  ,^um  9luöbrudE,  baf^  ber  eine  ^Begriff 
mit  bem  anbern  uerbunben  unb  aU  iljm  eignenb  betrnd)tet  niirb;  u)eld)er  3lrt 
biefc  Serbinbung  fei,  ergibt  fid^  nur  a\ii  ber  befonbercn  SBefd^affenfieit  be§  3?eri 
I)ältniffeg,  üon  n3eld)em  bie  Siebe  ift.  35ie  Slpoftel  I)aben  aber  ^sefuS  snm  (Mlanben 
nie  nur  in  bie  paffiüe  Stelation  beö  Dbjettö  geftellt,  fo  bafj  er  blof?  nl<S  bo'S 
gebod^t  roäre,  na^  geglaubt  n»irb,  fonbern  il)r  @Iauben  wirb  nad^  feinem  Ur^ 
fprung,  ?;nl)alt  unb  (Srgebni?  burd)  iTsffKö  bcbingt  unb  bio  gefamte  ^-ülle  bicfer 
Sejiel^ungen  erjeugt  ben  Wcnitiu. 

3u  fifyt'drj  aov  i)  nCorts  SWt.  15,  28  »gl.:  &xo^  ift  ber  ©laube,  iueld)en 
38rael  an  ben  glaubte,  n)eld)er  fprad)  unb  bie  3Belt  loar  (üblid)er  Wotte^Snome), 

c^iyn  n-ini  i^^Nir  ^r22  hi<i\^'>  ij^cnhd'  n:)V2vsn  n^nx  beim  ^um  sobne 

bofür,  baf;  '^ixael  an  Öott  glaubte,  root)nte  ber  f)eilige  ©eift  auf  idnen  unb  fic 
fagten  ba8  Sieb,  meil  gefagt  ift:  l5i:ob.  14,  31.  Hub  fo  finbeft  bu,  bafs  9lbraf)am 
unfer  '-Kater  biefe  unb  bie  fommenbe  2üelt  nur  ererbte  in  ber  Wercditigfeit 
bco  Wlaubeng,   jDeld)en   er   an   (Mott  glaubte,   roeil   gefagt   ift:   ÖJenef.  15,  6, 

"712  I^OKnif-  Siclje,  grofi  ift  ber  (^Jlaube  mir  (Mott,  meil  alc*  SiMm  für  ben 
«louben  ber  Ijeilige  Weift  auf  il)neu  ruljte,  nD"pn  "'JO^  n:V2N  nSi:  XD. 
lRed)i(t(|a  ju  (Sjrob.  14,  81.  331).    2)er  Sinn  ber  Formel  ift  nid)t  mit  borjonigon 


nCarig  bei  ben  ©ijnoptifern.  589 

beö  a)it.  ibentifd).  58ei  3}U.  fd^ä^t  fie  bie  ©nergie  bes  glaubenben  ^evtialten^, 
in  ber  SKec^.  ben  con  @ott  bem  ©lauben  beigelegten  3Bert,  ber  fic^  in  ber 
©rö^e  bev  i()m  gen)ät)rten  (^abi  offenbart.  S5ei  aJJt.  entftef)t  bie  ®röf[e  beö 
ölaubenö  buvc^  bie  ÖJröpe  beö  .'^inberniff es ,  bas  er  überroinbet,  in  ber  a)ied}. 
burd^  bie  ©rö^e  beö  Solans,  ben  er  empfängt. 

3nm  Unglauben  2)Jofesi  am  ^aberiuaffer  wirb  gefagt:  Stlö  3)Jofe  9Jum. 
11,  23  fprad),  auc^  bort  raar  fein  ÖJIaube,  nnb  jeneö  ift  größer  al^  biefe^; 
loarunt  l^at  er  ntc^t  bort  baö  Urteil  über  i()n  gefäUt'^  HJCN  rij''N  ClS'  P]X 
1TD  n'Pn:  N^ni/  Jatid;.  ahim.  «über  121  =  r.  9him.  19,  5.  2)er  größere 
Unglaube  ftel)t  neben  bem  großen  (Glauben  al«i  antitljetifc^e  ^^arallele. 

,3u  xaru  TTjv  ntaiiv  vuäiv  Wlt  9,  29:  ^örael  fagte  nid)t  ju  3)iofe:  n)ol)in 
f ollen  luir  in  bie  SBüfte  jie^en;  oielleid)t  ift  nidjt^  in  il)r,  fonbern  fie  ftanben 
auf  nnb  jogen  fort  bem  (SJlauben  gemäfi,  DJCN  ^D  ^)},  2and).  (ijob.  löuber  3. 63. 
ntOTtvuv  ftel)t,  roie  bie^  gleichmäßig  femitifdj  unb  griec^ifcf)  üblid)  loar, 
oft  o^ne  ßrgänjnng  alg  in  fid)  gefdjloffener  begriff:  a)ir.  9,  24.  5,  36. 
2\x.  8,  13.  22,  67. 

3)Jt.  24,  23.  26":  rör«  iüv  rtg  vfxlv  tinij'  iäov  luJt  o  X^hotos  ^  anff,  fit) 
TitaTfvarjK.  luv  OLv  iinwaii^  vfxiv  iöüv  iv  tj)  igrjfio)  larif,  fir\  i^iX'trjTf 
täov  iv  jüig  TUfiffois,  fii]  TuaTevarjTf,  ogl.  WM.  13,21.  Xex  ®a§  bernl)t  nad) 
feiner  SSerroenbung  oon  majtvHv,  loie  nac^  feiner  ganzen  Formation  auf  einem 
au'ggebreiteten  Sprad)gebraud).  3Benn  bir  ein  3Kenfd)  fagt:  es  ift  'Ü'eiöl)eit  bei 
ben  .feiben,  fo  glaube ;  ti  ift  ba^S  @efe^  bei  ben  |»eiben,  glaube  nid)t,  "ICN^  CN 

jQNn  hii.  0^132  mm  ^'^  i^xn  c>ia2  r\02r\  ir^  cin  i"?,  r-  i^igi.  2, 7. 

Senn  bir  ein  iDJenfd)  fagt,  bafj  bie  ganje  3)iafpora  oerfammelt,  3erufalem  aber 
nid)t  gebaut  fei,  glaube  nid)t,  ]DNn  'PN  ■ . .  tt'  C1X  "b  I^X^  CJ<,  3:and).  Öenef. 
$8uber  ©.  44.  äBenn  bir  ein  SDJenfd)  fagt :  id)  bemühte  mid)  unb  fanb  nic^t, 
glaube  nid)t;  id)  bemü|)te  mid)  nid)t  unb  fanb,  glaube  nid)t;  id)  bemüljte  mid) 
nnb  fanb,  glaube,  b.  megilla  6b  =  Jand).  2)euter.  haazinu  3.  (Säfarea 
unb  Senifalem:  loenn  bir  ein  3Kcnfc^  fagt:  beibe  finb  jerftört,  glaube  nic^t; 
beibe  finb  beiDOl)nt,  glaube  nid)t;  (Säfarea  ift  jerftort  unb  :Jerufalem  ben)ol)nt, 
Serufalem  ift  jerftört  unb  (Säfarea  beiuol)nt,  glaube,  b.  megilla  6a.  2lu« 
2;iberia^  auö  bem  brittcn  3al)r^unbert  ift  ber  Ba%  überliefert :  SBenn  bir  ber  böfe 
J^rieb  fagt:  fünbige  nnb  (^ott  uergibt,  glaube  nid)t;  benn  eg  ift  gefagt:  glaube 
nid)t  bem  (iienoffen,  3JJid)a  7,  5,  \x\\\)  nichts  ift  fo  fel)r  (^enoffe,  mie  ber  böfe 
2'rieb ,  benn  e^  ift  gefagt :  (^enef.  8,  21  (Sßortfpiel  jmifc^en  y^  unb  j;-}j 
b.  chagiga  16  a. 

3lud)  DJrt.  15,  32 :  tV«  lätüfxsv  xal  mareüatüfifv  berul)t  auf  einem  üer= 
breiteten  ©ebanfengang.  aWofe  glaubte  nid^t,  bafs  ^öracl  gefünbigt  ^atte  (beim 
golbenen  M'alb).  @r  fagte:  luenn  id)  nid)t  fe^e,  glaube  id)  nid)t.  (Sx  jerbrad) 
bie  2:afeln  nid)t,  biö  er  mit  feinen  Singen  fal).   S^^tfi  INiCnti'  V^Düü  Pl^n  N'!' 


590  ©rläittenmgen  5. 

pOkSD  i:\X  MvSn  ':\X  ex  "!?2X,  r.  ®l-ob.  46,  l.  ©ttt  eg  einen  9}ienfrf)en, 
mMjex  ftel;t  unb  nid)t  (jtaubt?  piT]r2  iS)  ^ütll  ITJ  12  D^N,  §■  S.  4,  18. 
Sod^anan  let^rt  in  3;i&ena§:  btt§  Dfttoi"  beä  2:empe(§  lüerbe  a\i§>  einer  einjigen 
gJerle  »erfertigt.  ISiner  feiner  .ßu^prer  ^eifit  eg  unmöglid).  Sein  Sd)iff  ge()t 
unter,  unb  auf  bem  aJieere§grunb  fiet)t  er  bie  ©ngel  bamit  5efd)äftigt,  ang  einer 
^er(e  baö  2'enipeltor  t^erjuridjten,  lüoronf  er  gerettet  wirb.  Gr  ()ört  (;ernad) 
Sodjanan  benfel5en  i'el;rfa^  uortragen,  unb  fagt:  Satten  e§  nid^t  meine  2tugcn 
gefefien,  fo  I;ätte  ic^  nid)t  geglaubt.  piriD  NJ^Pi  i6  ^i:^JJ  "»Dm  ^bl>J<.  @r 
jagte  i(;m:  f)ätten  bcine  2tugen  nid)t  gefeiten,  f)ätteft  bu  nid)t  geglaubt  ben 
3ßorten,  von  benen  id)  fagte,  U^^  fie  gefd^rieben  ftnb  im  Öefe^V  (Sr  ridjtete 
feine  2lugen  auf  i^n  unb  fot)  il;n  an  unb  er  rourbe  ein  Änod)en§aufen,  ^ef. 
^ai).  18,  137  a  =  ^ef.  griebm.  32,  149  a. 

SBeiter  crl^ält  nuaxhvuv  in  geiüot)nter  3i>eife  ben  S)ntiu:  bem  Käufer 
glauben,  9)Jt.  21,  25  u.  prl.  ügl.  i^u.  1,  20:  oJx  inCaxtvaas  roig  Xöyuig  fiov. 
Sarai;  fagt  ju  0ott:  3110  2tbral)am  mir  fagte,  ba^  bu  iljm  gefugt  l^uft:  jiel^c 
aus,  glaubte  id)  beinen  3Borten,  "l^IDl*?  ^DJ^xri/  '^cind).  ®enef.  löuber  S.  66. 
2)lofe  ging  üon  ^l^arao  ^inauö,  ©job.  10, 6 ;  warum  ?  3i3eil  er  fal;,  baf;  fte  fid) 
jueinanber  luanbten  unb  feinen  Porten  glaubten,  V"12"t'  C^JV^NC  VPII/  "»i» 
er  ging  l)inau$,  bamit  fie  fic^  beraten  tonnten,  um5ufel)ren,  r.  li-j;ob.  13,  5. 
2)ie  2)ro^ungen  unb  SJerlieipungen  ber  eiujelnen  ^ropl)eten  ftnb  gegeneinanber 
in  Äontraft  gefegt:  luem  f ollen  luir  glauben,  bem  erften  ober  bem  legten'? 
n:nnN'?  \S  n:i::\Sn^  pCX^  nT\N^/  '^ef.  Äal).  16,  127  b  =  ^l^ef.  g-riebm. 
30,  138  b.  3)lit  ^ed^onja  jogen  auö,  bie,  lueld^e  ben  Sorten  Seremiaö  glaubten, 
PTOT  ^ij'  "inD"!"?  Ij^OiXnit'  t>i<>  3:and).  Set).  Söuber  S.  41.  ©ott  fprid)t 
jur  abgefd)iebenen  Seele:  fo  tateft  bu  an  bem  unb  bem  2ag;  glaubft  bu 
ttma  biefen  Süorten  nid)t?  unb  er  fagt:  S«/  j«!  C^IDIZ  jVONC  PiriN  ''XI 
thn,  Sifre  35eut.  :}Ü7. 

©obann  fann  ju  maifüecv  ber  Dbje!töfa§  mit  un  treten:  3)it.  i»,  28. 
SWr.  11,23.   Sgl.  oben  ju  9)Jr.  15,32:  er  glaubte  nid)t,  bafs  fie  gefünbigt  l)atten. 

ajtit  35at.  unb  3lcc. :  einem  ctiuaö  anuertraucn,  ftol)t  eö  iiu.  16,  11.  3Jid)t 
einmal  biefc  SÜenbung  ift  ben  "^aläftinenfern  ganj  fremb.  35ie  i^euiten  finb 
mir  treu  unb  id)  uertraue  meiii  .'öauö  unb  meine  .'oeiligung  einjig  il)ncn: 
Dn^  N\X  "»niimpi  ir\^2  yüi<ü  ""JW*!  "h  C^r^XJ  Cn,  ^am.  bammibbar  26 
=  Cn^^X  TliD  tt'^Dlt'm  "»ncnp  Ji^NC  ^JX,  r.  3him.  1, 10.  S)rci  Sdiliiffel 
l)at  öott  feiner  Mrcatur  anuertraut,  nid)t  einem  (ingel,  nid)t  einem  Serapl),  nid)t 
ber  .t>eerfd)ar,  fonbern  fie  liegen  in  feiner  .vianb ;  (iCNH  X"?  mnn??:?  nV^'b^L' 
n^n^'^  ri3"pn/  '^ef-  S-nebm.  42, 177  ii.  mH  boppcUem  XHlfiiiatiu:  Ciin  .Hnedjt, 
bem  ber  Möuig  alle«,  roa«  er  I)otte,  anucrtraute ;  HO  h^  'püT\  i:v:)Xnt:'  12V 
•TDK'/  I^aud).  vajcchi  8. 

'iMofj  tranfitiu  ftel)t  niarn'nf  bei  ben  Si)noptifern  nie,  ebenfo  nie  paffiu. 


nlarig  dei  ben  Spnoptifcrn.  591 

3Som  (iried)ifc()en  Sprad^gefüfjl  aus  eiijentümlid)  ift  bie  58c5ie{)ung  beä 
uiartvHv  auf  ben,  bem  es  gilt,  burd^  ^räpofitionen ,  eine  ^iac^rairfung  beö 
fenutifd)eu  OJebrauc{}ö  unb  jugteid)  bie  Aolge  ber  eigenen  inneren  5"^^  ^^^ 
33egriffö,  bie  einen  beutlid)en,  anfdjauHdien  3luöbrutf  für  \ia^  5l?erf)ä(tniö  5e= 
gefjrte,  in  n)eld)eg  bag  ©lauben  ju  feinem  (Snipfänger  tritt,  ^erroanbt  roerben 
tig,  int  unb  Iv.  Sie  ©ept.  t)at  nod)  uorrciegenb  bie  gried)ifd)e  Äonftruftion : 
Iniaxtvatv  TW  //fw,  roomit  feine  2t6fd)ii)äd)ung  bee  2  r?2Nn  gegeben  luar, 
benn  ber  35atiü  brücfte  griedjifc^  bei  niaxtvnv  nid)t  nur  eine  flüd)tige,  ge= 
fd)iDäd)te  aielation  <x\\^,  fonbern  aud)  bie  uolle,  auf  \>m  nnberu  ftd)  ftü^enbe 
3uuerfid)t.  S'"J"ert)in  oenuifdjte  fid)  baburd)  ber  Unterfd)ieb  in  ber  boppelten 
Äonftruftion  beö  l^ebräifc^en  unb  aramäifc^en  Jßerbum^.  2(fte,  bie  nad)  if)rer 
Sntenfität  unb  SJebeutung  raeit  auc>einanber  Hegen,  luaren  bamit  in  biefelbe 
©prad)form  gefaxt.  2)ie  Überfe^er  bemii()en  fid)  barnni,  maxtiiHv  xiit  ju  üer= 
ftärfen,  bamit  eö  baä  fefte  galten  unb  .üaften  an  bem,  welchem  man  traut, 
beutlid)er  benenne.  So  mirb  öfter  IfinvaxtvHv  gebrandet,  iDeld)eö  boö  „an" 
am  Ä^erbum  I^at,  3)eut.  1,  32.  3U.  11,  20.  2  (Sl)r.  20,  20,  uergl.  ben  Überfefeer 
beg  Sirac^:  1,13.  2,10.  4,17  unb  öfter,  unb  benjenigen  üon  1  a)Jf.:  1,30. 
7, 16.  12,  46.  35er  Überfe^er  be§  £>iob  I)at  xaxä  gebraudit,  bod)  nur  bei  ov 
niaxtvHv,  alfo  luo  üon  3JH^trauen  unb  '^Irgmoljn  bie  ^ebe  ift:  24,  22.  4,  18. 
15,15.  2)ie  jüngeren  Xejte  nehmen  gelegentlid)  3  einfod)  Ijinüber:  intaxfvatv 
Iv  Tftj  »eu),  San.  6,  23  Jljeobot.  3er.  12,  6.  ''^M'- 78,  22,  auc^  ^uniaxiLuv  h, 
2  (£l)r.  20,  20,  xaxanimtvHv  iv,  ÜJüd).  7,  5,  eine  Atonftruftion,  bie  aufierljalb 
beiS  gried)ifd)en  ®prad)gefül)l0  lag. 

©ie  fdjeint  nirgenb'5  al§  im  Sereid)  ber  Sibelüberieftung  uor^uliegen.  Ser 
Überfe^er  Sirad)*  Ijat  fein  (^riedjifd)  oft  geiualtfam  genug  tjebriiifd)  geformt,  aber 
niaifveiv  iv  i)at  er  nic^t  gefagt.  ©ir.  35,  21 :  fir]  ntanvaijg  iv  örfßJ  ungoa- 
xuno)  xal  ano  xCiv  x^xvmv  aov  (fvlaStti,  ift  iv  nid)t  anberö  al^  im  ontitl)etifd)en 
©liebe  gebad)t:  iv  navxl  tQyrp  niaxtvt  xij  \pv;(ii  aov.  !Jm  erften  3a^  ftet)t 
niaxfvHv  abfotut  unb  iv  befc^reibt  bie  Situation,  in  ber,  fo  fel)r  fie  ju  furcht; 
lofer  Sid)ert)eit  einlcibt,  baiS  ntaxavtiv  nid)t  ftatttjaben  foU. 

3n  ber  Summe  ber  '^jJrebigt  (Sljrifti  fagt  Mx.  1, 15 :  tut  3Ju$e  unb  gloubt 
„im"  eoangelium.  Obgleich  Xarg.  ^ef.  53,  1 :  XT  XJHlbS'p  j^D^H  ]C  bem 
Sab  na[)e  ftef)t,  fo  läge  bod),  menn  'JJJarfuö  fageu  moUte:  oerlafjt  cud)  auf  bag 
(i-oangelinm ;  glaubt,  ma'S  biefeö  fagt,  ein  3lramaiämu«^  t)or,  ber  im  ili'cuen 
2:eftament  fonft  feine  ^^jJarallele  (jat.  3)Jit  iv  mirb  oielme^r  bag  ©»angelium  in 
ein  urfad)lid)e!5  ^ßerbältni^S  jum  ©lauben  geftellt  fein,  cif)nlid)  roie  ijoljanneg 
fagt:  iv  xolxco  vuaxevofifv  uxt,  ^ol).  16,  30,  uergl.  iv  Üh'.  9,  38.  29.  3,  22 
unb  bie  Semerfung  oon  Söeif;  ^i  '-Wir.  1,  15.  Sag  ©lauben  crroäc^ft  aug  bem 
ßüangelium  unb  l)aftet  an  il)m.  Dir.  ftellt  im  Unterfd)ieb  »on  ber  Jorm  bes 
Jäufcrfprud)!§  bei  3JU.  ben  ^nl^alt  be'S  (iyangeliumö  woran:  bie  3eit  ift  erfüllt 


592  ©rhiutenmgen  5, 

imb  bn^  3ietc^  na(;e;  beun  bavin  beftel)t  bie  ^auptfadje  an  ^e\n  Sßort.  @r 
uerfünbigt  aber  nidjt  blo^  ©otteö  Jat  imb  ®abe,  fonbern  fd)reibt  auc^  bem 
3)Jen)d}cn  bas  nd)tiije  58erl)otten  cor:  Hel)vt  um  unb  glaubt.  S)ie)e  Jorberuug 
ergibt  ftc^  auö  ber  9Jä^e  beö  9ieid)ö  in  unlö§lid)er  Äonfequenj.  ^nbem  biefelbe 
burc^  bie  Sot)d)aft  bem  9}lenfd)en  angejeigt  roivb,  wirb  ©taube  in  if)m  geroedt; 
biefer  I)at  in  ber  3teid)gbotjd)aft  ba^,  mci^  U)n  I)ält  unb  trägt.  Sa  aud)  bie 
Umfel)r  luegen  ber  3läi)e  bes  3ieid)g  gefd)ef)en  foll  unb  borum  in  ber  9ieid)g= 
botfd)aft  i^r  3)lotio  I;at,  fann  li'  to)  evayytUoi  im  ©ebanfen  be§  (Süangeliften 
and)  auf  /utTuvofhe  fid)  be?\iel)en;  jebod)  ift  ber  3«fawment)ang  beö  @Dange= 
liumä  mit  bem  ©tauben  ber  engere. 

35ag  ntaus  Iv  XQiaru)  ber  ©efangenfd)aftö=  unb  ^^aftoralbriefe  ift  infofem 
üerroanbt,  rceil  and)  biefeö  Iv  meit  mef)r  al'5  bie  blo^e  ;Cbjeft§bejief)ung  aw^- 
fagt,  üielmet)r  bie  ganje  ^rögnanj  ber  ©emeinfdjaft  mit  (£l;riftu!g  in  fid)  t)at 
unb  ben  ©tauben  alö  in  it)m  begrünbet  unb  in  il^m  beftel^enb  befd}reibt. 

2tn  ein  iv,  njetdjeö  ba§  Dbje!t  be^  ©taubeng  bejeid)ne,  t;at  man  oft  aud) 
bei  91Öm.  3,  25  gebad)t:  ü.ccaTrjOiov  Jt«  niaTSUJS  if  to)  n'ifxatc  avrov.  ^d^ 
^alte  eö  für  roa^rfd)einlid)er,  ba^  ^^Jaulug  bie  fubjeftioe  unb  objeftioe  SSermttte; 
lung  ber  fü^nenben  äüirfung  (S()rifti  nebeneinanber  gefegt  ^at.  ©ijterfeitö  ba= 
burc^,  bafi  ©tauben  a\\  if;n  entftefjt,  anbererfeitö  babiird},  ba^  er  fein  !ölut  Der« 
goffen  I;at,  tilgt  er  bie  ©d^ulb.  3n  '^6if.  3,  15  mit  feinem  fd)rottnfenben  3;ejt 
mürbe  ba^  uon  B.  gegebene:  tV«  -niig  o  Titarfvwv  h>  avTio  b/t]  C«Jf]v  «iwviov 
uon  alter  Sinologie  ber  jot)anneifd)cn  3{ebe  abroeidjen,  menn  nid)t  iv  avro)  über= 
roiegenb  bag  „öaben  beg  eroigen  Sebeng"  erläutern  follte. 

