MR. AND MRS.
353 W. C
Jobrj M. Kelly L\)juany
Oonateö by
William Klasse«
anö
Dona Harzoey
Tbe ün\oens\ty of
St. Micbael's College
ToRonto, Ontomo
I^Br
©laube im tlnitti feHamenl.
3v\tU Bcarlretfung.
©on
D. m. ^rfjlatter,
JB>rofe}Vor in €übing£n.
CdalUt «? jghjftgarf, 1905. ,. ,. „ ,
Berlag ber ©Ercinsburfj^anblung. /i^ ^ X<
Xctttf btt etuttflartet »ctciulbu(4bnt(tctc<.
3n dankbarer Erinnerung
an
Edmund Fröhlich,
cinff Pfarrer an St. flnna in Zürich.
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Vorwort zur crFtcn Ausgabe.
®ie inneren 5?orgänge, n)el(f)e burc^ bag SÖBort ©taube oom
übrigen feeüfrf)en @efc^ef)en abgegrenzt unb fixiert roerben, ent=
galten, ob fte im menfd)nrf)en 33erfe!^r ober in 9lic^tung auf @ott
5u[tanbe fommen, ein bebeutfame^ Problem in [ic^. 2)ie ?^rage
nad) ber 53efd)affenf)eit folc^er 2BilIen^fi)nti)efen, burd) roelc^e ein
^6:) einem 2)u fid) jelbft öffnet ober oerfd)lie^t, ©emeinfd)aft
ftiftenb ober cer^inbernb, unb nad^ it)ren ^cjie^ungen jum Sauf
ber ©ebanfen berührt ein ©runbpbänomen be§ ©eelenleben§.
^ennod) gibt e^ nid)t 3tn(a^ ju befonberem Srftaunen, ba^ fid)
bie ausgebreitete Siteratur, bie fid) mit bem ©tauben in pf)ito=
fopt)ifc^=bogmatifd)er 9?efIeyion befd)öftigt i)at, meber eines fonber=
tid)en @rfenntni§n)erte§, noc^ namt)after vt:aftifd)er ^rud)tbarfeit
rüt)men fann; benn unfere pfi)d)oIogifd)e 5lna(i)fe, sumat menn
e§ fid) um SSorgänge au§ ber ©pt)äre be§ SßiltenS ^anbett, ftet)t
rafd) an it)rem @nbe.
91od) t)inberlid^er mar jenen ©rörterungen über ©tauben unb
SBiffen, ©tauben unb 2Bir!cn u. bergt., ha^ ftc oft an einem ab=
ftraf'ten ©tauben§begriff operierten, b. f). ha^ üertrauenbe 33er»
I)atten oon feinem 33e§iet)ung§punft gefd)ieben t)ietten. ®amit mar
aber bie Unterfud)ung gerabe t)on bem abgezogen, roa§ bem ©tau=
ben traft unb Sirfung gibt. 2)iefe I)aftet, auf roetd)er ©tufc
be§ Seben§pro5effe§ ber ©taube §uftanbe fomme, nic^t an ber
^orm be§ feetif d)en !i>organg§, fonbern am SGBefen unb SBirfen
beffen, mit bem ba§ ^d} oertrauenb bie 3öitlen§fpntt)efe einget)t.
(Sie fann barum im ©tauben niemals entbedt merben, rcenn man
einen teeren ^ormbegriff au§ it)m gemad)t t)at, ber nur ben gc=
fe^mä^igen SSertauf ber pfi)d)ifd)en Seroegung beftimmen fott, oon
6 SBonuort jur erften 2tuggabe.
her Sflcatitdt aber, auf bie ha^ gtaubcnbc 9Sert)alten belogen ift,
abftraf)iert. 3)ic ?^ragc na6) bem 9?cci^t unb Sßcrt irgenb ctne§
®Iaubcn§aft§ lä^t ftd^ nur au§ bem 2Befen, ber ^raft unb SÖBir=
fung feines DbjeftS beantroorten.
^ie fragen, hie fic^ für un§ an ba§ ©lauben t'nüpfen,
muffen ficf) an ber @efrf)id)te üären. 2Bie e§ geraorben ift, fo
rcirb e§ immer neu. @§ ift aber eine @efd)irf)te, nämlid) bie=
jenigen ®reigniffe, n)eld)e bie neuteftamentlid)e ©emeinbe frf)ufen,
gercefen, maS bem SGBort „@taube" feine mad^toode Stellung
im geiftigen Seben ber 9J?enfd)t)eit gab. Söenben mir bie Untere
fud)ung auf ha§, ma§ un§ ba§ neue 3:eftament ai§ ©lauben
Dorf)äIt, fo t)er5ef)rt fie fid) nid)t an einem leeren, abftraften
^ormbegriff, fonbern tritt an !onfrete, aüuette ©laubenSbetätigung
Iieran, f)at alfo ha^ ©lauben in feiner ä>olIftänbigf'eit mit feinem
©runb unb ©egenftanb, barum aud) mit feiner Sirfung unb
feinem SCBert oor fid). ^ubem liegt e§ un§ !^ier in feinem gött=
lid) begrünbeten, normatiuen 33eftanbe vor. ^luc^ für bie, TOeId)e
ben DffenbarungSjroect ber neuteftamentlidjeu ©reigniffe unb Sel)r=
bilbung unb ben in it)r begrünbeten normativen 6;t)arafter ber
neuteftament(id)en ©d)rift verneinen, ift rcenigftenS bie§ unoer^
fennbar, ha^ ber ©laubenSbegriff be§ ^Jkuen 2:eftament§ gefd)id)t=
lid) bie Urfad)e ift, ha^ ©laube für immer jum ©runbmort ber
^römmigfeit mürbe unb bie 3Bat)l jmifd^en 9^eligiofität unb ^r=
religiofitöt fic^ für un§ al§ @ntfd)eibung jmifc^eu ©tauben unb
Unglauben Dolläiet)t. @§ rcirb fidj fomit an biefcr ©teile ber
®inblic! in ha^ 2ßefen unb ben Söert be§ ©laubenS öffnen
muffen.
^a§ 3i«t i>ßi^ folgenben Unterfud;ung ift alfo '2)arlegung
beffen, mas baS ■Jieue 2^eftament ©tauben nennt. %a^ bev "^Be^
obad)tung äunäd)ft fid) barbietenbe ift ha^ äBort, bie 3lufgabe
fomit ,^unäd)ft eine fprad)gefd)id)ttid)e. 'Die 53euicgung, in mcld)e
bas Sort ©taube in ber neuteftamenttidjcn ^^.nn-iobc ucvfot^t uiov=
ben ift, ift aber oon ber ©eban!en- unb i^cljvbilbung abböngig;
nur an ber ©cfd)ic^te besi Söegrip werben bie fpvad)gcjd)id)t
lid)cn iÖorgängc burd)fid)tig. '3)ie '^lufgabe bcftimmt fid) fomit
batjin, einen ^Jlbjdjnilt auö ber neuteftamentlidjon Vcl)vbilbuHg .yi
Derftc()cn. ^icfe leitet ben 93licf jum göttlidjen .f-jaubeln l)inauf,
Ser ©ang ber Unterfuc^ung. 7
au§ bem bie neutcftamcntlid)e ©emeinbc mit if)rer Set)re unb
(5d)nft entftanben tft, unb ber ©d)lu^punft ber Unterfud)ung
roäre fomit bie§, ba^ ber neuteftamentlirf)c ©laube in feinem
göttnd)en ©runb unb '3l^d)i erfennbar roirb. Siner ®efcf)id)te
ber neuteftamentlicf)en Sföorte unb begriffe, n)eld)e biefelben nur
ftatiftifd) benennt unb d)ronüIogifd) orbnet unb bamit barauf oer*
giertet, fie au§ it)rem ©runb ju begreifen unb nad) it)rer 3öa{)r=
{)eit p beurteilen, fet)(t ber ^opf. 3<^ &i" "irf)t ber 9Jieinung,
ba^ bamit bie ^reit)eit unb Unbefangent)eit ber Unterfud)ung gc^
bunben fei; e§ t)erftet)t fid) üon fclbft, ba| it)r 9iefultat nur au§
if)r fetbft ern)ad)fen barf. ©erabe bann, menn bie neuteftament*
üdiz ©ebanfenreifje nur al§ ^-^^robuft 5eitlic^=menfd)(id)er ^aftoren
bargefteüt, alfo bie göttlid)e ^aufalität für fic negiert mirb —
unb befanntlid) f)at bie Ignorierung @otte§ feine ^legation in
fid) — rcirb bie Unterfud)ung uon oornberein in eine bogma=
tifd)e '»prämiffe gefned)tet, ha negatiüe ®ogmatif bod) mot)l auc^
^ogmatif ift, e§ fragt fid) nur, ob rid)tigc.
®a ber ©laube ein innere^ ©efc^eben ift unb mir mit feiner
^arfteüung ba§ ©ebiet ber @efd)id)te betreten, fo oerlangt ber
3ufammenf)ang, ber ben ganzen @efd)id)t§Iauf burc^jie^t, ba^
mir aud) bie ©eftalt, meiere 3Bort unb begriff ©taube oor ber
d)riftlid)en ©emeinbc ert)alten \)ai, bead)ten. tiefer 9iücfblic!
fd)mätert bie neu anf)ebenbe, original gebenbe Öebeutung ^efu
nid)t. ©omenig fid) Oefu§ au§ ber i)oranget)enben @efd)id)tc
ableiten lä^t, ebenfo fid)er ftellt er fid) in ben ®efd)id)t§Iauf
f)inein unb mad)t fid) §u einem ©lieb beöfelben. @r l)ot ben
r)orl)anbenen geiftigen '-öefi^ nid)t jerftört, uielmel)r in ba§ natur=
^ft gegebene unb gefd)id)tlid) gemorbene feine SBirfung I)inein=
gefenft unb fid) au^ ber um ihn ber üor{)anbenen 3ßabrt)eit fein
Drgan bereitet. ®a§ ganje Sel)rrcort ^^f", barum aud) ber ganje
®ebanfenfrei§ ber ©emeinbe baut fid) au§ aJiaterialien auf, bie
in ^§rael berangebilbet maren, me§^alb fein einziger neutefta^
mentlid)er begriff ot)ne S^orbilbung in ber 3:t)eo(ogie ber ©i)na=
goge ift. SDiefeS geiftige SDIebium, in bem fid) ^efu Slrbeit unb
ba§ Seben ber ©emeinbe uoüjogen 1:)at, roirb um fo beutlid)er
fid)tbar, je üollftänbiger ber it)m üoranget)enbe fprad)li(^e unb hc-
grifflid)e ^efi^ i)er5eid)net mirb. Um fo beutlid)er tritt baburc^
8 2?orn)ort juv erfteu Stuggabe.
and) bie pnn§ipicßc, ^tnt§ gcbenbe 33ebeutung ber STätigfeit ^efu
in§ Sirf)t/)
S^ladjbcm ber ncuteftamentlicf)e @Iaube burrf) ;^efu§ begrünbet
mar, gef)t er in eine Ieben§üolIe Entfaltung ein unb erl)ält in
jebem 2IpofteI inbioiöueUe ^eftimmtl)eit. ®iefe aJlannigfaltigfeit
entjpringt unmittelbar au§ bem 3Bert, ben jebe einzelne '']?erfön=
lid^feit in ber ©igenart it)re§ £eben§ vov @ott !^at. 2Öir f)aben
an biefelbe feine ^^oftukte gu [teilen, raeber §ugunften einer
mec^anijc^en @inf)eit, aU mü^te ha§ ©tauben im Df^euen ^efta-
ment überall baSfetbe fein, nod) eine§ fid^ auff)ebenben @egen=
fa^eä, wie e§ jene 9)letapt)i)fif tat, welche o^ne ben ©treit be§
©egenja^eg fein ^^rinjip ber 33en)egung befa§. 3Bir I)aben über=
f)aupt nic^t ju poftuUeren, fonbern rcaf)r5unef)men, wa§ gefd)ef)en
ift. Söenn bie ©eifter nacf) @otte§ Drbnung ein perfünf)afte§
Seben füf)ren, \o roerben mir auc^ an it)rem ©tauben bie inbi=
üibuetle ^öe[timmtf)eit roieber finben ; mofern it)r eigenartige^ Seben
in ©Ott begrünbet ift, mirb if)nen aber bie @int)eit nid)t feblen.
®ie formet „©intieit in ber 2Serfd)iebent)eit" ergibt fid) barau§,
ba^ ber eine ©Ott einer 93ie(5a()( oon '>|5erfönlid)t'eiten, uon benen
jebe i^r eigene^ Seben t)at unb ()aben fotl, feine ©abe gibt.
2)er unmittelbare Uebergang oon ^efu§ ju ben einzelnen
5lpofteIgeftaIten fönnte jeboci^ leid)t eine fd)äblid)e i>er5eid)nuug
be§ t)iftorifd)en ^ilbe§ mit fid) füt)ren. ®ie 2(rbeit ber Slpoftel
gefd)at) in einer ©emeinbe, bie mit ü^nen unb unter ficf) burd)
gemeinfame Ueberjeugungen geeinigt mar. 2)iefe entfteben burd)
bie apoftolif^e ']^rebigt, bebingen aber aud) mieber bie 'Jlu§e=
rungen ber apoftoIifd)en ItlHänner, roeil fid) biefe ja an bie ©e=
meinbc rocnben unb barum in lebenbiger 33e5iet)ung 5u ibrem
©ebanfenfrei§ ftel)en. ©§ ift feinc§mcg^5 unmöglid), bio cintvädit:^
ige Stellung ber apoftolifd)en ©emeinbe mal)v<iunel)mcn, einmal
ba bie Goangelien ibrcm ;3n^ölt nad) älter al§ bie ©emeinbe
finb unb il)re ©cfc^id)te bilben, fobann, lueil aud) bie '-IHiefe mit
il)rcn überall mieberfel)rcnben (^h-unbgebanfcn bie grof?o ©emoin=
famfcit uerbeutlid)en, n)eld)e bie ©emeinbe uerbunben l)iolt. "llnn-
ben bie 3IpofteI oon ber ©emeinbe, ju ber fic rcben unb für bie
') Xoft l)icr nod) uicl 'i<onulH'it ncf(l)cl)Cii miift, lucif? iobcr, ber in iiiioub
roeld)em 3Ha{j nuf blefe* Öcbict feine ainfniciffanifcit gerici)tet l)at.
2)er ®nng ber Unterfuc^ung. 9
fie leben, ifoUert, \o wirb if)ren Sef)rbilbungen teid)t ein abftraft
tt)eoretif(f)e§ ©epräge gegeben; fie rcerben, weil fie itjren @runb
unb it)ren Qwtd üerloren f)aben, auf bie ©tufe Don bloßen ®cn!=
Übungen fierabgefe^t. '2)em ©yegeten liegt biefe Sntftellung ber
@efd)irf)te um fo näi)ev, rceil er fie baburd) unmittelbar feiner
eigenen geiftigen Situation äl)nlicf) benft. @§ fd)eint mir mrf)t
unn)irf)tig, ba^ bie 3tufmerffam!eit firf) bemüht barauf rirf)te, ^a^
bie neuteftamentlid)en ^Sriefe oon einem bercegten unb fräftigen
©emeinbeleben umgeben finb, ha^, meit e§ bie '»perfönlid)!eit nirf)t
unterbrüdte, üielme^r erneuerte unb feftigte, einer reichen 9J?annig=
faltigfeit von ©ebanfengängen nebeneinanber S'taum gab unb bod)
alle in einer ftarfen ©emeinfamfeit beifammen ^ielt.
©0 fct)r ba§ ^hi ber folgenben Unterfud)ung ®efd)id^te ift
in ber üollen Dbieftiüität, bie allein einer 2)arlegung ben (£l)arafter
ber @efd)id)te gibt, fo roenig e§ fid) mir um ^arftellung meinet
©laubeng l)anbelt, fonbern um 2ißal)rnel)mung unb SCßiebergabe
beffen, n)a§ burd) bie 9Jlänner be§ 9^euen 2;eftament§ al§ ©laube
erlebt, gebad)t unb befc^rieben ift, fo roenig möd)te id) ben 3"=
famment)ang 3n)ifd)en bem, mag id) an ©inblid in bie neu=
teftamentlid)e ®lauben§ftellung befi^en mag, unb bem mir fetbft
gegebenen 9Jia^ be§ ©lauben§ in 3lbrebe ftellen. ^6) ^alU e§
für unmi)glid), baß obne eigene^ glaubenbeS 33ert)alten, nur burd)
33ermittlung ber ^^^antafie, bie au^ frembe feelifd}e ^^ftänbe
nad)5ubilben fid) beftrebt, bas» neuteftamentlic^e ©lauben burd)=
fid)tig roerbcn tonnte. ®ie 3{ugfagen ber Slpoftel über ba§felbe
ermad)fen fo unmittelbar aug i^rem eigenen glaubenben ^^ert)alten,
ba^ fie für jeben ^eobad)ter, beffen Innenleben fid) in entgegen-
gefe^ter 9iid)tung bercegt, einen munberlid)en, unoerftänbigen,
barum auc^ unmal)rfd)einlid)en (Sl)arafter bet)alten roerben. 2)a§
^Jieue 2:eftament fvrid)t felbft fel)r energifd) ha§ S3en)u^tfein feiner
Unoerftänblid)!eit für anberg gerid)tete ©eifter au§, 1 ^o^. 3, 1.
1 ^ox. 2, 15. ®arum liegt nur im eigenen ©rieben be§ ©lauben§
an ^efu§ bie 9Jlöglid)f'eit, ber eintrieb, bie 3lu§rüftung 5U n)al)r=
l)aft gefd)id)tgtreuem '^erftänbnig be§ S'leuen 2:eftamentg. ©leid)=
jeitig ift bamit gegeben, ha^ alle fotd)e Unterfudjungen rceit l)inter
it)rem 3^^^ jurücfbleiben unb ben @lauben§begriff ber ©d)rift
nid)t erfc^öpfenb barftellen. tiefer get)t in ber ^ülle unb ©e=
10 3""^ britten 2tuögabe.
f^Ioffenf)eit mit ber er bie ^ejiefiung ju ©ott in i^rem @runb,
33erlauf unb (Srfolg auffaßt, äroeifeltoS roeit über ba§ I)inau§,
n)a§ bie fotgenbe ^arftellung ju faffen t)ermocf)t t)at.
Hur driften Flusgabe.
3ur 33eantit)ortung ber auf ben 15. ^ejetnber 1882 geflellten
^rage ber ^aager=@efetlfd)aft §ur SSerteibigung ber d)riftlid)en
Dleligion : wa§ ©laube im 9^euen S^eftament bebeute, bercog mid)
bie ©rraägung: auf biefe ^^rage bürfe md)t ber ©ci^ein faüen,
fie fei unbeantmortbar : mit bem 3Serftänbni§ be§ S^euen ^efta=
mentg fei e§ Dorbei, menn un§ ba§, raaS bie 3tpofteI ©tauben
genannt tjaben, al§ ein unburd)bringtic^e§ ©ebeimnig erfd)eine.
2)iefe§ Urteil mar ^mar nid)t unrichtig, rcot)I aber jugcnblid),
benn e§ rcar nod) in jene unerfatirene 3uoerfid)t(id)t'eit eingctaud)t,
n)eld)e bem Seljoermögen be^ 2luge§ traut unb erft im ^-ortgang
ber SIrbeit erlebt, mie fd)mer mir ju n)irtlid)em ^eobad)ten fommen
unb rcie fet)r unfre 3tuffaffung be§ jur ^eobad)tung au§gefon=
berten ^43organgg üom '^erftänbni§ be§ gefamten @efd)el)en§ ah--
tjängt, in n)etd)e§ jener al§ einselne^ ©lieb I)incingefügt ift. ®a§
©tauben ber jünger O^fu fteüt un§ nur ber rid)tig bar, ber eine
ncuteftamentlid)e 2:t)eotogie befi^t. ^iefe ift ein großer unb
feltener S3efi^.
2(ud) nad) ber formalen (Seite t)at eine gefonberte ^avftellung
be§ ©laubeng ert)cblid)e <2d)nnerigfeiten gegen fid), meil alles im
9ieuen 2:cftamente mit il)m in ^ufammenbang ftel)t, ba'ci ©lauben
bebingenb ober burd) ba§ ©tauben bebingt. '2)a§ ©otte§= unb
6;f)riftuÖbilb gibt il)m ben ©runb unb ^"int)alt ; bie i^^benSfilbrung
mad)t feine ^^trt unb ^Kidjtung offenbar. Um fid) über feine .V>er^
fünft unb feinen "aBert ein Urteil -^u üerfd)affen, foUten mir bie
apoftolifd)c iicl)rc üerftel)cn ; um feine probuftioc i)Jiad)t nor 'Jlugeu
ju baben, bie 'Jlrbeit ber erften ©enieinbe tonnen, ^amit ift aber
bie ganjc ncutcftamcntlid)e 2;l)eolüöie Ijerange^ogen, ja mebr alö
3Banblum3en in bev 2!arfteKiing. 11
biefe, aud) bie @efc^t(f)te ^efu unb ber apoftolij^en ©cmeinbe,
roeil fon)ot)l bie bogmatifrf)en , al§ bie etf)ifd)en 3(u§jagen be§
9^euen 3:eftament§ nid)t in abftraftcr 2:t)Coriebilbung , fonbern
burd) bie @efd)id)te entftanben finb.
%n ber SSorrebe jur erften 2lu§gabe ift ju fef)en, ba^ id)
mir bamal§ i>k SSegrenpng ber ^arftetlung burd) ha^ SGBort
TtioTEveiv üerfd)affte, unb ba§ in bie Unterfud)ung tiineinjog,
xoa§ eine 3(u§fage über ba§ yciaxeveiv entf)ielt ; an ber ^Bewegung
be§ 2öorte§ laffe fid^ biejenige be§ @ebanfen§ n)af)rnef)men.
©d)on bie jroeitc Bearbeitung f)at biefen @efid)t§punft über=
fd)ritten, unb iä) bin nid)t ju i^m §urüdge!ef)rt. ®ie pf)iIotogifd)e
Begrenzung be§ Beobad)tung§fe(be§ ift ju eng unb bringt ben
2;atbeftanb nid)t augreid)cnb oor ba§ 3tugc. '2)a§ ©lauben ber
Slpoftet t)at i{)r ganjeS teufen unb ^anbeln ftetig beroegt, nid^t
nur ba, wo au^brüdlid) auf ba§felbe tiingegeigt rairb, fonbern
nid)t weniger beraubt unb wirffam aud) ha, reo nid)t roeiter non
it)m gefpro^en inirb. (Eben borin erroeift e§ fid) al§ ed)te§
©tauben, al§ ber ^]>erfönlid)feit eingepftanjte Überzeugung, bie
fie bei alten it)ren ^^unftionen begleitet unb beftimmt.
®a benno(^ bie urfprünglid) jur Beantroortung übernommene
i^rage, rca§ ©taube bei ben 2tpofteIn bebeutet ijaht, fid) nid)t in eine
Q3etrad)tung ber ganjen neuteftamenttid)en ^römmigfeit errceitern
foH, weit bie monograpI)ifd)e Unterfud)ung I)eute met)r at§ je ein
unentbet}rti(^e§ ©tieb ber tt)eoIogifd)en Strbeit ift, fo bleibt bie
"2)arfteltung unuermeiblid) ein Fragment, ©ie fann nid)t mef)r
anftreben, aU t>a^ bie 3uf<5^^>^fn^önge sroifc^en bem ©tauben
unb ben übrigen, ben 6^f)riftenftanb beflimmenben ^^aftoren bem
Sefer fomeit fid)tbar roerben, ba^ er fi(^ ju üerbeutlid)en nermag,
mie feine Urteile über jeneS unb biefe fid) n)ed)felfeitig bebingen.
©iner erneuten (5ntfd)eibung beburfte bie ?yrage, roie rceit
bie ^^otemif in bie ^arfteltung auf§unef)men fei, ba nid)t nur
oereinjelte Beobad)tungen unb Urteite, fonbern fd)Ied)tt)in fämt==
Iid)e un§ f)ier befd)äftigenbe Borgänge umftritten finb. ^d)
täufd)e mic^ barüber nid)t, ha^ bie Unterbrücfung ber ^olemif
ben SOBert meiner Darlegung für ben an ben ^afuttäten üblichen
SCöiffenfd)afti§betrieb fd)raäd)t, ba biefer barin ein ftarf auSgebit^^
bete§ 9}ierfmal t)at, ha^ er fid) ebenfo Iebt)aft roie für ba§ Dbje!t,
12 S"''" i»iitten Stuggabe.
für bie (5d)ulen unb 9)leinungen ber Kollegen intereffiert. ^ä)
Sie{)e e§ bennorf) oor, bie ant)altenbe 9f{id)tung be§ 3(uge§ auf
mein pofitbeg 3^ßt- S3eobac^tung be§ neuteftamentlid^en @Iauben§
nid)t baburd) §u Brechen, ba^ bem '3)iaIog mit ben ^oUegen üiaum
oerftattet roirb. 9lur an menigen für ben gefamten ®ebanfen=
gang entfdjeibenben '»fünften l)ah^ \<i) f)eroorge^oben, rcie f)ier
bie Urteile au§einanbertreten unb morauf ta^ meine beruf)t.
2öa§ foß fcf)Iie^licf) in einer Slrbeit, in ber jebe§ 2öort polemifd)
fein mu^ unb fein beraubtes DIein bei firf) f)at, roelc^e§ it)m
gegenüberftef)enbe Sluffaffungen ablef)nt, bie Söiberlegung von
©injelfieiten ? ®inöerftänbni§ unb fid) gegenfeitig f orbernbe Strbeit,
alfo tf)eoIogifc^e 2öiffenfd)aft an ©teile üon inbioibuellen '^^an--
tafien unb fd)olaftifd)em ®efd)rcä^, geminnen mir boc^ einzig
am Dbjel't, nur burd^ 5?larftetlung be§ oor un§ ftet)enben 'Xai-
beftanbe§.
3d) 5ät)le nod) t)a§ 3ßid) tigere auf, voa§ in ber britten 33e=
arbeitung neu geworben ift. Seiber ift e§ nod) nid)t ratfam, ben
2lbfd)nitt über bie paläftinenfifc^e unb gried)ifd)e (Si)nagoge ju
ftreid)en, obroot)l e§ ein unerfreulid)er ^iif^^^ii^ ^ft "^^^ mir für
bie neuteftamentlic^en 3lrbeiten immer erft nod) befonber§ ben
com Svenen Seftament oorau^gefe^ten religiöfen 33eftanb ert)eben
muffen. 2)a§ 33ilb ber ^eitgenoffen ^^efu ift aber nac^ ibrer
religiöfen, innerlid)en ©eite nod) nict)t fo gefid)ert, baJ3 eine 3Ui§=
fül)rung über hm oord)riftlid)en ©tanb be§ @lauben§ entbelirlii^
märe. ®ie überfd)reitung be§ pt)itologifd)cn @efid)t§punl'te§ bat
für bie ^erufalemiten, mic für ^^t)ilo, einige ©rmeiterungon nötig
gemad)t, unb jur allgemeinen Überfid)t über ben ©taub ber @e=
meinbe fügte id) eine ©ammlung oon äBorten 2lfiba§ f)in5u, bie
feinen ©laubensftanb erfennbar mad)en. i>ermel)rt ift aud) ba§
fprad)lid)e 9Jlaterial an§ bem paläftinenfifd)cn 33ercid).
"äud) bie Beurteilung ber ©unagogc mar jum ^eil bcv
Äorreftur bebürftig, meil id) frül)er mel)r alö je^t an ber alten,
aud) in ben mobernen 5Irbciten oerbrcitcten ^cnben.^ litt, nur
mit l)erabfet3enbcr .Hritif auf bie ©i)nagoge l)inübov5ufebon, ciU
fäme baS üom ^Jieuen 2;eftament über fie au§gcfprod)ene Urteil
inö Sanfcn, mcnn bort nid)t lauter *'J?ad)t un'ivo. M) tn^U^ baf?
mir ein ^•ortfd)ritt ju mabrbeitötreucr (^)efd)id)tlid)toit gcluugou
SBanbhmgen in ber I)arfteüung. 13
fei, bie ben 3iif^i""iß"^ong §Tt)ifd)en bem jübijd)en unb mu-
teftamentlid)en ©lauben reiner unb ooüftänbiger fiet)t.
©d)on bei ber erften 33earbeitung war e§ mir ein gefirf)erte!§
@rgebni§, ba^ ha§ 9ieue Steftament bie 33ermengung oon Sel)re
unb ©tauben nid)t fenne, fomit foroot)! üon ber t)or= unb naci^=
reformatorifc^en Äircf)(id)feit, ai§ aud) ron ben mobernen ^on=
ftruftionen, bie ben Ief)rf)aften 3nt)alt be§ apoftolifcfjen 3öort§
au§ bem ^ebürfni§ unb ber @rfinbung§fraft eine§ fogenannten
„@lauben§" ableiten, burd) eine beutlid)e ©renje gef(i)ieben fei.
®iefe§ Urteil fam mir nirf)t in§ 2öan!en; nur §og irf) 5unärf)ft
ben ©trid), ber 2t^XQ unb ©tauben fd)eibet, ju grob, ^d) I)abe
je^t raenigfteng auf bie intimen unb mirffamen ^egietiungen, bie
bie Se^re in alten 3^ugen ber apoftotifd)en ^^rebigt mit bem
©tauben gebenb unb empfangenb oerbinben, getegenttid) auf=
merffam gemad)t. ä^ietteid)t finbet mond)er, bie 2)arftettung fei
in biefer ^infid)t immer nod) bürftig; bod) ^at bie Slbgrenjung
gegenüber ber neuteftamenttid)en ^t)eotogie gerabe an biefer @tetle
befonbere (Sd)roierigfeit. .
53ei ber ^arftettung be§ 2;äufer§ t)abc id), auf bie rid)tige
33cobad)tung geftü^t, ba^ üietfad) eine ©ntftettung be§ ©taubens
üorfommt, burd) bie er bire!t jum ©runb ber S^erbtenbung unb
33ert)ärtung mirb, ben 3Bunf(^ au§gefprod)en : mir möd)ten un§
gen)ü()nen, roie üon einem red)tfertigenben, fo aud^ üon einem üer=
bammenben ©tauben ^u reben. ^d) net)me biefen Sßunfd) jurüdf,
meit er jene rid)tige ^eobad)tung überfpannt. 2öir tun am beften,
wenn mir bei ber ©d)riftfprad)e bteiben, bie eine immer neue 33e'
munberung ermed'enbe 3öat)r^eit unb 33raud)barfeit befi^t. Dh=
n)oI)t 't)a§ Diene Steftament fet)r rcot)t mei^ unb fd)arf beteud)tet,
ha^ e§ eine 3ui)erfid)t ju ©ott gibt, bie, meit fie fatfd) ift, auc^
üerblenbet, unb, meil fie ein bo§I)afte§ SÖBotten in fic^ trägt, in
bie ©ünbe t)erfned)tet, t)at e§ bod) fein „©tauben" au§fd)tie^tid)
für jene§ 33ertrauen ju ©ott oermenbet, ha§ un§ in bie S3erbunben=
I)eit mit it)m fe^t, unb fid) für ben ^att, ba^ mir basfetbe ent=
roerten unb in unl unroirffam mad)en, bamit begnügt, c§ „tot"
5U t)ei^en. ®ie§ berut)t auf ber (Sinfid)t, ba^ ba§ üerberbtid)e
©tauben feine 3Serberbtic^feit nid)t au§ bem, ma§ an it)m ©taube,
33eia{)ung ©otte§ unb ^rei§ feiner ©nabe ift, fonbern au§ bem
14 3"J^ britten 2Iuggnbe.
mit ii)m oerbunbenen böfen SßoKen gtefit beffen 33o§f)cit, (Srf)ulb
unb 3ßrf^'^^"9^^ö<^t f^ fteilid) baburc^ fteigern, ba^ wir t§
fogar mit unfrer ^^ejat)ung ®otte§ oereinen, ba§ aber nid)t erft
burd^ biefe bic SSermerflid^feit erI)Qlt, fonbern fie an firf) felbft
fd)on befi^t. ©o bringenb mir 5lnla^ ^aben, atle§ „©lauben"
unter bie ftrengfte etf)ifd)e 3ucf)t gu fteÖen, rairb e§ bod^ ratfam
fein, ba^ mir ben 33egrif[ „@Iauben" nirf)t mit einem ^roiefpältigen
5Berturteil cerbinben, fonbern it)n für jene§ gro^e ©rlebniS allein
Qugfonbern, burcE) meld)e§ unfre 3Serbunbenf)eit mit ©ott entfiel)!
%\e ältere ®arftettung ^at nac^ meinem je^igen Urteil bie
(Spannung §mifd)en 33u^e unb ©tauben f)erber unb fd)mieriger
gemacht, al§ mie fte fict) bem neuteftamenttid)en Urteit barftellte,
ha§ bei ber Um!cl)r fräftig ii)r pofitioeS !^kl, ben, §u meld)em
\)'m bie Sßenbung gef(i)ief)t, im 2tuge f)at. ^er quälenbe @m=
pfinbung§t)organg, ber an ber ^et'el)rung ^aftet, ift für unfer an
©elbftbeobai^tung unb intenftüe§ 3tu§foften be§ @mpfinben§ ge=
roi)f)nte§ ^emu^tfein raaf)rfrf)einti(^ ein fd)Iimmere§ ®Iauben§=
^inberni§, alg für bie apoftolifd^e 3ßit. ©etbftanftage unb uer=
jagenbe SJiebitationen über unfre ^i5erirrungen treten in ben
apoftüIif(i)en 9Jlat)nungen nid)t al§ ein Ülotftanb t)erau§, für ben
^ilfe nötig märe; oiel mef)r mirb auf bie ^leigung gead)tet, ba§
Söfe abzuleugnen unb §u entfd)ulbigen, mäf)renb bann, menn nur
einmal tia^ ©eftänbnig erreicht ift, ber ©laube al^ ermöglid)t gilt.
2)arum rauc^fen im apoftolifdjen ©ebanfen ba§ 'i^u^movt unb bie
53erufung jum ©tauben, ot)ne befonbere SSermittlung 5U erforbern,
iu einer @int)eit jufammen.
2lu§ ber gemäl)lten 9Jletl)obe ergab fid), ba^ in ber 'I)arfteltung
ber ©i)noptifer bie ©nome über ba§ ©tauben, ba§ flein wk ein
©enfforn ift unb boc^ ^Serge uerfet^t, für bie Untcrfud)ung in ben
33ürbergrunb trat, für bie erftc ^Bearbeitung jmeifclloS ju ftarf,
al§ „bie einzige let)rl)afte ©nome" über ba§ ©lauben bei 3}]attt)äu§.
^l)rc Xiffcrcn,^ uon ben mit ben .f-jcilungcn ."^ofu ucrbunbencn
©orten über ba§ ©lauben mar bamit übcrfd^ätjt, moil audj fie
nid)t üiel anber§ at§ jene auf eine fonfretc Situation belogen ift.
.^inter ber jc^igcn ^arftellung fteljt ein ernftc^o klingen mit biefom
'-IBort, ol)ne bafj id) fagcn möd)te, fie fei il)m nad) allen Seiten
flcrcd)t flcmorben. ^n oollcr itonfvetljcit ftel)t eö ba, mäl)renb bie
33Banblungen in ber SarfteUung. 15
Sinicn, bie §u ben anbern äßorten ^efu f)inüberlaufen, fid) mx--
becfen, unb bod) fte^t e§ srceifelloS of)ne jebc Spannung mit biefen
in f(arer innerer @inl)eit unb \pnd}t ben einigen, fi^ern SBiUen
:3efu an§. @§ lä^t un§ einen 9Jloment feines; Seben§ miterleben,
ooll üom tiefften 33u^ernft unb gleid)§eitig mit ber ©nabe bcg
®t)riftu§ gefüllt, einen 9)loment jene§ unerforfd)lid)cn Seben§ ! ^d)
fann nur fagen, ba^ id) mir 9J?ül)e gab, e§ ju t)erftef)n. ©obann
f)at bei ber ©rläuterung be§ fr)noptifd)en 33erid)tg über ^^ju äBort
ba§ 3SerI)ältni§ 5n)ifd)en ber bem ©tauben unb ber ber Siebe
gegebenen 2Ser{)ei^ung eine fd)ärfere f^affung erl)alten, mobei au^
^efu So^n= unb 23olltommen{)eitgbegriff berüf)rt i[t, unb bie bur^
fein (Sterben bemirfte @rfd)ütterung be§ ®(auben§ ift rid)tiger
gefaxt. ®a^ bie näd)fte ^^^arallele §ur Se^re com ©tauben bie=
jenige üom ©ebet fei, ift je^t roenigftenS au§brürflid) gefagt.
^n ber Deutung be§ 3ol)anne§ ift bie negatioe ©eite feine§
©(auben§, feine 2lbfto^ung ber „2Be(t", beffer geroürbigt. 53ei
ber Definition beffen, ma^ fid) aU bie gemeinfame 2Iu§fage ber
©oangeliften über ^ef^t Stellung jum ©tauben ergibt, ift aufgezeigt,
mie fid) biefe einerfeitö jum fr)nagogalen ©tauben^ftanb, anbrer-
feit§ 5U ben il)n leitenben ©runbgebonfen üerl)ätt, unb bamit aud)
bie i^-rage nad) ^efu eigenem ©tauben beutlid)er beantmortet. 2)a§
3Sert)ältnig §n)ifc^en ajJattl)äu§ unb ^o^onneg ift burc^rceg fd)ärfer
gefaxt, n)a§ einen eigenen 2(bfd)nitt über 9Jlatt^u§ ^erbeigefüt)rt
^at. 33ei ^of)anne§ t^atte mic^ bie Befürchtung get)emmt, neben
ber Darftellung bes ^ol)anneifd)en Gt)riftu§ ergebe biejenige be§
5lpoftel§ eine Tautologie. Die Stufgabe ift bennod) nid)t §u um=
get)en, nid)t nur ba§ Bilb 3efW/ ba§ ben Stpoftel beftimmt ^at,
fonbern aud) i^n felbft nad) bem il)n beroegenben ©laubenSftanb
in§ Sluge ju faffen.
Die ^aftoralbriefe waren früt)er unter bem 2;itel: „5^ampf
gegen bie ©nofi§" oon '»Paulus getrennt; id) ftelle fie je^t ju
""^auluS. 2öie ^^aulu§ 'ba^ oon 3ßfu§ Überfommene in feiner
©laubengftellung forter{)iett, ift beutlic^er aufgezeigt.
Stuf ber Erläuterung be§ ©lauben§ftanb§ be§ 3afobu§ au!§
feiner Befet)rung lag 5U fet)r ber ©d)ein, al§ follte jener lebiglid)
au§ bem perf önlid)en @rlebni§ be§ eremiten^aft auf fid) befd)ränften
9Jianne§ abgeleitet werben, tt)äl)renb je^t baran erinnert ift, tia^
16 3"i" i>ritten Sluggabe.
fein 3Serf)aIten mit bem geifttgetx ©taub bcr ©emeinbe in feftem
3ufamment)ang fte{)t. 2(uf betn 9flad)ir)et§, ba^ im Unter jc^ieb
ber beiben 9?ecf)tfei*tigung§formeIn, ber be§ ^afobii§ unb ber be§
■»Pauluä, bie beiben mit ber Siebe immer gegebenen 3ßiüen§=
bemegungen an§ Sid)t treten, blieb ber ©(i)ein liegen, al§ trete
bie§ nur t)erein§elt im 3Ser^ä(tni§ Don ^at 2 p 9löm. 4 an§ Sid)t.
^e^t ift ber 3Sorgang in bie gro^e 9'?eif)e von ©rfc^einungen, in
bie er gefjört, ^ineingeftellt. 3119'^^^ ^Qtte bie früf)ere "^JarfteEung
bie ^^olemif be§ :3a!obu§ gu roeit »om ^aulini§mu§ meggerücft.
^m 33erid)t über bie ©emeinbe ift Dollftänbiger f)erau§ge^oben,
ba^ unb roie fie fic^ al§ @Iauben§gemeinjd}Qft ju fonftituieren
Dermorf)t {)at. '2)iefem ßmetf bienen bie neuen ^emerf'ungen über
if)r 23erl)alten gu ben Strägern be§ 2lmt§, ju ben ^^neumatifern
unb Slgfeten, gum religiöfen 2(ffe!t, pm ©aframent, gur |)ärefie,
äur 2:f)eoIogie.
Orrpes Kapitel.
Der Glaube in der paläffinenfiFchen Synagoge.
®ie ©emeinbe, in bereu SJiitte bie ncuteft am entließe @ejd)irf)te
fid) pgetragen t)at, grünbete i{)re ganje ^römmigfeit mit 33e=
rou^tfein unb ^onfequenj auf bie ^ibel. ®a§befagt: bie in ber
altteftamentlid)eu @efd)id)te entl)altene ^egrünbung be§
glaubenben 33erf)alten§ äu ®ott ift in it)r mirffam gc^
blieben.
^•ür ben ^§raeliten ert)ielt ba()er bo§ Sort „glauben" feinen
^nt)alt nid)t blo^ burd) biejenigen ^e5iel)ungen, in bie mir ju ben
SRenfdien um un§ I)er gefegt finb. Seit unfre Seben§läufe in
einanber gefügt finb, fo ba^ ber eine auf bie .^ilfe unb (^abe^
be§ anberen angemiefen ift, ftet)en mir §u einanber fortrcäl)renb
in einem nmnuigfad) abgeftuften @lauben§oerbanb. 2)enn unfcr
3Sert)attcn bcrul)t unaufbörlid) auf einem Urteil, meld)c§ ba§
fünftige .f)anbeln unb bie bleibenbe ©efinnung ber anbern mifjt,
fo t>a^ mir uns nac^ berfelben einrid)ten. gall§ mir in il)nen
2Ba^r^eit . unb ®üte oorausfe^en, glauben mir il)nen.
®er ;^ube raupte aber au§ feiner Sibel, ba^ fein Öeben§=
lauf nid)t nur von bem abbänge, ma§ bie 3}lenfc^en für il)n finb,
fonbern juerft unb gumeift burd) @otte§ ^anbeln bebingt merbc.
^§rael§ @ott ftet)t mit feinem ä^olfe in einem perfönlic^en 3Ser=
fel)r. ®r ift be§ ^^olfe§ eigener @ott, ber e§ regiert, fo 'i)a^ feine
@efd)id)te burd; eine fortlaufenbe 9ieit)e oon ^anblungen @otte§
geftaltet rcirb, bie an§ einer allmächtigen ©üte ^err>orgel)en. ©ott
mar at§ ber ©eber alle§ ©uten für fein 33olf offenbar, ^z^--
t)alb ^at ber @otte§gebanfe 3§rael§ ben ^mpulg jum ©tauben
ftetig bei fi(^; i^he (Srinnerung an il)n mirf't al^ ©laubenSmotio.
® glatter, Ser ®[au5e im 9{. 1e\t. 2
18 ^op- 1- ~'^ paläftincnfifctje Si^nngoge.
®te SSerraenbung be§ 3öort§ im religiöfen ©prarfigeöraiK^
mav in ber alten 3^^* jpärlic^. ©erabe biejenigen ^unftionen,
bie fic^ a[§ ba§ unmittelbar gemiefene 93erf)alten barftellen, merben
nur bann befonberB betont, raenn fie burrf) ©djmierigfeiten ge=
fä^rbet finb, jumal in einer @ebanfen= unb ©prarf)geftalt, bie
üon ber 9?eflej;ion noc^ menig berül^rt ift, fonbern ben fid)tbaren,
tatfärf)Iirf)en ©rgebniffen be§ menfcf)lid^en SebenS gugemanbt ift.
^m 3t(ten ^eftament ift feiten oon bem auf (Sott belogenen
„©laubejt",') pp^;n, bie 9^ebe. ^ßertrauen unb Hoffnung su @ott
^aben firf) groar im altteftamentlid^en 3§rael mand)e§ Sßort
bienftbar gemact)t. ^ie ^^rop{)etie unb bie ^falmbid)tung erftrebten,
lüie fie felbft in ftar!er ^uoerficfit ju @ott murmeln, au^brüiftid)
bie ©riüecEung unb @rf)attung berfelben aurf) in ber ©emeinbe
unb beburften barum reid)Ud)en fprad)li(i)en 3tu§bruc! für fie.
SSergtirf)en mit feinen (S^noni)men roirb aber feiten uom „©tauben"
gefprocfien, jebod) bann, roenn e§ gefd)iet)t, immer mit ''^^rägnanj.
%a§ ©tauben ^ai feinen Ort innerf)alb ber frf)ün beflel)enben
©emeinfc^aft @otte§ mit bem 9}lenfd)en, nad)bem ®ott gerebet
unb ge^anbett ^at/) unb rairb bann t)erDürgeI)oben, menn ba§
93erf)ältni§ ju ©ott üom SJlenfd^en nur mit ^Inftrengung burd)
ttberminbung üon Sd)n)ierigf'eiten feftgetialten rcerben fann.
9lad)bem 3(brat}am ©otte§ 33erl)ei^ung empfangen Ijat, wirb betont,
ba^ er it)r ot)ne ^loeifel unb ©inrebe traut, trot^bem fie il)m
f(^einbar Unmöglid)e§ jufagt, ©en. 15, 6. .i^at ©ott bie erlöfenbe
^ilfe bem 33olfe üerfprod)en unb aud^ teitmeife geteiftet, fo foU e§
fid^ nun auc^ bei ben (Sd)nnerigfeiten ber SBanberung burd) bie
äßüfte auf i()n uertaffen, @y. 4, 31. 14, 31. 19, 5). ^Jhim. 14, 11.
20, 12. 2Beit ^^faja bem Könige @otte§ Seitung angeboten bat,
roeldje i^n fid)er burd) bie gefaf)ruoUe ^^il burd)fill)reu mirb,
forbert er ba^ „©lauben", 7, i). :Sie bie gegcnfeitige "iserbunben^
t)eit bann al^ Xrcue m§ ^kmufjtfcin tritt, mcnn fie burd) ^Jtvbeit
*) über ©inn unb ©ebraud) «oii pDND »ßl. iSiUtutcvuiui 1.
*) I^ür baö Hcrlauflcn nad) WotteS ■'pilfc unb bie SBtttc um fciiio (^Kibcn,
für jene« ü'ertrauen, bnö fid) crft f)offcub »iiib fiidienb mi il)ii luciibct, ift joiio
il'ortrciljc nueirti'prdrtt, bie |o oft unb fo fraftuoll in bov '|Uopl)otio unb im '|.^faltcr
n)icbcrfc()rt : '?^n"in «nb hr\\ Hlp, DDH, nDH- 2^ic •><»'{)?/ bio im ^iMid auf
• ■• • t|. T • TT
(Mott von Atird)! unb 3orflC frei unb ftd)cv ift, nennt nJOD.
2)ag Sßort „@Iaube" im 21. 2eft. 19
unb ^ampf f)inburc^ firf) bef)auptet, fo tritt aurf) ba§ ©tauben
al§ befonberer SSorgong bann tjeroor, rcenn ©ott ©d)n)ierigc!§
ocrtiei^t ober forbert. 3J?an wirb ficf) feiner an bcm ©to^ be=
lüu^t, ben e§ au§t)ä(t unb abroe^rt; e§ t)at all oertrauenbe ®nt=
frf)eibung für @ott bie nieberget)attne 3Serfurf)ung in firf).
'2)a burrf) bie ^ropt)eten ^orte üon @ott I)er jum !CoIfe
fommen, fo ift aud^ bereite in ber (Sdf)rift biejenige SBenbung uon
I^CkSn, bie e§ auf ba§ äöort ber anbern be§iet)t, auf t)a^ 33er=
t)ättni£i ^§raet§ ju @ott angeioanbt: e§ foü bem propt)etifrf)en
äBorte glauben, ^cf. 53, 1. ®abei erroeitert fid^ fein begriff über
ben einzelnen propf)etifc^en ©prurf) f)inau§ unb nimmt hk ftetige
tlberjeugung, bie @otte§ gemi^ ift, in firf) auf. '3)arum ift ber
3tt)erf ber propt)etifd)en '^^räbiftion, bie 3^rae( im Unterfrf)ieb oon
ben Reiben gegeben ift, ba^ „il)r mir glaubt", 3ef- -13, 10, n)o=
mit bie @rt'enntni§ oerbunben ift, ba^ er fei, jene prägnante formet,
bie ben .^errn allein al§ ®ott, it)n aber mirtlic^ all @ott bezeugt.
^Jl^n(irf) roirb oon ben Slinioiten, n)elrf)e bie ®rof)ung ®otte§
ati§ n)a{)r unb gültig aufnehmen, gefagt: fie glaubten @ott,
cinbx2 i:^?:Nn, Oona 'S, 5.
©rf)on im Q3ereirf) ber '^^rop^etie mirb fomit beutlid), t)a^
ba§ ©tauben an ©ott eine sroiefac^e ©riftenjmeife ^at; teil§ füllt
e§ al§ eine beftimmte ^^emegung ber ©eele entfprerf)enb ben fon-
freten ''■öert)ältniffen einjelne befonbere 9Jlomente, teill bilbet esi ben
ftet§ t)ort)anbenen, immer mirffamen ^efi^ be§ SRenfrf)en, ber it)m
für immer feine inmenbige ©eftalt üerleif)t. 3i»if<^en beiben ^^ormen
bei ©laubeng beftet)t feine Spannung, ^as permanente ©tauben
fönnte nid)t beftel)en, menn e§ nirf)t in ben fonfreten 33e5ie^ungen
a\\§ Sic^t träte unb ha§ lßerl)alten be§ ©laubenben leitete, unb
ber fonfrete ©laubenlaft wirft auf bie ^^erfon jurücf, unb füf)rt
fie in einen befeftigten ©laubenlftanb.
©ine bemühte 3lbfc^eibung be§ im Innenleben fic^ ooll5iet)enben
23organg§ oon ber Jat mar in ber altteftamentlirf)en 93ern)enbung
be§ ©lauben:§begriff§ nirf)t gegeben. O^f^^iQ^ ©laubenlmat^nung
7, 9; 28, 16 fe^t gmar ha§ 3Sertrauen auf ©ott in bemühten
©egenfa^ ju ben eigenwilligen Operationen menfrf)lirf)er ^lugt)eit,
erl)ebt aber eben baburrf) ben Slnfprurf), t>a§ gefamte 23er^alten
be§ it'önigi unb 33olf§ ju beftimmen. ©ie fc^lie^t ben 33er§id)t
20 Aap. 1. 2)ie paläftinenfifcf)e ©i;nagoge.
auf bte Slnrufung 2Iffiir§ unb 3tgi)pten§, auf Süge unb ©ibbrucf),
auf bie gef)cimen, vov @ütt ^u uerbergenben ^'^läuc in fid), unb
gct)t baburd^ über pr gorberung be^ ©e^orfamg, ber tut, n)a§
©otteg Seitung oerlangt. ^m 9^üctbli(i auf bie Sßanberung burd)
bie Sßüfte f)eben ^eut. 1, 32. 9, 23 unb 2 mn. 17, 14 bie l>er=
roeigerung be§ @lauben§ al§ bie ©ünbe ber 3Säter ^^eruor nad)
9tum. 14, 11, unb erläutern fie burd) „nid)t gef)ord)en, raiber^^
fpenftig fein, ^ärte be§ 9]aden6 unb SSerraerfung be§ göttlid)en
@ebot§". '^er ©runb ber (SiTettung 2)aniel§ rairb bamit au§=
gefprod)en : er glaubte an feinen ©ott, 6, 24. ^ier ift ba§ 2Ser=
trauen auf bie errettenbe 9!}iad)t @otte§ üon ber unerfd)ütter(id)en
^efligfeit, bie üom ®ebet nid)t tä^t unb jum 9Jiarti)riiun bereit
ift, nid)t gefd)ieben. '3)af)er fletit fid) aud) ha§ göttlid)e @ebot a(§
^e5iet)ung§punft be§ @Iauben§ bar, "Da e§ in feiner ©eltung unb
^eilfamt'eit mit einer feften ^ejat)ung ergriffen fein lüill: beinen
©eboten erroeife id) ©tauben '\7ii?2 \^:3P!s'm, ^^f. 119,00. ^a=
mit ift bie in ber (5i)nagoge befonber§ Ijeroortretenbe 33etötigung
bcö @Iauben§ genannt.
®enn bie innere ©eftalt be§ @(auben§ f)ängt oon bem ah,
ma^ fid) un§ at:§ göttliche 3:at unb ^aU in ber @efd)id)tc bar=
bietet. 2)ie göttlichen ©oben, in beren 58efi^ fid) bie ©i)nagoge
raupte, rcaren bie Sibel unb ber 2;empe(. ^arau§ ergeben
fid) bie Unterfc^iebe jroifdjen bem glaubenben 33erl)alten be§ mit
bem bleuen 2;eftament seitgenoffifc^en unb bemjenigen be§ üor=
e5ilifd)en Oui'entumS.
^a§ erfte unb entfd}eibenbe ©Iauben§motiii, ba§ bie 'ilJlänner
ber biblifd)en ^eit fid) unb i^rem !l^olt'e Dorljielten, u)ar, bafj
0§ract allein ber ©ütc ©otte§ fein 2)afein »erbanft,^) teit§ ba*
burd), ba^ ©Ott bie '!Öäter berufen, fid) ibnen funb gemad)t, it)ncn
bie ©öljue gegeben, ba^ 2an'i) ^ugefagt unb gegen bie mit ibnen
nä(i}]t oermanbten ©tämme abgegrenzt I)at, unb nod; mebr ha--
burc^, ba§ er fid) burd) bie ^i(ueifül)rung au§ %9vten al§ bcn
allmäd)tigen 6d)öpfer, 33efd)irmer unb ^egierer feinet 'iBolU
') 3lu(l) baö in ber nntuilicl)cn '^lii<^)"tattimrt bcvN WoiiffI)cti licgoubo
Wauben^motii) ift in ber ®(^i5pfunfi«ißefcl)i(l)tc fvrtftifl IjerinnrtclioDcii , ba ber
SJtenfcf) alö »on C^oH öcma(l)t unb fleferttiet, ^bttlidier 3lrt fleiuiirbigt unb snv
Wetneitif(f)aft mit (^Mi berufen, feinen Ve[»en*((Uif beginnt.
3)ie jübi)(f)en ©laubenemotioe. 21
erroiefen f)at, ber it)m aKe§, raa§ e^ beburfte, gab: ©inftenj,
^reii)cit, 33rüt Saffer, ^teifd), ';^üf)rimg, ©icg, ba§ ©eje^, bag
Heiligtum, ba§ ^^rieftertum unb bte @tnfüf)rung in ha^ Sanb.
'3)arum ftanb ber fromme ^graelit in ber @emeinfd)aft feinet
SSoIfä mit ber ©eroi^^jeit: un[er @ott t)at un§ gemad)t.
'3)ie im Urjprung O^^oclg liegenbe Berufung jum ©lauben
t)at firf) a\i6) bie ft)nagogale ©emeinbe mit einer ^raft angeeignet,
bie, rcenn auf ha^ ©anje be§ 33olfe§ gefef)en mirb, meit über
ba§ f)inau§gef)t, rva§ bie üoreyi(ifd)e ^z'xt aufmeift. ®er roelt=
t)iftorif(i)e Verneig bafür ift bie ®3ciften§ ber ^iafpora. 2öo
immer ber ^ube leben moc{)te, bei aller 33en)eglid)feit, mit ber
er firf) feiner Umgebung in ©prad)e unb Sitte uöüig gleirf)fteüte,
er fd)ä^te bie 31bftammung üon W)xdi)am, bie 3«g«^örig!eit jur
©emeinbe ^^§rael§ unb ba§ 3eirf)en, ba^ biefelbe junärfjft uer-
bürgte, bie 33efd)neibung, für (i^üter, bie er nid)t preisgab. 2)a=
burrf) ift ©Ott fein ®ott. ^n ber Energie, mit meldier ber
ö^egenfa^ 5n)ifd)en „3§i^«cy' unb ben „'-öölfern ber 2ßett", jmifc^en
bem „^eiligen :^anbe" unb ber übrigen drbe, für bie ©egenmart,
lüie für bie ©nb^eit, feftget)alten rairb, erfcf)eint bie 5lraft bes
©laubenä, mit bem bie ©emeinbe i^re @rn)äf)Iung burc^ @ott hc\a\)t
91ur ber 2Sergangent)eit angef)örenbe ©laubenlmotiue reicf)en
aber nid)t au§, um ein glaubenbe§ "i>ert)alten gu begrünben,
aud) bann nid)t, menn fie burd) eine !^ert)eij3ung ergänzt finb,
bie für bie ^ufunft neue ©abcn @ottc§ t)offen lä^t. @ine
©egenmart, bie ®otte§ 2:at unb ^ilfe ganj entbef)rte, mürbe
tia^' ©tauben üer^inbern. ^ie in ber 2Sergongenf)eit begrünbete
©emeinfc{)aft ©otte§ mit bem 9Jienfc^en mirb baburd) glaubf)aft,
ba^ fie fid) in einer bleibenben ^Betätigung ber göttlidjen ^ilfe
unb ©Ute fortfe^t. ®arum f)aben bie 9Jlänner ber biblifd)en
3eit ba§ 23olt' angeleitet, im 2(uf treten ber 9)Mnner, bie immer
mieber im entfd)eibenben SJioment bem 3Solf ^ilfe unb dit6)t
brad)ten, bie fortgefjenbe @rfd)einung ber göttlid)en ©üte ju
fef)en. ©ott regiert ^§rae( baburd^, ba^ bie üon if)m begabten
unb beauftragten 3Jlänner md)t ausbleiben, beren SBerf bie
SGBo^lfal)rt ^§rael§ ift, n)e§l)alb au^ ®at)ib ai§ ber üon ©ott
bem '^olf gegebene ^önig für bie ^egrünbung be§ ©laubenS
in ber üoreyilifdjen ^tit eine gro^e 33ebeutung i)at 9Jlit ber
22 ^ap- 1- ®'e palaftinenfifcfie (Synagoge.
5lbnig§5eit tritt eine beutlid)e SSeränberung in ber religiöfen 33e=
trad)tung ber @efd)id^te ein. 3Bä{)renb in ber ätteren ©efd)id)te
bie 5?rieg§Ieute unb 9?egenten al§ @otte§ ®aW befdjrieben finb,
an n)elrf)er baS 3Sol! erfäf)rt, ha^ @ott e§ al§ fein 93otf be=
trachtet unb r\a6) feiner @üte an if)m t)anbelt, übernimmt feit
ber "iiegrünbung be§ ^önigtum§ überraiegenb ber *:]3ropt)et biefe
^unftion. ^er 33ote @otte§, ber bem ^oU ©otte^ Sort bringt,
wirb in erfter ?inie @otte§ S^n^t, unb aucf) an i^m mirb eine
al(mäd)tige ©nabe offenbar. 2)enn obgteirf) er junädift ®otte§
Uniüillen über ba§ 3>er!^alten be§ 23oIfe§ au§5ufpred)en ^at unb
i^m al§ ©träfe ben Untergang anfagt, fteüt er über bie 2Ser=
fünbigung be§ @ericf)t§ bie ^ufage ber (£r{)a(tung, 2Bieber-
f)erftetlung unb 3Serf)errIid)ung be§ ^^ütf§, morin fid) ®otte§ ^reue
in if)rer 3^oIIfommen'f)eit offenbart. Unb at§ fid) nun biefe pro=
pt)etifd)en SBorte erfüllt I)atten, ba§ "öolf untergegangen mar unb
bod) mieber einen neuen 9(nfong fanb unb nod)maI§ ein (S)e=
fd)id)t5lauf auf bem alten ©runb unt^ mit bemfelben !^errlid)en
3iel begann, ba mar ein ftarfer ©laube in ber ©emeinbe be=
grünbet, nid)t nur al§ 33ejat)ung ®otte§ übert)aupt, fonbern in
ber 33eftimmtl)eit, ba^ @ott al§ emige @nabe erlannt unb bejaljt
roorben ift. 9)lit biefem reid)en @lauben§befi^ ging :3>^ract in
bie fr)nagogale S^xi l^inein.
^ie innere ©eftalt feine§ ©lauben§ mar baburd) bcbingt,
ba^ e§ je^t roeber Könige nod) '^|3ropl)eteu, mobl aber ha^ Sort
berjenigen befa^, bie it)m @ott früt)cr gegeben f)atte. ^ie t)on
it)nen ftammenbe ©d)rift bilbet je^t feinen göttlid)en '•-l^ofii^, ba§
üon il)m 5U bemat)renbe -Heiligtum. ®er ^uibe nimmt baburd)
©üttlic^cä in fein Seben auf, ba^ er ba§ vropt)etifd)e 2Öort bei
fid) trägt. 2)er meltt)iftorifc^e 33emei§ für bie ©uergic beö
©laubeng, mit ber bie fi)nagogale ©cmeinbe ba$( it)r gegebene
SOBort an fid) 50g, ift bie Ä'anonificrung 9Jiofe§ unb ber ^|iropl)eten,
il)re ^ilbfonberung unb @rl^öl)ung über jebeS anberc SBort unb
5hid), unb, \va^ bamit in engem ^ufammenbang ftcbt, bie
tMlbung ber Sd)ule unb bcö ^Habbinat^5. Um ber '•■IMbel miUeu
ift bie 6d)ule crrirf)tet roorben, ^u bem ^n^ä, jebeS ®lieb ber
®cmeinbe in berfelben 511 untcrmoifen. ^bve 5t>nntnici mirb alö
ber für jebermanu unentbcl)rlid)e '■i^ofil^ gefdiätU. "iBo fid) bavum
2)er ®laube an ba§ ©efe^. 23
3uben befanben, ob in ^^^ufarem ober in Sabglonien ober in
diom, tt)ir finben fie im ^e[i^ ber 33ibel unb ber Sdjule, unb
ber ©abbat!) ift ber XaQ be§ 33ibelftubium§.
2)ie @efaf)r, bie biefen @tanb ber ®inge begleitete, ift oon
^^aulu§ baburd) frf)arf beleud)tet raorben, ba^ er ba§ „@efd)riebene"
unb ben „@ei[t" ju einanber in 2(ntit{)efe fe^t. ®ie Si)nagoge
f)at §n)ar oerfud^t, ficf) gegenwärtig ju I)atten, ba^ [ie burcf) bie
©d)rift mit bem ©eift in 33e§ie^ung gefegt fei. ^a^u t)at fie
ben 3nfV^i^ation§begriff gebilbet, ber bie ©d^rift ai§ ha§ @r=
jeugniä be§ ©eifteö befd)reibt. @§ ift aber ber ©t)nagoge frf)on
be§tt)egen, meil e§ ibr unmögtirf) voav, ben ©eift al§ ben gegen=
märtigen ^efi^ ber ©emeinbe ju bejat)en, nid)t gelungen, ben
©eiftbegriff lebenbig ju erl)a(ten. ^nbem ber ©eift nid)t anber^
roirifam gebarf)t mirb, aU fo, ba^ er bie (3cf)rift infpiriert,
bereu ^n^alt um fo me^r al§ göttlid) unb geiftlic^ gilt, je mel)r
er über ha^ bemühte eigene Seben be§ ^^ropt)eten I)inaufgerücft
wirb, mirb nic^tö ©anjeS, nid)t bie @int)eit unb 2;otalität einer
lebenbigen ©eftattung oon ibm ermartet. ©eine (^ahe ift etmaig
üereinjelteg unb bleibt über ber ^^erfon unb if)r fremb. ®er
©eiftbegriff unb ber ©taubengbegriff ftel)cn aber in enger S^lelation
5U einanber, ba jener bie äßeife beftimmt, mie ba§ ©öttUc^e fic^
bem menfd)Iid)en SßoUen unb Sßiffen ju eigen gibt.
®ie ©rf)rift gab ber ©emeinbc 33erf)ei^ungen unb ©efe^e.
@§ tag in ber ^^latur ber ®inge, ba^ bie le^teren it)re ^tufmer!*
fam!eit §uerft befc^äftigten ; benn fie beftimmen unmittelbar bie
©egenmart unb ba§ eigene ^anbetn be§ SSolf§.
©eit ber diixdkl)v au§ bem ©yil gilt c§ al§ feine n)id)tigfte
3(ufgabe, al§ bie ©runbbebingung feine§ i8eftet)en§ unb @e^
beit)en§, ))a^ ha§ ©efe^ jur 2lu§füf)rung gebrad)t merbe. ®ie
2;reue gegen ©ott erholt il)re fonfrete ^^affung in ber 2:reue gegen
ba§ ©efe^. ]m: 5U fein, mirb barum ein mefentlicf)e§ 2JierfmaI
be§ i^rommen. ®a in ber auf einer naturf)aften 39afi§ fiel) er=
bauenben ©emeinbe immer fo(d)e üorI)anben finb, bie an ben
©eboten be§ ©efelje^ teid)tfertig l^anbeln, fonbert fid) ber ^rei§
berer, bie in biefer ^infid)t treu unb barum für bie an ber @r=
füllung ber ©ebote ^ntereffierten junerläffig finb, oon ber großen
SJlenge ab. äRit feftem ©prad)gebraud) t)ei^t bie 3Jlifd)na bie
24 ^('P- 1- ~ie palttfttnen[i)cf)e Spnagocie.
in bcr 33cüt)ad)tung ber ©a^ung 5^orreften bie c^:dn;i „^JBer ift
l^ier ]üü:V' fragt ber ^;pf)arifäer, wenn er an einen Ort fornrnt,
unb jebermann rcei^, ma§> er meint, m. dem. 4, 8.
%a§ 9]eue S^eftament entf)ält für ben @rnft, mit bem bie
©t)nagoge 'Oa§ göttlid)e ®ebot be^anbelt t)at, feine§meg§ Xah^l,
al§ läge in ber unbebingten Unterwerfung be§ gefamten ^anbe(n§
unter ha§ @efe^ an ftc^ fd)on eine 33erle^ung ober auct) nur
©rfc^roerung be§ @Iauben§. '2)er 93orrourf ^efu unb ber SIpoftel
gegen bie 33ertreter ber @efe^e§treue lautet nidjt: eure Streue,
euer %ki% euer @ef)orfam finb ju gro^, fonbern umge!ef)rt: i^r
feib bem ©efe^ untreu unb unge't)orfam/) ®ie uorbefialtlofe ^e=
jat)ung beä @efe^e§ nötigte üietmef)r biref't pr kräftigen 9lu§=
bilbung be§ @Iauben§. 5lein ^ube, ber @ott nid)t traute, tonnte
bem ©efe^e treu fein, ©omot)! menn man auf ha^ i^ki, al§
roenn man auf ben Urfprung be§ @efe^e§ faf), fonnte ber @e=
f)orfam gegen baSfelbe nur burd) ©tauben entfielen.
'S)a§ @efe^ bot fid^ ber ©emeinbe a(§ 3ßeg gum @lüc! für
ba§ S3oIf, tt)ie für ben @in§elnen an. ^iefe ^^olge (ag aber
nic^t fd^on in ber @efe^e§treue an fid) felbft, fonbern begleitete
fie a(§ if)r So^n burc^ ©otte§ oergeltenbe %at. Sßer fein .^eil
im @et)orfam gegen ba§ ®efe^ fud)te, t)o((§og einen SSertrauen^--
aft 5ur Iof)nenben ©erec^tigfeit ©otte§, metc^er bie oon biefcr ;^u
ermartenben ©üter über atleS anbre fe^te unb um ibretunllen
auf iebe§ anbere ©türf oerjiditetc, ba§ fid) nur in ber 3tbit)enbung
üom ©efe^ erreid)en lie^.
©d)on ber ©iracibe Ijebt in biefem ^iifii»^'"^"^)^^"^ »^cn
©laubenögebanfen !räftig Ijeroor: 2ßer ©ott bicnen unU, muj?
'f)m ©tauben ermeifen, roeit bie 3Serfud)ung an il)n berantritt,
unb meil ©otteä .^ilfe ,^eitn)citig ausbleibt unb bonnod) bejal^t
fein lüiU, Sia]). 2. ''^laö) bemfelben ©efid)ts;pun{'t gilt e;^ and) oon
bcr SOöei^f)eit, ba^ fic nur burc^ ©tauben 93efi^ be§ !iO]enfd)en
mirb, mcit fic nur burd; bie übernninbenc ißerfudjung crtangt
lüivb, 4, 16—19. ©cgenüber bem ©lud be§ 6ünbcr§ neben
*) !Cafür ben 5^ciüciv^ bcutlid) ju macl)eu, ift iH'tKU'i'i'iitiii bei bcr Ür=
örteruttfl bcd ncutcftamoutIic()cn (^)lnul'Cll^lllcbnufclK^ eine .'ömiptfactie, ba ein tiiibcci
(Jlcnicnt in nnfrer Tinbilion jnr (Merin(ifcl)ä(>nnrt bcd (Mefel^vx nnb bcvMxiIb nml)
i,n DJiün.Miiimii ber nente[tnnicntlicl)en 'Jlntitl)efe rteiU'» ba* Wefet» oevleitet Init.
35er ©taube an bae 0efe^. 25
bei- eigenen mü{)famen nnb arbeit§r»oUen (Sviftenj lüirb gejagt:
ftaune bie SBert'e be§ (Sünber^ nict)t an; glaube bem ^errn nnb
bleibe bei beiner 3(rbeit; benn e§ ift in ben 2(ugen be§ |)erin
etroa§ Ieid)te§, fc^nell ben 3Irmen plö^Iid) reirf) ju macf)cn, 11, 21.
^en ©egenfa^ p „bem, ber am @efe^ t)eud)elt," bilbet ber,
roetc^er bem ©efelj ©laubcn ermeift, bem "öa^ ®efe^ auc^ feiner^
feit§ STveue f)ält, .35, 24. 30, 1—3. ') 2)ie Unentbel)rlid)feit be§
@tauben§ foroo^l ^\ix Erfüllung beö göttlid)en 2öillen§, alsi jur
©rlangung ber göttlichen ®ahi, liegt bem ©iraciben fomit barin,
ba^ ber ^ert be§ @otte§bienft§ unb ber @eje^e§treue nic^t un=
mittelbar in bie (Srfaf)rung tritt. %k relatioe Unabf)ängigfcit
be§ natür(irf)en ^eben§ mit feinen (Gütern unb Übeln uom 93er=
l^alten gegen @ott unb ba^ @cfe^ ergibt einen ber ©efe^e^treue
entgegenftef)enben ©d^ein, ber nur burd) 2:rauen überrounben mirb.
"äi^ bie 3Ser(oc!ung jum gräsifierenben ^eben^genu^ ein
mäd)tige§ ^Renegatentum jd)uf unb fd)Iief3tic^ blutige 3^er[olgung
bie @efe^e§treue auf bie ^^robe ftellte, ha roaren nur biejenigen
bie „freuen", bie jugleid) bie 2;rauenben roaren unb in ber Über=
jeugung, ba^ ©ott in ber ^Jlllmad)t beg SGßunberS fie retten fönne
unb fie wegen il)rer 2;rcue gegen "öa^ ®efe^ aud) au§ bem Sob
jur meffianifd)en ^errlid)feit erroerfen werbe, i^r Seben nid)t l)od)=
fd)äl3ten. ^m '^licf auf jene ^eit fagte man in ber Si)nagoge:
„Unter bem ^Regiment ber @ried)en fIoI)cn alle oor il)m, aber
9Jiattat^ia ber ^^riefter unb feine ©ö^nc blieben aufred)t im
©tauben an®ott!"-) So brüdt aud) ber l)ebräifd)e 9)lann, ben
mir im erften 3}laftabäerbud) fennen lernen, ba§ dJloiw ber Se=
roegung baburd) au^, ba^ er ben fterbenbcn 9Jiattatl)ia an feine
©öl)ne bie ©lauben^ma^nung richten lä^t. ®a^ bie 2;reue am
@efe^ Don ®ott belo{)nt roirb, roirb burc^ bie ganje altteftament=
lid)e @efd)id)te cerbürgt.^) 2)a§ erftc biefer SSorbilber ift
') Sie iyenuenbuiu^ von ifiniaTfieip burcf) ben (Sufet SJeu 6iraö ift,
foiüeit ber erf)alteuo Ijebväifclie lert ein Urteil erlaubt, md)t nur burd) pONH
ueranla^t. 36[33J,3 ftel)t -iDI p"»; 11,21 bafleiien iüal)rici)einlirf) ii'^ |CNn.
2) r. ®rob. 15, 7: pm H^nnoi HJCD ini2 bzT^ ]V ^\^zhü2
3) ^k paranetifd^e isermenbung ber altteftamentlid)en 0efd)id)ten jur
(^laubenömaljnuuij barf alö ftänbigeä Ijoniitetifdjeä iöefi^uui ber Synagoge
26 Siap. 1. 2)ie paläftinenftfc^c ©gnagogc.
9{bra^am§ (S^Iaube: „er würbe in ber 23erj'ud)ung treu erfunben
unb eä rourbe il)m gerechnet jur ©erec^tigt'eit /' 2, 52. '3)a§
:?ob feinet ®(auben§ @en. 15, 6 ift mit ber Opferung 3|öö^^ h^-
fammengefa^t, auf roetrf)e bie „^^erfu(^ung" beutlid) I)inroeift,
ogl. @en. 22, 1, weil fi(^ im ©ebant'engang ber ©i^nagoge ber
^lict nid)t nur auf bie ^eiat)ung ber göttlichen S^ert)ei^ung,
fonbern nod) mel^r auf bie Xat richtet, bie @ott atleS geben
ttjifl unb alle§ für i{)n leiben f'ann. ^) ®a§ ©tauben, ha§ if)r
üorfc^raebt, ift mit 2lftit)ität erfüllt unb rairb §ur ganzen Unter=
rcerfung unter @ott. 2)emgemä^ roirb bie ®efd)id)te ber brei
im feurigen Ofen erretteten ajlänner in ba§ SBort gefaxt: fie
glaubten unb rourben errettet, 1 Tlat. 2, 59. ®a§ ift mit bem
6prad)gebraud) Daniels ein§, ber non bem in bie :öi)n)engrube
geroorfenen fagt: er glaubte @ott. 3n berfelben äßeife get)ürt
bie @laubenlmal)nung au(^ ber ^rebigt ber gried)ifcl)en ©i)nagoge
an : 2tbrat)am, ber ben (Bo^n opfert, 2)aniel in ber l^öroengrube,
bie brei a}^änner im feurigen Ofen ftet)en im 4. 9)klt.=^udf) al§
bie ^eifpiele be§ ©laubenö beifammen, unb ha^ SRarti)rium ber
Sl^affabäerjeit roirb at§ i^m gleicl)artig baran angereil)t: -/.al
vueig ovv ti^v avzriv tiigclv jrqog tov ireov t^oweg., lo, JJ.
^urd) i^ren ©lauben be^mang bie maffabäifcl)e 9Jiutter il)re
dualen, 15, 24 unb jeigte in if)rem STobe bie @d)tl)eit il)re§
©laubeng, 17, 2.
®er ©egenfa^ jur SSölligfeit ber Eingabe, bie in foldjem
©lauben liegt, rcirb burd) neue ^e5eid)nungen beleud)tet. Ser
nic^t glaubt, beffen „.^erj ift geteilt".^) ®amit ift cermaubt,
gelten. Sind) ber ©iracibe ermuntert jitm (Glauben burcl) bie (Sriuägung: „fel)t
ouf bie aXiiw Wefd)lerf}ter: luer glaubte bem .^errn unb luurbe ju fdianbcn?" 2, 10.
*) Äein 3)ioment im iieben SlbraOamö iwirb in ber Sijiiagogo fo Ijcruor;
gehoben wie bie Opferung „"sfaafvS, ugl. fd)on ben 8irncibcn : 44, 20.
'^) 2)a«i „nid)t glauben" (^)en. 45, 2« erläutert 3er. I burd) yh^ Xy^d"),
3er. II n^Z*? 3^C{<. 9iid)t Teilung, i:'?S, war im .^erjen 9lbral)amsi, m Wott
:^foof uon il)ni forberte, (Men. 22, 14. ^er. II. I^M» 'J^übrafd) über ben 2ob
.t>arano: geteilt luar ba* .'öerj .'öaranvS inbent er fprad): lucnn 'Jiinuob ^cieger
ift, bin id) uon feiner ^l^artei, unb menn 5lbrnl)am Sieger ift, bin id) uon feiner
Partei; barum fam er im A-eiicr um, '^er. ('•k-n. 11,28. ;Vifob fiird)tet, baf»
unter feinen «Söljncn einer fei, beffen .t>ers geteilt fei, bafi er fremben (Mietern
biene, 3er. Wen. 4», 1. I«ie l)ebrftifd) 6d)reibenben fogon bufiir pt>n D^ rVT\-
2;er GJIaube an bae ©efe^. 27
ba^ ber begriff „.f)eud)Ier" frf)on beim (Siraciben ftarf betont
ift, ebenfo im ^^falter 6atomon§. 2)a ha§ @efe^ a(g bie öffent=
lid)e 2(ngelegenf)eit be§ ganzen 33olf§ bcl)anbclt roirb, roirb ba§
gotte§bienftlicf)e 3SerI)aIten für alle ©lieber be§ 33oIfe§ ein gleid)-
mäßiges, ^umal ba mit bem n)ad)fenben ©ifer für ba^ @efe^
eine furd)tbare 3u[tis ben @e{)orfam gegen ba§felbe ergmang.
^abei fonnte jebod) niemonb überfe^en, ha^ berfelbe oft genug
nur äu^erlirf) mar. ^er ^eud)elei gegenüber tritt bie ^ebeutung
ber innerlid)en unb aufrichtigen @ebunbenf)eit an ©ott um fo
met)r in§ Sid^t, unb biefe ungeteilte @int)eit im '4>erl)alten i^u
©Ott !^ebt fid) al§ ba§ 2öefen be§ ©taubens f)erüor. *)
^atte bie ©emeinbe burd) bie uon au^en an fie I)erangebrac^te
33crloc!ung erlebt, ha^ fie nur baburd) glauben fann, ba^ fie bie
2öelt überminbet, fo mad)te fie gleidjjeitig bie weitere ®rfal)rung,
ba^ im eignen ^^sunern bes ^Dienfd)en ein ©egenfa^ gegen baö
©tauben aufftet)t, fo ha^ er, um glauben j^u fönnen, ni^t blo^
bie Sföelt, fonbern au^ fid^ felbft überroinben mu^.
5(ud) ber Urfvrung be§ ©efe^e^ aui§ ©ott begrünbet ein
glaubenbe§ 33ert)alten, bos fid) be^rcegen al§ ein wichtiges ©lieb
ber ^römmigfeit barftellt, meit nur mit bem gött(id)en Urfprung
aud) ba§ f)eilige ^J{ed)t be§ ©efe^eg anerfannt mirb. ®arum
bilbet ber ©taube in feiner ^Be5iet)ung auf ba^ ©efe^ ben Unter=
fd)ieb O^rael^ uon ben Reiben : :v^s!§vae( fennt ©ott, fagt ber falfd)e
&§xa, unb glaubt feinen !Cerorbnungen, 3, 32, n)ät)renb bie .Reiben
ben ^ünbniffen ©ottes* miberfprec^en unb feinen 3Serorbnungen
nid)t glauben, 5, 29. .^^raelö Sünbenmeg roirb 7, 24 in oier
^^arallelfä^en befd)rie.ben, uon benen je jroei fo jufammengeorbnet
finb, ba^ ber negatioe 31u$bru(f bem pofitir»en antit^etifd)
entfpridit :
Sie mad)ten fid) ©ebanfen ber ©itelfeit unb jogen oor ben
^Betrug ber ©ünben; fie fprad)en baju: ber ^öd)fte fei ni^t,
unb erfannten feine SBege nid)t; fie nerad)teten fein ©efe^, unb
uerleugneten feine ^ünbniffc; an feine Sa^ungen glaubten fie nid)t
unb feine Söerf'e üollbrad)ten fie nid)t.
'> npn. nSljn unb n^^nn lücvben bie "illquiüalcnte lu inoxniTrg, ini-
xQiais nnb vnoxQ(v(a&tu.
28 ^ap- 1- ®'^ palöftinenfifdie Sijnaiiofle.
^k ©ebanfen ber ®itelfeit roerben buvd) bie Seugnung
©otteö erläutert, unb bie !Cerac^tung bei @eje^e§ babur(^, bo^
i^nen ber ©taube an balfetbe fel)lte. SRit ber 2lblelinung ber
göttüd)en 2trt beä ©efe^el ift aud) feine |)eil§bebeutung r)er=
neint. 3öenn ^Irael baSfelbe all ©efetj bei Sebenl erfaf^te,
fo rcürbe el balfelbe erfüllen; ber bem ©efe^ Ungel)ürfame
glaubt SRofe md)t, n)eld)er i^m erf'lärt, ha^ ha^ @efe^ fein
Seben fei, 7, 130.
'Der 3öille, ©ott mit ber 3::at gu ge^ord)en unb bem ©efet^
Untertan ju fein, meld^er ber ©emeinbe il)r ©epräge gibt, unb
bal ©tauben, melc^el bie ^Berufung 5U @ott üernimmt unb bie
9nitgliebfd)aft in ber ©emeinbe ©ottel all l)ö(f)ftel ©ut ergreift,
Derbanben unb ftü^ten fid) belt)alb innerlid). 3lul ftarfem ©lauben
ergab fid^ eifriger ©et)orfam, aul ber emfigen Erfüllung i>z§ @e=
fe^el erneute 3uoerfic^t ju ©ott.
'2)a^ fid) babei bal ©ebot ber (3d)rift unb il)re ^et)re düu
einanber nid)t fc^eiben liefen, ba jenel bal 3ßii9"i^ oon ©ott
beftänbig uoraulfe^t unb beftimmt, rcurbe für bie 9ftid)tung hcS
©laubenl bebeutunglooll; benn bie Sel)re erfüllt 'Da^ $^eiüuf?t=
fein berer, bie fie aufgenommen baben, fonftant. S)al ©lauben
ftellte fid) baburd) all etwa! §uftänblid)el, be^arrlic^el bar, all
biejenige 3^orm bei 33eiüu^tfeinl, bie fid^ aul bem (Eingang ber
(2d)riftlet)re in balfelbe ergibt. '2)amit mürbe aber aud) eine
neue, t)erinnerlid)te, permanent geworbene ?yorm bei Unglaubenl
erlebt. 'Denn aud) roenn bie ©c^riftlel)re übernommen mürbe,
fonntc fic!^ §mifc^en ber „Stl)eorie" unb ,/]>raril", 5mifd)en bem
prinzipiellen (3al3 unb ber font'reten iVkrime, mit einem Sort:
5njifd)en bem ©ebanfenlauf unb bem Sßitlenllauf, eine Trennung
feftfe^en, fo baf? ber 3Iffirnmtiün bort bie ^Jiegation f)ier jur Seite
[tanb unb jene entmertete. ')
*) Unter bcn 5lBortcii (Motte«, bie Wlauben evfürbcnt, (jcbcii fid) bie pro-
pt)etif(^en befonberS f)eröor, iceit fie fid) nod) nid)t nii ber (Meneniünrt ber
(Memeiiibe beiuftOren. (So ift nidjt ol)ne ontereffe, bnf? fid) batf lariuim beii
abfoluteii (^iebrnud) be«i 20ort«i bei i^efnja uidjt iiiel)r niiMteiiiiieu uernini^, )oiibern
bem C-Miuiben boe Cbjeft in ben iUJorten be<* '|Uopl)eten c[iM. '^ci<s c-Hmibeii,
b(i« ,Vffl)n »on 'HifM forbcrt, wirb befd)rieben aH: (glauben an bie slBorte ber
'IJropljctcn, larjv :;\ef. 7, 9; ber c-Unnbenbe ,">ef. 2H, IH ift „ber (Mered)te, n)e(d)er
S)ie Unbebingt^eit be§ ©laubenä. 29
®er befonbere ^ni)ait be§ (5)otte§gcbanfen§ beroirft, ba^
allz^, rüa§> gu i^m in 33e5ief)ung tritt abfohlte ©eltung unb Un=
bebingt^ett erf)ält. 9Jian tjat fid) in 3^^ael nid)t uerborgen, ba^
bie§ Quc^ com ©tauben gilt, unb haS SSertrauen ju ©ott al§ ein
unbebingteg in alten 3Sert)ättniffen be^ £eben§ ju betätigen ge=
fucf)t. ^^aU^ üon Slbiabene fürcf)tete fid) vox bcr Sefc^neibung
im 33ticf auf bie Unruhen, bie in feinem 33oIfe barau§ enyacf)fen
werben; ein ^nh^ t)ätt it)m biefeg ^ögern at§ fünblic^ oor; er
befd)neibet fid) fofort, unb ©ott jeigt, inbem er it)n rettet, ba|
„benen bie auf it)n blirfen unb auf il^n altein certrauen, bie
?^rud)t ber ^römmigfeit nid)t oerloren gef)t/' on ToXg elg aviov
artoß'kucüvGiv '/mI fiovci) TrejciöCEVMOLv c VMQTtog ov-a anoXXvvai
b T% evaeßeiag, ^of. 3t. 20, 2, 4. 48 «R. HUein ©Ott foU man
gtauben ; fo fprad) man in ^atäftina. ^er um einige ^atirjefinte
jüngere ©leafar, ber 9)tobiitI), l^at im ^lid auf bie ©penbung
be§ 9Kanna§ je für einen 2'ag gefagt: „jeber, ber l}at, iva§> er
t)eute effen fann, unb fagt: mag werbe id) morgen effenV fiel)!
bem gebrid)t e§ am ©tauben".*) 2)a^ fotd)e ©ä^e ätter al§ "öa^
^Jl. 2;. finb, §eigt bie Sapienj: bie munberbare @rnät)rung be§
3Sol!§ in bcr SBüfte ift gefd)et)en, „bamit beine ©öf)ne, bie bu
geliebt t)aft, ^err, lernen, ba^ nid)t bie ^ilbung ber ^-rüdjte ben
3Jienfd)en ernäl)rt, fonbern bein 2öort bie bir ©laubcnben be=
mat)rt/* ib ^ijt/a aov lotg aol Ttiarevovrag diacTqoel, 16, 26.
*3)ag göttlid)e SBort wirb al§ ber ooU jureidjenbe ©runb für bie
@rt)altung be§ 9Jienfd)en bejal)t, unb e§ bemät)rt feine t)elfenbe
5Jlad)t an benen, bie ©ott glauben.-)
on biefeS glaubt", libenfo mit> (is. 14, 31 baö ©lauben an 3)Jo)e eiloutert aU
©laubcn an feine '|.Uopl)etie, Dt^l. (5r. 19, 9. ;^er. II. (rine '^sarollele gibt ber
i.'wtOeite),t rtei-jenitbei- bem abfoluten TitarEveiv bei 'pauUiö : 9{öm. 1, 16. 3, 3.
10, 4. 13, 11. 1 «or. 1, 21. 15, 2 ugl. ^ol). 20, 8. 25.
•HJCN ^DiriD 'J)Jed)iItf)a ju (Srob. 16, 19. 491).
*) 3n ber ^ellenifcl)en 3üf;moi'pf)äre nimmt bie '^räjifion, mit ber bie
p)t)d)ologifd)en Siegriffe gefaxt finb, beträd)tlid) ju. 2)ie 3(ufmerffnmfeit auf bie
iniüenbigen isorgänge roädjft. Gö ift in biefer .^infid)t nid)t ot)ne 33ebeutung,
ba^ ber gried)ifc^e unb ber paläftinenfifd)e i'el)rer barin jufammentreff en , bafj
beibe an ber ^cpcnbung be^J 'JJJannaö einen :)JJafjftab für ba§ (Glauben geroinnen,
ta^ roir (^ott ju eriueifen Ijaben.
30 Äip. 1. Sie pa[tt)tineii|i)d)e 6i)nagoge.
3)a§ Uav burc[)brecf)enbe ^erau^tfein um bie llnbebingffieit
be§ @Iauben§ ntarf)t fid) im ganzen 33ereid) begjelben geltenb.
®ie 3(bfonberung be§ 5^anon§ com übrigen men|d)Iirf)en SBort
gilt nid)t nur a(§ relatio, jonbern al§ abfolut. ®ie Slutorität
be§felben baftet an jebem ^udiftaben, unb ber 3i^lpi^'ation§=
gebanfe mill t)erbeutlirf)en, ha^ unb rceSfialb burd) jebeg ©c^rift=
roort bcr Sefer ©otte§ eigene§ SOBort unmittelbar uernetime. ^n
bie 3lrbeit, ba§ ©c^riftroort ju üerftef)en unb anjumenben, legt
fid) ein ftarfer @ifer; e§ je^t fic^ in ber ©emeinbe bie Über=
jeugung burd^, ba§ biefe 3lrbeit für ben, ber fie beginne, §um
Seben§beruf werbe, neben bem fein gmeiteS ;^ntereffe in gleid)er
(Geltung ftet)en barf. ©ine tt)eologifd)e 33en)egung beginnt, bie
nic^t nur burd) bie SJZenge unb hm @ifer ber an il)r beteiligten
SRänner, fonbern aud) burd) it)re (Srgcbniffc eljrroürbig ift, "ba
fie n)eitl)in in ber ©emeinbe jenen ©tanb ber ^ibelfenntniS fd)uf,
ben ba§ dl. 2^. oorauSfe^t unb fid)tbar mad)t.
®ie 2lbfonberung ber get)eiligten ©emeinbe öon ber übrigen
9Jienfd)f)eit unb be§ üon @ott geftifteten 2:empel§ oon allen
anbern .Heiligtümern gilt fd)led)tl)in unb l)at emigen ^eftanb.
2lbrat)am unb SJ^ofe ert)alten eine 23erel)rung, bie fie über alle
anbern ©lieber ber ©emeinbe ert)ebt, unb in ben ©ei^orfam gegen
ba§ mofaifd)e ©ebot legt fid) eine ?^reubigfeit, bie bie 2lu§fül)rung
feiner SSorfd)riften §um eigentlid)en ^rv<^d be§ \?ebcn§ mad)t.
2lud) ber S^iaturlauf rcirb ber göttlid)cu ^Jiegierung fd)led)tl)in
fuborbinicrt, al§ in jebem 9}lüment non @otte§ 3Balten burd)=
brungeu unb beftimmt,
.^ierbei entftanben aber (5d)tt)ierig!eitcn , bie bom ©tauben
al§ .^emmung miberftel)en unb e§ erfd^üttern. 25.^eil 'üa§, maS
natürlid) ift, unb ba§, voa§ göttlid) ift, fid) uon einanbor fd)eibcn,
ba§ ©tauben aber ben SCBillen au^>fd)lie^lid) auf ©ott l)inleuft,
eutftanb au^ it)m eine 3)iij3ad)tung ber natüvlid)en fieben^=
bebingungen, bie gefäf)rlid) luarb. ^ofept) bittet ben gefangenen
yj?unbfd)enf be§ ''^L^barao feiner 5n gebiMifen; bcr ^Habbinc fd)iU
il)n bcöljalb: „eö licf3 ^ofcp^) bie ©nabc fal)ren, unb ucvliefi fid)
auf ben Dbcrften ber @cf)cnfcn; gegen ba§ 6d)riftu)ort: i)erf(ud)t
ift ber aJiann, ber fid) auf ^leifd) uerläfn", ;>n-. ©en. 40, 2;J.
:3ofep() Uävt ''].sütipl)ar nid)t über ben .)>ergang bev 'Jiinge auf;
2)ic Unbebingtlieit beö ©laubenä. 31
ha^ trat, jagt ^o\i])^u§, n)eld)cr baburc^ aud) bic üeriüanbten
©ycgejen batiert, recf)t; abfic^tlic^ fd)n)ieg er, ireil er e§ ©ott
anVtmfteUte, 3. H. 2, 5, 1. 60. ^agar füllt an ber Duelle,
bie if)r @ott fcf)uf, it)ren (Sd)(aud) mit SCßaffer; alfo, jagt ber
ajiibrajrf), fel)(te x^x ber ©laube! r. ©enej. 53, 19.
'2)a§ blieb mrf)t nur ^anjelbeflamation jur erbaulid)en 3)ar=
ftellung ber biblifrf)en @ejd)ic^te, fonbern griff ernft genug in bie
@e|(^ict)te ber ©injelnen unb be§ 33olfe§ ein. ^ie ^rage, ob ficf)
ber ©ebrau^ be§ 2lr§te§ mit bem ©lauben »ereinige, bilbet für
bie ©t)nagoge fd)on jur ^eit be§ ©iracibcn ein ernfte^ ^ilnliegen,
w^§\)alh er 38, 1 ff. mal)nt, ben 3(r§t nic^t ju oerac^ten. ^nbem
er bie ärjtliclje ^ilfe auSbrüctlid) mit @otte§ SBirfen in ^u-
famment)ang ftellt unb and) bie ©d)rift jum 3cu9«i^ für fie an=
ruft, ma6)i er beutlic^, ba^ er retigiöfe 33ebenfen gegen biefelbe
Dor 3(ugen t)at. '!|3t)ilo gibt alle§ nötige ju feiner ^^luölegung,
ba er oon einer 53enü^ung be§ ^IrjteS fprirf)t, bie er al§ glauben^=
lo§ beurteilt. „Senn ben ^"'^ifißi'" etn)a§ gegen il)ren Sitten
Suftü^t, fo fliel)en fie, roeil fie fc^on üorf)er nid)t feft bem l)elfen=
ben ©Ott glaubteu, ju ben .^itfgmitteln, bie baä ©emorbene bietet,
5u ben ^Jirjten, 5^räutern, Slr^neien, genouer ®iät, ju allem, mag
bei bem fterblidt)en @efc^led)t an Hilfsmitteln fid) finbet, unb
raenn it)nen jemanb fagt : fliegt bod), il)r ©lenben, jum alleinigen
^Irjt ber 5lrantl)eiten ber Seele unb la^t bie fälfc^lid) fo be=
nannte ^ilfe non ber bem Seiben unterroorfnen Kreatur t)er
fal)ren, fo la^en fie unb fpotten unb fagen: morgen bann! unb
finb, loenn irgenb etmaS jur 2lbtt)et)r ber üort)anbenen Übel ge=
f(^et)en l'ann, nid)t 2öillen§, @ott anjuflet)en. I^reilid), roenn nid)t§,
maS 9Jlenfd)en tun, genügt, fonbern alles, aud) baS t)oc^gef eierte,
fid) als fd)äblid) ermeift, bann üerjid^ten fie in ibrer 9^atlofig=
feit auf bie |)ilfe uon anbern unb fliet)en gesroungen, bie ^^eigen,
fpät unb mit SOf^ülje ju ©ott, bem alleinigen Reifer," de sacrif.
Ab. 3«ang. 1, 176, 23ff.i)
*) "^l)tIo bleibt befanntlid) bei feinen ©ebcvnfen niemals feft. 1^ai)ct ftef)t
aud} 1, 122 eine etiüa«S anber^ cjefnrbte !Jlu^erung: bic primären Öüter gibt
OJott bnrd) fiel) felbft, bie 33efreinug uon ilbetn bnrcf) Xöyoi xid üyytXot. öiii.
TOLT o7f.i(u xal vyffav fiiv Tr\v unkrv rjg ov TiQoriyfTiai vooog Iv roTg awfxaaiv,
o 0^(0$ ^ttQiXfTai dl kttvroZ ftovov, Tr[v J* ytvofA.ivriv xaru vöaov (fvyr^v xai
32 ^(^P- 1- ®ie pnlnftineiififdje Spuagoge.
^er 2lr5tfrage ift bie ^rieg^frage oerrcanbt. 3ojepf)u§ I)at
in feiner Diebe an bie 35erteibiger ^erufalemS ben Sa^ üerforf)ten:
bcr ©ebraud) ber 2Baffen fei an ficf) frf)on für ^^m^l ©ünbe;
e§ \)abt feine Dtettung nur üon (Sott gu erbeten, in berfelben
3ßeife rt)ie 2lbral)ani bie Diüdgabe ber ©araf) nur burd) fein
@ebet, ober ^iSfija bie 33ernid^tung Sanf)erib§ nur burd) ben
@ngel bc§ ^errn erlangt f)aben, b. j. 5, 9, 4. %a§ in biefen
©ä^en cntt)attene »sola fide« ift feine§n)eg§ Don ^ofepf)u§ für
biefen befonberen Stnla^ erfunben. ^n 2:;iberia§ ift in ben auf=
geregten SOöod)en, bie bem ©inmarfd) be§ römifd)en ^eer§ Doron=
gingen, bie ©enteinbe an einem ?yafttag ol)ne SBaffen in bie (5i)na=
goge berufen roorben, bamit fie funbtue, iiafi „fie für ben, ber
@otte§ ^ilfe erlangt, jebe 3ßaffe für unnü^ balte," ^o\. Vita 5G.
290 9^. ®iefelben @rfd)einungen traten fc^on in ber Diotjeit
unter @pipf)ane§ t)eruor. 2)ie jur unbebingten Streue gegen ha§
@efe^ @ntfd)loffenen waren !'eine§n)eg§ ol)ne weitere^ oud) jum
^rieg bereit. ©§ beburfte ber au§brüdtlid)en 9Jlaf)nung be§ um
^uba fid) fammeinben 5?reife§, bi§ an bie ©teile ber paffiuen
Söilligfeit jum S[Rarti)rium ber aftiue Söiberftanb gegen bie fiirifd)en
SSerfolger trat, ugt. 1 2Rf. 2, 40. ©c^on @§ra Ijat fid) gefdjämt,
ben militärifd)en ©d)ut3 für feine i^araroane auf bem ßug burd)
bie SBüfte com Slönig ju erbitten, meit er il)m erlTärt l)atte, er
oerlaffe fid) auf ©otte§ ^ilfe, ©gr. 8, 22.
©0 befommt ba§ 2)en!en unb .^anbeln ber ©i)nagoge jene
au§fd)lie^lid)e ^Kic^tung auf ^a§ äöunberbare, bie it)m ein pban-
taflifd)e§ ©epräge gibt. „Unfere !i>äter l)aben ba» i)Jknna in ber
SBüfte gegeffen, mie gefd)rieben ift: 53rot an§' bem .)>innnel gab
er it)ncn ju effcn" ^of). 6, 31; ba§ erfüllt bie ©ebanfen bc§
i8o\U unb ergibt ben 9)k^ftab, an bem e§ bie göttlid)e (Mute
unb .^itfe bemi^t. ®as! ©lauben folltc baburd) feine Unbebtngt;
l)eit ert)alten, bie (^3ott in feiner ^IJJajeftät über allesi 'JJatürlid)e
tfiu Tf/ffi y.tu ülu htiQixtji, incy()('«fü)>' xnl iniOTt'j/jij xnl Tf/vtrij ro Soxilr
tüa'^ni, TiQüi t\Xr]ihiinv oiVo? xn) thu tovtmv xnl itffn rnvTWv f(i>/Lin(><:.
Sein i3rt)Jüanfcn crl)iM)t bie ge|i1)ic()llifl)C "■JU'boiitimg bor oben uticvtoii Atolle;
bcnii cö jeijit, bnfj folcljc C^cbanfeurciOcii il)m aiKX foiiior UmgolMiiig Diollcicbt
fd)on ou« ber Sittcrntur, aii Mutorltttt jufommcn, bie il)u folbft ,u'ilu>oiIig
bel)crrf(l)t.
3Me Un6ebinfltf)eit beö ©Inubenä. 33
erl)öl)t unb i>od) würbe e§ c^erabe baburc^ begrcnst unb gefnicft.
^ie Unterorbnung be§ ^Jlaturlaufg unter @otte;§ S^legicrung ge=
lingt nid)t mef)r. ®a ba§ @öttlicf)e erft ha beginnt, wo ba§
■}!atürlirf)e enbet unb ba^ glaubenbe 3)er^alten fid) nur in ber
^^braenbung uon ber natürlichen ^^ätigfeit be§ 9}lenjd)en üüÜ5ief)t,
entftet)t, ha biefe bod) nid)t üernid)tet rcerben !ann, notioenbig
ein 9ii^ in ber Seele. @§ fommt 5U einem iüiberfprud)§üü((en
SdjiDanfen junfd^en bem, \va§> man al§ ©tauben greift unb bod)
nid^t feftf)atten fann, unb bem, xoaB man a(§ ungläubig oeriüirft
unb bod) nid)t unterlaffen f'ann. ®ie @efd)id)tc beä erften Oat)r=
^unbert^ jeigt biefe Sd)manfungen in großem SJla^. ©egen
(Satigutag ^itngriff auf hen ^Jempel ift fein einjigeg ©d)iüert ge^
äogen morben; bag 3Solf I)at nur mit S3itten gegen ^^etroniuS gc=
fämpft unb betätigte eine unbebingte SBilligfeit ^um maffenbaften
9Jlarti)rium. (Siegen ^Jlero ift megen geringerer 33eran(affung
(eibenfd)aftlid) geMmpft morben, aber mitten im ^ampf brad)en
beftänbig uneber pt)antaftifd)e (Sriüartungen t)eroor, meld)e alle
natürlid)en ^Bebingungen be§ Siegel überfprangen, meil ber 33lirf
ftet^ auf @otte§ plö^lid)e äöuubertat gerid)tet mar.
©id^erer al§ gegenüber bem .^anbeln, fixierte \id) ber ®lauben§^
ftanb gegenüber bem Seiben, obmot)l fic^ notmenbig an ben
Sd)mer5 eine 6rfd)ütterung begfelben l)eftet, meil biefer immer
bie ©egenftrebung gegen ha§, ma§ i^n t)erurfad)t, crrcedt. ®§
mar aber im -Jlnfblidt ber ©emeinbe ju @ott bie S3eiaf)ung feiner
©ered)tigfeit unb feine§ rid)terlic^en Sßaltenö fo fräftig entmidelt,
bafj fid) im Seiben bie ^Beugung unter ba§ göttlid)e @erid)t beut=
lid) at§ bie einzig rid)tigc Stellung be§ frommen ergab, tiefer
„red)tfertigt ba§ Urteil",^) unb finft bamit nid)t in bie ftumme
^Hefignation l)erab, fonbern bemat)rt fid) einen ©laubensftaub,
mcil er bieg in ber ®emi^t)eit tun barf unb tut, ba§ er ^b^n ha-
burc^ feine 'i>erbunbenl)eit mit ©ott ben)al)re unb feine ^ilfe unb
®nabe fic^ uerfd^affe.
dagegen brad) eine ät)nlidt)e (S(^roierig!eit mie im Sßer^ält=
ni§ be§ natürlichen '>pro§effe§ ju ©otte§ Sßirfen, aucf) 5mifd)en
bem menfd)lid)en ^-reibeit^bemu^tfein unb ber ^ejal^ung be§ gött=
lict)en 9tegiment§ l^eroor. 5lm @efe^ ift fic^ bie ©i)nagoge ber
1) er MOÜjier;t ben ]nn piT:.*.
©djtattcr, 2)cr ©loubc im 3i. Xeft. 3
34 Aap. 1. Sie palä[tinenftfd)e Si^iiaiioiio.
33ebeutung be§ menfd)üc^en 2öiUen§ beiüu^t geiuorben, benn bal=
felbe fovbert bte eigene ®ntfd)lte^ung be§ 9nenfd)en für @ott,
legt i^m bte SBa^I üor, hnxd) bie er fid) für ober gegen ©ott
entfd^eibet, unb gibt forao'^I feinem guten al§ feinem böfen SöiKen
ben SKert einer ^aufalität, bie aud) r>on @ott in il)rer (V)ültig=
feit geet)rt wirb, ba er fein eigene^ ^anbeln mit bemjenigen be§
9J?enfd)en nad) bem feften @efe^ ber gered)ten SSergeltung in
Übereinftimmung bringt. @^ ift aber ber <Si)nagoge fd)n)er ge=
morben, if}r ©otte^berau^tfein mit i()rem t'räftig au§gebilbeten
fjreif)eit§ben)u^tfein p vereinigen.
2öa§ ber Sßilte unb 'öa^ .^anbetn be§ 3J?enfd)en fd)affen,
gilt im @uten unb ^ofen aU fein (Eigentum, unb man uermenbet
be§f)atb §ur Deutung ber faufalen 9}lad)t, bie it)m beimo^nt,
ben (5)erec^tigfeit§= unb 33erbienftbegriff. "^er 9}?enfd) begrünbet
burd) feine Xai @ütte§ Xat, entmeber burd) feine ©d)ulb @otte§
©trafen, ober burd) feine ®üte @otte§ ©eben, tiefer ©rfotg
tritt notraenbig unb fid)er ein wegen @otte§ @ered)tigfeit. tiefer
@eban!engang breitet fid) burd) alle 2(u§fagen über ©ott unb
burd) bie ganje gotte§bienftlid)e Slrbeit ber ©emeinbe au§. ©ie
crfennt im @et)orfam if)re ^flid^t ; burd) biefen ermirbt fie, meil
er oor @ott ein SSerbienft ift, bie göttlid)e ©egengabe. 3In ber
9yiad)t, mit ber biefer ©eban!engang bie ©emeinbe fa^te, mar
bie Energie i^re§ ©Iauben§ mitbeteiligt; fie jmeifelt an ber SBillig^
feit ©otte§ SU loljnen, nid)t unb e§ ftel)t \l)x oöHig feft, ba^ ber
reblid)e ^ienft ©otte§ in fein Söo^tgefalten füljrt.
9ll§ ^emmni§ ftellte fid) biefer ©ebanfengang bem ©lauben
begf)alb entgegen, meil er ben ©taubcnben in bie !i>erfud)ung
füt)rte, ba^ fic^ fein 33ticf fpatte unb nid)t mel)r allein unb ganj
auf ©Ott gel)e, fonbern fid) ,^urücf auf ben 'il!J}enfd)on beuge. (S§
eutftel)t fo äwifct)en il)m unb ©ott eine 5t'oorbination, in n)eld)cr
feine Seiftung biejenige ©otte§ eben baburcl), ba^ fie biefe ht-
grünbet, aud) begrenjt. ©ottcö ©ütc cnbet mit be§ ^lJ]enfd)en
^-Bcrbienft, unb bicfe§ mirb ^ur 9}]ad)t, bie über fein ©efd)irt' be=
ftimmt. 2)as5 ©ottoertrauen unb bas! ©elbftucrtrauen geraten
bat)cr miteinanbet in einen 5?ampf, bei bem bie Steigerung beö
einen bie 6d)iuäd)ung be§ anbevn erzeugt.
3n ber ^^ilbung bei "•^iarteion trat biefo Sd)umnfung in bov
Tk tln6ebincitf;eit be§ Ölauben^. 35
@(aubeu^frage öffentlicf) I)eröor. ^m 33crtd^t über bic brei jübi=
fd^en ^arteten, ben Oofepf)u§ in bie 9Jia!fabäergeirf)i(f)te eingelegt
f)at A. 13, b, 9. 171—173, unterf(lf)eibet er fie einjig nad) ber
SBeife, raie fie @otte§ SfJegierung mit ber 3^reif)eit be§ 9J^enfrf)en
au§gteid)en. "Der ©ffener erroartet atte§ oon @ott, ber ^^^ari*
fäer einiget uon ®ott unb einiget com |)anbe(n be§ 9Jienfd)en,
ber 6abbucäer aüe§ üom menf(^(id)en 3Serf)a(ten. SBenn auc^
in ber ^orm ber 33eric^t burrf) feine gried)ifd)e ^ärbnng gelitten
l)at, fo ift er bocl) in feinem Äern ai§ farf)funbig onsnerfennen. ^ic
Unterfrf)iebe 5n)ifrf)en ben ''l^arteien rcaren and) ®lauben§nntcr=
fci)iebe im ftrengen (Sinn be§ 2ßorte§; fie nnterfc^ieben fid) non
einanber im SJia^e beffen, n)a§ (Sott pptrauen fei.
2)a bie üon ^ofep^u§ it)ieberl)ülte Duelle für bie offener einen
panegi)rifd)en Xon l)at, l)at bie üon i^r vertretene 9^id)tung gc=
urteilt: bie uoUenbete 9tbl)ängigfeit, ju ber ba§ im @ffeni§mu§ mirf-
fame paganif(^e ©lement biefen bemogen i)at, fei ber ©ipfel ber
g^römmigt'eit. Sin fold)eä Urteil ift, folange ba§ Selbftuertrauen unb
bag ©ottuertrauen miber einanber in Spannung fielen, mo^l ner=
ftänblic^, ba e§ bann ber überlegenl)eit ©otteg über ben 9Jienfd)en
jn entfpred)en fd)eint, ba^ biefer ber @ottf)eit gegenüber auf
ein eignet 2ihm nerjidjte. ®a freilid), mo, mie im *•]?!) arifäig=
mu§, ein fräftiger Slnfc^lu^ an bie ^ibel üürl)anben mar, fonnte
fid) nie bie ©ntfelbftigung beg 9Kenfd)en al§ bie 33ollenbung be§
®lauben§ barftellen. ^ann mürbe e§ aber jum fd)rceren ^^roblem,
roie bie bem ^Dienfdjen gegebene SOBillen§mad)t mit ber ^eiat)ung
@otte§ in (5in()eit ju fe^en fei.
@§ fam innerf)alb ber üom ^]3f)arifäi§mug beeinflußten ®c=
meinbe nod)mal§ ju einer Spaltung uon ber @lauben§frage an§,
ha fid) bie le^te '»Partei, bie ©iferer, uon ben ''^^liarifäern be§t)alb
fd)ieb, meil fie ba^ menfd)lid)e unb göttlid)e ^anbeln anber§ a\§
jene ju einanber tu ^e5iet)ung brachte. ®er 'ipl)arifäer erl^ielt
jwar bie ©rroartung beg ^immelreid)§ uon ®efd)led)t ju @efc^led)t
aufvecf)t, betete aud), mie bie Siturgic jeigt, täglich um baSfelbe,
tat aber nid)t met)r ; benn bie 2(ufrid)tung be§ 9^eid)§ ift (Sottet
<Ba(i)Z. 6r gab e§ ®ott anl)eim, bo^felbe ju fd)affen burd) eine
alle§ ueränbernbe Söunbertat, unb fügte fid) in5n)ifd)en mit @r=
gebung unter ben '^xnd ber t)eibnifd)en SÖBelt. ®er (Siferer üer=
36 Ä«P- 1- -^it? paläftinenfifd)e ©^nacjoge.
roarf bagegen "öa^ tatlofe Glauben at§ eine fi^ felbft jerftörenbc
^nfonfequeng , üerraeigerte jebem ^etrn au^er ©ott bie .^ulbi=
gung unb enuartete ®otte§ ^ilfe für ben, ber mit ber Xat beiveife,
ba^ er feinen ^errn ef)re al§ @ott unb fein @ut f)üJ)er frf)ä^e
al§ jein dleiä). ^ier war ni(i)t rcie bei ben ©abbucäern ein
ftumpfe§, entwertetes ©otteSberou^tfein, fonbern religiöfe ©nergie
ber ©runb, ber ju einer üerftärften Betonung ber menjrf)Iid)en
^^flid)t imb 2lf'tion§mad)t trieb.
%a nac^f)er bie neuteftamentlidf)e ©emeinbe if)re @inl)eit an
einer beftimmten ©eftattung be§ ®lauben§ f)at, ift e§ nic{)t oI)ne
33ebeutung, 'öa'^ jd)on {)ier i)erfd)iebene ©eftaltungen be§ ©laubenS
jur ^egrünbung ber retigiöfen @emeinfd)aften mitgeiüirft f)aben.
^nnerl)alb ber jübifdjen ©emeinbe entftanb jebod) fo nur bie
.^ärefe, weil bie ©efamtgenteinbe nad) it)rer natürlid)en Seite
auf bie @eburt, nac^ i^rer religiöfen auf ba§ ®efe^ begrünbet mar.
2lui§ bem @rnft unb @ifer, mit roeld)em @ott ber @e^or=
fam geteiftet unb ba§ 5>erbienft I)ergeftellt roirb, entftanb in ber
©emeinbe jeneei bodjgefpannte ©etbftgefül)!, melc^eS un§ 3efu§
im ©ebet jene§ frommen: „ic^ baute bir, baf3 id) nid)t bin, mie
jene" bargeftettt t)at, unb ba§ un§ bie paläftinenfifci)e Literatur in
großem il^Jafjftab fid)tbar mad)t. Sa§ fid) al§ 3lbmeict)ung uom
©efe^ im Seben ber frommen fanb, erfdjien nidjt al§ midjtig
genug, um biefe§ gu befd)ränlfen, ba fie ben ©ruft ber «Eingabe
on haS ©ebot nid)t entrcertete. ©benfomenig mar ba^:^ ©tauben
imftanbe es 5U regeln unb ju beugen. @§ mirb uie(mcl)r ^um
^eveirf) be§ inmcnbigen iÖebenS be5ief)ungc4o§ gemadjt, mcil bort
ein göttliches ©eben neben ber *!)^rübuf'tiünSmad)t be§ SRenfdjcn
feinen 9^aum mef)r f)at. 2)aS ©tauben ucrfümmert beMialb 5um
^rooibenjglauben, ber auf ©otteS jyül)rung unb ©abc für ben
äußeren ißerlauf beS SebenS l)offt, bagegen für bie TOefentlid)en
IHnliegen beS 3Jienfd)en, bafür, ba^ fein teufen mabr, fein üEBitle
gut, fein ißert)ältniö ju ©Ott ^-riebe unb ©enunnfdiaft fei, ©ottoS
nid)t bebarf. ©0 beftimmt man, nionn man arm luar, glaubte,
©Ott fönne ^Heid)tum geben, ober, nienn man franf mar, ©ot(
fönnc ©efunbl)eit fd)affen, fo beftimml fd)eibct uuin tuv:-', nuvo
ben inneren ^^cfenSbeftanb bcö ^J)?cnfd)en aui^madjt, uon ©otteS
©eben, barum aber aud) üom ©tauben ab. ^afür forgt ber
2)ie Sßcrbienftlidjfctt beg öjlmiben^. 37
freie 2Bi(Ie be§ SRenfdfjen allein. 3)erfelbe 9)lobiit^, ber feinen
Seben§untert)alt %aa, für 3:ag mit üotlem @(auben au§ C^^otteä
^änben naljm, ftellte feinen inrcenbigen Sebengiftanb ooUftänbig
unter ben SSerbienftbegriff, unb I)ielt feine ^enntni§ unb Siebe
®otte§ fantt ben au§ if)r entfpringenben Söerfen im ftrengen
Sinn für bie if)m eigene ®ered)tigfeit^).
^ie unüermeibüc^e ?^o(ge mar, ba^ ber 3Serbienftgebanfe and)
auf ba§ ©lauben übergriff. SKeit, e§ com @efe^ befofilen unb
3U feiner Erfüllung notmenbig ift, mirb e^ ebenfalls al§ eine
Seiftung be§ 9}lenfd)en gefaxt, n)eld)e bie 3öo()(tat ®otte§ nad)
ber 33ergeltung§regel errcirbt. 9Jian l^at babei mit fefter @r=
martung barauf gered)net, ba^ @ott ba§ ©tauben fd^ä^e, unb
betrad)tet e§ be§t)a(b al§ eine 9}2ad)t, bie bei i^m gilt. 3n ^^^"
'il)eutung ber biblifd)en @efd^id)te mad)te man gerne auf ba§felbe
aufmerffam al§ auf ben ^aftor, roeld)er ben gött(id)en ©egen cr=
mürben Ijdbn, roie man aud^ auf ben Unglauben t)inn)ie§ aU auf
bie 9}lad)t, meld)e bie Strafe f)erbeigefüt)rt ))ahz. 3Ud)t ha^ 33lut
be§ ^l^affa, ober bie el)erne Sd)Iange, ober 9}iofe§ erl^obene ^änbe,
al§ ^§rael ben Sieg über 3lmalef" beburfte, fiaben in fid) felbft
bie 5^raft get)abt, ^ilfe ju gemät)ren, fonbern ha§ ©tauben mar
bie ^raft, roeld)e biefe uermittelte. „^aben bie ^änbe 9)]ofc§
;3§rael ftarf gemad)t, ober feine ^änbe Stmalef 5erbrod)en, üiet=
mebr mäf)renb er feine ^anb nad) oben t)ob, fa^ Israel auf it)n
unb glaubte an ben, ber ^Diofe befot)ten ^atte, fo ^u tun, unb
©Ott fc^uf i^nen 3eid)en unb Gräfte, ^at bie Sd)Iange (S^lum. 21)
getötet unb (ebenbig gemad)t? üielmel)r roätirenb er fo tat, faf)
^^rael t)in unb glaubte an ben, ber 9Jiofe befof)Ien ^atte, fie p
mad)en, unb ©ott fc^uf it)ncn Teilungen. 9Ba§ für S^lu^en
brachte ba§ ^lut (be§ -^affa) bem ©nget ober wa§ für ^lu^m
brad)te e§ 3§rael? 33ie(mef)r roäbrenb ^§vazi fo tat, unb uom
^lut an it)re 3:üren ftric^, iierfd)ünte fie ©ott," 3Jied)iItf)a ju
@yob. 17, 11. 54a. Söeil 3tbrat)am glaubte, mar er gered)t;
*) ^üt biefe ffienbitng ber 2:^eoIogie 3enifo(emö ift i()i* Bwfi'W'ttenfjoufl
mit bei' flriec{)i)cfjen S^J^eologie jit beaäjkn, ba bie[ev bei ber .s^errfdjoft beö
luöenbbeciriff'S ber 'iproüibeujbegriff bem ©tauben ben S"l)aft gf^- 3)aö „^er-
bienft" ()nt nirf)t o()ne bie öitfe ber „Xugenb" feine .'oerrfc^erftellunc? erlangt.
(S'^ ijab il)r jiuar eine religiöfe J-ärbung, überiuanb fie aber nid)t innerlid).
38 ^"P- 1- ~i2 paläftinenftfd^e ©pnagogc.
bamit war für bie ^I)eotogen — lüir I)at)en 2lu§|prücf)e barüber
frf)on a\i§ bem erften ^af)rt)unbert a. (£f)r. ^) — nirf)t nur erftärt,
roarum er felbft in ber ^yreunbfd^aft @otte§ ftanb, fonbern and),
roarum ^§rael au§ 3lgt)pten erlöft unb t)a^ rote 9)leer gefpalteit
rourbe. ®a§ ge)cl)at), „wegen ber @ered)tigfeit be§ @tauben§,
n)eld)e§ ^Ibra'fjam an ®ott geglaubt {)atte".
©in ©louben, lüie 2tbraf)am e§ f)atte, erfdjeint bem Z^to-
logen a(§ etroag S3en)unberung§tt)ürbige§ unb @ro^e§. ®arum
ftellt e§ i'^n nic^t nur für feine '^^erfon in @otte§ 2ßo^tgefaEen,
fonbern bient ber ©emeinfd)aft @otte§ mit ^Srael für immer
5um @runb. @§ mirb fteüoertretenb aurf) für bie fpäteren ®e=
frf)lerf)ter mirffam, unb bedft it)ren @Iauben§mange(. Söieberum
mürbe 3(bral)am be§f)alb gefagt, ba^ fein ©efc^Iec^t in frembem
Sanbe bienftbar fein muffe, raeil er nid)t glaubte, ^er. ©enef. 15, 13.
3Bie ber ©egen, ber t)on 2tbraf)am au§ge{)t, ber Sof)n für fein
©tauben mar, fo ift auc^ ^a§ Seiben feinet ©ef(^lec[)t§ in
älg^pten @otte§ ©träfe für 2Ibra^am§ Unglauben gemefen. ^aJob
fat) bie {)immlifrf)en ^^ürflen ber SBeItmäd)te, ber ^abi)Ionier,
SJieber, @rierf)en, 9tömer, auf ber Seiter f)erauf= unb t)erunter=
fteigen. @ott fagte auc^ if)m: fteige f)erauf! „®r glaubte nicl)t",
unb barum ift ^^rael ber ^errfcf)aft ber 2öeltmäd)te unterrcorfen
in biefer Qtxt, r. Seoit. 29, 2. S)enn ber Unglaube ift eine
9)lad)t, rceil mit i^m üerfd)er5t wirb, ma§ ©ott gibt.
9Jlan meinte fo gläubig ju benl'en, fal) aber nid)t, ha^ ha§
©tauben burd) biefen ©ebanfengang in @efat)r mar, ^u uerlieren,
ma§ e§ jum ©lauben mad)t. 2lud) al§ ©laubenber ftanb ber
SHeufd) nid)t mef)r empfangcnb üor ©ott, nid)t mel)r auf feine
©Ute gemanbt, fonbern er uerl)ielt fid) aud) im ©tauben gebenb
unb tciftenb für ©ott. SDem 9)lenfd)en fällt bie '^Ut'tioität ^u,
©Ott bie ^^affiüität aud) in bem burd) 'i)ci?-> ©tauben eutftebenben
33erbanb mit ©ott. 3)kn vertraut auf bie 9J?ad)t be§ ©tauben^,
glaubt an fein ©tauben, fo bafj bicfcS ba§ 6clbftbemuf?tfoin
ftcigerte, nic^t regelte, unb ce! gegen ©ott ücrfd)lof? unb oerfteifte,
nirf)t reinigte.
i\wn (Sclbftücrtrauen gefeilt fid) immer al»o ^i^cgleitov bie
!!Üerjagtl)eit, locil esf bem ::)Jieufd)en nie mivflid) gelingt, an fid)
') e. (Srläutcniitd 8.
5)te 25erbienft(irf)feit be§ ©(aubens. 39
felbft SU glauben. 2)ie§ beutet fid) aud) in biefem ©ebanfengang
baburc^ an, ha^ man bem ©lauben ber SSäter ftelloertvetenbe
aHad)t 5ufd)rieb, unb auf tt)r ©lauben fein 5ßertrauen fe^te. 9Jlan
I)atte boc^ nid)t ben 9Jiut, felbft biefe§ üerbienftooüe ©tauben ju
l^aben, fonbern füf)lte ficf) glaubenslos unb tröftete firf) nun mit
bem ©lauben, ben einft 2lbrat)am ©ott ermiefen f)ot.
@§ würbe aber nie unbeutlic^, ba^ ba§ @efe^ nid)t blo^
©lauben, fonbern ben burc^ bie %at üoUsogenen ©ef)orfam forbere.
^af)er bilbet man bie formet „2öert'e unb ©taube", bamit burd)
fie bie gefamte Seiftung bc§ 9?lenfd)en für @ott befc^rieben fei.
%a ha§ ©efe^ erft in ber tatfäc^tid)en 93ottfüf)rung ber non it)m
fonfret umgrenzten '>|3ftic^tcn gefd)ie^t, fommt e§ burd) „gute
SGBerfe" jur ©rfültung, fo ba^ fid) @otte§ ä^ert)ättniS sunt 9Jlenfd)en
nad) feinen 3Ber!en bemi^t. ©ie bitben t)or (Sott feinen ©djatj,
^f. (Ssr. 7, 77; fie finb bie ^'ammer, in ber fid) ^^xad üor
©otteS 3orn fd)üt3t, fo ha^ bie a)kt)nung ^ef. 26, 20 bebeutet:
ge^e t)in, mein 3Solf, mad)e bir gute 2öer!e, ha^ fie bid) in ber
l^eit ber Oiot beden, 2;arg. ^ef. 20, 20. %ev ©taube ift üon ben
Sßßerfen baburd) unterfd)ieben, ba^ er bem ^nnenteben anget)ört,
ift ober aud) uon ©ott geiuotlt, ein unbebingt geforberteS, unb
beSt)atb uerbienfttic^eS. '^a, meit in ber 2tner!ennung ©ottcS
unb in ber 33eiat)ung be§ ©cbotS atS be§ 2öeg§ gum Seben ber
innere ©runb atleS gefe^nui^igen ^anbetnS tiegt, fo fann ber
©taube auc^ attein atS ha^ 3lttribut be§ ©ered)ten genannt
werben, ©o ftettt ber falfd)e @§ra ben Sünbern biejenigen gegen=
über, n)etd)e burd) ©tauben fid) einen <Bd-)a1^ fammetn.') ©ott
aber üottftänbig benannt werben, wa§ bie ©erec^tigfeit be§ 9Jlenfd)en
üor ©Ott auSmad)t, fo mu^ beibeS üerbunben werben: man wirb
gerettet unb entftiet)t bem ©erid)t ©otte§ burc^ feine SBerfe unb
burd) ben ©tauben, %% ©Sr. 9, 7. ^n ber 3Serfud)ung ber testen
3eit werben bie bewat)rt, wetd)e äßerfe unb ©tauben an ben
3lttmäd)tigen t)aben, 13, 23.
Tlii ber ^-i^ermengung üon ©tauben unb (5etbftbejaf)ung, bie
aus ber ^urüdbeugung beS ©taubenS auf bie Söürbigfeit be§
93lenfd)en fto^, war ber ©d)u^, ber e§ üom Fanatismus fd)ieb,
1) 6, 5: antequam consignati essent, (jui fide thesaurizaveiunt.
^sameci unb 0un!el lefen: cjiii tidem thesaurizaverunt.
40 Äitp- 1- ~ie paläftinenft[d)c Synagoge.
Scrftört. 2öir fto^en borum in ber ©t)nagoge auf §af)treirf)c
SQBorte iinb 93orgänge, bie ein fanatijd)e§ ©epräge t)aben. ^k
eigene 9)leinung unb @otte§ 3BiUe, ba§ eigne fRei^t unb ©otte§
Stecht fliegen ungefdf)ieben ineinanber, unb jene roerben mit bem
rücf[id)t§Iojen ©ifev uerteibigt, ber nirf)t in ber (Selbftbeja^ung,
fonbern nur im eckten ®ienft @ütte§ rid)tig i[t. "iliiefelben ^^aftoren
madEjten aud) bie ©renje §n)ifd)en htm ©lauben unb bem 2lber=
glauben unficf)er, ha e§ biefem mefentlid) ift, ha^ er bie ^^oftulate
feine§ 2)enfen§ unb SOBoIIeng mit ber äöirllid)teit nermengt.
SJlit biefer ©eftaltung be§ @Iauben§ ftanb in faufaler
2ßed)felbe5ief)ung, ba^ ber ^nfjalt ht§ @otte§bemu§tfein§ üer=
armte. Sßeil ba§ @efe^ aB 9}littler gn)ifrf)en @ott unb bem
9JJenfd)en ftef)t, mirb e§ für baSfelbe ju einem ^auptgebanfen,
ha^ ©Ott ber 9flid)ter fei. tiefer mirb aud) burd) ba§ ©tauben
nid)t ergänzt unb überfd^ritten, meit aud) biefe§ bcn ißergettung§=
gebauten über fid) ^at. %amii ging aber bem Seben be§ ^-rommeu
bie ©int)eit üertoren, raeit ba§ im 9^ed)t begrünbete Urteil unb
3SerI)aIten ©otte^ auf bie uielen einjetnen .^anbhingen be§ 9J?enfd)en
belogen rcirb. ®er begriff ©ered)tigfeit löft fid) in einen "^hival
auf, ha bie einjetnen ©rmeifungen be§ ©lauben§ ober Unglaubens
unb bie einzelnen ©rfütlungen ober Übertretungen ber ©ebote
jebe für fic^ jur 2tnred)nung unb !Cergeltung tommcn. ©in @r=
gebni§ entftet)t erft burd) bie göttlid)e ©d)(u^red)nung, iueld)c bie
einzelnen ©(auben§= unb äBerfoerbienfte abbiert unb mit htn
Übertretungen oergleid^t unb ba§ ©d)hi^urtei( au§ biefer 33er=
gleid)ung 5iet)t. %a§ Ü^erI)äUni§ 5U ©Ott bleibt baburcf) für ba§
ganje irbifd)e Seben unfertig unb fc^u)ant'enb , u)omit fid) ha§
©tauben auflöft unb nur ein ^offen übrig bleibt.
1)a§ ergab ^ilflofigfeit gegenüber bem ©d)ulbbeiuuf?tfeiu,
bem gefät)rlic^ften ©egner be§ ©laubenS. ©owic biefeö aufbrad),
löftc !i>er5meiflung bie fed'e 3»y'^^'fift)t ah. ®a§ 8d)ulbbeunif?t=
fein unb ber 93ufjgebanfe get)en aber feit bem @yil ftarf burd)
bie ©emeinbe unb werben fomobi burd) it)rc 'ii^efd)äftigung mit
ber Sd)rift, als aud) burd) bcn büftern ;i>er(anf il)rer ©cfd)id)te
immer neu erjeugt. ^ie (5r,vil)lung über ben 2:ob be§ ,3orf)auan,
Soljn beS 3f»fft^i/ ^^^ ""t»-'^' benjenigen Sd)riftgclol)vlon, u>oldio
bcn ^ranb bes! Tempels« überlebt I)aben, für bon gri'tfUou galt, ift
2)er Übergang 3ur 3>erjagtf;eit. 41
in biejer ^infid)t ü)pif(^: „^{§ er hant rvav, befucfiten if)n feine
jünger, unb al§ er fie ]ai), fing er an ju rceinen. Seine jünger
fagten gu if)m: Seud)te ^§rael§, ©äule jur red)ten ©eite, ftarfer
.Jammer, weswegen rceinft bu? er fagtc it)nen: wenn fie mirf)
Dor einen 5lünig, ber ?^leifc^ unb ^lut ift, brärf)ten, ber je^t ba
unb morgen int ©rabe ift, beffen ^orn, wenn er mir jürnt, !ein
ewiger ßorn ift unb ben id) mit 2Borten befd)wirf)tigen ober mit
@e(b befted)en fann, fo würbe ic^ tro^bem weinen, unb je^t, ha
man mid) uor @ott bringt, ber ewig lebt unb bleibt, beffen ^orn,
wenn er mir jürnt, ein ewiger 3orn ift, unb beffen 33anbe, wenn
er mid) binbet, ewige ^^anbe finb, unb beffen Stötung, wenn er
mid) tütet, ewige STötung ift, unb htn id) nid)t mit SBorten be*
fd)wid)tigen unb nic^t mit @elb befted)en fann, \)a Die(mef)r jwei
Sßcge üor mir finb, ber eine u\§ ''|>arabie§, ber anbere in bie
©e'fienna, ol^ne ha^ id) wei^, auf welchen man mid) füf)ren wirb,
fotl id) nid)t weinen?" b. berak. 28 a.
@§ finben fid) uon anbern 9?abbinen aud) entgegengefe^te
3(u§fprüd)e, bie fto(§e 9iut)e über ibr ewigem ©efd^id ausbrürfen.
3fber gerabe biefe§ (5d)wanfen mad)t bie (Sd)wierigfeiten beutlid),
mit beneu ber ©taube unter bem ßiefe^e gerungen I)at. ®ie
(Si)nagoge vermag e§ nid)t au§5ufd)(ie^en, ba^ ein Seben, weld)e§
aU üollenbeteei 33eifpie( ber @efe^e§treue gelten barf, bod) in
ber Unfid)er()eit uerläuft, ob ewige§ 2iihm ober ewiger 2:ob fein
@nbe fei. Xa ©otte§ Urteil nod) »erborgen ift, bleibt jeber auf
feine eigene ©d)ä^ung angewiefen, bie je nad) ber (Sd)ärfe feinet
®ewiffen§ unb bem äußeren 'i>erlauf feine§ Seben§ unb ber ®e=
famtrid)tung feine§ @mpftuben§ üerfd)ieben fein fann.
@§ wirb bat)er fd)on in ber ©gnagoge auf bie ©terbeftunbe
ein befonbeve§ @ewi(^t gelegt, ha an ber .^altung be§ Sterbenben
offenbar werbe, wie ©ott über it)n urteile unb rva^ fein So§
brüben fei. 2)ie 3:rabition bewat)rt nid)t nur uon ^oc^anan,
fonbern aud) oon anberen ^et)rern bie legten Sßorte. 33i§ jum
2:obe bleibt ha§ 3>erl)ältni§ be§ 3}lenfd)en ju @ott unentfd)ieben
unb unertennbar ; mit bem STobe fixiert e§ fid), we$l)alb e§ nal)e
lag, in ber 3(rt, wie jemanb ftirbt, ein ^tidim ju fel)en, ha§
über fein Sc^icffat im 3enfeit§ 5(uffd)lu^ gibt.
®ie 5(potalr)pfen geigen ba^felbe ©d)wanfen, wie bie 9iabbinen.
42 Aap. 1. S5ie paläftinenfifrfje ©pnagoge.
S)cr falfd)e ®§ra I)at bie U^errcanblung be§ trauernben 3iön§
in bie t)errlid)e ^reubengeftott be§ f)immltfd}en O^^'ufalcmg al§
in 58ätbe eintretenb üerfünbigt; bennod) ift ber ©ebanfengang
be§ 53ud)g tro[tIo§. SDa§ fc^roere @efd)ide ;3§rael§, fein neue§
(Bxil, ift unmittelbar @ntl)ü(lung feiner Sc^ulb unb bofuntentiert
biefelbe in it)rer ©rö^e, \v^§l)alh von ©rfütlung be§ @efe^e§
feine Stiebe fein fann. ©o regt ficf) in bem ^ud) etiDa§ dou
.^öUenangft. ®§ giefjt firf) bitter bie 5^Iage burc^ ba§felbe: o 2lbam,
\va§ t)aft bu getan! @§ ftef)t unter bem ©d^rerfen be§ Sßorte§,
bo^ Diele gefd)affen, aber menige au§ern)ät)It finb, ba^ im ^ampf,
ben 'Oa^ Seben iebem notraenbig auferlegt, ber ©ieg nur raenigen
Sufätlt, unb niemanb mei^, ob er ben (Sieg geminne. @§ra ätcl)t
fid) atlerbing§ t)om mangeinben Sßerf auf ben ©tauben ^§rael§
jurürf. Söenn e§ aud) ba§ @efe^ nid)t erfütit t)at, fo bleibt
it)m boc^ cor ben Reiben ber 9iu!^m, ba^ e§ ©ott fennt unb an
feine 53ünbe glaubt, 3, 32. 5lber ^erul)igung finbet ber ®e=
banfengang in biefer 'Betonung be§ @lauben§ nid)t, meil er felbft
bto^ at§ oerbienftlic^e Seiftung in ^etrad^t fommt unb fid) barum
fofort mit bem ^emu^tfein »erbinbet, ba^ biefe Seiftung un=
genügenb fei unb bie Erfüllung beä ©efe^eS im SBcr! nid)t
erfe^en fönne. ©o wirb alle biefe 5^lage unb 3lngft fd)liepic^
lebiglid) auf bie ^rei^eit be§ SRenfd)en oerroiefen, fraft beren
er mit eigenem SGBillen ®ott oerleugnet unb ba§ ©efe^ übertritt,
fo ha^ er fid) über ©otte§ ©erid)t nid)t bel'lagen t'ann, unb auf
ben 9floum jur S3u^e, n)eld)er bem S!Jlenfd)en bi§ gum ^obe
geöffnet ift.
2)iefe§ 3lbfterben be§ ©lauben§ bangt eng bamit jufammen,
'iya^ fid) im @otte§bilb bie @rl)abenl)cit, nbcrnieltlid)tcit unb Un=
fa^barfeit ®otte§ aU fein t)auptföd}lid)e§ 3lttribut barftellt, \m§
roieberum enge 53e5iel)ungen jur ^-affung be§ ganzen göttUdjen
.^anbclnö in ben 53egriff be§ iKid)terö l)at. ^"sm frci)prcd)cnben
unb erl)öl)cnben Sprud; beä 3iid)terö mirb allerbingö ©üte an=
gcfd)aut, aber eine burd) bie Supcrtorität bes* ©obcnbcn über
ben (Smpfangenbcn begrcn,^te ©üte, bie feinen porfönlid)on ''Ikv
banb 5mifd)en beiben ftiftet. ^a§ Vob boö ^Hid)tor!e! gilt ber
fieiftung be§ 33curtei(tcn ; fte ift nid)t i^iebc ^u il)m felbft. ^n=
bem ^S'^acl ®ott uon ber ©emeinfd)aft mit bon 'i'Jlonfdjen fern
35er oerBorgene ®ott. 43
{)ält rciü e§ bte Sf^ein^eit be§ @otte§geban!en§ im ©egenfa^ 511
ben Reiben fd)ü^cn, bte ®ott sur Seit unb ^um 9)]enjd)en !f)erab
erniebrigen, aber e§ oerjagte bamit auc^ fic^ felbft bie Ieben§=
DoKe ^e§ief)ung p ©ott. @§ äußert fid) bte§ mrf)t nur in bev
3Ser!^ülIung be§ @ütte§namen§ unb im ftarfen 2(nteit ber @eifter=
med am religiöfen ßeben ber ©emeinbe, fonbern namentlich) aud)
barin, "öa^ ber auf ba§ 93erf)ältni§ §u @ott gerid)tete ©ebanfe
fortmäl)renb bei bem ftel^en bleibt, raa§ in ber (Svl)äre be§
menfd)lid)en @rleben§ unb SCßi[fen§ Dorl)anben ift, unb nid)t ju
©Ott felbft üorjufd)reiten magt. ®ie SSeife, raie bie Sargume
ben ^ibelteyt befianbetn, ift in bicfer ^infid)t oft fe^r bebeutfam.
®er ^^^ropl)et jagt: @ott fuc^en, ber Überfe^er: Sel)re oon @ott
l}er fud)en; ber ^]iropt)et: 5U @ott umfeljren, ber Überfe^er : jum
©efe^ ober ^ur 33ere^rung ®otte§ umfel)ren; ber ^ropt)et: ben
i^errn fennen, ber Überfe^er: bie ^urd)t be§ ^errn fennen; ber
*!]3ro|)t)et: üon @ott rceid)en, ber Überfe^er: oon feiner ^urd)t
fic^ entfernen, ^ie ©teile, bie im ©ebanfen ber 6d)rift @ott
innc l)at, erplt nun bie Si^cligiofität. ©tatt eine§ @otte§ t)atte
;3§raet nod) eine „9f?eligion". ^JUd)t ©ott, fonbern bie ?^römmig=
feit galt it)m al§ ha§ .ipeilfame, SBertoolle, ©rrettenbe. 5lud)
ber ©lauben^gebanfe bleibt an ben SJIanifeftationen @otte§ innere
l)alb ber SSelt {)aften: man glaujbt an ba§ ®efe^, an bie ^ro=
p^etie, an ben '^kmen ©otte^; luie man „t)or @ott betet", „oor
©Ott bient", fo glaubt man auc^ „üor @ott", vy^-. "^^'^^^ ^«rg.
^ef. 43, 10. ©Ott ftel)t at§ ber 33erborgene in ber ^^erne, ben
ba§ 33erl)alten be^ 9J?enfd)en nid)t erreid)t. 9lud) ^a§ ©tauben
uolläiel)t fid) üor ibm al§ bem ert)abenen S3efd)auer, ber eg mai)X'
nimmt, beurteilt unb jur 33ergeltung aufben)al)rt; aber ein !!ßer=
banb, ber bie ©efd)ieben{)eit t)on i^m überroänbe, entfpringt il^m
nid)t. 3n bemfelben 9)la^, mie ^§rael§ ©elbftberou^tfein an
feinem gefe^lid)en ©ifer fid) l)ebt unb fteift, t)ebt fic^ oud) fein
©Ott in bie ^ö{)e unb oert)arrt in unerreichbarer ©efcf)iebenf)eit
üom 9Jtenfd)en in ber @rf)abent)eit , unb fein ©lauben mirb
beftänbig uom 53emu^tfein, ©ott bleibe bem 9Jienfcf)en fern,
burd)f'reu3t.
2)ie Dorau^gefe^te 3lbiüefent)eit ©otte§ uom menfc{)lic^en
Sebeu gibt mieberum ber 5uoerfid)tlid)en Betätigung be§ eigenen
44 Äop. 1. ®ie paläftinenft|'d)e ©i^nagoge.
2Bi(tcn§ freien dxaiun. ©orool)! in ber inteüeftueüen al§ in ber
pra!tijd)en (Spf)äre finb bie ©rgebniffe fd)äblirf) geroefen. Db=
raof)! ha§ 2)enfen ber ©iinagoge bie unbebingte Beugung unter
bie ©c^rift §ur SSorauSfe^img f)at, wirb e§ bennorf) 5ucf)tIo§, ift
ber aSerleitung burd) ben f)eüenijcf)en 9^ationali§mu§ offen, unb
ftreift bie @ebunbent)eit au bie SBirfüc^feit unb bamit bie @ruub=
bebingung aller fnicl)tbaren ^enfarbeit düu fiel) ab. 'J)a§ @r=
gcbni§ biefer Stf)eotogie voav barum bei aller formalen @d)rift=
gläubigfeit bennod) eine n)illfürlid)e Umgeftaltung be§ ©d)rift=
roortS, bei ber ber :3nterpret be^ @efe^e§ felbft §um ©efe^geber
geworben ift unb bie au§ ber eignen ^^antafie gefd)öpfte :^egenbe
bie t)eilige ®ef(^ic^te uerbecft t)at. ^n ber ©ppre be§ |)anbetn§
fonnte fid) ba§ (Selbftoertraueu nur baburd) erl)alten, ba^ bie
großen ßiele be§ @efe^e§ beifeite geftellt rcurben unb bafür ein
angeftrengter @ifer für bie ^arftellung ber ^römmigfeit in ein=
seinen fid)tbaren Seiftungen gepflegt lourbe. ^eibe§, ber (3tol§
unb bie Slngft be§ ^uben, finb einträd)tig an ber fid) nia^lo§
fteigernben "^^räsifion^beroegung beteiligt, bie alle nad) au^en l)er=
Dortretenben nieparen ©rgebniffe ber @efe^e§treue auf§ genauefte.
fixierte unb übertrieb. 3lu§ bem Umfang unb ber ^^ntenfität biefer
3lrbeit foll bie ^iiJ^t^^'fiiilt gewonnen werben, iüeld)e bie göttlicl)cn
©üter at§ erreid)bar gu bejahen unb ha§ ©d)ulbbewu^tfein §u
füllen oermag. Slber biefe gange 3lrbeit jerftörte fid) felbft,
nid)t nur beSwegen, weil fie fid) !eine:§weg§ auf ben gefamten
:3nl)alt be§ @efe^e§ gleid)mä^ig begog, fonbern fogar auf il)rcm
eigenen ©ebiet be§wegen, weit fie genötigt war, it)re ©ä^e fort=
wät)renb wieber ab5ufd)wäd)en unb ein5ufd)ränfon, bamit fie bie
natürlid)cn ©yiftensbebingungen nic^t jcrftörteu unb bie menfd)=
tic^c Sciftung§fäl)igfeit nid)t aufl)oben. Unb aud) in biefer oer=
fümmerten ©eftalt blieb bie am ©efelj ,yi gewinncube 8uoevfid)t
nur einem fteinen .Greife gugänglid). 3luö ber i)J{affe ber @e=
meinbe, bem yiiiT] cy, jonbevtcu fid) bie ab, bie „eö über fid)
flenommcn t)abcn, juoerläffig ju fein" ; ') aber an6) biefe freuen
ftcl)en nod) nid)t auf bem Wipfel ber ®efel\e§evfüllung; über fie wirb
erft nod) bev "I2ri eiuporgeboben, fo bof^ o^:^ fd)liof?lid) iniv bor
Ser 2empel ale 05Iaubensmotiu. 45
mit bem 6tubium be§ (Sefe^eS befrf)äftigte Stanb ber Sd)vift=
gelel)rten ift, ber fid) ben ^tutim beilegen !ann, ba§ @efe^ ju
Ratten, nnb biefer rcirb nur baburd) erreirf)t, ba^ fid) bie Gr=
füüung be^ @efe^e§ auf ben Formalismus einer äu^erlid)en
2)i§3iplinierung be§ Seben§ befd)rän!t.
%a§ ©c^riftmort unb bie @efc^id)te ber ©emeinbe liefen
niemals p, ba^ bie @nabe in if)rem @otte§bi(b unterging, ^n
biefer ^infid)t ^at fid) aud) ber §n)eite ©laubenSgrunb, n)eld)er
ber ©emeinbe neben ber ©d)rift unb il)rem ®efe^ im ^eftanb
be§ Stempeln unb Cpferbieufte§ gegeben mar, mirffam ermiefen.
"äud) biefer bilbete ä()nlid) roie bie Sd)rift eine beutlid^e 5llammer
5mifd)en ber alten t)ei(igen @efd)id)te unb ber gegenmärtigen
©emeinbe unb \}kU i^r im ^ercu^tfein, i>a^ fie burd) bie großen
Späten ©otteö in ber i^orjeit begrünbet fei. @§ oerbanb fid)
aber aud) ein gegenmärtige§, immer neue§ @ut mit bemfelben,
roeil ba^ ®efe^ mit bem SSoUjug be§ ^ultu§ bie ^uf^ge ber
SSergebung ber @ünben, ber ®rt)ürung be§ ®ibzt^ unb ber
gött(id)en ©egnung öerbunben ^at. ©o biente ber Stempel unb
ber gan§e Äompley ber gotte§bienft(id)en ^anblungen, ber mit
if)m jufammenbing, fräftig §ur 33e§eugung ber gottlidjcn ©üte
unb bilbete bat^er ein mirffame^ SJiotiü ber ^reube unb ^uuer^
fid)t p ©Ott.
äßirb ba§ ©laubcn jur SInrufung ber güttlid)en ©nabe, fo
entfteljt, meil ^ugleid) bie S8eiaf)ung besi göttlid)en @erid)t§ mit
großer 3)eut(id)feit im 33emuf?tfein ftel)t, bie ?^rage, n)eld)e§ 3>er-
t)ättni§ 5nnfd)en ber ®nabe @otte§ unb feinem @erid)t beftet)e,
unb ^ier fanb man in ^erufalem bie @in{;eit nid)t, im 3iifom=
menf)ang bamit, baj3 aud) smifc^en bem göttlid)en unb menfc^^
liefen SBirt'en ba§> lebenbige ^^anb nid)t gefunben ift. @ott ^at
nac^ ben Set)rern ^enifalemS ein boppelteS ,Ma^", nad) bem
er ^anbelt: ba§ ma^ be§ 9ied)t§ unb ba§ 9Jia^ ber @üte,
pT n"it?p unb icn niD. ^eibe ftet)en unabf)ängig nebeneinanber,
mirfen felbftänbig unb begrenjen fic^ baburd) gegenfeitig. .^an=
belt ®ott nad) bem 9'?ed)t mit bem 9Jlenfd)en, fo maltet nid)t
feine ©nabe; rcenn er ibm ©nabe ermeift, fo brid)t ha§ 9ied)t.
^a§ aber ber göttlid)en ©nabe jur 33egren5ung bient, fe^t auc^
bem ©lauben eine ©c^ranfe unb bringt in biefer bie (Sd)rcanfung
46 Aap. 1. S)ie paläftinen[ifd)e ©yna^ocie.
f)inein. ^$m Miä auf bie SBeife, rcie bie ©d)rift ©ott bezeugt,
roirb freilief) gefagt: ha§ 3Jla^ ber ©nabe fei weit größer al§
ba§ be§ 9?erf)t§, unb bamit eine geiviffe 3ßat)rf(i)einlid){"eit erreicf)t,
ba§ man ©ott glauben bürfe; ©eiüipeit blieb bagegen uner=
reicf)bar, fo lange ber 3)lenfrf) nid)t bem in fic^ einigen ©ott,
fonbern ber ^oppelf^eit feiner beiben noneinanber gefd)iebenen
SBillen gegenüber ftanb.
S)iefer ?^affung be§ @otte§bilb§ entfprad) biejenige ®eftal=
tung be§ ©elbftberau^tfein^, nacf) it)elc{)er bie ©emeinbe au§ grcei
©ruppen beftanb: au§ benen, welche nid)t gefünbigt f)aben, unb
au§ benen, bie jroar in bie ©ünbe gefallen finb, fidf) aber non
i^r befel)rt l)aben, Sarg. ^ef. 10, 21, au§ ©ered)ten, meld)e ba§
@efe^ t)on Slnfang an beroat)rten, unb au§ ©cf)ulbigen, roeld^e pm
®efe^ um!ef)rten, Sarg. ^ef. 33, 13, au§ ^el"el)rten, HDWn ^bj;2,
unb au§ üollfommenen @erecf)ten, plD3 G^pn^j b. ©an!^. 00. ')
33eibe l)aben an @otte§ @üte unb 9leid) teil, bod) ftel)en bie
„33efe{)rten" tiefer al§ bie ®ered)ten. Unb nur biefe tiefer ftel^enbe
©ruppe bebarf unb empfängt im ftrengen (Sinn gottlici^e ©nabe,
meil ber @ered)te ben ©mpfang ber g'öttlidjen ®ah<i bei ©otteS
9'led)tlid)feit fud)t, bie fein .^anbeln nad^ bem i{)m anl)aftenbcn
SBerte anerfennt. Sßären in ben fünf ©tobten be§ ^orbantalS
50 ©ereci^te, 10 in jeber ©tabt, fo märe bie 33ergebnng, bie
benfelben ju teil rairb, nid)t mel)r nur 33 arml)er5i gleit, fonbern
n)cnigften§ einigermaßen in it)rem eigenen 3SerI)alten begrünbet.
33er5ic^tet @ott auf bie ^orberung, baf? fic^ ®ered)te finben muffen,
bann »ergibt er megen feinet @rbarmen§, ^er. @en. 18, 21 f.
SBenn bu birf) unfrer crbarmft, fagt ber falfcf)e ®§ra, n)äl)renb
mir nic^t 3Berte ber @ered)tigfeit f)aben, bann mirft bu @r=
barmer t)eiJ3cn; benn bie @ered)ten, benen oielc 'iBert'e aufbe=
lüaljrt finb bei bir, o .^err, empfangen au^s ben eignen SBcrfen
iiot)n; barin aber wirb bcine ®ered)tigleit unb ©üte uerfünbigt,
menn bu bid) berer erbarmft, bie nid)t auf guten SÖßerfen ftet^en
tonnen, «, .32 f.
;3fft e§ bie eigcntlid)e üöeftimmung be§ SJienfc^en, bafj er bor
ÖJnabe nid)t bebarf, fonbern fein 93erf)(Sltni§ ^u ©ott burd) fein
') 2)oö ÜUtcr bicfcr Uiitcvfc[}cibuii!i ift burd) bio [u'ibon 6öl)iio in bot
(^lelc^niffen 3efu: ben umfcl^reiibcii unb beu gcl^oifanicn, ficl)er öoftoUt.
2)er Tempel oB @louben^motir). 47
eigenes ^anbeln orbnet, fo bilbet aud) baS ©lauben nid)t me^r
feine jentrale ?^-unftion, fonbern wirb jum 9lotbef)eIf für bie,
rcelrfie gefallen finb.
^ie abfolute 2(rt bie aüen 2(u§fagen über @ott eignet, er=
fa^t sroar aud) bie 3iu§fagcn über ta^ göttlidjc 33ergeben, fo
i>a^ biefe§ al§ eine reid)e, mäd)tig burd)greifenbe @üte gepriefen
wirb. 3"^n^^^' treten aber auc^ n)ieber bie SSegrenjungen ^eroor,
bie feine ganje, gefdjtoffene ^eiaf)nng beSfelben julaffen. ^t)pifd)
ift in biefer ^infid)t ha^ @Ieid)ni§ uom ^aifer, ber ber ©tabt
biejenigen Steuern erläßt, iüeld)e fie if)m fd)ulbig blieb: „^a§
3(tte ift lueg; uon nun an neue 9f{ed)nung." ®a§ güttlid)c 3Ser=
geben tilgt bie ©d)utb, bie fic^ in ber abgelaufenen Seben§=
gefd)ic^te fammelte, ift aber nichts ©anjeS, fo ba^ e§ bie @int)eit
ber ^^erfon unb bie ©efamtt)eit i^rer @efd)ic^te umfaßte unb mit
©Ott einigte. <So lüirb ein ©laubeuöftanb möglid), luie i()n ber=
jenige ^attc, ber jeben ZaQ ein (3d)ulbopfer barbrad)te. ©ein
©tauben reid)te au§, um uom Opfer bie Tilgung ber ©d)ulb
biefe-^ 2;ag5 ju erwarten; für ben neuen ^ag t)ält er bagegen
mieber ein neues; Opfer für erforberlid). „®ie SBeifen" I)atten
bagegen nid)t§ ein^umenben ; nur als er fogar am 33erfö()nungö=
tag fein 6d)ulbopfer bringen moüte, miefen fie if)n §urü(f.
'S)abei rairfte aud) bie ^Jiebuftion be§ ©tauben^ auf bie ^^ro=
üibenj ftörcnb ein, meit fie aud) bem göttlii^en SSergeben bie
9^id)tung nad) auf^en, auf bie 2^ilgung ber ^^olgen be§ ^öfen
im ©efd)ic! be§ 9)lenf d)en gab, mä^renb feine innerlid)e Über*
minbung, bie ©ntmurjetung be§ ^i)fen im 9Jienfd)en fetbft, nid)t
in ben ^mecf beS göttlid)en li^ergeben§ fällt, fonbern bie Slufgabe
unferS freien 2öillen§ bleibt. 2)amit ftanb ba§ ©lauben üor
ber ©efal)r, ein 'Vergeben ju beget)ren, ha^ bie ©ünbe bulbete,
nid)t übermanb; unb biefe mar be§t)alb bcfonber§ ernft, meil
man bie ^isergebung am 5lltar t)olte unb ber ©laubenbe biefen
mit ber ©emi^t)eit oerlie^, t)a^ il)m feine ©ünben «ergeben finb.
3Barum mar, fragt ber D^abbine, ;vyß^'wf<it^wi ^iß „^reube be§
ganjen Sanb§?" 2Benn ein SRenfc^ uoll üon ©d)ulben bortt)in
ging unb ba§ Opfer barbrad)te unb 2Serfc»l)nung für il)n gefd^at),
fo mar feine 3^reube größer al§ bie, ha er nun geredjt meg ging,
r. ©job. 3G, 2. ^a§ 3llter biefer ^orm be§ ©laubenS ift burd)
48 Aap. 1. 2)ie poläftinen|tf(()e ©^)Jta(^oc^e.
ba^ @teid^ni§ ^^\n Dom ^öünet: unb ^^^arifäer ge[id)ert, ba§
ebenfalls oorauSfe^t, ba^ ber fromme als ein „®ered)ter" uom
2(ltar lüeggelje.^) ^a aber am Slltar bie Übergebung burcl) eine
binglid)e Seiftung vermittelt raurbe, roelrfie ber Dpfernbe für
bie (Seftalt feinet 3BilIen§ gleid)gültig madjen lonnte, fo mar t)ier
ber 9taum für eine f^limme ©ntartung be§ @lauben§ gegeben,
rcenn ber SÖßille gu vergeben nid)t jugleid) al§ SBille ba§ ^öfe
5u überrcinben gefaxt unb bal)er bie @emi^f)eit ber ^^ergebung
mit bem feft get)altenen bofen SBillen üerbunben mürbe. <2cl)on
ber ©iracibe t)at fie beutlirf) im 3luge bei feiner ^^arnung vor
ber ^urd^ttofigfeit , bie fiel) auf bie gef^el)ene (5üt)nung ber
©ünben ftüljt, unb be§t)alb meiter fünbigt, 5, 4—6; 7, 9; 40, 12,
unb bie 3lbme!^r biefe§ boshaften ®lauben§, baS bie 33erufung
auf baS göttlicl)e 23ergeben mit ber Suft am 53öfen vereint, fe^t
fic^ aucl) in ber fpätern fi)nagogalen "^^rebigt fort. 3lt§ ©d)ut3=
mel)r gegen baSfelbe bot fid) it)r aber nur bie @infd)ärfung be§
@cbote§ bar.
2)er bie ©emeinbe geftaltenbe 33efi^ t)at fie fomit jum
©lauben gmar l'röftig angeleitet, bagegen nid)t oermodjt, biefe§
gegen fd)roere @rfrf)üttcrungen §u fd)üt^en. Ungelöfte SKiberfprüd^e
burd)!reu3ten nid)t blof? it)r teufen, fonbern aud) il)r Üläolten,
fo baj^ fie, übmol)l fie 'i)a§> ©lauben al§ ein 6)lieb il)rer reli=
glöfen "'^flid)t empfinbet unb betont, fortmäl)renb balb vom
(Sc^ulbberau^tfein unb ber ?5urd)t, balb vom ^reil)eit§bemuf?tfein
unb ber .^^offart, bie bie eigne ^eiftung bcmunbert, getrieben, an
bem .^alt 5u geminnen fud)t, maS ber 3)]enfd) in fid) felbcr Ijat.
©§ mag für bcn Fortgang ber Unterfndjung nüt^lid) fein,
nod) einmal ju formulieren, mol)er fid) biefe ©d)nnerigl'eiten er=
gaben, ^ie ©emcinbe ^at crfannt, baf? &oi{ ein vollem 3>er=
trauen gebül)rt, meld)c§ fie einl)eitlid) in il)rer ganzen l'eben§=
fül)rung 5u beftimmen l)at. (Srfd)üttert mirb biefeö:
burd) baö 53erl)alteu ber Seit, baö ben ©taubenben von (<^ott
roegtorft,
') ,"\cfud fprad) mit feinen ^uljörern biiDoit, \mi für ein a)la»n ^nSixtu(o-
fifvoc niiö bont Icnipcl 5iof)c. 3)n^ bor ri(l)tifle JBefiidier bc«( JcmpoKS alci
p^l^ »ueflflel)t, fteljt feinen .'öiJrevn feft.
2)ie ®rfcf)üttennu^eu beg 0tauben§. 49
burcf) bte in if)m felbft regfamen ^egefirunflen , bie uon ®ott
lüegftreben,
burc^ bie Selbftänbigf'eit bcr 9^atuv, bic neben @otte§ 3öa(ten
i^fcn eigenen @ang \)ai,
burc^ bie @d)mer5{)aftigfeit be§ Seiben§, bie un§ sroingt, un§
gegen unfere Sage ju fträuben,
bitrrf) bie (Selbftänbigfeit unfere§ 3ßi(Ien§, bie un§ felbft für
unfer ^anbeln unb @efrf)ic! üerantroortlic^ marf)t,
burrf) bie ©eltung ber S^terfitSregel, rxad) ber @otte§ gute (3aht
auf unfere Sißerfe unb unfer ©tauben fc^einbar notnienbig
folgen mu^,
buvd) bie 23erborgent)eit ©otte§, bie fein ^43er^atten ju un§
unfid)er mad)t,
burd) bie ©d)ulb, bie un§ barüber geroi^ mad^t, tfci^ mir
@ott gegen un§ f)aben,
burd) ben S^onflit't bcr Oütc mit bcr 9lcd)t§regel , ber e§
ungewiß mad)t, raetd)e§ dou beiben unsi gette,
burd) bie begrenzte SOBirfung ber göttlid)en ®nabe, bie un§
äwar i)er5eit)t, aber uu'ci uom 33öfen nid)t befreit.
®af)cr finben roir in ber ©emeinbc neben bem ©tauben
nid)t nur Ungtauben, ber ©otte§ 9^egierung werneint, unb 3Ser=
jagtbeit, bie (Sottet (Snabe üerneint, fonbern aud) gebrod)ene
®lauben§fürmen :
^^euct)etet, bie bie ^eiat)ung unb bie 33erneinung ®otte§ gteirf)=
jcitig in fic^ t)at,
blüpe iHefignation, bie nur @otte§ Obmad)t, nid)t feine ©üte
beiat)t,
bloßen 2öunbergtauben , ber bie 9iatur oon ®otte§ äßatten
aufnimmt,
bto^en iNorfe^ung§gtauben, bcr ba§, n)a§ in unfercr ^^Ncrfön^
tid)feit gefd^ie^t, oon @otte§ ®nabe ausnimmt,
ein f)offärtige§ ©tauben, ta§' fid) äRad)t über ©ott beimifjt,
ein fanatifd)eS ©tauben, n)eld)e5 baS, waS be§ 9)leufd)en, unb
ta^, n)a§ ©otte§ ift, oermengt,
•iJtbergtauben, ber eigeumäd)tig retigiöfe 3Berte fc^afft,
ein böSirittigeS ©tauben, bae^ bei ©otte§ ©üte für ben böfen
^Bitten ©d)u^ unb ^örberuug fud)t.
© cl) l a 1 1 e r , Tcv OUaulic im OL Xcft. 4
50 Üiav- 2. m\ba$ manhe.
®a§ S3ilb, TOeId^e§ ber ©lauBensftanb ber paläflinenfijcf)en
©emeinbe bietet, ift fomit fe^r gemijd)t iinb an einanber ab--
fto^enben ^Formationen reirf).
Hhibas 6laube.
'Siie auf ha§ ©anje ber ©emeinbe gevicf)teten 53eobac[)tungen
unb Urteile werben !ont'retere ^eftimmtl)eit ert)alten, wenn un§
einer ber paläftinenfifctien 3^^t9^"''ff^" "^^^ 2lpo|tel nad) feinem
@(auben§ftanb ficf)tbar mirb. Slfiba eignet fid) bieju, tei(§ roeit
bie biograpf)ifd)en Stoffe für it)n reid)lic^er al§ fonft r)orf)anben
finb, teit§ roeil üon ben 9Jlönnern, bie au§ bem paläftincnfif(i)en
Set)rf)au§ be§ erften ^a^rf)unbert§ Iieroorgegangen finb, nur
^aulu§ ben gangen fpäteren @efcE)id)t§Iauf nod) mädf)tiger be=
einflu^t l)at.
©inen ®Iauben§ftanb befa^ Stfiba nid)t nur in bem ©inn,
\)a^ ein fefte§ ©efüge üon Überzeugungen fein ^anbeln leitet,
fonbern in bem fonfreteren, bem neuteftamentlid)en 2Bort ent=
fpred)enben ©inn, iia^ er fein Seben mit ©ott üerbunben meiJ3
unb oon if)m beffen ©eftaltung unb Seitung ermartet. @r ift
mit feinem '2)enf'en unb SBolten nad) oben gemanbt, ber gött=
Iid)en S^egierung ju, uon meld)er er empfängt, maä er l)at
(Bd}on an ber @d)öpfung geminnt er ein @Iauben§motiu,
nod) mef)r an 3§rael§ ©rmä^Iung, wie fie in ber Ü^erleit)ung
bc§ @efet3e§ erfd)eint: „@§ ift gro^e Siebe @otte§, bafj 5(bam
im 53ilbc (SJotteö gefd)affen mürbe, gro^e Siebe, ba^ ©ott :5§rael
feine Sö^ne nannte, grof^e Siebe, "öa^ er il^nen fein @efe^ gab,"
5(botl) 3, 12. ^a il)m nid)t nur bie natürlid)e 3(u§ftattung be§
9J?enfd)en, fonbern nod) mcbr bie Stiftung ber gel)eiligtcn (^3c=
meinbc unb il^rc UntcrftoUung unter (^iotte^i (^kfel) auf beffen
gro^c Siebe 5urüdgeF)t, erfennt er in feiner ,;^ugel)i.^rigfeit ju
^^örael feine 93erufung i^u Wott unb t)at an biefer fein l)öd)fteö
®ut, bem er jcbcö anbcrc ^^icl freubig nad)gofcl3t t)at. 'Jlu^:( biefer
Sie grei^eit flegeiuiber ben natürlid)en öütern. 51
@en)i^f)ett, bo^ ba§ ®cfe^ bie @abe bcr göttlid)en Siebe fei,
entftanb it)m eine unbebingte ßuDerficfjt ju @ott/)
@r trat barum, obroot)! er perft bettelarm loar, bennod)
unter bie jünger ber Sßeifen, unb nai)m freubig jebe ©ntbebrung
auf fid), bamit er in ber 5lenntni§ unb Erfüllung be§ @efe^e§
üoUfommen werbe. @§ war in biefem Opfermut auä) ein be=
mu^tes ©tauben eingefd)toffen , ba§ für feine SSerforgung auf
©Ott säf)tt. ©ein ©enoffe Sri)pt)on gab it)m einmal eine ©elb=
fumme, bamit er einen 3(cEer taufe, beffen ©rtrag beiben ha%
forgenfreie ©tubium ermöglichen foü. 3tfiba gab fie armen
©tubierenben, ba ©otte§ ^i>ergeltung für bie SBoI)ltat it)nen meit
reirf)eren ©eminn bringe, al§ e§ ber Hdfer üermöd)te. ^atte er
bi§^er ot)ne ^aht in gläubiger 5trmut gelebt, fo tat er e§ aucf)
weiter mit ^reuben. Wit bem, tt)a§ fein ©enoffe, ber 9J?obiit^,
über 'i>a§' ©lauben fagte (ogl. ©. 29), ift er ein§ unb füf)rt e§ in
bie ^^^irayiei ein.
tiefer %tt lä^t ^mar oermuten, ba^ fein ©tauben ©eroalt=
famfeiten, bie bie natür(irf)en fieben§bebingungen megftie^en, nid)t
au§frf)(o^. ®üc^ blieb i^m eine prinsipieüe SSerneinung berfelben
DöUig fremb. @r l^ält fid) ^mar für bered)tigt, au§ ber ^reif)eit
f)erau§, bie ber Siebe eignet, ©ott ein folrf)e§ Opfer ju bringen
mit ber ,3wöerfid)t, ba^ er e§ reicf)lid) Iot)ne, f)at aber au§ bem
©lauben an ©otte§ ^-ürforge feine ä^erpflid)tung jur Strmut ab-
geleitet, ©r ift üietmel)r im 33crlauf feiner Söirffamfeit felbft
reid) geworben, ol)ne ba^ er bie§ at§ eine 33eränberung in feinem
!i^erl)ältni§ ju ©ott empfanb. ©§ tritt I)ier beutlic^ ein gemiffe§
9Jla^ innerer ^reit)eit t)eroor, bie fün)ol)l arm al§ reid) §u fein
uermag.
Über feine Stellung jur Slrjtfrage ert)atten mir einige 2(u§=
fünft buvd) t>^n ©pruc^: ,Mtx bie SBunbe befprid)t, roeil
gefagt ift: alle tranff)eit, roeldie id) auf 3igi)pten gelegt Ijabe,
*) Sead^te bie ©emeinfamfeit unb ben Unterfd)ieb ^mitug gegenüber.
Sßeil S^rael @otte§ ©ö^ne finb, gab er i^nen fein (SJefe^; bem <Boi)ne fe^t
öott md) ^saitluö ben '^päbagogen, unb roeil er Qoijn ift, roirb if)nt ber !Cor=
munb beftetit. Söaö aber für 3(fiba ber (Srroei^ ber ()öc{)[ten i'iebe ©otteg ift,
ift für 'ipttuluö burd) eine anbre tSTweifung feiner Viebe überboten, uon ber a\ii
ber Staub unter bem (^iefe^ fid) nod) nid)t alö Staub in ber (^nabe barfteUt.
52 tap. 2. 2Wibag ©laitbe.
tt)iÜ icf) nirf)t auf bid^ legen, unb auf fie fpucft, f)at feinen
2lnteil an ber künftigen Sßelt" %o\. (Banl). 12, 10. 433, 28.
^a au^brücEüd) bie üon ber X^oxa gegebene 93erl)ei^ung
ai§ ba§ genannt ift, roaS bei folc^en ^ranfent)eilungen al§
©tü^punft biente, f)aben rair e§ mit einer jübifd)en ©Iauben§=
Übung ju tun, n)e(d)e au§ ber zitierten SSerI)ei^ung bie 33ered)=
tigung {)erleitete, bie ^ranftieit §u befpredEien. Sttiba l^at
bieg al§ Übertiebung unb ^^rofanation be§ göttlidjen 9lamen§
empfunben, bie er mit totaler 3Serurteitung belegt. 2)agegen
fielen für i^n bie ^unftionen be§ 2Ir§te§, unb jebenfallg aurf)
Teilungen, wie fie oon ®t)anina, bem (3ot)ne '2)üfa§, er§äf)It
roerben, bie burrf) ha^ ®Qbet üermitteÜ mürben, nirf)t unter biefe
33erurteilung. ^)
•üfJlit bem in feinem Greife jur "Deutung be§ Seiben§ üer=
menbeten 33egriff „3üd)tigung", I)at er nic^t blo-^ bie rciUige .^in=
nat)me be§felben begrünbet, unb bamit ©rgebung gemonnen, auci)
nirf)t nur ein .^offen errei(f)t, ba§ fpäter uietleid^t eine fieilfame
^rud)t au§ it)m entfteljen fief)t, fonbern biefer ©ebanfe ftetlt it)n
beutlidf) in ein gläubige^ 53erf)atten ju ®ott, roeil bie oergeltenbe
(Sererf)tigfeit @otte§, an§ ber bie ^lic^tigung ftammt, eine pofitioe
5Ibfid)t f)at, unb ben, ber fie miUig leibet, uon ber ©cfjulb befreit.
3(urf) in ber ^ücfitigung mattet bie gött(id)e ©üte, an metd^e fid)
ber Seibenbe t)alten barf.
3lf'iba befud)t mit Stri)p'f)on, ^ofua unb ©leafar, bem ©ofin
StfarjaS, ben franfen ©liefer. 2)ie ©enoffen tröften biefen baburd),
ba§ fie i^m fein uni)erg(eid)lid)e§ 5.^erbienft uorbalten, ba§ er fid)
al§ i*et)rer ermorben I)at. 2lfiba mibcvfprid)t nid)t; bie ©röfje be§
2t\)xzx§, ber ben Jüngern in§ emige Seben t)ilft, ftel^t awd) ibm
fcft. @r t)ält aber biefen ©ebanten jc^t nid)t für au§rcid)cnb,
fonbern fagt: „foftbar finb bie 3üd)tigungen," unb er ftcHt bieä
an 9)ianaffe bar, ber uon .ipigfia reidjtid) über bie !tI)ova be=
Ic^rt TDorben fei, aber md|t burd^ feine ®e(el)rfamfeit, fonbern
burd) (^3ottc§ 3iirf)tigungen .yi ibm befet)rt morben ift, ©ifro
®eut. 32.
„©enn ba§ Wutc über bie .f^eiben fommt, et)rcn fie il)vo
'; Cr\> (oiniiit v 'i*- i'iii ;'ü'.u ilji'oboroo in VltilnK^ Ji'ahi" uor.
3)ie GrOebung über baä Seiben. 53
©Otter, unb lüenn bie ©träfe über fie fommt, flurf)en fie iljnen.
^\)x aber, lä^t Stfiba ®ott fagen, roenn ic^ ba§ ®ute über euc^
bringe, gebt Sob, unb rcenn irf) 3üd)tigungen über eud^ bringe,
gebt Sob."') @r jitiert ^f. 116, 13 unb ^iob 2, 9. 10. „^aju
tommt erft nod), ha^ ein SJlenfd) fid) mef)r an ben 3üct)tigungen
freuen fann, a(§ am ©lürf; benn obgteirf) er im ©türf alle feine
Xage ftel)t, erl)ält er für bie Übertretungen, bie er l)at, nid)t 93er=
5eif)ung. Unb rcer tilgt il)m bie Übertretungen? ©iet)e, erfvrirf)t:
bie ^üd^tigungen", 9Jled)ilt^a 72b.
@ine ^^arallele ju ^ebr. 12, 5— 9, ebenfo pm ^^aulinifd)en :
„mir rüf)men un§ ber 'Olot", liegt beutlid) cor. ^ür 3lfiba ergibt
fiel) bies au§ einem boppelten SRotiu: einmal ef)rt bie Siebe ju
©Ott i^n auct) bann mit ^reuben, wenn er bie ^üc^tigung t)er=
t)ängt; fobann liegt in il)nen eine ©abe, roeil bie ©erecl)tigl'eit,
bie ©Ott am S'i^ommen erroeift, it)ren ^mzd au§ ber ©nabe
empfängt, unb if)n mit ber 2lbfid)t ftraft, bamit it)m üersietien fei.
^ebe§ 9Jiurren gegen ©otte§ Söalten galt it)m aB ftrafbare
©ct)utb. ajiofe flagt t)or ©ott: „Unb bu ^aft bein SSolf nict)t
gerettet!" Sjob. 5, 23. Slfiba umfc^reibt bag fo: „^^ mi% ba^
bu fie erretten mirft; aber roa§ t)inberte bid) bei benen, mel^e
unter ben ^au gelegt mürben?" ^nx 3lu§fc^müc!ung ber ©e=
fc^ictjte üon ^§rael§ 'Mi in 'jlgi)pten gehörte aud) ber <Ba^ : il)re
Mnber feien in bie SJiauern l)ineingebaut rcorben. „^n jener
©tunbe furf)te ba§ 9Jia^ be§ 9*tecf)t§ 9Jlofe anjugreifen. Unb meil
©Ott fal), ba^ er 3§rael§ roegen fprac^, griff i{)n ba§ SJZa^ be§
^Ked)t^ nid)t an. „Unb e§ fprad) ber ^err ju SKofe: je^t mirft'
bu fet)en, ma§ id) '!pt)arao tun merbe." 2)en Äampf mit ^:pt)arao
fie^ft bu, aber ben Stampf mit ben 31 Königen (^anaan§) fiel)ft
bu nid)t, an meld)en ^öfua, bein jünger, yiaö:)^ net)men mirb.
'J)arau§ lernft bu, ba^ 9J]ofe iet3t ba§ Urteil erliielt, ba^ er nid)t
in ba§ Sanb t)ineingel)en merbe," r. (Syob. 5, 27.
^er Grnft, mit bem 9lfiba jeben ^n^eifel an ©otte§ bie
©rrettung üerbürgenben ^ü\aQ^ al§ ^^erfünbigung beurteilt t)at,
gehört neben bie <B. 38 zitierten Söorte über bie 9Jlad)t be§ Un=
glaubend, un§ ber göttlid)en ^ilfe ju berauben, ©o mirb e§ if)m
54 ^cip. 2. Srtibas ölnube.
äu einem ernften ^-^roblem, rcarum benn bie großen 9J?änner ber
©d)nft nid)t al§ bie be^arrlid) unb oollf'ominen glaubenben be=
fc^riebcn feien, unb er gibt ber S^leigung ^anm, it)ren Unglauben
roeg^ubeuten. '2)er ©taube ift ja ©ered^tigfeit unb '^ßerbienft, fo=
mit ben f)oI)en 23orbi(bern ber @ered)tigfeit beftänbig eigen. S)arum
f)ebt er auSbrüdfUd) t)erDor, ha^ SJiofe nirf)t bie ©rrettung 3§i^aet§
au§ 3tgi)pten bejiueifelt l)aht, jonbern ba^ fic^ feine ?^rage nur
auf "ta^ fd)it)ere So§ belogen ^ahQ, tia^ :^§rael bi§f)er gu erbulben
{)atte. 2lber aurf) in biefer begrenzten ©eftalt reid)t ber SSorrcurf,
ben SJlofe gegen ®ott ert)ebt, !^in, um über i{)n ba§ göttlid)e Urteil
5u bringen, n)elcf)e§ i{)n com t)erl)ei^enen Sanb au^fc^lie^t, unb
er würbe nur be^^alb nid^t avL§ ber ©nabe ©otteg üerfto^en,
weit er fein 3Bort fürbittenb für ^§rael fprac^.
%k Überzeugung, bie er l)ier al§ "ipringip für bie ©yegefe
oerroenbet ^at, ^at er fet)r beftimmt aurf) auf bie ^Beurteilung
ber täglid^en ©rlebniffe angemanbt. @r t)at einft feinen Seigrer
S'la^m roegen feiner frfirceren Seiben beftagt: n)e{)e mir, ba^ id)
bid) fo fef)e! Neffen 3(ntmort lautet: n)et)e bir, ba^ id) bid) nid)t
fo fel)e! unb biefe finbet it)re Erläuterung burd) ben ©a^:
marum oeradjteft bu bie 3üd)tigungen ? j. pea 21b. ^n biefem
^alt mar nad) 3ltiba§ Urteil 'Oa^ 93ert)alten ^Jkt)um§, nid)t fein
eigene^, t)a§ rid)tige.
@r I)at be§l)alb ben Slnfprud) abgelef)nt, ba^ fid) im Seben§=
lauf ber ©ottlofen unb ^^rommen bie @erec^tig!eit ®otte§ fo seigcn
muffe, ba^ jene nur Unglüdf, biefe lauter ©lud erleben, unb uer-
neint, ba^ @lüd bie 9ted)tfertigung, Unglüd bie SSerurteilung ber
SJienfdjen fei. „@ott ift mit ben @ered)ten unb ©ottlofen genau.
@r fud)t an jenen i^re wenigen böfen Serf'e l^eim, bie fie in
biefer 3ßelt taten, um iljmn in ber !ommenben SBelt 2öül)lfein
5U bereiten unb guten Solju ju geben. @r bereitet ben ©ottlofcn
2öol)tfein unb gibt il)nen ben Sol)n für bie wenigen ©ebote, bie
fie taten, in biejer 'Seit, um an i^nen 33crgettung ju üben in
ber tunftigen Söelt," r. ©enef. H.'J, 1.
^aburd) ift ber ^^romme uom äufjeren !i>erlauf feine? fiebenS
unabl)ängig gemad)t. 2Benn il)n basfelbe erniebrigt unb jerbridjt,
fo ift bicö frcilid) Strafe ; aber bie Strafe, bie bcv fromme leibet,
trennt il)n uon ber i'iebc unb !i>erl)eifjung ©ottec nidjt. Ser ift
;E)ie Gr^ebung über ba§ Seiben. 55
nun aber ber ?^romme? ^üx 3Iftba f)eftetc ftd) an bicjc ?^rage
feine Unfid)erf)eit ; ba§ @efe^ beantroortet fie mit üoller ®eutlid)=
feit. 3öer tut, rcag ©ott gebot, lüer ba§ ®efe^ f)ält, roeffen gute
Söerfe 5af)lreic^er finb, al§ feine böfen, ber ift „gererf)t". 2)er
©tü^punft, auf ben er ben frommen im Seiben fteüt, ift fein
gute§ ©eraiffen, ha^ ^erou^tfeiu um bie 9?ebli(^feit unb 2;üd)tig=
feit feine§ @ef)orfam§. Mit biefem uermag er nid)t nur bie Strafe
äu leiben, fonbern firf) aud) it)rer ju freuen, raeil er burd) bie
9(bbü^ung berfetben bie !ßerf)ei^ung erlangt.
'^ad) bemfelben 5lanon mirb aud) ha^' fd)n)ere Ungtücf, ba§
über bie ^ubeufdjaft fam, beurteilt. @§ barf biefe nicf)t bredjen
unb if)re 3uöerfid)t nic^t erfd)üttern. ©^ f)at üielmel)r feinen ^roft
bei fid), meil e§ it)r neue ®elegenf)eit pr ^ett)ät)rung ber Siebe
@otte§ gibt. 9^un „liebt ^^xati ®ott bi§ 5um 3:ob", aKed)il=
tt)a37a. ^^on feinem eigenen 9Jlarti)rium mirb er§ät)It, ba^ it)m
ba§felbe jum ®runb ber ^reube geworben fei, roetl er je^t erft
lerne, mag eö f)ei^e, ®ott mit ber ganzen ©eele ju lieben, ^m
SSermögen jum banf baren, freubigen 9)larti)rium erfd)eint ein
fräftiger ©laubensftanb.
5ll§ er mit feinen ©enoffen in '•^uteoti auf ber ^al^rt nad)
S^iom lanbete, meinten biefe unter bem ©inbrucf ber ©rlj^e 9?om§,
unb a(§ fie au§ ber ^empelruine einen ^ud)§ fpringen faf)en, meinten
fie rcieberum im (Sdjmerj über ben 33erluft be§ 2;empel§. 2(fiba
f)at an jenem unb biefem einen ©runb ber ^reube; gibt @ot.
feinen ^einben fooiel, mieoiel mef)r feinen ©öt)nen; erfüllt er
feine ®rof)ung fo bud)ftäblid), fo tut er baSfelbe mit feiner S3er=
f)eif3ung, Sifre 2)eut. 43.
2)arin lag feine 9lbftumpfung gegenüber bem ©d)mer5, ben
ber @efd)id)t§tauf auf ba§ SSolf legte. @r l)at bag 9tätfel in
bemfelben fc^arf au§fpred)en fönnen. @inem Reiben, ber it)n
fragte, marum e§ ©rbbeben gebe, fagte er: „2Benn ®ott auf bie
©ötjentempel fie^t, rcie fie fid) in ^Rul)e unb 2BoI)lftanb in ber
3Belt befinben, unb fein ^an§ oerroüftet unb in bie ^ant> ber
^einbe gegeben fie^t, bann ereifert er fid) unb brüllt, unb fofort
fc^manfen ^immel unb (Srbe; benn e§ ift gefagt: ber ^err brüllt
megen 3ion§, unb megen :3erufalem§ erl)ebt er feine ©timme,"
r. @job. 29, 8. 2lud) biefe§ Sort jeigt aber, ha^ if)m an ber
56 Aap. ^- 2(fiba§ ©taube.
^etftövung bes Stempels bie 3uoerfid)t nid)t brad) ; fie wirb inel=
mef)r, weil bie ^eiligfeit beg Tempels üov (5>ott gültig bleibt, ju
einem 9Hotiü ber Hoffnung, weil fie ®otte§ ^ilfe {)eran5ie{)en rairb.
2Bie ba§ Unglüd be§ einjelnen, fo bepit aurf) baSjenige ber
©emeinbe, gumat wenn e§ if)re -Heiligtümer üernid)tet, ben ®f)araf'ter
ber ©träfe; e§ ift aber Don @ott über fie t)ert)ätigte Strafe, unb
fann be§f)alb ba§ SSolf uon @ott nid)t trennen, fomie e§ biefelbe
au§ @otte§ .^änben annimmt, unb i^n au^ in feinem ©trafen
at§ gererf)t cere'^rt. 2)ie 93erbunbent)eit mit ®ott, in meldte bie
©emeinbe geftellt ift, mirb burrf) i^r @efrf)icf nirf)t 5erbrürf)en,
fonbern ))at an ber Unroanbelbarfeit ®otte§ teil
®er @runb biefer ßuüerfirfjt ift bie ©c()rift. (Sott i)ai ^§xa^l
in ber ©d)rift feine ©ö^ne genannt; t)a§ ift ber ©rmeiS feiner
reid)en Siebe. '3)at)er tarn oud^ 3lfiba§ ^reif)eit gegenüber bem
Tempel unb 3(ltar, mit melrfier er ben 3SerIuft berfelben ertrug,
üt)ne ba^ i{)m berfelbe tiefer in fein 3Sert)ältni§ p ©ott eingriff.
@otte§ 33erf)ei^ung rcanft nirf)t, unb ber ©inn be§ @efe^e§ ift:
@ef)orfam ju fd^affen. ^n n)eld)er SBcife berfelbe geübt merben
fann, mirb burrf) bie Sage beftimmt, in bie ©ott haä 93olf uer^
fe^t. .^at eg ben Slltar, fo opfert e§; roirb er it)m genommen,
fo übt es feinen @el)orfam an bem, ma§ il)m möglirf) ift.
5(fiba l)ätte ben 93erluft ber am 2(ltar vermittelten 3ieinl)eit
unb S^ergebung nic^t ol)ne ©rfrfjütterung feine§ @Iauben§ ertragen
fönnen, menn baSfelbe unmittelbar auf jene fat'ramentalen |)eil^=
garantien gerirfjtet gemefen märe. 3lllein fie gemanncn für il)n
immer nur in abgeleiteter SBeife oom ""^^rinjip be§ @ct)orfam§ Cin§,
rocil fie in ber ©rf)rift befotjlen finb, jum ©tauben 33e5icl)ungcn.
®cr 33er5irf)t auf biefelben mirb freilid) baburrf) befrf)ränft, ha^
il)re iiBiebert)erftellung in 33älbe enuartet mirb, mi. pes. 10, 5.
2lllein aud) bamit ift il)ncn nid)t ein innerer ^JBert jugcmcffcn.
^\)xe Erneuerung erfolgt, meil ©ott fie befol)lcn, bie ©djrift fie
Berorbnet l)at. "^^ür bie Söfung ber Kbriftcnbeit uon ben alt=
tcftamcntlid)en ©atramenten l)at bie "J^ormation bess ©laubenä,
bie un§ t)ier entgegentritt, SBid)tigfeit. ^a§ Urteil be§ ^V^aulu^,
2 5lor. :i: ber .Hcrnpunft in ber ^iffcrcn^ su)ifd)en bem alten unb
neuen ©laubon loerbc burd) bie 'J\-ormel getroffen: ©d)rift ober
©cift, beftimmt fein il>erl)(iltnis ju ^Hfiba uöllig forrctl. ^Mitft
35ie 3wf erficht jur ©rtjrift. 57
3(t'iba einiüärtg, fo nimmt er bort nur "ba^ wa^x, mag er felbft
in ber ^robuftiün§mad)t feiner 3^rei{)eit unb Siebe t)eröorgebradf)t
I)at. S55a§ nerbinbet if)n mit @ott? bie ©rf)rift. ©ie ift ba§ mtU
lirf)e, ha^» er beftljt, unb fein ©laube ift barum ©laube an bie
(Sd)rift.
tiefem ^at Slfiba feine (Sd)ranfen gefegt. „(Sott fagt: baö
Söort ift für eud) nid)t teer, ^eut. 32, 47, unb menn e§ für eud)
leer ift, marum ift e§ fo ? 2ßeil i{)r nid)t öerftel)t, eg §u erf orfd)en,
ba it)r eud) mit it)m nid)t anftrengt. "2)enn e§ ift euer Seben.
^Bann ift ^§ euer Seben? Sßenn i^r eud) mit it)m anftrengt,"
r. ©enef. 1, 19. „3^1^ erforfd)t bie (Sprüche ber ©d)rift, meil it)r
meint in if)nen emiges Seben ju t)aben," ;3o!^. 5, 39; bamit ift
3tfiba§ Meinung nöüig rid)tig formuliert. '2)a^ bie ©d)rift unfer
2thm fei, gilt nid)t etroa nur uon einzelnen ^ernrcorten berfelben,
fonbern bud)ftäblic^ oon jebem 2Bort. 9Iid)t§ ift in ber Sibel
bebeutung§tü§, nic^t§ oI)ne ^ejie^ung jur 3Cßei§t)eit unb jum 2öer!e
@otte§. ^Jhir bem trägen ^2(uge erfd)eint fie leer.
SGßie er fid) ben ^nfpiration^norgang bad)te, fet)en mir 5. ^.
an feiner 9(u^Iegung uon @rob. 15, 1, 9}led)i(tf)a 35 a. 9'lid)t nur
bie ^Jiieberfc^rift be§ Siebs im ^Qibelteyt, fonbern fd)on, ba^ 3§rae(
e§ ju fingen iiermod)te, gefc^at) burd) bie ^nfpiration. „'2)er ^eilige
®eift meilte auf i()nen unb fie fagten ha^ Sieb, mie Seute, bie ba§
.^atlel fagen." Sßeil ber f)eitige ©eift bie ©emeinbe bemegte, ant=
morteten fie auf SJiofeS ^Jßorte gteid)förmig unb müt)eIo§, mie
man eö bei ben ''l.^falmen be§ ^allel tot. ®a§ ift biefelbe 3Sor=
fteliung uom Sirfen @otte§, mie fie in ben ^Silbern non ber ^arfe
ober i^-eber, bie oi)ne eigenen 3tnteil bemegt mirb, ausgeprägt ift.
®er t)eilige ©eift reid)t bem, auf bem er root)nt, bie 3Serfe ät)n=
lid) bar, mie bei einem gefannten Xi^ci ha§ ©ebäd) tniS fie uns
gegenroärtig mad)t. ^amit ift ber t)eilige %iici oon ber "»Perfön^
Iid;feit unb ©efd}id)te ber *']?ropf)eten abgefd)ieben unb ftet)t über
it)nen al§ eine nöüig felbftänbige ©rö^e, bie it)re ©eftalt auS=
fd)lief^lid) burd) ©otteS Derborgene 2BeiSt)eit erl)ält. Slt'iba meinte
fid) burd) biefe ^t)eorie bie ©emipeit §u fid)ern, ha^ er e§ im
!i)erfef)r mit ber Sd)rift rcirflid) mit ©ott p tun ^ahi, I)at aber
gerabe burd) biefen bie ©e]d)id)te auSfto^enben "JliualiSmuS, burd)
me(d)en er ©otteS Offenbarung nic^t inS mirflid)e Seben be§
58 Aap. 2. 2Ifi5a§ ®(a«5e.
30'?enfc^en f)ineinfümmcn lä^t, feiner pf)antaftifd)en @igenmäd)tig=
feit freien 9^anm i)erfd)afft.
^iefe Deutung be§ Dffenbarung§uorgang§ ftef)t mit ber "^or^
mation feine§ @laut)en§ftanb§ in genauer 5^orrefpünben§. SBie
er felbft bei fid) nur bie eigene Seiftung fief)t, bagegen bie ©rf)rift
mit if)rem ®ebot unb it)rer 3Serf)ei^ung al§ bie üon ®ott it)m
gegebene (Babe über fid) f)at, fo ^at ber '^^ropl^et im Dffenbarung§=
moment hai ibm eingegebene gijttlid)e Söort au^er unb über fid),
n)äf)renb er mit feinem eigenen perfünlid)en Seben^ftanb uon 'ü)m
abgefc^ieben bleibt.
tiefer ©egenfa^ sroifd)en bem göttlidjen SGBort unb bem
geiftigen Seben beg 9}ienfd)en l)ai i^n beroogen, al§ Slusleger mit
einer 9lrt Suft bie ^^lationalität p vertreten unb an ber ®enf=
funftion jene (Spannung §tt)ifd)en bem natürlid)en l^organg unb
bem ©tauben al§ beffen ©rö^e unb 'CüU!omment)eit §u fdjätjen.
©Ott rebete auf ber 2a't)^ ; ha§ bebeutet : ber alle§ erfüllenbe 3iBeIt=
fd)öpfer mar mirftid) §n)ifd)en if)ren ©taugen brin, ©ifra @in=
gang. 9^id)t uon ^rüfd)en, fonbern üon einem ^^rofcf) rebet ber
Steyt bei ber ^lage 3tgi)pten§ ; ein einsiger ^rofd) mar e^ ; fo fagt
c§ ber Stejt, unb fo mu^ e§ bleiben; biefer eine erzeugte bnnn
it)re ganje SRenge, r. Gyob. 10, 5. ©agt ^f. 129, 3 : „auf meinem
S^tücfen t)aben bie ^^ftüger geädert/' fo barf f)ier fein bilblid)e§
©tement im %zxt anerfannt werben. 2Bie follte ber f)eilige ©eift
S3ilber formen? 33ud)ftäblic^ ift ber ^^flug über ben 9?üden ^§raelg
gefü{)rt morben, unb nun mirb für bie 'OKitjeit in 'ölgypten eine
®efd)id)te fonftruiert, natürlid) mittelft be§ 3ßunbei% ou§ roeld)er
bie bud)ftäblid)e 9iid)tigfeit be§ ©d)riftmortg folgt, r. ©job. 1, 16.
^ergteid)cn 2Iu5legungen e;|:iftierten uon it)m in grof5cr ^>Vil)I-
^Ifiba t)at nid)t bemcrft, baf? fid^ fein ©tauben baburd) uer=
frümmte. liöätjrenb er bie 3nfpii"otion ber Sd)rift al^ ba§ ^yunba^
ment ber ©cmeinbe beurteilte unb jebem ben 3lntei( am fünftigen
Seben abfprad), uield)er leugne, baf? bie ^bora, fo unc fic ift,
aus bem ^immet flamme, l)at er gtcid),HMtig furd)tloö bie ^ioUe
il)rc2( ßrgänjerg unb !ßerbcffererg übernommen. ©?i fcl)ltc in
feiner Umgebung nid)t ganj an flieaftionen gegen biefe (5;i."egefe.
^er ^^Mbeltert nannte ben Sabbatbfd)änber, ben 3Jiofe fteinigen
lie^, nid)t. ^ilfiba er|d;ieu e^ ak^ ein yjJafel an ber ^Mbel, mcun
35te 3ut)erft(f)t jur Schrift. 59
fie ntrf)t bie 9HttteI gen)ät)rcn foüte, fierauSjubringen, rcer bie^
geioefen fei. ®urc^ Kombination mit 9flum. 27, 3 ermittelt er:
er mar 3^1opf)rf)ab. 2)ie (^inrebe blieb nid)t au^ : ber mirb oor
©Ott 9?e(i)enjd)aft geben, n)eld)er fogt: ber ©abbatfdjänber fei
^e(opf)d)ab getoefen; wenn @ott feinen Flamen oerbarg, miltft
bu i^n offenbaren? ©ifre 9Ium. 113.
3^ür 'ülfiba ergab fid) au§ feinem @lauben§oerf)ältni§ 5ur Sd^rift
nur ein erregenber 2(ntrieb, ber i^n jum Renten, ©d)üe^en, ^^er=
muten mit unbegrenzter Äüf)nf)eit fü()rte, nid)t aber aucf) ein
beugenber, 5urücff)altenber ^mpulö, ber if)n bemogen ^ätte, ben
gegebenen löeftanb be§ Sdjriftmortei 5U e^ren unb \i)m nid)t
einen 3n{)alt ^\i geben, hzn erft er if)m oerliet). ©ebeugt I)at er
üor ber 3tutorität ber ©c^rift nur benjenigen ©ebanfengang, ben
er für I)eibnifd) ober natürlid) I)ielt; bie 9iationaIität ftie^ er
au§ im @e()orfam gegen bie ©d)rift. ©omie er aber meinte,
feine (Sc^lüffe Ratten it)re ^^rämiffe im (Sdjriftmort felbft, formte
er fie mit einer 5iü()nf)eit, n)e(d)e am ©tauben nur ben ©porn,
nid)t ben iVtgel, nur ba§ 'j)Jiotio, unb fein Duietiu me^r befa^.
@r baut barum feine ©d)Iüffe mit ber fül)nften SSerroenbung be§
^unber§ auf. '2)iefe§ gilt i^m a{§ ba§ rcefentlidje 9Kerfmal ©otteä.
©ein @ott fpielt mit ber 9iatur mie mit 2öac^§. "Damit ftef)t aud)
mieber in ^wf^^'^'^^^^ong, ba^ il)n bie ?Jrage nad) ber Denf=
barfeit feiner ©ä^e nic^t ftörte. 33or bem Sßunber ®ottc§ 3cr=
brid)t atfe menfd)üd)e ^Nationalität.
®er 33erid)t über fein ©terben geigt, ba^ er bag täglid)e
Sefenntni§ §ur ©injigfeit ©otteä unb ju feiner ^errfd)aft über
^§rael unraanbelbar ausgeübt f)at, maB aud) anbere eingaben
beftätigen unb ber ü5(Iig gefilterten ^alad)a entfprid)t. 2)arin,
ba^ ba§ ^efenntni^ ju @ott al§ täglid)e ^^flid)t ber ©emeinbe
auferlegt mirb, liegt eine 3{nnät)erung berfelben an eine 3Ser=
faffung, burc^ bie bie (5inf)eit be§ ®lauben§ ju il)rem SJlerfmal
mirb. ^k 3«9el)örigfeit gum iöoltstum allein mad)t ben ed)ten
^^raeliten nod) nid)t au§. @r l)at „@otte§ 5lönigtum auf fid)
ju nehmen", baburd), ba^ er fid) ju @ott befennt, unb biefe§
53efenntnig bilbet feine unabläffige ^^flid^t.
a)]it bem '-öefenntni§ mar bie D^egitation be§ @ebot§ üer=
bunben, ha§ für ©ott bie uoUe Siebe oerlangt. 9)ht bem ©ruft.
60 Aap. 2. 2lfiba^ ©taube.
mit bem 9Iftba ba§fetbe ftevbcnb mebitierte, ftet)t tu c\ukv Über-
einftimmung, ba^ it)m, bem :3unften unb 3Serferf)ter be^ @e[e^e§,
ha^ f)of)e Sieb al§ ba§ 2lllert)eiligfte in ber ^ibel galt, nii. jad. 3, 9.
@§ mar gegen ben ©d)lu^ bes erften ^al)r!^unbert§ norf) ^u einer
2Serf)anb(ung über bie 3ugef)i3rigfeit be§ I)ot)en Sieb§ 5um ^anon
ge!ommen; 3l!iba mar e§ aber unbenfbar, ba^ einer ber Sef)rer
ernftf)aft an ber ^eiligfeit be§ f)of)en Sieb^ gejmeifelt ^aben fönnte.
„®er ganje SBelttauf ift nic^t fo oiet mert, mie jener 2:ag, an
melc^em ba§ I)of)e Sieb ^^i^aßl gegeben mürbe; benn alle ©d)riften
finb l^eilig unb ba§ l)ot)e Sieb ba§ Siliert) ei ligfte".
2)a§ erläutert, marum it)m am gebietenben 2öort ber ©cl)rift
ebenfomeuig eine @lauben§jd)mierigt'eit entftanb, al§ an it)ren
lel)r^aften 2lu§fagen. ®er ®efe^e§bien[t nimmt ber 5^'ömmigf'eit
nicl)t§ oon if)rer Sieblic^feit unb @ü^e, gibt fie it)r uielmel^r,
meil er ^§rael t)a§' 9}littel üerfd)afft, feine Siebe p @ott gu be=
möt)ren. 3Bie follte ber ^^romme ®ott nidE)t lieben, nid)t mit
Suft bie ©ebote täglid) erfüllen? @otte§ Siebe ift ja für il)n
unenblicl) fegen§reid) ; fie ift feine ®ered)tigleit unb fübrt il)n in§
eroige Seben. SGßeil ber 23erbienft= unb ber Siebe§gebanl'e fic^
bei it)m gegenfeitig burd)bringen, l)at bie 2Serbienftlel)re fein
©lauben nic^t jerftört, unb nid)t in ©ottlofigl'eit geenbet. 3ßeil
bem, roa§ ber SJlenfd) in ber Siebe für @ott tut, ®otte§ Siebe
ben @ered)tigfeit§mert gemäljrt, mar bem auf ba§ ^JSerbienft ge=
ridjteten 3ßillcn bie 9Jiöglid)feit uerfd^afft, fid) über bie egoiftifdje
(Entartung t)inaufju^eben.
@r l)at nid}t beftritten, bafj neben ber Siebe aud) bie ^urd)t
oor ©Ott unb üor ber ©ünbe, bie im pl)arifäifd)en 5lreife fel)r
energifd) l^eruortrat, ein 3Jlotio jur ©rfültung be§ ©efet^eS fei.
(5ine (Einigung t)at er an biefer ©teile nid)t erreid)t, fonbern er
orbuet bie beiben SJiütiue nad) bem ®efid)ti5punft tti^S gvöfu'ren
unb geringeren Söert^. ^ie j^urdjt ift baö geringere, bie Siebe
baö l)öl)ere dJloiiv. ^aö ^inbcglicb, ba§ bie ^-urdjt uor bem '^Uifen
unb bie Siebe ©ottcs ju einem geeinigten 'ühiUcu ucrbunbcn
\)ätU, roöre baö ©tauben geroefen ; aber biefeö ftellt fid; il)m nie
al§ eine felbftnnbige ^unftion tierausi, fonbern bleibt in bie Siebe
eingcfd)loffen alö uon ibr uorau^gcfetU unb burd) fie mitbotätigt. (SüS
ejifticrcn beöt)alb uon il;in leine vom '^^ibcllei'l unabljäugigcn '^•ilnirtc
25ie red^tfertigenbe Äraft ber Siebe. 61
Über ba§ „©laubcn" ; nur rceil jener bem ©lauben bie 9Sert)ei$unc\
gibt, äief)t e§ bie 2tufmerffamfeit ber Se^rer auf fid). 3i^ ber
^^rari§ fommt e§ nur qI§ ein 33eftanbteit ber Siebe für bie ®e=
nieinfrf)aft be§ 9)lenfrf)en mit @ott in 33etrarf)t. 'IDenn biefe vtolU
i\e\)i firf) nid)t nur im göttlid)en ©eben unb menfd)lirf)en @in=
pfangen, fonbern in ber ^^orrefponben^ jrcifdien bem göttlichen
unb bem menfd)lid)en ©eben : ©ott gibt ba§ ©ebot, ber 'DJIenfd)
ben ©et)orfam; ber 9}lenfc^ gibt ha§> Serf, ©ott ben Sol^n.
'3)iefen ^anon t)at Slf'iba in ber ©yegeje beftänbig üermenbet.
Söarum mürbe ber 3:empel in 33enjamin§ 5(nteil erbaut? 2)iefer
^at fid) beim 33erfauf ^ofep()§ nid)t oerfünbigt, r. ©enef. 99, 1.
^4ßarum mürbe 3^i*öel aus ^Ilggpten erlijft? ®a§ mar ber Sot)n
für il)re gercd)ten grauen, bie für it)re 9J?änner alle§ taten, ma§
fie fonnten, r. ©yob. 1, 16 u. f. f. 2lud) bie ^u^e ift oerbienft^
lic^, unb t)at it)re 5lraft, iVrgebung ju üermitteln, am ©ered)tigfeit^=
mert, melc^er ber ^Jteue unb bem ©eftänbniö innemof)nt, %o\.
berak. 4, 26. 11, 21. 33or allem t)at bie ßel)re auc^ abgefe^en
üom SKerf üerbienftlid)en SQBert, unb ift größer al§ biefe§, meil
e^ of)ne bie Sel)re nid)t jum ^Ä^erfe fommt, Sifre ^Jhtm. 41. ®iefe§
33emu^tfein begleitete it)n beim ©tubium fonftant: er betreibt
bamit einen ©ott motilgefäüigen 'J)ienft. ^ie§ brad)te in feinen
ganzen 2eben§tauf bie l)Oc^gel)obene 3uuerfid)t f)inein.
(Sr \)at bie ©efabr ber Übert)ebung, bie l)ier entftanb, ge=
feben. „^JGBa§ \)ai bir Derfd)ulbet, ba§ bu an ben äBorten be§
©efel3e§ jum ^oren murbeft? ^a^ bu bid) felbft mit itinen er=
l)öl)teft," r. ©enef. 8, 41. 3(1^ bag ©ebet ©leafars, be§ ©o^ne§
3lfarja§, um Diegen unert)i)rt blieb, ba§ feinige bagcgen ert)ört
mürbe, beftritt er »or ber ©emeinbe üon :3abne, ha^ bie§ auf
feinem größeren 5^erbienft beru{)e. ®ie ©emeinbe mürbe falfd)
urteilen, menn fie besmegen it)n al§ größer yor ©ott fd)ä^te
al§ ©leafar, j. thaan. 66 d. '2)cn franfen ©liefer l)at er nid)t
auf fein 33erbienft Dermiefen, fonbern auf bie füt)nenbe SBirfung
ber 3üd)liöwngen. 3lber mit all bem bleibt bie 33erbienfttt)eologie
burd)au§ in ©eltung. Sßenn ©otte^ fd)roerc ^anb ben Seibenben
trifft, reid)t freilid) bie ©rinnerung an feine ©uttaten nid)t au^ ;
benn nic^t biefe, fonbern feine ©ünbe begrünbete fein Seiben.
®ann faun er fid) nur baran l)alten, ha^ and) ©otte§ Strafen
62 ^ap- 2. mibtt^ ©raube.
au§ ber ©nabe ftammt. SOBenn er beftritt, ba^ ba§ ©lüdt ein
SRerfmat ber f^römmigfeit, ba§ UnglücE ein a)lerfmal ber ®ott=
(oftgfeit fei, fo blieb er bnrrf)au§ auf bem ^oben ber 3Serbienft=
tt)eoIogie. ®r mac^t nur geltenb, ba^ firf) alle in einem ge=
mifd)ten 3uftanb befänben, unb böfe unb gute SBerfe nebenein=
anber I)ätten, nur ha^ bort jene, t)ier biefe fidj in ber Überjal)!
fänben. '^iefc 33erec^nung fann aber nur @ott ri(i)tig aufteilen.
@ben barum l)at if)n ber SJlenfc^ im Seiben mie im ©lud al§
ben gered)ten SSergelter §u üerl)errlid^en.
®a§ ftar! entmicfelte ©elbftgefüt)t, beffen eine folcl)e Stellung
ju ©Ott §u if)rer @rl)altung bebarf, t)at blenbenb unb abftumpfenb
auf fein fittlicf)e§ Urteil eingerair!t. ©eine ^ef)anblung ber
(SdE)eibung§frage mar rot) unb gegen bie grauen l)art, ©ifre
®eut. 249. @ine t)oK auSgebilbete SJlentalreferoation, bie ben
(^i'ö teiften unb gleidlijeitig entwerten fann, mirb i^m burd) bie
Überlieferung gugefcfirieben, Kalla 39b. Qnx @rn)ät)lung§gen)i^=
t)eit, bie er im ^lirf auf 3§rael in fidl) trägt, gefeilt \\<i) al§ bie
il}r entfpredjenbe 9tegation ein glü^enber ^a^ foit)ot)l gegen Sf^om,
ol§ gegen bie ®t)riften, ol)ne ba^ bie§ feine 3uuerfirf)t ^u @ott
erfd)üttert l^at, im ©egenteil fo, ba§ er baburd^ biefe §u begrün=
ben unb ju betätigen meint. 2ln biefer ©teile ift fein Unter=
fd)ieb oon ^^aulu§ gro^.
2Ber mit bem .Raffen nidf)t fertig n)irb, ift gegen ben ^ana=
ti§mu§ nid)t gefrf)ü^t. ®a§ burcf)greifenbe Urteil: „er ^at feinen
2(nteil am fünftigen Seben", erfrf)eint mcf)rfad) in feinen 3lug=
fagen mit einer ©icf)ert)eit, bie ber ^üt)nf)eit, mit n)eld)er er au§=
legt, parallel ftel)t, bie aber bie rid)terlid)e .^^ol)eit @otte§ uer=
gi§t unb brid^t. ^abei mar fein (Sifer für bie Drtf)oboyic un=
gleid) gröfjcr a(§ fein (Jifer gegen ba§ 33öfe. 2Ber bie 3luferfte!^ung
leugnet ober ben Sirad) im @otte§bicnft ber ©emeinbe üorlieft,
ber bat feinen Slnteil am fünftigen :^eben; im etl)ifd)en iöereid)
betitelt baneben oict Dermerflid)es( in ber ©cmcinbe feinen '^^^latj. ')
*) Slfiba« ©ft^e finb jum il^erftrtubniö bc8 ^Iniiliiö in feiner jcvufnlenti=
lnnifrt)en Seit fiilfreid). !rn«t ^Huatl)cm ülicr bie, iücld)c bon ciracl) boii fano
nifd)eu iiUid)ein beiorbnen, ift eine "l^aiallele junt ^Hnatljcni bect "IhhiIikn übev
bie, bie fi(^ ,Mi :^efn«s befannten. "Hud} er Ijat bnnial«! bie Wrenje jiuifdjen bem
^annticimu« unb beut (^Mnnben foiuenin nltf iJlfiba erfannt. Sein an ^ofutf
3)cr 2ru§BUcf ouf bog @nbe. 63
®ie ?^ormeI : er t)at feinen 5lnteil an ber f ommenben 2BcIt,
mad)t beutUc^, ba^ aurf) i^m @§(f)atologie unb ©egenroart in eine
faufale Dielation getreten finb. ^zi?,i wirb ba§ fommenbe 2thtn
üerloren ober gerconnen. ®ie§ gibt ber auf ha^ @efe^ gericf)=
teten 3(rbeit i()ren abfoluten Sßert. ®arum gilt i^m and) bie
3tuferftef)ung§te^re nid)t nur für feine eigene ^römmigfeit, fon=
bern für bie ganje ©emeinbe al^ unentbei)rlid), ba nur fie aüen
ben 3tnteil am fommenben äieid^e fid)ert unb baburd) aud) ba§
ftarf'e aJiotio jur ©rfüllung be§ ®efe^e!§ f)erftellt.
©pefulationen über bie Unfterblid)feit t)aben \i)m nicf)t ge-
nügt, unb er t)at aud), foroeit meine $lenntni§ ber Überlieferung
reid)t, feine fo(d)en angefteüt. (£r trug eine -Hoffnung in fid),
nid)t eine pf)^fio(ogifd)e ^f)eorie über bie Dualität unb ba§ ®c^
fd)icf ber ©eetenfubftanj. ©oU bog 35erlangen fid) jur 3"f»nft
menben, fo mu^ i()m bort ein fonfrete§ @ut fid)tbar fein, unb
biefe§ fanb 'äüha barin, ba^ er fein ®nbgefd)icf in fefte 33e=
5iet)ung ju bem ber ©emeinbe brachte, TOeld)e @otte§ 33erf)ei^ung
^at. 9]ac^ biefer «erlangte er, unb wirb fie baburd) erlangen,
ba^ er ber ©emeinbe burd) bie 5Iuferftel)ung aufe neue einoer=
leibt merben mirb. 3Ber barum biefc leugnet, nimmt ber ®c=
meinbe bie 33erl)ei^ung unb Hoffnung, unb mad)t fid) baburc^
fo fd)ulbig, \)a^ bie l^eilöjeit für if)n oerloren ift.
@§ entftet)t baburd) eine geroiffe ^^^araüele jum jot)anneifd)cn
©a^: mer nid)t glaubt, ift gerid)tet, meil aud) bei Slfiba ber-
jenige, ber bie 33ert)ei^ung ©otte^ uermirft, fid) berfelben beraubt.
@r überfd)reitet aber mit feinem ©ebanfengang ben Ontelleftualis-
mu§ nic^t, fteigert if)n t)ielmet)r, weil für it)n einzig ber ßet)rfa^
unb beffen ^eiaf)ung in Srage fommt. ^arum ergibt fid) für
il)n nur ber negatioe (Sa^: ®er 33erteugner ift oertoren, ba ba§
^efenntnig jur 3luferftet)ung nid)t felbft fd)on ben ^eilsgeroinn
üerfd)afft, fonbevn eine ber üielen ^öebingungcn ift, burd^ roel^c
biefer begrünbet mirb.
9]ur ber ^efeft im ©lauben 2ifiba§, ba^ er ba§, mag i^n
felbft in feinem perfönlidjen ^eben beftimmte, com ©lauben ah-
fd)icb, unb e§ nur auf bie äußere (Seftaltung feiner Sage richtete,
gewonnene?: Ölanben l)at fie bagegen in uoller 3)eutlicf)feit geiuatjrt, lueil e-S
nun v)on aller 4^eil;eiTlict)unij beö eigenen ^ij'i frei gejDorben roar.
64 Aap. 2. Slfibag- ©taube.
^at e§ möglidE) gemad)t, ba^ er unter ^abrian „bem ©ot)n be§
©tern§", ©imeon, ben mefftanifc£)en Flamen pgefproc^en I)at,
r. Älgl. 2, 4. 3«?cir liegt üiet ®un!el{)eit auf bem S^erlauf ber
©reigniffe; bie§ aber ift beutlid), ha'^ er ben S^rteger, ber gum
53efieger ber 9fiömer rcerben fotl, üielleid)t bamal§ pm 2:eil frf)on
geworben raar, al§ ben 6;f)ri[tu§ geeljrt t)at. @r ^t an biejen
feine weiteren 2lnfprürf)e für ^er§ unb ©eift geftellt. ©ein
©^riftuS ueränbert nur bie Sage be§ 2Sol!§ unb fet)rt ha§ 9Jlad)t=
t)erl)ä(tni§ §n)if(^en 9iom unb ^erufalem um.
9Jlit bent ©runbri^ feiner 2:f)eo(ogie ftanb biefe ®f)riftoIogie
in Doüer Übereinftimmung. ®a^ @ott ben ®I)riftu§ fenbe, barüber
fd)tt)anft er nid)t; benn bie§ ift if)m burrf) fein 33erf)ättni§ pr
©rf)rift jur @en)i^t)eit gemacfjt. 2ßoäu er i{)n fenbe, ba§ ergibt
fid) baraug, ba^ jeber einzelne für fein 3^erl)ältni§ gu @ott auf fein
eigene^ Sßollen unb 3Bir!en geftedt ift unb fid) burrf) feinen bem
@efe^ geleifteten ©e^orfam in @otte§ @üte erf)ält. 91ütig bleibt
nur norf) ber, ber bie 3ßelt{)errfd)aft für ^§rael §u gewinnen
roei^. Um fromm ju fein, um @ott glauben §u tonnen, um au§
ber @ebunbent)eit an bie ^leifc^e§geftalt f)inau§ jum ®otte§bienft
5u tommen, baju ^t Stfiba ben ®f)riftu§ nid)t nötig get)abt.
2)ie ^rotlamation be§ (£t)riftu§ voax eine prat'tifd)e parallele
jur ^^abritation eigener @otte§tt)orte unb eigener göttlidjer @e=
fe^e burd) ^aggaba unb ^alad^a. ©ein ''^rooibenjglaube mar
nid^t ftarf genug ber brängenben Hoffnung mit itjrem: „balb
in unfern 2;agen" bie Untergebung unter ®otte§ 9iegierung
einjupflansen. 2Iu§ bem ^-^.^oftulat mirb @emi^l)eit, au§ ber
.^Öffnung, al§ bie Sage günftig fd)ien, ba§ ©yperiment. '2)a=
burc^ ()at ba§ falfd) gefteüte ©tauben mit furchtbarer 9Jiad)t bie
fd)iüerften ©rgebniffe gezeitigt, mei( an ber 5lataftropt)e unter
.^abrian eine gro^e ©umme nid)t nur äufieren, fonbern aud) in-
neren ßlenbö für bie Oubenfdjaft l)ing.
9fleligiö£i, auf @ott geroanbt, mar 3lfiba§ Hoffnung and) fo.
^ie Gnb^eit brid)t burd) C^otte^o %ai an unb erbätt burd) C^5olte§
öegenmart i()rc .^■)errlid)teit. „t^t'^vaU, moljin fie in bie (*'ie=
fangcnfd)aft sogen, mar ©otteö Gegenwart (©d)ed)ina) bei if)nen,
in 'llg^ptcn, in ''^^abo(, in (5bom ()Hom). Unb menn fie micber^
fcl)rcn, Icbrt fie mit il)nen .^urüd," ©ifre ^him. «4. (.<3otl fclbft
Ser 2(us6Hcf auf baö (Snbe. 65
fef)rt mit bcc f)eimfef)rcnben ©emeinbe nacf) ^erufalcm jurüc!.
®a§ 2öeltgend)t gef(i)iet)t bur(^ 2:f)eopf)anie unb auf ben ^f)ronen
^an. 7, 9 barf)te fid) Slfiba (Sott unb ben 6;f)nftu§ fi^en, b.
chagiga 14 a. @r (}at biefen baburd) naf)e an ®ott t)erangeftellt,
unb bamit bie ©inrebe feiner ©enoffen erraecEt, bie ben (£()riftu§
in größere ®iftan§ uon ©ott ftellen rooKten. ©ie t)rad)ten bie
3^t)ronc t)ielmet)r mit ben beiben ©ottesfräften in 3ufammcnf)ang,
mit bem 9?ec^t unb ber ©nabe, bie beibe im 2ßeltgerid)t mirffam
feien. 2ttiba '{)aht if)rer 2tu§(egung beigeftimmt.
2Bic t)ier, fo jeigt fic^ aud) baran, ba^ it)m üorerft wenige
ften§ ber 5lrieg§mann al§ (Sf)riftu§ genügt i)at, ba^ auc^ fein
e§d)atologifd)er ©ebanfengang, mie feine ^nfpirationsleI)re unb
feine ©oteriologie, bualiftifd^ blieb, ^ie ©nbjeit mirb bie 2;^eo=
pt)anic bringen unb ^ugleic^ ben menfd)(id)en 33oüftrec!er be§
gött(id)en ®erid)t§ unb Sieg§. ©ott bleibt in feiner .^o^eit über
bem 9)lenfd)en; biefer fte^t uon ®ott getrennt a(^ felbftänbiger
äßirfer neben il)m.
^ie erl)altenen ©tüdfe geben un§ jebod) üieUeid)t nid)t bie
ganje ^e^ietiung, in n)e(d)e fid) für fein 3(uge ba^ ©tauben jum
(£t)riftu§ (teilte, ha mir bei ben Späteren eine eigentümlid)e 3tu§=
fage in biefer 9tid)tung finben, bie fel)r mofjl fd)on in bie ^ra=
bition biefer >]eit 5urürfreid)en fann. ®§ mirb nad) bem @r=
fd)einen be§ ßt)riftu§ eine ^^it ber Erprobung 3^^ö^l§ erwartet,
bei metd)er ber ©laube an ben (X^riftuS eine entfd)eibenbe ^^e=
beutung geminnt.
®ie ©d)rift bringt bie ^eilSjeit mit ber SBüfte in ßufammen^
l)ang. ^ofea 2 oert^ei^t, ba^ ^^xad in bie SOöüfte 5urücfgefüt)rt
merbe unb bort @ott mit it)m bie ^^crlobung feiere. Söenn nun
ber ®t)riftu§ ^^xatl in bie SBüfte fü^rt, bann ftellt er an ba§=
fetbe ben ®lauben§anfprud).^) „^eber, ber an i^n glaubt," folgt
it)m nad) unb t)arrt bei it)m in ben @ntbet)rungen ber 2Büften=
seit au§. 2Ber nid)t an i^n glaubt, fd)lie^t fid) ben Reiben an,
unb fommt bort um, r. ^. 2. 2, 22 u. '»^rl.
^) Sie „'ilUifte" tritt im erften ^sal)r()imbert beutlirf) olä ein Stücf ber
meffianifcf)en (Snuartunfleit I)eri)or, nid)t nur aJU. 24, 26, fonbern aud) in ben
u)ieber()oUen ilNcrfnd)en ber ;i'erteibigev be«s lenipel^^, auö bem Jempel unb ber
6tabt ^iimuö in bie „Sßüfte" ju fommen.
©d}totter, Ter 6Uau6e im 9i. 2;eft. 5
66 Änp- 3- 2)er ®Iait6e in bei* gried)if(i^ett ©pnagoge.
^nbem ®ott bie Streue verlangt, unb biefe jur 33ebmgung
für ben ©intritt in bie |)eil§5eit wirb, erpit aucE) ba§ ©lauben
bie ^ebeutung, ^eil§bebingung gu fein. S'^ur ber ©loubenbe
bleibt tren. SIber aucf) ^ier ift ber bei 2l!iba beobacf)tbare
@(auben§ftanb nic^t roefentlidf) überf(i)ritten. 9Jian glaubt, ha^
ber @rfd)ienene ber 6;i)riftu§ fei; barauf fällt @en)id)t, bi§ er
bie .^errfrfiaft für fid^ erworben I)at. @r fte{)t aber einerfeit§
aU 9)tenf(f) auf berfelben ©tufe raie bie ©emeinbe; anbererfeit§
in ber ^o{)eit be§ S^onigS, D^ticJiterS unb ^rieger§ über il)r, beibe§
fd)Iie^t eine perfönlirf)e 33erbunben{)eit be§ einzelnen mit il)m,
burcf) welche fic| fein ©eben in ben £eben§ftanb ber einzelnen
l^ineinerftrecfte, au§.
2ln Slüba wirb beuttid) fic^tbar, ha^ bem @lauben§ftanb,
ben er oertrat, ha§ Seiben, @ntbet)ren unb Sterben beffer gelang,
al§ ha^ ^anbeln. SJiitten in ber furcl)tbaren ^ataftropl^e, bie
ben 3ufatnmenbrud^ be§ meffianifcf)en Sraume§ begleitete, l)at er
noc^ üermoc^t, mit bem freubigen @eban!en ju fterben, \)a^ e§
bie ^ßotlenbung ber Siebe fei, ©ott bie ©eetc geben p bürfen.
®a bagegen, wo it)m nid^t, roie im Seiben, bie äußere Sage bie
©ntfc^eibung abnimmt, rceil it)n @otte§ Sfiegierung, ol)ne il)n ju
fragen, in§ Seiben ftellt, rao er t)ielmet)r ben '3)ienft @otte§ ba=
burd) au§3urirf)ten ):)at, \)a^ er felber benft unb miü, ba fällt er
au§ ber Seitung be§ ®tauben§ l)erauä. 3Bül)l bilbet biebei bie
(Schrift feinen ©tab; aber bie ©cl)rift lernt unb beult er unb il)r
©ebot tut er.
lE^citfcs Bajiitcl
Der Glaube in der griechilchen Synagoge.
2(l§ fic^ feit 5llejL'anber bie gricd)ifc^e 9?ebe im Orient au§»
breitete, fanb fiel) für bie 2öortrei^e |QX, ]cxi j^Dm ncN; unb
ni'lOX in Jiiavog, ^ciauoaaad^ai unb niaiioO^fivai, TviaiEveiy unb
Ttiarig eine fel)r entfpred)cubc *'|>arallclc uov. 9(u§ bem uollen
93egriff begicnigcn a3crt)altcnei, burd) iuetd)oei smif d)en 9J?cnfci^ unb
^JJ?enfd) ©cmeinfdjaft cn(ftet)t unb betätigt unrb, mar auf boibon
Ser @(aube eine iTuc^enb. 67
(Seiten ta§ 3Sertrauen unb Überjeugtfein au^gefonbevt unb im
3Serbum kjonbevg benannt luorben, roä^renb bie ©ubftantiue
auf beiben ©eiten für ben ganzen begriff oerroenbbar ge=
blieben finb. ^)
^ie innere S3ern)anbtfrf)aft beiber 3BortfamiIien ftellte e§
au^er 3^rage, rcie fid^ ber gried)ifcl^ rebenbe ^ube pQ^n erhalten
!önne. 2)ie grierf)ifc^e 33ibel ift, fo uiele .^änbe an i^r gearbeitet
t)aben, barin in if)rcm ©pracl)gebrauc^ uöllig eint)eitli(^ , ha'^
pONH 7ciaiev£iv ifi ^) darüber l)inau§ finb unferc 9iarf)rid)ten
wie fic^ bie S3enennung unb Übung be§ @Iauben§ im meiten
unb burd) gro^e religiöfe Unterfd)iebe bcmegten ©ebiet ber grie=
rf)ifrf) rebenben ^ubenfd^aft geftaltet 1:)at, bürftig genug.
3unäd)ft ftetlt bie Xat\ad)e, ba^ aiid) bie gried)ifd)en @e=
meinben fd)Iie^Iid) bie pt)arifäif(^e .^anbt)abung be§ @efe^e§ auf
firf) genommen \)ah^n, feft, baf? ba§, iDa§ für ba§ paläftinenfifrf)c
^ubentum am bleuen ^leftament unb ben ^almuben fid)tbar
mirb, nad) feinen n)efentlid)en ^ügen aud) für bie gricd)ifd)en
©emeinben gilt, ^ür bie befonbere Färbung, bie it)r geiftige^
Seben burd) bie 3lneignung griec^ifd)er ©ebanfen erf)ielt, ift ^^^t)i(o
ber iDid)tigfte B^uQ^- ^^ uergegenmärtigt un§ jroar nur eine
einjelne 9^id)tung ober (2d)utc in ber ©emeinbe; biefe ift aber
aud) in if)rer ©igenart ein ^fif^)^" ^^^^^ 6^'^^-^)
2ßa§ ^t)ilo oon bem auf ©ott gemanbten ©lauben fagt,
fte{)t alles in birefter 2tbf)ängigfeit oon ber «Schrift. "DaS ergibt
eine fefte ©emeinfamfeit mit bem, roaS an 9tfiba fid)tbar roirb.
lud) "^^'üo ift nic^t burc^ fein eigene^ ©rieben baju oeranla^t,
t>om ©tauben §u reben unb auf it)n al§ ein rcic^tigeä ©lieb ber
^römmigfeit tiinproeifen, fonbern f priest beSfialb oon i()m, weil
ba§ ©efe^ 5lbraf)am§ ©ered)tig!eit in fein ©tauben fe^te unb
bei ber äßanberung ^§rael§ burd) bie SBüfte ba§ ©tauben a(§
ba§ t)erüort)ob, voa§ ©Ott üon il)m ermartete. 2)aburd) ift für
^t)i(o feftgefteüt, ba^ ber auf ©ott gerid)tete ©taube eine 2:ugenb
*) über ben gned)ifcl^en Sprac^gebroud^ im allgemeinen »gl. ßremerö
Sammhingen untei- niang nnb Tiiartvuv. Jn ©rläuterung 2 finbet ber Se|er,
uuu^ '^'■olybin^ gibt.
^) Über ben ®pracl)gebraurf) ber griecl}i)c^en 33ibel ugl. ßrläutening 3.
^) ^ie \.Hfte jn •^f)iloö Sprac^gebrand) bilbet ßrläuterung 4.
68 Ä«P- 3. S)ei' ®Iau6e in ber flnec()i)c()eii St)naiiooie.
fei, ja unter ben Sugenben bie Königin, 2, 39, 19, bie üollenbetftc
bcrfelben, 1, 485, 43. ©agen un§ bie 3^t:ufatcmiten: ba§ ©tauben
fei ein 33erbienft, fo gibt un§ l)ie§u ^^ilo bie gried)ifcl)e ^^araüel=
forme!, ha^ e§ eine „Sugenb" fei.
;5t)rer ^orm nac^ ift ^wax bie Eingabe an bie Söelt ber=
jenigen an (Sott gleid)artig; man glaubt aud) bem ©i(^tbaren,
Tolg cpairof-iivoLQ TtiovevEiv, 1, 10, 4, ben ©innen, 1, 151, 8, ben
natürlid)en ©ütern, 2, 38, 16; 1, 485, 51, ben eigenen ©ebanfen
unb ©c^Iüffen, 1,132,40. ®er jeboc^, beffen ©tauben ©ott
gilt, 6 d-eo) ueTtiarevKwg , ber nur übt in ric[)tiger SKeife "öa^
©tauben. 3)aburct), ba^ ha^ ©tauben at§ retigii)fer 93organg
bemüht unb einzig auf ©ott belogen mirb, bteibt ^t)ito§ ©pract)=
gebraud) mit bemjenigen ber ^atäftinenfer parattet.
Sßie biefe, fo I)at aud) er ein ftar!e§ ^erou^tfein um bie
abfotute 2lrt beSjenigen ©tauben§, ba§ mir ©ott §u ermeifen
^aben; ba§fetbe fd)tie^t it)m jebe§ anbere SSertrauen au§. „Mein
©Ott gtauben," tautet bie bebeutfame formet, „ot)ne ^in5unat)me
eine§ anbern," 1, 485, 47.
SDie innere ©efd)toffcnt)eit be§ ©Iauben§ mad)t it)n jum
©egenfa^ gegen ha§ ©djroanfen. ^ene§ ift oyvqwiaci] xal ßsßaw-
xatYi dia&eaig l, 409, 39, nac^ feiner intetteftuetten ©eite avihvrig
/.al ßeßaia VTtoXrnfng 2, 442, 27, ein ßEßat'tog '/Mreih]cpivai 1,
487,12, n ad) feiner 2Bitten§feite oöttige ©ebunben^eit an ©ott
qI§ an unfer einsigeS ©ut, ein vnEQelaaod^ai -/.al acriQiaaad^at
d-e<^ 2, 413, 15, ßeßaiiog xat a^livcog bgiiieiv 1, 486, 12, aalivcjg
v.al 7tayuog tQrjQeloO^ai 2, 39, 42. ®a§ ©tauben bringt ba§
tjäufig üon ^t)iIo jitierte äBort ®eut. 5,28 jur ©rfüttung: ba^
©tei)cn bei ©ott, l, 409, 36.
3)cn ©egcnfa^ jum ©tauben nennt er svdoidKeiv, ivdoiaainog
ober i/cai^irfotEQiCeiv, tTtaiupovEQiauög finampovEQiöirig, uad) ber
intcttettuelten ©eite aud) arcoQElv, ett^xeiv. ^er unfd)lüf[igen
©ntjroeiung ftcl)t auf ber anbern ©eite auiocsTv gegenüber, atg
^Jiame für bie iNermeigerung be§ 33crtrauen§ unb bie feft gemorbenc
5(bn)cifung, ogt. 2, 1 75, 25.
®a§ ©tauben an ©ott bitbet einen ©egcnfatj ^um .^-»ciben
tum, meil bicfoö bie 2öett uorgöttert unb für bie al§ llrfadjc
luirfenbc Mraft, für baö ul'uov, unb aud) für bio ©pcnbovin ber
3)ie Unbebingt^eit bess (Glaubens. 69
@üter unb Übet erflärt. Solange 3(braf)am im afiroIogtfrf)en
ß^albäiSmuS ftanb, glaubte er an ben ^tmmet; barau§ rourbe
er jum ©tauben an ben, ber ben .^immel regiert, gebrarf)t,
1,486 ügL 2,412. 442.^) ^ie 2Sergötterung ber ©terne ift
©laube an ba§ @rfd)einenbe 1,10, barum irrenber Unglaube
1, 863. 9(lle 9J?antif ift ein ©egenfa^ §um ©lauben an ben
einen ^errn bei; Seit, 2, 145, 10, unb bie 33ergötterung be§
^'aiferS Unglaube gegen ben 3Bof)Itäter ber ganjen 2BeIt, 2, 562, 35.
©ifriger befd)äftigt fid) ^Ijilo mit bcm etl)ifd)en ©cgenfa^
5uni ©lauben. (?3elb, @I)re, 9J?ad)t, ^reunbe, ®efunbf)eit, ©tärfe
bieten [ic^ un§ al§ ©tü^punfte bar, auf bie mir unfer Seben
grünben unb an benen mir 3uüerfid)t geminnen. SGBer aber
jenen 2)ingen traut, traut ®ott nid^t, amatei xot S^eot, unb mer
©Ott traut, traut jenen nic^t, 2, 38, 15 ff. 1, 485, 49 ff. 2öer
fic^ in ber ^'rantt)eit juerft an ben 2(rjt unb erft bann an (Sott
i)ött, roenn fonft nid)ts t)ilft, „fd)roanft nad) beiben ©eitcn", 1, 176.
S)er bem ©tauben immanente Unglaube ftö^t a(Ie§ ©emorbene
ab, ri 7CQ0Q xo "/Evvriiov a/ctacia, 1, 009, 9. "Der ©laubenbe an-
erfennt, ba^ bie ^inge unb ber 3Jlenfrf) ot)ne ©ott nid)t§ finb
unb aüe§ ©otte§ ©igentum ift. @r fe^t alle ©üter, aurf) haS
eigene ©elbft ©Ott nad). Sid) felbft etroa§ 5U5ufd)reiben unb
fic^ baburd) bö^er al§ ©ott ju f^ä^en, alrbv jiqoiiiiav i^eot,
ift ©ottlofigfeit; bamit ift il)m ba§ SSertrauen oerfagt, 1, 176.
®arum fdjlie^t ba§ ©tauben bie ©etbfttiebe, (filaviia, au§,
ebenfo bie ©inbitbung, oir^aig, metd)e uon fid) fetber fagt: atte§
ift mein, ola f.iov, 1, 154, 25. ^arum ift 'ti(\§, ©tauben ba§
fledentofe, t)errlic^e Dpfcr, ba§ mir in roat)rt)after ^^eftfcier ©ott
barjubringen vermögen, inbem mir alte§ bei it)m fud)en unb feft=
t)alten, 'Ho.'^ attes Äreatürlid)e mit @infd)tu^ unfer§ eigenen Söefeng
gänjtid) t)on ©ott abt)ängt.
3Bir finben atfo, mie in ber patäftinenfifd^en ©emeinbe,
aud) bei ^t)ito, bie ©rt'enntnig fräftig entmidfett, ba^ im ©tauben
ba§ natürtid)e ^egef)ren be§ 9)'?enfdf)en , bas bem ©taubenben
*) !J)erfelbe ®ebonfe finbet fid) attri) in ber paläftinenfifc^en Synagoge;
n)af;vicl)einUd) ift er auö ber gried)ifd)en in fie f)inü6ergeroanbert. ?Jad) ber (Sr^
t)elning 3(brn()ani'S nmS ,?>immelgeuiölbe glaubte er fofort an Sott, im ©egcnfa^
5ur ^Iftrologie, "i>2 l'^CNnl l^C 2;and). ®d)ofetim 11.
70 Aap- 3. ^ct ®Ittube in ber i^riecf)iicf)en Synagoge.
nic^t nur an ben anbern ftd)tbar ift, fonbern aud) in it)m fclbft
ficf) regt, abgefto^en unb barniebergel)alten rairb.
tiefem et^tfd)en ©egenfa^ ftet)t in genauer parallele eine
9lntitf)efe §ur ©eite, bie in ben 23erlauf unfver ©ebonfenbilbung
fällt. 3unäd)ft traut ber a}?enfc^ feinen eigenen geiftigen Gräften :
ben Sinnen unb ber 3Sernunft, ccTcoaeiAvvvEiv rov \di,ov vovv ymI
rriv al'od-rioiv , 1 , 609 ; benn er erwartet t)on ben ©innen , fie
roürben it)m bie 2BeIt erfd)Iie^en, unb berut)igt fid) bei ben 3ßat)r=
fd)einlic^!eiten unb ©d)tüffen ber SSernunft, bei ben si-Koia y,al
7tLd^avä, ben ivloya, ben erKaoiai unb l'diot loyioi-ioi , ügl. l,
132. 2, 106, 34. ^ag ift ein TtgoTtiaiEveiv , mit bem un§ bie
SGBa^r^eit üerloren get)t. 3ßir l)aben un§ uielmetir felbft ber
2;ort)eit anjuüagen uaö @ott p glauben, 1, 457.
®er @runb be§ @Iauben§ liegt in ber 33efc^affen{)eit beffen,
bem e§ glaubt, fiov^) d^sqi jtiozeIelv! ®enn (.ibvoq b d-Eog ^naiog,
1, 486, 3. 128, 1 ; aKe§ ©emorbene bagegen ift amozov, 1, 486, 1.
2, 412, 27. 2)er leitenbe @efid)t§punt't ift ber ®egenfa^ 5n)ifcl)en
ber 23eränberlid)!eit, bie im 23ergel)en enbet, meld)e allem @e=
roorbenen auflebt, unb bem unmanbelbaren, n)al)rt)aften ©ein
©otteg. Stile Gräfte unb ©üter be§ SRenfc^en äergef)en unb feine
erfennenben ^unftionen fül)ren blo^ §u relatioen ©rgebniffen, §ur
ol'riaig, öo/triaig, XEvai do^ai, unb mad)en il)n gum doytriaiaocpog
l, 363, 13 u. a. ®ott bagegen fielet in unerfd)ütterlid)er 33e=
l)arrung über bem ©eroorbenen al§ ba§ ©eienbe unb Urfäd)lid)e.
^urd) biefen ©ebanfengang 50g ^t)ilo bie ©rträge ber
gried)ifc^en ©!epfi§ jur 33egriiubung be§ @lauben§ {)eran, jeboc^
nod) fo, ba^ er gleid)n)of)l eine ©pannung 5n)ifd)en bem ©tauben
unb bem Srf'ennen oermieb. ®enn er ert)ält nid)t nur ein büp=
pelteS ©lauben, ta^ falfd)e, ha§ ber Seit jugemanbt ift, unb
ba§ rid)tige, n)etd)e§ auf öott geftellt ift, fonbern parallel bamit
aud) ein boppetteS (Srfennen, roeil über ber begreifenben Searbei»
tung ber finnlid)en 2öal)rnel)mungen ber ©otte^begriff al§ ba§
reine vuricov ftel)t, luomit er fid) unflar ben anbern C*>K'genfat^
oermengt jn)ifd)en einer fi)llogiftifd)en (5rfenntni§ &oik^ an^ feinen
3öerfen unb einem barüber ftebenben, I)bl)ern „©oben" WotteiS,
mcldjeä in einer bireften "'•ikrül)rung ber ©eele burd) Wott be=
grünbct fei. 'iluö jener nicbercn $u bicjer t)öl)eren (5rfenutniö füljrt
25ie ©faubengmotioe. 71
bic ©fepfig t)tnauf, ba fte bic 3iiüßi^ficf)t jerftört, n)etd)C fic^ an
jene niebern @rfenntni§formen f)ängt, unb baburd) ber neuen,
an§ ©Ott ftammenben @rfenntni§n)etfe, bamit aber aud) bem
erf)ten ©tauben bie ^a^n in ber ©eete frei mad)t.
®er ©influ^ ber (Schrift unb bie retigiöfc ^irabition in ber
©emeinbe liefen e§ jebod) nirf)t ju, ha^ einzig bie metap;^t)fifc^e
2(u§fage über bie 2(rt, raie ©ott bes ©ein§ teilt)aft fei, ai§
©laubenSmotio biene; neben biefcr ift aud) feine @üte ba§, n)a§
ba§ ©tauben in un§ begrünbet unb üon un§ oertangt. @r fann
atte§, unb rcilt ba§ 53efte, 2, 39, 6. 2)er ©laubenbe oertraut bem
Könige, ber fid) nid)t burd) bie ©rö^e feiner ^errfd)aft §um
©d)aben feiner Untergebenen überf)ebt, fonbern in 9Jienfd^en=
freunblid)feit jebem ben SRanget beffern rcitt, 1,343,10. SOBer
nic^t glaubt, ba^ je^t unb immer ben SOBürbigen bie ©naben
©ottc§ reid)lid) gegeben werben, ift ungläubig, 1, 119,31. 3tuf
©runb ber @rfat)rung ber göttlid)en ©üte, Tie/tetgafiivog r% iv
ctTtaocv Tov &eov xQ^^o^otriiog, t)at 2IbraI)am geglaubt, 1, 455, 13.
Sflan glaubt bem ©ott, n)eld)er aliein Reifer ift, i.i6vq) acoiriQi
&e(^ 1, 176.
©laube unb 2^reue bleiben für '*^^ilo§ ^erou^tfein eng ner=
bunben. ©enef. 15,(5 unb Ülum. 12,6: 2lbral)am§ ©laube unb
SJlofeg ^reue roerben einanber aU ein unb basfelbe 33erl)alten
©Ott gegenüber gleid)gefe^t, 1, 132, 42. ®ie ©üter, üon meldjen
fid) ber ©laubenbe abroenbet, merben i^m, ba fie it)rcn relatioen
SOBert behalten, §um Ort ber Sirene unb gelten il)m al§ göttlid)e§
2)epofitum, aU 7caQa/.aTad^riA,ri. ©tatt "tio!^ mir bie ©cclc, ba§
Söort ober ben Seib für un§ felbft oermenbeten unb baburd)
©Ott entmenbeten, voarpi'Cea&ai , leben mir nun mel)r für ©ott,
al§ für un§ felbft, trloat d-eo) (.lällov ri eavKp, 1, 148, 32, unb
bema^ren baburd) bem, ber un§ alle§, roaS mir l)aben, anoer^
traut 1:)ai — ytETCLotevAiog üon ©ott 1, 491, 17 — eine f)eilige,
unuerle^lid)e niang, 1,487,44. ©benfo bilben bie un§ uon
©Ott gegebene 2öei§^eit unb ®rfenntni§ eine 7taQayiaxa^ri'/.ri
ßicocfeleaidiiüv öo)'(.iavwv 1, 389, 40, fo ba^ \)Ci^ ©tauben, ba§
fie feftf)ält, sugteid) Streue ift, bie biefe§ anoertraute ©ut be=
n)af)rt. 3ßer barum ooUfommen glauben fönnte, märe aud)
pollfommen Tiioxog, roie ©ott felbft e§ ift. Sind) ba§ ©tauben
72 ^OP- 3. 2)er @lau6e in ber nned)i)"c{)en ©pna^oc^e.
ift für W^o ha§> Slbbilb einer 2;ugenb, bie ©ott felbft befi^t,
1, 606, 8 ff.
^amit ift aurf) ber Söert be§ ©(auben§ beuttic^ (^eniac^t.
2)iefe§ einigt mit @ott, „leimt", une narf; bem ^euteronom ge=
fagt wirb, ben 9J?enf(i)en an ©ott an, unb ^zbt i^n baburd^
au§ ber Unrul)e unb 9]id)tigfeit bes ©emorbenen in ®otte§ ^^eftig^
!eit unb 9{ut)e tiinauf, 1, 456, 35. 409, 35. ogl. 230. 9ftid)t erft
bie (3ahe, bie auf ha§ ©tauben folgt, fonbern bie|e§ felbft ift
barum ha^ einzige nid^t täufdtjenbe unb fefte ©ut, 2, 39, 1, ber
So{)n unb ^ampfprei§, ad-Xov, ben ber pm ©ieger ©eraorbene
empfängt, 2,412,34. ^ampfprei§ ift e^, meit mir §uerft un§
fetbft, nid)t ©ott certrauen — »gl. ba§ be^eidjnenbe TtQOjcLozdeiv
— unb nur baburrf), ba^ mir bie 9^icf)tigfeit unferg eigenen
33efi^e§ erleben, jum ©tauben vorbringen. 2öir sie'^en ben ^u-
ftanb — dia&sGig — be§ @tauben§ nur baburd) an, ba^ mir
bie ©ntgmeiung, ben 3itfi<ittb ber unbefeftigten ©eele, au^^ie^en,
1,409,36. liefen 3iift<itt^ e^^^^t man aU ^rucf)t ber ^röm=
migfeit unb ha§> ©tauben ift be§t)atb ein 9'lut)m. ®ie ©c^rift
l^at mit ©en. 15, 6 ha§ 2oh 2tbrat)am§ bezeugt, nic^t nur im
jrociten, fonbern gerabe auc^ im erften ©lieb be§ 33erfe§,
2, 38, 11. ©Ott „bemunberte" mrat)am§ ©tauben, 2, 39, 36.
'2)arin, ba^ er it)m jur ©erect)tigfeit gererf)net raurbe, tiegt
ni(i)t§ ^araboje§; benn nicf)t§ ift fo gererf)t, al§ bie Übung
eine§ allein auf ©ott gemenbeten ©tauben^. 'J)a§ entfpric^t
ber 9'latur unb ift genau ba§, ma§ bie ©ererf)tigt'eit tut,
diytaioavvrig amo f.i6vov sgyov, 1, 486, 6 ff. '!|5f)ilo oermunbert
fid) nid)t über bie ©d)ät3ung be§ ©laubeng burc^ ©ott, fon*
bern über ha^ ©tauben felbft, meil e§ un§ unfere§ Unglauben^
roegen munberbar erfd)eint, bafj jemanb ©ott allein oertraue.
©0 oft er barum ©en. 15, 6 gittert — unb er t)at biefen ©pruc^
oft im ^J^unbe — immer ift e§ nur ber erfte 2:cil be§ 2Bovt§,
ber feine ^Jlufmerffamfeit erregt, meil ber jmeite il)m al§ bie mit
bem erften gegebene ^olge gilt, bie im ©tauben felbft begrünbet
ift. 3)arin bleibt feine 5luffaffung be§ ©prud)§ mit berjenigen,
bie ba§ ©emeingut ber paläftinenfifd)en ^trabition gcmovben ift,
ibcntifd). Seine 'Jlbiucid)ung oon biefcv enlftebt buvd) ba^o nn)ftifd)e
(Clement in feiner ^rbmmigfeit, baburc^, bap il)m nidjt fc^on ha^
2)er 2ßert beä ©laubenö. 73
©rfjriftiüort für fic^ allein genügt, nm bie Ü>evbunbenl)eit mit
@ütt äu I)aben, fonbern ^a^ er ein inroenbigeö (Srlebni§, eine in
ber ©ee(e oor fid) get)enbe ^Bereinigung mit ©ott erftrebt, ju
n)etcf)er bie (5rf)rift nur bie 3(nleitung unb ^arfteüung ent()ält.
^arum ftef)t fein ©tauben al§ ein inbiüibueües Grlebni^ ber
einjetnen ©eele mit bem S3eftet)en ber ©emeinbe in feinem 3"=
fommen^ang. 2)iefe war für ^f)iIo na^eju entroertet. ®em
nationalen @goi§mu§ ber "»Paläftinenfer tritt t)ier ein inbioibueller
@goi§mug gegenüber, ber fic^ üon ber @efd)id)te unb ©emcinbe
al§ leeren, gleicl)gültigen SRic^tigfeiten prürf5ie{)t unb @ott nur
im inraenbigen feelifrf)en ^^roje^ üerfpüren will.
@§ t)ängt mit ber mt)ftifd)en 3(rt feiner ^rommigfeit iu-
fammen, ba^ fid) it)m ba§ ©tauben nid)t al§ Slnfang, fonbern
aU (Snbe, nid)t al§ ^egrünbung, fonbern at§ ^ki ber auf ©ott
gerid)teten i^eben^bemegung barftellt. ®r t)at allerbing§ 2lbra=
!^am§ ©tauben and) burd) ba§ ^3triftotetifd)e SBort er!lärt, ba^
ber Sernenbe bem Set)renben glauben muffe, roeit fonft fein
Unterrid)t möglid) fei, n)e§l)alb gerabe bei 2lbra^am, ber burd)
Sernen jur SSotlenbung fomme, ba§ ©lauben al§ feine befonberc
2:ugenb genannt fei, 2, 416, 10. tiefer ©ebanfengang ift aber
nid)t meiter au^gebilbet. ^)
@§ fd)ieb fic^ be§f)alb für ^^1[)\io ba§ ©tauben com |)offen
burd) einen beutlid)en Unterfd)ieb. ®iefe§ ift ba^ erfte ©amen=
forn, ba§ ©ott in bie ©eele be§ 9Jlenfc^en legt, al§ ©rreget
feines ganzen Strebend, aud) feiner ^^römmigf eit , 2,410. ^a=
gegen ^at ber ©laubenbe gefunben unb fud)t nid)t mef)r, 1, 487, 6.
5lud) bann, loenn er ber fünftigen ®aht ©otte§ oertraut, ^t
feine 3ut)erfid)t in ber erfaf)renen göttlid)en ^ilfe feinen ©runb,
2, 175, 9. 2)arum ift ba§ ©tauben aufS engfte mit bem '3)anfen
oerbunben, roie umge!el)rt bie amaTia aud) axagiaiia ift, 1, 516,
47. 2, 562, 36 ügt. 1, 442, 43.
^) 3)ie ©enten^: del maitviiv t6v ^«v&avovxtt {}ai ©reiner rid)tiii auf
2triftoteleö de soph. el II 165 1) 3 :,uriirfi^efiU)rt. ©ioiene J^ur^arbeituncj ber
2lvi|toteli)cl)eii Scf^viften ift für '^U^ilo fcl)H)erlid) anjunel;men. ©e luirb ^ier ein
cni'3 bem alteren jübifct)en StriftotelientU'S übernommene^ Stücf üorliegen. ^yür
'bzw ikrlauf ber ^ogmenrtefc()icl)te in ber gried)ifd)en ©pnagoge cor '^^^ilo oenpeife
id) auf meine ©efd)id}te ^öraelö oon Sdejanber 5i« öabrian.
74 Aap. 3. 2)er @laube in ber griec^ifc^en «Synagoge.
9lun ift frctticl) ha^ ^kl, ba§ al§ @Iaube oon ber ©d)rift
un§ t)orget)a(ten wirb, für un§ nid)t Döüig errcirf)bar. 91a(^
feiner inteüeftueUen ©eite bleibt e§ in un§ notwenbig unüoü=
!ommcn, rceil @otte§ ^aiuv unerfennbar ift, n)e§l)alb niemanb,
anö) ni(i)t ein @ngel imftanbe ift Ttayltog TtioreveLv tibqI d-eov,
1, 128. ^) ^;pi)iIo benft babei QU§fd)lie^Iic^ an bie Slnrcenbung ber
au§ ber Statur ftammenben Kategorien: ©ubftang, Dualität, 9ie=
lation, 33en)egung u. f. f., bie firf) auf ®ott nid)t anrcenben laffen.
@r füf)lt : biefer Slpparat oerfage, roenn er ha^ ®otte§ben)u^tfein
faffen foU. Sßeit aber ^^f)i(o im ©tauben nid)t etrca einen @rfa^
für ha^ (Srfennen fuct)te, fonbern jeneS al§ ^rud)t au§ biefem
geroann, überträgt fid) bie Unt)oü!ümment)eit unfere§ @rt'ennen§ not^
roenbig aud^ auf ba§ (Stauben. 2tn biefer ©teile erfd)n)ert if)m fein
narf) ber grie(i)ifd)en 3öiffenfd)aft geftalteter @rfenntni§begriff ben
@lauben§ftanb. ^enn biefe gefät)rbete feinen ©otteSgebanfen unb
fc^ob tf)m ben ©ubftan^begriff, ha^ reine unnennbare ©ein, an
beffen ©teile. Wü jeber 3Serfac^lid)ung be§ @otte§gebanf'en§
verfällt aber ber ©laubenSbegriff.
3ugteid) ergab fic^ it)m au§ feinem '2)uali§mu§ eine @r=
fd)n)erung be§ ®lauben§, roeil i>a§, mag für @ott fetbfl eine
©d)ranfe bitbet, notroenbig unb unmittelbar aud) eine füld)e für
"tia^ ©tauben mirb. 3Iun finb aber in un§ ©ottlidjeS unb ©terb=
lid)e§, ©eift unb Seib Bereinigt, fo ba^ un§ fein DoHfommeneS
©tauben mef)r erreid)bar ift. 3)er Seib nötigt un§ immer mieber,
bie finnlid)en ©ebanfen unb ©üter ju fd)ä^en, unb läfU e§ nic^t
ju, ba^ mir un§ ftet^ unb allein auf ©ott ftütjten, 1, G05 f.
2lbral)am t)at jroar ©ott geglaubt, jebod) al§ 9Jienfd) glaubte er,
unb beö^alb ^meifelte er rcenigften§ momentan. ®a§ ©tauben ift ja
eine 2;eilnal)me an einer göttlid)en !i?ollt'ommenl)eit unb mirb bal)er
nur in unoolll'ommener Sßeife be§ 9Jlenfd)en 33efit3, meil bie gött=
lid)en 2;ugenben nur mit einem fd)mad)en 9lbbilb in ben 9Jlcnfd)cu
eintreten. "Die ©pannung jnnfdjen bem ba§ ©tauben befoolcnben
SBollen unb bem natürlid)en !iU'rlangen, meldte fidj im paläfti=
nenfifc^en ^ereid) in einzelnen 5?onflittcn unb ©rfd)ütterungen
bcss ©laubeng äufserte, ift f)ier in ein tl)coretifci^ begrünbotes«,
fonfcqucnteö ©i)ftem ber agfetifd)en ^Jiaturbcftreitung gcbrad)t.
•) ®(^>ucrli(l) ift f)'\ex ni,axtvnv tvaiifitiü gcbadjt: (yen)i[il)eit gebe».
2l6raf)am a(§ 33ei)piel beä 0(au6enö. 75
3Son ©Ott t)cr überträgt fid) bcr ©lauben^gebanfe aurf) auf
bie ^ibel, rcomit fic^ ^t)ilü feine ©tettung innerl)alb ber 3w^en=
frfjaft erf)ielt imb mit bem biefe tragenben ©lauben^ftanb üer=
bunben blieb. @r ftimmt mit Stfiba bariii überein, ba^ bie ^Sibet
ha§> einzige ©öttlicfie fei, maS un§ ber @efd)id)t§Iauf übermittelt.
2Bäf)renb aber für Stfiba in ber Q3ibel oon 3§rael bie Stiebe ift,
rebet fie nod) ^^t)iIo§ Urteil von ben feelifd)en S^orgängen, burc^
bie fi(^ ber Stufet bie inmenbige 53erüt)rung mit ®ott i)erfrf)afft.
3ll§ Ouette unb S^lorm ber g^römmigfeit fennen aber beibe nur
bie ©rf)rift; auf fie mirb bat)er ein unbebingte§ ©tauben geflellt.
'^Demgegenüber, rcaS ©ott crt'Iärt, jiemt e§ bem 9J?enfd)en, auf§
feftefte ju glauben, 2, 40, 7. ^a^ ©ott ^irte ift, nerbürgt ber
^:pfalmift at§ ^:prop{)et, tji %aVov Tciateveiv 1, 308, 16. 2öer bie
rcunberbare (Spenbung be§ 2Baffer§ in ber Süfte nicf)t glaubt,
Tovtoig a7ciazelv, f'ennt ©ott nirf)t unb f)at it)n nie gcfud)t,
2, 114, 36, weil ein fold)e§ Sßßunber neben bem, roaB un§ bie
S^iatur an göttlirf)en SBerfen barbietet, eine 5l(einigfeit ift. ©ött^
Iirf)en 3(u§fprüd)en, xqrio^iol, barf man ben ©tauben nid)t vtx-
fagen, aurf) menn fie nod) unerfüllt in bie 3ii!unft raeifen, 2, 388, 7.
118, 33. 175, 25. 386, 37.
^\ix fonfreten 33eranfd)aulic^ung be§ ©lauben§ foU un§
nad) ber 3lbfid)t bcr Sdjrift 2tbraF)am bienen. Sie ^^oaf) megen
©en. 6, 9 mit ftänbigem Beinamen ber ®ered)tc ^ei^t, fo füt)rt
3lbra^am ben Flamen 6 maiog, 1, 259, 23. 2, '412. ^n ber
boppelten ^reijat)! oon 3^t}pen, meldte bie ©enefi§ gibt: @no§,
|)enod), ^)?oat), unb 5lbrat)am, ^^faaf unb ^aUh, ftellt fie bie
üerfd)iebenen Stufen ber ^römmigfeit bar : .^offnung, Su^e, ©e=
red)tigt'eit, unb ©taube, ^reube, (5d)auung ©otte§, morauf SRofe
folgt, n)eld)er gleid)5eitig "»^ropliet, ^-^jriefter, ©efe^geber unb 5lönig
ift. SGBät)renb fonft bie Deutung ber Figuren if)rcm Flamen
entnommen mirb, meil '>pf)ilo in biefem bie göttlid) gültige ©nt=
l)üllung it)rer 33ebeutung fiel)t, tritt bei ^bra^am bafür ber
©laube ein.
®en ©tauben üeranfc^aulic^t 3lbraf)am 5unäd)ft roegen feiner
3lu§manberung au§ bem Drt ber S^albäer. ©r ift ber erftc,
„ber eine fefte Überzeugung l)atte, ba^ e§ eine einzige oberfte
Urfad)e gibt unb ba^ fie für bie Seit unb ba§, n)a§ in it)r ift.
76 Aap. 3. 55er GJlaube in ber (^rierf)ifd}en Spnniioiie.
forgt". ^n feiner ©et)nfud)t nac^ ber @r!enntni§ be§ ©eienben
crt)ob er ben 33IicE über ben |>immel unb bie ©lerne unb lie^
nid)t ah, bi§ er eine f)elle SSorftellung oon @otte§ ^afein unb
S3ürfef)ung erlangt I)atte, 2, 442. Über aUt§ finnlid^ n)a{)rnel)m=
bare unb oernunftmä^ige er{)ob er fid) unb ftü^te ftrf) mit fid)erem
Urteil unb feftem ©tauben auf @ott, 2, 402. 1, 486.
©ein ©taube erfcf)eint weiter bainn, ta^ it)m ba§ Sanb,
in rcetc^e§ er rcanbern fotl, noct) nic^t gejeigt rcirb. 3Beit feine
©eete @ott nict)t erft auf @runb ber ©rfültung banfte, fonbern
au§ ber ©rrcartung be§ Mnftigen f)erau§, an bie Hoffnung ge=
bunben unb angef)ängt, ungeteilt bafür l)altenb, ba§, roa§ nid)t
gegenwärtig fei, fei gegenwärtig wegen ber feften Streue beffen,
ber t>a§ SSerfpred^en gab, fanb fie ben ©tauben ai§ nollfornmeneS
@ut, avevdoiaaia vof.ii(jaaa ridri nagelvai xa f.iri TtuQovca dia
triv xov VTTOOxo/nevov ßeßaioiazriv Ttiariv, 1, 442. '3)iefelbe
©teltung mad)t bie ©d)rift an SJlofe ficl)tbar, welcher ha§ Der=
^ei^ene Sanb felien, aber nic^t f)ineinfommen foü.
?^erner geigt fid) ber ©taube 2lbra!^am§ barin, ha^ er mit
©Ott üertraulirf) reben lann: „wa§ wirft bu mir geben?" @en. 15,2.
©0 wie ein ^reunb jum ^reunb bürfen bie gu ©ott fprecl)en,
ja fd)reien, weld)e in ber ©e'^nfucl)t nac^ 2öei§^eit ©ott geglaubt
I)aben, tov^ Igtoii aorplag d-etTt 7tE7TiovevY.6iag, 1, 475. '*]iarallel
bamit ftet)en 9Jlofe§ füt)ne ©ebet^worte: „ftreict)e mid) au§ bem
^uc^ be§ Seben§", „t)abe id) biefe§ !i5olf geboren?" ol ^tovov
Xeyeiv Y,al ßoav, aAA' ridri xal VMtaßoav ei aXrid-ovg TiiOTStog
Y,al arco yvrioiov xov ndd-ovg d^aQQsl, 1, 475, 39.
®abci \)at ^^l)ito einfic^tSuoU bie ©inigung oon ^urd)t
unb 3uöcvfid)t im ©tauben bargeftellt. „|)err, daoTroza, wag
wirft bu mir geben?" „^^err" nennt er il)n ^h^n je^t, um ju
fagcn: „id) oerbergc mir beine überfd)wenglid)c "i^Jlad)t nid)t; id)
fcnne ba§ ©d)rec!enbe beiner .^errfd)aft; in ^urd)t unb .-gittern
trete id) oor bicl) unb bod) wieber mutig; benn bu baft mir
gcfagt, mid) nid)t gu fürdjtcn. ®u l)aft mir bie ^ungc ber 3ud)t
gegeben, ju erfennen, wann id) reben fotl. %n l)aft mir ben 8U=
flenäf)tcn 9)hinb geöffnet; bu gcigteft mir, waö id) fagen fotl,
jcnc^J ©ottesiwort bcftätigcnb: id) werbe boinen "illhmb öffnen unb
bir jeigen, was^ bu reben foUft. 'IVux id) uid)t auö bem 'initer^
2(6rafjam als SJeifpiet beo @louben§. 77
tanb unb ber ^^ern)anbtfd)aft uertrieben unb bem üätevtid^en
.^aufe fremb geworben? 3(ber bu, ^err, bift mir ba§ !öater=
lanb, bu bie 23enDanbtfd)aft, bu ber uäterlid^e ^erb, bu bie (St)re,
bie freie 9tebe, ber gro^e, f)errlicf)e, nid)t cerlierbare 9ieid)tum.
2öarum foüte idi nid)t wogen, ju fagen, n)a§ icf) benfe? Unb
bocl), i^ befenne, ba§ irf) mid) fürchte unb niebergefrf)(agen bin,
nict)t al§ t)ätte irf) einen STOiefpältigen ©treit in mir, ^urrfjt unb
3uoerfid)t, fonbern eine ineinanber gemijrf)te ©inftimmigfeit. Un^
enblirf) labe irf) mirf) an biejer 9)lifd)ung, bie mic^ gelet)rt !)at,
nid)t furd)t(o£i freimütig ju fein unb nic^t ot)nc Freimut mid)
5U fürd)ten. ^enn ic^ lernte e§, mein 9'iirf)t§ ju meffen unb
bie überfd^menglidje .^öf)e beiner SÖo^Itaten an5ufe{)en ; unb wenn
id) mid) felbft als ßrbe unb ^ilfc^e erfenne, bann gerabe mage
id) e§, üor bid) bittenb ju treten, flein geworben — xanEivbg
yeyoftog — jur @rbe geworfen, in bie @(emente aufgelöft, fo
ba^ e§ mir fc^einen wiü, id) beftel)e nid^t me{)r," 1, 477. (5o=
mit ift 2(brai)am§ äBort: id) bin ©taub unb ^d)^ @en. 18, 27
fein ©egenfa^ jum ©tauben; t)ielmet)r ift „ba§ gerabe ber redete
^eitpunft, ba^ ba§ @efd)ijpf bittenb üor ben ©d)öpfer trete,
wenn e§ feine 9Ud)tigfeit erfannt t)at".
Sßäf)renb '!p()ilo mit 2Ibrü{)am§ ''Beugung oor ®ott 5ured)t
fommt, I)at er ben ^>^weifel be§fe(ben, foweit e§ mögtid) war,
befeitigt. ^ie ^rage @en. 15,8 ift fein ^'^eifel; üie(met)r t)iett
2lbraf)am and) bamal§ feft, ba^ i^m ba§ @rbe juteil werbe,
unb fragte nur nad^ ber SÖBeife, wie er ba^felbe erlangen fönne,
1, 487. 2lbra^m§ Sad)en @en. 17, 17 war freubige .^offnung,
1,602. ebenfo ba§jenige ©araf)§. ©ie fagt @en. 18, 12: bi§t)er
ift mir nod) nie mü^eIo§ oon felbft ein ®ut juteil worben;
ber aber, ber e§ r»erf)ie^, ift mein .^err unb älter at§ bie ganje
©c^öpfung, bem man glauben mufj, 1, 603, 36. 130, 51. 2(bra=
^am§ äßort: wirb bem .^unbertjäf)rigen ein ©o^n werben?
®en. 17, 17 ift atlcrbingg ^w'ßifßlj ^^ fprarf) bic§ jebod^ nur
in feinem .^ergen, iv ifj dtavoia avxov, weit if)n ber 3"^^if^t
nur a(§ flüd)tige Biegung bewegt f)at, ba bie Seiblid)feit bem
9Jlenfd^en bie unbewegUd)e ^^eftigfeit ©otteg nid)t geftattet, 1, 605 ff.
Unb aucf) f)ier wirb bie anbere 9JiögIid)feit offen gelaffen, ba^
'^([% SGBort eine "öitte fei, ^faaf möge gerabe bem 99jät)rigen
78 ÄflP- 3- 35er @Iau6e in ber (ined)ifrf)en ©pnacjoge.
geboren werben, wegen ber U^oIIfommenfieit biefer 3^1)1. ^ie
^itte, ha^ ^§mad oor @ott leben möge, @en. 17, 18, ift mrf)t
Unglaube, fonbern aud) ein ®(auben§a!t, weit ha^ empfangenbe
SSermögen beä 9Jlenfc[)en roeit t)inter ber ^üUe be§ göttüd)en
®eben§ §urü(ibleibt, fo ba^ er mit bem, wa§ er empfangen f'ann,
aufrieben unb bafür banfbar fein folt. ©in ^itte, mie bie
2lbrot)am§: fc^enf'e mir "öa^, ma§ meinem 3Sermögen entfpri(i)t,
aurf) menn e§ Hein ift, vertraut in i^rer 33efd)eiben^eit bem @ott,
ber unparteiifd^ bei ficE) felbft ba§ jebem entfpred)enbe abmägt
unb jumi^t, 1, 612. %uä) in ber Schrift de Abr. 2, 17, bie
nid)t 5unäd)ft ben Sel)rgel)alt ber @enefi§ auflegen, fonbern bie
@ef(i)id)te er§ä^Ien rciü, roirb beim ©efpräd) ber ©ngel mit
3tbral)am fein 3n^^^f^t ftarf gefd)n)äd)t, namentlidf) baburc^, ha^
er nur auf bie al§ 9Jienfrf)en erfdjeinenben ©ngel unb nid)t auf
(Sott belogen mirb. 2tuf iia^ SBort: ift bei ©ott etmag un=
möglid)? ^ahz \\6) ©aral) gefrf)ämt unb ibr Sad)en abgeleugnet,
roeil fic bie Sel)re, ba^ @ott alle§ mögtic^ fei, fd)on üon ben
Sßinbeln an gelernt t)atte.
%k ^^enbenj, bie ^^atriard^en ju oer'^errlidien unb feinen
©ebanl'en an 33erfünbigung bei il)nen entftel)en ju taffen, ift
nic^t ^^t)ilo§ (Eigentum, fonbern t)at bie ganje ©vjnagoge be=
t)errfd)t. ^) ^^ilo t'am fd^on roegen feine§ gefcl)id)t§lofen ©d)rift=
begriffe nic^t au§ biefer ^al)n t)erau§. @r begel^rte nur Sel}re,
SBei§{)eit, 33orbilb oon ber Sdjrift. 'S)ie @efc^id)te ber Später
fd^icnc il)m nu^loä, roenn fic nid)t bie ^arftellung ber göttlidjen
®efe^e möre. ®al)er !ann fie nid)t aud) ibre ©ünbe unb Sd)n)ac^=
^eit barfteüen. ®a§ göttliche 3Bort mujj überall einen ^mperatiu
entl)alten, überall etmaä 33ollfommene§, menigftenS etmaS ®ute§
unb ®ott ^JOBot)tgefällige§ au§fagen, überall bie 3Ööei§t)eit @otte§
offenbaren at§ ba§ einjige Dbje!t, ba§ in il)m 5ur ^arftellung
gelangen fann. ©old)e mu^ fid) aud) in ben auftbfjigen 'öe=
rid)ten finben al§ ba§ 3Jii)fterium, ba§ geljeimni^ooll in it)nen
liegt. "Da.^u erfd)n)erte c^ il)m aud) fein Wlaubeu'^begviff, ein
(<i(ouben auäuerfennen, baö mit ^meifel unb Unglauben ringt
unb bori) nidjt aufbort, C^3lauben ju fein, uiolmel)r je unb je
•) Sfll. Oieju bo<l ®. 5!J üon Slfibu zitierte ilU'ifpiel.
Wo]e at§ Seifpiel bes ©laubenö. 79
gef(f)Ioffcne ®tauben§afte ju ftanbe bringt, ©r benft fic^ ba§
©tauben mrf)t fontret, rate e§ bie einjetnen Seroegungen ber
^crfönlid)f'eit leitet, fonbern er benft an bie abftraftc „Stugenb"
©taube, bie at§ bteibenbe @igenjrf)aft in ber ©eete fi^t. @r
benft e§ at§ (5iege§prei§ ; fo jie^t fid) ber ^anipf nid)t in ha^
©tauben t)inein. @r benft e§ nic^t ai§ Surjet, fonbern at§
^ruct)t ber @rfenntni§ ©otte§, unb barum fo unoertierbar roic
biefe. Sßerben it)m im S3tic! auf bie naturf)afte öegrenjung be§
SJlenfd^en Sc^ranfen gefegt, fo rairb biefe @infd)ränfung möglirf)ft
geminbert, bamit bie ^errtid)feit be§ ©tauben§, bie am 53ilbe
3(braf)am§ un§ fidjtbar werben fott, ungetrübt fei.
2(uc^ bie S'ürbitte 5tbrat)am§ für ©obom gel)ört ju bcn
3ügen, bie it)n jum 2;i)pu§ be§ ©tauben^ mad)en, benn fie be=
ruf)t auf ber 3uDß^Wt, ba§ raenn nur ein fteiner 5Rcft oon
^ugenb nod) Dorf)anben ift, ©ott firf) be§fetben erbarmt, fo ba^
er ba§ ©efattene aufrid)tet unb ba§ ©rftorbene jum Seben an=
fad)t, 1, 455, 13. 456, 41. ^n\i<i) raie 31bra^am§ ^ürbittte wirb
aurf) bie Opferung 3faaf§ mit ©en. 15, 6 üerbunben, 1, 273, 24.
3nbem 5tbrat)am ben ©oI)n nicf)t für firf) felbft geboren f)aben
raitt, fonbern it)n ©ott f)ingibt, betätigt er jenes ©tauben, ba§
in attem ©otte§ ©igentum frf)aut, ba§ bie ^Jiic^tigfeit be§ ©e=
raorbenen unb bie ^eftigfeit be§ feienben ©otte§ bejatjt. 2)er
f^riebe, in bem 3tbra^am ftef)t, ©en. 15, 15, marf)t feinen ©tauben
funb, benn ba er t)eimattog burd) 5lrieg unb junger burrf)gef)t,
roäre fein Seben ein t)erber ©treit geroefen, t)ätte er nirf)t ben
götttid)en Söorten unb ©prüd)en gcgtaubt, 1, 514. ^m ©tauben
l^atte er an ©otte§ 9iuf)e teit.
9J?ofe jeigt in äf)ntid)er Söeife, roa§ ©tauben ift. 3it§ er
am ^ornbufd) ©otteS SGBa^t abtet)nte, mar er nid)t ungtäubig;
er tat e§ üietmef)r, „obrco^t er gtaubte", /tiatevtov d^o^itog
TtaQijvelzo TTiv xEiQoioviav , 2, 93, 42. 23or ^f)arao ftet)t er
im ©egenfa^ ju ber t)on ber Ungerec^tigfeit teibenfc^afttid) er=
frf)ütterten ©eete at§ \ia^ ^itb be§ ©tauben?, ber bei ©ott jum
fielen fam, 1, 409. ^Senbet er bie 5^unbfc^after auS, fo erftärt er:
unfere Söaffen, ^rieg§mittet unb ^raft beftef)en altein im ©tauben,
2, 116, 49. 93ertangt er, ba^ man ba? 9}?anna nid)t bi§ jum
SJlorgen bef)atte, fo fagt er: glauben mü^t it)r ©ott, ba it)r
80 Änp- 3. 3?er ©laube in ber gried)ijd)en @t)nagoge.
feine SGBof)Itaten crfa!)ren f)abt in fingen, bie alle§ ^offen
übertrafen, 2, 175, 9. SGBä{)It er, obg(eirf) er ^ofua fennt, bennod)
ben 9lad)folger nid)t felbft, bittet er x)ielmel)r ©ott, ben ^irten
über fein 3SoI! gu bejeic^nen, fo glaubt er nid)t uoreilig firf)
felbft, ov TtQOTtiazevwv kavvo), fonbern f[el)t ben 2tuffef)er über
hk unfic^tbare ©eele an, ber altein ben SJlenfdjen fennt, ha^
er ben beften tt)äf)Ie, 2, 384, 45. 9Jlöd)te er ©ott fef)en, fo max
bieg freili(^ eine unmöglid^e ^itte, aber tf)r ©inn ift bai§ SSer=
langen nad) feftem ©tauben, 'iv rjdi^ uori aipevöoZg do^rig
(.isralaßiov aßeßaiov ivöoiaOLiov ßeßaLorccTriv 7CioiLv älld-
^rirai, 1, 228, 30. ^iefe fetbe ©otteSliebe ift bie Söurjct jene§
ntäd)tigen 3Sertrauen§ — avToi tovto), b. ^. to) d-soqjilEi ftahaia
7CE7ciaievytws, 1, 339, 7 — in roetd)em er ©ott für ba§ @rbe
ber Seuiten, b. t). auf irbifc^en ^efi^ üer§id)tenb, ©Ott für ha§
©ut be§ 3öeifen ert'tärt. '2)ergteid)en Se!^ren gef)ören jebod) nid)t
„ben nad) beiben ©eiten ©d)n)antenben", fonbern nur ben oon
feftem ©tauben (Ergriffenen, 1, 340, 13.
^^t)iIo§ 2lu§füf)rungen geigen, ha% foroeit fi^ bie gried)ifc^c
^ubenfd)aft an ber ©d)rift ein lebenbigeS ^ercu^tfein ©otte§ er=^
t)atten t)at, aud) bie ©infid^t lebenbig ift, hafi ©ott, foioie er oon
un§ bejatit ift, ben ©tü^pun!t unfere§ Seben§ bitben mu^. 2)arum
ift bie ©mpfinbung mad), ba^ e§ etraaS ©ro^e§ um ben ®Iauben§=
üorgang fei, ha^ ha^ ^d) uid)t refu(tatIo§ über fid) felbft empor=
blidfe unb emporftrebe, fonbern burd) feinen ©riff nad) oben in
ber 2;at gur 93erbunbent)eit mit ©ott gelange. ^t)ito§ Sßorte über
'öa§ ©tauben mad)en beutlid), ba^ bie 33oten ;^vefu nid)t nur in
^cnifatem, fonbern aud) in einer gried)ifd)en ©Diiagoge unbcforgt
it)re SBeifung fo formulieren tonnten: ©laubt an ©t)riftu§. ©ie
rourben oerftanben; man mu^te, wa§ e§ f)ci^e, an ©ott gläubig fein.
^^tber ebenfo beutlic^ ift, ha^ ha§ ©lauben für '|>l)ilo nid)t
ben .f^auptbegriff bilbet, in meld)em er feine ^egiebung gu ©ott
jufammenfa^t. ^a§ mar md)t mel)r möglid), nad)bem er it)n
als; ba«} >^iet ber ^römmigfeit an it)r ©nbe gefegt t)atte. ®cnu
für jebc Xl)cotogie ift e§ bie .f')auptfragc, mie fid) unfre ^römmig
feit begrünbe, mie ber 3Jienfd) gu ©ott fomme. ^arum fiub
biejcnigen '^kgriffc, metd)e fagen, wie ber 9lnfd)Iuf} au ©ott ge=
Wonnen wirb, basf ^^entrum jebeS t^cologifd)en 6i)ftems^. ®iefe
Xer aSrucf) in «ß^ilog @Iau6en. 81
©teile l)at ahex bei 'jp^ilo nidjt ba§ ©lauben, fonbeni etnerfeit§
t)a^ SBiffen, bie 2öei§f)eit, bic ©rfcnntniS @ottc§, anbererfeit^
bie Stbrcenbung ber Seget)rung üom natürlirf)en ©ut, bie Unter=
brüdfung ber Suft. 53eibe§ gilt if)m a(§ untrennbar. '3)a§ äBiffen,
ba§ er |rf)ä^t, ift Dor allem @üter(el)re. @r beftrebt fid), baä
n)af)rt)aft ©eienbe be^roegen ju erfennen, rceil er in if)m ba§
roa^rfiaft @ute finben rairb. 2)arum forbert bie @r!enntni§ bie
3lbM)r üon ber ©inn(id)f'eit; biefe ift aber aud) 'Oa§ ©ebiet ber
Suft. ©0 greifen feine 2l§fetif unb feine Sogif ineinanber unb
biefe 3(gfetif, bie i^ren vofiti^en ^ni)alt in ber jur ©erci^eit
@otte§ emporfteigenben 2öei§^eit f)at, ift ber 2Beg ju @ott, unb
bie !^orbereitung gu jenem m^ftifdien ®rtebni§, burrf) rccIc^eS bie
Offenbarung @otte§ in un!§ gcfc^iel)t unb ba§ ©tauben entftet)t.
^aft mie '5]iau(u§, meinte ©rf)ncctenburger, *) t)at ^f)i(ü uom
©tauben gerebet; roirflic^ „faft"? jebenfall^ nid)t ganj. ®enn
ber ©egenfa^, ber fein rcligiöfeä ^enfen regiert, ift übermiegenb
naturt)aft beftimmt. ®ort ftef)t ba§ ©eienbe, t)ier ba§ ©emorbene,
bort ba$( rein ©eiftige, t}ier ba§ ©innlirf)e unb Seiblid)e, unb ba§
33ebeutfame am ©tauben beftel^t it)m barin, ba^ in if)m biefer
©egenfa^ überbrüdft, ber geworbene SJienfd) bem ungemorbenen
©c^öpfer, ber burd) ben Seib ber ^Jiatur ^>^ugetei(te bem über
bic 2öett ©r^benen uerbunben ift. ^arurn ift aud) in feinem
©tauben, mie in bemjenigen be§ 'iPautug, bie negatioe, abn)ef)renbe
©eite ftar! auggebitbet. ®er ©taube ift 33er5id)t auf ba§ 3)]enfd)=
Iid)e unb nur a(§ foId)er *öejat)ung @otte§ in feiner 33ottfommen=
l^eit unb ©üte. ^er ©taubenbe fällt unb ftet)t gleid)§eitig ; er
fällt au§ bem eigenen 2Baf)n I)erau§, roirft ben 3Bei§l)eit5bünfet
ah, unb ber ©ott liebenbe ©inn mirb aufgerid)tet, ber auf bem
Unrcanbetbaren gegrünbet ift, 1, 605. 2(ber bie 3lntitl)efe jmifdien
©Ott unb bem 3Jienfd)en berührt bei ^4^t)ilo basjenige ©ebiet
nod) nid)t, mo fie bei ^autu§ ifjren erften Ort i)at unb mit aller
©c^ärfe beimifd) ift: bie ©eftalt unfere§ 2öollen§ unb ^anbeln§.
©§ ift mertiüürbig, ba§ ^^t)ilo j^mar auf bem intelle!tuellen
©ebiet ba§ ©tauben ber ©elbftsuoerfidjt entgegenfe^t unb am
Iogifd)en ^efi^ be§ 9Jlenfd)en feine ^ritif übt, bagegen ben SBitlen
^) Saei^issime Philo sensu paene Paulino de nlaru loquitur,
@cl)nec!eub., ^afobuebr. 133.
S (glatter, S5er ©laube im SR. 3;cft. 6
82 ^flp- 3. Set" ®{aube in ber iivie(l)iiri)en Synajioi^e.
n\6)t biivd) eine äf)nIicE)e ^Tntit^efe burd)füf)rt unb bie ^uo^t'fid)!
5ur fitt(i(f)en ^raft be§ SJ^enfc^en ntd)t nur nicf)t t)rirf)t fonbern
aU bie SSorau^fe^ung ber ^römmigfeit fortwäfirenb bejafit. @r
ftettt jmar über ben togif(i)en 33efi^ be§ SRenjc^en ein ©rfennen,
ba§ ®abz @otte§ ift, nid^t aber über fein 2öolten ein neue§
Söotten, ha^ ebenfallg ®ahe ber ©nabe roäre. 2Sie(mef)r ift bie
fittlicf)e a^^einigung bie Siat be§ 9Jlenfcf)en. @r beginnt al§ ber
aftiüe, 5um 3Bir!en fäf)ige feine ©emeinfdjoft mit @ütt baburd),
ba^ er feinen SBiUen gut ntad)t, unb bann, rcenn i^m biefe
21§!efe gelungen ift, bann ift er §um ©tauben gefc^idt.
91ie gingen in ber (Si)nagoge ber ^u^gebanfe unb ©d)ulb'
begriff gang unter. 9tud) ^t)ilü be§iet)t ba§ ©tauben nid)t bto^
auf bie gebenbe ©üte @otte§, fonbern aud) auf feine Siüigt'eit
ju «ergeben, ^zx ©ünbopferritu^ 'i)at 5. 33. ben 3"^ßcf/ M^^^
©tauben §u erzeugen, ba^ ©ott benen, roetdie if)re ©ünben be=
reuen, gnäbig ift, 2, 248, 27. ®a§ auf bie Opfer begrünbete
SSertrauen su ©ott ift bered)tigt, rcofern e§ nur üon ber aber=
gläubifc^en ©d)ä^ung be§ materietten Dpferafte§ gereinigt lüirb.
1, 345, 14. Stber bie SCBeifung, bie ber fd)ulbig ©ercorbene emp=
fängt, tautet md)t: glaube! fonbern in 9teue, S3efferung unb
Steinigung ber ©eete t)at er fid) guerft auf§urid)ten unb bann,
„luenn er nichts 33öfe§ neu üerübt unb ba§ alte ^öfe abgeit)afd)en
t)at," barf er of)ne ^nvdjt ju ©ott fiinjutreten, 1, 274, 10. ©ine§
„^t\k§ oon Sugenb" ift ba§ göttlid)e 33ergeben bebürftig, fonft
ift z§ unmögtid). ®a§ 5ßertrauen ju ©ott t)at im guten ©ennffen,
ba§ bem 9Jlenfd)en bie ßebenbigfeit feiner Siebe ju ©ott begeugt,
bie 33orau§fepng , 1, 474, 5. 2)ie Heiligung ftel)t für ^;|5t)iIo
Dor bem ©tauben, beffen gro^e äöirtung barin beftel)t, ba^ er
ben finnlid)en, atfo nid)tigen 9J?enfd)en mit ©ott einigt, nid)t
aber ba^ er ben Sünbcr mit ©ott «erbänbe. ^^t)ilosi ©laubc
ift bie ©ered)tigfeit be§ ©eredjten, ber beä ^autu§ bie ©ered)tig=
!eit beä ©ottlofen, i}iüm. 4, 5. ^a^^ ift ungcfd)mtKt)t, unuermittett
ber Unterfd)ieb jmif^en ^ubcntum unb (£l)viftentum.
^at)cr t)at ^{)iIo and) bie 33egrcn5ung be§ ©laubenS auf
bie ^^roüibenj nie mit einem Elaren ©egenfalj überfd)rittcn. ©§
mag j^mar eine ftarfc 5(nIo()nung an bie ältere IMtovatuv unb
Xrabition fein, locnn er am ^djlujj ber CSi'ogofe bc^^ 6djöpfu]U3§=
35er Sruc^ in ^^ilo§ @(au6en. 83
bend)t§ bie ganje ^römmigfeit ai§ bic 33eiat)ung ber '^proüi^
benj barftcüt, weit bamit fein ^ntereffe am mr)[ti[c^en ©rgriffen^
fein burrf) ®ott nirf)t jnm 2Iu§brurf fommt. @r bleibt aber ju
einer fol(f)en 9(n(e'f)nung an hk ftüifrf)en Formeln beg^alb fäf)ig,
roeil it)m ba§ inrcenbige 33er^alten immer pnäd)ft aB be§ SJienfd^en
eigene fromme Seiftung, al§ ba§ Qf^efultat imferer eigenen fitt=
Iid)en 5{rbeit erfi^eint, unb mag babei nic^t im S3ereid) unfere§
2öo(Ien§ liegt, in Slnalogie mit naturl)aften 'iproseffen bleibt unb
fid) be§^alb unter bie ^^^rouibens im weiteren ©inne faffen lä^t.
^a^ bie perfönlicf)e 93erbunbenf)eit mit @ott nirf)t mit ftarem
Seiüu^tfein gewonnen ift, geigt fit^ beftänbig an ber ^^^IP^it^e^
rung berjenigen Kategorien, bie bie 2(rt unb bcn 3ßert bc§ perfon=
l^aftcn Seben§ fixieren. @r gemanu an feiner S^teligion fein in
©Ott gefeftigteg „3d)".
•^ie „guten SCöerfe" ber ^]3aläftinenfer werben l)ier aüerbing§
nirf)t t)erl)anbelt. ') ^n ber 3Ineignung ber geiftigen ©üter, meldje
ba§ grierf)ifd)e Seben bot, unb gleirfjseitig im Kampf mit ber
gried)ifd)en „^^ernunft", bie mit i()rem SBiffen ber ^JJatur 3U=
gemanbt ift unb babei at()eiftifrf) bleibt, öerinnerürf)t firf) if)m ber
@Iauben§gebanf'e. Um in feinem Renten fromm ju bleiben, ift
er 5u einem @Iauben§aft geni)tigt, mit bem er gegen fid) felbft
©Ott beiaf)t. för empfinbet and) bie etf)ifd)e ©eite biefesi ©egcn-
fa^e§. ®ie ©elbft§uoerfid)t, auf ber jene gottlofc 2öei§^eit fte{)t,
ift falfc^, ift itcfog, Übergebung, me(d)e ber Söelt unb bem
9)]enf d)en beimißt, ma§ allein @ott ift unb gibt. StUein bie
Selbftsuoerfidjt brict)t i^m nur, foraeit bie @rfa{)rung be§ @ried)en=
tum§ it)n baju nötigt, nur auf inteüeftueüem ©ebiet. ^n ber
©Vt)äre be§ ^ubentum§ bleibt fie ungebrod)en. %a§ @efe^ {)ält
er feft. @r grä§ifiert e§, mad)t e§ ju einer ^^^f)iIofopf)ie, aber es
*) Sc^ l^atte eg für einen uin)orficf)tic<en ©cftluft, ba^ fie ntcf)t oorljanben
fleiöejen )cien. ^()ilo empfinbet ei burcl)auö alö eine rül^mlidie ©a(f)e, bo^ bie
vöinifcf)en '^xi'oen fiel) (^eiueii^ert l^aOen, baö 33ürgergefd)enf am ©abbati^ ju f}olen,
unb 3tugnftitö beiuogen, für fie eine befonbere Shisteilung om Sonntag ein;
^nncl)ten. ^Dnci lä^t fcl)(ie$en, bafs aiid) um ■•].U)ilo l)er unh in feinem eigenen
Veben bie pljarifäifite ']imxM in ftarfer 3(uebilbung uorf^anben mar. G^ mirb
fid) ä()nlid) üer()alten mie bei ben jübi)d)cn 3(riftotelifern beö 3}(ittelalter^ ; bie
©eltung ber Sa^nng mmbe burd) i^rc -^U)ilofopI)ie nid)t beriif^rt. 2lUerbing^,
baö inuerlid)e, religiöfe ^ntereffe mar oon iljr abgemanbt.
84 Aap. 3. 35cr ©laube in ber (-(viedjiidjen ©ijtiai^oc^e.
bleibt aud) \o @efe^. Unter ber Seitung feiner a^fetifd^en 2ßei§=
^eitglel)re fteigt man p @ott l)inauf. ©o ift feine (Stellung nic^t
roefentlid) anber;§ qI§ biejenige be§ ^^^f)orifäer§, ber „an ba§ @e=
fe^ glaubt", nur ha^ ^l)iIo feiner 2:{)ora einen eigenartigen ^n=
:^alt geben mu^, rceil er an§ ber ©emeinbe t)erau§gef allen ift,
in feiner 9teligion ©remit rcirb unb in ber @efcf)ict)te nirgenb§
mel)r eine n)ir!lid)e ^Segeugung @otte§ raa'^rnimmt, fonbern fid)
nur nad) innen raenbet, in ber SReinung, bort allein gelinge iljm
bie 33erü^rung mit @ott.
®arum ()at fein ©laube an bie (Sd)rift il)n noc^ roeniger
al§ bie '^^alöftinenfer baoor gefd)ül3t, ba^ er ben ^nl^alt ber
©d^rift burd) feine 2tu§legung »erbedte unb entftellte. 3lu§ feiner
abfotutcn 33ejal)ung be§ S3ibeln)ort§ l)at er eine ©yegefe ab-
geleitet, burd) bie jene in bie 3Serneinung be§felben umgefd)lagen
ift. @r folgert au^ ber @öttlid)f'eit ber (Sd)rift, ha^ fie in jebem
3Bort bie allraiffenbe 3Bei§t)eit verberge, fo tia^ er ül)ne ©orge
alles an jebe§ 3Bort anfd)lie^en l'ann, wa§ it)m al§ göttlid)e
3Bei§t)eit gilt. (£r t)at e§ barüber nid)t meljr ^um .frören gebrai^t.
2)er ©jeget rebet fofort felbft unb breitet fein ^ogma über bie
33ibel au§, unter bem fie oerfc^roanb. ^) ©o ift auc^ l)ier basi
(Ergebnis mit bemjenigen üermanbt, ba§ in ber **]?aläftinenfifct)en
(Sr)nagoge erraad^fen ift. '^ie 9Ketl)übe mar uerfdjieben, benn
bie ^unft ber Slllegorie l)atte man üon ben @ried)en gelernt, unb
biefelbe mürbe t)on ben *!^aläftinenfern nur at§ 3ugabe ^ur 2lu§=
legung,. nid)t al§ ber eigentlid)e ©c^lüffel jur ©d)rift übernommen.
2lber in beiben .^älften ber ©emeinbe faul bie ©djrift unter bie
Xrabition t)inab.
©0 mar aud) '>pt)iloS ©lauben burd) unüberfteigbave 6d}ran!en
beengt. (5r ben!t e§ fid) al§ abfolutc^uucrfidjt; aber bicfc mintt
*) 2luc^ nur bie äit^ei-licl)e Äenntni« ber Sibet fd)eint i()m ociUncn ([€-
flanken ju fein; benn in feinem uuflefieuren Äonimeutflr jiun ^^Jentatend) ift fo
luenifl aui ber übric^cn SBibcl Ocrnn(^c,\oiicn, baf» er nie mit ernftcr Ültifmcrffam=
feit bie '|.U-opl)eteu ober ben 'l^fnUcr i^elefen I^nben fann. Tic boftrinäve, uon
ber Wefd)id)te nbfleiunnbte .»öaltiinji feine«* ^)Jclii^ion»>beiiriff>J uurFto liicbci mit,
weil fid) ber ^^ropl)ctenfnnon fd)n)cr im Sinn einer (U'ldiiditolofen ^.?l*fetif unb
!äHt)ftif beuten Hc^ unb bie ^yielj^eftnltigteit beö ilnnono auf feinem Stonbpunft
aberijaupt nirf)t n[ö ein 5<ortcil, fonbern al<S Sdiuutdje erfdioincn miifUe. 'iüntoil-
Onftcr lüor cö, mcnn eo nur ein ciui^ifle* infpirierte* Vcljvbnd) \\ab.
2)er 58nic() in ^f)iIog ©faufien. 85
\i)m erft am @nbe be§ frommen (Strebend, unb mcnn biefe§ @nbe
erreirf)t ift, bann erfolgt raeiter nid)tg. @r befd)reibt e§ als Q3e=
jat)ung @otte§, bie un§ mit if)m in ^ßerbunben^eit bringe, unb
grünbet e§ bennorf) auf bie eigene 9BiKen§energie. @r t)erftet)t
e§ al§ 3lufna^me be§ gött(id)en 3Öort§ unb tilgt bie ^unftion
be§ ^ören§ in fid). ^ier ©in^eit unb Crbnung su fd)affen, lag
ienfeit§ feiner 5^raft.
2)ie ©climierigfeiten, mit benen fein ©lauben ringt, finb teil-
meife biefelben, wie fie un§ fd)on an ben ^^^^^ufolentiten entgegen^
getreten finb. ^max liegt im ^UQ^ feiner ^römmigfeit nid)t "öa^
^egel)ren nac^ SBunbern, bie im 53ereicl) ber 9^atur gefrf)ef)en; aber
bie ©ponnung ber 9iatur gegenüber fel)rt in feinem prin§iviellen
®uali§mu§ nod) oerfdjärft rcieber, unb überträgt fiel) bei it)m auc^
auf ben 35ereic^ be§ feelifrf)en £ebcn§, ba fein ©tauben aurf) bie
(Sinne§= unb 33erftanbe§funftionen üon fid) ftö^t, unb bamit über
atle§ bemühte ©rieben t)inau§ nad) einem unfa^lid)en @el)eimni§
l)afd)t. ^ie 9iid)tung be§ ®lauben§ auf ®otte§ freunbtid)e
Fügung ber äußeren Sage burd) freust feine 9)li)fti!; be§i)alb bleibt
aber boc^ feine eigene SOBillen^energie ba§, rooburd) er feinen
Slufftieg ju @ott beroirfen rcill. ®ie Siec^t^regel l)at für fein
®otte§bilb m<i)t bie centrale ^ebeutung, wie für ba§jenige ber
^eruf alemiten , ba ba§ feinige übermiegenb burd) unperfönlid)e,
au§ ber ^latnv enttebnte Kategorien beftimmt ift; aber bie Spannung
ber 9'ted)t§regel gegen bie ©nabe ift bei ibm nidjt überrcunben,
ba biefe fid) bem ©d)ulbigen erft bann gibt, roenn er fid) juerft
gebeffert bat. 93or bem ©c^ulbbemu^tfein ftanb er ebenfo ratlü§,
mie ^od)anan.
^^erftel)t e§ Slfiba beffer, mit ®ott ju leiben, al§ mit @ott
§u l)anbeln, fo ift aud) ^^^l)ilo meifer, rcenn er negatio über bie
SBertlofig!eit ber finnlid)en ©üter unb bie 9}ern)erflid)feit be§
felbftfüd)tigen 2öillen§ §u urteilen l)at. ©oll er un§ bagegen
fagen : roa§ er an ber ©emeinfc^aft mit @ott pofitiö geroinnt, fo
mirb feine 9lu6fage bürftig. ^m a§fetifd)en Kampf mit ber
^Jlatur unb ©innlic^feit ift er tapfer, aber in biefem Kampf er=
fd)öpft fic^ feine ^-römmigfeit. g-anatifd) roie Slüba roirb ^;pl)ilo
nic^t ; bafür geftattet er fid) für feine grömmigfeit fc^rcäc^lid) eine
^oppelgeftalt ; neben ber populären Seigre ftet)t bie @ef)eimlel)re.
86 Aap. 4. 3)er maxih^ be§ Käufer?.
neben bem SBortfinn ber ©rf)rift if)r oerborgener Stieffinn, neben
ber Slffommobation an bie geltenbe ©Ute eine Umbeutung berfelben,
bie fie entiüurjelt. ©rftrebt Stfiba mit bem %hid), ber bem
SÖSibevftrebenben ben 3Inteil an ber fommenben Sißett oerfagt,
bie .^errfd)aft über bie ©emeinbe, fo fügt fic^ ^{)ilo i^rer |)err=
fc^aft unb 5iel)t ficf) auf feinen mx)ftifrf)en ^efi^ prüd. ®a§
mar nid)t ein fo(d)e§ ©tauben, ha^ bie äßelt überminbet. @§ ift
barum nid)t auffältig, ba^ er un§ nid)t burcf) feine eigene (Se=
meinbe, fonbern nur burrf) bie 5lHrcf)e ert)atten marb.
Bierfßs ^apifel.
Der Glaube des Säufers.
^ür ben Urfprung unb bie 2(rt be§ neuteftamentticf)en ®tau=
oen§ I)at bie 2:atfac^e entfc{)eibenbe 33ebeutung, bafj bie SBeifung,
n)etrf)e ber Stäufer bei ber 9MI)e be§ ^immelreid^S an ^§raet §u
rirf)ten t)atte, bie Stufforberung sur Umfef)r mar. '2)er ©emeinbe,
üor bie er trat, mar aud) Sßort unb 33egriff „©taube" Der=
ftänblid); bennorf) mar ba§ erfie götttidje ©ort an ^§xaeV) in
ber neuteftamenttid)en 3eit nirf)t bie ^Berufung gum ©tauben,
fonbern biejenige ^ur 58u^e.
^aburc^ rairb fid)tbar, baj3 fiel) ba§, ma§ burcf) bie neu=
teftamentlirf)e ©ef(^ict)te entfielt, nidjt in gerabem Fortgang an
ha§ oort)anbene anfc^tic^t, al§ beffen Seiterbitbuug unb ^^ott=
enbung. @§ brid)t t)ier ein ©egenfatj auf. ^a§ biöt)er (Srreirf)te
mirb uerneint unb abgebrod^en ; ber Fortgang ftellt fid) nur burd)
einen neuen Einfang t)er. ^ie ©taubcn§mat)nung jiett ftet§ barauf,
bie ©emcinbe in ber i^r gegebenen religibfcn Stettung ju erbatten;
fie forbert jum feften 3(nfci^tu{3 an Wi ßrt'anntc unb ©egcbene
auf. %k 2:aufprebigt t)atte t^a^ entgegengefet3te >^iet; fie mottte
bie ©cmcinbe au§ berjcnigen 6teltung, bie fie fid) ©ott gegen=
über gegeben t)at, t)crau2it)eben. ^ic 333afd)ung be§ gefamten
') 25er fli)ttlirt)C Shiftran an bcii Irtiifcr ItIfU fid) uiclit Iciiiiiioii oliiio 'isoi'=
Hid)t auf blc biüinc Sonbunn ^^cfii, ba fiel) viofu* bcfidiibiti mit boii iiuifci'
folibarifcl) ma(l)t.
2)ie ^Berufung jitr Umfe^r. 87
33o(fe§ im ^orban ücrneinte feine ^römtnigfeit al§ unoevmögenb,
i^m bie ^^UQ^P^'^gt'eit jur üodenbeten ©emeinbe ber ©nbseit ju
üerfrf)affen, unb ber ©inn biefer Xat rourbe baburcf) gegen |ebe§
9Jii^üer[tänbni§ gef(f)ü^t, ha^ ber STäufer bie 33orgänger 3(tiba§,
bie 33ertreter ber gefteigerten ^römmigfeit^übung, bie jebermann
in ber ©emeinbe üerefirte, a(§ bem S^^^ @otte§ befonbcr§ na^,
bem ^immelreid) befonber§ fern, ber ^u^e befonber§ bebürftig
unb boc^ befonber§ gu if)r unfäf)ig be^anbelt f)at. ©omit be=
ginnt bie neuteftamenttid)e @efd)ic^te bamit, ha^ ber Streit
gwifd^en ©elbftöertrauen unb ©ottoertrauen baburrf) beenbet rairb,
ba'^ jeneö burcfifreujt wirb, ^ie ©tü^e, bie bie ©emeinbe in
i^rem frommen 3Sert)atten ju t)aben meint, roirb it)r ^erbroctjen
unb ber fefte ^^un!t, auf bem 2tfiba§ ganje ©tedung vov @ott
berul}te, ba^ er an ber großen 3af)l feiner guten SGßerfe bie @e=
rei^tigfeit ^ahii, fällt um. ^amit t)erfrf)minben bie llnterfrf)iebe
in ber frommen ©nergie, n)eld)e fic^ bi§t)er at§ I)üd)ft n)id)tig
barftedten, al§ geringfügig, ©tatt ba^ bie ©emeinbc, fomeit fie
an @otte§ ©üte 3(ntei( f)at, au^ ^raei ©ruppen beftänbe: au§
„(^ered)ten" unb „^Jieuigen", mie bie bisfjerige 2:f)eorie e§ wollte,
ftel)en je^t neben ben ausfertigen nid)t melir bie @ererf)ten, fon=
bern lebiglicf) bie Unbu^f ertigen , benen ^ol)anne§ @otte§ 3orn
rerfünbigt t)at. ^amit beginnt bie für ha^ neuteftamentlid)e
©lauben überall n)efentlid)e Xatfad)e, ba^ e§ nicf)t mit bem auf ta§
eigene ^anbeln begrünbeten ©elbfioertrauen jufammenbefte^t,
fonbern biefe§ auSftö^t. 2)a§ tieffte "»Problem, ju bem e§ Se=
5iet)ungen t)at, ftellt fid) fofort in ben SRittelpunft ber 2(ufmerf=
famfeit, bafj ber göttlid)e unb ber menfd)lid)e 3iBille roiber ein=
anber fteben unb nur burd) eine SSerf ö^nung einträd)tig roerben.
^er @runb, um be§millen ber 3:äufer bie frommen äBerfe
ber ©emeinbe oermorfen ^at, wirb an bem fic^tbar, mag er ben
©etauften al§ „bie grui^t if)rer Umfel)r" r)orgef)alten t)at. @r
bat bem ^i^dner unb ©ölbner erflärt, er fotle ßöllner unb
©ölbner bleiben, bod) nun in @t)rlid)!eit unb 9ted)tlid)teit, l)at
ber 3:aufuerfammlung bieg a\§ neue ^^flid)t auferlegt, ba^ fie nun
5u geben im ftanbe fei, nic^t in htn 2:empelfaften, fonbern bem,
ber obne 5lleibung unb 9laf)rung ift, Su!. 3, 10—14. ®a§ @e=
brechen ber ©emeinbe, um beffen willen fie fid) wafd)en unb wenben
88 Äop. 4. S)ei- ©taube be§ ^Tmiferg.
mu^, entftef)t nic^t nur in ber gotte§b{enftItd)en (Spl)äre, nidjt
nur in ber 2öetje, wie ;3§rael betet, opfert, bie ©c^rift üerftet)t
unb ftü^ t>a§ @otte§ben)u^tfein Ie{)r{)aft üerbeutlid)t, jooiel l}ieran
mangelf)aft ift, fonbern fd)on auf bem (Sebiet berjenigen göttli(^en
9flormen, burcf) raelrfje ba§ menfd)tic^e ^^ifatttmenleben geregelt ift.
S)ie ^-römmigfeit ber ©emeinbe t)at fie nid)t uor Unrecht unb Sparte
ben)af)rt. derjenige ®Iauben§ftanb, bcn roir bei 2(fiba üor un§
f)atten, max baburd) bebingt, ha^ man in jener für biefe eine
^erfung unb ^ompenfation p I)aben meinte. 2Ber 5. ^. nad)
2l!iba§ Siat feine ?^rau fortfd)icfte, entzog graar biefer bie Siebe;
borf) ba§ war ja nur bie f^^rau; feine Siebe ju ©ott blieb baüon
unberührt, ^^n liebte er bennoc^ „bi§ pm ^ob" ! ^er 2:äufer
leugnete, ha^ ber @otte§bienft ber ©emeinbe il)re ^ärte unb ^o§=
f)eit entfdiulbige. Sßer benjenigen SBillen @otte§ bricht, ber dii6)i
unb ®üte für ben 9f|äc^ften forbert, ^at eine ©d)ulb auf fic^, an
ber er oerbirbt. ©ein @otte§bienft ift rcertloS, unb feine ^off=
nung auf @otte§ Sf^eid) 2:;rug. ®er fittlid)e ^anon, ber 'i)a§ 33öfe
o^^ne 9Sorbet)att verneint, befa^ für ben 2;äufer unerfd)ütter{id)e
©üttigfeit.
%di)zx ift ba§ einzige, n)a§ ber ©emeinbe I)i(ft, jene Umf'ef)r,
bie fid) üon ber ^örte gur @üte, com ©eigen jum Sieben roenbet.
®urd) biefe !et)rt fie ju ©ott jurüd. 'Sem, ber fid) nom ^öfen
meg ju ©ott tjinroenbet, ^at ber 3:äufer bie !^üd)fte 33erl)ei^ung
gegeben, ba er aud) bem reblid) rcerbenben Zöllner unb ber üon
ber Unfeufc^t)eit fid^ löfenben Sirne im Flamen ©otte§ ben 2(nteit
an feinem 9teid)e jufagte. '3)aburd) ^at er in iljuen uid)t nur ein
.^offen gepflanjt, wie e§ bie ©emeinbe nod) nid;t befaf3, meil er
bie le^te, ooUenbenbe %at @otte§ unmittelbar an bie ©egenmart
t)cranfteUtc, fonbern auc^ ein ©tauben ermedt, ba§ ben gegebenen
©Iauben§ftanb überfd^ritt. Sie ben 3tnteil an ber emig lebenbigen
unb üoKenbeten ©emeinbe gen)öf)reubc ©nabe mürbe bem cinselnen
ju perföntid)er SIneignung bargeboten unb bie 33ebingung für ben=
felben: bie !Öergebung ber auf il)m liegenbeu ©d)utb, ibm ju-
gefügt. Sie 53erufung rid)tete fid) I)ier nidjt nur an bie ©ofamt-
l^eit, fonbern rourbe ^um perfönlid)cn ©rlcbniö, unb ba§, ma§ fie
in fid) fc^lof}, mar bie nollfommene ©cmcinfdjaft mit ©ott. Ser
Don 3ot)annc2i ©ctauftc ftanb nid)t mcl)r uor einem fernen ©ott.
2)ie Sentfung sur Umfe()v. 89
Don bem er nic^t raupte, wie er ftrf) gegen if)n üer^alte, fonbern
ert)ie(t eine tiax umfd)riebene Stellung cor il)m, ftanb aud) nirf)t
met)r ratlos oor feiner ©rf)ulb, fonbern raupte, roa§ @ott mit i^r
macf)t, nämlirf), ba^ er fie vergeben I)at.
2öa§ bamit gefc^ai), bag f)at ^t\n^ ©tauben genannt, aU
er in jener Erörterung über ben ^^äufer bie ©emeinbe in folc^e
einteilte, „bie it)m geglaubt/' unb in fold)e, „bie it)m nic^t ge=
glaubt ^ah^n", 9J?t. 21, Bl. 82. @r bent't babei and} an ben 33evuf
be§ Käufers, baran, bafj ber ©laubenbe bie 33ollmac^t, bie i^ni
üon ©Ott ai§ ^ropt)eten gegeben ift, anerfenne, unb e§ erfaffc,
ba^ bie ^aufe „au§ bem ^immel" fei unb @otte§ Tillen funb
tue. 2tber biefer formale @eficl)t§vunf't/ "ix^^ f^in äBort angenom^
men unb feiner Leitung ©e^orfam errciefen rcerbe, gibt nid)t
für fid) allein fd)on bem ©laubenggebanfen feinen ©inn. Q§
f)anbelt fid^ beutlid) aud^ um ben ^nl)alt feinet 2Bort§, barum,
'öa^ burct) i^n ^^xad bie göttlict)e ^ilfe gebra(i)t morben ift. @§
ftet)t ja für jenen ©cbanfengang bie 2^aufe im 3Sorbergrunb, bie
nirf)t blofs 3lnflage, fonbern aud) 33ergebung gemährt, nic^t blo§
Offenbarung ber ©c^ulb 3^rael§, fonbern aud) Berufung jum
.^immelreic^ ift. ®ie „Zöllner unb kirnen", bie bem 2;äufer
glaubten, t)aben nid)t nur beial)t, ba^ il)r 33erl)alten ftrafbar unb
©Ott loibermärtig fei, fonbern ba^ ©Ott aud) fie in bie ©emeinbe
ber ©nb§eit aufnel)me. ^^ieberum l)aben bie ^^riefter unb ©iferer
für ba§ ©efe^, bie it)m nid)t glaubten, nid)t nur bie 3(ufforberung
jur 33u^e al§ grunblo^ abgelelint, fonbern aud) bie Öabung jum
^immelreid) gering gefd)ät^t. 2)arum fagt ^t\ü^ r>on ben Zöllnern
unb kirnen, ha^ fie il)nen woran in^ i'Heid) eingel)en, meil beiben
Seilen nad) il)rem ©lauben gefc^iel)t.
Dbgleid^ e§ oöllig burd)fid)tig ift, roe§^alb 3efu§ f)ier üon
©lauben fprad), fo ift e§ bod) fd)iüerlid) ßufall, ba^ ber S^äufer
felber in ben oon il)m ert)altenen SKorten nid)t ben @lauben§=
begriff benü^t, teil§ be§^alb nid)t, meil alle§, mag er tut, erft
üorbereitenbe ^^ebeutung l)at, unb bie ©ntfc^eibung bei bem ftet)t,
n)eld)er fommt, teil§ unb noc^ mel)r be§l)alb, weil er jene ©eroi^-
l)eit ber ©nabe auf bie Umfe{)r ftellt alg auf il)re unentbet)rlid)c
ä^orau§fe^ung, uon ber bie Slufmert'famfeit nid)t abgezogen werben
foU. ©r t)at babei 5iuifd)en einer unechten unb einer ed)ten ^^u^e
90 ^ap- 4. 2)er ©lau6e be§ liniferg.
untcrfcf)ieben. ^ene entftanb baburcf), ha'^ bte t)on if)m befämpfte
^römmigfett mit reumütigen (Stimmungen, Sdiulbbemu^tfein unb
Allagen über bie ©ünbf)aftigf'eit ber ©emeinbe reid)lid) oerrooben
roar. dergleichen mar nod^ nic^t biejenige Umfetjr, bie ber Käufer
meint; benn er roiÜ nid)t blo^ bemirfen, ba^ bie bußfertigen
(Stimmungen in einem firf)tbQren 2lft fid) sufammenfaffen, inbem
bie ^aufe übernommen rcirb, fonbern meiter, ha'^ bie Sleue „^rud)t"
bringe, ju if)rem 3iel gelange unb einen neuen guten Söitten fcf)affe,
ber e§ aurf) jum .^anbeln bringt. 3(uf biefe Umf'et)r, bie ben 2;äter
be§ göttlirf)en SBiUeng frf)öfft bleibt für alle il)r ©ingang in ba§
^immetreid), fomit and) it)r ©lauben, mit bem fie fic^ be§fetben
freuen, geftetlt.
^aburc^ rourbc ber Stäufer unoermeiblid) in einen beraubten,
fd)arfen Stampf mit ber gegebenen @lauben§übung t)ineingefüf)rt.
@r t)atte nid)t nur bie ©ünbe, fonbern aud) ba§ auf @ott geftellte
©tauben ber ©emeinbe gegen fid), unb fonnte fein ^kl nur ba=
burc^ errei(^en, baß er biefe^ §erbrad). 3)enn ber Berufung §ur
Umfe^r ftanb al§ mäd)tige ©egeninftanj im Sßege, baß bie @e=
meinbe in it)rem gegebenen 33eftanb burd) Offenbarung Q^oik§
entftanben mar unb bie ßeic^en unb ^fänber ber fie ern)ät)(enben
©nabe befaß. ®ie O^rage fam unau§joeic^(ic^, ob ber ^ußruf nid)t
'öaxan bat)infane, ha^ bie ©emeinbe an ben ^Heiligtümern, bie fie
befaß, bie 2)erfung gegen ®otte§ 3öt:n unb ben 3tnteil an ©otteS
©nabe t)abe.
^er Käufer I)at bie auf bie gegebenen .^eit^garantien geftellte
3uöerfid)t 3§'^oet§ oerneint. ^mt§ ©lauben, meld)e§ fic^ im
SGBort: „mir I)aben 2lbrat)am jum $öater" au§fprid)t, l^at er falfdj
genannt. ÜRit biefem berief fid) ber ^wbe nid)t auf ben 3Bert
feiner eigenen :^eiftung, fonbern t)ob im ©egenteil bamit ^eroor,
wa§ für i^n ben SJiangel ber eigenen ©erec^tigt'eit ergän,^t unb
ber ©emeinbe tro^ i()rer !i^erfd)ulbung ben 3lnteil am .^^immel=
rcic^ oerbürgt. 2)ie iöerufung auf bie 5^inbfd)aft 9lbral)am^ mar,
mcil fie ©otte§ ^-iHTbcißung ergreift, ©otte^:^ Jöerufnng unb 'öunb
beiat)t alsi mirffame, mit ©id)crl)eit it)r ^>^iel crreid)oube '9Jiäd)to,
ein ©laubcnsimort, 'Vertrauen ^u ©otteii ©üto, ein ©d)luß au§
ber O^rael gegebenen .Sienntniö ©otteö, moburd) fein Üserliältniä
5um .Oimmclreid) wad) bem giUtlidjcu Mlnnt bonu^ffeu uunbon foll.
2)ie Seftreitimg bee falfcljeu @tau6en^. 91
^nbem ber 2;äufer biefe§ ©lauBen p jerbrec^en fu^t, rcirb gleid)
im 33eginn ber neuteftamcntlic^en @efc^irf)te offenbar, ha^ fie md)t
nur irgenb ein, fonbern ein inrocnbig voU beftimmtei§ ©tauben
^eröorbringeu raiü, weil feine§n)eg§ jebe§ ©lauben bie göttliche
©nabe für fic^ t)at. ®ie ®rfenntni§ ift fd)on im 2;äufer mit uoüer
0arf)eit entftanben, ha^ im ©lauben felbft ein ©egenfa^ auf-
brid)t: täufd)enbe§ unb ma^xz§, fünbüd)e§ unb rcinc^.
Derbe rblirf)e§ unb errettenbes ©lauben jd) eiben fid).
tiefer ©egenfatj entfiel)! nirf)t nur an§ bem üerfct)iebenen Dbjeft
be§ @(aubcn§, fo ba^ bem SSertrauen be§ 9Jienfc^en ju fid) fclbft
ba§ SSertrauen gu @ott entgegenträte, moburc^ fic^ ber ©egenfa^
barauf befd)ränfte, ha^ bem Unglauben gegen ©ott ba§ ©tauben
an i^n gegenüberftänbe, fonbern biefer ©egenfa^ trennt ha^ auf
©Ott gerid)tete 33ertrauen in jroei innerüd) gefd)iebene ß^eige.
©0 fürs bie oom Käufer überlieferten SBorte finb, fo unter=
rid)ten fie un§ bod) ooüftänbig barüber, rcie er biefen ©egenfa^
gefafjt l^at. ^ie Slu^fage über ©otteg SQBillen unb 9fteid), n)c(d)c
im ©a^: mir l)aben 3tbraf)am jum 23ater, entf)alten ift, hat er
üoKftänbig bejaf)t. @r fprid)t nod) beftimmter a(^ feine ©egner
au§, ha^ ©Ott ben ^inbern 'Jlbrat)am5 fein 9?eid) geben mirb.
©etbft menn er fid) fotd)e au§ Steinen fd)affen mü^te, mirb er
feine 35erf)ei^ung erfüllen, ^er Hampf be§ 3räufer§ gegen t>a^
iübifd)e ©tauben beabfict)tigte feine (Sd)iüäd)ung ber götttid)en
3Ser^ei^ung. 'JSenn er ^§rael mit ber Styt brot)t, fo ftettt er
bamit nid)t in ^'t^eifet, ba^ e§ ein SGßerf ©otteg, göttlid)er 93e=
rufung teitt)oft unb 5um ^pimmetreid) gefd)affen fei. ®ie gan§e
^ufage ber göttlid)en ©nabe, mie fie bie attteftamenttid)e i^er=
l^ei^ung enthielt, finbet burd) if)n eine nic^t minbcr unbebingte
33ejaf)ung mieburd) ben od)riftgetef)rten, ber au§berfetben folgerte:
gan§ ^§raet t)at am .^immelreid) teil, unb loenn 3lfiba fro^lodcnb
t)cr!ünbigt: „fet)t, tt)eld)e Siebe ift \m§ bamit erzeigt, ba^ mir
Söt)ne ©otte§ genannt finb," fo fagt ha§ ber 2:äufer aud).
■^er 5t'ampf gegen ba§ ©tauben n^^i'ael^ war 5lampf gegen
feine 9ieligion. ®ie ©djeibung §n)ifd)en bem reinen unb unreinen
©tauben befagt, ba^ nid)t nur ©ottlofigfeit unb ^-rommigfeit
gegen einanber ftet)en, fonbern bie ^römmigfeit felbft in loiber
einanber ftet)enbe 'Wirten serfalle, fo 'ba^ e§ nid)t nur gute, fonbern
92 Ä«P- 4. Ser ©laute be§ 3'äuferg.
au6) frf)tecf)te S^eligton gebe. ®tefe Uxiiit !el)rte fic^ aber md)t
gegen ben objeftiuen @runb ber 9f{eligion 3§i^<ißt^/ nid)t gegen
ba§, rca§ if)m üon @ott gegeben raar, fonbern nur gegen ha^,
rooju e§ @otte§ ®abi braud[)t. ©eine 3uüßi'[i<i)t P ®ott wirb
nid)t be§t)alb befämpft, rceil fie feinen @runb ^ätte ober ^u großes
Don @ott erwartete, fonbern be§l)alb, lüeil fie bie 33u^e abftö^t,
roenigfteng fo, ha^ e§ md)t jur ^ruc^t berfelben fommt. Dh ba§
©lauben rirf)tig ift ober nid^t, erlöft ober oerbirbt, ^ängt üon ber
Dualität be§ ^eget)ren§ ab, ha§> in i{)m lebt; e§ fragt fic^, \va§
e§ bei @ott furf)e, ob e§ ®ulbung be§ 53i)fen t)on it)m errcarte,
@rf)altung in ber ©ünbe ober 33efreiung üon i^r oon if)m beget)re.
S)er 2;äufer rcarf ^§rael üor, ha'^ e§ mit feiner 3uoerfid)t su
©Ott feinen böfen Söillen ftärfe, rceil fie fein fünbli(^e§ ^anbeln
red)tfertigen fod, al§ raäre um if)retn)itlen aurf) bie 33o§t)eit ®ott
angenehm. 9^ur bann I)at fic^ ha^ ©tauben al§ rein erprobt,
rcenn bie mit ber 9^eue gemonnene @rfenntni§ im ^anbeln fe|t=
gef)a(ten unb bie 3>erneinung be§ 33öfen mit ect)ter, aufrid)tiger
Umt'efir DoUjogen mirb.
©tatt feneä falfd)en ®(auben§ pflanzt ber 3:;äufer barum
parallel mit ber gemattigen .^offnung eine nid)t roeniger mäö)-
tige ?^urd)t cor @ott. ^ie ©ünbe feine§ ©egner§ ift, ha^
er ©Ott feine§ @Iauben§ megen nid)t met)r fürd^tet. 'Olaclj feiner
9Jleinung tjat i^n @ott famt feiner ^o§f)eit nötig, meil er nur an
if)m feine 3Ser{)ei^ung erfüllen fann. „@r oermag aber, and) au§
biefen Steinen ^inber 2lbra{)am§ p erroecfen." ®er ©taube be§
©egner§ oerftümmelt ha^ ©otte§bilb, inbem er ©ott üom ^"suben
abt)ängig mad)t, fo ba^ er §um Wiener ber 'iOlenfd)en mirb; ber
2;äufcr ert)öt)t bagegen ©ott über ben ^JJienfdien unb gibt i()m in
ber Sßa^I ber ©mpfönger feiner ©nabe DOÜtommene ^-reibeit.
^ie ©ebunbent)eit, bie ber ©egner ©ott auferlegt, beliebt fid) auf
fein @erid)t; er faf^t bie göttlid)e ©üte al§ ilUu'jidjt auf feine
©ered)tigfeit unb l)ätt fid) um ber 33er{)eif?ung mitten für gefid)ert
gegen biefe. 2)er ^^ciufer Ijeiligt bagegen bie ©ered)tigfeit al§ ©otte^^
unüergänglid)cn 'iüefil^, nmd)t bie ^{ed)t§regel, bio ben üöaum ol)ne
^ruc^t nid)t bulbet, aud) für Os*i"«»-'l gültig unb ftollt eä unter
ben göttlid)cn ,'^orn. 60 bringt gleid) ber erfte Einfang ber neu=
teftamentlid)en ©efd)id)tc baö ^){ed)tfertigung§problem fdiavf an§
2)ie SBeftreitunc^ be« falfdien (MIaubene. 93
2i(i)t. ^ag falfrf)e unb ba§ tt)at)re ©(auben fd)eibeu
fic^ baburrf), \)a^ j.ene§ bie ©ercc^tigfcit ®ottc§ »er^
ueint, btefe§ fie bejaf)t. ^ene§ bcfcitigt bic ^urcf)t
üor ©Ott, bieje§ begvünbct fie.
''Jlaci) bem ©otte§bi(b geftattet fid) quc^ ba§ 6{)riftugibilb, ba
ber ©firiftu^ ber Wiener ©ottesi ift, ber feinen Sßtüen tut. ®er
Xaufer befc{)reibt ben ^ommenben a(§ ben Überrcinber be§ 58öfen,
entroebcr burd) bie ^eitigenbe äöivt'jamfeit be§ ©eifteg ober burcf)
bic ücrnid)tenbe ^raft beB ^cuer§, ba§ ber So§f)eit bic 3}crgeltung
bringt. ^§raet entftetit feine Hoffnung, wenn e§ bem Gt)riftu§
eine anbre Stufgabe gibt a(ö bie, 'Oa^ ^i^öfe au§ ber ^elt ju ent=
fernen, unb ©ütte§ ^Jteid^ fid) anber§ benft al§ im totalen ©egen^
fa^ ju allem ©ünbigen. 3ßcnn c§ mit feiner Hoffnung auf ba§
.^immelreid) bie ^uft am ©ünbigen oereinigt, mirb fein SSer^alten
mit ^Jiotmenbigf'eit ungläubig; benn e§ n)iberfprid)t fo bem uon
©Ott bem ®l)riftu§ aufgetragenen 3Öerf.
2luc^ am ©rfolg feiner eigenen 9(rbeit bat ber 2^äufer erlebt,
ba^ gerabe ba§ fromme '^§vatl fünbigte, ba biefe§ bie neue Cffcn=
barung ©otte§ abmieö unb jene§ ©lauben, loelc^eg ba^ göttliche
3öort jc^t ocrnimmt unb bic iljm je^t angebotene göttlid)c ®aht
ergreift, nid)t fanb. ^ie gefallenen, nad) jebermann^ Urteil fd)ulbig
gemorbenen ©lieber ber ©emeinbe fd)toffen fid) i^m an; if)rc
frommen ^nf)vtv unb 93orbilber bagegen l)ielten fid) oon il)m
fern, 9Jlt. 21, 25. 32. Su. 7, 29. 30. k)od) entftanb feine 33u^=
forberung nid)t erft nad)träglid) au§ bem ^Dli^erfolg feiner ©cn=
bung gegenüber benen, bie ibn ablel)nten, fonbern bilbete oon
2lnfang an bereu 3nt)alt, rocil fie fic^ au§ bem oon if)m vov^
gefunbenen Staub ber '^-römmigfeit ergab. '2)arin, ha^ bie bc=
fonberio eifrige unb abfid)tlid)e Übung berfelben mit Unglauben
enbet unb Unfäl)igfeit erzeugt, je^t ber Ji^eitung @otte§ §u get)orc^en
unb bem ^^rop{)eten fid) ju untergeben, bemäbrt fid) aber enbgültig,
mie begrünbet bie an fie gerid)tete 33u^forberung ift, ha^ jene in
ber 2:at ein ^öfe§ in fid) ^egt, ba§ fie entroertet unb ben ©turj
^§rael§ l)erbeifül)ren mu^.
2(n feinem eigenen ©lauben^ftanb mad)te e§ ber J'äufer ft(^t=
bar, ha^ bie falfd)e Stellung, in bie fic^ ^§rael ju ©ott fe^t,
nid)t nur bie Sa^rt)eit feinet ©otteg= unb ß^riftuSbilbg fd)äbigtc.
94 ■^op- -i- S)er (Mlaitbe beö. Initfers.
jonberu mit biefer auc^ ha^ ißertrauen auf ©ott gerftorte. ^Jlid)t
bcr ^ube, lüeld^er @ott jum J?ned)t Q§rael§ erniebrigte unb, jo=
lücit er felbft in 53etrad)t tarn, @otte§ @ererf)tigt'eit leugnete, unb
baburd^ ben @runb feiner 3it^^i^fi<i)t o^n ©ott roeg auf ha^
f)inü6erjog, ma^ ber ^ube mar, fonbern ber Xäufer, ber ^äraet^
33o§f)eit oerbammt unb ©ottes @erecf)tig!ett of)ne 2tb§ug ef)rt, unb
bennod) be§ .^tmmelretd)§ geroi^ tft, unb allen 9ieuigen, aud) ben
kirnen unb 3öttnern, in ber Staufe @otte§ SSergeBung bringt,
burd) welche fie jum ^immelreid) berufen finb, er ift ber glaubenbc
9Jiann gercefen, unb f)at, felbft rcenn er in feiner ^rebigt bag
2Bort „©laube" nie auf bie Sippen naf)m, bie, n)eld)e feiner
Leitung folgten, p einer @Iauben§übung angeleitet, bie aüe^ über=
ragt, ma§ un§ au§ ber ©t)nagoge überliefert ift.
^ie ^JBat)rt)eiten, mit benen ber Stäufer gegen ha^ ©tauben
^grae(§ fämpft, maren biefem feine§iüeg§ fremb. 2)ie S^erfc^ulbung
be§ 2Solf§, bie 9]ottt)enbig!eit ^öfe§ §u laffen unb „^u^e p tun",
ber @rnft be§ götttid)en ^orn§, bie 2öertIofigfeit einer 33u§e, bie
fid) nic^t burc^ bie ^at üoüenbet, bie 9Sergettung§reget ber gött=
lici^en ®ered)tigt'eit, bie bem unfrud)tbaren ^aum bie Styt porbnet,
bie rid)terlid)e ^unftion be§ ^ommenben, ha§ finb a(Ie§ @rfennt=
niffe, bie taä fefte S3efi^tum ber ©emeinbe bilbeten unb im '-öorber^
grunb it)rer 3tufmer!famt'eit ftanben. (Sie merben aber uon if)r
uerfrümmt, bürfen bto§ für bie übrige 9J?enfd){)eit gelten, werben
bagegen für ben ©ünftting ©otte§, für ;Qf§raeI, au^er 5^raft gefegt,
^aran, ba| ;3§i^ö^t "icf)t mit einer neuen, fonbern mit ber «on
if)m felbft bej;at)ten 2ßaf)rl)eit geftraft rcerben muf3, wirb fein
'2)enfen unb ^anbeln al§ unglöubig ermiefen. @§ (ä^t fid; oon
bcr it)m befannten 2öal^rl)eit nid^t faffen unb miberfpvic^t bem
if)m gegebenen göttlid)en SBort. ^er 3:äufer bagegen f)ielt ha§ ganje
3eugnie) @otte§ oon feiner Tla6)t, ©ered^tigfeit unb ©nabc feft.
^n bem reinen unb grojjen ©tauben, burc^ n)e(d)e§ ber Käufer
bie cinträd)tige ^ejal)ung be§ ^'^orn§ unb ber ©nabe, be§ ©e=
rid)tg unb ber (Srlöfung uotl^og, ba§ i()n einerfeits ^um ^eten
unb haften für ^§tad trieb, unb il)m bie ^J(ngft oor feiner Süube
gab, fo ba^ er üor feinen |)eiligen wk oor einem ©c^langenneft
crfd)raf, unb ibn gteidjjeitig ^um ;jäufer atlcr ^^efd)mut^ten, ,\um
2:röftcr bev ^lun-lorenen mad)te, fo bafj ev iljucn t>ai> .^')immclreid)
efjriftuä al§ 3ielpunh bee ©lauben^. 95
oerfprarf), i[t bie neuteftamentlic^c ©(aubcnsfteüung bereite üoU
üorgebilbet unb begonnen. @(eid)n)ot)l t)at ber Xäu^et bic 33e=
beutung, bie beu (Glaube für 3ßfu SOBer! erbielt, no^ nic^t über=
fc^aut. 3Benn ha^ 9ieid) nun anbrid)t unb ber 6f)riftu§ gefommen
ift, bebarf e§ n)of)l bann nod) be§ ß)Iauben§? darüber, ba^
@otte§ föniglidf)e§ 3Balten roeltüberiüinbenbe SJiac^t bei fid^ ()abc,
fc^roanfte ber Käufer nid^t. ©ein eigene^ ^ort fann nod) üer=
a<i)ki rcerben unb üor it)m fällt ber fd)(eci^te 33aum nod) nid)t:
aber er fällt cor bem, ber at§ ber ©tärfere nac^ it)m fommen
rcirb. @r felbft ^at nur im Söaffer ba§ SJlittel feine§ 2öirfen§,
barum ift and) fein 2öerf nid)t§ neben bem 2ßirfen beffen, ber
©eift unb ^euer jur ^^erfügung ^at unb in fo oöllig neuer ^raft
fein 3öerf betreiben roirb, ba^ ber 2:äufer it)m babei in feiner
äßeife bienen fann. ^ener tritt unter bic ©emeinbe rcie ber 3öorfler
auf 'ök ^enne, ein (5f)riftusi, ber nid)t ©lauben ermartet, weil
man il)n fielet unb feine offenbare 5^öniggmad)t erlebt. ®ie ?^rage,
bie fid) für ben Käufer au§ ber Sage ber ©emeinbe ergab, mar
nid)t, ob fie mol)l ben 6^f)riftu§ aufnef)men merbe; menn fie fic^
beffen meigert, fo ^at er ja bie 3(yt unb bie 3ßurffd)aufel ; bann
fällt er ben unnü^en ^aum unb roirft bic 8preu in§ ^^cucr.
3l)n l)at bie anbre ^^rage bemegt, ob mol)l ber (S^riftu§ bie @e=
meinbe aufnel)men merbe, unb biefe fänbe ihre Söfung bann,
menn fie ii)x ^öfe§ uon fid^ täte unb baburd) fä^ig mürbe, uon
il)m SSergebung ju empfangen, menn er fommt. ^arum mar
bie 2aufe, bie auf ha^ ^Jicid) rüftete, nid)t eine ®lauben§=,
fonbern eine 33u^taufe.
^ie Sage l)at fid) aber fofort ueränbert, al§ ^efu§ gefommen
unb bem 2:äufer all ber (£l)riftu§ beglaubigt mar; nun erl)ielt
ber @lauben§gebanfe alsbalb abfolute ^ebeutung. ^ot)anneg
f)at un§ über biefe§ ^^uQni^ ^^^ 2:äuferg 33erid)t gegeben, ba
er nid)t feine 2ßei§fagung, burd) bie er ^§rael am ;3oi^^ön fam=
melte, fonbern au§fd)lie^lid) fein 93er^ältni§ su 3efu§ bargeftellt
^at, mie er bie Slnfänge feinet 3öirfen§ mit bem ß^uQnil be=^
gleitete, 't>a^ er ber ermartete ©ot)n ®otte§ fei. ©orcie ^t^u§
vox ber ©emeinbe ftanb, übertrug fid) ba§ ganje ©eroid^t ber
@ntfd)eibung, bie an ber meffianifd)en 3eit l)aftet, auf ha§ ©tauben
an il)n. 3öeil ^Srael :jefu SÖBort geringfd)ä^t, erläutert ber
96 ^<^P' 4. 3)er ©loube be§ ifäuferö.
2:äufer, n)a§ bamn liege, ob i^efui ©tauben finbe ober nid)t.
:3§raeB 3SerI)äItni§ su @ott ftet)t auf bem ©piel. SBeil (Sott
^efuö feinen @eift gegeben i)at, reichen ber ©taube unb Unglaube,
bie if)m erioiefen raerben, ju ®ott empor, '^er ©taubenbe gibt
fein ©ieget gu @otte§ äßort, ba^ e§ n)al)rt;aftig fei; rcer fict)
it)m bagegen raiberfe^t, erf)ebt gegen ®ott Sßiberfprurf). 2)arum
bebeutet ber ©taube an ^efu§ ben ©mpfang be§ eraigen Scbeng,
n)ät)renb bie SBiberfe^ticE)feit gegen it)n bem ^orne ©otte§ üer=
faUen bleibt, ^ot). 3, 32—36.
%a^ l)äufig mit ^ecft)eit abgegebene Urteil: ^o^anne§ t)abe
bie ©tellung be§ STäuferS nirf)t n)af)rt)eit§gemö^ bargeftettt, mu^
al§ geban!ento§ beseict)net loerben, fo lange rcenigftenS bie %aU
fac^e unerfd)üttert ift, ha^ 3efu§ nid)t erft nad) bem 33erfd)n)inben
be§ 2:äufer§ feine 2lrbeit begann, fonbern fie eine ^^itlang nod)
neben biejenige be§ Säufer§ ftellte. 2)iefer t)atte bamit begonnen,
bie meffianifd)e ©emeinbe tjer^uftetlen, 5unärf)ft innerlicf), inbem
er bie Umfcl^r bercirf'te, aber and) f cI)on äu^erlicf) burd) bie
2;aufe. 5U(e§ aber blieb unter ben 3Sorbet)aIt gefteltt, ba^ bie
entfd)eibenben Urteile unb Säten bie ©act)e be§ t'ommenben
®{)riftug feien. S^Iun ift er ba; n)ol)in foll er bie ©emeinbe
weifen al^ ^u i^m? Ober foll fie in anberer SBeife il)ren 2ln=
fc^lu^ an 'ü)n ooUjietien, nid)t baburcl), ta^ fie „glaubt"? %a§
t)ing oon 3efu eigenem 33erl)alten ab. ®ie @lauben§mal)nung
be§ SäuferiS roar unmittelbar baburcl) gegeben, ba^ .^efuS oon
ben erften 3lnföngen feiner SBirffaml'eit an ©lauben verlangt
unb auf biefe§ feine ganse 3lrbeit aufgebaut ^at. .statte ^efu§
in ber erften >]^\i bie ©emeinbe baoon entbunben, il)m ©tauben
5U ermeifen, unb ein anbere§ SJiittel üerfucl)t, um fie in ©otte§
5Heic^ 5U füt)ren, bann freilid) möre e§ unmal)rfrf)einlicl), ba|5 ber
2;äufer jum ©tauben an 3efu§ erntat)nt l)ätte, aU ^u bcmicnigcn
ißerl)altcn, burrf) n)etrf)e§ bie ©emcinbe in bie !!ßcrbunbenl)eit mit
©Ott unb in ba§ emige :Öeben trete. 3ißctl aber 3efu^ nid)t mit ber
.^errlid)feit ber 3tllmad)t, fonbern^ in ben ©renken bor 9JJoiifd)t)oit,
aüerbingS einer uom ©eift erjeugtcn unb erfüllten y)ienfd}l)cit,
jebod) mit benfelbcn SPlitteln, bie aud) ber 2:äufcr oermenbet
f)atte, nid)t mit bem "iH^ll.^ug be§ ©erid)t>S, fonbern mit bem gnä=
bigcn, 5u il)m einlabcnbcn !iBort oor O^^racl trat, rodjuetc er auf
6f)riftu^ n(ö Siefpunft beö Ölaubenö. 97
©lauben unb biefe§ befam für ben, ber in if)m ben tneffianiid)en
ll'önig fat), abfolute 53ebeutung. @§ rcurbe 511m 2(nteil am
^immelretc^. ')
^ür ben ®(auben§[tanb unb ©(auben^begriff ber 6^nften=
^eit betitelt e§ bleibenbe 2öid)ttgfeit ha^ ber Umfang ber @lauben§=
forberung, bie 3efu§ ftellte, fogar ben 2;äufer überrafd)t l)at
unh in§ ©c^raanfen brad)te. S^ic^t nur feine Slufforberung ^>fu
äu glauben, unb feine 5tlage über ben Unglauben ^§rael§, fonbern
aurf) fein eigener ^njeifel bitbete ein bleibenb feftgef)altene§ ©tüd
ber eoangelifc^en ttberlieferung. 5ln it)m l)at fic^ ber 3ünger=
t'rei§ ^efu üerbeutlirf)t , roeld}e ©tellung im 3Berfe O^f" ^^"^
(Stauben zufalle, ba^ unb n)e§l)alb er fein ganjeS 3Ber! auf
biefe§ grünbe. ®ie Hoffnung be§ Xäuferg mar üon berjenigen
^§rael§ mefentlid) unterfcf)ieben, rceil er bag Söerf be§ 5l'ommen=
ttn in bie 33egrünbung ber Dom 53üfen erlöften unb uon innen
t)er gef)eiligten ©emeinbe fe^te. ®r t)atte aber bie ttberroinbung
be§ ^öfen burcl) bie göttlid)e 9Jlad)t unb ben (S^eric^t^oollsug ge=
meiSfagt, n)äl)renb 3efu^ auf i>ie Betätigung ber 'SHad^t unb bie
SSollftredung be§ @erirf)t§ aurf) bann uer^id^tete, ai§ ber 2:äufer
im ^ampf für @otte§ ®ebot fein Seben laffen mu^te, unb nid)t
einmal feinen ^ropt)eten uor bem @erid)t be§ gottlofen dürften
rettete. 'iDer 2:äufer ftanb l)ier uor berjenigen ®nabe, bie fid)
be§ ^reu§e§ nicf)t weigerte, Dielme{)r ba§felbe al§ ba§ SJlittel er=
griff, bur(^ n)eld)e§ @otte§ 9?egierung gef^ie^t, unb er empfanb
biefe 3lrt unb ©ro^e ber (Snabe al§ ®lauben§fd)n)ierigfeit, fid)er
nid)t nur feiner felbft roegen, raeil fie il)m ben 5lerfer unb ben
2:0b jumutete, fonbern nod) oiet mef)r ®otte§ wegen, weil barin
ein 3Ser5id)t auf ©otte^ 9ied)t unb ©ieg über bie Bo§l)eit ber
9)Ienfd)en ju liegen fc^ien. 34" Slntroort l)ält it)m oor, mo^u
il)m @otte§ 9Jiacf)t nid)t fel)le, ha^ fie bem Erbarmen biene, unb
f)ebt sugleid) bie ^Jiotroenbigfeit fieroor, roeslialb er il)m, aurf)
roenn fein 2Öerf feiner ©rmartung nirf)t entfvrirf)t unb fein ßiel
1) Sie Sage beö iJäufevö ift berjenigen uevgleidjbar, n)elcf)e ber äiabbine
für ben Slnfang ber SBirffanifeit beö ßl)riftuö uorauefe^t, loenn er bie ©enieinbe
in bie SBüfte fiUjrt unb uon if)r raeggenoninien lüirb. Sann tritt fofort ber
ÖtaubeiK^gebanfe in 'i^eiiel^ung ju i{)ni ; burnm beftefjt bie meifianifct^e Ü5emeinbe
nur aus „^ax an U)n Üilaubenben". S. Seite 65.
Sc^tatter, Xcr ®lnube im 3J. Jcft. 7
98 i^flP- 5. 2)ie 2ßorte Sei" "t^fi" i"?" 0lnit6eit tiei ben £i)noptifent.
i^m rätfelf)aft fc^eint, ba§ 3Sertrauen md)t oerfagen bürfe: „felig
tft, raer md)t meinetiüegen fällt/' 9)lt. 11, 6. @r roeift il^n auf
bie im ungläubigen 3]erl)alten liegenbe SSerfünbigung {)in. 3f)n,
ber oiele üov bem ^öfen gewarnt f)atte unb ba§ @en)irf)t ber
Sünbe, wie fonft niemanb in ^^rael, fannte, i^n, ber für @otte§
dit6)t eiferte unb fid) nad) ber STyt umfaf), bie ben fd)lerf)ten
^aum nieberl)aue, il)n bat er, 'i)a^ er nid)t feinetrcegen böfen
©ebanfen 9*iaum gebe, nid)t an il)m mit @ott in ©treit !omme.
3efu§ ftärft il)n baburd), ba^ er jeben, bem er nid}t Stnta^ pr
SSerfünbigung mirb, feiig t)ei^t. @r ^t bamit bie @lauben§auf=
gäbe auf i{)re einfad) fte ©eftalt gurüdgefüfirt. @r uerlangt nid)t,
ba^ er ben 2lu§gang feine§ Seben§ faffe unb fid) an feinem
©d)n)eigen unb 2)ulben freue; nur "Da^ eine fagt er, ba^ er fid)
nid)t au§ if)m einen ©runb §ur ©ünbe machen barf.
©0 ^t ber 3::äufer gleichzeitig ben @lauben§ftanb ber ©i)na=
goge gerbroc^en unb überfd)ritten, unb boc^ nod) an fid) felbft
erlebt, ba^ t)a§> ©tauben burd) ^ef" 3Berf in eine Bewegung
t'ommt, bie il)m eine oöllig neue ©eftalt uerleif)en mirb.
Jfünftcs Hapifel
Die Worte Hefu über den Glauben bei den Synoptikern.')
9Jlattt)äu§ ^at aud) bie 33ertunbigung ^efu in ben ^äufer=
fprud) gefaxt unb bamit ^^fu Söirffamt'eit al§ bie ^^ortfetjung
ber 2(rbeit be§ 2äufer§ bargeftellt. ^iefe§ 3e»flni§ i^'i^'^^' ^^"
3med ber ''^rebigt ^efu mirb burd) 5at)lreid)e 3ßorte beftätigt,
meld)e bie @efid)t§punf'te ber ^aufprebigt miebert^olen.
Slud) ^^\n§ \)at, roie ber Käufer:
ba§ auf bie eigene Seiftung gefteÜte «Selbftuertrauen ^erftört,
bie auf ©Ott gefteÜte ^>^uüerfid)t unlöölid) mit bem iJun be§
göttlid)en SBiUenS üerbunben,
ba§ mit böfem SÖoUen uermengte ©lauben geridjtet.
'; X«n (3pvad)flcbraud) bcv ®i)»optlfcv lH'ipiici)t (Siläutcntus^ 5.
a5ie Su^prebigt 3e)u. 99
®ic S3u^forberung ift üon ^efu§ f^on baburd) a{§ ®otte§
SOßeifung an O^rael beftätigt raorben, ba^ er felbft bie 2;aufe
übernaf)m. ^ene ai§ giltig §u ^eiligen unb fein ganjeg SBerf if)r
gu unterrcerfen, bilbet bie fortrcätjrenb feftgef)altene 9^ege( feiner
ganzen Stätigfeit. @§ gibt für i\)n feinen 2ßeg in§ .^immel=
reic^ ai§ burd) bie 33u^e t)inburrf). ®arum fprid)t fein Untere
ridf)t an bie jünger fofort bie abfolute S3erneinung be§ S3öfen
au§. ©ie muffen fid) com „bo^^aften unb ef)ebred)erifd)en @e=
fd)Ied)t" fd)eiben; benn er fteüt ben ^orn unb ben 9)]ipraud)
be§ 3Beib§ unter fein @erid)t. @r öerlangt für ba§ ©efetj ganjen
®ef)orfam, bi§ jum legten Oota, aud) für biejenigen ©ebote,
n)eld)e fie a(§ „bie fteinften" t)intanftelten. Söenn fie I)ierin
it)m ge^ord)en, fo ift ba^ für fie @ered)tigfeit, bie i{)nen notroenbig
ift, roenn fie in§ ^^immelreid) eingef)en lüoUen; burc^ ha§, wa^
bi§t)er i{)re ®ered)tigfeit roar, finb fie uon it)m getrennt,
mt 5, 19. 20.
®urd) biefe Beurteilung be§ Bofen §erbrid)t er ba§ Selbft=
uertrauen unb bie ganje 5eitgenöffifd)e 23erbienfttl)eologie, benn
fein Urteil über ba§ Böfe ift fo rein, ha^ e§ nid)t nur befonberc
33erirrungen einjelner, fonbern bie naturl)aft in un§ begrünbeten
Begeljrungen aller üerbammt, unb bamit ben ©tü^punft §erbric^t,
ben bie ;i^erbienftle^re für ba§ 33ertrauen ju ©ott in ber eigenen
Seiftung be§ -ilJlenfdjen entbedt. 3efu§ t)at e§ abgelet)nt, ba§
auf ©Ott gerid)tete ©lauben auf unfer ©elbftoertrauen aufju^
bauen, biefem ju lieblid)er ©rgänsung, fonbern f)at 5n)ifd)en beiben
einen i^tonflift geftiftet, fo baf] ba§ eine t)a§ anbere übenoinben
mu^, bamit z§ felbft beftet)en fann; benn er l)ei^t ba^g, n)a§ wir
finb unb lüollen, fc^led)t. @r bringt burd) bie Bu^prebigt im
SJienfc^en eine ^ßermunbung l)eroor, bie an fid) felbft jiüar
©d)merä unb (Sd)n)ad)l)eit erjeugt, unb bennod) üon il)m gefc^ä^t
loirb, um be^iüillen, roa^ burd) fie mögli^ mirb. '3)arum finb
bie inroenbig !i^ermunbeten : bie Slrmen, 33etrübten, ©ebeugten,
hungrigen, biejenigen, bie er feiig prieS.
^ie ^iefe feinet ©egenfa^e§ gegen ba^ ba§ eigene ^d) Der=
el)renbe ©elbftbemu^tfein f)at baran einen 9)]a^ftab, ha^ er fid)
uon hm ©ered)ten no^ mel)r gefd^ieben mu^te, al§ uon ben
(Sünbern, obiuol)l er i^r 9ted)ttun il)nen nid)t beftritt, fonbern
100 ^flp- 5. Sie Sßovte Jie!« übex ben ©lau&en bei bcn Synoptifern.
fie al§ bie 6efd)rieb, bie ftet§ im .^au§ imb ®ienft be§ 9Sater§
ftcl^en. 2)a^ bennocE) it)re @ered)tigfeit, obraol)! fie @ered)tigfeit
ift unb @ottc§ Sollte burd) fie gef^iel)t, i^nen pm @runb be§
3^aE§ roirb, fommt baf)er, ba^ fie i^ren Später nochmals in eine
3Serfud)ung bringt, n)eld)e 3§rae( nid)t beftanben f)at weil näm=
lid) an i^r ber ^^^ gur ©elbftert)öl)ung l^aftet, pr Übert)ebung
gegen ©ott, barum aud) bie @efaf)r ben ©treit mit @otte§ ©nabe
an5ut)eben unb feiner 33arml)er§igi£eit fid) §u miberfe^en. S)ie
@ered)ten Derbieten if)m, an ben ©iinbern p tun, n)a§ ber 3lr5t
an ben Traufen tut, 9Jlt. 9, 13, unb t)erf)atten fid) fo gegen it)n,
rcie ber im 2)ienft be§ 3Sater§ t)er{)arrenbe ©of)n, ber mit if)m
wegen feiner @üte grollt unb ben 33ruber fd)änbet, Su. 15. ®er
Sufriebene 3^romme t)erad)tet ben Zöllner. |)ier entftef)t überaß
au§ ber @ered)tigfeit @ott gegenüber Überf)ebung, bem 9Jlen=
fd)en gegenüber Sieblofigfeit. ^aburd) ift fie felbft jum 3(nla^
unb @runb ber ©ünbe geraorben, unb brad)te it)rem 2^äter
ben ^all.
®e§{)alb f)at 3efu§, obgleich bie§ ber geitgenöffifd)en @e=
meinbe üöUig miberfinnig erfdjien, feine ©enbung auf bie ©ünber
befc^ränft, t)at bem pfriebenen g^rommen ben in ©d)ulb ge=
funfenen Wlann mit bem böfen ©emiffen üorangefteüt, t)at bie
Zöllner unb kirnen bem ^immetreid) näf)er gerüdt al§ bie eif=
rigen Wiener @ottc§, l^at mit ben ©ere^ten aud) bie 3Beifen üon
feiner ^Berufung au§gefd}Ioffen unb e§ al§ eine f)errlid)e 3BoI)ltat
@otte§ gepriefen, baf? er it)nen feine ©enbung «erborgen unb
bafür fie Unmünbigen geoffenbart f)abe. ©o tritt in ooüer '2)eut=
ltd)feit an§ Sid)t, ba^ bie @rl)altung unb SSotlenbung ber ®e=
meinbe nur burd) einen neuen 2lnfang gefd)ief)t.
3^te "iierurteilung fc^to^ in fid), ba^ i()r ©(aubenöftnnb
nad^ :3efu Urteil mertloS mar. @r t)at il)r bieg baburdj unuiiJ3=
oerftänbtid) gefagt, ba^ er if)r .^eud)etei uorroarf. ®cr i^eud)ler
glaubt nid)t; bcnn ber SBiberfprud), mit bem er bass, iua§ er aU
l)eilig bejaljt, burd) fein eigene^ Ü>erl)alten burd)t'veu5t, bilbet ben
runbcn ©egeufatj ju jener gefd)loffenen, uollftänbigon ^^umenbung
ju ©Ott, roetd)e ©laube ift. ©oiueit aber ber .^eud)ler mirflid)
glaubt, auf ©otte§ .f>ilfc unb ^Wed)tfertigung j(ül)lt, bat er ein
büöl^afteö ©lauben.
2)ie SSu^prebigt ^efu. 101
(Segen bieje§ I)at Sefu§ ben üom Säufer begonnenen ^ampf
big äur legten ^onfequens fürtgefüf)rt. 2)er ^rud), ben et ber=
norrufen roilt, bejeitigt nid)t nur bag SGßüf)IgefalIen an ber eigenen
i^eiftung, fonbern aud) bie auf bie göttlid)en ©nabenjeidien unb
(5nuäf)Iung§garantien gefüllte |]uoerfi(^t. 5(ud) er ftanb, luie
ber SCöufer, mit ber (Sewi^fjeit uor bem 3Solf, ba^ baS lijertraueu
besfetben su feinen Heiligtümern eine Säufd)ung fei. ^n ber
äöertfd)ä^ung berfelben bleibt er jmar mit it)m üöüig ein§. 5lud)
er ift (Süf)n 5Ibrabam§ unb bleibt eö aud) bann, menn er bie
SSu^prebigt an bie ©emeinbe richtet unb fie burd^ ben @ang
5um ^x^i^ bi§ jum ©d)lu^ üüüfüf)rt. Xie Sibel ift if)m in
i()rem legten Strid) t)eilig, ber Xempel ba§ ^aug feinet 3^ater§,
unb ^§rael bie ©emeinbe, an ber ©ott fein ^ijnigtum hmb tut.
©ie finb bie ©öl)ne be^ diiid)§, bie SBeingärtner in @otte§
SBeinberg, bie jur Hod)5eit§feier be§ ©o^ne§ gelabenen ©äfte.
®ie @ren§e siuifd^en ^^rael unb ben Reiben f)ä(t 3ßfu§ öI^ von
©Ott geftiftet feft, inbem er nur für ^iSroct lebt. '2)ennod) ift
bie 3wi^^t'fi<^t / ^i^ biefeg au§ ber if)m üerlief)enen ®ahz ©otte§
5ief)t, ein ©elbftbetrug , meil ber 3J?ipraud) ber göttlid^en &aht
ba§ @erid)t begrünbet. ^ie über ben SBeinberg @efe^ten wx-
lieren i^n, raeil fie il)n p il)rem eigenen 53efi^ mad)en, unb bie
®inlabung jum ©aftmal)! bringt, fo fet)r fie au§ ber @nabe ent=
fpringt unb SGBo()(tat ift, ben ©elabenen bod) ben Untergang,
meil fie biefelben üerad)ten. ^er Stempel roirb jerftört, weil if)nen
©Ott benfelben nid)t mie eine „Höt)Ie für diäuhix" jum ©d)u^
in it)rer ^o§t)eit gegeben tjat.
2öie oom Säufer, fo rourbe aud) üon ^efus! nid)t erft bie
SSermerfung , bie er felbft erleibet, a(§ bag t)en)orget)oben, wa§
:,^v§racl§ |]ui)erfid)t §u ®ott mibertegte unb fd)eitern mad)te, fonbern
fd)on ha^ bringt i{)m ha§ !:i3erberben, ma§ e§ au§ ber if)m ge=
gebenen 9'leligion mad)t unb an ben if)m anvertrauten .^eilig=
tümern tut. 2)arin, ba^ fid) biefe§ ©ottoertrauen mit bem Un=
gef)orfam gegen bie flaren SBeifungen @otte§ §ufammenfinbet, ja
benfelben erzeugt, mirb e§ falfd). S)ie ßerftörung benfelben bilbet
5ur ©ntrcertung be§ gered)ten 2öer!!§ eine fid^ medjfelfeitig er=
läuternbe parallele ; fjier mie bort entftebt bie SSerfünbigung auei
ber a^ieligion felbft, nid)t blo^ au§ ber ©ottlofigfeit, au§ ber Stn?
102 Äep- 5. Süie SBorte Sefu über bcii Wtanben (un ben Stjitoptifern.
eignung ber göttlid)en ©aben, iticf)t au§ if)rer ©eringfd^ä^ung,
roeil and) bann, rccnn ber 2(njd)Iu^ an ©otteS 3SerI)ei^ung unb
@ebot üov^nben ift, nocf)maB bic 3JlögUd)!eit entftefjt, ba§ ber
SRenfcf) baburrf) ftcf) felbft er{)öf)e unb ftc^ famt feiner ^o§t)eit
gegen @ott bel)aupte. ®a§ @rgebni§ unb bie Offenbarung biefer
3Serirrung beftet)t I)ernad) freilid) barin, ha^ ;3§rael§ ^it^^^fidjt
e§ Dom ßf)riftu§ fern ptt unb für feine S3erufung unempfäng=
lid^ madji, rcoburd) fie e§ enbgültig bem @erid)t entgegenfüt)rt.
2)arum gibt e§ für biefe @ered)ten unb ©laubigen nur einen
2Beg gu @ott: bie ^u^e, unb biefe ift aud) bei ^i\u§, wie beim
2;äufer bie Umfef)r t)on ber ^ärte sur @üte, üom @elb p ©ott,
unb oerlangt be§l)alb bie 2:at. @r ftanb f)od) über ber gettenben
2;t)eoIogie unb bem gebräud)Iid)en 5^ultu§, aber nid)t blo^ il)ret=
roegen i)at er ^§rael gcfd)oIten, fonbern genau mie ber 2;äufcr
ben ©runboer^ättniffen, bie un§ 9Jlenfc^en miteinanber in ©emein^
fd)aft fe^en, bie entfd)eibenbe SOBic^tigfeit beigelegt. SJ^ögen fie
Kümmel unb 2lni^ Der5ef)nten, rcenn e§ fie freut, er t)at nid)t§
bannber ; aber ba^ fie ba§ geioidjtige im ©efe^ : ©eric^t unb @r=
barmen unb 2;reue be^rcegen Ijintanfetjen, ba§ ftetlt fie unter fein
''Be()e. @r Ijätt bem ^^riefter unb Seoiten nid)t ba§ uor, raa§
fie im Stempel tun; ba^ fie aber an bem, ber unter bie 9iäuber
fiel, üorbeigeI)en, ba§ mac^t fie fd)ulbig. ©benfo mirft er bem
reid)en 9}lann nii^t uor, ba^ er ©ott uergeffen \)aht; ha^ er
aber beii SojaruS an feiner Xüre liegen lie^, be^megen mirb
if)m aud) nid)t ein tropfen 2öaffer§ gegönnt. SGöenn fie, um
©Ott 5u gefallen, bie ©ebet§riemcn umtegcn, er \)at bafür, fo
finbifc^ e§ ift, feinen 6pott, menn fie biefelben nur nid)t abfid)t=
lid) breit mad)ten, bamit fie jebermann bemunbere; ba§ ift 3Scr=
fünbigung. ®en, ber bem ^Bruber llnredjt tat unb bod) jum
Elitäre fommt, fd)idt er non bemfelben meg. "Darum ift it)m bie
j^ragc: mas foU idj ©utesi tun, um emige§ Seben ju erlangen?
mibermärtig ; benn fie cntl)ä(t eine .^eud)elei. ©ic barf nid^t
anbcrä beantmortel uierbcn, aU: tue bie ©ebote, jene einfad)on
3Öorte, üon benen jeber fromme ^ube fagt: hai I)iclt id) uon
;3ugenb an!
^Jkd) :^cfu ^)J^einung ift e§ ©ottc§ ernftcr 'B\\h\ bafj mir
reblid) unb gütig an einanber banbcin. Die i'iebo, bio bem
^'ie 3!?er()ei^imrten für bcn, ber ^kbe übt. 103
anbern bient unb f)i(ft, erplt be§t)alb ^efu flanje, unbebingte
!Cerf)ei^ung. 2öer ^arm^erjigfeit übt, empfängt jüld)e, SJ^t. 5, 7 ;
tüer nid^t rid)tet wirb nirf)t gerichtet, 3Jlt. 7, 1 ; rocr vergibt, bem
lüirb uergeben, 9Jlt. 0, 14; lüer ba§ Sieben lernt, rcirb (Sottet
©ot)n, unb rcer ^rieben ftiftet, 9)Zt. 5, 45. 9 ; rcer ben SHenf ci)en
fpeift, tröftet unb aufnimmt, tut e§ if)m, unb er banft e§ it)m
mit bem ^immelreid) , 9J?t. 25, 32; roer ein ^inb aufnimmt,
nimmt it)n auf unb ()at mit i^m ®ott unb ba§ ^immelreid) bei
fid), 3J]t. 18,5; mer feinen ^oten Siebe unb 2)ienft erroeift, ben
fteUt er mit it)ncn aui^ bann §ufammen, menn er ben Sof)n au§=
teilt, m. 10,40—42. Seil bie Siebe ha§, @ute, ba§ oon ©ott
gemoUte, bie Summe be§ ©efe^es, ha^ erfte gro^e öebot ©otteö
ift, bag, lüa^ 3efu§ für fid) felbft al§ @otte§ Stuftrag an i^n
ergreift unb mit ganzem Sßitlen erfüllt, barum ift fie aud) im
^U?enfd)en ba§, uiorauf fein 3Öol)lgcfallen rul)t, mag beffen '^er^
bunbenljeit mit il)m ftiftet unb il)m ben 3lnteil an (^otteö 9^eid)
gemährt.
2öeil ^ffii'^ >5i^ ©einen mit biefer ®ringlid)feit unb mit
biefem ^Heid)tum ber 3^^erbei§ung ^um Sieben berufen l)at, fo mar
üon üornl)erein unb für immer gegeben, tia^ burd^ il)n niemals
eine S^tebuftion ber ^römmigf'eit auf baä blo^e ©tauben entftanb,
burd^ meiere alle übrigen 'Jvunftionen be§ Seben§ abgcftofjen ober
büd) ju einem innerlid) gleid)gültigen 3>ürgang Ijerabgefe^t mürben.
®er (Sd)öpfer ber ^-ormel »sola fide« ift ^efu§; er fprad):
„glaube nur" 9Jirf. 5, 36; aber mir üerftel)en feine 53erufung
jum ©tauben nid)t rid)tig, menn mir fie bal)in beuten, er t)abe
nid)t§ üom 9Jlenfd)en gefud)t unb nid)t§ in il)m bemirt't, al^
blü^ ba§ ©tauben. 'I)er <Ba^: bie ^Religion fei ber ©laube,
ift pfeuboeuangelifd) unb und^riftlid).
(Sin fold)er ^iücfjug einjig in ben ^ereic^ ber inroenbigen
unb inbiüibuellen '-Borgänge, mit bem !i^er§id)t auf 2;at unb
3lrbeit in ber menfd)lid)en ©emeinfd)aft trat fd)on begf)alb nie
an ^^'iu '^Deuten I)eran, meil er nid)t mie "^^'üo nur ein l)alber
^ube, fonbern ein ed)ter (Sül)n ^§rael§ mar, unb barum in ber
©emeinbe ftanb al§ in bemjenigen 2Berf, rceld)e§ ©otte§ ©nabe
gefd)affen batte. (Sein 2>ater ift berjenige ©ott, ber ^^v^el, bie
in feinem 'Oiamen uerbunbene unb gel)eiligte ©emeinbe, berufen
104 Änp- 5- Sie 3Borte ^eju über ben ©tauben bei ben Si)nopti!ern.
\)ai. ^amit ift gegeben, ba^ ^efu @ott ben 9Jleufcf)en frf)ä^t
ni(i)t einen ©ebanf'en ober eine (Stimmung in i^m, fonbern it)n
felbft of)ne Trennung unb Spaltung, unb if)n nid)t al§ eine
ifolierte ©eftalt, roie er nie eyiftieren fann, fonbern i^n al§ ©lieb
ber ©emeinbe. i^-ür fie ift ^efu§ gefanbt, ber ©emeinbe jur
!ßolIenbung. S)er meffianifd)e 9^ame beftimmt feinen ^eruf ha-
^n, ha^ er biejenige ©emeinbe f)erftelle, bie mirflicE) ®otte§ ift.
9fleu gefd}affen mu^ fie raerben, meit fie rciber ©ott ift, unb
biefen ©egenfa^ gegen ©ott nalim ^efu§ ernft. ©r entftel)t
roieber nicf)t nur burc^ eine Stimmung ober ©ebant'enform, fon=
bern erfaßt ben gangen 9)lenfd)en, benn er entftef)t in feinem
holten unb erfc^eint be§t)alb in feinem 3Berf.
^n ber 5^raft, mit ber ^efu§ bem Sieben fein SOBo^Igefallen
unb feine 23er!^ei^ung fc^enft, mar e§ begrünbet, ba^ er auf ben
So^^ngebanfen ni(i)t nur nirf)t t)er§idf)tete, fonbern il)m eine ernft=
^afte ^ebeutung gab, parallel bamit, ba^ i^m ber 33egriff : ©träfe
ebenfo menig entbel)rlid) mar. ^ier oon 9flad)mirt'ungen ber
pt)arifäifcf)en 3}erbienftlel)re §u fpred)en, benen fid) ^efuS nirf)t
entzogen \)abQ, ift be§l)alb falfd), rceit fomof)! bie $ßerurteitung
be§ 53öfen, ai§ bie 33ejaf)ung ber göttlid^en ©üte burd) ^efu§
mit einer ^Iart)eit erfolgt, bie if)n üon ber 33erbienft(el)re nic^t
nur retatio, fonbern gang burd) eine n)efentlid)e ^ifferenj trennt.
3Benn er '»^.^etru^ am ^ilb uom großen @d)ulbner jeigt, n)a§
göttlid)e§ SSerjeitien fei unb rcorauf fid) ber Slnteil be§ ^üngerö
an @otte§ ^eid) grünbe, fo fann biefer nie me{)r in feiner eigenen
^at bie Urfadie fud)en, iüetd)e it)m ©otte§ ©üte errcirbt.
®ennoc^ bleibt für ^efug ber SoI)ngebante in ooller ©eltung,
meit er ba§ menfd)tid)e ^anbetn, ©eben unb Sieben nid)t ent=
rcerten ober a\§ überflüffig unb nebenfäc^lid) fd)äl3en fann, fon=
bern mit einer ganjen ^ejaljung in unfcr !i^ert)ältni!^ 5U ©ott
mit einfd)lie^t. 3)arum ift ba^fctbe aud) nid)t erfolglos, bringt
Dielmet)r bem 2;äter bc§ ©utcn bie ©egengabe ©otte§, ben Sof)n,
ben i()m ©ott fo menig uerfagen mirb, fo menig er oon feiner
eigenen ©üte läfjt.
SJlit bem 5Heid)^begriff mar ber 3?ol(fommcnt)eit^gebanfe
gegeben, ba burd) ©otteö föniglid)cö Saiten bie ooUcnbcte ©e=
meinbe, bie emigc§ Scbcn ()at, entftobt. ^ic ÄHMfe, mie ibn
2)ie 2?erf)ei^un(ien für ben, ber i^iebe übt. 105
:Sefu§ ueriöenbete, ift ebenfallä au§ feinev i>ert)ei^un(i an bie
Siebe §u i)erfte()en. ^em iinfid)eren ©treben nad) bem eroigen
Seben, ha§ über feinen (Srfotg ungeroi^ ift, t)ält er aU ein l)öl)ereg
„baö 3}üIIfommenfein" uor, SO^lt. 19, 21, ein gefct)Ioffene§, fertiget
ißer^ältnig su @ott, ha^ nid)t met)r in ber Srf)n)anfung unb
Unfirf)er^eit befangen bleibt. 3» biefem innern 9tbfci)Iu^ get)ört
ber 3«tritt ju if)m, bie§ aber fo, ba^ fid) in biefen eine ftarfe,
entfc^toffene Siebe sn ®ott legt, bie feinetroegen alle§ äu laffen
oermag. Sßenn e§ ber 9Henfd) jn einer ©c^ä^ung ©ottes unb
feinet 9ieic^e§ bringt, bie if)n über alle§ ftellt, unb bicfe mit ber
^at ben)äf)rt, bann ift ein Slnfc^Iu^ an ®ott gewonnen, ben
3iefu§ feft unb fertig bei^t. tt)nlirf) loirb aud) burd) 9Jit. 5, 48
bie ^^onenbet()eit be§ ^ü^Öfi'^ i" bie 33öüigt'eit be§ SiebenS
gefegt.
'2)0^ fid) gegen biefe iVrtiei^ungen pom ©tauben au§ eine
ßinrebe ergäbe, ift fd)on baburd) au§gefd)Iüffen, ba^ ber ©laube
3efu ^^er^ei^ung nic^t fc^itt, fonbern an it)r baä ^ki feinet
33er(angen§ unb ben ©runb feines ^anbeln§ {)at. 2Bir finb
aber babei feine^megS auf eine blinbe SGBilligfeit rebujiert, ^efu
SBort gelten §u taffen, obgleid) e§ un§ unuerftänblic^ bleibt;
uielme^r ift un^ ^icr ba!§ 23erftänbni§ feiner 9tid)tigfeit unb
^Jiotroenbigfeit Ieid)t erreichbar, be§t)a(b, roeil of)ne biefe 33er=
l^ei^ungen bie iöerufung jum ©tauben uötlig unmöglid) unb
üergeblid^ jüürbe. ©oU bai§ ©trafiüort über ba^ 33öfe gelten,
foU unfer ©ünbigen uerbammlid) fein unb al§ fold)e§ oon ung
felbft beurteilt unb bebanbelt luerben, fo mu^ e§ aud) in unfemt
33ereid) ein ©ute§ geben, n)eld)eg ba§ güttlid)e 2ßot)lgefallen für
fid^ l)at unb im ©eric^t ®t)rifti al§ ©uttat beurteilt roirb. ®er
©egenfa^ jwifc^en bem ©uten unb 53öfen, ©ered)ten unb Sünb=
lid)en werliert alle ^Bebeutung, roenn mir unfer ganjeS ^anbetn
unter bie abfolute ^Verurteilung ftellen müßten; mal)r fönnte ein
fold)e§ Urteil nur bann bleiben, menn mir auf jebe§ ^anbeln
üer§ic^teten. ^e\xi SCßeg ift nic^t ber totale Ouieti§mu§, auc^
nid)t bie qualooUe ©elbftoerneinung, bie ba§ gan§e menfd)lid)e
SÖoUen unb ^anbeln alB f^ted)t oerroirft unb e§ bod) md)t
unterlaffen tcim^. ©r üerfünbigt im ©ruft eine Um!el)r unb jeigt
un§ bc§l)alb ein SBollen unb ^anbeln, ha§ cor feinen 2lugen
106 Aap. 5. 3)ie 3Borte Sfi" "^^r ^en ÖInu6en bei ben Synoptifern.
gut ift unb im @erid)t ©otte§ be[tet)t. @i* tüiU un§ nidjt nur
ein böfe§, jonbern and) ein gute§ ©eroiffen üerfdjaffen, unb tut
bie§ baburrf), ba^ er un§ ein .^anbeln geigt, lüeldjem er (Sottet
SOBof)Igefatten unb feine ganje SSerI)ei^ung gibt. ®amit ift un§
ber Zugang gu ®ott geöffnet unb ba§ ©tauben ermöglid)t. ^iefe§
bebarf ber @en)i^t)eit, ha'^ rair @ütt bienen tonnen unb ju einem
^anbetn fäf)ig finb, ha§ nid)t ber 3Serbammung unterliegt.
®arum bient auc^ bie 2Sereinfad)ung be§ @efe^e§, bie ^vefu§
burd)füf)rt, bireft ber @Iauben§begrünbung. ^n ber fafuiftifc^cn
ißeriüidtung ber ^flid)ten mürbe ber ©taube für 3§rael fd)mer,
mcil ba^ ©eroiffen fid) beftedtte unb ha^ SSerf)äItni§ ju @ott
unfid)er mürbe. "^eSmegen ift bie Saft, bie ^efu§ auflegt, Ieid)t,
bamit fie bie S^lutie ermöglid)e. SCBenn er ®efet3 unb '*)^rüpt)eten
barauf surücEIeitet, ha^ mir ben anbern tun, ma^ mir für un§
beget)ren, unb aC(e§, ma§ (3ott milt, an bie beiben untrennbaren
großen ©ebote t)ängt, unb am ©amariter geigt, mie man ha^
@efe^ erfüllt, unb im legten C)erid)t§bilb bie einfad)ften @rmei=
fungcn ber Siebe al§ ba§ nennt, ma§ unter ben ©egen feinet
9Sater§ ftetlt unb barum non i^m mit ber 33erufung gum ^eid)
Dergolten mirb, fo l)at er nid)t nur bie 21bfid)t, unfer ^^anbeln
non allen eigenmilligen ©yperimenten ab§ul)alten unb auf bie=
jenige 33af)n §u lenf'en, t)k roirt'tid) bem Söillen @ütte§ bient,
mill aud) nid)t nur bie 9Ibt)ängig!eit non ben menfd)lid)en Onter=
preten be§ @efe^e§ aufgeben unb un:§ bie 3^i^ßi'firf)t geben, ba^
unfer ^eruf erfennbar im 33ercid) unferer eigenen Singen liegt,
fonbern er mill un§ aucl) ben 331icf gu ®ott frei mad)en, bamit
mir aud) fein ©ebot alö ©nabe unb SOßübltat uerfteben.
31ud) in biefen auf ha§ SBerf fel)enben !i5crl)cif3ungen nmc^t
fid) ^t\ü önabe in i^rer 93onfümmenbeit fid)tbar. Qu. ben au§
„allen 3?ölfern" um ibn gefammellcn, bie Wott nid)t fanntcn nnb
alljumal 6ünbcr gemefen finb, rebet er nur uon bor ÄhiIjUoI,
bie fic il)m ermiefcn l)aben unb für bie er it)nen mit bem .f)immel=
reid) banft. 33on il}rer Sünbe mirb nid)t mit ibnen gcfprod)on ;
fic merben nid)t erniebrigt, al§ ber uollt'ommencn i^^Sai^ unuu'irbig,
fo baji etma nur eine mül)fam uom ;^ornc fidj fvcimadjcnbc ©nabe
fie l)erbeiriefe. 51bfid)tlid) ftellt ;3efu§ bie &a\)c beS »ieid)§ unter
ben ©cfid)t§punft ber iöergcltung, bie il)nen geljört, mcil fio ibm
2^ie 3?erf)ei^uniien für ben, ber JL'iefie übt. 107
wohltaten. "Dag ^ei^t üergeben. ^n alle 9Serf)et^ungen für ba§
Sieben ift ba§ göttltd)e 33ergeben beftänbig mit eingefd)! offen.
%k 9^ad)fud)t lüirb aueibrüdüd) beSroegen unter ha§ @erid)t
gefteüt, rceil fie fiel) sunt gütt(icf)en 33ergeben in einen abfoluten
®egenfat3 ftellt, unb rcenn ber, ber auf ba§ @erid)t oersirfitet,
felbft üon bemfelben befreit rairb, fo fpric^t ^efu^ gleid)5eitig
augbrücflid^ au§, hafi in feinem eigenen Seben ©runb genug t)or=
t)anben fei, ba^ aurf) er bem @eri(f)t uerfatle, 9Jlt. 7, 1 ff. Seil
bie bem 2Berf gegebene SSer^ei^ung ber ©nabe (J()rifti if)re ©röfje
gibt, ift fie für ben ©tauben feine <Sd)n)ierig!eit. ')
^ic ^'leigung, biefe SSer^ei^ungen ^efu ju befeitigen, ftammt
5um 2:ei( aus ber ^eforgniei, ha^ fie ein Setbftuertrauen be=
grünben tonnten, iüetct)eö ha^ ©tauben uon firf) abfto^e. tiefer
©rfütg tritt jeboc^ nur bann ein, menn fie üom Su^mort ^e\u,
mit bem er fie uulö§tirf) uerbunben I)at, getrennt merben. 5föer
fein iUn-5eif)en unb Sieben fo für uerbienfttirf) f)ält, ba^ er fein
l^ürnen nic^t me^r für uerbammtic^ t)ält, t)at fid) uon 3efu§
getrennt. Gr t)at bem 9)lenfd)en meber nur ein böfe§, nod) nur
ein gute§ ©emiffen uermittett, fonbern beibe§ in ifim ermerft,
jeneg baburd), baf^ er it)m ju einem flaren Urteil über feine
©ünbe uerl)ilft, biefe§ baburd), bafj er bem uom ^öfen §um
©Uten fid) menbenben SBillen feine l^uftinunung unb 3Serl)ei^ung
jur Seite ftellt. 3Öer jene§ üon fid) abflögt, I)at fid) aud) um
biefeS gebrad)t. ©erabe baju l^at 3ef«§ wn^ unfer 2ßot)lgefallen
an unferer $io§l)eit burd) feine ric^tenben Söorte jerftört, bamit
il)m bie ^al)n für bie ©üte frei merbe, bie fic^ an unferem
3Bol)ttun freut unb il)m ©otte§ Sot)n geit)äl)rt.
©in Sd)n)anfen 5n)ifd)en böfem unb gutem ©emiffen, jmifc^en
t)er (Selbftbefd)ulbigung unb bem 33emuf3tfein ba§ ©ute 5u tun,
entftänbe nur bann, menn ba§ 'iyufjniort unb bie ber Siebe ge=
gegebene iNert)ei^ung ba§ einzige märe, \x>a§ ^efuS gab. ©§
tritt aber ebenfo unbebingt unb beftimmt biejenige 33erl)ei^ung
neben fie, bie er bem ©tauben gemäl)rt ^at, unb mit il)m tritt
bagjenige in unfer 33ercu^tfein ein, ma§ bie Spannung in bem=
felben t)ebt unb eint. ®ie 33erufung jum ©tauben unb bie il)m
^) S(l)iüievifl finb biefe 2ßorte mir für ben, ber nidjt lieben unll, unb ber
foll nad) ^^^efu beftimmtcn 3S}orten aud) nid)t (^(aubcn.
108 Staip. 5. 7}ie 3[![>orte x\c)» über: beit 0Iait6en bei ben Stjnoptifern.
gec^ebene 3Sevl)eif3iing founte bem SBort ^eju ntd)t fef)(en, weil
bie Umfe!)v, ^u irelcf)er er berief, Umfet)r p @ütt mar unb
gerabe bann, wenn fte ben Sfteuigen §u einem neuen SSerfjalten
gegen ben 9Jlenfd)en bringt, aud) fein Sßerl)ältni§ p @ott nicf)t
unficf)er tä^t. 2ßie ber Umfe!)renbe fid) p ©ott ftellt unb ®ott
firf) äu it)m uerf)ä(t, barüber f)at Oefu§ baburd) mit üoller "^eut^
Ud^fcit gefprod)en, ba^ er bem ©tauben feine SSerl^ei^ung gab.