!Ser  griec^ifd)e  ®prad)gebraud)  legte  bie  'i^enuenbung  uon  int  nät)er,  ba^ 
gried)ifd)  mit  bem  Satiu  baö  Ttotxv  ober  ben  ©runb  ber  ,3»werfid)t  einsufül)ren 
pflegt,  Sllom  ©lauben^motiu  jum  (Empfänger  beiS  ©laubenö  ift  ber  ©d)ritt  flein. 
ntareÜHP  In  avTtö  fd)eint  fid)  nad)  ^)t5m.  9,  33.  10,  11.  1  'ipetri  2,  6  in  bem 
in  ber  erften  ©emeinbe  gebräud)lid)en  itejt  Sefaja^/  28,  16,  gefnnben  jn  l)aben, 
oergl.  3  aWf.  2,  7  ifimarevaai  inl  ^toi.  ßbenfo  nennt  eö  m.  27,  42  aüers 
bingö  bei  ftarf  fd)iuanfcnbem  Tert  (avToi,  in  nvTÖv,  in  avTtT))  ben  ti'mpfänger 
beö  ©laubenS.  ';^\\x  Sa^jform:  xaraßäTw  . . .  x«l  niartvaofitv  iji^  nuTÖv  ugl.: 
3afob  glaubt  feinen  Söt)nen  il)re  !öotfd)aft  über  Sofep^  nid^t,  unb  «erlangt  uon 
il)nen:  fagt,  bei  rocld)cm  58ibelabfd)nitt  er  fid)  uon  mir  trennte,  unb  id)  uunbe  oud) 
glouben,  Clh  pDNNI ,  .  nox  2anä).  ©enef.  ilMiber  6.  211  =  r.  ©enof.  }»5,  2. 

3n  £u.  24,25:  „unöcrftänbig  unb  am  .t>erjen  langfom,  ^i  glauben  ,auf 
ollem',  roo«(  bie  '•|<ropl)cten  gcrebet  babcn,"  mirb  in(  mebr  ba^S  'JJiotiu,  al<i  ben 
bireften  iiejieOungopnnft  bc«i  ©tauben«!  einfübren.  i)lltf  ber  eigentlid)e  letjte  „'^iel: 
punft  be«  ©laubenü  werben  ©ott  unb  lSl)riftu<!i  gebari)t  fein;  m\  einer  feften,  in 
3efu«  ben  (Sl)riftu«  erfoffenben  ;{Hiierfid)t  bätte  fid)  il)nen  alö  fräftiger  ©runb 
bfl»  iüort  ber  Propheten  bargeboten,   falle  fie  cö  in  feiner  ©efamtbeit,  },\i  ber 


niaiii;  bei  Den  £i)noptifeni.  593 

bie  Üeibenöiüeiefaflunc?  ebenforoof;!  c[el;ört,  lüie  bie  .'öerrlidjfeitäuerfjeifsung ,  er= 
fo^t  Ratten. 

9JUt  niOTtvHv  Inl  i9^«p  mar  bo§  ©tauben  ol^  6eftef)enb,  auf  @otl  fit^ 
ftü^enb  üorgeftellt.  ©oU  eg  in  feiner  Jtid^tung  auf  0ott  ()in  befc^riebcn 
roerben,  fo  treten  bie  ^räpofitionen  mit  bem  2(ccu0.  an.  2)ie  3ücf)tigung  beä 
©ünberä,  fagt  bie  «Sapienj  12,  2,  ^at  ben  S'oerf,  iW  niartvataaiv  inl  a(.  ßu 
feftem  @pracf)gebrauc^  fommt  im  SJeuen  leftament  marivtiv  ffg.  ^n  ben 
@t)nopt.  ftef}t  TtcaifvHv  ds  com  6f)riftU!g  3)U.  18,  H,  äiei  ben  'l^aläftinenfern 
bleibt  3  pCNH  für  0ott  gebräuchlich,  '^uba  unb  Sienjamin  glaubten  an  mid) 
unb  f)eitigten  meinen  5Jameu  am  aJleer  mit  SJJofe,  Iti'l^pl  ^D  li^CN"  CH 
CD  '^It'  PN,  2:anc^.  öenef.  33uber  208.  2)ie  Ännb|d)ofter,  loelrfje  a)Jofe  gegen 
^aefer  fc^icfte,  loaren  tiid)tig.  ©ie  fagten:  mir  oerloffen  un^  auf  a}iofeg  (^ebet; 
er  fttnbte  frül)er  Äunbfd)after  aii^  unb  fie  bract)ten  3(nftof; ;  roir  jeboc^  tun  nid)t 
fo,  fonbern  roir  glauben  an  ®ott  unb  werben  fämpfen,  in'^sns  IJX  pnit22 

i^cw  n"2pn2  n\s  p  niryj  ^sS  ijn*  h2i<  ..  ntro  hz%  r.  3him.  19,  is; 

oergl.  2and).  chiikkath  24.  SJuber  3htm.  S.  130.  3<on  3ntereffe  ift  bie  Unter; 
fd^eibung  von  niDD  unb  I^D^n^  ^^^^  fie  }um  neuteftamentlic^en  ntnoid^^pai 
neben  niartvHv  eine  ^i^arallele  ift.  Wott  fagt  mit  Siejug  auf  bie  Jyfifr  bc^ 
g-efttagä:  meine  Sö^ne,  borgt  auf  meine  3ted)nung  unb  ^ciligt  ben  lag  unb 
glaubt  an  mic^;  ic^  roerbe  beja^len,  >3  IJ^CXm»  'J-  beza  15b,  Gö  fommt 
aber  nud)  dou  C^ott  j^^Nn  'uit  *?  neben  2  »or,  unb  ebenfo  wirb  für  baö  auf 
3}Jeuid)en  gerichtete  fronen  2  »»b  ^  gebraud)t. 

Xirei  Sefel)le  fanbte  ^ofna  an  bie  Äaananiter ;  ber  öergefiter  räumte  baö 
Sanb  unb  glaubte  an  Wott  unb  ^og  fort  nad)  3(frifa,  r2"pn'?  'h  '\'12^7\, 
j.  shebi.  36  c. 

3)ärael  fagte:  roir  moUen  5)Jänner  cor  unsi  ^er  fenben,  unb  fie  foUen  un§ 
bog  Sanb  erforfd)en,  meil  fie  nic^t  glaubten,  Ij^DXH  {<'?t^'•  ^"P  'firb  ein 
@teic^nisi  gebilbet.  2)er  J?önig  Derfprid)t  feinem  ©ol)ne  eine  oortrefflic^e  Sraut. 
2)er  ©ol)n  fagte  i^m:  id)  loill  gel)en  unb  fie  befeljen,  weil  er  feinem  i^ater 
nid)t  glaubte,  1^2X2  ]^?^N?2  n^Pl  N*?-  ®cr  ^ater  fagte  il)m:  fie^  fie  an  unb 
bu  lüirft  erfennen,  ba^  id)  bicft  nid)t  belog,  unb  toeil  bu  mir  nid)t  tranteft, 
^2  nj?2Nn  ^"^Z*  t'^Ztt'Z,  lüirft  bu  fie  nic^t  in  beinern  .'öaufe  fe^en,  fonbern 
id)  gebe  fie  beinem  ©of)ne,  Jand).  3d)allac^  5.  ®ie  glaubten  SSofepl)  nid)t,  bis 
er  il)nen  baji  Siegel  ber  ©efd)neibung  jeigte,  12  D^j^CNC  I^D  iÖ ,  land). 
vajjiggasch  5.  Iraue  bem  ^^rofelpten  nicf)t  biö  auf  22  0efd)led)ter,  pXfl  T'N 
132,  ^ef.  Jriebm.  22,  111b.  2)ie  3lmmoniter  fagen:  "WOi  ]CXn  bi<, 
Hand).  @enef.  Suber  ®.  100.  Sd)n)erlid)  mad)te  fid)  nod)  ein  beutlid)er  Unter; 
fc^ieb  jiDifd^en  2  uni»  *?  bemerflid). 

2)ie  negatiuen  58ilbungen:  imiaTog,  3)ir.  9,  19.  3)h.  17,  17.  Su.  9,  41, 
üergl.  12, 46,  unb  umarla,  mx.  9,  24  {^li.  17,  20?)  oergl.  Mx.  6,  6.  9)it.  13,  58, 
©c^tattcr,  Scr  ©taube  im  !K.  Seft.  38 


594  6rlä«tenmc\en  5. 

nennen  ben  ooHenbeten  ©egenfa^  ju  niardvHv.  3)a  amoTog  bcn  aftiwen  ©inn 
be§  lügnenfc^en  3:reubrucf)§  nicfit  ueiloren  I;at,  l)at  eä  [eine  alte  '^parallele  „mt- 
brcl^t"  bei  fid^ :  yfveci  aniarog  x«t  SuarQttfM^^vt]  in  2lnlel)nung  an  Seut.  32, 20. 
Sei  ben  ^atäftinenfern  ^at  HJCN  ^"lDin?2  einen  beutlid^en  ©prad^gebraud^. 
211^  3)(oie  ba^  Sßolf  üom  9ioten  3}leer  rütfroärtä  füf)rte,  fingen  biejenigen,  welchen 
e§  on  ©rauben  gebrad^,  m,  i^r  ^aar  augäureifien ,  nJ?2i<  "'"iDinc  it'^nnn 
in^iyD'  Pti'bin/  SlJerf).  su  ©job.  14,  2.  26  a.  Stiemanb  joU  üom  9Jtanna  übrig 
(offen  biä  jum  Siorgen,  itnb  fie  i^örten  nid)t  ouf  5Diofe;  bog  roaren  biejenigen 
in  Säraet,  roeld^en  eä  an  ölauben  gebradf),  ^N"ltt'">2t^  HJCN  nDlPir^  l':'t<, 
^ec^.  3U  @EOb.  16,  19.  49  b ;  »ergl.  r.  ©job.  25,  14.  ©ie  gingen  aui  ©abbat 
oug,  eä  ju  fantmein;  bie§  raaren  biejenigen  in  ^ärael,  benen  eä  an  ©tauben 
gebrad),  9}lecb.  ju  Gjob.  16,  21.  50b.  3Bantm  icf)iüint  ©ott?  diejenigen,  benen 
ber  ©loube  fet)lt,  berairften,  boft  er  fd)n)ur,  '<^2'^'h  'h  1^13  CPl  HJ^N*  noinc, 
©ifre  '^tui.  330.  Siioo^  gebroct)  e§  an  ©tauben,  HTI  HIl^N  TiV\)2  HJ.  ^ätte 
il^m  baö  SCßaffer  nict)t  an  bie  5?n5c^el  gereirf)t,  fo  raare  er  nict)t  in  bie  3lrd^e 
gegangen,  (©prucf)  Sod}auanä)  r.  ©enef.  32,  9.  .^»agar  füUte  aw^  ber  if)r  ge^ 
Seigten  Cuetle  i^ren  ©d)laud).  Sag  fagt:  eg  fel^tte  il)r  on  ©tauben,  DIDiriD 
nn^n  n3?2X»  r-  ©enef.  53,  19.  ©iet)e  oud)  bcn  ©a^i  Gleafarg,  beg  9)bbiitt)en, 
©.  29,  unb  bie  2lntitt)efe  swifc^en  n^CX  "iDinO  «nb  nJ?2N  b'!)2  beim  jo^on= 
neifd^en  rtiarog. 

j^ür  bie  ^^uftänbe  ber  inneren  ©nt-^iDeiung  unb  ©d)uianhing  ftef)t  neben 
bem  3Ktg.  eigentümtidjen  öiaTciCtiv:  äucxQtO^rjvat,  2)Jt.  21,  21.  aJlr.  11,  23. 
®ried^ifd^  bejeid^net  bog  3Bort  nid)t  ben  Äompf  ober  Streit,  »ietme^r  bie  ©c^eis 
bimg  ber  ©treitenben:  auf  bem  .Uampfptati  baburd),  baf?  fie  augeiiuiiibcrgef)en, 
im  3led)tg^anbel  boburd),  bo^  burd)  ben  rid)tcrlid)cn  ©prud)  bie  ftrittigcn  :i5er= 
t)ältniffe  georbnct  werben.  Sißie  eg  jum  neuteftamentlid)cn  ©ebrouc^  gefommen 
ift,  beffen  Gigentümlid)fcit  barin  beftet)t,  bafs  bog  \hay.Qi()T,vta  fid)  nidjt  im 
Sßcr^ältnig  ju  anbern,  fonbern  in  ber  eigenen  'iperfönlidjfeit  uolIjiel;t,  ift  mir 
ni(^t  oöUig  burd)fid)tig.  (Snttüeber  ift  ötaxQCviaihnt  bem  mebiolen  xQ^veaf^ni 
angelet)nt,  in  ber  SBebeutung :  rcd)tcn,  ftrciten,  unb  biorauf  aud)  ,yir  'i^encuuung 
eineg  gegen  fid)  gefeierten  ©treitcug  unb  .^lueifclnci  goiuorben.  Dbor  eo>  luirft 
bei  fcmitifc()e  ©ebonfc  bcS  „^erfoUcnfeinä",  ^t>^,  auf  bog  2l>ort  ein,  fo  bnf; 
ber  ©ebonfe  ber  Teilung  unb  ©d)eibung  in  gegenciiiaubcrftehcnbe  ©timmcu 
unb  Ärdfte  ouf  bog  Innenleben  beg  (Süujclncn  angeioaubt  ift. 

itniarih'  ftef)t  in  bcn  Wnomcn  ^efu  nid)t;  neben  ajJr.  16,  11.  16  i)nt  cg 
aud)  iiufog  mit  gricrf)ifd^cr  Jdil^^'U^:  nmarifv  rtvi  24,  11;  «.  ilnu  rijs  x"Q"^ 
*ai  i'^uiifiitCHv  24,  41. 

3l\id)  okiyÖTiKTTos,  ber  „am  ©loubcn  .Hiir.H'"/  brüdft  einen  ©cgenfat^  ,\um 
Ölouben  oug,  in  bireftcr  Übertragung  cincg  oramftifdien  '^lUntgcfiigcg,  «ergl. 
ohyoniaila,  i)Jt.  17,2011.   CSö  be^cid^nct  bc»,  beffen  ©loube  vor  ncui^u,  gröfKrcn 


niaiig  bei  ben  Synoptifern.  595 

2tuf(?tt6en  ficf)  nirf)t  erf)ält,  fonbern  8ei-gel)t.  -Die  S.  29  zitierte  @nome  er)cf)eint 
in  ber  babplonifc^en  Überliefenmg  in  foU]enber  '^oxxn:  t>eber,  ber  ein  Stücf 
33rot  in  feinem  Äorbe  fjat,  unb  fagt :  roaö  foll  id)  morgen  effen  ?  gel)ört  ^n  ben 
Äleingtäubigen,  ^bx  ^:'^{  IHO^  ^DIN  HC  "ir:\Sl  1^D2  PC  1^  tt^^ir  ^C  tT 
PJCN  ^JCOpD,  b.  sota  48  b. 

Äein  ©i)nont)m  fte^t  neben  Titarttttv.  3)er  fpörlic^e  Öebrancl)  oon 
71  fnoid-tvat,  iin.  11,  22:  »]  navonUa  l(f  ^  ineno(x>H,  2u.  18,  9:  nfnoiikorts 
icp"  iavToig  ort  (talv  ä(xaioi,  oergt,  oüdi)  bie  Variante  ju  3iRr.  10,  24:  toi'? 
TKTioi&ÖTag  Inl  ToTg  xQv^aai,  [teilt  immevf)in  ins  Vid}t,  lüie  feft  majfvHv  a\\\ 
Öott  nnb  ©()riftuä  belogen  nnb  barnm  im  (^egenfa^  jum  grierfjifc^en  Öebrauc^ 
nid^t  me^r  für  fodjlic^e  Dbjefte  oerroenbbar  ift.  llniCiiv  unb  iXni's  fefilen ;  nur 
i'u.  H,  34.  35  gibt  ütiiXhv  unb  tintlnCCtiv,  mit  iBejiefjung  ouf  bie  Stellung 
bess  3Wenfc^en  jum  3)?enfd)en.  vnofiivuv  ftel)t  in  ben  önomen  ^efu  einmal  mit 
grofier  ^:i}rägnana :  «DU.  10,  22.  24,  13.  2Kr.  13,  13,  oergt.  vnofiovii,  i'u.  21, 19. 
2(ud)  i(Xr]iyHa  beutet  fid)  nur  an:  rö  {<Xrj9tv6v,  £u.  16,  11. 

9iod)  ein  SlJort  an«S  bemjenigen  Mreife,  ouss  meldjem  ber  OloubenSbegriff 
ermodjfen  ift,  tritt  in  3«)'"  Stebe  eigenartig  ^ertjor,  fo  fel^r,  ba^  bie  ©oangeliften 
barauf  uerjid)tet  [jaben,  c^  griedjifd)  roieber.^ugeben :  ttfit'jv.  dlid^t  bie  über; 
rafc^eube  Unglaublic^feit  ber  3(uöfage  oeranla^t  es;  benn  manches  fc^arfe  ^ara^ 
bojon  3efu  ift  ot;nc  baöfelbe  überliefert,  cf.  j.  ».  mt.  9,  13.  12,  8.  2lmen  ftc^t 
Dielme^r  bei  S^er^ei^ung,  bei  £'ob  nnb  labet,  ba,  roo  baö  35]ort  jum  rid)terlid)en 
Urteil  lüirb  unb  bie  einigen  Wüter  nimmt  ober  gibt,  olfo  ba,  loo  baö  ÜSort  ben 
SöiUen  funbtut,  eine  (Sntfc^eibung  gebenb,  ber  nun  bleibenbe  Öeltung  jufte^t, 
auf  bie  ber  .'pörer  barum  and)  mit  befonberem  ©ruft  ^t  achten  f)at,  joeil  fie 
über  fein  ÜJefd)ict  entfd^eibet.  (iin  ^^Naraboron  entf;alten  fold)e  Sl^orte  aUerbingg, 
ba  bie  SBebeutung  biefer  SBorte  an  ber  ^erfon  3efu  ^aftet,  er  ober  alg  ajlenfc^ 
lüie  fie  oor  ben  4*örern  fte^t,  mä^renb  fein  SBort  alg  Urteil  unb  Madit  auftritt 
mit  eiuigem  (gffeft.  2)arum  loirb  eä  burd)  3(meu  ale  ein  fefte^  unb  gültiges 
beftätigt,  tro$  be«  gegenteiligen  ©c^einö.  2)er  ©nmbbegriff  ber  SBurjel  lebt  im 
3lmen  3efu  lieber  auf,  iueld)er  nid)t  nur  ober  luerft  bie  intelleftuelle  :)tid)tigfeit 
ber  3luöfage  im  3lnge  l)at,  fonbern  ben  feften  älJillen,  ber  fie  trägt  unb  realifiert. 
2)arin  lag  bie  Unüberfe^barfeit  be§  Sßortg  für  bie  gricc^if(^en  ©oangelien. 
(iXjj&oig,  mit  bem  es  Sufoö  einigemal  erfetit,  9,  27.  12,  44.  21,  3,  ugl.  in 
cdt]»(i'ag  4,  25,  ift,  lüie  2uÜ)ex^  „mol;rlic^",  3u  auäfd)Iie$lic^  auf  ben  ^ntelleft 
bejogen. 


596  Griäulcntiitieii  H. 

6. 
Der  Sprachgebrauch  des  johanneifchen  Evangeliums. 

niOTig  Streue,  moros  treu,  aniai^Tv,  uTnaTia,  ohyömarog,  oXtyoniaiia, 
ja  felbft  nlmig  @Iaube  fel^Ien.  2)er  ©egenfa^  ju  maxtluv  \\i  ov  maraviiv. 
9iur  im  3Bort  an  ^f)oma§  20,  27  tritt  noc^  Kniatog  itnb  Tiiarög  =  gläubig 
JU  mareveiv  ^inju.  niarevHv  unb  ov  TuarsvHv  reici)en  ii)m  I)ier  nic()t  mei^r 
au8.  ®r  miü  ouäbrüden,  loag  ftd)  baraug  alg  ber  bleibenbe  ©taub  unb  (£]^a= 
rafter  ber  ^erfon  ergibt,  '^m  ßntfte()en  ober  g-ef;[en  beö  ©Inufieiiö  »oUjief^t 
fic^  ein  „2Berben",  yivta&m  niaröv,  untarov,  baä  bie  fUeibenbe  (£igen)rf)aft  beä 
SRenfc^en  roirb.  %\xt  bie[eg  auf  bag  beftänbige  3?erf;alten  unb  ben  bleibenben 
33efi^  beö  ^JJenfcben  geriditete  niaTÖg  ift  T^liC^  "»"^yD  tiei  ben  'paläftinen)ern 
bie  '^orallele.  (So  ift  gefd^rieben:  bieä  ift  baö  Jor  für  ben  ,'perrn;  ©erec^te 
gefien  burd)  baäfelbe  ein,  ^f,  118,  20,  SBa'S  fagt  er  »on  benen,  bie  ©lauben 
ftabenV  ^^^IN  T\12  Dj^N  "•byDD-  Öffnet  bie  lore,  unb  cö  fomme  ein  ge= 
rec^teä  Solf,  loeldieö  Ölauben  beinafjrt,  ^ef.  26,  2.  ©iefeö  'Xox,  alte,  bie  e^Jlauben 
f)aben,  ge^en  burc^  bagfelbe  ein,  12  \>ÜZ2l  H^IDN  "h^^  '?!  Hi  "W^,  3Kec^. 
JU  G;cob.  14,31.33  b.  Sfaaf  fegnet  ^afob,  nid)t  bagegen  (Sfau,  im  9lamen 
(Slo^im,  ber  na^  ber  fixierten  (Sjegefe  ber  '^^aloftinenfer  auf  bie  ri(^terlid)e 
^unftion  ©otteö  ge^t.  9Jur  bei  '^altib,  nid^t  bei  ®fau,  mirb  fontit  baä  göttlirfie 
JRed^t  DorbeI)aIten,  loeif  fid)  nur  ^nfob  of)ne  iPorbefjalt  ber  31egiernng  ©otteö 
nnterroirft.  JJenn  (Sfau  entbef)rte  beö  (>}taubenö;  für  l^safob  bagegen,  i»eld)er 
(Glauben  l^atte  unb  gerecht  roar,  fagte  er:  eö  gebe  bir  6lof;im,  nac^  bem  Siedet. 

pnüi  r\y\'o^  hv^  nihk'  ipvh  hz^   .n:öN'  iDin?2  {wv)  xin^'  ^:!:^ 

Xand).  (^enef.  Sauber  ©.  134.  ^'^ei  babi)lonifd)e  Stabbinen  ftellen  über  ben 
Untergang  tserufalemö  antitf)etifc^e  Sä^e  auf:  fogar  in  ber  ©tunbe,  too  Sern« 
falem  ftraud^elte,  fef)lten  if)m  nid)t  bie,  bie  (Silanben  baben,  UT\t2i  IpDD  N*? 
n3?2N  ^'PyZ.  3iid)t  ging  ^erufalem  unter,  bis!  aufl)örten  <\wi  il)m  bie,  n)eld)c 
(Glauben  Ijaben,  HJCN  ^"pyD  nJ?;?2  IpDEli*  "1J?.  ®icS  loirb  fo  an^^geglid^en : 
ba8  eine  gilt  uon  ben  "Borten  beö  Wefe^eö,  baö  anbere  nom  (^efdiäftiSuerfebr. 
5Bei  ben  SUorten  beö  ('•Jefe^cö  gab  eg  fold)c,  im  (''k'fd)äftvM)crfe{)r  nid)t, 
h.  chagiga  14  a. 

2)a8  '^crfeft  nfmaxfvx^vai,  ift  nad)brücflicl)  gebraud)t;  eö  foll  bie  fort- 
roirfenbe,  befinitioc  ©tellung  Oeruorgcbobcn  loerben,  in  bie  ber  9)Jenfd)  burd) 
ein  red)tfd)affcneö  (Glauben  eingetreten  ift. 