%üx ben, in n)eld)em ba§ (Sc^ulbberou^tfein ernftf)aft einfe^t,
gibt e§ nur nod) einen einzigen Sßeg, auf bem it)m ein f'(are§,
gefiltertes iVr^ältniS ju @ott gegeben werben fann, nämlid) ben,
ba^ er jum ©tauben angeleitet mirb unb für biefe§ bie 3Ser=
f)ei§ung ber göttlid)en @nabe empfängt. @§ f'ann baf)er nie
bauen bie S^ebe fein, ba^ bie ©teid)5eitigf'eit ber beiben 3?er=
l^ei^ungen au§ einer Un!Iart)eit unb (Sdjmantung ^efu t)errüf)re,
aU t)ätte er iia^ eine 9}lat bie S^ieuigen unb 33armt)er§igen, ba§
anbere SJ^at bie ©laubigen mit fid) uerbunben; ein ein!}eitlid)er,
über fic^ !(arer SßBille gab beibe 33er!^ei^ungen.
3Bie 3ßfu^ fict) ^^i^ ©tauben gegenüber t)erf)ielt, mirb m\§
im fr)noptifd)en ^eric^t junädjft burc^ bie @r§ät)tungen üerbeut=
tid)t, n)etd)e il)n al§ ben Reifer befd)reiben, ber mit ©otteS ©nabe
an bem 33ittenben t)anbette. ^^ür ben 33eri^t be§ 9J?attt)äu§
über bie 3Berfe ^efu, ^ap. 8 unb 9, ift ber @Iauben§üorgang,
roorin er beftet)e unb rcie it)n 3efus beurteilt unb bet)anbelt
f)dbe, Don Einfang an ein bemüht unb nad)brürflid) t)erüorge=
t)obene§ .^aupttl^ema. 2ln ber 33itte be§ 2(u§fä^igen, 8, 8, be§
Hauptmanns 8, 8 — 13, am 9Scrf)aIten ber jünger im ©türm,
8, 25. 2G, an ben 2:rägern beS ©id)tbrüd)igen, 9, 2, om blut=
flüffigen 2Beibe, 9, 22, unb ben ^linben, 9, 28. 29, mirb überall
fümot)l ba§ SÖefen beS glaubenben 3Serl)alten§, al§ bie ©d)äl^ung,
bie il)m 3efu§ gen)ät)rt, erfennbar gcmad)t. ^a§ fe^t fid) aud)
in ben fpäteren @rjäl)lung§ftürfen fort: ^kjaretf), 13,58, bie
6peifung, 14, 16. 17, «^etruS auf bem ©ee, 14, 31, bie 5^'ana=
näerin, 15, 28, bie um ba§ 53rüt beforgten jünger, 10, 8, bor
^JJIonbfüd)tige, 17, 17. 20. (Sbenfo bcntlid) ift bei mavhb:^ bie
5tufmcrffamfeit auf ben ©laubenSüorgang unb bie ibm gegebene
iöerl)ei^ung gerid)tet. Seine (Erläuterungen ju 'i)[)'iattl)äuS be=
3iel)en fid) me^rfad) bcftimmt auf bie ©louben§fragc : 2, 3. 1 ber
3?ie SScr^eifiung füi- bie ©laubeuben. 109
@ic^tbrürf)ige; 5, 22. 23. 35. 36 ^oiruS; 9, 22—24 ber 9Jionb=
fürf)tige. ^)
2(u^erbem fpric^t ^cfu§ bie bcm ©lauben gegebene 33er=
fiei^ung in einer prägnanten ©nome au§, bie oon aüen brei
Xeyten gegeben rcirb: m. 17, 20. 21, 20—22. 2Jlr. 11, 20-24.
Suf. 17, 5. ®a^ fie bie einzige i^rer 2lrt ift, bebeutet nict)t, ba^
i^r nur geringe äöid)tigfeit sufoninie. (5in fo(d)er ©d)luf3 iDÜrbe
eriueijen, ta^ bie 2Ibfid)t unb 9J?etl)übe ber ji)noptii^en Unter=
roeifung über i^t\u§ cerfannt raurbe. Sie wxii \m§ nid)t „©tim=
mung§bilber" au§ ^efu Seben oorfütiren, bie ber Sefer fic^ burc^
ba^ Urteil entfräften bürftc: bamalg unb einmal ^ah^ ^c}n§
jirar fo gebad)t, fonft aber anber§, fonbern rciti ber ©emeinbe
üor^alten, n)a§ ber SBille unb bie 33erl)ei^ung if)re§ ^errn
für fie fei. ©enau fo, luie für biefe 9Jlänner ein einziges 9Bort
ber ©d)rift genügt ^at, um bem Söitlen @otte§ eine fid)ere 53e=
jeugung ju geben, ebenfo meinen fie nid)t, erft an einer langen
9^ei^e gleid)artiger SBorte :5efu un§ über feinen Sitten gemi^
mad)en ju muffen, fonbern bamit, ba^ fie benfelben an einem
äßort §ur beutlic^en ^ejeugung bringen, mei^ bie ©emeinbc t)in=
tängti^, wie fid) i^r .^err ju i^r ftettt unb ma^ fie uon i^m ju
ermarten f)at, §umat nad)bem t)a§ Iet)rt)afte SGBort über ba§
©tauben bereits feine 5at)Ireic^en, inf)alt60otten ^aratteten burd)
bie ^erid)te über ^efu 3Bir!en empfangen I)at.
Slud) bie ©tetiung ber @nome f)iebei ift oon 3öid)tigfeit. 2(n
it)rer erften (Stette bei 'Ü)]attt)äu§ t)at fie bie SeibengroeiSfagung
unb bie 5?ert'Iärung ;ijefu oor fid). Säbrenb biefer finb bie
jünger allein unb erfd)einen fid^ al§ oI)nmäd)tig. ^er ®runb
if)rer Dl)nmad)t roirb it)nen in if)rer ©laubenSlofigfeit gezeigt,
unb ba§ ©tauben at§ ha^ erkennbar gemad)t, xva§> ibnen altein
bie 2lu5rid)tung it)re§ ^^erufeS in jener ©rö^e unb ^errlid)teit
ermögtid)t, bie i^r eigene^ ^^ermögen üöttig überragt. SÖßenn nun
^) 2lu(^ auf ben $ouptunter)d)ieb beö aJiarhiatejtä oon iDiatt^äue: bie
ftiufe iUirjung ber 5ßorte ^efu unb bie gleidjjeitifle (Jnpeiterung beö SJericf)tö
übev feine Söerfe, loiift bie i5or^errf(()aft beö (^laubensijebanfenö ein. Seine
SÖevfe eiiüeifen bas 3Jecf)t beö auf Ijefus gefteUten (iJUiubene unb seiflcn/ n)ie
er befcl)affen fein foK. "JJiit ber blof,en ^'uft an plaftifcl)em (Sr:,äl)len ift bie uon
Duufuo bem (i'uangeliiun gegebene Jorniation nod} nxd)t erflärt.
110 ^ap. 5. Sie äßovte Se)'» über ^en ©(cntöeit dei ben 3i;itoptifent.
barauf bie IXnterroeifung über i^re ^rei^eit oom @eje^ unb f)er:=
nad) bie ben ^ßerbanb ber jünger leitenbe Siebe§regel dJlt 18
folgt, fo ift i)ier fc^roerlid^ abjutefinen, ba^ ber ©üangettft biefe
©tüdfe mit einanber burrf) einen inneren 3ufommen{)ang t)erbun=
ben faf) : 'i)a§ ^reu§ unb bie 23erHärung ^efu bringen für fie bie=
jenige Sage f)erbei, in ber fie if)r ^Äerf p tun l)aben; biefes üo((=
füt)ren fie im ©tauben, at§ bie freien ©öt)ne @ütte§ unb al§
'Du, bie mit einanber burd) bie Siebe ju jebem ^ienft uerbunben
finb. ^em ©efreuäigten unb @rt)ö^ten bleibt ber jünger nur
burd) ©tauben uerbunben; narf)bem fein 2Ser!e{)r mit^efuig burd)
beffen Sterben beenbet ift, t)ebt fid) ha§ ©tauben at§ ba§|enige
I)eruor, raa§ it)m üon feiner ©emeinfd)aft mit ^efu§ bleibt unb
morin fie nun beftet)t.
(S§ fielen barum in ben fi)noptifd)en ©nomen bie auf ben
oollen, ungehemmten S3erfet)r mit 3efu§ sielenben äßorte: fein
jünger werben, if)m nachfolgen, I)inter il)m t)ergef)en, ju il)m
t'ommen, 5unäd)ft im 33orbergrunb. ©ie umfaffen aud) bQ§
©tauben, o^ne raelc^e§ "öa^ ^üngeruert)ättni§ raeber entftet)t, nocf)
fid) fi;riert, aber fie fc^lie^en e§ in bie t'onfrete ©emeinfcf)aft ein,
bie er it)nen je^t baburd) gett)ät)rt, ba^ er fie §u feinen ©efä^rten
mad)t, unb umfaffen barum aud) bie ®ienft= unb ©ef)orfam§=
pf[id)t. Sßenn er bagegen oon if)nen fd)eibet, tritt ha^, iua§ fie
if)m inmenbig uerbinbet, at§ ber atte^ bebingenbe ^auptfaftor
anö Sic^t. ')
9yiattf)äu§ t)at bie ©nome unter ben testen Sßorten ^^fu
n)iebert)oIt. 2lt§ feine 9)lad)t bie jünger überrafdjte, benütjte er
bicfcn 3(nta^, um it)nen im ©tauben bie Taiette it)rer Sixa\t ,yi
feigen unb if)nen burd) biefeiS bag ©ebet^oermögen p geben.
9tun, ba er oon it)nen fd)eibet, muffen fie felbft bitten, bat)er
•) 3cfu SBortc iibcv ba« l^MinflCiDerljÄltuuN, bie Ü?cr()eiJ3uiu^, bie il)m ci^c-
fleben ift, unb bie Unbebiiuitl)eit ber ^-orberuiig, bie fid) in b(K5felbe le^t, fo bnf;
nirf)tß, and) niri)t ber ÜlerUift bcö l'eben«, uon bemfelben etitbinbct, übertrage»
fid) bnl)er fnmtlid) aud) auf ba* Wlauben. üiaö ift bei ber 3id)erl)eit, mit
)üeld)er fpftter baci l^uauiieliuni alvj '•Herufuurt wnx Wlaubeu ou viefuci nerftaiiboii
uub ucrfüMbirtt lüurbe, im 'J(uju' ,^u bol)alteu. oU ber neuen VaiU' uuir bor
Wlaubenbc ber „'^Uuflcr", uub alleij, maö '^e]M bietem mniieifuMi unb befolilen
\)ai, l)at für jcueu (^iiltirtfeit.
Sie 3.^evf)eif;uniii für bte @lau6enben. Hl
aud) glauben fönnen, unb bo^ [ie bic§ lernen, bilbete \>a§ ^xd
feiner legten Unterraeifung an fie.
9Jlarfu§ f)at im nnterfcf)ieb üon SHatt^äug bie ®Iau6en§=
forberung gteic^ in bie pfammenfaffenbe SIuBfage über ^^^n
33erfünbigung aufgenommen, 1, 15. "^ie ^u^forberung aüein
genügt if)m nid)t, weil fie ha§ pofitiüe 3ict "öd) nid)t ooll be=
nennt, n)eld)eg Sefu§ im 9Jlenfd)en erreichen rcitl. "Jjiefeg mirb
burd) bie ^iierufung jum ©tauben au^gebrüdt, bie 3)larfug mit
9'ted)t nid)t erft in ben 9(bfd)iebgn)orten, fonbern in altem ^anbetn
unb Dieben ^efu iüat)rgenommen l^at.
ßu ber Sßeife, roie man in ber ©ijnagoge über ba§ ©tauben
fprac^, treten biefe ^JCßorte uon Dornt)erein baburd) in einen ©egen=
fa^, ba^ t)ier ber ©tauben^begriff nid)t einjig ber 53ibel wegen,
al§ ein üon ber Sd)rift an bie ©emeinbe gerid)teter ^tnfprud)
auftritt, fonbern mit bem, xva§ ©ott if)r je^t burc^ ^efu^ tut
unb ben ^nf)alt ber t)on if)r erlebten @efd)id)te bilbet, cerbunben
ift. 3efu SIrbeit ift baburd) neben bie früt)ere Offenbarung ©otteg
gefteltt, ci{§ it)r innerlid) gteic^mertig. Sie fe^t fein @efci^led)t
in eine ät)ntid)e Sage, mie bie, in ber bie ^-i^äter roaren, inbem fie
htn ©tauben§anfprud) an fie ftellt, wie er an jene gerid)tet mar.
3§raet§ ©efd)id ^ängt je^t mi^ber baöon ab, ob e§ fid) glaubenb
ju ©Ott menbe ober nic^t.
©oroo^t nad) ben erjät)Ienben ©tücfen, als nad) ber ©nome
ergibt fid) bie ^ebeutung bes ©taubeng barau§, "ba^ e§ für ^efu
Reifen unb ©eben bie 'Öebingung bilbet, unb jmar bie einzige,
ol^ne bie er basfelbe oerfagt, bur^ bie bagegen bie l)öd)ften ©üter
üon it)m erlangt merben.
^nbem er fein Reifen über alle ^ebingungen erl)ebt, mad)t
er bie ©üte, au§ ber e§ flammt, ganj. 3öie er ein uöUigeg
Sieben uom :3ünger üerlangt, fo übt er e§ aud) feinerfeitö, au§
bemfelben ©runb, meil be§ 'ikter§ Sieben uollfommen ift. @r
ergebt be§l)alb fein .Reifen über bie natürlid)en 53ebingungen unb
■ülittel, meil it)n ©otte§ allmäd)tige ©nabe bap befäl)igt; er
nimmt ebenfomenig bie SJ^itroirfung be§ @mpfänger§ für basfelbc
in ^Jlnfprud) ; biefer fann ^ier nur empfangen, unb aud) feine
moralifd)e "©ürbigfeit mirb nid)t gemeffen. Unb bod) bleibt eine
^öebingung, bie in ^a§ !:Bevl)alten be§ ©mpfänger§ fällt, für fein
112 ^ap- 5- ®ie 3Borte Se)u über ben ©(aubeit bei ben Stinoptüern.
©eben frf)Iecf)tt)in erforberlid), weil fonft au§ biefem eine blo^e
9Jiad)tentfattung unb fein S3er^ältni§ jum 33ittenben unperfönlid)
unb leer roürbe. ©on)ot)I a\i§ bem negatioen lüie püfitiDen ©inn
be§ ^u^n)ort§, au§ bem ©ünben^ wie Siebesbegriff wax für ^efuS
ein fold)e§ SOBirfen cerboten unb unmöglid). ^urc^ beibe ift fein
33erl)ältni§ äu ben 9Jlenfd)en ein üoll perfönlid)e§ geworben.
2Ba§ er ju geben f)at, finb nid)t ®inge, beren man fid^ an&) ot)ne
it)n, ben ©eber, §u bemäd)tigen üermöd)te ; aud) gibt er nid)t blo^
in ber 2lbft(i)t, um irgenb raeldjen farf)Iic[)en ©ffeft p bemirfen.
2ßeit ber böfe SBiüe ba§ ift, ma§ ben 9)lenfd)en oon ©ott
fd)eibet unb roouon if)m gef)oIfen werben mu^, liegt e§ if)m baran,
ba^ er fetbft in feinem perföntirfien SebenSftanb ju ©ott ()inge=
wenbet werbe. ®af)er reichten blo^ naturf)afte 2öir!ungen, bie
ben geiftigen ^eftanb be§ 9Jlenfd)en unberül)rt laffen, jur @r=
reid)ung feinet Qkk§ nidjt I)in. @r f)ie(t bie in ber ^orberung
ber Umfet)r au^gebrücfte ©ewi^f)eit über bie SIrt, wie fid) ©otte§
©emeinfd)aft mit bem 3}lenfd)en I)erftelle unb üoUenbe, baburd)
aud) in feinem |)elfen feft, ba^ er biefe§ auf bie perfönlid)e ^e=
jiet)ung be§ ^ittenben p i{)m grünbete. @r wartete auf beffen
93itte unb gab it)r bie 33ebeutung einer bie (Babz üermitteinben
^otenj. 5ln ber Sitte ift e§ wieberum ba§ ©tauben, \va§ er
al§ unerlä^lid) unb wirffam f)erüorI)ob. ®enn burdj biefeS er=
^It bie 33e§iet)ung be§ Sittenben §u i^m voll perfönlid)e 2lrt.
SJiit bem ©tauben wirb biefer für if)n offen unb gewinnt bie
innerlid)e 3Serbunbenf)eit mit it)m. ®oburd) unb nur baburct)
ert)ält fein ©eben W 2(rt unb Soüftänbigfeit ed)ter Siebe, bie
nid)t nur (§>ahen austeilt, fonbern 90'?enfd)en in ©emeinfd)aft mit
if)m fetbft oerfe^t. ^a bie§ nur bann orreid)t ift, wenn ber
Sittenbe fid) mit ©tauben an it)n u)enbet, orI)äIt biefer ben ganzen
Srnft einer unertä^lid)en Sebingung, an bie fein ©eben ge=
bunben ift.
(5d)on bamit ift bie (Sint)eit junfdjen bem Urteil ^efn über
baö ©tauben unb bomjonigcn über ba§ Sieben erläutert unb bie
SSermutung bcfeitigt: e§ finbe I)icr ein SGBiberfprud) ober eine
©d)wanfung ftatt. ©r fann nid)t Siebe fovbern, obne fio ^u
f)abcn, ebenfowenig felüft fie üben, ol)ne fio unsi 5U golüeten.
@äbe er l)ier einem 2Biberfprud) iJtaum, fo wäre baö .^^eud)elei.
3^ie Unevltti3lid)feit bee 0}(au6enö. 113
bie it)m fd)(erf)tf)in unmöglid) ift, roeit er ficf) al§ ben 33oten ber
gött(icf)en @nabe loei^ unb hen ^eruf I)at, ^^^'^^t @otte§ Siebe
5u erraeifen. 6r fönnte biefer nur bann if)re 3Sonenbett)eit ne{)men,
nur bann if)r anbere Sebingungen unb ^Segrenjungen geben, a\§
ba§ ©tauben, wenn er feine nieffianijd)e (Beübung uerleugnete.
33eiaf)t er ©otteö Sieben al§ ooUfommen, fo ergibt firf) barau§
für fein ©eben at§ ^ebingung nur ba§ ©tauben, biefe^ aber in'
gefd^toffener SSottenbetl^eit.
®ie beiben ikr^ei^ungen ^^fu entftet)en au§ ber 2)oppcI=
bcrcegung, in bie un§ ba§ Sieben ftct§ oerfe^t. (5^ ridjtet ben
Siebenben auf jur uotten Gntfattung feiner SJlac^t, unb ricfjtet
gteid)§eitig h^n auf, bem eg firf) gibt, unb t)erteit)t feiner 3tttiüu
ben uotten SBert unb ©rfotg. 3n i^em, ma^ ^z\u§ bem ©tauben
tut, offenbart er fein eigene^ Sieben ; in bem, roaS er bem Sieben
be§ 3ü'^g^r^ üert)ei^t unb gibt, bebt er it)n in§ frurf)tbare .f)anbetn
I)inauf. ®ort gibt er, t}ier tä^t er un§ geben; bort bient er,
f)icr ftellt er un§ in ben 2)ienft. SBürbe er biefe ober jene 23er=
bei^ung bred)en, fo f)ätte er nirf)t met)r an ©otte§ ©nabe ba§,
wa§ it)n bemegt.
©§ entfprac^ ber burc^ bie erften 5iapitet beteurf)teten Sage,
tiafi has bitten unb ©tauben, n)elrf)e§ an 3efu§ tjerantrat, über=
miegenb au§ bem äußeren ©d)icffat ber 33ittenben feinen ^n\)ali
50g. ®a§ tiegt in ber bie ©emeinbe bigt)er formierenben ^römmig^
feit, ba^ fie juerft be^jenigen ©tauben§ fät)ig ift, ber crroartet:
©Ott t)etfe au§ ber 9]ot unb ermeife bem 3)lenfrf)en in ber Seitung
feinet ©efrf)ic!§ unb in ber ©eftaltung feiner Sage feine ©üte,
fo baf} man in biefer ^pinfidjt if)m oertrauen bürfe. ^efu;§ l)at
biefeg ©tauben bejal)!, unb bie 9iot, bie e§ tieroortrieb, aurf)
feinerfeitS at§ "Oiot empfunben, unb i^r ©otte§ ^itfe jugemanbt.
^amit t)at er ben ©tauben^begriff mit uotter Stftuatität auf
bag 33ert)attcn ber ^ittenben ju it)m in biefem beftimmten ?J?oment
belogen. ^Jlirf)t eine altgemeine, ftetig in ber Seete oorlianbene
3bcc ober Sßittigfeit, fonbern bie in ber Situation ber '^ittenben
entfpringenbe Srmartung, bie fic^ auf i^n richtet, unb it)n al§
ben ©eber ber göttlirf)en |)itfe he}di)t, t)at ^^\u§ ©tauben ge-
nannt. ®a§fetbe ift ein uott perfontiaft beftimmter 5tft.
S)arum lüirb ben Jüngern, at^ fie firf) in feiner 2tbmefen=
Sc^tottcr, Set Oloubc im M. Xcft. H
114 .Hnp. ö, 3)ie 3ßorte S^l« »^ci" ^t'it (''Häuften [h'i ben 3i)tioptifern.
f)eit of)nmäd)tig fü{)Iten, gesagt: tt)r f)attet ntrf)t mie ein Senf=
förnlein ©laube 9Jlt. 17, 20. ^t)re allgemeine Überzeugung von
:3efu 9Jieffianität unb it)re Söilligf'eit, fid) auf iljn ju üerlaffen,
ift bamit mcf)t beftritten. ®a§ ©lauben ift aber baniit noc^ nid)t
r»ort)anben, roenn bie Slenntnt§ ^t\n blo^ eine unbeftimnite,
irreale 2Billig!eit, fiel) auf il)n gu cerlaffen, erzeugt unb nic^t
bie !on!retcn Seben§momente geftaltet. (Seine @üte irill auf ben
reellen ©tanb be§ Seben§ mit bem 33ebürfnt§, ba§ je^t ^ilfe
nötig mad)t, belogen fein.
©0 tritt bie ©eroalt be§ ^u^roortS ^efu aucl) in feine bem
©lauben gegebene 3Ser!^ei^ung l)inein. ®iefe l)at bie jünger
nict)t nur burd) bie (Srö^e be§ SSerfprodjenen, fonbern nicl)t
weniger burd) bie Beurteilung il)re§ inneren ©tanbe§ überrafd)t,
ä()nlid), rote etroa jeneg 3Bort, ba^ it)rer ©rö^e ben ©ingang in
'i)a§ 9leic^ üerfc^lo^ unb fie pm ^inb !^in umroanbte, 901t. 18,
1 f. 2lller 9'tut)m ber ©läubigfeit verrinnt Dor ^efu Urteil unb
ben i^üngern roirb it)r Unuermögen, @ott ju üertrauen, erfenn=
bar gemad)t. 2öie nac^t)altig 'i)a§ auf fie geroirl't ^at, jeigt
9)Iattt)äu§ beutlid) genug, inbem er un§ t)om fd)roant'enben Stäufer,
9Jlt. 11, §um §roeifelnben ^^etru§, 9Jit. 15, unb gu ben be§
@lauben§ entbel)renben 2lpofteln, 9Jlt. 17, fül)rt.
©0 roar üon 2lnfang an üerliinbert, ha^ bie bem ©lauben
gegebene 33ert)ei^ung bem Bu^roort jur 2lbfd)roäcl)ung biene.
©ic^erlid) tritt für ben ©laubenben bie gan§e ^errlid^feit ber
göttlid)en ©nabe ein; ob er aber gu glauben uermag, aud) nur
im fleinften 9Jla§, "öa^ ift bie ernfte ^^rage, bie aud) burc^ bie
,>]uget)örigfeit jum auSerroäljlten ^üngerfreife l'eine§roeg§ fd)on
entfd)ieben ift. ^n bicfer Raffung fonntc bie bem ©lauben ge*
gebene 33ert)ei^ung nie al§ SBibcrruf be§ Buf3roort§ roirl'en, nie
ein ftolseä ©elbftberou^tfein in anbcvcr ^igur im jünger roieber
aufroecfen unb il)m im 33lirf auf feinen (^3lauben§ftanb ba§ ®e=
füt)l einer ©rö^e geben, bie it)n über alle ert)ebe. ^n eine
Stimmung, roie fie bie ^aläftinenfer ober *!|?t)ilü im $8tic! auf
9ü)ral)amö ©lauben äußern, ober roie fie bie .Silage bo^> falfdjen
@fra formuliert: roir ^ben \a ben ©tauben unb bennod) bc^
I)anbc(ft bu unö fo! fam ber jünger mit bicfer !i>erl)ci^ung
Ocfu nie.
Sie fonfrete 3trt beö ©lauften^. 115
Unb büd) äußert [id) im burd)fd)neibcnben ^u^iüort gteic^=
zeitig ^efu ©nabe in tt)rer ganzen ©rö^c, raeil er auf bag je^t
§u if)m ^in fid) raenbenbe Glauben bie uoüe 3Scr'f)ei^ung legt,
äßegen ber gegenroärtigen ^uroenbung beg SJZenfc^en 511 i^m lä^t
er feine gange 3Sergangenf)eit mit allem, rva^ fie ^inftere§ in fid)
fc^lie^en mag, aber aud) bie ^ufunft üorerft jurücftreten. @r
mad)t nid)t gleich bie ^ufunft jur ^ebingung ber ©egenroart
unb ftellt ha§ ©tauben nid)t fofort auf bie ^^robe ber bleibenben
33el)arrlid)f'eit, fonbern fd)afft burc^ bie (5d)ä^ung be§ je^t »or=
tjanbenen ©tauben^ eine ©egenmart, in bie er feine (^abe legt,
bamit fie für bie ^ufwnft if)re 3^olge \)aht, fei e§ pm ^eil it)reö
dmpfängerS, raenn fie il)re SBirf'ung in i^m erreid)t, fei ei§ ju
feinem ^all, rcenn fie nic^t feftget)alten wirb, ba bie ©nabe ftet§
i^ren tiefen ©ruft bei fid) f)at. ©0 loirb ba§ ©tauben ein 2ln=
fang, eine ^Bürget, ein ©eburt^moment, ber in ben alten Seben§=
lauf einen neuen ^n^alt bringt.
9(u§ einem fold)en @rlebni§ ergab fid) für feinen ©mpfänger,
unb für alle, bie e§ mit il)m erlebten, eine ^eftätigung il)re§
glaubenben ^^erl)alten§, burd) meldje e§ in il)nen fixiert rourbe. ')
■Da^er roirb öon ben ©üongeliften t)en)orget)oben, ba^ 3efu0 bie
©ereilten barauf t)in5umeifen pflegte, ba§ il)r ©tauben it)nen
l)alf. -) ©§ mar mit einer folgen 3lnrufung ^ef" u"^ i^i^^^' ®i^=
t)örung nod^ nid)t notmenbig ein bleibenbeg 3Serl)ältni§ ju i^m
gegeben; bie get)eilten 3lu!§fä^igen gingen obne 2)anf baoon. 3Öenn
aber ^efu§ in biefer ^-föeife bie ^ilfe, nad)bem fie gegeben mar,
nad) il)rer inneren ^öebingung nod)mal§ beleuchtet, raill er fie für
htn ©et)eilten unb für alle jünger bleibenb fru^tbar mad)en.
Sie follen nun für immer bie 5?raft be§ ©lauben;§ fennen, lüorauS
fid) il)r bleibenber ^tnfc^lu^ an ^efu§ ergibt.
2)abur(^ l)at er feine 3ßot)ltat mit bem ©tauben boppelt
üerfnüpft : fie fe^t e§ üorau^ unb begrünbet ^§ raieber neu, inbem
*) 2)iefer6c ^Beurteilung, bie für bn^s jur eigenen öeihmg empfangene
3Bunber gilt, übertragt fid) aud) auf ba^sjeuige SBunber, ba^> bie jünger im
3{amcn Sefu anbern tun; benn biefeö ift aud) für bie, bie eö ben anbern üer;
luitteln, eine im ©tauben Begrünbete unb e^ neu begrünbenbe göttlid^e ®a5e,
Vu. 10, 17 f.
2) mt 9, 22. mx. 5, 34. <>u. 8, 48. Th. 10, 52. Üu. 18, 42. 17, 19.
116 Aap. 5. 2)ie 3Borte Sefit über ben ©lauben bei ben 3i)noptifern.
fie e^ 5um feftgef)altenen, bteibenben 2tnfc^lu^ an it)n uertieft.
darauf be§iel)t firf) ber begriff ohyo^ciaiog; bcr „im ©lauben
furje" ^) ift berjenigc, ber bie in ber früheren Situation ge=
roonnene ©laubenSfteüung nirfjt feftpit, jonbern in ber neuen
Situation 'roegen if)rer befonberen ©d^ioierigfeit ba§ ©tauben
unterläßt. ®arum erinnert ^t\ü§ bie cerjagten ;3ünger an feine
früf)eren Saaten, roeil i^nen biefetben bleibenb at§ ©lauben^motiü
bienen foKen: roie fommt e§, ba^ if)r feinen ©tauben {)abt?
3yir. 4, 40. 2Benn bie erlebte ^ilfe "ba^ ©tauben nicf)t juni
bleibenben 2Sert)atten be§ 9JienfdE)en mad)t, unterblieb auct) ba§
„Sßerftef)en" ; bie nacl)bent'enbe SSerroertung be§ ©rtebten ift untere
taffen lüorben: ovtico voeiie, 9JZt. 16, 9 oergl. 9J?r. 6, 52.
2)er Übergang beSjenigen ©(auben§, ba§ junäcfift ein be=
grenäte§, eingetne^ (Srtebni§ unb 33erf)atten be§ 9)]enfd)en ift, in
einen bebarrenben @Iauben§ftanb, ber ben ganzen 2Sert'ef)r be§
3J^enfd^en mit ©ott unb ber Sßelt beftimmt, erfolgte für ben
^üngerfreig be§l)alb mit ©id)ert)eit,^) meil ber intenfioen Unbe=
gren3tf)eit ber göttlid^en ©üte, mie fie in jeber einzelnen ©rmeifung
berfelben erfdjeint, it)re eytenfiöe ^üüe gur ©eite ftet)t, bie burrf)
bie abfoluten 33egriffe benannt mirb. Die ba§ befonberc S8eruf§=
berou^tfein 3efu ausbrürfen. Söeit in i^m ©otte§ föniglicf)e;§
^Balten erfc^eint unb if)m bie 33enoaltung be§ @ericf)t§ gur ©e=
n)ät)rung ober 33erfagung be§ emigen Seben§ übergeben ift, er=
f)alten a\x6) bie befonberen ©aben, mit benen er ber gcgenmärtigen
';)?ot abt)i{ft, eine unoergIeid)licf)e 33cbeutfamfeit. 6ie bienen, in=
bem fie i^n at§ 'iitw ©eber ber göttlicl)en ©nabe unb ©abe er=
meifen, feinem unioerfalen 33eruf jur Offenbarung unb fe^en i^re
Empfänger baburi^ in ^Sejietjungen, bie oon ber ©egeniuart big
in^ (e^te ©übe ()inüberreirf)en. 5!)]it bem ©tauben, ba§ ^efu§
anruft unb ben 3(nfc()lufj a\\ il)n geiuinnt, treten fie in ©otte§
'j „Atlciiifllöubifl" lenft ben Sicj^viff I^inübcr auf bie fvntenfitftt beö WhiiiluMt'j,
ob er (irofs ober fleiii fei, u)tt()renb er fiel) baroiif be,^iel)t, ob er ftetui (U'iibt ober
juicber unterlnffeii iinrb, lueil er fiel) lU'iU'" "*•'»<■' ^fbioieriiUeiteu nicht \\\ c\
fjalten ucrmttfl.
') :^\cl) rcbc üon £icberf)eit luUürlirl) iiidit im 8iim citu\N lueclinnifil) 1^=
bunbcncu 'i^ro.^cffefii ; cd bmibelt fid) «in etl)ifd)e, perfonljafte 'HeUitionen. iUnd)
bcr ;^iuiflcr fnnn (ilaubenoloo fein ; bc«(I)nlb ift iOm bort) eine flcfirijcrte Jüej^rüns
buuß be0 (^)(aiibenö {ic^^eben.
3)ie fonfrete 3tvt beg 0(au6en^. 117
Sffeid), rceil fie burdf) ba§je(be bem St)nftu§ oerbunben finb, bev
bie ©emeinbe ber Snbjeit frf)afft. ®a§ gibt bem (Glauben eine
unoergängIid)e, ben ganzen Lebenslauf umfaffenbe 2(u§bef)nung.
^a§ 3ßort „®ein ©lauben \)at bid) gerettet" ert)ält baburd)
einen vertieften (Sinn, burc^ raelcfjen e§ nicf)t blo^ bie Gegenwart,
fonbern aud) bie (l§d)atoIogie, nict)t nur bie je^t erforberlid^e
^itfc, Jonbern aud) ben ©nb^uftanb be§ ewigen Seben§ umfaßt. ')
^n ben SBorten, bie bei 9Jiattf)äu§ burc^ ben ©tauben be§
!f)eibnifd)en .ipauptmann§ «eranta^t finb, tommt bie§ anfd)aulid)
pm 3lu§brud. Dbirot)! e§ \\d) §unäci^ft nur um bie @efunbt)eit
feinet 5?ned)t§ t)anbelt, erftreden bie angefd) (offenen 2ßorte bie
()ier in 5lraft tretenben ^e§iet)ungen bi§ in bie dnbgeftalt be§
göttlid)en 9ieid)§ f)inau§, unb fagen ^^i^^el: e§ oerfd)eräe mit
feinem Unglauben nid)t nur bie momentane ^ilfe, fonbern ba§
9ieic^, unb bem Reiben: er geminne nid)t nur bie @iefunbt)eit
feines 5^ned)tS, fonbern roerbe mit ben ^^atriar^en ©aft an ©otteS
X\\d). ^m ©egenroärtigen begrünbet fid) 'i)a§ 51'ünftige, im 9Jlo=
mentanen baS ©mige. (Sbenfo mirb mit ber glaubenben ^eibin
t'eineSroegS btofj baoon gefvrod)en, ob if)re 2:od)ter ge!f)eilt werben
tonne, fonbern in biefe ?^rage legt fid) fofort bie anbere, ob
unb mie fie bleibenb an ^efu ©nabe unb 9leid) beteiligt fei.
'S)iefer fd)einbar rafc^e Übergang oerliert alles 53efremblid)e, foroie
bead)tet mirb, ha'^ biefe ©aben nie blo^ als etioaS fad)(ic^eS ge=
wertet werben, fonbern burd) baS ©tauben perfönlid^e ^e5ie()ungen
entftel)en. ^efuS gibt nid)t nur ein ^ing, boS er befi^t, ober
eine ilraft, bie an it)m ift, fonbern fein (Erbarmen, feine Siebe,
unb bieS nad) ©otteS Sßeifung; fo fud)t aud) baS ©tauben nid)t
nur ein ®ing, fonbern ^^f" Söilligfeit ju t)elfen; cS greift nad)
feiner ©nabe. 2öeil bie 33e5iet)ungen, bie fid) l)ier ftiften, perfön=
lid)e finb, fteigen fie über bie ß^i^lic^feit unb 93ergänglid)feit
fofort em^or unb werben ewig, weil fie ben 9ieid)tum, weld)er
ber '»Perfon ^efu eigen ift, in fid) aufnel^men.
Unter feinen .^änben würbe atleS jur „S^^eligion" : bie ^ilfe,
bie er gewät)rt, 51ml ©rweiS ber göttlid)en ©nabe, ber 5reunbeS=
freiS, ber fic^ an it)n anfd)lo^, jur ©emeinbe ber 23ollenbungS=
*) 3?gl. Su. 8, 12'. i'fct ui] manvauinfg awO^iZaiv.
118 Hnp. 5. Sie 3Borte Sefu über beii ölauben öci ben Spnoptifent.
jeit ba§ 23ertrauen, bo§ if)m erirtefen rcarb, §um ©lauben, ber
eiüige ®emeinfrf)aft mit ®ott ift. tiefer 23organg ift für bie
Ursprünge be§ 6;t)riftentum§ entfd)eibenb ; of)ne fein 3Serftänbni§
bleibt I)ier aUe§ bunf'el.
3Son einer fpe^ietlen ©eelforge, bie ^efu§ benen geroibmet
t)ätte, in it)eld)en ber ©laube an it)n entftanben rcar, \)öxm wir
nid)t^. S'lac^bem fie mit ©tauben §u i^m f)in§utraten unb bie
^itfe üon il)m emp@igen, treten fie in bie ©emeinbe ^uvM,
of)ne ha'^ mir über i{)ren meiteren Seben^tauf irgenb etit)a§ I)ören.
3t)re 33erbunbent)eit mit i{)m ift be§I)alb ungerftörbar, raeil ber
SSater fie !ennt unb er fie mit ber Offenbarung feine§ 'tR^i&}§ in
bie emige ©emeinbe ^olen rcirb. Unb aud) für i{)ren irbifd)en
2eben§(auf ift il)nen bomit, ba^ fie ©tauben fanben unb beffen
@r{)örung burd) ^t\n^ erlangten, ein @rlebni§ tt)iberfat)ren, ba§
feine bteibenbe 2öirt'ung I)at.
3Begen biefer gum ^ijd^ften ^i^t emporragenben ^ebeutung
be§ @Iauben§ t)at if)m 3efu§ aud) bann, rcenn e§ befonbere,
einzelne ©aben fud)t, eine unbebingte 3Sert)ei^ung gegeben, ^n
ben com ©tauben I)anbelnben ©nomen mirb bie ^reif)eit ber=
fetben t)on alten 33egren5ungen baburc^ mäd)tig au§gefprod)en,
ba^ fie abfid)ttid) eine SOBirJung an ha§ ©tauben fügen, bie bem
menfd)tid)en 93ermögen fd)led)terbing§ ent§ogen ift. ^) 33on bem,
ma§ ber ©laubenbe empfängt, mirb jebe ©renje raeggenommen.
Xtv ©rfotg fet)It bem ©tauben aud) bann nic^t, menn er fo uoll*
ftönbig über bie eigene ^raft be§ ©taubenben t)inau§ tiegt, roic"
bie 93en)egung be§ 33erge§. SSertei^t ha^ ©tauben biefc fönig-
lid)e '^a^^t, fo ift ber ©taubenbe non febem Ü^erberben ertöft;
ber (Sieg über atte§, wa§ if)n gefät)rbct, ift if)m pgefatlen; er
ift in ©otte§ 9?eic^ oerfe^t. ®em fonfreten, bcfonberen 3Ser=
kngen fann bie unbegrenzte 93ert)eifuing, ber einjetncn ^itte bie
unbebingte ©rfüttung beSmegen gegeben merben, meit ©otte§
üüttenbete ©nabe, bie in fein 9teid) einfüt)rt, nic^t nur für 3cfu§
») Sl^r werbet ju biefem 58crfle faj'jeii: flel)c uou l)icr bintl)iu, imb er
wirb l)inlibcrfle()e» ; if)r loevbet nid)t nur baö, junö am (seiiuMibmim iic[d)el)cu
ift, tun, ioiibeni aud), lucun if)r ju bicfcni ÜHTflC faflt : erl)cbe bid) unb fiüle inö
i)Jecr, luirb ee flcfd)el)c»; il)r rolUbct ,^u biefer 3i)fümore fafleu: reifje bid) loiS
unb pflanjc bid) iJiö 3)Jeer, unb fie iinirbe eud) rtel)ind)eu.
Sie Un6egren}t()eit ber 33erf)eifiung. 119
felbft eine 3ßirfad)feit ift, fonbern auc^ bem @laubenben uon
if)m gegeben rairb. SBeil mit bem Zutritt p i^m ba§ le^te 3iel
erreirf)! unb (Sottet Doüenbenbe ©nabe empfangen ift, liegt barin
aurf) bie Überroinbung jeber einzelnen (Sci)rcierigfeit unb bie .^ilfc
für jebe befonbere 9lot.
®ie @rö^e ber 33ert)ei^ung ermeift t)OÜenb§ bie |)altung ber
jünger al§ glauben§(o§. ^n^em fie if)re ©ebanfen meit über--
fteigt, jeigt fie il)nen, ba^ fie in ber 2:at @otte§ @üte nirf)t er=
fa^t t)aben, unb ba§, wa§ fie it)nen gen)äl)rt, nid)t ergreifen.
®erabe roeit bie 33ert)ei^ung fo gro^ unb {)errlid) ift, oerfagt it)r
©tauben, ba§ firf) ein fold)e§ Reifen unb ©eben ®otte§ nicf)t
üorjuflelien roei^. ^ugleid) mirb if)nen bamit aud) bie ©d)utb,
bie an it)rer @lauben§tofigteit entftet)t, üerbeutlid)t. ^e größer
bie @üte ift, um fo met)r fälit auf ben 5(rgn}ot)n, ber fie ner=
bäc^tigt unb besrceifelt, ^Verurteilung.
(Sin |)inau§ftreben über 'öa^ ©tauben frf)neibet bie Unbebingt^
t)eit ber 3Vert)ei^ung grünblid) ab. ^ie jünger fönnen meber
met)r enoarten, nod) met)r empfangen, at§ ma§ it)nen mit bem
©tauben gegeben ift. ®iefe§ ift ein le^te§, üoUenbeteg, baäjenige
i^erf)ältni§ ju ©ott, in bem man feine ganje ©nabe I)at. ^max
ift eö fd)U)erIid) bie 9)leinung ber ©telte, ha^ bie jünger nur
biefe§ 3Jlat jum ©tauben, unb bat)er jur ©rreic^ung i^re§ ^i^t^
imfä^ig feien, ©ie werben aud) fpäter ät)ntic^eg an fid) erleben.
;St)re ©c^roäc^e barf fie aber niemals su bem ©ebanten oerleiten,
fie rüf)re uon ber 9}^ad)tIofigfeit ^efu ober ber Ungnabe ©otteg
{)er; benn nur it)r ©tauben^mangel mad)t fie fd)mad); ha roo
fie 5u glauben üermögen, tun fie if)r 2öerf in ©otte§ 9J?ad)t.
%k abfid)ttid) getDät)tte ^]^araboyie, in bie :Sefu§ feine 3Set:=
f)ei^ungen fteibete, rid)tet if)re Spi^e nid)t gegen bie ^Dhtur, al§
mürbe bem ©tauben immer unb einzig munberbare ^itfe jugefagt.
über bie 3trt, mie im gegebenen '^aii ber ^erg fid) bemegt ober
ber '^aum im 3Jleere mäd)ft, tritt ^efu^ in gar feine Erörterung
ein. ^auon t)ätt er bie S^age ber jünger t)ielmet)r burc^ feine
'»Paraboyien au^brüdüd) prücf. ^ie SHittet, burd) n)etd)e bem
i^ünger bie i^m nötige SRad)t gegeben rairb, 1)ai nid)t er su be=
ftimmen, fonbern biefe ergeben fid) au§ ©otte§ ®ntfd)eibung.
Ob biefer ben S3erg in ber ^orm be§ natürlid)en ©efd)el^en§
120 Änp- -5. Sie 3Boi-te tsef" "6er ben ölauben bei ben 3t)noptifem.
entfernt ober in ber Söeife eine§ fd)öpferijd)en 2tf't§ mit momen=
taner SBir!ung, barüber ift bem ©taubenben feine Slusfage unb
norf) weniger ein 2(nfprud) unb ^^oftulat eingeräumt. 3Ba§ i^m
t)erf)ei^en ift, ift nur ba§ eine, ha'^ „ber 33erg ge()t".
®ie 2(uefd)eibung be§ natürlidjen @ef(i)ef)en§ au§ bem 33e=
reid) be§ @Iauben§ roäre nur bann möglid), menn ^efuS bie
S'Zatur nid)t al§ 2öer!§eug ©ottes, bie burcf) fie gefpenbeten ©üter
md)t al§ ®abe @otte§ beurteilt f)ätte. ®ie§ ift ein burd) bie
5lu§fagen ^efu oermorfener ©a^. ^a§ ©tauben, mel(^e§ ber
(Sorge ein @nbe mad)t unb gum Seib unb §ur ©eete f)inju aud^
9lal)rung unb Reibung oon ®ott ermartet, !^at ^efu§ nid)t
auf ba§ 3Bunber allein oerroiefen, üietmet)r auf bie 9f|atur ge=
grünbet, burd) n)eld)e ©ott aud) bie 3Sögel nä{)rt unb bie Silien
tleibet. 3)ie ©onne unb ber ^egen, rceld)e bie Srnte reifen
mad)en, ftef)en für it)n im ®tenft be§ ä^ater;^ unb finb burd)
feine oollfommene @üte regiert, ©erabe baburd), ha^ für ^efu§
raeber bie Silatur ollein, nod^ 'Oa^» SOBunber allein ba^ Söerfjeug
ber göttlid)en @nabe bilbet, fonbern fein ©ott in ber ^'latur unb
über i^r maltet, ba§ ©egebene benü^enb unb 9]eue§ fct)affenb,
gercinnt feine 93erl)ei^ung ifire Unbebingt^eit unb ba§ ©lauben
feine innere 2Sollenbetl)eit. ^)
^er ^Jlad)brudt, ben biefe ©nomen auf ha^ Sßunber legen,
berul)t barauf, ha^ fie auf ben befonberen ^eruf be§ 3ünger§
fct)en, mie er fid) au§ feiner ©emeiufd)aft mit bem (£t)riftu§
ergibt, ©r t)at am 3^i^^» i« berfelben 3Öeife, mie 3efu§ felbft,
bas roirt'fame 3}littel, burd) meld)e§ er bie ©egenmart be§ |>immel=
reid)§ bezeugt. 3lm ©d^eiben i^i^fu l^ängt bie t^rage, ob bie
©einen bie Sßerf'e aud) p tun oermögen, bie er tat; fie mirb
bcjat)t, freilid) nur bann, menn fie glauben fönnen. ©§ liegt
im 2Befen be§ SBunber^, bafi ba^ ©lauben bann, menn e§ biefe§
oon ©Ott fud)t, feine 9)^erfmale mit bcfonberer ^euttid)feit ge=
minnt, weil bann alle monfd)tid)en l^eiftungen auf bie ©eite treten,
unb ba§ göttlid)e ©eben in feiner eigenen ''Madjt unb ©nabc
allein ben ©ffet't bebingt, an bem ber SBittenbe nur baburd) bc=
teiligt ift, baf} er fic^ bie ^errlid)feit @otte§ in il)rer Überlegen^
') Xk' uH'itcro (iTörtcniiiii über ben lcllprallaturali^MmK^ ^efii iiiib feiiuMi
Wcflenfiit jur Unnatur jitut in bie nente[tanientlicl;e IljeolOijie.
3)ie Unbei^ren^tf^eit ber 3>erf)ei^unci. 121
!)eit über bic '^aiux gegeniüärtig I)ä(t. ©in foId)e§ ^^itten crf)Qlt
üoüenbS bie 2lrt be§ !i^ertrauen§, rcenn es fic^ auf 3ej"5 ftütjt
ober an tf)n ftd) rcenbet unb uon it)m eine nur burrf) eine allmäd)ti9e
@nabe mögüd)e (^aht erwartet. 2)aburcf) mad)t ha^ 3Bunber
fid)tbar, wie umfaffenb unb reic^ bie @en)i|{)eit be§ ©laubenS
ift, unb roie @ro^e§ e§ empfängt, unb bereitet barum ju jenem
3lnfd)Iu^ an 3^fu^ t)or, ber aud) bie Dollfommenen unb eroigen
©aben be§ $imme(reid)§ bei it)m fud)t. :3nbem aber bos Sunber
an "üa^ ©tauben gebunben bleibt, ift e§ aller @igenmäcl)tigfeit
unb SBillfür be§ SJIenf ct)en entäogen ; benn ©laube lä^t fid) nicf)t
roillfürlicf) f)erüorrufen, unb nur reo er t)orl)anben ift, ift bie
üon ^i\\i§ geforberte Sebingung für jeneS ba.
®a§ 3i^t u"^ Ergebnis, ba§ 3^fu§ mit feinen überfd)roäng=
lid)en 33erl)ei^ungen fud^t unb erreid)t, ift, ba^ ha^ ©tauben uon
ben am eigenen menfd)tid)en U^ermögen f)aftenben (Sd)ranfen
fd)led)tt)in frei roerbe. ^ie ^^rage, ob ba§ ©rbetene mögtid) fei,
roirb i^m oöUig genommen unb jebe 2lbfd)ä^ung ber eigenen
Äraft I)ört auf. ^m ©tauben fet)rt fid) ber ^lirf unb SGBiüe
be§ SJienfdjen oöllig oon fid^ ah, einzig ^in ju ©Ott. Dli^t ber
9Jienfd), fonbern ©ott gibt bem ©tauben bie ®rf)örung unb ben
©rfotg. %k 5?raft, „53erge §u oerfe^en", ift ©otte§ ©igentum
altein. ®ie 'iDIadjt be§ ©lauben§ berut)t barauf, ba^ ©ott für
ben ©taubenben I)anbelt. 2)e§roegen, roeil er ©ott für fic^ I)at,
fte()t er über allem, ma§ it)m roiberftet)t. ®ie Unbegrenjttjeit ber
SSerliei^ung ift ber birefte 3lu§brucf für bie Unbegren3tt)eit ber
göttlid)en ©üte.
®arum ift ber groeite ©prud), 9)lt. 21, 20, mit ber ©ebet^-
mal)nung oereinigt. ®ie bem ©tauben gegebene ä^erljei^ung unb
biejenige, bie bem ©ebet in berfelben Unbebingtl)eit gegeben ift,
erläutern fid) gegenfeitig. *) ^a§ 'öefet)l§rcort an ben 33erg ift 5U=
näd)ft ein ^ittroort an ©ott, unb ba§ ©tauben fteÜt nur baburd)
ba§ ^^ermogen ju einer nad) au^en get)enben 3Birffam!eit t)er, ba§
*) 2>ie gnnje Se^re »om (Bebet ftetjt notjuenbig im ftrengften ^arnUeliömuö
juv Sef)ie uom (^5(iuibeii, bo baö ^Bitten unb Spanten feine nä(l)ften, nnmitteU
bnrften ^Jhif50iuugeu finb. SÖiv I)ciren j. t^. im Unfev ÜUiter, roae Jefue ben
IJi'nuieni cik- biu^ (leminut l)at, uuici fie glauben, mit fefter (Bemifjljeit uon Wott
evuuutcn foUen.
122 ^'«P- *i- 2)ie 3Borte Sej« über bcii Wlaubeii iici beii Sijnoptifern.
c§ guerft im 9Serl)ältm§ p @ott bie ^itte erzeugt unb fie fo
geftaltet, ba^ fie erf)ört rcirb.
@§ {)atte für ba§ ©lauben, ba§ ^efu§ feinen Jüngern gab,
unb bamit für ben ganzen ^eftanb be§ ®f)riftentum§ funbamentale
^ebeutung, ha'B au§ if)m natf) ^efu ©inn nidE)t blo^ ba§ hänfen,
fonbern aud) ba§ bitten entfiel)!, ba^ er biircf) ba§felbe ben
9Jlenfd)en §u eigenem 3ßoIIen aufricEitet unb biefem reale ©eltung
cor ©Ott t)erleit)t. .^ätte er au§ ber Überlegenheit @otte§ über
ba§ menfd)Iid)e 3)eniE'en unb SÖoUen gefolgert, ha^ ha^ ©tauben
t>a^ ^Bitten auSfc^lie^e unb nur ha§ S)anl'en jutaffe, fo t)ätte firf)
für t)a§ ®en!en barau§ ergeben, ha^ ba§ ^orfc^en unb fragen
ungläubig fei unb nur ha§> empfangene 3Öort oom ©tauben be=
n)at)rt werben bürfe, unb für bo§ SBolten, ha'^ nur ber @eI)orfam
gegen bie gegebene Spiegel bem ©tauben entfpredje, bagegen jebe
neue ^at, bie bem eigenen 3Sermögen entfpringt unb neue i^kh
t)at, ha§^ ©tauben §erbred)e. ^efu§ f)at biefe§ aber fräftig cor
ber Entartung jur bto^en ©rgebung gefd)ü^t. SJlit bem ©tauben,
roetd)el er meint, entftet)t feine 93erfe^ung be§ 9}^enfcE)en in
^affiüität, fonbern e§ geraät)rt it)m eigene Sebenbigfeit. Serge
5U uerfe^en nerlangt feine Sieget uon if)m; baju fü^rt it)n ber
inbiüibuelte 58eruf unb tia^ 33ertangen, "tta^ an ber if)m je^t ge=
gebenen befonberen Sage entftef)t. @r t)at aber §u fotct)em SBotten
ein 9ierf)t; benn er barf bitten, äöie nid)t einsig ba§ Sitten
ober einzig ha§ hänfen, fonbern beibe im ©tauben nnirjeln,
fo aud) ba§ Söiffen unb ba§ fragen, ha^ @et)ürd)en unb bie
freie 2;at.
9fiad)bem ^^\\^§ bie i^ünger ^um Sieben ncrpftic^tet unb
if)rcm ©tauben in feinem Sieben unb ©eben ben ©runb unb
;3nf)att gegeben t)at, mar e§ mit einem .^erabfinfen be§felben in
bie '»^affiüität norbei. S^tur in jener 3w^ßi'fi<l)t mcld)e ben 3)hit
5um eigenen SoUen finbet, f)at bie uotle Siebe ha^ von if)r ge-
wotlte 5{orrelat. Semirft fie blo^ paffioc förgebenbeit, fo ift fie
entmeber burd) einen egoiftifd)en ;]n\ci{j, ncrborbon ober burd)
für fie unübern)inblid)e .^^inberniffe gelät^mt. Sctbe 'i)JK'>glid)feiton
fielen für ^^f" ©ebanfengang weg. 2)ie im 9?eict)e ©otte§ fid)
offenbarenbe ©nabe erretd)t il)r ,;^icl, unb bicfc§ ift berjenige
aJicnfd), ber felbft moüen, bitten, lieben, mirten fann.
^W ^sirfimg be$ OMaubene^. 123
3lm 3iif«"^"^<^"^<^"9 ^6§ ©Iauben§ mit bem bitten wirb
fid^tbar, ba^ bie vfi)c^ifd)en ©rflärungen für ben @rfü(g be§=
jcntgcn ©(auben§, ba§ eine in ben Sfloturbereid) l)inübergrcifenbe
@abe üon ^efu§ erbat, roie fie unter bem ®rud be§ mobernen
9i|aturbegriff§ beliebt geworben finb (^^Jeruofttät, i^vifterie ber
^■öittenben u. bgl) un^iftorif^ finb. ©ie finb fd)on best)alb un=
burd)fü{)rbar, meil ba§ ©tauben non bem, ber ^efug bittet, ge=
forbert rcirb, obmot)! bie§ t)äufig nid)t ber Traufe felber mar.
SGBenn ber '!Öater nicf)t glaubt, roirb ber ©ot)n nirf)t gefunb,
3Jir. 9, 23. S'tid^t ber fterbenben Jod)ter, fonbern bem ftd) in
it)ren 2;ob ergebenben ^-Bater rcirb gefagt : nur ba§ eine unterlaß
nid^t, 5U glauben, 5[Rr. 5, 30. ®a§ ©tauben be§ .^auptmann^
bringt feinem ^'necl)t, baSjenige ber ^ananäerin il)rer Jo(^ter
Teilung.') ®ie '0lotrcenbigfeit, bie e§ gur unerlä^lid)en 33e=
bingung ber |)ilfe mad)t, ift fomit rein ett)ifrf)er 3Irt. ^) ©ie ent=
fpringt au§ bem, rcaö ©ott rcill unb ber 9J?enfd) moUen foU.
@ott roill al§ ber ©ute erfannt fein unb ber 9J?enfcf) foll @otte§
©Ute et)ren. '2)e§l)alb rcei^ fid) ^efu§ burd) feine ©enbung er=
mäd)tigt, feine Srrcartung gu rciberlegen, bie in i^m ©otte§
l)elfenbe 9Jlad)t fucl)t unb el)rt. 2)aburd), ta^ 3efu§ ha^ gött=
lic^e ®ibin mit bem menfd)lid)en ^^itten in ^ongruens bringt
unb ben 2;atbercei§ fül)rt, ha^ febe ©üte, bie ber -üyienfd) bei
il)m fud)t, für il)n uor^anben ift, bejaljt unb üolläiel)t er fein
meffianifd)e§ 31mt, unb jrcar fo, ba^ er ii)m an ber Offenbarung
ber göttlid)en ©nabe ben 3nl)alt gibt, ^nbem er ba§ ©tauben
errcectt unb erhört, tritt feine 3}]effianität au§ ber ©§d)atologie
1) 3)ie 5D?eimiiui bec^ lertee lüäre uenntttlici) iibevfct)vilten, roeim uon einem
fteüuertretenben (Glauben fleiproci)en roüvbe. ^ubem basfelbe bie Süibittc er-
jeui^t, nimmt eö fveilid) bae ÄnoI)! besS nnbern in fein SKerlangen unb in feine
(yen)ij5()eit auf, aber v>efuö l)at e^^ aud) bei ber err)örung ber Fürbitten ^uuädift
mit bem ^i^ittenbeu felbft ju tun. S^iefer mad)t bie 9fot beö anbern ^u feinem
eigenen 3tnlieoien, lue'ä.Oalb aud) bie feinem (^Jlauben geroäl^rte ®abe eine i()m
felbft enwiefene 3Bot)ttat ift.
*) 3)ie pt)t)fifd)eu J^eorien »ertieren aud) alten ,3uianimenl)ang mit bev
gefd)id)tlid) gegebenen Sage. 3n ber Sijnagoge bad)te niemanb baran, ben
(5-ffeft befii (J'Maubenct axif^ feinem berul)igeuben ©influ^ auf basj ^Jieruenfijftem
abjuleiten, ft>nbern bie 3(uofagen über bie :JJfad)t beefelben be}ie()en fid) am-
fd)lief(lid) auf feinen Ü5ered)tigfeiteniert, auf bie n^üii HIDT.
124 Aap. 5. Sie 3Borte ;se)u über beu 6)[aufien bei ben Sijnoptifeni.
I)erau§; er tütrb fie mrf)t blo^ etnft i)oben, fonbern ^at unb übt
fie je^t. ^enn er ertueift bamit bem 9Jienfd)en @otte§ @nabe
jo, ba^ er fie in il)rer 93olIfommenf)eit unb S^otalität an fidf) erlebt.
Malier {)at .^efuS frf)on bem fleinften (Stauben bie t)ödt)fte
®abt unb ^ilfe §ugefagt. ©orcie nur @otte§ @üte bei it)m
gejuckt roirb, rairb fie at§ üottfommen erfa{)ren. ^nbem nid)t
erft ein befonber§ geartetes ober großes, fonbern jebeS ©tauben
@otte§ unb ®t)rifti gange ®nabe unb Tladji für fid) I)at, wirb
ba§ 3ßort §u einem einfad)en 3(u§brud' für bie Unteitbart'eit ber
göttlid)en Siebe, ©ie ift eine 3:;otalität unb fd)ent't fid) nid^t
nur in abgeftuften äRa^en. ^t)r ©eben ftuft fid) ah, aber bie
Siebe, bie bie @aben gibt, ift ber eigene 9Bi((e ®f)rifti, ber eigene
äßitte @otte§, fo ein§ unb gan§ raie fie fetbft. ^aburd) gleicht
ha§ ©tauben bie Unterfc^iebe §n)ifd)en ben 9Jtenfd^en au§, raeit
e§ ftet§ bie 2ßir!ung I)at, ha^ ha§ |)üd)fte, ba§ ©ange, @otte§
eigene? Sieben burd; hin (£t)riftu§ bem ©laubenben ju teit
geiüorben ift.
®aburd) maren bie jünger oon ber trabitionetten SSor=
ftellung über bie 9nad)t beg @tauben§ abgetöft, bie fie burd) bie
©ültigt'eit ber 9f{ed)t§reget begrünbete. @ben je^t, roo Sefu§ jene
mit bem l)üd)ften 3(u§brud be§eugt, fd)ü^t er jugleid) bie jünger
gegen baSjenige 9)^i^üerftänbni§ berfetben, ba^ fie au§ ber ©gnagoge
mitbrad)ten, unb fd)neibet ben 3Serbienftgebanf'en oom ©tauben
oötiig ab. SBürbe aud^ er bie SÖirfung be§fetben burd) biefen
erläutern, fo erf)ielten mir unoermeibtid) eine '^^Jroportiou 5mifd)en
ber ©tärfe be§ @tauben§ unb ber ©rö^e feine§ @rfotg§. ^e
größer ba§ SSerbienft mirb, um fo gröf^er n)äre aud) ber Sot)n.
;3efu§ t)at aber au§brüdlid) feine (Bäht uon ber ^ntenfität unfere§
@lauben§ unabt)ängig gemad)t, meil bev (Srfotg berfetben für
it)n au§fd)lief3tid) auö feinem eigenen .^anbetn in ber ®emein=
fd)aft mit bem 33ater fotgt. ^n^^nt er ben ^tic! ber :3"n9ßi*
uöUig uon fid) fetber, and) uon ber ©ri3^e ober ©d)uu'id)e il)re§
©laubenS ablent't, titgt er ein bö§artige§ @taubcn§binbovnifn
:^efu5 Ijatte in feiner Umgebung reid)lid) jene^::! ©tauben uov fid},
baö fid) auf fid) fclbft ^urürtbog unb an fict) felber glaubte,
^auon reifet er bie ^^üngcr lo5i, n)oi( fie nie ,vmi ©tauben fomnuMi,
menn fie bie 'ikiuäl^rung bessfelbcn uon bev ©tiivte il)vov ©laubig^
Die Sßirfunc} bess WlaiiEteiu^. 125
feit eriDarteu, luoburd) firf) i^r ^Mxd üon @ott ju i()rev eigenen
^raft n)egbre!)t. ®er jünger foü rciffen, ba^ ©ott aurf) am
©tauben feine frei gebenbe @nabe betätigt unb barum bcffen
5l(ein^eit unb ©c^iüäc^e überfief)t unb fc^on in ber gagljaften 'öitte
unb im fdjmanfenben ^JSertrauen ba§ 33ertrauen t)i)rt unb begabt.
Sufaä f)at bic§ febr Iid)tDotI baburcf) §um 3(u§brudf gebrad)t,
ba^ er ha§ äÖort über bie SlUmac^t be§ @Iauben§ mit ber ©itte
ber jünger: gib unä mel)r ö) tauben, üerbunben t)at, ^u. 17, 5.
©urc^ 3efu Stntiüort wirb biefe ^itte at§ ba^ ©egenteit beö
gtaubenben ^-Berfiatteng bejeic^net, meit fie bie ©tärfe be§ ®tauben§
mi^t unb bie ^urct)t ausbrürft, e§ fei nirf)t gro^ genug, ^arnit
wirb im ©tauben ba§ jerftört, n)a§ e§ jum ©tauben marf)t, bie
öorbet)atttofe ©eiüi^t)eit, bie bcm ©ebenben oertraut. ^er ©tau=
benbe fuct)t bie Söirffamfeit be§ ©tauben^ nic^t in ber ©tärfe
begfetben, fonbern in ©ütte§ ©üte unb be()anbett ba^ ©tauben
nict)t at§ eine ^eiftung, bie um fo fieserer i^ren ©rfotg erjiett,
je größer fie ift. Um jebe fotd)e 9?eftejion auf baä SJia^ be§
©taubens abjufdjueiben, antwortet ^efu§: ba§ ©tauben fei nid)t
üürt)aubon, menn ber ^ittenbe nic^t atte§ uon ©ott erroarte, unb
e§ empfange auc^ atte§, fomie e§ ba fei, fei e§ aurf) nod) fo ftein.
9Jlit biefer 3tntii)ort mar bie ©etbftanftage, ha^ ber ©taube
it)nen mangte — eine ß'infid)t, bie ben 3ü"gevn im !i^erfet)r mit
^efu!g mit überroättigenber ©djärfe aufget)en mu^te — beftätigt,
ja jur Hütten SßBat)rl^cit gebrad)t, meit bie ;3Uufion jerftört marb,
at§ befäfuMi fie bod) menigften§ einige? ©tauben; unb bod) mar
gtcid)äeitig i^re !öitte im uottften dJla}] erfüttt, ba bie Slntmort
:^efu ba§ ©tauben§t)inberni? in i^nen befeitigt unb bie %uv(i)i
titgt, bie fie ängftlid) bie ©rö^e i^re§ llngtaubeng ober ©tauben?
meffen tä^t, unb itn* 3tuge ftatt beffen auf bie 9Jiad)t ber ©nabe
fixiert, bie bem ©taubenben nid)t? oerfagt. ')
') (5<^ foU^t ba'5 Söort üom Änec()t, ber aifS feiner 3(rbeit feinen 9(nfprncfi
mif ioiiberHct)en ^Tanf ableiten bnrf. Sd) felje barin ben iöeleii, baf? :l'nfa'j ben
Jobel 3efu au^ bie ben ©lanben nieffenbe Selbftbefcfiannng bejogen I)ot. 3'»
5iüeiten 'iöort iwirb bie 3kfIe;rion anf bie ©röfte nnb ben 3ßert beö c^etanen
3i>erfes> uenüel;rt, lueWic feinetiDecien 2)anf nnb iioijn forbert; bannt rairb bie
bienenbe Stelhuu^ uertaffen. ^sni erften ÄNort loirb bie ^Heflerion anf bie Öröpe
unb ben 'Bert be* (iitanbenö abijelefjut, lüeldje feinetipegen (£rl)örnnij unb ^üt-
126 i^ap- ii- 2)ie Söorte iCsefii über ben C'Manben bei ben Si^uoptifevn.
©0 beftimmt ^efu§ ben Sof)ngebanfen auf bie 33etätic}ungen
unfeveg £teben§ angeraenbet {)at üom ©lauben f)ä(t er i{)n fern.
2)enn her ©laubenbe irirft mci)t felbft, fonbern ruft @ott an,
ha'^ er für tl)n rairfe, unb bittet 3ßfu§ um feine @abe. ^e§f)alb
^t fid) ber jünger bie bem ©tauben gegebene 33ert)ei^ung nid)t
an bem ^u t)erbeutli(i)en, maS er f eiber ift, fonbern an ^efu
«Stellung vov (Sott unb ber 2BeIt. 2Ba§ e§ fagen roiö: über
bie ^erge unb "öa^ SReer ju f)errfrf)en, roie fo ber ©taubenbe
allen 5ßiberftänben überlegen unb gu jeber ^itfe unb ®ab^ be=
fät)igt fei, tya^ fet)en bie jünger an it)m. ©o frei, fo mäd^tig
mu^te er fid^ felbft in feiner ©otinesftellung, burd) bie er alle§
empfängt. Slllen oerbcrbenben ©eioalten: ber ^ranl'^eit, bem 2Bot)n=
finn, bem (Sturm, bem %oh, ber ©ünbe, ben teuflifcl)en äJläc^ten ftetlt
er fein 2öort fo entgegen, ba^ fie gel)ord)en, unb I)at barum ha§
i^ermögen, fein 33itten unb (Glauben, fo ^od) e§ aucf) über bie
©renken ber menfd^lidjen 9Jlad)t t)inau§faf)ren mag, jurüdbeugen
5U muffen, fonbern beftönbig . bie S^^egel in ^raft fe^en ju !önnen:
roic bu gegloubt l)aft, gefd)el)e bir. ^n biefer 9Jlad)t ^efu tiaben
bie jünger mie ben @runb, fo aud) haS: 9J?a^ für il)r eigene^
©tauben, unb erfennen an it)m, mie fern fie an bie ^erge ba§
35efet)l§mort ju rid)ten oermögen. 2)enn an il)m fet)en fie, ma§
©Ott it)nen gibt. ^efu§ bel)anbelt fein 3?erbältni§ gu ©ott nid^t
al^ fein Sonbereigentum, mooon er alle anbern fernl)ielte, fonbern
ftellt feine ;3ün9er, rceil unb foroeit fie glaubten, mit fic^ über
bie 3ßelt empor in bie 93erbunbenl)eit mit ©ott. 3Bie für il)n
in ber ©rroedung unb ®rl)örung be§ ©laubcnS ba§ meffianifd)e
.^anbeln ©egenmart rairb, ebenfo mirb für bie jünger im ^efitj
bc§ ©lauben§ unb feiner ©oben ber 9Jieffiani§mu§ jur ©egen^^
mart; fo erleben fie, bafj fie im .f>immelreid) finb unb ©otte§
töniglid)e§ ^errfdjen für fie eintritt, unb üben il^re i))?itl)errfd)aft
mit Gl)riftuä au§.
^at)er ift aud) in ber bem ©tauben gemibmeten ©nome
nid)t 5unäd)ft uon bem bie ^Kebe, um§ bie ^^üngev für fid) felbft
5U il)rer eigenen Errettung unb 53efeligung bebürfen, fonbern
flflbutifl forbcrt; bomit ift bie nlnubcnbc .^altiinj? uorlc^t. ©er i^efliiff „5?ci-s
bieiift" lüirb niKirtc[cl)Ioffeii an ben bciben vBtolU'u, luo bie 6i)nartDfle ciS fucl)te,
im ('<)latibett iinb im 'll^eif.
2)ie JLUrfitnfl beö ©laubens. 127
üon i()rem !Serfe, mit rce(d)em fie i^ven 33eruf uoll^ie^en. '3)ie§
ift and) in ber allgemeineren Raffung ber ©nome bei 2ufa§,
ber fie nicf)t auf eine fpe^ietle, if)nen je^t ^gemutete ^^ilfeleiftung
befiel)!, baburrf) feftgef)atten , ba^ bie folgenben 8prüd)e au§=^
brücflid) Don ber ^ienftpftid^t ber :3ünger reben. ^aran, ba^
fie nid)t bloj? ©oben ®otte§ ^u empfangen, fonbern ein SGBerf
au§5urirf)ten t)aben, burd) n)eld)e§ fie biefe aucf) anbern uermitteln,
l^aben fie 5unärf)ft eine ©laubenSfc^rcierigfeit. ®§ mag it)nen
(eid)ter erfd)einen, für fid) um @otte§ ^itfe p bitten, alg fie
anbern gu bringen. Stber nur mcnn fie it)r ©tauben mit it)rem
3öert' üerbinben, erl)ält biefe§ feine normale ©eftalt. @§ beftet
fid^ bamit an ba§felbe fein ©d)mer§ ober '^vnd. Xa§ gefd)ä^e
nur bann, roenn ^e\u§ il)r 2öer! al§ freub(o§ unb ersmungcn,
i^ren "^ienft alä ^axi beurteilte. ®a§ ift er für fie fo roenig,
al§ fein meffianifd}e§ Söerf für il)n eine fd^roerc Saft ift. ^f)r
^iBerf ermäd)ft au§ bem feinigen unb mirb im '3)ienft ber ©nabe
getan. S)e§l)alb t)at nid)t biefe§, fonbern bie Dt)nmad)t, bie 5U
il)m unfäbig mad)t, (Slenb unb ^rud bei fid). 3iu§ biefer erlöft
fie basi ©lauben, fo ba^ fid) biefe§ al§ eine unfd)ä^bare ©abe
ermeift.
"Derfelbe ©ebanfengang mirb in Wlt. 6 aud) für ba^jenige
©tauben burd)gefül)rt, roeldje^ bie Lebensmittel oon ©ott erioartet.
^i\m aud) l)ier t)aftet bie ^^lage nid)t am ©tauben, fonbern an
feinem ©egenteil, am ©orgen, roä^renb jeneS fie com Jammer,
ben bie ©lauben§tofig!eit bei fid) \)at, befreit, nid)t erft mit bem
©rfolg, nid)t nur begl)alb, meil e§ bie &ahe empfängt, fonbern
fd)on burd) fic^ fclbft, meil e§ als ©en)i^l)eit ber göttlid)en ©üte
^reube unb :;)tul)e in ber «Seele fd)afft..
®abei mirb aber nie unbeutlid), ha^ über allen einzelnen
@rfal)rungen ber göttlid)en |)ilfe biejenige ©rmeifung ber ©nabe
ftel)t, bie it)nen ben perfönlic^en ^eilSftanb gert)äl)rt. ^a^ it)re
©eele in§ Seben gerettet ift, ift mel)r al§ ha^» größte 2Berf, ba^
fie in ber SBelt au§rid)ten fönnten, unb ba^ it)re Flamen im
33ud)e ©otteS ftet)en, gibt it)nen bie größte ^reube unb bamit
aud) it)rem ©tauben ben rcefentlid)en ©e^lt, mt 16, 26, Su. 10,28.
®urd) bie Unbebingt^eit ber 23erbei^ung, bie "Oa^ ©tauben
t)at, mirb biefeS ©emi^ljeit. ©ä ^at in fid) für feine ^c=
128 .^cip- 5- ^^ic SQJorte ^efu über ^eu Wlauben bei ben oyiioptifern.
bingungen unb Spaltungen dlanm, fonbern wirb etrca§ ©anjeS,
3lbfolute§, eine ungebrocf)ene ^ejafiung ber ungebrochenen @nabe
6:t)nfti. ^efu§ t)at biefe innere @efc^loffenf)eit be§ ®Iauben§
geforbert a(§ bie \f)m n)efentlicf)e @igenfd)aft: roenn it)r glaubt
unb nid)t siüeifelt, SJlt. 21, 21. mx. 11, 23. ®er Stnlaj^ be§
©prud)e§ gibt ba^u bie burd)|irf)tige Erläuterung, weil bie ?^rage
ber jünger: „roie ift ber Feigenbaum fofort üerborrt?" un=
reflektiert unb barum unr)ert)üllt ha^ au§jpricl)t, iüa§ ^t\\i^
„äraeifeln" nennt, ©ie raoUen :3efu SJiac^t ni(i)t beftreiten unb
finb bennod) erftaunt, ba^ fein 3Bort gefcl)al). ©ie festen alfo
bod) üorau§, ber S3aum raerbe tro^ be§ 3^lud)§, ben 3efu§ über
it)n fprai^, bleiben, raie er roar. ®a§ ift bie innere ^Teilung,
nic^t @lauben§r)erraeigerung , aber audj nic^t @laube, ber bie
Haltung ber ^^erfon beftimmt, fonbern ein 3iif^»ii"ß"ößfißl)ß"
entgegengefe^ter ©inbrüde unb ©rrcartungen. 3lu§ ber ''Ma&ji
^t\n §ie^en fie bie (Srioartung, ha^ fein Sort gefd)et)e, au§ ber
feften @efd)loffent)eit be§ S'iaturlaufg unb ber @ebunbenl)eit be§
Menfd)en an benfelben bie anbere ©rroartung, ba^ e§ nid)t ge=
fd)et)e. ©0 fe!^lt bem „^er§en" bie @inl)eit. 3il)nlid)e§ fat)
^efu§ aud) im ®^b^t ber jünger. if>ätten fie gor fein 3Ser=
trauen ju @ott, fo mürben fie nid)t bitten ; aber neben bemfelben
ftet)t ber ®eban!e, fie mürben ba§ Erbetene bod) nidjt empfangen.
©0 mirb it)r 53itten unfrud)tbar, meil fie il}r i>ertrauen felbft
mieber uerleugnen. (S§ fte^t bie§ in genauer ^orrefponbeng mit
ber Slftualität, in ber ;3efu§ ba§ ©tauben faJ3t. Er mill bie
^erfon fid) ^ugemanbt raiffen, unb bic§ gcfd)iol)t fo lange nidjt,
al§ fid) ein "Corbelialt an tta^ ©tauben fd)lie|t. ^arum an=
erfcnnt er fein ©tauben, ha^^ nic^t ©erci^t)eit märe, ^er ^ittenbe
\)ai e§ angefid)t§ ber göttlid)en ©üte ,^u bejabon, bafj ©ott il)m
fein li^erlangcn erfüllt, ja erfüllt l)at, mie 3}iartu^ bie 1hiU=
enbung ber 3"^ßi^firf)t fräftig barftellt, inbem er ba§ ©eben »or
ba§ 33itten unb ©tauben ftcllt, meil eö nid)t erft burd) unfor
^Hufen crmirft mirb, fonbern au§ ©otte§ eigener ©üte tommt,
bie ung unfer ©tauben unb ^i^itten fd)enft unb ebeufo t^a^, maö
it)m jur 6rt)örung bient.
33om Dbcrften ber Sd)ule verlangt 3cfu§ ciml) bann, ab? er
ba§ tote 5linb il)m micbergeben foll, nur ba^? eine, bafj er glaube.
Dk &mi^i)e\t beö C^lauben^. 129
Tlit biefer ©tedung ^efu, bie bem glaubenbeu bitten um feiner
felbft lüiüen unb nur if)m baS göttUdje ©eben jufagte, mar ba§
sola fide gegeben: /iwvov jciöieve. 9lun »erlangt er aber aurf;,
't)a^ bie Xotenflage unterbleibe unb tut nirf)t§, bi§ bie ^^^[eifer
unb Älageraeiber entfernt finb. @r löfjt nic^t ju, ba^ beibe I)er=
beige^olt werben: bie ^^tageioeibcr äur Seftattung ber 2^oten, unb
er, ber it)r bo§ Seben geben foü. Sföie er felbft in ©eraif^tjeit
f)anbelt unb nirf)t einen !öerfud) unternimmt, ber in§ Ungemiffc
greift, fo f)at ber ©taubenbe feine ^ilfe o{)ne ©cfimanfen ju be=
\a\)Z\\. ^itud) be§megen l^at 3efu§ frf)t>n bem ©tauben, ber nur
mie ein Senfforn ift, bie t)öc^fte '^erl)ei^ung gegeben, meit er
bie in i()m liegenbe ©emipeit firf)tbar madjen miU. ^-IBenn fd)on
ber fteinfte ©taube nic^t banor erfd)rirft, bem 33crge ju gebieten,
fo f)at fd)on ber erfte 3(nfang bes ©laubenö bem (Jt)rifiu§ gegenüber
feben 3Sorbef)alt aufgegeben. 2öü feiner ^ilfe @nbe unb ©renken
gefetjt merben, ba ift auc^ feneg „©enfforn" nod) nid)t ba. ®er
©taube rnirb nid)t erft auf l)öl)cren fortgefd)rittenen ©tufen @e=
n)i^t)eit; er ift e? uon ^^tnfang an.
©efd)loffen()eit unb 33oltenbet()eit wirb üon it)m nac^ berfelben
et^ifd)en Siegel oertangt, bie 'üa^ ganje i^erl)alten :3efw i^«^ 9^9^"=
über bebingt. ^Jtuf ein ©tauben, 'tio.^ Ungeroif^'^eit bliebe, fann
er fid) bet>l)alb nid)t einlaffen, meil er fid) nom 'i^ater nic^t
trennen unb fid) nid)t in einen ©egenfatj gegen i^n bringen lä^t.
Sßenn ber ^öittenbe ^mar il)n anruft, aber gleichzeitig ©ütte§
©Ute unb W.a&)\. uerneint, fo t)at er bamit ba§ ©runbgefe^ feinet
'Befen§ unb 2Billen§ beftritten unb il)m baburd) bie '-Betätigung
feiner ©üte unmöglid) gemacht. 3efu§ arbeitet auf bie 91ner=
fennung ber ^errlid)t'eit ©otte§ I)in, unb mu^ barum alle 35er=
neinung ©otte§ al§ einen totalen 3Biberfprud) gegen feine (Ben=
bung beurteilen, ©ottlofe bitten finb für it)n unerl)örbar. SBeil
baig bei it)m ©efud)te al§ göttlid)e %aht oon il)m erwartet rcerben
foll, mu^ ber 33ittenbe bie nnbegrenjtlieit ber göttlid)en ©nabe
unb W.a&)i feft^alten; nur fo u)irb bei ^efu^ ©otte§ (^aht
gefud)t.
^^ie im ganzen ©ebanfengang 3ef"/ fo finb aud) an biefer
(Stelle feine ©ot)nfd)aft unb fein Gt)riftu§amt in ooUe (£inl)eit
gefetjt. '^tl§ ber (5ol)n mad)t er an feinem SBollen unb 2öirfen
©rijUUtcr, Ter ©taube im 3t. Xeft. 9
130 i^np- ö. Sie 3Borte ^efu iUn-r bcii OHmtOen bei bcn ©t)nopti!ern,
@otte§ 9Irt funb; bieje ift aber bie üoüf'ommene ©nabe. 2(I§
ber 6;f)riftu§ bringt er @otte§ le^te, größte ©aben unb jd}afft
bie SSoüenbung ber ©emeinbe; bem ©üt)n unb Gf)riftu§ ift mit
einem in Ungeroipeit fd)n)an!enben 33er{)alten nid)t ©taube er=
roiefen. 3unt ^ringer ber ooltenbenben @nabe tritt man nur
mit einem ©tauben t)er§u, ber @en)i^t)eit ift.
@§ tt)ir!en fomit brei ^aftoren pfammen, um ba§ ©tauben
nad) ^efu ©inn §u einer !ategorifcf)en 3tu§fage ju machen: bie
2SottfommenI)eit ©otte§, ber gan§ gut ift, ber 23oUenbung bringenbe
^eruf be§ ©{)riftu§, ber nid)t eine 5eitlid)e unb begrenzte ©nabe
Derleif)t, fonbern biefe gan^, unb bie fategorifctje Strt be§ fittlirf)en
2(nfprucE)§, ber, foraie mir in Se§iel)ung ju ©ott unb feinem
SBitten treten, ben @infa^ be§ ganzen ^ä)§ oon un§ cerlangt.
®a§ beftimmt and) bie 2lrt ber @emi^t)eit, bie im ©tauben
lebt. (Sie !ann nict)t mit berjenigen ibentifd) fein, rceld)e ba§
bcn ©innen fid) barbietenbe ©reigni§ gemährt; benn fie be§iel)t
fid) nid)t auf naturf)aft gebunbene SBirfungen, fonbern ift eine
2tu§fage über perfontjafte 33esiet)uugen freier 2lrt. ^\d)i ein ©e=
t)eimni§, fonbern eine offenbare, erlebte 2Bir!lid)teit : ©otte§
gnäbige§ ^anbetn, gibt bem ©tauben feinen ©runb unb 3nt)alt,
unb bie ^reif)eit ber göttlid)en ©nabe t)ebt i^re ©tetig!eit nid)t
auf. ©ben bat)er entftef)t au§ il)rer äöat}rnet)mung eine ©erci^=
t)eit, roet^e foraotjt bie ©egenwart ai§ bie ^"fu'^ft umfajjt unb
fid) über alte befonbern Slntiegen unb SGBenbungen bc§ Seben§
erftredtt. %k ^eftimmung über ba§ göttlid^e ©eben get)t aber
nie in bie 'S)la6)t be§ ©laubenben über, fonbern bleibt ber freie
S3efi^ beffen, ber feine ©nabe unb fein ©erid)t fetbft »ermattet.
'3)ie§ ergibt im ©tauben ein 9]id)tmiffen , rcetd)e§ nur buvd)
©otte§ eigene 2;at, nid)t aber burd) ben 9Jienfd)cn au^gefdjloffcn
merben !ann. 2Sielmef)r märe ber il^erfud), ba§felbe au§5ufdjlief5cn,
bie 3ß^ftörung be§ ©Iauben§, ein ^all in ben Unglauben. '2)aö
©tauben befte{)t unb evmeift fid) uielmetir barin, bafj ber 9J^cnfd)
biefc.g 9iid)tmiffen mit 9iubc unb ^^reube erträgt.
SBeit ba§ ©tauben auf ©ott gerid)tet ift unb fid) feine ©e=
iüi^l)eit an ber llnbegrcn5tl)eit ber götttid)cn ©nabe begrünbet,
fann nie baran ein ^^meifet entftet)en, baj3 c§ bie llntevorbnung
unter bcn in fict) fd)licf}t, ber um feine ©abc angerufen luirb.
3)ie Öeiui^f)eit beö fvJlaubeng. 131
33itte unb ^efel)l bleiben bei ^efu§ burd) eine !lare 2;rennung
üoneinanber ßefd[)ieben, unb 3^!"^ §öt nid^t jugetaffen, ba^ jene
fid) in biefen oermanble. 2(m 2(u§fä^igen („lüenn bu rcillft!"),
am -Hauptmann, am blutflüffigen Sßeibe, an ber Slananäerin,
am ©d)ulbner, welcher um @rla^ bittet, am ©of)n, ber bie
Siebereinfe^ung in§ t)äterlirf)e ^au§ begehrt, am ^öüi^^^/ ^«^*
im 3:empel bittet, überatt mirb jur ^arftellung gebracht, ba^ ba§
ertauben bie ^i-eif)eit unb ^o{)eit beffen, an ben e§ fid) menbet,
nid)t antaftet, t)ietmef)r anerfennt unb nur baburd) ©tauben bleibt,
ba^ eg fid) unter feinen ^Bitten ftettt. (Somit !ann aud) bie
öemif3f)eit, bie ha§ ©tauben in fid) ^at, nid)t ju eigenmächtigen
^^^antafien entarten; benn b a§ ^Jiic^tmiff cn unb ba§ 9tid)tiüoIlcn,
n)eld)e§ bem ©tauben mef entließ ift, begrünben fid^ med^felfeitig.
SBeit ber ©taubenbe nid)t feinen eigenen Sitten bem angerufenen
at^ öebüt auftegen t'ann unb miti, barum bleibt aud) für feine
©emipeit jener ^-ßorbe^alt in ^raft, ber bie Übertegenl)eit ber
götttid)en ©üte über alle eigenen ©ebant'en anerfennt. baburd)
btieb ha^ ©tauben, n)etd)e§ ^^\\^^ erroedte unb ert)örte, uom
falfd)en ©tauben abgefd)ieben , unb bie Ergebung, fo roenig e§
auf biefe rebujiert wirb, btieb mit it)m ucreint, nur ba^ fie je^t
eine freubige, in!f)att§i)olte unb mittengftarfe Ergebung ift, bie
fid) nid)t an eine t)arte ^lotiuenbigf'eit, fonbern an bie uottfom^
mene ©üte ergibt. 2)ie aftuetten 33e5ief)ungen , in n)etd)e bie
©taubenben §u ^efu§ traten, t)otfen if)m babei raefenttic^, ta er
e§ in biefen §u uotter ^euttid)feit bringen tonnte, ta^ unb roie
ba§ ©tauben oon fctbftfüd)tiger Überf)ebung unb eigener (£rt)öf)ung
ebenfofet)r unterfd)ieben fei, wie üon paffioer S^Jefignation , unb
at^5 ein ^öt)ere§, ^^hm§ über beiben flef)t.
®arum fäf)rt ba§ ©tauben aud) nid)t über 3«fu§ t)inau§
5um ©rfotg f)inüber, um erft an biefem feine ©emi^eit unb S3e=
grünbung §u geroinnen. Dbgteid) jebeS (Srtebni§, 'Oa§ fid) al§
bem ©tauben geroöt)rte (3ah^ barftettt, biefe§ ftärft, bleibt c§
bod) in ber Unterroeifung 3efu oöllig beuttid), ha^ ha^ ©tauben
nid)t ber ®ahi, fonbern bem ©eber gilt, unb in il)m feinen ©runb
in foId)er ^eftigfeit l)at, ba^ e§ nom ©rfolge unabl)ängig ift. @§
roirb bal)er aud) bann nid)t t)infältig, roenn bie &aht in einer
SBeife erfolgt, bie ben eigenen SBunfd) be^ ©taubenben burd^freu^t.
132 i^iip- -i. ®ic 2Bortc '^q^w über bcn WlauOcu bei bcu ®i)nopttfern.
2)ie§ uiivb üor allem baburd) bem jünger jum ^eiru^tfein
gebracl)t, ha^ fic^ au§ feinem ^üngerr)erl)ättni§, fomit an§ feinem
©lauben, bie ^lotrcenbigl'eit ergeben !ann, ba^ Seben fahren §u
laffen. ßi^^f^ß" "5^^* Berufung ber i^ünger sur ^^rei^gabe ber
©eele unb ber bem ©lauben gegebenen 9Jlad)t 53erge ju uerfel^en,
beftanb in ^efu ^emu^tfein grceifelloS nid)t bie minbefte ©pan^^
nung. 2)er SSerluft be§ ?eben§ bebeutet ja feinen ©eminn, "öa^
©rö^te, n)a§ bem ©lauben n)iberfat)ren fann.
^ie 33ermutung liegt nat)e, ^efu§ ^ahe ba§ auf @ott unb
"öa^ auf it)n felbft gefteUte ©lauben nad) ber it)m immanenten
@eroi^t)eit unterfrf)ieben unb gegeneinanber abgeftuft. ©ie be=
mäl)rt fid) aber an ben ^^eyten nic^t. ,3unäd)ft ift beutlidj, ba'^
er ha§ auf iljn gerid}tete ©laubcn in feiner Seife mit Unglauben
gegen btn SSater fid) cerbinben lie^, al§ fönnte man fid) üüu
ber ^ärte @otte§ §ur @üte ^efu, üom ©eridjt be^ ißater§ jum
©rbarmen be§ <3of)ne§, oon ber 3tbn)efent)eit ©otteS jur ©egen-
mart ©^rifti flüd)ten. ^er @eban!e : ba§ il)m jugemaubte ©tauben
fönnte al§ ein .^öl)ere§ über ha§ auf ©ott geftellte ©lauben ge=
fe^t merben, fann bei it)m nid)t auffommen. ^n biefer .^infid)t
\)at er mit einer ^euttic^l'eit p reben gemußt, bie feinerlei Tl\^=
üerftcinbni§ entftelien lie^. 9'lid)t gegen ober ol)ne ben SSater,
fonbern burd^ ben 3Sater vermag er ba§ ©lauben ^u ermecfeu
unb 5U erf)ören. ©benfo beutlid) ift aber, ba^ er ba§ auf il)n
gerid)tete ©tauben nid)t unter ha^ auf ben 3^ater gemenbete
gefetzt unb e§ nid)t al§ begrenjter unb fc^mäd)er al§ biefe§ be=
fd)rieben l)at. '3)ie an iljn gerid)tete, bebingte ^itte: „unrnn bu
irgcnb fannft, t)ilf un§," 9J?r. 9, 22—25, rcirb au^brüctlid) ah--
9ctef)nt. ©ie mad)te nidjt ©otteg, fonbern ;^efu 3>ormögen 5uieifel=
l^aft; and) bejog fid) it)r ©d)manfen nid)t auf ^efu (Erbarmen,
nur auf fein können, unb aud) in biefer .^infid)t ift ber ^ittenbe
nid)t l)offnung§lo§. ^er ^ebingunggfa^ roiH fd^merlid) fagen:
roenn bu etma§ fannft, oielleid^t fannft bu aber nid)t^ ; bie inn-^
ausifctjung beöfelben mirb üielmel)r fein: bu fannft ja uieleS, l)aft
anbcrn munberbar gcf)olfcn, unb menn bu e§ nur irgenbiuie oer=
magft, fo l)ilf aud) je^t. ^er ^ittcubc ruft :^cfu gan-^c .U'raft
ju biefem 3Berfe an, unb brücft eben baburd) bie ^-urdjt au^:
fie fei begrenjt, unb reidje (;ier oielleidjt nid;t an^>, junuil ba bie
3)ie 3Ud)tunn beö ©tauben^ auf Sef»s. 133
:Sünger bic .^eilung üergeben§ t)erfurf)t f)attcn. ®ag tft nid)t
©taube. 3ßfu§ antirortet: „jenes : roenn bu fannft — aüe§ ift
bem ©laubenben möglid)." @r rceift bie ^^ragc naä) ber 9J?üg=
Iirf)!eit be§ Erbetenen ab ; fie f)at if)m gegenüber feine ©teile ; im
33lid auf i^n gilt nur ha§ '»Püfitiue: bu fannft. 9lur für ben
33ittenben beftef)t bie j^rage, ob ba^ ©rbetene für it)n möglid) fei,
ob er imftanbe fei, e§ ^u empfangen, unb auc^ für i^n fd)tie^t
fie fid), fo raie er glaubt; benn bem ©laubenben ift atteä erreid)^
bar, meil er aüeä empfängt. ®ie neue 33itte: „ic^ glaube, l)ilf
meinem Unglauben," bejeitigt bie ©renken, in meiere bie erfte
3efu 3Sermögen fa^te, unb lä^t nur bie 33ebingung übrig, bie
^efu§ bem ^ittenben felber jugeroiefen l)ai. ^m 33licf auf biefe
menbet er fid) an ein ©rbarmen, t>a^ aud) ber Unfäl)igfeit jum
©tauben bie ^ilfe nid)t werfagt. ©r burfte fagen: id) glaube;
benn eS ift ein ©taubenSermeiS, ba^ er feinen Unglauben nid)t
aB 93erunmögtid)ung ber .^ilfe betrad)tet. ®er ©taube ringt
noc^ mit feinem ©egenfa^, ergebt fid) aber mirflid) über feine
^•urd;t, rae§l)atb il)m ^efuS t)alf.
^ie ^Bitten, bie un§ al§ ^eifpiete erl)örten ©lauben§ be=
richtet raerben, mad)en fid) oon allen SSerneinungen ber 9Jlad)t
3efu frei. ®er Slusfä^ige mei^, ba^ ^efu§ t)elfen fann, fomie
er mitt, unb fügt 5u feinem Söotlen ha^ Spönnen in ungebrochener
©inbeit. ®er .spauptmann uerbinbet mit feinem SÖBort ben ©rfolg
in fid)erer ©i)nt^efe. ^en Dberftcn ber (Sd)ule leitet ^efu§ an,
feine .f)ilfe fogar für fein tote§ 5linb ju bejat)en. Sßegen ber
©egenmart ^^\n foU ber jünger auc^ auf bie burd^ ben ©ee
it)m bereitete ©efal^r mit 9iul)e fet)en. ©beufo fprid)t bie ©nome,
roeld^e bem fteinften ©tauben bic ganje ä^erl)ei^ung gibt, nid)t
oon einem oon 3efu^' unabpngigen ©ottoertrauen, fonbern oon
bemjenigen ©tauben, ba§ fie ai§ ^efu jünger l)aben, um be§=
mitten, iia^ er fie berufen f)at. (Seine ^btt)efenl)eit beroirft, ha^
fie ratlo§ finb unb fiel) al§ o^nmäd^tig erfc^einen. 3t)r ^tt'ßifct
rid)tet fidj nid)t gegen ©otte§ Sßeltregierung ; mo^t aber bagegen,
ob il)nen it)re i>erbunbenl)eit mit ^efuS ha§ iBermögen geii)ät)re,
ba§ je^t oon i^nen ermartet mirb. 2öeit er il)nen ben Sluftrag
5U fotdjen Söerfen gegeben t)at, tag bie ©rfüllung biefer ^itte in
it)rem ^^eruf. W\t it)rer 35erjagtt)eit fe^en fie fid) ju il)rer ^ünger^
134 ^"P- 4. S)ie Sorte S^f« ü6ev beu CUnuIicn 6ei bcti (Sijnoptifent.
ftcllung in SBiberfprurf) , unb entraerten ben con i'^m xljmn ge=
gebenen Seruf; it)r ©lauben t)ält bagegen biefen fcft. ^) 5(ucf)
wenn ber befonbere 3lnla^ ber ©norne jurücfgef teilt unb it)re bie
gange Slrbeit ber jünger umfaffenbe Q3ebeutung in ber 2(rt, rcie
e§ bie Su!anifrf)e ?^affung tut, erwogen wirb, bleibt unuerfennbar,
t)a^ it)nen ^efu 9Sert)ei^ung um beSwilten gegegeben ift, n)a§ er
für fie unb fie für i^n finb. @ä ift feine 3Serf)ei^ung , bie fie
5u foId)em ©tauben beruft, wie e§ fein SÖitle ift, ber ba§
©tauben berer, bie il)n anriefen, ert)ört. Qn einer SJJebitation
barüber, wa§ an ber 53ewegung be§ ^erg§ ber 9lnteit be^ 3>ater§
unb berjenige i^efu fei, leitet fie ber ©prucf) freilief) nic{)t an,
gie^t fie üielmetjr t)on allen folc^en ?^ragen ah. ^JOBa§ it)r ©tauben
erzeugt unb I)ält, ift ni(i)t eine tf)eotogifc{)e 2:f)eorie, wo'^t aber
ba§, ba^ ^efu§ it)r SJleifter ift unb fie gu fotd)em 33ertrauen er=
mä(i)tigt t)at. SKenn 9Jtrf. 11, 22 augbrücftid) üoranftellt: t)abt
©tauben an ©ott! fo ift bamit lebiglicf) feftgeftetit, ha^ wie
;Sefu (3ot)nfct)aft, ebenfo ba§ SBerf be§ :;5ünger§ uotlftänbig ver-
fällt, wenn er nic^t ©ott al§ ben für it)n |)anbelnben §u bejal^en
Derntag.
^efu ©ol)ne§bewu^tfein fc^lo^ e§ gänslid) au§, ba^ au§ bem
;3üngeroerl)ältni§ p i^m ein 5wiefacl)e§ ©tauben entftänbe, wü=
»on ha§ eine an ©ott, ba§ anbere an it)n ficE) wenben tonnte.
%üv ficf) felbft l^at er be§l)alb ©tauben beget^rt, bamit ©ott
©tauben ftnbe, unb be§t;atb unter bem Unglauben ber Seute ge=
litten, weil fo ©ott ber ©taube oerfagt blieb. 3ßa§ ^efu§ l)at,
ift ©otte§, fo ba^, wer feine .^ilfe fudjt, ©otte§ ©abe begctirt.
©otte§ 5lraft ftel)t i()m aber in unbegrenzter ^ütte 5ur (Seite, fo
ba^ aucf) 5U il)m 'öci^ !i>ertrauen nur at§ unbegrensteS rid)tig ift
unb auf bie an il)n gefteltte iöitte fid) alte 3tnforberungen über=
tragen, bie an ha?" ©ebet ju ftellen finb.
3ln ber gefdjid)tlid)en ^Kidjtigf'eit bc§ ^erid;t§, baJ3 ^efn^
in feinen ©efä^rten biefe§ ganje 93ertraucn ju fid) gepflanjt haha,
ift fein ernftcr >^weifel mi'iglid), ba fid) ein fold)er nur baburd)
bcfeftigeu fann, baj^ ber eüaugelifd)e iöerid^t überboupt faffiort
') Xvv fd)iüaiifciibc Irtufcr imb bie flInit[ien«tlDfeit ^.Jlpoftel bilbcii bei
Wnttl)rtufi( beiitlicl) eine "l^u'aUele; micl) jener jiueifelt nic()t au ber '^Uouiben,^,
fonbcnt am (Sl)riftu<(.
®ie 9lic()tuiui be§ OJlaiibenio auf Sei»^- 135
wirb, fomit :3efu§ oölltg in§ XmM üerfinft. dagegen ift e§
burd)au§ oerftänbUd), ba^ ber @(auben§anfprurf) ^^fu ba, ido
man tl)n able{)nt negatio beurteilt wirb: roir f)ätten baran ben=
jenigen 33organg üot un§, ber ^^fu ?^a(I unb ©cf)ulb bilbe; er
^ahz nicf)t bie ^(arljeit unb fittlid)e @efunbf)eit gef)abt, um ba§
C^3(auben feiner @efät)rten oon firf) raeg auf @ott §u rceifen, unb
f)abe baburrf) oerfd)uIbet, ba^ ha^ ©ottoertrauen jur 2Sere()rung
3efu entartet fei. @in foIrf)e§ UrteiP) gibt nic^t met)r ber ^i=
ftorit'er, fonbern ber 2)ogmatifer ab. %üx bie gefd)irf)tlic^e ^e-
obacf)tung ftel)t ba§ feft, ba^ biejenige Formation be§ @Iauben§,
bie ^i\vi§ t)eri)orgebra(i)t f)at, feine ©d)mä(f)ung ober 9SerbunfeIung
be§ auf C^ott gerid)teten @Iauben§ bewirft f)at, ha^ mir üielmeljr
gerabe ^ier eine @en)i^f)eit ®otte§, feiner @nabe unb @ererf)tig=
feit finben, raie fie bie menfc^Iid)e @efrf)i^te fonft nirgenb§ er=
reid)t ()at. 2öirb non ^efu ^-all gefvrocf)en, fo ift borf) ein§
gennj3, baJ3 er au§ ber ^ejaf)ung ©otte^ uicf)t f)erau§tvat, nid)t
non @ott abgefallen ift.
33efd)eibener benft ber jenige ^iftorifer, ber überhaupt feine
religiöfen unb ett)ifd)en ^Dia^ftäbe jur ^^erfügung ^at, barum
nid)t in ber Sage ift, üon 93erirrung unb (Sd)ulb ju fpred)en,
fonbern ha^ ^ni ber f)iftorifd)en Slrbeit barin fief)t, 't)a§' ©eflec^t
ber u)irfeuben nrfad)en flar ju legen, au§ n)etd)em fid) ba§
l)iftorifd)e ^^^t)änomen, fei e§ aud) nod) fo barocf, ergeben t)at. @r
mirb gegenüber bem @lauben§anfprud) 3efu fonftatieren, mie
mäd)tig ber ®rucf ber e§d)atologifd)en (Stimmung in ber 3uben=
fd)aft auf Cvefu§ mar, \)a^ ber 9Jleffiaui§mu§ fein Serou^tfein
üöllig burc^brang, fo ha^ er ernftl)aft ba§ 3Serf)atten feiner Um^
gebung §u fid) com meffianifd)en ©ebanfen au§ orbnete.
^efu§ ^at in ber ^Tat mit feiner (Sof)nfd)aft @otte§ unb
feinem 6l)riftu^namen ©ruft gemad)t, al§ er ben @lauben§=
anfprud) an 3§rael ftellte mit ber unbebingten 9Serf)ei^ung , bie
nur bie unbegrenzte ©nabe unb 9)lad)t @otte§ realifieren fann.
2öäl)renb er ba§ ©tauben ermecfte, ftie^ er gleidiseitig bie
58emunberung oon fid) meg, Suf. 11,27. 28, unb bleibt baburd)
mit fid) fetbft in flarer Übereinftimmung.
>) 3)ev giü^ere 3Mf«'n>"enf)ang, in ben e^ f^ineingefteUt wirb, tonn lüiebcr
ie()v i)er)'c()ieben fein.
136 ^op- 5- S)ie Sßorte Se)u iitier ben Ötauöen bei ben 3i)noptifern.
@r ptte mit if)r ein ftörenbe§ Surrogat für has (Glauben
jugelaffen, ha§ beffen @ntftei)en uer{)inbern fonnte. Qrvat i)at
audf) ber S3cn)unbernbe einen ©inbrutf uon ^^efu @r^abent)eit,
bleibt aber in ber (Entfernung \)on i{)m, unb üerjidjtet aurf) mit
ber 33ett)unberung allein nod) nid)t auf bie felbftifdje "Deutung
feiner ©rö^e, bie fie au§ bem ©treben nad) eigener ^errlid)feit
erflärt. ^er ^i\d be§ ^emunbernben t)aftet an i!^m unb get)t
nid)t üon tl)m gu @ott empor, ^ätte fid) ^efu§ bemunbern laffen,
fo roäre er ba{)er nid)t metjr ber 6^t)riftu§, roeil er bie§ nur al§
ber (So{)n unb nur im '^ienft ber ®nabe ift, nur baburd), 'iia^
er fic^ pm kleinen unb <Sd)uIbigen fjerabbeugt unb fie in bie
@emeinfd)aft mit fid) fe^t, nid)t aber fid) felbft ert)öf)t unb üon
anbern fid) ert)üf)en lä^t. 3BäI)renb rair mit ber ^emunberung
un§ felbft an ber (Sri3^e beffen, bem mir fie barbringen, auf=
rid)ten, t)atte ^e\u§ ba§ SBufjroort au^äuric^ten , unb mid) non
biefem nid)t. ®iefe§ beugt, unb ben ©ebeugten erf)ebt nur 't)a§>
©tauben, ba§ in bem über un§ ©r^abenen ben Reifer fd)aut. *)
®arum fte{)t ^t\n ©laubenSanfprud) , fo unbebingt er ift,
äu feiner 2)emut in feiner Spannung, unb bie B^rage mar ünbifd),
wie ber bemütige 9Jiann bennod) jur ^^orberung eine§ unbe==
grenzten 3>ertrauen§ gefommen fei. @r ert)cbt fie nid)t tro^
feiner Fenint, fonbern raegen berfelben, be§f)alb, roeil er fict)
üötüg unter (^ott ftetit unb ganj im ^ienft feiner ©nabe ftet)t.
■^^aburd) ha^ ^efu§ ©tauben fud)t, ert)ält feine 2lrbeit ein
inbiüibuette§ ^i^t unb fonbert fid) non SJ^affenrcirf'ung gänsüc^
ab. ®aö @rgebni§ ber 53uf3f orberung , bie ba§ iNerljättni^ be§
©injelncn §u @ott dou feiner eigenen äßillengiftellung abt^angig
mad)t, ift baburd) üöllig bemat)rt. ^it neue ©emeinbe mieber=
t)oIt nid)t mef)r bie Drbnung ber alten, bie ein naturt)afte§ ©e=
') SUcil uiib l'oiuie loii'f»'«* ben Wlaubcnönnfpnicl) eiijol', mar eiitfcliicbou,
bttf; feine il?erel;nins^ beö rclifliöfen .'öevoö S^f»"^ »» feinem Wreifc ent[tel)on
fonnte. 3)eiüiinbeiunrt für ben .'peroö unb ßJlnnbe m ben Sol)n (Motteci, ber
jum .t»errn ber ("•Jenieinbe flefejjt ift, finb innerlicl) rtefcl)iebenc Jvonnotioncn.
9Jic()t jene, fonbern biefe^j I)at oefuü ,v<i' 'Ueliiiion feiner oiiniu'r (UMniul)t. iTie
"iHaAjt, mit ber er feine '-iU'umnbernnrt unterbriictt hat, fcinif ein Meilu'nbev^
;){efultat : bie (iiianiu'lien finb feine Vobreben iiitf il)n, luolil al'or im c-HoutuMi
an iOn gefci)vieben.
2)ie ^Benifunci nller jitm (*'i(nu£ien. 137
bi(be barfteUt, in tretc^eS ber (Sin^elne of)ne feinen eigenen 3InteiI
f)ineingeboren rcirb. ^um ®f)ri[tu§ tritt man nur mit eigener
@en)i^{)eit unb freiem (Bntfrf)Iu^. Stuf bem ©laubengprinjip,
ba§ i!)n beftimmt, berul)t e§, ha^ er eben bamatS, al§ er bie
^eilige ©tobt unb ©emeinbe preisgab, fid) freuen tonnte, menn
er einen einjigen !!Öerirrten, roie 3ofcf)äu§ ober ben mit it)m
©et'reuäigten, für fid) geraann.
ßugteid) i)at er, inbem er boä ©tauben atter in berfelben
Seife frf)ä^t, bie @(eid)fteüung aller burd) geführt. 3öir baben
bamit bie Urfad)e oor ung, bie gleid)§eitig mit ber fonfequenten
^urd)füf)rung be§ perfönlic^en 9fteligion§begriff:§ ben llnioerfati^^
mu§, bie Seltmiffton unb hk über alte ©renjen t^inmeg in bie
^^ötfer t)ineingefte(Ite 5^ird)e erzeugt ^at.')
l]\vax mirb ha^ ©tauben burd) bie 9]äf)e ober ^yerne, in
n)etct)er ber Sittenbe uon ^efu§ ftet)t, erteid)tert ober erfc^mert.
^e^5t)atb ftet)t ber '^nht anber§ jum ©tauben a{§ ber ^eibe, ber
jünger anber§ at§ ba§ Sßolf. ^efuö t)at fid) über ^^n ©tauben
be§ .Reiben unb über ben Unglauben be§ ^uben uenounbert,
mt. 8, iü ogt. mw 6, G. 2Beit 3efuö bie ©renje, n)etd)e ber
biötjerige 3Sertauf ber götttid)en ^Jiegierung jroifd^en :3^iapt u"^
bem |)eiben geftiftet ^t, nid)t §erftörte, rcirb bem ;^eiben ba§
©tauben fd)mer, bem ^uben baSfelbe teid)t. 2Bät)renb bem ;v5ui>en
ber ßugang ju it)ui offen ift, fann fid^ ber i^eibe nur baburd)
gtaubenb ^u i^m üert)a(ten, ba^ er jugteid) bie ^iftanj, bie it)n
uon it)m trennt, anerfennt, meit e§ ha^ ©egenteit be^ ©tauben§
märe, u^enn er i()n ju fid) tjerabjijge. ^i\u§ tä^t fid) nid)t mit
©otte§ 3Berf, burd) iüetd)e§ ^§rael üon ben .Reiben abgefonbert
ift, in 3n)iefpatt bringen. @r rcitt at§ ber ©of)n be§ ©otte§,
ber ^l^raet ern)äl)tt t)at, anerfannt fein. ®ie§ mirb fon)ot)t am
Hauptmann, alö an ber 5lananäerin ftar! betont. ®a§ ©tauben
bcg .^auptmann§ fd)tie^t in fic^, ba^ er ^^f"^ nid)t in fein ^a\i§
bringen mitt, meit er i()m nid)t jumuten barf, ben llnterfd)ieb
5mifd)en ^grael unb ben .^peiben auf5ut)eben, unb bie i^fananäerin
mirb fo lange abgeroiefen, big fie it)re 33itte mit feiner ©enbung
*) 9lIIe ©rörtentngen bnriibev, ob Sefuä bie §eibenmi)[ton öeiooHt \)abe
ober nid)t, ob ber Uniueriali^imt'o uon i()m fomme ober i)ieUeicl)t erft uon
'^saulii^ uff., loelclje Sefu toteUuug 511111 Wlaubeii unbea(t)tet laffeii, fiiib loertlo^.
138 ^«P- '">• 2!)ie SKovte ^«icfu über bcu (Mfaitboit bei bcn Sijiioptifcni.
an 3§racl in @tn!(ang bringt. ®a^ fie bennoc^ ^efu @üte aud)
auf fid) be§ief)en, ift bei beiben „großer ©taube".
®a ba§ S3öfe com Zeitigen trennt unb im ©d)ulbben)u^t=
fein bie Entfernung be§ ©ünbigenben non @ott empfunben wirb,
wirft e§ aud) feinerfeit§ mit Sf^otroenbigfeit a(§ @(auben§erfd)n)erung.
®er ©d)ulbige, bcr bte§ leugnen würbe, t)ätte eben baburd) 'i>a§
©d)ulbben)u^tfein jerftört unb feine '*So§f)eit baburd) üoHenbet,
ba^ er fie red)tfertigte. '2)er ^^^^"^^ ^t ii^ Sempel feinen
anbern ^Ißla^, al§ „in ber ^-erne". Sind) in "Um @Ieid)niffen,
me(d)e ha^ göttlid)e SSergeben barfteüen, f)at ^efu§ bieS an ben
33itten ber Reuigen beutlid) §um 2(u§brucf gebrad)t. @r lä^t
ben f)eimfef)renben ©of)n nid)t bitten: mac^e mid) mieber ju
beinern ©of)n, fonbern „ju beinem 3::agelöf)ner". ®er üerlorene
^ned)t bittet nid)t: erla^ mir bie ©d)utb; ba§ barf er nid)t,
lueil er ba§ 9ied)t be§ ^önig§ anerfennen mu^, fonbern: gib
mir ^rift, id) mill bir aüe§ be§a^Ien. ^^ud) be^iDegen, meil bie
in ber 23ergebung entf)altene @üte über ba§ I)inau§gel}t, wa§
ba§ ©c^ulbbemu^tfein at§ 3nf)alt be§ ®Iauben§ unb Wittens
mögtid) mad)t, ift hk !i^erf)ei^ung für ben ©tauben abfolut unb
fd)on bem „©enfforn" be§felben gegeben. 3öir erf)alten ba^,
raa§ rcir bebürfen unb barum erbitten foUten, aui^ roenn e§
ha^, ma^ mir glauben fönnen, überfteigt. ^n biefen 3^erfd)ieben=
f)eiten im ©tauben unb '^^itten mad)t fidj geltenb, ba|3 ber
gefamte 3nt)citt unfern Seben§ eine (Sinf)eit bilbet, meld)e unfer
©tauben §u unferm ^anbetn unb ju unfrer ^u^e in bie engften
53e5ief)ungen fe^t.
®er 'itbftufung analog, bie 5mifd)en bcr f)eitigen ©emeinbe
unb ben .Reiben unb innevf)alb berfelben gmifd^en ben 33erirrten
unb ©et)orfamen beftel)t, ift biejenige, burd) bie fid) bie Csünger^
fc^aft üom 33ott unterfd)eibet, bie burd; feine befonbere ^iierufung
mit it)m oerbunben ift. Söeit man fid) ^efu§ md)t felbft al§
jünger anbieten ober aufbrängcn fann, anbererfcit§ feine 53e=
rufung frei angenommen fein milt unb nid)t mit ^umng yer=
bunben ift, beruljt ber 5(nfd}Iuf} ber Tiüngcr an il)n auf il)rem
©tauben, ber in if)nen burd) bie iljncn befonberö gegebene i?er=
^cifumg auf eine befonbere .f>öl)e erbobcn ift. Seil 'ipetruö
jünger ift, l)at er bie ;"UJiHn'fid)t, neben O^efii'^ auf bem See ^u
3)ic Sievufumj aller ^itm (^JtaiiDcn. 139
ftef)en; er fann aber, voa^ er unternimmt, nur bann uoüenben,
menn er ein jold)eä ©tauben f)at unb h^rüai)xt, ha§ ben 33IidE
auf bie brof)enbe @efat)r unb auf ba§ eigene Unoermögen burd)
bie ^ejatjung ber ^a<i)t be§ 6;t)riftu§ unb ber ©üttigt'eit feinet
^4Bort§ fiegreid) barnieber^ätt.
SBer bie @r§ät)tung nic^t al§ 5ureid)enbe§ 3ßU9"^^ bafür
gelten lä^t, ba^ 3e[u§ einen ftarfen, {)od)greifenben @Iauben§-
ftanb in feinen @efät)rten begrünbet I)at, fann an Suf. 9, 54
ober 5Rt. 20, 21 biefelbe ^eobad)tung mad)en. ^a^ auf ^cfu
^efet)t ba§ 3Bort ber jünger @otte§ ©träfe über bie (Sd)ulbigen
bringe, ba^ fein Söort bie S;f)rone im Steid) mit emig gültiger
3Jlad)t üerleil)e, ba^ maren Überzeugungen, bie in ben 3ün9^i*n fo
fixiert geroefen finb, ba^ fie i^r Renten unb SGBoUcn geftalteten.
9hir ein fefte§, bemu^te^ ©laubcn ^at bercirft, baf? i^n bie non
it)m berufenen auf feinem ^ug nad) ^^^'ufoiem in ben Xoh
begleitet l)aben, unb ba§ feufc^e, ernfte Urteil, ha^ über bie
^i^erleugnung be§ '*|?etru§ gefällt roirb in einer Sage, bie ein
i^eitmeiligeg ©d)manfen reid)lid^ begrünbet unb al§ nnuermeiblid)
entfd)ulbigen lä^t, jeigt, mie flar ba§ ^emu^tfein oorlag, ba^
jeben ^ruc^ be§ ®lauben§ ^z\n gegenüber alä 3Serfünbigung
empfanb. 3llle biefe @r5äl)lungen geigen aber, rcie mäd)tig gleid)=
zeitig ^Dlotiüe, bie ^efu fremb finb, bie jünger beraegten, fo ba^
il)nen baSjenige @lauben, ba§ mirflid) auf ^efu 3öort unb äBillen
fie{)t, immer roieber entrinnt, ©ie ftellen fid) barum jur Magc
'3efu über iljre (^lauben§lofigfeit !eine§n)eg§ in Söiberfprud),
fonbevn beftätigen fie.
^ie Unterfd)iebe, bie §n)ifc^en ^^mzl unb ben Reiben, ben
©erec^ten unb ben ©ünbern, ben :3üngern unb ben ^uben be=
ftet)en, l)eben bennod) bie ®leid)ftellung aller im ©tauben nid)t
auf, meil bie Senbung be§ 6l)riftu§ jur ©emäl)rung ber doII=
f'ommenen göttlichen ©aben fid) an alle menbet unb i^m bie
35ollmad)t r)erleit)t, allen gnäbig ju fein. 3)arum mirb aud) ber
.^eibe, fomie er ^efu§ aB ben, ben ^^§rael§ ©ott p :3§rael
gefenbet t)at, et)rt, unter bie 9f?egel geftellt, ha^ 3efu§ !ein
©tauben befd)ämt. ©benfo barf anä) ber fd)ulbig ©eroorbene
fic^ an ^efu§ menben, ba er bie ©rl^örung be§ ©lauben§ uon
allen moralifc^en Ü^erl^ältniffen be§ a}]enfd)en unabt)ängig machte.
140 Äfip- ^^' S)ie 3i>orte tsef» "f'Pi' ^^ " OMauben fiei beii ®i)noptifent.
unb feine ©inteilung ber 33ittenben in SOBürbige unb Unroürbige
fannte, fonbern in if)rer ^ebürftigfeit i{)re Söürbigfeit falj, fo
n)ie au§ jener ba§ bittenbe SSertrauen p t{)m entftanb. 2lud)
bem am ^reuj feiner ©d)ulb raegen ©terbenben bringt bie glau=
benbe 33itte ben ©ingang in @otte§ ©nabe. 3Benn er in einem
befonberen %aU t)eroort)ebt, ba^ fein feilen burd) ba§ SSerseit)en
begrünbet unb ermögIicJ)t rcerbe, fo mad)t er bamit nur firf)tbar,
ma§ feinem 5ßerl)atten bem ©lauben gegenüber beftänbig al§
58afi§ bient. ®ie Unabt)ängigfeit feinet ®eben§ oon allen mo=
ralifrf)en ©rmögungen entftef)t nirf)t barau§, ba^ er biefe ent=
wertete, fonbern barau§, „ba^ er bie 3>onmad)t l)at, auf Srben
©ünben ju oergeben." (Sr t)at besf)alb mit einer "Sieutlidjfeit,
bie nid^t §u überfet)en mar, bie ^reifieit feiner @nabe über allen
9lormen be§ @efe^e§ unb @erid)t§ jur Offenbarung gebra(i)t.
®arum \)ai er einen Zöllner §u feinem ^oten gemacl)t sum ^eic^en,
ba^ er über ber ©ünbe ftel)e, unb bie ©albe ber reuigen ©ün=
berin al§ it)m ermiefene Siebe gefd)ä^t, unb auf bem 5lreu§e§n)eg
eben bamalg, a\§> er über bie l)eilige ©tabt ha§ @erid)t§iuort
fpra(^, ben Zöllner unb htn ©efreujigten an fiel) gejogen. "3)urct)
biefe 33ebingung5lofig!eit feine§ @eben§, bie für biefe§ nicl)t§
bebarf, al§ ba§ ©lauben allein, bringt er ba§ ^u^iuort nict)t
nur nic^t m§ (Scl)raan!en , fonbern sur SSoltenbnng. (Serabc
be§t)olb, lueil er es al§ fd)led)tl)in gültig l)eiligt, macl)t er ha§
(Glauben uon allen fittlicf)en ^ebingungen frei, ©o fülirt er ben
9ieuigen an fein ^iel unb madjt au§ ber 33ef'el)rung eine ^e<
!ef)rung ju (Sott. ^Jiur fo mar bie bem (^Jlauben gegebene ißer=
l)ei^ung eine ^ilfe für ben, ber uon feiner 33olt)ßit meg su ©ott
fiel) menben mu|5.
•i^afj ;3cfu (Seben ftetS eine bie ©ünbc beberfonbo, bie ©cljulb
auff)ebenbe 2;otalität ber ®üte in fid) trug, gab jebev @rl)i)rung
be§ ©laubeng umfaffenben (Set)att. 3Serbeutlid)te fid) ber @lau=
benbe, wa^ er empfing, fo nal)m er wal)r, bafj er CSotte? ('•hmbe
10 erlebt l)atte, bafj il)m feine Sünbe ucrgoben mar. Hunäel)ft
freilid) ermucl)^ an§ bem in ber Wemeinbc uovbanbenen ®lauben§=
ftanb, ber nur nad) au^en auf biejenige .^^ilfe (Sottest fal), bie
unfere l'age beffert, ein fold)e§ (Glauben, ba^:t feine (Süte für bie
uon aujjen bro(}enbe 'OJot in ':}ln)pruelj naljin. ©omie eö aber
2)ie 33enifiiiun aller ^um (''Hauben. 141
3efii£( oelaug, bie ^üe;i'iflen5 ber 33ufie unb bes ©laubenö 511
bewivfen, trat biefeg au§ ber 33efd)räntung auf bie augroenbigen
Seben§bebingungen ^ernu§ unb gewann bie and) bie inneren
'Öebürfniffe urnfpannenbe 55oUenbett)eit. Sein ^öfe§ fab ber
C^3(aubenbe uon 3e]u§ geridjtet unb uevbammt, unb bod) nid)t
üergolten; t)ielmef)r empfing er üon \\)m, roorum er bat. ^arurn
er[)ob ficf) iebeö ©lauben, ba§ fid) beffen beunif^t würbe, wa§ eg
üon 3efu§ erf)a(ten trotte, jur ©ewipeit ber 33ergebung, rceil
jebe Q^ah^ beef (£t)riftu§ biefelbe in fid) trug. Sf^ur fo lüurbe aud)
jene innere ©efdjloffen^eit be§ @(auben§ erreid)bar, bie ^efusi
uerlangt f)at, bie fid) ebenfoinenig, al§ mit 3iefIeyionen über ben
ö)rab ber (Slaubengftärfe, mit ©rmägungen über bie müralifd)e
SBürbigfeit, bie 0"tenfität ber 33u^e, bie ©rö^e be§ r»onbrad)teu
Serfeg uerträgt. 2ßar aber bie ^Keue ern)ad)t, bann mar eine
foId)e Söfung uom 8d)ulbbemu^tfein nur baburc^ erreid)bar,
baf? fid) bie ©cmifjbeit ber 33ergebung über bagfelbe fteüt.
®ic Berufung aller jum ©tauben ^atte weiter jur i^orau^=
fet^ung, ha^ ^^h1u§ aud) feine intetleftuellen 3(nfprüd)e an ba§=
fclbe fteltte. ^ie perfönlid)e 5(rt ber ^e5ie()ung, bie burct) ba§=
felbe entftet)t, entbanb it)n oon fotd)en. 3^m menbet fid) ber
©laubenbe ju, meil er üor Stugen bat, ma§ er tut. ';i)aburd)
wirb ha§ ©tauben unabbängig uon atter St^eorie. ^3tid)t bie
®infid)t in feineu ;^merf unb 3Beg, fonbern ber Söilte, ber feine
.s^ilfe auf 'i)a§ eigene '^ebürfnig be5iet)t, I)at it)n üeranla^t, üon
großem ©tauben ju fvred)en. ^iefe§ mirb bem bittenben .Reiben
5ugefd)rieben, ül)ne baf3 feiu ^^erftäubniS für 3ef« ^-^^1"^ '^^^^
aud) nur fein ©otteSbennii'^tfeiu geprüft mürbe.
@§ ift (e^rreid), baf^ Dom ©tauben übermiegenb erft bann,
menn er fef)tt, gefproc^en mirb. 3(t§ if)m ber -Hauptmann
©tauben ermeift, t)ören mir ^e']ü illage: nidjt einmal in i^^xad
fanb id) fotd)en ©tauben, 9Jit. 8, 10. ®a^ er ©tauben fud)te
unb 5mar fotd)en, ber fein 2öort al§ 5!J?ad)t bejafjt, t)at un§ ber
©uangeüft nic^t gefagt; er fagt un§ nur, ha^ ^^\n§ über 3§^ael
t'tagte, meit er it)n nid^t fanb. 2lt§ bie 3»"9er im ©türm ^^\n^
medten, f)ei^t er 'Oa§ i^teingtaube, 9)lt. 8, 26, raät)renb feine
pofitioe ©rftärung uorangegangen ift, racld)e it)nen in if)rer ©e-
meinfd)aft mit it)m h^n ©runb jur 9\ul)e unb ^^reube in jeber
142 Aap. 5. ^ie 3ßorte ^^efu über ben Ölaubon bei beii Sijiioptifcrn.
@cfat)r gezeigt t)ätte. 3)cm 3ßeibe , ba§ fid) al§ ct'el^aft uor
it)m verbirgt, fagt er e§, ba^ i{)r ©laube il)r ge{)ülfen f)at
SJit. 9, 22, unb bem SSater, ber rccgen be§ 2;obe§ feine§ 5^inbe§
üon feiner S3itte abftel)en raill, t)ält er ba§ ©tauben üor al§
ba§, it)a§ if)m allein obliegt, 9Jir. 5, 36. 2)ie lel)rt)aften @nomen
über ben Glauben finb baburd) ueranla^t, 'Oa^ bie jünger
if)ren SHanget an ©kuben fid)tbar machen, 9Jlt. 17, 20. 21, 20.
£u!. 17, 5. ®ie raetc^e Der[id)ern, ba^ fie über ben 33eruf be§
Stäufer§ im Unüaren blieben, rcerben befd)ulbigt: it)r l)abt it)m
nid)t geglaubt, SRt. 21,32. ®em jünger, beffen ©tauben in
©efa^r ift, fagt 3efu§, ba^ er für ba§felbe bat, Su!. 22,32,
unb bie, lüeldie glaubenslos neben feinem ilreu^ unb neben feinem
teeren ©rabe ftet)en, raerben gefc^olten, Suf. 24, 25.
'3)ie§ l)at gmar ba§u 58e5iel)ungen, ba^ für 9Jlattpu§ ba^
33u^n)ort 3^fu unb fein Sßiberfprud) gegen bie ©ünbe ba§
^aupttl)ema ift. ^arum t)ören mir oor altem, raa§ ,3efu§ über
bie menfct)lid)e @lauben§lofig!eit gefagt l)at. ®od) fommt ba=
burdt) sugleic^ §ur ®arftellung, ba§ er ba§ ©lauben nid)t at§
etma§ fd)TOierige§ unb tunftlic^eS bet)anbelt t)at, ma§ auSbrüd-
tid^ befot)len unb gelehrt merben mü^te, ober worauf nmn
ben ^enfd)en erft nod) befonber§ t)in§umeifen unb oorsubereiten
t)ätte. ®a^ e§ eine fo l)ot)e unb fd)mere ©ad)e ift, ha^ and) bem
jünger fein fleinfteS 9Jla^ oftmals fel)lt, rüljrt nid)t bat)er, ha% z§
it)m burd) eine rciltfürlid)e ©a^ung aufgenötigt mürbe, unb nidjt im
Xatbeftanb beS ©efd)et)enS oollftänbig begrünbet märe. @S er=
gibt fid) üielmet)r auS ^efu ©egenmart in geraber ^olge al§ il)r
einjig mögtid)e§ Otefultat. ©ott ift in 3Birl'lid)feit ber „eine
gute", unb reid)t bem 9}lenfd)en jebe gute ©abe bar, fo ba^ mer
anberS oon i^m benft, bie Sal)rt)eit entftellt unb feine eigeni»
S8oSl)eit in iljn t)ineinüerfe^t, 9Jlt. 7, 10, unb ^efuS l)at feinen
umfaffenben 3(uftrag oon ber i^iebe ©otteS empfangen unb ftetlt
fortmät)renb baS ©laubenSmotio babuvd) l^er, ha^ er bicfcn bnvd)
bie Xat bemäl)rt, fo ba^, mer il)n uerneint, mit ber Sal)vt)eit
unb mit ©Ott ben ©treit beginnt. 2)a§ mad)t ben Unglauben
jur 6rf)ulb, ben ©lauben ,^ur unorläf3lid)en 'OJotmenbigfeit. ®urd)
3efu ©egenmart ift ber !i)Jienfd) oor bio '-IIhiI^I geftclU, ob er
©Ott als gut ober als Ijart unb fd;lcd)t bel^anbcln, ben ^^oten
erlaube uiib Vcl)rc. 143
feiner (^nabe aufne^nieu ober ablef)nen lüid, uub biefe 3i>a()l ift
für baö @efrf)irf be§ 3)Zenjc^en entfd)eibenb, ha bie ®üte if)ven
Empfänger binbet. 3öer fie t)erad)tet, enttt)ei()t ba§ |)eiligfte.
@§ ftef)t mit biefev 33et)anblung be§ ®Iauben§ in Über=
einftimmung, ba^ 3efu§ oud) für bie ^öd)ften @Iauben§aufgaben
bie einfa^ften @(auben§motioe üerroenbet f)at. ®ic Söfung oon
ber ©orge ift für ben, n)eld)er ernftt)aft fragen muf?: rva§ foü
id) effen unb an5iet)en? feine geringe ©ad)e, ba fie nic^t of)nc
bie ^eiaf)ung einer ftetigen ©üte @otte§ möglid) ift, bie mit
if)rem ©eben un§ täglid^ begleitet. ^efu§ roibertegt fie nid)t
erft baburc^, ba^ er @otte§ Dieid) unb ©ered)tigfeit al§ bem
jünger erreid)bare ©aben befd)reibt, fonbern fd)on baburd), ba^
ben 33ögeln unb Blumen bie ©yiftenjbebingungen gegeben finb.
@r grünbet bie @(auben§übung ber jünger barauf, ba^ fie
fid) nid)t unter bie 2;iere unb ha§ ' @ra§ erniebrigen fönnen,
mcil e§ eine miberfinnige ©utfteKung be§ ®otte§biIbesi wäre,
menn fie @ott für bie ä^öget unb ha§ @ra§, aber nid)t für i^r
eigenes lieben beforgt fein liefen, '^^üx bie 35ert)ei^ung, bie bem
®ebet bie unbegrenzte @rt)örung gibt, entnimmt ;3efii§ ba§
©laubenSmotio au§ bcn Biegungen ber menfd)Iid)en ©üte, bie
jeber 33ater bei ber 33itte feinet 5linbe§ erlebt. ®er jünger
barf ©Ott nid)t unter fein eigene^ .^erj erniebrigen, barf fid) ben,
ber üon ^o§t)eit frei ift, nid)t härter oorfteüen, al§ er f eiber
tro^ feiner 33o§i)eit ift, 9JZt. 7, 9. ®e§f)alb jiefien bie beiben
üon Sufa§ ert)altenen ©teic^niffe über ba§ ©ebet abfid)tlid) nid)t
ein l^erl)ältni§ befonberer Streue unb inniger ©emeinfd)aft §ur
$ergleid)ung l^eran, fonbern einen ungered)ten 9lid)ter unb einen
fd)Iafenben S^ac^bar, ber über bie (Störung unrciUig ift. ^ie
^itte finbet beibemat nur barum bie ©eroäf)rung, meil fie bie
3(ngerufenen al§ §ubring(id)e ä)lad)t ftijrt. ®aburd) fteüt Sefu§
ben abfoluten ©egenfa^ bar, in n)eld)en fid) bie glaubenslofe
Uuterlaffung ber 53itte ju ©ott ftetit. ©ie lä^t it)m nid)t ein=
mal biejenige ©d)ä^ung ber 33itte, bie felbft ber unmillige unb
ungered)te SJienfd) il)r errceift, Su!. 11, 5 f. 18, If. ^ie ©nabe,
mei(^e fi(^ üor ber S3o§l)eit nid)t jurüd^iel^t, fonbern 33erföl)nung
ftiftet, mad)t \m§ 3efu§ baburd) beutlid), baf3 unfere Siebe p
unferem ^efi^ burd) ben SSerluft beSfelben nid)t getilgt, üielmet)r
144 i^op- •^- S^ie Sßorte '.fM'iii ii6ci- ben (''Hauben dci bcn Sijiioptifevn.
gefteigevt luivb, imb bie ^-reube beg !^Nater§ am I)eimt'el)renben
(Bo\)n bient if)m jum felben S^v^d, Su!. 15, 1 ff. ©cEjon ben
unermüblid)en SDienft, ben ©onne unb SBoIfen allen tro^ unferer
58ü§f)eit tun, mad)t er un^ gum 3^icE)en bev üoüt'ommenen Q,öiU
lid^en Siebe, n)eld)e bie Sünbe »ergibt, atjo jum aUerl)öd)ften
©laubenSmotii). @r mactjt aucl) baburd) beutlid), ba^ bie @r==
möglicf)ung be§ ©faubenS unb ber eintrieb ju bemfelben mit ber
@eit)iJ3f)eit ®otte§ unmittelbar üerbunben ift, rceil un§ jebe§
göttliche ^anbeln fofort 5ur allmäcl)tigen ©nabe in ^egietjung
fe^t, §u n)e(d)er allein ha^ ©tauben, nid)t aber ^weifet, 9Serbad)t
unb 9(rgn)o^n, bie richtige ^olge ift, unb biefe§ @ütte§bemu^t=
fein erhält feine Störung unb 33eftätigung baburd), baf3 ber
S^riftu^ gefenbet ift, unb bie§ fo, n)ie e§ ber ©laubenbe an
3efu§ fd)aut.
@r grünbet barum ha§ 3Sert)a(ten ber jünger unb be§ 3SoIf:§
5U if)m auf ba^, i,va§ fein |)anbeln bereite nor i^ren 9(ugcn
realifiert. '2)em f(i)manf'enben S^äufer foft berichtet werben, nia§
jebermann uon it)m fiet)t unb f)ürt: barin liegt ber @Iauben§=
grunb. ®r miti nid)t für met)r geilten werben, al§ ma§ fein
^anbetn offenbart, ^ie eigene ä^ermertung biefer 3ßat)rnet)mungcn
lüirb aud) bem 2:äufer trotj feiner brängenben "Jyrage nic'^t burd)
eine von ^efu§ i^m auferlegte Formel erf^.)art, Wt. 11,4. Über
't)a§ ißert)ältni§ be§ 2:äufer§ §um .^^immelreid) l)at er mit bem
33oIfe offen gcrebet, rocit fein Serl' abgefc^loffen mar, unb il)n
al§ ben gemeiöfagten @lia be^eic^net, 9Jlt. 11,7—14; e§ ftel)t
aber nid)t eine analoge (Srflärung über feine eigene (Stellung im
.^immelrcid) baneben. ,>]ur ©elbftbe^eidjuung oermenbet er bie
@emeinfd)aft§üerl)ättniffe, in benen er mit ©ott unb mit ben
•jölenfdjen alg ber Solin be§ i>ater§ unb ber Sobn be^o 'ilJicnjdjen
ftet)t, unb uid)t ben föniglidjen ^JJamen „C£-l)riftu§", ber in bie
3ufunft greift unb ba§ überragt, ma§ je^t fd)on an il)m fidjtbar
ift. ®ie jünger Ijat er bann, aB fie ben (5ntfd)luf5 faffen
mufiten, mit il^m nad) Cscvufatem ^ur .U'reujigung ^u geben, ge
fragt, für maä fie i()n l)alten. Gr lief? ba§ !öefenntniii ,^u [einer
9J?cffianität at§ j^rudjt beffen, nm§ fie bei if)m fal)cn, frei boran=
mad)[en. 5(ud) uom ^Inn-fcbr ber jünger mit ibm bleiben formet
unb ©ebot fern. ^Vjre Wemeinfdjaft mit il)m beruljt m\ ber
®[ait6e uttb Sel)re. 145
banfbaren 3innaf)mc beffen, na§ ^efu§ if)nen fagt unb tut.
^arin ift na6) ^efu SJieinung feine ©enbung t)on oben fo offen=
bar, "ba^ ber @(aube baran feinen feften ©runb befi^t.
^aburrf), ba^ ^^\\i§ 'üa§> ©lauben oom Segriff, ber O^ormcl
unb Set)re unabt)ängig ma^k, würben biefe für jeneg !einegn)eg§
gleicf)gü(tig, ebenforcenig, al§ bie freie @r{)örung be§ @Iauben§
biefe§ gur Su^e be§iebung§(o§ macf)t. ^ft aud} mit ber @egen=
wart :3efu ba§ ©tauben an it)n at§ Stnfc^Iu^ an feine ^^erfon
alten erfcf)loffen, fo trieb bod^ bie 2ßal}rne^mung feinet 93er=
^alten§ mäd)tig in§ ®enfen. (Seine %ai erzeugte bie 3^rage nad^
it)rem @runb, unb bamit aud) nad) bem ©runb unb 9ied)t ber
auf it)n gefteüten ©rroartung. 2ßer an ben 9}lenfrf)en ^efu§ ein
ä^erlongen rid)tete, haS bod) nur burd) @otte§ ^raft ©rfüUung finben
tonnte, ftanb oor ber ©noägung: n)of)er f ommt if)m bieg ? ®a^er
erregt ber ©taube fräftig ben ©ebanfenlauf unb erroedt ba§
53egef)ren nad) ber @rfenntni§, bie :3efu SCBefen unb Seruf erfaßt.
(&§ ift bie§ an ben beiben Seifpieten be!§ f)eibnifd^en ©laubeng
bebeutfam bargeftetit. ^er Hauptmann töft fid) ben 5^onftift,
ber 5iüifd)en feiner |)offnung unb feiner Trennung oon ^^]v^^
beftef)t, baburd), ba^ er fid) bie Wladji be§ Söortg üorI)ätt, bie
bemjenigen nid)t fef)ten fann, n)etd)er ^err ift, unb ba§ t)eibnifd)e
äBeib l)at nac^ Stnteitung beg üon 3efu§ it)r gegebenen ©teid)=
niffeg 'i)a§ ^^robtem getöft, wie ^uben unb Reiben an ber gött=
lid)en ©nabe miteinanber Slnteil I)aben, baburd), ba^ cg O^fu
©abe fo reid) fa^t, ba^ 3§^f^et§ 3^ert)ei^ung erfüllt unb bod)
aud) bem Reiben get)olfen lüirb. ©o treibt bag ©tauben jur
benfenben ©ntfaltung beffen, wa§ ^ef« SBort unb 2:at in fid)
fd)lie^en, unb empfängt oon if)r fofort t)öd)ft n)efentlid)e 2)ienfte.
2)iefelbe erleid)tert unb ftärft hin ^^illen; benn fie bient if)m
aB ©runb.
^n ber reid)en ©r!enntnig, bie ^§rael fofort ha§ $ßerftänb=
ni§ für ^efu 33eruf gab, beruf)t e§ aud^, ba^ e§ juerft jum
©tauben berufen ift. SBenn üon biefem 9}]enfct)en göttli^e ©aben
erbeten mürben, fo tonnte fid) nur bann in biefe Sitte eine
bleibenbe 3uoerfidl)t legen, menn il)m irgenbmie ein 33er{)ältni§
be§ ©in§fein§ mit ©ott beigelegt mürbe. ^§raet mar aber burc^
feinen ganzen geiftigen Sefi^ fofort baju befäl)igt, bie Tla6)t
©erstattet, S!er ®toxibc im Of. Zeit. 10
146 ^ap- 5- S)ie SBorte Sefu über ben ©lauben bei ben ©pnoptifevn.
unb (Snabc @otte§ an ^efu§ it)al)r§unet)men, unb befa^ infolge
ber 2ßei§fagung bereite ben meffianifc^en ©ebanfen, ber tf)m
3efu SSerI)äItm§ §u @ott fapar unb benennbar marf)te. Söenn
ber Q3ittenbe it)n auf ^efu§ p übertragen unb biefen al§ <;5)at)ib§^
foI)n anzurufen cermoc^te, 9Jit. 20, 30. 15,22, fo er()ielt bamit
feine 3uDerfirf)t eine rairffame ©tü^e; er wu^te nun, warum
er Don biefem 3Kenfcf)en aucf) ha^ ^ürf)fte erraarten barf unb
nic^t anberg ai§ mit gemiffer ^itoerfic^t erwarten !ann.
5ln biefer felben ©teile fanb firf) aber aucf) bie ©cf)n)ierig=
feit, bie ^§rael§ ©lauben oer^inberte. 9JZit ber t)ort)anbenen
meffianifrf)en ^egriff^reit)e mar bie B^rage gegeben, ob ^efu SÖBerf
mit it)r übereinftimme. ^ier bra^ aber ein fd^arfer ©egenfa^
l)eroor, unb nor ber 3^age, ob er rcirflid) ber (£I)riflu§ fei, ftanb
erft nod) bie anbere, ob er übert)aupt bie 9Jler!male göttlicher
©enbung aufraeife, ja aud) nur biejenigen menfd)li(^er ^römmig=
feit: 2)er ^n^iefpalt smifd)en bem überlieferten 6;f)riftu§bilb unb
^efu @ang murmelte in ber 2)ifferen§ be§ @otte§bilbe§. 9iid)t
nur ha^, rva§ man in ber ©pnagoge pm 33eruf be§ ßt)riftu§
red)nete, fonbern aud^ ba§, roa§ fie al§ göttlid), al§ oon (Sott
gercoüt unb @otte§ roürbig betrad)tete, lag oon ^efu 2(rt raeit
ab, fo ha^ e§ ni(i)t jum ©tauben an if)n fommen fonnte, oI)ne
ba^ §uerft ba§ bisherige ®f)riftu§bilb unb ba§ geltenbe @ered)tig=
feit§= unb ^römmigfeit§ibeat aufgegeben maren. SBurben bie
geltenben frommen ^enbenjen unb SSorftetlungen gegen il)n feft=
gefjalten, fo mu^te fein 33erf)ältni§ ju ©ott negiert werben bi§
§ur 2(nnaf)me teuftifrf)er 5^räfte in itjm, unb alle ©emeinfcf)aft
mit if)m mar au^gefd)loffen.
Sößeber bie 5lraft feine§ @otte§berou^tfein§, ba§ if)n al§ ©o^n
mit bem 93ater oerfel^ren lä^t, nod) bie ©djärfe be§ tl)eologifd)en
©egenfa^eä, ber ämifd)en il)m unb feineu ©egnern beftanb, l)at
Oefugi ben eintrieb jum ©eminn einer reid) entfalteten Seljre t)er=
mittelt. (5r t)at bem gegen it)n erl)obenen 3öibcrfprud) nid)t
tl)eologifd)e 53elel)rung, meber ^iöputationen über ben ©inn ber
biblifd)cn 3Borte, nod) fpefulotioe -Jiac^meifungen ber ^Jlotmenbig^
feit, bafj fid) ©otteä S^iegiorung fo unb nid)t anbcr^:^ offenbare,
fonbern einzig bie ''-öuf^forberung entgegengefeljt. (5r banbolt in
ber Ubcrjcugung, bafj bann, luenu 'Oa^ '-üöfe erl'annt unb gcvidjtet
Ölaiibe unb SBu^e. 147
roevbe, im 9Jlenfrf)en bie @lauben§fäf)ig!eit entfiele, ireil bann,
rcenn ber böfe SCBitle brirf)t, oud) bie frf)(erf)ten ©ebanfen brerf)en,
unb roo ba§ ©lauben entftanben ift, ba t)at e§, raeil e§ ©eroi^^
^eit ift, bie fritifc^e 9}lacf)t in ftd), roelrf)e bie i^m n)iberftef)enben
2:rabitionen unb 2;t)eorien abjuiüeifen unb unroirffam ju machen
vermag, ^urc^ biefe ©eftaüung feinet SOBortä gab ^efu§ bem
Gilauben bie ©elbftänbigfeit gegenüber ber Sef)re, jugleic^ aber
aurf) bie 3Serbunbenf)eit mit ber 33u^e unb ber in i^r begrünbeten
guten 2ßiüen§geftalt.
^nbern er über bie geltenbe @ered)tigfeit unb ^^römmigfeit
feine jd)arf formulierte 33erurtei(ung au§fprad), mad)te er allen,
bie fid) feiner ^^u^prebigt entjogen, aud) ha^ ©tauben an it)n
unmöglicf). ©ie oerftanben 3efu^ nicl)t einmal, nod) meniger
beget)rten fie, roa^ fie burrf) feine i^eitung empfangen füllten,
^efus t)at bieg bei einem bebeutfamcn 2lnla| fd)arf t)erDürgel)oben.
9ltg er nac^ bem föniglirfjen Sinpg in ben 2:empel um feine
33ollmacf)t befragt raurbe, l)at er bie Slntroort baoon abl)ängig
gemacl)t, ob ber göttlirf)e ^eruf be§ 2'täufersi anerfannt ober ge=
leugnet merbe. ^i§ ^sirael jugefte^t, ba^ e§ 3of)<i«neö in ®otte§
^iluftrag pr ^u^e unb 2;aufe berief, !ann ^efu§ mit i^m nic^t
über feinen 3luftrag reben. 9]ur für ben, bem ba§ ^u^mort
al§ e^otteg äöort gilt, ift Cyefu^ gefanbt.
®arin liegt ^efu Slntmort auf bie ^rage, marum ba§
©tauben, obn)of)t c§ an ©otteö offenbarer 2;at feinen ®ninb t)at,
unb barum alte menfc^lirf)en 3tutoritäten unb 2et)ren ab^ufto^en
uermag, bennocl) fo fc^mer ift, ba^ eö ben uon il)m 53erufenen
aud) nur im !leinften 9Ka^ oft unerreichbar bleibt, ^er ^öfe
!ann nid)t glauben, leugnet r)ielmet)r bie @üte notmenbig, rccil
er fie nic^t l)at, unb menn er fie nid)t leugnen fann, weil fie if)n
mit ber "Madji ber 3öal)rt)eit äur ^Jlnert'ennung nötigt, fo mad)t
il)n bag 33emu^tfein feiner (Sd)ulb unoermögenb, fie für fic^ ju
bejal)en. ^m ben, ber fid) felbft ju befc^ulbigen I)at, wirb t)a^
©tauben fc^mer ; er !ann e§ nur sugleid) mit ber 5lbfto^ung be^
büfen ^Äilleng finben unb eä bet)ält bleibenb im ©et)orfam eine
^ebingung feinet 33efte^en§.
'^od) t)at bie unlö§lid)e $lerbinbung, bie jmifdien ber ^u^e
unb bem ©tauben beftet)t, bie uniöerfale Berufung aller jum
148 ^tiP- 5. S)ie SBorte Sef» "^er i^-'u ©tauben ki ben (Si;noptifcrii.
©tauben mcf)t bur(i)freuät. ®iefe§ ©rgebnig wäre nur bann etn=
getreten, roenn §uer[t bie ^u^e ju if)rer 33oHenbung ober bod)
5U einer gerotffen ©tärfe gebracht jetn ntii^te, bamit bie ^ered)ti=
gung jum ©tauben erroorben fei. ®ie ©tetlung 3e[u ift beut=
tid) bauon ba§ uolte ©egenteit. ®ie t)ier wattenbe "^-i^erbinbung
fe^t nid)t eine einjeitige 2tbt)ängigfeit , al§ ftänbe bie faufale
9Had)t nur bei ber 33u^e ; ba§ ©tauben t)at fie aud), unb befi^t
ha^ 93ermögen, bie 33u^e §u erzeugen, unb barum, rceit biefe auf
baä ©tauben fotgen wirb unb folgen mu^, ftet)t ^^^u§ in ber
3Sonmad)t, feine weiteren 2tnfprüd)e an ba§ ©tauben §u ftetten,
fonbern e§ §u ert)ören, foraie e§ üorfianben ift.
33ei ber 2)euttid)feit, mit ber ^t\\i§ ha^ Su^ioort au§fprad),
rcurbe jebeS ©rtebni§, ba§ ben ^ittenben über baä 9f?ed)t unb
bie 3Jiad)t ^^fu gerai^ ntad)te, fofort aud) at§ fräftiger ^mput§
jiir ^u^e rairffam, rceit e§ aud) ba§ 9^ec^t feine§ Urteit§ über
bie ^o§t)eit fid)er ftettte. 2luc^ in biefer 33e§ie^ung tie^ fid) ber
^licf auf ;3efu§ com ©otteSberou^tfein nid)t ifotiert t)atten. ©uc^te
unb empfing ber Sittenbe hti it)m ©otte§ ^itfe, fo wax bamit
aud) fein 3^ii9"i^ Ö^Ö^ri bie ^o§^eit at§ ©otte§ Urteit fid)er ge-
ftetit. ©§ ift überl^aupt feine 33etebung be§ ©otte^bemu^tfeing
bent'bar, roenigfteng foroeit bie ©d)rift ©inftu^ t)at, ot)ne ha^ bie
fittlid)en 9lormen eine unöerte^tid)e ©anftion empfangen, '^arum
t)at 3ßfu§ biefetben ^^^^^i/ «n metd)en ber ©taube entftet)en
folt, äugteic^ mit ber 2lbfid)t getan, 33u^e p begrünben, unb
^graet beSroegen oerroorfen, meit fie biefe nid^t t)erüorbrad)teu,
9Jlt. 11, 20. ^er jünger äiet)t au§ bem 3^ift)en ^efw t>cn
rid)tigen ©d)tu^, raenn ba§ Semu^tfein feiner ©d)utb baran er=
rcad)t, Su. 5, 8, unb ber ©id)tbrüd)ige erroieS fid) eben baburd)
at§ gtäubig, ba^ er, aU er fid) bittenb an ^efu§ manbte, feiner
©ünben in ^urdjt unb ^Keue eingebenf mar, 9Jit. 9, 2. ;vvefu^^
t)at feine @otte§fot)nfc^aft, in ber atte§ ©tauben an it)n begrünbet
ift, äugteid) atö t>a^ fräftigfte 9Kotiü jur 'i^u^e gettenb gemad)t:
„fie roerben fid) uor meinem Sot)n fdjeuen", 9J?t. 21, ii7. ®ie
Sßürbe besi ©oi)ne2i gibt feiner Sitte : gebt ©ott, ma§ ©üttci.> ift,
bie bringtid)e 51'raft.
®arum ,^eigt fid) bei 3efu§ nirgenb§ bie ^JJeigung, bor '•^^0=
tufung jur ^iu^e ober berjenigen jum ©tauben eine XHbfd)mäd)ung
mmbi unb 33ufte. 149
an^uf)eften, bamit fie einonber mrf)t ftörcn, als würbe ba§
©lauben erletd)tert, wenn bie menfc^Iid^e 53o§f)eit ^um Xixi t)er=
^üllt bliebe, ober "tik Um!e^r crleid)tert, wenn er bie gött(id)e
©Ute nirf)t in i^rer ^reif)eit unb ©fö^e üerfünbigte. ^f^ur in
i^rer rüctficf)t§(ofen ^onfequen,^ unb 33oIIenbet^eit bienen fic^ beibe
gegenfeitig jum @runb. 2:t)pifd) ift in biefer -öinfic^t ber 2(bjd)nitt
über bie 53egegnung ^^\u mit bem ^eid)en, 9Jlt. 19, 16—26,
bem ber (Sintritt in ben ©taub ber 23o(Ienbet^eit, olfo ein oollei
©tauben, angeboten rcirb, roäfirenb gleicfjjeitig bie am 9^eid)tum
f)aftcnbe SSerfuc^ung unb 23erfünbigung h\§ baf)in erfennbar
gemad^t n)irb, ba^ ber 9fteicf)e ^um ©ingang in @otte§ 9?eic^ al§
Döllig unfäf)ig erfcf)eint. Sßirb ba§ ^öfe bi§ bat)in entf)üüt, mo
e§ un§ §ur natürlid)en Ülotmenbigfeit roirb, fo entftet)t 5unärf)[t
freilid^ totale Statlofigf'eit , bie§ iebod) nur fo lange, al§ ber
SJlenfd) auf fiel) felber fd)aut. 'J)er ^u^ruf forbert Don ibm
nid)t, ha^ er firf) fetbft in ein neue§ SBefen uermanble, fonbern
beruft il)n jur Umfet)r ju ©ott, ber it)m ben ©l)riftu§ fenbet,
n)elcl)er bie eroig lebenbe ©emeinbe t)erftellt. ®ie ©nergie be§
^u^ruf^> roürbe ba§ ©tauben nur bann gefät)rben, roenn er in
rid)tenber 5lbfid)t erfolgte mit einem ben ©ünber üerfto§enben
(5rf)lu^; er ift aber in ^efu SRunb ganj unb gar bie 5lufforbe^
rung §ur llmfe^r ju ©ott, ^at alfo in ber bem ©tauben gegebenen
33erl)ei^ung feinen ©d)tu^. Unb biefe roürbe it)rerfeit§ ben ^u^=
ruf nur bann gefäl)rben, roenn fie ben ©rfolg be§ ©tauben§ auf
bie ©Ute, ©rö^e unb 93erbienftlid)feit be§ 9J?enfd)en grünbete;
fie ift aber bei ^efu§ ganj unb gar ^^rei§ ber götttid)en ©üte
allein: „©iner ift ber ©ute", 9J^t. 19, 17. 2)arum üolljog fid)
ber 5tnfd)tu^ an it)n um fo fefter, je ernfter ber 9teuige fic^ felber
rid)tete, roie aud) bie 9?eue um fo ernfter unb erfolgreid)er burc^=
brad), je fefter ber ©lauben§ftanb begrünbet mar.
®er ©taube an 3efu§ fe^t Beugung cor it)m t)orau§. 3)iefc
fd)uf ba§ ^u^roort, ba§ ben, ber e§ anna^^m, unter 3efu Urteil
ftellte, ba§ il)n aU fd)ulbig rid)tete. '2)arum hxad)k 'öa§ tägtid)e
^ufommenteben unb bie f^reunbfd)aft, bie ^efu§ feinen @efäl)rten
geroä^rte, feine ©leid)ftellung §roif d)en i{)m unb if)nen lieroor,
abgeftuft etroa burc^ größere ober geringere 53egabung unb geiftige
älkc^t, fonbern il)r 3Ser^ättni§ ju il)m blieb, roeil fein 33u^=
150 Aap. 5. J"ie SBorte Sef» "C"?!" ben Wlaitben (un ben Si;noptifern.
roort fie beugte, jeneS ©lauben, ba§ ftd) i^m unterftellt unb
ganj ergibt.
®a^ baraug feine @efd)iebent)eit üon if)m rourbe, bafür
forgte er burd) bie (Sanftmut unb ®emut beffen, ber im ®ienft
ber gött(irf)en ©nabe ftanb.
^n berjenigen ©eftalt, bie ^efu§ bcm ©laubcn gab, fügte
e§ §ur 33u^e nid)t nur bie |)offnung fiinp, ba^ ber ;3ünger ber=
einft mit {)ei(igem ©eift getauft unb üon allem 53öfen befreit unb
gerettet raerbe, fonbern trug unmittelbar für ben gegenmärtigen
SSerlauf be§ inneren Seben§ eine roirffame ^ilfe in fid), bie gute§
SBollen fc^uf. ^nbem ^efu§ ben ©laubenben al§ ben, ber ben
bergen gebietet, befd)reibt, fe^t er it)n über bie 2ßelt empor unb
mai)i it)n oon if)r frei ; inbem er it)n al§ bittenb befcf)reibt, fügt
er gur @rl)abent)eit bie ®emut, unb bieg fo, ba^ biefe bie SBurjel
üon jener ift. ^aburd) mar ^efu 2lyiom: raer fid) erniebrigt,
roirb ert)üt)t, ber inmenbigen SebenSbemegung a[§ reelle a)lad)t
eingepftanjt. ^nbem ber ©laubenbe fic^ unter @ott in bie 2;iefe
ftellt unb barum in bie .^öl)e gel)oben mirb, nid)t burd) fic^ felbft,
fonbern burd) @ott, ift ber ©egenfa^ pr bovpelten 33erfünbigung
gefd)affen, in bie fid) ha§ t)erl'el)rte 2;rad)ten fpaltet. 2)ie ^of=
fart ber angemaßten @ottgleid)l)cit ift erlofd)en, ha ber ©laubenbe
al§> ber ©mpfangenbe oor ®ott ftet)t ; nid)t meniger ift aber aud)
bie 33erfned)tung an bie Seit get)oben, ba ber ©laubenbe über
if)r ftet)t.
2)ie Unbebingtt)eit ber 3Serl)eißung oerleilit bem jünger ein
unerfd)ütterlid)e§ ©elbft-- unb ^•reil)eit§bemufjtfetn. ©ie ftellt il)n
in ben ^rieben. '2)er inmenbige 33rud), ber burd; bie ^ufiprebigt
erjeugt mirb, ift get)eilt unb bringt nid)t meljr ein laftenbe§
Dt)nmad)t§bemußtfein l)eroor. ®a aber bie .^^eilung im ©lauben
befte^t, alfo baburd) gemounen mirb, ha^ ©otte^ ®nabe bei vh1»^>
gefud)t unb empfangen mirb, fo ftellt fid) ba§ im ©lauben bc=
grünbete 'J\-reil)eit§= unb SelbftbennifUfcin 5um ©otte^beunifjtfcin
nid)t mel)r in ©egcnfa^, fonbern mirb oon bemfelben umfafjt
unb aus! il)m erjcugt. ^er SHenfd) finbet fid^, nad)bem er fid;
©Ott untergeben l)ttt, baburd) mieber, baß it)m ®ott burd) ben
(l^riftug feine ®nabe gibt.
^aljer maren bie jur 33u|3C @ebrad)teu, meldje O^fwS um
0lau6e unb Su^e. 151
firf) fammcite, pgleidE) bie freubigen ©enoffcn be§ 53räutigamg,
bie mit it)m bie ^orf)seit feierten, 9«t. 9, 15. Su. 15, 22. 9]ic{)t
eine faftenbe, nad) ®otte§ @nabe erft nod) ringcnbe ©emeinbe
entftanb burd) feinen ^u^ruf, oielme^r ftanben bie, n)eld)e ifin
ablehnten, ^ornig unb neibifc^ abfeitä Don feiner ^reube, roäf)renb
bie, n)eld)e if)m get)ord)ten, baburrf) ®otte§ fro{)C ®äfte geworben
finb. @teirf)5eitig bleibt aber bie ^reubigfeit uon fpielenbcr
©eligfeit unb taumetnber Suft Dößig fern, unb birgt in fi^ einen
tiefen ßrnft, eben weit 3efu§ bie ^u^e unb bog ©tauben ju
einer feften @int)eit oerbunben I)at. 6§ ift aber jur 5lbn)el)r be§
53öfen unb jum 2:un be§ ©uten eine gro^e |)ilfe, roenn fid) ßrnft
unb ^reubigfeit nid)t gegeneinanber frf)eiben, fonbern fid) n)ed)fel=
feitig burd)bringen.
5lm ©tauben ntadjen ot^fu 2ßorte foroot)! beffen beru{)igenbe
at§ feine bercegenbe ©inroirfung auf bie fämtlid^en übrigen ^unf=
tiüuen fid)tbar. @r bringt ^cHuf)e in bag 33itten, rceit „euer 93ater
loei^, wa^ it)r bebürft", unb tabelt be^t)atb an ^§rael ha§ Übermaß
be§ 33eten§, ba biefe§ eine ungtäubige Surfet I)at, bie ©renken
bes eigenen 2Biffen§ unb Siebens auf ®ott überträgt unb i()n
be^^alb burd) bie get)äuften ©ebet^roorte jur ^ilfe erft aufrocdfen
will. @benfü fet)r benft er fid) jeboc^ ba§ ©tauben al^ ©rjeuger
be^ ^ittene! unb tabett ha§ ^ef)ten be^fetben in ber fonftanten
@ebet§übung ^^i'Oß^^^ ^fi^ f^ lieber nur aus! feiner ©lauben^=
lofigfeit erftärt.
'3)er (5d)rift gegenüber bewirft ba§ ©tauben 9ftut)e, weil e§
nid)t in it)r attein bie ^^ejeugung ©ütte§ f)at, fonbern auf ben
(£f)riftu§ fd)aut. '2)at)cr falten atte ^ünfttic^feiten unb ©en)att=
famfeiten ber 5eitgenöffifd)en ©d)riftforfd)ung oom ^üngerfrei;»
Ocfu ab. ©teidjjeitig erzeugt e§ aber eine uerftärfte ©ebunbenbeit
an bie ©d)rift, bie baburd), ba^ ©Ott ben G^riftug fanbte, bie
I)öd)fte götttid)e '^eftätigung ert)iett, unb im ©tauben jum inn)en=
bigen 33efi^ beö 9Jlenfd)en wirb unb it)n uon innen I)er bewegt.
^n bie 9ieue unb ^urd)t tegt bas ©tauben bie 9iut)e, weit
e§ bie ©ewipeit ber 3Sergebung bei fid) f)at, unb gleid)5eitig
treibt e§ fie fräftig t)eroor, weit oon jeber 3Sergegenwärtigung
©otte§ ber eintrieb jur '^bwt\:)v be§ ^öfen au§gef)t unb bie fitt=
lid)e 3trbeit nun in ber ®ewi^t)eit bes t)öd)ften ©ewinns gefd)iet)t.
152 Aap. 5. 2)ie 3ßorte ^efit ü6er ben Ölauben im ben ©^noptifern.
^n bie 3Irbeit ber Sieöe bringt baS ©tauben bie 9ftu{)e, raeil eg
5um SGBirfen in einem beutli(i)en ©egenfa^ ftef)t, ba e§ fid) auf
©otteg ^anbeln ftü^t unb um ^efu %at bittet, jomit nic^t ein
2öerf be§ SJlenfd^en ift unb nid)t au§ ber @rö^e ber menf(i)Iid)en
©Ute unb bem ©rfolg be§ menjcf)IicE)en ^anbe(n§ feine ^raft
§iet)t. SBieberum erzeugt e§ bie Siebe, roeil e§ ben jünger ber
Siebe (£f)rifli Untertan mac^t, unb feiner Siebe ha^ 2ßer! ermög=
lid)t, burd) bag fie if)r ©elingen unb bie g^ruc^tbarfeit finbet.
®enn mit bem ©tauben ift bie ^mpoteng get)oben, in bie un§
ber Ungtaube üerfe^t. ®em ^offen gibt e§ ben mäd)tigen 2tn=
fto^, ha e§ bereite bie testen, I)öd)ften ©aben ®otte§ ergreift,
unb pflanzt it)m gteid)jeitig mieber 9ftul)e ein, meit e§ mit üoÜer
®euttid)!eit ben S3ticf auf ©ott gerid)tet f)ätt unb barum nie
Dergeffen fann, ba^ er attein regiert.
2(natog üert)ätt fid) ba§ ©tauben §um ©rt'ennen. Seit e§
ha^ Urteit unb bie Xai ©ott anheimgibt, bringt e§ ta^ menfc^=
tid^e i^'^agen jur 9^u^e. 2)a§ eigene 9^id)tn)iffen ftört ben
©taubenben nid)t, weit ba§ t)etie Sßiffen ©otte§ feinen 9Jianget
becEt. 3tltein gerabe ba§ ©tauben bringt aud) mieber bo§ ©r=
!ennen in Spannung, raeit e§ einen ftaren S3tidf in ben SBitten
unb ha^ Sßerf beffen bebarf, ben e§ at§ ben ©eber ber emigen,
uottfommenen ©nabe beiat)t. ^n berfetben 9^id)tung üertäuft
feine ©inmirfung auf ha^ ©mpfinben. ^efu ©efc^id)te bot über=
rcid)en ©runb ju einem mäd)tigen ''^at^o§ in ©d^merj unb
^reube. 3tu§ bem 33u^ruf unb bem ^reuj ergibt fi^ bie inten=
fiöfte ^ttage, au§ ber ©egenmart be§ ^)ieid)e§ ein unenbtid)er
:3ubel, unb bag ©tauben errcecft beibe im 9Jlenfd)en, raeit e§ it)n
perfi)ntid) an jenen ©reigniffen beteiligt. &§ bringt aber in ben
2(ffett jugleid) bie $Rut)e, meit e§ ben ^tic! oom eigenen ^d) ii"b
feinem ^üt)ten abgemanbt t)ält, t)in 5U bem, beffen 3ßort bemabrt
unb beffen ©ebot getan fein roilt. ®at)er rüt)rt bie auffaltenbe
^ut)e im fi)noptifc^cn ©üangetienti)pu§, in bem ber ftarl'c Stffoft,
ber bie ©rcigniffe unb bie ©rjätjlungen begleitet, fidj nirgcnbä
einen lauten 2tu§brucf gibt. 33ci 3ot)anne§ fann man bagegen
üon einem mäd)tigcn ''^att)o§ reben. l]\\ einer ,^citlid)en Trennung
beiber ©üangelienti)pen gibt jebod) biofer llnterfdjicb feinen ''M-
la^, lücit mir baran nur bie '2)oppell)cmogung uor uuig t)aben.
maxibt unb »itfee. 153
bie bem ©mpfinben burcf) 3ßfu^ gegeben rcirb, inbem er e§
gleirf)§eitig in fräftige (Spannung bringt unb bod) roieber jurürf^
brängt, roeil ber 9Jlenfc^ nirfjt auf fid) fctbft §urücf gebeugt, fon=
bern mit feinem @efd)ic! unb ^anbeln auf ben gefteüt mirb, an
ben er glaubt.
3lud) ha§ 58erf)ättni§ be§ @lauben§ jur irbifd)en 3(rbeit
{)aben mir un§ analog ju beuten, obgleid) bie un§ ert)altenen
2öorte 3efu in biefer .^infid)t nur feine berut)igenbe SGßirfung
berDorf)eben. ^a§ Übermaß ber unrut)igen, fd)mer§f)aften ^e=
getirung ftö^t c§ au§, rid)tet biefc auf ba§ 9^otrcenbige, auf bie
©peife unb ba§ 0eib unb ben t)eutigen ^ag, unb ift ber '^üv-
forge ®otte§ für baäfelbe gemi^. Slber aud) t)ier bleibt ber
ftärt'enben Sßirfung, bie ha§ ©tauben auf alle ^^unftionen übt,
ber 9iaum frei, ba ja 3efu^ au§brücf(id) bie 5latur jur 33er=
anf(^aulid)ung be§ göttlid)en ®eben§ benü^t t)at. ©o liegt in
ber ®rmartung besfelben ber eintrieb, biejenigen Crbnungen ju
bemaf)ren, burd) bie un§ bie ^^ürforge @otte§ »ermittelt roirb.
©in träges .^arren auf ba§ 2Öunber ift burd) 3efu ®lauben§=
mal)uung niemals gebecft. ©o fdjafft ba§ ©tauben für ben ganjen
Umfang be§ Seben§ ein innigem '3)urd)brungenfein oon Strbeit
unb 9?uf)e, unb befreit eg baburd) oon allen ma^lofen unb jer^
riffenen ©trebungen. ^nbem e§ mit bem fragen bes ^o6)^§
Qefu bie 9iut)e ber ©eele oereint, fomit eine inl)alt§üülle 9iul)e
fd)afft, bie ben @et)orfam gegen feine Seitung unb bie 3lu§rid)=
tung feinet "^ienfteg in fid) fd)lie^t, geroinnt e§ für ben 33eftanb
unb (ärfolg unfere§ guten 9Billen§ eine unfd)ä^bare 3Bid)tigfeit.
5111 bieg folgt unmittelbar barau§, ba^ ba§ ©tauben ben
Sebengtauf beS ©laubenben auf ©otte§ unb ®l)rifti SBerf grünbet,
fo ba^ ba§, roa§ über jenen entfc^eibet, nid)t mel)r fein eigeneg
äöoUen unb SSirfen ift. 2)aburd) ift bem ©laubenben gleid)=
Seitig bie befeftigte 9ftul)e üerfd)afft unb ein ^ebcn geraät)rt, ba§
3nt)alt, 33eruf unb 5lraft befi^t. ®ie ©tij^e unb 9?iffe, bie ben
©laubengftanb ber ©i:)nagoge ^mifc^en ^atali§mu§ unb über=
reijter 2lftion fd)roanfen mad)ten, finb l)ier fämtlid) abgeroef)rt.
^ie Söorte ^cfu über ha^ ©tauben mad)en beutlid), in meld)
intenfiüem ©inne t>a5 33erl)alten be§ 9JZenfd)en mit ©inf^tu^ be§
frommen O^^'öelS unb feiner eigenen jünger it)m alä ungläubig
154 Änp- •^- ^ie 35>orte tsefu über baö ötauben bei ben ©tjnoptifern.
cr|rf)einen mu^te. @r lebt unter einem „ungläubigen unb uer-
brel^ten @e[d)tecl)t", ba§ be§f)alb in oollenbeter Df)nmarf)t fte^t,
in inteüeftueüer, moralifd)er unb pf)t)fifc^er ^mpoten§. ®iefe D^n=
niacf)t überträgt fid) aud) auf i^n, fe^t feinem Söirfen bie unüber^
rcinblic^e ©dt)ranfe unb mac^t ba§ ^reu^ jum notrcenbigen (£r=
gebni§ be§fe(ben.
^a^ er mit !(arer, be^arrlirf)er Überjeugung bem ©tauben
bie 9Serf)ei^ung gibt, mu^ fid) baran geigen, ha^ er bem Unglauben
feine ®abe ebenfo be^arrlid^ üerfagt. '3)a^ er e§ tat, ift gegen
jeben ^"'^if^t 9efd)ü^t. „3t)r ^aht bem Säufer nid)t geglaubt";
be§!f)alb frf)rt)eigt er. @§ ift gegen @otte§ 9^ed)t unb SGöitlen, ba^
er benjenigen feine 93oümad)t ermeife, bie nid)t glauben.
@r l)atte baran, 'öa^ bie ©c^ranfe, bie if)m miberftanb, ^§rae(§
Unglaube mar, einen ftärfenben ^a(t, meil fid) bamit bie 3Ser=
gebUd)!eit feiner 3(rbeit mit @otte§ 9ied)t unb SöiEen üereint.
^ätte bie Söa^r^eit unb @ered)tig!eit uon it)m uerlangt, e§ ^^raet
einzuräumen, ha^ e§ an @ott gläubig fei, fo märe feine 3Ser=
merfung jum unerträglid)en 5trgerni§ gemorben, für ba§ e§ feine
(äntrairrung gab. 2Ulein ©tauben, ba§ §u ®ott f)ingen)enbet ift,
l}at ^Irael nid)t. @r mirb nid)t von getreuen SBeingärtnern au§=
gefto^en, fonbern uon benen, bie gegen if)ren |)errn in ber @m=
pörung fte^en. 'Se5t)alb erfennt ^efu§ in feiner ©rniebrigung unb
feinem 2:;obe feinen geraben, notrcenbigen SBeg.
2(u§ ber @Iauben§(ofigfeit be§ 9Jienfd)en ergab fid) bie gro^e
5lufgabe feinet Seben§. @r sie{)t fid) uor bem Unglauben be§
ißolfe§ jurüdE mit ber flaren @emi^t)eit, ba^ er i()m nid)t ha^
3eid)en, nid)t bie Tladji @otte§ entgegenfeljen barf. (Bx rceid)t
au§ ^^üMa nad) ©aliläa, meid)t au^ ©alitäa in bie ®inöbe, ner=
birgt bie 5Heid)§vrebigt im @(eid)ni§, ueranftaltet ba§ feierlid}e
$^efenntni§ ber ©einen ^u feinem 5^fönigtum in gröfjter .^^cimlid)=
feit, le^nt bie 3ßirf)^"f>-''i"^c'^ii»9 bet)arrlid) ah unb gef)t mit bem
abfohlten 50'?ac^tben)uf?tfein, mie e§ neben uieten anbovn 2Bovten
bie bem ©tauben gegebene '-i>erl)eif}ung au^brüdt, in ben 2:ob,
ül)ne jeben !öerfuc^, burd) eine 'iDlad)tu)irfung feine ^einbe ju
beugen. (5r gibt bie „'»perlen feinem Sd)mein". ^JCöer bie ©abe
fcf)ät^t, foU fie baben. ^Hemanb fott it)n uergcblid) bitten, aber
aud) niemanb empfangen, luas er nid)t begel;vt.
2)a§ ©eric^t über ben Unglauben. 155
^a§ Unuermögen, 9J?r. 6, ö, in bem ficf) 3cfu§ bem Ungtauben
gegenüber befinbet, pf)i)fif<i) 5u erflären, ift ebenjo blinb, rcie bie
p^9ftf(f)e ©rflärung ber SBirfung, bie ber ©taube ^at. 9larf) ber=
felben 9tegel, narf) welcher ^efu§ bem ©tauben alle§ geroäf)rt,
t)at er au(^ bem Unglauben atle§ Derfagt. @§ liegt barin eine
einfacfje gro^e ®ererf)tigfeit. 91arf) ^efu Stieget finbet ber SJlenfrf)
©Ott fo, rcie er if)n fid) benft, gut, wenn er i^m ©üte ^ujc^reibt,
t)art, wenn er it)n I)art fd)itt, jur ^itfe bereit, wenn er [ie be^
get)rt, untätig ot)ne ^ilfe, wenn er auf fie r)ersid)tet. ©einen
©Ott unb feinen (S^riftu§ finbet ber SJlenfc^. ^aburc^ roirb er
al§ ^^erfon be^anbelt, bie if)ren eigenen Söitlen I)at unb t)aben foü.
^Jlad) berfetben ^)^egel ber ©ered)tig!eit ift and) bie 3Ser=
^ei^ung an bie Siebe geftattet. ®em sornigen 9)]enfc^en oerfünbet
^efu§ ben gornigen ©ott, bem, ber bie anbern rirf)tet, ben, ber
i^n rid^tet, bem, ber bie anbern oerbirbt, ben, ber if)n uerbirbt;
bem !!ßergebenben bagegen ben uergebenben ©ott, bem, ber n)ot)(=
tut, ben, ber if)m mo^Itut. ©otte§ ^anbeln beftätigt ben ^Bitten
be§ 9Jienf(^en, roobei bie 33erf)eifniug an bie lUebe benjenigen
^Bitten in§ 2Iuge fa^t, ber fid) ju ben anbern roenbet, bie !Cer=
l^ei^ung an ba§ ©lauben benjenigen, ber fid) auf ©ott felbft unb
feinen ^oten rid^tet. ©o bleibt ^t]u^ aud^ je^t, wo er fie ah-
ftö^t, in ©emeinfc^aft mit ber 3"^^"frf)aft, med er ben |)auptfa^
it)rer ^^römmigfeit : bie unDerbrüd)tid)e ©citung ber 3Sergeltung§=
reget, ben)af)rt. ©ie l)at \id} nid)t getäufd)t, menn fie auf ©otteS
©ered)tigfeit baute: aud) biejeuige ©üte ©otte§, n)eld)e ^^fu^ fer=
t'ünbigt unb betätigt, ift gerecht. 2(ber jebe ©pannung 5mifd)en
\>tn beiben „©igenfd^aften" ©otte§ : ber ©üte unb ber ©erec^tig-
feit, mirb oon it)m abgetan. 2)iefe bebrof)t unb fd)mäd)t jene
nid)t; bie ©üte ift ivirtüd) reine, üoüe ©üte, eine ©d)ä^ung beö
9)ienfd)en, bie it)m mit ganjem Siüen aüe§ gibt, unb bes^alb
"üa^ unbebingte ©tauben begrünbet unb ert)ört.
©et)en im yjlenfc^en 53u^e unb ©lauben in eine fid) un=
lö^lid) uerbinbenbe ©ini^eit jufammen, fo treten aud) im ©otteö-
bilb 9'?ed)t unb ©nabe au§ i^rer einanber feinblid) n)iberftre=
benben ©pannung I)erau§.
®en SCßillen ©otte§, bem ©lauben ju geben, n)a§ eg glaubt,
unb barum bem Unglauben ju oerfagen, wa§ er nidjt ober nur
156 ^op. 5. Sie SBorte ^efu üBer ben 0lau6eii bei bcn ©^noptifern.
in ^offart 6cget)rt an§ roelcfiem fid) für ^efu§ bie S^totraenbigfeit
bc§ ^reu^eS ergab, I)at er al§ @erec^tig!eit gepriefen. 3efu§
offenbart @otte§ @ererf)ttg!ett in feinem S^reu^eSroeg jo, ba^ biefer
bem ©laubenben feine gange ©nabe gibt, bem Ungläubigen fie
uerfagt. ^)
Stieben benjenigen SBorten ^efu über "öa^ ©tauben, n)etd)e
biefe§ p befonberen ©riebniffen in ^e§iet)ung fe^en, gibt e§ int
fi)noptifd)en ^erid)t aud) no(^ einige, n)elct)e ^§ auf fein umfaffenbeg
unb e§rf)atoIogif^e§ Qki fjinroenben. ®iefe finb mit jenen be§=
f)alb innerlirf) cerbunben, meil aucf) jene bie perfön(irf)e 23er=
bunbent)eit mit it)m begrünben, bie feine meffianifrf)e ©enbung
mit umfaßt. @§ bleibt bod) für ben fr)noptifd)en ^erid)t d)arat'=
teriftifd), ba^ biefe gmeite ©ruppe t)on 3Borten über 'i)a§> ©tauben
nid)t umfangreid) ift.
2)urd) 5al)treid)e ©nomen merben ben Jüngern 2lufgaben
geftellt, bie nur burd) bie intenfiofte Betätigung be§ @tauben§
möglich finb, ot)ne ba^ ba^fetbe al§ bie notraenbige 3Bur§et be§
@an§en befonber§ genannt märe. SBenn bie Siebe, bie er forbert,
auf 'Siadjz unb 3Sergeltung t)er§ic^tet unb bie I)ierin begrünbete
3ßiÜig!eit jum Seiben unbegrenzt fein folt, fo !ann fie bie§ nur
burd^ bie ^uoerfidjt rcerben, ba^ @ott ba§ 9ied)t fd)irmt unb
ba§ @erid)t uermaltet, meStjalb burd) unfern 33er§id)t auf ha^--
felbe nid)t§ Unred)te§ entftet)en fann. ^) %k 2lblöfung ber ^röm^
migfeit oon jeber 9'iü(ffid)t auf bie SRenfdjen fe^t eine fräftige
®(auben§fteltung üoraug, bie ben So{)n be§ verborgenen ®ottc§
^öt)er fd)ä^t, at§ ma§ fofort Im ben 9J?enfd)en ju geminnen ift.
^ic Siegel für bie SSermattung be§ 9fteic^tum§, ba^ er gum @e=
roinn eine§ Qd)a^i§ bei ®ott gebraud)t rcerben foK, oertangt
oom jünger, ba|3 il^m ®otte§ ®nabe über alle§ gelte, ^ie
*) SRöm. 1, 17 imb 18 ift eine vMlu} fovvefte 3lii!?fn(-(e itber ^sefit 'ülMlIoii
unb aCüort.
') (SbcnfofcOr ift nucf) bie eiitiie(icniiefelUe l'UeUitioii .^ii beacliteii , in bev
2Kt. 5, 38— 48 jum (Miaiibeii ftefjt, baf? ncinilicl) jene iSoU'ftlofijifeit bec> X'iebeniJ,
bie ouf aUei .Raffen üer}ict)tet l)ai, al«( i?ornu(Sfcttinui für ba<()el6e uneutbel)vlicl)
ift. ',"^cbe jyerfteifuufl beö ,ocl)ö, bnvi iju .Honipf fiiv fein :')lecl)t jnnt .'paffen nnb
übcitun Donuärtg flcl)t, ergibt Unfdljiflfeit snm CiHanben. 'iMn fann nicfit tu
ber i{<eibunbenl)eit mit bev fliJttlicljcn cynabe nnb (Slniftiiö fteljen, unllireiib ntnn
jjleidjjcitiß l)n^t.
2;er auf bie legten Singe gerichtete &lauic. 157
9Jiai)nung jum Sitten fämpft au§briidflid) gegen üerjagte unb
argn)ü^ntfd)e ©ebanfen, bie ©otteg Sßidigfeit pm (3ibQn hi-
Sraeifetn, jeboc^ of)ne hafi ber ©taube befonber§ atg ba^ genannt
wäre, wa§ bie Sföiltigfeit unb ^äf)igfeit §um 33itten erzeugt,
9Jlt. 7, 7— 11. ®ie Berufung ber jünger jum ®ienft ^efu jä^tt
ha^ Tiaxtijvium ju i^rer 2(ufgabc unb mad)t bie Söfung von
alten irbifc{)en ^43ert)ättniffen gu if)rer ftetigen ^ftirf)t. ^a§ ift
bie 2;at be§ @tauben§, unb ^e|u§ ftettt aud) bie i^n begrünbenben
^aftoren tjeroor: @ütte§ attmäd)tigen Sc^u^ unb ben Söert ber
@emeinfcf)aft (£t)rifti mit i^nen, bie er auc^ cor feinem SSater
betätigen mirb, boct) üt)ne ba^ bie ®tauben§maf)nung al§ fülrf)e
t)erüortritt. 2)ie ^reit)eit, ju ber 3^!"^ bie jünger im ©ebraudf)
ber mofaifd)en Orbnungen anleitet, beruht auf bem ©tauben.
9^ur in ibm wiffen fie fid) al§ bie ©ül)ne ©otte§ unb barum
uon ber ©teuer frei, unb in ^ef" ^^^äl)^ auf l^eiligem ©runb, fo
ha^ "öa^ ©abbatgebot für fie fo menig al§ für bie ^^riefter gilt ;
aber bie Se5icl)ung ber ?5reil)eit jum ©tauben mirb nid)t lel)r=
f)aft bargeftellt.
©benfo nac^brüdlid) wie ba§ ©tauben roirb ba§ Sefennen al§
ba§ genannt, mag ben bleibenben 2lnfd)lu^ ber jünger an ^i\u^
begrünbet, nid)t nur in ber ©nome 3}t. 10, 32, fonbern and)
9Jit. 16, 16. äßie in ber erften ©ruppe oon SBorten ^^\u, bie
ba§ ©tauben in bie fonfreten Situationen be§ ^üng^i^^ l)inein=
fe^t, ber ©ebanfe fofort gum S3itten unb 2öir!en f)inübergef)t,
fo ift aud) t)ier nid)t nur ber inrcenbige ^nfl^^^b, fonbern beffen
5lu^erung in einem beftimmten 2lft atö u)id)tig betont. '3)arum
mirb jene ©tunbe al§ entfd)eibenb l^eroorgetioben, in n)eld)er
;3efu§ ha§> Sefenntnig ju feiner 9)leffianität oon feinen Jüngern
»erlangt unb erhalten ^at. 9J?it biefem gewinnt haB ©tauben
biejenige 3Sollenbung, bie it)m bie (3ah^ ^efu oerfd)afft. ^ür
ben, ber fid) gu it)m befennt, mai^t er feine ©emeinfd)aft mit
il)m üor bem Später geltenb, unb bem befennenben '»^etrug Der=
leit)t er ba§ Slpoftelamt mit feiner gan§en ^errlid)leit. ^) ^amit
finb alle 3Borte üerroanbt, bie haB, ma^ bie jünger empfangen
ober tun, au§ bem S^lamen ^efu ableiten, ba bie S^lennung be§
*) 2)aö ÖJegenftücf I)ieju ift bev 9iad[)bntct", ber auf bag S^erleugnen fällt
158 Änp. 5. 2)te SBorte ^efu über ben ©{anben bei ben Spnoptifent.
9^amen§ pm ^i^ed be§ 33e!enntntff e§ , ber SSerfünbigung unb
5Inrufung gefrf)ief)t. ^abei {)at ^efu§ aber jebe formeIf)afte,
t)eräu^erlid)tc SSerroenbung bc§ S8efenntniffe§ fd)lecf)tt)in ju r)er=
Ijinbern geraupt.
darauf, ha^ ber ©ebrauc^ be§ @Iaitben§begriff§ bann, wenn
ba§ (e^te, meffiamfd)e 3tel i^cfu in ?^-rage fommt, im ^enrf)t
be§ 9Jiattt)äu§ über ^efu Söort unb 3öeg fparjam ift, wirft an
erfter ©teile ba§ felbftänbige, in firf) begriinbete ^ntereffe am
5lampf 3efu gegen bie ©ünbe ein. tiefer trifft aurf) ^§raet§
©tauben, fo "ba^ er ©tauben gegen ©tauben ftetten unb bie
^^iflanjung be§ üon if)m gemottten @tauben§ nur burd) bie @nt=
muraetung eine§ anberen ©taubeng beroirt'en fann, iDetd^eS feine
Umgebung für rein unb töbtid) ^ätt. ®ag 33u^n)ort erfiätt barum
in ber Arbeit ^e\u bie erfte ©tette famt feinem pofitiüen ßiet,
ber 2tnteitung gur Siebe, unb bie Unterraeifung über ha§ ©tauben
äiet)t fid) au§ ber öffenttid}en ^:prebigt in ben feetforgertid)en i>er=
fe^r mit ben ein§etnen prüdf. ^ugteic^ bringt fid) babur^ bie
uüd)terne, befonnene Gattung ^efu, bie ha§ ©tauben at§ ©eroi^=
t)eit bei ber gefd)auten, ertebten Zat ©otte§ feftt)ätt, jur ©ettung.
®arum wirb mit benen, bie mit ifjrer 9^ot ^u it)m fommen, üom
©tauben gefprod)en, meit an ber begef)rten unb ertebten |)itfe
it)r ©tauben ha^, t)at, ma§ e§, um ©en)i^t)eit su fein, bebarf, bie§
um fo mel^r, roeit fie fein äußeres 33anb mit Oefn§ in S^erbin^
bung ^tt, ^a ber ©intritt in ben ^üngerfreig unb bie 33egleitung
3efu it)nen nidjt offen ift. .C^ier mu^ atfo oon bem gcvebet
werben, mag fie inmenbig mit it)m in '-öerbinbung fel^t. .)>anbett
c§ fid) bagegen um feine unioerfate, in bie ©§d)atotogie I)inüber=
reid)enbe 3tufgabe, rca§ ©otte§ fönigtid)e§ Sßatten in fid; fd)tief5e,
unb in metd)er 3Öeife O^f» 3}]effianität fic^ offenbare, fo luirb
ber ©taubengbegriff 5urücfgcf)atten , mcit bamit ba§ jetjt noc^
oerborgene ©ef)cimni§ berührt ift. %k ©rmartung beö 5{ommenbcn
ift .C>offnung, bie oon ber ©emi^f^eit be§ ©taubeng unter=
fd)ieben mirb.
^ef)rrcic^ ift in biefer .Oinfid)t :>fu Urteil über ^^vatU
i^cr()attcn gegen ben Käufer, ba§ ,yuifd)en benen, bie it)m glaubten,
unb benen, bie it)m nid)t glaubten, fd)eibet (ugl. ©. .st)), mobei
and) l)ier auf bie religib|e iüeftimmtljeit beö ©laubenö, feine .)aev-
Sei- auf bie (e^ten 2)inge gerid^tete ©laitbe. 159
fünft au§ bem @otte§bcn)u§tfein , narf)brücf(irf) t)tngen3tefen ift.