©tetd  roirb  Oief"*  t»»rtl)  *^f  «lö  ^ci"  bejeid)net,  ju  bem  I)in  baS  (Miauben 
jidt.  Sonft  tritt  ber  Datiu  an:  "JJJofe,  ben  "Borten  ober  ilU'rfen  '^efu,  ber 
@(^rift  glouben;  uergl.  „glaube  mir",  4,21.  „%\\  baö  Vid)t  glauben",  12,  36, 
Wlbet  feine  "ilbroeid)ung  uon  ber  fcften  Stege!  beö  6prad)gebraud)vN,  uu'il  ,vV'f>'* 


niaTEvHv  bei  ^o^amieg.  597 

felOft  bog  i\6)i  ift.  Dieben  ber  SBenbuns:  „an  Sefuö  glauben"  ftef)t  nur  bie 
Jormel:  „an  @ott  glauben",  maTtvHv  dg  rbv  &(öv  14,  1,  uergl.  12,  44,  roeil 
3efu  i:;eiben  eä  mit  ftc^  bringt,  ba^  baö  Sßertrauen  alö  nic^t  in  ®ott  ru^enb, 
fonbern  als  ^u  i(}m  ^inftrebenb,  i^n  fuc^enb  unb  faffenb  gebacf)t  ift.  öflufig  ift 
ferner  ber  Cbjeftäfa^  mit  ort;  einmal  roirb  mit  zoito  bie  üorangel)enbe  %\\i' 
fage,  bie  bem  ©lauBen  feinen  beftimmtcn  So^oW  gibt,  roieber^olt:  maTtvuq 
TovTo,  11,  26.  2)er  ©prad^gebraud)  bleibt  fomit  oollftänbig  auf  ber  Stufe  beö 
3(ramäifd)en ;  id)  müfste  nid)t,  roaö  an  bemjelben  „Öräciemue"  Ijeiyen  fönnte, 
in  bem  Sinn,  bo^  eö  nur  auö  griednfc^em  Sprac^gefü()l  enwac^fen  wäre.  !J)ie 
formalen  Berührungen  mit  ben  paläftinenfifd)en  2ä^en  finb  mel)rfac^  fel)r  eng. 
ä?ergleid)e : 

6,  64 :  iilk^  fialv  ^1  vfiöäv  Tives  oV  ov  niartvovatv.  3n  ber  ©tunbe, 
ba  unfer  Sater  3tbral)am  in  ben  '^tuevo^en  l)inabftieg  unb  gerettet  rourbe,  gab 
eö  unter  ben  58ölfern  ber  äßett  fold)e,  roeldje  glaubten,  unb  folc^e,  n)eld)e  nid)t 
glaubten,  C^:i?2N?2  T>n  N'Sl^'  Sr""!  C^i^NC  VPitf  C^iyn  Hl^WC  IJ'V  Unb 
alö  ber  Äönig  won  Sobom  in  ben  3tipl)alt  t}inabftieg  unb  gerettet  rourbe,  fingen 
fie  an,  an  3(bral)am  ju  glauben  Mon  früljer  l)er,  r.  öenef.  42,  11. 

3,  16:  71«?  6  mativtav  iis  avrov.  3?ac^bem  ber  6i)riftuß  geoffenbart 
ift,  fül)rt  er  "^^vael  in  bie  Sßiifte  unb  roirb  roieber  üor  i^m  »erborgen.  Seber, 
roeldjer  an  il)n  glaubt  unb  il)m  nad)folgt  unb  luartet,  roirb  leben.  Unb  jeber, 
ber  nid)t  an  \i)n  glaubt  unb  ju  ben  '-IJölfern  ber  Sßelt  gel)t,  ben  töten  fie  jule^t, 

1^  I^DND  |\si:'  '?Di  n-in  Nin  |\nDci  innx  it'im  t>  j^cnc  ni-i:'  h^) 

d?)]}^  D'^üMih  ']h^r^\^,  r.  $.  y.  2,  22.  über  bie  ^araUelcn  fietje  meine  m- 
bnnblung  über  bie  ®prad)e  unb  .vieimat  beö  üierten  ßoangeliften ,  Seiträgc 
VI,  4.  1902. 

3ür  roen  ift  ba^  aJJanna  bereitet?  Jür  bie  GJerec^ten  in  ber  fommenben 
Beit.  3Ber  glaubt,  ift  roürbig  unb  i^t  oon  \\)m;  ber  aber,  roeldier  nidit 
glaubt  .  .  .  jiDXQ  i:iNi:'  ''ü)  1:DC  ^2\S1  HDIT  ^DNC  xrii:'  ""D,  3:and|. 
©Eob.  »über  S.  6«. 

12,  44:  o  TnoTtviav  iis  if^i  or  niartixi  ttg  ifi^.  35ßer  an  einen  treuen 
.s^irten  glaubt,  )o  ift  e^,  roie  roenn  er  an  bai  SBort  beffen  glaubte,  ber  fprac^ 
unb  bie   äöelt   roar.     ir^NDD    ]^?2{<C   I^ND   pW   HVnD   j^DNClf   >D  bj 

□^"lyn  n^m  icnit  ^c,  a)je(^.  ju  ejob.  14, 31. 33  b. 

10,  38:  xuv  ifAol  ^T]  7iiaTfvT}Tf,  ToTg  fQyocg  Ttiaxfvtte.  3ü)ie^  finb 
jyrüc^te  au^  SefforifS;  roenn  bu  mir  nid)t  gloubft,  gel)  unb  tjole  bir  felbft, 
uHN  ?]X  i?  NDHl  XU  ^::^DX?:  nriiS  ]\X  CN,  j-  pesach.  42  d.  3ltiba  ju 
Jineju^^  atufu!^:  roenn  bu  nid)t  glaubft,  gel)  imb  erprobe  e^  an  beinern  SSater, 
T2N2  pn2"l  NU  ]iCkS^  nriN  |"'N*  CNI,  ^and).  ki  thissa  33.  SBar  Äamfa: 
Unb  roenn  bu  mir  nid^t  glaubft,  fenbe  mit  mir  einen  ©parc^oS  unb  Dpfer,  unb 
bu  roirft  fogleid)  erfennen,  "ba^,  id)  nidit  ein  Vügner  bin,  i*?  rCNH  nS  CXI» 


598  erläuterungen  6, 

r.  Älgt.  4,  3.  Süerteumbung  Bringt  3lugfa^,  mxb  raenn  b«  ntc^t  glaubft,  fiefje, 
2)Mrjam,  bie  ©eredjte,  ift  ein  B^if^^"  f""-"  ^^^'  roeW^e  eine  böfe  ,3w«öe  I)abcn, 
PCN?2  nx  ]^{<  CNV  r-  Seut.  6,  4.  5.  3Benn  i^r  nid^t  glaubt  an  bog  künftige, 
glaubt  an  baö  SJergangene,  IDyi^'t'  i:^?ONn  XDH^  CJ^DN*^  DHN  ]"•«  DSV 
Sifre  Seut.  25. 

10,  37:  ft  ov  .  .  .  fxr]  niarfveTs  fioi.  ©in  SBeib  ()aiTte  auf  iljven  @e; 
maf;l,  ber  in  bie  Sauber  am  3!)}eer  gejogen  roar.  ®r  fagte  il;r:  eö  fei  biefeö 
^eic^en  in  beiner  öanb.  Sßenn  t>\x  biefe§  3eiff)en  fe(;eu  wirft,  roiffe,  ba^  id) 
fomme  unb  nal)e  bin  ju  fommen.  ®o  Ijarrt  ^örael,  feit  ®bom  aufftaub.  6'g 
fagte  (Sott:  2)iefeö  3^1^^)^"  '^^'^'^  i"  e"'^^'^  §^"^  f^"^-  5^"  bcmfelbeu  Jage,  an 
roeld^em  id)  eud)  ©rtöfung  fdjuf,  unb  in  berfelben  9iac^t  foUt  i(;r  raiffeu,  baf[ 
id^  ^\\i)  erlöfe,  unb  wenn  nidit,   glaubt  nid)t,  roeil  bie  3eit  nid^t  genat)t  ift, 

nyn  ray  vh^i;  i:^QNn  h^  in*?  DiSV  r-  ejob.  is,  9. 

4,48:  ^«r  ^t]  at][xeia  xal  Tigara  l(^i)Te,  ov  fir]  ntnTfvßrjTf.  (3\a\lbi^n 
fie  etraa  nid}t,  big  fie  bie  3eitf)eu  fal)en?  Stein,  fouberu  „ba  ()örten  fie,  bafj 
©Ott  ^eimgefud^t  Ijatte",  (Sjob.  4,  31.  Sßegen  beö  ^örenö  glaubten  fie,  unb 
nic^t,  roeil  fie  bie  3eid)cn  gefe^en  I)atten.  Unb  lucgroegen  glaubten  fieV  SBegen 
beö  3eid)en!S  ber  .'g>eintfud}ung,  iueld)eß  er  il)ncn  fagte.  Seiui  fo  ()atteu  fie  eine 
Überlieferung  üon  Siafob  l^er :  jeber  ©rlöfer,  roeldjer  fommt  unb  meinen  Söl)ucu 
fagt,  f)eimgefud)t  l^abe  id)  eud^,  er  ift  ein  mal^rl^aftiger  Griöfer.  Sllg  3}Jofe  fam 
un'b  fagte:  „f)eimgefud}t  l}abt  id)  cnd)",  ba  „glaubte  baö  3]olf"  fofort.  Sße«- 
()alb   glaubten  fie?    2)enn  fie  Ijörten  bie  .s^eimfuc^ung.    Hj;  Ij^r^NH  N'P  '?)2^ 

r.  ®job.  5,  16.     3"  13^Ct<n  nOD  »ergl.  Ip  Tovrtp  mareiofMev  16,  30. 

2,  22:  infanvauv  rij  yQMfij.  Sie  g^'^wler  in  S^^rael  fagcn,  ba^  bie 
^ropt)eten  unb  bie  Äetubim  uid)t  Xl)oxa  feien,  unb  fie  glauben  nidjt  au  fie, 
CHD  C^J"i?:?ND  CJ^NI,  Jtand^.  35cut.  ree  1.   58uber  ©.  19. 

6,  29 :  IV«  ntaT€v(Tr}Te  etg  ov  itniaruXiv  httvog.  911'?  '3J{ofe  un"il)vcnb 
beö  i(ampfe8  mit  9lmnlcf  für  ^öracl  betete,  betrad)tete  il)n  ^s'Srael  unb  glaubte 
an  beu,  ber  a)Jofc  geboten  l)atte,  fo  su  tun;  CW^NVn  D  p'prnD?:^  \S"1C"'  Vn 
■p  m^'V*?  nit'C  '^pE':^'  "»CDf  'J^tcd).  ju  (Si:ob.  17,  11.  54  a.     i?ergl.   aud): 

G^iyn  n^ni  icnit  v^d  i^^cNnt:'  njv^xn  s»  'JJit.  15, 28. 

11,40:  im'  niOTivain  öi//»j  Tr]v  öü^uv  tov  ^'^fov.  35ie  !I'^eopl)anie  auf 
bem  Sinai  finbct  ftatt,  „bamit  fie  nid)t  fageu,  mciui  ov  un<i  feine  .'perrlidjfeit 
unb  feine  (Hröfje  geu'igt  Iirttte,  l)(1tten  mir  ihm  gegUuibt;  jolU  aber,  moil  er 
une  feine  .^vrrlidjfeit  unb  feine  (^hiifje  nid)t  U'igte,   glauben   mir   il)m   uid)t," 

i:«"in  i6\ff  vicDyi  ^h  d^j^cn;^  i:«n  )hii  pni  ni2D  nx  i3N"in  i>n 

1^  D^JiDKC  1:N  ]^N  i'?"!^  PNI  niDD  HN,  r.  .?>.  l'.  1,  14. 


ntOTivstv  bei  ^o^anneä.  -  599 

4,  21 :  ntaTivaov  fioi  oti.  2l(g  a)iofe  beim  2(nblicf  be§  ^alU^  bie  2:afeln 
jerbrocf),  jagte  if)m  ©ott:  bu  f)oft  mir  nicl)t  geglaubt,  t>a^  fie  fidj  baö  latb 
mad^ten,  ..  t^  i^  pCNC  n^H  N^?,  r.  2)eut.  3,  12. 

3u  20,  8  eiSt  y.al  iniarsvat  unb  ben  parallelen  oergt.  baö  ju  aWrf.  15,  32 
Slngefü^rte. 

6g  ift  beäl;alb  aud^  nid^t  auffallenb,  bafs  Soi^onneö  aud^  CItS'ZJ  ]"'Dri  inö 
©ried^ifc^e  l^inüberna^m :  niartvHv  tig  t6  uvofia,  al§  Söort  3efu  3,  18,  fonft 
nod)  1,  12.  2,  23.  3)er  Slid  unb  SBiUe,  welcher  im  ©lauben  liegt,  wirb  bamit 
auf  ba§  l)ingelenft,  wag  ^efug  ^ei^t,  roeil  fein  9Jame  feine  Stellung  oor  @ott 
unb  ber  Sßelt  offenbart.  (So  roirb  baö  (Glauben  oom  perfönlid)en  Umgang  mit 
^efuä  unabt)äugig  unb  allen  möglich,  meieren  er  uerfiinbigt  loirb.  SJergl.  bomit : 
@ott  fprad):  fiel)e,  id)  uergelte  ben  ^Utcften,  ba^  fie  ^^vael  an  meinen  9Jamen 
glauben  machten,  ^ü\L^2  ]i72i<'rh  'PNllJ'''  PX  IlTJ?^  hv-  S"  i'^r  Stunbe,  alö 
Siofe  i^nen  fagte:  ber  Öott  eurer  ''Mtex  Ijat  micf)  ju  euc^  gefanbt,  roenn  bie 
^llteften  3)lofeg  SBorte  m<i)t  angenommen  l^ätten,  t)ätte  fte  auc^  ganj  Sörael 
nid)t  angenommen;  aber  bie  ^^llteften  nabnten  fie  juerft  an  unb  jogen  gan^ 
S^rael  nad^  fid),  unb  mad)ten,  baf;  fie  an  ben  !JJamen  (Lottes  glaubten,  }<^{< 

cnnnx  bxitr^  bj  iZTr;2i  n^nn  (nirc  hw  m^i  n«)  t>2p  c^:pTn 

n"2pn  bi:^  )r2^h  ]V2Hrt>  inW  IB'yi,  r-  ©tob.  iß,  l.  Seadite,  roie  aud)  l)ier 
niOTtviiv  nnh  lufxßüvHv  TIC  (ßr'jfiaja  uebeneinauber  fte^en.  Offenbar  unb 
befannt  ift  cor  bir  meine  SWü^e  unb  ^lage,  mit  welcher  ic^  mic^  plagte,  bis^ 
fie  an  beinen  Flamen  glaubten,  "[r^K''?  C^J^CNC  Vn^ll'  "1J?/  i'-  ^eut.  11,  6. 
Monfreter  ift  bie  Jormel  gebad}t,  menn  berjenige,  ber  einem  anbern  beö^alb 
fein  Ü5elb  anoertraut,  roeil  er  bie  2:i)efillin  trägt,  fagt:  nid)t  bir  traute  ic^, 
fonbcrn  bem  l)eiligen  3Jamen,  roeld)er  auf  beinem  ößwpte  roar,  n^j?2^n  "p  iÖ 
Itrn  bv  Nim  Nirnp  NCIT  XIH^N^N/  ^-^.^ef.  gnebm.  22,  111b.  (Stroa^ 
fürjer  j.berak.  4c:  ■jC'nDl  ]''b'>iÖ  N^iN  H^JCH  ib  iÖ-  91««  ben  Säumen, 
roeld)e  9(bral)am  neben  ben  3ntären  pflanjte,  roirb  bei  ben  Siabbinen  ein  ©arten, 
in  roeld)em  er  ben  ^oriiberjiei^enben  Speife  unb  Jrant  anbot.  „Unb  er  oer^ 
fiinbigte  il^nen  bafelbft:  befennt  unb  glaubt  an  ben  9lamen  beg  ^emi,  beg 
eroigen  ®otteö,  XQ^yi  NHt'N  "n  N1CD  CITD  IJ^cm  n\S,  5er.  I  ©enef. 
21,  23.    4?ergl.  STrg.  ^er.  I  (Sjob.  11,  31.  ©enef.  21,  33.  ^f.  106,  12. 

Süie  loderen  33e}iel^ungen  bcö  Segriffg  treten  in  burd^fidjtiger  Söeifc  an: 
tp  nennt  ben  Örunb,  in  roeldiem  ba^  ntaTsveiv  benil)t,  16,30;  Jt«  «  baö  oer^ 
anlaffenbe  3}}otii)  4,  39.  41,  rft«  nvos  bie  baö  ©lauben  oermittelnbe  '^erfon  1,  7. 

Sntereffant  ift  niartvHv  ntgl  rov  TvipXov  oti  9,  18,  roeil  eö  jeigt,  roie 
beutlid^  fid)  ber  ©oangelift  au'^jubrücfen  roeift,  roenn  er  oon  einer  Überjeugung 
reben  roill,  bie  nid)t  bie  'l^erfon  mit  ber  '|>erfon  ju  bleibenber  '-8erbunbenl)eit  einigt, 
iöergl.:  2)er  i^önig  «erföl)nt  fid)  roieber  mit  feiner  oerftofienen  @emal)lin.  Unb 
i^re  'JJad)barinnen  glaubten  nid)t,  ba^  er  fid)  mit  il)r  oerföljnt  l)atte,  vn  i^b^ 


600  ©rläutentngen  6. 

pi^  M!i"in:tJ^  nii^cNc  n\ni:;^2U',  3:and).  ejob.  mur  ©.  127  =  r.  e^ob.  51, 3. 

3llö  9laron  ftarb,  uevi'ammelten  fid)  alle  bei  a)}oie  imb  fachten  ju  it)m:  luo  t[t 
bcin  33ruber  2lai*on?  ©r  fagte  ju  i(;nen:  Öott  i;at  if)n  jum  ercigen  Seben 
uerborgen,  unb  fie  glaubten  tf)m  iiid)t,  12  D'j^DNQ  VPi  f^*?!,  Sifi'e  2)eut.  304. 
3u  Trep^:  er  traut  il;m  uid)t  in  betreff  ber  ^^Ijuten,  h]}  1j^CN?2  1Ji5<  XIH 
nntryDn.  ml.  demal  4,  1. 

35on  3eiu§  wirb  ba§  SBort  nur  einmal  für  fein  3Serf;aIten  ju  ben  3Ken= 
fd^en  unb  mit  boppeltem  Dbjeft  gebraud)t:  niarevtiv  uitov  avroTs  2,24. 
JDap  oergleid)e  baä  px  Su.  16,  11  33emerlte. 

3tud}  bei  ^ol^anneö  gibt  eg  neben  maTevecv  fein  ©t)nont;mon.  nenoi- 
^€vat,  naiü^eadui,  fef)len  gan^;  u7ihx9s?v  fielet  bagegen  3,  36.  vnofiovr],  vno- 
fiivetv,  iXn(g,  bie  bod^  in  ber  apoftolifc^en  Spradje  fo  fräftig  entfaltet  roaren, 
fehlen.  ilntCtiv  ftel;t  ein  einjigeg  ajJal  beutlid)  üon  niareiHv  unterfc^ieben, 
jur  (Sf)arafteriftif  beö  ;^>ubentumg  5,  45. 

Sagegen  tritt  baö  alte  33egriffgpaar  ber  ©d^rift  nCNI  IDn  geroid^tig  in 
bie  Sprad)e  be^  ©»angeliften  ein,  nid)t  in  feinem  fi)noptifd)en  ©emanb  alö 
To  (leog  xai  17  niaris  unt)  nid)t  im  '-ölitf  auf  baio,  mnö  ber  3Jienfd)  ju  üben 
l)at,  fonbern  afö  jj  /«p*?  xal  »i  «/»jÄfta  mou  ber  üon  @ott  au^gel^enben 
nCNI  npri-  33efd}rieb  bie  ©d)rift  @ott  als  ben  „an  (^üte  unb  J^reue  großen", 
eben  bieö  roar  IJefu  33efi^  unb  feine  @abc  an  bie  3Belt,  1,  14.  17.  ^n  ben 
23orten  ^efu  fef)rt  nur  dkriS^sia  für  ftd^  allein  roieber,  teilö  bejogen  ouf  einen 
einjelnen  ^tuöfprud) ,  4,  37.  16,  7.  10,  41 ,  uormiegenb  aber  in  umfaffenbem 
Sinn,  ber  fie  in  i^rer  über  bem  ajJenfdjen  fteljenben  Siealität  anfd)aut.  S)iefc 
9Bcnbung  üon  dlri&tin  oeranla^te  ben  ©ebroud^  Don  nli)&tv6g  neben  (Urj^rii. 
9Bäl)renb  biefe»  oliS  Slelationebegriff  ein  anbereö  Subjeft  forbert,  gegen  ba<^  bie 
^erfon  ober  Sad)e  roal;r  ift,  betrad)tet  CdriOtvög  bie  Bad^t  nad)  il;rem  eigenen 
3Befen  unb  fd)reibt  il^r  an  fid^  felbft  fdr\&Ha  ju  a\i  i^re  2lrt.  ©ott  l^ei^t 
(lkr}0^rig  im  33li(f  auf  fein  an  bie  3J(enfd)en  geridjtete'C*  äBort,  3,  33,  i'dT],')ivös 
im  ÜJlict  auf  fein  i^efen,  in  lueldjem  feine  (SJottOeit  ftel)t,  17,3.  Db  ba<!i  .^eugni^ 
ulti»tv6v  fei,  roirb  00m  «Aij^fj  Xiyuv  nod^  unterfdjiebcn,  19,  35,  ba  \l)n\  jeneö 
9lttri6ut  becroegen  jufteljt,  meil  eS  uon  „bem,  ber  gofel)en  bot",  flammt,  im 
(^egenfatj  ju  einem  ibcridjt,  meldjer,  ob  er  mal^r  ober  falfd)  fei,  nid)t  auf  '.?lu= 
topfie  beruht,  alfo  fein  ^eugnig  ift.  35o8  ^eugnie  beffen,  ber  für  fid^  felbft 
,^eugt,  l)eifU  be«l)alb  oi'x  «ii^i'/i^s-,  nid)t  orx  ulriUiyr,  lueil  er  allerbingiS  ^i\\%i 
ift,  aber  megen  feiner  felbftfüd)tigen  Xenbenj  ti'iufd)t  unb  lügt.  Wottcci  HeugniiS 
fonii  baflegcn  nid)t«i  anbere«  fein  aI8  «Aij.'/»5?i  ß,  «^l-  82;  oergl.  8,  13  ff.,  uio 
nld)t  bauon  gcfprodKu  mirb,  ob  l^efu«  Heuge  fei  ober  uid)t,  ba  fein  .'^ciigniv^ 
feinen  .l"»iJrern  uorliegt,  moljl  aber  bauon,  ob  er  ihnen  ol)ue  Jtlufdmng  ,n'igiV 
nat  er  tpirflic^  ift.  Do«  burc^  bie  ©rcigniffc  realifierte  Üüort  ift  itki]tyivöv  ge= 
worbcn,  4,  37;  uliiö^g  ift  c*  feinem  l^nbalt  nad)  burd)  ben  reinen  'JlUllen  be<s 


Ser  Sprac^gebrnud)  ber  ßemeinbe.  GOl 

9iebenben,  ber  fein  Unrecht  in  fic^  träflt,  7,  18,  uerc}!.  10,  41.  19,  35.    3lucf)  in 

7,  28  neben  8,  26  ift  ber  aSSecfjfel  ber  3Borte  nicf)t  unbegrünbet.  3"  8,  26  wirb 
an  ba8  gebac()t,  roaä  ^efug  ben  Seuten  fagt;  ba^  ift  aber,  weil  ev  nnr  ba^  v)on 
®ott  Öe^örte  rebet,  bas,  wa^  ®ott  ifjnen  fagt.  3)arum  roirb  I^eroorgeljoben: 
ber,  iceld^er  mid)  fanbte,  ift  iD.rjfhrjs,  roeil  er  fiebere  Leitung  unb  l^eUeö  Sid)t 
gibt.  2in  7,  28  niirb  erörtert,  roo^er  ^jefug  fommc,  ob  er  gefanbt  fei  ober  ni(^t; 
ba^er  wirb  gefogt:  ber,  raeld)er  mic^  fanbte,  ift  uhidirög;  aud)  im  2lft  feinet 
Senbenss  i^at  er  uXriUna  alö  feine  2trt  an  fid^.  Saö  £id)t  rairb  dlrjdivöv  ge- 
nannt, 1,  W,  roeit  i^m  nid)t  ein  trügenbeg  Sic^t,  fonbern  bic  Jinftemig  entgegen- 
gefe^t  wirb,  ebenfo  ber  Stnbeter,  in  bem  eä  rcirflid)  jur  2lnbetnng  fommt,  im 
Unterfd)ieb  uon  benen,  bie  nid)t  roiffen,  was  fie  anbeten,  4,  2H.  Ül^eil  ^sefuö 
nid^t  allein  ift,  fonbern  „xd)  unb  ber  mid)  ©enbenbe",  8,  16,  borum  ift  feine 
xQi'atg  (llrjO^ivr].  2)enn  auö  ber  ©egenroart  (Lottes;  bei  il)nt  jiebt  fein  Urteil 
©eltung  unb  Jeftigfeit.  3(uc^  6,  32  unb  55  luirb  ber  2Bed)fel  ber  äüorte  nid)t 
jufdllig  fein,  ^aö  toal^rJjaftige  ^immelgbrot  fteljt  bem  entgegen,  voai  nid)t 
5>immel^brot  ift.  ukriUr\g  ßQwaig  loirb  bagegen  an  ben  abfc^recfenbcn  Schein 
beuten,  ber  an  feinem  Jleifd)  unb  4Mut  l)aftet,  ale  loäre  es  unfäl)ig,  !:)ial)rung 
ju  fein  unb  X'eben  ju  geben;  biefe  Speifung  trügt  aber  nic^t.  Die  ^öejie^ung 
üon  ukrj&ivög  auf  ben  ®ebanfen  „^beal"  trägt  einen  bem  ©oangelium  fremben 
^^egriff  in  ba^  SBort  {)inein.  Der  (>5egenfat5  ju  ukr\iiHa  ift  bei  Sol)anneö  nid)t 
baö  2ibbilb,  fonbern  \pivdog.  ©ö  ftel)en  bie  fraft=  unb  roertooUe  Stealitdt  unb 
ber  leere,  trügenbe  Sdjein  gegeneinanber.  Darum  ift  \>ai  ult)&iröv  für  feinen 
33eobad)ter,  .t>örer  unb  (Sinpfituger  ebenfall'^  (Urilffg;  aber  ber  (i>efid)tepunft, 
unter  bem  bie  beiben  i^lbjeftioe  if)r  Dbjeft  betrad)ten,  ift  bifferent.  ulrj&^g  fo^t  es 
in  feiner  Munbgebuug  unb  'älu^erung,  idri&i.mv  in  feinem  eigenen  üBefenäbeftanb. 

Dai^  oerboppelte  Slmen  in  %i\\\  Sßorten  ftel)t  bei  3ol)(iuneö  feljr  analog 
rcie  bae  3(men  ber  ©pnoptifer.  Ulm  an  loenigen  Stellen  gebt  ee  über  jur 
^•Befräftigung  eineö  gegebenen  i^atbeftanbig ,  in  ben  bie  itorer  fic^  nidjt  finben: 

8,  58.  12,  24.  10,  7.  16,  20. 


7. 

Der  Sprachgebrauch  der  Gemeinde. 

n(aTtg  bleibt  neben  feiner  oonoiegenben  ^Benoenbung  für  ben  ©lauben 
o.\\&^  im  tätigen  (Sinn  ber  Treue  uon  @ott  unb  Ü)Jenfc^en  im  ©ebraud),  ol^ne 
bnfs  für  ben  ©ebanfen  ber  Briefe  bo^,  roag  wir  a\i  %xt\xt  unb  ©lauben  fc^eiben, 
auöeinanber  brid)t.  S"  3löt".  3,  2  ff.  befd^reibt  ^^aulue  ^örael  junäd)ft  aii 
Subjeft  eine§  göttlichen  niarevit^rlvai.  @r  l^ebt  bie  Sc^ä^ung,  bie  Öott  '^^xael 
gen)äl)rt  f)at,  unb  bie  in  \i)v  begrünbete  3Bürbe  beö  '^v.'ben  burd^  biefe  5ori"cl 
l)en)or.    2l>eil  ber  ^\it>e  ber  Empfänger  eineei  göttlid)en  SJertrauen^  geworben 


602  eriäuterungen  7. 

ift,  ba#  if)m  ein  0ut  üon  fo  umfaffenber  itnb  Bleibenber  93ebeutung,  roie  eö  bie 
Sßorte  ©otte^  finb,  übergeben  ijat,  ift  er  über  ben  öeiben  emporgeftettt.  S" 
biefetn  maTev&ijvai  f)at  '^^tad  ©otteö  niang  erfal^ren.  ^n  biefen  Segriff  legt 
ftdi  bie  gan^ie  3r!tiüität  ©otteö  I)inein,  bie  feine  'Jöürte  jur  S^erioirÜid^nng  bringt. 
3lucl^  auf  ©eite  ^grael^  erforbert  baö  maTev&fivai.  niOTtg]  auf  feiner  Seite 
l^ätte  fte  im  ncarevecv  beftanben.  2)eäl^alb  tritt  jenem  jicarev&fjvac  uncareTv 
unb  ber  nfartg  ©otteg  bie  dniarCa  ber  ^uben  mit  bem  ^Begriff  beö  Unglauben^ 
gegenüber,  tiefer  ift  freiließ  nid)t  nur  aU  feelifd)e  Siegung  gebadjt,  fonbern 
alg  SWtioität,  al§  SJermerfung  ©l^rifti.  2lu^  biefem  SBec^fel  ber  SBejief^ungen 
ergibt  fid^  fic()tlid)  für  ba§  ©mpfinben  be§  ^aulus  feine  Unebenljeit.  2)ie  Ttiang 
empfängt  il)ren  '.^nl^alt  aus  ber  ©teKung  beffen,  ber  fie  übt;  auf  @otteä  ©eite 
ift  fte  bie  2;at  ber  $ilfe  jur  (Erfüllung  feiner  3SerI)ei^ung,  auf  ©eite  beö  äRen^ 
fd^en  ba'g  ©tauben,  baö  fein  SBort  bejaht  unb  feinen  ©ol)n  erfennt.  S"  berfefben 
3öeife  ift  ber  ©egenfa^  jraifdjen  bem  menfdjlid^en  tlmareTv  unb  bem  g5ttlid)en 
jitarov  fi^vHv,  2  Xm.  2,  13,  gebad}t,  bem  baö  ittvTov  ilovriaaa&ai  alö  2(ntitl^efe 
jur  ©eite  ftel^t. 

gür  nfaris  =  ©laubcn  fc^afft  ber  ©prad^gebraud)  ber  ©emeinbe  origi= 
naler  neue  S8af)nen  alö  für  Tuaiög  unb  nlOTig  im  ©inn  ber  ^reue.  Sa^ 
feftgeprägte  nimog  6  diog  ort,  ober  mit  bem  ^articipium:  marov  o  xakwv, 
i)o.i  feine  2lnalogien  in  fi)uagogaleu  (yornteln.  3"  niatüv  fvQfx9fjvai ,  baö 
»om  ^aug^olter  geforbert  mirb,  1  Äor.  4,  2,  »ergl.  (Erläuterung  5.  Xiai  pauli= 
nifd^e  r\lfr]^(vog  niaxog  i'ivui,  1  5lor.  7,  25,  ()at  im  rabbinifd)cn  t'Dpcn 
pW  nvnt'  V'^y  eine  tutereffantc  '■^'.arallele,  meil  ()ier  lüie  bort  bie  Ireue 
gegen  ©Ott  alö  innere^  33erf)alten  eng  mit  ber  C^Haubmürbigfeit  unb  3luto= 
rität,  bie  fid^  im  Sßerijältnie  be^  2^reucn  5u  feiner  Umgebung  awi  jener  ergibt, 
jufammengefa^t  ift.  2)er  Unterfdjieb  beftel)t  barin,  baf(  in  ber  rabbinifd)cn 
(jormel  bie  Xreuc  oI8  menfd^lid^e  Seiftung,  »on  "^aulug  <x\i  Ergebnis  ber  gött= 
liefen  (Wnabe  gebadet  ift.  DJJit  ben  ntaroi  uvO^Quinoi  2  ^im.  2,  2  ocrgl.:  9Jiofe 
bittet:  jeige  mir  einen  treuen  'JJieu)d)cn,  bafj  er  i^v^rael  uerftcl^e,  D";}^  ^J^NIH 
h^'W>  b"^  ICy^'^  jöNl  ©ifre  3)eut.  305.  3lnbere3  ift  me(;r  gried)ifd).  Ij^a^i 
SBort  ift  maiög,  2  lim.  2,  11.  2it.  3,  8.  1  ^-im.  3,  1,  and)  mit  bem  ^^aralleh 
glieb:  jeber  iJtufnaljme  wert,  1  Im.  1,  15.  4,  9.  T^aci  erinnert  an  '|>oli)b^^ 
tvnuQÜdixiog  xoX  ntOroe  10,  2,  11  »ergl.  8,  13,  2,  unb  nKonöo/fig  nSi(o&t]vai 
xal  TifOTKog  1,  5,  5.  Sieben  Tit.  2,  10:  fi>)  voaffiCöuit'oi  «AA«  nünav  jifanv 
fvJuxt'Vjuivoi  tlya&Tiv  fteljt  fvanodtC^uaiiiu  ti.  '•^^olljb  1,82,9;  int.öt(xvvaii^m  n. 
^i)t(o  2,  161,  48;  ro  ßfßaiov  Ttjs  iv  a(ffai  n.  ngög  rem  intiiffina'hia  %  31. 
13,  1«,  2.  411,  aud)  fri)on  |U'oü.  12,  17:  fnitfHxwiidri  n.  —.  eriuiefene  Treue. 

2)cr  ©prad)gcbraud)  für  n(aiti  ("iJIaubcn  bilbet  fiel)  teiliueife  baburd),  bafj 
S)enbungen,  roeld)c  nu^cr^alb  ber  CiJcmeinbe  für  bie  mcnfd)lic^en  Ireut)erl)rtltniffe 
auegcbilbcl  finb,  mit  bem  (^Haubcncbcgriff  fiel)  füllen: 


^et  ©prod^gebrattc^  ber  ©enteinbc.  603 

TTjosTv  trjv  TT.  Iriaov  2lp.  14,  12.  2  %\m.  4,  7;  Derc^t.  baö  f)äufige  TnQftv 
Trjv  n.  58ergl.  ober  aud):  3o[epf;  fagt  511  beu  Srübevn:  luejin  id)  eud)  töte,  fo 
fogen  fie:  mit  biedern  fonn  man  nid^t  Xreuc  l^altcn;  mit  feinen  SBrübern  ^at  er 
fie  md)t  gef)a(ten;  mit  roem  rcirb  er  fie  Italien?  .HT  DJJ  HjCN  "IICIS''!'  pX 
njCNV1?2t^C  Xin  ID  Dy  .HjDN'  IDtt'  NtJ  ^nN  Dy,  r.  ©enef.  100, 10.  ^ief. 
R<x\).  16,  126  b. 

ifXfiivHv  Tij  71.  Slcta  14,  22;  inifi^vnv  rij  uniarUt  9töm.  11,  23; 
fjtPtiv  Iv  niOTH  1  Jim.  2,  lö;  Inifitvtiv  rij  n.  rtä^fkKOfiivoi  xal  tÖQttioi 
Äol.  1,23.  ^<tx%\.Afi(x(vHv  tT]  n.  ^:ßot.  1,43,3.3,70,4  unbSof.Sita  9. 11.22.65: 
^fifA^vHv  T//  TiQüS  'Po)ua(ovs  n. 

iluooTiivai,  T^)c  TT.  1  Xim.  4,  1,  äOnlid^  $e6r.  3,  12.  Isßergl.  il(f(arttaO-at 
Ttjg  n.  'iß{)ilo  1,  631,  10.  '^o\.  Siito  17.  25;  uergl.  i^faraa^ai  r/]?  rrpo?  ^t 
n.  SJit.  33. 

«Tfa^fr»-  riiv  n.  1  lim.  5,  12;  oergl.  ^ol.  8,  2,  5.  11,  29,  3. 

uQviiaiyai,  T»)v  n.  2(p.  2,  13.  1  %\m.  5,  8;  uergt.  r]  m^l  t>)v  n.  ugvrjatg 
W^o  1,  141,  20. 

Xuxetv  nlajiv  2  ^etr.  1,  1  ucrgl.  nlajtoig  ka/vv  ^I)i(o  1,  606,  8. 

ßtßuiova&ai  r;/  n.  iiot.  2,  7;  aTfQfoiJaihiu  r/)  tt.  2tcta  16,  5;  drfpfol 
T/)  TT.  1  ^;5etv.  5,  9.  «ergl.  ßtßafa  n.  '^\)\{o  1,  228,  31.  340,  13;  «xA«»-/)?  xal 
ßfßiaoTi'arj  n.  2,  413,  17;  xarii  n.  ßtßuioi  $^of.  !i5ita  56. 

TiXt]Qr]g  ntOTfüig  3(cta6, 5.  11,24.  ^Bergl.  yi^Hf  tanarlttg  ^t)ilo  1,413,38. 

iv^vauaSai,  dMQuxa  Tttarttog  1  2()eff.  5,  8  uergl.  Tttaiiv  ivSlaaai^tti 
^{)\{0  1,  409,  40. 

niajiv  nitQt'xfil'  3lcta  17,  31  ift  in  ber  ^ebeutung  (Garantie  bieten,  SJeroeig 
leiften,  griedjifd)  Ijäufig. 

SJon  ber  griedjifc^en  3)iannigfaltigfeit  in  ber  SBerroenbung  beS  'äöortg  ge^t 
mir  ein  fleinev  ^i3vud)teil  in  ben  iSprac^gebrand}  ber  SJriefe  ein.  ;Sie  objeftioe 
äßenbnng:  (Garantie,  ^öeiweiö  fel)lt  gnnj,  ebenfo  bie  ©infc^ränfung  ber  n.  auf 
bie  blo^e  örid)eiimng  ber  '^erfonen  unb  2)inge,  jum  Jeil  auöbrüdlic^  mit  bem 
(SJcbanfen  an  einen  (^egenfa^  }H)ifd}en  it)rem  reellen  ÜJerljalten  unb  bev  (Geltung, 
bie  il)nen  jugeftonben  luirb.  2)ie  ilompofitionen  beiS  iüerbumö  finb  üer)d)Jüunben; 
üon  „ans,  ab^,  burd)=,  üorglauben"  mirb  nic^t  gefproc^en. 

Si;nogogaleö  Sprad)gut  mirft  auf  bie  neuteftamentlid)en  Sßorte  ein  in: 

Tj7  ntaxH  fOTr]xag   Siöm.  11,  20  ffT/Jxtr«  Iv  r/)  7itaTfi    1  Äor.  16,  13. 

2  iior.  1, 24:  n"2pn  t^ty  in:v2ND  nny,  r.  (Sjob.  15, 7. 

(ftxaioavvr}  ntaTitug,  "iin  i:''CNnLJ'  HJCN  m2T.    Sielte  Erläuterung  8. 
«xori  niarsiog.    iöon  S^roel  in  9igt)pten:  '^j;  n':'1  Ij^CNPI  nyiCttTi  hv 

mnvsn  n^vsn,  r.  dsob  5,  le.  nyic:^6  Hjcn  icnpn  cn-jczi:'  \s"!ii'\ 

r.  i».  ii.  2,  10.    3)aö  ift  baö  Slu^erorbeutlidje;   bie   gemö^nlid)e  Jolge  ift  erft 
nyiDti'/  bann  T]jt2i<,  ei'ft  «xo/j,  bann  Tiiarig. 


604  ©rläutentngen  7. 

Trj  7ii(TTH  xafhKQi'aag  jug  xagätag  2tcta  15,  9.  Wie  fte  (3§vae(  am  3ioten 
aKeer)  il;r  ^erj  reinigten  unb  ba§  i'ieb  jagten ;  benn  fo  ift  gef^rieben :  unb  ba^ 
3?olf  fürd}tete  ben  $errn  unb  glaubte,  ®Eob.  14,  31,  unb  ^ernad):  bann  fang 
3)Jofe,  10  mu§  ein  33Jenjd)  fein  öevs  reinigen,  benor  er  betet,  Tiri''iD  DPlt^  Dtt'D 

':'^sniK'  cnp  d'p  "ihd^  gi.s  m^J  1-  •  •  m^is'  n^^Ni  dd^^,  r.  e^ob.  22, 4. 

^en  aUmäl)Iid)en  Übergang  oon  mmog  in  ben  33egriff  „gläubig"  Derau= 
)d)autid)en  bie  Briefe  beutUd).  6f)e  bie  ©emeinbeglieber  ol  tiigtoC  genannt 
luurben,  roar  für  bie  ber  ©emeinbe  ^yembteibenben  imcazoi  in  ©ebraud).  Ser 
erfte  Äorint^erbrief  i)at  lintarog  in  fefter  ^rngung  6,  6.  7,  12.  13.  14.  10,  27. 
14,  22.  23,  ftellt  aber  ben  ilniaToig  nod}  nidbt  rot'?  maroig,  [onbern  rovg 
niartvovTag,  baneben  dßüffög  unb  (ld(X(fr}  entgegen.  33ei  amarog  bad)te  aud) 
ber  ©ried^e  an  ^"'eife'/  S3erbac^t,  oertrauenglofe  Slbroenbung.  2)agegen  ftellt 
2  Äor.  6,  15  bem  uniarog  ber  ntmög  gegenüber.  Sie  fprad)Ud)e  i^orrefponbenj 
ber  beiben  Sßorte  fü{)rt  aud^  ju  il)rer  begrifflid^en  ®leid)fteüung ,  bie  für  bieje 
©teile  baburd^  erleid^tert  roar,  baf;  fie  an  bie  fefte,  be^arrlidie  S^riftenftellung 
benft,  bie  fidj  in  feine  iNermiid)ung  mit  ber  entgegengefe^ten  i.'ebenc^vid)tung  ein= 
lä^t.  2'od)  ift  beutlid)  baio  ©tauben  ale  ba^  gebad)t,  mag  mit  treuer  ^öel)ar= 
rung  feft}ul)olten  ift.  2^er  im  ©lauben  58Ieibenbe  ift  niOTÖg  ganj  äl^nlid)  mie 
3o^.  20,  27. 

^aulug  nennt  ©al.  3,  9  mit  ber  ©^nagoge  Slbraljam  ntOTov,  uevgl. 
^^ilo  1,  259,  23:  "AßQaufi  6  marog.  SJiefe«  niOTog  ftellt  aber  in  enger  ^e= 
jiel)ung  ju  jenem  InCarevatv  3,  6,  ^a^  bie  Sd)rift  üon  it^m  aufjagt.  311^  o 
marfvaag  ift  er  TiiOTÖg;  biejeö  uergegenmärtigt  aber  jein  ©lauben  in  jeinem 
bleibenben  3tefultat. 

^n  ber  tiberfd)rift  Äo(.  1,  2:  ol  Iv  KoXoaaaTg  ayioi  x«)  tiioto)  uJflffo) 
iv  Xqioto),  imn  üytog  für  ficb  gebad)t  fein  al-S  ;öefd)reibung  iljrer  söejiel)ung 
ju  ©Ott,  roorauf  marol  uöilifoC  al«i  Sejeidinung  i^rer  :^erbinbung  untet; 
cinanber  unb  mit  bem  ®d)reibenben  hinzugefügt  ift;  ober  uSfXipög  ift  ber 
bominierenbe  Segriff,  bem  aud)  'üyiog,  ctljnlid)  mie  .t*ebr.  3,  1,  angejd)lofjen  ift. 
Sebenfall«  ftel)t  marol  nSeXtpoC  bem  marog  a^ektfög  Äol.  4,  9.  1  ^ctr.  5,  12 
nod)  naf);  bod)  ift,  aud)  menn  '•^^aulu«'  ben  Dnefimuv^  ber  ©emcinbc  al^  niaiig 
udi).(füg  oorftellt,  ba«  Wlauben  bie  .Vii»iptjad)C.  ijn  feinem  maTtiaai  gegenüber 
bem  J&crrn  beruht  alle  Ttlang,  bie  er  ber  ©emeinbe  erroeift  unb  für  fie  befi^jt. 

Jüflre  (5pl).  1,  1  toTg  itytoig  roTg  ovniv  y.ttt  ninroig  fv  XQiaio)  ^Itjaov  JU 
Icfen,  fo  bcbeutetc  niarog  bie  auvMjarrenbe  Jreue.  „Ungläubige  .'öeilige"  ergäbe 
eine  (aum  benfbarc  aorftcüunfl ;  leid)ter  ift  „untreue  .»peilige".  Xai  ©tauben 
ift  boö,  med  .^»eiliflfeit  gibt,  unb  faun  nicbt  mm  i"<yu>g  abgoU'ift  merben;  bagegcn 
fommt  bie  bel)arrcnbe  Irene  juv  .'öeiligfeit,  bie  burd)  ©oltc<s  ^iU-iiifung  empfangen 
iDorbcn  ift,  al«  etroa«  ^olgcnbe«  l)in}u  unb  lann  mit  einem  ftcigernben  xaf  m 
Jene  angcfdjloffcn  werben.    3lud)  bann,  uumn  bintor  mig  uvatr  eine  Vüdc  an 


2)er  Sprac^gebrmtd)  ber  Weineinbe.  605 

gefegt  ober  iv  'Tjferfo)  gelefen  inirb,  erhält  bas  bein  Hyiog  nacftfolgenbe  ncnrög 
fteigernbe  Ärafl.  Gg  fügt  jur  ©abe  ÖJottee  bie  fubjeftiöe  ©eite  beö  (£^ri[ten= 
ftanbsi  uiib  jiwar,  ba  fie  fd^on  aW  ^eilige  befc^rieben  finb,  nid)t  fon)o{)l  basjenige 
SJer^alten,  lüeldjeö  bie  ÖJabe  @otteä  empfängt,  fonbern  ba^jenige,  roelc^eö  fie 
beroafjrt.  niaiög  ift  ber  ^eilige,  ber  ficf)  bitrcl)  bteibenben  Glauben  unb  bel)arr= 
lid^en  GJe^orfom  bie  öeiligfeit  beraa^rt.  ©o(cf)e  ^reuc  gefc^iel;t  ebenfoioobl,  luie 
ber  2tnfang  unb  Urfprung  bes  6f;riftenlebeuö,  iv  Xotaro). 

Sie  2(pofalx)pfe  broudjt  ntaros,  ebenfo  aud)  uniazog  ftart  aftiu.  'lüenn 
21,  8  bie  ißerjagten  ooronfte^en :  ol  Sukol  xal  amaroi  xal  fßdekvyfxevot,  fo  ift 
on  ben  Srucf'  gebadet,  unter  bem  bie  (^etneinbe  i()r  SBefenntniö  fcft^ufjalten  l)at. 
2)a  lüirb  bie  33erfagnng  beö  ©laubens  fofort  ,^um  2tbfaU,  ber  bie  Jreue  brid)t. 