©oiüie feftftef)t, ha^ bie 2:aufc „au§ bem ^itnmcl" roar unb
it)nen in @otte§ 2(uftrag angeboten raurbe, jo ergibt firf) fofort
ber @lauben§anfprurf) mit unabn)ei§Urf)er Äraft. ^a aber 3efu
3ßerf nirf)t weniger au§ bem .^immel ift, ai§ ba§ be§ 2:äufer§,
l^aftet an bemfelben bie Berufung pm ©tauben ebenfo unmittel^
bar, fo ba^ firf) aurf) it)m gegenüber 3§rae( in bie beiben ©ruppen
teilt, in bie, n)etrf)e i^m glaubten, unb bie, \v^^d)^ i^m nirf)t
glaubten, unb aurf) an il)nen erfüllt fic^ it)r ©laube unb bringt
ba§ Himmelreich benen, hu e§ non ^efuS ermarten. 3(llein au§=
gefprorf)en wirb bie§ nirf)t. @§ bleibt bem ^örer überlaffen, fi^
beutlirf) 5U ma(^en, ma§ ber ©laube ober Unglaube, ben er in
feinem ^43ert)alten ju ^efu§ betätigt, für it)n bebeuten rcirb.
SBä^renb oom ©tauben ber 3Ipoftel bei 9J?att^äuö nur ba
bie Siebe ift, mo e§ it)nen fet)lt, erl)alten bie Steinen, für bie
3efuä eintritt, it)r SJZerfmal barin, „ba^ fie an mirf) glauben,"
9Ht. 18, G. mv. 9, 42. ^n biefer borf) n)oi)l geroollten ^Intitbefe
prägt firf) au§, mie forgfältig 9Jlattt)äu§ ba§ ©tauben baoor
frf)ü^t, ba^ e§ firf) in tlberl)ebung ummanble. i)\\d)i bei benen
rebet fein 6:l)riftu§ uom ©tauben, bei benen wir juerft non biefem
fprec^en, fonbern bei benen, an n)elrf)en mir bo§felbe überfet)en.
®en „©ro^en", bie firf) felbft ert)öl)en, frf)einen bie 5{leinen
t)erörf)tlirf) , mesit)alb fie firf) aurf) md)t fürrf)ten, an il)nen al§
3Serfül)rer ju l)anbeln. ^efu§ erflärt ba§ für einen Eingriff auf
it)n felbft; er mac^t firf) mit ben 5lleinen folibarifd). 2öer fie
nerbirbt, ift fein ^y^inb, unb er rärf)t il)ren Sturj; benn ba^ auf
i^n i^r ©tauben gerichtet ift, t>a^ gibt i^nen in feinen 3(ugen
3öert. Söeil er i^re Hoffnung, il)r Stroft, il)re 3"oerfirf)t ift,
mirb ha^ Söfe, ha§ il)nen beigebracl)t mirb, üon ^^f"^ geräd)t
unb bie 3öot)ltat, bie i^nen erroiefen mirb, oon it)m oergolten,
ba fie il)m felbft getan ift. 3lurf) mit biefem SCBort ift bem
©lauben bie abfolute 3Serl)ei^ung gegeben, meit oon it)m gefagt
ift, baf5 e§ eine totale !i>erbunbenl)eit 3efu i^it bem ©laubenben
begrünbe, !raft bereu er feine ©otteg= unb ^eilanb^mac^t für
i^n mirffam marf)t, unb bie§ ol)ne Siürffid^t auf feine eigene
^eiftung5ifäl)igfeit, aurf) bann, menn er nur ju ben kleinen get)ört.
3lt)nlirf) rebet ^efu§ §u ^13etru§ oom ©tauben, fiu. 22, 31. 32.
160 Si(iP- 5. Sie SEßorte ^ef« über ben ©lauben bei ben ©pnoptifern.
3Ba§ bie ^üns^^ i" ^er ^^affion erfa{)rcn, gleicht bem @efd)üttelt=
roerben be§ SBetseng im (Sieb; benn mm rairb offenbar, ma§
©preu ift ober eci^teS 5?orn. ®iefe Erprobung berfelben !)at
einen jenfeitigen ^intergrunb ; ber bie ^^rüfung ^JSeranlaffenbe ift
ber Satan. @r t)at bie @c^tf)eit i^vzx ;3üngerfd)aft in ^^rage
gefteüt, ^at feine 2tn!tage auf fie geworfen , unb ftatt @otte§
©nabe feine @ered)tig!eit, bie an allen unparteiifd) ba§ 9?e(i)t üoII=
äief)t, roiber fie angerufen, bamit fie fiel) fetbft übertaffen feien
unb 3u %aU fommen. ^ie ®efat)r, in ber ^etru§ ftet)t, ift für
it)n überraunben, rcenn fein ©tauben nicf)t aufhört. 9luf bie
©r^aÜung feineg ©laubeng riciitet fidf) bie fürbittenbe ©orge ^efu,
auf feine ^efeitigung ber SÖßille be§ ©atan§. ^) ©o brel)t fic^ ber
tampf um ba§ ©lauben, meit e§ ^etru§ in ber ©emeinfc^aft
mit ^efu§ er:^ött. ®ie 9lät)e be§ ^IreujeS legt bier auf baä
STrauen einen ftarfen 9fia(^bruct. 9iur burc^ biefeB roirb e§ bem
jünger möglid), ben ®af)ingegebenen unb ©efreu^igten bennod)
a(§ ben (X^riftu§ §u bejaf)en. ^iefe§ Strauen ift aud) t)ier in einem
ungeteilten ^ft auf @ott unb 3efu§ Sugleic^ geraanbt. Über bem
fterbenben ©t)riftu§ ftet)t ber ben ©tjriftug in h^n Xoh gebenbc
©Ott. SBirb "üa^ 93ertrauen an 3ßfu§ iiTe, bann auc^ an bem
©Ott, ber if)n fterben lä^t; ^ält ber jünger bagegen am ©efreujigten
al§ am ©f)riftu§ feft, fo !ann er bie§ nur baburrf), ha^ fein
33ertrauen ju ©ott nicf)t brid)t. ^)
2)ie ©teüe fa^t jeborf) nicf)t blo^ biejenige @rfrf)ioerung be§
©laubcn§ in§ 5(uge, bie in ber ^]5affion ^^fu für aüe jünger
*) 3"'" ^emüljen beä Satauö, bag Wlauben 511 uerl)inbern, «(}(. 2n. 8, 12.
') 6g ift nicf)t bebeiitimcjgtoö, ba^, n)äf)venb bie ©pnoptifer fonft md)t
öom (5jfau6en beö ^yolfciJ au Scfu« [pvecl)en, unter beut .^reuj ([e^(X(\t lüirb : [teilte
Oerab, bamit luir bir fltnubeu, 3){t. 27, 42. 'Mr. 15, 32. [Jiie '^Hifftou ^iebt bcii
Wlaubeuöbertriff (jerbci. '^cnn bamit, bafj er ^ericbtet uub ucriiichtet mirb, ift
ba« Jyertraueu ju i[)m uub bamit jebe Wemeiu)d)aft \\nt> jeber C'k'l^orfam iljm
flcgcnüber jcrftbrt, uub eg roirb barum cuöbrütflid) barauf refleftiert, roie er c^
n)of)l roieber f;erfteUcu !5uute. 9(ucf) ber Wefleufal», iu iueld)eu ber Spott ju
bem, loa« l^efuö tat, geftellt ift, ift iutereffaut. (S"iue lat, burd) bie er fid)
felbft rettete, uub mrtre ev5 aud) nur bie*, menu er fid) jet\t au<S foiiu'r Vai^o
befreien föiuite, erfd)icne i[;nen al«i ein iiberu>rtltirteuber (Mlauben»>örunb ; feitu'
laten, bie in Wotted (Mnabc rourjeltcu, ^lalten il)nen baflcrten nirf)tä. ©0 fdjreibt
nur, roer ben „•^ufauuneuljaufl ,Müi)rf)en ber iöufje unb bem (Glauben, vuifd)ou
ber cfloiftifdjcn lenbenj uub bem Unglauben flar burd)id)aut.
Ser auf bie legten 3)inge gerid^tete ©laubc. 161
g(cid)mä^ig entf)altcn ift, fonbern hlidt auf bie befonbcre ©efa^r,
in ber ^ctru§ burc^ feine SSerleugmmg ftet)t. ©ein ©laube ^ot
nicf)t nur bie ^ataftrop^e, bie über O^fu^ ergef)t, fonbern auc^
feinen eignen '^aü su überrainben, mu^ nid)t nur über @otte§
Urteil, ba§ ^t\\i§ in ben Sob gibt, fonbern aud) über bie ©clbft^
uerurteifung ()inübergreifen, burd) bie er firf) felbft non ;3efu§
fd^eibet, ireit er it)n nerleugnet ^at. ©o wirb für i^n bie
3^rage, ob er nod) im ftanbe fei, 5U 3ßfu§ ci" ungebrod)ene§
3Sertrauen ju ()aben, befonber§ ernft. ^i\u§ bietet i{)m f)ie§u
eine t'räftige ^^ilfe, inbem er i()m mit bem ftaren ^(irf auf feine
^Verleugnung eine @üte erioeift, bie il)m biefelbe fd)on je^t üer=
geben t)at unb i^n tro^ berfetben in feiner ©emeinfd)aft er{)ä(t.
biefelbe geroinnt it)re f)eilige Stiefe baburd^, baj? fie fid) it)ren
©runb auSbrürflid) im @ebet§üerfe{)r ^ef" niit ©ott gibt, fo
ba^ i()re @inf)eit mit @otte§ Söittcn offenbar ift. 5(n ber ©nabe
(Jfirifti, bie it)n nid^t falten tä^t, t)ielmel)r i{)m bie ®nabe be§
'i^aterg ermirbt, geminnt ^^etru§ jenes ©tauben, ba§ nid)t erftirbt.
^ie ^reujigung bebeutete für bie jünger 3unäd)ft basi @nbc
if)res! ©tauben^. „Unoerftänbig unb langfam t)on l^erjen, ju
glauben um all beffen millen, wa§ bie ^ropt)eten gerebet baben,"
^ei^en fie ,^u. 24, 25. 2luc^ an biefem ©nbe beSfelben jeigt fic^,
mie nüd)tern e§ auf ben 2:atbeftanb, ben fie an O^fu^ faben,
gegrünbet mar, unb wie ftreng e§ alB perfönli^e SSerbunbenbeit
mit 3^f«§ awf if)" gerichtet ift. ^efu eigene^ ©efd)irf ift für
t>a^-' ®lanhin 'i)a§ (5ntfd)eibenbe, eben rceil eS i^m erroiefen mirb.
3)a man fid^ auf einen 2:oten nidf)t uerlaffen, unb nid)t ermarten
fann, ba^ er in ©emeinfdf)aft mit un§ ftelie unb Siebe unb ©abc
üon il)m ausgebe, enbet ba§ ©tauben mit ^i^n Xoh. ®ap
fommt freilid) aud) bie befonbere 3lrt, mie er als üon ^S^^ael
üermorfen unb oon ©ott üerlaffen ftirbt, unb bie gemaltige
Spannung, bie §raifdE)en ber meffianifd^en ©enbung ^e\u unb
feinem Streng beftet)t. ®er ©ebanfe bleibt ben Jüngern uöllig
fern: baS ©tauben fonnte fiel) unabhängig uon bem, roaS 3^fu§
felber fei, non innen l)er fraft feiner eigenen feelifd)en Sebenbigfeit
er'^alten. 2Öeil eS feinen ©runb an bem l)at, rca§ ^e\u§ ift,
verfällt e§, fomie er ibnen al§ S^oter gilt. ^n^^if^I^oS beurteilt
^efuS biefeS ©rlöfd)en beSfelben als ©c^ulb, raeil fie an it)m oor
(Sd)lattcr, 2)cr ©lauee im 9J. 2:cft. 11
162 ^(ip- 5- Sie SBorte ^cfu iUiev ben ©lantien bei ben 6i;noptifevn.
2lugen l^atten, ha% er auö) auf bem ^reu§e§Tt)eg an feiner ©enbung
feft{)ielt unb jenen in biefe ai§ t)a§ 9}littet, burd) n)etd)e§ if)n @ott
gum ®t)riftu§ macf)t, einorbnete. ®arum üerroeift fie aud) ba§
2;abe(jt)ort über it)ren Unglauben auf bie it)nen in ber (Srf)rift
gegebene SSegeugung be§ göttlicf)en äBitleng, rceit biefe e§ it)nen
ermöglid)t f)ätte, ba§ ©terben 3ßfu ni(^t al§ ba§ @nbe, fonbern
al§ bie 3lu§ridf)tung feine§ meffianif(i)en 2lmt§ p üerfte!)en. ®arunt
berceift auc^ ber ^^i^fölt ^t)re§ @Iauben§ nid)t, ba^ fie bisher fein
fot(i)e§ gehabt t)otten; biefer föUt unter ben begriff „S^leingläubigfeit".
2lud) bann, raenn über bie ^affion f)inau§ auf jene 3^^*
gefe^en roirb, rco 3efu§ für bie jünger in bie Unfic^tbar!eit
nerfe^t ift, tritt ber @lauben§begriff naturgemäß f)erDor, rceil
il^re 3Serbunbent)eit mit if)m bann einzig im ©lauben beftef)t. ^)
i^n biefem 3ufammenf)ang rcirb £u. 18, 8 non if)m gefprod)en.
:3efu§ f)eißt bie jünger um fein kommen pm 2So%ig ber rii^ter*
Iid)en ^unftion bitten unb t)erfpridt)t ii)mn, baß ber äöiöe jur
ri^ter(id)en Xat, bie ben ©einen bie noKe ©rlöfung bringt, in
©Ott lebenbig fei, n)e§{)alb if)re ^itte „rafc|" bie ©r^örung finbe.
3lber ber ^ereitmittigfeit ®otte§ jur enbgültigen ©rlijfung tritt
ber ^lic! auf hk ©eftaltung ber ®inge auf @rben befdjränfenb
entgegen: rairb fid) f)ier ©taube finben? jener ©taube, ber bie
SSorau^fe^ung §u jenem unermüblid)en unb überzeugten Sitten
ift? :^m .^immel ift ber gered)te S^tic^ter bereit, feine |)ilfe mäd)tig
ju offenbaren; aber mo finb auf ©rben biejenigen, bie fid^ an
if)n rcenben unb §uüerfid)tli(^ feine ridjtenbe ^at anrufen V Sirb
nun ba§ „5lommen be§ aJlenfd)enfoI)n§" auf bie '»parufie belogen,
f 0 fagt :[ycfu§ : er werbe bei feinem neuen kommen biefen ©tauben,
ju bem er mal)nt, fd)iDerIic^ novfinben, atfo unerwartet unb
ungebeten t'ommen, unb e§ entfprädje biefem ©ebanfen, baß bie
gerid^tlidje ©eite feine§ ^ommen§ für bie 9iebe im SSorbergrunbe
fte^t, 17, 26 ff. ;^ft bagegen in bem 2öort an ba§ (Srgebni§
gcbad)t, ba§ feine irbifd)e ©egenmart l)abeu mirb, fo ift gefagt,
ta^, fatig it)m jeljt ©tauben erliefen mürbe, bicfer ben 3:rieb
'j iUucl) flu- mt. 17, 20 ift cS üoii Süclauj:!, baf» bie oüunev in ber XHb^
jücfeiiljcit Jiefu fllniibcnSlog finb. Sßcnn er ferne ift unb mau i()n nid)t lueOv
ftcl)t, bnnu crOrtH bie Wlaubcnöfrntu' ifnc» (^nift. ^Jtitd) m. 21, 21 ift m--
fc^tcbtituort.
35er auf bte legten Xxno,^ (\evi<i)kU &lanbe. 163
unb bie ^efäf)igung p einem Sitten bei fid) l)äik, ha§ juoer^
fic^tlic^ bie abfd)(ie^enbe %at ®otte§ anrufen würbe, bie fid) ja
burrf) 3efii Tieue ©egenraart r)otI§ief)en n)irb. Söeil i^m aber,
obn)üI)l er gefommen ift, ber Glaube oerfagt roirb unb nod) mef)r
oerrceigert werben rairb, narf)bem feine fidjtbare ©egeniuart it)r
@nbe gefunben l)at, fef)(t e§ aud) an jenem Sitten, p bem ^efu
@leid)ni§ mai)nt '3)ie ©teile mad)t jebenfaüg beutlid), mie ber
raei^fagenbe 3nf)ölt be§ 2öorte§ ^t\n bem ©tauben eine neue
2Sert)ei^ung unb eine neue Stufgabe fteltt. ^ie rid)tcnbe unb
barum befreienbe Offenbarung @otte§ ift erft nod) fünftig, mu^
atfü erwartet werben unb will erbeten fein, wäl)renb bod) ba§
©rwartete l)ier bie ©rö^e einer bie SÖBelt umfaffenben 5Rad)t=
wirfung ^at unb bie Sitte aud) nid)t fofort i!^re ©rprung finbet,
fonbern bem ^bgern ®otte§ gegenüber anf)altenb bleiben mu^,
unter bem ®rud unb in ber 2(ngft ber ^^elt, o^ne bafj ber
®f)riftu§ fic^tbar gegenwärtig ift. 9]ur ein fraftooll über bie
Sßelt ^inau§greifenbe§, an @ott un^ Kl)riftu§ bängenbeS Vertrauen
i)äit in biefer Sage bie (Erwartung aufred)t, fo ha^ fie bie ^'raft
unb ^eftigfeit jum Sitten ijat
Ä inwenbige nnbebingtl)eit be§ @lauben§ jeigt fid) aud)
in biefem |]ufamment)ang baburd^, ba^ er ^ier mit berjenigen
Segriprei^e uerbunben ift, bie fonft üon ben intenfiuften @r=
fd)ütterungen begleitet ift unb "öaB SJlotio pr ^urd)t bilbet. ^er
9^i(^ter wirb angerufen pm enbgültigen @erid)t mit feinen ewigen
©rgebniffen. 2)er ©laube, ber hm 9?id)ter aU Reifer unb ha^
@erid)t al§ ©rlofung anruft, ift oon ber j^urd)t frei unb l)at ba^
Söfe unter fid). ^n biefem ©tauben lebt ha§ flare Sewu^tfein
Dollfommener 9tec^tfertigung.
@r lann aber weber auf biefe ^öf)e gelangen, nod) fid^ auf
it)r erl)alten ol)ne ha§ unbegrenzte .^offen, mit weld)em ^i\u§
feine ©efäbrten auSgeftattet t)at. ^^iur ber Sorblid auf ba§ Sotl=
fommene, ba§ an bie ©egenwart in fid)erem ^ufammen^ang fid)
anfd)lief3t, gab bem auf 3efu§ gerid)teten ©tauben feine ©efd)loffen=
l)eit. ®arum get)t in ber @inwir!ung ^efu auf feine ©efä^rten
bie ©rwedung ber ipoffnung mit berjenigen be§ ©lauben§ parallel,
unb bie ©nergie, mit weld)er er jene entjünbet, fommt unmittel=
bar biefem ju gut.
164 Aap. ö. 3)ie SBovte S^fit über ben Öfaitden bei ben ©t)noptitern.
SOßir bürfen I)ier feine antitt)eti|^e ©pannung üermuten unb
bie Sebf)aftig!eit be§ ^offen§ ttid^t au§ einem dix^ im ©tauben
ableiten, gu beffen Überrainbung ba§ ^offen ):)aU bienen muffen.
9Sa§ unbeftiebigt lä^t nnb ba§ SSerlangen erraedt, tag für ^z\n§
nirf)t im ®Iauben§grunb, nic|t in @ütt, auc^ nic{)t in ber 2ßefen=
f)aftig!eit unb 2Soltenbett)eit feiner @otte§fo^nfcf)aft ; er roei^ fid)
in i!)r reid^, a(§ ben @rben. ^ie ©ef)nfu(^t na6) ber grof^en
Söanblung ber ®inge entfielt im SSIirf auf ben Sßettlauf, ber
aud^ bag @efd)icE ber ;3ünger beftimmt. Über biefen fel^t ^efu§
aber bie .^errlic^f'eit be§ göttlichen 9iegieren§ al§ if)m fd)Ied}tt)in
überlegen. %a^tx treten ©tauben unb ^offen in einen fid) roed)fet=
feitig begrünbenben 3Serbanb.
3Son burd)greifenber Sßid^tigfeit mar babei, ba^ ^efu§ and)
'öa^' ^offen ber jünger beraubt unb au§fd)tte^Iid) auf fein eigenes
kommen gerid)tet t)at. ®iefe t)aben feine SEeiSfagungen ^efu
über bie 33er!tärung ^erufatemS ober über ben ^iifi^nb ber
auferftanbenen @emeinbe ben)af)rt. 9lid)tg ©ac^tid)el §og i^r 3Ser==
langen an fid) unb baburd) üon il)m meg. ^efu SBeiSfagen bteibt
in einen einzigen ©ebanfen fonjentriert: auf feine ©egenrcart hd
ben ©einen, bie bann in @otte§ 9Jlad)t unb ^errtid)feit gefc^ietjt.
"S)a§ mit biefem .^offen nerbunbene ©tauben tonnte nid)t§ anbere§
fein at§ „©taube an it)n." ®ie burdigreifenbe 3Sereinfad)ung, bie
:[jefu§ ber ©§d)atotogie gegeben t)at, ftet)t mit ber gefd)tüffenen
^egietiung be§ ©tauben§ auf i^n unb eingig auf if)n in engftem
3ufamment)ang.
Stud) für biefeö ©tauben beftanb bie @efat)r, ba^ z§ fatfd)
mcrbc unb ben Jüngern ben i^aU bereite, in ät)ntid)er Seife,
mie fic für ^äi-'ciet beftanb. 3efii§ t)at niemat§ eine bovpelte
ajiorat pigetaffen, fo baJ3 bie ^^euvteitung O^raetS nad) anberen
9JJaJ3ftäben erfotgte at§ biejenige feinet ^üngert'retfeS, unb barum
mit üöttiger @erecf)tig!eit aud) ba§ it)m fetbft ermiefcm' ©tauben
au§ bemfetben ©runb entwertet, an§ bem er ba§ jübifdje ©tauben
uermorf. ^iefeS mtrb '^y::->xad nidjt beöt^atb nerbevbiid), uieil bie
it)m Dcrlict)encn götttid)en &ahin nid)tig mären, fonbern nur bcS*
t)atb, meit e§ au§ ber it)m i)ertiet)enen ®abc ein fetbftfüdjtigeö
unb t)offärtigegi Sotten jietjt. ®er ^^yünger fann aml) auf .'oefu
33crufung ein Sot}lgef allen m fidj fetbft begrünben, burd) ba§
®ie 3t6n)efjr beg fnlicf)en ÖUntbenä. 165
er firf) fclbft al§ gro^ erjd)eint. 3efu§ f)at tf)n barum mit be=
jonberem ©rnft baöor bef)ütet, ba^ fid) nid)t au§ fetner ^ei)or=
gugung ein ^of)e§ ©elbftbeiüu^tfein bi(be. 2ßen ber 2)ünfel anfict)t,
er fei erfter, ben bebrof)t er mit bem Urteil, er werbe Ic^ter,
unb ber ?^rage, mer oon il^nen ber ®ri)^ere im ^immetreid) fei,
antwortet er, ha^ fie ben ©ingang in ba§felbe oerfd)er5e. ^er
äöiüc ;3efu mar it)nen in biefer ^infid)t für immer baburc^ be=
5eicf)net, ha^ er i^nen ba§ ^id ber 33e!e()rung am iiinb r»er=
anfc^aulic^t f)at, meil biefe§ nici)t gro^ ift, fonbern f'tein. ®ie
bem ©tauben gegebene 33erf)ei^ung t)at be§f)alb biejenige neben
fid), bie bem fid^ gering 9Jiad)enben gegeben ift, unb ift nur bann
gültig, wenn biefe ungebrocE)en bleibt.
®a§ falfd)e ©tauben mirb fd)on baburd) al§ ernfte ®efat)r
gefenn5eid)net, ba^ 3efu§ bagfelbe an fic^ felbft, al§ er t)erfud)t
mürbe, abgerael)rt t)at. ^nbem e§ neben ben felbftifd)en ©riff
nad) ben l^eben§mitte(n, ber ©ottel a)lad)t jur ©etbfterljaltung
augnütjt, unb neben bie ®urd)fe^ung be§ ^errfd)eranfprud)^ an
bie äöclt mit allen SJlitteln, mit ober ot)ne @ott, gefegt ift, be=
fommt e§ ba§ 3JiertmaI einer .^auptfünbe, beren 9tbroet)r bie
ganje Strbeit S^fu bebingt. 3tuf ber ^Tempelmauer mit bem ^Slicf
in bie 3:iefe, in bie ein ©turs o^ne ben munberbaren (Sd)u^
@otte§ tobbringenb mar, erlebigt 3efug bie ?^rage, ob bie Un=
bebingtbeit be^ ®Iauben§ bie 9?üdfid)t auf bie ©efat)r au§fd)lie^e
über nid)t. ®ie 5^ert)ei^ung, bie i^m bie (Schrift gibt, ift unbe=
grenjt unb mac^t it)m bie @nget bienftbar. '^ie ^eiat)ung ber=
felben ift ®(auben§pftic^t, gegen bie fid) 3efu§ um fo weniger
ftröuben fann, ha er bem junger gegenüber eine unbegrenzte
3ui)erfid)t ^u ©ott al^ bie Söeife, mie er feine ®otte§foI)nfc^aft
betätigt, feftget)alten {)at. Siegt nid)t in ber ^^onfequenj biefer
©teüung, ba^ er bie ©efal)r be§ ©turjeg ebenforaenig bead)te
al§ bie be§ .^unger§? Söenn er ha^ SOBort: „ber SJienfct) lebt
burd) @otte§ $Bort," auf bie gegenroärtige Sage überträgt, lüop
if)n bie 3Serl)ei^ung auSbrüdlid) aufforbert unb bered)tigt, fo
fd)eint fid^ barau§ su ergeben, ta^ er e§ ben anbern überlädt,
üorfic^tig t)om Slbgrunb megjutreten, fid) bagegen baburd) al§
ben ©laubenben ermeift, ba^ er in ben 3lbgrunb fpringt.
:^efu§ t)at ba§ ^»Problem mit burd)bringenber 5!lart)eit gelöft:
166 ^flP- 5. Sie SBovte ^efu über ben W(au6eii 6ci ben Synoptifern.
„)^n foKft ©Ott nid)t t)erfurf)en." ®ie Unterorbnung unter ®ott
ift aufgegeben, foroie biefer einer (Erprobung unterworfen rcirb,
wa^ er !önne unb tue. 9Jlit jener ift aber aud) ha§ ©tauben
gerftört. ®ic Unbebingttieit be§ ©tauben§ unb bie ©üttigfeit ber
$ßert)ei^ung rairb burrf) ^efu @ntfct)eibung in feiner SÖeife ge=
fd)mälert. @r f)at fie ben ©einen fpäter ebenfo unbegrenjt loieber^
i^olt, wie ber 93erfud)er fie it)nt t)ort)ieIt. ^a§ SBort: „^^x raerbet
ben bergen gebieten," oertiei^t nirf)t (Geringeres, a(§ raenn ber
SSerfud)er auf ben 2;aIboben {jinuntergeigt : %u rairft biet) an
feinen ©tein fto^en. Silictjt raeil er fid^ Dor bem ©tur§e fürd)tet,
weidet er §urüc£; nidt)t, raeil er am ©d)riftn)ort grceifelt, t)anbelt
er nid)t nad) bemfelben; nirf)t rceil er e§ ©ott nic^t zutraut, ba^
er if)n tragen fönne, gef)t er roie jebermann auf bem gen)öf)nlic^en
SÖßeg üon ber ^öt)e l^erunter. ©omie e§ @otte§ SBille ift, ha^
er in bie @efaf)r t)ineinftef)e, wirb er f)ie§u bereit fein; ber ©ang
jum ^reus mar ebenfo gefäf)rlid) a{§ ber ©prung in bie S^iefe.
(&§ gibt mit ©ott im 33erei(i) ber ^iatur in ber Xai für it)n feine
©efaf)r, fonbern biefe entftefit nur in feinem "i^erpltnig ju ©ott,
nur bann, menn er ©otte§ 9)laieftät antaftete, unb au§ ber Unter-
orbnung unter ©ott t)erau§träte. ®iefe @efat)r mirb burd) bie
bem ©tauben gegebene 33er{)ei^ung freilid) au§gefd)Ioffen, aber fo,
ba^ mit bem ©tauben ber SÖBiberfvrud) gegen ©ott juerft unb
gänslid) au§gefd)Ioffen ift. ^ie 3>erfud)ung ©otteS bebeutet ba=
gegen bie ^^reiSgabe unb i>erneinung be§ ©(auben§, lueit fie @otte§
.^errfd)erred)t beftreitet unb ben ©ef)orfam verlädt, ©ie l^at ben
Gigenmitlen in fid), ber ©ott fid) bienftbar madjen uiilt; biefer
mirb aber nie burd) bie bem ©tauben gegebene !^erl)ei^ung
legitimiert.
©in paralteleS Sßort, ba§ an ben :jüngern falfd)e§ ©tauben
rid)tet, f)at 2)lattt)äu§ fc^on in ber ^ergprebigt gegeben unb 'Da-
burd) jur erften llnteriueifung ^efu gejäljtt, 7, 21- 2.'}, uergl. 5, 1H.
3efu§ befd)reibt ben Jüngern fotdje, bie feine .^ilfe anrufen, an^
feinem 9iamen 9Jiad)t ^ioljon unb burd) i()n Suiibor unb ÜIhm§-
fagung empfangen, nnt) bie er bcnnod) alö il)in fremb aui? bom
•Oimmelreid) au§ft5fit. ©ic bitten il)n unb er cv()ört fie ind)t;
fie l)abcn auf it)n oertraut, unb er fcnnt fie nid)t unb rid)tet fie.
2)er fd)arfe .Stonflift, mit bem biefeö ""JtiC^ovt ,yinäd)ft bie bem
2)ie 3l6iüef;r beg falfdjen ©laubeng. 167
©tauben gegebene 3Serf)et^ung ju jcrftören fd)eint wirb baburd)
aufgeftärt, ba^ ber ©runb, um begiüillen ^fu§ biefe§ ©lauben
entwertet, tro^ ber in if)m begrünbeten Slrbeit für xi)n, barin be=
ftet)t, ba^ fte ben SBillen jeine§ 2>ater§ nicfjt taten. Sie üer=
banben mit if)rem ä^ertrauen §u feinem ^^Zamen unb mit it)rer
Sßirt'famfeit ^ur 3Serf)errIid)ung besifelben ein ^anbeln, n)etd)e§
ba§ göttlid^e @efe^ jerbrad). ^efu§ lä^t fid) aber nic^t üon feinem
23ater trennen, !ann nid^t ein ©tauben erfjören, ba§ ^ugleid) lln=
get)orfam gegen @ott ift, unb feinen ®ien[t unb feine Ü^erf)err=
Iict)ung annel)men, bie @ott entet)ren. 93ietmet)r oertritt er ba§
^iec^t unb ben Sitten be§ 33ater§ and) gegen bie, bie an if)n
gtauben, unb tä^t an feiner üottfommenen ©in^eit mit bem 33ater
jebeg ©tauben fd)eitern, it)etd}e§ @emeinfd)aft mit if)m fud)t, aber
©Ott nic^t get)orc^t.
©ine ©rfd)tt)erung be§ ©tauben§ fann in biefem Urteil
^efu nid)t tiegen, weit ber ©taube auf ber @int)eit ^2]u mit
©Ott berut)t unb barin feinen ©runb I)at, ha^ bie Siebe unb
9Jiad)t be§ ^^ater§ bei i^m ift. 2öenn er eine ©rmartung be=
friebigte, bie if)n mit bem 'i^ater in ^w^efpatt bringt, fo t)ätte
er felbft bie ^^afi§ be§ ©tauben^ gerftört. @r mu^ biefe 3«=
i)erfid)t jerftören, um bem n)af)ren ©tauben geben ju fönnen,
voa§ er if)m i)erfprid)t.
'I)iefer ©ebanfengang mirb baburd) in ben ©runbri§ be§
©oangetiumS aufgenommen unb mit großer ®euttid)feit uerfet)en,
\>a^ bie rid)tertidje ^unftion be§ (£^riftu§ aud) auf bie jünger
belogen wirb, '^ie ©taubenben ftefjen nid)t jenfeitä be§
©erid)tg, at§ gätte ber 9fted)t§= unb ©trafoottpg nur ber un=
gläubigen 2öett, ba ja ba§ ©tauben an fid) fd)on ben ^eit§=
befi^ gert)ät)re. 3}ietmet)r weit e§ ein fatfd)e§, entmerteteg ©tau=
Un gibt, fd)eibet ha§ ©erid)t aud) bie ©taubenben nac^ it)rem
äßerf, mt 16, 27.
'^eu ©efätjrteu ^efu ftettte fein ©ang m§ Älreuj befonber§ beut=
tid) ben Unterfd)ieb 5n)ifd)en bem fatfd)eu unb bem ed)ten ©tauben
an§ Sid)t. ©erabe lueit fie eine t)od)get)übene ^uoerfic^t befugen
unb auf bie ©tunbe marteten, roo ^efu§ fid) offenbare, eine
©tunbe oott götttid)er C^errtid)feit, tag in berfetben bie 3?erfud)ung,
ben Slreujeggebanfen unb bie 2Borte ^i']u, bie if)nen benfetben
168 ^flP- 5. S)ie 3Borte Sefu über beu ©lauben bei ben ®i}noptifern.
beuteten, nbäuiüeifen, rate bte§ ba§ ©efpräd) be§ ^etru§ mit
^eju§ 3}lt. 16, 22. 23 bebeutfam bnrfteüt. ^:petru§ gilt feine 3u=
oerfirfjt: „ba§ wirb ni(i)t ge[cf)e!^en", al§ ein @rraei§ be§ ©Iauben§;
benn @otte§ 9tegiment unb ©nabe »erbürgen ^efu bie Unmog^
lic^feit eine§ joId)en @nbe§.
®ie 3ui*e(^traeifung, bie er empfängt, ftel)t mit ber 3lbrael;r
be§ SSerfud)er§ auf ber Sempelmauer in genauer parallele. ^n=
bem ^etru§ ^efu§ füf)ren raill unb i^m gur 9Serfucf)ung rairb,
{)at er bie ©Iauben§fteüung aufgegeben, ^er .jünger tjat nid)t
Doran§ugef)en , fonbern nacfi^uf otgen , nid)t p leiten, fonbern p
ge'£)ord)en. '3)er @runb, ber bie ©c^Iüffe be§ ^etru§ unrichtig
mad)t, liegt barin, ha^ er „auf ba§, rca§ ben SJlenfc^en, nic^t
aber auf ba§, raa§ @ott gel)ürt, bebacfjt ift." 3ßenn er i>a§
^ntereffe ber SRenfcf)en vertritt, fo mu^ if)m a((erbing§ ^efu
^reuj al§ ein Unglück erf(f)einen. @r f)ä(t aber feine ©ebanfen,
roeil fie ha^ 3^^^ ^^\^ ^^cE) bem menfd)lid)en ^ntereffe beftimmen,
fälfc^lirf) für gläubig: cpQoveiv xa nov dvd^Qwtcov al§ @egen=
fa^ äu q)QovElv xa %ov ■d-eov ift ni(i)t ©kube. ^a§ ®runbt)er=
l)ältni§ 5raifd)en SHenfrf) unb @ott ift raieber umgefef)rt. ®er
auf bie Erfüllung be§ eigenen 2ßunf(^e§ ^ebac^te fteüt fid) @ott
ai§ feinen Wiener üor; nur ber auf ba§, ma§ @otte§ ift, S3e=
badete bej[af)t @ott a(§ ©ott. ^ie @ren§e, raelrfie ba§ fa(fd)e
üom ri(f)tigen ©tauben trennt, ergibt firf) aurf) I)ier barau§, baf3
bem äßiüen @otte§, ber ^z\u§ jum ^reu^ fü^rt, bie unbebingte
©eltung pgeftanben rairb.
2lud) in ben '^bfd)ieb§raorten :3efu tritt bie 3(brael)r ber
falf^en 3uüerfid)t ernft f)eroür. @r lä^t bie jünger mit ber
93crt)ei^ung be§ ^immelreid)§ gurürf, ber f)öd)ften Hoffnung teil=
t)aftig, it)m oerbunben in ber engften ®emcinfd)aft, über bie
ganje übrige 3Jienfd)I)eit er()üt)t. @r I)at it)nen aber ^ugleid)
erläutert, raic aurf) fie feinem @erid)t uerf allen mürben. 3J?it
ftrenger @crcd)tigfeit rairb berfelbe ©ruubfa^, nad) bem ^^^'tiel
gerid)tet rairb, aud) auf ben 3üngcrfrei§ übertragen. ®ie .^^eilig=
feit, bie i()nen bie (^emeinfdjaft mit jcf»^ üerleit)t, unrb fie
ebcnforacnig vov bem @crirf)t ß^rifti fd)üt3en, al§ bie .)3ciligt'eit
OfiftaelS eä befd)irmt.
Om ©Icidjniö von tx^n X'övuwkw, bie bem '-Ih-äuligam ont=
2)ie Stbiuef^r beä fnlfcljen Ölnubenä. 169
gegen§ief)en, auf tf)n waxkn, bi§ er fommt, au^ bann nod) ge=
benfen, ftc^ §u ii)m ju gefellen, um ©inla^ bitten unb abgewiefen
rcerben, f)at 3efu§ ein S3ertrauen ju it)m bargeftetit, ba§ ju
fd)anben wirb. Xk ©teüe, an ber e§ firf) üerbirbt, ift burd^ ba§
S3ilb fd)arf beteud)tet. ®ie 3(bgen)iefenen blieben bei aller Seben^
bigfeit if)rer ©rroartung törirf)t, unb bie§ be§^alb, rceil fie fid^
nicf)t bereit f)alten, nic^t rechtzeitig für ba§ Ülötige forgen, ju fpät
erft bebenden, waS bie 3:ei(nat)me am ?5eft bebingt. ©ie mollen
bie 3^ruc^t ot)ne bie 2öur§et, eine brennenbe Sampe ot)ne DI,
ben Stnteit am ^immelreid) o^ne ha§, ma§ if)n bebingt, bie @c=
meinfd)aft mit 3efu§ of)ne ba§, wa§ er üerlangt.
®a§ 33ilb befd)reibt ein unroirt'fome§ ©tauben, 'Oa^ ben
3Jienf d)en nid)t al§ Motiv bemegt unb nid)t ju bem fü()rt, woran
nad) göttlid)er Drbnung bie erraartcte (^ah^ gcbunben ift.
ißermanbt ift bamit ha^ 33ilb, mit bem ba§ ®(eid)ni§ »om
©aftma^l bei 9JiattI)äu§ fd)lie^t. ®er @aft be§ iiönigg üt)ne
feftUd)e§ 5lleib ftef)t bic^t neben ben ^oc^seit^gäften mit ber mx-
löfc^ten Sampe. 3tud) t)ier mirb ein poerfic^tlidjer @riff nad)
ber t)immUfd)en (S>aht befd)rieben, ber feine ^yotge im ^anbeln
be§ •JRenfd)en nid)t finbet unb if)n nid)t bemegt, fid) bereit ju
mad)en. 2)ie iif'onfequens au§ ber Berufung mirb nic^t gebogen,
fonbern ber unt)eilige, fünbtid^e 2öi((e al^ be§ ^immelreid)§ fäf)ig
bem güttlid)en 2öoI)IgefalIen aufgebrängt. ^
•}ia^ üerroanbt ift ferner t)a§ 'öilb uom trägen ^ned)t, ha
aud) biefer bi§ §um (Sd)Iu^ a(§ @Heb be§ ;v3Üngerfreife§ bar=
geftellt ift unb ha§ ^emu^tfein feine§ guten 9^ed)t§ nid)t uerliert.
®enn er Ijat ha^ 'öefitjtum feine§ ^errn nid)t entmenbet; biefer
I)at ba§ ©eine. '2)er ©ebanfe ift mit bem ^oc^jeitlbilbe nat)
uermanbt, nur ba^ t)ier bie ®ienft|)f(id)t , nid)t bie ©orge für
ben eignen l^eben^geroinn t)erüorgeI)üben ift. ®er jünger Der=
eitelt fein (Stauben, menn er nur ber ©mpfänger ber (^ahi ©f)rifti
ift, fid) aber bem ^icnft ent5ief)t, ber ba§ oon it)m Empfangene
*) S)iefe Silber biUfeii nid^t auf ©injeU^eiten fifievt luerbeii, ba fie if)ie
Ävnft c[n-o.t>i^ bariu Ijnben, ba^ fie bie für ben flanken Umfallt beö (£l)viften=
leben'J c\ü\t\([C "ikc^d beutlicl) inacl)eu. 2)ie 'Bereiticljaft befielet nici)t barin, ba^
wir biefe»^ ober jene'?, fonbern bnrin, bafj loir alle'? tun, lüoju uu'? unfre ^e-
rufnufl fü()rt.
170 ^flP- 5. Sie 3Boi-te Sefu über ben @(nu6en bei ben ®i)noptifeni.
aud) für anbete frurf)t'6ar mad)t, vqI. SRt. 5, 13. @ine trag madjenbe
3ut)erftd)t, bie mit bem SebenSgercinn für bte eigne ^erfon ht-
f riebigt ift, l^ei^t ^efu§ falf^.
^a and) bem jünger bie SSerfuc^ung jum Söfen nod) ge=
fäl)rlid) rcerben f'ann unb fid) biefelbe fogar an fein (^lanben
ju l^eften oermag, erroedt Oefu§ in ben Seinen nid)t nur bie
3uDerftd)t, fonbern aud) bie ^urc^t t>or it)m. @r be^nbelt biefe
nid)t nur al§ eine @rftling§gefta(t ber ^römmigfeit, bie in i^rem
Fortgang üBerraunben roerben bürfte, fonbern legt fie feinen
Jüngern in if)re apoftüIifd)e 3Jrt)eit mit ftarfem 5Tiad)bruc! hinein.
'2)er übermütige ^ned)t, ben fein .^err überrofd)t unb nieber=
I)aut, bie S^örinnen cor ber nerfd)Ioffenen 2;;üre, ber @aft unb
ber ^ned)t, bie gebunben unb in ha§ @efängni§ gelegt roerben,
gct)en nid)t anbere Seute, fonbern bie jünger an. 3(ud) fällt bie
©rroedung ber ^urd)t nic^t nur in ben legten Unterrid)t ^^\n,
fonbern giet)t fid) burd) bie gan§e eoangelifd)e ®arftellung f)in=
burd). ^ag 3ßort über ba§ 3trgerni§ treibt bie jünger jur ent=
fd)toffenen 33erneinung be§ ^^öfen burc^ bie ©rroägung, ba|3 fie
fid) burd) bie ^Jlad)giebigfeit gegen bie fünblid)e !öegel)rung gan§
oerberben, burd) bie @rt)altung be§ einen ®lieb§ ben ganjen
2cib jerftören, SRt. 5, 29, ^ie 5(u§fenbung§rebe gibt if)nen für
it)ren 53eruf, bi§ jum Stöbe treu p fein, bie f)öd)ften @Iauben§=
motioe, ha^ ®ott fie fd)irmt, ®f)riftu§ it)re (Bad)^ oertritt unb
ber ©eift in it)nen rebet. 2lber unmittelbar baneben ftel)t aud)
ber au§brüdlid)e ^inroei§ auf bie ^urd^tbarfeit @otte§, beffen
2;öten ben ganzen 9)Zenfd)en oerbirbt, 10, 28. ®ie ;föorte, wi\d)c
ben @ntfd)lu^ ber ^^ünger, ^efu ^Ireuje^roeg mit i()m ,^u teilen,
begrünben follen, uerroeifcn auf bai§ ®erid)t, ba§ ^cfu§ über fie
^Iten roirb, unb ftellen if)nen bie folgen bar, bie ben SSerluft
beg l'eben§ begleiten, 1(5,20. 27. ^-^um ä^crgeben leitet oefuä
•»^etrug nid)t nur baburd) an, baf? er il)m ba§ göttlid)e 'iUn'gcben
nad) feiner @rö^e befd)reibt, fonbern er lä^t ben .H'onflift äroifdjen
ber göttlidjen 53arml)er^igf'ctt unb bcv mcnfd)lid)en ^1kd)fudjt fein
jd)rerflid)e^ (5nbe finben unb madjt baburd; bie Juvdjt and) jum
aJiotiü bc§ «ergebend, m. 18, 23 f. 2tu(^ il)r ^at ^efu§ feine
!!ycrl)eif}ung gegeben; benn bie 5Mttc bes! uer.yucifclnben ,^{ncd)t§
n>ivb ov()övt unb il)m bie gan,^» 6d)ulb erlaffcn, roeil cv bat.
Sie ^urc^t üor 6f)riftug. 171
•^arin liegt ^voav ein @riff nad) bem Srbarmen @otte§, aber al§
ba^ 9JZotio begfelben ift {)ier nicl)t ba§ 33crtrauen, fonbern bic
5(ngft üüvangefteüt. (S§ gibt freilid) rcie ein falfd)e§ ©tauben,
|o aud) eine fatfd)e ^urdt)t. ©ie entftef)t nid)t nur baburd), iia^
bie 9Jlenfrf)en ftatt ®otte§ gefürd)tet werben, SJIt. 10, 28, fonbern
aud) bie ^urd)t oor ßt)riftu§ fann fid) oerberben, bann, wenn
fie roeber ben ©tauben, nod) bie Siebe bei fic^ i)at Oefu§ \)ai
am trägen 5lned)t eine 3^urd)t bargeftettt, bie oor ber ^ärtc
(5f)rifti unb uor ber ©c^rcere feinet 2)ienfte5 erfd)ridt. ^iefelbe
ift gtaubenötoä unb mad)t fid) bestialb burd) einen grellen (Betbft=
n)iberfpru(^ unn)at)r. Söenn er bem Hned)te mirflid) als ftrenger
^err gälte, mürbe er fi(^ be§ ^ienftee! nid)t rceigern. Surd)t,
bie 33er5id)t auf ben ®el)orfam begrünbet, fd)lägt in breifte '^er=
megen^eit um unb ift nur eine ©rfc^einung bc§ felbftfüd)tigen
2;riebei, ber nid)t fäen mag, meil er es bem ^errn nid)t gönnt,
ba|3 er ernte, n)e5t)alb er auc^ nid)t glaubt, ba^ er il)n
Iol)nen wirb.
®a 3efu§ bennod) bie 93erf)ei^ung für ben ©tauben üon
jeber 53ebingtt)eit frei gelaffen t)at, t)at er baburd) jum 3lu§bruc!
gebrad)t, bafä bie 'i^ern)erflid)feit besjenigen ©lauben§, ber 33öfe^
mit in feine |^uöerfid)t einfd)lie^t, il)m nid)t al^ problematifc^
gilt. 3ßeil ^efus^ fein ©tauben fennt, ba§ nid)t auf ©ott blicfte,
unb feinen 'ölicf auf ©ott, ber nid)t feine ^^errfd)aft anerfennte,
feinen ^^illen l)eilig hielte, fein ©efetj bejafite unb ba§ ^öfe
uerneinte, be^megen bebarf bie Ma6)t unb 3^reif)eit be§ ©laubenä
feine äufjere ©infd)ränfung, aU mü^te fie erft nad)träglic^ unb
äu^erlid) ber Sillfür entjogen unb ber ^Jlorm ©otte§ Untertan
gemad)t merben; fie f)at il)re ©renje unb ^eftimmtl)eit in fid)
fetbft, meil fie in ©ott begrünbet ift unb bamit nur in ber
Unterorbnung be§ eigenen ^egetirens unter ©ott, in ber 2lufnat)me
be^ göttlid)en 2öilleu^ in unfer Söollen befte^t. ®ie ©emipeit,
bie ben ©lauben bilbet, ift nid)t minber ©emi^f)eit ber überlegen^
l)eit ©otte§ über un§ unb unferer ®iftan§ dou il)m, al§ ber fie
überroinbenben ©nabe. ®aran änbert fid) nid)ts, roenn ber
©taube auf ^efu§ get)t; benn bie ^bentität be§ auf if)n unb auf
©Ott gemanbten ©lauben§ berut)t auf ber ©emipeit 3efu, nid)t
feinen eigenen, fonbern ©otteg ^iöillen in 33ollfommenl)eit ju tun
172 Ä«P- *>• ^i*^ Sorte ^efu über beii @{nu[ieii bei ben ©t^noptifern.
unb ba§ @efe^ su erfüllen, fo ba^ er ftcf) gerabe ba§u 3§rael
unb ben Jüngern pm ^^^^punft beg @Iauben§ anbietet, bamit
ba§felbe mit @otte§ SBitten einftimmig unb üon feiner 33ermifrf)ung
mit böfen ^^enben^en befreit roerbe.
'3)iefelbe ^etrad)tung umfaßt aud) bie Unbebingtbeit ber
®ebetgDerI)ei^ung , bie ja nid)t§ anbre§ a\§ bie bem ©lauben
gegebene 2Serl)ei^ung in fonfretcr Raffung ift. SBenn fie ^efu§
abfolut fa^t, fo f)at er feinelraegg bie 2(bficf)t, jebe ^itte, bie
an it)n gerid)tet wirb, gu erfüllen ; ebenfoiüenig überträgt er ba=
mit bem SDIenfd)en eine ^errfrf)aft über ©ott, fo ba^ jeber Söunfc^
be§ 9Jienfd)en eine beftimmenbe 2Rad)t für @ott luürbe. ©oIcf)e
@ebanfenrei{)en f)eben bie ^afi§ be§ @ebet§ unb 6)tauben§, unb
bamit auc^ ber @ebet§= unb @Iauben§r)er!)eiJ3ung auf. %a§ bitten
gefd)iel)t üon unten narf) oben, oom blinben unb böfen SHenfdjen
pm fef)enben unb guten @ott unb f)at nid)t gegen @ott, fon=
'özxn nur burrf) @ott 9Jiarf)t. ®arum üerfä()rt 3efn§ i^öUig
fouoerän mit ben 3Infprü(i)en, bie an itjn geftellt roerben. ^ür
bie Störinnen gilt bie SSer'^ei^ung : „flopfet an, fo mirb eurf) auf=
getan" nirfjt. ^a§ $8ege!)ren um ein 3^^en oom .^immet, bie
33itte ber 9Jlutter unb 53rüber, al§ fie if)n riefen, ber Sllart!^a, iüetd)e
bat, er möge dJlaxia megfrf)icten, beg ^ü^Ö^i'^/ ber ben SSater
begraben möd)te, nor allem ber grojse Söunfd) ber C^ünger : „®a§
wirb nid)t gefd)et)en" im ^ölicf auf ^^^^efu Sebenäenbe, finb uner=
füllt geblieben, o{)ne ba^ fid) barau§ für .^ef^^ ßine ^kfdjränt'ung
ber @ebetsoerl)ei^ung ergab, meil er bie S^ilgung fünblid)er ^e=
gedrungen unb bie S^ötung be§ 6igemi)illen§ nid^t für eine
(Sd)mälerung ber göttlidjen ®üte, fonbern fclbft für eine ÜBoljl^
tat t)ictt. ;"^n fotd)en (Jrlebniffen tritt lebiglid) ber non :3efu^
gcmollte 33ruc^ ,wtrtfle, ber ben gegebenen Staub be§ Seben§
unb bamit auc^ be^o Sillenö juerft abbrid)t unb barauf crft
ba§ Don Wott (begebene fetjt. ^arum l)at ber Oiing^i* ä»crft
burrf) üergeblid)eö 33ittcn ju lernen, um roa§ er ju bitten t)at.
©ein ®cbct in (^ietbfcmane t)at ^efu{^ fid)cr nid)t ab? unorbört
be^cidjnet; uielmcljr battc e§ fofort feine (iWxbe bei fid;, u)oil er
burc^ baöfctbc bie ®cmif^l)eit empfing, bafj ber Hbbrud) foim^ö irbi^
f(t)en \!eb(m ber bcftimmte 'iBillo be^o i>atcr'? fei. "^^ogvcn.st u'ürbe
bie öebet-joerbcifuing crft bann, uhmih unfcr 'i^itton bie Ci^nabc,
J)ie Jyurdit oor ßl)nfttt§. 173
bie if)m antiDortet , übevrac^te. ^iefe beiüät)vt aber tt)re X^oiU
fommen()eit a\i6) baburc^, ha^ fie unfercm unDolIfommenen Sßiffen
unb unjerer ©ünbc if)r üoUfommencg SBiffcn unb it)re @ereci)tig=
feit entgegenfe^t.
^a§ (£in^eit§banb jiütfdjen bem @(auben unb bev ^yurrf)!,
ba§ feine unruhige ^Qeroegung in (Stößen unb iäf)em 2öed)fel
5iuifd)en if)nen entftel)en (ä|?t, jonbern bcibe für einanber jur
33egrünbung je^t, liegt in it)rer einf)eitlic^en ^ireftion auf ®ott.
^a§> ©teic^nig, "öa^ burcf) bie ^urd)t bie SBiüigfeit jum 33er=
geben erzeugt, mac^t fid)tbar, tüarum fie für ^sefu^ feine 3d)mälc-
rung bes (Staubend war. @ö erzeugt burc^ feinen erften 2:cit
ein nnbegrenjte^ ©tauben, lueil bie ganje (£d)ulb um ber ^itte
tüilten ertaffen lüirb, unb enbet — nid)t trot^bem, fonbern eben
be§tt)egen — in ber bie ^urd)t begrünbenben "2;rot)ung beg ab-
fotuten @erid)tö. 2öeil bie 'ji>ern)altung be^ iHed)t§ mit feiner
uernic^tenben ©d)ärfe gegen ben, ben e§ trifft üon 3^1"^ «t§ ®ottc§
S^unftion bezeugt unb barum ju feinem eigenen 5(mt gerechnet
mirb, ^at jeber ^licf auf ©ott, barum and) jeber ©lauben^aft
't>aä SO^otiü 5ur ^•urd)t in fid); fo gemifj aber nid)t nur bie
rid^terlidje ^unftion, fonbern aud) bie fd)affenbe unb erlofenbe
Siebe ©ütte§ Söerf unb G^rifti 3(mt bilbet, ift ber ©runb jum
©tauben ebenfo feft al§ ber jur <yurd)t, fo bafj bie 5ui^d)t meil
fie ben 33licf auf ©ott in fid^ f)at, unmittelbar aud) baä DJIotio
5um ©tauben mit fid) füf)rt. 2Öer fid) mirftid) yor®ott fürd)tet,
fürd^tet fid) vox bem gn ab igen ©Ott.
3)ie (Sintrad)t 5n)if(^en ber ©nabe unb bem ©erid)t unb
bamit aud) biejenige 5n)ifd)en bem ©tauben unb ber ^urc^t, f)at
:v5efu§ baburd) mäd)tig bezeugt, bafj er feine 9}leffianität nie nur
in bie eine ober anbere, fonbern ftetg in beibe ^^unftionen fe^t,
unb fie nid^t unoerbunben läfit, fonbern ba§ ©erid)t au§ ber
©nabe ableitet. ©§ fc^ütjt biefelbe »or ber ^^^rofanation unb Der=
nid)tet bie i^rem >^iet miberf^redjenbe 33enü^ung berfelben. ^er^
jenige, ber burct) bie 'i^ergebung, bie er felbft empfängt, l)art wirb
unb fie benütjt, anbere ju uerberben, berjenige, ber bie ®abe
(Sf)rifti empfängt, um fie in fidf) ju u er f dl) tieften unb unnü^ ju
macl)en, berjenige, ber bie Sabung jum .^immelreidf) erf)alten f)at
unb baburd) nid)t jum ©ef)orfam gegen fie bewogen roirb, ber=
174 Änp- 3- 25te 3Borte ^ef» über ben Wlnuben bei ben Sijnopttfern.
jenige, ber ben @eift @otte§ in feinem 3ßir!en fie{)t unb if)n ju
läftern cermag, fällt unter ha^ ®erirf)t. 2)arum ift taä ©lanben,
weil t§ bie 3lnnatime bcr ©nabe ift, üon ber ^urcf)t frei,^) ftel)t
über i^r unb n)irb üon it)r nirf)t ge!^emmt, unb i)ernicf)tet fie bod)
nid)t, fo wenig al§ bie @nabe ba§ @erirf)t t)ernicl)tet, fonbern
begrünbet fie, in berfelben Sßeife rcie bie @nabe ha§ @erirf)t be*
grünbet, raeil ber jünger nur in ber gläubigen 33eia^ung ber
@nabe ber ^urd)t entnommen ift.
®ic @inl)cit ber ©nabe unb be§ @ericl)te§ ^efu tritt and)
barin gutage, ba§ le^tere§ fid) auf bie ^^reue be5iel)t, mit ber bie
empfangene (^ab^ bemat)rt mirb. @r ridjtet nad) bem ©a^ : rcer ha
^at, bem rcirb gegeben. @r rcenbet it)n gleidjmä^ig auf 3§raet unb
auf bie jünger an, auf ^§rael, ha§ bie Kenntnis @otte§ ^at
unb bod) nid)t bat, bie Hoffnung auf ba§ 9^eid) t)at unb bod)
uid^t t)at, unb barum üon ben @et)eimniffen be§ ^immelreid)§
nid)t§ erfät)rt, SRt. 13, 12, unb auf bie jünger, bie ^efu ®abi
empfangen l)aben unb bo(^ nic^t l)aben, fonbern ungenü^t laffen
unb begl)alb au§ ber ©emeinfc^aft mit it)m in feiner 33erflärung
au§gefd)loffen raerben, 9Jlt. 25, 29. ^grael faßt, meil „e§ @ott
nic^t gibt, rca§ @otte§ ift," bie 3^rud)t be^ 3Beinberg§, ben
©Ott gepflanzt t)at, it)m nid)t erftattet. ©eine 5lufgabe luärc
lebiglid), bie &ab^ (3oik§ gu il)m 5urüd§uleiten unb feinem Sßillcn
bienftbar ju ert)alten. 2)erfelbe ©efid^tSpunft beftimmt aber aucf)
ba§ ^ilb Dom ©al§, ha§ nid)t faljt, unb uon ber brennenben Sampe,
bie unter bem ©d)effel ftel)t. 2:reue unb ©lauben fteben jobod;,
roie überall, fo aud) im Söort O^fu miteinanber in engem ^]u=
famment)ang unb bleiben einanber parallel. 9Bie ^efu§ in bepg
auf 33rot unb ©emanb oom ©laubcn fprid)t, fo ift aud) ber
„ungered_)te9J?amon" ber Ort, luo iene2:reue bemiefen mcrbcn mufj,
ber ^i\\x§ bie 3lufnat)me in bie ewigen .^ütten »ertjei^t. 2Bie
ber ®laube mit l)ö()crem ,"^vnl)alt im 33erl)ältni§ ber ;>üngcr j^u
i^m n)ieberfel)rt, f'o liegt in bcmfelbcn aud) bie 5lufforboning ,^u
') :^c^ uiitci)rf)cibe im ^Jlufcljluf) nii av. uon il^nabciö (\nk 3Mftinftiou
„frei" unb „(oö". 2)cr Wawbc ift uicl)t loö wo» bot ^-mcljt, fonbeni ftolo uoii
il)r bcfllcitct unb burd) fie begvünbet, aber frei »on if)r, nid[)t felbft burcl) bie
^ur(f)t in feinem eigenen l^n^alt beftimmt unb mit i[)r flemifdit. :ramit ift
fojoof)! bie iionfufion beibcr, alö il)re icepmation ueineint.
Xk 2iebe ^u 6fjnftu§. 175
befonberer Zxtm, m. 24, 45. 25, 23. Su. 19, 17. 12, 42. ®ie
33eia^ung bcr ©ütc, bie ber Öitaube ipiffenb unb rooüenb t)olI=
5ie{)t, tt)irb üon ber ^reue au(^ f)anbelnb üoüsogen, rceil fie bie
@a6e, beren ©mpfang ber ©laube begef)rt, aud) braucht. '2)ie
33erle^ung ber 2:reue entt)ält barum ftet§ aurf) eine foId)e be^
©tauben^, rDe§f)alb ba§ @erid)t über ben Untreuen mit ber 2Ser=
{)ei^ung an ben ©laubenben in üoüfommener (ginf)eit ftet)t.
^aburrf) üerbinben fic^ roieberum bie Su§= unb bie ®(auben§=
prebigt su einer feften @in{)eit. 2)ie Untreue, bie 3efu§ fd)i(t,
befte^t im felbftifrf)en 3Jli§braud) ber empfangenen ®ahe, bie bem
liebenben ^ienft fid) entjietit, mäf)renb ba§ auf @otte§ @üte ge=
rid^tete ©lauben, ha§ auf erfal)rener @üte berut)t unb @üte neu
erfät)rt, feine Äonfequen§ in bcr eigenen ©üte ^at. %a{)ex leiten
ber '^up unb ber @(auben§ruf ba§ menfrf)(id)e SöoUen in bie-
felbe ^af)n t)inein unb bie ©lauben^begrünbung ermeift fid) aud)
f)ier mieber a(§ ein n)ir!fame§ 9)litte( jur ©rfütlung ber 33u^=
forberung.
9hir bann, menn ba§ ©tauben bod) nid)t mirflid) bie Siebe
beiat)te, bie un§ fud)t, ju fid) 5ie{)t unb baburd) belebt, fönnte
e§ eine tattofe Diu^e t)err)orbringen. 2)amit märe c§ aber in ge=
fä()rlid)er 3(nnä^erung an ben uerberbenben ©lauben begriffen,
meil e§ fid) in feiner trägen 9iuf)e aud) mit bem 33üfen vertragen
mirb. ®a^ bie§ niemals nad) ^efu 9)?einung ein foId)e§ ©tauben
ift, mie er e§ bewirft, jeigt fid) aud) baran, ba^ bie Siebe ju
©Ott unb 5U (£()riftu§ bei it)m neben bem ©tauben ftebt, raoburd)
biefem feine bemegenbe, aftiüe 9)lac^t gefid)ert ift. „^\i fottft
©Ott lieben üon ganjem ^erjcn," ift ^efu erfteg ©ebot, weil e§
ba§ erfte ©ebot ber (Sd)rift ift unb barum juerft unter bie Siegel
fällt: id) bin get'ommen, ba^ ©efe^ ju erfüllen. 6omit gehört
bie Siebe ©otte§ aud) juerft pm ^odje S^rifti, ol^ne n)etd)c§ e§
feine ©emeinfd^aft mit if)m gibt, ©benfo t)at er ba§ 9Serl)ältnii§
ber jünger ai§ Siebe ju il)m befd)rieben unb fid) bem oeriüeigert,
ber il)n nid)t über allc§ liebt, 9Jit. 10, 37 ff. ®ie 2;l)ränen unb
bie Salbe bc§ SGBcibe§, ba§ gefünbigt l)at, f)at er al§ Siebe ge=
fc^ä^t unb i^r um if)retn)ilten bie 33ergebung gen)äf)rt, Su. 7, 47.')
\) 9(n bev f)äufig iDieberfjolten 3Bannnui, ba^ man im 9öorte über ^aä
fimbige Sßeib: il)re wielc Sünben fttib i(ji' crlaffcn, lueil fie uiel liebte, ja nidjt
176 Aap. ö. Sie 35>orte l^^efu über ben erlauben bei ben Sijiioptifern.
daneben ftel)t ha§ anbere Söort: bein ©laube I)at bicE) gerettet,
fo ba^ I)ter Siebe unb ©laube oerbunben finb ai§ "ta^, wa§ bie
G)emetnfd)aft mit S^rifto and) für ben, ber fd)ulbig geworben ift,
begrünbet. SOBie fott aucE) ein 5ßertrauen, ba§ ^eju§ in fo nm=
faffenbem ©inn aU ben ©ütigen erfaßt, ba^ t)on it)m für ein
t)erborbene§ Seben Stufric^tnng nnb ^eihing erraartet lüirb, Iieb=
to§ bleiben? Ober, raie fo(( eine Siebe, bie i^m alle§ jn geben
raillig ift, nid)t aucf) bereit fein, if)m ^u laffen, ma§ fein ift, feine
©taubroürbigfeit, bie ßuuertäffigf'eit feiner Seitung, bie @r^ben=
beit feiner Stellung über bem 58ittenben? '3)ie 33eugung, in bie
ber ©laubenbe oor i^m tritt, lüirb burrf) bie Siebe nid)t §erftört.
®arum l^at ^efu§ and) feine jünger ha^n angeleitet, nidf)t nur
5U net)men, wa§ er it)nen gibt, fonbern if)m aud) §u geben, ma§
er üon if)nen üerlangt, unb er ):)at abfid)tlid) tjeroorgeboben, bof?
feine @rf)öt)ung, obroof)! fie i^n unfid)tbar ma6)i, bennod) nid^t
uer^inbert, ba^ i^re 2öoI)(tat i{)n erreid)t. @r fann aud) je^t
noc^ „aufgenommen" merben, rcie in ber ^eii: feiner 33ebürftig=
feit, 3Jlt. 10, -40. 18, 5, ba ha§, n)a§ feinet 9iamen§ megen ge=
fd)ie^t, i!^m getan wirb, unb lüeil er fid) nid)t nur mit ber
©emeinbe, bie feinen 9kmen vertritt, fonbern mit aßen ^ebürf=
eine Sluöfa^c über ben Wnmb, lucoibnlb if;v werjief^cn fei, fonbern mir eine
fotd^e über ba$ i^cnnseicfien, baä bie if;r i^eiunfirte ^isergebnnrt anjeit]e, finbcn
börfe, ift boftritiärer ^Tinoliöniitö mitbeteiligt. 3'» ®li^ ß«f i»ie Sßeife, une
^efu^ IjaubeU, fann bie 'd-^ac\c nacf) einem ilenn,^eid)en ber Sßergebung nicht ent;
fte^en. caftaig ift 2at, Oanbeinbe Gnueifnni^ be^S (Erbarmen*? am fiiubiiien
3JJenid)en; fie ift ficbtbnr bnrin, baf? ot-'f"^^ baö Ä'eib nic()t fort)cl)irft, ibr viel-
metjr bie äiergebiing nusbrüctlid) snfagt. älJol)! aber befteljt bie d'^'ac^v nacl) bem
^Jcc^t unb @runb fotcl^er utptais. Soeben il^rer grofien 2kbe. Ijat 3efu8 if)re
©iinben nic()t gegen fie geltenb gemacf}t. !J)af? im (Mleicbni'S uon ben beiben
Sdjulbnern bie ÜU'^ietjnng ,vüifcl)eu bem iJU-rgeben nnb bem l^ieben nad) ber
anbcru Seite l)in l)eri)orgcboben unrb, moiiad) ba\> Vioben bie an^^ bem 3ser=
fleben crn)ad)|enbe ^-olge ift, madjt ben (Mebanfen feine<>u)egci fomplijiert. älUe
fönnte I^ffnä baju uevgcben, um üiebe ju werfen, luenn er fie ba erftirfle, mo
er fie finbet? 5(10 AxM)t ber iUergebnng mirb bie i?iebe bem 'I.Ujarifi'ier genannt,
um il)m begreif lid) \\i nuuben, luiefo oi'f»'* "tit reinein Sinn vergibt nnb eben
boburd) bie 'JÜladit ber Ü^o^ljeit brid)t, ba ja an<i bem grofu'n 'iU'rgebcn ba»S
flrofec Vicbcn fliegt, unb jugleid) um il;m ju cvfiären, mol;er feine Vieblofigfeit
ftcimmt. Dagegen Ijei^t er bie üicbe ben (S)nmb ber Vergebung jur SHed)t-
fcrtigung ftir baö SBJeib in vivteftcr Mröiumg ber (MiUc, mit ber fie ^efnci be^
OonbeU. üben biefe Sdjdljung iljrer Viebe mad)t '^c\n .'•Ik'rgeben cdjt.
Xk Viebe ,^u 6{)nftu^. 177
tigcn foübanfrf) mad)t gibt ev iebev Siebe eine ^e5iet)ung §u i^m,
mt 25, 40.
©0 naf) uerraanbt ba§ ©lauben mit bemjenigen Sieben ift,
ha§ ®l)ri[to erraiefen rairb, fo bleibt bocf) 5n)ifd)en beiben $ie=
rcegungen besi 3ßiUen§ ein beutüc^er Unterfd)ieb. 53eibe ^aben
in i^efu ®ahe unb Xreue it)ren @runb; aber ba§ ©tauben blirft
auf ben eigenen SJZangel unb fügt bie ®ahi §u unferer ^ebürftig=
feit t)in§u; ha^ Sieben büdt auf htn ®eber, auf bie ^oot)eit, mit
ber feine Siebe it)n üerflärt. 2)a§ ©tauben ift .ipinnafime bev
@üte, bie un§ t)itft, ba§ Sieben Eingabe beffen, ma§ mir finb,
an ben ©ütigen. "Darum nennt bie Siebe ba§ 33teibenbe, mot)in
ha§ ©tauben füt)rt, morin e§ nid)t unterget)t, fonbern immer
frifct) fid) bttbet, fotange ba§ 33öfc unb ber ^ob un^ in ben
tiefen ©egenfa^ SU 3ßfw^ ftetfen, ber nur burrf) feine crrettenbe
©nabe übermunben ift.
2)amit ift aud) bie ©int)eitlirf)feit be^ 3öitten§ :3efu in ber
bem Sieben unb bem ©tauben gegebenen 33crl)ei^ung üottenb^S
er!annt. Soroeit ber in§ ©tauben üerfe^te Oüngerfrei§ in ^ragc
tommt, ift fie baburd) gefid)ert, ba^ Ä^efu§ fortmä^renb ^^ufje
unb ©tauben, Siebe unb ©tauben, äöerf unb ©touben in fefte
!Cerbunben^eit fe^t, unb ba, mo biefe 33erbuubenl)eit jerriffen mirb,
bie bem ©tauben gegebene ü^er^ei^ung au§brücflid) annuttiert.
Stn ben ©einen, bie i()n feunen, fann er bag Sieben lotjnen, üt)ne
iöerfürjung be§ ©taubeng, ba§ ©tauben ert)üren üt)nc 23erteug=
nung ber Siebe; benn fie i)abm beibe§: fie glauben unb lieben,
unb inbem er fie ju fid) in fein ^Heid) einfüt)rt, erlangen fie beibes
in bem einen unb fetben @rlebni§: il)re§ ©tauben^ ^i^t u"^
it)re§ Dienfteg f^rud)t.
©ans ift ober bie ^rage bamit nod) nidjt beantmortct, roeil
;3efu§ bie ber Siebe gegebene '■l>erl)ei^ung fo meit erftrecft, haf^
fie über feinen ^üngerfreiö t)inau§reid)t. @r t)at nic^t nur bencn,
bie il)n fennen unb i^n im 'DMd)ften lieben, jugefagt, baf? er
it)re ^^801)1101 al§ it)m getan uergette, fonbern aud) benen, bie ben
3lrmen fpeifen, ot)ne babei auf S^riftum §u fet)en unb of)ne ju
miffen, ha^ fie it)m bamit bienen unb feinen Sitten tun. 9^id)t
nur benen, bie in feinem Üiamen oer5eit)en, feine§ 5?reu5e§ roegen,
meit fie fetbft fein '-^ergeben empfingen, ^at er üert)ei^en, ba^
®cl)lattcv, Ter ®[au6c im '31. Xeft. 12
178
Änp. 5. ®ie 3ÖBorte 3e)u über ben ©lauten tun beu opnoptifern.
bc§t)al6 aud) tf)ncn »ergeben fei, fonbern aßen, bie üer5eit)en. 2öiv
bürfen bie Slntroort ^eju an ben 9^eid)en nid)t bred)en : ^alte bie
©ebote, fo erlangt man ba§ eroige Seben. ®a§ [inb aber nid)t
befonbere, nur für bie ^üngerfcfiaft beftimmte ©ebote, fonbern
bie fd)Iirf)ten ^f^ormen be§ 2)efaIog§ mit bem, roa§ fie für ben
9flä(^ften forbern. 3Son ben beiben Greifen, benen bie 3SerI)ei^ung
gegeben ift, ift fomit ber eine ber größere, ber anbere ber Heinere.
®ie ©laubenben finb freilief) Siebenbe, aber nic^t alle, benen 5. 33.
ha^ ©Ieic^ni§ t)om ©amariter ^efu 3öof)lgefanen sufagt, finb aud)
an if)n ©(aubenbe. ^enn §ur 33armber§ig!eit roirb ber 2(ntrieb
burd^ ben SSerlauf jebe§ Seben§ iiergefteltt , ba§ ©tauben an
6f)riflu§ aber ift an feine Kenntnis gebunben unb ül)ne ha^ yon
i^m ftammenbe 3Bort nic^t nort)anben.
%k @int)eit für beibe ©ä^e tiegt barin, ha'^ ^§ ber eine
unb fetbe ®f)riftu§ ift, ber biefe unb jene mit ber einen unb
felben ©nabe unb ^errlid)!eit in @otte§ S^teid) einfüljrt. äöeber
bie Q3armf)er5igen nod) hk ©laubenben empfangen e§ anber§ ai§
burd) i^n in ^raft beffen, roa§ feine ©enbung nom SSater il)n
tun f)ei§t. ®ie 33armt)ersigen bebürfen unb empfangen fein ^^er=
geben roie bie ©laubenben, bie ©laubenben roie bie ^armf)er§igen.
9lid)t ^^erbienftüülle unb ^^erbienftlofe ftet)en nebeneinanber,
fonbern I)ier roie bort ift ©ünbe burc^ bie ©nabe ju bebeden,
unb t)ier roie bort (ot)nt biefelbe bie ^yolgfamfeit gegen bie gött=
Iid)e Seitung unb ben ©et)orfam gegen fein ©ebot.
^ie 9]otroenbigfeit, ha^ ber non ber iNert)ei^ung für bie Siebe
umfpannte 5^rei§ größer fein uni^ al§ ber ber ©taubenben, ent^^
fte{)t baraug, ba^ innertjalb biefer 3ßit bie ©emeinbe be§ (J{)riftu§
noc^ nid)t alle erreid)t unb nercint, für bie ©ott fein ^Kcid) be=
reitet t)at. ©rft in ber e§d)atoIogifd)en Offenbarung bc^ (£t)riftuö
l^ebt fid) biefer Unterfd)icb auf, fo baf? bann neben ben „©efeg=
neten" nur nod) „33erf(ud)te" ftel)en. ')
*) 3Ba^ int lunanfleOtubeii ok% v,e)u SlutSfdiie über biTS (Glauben unfrer
33cobnri)tunfl oorlnfl, macl)t cö lUierfUiffiii, lueitcr banibcr ,^u vebon, bafj bie
Wcltuiifl be« (MlnubenS bnbmd) in feiner ilU'ife inö iccbumnfen fomntt, unb nod)-
mnl<i ben 'JJomiunni«! ,vi luiberleiu'»/ ber mit feinem (''HmibeuNMunbienft ^nuift,
unb fid) bnnim beflai^t, luenn (5f)riftu<( feine C^kMueinbe i\rof? mad)t. (S'djteci
(yiaubcu freut fid) bnrnn.
I)ie iiiebe ^u 6f)riftusS. 170
^ür ^efu irbifrf)e 2Irbeit rcar biefe Unterfcfieibung 5it)ifcf)en
bei' ©emeinbe ber @nb§eit unb bem ^üngerfreife um jo nötiger,
roeil er felbft feine gef(i)loffene (Sammlung unb SSerfaffung ber
©emeinbe t)er6eigefül)rt Ijat @r f)at aber nie ben (Sd)ein ent=
ftel)en taffen, feine menigen @efäf)rten feien hk einzigen (Empfänger
beg mQid)§.
2;eilg ber SSerlauf feiner ®efrf)id)te, teil§ bie bem ©lauben
im 9Jienfrf)en rciberftet)enben ©d)n)ierigfeiten gaben ber ^yrage
tiefen ©ruft, ob „ber 9Jtenfrf)enfot)n ©tauben finbe". %a^ fid)
fein SBeg gum ^reu§e manbte, erfd)ütterte aud) bie ©einen alle,
unb marf)te ben, bem er bie ©d)tüffet be§ ^immelreid)^ gegeben
^atte, 5um -Cerleugnenben. Unb auc^ roenn ba§ ^eugnig @otte§,
ba§ ben ©tauben begrünbet, norf) fo beutlid) in feinem SOBirfen er^
f(t)ien: ba§, mag 3efw§ ©tauben nennt, ift fo gro^, ba^ bie
t^-rage entfielet, ob bem 9J?enfrf)en tro^ feiner böfen 3trt unb tro^
be§ ^ru^g, ber be§t)atb fein Setbftberou^tfein fpattet, gteic^mo^l
eine geeinigte, ungebrod)ene 33ertrauen^fte[tung möglid) fei. ^ie
^rage fanb für 3efu^ iin 5(ufbticf pm 93ater il^re ßrtebigung.
©Ott t)at ^'^etrug offenbart, raaS er gläubig befennt; er er=
leud)tet bie llnmünbigen, fo ba§ fie ®^riftu§ finben. ^a^ baiS
©tauben bc§ ^^etru§ nid)t enbet, ift bie für it)n oon ^i]u§ uom
i^ater erbetene ®abi. Söenn er ben 9^eid)en beruft, fo ftü^t il)n
babei bie ©emi^^eit, ba^ e^ i^m jmar unmöglid) fei, §u glauben,
ba^ aber ©ott aud) "öa^ möglid) mad)c, roaS bem SRenfd)en un=
möglich bleibt, ©o ift ha§ ©tauben nid^t nur in feinem @egen=
ftaub unb ©rfolg, fonbern aud} in feinem Urfprung auf ©otte§
aSirfen belogen. Söeil e§ fetbft al§ ®ahi ©otte§ im SJZenfc^en
entftet)t, bedt fid) ber ©runb meiter ah, meg^alb e§ für Oefu§
eine gel)eiligte 53ebeutung f)at, fo ba^ er e§ ni^t jerftören fann.
®er llrfprung be^ ©laubeng au§ ©ott begrünbet unb er!lärt
beffen 9Jiad)t. ®oc^ bleiben innerl)alb be§ ft)noptifd)en ^erid^t^
bie Sorte ^efu t)ierüber bei Slnbeutungen ftel^en, obgleid) mir
an§ ber 5llart)eit, mit ber ^efu§ t>a§ ©ol)negben)u^tfein in fid)
entfaltet ijat, unb au§ ber ^ebeutung, bie bem ©eift in feinem
Sort al§ bem 9)Zerfmal ber meffianifd)en ©emeinbe jufam,
fcl)lie^en bürfen, ba^ bie 33egren5ung be§ 2Bort§ in biefer ^in=
fid)t §um S^eil auf ben 2)arftelter fällt, ^arin mirb freiließ
180 ^cip- Ö. Seju^ mib ber r^lau[ie nacf) v>o()nnnee.
SJlatt^äuä un§ ^eju 9Jleinung uöllig treu interpretieren, ba^ er
nid)t einmal unter biejem @e[id)t§punft bie ^iefle^ion be§ ®Iauben=
ben auf [ic^ felbft §urüdfgebeugt !^at unb it)n nid)t nad) 3^i^^"
ber Sßirffamfeit @otte§ in feinem :Snnern fud)en f)ie^. 3Ba§ in
bie @emeinfd)aft mit bem ®t)riftu§ bringt, ift bie Berufung bur^
fein SOBort, unb ber ©laubenbe ift berjenigc, ber „ju it)m f'ommt".
^Et^jtßs Kapitel.
3efus und der Glaube nach 3ohannes.')
<^ie io!^anneifd)e ^arftetlung ^efu I)at nad) if)rem ©d)Iu^=
lüort i^r Qki „im ©tauben, ha^ ^z\u§ ber ®f)riftu§, ber ©ot)n
@otte§ fei", 20, 31. tiefer 2lu§fage entfprid)t fie mit jebem
Söort, fo ba^ an ber 2tufrid)tigfeit berfelben fein ^njeifel juläffig
ift. ©d)on bie einleitenben ©ä^e 1, 7. 12 ftellen feft, tta^ ba§
©tauben biejenige 3Serbunbent)eit mit ;3efu§ fei, n)etd)e feiner
®ahz teilt)aft mad)t. @§ folgen in langer 9'teit)e bie 9Sert)ei^ungen
^efu „für jeben, ber an i^n glaubt", unb au(^ im gefd)id)tlid)en
33erid)t wirb beftänbig auf ba§ ©tauben al§ auf benjenigen
93organg t)inge5eigt, burd) n)eld)en ^vefu Slrbeit it)ren ©rfolg
gewinnt. '3)er ©laubensbegriff gel)ört gu ben luenigen, aber
fixierten, eigenartig au§gen)äl)tten unb mit großer Älar^eit unb
2;iefc gefüllten 33egriffcn, burd) bie un§ 3ol)anne^ ^i\u Söort
unb 2ßer! uerftänblid) mad)t.
2Ba§ er ol§ feine 3lbfid)t bei feiner '^arftellung ;'^efu be=
5eid)net, ftel)t il)m offenfunbig mit :v^efu eigener 3lbfidjt, bie fein
SQBirfen geftaltet fiat, in uölliger übereinftimmung. ^ür eine
Strennung feinet ßielS uom ,'^iele :vsefu ift in feinem 33emuf3tfein
fein y^aum, gerabe meil ©taube bajg dou il)m (Srftrebte ift unb
biefcr verfällt, wenn ^^max ber ©unngelift ©laubcn an ;"vefu§
bcgrünben möct)tc, biefer felbft aber irgenb ein anbcre^ S\^i er=
ftrebt t)(ütte. 9Jiit ber 5lu§fü()rung feiner XMbfidjt meint er ;>efu
Söillen 5u entfprod;en unb fein ÄhhI ju beumljren. ($r fd^reibt
'j über bell ®piacl)flolu'mici) beö (Jüniiflclium* v\]l. (SiU^iiitoniiirt (j.
2)ie 33eja()imfl hex Senbuui^ Zs^in. 181
in ber Überzeugung, ^z\vi Sirt'famfeit fei nur bann richtig üer=
ftanben, wenn erfannt fei, ba^ er ha§ auf if)n fid) oerlaffenbe
©lauben beroirft unb verlangt l)abt. Sßßarum unb wie 3^fu»
ba§ tat, barüber foll un§ fein 33erirf)t 2(u§funft geben, tiefer
@eficl)t§punft formiert feine ^arftellung foioot)! in it)rem @runb=
riJ3 al§ in jebem einjelnen ßug.
„3t)r \)aht im ©lauben ba§ emige Seben" ; bie 3(ufmerffam=
feit get)t ^ier nic^t auf ba§ befonbere 3Serl)ättni§, in welchem
bie 3ünger ju ^efu§ ftanben, fo ba^ ba§ ©tauben be5t)atb in
^etrac^t f'äme, roeil e§ it)nen bie 9JIad)t su it)rem 3ipoftetmevf
barreirf)te. @§ erfrf)eint t)ier al§ ba§, \va§ bie ganje ©emeinbe
l)at unb t)aben mu^, bamit fie mit ^t\\\^ »erbunben fei. 3"^^'"
fofort unb einjig ha§ ©tauben au§ bem ganjen 3ünöerüert)ättni:§
I)erau§gef)oben unb auf bie ganjc ^irc^e übertragen wirb, tä^t
ba§ ©uangelium barüber feinen 3"'^ifct entftet)en, tta^ e§ ber
grierf)ifd)en ©t)riftenf)eit (£l)riftu§ fo oerfünbigt, wie er für fie
^ebeutung t)at. ^{)r Oüngeruerf)ättni§ 5u ^efu§ fann nur im
©tauben an it)n beftet)en. ^amit ftel)t in 3uffli"wient)ang, ba^
e§ üon 3tnfang an ben 53lic! auf ^efu ^ob gerirf)tet I)ätt.
®arum loirb fofort auf biejenige ^e§iet)ung ju it)m f)ingemiefen,
bie über feinen SGBeggang t)inau§ fortbeftef)t. ^)
®a§ ©tauben gefd)ief)t baburc^, ba^ 3efu§ nact) feinem
Sßefen unb 3Berf fo erfannt lüirb, ba^ e§ jum 3(nfd)tu^ an it)n
fommt. ©oioie 9'ktl)anaet :^i\n^ ©otte§ ©ot)n unb 3§raet§
^iönig ^ei^t, antroortet if)m ^efu§ : bu gtaubft, 1, 50. 2lt§ 3cfu§
ficf) bem ^tinbgeborenen at§ ©o^n ©otte§ nannte, crmibert biefer:
ic^ glaube, 9, 38. 2tt§ it)n 2f)oma§ feinen ^errn unb ©ott
t)ei^t, beftätigt 3efu§ biefe§ ^efenntniä mit bem SBort: bu f)aft
nun ©tauben, nejcioiev'/.ag, 20, 29. '3)agegen liegt barin, ba^
bie ;,"5uben uon 3efu§ forbern, er muffe e§ i^nen erft noc^ fagen,
menn er ber 6:{)riftu§ fei, ber Verneig, ba^ fie „nidjt gtauben,"
10, 25. datier rcirb im nnterfd)ieb r»on ber ©predjweife ber
erften ©oangetien an "ütxi Seuten, bie mit ^cfu§ t)crfet)ren, bc=
') 2)aö ergibt ben ftarfen formalen Itnterfdjieb uon ben oi)noptifern unb
gleic(),^eitiiil nneber eine Wemeinfamteit mit i()nen, lueil beibe uom (^3(auben (x\\
^efn'? mit "öe^ieOnnii anf feinen 'li'eiigang fprectien.
182 ^«P- 6- Sefuö "»fe iiei' ©taube nnrf) 3o()aiine§.
ftänbig auf tt)r ©laubcn ober 9licf)tglQuben t)mge5eigt : bie jünger,
2/11. 20, 8, bie ^uben im %^mp^i, 8, 30, oiele ber Diegiercnben,
12,42, ja, wenn man e§ nicfjt f)inberte, ba§ ganje 33oIf, 11, 48,
glaubten an if)n. 3Öiebenim glaubten bie ;3uben, bie S^tegieren^
ben, bie trüber nid)t, 12, 37. 7, 48. 5.^) ^efu Sort unb 2öer!
rid^tet an feine Umgebung beftänbig bie Sluff orberung , in if)m
ha§ >^ki i^rer ©rmortung §u fef)en. SSermag er bie ®eit)i^t)eit
feiner ©enbung in i^nen ju erroecfen, fo ift bie ©emeinfd)aft
gmifrfjen it)m unb it)nen f)ergeftellt. bleibt bagegen ber ©taube
au§, fo ift, einerlei roaS babei p ©runbe liegen mag, bie ^ren=
nung t)on it)m ba, meSroegen mit bem @ntftel)en ober 3tu£ib(eiben
be§ @Iauben§ über ben @ang be§ 2öerfe§ '^s^\n unb ha^ ®efrf)i(f
be§ 9Jienfd)en bie (£ntfd)eibung fäüt.
2)ic auf ^efu gro^e§ 3ßer! blirfenbe ©eioi^ljeit, nicf)t bie
©rroartung fofortiger ^ilfe für eine augenbltrflid)e 9lot, bilbet
für 3oi)annß^ ^a§ 3Befentüc^e am ©tauben, ^a 3eju§ aud^
momentane ^ilfe gemät)rt, t'ann bie ©rmartung berfelben eben=
falti §um ©tauben get)ören. ®er 2;abel an 9Jlartf)a: raenn bu
gtaubteft! gilt it)rem ^weifet an ^efu fofortiger ^itfe, 11, 40,
unb ber 5lönigtic^e, ber ^^\n ^^ert)ei|ung für feinen So^n al§
gerai^ t)innal^m, glaubte feinem SÖBort, 4, 50. SÖBeil aber bie
rcefentlic^e @igenfd)aft be§ ©tauben§ bie auf ^ef" QW^i ®abi
gerid)tete ©rmartung ift, mirb auc^ in ben .^eitung§gefd)ici^ten
t)om ©tauben nicf)t am Einfang bei ber 53itte, fonbern am ©übe
gefprod)en, rco bie bteibenbe tlberjeugung oon i^efu ©enbung
burd) ba§ SBunber entftanben ift. '2)er Slinbgeborene glaubt,
nidjt alö er bie Öffnung beö 3tuge§ ermartete, fonbern al^o er
baju gelangt, in ^efu§ ben ©o^n ©otte§ ju fet)en. 2lm .^t^5niglid)eu
oon ft'apernaum l)at 3ot)annc§ ben ©ifer ber ©aliläer bargeftellt,
mit bem fie Oefu l)ilfreid)e 9)lad)t für fid) au^öuüljten. 'Jtllein
bieö ift nod) nid)t „©lauben." ^ie ^itte: „fomm l)erab unb
l)ilf" offenbart nid)t ©tauben, fonbern ben 3Jiangel be§felbcn.
*) ov TuarevHv faßt 3of)anne«i, uicl)t uniaifit', ,^uii('ii1)i't fii-ilid) bcv5()üUi,
jueil in feiner I)eimifct)cn femitifcl)on öpiacl)e boni „Wlanbeu" uiclitci anbore«i
rtefleniiherfteljt, alo baut ,/Jiicl)t glauben"; uicllcicbt aber bocb mit bor tiefer
flrcifenben (Sriuctntmfl» ^«6 bie Cntfctieibiinji fcboii buiitit tulle, bafi c<< niil)t mihi
(^Hauben foinnit.
Sie SBcjaljttni] ber Senbung Sefu. 183
■3)0969611 nad) bem 3«i<i)^" 9(aubte ber ^öni9lirf)e mit feinem
9an§en ^aii§, 4, 48. 58.
Sine pfi)(i)oto9ifcE)e ober etf)ifd)e @cf)tt)ieri9feit entftef)t für
3ot)anne§ au§ ber ^ermanen§ be§ ©laubeng nirf)t, fo ba^ er
un§ bie ^rage erläuterte, ob unb wie mir beftänbig glauben
fönnten. ^m Unterfrf)ieb t)on IDhtttjäug fällt ber begriff
„Sroeifeln" bei il)m meg. 9luc^ bei %i)oma§, ber fiel) mit bem
©ebanfen trägt, bie jünger müßten mit ^efuö fterben, unb fic^
barüber bel'lagt, ba^ fie ben SBeg nid)t fennen, ben fie O^f«^
gel)en t)ei^t, unb ber fiel) oon ^efu 2luferftct)ung erft überzeugen
lä^t, al§ er it)n f eiber fat), ift nid)t t)om ßn^^ifel bie 9iebe,
fonbern uom „^^iic^t glauben" unb üom „Ungläubig werben/'
üor bem it)n 3efu§ raarnt, al§ er il)m burd) feinen ^ilnblic!
nod)mal§ jum ©tauben l)alf. ^ux bet)arrenben Sigenfc^aft be§
9J?enfd)en mirb ba§ ©lauben üor allem baburd), ha^ 3^f" ®e=
meinfd)aft mit il)m eine bel)arrlid)e ift unb nid)t fd)U)anlt fobann
auf ©eite be§ 3Jlenfd)en baburd), ba^ er bie i^m oon ;[^efu§
vermittelte ®aht: bie (Sinfe^ung in bie @emeinfd)aft mit @ott,
nad) il)rem atle§ überragenben äöert erfennt unb erfaßt.
Sir t)ören barum auc^ bei ^ol)anne§ nid)t§ üon einer
fpejiellen ^^ürforge für bie @rt)altung be§ ©laubcn§ in bcnen,
bie i^n erlangt t)aben. ^ie jum ©tauben gefommenen Samariter
ober ben 5löniglid)en überlädt 3^1«^ firf) felbft in berfelben
Sßeife, rcie im f^noptifd)en ^erid)t biejenigen, bie mit ©tauben
5u il)m l)er5utraten, nad)^er mieber in bie ©emeinbe jurücf treten.')
SKirb ha§ ©tauben jum fonfreten 3lft, fo bemä^rt e§ feine
Unbebingtl)eit baburd), ba^ e^ ba§, roa§ je^t in ber ©eele al§ ^e=
get)rung entftet)t, in ben 5(ufblicf ju ©ott l)ineinnimmt unb ber
^eial)ung ©otte§ untermorfen !l)ält. Sirb e§ jur bleibenben
®igenfd)aft, fo betätigt eö in ejtenfioer ^infid)t feine Unbebingt^eit,
inbem e§ ben ganzen l^eben§lauf bc§ 9)lenfc^en auf bie 23er=
bunbenl)eit mit bem ßl)riftu§ ftellt.^)
*) !Die ^avftellunin beö So^. ift I)ier in einem nnc()tigen ^unh mit a)ü.
fongruent.
^) !öei :}Jit. unb bei "^oi). i[t Ölanben foiuobl ein ben fonfreten iölomcnt
füUenbe'S ÜU'vbalten , al€ bie un§ permanent ^n (^driftu^ bintuenbenbe 3ieuui^t=
fein^^geftalt. oiene'J ^ntereffe übemneiit jebod) bei ^UU., biefes. bei ool). '^luf
184 -^np- ö. Sefu'? unb ber ÖHaube narf) ^sol^anne-o.
^omit ba^ ba§ ©lauben ben rceiten 2tu§t)ücE in firf) t)at
raelc^er ber ©rö^e be§ mejfiantft^en 33egvtp entfpnd)t, oerlievt
c§ ben beroegenben ©influ^ auf ben 3Biüen t'eme§n)eg§. ^a§
Tnefftanifcf)e SÖer! tä^t fid; üon ^efu§ nid)t auSfagen, ot)ne ba^
firf) bamit ba§ gcfamte unb geeinte SBoUen be§ 9Jlenfc^en an
if)n lüenbet unb bie ooüenbenben (^iaben @otte§, mit einem 2öort:
ba§ emige Seben, üon it)m beget)rt/)
®iefe ©rraartung bleibt fo menig, al§ menn fie eine be=
fonbere .^ilfe beget)rt, ein unfid)ere§ ©rf)manfen vox einer offenen
3^rage, fonbern ift nur bann ©taube, wenn fie it)rer (Erfüllung
gemi^ gemorben ift. ^ie 33ert)ei^ung ^^\u an ha^ ©tauben ift
aud) t)ier rcieber unbebingt: mer an mirf) glaubt, f)at emigeg
Seben. Dbgteirf) 'öa§ ©tauben nad) bem ^öd)ften üertangt, n)a§
firf) unfcrer .^offnung barbietet, fo ift e§ bennorf) ©en)i^f)eit;
bcnn e§ frf)aut fic^ nirf)t nacf) einer ®aht um, bie it)m ferne
märe, fonbern nimmt ben mat)r, ber ats bie alteS gebenbe ®alK
in bie 9Jlenfrf)f)eit getreten ift, 4, 10. ^efu§ ift für fie aße§,
ma§ it)r f e{)tt : fomot)! ba§ Sic^t, at§ t)a§> Seben. ^er ©laubenbe
bej;af)t, ba^ fie in ^efug erfc^ienen finb, unb I)at fie barum, unb
roaä er t)at, ift ©otte§ ganje ©abe, ift ha§ emige Seben. ^)
@ine anbere Sebingung jum ©mpfang ber ®aht :jefu al§
biefen Unterfd^ieb roivfen bereite bev tI)eoIogi)"d)C unb cl)iiftoIoflifcf)e (^hiiubsiobnnfe
ber beiben 3lpoftc( ein, ba^ bei ^ol). bie SUifmerffainfeit auf biT^ bc!)nncnbe
©ein, bei Mi. nuf bie We)cl)icl)te unb ^nt iievicl)tet ift.
*) Xai ißerbältniiS uon l^soJ). ^t 3)U. unive fnlfd) beftiniiut, mcuu i^efiuit
lüiivbe: bei 3)Jt. fei baö C-Hauben ein 'Kollen, bei ;>ob. ein I^cntVn. Ci-'J ift bei
beiben beibeö, bei beiben ein :iserl)aUen bev^ 'JJicnicl)en ol^ue -^erteilnuii feine)?
innjenbisien Seinö.
^) Die Ü^ertjeifinnii nn bn^ Whiuben bei 5Jlt. : ben SJevflen gebieten! ftel)t
in cnfler 5He,Mel)nurt w 'i^eneniuiui^ beiS e^Ncljatoloflifcben 3''^'''* "l'^'' „.tHMTfcliaft
ber .'öimmet". Ser Wlanbenbe berridtt. '-JU'i i^ol). tritt ber ^XeidxJbeiiriff binter
bem Vebencflebanfen juriicf, luevMjnlb ba<5 Wlnnben olvS iSiupfunrt be^j VebemS
befd)riebcn roirb. 2luf bie (Meftoltutifl beö (^JIauben«iftnnb« wirft bic^ infofeni
ein, lueit mit bem .t>errfd)aftiSflebnnfen bie iH',\iel)unfl auf ben Mampf unb öieg
oerbuuben ift, ber ben ;Miniiern nufiu'tiiiiu'n ift, lurtbreub im ÜU'fili be«i emijien
i'ebeno bie in bie ^Hul)e (getretene (*'U'meinfd)(ift mit (^(ott obenan ftebt. !l»ie
pcrfrt)icbeu beftimmte SlUv^ieljunn .vuifdjen bem ('«ilauben unb 'ilUrfou ift ,\u)ar
ni(l)t ber einjifle, jebod) ein mitiuirfenber Anftor beim ÜKediJel ber beiben Aor
mein : „.^'<immel«H)errfd)nft" unb „emirtevN Veben".
2)ie ^ejafjuno; ber 3enbtm(5 ^efu- 185
ha^ Glauben gibt e§ nid)t; benn biefer erforbert nid)t§ anbcre§
dl§ bic ®emeinfd)a[t mit i^m, bie baburd) entftanben ift, ba^
fein i^icl uerftanben, feine ®ahz begef)rt rairb. Unterbleibt ha--
gegen ber 3(njd)lu^ an i^n, fo bleibt ber 9)lenfc^ ein ©lieb ber
„3ßelt/' beren finftere§, IjinfterbenbeS 3öefen fein le^te§ @nbe in
ber 3Serlorent)eit f)at, 3, 16. 8, 24/)
3öeil ber umfaffenbe ^ni)a\i be§ @lanben§ biefe§ ntd)t üom
Söollen trennt, l'ann er e§ aud) nid)t in eine Slbftraftion oer=
rcanbeln, bic jum ®efd)el)en unb ©rieben be§ie^ung§lo§ bliebe.
3lud) in biefer über alle @in5cll)eiten beö 2;age§lauf§ t)inau§=
getjobenen ©eftalt tritt e§ t)ielmel)r al§ ein aftuelleg @rlebm§
nnb fonf'reteg 'i^erl^alten in einjelnen befonberen SlJlomenten an§
;Öic^t. ^enn e§ l^at fein Dbjeft nid)t in einer allgemeinen 2öat)r=^
l)eit, nic^t in einer 5eit= nnb gefd)id)ti§lofen 9Jtetapt)nfif, fonbern
an ber ''^^erfon bes: (£t)riftn§, n)eld)er babnrd), ba^ er l)anbelt,
mit bem 9Jienfd)en in @emeinfd)aft tritt, unb aug ber Sßeife, mie
er t)anbelt, erl)ölt ba§ ©lauben feine fonfrete ©eftalt. ^Jßeil
'Olatl)anaet ^t\\i burd)bringenben 33lict erlebt t)at, brid)t bie Über=
jeugung uon 3^fw t'öniglid)em ^ilmt in it)m l)erDor nnb ha§
2(ufleud)ten berfelben ^ei^t ^ot)anne§ ©lauben.^) ^ie @ama=
riterin fommt noll uon il)rem @rlebni§ ju it)ren beuten jurürf,
unb bie 9Jlad)t, mit ber il)r '-öerid)t biefclben fafjt, I)ei^t (Glauben,
noc^ et)e fie :,>fu§ fat)en, 4, 39. "Die 2öorte '^t\n über feine
©inigfeit mit bem ikter brängen fid) feinen ^örcrn ai§ 2öal)r=
l)eit auf, unb bie§ l)ei^t ©tauben, 8, 30.
^ie uon ^jobanneg gegebenen ©rjä^lungen, rcic ^efu§ bie
9}lenfd)en in§ ©tauben erljob: 9iifübemu^, bie (Samariterin, ber
^öniglid)e, ber 53linbgeborene, 9Jlaria unb 9J?artl)a, X^oma^,
l)eben alle bie faufalc 'üJ^a^t be^ 9Jiüment§, bie 2Bid)tigfeit ber
1) ^üv a)lt. lüie füv So(). ift bcisS Wlaiiben (\leicl)mft^ig 05eiüifel)eit, unb
bei beiben ift biefe in oileictjer 'Äeije imabljäiirtig uom ficl)tbaren ßrfolg. 2)ie
Unbebiiu^tbeit be^S Wlaubeiiö jdilie^t a\id} bei ^ol). nict)t au^, ba^ ber ©(aubenbe
fein Veben l)in5Ufleben I)at, 12, 25.
^) ©in 5vittrtejeii1)eu tiel)brt nid)t ju 1, 50, oli^ läge iNenunnbentug ober
gttv Xttbel in biefent ÄJoit. Saburd), baft ^sefuö il)in nod) Öröf(eie§ ueifpiid)t,
wirb ber ©Untbe, ben 9iatf)nnael i()m je^t fd)on evipeift, nid)t ali umnotiuiert
befd)vieben. (£r ()at feine DolJe 'öegninbung in ber 'Keife, wie Zs^im an i()nt
l)anbelte.
186 Aap. 6. 3e)uä uiib bcv ©laube nac() So()anne§.
9Bitten§entf d)eibung , bie je^t suftoube fommt, 'üaB SÖßunber
be§ ®efd)et)enB, ba§ burcf) bie je^t gegebenen ^ebingungen ent=
ftet)t, aU ein 9teue§ I)eföorbri(i)t unb ben weiteren Seben§(auf
beftimmt, mit großer ^^laftif f)erüor. Oh 9Ufobemu§ jugveift
ober nidit at§ il)m ^efu§ bie ©rij^e beffen entf)üllt, wag ©ott
am 9J?enfd)en tut, um i^n in fein Steid) §u bringen, ob er bie
Hngered)tigfeit, mit ber feine ©enoffen gegen ^t\n§ üerfaljven,
mitmadjt ober nid)t, ob bie ©amariterin ftanbl)ält ober fortläuft,
al§ O^fug auf it)ren :Öeben§Iauf Sic^t fallen lä^t, ob fie mit \i)n\
get)t ober oon il)m fid^ trennt, menn er fie oom ©arijim abBft
unb 5u neuer 2lnbetung ®otte§ anleitet, ob 9Jlartl)a 3efu§ fallen
lä^t, tüeil er ben trüber nid^t cor bem ©terben fc^ü^te, ob fie
jugreift, at§ er fid^ il)r al§ ha§< Seben unb bie 3tuferftef)ung
anbietet, barau§ ergibt fic^ il)r 33erl)ältni§ 5U :vl^fw!§ ii"^ ^^
entftet)t ü>erbunbenl)eit mit ibm ober ®efcf)iebent)eit t)on i{)m.
2)iefelbc ernftt)afte Diealität fommt bem 9)]oment unb bem,
iüa§ it)n at§ Söille unb Xat füllt, aucf) für ba^ ^JÖJerben be§
Unglaubens ju. ^ie '2)arftellung ber ©aliläer in 5^apernaum,
ber ^eftoerfammlung in Csßt:ufalem, ^ap. 7. 8. 10, be§ ^ilatu§
ift hierin mit ben ba§ ©ntfteben be§ ®lauben§ beleucl)tenben
Stürfen fongruent. Db bie ©aliläer e§ faffen, menn Cvt^f»^
nid)t ein oon feiner ^erfon gefdl)iebene§ ^rot, fonbern fid) felbft
als bog 53rot be§ :^cben§ it)nen gibt, ober ob fie eine fold)e
^JBcrtung feiner "iperfon geringfrf)ät^ig ablel)nen, ob ''|>itatu^o bie
Sal)rt)eit je^t begel)rt ober ueradjtet, mo fie it)m in ^ef»'«* ent=
gegentritt, ba§ cntfd)eibet über it)ren ficbenStauf.
:!^l;ol)anne§ ^at smar in feinem (Sotteöbeunif?tfcin bie @r=
innerung an bie oon allem ^Serben freie, emige unb uollenbete
^Jlrt ©otteö mit großer Energie gepflegt. @r ftellt un§ an ©ott
nid)t eine fdmpfenbe Siebe bar, bie um bie @rt)altung il)re§
(Sigentumei ringt unb fid) um bie llmfol^r be§ ^Hn-lovcnon mül)t:
©Ott \)ä{{ fein (Eigentum in foftev -V^anb. So ift aud) ü'l)riftuv(
ni(^t al^ ber Ä'ämpfenbe befd)rieben, ber um bie 58emal)rung
feiner 6o!)nfd)aft unb bie ^Hufvid)tuug feiner .f')crrfd)aft ringt,
fonbern er ift ber emige ©ol)u unb leudjlcl aU:-< hiv$ Vidjt unb
nimmt bie on, bie ibm ber '^atcr gibt. C5benfo erbött unfer
eiflencr ^Anteil an ®otte§ i^abi unbemeglid)e ^eftigfeit au^^ ber
Die S}eja()ung bei- Senbuug IJeni. 187
©lüigfeit be§ göttlichen Sieben^. ®a§ gibt bem ©louben bei
^of)annc§ über alle oftioen ^^unftionen bie Oberl)anb unb bringt
in baeifelbe bie unben)eglid)e @en)i^l)eit t)inein. @ben barin, ba^
er fic^ bie Unerjc^üttertirf)feit @otte§ mit biefer 5!raft üor^ält,
betätigt fein (Glauben bie il)m eignenbe abfohlte @efcf)loffent)eit.
@§ ergab \\d) aber für if)n barau§ feine Entleerung unb 9Scr=
nicE)tung be§ in ber |^eit gefcl)el)enben @rlebniffe§ unb 5(fte§, alB
würbe be^raegeu au§ ber (^efd)id)te ein ©rfjein ober bod) nur
bie Offenbarung beffen, wa§ fd)on eroig fei. ©ie bet)ält it)re
faufale •iRarf)t unb geroinnt baburrf), ha^ fie in emigem ©runbe
entfpringt unb ewige ^Kefultate fdjafft, 3:iefe unb ©ruft.
®er ©runbfa^ ber jol)anneifd)en Jl)eologie, ber ha^ göttlid)e
Sort al§ ba§, n)a§ im Einfang mar, unb jugteid) al§ in ber
@efrf)icl)te gegenmärtig unb mirffam bejat)t, geftaltet and) ba§,
iDa§ er über ba§ ©tauben fagt. ^nbem biefeö ben emigen (^ott
erfaßt, ift fein ^nf)alt über alle ßin3elt)eiten unb fonfreten 3lu^
liegen be§ §eitli(^en Sebenä t)inaufgel)oben, unb bod) bleibt e§ ein
je^t ®rlebte§, je^t @en)ollte§, ein ©lieb ber perfönli^en, eigenen
©efd}id)te, unb wirb immer wieber burd) bie befonbere ^Ä^eife
erwecft unb begrünbet, wie 3efu§ im 33erlauf berfelben fid) bem
9}ienfd)en offenbart.^)
®abei l)at ;3ot)anne§ mit tiefem (Srnft l)ert)orge^oben, ba^
t)a^ ©tauben aud) uergeblid) im 9)^enfd)en entftel)en fann. @r
fann fid) bemfelben wiberfe^en unb e§ für fid) unfrud)tbar
mad)en, fo ba^ il)m nid)t bleibenbe 2Serbunbenl)eit mit ^t}u^,
fonbern i)erfd)ärfte (^einbfdjaft gegen it)n folgt. ®orum bebanbelt
^efu§ bie 3"^^"/ ^ie 5» i^J» ©lauben t)aben, nod) nic^t al§
wal)rt)afte jünger, seigt il)nen aber ben '4Beg, wie fie bieg roer=
*) 3)er Unterfc^ieb ooii a)U. bleibt beunod^ an biefer 8teüe tief unb Ief)r=
veid). 'Bei i()m iieiwinnt bO'S 05Iauben feine ben 9J?oment füUenbe 58eftimmtf)eit
nuö bev l'age bec> C'Uaubeubeii, m^^ bem, luaei je^t feine 5iot unb feine 'Bitte ift.
'öei oii'l). luivb bti'ö Wlaubeu ,^um fonfreten 3(ft burd) bie IBeife, wie ber 6t)nftue
fid) ie^t beul a)ienfd)en offenbart. (So ift aber ber eine uub feU^e (£I)iiftuö, ber
in jebeni biefer aWomente mit berfeUien &abe alten fid) ent^üUt. 33ei Sit. er=
reid)t ber Wlaubeu^^aft baburd) fein ^iel, ba^ er bie erbetene i'>)abe empfäuflt,
luomit er iu bie :)iuf)e tritt. Bei viol). ift ber ©laubengntt ber Einfang beö be^
l)arreubeu Wlaubeuöftaub»^ ; er ift ber Sßerbemomeut für bie bleibenbe ä5er=
buubeuboit tibrifti mit bem (sHaubenbeu.
188 Äop. 6. Sef»^ itnb bei" Ötnubc nnd) Jiof)«""^^-
ben: burd) 33(eiben in feinem SKort. ©ie fe^en aber mit f)artem
©clbftroiberjpruc^ neben if)r ©(auben fofort mieber jornige 2Iuf=
Iet)nung gegen ^e\n§, loeil feine 33erl)ei^ung, ha^ fie bur^ it)n
bie 2BaI)rt)eit unb in biefev bie ^reit)eit finben , fie beteibigt. <2ie
legen fic^ al§ 2(brat)am§ (3öf)ne längft fd)on bei, ma§ ev it)nen
erft geben miü. 2)ie 3lntit)ort ^efu auf biefe 3Ib(et)nung feiner
(3ab^ bilbet bie ©rflärung, fie fudfiten it)n tro^ it)re§ @Iauben§
ju töten. 3)arin f)at i^r ^'^.H'oteft gegen feine 3Sert)ei§ung bie
le^tc Äonfequenj, unb bie ©d)ärfe it)re§ @egenfa^e§ gegen i^n
roirb gerabe babuvd^ offenbar, ba^ felbft il)x ©tauben il)ven
3öibern)i(Ien gegen it)n nid)t übenuinbet unb fie nic^t t)inbert,
ficf) gegen if)n al§ bie freien gu be{)aupten mit bem 3ßunfd):
roeg mit i^m ! ^)
'Jt^nlicf) roirb nad) bem erften Stuftreten ^efu in ^yerufatem
gcfagt : uiete gtaubten an it)n, unb bod) üertraute fid) it)nen ^efu§
ni^t, 2, 24. ^ätte er ermattet, if)r ©tauben m erbe fie ganj unb
bteibenb it)m üerbinben, fo t)ätte aud) er it)nen SSertrauen er=
miefcn, mie er ^3iatt)anaet, bem 3^^oetiten of)ne ^atfd), fofort
üert)ei^t, er rcerbe ben ^immel offen fet)en. '2)ennod) t)ei^t jene
3uftimmung ber üielen ju feinem 9luf treten ®lanhz, meit fie
feiner Senbung burd) ©ott gemifj geworben finb. (Jiner biefer
©toubenben ift ^JJifobemu^, bem aber :jefu§ bennod^ fofort fagen
mu^: it)r glaubt nirf)t, 3, 12, roeil er ^^f" (Srftärung, ha^ \m§
bie ©eburt au§ bem ©eifte nötig unb ertangbar fei, bet)arrlid)
abmeift. Sogar bie Dberftcn, bie nid)t magen, fid) p it)m ju
befennen unb bie .^ierrlid)feit ber 9J?enfd)en met)r ticben al§ bic=
jenige ©otteS, t)ei^en „©taubenbe", 12, 42, obmol)! 5, 44 be=
tont ift, bafj ber nid)t glauben fann, ber (5f)re non ben SJIenfd^en
nimmt unb bie oon ©Ott tonnuenbe nid)t fud}t. ©ä mirb bie
innere 5Inerfennung I)crüorget)oben, bie ^efu§ tro^ it)rer falfd^en
•©iüensiftellung bei it)nen fanb.
^2tud) baei ©lauben ber ."jünger enbet, aU ,>fu§ ftirbt. ®en
8d)tuf} feiner Untermeifuug bilben 'iBorte, bie t'ouflatieren, baji
•) Xa bie (Snutbcniiifl ber :^ubcu fid) ^ii'f't «»f A^i'i» ■iU'ilii'ifutiirt I'i'Mcbt
unb oiitft oom (Süfluflcliftcn au^brürflid) nio „9(nliuovt" bo,H'icl)iu't ift, ichoint mir
ein iycd)|cl bc« ^2iibjcftö in bor Atolle nid)t aiinol)iiilnir.
Xie 23eja()iinc^ ber Senbimi\ .oef". 189
:3efu§ bie jünger voixUid) in ha§ ©laubeu f)inemgcfüf)rt I)at.
2(uf if)ve 5Ber[td)erung : „barum glauben mix, ba^ bu öon ©ott
Quägingft" antwortete er: „je^t glaubt if)x" , 16,31.') ^anben
fie in ber 3Jiad)t feinet 3ßiffens ba§ 2JlerfmaI feinc§ Urfprungei
an§ @ott, \o ift bieg ©taube unb ^i\n& beftätigt if)re 3Serfi(i)e-
rung. Df)ne biefeg ©rgebnig wäre jeinc Strbeit aurf) an i{)nen
oergebtic^ geroefen; nun aber ift fie fo üoüenbet, ba^ er in ber
Seife üon Uap. 17 für fie beten fann. ^itüein obgleirf) fie je^t
glauben, ift borf) bie Stunbe ba, wo fie i^n oerlaffen. (Sein
Sterben treibt fie bod) von \^m roeg, unb fteüt firf) i()nen al§
bie ^erftörung it)rer 23erbunbent)eit mit i^m bar, fo ta^ fein
5l'reus für fie alle ein neues; „©(äubig loerben" nötig mad)t, luie
eg an Xi)oma§ befonber§ t)erüorget)oben wirb, 20, 27.
®aburd), ta^ un§ ^o^anneg 3efu 3öort an bie jünger nur
in ber ^orm oon 2lbfc^ieb§iüorten gibt, roä^renb rcir oor 5^ap. 13
nirgenbg eine an bie jünger befonber^ gerid)tete Untcrweifung
lefcn, ^t er fd)arf beleud)tet, wo für it)n bie fd)n)erfte, wic^tigfte
©taubenäfrage entftet)t, baburd) nämüd^, ba^ bie ©emeinbe uon
3efu§ gefd}ieben ift unb an ben it)r Unbefannten unb Unfid)t=
baren ^n glauben f)at. ^a^ unb umrum bie§ möglid) fei, roarum
;^vefu 2:0b feine ®emeinfd)aft mit bcn Jüngern nid)t aufl)ebe,
fonbern begrünbe, u^arum man an il)n glauben fönne, obmobl
er jum ä>ater gegangen ift, inelmel)r weil er jum i^ater gegangen
ift, ba§ bel)anbelt Cvol)anne§ unter allen au§ O^fu SBerf cnt--
fpringenben ^^ragen al§ bie midjtigfte. ^arum finb aud) bie
legten 2öorte an bie jünger burd) jmei |)anblungen ^efu, ^a\). 13
unb 17, eingefaßt, uon benen bie erfte jeigt, mie er ben ©einen
bient, unb bie jiüeite, mic er für fie betet, ^zm bezeugt, mie
er feine ®emeinfd)aft mit "Otn :^iüngern, biefe, roie er feine ®e=
meinfd)aft mit bem SSater für fie mirffam mad)t, unb au§ beiben
ergibt fid) al§ :^}iefultat, ha^ ber jünger auf il)n fein ©tauben
ftellen barf, tro^bem er Don il)m gefd)ieben ift. ©0 roirb fid)tbar,
marum ba§ ©tauben, obiuot)! e§ mit ber "^^affion ^efu 5unäd)ft
^) a)Jan barf in biefen Sa^ feinen g-rageton legen, alö beftritte IJefna
ba'5 (Glauben bev l^sünger ; bie ^iegrenjung feiner 2(usfage, bie fie jum folgenben
überführt, liegt in „je^t".
ju @nbe roar, bennod) raieber entftanben ift, fo ba^ bie 5l'ird)e
im ©lauben an ben leben fann, ben fie nid)t fal). ^)
$ßerfd)ieben!^eit f'ommt aud) baburd) in ba§ ©lauben, ba^
c§ nid)t fofort bie, gange ^ebeutung ^eju fa§t. ©eine unüoü=
ftänbigen formen, bie nod) nic^t ha§ gan§e SBerf ®f)ri[ti über^
bliden, I)ei§en be^rcegen nid)t Unglaube, fonbern auc^ i^rerfeitg
©laube. ®§ ift „©laube an jeinen Flamen", ba^ 9lit'obemu§
in ^eju§ ben oon @ott gefommenen Sei)rer erfennt, 2, 23. '^ex-
roanbt ift t)a§ Urteil be§ 33oIfe§: er ift ein ober ber ^rop^et,
4, 19. 6, 14. 7, 40. 9lod) üoKer ift ber ©laube beftimmt, rcenn
^t\u§ al§ ber ©firiftug, ^§rael§ ^önig, erfonnt ift, 1, 50. 4, 26.
7,41 neben 40. 11,27. <Bo geroi^ bie§ @Iaube ift, fo wirb
bod) üon ben Jüngern, bie oon 2(nfang an ben S^riftugnamen
3efu§ zueigneten, nad) bem erften ^^^eid)en abfid)t§t)oI{ gefagt: fie
glaubten an if)n, 2, 11, ebenfo nad) ber 2luferftet)ung oon Cyot)anne§ :
er faf) unb glaubte, 20, 8. 9Jlit bem 33e!enntni§ be§ 2;l)oma§
üor bem 3luferftanbenen !^at ber ©laube feinen ganzen ^yn^alt
erlangt. ^)
XaB 2Bad)§tum be§ ©laubeng, burd) ba§ fid) fein ^.'ynliatt
ausbreitet, nimmt it)m aber feine @inl)eit nid^t, rceil er oon
^lot)anne§ ebenfo ftreng alg perfönlid^eg 23 erl) alten ju ^efu§ ge=
fa^t lüirb, rcie oon ben (Sijuoptifern. @§ l)at barum nur ein
einziges ^kl, nid)t ein SSielerlei oon Set)ren, fonbern ben ©inen,
ben c§ in feinem unioerfalen 3ßer! mit 5unet)menber ^larl)eit
erfaßt. ')
Xamit ift aud) bei 3o{)anne§ bie ©elbftänbigfeit be§ ©tauben^
gegenüber ber Setjre unb 2;l)eologie gegeben, unb bicfe mirb mit
flarem Söerou^tfein burd) bie ganje Darlegung l)iuburd) bcuiat)rt.
') Xa^ bn<5 3lufl)incii unb Ji>icbovciitfti'l)cu boo (^HauluMici boi uiib und)
ber '^ttffion von bcibcn 3(poftcIn iilcirt)artiii nufiU'fnfU unb lu'uvtoilt luirb, oriiibt
3toif(^en 2)Jt. unb :^^o(). eine widjtifle ilonjiiuen,^.
') SlMc bei W. bie I)elfenbc 2at oefu bn<K (Mlnubeu lun' fid) unb nod)
r«^ l)ot, e* ftöift, fi)ricrt unb am bei .Ulcinl)eit in bie (^)iü>fu' bviujU/ v\]l. S. IIa,
fo entfaltet fid) bei ;^ol). init ber A«iiu'l))uonbeu Cffeubarunii bor «ohiilVhaft
;^efu bflö Cllfluben fd)rittiueife ,mi feinem uoUen 'iH'ftanb.
■) Sluf ber (JinMflfeit be« ,\nl)nlt«i unb .^klis, bie bav> jol)(inuei)d)e Wiauben
iKit, tolrb eo berufen, bn^ bei i!)m bie fijnoptifd)e Untevfd)eibuu(i ^uifdjen flcincni
imb oroftcm c^lnnbeu feine 'parallele I)at.
Sie 23e,5ie()unfl bce (^lau5ens auf Wott. 191
G^arafteriftijd) für ^oi)anm§^ ift bic ?^ormeI: glaubt, ba^
id) bin, 13, 19, bie ba§, \va§ biefes „id)" in fid) fd)(ie^t, nid)t
benennt, unb gerabe baburd) bie ^^unftion be§ ©tauben^ im
Unter[d)ieb üon berjenigen ber @rfenntni§ fc^arf berDorI)ebt. @s
ift 3(nfd)lu^ an fein „^d)", fa^t i^n a(§ ben »or^anbenen, als
„3Baf)rt)eit", unb ift roillig atle^ aufäunef)men , raa^ fein 2Ber!
al§ ^n^ölt biefes: id) bin e§, offenbart, ©o rcirb aud^ ber
iübifd)e Unglaube baburd) auf feine prinzipielle ©eftalt gebrad)t,
ba^ gefagt roirb : it)r glaubt nid)t, ha'^ id) bin, 8, 24. ®r lä^t
nid)t gelten, ma^ er tatfäd)lid) üor il)ren Singen ift; ni^t biefe
ober jene einzelne @igenfd)aft, it)n felbft oerneint er, unb mirb
5um (Streit gegen feine ^^erfon. ^)
2ll§ ha^ Sßefcntlic^e in allen ©tufen beg ®tauben§ ^ebt
3ol)anne^ has l)eroor, ba^ 3efu Sesiel)ung ju ®ott erfannt unb
beial)t lüirb: nur baburd) rcirb bas Urteil über il)n ©laube. -)
„^u bift üon ©Ott al§ Sel)rer gefommen", fagt 9lifobemus;
barum brüdt fein 2öort ©tauben au§. ^ic Flamen „'iprop{)et"
unb „(5l)riftu$" bejeid)nen i^n als oon ®ott gefanbt. ®ie Gr=
raedung bes Sa§arus beginnt ^efus mit einem lauten ©ebet,
„bamit fie glauben, bafj bu mid) gefanbt f)aft", 11,42. 9]ur
bann, luenn basi Sluge nid)t nur am iDaf)rnet)mbaren SSorgang
l)aftet, fonbern an ^efu^ ©ottes ©enbung fiel)t, ift ©laube ent=
ftanben. ^n berfelben ^ii^eife mirb bas ^id benannt, ju bem
bie iv^üngcr unb bie 2Belt gebrad)t merben follen, 17, 8. 21. '^a^
anerfennenbe 2öort: „je^t glaubt il)r", loirb ben 3üngern ju teil,
meil fie „glauben, ba^ er oon ©ott ausgegangen ift", 16,30
uergl. 27. "Der ©enbung burd) ©ott entfprid)t Oefu bleibenbe
©inf)eit mit bem 33ater, rces^alb aud) biefe ben n)efenttid)en
;^^nt)alt be§ ©lauben§ ergibt: ber ©laubenbe beiat)t, ba^ ^i\n^
im ißater ift unb ber SSater in il)m, 14,11.10,38.=*) 2(ud)
') J'ie 5vovme( f)at nlttcftamcntli(()e ^orbilbiituien : ntarfiiiv on iyi!) ti^i,
forbcit bcv '^.Uopf^et füi- Wott, "scf. 43, 10.
2) 3)a!^ @lau5e» ift bei :3of). im felben ftrengeu Sinne religiös, b. I). auf
öott besolden, iDie bei a)it.
3) (So ift lel)neici), bnfj bie ben Snbalt be^ Ötanbenö benennenben ©ö^e
bie 9(bl)äni'\ii^feit :Csefu üoni %(\itx immer I)eniod)eben : „(^5efanbt fein, im ä^tater
fein, uom ü>nter aueijecjangen fein, ans bem -pimmel ijefommen fein"; nidjt:
für ^oi^anncg ift ber ©laube uollfiänbig auf @ott belogen. Sine
©eioipeit ber !f)öd)flen ©üter, bie nid)t in @ott begrünbct wäre,
I)ättc bie Seugnung ®otte§ in fid); fie lüäre ebenfo fel^r aud)
eine 23erleugnung 3efU/ "^ßi" nur in ber @inf)eit mit bem 33ater
aU ber ©eber be§ ercigen Seben^ bei un^ ift. 3)a er nid)t au§ unb
für ftd) fid) felber lebt, fonbern üom isater fein Seben, 3öort
unb Söerf empfangen bat, rid)tet fid) bas ©tauben nic^t auf il)n,
fonbern in if)m auf ben, in bem er a{k§ i)at, 12, 44 uergl 5, 24.
2tnbererfeit§ roeit bie ©ebunbent)eit i^efu an ben 35ater feine
@r^öl)ung begrünbet, burd) metd)e ber "i^ater fein ^^erf in ber
2Belt it)m überträgt, ert)ält a\k§ ©tauben an ©ott bie ^Kid)tung
auf hzn ©ol^n. ^)
'3)a§ rcirb baburd) nid)t befd^ränft, ba^ im 53tic£ auf bie
^affion ber auf ©ott gemanbte ©taube üon bemjenigen, ber fid)
an3efu§ t)ätt, unterfd)ieben rairb: euer^erj roerbe nid)t erfc^üttert;
gtaubt an ©ott unb aud) an mid) gtaubt, 14, 1. Sßeit :3efu§
al^ ber ftevbenbe unfäf)ig fd)eint, ber ßietpunft be§ ©tauben§ ju
fein, roirb au?brüc!tid) auf ben I)ingett)iefcn , metd^er ber ©runb
einer unerfd)üttertic^en ^]ui)erfid)t bleibt, unb au§ ber auf ©ott
geftetiten 3ui>fi^fid)t erroäd)ft bie ^raft §u bemjenigen ©tauben,
baö aud) bem in ben 3::ob gegebenen alte dJladjt unb ©nabe
juerfennt.
^emgemäf? beftet)t aud) ha§ 3Befen be§ Ungtaubenc^ bavin,
ba^ er ^^fu^ oon ©ott trennt. 6otange bem CviiiMl^^* ^^^" 'i^ctter
nod) oerborgen unb uncrf'cnnbar fd)eint, fragt it)n ^Vfu^: gtaubft
bu nid)t? 14, 10. (5ntfd)toffenev Ungtaube liegt uor, wenn ge^
urteilt roirb : biefer 9)?enfd) ift nid)t oon ©ott, 9, 16. •
„xdi ifabe Ö)ott()cit, icl) bin t>ai Movt, ifl) bin 'Wcltronont, icl) bin oiuiti" ober
(ll)nli(f)i'ö. v»cne oii^jc riditcn ben 5Micf an\>binctlicb bnid) vvofnvN buifl) ,yim
i.\atex Oiunuf. 3^icic biirftc man fdjiuevlid) al<* für violj. nnniöiilid) bc,u*id)ncn;
fle toürbcn ober einen flar beufcnbeu, l)ort)fteI)enbeu .'obrer erforbern, ber fid)
beutlid) M« mad)cn wiifite, baft Cilottlieit nnr bnrd) bie Wceintheit mit bem 'iUiter
^cfu 'i.W[\fy fein fann. ilH'i ;"\ol). uon paivinijd)en tiiinuivfuniu'ti .^n rebon, nUN
JjäUe er einen MOi'iten (■»iott neben c-lott, ift ^Minblieit.
') Xie« ergibt einen Unterfd)ieb in ber Anffunii bevN '-IH'iuiffo ,^un|d)on
ÜHt. unb "^oh. 2)er @ntj: in alle« WInu6en fei bie aH'jnljnnfl (£()rifti mit ein
Orfdiloffrn unb nur burd) biefe fonu)ie jene*» Miftnube, ift bei o^l). fd)("irfer bind)
Orbilbct unb formuliert.
SBort unb aßevf als ©taubenSflnmb. 193
Seil ha§ ©(auben auf 3efus genrf)tet ift, fann feine 53e^
grünbung nur burrf) il)n felber I)ergeftellt lüerben, ^) unb bieg
fann nur baburd) erretd)t raerben, ba^ ev g(eicf)5eitig feine ®in=
f)eit mit bem ^ater unb bie @emeinfd)aft, in bie er mit bem
9Jienfrf)en tritt, offenbart. Sßeil biefe nirf)t auf einjelne ^öt)e=
punf'te feinet £eben§ befrf)ränft finb, fonbern aüe§, was er ift
unb tut, beftimmen, gefd)iet)t if)re Offenbarung burc^ fein ganjeS
9SerI)a(ten, burrf) alle§, momit er fid) mit ben 9^enfd)en in 23er=
fet)r bringt, ebenforaot)! burd) fein ©ort, mie burd) fein Serf.
^cfu§ bel)anbe(t barum bie ^rage: roer biftbennbu? al§ grunb^
unb red)tlo§, meit fie ba§, mag er beftänbig offen beseugt, über=
t)ört, 8, 25. (gr oerbirgt fid) Dor ber SBelt nid)t, mac^t fic^ üie(=
mel)r offenbar, unb ba§, rcas er au§ fid) I)eraug gibt, fann nur
eine einzige ^^onfequenj in benen finben, bie if)n fennen: gan^eg
aSertrauen ju i^m, meit er ba§ Sßort beg SSaterg rebet unb ba§
«5erf beg S^aterg tut.
:^c f)öf)er ber ©laube gefd)ä^t mirb, um fo mef)r @emid)t
fäüt auf bas ©ort. 3of)anneg f)at bag ©ort al§ bie atleg in
fid) fd)lief3enbe ®ab^ befd)rieben. ^efu§ ift felbft bag „©ort",
ba§ bei @ott mar. "iJiarum f)at fein gefamtes Sieben in ®ott
feinen Urfprung unb tritt mit bem 9Jlerf§eic^en ber @öttlid)feit
an bie ^örer f)eran. Sein ©ieget ift „bie ©a^rf)eit", mäf)rcnb
bag SJlerfmal beffen, mag nid)t @ott, fonbern ber 2;eufel fd)afft,
bie Süge ift. ©eil ^ef"^ ,M^ ©at)rl)eit fagt", cermag fein
©ort ben lIRenfc^en inmenbig ju faffen unb ju Derpflid)ten. ^ie
©al)rt)eit ift bie überjeugenbe unb baburd^ jum ©lauben fül)renbe
^h-aft. ')
') W. «nb Sof). glauben um S^f" loillen auf ©ninb beffen, was er ift
unb tut. tkx 3ol)anne«^ l)at aber bie c^anje 2?arftellung tas: eine S^el, ju jeigen,
nnc vi»-1»'3 felbft buvd) fein ü?evl)alten foiüol^l baö Ölauben, aU ben Unglauben
beiüivft.
2) ^ei mt entfprec^en fid) ®üte imb ®laube, bei 3o^. 3ßa^vl)eit unb
{^Haube. öeineiiifam ift beibcn, ba^ bie Söurjel besi ©lanbenä ein einfad)er,
in jebent uovbanbener '-l^orgaug ift; benn aud) bie ©mpfinbung für ben 'li5ert
ber 'ilHil)rl)cit ift eine elementare ^ynnftion. (S'ä liegt barum in hen jobanneifdjen
Sä^en iiber bie i^e5iel)ung junfdien 'lüabrOeit unb OHaube bie 3ad)parallele
ju jenen Urteilen ^efu bei 9)Jt., n)eld)e ba^ ölauben nidjt alä etroaö Münft=
lid)e<^ unb (intlegeneö , fein 3(uebleiben nid)t alö entfd)ulbbar bebanbcln,
Sctjlnttcv, "Dov ®lQUbe Im 9i. Tcft. l-"3
SGßte ha^ Sort bei ©ott war, fo entftel)t aurf) bie 2öat)rf)eit
nic^t erft au§ bem ©rfcnnen unb 9f?eben ber 9Jlenfd)en, bie if)re
Empfänger, nid)t aber i^re ©rjeuger finb. (Sie beftef)t uor aller
geiftigen STrbeit be§ 9)^enfd)en, tüenn i{)r aiid) innerf)alb ber 2öe(t
ein Söerben ^ufornrnt, 1, 17; {)ier rcirb fie burd) ^efuö in ber=
fetben SBeife, rcie hk ©nabe biircf) if)n wirb. @r gibt it)r in
ber finfteren 9)Zenfc^f)eit ba§ ® afein, rceil er fie bezeugt, 1^, 37.
5, 33. S)arum rebet ^of)anne§ nid)t befonberS uon einer „gütt=
Iid)en 2Bo^rf)eit", ^) foroenig al§ er com „Sic^t @otte§" ober üom
„Seben @otte§" fprid)t. @r unterf^eibet nicfjt ein boppe(te§
Sid)t tnenfd)Iic^e§ unb göttlid)e§, fonbern Sirf)t unb Seben finb
ein ©inigeg, ©ott allein @ignenbe§, fo ha^, rva§ in ber Seit
Sid^t unb Seben befi^t, an götttid^er SKirt'ung unb ®ahi 9(ntei(
^at. ©benfo bleibt i^m ber 2ßaf)rl^eit§begriff eine ungeteilte
@inf)eit; er jerlegt bie SSol)rf)eit nid)t in eine menfd)lid)e unb
güttlid)e. 2Beil fie @otte§ Slrt ift, fo, wie fie fid) ber be=
raupten ©eiftigfeit be§ 9Jlenfd)en funbgibt, barum bilben „3öa^r=
^eit unb Seben" in if)rer ^Bereinigung ben Seg jum 33ater;
barum ift 3efu§ „bie 2öa^rf)eit" in berfelben Seife, wie ha^
3Bort, 14, 6. @benfo ift ber ©eift „ber ©eift ber 3Ba^rt)eit",
14, 17. 15, 26. IG, 13, ha fie wie fein Sefen, fo aud) bie ©abc
bilbet, burc^ bie er fid) im 9JIenfd)en offenbart.
9flid)t nur Seben, fonbern auc^ Sid^t, nid)t nur ©eift, fon=
bern aud) 3Bat)rl)eit ift ba§, tt)a§ wir oon ^t\u§ empfangen unb
bei it)m ju fuc^en l)aben. ®amit ift gefagt, ba^ er un§ nid)t
nur ein anbere^ „Sefen" ober neue „Gräfte" oerleitjt, fonbern
in unfer 2)cnfen unb Sollen f)inein feine ©abe legt. ^a§ Sid)t
mac^t unfer 53ett)u^tfein l)ell; bie Saln't)eit bewegt un§ in unfevcm
perfönlid)en 23ert)alten. ©ben be§l)alb fann unfere 'öc^ieljung ju
^i\n§ nur ©laube fein unb ift ot)ne ©lauben nid)t "Oa. Seil
^efug ba^ fiid)t unb bie Sat)rl)eit ift, wirb unfere 'ik\^iel)ung
ju it)m ett)tfd) unb perfönlid). '3)amit fallen alle !iHirftellungcn
üon einer ©emeinfd)aft mit il)m bal)in, bie nur burd) 11{ad)t=
wirfung ober Scfengmifd)ung entftänbe, unb ha^$ ©lauben be*
OflI. @. 141-114. Darum flibt uni auc^ 3oO- t^f)nM) "Jic 5)Jt. ucm '^Jlufunrt
an :,Vfu Mlnflc über bcn il)m onlrtoftctitrcteiibcit Utuilaiibcii, H, 11. .'$2.
') fj itlriOnü auti ftcl)t 17, 17 um iu bcu rtiniu(]i'icu I^cjlcu.
$ßort unb SBcrf als ©(aukiieflninb. 195
fommt frf)(erf)tf)inige Unerlä^lirf)!eit. ®enn bem Sid)t öffnen mk
un§ gtaubenb, unb burd) (Glauben wirb bie SßBat)rf)eit unfer
©igentum.
®ie @tnf)eit 3efu mit bei* 3öa^rf)eit ergibt, ba^ er at§ ber
äöiffenbe rebet, al§ ber, n)e(d)er „gefet)en ^at". Sein Sort ent^
fpringt qu§ bem reellen 33efi^ beffen, n)a§ er fagt. @r [teilt
©Ott nid)t aug ber Entfernung üon i^m bar, fonbern in ber
®emeinfd)aft mit if)m. ^aburcf) erl)nlt er bie (Sigenfc^nft eine§
„Saugen", unb biefem gebüt)rt uon benen, bie felber nie ein
(5et)en @otte§ erlebt {)aben, ©taube. @§ ift 5lnma^ung, wenn
fie ben einen Sügner t)ei^en, ber auf ©runb eigenen (5e^en§ üon
bem rebet, TX>a§ fie nie gefrf)aut f)aben.
®aburrf) üoIt5ief)t 3ffw§ mieber jenen 5^er§ic^t auf 2Bei§{)eit,
3:t)eürie unb 2:t)eo(ogie, melrfjen un§ fd)on 9!}lattt)äu§ an if)m
firf)tbar mact)te.') Seit fein Sort nur bezeugt, wa§ er faf), fo
ift fein !föiffen DoUftcänbig ©elbftbemu^tfein. @r trägt feine
Set)ren oor, bie einen it)m felbft fremben ©egenftanb barftelltcn,
fonbern marf)t fein 3Sert)ä(tni§ jum ikter, b. t). feine (3ot)nfrf)aft,
unb fein Iser^ltnig jur 9Jienfd)^eit, b. t). feine 9)?effianität, funb.
^nbem fein 3Bort au§fd)tie^lic^ „3eugni§" bleibt, luirb ba§, mag
ben 3(nfd)luj3 an it)n ergibt, nid)t au§ bem ©lauben t)erau§ in ^a§
U^erftet)en unb ©rfennen nerlegt, fonbern t>a^> ©tauben bleibt al§
bie 3(una()me beffen, ma§ C^efu^ üon fid) bezeugt, bem ©rfennen
gegenüber beutlic^ abgegrenjt, unb erf)ätt üollftänbig bie 9iid)tung
auf ^efu '»^Jevfon. !®eil fein 3öort ba§ au5fpricf)t, ma§ er felber
für ben 'i^ater unb für bie 9)lenfd)en ift, ift e§ gleidjjeitig beibeS :
bie Offenbarung be§ Ü^aterg unb unfere 33erufung §u it)m. ©r
fpric^t al§ ber ^irte, ber bie ©d)afe ruft. Sßer feine Stimme
fo t)ört, ha^ fie ibn bemegt unb 5U it)m fü{)rt, ift mit it)m unb
baburd) mit bem ^-öater nereint.
®iefc 33ereinfad)ung be§ ©oangelium^, ba^ un§ nic^t 2Borte
^efu über bie oielerlei 2lnliegen be§ 3}^enfd)en unb ^u^en, fon^
bern nur fotd)e über feine ©of)nfc{)aft unb bie it)m bamit gegebene
Senbung an bie Seit oorgelegt merben, gefd)iel)t birelt im ^nkv-
^) Sei 3)?t. entftef)t baö ©laubeu miö ber 3Ba()ineF)numc< beffen, tuaö
Sefu^ tut; bei 3o(). miö feinem SeUiftjeniini^S. SBebev l)ier nocf) bort fönipft
Sefu'S (^eflcn bie K^coloflie feiner t^eijner mit K^eoloiiie.
196 ÄflP- 6- Sefuö imb ber ©laiibe nnd) ^sof)anneö.
cffc bc§ ©laubeiig, unter feinem Slntrieb unb ju feiner 33egrün=
bung. ®arum üerbinbet ^9of)anne§ mit ber 93ereinfad)ung be§
@oangeIium§ gugleid) and) eine ©rroeiterung unb ä^ertiefung be§=
felben, bie ficf) barau§ ergab, ba^ er un§ ben ©laubensgrunb,
^efu @int)eit mit bem Später, rei(i)Iid) unb beutürf) jur !®a{)r=
net)mung bringen will.
S)al)er erbalten mir bie 33e5eugung ber ©raigfeit ^efu, feine§
(Sein:§ im ^immel, feinet 2(nteil§ an ber Sc^ijpfung unb 9tegie=
rung ber 9Henfd)t)eit, feiner inroenbigen 33e§iei)ung jum SRenfd)en,
bie fic^ in ber ^^eife ber ®ott{)eit f)erfte((t. 91iemal§ tritt aber
babur(^ ein ®ogma an bie (Stelle be§ ©laubenS, fo ba^ etma
einer bie ^räeyiftens ^^fu auSfagenben formet bie erlöfenbe
^Maiift beigelegt märe, ©in fold)er ©cbanfengang mar für
3ol)anne§ fd)led)tt)in unmöglid), ba berfelbe nad) feinem Urteil
t)a§ (Süangelium umgeftür§t t)ätte. ®iefe§ t)at feinen 3nl)alt nid)t
baran, ba^ ung @ott biefen ober jenen @eban!en mitgeteilt liabe,
fonbern baran, ba^ er feinen 6ot)n al§ ben Sebenbigen gefanbt
})ahi. ^arum bienen alle jene Slusfagen nur baju, ba§ ©tauben
ju begriinben, inbem fie un§ fid)tbar mad)en, rcie Dollftänbig
3cfu ©ol)nfd)aft, wie oollftänbig barum aud) feine @emeinfd)aft
mit un§ ift. ') ^a§ bemäl)rt fid^ barin, baf? fie ben ^lid nid)t
üom 93]enfd)en ^"sefuS unb feiner ©efd}id)te l)inüber uvS ®el)eim=
niö be§ göttlid)en 2Befen§ 5iet)en, fonbern baju oon ;)ol)anne§
gegeben finb, bamit ber 9}?enfc^ v^efuö xu\§ nad) feiner ganjen
^ebeutung für unö erkennbar fei unb mir miffen, ma^o mir tun,
menn mir nn^ oon il}m fdjeiben ober ju i()m l)in5utretcn.
©0 entftct)t augJ :^efu 9Bort jene Beugung oor i^m, oljue
bie es fein auf ibn goridjtetc^o ©tauben gibt, ©eine für alle
geljeimnisüolle (£inl)eit mit bem !^ater mad)t, ba^ er ah ber
einzig .^ol)c über allen ftcl)t.
'j 'ilU'r bie lcl)rl)ajtcii ;'liio)iiiiiMi Dco jol)auiioi)cl)cii C;l)iiftiio Icbiiiliil) aK\
Spkflcliinflcu bco „Wlmiboii<>" bcmtcilt, l)at in biofcm Uitoil bie '■Jiötuuiiui, lUlc
blcfc (^ebrtiifcmcil)cii in bie ^iu[tellim(\ bei» (^Maullelu^ eiiiui)^''liofuMi. 'ilUT ba
flcfle» "ict)t iii ber Viine ift, biefe i?lll\^|■luu'll nur auf ben fubjeniucu (vaftor be^N
„Waubtm" ,Mi rebujicreii, fonbern l)ier ÜlWrflidjfeit fiel) entl)(iUcn unb wirfcn
flel)l, fUr ben bleiben bie lehrhaften 3luv^fartell über ;^efu ("'Sottlieil uoiu (^Hauben
untcrfd)tcben.
3öort unb 3Berf atS «(aubengöninb. 107
2)em t'Iaven Selbftberou^tfein, biirrf) ha^^ er feine ®eeintt)eit
mit bem SSatcr fd^aut, entfprid)!, ba^ er ber Kenner be§ 9J?enfd)en
ift unb if)n narf) feiner inrcenbigen ©eftatt burrf)fd)ant. '^ud)
babuvrf) erweift er fid) al§ ba§ „Sid)t", unb 3of)<inne§ f)Qt bie§
al§ einen befonber» fräftigen Stntrieb jum ©louben empfunben.
3öeil 9'ktf)anaet fie!)t er fei oon ^efu§ gef'annt glaubt er; ha^
;'\efu§ ber ©amariterin fagt, ma§ fie tat, bercirft, ba^ fie glaubt.
3öä[)renb be§ legten 33erfel)r§ ber jünger mit 3ffu§ bilbet bieg
ben ©runb, me§f)alb fie auc^ an ben (Sterbenben glauben: bu
mei^t ade ®inge, IG, 30, unb auf biefelbe ©rmägung ftü^t firf)
'petrug uor bem 3tuferftanbenen, 21, 17. '3)er (Sinblidf 3^1" in
ba§ ^nroenbige ber jünger bat für ben ©uangeliftrti nic^t blof?
be^^alb ^^ebeutung, loeil berfelbe einen ©rmei^ übernatürlirf)er
^Diac^t bei fid) I)at, fonbern meit er 3^fu ®emeinfd)aft mit it)nen
üoUenbet. Dbmobt er fie in i^rer '3d)n)ad)beit unb ©ünbe t'ennt
mit allem, ma§ fie bemegt unb erfrf)üttert, ben)al)rt er ifinen feine
Siebe unb jeigt ibnen bamit, ba^ fie mirfli^ ibnen gilt, fo mie
fie finb, womit i()nen bas burd)fd)lagenbe ©lauben^motiu ge=
geben ift.')
9lber aud) in biefcr ^liditung roirb fein äBiffen fd)led)tt)in
burd) ha^ eine ßiel, ba§ Glauben ju begrünben, formiert. 3lu§
,V'fu .^ienntni^ be§ 3}lenfd)en entftel)t feine Slnt^ropologie ober
'|.^fiKl)ologie, feine 2;^corie über ba§ „3Befen" ber ©eele unb bcä
Seibe^. ©ein Söiffen erzeugt bie ©emeinfc^aft mit benen, bie
it)m ber ''Jßakx gegeben ^at, unb mad)t biefe mafir unb ganj.
®a§ SBort, meldje^ ber i>ater it)m gibt, ift aber jugleic^
bie fd)affenbe 9Jlad)t, bie ba§ Seben erzeugt, ^arum fügt ^jefug
5um ^-föort and) ba^ 2öerf a{§ ©lauben§grunb, meil aud) feine
Serfe ®otte§ ©oben an il)n unb ©otte§ @aben für un§ finb.
@r gel^t mit feinem 2Bollen unb äöirfen in @otte§ ^anbeln ein,
unb „üollenbet ba§ SBerf be§ 3Sater§", 4,34. 5,36. 17,4. ©ein
') ^a ber Gv()üOte bo'j um burd)f(f)auenbe ÜBiffen ooKenbö &eft^t, fpric^t
v>ol). bamit eine Weiui^Oeit niu:., iüeld)e bie ©emeinbe in jeber 3?'^ unb Va^e
fefttjalteu |ol(. Jßiv finben bnl)er benfelben ©ebaufen in bev 3(pofalt)pie luieber:
„icf) löei^ beine Sßerfe". Sein ben 3)lenf(f)en burc^fd)aiienbeö 3öiffen mad)t fein
ifevmöi^en jn »eviiefien jur Safi^S feinet cvin',en 'i^erfebr^S mit if)m, roie e«i l^ei
3){t. bie 'iHn'auC''i'e^unu) fiiv allci .steilen ^efn ift.
198 ÄiiP- ^- S^Ü''^ iinb bcr OMiutbe nacf) otofjannes.
i8etüei§ befielt bariu, ba^ ber SSater and) bie größten SGBer!e,
bic ©pcnbung be§ eioigen Seben§ an bie SBelt unb bie 33oH=
ftrectung be§ @erid)t§, if)m übertragen ^t, 5, 21— 30.
9lid)t ein äöerf', ba§ für i{)n, aber nid)t burc^ it)n I)erbei=
geführt roürbe, nirf)t ein 3^ic^ß"/ ^ö§ h^ feinen fünften gefc^ät)e,
aber nidfjt feine eigene %ai wärt, fann bem ^Si^U ^^e\n bienen,
fonbern nur ein fo(d)e§ SBerf, ba§ er felber tut unb ha^ ficf) gleic{)=
jeitig at§ SBirf'ung @ütte§ offenbart, ^nbent er felbft fo !^anbelt,
ha^ er bie Söerfe @otte§ üoKbringt, ift ba§ ©tauben nidE)t an
it)m üorbei ober über if)n empor, fonbern auf if)n !^ingen)anbt.
®a§ SOßort unb ha§ SSerf ftet)en nad) it)rer ^ejietiung jum
©tauben gueinanber in einer gegenfeitigen Über= unb Unterorb=
nung. 3cbe§ oon it)nen f)at feinen befonbern 2öert, 14, 10. 10, 38.
9(uf ha^ SSort üerroeift 3efu§ ben jünger, ben er fragen mu^:
gtaubft bu nid^t? juerft, lueit e§ ha^ nöd)fte, innerlid)fte 9}]ittet
feiner Offenbarung ift. SBer an feinem Sort bie götttic{)e (Setbft=
bejeugung roabrnimmt, „glaubt if)m"; benn er ^ai in biefem
9}loment nod) nic|t§ oor fid) al§ ^^fii ^^erfon. S)a§ 3Sertrauen
ift fo auf bie an if)m felbft erfd)einenben 9Jtertmate ber ©enbung
@otte§ belogen, hieben ber ^äf)ig!eit, in feinem Sßort fdjon
feine ©emeinfdjaft mit bem li^ater rcafir^une^men, ift bie ^-orbe=
rang be§ l]tid-)in§ @lauben§fc^mäd)e. ®arum wirb bie 58itte
um ha§ SOBunber al§ SRangel an ©tauben getabett, 4, 48, unb
bie 3tufforberung ber Q3rüber: ta^ beine ;^"sünger beine 2öerfe
fet)en, al§ Unglaube bet^anbett, 7, 3 ff. ®ie ©alitäer fragen um=
fonft: ma§ tuft bu für ein 3eirf)en? 6, 30 unb bie ^^orberung
eine§ fotogen burcf) bie "ißricftcr mirb runbum abgemiefen, 2, 18 ff.
6otd)e ^-orberungen tommen nur baburd) ^uftanbe, baf^ ba^
!föort, t)a^ an fid) fd)on ber uoH ,vireid)cnbo ©runb beö ©laubcn§
ift, nid)t ai§ fotc^er mirffam unub, fo ba|3 bie erfte 33erufung
jum ©tauben erfotgto? blieb. 9Hdjt erft nad) ber 5(ufevuiedung
be§ i^ajaru^, fonbern oor berfelben nnrb an *il)Jartl)a bic "^vagc
gerid)tet: ict) bin bic 3hiferftel)ung ; gtaubft bu ba§? mcil nid)t
erft :^efu Xai, fonbern fd)on feine ^'^ifage ©lauben oerlangt unb
trc'igt. Senn er 5U feinem öntftebon bec^ tooljonjcs bebarf, fo tritt
Unmilligfeit unb Unfäl)igt'eit jum 'Jlnfdjluf? an Ctl)riftui^ ,y»tage,
bic erft üor feiner fid)tbar lucrbcnbcn .^^errlidjt'eit meid;t. ^arum
Sßort unb 2öerf aU ©(nuben^grunb. 199
löirb, nad)bem ben Jüngern ^e'\u SBort übergeben unb gur @e^
rcifjtieit gemad)t ift, bie 3Sert)eif?ung auf bie begrenzt, welche
glauben, ot)ne ha^ fie fet)en, 20, 29.
^itUein ein äßovt, ha§ nur Sßort bliebe unb auf ben reellen
33eftanb be§ SebenS feine SBirfung f)ätte, roäre !ein @(auben§=
grunb mef)r. @§ rcäre eine 33erf urjung be§ ®otte§bi(b§, nirf)t
eine Offenbarung feiner .^errlic^feit, unb ein 33er5id)t auf 'ba^
meffianifcl)e 2(nit, nic^t beffen 2lu§ric^tung. ®arum entftet)t ba§
©lauben nirf)t au§ bem 9? eben, fonbern au§ bem |)anbeln (St)rifti:
luenn ic^ e§ nicf)t tue, fo glaubt mir nicf)t, 10, 37. ^a§ Söort
erzeugt e§ nur bes^alb, weil es bie @etüäl)r in fid) l)at, ba^
ba§ äöerf it)m folgt, um beSmillen meil e§ au§ ®ott ftammt.
'il)er ^JSater fpricl)t nid)t nur, fonbern „tut feine 3Berfe", 14, 10,
al§ ber „in 3efu§ bleibenbe", fo ba^ (^3otteö 2Öer! jugleid) (il)rifti
^Jßerf ift, n)e§t)alb ber ©laube firf) auf il)n ricl)ten mu^. 2)a ba§
2Ber! (£f)rifti ^tn 'rTRenfd)en uor bie ootlenbete &ahi ftellt unb bie
@otte§fraft be§ 2ßort§ entl)üllt, bringt e§ il)m eine uerftärfte
Berufung jum ©tauben: „menn il)r mir nic^t glaubt, fo glaubt
um ber SBert'e f eiber millen".^) (&§ roiberlegt bie Unroilligfeit
§um ©tauben unb leitet, menn e§ biefen ^wcd erreid)t, ouc^ in
t>a^ ^Nerftäubnisi be§ inmenbigen Sßefen§ ^^]lx l)inein, fo bo^ au§
jenem ©tauben, ba§ bem Söerf gemät)rt mirb, ein neue§ ©tauben
folgt, ba§ il)n in feiner bleibenben ©emeinfc^aft mit bem SSater
faf^t. ®arum fällt trot} ber beftimmten 3lblet)nung ber ,3eicf)en=
forberung bennorf) auf 3^f" SBerfe mit il)rem luunberbaren ©1)0^
raftcr ein großer 9lacl)bruc!. ®ie ^^eid)en in ^erufatem, üor allem
bagjenige an ^ajaruS, mirfen in ben ^uben ©lauben, ba§ 3^irf)en
üon 5iana in ben Jüngern, 2, 11. 28. 7, 31. 11, 45. 12, 11.
^er 33linbe mirb barauf uermiefen, ba^ er ben Sot)n ®otte§ in
ber t)eilenben 2:at „gefel)en", nid)t nur get)i)rt l)at, 9, 37 cgi. 6, 36.
'3)ie 3eid)cn l)ält 3efu§ ben ^^uben wie ben 3ü"9ßi^n (^^^ ©runb
5um ©lauben uor, meil fie ©otte§ ^eugniS für i^n finb, 5, 3G.
10, 25. 38. 14, 11. ®ie SBerfe, bie er tat, mad)en 3§rael§
*) 2)ic t^affuufl beg ©ebanfeuö fcl)Iie^t unmittelbar an has^ natürlidje
(S'mpfinben an. i'eujleiclje mit 14,11: Jt« t« fgya uiru TuartiHv 'i^olpb.
1, 35, 4: dl' ctiTWf TMv fgyojv kaßaiv Tr\v nCanv unb 1, 13, 2: SC avjwv
7lQl(yft('cTWl'.
200 Änp- ö. Sefi's »iii» bei* ©laude nacf) 3of;c»n"e§-
Unglauben jur unentjd)ulbbaren ©ünbe, 15, 24. 12, 37. 3Sor
atlem wirb ba§ gro^e |)inberni§ be§ @(auben§, ber 5'ob (£f)rifti
unb feine 33erfe^ung in bie Unfirf)tbarf'eit, nirf)t fd)on baburd) für
bie jünger überrounben, ba§ ^efu§ i!^nen feine bleibenbe ©eniein=
fdjaft mit if)nen bezeugt, fonbern baburd), bo^ er fid) aU auf=
erftanben fic^tbar mac^t. Um bie jünger mit bem Sßorte au§=
prüften, ^a^ ©tauben ftiftet, barf ^t)oma§ bie <^anb be§ 2luf=
erftanbenen anfaffen.
'^k SBerfe ^efu 5iel)en if)re ^ebeutung nid)t nur an§ ber
SJ^ac^t, bie in i^nen erfd)eint, fonbern au§ bem 3iete, ju bem
bie 9Jlad)t mirtfam mirb. 9iid)t nur ba§ Quantum, fonbern bie
Oualität berfetben, bie burd) fie «ermittelte (3dbi, ma<i)t fie pm
@Iauben§motiü. ^o{)anne§ t)at ftar! bie ^ejie^ungen ber 3eirf)ßn
3um uniüerfalen ^wtd ^efu f)eroorget)oben. 3llg bie 3luferftet)ung
unb "öa^ Seben mad)t er fid) burd) ba§ t'unb, wa§ er an Sajaruä
tut, unb nod) met)r buri^ ba§, nia§ an feinem eignen 2eib ge=
f(^iet)t, als ba§ ßid)t burct) bie S^at am ^linbgeborenen, al^ ba§
Seben gebenbe 33rot burd) bie Speifung ber S^aufenbe unb nod)
met)r burd) fein ^reuj. 9(ud) ba§ 3eid)en oon ^ana t)ei^t fd)n)er=
lid) blo^ be§t)atb eine 5ßerfid)tbarung feiner .^errlidjf'eit, meil e§
fc^öpferifd)e 9Jlad)t offenbarte, fonbern mirb ^efu 33eruf in feinem
Unterfd)ieb oon ber bi§t)erigen ©tetlung 3§rae(§ unb n)ot)( aud)
Don ber be§ !Jäufer§ be5eid)nen: bort ftet)t 'i)a§< alte 9f?einig!eit§=
roefen mit feiner ^u^e unb feinem ©djmerj, f)ier ber (Jf)riftu§,
ber ba§ g^eft feiert unb bie ^reube fd)afft.
6o(d)e |^cid)en mad)en jebod) ba§ umfaffenbe ^kl ^efu nur
in 5eitlid)er ?^orm unb in ben irbifdjen ^-l>erl)ättniffen fid)tbar, unb
finb be§f)atb nid)t fein eigentlid)e§ Serf. Serben fie nur alö
fi)mbolifc^e ^arftellung ber im 3Borte ^i\n entt)altenen ®ebanfen=
reit)en aufgefafjt, fo mirb baburd) ber @cbanfe3*-1u oerlel^t. ;"\ot)an=
ncö betont, bafj biefclbcn il)re '-Ikbcutung für il)n bariu batten,
bafj fie „3Berfe" finb, !')iealiüirfungen, unb ,^mar Söcrt'e @ottc§,
iüeld)c bie Söortc ^ef" öI§ göttlid)e ^eugniffc beftätigen. ©ie
bcl)altcn bc^batb eine befonberc oom Sort unterfd)icbcne '-llJidjtig'
feit, meil fid) in il^nen ber Sille unb bie ifraft offenbaren, ba^^
ins 2öort ®efa^tc in§ Scfen ju fe^cn. 3U(erbing§ weifen fie,
roeil fie ber gcgenmärtigcn unb irbifd)en ©pljärc ange()ören, nur
2ßoit mtb 2ßerf al§ (SJ(au6ensflrunb. 201
anbeutenb auf bie reelle, jenfeittge iinb ewige @abe @ütte§ ^in,
iüäf)renb ha§ 2ßort fie uollftänbig aufbectt unb barbietet, ba e^
enger unb üollftänbiger in bie @emeinfcf)aft mit i^efug fe^t, alsi
e^ burcf) 'Oa§ 3etrf)en gefc^iel)t.
äöenn ^eju^ öuf bie ^itte beg ^önig(id)en antwortet : wenn
i^r nid)t ^eicf)en unb Sßunber fef)t, fo glaubt it)r nicf)t, 4, 48,
fo begießt firf) ^efu 2:abel fc^werlic^ blo^ barauf, ba^ fid) bcr
Sittenbe feine anbre 2Beife ber Leitung oorftetlen fann, als bie
burcf) ^efu eigene Gegenwart nermittelte, unb il)n be§l)alb mit
fid) nac^ Slapernaum ju netimen münfd)t; nielme^r mad)t bie
^itte felbft, ber Plummer, aii§ bem fie geboren ift, unb bie
33etract)tung be§ ^^obeg, bie fie erzeugt, bie 3Uimefenl)eit be§
©taubeng im ^ittenben offenbar. SBic gering ift bie (Bäht, bie
er mit feinem 33ege^ren fuc^t, oergtid)en mit bem, mag ber
©laube t)ätte! '3)er (2ol)n fef)rt il)m in bagjenige Seben jurüc!,
bag immer nod) bie ^ebürftigfeit einer neuen t)öl)eren Sebeng=
gäbe in fic^ l)at unb nod) mrf)t gegen „ba§ Sterben in ber
©ünbe" fd)ü^t. ®arum ift bie innere 2Bir!ung ber ^at 3^fw
für ben '^ittenben raertooller alg i^r äußerer ©ffeft, ber nur
bie ^ebeutung eine§ 8ficl)en§ f)at; er erlangt ha§ @rö^te ba=
burd), baf^ er ©tauben empfängt, bem bie 33erl)ei^ung gegeben
ift, bafj in i^m aud) ber ©eftorbene lebt, 11, 25. ^iefe§ ©tauben
lann unb foll auc^ o^ne ba§ ,^eic^en entfielen unb fid) aud)
bann, wenn ber <Bo^n ftirbt, erl)alten. 3efu§ fpric^t au§, ba^
feine Umgebung ju fold)em ©tauben nid)t fät)ig ift. SBenn ber
ilnabe ftürbe, fo fd)iene bem Sittenben bie Sebenggabe ©otte§
nid)t üorl)anben unb 3efu§ mad}U unb I)ilflog ju fein. ®arum
gemät)rt it)m 3efu§ bie fleine ^ilfe, bie er begel^rt, ta bie ©r=
l)altung be§ (Sof)n§ für i^n eine Q^aht bitbete, burd) meld)e er
bag grof^e, ganje ©lauben lernen wirb. @r erfüllt aber feine
Sitte fo, ha^ er fid^ 5unäd)ft an feiner Ser^ei^ung genügen
laffen mu^. (So erfät)rt er, baf? im 2Bort ^e\u bie Seben§=
gäbe entt)alten ift, unb wirb baburd) 5U einer ©lauben^übung
angeleitet, n)eld)e aud) ba§ 3ßort, haB bem ©terbenben 2ehin
gibt, beial)en fann.
"iihhtn bag 2öort an ben 5löniglid)en wirb bagjenige an
bie jünger: id) freue mid), "tta^ id) nid)t bei Sajarug mar, ha--
202 i^fip- 6. Set"'5 unb bei' Wkiube nacf) Jso^anneS.
mit il)i* glaubt, 11, 15, 511 fteüen fein, ^m $8Iic! auf beu
fterbenben Sa§aru§ wäre ben Jüngern ber ©laube cvlofdjen.
^efu§ mi^t ibnen äl^nlic^e ©ebanfen su, u)ie fie bie ^ui^en
äußern: fonnte bet, ber bie Stugen be§ 93tinben öffnete, md)t
mad)en, ba^ aud) biefev nirf)t ftarb? 11,37. 2lud) bie jünger
finb nid)t imftanbe, neben bem bie 93erlf)ei^ung frf)einbar aufl}eben=
ben SSerlauf ber äuJ3ern ©reigniffe bie ^it^^^'ftdjt gu beit)at)ren.
daraus entftef)t bie ^iotrcenbigt'eit be§ Qäd)zn§> ; pgleid) rairb ha--
burd) ber in ber 33itte um baSfelbe liegenbe @(auben§befe!t offenbar.
®er aSermeigerung be§ ®Iauben§ fe^t ^efu§ aud) bei ,^0=
I)anne§ nid)t ha§ 3^^^" entgegen; benn biefe miberfe^t fic^
nic^t nur feinem 2öort, fonbern ebenfo fe^r feinem Söert 2lm
!Cerf)ör, bem ber ^Slinbgeborene unterrcorfen wirb, bringt e§ ber
©öangelift fräftig ^ur ^arfteüung, rcie feine Offenbarung ber
9Jlad)t ^efu ben @ntfd)tu^, if)m ben ©tauben ju nerfagen, gu
überroinben üermag. ©old)e ^ritif feine§ 3Bir!en§ Derroeift ^efu§
bef)arrli(^ auf fein Sterben, ^ie ^^^riefter beftreiten bie 2öaf)r=
f)eit feinet Urteile über ben Ä'uItuS ;^^§rael§ , iine er e§ in ber
Säuberung be§ ^empel§ jum 21u§brud bringt, unb forbern, ba^
er fein 9fted)t burcf) ein 3ßirf)en bewähre. Sein 3^irf)fi^ ^fi »^fifj
er ben ed)ten 2;empel neu bauen mirb, bodj crft nadjbem fie if)n
abgebrod)en I)aben. S)ie ©alitäer forbern, baj3 er mie 3}?ofe
itjnen met)r alg blo^ ^rot gebe; er mirb fie in ber %ai in
^ö'f)erer Seife fpeifen, aber ha^, wa§ er itjuen al§ ©peifc gibt,
ift fein ^leifd) unb 33Iut. ^ie Vorüber fritifieren fein a3erl}alten
al§ ungenügenb für ben, ber h^n meffianifd)en Slnfprucl) er{)ebt,
meit er fid^ ber SGöelt nid)t offenbart; er rcirb e§ tun, bod) erft,
nad)beni fic^ ber -f^afj ber äöelt an if)m i)olI,^ogcn 'i)at. @r fann
in feiner irbifd)en (^eftalt nid)t alk§', mas! bem Unglauben jur
33egrunbung bient, ouf()eben. ^a§ SSoIf fann feine .^Öffnungen
gegen if)n fe!)ren unb it)n neben benfelben al§ arm unb obn^
mäd)tig geringfd)ätHMi. 3(ber all bem mirb fein Sterben bie
Söfung bringen, freilid) in einer SBeifc, n)etd)c bie Überbebung,
bie in ber 3^if^)t^'^[*^v^i-'i*ii"fl cntbalten ift, nid)t näl)rt unb bem
Unglauben bleibeub bie Wabe WotteS oerfngt. ^Hn ben ®e=
frcujigtou fd)lieJ3t man fidj nur burdj Xrauen an. ')
') ^« ber )üe|)anb(unfl bor ,3eic()cnfrnflC fiub ÜMÜ. imb v.ol). oiiumbci fdir paidUol.
2)ie SBiberleflunfl bee fnlfc^en @Iau6en§. 203
%a bie ®emeinfd)aft ^efu mit bem 23atcr unb fein in if)i*
begrünbeter S3eruf für bic 3ßelt i^n über alle er^ö{)t unb alle§
i^eben auf fein ©eben begrünbet, fo üo(I§ief)t fid) ba§ ©tauben
nur fo, ha^ ein ^j]ert)ättni§ totater Unterorbnung it)m gegenüber
entfte^t. @§ tritt bat)er bei 3ot)anne§ ebenfo beuttic^ wie bei
äRattt)äu§, 5um ©elbftoertrauen in einen frf)arfen ©egenfa^.
®a§ .f)inberni§, burd) n)etd)e§ 't)a§> ©tauben entraeber gan^ un=
mögtict) ober nu^= unb fraftto§ rcirb, beftet)t fortn)ät)renb barin,
)ia^ ein reid)e§, fatte§ ©etbftbercu^tfein ^efu§ entgegenget)alten
roirb, n)eld)e§ it)n nic^t braud)t. ©teid) pm 33eginn feiner
2(rbeit roirb feine SRutter fd)arf jurücfgeraiefen, roeit fie it)n teiten
lüitt, 2, 3; fo meinen and) feine trüber ^u miffen, ma§ er feinem
Berufe fd)ulbig fei, unb bemeifen baburd), ba^ fie nid)t an it)n
glauben, 7, 1 ff. '^ie i^uben uerteibigen gegen it)n i^ren t)err=
lid)en ;tempet, unb iierftef)en nic^t, mest)atb e§ it)m fd)aben folt,
ba^ aud) ein gro|je§ .f)anbet§gefc^äft an i^m t)ängt, 2, 18 — 20.
^Jlifobemu^ fte^t ai§ ber Sßiffenbe cor ^efu§ unb meint, ben
©eift unb ba§ au§ i^m entftef)enbe Seben nid)t nötig ju t)aben,
um ©otteö Sieid) ju fef)en. '^ie ^üngcvfdjaft be§ 2;äufer§ ift
Don ber dtjre unb ©rö|?e if)re§ 9Jieifter§ erfüllt, bei bem aud)
3efu§ mar unb uon bem er ba§ 3^ii9"i^ ert)iett, 3, 2G. ®ie
©amariterin t'iimpft für it)re ^Reliquien, ben t)eitigen Brunnen
;3afüb§; mit! 3^fu!§ etroa größer al§ ^afob fein! 4, 12. ^ie
©atiläer ergötjen fid) an ben großen "Dingen, meld)e bie 5ßäter
erlebt l)aben, unb alle 3eid)en 3efu üerfd)ii)inben it)nen neben
ber i^^errlid)feit beffen, wa§ ^§rael einft empfangen ^t: unfere
3Säter a^en ba§ SJianna! 6, 31. ^ür bie ^uben ^erufalemS
mirb ha^$ ©tauben be^l)alb unmöglid), meil fie fid) längft
fd)on a\§ bie freien S5l)ne ©otte§ miffen unb z^ ^efu§ nid)t
5ugeftet)en, baf? er größer a\§ i^re ^eiligen, al§ 2lbrat)am unb
bie ^^rovl)eten fei, 8, 53. ^§xati f)at fd)on feinen 9Jiittler mit
©Ott; „benn mir finb 2Rofe§ jünger", 9, 20. 9^ur burd) ben
3Ser5id)t auf biefen 33efi^, ber big je^t al§ ©runb be^ ©lauben§
galt, !ann ©taube an Oefu§ entftet)en, unb, roenn er entftonben
ift, feine f)eilfame Sßirfung l)erüorbringen.
'3)iefe§ üon 3efu§ uerneinte ©tauben ift burd)au§ nid)t
irreligiös in bem ©inn, "iia^ e§ nur bie §errlid)feit unb ®rö|e
204 ^<^P' 6. Sefiiä unb ber ©laube narf) Sof^flttnee.
beä eigenen ^d)§ genöffe unb mit birefter 93erneinung ©ott ent=
et)rte. 3Sielme^r gibt fid) biefeg 33ertrauen, ba§ ^cju§ entgegen^
gefegt irirb, in allen feinen formen feinen ©tü^punft in bem,
wa§ ®otte§ ift. Hbraljamg ilinber befi^en bie greit)eit al§ i{)r
fic^ereg (Srbe, weit fie @ott sum SSater l)aben, 8, 33. 41. 9Jlofe
ift ber ^erv ber GJemeinbe unb if)r 9JJittter mit @ott, meit @ott
mit il)m gerebet ^at, 9, 28. ®arum enthüllt ^t\ü§ bie 9Rid)tig=
feit biefer angeblirf)en ©emeinfdjoft mit (Sott. @r ift il)nen fern,
fie {)aben it)n meber gel^ört, nod) gefef)en, 5, 37. ©ein äöort
befinbet fid) ^rcar burd) bie Schrift in if)rem ^efi^, fie mirb
aber inmenbig nidjt uon if)nen feftge^alten, 5, 38. ^er fie ®c=
ftaltenbe ift ni^t ©ott, fonbern ber STeufel, raeil Süge unb ^pafj
ber ^nf)alt i^re§ Seben§ finb ; biefe merben aber nid)t üon ©ott,
fonbern oom teufet empfangen, 8, 44. ©o gibt un§ aud) :3of)an=
m§ eine I)öd)ft bebeutfame ^arfteüung be§ Kampfs :3ffu gegen
ba§ falfd)e ©tauben. @ine 3uoerfid)t, bie @ott al§ ißater an=
ruft, n)ät)renb g(eid)5eitig bie innere ^eben§geftalt ha§> ^ilb be§
2;eufe(§ trägt, ift falfd). %k Beugung üor Cyef«§/ ciu§ raeldjer
\ia§ ©tauben mirb, mirb baburd) im intenfiuften ©inn jur ^u^e,
5ur @rfenntni§ ber @efc^iebenf)eit oon ©ott unb ber ®ebunben=
^eit an mibergöttlid)e 9tegenten, au§ ber f)erau§ 3efu§ ben
9Jlenfd)en p fid) beruft.
S)ie entf)ültung ber ©ottlofigfeit ber SÖBelt oollenbet ^^fwö
baburd), t>a^ er feine 23erbunben^eit mit bem i^ater offenbart.
'3)a er trotj berfelben oermorfen roirb, ift bie Unn)at)rt)eit jeneö
angeblichen @Iauben§, ba§ fid) gegen il)n fe^t, ooUenb^ anö Sid)t
gebracht, ©in ©tauben, \ia^ @otte§ SÖBort unb Sßerf an ,<vefu§
oerneint unb beftreitet, ift lein mabre^ ©tauben, feine ^cial)ung
©otte§, fein ©ott äuftrebenbe^ !i^erlangen. 3BeiI ber ^ubc g(eid)=
jcitig feine .f)offnung auf SJiofe fe^t unb ^t\u^ ben ©tauben
oerfagt, ift feine Grmartung eine 2'äufd)ung, bie il)n ^u fd)anbon
mad)t, 5, 45—47. ($ö ift bejeidjuenb, bafj bie auf lüJKifc gefeilte
©rmartung nid)t in ben ©lauben^^begriff gefafU ift, obn)ol)l bie
©(i)rift bie formet: „an 9Jlofe glauben" gab. ^ennod) fagt
^llot)annefii nur rihtiKtmi elg Blon'ariv, offenbar al^o ''l.'arallolc ,^u
TCETriaiev'/Jvai «c; Xgiarov, jebod) mit bouüid)om lln(ovfd)iob,
roie benn bie auf Ocf"«* gefeilte (Srmartung im ©üangclium nie
Sie SBiberfeguiifl bes falfdjen 0(au6ens. 205
„{)offen" f)ei^t. ^ür eine eigenmärf)tige, be§ göttlid)en @runbe§
entbet)renbe ©rraartung brQurf)t ^of)anne§ „glauben" nid)t. ^tm
auf 9?lofe gerirfjtete 3woßffi^t t)erf)inbert ntcl)t, ba^ SJiofe üor
©Ott at§ tf)r 3(nf'täger ftet)t, rceil fte srcar auf if)n f)offten, aber
if)m ni(i)t glaubten. %a^ fie firf) um be§ @efe^e§ rciden ade
.^eilggüter beilegen, ift nod) nid)t ©taube, ©taube rcäre bie
Stnerfennung 9)?ofe§ in feinem oon ©ott il)m gegebenen Seruf;
barin märe aber unmittelbar aud) ber ©taube an 3efu§ Ö^fe^t,
meil SJlofe „über it)n fd)rieb". (3rf)rcerlirf) ift babei nur an
einjetne meisifagenbe SOBorte gebad)t, fonbern mic 3efu§ ben
Stempel mit fid) gufammenfa^t unb ju feinem ^ilb unb ßeid^en
mad)t, 2, 19, fo mirb er f)ier ba§ ganje ©efe^ auf fid) be§iet)en,
loeit :3§rael um feinetmillen gegrünbet ift, at§ fein „©igentum",
unb in if)m ber .^irte, ^err unb ©ott erfd)ien, Don bem 9)lofe
at§ üom .f>errn unb ©ott 3§raet§ geugt, su beffen ©emeinbe er
ba§ 23otf bereiten mitt. ®ie 2(neignung beffen, ma§ bie (3d)rift
über ©ottes 9iegierung unb Sitten fagt, märe bie ^efät)igung
•äum ©tauben an it)n, roie auc^ bie 3lbtef)nung beg (Sd)rift5eug=
niffe§ üon ©ott ben ©treit mit ^efu§ jur ?5otge ):)ai. ^abei
t)at 9}lofe bem ä^olf „©efd)riebeneg", ygaf-if-mia, gegeben, 3efu§
nur Iföorte, gri^iaca; ber ©egenfa^ mirb fid) auf bie gefe^tid)e
Straft be§ 2öort§ be5iet)en, bie in ber fd)rifttid)en ^irierung be§=^
felben fid) 3tusbrud gibt. C^efug tritt nid)t mie SJJofe at§ ©e^
fe^geber t)or fie, it)ren ©tauben mit groingenbem 33efet)l für fid)
forbernb, fonbern fud)t alten ©rfolg in ber inneren 5lraft unb
Söirfung feinet 3Öort§. |)at fie bie gebietenbe (Sd)rift nid)t 5um
©tauben gebrad)t, fo mirb bieg fein leid)t oergeffeneg SÖBort nod)
meniger erreichen, ©r Der5id)tet aber nid)t bto^ auf bie gefe^=
gebenbe, fonbern auc^ auf bie rid)terlid)e ^unftion unb ftellt fid)
nid)t al§ ^§rael§ 2Infläger uor ©ott. ^eäroegen bleibt jebod)
it)r Unglaube nid)t ungeftraft. 9Jlofe ift ber 93er!läger berer,
bie i^m unb barum aud) ^t\\i§ nidji glauben. SBegen feiner
(5ol)nfd)aft mei^ S^f"^ «de 33oten ©otte§ auf feiner (Seite.
21bral)am freute fid) feinet 3:age§, ^^fajö f«^ f^in^ .f)errlid)feit,
unb 9Jlofe ruft ©otte§ ©erid)t gegen ^a§ ^efum oermerfenbe
3§rael an. ^iefe§ fd)eibet fic^, inbem e§ 3efu§ ausftö^t, non
allen feinen A^^eiligen, unb fein 9tut)m, ben e§ auf biefe
grünbet, serfäKt burd) feinen Unglauben gegen ^efu§ in nid)tä.
äuc^ bie 3uoerfi^t, mit ber ^§xmi bie ©d)rift al§ bie
S3erbürgung feinet 2lnteit§ an @ütt oeretirt, nennt ^oI)anne§
nid)t ©lauben, fonbern ein ^Df^einen. „^^r burd^forfcf)t bie
©pnid)e ber ©rf)rift, weil i^r meint, in il)nen en)ige§ Seüen ju
^aben", 5, 39. 2)enn tt)re 3wüerfid)t jur ©cfirift f)ebt fid) f eiber
auf, meil fie bennod) nic^t ju 3efu§ fommen lUoKen, roäf)renb
boc^ bie gi3ttlid)en SÖBorte, in n)e(d)en fie bie 33erbürgung be§
crcigen Seben§ fel)en, üon it)m 3^wpi^ geben. ;[^t)re g^römmig^
feit jerfädt batier in einen grellen ©elbftroiberfprud) : fie preifen
bie Don ^stin^ §ettgenben SBorte unb Derad)ten it)n felbft, freuen
fid) biefer SÖBorte al§ ber 3}ert}ei^ung be^^ ercigen Seben§, unb
rcollen baSfetbe nic^t üon bem empfangen, ber e§ il)nen gibt.
'3)er 5lufforberung 3efU/ '^^'^ 5» ewigem Seben bleibenbe
8peife ju erarbeiten, ftö^t bei ben ©aliläern auf üolle ^e=
reitrcitligfeit, ba fie ju jeber Seiftung für @ott entfdjloffen finb:
„ma§ follen mir tun, bamit rcir bie 2öer!e @otte§ rcirfen"?
6, 28. 3lber biefer (Sifer errceift fic^ fofort al§ unrca{)r, ba
3efu§ ha^ @lauben an ifin al§ ha§ eine Sßert' bejeidjuet, ha§
it)nen @ott gegenüber obliegt, rceit fie nid)t felbfttätig ben @runb
if)re§ eroigen Seben^ roirfen follen, root)l aber ben, ber uon ®ott
it)nen burd) feine eigene 2;at gefanbt ift unb it)nen bie belebenbe
©peife a{§ feine eigene ®ahe gibt, aufsuneljmen I)aben. ^a fie
bie 3^J^utung, auf it)n i^r 33crtrauen ju ftellen, ablet)nen, ba
er ju einem folc^en 3Serlangen nod) nid)t bered)tigt fei, errceift
fic^ i^r ganjer ©ifer für ben ®ienft ®otte^o al§ leer.')
@§ fefjlt it)nen ber ©eljorfam gegen bie einfadjften ctl)ifd)en
eintriebe be§ @otte§bercu^tfein§ ; fonft rcäre it)nen fein ©treit
') «fli. a)Jt. 21, 28 f. : i^v \)abt bcm Jrtufev md)t geglaubt unb boburd)
euren fc()cinftaren Wel)or)am sur l'üge gemncl)t. ttbiigcnsJ fel)lt cci beni Wlaubenös
anfpnid) :,V'fu, fo luie il)n l)ier ^ol). barftcllt, fcincMucn^S an iU\\ii'l)uiuiou jum
gegebenen jübifd)en (^Jcbrtiifeutvnig. '3Jiri)t nur bie Ü(ii<>u'id)niinn ber ^pcubung
bc0 'i)iannai5 aU eineo fonberlidien t5rtuei|eci ber güttlid)eu (Mnube l)iit iiibifdjen
l'ofniton, fonbern nud) bie il^erbinbuug beöfelben mit beni ©lauben. Wan Iii<S
flud) in ber cijnngoge in iSjrob. 18, baf? bn«i .^Sinuuelöbrot nur für bie gefoiunuMi
fei, bie glaubten, ugl. 8. 29. ^ill)nlid)ev5 gilt uon 3, 14; aud) bio luiiagoiviU"
Xrabition bat bie (''5efd)id)tc uon ber i2d)lange ba^t beniU'l, um bio '•iU-bculinig
be« (Hiaubenö ju werben tlidjen, f. ®. 87.
^ie aBibedegutifl be^ fal)cf)en @faii5en§. 207
gegen ^efu§ mögUd), lüeil e§ an i^m offenbar ift, ba^ er oon
ber felbftifc^en ^^erberbnig be§ SBillen^ frei ift. 9lur besroegen,
roeit fie felbft nic^t roiffen, wa§ Siebe unb @f)re @otte§ ift, wirb
i()nen bie reine Unterorbnung ^e]u unter @ott, bie nid)t ben
eigenen 2öillen tut unb nid)t bie eigene ®^re fu(^t, nid)t jum
©taubensmotio, 5,41—44, 3, 19—21. '2)arum fc^Iägt and) i^r
Unuermögen, p ^efu§ 3Sertrauen ju gerainnen, gegenüber ben
antic^riftlid)en S^enbenjen in if)r t)olIe§ ©egenteit um, 5, 43. ')
(Sben be§()alb (}at 3ot)anne§ bem ©tauben immer mieber
unb au^fc^lie^lirf) bie ^ejiel^ung auf ^cfu§ gegeben. 9lur bann,
menn e§ feft unb ganj an i^n angefdjloffen ift, ift nid)t nur
ber Unglaube, fonbern auc^ bas falfd)e ©lauben übermunben,
unb berjenige ©laubensftanb erreirf)t, n)e(d)er mirflirf) ©ott aU
®ott fo^t unb be§f)alb in bai§ eroige Seben nerfe^t.
®a^ bie Sßelt in i{)rer Gntfrembung non @ott erfannt unb
it)r Sügen unb Raffen gerirf)tet roirb, ergibt bie jof)anneifrf)e
parallele jur 33u^prebigt ^efu bei 9Jlatt{)äu§. ®er 2fnfd)lu§ an
;3efu§ ift jugteirf) 9(bfcf)(u^ gegenüber ber äöelt; roeg uon biefer,
abftü^enb, roa§ fie t)at, roenbet fid) ber ©laubenbe ju ^efu§ ^in.
^ie ^raft jene^ 3(nfd)tuffe§ unb bie Energie biefer 3tbftü^ung
fte()en einanber parallel unb ergeben ein eint)eitlid)e§ @rlebni§.
<Bo l)at 3efu§ aud) nad) bem ^Serid)t be§ 3ol)anne§ ©tauben
unb ^^u^e unli)§lid) mit einanber geeint.
@§ ift §roar tief im ©lauben§ftanb be§ ^o^annes begrünbet,
bafj er nid)t »on ber „l'lmfel)r", ueidvoia, gefprod)en t)at. @§
bleibt babei bod) unjroeifelliaft bie 2lb!et)r non allem ^öfen unb
ber ^^erfd)lu^ gegen ha§, rva§ ben SJlenfc^en otine :3ßfu§ beroegt
unb füllt, ein roefentlid)e§ 3JZerfmal beffen, roaS er ©laubeir
^ei^t. Se^liatb ^atte il)m ^efu ^Su^prebigt, öf)ntid) mie bie
^)ieid)§prebigt, nur eine uorbereitenbe ^^ebeutung? 3Beil e§ il)m
om pofitiöen 3ißl ^i^gt, ju bem un§ ©Ott füt)rt, nid)t am ©d)mer5
ber a^teue, mit ber roir un§ rid)ten, ober an ber 9Billen§energie,
mit ber roir un§ gegen unfere üerfet)rten Sfleigungen fträuben.
1) 3)a^ 0(au6en ift bei '^ot). nic^t (eirf)tev aU^ bei 3)U. 2)ev 33licf in bie
£cl)iuieiii^feiten, bie i()m loibeiftelien — nii1)t luic ein Senfforn ©laitbe! — l)at
l)iei- unb bort biefelbe Mlai-I)eit.
208 ^fiP- 6- Sefus imb ber ©(auOe imcf) ^sof^aimce.
fonbern baran, ba§ un§ ein neuer Sebensftanb mit bem ©tauben
an 3efu§ gegeben ift. ^arnit ba^ un§ roirfüd) ein S^euwerben
oon ©Ott bereitet jei, beginnt bei ^oI)anne§ Oefu§ feine Set)r=
arbeit, 3, 3. ^oc^ ift bei ^ot)anne§ nid}t fo üon einem be'E)ar=
renben SebenSftanb bie 9iebe, ba^ ber 2(ft be§f)atb überflüffig
mürbe: man „fommt p -3efu§", „f'ommt an§ Sirf)t", „fd^reitet
au§ bem Stob in§ Seben f)inüber", unb biefe§ kommen p
^efu§ ift berjenige 2l!t, ber jugleic^ bie ©emeinfdjaft mit altem
33öfen löft.
^arin, ha^ bie SSerneinung beffen, wa§ ber 9)lenfd) ift,
na^ 3nt)alt unb Umfang abfolute ©eltung erf)ält, alle, nid)t
blo^ ^^rael, rceber blo^ feine ^öüner, nod) bto^ feine ^]^f)arifäer,
fonbern bie „3öelt", bie burd) einen einf)eitli(^en SebenSftanb
uerbunbene 9}lenfd)t)eit, trifft, unb an berfelbcn alle^, nid)t nur
it)re ©otttofigfeit, fonbern auc^ it)re 9ieligion unb @otte§bienft=
Iid)feit, ifiren Unglauben unb it)r ©tauben üeruvteitt, mad)t fidj
bie gefd)Ioffene S3ottenbett)eit be§ ®lauben§ an ^efu§ mirf'fam.
3Ba§ an Zs^'iuS fidjtbar roirb, bie @emeinfd)aft mit ©ott, bie er
t)at, er^ätt eine ungeteilte ^ejaljung at§ attein reat, altein normal,
allein bie 3Öat)rI)eit unb ba§ Seben feienb. 2(u§ biefem ^a brid^t
ein 9lein Ijeroor, ba§ fic^ nid)t nur gegen bie ^-einbe ;vVßfu, nid)t
nur gegen bie ^uben, nid)t nur gegen einige ober uiete SRenfd)cn,
fonbern gegen bie SBett menbet, fcbod) otjue ba^ e§ einen un=
rul)igen ^ampf unb auf ^^erftörung gerid)tete Million erzeugte,
roeil ja biefe 33erneinung im ©tauben il)rcn ©runb bat unb an^
ber ©rfcnntniä ermäd)ft, tta^ ber ©ot)n ©otte§ mit bem iHdjt
unb bem Seben in bie 2Belt gefommen ift unb alte ©laubenben
mit fid) r»erbunben {)atJ)
%nx biefe§ ©tauben t)at :^efu 5lreu5 entfd)eibenbe Ä>id)tig-
feit, meit an it)m ber ©egenfaU ^mifd^en ©ott unb ber ÄuHt
offenbar roirb. ^arum ()at 3oi)fl"ne§ nid)t trotjbem, fonbern
meit fein Suangelium ©tauben bcgvünben roitt, am iTampf ,\efu
mit ber ."subcufd^aft ein .^■>aupttlicma, für t)a^ er um mit bc=
fonbercr Sorgfalt !iJerftänbni^ uerfd;afft. ®enn am ih-eujc^roeg
'i Ta«i C^emcliifanic mit "M. bcfto^t bovin, baf? nurt) boi HJt. bio UmfoDr
im (HIauboii ai\ :^v\m iljv pofitiucct .'iicl unb (ivaobnio l;iit.
2)er ©laube bie Scf)öpfitng ®ottes. 209
^efu geiüinnt ba§ Urteil über bie 2öelt bie ^arfieit unb baniit
ha§ ©lauben bie 'i^oKenbung, weil e§ f)ier rcaljrnimmt 'ixi'^ inib
warum e§ fid) oon oüem, n)a§ menfc^Iid) ift, abroenben mu^
unb ben 3"9ang P ©ott einzig bei ^cfu§ finben fann.
©oraof)! bie 33egrünbung be§ @(auben§ a(§ bie ©ntgrünbung
unb ^Verurteilung bee Unglaubens eri^ätt baburc^ ben 2Ibfd)(u^,
ha^ baä ©lauben auc^ in feinem @ntfte{)en al§ @otte§ SBerf
ernannt mirb, nid)t nur fo, ba^ ^efu§ baäfelbe burd) fein 3eug=
ni§ bewirft, fonbern fo, ba^ @otte§ Sirfen im 3Jienfrf)en ba§=
felbe entftel)en lä^t.
5Rit bcr abfo tuten SJlittlerftellung i^efu, meiere jur ^olge
t)at, ba^ nur in it)m ©emeinfc^aft mit @ott unb 3lnteii am
^eben gewonnen wirb, ift für ^ol^annes ebenforaenig al§ für bie
©i)noptifer eine S^orfteüung Don ®ott üerbunben, bie it)n paffio
bäd)te unb fein 9Bir!en oon ber 2öe(t au§fd)tö^e. @§ beftebt
and) nid)t blo^ barin, ba^ ^efu 3lmt auf @otte§ ©enbung unb
feine Kraft auf ©otteS ©eben berut)t, fonbern bie Söirfung, bie
t)on ^i]u§ auf bie 3Belt auSge^t, ift fortn)äf)renb burrf) ba§
göttliche 2öir!en auf biefelbe bebingt. 3ffu§ f)ält ha§ ganje
3lbt)tängigfeit§ben)U^tfein bem 3}ater gegenüber mit üoüer 5i(art)eit
aurf) im ^auptpuntt feine§ SGBirfen§ feft, aud) bann, rocnn er
bie 9}Zenfcf)en jur i^erbunbenl)eit mit i^m beruft. @r fann fie
nid)t burd) irgenbmeldje eigenwillige ^D]ad)twirfung faffen; ©ott
allein füt)rt il)m bie Seute ju. -^iur ber fommt §u it)m, ben ber
!i>ater 5ict)t, 6, 44, nid)t nur jum (So()n, fonbern ju fic^, unb
barum aud) ^um (Bot)ne. 3öü ba§ ^Sewu^tfein @otte§ nid)t
erwecft ift, fef)lt bie 'iO?öglid)feit ^ur (5rfenntni§ Gf)rifti. ^zm^
ift aber überall, wo eS lebenbig ift, @otte§ eigene (Sfahi, ha ber
9Jlenfd) @ott nur burd) @ott felber fennt. ^arum ift ber ©laube
an ^efu§ felbft fd)on bie Erfüllung ber 5>er^ei§ung, bie allen
ba§ @elel}rtfein burd) ©ott oerfpric^t, weil ha^^ Verftänbni§
Sefu auf einem göttlichen Sef)ren berul)t, 6, 45. @§ fann nid)t
feine 'Ba&)z fein, ba^ er fid) felbft 3e"9"i^ Q^^^'j h^ ber jenigen
@ewi^f)eit, weld)e §um ©tauben erforberlid) ift, reid)te fein eigene^
3eugni§ nid)t au§. @r ift auf ben 3Sater angewiefen, ba^ biefer
für it)n senge unb fein Die^t erweife, unb nur baburd), bafi
un§ @otte§ eigenes 3^119^^^^ oernel)mlid) wirb, ift bem ©tauben
Sd)lattev, 3)ct ©laube im 9J. Xcft. 14
210 Aap. 6. Sefuö unb ber @Ittube narf) Sofjnime^.
bcrjemgc @runb gegeben, beffen er bebarf, 5, 31 ff. ©o ift ha§
auf ^efug gerid)tete ©tauben roirüid) ©lauben an @ott. *)
^a jomit sroei SSorgänge "üa^ ©lauben begrünben: ha§ t)on
au^en ju un§ gelangenbe 2öort unb bie in un§ gef(i)e^enbe
Sßtrfung @otte§, fo f'ann \)m mit ftarfer Spannung eine flaffenbe
2(ntitf)eie aufbved)en. ^ei ^of)anne§ ift aber oon einer foIrf)en
nichts ju fpüren, rcegen ber ^räftigfeit feine§ @Iauben§, ba§
fonjo^l im äußern ß^wö^iS al§ innern ©rieben ©ott mirffam
fie^t unb barum ^ier nie an einen ^roiefpalt, jonbern nur an
(Sin'^eit unb pfammenftimmenbeS SOBirf'en benfen fann. ®er
©ebanfe bleibt il)m fremb, ba§ inmenbige SOBirfen @otte§
fönnte ba§ Sort ober biefeä jene§ üerbrängen unb entbe^rlid)
mad)en.
^arnit, ba^ ba§ ©tauben au§ ©otte§ SBirfen im 9)lenfd)en
entftet)t, ift au§gefprocl)en, wa§ it)m in :^^efu 2lugen feinen SBert
Derleit)t, fo ba^ er ben 9)lenfd)en um feinetmitten in§ eioige
Seben fe^t. 2öo immer if)m ©taube entgegenkommt, ^at er ha§
SBirfen feine§ ^ater§ oor fic^, bem er nidjt entgegenjubeln fann
unb rcitt. ^ie ©taubenben finb bie (^ab<i, bie ©ott if)m bietet
unb bie er be§t)alb nic^t raegftöj^t; it)r Stnfc^lu^ an it)n berul^t
barauf, ba^ fie ©otte§ ©igentum finb : bein finb fie unb bu "^aft
fie mir gegeben, 17, 9. ®orum ift bie ©emeinfrfjaft :^vefu mit
ben ©taubenben fo un§erbred)tict) raie feine ©emeinfdjaft mit
bem 33ater ; jene fönnte nur bred)en, roenn biefe fid^ töfte. ©benfo
unauft)ebbar ift aber auii) bie Slbrceifung berer, in benen fic^
fein ©taube finbet. '3)ie Dt)nmad)t ;^efu oor bem Unglauben
bcrut)t barauf, ba^ liier ba§ SBirfen be§ SSaterg fet)tt. 3ßo er
fein 2öerf be§ 3Sater§ finbet, ba§ er uottenben fönnte, ift Wjm
bie unauft)ebbare ©rense gefegt.
^z beuttid)er ba§ ©tauben al§ 3ßcrf ©otte§ am 3)Zenfd)en
crfannt ift, um fo mel^r ocrbinbet fid) mit bemfelben eine banf=
bare ©etigfeit, bie nie fel)ten fann, menn un§ ein ©rlebni§
loiberfä^rt, ba§ fid) atö ©rmeiö ber götttid)on i.f^hxa'Oz fenn^eidinet.
'ölnn ftellt fid) ber ©laubenöftanb nid)t nur feiner i)ie[uUalc
') Tic ^Jtbftofniuii bcv ilH'jmmbcniurt buvd) ?M'fu<S ift [n-i o,ol). clu-nfo bout=
lid) luii' bei ben cyiioptifcm. 'iU\\. 7, IT). Ki.
Sex- &lanbc bie ed)öpfimg 0otte^5. 211
loegen, jonbern feiner felbft wegen al§ ba§ gro^e @ut bar, ba§
un§ ©Ott geiüälirt. ^)
©0 wirb ha^ ©tauben i>a§ oermitteinbe @Ueb im einträrf)-
tigen 3Serbanb ber 2ßir!jamteit @otte§ unb ®f)rifti: ber Später
bringt un§ jum ©of)ne, ber (Sot)n un§ jum SSater. ©ine an=
f)ebenbe, funbamentate 33erbinbung @otte§ mit ben 9Jienfd)en
füt)rt biefen jur ©rfenntnis: 3efu unb begrünbet in if)m ba§
©tauben an if)n, unb ^t\n§ fe^t ben, ber in feine ©emeinfc^aft
trat, in bie ©emeinfc^aft mit bem SSater, baburc^ ba^ er bem
©tauben bie ©rfüttung gibt.
®a§ 3^el)en ©otte^, melcf)e§ ba§ ©tauben erzeugt, ift nicf)t
at§ pl)i)fifd)er, fonbern at§ geiftiger ä^organg gebarf)t, lueä^atb
e§ bie ben)u|3ten, freien Bewegungen be§ 3öitten§ nicf)t untere
briictt, fonbern erjeugt. ©^ gefcf)iel)t baburc^, ba^ ber SJienfc^
üon ©Ott t)er „t)ört" unb „tßvnt", 6, 45. ^ur Deutung biefer
erften Be§iet)ung ju ©ott bient ^o^nne^ raieber ber 2öa()rt)eit^=
begriff. %md) fie mirb bie 9BaI)r^eit bem SHenfd^en fo gegen=
märtig, ba^ er „au§ il)r ift", unb bamit „ift er au§ ©ott",
1«, 37 ogl. «,47 ff. 3ur SBurjel feinet äöefen^ unb :l^eben§
mirb bie ^^at)rt)eit aber nid)t nur baburd^, ba^ er fie erfennt,
fonbern baburc^, ba^ er fie aud) „tut", 3, 21. Dt)ne ba^ er fie
tut, lüirb fie auct) nicf)t in fein ©rfennen treten, ugl. 7, 17.
'2)arum t)at ber, metrf)er mirflid) bie ^^al)rf)eit t)at, äugteid) bie
Siebe gu ©ott in fid), 5, 42.
SJlit großer ^urc^fid)tig!eit gibt gteid) bie 9iebe an 9lifo=
bemu§ biefen ganzen ©ebanfengang. ©ie ift trinitarifd) gebaut,
weil auf ba§ ©eborenmerben au§ bem ©eifte, 3—9, ba§ ©tauben
an ben (Sot)n, 10—18, unb auf ba§ ©tauben an ben ©oI)n ha§
in ©Ott getane SGBer!, 19—21, folgt, ^ebe neue SOBenbung beutet
bie ooranget)enbe. 'i^k jmeite erftärt, raie e§ in benen, bie i^k\\(i)
finb unb bereu Slftioität unb ^robuftioität nid)t§ anbcre^ aB
^teifd) erzeugt, jum ® afein unb 2öir!en be§ ©eifte§ fommen
*) 35er Unterfd)ieb Don Mi. läfit fid) fo bcfc^reiben: bei a)ü. bient bag
@{au5eu ber ®a6e , bie burd) jeneö crlaiujt roirb ; man c\(au(it um ber ©nbe
Sefu lüillen. 'öei 3c(). bient ^^efu ©n&e bem OMautien; man empfängt fie um
bes* Whiu&en'o luillen, nnb ()at an biefcm M^ .'&öd)fte, iua<5 uii-ö im '-öereid) beö
irbifd)en l'ebenö ijeijeben luerben fann.
212 ^«P- 6. ^efus unb bei- ©laube nad) '^oi)anm^.
mixt). 2)iefe§ wirb au§ bcr ©rptiung be§ (So{)ne§ folgen, ber
al§ ©eber be§ £ebcn§ für bie an it)n ©laubenben in bie Söelt
gefanbt tft. ©benfo beutet bie brüte SBenbung ber S^tebe bie
jraeite. ^ie @Iaube an 3efu§ entftel)t, wirb burcf) bas in ®ott
getane 3öerf erÜärt. ®er SHenfc^ ift in feinem Sieben burd)
bie Slrt feine§ ^anbeln§ beftimmt. Dh it)m ba§ Sic^t al§ ©egen
ober Unfegen, al§ ©eroinn ober 3SerIuft erfd)eint ^ängt üon beni
ab, wa§ er tut. S)a§ ^öfe bebarf ber 2)unfelt)eit, ber ^§ be=
berfenben Süge unb ber e§ fc^irmenben ^iftanj oon ®ott. Sßeil
burcf) ®t)riftu§ t3a§ Sirf)t an ben 9}Zenfc^en f)erantritt, ^at er bie
^■äf)igfeit, fid) feiner gu freuen unb firf) i^m gu Derbinben nur
bann, roenn er in einer @emeinf(i)aft mit @ott fle{)t, bie aud)
fein ^anbeln regiert unb e§ pm 2;un ber äBaf)r!^eit madjt.
^eit I)ier tt)ir!Iid)e ©in'^eiten beftef)en, barum mirfen bie
33e§iet)ungen in beiben 9^id)tungen gleid)mä^ig, foraot)! fo, ha^
bie ^eroegung t)om ©eift gum ©oI)n, com ©oI)n §u @ott ge!^t,
a(§ fo, ba^ fie üon ©ott §um ©oi)n, oom ©oI)n §um ©eift fül^rt.
2tu§ bem Seben im @eift entftei)t ha^ ©tauben an ben ©oI)n
unb au§ bem ©tauben an ben ©ot)n ha§ 2ßirfen in ©ott; unb
umge!el)rt : au§ bem SBirf'en in ©ott ha§ ©tauben an ben <Boi)n
unb ba§ Seben burd) ben ©eift. ®od) l)ai bie 9iebe §unäd)ft
beutlid) eine abfteigenbe ^lic^tung; fie beginnt beim legten S^d:
beim 9?eid)e ©otte§ unb beim fünftigen 3tbfd)tu^ be§ 2ßerfe§
3efu auf ©rben: beim ©eborenmerben aü§: bem ©eift, mag für
bie Situation ber D^ebe nod) in ber 3uf""ft ^«9/ ^« ^ß^* ©eift
erft nad) ber SSerflärung O^fu fommt, 7, 39. ©ic geljt barum
mit bem jnjeiten Seil ju bem t)erab, mag bie ©egenmart fd)on
I)at: 5ur ©enbung ^efu in bie SBett unb ju feinem Sterben, unb
fteüt mit bem legten 2^eit 9iit'obemu§ an hen ^^unft, ber fofort,
aud) menn er ^efu Scr! nod) nid)t oerftel^t, praftifd)e "iöebeu^
tung für it)n f)at, rao er fofort feinen ®e()orfam betätigen t'ann.
Ob er bie Sat)rl)eit tut ober nid)t, ob er in ©ott feine Äunie
tut über nic^t, bauon u)irb abljiingen, ob er ju 3efii§ t'ommt.
^urd) ben urfpvünglid)en !!l5erbanb ©otteg mit bem 9}^enfd)en
reid)t auc^ ^cf» ^H'5iel)ung ju ben Seinigen über feine ivbifdje
^ilrbeit unb il)rc eigene, perföntid)e '!Üefanntfd)aft mit ibm biiiaug,
ba baa ganje 4Bcrf ©olteö burd) ben Sol;u gejd)iel)t. ^avum
2)er (Glaube bie (Sc^öpfunc^ ©ottee. 213
[iub bie ©c^afe fcl)on be§ .^irten, e^e er in bie .^ürbe tritt; rceil
fie fein finb, barum fennen fie feine (Stimme unb folgen if)m,
10, 3 ff. SOBeber 9J?t. nocf) ^of). t)aben bie ©emeinbe ber @nb=
jeit einzig auf bie befd)ränft, n)e(ct)e burcf) ^efu irbifd)e Arbeit
ober burd) ben '3)ienft ber jünger gewonnen merben. 33ei 9J?t.
entftet)t bie über bie ©laubenben ^inau§ fic^ erftrecfenbe ©emeinbe
burd) bie 5(u§be{)nung ber 33ert)ei^ung auf alte, tt)eld)e lieben,
5U ber bie e^d)ato(ogifd)e Offenbarung ®f)rifti bie Erfüllung
bringt; bei ^of). entftel)t fie burd) bie unfid^tbare , übergefd)id)t=
üd)e ©emeinfc^aft be§ ®t)riftu§ mit allen, n)eld)e au§ ber 3öai^r=
()eit finb.
tiefer fte{)t al§ ootler ©egenfa^ bie inmenbige 3lbt)ängigfeit
be§ 9Jienfd)en com Sicufel gegenüber. SBenn er beffen 5linb ift,
fo wirb bie§ fic^tbar an feinen an§ bem teuf(ifd)en SöiÜen
ftammenben 33eget)rungen, an ber Suft am 2:öten unb Sügen,
8, 44, unb in biefen 33egierben ift bie Unfät)igfeit jum ©tauben
gefegt. 3Öie ber Unglaube barin begrünbet ift, 'öa^ ber 9Jienfd)
bie ^iBerfe be§ 2:eufel§ tut, 8, 39 f., fo ift ber ©taube ba§ @r=
gebnig baoon, 'i)a^ ber SJienfc^ feine 2Berfe in @ott tut, 3, 21.
®arum ift mit bem Sßerfe ®t)rifti, fo oollftänbig c§ auf
@otte§ Siebe berul)t, ba§ ®erid)t untrennbar üerbunben : ber nid)t
©laubenbe ift fd)on gerid)tet, 3, 18. 5Beil ber ©laube felbft fci^on
eine göttlid)e ®ahQ ift, ba er auf einem göttlichen 2Birfen berul)t
unb raieberum bie oollfommenc ®ab<i be§ emigen Seben§ nad)
fid) 5iel)t, fo ift bie 3.Vrfagung be§ ®lauben§ bereits 33oll§ug be§
®erid)t§ ; benn fie ftellt ben oon il^r betroffenen au§ bem ^ereic^
be§ göttlid)en @eben§ ^inau§, unb bie§ baburc^, ba§ fie ha§
gerechte, folgerid)tige @rgebni§ au§ bem böfen |)anbeln be§ 2Ren=
fd)en jielit. ®aburd), ba^ er burc^ feine 53o§t)eit bie 3^ä^ig!eit
5um ©tauben in fid) erftidt, leibet er, mag feine So§t)eit oer^
bient. @r ift geftraft, unb jmar nid)t nur mit einer befd)rän!ten,
temporären ©träfe; oielme^r f)at er bereite bie ©träfe erlitten,
bie feiner ^Bo§t)eit bie ooUe SSergeltung bringt, meil er burd) feine
©lauben§lofigfeit nom ©igentum ©otte§ unb ©t)rifti abgefonbert
unb in ber ^infterni§ feftgel)alten ift. ®er ©laubenbe erfährt
bagegen in ber ^egrünbung feinet ©laubeng bie DoUfommene
©nabe, bie il)n bem ©erid)t entnommen \)at '3)ie S^lorm, nad)
bcr biefe ©cl)cibung ber 3Jlenfrf)en fid^ uül{5iel)t, ift biejelbe, rcie
bic, nad) n)cld)er ba§ le^te @encf)t oor fid) ge^t: e§ tperben ge=
fonbert bte, n)eld)e ba§ (Srf)Iec^te taten, unb bie, rceldf)c ba§ @utc
taten, 3, 19 f. oergt. mit 5, 29.
2)amtt ift ^t\n ©erci^tieit au§gefprorf)en, "ba^ er burrf) bie
@rt)ürung be§ @Iauben§ unb bie 2(bn)eifung be§ Unglauben^ bie
@ered)tigfeit @otte§ jur Offenbarung bringe (oergl. ©. 155). ^n=
bem ba§ ®erid)t nur ha waltet, wo ber ©taube fel)lt, f)emmen
fid) bie ©nabe unb ha^ ©erid^t nid)t gegenfeitig, fonbern füf)ren
eintröd)tig ©otteg 2ßillen au§.
®ie ^orm, in ber tjier biefe ©eroi^^eit au§gefprod)en ift,
«)iebert)oIt bie bem ©tauben gegebene ^^er^ei^ung nad) it)rer
ganzen ©rö^e. Söenn SJiatttjäuS nad)brüdlid^ ^efu ©erid)t über
bie ©taubenben bejeugt, n)e(d)e§ i^nen nad) i^ren Söert'en oergelten
mirb, fo berul)t bie§ barauf, ba^ er mit ncrborbenem (5f)riften=
tum unb bo§f)after ©täubigfeit ernftl^aft red^net, n)ät)renb ^oI)anne§
im ©tauben an ^efuö, fofern er nur rairt'tid) ^efu äugercenbet
ift, bie Überrainbung be§ falfd)en @Iauben§, bie ©rlöfung üom
^öfen unb bie ©infe^ung in ben SebenSoerbanb mit ©tjriftu^
erfennt. ®a§ ©erid)t be§ ©f)riftu§ bezeugt aud) :vyo^nneg; ber
©taubenbe roirb aber nur fo baä Dbjet't be§felben, ha^ er com
^rei^ ber ©erid)teten abgefonbert unb üom ©eridjt befreit mirb.
®er 2lnteit, ben fid) ^efu§ am SSoKpg be§ ©erid^tS iu--
fc^reibt, beftet)t nicf)t nur barin, ha^ er e§ befdf)rcibt, ober für
bie 3«f"nft anfünbigt ober ba§ Urteil proftamiert; er ^at t)an=
betnb ben 9ied)t§DoU5ug in ^raft gefegt, \>a er burd) feine ©egen*
mart unb fein Zeugnis ben Unglauben ebenfo beroirf't, mie er ba§
©tauben bercirft. Söenn er fid) nor benen, bie it)n üeracl)ten,
über alle, auc^ über 2lbrat)am, erljebt, unb fid) mit ©ott 5um
croigen (Sein äufammenfdjlie^t: „et)e benn 9lbrat)am marb, bin id^!"
fo wirb baburd) nid)t nur ber iiorl)anbene Unglaube offenbar,
fonbern er begrünbct il)n neu unb bringt it)n ^ur (!cntfdjloffenl}oil.
^cämegen ift feine ©enbung aud) für bie, bie nid)t an il)n glauben,
nid)t bebeutung§lo§ unb unmirffam ; benn fie bringt it)re Sünbe
SU il)rem ©nbc.
Dbmo^t !^§xail ©ott nid)t fcnnt, fo märe bod) alles, ma§
es( in bicfem ^uftanb ber ©ntfrcmbung oon ©ott getan t)at, il)m
^er (Miaute bie ®cf)öpfunfl 0otte§. 215
nirf)t ©ünbe; ßs würbe feine 3Serurtei(ung, fein Seben^oerluft
barauö folgen, rcenn nid)t ^efug mit feinem SGBort ju i^m gc=
fommen märe, 15, 22. ^n feiner 3I6n)eifung oollenbet fic^ bie
®efrf)ieben^eit oon @ott ju jenem Haren, totalen ©egenfa^, ber
„bie ©ünbe" ift. '2)e§^alb roirb e§ aud) §ur ^'unftion be§ @eifte§,
ber ;v^efug üerüärt, gererf)net, ber SOBett ju jjeigen, morin „bie
©ünbe" befte{)t, barin, „ba^ fie md)t glauben an mid)," 16,9.
@g üerbient aufmerffame ©rtuägung, tia^ bei 3o^anne§
neben bem 3iad)raei§ bc§ @runbe§, auf bcm ba§ ©tauben ent=
fte^t, ber ®runb, au§ bem ber Unglaube roirb, unb neben ber
5J3ert)ei^ung für bas (^5lauben bie !^erurteilung besi Unglauben^
a(§ ^eü be(eucf)tete '»ParaKete fte^t. (Sä märe aud) eine anbere
Raffung bes ©tauben» benfbar, bie e§ am ftrat)lenben Sid^t unb
bem mäd)tigen l'eben entftef)en lief3e, o^ne weiter auf ben Un=
glauben 5U refteftieren, böd)ften§, ba^ mit ^ebauern feiner gc=
bad)t mürbe, raeit it)m biefe f'oftbaren ®üter entgegen. :v5«bem
3ot)Cinne§ ba§ ©tauben mit ootter fllar()eit feinem ©egenfa^
gegenüberfteüt, gibt er it)m bie et()ifd)e ^^eftimmt^eit unb oerftärtt
§ugteid) hci^ ©Iauben§motio. ') 3Son bem, ma§ in feiner 3BurjeI
fatanifd) ift nnb mit feinem (Srgebniä 2:ob ^eroorbringt, menbet
fid) jeber, ber au§ ber SCöa^rI)eit ift, entfc^loffen ah.
2öer bie "^Ibleitung bes ©laubenä auä ©otte§ Söirfen unb
bie analoge @r!lärung be§ Unglauben^ ou§ ber ©atangfinbf^aft
„^ualigmuä" nennt, üerbirbt ben ©ebanfen be§ ©oangetiften,
roeil er ben ©d)ein erroedt, a(§ unterfd)eibe er an ber natürlid)en
^Sefd)affent)eit beä 3Jlenfd)en jrcei entgegengcfe^tc Cualitätcn.
;^oI)anne§ rebet nirgenbö üon einer befonberen ©truftur beä
©eifte§ in ben ©laubenben, bie ben Otidjtglaubenben fe^te.
®iefe baä ©eiftige ber ^JJatur gleid)fe^enben ä^orfteüungen ftreiten
gegen bie, 3ot)anne§ immer beftimmenbe Überzeugung, ba^ bie
"•^erfon bae! fei, roa§ ba§ Seben in fid) f)at. Sein ©ott ift üoU-
ftönbig ^^.^erfon, fein (£t)nftu§ ift e§ ebenfo fet)r, aber aud) ber
SJ^enfd) fommt il)m einzig nad) bem in "öetrad)t, rooran mir unfere
perföntid)e Strt {)aben, nad) benjenigen inmenbigen SSorgängen,
*) Gr bleibt bamit neben 9)U., für ben fid) bie '^'^'aci.e ebenfalls fo fteüt:
glauben obev nid)t glauben, unb ber bie 2)ringlirf)feit ber Berufung jum ©lauben
ebenfalls baburrf) erfennbar madjt, ba^ ^örael an feinem Unglauben fällt.
216 Änp- ^- Sefitö "nb bev Ölaube itnrf) ^of^annc^.
bic ha§ ^d) büben. ^n biefen "^at freilief) ein Dualismus; feinen
©i^; biefer berutjt aber nirf)t auf einer pf)i)fifd)en ^ifferenj,
fonbern ift nid)t§ anbere§ al§ ber etl)ifrf)e ©egenfa^ 5n)ifrf)en bem
Sieben unb Raffen, bem Seben ©eben unb Seben ^^lel^men, unb
ber mit it)m eng üerbunbene, §roif(f)en ber 3öat)rt)eit unb bem
Sügen. tiefer ©egenfa^ mirb aber nid)t nur au§ ber ^reit)eit
unb ^robu!tion§ma(f)t be§ 3Jlenfd)en abgeleitet, fonbern au§ ben
33e§ief)ungen, in benen „biefe Söelt" pm ^enfeitS ftet)t. @r ent=
fte^t baburrf), ba^ bie a}Zenfd)I)eit bie 2Bir!ung @otte§ unb bie
be§ ^eufe(§ erfährt. ®iefe boppelte Stbljängigfeit bringt in ba§
bemühte, perfonl)afte Seben ber 9Jlenfcf)en einen abfoluten @egen=
fa^ l)inein, ber bie mdf)t ju oermitteinbe ©d)ärfe ber etf)if(i)en
5lntitt)efe an fid) t)at. 2öa{)rt)eit unb Siebe rcerben im (Süan=
gelium nic^t üon @ott gefd)ieben, fonbern erl)alten if)ren 9?eal=
grunb in @otte§ t)ätertid)em 2Ser!^aIten §um 9)^enfd)en; analog
roerben aud^ ^a^ unb Süge mit if)rer jenfeitigen DueKe pfammen^
gebad)t unb t)aben aud) einen 23ater, ber fie im 9)Zenfd)en §eugt.
%üx biefe prinsipieKe 33etrad)tung be§ ftttlid)en ißerl)a(ten§ löft
fid) ber gemifd)te (£t)ara!ter be§ menfd)Iid)en ^anbeln§, mie it)n
bie @rfat)rung jeigt, in ben reinen ©egenfa^ auf. ®ie 9)lifc^ung§=
juftänbe finb nid)t nur auf bie ^auer unmi3glid), fonbern t)er=
bergen auc^ fd)on, n)ät)renb fie beftef)en, ben einf)eitlid)en Sßitten
ber ^erfon, ber entmeber göttüd), ober, menn nid)t gottlid), bann
teuflifd) beftimmt ift.
Urfprüngtid) ift biefer ©egenfa^ nid)t. 2öeil alleS burd^
ba§ Sßort gemorben ift, l)at aud) ber Sügner nor feiner 33e=
äiet)ung sum ©atan eine foId)e 5u Gf)riftu§. '3)a§ gibt ber 9lb=
,f)ängigfeit oon jenem ba§ SDIerfmal ber (5d)ulb. Sßeit bie 3ßelt
burd) ßt)riftu§ gemorben ift, ift e§ für fie eine ©c^ulb, ha^ fie
il)n nid)t erfennt; benn e§ gefd)iebt bamit, baf? fie if)n nid)t an=
nimmt, ein 2;reubrud). „®ie il)m ©c^örenben" uerftiefjcn il)n.
®arum ift aud) bic 2;rennung, bie ®t)nftu§ jn)ifd)en fid) unb
ber 2öelt aufrid)tet, für biefe nid)t nur ein llnglürf, fonbern
„@erid)t".
3öcil ber ©egenfa^, ber inner{)alb ber 9)Kmfd)l)cit üorI)auben
ift, nid)t üon biefer allein l)crüorgcbrad)t mirb, fonbern im 5öür=
I)anbcnfcin ober ^et)lcn luirf'famer 53eäiel)ungen ju ®ott begrünbct
2)er (^(aube bie £c(}öpfun(^ OJottes. 217
ift I)ätte ba§ Urteil: burrf) biefe 2(u§fagen über bie ^egrünbet^
{)eit be§ @(auben§ in ®ott fei her ^rdbeftination^gebanfe üer=
roenbet tne^r 2Bat)rf)eit a(§ eine ^arfteüung berfelben, n)eld)e fie
^uali§mu§ Ijei^t. ®§ roürbe aber aud) baburcf) eine 2;t)eoric
^o^anneö 5ugefd)rieben, bie feine eigenen Sßorte überfteigt. 3Ba!§
it)n befc^äftigt l)at, raar nid)t bie ^^rage, wie fic^ ber alle ^^it
üorange^enbe 3ßille @otte§ ju ber in ber ^^\i fid) t)oll§ie^enben
@efrf)id)te beg SRenfc^en oertialte, fonbern fein Sluge bleibt ot)ne
©c^ttjanlung auf ben ^eftanb be§ menfd)lid)en Seben§ gerict)tet,
rcie e§ je^t ift, o{)ne auf ba§ t)inüber5ufe!^en, voa§ oorl)er ©ottesi
'diät geroefen fei. 3m gegenrcärtigen 33eftanb ber 2öelt fie^t er
nirf)t nur göttliches 2öalten unb aud) nid)t nur teuflifd)e§ Söalten.
@öttlid)e ®abQ geftaltet ben 9J^enfd)en, benn 3ßat)rf)eit beroegt
i^n, aber aud) fatanifd)e§ SGöirfen gefd^iel)t in \\)m, benn er lügt.
Unerfd)ütterlid) ift feine Überjeugung, ba^ alle§ Si^t unb Seben
be§ 9Jienfd)en an bem l)änge, ma^ ®ott für it)n ift. ^Äeil er
®otte§ Eigentum ift, fommt er ju il)m. 5ll§ 3Bal)n unb (Sin=
bilbung fällt jebe felbftgemad)te S^ieligion unb jebe§ eigene ®m|)or=
fteigen be§ 3Jienfd)en ju @ott bal)in; benn er braud)t l)ieäu ben
Übertritt au§ ber ^infterniS m§ fiid)t, au^ bem 3:obe in§ fieben
unb ba§ ift fein S3organg, ben er fid) felbft üerfd)affen fönnte.
^iebei ift er rein unb gan§ ber ©mpfangenbe. ^JHe mirb aber
babei ber perfönlid)e, im 3ßitlen§bereid) fi^ uoUjietjenbe (£t)arafter
be§ 23organg§ uergeffen ober üerbunfelt, ben 3oI)anne§ üielmet)r
mit ber fd)ärfften ^eutlid^feit betont t)at. dagegen lä^t er bie
^rage, wie bie göttlid)e ^Kegierung bie eigene 2öillengmad)t be§
9Jtenfd)en erzeuge, bead)te unb umfaffc, ol^nc Erörterung; jene
loie biefe finb il)m geroi^. ')
2iBeil bag ©tauben an ^efuS bie "»Perfon mit ber ^erfon oer*
bunben t)ält, !^at e§ notiuenbig ha§' kennen in energifd^er 5lu§bilbung
neben fid) ; benn perf önlid)e 33erbunbent)eit bringt Kenntnis t)eroor.
*) ©iefe boppcüe ©etui^^eit fteUt ficf) ^ur 3n'ei()eit uon 9Jecf)t unb öute
im ©otte^bilb ber ^emialemiten in eine geiüiffe 2(naIoflie. Jier Unterfcl)ieb bleibt
aber für ben ©laubeneftanb loefentürf). 3)ie alte .S'ueiljeit nal)m il)m bie @e=
n)if;()eit unb rebujierte i^n auf bie Serecl)nung einer gröfieren ober geringeren
5ßai)r)cf)einlicl)feit. 33ei 3oO«""e§ entftebt ani ber ben ßl)riftus bejeugenben
iöJirffamfeit Öotteö ein ©louben, baß 0eipi$|)eit ift.
218 Aap- 6. Se)«'? unb ber (Glaube nacfi Sofianneio.
'2)cr :3ünger t)at rcie geglaubt, fo aud^ erfannt, fi, ß9 ; wer
md)t er!annt f)at bem gilt bie^^ragc: glaubft bumd)t? 14, 10.
®a^ ^^efu§ ift, 8, 28, t>a^ i^n ber SSater gefanbt l)at, 17, 25,
ba^ er im '^ater unb ber SSater in i^m ift, 14, 20, ba§ rairb
nic^t nur geglaubt, fonbern and) erfannt. ^er 2öat)rnet)mung
^efu, bem d^eiogelv avrov, mirb biefelbe 3Serl)ei^ung mie bem
Glauben gegeben, 6, 40. 12, 45.
^ennod) fel)lt e§ nicl)t an a)lerl'§eicl)en , ha^ beibe begriffe
fid) für 3ol)anne§ beutlic^ fonbern, unb mir il)n nict)t lorreft
beuten mürben, raenn mir für ba§ ©lauben nur an ben legten
abfd)lie§enben 3lf't be§ ©rfennen^ bäcl)ten, an jene Über5eugtl)eit,
mit ber im ©rfennenben bie ^ii^'^i^f^t entftel)t, fein ©ebanle
fei roal)r.
(Sinmal mirb beutlid) @laube auSfd^lie^lid) für bie ^e:=
§iel)ung ju :3efu^ uermenbet, ') roäl)renb @ott nad)brücHid) ai§
^iü)ait unferer ®rfenntni§ genannt mirb. ^ie innere ^^iftanj
ber Sßelt non @ott, meldje itjren «Streit gegen ^efu§ unb feine
:3ünger er§eugt, l)ei^t nid)t Unglaube gegen @ott, fonbern 9)langel
an (grlenntni§ ®otte§, 7,28. 8,55. 15,21. 16,3. 17,25. @ott
fennen ift emige§ Seben, 17,3; benn burd) bie ^enntni§ :3efu
mäd)ft un§ Kenntnis ®otte§ ju, 8, 19. 14, 7.
3ßa§ mir üon ®t)riftu§ glauben, mirb üormiegenb bann al§
©egenftanb unfere§ (£r!ennen§ be§eid)net, menn auf bie @rl)öt)ung
ßt)rifti unb bie SSollenbung feinet SÖöerf'e§ l}ingeroiefen mirb.
2Btät)renb für bie (Segenmart gefagt mirb: glaubt, ba§ id) bin,
mirb gefagt: bann, menn i^r ben ©ol)n be§ 9}]enfd)en erf)öl)en
mcrbct, roerbet it)r erfennen, ha^ id) bin, 8, 28. 3Benn bie
jünger ben micber ju it)nen ©efommencn fd)auen, bann menn
er lebt unb auc^ fie leben, merben fie ertennen, bafj er im
ICater ift unb ber 33ater in if)m, 14, 20 wcrgt. 10.
@nblic^ ift and) bie§ für ba§ innere 3Serl)ältni^3 beiber 53o=
griffe let)rreid), bafj ^mar nad)brüdlid) uoni (irt'cuncn unb <3el)eu
®otteö burd) 3cfu gefprodjen mirb, 7, 29. 8, 55. 10, 15. 17, 25,
jebod) nie oom ®laubcn ^efu an @ott, obmot)l 3ef»§ fei" ^-^^^v^
l)ältniö jum iPater ben v^üngcrn al§ ba§ uollfornmcnc Urbilb
üorl)ält, mul) bem il)r eigene^ !i^erl)ältni§ ju i()in goftaltct ift.
') Xk %\imai)\ne 14, 1 bcftittiflt bie Viertel-
©rfennen unb 0(ou6en. 219
3Bte er im !^ater ift unb ber SSoter in if)m, fo finb bie jünger
in it)m unb er in if)nen. 2Bie er ben 2Sater fennt, \o t'ennen
bie ©einigen if)n. 9Bie er in ber Siebe be§ !i?ater§ bleibt, jo
bie jünger in feiner Siebe. 2Bie er bie ©ebote be§ 33ater£i bält,
fo bie 3ü«96i^ feine ©ebote. 2öie er bie ©einigen liebt, fo lieben
bie jünger einanber. @ine analoge 23erg(eidC)ung für ba^ ©tauben
fet)It; wir f)ören nicf)t: wie idf) an ben 33ater glaube, fo glaubt
an mirf). ^Jßie bei 9Jlt., fo wirb aud) bei 3o^- ^^fu ^^er{)atten
5U ©Ott niemals in ben ©Iauben§begriff gefaxt.
@§ \)ahin fomit beibe begriffe if)re befonbere (Sp{)äre ber
li^erroenbung. ^b^ Unterfd)ieb ergibt fid) au§ ber ben ganzen
Sebengftanb erfaffenben 2(rt beg ©tauben^, burd) toeldje e^ ben
Söiden t'räftig beftimmt. ®er begriff: „brauen" ift im Sßort
aud) tycx nid)t erlofd)en, unb flingt nid)t nur in einzelnen ©teilen
an, mo ba^ ©tauben ber ©rfd)ütterung unb bem SSersagen gegen=
überftebt, 14, 1. 27. 11,40, fonbern leitet ben ganjen ©prad)=
gebrauch- 2)amit oerbinbet fid) bie (Erinnerung an bie $8egren§t=
^eit unfereö Set)ensi, ba§ bie ^errlid)feit ^cfu nid)t erfaßt. 2öeit
am ©otteägebant'en für ;"5of)anne§ fein ^w'eifel f)aftet, fteltt fic^
in 33eäug auf ©ott bie S^rage fo, ob roir i^n erfennen in feinen
fonfreten ©rioeifungen, ob un§ ba§ ©i)ttti(^e al§ fotd)e§ mal^r^^
nef)mbar fei ober nid^t. dagegen an ben, ber ^roar al§ ber
©ebenbe in bie 3BeIt fommt, jebod) begrenzt burd) bie 3^teifd)c§=
geftatt, fd)Iie^t man fid) burd) einen 33ertrauen§aft an, ber megen
unferer Unfenntni§ ©otte§ eine 9)?enge innerer |)emmniffe unb
©inioürfe §u überminben bat. '3)er erfte, bei bem oom ©tauben
gefprod)en wirb, ift nid)t umfonft 9^atf)anael, ber urteilt, au§
3la§aret fomme ni(^t§ ©ute§, unb au§ bemfetben ©runbe rcirb
am ©d)Iu^ ber ©taube an 3:f)oma§ t)erDorget)oben , beffen 3u=
oerfid)t ju ^efu§ fo tief erfd)üttert wav, ba^ nur fein eigene^
©ef)en fie mieber aufrid)tete. ®cr ©ieg, ber biefe ^emmniffe
überminbet unb ben ^teifd)gett)orbenen at§ ha§> ercige Sort unb
ben §um iöater @rf)öf)ten al§ ben un§ ©egenrcärtigen beiaf)t, ift
ein i^ertrauenSat't; um feinetmiüen ):)at ba§ ©tauben neben bem
©rfennen feine befonbere ©tettung unb 2öid)tigfeit. '3)arum tritt
e§ aud) bann ^urücf, menn fid) 3efu§ a^^ '^^^ Sebenbe mit ben
©einigen neu oereinigen mirb.
220 Äop. 6. Sefw§ i'»^ ^er &lanbe nacf) Sotjanneä.
3n)ifrf)en bcm ©rfennen unb ©tauben finb bie 33e5ief)ungcn
boppelfeitig, roeil t)a§ ©tauben ein @r!ennen uor unb nad) fict) :^at.
S)a bie ©etbftbeseugung ^efu it)m feinen @runb unb ^nt)att gibt,
I)at e^ in ber ©rfenntni^ ^efu feine 58orau!§fe^ung. ®ie beiben
®aben ;3efu, \)a§ Söort unb Söerf, geben berfetben bie boppette
9f?icf)tung jum ^ören unb jum ©et)en. ^em Übergewicht, ba§
babei bem SGBort äufältt, entfpricf)t e§, ba^ ba§ ^ören feine be=
fonberc ^ebeutung ^at. 3efu§ gibt ben Jüngern fein 2Bort,
fie net)men e§, erfennen n)at)rt)aftig, ba^ er üon @ott ausging,
unb gtauben, ha^ ©ott it)n fanbte, 17,8; fo folgen fict) bie
inneren SSorgänge in einer beutticf) genetifcf)en Drbnung. ^a§
©tauben t)at aber auc^ @rfenntni§ nacf) fid); benn e§ teitet ein
neue§ ©rfennen ein, tt)etct)e§ ot)ne ba§ ©tauben unerreichbar tft:
rcenn bu gtaubft, rairft bu bie .^errtict)feit ©ütte§ feben, 11,40.
S)ie ©rfenntni§ ©otte§ unb ©t)rifti bilbet einen tt)efenttid)en ^e=
ftanbteit ber (3abi, rv^^^ ber ©taubenbe empfängt, ha fie fic^
üon ber ©emeinfd)aft ©^rifti mit if)m unb ber ©egenrcart ©otte§
bei it)m nict)t fd)eiben tä^t. Oof)anneg bent't fid) ba§ „Seben"
nic^t ot)ne ©rfennen, aber ebenfomenig ba§ @r!ennen of)ne ba§
Seben. @§ gibt barum, fo wie ^efuä erfannt ift, für ba§ un=
bcfriebigte SSertangen: jeige un§ ben 33ater! nicf)t mef)r ^aum,
14, 9. 10. 2)enn im ©tauben an it)n ift bie ©eit)i^t)eit ein*
gefd)toffen, ba^ ©Ott fict) un§ an ^efu§ ficf)tbar maci)e. ^e un=
mittetbarer unb enger ha^^ ^ufammenfein mit ^efu§ fic^ ent=
fatten mirb, um fo reid)er mirb aud) bie ©rt'enntni§ ©otte§
werben, bie bem ©taubenben nicf)t bto^ ai§ |)offnung, fonbern al§
&ahi 5U eigen mirb.
2Ber 3cfu jünger geworben ift, ber gtaubt nid)t nur an
il)n, fonbern tiebt if)n auc^,*) ot)ne ba^ bie Siebe su :,lefu§ erft
noct) einer befonberen 33egrünbung bebürfte, bo ba§ ganje Ii>er=
t)öttni§ 3ef" 5» ^ß» 3einigcn auf uottfommene Siebe bogrünbct
ift. ^ie Siebe be§ ilniterii jur Sett t)at :,"\efu§ ben ^tuftrag
gegeben, bem er burd) ein bi§ jum @nbe ou§l)arrenbe§ Sieben
entfprid)t; .% 15 f. IH, 1 f. ^cmgenuif^ wirb and) bie ßnbgeftatt
beö Ungtaubenö, ba§ ^^^ofitioe in biefem negatiuen ^^^n-t)altcn, al§
f>a^ 3«fu unb ©ottesi benannt, 15,28. ^a§ auf Oscfui^ gcvidjtctc
•) I>le (gin()eit jn)ifri)cn m. unb Ml), an bicfei* Stelle ift beutlld).
Sie Siebe 511 6()nftitg. 221
Sieben gewinnt im SSer{)ä(tm§ ber jünger ju it)m be§f)Ql6 un=
erfe^Ud)e ^ebeutung, raeil aud) fie in feinem S)ienft ein 3Berf
au§§uricf)ten ^aben, ha er bnrc^ fie fein ^eilanb^amt in ber SBelt
an§übt. ©ie finb bie ©d)offe, burd) rceldje ber Seinftocf bic
^rud)t erzeugt. ^egf)alb fte^t ^efu§ nic^t nur al§ ber ©ebenbe,
fonbern and) a(§ ber ©ebietenbe cor ilinen, unb fein ©ebot be=
5eirf)net it)nen bie ©teüe, wo if)re Eingabe an it)n fic^ ju be=
tätigen l)at ^q^ für bie jünger nichts qI§ ^^fu ©ebot in
33etrad)t tommt, biefe§ aber ot)ne @infd)ränfung bie .^eiligfeit
be§ göttlichen @ebot§ befi^t, mad)t nod) einmal bie 2Öof)rf)aftig=
feit unb SSolIenbet^eit it)re§ auf it)n gerichteten @tauben§ offenbar.
3efu§ einigt ba§ Sieben ber jünger nadf) beiben (Seiten un=
löölic^ mit feinen ©eboten: nur ber, meld)er itjn liebt, mirb fein
©ebot ben)al)ren, unb nur ber liebt il)n, n)eld)er fein @ebot be=
ma^rt, 14, 15. 21. 3(ucf) f)ier bleibt ber ^^lu§brucf in ber größten
@infacf)t)eit: ber alte ©runbbegriff be§®efe^e§: „bie mid) lieben
unb meine ©ebote ben)al)ren," ber 3^rael§ 3^erl)ältni§ p ©ott
geregelt l)at, geigt aucf) ben Jüngern i^ren 3öeg. 2(l§ „©ebote"
^efu werben nicf)t biejenigen ^Beifungen beseicf)net, meldte fid) auf
bie ©emeinfcl)aft mit ©ott be§iel)en, ba biefe il)re beroegenbe
5lraft unmittelbar im eigenen ^ebürfni§ be§ ^üngcrö l)aben; er
mu^ glauben, menn er leben mill. ^a§ bilbet barum nic^t ben
„3luftrag", ben 3efu§ i^m erteilt, tiefer l)at feinen ^nl)alt in
bem, n)a§ er für il)n an ben 9Jienfcl)en ju tun l)at; ba§ ©ebot
beftimmt feine Slrbcit in ber 2öelt. ^arum beftel)t e§ in bem
einen SBort: ba^ mir einanber lieben. 3llle ^raft ber Siebe, bie
ber ^ünge^' i^n^ barbringt, ^at :jefu§ für it)re ©emeinfcf)aft mit=
einanber frud)tbar gemacl)t.
®aran, ba^ bie 53emat)rung ber ©ebote nidjt bem ©tauben,
fonbern ber Siebe §u :jefu§ aufgetragen ift, geigt fiel) nod)mal§,
ha^ ha^ ©tauben ai§ regeptioeg 33 erl) alten gebad)t ift, unb
feinen ^e5ief)ung§punft nid)t im eigenen, fonbern in ^efu 3Bir!en
unb ©eben t)at, n)ä{)renb bie Siebe ein gebenbe§ 93ert)alten ift
unb barum eine^ ©egenftaube§ bebarf, an bem fie fid) t)anbelnb
offenbart. 3ßfu§ l)at i^x einen folcf)en bereit: ben 5lrei§ berer,
bie in il)m vereinigt finb. '3)ic Siebe, bie it)nen ermiefen mirb,
ift il)m getan.
@r gibt bcr SieBe feine reid)fte 93er{)ei^ung. "^Durrf) bie ^e=
n)al)rung feiner ©ebote bleiben fie in feiner Siebe, 15, 10, unb
nid)t nur feine, fonbern au6) be§ 93ater§ Siebe !ommt i^rer Siebe
antrcortenb entgegen, 14, 21. (So beftimnit bie gefamte 9Jlenfd)=
Ijeit al§ ©egenftanb ber güttlid)en Siebe genannt ift, 3, IG, fo
beftimmt wirb rcieberum @otte^ Siebe im ©egenfa^ 5ur 3Bett
bem jugeeignet, ber ^efu§ liebt, 14, 23. ©rrceift ficf) ©otte§
Siebe an ber Sßelt barin, ba^ er if)r feinen (So!)n gibt; fo be=
tätigt fie fid) an bem, ber bcn ©of)n liebt, baburd), ba^ ber r»er=
flärte ©I)riftu§ p i^m fommt, unb ber SSater mit i!^m. ®ie Siebe
@otte§ jum 9J?enf(^en cott^ietit ficf) fomit in einer emporfteigenben
2öe(i)felrcir!ung : bie Siebe @otte§, bie fid) ber gefamten SGBett in
ber @abe be§ ©oi)ne§ pgeroenbet t)at, I)ebt an unb get)t burd)
bie Siebe be§ ©laubenben gum ©o^ne f)inburd) sur neuen Siebe
®otte§ fort, ber nun felbft mit bem (SoI)ne bleibenb bei bem
9Jlenfd)en n)üf)nt: /.lovriv jcaq aviut Ttoul, 14, 23.
;3o!^anne§ ift DöUig oon ber Stngft frei, al§ ob bie ber
Siebe gegebene 2Ser!^ei^ung ba§ ©tauben fd)äbigen fönnte. ®iefe§
bef'ommt oietmef)r baburd) feine @rt) ab enf) eit , ha^ bie üon if)m
begrünbete @emeinfd)aft mit ®i)riftu§ in ber 3^rud)t bringenben
Siebe ju ®ott it)re 33olIenbung f)at.
'2)af)er entftet)en au§ ber im ©tauben begrünbeten 33erbunben=
^eit ber jünger mit 3efu§ üSBerfe, fogar größere, al§ er felbft
tat, ha burd) if)ren '2)ienft fein SBerf erft jur Entfaltung tommt,
14, 12. 3{)re Stüd)tigfeit jum SOöerf berubt auf it)rem SSermögcn
5U bitten, ba§, roie bei 9Hattt)äu§, bie unbebingtc ^•l>erf)ei^ung
crt)ätt, 14, 13. ©0 finb it)re SCöerfe ®aben, bei bcnen er felbft
ber Söirfenbe bleibt: id) merbe e§ tun, 14,14. ^nbcm ba§
53ittcn im Flamen ^^fu feinen ©runb unb aud) ben @runb feiner
Srtjorung {)ai, luirb eä ausbrüdlid; mit bemjenigen ©tauben, ber
3efu ©enbung beiat)t, erfüllt.
5(u^ bie ®emcinfd)aft beä ®rt)öl)ten mit ben Seinigen ift
nid)t al§ ein pl)i)fifd)e^ lkrl)ältni§ unperfönlid) unb millcnlo^
gcbad)t. (So fräftig fie ba§ fd)eibenbe Stuäeinanber befeitigt, fo
ba^ er in il)nen ift unb fie in ibm, unb ein mal)rbaftes( ^n=
cinanbcrieben ,Vfu unb ber ©taubenben ergibt, fo folgt bod) au§
bicfev ©emeinfd)aft, meil fie al^ geiftig unb pevfonl)aft gebad)t
Sie Siebe ju ©(^riftuö. 223
ift, rcieber ein :3mpcratit): bleibt in mir. @§ fel)tt barum bei
3o^nne§ bie ^^paralletc p jenen 2lbfrf)ieb§n)orten ^^\u bei
9Jiattt)äu§, burrf) n)eld)e er bie Surd)t in ben Jüngern begrünbet
f)at nirf)t: ba§ ©c^o^, ba§ nid)t i^rurf)t trägt, wirb r>om Sein-
ftocf roeggenommen unb oerbrannt, 15, 2. 6. ^ier erfd)eint nod)=
maB ba§ üergeblirf)e ©tauben aud) im Streife ber ^ü^S^i^/ ^i"
©tauben, ha§ jmar mit Oefu§ cerbunben mad)t unb bennod)
fd)eitert, weit e§ ben ^ienft nicf)t erzeugt, burrf) n)e(d)en 3ef»
©ebüt gefrf)iet)t. ®er ;3ünger ert)ölt fic^ in 3^!"^ "ui-' baburrf),
ba^ er bie il)m gegebene ©abe p it)rem 3^^!^ füt)rt.
^ie SHa^nung, in if)m p bleiben, rcirb baburd) begrünbet,
ba^ bie ;lünger getrennt üon 3efw^ nirf)t§ äu tun üermogen.
®aburc^, ba^ 3efu§ aud) it)re ©emeinfd)aft mit if)m in feiner
@rf)üf)ung auf ba§ ^ercu^tfein it)rer eigenen DI)nmac^t grünbet,
ftellt er feft, ba^ ba§ glaubenbe 3Sert)a(ten nid)t nur eine 3tn=
fang§ftufe bilbet, bie burc^ it)re @rt)ebung jum üoUen Anteil
an feiner &ahi überfd)ritten mürbe, ^uv, menn fid) feine ^ahi
unabt)ängig non it)m, it)rem ©eber, in it)rem eigenen Seben fort=
ert)ielte, fönnte ba§ ©tauben in ein ©elbftuertrauen überget)en,
ha^ nur nod) banfte unb nic^t met)r bitten mü^te. ^a fie fid)
aber nur burd) feinen perfönüd)en ^^erbanb mit if)nen, ben in
fid) felbft Ohnmächtigen, erl)ält, bleibt berfetbe ftetig ein ^^er=
trauen§üer^ä(tni§, bei bem fie uon fid) felbft abfef)en unb nid)t
in fid), fonbern in if)m it)ren ©tü^punft fud)en.
®er Unfid)tbarfeit, bie nac^ ^efu 3ßeggang sum ä^ater feine
©emeinfd)aft mit if)nen begrenzt unb baburd) bie beftänbige
©d)mierigt'eit für ben ©tauben fd)afft, fteltt ^t\n§ a\§ reid)en
@rfa^ bie ©egenmart be§ ©eifteä entgegen, burd) n)eld)cn \i)x
bemühtes, perfonf)afte§ Seben göttlichen 3nt)alt empfängt. ®a=
mit erl)alten alle 5tu§fagen über ben ^ntialt unb bie Straft be§
©laubeng an ^efu§ i^r abfd)lie^enbe§ Sid^t. . 9^un ift üollenbg
burcl)ficf)tig, rcarum e§ ^efi^ be^ emigen Seben§, Cuellpunft ber
©rfenntnig ©otte§ unb 58egrünbung einer ©emeinfd)aft mit ©ott
unb et)riftu§ ift, bie ein Sonnen ©otte§ unb 6;i)rifti im SJlenfctien
ergibt. ©§ leiftet bie§ alle§ be§^alb, weil e§ ber empfangenbe
2lft für ein Seben ift, ba§ nid)t au§ bem ^leifd), fonbern, weil au§
©Ott, a\i§ bem ©eift entftet)t, ogl. 1, 12. ^amit ift sugleic^ ber
224 ^"P- 6- Sefii'^ itnb ber ©taube narf) t\o()aimeg.
33cruf beg ©laubenben im 3Ser(et)r mit feiner Umgebung auf ben
i)ücf)ften 2lu§brudf gebrad)t: er ftet)t nun felbft als ber ©eber teben=
bigen 2öaffer§ üor it)r, bag alä ^eugenbe Äraft befd)rieben ift, 1, 38.
2Iu(^ bie ©egenroart be§ @eifte§ begrünbet 3uöerfid)t, ba
feine ^ahz in ber 3BaI)rf)eit befielt unb jeber üermel)rte SInteil
an ber SDBaI)rf|eit ben @runb be§ @Iauben§ reid)er marf)t. ^n=
bem er meiter a(§ ^^ürfprecfier ber jünger ifir 9led)t t)or ®ott
unb ber SBelt üertritt, nerteit)! er i{)nen aud) für il)re ^eruf§=
arbeit 3iit)ß^fi<i)t/ t'eft^cit fie üom ^ag^"/ ot) fie aurf) S^rifti
SCBaI)rt)eit unb 9^erf)t ber Söelt gegenüber erraeifen fonnen, unb
gibt i{)nen bie ©emi^eit be§ (Sieg§. '3)iefe 3"oerfid)t ift auf
nirf)t§ anbereg geftü^t, al§ auf bie ©egenroart be§ @eifte§, unb
Sroar beSjenigen ©eifte^, ber 2ßaf)rf)eit gibt, ©in anbereg SHittel
§u if)rcr Slrbeit empfangen bie ^^üngcr nic^t; bie§ ift ber einzige
Verneig, burd) raelcf)en ;5efu§ i)erl)errtid)t fein miU. %Ci§> auf i^n
gerirf)tete ©lauben ift für immer mit ber ©ebunben{)eit an bie
SGßa{)r{)eit ein§.
5)er ©eift t)erfcf)afft ben Jüngern für if)r 2öerf ha^, n)a§
^efu§ für feine eigene 2(rbeit am 3ßugtti§ i>e§ ä^ater§ befa^. ©§
fte^t aud) bei ben Jüngern neben it)rem menfd)lid)en l^^iipi^
ein göttlid)e§, beffen SOßat)rt)eit§mad)t com ^örer if)rer ^^^rebigt
inroenbig nernommen roirb, fo ba^ biefer e§ nie blo^ mit bem
menfd)Iid)en 33oten ^efu §u tun t)at. SDa^er t'ann burd) if)r Sföort
ed)te§ ©tauben entfielen, ein foId)e§, ba§ ben 9J?enfd}en nad)
feinem ganjen innern ^eftanb beftimmt, weit e§ auf bem „©elet)rts
fein burd) ©ott" beruf)t.
®amit, ba^ ber ©eift gegeniuärtig unb mirffam ift, ift ba§
auf 3efu§ gerid)tete ©tauben nid)t überfd)ritten unb nic^t eine
anbere 3ut)erfid)t, bie üon 3efw§ unablnängig märe, begrünbet.
%znn ber ©eift fommt burd) bie ©enbung C£t)rifti ju it)nen unb
ift in bem, xoaä er if)ncn jeigt unb roie er fie leitet, mit ®t)riftu^
einträd)tig. ®ie au§ bem ©eift entfpringenbe ^"i'f^'firf)^ ift i"
berfelbcn 2Öeife mit ber auf (il)riftu§ gerid)tetcn untrennbar cin§,
mie ba§ ©lauben an ben ißater unb an ben ©oI)n nur einen
ungeteilten ©laubens^ftanb ergibt.
2)ev ©laubenäbegriff ^efu. 225
Die Einheit der beiden evangeliFchen Berichte.
2Ba§ 9Jlattt)äu§ unb :3ot)anne§ aU SBorte 3efu über ba§
©lauben geben, bilbet eine fefte ©inbeit, an tt)eld)er burd)ficf)tig
wirb, roie beibe 9Jlänner al§ 3(poftet be§felben ^errn in ber=
felbcn ©emeinbe in ©inbeit be§ @(auben§ nebeneinanber fteben
tonnten. ''Man fann mit ®runb in mei)rfad)er ^ejieljung uon
bem einen ©nangeUum jagen, ba^ e§ ba§ anbeve überrage. SBenn
\m^ aber 90^attt)äu§ fagt: ber ®Iaube uermöge ben 53ergen ju
gebieten, nnb ^obanneS: er tjabe bie Söelt überraunben, jo wü^te
id) nid)t, nad) n}eld)en 9Jla^[täben t)ier ber eine ©laubengftanb
al§ l)'ö\)QV, ber anbere al§ tiefer gercertet werben foüte. '2)a^
beibe tragenbe @otte§beit)u^tfein ift baburd) einbeitlid) beftimmt,
ba^ für beibe mit bem ßutritt ju Gt)riftu§ aUeg, rca§ uon ©ott
fd)eibet, überrounben, ba§ ^iel crreid)t unb t)a§, roaS @otte§
®nabe un§ gibt, empfangen ift.
^JJeben bem, wa§ bei 9Jiattbäu§ ©tauben b#t, neben jener
ßunerfic^t, bie 3efu§ a^^ ben oon @ott gefanbten ilönig fa^t
unb nun auf jebeig: „menn bu fannft," üerjiditet t)at, meil fie
oon if)m bie unbegrenzte ^ilfe unb (3aht @otte§ erroartet, obne
ha^ aug ber eigenen ^^wädjz unb Sünbe ^"'cifel unb 5'urd)t
al§ SBegrenjung ber ©emi^b^it folgen bürften, ba fie bie göttlid)e
®ahc nid)t ai§ ein erft p fud)enbe§, an 33ebingungen ge!nüpfte§
©ut üor fid) bot, fonbern i^rer al§ einc§ Dort)anbenen , bem
Sittenben jeberjeit 5ugänglid)en ©igentumö gemi^ ift, fo 'i)a^ ber
©laubenbe 9}?enfc^en unb 2;eufeln mit bem ^emu^tfein gegenüber^
ftebt, ba^ nid)t§ it)m fd)aben ober it)n bini>ern fann, uielmet)r
o(Ie§ in ©otte§ 5^raft ibm bienftbar ift: neben biefem ©tauben
geben bie jo^anneifc^en ©ä^e über ba§felbe nid)t§ 5rembe§
ober ^Jieue§. 2ßem ha§ aB ©tauben gatt, ber fprad) : jeber, ber
an it)n glaubt, get)t nid)t uerloren, fonbern ^ai ba§ emige Seben.
Seibe B^UQ^" ff^S^" übereinftimmenb : ^)
*) 2)ie ^xttc\e nad) ber bei beiben Saugen ibentifd)en Sluöfage roürbe mi^=
»erftanben imb uerfnimmt, löeun fie bof)in gebeutet tüüvbe: mir bnä (*iJemein;
fnme l)nbe l)iftorifcl)eu Sßert, unb bnö 3onbergut beä einjelnen Güangeliften jei
©c^lotter, Der ®lQu6e int '31. Jeft. 15
226 Aap- 7. S)te ©inf^eit ber beiben euangelifcfjen 93cricf)te.
1. 3efu§ f)at ba§ ©lauben at§ ba§ für il)n 5ureid)enbc
9Jlotir» äur @en)äf)rung ber göttlicf)cn @abc unb ^itfe beljanbett
unb um be§ ®tauben§ lüilten alle§, n)a§ bie ©c^ulb be§ 9}lenfd)cn
ausmacf)!, uergeben.
2. ®iefe 33ebcutung l^at e§ für it)n ni^t bc§f)atb, weit ha=
mit ber 9)?enfdE) ein t)erbienftlic^e§ 3SerI)alten betätigt, burd) rcelc^e^
er in @ott hk @üte erraecft. 33ielmel)r betätigt ^efu§ in ber
Segrünbung unb @rt)örung be§ @Iauben§ feine eigene 9)Zeffiani-
tät, unb biefe§ erfennt unb bejaf)t biejenige ®üte, bie in @ott
al§ fein eigener SGBiße lebt unb in ^efu ©enbung fic^ ermeift.
3. 2)iefe ScE)ä^ung be§ @Iauben§ f)at er über aüe Unter-
fd)iebe f)inraeg gleid)mä^ig ben Jüngern, ben ^uben, ben Reiben
gen)ät)rt, fo ba^ er burd^ bk @rf)örung beä @Iauben§ bie alle
umfaffenbe SOöeite ber göttlicf)en ©nabe offenbart.
4. 2)em ©tauben t)at er ein unbegrenztes ©eben @otte§ 5U=
gefagt, fo "iia^ bem ©kubenben bie gange göttliche ©nabe unb
Siebe miberfät)rt.
5. ^arum ift ba§felbe ein Se^te§, |)öci)fte§. Unüberbietbare^,
roeil e§ bie ooüenbete 33erbunben!^eit mit ©ott gen)äf)rt.
6. @r ^at e§ be§f)alb nirf)t auf ber ©tufe einer bebingten
©rmartung getoffen, fonbern esi gur ©erai^'Eieit gemad)t, ireld)*e
©otte§ &dbz bem ©laubenben gegeben mei^.
7. @r f)at biefe unbebingte 3uoerficE)t auf fid) felbft gerichtet
unb 'öa^' auf if)n unb ba§ auf ©ott fel)enbe ©tauben al§ ein
unteilbares, unlöSlid) geeinigteS 'i>erf)alten bel)anbelt. ©r f)at
baf)er nid)t gugelaffen, ba^ fid) mit bem ©tauben an il)n lln=
glauben gegen ©ott oerbinbe, unb mit ber ^äf)igfeit, ha^ ©öttlid)e
rcal^rjune^men unb auf5une{)mcn, ben 2lnfd)Iu^ an it)n oerfnüpft.
üon i)onif)crcin miv ^i'f'^fe ""^ "iUcitcrdilbunfl, bie für biTS l)i[tovifd)e Urteil
luertloö fei, loeil fie mit ^efuö nid)tö ju tun Ijabe. Sie 3luöfaiic beu truoiuu''
liften : er flebe \mi hai oon 3efu«t (Smpfanflenc, umfafst curf) bag, luaiS il)m ben
iubiüibuellen (£()arafter flibt. 3)oci iiilt lueber nur für W., nocl) nur für l^ol).,
fonbern für beibe rtleicijinnfjifl. (*i5ernbe bie inbiinbuelle tSntuiicflnni), bie uon
:;\c)uß aus im iv^üuiU'r fid) i)oU,Mel)t, ift für bie 3hbeit :,^efn bi'uhft lel)rreicl). :,"M)r
ilU'rftftnbniö ift aber bnuon nbljrtn^irt, bnfj unö bie iiemeinfame i.'inie, «on ber
jene iWeiocflunfl a«8flel)t unb bie fie nicl)t jerbridjt, beutlid) fei. Xai 33efonbere
fommt nid)t in rtu^crlidjcr 3lbbition ^um Wemeinfnmen biu.^n, fonbern mirb uon
biefem umfafit.
Ser ©(aubenSbegriff r^efit. 227
8. 3t)Te ^cgrünbung f)Qt biefe i3iioci^ficf)t cim offenbaren Jat-
bcftanb feine§ Seben§, fo t)a^ fie ftrf) au§ feiner (Selbftbejeugung
al§ bie i^v entfpre^enbe S^olge ergeben foU. 9ln berfelben galten
if)m namentli(^ bie in ber SOBeife ber 3(Umad^t üoKjogenen Saaten
al§ geeignet, @(auben§motit) p rcerben, rceit in it)nen feine {)el=
fenbe 9Jlad)t in if)rer Unbegrenjtfieit fid^tbar wirb ; er ))ai jebod)
gleid)5eitig jebe ^^orberung abgeroiefen, bie ita^ SBunber jur ^e=
bingung be§ ®Iauben§ mad^en rcoKte. ^aburrf) !f)at er bie 9lot=
luenbigfeit, it)m S3ertrauen §u erroeifen, alig unauf()ebbar bargeftellt,
fo ha^ ber SJlenfd) burd) feine fic^tbare SRarfjtroirfung über fie
f)inn)eggeI)oben roerben fann unb barf.
9. :3m 3uftanb be§ 9Jlenfrf)en fat) er märf)tige SJlotioe jum
Unglauben roirffam, fo ba^ fid) t>a§ Glauben al§ eine entlegene
^öt)e über fein 3Sermögen ^inau§f)ebt. @§ entftef)t bennorf) im
9Jienfcl)en, roeil il)m @otte^ gnäbige^ 2Bir!en in it)m ba§felbe
gett)äl)rt.
10. ®a()er ift nid)t nur bie auf ba§ ©lauben folgenbe |)ilfe,
burc^ bie e§ @rJ)Örung erlangt, fonbern aud^ biefe^ felbft fd)on
bie (^}abt ber göttlid)en ©nabe, rceil un§ ©ott burd^ ba^felbe in=
menbig in bie 23erbunbenf)eit mit ß^riftug fe^t.
11. SJIit bem ©tauben ift bem jünger bie 3(u§rüftung ju
einem 3Berf gegeben, t)a§> ber Söelt überlegen ift, meil e§ mit
@ott üollbra(^t rcirb. ®af)er ift mit ber ©rmedfung be§ @lauben§
3efu 3ift erreid[)t unb bie ©emeinbe berer, bie @otte§ äÖiüen
tun, gefdf)affen.
12. @r f)at al§ ben guten 3öillen, ber ba^ gute 2Berf tut,
bie Siebe gefd^ä^t unb biefer bie 3Serf)ei^ung beä Seben§ nidf)t
anberg al§ bem ©lauben gegeben. ®ie eine 23erf)ei^ung ftört
bie anbere nid)t, meil S^fu^ 5n)ifdf)en bem ©lauben unb Sieben
feine ©d)eibung pgelaffen l)at
13. @r f)at ba§ ©tauben, fott)ot)l menn e§ auf @ott, al§
menn eg auf i^n felbft geridjtet ift, nur bann, bann aber auä)
fd)led)tl)in entwertet, menn ber ©laubenbe beunocl) feinen böfen
äöiaen tut.
14. @r t)at burd^ bie befriebigte (3id)erf)eit be§ @tauben§
ben Unterfd)ieb jroifd^en ber ©egenroart unb 3ufunft nicl)t au^=
gelöfc^t, fonbern mit jener eine fc^arfe 3(ntit^efe ^mif d)en beiben
228 Aap. 7. 2)ie ßin()eit ber beiben eüttngelifc()en 3^ericl)te.
oerbunbeii, lüeS^alb er neben ha^ ©lauben in berjelben Hräftig^
feit ba§ ^offen fteüt.
©0 beutlicf) un§ f)ier ein einfieittic^e^ 3^U9"^^ Dortiegt, gegen
beffen gef(^icf)tIicJ)e Sf^ic^tigfeit mit '^iftotijrf)en SJiitteln feine (Sin^
rebe begrünbet werben !ann, ebenfo fid)er entftef)en bie jroifdjen
ben beiben @oangetienti)pen beftef)enben Unterfd)iebe in ber
Raffung be§ @Iauben§ nicE)t einzig burc^ bie ®arftellung§n)eife,
ober burrf) bie i)erf(i)iebene 2lu§bilbung ber tf)eologifd)en Se^re,
fonbern fie finb unbefcfjabet ber @inl)eit be§ G^Iauben§ Unterftfjiebe
im ©tauben fetbft.^) 39eibe 2lpoftet je'^en mit einer oerfd)ieben
beftimmten ©rmartung auf ^z\n§, unb bie ®abt, bie fie bei if)m
fud^ten unb fanben, ift ni(i)t gan§ biefetbe. 2^x 2tnfd)tu^ an
if)n unb it)r 2Serfet)r mit it)m t)oll5ief)t fid), rcenn mir üon einem
jum anbern f)inüberfef)en, anber§ unb neu. ®urd^ itire %n§'
fagen mirb un§ bat)er nid)t nur ^efu ißerbalten ju ben
©laubenben, fonbern jugleid) if)r eigener ®Iauben§ftanb fid)tbar
gemad)t. ^)
2tl§ 3efu ©igentum ermeifen fid) if)re 2(u§fagen über ba§
©tauben teit§ burd) it)ren engen, treuen 2tnfd)tu^ an ben ge=
gebenen ©tanb ber ^römmigfeit, ^) teils unb befonberS burd) il^re
ein^eittid)e ^-8erbunbent)eit mit bem, xva§ mir at§ bie jentraten
Überzeugungen ^efu fennen.
SÖßenn 3ßfu§ bem ©tauben innere ©efd)loffen^eit at§ fein
mefentlid)e§ SJJerfmat beitegt, fo !ann t)a^ nid)t at§ etma§ Si^euesi
be§eid)net merben, ma§ un§ nur bei if)m begegne, "^er ^erid)t
über ba§ ft^nagogate ©tauben t)at gezeigt, bafj baB 33eiüu^tfein :
jeber ^rud) be§ ^^ertrauenS ©ott gegenüber fei ©ünbe, in ber
©emeinbe t'räftig entmidelt mar. 9tm ^i^cifet an ©otteS 3ßat)r=
^eit, 3Jlad)t unb ©üte boftete für fie ein beutlidjeg ©d;utbbemu^t=
fein. SJian mei^, ba^ ber 3tnfd)tu^ an ©ott unfer ganjeS teufen
unb SBoUcn eint)eittid) umfaffen unb auf i()n l^intenfen mujj.
®urd) feine Stnleitung jum ©tauben t)at ^efuö feine Ow"9ei* niit
') (Stn()cit ift uicl)t l5im.'ilcil)oit.
') '^cJ) fü()re bie ^vaflc baljor uiiti-r boin litcl : „'JJIattlK'iiuV' unb „V(0=
l)otme«" iDcitcr.
"» Xio '^U'oblemc, mit bciicii buc' vov ,\c)in> uorlinnbciu' ('•Uaiibcii rniu^,
loorcn 3. J!> nufflcidljlt.
I
Seilt 3ln)c^litfi an tfcn @lau6ensftanb öer Synagoge. 229
fonfequentem drnft in biejenige (Stellung gebrad)t, bie fic mit
ber übrigen ©emeinbe at^ bie ricf)tige empfanben.
3nbem ^t\u§ jum ©lauben bie gonje @nabe fügt, !Iärt
unb üoUenbet er aud) bamit eine @r!enntnig, n)elrf)e ber ©emeinbe
nicf)t fremb geraefen ift. S^lie ^at firf) an ba§ ©lauben ba§ 33e'
TOU^tfein ge{)ängt, e§ fei nu^= unb erfolglog unb gelte bei ®ott
nid)t§, rcoburd^ e^ in innere (Sd)n)anfung unb in 3"?ß^f^t ^^^'
wanbelt wäre. 9Jian raupte: ©ott oertange, fd)ä^e unb begäbe
eg. ^nbem ^t\u§> in feinen ©efäl)rten eine weit über i^ren
früheren S3cfi^ t)inau§liegenbe 33orftellung oon ber göttlicl)en
(SJnabe erroecft, beftätigt er it)re Über§eugung oon ber 9Jiarf)t be§
®lauben§, marf)t fie aber jugleirf) üon ber ben ©laubigen t)er=
l^errlid)enben unb baburd) ba§ ©lauben jerftörenben i\ber=
l^ebung lo§.
'2)ie ©emeinbe »erlangte narf) bcnt SBunber; ^t\n§ gibt e§
il)r, borf) fo, 'öa^ bie SSerunreinigung be§ @lauben§ burd) ^^einb^
feligfeit gegen bie S^tatur unb burd) gefe^lofe SBillfür, bie mit
©otteg SRad)t fpielen will, oöUig au§gefd)toffen bleibt. 3Beil er
ba§ ©lauben auf 'Da^ oon il)m getone 3Bunber grünbet, bringt
er ba^felbe ju aufrichtiger ^ejal)ung @otte§ unb feiner ganzen
©nabe, bie :3rbifd)e§ unb ^immlifd)e§, Seiblid)e§ unb @eiftige§,
©egenroärtigeS unb ^ufünftige^ umfpannt.
2)ie ©emeinbe fat) in ®ott t)or allem ben Scnfcr it)re§ @e=
fc^idg unb erwartete üon it)m, ba^ er il)rc Sage mit freunblid)er
©Ute geftalte. 3(ud) Oefu§ ^at bie @en)äl)rung ber äußeren
SebenSbebingungen 5um Söerf ber göttlid)en ©üte ge5ät)lt, lä^t
e§ aber gleichseitig bem ©lauben nicf)t ju, ba^ e§ fi^ nur nad)
au^en loenbe, fonbern erraecft e§ fo, ba^ e§ juerft ben 9Jienfcl)en
in feiner inioenbigen Sebenbig!eit mit @ott in ®emeinfcl)aft bringt.
®ie ©emeinbe mar oon ber ^eiligfeit il)rer 3Serpflict)tung
burcl)brungen unb oerlangte nact) einem guten ©emiffen cor ©ott.
^^x 3Serlangen mirb üon ^efu§ o^ne 9J?inberung beftätigt. ®ie
©c^ulb roirb bejaht, ebenfo ber 2ßert be§ guten Sßöerfg oor ©Ott,
gleichseitig aber 'öa^ ©lauben oon aller 33ermengung mit bem
©elbftoertrauen abgefc^ieben , rocit er ben ©taubenben über be§
aJienfd)en böfer ober guter 3:at ©otte§ ©nabe in it)rer felbftän^
bigen '^ollenbett)eit erfaffen tä|t.
230 ^ap- 7. ®ie 6inf)eit ber beiben euangelifd}cn ^eitd)te.
^ie ©emcinbe max überzeugt, ha^ ber ©inn ber ©d)rift it)re
33erufung jur (Erfüllung be§ göttlirf)en @efe^e§ fei, fo ha^ jebe
(Spannung §n)if(i)en ©tauben unb 2ßer! vox if)rem ©eroiffen fid)
ai§ 9lot[tanb barftellt, ber ha§^ ©lauben gefä^rben mu^. 3ßfu§
gibt if)r 9ierf)t, unb ifoliert baä ©tauben nirf)t oon ber 23er=
pftid)tung be§ ^ünger§, ©otteä SBitten ^u tun, fonbern mad)t
e§ biefer baburcf) bienftbar, ha^ er im ©tauben bie Straft §ur
©rfüttung feinet Berufs fucf)t unb empfängt.
^k ©emeinbe roar üon ber Un5erbred)ti(f)!eit be§ götttirf)en
^t6)t§ überzeugt; ^efu§ ift e§ auc^, reinigt aber ba§ ©tauben
Don jener Übert)ebung, bie mittetft be§ 3?ed)t§ ©ott gmingen unb
bet)errfd^en §u fönnen meint, inbem er if)m über bem 9?e(i)t§fa^
aU beffen ©djöpfer unb ^^erroatter "öa^ freie götttict)e Sieben seigt.
2)ie ©emeinbe ftagte über bie 33erborgent)eit ©otte§ unb ift
ber ©d)utb be§ 9Jlenfd)en gegenüber ratto^. :3efu§ beftätigt it)re
MaQi, menn it)r bi§f)eriger Seben^ftanb ermogen rcirb: „niemanb
fennt ben 33ater." @r l^at aber at§ ©ot)n bie 3SotIma(i)t, it)n p
offenbaren, rcoburdf) au§ bem ©tauben ©eraipeit unb jraar ©e=
mi^f)eit be^ götttidjen ^43ergeben§ mirb.
^ie ©emeinbe fc^mant't, ob @otte§ 9f{ecf)t ober ©otte§ ©nabe
fie treffe. ^efu§ tieitigt beibe§, madit aber baburdf), ha^ er ben
jünger §um ©tauben beruft, biefem gemi^, ha^ ii)n bie götttict)e
(■»inabe fud^t, unb mac^t it)m baburcf beuttid), mann er bem ©e=
ricf)t oerfättt, bann nämticf), menn er bie ©nabe ©ottc^ r)erfcf)mät)t.
^i§t)er fam bie 33erufung ju ©ott burd) bie ©emeinbe an
ben ©injetnen t)eran, unb bie 3^rage btieb offen, miefern er fetbft
baburd) ein il)m perföntid) get)5renbe§ (Eigentum gemonnen f)abe.
3m Solingen nad) einem fotd)en luurbe ber ^ufannnenl^ang mit
ber ©emeinbe §erriffen (*!pt)ito) ; ober bei ber 'öetonung be?>fetben
bie ^^erbunbent)eit mit ©ott sur "iserbunbentieit mit ber (Semeinbe,
bie ^^römmigfcit gut 5iird)tid)feit I;erabgefe^t. ^z^uS fd)uf ba§
©tauben fo, ba^ c^ jeben ©laubenben mit ''i^eunifUfein unb Sitlcn
äu ©Ott füt)rt, bo^ fo, ba{3 es nie unbeutlid) movbcn fann, tia^
er eben baburd) in ber großen ©emeinbe ftet)t, an ber fid) ©otteS
©nabe offenbart.
liic ©emeinbe fat) bie ©efat)v, bie bie unbcgvcn,^tc ;iuuer=
)id)t 5u ©Ott beel)alb begleitet, lueit fie ^veibeit jum '■üi)fen -^u
Seilt 2Cni"c^(ufi an beu (Blaubenßftnnb ber ®i;nagog;e. 231
gen)äf)ren jc^eint. ^^\u§ ):)at biefe 5urd)t mit f)eiligem ßvnft
beftiitigt, aber ha^ ©tauben h^^l^aih nidjt gefnicft, rceil er il)m
bie 2;otalität ber göttlicf)en ©abe »orjutialten ^at, bie «ergibt
unb erlöft unb @otte§ üottenbete ©emeinbe fd)afft.
(So bleiben bie 3öorte 3efu über ha§ ©tauben in beftänbigem,
feftem 2tnfrf)tu^ an ben gegebenen ©taubensftanb. 'I)a§ S^leue,
"öa^ fie fct)affen, entftet)t nic^t erft im 33ert)atten ber ©taubenben,
begrünbet fid) t)ietmet)r im neuen Dbjeft, auf "öa^ je^t it)r ©tauben
geridjtet ift, barin, ba^ e§ je^t auf ben (£t)riftu5 gemenbet ift.
2tber aud) bamit füt)rte er in geraber Sinic ben gegebenen ^e=
ftanb be§ ©taubenB fort, meit biefe§ nie at§ ein abftrafter ©e=
hanU auf eine altgemeine 2öat)rt)eit belogen mar, fonbern e§
immer mit ben fonfreten ©rrceifungen ber göttti(^en 9iegierung
5U tun t)atte, auf ben fid^ offenbarenben ©ott fc^aute unb an
feinem ^anbetn, ba§ ben Seben^ftanb ber ©emeinbe beftimmt,
feinen ©egenftanb I)atte. ^^ür !^i\n^ fanb fid) @otte§ it)n offene
barenbeS unb un^ begabenbe§ .^anbeln nid)t blo^ in ber 2Ser=
gangenl)eit, fonbern roirb an il)m erlebt, ©o füf)rt er ba§ ©tauben
au^ einer unerreid)baren , entlegenen ^öt)e, üon ber man nur
burd^ ben ^erid)t ber Sibet ^'unbe befa^, in ha§ @rtebni§ ber
jünger t)erab. ©ie t)erfel)ren mit if)m, uertrauen il)m, finb il)m
nerbunben unb befi^en baran ibr ©tauben an ©ott. 'S)ie 2Ber=
tung ber ^reunbfd)aft mit i^m at§ ^reunbfd)aft mit ©ott, ber
^^crbunbent)eit mit il^m atg ©emeinfc^aft mit ©ott, bc§ 3Ser=
trauen§ ju it)m al§ 33ertrauen ju ©ott ift im 9)leffiani§mu§
3efu begrünbet. tiefer gab bem ©tauben einen ^nt)alt, ber e§
nid)t nur grabuelt, fonbern quatitatio oon bem unterfd)ieb, mag
e§ bi§t)er gemefen mar. 9'kn fd)lof5 fid) bie ©egenroart unb baä
@nbe, bie empfangene &ahQ unb bie ootte ©rtöfung in eine @in=
t)eit sufammen, unb bie STotatität ber götttid)en ©nabe mar bejaht.
©0 ftet)t §n)ifd)en bem älteren ©tauben§ftanb unb bemjenigen,
ber neu entftanben mar, ba§ Sßunber ber ©eburt ;3efu, unb bod)
behält bie Bewegung ber ©efd)id)te aud) an biefer (Stelle bie
ootle SJiajeftät l)iftorifd)er ^Kontinuität.
®ie eben formulierte 33eobad)tung ftettt feft, ha^ ber ©tauben§=
gebanfe ^efu mit bem it)m perfontid) anget)örenben 53efi^ in
mefenttid)en ^ejie^ungen ftet)t. So beuttid) fid) aud) t)ier feine
232 ^<^V- ''• ®i^ ©iul^eit ber beiben eDangeltfd)en Serirf)te.
3uge{)5ngfeit §ur jübifd)en ©emeinbe bett)äf)rt: blo^ eine @nt=
Ic^nung au§ bcm gegebenen ©ebanfenüorrat, nur ein ©tüc£ ber
^rabition of)ne innere 3Serbinbung mit feinem eigenen 53eruf unb
Seben§ftanb mar fein @Iauben§begriff nid)t. 9lur er fonnte
biefe§ ©lauben ermecEen, um beSroiüen rca§ er felbft in feinem
3SerI)ältni§ ju ©ott mar.
^er Slnla^, un§ norf) ben ^e§ief)ungen um§ufe!^en, bie üon
3efu @Iauben§begriff nidjt nur jur Strabition, fonbern aud) in
feinen eigenen 9Ser!et)r mit ®ott {)inüberleiten, ift un§ nict)t nur
burdf) bie ©rmägung gegeben, ba^ bie @inf)eittic^!eit ber ^erfon
if)re ßiele nid)t ifoüert nebeneinanber befielen lä^t, fonbern fic
roed)felfeitig miteinanber üerfüd)t unb einen ©runbrciüen avL§
i^nen fd)afft; e§ !ommt t)ier sugleirf) bie fonfrete ^e[timmtl)eit
be§ 3ßiüen§ ^efu in ^etracfjt, auf bem bie Stiftung ber 3ünger=
fd)aft beruf)t. 2)iefe mar ai§ ed)te, gan§e @emeinfd)aft ber
©einen mit it)m gebarf)t, of)ne ha^ für fic ein bingli^e§ ®ut
oermenbet unb bie 2(u§ftottung ber jünger mit irgenb einem
unperfün(id)en 33efi^ erftrebt mürbe. ^f)r ^ei4f)m=fein unb 9Jiit=
it)m4eben ift ba§, rca§ er if)nen gemäf)rt unb fie bei i(}m fud)en.
2)amit mar gegeben, ba^ fie nicfjt nur fein @efrf)icf, fonbern
aud) feinen ©inn unb ^^iUen mit il)m teilen unb an feinem Üßer=
f'e{)r mit @ott Slnteit ertjatten. ®er jünger barf, o^ne ha^ feine
Unterorbnung unter if)n je fraglid) merben fönnte, werben, ma§
er ift. 2)a nun ba§ ©tauben ber roefentlid^e 'isorgang ift, ber
ba§ ^üngerüert)ältni^3 begrünbet, mu^ e§ bem eigenen inneren
Sebengftanb ^efu cntfpred)en unb auf ber ©tufe ber ,;,'iünger "öa^
rcieberI)oIen, ma§ er felbft burd) feine ©oI)nfd)aft bem SSater
gegenüber ift.
.^äufig mirb bie f)ier rcattenbe ^ejieljung fo au§gebrürft:
:3cfu§ I)abc felbft am ©tauben benjenigen begriff gehabt, ber
feinen ißerfebr mit bcm Üsater befd)rieb; er mcrbc in ben ©oangolien
felbft alö ©laubenber bargeftellt, fo bajj feine !i.>erl)ei|ung an
ben ©laubenben ba§ fid)tbar mad^e, maS feine eigene Sof)nfd)aft
bilbctc. ^ie ^^ormct entfvrid)t aber bem mirflic^en .^ergang
nici)t; bcnn fie uertel^t bie 'JJlucifage ber beugen.
Süd esf ^'iufall fein, bafi fic nid)t ein cinjigcS äöort ent=
Ijalten, ba§ vom ©tauben 3ef" fprildjo unb etma ein bie ©e-
3efu eigene ©ottegfof)nfcf)nft unb ber @lau5e. 233
meinfamfeit {)erüorf)ebenbe§ : k^t un§ ©tauben i)aben ! gum 3m=
peratio: f)abt ©tauben an ©ott! I)in5ufügte? ®ie ^arftcüung
be§ 9Jlatt{)äu§ unb be§ ;3o^annc§ ift in btefer ^inftrf)t glcid)^
artig, ^ie ©rraögung reict)t nirf)t au§: ^i\n§ trage barin bie
2lrt feiner ^^itgenoffen , bie nirf)t gen)ot)nt gewejen feien, ha^
©tauben at§ ben sentraten SSorgang ber ^^römmigfeit ^eröorju^
^eben; auct) uon Slfiba t)ätten rcir be§I)atb fein 3ßort über fein
©tauben. 3Bir I)aben mn 3t!iba aud) feine ©rmaf)nung ber ©e=
meinbe §um ©tauben unb feine ^^ert)ei^ung für ba§fetbe. 3efu§
t)at burd^ fein SGBort unb SBcrf bewirft, ba^ \)a§ ©tauben ju
bemjenigen @rtebni§ luurbe, n)etrf)e§ bie ganje 33esief)ung ^u ©ott
trägt. Stuc^ f)aben bie ^^eugen feiner 2trbeit bie Stnatogie, bie
fein inneres Seben mit unferem ©tauben t)at, beuttid) ^zwov-
get)oben, j. ^. im 33erfud)ung§moment, rco er ©ott at§ ben
©penber be§ SebenS über fein .^ungern f)inn)eg bejat)t unb fid)
feinem Sitten uorbef)attlo§ untermirft, ebenfo burc^ feinen ©e=
bet§i)erfef)r mit bem 5^ater. ®ie fommt fd)on baburd) jur 2Bat)r=
net)mung, ba^ 3efu§ ba§ 5Iu§bteiben be§ ©taubeng tabett unb
i^n mit unbebingter ^^orberung nertangt. %am\t ift aber u)ot)t
uereinbar, ha^ er ein ftareS 33en)U^tfein um bie ^ifferenj in fid)
trug, bie ben ©taubenSftanb ber jünger oon feiner eigenen 23er=
bunben^eit mit bem Spater unterfd)ieb, fo ba^ i^m ein bie 3ü«9^i^
mit fid) sufammenfaffenber ©ebraud) be§ ©laubenSbegriffS un^
mögtid) mar.
^ei ^of)anne§ ift e§ befonberS auffattenb, ba^ er nie uom
©tauben 3efu gefproc^en t)at, obmof)t aud) er bie Stnatogie im
innern 2thtn 3ef» nüt unferem ©tauben erfennbar mad)t. 2)enn
burd) feine ©tettung in ber 3öett ift if)m eine ©c^ranfe gefegt,
fo ba^ er gegen bie SBett fid) auf ben 33ater §u ftü^en f)at.
tiefer ©egenfa^ erzeugt aud) in feiner ©eete bie ®rfd)ütterung
unb bie 33itte: „rette mid)", 12,27; aber ber ©taubenSbegriff
mirb nie auf it)n angercenbet, meit fein 3Sert)ättni§ jum Sßater
nid)t burc^ ein (5ud)en unb ^^inben beSfetben entftef)t. ^)
®a^ :Jefu§ nid)t oon feinem eigenen ©tauben fprad), t)at
barin feine ^^araltete, ha^ er ben fommunifatioen ©ebraud) be§
') i^ijl. Hitflert, Sof^iiiiu'ifclic (£l)viftoIogte, 33eiträc|e III, 1. S. 57 ff.
234 ^fP- 7. S)ie ©in^eit ber ßeibeu eüangelifrf)en 93evirf)te.
9Saternennen§ für fid) unb bie jünger unterlaffen ^at. @r be=
fd)neb feine unb it)re ©of)nfrf)aft md)t al§ gletd)artig. ®te aroeite
l^ier etngreifenbe StatfacEje befielt barin, ha^ wir aud) für bie
9fteue l'ein !ommuni!atioe§ Söort üon if)m befi^en. „^^x, bie
tt)r arg feib," ^at ^efu§ gefagt; nid)t: „wir". Sieue unb ©kuben
ftet)en aber gueinanber in engfter 9}erbinbung; wo jene fe^lt,
weil ba§ ©elbftbercu^tfein fein (Sd)ulbben)u^tfein umfaßt, ift auc^
biefer nid^t met)r ber bie 33erbunbenf)eit mit @ott f)erftellenbe
SSorgang. ^^bem :3efu§ oon benen, n)eld)e bie 2;aufe be§ ^o=
f)anne§ annaf)men, rcie er felbft e§ getan ^at, fagte: „fie l}aben
bem 2:äufer geglaubt", f)at er fein eigenes 33er^alten beutUc^
mit bem, ma§ er „(Stauben" t)ei^t, in eine ^^arallete gebrad)t,
fo ba^ bie ©inrebe it)n nic^t treffen !ann: aud) bu l)aft it)m
nid)t geglaubt! @§ tritt aber babei gleid)seitig an§ Sid)t, ma§
it)m ben f'ommunifatiDen (Sebraud) be§ ®Iouben§begriff§ oerbot.
SGBa§ er oon ben ^öünern unb 2)irnen fagte: fie feien be§t)alb
auf bem SÖBeg §u @otte§ S^teid), rceil fie glaubten, '^at er nid)t
uon fid) felbft gefagt.
©tauben nannte 3efu§ ba§ 3Serl)aIten beffen, ber über alle
Hemmungen f)inroeg au§ ber @efd)iebenl)eit üon @ott t)erau§,
mie fie burd) bie irbifd)e unb fünblid)e 9(rt be§ 9Jienfd)en gegeben
ift, in bie @en)i^f)eit ber güttlid)en ®nabe tritt unb fid) üon
biefer beftimmen unb beroegen lä^t. '3)arum ift e§ ha§ @rlebni§
unb 93ert)alten beffen, ber erft „<Bo1)n rcirb", nid)t beffen, burd)
ben er e§ roirb.
®arum fe^t ber ©laubenägebanfe ftet§ eine gefd)id)tlid) Der«
mitteile, üon au^en an ben 9Jienfd)en f)erantretenbe SBe^^eugung
®otte§ üorauö, bie un§ burd) ein uerl'ünbigteg SOBort unb eine
üotlbrad)te 2;at bie SQerufung ju il)m geiüäl)rt. ^nbem biefeä
üon aufjen an un§ ergel)enbe ß^iifi^i^ »^n uu§ erfafit unb an=
geeignet roirb, fo ba^ e§ über unfer inneres Scben bie formierenbe
3Jiad)t ert)ält, roerben mir ©laubenbe. :5efu ©ol^neSberoujjtfein
bcrul)t nid)t auf ber ':}lnnal)mc eine§ äußeren ^eugniffeS, fonberu
auf feinem inroenbigeu l^ebenSftanb.
3m meffianifd)en ©ebanfen mar bie Übororbnung ;>fu über
feine (<iemcinbe unaufl)cbbar gefeilt; nur fie bcgrünbet, baf? für
fic im Slnteil an bem, roaä ;3efuö \)ai, bie DoUtümmcue @abe
:^seiu eigene @ottegio(;nfc[)aftjmb bev Staube. 235
@otte§ befielt. 3^rc ®leid)geftaltung mit it)tn bringt bal)cr rao^l
2tnalogie, ni(f)t aber ^bentität {)eroor.
®aburd), ba^ ^efu§ für fiel) felbft über bem ©tauben ftanb,
lüar gegeben, ba^ fic^ an biefe§ in ber ®f)riftent)eit immer ba§
^erou^tfein heftete, e§ fei norf) nid)t bie te^te unb emige ^orm
unferer (SJemeinfrf)aft mit (Sott. ®arum f)atte ba§ ©tauben immer
ba§ ^offen nac^ einer 93erbunbent)eit mit ©ott neben firf), meiere
ein ©rf)auen fei.
'iRnx fo ftef)t fomit ba§ ©tauben su benjenigen Kategorien,
bie ^efu eigene^ ©elbftbercu^tfein geftalten, in ^eäiet)ung, ba^
e§ ba§, n)a§ er f eiber burd) feine (Sot)nfd)aft f)at, in ha^ Ma^
be§ SRenfc^en überfe^t unb rebu§iert. ^) ^n biefer ^infic^t finb
aber bie f)ier raaltenben 9^e(ationen beutlic^ unb reid).
3Jlit bem (5ot)ne§geban!en ift ^efu 9Sert)ättni§ ju ©ott in
fein eigene^ ^nnenteben tjineingefe^t unb erf)ält alle 9JZerfmaIe
ber ©eiftigfeit. 9]id)t nur an it)m unb burd) \i)n wirft ©ott;
er ift bei if)m unb in if)m, üon i^m gemußt, geraoUt unb geliebt,
^emgemä^ fann aud) ber jünger nid)t in einer 33e5iet)ung äu
©Ott bleiben, bie feinen perfünlid)en Seben^ftanb ignorierte, nur
an il)m l}aftete, feine ^Jlatur berührte unb nid)t i^n, unb oon
it)m erlitten mürbe, nid)t aber geraupt unb gemollt märe. ®ie be=
muj3te, motlenbe ^umenbung ju ©ott, meld)e bie 3?erbunbenl)eit
mit il)m in ba§ ^6) felbft l)ineinpflanät, ift ©laube.
SiBeil 3efu§ roeber ©noftüer nod) 9Jir)ftifer geroefen ift,
meber bie ©egenroart einer göttlid)en Uva\t ober ©ubftanj in
ibm lelirte, nod) bie 33erfd)mel5ung feineg 33emu^tfein§ mit bem
^eiüu^tfein ©otte§ betrieb, fonbern al§ ^6) oor bem ®u, al§
^erfon oor ber '»p^rfon be§ 93aterg, wie ein ©ot)n oor bem
93ater ftanb, barum ift aud) bie ©emeinbe roeber auf ©nofi§,
nod) auf 9JIr)ftif, fonbern auf ©tauben gebaut.
SOlit bem ©ot)ne§gebanfen bejal)te 3efu§ bie ^^riorität unb
©uperiorität ©otte§. 2)urd) bag göttlid^e Sieben unb ©eben ent^
*) ®inc Seftätiguna liegt bafür barin, ba^ ber So{)neS9ebonfe aud^ in
feiner 3(nuienbung auf bie ßl)riften()eit itberall über ben Ölaubenögebonfen
l)inausiragt. ':>lncl) bei SoJj., fo beftimmt er ba^S ©Uniben al«i t>a^ von ^efu^
gewollte unb beroirfte 3ief barftellt, beftel)t bie ouö ÖJott ftammenbe Sebenbigteit
nid)t nur im (55tauben.
236 -'^fiP- '• ®ic ©ini^eit ber betben eüauflelifc^en S8enc()te.
ftct)t er felbft mit attent, ma§ er t)at. S)arum tüirb aurf) ber
;3[ünger fo ^u ©ott gefteltt, tta^ am göttlid)en Sieben unb ©eben
fein ganzer 33e[i^ entftef)t, im Empfangen fein SSermogen firf) be=
grünbet unb jebe ^oorbination be§ 9?ienfrf)en mit @ott au§=
gefc^toffen bleibt. ®ie ©rünbung be§ gefamten Seben§ auf
@otte§ @üte unb &abt ifl ha§ ©tauben.
33ei ^efu ©o()nfrf)aft l^anbelte e§ fid) nicEjt um einen mit
©Ott ansuftetlenben 33erfud), nicfjt um ein mutige^ Sagen, ba§
ftd) in bie S'lä^e ©otte§ fd)mingt, fonbern fte entftef)t burcf) ©ütte§
Sieben, Seteben unb ©eben, unb ift barui^t gleicfjjeitig mit ©e=
roipeit unb mit bemütiger 33eugung cor ©ott erfüllt, ©benfo
\)at ha§ ©tauben mit Sßagniffen unb ©j:perimenten nirf)t§ ju
tun, fonbern ()at bie Untermerfung unter ©ott unb be§t)alb ©e=
roi^l^eit in ficf).
®er ©o^ne§geban!e ;3efu fcfjto^ eine totale Seiaf)ung ber
göttlicf)en Siebe ein, nid)t eine bebingte unb begrenzte Xeilnaf)me
an ©otte§ ©eben, t)ielmel)r eine 35onenbetf)eit ber ©emeinfc^aft,
ber ha§ Söort gum 2(u§brudE bient: a(Ie§ ift mir uom 3Sater
übergeben. ®ie ^^araUele {)ie5u in ber (Stellung be§ ^üngerg
ift, ba^ er im ©tauben aUz§ empfängt.
^urrf) bie ©ot)nfd)aft f)at ^efu§ einen eigenen innern Seben§=
fc^a^ mit einem föniglic^en Söitlen : er offenbart h^n 3Sater, „mem
er miU", unb gibt ha^ Seben, „mem er mitl". ©o begrünbet
er aud) im ^^ünger nic^t S^tefignation unb Söillentofigt'eit, fonbern
baSjenige ©tauben, n)elrf)e§ ba§ die&}t jum Sitten unb t>a§ Ser=
mögen jum Sieben unb bie 33efät)igung 5ur ^^at befi^t.
®ie (5o()nfd)aft unb ba§ 6:()riftu§amt burd)bringen fid) in
3efu äöort üoUftänbig. 2ßa§ ber Sator für ibn fetber ift, be=
grünbet feinen Seruf unb beftimmt it)m ba§ 3Berf. Sein Ser=
t)ältni§ äum SSater enbet nid)t in feiner ^;|3erfon, fonbern umfaj3t
unb beftimmt auc^ fein Sert)alten jur 2BeIt, mie mieberum biefe§
fid) in bem uollftänbig begrünbot, lua^ ber "i^ater für il)n ift.
(£r empfängt, um 5u geben, ift geliebt, um ju lieben, ift erl)öl)t,
um ju !)errfd)en. ^ie @ot)nfd)aft ift if)m gegeben at§ SOBurjel
ber ^ilftion. 60 I)at aud) ber ^^ünger feinen ^Jtnteit an ©ottc§
©nabe nid)t loögelöft uon feinem Seruf unb !iBerf, fonbern
empfängt jenen für bie)eö unb beiual)rt il}ii nur burd) bie yiu§=
:5eiu eiflene 0ottegfof)ni(t)aft unb ber Wlaube. 237
rirf)tung jeine§ ^icnfte§. ®af)er tritt ba§ ©tauben in bie un=
lösliche ^e5icf)unc5 gum 2ßerf.
2(u§ feiner (5ot)nf^aft 50g O^fuS nid)t ben eintrieb, reid)e
@eban!cn über @ott unb fein äBerf p gercinnen, fonbern errceift
fid) aU (Sot)n baburcf), ba^ er rcitt, iüa§ @ott iinü, unb tut,
n)a§ ©Ott tut. ©0 beftef)t auc^ für ben jünger bog ©tauben
nici^t in einem SBiff en, fonbern fc^afft 2öillen§gemeinfrf)aft mit ©ott.
^urrf) bie ©emipeit, mit ber ^efu§ üor bem Später ftanb,
mar er nid)t über ba§ «fragen t)inau§get)oben , t)a§ narf) ©otte§
3BiUen forfc^t (ügl. ©ett)femane). ©eine ©en)i^I)eit erhält fic^
burrf) bie immer neue ^[^ergemifferung über ba§, raaS ©ott für
it)n miti unb burrf) it)n tut. ©benfo menig ift bem jünger mit
bem ©tauben eine rut)enbe, fertige ©en)i^t)eit gegeben, fonbern
er l^at auf ©otte§ ^JB.erf ju achten unb narf) feinem Sßöiüen ju
fragen unb mirb ber göttlirf)en ©nabe immer mieber gemi^.
3ubem ha§ 33eruf§ben)u^tfein au§ ber ©of)nfrf)aft entftel)t,
ift e§ auf bie ^i(bt)ängigfeit oon ©ott begrünbet unb fein ^errfrf)en=
motten ift juerft ©et)orct)enmoüen. ©r bleibt mit feiner eigenen
^^tftion ber ßeitung be§ ^-ßater^ üöttig unterftellt. SDarum ift
aurf) bem jünger ik 3Serbunbent)eit mit ©ott burrf) ein foIrf)e§
©tauben gegeben, meld)e§ entfd)tüffene, oöllige ©rgebung in ®otte§
3öatten ift. 2Bie aber im 6^riftu§ ber ®et)orfam feine 9J?arf)t
begrünbet, fo empfängt ber jünger burrf) ©tauben bie 5Rarf)t,
burrf) bie er in bie ^reif)eit tritt unb bie SOßelt unter fic^ ^at.
®ie ©ebunbenf)eit an ©otte§ ^üt)rung ftellt 3efu§, inbem
e§ it)m jebe eigenmäd^tige Stftion uerbot, in bie Seiben§roittig=
feit. ©§ ift in feiner ©o^nfrf)aft mefentlirf) begrünbet, ba^ er
auf bie ©tunbe be§ 'Caterg märtet, ^emgemä^ oerfe^t aurf)
ba§ ©tauben ben :jünger in ba§ ^offen, mit bem er ben j^ort=
gang ber gi)ttti^en 9iegierung abmartet. ©ein ©tauben ift mit
bem ©ebanfen nirf)t oerträglirf), ber gegenmärtige Seben^ftanb
laffe firf) 5U einer üolt befriebigten ©eligfeit oert'Iären, fonbern
erzeugt aurf) in it)m bie Seiben§mittigfeit, bie aust)ätt, bi§ ©otte§
©tunbe fommt.
^urrf) it)re perfonI)afte unb geiftige 2trt roirb bie ©o^nfc^aft
:3efu ein ett)ifrf)er Sßorgang. ®er "Cater jäfitt auf ben Sßiüen
be§ ©ot)ne§, unb biefer gibt it)m benfelben. ©ein ©et)orrf)en
238 ^(i\>- "• ®ic ®in^eit ber Reiben ex)ongeIiic()en SBeiirfite.
unb Sieben ift nid)t nur eine ^onfequens unb Zugabe p feiner
<Bo\)m§'' unb ®{)i-iftu§TOürbe, jonbern burc^ fein Sieben unb @e=
l^orfam ift er ©of)n unb GtiriftuS. ®arum gibt e§ and) für ben
jünger fein ©tauben, burc^ n)etrf)e§ er md)t feinen Sßilten Öott
jur SSerfügung ftettte. 'SeS^atb eint fic^ ha^^ ©tauben mit ber
Su§e, bie ba§ ^öfe abftö^t, unb wirb nicl)tig, roenn e§ fid)
nid^t t)om 33öfen löft.
2Bie im ©runbe ber (Sot)nfd)aft :^efu ha§ götttidje Sieben
fielet, unb rcie fein bem SSater erraiefener @et)orfam Siebe ift,
unb mie er barum aud) in feinem ^eiTfc^en nirf)t§ anbere§ al§
bie 2Soltfüf)rung ber Siebe fud^t, im ®erid)t an altem ^öfen unb
in ber 33erftärung ber ©emeinbe, fo I)at aud^ ber ©taubenbe in
ber Siebe ha^, momit er fein SCBerf üottbringt.
®a§ ©tauben, ba§ in ben Jüngern ^efu entftanb, tonnte
firf) i^nen begt)atb nid)t fo barftetten, at§ fei e§ nur auf einzelne
@rmat)nungen ober 33ert)ei^ungen :Sefu geftettt. Söeber oon
9JiattI)äu§ nod) t)on 3öl)önne§ mirb e§ in biefe 53eteud)tung ge=^
rüdt. @§ mar üielmeljr auf ben gefamten Statbeftanb begrünbet,
an bem it)nen ^efu ©ot)nfrf)aft unb (£!^riftu§amt ert'ennbar mar.
^a^ fie meber SRoratiften unb ©efe^e^Iel^rer, nod) 9J^i)ftifcr,
nod) ©noftüer mürben, fonbern ©taubenbe; ha^ it)r ^kl it)nen
nic^t barin tag, in @otte§ äßefen auf§uget)en, nod) barin, eine
oon it)m üorgefd)riebene Seiftung ju t)olt5ieI)en, nod) barin, eine
Set)re ju bercal)ren, bie er geoffenbart \)abt, nod) barin, ein
©aframent §u t)aben, ba§ er an it)nen uoltjogen t)abe, fonbern
ba^ fie barin, 'öa^ fie it)m oertrauen, it)re Stetigion f)atten; ba^
fic rocbcr über 3efu§ emporrcu^fen al§ feine 3iad)fotger, bie
grö^ere§ üermöd)ten ai^ er, nod) neben it)m uerfd)manben at§ in
D{)nmad)t unb Sünbe gebunben, fonbern il)m aB bie oerbunben
finb, bie in it)m ©otte^ ganje ©nabe t)aben, meit fie it)m glauben,
basJ mar nid)t nur burd) biefcn ober jenen ©prud) ^efu bewirft,
fonbern bie ^rud)t feinet Seben§ftanbe§ unb feiner gefamten
3trbeit unb ©efd)id)te. ^iefe fcfte iöejiet^ung ber oon ben ©uan=
getiftcn gegebenen 3tu§fagen über ba§ ©louben jum .^^auptfaftum
ber ©efd)ic^tc ^t\n gibt it)nen bie gcfd)id;ttid)e ©id)ert)eit.
SDte SBirfungen ber Dfterseit. 239
Die Gemeinde der Glaubenden.
^ie raid)tigften ®o!umente für ha^, wa§ ber @(aubc ber
C^emeiube üon 2Infang an gcroefen ift, tagen bereite vov un§:
bie (goangelien, beren (Stoff nidf)t erft burd) bie @efrf)id)te ber
©emeinbe entftanben ift, fonbern biefe gcfrf)affen \)at ^ie Söorte
unb Säten ^efu, rcelc^e fie un§ überliefern, finb oon tt)r nid)t
nur al§ gefd^id)tlid^e (Erinnerungen, fonbern al§ ^^i^S^iff^ \^^
beu Sßillen unb ba§ ©ebot it)re§ ^errn, ber in @otte§ Stuftrag
äu it)r rebete, n)ieberf)oIt rcorben. *) SDaburrf) ftef)t feft, ha^ fid)
bie ©emeinbe üon Stnfang an §u einer 3iioerfic^t ermärf)tigt
TOU^te, beren Straft unb ^ülte ficb nac^ ben Sßorten ^efu über
ba§ ©tauben bema^. ^)
©ie ^at e§ nici)t nur at§ it)re ^ftic^t betrarf)tet, fonbern
befa^ e§ at§ it)r innere^ Eigentum, at§ bie ©tettung, in ber
fie fict) tatfäct)ticf) ju @ott unb (£^riflu§ befanb. ®er ©cf)tu^
ber ©üangetien fprid)t au§, raag bie ©emeinbe für immer ju
einer ©emeinbe ber ©taubenben gemalt t)at: mcit bu mid) ge-
fe^en t)aft, gtaubft bu, ^o^. 20, 29. 2tngefid)t§ be§ 2tuferftanbenen
mar ber ©taube im 3ü"gerfrci§ nid^t mel)r nur ©ebot unb 33e-
griff, fonbern tebenbige 2Bir!lid)!eit unb 5lraft.
23or bem ®nbe ^efu mar \ia§ ©tauben ber jünger, mit
*) @§ ift le^rreid), bo^ bie l^noptifd^e ©nonte über bcn, ber burd^ ©laubeii
iöevt^e werfest, bem ^^nuluö unb, roie ftrfjer fjtnjujufüiien ift, ber !orintI)ifcf)eu
©emeinbe betaniit ift: er benii^t fie jur :öeicf)reibumj beffen, ber beu „flaujeu
Wlmibeu" ()at, 1 Ätor. 13, 2. S)ie (Sinrebe, eine Söejieljunß beö Sßortsi auf
mt 17, 20 u. '}ivl fei be«f)alb nid)t gefiebert, roeil ber StuöbrucE „Serge oer^
fe^en" fprid)iDörtlid) fei, roar unüberlegt, roeil eg fid^ nidjt blofi bantm ^anbelt,
ba^ bie Bewegung ber Serge jur 3^ernnfd)aulid)ung ber I)öd)ften Tlad)t bient,
fonbern barum, ba^ biefe f)ier unb bort nie (5nüei^ be^ ©tauben^ bargefteUt
lüirb. Xa^ eine fold)e iBefd)rei6nng be$ Ölaubenö in ber paläftinenfifc^en
oijuagoge üor 3?)"^ "l^ ®prid)iüort üblid) geroefen fei, bafür fe{)It jeber Seleg.
*) ©egen bie folgenbe Sluöfü^rung ift eingeroeubet roorben, id) to^iere bie
(£inf)eit be§ ©lauben^ in ber erften ©emeinbe ju gro^. Sd) roürbe beiftimmen,
roenn ber Stoff ber ®wangelien erft am (Snbe be§ Saljr^unbertä entftanben
roäre. Silbet er ben urfprünglid)en Sefi^ berfelben, fo ift bamit ba^ fiebere
Ma^ gegeben, bas 3nl)alt unb S^öl)t bes (>5Iauben£S in ber ©emeinbe beftimmt.
240 ■^«P- 8- ®'^ Oiemeinbe ber ©(aubenben.
bcm fic ficf) an i!^n jeiner ©enbung wegen angefd)loffen Ratten,
burcf) fein 2öort getragen, roo^u ba§, n)a§ fie t)on ben SGBerfen
beg ef)n[tu§ geje'^en ^tten, at§ 33eftötigung f)in5ugetreten xmx.
9lad^bem fie i^n aber all ben eiüig Sebenben unb SSerHärten
gefe^en f)atten, fprarf) ba§ S3efenntni§ : ^eju§ ber (J^riftul ! uon
i'finen felbft ©rlebtel a\i§, unb oon biefem @r(ebni§ lf)er empfingen
alle Überzeugungen unb Hoffnungen, bie in it)rem früf)eren iser^
fef)r mit if)m entftanben maren, forno^I i^re 33efeftigung all il)re
^Reinigung.
3ur ^egrünbung, nidjt sunt @rfa^ bei @(aut)en§ burd) eine
über i^n f)inaugliegenbe ^römmigfeitlform \)ah^n bie ©riebniffe
ber Dftertage beS^^alb gefüf)rt, meil ba§, ma§ burcf) fie fidjtbor
mürbe, nur ^efu üerf)errlirf)ter Sebeniftanb mar. .^eine Ummanb=
lung ber äußeren Sage, aud) nic^t eine @r!f)üf)ung be§ eigenen
Seben§ftanbe§ ber jünger, nur ^^fn eigene 33er!Iärung bilbete
ben ©d)Iu^a!t feiner @efd)id)te; jene f)atten fie nun aber mit
einer @emi^f)eit cor 2lugen, bie ifjnen unausrottbar eingepflanzt
mar. 9Jlit bem (Srmei§ feinet Seben§ in ©ott unb feiner bleiben^
ben 23erbunben()eit mit if)nen maren i^nen bie 'i^orauSfe^ungen
zum ©tauben gegeben, in bem nun auc^ mirt'Iid) ber ©rtrag
biefer ©reigniffe für fie beftanb.
©in fonftruierenbeS (Sd)tu^oerfaf)ren tonnte mit Seid^tigt'eit
ein anbercS ©rgebniS erreid)en unb e§ al§ „notmenbig" ermeifen,
ba^ ba§ ©tauben bamal§ burd) anberSartige ißorgänge, bie in
ben 33ereid) bei @efüt)ll falten, überboten unb oerbrängt morben
fei. 3ßenn aud) nid)t bie äußere, fo muffe bod) bie innere Sage
ber 3>ünger, it)r ©mpfinben, burc^ bie Dfterereigniffe ftar! unb
bleibenb oeränbert morben fein, ba fid) biefc nid)t beuten tiefen,
oI)ne ein mäd)tige£i 2(ufmogcn befeligter ©timmungcn, bie ha^-^ im
93er!et)r mit bem 31uferftanbenen genoffene ©lüdt über alle anbcren
SBcrte ert)ob, unb of)ne eine 3tbriinbung unb 9(u§füIIung beö
Selbftbemuf?tfein§ , bie fie, ba fic ben ^tuferftanbonen gefd)aut,
berüt)rt, mit it)m uerfe^rt unb bamit erlebt ()atton, maS nodj nie
jemanb miberfaf)ren mar, ju in fid) abgefd)Ioffenen unb üon fid)
DoUen 'iperföntid)t'eiten gemad)t f)abe. ©o begänne mit biefen
(Sreigniffen eine neue ©podje ber „9?etigion", bie nid)t mcljr
®taubc märe, fonbcrn it)r aJlerfmal an ber (Srrcgung ftarfer
2)ie iffiivfungen ber Cfterjeit. 241
@efü{)(§fc^roingungen pttc, butrf) bie ba§ ^rf) in fid) fclbft be=
friebigt rul)t. 3Bir müßten aber jol^e 6c^(üffe auf bie eigene
Slutorität l)'m bilben, ba [te burcf) bie Duellen nic^t getragen finb.
®ie Dfterberid)te finb fämtlid) burd) eine auffallenbe S^ufie au§=
ge§eid)net, unb nid)t§ weniger a(§ bie (5d)ilberung erregter @e=
füt)B§uftänbe. ^a^ ein ftar!e§ ©mpfinben jene (Srtebniffe be=
gleitete unb rairffam mad)te, roiffen fie aurf): „unfere ^erjen
brannten", Su. 24, 32. 2)iefe§ roirb aber nie jur n)icf)tigen
^auptfac^e, bie a\§ bie ^errfc^enbe ^^otenj fid) ben @ebanfen=
unb 2öillen§lauf ju unterrcerfen üermöd)te. @§ rcirb nie §um
SGBitten§§ie(, barum aud) in ber Dftergefd)i(^te nie ber jünger jur
^auptperfon. Seftätigt werben bie ^^eric^te in biefer .^infid)t burc^
bie gro^e ^atfad)e, ba|^ ba§ ©oangelium ber jünger an erfter ©tede
^affiün§berid)t geblieben ift unb ba§ 5?reu5 ^efu burd) bie Dfter=
ereigniffe in feiner Seife befd)attet rairb, fonbern mit feinem
tiefen ©ruft, ber jur ^u^e unb §um ©tauben beruft, ha^^ mid^tigfte
religiöfe 9Jlotiü für bie (£l)riftenf)eit geblieben ift. 3öer bei ben
Dftererlebniffen üon pfi)d)ifd)en ä^orgängen rebet, mu^ im feften
^]ufammenl)ang, ber jmifc^en ber opoftolifc^en ^römmigfeit unb
ber ^43erfünbigung ^efu befielt, bie mächtige 9lad)n)irfung ber
©rinnerung an it)n fc{)en; roer bagegen bei if)nen Don ^anb=
hingen (Sf)rifti rebet, !^at in if)rem @rgebni§ feine beroal}renbe
unb lenfenbe ^anb ju ernennen, bie nid)t jutie^, ba^ ber ^lidt
ber jünger fid) in fic^ felbft oerfing, fonbern fie mit fräftigem
©riff 5U if)m ^in raanbte unb i()nen burd) feinen 3Serf'ef)r mit
it)nen (Stauben oermittetn ujoUte unb üermittelt t)at.
^ür biefe§ @rgebni§ mar e§ r>on großer 2öid)tig!eit, ha^ if)r
3Serf'et)r mit bem 3tuferftanbenen it)nen al§ ein objeftioer 23organg
erfd)ien, nid)t at§ von if)rem fubjeftiuen ßuftanb unb eigener SSer*
anftaltung abhängig, fonbern al§ it)nen geroät)rt, wie jeber anbere
5lnblicE aud), ber nid)t gemad)t, fonbern nur empfangen werben
fann. Söären jene 3Baf)rnef)mungen ^efu aU ®fftafe unb SSifion
gebeutet worben, bann wäre au§ if)nen eine anbere 3^römmigt'eit§=
form al§ ©taube entftanben unb eine 3[J?et(}obif unb 2;ed)nif,
burd) welche ber Slnblic! ^efu erzeugt werben fönne, gefuc^t
worben. 9lun wußten fid) aber bie jünger in ber Erinnerung
an bie Dftererlebniffe tebiglid) al§ empfangenb unb it)r 33Iirf
(Srf)Iattet, ®er ©loube im 9{. Ze\t. 16
242 ^^V- 8. Sic ©emeinbe ber ©laubenben.
jüurbc burcE) biefelbcn nid()t auf firf) felbft äurüdtgcbeugt, fo tta^
fie bei \i6) felbft in Ü^rem eigenen 3Serl)aIten bie faufate Ma6)t
für jene gefud)t f)ätten ; barum war it)r 3SerfeI)r mit bem (£f)riftu§
oon nun an Glaube allein. ^)
©benforoenig at§ eine 33ern)anblung be§ @lauben§ in eine
©timmung§religion, bie fic^ feiig fül)lt, ober in eine in ber SSifion
fiel) abfd)tie^enbe 9Jlr)fti! entftanb burcl) bie Dftergefd)irf)te eine
Umfe^ung beSfelben in Set)re ober 2;t)eologie. ^wax bilbeten
SBortc be§ Sluferftanbenen ein ^auptftücf ber Dftergef(i)id)te unb
e§ l)at filier nie eine fold)e gegeben, o^ne t>a^ überliefert rcurbe,
ma§ ber Sluferftanbene ben ©einen gefagt ^abt. ^enn i^re
3Bid)tigl'eit beftanb barin, ha^ er bie frül)er oon it)m begrünbete
@emeinfcl)aft mit ben Jüngern it)nen aud) je^t beftätigte unb er=
neuerte. 2)a§ tat eine ftumm bleibenbe @rf dl) einung nie. %a§
SBort be§ 2luferftanbenen beftel)t aber nad^ bem Dfterberid)t nur
in feinem ©elbfi^eugniS, nur barin, ba^ ber SSerl'lärte fiel) itjuen
nennt, unb meiter in ber Erneuerung il)re§ ^otenamte§. @ine
neue Se^re unb l)öt)ere Offenbarung über ®ott unb fein 9?eid)
gab ber 2luferftanbene nicE)t, fonbern beftätigte lebiglid^ baSjenige
Sßort unb 3öer!, ba§ ben ^nl)att feiner irbifcf)en 2lrbeit au§=
mad^te. ©o mürbe burcl) bie Dftergefdl)idl)te ^efu irbifd)e ©eftalt
famt feinem ^reu§ nid^t nerbrängt, fonbern gerabe burd^ fie 5um
bleibenben 3nl)alt be§ ©oangeliumS, momit an6) bie frühere Be-
rufung ber jünger jum ©lauben in ooller ©eltung blieb.
^ie ©rlebniffe, rceldl)e bie ©egenmart be§ @eifte§ bei il)nen
fict)tbar unb rcirffam mact)ten, traten jum 3lnblidf be§ 3luf=
crftanbencn unterftütjenb t)in5u, meit aud^ fie bie ®emi^t)eit be=
grünbeten: er fe^e feine ©emeinfd^aft mit il)nen aud) in feiner
(5rpt)ung ju @ott fort. '2)iefelbe bewegte fie alö burd) ben
©eift üermittelt nict)t met)r nur uon au^en, fonbern auc^ oon innen
') Sßer bie ßrfcbniffc ^nifioneit nennt, f)nt fiel) mit boppeltev tconifnlt j«
oerbcutlid)en, bafj il^re Uniiunnblunn in objcftiüe ^uniutiuio ben ivin^e» M^'i-
^awQ ber relifliöfen CiK'frfiicljte beftimmt. ÜUJan leflt bei bev Jyvade nnrl) bcni
Urfpninrt bcä apoftoIifcl)en Wloubcnö oft nur ouf ben 3,nl)nlt bcö D[teibericl)t\N
ben 3{acl)bnicf, bnfj iOnen I^efuji aU ber l'ebenbifje flnlt; aber and) bie Jvoiin,
role biefc CMeiuifUieit erreid)t rourbe, batte für ben (MlanbenSftanb ber ;oii'in};(ei-
Oro^e SDic^tigfeit.
2)ie aBirfunrteii ber D[ter=ieit. 243
f)er uub er^ob baburd) if)ren @Iauben§ftanb über benjenigeii ber
(Sijitagoge raefentlid). 'JJiiefe oernat)m @ott nur oon au^en f)er
im ^ud^ ; nun trat jum äußeren 3eugm§ bie t)on innen {)er fid)
it)nen oermitteinbe Seitung be§ @eifte§. 2Bar aber ber ®f)riftu£!
com .^immel l^er mit it)nen oerbunben unb in if)nen burd) ben
©eift loirffam, fo mar bie umfaffenbe ^ilfe unb ^aha @otte§
für fic eine üolIbrad)te Xat unb oort)anbene 9?ealität. '3)er
®f)riftu§ unb ba§ Sieid) finb nic^t trennbar, unb hk mit bem
@eift begabte ©emeinbe ift bie eroig lebenbige. 3ßenn aud) 3^1"
@rt)öt)ung unb ber 3Inbruc^ be§ 9ieid)e§ au^einanber traten unb
biefer nod) ber ^ufu^ft üorbeI)aIten bleibt, jo rcar bod) bieje
^ufunft für bie ©emeinbe be§ (£t)riftu§ feine Ungerci^t)eit mef)r.
®a§ 9leid) mit feiner eroigen SebenSgabe ift t)ielmet)r ein if)r ge=
fid)erter 33efi^, 1 ^^etr. 1, 3. ^af. 2, 5 ff. ®ie, roetc^e ben auf=
erftanbenen ©t)riftu§ fennen unb i^m üerbunbcn finb, l)abm ^u
©Ott eine üoüenbete ^uwerfid^t, unb bie ©emeinbe ber @lauben=
ben roar in§ ®afcin gefegt.
®afür, ba^ ber auf ^efu§ geftcötc ©lauben^ftanb nic^t erft
im 3)erlauf ber fpätern ®efd)id)tc entftanb, fonbern ber ^efi^ unb
bag 9JlerfmaI ber ©emeinbe feit ben Dfter= unb ^^fingfttagen
roar, ift bie ^ßWÖ^^i-'ß^^ß 9^'»^^ Ö^nug: aüe ©oangelien, für bie
bie @rfd)einungen be§ 3(uf erftanbenen ber 2lbfd)lu^ ber 2(rbeit
^efu finb, ^^^autu§, ber nad) ber 2(uferfteI)Uttg ß^rifti fein @r=
eignig mct)r fennt, ba§ ben ©lauben^ftanb ber ©emeinbe roefent=
lic^ ueränbert f)ätte, 1 ^or. 15, £ufa§ unb feine ©eroä^r^männer
mit i()rem ^erid)t über bie ©rünbung ber ©emeinbe ^ei^ufalemö
burd) bie ^^.^rebigt oon ®f)riftu§. 2öäre bamit bie „^leligion
^efu" preisgegeben, ein if)r urfprüngti^ frember ©ebanfe in fie
eingefd)oben unb ba§ ©ottoertrauen ^i\ü pm ©tauben an ben
©f)riftu§ entfteÜt roorben, fo ^ätte biefe ha§ SKerf ^efu auflöfenbe
3Benbung roenige äßoc^en nad) feinem ^iobe ftattgefunben unb
bie Unterroeifung be§ SJZeifterS roeggefpült. Ober roenn bie ©e=
meinbe berer, bie an ben ®f)riftu§ glaubten, bamat§ nod) nid)t
entftanb, fonbern ber üon ^efuS beeinflußte 5lrei§ bamalg noc^
einen anberen religiöfen 2:t)pu§ f)atte, etroa auf eine D^ieinigung
beS ©otte§bienfte§ unb ber SJloral oon if)rer Übertabung mit
©a^ungen unb ^ß'^ßw^onien I)inarbeitete unb ein t)erinnerüd)te§
244 ^f'P- 8. 2)ie ©emeinbe ber (Miaubenben.
I^ubentuni fud)te — mann entftel)t bann bie auf ben ®I)riftu§
geftü^te ©läubtgfeit? %a§ nä(i)ftc, burrf) bie 53et'ef)rung§gefd)id)te
be§ ^^autu§ geftd)erte @reigm§ ift bie S3erfo(gung ber jünger
burc^ bie ^ubenfd)aft unb bie 3:eilnaf)me be§ '»^autuS an ber=
felben. ®a^ babei nidjt um einen ©a^ ber ^ergprebigt ober um
ben 9?eirf)§begriff im allgemeinen ober um ben 3ßert ber pl)ari=
föi[d)en ^alarf)a geftritten morben ift, fonbern lebiglici) um bie
SReffianität be§ @efreu§igten, ftet)t I)iftorif(f) feft. "Die ©emeinbe,
bie für ben Flamen ^efu fid) t)on ben 2(utoritäten ^^ntfalem^
äd)ten unb ti)ten lie^, f)at an biefen Sflamen geglaubt.
.^ier folgen bie 2;atfad)en einanber in fefter SSerfettung
unb laffen für anber§artige ^onftruftionen feinen freien Staum.
®ie 53erufung ber jünger burd) 3efu§ §um ©tauben an feine
meffianifc^e ^errfc^aft, fein ©ang in ben ^ob mit bem ^et'ennt=
ni§ berfelben, bie ^eftötigung if)re§ @Iauben§ burd) i^re ^e=
gegnungen mit bem 2tuferftanbenen unb bie ^egrünbung ber
©emeinbe 3e^ufciteni§ auf ben ©tauben an ^t\n§ at§ ben ©briftug
fmb bie 5ufammenf)ängenben ©lieber einer ein^eittid)en ©efd)id)te,
an bereu 'iÖirttid)feit fi(^ nid)t sroeifetn lä^t.
Dbgleid) bie SBerbeseit be§ ©taubeng burd) bie mit ben
^fingfttagen oerbunbenen ©reigniffe beenbet ift, fo Ijaftet bod) aud^
am meiteren SSertauf feiner ©efd)id)te ein !^o^e§ ^ntereffe. ''^ladj
fonftiger ^iftorifd)er 3tnatogie mar bie 3Öal)rfd)eintid)t'eit, ba^
fid) biefe§ ©tauben p ert)atten oermöge, anwerft gering, ^er
:^üngerfrei§ mar fid) beffen fetbft mit uotter 5ltarl)eit benni^t,
unb t)at teine^roegg ermartet, "ta^ nun jebcrmann ;^efu .^crrfd)aft
anerfennen roerbe. 2)er ©taube ift „nid)t j|ebermann§ <Bad}z".
'tilad) it)rem llrteit fonnte nur ©otte§ SBolten ba§ munbcrbare
©rgebniä fd)affen, ha^ ^efu^ ,M ber 2BeIt ©tauben fanb",
1 Xim. 3, 16.
2lu§ bem Äreife ber ©efät)rten ^efu mar nun eine ^(ird)e
geroorben; ma§ fie befaf^, mar ein,yg ibr ©taube an ibn, aUor=
bingsi fo, ba^ biefer für fie bie uoUc "i^cbcutung ber „^Keligiou"
bcfa^. @§ ftanb it)r aber ba§ feft organifierte jübifd)e iöotf§=
tum gegenüber, aud) äufammonget)aIten burd) eine ftarfc rcligiöfc
Slraft. 1)afj jener nur im ©lanben geeinte .^(rci^ biefe feftgefügte
Slörperfc^aft inö 6d)manfen bringen, fie überminben ober aud)
2)er 3lame bei" ®emeinbe. 245
nur firf) gegen fte ert)alten fönne, bafür jprad) feine SßQf)rjcf)ein=
Ud^feit. ®ie 5(u§[trf)t auf ben ©rfolg war um fo geringer, rceil
i^r eigener Sefi^ notroenbig mit bem ^^ortgang ber 3^^^ feine
^raft oertieren ju muffen fc^ien-. ^ie (Erinnerungen an if)ren
einfügen ^^erfef)r mit ^efu§ maren nur in abgefd)n)ä(i)ter 2ßeife
auf einen meiteren 5lrei§ §u übertragen unb mußten aud) für bie
@efät)rten ^efu mit ber ^^it äurücftreten. SJiu^te firf) bie 3Ser=
bunbent)eit mit bem, ber einft gelebt Ijatte, nun aber abgefd)ieben
mar, nirfjt jur bloßen Erinnerung oerbünnen, melrf)e bie @egen=
mart nid)t mel)r umfaßte ? konnte if)r 2tufbli(f ju ^efu§ ©laube
bleiben in bem abfotuten (Sinn, in rceldjem il)n ^efug gevf(an§t
()atte? ^efanntlid) f)at fid) it)r ©tauben ermatten; rcarum?
3Bir fto^en gunärf)ft überalt auf bie Satfarf)e, ba^ fid) bie
©emeinbe beffen bemüht mar : i^r ©tauben fei ber für fie rcefent=
lirf)e 53efi^, ba§, wa§ il)re ^raft unb i^r ®ut bilbe, rcoran fie
h^n ©runb i^rer ©yiftenj unb it)re§ 9ftec^te§ i)ah^. %a\üx ift
fd)on bie SCBeife, wie fie fid) f eiber benannt t)at, ein tet)rreid)e§
®o!ument. Seil il)re ©elbftbenennung al§ freie 9^eubilbung ent=
ftanb unb nid)t einer fdjon trabitionell befeftigten 9^amengebung
entnommen werben tonnte, aud; nid)t oon irgenb meld)er 2lbfid)t'
lirf)feit geleitet mürbe, fonbern fid) naturroüd)fig au§ bem t)or=
t)anbenen ©ebanfen- unb ©prad)fd)a^ ber ©emeinbe l)eroor=
bilbete, ermöglid)t fie einen äuoerläffigen ^^lid in i^r ^nnere§
unb bedt auf, roeld)e ©ebanfen unb ^otioe fie regierten, ma§
fie al§ it)ren mertoollften Sefi^ unb il)re mid)tigfte 2tufgabe
empfanb.
5'ür ben ^i^er!et)r ber ©emeinbeglieber untereinanbcr mar
t)on ;3efu 3cit ^^^ ^^^ :3üngername gegeben, unb bie 2tvoftel=
gefd)ic^te jeigt, ba^ er weiter lebte. 5lid)t nur jener 5lrei§, ber
fid) fd)on um ^efug felbft gefummelt l)atte, fonbern, wer immer
äur ©emeinbe t)in5utrat, nannte fid) „jünger" ^efu. ^n ben
Briefen erfd)eint berfelbe merlmürbigerraeife nid)t ein einziges
9Jlal. ®amit, ba^ ber SO'leifter nic^t met)r gegenwärtig war, war
bie ^orm ber @emeinfd)aft, für bie er junäc^ft geprägt war, uer=
gangen, unb it)re ^ejie^ung p il)m t)atte nid^t met)r am „Semen"
i^r wefentlid)e§ 3Jler!mal. SÖßie ber 9ftabbiname für ;3efu§ oer=
fd)wanb, unb fie it)n je^t nic^t mel)r, wie einft, it)ren „2et)rer",
246 ^op- 8. 55ie ©emeinbe bev @(au5enben.
fonbern ben (£f)riftu§, il)ren .^errn, nannten, jo trat aud) ber il)m
entfprc(i)enbc ^üngername in ber ©emeinbe gurüd. ©tatt be§=
felben l^ob ber (5prad)gebraud) ber ©emeinbe ha^, ma^ ben inner*
Iidf)en, unt)ergängli(i)en ^ern am ^üngert)erl)ältni§ bitbete, ba§
auf 3efu§ geftetlte ©tauben, at§ t)a§ für if)ren SSerbanb ent*
fd)eibenbe ^ernor.
kleben bem ^üngernamen mürbe aud) ber S3rubername
tebenbig al§ eigentli(i)e 33eäeict)nung be§ @emeinbeglieb§ aud) in
ber gried)ifd)en ®{)riften^eit. 2tber biefer S^lame gab mot)l ber
feften 33erbinbung ber ©emeinbegtieber unter einanber 2(u§brud,
Iie§ aber ha§ .^auptintereffe ber ©emeinbe, if)r 33ert)ättni§ p
©Ott unb §u ®t)riftu§, unbenannt. '^iefe§ fam jur ©prad)e,
roenn fie fid) bie ^ned)te ©otte§ ober ©firifti nannten, unb
biefe (Selbftbe5eid)nung bet)nt fic^ in ber ©prad^e be^ erften ^ai)X'
t)unbert§ meit au§. ©ie t)ätte bem Flamen entfprod)en, mit bem
bie ©emeinbe 3efu§ beftänbig nannte: er ift ber ^err, 9?öm. 10, 9.
1 ^or. 12, 3. ^cr 95egriff bel)iett aber eine normiegenbe 33e=
jie^ung auf beftimmte, com ^errn erteilte 3tufträge unb mürbe
rceniger Benennung be§ ©I)riftenftanbe§ überl)aupt, al§ ^eruf§=
nome für bie Söoten ^efu, roenn aud) im weiteren ©inn at§ ber
5lpofteIname.
3roei begriffe erf)ielten üötlig ben SBert feftftebenber 33es
nennungen, in rcetd)en bie ©emeinbe it)re innere ©teüung in
©Ott 5um Slugbrud brad)te; fie nannte fic^ bie |)eitigcn unb
bie ©taubenben. 3lud) ber erftere*) belegt bie ^raft be§
©laubeng in ber ©emeinbe, roeil er bie ©id^er{)eit beut(id) mad)t,
mit ber fie fid) ©ott nerbunben roei^. '^a ber 9iame bie 'Xai
@otte§ in§ 3luge fa^t, burd^ roeld)c er bie ©emeinbe für fid^
aulgefonbert unb ju feinem ©igentum gemad)t I)at, liefj er einem
anberen ^Jiamen neben fid) 9taum, ber ben alten Benennungen:
') ilyioi bvmd)t "^iouluö mit fcftev '^U-iljniiui tiidit um- »on ber (SDriftciilicit
,"\ubäa<5 JHöm. 15, 25. 26. ;J1. 1 Mor. IH, 1. 2 .Hör. 8, 4. 9, 1. 12, fonbern
nud) in ber ^ilnrebe nn bie gricd)ifri)en (Mcmeinben: JHöm. 1, 7. 1 .Hov. 1, 2.
2. Hör. 1,1, unb ünr nltflcmeinen ilU',HMd)nnnji ber (5l)ri[ten: ^)UMn. 12, 13.
1 .Hör. «, 1. 2. 14, ;{:{. 2 Mor. Vi, 12. ^;M)iI. 4, 21. 22. 1 2l)eff. .i, l.'J cf.
Mm. H, '21, nnd) 1 2ini. 5, 10. .'örtnfid ift ber Winnie in ber %\>o\. nub 'iXdü,
boMi >v'iir. w, I : |)ei(iflc iüriiber al<t '.Jlnrebe, nnb :,^nb. 3.
Ser 9Zame ber ©emeinbe. 247
bie ©Ott ?^ürcf)tcnben, frommen, ©crcc^tcn parallel ftanb, inbcm
er t>a§ SBefen if)rcr neuen grömmigfeit be^eidinete. 3"^^^ ^^^te
ber Sf^ame „bie ^eiligen" feinen ©egenfa^ neben fid); benn bie
©emeine nannte bie, raeldEje ni(i)t p it)r getjörten, nicf)t ßeßriXoi
ober %oivoi^) ©ie benennt fiel) nac^ ber il)r geworbenen @abe
@otte§, nimmt aber §ur ^e§eirf)nung berer, rcelcfje §u \\}X in
©egenfa^ ftei)en, nirf)t ba§ göttlid)e Urteil rirf)tenb oorroeg, jon=
bern befrf)reibt fie nacf) it)rem eigenen 33er^lten. ^n biefer .^in^
fic^t i)ob firf) ba§ ©tauben al§ ia§> tieroor, voa^ ben Unterfd)ieb
gn)ifrf)en benen mad)t, bie in, unb benen, bie au^er ber ©emeinbe
finb. S'iidit al§ bie @enoffenjrf)aft ber ^offenben ober Siebenben
ober äßiffenben, fonbern a(§ bie ber ©taubenben trat fie auf.
2)ie 2(poftelgef(i)irf)te t)ei^t bie ©emeinbeglieber n)erf)fe(nb:
jünger, S3rüber, ©laubenbe ; (e^tere§ ift ebenfo fet)r fefter S'iame
wie erftereg, 2, 44. 4, 32. 15, 5. 18, 27. 19, 18. 21, 20. ©d)on
bie erften Briefe be§ ^aulu§ jeigen biefen ©prarf)gebraud) in
üoKer 3lu5bi(bung. Um bie ©t)riften 2lrf)aja!§ unb 9J?afebonien§
p benennen, mirb gefagt : alle in 9Jla!ebonien unb 2ld)aja @lauben=
ben, 1 ^l)eff. 1, 7. 2)ie 33eööl!erung 5^orintt)§ mirb unterfd)ieben
in ©laubenbe unb Ungläubige, 1 ^or. 14, 22. 23. 6,6. Stritt
nur einer ber beiben ©attcn in bie ©emeinbe, fo t)at er eine
ungläubige 3^rau ober einen ungläubigen SRann, 1 Äor. 7, 12.
13. 14. ©ie merben oon „einem ber Ungläubigen" eingelaben,
menn fie bei jemanb ju @aft finb, ber nicl)t §ur ©emeinbe get)ört,
1 ^or. 10, 27. ^er S^lame ift in fol(i)em ©ebraud) nid)t fd)on
oerbla^t. ^on ben ©laubenben 2lcl)aja§ fprid)t ^aulu§ be§l)alb,
roeil er in ber 2:;at an it)r glaubenbe§ 9Sert)alten benl't; benn
burd) biefeg finb fie berufen, firf) an ben Xt)effalonirf)ern ein
33eifpiel p net)men. Ungläubig nennt nirfjt nur ben SJiangel
äußerer 33e5iet)ung pr ©emeinbe, fonbern bie ©laubenSoerroeige-
rung gegenüber bem ©oangelium. '^arum genügt amaTog für
^aulug 1 ^or. 14, 23. 24 §ur 33e§eirf)nung be§ 9']irf)trf)riften nirf)t,
1) tiyios ev()äU 1 Äor. 6, 1 feinen ®egettfa| in uöixog, bind) ein im Äon=
tej:t gei^edene^ S^fotiu, ba eö fid) um bie SBefäf^igunoi bei- .'öeiben jur 9ied)tö=
uenualtuuij Ijaiibelt. SUid) bamit finb fie nad) il)vem eigenen ;i5evi)alten be;
fc^rieben, nid)t al«i bie uon (SJott Verworfenen, fonbern alg bie gegen ©otteö
3{ed)t .s^anbelnbeii.
248 ^^W' 8- ®i^ ©emeinbe ber ©laubenben.
fonbcrn er fügt norf) ben „Unfunbigen", IdiwzTig, !^inäu. @r
unterfcf)etbet jroifdicn bem, ber mit betn ©Dongetium nocf) unbe=
fannt tft, unb bem, ber bereite im ©treit mit if)m fte^t. ^) ©in
^ube ober .^eibe, ber mit einem ®f)riften a[§ ©atte ober ^reunb
»erbunben ifi f)at ha§ ©oangetium fennen gelernt unb ift, menn
er bennod) ber ©emeinbe fernbleibt, ungläubig, l^or. 7, 12f.
10, 27. 3tuc^ in 1 ^ox. 6, 6 tritt ber Ungläubige bem trüber
frf)n)erlirf) nur mit bem negatiuen ©inn gegenüber, ba^ er von
®f)riftu§ nici)t§ mei^, fonbern mit bem pofitioen ©ebanfen, ba^
er üon if)m nichts rciffen miU. 2Ber mit bem trüber oor bem
Reiben ftreitet, überfiet)t f)ier ba§ ©inigenbe, bort ba§ Si^rennenbe.
3Bie ha§ ©oangelium i{)m ben ©laubenben §um trüber macf)t,
trennt e§ if)n t)on bem Reiben be§t)alb, roeit er i^m ba§ ©tauben
uerfagt. ©erabe raeil ha§ 3Bort in foIcf)em ©ebraud) feinen
innerlid)en begriff nod) befi^t, geigt er anfd)aulid), mie bie ©e=
meinbc bi§ in i^re at(täglid)e 9iebe \)a§ ^ennjeidjen, nad) bem
fie fic^ felbft von if)rer Umgebung unterfc^eibet, im ©tauben
fanb. 93lan t)atte bei biefem ©pradjgebraud) gleid)5eitig unb
eint)eitlic^ ben ©injelnen in feinem 3Sert)ältni§ gu ©ott, unb bie
^ird)e at^ üerbunbene ©enoffenfd)aft im 3luge. ^ür \)a§ perfön=
Iid)e 2Serf)äItni§ eine§ jeben §u ©ott mar "Oa^ ©tauben ba§, mag
biefe§ beftimmt, unb für bie U\xd)t mar ba§ ©tauben ba§, ma§
fie in§ ®afein fe^t, bie ©emeinfd)aft in ii)x erzeugt unb if)r ben
3ufammenfd)Iu§ t)erfd)afft.
^ie 5^raft biefe§ ©prad)gebraud)§ jeigt fid) barin, ba^ er
TtiGTog umgebilbet unb uon feinem gried)ifd)en ©ebraud) ah'
gelcnft t)at; benn e§ rcirb im ©inn t)on „gläubig" ber ©egenfa^
*) 2)ic 2lnnaf)me, ber Sbiot fei eine 3lit Alated)ume»e , fteljt x\d]i\(\, ba^
ber 3biot ber Öemeiiibe nä()er rterücft juirb alö ber limarog. '•Mdn /'JtwTjj?
ift ein b(o^ neflatiucr iBe^riff unb fagt nid)t<t über ben beiiinneubeu iJlnfdjlu^
an bie (^eineinbe, fonbern nur, bafi ber, bem er fliU, nidit ^n il)r oiel;ört. (Sine
Xautoloflie ergeben beibe 'i)^lnten nnr bann, menn ninn iiniarog leer ntad)t.
^iiuluö luiU bie Wcnieinbe biuan erinnern, bnfj bie .Voiben unb ^M'ben, rneldje
fie bcfudjen, ju '\{)x in einem uer)d)iebenen Ä^erlittltniö fielen; toilci fteben fie
ber '<iafi:^t cinfad) nod) fern, tcilo finb fie il^r fd}on feinbfelii^ unb uübenüillig.
Sogor bie unbefangene UniuiffenOeit mirb burd) bie Unuerftilnblicbfoit ber
,*^uuflenrcbe abgeftofu'n unb fogar ber iuiberu)illi(io UngIaulH\ bunb bie ItüuOt
ber "jJropl^ctic gebeurtt.
2)er ®pi'ad}i]ebraurf) ber 23viefe. 249
5U ccTtiGTog. 3n '^'^^ 2(pofte(gefd)icf)te unb ben ^aftoralbriefen
ift biefer Übergang eine fe[tftef)enbe 2;atfacf)e. ^ie 9}lutter bei
2:imott)eu§ wirb baburc^ ot§ S^riftin bejetdinet, ba^ fic ywii
'lovöala Ttiarri f)ei^t, 3tft. 16, 1 cf. 10, 45. '2)er ©ftaoe, bcr
einen ©I)riften jum ^errn t)at, t)at einen deonorriq moiög,
1 2;im. 6, 2. 9liemanb foü jum ^ifd)üf geit)äi)It werben, beffen
^inber ber ©emeinbe fern geblieben finb; er foU rexv« 7tiaia
fiaben, 2:it. 1, G. SDen Unterf)a(t ber Sßitraen übernimmt bie
©emeinbe bann, menn fie ot)ne 2(ngel)örige finb ober auf t)eib=
nifc^e 33ern)anbte angerciefen mären; bagegen ei ng niöxri xTiqag
kXEi, fotl fie für biefelben forgen, 1 2:im. 5, IG. 2(ud) in biefem
©ebraurf) ift bie innerlid)e 33ebeutung be§ 3öorte§ nid)t erlofc^en.
S)ie ^|^flirf)t ber 93errcanbten, bie 3Sermitmete bei fid) aufjunel^men,
mirb nirf)t nur burrf) bie äußere 3u9^t)örigfeit ^ur ©emeinbe
begrünbet; üielme^r t)at ber, ber für bie ©einigen nid)t forgt,
„ben ©tauben uerleugnet" , 1 %\m. 5, 8. ®er ©ftaoe I)at ein
anbereg 5ßerf)ältni§ jum c^riflUd)en al§ jum (leibnifc^en .^errn,
meil biefer im ©lauben ßt)rifto, bem gemeinfamen ^errn, gehört,
©benfo benft ber (Ir5ät)ler, menn er bie S[Rutter be§ 2;imotf)eu§
gläubig I)ei|3t, an „ben in it)r mo^nenben ©tauben", 2 ^im. 1, 5.
3(ber ber 33egriff „gtäubig" ift t)ier üotlenbS feft pm S^lamen für
bie ©lieber ber ©emeinbe ausgeprägt.
^ie 3kmengebung ftet)t mit ber Seife, mie fonft in ben
Briefen t)om ©tauben gefprodt)en mirb, in befter Übereinftimmung.
!i^erbreitet fid) bie 9]ad)rid)t com S^riftentum einer ©emeinbc,
fo mirb if)r ©taube oertunbigt, 9iöm. 1, 8. 1 3:t)eff. 1, 8. 3,6.
cf. 5lol. 1, 4. @pl). 1, 15. ^:p^item. 5. 2)er SGBert ber d)rifttic^en
Sef)rtätigfeit mirb baburd) be§eid)net: it)r feib burd) fie gtäubig
gemorben, 1 ^or. 3, 5. '3)er 23erfütger ber ©emeinbe ^erftört ba§
©tauben, ^C[{. 1, 23. '2)ie ©el)itfen be§ 3lpoftet§ fommen baju
in bie ©emeinben, um burd) if)re 9Jlal)nung "lia^ ©tauben ber=
felben ju förbern, 1 3:^eff. 3, 2. klommen 6;t)riften pfammen, fo
erfrifd)en fie fid) an it)rem gemeinfamen ©tauben, S'töm. 1, 12.
';i)ent't man an ben Einfang feinet ®t)riftentum§, fo fagt man:
bamatS at§ mir jum ©tauben !amen, ^töm. 13, 11. 2ßer bie
c^rifttid)e |)attung einer ©emeinbe fennen gelernt I)at, !ennt it)r
©tauben, 1 %\}t\\. 3, 5 ; unb it)r innerer 3^ortfd)ritt beftet)t barin.
250 Äop- 8- ®i^ @emeinbe ber ©laubenben.
ba^ „if)r ©laube rcädift", 2 ^or. 10, 15. 2 Sf)eff. 1, 3. ^ie
30^aF)nung gut ©etbftprüfung tautet: prüft, ob \i)x im ©lauben
fcib, 2 ^or. 13, 5. ®cr ^raeifel am SGßert il)re§ 6:i)riftentum§
nimmt bie ^^orm an: it)r müßtet o^m ©runb geglaubt t)aben,
1 ^or. 15, 2, unb ha§ Sob für fie tautet: burc^ ba§ ©tauben
ftel)t i{)r, 2 ^or. 1, 24. (So rcirb beftänbig an ba§ ©tauben ge-
badet unb com ©tauben gerebet, menn fid) ber ^ticf auf bie
^römmigf'eit ber ©emeinbe rid)tet. S)arum ift an fotd)en ©telten
bie unrid)tige S3emer!ung in ben Kommentaren I)äufig: ©taube
bebeute t)ier bie ^rifttidje ^römmigteit überl^aupt; fie ift be§=
t)atb fatfd), meit bie anberen ^^unftionen ber ^^römmigfeit, bie
@rfenntni§, bie ?^ur(i)t, bie S^^eue, bie Siebe, ber ©et)orfam unb
tätige 2)ienft ©otte§, im S^leuen S^eftament niemat§ um be§
©tauben^ mitten cerfäumt unb üerad)tet ober mit it)m r)errced)fett
unb oermifc^t merben. '3)ie§ bagegen ift an jenem ©inbrucf
richtig, ba^ ein fot(i)er ©ebraurf) oon „©taube" nic^t mögtict)
märe, raenn bie ©emeinbe nirf)t it)r gefamte§ iöert)atten unb 3Ser=
I)ättni§ p ©Ott burct) \)a^ ©tauben bebingt mü^te unb biefe§
t>e^l}ab für ba§ äBefenttirf)fte unb 2öirf)tigfte an it)rem retigiöfen
«efitj l)iettc.
®iefe ^Betonung be§ ©tauben§ finbet fid) nid)t nur im 33er-
fet)r be§ ^autu§ mit ben oon it)m geleiteten ©emeinben, fonbern
im ganjen 33rieffreiä, fo cerfc^iebenartig er ift. Xk 2lpoftet=
gefd)id)te fprid^t ba, mo bie apoftotifc^e ^^rebigt aufgenommen
rcirb, beftänbig üom ©tauben.^) ^^etru§ fd)eibet bie ©emeinbe
Don it)rer Umgebung at§ bie, metdje glauben, non ben ltngtäu=
bigcn, a7tiaiovvTeg, 1 "ipetr. 2, 7. ^ür :3a'föbu§ bilbet e§ ein
•Hauptanliegen, ba| feine Sefer ba§ ©tauben in ber rid}tigen
3Beife t)aben, ^ap. 2. ^er gmeite ^-^etrug^ unb ^u^^i^'l^nef
fenn5eid)nen bie Sefer al§ bie, metd)e ©lauben empfangen l)aben,
2 ^etr. 1, 1. :3ub. 3. ^ür ben .^ebräerbrief unb für ;3»ol)anne§
ift ba§ ©lauben offenfunbig bie centrale ^-unftion ber ©emeinbe.
Sßaö bie ©etbftbenennung bcrfclben fid)tbar nutdjt, mirb burd)
ben tcl)rl)aften ^rii)a{i ber 33riefe überall beftätigt: fie mar mit
'j Vufa« (icl)t in bicfov .^"»iiificOt im (5'uanrtCliiiiii mit bon ovnoptifoni, in
bell iKctci mit ^»'^(»tiH'*^ paiallcl.
I
2)ag ©inigenbe bei ^tfferenjen. 251
Harem S3en)u^tfetn in allen it)ren teilen eine ©emeinbe ber
©laubenben.
2öie weit bie 9lamengebung bem inneren ©tanb ber ©emeinbe
entfprac^ unb ba§ vox un§ entt)üUt, voa§ a(§ lebenbige ^raft
biefelbe erzeugte unb bewegte, wirb bann fid)tbar, wenn ^^ragen
erörtert werben, n)eld)e in ber ©emeinbe üerfrf)ieben beurteilt wur*
ben unb barum eine gegenfeitige 3Serftänbigung nötig ntarf)ten.
^n 9(ntiorf)ien ftanb wegen ber i^rage, ob ein jübijd^er ©tirift
bie gefe^Iid)e (Speifeorbnung befeitigen muffe, ^aulu§ gegen
^etru§ unb 33arnaba§ ; wo fud)te man bie SSerftänbigung ? ^aulu§
ging in feiner 3lntwort an ^etruS unb bie iübifd)en (£t)riften
auf ha^ Söefen be§ @Iauben§ ein, unb zeigte, \)a^ it)r SSer^alten
bemfelben wiberfprec^e. „2öir t)aben unfere 3ui)erfid)t auf (£f)riftu§
gefegt", @al. 2, 16; ba§ nennt ben allen gemeinfamen 53oben,
baö @rlebni§, nacf) bem alle il)r 33ert)alten meffen. 3ßa§ ha§
©tauben jerftört, l)at nact) aller Überzeugung in ber ©emeinbe
nid)t 9iaum. 5)ie Differenz beftet)t nur fo lange, al§ ba§ 93er=
t)ättni§ ä^ifcljen ber ^eobad^tung ber ©peifeorbnung unb bem
©tauben t)on it)nen üerfc^ieben beurteilt wirb, ©elingt e^ ^aulu§,
ilinen ju §eigen, ba^ it)r ^anbeln bem ©tauben wiberftreite, fo
betracl)tet er bie Einigung at§ gewonnen; benn haB ©tauben an
6:t)riftu§ gibt in ber ©emeinbe feiner preig. ^Jücl)t nur in irgenb
weld)em unbeftimmtem 9Jia^, fonbern al^ abfotute 2iBertfcf)ä^ung
(5t)rifti, bie ilim aUe§ unterorbnet, wirb ba§ ©tauben burcl) bie
a3erl)anblung in 5(ntiocl)ien al§ ba§ ©emeingut be§ ganzen
apoftolifc{)en .^reife§ fieser geftellt. ®enn wenn ^autu§ feinen
©d)lu^: „weil ii) an 6:t)riftu§ glaube, gibt e§ feine für mic^
üerbinblicl)e ©peifeorbnung", für beweif enb ^ält, fo fe^t er bamit
t)orau§, 'i)a^ bie anbern biefe gefcf)loffenc ©inigung mit ©liriftuS,
bie in it)m bie üollfommene ©ere(f)tigfeit !^at, mit il)m teilen,
jebenfallg cerftelien. 9lun bejog fiel) bie ^rage, ob bie 3:ifcf)=
gemeinfcl)aft 5wifcf)en ^:petru§ unb ben ©rieben ricf)tig ober un=
richtig gewefen fei, wenn fie auct) in ibren J^onfequenjen in \)a^
gro^e religion§gefcl)ic^tlicl)e Problem ber erften (S;t)riftent)eit t)in=
übergriff unb be§f)alb 3Bicf)tigfeit befa^, pnäd)ft bod^ nur auf
eine fleine @in5elf)eit, wie folrf)e jeber 2:age§lauf 5at)lreid) mit
fiel) bringt. ®a^ fcl)on eine fo fleine ©ac^e unb nur fie bie
252 Änp- 8. Sie ©emeinbe ber ©(nubenben.
@int)eit ftörtc unb bat)er georbnet roerben mu^te, jeigt, wie ge=
roaltig fid) bic Übereinftimmung unb @tnt)eitlicf)feit be§ @Iauben§
im QpoftoIijd)en Greife üoK^ogen unb fid) bie gan§e Seben§füt)rung
unterworfen ^at
2(l§ in torint^ über bie ^rebigt be§ ^:paulu§ geftritten
würbe, ob fie bie göttliche 2ßei§l)eit ber ©emeinbe r>oüftänbig
mitgeteilt l)aU, f)at fie ^;paulu§ baburd) gered)tfertigt, ba^ fie
©tauben burd) ben für ba§felbe allein ^ureid^enben ©runb, burd)
©otte§ Straft l^eroorgebrad^t l)abe, 1 ^or. 2, 1—5. 2lud) l)ier be=
rü^rt bie in ber ©emeinbe oorl)anbene ^ifferenj bie 2Bertfd)ä^ung
be§ @tauben§ nid)t; e§ bleibt bie fefte 93orau§fe^ung aller, ba^
©laube ha^ red)te 33ert)alten be§ ©firiften fei, unb ber ©treit
bejiet)t fid) auf bie j^rage, wie er begrünbet werben foU.
®er 9f?ömerbrief ermöglid)t biefelbe Q3eobad)tung. ^aulu§
^at ber römifd)en ©emeinbe ben :3nl)alt unb bie ^raft be§ @tauben§
fid)tlid) unter bem (Sinbrud bargeftellt, ba^ fic^ 53ebenfen gegen
feine ©laubenSftellung geltenb mad)en tonnten. ®ie apologetifd)e
9f{id)tung, W ber ^rief be§wegen ert)ält, bewirft jebod) nid)t,
ha^ ba§ ©tauben ber ©emeinbe al§ itrva§ 9kue§ oorge^alten
würbe, wa§ i^r erft je^t ai§ ^eil§weg be§eic^net werben mü^te;
üielmel)r wei^ bie ©emeinbe fel)r wol)l, ba^ it)r 2(nteil an ®^riftu§
auf i^rem ©tauben berut)t, unb ^autu§ beabfid)tigt nur bie§,
it)r ben Sßert be§ ©lauben§, ben fie mit i^m teilt, uollftänbig
fid)tbar ju mad)en. @§ mu^ mit ber ©emeinbe nid)t barüber
gefprod)en werben, ob ba§ (^riftlid)e 58ert)alten ©laube fei, fon=
bern ob ©laube allein, ©laube oljne ©efetj bie il)r oon ©ott
bereitete Stellung fei. '3)er 9iömerbrief §eigt baburd) leljrreid^,
baf? aud) in benjenigen 3:eilen ber .^ird)e, bcnen bic paulinifd)e
••^rebigt erft uerftänblid; gcmad)t werben mu^te, ber ©laube al§
bie SGBurjel be§ (£t)riftenftanb§ galt.
©etbft ba wo fid) ein unüerfölinlid)er ©egenfal3 gcbilbet l)at,
wo ^^aulu§ ein 3^crl)alten oor fid) l)at, auf t)a§ er mit bem
5lnat()em antwortet, weit e^o bie ''l^a\'i§ ber ©emeinbe ■^erftört
unb il)ren 2lnfd)luf} an (£t)riftuö aufl)ebt, wie in ©alatien, bleibt
bie nnentbel)rlid)feit unb .f^eilfamfeit beö ®lauben§ aufjor ^rage.
^itud) im ©alatcrbrief wirb nid)t bauon gefprodjen, ob bic ©e=
meinbc ©tauben ju betätigen l;abe ober nid)t, nid)t einmal bauon.
2)a§ ©inic^enbe bei JJifferenjen. 253
ob ha^ ©tauben mit 6i^riftu§ unb bem ^Rdd) »erbinbe, fonbcrn
baoou, ob ba§ (Glauben aurf) bte ^inbjc^aft 5lbraf)am§ gebe, ob
ntd)t im @efe^ unb in ber 23erf)ei^ung an !^§xatl ein @ut Hege,
ba§ im ©lauben nocE) nid)t entf)alten fei, fonbern burrf) etroaä
anbere§ aU burrf) ©lauben, 5. 33. burrf) 33efc^neibung, gefudjt roerbcn
muffe. 5(ud) {)ier gef)t ber Ä'ampf au§fd)lie^lid) um bie 2(llgenug=
famfeit be§ @(auben§. ®a§ ©tauben gilt aud^ ben ©egnern
be§ 3(pofteI§ ai§ 35orau§fe^ung für aüe 9Jiitgtiebfd)aft in ber
meffianifd)en ©emeinbe, mirb aber oon if)nen al§ etmaö Un=
genügenbeg unb Unfertige^ bejubelt, neben berjenigen Stellung,
bie ber glaubenbe ^ube burd) @efe^ unb 2{bra{)amöfmbfd)aft
oor @ott befiljt. ®ie ©alater fragten fid) nic^t : taten mir baran
red)t, baf^ luir glaubten? ein (Sebanfe, mit bem fid) ber Srief
nirgenbg befd)äftigt, fonbern: foUen mir @otte§ unb ®{)rifti unb
be§ S^leic^eS roegen nid)t noc^ mef)r tun, at§ nur glauben? mürbe
nid)t unfer Slnfc^luf^ an t>a§ :;^ubentum unfern 5Intei( am 'tRuid)
met)ren, fiebern, uotlenben? ®urd) biefe§ ^inauiftrebeu über ba§
©tauben mürbe e§ atterbingg oerneint unb aufgegeben, jebod)
nid)t nominett, nid)t im 33emu^tfein ber jum @efe^ ^inftrebenben.
©ie mottten gtäubig fein unb bteiben; eben be§t)atb erläutert
it)nen ^autu§, ba^ it)r 3}ert)atten ha§ ©tauben gerftört.
©injig ber ^ebräerbrief benft fid) in ber ©eete ber Sefer
bie ^-rage, ob fie aud) red)t baran taten, ju gtauben. @r ent=
t)ält eine ©rmat)nung ju bemfetben unb eine 53emei§fü^rung für
feine Uncrtä^tid)!eit, bie oorauSfe^t, ba^ bie Sefer be;§ ®tauben§
mübe rcerben tonnten. 2)arum t)ätt er it)nen aber auc^ bie @e=
fat)r be§ unt^eitbaren 3^attg unb ber 3Serteugnung ®t)rifti oor, unb
bezeugt baburd) in feiner SBeife nic^t minber at!§ bie übrigen
33riefe, ba^ bie ©emeinbe im ©touben bie Söurjet it)re§ gangen
2)afein§ fat).
2öa§ at§ ©int)eit§pun!t bie ürd^tic^e ©emeinfd)aft erzeugt,
beftimmt äugteid) bie ©tette, an ber fie it)r ©nbe finben mu^
unb oermeigert mirb. (&§ fotgte au§ ber 53egrünbung ber ©e=
meinbe auf ba§ ©tauben, ba^ für fie bie -i^^ärefie ba begann, roo
ha^ ©tauben oertoren war unb befämpft mürbe. @omof)t gegen
bie jubaiftifd)en ai§ gegen bie t)etleniftif(^en 3Hifd)gebitbe, bie
®rerbte§ mit bem doangetium oermengten unb ^w'itterformen
254 *^iP- 8- -^iß ©emcittbe ber ©laubenben.
fci^ufen, erfolgt im bleuen S^eftament ber ^^roteft bann unb be§=
t)aIB, irann unb raeil boS ©lauben an ®f)riftu§ burrf) biefelben
jerfdinitten roirb. 9]irf)t ber ^^f)arifäi§mu§ an fid) I)at üon ber
^trdje au§gefc^(offen ; jeber ©ifer in ber CBefe^Ucf)!eit war inner-
l}aih berjelben möglid) unb rcurbe ertragen; nur mu^te e§ beut=
lid) bleiben, ba^ feine Unterorbnung ®{)rifti unter ha^ ©efe^,
feine ^Segrenjung unb SSerüirjung feiner ©nabe burcf) bie p^ari^
fäifrf)en Seiftungen behauptet würbe, fonbern er in feinem t'önig=
Iid)en S^^ec^t a(§ ber alleinige ©eber ber ©nabe unb äßirfer be§
@erirf)t§ bejafjt blieb, dagegen l^at ^au(u§ relatiü geringfügige
@efe^(icf)!eiten, raie 5. 33. bie S^^eigung ber ©alater, fid) befc^neiben
ju laffen, ober bie t)erl)ül(te, f)eimlicf) gef)altene 33ere^rung 9Jlofe§
in ^orint^ ats ^ärefie au;§ ber ©emeinbe auSgefto^en, fo mie
i!^m unb allen beutlic^ mar, 'ba'^ bamit Slbmenbung uon ®f)riftu§
gefc^et)e, fein .^eitanb§roer! al§ ungenügenb unb üerbefferung§=
bebürftig beurteilt unb baburd) ba§ ©lauben jerftört roerbe.
©benfo mürbe, al§ fofort nad) ber erften ©rünbung§§eit ber
griec^ifd)en ©emeinben allerlei 2;rabitionen au§ bem f)eltenifd)en
9fteligion§betrieb in biefelben ^erüberfluteten, Don ^^aulu^ bie
©renje, meld)e bie ^ärefie abfd)ieb, fet)r beftimmt fo gebogen,
ha^ in ber ©emeinbe unerträglid^ fei, ma§ t^a^ auf ß^riftu^
gerid)tete ©lauben oerneine. 9lid)t ein 23er5eid)ni§ non ©ebanfen
rnirb aufgeftellt, bie nid)t in einer d)riftlid)en 33erfammlung ge=
l)cgt ober oon einem d)riftlid)en .^erjen beraegt werben bürfen,
fonbern barauf mirb gebrungen, ha'^ bie ©emeinbe fid) auf leine
©ebant'enrei^en ober religiöfen ©jperimente einlaffe, meld)e e^
oerbunfeln, ba^ it)r 5Inteit an ©ott auf bem ®l)riftu§ berut)c,
barauf, 'iia^ fie mit i^m burd) ©lauben oerbunben fei.
^ie jentrale ^ebeutung, bie für bie ©emeinbe bem ©lauben
jufam, mad)t fid) aud) in il)rem ©d)riftgebraud) fid)tbar, barin,
ba^ bie roenigen 3öorte ber ©d)rift über ba§ ©lauben, pp^n,
üoUftänbig unb l)äufig uermenbet finb. !Sie fie bie meffianifd)o
äBeiöfagung mit ^V'fuö äufamment)ielt unb fie uon il)m auiS beutete,
fo oerglid) fie aud) il)re ©laubensJftellung mit ber ©d)rift unb
l)ob allcg mit 'i}iad)brud l)eroor, roa§ ba§ 3tlte ^eftament an
Stuöfagen über ba§ ©lauben bot, fo baf? fid) and) ein ©d)rift=
beroeiet für bie .^eilsibebeutung be« ©lauben^ auöbilbete. ©en. 15, G
2)er 58eit»ei'3 mz-' ber 33i[iel. 255
gilt nirf)t nur ^aulu§ a(§ ber ma^geBenbe 5tu§fprud) ©otte§
über ha^, n)a§ er bem ©lauben gibt, fonbern begrünbet oud) in
ber jiübifrf)en ßtjriften^eit bie in bie falfrf)e 9ftirf)tung umbiegenbe
SSer^errlic^ung be§ 01auben§ unb be§eirf)net für ^afobu§ ebenfalls
ba§ |>öc^[te, wa§ fid) oon it)m jagen tä^t, 2, 23. ©benfo fteüt
ber ^ebräerbrief unter bcnen, n)eld)e burrf) ©tauben bie 33cr=
^ei^ung ererben, 3(brat)am üoran, 6, 13 ff. 3)em Sßort ^ab. 2, 4,
ba§ in ber ©eptuaginta entftetit roar, gab ^au(u§ feine ur*
fprüngtict)e ©eftatt §urücf unb roibertegt bamit nirf)t nur im
©alaterbrief ben 3tnfprurf), ba^ au§ bem ®efe^ @ered)tig!eit ju
§iet)en fei, fonbern fa^t in ba§fetbe äßort aud) mieber ben @runb=
gebauten be§ 9iömerbrief§, 1, 17. 2tber aud) ber ^ebräerbrief
beffert in anberer SCßeife ben entftellten gried)ifd)en Ze^i unb teitet
mit it)m feinen (5d)riftberoeig für ha§ ©tauben ein, ba auc^ er
barin ben jutreffenben 3tu§bruc! für bie ©tettung unb 2(ufgabe
ber ©emeinbe fief)t. ^m @efe^ mar ber ©taube au^er in ber
©efc^id)te 3tbrat)amg nod) in berjenigen uon ber SOBanberung burd)
bie 2öüfte betont, bie fid) ber ©emeinbe teid)t at^ Silb it)rer
Stellung 5n)ifd)en ber erften ©egenmart ©^rifti unb feiner neuen
@rfd)einung barbot. ^^autu§ ^at biefe ^^araltete gur 3ßarnung
Dor bem fatfd)en 33ertrauen, ba§ jur SSerfud^ung (£t)rifti burd)
Unfitttic^t'eit fü^rt, benü^t, 1 ^or. 10, 1 ff., ber ^ebräerbrief au^--
füt)rtic^ bie in it)r entt)altene ©tauben§mat)nung bargeftettt, 3, 12 ff.,
unb ber ^ubaäbrief biefetbe im fetben Sinn rterrcanbt, 5. dia\}ah
mirb 8um 33en)ei§ für bie bem ©tauben gegebene ©rrettung nid)t
nur üom .^ebräerbrief, 11, 31, fonbern aud) t)on 3cifobu§, 2, 25,
angefü()rt. ^vef. 28, 16, eine ©tettc, bie ber ©emeinbe aU mef=
fianifd)eö Sßort befonber§ n)id)tig fein mu^tc, roeil bort ba§ ©tauben
5u bem Don ©ott getegten ©dftein in 33e5ief)ung tritt, mirb nid)t
nur oon ^;pautu§ im 9iömerbrief sroeimat, 9, 33. 10, 11, fonbern
aud) öon ^^etru§ §itiert, 1 ^etr. 2, 6. ^m mid auf ben Un--
glauben :3§rael§ füt)ren ^^aulu§, ^öm. 10, 16, unb ^ot)annc§,
12, 38, fet)r gleid)artig Oef- 53, 1 an. ^ie ^falmfieCe, n)etd)e
ba§ ©tauben in einer bem apoftolifc^en ©ebraud) oerroaubten
SGBeife t)at, fet)tt unter ben ^aulinifc^en (Sd)rift§itaten nid)t:
S^\. 116, 10 = 2 ^or. 4, 13. SDie ©d)rift ift in ber ©emeinbe
abfic^tlid) unb gleid)artig nad^ if)ren 2tu§fagen über ha^ ©tauben
256 *^'ip- ^- ^'"^ Öemeinbe ber WIau6enben.
burdf)forfd)t roorben, unb e§ geigt fid) and) f)ierin, ha^ fie an
tf)rem ©lauben tf)re 9?eligiün (latte, für it)elrf)e tf)r bie ©eroipeit
nötig raar, ba^ fie mit bem göttlichen ^IBort be§ alten 33unbe§
übereinftimme. ^)
'2)ie inneren SSorgänge, an bie man benlt, menn man t)om
„©lauben" fpricl)t, finb überall gleicf)artig aufgefaßt. 33alb tritt,
gang roie in ben ©uangelien, bie Überzeugung, bie ber 3ßal)rl)eit,
balb bie ©rmartung, bie ber ^ilfe @otte§ unb ßbrifti gemi^ ge=
morben ift, mel)r l^erüor, ot)ne ha^ fid) im ©lauben^alt Renten
unb SBoUen je uon einanber löften. ®ie übermiegenbe ^ead)tung
be§ 2öiffen§ ober be§ 2ßollen§ im ©lauben l)ängt lebiglicl) t»on
ber 9ii(i)tung be§ befonberen @ebanfengang§ ab. Sßauin^ fagt,
'Siöm. 10,9, bünbig: glauben, ha^ @ott ^efu§ auferraedt !^at.
2)a§ ©lauben ift t)ier bie ^eja^ung beffen, wa§ @ott an ^t\u§
tat. ©teilt er bagegen ha§ 2Öefen be§ @lauben§ an 2lbrat)am
bar, 4, 18 ff., fo t)ebt er l'räftig bie ungebrod)ene ©rraartung
t)ert)or, bie üon @otte§ ©üte unb SRad)t bie üert)ei§ene ^ah^
empfangen miK. 5)a§ 3Ser^ältni§ smifd^en ^at 2, 19 unb 1, 6
ift nicl)t anber§ al§ ha§ jmifdjen 9^öm. 10, 9 unb 4, 18 ff.
©lauben, ba^ G5ott ber @ine ift: ba ift ba§ ©lauben bag Über=
§eugtfein burcl) bie 2Öat)rl)eit. 3ßenn e§ aber al§ @igenfd)aft
ber 33itte erfdjeint unb ba§ ©d^rcanl'en dou ibr fern l)ätt, fo
ift e§ 3uüerfid)t §ur uergebenben unb gebenben ©üte. 1)er
.^ebräerbrief befd)reibt fein Söefen in jroei Sßorten, uou bencn
fid) ba§ eine auf ben 2Bat)rt)eit§=, ba§ anbere auf ben .s>offnuug§=
geaalt beg ®lauben§ bejie^t. Q§ ift 33eftel)en bei ®el)üfftem,
alfo 3uyß^'fi<i)t/ Überfüt)rung oon nid)t (5id)tbarem, alfo S^'-
ftimmung, 11, 1. @benf omenig läf^t fid) biejenige i^affung be§
®lauben§, bie in il)m bie bleibenbe ^-ormation be§ inmenbigen
Sebenö fielet, unb biejenige, nad) ber eö baö in einer befonberen
Sage betätigte iPerl)alten ift, auf bie üerfd)iebenen 9Jiänner ober
©nippen in ber ©emeinbe uerteiten. 33eibe liegen abmed)felnb
überall uor.
9n§ 5lu§gang§punft aller inneren 33emegungen, bie ba§
gtaubenbe U^ert)alten bilbcn, tritt ftet§ bie !!Öejat)ung ber gegebenen
'; 5(11(1) i)on ben lUilrtftiiuMiicnt fiiib bie ucrn bei- Wnc()t be8 WImibeiiö
fmiibi-dibiMi 3tcUc« (lefnmmelt luoibeu; fiel^e triitliiteninfl 8.
3uftimmun(] itnb 3"tr«"en. 257
gött(trf)en 2öaf)rf)eit üoran. Um bie einfacf)fte ©eftalt be§ ©laubeng
5u nennen, fagt ber ^ebräerbrief : glauben, ha^ @ott ift unb
ba^ er für bie, roelrf)e it)n furf)en, ein SSergelter ift, 11, 6. ©benfo
will ^au(u§ diöm. 10, 9 bem ©lauben einen möglirf)ft einfad)en
2(u§brurf geben, bamit e§ al§ ba§ erkennbar fei, ma§ nirf)t
crft au§ bem ^immel ober ^a'b^^ f)erbeigef)o(t werben mu^,
fonbern bem 9Jienfcf)en nat) ift, in feinem ^erjen unb in feinem
SJlunb. ®arum wirb eg in bie ^ejafiung ber 2luferftet)ung ^efu
gefegt, nid)t al§ märe bamit blo^ eine unootüommene 2(nfang§=
geftalt begfelben genannt, ha üielmet)r foIrf)e§ ©tauben @ererf)tigfeit
ift unb ©rrettung bringt, 10,9. 10. Sturf) bie formet ^a!. 2, 19
beabfirf)tigt nirf)t ein t)erftümmelte§ , ungenügenbe§ ©tauben p
befrf)reiben; im ©egenteil, raer bie§ rairflirf) gtaubt, ift gtäubig.
2tuf bie pf9d)üIogifd)en SSerfnüpfungen, roeldie mit ber @en)i^f)eit
@otte§ ba§ auf ®ott gerid)tete 93erlangen untrennbar einigen,
roirb nid)t refleftiert. ^ier ergab fid) für bie apoftoIifrf)en
SJlänner nid)t bie minbefte ©c^mierigfeit, weit ber @inf)eittict)feit
be§ feelifd)en SSorgangg bie Sefrf)affenl)eit be§ göttlichen 3?ert)alten§
üoUfommen entfprid)t. @otte§ 2öat)rt)eit unb ©nabe finb nirf)t
trennbar, al§ märe bie ©üte ein narf)träglic^er ^wfatj pr S^ie^
alität ©ütte§, ebenfomenig ^efu§ unb fein ^eilanbSamt. ®er in
feiner 2Bat)r^eit erfannte ©ott ift in feiner ^ilf§macf)t erfaßt,
unb rcenn ©otte§ ©enbung an 3efu§ ertonnt ift, ift in if)m ber
©rretter gefunben. @§ gibt für bie apoftoIifd)en 9JJänner fein
©ottegbemu^tfein, ba§ nic^t unmittelbar ben 3mpu(§ jum ©tauben
in fid) f)ätte. 3öo e§ jum ungläubigen SSiberfprud) gegen ©ott
fommt, liegt nad) i^rem Urteil al§ eintrieb unb ^onfequenj be§=
felben immer ©otte§leugnung oor ; ebenfo liegt in jeber Slbraenbung
üon ^efu§ bie Seugnung, ba^ er ber ®t)riftug fei.
'^a§ seigt fid), ba SGßal)rf)eit unb ©laube in fefter S^lelation
gu einanber fielen, aud) am 2Baf)rt)eit§begriff ber Briefe; benn
aud) biefer beruf)t auf ber unteilbaren @inf)eit ber ^erfönlid)feit.
2Ba§ it)r ^^emu^tfein erfüllt, bilbet aud) ben ^nf)alt it)re§ Seben§
unb t)at unmittelbar ben ^mperatio in fid), ber it)r SBoUen unb
SGßirfen leitet. ®arum mirb bie 2öat)rt)eit eincrfeitg !räftig at§
ba§ bie ©rfenntniä 33ilbenbe gebad)t: hrlyvcoaiq t% aXri&eiag,
^ebr. 10, 26. diöm. 2, 20. X\t 1, 1. 1 Stim. 4, 3. 2 ^etr. 1, 2,
©d;Iotter, £cr ©loube im 31. Xeft. 17
258 ^"P- 8- ^^^ ©emeinbe ber ©(aubeiibeit.
anbrerfeitS ebenfofef)r auf ben Sßilten bejogen : vTtavMri alt]d^eiag,
1 ^Ctr. 1, 22, TTEi&EO&aL xfi alrid^Eiq, @al. 5, 7. 9^öm. 2, 8.
3)arum liegt im ^erf)ältm§ gu if)r bie ©teile, voo bie ^o§t)eit
be§ SJlenfc^cn entftef)t imb er bie ©c^ulb auf fid) labt. ®a§
3Biberftreben gegen bie 2Ba{)rt)eit ift bo§ Unentfd)ulbbare am
menfc^Iid^en STun, tüa§ unter bem göttIidE)en ^oxn ftet)en mu^,
9iöm. 1, 18. 2, 8. ®er ungerbrod^enen ^e§ogenf)eit ber SCöaI)rf)eit
auf ben gangen 9[Renfcf)en entfpridjt bie ungeteilte 3ufammen=
faffung aller feelifcl)en ^^unWonen im ©laubenSoorgang, unb beibe§
t)at feinen testen ©runb in ber unterteilten @int)eit be§ @otte§=
bemu^tfeing, ba§ 9J?ac^t unb 9^ecl)t unb ©nabe al§ ftetig ein§
im göttlid)en 3öiEen unb Sirfen fe^t.
%Oi\)zx fe^te bie ©emeinbe mit nottem S3en)u^tfein ben ^ampf
^efu gegen alle religiöfe ©cf)aufpielerei fort, unb ^at e§ nid)t
gebulbet, ba^ jemanb fiel) eine fromme %\^ViX umlege, o{)ne 'i^a'^
feine innere Überzeugung fie begrünbete. @§ ift lel)rreicl), 'iia'^
eine fo feine ^orm ber Slnpaffung an bie Umgebung unb ber
S3erücffid)tigung if)re§ Urteile, mie ber SSerjic^t be§ '»^etruS unb
^arnaba^ auf bie Übertretung be§ mofaifd)en 9ieint)eitggefe^e§
in 2lntiod)ia n)äl)renb ber 2lnraefent)eit ftrenger benl'enber (£t)riften
au§ ^ß^ufatem, üor bem ©emiffen ber ®l)riftent)eit al§ .f^eud)elei
galt, fo ba^ e§ ^^aulu§ aud) für feine ©alater ol)ne jebe lueitere
Erläuterung mit biefem Flamen belegen fann, @al. 2, 13. @§
gilt in Forint!), 1 ^or. 8, raie in 9fiom, ^Jtöm. 14, al§ Harer,
firierter ©runbfat}, auf bem ber gan^e ^Serf'ebr ber ©emeinbe
berut)t, 'iiü'^ jeber nad) feinem (Semiffen unb eigener Überzeugung
l)anble, unb fünbigen mürbe, menn er anberen ju ®ef allen eine
Gattung annät)me, bie feiner eigenen ©infidjt miberfprtd)t. ®a§
f)at feine iCorau^fetjung barin, ba^ man uon einem „Glauben",
neben bem ba§ übrige i^eben fid) felbfttinbig entfalten tonnte,
nid)t§ roufjte, fonbern nur ein foId)e§ ©tauben fannte, ba^ ben
9Jlenfd)en ganj unb eint)eittid) erfaßt unb fein 'innbalteu immer
beftimmt.
^ie bem ©tauben näd)ftftel)enbe ^unftion, bie feine 9lrt am
bcutlid)ften unb unmittelbarften offenbart: baö ©ebet, ergibt bie=
felbe ^-lkobad)tung, benn eö nimmt ben ganzen 3nbalt bec< Veben§
in fid) auf, unb bleibt ber Uuteruieifung :^i\\\ treu. Xie ©e*
)
3ttftiinmuiuj itnb 3"irauen. 259
meinbe ^at 33itten unb hänfen gefonnt; fie f)at bctenb gebQd)t,
inbem fie fic^ (3otU§ 2öerf im ©ebet üerbeutlid)t, unb betenb
geljanbelt, inbem fie im @ebet if)r SBoKen gefunben, gereinigt
unb befeftigt f)at. @§ §eigt fic^ aud) I)ier bie ganje ^erfönlirf)^
feit of)ne Spaltungen oon if)rem ©tauben bel)errfd)t.
®a^er entftef)en bie Unterf rf)iebe , bie fid) in feiner ?^affung
§tt)ifc^en ben oerfd)iebenen SJlännern unb ©ruppen ber ©emeinbe
Seigen, nid)t barau§, ba§ e§ innert)alb be§ feetifdjen Seben§ anber^
begrenzt unb ber 3lnteil be§ Onteüeftg unb 2öilten§ an bemfelben
üerfd)ieben beftimmt möre. ') SCBürbe ber 53ticf auf ©ott irgenbmo
nict)t al§ SJiotiü für ben 3Bißert empfunben ober ber auf ©ott
gerid)tete SBitte gegen bie 2öat)r^eit felbftänbig gemacf)t, fo roäre
bie ©laubengftellung aufgegeben. ®ie übereinftimmung in ber
Raffung ber 33orgänge, bie ben ©taubeniftanb ergeben, befagt
lebigtid), ^a^ bie neuteftamentlid)en SJlänner fämtlic^ nid)t bto^
über bog ©tauben rebeten, fonbern e§ f)atten unb al§ if)r eigene^
perfi3nlid)e§ ©rtebnig unmittelbar fannten. SGBir fto^en bei il)nen
nid)t auf 9ftefleyionen über ein nur üorgcftellteä ©tauben, fonbern
auf 9(u§fagen, bie au§ biefem felbft ern)ad)fen finb. ®arau§ ent=
ftet)t aud) bie mit ber tlbereinftimmung fid) oerbinbenbe ©igenart
if)rcr 3(u§fagen, ba biefe, inbem fie i'^r eigene^ ©tauben auB--
fpred)en, aud) bie üerfd)iebene Sebenägeftatt ber ^erfönlid)!eiten
üor un§ enthüllen. ®iefe Unterfdiiebe entfielen nid)t erft an ber
^orm, fonbern am ^nl)alt it)re§ ©laubeng; fie finb nid)t pfi)d)0=
togifd)er, fonbern tl)eo= unb d)riftologifd)er 3lrt. ^) 9Ba§ ba§
©tauben inbiuibuatifiert, ba§ ift bie SBeife, mie jeber unter if)nen
;3efu§ unb oon il)m aü§ ©ott betrad)tet. SQBeil jeber fein be=
fonbere§ 3?erl)ältni§ ju ^e\u§ f)at, in bem alle ^aftoren, metd)e
^) 2lu(^ gegenüber ber ©tinagoge liegt baö Unterfrf)eibenbe mcf)t in biefer
9tic()tung; nnd) ber pfi)cl)ologijd)en Seite f)in ift t)ielmef)r ber nenteftamentli(i)e
Sprndjgebraud) von bemjenigen ber ö^nagoge nid)t ju xmterfdjeiben.