Sn  ber  J^'S^  xXt^to)  xal  fxXfXTnl  x((t  Ttiarni  17,  14  rcirb  eine  fort; 
fd)reitenbe  33efeftigung  im  3lntei[  am  (£f)riftuö  enthalten  fein.  2)ie  3ientfung 
mac^t  fid)  in  ber  3lnsn)a()I,  biefe  in  ber  Xreue  feft.  Go  gilt  „treu  ju  roerben 
bis  jum  2:obe"  2,  10.  3lber  biefe  l^anbelnbe  2:reue  ift  jugleic^  ölaube;  benn 
ibre  3(ufgabe  bcftebt  bnrin,  ben  9iamcn  t^efu  feftjubalten  unb  bie  an  il)n  ge- 
fnüpfte  n(aus  nid)t  ju  oerleugnen  2,  13. 

Seutlirfi  rejeptioen  ©inn  {)at  ntaiög  1  ^^5etr.  1,  21  B,  unb  mit  gefiedertem 
©pradigebraud)  in  ben  ^aftoralbriefen:  1  Jim.  4,  8.  10.  12.  5, 16.  6,2.  Jit.  1,  6, 
unb  in  ber  3lpofteIgefd)id)te  10,  45.  16,  1.  iief)xvexd}  ift  16,  15:  xtxQixare  fit 
niair\i>  toi  xvqi(o  thui,  jüo  bie  Überfe^ung:  „it)r  f)abt  mic^  für  gläubig  an  ben 
,^errn  gebalten"  bie  'üJJeinung  üon  marög  ungenügenb  loiebergäbe.  Ttiarri  lu) 
xvQiM  gel)t  nid)t  junäd)ft  auf  i>a^  fromme  35er{)alten  ber  Vtjbia,  fonbern  auf  bie 
©teUung,  bie  it)r  ber  §err  gegeben  ^at.  xexgfxaie  roeift  auf  einen  ooUsogenen 
offentunbigen  3Ift,  b.  b.  auf  bie  laufe.  Saburd),  bafi  it)r  '^auluö  bie  laufe 
geiüäbrt  bat,  bat  er  fie  für  niairj  bem  öerm  erflärt.  ^n  berfelben  lag  aber 
nid)t  nur  ein  niarevtiv  i^rerfeitg,  fonbern  auc^  ein  niaTtv»r\vai  oon  feiten  beg 
$errn;  er  f)at  il)r  feine  Wnabe  ?iugefagt.  3)e§balb  roagt  fie  bie  Sitte,  bie  oom 
Stpoftel  einen  i^ertraueneenoeiö  begel)rt.  :^>ft  fie  nad)  feinem  Urteil  bem  .'öerrn 
nLOTYi,  fo  ba^  er  i^r  feine  ©aben  »erlei^t,  oergl.  1  %\m.  1,  12,  fo  ift  fie  eS  auc^ 
bem  3lpoftel;  unb  fie  barf  oon  ibm  erbitten,  bafs  er  in  i^r  ^axx^  einjiebe.  ©o 
bleibt  bie  gormel  and)  an  biefer  ©teile  naf)e  beim  rtxvov  ntaxöv  1  Mor.  4,  17, 
ober  bei  r\l.ir\fiivoq  vno  xvq(ov  niarog  li'vac  1  Äor.  7,  25,  fo  geroi^  i^r  ÖJlauben 
fie  Tuarrj  für  ben  >'perrn  gemadit  ^at. 

£)b  eg  für  biefen  3{nfd)lu^  oon  ntaiög  an  nimtvfiv  oon  (Sinflu^  mar, 
ba^  niaiög  in  ber  griec^ifc^en  Siteratur  oereinjelt  im  rejeptioen  ©inn  be§ 
J^rauenö  gebraudit  ift,  ftel)t  ba{)in.  2)ie  rcirffamfte  fprad)li(^e  3]orbilbung  ift 
awd)  l)ier  auf  bem  iübifd)en  5öoben  ju  fuc^en.  ywi]  'lovdaCa  mmi]  2tcta  16, 1 
—  genau  fo  be}eid)nete  ber  ^l^arifäer  biejenige  fromme  ©teUung,  bie  feinen 
gorberungen  entfprad).    (Sr  ma^  bie  feinige  am  0efe§,  bie  ©emeinbe  bie  ifjrige 


606  ©rläutenmgen  7. 

an  bem,  roaö  6f;nftit§  ift.  2)antm  befteljt  bort  bie  breite  in  ber  Seiftung  be§ 
geje^lid)  Dorgejcf)nebenen  Söerfö,  ()ier  in  bev  ^ejnfjung  ßf^rifti  in  feinem  3Berf. 
Seseid^nenb  ift,  ba^  ber  @Iau5e  neben  beni  reid^en  ©ebrand^  beä  SBortä 
für  bie  anf  ©ott  nnb  (S()riftu§  gerid)tete  Überjengnng  nnr  fefjr  fpärlid)  im  menfd)= 
liefen  3>erfef)r  gebrand)t  lüirb.  ^auhiö  brüdt  einmal  bie  üoUe  ©eioi^fieit  bamit 
au^,  bie  eine  9?ac^rid)t  für  i[)n  l)at:  fx^gog  n  manvoi  1  Äor.  11,  18;  aud^ 
biefee  ©lauben  loirb  bnrd)  eine  »on  öott  fjerftammenbe  9?Dtmenbigfeit  begrünbet: 
eä  mn^  fo  fein.  Samit  loirb  an^  feine  ^efd)ränfnng  anf  fx^Qog  n  äufammen; 
[)ängen.  @d)n)erlid)  roiU  er  babnrd^  einen  Jeil  feiner  9Jod)rid)ten  al§  nnjuoers 
läffig  barftelten,  fonbern  bas  fitQog  n  fommt  ba()er,  bn^  fein  7it,aravm>  anf  ber 
(Sinfidjt  in  bie  göttlid)e  9totn)enbigfeit  ber  algeaecg  berul;t.  Siefe  miK  er  aber 
nid)t  anf  alt  bag  erftreden,  roaö  in  5lorintI;  gefd)e()en  ift,  alä  tüären  f amtliche 
i^orgänge  in  ber  ©emeinbe  bnrd)  bie  göttlid)e  X'eitung  berfelben  notioenbig  ge= 
mad)t.  Sie  Sd)ranfe  feneä  <fit  ift  aber  aud^  t>a^  @nbe  feinet  mareveiv.  SBaö 
barüber  f)inauäge^t,  ift  i()m  auffällig  unb  oerfe^t  il)n  in  äJeriDunberung,  nid)t 
aber  in  jene  unbebingte  @eiDifil)ett,  mit  ber  er  baö  al^  »on  Öott  georbnet  (gr= 
fannte  befallt.  @crabe  fitgos  rt  fd^eint  mir  ju  jeigen,  ta^  ntareviiv  and)  l)ier 
eine  ftarfe,  gefd^loffene  ©eroiftljcit  in  fid^  fd^lie^t. 

2)em  religiöfen  Webraud)  ftel)t  nod)  näljer,  rcenn  bie  3i'i""rff)«ltnng  ber 
©emeinbe  oon  Jernfalem  ^^auluö  gegenüber  fo  befd)rieben  lüirb:  fit)  Tiiainovreg 
ort  iarlv  fj.a&TjTr}g  2lct.  9,  26;  benn  biefe  Öemi^ljeit  bejie^t  fid^  auf  ba§  i?er= 
Ijältniö,  in  roeldjem  'paulnä  ju  ^efuö  ftel)t.  3Kad)t  eö  ^aulnö  jnm  'JJJerfmal 
beö  i.'iebcnö:  martvii,  nüvra,  1  Äor.  13,  7,  fo  fann  baö  ntaxevtiv  nid)t  blo§ 
auf  ben  3Jlenfd)en  gerid^tet  fein,  weil  fid)  in  biefem  nie  ber  ©rnnb  fiubet,  ber 
baö  Sßertrauen  unbegrenjt  mad)t.  3htr  in  Wott  geminnt  baö  X'ieben  bie  Unbe= 
gren}tf)cit  beö  äJertraueniS  and)  gegenüber  benjenigen  Jaftoren  im  menfd)lid)en 
Seben,  bie  bog  3Jertrauen  ju  begrenjen  unb  auf}ul)eben  geeignet  finb.  2)ie  ©teile 
belegt  le()rreid),  mie  unbebingt  baö  anö  Wott  gefd)öpfte  Wlauben  bec!  '^^anluö 
loar;  benn  cö  l)ält  fid)  im  :ölid  auf  Öottcä  Wabe  unb  .t>ilfe  flud)  gegenüber  ben 
3JJcnf(^en  oon  jeber  ®infd)rnnfung  frei. 

Jeftgeprägt  ift  bie  Jonnel:  ,^u  (Sl)riftuö  l)in  glauben,  marfvitv  fig  Xqktjöv, 
roft^renb  yuaTeÜHv  eig  »i6v  »ercinjelt  bleibt,  niartvitv  tig  XQiaxör  ift  pau= 
linifd),  im  ^K5mcr=  (10,  14),  ©alatcr^  (2,  16),  ^l)ilipper<  (1,  29)  nnb  .Holoffer= 
brief  (2,  5  t]  lig  XQiajor  nCmig).  ä?on  (Mott  fagt  er,  iDcnn  er  eine  "^U-apofition 
ber  3u>»eiibung  braucht,  in(,  3t5m.  4,  5.  24;  ucrgl.  t)  nCattg  ifiMv  t]  ngig  lov 
&t6v  1  3;^eff.  1,  8.  ^etruä  l)ot  majivHv  tig  XQtarov  1,  8  unb  ebenfo 
lie  &i6v  1,  21.  ^obanncö  l)at  neben  feinem  biiufigen  tig  \Qiaim'  14,  1 
aiid^  fie  i>töv.  Die  3lpoftelflcfd)id)te  l)at  tig  ^Hov  nid)t,  l)ftufig  bagegcn  tis 
XQKnov,  bo(^  banebc»  aud)  inl  Xqmtov  9,  42.  11,  17.  16,  31.  22,  19.  'Jhtr 
if^r  flei)ört  bie  Jormel  niarevHv  X{Kaj({t  6, 14.  18,  8  cf.  16, 15.    Sonft  ift  nur 


35er  Sprac^flebraud)  bcr  ©emeinbe.  607 

noc^  niartvuv  to)  ovö^uri  tov  viov  avrov  1  ^ol).  3,  23  ^ii  Dergleichen.  2'er 
.^ebräerbrief  ijai  nur  in(,  aUerbingö  and)  nur  eine  ©teile,  6,  2,  n)elcf)e  bem 
©lauben  ben  beifügt,  ju  bem  er  fic^  fef)rt.  ®g  roitb  ftc^  in  biefcr  2lbftufung 
beä  ©prad^gebraucf)^  ber  aramaifierenbe  6f)oraftcr  ber  5"^'"^^  martvHv  tig 
ficfjtbar  macfjen. 

2)af;  martviiv  Kgiaro)  nur  in  ber  3tpofteIgef(^i(f)te  erfc^eint,  iDäl)renb 
niaTfvHv  d^eri)  feftgeprägt  ift,  fann  nic()t  barou^  erläutert  werben,  ha^  bie  f^e= 
meinbe  baä  ÖJauben  weniger  bireft  unb  perfönlid)  auf  ben  ß()ri[tuä  bejogen 
^ätte,  alä  auf  @ott.  3(uc^  ^ofjanneg  roed^felt  ben  3tuäbruct,  fo  bo§  lis  für 
ß^riftug,  ber  Xaüv  für  0ott  fteljt,  üergl.  I,  5,  10,  unb  bod)  ift  if)m  tse)«^ 
jroeifeKoö  ber  näd)fte,  ja  in  geroiffem  Sinn  einjige  (Empfänger  bes  ©laubcnö. 
®5enfo  ift  für  ^auluä  (E^riftuä  offenfunbig  nid^t  nur  eine  2)arfteUung  unb  iKer; 
fic^tborung  beö  göttlidien  Jßillenö,  fonbern  in  ooUem  Sinn  'ij.ierfon,  loe^balb  er 
mit  eigenem  .'öanbeln  unb  Seiben,  Sieben  unb  Weben  ben  i^efi^  ber  Ciiemeinbe 
fc^afft  unb  erhält.  35a^er  ift  aud^  baö  ÖJIauben  an  if)n  eine  ooU  perfönlid) 
beftimmte  ^Relation,  iüeld)e  in  niartvHv  ttg  einen  ebenfo  beutlidien  3tuöbru(t 
I)at,  loie  i>a^  auf  öott  gerid)tete  ®Iauben  in  niaTkvuv  inl  ütöv  ober  i^foi. 
Xa^  martvHv  lig  für  ©f)riftuä  auggefonbert  roirb,  wirb  baburc^  ju  erläutern 
fein,  ba^  bie  ©emeinbe  jumeift  für  bass  auf  il)n  bepgene  ölauben  eine  fefte 
Formel  brandete,  fo  bafj  fid)  ber  aramaifierenbe  2(uöbru<f  l)ier  befonbers  ein= 
bürgerte. 

in  aiToi  ftel)t  1  2\m.  1,  1«  uom  (5l)riftug,  auf  bem  bas  Wlauben  berul)t, 
jugleid)  mit  bem  burd)  tfg  angefügten  S^ek,  ju  loeldjem  baö  Wlauben  bringt: 
(fg  Co)r]v  ttibwiov.  iv  Xqioto}  fagt  mi,  ba^  baö  GJlouben  im  Sebenöoerbanb 
mit  6t)riftuö  entfielet  unb  betätigt  mirb:  r)  niarig  vfiwv  iv  Xqiajoi  Äol.  1,  4. 
Gpf).  1.  15;  niOTig  r)  h  Xqioto)  2  lim.  3,  15.  1,  13.  1  lim.  1,  14. 

3)er  apoftolifc^e  Sprac^gebraud^  fc^eibct  fid)  baburc^  eigentümlich  in  jroei 
Wruppen,  bafi  bag  (Miauben  balb  überioiegenb  »erbal  als  marevHv,  bolb  über= 
lüiegenb  fubftantioiid)  alei  niarig  benannt  roirb.  Stuf  jener  Seite  ftel)en  baä 
©üangelium  unb  bie  Sriefe  beö  Sol^cmnes  {nCang  nur  I,  5,  4)  unb  bie  3lpoftel= 
ge)d)idite;  auf  ber  anbern  Seite  bie  3tpofali)pfe  (jitaTtvtiv  fel)lt),  So^obus  (oergl. 
ni'anv  txuv  2,  1.  14),  ber  .'öebräerbrief,  bie  0efangenfd)aftsbriefe  (ber  Äoloffer= 
brief  bat  fein  marivHv) ,  bie  5ßaftoralbriefe ,  boc^  auc^  bie  altem  ©riefe  beg 
ipauluö.  35er  ©alatcrbrief  bat  v  33.  neben  feinent  f)äufigen  niaiig,  au^er  im 
3itat  3,  6,  majtvfiv  nur  nod)  2,  16  unb  3,  22,  bort  im  Siücfblicf  auf  ben 
Sffierbemoment  bc§  ©laubeng,  roo  fie,  bie  3"^»^"/  i"  i»er  örfenntni§  i^rer  Unge; 
reditigteit  unb  ber  .'oeilgbebeutung  beä  Ölaubenä  loirflid)  \i)t  i^ertrauen  auf 
(Sbriftuö  gefegt  baben,  Ijier  neben  n{aTig  ^ur  beutlid)en  SJejeic^nung  bafür,  baf, 
bie  mit  ^efuö  gelommene  Tiiang  baä  ^«er^alten  beö  aWenfc^en  beftimmt  unb  in 
feine  perfönlid)e  Sebensricfitung  eingebt.    !Siefe  ^wiawmenftellung  oon  n^ang 


Ö08  ©rläuterungen  7. 

unb  niartvHv  l)ai  in  iRöm.  3,  22  eine  'parallele,  reo  bie  ©erec^ticjfeit,  bie  üon 
Sott  ouögeI)t,  in  i^rer  ^eiöegung  jmn  Slenfc^en  {)\\\  babm-d^  üoUftänbig  be^ 
fc^rieben  wirb,  bo^  gefagt  roirb,  fie  »ennittle  ftd)  i()m  burd)  btt§  an  %t\\\^  l^afs 
tenbe  ©lauben,  lüeil  unb  fofent  er  in  feinem  eigenen  :^er()alten  ein  ©laubenber 
geioorben  fei. 

9lur  im  paifioen  maTfv&fjvai  ti  luirb  ein  niaxevHv  olö  (SJotteö  Slft  ge= 
bacbt;  fonft  rei(t)t  es  für  bie  Stftiuitat  unb  Jl'irffamfeit  beö  götttid^en  3^erf)ttltenä 
jum  a)lenfc{)en  nic^t  am,  unb  bleibt  besl)alb  für  bie  33ejieF)ung  beg  3)Jenfc()en 
ju  ©Ott  referoiert.  2lber  awA)  ba«s  paffiüe  Titartvihrjvttt  l)at  nur  einen  be- 
ft^ränften  @ebrnu<f).  2)ie  funbanientaten  Önben,  bie  (i'rrettung,  tia^  Meid),  ber 
Seift,  werben  nie  unter  ben  Öeftd)tspunft  göttlid)er  3^crtrauen§enüeifung  geftellt. 
'^^auluä  braucht  eä  »on  ^örael,  bein  bie  uer^ei^enben  SBorte  übergeben  finb, 
3töm.  3,  2,  unb  con  feinem  eigenen  3lpoftelamt:  &al  2,  7.  1  lor.  9,  17.  1  X^eff, 
2,  4.  1  !i;im.  1,  11.  3:it.  1,  3. 

2lud)  in  ber  (Synagoge  mar  |i?^Nn  »on  0ott  jinar  nid^t  üblid),  jebod) 
and)  nid)t  unmöglid).  ^ebem,  ber  in  einer  'Sad)e  geprüft  unb  treu  für  ®ott 
erfunben  mürbe,  traut  er  für  immer,  p^J  Ni»CJ1  1212  p2"lJ:i'  ^72  h2 
nh)V^  li^QNO  n"2pn'?»  2;and).  bnmmibbar  26.  SBarum  legte  3Kofe  i^nen 
Slec^nung  ab,  roäl^renb  Öott  ifjm  bod)  traute V  SBeil  gefagt  ift:  3htm.  12,  7. 
1^"'?i{<?2  n"2pn'i/  2and^.  (Sjob.  ^uber  ©.  129.  Öott  ift  PlJICN  bii,  meil  er 
ber  2ßelt  traute  unb  fie  fd^uf,  IJ^^DI  G^1JJ2  pCSTlli'»  ®ifre  2)eut.  307. 

2)a§  im  0ried)ifd)en  gebräud)lidie  'ipaffiii  ^u  nimfvuv  tivC  liegt  nur 
1  3;im.  3,  1«  oor.  J'ie  2lufmerffamteit  rid)tet  fid)  I)ier  nid)t  auf  bag  33er()altett 
ber  2Kenfd)en  ^u  (5()riftuö,  fonbern  auf  ba§,  ma§  er  felbft  alö  ba8  3iefultat  feineö 
©rfc^einenö  erlangt  ^at.  Über  ber  Sßelt  bat  er  Jo|«,  in  ber  SBelt  nCattg  ge= 
funben  alö  baö  ^xtl,  in  bem  fein  kommen  enbigte.  '^\\t  biefen  Öebanfen  bot 
fic^  baö  üblidie  ^affio  bor.  3«  iTnarev&ri  iv  xöau(<)  liegt  eine  analoge  Sinti« 
tf)efe  joie  in:  hpaviQoyfhri  iv  anQxi  unb  ixrjov/d-r}  Iv  f&vfoiv.  3)af!  er  in  ber 
öott  miberftrebenben  älJelt  Ölauben  fanb,  bilbct  mit  bast  „©eljeimniö  ber  5vömmig= 
feit",  gan^  äbnlid),  roie  baft  er  im  ^ki^d)  bog  aJHttel  feiner  Offenbarung  unb 
unter  ben  .'peibcn  ben  Ort  feiner  ^i'erfünbigung  bot.  .^^ugleid)  ftellt  fid)  hitOTtvO^t] 
/ium  Dorongebenben  ÖUeb  in  eine  geitiffe  6pannung,  mie  biefe<s  ^u  feinem  ;jyor= 
flänger.  Dbroo^l  nur  im  .t)immel  fic^tbor  unb  ben  Reiben  nur  in  ber  ä^erfüu^ 
bigung  nobe  gebradit,  bot  er  bod)  Wlouben  erlangt. 

2)agegen  ift  2  Z\).  1,  10:  ijuanrihi  to  f^iagj üqwi^  t^^äv  i(f  vfxüs  nid)t 
unmittelbar  mit  1  2im.  3,  1«  j^ufommeui^ufteUen.  'ijioulug  bätte  nid)t  itp'  vfxits 
gefoflt,  rooUte  er  lebiglid)  au«brü(fen  „c<i  mürbe  uon  euci)  geglaubt." 

i)Jid)t  bie  Öcmeinbe  ift  olo  bem  ^'^eugnisi  fid)  .uimcnbenb  gebad}t,  fonbern 
b«4  ^eugni«  ift  ber  Wemcinbc  .mgeioonbt.  ni(ntv»f\vai,  geljt  in  ben  ©ebonfeu 
ftbw:  fi(^  gloubJ)aft  madfcn  unb  alö  gloubroürbig  enoeifen.    Xk  3»f"nf'  ^"f* 


2)er  ®cf)riftben)eig  für  ben  Ö5(au6en  bei  beii  paläftinenfifc^en  :l'ef)rern.     609 

ber  $err  mit  feinem  Kommen  an  ben  6Iau6enben  fic^  Der()errlic^en  raerbe,  f)at 
baritt  feinen  ©vunb,  baf(  baö  ^eupiö  fic^  i^nen  glaubhaft  mad)t,  (Glauben 
roirfte.  2llö  ncaröv  unb  niarevl^^v  bringt  eg  ju  bem,  »on  beni  e^  ^eugt,  unb 
gibt  eö  bae,  roa&  eö  oerl^ei^t.  oben  bestjalb  fann  fid)  aud)  ber  ©ebanfe  „an 
jenem  ^^age"  baran  onfc^liefien,  roeil  baö  ,3c"9"i^  crft  bann,  wenn  3efu8  roirflid) 
gefommen  ift  unb  fid)  an  feinen  ©laiibenben  r)erf)errlid)t  ^at,  bie  öoKe  33en)äf)= 
rung  erlangt.  Da^,  luaä  je^t  im  (Glauben  ber  Öemeinbe  an  iöen)äl;rung  beg 
3eugniffeö  oorliegt,  unb  bas,  raas  iljm  ber  2ag  3efu  »on  folc^er  geben  roirb, 
I)at  ^auluä  feft  in  feinem  ©ebanfen  uerbunben,  roeöl^alb  er  unmittelbar  «om 
2torift  auf  jenen  2ag  übergef;en  fann. 

©prac^Iic^  ift  bag  ifin^anvlf^^vat  be^  ©iraciben  »on  ber  ftc^  bei»äf)renben 
2Beiö()eit  unb  '^rop^etie  86,  21.  1,  15  baneben  ^u  fteUen,  wobei  ^u  beachten  ift, 
ba^  er,  übrigens  mit  gried)ifc^cm  ©prac^gebraud),  aud)  ein  aftioess  i^niaxiviiv  xt 
f)ot:  bie  ©ac^c  matöv  mad^en,  i^r  niaits  geben  50,24,  »ergl.  aud^  1  ©am.  27, 12. 