^) Smnit ift nid)t öeftritten, bafi aud) bie natürliche Söafiig beö geiftigen
Sebenö (fog. (S^arafter, Temperament u. bgl.) inbiuibualifierenb auf bas (Glauben
einiüirfc. J'cnn mir finb anc^ in unfern I)öd}ften ^miftionen burd) ben unö
tragenben 'Jiaturnorgang beftimmt. 9htr gibt c^ über biefe '^ejiel)ungen feine
3Biffenfd)aft, nid)t einmal fomeit unfre Selbftbeobad)tung reid)t, nod) meniger in
6inftd)t auf bie Stpoftel. ^on „Sefu ©f)arafter" ober oom „3:emperament beö
'^üulU'J" ju rebcn, ergibt nur ®efd)n)ä^.
260 ^"P- ^- ®^^ ©emeinbe ber ©laiidenben.
bic ^nbiotbudität bebingen, mttroirffam ftnb, fo ba^ ^t\n§ für
jeben einen befonberen SBert {)at unb barum auc^ bie @otte§=
anfc^auung für jeben if)ren eigenartigen 3nt)alt befi^t, barum
beftimmt fid) aud) ber @tauben§begriff inbioibueü, wie unb rceil
it)r glaubenbeS a5erf)alten felbft ein perfonI)afte§ unb borunt in=
bioibuetIe§ rcar. Slber für alle ift haS ©lauben ba§ fie perfön=
lic^ beftimmenbe @rlebni§, ba§, xüa§ in i()rem „^erjen" lebt,
9?öm. 10, 9. 10, unb ^at barum aöe§, rca§ an geiftigen 5!räften
in i{)nen ift, in fic^. ©eSroegen rcirb bie im ©tauben§üorgang
geeinte 33ieII)eit feeUfd)er 33orgänge nirgenb§ §erriffen, fonbern,
mie fie al§ ©in'^eit erlebt rcirb, aud) alg @int)eit gebad)t. ^f)r
3Md)benfen rid)tet fid) übert)aupt nic^t auf bie feelifd)e ^e=
fd)affent)eit be§ ©laubeng, fonbern auf feinen ©runb unb auf
feinen ©rfolg.
®at)er rcirb aud) nirgenb§ ba§ SBerben be§ @tauben§ na^
feinem pfi)d)oIogifd)en Hergang befc^rieben ober für benfelben ein
9lormaIbilb aufgeftetit. 9lur ba§ eine mürbe angeftrebt, ha^ ber,
bem geglaubt rcirb, allen befannt roerbe, unb roarum it)m ge=
glaubt mirb, jebermann beutlid) fei. 3Bie bagegen au§ ber 35er=
fünbigung 6^t)rifti im feelifc^en ^roje^ ba§ (Glauben entftet)e, er=
regte ba§ :3ntereffe ber 3lpoftet nid)t, raeil fie oom ©lauben
gläubig bad)ten. 9ßer baSfelbe t)at, mei§, mag e§ ift; mer e§
nid)t l)at, ert)ält eg niemals burd^ eine pfi)d)ologifd)e 5lnali}fe be§
©laubengafts. 3"9teid) roirft bie ©mpfinbung mit, ba^ bie
unferen eigenen Sebengftanb formierenben 3Sorgänge unferer 33e=
trad)tung entzogen feien, ba mir un§ fclbft nic^t burd^fdjauen,
am menigften in benjenigen i^orgängen, burd) mcld)c mir merben.
^a§ @ntftet)cn be§ ®lauben§ l)at aber bie »olle ^ebeutung eineg
®eburt§momentg, meld)er unfcrcm inmenbigen Seben bie @e=
ftaltung gibt. 53ei ber !i?erfünbigung bc§ ©uangeliumg begnügte
man fid) bcgt)alb mit ber @emi^t)eit, baf? (§ott im (Sl)riftu§ unb
im ©cifte bei ben .^örern feinet SGßorteg gegenmärtig unb if)r
.^crü für il)n offen unb jugänglid) fei. 'iWan martcte rul)ig ben
Grfolg bcö 3öortcä ab; er mirb in berjenigen Seife eintreten,
mic „Wott ben ^örern bie Xüre jum ©lauben offnen mirb".')
') Viifnö l)nt fDiüo()l an bcv ütUrffamfcit bor ;oicnt)alomiteu, luic au bcr-
ietiigen bcö ^aiiluo bic iii bic 3hil)c ucvfcljcnbc iLUvfuiirt best Wlaulicm^N plaftifd)
^uftimmung unb 3"*röwc"' 261
®af)er loerben uirgenb^, raeber im SfiüdblicE auf ^^fu 2Irbeit,
nod) im binefnd)cn 23erfef)V ber Stpoftel mit ben ©emeinben, nod)
in ber ^ufammenfaffenben 2)arfteüung i^re§ Söerfä, 33efef)rung§=
(;efd)irf)ten ber ^n-^ött ber d)rift(id)en 53otfcf)aft. (Soraeit mir
fülc^e erhalten (9Jlattf)äug , 3afrf)äu§, 9lifobemu§, ber ^lltt)iope,
S^bia u. f. f.), mirb immer nur bargcftedt, mie ba§ SÖBort an fie
^erangebrarf)t unb Don i^nen ergriffen ober abgefto^en mirb, nie
aber eine (3d)ilberung ber inneren SSorgänge gegeben, bie un§
erfennbar marf)en foK, wie unb roarum bie SCBanblung in i{)rem
.^erjen cor fid) ging.
3u ben ^onjefturen, bie biefc angebliche Surfe in ben neu^
teftamentli(^en Slu^fagen über bag ©lauben au^sufüüen untere
nat)men, get)i)rt bie 2(nna^me : ber für ben Urfprung be§ ®(auben§
bamat^ entfd)eibenbe ^aftor fei ein ftarfer ®efüf)I§einbrud be=
feügenber 3(rt gemefen, meld)er aU ein ©mpfinben ber güttlid)en
©nabe gebeutet morben fei unb begt)a(b „bie ^ei(§geroipeit" er-
zeugt \)aht. ^ic 5^onjeftur fommt fd)on baburd) in!§ (2d)roanfen,
ba^ fie unerflärt (äffen mu^, marum nirgenb§ eine 33ef^reibung
biefe§ ©reigniffeä erfd)eint, melc^e^ bo^ nac^ berfelben für bie
apoftolifd)e "iPrebigt bie größte 2öid)tigfeit befa^, marum aud)
jebe 5lnbeutung fe{)(t, mie man biefe angeblid)e ^Bebingung i()reg
@rfolg§ am beften f)erftetle. ©ie fdjeitert ooüenbg baran, ba^
fie bie Oiefteyion auf ha^ ©tauben felbft jurürfbeugt unb biefem
am eigenen ©mpfinben be§ ©laubenben feinen ©tü^punft gibt,
lüoburd^ fie mit allen neuteftamenttid)en Stusfagen über t>a§
©tauben in ©treit gerät, ^m neuteftamenttid)en ©tauben mar
feine Singabc über eigene ©cfül)l§regungen ober fonftigc „©rfat)=
rungen" eingefc^loffen, fonbern e§ entl)ielt nur unb auigfd)lie^lid)
eine 3lu§fage über ben ®t)riftu§, fein 2lmt unb 2öerf. ®em
©lauben ber Slpoftel mar biefe oom ^6), feinem 9Jieinen, ^ü^tcn
unb SßBir!en abgemanbte ^ireftion ^in §u bem, meld)er cerfünbigt
unb geglaubt mirb, mefentlid). '^k§, ni(^t blo^ ein ^n^aU ober
Unfä^igfeit §u flarer ^eobad)tung, l)at bewirft, ba^ bie neutefta^
5itr fSai-ftellung gebroc{)t. So gro^ f)ier unb bort bie Qkis ftnb, bie ber 3(r6eit
Dorfditüebeu : fie bleibt üon jeber .'öaft itnb Öeioaltfamfeit frei. 2tl(eä liegt an
ber {^Jelegenbeit, bie abgeroartet, njenn fie aber fommt, bann aucf) mutig aue;
genügt mirb.
262 ^aP- 8- ^'^ ®emeinbe bev 0(au6enben.
mcntlid)C Set)rarbeit nid)t§ aufraeift, ma§ man eine ^^fi)d)ütogie
be§ @Iauben§a!t§ l)ei^en fann. ')
9(u§ ber regierenben 3)?ad)t, mit ber ba§ ©tauben bie *':per=
fönlt(^!eit bewegt, ^at ftd) ergeben, ba^ bie ©emeinbe e§ nie
einzig at§ ben if)r üerlief)enen 33efi^, fonbern immer and) at§ i{)re
^^flid)t betra(f)tet f)at, auf bereu ©rfüKung fie eine erufte ©orge
5u rid)ten !f)at. ©ie raupte fid) mit if)rem SBoden an it)rem
©lauben beteiligt, me^l^alb e§ i^r notmenbig aud) unter bie '^pflidjt^
formet fiel.
@§ märe serfatlen, t)ätte e§ bie ©emeinbe nid)t at§ tebenbige
©trebung bei fid^ gepflegt, an bie fid) ba§ 33erou^tfein ber 93er=
pftid^tung t)eftete. ©ie raupte fid) burd^ ^a^ ©louben in ®otte§
@nabe oerfe^t; fie ^tte mit if)m afle§. 2Ba§ foU il)r 5ur 5(uf'
gäbe werben, menn it)r nic^t eben ba§ ©tauben fetbft ju biefer
rcirb ? 2ßenn it)r biefe§ nur at§ ber üorI)anbene, fieser geroonnene
33efi^ gatt, fo t)atte fie fein 3iet mct)r unb oerfan! in ©rftarrung,
ober ha fid^ ba§ ©treben im 9Jlenfd^en nid)t erftirfen tä^t, bann
brängten fidf) anbere 3^^^^ neben unb über bem ©tauben in ben
SSorbergrunb, unb biefe§ prte auf, bie bie ©emeinbe beflimmenbe
WaAjt ju fein.
äöeit fie am ©tauben it)re Q3afi§ t)atte, mar bie ©efat)r in
biefer S^lid^tung ernft; benn ber ^efi^ ber ©efamtt)cit erfd)eint
bem einjetnen teid)t at§ fein oöttig gefid)erte§ ©igentum. 3öir
t)aben e§ aber am Svenen ^eftament anfdjautid) nor 9tugen, raie
ernft bie auf bie 33egrünbung unb ©r^attung be§ ©tauben§ ge=
rid)tete ©trcbung bleibt. 2;i)pifd) ift in biefer .^infid)t ba§ Söort,
mit bem ^^autu§ auf feine nun üotIbrad)te Seben^arbeit jurüdE^
fie^t: „id) t)abe bag ©tauben bema^^rt," 2 2;im. 4, 7. ®a^ er
big jum ©übe fcine§ £eben§ gtäubig bteibe, bitbet ba§ ^iet, an
') Xa^ l'ufn« ben Grforn ber -^^rebUU Slcta 10, 46. 19, 6 babmrf) (Kleist,
bafi (Mloffolalie eintrat, beiueift n\d)t, bafj er in einem befonbern fecliicfjcn (S"r
reflunflü^uftanb bie ÜH'biiuinnt^ bed (^Uäuluivuerbenö fol). !){act) feiner "Dioinunii
lüurben jene nid)t be<5l)alb (lUtubiii, lueil fie mit H>"MU'it ,^>i reben Dorniocliten,
fonbern tueil nnb nart)beni fie rtliiubiti luaven, luurbe il)nen ber ("lU-ift lUMieboii,
unb bcffcn ftd)tbare il<e,^enflnnrt in ber ,»^nn(ienrebe bat für ben (ir^irtbler be«t|)nUi
©ebeutiinfl, toeil babnrd) bie i){id)tiflfeit be<( apoftoIifd)en :iU'rfabren<i eine (lött^
li(^c iöeftrttiflung erljrtlt.
Xex W(au5e an (^ott. 263
it)elrf)em tf)m aüeä liegt, unb t>a§> er je^t al§ erreid)! beseic^nen
tann. m6)i nur im ^lid auf ba§ 3Ser^a(ten ber SKelt, fonbern
aud) auf if)r eigene;§ SSermögen unb 23er^alten blieb ben 5(pofteIn
bie ^rage ftet§ gro^ unb ernft, ob ber SJlenfc^enfo^n auf ©rben
©lauben finbe. ©in großer Steil ber brieflichen ^ilrbeit be§ ^aulu§
ift ^ampf um bic @rt)altung be§ @lauben§. @benfo fd)rieb ^o-
l)anne§ feine ^arftellung ^efu mit bem beraubten ^iel, ba§
©lauben feiner (Semeinbe §u begrünben, unb ^a^obuS l)at baran
ein n)icl)tige§ Slnliegen, jebermann ju jeigen, mie er ba§ ©lauben
rirf)tig ^ahi.
3(uf bie ?^roge, wa§ ©egenftanb, ©runb unb ^iel be§
glaubenben @rfennen§ unb ÜVrIangenS fei, tautet bie 3lntu)ort:
©Ott, nur er unb nid)t§ neben tt)m. ®a^ ha§ ©lauben feine
religiöfe ^rt behalte, b. f). üon einem flaren, fräftigen ®otte§=
beiüu^tfein burrf)brungen fei, barauf mar bie 23er!ünbigung immer
mit grof?em ©ruft bebac^t. ©o menig al§ in ^efu 3Sert)atten
unb Set)ren, mengt fiel) in baSjcnigc ber Slpoftel irgenb meld)er
Unglaube gegen ©ott ein, al§ fönnte c§ fid) ®t)riftü gegenüber
um ein ©lauben Ijanbeln, ha§ nid)t auf ©ott belogen märe. 3n
biefer ^infid)t bat :3efu 2trbeit mit burd)fd)lagenbem (Srfolg bie
gan^e Haltung ber ©emeinbe beftimmt.
5lu§ burd)fid)tigen ©rünben rairb met)rmal§ ben t)eibmfd)en
©laubenben ©ott al§ ber genannt, meld)em je^t il)r ©lauben im
©egenfa^ §u i^rer frül)eren grömmigfeit gel)öre. ®abei ift nie
blo^ an ben 33efi^ eine§ monott)eiftifd)en ©otte§gebanfen§ gebac^t.
^^etru§ fagt ben 5lleinafiaten : fie Derbanfen ßl)rifto bie§, ba^
i^r ©laube nun auf ©ott gcrid)tet fei, 1 ^etr. 1, 21. %a^ c§
je^t aud) üon ben Reiben gilt, ba^ fie „gläubig an ©ott" feien,
ift bie ^-olge ber ^iufermedung ®t)rifti unb t)at bie auf ©ott
gerid)tete Hoffnung neben fid). 1)a§ ©lauben ber 3:l)effalonid)er
l)ei^t '»Paulus im Untcrfd)ieb üon ij[)rer früt)eren SGBeife ©lauben
5U ©Ott, 1 St^eff. 1, 8. ®a§felbe'fd)lie^t nid)t nur ben ^ienft
be§ lebenbigen ©otte§, fonbern aud) bie (Srmartung ^efu, be§
9ftetter§ üom fommenben ^orne, ein. 2ßa§ ber ©efängni^märter
in ^l)ilippi burd) bie ^rebigt be§ ^autu§ empfängt, mirb barin
jufammengefa^t : er glaubte ©ott, 7tErcioievy.iog tiT» d-eq), 16, 34.
^a§ ift im (Sinne beg Xi^i§> nid)t§ anbere^ al^ jener „©laube
264 ÄiP- 8. 2)ie ©emeinbe ber ©Inubenben.
an ben ^errn ^cfu;§ ®t)riftu§," 33. 31, iüelcf)er in ber Errettung
fein ©rgebniB unb feinen ^nl)alt f)at.
^m jübifdien Greife roirb ebenfo fräftig btc ^ejicfiung be§
@Iauben§ auf ©ott {jeroorgeftellt. ®ie ©emeinbe bat feinesroegS
ha^ Sercu^tfein, aU !äme burcE) i{)r ©lauben an ^efu§ ein
„neuer ©laube" in bie Söelt. 3Sie(meI)r glaubt fie burd^ biefe§
an ben ©ott, an ben bie Später glaubten. SDem ^ebräerbrief ift
eä ein n)id)tiger ©ebanfe, ha^ ha^ ©lauben ber ©emeinbe ta^-
jenige 2Serf)aIten fortfe^e, auf "öa^ ber SJienfd^ con ber <Sc£)öpfung
!f)er geroiefen ift unb ha§ aüe 93äter betätigten, ^ebr. 11, unb
■»Paulug legt nidE)t minber barauf @en)id)t, ba^ ba§ ©tauben
%hxai)am§ je^t ber 53efi^ ber ;3uben unb Reiben gercorben fei,
diöm. 4. ^k ungeteilte @int)eit, mit ber ba§ ©tauben auf ©ott
unb ®^riftu§ belogen roirb, f)atte jur B^olge, ba^ aud^ bie iübi=
fct)en ajiänner 'ü)x ©tauben an ©ott auf if)ren Slnfc^Iu^ an (£f)riftu§
äurürffüt)ren. ®er 2(nfang it)re§ (£f)riftentuni§ ftettt fid) i{)nen
nid)t al§ ein ^ortfc^ritt Don ©tauben §u ©tauben, fonbern a\§
eine ^e!ef)rung oom Unglauben gegen ©ott ^um ©tauben an if)n
bar.^) 3li6)i nur '>]Saulu§ ^at fein früt)ere§ 3Ser{)aIten tro^ ber
Don jebem 3wßifß^ freien ©nergie, mit ber er ba§ ©otte;§ben)u^t=
fein feftl^ielt, „Unglaube" genannt, 1 %\m. 1, 13, fonbern auct)
ber ^ebräerbrief fteltt „ha§ ©tauben ju ©ott t)in" neben „bie
Umfet)r oon ben toten 3ßer!en" unter bie ^^unbamente ber ®t)riften*
ftellung, 6,1. @§ ift bamit ber früt)eren ^römmigfeit bie ob^
je!tioe 3Baf)rf)eit nid^t nerncint, a{§ rcäre "tta^ in ibr oorbanbene
©otteäberou^tfein fatf d) geioefen ; bie SÖßenbung, uon ber gefprodtien
mirb, bejietit fid) auf ba§ 33cr^attcn bc§ ©ubjeft§, n)etd)e§ bie
„toten 3Berfe" mit ber ^yrömmigteit juf ammengefügt f)at. ^n
feiner !i?erbinbung mit ber Umfet^r ift aber aud) baä ©tauben an
©Ott alä itma§ 9^eue§ gebad)t, ma§ erft burd) „ba§ SQBort oon
bem in G^rifto gegebenen 5lnfang" ber ©emeinbe gegeben morben
ift. "^hir baburd), ba§ ber, meld)en ©ott gefanbt bat, ©tauben
gcfunben f)at, fommt e^ jur Stnerfennung ©otte§, jur 33eial)ung
feineg SBilteng, feiner ©nabe, feiner @t)re, jur |^uüerfid)t, bie
©Ott für fid) meiji.
') Xic !i*c,H'id)miiui bcv (^icmciubc alS bie „Wlnubcnbon" ift aud) I)icfiiv
bebeutfom. ^dtacl mit feinem (iifev für Wott ift beiiuod) „uiniIäubHV.
Xet maubt an f^ott. 265
^ie ©emeinbe f)at bie pfeubod)nftifd)en 2:enben5en, bie am
(£^riftu§ bie ^e^ie^ung auf ©ott tilgen unb i^n nur alö Wiener
beä 9Jlenfcf)en faffen, ber bie menfdjüdie 33egierbe erfüllt, fo ba^
er a(§ ©urrogat @otte§ @ott '6efd)attet, Döüig unter ftrf). 3Ba§
bag t)of)epriefter(id)e @ebet al§ ben inneren ^^efi^ ber jünger
be§eid)net: fie glaubten, ba^ bu micf) fanbeft, bilbet in ber %at
baö (Eigentum ber gefamten ©emeinbe. 3f)r ganje^ '3)enfcn
unb ^anbeln ift burd) h^n ©a^ regiert : ber ®f)riftu§ ift ®ottc§.
©ie fa^t ii)n a{§ htn 2ßeg ju ®ott, unb feine &aU a(§ bie
@emeinfrf)aft mit ©ott. ^f)re 33etrad)tung 3^1" ift burd^aug
religiös. 2Bie immer bie 3w96l)örigfeit ^^\u ju ©ott begrifflich
beftimmt rairb: e§ ift bie gemeinfame Stellung aller, ba^ ^efu
©rfc^einung unb 3Berf ©otte§ Stat ift unb barum ben 3Jienfcf)en
mit ©Ott in ä^erbinbung bringt. 2)a§ gibt il)rem ©tauben bie
innere @inf)eit. ^;paulu§ befcl)reibt ba§ red)tfertigenbe ©laubcn
ai§ ^efu erraiefen, nioxig 'iriaov, aber ebenfomol)! al§ auf ben
gericf)tet, „ber :Sefu§ aufermecEt ll)at," Stöm. 4, 24. ^ene§ ©tauben
bei 3a!obu§, burdt) "Oa^ bie 3trmen reid) finb, 2, 5 unb baöjenige,
um be^iüillen alle 5i^erfudt)ung jur ^^reube mirb, 1, 2 finb oon=
einanber nicf)t §u trennen. 3ene§ ift 2, 1 al§ ©tauben an ®l)riflu§
befcl)rieben ; biefe^ l)Qngt unabtrennbar mit ber auf ben gebenben
©Ott geftellten 3uocrfid)t §ufammen, 1, 6. ^eibe finb nirf)t gegen=
einanber ifoliert. ®a§ ©tauben, ba§ ^efu ermiefen rcirb,
1 ^etr. 1, 8, ift nirf)t etroa^ anbere§ al§ ba^ burd) if)n entftan=
bene ©tauben an ben, ber il)n auferraecEt l)at, 1, 21. ©ott rairb
in ®t)riftu§ oeriDorfen ober er!annt. 9J^it bemfelben Slft traut
bie ©emeinbe ©ott, roeil fie fid) auf ben 6:f)riftu§ oerlä^t, Der=
lä^t fie fid) auf ben ®l)riftu§, weil fie ©ott oertraut.
®amit t)aben mir bie erfte unb rcid)tigfte 33ebingung oor
un§, bie bem ©tauben ber ^üngerfd)aft 33eftanb üerliel) : e§ gab
it)nen ein flare§ ©otte^bemu^tfein, unb bamit einen S3cfi^ Don
unenblid)em 3Bert. ^)
®ie ^lartieit, mit ber bicfe§ ©tauben auf ©ott gerietet rcar,
bemäl)rt fid) barin, ba^ e§ immer oom ^öerou^tfein begleitet ift:
^) 33ead)te, tute pröjiö bag ©tauben aiirf) bann, roenn eä auf ben ©eift
bejOflen rcirb, [eine religiöfe 3ü-t be()ält. 2;emjenigen ©eift glaubt man, ber eö
beutlid) 3U macl)en uevmag: er fei au^ ©ott, 1 i^ol). 4, 1.
266 ■^«P- 8. 2)ie ©emeinbe ber Ö(au6enben.
c§ f)abc feinen Ursprung in ©ott. ®ie Überjeugung tritt überall
l^eroor, ba^ ba§ ©lauben nid)t burd) ben 9J?enfd)en gemacht
werbe, üielme'^r tl)m at§ ein @rlebni§ iDtberfafire, lüeld^el groar
nur at§ fein eigene^ perfönlid)e§ Sollen ^eftanb ))abt, aber nid)t
eine ©d)5pfung beSfelben fei, fonbern eine Sßirf'ung üon oben,
eine ©abe, bie ©ott in bie ©eele legt. ^aulu§ l)ei^t ben ©tau=
benben: „ben au§ ©lauben", 6 h. rcloistog, raeil nid)t bie *'^^erfon
it)r ©lauben probii§iert unb geftaltet, fonbern ba§ ©tauben bie
^erfon formt, bewegt unb regiert; benn e§ ift „gefd^enÜ", ^t)il. 1, 29.
9^un erft l)at jeneS: „and) rcir f)aben geglaubt," /.al rn^ietg
hcLoiEvöauEv, ©al. 2, 16, feine ©teile, 't>a^ in \)(x^ ©lauben
@ntfd)lu^ unb ^eftimmtl)eit be§ 3Billen§ l^ineinoerlegt , n)e§t)alb
e§ aud) ein ^\tl erftrebt: „rair glaubten, bamit roir gerec^t=
fertigt würben", ^er .^ebräerbrief nennt ba§ ©lauben 33eftet)en,
wonach fid) ber 9[Renfd) babei tätig üertjält; benn er ftel)t feft
l^in. @r nennt e§ aber weiter Überfül)rung, unb biefe erlebt ber
SJJenfd) an fid) unb r»erl)ält fid) alfo im ©lauben empfangenb,
worauf ber ^rief e§ alg eine 5^raft befd)reibt, weld)e un§ in bie
mannigfad)fte 2;ätig!eit §u üerfe^en uermag. 3ßie unabpngig
Dom menfd)lic^en Tillen fid) :3afobu§ ^a^ ©lauben benft, jeigt
ber ^inwei^ auf 't^a% ©lauben ber 'iDämonen, in benen e§ jur
t)öllifd)en 2lngft wirb, 2, 19. @g ift fomit eine SJiac^t, bie fid)
ben 9Jienfd)en unterworfen t)ält, bie er aud) bei teuflifd)em
Sßillen tragen mu^, weil er bie SOBal)rl)eit unb feine ©ebunben=
t)eit an biefelbe nid)t auft)eben fann.
6ö lag barum nal)e, am ©lauben ba§ SHotiu, ba§ e§ er=
jcugt, unb bie il)m antwortenbe, e§ bejat)enbe Slftiou be§ 9Jlenfd)en
^u unterfd)eiben. Sufa§ l)at e§ baburd) getan, baf? er ba§
@ntftet)en be§ ©laubeng al§ „bem ©tauben gcwäl)rten ©el)or=
fam" befd)reibt, vTtriMvov tjj niatei, 6, 7. ®ie aSerlünbigung
©t)nfti wirft il)n al§ inwcnbige 9^egung, weld)e ba^o Söollcn
als! ^mpulg bewegt. Söiberfctjt e§ fid) biefem, fo ift ber ©laube
abgcwiefen; gibt c§ fid) jenem eintrieb l)in, fo gel)ord)t ber
SWenfd^ bem ©lauben unb ift nun 7CE7i:iacevy,(6g.^) S)e§l)atb
') Der im 91. X. oerbrcitcterc 6pvnri)flebraii(() bciift an bnS woit an^ew
iftx un« Mt Wott bcnifcube Bcufliti«, uiclcl)0«! bnnu feinen (S-rfolü crreidit, lucnn
e« burd) CiJlaubcn mifjjenouunen lüirb. 'J)Ut bem ilnfjeien ^enßni«' [tollt VufaiJ
Ser ©laube an ©ott. 267
ift eö ©Ott, bei* bem 9J?enfc^en „bie 2üre besi @(auben§"
öffnet, 14,27.
^ier liecjt ber ©runb, rceg^alb "öa^ ©tauben, tro^bem e§
aU Ski unb ^ftid)t immer iineber über ba§ ©erconnene ^inauf=
get)oben roirb, bennod) unerfc^üttert unb uon ©c^rcanfung frei
bleibt: e§ wirb barum jur 2(ufgabc ber ©emeinbc, weit c§ juerft
unb vor allem ©otteg @abe für fie ift. :3n^^ni e^ on ber offene
bar gemorbenen ©nabe entftet)t, mirb e§ aud) bie 33ebingung,
an bie if)r ©mpfang gebunben ift. SOBenn fie e§ nid)t ermedtt,
unb bie§ in immer neuer, burrf) ben ganzen Lebenslauf fid^ f)in=
jie^enben 58e!f)arrlirf)feit, fo ift fie unmirffam geblieben unb t)er=
fc^erjt. ®amit mar jroar bie Sdjä^ung bes ©tauben§ als einer
2;ugenb ober eine^ 'i^erbienfte^ für bie ganje ©emeinbe abgetan,
nid)t bagegen ba§ auf feinen ©eminn unb feine ^en)af)rung ge=
rid)tete Sollen ; benn man oerftanb bas göttlid)e ©eben ernftlic^
a\§ Offenbarung feinet :Öieben§, ha^ feinen (Smpfänger al§ ^^erfon
mit eigenem Sollen 5U ©ott t)in menbet. ') ^arum mar jroar
bae: SJIerfmal ber ^^flirf)t mit bem ©tauben oerbunben, nie aber
ba§ beg 3ii^a"95, "ba ba§, wa§ ©ott roirft, nie al§ ^"'^"G fi"P=
funben merben fann. ^) ©in ©lauben, ha^ bem 5Renfct)en al^
abgenötigt erfd)iene, ift com neuteftamentlid)en ©ebanfengang au§
nid)t benfbar unb märe nid)t al§ fold)e§ anerfannt morben, ba
er fid), folange er fid) einem ^i^ang untenoorfen fd)eint, gegen
ha§ ©lauben fträubt unb in einem inneren ©egenfa^ gegen ba§=
felbe oerl)arrt, fomit „jerfpalten" ift.
Mc iniuenbifl im 'ä}Jenfd)eu burcf) Öott beflriinbete Wejüifsfieit in 9(naIogie, rocil
fiel) aud) an biefe bev 3(ntiieb unb bie Jvorbcnini^ i)e\tet, ba^ wir un^ baö
(SinpftiJ'rtfiic aneignen unb eö ben)al)ien. 3" üei"gleid)en jinb bie Sluöfngen über
bie 3ßaf)d)eit, 3töm. 1, 18: bie 3Ba()r(jeit l)at ben iWenidjen, e[)e er fie i}at; ftc
hat if)n unb banint f)at er fie ; unb 2 J{)eff. 2, 10 : nid)t nur bie SBa^rbeit,
jonbcrn bie Viebe ju bcrfelben ift ibnen angeboten; fie wirft ben 2rieb ju itjr
l)in. 9(bcr in biefe J^iebe fenfcn fie ibren 'Killen nid)t f)inein.
') 2)ie näl)ere (S-rörterung biefeö 3a^eö faUt in bie iserijanblung über Mi
apoftoliid}e ©otteebeiuu^tfein. £>ier genügt bie 58eobad)tung, ba^ am (SJlauben
bie beiben 'JJtorfmale bafteten, bafs C'5 uon Wott bewirft unb Mom DJenfdien gc=
nioUt wirb.
^) ^aö ©lauben ber Jeufel, weld)e feinetwegen beben, bilbet biegegen
feine @egeninftanj. ^Mer bient bie Söewirfung bes ©laubenö bem 3ied)t9DoUjug.
268 Aap. 8. 2}k ®emeinbe ber ®(aubenben.
^n ber ^onfequen§ biefeg ©ebanfengangg liegt bie 2(usjage,
ba§ ber Unglaube ba§ Sßerf be§ ricl)tenben @ütte§ im 9JJenfd)en
fei. ^) ^^autu§ unb ^of)anne§ fe^en gleicl)mä^ig im Unglauben
ber ^ubenjc^aft gegen ^efu§ nicl)t nur menjcl)licf)en ©igenmillen,
fonbern @ütte§ Sßalten, ba§ burc^ 3Serl)ärtung, uwQiooig, ha^
Unnermögen jur 3öa^rnet)mung unb 2lufna!^me ber göttlichen &abt
t)erftellt, ^öm. 11, 7. ^o^. 12, 39. ügl. 1 ^etr. 2, 8. SBenn
oon ber falfcl)en 3ut)erftcE)t, bie in ber ©emeinbe felbft fid) ®otte§
mit gnoftifrf)en ^enbenjen rül^mt, gefagt mirb, fie l)abe am ©tauben
„©rf)iffbrucl^ gelitten" ober il)n „Derfel)lt", tceqI ttiv tviotiv
vavayelv, aocoxeiv, fo ift audf) l)ier bie 33orau§fe^ung bie, 't>a'^
biefe§ nidE)t blo^ com Sßolten be^ 9}?enfcf)en abt)änge. SJJan er^^
leibet feinen SSerluft freilid) al§ f^^olge üerl'et)rten SÖöüllen§ unb
^anbeln§, aber gegen bie eigene 9lbficl)t, al§ 'i:ia^ nid^t gemollte
@rgebni§ ber eigenen 3Serfünbigung an @ott. ©tauben erlangt
ber SJZenfdf) nur unter beftimmten 3Sorau§fe^ungen , bie über
feinem Siüen fielen: ba wo bie ©nabe fiel) reicl)licl) ermeift, ift
ber ©laube "ba, 1 %m. 1, 14.
®a§ auf ©Ott gerid)tete ©tauben ert)ält feinen '^n^^oXi 'ixx--
burcl), ba^ bie 33erbunbent)eit mit ©ott am ®t)riftu§ entfielt.
®al)er ift ba§ ©tauben auf il)n gerichtet. ®ag 5Cert)ältni§ 6l)rifti
äum ©tauben ift babei fein anbere§ al§ ba^jenige ©otte§ §u it)m :
a\\6) er ift ber ©runb unb "t^a^ ^\t\ begfelben.
®urd) e^riftu^ glaubt it)r an ©ott, 1 ^;|3etr. 1,21; benn
bamit, ba^ er geoffenbart mürbe, 20, ift ber ©cmeinbe ba§ ge=
geben, roa§ it)re ^w^^^'f^c^t V-^ ^^^^ augmacf)t. '3)iefelbe ®e=
banf'enoerbinbung gibt 3lcta 3, 16 in bejug auf ben beftimmten
©lauben§a!t, mit bcm ^etru§ bie .fteilung besi ^al)men oou
©Ott ermartet l)at: berfelbe ift „©taube burcl) il)n", // nUnni
ri dl avTov, meil '>)3etru§ in biefe (Stellung, bie folrf)e^ üon
©Ott ermarten barf unb barum aucl) empfängt, burcl) ©t)riftuö
werfest ift.^) 3Benn in ber ©emcinbe fid) bie äBenbung au^*
•) Darum luivb mtd) ber Satau a(<ii bcrjcuiiio iiomiiuit, bor bcii Uiuilaubcii
im lüleujdjcu bciuirfe, in aiititl;ctilcl)cr '•^Uuallole ^ir ÜU-iuirfiiiui boss (MlauluMi«
burd) ©Ott, 2 Kor. 4, 4. 1 Xim. 4, 1. üu. 8, 12. 22, ;U. 32.
») 2)cr @a^ fjat ben Broccf, bie .^»eilunfl uollftanbifl auf ÜOriftuvN mn^-
juftidren. „3üif Wruub be« cyintiben^ an feinen ^Jiamen l)ai ^efu ')U\m ihn
2)er ©(aitbe an 6f)riftu§. 269
prägt: „i^efu gef)örenbcr ©taube/' Ttiang ^Iriaov, fo roirb in
biefer 3ußi9"it"9 ^^g @lauben§ an ^e\u§ ber @eban!e fräftig
eingcfd)lo[fen fein, ha^ er in it)m ben ©runb unb Urfprung ^t,
n)ie bie§ ^aulu§ baburcf) auöbrüdft, ba^ er jagt: ber ©laube
f'am unb roarb geoffenbart, inbem Sf)riftu§ tam unb geoffenbart
luiirbe, @al 3, 23.
^ie ©oangetien finb ber anfrf)au(irf)e ^eroei§, raie au§=
fc^Iie^ic^ ^efu§ ha§ (yiaubenSniotio für bie ©emeinbe geblieben
ift. @r ift in benfetben nirf)t §um ©efe^geber geworben, fo ba^
eine 9fteif)e oon „(Sprücf)en ^efu" rejitiert rcürbe, bie bie ®e=
meinbe befolgen ntu^, aud^ nid)t jum 2;t)eo(ogen, beffen Set)ren
über @otte§ di^xä) man „glaubt", aurf) nicf)t jum ajloraliften,
narf) beffen ^^eifpiel unb 9lormen man bie eigene fieben^fübrung
einrid)tet, fonbern roaS er gefagt unb getan i^at, wirb ber @e^
meinbe baju er5äf)It, bamit fie ben fenne, auf ben fie firf) mv-
laffen barf unb foll mit jener ^iioerficfjt, bie fic^ eraigeg Seben
gegeben mei^, ^o!^. 20, 31. fiu. 1, 4.^) ^a§ ©laubengmotio, ba§
']iaulu§ oerrcenbete, roar fein anbere§: er 5eirf)netc ^efu§ feinen
^örern nor bie 3(ugen, unb bie§ nic^t in feiner üerflärten, fonbern
in feiner irbifd)en ©eftalt „aU ©efreu§igten", unb ift gemi^,
ha^ I)ierin eine ©laubenSftellung begrünbet fei, bie jebe gefe^lidf)e
ä^erfüf)rung augfrf)Iie^e, mofern nid)t „Unoerftanb" bie empfangene
^aU nu^Iog mad)t, @at. 3, 1. Seil ba§ ©tauben auf 3efu
'>|3erfon get)t, gatt immer feine 2luferftet)ung, mit metct)er feinen
i^üngern nict)t nur fein emigeg Seben, fonbern aud) bie 2öat)rt)eit
feiner ©enbung unb DJ^effianität cor 2lugen ftanb, at§ ba§ n)icf)=
tigfte ©tauben§motiü. „<Bo prebigen mir unb fo I)abt if)r ge=
gtaubt", ovTiüg iniaievoaiE 1 ^or. 15, 11, nämtic^ fo, "öa^
6;t)riftu^ am britten ^age nad) ben SOBorten ber ©ctirift auf=
iieljeitt;" bie objeftioe 5?raft ber .'oeilung ift fein; fie mav eine ®tt6e ß^rifti an
ben, bev an feinen 5Zamen glanbte. 2lber ancf) baö innerHd)e a)?oment, n)eld)eg
'^etvnö jnr Teilung befähigte, ift bnrc^ ^efnö f^eruorgebvad^t. ®er ©taube, ber
\old)e^i uon ®ott erbittet unb empfangt, ift bnrd) il)n geiüorben: „unb ber
©lanbe, ber bnrd) if)n entfte()t, gab it)m biefe 65efunbl)eit". Sie Stelle erträgt
feine Sd)eibnng jraifd)en bem ©tauben an 6t)riftuö unb bemjenigen an @ott.
1) Söie bie eüangelifd)en (Stoffe ber iöegrünbung beä ©taubeng bienen,
trat teitroeife fd)on in H^ap. 5 — 7 t)erauö unb roirb nod) weiter fid^tbar roerben,
luenn ber ©tauben^ftanb be^ 3JJattf)äuö unb 3ol)anneg erläutert roirb.
270 ^fiP- 8. 3)ie ©emeiiibe ber ©laudenben.
erftanben ift. Um ber 2(uferfte^ung ^eju tüillen, bie if)nen t)et=
fünbigt roorben ift, auf fte fid) ftü^eub, faxten fie ©tauben.^)
2)arum ücriöre, roenn bie 2(uferftef)ung 3^fu nic^t gefd)et)cn
wäre, i^r ©tauben feinen ©runb unb ©egenftanb; e§ würbe
ei/.ri unb xerov, 1 Uov. 15, 2. 14. ®urrf) bie 3Iufern)erfung
3efu, fagt bie areopagitifd)e 9tebe, 2lcta 17, 31, {)at ©ott allen
©tauben bargereict)t. @r richtet burd) ha§ ©oangetium an atte
eine boppette SßBeifung: er befiet)tt atten bie Umt'et)r unb forbert
alte §um ©tauben auf, bie§ jebod) nid)t bto^ burd) einen S3efet)l,
fonbern fo, ha^ ©ott fetbft ben ©runb unb eintrieb gu bemfetben
burd) ^efu Sluferrcedung un§ gegeben f)at, ogt. 1 2:t)eff . 1, 8 ff. -)
©0 beäeid)net e§ aud) ^etvu§ aU ^rud^t ber Stufericedung unb
3Serftärung ^efu burd) ©ott, ha^ fid) je^t "ba^ ©tauben unb
^offen ber ©emeinbe auf ©ott rcenben. :jafobu§, ber ^efu
5tuferftet)ung nid)t ern)ät)nt, nennt ben, bem ber ©taube ber ©e=
meinbe get)ört: „ben G^riftu^ ber ^errtid)feit";') at§ ber mit
„ber ^errtid)feit" ^^erbunbene mürbe er burd) bie 2luferftef)ung
offenbar.
@benfofef)r ift (Jt)riftu§ für bie ©emeinbe 'C>a§ Qki it)re§
@tauben§. Sßir ftet)en cor ber Satfad)e, ha^ fid) ber urfprüngtid)e
S3eftanb be§ ©tauben§, raie er ben ©efät)rten ^^\ü eigen mar,
burc^ ha^ ganje ^fleue 2;eftament erl)alten i)at. SÖßät)renb il)re§
*) JBoUte '^auluö fachen: baö l)abt U)v geglaubt, fo ^citte ev and) ge=
fc^riebeu: tovio imartvaaTf. 2öeil er o'vtws )agt, ift jicarevaai nicl)t anber^
gebockt, alö 1 ifor. 3, 5. 15,2: in folct)ev Söeife, unter biefev ä^oraugfe^Ming,
ouf biefen (Mrunb I)in luurbet i{)r gläubig.
*) 3)Uttcn unter ben iternbegriffen ber npoftolifc()en 'ij.lrebigt : Umfel)r, Ü?er=
gebung Öottess, 9ticl)terantt (5l)rifti luirb nttQt'xftp niaiw nicl)t alt* (>hä}i^Mnuc>
aufjufnffen fein, mit feiner griect)ifcl) aUerbingtf feftgeprrtgten iU'beutung : ©anuitie
bieten, rooburd) bie Sluferiuecfung 3efu alö bie g5ttlicl)e iUerbürguug beiJ i)iicl)ter=
flintö (£l)rifti befd)rieben loöre. SlUr luerbeu 7i/'ar<? feinen nolIen (1)riftlid)en
Sinn 5U geben Ijaben.
äj Xa^ eine ^serfcl)iebung be* Weiiitiuct uorliege, ift eine Oarte iHnnnhme.
2lm ndidjften liegt ber perfüiüfi^icrte Webnutd) uon i] rfof« nlvs {yotteduiune,
ogl. j) fjityaXmavvi] unb f\ ^vvafxie. 9iatlU'lid) finb fold)e C^Jottetfurtnien nie
blofi ein bebeutuugölofeö Heidien, fonbern Onbeii ibreu wollen 'iU'griff bei fid):
(Sl)riftuö ift bee ('')ottev\ ber bie .'öerrlidifeit ift unb gibt. 3>iinül luirb iiiotiinoit,
lonrum bao (Glauben ber Vefer auf il)u geftellt ift, aber aud), luaruiu eo uid)t
in eine e<N befd)nui()enbe :iH'rbinbimg mit uugered)ter Wunft gebrad)t uunbeii barf.
2)er @(au6e an ©^riftug. 271
33erf'el^r§ mit ^eju§ war tf)r ©tauben eine auf i^n gerid)tete (Sr=
rcartung, unb esi ift nie etroa§ anbere§ au§ bemfelben geroorben.
©in Don ®f)nftu§ abgelöfteg, gegen i^n felbftänbig gen)orbene§
„gtiriftentum" gibt e§ im Svenen Steftament nicfjt. ^) %ik ©oben
unb 3öirfungen, u)e[d)e bie ©emeinbe erroartet unb erlebt, gelten
i^r a\§ üon ©^riftug i^r gegeben, unb roerben nie al§ eine 5lraft
betracf)tet, bie unabf)ängig üon it)m befiele ober roirfe. ©ie t)at
if)r ©tauben be^arrlicf) unb au§fd)üe^Iid) al§ 2Serf)äItni§ non
^^erfon p "»perfün gebad}t. ®a^ ^efu§ bei it)nen fei unb fie bei
i^m, ba§ ift i^r Segef)ren unb it)re ©emipeit. @§ bilbet ben
©runbbegriff im mefftanifd)en ©ebanfen, ba^ ber (£t)riftu§ bie
&aht ©otteg nid)t bto^ üert)ei^t, fonbern gibt, unb bie§ burc^
feine eigene Stat, nid)t üon fid) lueg auf einen t)öt)eren meift,
fonbern felbft ber ©rrettenbe unb 9tid)tcnbc ift; be^megen fül)rt
er ben ilönig§namen. ©eine ©egenrcart ift \)a§, n)a§ bie ©einen
feiig mad)t. 2Bie ba§ 9ieic^ in feinem fünftigen Stnbrud) SOBerf
6;t)rifti ift, fo ift aurf) ber gefamte gegenmärtige ^eftanb ber
©emeinbe oon it)m f)ergefteüt : er gab it)r bie 33er^ei^ung, naf)m
i^re ©ünbe oon if)r unb oermittette it)r ben ©eift, 3(cta 2, 83.
@r felbft ift bei it)r. ?iie wirb er als! ein Slbrcefenber bargeftellt.
2)a^ er „im ^immel" ift, fe^t fic^ baju nicl)t in ©pannung,
fonbern begrünbet oielme^r bie ©eroi^^eit feiner ©egenroart.
^enn „ber ^immet regiert"; er umfaßt unb geftaltet ben 2Ser=
lauf be§ ©efrf)et)en§ auf ©rben. 2Beil ^e\u^ im ^immet ift,
t)at er an @otte§ Söalten 2:eil unb ift in berfelben 2ßeife gegen=
märtig, mie ©ott gegenmärtig ift. %a§ ift bie einf)eitlid)e Über=
jeugung, bie burd) ba§ ganse ^Jleue 2^eftament bur(^gel)t. '2)a§
abfd)lie^enbe 3Bort, in n)eld)eg 9}kttt)äu§ bie 9)2effianität ^t^u
fa^t, tautet: id) bin ftet§ bei eud). 2)a§felbe ift bei ;3ot)annc§
3efu 33ert)ei^ung an bie ©einigen unb ergibt bie 33afi§ ber ganjen
^^'aulinifd)en "prebigt: il)r feib in ©tiriftuä unb ber (Jt)riftuä in
*) ^te ©tiftuug bemfelben fommt bann uijrf) ; ber Unteri'djieb jiDifcften ber;
jeniflen Sleliivon, bie im ölauben nn (&l)nftu^ befte{)t, unb berjenigen, bie
bavin befteOt, ha^ bie Öütei' unb "fiJirhiiujen be^^ iSjjni'tentumö oinieeifliiet
luevben, luirb oft nicl)t genügenb geiüiubiat. Sonft lüären 3)atierimgen lüie:
2ii)vi bei- Stpoftel, öennaS, 3of)anueö «icl)t niögUrf). '^em 5)ohimente lel)reii
ßbriftentum, Jol)anue^5 begriiiibet ©laubeii an oefuö.
272 ^flP- 8. Sie ©emeinbe ber ©laubenben.
eurf). 'Sarum gef)ört \)a§ ©kuben ber ©emeinbe xi)m, ift yr /ar/g
'/•»jaot;, m(f)t nur rceil er ba§felbe begrünbet, fonbern audf) rceil
e§ auf tt)n gerid^tet ift unb.fid) auf feine ©egenroart unb fein
^anbeln »erläßt, „ßu if)m I)in", eZt,- «wo»', l)at man ba§ ©tauben.
9lur bie beraubte, ftetige ^ßergegenraärtigung ber @int)eit
:^efu mit ©Ott ermögli(f)te e§, ba^ ha§ nacf) ©otte§ ©aben ficf)
ftrecfenbe SSerlangen ber ©emeinbe an ;Sefu§ feinen ^i^^it^^t
l^at, unb tro^ ber Unfid^tbarfeit ^efu eine perfönlid)e SSegieljung
gu ii)m bleibt, fo ha^ 'i>a§ ©tauben in ^efu Sieben feinen ^n=
t)alt !^at. 2öeit ©otteig notttommene Sebenbigt'eit ^efu ©igentum
ift, barum hilhzt er für ha§ ©tauben ber 3tpoftet nid)t nur einen
®urd)gang§pun!t, ber ^wax fein ©ntftef)en vermittelte, über ben
e§ aber t)inau§ftrebte ; t)ietmet)r rul)t e§ in if)m unb fd)ä^t ha§,
K)a§ er felbft für fie ift unb tut, at§ it)r t)öc^fte§ @ut. ^)
^a mir im 33ertauf ber !ircf)tid^en ©efd)irf)te ftarfe Unter=
fd)iebe im ©tauben barau§ entftef)en fet)en, ha^ un§ ^^\vL§ ai§
ber ba§ ©tauben ermögtid)enbe unb begrünbenbe, nid)t aber ot§
beffen ©mpfänger gitt, f)ier bagegen ba§ ©tauben auf it)n get)t
unb in it)m nicf)t nur feinen 33egrünber, fonbern aucf) feinen
@rfütler ftet)t, tage e^ na^e, einen anatogen llnterfd)ieb aud)
fdE)on in ber erften ©emeinbe gu nermuten graifd)en fotd)en, bic
^efu megen auf ©ott, 5. 33. auf feine ^^rooibenj ober feinen ©eift
oertrauten, unb fotc^en, bereu ganje 9^etigion in ber ©emeinfd)aft
mit ^efu§ beftanb. '2)er Unterfct)ieb im ©tauben§ftanb §mifct)en
9nattt)äu§ unb ^of)anne§, etma aud) ber anatoge jmifdjen ^at'obuS
unb ^^autu§, böte gu einer fotd)en 33eurteitung einige ^Nerantaffung.
S)od) mürbe biefer ®eban!engang 5U einer ©ntftettung ber in ber
erften ©emeinbe üort)anbenen ^Formationen füt)ren, rceit an biefer
©telte ein tieferer Unterfd^ieb erft bann entftet)en fonnte, at§ ber
mit bem ©^riftu§namen oerbunbenc ©ebanfengang unuerftänbtid)
unb unmirffam gcmorbcn mar. tiefer lie^ ^efu§ nie nur a\§
©penber einer ©rfenntni^, einer gereinigten 2;I)eotogie ober
') e« ift für bie .^öt)e bcü ©(aubenö in bev ®emeiiibo lol)ncicl), bafi im
Sereid) ber ^Briefe nirfleiib« eine ^^duinlH' vorlioi^t, bio auf 6trcit über ;^e)lI
Öemciiif(l)aft mit bem Jiüiter beuten luiirbe. iJ'er Vefer fielit, bof; bie X'av-
ftellunfl Ijier wieber abbredjen mn% bamit fie nidjt jur neuteftame«tlid)eii Jl)eo=
loßle roerbe.
2)er ®(nube nn efjriftiig. 273
frommen (Stimmung erfd)einen, mäfjtenb bic ben 2;atbeftanb
unfere§ fiebeng formenben 5^räfte anber§roo lägen al§ in if)m;
üielme^r be5eid)net if)n ber (£t)riftu§name al§ ben Söirfev bei*
göttlichen Serfc bi§ pm emigen S^zk f)inau§, '3)arum fud)ten
alle ©ruppen ber ©emeinbe bei it)m nic^t nur i{)r Wlauben,
Jonbern if)r Seben, unb bamit ba§, wa§ i^v ©lauben erfüllt unb
it)nen bie oon if)m erwartete ©abe f(^afft.
3Bie ficf)er unb gefrf)toffen biefe§ auf 3efu§ gerirf)tet mar,
jeigt fid) barin, ba§ bie ©emeinbe ben ©(auben§begriff in feine
^ejie^ung ju ben 33oten be§ ©oangelium§ gebracf)t t)at. ') ^n
ber Sinie ber SGBorte ^efu: bem S^äufer glauben, 9Jlofe glauben,
unb ber Formeln : 'ö^n ^ropf)eten glauben, bem ^ibetroort glauben,
2rcta 26, 27. '^o^. 2, 22, läge meiter ber ©eban!e: ben ^Ipofteln
glauben. @§ mirb aber nur 'äda 8, 12 gefugt: fie glaubten
^]>l)ilippu§ , ber i^nen ba^ ©oangelium cerfünbigte, iTtietevoav
uT) OiliTTTto) evayyEhKoiiitv(t), unb auc^ bie§ l)at feine befonbere
ä^erantaffung barin, ba^ bem ©oangeliften ber tauberer gegen=
überftet)t, an ben bie ©rmartung unb ha§ SSertrauen ber Seute
bi^^er gebunben maren. 3Sermanbt ift nod) bie SÖarnung
1 ^o\). 4, 1 : md)i jebem ©eifte, ber in bie ©emeinbe l)ineinrebet
unb mirft, ju glauben. 2)ocl) ift ^a§ ©lauben t)ier nidjt me^r
auf ben ^Jienfd)en felbft, fonbern auf ben {)ö{)ercn, unfid)tbaren
Duell feiner ^^ätigfeit, auf ba§ vtvev^ia, bejogen. 3n ^^^ 33riefen
werben bie 3tpoftel, fo beftimmt il)re Slutorität unb Überorbnung
über bie ©emeinbe betont roirb, jum ©lauben nie in ein anbere§
SSerl)ältni§ gefegt, al§ in \>(\% [einer bienenben 3Sermittlung.
„Wiener, burc^ n)elcl)e il)r §um ©lauben famt", finb alle Sel)renben,
1 ^or. 3, 5. ©benfo beftimmt 3o^a""ßS bie 33e5iel)ung be§
Käufers 5um ©lauben, beffen 3(ufgabe mar, 'iio.''^ alle burcl) it)n
jum ©lauben fommen, 3of). 1, 7. ^eftätigt mirb biefe an ber
Sßermenbung be§ ©lauben§begriff§ ju gerainnenbe 33eobacl)tung
baburd) , ba^ ber ba§ ©lauben mit umfaff enbc 33egriff :
„^üngerfd)aft" nie in 33e5iel)ung §u ben Slpofteln tritt,
^) aJJaii bWzb bamit vm'flUel mit bei* .'oauptviditung beö fpnagogaleu ®prarf)=
gebraucl)^, bev ba'3 ©lauben, foroeit eö religiös bebeutjam ift, auf ©ott (jinlenft.
Süd) ()at man im palaftinenfifdjen itreife and) gefagt: „an einen treuen öirten
glauben", unb babei an bic i?eitev bev ©emeinben gebad)t, f. (iTläuterung 6.
®d)Iottet, 3)ev ®Ioube im 9J. Xeft. 18
274 ^op- 8. Sie ©emeinbe bev ©taitbenben.
„jünger be§ ^etru§", „be§ ^o^ö^n^^" "• f- f- Qa^ c§ in ber
6f)nftent)eit nie.
®iefe 33cgren5ung er!)ielt ber ©prQcf)gebrQud) bireft burd}
bie ©tärfe be§ auf ^efug fel)enben ©kuöen^, rcelrf)e§ feine @Ieic^=^
ftellung anberer mit if)m ptie^, üielmef)r beren 33ebeutung unb
9}]a(^t boran erma^, ba^ fie unter ®l)riftü ftef)en unb if)m al§
2Berf§eug bienen. ')!fla<i) ber 9}leinung ber 3lpoftel fommt i{)re
S3ebeutung ni(i)t t)er!ür§t, fonbern üoltftänbig baburd) §um 2Iu§=
brud, ha^ ha^ Glauben, n)eld)e§ fie erraeden, nid)t auf fie, fonbern
burd^ fie auf ben (5f)riftu§ gerid)tet ift. ©erabe be§t)alt) finb
fie bie 2öir!er eine§ unoerg(eid)Iid)en 2öer!§ unb bie ©eber ber
ercigen ®nabe. ^^^re ©rö^e beftet}t barin, bo^ fie üon ®{)rifto
berufen unb begabt finb unb in feinem 2)ienfte arbeiten; ba§
fd)lie^t jebe ^etrad)tung, bie fie ^efu gleid)ftel(te unb al§ feinen
®rfa^ bel)anbelte, au§. ©egen ein SSer^alten §u i()m, ita^ fid;
bem ©tauben notierte, t)at ^autu§ gefagt: rourbe ^aulu§ für
eud) ge!reu§igt ober murbet it)r auf ben Sf^amen be§ ^aulu§ ge=
tauft? 1 ^or. 1, 13; barum finb mir nid)t ^err eure§ ©tauben^,
2 ^or. 1, 24. 2Ba§ bie ©emeinbe I)at, oerbanft fie ein§ig ^efu,
feinem 2;ob unb it)rer Saufe auf if)n ; barum bleibt it)r ©tauben
nad) feinem 3nl)alt unb 3^^^ auSfd^Iie^tid) an i^n gel)eftet.
@§ gefdiat) barum bireft im ^ntercffe be§ ©Iauben§, ha^
im Svenen 2:;eftament bie (3d)road){)eit ber Stpoftet au§brürflid)
I)erüorget)oben mirb. *) ^m ^erid)t über ^z\n§ mirb sugteid)
abfid)tlid) ber ^ontraft §roifd)en ben Jüngern unb 3efu§ erfenn=
bar gemad)t, mie fd)mer it)nen ba§ ©tauben mürbe, mie fie an
feinem 5lrcuäe§meg fielen, mie ungtaubtid) i()nen fein 3fuferftet)en
mar, unb bic§ mirb üor altem am |)ouptiünger, an ^^etru§, gur
2)arftellung gebrad)t, beffen 3Serleugnung für immer §um 5lreu§e§=
bitb 3ef" I)i"äugefügt ift. Sßenn 9Jlattl)äu§ bie !i^erl)cif?ung ;>fu
für ba§ ©tauben mit einer ^age oerbinbet, in ber fid; bie "iHpoftct
als ot)nmäd)tig unb glauben§to§ crmeifen, fo folt ba§ fid)er nid)t
') 9Bir l^abcn l)ior an cinoni fonfvcti'u "^.vimft bie Faufalc '■ücvlnmbiMiliiMt
beö Wlnubciiö mit ber ü^ufu' uor iJhii^on. .S>'fllt''t') H'iflt fid), uu-im man an bio
5BcrI)errlict)unfl ber (tIttcftomcntlicl)cn iHoten (iJottcö in bor fijuartojvili'ii C:"):eiul"c
benft, roic ficflrcid) bie „Umfefjr" bie ölten ^^eubenjen nuvSfloftofuMi l)rtt. 9)iit
ber Jöerbicnftlel^rc fiel olle leflcnbftre SJevlicvrlicljuiirt ber rtiMIliclien ÜU'itou vabifal.
2)er ®(au6e an 6f)riftitg. 275
b(o^ ein ^iidhüd auf bic 33ergangen{)eit fein, mit bem 9Ieben^
gebanfen, ba^ je^t frei(irf) alle§ anber§ fei, fonbern trifft fet)r
ernft aud) bie ©egenroart. ©o o'^nmä^tig fte()t ber Stpoftel nod)
je^t ba o^ne ben ©lanben, unb ^ai nur in biefem ben ©runb
feiner Wlad)t *) ^amit rcar jebe berounberunggoolle ^^erel)rung
ber 2(poftel oon ber 3öur§el au§ gerftört. 9lid)t weniger gro|
ift bie 3öa^rf)aftigfeit, mit ber in 5lntiocf)ia ber unlautere 3"9
im 5ßert)a(ten be§ ^etru§, be§ öarnaba§ unb ber anbern jübifrf)en
©Triften erfannt unb üerurteilt mürbe, obmo{)t ^etru§ bie äBürbe
eine§ 33oten i^efu oI)ne jebe 33e§raeif(ung perfannt bleibt. '3)arau§
ergab fid) aber feine ^efted)ung be§ Urteile ober aud^ nur fd)o=
nenbe ^eberfung feiner 33erfünbigung für bie ©taubenben; benn
nur al!§ 58ote ef)rifti, nur a(§ ber (Smpfänger feiner @abe unb
al§ ba§ SOBerfäeug feiner 9?egierung, gebüt)rt it)m @t)re unb ©e=
t)orfam, fo ba^ ha§ ©tauben, ba§ it)m errciefen mirb, beftänbig
burc^ if)n auf ©firiftu^ get)t.
%k beugenbc unb ert)ebenbe ^oppelmirfung be§ ©Iaubcn§
auf ba§ ©etbftbemu^tfein tritt im StmtiSbemu^tfein ber 3(pofteI
in ert)abener 5tlart)eit f)erDor. ^ie l^öd)ften ©ffefte finb an if)r
^anbetn gefnüpft: fie geben eroigeg Seben unb uerroalten ba§
göttlid^e @erid)t unb cerfe^en in bie @emeinfrf)aft mit ©ott,
mt 1(5, 18. 19. 2^or. 2, 15. 16. 1 ^o^. 1, 3. ^arin ift eine ©r^
tjebung be§ ©elbftbeii)u|tfein§ gefegt, bie in ber ^orberung eine§
ganjen ©ef)orfam§ unb in ber ernften ^ebroljung jeber 3ßiber=
fe^Iid)feit i^ren 9tu§bruc! f)at. Stber bie @rf)ebung ift mit ber
tiefften Beugung geeint, bie fic^ ot)ne ^öorbe^alt in bie bienenbe
©tedung fe^t unb fid) jum 9JZittet 6:f)rifti mac^t.
2)a§ Ergebnis I)ieoon mar, ba^ fid) im 23ert)altcn ber @c^
meinbe 2Ibf)ängigfeit unb ^reit)eit, Untergebung unb (Selbftänbig=
feit wunberbar einen unb burc^bringen. ©ie f)at in ben 33oten
3efu, fobann meiter in ben mit ben ^Itmtcrn ber ©emeinbe ^e=
trauten, bie Organe be§ göttlid)en 9legieren§ geehrt, burd) metd)e
fie ©otte§ ©nabe, Berufung unb Seitung erfät)rt. 3^r 2Serl^äItni§
^) Sie pf)antafti|cl)en ^Jlntitl^efen 5H)i)cl)en bev von ben (Sücngelien unb bev
üon ber 3(poftelc\e)d)id)te befdinebenen Seben^seit ber 3(poftel: bort niditg aU
Uuiilaiibe, I)ier nid)t'S aH Uniter l)imme(t)Dl)e Öläubicjfeit, waren für i>a^ Süer;
ftänbni(5 beö neuteftantentlid)en Ölaubenö birett üerberblic^.
276 ^OP' 8. 25ie ©emeiube ber ©laitbenben.
5U if)mn ift ein „religtöfe§", unb bleibt uon jeber ^rofanation
frei. 2(tlein ni(i)t ber ?Imt§träger lüegen, nic^t um beäraitten,
rva§ ii)xev ^erfon eigen roäre, finb fie il)nen untergeben, fonbern
wegen be§ über tt)nen ftel)enben ^errn, fo ba^ ein 'Verlieren be§
eigenen Urteile ober ber eigenen @ntfd)Iie^ung an biefelben un=^
ben!bar bleibt. 33ielme^r nü^en fie eben be^f)alb, rceil fie ©f)rifto
gef)ören, alle feine 33oten nad) i^rem freien ©rmeffen §u bem,
rooäu it)re ©abe nad) it)rem eigenen Seben§ftanb ii)nen bienlid)
ift. „2iae§ ift euer."
®er oom ©eift ^um Stieben bewegte '»Prophet wirb gur ©e=
mcinbe nid)t in ein anbere§ 2Sert)äItni§ gefteüt al§ ber S3ote ^efu.
2lud) feine Überorbnung über bie ©emeinbe entmünbigt biefe
nid)t. ©ie prüft feine Söeifung unb bel)ä(t ^a§ ©ute.
2)aburc^, ha^ ber ©laube bie gan§e @ebunben{)eit an 3efu§
erzeugte, rourbe er jum ©penber ber ?5reif)eit. ©o tiatte it)n
fcI)on Oefu 35erl)ei^ung befd)rieben, wenn er i^m W 9}?ad)t §u=
crfannte, ben ^erg ju bewegen, unb at§ fold^er erwie§ er fid) in
ber Drganifation ber ^ird)e. ®a§ ©tauben bleibt aud) an biefer
©teile üon btinber (Ergebung oöllig gefd)ieben, entwickelt t)ielmet)r
au§ ber il)m eignenben ©ewipeit eine erftaunlic^e t'ritifd)e ^raft.
2)ie 2lu§bilbung ber 33egriffe „^feuboapoftel", „^feubopropl)et"
innert)alb ber ©emeinbe ber ©laubenben war eine gro^e lntifd)e
Sciftung, bie mit bem fritifc^en 9Jlut äufammenftimmt, ber bem
^ellenentum wie bem ^ubentum feine Sort)eit unb ©ünbe p
äeigen unternat)m, unb bie ^'raft l)atte, bie f)eilige ©emeinbe
^erufalemg fallen 5U laffen. 9??an war nidjt nur nad) au|3en,
fonbern cbenfo aud) nad) innen für bie in ber ^ird)e felbft fid)
abfpielenben 33ürgänge mit fc^arfen SlJla^ftäben au§geftattet unb
in il)rer ^^nwenbung wad)fam. ^er Wrunb §u biefer mutigen
j5reit)eit lag barin, ba^ man an ^efu§, auf ben man mit ganjem
©tauben fat), ben fidjeren, beutlid)en ^anon für bag befa^, rüa§
waf)r, rein unb götttid) fei.
(Sbenfüwenig al§ e^ einen Dffenbarung^träger gibt, an
n)etd)cn bie ©emeinbe neben ^efug aud) nod) glaubte, wirb bo§
©tauben auf ©ad)lid)c§ be^^ogcn, al? auf fein Dbjeft. „2Bir baben
bie Siebe erfannt unb geglaubt" — hiv$ Sieben ift nid)tc( Sad)--
lid)eS, fonbern ©ottcg äßoUen unb Xm\. 2)cr ©ebantc ift i\l)n--
25er f^faiibe an 6f)riftu§. 277
l'xd), luenn '»^aulug üom „©(aubcn an bie SOBirfunfl ®otte§, ber
i()n au§ ben SToten auferraecft f)at", |prirf)t 5!oI. 2, 12. 2)agegeu
bleiben Söenbungen rate : an bie ©rlöfung, SSergebung ber ©ünben,
3(uferftet)ung glauben, ber (Sprad^e ber 33rtefe fremb. 'tfflan er=
^ätt biefe &ahzn (£t)rifti burd) ©tauben, aber ba§ ©lauben be=
ftet)t nic^t nur in ber (Srroartung ber ®ab^, fonbern fa^t ben,
ber fie gibt. 9(uc^ bie Dbjeft§fä^e, bie ben 3ni)alt be§ ©laubeng
angeben, rcerben au§fd)Iie^ltcf) bem entnommen, ma§ @ott unb
G^riftuS finb. ^ie ©rf)Iüffe au§ bem 2Öerfe :^efu, burd^ n)eld)e
mir un§ ben 3nt)cilt be^felben gum Semu^tfein bringen, ba^ mir
g. 58. of)ne 2öer!e be§ ©efe^e§ burd) ©tauben gerechtfertigt merben,
ober ba|5 mir mit 3e[u§ auferftef)en, ober bafj un§ atte^ jum
©Uten bient, t)ei^t '>Pautu§ nid)t ©tauben, fonbern ein 2Öiffen:
loyiCeod^ai, diöm. 3, 28, sidtvai, ©at. 2, 16. 91öm. 8, 28. 2 5!or. 4, 14.
®a^ ^efu§ auferftanben ift — ba§ bagegen „gtauben" mir; ba§
ift jene Xat ©otte§, ber unfer üotter innerer 2(nfct)tu^ gitt, mie
it)n ber ©tauben§begriff benennt; benn baburcf) mirb fid)tbar,
mag (J^riftu§ ift. ^) 3ot)annc§ I)at in biefer ^infid^t genau mie
^]^autu§ gefproc^en. ®a^ mir aug bem Stöbe inö Seben !^in=
übergegangen finb, ita^ mir it)m ä!f)ntidf) fein merben, ha^ mir
emigeg Seben t)aben, ba^ ©ott unfer 53itten t)ört, bag miffen
mir; ba^ ^^f^i^ ^^^ ®t)riftu§ ift, ba§ glauben mir, ogl. 1 ^of). B, 14.
2. 5, 13. 15; 5, 1 ff . ^)
9f|eben bem ^errn fetbft mirb nur ba§ oon i^m gegebene
unb it)n barfteltenbe SBort al§ ©egenftanb bc§ ©lauben§ he-
5eid)net. ®er ©taube get)ört mie ^^fu, fo bem ©oangetium:
*) 2lu(f) 9iöm. 6, 8 Tiiarsvoun' otc xal avv^r]aofiiv ainoi {)ai bie gonje
JvüUe bC'J pauliiiifc()eii OHaubenöciebanfett^ in ftd). '^a^ niOTtvHv ift ja bie
Jodje anö bem „mit ijeftorben fein mit (El^rifto". !^abnrci), txx^ Sefn 2'ob auf
ben 3)lenfc()en übergreift unb auc^ ifjn in ein ©eftorbenfein oerfe^t, roeil bass
Urteil, ba^ 3»ei"^ trug, il)m gift, bie füftnenbe Äraft feineä iTobeä auf i()n bes
sogen ift unb bie @efct)ieben()eit Mom Ööfeu, in iüelcf)er ber oerflärte (£f)riftuö
fte()t, it)m 5u gute fommt, babnrcl) finb bie ::){ealbebingungen 5U einer @en)if(f)eit
unb ,3ui)erficl)t gegeben, bie nud) tSbrifti Vebenbigfeit auf fid) ju bejietjen »ermag.
^ead)te, bnfe '^NaulUiS ben inneren 3tnfd)htf( an ben %o\> 3efu nid)t niaTsvfiv,
fonbern ytvioaxuv, bagegen bie 3(neignung feinet i^eben^ maTfvnv l^ei^t.
^) 3)er 3prad)gebraud) ueräubert fid) in biefer .'öinfid)t rafd). ©(^on am
3:aufbefeuntni!S (Slpoftolifum) mirb bie^^ bemerfbar.
278 ^^' 8. ^ie ©emeinbe ber ©laubenben.
owad-leiv t^ rctarei zov svayyeh'ov, ^^i. 1, 27. @r i[t fein
a\3 burc^ ba§fctbe bewirft unb auf ba§fe(be geiüanbt. ®ie ^ot=
fcf)aft ©otteg t)at feinen (Sinn unb Sßitten in ftd) unb ift barum
eine 5Dlarf)t bie bal, raaS fie t)erfprirf)t ourf) fcf)afft, ogl. 'Siöm. 1, 16.
©0 Mftig biefer ©ebanfengang in ber apoftoIifd)en ^rebigt t)or=
liegt, fo britdt fid) boc^ bie ^e§ief)ung be§ @Iauben§ auf tta^
©üangelium nicf)t in einem au§gebreiteteren ©pradigebroucf) a\i§.
9^af) oerroanbt, aber borf) lieber eigenartig ift „ber ©taube an
bie 2öal)rf)eit", 7ciaug aXri&elag, 2 3:f)eff. 2, 13. ^ie 3Bat)rf)eit
unb ha§ ©oangetium finb für ^autu§ ni(i)t graei gefonberte
2)inge; t)ielmel)r „f)at @ott eurf) gum ©tauben an bie 2öaf)rt)eit
berufen burd) unfer ©oangetium". Stber „2öat)rl)eit" rceift über
ha§ Sßort t)inau§ auf beffen innerlicf)en ©runb unb nennt barum
aud^ \)a§, maS bem 3Öort bie SRactjt gibt, ©tauben su erjeugen.
3ßeil "ba^ ©oangelium 3Bat)rf)eit ift, ift e§ in feinem unbebingten
3ßert bem ^erau^tfein be§ SRenfcf)en aufgebest, ügt. 2 ^or. 4, 2 ff.
3n ber 9fteget bteibt e§ bei bem ©eban!en, ber auc^ 2 Sttjeff. 2, 13
Dorliegt: „au§ ^ören burc^ ha§ Söort ®f)rifti fommt ba§ ©tau=
ben", S^löm. 10, 17. @§ mirb burd) ba§ Söort geroecft unb ge=
ftaltet, get)t aber auf ben ®t)riftu§ at§ bie lebenbige ^^^erfon.
53efonbere ^JCßic^tigfeit t)ing für bie innere ©eftattung ber
©emeinbe baran, ba^ nid)t einmal bie^^ormel: „an ben t)eitigen
©eift gtauben" im ^^euen ^eftament auftritt, obmot)! mit bem ©eift
ber 33Iid au^brüdüd) auf ©otte§ ©egenraart unb Sirfen in ber @e=
meinbe unb im ©taubenben gerid)tet ift, unb e§ fomit nat)e läge,
ba^ fid) baä ©tauben beraubt unb abfid)tlid) an ben ©eift menbete,
fein (">kbcn erbäte, feine |)itfe fud)te unb in ber ®en)iJ3f)eit feiner
3Jiac^t bie 9?ut)e fänbe. ^a^ ba^ ©tauben @otte§ ©üte bto^
auf bie Senfung be§ äußeren @efd)ic!es^ bejielie unb nid)t§ al§
Seja^ung ber „!ßorfet)ung" fei, mar baburd) au§gefd)tüffcn, baf?
am (S;f)riftu§ erfannt mar: ©ütte§ ©nabc gelte bem 9}?enfd)en
felbft unb fud)c, ertöfe unb begäbe it)n felbft in feinem perfön=
lid)en :iieben^ftanb. ^ie ^otge ber iVrflärung be§ 6;t)viftu^:« mar
ja bie Senbung be§ ©eifte':5; baf)cr tonnte nid)t mel)r uon einer
9öttlid)en ©üte bie 9^ebc fein, bie bIo| bie Sage be§ 3«enfdjen
befferc, fo bafj ber fi^nagogale ©(aubeu':<ftanb mit feiner 'i'Icigung,
bag 0öttlid)c ©eben nur auf ben au^^mcnbigon Überlauf bei* i.'ebeuö
25er ®fau6e an ben 0eift. 279
^u 6e5ief)en, überjc^ritten raar. @§ treten bafier Seift unb ©tauben
oielfad) in na^e ^e§iet)ung peinanber. Ct)tt)ot)t man nidf)t jebem
@ei[te glauben barf: bem al§ f)cilig erfannten ©cift, beffen gött=
ücf)e 2trt üffenfunbig ift, foll man glauben. ®er ©eift ift „©eift
be§ (y taubeng" unb fd)afft ben an ben QSater gencf)teten 9iuf
ber ®t)riften^eit.
2ßa§ t)ier ber ©prac^^ unb ©ebanfenbitbung bie ©rense
fe^te, ift nidt)t barin ju fud)en, ba^ fid) mit bem ©eift eine über=
miegenb pl)r)fif(^e 23orfteHung§rei^e oerbänbe, fo ba^ er nur al§
„Sl'raft" unb bingtic^e ®ahz gälte. ^k§ trifft für bie 3tpofteI
be§t)atb nic^t su, meit i^r ©eiftbegriff nid)t üom ©otteSbemu^t^
fein abgefc^nitten ift, fonbern mit üoUer ©nergie ben ®eift a(§
„Zeitig", al§ ®ütte§ feienb bejatit. ^m ©eift ift ©ott gegen^
märtig unb mirffam, nid)t irgenb eine ^raft abfeitS unb to^
üon ©Ott.
23ielmet)r ftammt bie ©eftalt bc§ apoftolifdien '2)enfen§ aud)
I)ier unmittelbar barau§, "ba^ in ®t)riftu§ bie gange unb t)oIt=
enbenbe ©nabe @ütte§ beial)t ift, meldjer ber ©eift jur 2ru§=
füt)rung unb 3Serrt)irflid)ung bient, bie er aber nid)t überfdireitet,
erfe^t ober ergänjt. 9Han t'ann bei biefem nid)t mef)r ober
anbere§ fud)en aU beim ®t)riftug. SKeit bie ^^neumatologie ber
^itpoftel ein ©lieb il)rer (£t)riftologie bleibt, barum mar aud) \i)x
©tauben nid)t teil§ ©tauben an 3efu§, teils au^ noc^ ©tauben
an ben ©eift, fonbern bleibt auf ;3ffu^ ößci^ gerid)tet, roeil nur
t)on if)m, üon i^m aber aud) oollftänbig empfangen rcerben !ann,
mag ber ©eift gemäl)rt, unb ber ©eift bap gegenwärtig unb
iüir!fam ift, bamit bie ©emeinbe im ®t)riftu§ fei.
I^ugleid) mirtt bie 3Serfd)ieben^eit in ber 2öeife be§ ^afeing
unb ber Offenbarung, mie fie ^i^efnö unb mie fie ber ©eift t)a^
auf bie 2lrt beg ©laubeng ein. 3Bäl)renb ber ©eift nur in ber
^nnerlic^feit beg 9Jlenfd)en feine SBirffamfeit üollgiefit unb beg=
\)a[b etmag 93erborgeneg bleibt, ift 3efug feiner 9Jlenfd)lid)feit
roegen ber ©emeinbe befannt unb 3nl)ftlt ßiJ^^^ "^it ©eroi^t)eit
auggeric^teten ^e§eugung. ®a§ ©efannte !ann mit jener üollen
iBeja^ung erfaßt merben, n)eld)e ©tauben t)ei§t, nic^t bag ©elieimnig.
.^n bem burd) bie neuteftamentlid)en ®o!umente beleud)teten
^ereid) ber 6;t)riftenl)eit entftanb aug benienigen ©riebniffen, bie
280 Aap- 8. 2)ie ©emeinbe ber Ölonbenben.
üom ©etftbcgrtff umfaßt rcerben, niemals eine ^egren§ung ober
9Ser!rümmung be§ @Iauben§. ©ie f'ennen feine burc^ ben ©eift
gercirfte @rfat)rung, @rf"enntni§ ober Siebe, bie oon ber ©Iaiiben§=
pfli(f)t entbänben ober aud) nur oom ©lauben abgelöft felb=
ftänbigen SBert {)ätten. ®ie (5)tauben§pfticf)t rcirb burd^ jene
©riebniffe nur noc^ !^eiliger unb bringenber. 2nta§ f^at an hen
pneumatijd)en ®rtebniffen be§ ^aulug plaftifrf) bargeftellt, raie
fie if)n nic^t nur nic^t über ha§ ©lauben {)inauf^oben , fonbern
§u Derftärfter ©laubenSübung nötigten. @r erl)ält Sßeijungen,
bie il^n innerlich binben, mu^ aber 5unäd)ft get)or(^en, of)ne ba^
er oerftänbe, rco{)in fid) ber i{)m befofjlene 3ßeg fd)Iie^lid) rcenbet.
^m ©eift gebunben roanbert er burd) ^(einafien bi§ nad) 2;roa§,
unb roieber nad) ^erufalem, gu einem SSertrauen genötigt, ha§
5u gef)ord)en vermag, üf)ne ben 2(u§gang ju fef)en. 2)a^ Su!a§
f)ier als ed^ter ^auliner rebet, berceift ha^ 93er^ItniS üon
(Bai. 5 gu 3, baS t)on 9?öm. 8 gu 4. ®ie '»Pneumatologie rairb
bort Don "ipouIuS nic^t baju entfaltet, um ben (^)Iauben§ftanb aU
überjd)ritten f)inter fid) gu laffen, unb alle§ fd)lie^Iid) bod) nod)
roegsuroerfen, mofür er §uerft at§ für ben |)auptfal3 be§ ©oan^
geliums fämpft, fonbern baju, um ber ^rage bie le^te 2tntioort
5u geben, marum er an ^efu§ glaubt unb mit n)eld)em (Seroinn
er an it)n glaubt.
21I§ ba§ f)öd)ftc, mag befonbere SBirf'ungen be§ @eiftc§
gercä^ren fönnen, galt ber ©emeinbe ber Slnblid ^efu unb ber
©mpfang feinet ^efet)l§. 2ll§ 3ol)anne§ „im ©eifte mar", fal)
er ben ^errn, unb ma§ mir über bie befonberen 2öirfungen beS
©eifteS in "»Paulug beutlic^eS roiffen, ^at alleä bagu enge 33e=
5ict)ung, ba^ il)m ber Söille Sl)rifti für feine 9lrbeit erfennbar
roirb. 2)amit enbet aber ber ^ueumatifdje SSorgang im ©lauben§=
üorgang, ben er nie erfe^t, fonbern nur begrünbet unb oerftärft.
%k i^onfequenjen einer angeblid) „entl)ufiaftifd)cn" Übor=
bietung be§ ©laubenä müfjten fid) am ©lauben^sftanb uuucrmeib^
lid) in grellen Gffeftcn geigen. ') '^ie ^Küdbeuguug bcSfclbcn auf
bie Stimmung unb (Srfat)rung be§ ©laubenben t)ätte fid) bomit
') X\t« träte ebciifo ficl)cv I)ciuor, luic fprttcv in bor Mircl)e mit jebcr Slns
näbcruiij) nit foI(l)c :^kle bau Wlaiibcn immer ,H'i"brnd) unb iine cc* bor hoiitiiion
»Jlimmuiifloreliflion alö unerreirtjlnuciiK .^i'''' entrinnt.
3)er @fou6e nn ben r^Jeift. 281
unuermeiblirf) eingefteüt, fo ba^ man in ben pneumatifrf)en @r=
lebniffen bie 33erecf)tigung pm ©lauben ge|urf)t, unb e§ of)ne
biefelbcn für unmöglich erftärt ^ätte. 2ßa§ aber neben ber @r=
irecfung be§ auf 3efu§ geraanbten @(auben§ ai§ Söirfung be§
®eifte§ in§ 33en)u^tfetn ber ©emeinbe trat, ^at jene§ ixvax belebt
unb geftärft, rcie jebe ®ahi, an ber fie @otte§ ©üte faf), unb
bie§ in befonberem Tla% roeit bie ©egenroart be§ @eifte§ nirf)t
eine unter nielen ©oben ift, fonbern unt)ergleid)lirf)en 2Bert ^at,
jeborf) nie bewirft, ba^ fid) ba§ ©tauben an ben ^eroegungen,
bie im Innern be§ 9Jlenfcf)en oertaufen, feinen ©runb unb ^n^alt
gab. liefen t)at e§ mit gültiger, noll 5ureirf)enber 5lraft im
6:f)riftu§ allein, unb l^ier roieber nid)t fo, ta^ yjlerf'äeic^en gefud)t
mürben, an benen man !onftatierte : nun fei man roirflid) im
(£^riftu§, fonbern fo, ba^ hk ©emipeit, im ®f)riftu§ ju fein,
unmittelbar mit bem ©tauben ibentifd) bleibt, b. ^. unmittelbar
au§ ber 53eja^ung feiner ©infe^ung jum ^errn ber ©emeinbe
burd^ S^reuj unb 3luferftel)ung folgt.
9tur auf biefer |)ül)e be§ ©lauben§ftanbe§ mar e§ möglich,
ben ©eiftgebanfen lebenbig in bie ©emeinbe I)inein5upf(an5en unb
it)re ^rayiS auf it)n ju grünben, ot)ne ba^ ein l^eillofe 5?or=
ruption mit raf^em ^^t^föü barau§ entftanb. ^ebem roirb ©ott
al§ gegenrcärtig bezeugt, unb jmar fo, ba^ er il)n inmenbig ge=
ftaltet unb bemegt, unb it)m feinen @eban!en unb 2öillen§lauf
gibt. 3^ nai)tx ©ott bem 9Jienfd)cn fommt, um fo ernfter mirb
für biefen bie ©efa^r ber 93erfünbigung. ^ie ©emeinbe blieb
aber oon fanatifrf)en ©rfrf)einungen, bei benen fid) jeber felbft
üergottet, unb feine SReinung für ©otte§ 2Bort unb feine Saune
für ©otte§ ©ebot ausgibt, gän§lid) frei. ®enn fie l)at im
©lauben an (£l)riftu§ bie fritifd)e 9Jloc^t, bie it)r im felben
9)loment, mo fie be§ ©eifte§ gerai^ ift, bie forgfamfte ©d)eibung
an bem, ma§ fic^ in il)r regt, möglich mad)t, fo \>a^ fie gleid)=
jeitig mit aufrichtiger 9teue gegen bag, ma§ fleifc^lid) in il)r ift,
im Stampfe ftet)t.
S'lur auf biefer .^ö^e be§ ©lauben§ftanbe§ mar e§ aud)
möglid), ba^ fid) an bie im befonberen ©inn al§ „geiftlid)" t)er=
ftanbenen ©rfd^einungen feine franft)afte Seibenfd)aftlici^feit unb
unaufrid)tige 51'ünftelei t)ängte. 3]id)t fie erft gaben ber .^eilSfrage
282 ^<^P- 8- ^ic ©emeinbe ber ®(au6ettben.
bic 3lntn)ort; biefe war gclöft. '2)arum tonnten bicjc 33orgängc
mit 9?ul)e l)ingenommen werben, jraar mit großem 'i^ant, al§
^efunbung ber @emeinf(i)aft mit @ott, suglei(^ aber of)ne eyperi=
mentierenbe @igenmäd)tigfeit, bie fie allen pmenben unb in if)ren
Empfängern möglirf)ft §u fteigern unternafim. ^ebe 9net{)obif
unb Sted)nif, burd) roeIcE)e man bie geiftli(i)en 2öirfungen erzeugen
fönnte, blieb au^gef cl)loff en ; fie Ijätte bie preisgäbe be§ @lauben§
bebeutet. ®aran, ba^ mir burcl) 1 ^or. 12—14 unb ^ol. 2
miffen, ha^ ber Eintritt in ben apoftolifcl)en @lauben§ftanb ben
©emeinben in biefer ^inficl)t nid)t ot)ne ^ampf unb ©(i)man=
!ungen gelang, t)ängt freilief) nicll)t§ Überrafcl)enbe^.
^iefelbe 33eobac£)tung erläutert auct) bie (Stellung ber ®e=
meinbc jum ©aframent. ®ie 2(u§fagen über ba^felbe greifen
in§ ©an^e be§ @oangelium§. 9lirf)t eine befonbere ©nabe, fün=
bern ber ganje :3nl)alt beä ®öangelium§ mirb 3. ^. mit ber ^aufe
üerfnüpft. '3)ennocl) fommt nirgenb§ ein auf hk ©aframente
gerid)tete§ ©lauben §um '43orfcl)ein, fonbern biefe;§ gef)t aud) l)ier
burrf) bie STaufe, burd) ha§ 2lbenbmal)l l)inburd) auf ben ^errn,
ber in biefen Elften al§ ber ^anbelnbe unb ©ebenbe beiat)t mirb.
^a^ ergab bie ^ödifte ©d)ä^ung berfetben, roäljrenb man gleid)=
jeitig it)nen gegenüber frei geblieben ift.
;3nbem ha^ ©lauben am uniüerfalen 2lmt 6;t)rifti feinen
©runb befi^t, mirb e§ !eine§roeg§ ^ur 2lbftraftion, bie ben fon=
freien 33erlauf be§ 2eben§ unberoegt lie^e. ^ür bie apoftolifdjen
2)ofumente ift e^ notorifd) falfd), ha§ ©lauben lebiglid) ber 5ln=
nat)me be§ d)riftologifd)en Sel)rfa^e§ gleic^suftellen, fo baf3 nid)t§
rceiter bamit beftimmt märe, ai§ ber ©ebanl'enlauf. 33ielme^r
mirb e§, meil ber (£l)riftu§ mit feinem gnäbigcn '-IBalten ben
ganjen :^eben5lauf ber (Seinen umfaßt, baburd) betätigt, ba|3 ber
©laubenbe feine befonberen 5lntiegen jur Df^egierung (£l)rifti unb
bem gnäbigen 3Billen ©otte^ in Se^ie^ung bringt. ;^vnbem e§
bie 33itte erjeugt unb il)rc ©rl)örung begrünbct, .^l. 1,5. 5, 15,
uermittelt eö fovtuuiljrcnb ein göttlid)eö Q>kim\ fomoljt in ber
gciftigcn, mic in ber leiblid)en Spl)äre. ^ie Unbobingtl)eit beg=
fclben erfd)eint in ber ©eu)if?l)cit, mit ber bic apoftoIifd)en 'i)}?änner
aud) baö "Sunbcr erbeten unb empfangen Ijabcn. (Sei mirb alä
göttliche 93cftätigung bcä ©laubens^, mit bem cjS ber 2;ätcr beS*
2)er @lau6e unb ba§ SBiinber. 283
[etben erroartet f)at oerftanben. 2luf ©runb be§ ®Iaubeu§ hat
3efu -Jiame ben ßaf)men get)ei(t, Slft, 3, 16; bag ©tauben ber
für ben ^ranfen Sittenben bringt biefem SSergebung unb .^eilung,
^sal o, Uff. m§ ^olge be§ @Iauben§ rairft ©ott „bie <Rräfte",
®al 3, b, oergl. 1 Äor. 12, 9. 13, 2. 2(ud) im Empfänger fnüpft
^§ an bic ^uoerficfjt an, mit ber er ©otte§ ^ilfe ermartet. 3Iber
ber ®Iauben§begriff ift burrf) feine umfaffenbe Segiel^ung auf
„,lefu§ über bie 33enennung einer ©rmartung f)inau§gen)arf)fen,
bie firf) auf eine einzelne .^itfeleiftung befd)ränft. ®ie an ^efusi
gerirf)tete Sitte um .^eilung frf)(o^, weil fic unmittelbar bem 2(n=
Uid feineg .^anbelng entfprang, aurf) ben STnfrfjIu^ be§ 23er==
trauend an i^n felbft in fid). 3e^t wo bic apoftoIifd)en 9)Mnner
ba§ 2ßunber — ber Unioerfalität ber göttlid)en ©nabe ent=
fprerf)enb — nirf)t nur ©liebern ber ©emeinbe, fonbern aurf)
^uben unb -Reiben nermittetn, fteüt fic^ ha^^ ©tauben i)ietmet)r
at§ ^otge, benn at§ ©runb unb Sebingung be^ SBunber^ bar.
2)er Sa^me in S^ftra t)at ©tauben, ber aber bebeutfam beftimmt
mirb: „ba^ if)m get)otfen rcerbe", Ttlaziv txei tov oiod^rjvai,
3tcta 14, 9. Son ben Samaritern mirb bagcgen gefagt : weit fie
get)eitt mürben, gtaubten fie, 3tcta 8, 6. 12.
®ie 9?ic^tfd)nur, metrf)e bie 5lbmeifung ber 3etc^enforberung
burc^ ^^\u§ gab, ift babei niemat§ oerte^t morben. ^a§ SBunber
erfct)eint ftet^ nur in ftraffer Serbinbung mit bem befonberen
Seruf, ben bie Sotcn ^efu tiaben, nie at§ alttägtirf)eg @reigm;§,
ot)ne ba§ ba§ @ntftet)en be§ ©tauben^ftanbeä überhaupt nic^t
benfbar fei.\) Qin berartigeg ^oftutat, ha§ ba^^ SBunber at§
Sebingung be§ @tauben§ »ertangt, burd^freu^t ben in ben Briefen
bezeugten ©tauben^ftanb. Sßßie rein unb runb bie Unterorbnung
unter ©otte§ Seitung in atler ^uoerfirf)t jur |)errtirf)feit feiner 3Itt=
mad)t feftget)atten mirb, jeigt fic^ baran, ha^ e§ nirgenbä 5u einer
üeräct)ttirf)en ^erabfe^ung ber natürlid^en Vorgänge fommt. ©ü=
müt)t in ben ©oangetien, bie bie mittige Unterorbnung ^e\u unter
bie natürtid)en Seben§bebingungen üöttig beuttid) marf)en, al§ in
ben ©rinnerungen ber ©efä^rten be§ ^autu§ an it)ren 33erfet)r mit
0 @evabe beö^alb inevbeu bie 3^^^)?" S^fu in ben (Soaucjelien unb bie=
ieiiiflcii ber 3(poftel uon !d\üihi evjn'jft, roeil bie ©emeinbe bergleid)en nirf)t
iel6ft erkbi.
284 '^iP- ^- ®ie Wemeinbe ber W[nubenbcn.
il)m — man eriüäge 5. ^. ben 33erid)t über ben 5lampf be§ ^^paulug
für feine ^rcif)ett in ^erufalem, 3(poft. 21, 27—26, 32 — at§ in
ben et^ifd)en 2lnn)eifungen ber Briefe über @^e, Eigentum, ©efinbe,
©taat unb ©emeinbe rcirb auc^ ber natürlid)e ©ang ber ^inge
unter @otte§ Stegierung geftellt, unb bie (Bab^ f)ört be§f)alb nic^t
auf göttlid) §u fein, roeil fie nicf)t burcf) ba§ Söunber, fonbern
burd^ natürliche unb menfc^tic^e SSermittlungen empfangen roirb.
®iefe 33efonnenf)eit {)ätte ha§ ©tauben notroenbig eingebüßt,
rcenn bie ©emeinbe geroagt t)ätte, in itjrem ©ebet bie @rl)örung§=
geroipeit auf bie !onfreten, eingetnen Formationen be§ 33egef)ren§
au§5ubet)nen , bie eben je^t ben ^ittenben bercegten. SBäre im
©ebet bie Unterorbnung unter ©ott ni(f)t feftget)a(ten raorben, fo
ptten fid) bie ©rfc^ütterungen unoermeiblid) aud) auf ba§ 3Ser=
f)ättni§ 5ur 91atur unb §um SÖBunber übertragen. @§ ftetjt barum
mit ber eben :^ert)orgef)obenen 33eobacf)tung in genauem 3ufammen=
l)ang, ba^ ber ©a^ nie gercagt mirb : jebeS ©ebet be§ ©lauben=
ben roerbe erf)ört, fonbern immer feftget)alten rcirb, ba^ bie gött=
lic^e 9iegierung ben beftimmten ©ebanfen unb 3Bünfd)en be§
©laubenben gegenüber il)re Überlegenl}eit ftetig betätige. ®ie ©e=
metnbe f)at if)r ©lauben baburd) errciefen, "i^a^ fie ju it)rem
SBoHen unb 53itten immer ben SSorbet)alt fügte: menn ber .^err
raiü, 3af. 4, 15 üergt. 2 ^or. 12, 9.
2(ud) roenn ba§ ©tauben für ben inroenbigen SebenSftanb
befonbere ©aben üon ©ott erbittet unb empfängt, bleibt c§
üon naturmibrigen 2:enben5en unb com ^-^^oftutat be§ SBunberä
gänälid) frei. '2)ie 33et)auptung : bie erfte ®{)riftent)eit I^abe einjig
an ber lTnDerftänblid)feit unb mirafulöfen 3lrt be§ 9Sorgange§
ha§ SWerfmal ber ©eiftmirfung gefet)en, meil i\)x hci§ ^egvciflid^e
unb 33ermitte(te al§ profan erfd)ienen fei unb tta^ ©Öttlidje erft
ba begonnen l)ahe, wo ber !^erftanb ju ©übe mar, ftel)t im
3öiberfprud) mit ber Unbebingt^eit unb '-iHiüftäubigteit it)re§
©lauben§ftanbc§ unb ift falfd).
''MaQ aber aud) baö ©tauben nod) fo fonfreten ;^vnt)alt ge=
lüinncn unb fid) mit allen 2tnliegen bei^ 9J]eufd)en uercinen, ob
fie fid) auf auömenbigc ober inmonbigo ''J^obüvf niff c bo,ycl)on : alle
fingulären ©laubenSmotiiHMUcrbcu l)intcr bon uniiHnfalon©laubenä=
grunb jurüctgcftcllt , ben ^cfu ©ottei$fol)nfd)aft unb feine t'önig=
3)er ®lmbe imb bas 3Bunber. 285
Ii(i)e ©teüung im S^ieid^e allen anbieten. Da§ merfroürbigfte 33ei=
fpiel f)ierfur i[t bie SBeife, roie '>pautu§ üon ber if)m gegebenen
33er[irf)tbarung 3efu rebet.
Dbgleid) fie ben !i>ertauf jeine§ Seben§ bel)errfrf)t unb feinem
(SJtanben bleibenb feine inbiüibueUe Färbung gab, bilbet fie bod)
feine§n)eg§ ben 2(ngelpunft feine§ inneren £eben§. ^a^ er et)rifti
3:ob unb 2Iuferflel)ung nact) if)rer traft unb &abi erfaffe, ba§
ift ha§ 3SerIangen feine§ @(auben§, l)ierin f)at fein innere^ Seben
feinen 9Jiittelpuntt. <Btin befonbereS @rlebni§ üerftel)t er nur
at§ aJiittet, ba§ it)m ^efu§ al§ ben auferftanbenen ^errn jeigen
unb fein ©lauben auf it)n lenfen foüte, nun aber auf if)n nacf)
feiner uniüerfetlen ^ebeutung, an it)n a[§ an ^zn, ber für alle
geftorben unb für alle auferftanben ift. Sfiorf) meniger l)at er
'tiaä ©lauben anberer auf bie it)m perfönlid) gemährte Offenbarung
begrünbet. @r t)at fie feinen ©emeinben er5äl)lt, bamit fie feinen
felbftänbigen 3lpüftelberuf neben ben ^mötfen unb feine Stellung
gum ©efe^ üerftet)en, @al. 1, 15. 1 ."Kor. 9, 1. ©ie bient au^
bem ©lauben aller §ur Segrünbung, rceil fie fiel) ben übrigen
^eugniffen vom ^eben be§ 3Iuferftanbenen beigefellt, 1 tor. 15, 8.
©ie ift aber I)ierfür nur ein einselneS beglaubigenbeS 3ßugni§,
mä^renb ber ©laubenögrunb für alle in ber 9fteid)§gabe ®f)rifti
liegt, n)eld)e alle umfaßt unb in feinem emigen, allen ganj fid)
äumenbenben SOBefen begrünbet ift.') @§ bleibt in ber ganzen
(£t)riftenl)eit babei, ba^ bie Slnlcitung jum ©tauben nid)t barin
beftel)en fönne, ba^ 9Jlittel angegeben mürben, roie ber einzelne
eine befonbere ü^ergemifferung unb Offenbarung üon ©ott erlangen
tonne, fonbern überall nur barin, ha^ bie alle umfaffenbe 2;at
®l)rifti bem 3Serftänbni§ erfc^loffen mirb.
darauf bat e§ berul)t, ta^ für bie üon ben 3lpofteln ge=
fammelte (S^riftenljeit ha§ ^^nhmhmli]k, ^:|3erfönlirf)fte : t>a^ ©lau=
ben, 5um ftart'en ^anbe ber ©emeinfc^aft gemorben ift, meil alle§
©tauben biefelbe ®ahe be§felben ^errn bejaht l^at.
') 3}lrtn enwäge 2 Aiov. 12, 9 : mai 'ipnulitö nug feinem elftatifc^en 3?erfe{)r
mit (Sf)nftU!S für fid) iioiuiimt unb ber ©emeinbe mitteilt, ift bn§ iftn auf bie
©nnbe beci 6l)riftu^3 Denueifenbc 'ilUn't ; b. 1). bie 'i^eftätiduui^ bessjenii^eu ®laubeiiö;
ftanbci, ber fid) il)m autS ber Menntniö besS ©efreujii^teu unb 2luferftanbcnen
ergeben l)at.
286 ^tiP- 8. Sie ©emeinbe bev ©{aubenben.
'2)aburcf), ba^ ba§fe(be gleid)settig bie ©tärfung ber einzelnen
^erfönlirf)!ctt unb bie Stiftung ber @emeittfrf)aft I)erbeigefü^rt
\)at, bcfam bie avoftolijc^e ©emeinbe jene SJierfmale, bie fie mit
feiner anberen menfd)Iic^en @emeinfrf)aft Dergleid)bar mad)en.
®aburd) lourbe erreicht, ha^ bie intenfiofte ©emeinfd)aft gleid)=
jeitig ber Ort ber l)5(i)ftcn ^^i^eÜ^eit geraefen ift unb bie %ux6)'
füf)rung ber ©Ieid)t)eit aller bie fräftigfte ©ntfattung ber perfön=
iid)en ^efonberf)eit in fic^ \<i)io% ^er gemeinfame ^err alter
rcirb üon alten ai§ jeben in feiner perjönlicl)en £eben§geftalt be-
gabenb unb fütjrenb bejat)t.
'^axan befa^ man auct) ha^ mirJfame SJlittel §ur @rl)altung
be§ ©taubeng, roeil e§ für jeben om ©tauben aUer feine ^^e=
ftätigung unb (Stär!ung fanb. äßeil bie ©emeinbe glaubt, ftö^t
fie i^re ©lieber nirf)t in ben Unglauben, fonbern l)ilft jebem fein
©tauben ju ben)at)ren. '2)e§t)atb get)t auct) bie 2Iu§breitung be§=
felben fofort mit erfolgreid^er 2lrbeit üon ber ©emeinbe au§.
^n ba§ SRiffion^roerf ber 2lpoftet trat nicf)t ein @tanb »on
SJiiffionaren , fonbern bie ©emeinbe ein, meit biefe mit il)rem
ganzen SDafein unb allen il)ren Munitionen auf ha§ ©tauben
gegrünbet ift unb bicfe§ offenbart.
©egen bie Möt)igf'eit be§ ©tauben^, ha^ e§ mirflid) @emein=
fcl)aft §u erjeugen unb au§ ber ^ird)e eine feft uerbunbene ©e=
noffenfd)aft ^u madjen uermöge, erl)ebt fiel) in biefcm ^^it^^W"^
nod) nirgcnb^ ein ^i^^if^t^ fö ^a§ ntan ben !Cerfud) gemad)t
l)ätte, bie einigenbe ^raft be^ einen ©laubeng burd) anbere 33inbe=
mittel äu üerftärlen ober ju erfe^en, 5. ^. fo, baj5 an ©teile beg
©taubeng eine Set)re ba§ ^unbament ber 5^ird)e mürbe ober ein
get)eiligteg ©efe^ it)re ©inlieit fidjerte. ') iöom ©taate al§ lirc^en*
bilbenber 9Jiad)t mar ol)nel)in bamal§ nid)t bie Stiebe. 3öie follte
aud) irgenb ein anberer ^-at'tor baöfelbe ju leiftcu uermögen,
mag bie ©in'^eit be§ ©laubeng gab? ®icfe beftimmte bie ^]Jerfön^
*) Kid^t einmal bnS i^efeitntni*, bao bocl) nlci iiäcOfter SluSbrucl' bi\s Wlnii^
bend jur SBcflvünbimfl bev ©emeinbe joefentlicl) mitiuirft, crOfllt im neutoftnments
lidjcn Sereid) eine ÜUeitcrbilbunfl, fonbern bleibt mit bemjcnirteii :iU'fenntniS
ibentifd), bne ,"\cfn '^Minflerfrei« mit ihm lunbniib, DJt, !<>, IH, i)luri) bie 'J^'uitnnji
be« Weifte neben bem (Sol^n lieflt filioii im 'i^oiicbt über bie Dftortoiu' lun-,
m. 2H, 1».
2)er ©laube al§ bie Segrünbung ber ®emein[c^aft. 287
Iid)!eit nic^t oon au^cn, fonbcrn non innen, nid)t ein ©türf an
ii)X, fonbern fie gonj, nirf)t burrf) 3^01^9/ Jonbern burc^ il}r eigene^
SKoUen. ®ie @emeinfd)aft, bie au§ ©tauben entftanb, roar be§=
t)alb ungleid) rcat)ret, oollftänbiger , n)ir!famer al§ irgenb eine
anbere ^orm ber ©ocietät.
2Iud) bie apo[tolifd)e ©emeinbe f)at jraar erlebt, ba^ eine
©emeinfc^aft, bie am ©tauben it)r @int)eit§banb I)at, fid) nic^t
ot)ne (Scf)rt)ierigfeit ert)atten (ä^t. 2ßa§ ^afobnS 2, 1 ff. feinen
Sefern einfd)ärft, geigt, ba^ in ber jübifc^en (i;!^riftenf)eit über
bem freunblic^en 33erfef)r mit ben ^uben bie im ©tauben he-
grünbete ©emeinfcf)aft in ©efat)r ftanb, firf) ju torfern, meit auc^
in it)rem 3Serf'e^r bie äu^erticijen ©efirf)t§punfte, bie fonft ben
Umgang geftatten, bie 9Kirffic^t auf ^teic^tum unb Strmut, ba§
übermogen, ma§ innertic^ einigte ober fc^ieb. ^aö bemegt ^afobu§
jeboci) nid)t baju, auf eine äußere (Separation ber ©emeinbe üon
it)rer Umgebung t)in5unnrf en , fonbern nur ha^ eine üertangt er,
hafi ha§ ©tauben nad) feiner t)eiligen ©rö^e unb ^irf)tigfeit
auct) am Strmen geet)rt, ber Söiberftanb gegen (£t)riftu§ auc^ am
9teicf)en nid^t überfeben merbe. Sr bringt nur baranf, ba^ bie
©emeinfdjaft i()ren ©runb inx ©tauben bet)atte, unb gemätjrt ober
oerfagt merbe je nacf) bem ©tauben^ftanb.
2Bie un§ bie Briefe anfdjautid) seigen, bteibt ber ©emeinbe
jebe ^emüt)ung um eine äußere 3tu§gteirf)ung be§ ^enfen§ burd)
eine Set)rformet ober be§ ^anbetng burd) ein ©efe^ unbekannt.
©§ finb feine SeI)rformen in benfetben nad)mei§bar, bie nic^t
frifd) oom 9^ebenben für ba§ fonfrete $8ebürfni§, bem er tet)renb
SU bienen ^at, erjeugt mürben. ®at)er bringt fid) mit jebem
3ßort bie Eigenart be§ ©pred)enben sur ©eltung, unb bie Untere
fd)iebe fpannen fid) ju meiten ^iftanjen. Unb bennod), mie über-
mättigenb tritt für jebe aufmerffame Seftüre bie @inl)eit be§
®enfen§ unb SBotteng in atten biefen ^^ugniffen ^eroor, bie§
be§f)atb, weit oon atten mit offener 5lufrid)tigteit unb entfd)toffenem
Sitten berfetbe ^efu§ at§ .r^err bejat)t unb fein Söort unb ©ebot
aufgenommen unb inmenbig «erarbeitet rcorben ift.
©orcie eine ©ebanfenreit)e ^um ©tauben im neuteftament=
tid)en (Sinn 33e5iet)ungen t)at, er^ätt fie eine perföntid)e Senbenj,
meit bann ba§ ganje (Streben be§ S^tebenben auf it)ren ©egen=
288 Hap. 8. 2)ie ©emeinbe ber ©laubeuben.
ftanb get)t unb in il)m ba§ eiüige ^eil unb ben 2lnteil am f)üc^ften
@ut juc^t. ®a aber ber neuteftamentlicf)e ©taube auf bem unt=
oevfalen Sßillen unb SÖerf ®otte§ fte!)t, roirb ba§ ^^erjönlirf)e mit
umfaffenbem ^nf)att erfüllt unb §u adgemeiner ©ültigfeit ert)öl)t.
®ie apoftolifd)en Briefe ert)ietten baburrf) ilire unüergleid)lic^e
33ef(i)affenf)eit. ©ie finb jemeiten burcE) befonbere perfönlidje
23erl)ältmffe begrünbet unb bienen mit jebem Sßort i^rem inbi=
oibuellen Qwtd, unb bringen bod) an biefem fonfreten ©toff in
eint)eitlicf)er ®urrf)bringung bie unioerfaten @efid)t§punt'te be§
l)üd)ften 2öiffen§ pr ^arftellung. 2(u§ einem fo üöllig inbi=
oibueKen ^wtd, mie i^n bie 2tnfünbigung beg ^efud)§, ben
^au(u§ in 9iom p marf)en l)offt, bitbet, entfielt ber 9^ümerbrief !
^n jebem Sßort befrf)äftigt er un§ mit ^autu§ unb macf)t it)n
in ber ©igenart feineS inneren £eben§ fic^tbar, mirb aber gleid)=
zeitig jum größten Sel)rbau, pr Darlegung ber uniüerfalen ©nabe,
roie fie bie göttli^e Sßeltregierung beftimmt unb jebem Seben§=
(auf bie Spiegel gibt. 9Zirf)t raeniger Iel)rreicf) finb in biefer ^in=
fi(i)t bie ©uangelien. ®a§ perfünlicf)e ;;)ntereffe be§ @r§ä^Ier§
befeett t)ier jebe§ 2öort unb bilbet haS ben ©toff geftaltenbe
9Jia^, unb berairft bod) gleid^^eitig, ba^ un§ ber ©oangelift nie
mit fiel) felbft befrf)äftigt, fonbern feinem ©cgenftanb allein l)in=
gegeben bleibt unb nur barna(^ trachtet, ha^ ^efii^ i^*^^' ©emeinbe
befannt unb oerftänblic^ werbe. ®a^ ift bie ^-olge be§ ®lauben§
ber in ^efu§ ©otte§ ®ah<i fiel)t unb in i^m ben (Srunb be§
eigenen Seben§ l)at, aber eben il)n furf)t unb barum nid)t fid^
felbft befcl)aut unb barftellt unb be^l)alb fo objettiu bleibt, al§
ftänbe er unter ber 9teget ber „reinen liöiffenfd)aft".')
2)ie ^iatfac^e lä^t fid) nid)t erfc^üttern, fonbern tritt in ben
(3t)noptit'ern, bei ^^auluö unb bei .joljanneö -) gleid^mäfjig Ijeruor,
ba^ ba^ ©ort ^efu unb Wi )Boxi ber 'Jlpoftel unterfdjicben
') IrotJboiu nn<i "JJIoberncn bie alK^^^obilbote Jcchiiif bciS l)iftovifd)cii tW'x-
faljrcn« ju Wcbotc ftcljt, ba« ein beuiii|'Ucv> „'^iinirttiTteii in bie '■lUn-iiaiujcnlH'it
crftrcbt unb eim5fllirf)t, ift bie cutftellenbe CSiiuuiifuiici ber ntobenien T^ni-ftcHer
niif baß üon iöiien fle.^'idjtiete ^5l)^ftlu^bilb bnubiiieiflid) flemiiv !3)ie uitDermeib-
lirfje 'ilffimilatioii bea iSliviftuöbilbeß m beii liuourtelifteii ift bei ;^ol)aimeci ober
HJJattl)ftuö luiflleid) flcviiiiu'v alis bei uiifeni „.iMflorifeni".
'; '^{fll. bie Dffeiibiuuiirt neben beni (iüunijeliuin.
Xie befreienbe 'Bivfimg bes Ö(auben§. 289
geblieben finb, rcesfjatb aurf) bie ftrd)Iid)e 23cr!ünbtgung unb ber
Stanon in ber boppelten 3^orm guftanbe famen: aU ©oangelium
unb al§ 3lpo[tet(ef)re. ©ie erl^ält freilief) nur burd^ bic eben
f)eroorge^obene 2{rt be§ @(auben§ i{)re 3Serflänb(ic^feit.
äöenn rair nirf)t auf biefe adjten, lie^e fid) leid)t „berceifen",
ha^ nur ein einjigeg Sföort entftef)en fonnte, rcetcfieS in ber ©e=
meinbe gültig rcar, entroeber fo, ba^ ^efu SGBort unb bie apo=
ftolifc^e Sef)re ineinanber fliegen unb ber f^ortgang ber d)rift=
lid)en ^^rebigt bie Stnfänge überbecfe unb in fic^ auff)ebe, ober
fo, ha^ neben bem in feiner 2{utorität bejal)ten SBort i^efu über=
I)aupt nichts anbere§ entftef)e unb al§ normatioe @r!enntni§ nur
^>fu SOBort gelte, wag bie D^ebuftion ber 33erfünbigung unb be§
5^anon§ auf bie ©oangelien ergeben bätte. 2;atfäd)Iirf) würben
lueber ^efu 2öorte in bie ^-ormeln ber apoftolifc^en Sef)re um=
geiuanbelt, noc^ alle über ^ef" eigene Set)rarbeit l^inau^ge^enbe
®rfenntnig unterbunben. 2Ba:§ ber ^^err gefagt t)at, bleibt, roie
er z§ gefagt l)at; am objeftioen Seftanb ber ©efc^id)te unb ber
(Srinnerung an fie behält bie ©emeinbe bleibenb i^ren @lauben§-
grunb, unb bamit il)re l)öd)fte Slutorität. Slber aud) roa§ ber
2tpoftet empfangen unb erarbeitet t)at, mirb mit ®anf unb @e=
tiorfam gefd}ä^t, unb nid)t al§ ^eeinträd)tigung ber Slrbeit ^t\u,
fonbern al§ ©rfolg unb Offenbarung feine§ 2Bir!en§ beurteilt,
fo ba^ fid) im 9ieic^tum ber apoftolifd)en @rf"enntni§ bie 2öa^r=
l)eit unb ^rud)tbarfeit be^ 2öorte§ unb 2ßer!e§ ^i\u ben)äf)rt.
(Sine beutlid^e, für un§ fontroUierbare parallele jur ^e=
^anblung ber ®efd)id)te unb ^erfon ^efu gibt ha^ 3Ser{)alten ber
G^riften^eit jur altteftamentlic^en ©d)rift, an n)eld)em ebenfalls
bie ^oppelmirfung be§ ®tauben§ fic^tbar wirb, ba^ e§ ba§
eigene teufen merft unb bem Sefer perfönlid)e ^kk gibt, bie
fein eigene^ SCßollen mit bem ©c^riftmort in SSerbinbung bringen,
gleichseitig aber ba§ Dbjeft in feinem gegebenen 33eftanb fd)ü^t
unb 'ba^ ©ubjeft unter baSfelbc beugt, fo ba^ jeneä unoerle^t
bleibt, weit e§ al§ üon @ott gegeben heilig ift. ®er ©c^rift=
gebrauch ift in hzn ^Briefen fel)r inbiüibueH, meil ha§ ©c^rift^
mort in ba§ eigene '2)enfen unb Seben l)ineingeftellt unb barum
mit bem befonberen geiftigen ^efi^ be§ Sfiebenben oerfc^moljen
rcirb. 2)arin liegt oor allem, ba^ ber S3lid auf ®:^riftug 'OaB
©glatter, Ter (3lix\ibi im 31. Xcft. 19
290 ^^P- ^- ~if ©emeinbe ber ©lauBenben.
maßgebenbe t)ermeneutifd)e ^ringip für bie ©emeinbe bilbete.
(Sie legt bie ©c^rift au§ nad) bem, wa§ il)r am ®f)riftu§ al§
SÖBort unb 2öer! @otte§ erkennbar rcorben ift. 2lber ba§ ©lauben
ber ©emeinbe f)at fid) aud^ an biefer ©teile at§ ©egenfalj §ur
eigenmäd)tigen ^^robuftion erroiefen. ®ie 2lblagerungen ber
S^rabition, rcelrf)e bie 33ibel in ber ©i^nagoge begruben, finb mit
einer burc^greifenben ^vxiit befeitigt. ®ie ^afuiftif ber 2Rifd)na,
bie poflulierenbe ^t)potf)efenbilbung be§ 9Jiibrafd) unb bie al(e=
gorifierenbe 33ermanblung ber ®efd)i(^te in ^been bei ''lß'i)\lo finb
üergangen. ^) 2)ie ©emeinbe Ijot burc^ if)r ©lauben mieber "öa^
2Iuge erf)a(ten für ba§, ma§ ha§ ^ibetmort felber fagt. 2Bie fie im
©tauben ^efu§ gegenüber bie 3^un!tion be§ ^ören^ betätigt t)at,
fo au(f) gegenüber ber (5df)rift. 2IIte§ unb 9^eue§ mürben nic^t
vermengt, fonbern ba§ Sllte blieb, ma§ e§ mar, unb tötete borf)
't)a§ Sf^eue nicf)t, fonbern gab i!^m ben 9^aum frei, in bem e§ fi(f)
äu feinem eigenen ^eftanb entfaltete.
SÖBie in ber ©ebanl'enformation, fo jeigen fid) aud) in ber
^rayig ber ©emeinbe bie ©rgebniffe begfelben ®lauben§ftanbe§.
Sie erzeugte energifc^ neue '*Probu!tionen, unb tat t)iele§, mouon
fie beftimmt mu^te: ^efu§ l)abe bie§ nid)t getan, ©ie trieb
^eibenmiffion, 5efu§ nid)t, befeitigte bie mofaifd)en Drbnungen,
rcäljrenb ^efu§ fie beobad)tet f)atte, orbinierte 33ifd)öfe, mälirenb
;Sefu§ feine folc^en eingefe^t I)atte, u. f. f. ^amit fanf il)r $jefu
2Ber! burd)au§ nid)t auf eine 5lnfang§ftufe t)erunter, bie nun über=
fd)ritten fei, Dielmel)r faf) fie be^^arrlid) auf feinen Söanbel gurürf"
al§ auf bie ooüfommene @rfd)einung ber güttlid)en ©nabe. ©ie
braud}t it)n beftänbig für il)r ganjeS 23erl)alten al§ 3Sorbilb unb
geminnt an feiner %at bie ^brmen, nad) benen fie l)anbeln mill.
^\)x lCerl)ättni§ ju it)m erfd)öpft fid) aber aud) l)ier nid)t in ber
bloßen Untermürfigfeit, fonbern begrünbet bie ^reil^eit, me§l)alb
*) Säßen feine ®cnteinfam!eiten im ®e6rnnrf) ber Sibel ,vüifd)en ber
Si)nnnoße unb ber (S()ri[tcnl)cit uor, fo njiirbc bic^ bie totale 9(iifl)elnin(i beö
l)iftori)(f)cn ,^uianimcnl)an0 befctflcn. ©arum ift cüS feinevMuert* DeriuunberUd),
ba& fid) Spuren, bie jur itafuiftif, jum üDiibrofd) unb jur SUIeßoric F^inüDers
leiten, in ben ©riefen fiuben. .^■^öd)ft merftuürbiß ift im 0»)erteuteil bie Wri'tfu'
ber I)iffercn,^, mcldje bie apoftolifdie tireiU'fc ui>" ber ,H'itrteiu't)fiiil)eu treiuit.
^JJnn uerflleidie in biefer ^-lU'Melniiui '^Uniliic« unb ^tfitm. Ter 'iU'itroii beot 'IniuhK^
V«m (iltteftnineiilliilien Wihraifli ift nuffalleub flein.
3Mc bcfveienbe 3l>irfunii bcs- Wlnubcnö. 291
üon einer nadja^menben ^opie O^fu huxd) bie STpoftel fd)led)tet=
bing§ feine Stiebe fein !ann. ©ie finb üie(mef)r burd) ^efu 23or=
bilb baju berufen, an if)rem Ort in befonnener ©rroägung it)rer
Sage ba§ §u tun, n)a§ je^t gur 2tu§ri(^tung if)re§ 93erufe§
bienlid) ift.
®a§, raaS wir al§ ©inroirfung be§ @tauben§ auf bie vkh
geftaltigen QSeroegungen be§ @mpfinben§ in Suft unb ©d)mer5
üor unö f)aben, fte{)t bamit in ooller Übereinftimmung. 2öir
f)aben in ber erften ^ird)e biefelbe 2:atfad)e roieber oor un§, bie
ün§ fc^on in ber Haltung ber ©efä^rten 3efu begegnet ift. SJiit
bem ©tauben entftet)t in it)r ein anwerft reic^e§ unb ftarf'e§
©mpfinben; man nergteidje §. ^. ben ^t)itipper= ober jroeiten
5lorintf) erbrief; allein biefe§ üerfäßt nie in SJia^Iofigfeit ober
Seibenfd)afttid)feit. ^aS ^tm 2:eftament ift fein fentimentaleg
^ud), raeber fo, ba^ e§ hm ©djmers ber S^teue, nod) fo, ha^ e§
bie (Smpfinbung ber ©nabe für fid) fetbft pflegte, barftellte unb
üon ben übrigen 3?orgängen be§ inroenbigen Seben§ ifolierte.
9Jlan fönnte oemiuten, in ber Sf^ätie be§ ^^^aulu§ entftänben t)öd)ft
affeftoolte ©eftalten ; in 2Ba^rf)eit tritt un§ an Sufa§ eine ruf)ige,
gefammelte i8e^errfd)ung be§ 3tffeft§ entgegen, bie ben ©inbrud
ber Statte unb 2lbgefd)iebent)eit oon ben (Sreigniffen mad)en fonnte.
@in ä^nlid)e§ Silb geben bie ^aftoralbriefe. ©o lebfjaft ba§
^d) beroegt roirb: g(eid)3eitig ift mit bem ©tauben bie ^Ibroen-
bung üom eigenen ^d) gegeben unb biefe lie^ e§ nie ju, ba^
Seib unb ^reube be§ eigenen ^er§en§ §um .^auptin^alt be§
Seben§ marb.
^arum erf)ält aud) nie ein eingelner 2lffeft bie SJlac^t, bie
ganse ©eete p erfüllen unb ju bef)errfd)en. *ipaulu§ mürbe burd)
bie Siebe, mit ber er feine gried)ifd)en ©Triften umfaßt, gegen
3§rael nid)t fatt unb gteid)gültig. ®ie ©mpfinbung für bie fitt=
lid)e S'iot be§ 3Jienfd)en abforbiert bie ^reube an bem, roa§ er
©ute§ uermag, nic^t. ®a§ ©tauben mirft miteinanber gefteigerte
Seiben§fät)igfeit unb ein gemef)rteg SSermögen, fid) ju freuen.
3öäre ba^ ©tauben nid)t mit üoUer 3Ba'^rf)aftigfeit auf
®f)riftu§ gerid)tet gercefen, fo märe e§ gegen ben 5tberglauben
met)rtog gemorben, ber burd) bie iübifd)e unb bie gried)ifd)e
Srabition fid) breit an hk ©emeinbe f)eranbrängte. ©egen biefen
292 <^np- 8. Sic öemcinbe t>er ©laubenben.
gibt e§ feinen (Sc{)u^ met)r, foraie bem ©lauben üerftattet ift,
ftc^ feinen 3"^it au§ unferem „^ebürfni§" unb SBunfcf) gu
f)oIen. ®er ©ieg, ben ha§ neuteftamentlid)e ©lauben über
ben 3tbergtauben errungen f)at, {)at aber überrafd)enbe @rö^e
unb burd^greifenbe 5BoI(ftänbigl£eit. 9^eliquien ^efu f'ennt e§ nid)t;
ha§ S^leue S^eftament fpricf)t neben feinem Seib unb ^(ut, tt)elcf)e§
er ber ©emeinbe im Slbenbmal)! f)interlie^, nur nod) uon fetner
SOfintter, bie er bem üon if)m geliebten jünger am ilreuje über=
geben l)at. 2)ie Leiber ^efu fommen nur in 33etrac^t al§ 3^^^"
bafür, mie ooltftänbig bie auf ha§ Seiben lüeifenbe SBeiffagung
fid) erfüllt l)üb^. ^^iic^t anber§ iierf)ält e§ fid) mit ber hinter*
taffenfrf)aft be§ ^etru§ ober ^aulu§. ®er get)eime @ütte§name
fpielt im S^leuen Steftament gar feine S^tolte. ©o ftar! bie Über=
jeugung ift, ba^ bie böfe ©eiftermelt al§ unfid)tbarer 2ßiber=
fad)er bie menfc^Ii(f)e @efdE)id)te ftöre, fo bleiben borf) bie 2(u§-
fagen über ben 6atan unb bie ©eifter oon jebem abergläubifd)en
3uge frei unb befiatten überall it)ren tiefen fitttic^en ©ruft,
^ämonennamen gibt eä im S^leuen 2;eftament nirf)t, ebenf omenig
eine Formel, bie ben @yor§i§mu§ pr ^unft mad^tc. Slu^er ben
burd) bie frinagogale 2:;rabition fixierten ©ngelnamen SRirf)aeI
unb ©abriel \)at ha^ ^leue 2;eftament auc^ feinen S^iamen für
bie I)immlifcf)en ©eifter. ®ie 2(nroeifung jum ^tbd plt ficf)
oon jeber Hinneigung jum ßf^^^ß^n f^^i- ®ic 3lrt, wie ber
2:raum, 9}?t. 1 u. 2, unb ta^ 2o§, 2(cta 1, ber Übermittlung be§
göttüdjen öefel)l§ bienen, jeigt, baf3 fid) bie ©emeinbe beffen
beraubt ift, ha^ f)ier bie ©renken be§ @Iauben§ mit aller (Sorg=
falt p beadjten finb. 58ei 3Jlt. mirb nid)t umfonft ber @nget
a(^ Übermittter ber Offenbarung genannt, nid)t einzig ber 3::raum,
unb in 2(cta 1 fe^t ba§ 2o§ crft ein, nad)bem bie ©emeinbe nad)
it)rem beften SCßiffcn bie 3Baf)l bi§ auf jroei 3J?änner ooÖ=
sogen ^at.*)
') iCon ben locmßeii ncuteftamcntlidjen Stellen, bei benen man uoii einer
2tnnäOenmfl an aberti(nuln)"d)e ^Unftcllunt^cn vobon Fann, i^ilt ba^> c. 25H) iibcr
bie 5i<eriU)ninrtcn mit ben fleltenben cj;eiietifcl)en DJethoben (lefiuile: ein :')(i|"}, bev
bie neutcftnmcntlid)e C^cmcinbc f(l)le(l)tl)in nn«( allen iiefd)id)tlicf)cn ,B>'f"i""'ens
[)änrten löftc, juivb bnrd) ben fie rtcftnltenben Wcfd)id)t«ilnnf nid)t ('cmirft. ^n
3lpoftfl. 6, 15 unb 19, 12 föft fid) bie »om 9lpoftcl aiiijfleOcnbe a)Jad)t mel)v ober
I
®(auOe imb ©ef^orfum. 293
3n bie ^iefe gef)enbe Probleme, bie ju foIgenreirf)en (Snt=
frf)cibungen brängten, ergaben fid) bann, raenn ba§ 33ert)ä(tni§
be§ @(auben§ ju feinem t)öd)ften, ercigen i^id erwogen unb bar=
über ^Iart)eit gewonnen werben mu^te, wie bie in ibm enthaltene
Erwartung if)re ©rfüllnng ftnbe. @inerfeit§ war fc^on in ber
©emeinbe ^erufalem§ üon 2lnfang an ba§ ©tauben at§ ^efi^
beg eroigen Seben§ unb Eintritt in bie @emeinbe ber 3^oItenbung§=
§eit gefdjä^t roorben in unmittelbarem 2(nfcf)lu^ an bie Söeife, wie
:3iefu§ feine jünger gefammelt l)atte. ©ie waren be§t)alb ju it)m
gegangen, weil er ilinen al§ ber (£l)riftu§ galt, l^atten fein 3Bort
angenommen unb feiner Berufung ge^orcl)t ; barum t)atte er il)nen
bie 93erl)ei^ung be§ 9f?eicl)§ gegeben, ©ie tonnten je^t weber fid)
felbft, nocl) benen, bie neu pr ©emeinbe !^in§utraten, einen anbern
^peilägrunb jeigen, a\§ ben ©lauben, ber fid) ju 3efu^ al§ jum
ei)riftu§ befennt. ®ie 9Sert)ei^ung ®t)rifti gehörte auc^ je^t nur
ben ©laubenben, i^nen aber in ooUer 3ßirflid)feit. 9(nbererfeit§
war fd}on bamit, ha^ bie ©emeinbe bag 2öort ^efu bewahrte,
au§gefd)loffen, ha^ fie fic^ je bto^ glaubenb oeri^alten l)ätte, in
ber 9)leinung, nid)t§ al§ ba§ ©tauben l)abe für fie bie ^ebeutung,
^ebingung jum ©ingang in ba§ D^eid) p fein. ©§ ftanb it)r
oou Einfang an beibe§ feft, ba^ ber ©taube be§ 9ieid)e§ teil=
t)aft mac^e unb ba^ ba§ ©ebot ©otte§ con jebem, ber in ^a^
a^ieid) einge{)en will, erfüllt werben muffe, unb bie 33riefe r)er=
gegenwärtigen in großartiger Seife, wie bie @efc^loffenl)eit be§
©lauben§, ber ba§ .V^immelreid) ai§ nal) unb bem ©taubenben
gewiß beiat)t f)at, bie ©d)ärfe be§ ^lid§ unb bie ©nergie be§
3Billen§, womit ha§ ^öfe gefel)en, get)aßt unb beftritten worben
ift, nid)t gel)emmt, fonbern t)en)orgerufen l)at. ®ie ©emeinbe
iDcnicjer dou ieinev 'pcrfönUrfifeit unb bev innerlidjen 33eteiliguttg om ©üanfle^
Ihim, ba fd)oii bie ^JMlje bes 'petnig, and) roenu nur fein Sd^atten auf ben
ilrnnfcii fällt, unb bie 3\>äfcl)e beö '^5au(u«S, icaö intmer feinen l'eib berül;rt l)at,
al^ Segen unb -v^ilfe bnuiienb ueveört wirb. 2(5er aud} [)ier fteUt fid) i'ufag
felbft uuäiueibeutig ii5er biefe @ebanfenreil^e, ba iJjm biefe SSorgänge nur alg
^eiüeiö bafür bienen, tuie mäd)tig bie innerlid) begrünbete 3tutorität ber 2{pofte(
offenbar wirb, ©egen ben ä^oriDurf, baf; l^ier eine 3lb(enfung be§ ©taubenö
üon (Ef^riftuö, ber in ©otteö öerrlidifeit burd) ®eift unb Sl^ort regiert, auf ein
finnlid)e!o ©nabenmittel beabfidjtigt fei, ift i'ufaö burd) bie gefamtc 3^arfteUung
beffen, wivi d)riftlid)e '^rebigt unb Diiffion fei, auögiebig gefdjü^t.
294 ^'^V- ^- '^'^ ©emeiiibe ber Oitnubeuben.
roanbte fid^ mit ungeteiltem ^ntereffe if)rer fittlict)en 2lufga6e §u,
barauf bebacf)t, ^t\u SBort §u tun unb @ott p bienen burd)
ba§ if)m n)oI)Igefäntge Sßer!.
darauf, ba^ fie al§ ein SSerein »on Stätern be§ göttlid)en
SßißenS beftanb, bie p jebem guten 2öer! bereit finb, berut)te
nid)t nur if)re n)a(i)§tümlid)e Slraft nad) au^en, fonbern aurf) if)r
SSermögen, il)re @int)eit com ©lauben au§ gu gercinnen, unb
bie|e§ nidjt burd) ein ©urrogat erfe^en §u muffen, ©ie bilbete
beäf)alb ein oereinigte^ ©angeS, meil fie im ©tauben bie 33ereit=
fd)aft äu jebem .^anbetn befa^, 't)a^ fid) al§ 2öot)Itat erroieg;
tattofe§ ©tauben einigt ni^t.
©ie ftanb fomit üor jroei ^ftid)ten, oon benen fie i!^re @r=
rettung abt)ängig raupte, ha^ fie fid) gtaubenb ju ®f)riftu§ be=
!cnne, unb ba^ fie ben guten Söitten ©otte§ unb (£t)rifti tue.
Siefleyionen über ba^ 3SerI)ä(tni§ beiber Slufgaben gueinanber
raaren nid)t ha^, ma§ juerft ju i^rer Söfung erforberlid) mar.
2)a^ fie glaubte, ma§ fie al§ roat)r, xmb tat, roa§ fie al§ gut
üor ©Ott crfannte, barauf !am e§ an, nid^t barauf, ba^ fie bie
33e5iel)ungen §raifd)en it)rem ©tauben unb iljren ^Berten in einer
Ie{)r{)aften formet au§brüdte. ®er 33egriff mürbe erft bann un=
entbet)rlid), al§ bie Störungen smifd^en beiben ^unt'tionen ein=
traten, menn ber ©taube fef)tte, meit fid) am äßerf ein ©elbft-
üertrauen erzeugte, ba§ ®{)riftu§ geringfd)ö^te, ober menn ha^
SOBer! fel)tte, meil ber ©taube fid) in bie falfd)e 9fiid)tung üerbog
unb anä) ba§ ^öfe mit feiner 3ii^ßi'ficl)t becEte. SÖBeId)e§ ba§
rid)tige 3Ser{)ältni§ jmifd^en bem ©tauben unb 2Bir!en fei, mürbe
be§t)alb ju einer ^rage, rce(d)e bie apoftotifc^e £el)rtätigfeit in
üerfd)iebener Sßeife befd)äftigt t)at.
SJlit ber 33emat)rung be§ ©ebote§ :^efu mar gegeben, ba^
bie ©emeinbe ben Su^ruf ^cfu erneuert t)at. tiefer f)atte burct)
feine i^reujigung eine gefteigcrte ©d)ärfe gemonnon. ^ie pctri=
nifc^cn 9lcben ber 5lpoftctgefd)idjtc jeigen, mie bie erfte a^o-
ftotifd)e '»Prebigt in ber <^orberung ber llmt'el)r il)r prat'tifd)e§
;>^iel befa^, mobci ba§ J^reu.^ at§ ba§ grof?e ^i^uf?äeid)cn gepvobigt
mürbe, ^»fommen mit biefer ''■i^egrünbuug nannte bie „llmfotjr"
bie .£')ciläbcbingung md)t unuollftänbig, fonbern fd)loJ3 bie 33e=
rufiing jum ©laubcn ein, ba ba^:^ pofiliuo ©rgebnis^, ,yi uie(d)cm
©loube imb Su^e. 295
bic ©inneSänberung füf)ren foU, bamit beftimmt max, ha^ \iä)
it)re 9^otit)enbigfett an ber ^reujigung ^eju ergab. 2Bar bic
aSerrcerfung (£:t)rifti bie ©rf)ulb ^§racl§, fo beftanb bic Söcnbung,
bic i^m obliegt im Slnfc^tu^ an it)n. 9^ur biefcr füf)rtc bie ^n^e
p i^rcm pofitiuen ^iel unb ficf)crte fie bagegen, ein nu^lofc§
33emiif)cn ju fein. 2lu§ einem ©lieb hzv t)erfd)utbctcn ©emeinbe
iDurbe man ein ©lieb ber jum eroigen Seben berufenen ©emeinbe
nur baburd), ba^ man gum ®^riftu§ trat, ^k ^urd)tbarfeit, bic
am @rgebni§ be§ Unglaubens t)aftete, ha^ er bie erroäl)lte ®e=
meinbe gur 35erroerfung unb 3:i3tung be§ ®f)riftu^ getrieben unb
i^r baburc^ eine ©c^ulb bereitet t)attc, an ber fie mit allen if)ren
Heiligtümern fallen mu^, rourbe ein bringenbe§ 9Jlotiü, bas §um
©tauben an ©^riftug trieb. 2)a biefeS bcm ^uben nur burc^
einen 33ruc^ mit feiner bi§l)crigen 2Billen§= unb Sebcn§rict)tung
möglich rourbe, fo lag barin bic @eroät)r, ba^ bie Umfe^r nid)t
blo^ in einer Umänberung ber meffianifc^en ^^^orfteltungcn unb
ber Beurteilung ^efu beftanb, fonbern blcibenb bie 3lbroel)r be§
33öfen in fid) trug unb ben ernften ©cliorfam gegen ba§ göttlid^e
(^ehot begrünbete. ®ie§ tritt barin ju tage, ba^ fid) bie ©c=
meinbe leine Spaltung in il)rer ^^rebigt erlaubte, fo ba^ fie etroa
ben Bu^ruf nur nac^ au^en geroanbt, in il)rer eigenen SJiitte
bagegen lebiglid) bie ^reube unb 9?ut)e be§ ©lauben§ gepflegt
l)ätte; Dielmet)r geigen 3J?att^äu§ unb 3afobu§, ha^ ber Bu^ruf
an bie ©i)nagoge in ber ©cmeinbe fclbft feine ernfte fonfequcnte
^ortfe^ung fanb. ®er ^mperatio, ber sum 3Bcrf beruft, burd)
roeld)e§ ba§ göttliche ©efe^ gefd)iet)t, unb bie Söarnung oor ner^
füt)rerifdjem ©elbftbetrug nimmt im 2el)rroort ber paläftinenfifd)en
©emeinbe eine crnftc ©teile ein.
SJlan l)at bie beiben ^orberungen ^efu, bieienige, bie bie
Bu^e, unb biejenige, bie ba§ ©tauben oerlangtc, nie auf jroei
üerfd)iebene Zeiträume oertcilt, fo bafs auf eine in ber ^önitcnj
ücrlebtc ^cit eine fold)e folgen rourbe, bic nur aug bcm ©tauben
il)ren ^nt)alt empfinge. SSorftetlungen, roic bie : bi§ jum Dftcr=
erlebnig i)ahe ;^efu Bu^prebigt gegolten, je^t, feit ber ©eift ha
fei, fei man nur nod) gläubig, ober: im Slnfang be§ 6;t)riften=
ftanb§ gelte ba§ Bu^roort, bi§ bie 33efel)rung eine geroiffe aSoU=
enbung erreid)t l)abe; oon "ba an bürfe man glauben, finb bem
296 ^'^V' 8. ®ie ©emeinbe bei- ©laubenben.
bleuen S^eftament unbefannt unb üon feinen SSorau^fe^ungen an§
unmöglicf). ^ie Berufung gum ©lauben nnb gut Su^e rairb
immer at§ gleid^seitig gültig bej;a!)t, fo ha^ e§ fein @tieb ber
©emeinbe gibt, ha^ ni(i)t bie @rmäd)tigung §um ©lauben
empfangen t)ätte, unb ebenforcenig ein foIrf)e§, ha§ nid)t unter
ber 3]erpf(i(^tung 5U n)ad)famer 3(broel)r be§ ^öfen ftänbe. ©benfo
wenig ^t man bie ©inigung beiber ^orberungen baburcf) be=
roirfen mollen, ba^ bie eine at§ njeniger n)id)tig nur bie 'dioUz
be§ 9JlitteI§ erf)alten I)ätte, ha§ nur ber anbern biene, roeber fo,
ha^ t>a§ ©tauben blo^ al§ ein Hilfsmittel für bie fittlitf) ricf)tige
Seben§füf)rung beurteilt mürbe, noc^ fo, \)a^ bie ^u^e blo^ al§
ber unentbel}rtirf)e ®urd)gang jum ©tauben erfdE)iene, fonbern
man f)at beibe ^^orberungen unb 93ert)ei^unge» ^efu al§ üöUig
gültig beja{)t. ^ie ©emeinbe ift berufen, @otte§ ®nabe baburd)
ju empfangen, ha^ fie (S^rifto glaubt, unb ift berufen, @otte§
3BiUen baburd) gu tun, ba^ fie alieS ^öfe lä^t. 2ln ber ^eilig^
feit unb unbebingten 9flotmenbig!eit beiber 2öortc ^efu ^meifelte
bie ®{)riftent)eit nid)t unb brad) it)nen üon if)rer bebingungStofen
@efd)(offent)eit nid)t§ ah.
2tud) ber ^eibe mar burd) tia§ ©oangetium 5U einer um^
faffenben SÖBenbung berufen, gu einer sTrioTQocfyri, 2tcta 15, 3. @§
fonnte aud) I;ier fein ©tauben entftetjen, ha% nid}t au§ ber 33u^e
I)erDorginge. ^autuS I)at im S^ömerbrief "tia^ ©tauben baburcf
begrünbet, ha^ er guerft bie Söu^e bemirft. 2lu§ ber ©elbft*
befd)utbigung, n)eld)e bie 3Serbammtid)feit be§ ^öfen ot)ne 2lu§=
flud)t äugeftet)t unb üor ©otte§ ©erid)t oerftummt, entfielet burd)
bie 58otfd)aft üom ®()riftu§ 'i>a^ ©tauben. 3It§ Reifer au$ ber
©ünbe roirb er bejat)t. 2)arum fonnte *jßautu§ feine ^rebigt
üottftänbig gur ©lauben^^prebigt madjcu, of)ne ba^ er baburd)
bie S^teue in i()rer Söal)ri)eit unb Sßidjtigteit uertürjt bättc. <^-ür
it)n I)at ba§ ©tauben bie [.leiävoia ebenfomenig neben fid), raie
biefelbe für bie 9Jlänner in ^ei^ufalem üom gläubigen ^ofenntniö
ju ^efuS gefonbcrt mar. 5(uc^ '^paulusi benennt golcgentlid; bie
SÖenbung ju ©ott atö 'Jlnberung ber ©efinuung, monn er an
bie ^itbftd)t ber göttlid)en ©üte nod) abgcfel)en vom Serf (Sljrifti
benft. ^er 9J?enfd) crfäljrt aud) in feiner natürlidjcn ''i^o.Meljung
}u ©Ott nid)t blofj götüid)cu ^iorn, fonbern awd) güttlidje ©üte
©taube unb 33u^e. 297
unb ©cbulb, bie ben S^td ^at, i^n t)om 33öfen ab§ubringcn,
6inne§änt)erung §u erzeugen; unb fie rcäre bie .^itfe für ben
SJtenfrfien, rcenn fie suftanbe fänie, diöm. 2, 4. 3Birb aber
®^riftu§ in§ 2(uge gefaxt, fo crl)ält bie ?^rage: wa§ folten wir
tun? it)re üolle 2(ntn)ort in bem einen SBort: glaube an \^n,
9iöm. 10, 9. 2(cta IG, 30, rceil nur baburrf) bie ^Befreiung be^
^Dlenfd)en Don ber (Srf)ulb unb bamit aud) üon ber @ebunbent)eit
an ha^ böfe S3eget)ren empfangen wirb.
5(uc{) 3ol)anne§ ge(}t nirf)t oon ber menjd)lid)en ©ünbe unb
Strafbarfeit, fonbern non ber göttlicf)en ©üte unb .^ilfe an§
unb fommt baburd) auöfd)Iie^lid) jum ©laubenSimperatin, ot)ne
ba^ baburd) ber ©egenfa^ ber 2ßelt gegen @ott üerbecft würbe ;
üielmel)r gelangt biefer baburd) gur burc^bringenben Offenbarung,
hü^ ber SJlenfd) nur im @)tauben an 3^fu§ öus i{)m t)erau!§=
ge()oben mirb.
'^ennod) blieb ber 53egriff „^u^e" ber 5?ird)e unentbef)r(ici^.
2)a§ negatioe Urteil über ba§ eigene ^anbeln unb ba§ pofitiüe
Urteil über 3efu 2Ber!, bie -i^erneinung ber forrupten ^ege{)rungen
unb bie S3ejal)ung ber ©nabe @otte§, ftellten fid), fo feft bie
©inbeit ift, bie fie uerbinbet, hod) aU ^troa§ unterfd)eibbare§ bar,
unb i(}re Unterfd)cibung (}atte beSroegen praftifd)e !öebeutung,
rceil fie bei oerfebrter Haltung be§ 9JienfcI)en fid) fonbern unb
au^einanberbrec^en. 1)er 5Jlagier ©imon glaubte, 3lcta 8, 13,
unb l)atte bod) ein ^erj uoU ^ogl)eit, 8, 21. ^n ^orint^ waren
alle ©laubenbe, unb bo^ leitet ^^aulu§, fid)er mit burd)bringenbem
^iefbtid, bie SSermirrungen in ber ©emeinbe barauf ^urürf, ba^
oiele it)re alten t)eibnifd)en ©ünben, namentlid) im gefd)led)tlid)en
33erl)ältni§, nid)t bereut l)ätten, ^n) f.iemvoiqaavieg, 2 ilor. 12, 21.
®arum t)ei^t ber ^ebräerbrief bie Umf'e^r oon ben toten Serfen
weg unb ben ©lauben ju ©ott t)in mit einanber bie 93afig ber
d)riftlid)en ^•ri)mmigl'eit, ^ebr. 6, 1 ; unb Slcta 20, 21 roirb bie
paulinifdje ^rebigt in bie beiben Sorte gefaxt: Umfel)r ju ®ott
l)in unb ©laube gu unferm .^errn ;3efu§ ®t)riftu§ l)in. äöerben
33u§c unb ©laube nebeneinanber gefegt aB Bereinigt bie ^lu
menbung ju ©ott bilbenb, fo ftellt fid) bamit bagfelbe '»Problem
nod)mal§, "iia^ in ber unbebingten ©djä^ung be§ ®lauben§ neben
ber nid)t weniger unbebingten Sd)ä^ung be§ SGBerf§ entt)alten ift.
298 Ä'JP- 8. Sie ®einetnbe ber ©laubenben.
^n ber SSeriüaltung ber ©emeinbe !am bie 2)oppetf)ett ber
S3ebingungen, an bie ber .^eiläempfang gebunben raar, baburcf)
jur ©eltung, ba^ nicf)t nur am ^rurf) be§ @lauben§, fonbern
aurf) an ber fttttid^en 33erfeI)Iung, raenn in i^x ein beraubter unb
bef)arrlirf)er SBille lag, bie firc^Iid)e @emeinfd)aft enbete. äöirb
mt 18, 17 neben 1 5!or. 5, 11 geftellt, fo lä^t fid) baran nid)t
jroeifeln, t>a^ man im ganzen ^ereict) ber ©emeinbe feine ®Iauben§=
gemeinfrf)aft mel)r at§ DorI)anben ^ugeftanb unb el)rte, n)o fittlid)e
konflüte beutlid) unb unlöSlid) f)eri)ortraten.
2(ud) bie§ mar für bie flare, Don ©cfiraanfung freie S)ire!tion
be§ @Iauben§ auf ben ©{)riftu§ ^in oon großer ^ebeutung, meil
e§ baburrf) für jebermann erkennbar blieb: e§ gebe feine ha§
^eil garantierenbe ^ird)e. 9Jlan fonnte au§ \i)x rcieber f)erau§=
fallen, aud) nacf)bem man if)r angel)ürt l)atte. ®ie 3ii9el)örigfeit
5ur Mrc^e trat nie al§ ©urrogat für ben ©lauben an (£^riftu§
ein, unb t>a^ ©lauben üerf^ob fid) nid)t uon ®f)riftu§ auf bie 5^ird)e
hinüber. @§ jeigt fid) oielmeljr 5. ^. bei 3uba§, ebenfo in ben
^aftoralbriefen, ba§ ftare ^emu^tfein, ba^ bie enge @emeinfd)aft,
n)eld)e bie 5^irc^e §n)ifd)en ben ©laubenben l)erftellte, ^wax einer=
feit§ eine unfd)ä^bare fitttid^e .^ilfe, anbererfeit§ aber aud^ eine
Steigerung ber fittlid)en ©efaf)r bebeute, weil burd) bie ©emein=
fc^aft aud) ben oerunreinigenben, üerfüf)renben ©inroirfungen Der=
meierte 9Jlad)t gegeben mirb. @ö blieb be§l)alb unbcjroeifelt, ha^
aud) ganje ©emeinben mieber fallen fönnen, unb ber ©l)riflu§
Seud)ter, bie if)m gef)eiligt rcaren, aud) raieber t)on \l)xex (Stelle
rüde, menn bie ©emeinbe fünbige. Solange bie ©laubenben
mit aufrichtigem ©ruft ©rlöfung üom 53öfon fud)ten unb bie (Se=
meinfd^aft mit (Jt)riftuö baju begeljrten, bamit fie nid)t fünbigcn,
fonnte il)nen bie 5lird)e nie an ©t)rifti (Stelle treten ; benn bie ^ird)e
ift bem fittlid)cn ''^>roblem gegenüber ol)nmäc!^tig ; t)icr gibt e^3 nur
einen .joelfer, einzig ben Spenber beä ©eifte^. Solange e§ barum
beutlid) blieb, baf? burd) Sünbe baö .^eil uerloren rcerbe, fonnte ha§
©tauben nur auf ben (£t)viftu§ geriri)tet fein, uon meld)em allein bie
(Srlöfung üwn 'i^öfcn empfangen u)erbcn fann. @9 läf^t fid) aud) au
bicfcm 3;atbeftanb beobadjten, u)ic bie trüftige, reinlidje '-i^ufuv bie
baö 'öbje and) im ^ufctmmcnleben ber ''■örüber miteinanbei ab=
ftie^, bireft crrocdtenb unb förbernb auf 'i>a<:^ ©tauben eiugeuiivft l)at.
maxibi unb »u^e. 299
^a^ üom @rnft unb ©dimcrs bcr 58u^e 3(uf(öjung unb
^egrenjimg bei ©laubenl ausging, blieb barum au§gefcf)Ioffen,
roeil bie ©emeinbe fid) bie in i{)rer 33erufung burrf) (£{)riftug
entt)altene 3]ergebung ber ©ünben mit üarem ^erou^tjein an=
geeignet f)Qt. ®er ©rlaf? ber ©ünben bitbet für fic nid)t blofe
einen ©egenftanb ber Hoffnung, obrcof)! er erft mit ber (lr=
frf)einung Gtjrifti jur uoUenbeten Xatfarf)e werben roirb, ba er
nirf)t weniger al§ bie ^eftrafung eine gerirf)tlid)e %ai ®otte§ ift.
^ann roenn (£f)riftu§ rid^tet, rairb bie an ibn glaubenbe ©emeinbe
uon aller ©iinbe frei gefprüd)en werben, ^nbem fie aber je^t
fcl)on in bie ©emeinfd)aft mit il)m nerfe^t ift, !^at fie bie 33er=
gebung je^t fd)on als it)r gegenmärtigel ®ut. "^arum gefd)iel)t
ber (Sintritt in bie ©emeinbe burd^ bie 2:aufe, welche bie 33er=
gebung im .^inblidf auf (£l)riftu§ sufagt. So würbe gteid) mit
bem ^^eginn ber d^riftlidjen Unterweifung für jebermann bie ganje
|)öl)e be§ rf)riftlid)en ®lauben£(ftanbe§ entf)üllt, weil bem hu^--
fertigen 2(nfcl)lu^ an (£l)riftuö mit ber ^iaufe bie 23ert)ei^ung
gegeben würbe, ba^ burrf) fie nid)t nur bie ganje fdt)ulbbelabene
3Sergangenbeit füwol)l beö .Reiben wie be§ ^uben getilgt, fonbern
auct) für bie ^ufunft bie fittlirf)e ''Jtoi gel)oben unb bie Befreiung
üom ^i3üfen geficl)ert fei. ^atjer l)atte bie Xaufe für bie ®urcf)=
bringung ber 33u^e mit bem Glauben gro^e 2öi(^tig!eit, weit
burd) fie bie 9ieue unb bie 33ergebung, ha^ @eftänbni§ ber ©d)utb
unb ba§ 33e!enntni§ ju ®t)riftu§, ber Slbbrud) ber bilt)erigen
SebenSfübrung unb ber ©mpfang ber ©nabe in einen unb ben=
felben Slft t)erftod)ten war.
^ei ber (Sd)ärfe ber 3lntitt)efe, mit bei: fid) ha§ d)riftlic^e
3eugni§ gegen haii 3uben= unb |)eibentum wanbte, wäre es nid)t
unbenfbar gewefen, wenn bie ©emeinbe fid) al§ @enoffenfd)aft
berer fonftituiert l)ätte, bie „bie täglid)e 53u^e" üben. "Das trat
nid)t ein, weil bie §u 6;i)riftus fid) ^efet)renben ernftl)aft glaubten,
bie ^^ergebung fei it)nen gewät)rt, woburd) fie öon ber Stngft
wegen ber ©ünbe, be§ ®erid)tä, be§ 2;obe§, be§ 2:eufelg frei
würben. ^t)r ©tauben war ©ewif^beit, ba^ bie ©ünbe mit allen
il)rcn ^-olgen überwunben fei unb feine -öegrenjung ber Siebe
unb ©emeinfd)aft @otte§ mit bem ©taubenben bewirte, ©o
ift burd) t^a^' ©tauben bas S^efultat erreid)t worben, ba^ bei
300 ^öP- 8. Sie ©emeinbe ber ©laußenben.
bcr (Semeinbc ber S^teuigcn bie „üolt geworbene ^^reube" fieimtfd)
roar, ;3üt). 15, 11. ^af. 1, 2. ^il. 4, 4. Slcta 2, 46. 47. m tüiber^
fuf)r if)r, it)a§ i^^r ^eju^ t)erfprod)en f)atte: bem Umfet)renben
rourbc ba§ ^efÜtctb unb bcr S^ling geretdE)t unb ba§ SRaI)l ge=
ruftet, unb bie, in beren 9Jiitte er trat, ftanben nid)t groUenb
auf ber «Seite, fonbern taten ba§>, wovon fie raupten, ha^ e§
aucf) bie Sngel im .^immel tun, unb feierten mit.
^ür bie (Sinigung t)on ©tauben unb ^u^e p normaler
3Öed)fetrcir!ung mar ^efu ^reu§ eine t)öc^ft mir!fame ^oteng.
^enn e§ ma(i)te an ber offenbar roerbenben ©cfiutb pgleid) feine
©nabe, bie biefelbe trug unb überraanb, firf)tbar. ©ein Sterben,
meld^eS bie ^iotmenbigfeit ber Umfetir ermieS, mar üon if)m §u=
gteirf) pm fräftigen ©laubenämotio gemadf)t. ©(i)on in h^n
petrinifc^en hieben ber 2lpofteIgefdE)irf)te tüirb p§ in biefer Söeife
üerroenbet, raeil burd) ben unget)euren ^reoel ^§rael§, ben e§ mit
ber ^reujigung ®|rifti begangen t)at, nid)t ha^ ®erirf)t, fonbern
bie Umfet)r begrünbet rairb, beren pofitiueä (Srgebni^ ber ©laube
an it)n ift. ^nbem 3^rael pm ©tauben an ben berufen rcirb,
ben e§ freujigte, bamit e§ uon it)m nid)t ba§ ©eridEit, fonbern
ta^ 9leid) empfange, mirb ba§ ^reu§ ^ur Offenbarung ber üolt=
fommenen ©nabe Gt)rifti, melcfie für ane:§ ^öfe Übergebung l^at.
©laube an ben, ben 3§raet gefreu^igt ^at unb ber bennod) fein
©rretter bleibt, mor ©erci^eit oollfommener SCitgung jeber©rf)ulb.
S'lidjt minber beutlid) prägen bie ©oangelien biefe Stellung ber
©emeinbe au§. 3efu .^reuj mirb nid)t al§ Sc^mierigfeit bcljan=
bclt, bie in ber ©rinnerung ber ©emeinbe prücfgeftellt mürbe;
t)ielmel)r wirb il)r 33lid feft auf bagfelbe gerid)tet unb aud) bie
;lj;iefe feine§ Seiben§ burd) ba§ ©ebet in ©ctljfemane unb am
Äreuj auSbrüdlid) l)erüorgcl)oben. Xk S^iefe feinet Seiben§ mürbe
nid)t nur barum a\§ Söurjel be§ ©laubcn^:^ mirl'fam, meil ©t)riftu§
burd) basfetbe l)inburd) feine ©nabc unb li>ert)cif5ung ben ;3ü»nf^"^i
unb ber Söclt bemat)rt, fonbern uoüenbö barum, meil er feine
©nabc in feinem Seiben üollenbet l)at, inbem er biefe^ mit bem
Sillen trägt, uom li^ater für bie Seinen li>erföl)nung unb ''V>CX'
flebung ju ermerben. ®af3 fid) ba§ !Oiad)beuten bor apoflolifdjcn
ajiänncr in ben ba§ iircuj bcjal)enbcn Sßillcn ©l)rifti vertieft unb
bie barin entl)altene ©nabc 5unel)mcnb entfaltet t)at, jcigt ebenfalls.
maiibc imb Suftc. 301
lüie fmftig unb einträchtig ftd) if)r ©tauben mit ber diem ^lu
fammenfrf)to^.
33on ben (Störungen be§ ©laubeng, hk im fpäteren 33erlauf
ber ©ejc^ic^te mit ber 5lreu5e§te{)re in 93erbinbung ftetien, ^) ift im
^ereirf) ber apoftolifc^en ©emeinbe nod) nid)t§ gu fet)en. ©ie
tarnen fpäter bat)er, ba^ 3efu§ burd) bie ^reu§e§tat §um 23ater
^in rair^fam ift. 2Bä{)renb er burcf) biefelbe, ha fie if)m ja ba§
Seiben unb Sterben bringt, nid)t unmittelbor bie Sage be§
9Jienfc^en ceränbert, gibt er bagegen burc^ fie @ott feinen @e-
f)orfam, übt feinen ©otteäbienft unb errairbt burd) benfelben für
bie 2ßelt bie 3Serft)f)nung unb 9f?ed}tfertigung. ®arau§ entftanb
bann ein 33ruc^ im ©tauben, luenn bie Stftiüität ^efu auf bie
^affioität ©otteg, ba§ ©rbarmen ^efu auf bie Un'barmt)er5igfeit
©otteg, fein ^^erföf)nen auf bie Ungnabe ©otteä begrünbet rourbe,
ba ja erft ^e]u§ ha§ göttlid^e ^^ergeben ung üerfd)afft 1:)aht.
5ßor biefem ©ebanfengang niar bie gan§e ©emeinbe baburc^ ge-
fc^ü^t, ha^ ii)v fd)on roegen ber !(aren Stneignung he§ meffiani^
fd)en ©ebanfeng ^^efu Senbung burd) ben SSater unerfd)ütterlic^
feftftanb. Sllte:^ ^anbeln 3efu ftammt bat)er au§ bemjenigen
be§ 33aterg unb ift felbft eine ©otte^tat. SRan ermog jroar mit
Stufmerffamt'eit bie probuftioe 9)lad)t feinet ^reujeS, burc^ tt)e(d)e§
er felbft für bie ©emeinbe jum ©eber ber ©nabe mirb; er t)er=
mag bie§ aber nur burd; feine Senbung um berjenigen ©nabe
Witten, bie i^n ben Sireujeämeg fül^rt unb it)m beffen ?^rud)t, bie
5(uferftef)ung, befeuert, ^ie ®inf)eit be§ auf ^efu§ unb auf ©ott
gerid)teten ©laubenä blieb beä^atb aud) in ber Betrachtung feinet
2:obe§ uni)erfet)rt, unb e§ trat nie burd) ben 53(ic! auf ^efu
5^reu5 Unglaube gegen ben $ßater in ba§ ©tauben an ^efug
t)inein.
%vi§ ber innigen 3>erbinbung ber Bu^e mit bem ©tauben
ergab fid), ba^ bie Bu^prebigt bie Pflege ber ©emeinfcf)aft rceber
mit ^s^vati nod) mit ber f)eibnifc^en 33eoöIferung aufget)oben l)at.
^ür bie Sc^utb ber ^u^ßttfc^oft t)atten bie apoftotifcf)en SJlänner
feine ®ntfc^ulbigung. ®a§ Strafmort ^efu über bie 3^erborben=
!^eit it)rer grömmigt'eit mirb al§ gültige^ Urteil geet)rt unb ha§
^) Wlan emfige bie @efrf)id)te bei- ikgriffe: meritum, satisfactio,
saciificium.
302 Aap- ^' ^t^ ©emeinbc bev ©(nubenben.
^reuj mad)t üoKenbg ben S^lu^m ^^§rael§ ju nirf)te; @ütte§ @e=
ric^t na!^t t^m. ®te ©eftalt unferer ©üangetien bezeugt anjd)au=
lid), raic ftar unb tapfer ber 5!ampf gegen bie ©i)nagoge burd£)
bie ©emeinbe fortgeje^t luorben ift. S)enno(f) fanb feine ©epa=
ration Don ^^'^ciel ftatt. ®a§ beruf)te nid)t nur barauf, ha^
feine alten Heiligtümer, bie ©d)rift unb ber Stempel, bleibenb al§
^eilige ©oben @otteö gee{)rt rcurben, raoburd) bie Separation
oom bamaligen forrupten ^§rael nicE)t üerl}inbert morben wäre,
fonbern barauf, ha^ bie ©enbung ^^\u fortbauernb fräftig auf
3§raet tro^ feiner ©cEjulb unb feine§ Unglaubens belogen würbe,
fo ha^ e§ in hk 2Serföf)nung be§ ^reu§e§ eingefaßt unb bie
2lufrid)tung au§ feinem g^att \i)m. offenget)aIten mirb. ^ener
DoUenbete @Iauben§af't, ben ^^aulu§ im ^tic! auf 3§rael voU=
äief)t: „roenn etliche nicf)t glauben, wa§ liegt baran? (Sollte il)r
Unglaube ®otte§ Streue entlräften?" 9?öm. 3, 2 beftimmt nid)t
blo^ ha§ 3Serl^ättni§ h^§ ^aulu§, fonbern m6)t minber bagjenige
bcS ganzen apoftolifc^en ^reife§ gu ,3§rael. ^)
9f?ur burdf) i^ren @lauben§ftanb mar e§ ber ©emeinbe er=
müglid)t, tro^ be§ totalen ^rucf)§ mit it)rer Umgebung bennod)
nid)t 5U einer ©efte su entarten, bie ftd) egoiftifd; in firf) t)er=
fd)lo^, unb nur baburd^, ba^ fie biefe @efaf)r fiegreid) übermanb,
unb fic^ nid)t barauf einlief, bie ©emeinfc^aft mit :^v§rael ju
äerbred)en, mar fie imftanbe, in jenem ©lauben 5u bleiben, ha^
nid)t baS eigene 9ied)t Derfid)t unb bie eigene ©rö^e berounbert,
fonbern auf (Sl)riftu§ gerid)tet ift.
^en gried)ifd)en ©emeinben ftellte fid) aber bie 9lufgabc im
5öer!e'^r mit it)rer f)eibnifd)en Umgebung in äl)nlid)cr ^^eife. ^ie
i^erbammlid)l'eit be§ l)eibnifd)en 2Befen§ ftanb jebem ©lieb ber
©emeinbe au^er ^rage, unb bod) l)at fid) bie ©emcinbe nid)t
ängftlid) non it)rer Umgebung äurüdgejogen. ®er d)riftlid)e ©attc
lebte in ber gemifd)ten (&i)t fort, man fa^ aud) bie (£l)riften am
t)eibnifd)en 2ifd) al§ ©oft, unb bie mannigfad^en ^^o?)icl)ungcn
bcö gcmerblict)en ;iieben§ mürben nid)t abgebrod)cn. "Ohir bie
Unbebingtl)eit beö apoftolifd)en ©laubenS ermöglid)tc bic^i, in
') ii<ou ber .tto^cit be« ®Iauben«i, bie ber "l^flcflc ber ©emeinfdjoft mit
ber opuoflofle burd) bie i^tüölfc hn Wnmbo lieiU, luirb bn, \w man von
„3ubaiömu«i" jc. ^u rcben pflej^t, \MM ooü'lu'ii.
mawbQ imb 33uf5e. 303
beffen Slünfequen§ e§ lag, ha^ ^aulu§ bcm (Saft be§ |)eiben
jagen fann: bie @rbe ift be§ .^errn, unb bem rf)nftltd)en (Satten:
nicf)t bu rcirft burrf) ben Reiben beftecft, fonbern ber ^eibe ift
burd) bic^ get)eiltgt. %a^ in ber llnbebingtf)eit be§ ©tauben^
@rf)ebung nirf)t nur über bie ©cfjäblirfjfeiten be§ ^flaturlaufeg, fon^
bern aud^ über bie @efä()rbung burct) bie bämonifd^en dM6)k ent=
\)aiUn ift, ern)ie§ firf) ^ier a(ä t)on großer praftifd)er 33ebeutung.
9lur bie (Seiüipeit be§ ©iege§ aud) über alle teuflifd)en 9}läd)te
ermöglidite ber ©emeinbe einen freien unbefangenen 9Serfet)r mit
ben Reiben tro^ ber unt)ermeiblid)en 53erü{)rung mit i^rer Sfieügion.
^n feiner jarteften innerlid)ften (Seftalt trat baiSfelbe ^Ißvo--
blem in ber ©emeinfc^aft ber (Slaubenben miteinanber t)erDor.
^n ber 33etätigung ber ^u^e mar eine lautere 2öaf)rt)aftigfeit
gefegt, n)eld)e ba§ ^öfe an fid) felbft unb an ben anberen in
feiner |)ä^lid^feit unb 93erberblid)feit TOat)rnimmt unb üerneint.
SBenn barau§ nid)t Sntfrembung unb ^fotierung entftanb, fo
mar bie§ nur burd) bie fräftige ©ntfattung be§ (Staubend mög=
lid), metd)e ba§ göttliche S^ergeben unb (Seben ebenfo ernft auf
fic^ unb jeben trüber bejog, mie ha§ 33u^roort ge!)anbf)abt mürbe.
'2)a§ 'i>ertrauen, ha§' bie 33rüber unter einanber oerbanb, mar
unmittelbar ha§ (ärgebni§ be§ auf ben ^errn gefegten ä^ertrauenä.
^n it)m berul)t bie ^unerläffigfeit, bie fie für einanber f)aben ; fie
finb für einanber möwi iv xvqi'o). '2)af)er fam bie i^reif)eit,
bie jeber bem anbern gemäf)rt, bamit er nac^ feiner eigenen @in=
fid)t f)anble, meil ber ^err i^n leiten unb üor bem 33öfen be=
maf)ren mirb, 9töm. 14, 4. ^eil ba§ ©tauben bie (Semeinfc^aft
trägt, roirb fomof)! ha^ Sebürfnig ber trüber burd) bie ^^ürbitte
in ba§ ©ebet aller aufgenommen, at§ aud) it)r @ute§ unb t^r
©rfolg allen sum ©runb be^ ®anfe§.
®al)er erbält aud) ba§ 3Sertrauen, ba§ bie Siebe bem anbern
ermeift, Unbegren5tl)eit: Ttiacevet 7cavm, 1 ^or. 13, 7, raa§ nur
baburd) möglid^ mirb, 'ba''^ ba§ 33ertrauen ju (Sott ein unbegren§te§
ift. SCßeil ber ©taube ®otte§ %aht unb .^ilfe auf alle§, rca§
im Seben be§ anbern liegt, be§iet)en barf, ift bie Siebe niemals
genötigt, p »erjagen, fonbern barf it)r SSertrauen auf alle§ au§=
bef)nen, rca§ in "iia^ ^ebürfni§ be§ anbern fällt.
%\t Briefe geigen, 'üa'^ ber 9Serfel)r in ben apoftolifc^en
304 '^^P- ^- ^^^ ©emeinbe ber @(au6cnben.
©emcinben überaug offen unb innig, ahiv gleirf)5eitig uon allen
^teinlirf) feiten unb ^u^^^i^Ö^^^'^iten frei wav, raorin unmittelbar
ein 3ßtcl)ßi^ fü^ ^^^ -^ö^^ if)re§ @lauben§ liegt. 9^irgenb§ finbet
ficf) eine ©pur oon argn)ö^nifcf)er Überrcac^ung ber ©emeinbe^
genoffen, nirgenb§ eine felbftquälerifcf)e ober ben anbern gegen=
über inquifitorifc^e ^eicf)tregel, ober eine in^ steine I)erunter=
fallenbe Siegelung be§ religiöfen ober gefellfcl)aftli(i)en 33erl)alten§.
3Bo bleiben bie liturgifcfien 3Sorfc^riften, bie Slnrceifung über bie
Prüfung ber SCaufberoerber, bie ^eftftellungen über bie ^äufigleit
ber ©ottesbienfte, über bie ^öl)e ber ©elbbeiträge, furpm über
all bie taufenb Kleinigkeiten, bie im 35erl'el)r ^raifcljen un§ 9)lenfcE)en
fofort für bie gegenf eilige Beurteilung fo bebeutfam finb? ^n
all bem jeigen un§ bie 33riefe lebiglid) eine ert)abene ^reil)eit.
2)a§ mar ni^t blo^ bie äöeife be§ ^aulu§. @^ ift bei ^etru§,
bei ^a!obu§, bei ^ot)anne§, in ben Briefen ber 3lpot'ali)pfe an
bie fleinafiatifc^en ©emeinben, im .^ebräerbrief genau ebenfo.
2luc^ ha, voo lleine ©in^el^eiten befprocl)en merben, roie bie 3^rage,
mer auf bem Boben unb mer auf bem ©effet fit3en folle, bei
^afobu§, ober rcie bie ^^rauen e§ mit ber Kopftract)t t)altcn
foUen, 1 Kor. 11, mirb ba§ Kleine barum berül)rt, meil e§ mit
ben I)ö(i)ften ^i^^^n ber ©emeinbe in SSerbinbung tritt. ®ie @r=
fdieinung ift um fo auffallenber, roenn man einerfeit§ bie
Kleinigf'eitgfrämerei ber ©r)nagoge, an§ ber bocl) bie leitcnben
Seute fämtlid) f)erfommen, anbererfeit^ ta^ fc^on ftarf mit Ktein=
lid^!eiten belaftete „®t)riftentum" be§ sioeiten Ocil)rt)unbert§ baneben
l)ält. ^a§ mar nid)t möglid) ol)ne ha^ mäd)tige ©lauben ber
apoftolifd)en 9Jiänner mit feiner ftillen 9f?ul)e, bie alleg bem ^errn
übergibt, unb mit feinem energifd)en Sßillen, ber in ben ed^ten
•Heiligtümern bie reirf)e Füllung für bog Seben ber ©injelnen unb
ber ©emeinbe Ijat.
2Öie tapfer man in ber ©emeinbe bie fünblid)en 9?eiäe ah'
iüel)rte, roirb an ber agfetifd^en Beniegung fid)tbar, bie oon 9ln=
fang an in i^r tjeruortrat. ^n ^."^orufalcm lourbe h<x§ gefamte
©runbeigentum oon mand)en ,^ugiuiftcn ber ©emeinbe oerfauft.
^auluiS t)erjid)tet mit Bomufjtfein auf bie ($l)e, unb Ijat mit ben
iRonntl)ern über bie 'J^rage gefprod)cn, mic meit bie GbclofigFoit
im :3"lcreffe djriftlic^er Bo(ltomimMil)eit liege. 1)ie 4Borte o^lu
(Glaube unb »u^e. 305
an ben 9'?eicf)cn, ben er aufforbert, aüe§ su oerfaufen, mit t'f)ren
^araüeten, aud) ba^jentge pgunften ber @f)eIofig!eit, üerbürgcn
ot)nef)in, ba^ ber entfagenbe SÖtIte gegenüber ben natiirli(f)en
©ütern rceit in ber ©emeinbe oerbreitet raar.
^ür ben ©laubensftanb berfelben bilbeten bie 3(§feten leidet
eine größere ©(^roierigfeit, al§ bie in befonberer Sffieife burd^
Gräfte be§ @eifte§ 2lugge§eicf)neten , roeil ber SSorjug berfelben
au§ it)rer fittlirf)en Seiftung entftanb, unb ficf) auf bie ^reil)eit
üom Sojen unb auf bie 3^äf)ig!eit §um rüftigen '2)ienft ©t)rifti
bejog. 2(n ett)ifd)e QuU ^ängt fid) aber fofort 9lotn)enbigfeit;
rcer f)ier jurücfbleibt, auf bem liegt ein SJiafel, n)ä{)renb oerftärfte
fitt(ici)e ©nergie t)öf)eren 2öert unb ?fini)m cor ©ott unb ben
Srübern bringt.
3lllein biefe @rfd)einungen , bie teid)t am 3Sor^anbenfein
einer a^fetifc^en iBercegung t)aften, mürben, fomeit fie firf) aud)
in ber neuteftamentlid)en ©emeinbe regten, »ergl. 3(cta 5, 1 ff.,
tapfer unb fiegreid) unterbrücft. 23on einem jur 2l§fefe brängen=^
ben 3i^ang fann feine y^lebe fein, aud) nid)t üon einem 2t§feten=
ftanb, ebenfomenig Don einer ^erabfe^ung berer, bie i^ren 33efi^
bef)alten unb in ber @f)e leben. ®aä ift raieber eine§ ber @r=
gebniffe be§ @taubeni§. 9Jian mar in ber ©egnerfc^aft gegen 'üa^
33öfe 5U mutigen Xaten bereit, eierte fie unb banfte benen, bie
burd) itjre fittlid)e Straft bie ganje ©emeinbe ftärften. SIber ba§
©tauben 3iel)t feine 5lraft nid)t au§ ber 53u^e, unb rcirb burd)
biefe nid)t oerfrümmt. äöie immer bie äußere ^üf)rung beg
Seben§ geftaltet roerbe: nid)t burd) biefe, fonbern burd) bie 3Ser=
bunbenl)eit mit bem 6f)riftu§ ift bie .^eit§frage gelöft, bie SBürbe
be§ SJf^anne^ oor @ott unb in ber ©emeinbe begrünbet unb bie
©leic^ftetlung aller erreid)t. ©o mirb "OaB gange ©ebiet be§
Seben§, in meld)em bie Slöfefe fid) betätigt, jum 33ereid) ber 5rei=
t)eit, unb nid)t ha§ 9]atürlid)e , fonbern erft ha^' ©ünblic^e unb
nur biefe§ mirb üon ber ©emeinbe abgefto^en, aU unoerträgtid)
mit jebem (S^riftenftanb.
9lur burc^ ba§ frud)tbare reine ^neinanbergreifen ber Su^e
unb be§ ®lauben§ mar e§ ber ©emeinbe möglid), auf ber ^öl)e
il)re§ ©lauben^ bie ©renje gegen ben ^anati§mu§ l)in unoerle^t
5U erhalten. 3}lod)te fid) bie (Stärfe ber Überzeugung noc^ fo
Sc^Iatter, S)cr ®taube im SK. 2eft. ^0
306 ^^P- ^- ^if ('»üMueiHbe ber ©(aubenben.
fteigern: eine felbftjü^tige 2;enben§, bie ha§ ?Rt(i)t be§ anberen
mi|ad)tet, blieb burd^ ben ©rnft, mit bem ha§ ^öfe al§ »errcerf^
lief) empfunben unb oerneint tüirb, au^gefc^Ioffcn. 3öenn aud)
einjetne Sorte unb Stfte, rcenn fie ifoliert rcerben, einen fanati=
fcf)en ©d)ein an ficf) traben, 5. ^. ba§ 2lnatf)em be§ ^aulu§ über
bic, bie ein anbere§ ©oangelium prebigen, bie Übergabe ©injelner
in bie ©eroalt be§ ©atan§, ba§ Urteil be§ ^ol)anne§ über bie
iübijrf)en ©emeinben ber 2([ia, fie feien ©emeinben be§ ©atan§uff.:
biefer ©d)ein üerfd)tt)inbet, roenn biefe Urteile nict)t ifoliert, fonbern
pfammen mit ber fie umgebenben ®eban!en= unb SOBitlen§geftalt
erroogen merben. ^enn biefe lä^t nie einen 3"^^ifßt baran ent=
ftet)en, ha^ ber a^tebenbe frei oon jeber egoiftifcf)en S^enbeng mit
ber üolten 33ereitmiüig!eit f)anbelt, fofort mit bem anbern bie
@emeinfcf)aft in ungebrod)ener Siebe §u erneuern, foroie bie§ ot)ne
SSerle^ung ber 2Baf)rf)eit unb @erecl)tig!eit gefc^el)en fann. ^n
biefer ^inficf)t ift aud) bie 2lrt lel)rreid), roie bie ^olemi! gegen
tia^ .^eibentum gefül)rt roorben ift; e§ ftel)t 3. 33. bei ^aulu§
nid)t ein einzige? SGBort, ha§ auf ha§ gried)ifc^e ^eibentum ^o^n
unb SSerac^tung rcürfe.
^a§ im ©lauben unb in ber ^u^e begrünbete Sföollen führte
bie ©emeinbe, mie ^i\\i 3ßort unb 2:at e§ i^x gezeigt ^tten,
5ur Siebe; fie f)atte fie nid)t blo^ at§ ©ebot über fid); fie mar
it)r gegeben, meit it)r bie erlebte ©nabe jum Cluell be§ eigenen
Siebeng roarb. "^urc^ it)r Sieben geraann fie ba§ gute ©emiffen
in it)rem 23cr'^alten, unb bamit ftet§ neu bie ®lauben§fäl)igl'eit.
^ätte bie ßt)riftenl)eit ba§ ©tauben uom Sieben abgcfdjieben,
fo t)ätte fie aufgetprt, eine ©emeinbe ber ©laubenben ju fein.
Sieblüfe§ ©lauben eint nict)t.
3öeil il)r ©lauben in ber 53egrünbung be§ Sieben§ fid)
frud)tbar erroieS, blieb fie gegen ben 2:ugenbbcgriff tro^ feiner
mächtigen t)elleniftifd)en ^rabition gefc^ü^t. Söeit biefer auf bie
Gntmidtlung ber 5lräfte unb Steigerung ber Sciftung§fäl)igfcit
als Selbftjiücct" l)inuiie§, trat er mit bem ©lauben in St'ollifion
unb luarb uon biefem überiuunbcn. Wii ber Slbmenbung uom
eigenen 3d)/ wie fie im ©lauben gefd)iel)t, uertrug fid) nid)t ba§
Selbftgefü^l ber Xugenb, iuol)l aber bie Sclbftlofigfcit be§
SiebenS.
maiibc uiib (^efe^. 307
Tlii biefem beiüafirte firf) bie ©emeinbe aud) if)rc Überein=
ftimmung mit bem @eje^, ba§ 5unärf)ft in if)r in berfelben 3Beifc
in Geltung ftanb, raie in 3ef« 3üngerfrei§.
S)a§ Söort : roir l^aben ben ©^riftu§ gefunben, mit bem fidf)
bie jünger an 3ßfu§ anfd)toffen, trug nicf)t bie ^rage in fid), ob
n)oI)I ba§ @efe^ noc^ gültig fei. Stnalog mar bie Stellung ber=
jenigen, bie l)ernad) pr ©emeinbe l^insutraten. ®a§ @eje^ unb
ber G^riftu§ ftanben nebeneinanber unb ftorten fid) nid)t. ®a§
@efe^ mar ein @egebene§, längft 33ürl)anbene§ unb beftanb at§
üon ©Ott gegeben fort ; bie ©egenmart be!§ et)riftu§ mar baneben
bie neue Xai unb ®abt @otte§, bie erfannt unb be|al)t raerben
mu^. 'Otur burd) ben 2lnfd)tu^ an il)n, atfo nur burd) glauben
an il)n, l)at man ba§ S^teid), luä^renb bie ©rfütlung be§ ©efe^eg,
menn fic mit ber SSerroerfung ©^rifti üerbunben ift, nid)t in bag=
felbe bringt. ®er 9?abbi, ber im 9iat berer ^a% meiere ß^riftuö
freu§igten, mod)te ein ooUenbeteg 9Jlufter ber @e[e^e§erfüllung
fein unb mar bem S^teic^e boc^ fern unb ging bem @erid)t ent=
gegen, ©ine Unterorbnung beg ©laubeng unter ha§ @efe^ lag
in biefer ^wf^mmenfügung beiber !eine§n)eg§. ^a§ ©lauben
tonnte in ber ©emeinbe nie blo^ al§ „@rgän§ung" be§ @efe^e§
betrad)tet rcerben, meil bie 33egriffe „9?eid)" unb „ß^riftu^" für
nienutnb, ber fie ernft nalim, blo^ con fefunbärem SSert gemefen
finb. Sowenig it)r ha§ emige Seben ber 2luferftef)ung blo^
eine „@rgän5ung" be§ gegenmärtigen Seben§ mar, fonbern i)a§
nHit)r!^aftige Seben, um be§rcillen fie ba§ gegenmärtige miliig preig
gab, f omenig i^r ^efu§ nur al§ (Sjeget be§ ®e[e^e§ galt, fon=
bern al§ ber 5^önig, ber ^err, ber 2ßeltrid)ter unb SOßeltöoUenber,
ber Sol)n @otte§, für ben fie fid) t)on ben ©yegeten be§ @efe^e§
oerfolgen lic^, f omenig il)r bie ©emeinbe be§ ®t)riftu§ ai§ ein
3ln!^ang sur Si)nagoge galt, fonbern al§ bie ©emeinbe ©otteg,
feine .^eiligen unb 3lu§ermät)lten, 'i)a§ malere ^§rael unb erf'orene
!i^olf ©otte§, mät)renb bie Si)nagoge, bie (5t)riftu§ oerrairft, bem
^all entgegengel)t, ebenfomenig mar il)r iia^ ©tauben ein ergön^en^
ber S^]ai^ äur S3eobad)tung ber Sa^ung, fonbern bie neue gro^e
©otte:§gabe, in ber \f)x gefd)en!t mar, roa§ 'Oa§ ©efe^ nid)t gab
unb nid)t geben fonnte unb rooUte, nämlid) ba§ D^eid). '2)al)er
bilbeten fid) auf l)eibnifci^em ©ebiet lebiglid) burd) Übertragung
308 ^^P- ^- ~'^ Öemcinbe ber ©laiibenbcn.
ber ierufalemitifd)cn ^rebigt gefe^e^freie ©emeinben. SBie man
in ^erufalem taB @efe^ rceber prebigte nod) befämpfte, fonbern
bcn ©firiftuS al§ gefommen üerfünbigtc unb gum (Stauben an
i^n berief, fo rcurbe in ber 2)iafpora ba§ (Slauben an iljn bem
Reiben Dorget)aIten als bal, ma§ il)n sunt 9ieirf)ggenoffen madjt,
unb e§ war bie unmittelbare S^olge ber 3Sert)ältniffe, ha^ ber
^eibe ba^ @efe^ nid)t t)ielt al§ ^eibe, unb ber glaubenbe ^ube
e§ i)ielt atä ^ube.
®er 33eroei§ l^iefür liegt in ber für ben ganzen 33er(auf
ber @cfd)ic^te bebeutfamen Satfacfje, bie offen!unbig ift, ha^ e§
für bie d)riftlid)en ®inge feine apoftoIifrf)en ober urcE)riftti(f)en
©a^ungen gibt. ^) ©ollen mir un§ benn uorftetlen, bie ©emeinbe
in ^ctufatem ^ab^ in ber ^afuiftif be§ ©abbat§ unb 3et)nteni uff.
ein !^ocf)n)idf)tige§ 21nliegen gefe^en, bagegen i{)ren eigenen ©onber*
befi^ in einer ^rei'^eit be{)anbelt, bie uon ©a^ungen nid)t§ mu^te?
®ie 2(bn)efenf)eit eine§ apofto(ifd)en 9lomi§mug in ben rf)riftlid)en
fingen ift aber offen!unbig. ^ag Unfer S3ater galt ber ®e=
meinbe at^ dou ®f)riftu§ f eiber if)r gegeben; be^megen f)ielten e§
lueber 9Jlarfu§ nod) ^ot)anne§ für nötig, e§ in if)rc ©oangelien
aufäune{)men, unb ber Seyt bei 9]^attt)äu§ unb fiulfa§ geigt, ba^
e§ nic^t gteid)Iautenb in ber ^irc^e gebetet mürbe. Stuf bie ©afra=
mente f)at fid) bie gan§e ^öf)e be^ apoftolifd^en (§Iauben§ ge=
rid)tet, ba^ in it)nen ben gegenmärtigen unb gebenben ^errn uor
2lugen I)at. ^a'^er wirb, roo tjon if)ncn bie ^ebe ift, ia§ gange
^ei(§gut in fie eingefd)loffen. Slber rao finb aud) nur 3lnfät3e
gu einem auf bie ©aframente be5üg(id}en ^Jiomi§mu§ aufäujeigen?
2Bo ift bie apoftolifc^e „2;aufformeI" ? So bie ©atjungen für
ba§ 2(benbmat)I? 2)ie (Erinnerungen an ^cfu§ finb al§ f)eiliger
33efit3 in ber (Semeinbe gepflegt morben. Unfere 2^e;i"te geigen
un§, mie frei uon aller ängftlic^en iöud)fttäbelei bie 3(u§mal)l unb
Sleprobuftion berfelben burd) bie (Srgä^ler beforgt mirb. ®ie
33orftellung Dom jubaiftifdicn Urd)riftentum bel)erbergt einen grellen
') 2)0 bie Jatfoc^e, bie I)ier flCflcn boii oiuu'blict)cn vtii^ni^Jm»'»-'' ^i'i" i'ifti'n
i^üiiflcr nn5^cflU)rt ift, mit nllcm, uukj biiJljci iilu-f iJUt unb 'JJt'afi bciS mcOvift^
li(^en (Mlaubcnö jur ÜH'obnctitiiiirt ^'1'»/ i'> lUHMciuftimimmi^ [toljt, fiinn fie mit
il;rem Wcflcntcil mir bniiii ucrtnufdjt luovbiMt, lüoiiit bio iviiijo im uoraurtcljcubcn
bargeleflte Iatfn(I)cmcil)o fnfficrt luirb.
f
maube unb ©efe^. 309
©elbftiütberfprurf) ; benn fie mu^ benfelben SJlänncrn gefe^tid)e
Okbunbenfieit in ben jübifrfjen unb pneumatifd)e 3^reit)eit in ben
d)rifttirf)en fingen beimeffen. (Sie mu^ anne{)men, \i)x ©taube
t)ahe tjingereid^t um beim Unjer 33ater ba§ @ebet üom ^orma(i§^
mu§ frei ^u (}alten, aber nid)! f)ingereid)t, um if)n beim jübifd)en
9^itual 5U überminben ; it)r ©laube ^ahz in ber S^aufe unb im
5lbenbmat)I in ber inmenbigen 9ftealität be§ 2lfte§ fein ©enüge
gel)abt bagegen beim ©abbat unb ber 9?einigf'eit ben firf)tbaren,
törper(id)en ä^erric^tungen eine retigiö§ entfcE)eibenbe ^ebeutung
beigelegt. 3ßer ^ier mit biejem ftarfen ©tauben t)anbette, ber
[taub aud) bort über bem ©efe^.
®ie ernfte ?^rage, bie fid) üon Stnfang an an ba§ ©efe^
f)eftete unb bas ^utereffe ber ©emeinbe fräftig erregt ^at, er=
gab fid) au§ ^efu ©ebot unb be^og fid^ nid)t auf baS 33ert)ättni§
bes ©efe^eö gum ©tauben, fonbern auf bag üon ©ott geforberte
äöerf. ©erabe biejenigen Orbnungen be^ ©efe^e§, n)etd)c bie
fromme 53etriebfamfeit ber ©i)nagoge am meiften befd)äftigten,
bie 9teint)eit, ber ©abbat uff., t)atte ^z\u^ nur ot§ 3^ic'f)^n
bet)anbett, bie für fid) attein mertto§ finb unb innerer O^üttung
bebürfen. ©^ ergab fid) jebod) au§ biefer oeränberten ©tettung
5um ©efe^ fein (Streit mit bemfetben, ha ^efu§ bie :^bentität
feinet ©ebot$ mit bem 3ict bc§ ©efe^e§ na^brürftic^ bezeugt
f)atte. ®ie (Sd)ät3ung ber einjetnen ©tieber ber ©efe^gebung
mar eine oöttig neue geworben; biefe waren aber baburd) nid}t
obrogiert. ©ott beget)rt nid)t ben ©abbat, fonbern ^armfjer^ig^
feit; bamit mar ber ©abbat nid)t oerboten. 9lic^t bie 3öafd)ung
ber ^3änbe, fonbern bie Steinigung be§ ^er§en§ erfüttt bas ©e=
bot; barau§ fotgte nid)t, ha^ bie 2ßafd)ung ber ^änbe etma§
33öfe§ fei. ©ie mürbe eö nad) i^efu Sßort bto^ bann, rcenn
fid) ber ©et)orfam an it)r erfd)öpfte unb fie an bie ©tette be§
götttid)en ©ebot;^ fe^te. ©o mar freitid) ein abfotuter ©egenfa^
jum ©efe^eSbienft ber ©i)nagoge begrünbet, ber in atten Briefen
beuttid) 5U 2;age tiegt. 3(uc^ gmifc^en 3afobu§ unb ber 9Jiifd)na
gibt e§ feine 3Sermitttung ; ba tiegt eine „©inneöänberung" ba=
Smifd)en. ©§ ftanben aber aud) nic^t ©efe^e^bienft unb ©efe^eg=
auft)ebung gegeneinanber, fonbern bie ©emeinbe erfüttte aud)
it)rerfeit§ ha^ ©efe^, im '-öemu^tfein , nun erft „in ba§ oott^
310 ÄrtP- 8- Sie ©emeiiibe bev ©laubenben.
fommene ©efelj I)tneingef^aut" §u I)aben, rcobei in ungebrod)ener
©emeinfc^aft mit ber ganzen ©emeinbe ^^i^^t^t^ aurf) bie äußere
©al3ung fortbe[tef)t.
9tl§ aber jroei ©nippen t)on ©Imibenben nebeneinanber
beftanben, foId)e, bie bem ®eje^ untergeben, nnb fo((i)e, bie üon
il)m frei roaren, rourbe bie ?^rage xa\6) bringlid), rcie firf) ber
©laube §unt @efe^ üerfialte. ^arin, 'öa^ überl)aupt ba§ 3^^=
|ammenbeftef)en beiber (Gruppen möglicf) rcar, erroeift fid) raieber
bie Eraft be§ opoftoIifd)en ®Iauben§. ^a am @efel3 ein ab=
foluter :[ymperatiD Ijaftet, fo ha^ e§ ber SQBitIf'ür feinen ©piet=
räum (ä^t, mirfte jeber Unterfd)ieb in feiner 33eobacf)tung trennenb.
2)ag mar and) in ber ©i)nagoge jutnge getreten, ha fic^ bie
Spaltungen im ^^olf unb bie §ierarcf)ie be§ 9iabbinat§ au§ bem
i)erfd)iebenen 9)]a^ ber ©efeljeStreue ergeben f)aben. ^e^^ llnter=
frf)iebe blieben jebod; f'lein neben ber totalen ^ifferenj innerhalb
ber ®f)riflent)eit, ha^ I)ier ber eine STeit ber ©emeinbe ha^ ©efet^
gar nirf)t I)iett. ®ie @inf)eit ^mifdien beiben Steilen mar nur
be§f)atb möglid) gercorben, roeil ha§ neue ^anb ber ©inigung,
ber „eine ©taube", in großer Sebenbigfeit 'i)a§ gan§e 9Sert)alten
beftimmte. ©oroie er nur fd)n)äd)tid) i)orf)anben mar, mu^te ber
©trcit entftet)en unb e§ mürbe eine «Hauptaufgabe be§ apoftotifdjen
Unterrichte, ttar §u mad)en, ma§ ba§ @efe^ neben bem ©tauben
nod^ fei.
Übrigens brad^te ber ©rfolg ber |)eibenmiffion bem ©tauben
nid)t nur bie 3(ufgabe, über ben burd) bas^ ©efetj geftifteton
Unterfdjieb t)inmeg tieibe .^älften ber (£t)riftenf)eit ju uerbinben,
fonbern aud) eine mädjtige ©tärfung. ^ajs bie ^einbfd)oft ber
.Reiben gegen 3^^oßI ein @nbe l^abe unb bie grofje ©emeinbe
®otte§ entftebe, bilbete einen mefenttid;en l]\\c\ ber ec^djatologifdjen
(Erwartung. SRan erlebte es nun, mie ber (£t)riftuö tat, u)a§
man nad) ber i^erfjei^ung t)on it)m f)offte, unb bie uniuevfate
Ä'ird)c fd)uf.
l)k i^ebcnbigfeit bc^? ©laubcn? bat fid) aud) barin bcmdbvt,
ba^ c§ unbefd)abet feiner ungebrod;cnen ©ejuif]I)eit bod} nidjl
als bie DoUfommene j^^orm ber ©emcinfd)aft (£l;rifti mit ben
Soinigen betvad)tet mirb. !l)a§ ^^emufjtfcin eine§ ^\>?angeU?, oinoci
■iJHdilliahiMU?, begleitet bie ©eunfj()ei( bor bem stauben geu'äbrten
©tauBen unb Srf^auen. 311
@abc. 3)a§fet6e brüdft fid) im ©egenfatj 5Tütf(f)en bem ©tauben
unb ©e{)en an§, rcorin bie ©renje beffen, raaS ber ©taube ber
(^iegenroart einpftan^t, f)eroorget)oben rairb. ^ie ©emeinben fet)en
^efu§ je^t nicfit, t)aben if)n überf)aupt nie gefe^en, unb gtauben
borf) an it)n, 1 ^etr. 1, 8. ®ie 33ert)ei^ung ^z\u gitt bem ©tauben,
bev o^ne ju fet)en gtaubt, ^of). 20, 29, rcomit gegeben mar, ba^
firf) bie (Stettung ber ©emeinbe bteibenb t)on berjenigen ber
■Mpoftet unterfc^eibet. „^t)n get)ört, mit ben eigenen 9(ugen ge=
jet)en unb mit ben Rauben berütirt §u t)aben", ba§ bitbet ben
bie Stpoftet au§3eict)nenben ^efi^, 1 ^o^. 1, 1. ^er ^ebräerbrief
betont ben ©egenfa^ gum ©et)en at§ ein n)efenttirf)e§ SJlert'mat
be§ @tauben§ unb t)at eine ftarfe ©mpfinbung für bie barin
ttegenbe ©d)iDierig!eit, bie au§ bem ©tauben eine Stufgabe
marf)t, bie ber ^rief burd) ben 9flacl)n)ei§ begrünbet, ba^ fie
äu atten Reiten benen, bie ©otte§ 3eugni§ für fid) beget)rten,
geftettt raar, unb aud) oon il)nen getöft raurbe, ^ebr. 11. Stber
aud) für '!pautu§ tiegt im ©tauben nid)t nur ber 9f?eid)tum, fün=
bem aud^ bie ©d)ranfe unferer ©egenroart, weit ber ©taube auc^
it)m in einen ©egenfal3 gur ©eftatt, eldog, tritt unb barum ein
^•ernefein üon 3efu§ bebeutet, ha^ ber ©runb ju ber bem Sterben
freubig entgegeuftrebenben ©et)nfud)t wirb, 2 ^or. 5, 7.
tiefer ©egenfa^ ift junädjft burd) ben ©ang beg Seben§
3efu begrünbet. ©r t)aftet an feinem i^reuj unb an feiner ©r-
t)ebung in ben ^immet. "^aburd) ift aber aud) haS ©efd)id ber
©emeinbe bebingt. ^\)x innerer 53efi^ unb i^re äußere Sage
fielen jueinanber in fc^arfem .^ontraft. ^\)tc ©taube bringt if)r
einerfeitö ben ^efi^ be§ 9teid)§, anbererfeit§ bie ^^erfolgung, unb
ba§ gibt i^m ben ©t)arafter einer ernften Slufgabe, bie eine be=
t)arrtid)e Spannung be§ 2Bitien§ in 3tnfprud) nimmt.
®ie ©emeinbe t)at ben ^rud, ber auf if)r tag, at§ „^e^
mtät)rung be§ ©taubenS" Derftanben, ^at 1,3. 1 ^etr. 1, 7.
diöm. 5, 3, ba er eine oerftärftc 33etätigung begfetben nötig
mad)t. 3n biefer ©eiüi^beit, ba^ bem ©tauben ber ©ieg bleibt,
löirb rüieber feine Unbebingtt)eit fid)tbar, unb e§ ift ein 6)axah
teriftifd)e§ 8^iö)en für fie, ba^ fogar bie 33erfud)ung beSroegen
al§ etmag 3Bertt)otte§ beurteitt wirb, weit fie p feiner 33etätigung
nötigt unb it)n fixiert.
312 ^ttP- 8. 2)te ©emeinbe bev ©(aubenben.
3^ür bie jübifcf)e ©emeinbe rcaren biefe ^onflüte besiegen
befonberg fdiraer, roeil bie Trennung t)on ber ^ubenfc^aft aud)
btejenige »on il)ren Heiligtümern bebeutete, unb ba§ negatioe
Urteil über it)re ganje gotteSbienftlidfie Seiftung in fic^ \d)\o%
2)agegen fträubte firf) nirf)t nur bie natürlirf)e 9^egung, bie ha§
Seiben abftö^t, aud) ni(i)t nur ber SiebeSoerbanb, in bem fie mit
i{)rem 23olf at§ (Bar\l^m unb gatjlreic^en ©liebern be^felben ftanb,
jonbcrn ba§ Dpfer, meld)e§ üon ber ©emeinbe ^aläftina§ mit
ftarfem ©tauben gebrad)t raurbe, erl^ielt feine ©djrcere baburcf),
ba^ ein religiöfe§ Sftätfel in bemfelben eingefd)Io|fen mar unb
eine t^eo(ogifd)e ©inrebe üon i^m abriet, ^a^ ^§rael ftürgte,
fteltte fid) Ieid)t al§ ein 33organg bar, ber SIpotogeti! erforbertid)
mad^te. @r erfd^ütterte gleid^geitig ha^ ©tauben, mä{)renb er nur
mit beffen {)öd)fter 2tnfpannung p tragen mar.
^ie 9^einf)eit be§felben t)at fid) baburd) bemäf)rt, ba^ bie
gegen bie 3ubenfd)aft gerid)tete ^ritif niemals aud) auf bie it)r
gegebene Offenbarung au§gebet)nt roorben ift. %k gläubige
©d)ä^ung SO^^ofeg unb ber ^ropI)eten, ber ©d)rift unb ©emeinbe,
fommt nirgenb§ in§ (Sd)rcan!en; nur bie \n§ 5lberg(äubifd)e faf=
lenbe Überfd)ä^ung berfelben mirb abgemel)rt, bie§ aber immer
fo, t^a^ bie oon ber ©d)rift felbft bargebotene ^Beurteilung für
fte §ur ©eltung gebrad)t wirb, ogt. bie 9?ebe be§ (Stepf)anu§.
©in ©influ^ ber rationalen 5^ritif be§ ^ubentum§, bie auf grie=
c^ifc^em unb jübifd)=gried)ifc^em ^oben reid)lic^ oorl^anben mar,
tritt nirgcnbg t)erüor. 5lud) bei ^of)anne§, ber fou)ol)t in ber
Offenbarung al§ im ©oangelium fd)arf bie totale ©efd)ieben^eit
ber ©t)riftent)eit com ^u^^ntum au§fvrid)t, bleibt e§ üöUig
jroeif eisfrei , bo^ 3lbral)am, SJZofe, ^efaja unb bie *'^H'opt)eten,
fomit ber ganje oon ber $8ibel umfpannte ©efd)id)t§lauf, fomof)l
ber oon i^r eingefet3te 5lultu§, aB bie oon il)r au§gcfprüd;ene
93crt)ei^ung , a\§ oon ©ott gefanbt unb gegeben p et)ren finb.
%k ©emeinbe \)at oermoc^t, alle§, rcaS an 3§^'iielS j^römmigfeit
©laubc mar, ju bemal)ren, unb fid) bcnnod) oon il)m ju fd)eiben.
©21 fielen im ^Jleuen ^eftament jmei 1)ofumente, bie un§
bie ©rö^e biefcr Seiftung be§ ©laubenS uorbalten, 9iöm. 9—11,
roo "»PaulusJ fogar ben römifd)en ©l)rifton, nidjt nur bciijonigen
^erufatcm«!, ben Sturs .Vvaelö nur baburd) crträglid) ju nuKt)en
©tauben unb £c^aueii. 313
üermag, ha^ er fämtlicfje @(auben§mottDe n)ir!fam mac^t, oon
ber 33eugung unter bie abfotute Dbmad)t ©otteg an bi§ i)inau§
äur unerfc^ütterlic^en ©eltung ber göttlid)en Bufage unb beren
mit bem @nbe fommenben ©rfüllung; fobann ba§ ©oangelium
be§ 9Jlattf)äu§ mit ber ©inorbnung ber ganzen 3trbeit (£I)rifti
in bcn ^ampf mit ^§rael unb bem ^t)arifäi§mu§ , fo ba^ c§
if)m für ba§ ©oangelium jum ^auptsmecf mirb, uerftänblic^ ^u
mad)en, marum ^e\u§ bie ;5ubenfd)aft nid)t berufen tonnte unb
burfte, fonbern ben Äreusesmeg ge{)en mu^te, um at§ 2(uf=
erftanbener feine jünger an alle ^43ölfcr ju fcnben.
2)a§ eine biefer ^ofumente ftammt uom einftigen ßöKner,
ba§ anbere üom einftigen ^^>t)arifäer. ^eibe Ratten uor itjrem
Zutritt ju etiriftuS bie ^eiligfeit unb ©öttlic^feit be^ @efe^e§
an fid) fetbft erlebt, ber 3öüner, inbem feine Sünbe uom ®efe^
üerroorfen unb geri(^tet würbe unb fein ©eroiffen fein Urteil
t)eiligen mu^te, ber ^-^j^arifäer , inbem ba§ @efe^ if)m feinen
©otte^bienft ermöglicl)t unb feine Siebe 5u ®ott unb jur ®e=
meinbe erroerft unb pr ^at gefül)rt t)atte. ':llf)nlid) rcie \l)v 2eben§=
lauf fal) aber bie inmenbige ®efd)id)te üieler in ber ©emeinbe
au§; bie einen Ratten fid) am ®efe^ ein böfe^, bie anbern ein
gute§ ©eroiffen erroorben; jene l)atten feine üJiad)t baburd) er=
lebt, ba^ fie an il)m ju ©ünbern nnirben, biefe baburd), ba^ fie
mit il)m fromm gercefen finb. '-Beibe tonnten eg nid)t oerleugnen,
ol)ne eine @en)i^t)eit ju beftreiten, bie mit ber ooUen ^eutlic^feit
be§ ©rlebniffeg in it)nen ftanb. ^m beibe mar barum bie ^^rage
unumgängtid), ma^ au§ ber auf bas ©efe^ begrünbeten ©emeinbe
im 9ieid)e ß^rifti raerben fotl.
®a§ propt)etifd)e (Clement in ber 9lntmort, meld)e beibe
3lpoftel auf bie ^rage. geben, fällt nid)t met)r gan§ in ben "öe^
reid) unferer Unterfud^ung, menn aud) alle ^^propbetie „nad) ber
5lnalogie be§ ®lauben§" gefd)iet)t. *!paulu§ t)at ben ^^-ortbeftanb
unb bie fd)lie^lid)e Erneuerung ;3^rael§ mit jur Söfung be§
•j^roblemig oermenbet, mäl)renb ber entfpred)enbe ©ebanfe -ölt. 24
unb 25 fe^lt unb aud) burd) 19,28 nic^t mit ^eutlid)!eit ge=
geben ift. @§ mirb t)ier aber nid)t oon einer grij^eren ober ge-
ringeren 5lräftigfeit bes ®lauben§ ju fprec^en fein, etroa fo:
^Ilkttljäu^ t)abe nad) ben SBorten 3^f" ©ottes @erid)t, t>ci^ ben
314 ^fiP- 8- ®if ©emeinbc ber ©lauDenben.
natürlicf)en 33cftanb ^§rael§ 5erbrect)en rocvbe, t)orbe{)aItIo§ bejat)!,
^^aulug bogegen @otte§ ©nabe aud) auf bie üott^tümlic^e 3(rt
ber alten ©emeinbe belogen unb biejer aud) in ber ©nbgeftalt
be§ göttlidf)en 9iei(^§ 9?aum gen)ät)rt. %aU§' roirf'lid^ ,ein Untev=
frf)ieb in i^rem 3u^unft§bi(b beftanben ^t, fällt er in it)re
Überzeugungen, nid)t in if)r ©lauben, nieil aud) '»pauluS bie 3§rael
gegenüber freie, feiner nid)t bebürftige ^ot)eit be§ göttlichen 9f?id)ten§
unb 9flegieren§ mit noUer 5llart)eit pr ©eltung bringt, 9^öm. 9,
unb aud) 9)latt!^äu§ bie „^eiligfeit ber SiBur§el", bie @ott
pflon§te, unb ben ©ruft ber an 3§i^a^t ergangenen göttlid)en ^e=
rufung gegen jebe ^egroeiflung fd)ü^t.
2(ud) für bie gried)ifd)en ©emeinben ftellten fid) rafd) ©laubc
unb 2öiberftanb§fraft gegen ben äußeren 2)rud nat) §ufammen.
„^eft burd) ©lauben" lautet bie 9J?al)nung be§ "V^etru^ an bie
S^leinafiaten , unb aud) bei '^pauluS erplt ber ®lauben§begriff
fofort biefe Söenbung, foroie er an ^ebrängte benft, 5. ^. an bie
X^cffalonic^er, I 3, 2 ff. II 1, 4, ober lüenn er feine eigenen
@rfal)rungen erraägt, 2 ^or. 4, 13. @r mu^ ein ©laubenber
fein, lueil er an fid) ba§ Sterben ®t)rifti erfät)rt burc^ bie ftete
'»preisgäbe feinet Seben§ in ben Xoh. Malier f)at er einjig am
©lauben t)a§ SSermögen, feinen 2lpoftelberuf ju fül)ren: „mir
glauben, barum reben mir." "iDabei ert)ielt aud) für bie grie=
d)ifd)en ©emeinben bie mit bem Seiben gefegte ©lauben^aufgabe
be§l)alb eine gan^ befonbere (Sd)mere, meil ber gu erleibenbe unb
äu überminbenbe Söiberftanb nid)t nur oon einzelnen ^yeinben
ober fleinen, mad;tlofen ©ruppen ausging, fonbern rafd) an§
Sid)t trat, ba^ bie „3öelt" im ^ampf gegen ben ®l)riftu§ ftel)e
unb bie 3"9et)örigfeit jur ©cmeinbe nid)t§ @ei'ingere§ erforbere,
alö ben ■üJlut, bie 2öelt famt ibreu ÜÖladjt^abcrn ju üborminben.
®at)cr fagt bie Sßeisfagung im 'IMid auf \>a<:> antid)riftifd;e
JHcgiment über bie ßrbe: „l)ier ift ©laube ber .^eiligen",
3lpof. 13, 10. 14, 12.
©laube, nid)t Dptimi§mu§, ;^beali§muö unb bgl., tritt un§
l)ier entgegen. 3JJau l)at fid) ben 5lampf fomüt)l mit ;^§vael al§
mit ber gried)ifd)cn 2öelt nad) feiner gangen ®d)mevo boutlidj
gcmad)t, unb trat in bcnfelben mit bor vollen 'i^ovcitmiUigl'oit, gu
leiben unb gu ftevben, ein. @ö gel)t burd; bau* (^aw^*: !Oieue
©laiiben imb Sd}auen. 315
2;eftament ein ru{)iger, barum aber um fo ftärferer ajlärtriverimit.
äBeil aber ber lnfd)lu^ an 6:i)inftu§ bie größten Dpfer, bi^
^inau§ 5ur preisgäbe be§ Seben§, forbert, ftedt ftd) ber ©laube
nirf)t nur al§ bie &aU ß^rifti, fonbern aud) aU bie ^]?fürf)t ber
Gf)riftent)eit bar unb u)irb ^ur unerläßlichen '^ebingung für
ben Eingang in ha§ 9?eirf), meil man o^ne it)n bie ^rangfal
nid)t trägt.
^aburrf), hafi bie ©emeinbe ha^ Seibenfönnen nirf)t minber
a(§ @rn)ei;§ be§ @Iauben§ mertete mie bas ©erettetmerben, tjat
fie ben ©ruft i{)rer ©uborbination unter @ott im ©tauben offene
bar gemact)t. Dh ©tjrifti Seben un§ jum Seben ober fein Sterben
un§ pm Sterben an un§ offenbar mirb, mir t)aben, fagt ^^^autu§,
benfelben ©eift be§ ®tauben§, 2 5^or. 4, 13, unb ber ^pebräer=
brief I)at bie, meld)e au(^ bas fd)merfte ju leiben Dermocl)ten,
al§ Beugen für ba§ 9tecf)t unb bie 5^{raft be§ ®lauben§ uöllig
neben bie geftellt, benen ®ott mit rounberbarer -i^^lfe auf i^r
©tauben antroortete, 11, 3G— 88. 2)ic ©emeinbe üermod)tc im
©lauben „alle§", p fterben unb p leben; bie ^ejaliung (£l)riftt
ijai fie in bie 'tHn^^ gebracht.
@g mar t)iebei für ben ^eftanb be§ ®lauben§ mefentlid),
ha^ neben biefem ha^ ftarfe, t)ollc .^offen ber 3lpoftel ftanb.
'2)aeifelbe mar für bie abfoluten 33egriffe, meldte ben ©lauben§=
inf)alt ber ©emeinbe bilbeten: ^eid), (£l)riftu§, iKed)tfertigung,
emigeä Seben uff. fd)lec^t^in unentbel)rlid) , trat aber na^
feiner 9iotmenbigfeit bann ganj befonber^ beroor, menn ba§
©lauben im fd)einbar au^fid)tglofen Äampf mit ber 3Selt burd)
Seiben unb Sterben ju betätigen mar.
*J)er Sprad)gebrauc^ ber Briefe ift für ben begriff „Hoff-
nung" fd)manfenber aU für ben ®lauben§begriff. 2öät)renb biefer
in feinem '-Briefe fel)lt, erfd)eint ba§ ^offen balb al§ ha§ für
ha^ ganje d)riftlid)e i>erl)alten be§eid)nenbe Sort, balb fe^lt e§
ganj. :^m erften **Petribriefe ftet)t bie Hoffnung allein, 1, 3, ober
äufammen mit bem ©tauben, 1, 21, al§ bie ©abe, rceld)e ©ott
ber ©emeinbe burd) bie 2luferftet)ung (5l)rifti oerliel)en l)at. %k
neue Sebenbigfeit, bie un§ burd) fie gegeben ift, beftet)t im ^offen.
3lud) ^-^PauluS befiniert bie d)riftlid)e Stellung mit bem 3Bort:
in (£l)riftu§ -Hoffnung l^aben, h' Xgiaio) iilrci/MiEq elvai, 1 ^ov.
316 '^"P- 8- ®is ©emeinbe bei' GJInu&eiibeit.
15, 19. S)a^ ein auf ®{)rtftu§ gegrünbete§ ^offen im 9)lenfc^en
entfielt, ba§ ift ba§ @rgebni§ be§ ©oangetiumg. ^arum ift e§
ba§ unterfd)eibenbc 9Jler!mat be§ ©laubenben, ba^ er bie ^off=
nung ber @erecf)tig!eit abirartet, @al. 5, 5, im Unterfd)ieb uon
bem, ber fid) unter boS ®efe^ begibt. ®at)er fann fie ^]>au(u§
in berfelben Söeife roic ba§ ©tauben al§ ba§ be§eid)nen, moburd)
wir gerettet finb, 9^öm. 8,24. 5, 5. ®er |)ebräerbrief legt auf
bie ^en)at)rung ber Hoffnung aU auf bie entfdjeibenbe ^eit§=
bebingung ben S^ladibruc!, 3, 6. 6, 11. 7, 19. 10, 23. 2)agegen
fct)(t 'öa^ SBort bei ^abbu§ unb in ber 2tpoMr)pfe gan§, alfo
gerabe tta, wo ber 33Iirf mit befonberer 5^raft auf ®t)rifti t'ünf=
tige§ 2ßerf unb bie fünftige ©rlöfung ber ©emeinbe ge^t. i^o--
{)anne§ t)at aud) im erften 33rief ben begriff nur an einer ©teKe,
3,3, n)äl)renb er fonft feine 33egriffe ftet§ mieberfiolt unb neu
beleud)tet, unb jmar ba, mo er bie drroartung auSbrüdlid) üon
ber in if)r begrünbeten et{)ifd)en (^olge unterfd)eibet, unb biefe
al§ "öa^ au§ ber Hoffnung fid) ergebenbe p it)r t)in§ufügt. ®ie
.^Öffnung ift noc^ etma§ Unfertige^ unb fann in nid)t§ gergetjen,
wenn ber, ber fie t)at, fid) nic^t l)eiligt.
^ie S^erfnüpfung be§ ^en!en§ unb 2iBo(Ien§ mit ber Qu-
!unft ift im ©ang be§ 9Bert'e§ ß^rifti gefegt, n)c§l)alb ha§ .^^offen
nid)t befonberg genannt ju roerben braucht, fo mäd)tig ber ®e=
banfe unb bie 33egef)rung be§ 9?ebenben in bie ^^ufunft ftreben.
2Bü bagcgen biefe ^ejietjung jur 3ufunft abäureifjen bro!)t, !ann
fie al§ ba:^ mefent(id)e SJioment betont merben, an metd)em bie
6eligt'eit ber ©emeinbe l)ängt.
'äRit bem ©tauben ift fie boppelfeitig üerfnüpft. 93ei ©o=
t)offtem befte^en, t)ei^t glauben, .^ebr. 11, 1; auf Hoffnung gtaubt
man, "iHöm. 4, 18; um ber .^offnung luitlen ()at bie ©ciueinbe
©tauben unb Siebe, It'ot. 1, 4. 5. Sieberum ftet)t fie im l^^tjr^
gang be§ S^lömerbriefS am ©nbe al§ ha^, wa§ bie ^rud)t be§
®lauben§ bilbet, $Köm. 8, 24 ff. 5, 2. 3(u§ ©tauben märten
mir auf bie .^offnung ber ©ered)tigfeit, ©at. 5, 5. äBcil ba^:i
(5nbc be§ ©(auben^o bie (Errettung ift, tritt ju bem auf ©ott
gcftcüten ©tauben fofort ba§ ju it)m gerid)tele .)>offen bin^u,
1 ^^etr. 1,21 ugl. 9.
X'w .Hoffnung ftebt unter bem ©laubon, luoil im .^•)offcn immer
©lauben unb .'öoffen. 317
nod) eine ©c^eibung be§ 9JJenjrf)en oom göttltd)en ©eben mitgebad)t
ift; er ^at e§ nod) nid)t al§ gegenroärtige^ üor fid). SBeit bQ§
©oangelium eine gegenwärtige ^ejiefjung ber göttlid)en @nabe
gum 9Jlenfd)en oerlei^t, wirb für ba§felbe ba§ ©lauben uor bem
^offen ^auptbegriff. @§ ftef)t bagegen über bem ©lauben a(g
beffen 3Soüenbung, raeit bie gläubige @en)i^f)cit bcn gegenroärtigen
Sebeniftanb überragt unb fid) nur baburc^ al§ etroa^ ©anjcg
erhalten fann, ba^ fie bie ^ejeugung ber göttlid)en @nabe aud)
auf bie 3"f""ft erftrecft. ®ie ©nabe fönnte nid)t al§ gegen=
lüärtig, Gt)riftu§ nic^t al§ ber ©eber be§ ^immelreid)^ bejaht
lüerben, roenn fie fid) nid)t aud) fünftig betätigen würben in
einer ®aht, bie bem '2)efeft unfere^ gegenwärtigen l*eben§ftanbe§
bie üüUenbenbe .^ilfe bringt.
2)ie anregenbe ©inrairfung be§ ^offen§ auf "öa^ ©tauben ift
für unfere ^^eriobe roa^rfdjeinlici^ atg fe{)r gro^ su fd)ä^en. ^a§
ftarfe ^^ertangen, mit n)eld)em man jum @nbe t)inüberfal), fd)ärfte
bie (Smpfinbung für ben SOöert beffen, mag man fd)on je^t burd)
ben 2(nfd)luJ3 an (5^riftu§ befa^. ®a bie ;2et)re in mannigfad)er
^infid)t i^re ©igenart baburd) erl^alten \)ai, ba^ ®ebanfenrei()en,
bie im 33ereid) ber @gd)ato(ogie entftanben finb, auf ben gegcn=
raärtigen Seben§ftanb angemanbt mürben, fo fiel, je Iebt)after bie
egd)atü(ogifd)e ©eite berfelben im ^erau^tfein ftanb, um fo mehr
@emid)t aud) auf it)re in bie ©egenmart übergreifenbe ^53e5iebung.
Ser im ©erid)t§gebanfen nad^ feiner e§^atoIogifd)en ©eite lebte,
mar aud) am 9?ed)tfertigung§geban!en mit einem ftarfen ^ntereffc
beteiligt, '^üx ben, beffen teufen unb äl>ollen ber 3(uferftel)ung§=
gebanfe bewegte, war aud) ba§ je^t ber ©emeinbe gegebene ^iöalten
be§ ©eifte§ üon großer ^ebeutung, ha bie 5luferwedung burd)
bie belebenbe 9}lad)t be§ göttlid)en ©eifte§ gefd)iet)t. SBer auf
ben !ommenben ©^riftu§ mit eigenem überlangen wartete, b^ttc
auc^ ein ernfte§ ^ntereffe baran, ba^ fein 3Serl)ältni^ 5u if)m
je^t fd)on ein gefid)erte§ unb bereinigtet fei.
©0 ftellte fid) in ber ©emeinbe jene 'il)reil)eit besi inwenbigen
33erl)alten§ l)er: ©tauben, ^offen. Sieben, bie nid)t au§ bem
logifc^en ^ebürfniS nad) einem ©d)ema für ha§ rid)tige SBoüen,
fonbern unmittelbar au§ ben reellen ^aftoren, welche bie ©e=
meinben fd)ufen, entfpringt. ®at)er ift fie fc^on burd) bie ©prüd)e
318 ^iP- ^- ^ie öemcinbc ber ÖUauficiibcii.
^cfu begrünbet, unb finbct fid) in ben Briefen nirf)t blo^ bei
^autu§, fonbcrn au6) im ^ebräerbrief, 10,22—24. 6, 10—12;
ebenfo Hingt fie bei ^:ßetru§ an: I, 1, 21. 22. ®er ©l}riftu5 ift
gekommen unb bie ©emeinbe ift fein ©igentum; alfo glaubt fie.
@r roirb t'ommen unb i{)r feine ^errli^!eit geben; alfo t)offt fie.
©ein 2Biüe regiert itiren SOBiüen unb mac^t fie §ur Wienerin feiner
©nabe, teit§ an benen, bie if)n nid)t !ennen, tei(§ an benen, bie
in \\)m nereinigt finb; alfo liebt fie.
Überaus reidf) t)at fic^ ba§ apoftolifd)e ^enfen entfaltet, fo
ba^ jebeg biefer '3)o!umente burrf) bie %ü\ie be§ ©toff§ unb bie
<Bä)äx\e be§ Urteile überrafrf)t. ©onft !ennen wir aug ber @e=
frf)id)te bes menfc^Iicf)en ®en!en5 ben ^n'ß^fßt at^ beffen ftärfften
©rreger. '2)iefer f)at aber bie nad) @r!enntni§ ftrebenbe Slrbeit
ber Slpoftel nid)t beftimmt. ©irf)erlid) werben if)re SJIitteilungen
nid)t feiten burd) bie 9^üdfid)t auf ^^ragen, n3eld)e bie ©emeinbe
bewegten, geleitet, unb es fommen einzelne 2Iu§füt)rungen uor,
bie man „apologetifd)" f)ei^en fann. Slber ber @runbd)aratter
ber neuteftamentlid)en Set)re wirb nid)t rid)tig befiuiert, wenn fie al§
ein Diingen mit geiftigen ©egnern befd)rieben wirb, aus bem
Zweifel geboren unb ju feiner Überminbung beftimmt. ^$au(u§
^t 1 ^ox. 15 ober 9iöm. 0—8 offent'unbig ^i^^if^^ \^^) 9^9^"=
über, bie gegen bie 9tid)tigfeit feiner ^otfdjaft ©inreben ert)eben;
aber ber ©toff, ben er ju it)rer Überrainbung oerraenbet, flofj
tt)m nid)t erft au§ bem Dialog mit bem ©egner, fonbern au§
ber pofitioen !^erfen!ung in (5;i)rifti SBer! ju, unb ift für il)n
eine (Srfenntni^v bie unabl)ängig uon aller (Sinrebe in fid) fetbft
it)ren ©runb unb 3Bert befi^t. |)ier ^at ber ©taube, nid)t ber
^meifel, ha§ 2)enifen belebt unb befrud)tet. 5.(n ber ©emifibeit
entftanb I)ier bie ^^reubigfeit be§ ^^ragenö unb ^-orfdjeuS, am
gefannten (£f)riftu§ "öa^ 3Sertangen, „bie fiänge, breite, 2;iefe unb
^öl)e" beffen ju erfaffen, roa§ al§ äöiUe unb 2:at ©otte^ in iljm
erfd)icnen mar.')
') tjö finb rtleic()iu'lirtc A-cl)kx, lucim bie iioutcftiiiiuMitIicl)c .Uvaft bcöi .'öoffoiKS
(lue einem ^Hifi im Wlnubcn unb bie iliaft bcö Dcnfcn«s ani bom S'i't-Mfcl obor
ber ®d)iDÄd)ltd)feit beS Wtaubeuö nbj^cleitet wirb, .tiier luic bort ciitfti'l)t bio
Stftrfc ber nnbern ,"Vunftio» nid)t au ber 3(()U)ftd)lic()foit bcvS (MlaubeuvN, foitbeni
an feiner Kraft.
Ölnube unb Grfenntniö. 319
@g lag in ber 33otjd)aft üom Gf)nftu§ ein übermärf)tigcr
2(ntrieb ^ur £ef)rarbeit, lüeit mit it)v ba§ ^efte, .^örf)[tc, (Siuige
in bie ©egenraart t)ineingeftetlt unb §um ©rlebnis geraorben roar.
S)ie|e (£rt)ebung be§ ©eifteg auf ben f)ücF)ften (Stanbort ^at ber
meffianifd)e ©ebanfe jeboci^ nid)t bewirft, folange er nur Sef)re
ober Hoffnung roar; fie tarn erft baburrf) guftanbe, ba^ ber
(5f)riftu§ in ber @efc^irf)te [taub, gefannt unb geglaubt rcarb.
'2)aburc^ wax in bie t)öd)ften 53egriffe, bereu unfer ^emu^tfein
fäf)ig ift, ein fon!reter ^n^olt gelegt, ber eine ©ebanfenbilbung
ermöglid)te, n)elrf)e ©rfenntnis! raar.
2öa§ bauon bem ©tauben unb luaö bem Sieben sujuteiten
ift, t>a^ lä^t fic^ natürtict) nic^t ifotieren; fie erzeugen nerbünbet
ben einf)eittirf)en ©ffeft. ®ie Siebe benft an ben, für ben fie
lebt, datier roirb ni(^t mit geringerer 2:üd)tigfeit bes ^enfen^
neben ber S^tegierung ®otte§ unb (£t)rifti aud) ber '!pf(ic{)tenh-eis bes
9Jlenfcf)en überbackt, entfprec^enb ber @int)eit(id)feit, mit ber has
Sieben fid) ®ott unb ben trübem ergibt.
®er erregenbe antrieb be§ ®tauben§ ift aber nirf)t einfeitig
5ur ©eltung gekommen, fonbern e§ ift an ber ganjen ^enfarbeit
beutlid) äu beobad)ten, ba§ ha^ ©tauben analog roie in ^^f"
3ßort felbft, inbem e§ al§ ©rmedter be§ '3)enfene mirft, gteid)=
jeitig e§ aud) beruf)igt, 5urürff)ält unb ibm ©renken fe^t. 2Bo
ein Iogifd)er eintrieb felbftänbig wirft, tommt immer ein fi)fte=
matifc^er Quq in bie 2)cnfarbeit, ber ben ncuteftamenttid)en ^o=
fumenten gänjlic^ fef)It, t^a ibre Sef)rarbeit bann befriebigt ift,
raenn fie ber Seben§fü^rung bie ^afiö gab. ^ci ^^aulue, ber
bod) §u fi)ftematifd)er 9(rbeit au§nef)menb begabt mar, muffen
mir 5. 33. nur au§ gelegenttid)en Hnbeutungen unb unootlftänbig
fammeln, mie er fid) bie ^^erfönlic^feit be§ ©f)riftu§ gebad)t t)at,
ber @otte§ ©eftalt unb biejenige, be^ 9}lenfd)en t)at, unb finb
nid)t imftaube, feine eid)ato(ogifd)en 3(u:§fagen tücfento§ ^ufammen^
porbnen. 2luc^ an ben t)iftorifd)en ^rabitionen jeigt fid) bie
begrenjenbe Sßßirfung be§ ©laubens ftarf. '^xo^ ber jebe anbere
Siebe fd)Ie(^tf)in überbietenben ©nergie, mit ber bie jünger an
:3efu§ ()ingen, fammeln fid) bie ©rinnerungen an i^n nid)t su
einem breiten Strom. 9Jian get)t nie über ba§ ^i^^ f)inau§, ber
©emeinbe if)n erfennbar §u mad)en, unb feinem ^ilb eine fonfrete
320 -^op- ^- ^ie ©emeinbc ber 0(au6enben.
güüung äu geben, bomit fie rciffe, rcem fie glaubt, ot)ne ha^
her S3erid)t 2lnfpruc^ auf SSoIIftänbigfeit unb auf einen üon
Südfen freien 3ufammenf)ang marf)t. "^a^ unter ben Sorten unb
äßerfen ^efu ßine 2tu§n)o{)I getroffen wirb, ergab firf) nur au§
ber fteten 33e§iet)ung, in n)eld)e ficf) bie ^erid^terftattung jum
©tauben I)ält. S^lic^t graifcfien raid^tigen unb unn)id)tigen SBorten
unb Säten ^efu wirb unterfd)ieben — alleS mar am (Jf)riftu§
raid^tig — , rcol^I aber rairb ha^ t)eroorgef)oben, rconad) bie ^örer
je^t für fid) felbft greifen unb barauf tt)re SebenSfü^rung
grünben foUen.
©injig nad) berjenigen 9?id)tung, bie ber 9)leffiani§mu§ uon
9Infang an bem ©ebanfenlauf gab, fef)en bie oon ber neutefta=
mentlic^en Set)rarbeit fräftig ^erau§geI)obenen ^Begriffe ^in, barauf
nämlic^, wie bie burd) bie 33erf)ei§ung genannten t)öd)ften ®e=
bauten auf ba§, voa^ bie ©emeinbe oon ^e[u§ empfangen ^at,
an§un)enben finb. 93on ber ©egenmart f)inauä jur testen Qn'
fünft, Dom @nbe surüdE jur ©egenmart get)t ber 33Iid mit fd)arfer
Stufmerffamfeit f)in unb t)er. dagegen ift ein ^emü{)en, ba§
je^t ©eraonnene mit ber 33ergangen^eit ju oerfnüpfen, 5. 33. mit
bem <Sd)öpfung§n)erf, ober bem am 2tnfang ber 9Jlenfd)'f)eit§=
gefdE)id)te ftel)enben %aU, taimx §u bemerfen,') n)ä{)renb fid) g. 33.
bie ©nofi§ fofort mit benjenigen Problemen einlöst, bie i()r folcE)e
9iücfblidc naljetegten. ©otd)e 33etrad)tungen ftammen au§ einem
inteüeftueüen ^ntereffe, ba§ fid^ an ber SGBeite bc§ 33Iid§ erfreut
unb ein ©anjeg »on ©rt'enntniS begel)rt, ober au§ apotogetifd^en
'JUiotioen, meil bas! ©egenmärtige burd) feine ^ejietjung jur ^i^er-
gangent)eit '^iotmenbigfeit erf)ält. Über ba§ apoftolifd)e Sef)ren
f)errfd^t bagegen ba§ anbere 'üJiotio: im ©egenmärtigen ba^o ^n-
fünftige begrüubet ju geigen ; biefeö ftcl)t aber mit bem ©tauben
in unmittelbarer 33e5icf)ung, loeil e§ ba§ ©rfannte mit bem
äßiUcn unb ber "^Iß^xdji ber ©cmeinbe oerfnüpft.
®ie ^rage, mie ba§ iyerf)äUni5! be? @(auben§ ,yir intellcf-
tuellcn 5Irbeit ber erften ©cmeinbe 5u beftimmen fei, ift freilid)
') Xic Jlk'rrtlcidjmtfl '^cfu mit 3lbam bei '|Uiulii«i mtljcit fiel) bicfi'u ').U0'
blemen, bicnt ober Onupt)(iicl)Iict) .^ir flaveii (Snfaffuiirt beffen, iurt«t (Sljvifti 'ülUn-f
für bie (Meflemuart fei. Ü<encl)te, bof? v 'i^- eine ^)üicfbe^iel)uiui bc* 'Ji'orfc^!' (Shrifti
auf ben ;yaU bc« (Sotaiiö nirj}eub«i uorlieut.
&lanbe imb (Svfeniitnie;. 321
im 33ereid) unferer Unterjudjung ber am frf)ärfften umftrittenc
*!|3untt. ®ie 33orfte(Iung ift lueit oerbreitet: bieje^ ©lauben l)ahi
biejcnigen 33orgänge, raelrfie unferem 53en)u^tfein ben ©toff 5u=
leiten, oergeroattigt, unb fic^ f eiber probuftiü feinen ^nl^alt ge=
fc^affen. 9^ad) biejer ST^eorie t)ätten rcir in allen le{)rt)aften 2(u§=
fagen be§ bleuen 2;eftament§ nur Spiegelungen beg ©laubens
cor un§, ba§ fid) burcf) immer ^öf)er gefteigerte cf)riftologifd)e
f^ormeln anzuregen unb mit 3nl)alt ju füllen Derfud)t babe. Sie
liefert aber ein ^errbilb ber ®efd)id)te, foroie fie bie Don il)r an=
genommenen 23orgänge in ba§ 58erou^tfein ber Slpoftel felbft Der=
legt unb un§ biefe fo befc^reibt, ba§ fie au§ itjrem „(£t)riftentum"
l)eraug fid) ben Gl)riftu§ fd)affen, unb il)n felbft roegen ber ^^e=
bürfniffe it)re§ „©laubeng" mit @ottl)eit, (Smigfeit, SBeltregierung,
Sltlgegenrcart hti ber ©emeinbe unb mit ber bie !öollenbung
bringenben Offenbarung au§ftatten. '^üv bie ^oten ^efu rcaren
ba§ 3öirf'lid)t'eiten, bie unabl)ängig oon il)rem ©lauben befteben,
um be^millen, roaS ®ott ift unb 3efu§ ift unb offenbart. 3öill
bie 2;l)eorie bie 2atfad)en nic^t grob oerfärben, fo mu^ fie bie
üon il)r angenommenen 33orgänge in ben '^ereid) be^ Unbcrcu^ten
fd)ieben unb ben ^üufionismuS mit §u .^ilfe nel)men: ha^ fei
eben bie d)arat'teriftifd)e ®igentümlid)feit be§ „@lauben§", ba^
e§ bie mirl'famen Gräfte unb S^^i^, bie e§ bilben, bem Q3erou^t=
fein oerberge unb burd) ein roefentlid) anbere§ ^ilb oon feinem
Urfprung oerbecfe. @§ bleibt aud^ fo ben ^ofumenten gegenüber
ein l)arter ^onflilt gurücE. ^iefe befi^en ein flare§ ^ercu^tfein
fomo^l barüber, ba^ il)r teufen in einer entfd)loffenen, be^arr^
lid)en ^ejieljung §um ©lauben fte^t, fo ba^ fie fid) auf feine
fragen einlaffen, bie nid)t au§ bem ©tauben ftammen, unb it)nen
feine 3lntmort geben, bie nid)t für biefee frud)tbar mürbe, als
aud) barüber, ba^ bie 5lu§fagen über @ott unb (£f)riftu5 ot)ne 9Sor=
bef)alt ber 2öal)r^eitgregel unterraorfen finb, unb nic^t im ©tauben,
fonbern in ber SÖBirflic^feit il)ren ©runb ju fud)en f)aben. ©in
®l)riftentum, ba§ ben (£l)riftu§ beroorbringt, erfd)ien it)rem Urteil
aH S^or^eit unb Sünbe, meil eö für il)r 53en)u^tfein ber (£f)riftu§
ift, ber ba§ ß^riftentum fd)afft. 3)er fc^ärffte 2)ogmatifer in
ibrem Greife f)at bie§ fel)r energifd), 1 ^or. 15, 15, formuliert.
Üind) am f)iftorifd)en Stoff, hm bie ©emeinbe überliefert,
©cOtattev, Icv 6UouDc im 11. Xcft. :^1
322 ^'^V- 8. 2)ie ©emeinbe bei* @Iau6enben.
glauben oiele biefelbe trübenbe (Sinirirt'ung be§ ©Iauben§ auf
ben @eban!enlauf n)al)räune^inen, rae^fialb üon „ber ^robuftion
eDangelifd)er 2atfad)en" burd) bic ©emeinbe gerebet, ber ganje
33eriä)t über ^t\u SButtber, ©eburt unb 3IuterfteI)en au§ ^oftu=
laten be§ „@Iauben§" unb apotogetifd)en ^enben§en ()ergeteitet
unb ben ^re§bi)tern ^^^ufötentg ba§ SSermögen 5ugefd)riebcn
wirb, in unbeftimmter Qai)i „SBorte be§ ^errn" §u formulieren.
'5)iefelbe Slbart be§ ©lauben^ erfdjiene raieber in ber ^^feubo=
nr)mität be§ „^ot)anne§" unb ber gefd)id)tlid)en SBertlofigf'eit
feiner eingaben, ebenfo in ber tenbenjiöfen ^ßerunftaltung ber
apoftoIifd)en ®efc^id)te burd) einen pfeuboni)men Sut'a^. ©old^e
Urteile fe^en üorau§, ba^ 'öü§> ©tauben ber erften (£t)riftenbeit
öom SOBat)rf)eit§fanon faum berührt unb fic^ bafier nac^ feinem
fubjeftioen ^ebürfniS felbftänbig feinen ^n'^alt bereitet Wk. 2II§
i)iftorifd)e parallele ftel)t il)nen ber fi)nogogale SJ^ibrafd) §ur ©eite
mit feiner reid)en ^robuftion biblifc^er „Satfac^en" ot)ne !^ifto=
rifd)e ^afi§ auf ©runb tt)eüIogifd)er '»poftutate, unb 9i^nUd)e§
tritt fet)r balb nad) bem dienen 2;eftament aud) in ber 5^ird)e
I)ert»or.
^iefe ^Beurteilung be§ urd)riftlid^en @(auben§ !ommt mit
^auluä nid)t prec^t, fonbern mu^ fein ©tauben aU 5tnomotie non
ber fonft t)errfd)enben ^enbenj abfonbern. ®enn bie pautinifdjon
2)o!umente roeifen nid)t einen einzigen ^att auf, ber ben i>erbad)t
begrünbcn fönnte, ^au(u§ probujiere t)ier ein „.^errenmort" ober
eine „eoangetifd)e Xatfacf)e". 3tn feiner 2öat)rbaftigt'eit , burd)
bie it)m flor bleibt, \va^ überliefert unb \va§ feine eigene ^lusi^
fagc ifl, barf man nid)t jroeifctn. ©eine Unfäl)igt'eit , .^erren=
rcorte ju erfinben, täj^t fid) aber nid)t awi:" ber Sd)wäd)lid)t'oit
feinet „@tauben§" ableiten, ha er bcfannttid) in ber ^Kcibe ber
©laubenben an erfter ©teile ftet)t.
(Sbenfo iuiberfvrid)t ber mirftid) beobad)tbare ^eil ber
Soangetienbitbung bicfem Urteil fd)arf. ."sm '^Hn-bclttni? ber
fi)noptifd)en Xerte ,^u einanber tä^t fidj nid)t beobadjtcn, baf} mit
ber 2öiebert)otung unb Umbilbung ber Xe;L-te tiefere eingriffe in
bie ©ubftan,^ bcö ""-ik^eugten uerbunbcn niören. Dbgtcid) ba-^
brittc (Suangctium mit ooller .Uenntni^:; bev paulinifdjcn ^Jlrbcit ge^
fdirieben ift (ugl. bic ^ilpoftelg.), fo bleibt c8 bonnod) für ben
&lanbc imb (grfenntnis. 323
©runbri^ her ®f)riftotogie gleichgültig, ob ber ^^auliner Sufa§
ober ber ^aläftinenfer 3Jiattl)äu§ ber Unterfuc^ung al§ ^ap
biene, ha ber ©t)riftug be§ Sufa§ fein anberer ai§ ber bes
9JiQttl)äu§ ift unb nicl)t nad) bem 33ilb be§ ^aulu§ geformt
iDurbe. (Sbenforcenig bleibt bie 5^ongruenä be§ jo^anneifrf)eii
6;t)riftu§bilb§ mit 9Jlattf)äu§ in ben entfcl)eibenben .^auptpunften,
bie ;jefu QSer^ältnis ju ®ott, ju '^§xaQi unb jur ^üngerfc^aft
fixieren, bei it)illfürlid)er Umformung bes ©toffs nod) oerftänb^
lid). ') ®ie angeblicl)e ^robut'tion »on Sorten unb !i^aten ^^f"
mu^ oor bie ün§ beobarfjtbare ä5erfunbigung be§ ©oangelium^
()inaufgefd)oben merben; innerhalb bes burd) bie ^ofumente be=
kucl)teten ^eitraum§ l)atte fie nic^t ftatt.
ä>erfcl)iebungen unb SSerbunl'lungen in ber Strabition, 2lu§=
fonberung ber für bie ^^raji§ ber ©emeinbe iüid)tigen @efirf)tä=
punf'te unb |3urürfftellung anberer, für ben n)irflid)en @efrf)ic^t§lauf
uielleid)t nid)t unn)id)tiger ^^orgängc, gelegentlidje Unfäl)igfeit,
Segenbäre§ t)om 3ßirflid)en ju fonbern unb ben (Eintritt bid)tc=
rifd)er ^ieigungen unb Seiftungen in bie Überlieferung abjuiue^ren,
finb ;i>orgtänge, bie unferer menfd)lid)en 2)entarbeit unb SOBort=
fpenbung immer ant)aften. ^ie erfte ©emeinbc al§ fd)ted)t^in
frei uon biefen ©ebred)en ^u benfen, liegt fein 3(nla^ cor. %am\i
ift aber bie 9?eblid)feit unb 91üd)ternt)eit i^re§ @lauben§ noc^
feine§n)eg§ berül)rt. ©old)e Störungen treten neben jene iSd)n)an==
fungen im ©tauben, bie roir aud) in ber ^rayi§ beobad)ten, etma
menn jafobug ^etru§ üon ber üotlen ^Bereinigung mit ben
gried)ifd)en ©laubigen 5urücfl)alten möd)te ober rümifd)e (Sljriften
feinen 3öein trinfen mögen, meil er »ielleic^t ben ©öttern gen)eil)t
morben fei. Sßeber biefe noc^ jene ©djroanfungen mad)en smeifel^
l}aft, ha^ ha§ ©tauben biefer 3)?änner an Csefug eine ernftgemeinte
33ejal)ung mar, bie i^n nie al§ ein ^^antafiegebilbe bef)anbelt
i)at, mit bem man millfürlid) umfpringen barf.
9J?an tut ^ebauptungen, rcie: ^^feubo=3of)anne§ lf)abe fid)
feinen (£l)riftu§ nad) bem ®iftat feine§ „®lauben§" fonftruiert,
ober: bie fi)noptifd)e 3ßeil)nad)t§gefd)id)te fei „bie jüngfte ©d)id)t
ber Überlieferung", b. t). bie paläftinenfifc^e ©emeinbe l)abe 3at)r=
1) J^afüv ift nit einem luicOtiflcn '-j^iinft, am (^laubeiuJbeflviff, im ÜHiran=
fteljeiibeii bei- '-üeiueio erbnuljt.
324 ^^P- 8. Sie ©emeinbe ber ©(aubenben.
jctjntc lang »on einem SBunber in ^efu ©eburt nid)t§ geraupt,
unb bann plö^Iic^ entbecft: er fei raunberbar erjeugt lüorben,
fein Unred)t mit bem SSorwurf: ba^ fie nid)t errcogen I)aben,
rca§ glauben i)ei^t. ©oI(i)e Slonjefturen ge^en üiel p leicfjt
über bie ©rfjroierigfeiten I)inn)eg, bie i^nen üon (Seite be§ neu==
teftamentlid)en ©laubeng ern)äd)ft. 2)a^ Seraunberung bid)tet
unb ^eroenüereijrung 9Jli)tf)en erzeugt, ift ein uöllig bur(^fid)tiger
35organg. 2lber bi(^tenbe§ ©tauben, bidtjtenbe ©emi^fjeit, eine
33eia^ung, bie ungebrod)en ift unb borf) gebrochen, meit fie mei^
fie fe^e felbft "öa^, xüa§ fie bod) rcieber oI§ real' bejal^t — ha^
ift fein burc^fid)tiger 35organg. ®a^ ha§ ©tauben fdjlie^t, ift
ämeifello§ ; e§ fann bie§ fc^on be§t)alb nid)t laffen, meil e§ roill,
unb e§ nie gu einem ^ißlö^^cmfen ot)ne ©d)lu^oerfal)ren fommt.
©§ fd)lie^t fül)n, benn feine ©eroipeit l)at Unbebingtl)eit in fid).
©djlie^en ift aber feine n)iUfürlid)e Operation, fonbern arbeitet
mit ©egebenem unb ©efanntcm. 3Jian fann aud^ fagen: t>a§
©tauben poftuliere; benn e§ greift in§ ©anje unb übt eine ^ro=
lepfi§, bie ha^ 3^^^ fö^t ^^^ ^^ mirflid) ift. 3lber ebenfo fid)er
ift, ba^ ba§ ©lauben gel)ord)t, unb ba^ fein ^oftulieren an
feinem ©e^ord)en feinen ©runb unb feine ^a6)t befi^t, unb auf=
f)ört ©lauben ju fein, roenn fein ^oftutieren ha^ ©et)ord)en «er-
gibt unb anbere§ forbert, al§ n)a§ in ber 3Birflid)feit burd;
@otte§ Stat begrünbet ift.
^cft ftel)t unb für bie ^Beurteilung unfercr t^^rage rcid^tig
ift, ^a^ bie Unterorbnung ber ©emeinbe unter ^efuS al§ iljren
.^errn mit eruft gemeinter 2tufrid)tigteit erfolgte, ^^x ©tauben
mar bie @en)i^t)eit, "öa^ er lebe, alle burd)fd)aue, jeben rid)te al§
ber ?^einb aller Süge unb mit feiner mirffojuen 9[Rad)t fie bann
erlöfe, menn fie il^m eruft unb treu geljorfam feien.
^z]i fteljt weiter, bo^ ba§ 3ßugni§ ber ©emeinbe nid)t mit
ber ^lüffigfeit be§ 9)]ibrafd) bet)aftet mar, ber balb fo, balb
anberS auftritt je nad) bem !iBunfd) be§ ^^Noeten, fonbern ju einer
fcften 5i;cation gelangt ift. SBä^renb mit bem, wci^ ^|>robuft
bei* ^Ijontofie unb Ä'onftruftion nad) eigenen *;|.^oftulaten ift, fid)
nie eine ed)te, ba§ M) fiegreid) ergrelfenbe 33eial)ung oerbinbet,
fo lange u)enigfteng nid)t franft)afte ^icrftövungen bcs* foclifd)cn
iJebenS uorliegen, lä^t fid) bei ben neuteftamentlid)en 9Jlännern
(^iaube unb Gi-fenntnie. 325
nid)t barau jiDeifetn, ha^ fie an if)r (SDangetium uicf)t if)r
S^räumen, fonbetn \^x SBotlen unb ^anbcln gefegt t)aben.
©benfo beutlid) ift, ba^ tt)r 2öaf)rl)eit§begnff burd)n)eg I)Ocl^
entiüirfelt ift, unb bic Klärung unb 93erjrf)ärfung be§felbcn, rcetcfjc
bie Gfiriften^eit oov ben nid)tcf)rifttid)en SSöIfern Qu§5eirf)net unb
bic „®tffenfrf)aft" ber evfteren f)erüorgebrac^t t)at nid)t o^ne ha§
S'tcuc 2:e[tament evreid)t rcorben ift. ®erfelbe bleibt aud) nicf)t
Dom ©lauben abgefonbert, etwa fo, ha^ biefeni ein fpesieüe^
Sieüier überraiejen rcäre, rcofjin firf) ba§ Siegiment ber 3Öa^rI)eit
nid)t erftrerfte, fonbern 3ßa()rf)eit unb ©lauben finb beftänbig in
eine beraubte, unauff)ebbare 93erbinbung gebrad)t. ^ie Sä^e:
ba§ nur Sföaf)rf)eit ba§ ©lauben begrünbe, unb nur 2Ba^rf)aftig=
feit e§ ermöglid)e, gel)ören nic^t einem einzelnen neuteftamentlid)en
Sef)rer, fonbern burcf)§iet)en ba§ gaujc 9^euc S^eftament.
2öa§ immer an ber neuteftamentlic{)en Se!)rtrabition irrig
fein mag, folcf)e «Störungen finb trotj if)re§ @(auben§ in biefelbe
eingetreten, dagegen n)iberfpridf)t ber ©atj: ba§ ©tauben hciht
fie notraenbig unb abftrf)t(irf) f)eroorgebrad)t, bem flar bezeugten
^^eftanb be§felben unb f)at in einer, nid)t burd) ^^olemif geftörten,
fonbern rut)ig beobad)tenben 6)efd)id)t§forfd}ung feinen tKaum.
Beuntes Bajntcl.
Der Glaube bei Paulus.
^u ber ©emeinbe ber ©laubenben war ^^aulug roieber oor
aUen anbern berjenige, metd^er „bie gute 33otfc^aft üom ©tauben
oerfünbigt t)at", ®al. 1, 23. 2Ba§ i^n au§5eid)net, ift sunäc^ft
bie (5d)ärfe, mit ber er ba§ negatiue Urteil im ©tauben, ben
'isersic^t be§ 9JIenfct)en auf fid) fetbft, in fid) üoUsogen f)at, fo=
bann bie Straft, mit ber er bie 33erneinung bc§ eigenen S^iec^teS
unb SBerteS mit ber ^eiaf)ung ber göttlid)en ©abe ju einigen
üermod)t f)at.
3ll§ er fid) oor ^^etru§ über ben ©runb, bie 2Ibfid)t unb
ben Söert if)re§ gemeinfamen ©lauben§ auSfprad), ©at. 2, IG,
326 Äf'P- •'• ~er ©laude bei -)3auliic>.
f)at er erüävt: „andj lüir, bie wir ^uben unb nidjt ©ünber au§
ben Reiben flnb, finb an 6^f)nftu§ gläubig geworben, weil wix
lüiffen, i>a^ ein SRenfd) au§ 3Ber!en be§ @efe^e§ nidjt gered)t=
fertigt roirb". @enau benfelben ©ebanf'engang Ijat er ber @e=
meinbe in 9^om üorgelegt, \o bo^ @ül. 2, 16 in feinen einzelnen
Sä^en bie ^ufammenfaffenben ^n^It^angaben für bie großen
©ebanfengruppen be§ Sf^ömerbriefeS gibt, eine merfrcürbige 33er=
anfd)au(i(i)ung be§ 3ßert§, ben biefe Überjeugungen für if)n batten,
unb ber geftigfeit, mit ber er fie fixiert. (Sie trogen feine ganje
^rebigt Don 2Intiocf)ien big nacf) 9Rom. 2(uc^ ber ^ömerbrief
beginnt mit bem negatiüen ©laubenSmotiu , 1,18—3,20, mit
bemfelben ^ortfcE)ritt be§ ©ebanf'eng com .Reiben jum ^ui^en.
^uerft rcirb bargefteltt, roa§ „ein ©ünber au§ ben Reiben" ift,
f)erna(f) ber ^^ube bem Reiben im 9}^angel ber ©ered^tigfeit gleid)=
gefteüt, mit lebf)aftem 5lampf gegen bie auf ha§ ©efet^ fid) ftü^enbe
^uoerfic^t, in ber flar f)erüortretenben Überzeugung, ha^ fein
©tauben juftanbe, menigftenS nid)t ^u feiner ^ülle unb ^raft
fommen fönne, bi§ erfannt fei, ha^ fid) bie 9ted)tfertigung au§
ben SGBerfen be§ ®efe^e§ nid)t ergibt.
©omit entftef)t "öa^ ©tauben für ^aulu§ au§ einem totalen
3Ser5id)t auf ha^ eigene 9'ted)t unb ba§ eigene Seben, ber fid)
auc^ auf ha^ l)öd)ftc emige ^i^t be§ 9J?enfc^en erftrerft. ®er
9?ed)tfertigung ftel)t in ber rid)tertid}en ©ntfd^eibung @otte§ bie
^ßerurteilung gegenüber. 5lu§ ber 3Serneinung be^ einen Urteile
ergibt fid) bie ^ejal)ung be§ anbern. ^er Hoffnung auf 3?ec^t=
fertigung bietet fid) aber al§ ^afi^ 5unäd)ft nid)tg anbere^o al§
ba§ ©efe^ bar. ®a e§ aU Stiftung ©ottec; unbcbingte 3ln=
crf'ennung »erlangt unb barum a\§ ^fiorm be§ göttlid)en Urteile
bejaf)t merben mu^, ift bem 9J?enfd)en, big er (5l)riftug tonnt,
feine anberc (Srmartung möglid), aU bafj il)m fein ®efd)id; uon
®ottc§ ©cfe^ jugemeffen merbc. 2)er ©laubeube l)at aber er=
fannt, bafi er burd) bag ©efe^ ber i>erurteiluug unterftellt ift.
1)cr 33licf in bie ©cfal)r, ber fid) im Üknlauf bog moufd)lid)oii
Sebcnä öffnet, ift il)m mit erfd)vocfcnbov 5h-aft aufgegangen, unb
er l)at uerftanbcn, ba^ er einer „Errettung" bebarf.
1)a^ !i^orftänbnig biofeg nogatiuon Sat^eg, bag ung burc^
bie augfü()rlid)on (5rf(ärungen ))\öm. 1 3 unb 7 uon ^4^aulu§
2)ie 3(6n)enbung üom 2öerf. 327
reirf)Ucf) ermöglid)t wirb, ift pr richtigen Raffung ber paulinijrf)en
@Iauben§fteUung unentbel)tlid).
@§ ift für bie ^öl)e be§ paulinif(i)en Sef)rcn§ beäcid)nenb,
ba^ ^Qu(u§ bei aller ©nergie be§ Hampfe§ mit ber jübifrf)en
^']ut)erft(^t jeben 5^onflift mit bem guten ©eroiffen beffen, ber
bem @efe^ bient, forgfättig oermiebcn l^at. Söeil er ©lauben er=
zeugen miti mit jenem 3Ba^rf)eit§ernft, ber i^n fo gut rcie ta^
ganje ^^leue Seftament erfüllt, bleiben alle Übertreibungen aü§-
gefd)loffen, bie bem Serou^tfein eines; frommen 3uben irgenb
meiere ©emaltfamfeit jumuteten. S^iemalsi l)at er gefagt, ba^
ber SHenfct) au§ ben SQBerfen be§ ©efetjeS »erurteilt rcerbe.
'^a^ ha§, roasi er auf @el)ei^ besi ®efe^e§ tut, il)m 33erbammung
bräcl)te, mar für ^aulu§ ebenfo gut, roic für jebcn ^ubcn eine
©otte^läfterung. 2(ber all hk§ bringt it)m aud) nirf)t 9^erf)t-
fertigung, fc^üljt unb rettet il)n oor ber 'i>erbammung nid)t. ®ie
.^ilfe ift bamit nod^ nid)t gefunben, mit iuelrf)er bie @efal)r in
unferem Seben übermunben ift.
©benforcenig entl)ält biefe 9legation eine üerQcf)tlid)e 33e-
urteilung be§ 3Öer!e§, al§ läge il)r Slbmenbung com tätigen
Seben ju ©runb. 5ßielmet)r ))at ^aulu§ bie iübifd)e ^uöerfid^t
au^brüdf lid) be^megen oermorfen, meil \i)v biejenigen ^Jßerfe fel)lcn,
burc^ meiere ©otteö SBille gef(^iet)t, 9iüm. 2. ®er (Sa^, ba^
ber 3ube im @efe^ ben Unterrid)t über ba^, ma^ gerecfjt üor
©Ott ift, befi^t, rocnn er \)a^ it)m Gebotene nur täte, bleibt Don
jebem ^i^eifel befreit, ^aulu^ ^at it)n fogar ol)ne 33orbet)alt
and) auf ben .Reiben ou§gebet)nt: ber llnbefc^nittene mirb al^
befc^nitten gelten, foroie er t)ält, roa§ ba^ ©efetj al§ gererf)t feft=
fe^t, mm. 2, 26. 3)enn bie 9lorm be^ göttlicl)en Urteile lautet:
jebem, ber ba§ ®ute mirft, Sob, 2, 18. ®ie einfad) unb gro^
gebad)te ^afi§ ber paulinifcl)en ©lauben^le^re befte^t barin, ba^
©otte^ SOBille un^ jum ^un be§ ®uten beruft, ba^ e§ bestialb
feine Surrogate für ba§felbe gibt, fein 9J?ittel, burcf) ba§ ber
3Jlenfcl) ®otte§ ©unft unb (3ah^ fid) üerfd)affen tonnte, mäl)renb
er ba§ ^öfc mirft. ^ ®iefe @infid)t ift für ^aulu§, fo elementar
») ^oulu« mt^t ben falicl)en ßilowben Söraelö mit bemfelben 3Ko^, bae
bie iSu^prebigt 3ef" u"b frfioit biejenige be^ Käufers auf if)n angeroanbt l)at.
ilbrigenö ift Mm. 2 fici)er mit Menntuiö ber paralleten Jl^orte Jiefu gefdirieben.
328 ^np- ^>- 3?er «(aitbe bd ^anim,
fie ift, ba§ uötlig burd)fc|Iagenbe 9Jlotio, ba§ jebe anbete Stellung
ai§ ©tauben an ®t)nftu§ unmöglich madjt. ®amtt ift bem 2öer!
innertialb be§ menfdf)Itcf)en Seben§ au§brürftict) bie entfd)eibenbe
^ebeutung beigelegt/) unb bie paulinifcf)e ^rebigt ift fotange
nid)t Derftanben, al§ ba§ göttticf)e ©runbgefe^, ba§ ben ©dftein
berfetben fo gut raie ber übrigen ©d)rift bilbet: „@otte§ Sob jebeni,
ber \)a^ @ute roirft," mit i()r unoereinbar fcf)eint. ®ie 3(u§=
fluc{)t, 9töm. 2 fei „nur biateftifc^" gemeint, ift unrcürbig. ^aulu§
rei^t nidf)t felbft im ?^ortgang be§ Briefes ba§ gunbament, auf
ba§ er feine ©cf)(üffe ftellte, raieber ein.
®ie 33erbref)ung ber üon ^aulu§ bem Sßirfer be§ (Suten
gegebenen 33er^ei^ung bringt if)n nirf)t nur mit fic^ felbft, fonbern
aud) mit ^efu§ in ©treit, unb überfiet)t, ha^ er mit bem ©a^,
auf ben er ben 9?ömerbrief aufbaut, ^efu Söort bemafirt unb
fortgefe^t f)at. 2Bie fotl ^autu§ irgenb eine i?enntni§ Cvefu fiaben,
ot)ne gu roiffen, i>a^ ^efu Sob unb 3SerI)ei^ung bem galt, „ber
ba§ ©Ute mirft?" 3öie er hk bem ©tauben gegebene 3Ser^ei^ung
nicf)t nur an feinen eigenen ©riebniffen beftätigt fanb, fonbern
im SBorte ^efu oernaf)m, ebenfo gemi^ lag il)m bie 3SerI)ei^ung:
Sob jebem, ber ha^ ©ute roirft! im SOBorte ^efu üor.
^iefelbe Überzeugung, bie in 9f?öm. 2 formuliert ift, geftaltet
aud) hk jmeite 33etrad)tung beg ©efe^e§ im 9^ömerbrief, ^ap. 7,
bo ^ttulug bie (Srfläntnj; 3e[u über bie (Sf)cirf)eibiinrt fcimt, 1 Mov. 7, 10; bie=
fel6e ift uoii ber ^5olemif :3e[» öccjen ben "^J^sr^nrifätiMmtö nicl)t trennbar. 'i]3ouln'3
l^at biefelbe runbum nlö lüaljr unb ricl)tiii bejnbt. „JT'er .'öerr befief^lt, bnf; ein
2ßeib üon feinem aJJonne nicl)t rtefcl)ieben lucrbe;" b. l). ber .'öerr I)at bie ÜBeife,
Jüie Sgracl baS @efe^ ju erfüllen meint, werrcorfen. Sind) bnvin fe^t ^anluä
bireft ^efu eigne Urteilöiueife fort, ba^ er nicber ben '^.Uotcft gegen bcus 3^öfe
boljin überfpannt, bajj er int ^ilJJenfcfien mir ÜHife*^ fiefjt, noch bie Ülnerfennniig
be^ Wnteit baf)in übertreibt, bafj er feinetwogen bnis 'iUifo entfcbiilbigt, fonbern
baä fittlid)c Urteil bem in unö üorijanbcncn C'iegenfat) genuifj nad) beiben Seiten
in Öcltung fetjt. Derfclbe aJJenfd), ber Söerfe be8 ©efe^eö luirft, übertritt eü
bcntiod), luoburd) er fid) fd)nlbig mad)t.
') iWer biefen Satj, toie e«i bem entfpred)enben ber erften '.Jlnflngc begegnet
ift, nl« eine offenfiinbige lorljeit beljonbclt, meifj nid)t, )ue^f)alb 'l^aulnö ben
i)Jcn|d)en elenb l^iefi, lucifj cind) nid)t, loius er uon (Sl^rifttig uor feinem ^Hid)tftiil)l
errocirtctc, roeifi iiid)t, ba^ '^iaulm ?iefn Süerf, bemgemafj and) feine eigne ^;Uebigt,
ber Sünbc cntgegengefetjt l)at. T'iefe ift aber nid)t blof; ein (^iebilbe beci 'Ik-^
rou^tfcino, fonbern ein .vnnbcln, baö Üüerfe fd)afft.
Sie 3(lnuenbuni^ uoin Jßerf. 329
tüelrfie beu inncrn ©runb feiner Uufrud)tbarfeit aufzeigt. 2)aö
©eje^ gibt (5in[icf)t in ha^^ @ute, ja me^r ai§ ha§, innere 3"=
ftimmung, ^reube an bemfelben, ba§ S3eget)ren e§ p tun; benn
e§ binbet bie ^öernunft be§ SJlenfc^en an ©ott, 7, 25. Sßa§
fef)lt nod)? ®a£i 33oUbringen be§ @uten. 2ßenn jene (5infirf)t
5ur %at roerben joüte, geigt ficf) "öa^ Unoermögen, neben ber ®e=
bunbenf)eit an ®ott nod) eine anbere nid)t weniger reale ®e=
bunbent)eit an ba§ @eje^ ber Sünbe, fo ba^ ficf) unjer SOBoüen
unb unfer ^anbeln jueinanber in ©egenfa^ fe^en. ^tm^ SBiffen
unb jene ^reube am @efe^ gilt aber ^aulu§ nid)t al^ tröftenber
@rfa^ für ben 9?langet be§ guten SÖBerfg. 3)er ift ein elenber
3Jlenfd), ber ha^, voa^ er al§ gut unb üon ®ott geboten fennt,
nid)t äu tun oermag. ^ebe Billigung be§ @ebot§, bie e^ ungetan
Iäj3t, ift nirf)tig.
^arum ^t ^au(u§ aud) für bie rf)riftlicf)e ?^römmig!eit
1 Äor. 13 t)a§ 3^erlf)ältni§ §n)ifd)en bem ;3been= unb bem 2:at=
gef)alt be§ Seben§ in bcrfetben SBeifc beftimmt, loie e§ 9iöm. 2
unb 7 im 33Ii(f auf ha§ @efe^ gefd)ief)t. 2tüe nad) innen ge=
manbte Sirfung be§ ®eifte§, alte (Srfenntnig unb alle§ ©tauben
erflärt er für nid)t§ of)ne bie üiebe, bie er nid)t at§ befc^aulid)e
li^erfenfung in ©ott, fonbern fet)r nüd)tern al^ bienenbe, fielfenbe
^-Hrbeit fa^t. (Sie Rubelt. ®a§ 9J?otiü pm 33er5id)t auf bie
Sßerfe be§ ©efetjeS tft fomit nid)t Untuft am ^anbeln; umgefet)rt:
eine ungebrod)ene ©et)nfud)t nad) bem guten Söerf, bie c^ ju
ben SebenSbebingungen red)net unb feinen 3JlangeI alsi unerträg=
lid^e '!)lot empfinbet, ift it)r ©runb. ^^aulu^ l)at §eit(eben§ im
intenfiuen Sinne gu benen ge()ört, bie „nad) ©ered)tigfeit t)ungerteu
unb bürfteten".
^aö mar fd)on bamit gegeben, ba^ ^aulu§ mit ben ^e=
griffen „©ünbe" unb „Übertretung" nid)t gefpielt ^at. @r brüdt
mit benfelben eine abfolute 33ern)erfung au§, mobei er basi, roa§
bie 3SerbammIid)feit be§ 9}lenfd)en f)erbeifüt)rt, nid)t in ber i^er=
bunt'elung feine§ ^erou^tfein^, im ©egenteil im 3Biberfprud)
feinet ^anbeln§ gegen bie if)m gegebene 2ßabrf)eit fiel)t, Möm. 1,
18 ff. 2, 1 ff. ^aburd) ba^ ber gjlenfd) 33efi^er einer SBa^r^eit
ift, welcher er fein ^panbeln unb SBoIIen nid^t unterwirft, erregt
er ben göttlid)en 3^1*"- ®>^ geroi^ '^j.^autus oon ber Sünbe n)eg=
330 ^^V' ^- ~^^" ©ffinf^'c bei ^ciuluiS.
ftrcbt, fo geiüi^ ftrebt er nid)t blo^ einem 3(nf(f)auen ober ®e^
niesen @otte§ in feiner ©mpfinbung, fonbern einem ^anbeln
3«, burdE) n)eld)e§ er ber i()m gegebenen SOöaf)r'f)eit get)orjam ift.
SIber aud) bie§ mar ein 9Jli§griff, rcenn man, um ba§
negatiue Urteil über bie 2öer!e be§ @efe^e§ oerftänblirf) §u marf)en,
einen ctt)ijc^en ^efe!t in fie fjineino erlegte, entroeber \o, ba^ man
bem Ser! ben S^^ebenbegriff be§ 3lu^erlic^en gab, al§ böte ber
nac^ bem @efe^ 3öir!enbe ®ott nur bo§ äußere ^)^efultat feinet
^anbetng bar, raä^irenb er ©efinnung unb Söille bauon abfonbere,
ober fo, ba^ man im 3ßerf etma§ ©elbftifd)e§ fud^te, ein ^er=
üorbrängen be§ menfd)Iicf)en ^(i)§ jur Überf)ebung über ©ott. ^)
^!|3aulu§ mu^te freilirf) wo^, ba^ bie jübifc^e Erfüllung be§ @e=
fe^e§ oft genug finn= unb miüenlo^ nur in 2(nbequemung an
feinen 33ud)ftaben §u ftanbe t'am ober oon ©itelfeit unb falfrf)em
©elbftrul)m burrf)fäuert mar. 2{ber üon allebem entt)ält ber
33egriff „^erf" nid)t§. @r befrf)reibt lebigtid) ben ernften ©e^
^orfam, ber ha^ ®efe^ nid)t blo^ „t)ört", fonbern aucf) „tut",
gflöm. 2, 13. „'5)a§ ®ute ooHbringen" nennt bie 9(ufgabe, bie
ha§ ®efe^ ftellt, narf) it)rer ganzen @rö^e. ©ebanfen, 2öünfd)e,
(5ntfd)tüffe, aüe§ ma§ nur bem i^nnenleben anget)ört, finb nod)
nicf)t ba§, wa§ ba§ ®efe^ rcill; e§ oerlangt bie oottbrac^tc Xai,
ba§ AaiEQyaCeod-ai. 9(ud) barin seigt fid) bie ©rö^e unb 2öaf)r=
f)aftigf'eit be§ paulinifd)en 2)enfen§, baf? er oon allem, ma§ ben
äßcrfcn be§ @cfe^e§ entftellenbeS ont)aften mag, abfiel)t unb if)nen
nic^t üor()ä(t, ba^ fie bod) nur (2d)ein feien. ®r felbft I)at einft
©Ott am ©efe^ gebient, nid)t in gefinnungglofer Segalität, fonbern
fo, ba^ fein ganje^ .^erj in feinem ©otte§bienft tag, aud) nid)t
in aufgeblät)ter (Sitelfeit, fonbern mit bem 3Bort bc§ ©efe^e§
*) 2)arauf lauft awA) bie auöcblidje iycjaf)ung bcv vl)iuifiii)d[)cu 'JUiffaffuug
bcö Wcfcftcg burri) "l^fluluö IjiiiauiS, luoiiad) cv eö aXi bie „Cibmin(^ (^ei^ciifcitii^cr
^Heriite ber tUienfcljen imb Wottesü (lefrtfU l)nbe", a\i uuivbe ber, ber und) beut
(Meje^j I)aube(t, fid) in eine fnlfdte Atoorbinntioii mit Woü beiiebeii. '•|vaiilii'S liat
baö loI)iifiid)tirte/ bnö eigene ;^d) l)eruürfel)reube unb C^ott bemfelbeii bieiiftlniv
mad)cube Strebertum beutlid) fleuuß d)nrafterifiert, loeuu er oi i^ iQtO^tfag ab>
bie bc}eid)uet, u)eld)e bem ,^{orue Wotteö uerfaUen fiitb, ^){öm. 2, 8. !l>n«i i^ilt
il)m jebod) iiid)t nlö ein bem ('»k'fel^ entfpredjeubed .'oanbeln, fonbern nl^S von
ll)m ocrbommt. ol ti fgi^ttne finb nidjt bie notijrol rov v6/jov, non bcnon i^lt:
2)ie 2(biüenbunii uom (^iefet?. 381
üor 3Iugen, ba^ ber 9Jlenfd) @ott fürrf)te, unb mit ber 2Ibfid)t,
©Ott bie @^re ju geben. (Sr fa^t ben @efel3e5bienft fo rein,
fo aufridjtig, fo ernft, al§ er nur gefaxt rcerben mag, unb
fc^Iie^t if)n fo, unb nid)t blo^ feine entftellten, oerborbenen
formen, in jenen 3Ser5irf)t ein, ber nid)t üon if)m bie M^dp
fertigung ermartet. @rft baburd) entfielt ber ©egenfa^ be^ ^^aulu§
5um ^i)arifäi§mu§. ®a^ ein t)er5= unb millenlofeS ^anbeln
ober ein SÖerf, ta^ nid)t @ott jur (5f)re bienen fotl, feine @e=
rerf)tigfeit fei, fianb and) ber Synagoge feft; bal)er rüf)rt gerabe
jener rafttofe Sifer, ber bie frommen Seiftungen beftänbig t)äufte.
9hir baburrf), ba^ ^au(u§ nid)t btof? ba§ »erborbene, fonbern
fd)led)tf)in \^h^§ auf ba§ ®efe^ gegrünbete 2öerf al§ @runb
ber 9ied)tfertigung able{)nt, mad)t er bem glaubenben 3Sert)a(ten
bie 33al)n frei.
Gbenforcenig bebeutet biefer 5ßer5id)t irgenbn)eld)e 3Ibncigung
ober ßinrebe gegen ba§ @efe^. ^a^felbe ift für ^^Nauluä ot)ne
3lbäug ®otte§ ©efe^. SJlit ber 33ef)auptung, ^^aulu§ wolle bem
@efel3 rciberfpred)en, unb unterroerfe e§ al§ mangelbaft feinem
Xabel, f)at man feinen ©ebanfengang fc^limm oerrcirrt. ®er
(Sinn unb ^'^ufammenl^ang beSfelben fd)eitert fo unheilbar an ber
3(bfurbität, ba^ etrca^ getabelt unb beftritten mürbe, roa§ gteirf)=
jeitig nad) ^^orm unb ^nt)a(t al§ göttlid) geet)rt rcirb. M 9(ud)
bie fc^ärfften 2Borte über ba§ ©efe^, ha}i e§ ein ^ienft ber
33erbammung, bie ^raft ber ©ünbe, eine tötenbe 6d)rift, ber
Übertretungen megen gegeben fei, finb nid)t al§ '-öormurf gegen
ba§ ©efe^ geba(^t ; uielme^r ergeben fi^ biefelben gerabe barau§,
bafi ha^ ©efe^ ©otte§ ©efe^ ift; barum f)at e§ bie 5traft, ^orn
5U begrünben, ju ücrbammen unb ju töten, ^^aulug l^at im ©efe^
feine t)elfenbe, errettenbe 9Jlad)t gefud)t, ba ba^felbe ber rid)ter=
lid)en ^unftion ©otte§ an ber ©ünbermelt bient. Unter biefe
beugt er fid) ober ol^ne 3Sorbe!)aIt mit lauterer 2lufrid)tigfeit.
^Jfi>a§ ha^' ©efe^ mirft, empfinbet er al§ Unfeligfeit unb Sob;
aber er f)abert barüber nid)t mit ©Ott. 2)a§ ©ebot ift f)eilig,
gered)t unb gut, unb aud) ber 2)ienft 9}]ofe§, obmol^l er ein
^ienft ber SSerbammung ift, f)at ^errlid)t'eit , wenn fid) aud)
^) 3>ie meitere 2liiefiiljninc^ über bie pnulini)cf)e Seigre üom @efe^ geijört
in bie neuteftamentlirfie ijf^eologie.
332 '^«P- y- ^t^r C^ianhc bei -:paulu!§.
md)t bie ganje unb bleibenbe ^eri-Iic^f'eit ©otte§ in if)nt offene
bart, 9?öm. 7, 12. 2 ^or. 3, 7 ff. 2)ann beftet)t bie negatiüe ©eite
am @(auben§a!t bc§ 3lpofteI§, ba^ er ba§ ©efe^ nac^ feinem
^nf)alt unb 9?erf)t unb in feinen Söirfungen, fo f(^mer§ti(f) unb
lebenjerftörenb fie für ben 9JIenfd)en finb, unbebingt bejat)t. @r
f^at be§f)alb bem @efe^ gegenüber com erften 9(nfang feine§ @e=
ban!engang§ bi§ f)inau§ sum legten 2(bfd)Iu^ beäfelben ein üöUig
beruliigte^ ©emiffen. ©eine ©tedung ift bemfelben fonform; er
anerkennt unb fjanb'^abt e^ naii) bem if)m üon @ott gegebenen
2ßefen, Qw^d unb Sßert.
@r I)at fomit baburd), ha^ er bie Serfe a\§ „2Berf'e be§
@efe^e§" be§eid)net, nid)t einen SHafel an benfelben, fonbern
it)ren SGöert ^um 2lu§brudf gebrarf)t. ®enn nur bie§, ta^ fie
uom ©efe^ befohlen unb feinetmegen uoI(bracI)t finb, mac^t, ^(^^
bie ?yrage, ob fie ©runb ber 9?erf)tfertigung feien, überljaupt
entftef)en fann. ^auluä f)at ben ©ebanfen nid^t ber Erörterung
für roert ge{)alten, ob auc^ ein anbere§ SKert melc^eS @ott nid)t
at§ gut befoljlen f)at, t)or x\)m al§ ©ered^tigf'eit Sert f)aben
fönnte. (Sä tage f)ierin bereite eine ^^^'f^ö^^ung be§ @efe^e§=
begrip unb jugteid) eine 33erberbniä be§ @otte§begriffg, bie fein
53emu^tfein nie geftreift t)at. ©ott benn ber 9Jlenfd) ber ©rfinber
be§ ©Uten fein, fo ba^ er ©ott ein neue§ ©ute§ su jeigen i)er=
möd)te, n)a§ bi§I)er nod) nid)t in ©otte§ ©inn get'ommen märe?
^ie ©tcttung be^ 9?lenfd)en ©ott gegenüber ift ©e^orfam. ©o=
meit blieb ba§ ©rnubprin^ip be§ ^f)arifäi§mu§ für ^|>aulu§ ebenfo
unerf (füttert, rcie für ^efu§ felbft. 5{ommt in S»^age, ma§ ber
■ilOlenfd) foU, unb ift ba§ 3^^!, tra§ er erreid)cn mill, ©ered)tig=
feit, fo ift fein i^iaum mef)r ju ber ©rmägung, ob er nad) bem
©efc^ fjanbetn moüe ober nid)t. ^\i ha?^, mag er tut, tcin ®evf
beö ©efetjeg, fo tni er ha^ iööfe, ift ttbevtretev, unb mirb burd)
baä ©efe^ gerid)tct merben.
Xa^ nuö ber Übertretung be§ ®efe(3eg S^erbammung unb
!!ßerlorenl)eit folgt, ftanb "'I.hiuIu? feft. Sarum ift jcbod; am
ben "Serfen be^ ©efetjcö nid)t 9ied)tfertigung j^u gcmiimen? (5ben
besJt)a(b, meit au§ ber Ubevtrctung beö ©efcl3es( 'i^cvbammung
folgt. 1;af? mir nusJ ben ÄnH-fen bo^o ©cfol3C'? nid)t gerod)tfcvtigt
merben, gilt '•j^auluö nid)t alö eine ilJevmutung, bie iuy Uugemiffe
Sie 2l6iDenbung wom öefe^. 333
griffe, fonbern ift bie flare, beftimmte 2Iu§fage be§ (Scfe^e§ felbft,
beg^alb, weil e§ bie ©ünbe ©ünbe nennt, ^m ganjen negatiuen
Steil be§ ^Hömerbriefsi finbet fid) für bie ^öegrünbung bc§ 33er-
jid)t§ auf bie 9fled)tfertigung au§ bem ©efe^ nur ba§ eine 2tr=
gument, ba^ rair unfer ^öfe§ nicf)t ableugnen bürfen, ba^ wer
^öfe§ tat, fic^ frf)u(big geben mu^. ^au(u§ ringt mit ben @nt^
f d)ulbigungen , burc^ w^{d)^ ber 3Jienfd) fein ^öfe§ red)tfertigt,
alsi bem bösartigen ©Iauben§l)inberni§. ^n ber l?Hed)tfertigung
ber 39o§t)eit liegt bie 23ollenbung berfelben, tt)e§t)alb biefeS SJ^ittel,
fid) au§ ber (Srf)ulb ju f)elfen, baä noUe ©egenteil oon bem er=
reii^t, ma§ e§ erftrebt. ®amit ift un§ aber bie .^offnung auf
ha^' ®efe^ oerfagt, rceil eä eine Iügnerifcf)e '^^rofauation be§ @e=
fe^e§ ergibt, menn fein negatioeS Urteil über ba§ ^^öfe nid)t
ebenfo fef)r bejat)t mirb, al§ feine 33iüigung be§ guten SÖBcrf§.
;3eber ©d)ulbige, ber ha§ @efe^ für fid) anruft, üerfäüt bem
©elbftmiberfpvud^, ba^ er gleidj^eitig ben einen Jcil bes ®efe^e§
für ungültig, ben anbern für gültig erf'lärt. ßr fann e!§ nur
baburd) §um @runb ber Hoffnung mad)en, ba^ er fein S3öfc§
ber 33erurteilung burd) bag @efe^ ent5iief)en ju fönnen meint,
©omie ha^: ^^roblem fid) fo ftetlt, mie ber Sd)ulbige 9ied)t'
fertigung finbe, finb ©efetj unb Sßßcrf t)on ber 9icd)tfertigung
au§gefd)loffen.
^er 3Ser5id)t, auf ben ^^aulu§ ha§ (Stauben grünbet, ift
fomit lebiglic^ ber einfad)e 3(ft ber 9teue; biefe aber ot)ne 23er=
fürsung gebad)t, mit bem abfoluten Urteil, baS fie gegen un§
fällt, ^^^aulu§ oerlongt ba§ ,8u9eftÄnbni§, ba^ jebe (Sd)ulb ben
SJIenfc^cn in eine totale Diatlofigfeit uerfe^t, meil fie alle feine
fieben§be5iel)ungen §erftört, if)n jum SGBiberfac^cr beä ®efe^e§
unb ®otte§ mad)t, unb be§l^alb tötenbe 9)]ad)t ^at, fo ba^ ber
SJlenfd) il)r gegenüber rcel)rlo§ ift. ^ie§ anjuerfennen , hain ift
jeber fc^utbig ©emorbene burc^ bie 3Bat)rl)eit gebunben, unb ba-
mit aud^ üorbereitet, e§ al§ unfd)ät3bare göttlid)e ®nabe ju oer-
fte^en, raenn if)m ®ott auf anberem 9Bege al§ burd) ba§ ®efe^
9ied)tfertigung bereitet ^at.
3)urd) biefe ^Begrünbung be§ @lauben§ finb fämttid)e @le=
mente ber jübifc^en (^römmigfeit forgfältig gefc^ü^t. ©rfennt ber
^ube in bem oon ®ott gegebenen 'Ä>erlf ben 5?ern jeber red)t=
334 ^"P- ^- ^^^ ®Iaube Im "^auluö.
fd)affcnen g^römmigfett, fo ftimmt ^^aulu§ bei unb Ief)nt alle
Surrogate für ba§felbe ab. S8e];al)t ber ^ube ba§ @efe^ al§
göttlicf) unb gültig, fo bejalit ^aulu§ bie ^eiligfeit be§felben
ebenfo ernft. 3öei^ er fid) burcl) ba§fetbe §um ^un be§ gött^
lid)eu 3öillen§ berufen, fo erflört bie§ '>]iaulu§ für bie un§n)eifel=
t)afte 2lbftd)t be§ @efe^e§. ©rflärt er ben, ber e§ übertritt, für
fd)ulbig, fo ftimmt '>paulu§ mit Dottem ©rnfte bei. %k Über=
roinbung be§ ^ubentum§ gefcf)ie{)t lebiglid) baburd), ha'^ alle
biefe Überzeugungen su it)rer ^onfequen§ gebrad)t werben, raälirenb
ber ^ube angefid)t§ feiner unleugbaren ©ünbl)aftigl'eit fie not=
menbig r»er!rümmen mu^. @r bet)anbelt ba§ ^öfe al§ üermerflid)
unb al§ entfd)ulbbar, t)a§ @efe^ al§ gültig unb al§ ungültig,
ha^ 3öer! al§ notmenbig unb entbel^rlid) miteinanber. 9fiur ^aulu§
bringt e§ ju einer ungebrod)enen 33eja^ung be§ @efe^e§, bie ben
(BaV) mirHid^ anerfennt: r)erflud)t ift jeber, ber nid)t bleibt
in allem, rcaS im @efe^ gefd)rieben ift, e§ §u tun, @al. 3, 10.
^a§ l)at fein Siabbiner ernftt)aft su fagen geraagt; nur ^^aulu§
fagt ba§ ol)ne ^^t)rafe mit bem üollen ©ruft eine§ göttlid)en
^J5>ort§, bem er fid) unb alle untermirft. ;^nbem ^]3aulu§ mit
feiner Äriti! be§ ;^uben feine 3Bal)rt)eit, bie biefer üertritt, mv--
le^t, bemeift er mit ber Xat, ba^ fein 5!ampf mit il)m au§
Glauben entfpringt unb ju bem ^w^d gefd)iel)t, bamit ber ^ube
glauben lerne. 2)urd) eine SSerte^ung ber in feinem ©emiffen
geheiligten ^Jßat)rt)eit märe if)m t)a§ ©lauben unmöglid) genmc^t.')
^ür fid) allein mürbe biefe Überzeugung nid)t ©lauben,
fonbern Statlofigfeit begrünben; ©laubcn^motio mirb fie nur
baburd), ba^ fie fic^ mit einer neuen @rfenntni§ uereinigt: „unr
glauben be§megen an ®f)riftu§, meil mir miffen, baf? man nid)t
au§ ben SBerfen be§ ®efe^e§ gered)tfertigt mirb, c§ fei benn,
burd) ©lauben an (£f)riftu§," ®at. 2, IG. @ott l)at bem i)Jknfd)cu
nid)t nur ba§ ®efe^, fonbern auc^ ben (£l)riftu§ gegeben. ';i)arum
ftellt fid) bie 9'ted)tfertigung nur fo lange al§ uiun'reid)bar bar,
alö baö ©efe^ unb baö 'iBert inö *illuge gefafjt mevben; fie ift
•) 3u bicfcr (Sinftd)t ift bie iüef)auptuniv. '^^nuIu^S ftoUo fciiio 2l)ofiMi
SHöm. 2. um- bo« (>)crtuci-i5 JDCflCii auf, bie .Uimifotiii'. C^U'ioifj [teilt ev fie be^j
Wefliicr« luefleit nuf, nber iM jiiieifcl)üttevlicl)e "llUil)il)eit, bie biefer mit ihm l>e
jol)Cii »mif«, iDi^bmrti er ihn \\un C-UaiiluMi fül)rt.
2)ie 3{ed)tfertigunii burd) beu ©lauben. 335
bagegen al§ erreid)bar crfannt, foraie (£f)nftu§ rcafirgcnommcn
tüirb; benn nun roirb ftrf)tbar, "Oa^ bcr ©laube an i^n 9tec^t=
fertigung erlangt. ®ie ©emeinbe roci^, ba^ in ®otte§ ®enrf)t
nirf)t ba§ @efe^, fonbern ®t)riftu§ über [te bie @ntfrf)eibung fällt;
fie n)ei^ roeiter, ba^ ha^» 3Ser{)ältni§, in ha§ fie ^u (£l)riftuö 5u
treten I)at, ©laube ift, unb ba^ fie burd) ba§ ©lauben mit il)m
üerbunben ift, fo ba^ fie folgtief) im ©tauben an il)n aller 33er=
bammniS unb SSerloren'^eit entnommen ift. 3tu§ biefer @rfenntnis(,
TOelcl)e ha§ Dom @efe^ oergeblid) @ef)offte in (£t)riftu§ al§ gegeben
fcl)aut, ermäc^ft ba§ ©tauben, mit bem bie ©emeinbe fiel) nun
mirt'lid) auf ben nerlä^t, in luelc^em fie 9tecl)tfertigung unb @r=
rettung befitjt. ^)
^sn berfelben SBcifc folgt im Stomerbrief auf bie 33egrün=
bung be§ ^^er5id)t§, ber fid) uor ©ott fd)ulbig gibt, t>a§ pofitioe
©laubenSmotiu : mir miffen, ba^ mir burd) ben ©tauben an
(£l)riftu^ gered)tfertigt finb, ^cHöm. 3, 21—5, 21. Unb mie ^^^aulue
im ©alaterbrief bie beiben 9}]otiüe in ein einiges "Siffen ju^
fammenfa^t, fo finb and) im ^Jiömerbrief beibe l^et)rgänge eng
üerbunben ali§ hk beiben .^älften eines antitt)etifd) forrefpon=
bierenben ©ebanfengang§. ^^^nem „menn nid)t" ©al. 2, Iti,
iueld)e§ bem Singe be§ fd)ulbigen ^uben einen neuen, im ©efe^
no^ nid^t enthaltenen SKeg jur 9ted)tfertigung aufbedtt, entfvrid)t
jenes „nun aber", l?Köm. 3, 21, meld)es bie bisherige ^etrad)tung,
bie ben SJlenfdjen nur üor baS ©efe^ ftellte, auft)ebt unb ftatt
berfelben erläutert, roie ^z^u ©enbung, Xch unb 3(uferfte^ung
bie ^age bes 9)lenfd)en geftaltet l)at.
SBeil bei ^aulu§ ha§ ©tauben au§ ber 9teue entfiel)!, barum
l}at er aud) bie 2Öol)ltat ^i\u, bie ber ©laubenbe empfängt,
nad)brüdlid) at§ Darbietung ber 9?ed)tfertigung bc5eid)net. '2)amit
*) !J)ie neue (Svfeniitni'3 ift biivd) ba^o (jinuifücienbe luv ^t] uom Staub;
punft beö 3uben auö fonmiliert, bev bie SBerfe be^ öefe^ee. getan I^it unb fid)
bod) il)retn)ec|en nid)t 'Jteditfevtignng beilegen barf, ber nun ju ben ätsierfen l^inju
al^ ein ,3'ucite^ ^fi» ^JieueiS, ol)ne baö bie i)kd)tfevtigung unerreid)5ar bliebe, ben
(iUauben an ßtjriftuö unb bantit bie ^)ied)tfertigung erlangt. (Sine 3(bbition üon
Wefe^eöiuerfen unb ©landen ak^ ^ufamuten ben ©rnnb ber 3ied)tfertigung an^;
niad)enb, liegt nid)t uor; eine )old)e ift fd)led)tl)in ontipaulinifd). ^-öeibe finb
jroar im gläubigen ^suben ^ufatntnen üorljanbeu; bie 'liedjtfertigung aber inirb
nur burd) ben Wlauben an (5t)riftu^o erlangt.
336 ^"P- ^- '^^^ ©laube bei ^^aultte.
ift bic göttlid^e @nabc bircft auf ha§ ©c^ulbberau^tfein belogen,
unb biefeg an i()r §ur 9?u{)c gebracht. ®§ ift batntt bcm au§
unferer ©ünb^aftigfcit entfprmgenben ^^roblcm bie (e^te, fd)ärfftc
5'Qffung gegeben. *3)a§ böfe SKoUen unb ^un rcirb t)or ba§
göttlid)e Urteil geftellt, unb wenn fid) bei' rid)tenbe ©ott bennorf)
nirf)t gegen bie ©d)ulbigen !e{)rt, fonbern itinen feine Siebe unb
fein Sob gen)ä()rt, fo ift bie im 33öfen liegenbe ®efal)r nollftänbig
überrcunben unb bie öoüenbete ^u^^^^'f^t gewonnen. ®arum
I)at auc^ ^aulu§ nicf)t nur bie negatioen begriffe: „@rla§ ber
©ünben", „Söfung üon ber 33er{)aftung an ha^ ©erirf)t" üer=
roenbet, fonbern ben pofttioen @eban!en: „3uer!ennung ber
@ered)tig!eit". @r brücft bamit bie ^^ollfommen^eit ber
®nabc au§, bie ber (Sd)ulbfrage eine abfolute ©rlebigung gibt unb
bie folgen ber ©ünbe gän§Iid) aufgebt, fo bo^ firf) ®otte§ 3Ser=
I)ä(tni§ äum 9Jlenfd)en tro^ ber ©ünbe fo geftaltet, rcie er e§
burd^ bie Betätigung feiner ®ererf)tig!eit für ben @ered)ten I)er=
fteüt. 3(n ber 33o(Ifommenf)eit ber ©nabe f)at ber ©laube feine
Unbebingtt)eit.
^a^ 9tec{)tfertigung p ben ©aben ®f)rifti ge{)ört, beburfte
lueber für bie ft)nagoga(e, nod^ für bic c^riftticf)e ©eineinbe ber
©rtäuterung. '3)ie ^rage war nur bie: rcem unb roie bie 9iec^t=
fertigung burd) i{)n bereitet fei. ®enn fic ift unmittelbar bie
^olge au§ feinem meffianifcf)en Slmt. 6^t)riftu§ ift ber 9\'id)ter
unb fd)afft burd) 33ermaltung be§ göttlichen ®erid)t§ baä 9ieid),
bie§ aber in üoller @int)eit mit feinem Beruf, ber Bote ber gött*
lid)en ©nabc ju fein, ^a er baju gefanbt ift, um bie ooUenbete
©emcinbe su fd)affen, bie in ©otte§ Siebe eroig lebt, fo finb alle,
meldje er ju fid) beruft, gered)tfertigt ; fie finb burd; ®otte§ Urteil
nid)t nur oon jeber (Sct)ulb freigefprod)en, fonbern aud; mit allem
begabt, mag ©ott bem ©ercd)tcn pgcfagt l)at. 2ln ber ^)ied)t^
fertigung uersmeifeln, t)ie|e am ^Keic^e ©otte§, am cmigen Seben,
am (£^riftu§ üerj^meifelu. ^ie ©emcinbe mcif?, bafj (il)riftu6 für
fie getommen ift, meifj alfo, t^a^ it)r ^Hedjtfevtigung gegeben ift.
(5{^ gilt nur barauf ju ad)tcn, wie fie it)r gegeben mirb.
''I.^aulus; bctrad)tet c§ al§ eine offenfunbigc !Jatfad)c, baf}
biesi burd) bai> ©lauben gefd)iel)t. Der bi§bcvigo ©ang
unfcrcv Unterfndjung l^at biefe ilJoraui>fel3nng uöUig bnrd)fid)tig
^ie 3fied)tferligung burd^ ben ©tauben. 337
gemacf)t. 9Jlan fonnte in „ber ©emeinbe ber ©laubenbcn" ni(f)t
anber§ urteilen. @§ i[t ha§> gemeinfame ©oangelium aller 3(poftel
gerocfen, ba^ ®f)riftu§ für bie an if)n ©laubenben gefommen fei.^)
Garant oerbinbet auc^ ^aulu§, roie ba§ ©efe^ unb bie Söerfe,
fo aurf) ba§ ©lauben unb ben ®l)riitu§ aU 5ufammenge{)örenbe
Kategorien: egya vof^ov, Ttlaxig Xqlgiov. 2ßie bie SBerfe bem
©efe^ get)ören al§ oon il)m befolgten unb ju feiner ©rfüüung
getan, fo gef)ört ba§ ©tauben mit (Sf)riftu§ §ufammen, rceil e§
burrf) i^n entftanben unb auf if)n gerid)tet ift. %a^ \\d) aucf)
©efe^ unb ©tauben oerbinben tiefen, \)ai ^autu^ oerneint,
(^a{. 3, 12. ®a§ ©efe^ ift ^^orberung an ben 9J?enfd)en unb
ent{)ätt be^wegen nid)t£i, roa^ bem ©tauben ©runb unb ^n^att
gäbe; bie 3Ser^ei^ung, bie e§ gibt, gilt erft für ben ^yaü, 'ba^
ba§ 33efo{)tene getan morben ift, unb t)at mit berfelben ©ültig^
feit bie ^ro^ung neben firf) für ben 3^alt, ba^ e§ nid)t getan
wirb. %(x^ ©efe^ t)anbett nid)t für ben 9Jlenfc^en, üer5eif)t i^m
au^ nirf)t, roenn er 33öfeö getan t)at, beruft oielmetjr ben
9)lenfd^en jum |)anbe(n für ©ott unb oerbammt it)n, menn er
bie§ unterläßt, ^arum gibt e§ au§ bemfetben nur eine einzige
Konfequenj: Sßerf, ober üielmet)r, ba e§ mit feinen ^orberungen
ba§ Sebcn unabläffig begleitet : SBerfe. ®er 33eruf, ben 6;i)riftu§
t)at, mad)t il)n bagegen §um oergebenben unb gebenben ; er berft
bie ©ünbe unb ift felbft ber Sßirfenbe an unferer ©tatt. ©ein
3tmt beftef)t barin, ha^ er ©nabe übt, bie '^erbei^ung erfüllt,
'ba^ 9ieicf), bie ©erec^tigfeit, ba§ :Öeben gibt, unb nid)t ben
9Jlenfd)en bieg felber mirfen l)ei$t. ^arum ergibt fid) au§ ber
©egenmart (£t)rifti bie eine ^^olge: glauben. SBie 'tia^ ©efe^
nur eine ^otge t)at, nicl)t ©taube unb 3öerf, fonbern SOBerf, fo
folgt au§ bem 3öerfe ß^rifti für ben 9}lenfd)en nur ba§, "ba^ er
t)öre, ma^ (£l)riftu6 getan l)at, anerfenne, rca§ Sl)riftu§ ift, fid)
ücrlaffe auf 'ba^, mag ®t)riftu§ gibt: ©laube allein.^)
*) ffier beliauptet, ^aulu^ fd^reibe mit bem gemein[amen „SÖir", @al. 2, 16,
^etru»3 einen ©ebanfen ju, an ben biefer nie gebac()t I)abe, entfräftet nid^t nur
bie ^^luöfage beö '^auluö, fonbern bel)aitptet loeiter, 'ixx),!, bie Söorte 'Jefu, j. SB.
HJt. 18, 6, luo ber (Sftriftug für ben Kleinen gegen feine '-I'erberber eintritt, loeil
jener an i^n glaubt, für bie 3(poftel Serufatems in ben 5Binb gerebet roaren.
^) %\xy biefen Öebantengang tontmt bog ©tauben alg bleibenbe» in Se=
tracl)t, roelc^esi ba§ :i>erf)alten beö ajfenfcben ju @ott immer beftimmt. ^6 mirb
Schüttet, 35er ©taute im 91. Xeft. 22
338 ^"P- 9- ^^^ ®Iau6e bei ^^aulu§.
2)as ©lauben ift für ^auluS eine gefd)Ioffene 33e|at)ung.
9)ht berfelben Unbebingtt)eit , mit ber er ta^ ®efe^ in feiner
.^eiligfeit bejat)t unb bie aSerbammli(i)!eit at(e§ ^öfen befennt,
bejal)t er aud) ben SCBiden (£f)rifli, un§ §u erretten, unb fe^t if)n
atg roirlffam unb gültig ot)ne ©infcfjranfung. ^arum rid)tet
ftd^ ba§ im ©tauben enthaltene 33erlangen nur auf ®l)riftu§
unb l)at für fein anbere§ 3^^^ "^4^' 9?aum. darauf t)at ^aulu§
üor ^etru§ ben 9iad^bruc£ gelegt: „mir finb an ß^^riftuS gläubig
geworben, bamit mir au§ ©tauben an ©l^riftuS unb nict)t aus!
2Ber!en be§ @efe^e§ gerecf)tfertigt merben," @at. 2, 16. ®ie
ha§ ©tauben begrünbenben SJtotiüe mad)en für bie in il}m ent-
l)altene ^egel)rung jebe§ anbere 3^^^ unmöglid). ©ntfpringt ha§
©tauben au§ ber @infict)t, ba^ ba§ bem 9Jlenfcf)en möglid)e Sßerf
nicf)t ®erecl)tig!eit ift, fo fann ^a§ in il)m entt)altene Streben
nid)t met)r barauf fielen, ba§ ©efe^ vox ©ott geltenb §u marf)en.
^ebe ©tü^ung auf ba§ Sßerf unb ha§ ©efe^ mürbe ben ©runb
be§ ©laubenS roiebcr aufl)eben. ®er ©laubenbe fann oon fic^
felbft ni(^t§ ermarten, ha er gerabe barum fein 3Sertrauen auf
®t)riftu§ fe^te, meil er fid) felbft at§ uuüermögenb erfannte.
2)er 3Ser§id)t auf ba§ eigene können unb äBirt'en, ber im glau=
benben 3Serl)alten eingefd)loffen ift, ift ein umfaffenber, bleibenber.
^er ©laubenbe ift für immer au§ ber mirt'enben in bie empfongenbe
Stellung getreten, in ber er alle§ ©ute nic^t bei fid), fonbern
bei (£f)riftu§ fud)t. ©benfo mäd)tig mirb ba§ ©treben be§
©tauben§ burd) ha^ pofitioe ©lauben§motii) beftimmt. "©eil e§
au§ ber ©rfenntni§, ha^ e§ bie 9ied)tfertigung empfängt, alfo
©ered)tigfeit ift, entftet)t, fo fann e§ nid)t in fid) felbft unbefriebigt
fein. ^urd)t unb ^ebenfen l)aben in il)m feinen iKaum, at§ be-
bürften mir nod) eine§ anbern neben (Sl)riftu§ unb bem ©tauben
an il)n. 3)Zit einem fold)en über (£l)riftu^ t)inau§greifenben Streben
märe c§ roicber in feiner SBurjcl jcrftört. ©ein i>erlangen fann
auf nichts anbereS gcl)cn, at§ eben barauf, ju glauben unb bie
be8l)alb bei ^aulu«, fo roenifl ol« bei 3efu8, ,Mir 3lbftiaftioii. !)JJit ber tk-
f(t)rcibuiifl bc« (MIttiibciig 'ätbraOam^H, Mm. 4, «ibt er ein plaftifcbfc* 'Bilb v>o\\
jenem (Einüben, luelclieö burcl) eine bciuufite (Sntfcbeibitiirt mib (Siilfcbliefiuiui
(icf(l)ie()t. 3)er Mouftnm beo Wlaubeii* eutfpricl}t bie 'iH'barniiui im oU'bet.
1 Iheff. 5, 17.
Siaein bm-d) ©tauben. 339
9tec^tfertigung al§ bie bem ©lauben gegebene (§>ah^ §u empfangen.
2)te ^eja^ung (£t)rifti ift in bemfelben ©inn eine umfaffenbe,
bleibenbe, rote ber SSerjidit auf fid) fetbft. ®a§ ©lauben t)at
ha^ 33en)u^tfein feiner SItIgenugfamfeit in fid) ; e§ beftel)t entroeber
a(§ unbegrenzte, ganje 3uü^ilirf)t/ ba^ e§ in 6:i)riftug Dieid) unb
^Ked)tfertigung befi^t al§ bie U)m gegebene (3ahe, bie if)m nic^t
üertoren gel)t, ober e§ beftet)t nid)t.
2Iud) im ^Hömerbrief bilbet e§ ba§ 3^^^ ^^i* 9ö"äen ^ov=
legung, bie 3((Igenugfamfeit be§ ©laubens beutlid) 5U mad^en,
bie für bie ©egenroart unb 3ufunft bie ganje ®abi @otte§ jum
(Eigentum be§ 9}lenfc^en mad)t, diöm. 6—8. ^a§ 33e[treben be§
2(pofte($ get)t baf)in, jebe über basi ©tauben I)inau§greifenbe
2:;enben§ ab5un)et)ren , at§ wäre für bie 53efreiung uom 33üfen
in ber d)rifttid)en Seben§füf)rung ^ima^ anbere§ erforberlid), al§
n)a§ im ©tauben ber ©emeinbe gegeben ift. Sie fann nid)t
lüieber auf ba^ ©efe^ jurüdgreifen , fonbern it)re ©ered)tigfeit
für immer nur im ©tauben fud)en, burd) ba^ fie biefelbe Dolt=
tommen ^at.
^arnit ift ertäutert, warum ^^autu§ ©tauben unb SBirfeu
at^ einen fi^ au§fd)Iie^enben ©egenfa^ empfinben mu^te. @§
genügt it)m nid)t, beibe üoneinanber ju unterfd)eiben, wie c§
in jeber ©prad)= unb ©ebanfenform foroüt)t in ber (3t)nagoge
atg in ber ©emeinbe gefd)at). ®iefe nnterfd)eibung bewirf te
5unäd)ft nur, ha^ beibe nebeneinanber gefegt mürben unb 5U-
fammeu ba§ red)te 23ert)atten bes 9J?enfd)en nennen, ^ei ^autu§
ftet)en aber beibe ju einanber im ©egenfa^. „^JÖBenn 2lbrat)am
au§ SGßerfen gered)tfertigt mürbe, fo {)at er iHut)m." 2lber er
t)at bei ©ott feinen fot(^en, weil it)m ba§ ^^ibelroort: „er gtaubte
©Ott unb ba§ mürbe i!^m jur ©ered)tigfeit gered)net," benfetben
nid)t perfeunt, 9^öm. 4, 3—5. 58eibe ©ä^e biefe§ (Sprud)5 oer-
neinen, t>a^ feine ^ed)tfertigung bie ^^otge feiner SBerfe mar.
©täubte er, fo i)ottbrad)te er feine 2öerfe; red)nete ©ott it)m bie
@ered)tigfeit an, fo f)aftete fie nid)t an feinem eigenen ^anbeln
at§ ba§ it)m 5uftef)enbe 2lttribut. 3tu§ 3lbrat)am§ ©tauben roirb
fofort gefd)toffen: er rcirfte nid)t, nid)t blo^: er rühmte fid)
feiner 9Berfe nid)t, mad)te fie üor ©ott nid)t gettenb unb nid)t
§um ©tü^punft feiner 3uoerfid)t, fonbern : er tat unb f)atte feine
340 ^OP- 9- ®ci" ®IauBe bei ?ßaulus.
fotcf)en, fo geiüi^ er glaubte. ®er ©laubenbe tft ein ntd)t rair^
fenber, ber SCßirfenbe ein nicf)t glaubenber. 6 f.iri iQyalofxevog,
TtLOTEvoiv de nennt für ^autu§ bie beiben nid)t p trennenben
©eiten eine§ unb besfelben SSerI)aItenä p ©ott.
2)er auf ^abafu! 2, 4 im ©ataterbrief, 3, 11, gefteUte (5d)tu§:
„e§ ift offenfunbig, ba^ im @efe^ feiner bei @ott gere^tfertigt
roirb; benn ber „@ered)te lüirb au§ ©tauben leben"! ha§ @eje^
ift aber nic^t au§ ©tauben, fonbern: mer biefes tut, rairb barin
leben," ift für ben ©egenfa^ sn)if(i)en bem ©tauben unb Sßirt'en
nicE)t meniger te!^rreict). @§ märe nic^t mef)r rca{)r, ha^ ber ©e=
red)te aus ©tauben teben mirb, roenn irgenb einer am ©efe^
feine 9ted)tfertigung t)ätte. 3ßer ha§ tut, ma§ ba§ ©efe^ beftet)lt,
wirb teben; er märe gered)t, t)ätte ©otte§ 9Bit(en getan, unb
ha^ 9f{eid) märe fein; aber glauben unb au§ bem ©tauben ha§
Seben empfangen, läge üötlig au^er feinem ^ereirf). ^amit ift
nic^t gefagt, ba^ nicf)t aud) er ein 33ert)ättni§ 5u (S^riftuS
t)ätte, meit ber, ber ©otte§ ©efe^ erfüllt, nid)t 2ßiberfadE)er
®t)rifti ift. ©r märe 33ürger in feinem 9^eid^, it)m at§ bem
.Raupte untergeben, etma mie ^autu§ aud) bie ^immtifc^en ©eifter
©l^rifto al§ it)rem .Raupte üerbunben mei^. 2tber iene;§ eigen=
artige 33ert)ältni§ ju it)m, raetd)e§ ^autu§ „an it)n glauben"
nennt, ha^ t)ätte er nirf)t, fo geroi^ er fein Seben feinen eigenen
2;aten »erbanft.
^ragt $autu0 bie ©emeinbe, mol)er fie ben ©eift ©otte§
I)abe, fo tautet bie ^rage fofort: au§ SKerfen be§ ©efetjeS ober
au§ bem ^ören beg ©tauben§? ©al. 3, 2.^) ©ine britte 9}]öglid)=
feit: au§ ber ^Cooperation t)on ©tauben unb ^Äerfen gibt e§ für
^autu§ nirf)t. @r bent't l^ier au§brücttid) an bie ^ätigt'cit, bie
't>a^ ©tauben begleitet; biefeö ift aber nid)t ein Sirten, fonbern
ein ^ören. ®urd) .^ören mirb man gläubig unb burd) ©tauben
roillig unb gefd)icft jum .^ören. 3Bie ba§ ©cfe^ ha§ 2Berf t)er=
langt unb in il)ni feine ©rfüllung bat, fo l)at ba§ ©tauben feinen
llrfprung unb '^öeftanb im .^'»oren. ^O'? fct^t fid) aber ju cin=
anber in ©cgenfatj. äöill ber 9Jienfd) u)irfen, fo t)at er nid)t
auf eine neue 33otfd)aft ju f)ord)en; er meif^, mas! gut ift unb
') i\bn ttxori ntartmc MflI. ©rlftutenitifl ».
3(Uetn burc^ @Iau5en. 341
i)at @otte§ ®efe^ empfangen; rcasi an§ftef)t, ift Uo^, ha^ ev
e§ tue. ^ört er bagegen auf 'Oa^, ma^ ©otte§ neue§ Söort,
fein ©oangelium, if)m fagt, fo tritt er üon ben SBerfen be§
@efe^e§ ah.
^a§ Söirfen fe^t ^raft, ba§ ©lauben bagegen ba§ @e=
ftänbni§ be§ eigenen Unoermögeng t)orau§. ®er Sßirfenbe ent=
fpridjt bem 2öiüen ®otte§ ; er ift ber ^abenbe, reirf) an göttlid)
roertüotlem Seben; ber ©taubenbe begef)rt ^u empfangen, ift in
fic^ felbcr arm. ®od) ba§ ift nur bie eine ©cite bc§ ©egen*
fa^e§. ®a ber ©laube ben ei^fd)ienenen ®f)riftu§ bejatit unb
fein üoübrac^te§ Sßßerf für firf) t)at, ift ber ©laubenbe ber .^abenbe,
ber im ^efi^ ber ®ahz ®otte§ fte^t; ber SBirfenbe fuc^t ftc erft
unb i)at fie noc^ al§ ^k\ vox fid), ba§ er erft erftreben mu^.
5(uf beiben ©tanborten fügt fid) ein |)aben unb ein 9i|id)tt)aben,
ein ^efi^ unb ein 9}ZangeI gufammen. 3(ber bie ©teile, wo ber
2)efeft unb wo bie Straft gefud)t merben, ift auf beiben ©tanb=
punften in entgegengefet^ter 3ßeife beftimmt. '2)er SBirfenbe fud)t
bie Äraft bei fid) unb ben 2Jlangel auf ©ottes ©eite, ber ®(au=
benbe ^at ben '2)efe!t in ftd^ felbft unb feinen ^efi^ in ®ott.
^arum rebusiert fid) ber ©egenfa^ än)ifd)en ©tauben unb SQBer!en
barauf, ta^ bort ®ott, I)ier ber 9}]enfd) ber bas ®ute mirfenbc
ift. ©ie ftef)en gegeneinanber, roie eigener ©rmerb unb (Sottet
(^ahz, wie eigene^ i^ermögen unb @ottc§ Xat "Die 3öa^l jroifd)en
beiben ift für ben gefd)toffen, ber feine ©d)ulb fennt unb ba§
©etommenfein (Jt)rifti fief)t. 2öer bie Unoereinbarfeit beiber
©tellungen leugnet, oerroirft bagegen ba§ ^^WQ^i^ ^^^ ©efe^esJ,
ha er fein ^öfe§ gut t)ei^t, unb miberfprid)t bem ^eruf (£l)rifti,
ba er feine ©nabe nid)t beget)rt.
'J)ie fd)arfe 3lntitt)efe §roifd)en bem ©lauben unb 2öirfen
mürbe oon ben antipaulinifd)en Xenben^en nid)t im minbeftcn
geteilt, ift inelmet)r bie SBaffe, bie il)nen ^aulu§ entgegenl)ält. ^)
Oft genug mögen ibm ©ä^e entgegengefteüt roorben fein wie
ber be§ falfd)en @§ra: „entrinnen merben bie, meld)e 3ßer!e
^) 3öer auf 3lf{5og Stellung jurücfbticft, bem baö @Iau6en oöUig in feine
©otteölicbe eingeiüicfelt bleibt, ol)ne ba^ e^ if)m für fid) nad) feiner eigenen
Sebeutfamfeit jum 5öen)uf(tfein fäme, fann fid) baran »erbeutlidien, luie fe^r in
biefer 2lntitf)efe ber neue, eigene ©rraerb beä ^auluö liegt.
unb ©tauben an ben 9IUmäd)tigen l)aben". ^n ber (Si)nagogc
ftcüte man bic 3iiOß^[^t jum @eje^ auf bie (Srn)äf)(ung :3§=
rael§, bic in ber 33ejc^neibung oerbürgt ift, in ber jübijd)en
(Xf)riften{)eit auf ben ^nfrf)lu^ an (£^riftu§. ^ier unb bort rcirb
eine Kombination üon ©tauben unb 2ßcr!en angeftrebt. ^ennoc^
tegt ^^autu§ jene§ entmeber — ober, mie er e§ fetbft in feiner
(Secte trägt, unmittetbar aud^ in feine ©egner unb Sefer t)inein.
(Bt bet)anbett bie St)efe feiner ©egner at§ unbenfbar unb in
it)rer Unmögtirf)feit i^nen fo burct)fict)tig raie i^m. dr entfattet
einerfeit§, n)o§u bag SBerf füt)rt, unb anbererfeit§ rca§ ber
©taube gibt; marum e§ §ur 2öa!^t 5n)ifd)en beiben fommt, er=
täutert er nid)t, meit biefe fic^ unau§raeid)tict) jebem fteüt. ^er
SOBirtenbe roei^, ba^ feine 3ui^ßi^fict)t nid)t an ©ott, fonbern an
i^m fetber t)aftet; er !ann bie ®abt ©otte§ nic^t bejatjen, raeit
er fid) ja im Sßunfdt), fie ju empfangen unb in ber ?^urd)t, fie
möd^te if)m oerloren gel)en, an§ SGßirfen mad)t. 2tuf ber anbern
©eite mei^ ber ©taubenbe, ba^ er nid)t fo gel)anbelt t)at, ha^
er gered)t märe, ba^ er fomit pm SBirfen unfät)ig ift; mei^
aber nirf)t minber, mie üottenbet nnb reirf) ©otte§ ©nabe ficE)
it)m gefrf)enft t)at. ^aburrf) ift er t)om eigenen 3ßirfen ah-
gemanbt. SDeSraegen teiftet ^autu§ ben ^emei§ bafür, ba^ beibe
©tettungen fic^ au§fd)tie^en , nid)t anber§ at§ fo, ba^ er ben
3Jlenfd)en oon feiner ©c^utb überfüt)rt unb if)m, ftatt ha^ er
fid) fetber rechtfertigt, bie ©nabe S^rifti §eigt, burc^ roetd)e er
gerechtfertigt ift.
2öir miffen nun, marum jene reine unb ftarfe (Set)nfud^t
nad) bem guten "iBerf, bie ficf) ot)ne ba§ !i?ottbringen be^ ©uten
etenb füt)tt, in feine Spannung jum ©tauben trat, nod) treten
fann. ""Mit bem ©tauben erfennen unb empfangen mir ©otteö
2Berf, unb biefeä überragt atteS, ma§ mir tun. ^JUc^t burd)
eine anbere i?eiftung bc? ^enfd)cn mirb ba^? 'iföerf überboten;
root)l aber tritt t§ bie entfdjeibenbe ^öebeutung an ©otte^ä ÜBevt' ah.
@§ t)at ficf) bereite ergeben, bafj bie ©ered)tigfeit, bie ber
©taubenbe bcjatjt, nur biejeuige ©otteiS fein fann, ba jener mit
bem SCBcrf unb ©efet3 aud) auf bie ©cvedjtigfcit i)ev5id)tot t)at,
fofern fie feine eigene ift. 2lltein bic ÜHn'neinung bor moufd)=
lidjcn ©crcd}tigfcit t)ot, foroic fid) ber 5Jlenfd) (£t)rifto gegenüber
3(aein burrf) @Iau6en. 343
gläubig oert)ä(t, bie Scjaf)ung her göttlicf)en ®ered)tigfeit über
firf). 2(ud) ber narf) bcm @efe^ SÖßirfcnbe wartet auf bie (^x-
roeifung ber göttli(i)en @ered)tigfeit ; fie fommt aber erft künftig,
na(f)bem er felbft ge^anbelt unb feine @ered)tigfeit gercirft \)at
^ann erft gebenft er firf) an @otte§ @ered)tig!eit ju rcenben,
bamit fie if)n red)tfertige. Stber bie ©ered)tig!eit @otte§ ift für
ben, ber (£^riftu§ fennt, nid)t mzi)x blo^ fünftig; er f)at feinen
oerborgenen @ott, weil er ben oor 2(ugen f)at ber ®otte§ 3Biücn
tut, unb nod) weniger einen ungere(i)ten @ott, weil er bcn fiel)t,
ber if)n mit @otte§ I)errlirf)er ©nabe su if)m berufen I)at. ^arum
ift in S^riftug ®otte§ @ered)tigfeit offenbar geworben unb ent-
hüllt fid) im ©oangelium, S^töm. 3, 21. 1, 17. S)iefe§ füt)rt un^
fomit burd) ben 33er5id)t auf bie ®ered)tig!eit in bie ©ered)tig-
f'eit, nämlid) burd) bie *^^rei§gabe ber menfd)lid)en in bie @r=
fenntni^ unb 33eia^ung ber göttlid)en, womit wir un§ felbft mit
ber ©erec^tigfeit einigen unb nunmel)r üor ©ott al§ bie @e=
red)ten ftel)en. ®er 2lft, ber biefe SBenbung üoUsie^t unb ba§
Streben nad) einer eigenen ©ered)tigfeit ftill ftellt unb bafür er-
faßt: „©Ott ift geredet unb red)tfertigt un§ burd) feine ©ered)tig=
feit", ba§ ift ba§ ©lauben.
®amit ift ^^aulu§ in ber 33al^n ^cfu geblieben, ber barin
bie ©ered)tigfeit ©otte§ erfannt f)at, bem ©lauben §u geben, wa^
er glaubt, unb bem Unglauben ju ncl^men, ma§ er nid)t glaubt.^)
3ur ©rfenntnig, ba^ \\d) ©otte§ ©ered)tigfeit in ber dit6)U
fertigung be§ ©laubenben erweife, !^alf ^]iaulu§ oor allem ^t\u
^reuj. Smax wäre in jeber ^orm, wie bie ©nabe fid) un§ cr=
weift, bie 9?ed)tfertigung§gewipcit mitgefe^t gewefen, weil z§ ber
©runbri^ be^ ©otte^bewu^tfeing nid^t julä^t, "üa^ wir ©ered)tig=
feit unb ©nabe au§einanberrei^en. ^t)re ©c^eibung ergäbe eine
unfittlid)e ©üte in ©ott, eine Siebe ju un§, weldje bie 3Serneinung
be§ ^i)fen oerloren t)ätte. ^ür ba§ ©otte§bewu^tfein ber Schrift
unb be§ ^i^aulug war bie Seugnung be§ rid)terlid)en 3ßalten§
^) 35ie iol^anneifcde ^avalUic bn5u ift, bo^ bev Wlaubenbe bem öenct)t
entronnen, ber 9Hcf)tc((aubenbe \i)m »erfaHen ift. 2?urc() Sottet Urteil bem ©es
ricf)t be'^ Ölanbenö roegen entjogen fein, (jei^t: burd) ©lauben gered^tfertigt fein.
6^ ermeift ficf) and) an So^annetS, ba^ "Pautu^ fef)r mobl wußte, roae er mit
jenem „loir" fagte: ©ol. 2, 16,
344 ^^P- ^- ^^^ &lmb^ bei ^ßaulus;.
@otte§, ha§ bcn SlecfitSooKpg bewirft, eine abfolute Unmögüd)feit.
©tef)t ber äRenfd) cor ber @nabe, fo rcei^ er aud), ha^ @ott
in feiner @nabe ber @erect)te ift unb @erecf)tigfeit wirft. @§
lüäre aber benfbar, ha^ if)m bQ§ göttliche ^anbeln unfa^Iic^
geblieben rocire unb er e§ nid)t gu fef)en unb p oerftefien t)er=
moc^t f)ätte, wie bie ©nabe mit ber ©erec^tigfeit fic^ eint, ©o
wäre bie ^eiaf)ung ber 9^e(^tfertigung ein „blinbeS" ©lauben,
ein ©lauben, of)ne §u fef)en, etwa in ber Söeife, raie bie 3:f)eotogen
3erufalem§ ha§ 9f?ec^t unb bie ©nabe nebeneinanber festen unb
f)ier ein ''^^roblent bef)ielten, für ha§ fie feine Söfung f)atten. 2)a§
ift ber auf ®f)riftu§ geftedte ©laube be§f)alb nicfjt, raeil er für
un§ in ben Siob gegeben ift unb un§ baburd) @otte§ gnäbige
®erecf)tigfeit unb gererf)te @nabe firf)tbor mad)t. ^nbem rcir
burd) ben ©efreu^igten §u @ott berufen finb, betätigt ficf) bie
©nabe burc^ ben ^ed)t§Don§ug. %a§ ^reug ;Sefu ift biejenige
2:at @otte§, n)eld)e bie (Scf)ulb be§ aJlenfd)en fo befeitigt unb
fein ©d)ulbben)u^tfein fo ftillt, ba^ eine rid)terlid)e @ntfd)eibung
@ütte§ ergebt, bie auf ©erec^tfprec^ung be§ 9Jlenfd)en lautet. @§
liegen mehrere beftimmte 2Iu§fagen üor, bie geigen, ba^ un§
"jpautuS bag Urteil, wir feien üon ®ott gerechtfertigt, au§ bem
^reuge ^efu fd)öpfen f)ei^t. 'Ser umfaffenbe ©a^: ®f)riftu§ fei
unfere ©erec^tigfeit, 1 ^or. 1, 30, unb er biene \m§ jur iRec^t^
fertigung, dr/.aico&rivai sv XQiaiqi, (Sal. 2, 17, beftimmt fid) näf)er
baf)in: fein 58tut biene un§ jur ^ieditfertigung, 9iöm. 5, 9; fie
fei barin entt)alten, ba^ er wegen unfereg 3^aKe§ baf)ingegeben
würbe, 'üfi'öm. 4, 25, baburc^ ^uftanbe gefommen, ba^ @ott i{)n
in feinem ^(ute al§ ©nabentfjron ()ingeftent l)abe, 9?öm. 3, 25,
unb barauf begrünbet, baf? @ott if)n 5ur ©ünbe gemad;t babe,
2 .^or. 5, 21. 2)ie Sid)erf)eit biefer 53ei^ief)ung wirb baburd; i)er=
bürgt, ba^ bie Befreiung oom ®efel3, }vd6:}e mit ber 33crroanb=
lung ber 33erurtei(ung in ^Ked)tfertigung fad)Iid) ein§ ift, auf ba-^
Sterben (£t)rifti jurüdgefüt^rt wirb. ®urd} ben ^eib (£()rifti finb
wir für ba§ ®efe^ tot geworben, '^'6m. 7, 4, unb finb bem ©efet^
geftorben, weit wir mit ®I)rifto an ben ^-V^faf)! gc()ängt finb,
®al. 2, 1<). 20. ^er Soöfauf oom ^lud) beö Wefcl3e§ fanb hiv
burd) ftatt, ba^ er felbft aU ber an§ 5{reuü geljängte ein ^ylud}
geroorbeu ift, ®al. 3, 13.
Sag Äreitj alä ©laubensgntnb. 345
Xoh tft ©ertc^t, nicf)t @nabc unb ®ahi, fonbern bcrcn ®egen=
tcit. ®ie§ gilt uom 2;ob be§ ®t)nftu§ im tjöd^ften ©inn. %a
ber ©taubenbe üor bem gefreujigten ®{)riftu§ ftef)t, f)at er eine
rid)terlid)e ©rroeijung @otte§ uor fid), bie ben totalen ©egenja^
@otte§ gegen ba§ menjc^(irf)e SBefen unb ^anbeln betätigt, in-
bem fie jogar ben (£t)nftu§ bem Urteil be§ @efe^e§ über basi
33öfe unterftellt, fein ^Ieifrf)e§Ieben im 5:obe jerbricfit, unb it)n
baburrf) ber irbifc^en 9J?enfd)t)eit ent§ief)t. Unb hod) ift biefer
@erid)t§aft ooüfommen ber @nabe bienftbar, fein Sßiberruf ber
gnabenüoüen ©enbung ß^rifti, fonbern bereu Erfüllung, feine
S^rennung (£^rifti oon ben 9J?enfc^en, fonbern ber @runb feiner
@emeinfd)aft mit benen, bie an i{)n glauben, fein 2lu§fd)lu^ ber=
felben uom 9*teicf), fonbern it)re @infüt)rung in ba§felbe. ©o fiet)t
fid) ber ©laubenbe l^ier, mo @ott gerichtet unb ber Sünbe ben
%oh ^ugeorbnet ^at, gu @ott ^erjugeruf en , üon ß^l)riftu§ mit
fid) vereint, unb jum ©mpfängcr aller feiner @aben gemacht.
(Somit mirb ba§ göttlid)e Urteil für it)n jur Oiec^tfcrtigung, unb
ba§ @ered)te an berfelben, moran ^^autu§ fein ©d)ulbben)u^tfein
DöUig pr 9tuf)e bringt, meil er ha§ diid^t al§ erfüllt oor Slugen
l)at, liegt barin, ba^ unfere ©d)ulb burd) ben ®^riftu§ felbft
getragen mirb, roeil er felbft ha^ leibet, ma§ fic^ au^ ber menfd)=
tid)en ©ünbe al§ 3^olge ergibt.
3öer in feinem Söerf feine Sied^tfertigung finben mill, flreitet
barum nic^t nur mit bem @efe^, ha^ feine So§I)eit rid)tet,
n)äl)rcnb er fie entfd)ulbigt, fonbern ftreitet aud) gegen ^efu ^teuj.
SSor bem geftorbenen (J^riftuS gibt e^ für ^;paulu§ nur ein Urteil:
ba^, rcenn einer für alle ftarb, folglich alle ftarben, 2 ^or. 5, 15.
'3)a§ göttlidje Urteil, t)a§ in ^efu 2;ob pm SSolljug gelangt ift,
umfaßt mit il)m alle ; nad)bem ber ©l)riftu§ ftarb, ift feiner met)r
cor @ott tebenbig. ®er 3Birfenbe beurteilt aber fid) felbft nic^t
al^ tot oor ©Ott, fonbern mill felbft lebenbig fein. @r oerneint
ha§> Urteil (Sotte§, u)eld)e§ im Äreuje ^efu cor il)m ftel)t, unb
erflärt ein anbereg Urteil für erreichbar, unb mac^t ^z\u ^reuj
baburd) grunblo§ unb teer, 1 ^or. 1, 17. @at. 2, 21. Unb ba
er bac^felbe nid)t befeitigen fann, mu^ er fid) an it)m ärgern unb
mirb §um „?yeinb be§ ^reujeS ®l)rifti". @r fann fic^, meil er
fein eigene^ ^ißefen cerfennt, aud) nid)t in bie ©eftalt ®t)rifti
346 i^np- J^- 3)er ©laude bei «ßaului.
finben; benn biefe bcru{)t auf feiner @leid)fteüung mit un§. '^er
tlIuforifdE)e 9J?etifd)t)eit§begriff unb ba§ iI(uforij(i)e 6:t)riftu§bilb
begleiten einanber; bie falfd)en ^eiligen erzeugen aurf) ben ^^Pfeubo^
c^rift. ^ie Seugnung be§ göttlii^en SföittenS wirb eine totale,
ba fte fic^ nic^t blo^ auf ba§ ©efe^ befc^ränft, ba§ gebrod)en
unb enttt)eil)t wirb, fonbern fid) aud^ gegen benjenigen 3ßillen
@otte§ richtet, ber ben 6^t)riftu§ in ben %oh gegeben ^at. ©o
roirb er für ben 2ßir!enben jum „©tein be§ Slnfto^e^", an bem
er SU f^alt fommt, ^öm. 9, 31. 31[u§ bem ^reu§ lä^t fic^ feine
anbere ?^olgerung gielien al§ ©lauben, mit feinem 3Ser§id)t auf
SGBerf, @efe^ unb ©erec^tigleit, unb mit feiner ^eial)ung jener
@erecf)tig!eit @otte§, bie, meil fic mit ber ©nabe ein§ ift, un§
bie 9?ecl)tfertigung geroätirt.
®a ha§ ©lauben auf ben ©el'reu^igten gel)t, bet)nt fic^ bie
in il)m enttjaltene SSerneinung auf ha§ gan^e Sßefen be§ 2)lenfd)en
unb ben gefamten Sßßettbeftanb au§. 2ßeil ftc^ bie ®nabe nid)t
anberg betätigt, al§ burd) ba§ (Sterben be§ 6:i)riftu§ binburcl),
tritt fie pm natürlid)en 2)en!en unb ^ege^ren beg 9Jlenfrf)en,
ja pm gangen Söefcn ber irbifcl)en Söelt in @egenfa^. ^nbem
ber 9)?enfcf) auf ben 2luferftanbenen gemiefen ift, ift fein S8eget)ren
üom gegenrcärtigen ^eftanb be§ menfc^lid^en Seben§ abgelöft unb
auf ein ^i^l gerid)tet, bag über unferer @rfal)rung unb '^irf'lid)=
feit liegt. 2)iefe ©eite am ©lauben roirb oon ^aulu§ in lel)r=
reidjer SBeife am ©lauben 3lbral)am§ bargefteHt, 9ftöm. 4, 17
bi§ 21. Um il)retir)illen jeigt er auc^ an it)m, raie bie iöeja^ung
ber götttidjen ®abe ben ^^ergidit auf fic^ f eiber einfd)lie^t, ob=
n)ol)l berfelbe bei 9tbrat)am nid)t in ber ©rfjulb, fonbern in feiner
natürlidjen Ot)nmad)t begrünbet mar.
©Ott fagt ju 2lbral)am: id) l)abe bid) jum ißater uicler
SSölfcr gefegt, 4, 17, rooburc^ 9lbral)am nid)t nur bie 3Ser^eiJ3ung
empfängt, er roerbe einft 93ater fein, fonbern bie ©rflärung ©otteä:
er i:)ab6 \i)\i j^um li^ater gemadjt. 23or ©ott ift er cö, lueil er
bie 2;oten leben mac^t unb uon -Jlic^feienbem als! uon Seienbcm
rebct. ®iefc Benennung ©ottesf ftet)t in fonfreter ^Öe5iel)ung 5u
bem, roa§ er 5lbrat)am tut; eben jet^t läfU er au§ bem toten
2(bral)am iüölfer erftcl^en unb fpridjt in feiner ilsevljeifjung oon
@efd)led)tern, bie nod) nid)t finb, fonbern crft burd) feine 33er'
9lbrn^nmsi ©laube. 347
f)ei^ung jur (S;ciften5 gcbrad)t raerben. ^n bcr freien (Srf)öpfev=
ntad^t ©otteg ^at bic 2Saterfd)aft 2lbi-at)am§ i^re S^lealität unb
©egenraart; in i{)r erf)ä(t ber ©laube feinen @runb unb feine
3öaf)rt)eit.
Söeil er aber oor bem (^oit, ber bie S^oten tebenbig marf)t,
3Sater ift, ift er e§ nid)t oor ben 9Jlenfrf)en, aud) nid^t oor fid)
felbft. '3)ie gött(irf)e ^ufage marf)t il)n ju bem, n)a§ er in fid)
felbft nid)t ift, nocf) burd^ fid) felbft rcerben fann. ®er ©egen^
fa^, ber in feiner Situation liegt, ba^ er 3Sater ift, obgleich er
e§ nid)t ift, überträgt fid) auc^ auf fein 3nnere§: er t)offt unb
er t)offt nid)t, 18. ®ie Söfung für biefe boppelte 33en)egung
feiner ©eete, ber einigenbe 2tft berfelben, in bem biefeö boppelte
SJlotio feine ?^otge erhält, ift ein ©tauben unb 2:rauen, ba§ nic^t§
oon fid^ felbft erwartet, aber ©otteö 3wfö9^ QQ^ä beial)t.
„D^ne ju l)offen, glaubte er; benn er nat)m feine (Srftorben=
l)eit n)al)r," 19.') 2luc^ l)ier fteüt ^aulu§ ben 33cräid)t auf bic
.^Öffnung, meldf)e au§ ber tlaren (Srfaffung ber eigenen ©rftorben-
l)eit entftet)t, nid^t in ©egenfa^ jum ©tauben, gliebert it)n oicl-
mel)r bemfelben an. SBeil er bei fid) feine 5^raft fud)t, nod)
fud)en fann, baburc^ erft fommt 3lbra^am jur unbefd)ränften
^Inerfennung be^^ göttlidjen ©eben§, ba§ il)m ben (Sül)n burd)
©otte§ im Stoten Seben fd()affenbe ^^at gert)ät)rt.
(^ür ba§ @ntftct)en be^ ®laubcn§ ift aber baä ^offen nid)t
loeftiger mefentlid). 9lbrat)am glaubt ebenfon)ol)l err thddi, roie
rtaq Ihiida. 2öeil er ba§ ©ut oerlangenb fa^t, 't>a^ if)m ©otteS
©Ute oorl)ält, unb fid) nadl) ber ©tettung ftrecft, bie ©Ott it)m
anmeift, beial)t er bie !i^aterfcl)aft al!§ if)m gegeben, um ©otte§
nullen. ®aburd) ift einerfeit^ ber ^Serjid^t auf bie .^offnung in
feine öpl)äre eingefd)ränft, fo 'ba^ er nidt)t aud) ©ott umfaßt,
fonbern nur fo lange gilt, alg 3tbral)am fid) felbft in§ 2(uge
fa^t, anbererfeitg ber Hoffnung \\)x magrer ©runb in ©ott ge=
geben, moburcl) fie über alle ©inbrüdfe, bie au^ ber ^etradl)tung
ber eigenen ®rftorbent)eit entfielen, emporgehoben bleibt. 2)eöl)alb
oerbinbet fic^ mit bem ©tauben ^raft: svedwaiucod-ri t^ rciaxei,
^) ©ö ift «)al^rfc^einli(()er, bap '^aii(u§ 4, 19 ft^rieb: „unb loeit er am
Wlnubeu uicftt matt imirbe, naf^m er feinen iieib alö fd)on erftorben mat)r,"
y.(CTiv6riatv, n'id)t ov xaTevorjatp.
348 Aap- •^- ®er &lanU bei ^ouluö.
20. 2)ic au§ bem ©inblicf in ben eigenen Stob ern)acf)fenben
(Strebungen ber ©eete p beI)errfcJ)en, ben 33ersid^t auf ftcE) felbft
5u üoK^iefien, ot)ne ba^ aucf) @ott gegenüber barau§ 3^i'i"iffßi^=
^eit folgt, ha§ ift ^raft. 2)iefe ©tärfe fcf)öpft ber @Ioube au§
bem 33ti(f auf bie unbegrenzte Wla<i)t unb 2öa!)rf)eit @otte§; er
gab ©Ott @f)re. ©ontit f)at für ba§ @ntfte'£)en be§ ©laubenö
bie SBeife, wie ber SJlenfd) fii^ felbft perfönlid) auf @ott bejie^t,
entfrf)eibenbe 59ebeutung; e§ ift baoon abpngig, ob ber 9}lenfd)
@ott in feiner .^err lief) feit erfaßt unb if)n el)ren mU ober nid)t.
^amit ift ha§ ©lauben mit ben innerften 2ßillen§oerl)ältniffen
ber ^erfon öerl'nüpft, unb feine Unerlä^lid^feit ift nadjgemiefen.
©0 geroi^ 2(bral)am @ott el)ren mitt, fo gemi^ bleibt it)m feine
anbere 3öal)l, al§ ba^ er i^m glaubt.
SJlit bem ©tauben ift alle§ gegeben, raa§ bie Erfüllung ber
!Cert)ei^ung ooraugfe^t; 9lbra!^am mürbe burrf) ba§felbe 5öater, 18.
'Da^ @otte§ ®abt umfaffenben 3nl)alt f)at, barum nid)t momentan
ftd) oerroirflid^t, fonbern erraartet fein mill, ftellt freilief) bem
©lauben eine neue 2(ufgabe. @§ ift aber für ^aulug be5eid)nenb,
ha^ er md)t bie Slntitbefe äroifcE)en ber ©egenroart unb ber Qn-
fünft, fonbern bie in ben gegenmärtigen ©tanb be§ 9Jienfc^en
fallenbe Spannung gmifctjen feinem Unoermögen unb ber il)m
uon ©Ott gemät)rten Berufung al§ ha§ Problem t)eroorl)ebt, ha§
burcf) ha§ ©lauben pr Söfung fommt.
2)ie Sage ber ©emeinbe ift mit berjenigen 3Ibral)am§ analog
unb barum au^ il)r ©lauben mit bemjenigen 2(bral)am§ parallel,
rceil fie üor bem auferraectten ®t)riftu§ ftel)t unb if)r ©lauben
tf)m gel)ört. 2)ie @emeinfd)aft ®l)rifti mit un§ erfd^eint barin,
ba^ forool)l fein Sterben mie fein Seben ben ©runb in bem, ma-3
ber SRenfd) ift, t)at. (5r ftirbt um be§ 9J?enfd)en u)illen unb uiirb
in ba§ Seben ber 9luferftel)ung um bc§ 3Jienfcl^en willen werfest.
^r\ unferem ^all ift feine '3)ai^ingabe in ben Xoh bcgrünbet;
in unferer 9fterf)tfertigung , mie fie in feinem ^Tobe götttid) i)oU=
sogen ift, liegt bal SJiotio ju feiner ^lufermecfung. ^ni 2;obe
bc2J (5t)riftu§ fommt ber menfd)lid)e ^all p feinem ©nbergebniS,
fo ba^ fid) beffen ©(^mere in ibm offenbart: in ber 5lufermcifung
beö C£l)riftuö tommt bie ^)ied)tfertigung, bie ,3efu 3:ob bem
aWenfc^cn gibt, 5u il)rem ^kl, mcil ftrf) bie ^üUe unb !iBal)rl)cit
I
3Xbra^ams ©laube. 349
berfelbcn in i^r offenbart. ®enn ha^ f)tmm(ifd)e Seben be§
(5t)riftu§ befttmmt aud) bie Sebcn§ftufe bcrer, bte tt)m gcf)ören;
er rairb crraerft al§ ©rftling ber ©c^lafenben, bamit alle in if)m
leben. 2)arnm ftef)t bie ©emeinbe nicf)t weniger a(^ 2lbra^am
üor einer göttlid)en ^iifoge, bie i^r bie I)öd)fte ®ahi gen)äf)rt:
fie ift mit ^^edjtfertigung unb 3(uferftef)ung befc^enft. Slber biefe
l^ufage überfteigt ba§, raa§ ben gegenwärtigen ^n^alt if)re§ Seben§
bilbet. ©ie ift raie bei 2lbrat)am nur üor bem (S)ott, ber bie
2;oten lebenbig mad)t unb ba§ -JUc^tfeienbe al^ feienb ruft, eine
2ßirflirf)t'eit unb ^at auc^ jc^t raieber nur in ber unbegrenzten
9)]arf)t ber göttti(i)en ©nabe if)re 2öaf)r^eit, raeil fie fic^ jum
eigenen ^uftanb unb ^^ermögen be§ ©laubenben in einen totalen
©egenfa^ ftellt. ®enn @otte§ ^ufage be^ie^t firf) auf bie ©e=
nieinfd)aft mit bem 3tuferftanbenen , bie fid) für ben irbifc^cn
9}ienfrf)en nid^t anberl f)erftellt, al§ burdf) ein ©tauben, beffen
^egrünbung nid)t in unferem gegenioärtigen l'eben§ftanbe liegt.
®ie boppclte ißerneinung, bie ber ©laube in ficf) trägt, ba^
er fiel) oom fdjulbigen unb oom irbifd)en 9Jienfd)en abmenbet,
ift bei '!]3aulu§ feft oerbunben. 9(ud) t)ier §eigt fid) mieber bie
3öid)tigfeit be§ ^reuje^ 6^t)rifti. Um feinetmillen fann unfer
©laubsn nid)t blo^ barin beftet)en, "öa^ mir ba§ l)immlifd)e Seben
ß^rifti für un§ begel)ren, fonbern barin, ba^ mir angefid)t§ be§
^obe§ 3efu unferen ^^all bejal)en, ha§ göttlid)e Urteil al§ miber
un§ ftet)enb anerkennen unb gleid)5eitig angefic^tä be§ aufermecften
(£l)riftu§ ot)ne innere «Spaltung geroi^ unb frol) bie oon @ott
un§ gegebene ©ered^tfprec^ung beiat)en. ^ber unfer ©lauben
!ann aud) nid)t blo^ barin beftel)en, ba^ mir ben Sroft ber
©nabe mit unferem ©d)utbbemu|tfein oerbinben unb un§ tro^
unferer ©ünbljaftigfeit oon ©ott geliebt miffen; oielme^r t)er=
t)alten mir un§ ©l^rifto gegenüber nur baburd) gläubig, ha^ mir
bie Seben^geftalt bc§ Sluferftanbenen aU un§ gegeben beial)en,
in ber alle ?^olgen unferer ©ünbigfeit §ur gänglic^en Tilgung
gekommen finb.
3tud) für bie ©emeinbe ift bie§, mie für 2(bral)am, eine
fraftüolle 3:at, meil fie mitten in ber fonftantcn @rfal)rung if)rer
©ünbt)aftigfeit unb ©terblid)feit mit ber 33eugung unter @otte§
Urteil bie ©emi^l)eit it)rer ^Ked)tfertigung unb ibre§ Seben^ p
350 ^op. 9. 35er ©laube bei ^aulug.
oerbinben hat. (SoId)e§ ©tauben ift jebodE) oud) für fie n)ie für
2lbraf)am eine unerlä^licf)c 9^ottt)enbtgf'ett, raeil fie ntd)t beftreiten
barf, ma§ bie 5lufern)ect"ung ®f)riftt x^x üerlei^t. (Sie e^rt bie
Mad)t unb 2öa{)rl)eit ber göttlici)en @nabe nur bann, rcenn fie
au§ bem Sterben unb Seben 6;{)rifti bie ®en)i^f)eit ber @ered)tig=
feit unb beg Seben§ fc^öpft. ^)
Ungejäbtte 9)^ate ift ein „g(eid)fam" in ben ©ebanfen be§
2lpofteI§ eingefd^oben worben; ber ©laubenbe fet)e ficf) an, „wk
roenn" er geredet rcäre. S)a^ ba§felbe \>a§ ©tauben gerfe^t, liegt
auf ber ^anb. @in folc^eS „gleid)fam" überträgt bie (Srgebniffe
ber ©elbftbeurteitung auf ba§ 3Serf)aIten ©otte§, unb ift barum
ber 5lu§bru(f ber inneren ^erfpaltung, ba§ Sßort be§ öiaKQivo^iEvog.
^anbelt e§ ficf) um fein eigenes ©ein unb 3Birfen, fo I)ält fid)
^^aulu§ nid)t für gleid)fam gered)t, aucf) nid)t blo^ für gleid)fam
ungered)t, fonbern für ungered)t in DOÜer 3ßat)rt)eit, für r)er=
urteilt oon ®ott, für tot. ®arin finbet er bie ^ilötigung, ©ott
gegenüber ein SSert)atten p betätigen, ita^ ein brauen ift, §u
roeldiem if)m ber @runb in (St)riftu§ gegeben ift. SBeil (£l^riftu§
für it)n ftarb unb auferftanb, erf)ä(t fein 'iöefen unb @efd)id
ben entgegengefe^ten ;5nt)aU üon bem, ma§ au§ feinem eigenen
*) 9öir ftefien ^iev lüiebev an einer SteKe, mo bie '-Bertren.^unij im[rer
Utiterfud)img gegenüber ber neiite[tnnientlicl)en 2:i)eo(ogie uon anbeni anberö
gebogen luirb. Ser in ber Mrenjeslel^re be»^ "^sanln^o eine 8pcfn(ntion fief)t, bie
er fid) nnter bem 3lntrieb be«S @lanbenö 511 beffen i^efriebignng gebilbet ()abe,
mit tiefgreifenber syentnftttltung beg ed)ten iWorgangg, fobafj er anö bem Ärenje
3e[u einen Sii^netob nnb bamit etiwaö roefentlid) anbereö gemadit fjabc, alö
loaei e«S nad) feinem gefd)id)tlid)en Üserlanf geiuefen fei, ber mnf? bie gan.^e
Mreu^e'i5lel)re nnter ben Xitel „(Mlanben beg '^anlnö" ftellcn. Jinniit märe feine
eigne ÜDieinnng entftellt. 3)cr Öebanfe, er miiffe, nni feinem Wlanben anf=
ju^elfen, aui bem (5nbe 3efn eine ÜNerföl)nnnggIe()re l)erangnrbeiten, luar il)m
gönjlid) fremb; er fprid)t üieImeJ)r in ber Ueber.^engnng, bn^ er mit ben Slng^
fagen über 3efu Job baß angfpred)e, luaö oljne nnb nor feinem eignen (»Uanben
alö lat (Sbrifti nnb Wotteö gcfd)e{)en fei, nnb batto an jenen ben Wrnnb fcineg
(<4Ianbenö, nid)t beffen '|Uobnft. iJlber and) objeftiu ift biefe ilU'nrteiUing ber
panlinifd)en .Hrenjeäleljre falfd), lueil fie bie gefd)id)t<>.nnbrige (intleernng ber
.Uren,H'ötat l^efn unb beren ^Ibfonbernng uon feinem mcffianifd)cn ,;^iele ,^ur '.Juir^
auöfetunig ()at. I^ie fraftuoUen 'ik'Mebinigen ,Müifd)en ber .Hreuu"v'*Iebre nnb bem
<Mlanben bei '|<anlnt> finb nid)t anberer '^Irt, alo nne fie bnrdimeg ^niifd)en ber
ncnteftamentlidien Velare nnb bem (^Hanben befteljen.
2)te 6in()ett üoit 9ieite unb @Iau6en. 351
^anbeln entftanben ift. ®e§f)alb tritt ju ber ©croipcit: id)
bin ungcrcd)t, bie anbete f)in§u: icf) bin gered)t, ju bem Urteil:
irf) bin tot, ba§ anbere: irf) bin gerettet unb lebe. ®a§ erfte
^at feine 2ßat)rf)eit in bem, rcag ber ©laubenbe felber ift, wirb
aber bann unn)at)r, roenn e§ ignoriert, rva§ (Sott i^m gab. ®a§
i^roeite ift ganje SOBat)rl)eit, folange eg al§ 2tu5brucE beffen oer=
ftanben roirb, raaS @ott an un§ tut. ®a§ beftimmt aber unfer
2Befen unb @efrf)ic! real, wobei e§ 5unäd)ft gleicf)gultig bleibt,
in tt)elcl)em Tla^ biefe Sßirfung fid) fc^on je^t in unferer ©r--
fal)rung fic^tbar mad)t. ^a§ fiel) ^^^aulug al^ gered)t roei^, nicf)t
nur gteicl)fam, fonbern in abfoluter 9iealität, barum, weil er fid)
üon ©Ott gerecf)t gefprodien roei^, ^a^ eben ift fein ©lauben^aft.
@otte§ Urteile gelten il)m nic^t nur gleicl)fam für 3ßirflicf)feiten,
fonbern al§ ha§ 3lllerrealfte, fo ha^ er, wenn fiel) ein ^^icfpölt
§n)ifc^en bem fid)tbaren 33eftanb ber ®inge unb bem göttlid^en
Urteil über biefelben ergibt, ben Sd)ein unb bie 9iicf)tigfeit in
ben fingen fucl)t unb nici)t in @ott, weil i^m bie Seit unb
bie 9Jlenfd)en in 3Bat)rt)eit ba§ finb, ma§ fie vor ®ott finb.
^ie innerlicf)e ©inigung ber ©elbftbeurteilung mit ber ^e=
tracf)tung (St)rifti im ©lauben I)atte jur ?^olge, ba^ ^]saulu§ feine
ant^ropologifcl)e unb feine d)riftologifc^e @ebanfenrei{)e mit bcm=
felben ©ruft unb im genauen ^aralleli§mu§ au§bilbete. ®em
negatioen unb bem pofitioen ©lauben^motio entfprid)t ber boppelte
5(u§gang§pun!t feinet Öel)rgang§, im a}]enf cf)en unb im (£f)riftu§ ;
üon beiben fünften ^er treffen fid) bie Sinien im felben ^\d.
2Im (£l)riftu§ wirb ber SJlenfd), am SHenf d)en ber ßl)riftu§ er=
fennbar. 2)ie begriffe: Sünbe, (^efe^, ?^leifd), 8^^"/ 2:ob, unb:
@ered)tigfeit, (£l)riftug, ®eift, ©nabe, fieben bilben be^roegen
Smei einanber genau entfpred)enbe 9?eit)en, bie fid) gegenfeitig
begrünben. Sa§ bie ©erec^tigfeit ift, roirb an ber ©ünbe, ma§
bie ©ünbe ift, an ber ©eredjtigfeit erfannt. 2öa§ ba^ @efc^
foll, wirb am (Sl)riftu§ »erftanben, unb (£l)rifti ^eruf burd) ha^
®efe^ beftimmt. 3Ba§ ^leifd) ift, fie^t ber 9JIenfd) an bem,
roeldjer ©eift ift unb gibt; marum ®t)rifti @abe @eift ift, jeigt
ber (SinblicE in unfere fteifd^lid)e 3trt. 2ln ber @nabe mirb bie
©rö^e be§ göttlichen >\oxm^ ermeffen, ber bie ä^era^tung ber
©nabe ftraft, unb an ber (^ro^e be§ 3örne§ bie ©nabe, bie uon
352 Ä«P- ^- ^ei" ®Ia«6e 6ei ^aulug.
bcmfclben crlöft. @ibt jene ^egriff§reit)e ber Dieuc tt)ren @runb
unb ©toff, fo bilben biefe ben ^n{)alt ber ^iioerftdjt. 33eibe
roevben mit bemjetben @rnft entfaltet unb üoUfommen geeinigt,
rcie unb roeil auc^ 9ieue unb 3uüerfirf)t fid^ gegenseitig begrünben
unb tragen. %k (Energie be§ @Iauben§ betätigt fid^ in ^aulu§
ni^t baburd), ba^ ba§ in if)m gefegte @otte§ben)u§tjein ba§
©elbftberou^tfein au§Iöfd)te, fonbern baburcf), ha^ e§ i^m feine
burd)bringenbe 5?Iarf)eit gibt. Söieberum bient bie ©d)ärfe, mit
ber bie mcnfd)lid)e 2(rt in if)rem ©egenfa^ §ur göttlichen wai)X''
genommen mirb, bem @otte§berau^tfein nid)t jur 23erbunt'e(ung,
fonbern §ur ©r^ellung, roeil jener ©egenfa^ §um 9Jia^ ber gött=
lid^en ®nabc roirb.
®arum rid)tet fid^ ber ^M be§ 2(pofteI§ am 3ißer!e 6;f)rifti
gteid)mä^ig auf fein Sterben mie auf fein Öeben, auf feine @Ieic^=
ftellung mit un§ mie auf feine @inf)eit mit @ott, auf feine 33e=
5iet)ung jum göttlid^en ©efe^ unb @erirf)t raie auf feine S3e5iel)ung
5ur @nabe unb ©rrettung. 3öa§ (Jf)riftu§ für un§ sum lUiotio
ber ^u^e mad)t, rcirb ebenfo fraftüolt empfunben unb erfaßt mie
ba§, n)e§f)alb er ber @runb be§ @lauben§ für un§ ift. @§ gibt
l)ier für ^aulu§ feine ©onberung. @r f)at im ©tauben bie 3^er-
neinung be§ 58öfen unb bie ^ejafjung ber @ered)tig!eit ungetrennt
geeinigt, weit er audf) im (S^riftu§ t)a§>, ma§ er ber ©ünbe roegen,
unb ba§, waB er ber @ererf)tig!eit roegen ift, beifammen fiet)t,
unb ba§, mag er unfertmegen ift, oon bem, wa§ er ©otte§ megen
ift, nirf)t trennt. ®ie 33ertunbigung (S()rifti mar i^m be^tialb
gleid)mä^ig Sel)re oon feinem tou§ unb oon feinem 3luferftef)en.
'iPauIug t)at beibe§ gefagt: er fenne nur ben ©efreusigten, unb:
nur ber ©laube, "öa^ er auferftanben ift, fei (^briftentum, ot)ne
ba^ äiDifd)en beiben ©ä^en audj nur bie geriiujfte Spannung
einträte. ®er eine gilt nid)t trotj, fonbern megen beg anbern.
51m 2;obc ($;{)rifti roirb fic[)tbar, ma§ fein i'cben in fid) fd)tio^t,
am 2tbzn (£l)rifti, mas fein ^ob bebeutet. ®arum mirb and)
bie ®cmeinfd)aft, in bie fid) (£l)riftu§ mit un§ fe^t, ebenfo be=
ftimmt auf feine 5Iufcrftct)ung mie auf fein Sterben belogen. @r
ift für uns! im felben Sinne auferftanben, mic er für un§ ge=
ftorben ift. Sein i^eben ift unfer l'ebenbigfein, u)ie fein Sterben
unfer Weftorbenfein ift. 33cibe§ bilbet oerbunbcn bie ^Bobltat
:Sie (£inf)eit uon "Heue unb (glauben. 353
6;{)nfti unb roirb bic unfern 2eben§(auf geftaltenbe 9nad)t. ^^r
Siefultat !ann nicf)t§ anbere§ ai§ bie @lauben§ftetlung fein. ®cr
@runb be§ ßeben§ finbet ficf) nicf)t me{)r bei ung felbft. ©§ ift
ein au§ bem 3:ob ^erau§ un§ gefct)enfte§ Seben, ba§ un§ be§=
raegen gef)ürt, roeil 6f)riftu§ feine Sebenbigfeit an un§ erweift;
fü n)irb ber @runb be§felben ber @(auben§ftanb, @al. 2, 19.
Söeil '*^aulu§ mit ber ganzen ©emeinbe barin sufammen=
trifft, ba^ i^m ba§ ©louben 93erbunbent)eit mit ß^riftu^ üon
'^erfon p "^^erfon ift, fo finb biejenigen 2t!te, burc^ n)elcf)e 3cfu§
5U feiner |)eitanb§ma(f)t at§ g^riftug gelangt: fein S^reuj unb
3(uferftel)en , aurf) biejenigen, burd) n)eld)e ba§ ©tauben feinen
©runb erpit, unb bie ©tärfe be^felben ^eigt fid) in ber 5lraft,
mit ber ^^aulu§ jene auf fid) fetbft bejietit unb an it)nen bie
^afi§ feines eigenen SebenS f)at.
Dh bie uon it)m getet)rte S^ommunion mit bem 2:ob unb
Seben ^efu nujftifd) ober »om @lauben§begriff au§ oerftanben
roirb, ^t freilid) für bie 3(uffaffung be§ le^teren gro^e Äon=
fequen§en. 3ene Deutung trägt bie 3tnnabme in fid), ba^ ein
geheimes ®efüf)l ber Unbefriebigtf)eit in feinem „©tauben" wixh
fam blieb, ba§ it)n über baSfelbe t)inau§ ju iNerfud)en trieb, feine
33erbunbent)eit mit ®()riftui§ nod) in anberer Sßeife ju erleben,
nämlicl) burd) bie mi)ftifd)e 9]ac^bilbung be§ @efreu§igt^ unb 2luf=
erraedtmerbenS ^e\n in feiner eigenen Seele, ^ie (Jntfd)eibung
ber ^ontrooerfe, bie freilid) nid)t einzig im ©laubenägebanfen
liegt, fonbern bie Totalität ber paulinifc^en 2:^eologie berül)rt,
ergibt fid) barauS, ha^ bie mi)ftifd)e Deutung ju partifulariftifd)en
<3ä^en fül)rt, it)ät)renb biejenigen beg '^>aulus uniuerfal finb:
„alle" finb burd) ^efu Xo'O tot, alle burd) fein Seben lebenbig.
®em entfprid)t bie innere 9Solienbett)eit ber oon i^m bezeugten
5lommunion mit ®t)riftuS: fie fällt nid)t in einen allmäl)lid) er-
rungenen 33oü!ommenl)eit§5uftanb, fonbern ift mit ber 2;aufe,
fomit fc^on im Slnfang be§ @lauben§ftanbe§, gan§ gegeben, ^em
entfprid)t meiter, ha^ jebe a§fetifd)e 9}lett)obil', mie ber Eintritt
in ^efu ^ob unb Seben allmäblic^ oon un§ l)erbeigefüt)rt roerben
fönne, fel)lt; maS ^aulu§ gibt, ift nur bie Stnleitung §um ®läubig=
fein. SOBa§ in ber oon il)m bejat)ten Kommunion mit bem 6l)riftu§
über ba§ ©tauben l)inau§ragt, fällt fomit meber in unfer Se=
©c^lattcr, 3)er ®tau6e im 9?. Xeft. '-i'^
354 ^"P- •*• ®ei- @(nube bei "^anlu^.
roirfen, nod) in unjer ©rieben, fonbern in ©tirifti eigenem ^anbeln,
ba§ un§ gcftaltct unb begabt. 9lac^ ber jubjeüioen ©eite t)at
fie im ©lauben if)ren ^eftanb.
^n bie @emeinjd)aft mit bem ®f)riftu§ mirb ber SHeufd)
baburd) üerfe^t, ba^ jener if)n beruft. ®af)er f)at ba§ Sßort,
burd^ roetd)e§ fein Stuf an un§ erget)t, fo mie e§ geglaubt ift,
bie ^ebeutung be§ ooll gureic^enben @nabenmittel§ : bü§ @üan=
gelium ift fetbft bie un§ errettenbe Maii)i, Siom. 1, 16. ©ein
3nl)att ergibt fic^ au§ feinem ^roid, bie 33erbunbenl)eit mit it)m
§u ftiften. 2)a'f)er bitben il^n biejenigen Saaten ®{)rifti, bie if)n
in feiner ©ot)nfd)aft @otte§ unb in feinem ^eilanbämerf er!enn=
bar machen, n)äf)renb alle gefd)id)ttid)en ©injelfieiten, fo mertüoll
fie an fid) finb, um bem Silbe ;^efu bie fonfrete ^^üllung §u
uerfc^affen, bennod) t)inter benfelben §urü(ffte{)en. %a§ ®t)an=
gelium beftel)t bei ^^oulu§ nict)t au§ einer ©umme dou Sßorten
i^efu, meldte bie ©emeinbe §u beacl)ten I)ätte, ober au§ einer 9In=
ja'^l üon @efd)ic^ten, bie fie über it)n miffen mü^te, fonbern au§
ber Segeugung feine§ 2:obe§ unb feiner .g)errlicl)feit, burd) bie er
mit allen in Se5iel)ung tritt. 5)a§ ©tauben erl)ält baburd; bemüht
unb gefd)loffen bie S^tic^tung nid)t auf eine oon it)m au§gel)enbe
Sef)re ober einen oon il)m trennbaren ©rfolg, fonbern auf i!^n.
2)ie§ rairb aud) burd) bie Saf'ramente nid^t oeränbert, ba ^au*
lu§ aud) hux6) fie nid^tS anbereg al§ bie 33erbunbenl}eit mit bem
(£f)riftu§ al§ ba§ burd) fie gcn)ät)rte @ut befitjt. ®aJ3 it)m biefe
al§ fraftüolle 3Birftid)feit gilt, ift meber im Stnn be§ ©penberS,
nod) be§ @mpfänger§ be§ Saframentä, fonbern im ®l)riftu§ be=
grünbet, ber bei bem, ben er jur 2;aufe unb an feinen ^ifdf)
beruft, mit rcirffamer @nabe gegenmärtig ift.
3Bie einl)eitlid) fid) ber ©laubenSftanb bc§ '].hiuIu§ auf fvefu
Xoh unb Seben grünbct, mie mäcl)tig er bie 5lbioenbung von fid)
felbft unb bie ^umenbung jum |)errn ber öiemeinbe in fid) einigt,
lüirb an ber 3Beife fid}tbar, mie er jebe Setrad^tung unferer <3ünbe
unb (5d)n)ad)l)eit, unfeveö 2:obe§ ober be§ göttlidjcn 'iorn^^ fofort
in einen (<)runb ber i^uoerfidjt ücru)anbclt, mcil in ber 'öcbürftig»
feit bc8 3)?enfd)en ba? 9J?ütiü für @ottc§ (Sieben erfd)eint unb
bie Wröfje bc^ 9J?angelö ^um Wafj für bie gi.Htlid)e (^'>ah( mirb.
„OütteS ®crcd)tigfcit offenbart fid) auö C^Hauben jum (Glauben
Xii' Giitfjeit von >)ieuc mib ('■ilauben. 855
im (Süangeltum, rceil ®otk^ ^oxn ficf) über .jebe Ungcrerf)tigfeit
unb (Sottlofigfett ber SRenfc^en offenbart, n)eld)e bie Saf)r()eit
burd) Unred)t f)emmen," 9löm. 1, 17. 18. ^n ber 9^otn)enbtg!ett
unb Unberfalität be§ göttli(i)en 8orn§, ber iebc§ SBiberftreben
gegen bie 2öa^rl)eit trifft ift eg begrünbet, ba^ ®ott bem 3Jlenfrf)en
^ilft, 5ur ©erecfitigfeit f)i(ft, in ber. er uor bem 3orn gerettet ift,
fü §ur ©eredfjtigfeit I)itft, raie ber ©c^ulbige aÜein fie finben
fann: burd) ©tauben. ®arum ift bie 3Beife, mie ''^aulu§ ben
©runbat't ber menfd)Iirf)en ^o§f)eit beftimmt, genau antit^etifd)
auf ha^ ©tauben belogen. ®er SJienfd) fennt @otte§ 2Baf)rt)eit
unb 9'ted)t, et)rt aber ®ott nid)t al§ ©ott unb nimmt feine ©aben,
o^ne il)m ^u banf'en. ®arum gef)t it)m bie ^iöat)rt)eit gegen leere
^iöat)ngebitbe uerloren, unb er gibt ©otteö ^errlic^feit für ^x-
bifd)e§ prei§. ®arum gibt ©ott aud) it)n preig unb mad)t it)n
§um ©efangenen feine§ Safterö. <De§megen empfängt er in feiner
ä^ertoren^eit ta^ ©oangelium unb mirb burd) .^i]n Job unb
9tuferftet)ung auf§ neue üor bie ^age geftellt, ob er ©ott in
feiner SBa^r^eit, ^errlid)feit, ©üte anerfennen roiü. ^er @lau=
benbe beiaf)t ©otte§ 3Bat)rt)eit, e^rt ibn al§ ©ott, banft i^m für
feine ®abe unb üo(Iäiet)t baburd) eine totale 3öenbung ju jenem
©runbaft ber menfd)lid)en ä5erborbent)eit. Unb roic bie 23er^
merfung be§ 90'lenfd)en burd^ ©ott in ber Legion ber natürlid)en
2:riebe ha§ Safter nac^ fid) 50g al§ ben gered)ten Sot)n für bie
!Cerad)tung ©otte§ unb feiner ©üte, fo mirb il^m burd) ßt)riftt
©egenraart ber ©eift unb feine reine ^ruc^t juteil al§ bie ©abc,
bie ber gtaubenben 3lner!ennung ber göttlid)en ©nabe folgt.
^a§ ©otte§bilb be§ 5lpofteB ift oöllig ein^eitlid). ©otte§ ^anbeln
Serföltt nid)t in 5ufamment)ang§tofe SÖillfür, menn e§ auf "ba^
l)eibnifd)e SSer^lten mit ^orn antmortet unb bemfelben .Reiben,
menn er an ®^riftu§ glaubt, ba§ ^Jteid) unb bie ©eligfeit gibt.
@6 ift berfelbe SÖBille ©otte§, biefelbe Siegel ber ©ered)tigfeit,
u)eld)e ber 3Serad)tung ber göttlid)en ©üte bie ^^^rei^gabe be§
9Jlenfd)en, ber glaubenben ©d)ä^ung berfelben bie 2lufnat)me be§
^)}lenfd)en in ©otte§ ©nabe unb Seben jur ^olge gibt.
^n berfelben 2öeife betrad)tet ^-^aulug bie unioerfale 9J?ad)t
ber ©ünbe unb be§ 2:obe§ in ber 9Jlenfd)^eit, meld)e fie ot)ne
ben SöiHen be§ ©injelnen jum gemeinfamen ®l)araf'ter aller
356 '^"P- ^'- '^^^ Ötmtbe bei '^kuluö.
mac^t. 3n bie[er alle umfaffenben Söirfung be§ ^aüg be§ erften
9Jienjcf)en liegt ber ©runb unb ba§ SJla^ für bie nid)t weniger
alle umfaffenbe SBtrfung ber @nabe (£f)rifli. 2ßte bie ©ünbe
unb ber Stob allen bereitet finb, fo fommt aud) bie ®ered)tigl'eit
unb ha^ Seben p i^nen nicE)t burd) it)r eigene^ SBerf. ©ie finb
in ®I)riftu§ nirf)t weniger für bie oielen real unb rairlfam üor=
l)anben, al^ bie ©ünbe unb ber %oh oon 2lbom l)er. ®a§
@rgebni§, ju bem ber SSerlauf ber menfc^lidfjen @efcl)irf)te fül)rt,
ift barum lebiglirf) bie @lauben§ftellung. ^n i^r liegt ber @in=
t)eitgpunft, in bem bie üon ben beiben .^äuptern ber 9J^enfcl){)eit
au§get)enben Sinien pfammenlaufen. Seil rcir burd) ben Un=
get)ürfam be§ einen in hk ©ünbl^aftigf'eit unb (5terblicf)l'eit, burd)
ben ©e^orfam be§ anbern in bie @ered)tigl'eit unb 'OaS Seben
üerfe^t finb, fönnen roir nur ©laubenbe fein.
betont '*^aulu§ bie natur^ofte Segrünbung unfere§ böfen
^eget)ren§, feinen 3ufontmenl)ang mit ber ganzen Drganifation
ber ©eele unb bc§ Seib§, feinen Urfprung au§ bem „f^leifd)",
au§ bem ®efe^, 'ba^ unfere ©lieber regiert, an§ ber Unsuläng^
lic^f'eit unfere§ Seibe§, ber ein Seib be§ 2:obe§ ift, fo bilbet it)m
bic§ bie ^^prämiffe ju bem ©c^lu^: folglid) liegt auf bem, ber
in ®l)rifto ift, feine 23erurteilung, 9^öm. 8, t. tiefer ©d)lu^ ift
nur beg{)alb möglid), meil ber 3}kngel be§ 9Jlenfd)en unb bie
®ahe G^rifti fid) genau entfpred^en. '2)ie (Srf'enntni§ , ba^ mir
3^leifd) finb, begrünbet ben frot)en '^anf, roeil ©l)riftu§ un§ @eift
gibt. '2)ic (Sinfid)t, ba^ unfere ©rlöfung nom 33öfen mit unferer
(Errettung com Seibe biefeä 2obe§ sufammcnfallen mu{3/ begrünbet
baig ©lauben, roeil roir am teuje (£f)rifti fet)en, ba^ bort unfer
^leifc^e§leib in ben 3rob gegeben ift. ^ie llnml'iglid)l'eit, in un§
fclbft ^rieben, @inf)eit unb ^^reiljeit p geroinnen, erjeugt ba§
©tauben, burd) roeld)eg roir nid)t bei un§ felber bleiben, fonbern
„in (£t)rifto finb" unb in itjm ben l^aben, ber un§ plt unb
umfaßt.
Um bie ©id)erl)eit ber .^offnung ,^u bcgrünben, tjeifU unö
•i)3aulu8 erroägen, roie bie Silage burd) allcö, roa§ Sd)övfung ift,
0ct)t, aber auc^ in bcncn, bie ©ottesi ©eift baben, roicbert'obrt,
ja uom ©cift fclbft beftätigt roivb baburd), bafi er ta§> (hiebet
burd) bie unaus(fpred)baren 6eufäer ern)eitert, JKöm. «, 10—27.
2)ie (Sinl;eit »on J)ieue unb Ötattbeit. 357
'^a§ (Srgebnig bicfer 33ctrad)tung ift für '>Pau(u§ nid)t blo^ @r=
gebung, bie ficf) be§ ©dimerjeS nid)t loeigert in ber ©rroägung,
ba^ jcbermann leibet, fonbern ©erai^^eit ber ^errli^feit, bie
atlesi ßeiben unoergteic^Iic^ überragt, ^^offnung, roeil ha§ 6eufjen
bie ^ilfe ^erbeijie^t, ber 9)langel bie &ahe tjeroorruft, bie auf
©Ott gefegte Hoffnung niemanb befd)ämt. 2(ucf) !f)ier ift ber
9)langel bireft jum ©lauben^motio gemacht: roir erl)alten bie
^ilfe, raeit fie un§ fet)It.
®ient bie I)eUe 33e(eurf)tung unfere§ fittlid^en Unoertnögcn^,
lüie fie burdE) bie Urteile über ba§ j^^eifd), 3(bam^ ^a\i unb bie
^age ber Kreatur f)ergefteUt rairb, bem ©tauben jur ^egrünbung,
ba fie einzig biefe§ al§ ben un§ .^ilfe bringenben i>organg er=
fennen lä^t, fo finb aud) biefe ett)ifd)en Sä^e raieber ooni ©lau=
ben§ftanb be§ ^au(u§ abl)ängig unb nur t)on biefem au§ erreidjt.
^iur fein ©lauben gab feiner (Selbftbeurteilung biefe Sdiärfe,
bie alle ^Ilufionen jertrat unb bie ®ebunbenf)eit unfere§ !©i(len§
an bie natürlid)e Strt unb an ben ©efamtjuftanb ber 9)?enfc^f)eit
nad) if)rer ^ebeutung für unferen ©otteSbienft unb unfere Seben§=
füf)rung voU erma^. ®a^ '|>aulu5 unfere Dt)nmad)t unb (Sünblid)=
feit, o^ne @ntfd)utbigungen unb !öert)üllungen ju fud)en, mit biefer
Marl)eit ju bezeugen t)ermod)te, üerbanfte er bem, ba§ er mu^te,
an roem er ben 9tetter com Seibe biefeg 2:obe§ tiatte. ®er 3(uf=
btict 5um ®t)riftu§ oer^alf feinem ©inblicf in ben menfd) ticken
Buftanb jur abgettärten i^onfeguenj. ^JHd)t nur feine 53u^e t)at
fein ©tauben, fonbern aud) fein ©tauben bie ^u^e pr 5^Iart)eit
gebrad)t in einer feften 3Bed)felmirfung, bie bie 5lraft be§ einen
!i5ürgang§ auf ben anbern übertrug. \)
SSon befonberer 2!Bid)tigf'eit mar biefe fraftuolle ©ntfaltung
be§ ©taubeng für hk Set)re com ©efe^, meit fie jebe buatiftifd)c
SSerle^ung be§ ©otte§bitbe§ üerf)ütete. 2öenn bas ©efe^ ein
negatioeS 9iefuttat fd)afft, bie Übertretung I)eroorbringt unb ben
^atl üertieft, unb p biefem ^^v^d üon ©ott gegeben ift, fo ift
e§ aud) mit biefer ^-unftion ber ©nabe bienftbar unb mirb jur
^egrünbung be§ ©tauben§ mirffam. ®ie Sd)rift f)at alte§ unter
1) 3Biefevn bie in ben ajeflriffen „gleifd)" nnb „^-aU 2lbamö" fixierten
ett)ifc^en Urteile juv älteren ^ufiprcbic^t etwa^ 3Jeue§ ergeben, unb roie ^^aulu^
bicfelben genauer beftimmt f)at, gebort in bie neuteftanientlic^e ^Tbeologie.
358 ^^V- ^- S5er ©laube bei '^mtluS.
bie Sünbe ocrf d^Ioff cn , bamit bie 3SerI)ei^ung — md)t auf=
geI)oben, fonbern — gegeben raerbe — in ber SCßeife, rote e§ ber
©nabe ©ottel entfpridjt — au§ ©kuben an ;3ejn§ ©{)riftu§ ben
©laubenben, @al 3, 22, ügl 9?öm. 5, 20. @efe^ unb (J^riftuS
treten in fefter Unterfc^eibung mit entgegengefe^tem Sluftvag,
unb bod) cerbunben gufammen, bemfelben 9^at @otte§ bienenb.
Ser ®I)riftu§ nimmt bie ^Verurteilung ber ©ünbe burc^ i)a§ @efe^
in fein eigene§ ©rieben auf unb roirb burc^ ha^ ^reu^ f)inburcf)
jum ^errn aller ert)5l)t; ber ©laubenbe nimmt ben ^all, ben
ba§ ©efe^ in i^m bercirft, in feine 9f?eue auf unb roirb baburd)
jum glaubenben 2lnfcl)lu^ an ®l)riftu§ fät)ig unb tritt fo in bie
^reit)eit oom @efe^. ®ie im ©lauben entt)attene Söfung uom
®efe^ l)at beS^lb mit eigenmäcl)tiger 2luflel)nung gegen ba§felbe
nichts gemein, ©ie roirb nicf)t au§ ber (Einfielt, ba^ ha§> @efet3
unerfüllbar unb ein ®ienft ber 33erbammung ift, abgeleitet. 2ll§
üon ©Ott gegeben, f'ann e§ aud) nur uon @ott befeitigt rcerben;
e§ t)at fein göttlid) geroollte§ @nbe baburd) gefunben, ba^ ber
(Jt)riftu§ fam unb feinetrcegen ftarb. S)ie ^olge, roeld)e ber
9Jienfd) l)ierau§ p §iel)en t)at, ift bie, ha^ er ba§ @nbe be§=
felben in ®^riftu§ banfbar anerfennt. 2lufgef)oben ift e§ be6t)alb
nur für ben, ber fid) (£t)rifto üerbunben t)ält. ^ie Trennung
üon (£t)riftu§ fül)rt unter ba§ ©efet^ gurüd, fo ba^ ber, ber
unter it)m fein roill, e§ aud) mit feiner ganzen g^orberung unb
feiner ^Verurteilung gegen fid) l)at. 2lud) barin tritt bie ein!^eit=
üd)e ^unftion 6l)rifti unb be§ ©efeljeS ^eroor. ^iefe§ fa^t mit
feinem Urteil ben, ber fid) ungläubig uon (£t)rifto fd)eibet unb
bie i^m üerfd)affte ^reil)eit oerfdjerjt. ^)
2)ie gan§e ©ebanfen= unb ^Billenlbemegung , bie in biefcu
©ä^en it)ren 5lu§bruc! l)at, l)at in ber !öejal)ung ber göttlid)en
©nabe i^ren (Sdftein. 3hir unter biefer !iVorau§fe^uug luerben
bie ©d)tüffe uom 9)langel auf bie i^ahi, üom ?^all auf bie
9^ettung, uon ber ©rniebrigung auf bie ©rf)öl)ung, uom :^eiben
') Xk antit^etifdje Spaunuufl jiüifdjen @efc|j imb (£Ijviftiii5 ci-innevt ,\u=
nÄ(f)ft loicbev an bie 3(ntitl)efc ,v»ifcf)en J)tcd)t unb (SJnnbc im ©ottciSbilb ber
^enifalcmitcn. "I^auluö bleibt ober iticl)t iii ber S'weil)'-''* l)rt»rtci'/ fonbevu l)ttt
ober ber 'ilntitljefe bie 6i)ull)efe unb erfennt in (''^ottl^^ 'K^hkn burd) biK>. WcfetJ
unb burd) ben tShriftuo ben einigen 'ii^illen (^iottevS mit einem eiuOeitlid}on ;^iel.
2)ie göttlid)e ©nabe. 359
auf bie 2:röftung möglirf). ©ie fe^en eine frei gebenbe @üte
in ©Ott üorau§, bie au§ itjtem eigenen ^mpul^ f)erau§ f)anbe(t,
weil fie burrf) firf) febft pm ©eben unb Reifen bewogen ift unb
barum feine anbere ^egrünbung bebarf, al§ bie ^^ebürftig!eit
i^re§ (Empfängers. ®er gütige 2BilIe @otte§ ift als an^ebenbe
fd)öpferifcE)e ^iaufalität gebac^t. ®e§n)egen ift ber ©taube bie
2öeife, rcie it)r Empfänger on it)r beteiligt wirb: „be§lf)a(b au§
©tauben, bamit nad) ©nobe/' 9?öm. 4, IG, weil ha^ ©tauben
feine Seiftung bitbet, bie ba§ göttlicf)e ©eben burrf) it)r eigenen
3Öert begrünbete. Olid)t einmal bie 33itte unb ©rroartung gcf)t
üom 9)lenfd)en au§ al§ ba§ erfte unb uerantaffenbe SJioment
für baS göttliche ©eben, 'Oa \a ba§ ©tauben erft mit feinem
Dbjeft entftef)t. '3)er ©taubenbe ermartet bie &aht, rocil fie
it)m im 6;t)riftu§ bargeboten ift; fie rcirb it)m nid)t beSrcegen
bargeboten, weit er fie erwartet f)at. ®amit ift ba§ ©otteSbilb
f)od) über ha§ emporget)oben, maS in ber Stellung be§ 2öirfenben
enthalten ift. %a^ ^öd)fte, mag bicfer in feinem ^lirf auf ©ott
erreicf)t, ift, baf? fid) ©ottes oergeltenbe $Red)tlicf)!eit baburd),
ha^ fie bie menfd)lic^e (Bdjwäd:)^ freunbtid) bebenft, jur 'öiltigleit
ert)öl)t. ®arum fud)t ber Sirfenbe für ©ott eine 33crpflid)tung
f)er§uftellen, bie it)n jum ©eben beroegt, ein ocpEilri^ia, 9ftöm. 4, 4.
3)iit ®t)rifti Senbung, ^reuj unb 51uferftel)ung bält ^^aulu§
biefe§ ©otteSbilb für unvereinbar, ^ier erfd)eint eine Öiebe, bie
ma^rf)aft ^einbe§liebe ift, S^^öm. 5, 10, ein ^^ergcbcn, n)eld)e§ ha^
gän§li(^e ©egenteil gum SSergelten ift, ein ©eben, ba§ nid)t ju-
erft forbert, fonbern anl)ebt. :3nbem fid) l)ier bie" göttlid)e ©ütc
als v)on allen (Sd)ran!en frei in it)rer Unbebingt^eit offenbart,
beftimmt fid) ba§ !Cert)alten be§ ^^Jlenfc^en §u ©ott jum ©lauben
mit feiner unbebingten 21rt.