(i«  fönnte  in  2  Ubeff .  1 ,  10,  mit  geringer  ©inn»erfd)iebenl)eit  aud)  iniaTiü^r] 
ftet)en,  nur  ba^  bann  bie  iöejiel)ung  beö  ^eugniffee  jum  (glauben  ber  (^5emeinbe 
meniger  augbrücflic^  ^er»orgef)oben  roäre.  iTtiaToifhr]  finbet  [td)  bagegen  2  Jim. 
3,  14,  unb  ^ielt  im  3(nfd)Iu^  an  baö  „l'ernen"  gemift  nid)t  ouf  bie  „Jreue", 
fonbern  auf  bag  gefd)loffene  Siefultat  beö  iiernenö,  auf  bie  fefte  Überjeugung 
beffen,  ber  erfannt  i)at.  ;i)og  niarojihijvat  i)at  fic^  baburc^  »oUjogen,  ba^  er 
feiner  Qadje  geroift  geworben  ift.  !Der  ©prad)gebraud)  bleibt  ber  i?en»enbuug 
beg  Sßortö  für  Singe,  bie  gegen  rf'öeifel  gcfd)ü^t  unb  mit  @ej»i^l)eit  auegeftattet 
raerben,  paraUel;  nur  baf(  e^  f)ier  auf  ben  eigenen  Giebanfenlauf  ber  ^erfon 
bejogen  ift.  2)on  maTfiuv  bleibt  eö  baburd)  unterfd)ieben,  ba^  eö  bie  0enji^= 
l)eit  nic^t  als  eigenen  3tft  ber  S^ftiinniungr  fonbern  ali^  (Erlebnis»  befc^reibt,  ba^ 
man  empfängt. 

3iid)t  ol)ne  ^»ntereffe  ift,  ^a^  'i>(xi  ohyömaTos  ber  21'orte  ^efu  in  ben 
Briefen  nid)t  nad)geal)mt  ift. 


8. 

Der  Schriftbeweis  für  den  Glauben  bei  den  palältinenlilchen 

Lehrern. 

^n  ®job.  14,  31  fanb  ber  poläftinenfifd)e  ßjeget  bie  roirffame  3)iad)t  beä 
©laubenö  bejeugt  unb  rcar  baburd)  »eranla^t,  bie  ©c^riftfteUen,  iüeld)e  biefelbe 
belegen,  ju  fammeln.  Qm  S5ergleid)ung  mit  ber  neuteftamentlic^en  ©ammlung 
ber  »om  ©tauben  ^anbelnben  ©prüd^e  ift  biefeö  3)ofument,  aJJec^ilt^a  33b, 
intereffant. 

©cf)Uttet,  Xet  ®Iaube  im  3?.  Jeft.  39 


QIQ  ©rläuterungen  8. 

2^afür,  baB  S^rael  aU  SoI;n  für  ben  ©tauben  im  f)ciUgen  ®ei[te  bag 
Sieb  ftnijen  fann,  loirb  al§  näd)[te,  t»id)tigfte  parallele  ©enef.  15,  6  angefiif;rt: 
2lf)ral)ain  erbte  biefe  unb  bie  fünftige  SBelt  einjig  in  ber  @ered)tigteit  beg 
@Iauben^,  raeld^en  er  an  ben  §errn  glaubte.  SBeiter  ift  paraltel,  ba^  ^örael 
bie  ßrrettung  aug  Slgripten  alä  Sof)n  für  fein  ©lauben  empfing,  (Sjob.  4,  31. 
gfJun  folgen  aB  a3ctege  für  bie  3Rad^t  beg  ©laubeng :  ^ef.  31,  24  D"';i1?Di< 
""  Ti'iJ;  @rob.  17, 12:  3Kofe§  öänbe  würben  n^lCN.  Sarin  liegt,  ba^  3Kofe 
in  feinem  ©ebet  bie  fl^llCi^  ber  Ü^äter  Dor  ©ott  in  (Erinnerung  brad)te.  @g 
iDurbe  alfo  um  be^  ©laubeng  ber  33äter  roiHen  ^grael  ber  ©ieg  gegeben.  3)ann 
rotrb  Sefaja  26,  2 :  öffnet  bie  2;ore  unb  eg  fomme  ein  geredjteg  isolf  "iDti* 
C^j1?2J<,  mit  ^f.  118,  20  !ombiniert:  bie,  roeld^e  ©lauben  l^aben,  Pl^CN  t>])2, 
finb  bie  ©ered^ten,  roeldje  burd)  bag  'Xox  eingef;en.  -parallel  bamit  ift 
^f.  92, 2—5.  3n  bie  l^ier  befdiriebene  ^^eube  gel;t  man  ein  alg  Sol^n  für  ben 
©tauben,  metd)eu  unfere  Später  glaubten  in  biefer  S^it,  metd^e  ganj  5Racl^t  ift. 
2)er  SBemeiö  bafür  tiegt  in  3.>.  3 :  ju  »erfünben  am  3Jf orgen  —  bag  ift  bie  (Snb= 
seit  —  beine  ©nabe  unb  beine  ©muna  in  ben  9läd)ten.  Sag  luirb  weiter 
betegt  burcb  2  6t)ron.  20, 20.  Fevern.  5, 3 :  get;en  beine  9tugen  nid)t  auf  nJION/ 
^abb.  2,  4.  Ätgt.  3,  23 :  neu  ift  bie  ©nabe  am  a)brgen,  grofs  beine  ni1?2N. 

enbtid^  wirb  aud^  in  §.  2.  4,  8  gefunben,  bafi  bie  Siafpora  einjig  5um 
Sol^n  für  ben  ©tauben  gefammett  rcirb :  3JJit  mir  Dom  Sibonon  f^er,  Sraut,  mit 
mir  vom  l'ibanon  I)er  roirft  bu  fommeu,  fingen  wirft  bu  üom  iQanpi  beg 
©laubeng  f)er,  HJCN  ^ülü  mifTl-  Samit  ift  .t)ofea  2,  22 :  id)  üertobe  bid) 
mit  mir,  in  rij^lCN  parallel. 

T      v: 

SQSer  nur  ben  Siömerbrief  fennt,  wirb  geneigt  fein,  bie  l\erbinbnng  uon 
^abb.  2,  4  mit  ©enef.  16,  5  alg  ben  per)ünlid)en,  eigenen  (iriucrb  beg  '^Untlug 
3u  bejeid^ncn ;  i^m  juerft  fei  öobb.  2,  4  in  biefer  SJeteudjtung  entgegengetreten. 
Ser  6dt)lu^  wäre  falfd);  man  f)at  and)  in  l^crufatem  bcibc  Stellen  jufammen; 
gefteUt. 

Sie  in  ber  a)Jed)iltl)o  teitg  entliattenen,  teitg  oorauggefe^ten  ^robitionen 
ftral)len  weitljin  in  bie  Literatur  aitg.  „Sie  t)atten  alle  jene  ^fitJiP"  gefeljen, 
welri)e  für  fie  gefd)el)en  waren,  unb  konnten  nid)t  glauben,"  CPi'!'  H^n  N*^! 
pCNn*?;  fonbcrn  eg  l)ttt  M.  Simeon  'öar  'Jlbba  gefagt:  wegen  beg  ©laubeng, 
weld)en  2lbral)am  an  ©ott  gegloubt  l)at,  weil  gefagt  ift :  ©enef.  15,  6,  uon  if)m 
l)cr  war  Sörael  würbig,  am  SJiecr  bag  «icb  ju  fagen,  ]V^N*nti'  n^^rNH  'P"'2i:'2 
r,2"pn'?  CniDN/  r.  ö;rob.  21,  6.  3itiert  wirb  .ii.  2.  4,  8:  ^grael  wirb  in 
ber  (Snbjcit  ein  i'ieb  fagen,  weil  gefagt  ift  |^).  }>8,  1.  Surd)  wctdjeg  :iNerbicnft 
foflt  3dracl  bn«  Sieb?  Surd)  bag  iUerbicnft  Slbraljamg,  weldjer  an  ©ott 
glaubte,  ©enef.  15,  6.  Sic*»  ift  ber  ©laube,  burd)  wcld)en  ';<;i>rael  bag  (^rbe 
empfängt,  r>2  p^Hi:  ^sn^'^lT  nJICXH  N"":!,  "nb  uon  ihm  fagt  Mo  Sd)rift: 


2)er  @cf)riftberoeiö  für  ben  ©lauben  5ei  ben  patäftiuenfifc^eu  Sef;rern.     611 

unb  ber  Q5erec()te  roirb  biird)  feinen  ©lauben  (eben,  S?abb.  2,  4.  ^a^  bebeutet 
$.  S.  4,  8,  ibid. 

3(bbttf)U  fagte:  tro^bem  fc^on  Dörfer  gefcf)nebeu  i[t,  ba^  fie  glaubten, 
roä^renb  fie  nocf)  in  Olg^pten  roaren,  ©job.  4,  31,  glaubten  fie  roieberum  nic^t, 
i:"'CNri  nSi  nin,  weil  gefagt  ift  ^f.  106,  7.  2ll-g  fie  onö  3Keer  famen  unb 
bie  3)fac{)t  @otteg  fallen,  rcie  er  0enc()t  an  ben  Öottlofen  tat,  fofort  glaubten 
fie  an  ben  öerrn,  unb  raegen  ber  GJered^tigfeit  beö  ©tauben^,  nJCNH  m-T2/ 
roo^nte  auf  i^nen  ber  ()eilige  ©eift  unb  fie  fügten  baö  Sieb;  ba8  ift,  mai 
gefagt  ift:  bann,  TN,  fang  3}lofe  unb  bie  Sö^ne  3§raelö,  un^  ix  ift  nittjtg 
anberciS  als  ein  3luöbrucJ  beg  @tauben§,  nJ^2N*  'Aüb  n'PN'  TN  PNI/  weil 
gefagt  ift :  unb  üon  ba  on,  TNC/  befteüte  er  i()n  über  fein  §au§,  ©enef.  39,  5. 
Se^teres  ift  ein  SJeifpiel  ber  in  ber  Sc()ule  üerbreiteten  Gregefe.  ^otip^ar 
traut  Sofepl),  3}Jofe  unb  ^örael  glauben  ©Ott.  3"  beiben  oom  ©laubcn 
l^anbelnben  Werfen  fte^t  ein  TN/  was*  bem  9ta6M  olg  bebeutfani  erf(f)eint, 
r.  e-pob.  23,  2.    ^ergl.  2ancl).  G;rob.  93uber  ©.  59,  r.  4>.  2.  4,  18. 

äßie  alt  biefe  ©ebanfenreit)e  ift,  bafür  liegt  ein  Jingerjeig  in  Sept. 
^.  i'.  4,  8:  xtti  öitliiaij  i\no  ag/f);  TitOTfiog.  ^la^  bie  Scpt.  bcn  93ergnamen 
blofs  au^  Unfenntuiö  burrf)  nfartg  erfe^e,  ift  im  Slict  auf  bie  patäftinenfifrfic 
2(uölegung  uniual^rfc^einlicl}.  2)as(  grie(l)ijcf)e  i)oi)e  l'ieb  ift  fctjraerlid)  jünger  alg 
bag  9?eue  Xeftament  (oergl.  bie  vvfKfT)  ber  3(pof.). 

(Sin  weiterer  58eleg  für  baö  Sllter  biefer  S^eutungen  ergibt  fic^  barauS, 
ba^  bie  (Srörteruug  über  ben  ©runb,  um  besiwiUen  ©ott  für  ^sssrael  baö  iHotc 
3)}eer  jerriffen  I)ttbe,  ©ä^e  »on  Se^rern  beS  crften  3a^r^""bertö  a.  6ftr.  gibt, 
unb  5mar  finb  eg  gerabe  fie,  n)el(f)e  ben  ©lauben,  fei  eö  ber  i'äter,  fei  es( 
Sdraelö,  alä  baö  be5eicl)nen,  lueäljalb  ©ott  für  ^erael  baö  3iUuiber  ber  ©rs 
rettung  fd)uf.  „Sc^emaja  fagt:  (£ö  genügt  ber  ©laube,  ben  2t6rat)am  i^r  ÜJater 
an  mirf)  glaubte,  ba^  icf)  i^nen  baö  a}leer  jcrreipe,  loeil  gefagt  ift :  ©enef.  15, 6. 
2lbtttlion  fagt:  eö  genügt  ber  ©laube,  ben  fie  an  mict)  glaubten,  ba^  icf)  i^nen 
ba§  a}{eer  ^errei^e,  meil  gefagt  ift:  Gjob.  4,  31,"  a)iecf).  ju  (rjob.  14,  15.  29b. 
^ie  beiben  5eitgenüffifcl)eu  'iie^xex,  bie  oor  £tiUel  unb  Sdjammai  fte^en,  t;aben 
alfo  über  bie  3iejiel)ung  beg  ®urd)gangö  burd)  baö  ^ote  33?eer  jum  ©lauben 
gefprod)eu,  unb  {)iebei  einanber  ergiinjenbe  oä^e  aufgeftellt.  3«'"  SJerbad^t, 
bie  3iamen  feien  roiUtürlid)  eingelegt,  liegt  gor  fein  ©runb  »or;  fie  erfc^einen 
Ilöd^ft  feiten.  3)iefe  aJlebitationen  über  bie  Tlad^t  beö  ©laubenö  t)aben  fonac^ 
5um  ftabilen  :öefi^  ber  od^ule  Senifalemö  gcl;ört  unb  lourben  burc^  ^iUel  unb 
feine  ®d)ule  auö  bem  erften  Sflf)il)unbert  auf  bie  fpäteren  »ererbt. 


612  (grläutenmgen  9. 

9. 
a/,ori  und  VTvay.OYi  Tciorewg. 

3)cr  ©ebonfeugang  »on  ©al.  3,  2  ff.  fd)eint  mir  für  axor]  feinen  anbern 
Segriff  jujuloffen  alg  ben  beö  §öreng.  35er  ©mpfang  be§  @eifteg  ^f  «zoij? 
nCartwg  wirb  mit  bem,  n)a§  ©ott  an  2l6ra^am  getan  l)at,  in  parallele  gefegt. 
3^n  ^at  ©Ott  jeboc^  nid)t  „ang  'i^^rebigt  über  bas  ©lauben",  aucf)  nid)t  „aug 
einer  ©lanben  roirfenben  ^rebigt",  fonbern  „au§  ©lauben"  gered)tfertigt,  bamit 
roir  bie  25erf)ei^ung  be^  ©eifteö  empfangen,  nidjt  „bnrc^  ^^rebigt  üom  ©lauben", 
fonbern  „burd)  ©tauben",  14.  S)iefer  ©d)(u^fa^  ber  (Srörtenmg  bejief)t  fic^ 
beutli(^  auf  3?.  5  5urüd  unb  bringt  bie  Übereinftimmung  jn3ifd)en  bem,  roaS 
©Ott  on  2lbraf)am  tat,  unb  bem,  roaö  bie  ©emeinbe  empfangen  bat,  jur  S)ars 
ftcllung.  ©omit  ift  in  23.  2  unb  5  ber  ©laube  ber  § "»ptbegriff ,  uieel^alb  in 
HxoT]  nic^t  ein  gegen  bie  nCattg  felbftänbiger  33egriff,  fonbern  ein  5l5organg,  ber 
unmittelbar  jur  nCaiig  geijört  unb  in  if)r  fid)  ooUäieI)t,  genannt  fein  mirb.  3)ag 
ift  baö  i>ören.  !Daburd)  roirb  einmal  ber  ©egenfa^  ju  tQyu  vöfxov  fd^orf, 
weiter  ber  ©ebraud)  oon  ix  burd)fi(^tig.  ix  braud)t  ^^^aulnö  nid^t  für  entferntere 
foufale  Sielationen,  fonbern  für  bie  birefte  Urfac^e,  bie  it;re  3Birfung  auö  fid) 
OeröorgeOen  läf(t,  2)en  ©eift  empfängt  man  „burd^"  bie  ^rebigt,  nid)t  „auö" 
i!)r;  ^ier  f)ätte  nur  äiä  feine  Stelle.  3öo()l  aber  ift  ba'5  im  ©lauben  ent= 
f)altene  .'öören  berjenige  2lft,  ber  unmittelbar  jum  (Smpfang  be'3  ©eifte«^ 
loirffam  wirb. 

2)ieö  roirb  burd)  %ö\tx.  10,  14  beftätigt,  meil  'ißauluö  bort  uxoi\  unb  Qii^n 
XQiatov  unterfd)ieben  l)at.  2)ie  tlxor]  ift  nic^t  felber  baö  a[15ort,  fonbern  entfteljt 
„burd)"  baöfelbe;  bead)te  Siü,  nic^t  ix.  35ie  genetifd)e  golge  ber  :i?orgänge,  bie 
fubftantioifd)  alö  nlarig,  uxor\,  (irjfxa  Xqiotov  benannt  loirb,  toirb  juerft  cerbal 
bcftimmt:  Tuartvaai,  uxoüaai,  xriQvaaeip,  unoaTaXr,vui.  !I)aö  xrQvyfj.«  ber  uno- 
aralivrig  wirb  burc^  ^rifia  Xgtarov,  bog  dxotaac  burd)  lixoT},  bag  jiiaTtvaai 
burd)  n(orig  n)iebcrI)olt.  SiMfifcHod  fdjroebt  ^^Janluö  ^scf.  oi},  1  uor;  aber  er 
finbct  aud)  bort  uid)t  eine  '^Uebigt,  fonbern  ein  .t>ören  geiociöfagt,  unb  er  lüirb 
bamit  ber  SWeinung  bed  überfe^erö  entfprec^en,  beun  bie  äßal)l  uon  ilxot] 
loirb,  obgefel)cn  Don  ber  Xenbenj,  nV-ICtf"  eti)mologifd)  genau  luieber^ugebcn, 
boburd)  bcbingt  fein,  bafi  ber  Übcrfe^er  aud)  burd)  nyV-l^'  i''»  vörcn  bc^ 
jeid)uet  fanb. 

iBiefe  Raffung  uon  tlxor)  nloTiwg  mirb  baburd)  geftü^^t,  ba^  'lUntlue  aud) 
vftttxof}  n(artü)g  gebilbet  i)at.  SJeibeö  uoueinanber  .^t  trennen,  ift  l)ttrt.  Üücnn 
^aulue  Mm.  1,  5.  1«,  2«  baS  burd)  feine  Senbung  unb  burd)  ©otte«  Offen» 
barung  ^u  crMClenbe  JXcfultat  vnaxor  n(0Ttwg  l)cifit,  fo  ift  aud)  !)ier  ber  ©laube 
ber  .i">a»ptbegriff.   3luf  il)n  unb  auf  nid)tvj  anbereci  a\i  \\)\\  jielt  nad)  bem  gau.^cn 


Tj  avtü.oyia  Trjg  niOTewg.  613 

58nef  ber  göttliche  3BiIIe  I;in.  inaxon  toivb  fornit  in  berfelben  Sßeife  luie  lixor 
baä  ©lauben  fe(6ft  d^arafterifteren.  Saäfelbe  toirb  aB  ein  @eI)ord^en  befc^rieben, 
weil  feine  Unerlä^Iid^feit  unb  Sißiirbe  beroortreten  foll.  6in  @ef)ord)en  liegt 
ebenfo  unmittelbar  im  ©tauben  felbft,  mie  ein  Sporen.  2tuc^  t)iefür  ift  9iöm.  10, 16 
te^rreid).  3?on  ben  33cbingungcn  jener  3tnrufung  ©otteö,  roelc^c  ber  ©rrettung 
teilOfft  mad)t:  (Senbung,  SBerfünbigung,  .t>ören,  ©lauben,  finb  a\\^  für  ^örael 
bie  erfteren  gegeben.  2)ie  33oten  finb  ju  i^m  gefanbt ;  gehört  I;aben  fie,  2?.  18, 
aber  nid)t  gef)orct)t,  $.  16.  Unb  nun  roirb  baö  oi'/  vnaxovaat  burc^  bog 
Ol)  nioTtvam  t^  (cxoij  befegt,  oon  melrf)em  bai§  ©d)riftiport  fpric^t.  Seibeä  ift 
für  '^^au(ug  ein^ :  ber  niartvaag  ift  vnaxovaag.  %o\\  vttuxovhv  tj]  ttIoth 
3lct.  6,  7  fc^eint  mir  baö  paulinifd^e  vnuxor]  nCmtoig  infofern  unterfcftieben, 
als  jene^  baä  SBerben  be$  ©laubenö  in  ^luei  a}?omente  jerlegt,  in  bie  bem 
3}ienfd)en  fid)  aufbrängenbe  Überjeugung  einerfeitsi,  unb  fein  Gingefjen  in  bie« 
felbe  anbererfeitg.  ?ßaulug  lä^t  bagegen  bo§  ©tauben  ungeteilt;  baöfelbe  S}er= 
(galten,  ba^^  uertrauenbe  33ejtt^ung  Gbrifti  ift,  ift  cbm  baburdi  awA)  fügfame 
Untevorbnung  unter  ©ottciS  3Billen  unb  Xat. 


10. 

^  avaXoyia  Trjg  niOTEcog,  Rom.  12,  6. 

Dbn)of)l  fcimt(id)e  d)riftlid)c  2tttigfeiten  ber  Siegel  unterftellt  finb,  ba^  fie 
bem  9J}af5  be^  ©laubeuö  ju  entfprec^en  f)aben,  Siöm.  12,  3,  l)at  'ißaulu^  bie 
^^Uopbetie  nod)  in  befonberer  Sßeifc  an  baö  ßJlauben  gebunben;  fie  ift  ja  in 
befonberem  ^JJafe  G'mpfang  einer  göttlidjen  ®abi,  nod)  mel)r  alö  bie  2>iafonie 
unb  ba^  l'el)ramt.  Xarum  ift  fie  nid)t  nur  im  altgemeinen  burc^  ©lauben  be; 
bijtgt,  fonbem  ber  Snl^olt  unb  bie  2lrt  ber  bem  ©injelnen  geroä^rten  propl^e= 
tifd)en  (S'rfenntnig  ift  ju  feinem  Ölauben  in  ein  entfpred^enbe'g  2.?erl)ältni# 
gefegt.  !?er  'iserbalbegriff,  ber  ben  ©ebanfen  bel)errfd)t,  ift  junäd)ft  ber  be§ 
öabenä;  au^  il)m  ergibt  fid^  fobann  ein  ^tnperatiü,  ber  bie  Sieroa^rung  unb 
iöenü^ung  bev^  empfangenen  58efi^eä  forbert.  "^^aii)  jener  Seite  \)ai  ber  @e= 
baute  \\\A)\i  3luffaUenbeö,  ©ine  Umbeutung  öou  ntang,  fo  ba^  eö  ^ier  ber 
9Jame  für  bie  Se^re  ber  ©d^rift  ober  ber  2lpoftel  wäre,  mit  roelc^er  bie  SBciSs 
fagung  ftetö  in  Übereinftimmung  ju  bleiben  l)abe,  ift  gänjlid)  unnötig.  2)ie 
propl)etifd)e  @rleud)tung  mirb  ganj  in  berfelben  SBeife  burd}  'ba^  2)Ja^  be^ 
menfdilidien  @laubenä  begrenjt,  roie  roenn  bie  Teilung  unb  ^itfe  bem  a)Jenfd)en 
„nad)  feinem  ©tauben"  iviberfäbrt.  ^a^  H  fidi  i)\ex  um  bie  $Hebe,  nid)t  um 
eine  3:at  ©otteiS   l;anbelt,    mad)t  für  bie  S3ejiel)ung   beß  ©laubene  jur   gött= 


614  (iTlauteniiujen  10. 

liefen  @a6e  feinen  Unterfd^ieb.  5"i'"'JS'''f)  f''""  ""r  f^i"/  'oie  ftd)  auö  biefer 
göttlichen  bieget  eine  3)ial^nung  für  ben  ^ropf;eten  ergibt,  fo  baf[,  wie  ©ott 
bie  bem  %U-opf)eten  oerliefiene  Grfenntniä  mit  feinem  @(a«ben  in  Übereins 
ftimmung  fe|t,  and)  biefer  felbft  anf  biefe  Übereinftimntung  jn  adjten  unb  fie 
feftju^olten  i^ot. 

@^  ift  roenig  tuar^rfdjeinlid),  bafi  ^pantuö  nur  an  bie  9U'itffid)t  auf  ben 
©Imtben^ftanb  ber  ©emeinbe  ben!t,  bem  fid)  bie  SÖJitteidtug  neuer  Cffen= 
barung  anjupaffen  ^ai.  Sitte  folgenben  ©lieber  nennen  ben  eigenen  33efi^  beg 
begabten,  ben  er  frud^tbar  maä)tn  fott,  entfpred)enb  ber  allgemeinen  Siegel, 
bap  „bie  unö  gegebene  ©nabe"  bie  3lrt  unb  3>ern)enbung  ber  &abe  bebingt. 
3n)ifcl^en  ber  ^ettigfeit,  ^»inisfßit  ""^  Überjeugungöfraft  beö  propl;etifd)en 
3Bort§  unb  bem  fflJa^  beö  ©laubeng  ift  allerbingg  eine  Äorrefponbenj  uor= 
f)anben,  fie  mirb  fid)  aber  unmittelbar  l^erftetlen,  ol^ne  'i)a^  fid)  eine  3)lal)nung 
I)icrauf  rirfiten  muf;.  2)icfe  wirb  fid^  nid^t  auf  bie  2lugfprad^e,  fonbern  auf 
ben  ßmpfang  ber  Sßeigfagung  bejieljen.  ^d)  l^alte  1  Äor.  14,  1  für  fadilid) 
parallel:  eg  gibt  aud)  im  üölid  auf  bie  !ffieigfagung  ein  C^i^ovv  t«  nvevuu- 
jixü ,  wobei  1  Äor.  14,  24  ff.  ju  htOid)ie\\  ift ,  monad)  fid)  bie  Sffieisf agung 
nic^t  nur  auf  bie  SBeltgefc^id^te ,  fonbern  aud)  auf  bie  2ebenggefd)id)te  ber 
einjelnen  'ißerfönlid)teiten  bejiel)t.  S)er  propl)etifd)  Segabte  foll  fid)  beffeu 
beraubt  bleiben,  \>(\)^  feine  Grleud)tung  »on  feinem  ©lauben  abl)ängt  unb 
barum  mit  »oUem,  ftarfem  ©lauben  in  ben  ©ituationeu,  bie  fein  propl)etifd)eg 
aäJort  erforbern,  an  ©ott  fic^  bittenb  lüenben.  Ser  %^i)\tx  fann  foiuot)!  in 
einem  4)inau!ggreifen  über  bie  2lnalogie  beö  ©laubeug,  alg  in  einem  ^wi^üö* 
bleiben  f)inter  berfelben  beftel)en.  2)er  ^ropl)et  mufi  bead)ten,  \>a%  er  nie  bag 
©c^auen  an  bie  ©tette  beg  ©laubeng  fe|en  fann  imb  barf,  baf;  bie  ^Nropl)etic 
bag  ©ruubuerf)ältnig  ber  ©emeinbe  ju  ©ott,  bag  im  ©lauben  beftel)t,  nid)t 
burd)bre(^en,  fonbern  umgefel)rt  erljalten  unb  ftärfen  foll.  '^iad)  biefer  Seite 
pflanjt  bie  i»ormonie  mit  bem  ©lauben  ber  SBeigfagung  bie  ©emut  ein.  3(ad) 
ber  anbern  ©eite  foH  fid)  ber  ^U-opl)et  fagen,  baf;  ©otteg  (5rleud)tung  bem 
na^e  ift,  ber  fie  gläubig  bei  il)m  fud)t,  unb  nid)t  oerfäumen,  lung  er  nad) 
feinem  ©lauben  an  ©inblicf  in  ©otteg  3Bitten  erreid^en  fann,  glcid)iuic  bie 
aWaOnung  ber  folgenben  ©lieber  baran  criiuiert,  bafj  bie  Wabe  uidit  brad) 
liegen  barf,   fonbern   gebraud)t   luerben   mu^. 


vncaruats.  G15 


11. 


vTtooxaoiq. 


2)ie  gegenwärtig  trabitionelle  ©rflärung  beg  Sßortg  nimmt  an,  ba^  bie 
3?orfteUnng  „Stehen"  in  bemfelöen  für  ben  neuteftament(icf)en  Öebraud)  oer- 
loren  gegangen  fei.  3^)  ^Eann  i"W)  "iti)t  »on  ber  Jtidjtigfeit  biefes  Sa^eö 
überjeugen;  fooiel  ic^  fe()e,  bleibt  ber  3"iai"niet\^ang  jroifc^en  vnöazaais  nnb 
vnoatrjvat.  im  ©prarf)gebran(()  burcf)ang  lebenbig,  fo  bafe  eö  fnbftantioifd)  nichts 
onberes  ansbrücft,  ali  roos  vnoarfivai  verbal  befagt.  ^Das  ii^erf)öttni!5  fcljeint 
mir  analog,  roie  jn)ifd)en  ('möaraais  nnb  unoaTfjvai,  (xaraoig  unb  Ix- 
aTTJvai  IC. 

2(ncl^  feine  abftraftere  SBenbung,  bie  otä  „substantia"  übertragen  roorben 
ift,  ge^t  oom  ©tc^en  axii,  im  ©egenfa^  ^um  ^errinnenbcn  ©d)ein  ober  ju 
jenen  2Birfnngen  ber  2)inge,  bie  an  i^nen  ()aften  nnb  nid)t  fetbftänbig  roerben. 
So  fagt  ^f)i[o:  avyri  x«.'>'  tavrrv  inöaraaiv  ovx  f/H ,  (>H  d'  dno  twv 
itQOtiQti.v  rivO-Qttxog  xai  (fkoyog  2,504,38;  i(ftav  vnöaiaaiv  f/Hv  2, 505, 35  2C. 
entfpred)enb  bem  oerbalen  öebraud^:  tu  tov  aio^uaro;  nlfovfxiriuuTu  nolv 
inoaTfjvttt  (f'x)((Q(TC(t  irjg  ao)fxaTixris  oratas  dd  (xovarjs  1,  257,  22.  2)a()in 
gehört  aud)  .^ebr.  1,  3:  /«pozri^p  Tfjs  vnoaiüatois  avxov.  Db  bie  übliche 
Raffung  „2üefen"  ganj  forreft  ift,  ift  fraglic^.  2lüerbingg  ift  ber  libergang 
Dom  3JefteI)en  ju  bem,  rcas  befielt,  oon  ber  öriftenj  ^nm  äBefen  ein  leid)ter. 
2tber  eö  ift  boc^  immerl^in  ein  Übergang,  unb  ber  bem  3üorte  jundc^ft  liegenbe 
©ebanfe  ift  ber,  baf;  ber  So^n  baö  3)?erf=  unb  SBal^rjeic^en  ber  ©riften«(  unb 
9iealität  be«s  4?ater!ä  fei.  S^)  fteüe  Jormeln  roie  6  vorirrs  inooTÜoiws  xöajuos 
^^ilo  1,  649,  14  baneben ;  bie  „SBelt  gebadeten  Seftefjens"  ift  biejenige,  roelc^e 
im  35enfen  ejriftiert,  ein  „gebad)te^  !I;afein"  f)al. 

Sagt  ^oli)b,  er  roolle  feine  SarfteUung  bei  ber  3«^*  beginnen,  roo 
2lntigonuö,  Seleufu^  unb  ^^Uolemäuö  ftarben,  xaiA/aTjj»'  i/noaraaiv  vno- 
XnußüvovTts  f?vtti  TKVTrjv  4,  50,  10,  fo  ift  i)m  ber  begriff  „Stehen"  foroenig 
erIofd)en,  aB  roenn  er  baö,  roaö  beim  Sd)roemmen  bes  ©rjee  im  Sieb  ^urürf; 
bleibt,  ßt  vTioarüatig  ober  r\  vnöaTuats  nennt,  34,  9,  10.  Sie  Stücfftdnbe 
bleiben  „unten  fte()en"  im  Sieb,  unb  ber  .'oiftorifer  bleibt  bei  ber  Gpoc^e,  bei 
ber  er  einfe^t,  fielen;  er  ge^t  nid)t  roeiter  jurüd,  fonbern  mad)t  bort  5>alt, 
fa^t  bort  gu^. 

3luf  ba§  Seelenleben  angeroanbt,  bat  inoaTrjvttt  ben  Segriff  beä  jä^en, 
gegen  5urd)t  unb  Sd)merj  nid)t  nadjgiebigen  Stanbl)altens ,  unferem  „%u^' 
fteljen"  analog,  ober  mel)r  aftio  benjenigen  beö  roagenben,  unterneljmenben 
Ü)iute^,  mit  luiferem  „fid)  unterfteljen"  parallel.  @§  roirb  in  biefer  Raffung 
tranfitio,  oergl.  vnoaTrjvac  xaQTiQcöi  niivra  xi'tfiuTov  %ij\[o  1,185,26;  i(&Xovg 


616  erläutenmgen  11. 

2,557,39;  ytp-vatw;  tov  nölffiov  rovrnv  ^ol.  1,6,7;  tovs  vnEvavrCovg 
'^0\.  1,  17,  12;  n6vovg  %  21.  3,  2,  3.  49;  Ti]v  XQ((av  TavTrjv  «ßol.  15,  31,  6; 
T(c  TTttQatvf&e'vTK  vno  TOV  ßaatXmg  notrßftv  vniarriaav ,  fie  erboten  firf} 
baju,  nnternal^men  eö  %  31.  10,  4,  3.  64.  ®a^er  Ijeifit  iivvnoartttog  nid)t 
nur:  rodö  nid^t  fielet,  I)alt=  unb  grunbloö  i[t,  cergl.  ^ot.  1,  5,  3,  fonbern  aud^ 
mit  pafi'tnem  Segriff:  roaä  man  nid)t  auäfte(;en,  auöfjalten  fann,  iua§  unerträg= 
U(^  ift,  Dergl.  ^ol.  4,  8,  10.  S.  ».  1,  6,  5  jc. 

SlJit  biefem  oerbolen  ©ebraud^  gel^ört  vnöaraaig  in  benjenigen  SteHen 
juiammen,  bie  in  ben  Äommentaren  trabitionell  für  ben  Segriff  „3"oevfid^t" 
jitiert  roerbcn :  ^ol.  6,  55,  2.  4,  50,  10.  3.  31.  18,  1,  6.  24.  Sffienn  bie  Ino- 
araaig  y.al  Tol^a  be§  §oratiu§  ©ocIe§  feine  Singreifer  üerbtüfft,  fo  ift  nic^t 
bag  '^oli)bs  3Keinung,  bafi  fie  cor  feiner  „  Suuerficbt",  einem  blo^  feeliftf)en 
(Uefc^e^en,  erfd^rodfen  feien;  fonbern  feine  inöoTaatg  ift  'bai,  ba^  er  firf)  unter= 
ftel^t,  ba  ftel^en  ju  bleiben  unb  ben  Äampf  aufjunef)men,  roo  bie  anbern  iueg= 
liefen.  3BeiI  bie  33i)jantiner  nirf)t  nad)geben,  fetten  bie  Sil^obier  rriv  vTiöaTuaiv 
avTfJiv.  ©d)reibt  SofepT^us  ben  ^^'o^'^'^  ^ö  u^eräUMxrov  avtCiv  Trjg  inl 
TocovToig  vnoaTiiaswg  bei,  fo  finb  bie  Toiaira  nad)  bem  i^ontejt  bie  S^Jorter, 
mit  benen  fie  firf)  unb  bie  ^st)rigen  foltern  laffen,  loeit  fie  feinen  5](enfrf)en 
Öerrn  ()eif;en  rooUen.  SBeil  fie  tia^  alles  „au^äuftefjen"  millig  unb  fällig  finb 
fief)t  man  an  if)nen  vTiöaraatg. 

Sm  ©ebraurf)  ber  ©eptuaginta  ift  3unftrf)ft  bie§  beutlirf),  ba^  a\\^  if)r  ber 
Segriff  ,/ote^en"  im  Sößort  baä  .'öauptmoment  ift.  Senn  fie  crfe^t  baburc^ 
IDVC  ?M'-  «8,  3;  0'>p  .fiob  22,  20;  Clp^  35eut.  11,  6;  2Sf2  1  ®nm.  13,  23. 
14,  4.  G5.  26,  11 ;  2i»n  3?nO-  2/  7  »ergl.  1  Sam.  13,  21.  3)a  I^at  fie  überall 
ben  Segriff:  SteUung,  Sefteljen,  auöbrücfen  moUen,  oergl.  and)  vnoaraaig 
neben  IID  3er.  23,  22.  Sefte()en,  ßfiftenj  roirb  fie  aixd)  bann  im  ©ijine 
f)aben,  roenn  fie  ei  für  "hn  W,  ?f.  138,  15. ») 

Söegen  feiner  Sl^erroenbung  für  baö  mutige  llnterneljmen  unb  (rrtragen 
bot  fid)  bag  2ßori  and)  alö  (Srfa^  für  mpn  ©j.  19,  5.  ^JJutt)  1,  12  unb 
ntriin  ^f-  38,  S  in  ^araltelc  mit  vnojaovfi  bar;  uergl.  vnoariivKt  für  'pn^ 
2J?i(^.  6,  7.  3)iefe  Scriucnbung  beg  2ßortg  ift  uom  grierf)iirf)cu  ©prarf)- 
gcbroud)  eixoai  abn)eirf)cnb,  locil  I)ier  ber  fefte  Staub  uirf)t  auf  Slnftrcngung 
unb  St^merjen,  fonbern  auf  ©üter  luib  .ftilfc  bejogen  ift.  2)ie  Umbiegung 
bess    3öort«(    ift    aber    nirf)t    gr5f?cr,    aU    mc    fie    glcirf),^citig    für    vTiofjovt] 

')  Unbeut(id)  ift  Xewt.  1,  12:  if^guv  rov  xönov  IfjuSv  xal  Tr,v  vnn- 
arnait'  vfxwp  xal  rüg  iivnloytng  tfiiör  neben  C2N15'?2-  ?id)  ttadjic  in  ber 
crftcn  3luflage  an  einen  objeftiucn  (^)enitiii,  augofd)Ioffeu  an  vnoariivni  roig 
noXt^lovg  unb  ('il)ulid)e<i.  15«  fann  aud)  oiite  l)ebri'iifrf)e  'iUnfrfireilntng  im 
Spiele  fein:  C22ä?r. 


VTIOOTttOi;.  617 

üortiegt,  mu-  baft  für  fefetereg  ein  fefter  ©pracfii^ebrauc^  entftef)t,  für  vno- 
OTuaig  nicf)t. ') 

2)ie  Seife,  roie  ees  ber  fafomonifcl)e  '^falter  braucht,  ^at  ntit  „3uDerftc^t" 
nid)tö  ju  hm.  2)er  ®o^n  2)aüibsi  rctrb  bie  Sünber  ausi  bem  @rbe  ücrftoBen, 
t^ren  Übermut  roie  3;ongefd)irr  jerf dalagen,  mit  cifemer  Stute  if)re  gonje  vnö- 
aruaig  ^erfd^mettern ,  17,  26.  2)a  ift  vTiöaraatg  ni(f)t  nur  ein  innerlicf)er 
3uftanb;  bie  eiferne  Siute  trifft  bie  ^erfon,  ifjre  ©fiftenj,  mit  bem  9?eben= 
gebanfen  beä  feften,  gefid)erten,  tro^igen  ©tanbeö.  Gbenfo  ift  ber  ©ebanfe 
gefafit,  menn  ^euerflammen  unb  ^oxn  oom  2tngeftd)t  bei^  $»errn  au'^geljen, 
oXo&Qfvant,  nüanv  vnöoxaaiv  kiitcSv,   15,  7. 

gür  bie  näd)ftDern)anbte  ^aroKele  mit  $ebr.  11, 1  l^altc  id^  ^f.  @gr.  8, 36: 
in  hoc  enim  annuntiabitur  justitia  tua  et  bonitas  tua  ilomine,  cum 
misertus  fiieris  eis ,  qui  non  habent  sul)stantiani  bonorum  operum, 
Tovs  fir  fyovrag  vnöaTuaiv  dyK&iZv  tnyotv.  öier  ftaben  rair  aud^  einen 
fad&Iirf)eu  ©enitiw.  Söarum  foB  f)ier  ber  SJegriff  „ftef)en"  erlofd)en  fein?  T(g 
vnoajrßerca;  %\.  129,  3  ift  bie  üerbal  auegebrücfte  '^^arallelformel.  Oute 
SBerfe  geben  bem  9Kenfd)en  uor  ®ott  einen  feften,  gefiederten,  unuerlierbaren 
©tanb,  bamit  freilid)  oud)  3"fei"ftd)t;  vnöarttaig  gebt  aber  auf  ba^  reale  Sl5er= 
l^öltuie,  in  roelc^eö  ber  Wm\\d)  burd)  feine  guten  3Berte  uor  (Hott  gelangt. 

9tud)  2  Äor.  11,  17  ift  vnöaraaig  mit  einem  ©enitiü  »erbunben:  avxri 
7]  vnuauaig  rrg  xnvyjiamyg.  2Baö  foK  i^ier  „3iioerfid)t"  nod)  neben  xav/rjaig'? 
©0  jpäre  ba'^  Sßort  lebiglid)  ein  fd)n)(ic^enbeö  2(n{)ängfel.  Hnb  lüO'^.  foU  «itjjV 
®ö  bejeid)net  bie  InoaTaaig  oXi  timai  Dff enf unbigeö ,  <xU  tfa^,  roa«  fte  fonft 
überall  ift,  nämlid)  al^  eine  Xai,  nid)t  a\^  eine  Stimmung,  inöaraaig  Tr:g 
xav^rjOfcog  brürft  nominal  auö ,  raa^  vnoaTrjvai  xav/rjOiv  ober  vnoaTtjvai 
xnvyriattaihai  Derbal  befogt.  ©ein  3tüf)men  ift  ein  Unterfangen,  ein  Sßagni*; 
er  „unterftebt  fid)",  fid)  ju  rüf)men,  unb  bcmbelt,  inbem  er  fic^  bas  bei'ctuö= 
nimmt,  alö  ein  %ok.  2)arum  fe^t  er  auc^  «t^r»].  2:*a|)  er  fid)  ba^^  berau^= 
nimmt,  fe()en  bie  Korintf)er.  2(ud)  2  Äor.  9,  4  ift  ynoaraaig  kvtt]  eine  lat 
®r  I)at  ben  ^BJacebonen  gefagt :  bie  ß^riften  3(d)aia«i  feien  bereit.  ^a§  ift  feine 
inöaruaig,  fein  Unterfangen,  unb  barin  f)offt  er  nid)t  befd)ämt  ju  merben, 
loenn  nun  bie  3J?acebonen  mit  if)m  nad)  Äorintf)  fommen. ' 

!Dafi  aud)  .'oebr.  3, 14.  11, 1,  an  ben  geltenben  ©prad^gebroud)  anjufd)lie^en 
ift,  ber  bie  vnöaraaig  bem  beifd)reibt,  maö  nidjt  „fliegt",  nicbt  roegtäuft,  jeigt 
fid)  baran,  l^a^  eö  einerfeite  ju  iinoarolri  10,  39,  anbererfeitö  jn  «7ro(Trf;v«t 
3,  12  bie  2(ntit^efe  ift.  ©emife  ift  «Tioor^vat  oud^  ilerjagtljeit ,  vTiöaraaig 
bemgemä^  axxd)  3uDerfid)t;  aber  fongnient  ftnb  beöroegen  bie  beiben  SJegriffe 

*)  3lud)  dix.  9,  15  ift  nid)t  ofjne  Sntereffe  'h)i2  IDH  inöarriTi  iv  ti; 
axiü  uov.  2)ie  S^orftellung  ift  uöUig  fonfret :  man  „unterftefjt"  im  ©d^atten 
beö  8aume^. 


618 


e(f)rift[teaeu. 


nid^t.  3«'"  @enitiü,  ber  ha^  einfütjrt,  roorauf  baö  fefte  (Stellen  bejogen  ift, 
fc^eint  mir  neben  ber  ©teHe  auö  ^f.  @§r.  Mm.  2,  7  eine  gute  parallele: 
inofiovi]  fQyov  ilya&ov. 

Sie  vTiooTuaig  ))ai  ^  «p/>i  in  [id^,  3, 14,  nid)t  weit  fie  al^  unuoüfommen 
bef (^rieben  roerben  foß,  ba  ber  3Ser§  feinen  Stobel  entl^ält,  auc^  nicf)t  roeit  ouf 
eine  frühere  ^t\i  5«viicfgen)ie)en  rcürbe,  ito  fie  norf)  ftanben,  atö  raären  fie  je^t 
gefallen  unb  geroid^en;  oielmeljr  erplt  ber  „SCnfang"  feine  ©eutung  burd)  bag 
©nbe,  auf  ba8  fi^XQ''  "f^^ovg  l^injeigt.  '^\)x  3"ti^itt  5"  i>en  gef)offten  @ütern  ift 
nod)  nid)t  boö  ®nbe,  n)ei(  er  nod)  nid)t  ber  @emif(  berfelben  ift;  fie  finb  ja 
noc^  ilm^öfievtc.  Se^^alb  mu^  ber  ©tanb,  in  ben  fie  fid)  geftellt  f)aben,  feft« 
gel^alten  werben;  of)ne  baS  würbe  er  roert^  unb  fruc^tloö,  ja  jum  tiefen  '^aü. 
Snfofern  l^at  bie  3Ba^I  beg  3Sortä  noc^  beutlid)  33e3iel^ungeu  junt  gried)ifcften 
Sprac^gebraudi,  ber  in  vTiöaraatg  ben  ernften,  roagenben,  ju  Äampf  unb  6nt- 
bel^rung  bereiten  ©ntfd^luf;  fixiert. 


Schriftftellcn, 

die  eingehender  erörtert  lind. 


ajkttf). 

Seite 

aRarf 

Seite 

5oO. 

Seite 

3,9 

90 

1,15 

111. 

591 

3,18 

213.  599 

4,6 

165 

5,36 

103 

3,  32  ff. 

96 

6,30 

116.  594 

6,5 

155 

4,  48  ff. 

201.  698 

7,21 

165 

9,22- 

-25 

132 

5,39 

206 

8,  8—10 

117.  137 

11,22 

134. 

588 

5, 45 — 47 

204 

9,13 

100 

15,32 

589 

6,29 

598 

11,2 

97 

2uf. 

6,  44  ff. 

209 

15,28 

588 

8,10- 

-14 

87 

6,64 

597 

16,16 

157 

7,47 

175 

8,24 

191 

16,22 

168 

10,20 

127 

8,30 

187 

17,20 

109  ff. 

11,27 

135 

9,18 

599 

18,6 

159.  593 

16,11 

590 

10,8 

213 

19,21 

105 

17,5 

109  ff.  125 

10,  37 

598 

21,20 

109  ff. 

18,8 

162 

10,38 

198.  597 

21,32 

89.  159 

22,31. 

{2 

159 

11,40 

598 

22,  1 1 

169 

24, 45 

161. 

592 

12,44 

597 

23,  23 

587 

3o(). 

13,  19 

191 

24, 23 

589 

1,50 

185 

14,1 

192 

25,1 

168 

2,24 

138 

14,10 

198 

25,  24 

169 

8,.Mf. 

211 

16,31 

189 

25,  31 

177 

3,16 

597 

20,27 

596 

ec^riftfteaen. 


619 


3tpoftelg. 

8,16 

5, 15 

6,7 
15,9 
16, 15 

3löm. 

1,5 

1, 17. 18 

2,18 

3,2 

3,5 

3,27 

4,2—5 

4, 17—21 

5, 12  ff. 

6,1 

6,3 

6,8 

7,  7  ff. 

8,1 

8,19 
10,6 
10,14 
12,3 
12,6 
14,1 

1  Ätor. 

1,18  ff. 

2,  6  ff. 

8,1 
11,18 
13,2 
13,7 


Seite 
268 
292 
266 
604 
605 

364 

355 

327 

601 

369 

363 

339 

346  ff. 

355 

367 

371 

277 

329.  385 

356 

356.  398 

364 

612 

384 

613 

388 

389 
393 
391 
606 
239 
606 


1  lor. 
13,13 
14,23 
15,1  ff. 
15,11 
15,14 
16,23 

2  ADV. 

4,4 
4,13 
11,17 
@al. 
2,12 

2,16  251. 
3,2 
3,11 
3,12 
3,22 
5,6 

1,1 

1,27 

1,2 

1  J^eff. 
1,3 

2  JOeff. 
1,10 
2,13 

1  Jim. 
1,4 
1,12 


©eite 
329.  373 
247 
392 
269 
377 
398 

365 
315 
617 

445 

325.  335 

340.  612 

340 

337 

358 

373 

604 

278 

604 

375 

608 
278 

407 
406 


1  Xxm. 
2,15 
3,9 
3,13 
3,16 
5,8 
5,12 
6,12 
6,20 

2  3:im. 
3,14 
4,7 

3,  7  ff. 

3,14 
11,1 
11,2 
11,3 
11,8 
12,2 

3of. 

1,2 

1,5 

1,15 

1,25 

2,1 

2,14 

1  ^etri 
1,3 

1  3o(). 

2,27 
3,  6  ff. 
4,1 


Seite 
410 
407 
412 
608 
411 
414 
407 
408 

609 
262 

536 

608 

526.  615 

530 

531 

532 

535 

419 

422 

442 

445 

287.  424 

429 

470 

510 
510 
265.  273. 


Sachregiltcr. 


ft5eroi(n«be,  üöenüunben  291. 
3lbral)amö  ©laube  18;  in  ber  ©9na= 

(\o%e  38.  610;   bei  ^U)ilo  75;   bei 

%äulm  346;   bei  ^^aiobu^  436. 
3lbra^am§  Äinbfdiaft  beim  S'äufer  90; 

bei  '^saulu^  397. 
3lbraf)amö  ^'ö^if^l  ^ei  ^^f)iIo  77. 
2lrjt,  @ebrttud)  beöfelben  31.  51. 
3lsfeten  in  ber  (Sr^riften^eit  304. 
3(ufei-fter)itng  ^efu  239.  270;  bei  ^aw^ 

Im  352. 
«efebnmg  beg  ^^nuht§  400;  be§  3a= 

fobm  449;  be^  3Kattl)äuö  486;  beg 

SoI)anneö  525. 
Sefenntuiö,  uon  S^fuS  ocrlangt  157. 
23entfimg,  bei  ^auIuS  354. 
Sierounbenmg,  Don  SeÜt^  abgefto^en  135. 
SJibel,   33ejiel)ung   beg   ©laubenä   auf 

fie  22;  3Hibaä  SteUung  57;  «ßfjilog 

Stellung  75 ;  Stellung  bev  (£l)riftens 

I}eit  289. 
Sitten,  Don  3efn§  erroedt  122;   aSer» 

beiRung    für    baiSfelbe    172;      bei 

Safobug  422. 
33ufee,  beim  Jcuf er  86 ;  im  3Bort  ^ef«  99 ; 

il^erbinbung  mit  bem  ölauben  147; 

bei  ^obnnneö  207.  493;  in  ber  Öe^ 

meinbe  295;  bei  "i^aulu«!  333;   bei 

!^>afobuö  444. 
ttbriftu«,  bei  3lfibtt  64;   beim  2;äufer 

93;  baö  meifianifd)e  3lmt  Wrunb  ber 

:i<er[)ciHung  j;efu  129.  236 ;  2)oppels 

beit  ber  ("'k'meinfdjoft  mit  bem  i^ater 

nnb  mit  unß  479. 
Dämonen,  i()r  (Glauben  432. 
3)emut  ,^scfu,  il)r  5i<erI)(liltni<S  jur  ^or- 

bcrung  beö  (Einüben«*  136. 
!I?ualiemu«i  bei  :3ol;n»ncö  215. 
ttiferer  35. 
(Srfennen  unb  (Hlmiben  bei  ?lcfn«  144; 

bei  ,Vl)anne<5  195'.  218.  197;  in  ber 

lSl)rifteul)eil  31K;   bei  ^^nuiluö  389; 

in    bcn   ^oftornlbriefen    409;     bei 


®ritiäf)lung,  bei  Ijafobug  425. 

efra,  berVlfd)e  27.  39.  42.  518. 

effener  35. 

©lüigfeit  @otteg  bei  Sof;anne§  186. 

^anatigmuä  in  ber  Swi'enfdjaft  40; 
bei  3(fiba  62;  abgeit)ef;rt  »on  ber 
(5f)riftenl)eit  305 ;  oon  Sot^anneö  511. 

5reil)eit,  befallt  in  ber  ©^nagoge  34; 
in  ber  (£l)ri[tenf;eit  286;  bei  ^jßouluä 
386;  in  ben  ^ä.aftoraIbriefen  416. 

gurdjt  @otte§  bei  3Hiba  60;  bei  ^^.Ujilo 
76; 'beim  2:äufer  92;  uon  Sefn^  ßt* 
medt  170;  bei  ^aulw^  380;  bei 
^etruä  471;  im  .öebräerOrief  537. 

@ebet,  Sefu  Slnioeifung  121.  172;  in 
ber  6t;riftenl)eit  258.  284;  bei  3a= 
fobuö  422. 

Öeift,  befd)räntte  ^-affung  in  ber  3i)na; 
goge  23;  feine  Senbung  bei  ;Cvo^ftt= 
neö  223;  gegenmärtig  in  ber  ®e= 
meinbe  242;  33e}ie()ung  bc'S  Ölauben^ 
5U  i^m  278;  bei  'l>nuluv^  366. 

©emeinbe,  '^Ujilo  nnbetnnnt  73;  i^re 
©d)ä^ung  bnrd)  loiff"^''  1<^>4;  ^ei 
X'ttuhi^  397. 

@ered)te,  von  3iefu§  uermorfen  99. 

(yerccl)tigfeit  Wottes«  beim  Idufer  93; 
bei  '|?nnlU'S  342. 

Wevid)t  C^'iotteiS,  bcjaljt  in  ber  ^suben« 
fd)iift  40;  bie  Jvnnftion  ^o>efii  173; 
über  ben  llnglnuben  213;  bei  '^Untluv^ 
3H:{;  bei  SoDannovS  492. 

®efet^  :){ict)tung  bes*  (MUntben<>  niif  biK^^ 
felbe  23;  feine  '-Jün-einfadjung  bei 
l^efu*  106;  beiimbrt  uoit  ber  (5l)riften= 
beit  307;  bei  "•^ninluci  330;  bei  '^sa- 
fobu^S  445. 

GiJeiüiffen,  gute«,  bei  ?ßnulu8  382. 

®euiif}l)eit  be<$  (^UanbenS,  ifjre  (Eigen- 
art 130. 

Wnabe  (^UtttevN,  in  ber  Synagoge  45; 
iI^üllfommenl)eit  berfelben  bei  .^lefu'? 
106;  geeint  mit  bem  ^)ied)t^Ni)oU,\ug 
173;  bei  '^HUihu^  358. 

0ried)ifd)evj  bei  :oiObanne<s  506. 


©acfireolifter. 


621 


^ärefie      entftel)t     burd)     &iaxibm^' 

bntd)  253. 
Reiben,  i()re  iöentfun(^  burd)  '^e\vi^  137; 

bei  ^aulug  394 ;  bei  2RattI)Cius  476. 
6cilögen)i^()eit  261. 
^eud)etei,    uenDovfen    in   ber   ©9na= 

goge  27;  uoii  3efuä  100;  von  ber 

(5:i)riften()eit  258. 
i^offnung,   bei  15f)ilo   73;   von  Sefuö 

enoetft  163;  in  ber  Öemeinbe  315. 
£»of)eä  IHcb  bei  3(fiba  60. 

3ofepf)WS*/  fein  ©prad)gebrand)  585. 

Subaiömuö,  angeblid)er,  ber  (£(;riftens 
I)eit  308. 

^ubentnm,  Sefu  Urteil  über  fein  ©lau* 
ben  228;  Äritif  begfelben  burd)  bie 
61)ri[ten  312;  3Jerf)aItmei  beö  3a= 
fobu^  ju  i()m  460;  beö  a)?attf)äu^ 
475;  ^eö  ^obanneö  505;  fein  Unters 
fd)ieb  üom  '}l.  X.  541. 

Äreuj  3efu,  ©rfc^ioerung  beö  Oloubenö 
161;  bei  So^anneö  208;  in  ber 
6()riften{)eit  300;  bei  ^aulug  343; 
bei  betrug  472. 

Äriegöfrage  32. 

geiben  unb  ©lauben  in  ber  Synagoge  33 ; 
3lfiba!S  Stellung  54;  in  ber  (il)ri[ten= 
^eit  311;  in  ber  Slpofalvpfe  520. 

Siebe  ju  ©ott  bei  3lfibn  60;  ^efu  i>er- 
Oeifjung  für  fie  103;  :i5erbunben^eit 
mit  bem  ©tauben  105.  175;  bei  3o= 
f)anneö220;  in  ber  (SI;ri[ten()eit  306; 
bei  '^lauluö  372;  in  ben  '^aftoraU 
briefen  413;  bei  ^afobuö  440.  465. 

£ot)n  bei  ^efuö  104;  bei  ^^^auhtö  415. 

aWofeö  ©laube  bei  'Jlfiba  53 ;  bei  ^f)ilo  79. 

a)Jt)ftif,  angeblid)c,  bei  '^^auluö  353. 

'Jlatur,  9lbn)enbung  beä  ©lauben«  üon 
il)r  in  ber  Synagoge  31 ;  xt)x  gläubiger 
©ebraud)  bei  ^efus  119;  bei  '^auluä 
387;  in  ben  i'iaftoralbriefen  410. 

^f)arifäer  35. 

'^räbeftination  bei  3of)anne8  217. 

9led)tfertigung  be^  göttUd)en  Urteilg  33; 
bei  '^aiüxi^  336.  359;  bei  3a= 
fobug  438. 


Sabbucöer  35. 

Saframente  unb  ©loube  282;  bei^^au= 

tuä  354;  bei  So()anneö  499. 
Sd}riftben)eie  für  ben  ©lauben  in  ber 

d^riftenljeit  254;  in  ber  S  t;nagoge  609. 
So^nfdjaft  Sef"  129;  begrünbet  baig 

©lauben  232. 

2:nufe  in  ber  ©emeinbe  299;  bei  '^ous 

lue  371. 
2:eilung  bes  .'öerseng  26;  bei  3af  obug  424. 
Sempei  ali  ©laubensgrunb  45. 
2;ugenbbegriff,  auf  ben  ©lauben  an= 

geroenbet  bei  ^^U;ilo  67;   abgeflogen 

üon  ber  (S()riftent)eit  306.  546. 
©erbienft,  in  ber  Synagoge  34.  37; 

bei  2ttiba  61;  uon  f^efue  uom  ©lau= 

ben  ferngetjalten  124. 
Sßergeben  ©otteö,  in  ber  Synagoge  47 ; 

betätigt   burc^   ^efuä  140;   in   ber 

e^riften^eit  299. 
5ßerfud)ung,  3ef"  lö5;  bei  3ia!obug  419. 
SOoUfonimenf)eit,  ^e\n  g'orberung  104; 

bei  Safobuö  454. 
SJorfeOungöglaube,  in  ber  Synagoge  36. 

bei  i5{)iIo'82;  in  ber  (Sf)riftenl)eit  547. 
2öa()rl)eit,    altteftamentlid)  557;   fyn« 

agogal  564.  577;  bei  ijofjanneö  194. 

600;    in  ber   ©emeinbe   257;    bei 

^afobuig  444. 
3Belt,  2(bfc^luf!  gegen  fie  bei  ^o^anneS 

207. 
Söcrte  unb  ©(auben  in  ber  Synagoge  39 ; 

©erid)t  über  biefelben  167 ;  3t?fu  'iöerf 

ber  ©runb  beci  ©lauben^  197;  SBerfe 

beä  ©efe^eö  bei  ^^"lauluö  167;   bie 

guten  'iBerfe  in  ben  'i^aftoralbriefen 

410 ;  i^r  ^i^ertjältniä  jum  ©lauben  bei 

Safobue  421;  bei  3oI)nnneö  495. 
äßiebergeburt  bei  3oI)cinneiä  500. 
3Bort  unb  ©lauben  bei  3ol)anne«  193; 

3efu  3Bort  unb  baö  3öort  ber  3(poftet 

289;  bai  Sl^ort  bei  Safo^uß  -l-W; 

3efu  3Bort  uon  if)m  raieberfjolt  462. 
Söunber,  in  ber  Synagoge  32;  feine 

Seäiel)ung  jum  ©lauben  im  5lUrfen 

3efu  120;   bei  3ol)anneö  202;   in 

ber  etiriften^eit  282. 


anhalfsübcrlicht. 


Seite 

3?onoDrt  ^ur  erften  2lu§ga6e 5 — 10 

3ur  brüten  2lu0ga5e 11 — 16 

Map.  1.    3)er  @Iait5e  in  ber  paläftittettfifd^ett  (Synagoge    ....  17—50 

^ap.  2.    2lfibaä  @laube       50—66 

Aap.  3.    Ser  @Iaube  itt  ber  gried)ifd}etx  @t)nagoge 66—86 

Aap.  4.    3) er  ©(aiibe  be§  Jäufev^ 86—98 

Aap.  5.    3)ie  SBorte  Sef"  "fier  bett  ©loubeit  bei  bett  ©gnoptiferit  .  98—180 

Aap.  6.    Se[u§  iinb  ber  ©taube  nad)  Sof)anneg  . 180—224 

^ap.  7.    Sie  @ii:I;eit  ber  beiben  ewangeli)d)etx  33erid)te      ....  225—238 

Aap.  8.    35ie  ©cmeinbe  ber  ©laubenben 239—325 

^a^.  9.    3)er  ©laiibe  bei  ^ßauluä 325—417 

Aap.  10.    Sie  3lpoftel  ber  Äivd^e  üotx  ^erufalem 418—489 

1.  Safobug 418—469 

2.  ^etruö 470—473 

3.  aWatt^äiiö 473—489 

Aap.  11.    So^attJteg 490—523 

^ap.  12.    35er  öebräerbrief 524—539 

itap.  13.    Sie  Grgebniffe  beä  apoftolifd^etx  ©laubeng 540—554 

Erläuterungen. 

1.  Saä  Ijebräijd^e  iinb  aramäifd)e  V^üiiT]  unb  feine  SSemanbten  .  555—565 

2.  nioTtg  bei  ^oIt)biug 565—576 

3.  7i(ang  in  ber  gried)ifd)en  Siibel 577 — 578 

4.  nians  bei  "^il^ilo 578—586 

5.  Ser  Sprad)gebraud)  ber  ©i)noptifer 586 — 595 

6.  3)er  ©prad)gebraud)  beö  jol)anueifd)cn  (S'uangeltumg    ....  596—601 

7.  Ser  Spradigebraud)  ber  ©enieinbe 601—609 

8.  Scr  i2d)riftbctDeiö   für   ben  ©laubcn   bei   beu  paläftinen|ifd)cn 

SJe()rern 609—611 

9.  uxor]  «nb  unaxojj  nCartuig 612 — 613 

10.  uvuloyttt  rfjs  ntarnoe,  SHöm.  12,  6 613—614 

11.  vnuoTitats,  .t)ebr.  11,  1 615—618 


Von  demTclben  VerfatTcr  Und  erTd)icnen : 

erläuterungen  zum  neuen  Cestatnent: 

I.  Der  KÖmcrbrief  aufgelegt  für  SBibellefer.    JBicrtc  Stuflogc.    Srof(f)ieit 
M.  1.  50,  in  Scinicanb  gebunben  jH.  2.  25. 

II-  Der  1)ebräerbrief  aufgeregt  für  Söibellefer.   dritte  9(iiflflge.   »rofc^iert 
.//'  1.  50,  in  Veiniüaub  gebunbeu  J(.  2.25. 

III.  Der  Qalaterbrief  aufgelegt  für  Siibellefer.   ^wcttc  ^tuflogc.   »rofd^iert 
J(.  1.  50,  in  Seinroonb  gebunben  c,€  2. 25. 

,iv.  Der  Oakobusbrief  und  die  üobannesbrlefe.   Bwcttc  2fuf(agc.  53ro= 

fcf)iert  Jt.  1.50,  in  Veinlüan^  gebunben  JC  2.25. 

V.  Das  €oandelium  des  Itlattbäus.   Swcitc  ^tuflogc.  33rofc^iert  JC  2.25, 
in  ^eini»anb  gebunben  ^K  3.  — . 

VI.  Das  Cvangelium  des  üobannes.  Swcitc  2tuf(oflc.  »rofd^iert  Jf.  2. 25, 

in  Veiniutinb  gebunben  Jf.  ;i.     . 

VII.  Die  epangellen  des  Itlarkus  und  Cukas.    a3ro)rf)iert  ^ä:  2.25,  in 

ii'einuinnb  gebunben  „H.  8.  — . 

VIII.  Die  HpostelgescbiCbte.    »rofc^iert  ./^^  2.25,  in  Seinroanb   gebunöen 
JC  ;i.  — . 

IX.  Die  Briefe  an  timotbeus  und  Citus.    5brDici)iert  .«:  1. 50,  in  i'ein* 

ulnn^  gebun^en  JC  2.  25. 

Einleitung  In  die  Bibel,     ^nnc  bunfigcfcljcne  Auflage.    552  Seiten 

gr.  8".    iürüfd;ievt  JL   L —,  in  §albfrnnj  gebunben  JC  5.—. 

Zur  topodrapMe  und  6e$cblcMe  Palästlnds.  27v.  sogen 

gr.  8".     iUüjct)iert  .iC  6.80,  in  .Viilbfran;,  gebunben  .^.  8.40. 

Belllge  JInllegen  der  Rircbe.   vier  Reden :  ^a^  mmüni^ 

juv  (>)Ottl)eit  :5e)u.  —  Sie  fieilige  @e)cl)i(i^te  unb  ber  ©laube.  —  2)er 
©Innbe  an  bie  ^-öibel.  —  3)loval  ober  (Joongelium  Y  60  Seiten,  elegant 
broid)iert  JC  — .  60. 


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Jn  demtclbcn  Verlag  Und  crfd)icnen:  ' 

GcTcbicbte  Jsracls 

btö  auf  3ll^3ran^^r  htn  (^xof^f^n* 

Von   D.  S.  OettU,  profcTTor  in  6rcif$wald. 

1)erau$dCdcD^n  vom  Calwer  Uerlagsi^crcin. 

35  23Dgen  grofs  Cftau.  33rDfc^.  J^.  6.—,  in  eleg.  .s^albfranjbaub  JC  8-  . 

Hus  dem  Vorwort: 
„Scf)  ^abe  für  3:f)eoIogen  gefc^rieben,  aber  ittd}t  blofi  für  fie.  ©ine  ber 
bnängenbften  3lufga6en  ber  @egeni»art  ift,  bie  religiös  intereffterte  @emeinbe 
ber  ©ebilbeten,  namentlid)  bie  bibelfreunbli(l)en  i^aien,  tu  5-ür)Utng « mit 
ünfrer  tfjeologifc^ejx  Slrbeit  äu  bringen.  ®g  l)ai  fic^  ein  3lbgrunb  be^  Wif^i 
Derftänbniffeg  unb  beg  9JJi^traiteu§  jroijdjen  beiben  Sagern  anfgetan,  ber,  raenn 
er  nid)t  balb  aufgefüllt  rcirb,  jum  3.ser()ängnig  für  bie  ^fjeologie  n)ie  für  bie 
Äird)e  raerben  mu^.  X)ier  fann  nur  bie  Dolifte  2(ufrid)ttgfeit  l)eileu  unb  fjelfen. 
Unb  man  foUte  meinen,  auf  bem  Soben  ber  ®e|d)id)te,  mo  nur  baö  eine 
^sntereffe  gilt:  bie  Sirflid) feit  i\x  er!ennen,  müßten  fid)  alle  bie  jufammen- 
finben,  benen  Vxt  einfad)e  3Ba{)rf)eitgfrage  f)ö()er  ftebt,  at§  fromme  ober 
unfromme  2)Jeinungen  unb  I)ergebrad)te  i.'e()rfä^e.  SBer  uon  fold)en  in  feinem 
öeioiffen  nid)t  loöfommen  fann,  ber  laffe  mein  93ud)  ungelefeii,  er  mürbe  barin 
ju  Diel  unerträglidje  3lnftö^e  finben.  Sagegen  für  bie,  iOeld)e  in  ber  SÖirflid^* 
feit  ber  2)inge  @otteä  .öanb  erfennen  möd)ten,  nlfo  bereit  finb,  and)  il^re 
3lnfc^auungeu  über  bie  .^eilige  ^dirift  bem  tatfäd)lid)en  33eftanbe  bei'felben 
anjupaffen,  erljoffe  id)  won  bem  Stubium  biefe§  3>er[ud)g  etmeldje  Jövberung 
ber  (Sinfid)t  in  bie  3i>ege  ©otteg  mit  feinen  i1knfd)enfinbern." 


Randbuch  der  Religionsgclchidite. 

Von  Paul  Wixxxm* 

Rcrausgegcbcn  vom  Calwer  Uerlagsvercin. 

Seiten.    ^rüfd)icrt  J(.A.—,  in  .v^albfrniisbaub  JC'ö.—. 


432 

Of>eIüirjtt  Unlinllöülicvlidil ; 


(Einlriftttid:  ;i?fli(vim  iiiiö  IKcliivoiioii.    Tic  Himctluitfl  ber  5»cll(iioiicii. 
I.  ^i»  BcUotonrn  i>sv  unUuUhncvtrn  PiÄlwt.    ,"sctiid)ti'iiiu8.    Scljamaiiiciitu«.    1>ic 

iimorilniiiidicu  IHoliiiioiifu.  0,\ciiiticii. 
II.  IM»  BitfiDtialreliiiionru  n.  Tnö  .Oi-ibciitum  in  UUnbciaiicii  uiib  VlflDptou.  b.  S)ic 
diiiiciüAc  unb  bie  javouifdjc  9iatioitnlrclinioii.  c.  Tic  niifdjcn  aJiUioiialrctirtimicn  in 
Vlficn.  Ter  «r  itiinaiiiämii»  (Ä'ebo«,  WraDma,  Ä<ifd)nu,  ®d)iuni,  üinfloitcn  JC).  T>cr 
'JJarfismno.  <1.  Tic  curopaiidicn  Oiatioiinlrclinioncii.  Wricdicn,  iHiWncr,  fflcltcit,  CWcrnmncn, 
iJtaltcM.  Slaocn.  «:.  Tic  WrunbAliiu"  ber  iörnelitiüljcn  *J(niionalrc[irtion. 
III.  »U  Unitirrr«Irrliiiionrn.  ii.  Ter  WubbDtüniin».  b.  Ter  ^8lam.  c.  Tic  rcllrtion«^ 
nc<4ld)tltd)e  ®telliUMl  beS  liOriftcntumS.