'^eil ber red)tfertigcnbe Sßille ©otteS ©nabe ift, barum be=
fte^t jenes betannte Dilemma für ^^auluS nid)t: entmeber ift
ba§ ©lauben ©erec^tigteit ; bann gilt nic^t met)r, ba^ ©ott ben
©ottlofen gered)t fpred)e; ober ba§ ©lauben ift feinem eigenen
^JKert nad) nid)t ©ered)tigf eit ; bann ift ©otteS Urteil, 'üa^ e§
@ered)tig!eit fei, eine Unmal)rl)eit. ®er ©otteSgebanfe, ber biefem
©d)luffe §ur ^afiS bient, ift logifd) unb etl)ifd) nod) niebriger,
als berjenige, ben ber Sßirt'enbe auS bem ©efe^ siel)t: ift ©ott
360 ^op- 9- ®er ©laube bei ^auluö.
nic^t genötigt, fo gibt er nid)t§. ®enn jener ©d)Iu^ cerfe^t
©Ott nod) mel)r in bie ^affioität, weil er i{)n lebiglirf) jum
2)enfer erniebrigt. dr roirb barauf rebugiert, ba§ menfcf)lid)e
3Serf)alten §u beurteilen. 3ßenn ^^auIu§ fagt : obraofjl ha§ ©tauben
nid)t meine ©erecEjtigfeit ift, ba icf) al§ ©ünber feine @ere(i)tig=
feit ^ahz, bie meine eigene märe, fo ift ba§ ©tauben bennod^
mafir^ft unb oollftänbig meine ©ered}tigfeit um @otte§ roillen,
fo beruf)t bie§ barauf, ba^ er einen gebenben ©ott t)at. SBäre
©Ott nur bcr ^eobad)ter be§ menfd)tic^en 3Birfen§ unb fomit
ber SJienfd^ allein ber ^anbelnbe, bann fönnte meber von ber
©erec^tigfeit be§ ©Iauben§, nocf) überhaupt com ©tauben bie
9?ebe fein; bann mü^te freilid^ ber SJZenfcf) fet)en, mie er fid)
fclber f)itft, unb 'Oab^i an feinem SÖBerf f)ilfIo§ fterben. ^aulu§
l^ält e§ aber angefi(i)t§ ber ©egenmart (Sf)rifti für eine un§n)eifet=
t)afte, offenfunbige 3:;atfad)e, ha^ ©ott fid) nic^t bamit begnügt,
ha§ 9Serf)aIten be§ SRenfc^en su beobad)ten unb §u fritifieren,
fonbern gebenb unb fd)affenb fein Seben aufrid)tet, unb t>k^
gerabe baburd), ha^ er t>a^ ^öfe oerurteilt t)at. ^arau§ er=
gibt fic^ beibe§, "öa^ ber ©ottlofe geredjt gefprod)en mirb, fo
ba^ bie 91ed)tfertigung nic^t im 9)lenfd)en, fonbern nur in ©ott
if)r 9Jiotio ^at, unb ha^ ber ©laube fo oöttig unb reat ©e=
rec^tigfeit ift, ta^ er ©otte§ Urteil: bu bift gered)t, für ben
^enfc^en begrünbet unb befi^t. '2)ie ©inigung beiber (Sä^e
liegt einfad) barin, ha^ ©ott in ©nabe t^anbett, in feiner
eigenen, frei anf)ebenben, fd)affenben ©üte, TOeId)e bie ©ottIofig=
feit oergibt unb baburd) annulliert unb bem ©laubenben allc§
gibt, roa§ in feinem SGBefen unb SOöollen allfeitig gered)te 33er=
fjättniffe f)erftellen mirb.
Um ber ©nabe miUen mar e§ ^aulu§ aud) uon ^öebeutung,
ba^ im ©prud) ber ©d)rift über 3lbral)am§ 9iec^tfertigung Don
3ured)nung bie Stcbe ift. ©r fa^t nad) ber SKeife, mie er bio
53ibel lieft, ben 33egriff fd)arf unb benft in ibm ben ©nabcnaft.
©r roiÜ bamit bie ^Kedjtfertigung teiuc§UHHv3 blofj in ©otte§
2)enfcn einfd)lie^en,') mol)l aber bamit ausibrücfeu, ba^ ba^
'j Xex 91e(^tfcrtiflimß«ibeflvtff Ijat bttbiird) nid^t gcroomicH, bo^ fid) in bor
trabitionelleu (J;reflefe bad rccl)tfovti(U'iibc .vnnbolii (Motte«* vom lobe ;\eiii ab-
gelöft \)at unb in ein jenfeitifle«! ücl•büvflenev^ 3oi"''i <Mütte* oeiieijt lüoibeii ift,
Xk göttliche ©nabe. 361
©lauben md)t auf bem 2öege einer natürlicf)en ober rerfjtUc^en
S^iotiüenbigfeit fein @rgebni§ mixlt, ba^ e§ feinen ©rfolg burd)
(^otte§ freien äöilten !^at, ber gerne gibt, fogar bem ©ottlofen,
unb fic^ barum auc^ if)m ^unt ©runb be§ 33ertrauen§ barbietet,
unb aurf) in i^m ©lauben begrünben railt unb fann, weil er
aucf) au§ it)m ein neue§ @ef(i)öpf, 2 Äor. 5, 17, mad)t.
2)amit ift freilid^ aud) au5gefprorf)en , roie fern bie Oted)t^
fertigung be§ ©laubenben ein Söunber bleibt, 'öa^ fid) bem ^e=
griff entsiel)t. ®a§ an{)ebenbe, fe^enbe ^enfen ®otte§, bie gütt=
lirf)e Imputation mit it)rer geftattenben 9}lac^t ift ein @rfte§, nicf)t
mieber au§ einem anbern ableitbar, etmaS '!|3ofitioe§, offenbar nur
in bem, ma§ e§ fe^t. ^a§ Sunber, ba§ jeben freatorifd)en 'Jtft
al§ fotd)en fennseic^net, ift aurf) ber 9ierf)tfertigung eigen.
2)iejenigen 2;l)eorien, meiere ba§ ©tauben at§ bie f)örf)fte
2;ugenb befc^reiben, fo ba^ e§ be^roegen beffer al§ bie 3öerfe
geeignet fei, bie 9'terf)tfertigung ju begrünben, meil fein innerer
3Bert t)öt)er al§ berjenige ber 3Berfe fei, oerlcugnen bie pauIi*
nifrf)e 33uJ3prebigt mit it)rem ernften ^Kefultat: fd)ulbig, unb
vertieren bamit aurf) ha^ glaubenbe 33erf)alten, meil firf) it)r
©tauben auf fic^ felbft gurücfbeugt unb an ben äBert unb bie
5^raft unfereg ©lauben§ glaubt. ^'I.^aulus f)at firf) nirf)t auf fein
©tauben, fonbern auf ©ott geftü^t, nid^t firf) in feiner ©läubig=
feit bemunbert, fonbern ©otte§ ©nabe gefrf)ä^t unb in (£l)riftu§
feine 9ierf)tfertigung gefurf)t. ©ein ©tauben lä^t alle§, mag ber
9Jlenfrf) f)at, ^ei^e e§ ©taube ober 3Berf, I)inter firf) unb greift
narf) ©otte§ ©eben, ^ene 2:t)eorien brängen ^^^autus auf ben
©tanbpunft ber ^erufatemiten prürf, bie am ©tauben feine cer-
bienftlirf)e 9Jlad)t greifen, ©egen atten mit bem ©tauben getrie=
benen ^Jiomi§mu§ gitt ber vautinifrf)e ©a^, ha^ menn ber S)ienfd)
firf) felbft rerf)tfertigen unb üerl)errlirf)en milt, feine ©ererf)tig!eit,
©rö^e unb ©t)re nur im oottbrarf)ten SBerf befielen fann.
®ie entgegengefe^te Stt)eorie, metrf)e bie ©lauben§mat)nung
al^ ein n)illt'ürlirf)e§ ©tatut betrad^tet, ba§ mit 9tüctfirf)t auf bie
TOD eö mm auf einen göttlidjen ©ebanten rebujievt ift, ber bem 3)Jenid)en nic^t
iuaf)rnef)ntDav uiivb. SBeil für 'i|5anhu^ nnfre :)ied)tferti9ung im lobe (5l)rifti
entf)alten ift, I;at fein C^Uanbe einen fid)tbaren, faftifc^en Sn^alt unb jiel^t au^
biefem l^eUe, f(are Weiui^fjeit.
362 ^<^- ^- ^^^ ©laube 6ei ^autitö.
menfc^Iicf)e ©c^iüäc^e ftatt ber oielen unb fditüeren SBcrfe ben
©lauben aB bte Ietcf)tere ^cil§bebingung forbere, of)ne 3ufammen=
I)ang feiner feltgmad^enbenben ^ebeutung mit feinem ^nf)alt unb
SBefen, oerfennt ebenfalls bie S^elation, bie ^au(u§ gmifc^en ber
freien @üte @otte§ unb bem ©lauben fe^t. 2lud) fie fül)rt in
it)rcr SBeife ben 9^omi§mu§ in hk Sef)re com ©tauben ein. (Sin
^erou^tfein, bem ha^ ©tauben at§ etmaS SBittturIid)e§ erfd)eint,
n)a§ nur traft einer gefe^tict)en Slnorbnung notroenbig unb t)eit=
fam fei, barf nid)t ©tauben t)ei^en. 3ttle biefe ©ntftettungen be§
^autini§mu§ bemeifen nur, mie fct)n)er un§ hzi unferem t)erbun=
fetten ©otte^berou^tfein unb unferer ©eringfct)ä^ung (Stirifti aud)
nur ba§ 2Serftänbni§ ber @tauben§ftetlung rairb. ^)
®ie 9ietation gmifc^en ber ©nabe unb bem ©tauben ift für
ben ©ebanfen be§ ^^autu§ non jeber ^öiltfür frei, raeit eine bto^
naturt)afte Umrcanblung be§ 9nenfct)en, bie nid)t in, fonbern nur
an ber '»^erfon bemu^t^ unb n)ittento§ gef(^öt)e, für it)n nöttig
auögefcf)toffen ift, ba er ©otte§ 3}erf)ättni§ gum 3Jlenfd)en ftreng
perfontiaft benft. ©ott bie ©abe ®otte§ ©ut unb S3efi^ be§
3Jlenfrf)en merben, fo fann fie it)m nietet jenfeitig unb feinem
^nnenteben fremb bteiben, fonbern mu^ in feinem geiftigen Söefen,
in feinem eigenen äßiffen unb SBotten if)re SBirfung finben.
2ßer ©otte§ ©üte nict)t miffenb unb mottenb fuct)t, ber üerac^tet
fie. 2)ie burc^ unfere 33erufung §u ®t)riftu§ un§ offenbar ge=
roorbene ©nabe finbet nur in ber gtäubigen ^ejat)ung berfetben
it)re birefte, unertä^tid)e, gerabtinige j^ortfe^ung unb 5ort=
roirfung. Dt)ne fie brid)t ba§ götttidje ©eben frud)tto§ ab.
'^arum get)ört unfer ©tauben unabtrennbar gum 2ßer! unb
3Bort ber ©nabe, bie für unss o^ne jeneö nic^t üort)anben
finb. 2öeit eö bie einjig rid)tige unb äutäffige ?^otge au§
bemfetben ift, crt)ätt e§ bie üotte ^ebeutung einer mitmirt'en=
ben Urfad)c für ben ©cred)tigteit§= unb Seben^bcfitv ^|3autu§
') 2)ic Iljcovic uüii ben bciöcii 'iiU'(U'ii, bem leidstem iinb bem fd)H)erent,
brittflt ^aulu«! nid)t miv mit ftd) felbev, fonbern and) mit ^^efnö, cbenfo mit
3aIobud unb a)?attl)äu^ in nnl)eilbavcn .Honflicft, weil biefe mit einer Jyaffnnfl
ber flöttlid)cn Wnabe, bie fie nlö (Sntbinbnnfl uom (ilUtlicfjon (Mebot fd)(H<t, in
rnnbem, entfdjioffenem Mampfe ftel)en. 3)ie MWi'i "äU-i^c ciitftelicii nicbl baburd),
baft (^ott üinei ÜHillen l)rttte, fonbern babttrri), bnfi ber 'JJJenfd) feinen 'hellen
(U'rtcn C-Jottec* Willen fejft.
2)te faufale 3)k(f)t bei ®Iau5en§. 363
befc^reibt e§ nic^t blo^ al§ ba§ 3^^^ ^e§ göttltrf)en i>anMn§,
fonbern ebenfo beftimmt a{§> bie baäjelbe oermittetnbe Urfarf)c,
in berfelben 3Bcife roic ba§, wa§ 3efu§ ift unb tut. (Sr fagt
gteirf)crit)etfe : rcir würben aii§ ober burcf) ©lauben gcrerf)tfertigt,
9iöm. 3, 28. 5, 1, rcie er fagt: rcir rourben in (£f)rifto, in feinem
S3Iut, burtf) bie in if)m t)orf)anbene ©rlöfung gered)tfertigt, ®al. 2, 17.
^Höm. 5, 9. 3, 24. @r ftellt beibe urfärf)(idE)en ^aftoren auSbrüdlid)
nebeneinanber : ®ott f)at (£f)riftu§ aU @nabentf)ron burcf) ©lauben
in feinem 33Iute f)inge[tellt, 9töm. 3, 25. ©firifti ^ebeutung al§
SJiittler ber ©nabc ift baburc^ in analoger Söeife oon feinem
Sterben unb oon unferem ©tauben abf)ängig gemarf)t. 2Bie er
ber SJlittter ber ©nabe wirb burd) bie 2)af)ingabe feine§ ^^tut§,
fo mirb er e§ anbererfeitg baburd), t>a^ unfcr ©taube fic^ an
if)n menbet. ^;pautu§ ^at ba§ .^anbetn G^rifti nirf)t in jwei 3lfte
jcrtegt, uon benen ber eine fid) nur an ©ott ber anbere fid) nur
an ben 9)tenfc|en rid)tete. 2lt§ ber für ©ott .^anbetnbe ift er
ber ©mpfänger unfereS ©tauben§, unb alg ber unferen ©tauben
33egrünbenbe unb 33egabenbe ftet)t er oor ©ott. '3)arum begrünbet
fid) baSfelbe göttlid)e 33erföt)nen unb 9ied)tfertigen in bem, roaö
^efu§ tut, unb in bem, n)a§ al§ ^^olge feiner 2;at in un§ gc=
f(i^iet)t, nämtic^ baburd), ba^ wir glauben. 2)iefe ^ufammen^
faffung be§ 2obe§ (5t)rifti mit bem ©tauben atg 'iBennittlung
eine§ einigen ungeteilten götttid)en .Oanbelnö jeigt anfd)aulid),
wie feft ^efu Sob unb ba§ ©tauben im ©ebanfen be§ 5lpofteI§
äufammengefügt finb, wie ba§ Objeft unb fein S^tefler im ©ubjeft,
wie bie Siebe unb ii)x ©inbrud auf ben, ber fie erfät)rt. ^iefe
S^onfequenj ift oon ©ott geraolit, n)e§t)atb ^)3au(u§ aud) bie
formet „©efe^ be§ ©tauben§" prägt, ©ie mar mit bem anbern
©ebanfen: „©ered)tigteit be§ ©laubeng" unmittelbar gegeben,
^er gefe^gebenbe unb ber rid)tenbe 3Bilte taffen fid) in ©ott
nid^t trennen. 2ßenn ba§ göttlid)e Urteil ^a§ ©lauben al§ ©e=
red)tigfeit wertet, fo liegt barin, ba^ fein ©efe^ ha^ ©lauben
al§ ba§ feftfe^t, ma^ bem 9Jlenf^eu obliegt. '3)iefer ift burd)
©f)riftu§ unter eine göttlid)e Drbnung geftellt, bie fein SSer^alten
al§ ©lauben normiert, unb oon biefer Drbnung, hk oon un§
©lauben oerlangt, wirb ©ott nid)t weid)en; fie i)at bie uner=
fd)ütterlicl)e äKajeftät be§ göttlid)en 9ied)t§.
364 Äop. 9. 3)ei- @Iau6e bei ^aiilug.
2)arum fiattc ^aulu§ tebenbig ba§ 33ctt)u^tfein, ba^ er im
©tauben geI)orJQm fei. @r f)at neben axorj niaTecjg aud) vTtay.ori
TtiaiEüjg geprägt, S^töm. 1, 5. 16, 26, ügl. vTtorayrjvai '^öm. 10, 3.
3)er ©laubenbe untergibt fic^ bem gnäbigen Söillen ®otte§ unb
fteüt fid) unter ®f)riftu§. Sßeil er beraubt unb raoüenb in bie
Stellung eintritt, bie ®ott it)m bereitet i)Qt, ert)ä(t ba§ ©tauben
ben ®t)ara!ter ber @et)orfam§betätigung. ®arum faf) ^aulu§
5U bem, n)a§ ba§ @efe^ über bie ©tätte be§ götttict)en @ebot§
unb feine @inn)oI)nung im äRenfd)en fagt, im ©tauben bie @r=
füttung. SGßenn "Da^ ©efe^ ®eut. 30, 11—14 üon einem gött=
tidtjen ©ebot fprad), ba§ bem 9)lenf(i)en nat)e fei unb nid^t erft
üom ^immet ober oon jenfeit§ be§ 9J?eere§ l^er get)oIt raerben
mu^, fonbcrn ein im ^er§en unb SJlunb be§ S!Jlenfrf)en t)ort)an=
bene§ 2ßort fei, fo f)at bie ©tauben§gererf)tigf'eit atte biefe @igen=
fdE)aften. ©ie bebarf feiner .^immet= no^ ^abe§fat)rt, ba (£I)riftug
gekommen unb auferftanben ift, rcomit fie bem 9J?enfdE)en ge*
geben ift. ©ie beftet)t in einem bem 9Jlenf(i)en nat)en SÖBort, im
SGBort be§ ©tauben§, ^rjua Ttlaiecog, n)etrf)e§ auSfprictjt, 'i>a^
^efu§ fam unb auferftanb unb alfo ber |)err ift. ®a§felbe ift
'i)a^ 3ßort be§ ©tauben§, roeil e§ ha^u nerfünbigt mirb, bamit
e§ ©tauben mirf'e, unb ha, voo er entftanben ift, angeeignet unb
befennenb n)ieberf)ott mirb. 2)iefe§ ©taubenSmort ift im ^erjen
at§ ©taube, unb im SKunb at§ ^e!enntni§, mie ha^ ©efe^ e§
fagt, unb mit i^m ift bie ©erect)tigt'eit ^u if)rem ganzen ^eftanb
getaugt, unb erfüttt, maS ©ütte§ ©ebot oertangt.
'2)en Unglauben, ben er nict)t nur <w niotevELv, foubern
ccTttareiv, ccTtiazia gu nennen pftegt, meil an bie ©tette be§
fet)tenben ©tauben^ eine mannigfattige unb cncrgifdfje 3lftioität
tritt, bie fid) gegen ©ott unb (£t)riftuö menbet, ogl. 2 S^eff. 2, 11,
t)at *»^autuä fet)r ernft at§ ©d)utb beurteilt. 3ßenn ber 3Jienfd)
ber 2ßat)rf)eit bie ^crrfd)aft über fein S)enfen unb Sotten Der=
fagt, fo rüt)rt bie§ nur oou it)vem 3iift^i""itMit)ang mit bem ^ed)t
t)er, ha^ fie basi Unrodjt be^ ^lJ^onfd)eu boutlid) inad}t. :3i»
SBo^tgcfatlen an ber Ungered)tigtcit glaubt man ber SOBal)rt)eit
nid)t, 2 2:()eff. 2 12 cf. Jo. ^Köm. 2, H. 1, 18. ^ie retigiöfcn
^J}iotiüc, iücld)e ben Ungtauben er.^eugeu, mic in O^^rael, beffen
(Äifer für t)a<i ©cfelj eö ungläubig umd)t, ^Höm. 10, 2, ober in
bcr @emeinbe bei benen, n)e(d)e ba^» (Soangeliuni uerbecft f)ei^en
unb über baSfelbe in ein f)öf)ere§ Sicf)t emporftreben, 2 ^or. 4, 4,
entfdf)u(bigen it)n mcf)t. @§ ift t)ier raic bort eine j^römmigfeit,
n)elrf)e bie oon ®ott bem 9J?enf(^en angerciefene ©tellung ablet)nt
unb nur burrf) einen ^vud) mit ber 3öaf)rf)eit möglid) roirb.
'2)er @tfer 3§rael§ ift o^ne @rfenntni§ unb unterroirft firf) ber
@ererf)tigfeit @otte§ nirf)t, ^Tiöm. 10, 3 ogl. 1 X'm. 1, 13. ^ene
Ungläubigen in ber ©emeinbe ^aben gebtenbete ©ebonfen, vori^iaia,
n)e(rf)e unfäf)ig finb, bie ^otfrf)aft uon ber .^errtirf)feit ß^rifti
fic^ anzueignen. 3f)r 33ebürfni§ nacf) einer frembartigen, über
ba§ apoftoüf(i)e 2ßort f)inau§greifenben 3ßei§f)eit beruf)t auf bcr
9Jii^ad)tung ®I)rifti, ber ibnen arm unb wertlos erfd)eint. 3»
fold) it(uforifd)em 9}lenfrf){)eit§-, ßf)riftu§= unb ©ottesbilb, ta^
bie glaubenbe 2(nerfennung 6f)rifti unb @otte§ unmöglirf) macf)t,
mac^t fid) ®ebunbenl)eit an fatanifrf)e 9Jläd)te offenbar. 3ßic
e§ ber n)at)rt)aftige @ott ift, meld^er fpridjt: e§ loerbe 2id)t! fo
ift e§ ber @ott biefe§ 2(eon§, ber bie oernünftige 2:ätig!eit bcsi
9JienfcE)en ju finftern (ict)ttofen ^Hefultaten fül^rt, burd) n)eld)e bie
3öaf)rnef)mung ber ^errlid)feit ®otte§ im 2lngefid)t (£t)rifti if)m
unmöglid) rcirb, 2 ^or. 4, 4 ff. ogl. 1 Z\m. 4, 1. ^arum rocil
ber Unglaube ba§ @rgebni§ unb bie ^^iyation bcr 53o§t)cit im
3Rcnfd)en ift, tritt er aurf) in ben 5lrei§ ber göttlirf)en ©trafen,
^er 9Jlcnfd) ift aud) in feinem SBiberftreben gegen @ott oon ber
it)n be^errfdjenben dJlad)i ®otte§ nid)t gefd)icbcn. 2lud) bie Äraft
p feinem 2ro^ f)at er an§ @ott, ber fein @erid)t baburd) an
i^m oo((§ief)t, ba^ er il)n burd) feinen Unglauben in feiner ©ünbe
feftt)ä(t, 9^öm. 0, 17—22. ^:pautu§ ^at feinem ©ebanfen ooUc
@int)eit gegeben. SQBie ®ott un§ burd) ba§ ©tauben rechtfertigt,
fo mac^t er aud) ben Ungläubigen burd) feinen Unglauben pm
@efä^ feinet ^i^^'n^-
^ic parallele 33etrad)tung für "ta^ ©tauben wirb baburd)
uotlftänbig, ba^ fein 9Sert)ältni§ jum ©eift ing 5luge gefaxt
mirb. (Sl)riftug ift für '>Paulu§ !ein abmefenber, fonbern ^at
eine ftetige gegenrcärtige @emeinfd)aft mit bem ©laubenben:
er nimmt if)n bei fic^ auf unb gibt if)m in fid) feinen Ort. ©o
l)at fid) aud) @otte§ ©nabe nid)t in ber ©enbung unb @rl)öt)ung
®t)rifti erfd)öpft, fonbern übt an ber ©emeinbe ein ftetige^
©eben, ^ic 33crmittlung beSjelbcn, burc!) n)eld)c bie ©egcnroart
©^rifti im ©taubenben entftel)t, ift ber @etft. @§ liegt in ber
Äonjcquens be§ paulinifdf)en ®ebanf'en§, ba^ bie 9*teIation be§
@lauben§ pm ©eift böppelt beftimmt rairb : ber ©eift wirb
burrf) ba§ ©lauben, unb ba§ ©tauben burc^ ben ©eift ertangt;
b. t). eä ift auc^ t)ier eine coli perfonf)aft gebad)te ©emeinjct)aft
gefegt, bie fid) in einem einträd)tigen ^ufammenroirfen beiber
t)oII§iet)t. ®amit bleibt bie 9?eIation be§ ©tauben^ §um ©eift
berjenigen gu ®f)rifto genau poraöel. ®enn aud) §ur ©nabe
(S^rifti t)at e§ bie boppette Sletation, 'Oa^ e§ au§ if)r folgt at§
it)r ©ffe!t unb fie bebingt al§ x{)X ©runb. ©otte§ ©erec{)tigteit
offenbart fic^ au§ ©tauben, rceil mir gläubig finb, jum ©tauben,
bamit mir gläubig feien, 9?öm. 1, 17.^) Slnalog gibt e§ auf bie
f^rage, mie mir ben ©eift empfangen, nur bie 3lntmort : au§ bem
^ören be§ ©Iauben§, ©at. 3, 2. ®a§ äöori, ttaä mir f)ören,
ift aber ©otte§ traft, D^öm. 1, 16. 1 Uox. 1, 18, me§f)atb unfer
©taube in ©otte§ traft feinen ©runb I)at, 1 tor. 2, 4. 5. ^iefe
erleben mir im ©eift. ©r oermittett jeneg inraenbige Si^ufen ©otte§,
bas bie ©emeinfrf)aft mit ©t)rifto ftiftet, 1 tor. 1, 24 ogl. 21
di'im. 8, 30. 2ßät)renb ber ^eibe, ber ot)ne ^emu^tfein unb
SGßilten §um ftummen ©ö^en getrieben mirb, uon feiner Sßirfung
be§ ©eifte§ mei^, unb aud) ber ^ube, rca§ immer fein ^Hut)m
fein mag, fid) üon ©otteä ©eift baburd) gefd)ieben ermeift, ba^
er ^efu§ Derf(ud)t, ift "öa^ ^efenntniö, ha§ 3efu6 ben ^errn
nennt, .tenn5eid)en unb Sercei§ für bog S)afein be§ ©eifte§, meit
e§ nur in it)m pftanbe f'ommt, 1 tor. 12, 3; eben bie§ ift aber
ba§ ©lauben^roort, ?Röm. 10, 8. 9lnaIog ift aud) ber 9?uf ju
©Ott al§ sum 33ater bie (^ahi be§ ©eifte§, 9?öm. 8, 15. ©al. 4, 6.
'2)ie Sclbig!eit be§ ©laubenä ,smif d)en ^aulu§ unb feiner ©e=
meinbe beruf)t barauf, bafj fie benfelben ©eift t)aben, unb biefer
ift ©eift bc§ ©Iauben§, meit er foIc^e§ roirft, 2 tor. 4, 13.
3ßcil aud) ba§ ©tauben ein ©cfd)enf ©otte§ ift, flnl 1, 20,
bleibt ber ©egenfa^ jroifdjen ber (Stcüung be§ 5lpoftet^ unb
bem ^JiomiömuS abfolut, meit bie iUn-mitttung ber ©ered)tigfeit
unb bcS ficbcnS üöltig in ©ott bcfdjtoffen bleibt aud) an ber
') 3)lcfe boppcitc JHclation l)ai fcljou !»\cfuv^ bcin (^Unubcii jii foiiicii .'öilfe
briitgenbcn latcn gcflcbcn; ftc fctjeu ci novnuö imb cijeiisjcii 0)>, ußl. c. 115.
Xia StbiueOv bes fnlfci)en Wlaubeng. HG 7
(Stelle, löo fie fid) in ber ^:]3erföntid)feit be§ 50'lenfd)en felbft vo\U
5iel)t unb burd) fein eigenes Siffen unb 3öoüen gefd)iet)t. 2)arum
fd)tie^t bag „®eje^ be§ @Iauben§" jeben (Setbftrut)m gänjüd)
au§ ; benn ber ©laubenbe rii()mt fid) nid)t feinet ©laubeng wegen,
fonbern banft für it)n.
®ie ^raft mit ber ^aulu§ bie Unbebingtf)eit be§ @lauben§
uertritt, I)at für if)n bie Sf^otroenbigfeit befonber§ bringlid) ge^
mac^t, bie ©renje gegen ta^ et{)ifd) falfd)e ©lauben fd)arf t)erüor=
jut)eben. ®r t)at barauf im 9f{ömer=^ mie im ©alaterbrief befonbere
Sorgfalt üermanbt: 9^öm. 6-8. cgi. 3, 1—8. @al. 5, 13—25.
®a^ bie gegen il)n gerid)tete ^olemif ibm 'Oa§ falfc^e ©lauben
5ur Saft legte, liegt in ber Situation unb n)irb burc^ 9iöm. 3, 8
auSbrüdlic^ bezeugt. 2)a§ 2(yiom: la^t un§ 33öfeg tun, bamit
®ute§ barau§ !ommc, im 3wfammenf)ang mit ber 23erfid)erung,
ba^ bie 3Soll!ommen!^eit ber göttlid)en ^Bal)rl^eit "ba^ menfc^lid)c
Sügen frei gebe unb ungefäl)rlid) mad)e, ba fie ja burd) baSfelbe
nid)t m§ ©c^raanfen Jomme, befd)rcibt ba§ gegen bie etl)ifd)en
S^iormen gteid)gültig gercorbene ©tauben, roeld)e§ aud) ba§ ^öfe
in fid) aufnimmt, ^^-ür bie etl)ifd)e .^öl)e, auf ber fid) bie 33e=
fpred)ung ber @efe^e§frage innerl)alb ber 6;t)riftenl)eit uolljog, ift
e§ lel)rreic^, ba^ bie Slngft »or bem bo§t)aften ©tauben '*^aulu§
al§ bie ©d)n)ierigfeit entgegentrat, über bie er bie jübifd)e (£I)riften=
t)eit emportragen mu^te. ^Jli(^t nur !ranfe SHotioe, bie au§ ber
jübifd)en ©itelJeit ober au§ unreiner Dleigung ju einer bequemen
©erec^tigfeit, bie in einer äu^erlid)en 'Digjiplinierung be§ 8eben§
beftel^en foU, ftammtcn, erzeugten ben ^)lrgn)ot)n gegen it)n; e§
roir!te babei sugleid) ba§ 2;ieffte mit, raa§ bie (Jt)riftent)eit oon
^z]vL§ empfangen l)at, bie ©emipeit, ha^ fein ©tauben ©rl)örung
bei ©Ott finbe, baS bie Suft an ber ©ünbe freigebe unb förbere.
*'^aulu§ burfte freilid) mit »ollem &ied)t fagen: nid^t il)n fed)te
biefe 3Serfud)ung an, oietmet)r l)ege gerabe ber ^t)arifäigmu§ unb
^ubai§mu§ biefe unreine ^uoerfic^t in fid).
@r l)at barum nac^ ber Darlegung ber mit bem ©tauben
empfangenen 9ied)tfertigung burd) bie S^rage: moUen mir bei ber
©ünbe bleiben, bamit bie ©nabe n)ad)fe? 9?öm. 6, 1 fd)arf ben
^un!t beleud^tet, mo ha^ ©tauben fid^ forrumpiert. ©r lä^t bamit
bie ©nabe felbft al§ ^JJlotio §ur ©ünbe erf feinen, fo ha^ fid)
368 ^(^V- •'• ^i-'i" «IcinfJe bei 'üj^aiilui^.
biefe al§ ©rrocifung be§ ®Iauben§ barftetlt unb ber ©nabe §ur
3?erl)errlid)ung gefd)tcf)t, in ber 3ut>erfic^t, ha^ fte fic^ an ber
@rö^e be§ ^all^ nid)t j(^n)äcf)e, fonbern fräftige. @§ finb jebocf)
nirf)t b(o^ poIemifd)e (Srünbe, irelc^e bie 2Iufmerffam!eit beä
^aulu§ narf) biefer ©eite lenfen; benn bie 9JlögIid)feit p biefer
Korruption liegt tat|ärf)tirf) fortroäfjrenb in ber ©lauBengfteüung.
Sie gewinnt bat)er il^re ^SoIIenbnng nur baburrf), ba^ fie biefe
33erfud)ung ert'ennt unb tilgt, %^x gon^e ©ebanf'engang be§
^^autu§ bliebe unoottenbet, raenn er bieUnbebingtf)eit be§ @Iauben§
nid)t aud) an biefer ©teile burd)fü^ren !önnte, baburcf), ba^ fid)
tia^ ©lauben al^ @inoerftänbni§ mit @otte§ gutem SBillen
erroeift.
®ie Unmöglicf)!eit, au§ ber @nabe ein 9)lotir» §um ©ünbigcn
ju machen, ift für ^;paulu§ bamit gefegt, ba^ „mir ber ©ünbe
geftorben finb". @§ liegt alfo für ^aulu§ in ber (IJIauben§=
ftellung eine abfolute ©d)eibung oom ^öfen; bie 2Serftüd)tenf)eit
mit bemfelben ift aufgef)oben; ©rlöfung oom 33öfen ift ber bem
©laubenben juteit gercorbene 33efi^. 2)a{)er ift ein SKitle, ber
fünbigen mill, niemals im ©tauben begrünbet, fonbern beffen
©egenteil. @r f)ebt ba§ burd) bie ©nabe bem SJlenfc^en ©egebene
auf, unb oerneint ha§, ma§ ber ©taubenbe burd) fie geworben ift.
^sn biefem unbebingten 9iein, ta§ ^^auluS allem ^^öfen ent=
gegenfe^t, bett)ät)rt fid) bie nnbebingtf)eit feinet ©laubenS an ber
für ben SSerlauf be§ menfd)Iic{)en ^eben§ entfd)eibenben ©teile,
^ie ©nabe (5f)rifti ift aud) ^ur :^öfung ber müralifd)en 3lufgabe
allgenugfam; fie errid)tet eine totale Trennung 5iuifd)en bem
9)?enfd)en unb ber ©ünbe, bie \i)m einen guten SBillen gibt, bem
mit geraber runber ©ntfd^ieben^eit bas* 33öfe nid)t mcljr mi."iglid) ift.
'2)iefe Stellung 5um ^ööfen ift bem ^Jlpoftel burd) ha^ ge=
geben, wa§ 3efu^ l^l- ®cin eignet Xotfein für ha^ ^ofc ift
bie O^olge be§ 2;obeö 6t)rifti unb berul^t barauf, ba^ (Jl)rifti
Zoh aud) il)n umfaf?t. *©eil C;^riftu§ ber ©ünbc geftorben ift,
ift aud) ber ©laubenbc il)r geftorben. 'Die @efd)iebent)eit beö
©taubcnS oon ber Korruption liegt fomit, raic olleg maS ber
©laubc l)at, im Dbjeft beei ©lauben§, im ®egonfal3 (£l)rifti gegen
bas !ööfe. Darum mirb ba§ bie ©ünbe bcgcl)rcnbc ©lauben
JHöm. ii, 5. (i einf ad) baburd) luibcrlegt, ta^ an bie bie !iBelt
Xk 'Hbml)x beö falicften ölanbeng. 369
rid)teube ^^unf'tion @otte§ erinnert wirb, ©o roenig ©ott uon
feinem ^Jiirf)teramt lä^t, fo raenig ^egt unb frf)ü^t ber (5f)riftuö
6ünbe. (If)rifti äöiüe ge^t üielmef)r barauf, un§ üon ber (Sünbe
äu befreien, unb be§{)alb ift ber ©laubenbe non if)r befreit. 2)ie
ber @nabe felbft innen) of)nenbe .^eiligt'eit, bie nid}t§ 53üfe§ in ibr
2Bü()IgefalIen aufnimmt, geftaltet nid)t blo^ (£t)rifti i^anbein,
fonbern and) ben ©ffeft begfelben im ©laubenben unb fc^Iiefit es
au§, baJ3 ©nabe unb ©laube S3öfe§ erjeugen tonnen, ^er falfcf)e
©laube ift niemals ©taube an ß^riftu^, meil er nur baburd)
cntftet)en fann, ^a^ geleugnet wirb, ba^ (£t)riftu§ für bie ©ünbe
geftorben ift, unb ift niemals ©taube an ©ott, rceil er fid) nur
babur(^ 5u erf)atten nermag, ba^ er ben 9iid)ter ber SBelt uergi^t.
2)en 2:ob unb bie ^.Uuferftet)ung Gf)rifti t)at ^aulu§ auc^
für bie etf)ifc^e ^-8etrad)tung nirf)t getrennt, ^er ©(aubeube be=
iat)t (£^riftu§ nid)t nur al§ für bie Sünbe tot, fonbern aud)
at^ lebenbig für ©ott. ©r fd)Iie^t fic^ foroof)! in ©t)rifti ^J(uf=
erftel)ung mie in fein Sterben ein. ^eöroegen ift eine neue
Seben^geftatt, xaivoirig Ccorjg, fein eigen geworben. ®er Sl'^enfd),
rcie er burd) bie ©eburt rairb, ift für if)n veraltet, 7caXai6g;
er I)at fein it)m gebüt)renbe§ ©nbe am ^reuje^pfat)! 3efu ge=
funben. ®er Seib ber ©ünbe ift abgetan, unb ha^ ^^leifd) ift
nid)t me^r ber Drt, in n)eld)em ber 3J?enfd) ift, ch^n meil er im
©t)riftu§ ift unb biefer nid)t met)r ^-leifd) ift, fonbern bie oon
allem 58öfen befreite ^errlid)feit bc§ eroigen Seben§ bat. Söeil
©^riftu§ ber 9iegent feinet Seben§ ift unb er bie 3>"Puif^ u"^
Gräfte begfelben au§ i{}m fd)öpft, ift er über ba§ ^leifd) unb
bie 6ünbe emporgef)oben.
©einen ':J(bfd)lu^ finbet biefer ©ebanfengang rcieber baburd),
ba§ bie ®aht ©f)rifti an hzn ©laubenben ©eift ift. ©iefer ift
aber ber @r§euger eine§ rid)tigen, ©ott gemäßen 2öollen§, in
berfelben 3öeife roie er bie Sßurjel eine§ roat)ren, göttlid^en ©r=
fennens ift. 3Ber burd) ben ©eift geleitet ift, ift oon ber ©ünbe
gefd)ieben; bieg ift aber ber !Öefi^ aller berer, bie ©l)rifti finb.
®arum fd)lie^t ^aulu^ ben ©alaterbrief mit ber 9?egel: roanbelt
burd) ©eift, al§ mit ber alles in fid) fd)lie^enben Benennung
ber c^riftlid)en ^flid)t. ©o roie fid) ber ©laubenbe burd) ben
©eift roirflid) beroegen lä^t, fo ha^ er fid) bem au§ il)m ftam=
©stattet, Xct ®lou6e im 91. Xcft. 24
370 ^^P- ^- ^ß"^ ®Iau6e bei 'ipaulus.
menbeu ^mput§ untergtbt, rairb er rid)tig I)anbeln, in ®inf)eit
mit bem @efc^, in Übereinftimmung mit Sf)n[ti SßiKen.
S)ie§ alle§ finb 2tu§fagen über @otte§ @abe, nid)t 2lu§fagen
über bie menfc^Iicf)e ^eifiung. ©ie fprec^en nicl)t tia§' 9?efuttat
ber SeIbftbeobad)tung au§, fonbern finb ax\§ ber 3Bat)rnef)mung
ß^rifti gefc{)öpft. @§ finb ©c^Iüffe an§ bem, mag (£f)riftu§ ift
unb feine ©emeinfc^aft mit un§ bebeutet; nid)t ©rf)lüffe au§
unferem eigenen SBolten unb können. ®arum f)at bie ganje 58e=
griff §reit)e, meld)e bei ^aulu§ bie 9ieue begrünbet, ungefcf)mäd)t
baneben ^taum ; benn biefe ift au§ bem ©inblirf in unfer eigene^
3Befen gefd)öpft, mäfirenb bie triumpf)ierenben 3Borte, meiere bie
reinlidje Söfung be§ et!^ifd)en ^^rob(em§ aU ben ^efi^ be§ @lau=
benben preifen, un§ nur baburrf) möglid) merben, bo^ mir üon
un§ felber abfegen unb auf ha^ blicfen, raa§ @ott bur^ ®I)riftu§
au§ un§ macE)t.
^er ©taube erzeugt folglich ein boppeIte§ ©elbftberou^tfein
im 2Renfrf)en; ba§ eine f)at feinen ;3nt)alt in bem burcf) hai
^leifd^ beftimmten "Cerlauf be§ Seben§, ba§ anbere in ber 2Ser=
bunben^eit mit (£{)riftu§, bie un§ ber @(eid)geftaltung mit it)m
a(ö be§ üon @ott un§ üerliet)enen 33efi^e§ gerai^ mad)t. ^a^
biefer 33efi^ nic^t al^ etmag ilIuforifd)e§, unfräftige§, abmefenbe§,
fonbern al§ 9?ealität, a\§> bie un§ geftattenbe 9Jiad)t beurteilt
unb bet)anbelt mirb, ba§ eben ift fortmät)renb mieber bie @Iau=
ben§tdt.
2lllen 5lu§Iegern, melrf)e ba§ burd^ bie ^eue beftimmte unb
ba§ im ©tauben begrünbete ©elbftbemufjtfein in seitlicher Suf--
jeffion einanber folgen (äffen, weil if)nen i^re ^oejiftenj für un=
möglid) gilt, blieb ba§ paulinifd)e ©tauben unoerftänblid). ^)
^^auluö i:)at uon bem im ^^leifd) lebenben unb barum in feiner
') SoDcnbig flilt baci uon ber J^el^nuplimiv 'ißaulug fd)H)nufe l)iii unb her
Sit)if(l)eii einer ibealen äU'tradituni^Müeife, nacl) ber er bie Wenteinbcii für ^e^
rc(f)tfcrtiflt, fleOeiliflt unb yom '-l^öfen (^e|ct)ieben erfline, unb einer niicl)ternen
Scurtcilunfl berfclben, bie il)vc [ittlidjc ScI)iüÄd)e unb Sünblicl)!eit fid) ein(ieftel)e.
2o (Afit man i^n jtDifd)en ^-anntigmusi — ein (Glaube, ber ber ÄMrFliclifeit
flCflcniiber »erblenbet, unb barum von Seit ju ^>^cit auö feiner Irctumerei er
roadicn mn^, ift fanatifd) - unb rtlanben<Jlofem 33ioraIivNmuci l)in unb her
)d)ioan(eti.
!I)ie 3(6n)ef)r beä falfdien ölaubenö. 371
33eget)tung forruptcn 9Jlenfc^cn gefagt, er jet mit 6{)rifto in G)c=
meinfd)a[t gefegt unb baburd) jum 33öjen unfäf)ig iinb jum Wiener
ber @crerf)tig!eit geraorben. ®erjelbe 9)lcnfd), bev fid) im 33Iid
auf fid) elcnb roei^, roeil er ba§ @ute nid)t ^u oollbringen oer=
mag, mei^ im ^lid auf ß^riftu^, ba^ er in ber ^'rei()eit üom
@efe^ ber ©ünbe unb be§ 2:übeg ftef)t unb ber @ered)tig!eit
Änec^t geroorben ift ju unjerrei^orer llntertänigfeit. ') ^iefc
©eraif^^eit bleibt aud) nid)t nur ein ©ebanfe ober eine .^»offnung,
bie unfern gegenwärtigen Seben§ftanb unoeränbert liefje, ba
"^Paulus üon einem ©tauben, ber fein SGBoUen erzeugte, unb oon
einer ^i^erbunbentieit mit ©t)riftu§, bie feine SBirfung ^ätte, nichts
mei^. 3ßir t)aben jumr mitten in ber fonftanten Grfa^rung
unfrer ©ünbigfeit unb (3terblid)feit bie ©eroipeit ber die^U
fertigung, bod^ fo, ha^ tro^ ber uerborbenen 53egef)rungen unb
.^anblungen, bie unferem fleifd)lid)en ^uftanb entfpringen, im
©taubenben burd^ feinen '^tnfd)Iu^ an ö;t)riftu§ ber gute SBiüe
entftanben ift, ber bie Dbert)anb bet)ält unb feinen inneren Scbenö-
ftanb beftimmt, fo gemi^ fid) feine i>erbunbent)eit mit (£t)riftu^
er^ätt, ba er nur pgleid) mit ber 3:rennütig uon (£t)ri|tu5 untere
get)en fann.
I^nbem '»^autug 9iöm. 6, 3 ber ©emeinbe bie Jaufe al^
benjenigen 9Jloment nennt, in metd)em fie am 2:obe (S^rifti mit=
beteiligt unb baburd) ber Sünbe geftorben ift, wirb er nic^t
blo^ an bie anf(^autid)e 3Scrgegenmärtigung be§ (Sterbend unb
ber 9{uferftef)ung mit (Sf)rifto benfen, iüetd)e ber alte 2:aufritu§
barbot, fonbern oor altem feftftetten motten, ba^ ber gute 3Biüe
be§ ©taubenben nid)t erft atlmäf)tid) im 3SerIauf be§ (£t)riften=
Ieben§ entftef)t, fonbern fein 9(nfang ift, raeil er ber ©emeinfc^aft
mit ©f)rifto raefentlid) ift. ^n ber 3:aufe benft er fid) ben |)errn
gegenmärtig unb gebenb; er felbft nimmt ben ©etauften bei fic^
auf unb eignet it)m fein Sterben unb Sebcn 5U, roorin mit ber
Berufung pm (Stauben ^ugteid) ber 9lntrieb ju jenem *föoUen
entt)alten ift, ba§ a(Ie§ ^öfe al§ burd) ben Xoh (Ef)rifti befeitigt
^) Somit bleibt '^auluö mit ber gleid)jeiti(<en ©eltung bes iöu|iDortä unb
bei- iöentfuuci jum ©lattben in ^sefn äi>ort «nb ber iileicfijeittgen Übuni^ ber
^u^e unb be« @Iaubenö in ber ©emeinbe Serufalems in Übereinftimmung.
372 ^"P- ^- 2>ev ©tauBe Dei 5ßauluä.
üerneint unb ba§ ®ott bienenbe Seben ai§ burc^ bie 2(ufei'ftef)un3
©firifti un§ bereitet bejal)t. ^)
"Sag im ©lauben begrünbete Sßotten ift ßiebe. SRit ber
SIbroenbung be§ 'i^ertrauenS üon ber eignen ^^erfon unb bem
Dorbef)altlofen 2lnjd)Iu^ be§felben an ®ott im ®f)riftu§, momit
ber @runb unb ba§ ^kl be§ Seben§ über ba§ eigene ^d) ^inauf=
uertegt finb unb ba§felbe tjöllig bem göttlid)en Sieben unb ©eben
untergeben rairb, ift bie felbftifcfje 21>erfe!^rung be§ SBiUenä burc^=
brocf)en unb bie 2khz geboren. 2Ber ®I)rifto lebt, lebt nid)t
mef)r fidf), raeber in feinem 23er!^ältni§ §u @ütt, nod) in feinem
"i^erfe'^r mit ben 9Jlenfd)en. 9Jlit jenem Urteil beg 5(poftet§, ha'^
mit bem ©inen alle ftarben, bamit fie if)m leben — ba§ ift ber
3Homent, rco ©taube in it)m entftanb, ba§ Ttiazevaai — mürbe
bie Siebe Sf)rifti für if)n bie regierenbe 9)lacf)t, bie fein Sollen
geftaltete; ri ayarcri Tov Xqiotov ovvixei rif-iaci, 2 ,*i^or. 5, 14.
®a§ Sieben bes ©laubenben ift in berfelben Sißeife ©t)rifti unb
@otte§ Siebe, ayartri rov &eov 9?öm. 5, 5, tov Xqiozov 2 ^or.
5, 14, roie feine @ered)tigfeit ®otte§ ®ererf)tig!eit ift, raeit ba§
bem SRenfdjen pgemahbte göttlid^e Sieben in ba§ eigene 3öoüen
unb ^t^dtxi be§ ©laubenben überge{)t. 'S)e§rcegen ift bie Siebe
auc^ "boi^, tt)a§ ber ©eift im ©laubenben erzeugt, bem entfprerf)enb,
'ba^ bie 33egrünbung in ®ott, im 6;t)riftu§ unb im (Seift firf)
ftet§ jufammenfinben. '2)ie Siebe ift cor allem anbern 'iia^ %\\z\X'
matifd)e, 1 ^or. 13, ha^, maS burrf) @otte§ ©eift in ba§ ^er^
beö ©taubenben au§gegoffen ift, S^iöm. 5, 5. Sirb ba§ ©tauben
für un§ bie Urfad^e be§ Sebenä unb ber ©ercdjtigfeit, fo mirb
e§ bie§ nid)t anberS al§ fo, 'ba'^ e§ sugleid) ben 9Jloment bilbet,
rco mit bem 33er5icl)t auf ba§ eigene iHerf)t, bie eigene ^raft, "iia^
*) 2)ic 93ef;auptun(5 : bie Gvftorbcnljoit fiiv baö iHifo iiiib bie i:!elieubiiUeit
für ©Ott trfttcn bei ^kuluö einfacf) burd) beii Xaufuoll.vui ex oi)ere operato
ein, ift, luenn fie ein ^JJioberner fai^t, (^enaii fo uüe im IKittelaltev, bitnf) bie
Unfäljiflfeit wentriodjt, bnö (^Hauben bed '|UniluiS ju weiftel^en. 'JJiiiu leclinet nur
mit ben firfjtbareii Jyaftoren: entmeber er.u'Ui^e baö Xunfiunffer ober bie mo=
roIifc{)c i'eiftunfl bcß Xönflingö ben (Sffeft; biefe falle für 'iHiuhns lueji; alfo
I)änflc fie on jenem, '•^aulu« \)ai ben (5f)riftuö nid)t für eine 'ühiU i^el)nlten nnb
feine ilU'jiel^unfl ^um (Mlmibenben alv5 bac über fein 'iU'rl)('^llni^^ jn Wott unb
jur eunbc (£ntfd)eibenbe beurteilt.
r
35ie £'ie6e. 373
eigene Seben im ©mpfang ber aufrirf)tenben ©nabe bie Siebe in
nnei geboren rcirb.
^anlu§ f)at gegenüber ber Senbenj, @otte§ ®aben blo^ jur
@rl)öl)ung unb Q3ereic^erung ber eignen ^erfönlirf)feit au§pnü^cn,
au§gefprod)en, ba^ bie Siebe größer qI§ alles, aurf) aB ba§
©tauben fei. 3ur Erläuterung biefer nnterfd)eibung reid)en blo^
formale Kategorien raie „äu^erlid)" unb „innerlirf)" nid)t au§.
®er ©laube äußert ficf), raenn er „^erge üerfe^t", 1 5?or. 13, 2,
unb bie Siebe ift etma§ inmenbigeS, ba fie oon ber .^ingabe be§
eigentumg, ja oon ber ©etbftauf Opferung, au§brücfli(^ untere
fc^ieben mirb, roeil ^aulu§ biefe niertto§ l)ei§t, menn nid)t bie
Siebe fie uon innen f)er erfüllt, 1 ^ox. 13, 3. ®os Sieben ift
größer aU ba§ ©tauben, roeit e§ fid) ju biefem oerliätt, rcie ba§
©anje jum 2;eil, mie bie 3Sotlenbung jum Stnfang, wie bie ^yrudjt
5ur Söurjet. 33egrünbet ba§ ©tauben ba§ Empfangen, fo erzeugt
bie Siebe bag ©eben; ift jeneg bie ©rroecfung bes Sebens in
un§, fo ift biefe beffen Betätigung, ^urc^ fie crreirf)t @ottc§
Siebe il)r ßiel in un§; mit it)r ift ber gute Sitte ba, ber nad)
bem göttlid)en Sitten geftattet ift unb un§ i^m jum Serfjeug
mad)t. ^urd) fie ift ba§ ©tauben über bie ©efat)r emporget)oben,
t>a^ e§ bie Saf)rt)eit ©otte§ blo^ miffe, aber nid)t tue, bie Siebe
©otteö begef)re unb bod) nu^to§ niad)e. <2ie ift bie ungeteilte
2tufnat)me ber göttlid)en ©nabe; benn fo burd)bringt fie unfer
ganjeS Sotten.
^arum \)ai ^autu§ and) ba, mo er bie ganje ^errtic^feit
ber ©tauben gftettung gegenüber bem gtauben§tofen ©efe^esbienft
au§fpred)en milt, nid)t bto^ ba§ ©tauben genannt, fonbern au§=
brüdtid) t)eroorget)oben, "ba^ baSfetbe nid)t untätig bleibe, t)iet=
met)r in ber Siebe ba§ SJiittet I)abe, burd) n)etd)es e§ pr ^at
gelangt: in (£t)rifto gilt ha^» ©tauben, 'i)a§> burc^ Sieben tätig
wirb, ®al 5,6.1)
®arum ift ba§ ©tauben o^ne fie nid)t§, meil e§ ot)ne fie
md)t 5u feiner Sirtung !ommt. Sie (Jt)rifti Serf für ben
9Jlenfd)en unfrud)tbar bleibt ot)ne ba§ ©tauben, fo ift roieberum
*) 2öer ftrf) rounbert, nanmx i)m plb^lirf) bog Sieben neben bem @lauben
jum 'isorjcfiein fonune, ()nt niclit uevftanben, roaö ^auluö glaubenb bei ß^riftuö
gefucl)t {)at.
ba§ ©lauben unfrud)tt)ar unb mi^(o§, wenn e§ nidjt jnr SKurjel
ber Siebe wirb, menn md)t jene§ äßollen unb ^anbeln au§ tf)m
entftef)t ba§ ftd) ®ott unb bem trüber bienftbar mad)t. SBenn
fid) ^au(u§ 1 5?or. 13, 2 ba§ ©tauben ootlenbet unb bod) ben
9)Zenjd)en lieblog unb ha§ ©tauben rcevtloS benft, ]o ftreitet
bieg nid)t gegen ben feften ^ufammen^ang , in roet(^ent t>a§
©tauben unb Sieben gueinanber ftef)en. ®enn biejer 3ufammen=
t)ang entftet)t nii^t burd) ein naturt)afteg, üon unjerm SBolten
unabt)cingige§ 33anb, fonbern fann burd) böfen Sföitten getöft
roerben. ®a§ 3^ert)atten ber forintt)ifd)en ©emeinbe, bie einen
9f?eid)tum üon d)ari§matifd)en Gräften t)atte, aber in if)rem @e=
braud^ eine felbftifd)e S^enbeng f)eruortreten tie^, bercog it)n,
fc^arf §u betonen, ba^ feine ©tauben§!raft Sßert ^at ot)ne bie
Siebe, ©anj anatog benft er fid) ba§ ©rfennen uoltenbet unb
bennod) Iiebto§, obn)ot)t aud) t)ier bie engften ^e^iet^ungen §iüifd)en
beiben roatten, cgi. 1 ^or. 8, 1 ff., ha ta^ menfd)tid)e ©rfennen
auf einem ©rfanntfein burd) ©ott berut)t, n)etd)e§ bie ^^erfön=
Iid)feit in it)rem SCBotten nid)t unberüt)rt tä^t, fonbern ba§fetbe
5ur Siebe geftattet. ^ie of)ne Siebe nid)t erf'annt wirb, fo wirb
aud) ol^ne Siebe nid)t gegtaubt; fie ift e§ ja, bie „atte§ gtaubt".
•»Poutug ftettt f)ier jebod) beibe§ au§einanber, n)eit ber tibergang
Dom ©tauben äur Siebe burc^ unfer fünbtid)e§ Sotten aufget)atten
inerben fann. SRit ber gtaubenben ^eiat)ung ber götttid)en Siebe
ift bie t5^rage nid)t ein für attemat erlebigt, nietmebr ftettt fie
fid^ im 3Sertauf unfere§ Seben§ immer neu, ob mir fotbft mottenb
©otte§ 3ßitten fotgen unb ba§, mag mir im ©tauben empfangen,
im '3)ienft ©t)rifti für bie 93rüber frud^tbar mad)en motten, äßirb
bem ©tauben fein 23ermögen, bie Siebe p begrünben, genommen,
fo entftet)t jeneg fatfd^e ©tauben, hci^ ^^autuö ebenfo bcftimmt
cntmertet, mie ^efug e8 gerid)tet t)at.
2)er ä^er5id)t, ber im ©tauben liegt, l)at fid) fomit nad)
feinem ganzen Umfang in ©eminn uermanbett. ;uMun- umfaßte
ben ganzen Sebenjiintjatt ber *'|>erfon: baö il)r gegebene ©efe^,
ba8 t)on iljr üottbrad)te 3Berf, il)re ©ered)tigfeit, it)r Scben.
?t(g uon ©Ott in ben 2:ob gegeben ftanb fie ba unb evfannte
bie nrfad)e it)reg Xobeg in fid) fetbft, im ©egenjatj il)reg
eiflenen Scfcns! gegen ©ott, in iljrem S^teifd). So mar eine iHe=
2)ie Siebe. 375
buftion be§ 9}ienfd)en auf nid)t§, bie if)m nur nod) ba§ eine
mögtid) macf)t: ©laube, ^uroenbung ju bem, rva§ @ott getan
f)at. '2)aburd) wirb aber jener ^^erjid)! in allen 33e5ie{)ungen
5um ©erainn. ^m fetben 3tft burcf) n)e(d)en roir un^ mit allem,
ma§ mir nad) bem ©efe^e rcirfen, a(§ oerurteilt ernennen, finb
mir gered)tfertigt ; inbem mir unä at§ tot beurteilen muffen, finb
mir aufermecft unb m§ Seben oerfe^t; inbem mir unfern ©treit
gegen @ott mat)rne^men, ber barin begrünbet ift, ha^ mir be§
(§eift§ entbef)ren, finb mir in ben ^efi^ be§ @eift§ oerfe^t unb
finben nun ba§ @ott mot)Igefäüige SBerf unb ben mal)rf)aften
©otte^bienft. SDiefe ^rud)tbarfeit liegt im 33er5id)t natürlid)
nic^t an fic^ felbfl, fonbern baburd), t)a^ in if)m bie ^umen-
bung 5U ©ott entf)alten ift, meld)er un§ ben ganzen £eben§-
inf)a(t ßf)rifti ju eigen gibt, ©o ift ber ©taubenbe, mie ^aulu§
fef)r be5eid)nenb fagt, „ber au§ Glauben", 6 ex jclarecog, meil
er mit altem, rca§ er I)at, au§ bem ©tauben l)erau§ entftet)t.
®iefeg l)at fid) al§ ba§ ^^rinjip unb bie SBurjel feiner ganjen
©yiftenj bemät)rt.
'2)ie 'ikrl)ältniffe, in bie e§ un§ oerfe^t, finb nact) allen
Seiten t)in gered)t. ©egcnüber bem eigenen fünblid)en !©cfen ift
e§ :Ööfung von bemfelben, gegenüber ©ott ^inbung an iljn,
gegenüber bem (£t)riftu§, ben ®ott pm |>aupt ber 9Jienfc^l)eit
gemad)t t)at, (Sel)orfam, ber fid) it)m untergibt, gegenüber ben
9J?enfd)en S3erbunbent)eit mit it)nen in bienenber Siebe, ^arin
beroät)rt fid), ba^ bie 9ted)tfertigung, bie un§ ©ott burd) G^brifti
2;ob gegeben l)at, ben ©laubenben nid)t nur gered)t nennt, fonbern
il)n burd) ba§ ©tauben in bie ©ered)tigfeit ^ineinfteHt.
SÖBeil ita^ Seben für ®ott in ber i^iebe ein neue§ Apanbeln er=
gibt, feiert im ©{)riftenleben aud) bo§ äöerf auf neuer t)öl)erer
©tufe roieber alg „bag Serf be§ ©laubenä" 1 Sbeff. 1, 3. 2 S^eff.
1, 11. „2)a§ SBerf be§ ©laubeng, bie ^emü{)ung ber Siebe unb
bie ©tanbl)aftigfeit ber Hoffnung" bilben bie SJflerfmale be§
ß^riftenftanbg. äöie bie ^emüt)ung ber Siebe barum genannt
ift, meil fic^ bie Siebe in il)r erprobt, unb bie ©tanbl^aftigfeit
ber Hoffnung barum, meil fie fid) in ber 'öel)arrung erl)ält
unb üOÜenbet, fo l)ebt ^paulus analog nid)t ba§ ©tauben allein,
fonbern bog 3Bert be§ ©laubeng alg ben ^efi^ ber ©emeinbe
376 ^"P- ^' ^ßr ©taittie bei ':|>aulu§.
barum Ijeroor, racil ha§ ©lauben in ber Seiftung, ju ber e§
treibt unb befäf)igt, fein ©iegel unb feine 3ßal)rl)eit l)at. ^arunt
ge^t and) bie ^itte ha, n)0 fid) ber 33Itd auf bie 3So(Ienbnng
ber ©cmeinbe rid)tet, barauf, ba^ @ott ha^ Sßerf be§ @Iauben§
in it)r ooü machen möge, lueil im 2öerf bo§ ©lauben fein 3^^^
erreidjt, im oollen 2ßer! fein gan^eg S^^L ^a§ 33er{)ä(tni§ be§=
felben gur 9f?ed^tfertigung f)at ftd^ jebod) umgefe(}rt: n)ät)renb
frü'^er ber SJienfd) bie 9ied)tfertigung auf @runb be§ 2öerfe§
fud^te, empfängt er nun ha§ Sßerf burd) bie 9'led)tfertigung/)
9}lit bem 32Ber! fommt auc^ ha§ @efe^ gu feiner neuen
©eltung im 9Jlenfd)en. ®enn fein ganzer Söille ift im £iebe§=
gebot §ufammengefa^t , raeslialb nun am ©laubenben, nad)bem
bie 23erurteilung bc§ @efe^e§ für it)n befeitigt ift, ba§, ma§
ha^ @efe^ a(§ gered)t feftfteUt unb bem @ered)ten guerfennt,
jur Erfüllung fommt, 9iöm. 8, 4. @al. 5, 18. 23. (So oerman^
bclt fic^ aud) in 39e5ief)ung auf ba§ @efe^ ber im ©tauben
liegenbe 5^eräid)t in ©eminn. ^nbem fic^ ber ©laubenbe com
®efe^ abrcenbet ju ®f)riftu§ t)in, meil er jenes nid)t erfüllen
fann, !el)rt e§ e§ al§ „ba§ ©efe^ be§ @eifte§" in it)n ein, 9?öm. 8, 2.
3n all bem liegt nid)t bie geringfte 9tnnä^erung ber @Iau=
ben§gered)tigfeit an bie ©ered^tigfeit ber Söert'e. 9lid)t nur ift
aüer ®eifte§= unb SiebeSbefi^ be§ aJienfdjen ein Empfangenes,
fo ba^ alle 3trbeit für ©ott niemals bem 9Jlenfd)en 9lul)m oer-
tcit)t, fonbern bie empfangene (§>abe mirb aud) nie in bem ©inn
unfer (Eigentum, ba^ mir fie unabhängig oon (£t)rifto unb bem
©eift befä^en. SOäir tonnen fie gar nidjt unabl)ängig uon (£t)rifto
bcfi^en motten, ot)ne ha^ mir bie ©laubenSftellung gän^lid) oer-
laffen. 2öa§ ber 9JJenfd) in fid) felbft ift, bleibt fleifdjlid) unb
ber ©ünbe Untertan aud) im ©laubenben. C5S gilt aud) üon
i^m: in mir b. l). in meinem ^^leifd^e, moljnt baS ©ute nic^t;
gerabe meil baS oon it)m gilt, ift er ja ein ©laubenber. ©S
ift lebiglid) ber SebenSuerbanb mit ©l)riftu§ unb in il)m mit
©Ott, meld;er baS ©laubcn jur ©rfüllung beS ©efel3e^^ mad)t.
^ür bicfe ©tettung be§ 3(poftet§ ift tel)rreid), mie er ben
') Damit, bo^ ber ®Iaubc bei ^ouluö nid)t nur bie (Si-I)iM)imfl beS eignen
t'cbcncftnnbö, fonbcnt bie (PifiUdmd bcv Dicnftpflidit im iioliiu^onboti "•ll'cif fmi)t
unb cmpfAnflt, boioal^vt er loicbcv '^cfu ilüovt.
Sa« SBerf beö 0(au6en§. 377
©tanb feiner ©emeinben für ben %a\i beurteilt, bafs (£^nftu§
nic^t auferftanben luäre, 1 ^ox. 15, 14 ff. Unter biefer 2Sorau§=
fe^ung ^at er it)nen i^hz redf)tfertigenbe SBirfung be§ @Iauben§
uerneint. 3Öirb ber Sluferftanbene rceggebac^t, fo ift 'Oa§> @Iäubig=
fein feine ;^öfung üon ben ©ünben, fonbern lä^t fie in ben=
felben, ni(i)t ©rrettung, fonbern 3SerIorenf)eit, tro^ allem, rca§
in it)nen oorgegangen fein mag. Di)ne feinen göttlirf)en 3n^lt
ift ba§ ®(aiiben, rcie e§ nun bie g^römmigfeit ber ©emeinbe
bilbet, fo menig ®ered)tigfeit at§ bie oord)riftlirf)e Sieligiofität.
®iefe§ Urteil ift bireft ba^ @rgebni§ ber ©runbftellung be§
^ilpofteB. 9]id)t§, raaei ber SJJenfd) ift unb tut, fonbern ba§,
rcaö ©Ott in ©I)rifto tut unb gibt, galt i^m al§ @)ered)tigfeit
unb ^eben. ^arum ift bie auf ba§ ©lauben geftellte .^offnung,
bie e§ al§ uerbienftlidie Seiftung oor ®ott gettenb madl)t, ebenfo
trüglic^ roie ber ^ul)m ber äßerfe. ®a§ ©lauben \)at nur fo
üiel 3öert, 33efi^ unb ^raft, al§ bag ©eben 6;i)rifti in fid)
fd)lie^t. ^ällt biefe§ roeg, bleibt ha§ ©lauben nur nod) al§
menfd)licl^e§ ^ert)atten unb ©rlebni§ übrig, fo ift esi leer unb
fraftlo§, roie alle§ 9Jienfd)li^e. Dl)ne ©l)riftu§ ift bas ©lauben
nid)t§.
^arurn ift oöllig burd^fid)tig , n)e§t)alb ^^aulu§ ba, roo er
üon ber et^ifd)en 3(ufgabe ber (J^riftent)eit rebet, nid)t ben
©lauben§begriff §ur ©rlmiterung l)eran§iet)t. 3öät)renb berfelbe
in füöm. 3—5 bominiert, ba ^^aulu§ bort jeigt, mie ber ^erbanb
mit ©Ott erlangt mirb, fommt er in diöm. 6—8 (oon 6,8 ab=
gefet)en) nid)t mel)r üor. ®a§ rid)tige .^anbeln mirb bort auf
bie ©emeinfd)aft mit bem Sobe unb Seben ßl)rifti unb auf ben
Slnteil am ©eift begrünbet. ^a^felbe jeigt ber ©ataterbrief:
nid)t al§ ^rüd)te beg @lauben§, fonbern al§> ^yrüd)te be§ ©eifte§
finb Siebe, triebe, "J-reube u. f. f. be5eid)net. ^er ©rinnerung
an bie l)eibnifd)en Safter ber ^orintt)er ftellt "j^aulug nictjt cnt=
gegen: aber il)r feib gläubig rcorben, fonbern: \\)X t)abt eudt)
geroafd^en, feib gered)tfertigt unb geheiligt morben im Flamen
3efu unb im ©eifte unfereö ©otte§, 1 ^or. 6, 11. ®ie ©ünb^
lid)feit ber Un5ud)t rcirb nid)t bamit bargetan, ba^ fie bem
©lauben rciberftreite, fonbern baburd), baf? fie bie glieblic^e ©e=
meinfd)aft mit (£^riftu§ aufl)ebe, 1 5lor. 6, 15 f. ^loeifelloö ift
378 Aap- 9. Sei- @Iau6e bei ^:pauht§.
bie ganje ®emetnf(i)aft mit ®f)riftu§ unb ber @eipe[i^ bem
©tauben gegebene ®abe, unb alles roa§ fittitrf) au§ jener folgt,
ift in biefem begrünbet; allein e§ l)at biefe ^olge unb 5?raft
nid)t nad) feinem feelifcl)en ^eftanb, fonbern burcl) ben, auf
meieren unfer ©lauben gielt. ®a§ i^m antmortenbe ©eben ®otte§,
(Sfirifti unb be§ @eift§ t)erleil)t il)m feinen ben SJienfi^en er=
neuernben ©ffel't. 3luf biefe reelle ©eite am ©laubenSüerbanb
greift beSt)alb bie @rmat)nung be§ 2lpoftel§ ftet§ ^nxiid, weit
e§ in it)r unb ni(i)t in feiner menfd)licl)4eelifcl)en (Seite begrünbet
ift, ba^ ba§ ©lauben nid^t ol)nmäcl)tig tä^t, mie bie ßuftimmung
Sum @efe^, fonbern „ba§ @efe^ be§ ©eift§ be§ £eben§" im
9}Zenfct)en mirffam macf)t. ®ben biefe§ SBegfel)en uom ©lauben
t)in p bem, auf ben e§ gilt, gibt bem @eban!engang be§ 3lpoftel§
bie gläubige 2lrt. '^Inx mer an feinen ©louben glaubte, könnte
fiel) barüber bet'lagen, ba^ in einer fo tief in ben ®^riftenftanb
l)ineinleuct)tenben 2lu§fül)rung mie 9iöm. 6—8, fo roenig nom
©lauben bie 9f?ebe fei. %a '!paulu§ fid) nicljt auf feine @läubig=
feit, fonbern auf ben ®t)riftu§ oerlie^, fonnte er ben Verneig für
t)a§ 9ied)t be§ ®lauben§ unb' bie ®arftellung feiner ^JKirfungen
nur baburd) füt)ren, t)a^ er fagt, mag ®t)riftu§ mit feinem 2;ob
unb Seben fd)uf.
3n)ifd)en bem, raa§ ®t)riftu§ für bie ©laubenben tut, unb
it)rem 2Berl' im 2)ienft @otte§ fielen bie ^mperatioe, bie it)nen
'i>en Sillen @otte§ t»ort)alten. ^aulu§ l)at fie befanntlid) in
reid)er 2lu§bilbung unb mit großem ©ruft ben ©emeinben axi^'
einanbergefetjt, unsrceifell^oft in ber SJieinung, iljncn baburd)
it)rc ^flid)t bar§uftellen, an bie it)r ^anbeln unbebingt gebunben
fei, fo ba^ bie ':Jlblcl)nung borfelben ibr 25erl)ältni§ ju ®ott jer^
riffe, 1 5{'or. (j, 9, luäljrenb ber ®el)orfam gegen benfelben biefeä
ert)altcn unb beftätigen mirb. !9ieben bicfen ^mpcratiuen, weld)e
bie ©runbjüge ber d)riftlid)en ''|>flid)t für alle feftftellen, gibt c§
für jeben aud) einen inbioibuell auf il)n fclbft gcrid)teten ""U^iUen
(^otteg, ben er mal)rnel)mcn unb auöfüljven füll, ))l6m. 12, 1 ff.
So burdjbringt ein göttlid)e§ (Gebieten "iia^ ganje d)riftlid)C i^eben,
bod) obne baf} f)ierin für bie '^Hngcnugfamfcit beS C53lauben§ unb
feine bebingungölofe 3ui)erfid;t irgcnbmeldje Störung unb Sdjiüie=
rigfcit läge.
3)ie göttliche» «ebote. 379
2:;räte jener SÖßille (^otte§, ber firf) forbernb an ben ©lau-
benben reenbet, int)alt(id) a{§ ürva§ anbetet unb gegenfä^Iirf)e§
gut ©enbung ^efu ^in§u, fo rcürben rcir aUerbing§ §n)ei .^eil§=
bebingungen ertialten, etiüa ©laube unb Heiligung, rcomit bie
Slllgenugfamfeit be§ @(auben§ oerneint wäre. ®a ober S^rtfti
©enbung, ^reuj unb ©rroecfung fetbft auf bie ©ünbe unb bie
@ered)tigteit belogen finb, al§ @erid)t über jene unb ^Segrün=
bung bie[er, fo entfaltet ba§ göttlirf)e ©ebot, unter n)eld)em ber
©laubenbe ftet)t, lebiglid) ha§, n)a§ in ber Xat (£f)rifti ent=
i)alten ift. 33erboten ift it)m ha§, ma^ ;^cfu§ abgetan \)a\,
geboten ba§, wa^ er gebrad)t fjai. %k i^w^peratiüe erftären
i^m nur bie ©tedung, bie i^m al§ bem an Gt)riftu§ glaubenben
juf'ommt unb bie er im ©tauben bereite eingenommen I)at.
(Seine 3(ufgabe beftimmt fid) tebigli^ ba^in, roaS it)m burrf)
ben ©tauben gegeben ift, ju bemal)ren, ma§ er glaubenb ge=
roorben ift, and) gu fein. 3(uf ber ©emeinbe liegt ber 3i^-
peratit), fic^ ber ©ünbe für tot ju t)atten, di'öm. 6, 11, roeil fie
ber[elben burcf) (£t)rifti ^^ob abgeftorben ift, C, 2. Sie ^at bie
^-l^flicf)! auf fid), fid) unb it)re ©lieber ©ott al§ SGöerf^eug ber
©ered)tigteit barjugeben, rceil fie au§ bem ^obe t)erau§ in ba^
für ©Ott frud)tbare ßeben uerfe^t roorben ift, ''Mm. 0, 18.
SOBeil fie burd) ben ©eift lebt, foU fie burd) ben ©eift roanbeln,
©a(. 5, 25. diöm. 8, 25. 3Beil fie oom alten Sauerteig gefonbert
ift, foll fie it)n au§fd)eiben, 1 5lor. 5, 7.
^ene 5(u§fagen, roelc^e befc^reiben, roa§ ßt)riftu§ bem 9Jten=
fd)en bereitet \)at, l)aben freilid) in biefen ^n^P^i'^tioen it)re not=
roenbige ©rgänjung. '2)a^ ©eftorbenfein mit (£^riftu§ lf)at feine
roefentlic^c ^i>ollenbung barin, 'Oa'^ nun aud) „bie ©lieber, roeld)e
auf ßrben finb, tot gemad)t roerben", 5lol. 3, 5, unb ba§ ^eben-
bigfein burd) ben ©eift beftet)t nid)t o^ne bie 'Öeroegung, Tregiuarelv,
roeld)e in i^m i^re ^Jtegel ^at. ®enn auf ba§ pcrfont)afte SBefen
be^ ^Jienfc^en, auf fein eigene^ ^Sollen unb .^anbeln, jielt bie
göttlicl)e ©nabe l)in. Hub t)a bie roibergöttlic^en ^mpulfe nid)t
nur au§ ber Umgebung be§ 3)]enfd)en, fonbern auö feinem eignen
feelifd)en unb leiblid)en Söefen ftammen, ift er mit ben roed)feln=
ben ©ituationen, in bie er geftellt roirb, immer neu jur SOBillen§=
entfd)eibung genötigt, bie fortgefe^t gegenüber feinem eignen
380 Aap- 9- ®ev ©taube Im ^ßaulitg.
Sßtberftreben gegen ben @eift ha^» h^\di)t, «)a§ (£f)riftu§ t[t
unh tat.
datier '^at "»pauluä, rote bie übrige @emembe, an ;3e[u§
nid^t nur ben ©rroerfer be§ @Iauben§, fonbern and) "ba^ 5ßorbttb
ge()abt, ba er ba§ ©tauben pgleirf) al§ (äeroäljrung be§ guten
SGBilleng üerfte^t, ber ntd)t ntec^anifd^ firf) beroegt, fonbern ber
Überlegung unb ®ntjrf)lie^ung be§ ©laubenben bebarf, unb biefe
bann rid)tig finbet, roenn er an ^efu .^anbeln fein eigne§ 93er=
t)alten normiert, ^I)tL 2, 5.
@r Ijot fid) babei ben innern ^ampf unb bie S^^ötigung jur
2öa{)l nic^t fo gebadjt, ba§ unfer Seben au§ einer 5ufammen=
f)ang§Iofen $öiell)eit üon @ntfcf)(ie^ungen beftel^e, bie balb fo, balb
fo auffallen; oietmefir ift roie friü^er ber ©ünbe, fo je^t burd^
ben ©lauben ber @ered)tigt'eit gegenüber ein @igentum§i)erf)ä(tni§
entftanben, roelc^eg eine fefte, fortroirfenbe ^inbung ber ^^serfon
an fie ergibt, dovlcod-r^vaL tf] diytaioavvr;, 9^öm. 6, 10. Sßo^l
aber fagt ^aulus bie§, ba^ fünblid)e§ SOBotlen biefen 3iifawn^en=
i)ang i^errei^en fann. ^ein ©mpfang göttlicher @aben ift an
ftd) fd)on ©d^u^ gegen foId)en ^all, 1 5lor. 10, 1 ff., roe§l)alb
an ber Unbebingtlieit be§ @(auben§ für '»^autuS bie ^urd)t nid)t
unterget)t; oie(mef)r entfielt fie am ©tauben unb tritt mit if)m
in eine üijtiige ©inigung. ®em, ber burd) ben ©tauben ftet)t,
fagt er: fei nid)t t)offärtig, fonbern fürdjte bidt), 9iöm. 11, 20,
gerabe roeit er nur burd) ©tauben ftet)t, ha§, roas ibn I)ätt,
nid)t in ftd), fonbern über fid) I)at unb nur in ber ßuroeubung
äu ©Ott bem gatt entnommen ift. 2)arum liegt im ^^tid auf
ba§ eigne 3ßefen unb 5l5nnen ftet§ ber ©runb §ur ^urc^t, t)gt.
2 Uov. 5, 11. 7, 1. ^;5t)il. 2, 12. ein fotd)er ^att brid)t aber
nid)t bto^ burd) ein ©ebot burd), fonbern fättt au§ (£t)rifti (3ah^
t)crau§. ') @r jerftört nid)t nur ba§ 6ottcn, fonbern aud) ha§
im ©tauben begrünbete ©ein ber ©emeinbe. Partim tiegt im
©tauben fein S^rieb, fict) nom ©ebot absuroenben, inetmet)r ba§
33eget)rcn, ben götttid)eu Sitten ju erfennen unb ju tun. %k
©etbfttättgf eit , ju roetd)er ha^ ©ebot beruft, unb bie ^urd)t,
') 9lm iml)eiluoIIcn (Snbc be« UiiflIauDen« f)at aucl) ^ouImS ein WIaiiben«i=
motii), ^)löm. » ii. 10: burd) fciiiou UiiiUiuibcu fid l^sv^iacl; biunii Iiat ber .'ocibc
ocvtii'ftcu (^ruft }u rttwi'»»».'», mit boiu ci fciucu C'HaulK'uvjfluub bciualjicii foU.
Sie iiöttlidjen ©ebote. 381
bie es begleitet, luerben felbft sur ©tärfuncj ber 3uüerfid)t, weil
fie pm 2lnfrf)tu^ an ben treiben, in n3etd)em ber (Semeinbe ju
ber if)r aufgegebenen '!Pflirf)t bie SBirflid)? eit , @eift unb ^raft,
gegeben finb. '3)iefe ^orref|)onben§ 5it)ifd)en ©ein unb ©oüen,
bie nid)t burd) Sltfommobation be§ @ebot§ an ha^ fd)Ied)te 33e=
gef)ren juftanbe fommt, foubern bem Sollen feinen abfoluten
3nf)alt lä^t — tot für bie ©ünbe ! beftimmter (äf?t fid) bie ißer=
neinung be§ 33öfen nicf)t au§fpre(^en — bie aber ha^ ©oüen
nid)t nur al§ ^oftutat, fonbern ^uerft al§ 2:atbeftanb im (Sein
ber ©emeinbe aufzeigen fann, barum, weil e§ in (£f)riftu^ 3ßirf=
lid)feit unb &ahz ift — tfa^» ift ber S^riumpl^ ber @tt)if be§
"•^aulus unb be§ |>auptbegriffg berfelben, feinet @lauben§, neben
bem alle fonftigen ett)ifd)en ©ebanfengänge, Uarii unb ^erbart
inbegriffen, 5^inbereien finb. '2)arin, ba^ ber ©taube bie uer^
pflic^tenbe Äraft be§ @ebot§ unb ®otte§ ©trafernft o()ne Stbjug
bejaht, unb bod) mit 3wuerfid)t fic^ @otte§ freuen unb bie @erec^=
tigfeit al§ feinen ^efi^ bejafien fann um be^miüen, mag (£t)riftug
ift, liegt ber S^atbemeis; bafür, baf? ber ©laubenbe nid)t mebr unter,
fonbern im ©efetje fte^t, ewo^iog Xqiocov, unb baö uom ®efe^
al§ ^ed)t SSerorbnete erfnüt in fic^ trägt, 15lor.9,21. ^Jtöm.8,4.
@g ift bamit oollenbä oerftänblid) , marum bie ©(aubeng=
prebigt bei ^'l.^aulug auf bie alleinige ©eltung be§ SGBerfs gefteüt
ift unb mit bem ©al^ beginnt : jebem, ber ba;§ ®ute roirft, .^err^
Iid)feit! 9töm. 2, 1 ff. %\t alleinige ^eil§bebeutnng be§ ©laubeng
\)ai barin \\)x^ ^-eftigfeit, ba^ e§ auf feinem anbern Sßege jum
Sirfen bes ©uten fommt, alg allein burd) ba§ ©tauben, allein
baburd), ba^ ber 9J?enfd) auf fid) felbft Dcr5id)tet unb \itm oer=
traut, ber il)m oon ©ott ali§ 'ha§' .f)aupt gegeben ift, ba§ if)n
belebt unb leitet. ®er ©atj: allein burd) SGBerfe, mit iüeld)em
ber 9iömerbrief beginnt, unb ber anbre: allein burd) ©tauben,
mit bem er fortfährt, finb für ''|5aulu§ 5^orrelate. SBeil ber
9J?enfd) ba§ ©ute §u rairfen l)at unb e§ \\\6)i vermag, bagegen
im ©lauben an fö^riftu^ alle 33ebingungen ^um Sföirfen beffen
befi^t, mag gered)t unb gut ift t)or ©ott, barum ift "iid^ ©lauben
allein ba§ ©rrettenbe. ^) 33efeitigt roirb nid)t 'Ha^ 3Berf, fonbern
1) Ü^on bev '^Uiulue betaimtcii Önome Wt 17, 20 ju feiner eiiinen Stellung
ift bei' SBeg eiiifad) unb beutlid) : C()ne ©laubcu fein äüeif, raie eö ber Slpoftel
382 ^ap- 9- ®er @laube bei "ßaulm.
jebe 2lbbition bcibcr, n)clcf)c bic @ered)ttgfeit jum Steil in ein
göttUd)e§, jum 2:cil in ein menfrf)nd)e§ 2öir!en jertegt unb bic
.^errlid)feit teil§ ^u göttlid)em, teil§ ju men|d)Iirf)em (Eigentum
oerteilt, fo ^a^ ©ott nur anfängt unb ber SRenfd) ooüenbet,
ober ber SJlenfc^ anfängt unb ©ott nur ^u uollenben braud)t,
immer aber ber SHenfcE) in feiner ^(eif(i)Iid)feit eine gefonberte
53ebeutung unb ein eignes 33ermügen @ott gegenüber be'^aupten
mi\i. ^ür "^^^aulug ift e§ (Sott allein, bem @erecf)tigfeit unb
Siebe, ^errlid)!eit unb ©eift eigen finb, ber nid)t nur anfängt,
fonbern aud) üollenbet unb mie i)a§> SOBoüen and) ba§ SSolIbringen
fd)afft. 2öeit ha§ göttliche ^thtn ein ©anjeS ift, barum lüirb
bem 3JJenfd)en im ©tauben ha§ ©ute fo §u eigen, ba^ e§ auc^
in feinem Sßer! erfd)eint.
SJlit ber rid)tigen 2^at gemann '•]^aulu§ ein gute§ ©erciffen,
wie er aud) ben £ot)nbegriff, ber jener bie oergettenbe ©egengabe
©otte§ ftd^ert, burd^au§ nid)t gemieben l^ai, 1 ^or. 9, 17. ©o
menig er am ^leifc^eSbegriff ober am 9iürfblic! auf 9Ibam§ %aU
blo^ ein abftrafteS Sünbenbemu^tfein gemann, of)ne ha'^ er an
bie beftimmten Unterlaffungen be§ ©uten unb 33eroirt'ungen be§
^öfen ein böfeS ©emiffen t)eftete, ebenfomenig ^atte er im ©tauben
an :3efu§ nur ein abftrat'teS ©ered)tig!eit§ben)u^tfein , fonbern
gemann an jenem bas SSermögen, an bem, maS er im ©eljorfam
©otteS tat, ftd^ 5U freuen at§ an einem guten Ser!. ©r blieb
fid) aber babei nic^t blo^ beffcn bemüht, ba^ feine (3elbft=
Beurteilung unsutänglic^ fei unb einzig ha^ Urteil ©f)rifti über
feine Stellung uor ©ott entfd)eibe, fonbern auc^ beffen, ba^ fein
5lnteil an ©otte§ ©nabe mit ©infc^lu^ feine§ 9]ermögen§ ba§
©Ute 5u tun unb beSljalb ein gutei" ©emiffen ^u l)aben, auf bem
©lauben ftanb, meil er nur beäljalb, meil er „besi (£^riftu§ ift",
©otteS .^au§l)altcr ift, ber nun freubig oon fid) fagcn fann: er
^anble treu, 1 tor. 3, 23. 4, 4. ©ein 9?ul)m blieb ftet§ ein 'M^m
bcö ^errn. ')
tun nmf(, ]a^te ^efuö; oI)iie (^Mmibon fein 'il'ei!, luic c^S ber (5l)ii[t tun foU,
faßt ^^auluö. Xie ^öcbinflunflcn für bac* ÜOcif betf l^^üniicro iUnntini^en fid) auf
ben (Sljriftcuftanb aller; bic bem ölanbcn fleflcbnc 51U'r()eifunu\ unb feine ik-
jie^uufl ,Mt beut für Woft au3^urid)tenben aiJerf gelten uniuerfal.
') (£l)e er CSl)riftuo fanntc, l;atte er, luie 'Jlfiba, am fluten Öeiuiffen, bo«
3)ie flöttlicfien Öebote. 383
®e§f)aI6 f)atte feine ^^rebigt benfelben ©d)(u^, raie bie 33er=
fünbigung ber ganzen ©emeinbe: er fd^aut auf (£{)rifti 9tid)ten
I)tnau^, ba§ jebem naä) feinem ^anbcln oergelten rcirb, 2 ^or.
5, 10. 3)a^ Urteil be§ ^ommenben furf)t bie Srud)t, nid)t bie
^Burjel, ba§ fertige, offenbare @rgebni§, ha^ au§ ber @emein=
fd)aft mit i^m ern)ad)fen ift, ni(^t i()ren inrcenbig oerborgnen
@runb. ^a§ f)at bei ^]?aulu§ ben gläubigen (Sd)tu^ oon ber
je^t un§ gegebenen ®ahQ auf bie üotlenbenbe ©nabe, non ber
9^erf)tfertigung im 33Iute ^t\u auf bie (Errettung Dor bem fom=
menben Qoxm, 9?öm. 6, 8, be§roegen nirf)t gebämpft, rocit er au§
bem 3(nfd)luf? an (£f)riftu§ Suft, 58ege{)rung unb 23ermögen ,^u
bemjenigen ^anbeln fd)öpft, meldjeä oon (£F)riftu^ Sob empfängt,
1 ^or. 4, 5.
91id)t£i Derbeutlicf)t anfrf)aulirf)er bie ^-eftigfeit, mit ber ber
@tauben§ftanb in ^^aulu§ begrünbet ift, a(§ ba^ er gleidjjeitig
ben 33Iic! auf bie nd)terlirf)e ^unftion be§ G;t)riftu§, bie jebem
fein Söerf oergilt, a(§ ftetig gültige^ 9J?otio in fid) trägt unb in
ben ©emeinben ermecft. ®iefe§ lentte ba§ gefpannte ^ntereffc
auf baö .^anbeln unb gab biefem ©d)ritt für ©d)ritt bie uoüe
^ebeutuug ber ben .^eil§ftanb uermittetnben Urfad)e. 3Iber eine
©c^manfung im ®Iauben§ftanb f)at ^^aulu§ nid)t befürd)tet, rceit
it)m biefer in ber ©egenmart be§ (Sf)riftu§ unerfd)ütterlid) be=
grünbet ift unb bie @inf)eit feiner ®nabe mit feinem rid)terlid)en
SGßalten, barum aud) ba§ 3ufammenbeftef)en be§ ©tauben^ mit
ber auf boö 2Ber! gerichteten ©elbftbefinnung unb 2(nftrengung
it)m eine f)eüe burd)fid)tige ^lotmenbigfeit ift.
'2)ie ®en)i^t)eit unb ^eftigfeit, bie bem ©tauben eigen ift,
mirb baburd) nid)t gefd)äbigt, ba^ auc^ ba§ ©tauben an ber
58emegung teil nimmt, bereu uufer geiftige§ Seben fät)ig ift. ®§
fann unb foü n)ad)fen, 2 ^ov. 10, 15. 2 3:t)eff. 1, 3, bie§ fd)on
barum, meil e§ burc^ ben ©inblid in ba§ 3öefen unb 3Birfen
r^efu bebingt ift. ^ariim entftef)t e§ auf ©runb ber erften, an=
fangenben S^euutni§ ^e\n nod) nic^t fofort in feinem üoltenbeten
fein 3Bir!en narf) bem &e]eii billigte, feinen Stü^punft cor @ott, ber nid)tö
über fid) I)atte, fonbern feinen ganzen 3(ntci( an Grotte'? Önabe tragen mu^te.
:;se^t lüar biefer nid)t mefjr auf fein guteö Öeroiffen geftellt, fonbern über biefem
im ©lauben an ben (£I)riftuö begrünbet.
384 >^«P- 9. 3)cr ®Iaube bei ^;^aulu§.
33e[taub; eö fel)lt i^m in feiner @r[tling§ge[talt uotiüenbig norf)
uieleg; e§ gibt vaieQrjuaza t% TtiaTevjg, 1 Xf)eff. 3, 10. 2lud)
bie „Unmünbigen" in ber ©emeinbe finb ©taubenbe, jebocf) nod)
nidf)t „S3üIIfommene", 1 ^or. 2, 6. H, 1 ff. ©obann ^at aucf) ba§
©lauben für jeben ein inbiüibuelleS 9)ia§, 9?öm. 12, 3. @§ tritt
baburd) in bie 9?eif)e ber (£I)ari§men, bie al§ befonbere ®abe
einzelnen burcf) ben ©eift gegeben finb, 1 ^or. 12, 9. ®er eine
f)Qt bie 3uoerfid)t, bie fid) in einer fonfreten (Situation — 5U=
näc^ft ift wol}i an ha^ 3ßunber gebad)t — errcartenb unb bittenb
an ©Ott rcenben fann, ber anbere I)at fie nid)t. %^m, rceldier
fid) ermäd)tigt fiet)t, bie ^ilfe ©ott sujutrauen, ift bie§ ein it)m
perfönlic^ gegebene^ ®I)ari§ma. 2)a aber nid)t nur ba§ SßBunber,
fonbem jebe frud)tbare Stätigfeit auf bem göttlid)en ©eben be=
ru^t, ba§ mit unferem ©tauben in Eorrefponben^ bleibt, ergibt
fid) au§ bem inbiüibuelten 'Ma^ be§ @lauben§ bie bem einjelnen
obliegenbe ^]5flid)t. %k <Bä)xanU be§ Srad)ten§, meldje e§ gegen
bie Übert)ebung abgrenzt unb gur befonnenen SebenSauffaffung,
jum otocpQoveiv, mad)t, liegt im Ma'^ be§ ©laubcn§, Jt)eld)e§ ©ott
jebem jugeteilt t)at, 9?öm. 12, 3. ^) deiner folt nad) etmaS ftreben,
rooju er nid)t gläubig ©otte§ ^ilfe unb (Bäht ermarten fann,
anbererfeitg jeber 'ti(x§> if)m r)erlie{)ene ©tauben für bie @cmein=
fd)aft üolt rcirffam mad)en.
©uc^te 'jpaulug bie 5^raft be§ ©laubeng bei bem, raaS "ba^
©tauben in fid) f eiber ift, fo mürbe fid) au^ ber 3Jlannigfaltig=
!eit beöfelben eine r)erfd)iebene Sered)nung feinet @rfülg§ ergeben.
^Itlein für '»^aulug ergibt fid) alleg, ma§ ba§ ©tauben fd)afft,
au§ bem, ma§> (Sf)riftu§ ift. ®arum ift bie göttlid)c SBertung
bcgfelben nic^t burd) bie int)attlic^e 33oIIftänbigfeit unb intenfiue
Kräftigung bc^sfelben bebingt, alö mürbe e§ crft auf einer ge=
miffen ©tufe ^>^ugeprigt'eit ju G^rifto; üietme^r, mo immer
glaubenbc ^^^umenbung ju it)m uortiegt, wirb bor unteilbare
(£l)riftuö — ov nEutQunai, 1 Kor. 1, 13 — mit feiner ge=
famten iiiebe, Kraft unb (^o^^ mirffam, fo bafj ba£> ©laubcn
tjon feinen erften 9lnfängcn an, mie immer e§ inbinibnell
') iTie« lüiib ^)li)in. \'2, H bcfonbcvv> für bcii "lU'opOctcii lioruiniu'holu'n.
tiber „bie ^iliiolortie bcö (MUuiboiw" \i%\. (iiUiiitcnuifl lü.
Xk Unterschiebe im Ölaubeii. 385
bemeffen fein mag, bie ©croi^^eit ber 9?ed)tfertigung unb 3Ser=
föf)nung ift. *)
^ätte ftc^ ^aulu§ bie 9te(f)tfertigung unb 33erföf)nung al§
einen nur im inneren Seben be§ ©Triften fic^ ooKsie^enben 2Ift
@otte§ gebad)t fo märe ^§ unoermeiblid) gemefen, baf3 fic^ if)m
ha§ ©tauben in beutlicf)e Unterfrf)iebe jertegt l)äiU. @in fud)enbe§
unb ein befi^enbe§ ©tauben ptten fid) nebeinanber geftellt. ®enn
fo mürbe bie ^Hed)tfertigung im inneren 3Sert)a(ten be§ 9}lenf^en
Sur ©vod^e, bie ba§fe(be in §mei ^^erioben serlegte, in ein ©lauben,
ba§ nad) ©ered)tigfeit unb 33erföt)nung uerlangt, unb in ein
foIrf)e§, ha^ firf) auf ©runb ber empfangenen 9terf)tfertigung unb
3Serfüt)nung üertrauenb ju ©ott t)ält. ©ine foId)e Unterfd)eibung
im ©lauben ift ^au(u§ fremb, meil er feine 9ted)tfertigung unb
3Serfüt)nung in bem \)at, ma§ ©f)rifiu§ ift. ©ein ©tauben be=
jat)t eine Dottenbete Xai ©otte§, unb mirb be§I)atb nid)t attmä^tirf)
pr ©ered)tigfeit, ift fie üietmet)r uon feinem erften Anfang an.
2ttterbing§ ift ba§ ©tauben ebenfofe^r mie ein .^aben auc^ ein
©treben nac^ ©ered)tigfeit, ogt. dlöm. 5, 1 einerfeit^, ©at. 2, IG. 17
anbererfeitsi , ba \a ber ©taubenbe einer neuen rid)tertid)en @r=
meifung ©otte§ entgegengetjt. ©r l)at nid)t nur burd) ^efu
Sterben unb 2tuferftef)ung 9ied)tfertigung ert)atten, fonbern milt
fie aud) uon bem fommenben ©t)riftu§ finben unb in ba§ 9ieid)
feiner ^errtid)feit einget)en. 2)iefe boppette 53emegung be§ ©tau-
bcn§ ergibt jebod) nid)t eine S^eitung be§ d)rifttic^en 33er^atten§
in ämei unterfc^eibbare ^]>erioben, fonbern umfaßt gteid)mä^ig ba§
gan§e ct)rifttid)e Seben. ®a§ ©tauben bteibt, mie eg üon Stnfang
an ^efi^ ber 9ied)tfertigung ift, ftet§, fo fef)r e§ fid) entfatten
mag, (Streben nac^ it)r, ba§ erft nac^ ber oottenbeten Offenbarung
©t)rifti in bie 9iu^e treten fann.
®amit ift nid)t gegeben, ba§ fid) ba§ 2öad)§tum be§ ©tau=
ben§ unb bie it)m entfpred)enbe 9Jie^rung ber götttid)en ®ahi
nur auf nebenfäc^tid)e SSerjmeigungen unfereö ^5eruf§ erftrerfen,
bagegen ben mefenttid)en i^auptint)att unfere§ 33ereu^tfein§ unb
^anbeln§ nid)t berüt)ren. @§ märe fd)mertic^ ganj im ©inn be§
^autu§, menn mir 5. ^. bie burd) diöm. 8 neben Wöm. 7 fixierte
\) ^^audt^ beroafjvt bobmd) i^\e\\i imbciiveii^te 4!erf)ei^uitg an basijenige
@ta«6en, 'i>a^ nod) jo flein lüie ein cenfforn ift.
Schütter, Tcv Olnubc im 9f. 3:cft. 25
386 ^<^V- 9- ®ev ©laute bei ^aulu^.
2(ntit^efe in jebem alä unuerrücfbaf unb in allen a\§ gleicf)artig
befd)rieben. 3öie bie im %ki\6) begrünbete Df)nmaci)t unb bic
im ©eift begvünbete SJlac^t gum ©uten erlebt mirb, rcie meit
ber 33ereid) unjerer D^nmac£)t reid)t unb rcofiin bie Seitung be§
®ei|te§ füf)rt, ba§ ift nic^t burrf) eine unüerrüdbare Sinie jd)(erf)tl)in
fiyiert, fonbern biefe bemegt firf) mit bem 2ßad)§tum be§ @Iau=
ben§. '?ftnx bie beiben ©rengpunfte, innerl)alb bereu firf) biefc
Bewegung mit if)rem Streben, 9tingen, ©traud)eln unb ©iegen
oollsie^t, finb einerfeit§ burd) bie Unauf^ebbarfeit unferer fleifd)=
Iid)en 2trt, anbererfeit§ burcE) bie 93o(lenbet^eit ber in unferer
Q3erufung un§ gegebenen ©nabe fixiert, }o ha'^ ba§ ©tauben
barin mit ficE) fetber immer übereinftimmenb bleibt, ba§ e§ uom
eigenen Seben§ftanb meg auf benjenigen be§ (£^riftu§ fd)aut.
'^au(u§ t)at nid)t eine SSerroanblung be§ ©laubeng in ^tma^, raaS
mel)r al§ ©laube fei, n)ol)l aber beffen gät)igl'eit, fid) 5u entfalten
unb §U5unet)men, gelef)rt.
®a^ ^aulu§ für ba§ ganje ^anbeln im iiorl)anbenen Tla^
be§ ©laubenS bie Sieget gemann, t)at midjtige ^)iefultate feiner
3(rbeit mefentlic^ mitbebingt. SKeil er im Slreife ber ©laubenben
in befonberem ©inn al§ ©laubenber ftanb, fo mar er aud) unter
ben freien in befonberem ©inn ber 3^reie. ^mmer ift ber ©laube
ber ©eber ber ^reil)eit, weil un§ bie 'i^erbunbenl)eit mit ©ott
Don allen anberen un^ binbenben 3Sert)ältniffen löft, unb in bem
9J?a§e, al§ unfer Seben§lauf auf ben S'ieidjtum feiner ®ab^ ge=
grünbet ift, mirb bie ^reit)eit au§ einem bloßen ^^beal unb i]k\
eine 2Birflid)feit. ^-^JauluS geroann au§ feinent ©laubcn^ftanb
bem ©efe^ gegenüber bie ^rei^eit, mit gutem ©emiffen e§ fomol)!
5u übertreten al§ ju Italien, unb ebenfo ber ^Jlatur gegenüber
bie ^•reil)eit, it)re ©üter mit gutem ©emiffen füiüül)l ju benü^eu,
al§ auf fte ju üerjidjten.
^ebe ^'^umutung, bie il)m bie gotte§bienftlicl^cn Drbnungen
3§raelg aufnötigen lUüUte, fdjeiterte an ber ©efd)lüffenl)eit feinet
©laubenä, ba er feinen .^errn nid^t auflagen fann, al§ roitre
er ein ?^örbercr ber ©ünbe, alg bebürfte er neben i^m noc!^
einer anbern .joilfe, alö märe bie alleinige ©ebunbcnbeit an ibn,
U)cld)e bie ^-reiljeit uom ©efetj ,^ur .Siel^rfeite bot, uidjl ooUe,
flöttlicl) gültige @ercd)tigteit unb gauje ©efd)iebeul)eit uom !öi3fen.
S5ie greif^eit. 387
®6enfüfe()r U\a^ er in feinem ©tauben an (£f)riftu§ bie 33e=
freiung üon jeber 3^urrf)t üor bem @efe^, al§ tonnten bie gefe^=
tict)en 3tfte, Dpfer, ©abbat, ^efd)neibung 2C. it)n ober irgenb
jemanb in ber ©emeinbe an feiner 5>erbunbent)eit mit (£t)riftu§
^inbern, fofern fie nur nid)t a\§ ©egenfa^ 5ur @Iauben§fte(tung
üott§ogen mürben. @r l)ai barum biefelbe gefe^Iirf)e .^anblung,
bie er fd)tec^tf)in abmie§, rcenn fie a(§ ^eitgoermittlung gelten
fottte, ot)ne jebe§ 33ebenfen uollgogen, menn fie ot)ne einen foldjeu
@egenfa^ gegen (£f)riftu§ gefd)ef)en fonntc, üietmefir bem @Dan=
gelium ben 2öeg baf)nte unb 3Serbäd)tigungen bc^fclben jerftörte.
@r I)atte im gefe^tid)en ©otte^bienft im uolten Sinn ba§ ©ebiet
feiner $^reil)eit; er tonnte it)n untertaffen ober ooll§iel^en, ot)ne
ba^ fid) biefe 2ßat)t pr SBiltfür entftettt t)ätte. @r mu^te it)n
(äffen, menn er ba§ ©tauben gefät)rbete, muffte if)n üotl5iet)en,
menn er ber Siebe biente. "S^erfelbe 3tft galt it)m al§ fünbig,
menn er bie ®ab^ ß^rifti unb bie ©nabe ©otte§ fc^mätern mottte,
unb al§ geboten, menn er ben 53ruber üor 'llrgerni§ bet)ütete.
^erfetbe ©efid)t§puntt bat feinen ©ebrauc^ ber natürtidjen
•Dinge geleitet. Sßer ben ©ebanfengang beg "^^aulu^ blo§ nad)
formalen logifdjen ©efic^t^punften fonftruiert, mürbe it)n, nad)bem
er feinen 5^Ieifd)e§begriff entroirfelt unb eine abfolute, mit ber
©d)ärfe be§ et^ifd)en Urteile erfüllte ^-Berneinung auf ben un§
geftattenben ^laturoorgang gelegt t)at, unoermeiblirf) jum 31§feten
mad)en, genau fo, mie e§ Ijurc^ analoge '3d)(üffe für unmöglid)
ert'tärt morben ift, ba^ er bie ^reibeit gef)abt \)ahe, am 3Ittar
:3erufalem§ nod^ ba§ Dpfer barjubringen, ober eine ^efd)neibung
p ooUsie^^en. ^n ber i^onfequenj be§ 3^leifci^e§gebanfen§ fi^eint nur
ein unerbittlid)er 5?ampf gegen bie natürtid)e 33afi§ be§ menfd)Iid)en
:^eben§ ju liegen. ®iefe Honftruftion mürbe aber ha^ ^ox-
l)anbenfein be§ ©lauben§ in ^aulu^ ignorieren. Dt)ne 'ba^ biefe§
feinem fittlid)en Urteil irgenb etma§ uon feiner 3d)ärfe abbrad),
beföl)igte e§ il)n, fid) oon allen leibenfd)aftlid)en ©emaltfamfeiten
frei 5u t)alten, an fid) felbft unb aubcrn bie ^-leifc^e^art ju ertragen,
unb alles, voa§ natürlid) ift, o()ne ^urd)t, 'Da^ c§ it)n an feiner
©emeinfd)aft mit ®l)riftu§ binbern fönnte, in feine ^reil)eit ein=
jubegielien; benn im ©tauben mar bie ©d)ulb- unb .^eilSfrage
für it)n gelöft. ^urd^ 9töm. 14 mirb e§ in let)rreid)er SBeifc
388 Aap. 9. S)er ©laube bei ^:pauhie^.
[id)tbar, wie er feine ^reil)ett im natürlidjen ^ereid) burd) ha^
©lauben begrünbet t)at. @r anerkennt bort, ha^ in biejer .^in=
fi(^t in ber ©emeinbe Unterjrf)iebe nebeneinanber beftef)en fönnen
unb muffen, meil ha§ „Wa^ be§ @(auben§" ni(i)t in allen ha^-
felbe ift. SGßer nur ©emüfe i^t, ift jroar „am ©lauben frf)mad)",
14, 1, bod^ nid)t fo, ba^ baburd) bie @Iauben§fteIIung aufgef)oben
wäre, fofern er feine ©ntfagung für ben .^errn übt unb it)m
i()retiüegen bant't, unb für ben ^errn feine ^^eiertage ^It, fo
ba^ bie ©runbregel be§ ganjen ®t)riften[tanbe§ nic^t verlebt
rcirb: feiner oon un§ lebt fid) felbft. ©o fliefät aucf) ber 3Ser=
5id)t be§ ^ebenüid^en au§ bem ©tauben unb ift be^megen nid)t
©ünbe. SlüerbingS ift berfelbe nod) fd)n)ad), momit ber Über=
geugung be§ ©ntfagenben feine§n)eg§ ein formaler 9)langel bei=
gelegt ift, al§ märe fie unfid)er unb in fid) gefpalten. ®ie Über=
jeugung be§ „<Sd)mad)en" fann fubjeftio gro^e ^^eftigfeit unb
(Sid)er{)eit I)aben; aud) uerlangt '>PauIu§ bire!t t)on i^m, ba^ er
in feinem 2)en!en ju einem fid)eren ©d)Iu^ gelangt fein muffe,
tv zi7) Idto) vol TtXr^QOifoqeiod^io , 14, 5, unb oei'bietet, it)n in
feiner Überzeugung ju üermirren. (Sin ^anbetn, ba§ fid) mit
bem eigenen ^emu^tfein in ^i^iefpalt fe^t, !^at ^^hiuIu§ unter
allen Umftänben oerrcorfen al§ iserleljung ber Söa^r^aftigfeit
unb be§ @rnft§, mit bem jeber fein ©emiffen 5U et)ren f)at. ®ie
©d)jt)äd)e im ©tauben, bie in biefer Stellung liegt, mirb burd)
ben üoUen 'begriff beefelben beutlid), ben ber gange ^rief ent=
faltet l)at. äBer im ^lid auf bie ©nabe ^\)x\\i\ mei^, baf? it)n
nid)t§ Don ©otte§ Siebe fd)eibet, fonbern alle§ il)m gum ©utcn
mitioirt't, ift über bie 3^urd)t Dor bem ^•leifd)= unb SBeingenu^
unb über ba§ ^eftreben, burd) fold)c ^3J]ittcl bie !öeäiel)ung gu
©Ott, menn aud) nid)t ju begrünben, fo bod) gu bemal)ren, cmpür=
gel)obcn. 2)iefe§ aad^eveiv ifj maret ift bem in ohyo/ciawg
entl)altenen ©ebaiifen oermanbt. ($§ ift nid)t fi)noni)m mit lln^
glauben, ba ben Unfreien bie glaubenbe iüogiet)ung auf (il)riftu§
auöbrücflid) jugeftanben unrb; e§ nennt aber einen inneren 3"=
ftanb, bei n)eld)em gegenüber bem *Ohiturlebcn bie ^•^uüerfid)t gu
(£l)riftu§ üorgcitig begrenzt rnivb. ^]iauhh^ betätigt aud) bicr bac<
„sohl", inbem er bie ©renge äunfd)en bem, wcK^ fünblid) unb
bem, maö rein ift, nid)t anberöiuo fud)t alä im ©lauben, fo
Sie 3(6Ie()nuniii ber SBeisOeit. 389
ba§ er bie 9lufmer!famfeit bei- ©emeinbe ein^icj barauf rirf)tet,
t)a^ jeber fein eigene^ Glauben betätige. ®v luirb ba§ ©tauben
babei in uotler ^ilttuatität auf bie beftimmte ^anblung bejogen
t)aben, bie in ?^rage ftcl)t, ogt. rciovevEv cpayelv, 14, 2, rooburd)
e§ jur i^uuerfic^t rairb, bie fict) burd) G^riftuS ju biefem 2:un
ermäd)tigt raei^. gef)tt biefetbe, fo ift bie ^anblung ©ünbe,
mag it)r 3nt)att nocf) fo fet)r in ber ^rcit)eit be§ 3Jlenfrf)en ftet)en,
roeil fie gegen @ott unb G^riftuö gerid)tet ift unb ber atigemeinen
ableget, ba^ ber ©laubenbe nid)t ficf) felber tebe, lüiberftrebt.
•Die bi§t)erige 2)artegung ^at bto^ ba§ Söotten unb ^anbeln
beö 9)lenfd)en, unb nod^ nict)t fein ©rfennen in§ 2tuge gefaxt.
^^autu§ bewährt jebocf) barin bie .^raft feinet teufen unb eben
fo fet)r biejenige feinet ©taubenö, ba^ er feine ett)if d)en unb
ertenntni§tf)eoretifd)en Stu^fagen entfpred)enb ber ftetigen äßcc^fcl=
roirt'ung 5mifd)en bem ©rfennen unb Sotten in bie genauefte
^Öe5iel)ung sueinanber gefegt t)at. @r ftettt 't>a§ (§>iau{m\ in bas-
fetbe ä5er^ättni§ sur 2ßei§t)eit mie jur @ered)tigteit, loestiatb bie
beiben erften 5lapite( beg erften ^orintt)erbriefe§, bie ben begriff
„SBeig^cit" ertäutern, eine jroar gebrängte, aber genaue '•^.iarattete
5U 9iöm. 1—8 bitben. 3öie ber ©mpfang ber ®ered)tigfeit , fo
get)t auc^ ber ©eminn ber 2öei§t)eit burd) eine 3tntiti)efe I)in=
burd); bort ftet)en bie eigene @ered)tigfeit be§ 9)?enfd)en unb
bie ®ered)tigfeit ®otte§, ^ier bie äßeisbeit ber Sett unb bie=
ienige @otte§ gegeneinanber; barum loirb burd) bie '']>rei§gabe
ber 2iBei§^eit bie 2ßei§t)eit ertangt, roie burc^ ben 93er5ic^t auf
bie ®ered)tigfeit bie ©erec^tigfeit, nad) bemfetben ©efe^, ba^ ber
SJlenfd), um t)a§ @ötttid)e §u empfangen, auf fein eigene? ©ebitbe
Der5id)ten mu^.
®ie 3ßei§t)eit ift für ^]5autu§ @r!enntni§ ©ottes, 1 ^or. 1, 21;
benn er l^ätt ben (Sr!enntni§befi^ be§ 9}?enfd)en für nid)tig, menn
©Ott unerfannt bteibt. ^itud) bie 3Belt unb ber SJIenfd) werben
erft üerftanben, menn if)r 3?erf)ättni§ ju ©ott fid)tbar geroorben
ift. ^arum ift bie menfc^lid)e 2öei§f)eit barauf gemiefen, 2ln=
eignung ber 2öei§f)eit ©otte§ ju fein, auf ber fein Sd)affen unb
^anbetn rut)t. ®ie 3Bett fd)reibt fic^ biefetbe bei; ber ©ried)e
»erlangt fie oon benen, n)etd)e fid) it)m at^ ^oten ©otte§ an=
bieten; ber ^ube rütjmt fid) it)rer al§ feinet 33efi^e§, im ftot^en
390 Äop. 9. Ser ©laube bei ^auUiä.
33eiüu^tfein , ein Sid)t für bie ju fein, bie im ^inftevn finb,
^öm. 2, 19. ^ene 9J?ad)tf)at)er in ^erufalem, bie ben c^errn ber
|>errlid)f'eit !reu§igten, raaren ^ugleid^ bie ^efi^er ber 2öei§f)eit
;3grael§ unb oerbnnften if)re 9Harf)t i^rer Söiffenfd)aft 1 ^ox. 2, 8.
•"^aulug be^anbelte biefe 9ßei§t}eit, fo rcenig al§ bie @efe^e£!=
gerec^tigfeit, al§ leeren (Sd)ein. 3(ud) er gel)örte einft ju jenen
„Reifen, ©c^riftgelef)rten imb 3)iäputatoren biefe§ 3^^tlauf§",
1, 20, unb I)atte an ber ©ebanf'enroelt, bie ben '^xi^m ber <Si)nagoge
bilbete, teil. ®iefe§ ©treben nad) SOBei§l)eit war nid)t unbered)-
ttgt, rocit @ott in feinen SGBer!en feine eigene 3ßei§t)eit t)or un§
entfaltet unb barin ber SBelt ben 2lntrieb gibt, aud) it)rerfeit§
SBei§l)eit ju gerainnen. 2Bei§l)eit rcirb ja nur burd) SCßei§f)eit
erfaßt. SlUein ha§ @rgebni§ biefer 2öei§t)eit rcar nid)tig: bie
SBelt erfannte ©ott nid^t, unb feine 2öei§()eit fam in feine§
9Jlenfd)en §er§, 1, 21. 2, 7 ff. ®er Statberoei§ für bie Unfenntni^
®otte§, in ber bie Sföelt, 3§rael eingef d)loffen , ftef)t, ift ^^\n
^rcu§. '3)iefelbe Xai @otte§, tt)eld)e bie ©erec^tigfeit be§ 9Jlenfd)en
üerneint, bringt aud) feiner SBei^^eit bie Offenbarung it)rer
'9Jid)tigfeit. 2lud) über ba§ Renten be§ 9Jlenfd)en ergel)t Ijier
ein göttlid)eg @erid)t, nid)t nur aU Deklaration, fonbern al§
2::at öon burd)greifenber SOBirfung, iüeld)e bie 3ÖBei§t)eit ber 3ßelt
befeitigt, 1, 19. 'Durd) ^efu ^reu^^ roirb bie errettenbe ^-^prebigt
2;orl)eit. 3Ba§ fid) am Strenge fidjtbar mad)t, ift ©d)niäd)e,
©^mad), ttaS üolle ©egenteil ber @otte§l)errtic^t'eit. Darum ift
e§ 9Sert)üllung ber göttlid^en 3öei^l)eit, bie il)re 3lbfid)t jum @e=
t)eimni§ macf)t. %a ®ott ber meifen 3öett eine 2::orl)eit ent=
gegeul)ält, menbet fie fid), fallg fie nid^tsi anbereö alö 'JSei§l)eit
fud^t, oon i\)x ab. SJieint fie bicfelbe ju befi^en unb barum be*
urteilen ju fonnen, maS (^^ott fei unb mie ber (5l)riftu$( fid) offene
baren mcrbe, fo ärgert fie fid) an :3cfu .Urcu^, unb bie^5 um fo
mel)r, je meifer fie ift, je erf)abener it)re ©ebanfen über ©otteö
■ilj?ad)t unb .^^errlid)fcit finb. @ott t)at feine errettenbe 2:at fo
gcftaltet, baj? fein Deuten in il)r (^otteö (^kibc erfennt. Seil
ober bie äöeiöljeit ber !iBelt fid) felbft gegen ®otte^^ .^ilfe be=
()auptet, bcrcn fie bod), fo gemif? fie Wott nict)t erfennt, bebarf,
jd)lägt fie in ^orl)eit um, meil eine '^Beisil)eit, an uield)er ber
ajienjd) ucvbirbt, alö 2;ürl)cil offenbar ift, 1, 20. ÄMc ^öraclö
3)ie 2lbler)nimfl ber aBeiöOeit. 391
©eredjtigfeit it)m jum ®runb be§ ^aü§ rairb, fo füt)rt e§ aurf)
feine 2öei§t)eit ins 93erberben, raeil biefe wie jene es in feinen
5lampf gegen (£t)riftu§ treibt.
^ie 3Sert)ü(Iung ber gött(id)en 2öeiöf)eit im ^reu§e f)at barin
it)ren ©runb, ba^ @ott nic^t bie Söeifen, fonbern bie ©(aubenben
erretten rciti, 1, 21. ^n biefem ^uf^wnienfjang tritt bag ©tauben
§um (Srfennen in ftorfe (Spannung. @§ t)at bie 33erneinung ber
^ät)igfeit ^um 93erftänbni§ unb pr ^Beurteilung be§ göttlid)en
.^anbeln§ in fid) unb ift bie 3ßiltigfeit, fid) ®ott, auc§ oI)ne it)n
ju üerftef)en, in unterraerfen, in ber @en)i^t)eit, ba^ aud) ba§
T:ürid)te an @ott lüeifer ift o(§ bie 9nenfd)en. ^arum t)at aud)
^;]3aulu§, raeil er ©touben t)eruorrufen luiü, unb jrcar ein @tau=
ben, ha§ in @otte§ 5lraft begrünbet ift, bem güttlid)en Ü^ert)a(ten
folgenb in feiner Sef)rtätigfeit auf SCBei§t)eit uer5id)tet, 2, 4. @r
ptte burd) bie Umroanblung be§ ©Dangetinms in eine „2öort=
ii)eiöf)eit" ha§ 5^reuj entteert, 1, 17, ganj in berfelben SÖeife,
mie bie 9lufrid)tung beg ©efe^e^ 5ur ^olge I)ätte, ba^ ®t)riftuö
uergeblid) geftorben wäre. 9^id)t ©ebanfen, fonbern rettenbe
©nabe bietet ©ott ber Sßelt burc^ 3ffu Sterben an, eine l'iebe,
roeld)e au§ ber 5lraft in bie 8(^n)ad)t)eit , au§ ber .^errlid)feit
in bie ©d)mad), bamit aud) au§ ber Sßei§I)eit in bie 2:orf)eit
nieberfteigt. (Sie »ermittelt bem 9)lenfd)en nid)t 5unäd)ft l^et)re,
fonbern Straft, 1, 18, unb mirb nid)t burd) ^enfen unb Urteilen,
fonbern burd) S^rauen angeeignet ; in if)m allein ^at bie am ^reuj
fid) offenbarenbe ®nabe ba§ i^r entfpred)enbe Storrelat. ^)
2Öie bie nnerreid)barl'eit ber ®ered)tigfeit im SBefen bes
9Jienfd)en begrünbet ift, meil ba^felbe be§ ©eifte§ ermangelt, fo
gilt ba£ifelbe aud) oon ber ^Ä>ei§l)eit @otte§ unb il)rer Unfa^-
barfeit für un§. %tx SJienfd^ ift nad) feiner inneren «Seite be=
nannt ein „feelif^er" ÜJlenfd) unb ftel)t nid)t in einem fold)en
«er{)ältni§ ju ®ott, ba§ il)m an @otte§ ©eift Steil gäbe, 2, 11. 14.
"Da^ jeigt fid) aud) in ben ett)ifd)en Söirfungen be§ menfd)lid)en
@rfennen§: e§ bläl)t auf, 8, 1, ogl. 5^ol. 2, 18, unb fuc^t ben
(Selbftrut)m be§ ^leifd)e§, aud) bann, wenn fid) feine @ebanfen=
^) ^^aiilu^ l)at, fo groft er nl^ Sel^ver ift, bie ÜNerfdiloffen^eit 3efu gegen
iJIjeorie imb Ve()re unb bie SBeiut^ung be»5 'J^uf^ioortsi nlö beö einzigen Mampfe«=
mittel'5 gegen biefe, wortrefflicl) uerftanben unb in feiner 3lrbeit feftgel)alten.
392 ^<^P- 9. 3?er ©laube bei ^mh\§.
bilbung auf ®öttüd)C§ be§ict)t. Saturn wirb erft ha, wo ber
©eift ba§ ®en!en be§ 3Jlenfd)en leitet unb bie I)auptfäcl)Iirf)e
^rucf)t beSfelben, bie Siebe, t)orf)anben ift, ber (Sinblicf in bie
©enbimg ß^rifti erlangt. ®a^ (£{)riftu§ an bie Stelle be§
9Jlen|d)en tritt, nicJ)t in ber ©eftalt ®otte§ erfd)eint, fonbern al§
ber, ber §ur ©ünbe gemacht werben ift, ift am 9J?a^ be§
felbftifc^en ^en!en§ gemeffen 2'orf)eit unb fann nic[)t anber§ be=
urteilt rcerben, folange bie Siebe unerfannt ift. g^orbert bie
©i^nagoge eine S[Rad)toffenbarung ©otte§, burd) bie er fid^ felbft
unb feinen ®t)riftu§ gegen bie Söelt beliauptet, ert'Iärt fte bie
Eingabe be§ ©of)ne§ @otte§ in "ötn Stob für gotte§täfterlirf), fo
!ennt fie bie Siebe nirf)t, roeil fie biefelbe nirf)t ^ai. ®e§n)egen
gilt ^^autu§ ber 2)ün!el ai§ 33en)ei§ bafür, ba^ nicf)t§ erfannt
inorben ift; rcenn aber iemanb @ott liebt, ber f)at it)n erfannt;
benn er ift t)on it)m gefannt, 8, 2. 3.
^aburd), t)a^ ber SSerbanb mit @ott nicE)t auf ®otte§ Sel)ren
unb be^ 2Renfrf)en SSerfte^en, fonbern auf @otte§ Sieben unb
bc§ a}^enfd)en 3Sertrauen begrünbet ift, irirb ber ©laubensaft
für ^autuö nid)t blinb, grunb= unb oernunftlo§. ^a§ ^reuj^
roort wirb bem 9Jlenfd)en nad) feinem gi)ttlid)en SRotio unb Qkl
gebeutet unb beroöt)rt fid) at^ „Offenbarung ber 2öa^rl)eit on
jebem ©eiriffen", 2 5lor. 4, 2. ©§ erl)ält feinen ^-öeraei^ burd)
©eift unb ^raft, 1 ^or. 2, 4. ^araug entftel)t ein Sßiffen um
©ottes Xat, n)eld)e§ bie ^afis be§ uertrauenben !i>erl)alten§ mirb,
unb ber 9flömer= rcie ber ©ataterbrief finb ber anfd)aulid)e 33e-
meis bafür, rcie fern eä ^^autuö lag, bai^felbe burd) irgenb ein
Surrogat erfe^en §u moHen. @r fannte fein 9Jlittel, 'üaS^ ©tauben
5U ftärfen, al§ bieg, ba|3 fein Dbjcft un§ t)erftänblid)er werbe
unb äu reid)erer Grt'enntnig fomme.
SGBeId)e 3}]ittel ^].^aulu§ bann für rid)tig t)ielt, mcnn e§ galt,
mit ^lyeifeln ringenbeg ©tauben ^u befeftigen, barüber gibt
l Stox. 15 3(ugfunft. 2)a§ ct()ifd)C 5J?omcnt, ber ;^uf ammenbang
besi ^lüPifft^ ""t falfd)en SBiUen^formationen, mirb burdjauei
nid)t ignoriert ; allein cbenf omenig mirb it)m nur bie iöufjprebigt
gegenüber gcfteUt, fonbern ^]>autu§ übcrminbct bou ^i^HMfct burd)
(Srfcnntniä, unb bicss luieber in ber lel)rreid)eu 'Jlbftufung, bajj
baS Oejdjcljcne in feiner 2öirflid)feit oorantritt, alss für bag
2)er ©eioinn ber aBei§()eit. 393
©lauben cntfrf)eibenb, unb bann erft bie großen 3ufammen!f)änge
entroirfett rcerben, burcf) n)e(rf)e fid) bie Xat\ad)^ al§ ©lieb ber
gefamten göttli(f)en Sflegierung, fomit aurf) aU ©lieb einer in ]id)
pfammenftimmenben 3Gßei§t)eit entpüt.
®enn ba§ ©tauben ^ai, fo geroi^ e§ ba§ 53efenntniö ift,
ber SJlenjd) f)abe unb finbe bie SBeisfieit nic^t äugleid) bie @e=
n)i§f)eit in fid), ba^ fie if)m burc^ @ott im (SI)riftu£i evfd)Ioffen
fei. ©0 unerlä^Iirf) bie 33ereinfad)ung beä Güangeliuni^ 5ur
fd)lid)ten 33ertünbigung be§ (£f)riftu§, ber ftarb unb auferftanb,
ift, bamit ©taube entftef)e unb nidjt irgenbn)eld)e Srfenntni§ ober
2;f)eorie an feine ©teile trete, ebenfo geroi^ gen)äf)rt biefe bem
Sebürfnisi unb 33erlangen nad) @rfenntni§ biefelbe uollfommene
Sefriebigung, wie bem !i^erlangen nad) ©ered)tigfeit. 2Iud) l)ier
ift ber 33er§i(^t nid)t ba§ cnbgültige ®rlebni§ beg ©laubenben,
fonbern oerroanbelt fid) für if)n in ©eminn. 2Bie ber !ßersid)t
auf bie eigene ©ered)tigfeit fid^ alei ©mpfang ber göttlid)en er=
meift, fo entftel)t au^ ber ^rei^gabe ber 2öeigf)cit il)r ^iefitj,
1 tor. a, 18. ^a^felbe i^reusroort, meld)e§ Jor^eit ift, ift bie
SSerfünbigung berfelben, 2, 6 ff., meil e§ bie ©efc^iebenbeit be§
9Jienfd)en dou ©ott überroinbet, unb il)m ben ©eiftbefi^ erfc^lie^t.
^^aulu§ t)at junäc^ft oon fic^ ben Slnteit an ©otte§ 3Bei^t)cit
mit l)of)er 3"oerfic^t bejeugt, meil ba§ göttlid)e ©eben bem
menfd)lid)en öemu^tfein nid)t jenfeitig bleibt, ba e^ fid) ja burd)
ben ©eift uermittett, biefer aber felbft ber SBiffcnbe unb !©iffen
©rjeugenbe ift : mir miffen, roa§ un^ oon ©ott gef d)enft roorben
ift, 2, 12. "^abur^ ftet)t er in einem tebenbigen Sel)r= unb
Scrnoerbanb mit ©ott: didaytioi Tcvevfiazog loyoi, 2, 13. ^a--
burd) aber, ba^ ber Slpoftel al§ ber, ber bie 2ßeiäl)eit ©otteg
fennt, unter ber ©emeinbe ftel)t, roirb aud) fie berfelben teill)aft
gemad)t. ^})v 3tnteil an il)r berul)t ouc^ nid)t blo^ auf bem
apoftolifd)en Söort, raeil aud) fie, unb nid)t blo^ ber 5tpoftel,
ben ©eift empfängt, fo ba^ il)r burd) ba§ ©lauben ein com
©eift geleitetet ^-orfd)en möglid) rairb. "»PauluS f)at it)m eine
unbegrenzte 33erl)ei^ung gegeben. ®er, ber in ber Seitung beg
@eifte§ fte{)t, wirb jmar allen anbern unoerftänblid) ; il)m felber
aber mirb atle§ jugänglid), 2, 15. ®urc^ il)n mirb G^riftu§ un§
pr 3öei§^eit, 1, 30, unb ba ha§ ganje Söirfen ©otte§ in il)m
394 ^(^V- '•• 3)er Ölaubc bei "^^aithi^^.
bie SSermtttlung f)at üon bcr ©cf)öpfung ber 3BeIt bi§ ju if)rcr
aSoHenbung, wirb bie @rf'enntm§ Gf)rifti in ben ä^ollf'ommenen
ju einer Stotatität ber (Srfenntniffe, n)e(d)e n)at)r{)aft ®otte§
2Bei§t)eit, 2lufnat)me be§ göttlichen ®enfen§ in§ eigene ©rf'ennen
ift, 2 5^or. 4, 6. ^'ol 2, 3. ^arurn ift aud) ber ©emeinbe bie
Beurteilung beffen möglief), \va§ gut oor @ott ift, Slönt. 12, 2.
Äol. 3, 10. '^arin, ba^ fid) ba§ ©tauben ni(i)t nur in et^ifdjer,
fonbern aud) in intelleftuetler ^infic^t al§ ber frud)tbare, ben
9?eid)tum ber göttlid)en ®üter erfd)Iie^enbe 3>ürgang erraeift, be=
n)ät)rt e§ fid) roieber in feiner 9lügenugfam!eit.
9(ud) in feiner intetteftuelten 2trbeit ^t ^^^auhiS ber ©emeinbe
eine er^^abene 33er auf d)autid)ung bafür gegeben, voa§ ba§ ©tauben
ift unb geiüät)rt. (Sr tegte bie folgenreic^ften 9'leut)eiten in ben
.^orijont ber ©emeinbe I)inein, lüie bie Definition be§ negatiöen
3n)ed§ be§ @efe^e§ ober bie 3InnuUierung be§ llnterfd)ieb§
än)ifd)en bem :3uben unb ©riechen im (£t)riftu§, unb eriuieg fid)
bod) gleid)5eitig at§ ber treuefte Sen)af)rer beffen, ma§ oon 3tn=
fang an au§ ^efu 9Jiunb ber ©emeinbe übermittelt mar. ©o
brad)te er if)r foraot)! bie binbenbe, at§ bie befreienbe SBirf'ung
bes ©Iauben§ auf ben ©ebanfenlauf in uoller Straft unb jugleici^
in it)rer ©in^eit jur 2lnjd)auung. ^)
%a^ fid) ba§ göttlid)e ©eben burd) ©tauben nermittelt,
fte^t mit bem Uniüerjali§mu§ ber göttlichen :^kk in überein^
ftimmung. ©ott erroeift ficf) barin at§ ber, welcher nid)t nur
ber 3ut)en, fonbern aud) ber .Reiben ©ott ift, ^öm. 3, 29. ßmar
märe e§ ein blinbe§ Urteil, menn bie paulinifdjc .^^cibenmiffion
lebiglid) ai§ eine IogifcI)e ^-olgcrung auö bem ©laubcnsibegriff
betrad)tet mürbe. SGBo ein lebenbiger ©ottes(geban!e Dorliegt —
unb "!pau(u§ I)atte einen foldjcn — ba mirb ber Umfang ber
göttlid)en !Jtat unb ®ahc nid)t burd) unfere i^ogit, fonbern buvd)
göttliche ©cnbung unb 9Jebc abgegrcnjt, unb bie§ oüUenbS, menn
fic fid) an baö ©tauben menbet, alfo fid) at§ bie 3'at freier
©nabe funb gibt. ^^^aulu§ führt aud) feine 3lrbeit unter ben
.Reiben auöbrücflid) auf beftimmtc göttlid)e "©eifung ^urüdf,
*) !Cer 5?n(l)t»ei«, ba^ "^^auluc. aiul) mit feinen neuen (3(Hhmi fonftant unb
crfolflrcid) ben 'Willen ucrbanb, bn<( negcbene SWort '^efn jn beiüufjven, \\(l)'M
in bie neiitefimiientlicbe ll)eoIO(^ie.
2)er UnberfaliiSmug. 395
möm. 1, 5. ®at. 2, 7 f. @pt). 3, 1 ff. ^ol. 1, 25 ff. 3^un frf)Ioffeu
fic^ allerbing^ ber Uniöerfaü^mul unb ber (Stauben^bcgriff 5U=
fanimen ju einem einl)eitlid^en ©efamtbegriff. S^iv S^iümmüno,
5U ©otteä Xai roaren alle berufen, unb bic befonbere 3lrt ber
einjelnen ^erfönltd^fetten unb menfd)(irf)en ©enoffenfd^aften roar
für fie bebeutung§Io§. Söeber bie ^pölje ober bie Xiefe it)rc§
morali|d)en ©taubes, noc^ bie 2:ürf)tigfeit ober <B&}\väd)t i^resi
intelieüueüen 33ermögen§ tarn für bag ©lauben in 33etrad)t.
.f>ier galt in ber Xai, ba^ e§ bebeutung§Io§ fei, ob ber 9JJenfd)
SJiann ober SGBeib, ^ined)t ober ?^reier, 3"^^ t)^^^' @rierf)e fei.
©0 füf)rtc ber @Iauben§begriff jum Unioerfalismu§; roieberum
gab erft biefer bem ©tauben feine ootte ^uoerftrf)t. 9lun ba
gefagt luerben fonnte : jebem ©laubenben, bem i^uben jucrft unb
bem @ried)en ebenfo," ftanb bie nnbegrenjtt)eit ber ©nabe unb
bie 3lügenugfamfeit be§ ©taubens t)eU im Öirf)t. ^uxd) feinen
3ufamment)ang mit ber ®tauben§fteltung ift aber ber vaulinifrf)e
Hniüev[a(i§mu§ bireft auf ^efu eigene 3{rbeit gefteüt, unb bie
^ortfe^ung berjenigen (5d)ä^ung be§ ©tauben^, bie 3efu§ fclbft
mit 3Bort unb '^ai ooltjogen t)at. ')
S)er (Srfolg ber paulinifd)en 9Jiiffion ift nid)t benfbar ot)ne
bie fve§ififc^e ©igenart feiner ©lauben^übung. ©ie berul)te auf
jenem totalen SSerjidjt auf fid) felbft, ber il)n befähigte, fic^ bem
.Reiben uöllig gleic^juftellen, aU in berfelben ©ünbigfeit ftet)enb.
'^lu§ feinem ©tauben errcudjg ^;]3aulu§ bie ^^ieinigung oon aller
jübifd)en ©elbftübert)ebung , bic e§ nid)t taffcn tonnte, auf bie
©ünber aus: ben .Reiben l)inab5ufe^en. 3ili6:)i minber erforberte
fie jene unbefd)ränfte 3uoerfid)t ju ©l)riftu§, bie ben .Reiben
fagen tonnte: il)r feib befd)nitten in ber ^e|d)neibung ©brifti,
5?ol. 2, 11, unb bie sugleid) bem i^uben ju fagen oermod)te:
menn etlid)e nid)t glaubten, mag liegt baran ? mirb ibr Unglaube
©otteö 3:reue auf t)eben? dl'öm. 3, 3. Malier fam jener ä)]ut, ber fic^,
fo t'lar er fid^ bie ^eibnifd)e Korruption uergegenroärtigte, bennod)
frei üon aUer 5lngftlid)feit mit ber 3iiy*^v[id)t be§ ©iegs im ^ei=
bentunt bemcgte unb gleidjjeitig mit unermüblid)er ^reue bic ©e=
meinfd)aft mit ^^vael aufrecht l)ielt. ®er Verlauf ber paulinifd)en
^) J'em uniueifalen 0lauben entipri(f)t bne @ebet für alle, 1 Jim. 2, 1 ff.
396 ^«P- ^- ^^^ Glaube bei '':ßaulu§.
2lrbeit war mef)r al§ eine ^onjequens au§ feinem Sef)rbcgriff;
er ivax bie ^rud)t feine§ glaubenben 2SerI)alten§ §u @ott.
9lu§ bem @(auben§ftanb be§ ^^^aulu§ ergab fid), ba^ au§
ber f)el(emfrf)en ^irdje feine (Sefte irurbe, raeber in i{)rem i^er^
I)ä(tni§ 5U if)rer griecf)ifct)en Umgebung, nod^ in bemjenigen sur
älteren ©emeinbe ^erufatem^. 9'lad) jener (Seite mar bie 2(b=
fto^ung be§ |)eibentum§ rabif'al, narf) biefer 'OaB ^erou^tfein um
ben llnterfd)ieb beutli(^ entrcidfelt, unb bennod) eine egoifiifdie
Stbfc^Iie^ung unb jatte SSer^errlid)ung be^ eigenen ^efi^e§
unmöglicf), rceil ber ©runb ber ©emeinbe ha^ ©tauben an ben
(£t)riftu§, ben ^errn aller, war, mit bem fein Srudl) ber ®emein=
f(^aft 5uiammenbeftef)t.
^er Unioerfali§mu§ märe unüollenbet geblieben, l)ätte er
nid)t burd) eine rücfblidfenbe ^etrad^tung aud) ben bi§f)erigen
i^erlauf ber @efd)id)te in fid) aufgenommen, ^a ha^ ©lauben
alle§, rva§ eg erlangt, burc^ (£l)rtftu!§ empfängt, iia er ®runb,
:3nf)alt, ^aft be§ @lauben§ ift, fo ift beutlid), ha^ e§ ben unter*
fc^eibenben Sefi^ ber neuen ©emeinbe bitbet, ben bie norc^rift^
lid)e ^cil ^"(^l i^il ^^^ t^i^t. ®er (Slaube „fam" unb „warb
offenbart", al§ (S^riftu§ fam unb offenbart mürbe, @al. 3, 23 ff. *)
3lllein, fo nad)brü(llic^ ^^aulu§ ben Unterfd)ieb 5mifcf)en ber 3^^*
vor unb nact) ber ©enbung Kt)rifti beruorl)ebt, mie er ber uer=
fd)iebenen 2lufgabe be§ ®efe^e§ unb Gljrifti entfpridjt: e§ mu^
fic^ bod) in ber göttlid)en S^^egierung @inl)eit geigen, unb >^aulu§
freut fid^, baJ3 bie ©d)rift it)m biefelbe fid)tbar madjt, meil auc^
ba£i ®efe^ unb bie '!propt)eten nid)t nur bie *ipflid)t be§ 3!Jionfd)en,
aud) nid)t nur feine ©d)utb, fonbern aud) ®otte§ @ered)tigfeit,
bie bem ©laubenben l)ilft, bezeugen, 9töm. 3, 21, fo ba^ ba§
©uangelium bereite in ber ©d^rift j^um uorau§ iierfpvod)en ift,
^Höm. 1 , 2. i^or bem @efet3 ift Wotte§ '-l>ert)ei^uug uerfünbet
morben, als freie ^wf^ge ber göttlid)en ©iltc, bie nid^t auf bog»
Serf, fonbern auf bae! ©lauben be§ 3Jicnfd)en jielte, ®al. 3, 15 ff.
3m (Glauben ^ilbrat)am§ liegt ber ^Jlnfang ^graelö, meil 3lbra^
t)amö (^ered)tigfeit fein Glaube mar. 2)c§l)alb ift er burc^
•) 2)em Urteil Jefu über ?s8racl: oc> fei ein itiifllrttibifleiS (S}efd)led)t, bei
bem fid) fein (^Imiben finbc, aud) md)t tuie ciu Seuffövulciu, Oat 'ipauluö wollig
)ugeftintmt.
Sei* Uuioerfaliömiie. 397
Glauben ber 33ater bercr geiuorben, bie ®ütte§ ©cgcn erben,
unb ^Ibratiame! 5^tnberfrf)ar umfaßt alle ©laubcnben, 9?öm. 4.
@a(. 3, 6ff.^) @o fteüt firf) für ^aulu§ bie ©emeinbe ber
©(aubenben au§ allen 'Golfern alB bie von 2(nfang an geroollte
unb burd) bie @ejd)id)te !^§xaei^ üorbereitete ^rurf)t ber gött=
lid)en 9iegierung bar.
«So fommt ber gro^e ^aupt^roerf (£f)rifti: fein ©emeinfc^aft
ftiftenber äöille, jur 33ern)irfUd)ung. ®er „eine ©laube," ®p().4,5,
ber bie felbftfüd)tigen iieben§äiele befcitigt unb niemanb me^r
„in be§ ^'Ieifd)e§ äöeife fennt/' 2 5tor. 5, 16, fonbern firf) an
(£()riftu§ f)ält, bamit er aüe§ in allen fei, i^ol. .% 11. @a(. 3,28,
erjeugt eine geeinigte ©emeinbe über alle ^laturgrenjen I)inüber,
aud) über bie ©c^eibung ^§rae(§ von ben Reiben t)iniüeg. 2ßie bie
(Sinf)eit be§ @tauben§ bie ©in^eit ber ©emeinbe fd)afft, fo ift
anbererfeitä bie Segren5ung unb 9)knnigfaltigfeit bec^felben nod)
ha§ :^üdlin if)rc§ unooUenbeten, im SBerben ftet)enben 3uftanb§.
„(Sinf)eit be§ @louben§ an ben ©o{)n @otte§" be^eidjnet barum
mit ber @inf)eit feiner (Srfenntni§ bo» S^d, bem bie ©emeinbe
cntgegen5uftreben f)at, unb bem bie i^r gegebene 3)knnigfaltigfeit
ber (SJaben unb 3(mter famt ber ganzen Sauarbeit unb gegen^
feitigen 2)ienft(eiftung aller i{)rer ©lieber bienen mu^, G|){). 4, 13.
^a§ Dotle reife 9J?anne§aIter ber ©emeinbe, luie es i\)x burrf)
bie ^ülle (£t)rifti bereitet ift, ergibt nid)t eine 9J?annigfaItigfeit
be§ ®lauben§, bie i^n in alten irgenbmie befeft lie^e ober bod)
nur in wenigen, etiua ben S^rägern be§ 2lmt§, ju feinem oollen
^) tiefer ©ebanfengang bierit le{)rreic^ jur SJerbeutltd^ung beö Unterfcftieb^
Siui)c()eii '^Unilu^ unb feine» früf)eien öenoffen im :?el)rljau!^ Serufaleni^. iTiefe
jagten: 'ilbialjaniiä (>5(aube l)abe ftelluertvetenbe lUad)t für ^örael ui\h becte in
ben entfcbeibnngöDollen 3tnnben beffen llmilnuben ; '•^.sanlue fagte: roa^S »on
3Unal}nni l^erftanime, bie (^emeinfcljaft mit il)m ergebe unb in baö itinbc^=
uerl)ättni§ i^m gegenüber fteUe, fei ba^ ©lauben, unb bie^S, wo immer eö fei,
im i^Mibcn Jüie im ©ried^en. Jim fi)nngogaIen ©a^ äußert fid) ba§ 33en)ufjtfein
eigener t^Haubenslofigfeit ; 3Un-al)amci (Glaube bient baju, um bie Öen)i^l)eit ber
ti-ruial)hing feftjubalten trotj ber eigenen Hnfäl)igteit, fo ju glauben, loie 3lbral)am
glaubte. ;Jm ®at5 be§ "^HiuhtiS fprid)t reeller Üilaube, baig 'öeiuu^tfein, in ein
analoge^ i>erl)ältni!^ ju C^iott gefteUt ju fein, roie eö 2tbral^am i)atte. (Sr ift
3lbral)am nidit ferner, fonbern nft^er gefommen, al§ feine einftigen ©enoffen;
biefe miffen fid) uon il)m innerlid) gefd)ieben, er luei^ fid) mit il)m eins.
398 Aap, 9. 3>er ©lau&e bei '■ßanhi^.
53eftanbe brächte, fonbern (Sinf)eit be§ @Iauben§ aller, in
luel^em bie gan§e ©abe, bic im ©o^ne (5^otte§ ber ©emeinbc
gefd)enft ift, uoit allen angeeignet wirb, ift ha§> if)r i)or=
gcf)altene 3^^^-
2öäl)renb t>a§ ©lauben bi§ ^ur Offenbarung be§ (Sf)riftu§
bem ganzen Seben ber 6f)riftenf)eit bie 9^id)tung gibt, beginnt
bagegen mit biefer eine neue Dffenbarung§raeife @otte§. datier
finben mir aud) bei ^aulu§ ©arf)parat[elen ju jenen Sßortcn
:3efu, w^{d)^ ben üvt\§ berer, bie ©otteg 9f?eicf) empfangen, über
bie ©emeinbe ber ©laubenben f)inau§ erftreden. ^ann, rcenn
3efu§ mit ber fömg(id)en ©enbung al§> ber |)errfd)aft übenbe
fommt, treten guerft bie, bie if)m getjören, in bie if)m gleichartige
Sebenbigl'eit be§ 3luferftel)ung§ftanbe§. 6f)riftu§ fommt aber
nic^t nur i^retmegen al§ 5lönig, fonbern entfräftet alte ^^einbe
®otte§ unb mad)t ©ott alle§ Untertan, 1 tor. 15, 23— 28.
SGBerben bie ^inber @otte§ offenbar, bann brtd)t aucf) für bie,
roeld)e am ©eifte @otte§ nod) feinen Stnteil t)aben, fonbern ber
©itelfeit untermorfen finb , obn)ol)l aud^ fie @otte§ ©cE)öpfung
finb, bie ^reif)eit an, 9flöm. 8, 19 ff. ^ux6) biefen SluSblid, ber
über bie an Gl)riftu§ ©laubenben f)inüberfcl)aut, erf)ätt ba§ gött=
lirf)e ©runbgefe^: Sob jebem, ber ba§ @ute wirft! oollenb§ bie
33cftätigung. f^ür ^autu§ entftanb barau§ feine Soderung ber
im ©tauben begrünbeten ©emeinfd)aft mit (£{)rifto, weil if)m
biefe niemals al§ eine erzwungene ober willfürlirf)e erfd)ien,
fonbern aU bie notwenbige Stellung beffen, ber ®^riftu§ nacf)
feiner ^eil§macf)t erfannt f)at. 91ur eine nomiftifdje 3luffaffung
be§ ©laubens empfinbet biefe 3tu§fagen be§ 5lpoftel§ all einen
Siberfprurf) gegen bie .^eillbebeutung bei erlauben!, wäljrenb
für ^aulul ber ©laube niemall eine 33egren5ung ber .^eil§mad)t
®t)rifti, wot)l aber beren Zueignung an ben ©laubenben be=
beutete, ber baburd) nid)t oerfür^t wirb, ba^ (Sl)riftul biefelbe
in feiner neuen Dffenbarungiform noc^ mel)reren erweift. 3Siel=
meljr begrünbet jebe ^lulfage, welche bie ©rö^e berfelben er=
fennbar mad)t, in ben ©laubenben ®anf, Stärfung unb erl)öf)te
UJergcwiffcrung.
2)er ÜU'rfud) ju einer '3)efinition ift bamit uorbereitel, bie
umgrenjt, mal am ©lauben bei ^^autul bal ^Jleue unb (5igcn=
Sie befonbere 2(rt bes paiUinifc^en ®Iauben§. 399
artige ift. \) Seine befonbere @abe bilbet bie (Srf)ärfe, mit bcr
er tta^ ©tauben üon alten anbern ^-unftionen, üom Sieben, ^Äirfen,
^offen, oon bcr 9^euc unb üom ©rfennen unterjc^ieben t)at, unb
gerabe baburc^ i)ai er e§ in feiner jentraten Sebeutung aU ben-
jenigen 33organg, ber atte anbern ^unftionen begrünbet, formt
unb fräftigt, erfennbar gemarf)t. ^ine Unterfrf)eibung ift burd)
bie (Stärfe feine§ ©d)ulbbett)u^tfein§ bebingt, ba§ it)n fetbft
unb bamit alte jene ^^unftionen entmertet unb 5erbrict)t unb einzig
ba§ ©tauben übrig tä^t, burrf) metd)eg er mieber ben ^ufö'"'"^"'
I)ang mit ®ott geroinnt. ^nbem fic^ fo bei it)m ba^ ©tauben
oon jeber SSermengung mit ben übrigen ^-unftionen abfct)ieb, unb
at§ bie tjerrfc^enbe 3Jla(^t über fie emportrat, mürbe e§ in neuer
^lart)eit beuttid), wie reid) feine .^errfd)aft ben ganjen Sebengftanb
be§ -JRenfrfjen befrud)tete. '^uxd) bie Seftimmtf)eit unb Setb=^
[tänbigfeit feinet ©taubeng rourbe feine ber anberen ^^unftionen
in 33erfümmerung gebunben; fie alte entftanben in fc^önfter
©nergic au§ feinem ©tauben l^erau§ unb bientcn it)m. ©r mar
ein großer Öef)rer, met)r at§ alte neben it)m, aber fo, ha^ alte§,
mag er über ben ©t)riftu§ ju fagen t)atte, in beuttid)er ^^e5iet)ung
5ur S3cgrünbung be§ ©laubeng btieb; er mar nid^t rocnigcr ein
großer SBirfer, mieberum fo, ba^ alte feine praftifc^cn 53emü{)ungen
it)ren ©runb unb i^r ^iet offenfunbig im ©tauben t)atten. ©r
lebte in ber 3Serbunbenl)eit mit bem ©t)riftug „nid)t im^leifc^",
fonbern „broben", bod) fo, ba§ er fid) eben begt)olb jeberjeit mit
Harem 3luge unb reinem Sieben in bie irbifd)en 23er^ättniffc
t)ineinbegab. ©r mar ein ^Su^prebiger mit rüc!fid)tgtofer ©d)ärfe
beg Urteilg unb beugenbem ©ruft, bod) fo, ba^ bie freubige
©erci^t)eit beg ©laubeng nie barüber ing ^Bauten fam unb beg=
t)alb nie ein läl)menber ©djmerj ober jagenber ©c^reden an
Stelle beg ©laubeng iKaum befam, t)ielmel)r beffen freubige
©emi^l^eit baraug entftanb. ©r griff nad) ben ett)ifd)en 91ormen,
bie ung für einanber jur 5lrbeit berufen, mit bem oolten ©infa^
eineg ganzen ^itteng, ber fie unbebingt heiligte, unb trat gerabe
baburd) nie aug feinem retigiöfen S3erl)ältnig l)eraug, bag i^m
feine 9Serbunbenl)eit mit ^efug im ©tauben gemährte. So l)at
*) oid) jpredie lüctit uon bem, ma^ an bev (Svfenntni^ be§ "^auhiö neu ift,
fonbern uoni neuen lSf)tuaftei- feineö ÜilaubensJftanbö.
400 *fop. 9. 35ev ©taube Bei ^aulu§.
er au§ bcm ©lauben t)erau§ für feine ^^erfönlid)!eit unb Seben§=
arbeit eine gefd)Ioffene @inf)eittid)feit erreirfjt unb an ficE) ficEjtbar
gemad)t, bie "öa^ überragte, voa§ vov unb neben if)m in ber
ß^riftentieit beftanb.
Strogen rair nacf) ber @enefi§ feine§ @lauben§ftanbe§ , fo
finb rair fd)on barum roeit über bie Erörterungen, raeld^e fid^
auf bie *!prob(eme ber .^eibenmiffion belogen, I}inau§gennefen,
weil fein ©lauben nid)t blo^ ein logifcf)e§ ©ebilbe rcar, ba§ er
al§ ^oftutat au§ irgenb weisen ^^rämiffen ableitete, nad^ beffen
Einleitung er fi(^ nun ein gläubiges 3Sert)aIten pf)antafieüotf vox-
ftellte; üielme^r ftammt ber gange ^nf)alt feines ©Iauben§begriff§
aus feiner eigenen glaubenben ^wraenbung §u ©ott unb ift ber
unmittelbare 9?eftey berfetben. @S ^anbelt fid) hzi ^auIuS nicE)t
bIo| um bie genetifc^e (Srttärung einer Set)rforme(, fonbern
barum: roie fant fein ©taube ^uftanbe? 3)aS I)ei§t: mir finb
auf feine 33e!et)rung »ermiefen, auf bie ^auIuS felbft feine be=
fonbere Stellung in ber ©emeinbe jurürfgeleitet t)at.
SJ^it burd)bringenber ©emalt §erbrad) bie ©rfd^einung 3ßfu
fein ganjeS frommes «Streben, rceil fie if)m beutlid) marf)te, ba^
er bo^ gegen ben (J^riftuS gef'ämpft f)atte. ®amit mar jene
fd)arfe 3(ntitt)efe in i^m erzeugt, bie feinem ®enfen jugrunbe
liegt, bereu Spilje fid) gegen ben SOZenfc^en fefirt, meld)en fie
famt feiner gangen ^römmigfeit unb @ered)tigf'eit als fünbig
Derroirft. 'Dtad)bem feine religiöfe Stftiuität il^n ni(^t vox bem
2(nfturm gegen ben bemat)rt f)atte, ber fic^ itjm bod) als (il^riftuS
in ber ^crrli(^t'eit ©otteS ermieS, ja me^r nod), nad)bem gerabe
fein 3)ienft am @efe^ unb fein 6ifer für ®ott baS -JRotio ge=
mefen mar, baS it)n in biefen ^ampf l)ineingetrieben t)atte,
fo mar bamit nid)t nur baS, maS an feinem Streben unfromm
roar, nidjt blo^ bie SJlängel beSfelben, fein 3ui*"rf^teil'en hinter
bcm ®efe^ inSd)mäd)e unb Dt)nmad)t, nein, gerabe feine ^römmig=
feit unb ®otteSbienftlid)feit, bie .Uraft, mit ber er bie oom @e=
fcl3 befül)lenen Üöerfe üollbrad)t t)atte, als ^-einbfdjaft gegen ®ott
aufgeberft unb gerid)tet. ^Jiid)t nur feine Sünbe, aud) baS, roaS
il)m „®cminn" gcmcfen mar, mar ibm nun als „Sd^aben" offen-
bar, ''ilufjevuugcn , mie @al. 1, l.'Jf., '].vl)il. M, 1 f., geigen, ba{3
^]iauluS an bem gefteigerten Selbftbemu|3tfcin, bas ber ^j^ljarifäiS*
35ie 93efe^ning beö ^aulug. 401
mu§ au§ ber f)ingebenben ^eoborfitung be§ @efe^e§ 50g, ooUen
Slnteil t)atte. 3^ intenfioer aber feine Slnftrengung unb je un=
gebrorf)ener feine 3uoevfid)t ju ®ott auf ®runb bc§ ®efe^e§
geraefen roar, um fo oernic^tenber war biefe§ @erid)t über feine
ganje ^römmigfeit unb um fo fd}ärfer ber 33rud^ in feinem
3nnern, at§ fein @efe^e§bienft al§ ©ünbe unb feine (2(^rift=
getet)rtf)eit aU 9^arrf)eit üor it)m ftanben. 2)arin lag bie 9iötigung
5u jenem totalen ^^erjic^t auf @ererf)tigfeit, Serf, ®efe^, über=
Ijanpt auf fid^ felbft, ber feinem ©laubensftanb bie (Sigenart gibt,
'allein biefelbe @rfd)einung 3cfu, roelcfje i^m feinen (Streit mit
©Ott in tieller ^(arf)eit fid)tbar mad)te, jeigte it)m benfelben aucf)
üoKftänbig beigelegt unb Derföt)nt, ha er ja burcf) fie ben (£t)riftu§
fanb, nid)t al§ ben 9ftäd)er feiner ^einbfd)aft, fonbern aU hm,
ber if)m fein 9ieid) öffnete unb it)n in feinen 3)ienft berief, aüe§
aber, o^ne ha^ er irgenbroie mirfenb babei beteiligt mar, alles
aus ®ott, ber it)m mitten in fein äöiberftreben I)inein burd)
einen 5lft errettenber ^arml)er5igfeit feinen ©ot)n geoffenbart
^atte. '2)arum blieb i^m nid)t§ übrig, al^ üon fid) felbft ah=
Sufeljen, unb fein ganje^ SSertrauen auf ben ju fe^en, ber it)m
al§ ber -Jluferftanbene ju feiner 9iettung erfd)ienen mar, mit
jener in fic^ gemiffen unb gefd)loffenen ^ejal^ung ber Dollbrad)ten
gijttlid)en ^at, mie fie nun für immer bie Stärfe be^ pauli=
nifc^en ©laubens gebilbet t)at. «So t)at jene ^Jßat)rnel)mung
3efu, bie it)m alle am ®efe^ erreid)bare @cred)tigfeit unb 3Bei§=
l)eit unb allen 9iul)m au§löfd)te unb bod) jugleid) ben (£l)riftu§
unb ba§ Sieid) auffd)lo^, unmittelbar ben 5^ern bes iRömerbrief§
au§ fic^ l)erau§gefet3t.
©eine Sage mar barin berjenigen ber crftcn jünger in ben
9luferftet)ung§tagen ät)nlid), ba^ aud) er nur bie Überjeugung
oom üer^errlid)ten Seben§ftanb ^t]u unb Don feiner auf il)n ge=
rid)teten ©nabe erl)ielt, bagegen für feine eigene ^^erfon blieb,
roa§ er gemefen mar. Sind) it)m gab ba^er bie ^^a{)niel)mung
®t)rifti nur ba^> eine: ©tauben, biefeg jebod) fo, ba^ bamit fein
gefamteg 'Sienfen unb SKoüen in eine neue ^a^n umgeroenbet mar. ^)
^) 35ic ®. 241 ftef^enbe ^Bemerhing über bie 3Bicl)tigfeit ber Jatfac^e, ba^
ber 2ln5licf ^ei'u nict)t al^ '|U-obuft innerer 3>orgänfle, nid)t alö „3>ifion", fonbern
aliS ofijeltiueö Selben beurteilt ipurbe, trifft genau ebenfo raie für bie erften
2d)latter, Sev ®Iou6e im 9t. Xeft. 26
402 ^tiP- ö- ^ßf ©Iflw^e tot '^'auluio.
2lu§ feiner ^efel)rung§gefd)id)te fonnte nur bie üöHige @c=
bunbenf)eit feinet ®Iauben§ an Oefu§ folgen, bie it)n t)om @efe^
gänjlid) fc^ieb.
Sßir lüerben annef)men bürfen, ba^ ^aulu§ ba§ @efe^ fd)on
at§ '*pf)arifäer al§ ben großen :Jmperatiü @otte§ betrad)tet f)at,
bcr ben 9}Zenfrf)en in feiner eigenen ^raft ba§ ®ute rcirfen I)ei^e,
fo ha'^ biefer, rcenn er e§ erfülle, ba§ 9?eid) nid)! qI§ ©abe
ber ©nabe, fonbern au§ ber .^anb ber üergeltenben @ered)tig!eit
empfangen rcerbe. ^u einer fold)en Stellung war bie Sage,
in n)eld)e ^^aulu§ burcE) ^efu @rfd)einung werfest war, ber totale
©egenfa^. Dl)ne ha^ irgenb ein ^^mp^^'^tio an it)n gericf)tet wirb,
üielmet)r im felben SJloment, wo er fein ganjeS SBerf burcl) @ott
t)erni(f)tet unb gcricl)tet fiet)t, erlebt er einen 3tft ber @nabe, ber
ba§ ^üd)fte Qkl feinet |>offen§, ben 6;t)riftu§ unb ha^ 9?eicl^,
ju feinem ©igentum machte, fo "ba^ er e§ nur ju beiat)en l)at.
%a§ mar für if)n ein -^ieue^; fo „geglaubt" l)atte er noc^ nie.
3Son I)ier au§ gefet)en war fein bi§t)erige§ Seben, überl)aupt 't)a§'
jenige '^§vatU, gtauben§leer. „2Ber!e" füllten e§ an, aber ©laube,
biefe^ 'Cermögen, bie göttlid)e ®aht a{§ eine gegebene t)in5unel)men,
ha^ roax erft feit bem 2;agc, ba er (£t)riftu§ fal), fein innerer
93eft^. ®er ©laube „!am" i^m, al§ 6;i)riftu§ gu it)m fam. ^)
Sßeil *!]ßaulu§ bei feinem 5lampf gegen ^ii\n§ Dom ^^t)ari=
fäi§mu§ ausging, bilbete ba§ @efe^ ba§ 9)la^, an bem er ^efu
SJieffianität prüfte, '^a aber bei allen ©rmägungen, ob ^efu§
ber (£l)i-i[tu§ fei, ba§ ^reus notmenbig im 33orbergrunb ftanb,
muffen fid) frf)on im üorcl)riftlid)en Genien be§ ']^aulu§ ba§ ®e=
fc^ unb ba§ Ärcuj ju einer fd)arfen 2Intitt)efe gegeneinanber
geftellt I)aben, fo gemi^ er gegen ben ©efreujigtcn für ba§ @e-
fe^ eiferte, ^u biefem (^egenfat^ füt)rte bie anflagenbe 5lraft
:,"^ünfler aud) 5ei '^aulu« ju. SBcil er feine 99efel)nuu^ iucl)t auf cino in ihm
fclbft cniftniibcno 5<ifton ^iinicfiietül)rt l)nt, foimto bei ihm cbou|ouHMUii eine
mi)fti|d)e iyerciiügiinfl<Miicthobe mit bem (5hviftu«( au bie ictellc bov? ('«Haubeu^:!
treten aU in Serufaleni.
') .'öat bcr fjjnoftoflalc 'lüevfbcrtriff jiiu(1d)ft ba<J C-Uaubeu iH'lHOcheu uub
uerborben, |o wirb er burd) bie iWefehrunji bc«t "I.Uiiilutf felhft ba,Mi milwirfiam,
baf» bcr (Glaube in bae ^'^cutuim bcr d)riftlid)eu ').UebitU trat, ciue jeuor 'JlU'u=
bunten bcr (Hcfd)id)tc, bie billig m ^K5m. 11, :(:) criuiievu.
Sie SBefer^nmg beg ^auru^. 403
be§ ^reu5e§, n)e(rf)c e§ pr Offenbarung ber ©ünbc mad^t ®tcje
trat i^m and) im SÖBort ber Urgemeinbe §unäd)ft entgegen, bie
„bag äßort üom ^Ireuj" al§ 33u^ruf an ^§rael ricf)tete, ba:§ ben
^eiligen unb ©eredjten fi(^ sur ©d)ulb öcrrcorfen unb getötet
i)ah^. ^) SCBir t)aben an5unef)men, ba^ fid) ^aulu^ f)ell ^um 33e=
lüu^tfein gebra(^t t)at, ba^, wenn rcirfüc^ ber (£i)riftu§ üon 3^^'ciel
üerroorfen am ^reuj geftorben fei, tjierin eine oöüige 33erurteilung
3ärael§ liege unb ber Statberaei^ für feine nngererf)tigfeit mitten
in feinem ©efe^eSbienft entt)alten fei. ®a§ „Strgernis be^Hreujeä"
beftanb nid)t nur barin, ba^ e§ ade 9ieic^^f)errlid)feit be§ (ii)xU
ftu§ uermiffen lie^, fonbern nod) mel)r barin, ba§ e§ bem fjeiligen
33otfe bie ^eitigfeit nat)m unb feine ©rfüüung beg @efe^e§ al§
nichtig ermie^, unb fo fdjüe^lid) bem ©efe^e felbft bie ^ät)igfeit
beftritt, ©erec^tigfeit t)erbei5ufüf)ren.*) äßenn ^4^au(u^ fpäterbic
lebenbige ©mpfinbung in fic^ trug, bajj jebeS ^inauggreifen über
©^riftug biefem ben ä^ormurf marf)e, ha^ er ber ©ünbe biene.
') Die Stelhtiuj beö '^aulug war ber Uvi^emeiiibe gegeuübev eimai ^Jieueö,
bod) fo, ba^ biefe buvct) il)ie iöit^piebigt ju berfelben fnufal luirb. "an biefer
©teile lüirb auc^ ber Ginflu^ bei^ @tepl)anu^ auf ^auluö jumeift ju judjen fein.
(Sin Urteil lüie 3lcta 7, 52 öffnete ba§ 9(«ge für ben ©egenfa^ jroifc^en bem
Ärc«^ unb bem (^k'fe^.
-) DJan fetjt ben 3tu^gangöpunft bec> "^.huiIu^ »iet ^u tief an, nenn man
feine Dppofition gegen baß Mreuj im 'Jfnmen beö (^efe^eö auf bie fül^nenbe
Äraft beöfelOen bejieljt, ali ergäbe fic^ bie Spannung jroifc^en beiben barou^,
ba^ bie :iserge(ning bie uerpflicfttenbe Äraft be*S öebotsj auflöfe. (Jine folct)e
auß ber i'uft am tföfen geborene :iserfel)rung beö ©otteöbeioufstfeinö '^'■anlu^
jujufd)reiben, geben feine fpäteren iHu^erungen nidit ben minbeften Wrunb. 9(ud)
baö (^efe^ geiuälirte für Sünben JUerjeiljung, fo bap baö Mreuj ali^ aUerljöd)fte
©ul)ne neben baö ®efe^ unb feine (yori>erung treten fonnte, o^ne ba^ fic^ ein
©egenfat} 5iüifd)en beiben ergab, mie and) bie Urgemeinbe ba^ im I^obe Sef"
entbaltene iserjeif)en C^otteö prieci, obne ba^ il)r beemegen baö göttlid)e Öebot
je fraglid) nnirbe. Sie Unmittelbarfeit, mit ber "^hiuIuö fpctter önabe unb Siecht
aU^ einig fe^t, fo bafj iljm in ber Cffenbarnng ber Öered)tig!eit (i^otteiS bie
©nabe nid)t anö=, fonbern in i^rer {)öd)ften (^rroeifung eingefd)Ioffen ift, jeigt,
ba^ er feinen Streit jioifc^en ber önabe unb bem Öebot in (^ott fennt. Sie
^•rage mar nid)t bie: fann (^Jott »ergeben neben bem (^efet?? fonbern: brauchen
mir, bie bem ©efeti Irenen, eine fold)e 'iiergebung, mie fie baiS Äreuj 6f)rifti
iu fid) t;at'^ 6inb mir in fold)em 2}Ja^e fünbig, mie e'5 baö Aireus uorauefe^t '^
^^auluö mar ber iüieinung, S^rael fei ju fronnn, als t>a^ eö ben ß^riftuS
frcnjigen fönnte.
404 ^^P' 9- '^^^ (Blanbc bei 'ißaitluö.
iinb barauü für fein ©laubcn bte 3citt{)eit unb SSöKigf'eit ge=
mann, @at. 2, 17, fo rcirb aud) {)ienn ein tief reid)enbe§ bio=
grap'^ifd)e§ 3D^oment entölten fein, ^n ba§ Dilemma: entraeber
bient ^^\ü§ ber ©ünbe ober rcir bienen it)r, fonnte ftf)on feine
Dord)riftli(^e ©teüung gefaxt fein. 2)a§felbe 50g feine 5^raft
barau§, ba^ er nicf)t nur bie ^römmigfeit anberer Seute, fonbern
aud) feine eigene ©efe^e§treue bem ^reug entgegenftellen fonnte,
für beren Sauter!eit unb ©ruft fein ©eioiffen il)m aud) noc^ fpäter,
at§ er fid) mit ber felbftlofeften 5llart)eit beurteilte, 3eugni§ gab.
2Iud^ fein eigener ®otte§bienft mar nid)tig, rcenn rairflid) ber
Gf)riftu§ am i^reu^e geftorben mar, unb mie fonnte er mertlo§
fein, ba er ja 2)ienft be§ göttlid)en @efet3e§ mar? ^od) alle
fotd)e ©rmägungen, mögen mir fie un§ nod) fo entfaltet benfcn,
enbigten nur in einer S^rage, bie er fid) nerneinte, fo gemi^ al§
er ber S3erf olger mar, bi§ il)m ^t\n yjleffianität al§ SÖ5at)rl)eit
t)or 3lugen ftanb, unb bie ?^rage, mer ber Wiener ber ©ünbe
geroefen fei, beantmortet mar. ^fJun mar er aber aud) pr @r-
fenntni^ ber üergebenben ilraft be§ 2;obe§ i^efu befäl)igt, unb in
ba^fetbc 5t'reu3, gegen ba§ fein Unglaube geftritten l)atte, fenfte
fid) nun fein gan§e§ ©lauben f)inein.
^urd) ben (Srmei§ feiner ©nabe ^atte i^m Oefu§ 5ugleic^
feine 6d)ulb entl)üat. %k tat ßbrifti, bie er felbft erlebt f)atte,
ftanb baburd) mit beffen irbifd)er 5lrbeit in innerer ^longrueuj,
meil aud) in biefer ber ^u^ruf unb ba§ ©oangelium eine un=
lö§lid)e (Sinf)eit gebilbet l)aben. ^;paulu§ fonnte barum fein ©lauben
nie fo üerftet)en, ha'^ er au§ bemfelben bie 3lu^rottung be§
©d)ulbbemuBtfein§, ba§ @nbe ber 9ieue, bie feiner 3>erfünbigung
eingebenf blieb, unb einjig bie feiige 5Hul)e im empfangenen
©nabenftanb ableitete. 1)cr (£l)riftu§ felbft l^attc tl)m gejeigt, mie
fd)ulbtg er fei; er fonnte 'i)a§ nid)t oergeffen, ol)ne bie ©nabentat
be§ (£l)riftug ju ücrgeffen. ©ein (Glauben blieb barum immer mit
ber ^ufje geeint, unb er l)at aud) in feineu leiten (Sdjreibcn
bem reueuoUen ^Hürfblid auf fein frül;ere;^ l'eben ben [tärfften
5(us5bruct ücrliel)cn, 1 3:im. 1, 13—15.
^a^er fonnte '']>aulu?! aud) feine Berufung ,vim ©lauben
nie fo uerfteben, bafi er baburd) uom ÜBerf eutbunben u)äre.
yhd)t baju l)atte il)m bcc (£t)riftu§ fein biöt)erigesJ Ä^erf uer-
Die 33efef)ntng be§ ^ouIu§. 405
nid)tet, bamit er auffjörc ein SBirfenber ju fein, fonbcrn bamit
er nun beginne, ftatt be§ 33öfen bas! ®ute ju rcirfen, unb baburrf)
im ®(auben bleibe, ba^ er ben if)m gegebenen ^ienft treu au§nrf)te.
^n biefer burd)greifenben 3(b()ängigfeit feine§ @tauben§ non
ber SKenbung, wzid)^ fein Sebenglauf burrf) bie (Srfd)einung ^si]\i
nai)\n, erroeift fid) ba§felbe aU ^efu eigene^ 2Berf. ^i^ergtic^
'»^auUiS ba§, ma§ 3efw^ it)nt getan f)Qtte, mit ^efu 'tDktjnung
5um ©tauben unb feiner 9Sert)ei^ung an ben ©laubenben, unb
mit bem, roa^ bie übrigen jünger oon it)m empfangen "Ratten,
fo ergab fid) i^m bie @rfenntni§ mit oöltiger ©id)ert)eit, bie nid)t§
.^of)(eg unb @emac^te§ an fid^ trug: er nerfünbige bamit, ba$ er
„bie gute 33otf(^aft üom ©tauben" au§rid)te, „^i\n (äoangelium".
@leid)5eitig fe^t bie ^ongruenj feinet ©ebanfen§ mit ber
Seben§gefd)id)te be§ 2tvofteI§ inä :^id)t, rcie fet)r berfelbe fein
perfönlid)e§ Eigentum ift, nidjt ^ilneignung einer formet, bie if)n
üon auf3en {)er normierte, aud) nid)t ein :^sbealbi(b, bas er nur
mittete ber Spet'ulation gewann, fonbern bie oon innen t)erau:§
ermac^fene ©eftalt feinet eigenen geiftigen Sebeng, bie n)at)rt)aftige
Stugfage über ba§, mag in it)m ^Äirflid)feit gemefen ift.
®arum offenbart feine @Iauben§ubung jugleid) mit ber
©ro^e ber ^iiarmt)erjigfeit (£^rifti bie konterfeit feinet eigenen
2BolIen§. Söeil er feine (Sntfd)utbigung für feinen i^aü fud)te,
meber fo, baf? er tia^ ©efe^ anf tagte a\§ bie Urfadje feiner
Sünbe, unb au§ einem !i>erfoIger ^efu ein |>äffer unb 'l^erfolger
be§ ©efe^e§ mürbe, nod) fo, ba^ er in ber empfangenen ©nabe
irgenbroeld)e ©rtaubnig 5um Sünbigen faf), roeil er r»ielmef)r ba§
©efet3 of)ne ^Norbetialt beia{)te, fid) fetbft jur 33erurtei(ung, unb
bie ©nabe ot)ne 23orbe^aIt ergriff, §ur ©inigung atler feiner
Gräfte in ben '2)ienft ber ©ered)tigfeit, fo manifeftiert fid) an
biefem geraben, üon SBinfel^ügen freien 93erlauf feine§ ©laubenS
bie ^Kein^eit feinet 2ßolIen§ foroof)l in feiner jübifd)en al§ d)rift=
ticken Qtxt ®a§ mar ber ©rtrag unb So^n ber 2(ufrid)tigfeit,
mit ber er al§ ^:pt)arifäer bem ©efe^, a\§ ©t)rift ^efu biente.
©r fprac^ auc^ bann, menn er 'öa^ göttlid)e ©runbgefet^ bat)in
befinierte: emige§ ;l?eben jebem, ber mit ^Se^arrung im guten
SGBerf .f)errlid)feit fud)t, 9ftöm. 2, 7, bie feinen eigenen ^ebenglauf
geftaltenbe Siegel au§.
406 ^flP' ^' ^fi" ®ltiii&e bei '^Nauhi'5.
3Iud) bie 53riefe an 2:imot^eu§ unb 2:ttu§ entf)altcn ja^I^
reiche unb eigenartige 2(u§fagen über ba§ ©lauben, bie forool)!
in ben ®Iauben§ftanb be§ ^^au(u§, aU in benjenigen ber (3z'
meinbe Ief)rreid)e ©inblicfe gercä!)ren. ®a fie in einer geraiffen
2)i[tanj üon ben altern "^ofumenten ftel)en, gebüi)rt i(}nen eine
gefonberte ^arfteüung ; baburd) wirb, forceit ber @Iauben§begriff
in ^rage !ommt, beutlid) luerben, n)a§ bem Urteil, bie Briefe
ftammen üon 'pauIuS, jur ^egrünbung bient, unb \va§ if)m
n)iberfte{)t.
®a§ (Stauben ift ber ben gefamten (£{)riftenftanb unb alte
feine @rgebni[fe tragenbe 93organg. „^d) t)abe ba§ ©tauben
ben)at)rt"; fo formuliert ''^autu^ ben ©rtrag feiner gefamten
3tpoftetarbeit für it)n fetbft; barin, ha^ er am (Sd)tu^ feineB
Seben§ §u glauben oermag, erioeift fid), ba§ er ben ^ampf ge=
fämpft, ben Sauf üotlenbet t)at. ^amit ift it)m ber „5lran5 ber
@ered)tig!eit" gefid)ert, 2 2;im. 4, 7. ^m 9?ücfbtic! auf feinen
2eben§tauf t)ebt er at§ ba§ für bie ^ird)e bleibcnb Sichtige ^er=
üor, ba^ it)n ber (5f)riftu§ aui§ feiner SSerfünbigung beraub m§
3tpoftetamt berief, unb il)m baburc^ ba§ ©tauben unb Sieben
nerliet), 1 Xim. 1, 12 ff. 9'lid)t ber raunberbare .^ergang feiner
^e!et)rung, nod) weniger bie ©rö^e feine§ ©rfolgeg, raeber in
ber let)rt)aften nod^ in ber prat'tifd)en 3iid)tung, gelten it)m at§
t)a^ an feiner Seben§gefc^icf)te bleibenb 3ßid)tige unb für bie
ltird)e 2Bertüolte, fonbern bie Offenbarung ber bie ©d)ulb bedteus
ben unb $ßerfül)nung gcmäl)renben ©nabe be§ &f)riftu§. 2öie
mit biefer it)m felbft bas! ©tauben unb Sieben gegeben mar, fo
bient feine Seben§gefd)id)te aud) bem ©tauben^ftanb ber ©cmeinbe
für immer jur SBegrüubung. ©ie fiet)t an \i)X ©l^rifti ganje
©ebulb, mit ber er bie ©laubcuben jum emigen Seben fübrt,
1 2;im. 1, K). 6ein 5tnteil am götttid^en .f^oil$iuiorf berul)t bem=
gemä^ barauf, ba^ er Set)rer ber .Reiben burd) ©lauben unb
Sal)rt)cit ift, 1 2m. 2, 7. 9tl§ ber felbft in^. ©lauben uerfet^tc
t)atte er bie '|.^flid)t unb ba§ ÜNermögcn, bem auf bie (Srrettuug
aller gcrid)teten .^^eilgu)illcn ©otteö al^ Serf^^nig 5u bienen, in=
bem er aud) in it)ncn baS ©lauben ju erracrfen uermod)t bat.
Sein 53otenamt ,^ielt barum „auf ba§ ©tauben ber uou ©ott
3tudcrmdl)ltcn" l)in, T\{. 1, 1. Um boncn, n)eld;en fid) ©ottc§
2)ie ^aftoralbriefe. 407
evraäf)lcnbe Siebe gefrf)enft f)at jum ©tauben 511 Reifen, baju ift
er aB 33ote (5t)rifti au§gefanbt. ©benfo beftef)t ber SBert ber
ttltteftamentlirf)en ©d)rift barin, ha^ fic ju bem am (Sf)riftu§
^aftenben ©(auben füf)rt, burd) beffen SSermittlung fie un§ bie
jur ©rrettung bienenbe Sei§beit geroä^rt, 2 2:im. 3, 15.
®arum ift aud) bie ^ä^igfeit ber ©enoffen bes 2(pofte(ö
§ur SJlitarbeit mit i^m meber auf if)re intetleftueüe ober moraIifd)e
2;ü(^tig!eit, norf) auf einen red)tlirf)en 2Imt§titeI, fonbern auf it)r
©tauben begrünbet. Seit 2:imütt)eu§ unb 2;itu§ „feine Söt)ne
burd) ©tauben" finb, f)aben fie an feinem 2tpoftetmerf teit,
1 2;im. 1, 2. 2;it. 1, 4. ^er öeruf be§ 2:imott)eug tä^t fid) in
ba§ eine 3Bort jufammenf äffen, ba§ er „ben ebetn Settfampf
be^ ©taubeng ju t'ämpfen" t)abc, 1 2:im. 6, 12. ^nbem er ber
©emeinbe fid)tbar mad)t, wa§ ©taube ift unb mic ein ©taubenber
I)anbett, I)at er feinen iieruf in if)rer 9)litte erfüttt unb für fid)
felbft ba§ emige l'eben gemonnen, genau ebenfo, mie ^^autu§
baburd) fein Seben ju feinem t)eitfamen ^iet gebrad)t ^at, 'i>a^ er
„ba» ©tauben beniat)rte".
2)arum mirb aud) für bie übrigen an ber i^eitung ber ©e»
meinbe beteitigten 3}länner einjig ba^ ©tauben at§ berjenige
retigiijfe ^efitj genannt, ber fic ju it)rer SOBirffamfeit befät)igt.
•Jlid)t eine fonberlid)e 3tu§bilbung ber ©rfenntnis ober eigenartige
pueumatifd)e Grtebniffe tommen für fie in ^^'age, nur ha^ eine:
ha^ fie ha§> ©et)eimni§ be§ ©tauben§ in reinem ©emiffen be=
fi^en, 1 Xxm. 3, 9. ©in ©e^eimni§ ift ba§ ©tauben, weil e§ im
6;t)riftu§ begrünbet ift unb mit it)m in 9Serbunbent)eit bringt,
ogt. 3, IG. 2)enn alle d)rifttid)e 3trbeit, bie in ber ©emeinbe ju
gefd)e^en f)at, fa^t fid) in ben 'Begriff: „^pau§t)atteramt für ©ott"
5ufammen, unb t)at bie ©rf)attung ber oon ©ott ber ©emeinbe
gegebenen ©üter sum ^mzd. '2)er 'Befi^ unb bie 'Verwertung
ber ber ©emeinbe üertiet)enen ©aben ift aber nur bann mögti^,
menn ber ©taube oortianben ift. ^n i^m t)at be§t)atb alter
©emeinbebienft feinen burd) nid)t§ erfe^baren ©runb, 1 Jim. 1, 4
ogt. 3:it. 1, 7.
®at)er mirb ben com pautinifc^en ©oangetium abn)eid)enben
i^ormen ber $I;t)eotogie unb Sebensfüljrung, gegen bie bie @e=
fät)rten be§ '^autu§ fid) felbft unb bie ©emeinben fd)ü^en fotten.
408 ^^V- ^- ®fr WInube bei 'pauht§.
entgegenge{)alten, ha^ fie ha^ ©tauben §erftören, 1 2:im. 1, 19.
6, 10. 21. 2 2:im. 2, 18. 3, 8. ^it. 1, 14. ^ie 9Ibgren§ung
ber Sf)riftenl)eit gegen frembe ^römmigfeit§formen wirb nid)t
baburd) geroonnen, 'üa^ einzelne gnoftijd)e ©ebanfen über ©ott,
(£^nftu§, @nget, ©djöpfung unb ©rlöfung be|procf)en unb luiber-
legt Toürben, fonbern baburcf), ba^ ha^ gange 58e[treben, fid) burc^
jolc^e 2;^eonen unb |)eiltgung§metf)oben @ott ju nat)en, al§ bem
©lauben n)ibevfpred)enb abgelet)nt tüirb. %k 3Serfef)rtI)eit if)reä
SJZotiüg, ba^ fie nid)t au§ ©tauben ftammten, unb ber jener ent=
fpred)enbe ©ffeft, ba^ fie baSfetbe nid)t ju gercinnen oermögen,
fonbern nur jerfiören fönnen, erraeift i^re 9Serroerftid)!eit. Wü
bemjenigen, ber @rfenntni§ üerfprid)t, barüber aber ha§ ©tauben
oerfd)er§t, f)ebcn ^autu§ unb feine ©enoffen bie ©emeinfd)aft
auf, 1 2:im. 6, 20. '3)a^ jene ©ebanfenreil^en nur baburd) ent=
ftet)en, ha^ 6d)iffbrud) am ©tauben ertitten rcurbe, mad)t ber
®f)riftenf)eit it)re 2ßerttofig!eit offenbar, 1 Xm. 1, 19.
SGßirb t)ier 't>a^ ©tauben §u ben !ran!en formen bc§ 3Öort§,
bie in ber gried)ifd)en 6f)riftenl)eit fid) ausbreiteten, in ©egenfa^
geftettt, fo ift bamit in feiner 3Beife berciefen, ba^ ber „©taube"
t)ter gum ^^lamen ber ©taubenSte^re geiuorben fei. Inou ber
2Bid)tigfeit eine§ gefunben Unterrid)t§ reben bie 33riefe nad)=
brüdtic^; fie geben it)m aber feinen fc^tid)ten, beutlid)en S^tamen,
öidaa/Mlia, dida^ri. 3ft üom „©tauben" bie ^Kebe, fo ift nie
nur an ben ©ebanfenf'rei§ gebac^t, ber ben ©runb unb ^nt)att
be§fetben bilbet, fonbern immer auc^ an ba§ perföntid)e 33er=
t)atten, burd) n)etd)e§ jener angeeignet wirb. !:fi3enn \>t\\ ©egnern
oorge^atten roirb: fie üerfet)ten ben ©tauben, fo mirb i^nen nid)t
nur gefügt: it)r ©otte§= unb (£t)riftu§bitb fei ein anbereS at§ ba§
be§ '^^^autuS, fonbern baf? fie über i^ren Disputationen, LrjirioEii:,
unb in il)rer ^tü()ung, iirpoc, baS aufnet)menbe -^uftimmenbe ^Ikv-
Ratten ber götttid)cn 2;at unb &aht gegenüber nic^t finben. @§
fet)tt it)nen jene ©rgriffent)eit burd) ben (5t)riftuS, bie fie ©otteS
unb feiner ©nabe geiuif? mad)te unb fie in bie !^scrbunbent)eit
mit it)m »erfe^te. 9iid)t nur bie „'iBat)rt)eit", fonbern bie
©taubenSmittigfeit unb ©taubenSfraft ift it)ncn bamit uerneint.
Xcm ©tauben luirb barum bie „©d)aufpietcrei" entgegcngcftcllt,
bie baö au2( bem ©eiuiffen nid)( au^ötiUjbare 'iHaubnuil, baS
2)ie ^aftorttlbriefe. 409
©c^utbberou^tfein, mit I)od)tönenben 3:t)eorien unb imponierenben
^eitigung§metI)oben überbecft, 1 2int. 4, 2. %a§ 2(btrcten oom
©lauben errceift fid) borum in ber nnfäf)icjfeit, bie bem natura
licE)en 33ebürfniö bienenben ^ah^n @ottc§ mit 2)an!fagung tyn-
5unef)men unb baburrf) ju t)eiligen, 1 lim. 4, 3. 4. lit. 1, 15.
2)af)er bleibt and) im 3Serbum: 7cioieveiv ba§ SSertrauen un=
gejd)n)äd)t ba^g ftarf betonte ^auptmoincnt, 2 2:im. 1, 12. %\t 3, 8.
2öenn ber „^^orfdiung unb '2)i§putQtion", ber tiJiTjafg, ba§
©tauben entgegenget)alten mirb, fo ift e§ baburd) beutlid) com
©rfennen unterfd)ieben, jebod) ot)ne ba^ biefe§ babur^ entwertet
mürbe. ^aulu§ betont oietme^r ernft, ba§ ba^ oom ©tauben
abgefd)iebene ^en!en jum Unoerftanb entartet, in§ leere ©erebe
gerftie^t unb ber ^|.^()antafterei, ber „9Ki)tf)enbitbung", erliegt,
1 lim. 1, 4. 7. 4, 7. 6, 4. 20. 2 lim. 2, 16. 3, 7 ff. lit. 3, 9.
2)agegen ift ha^ ©tauben mit ber Sßa^r^eit untrennbar oerbunben,
mit berjenigen nämlid), bie il)r ^ni in ber ^römmigfeit t)at,
1 lim. 2, 7. lit. 1, 1. ^ie ©emeinbc ift bie Säule unb ^afi§
ber 3öa{)r^eit, 1 lim. 3, 15. %\t ©laubenben \}Cihtn fie erfannt,
1 lim. 4, 3, unb il)re (Srfenntnig ift ©rrettung, 1 lim. 2, 4.
Iro^ ber 3tbn)et)r einer falfd)en ©nofi^ im ^^lamcn be§
©laubeng fommt e§ nid)t i\x einer ©d)eibung be^ ©tauben^ Dom
©rfennen, meber fo, ba^ 't>a^ ©lauben ber ©rfa^ für ba^J uner=
reid)bare (Jrf'ennen fein foU, noc^ fo, ba^ ba§ ©rfennen ba§
©lauben al§ eine f)öt)ere ©tufe überfd)ritte unb auft)öbe. ^Seibe
finb §u einträd)tigem 33erbanb nebeneinanber geftellt, nid)t fid^
befcimpfenb, aud) nid)t füreinanber oifaricrenb, fonbern burd)
med)felfeitige Untere unb Uberorbnung einanber bienenb. ©§
fann bat)er bei normalem 33erl^alten feine Spaltung bcg lrac^ten§
in be§ug auf fie eintreten, fonbern biefe^ bleibt in gleid)er, ein=
l)eitlid)er ;3ntenfität fomol)l auf \ia% ©tauben, al§ auf ha^ ©r=
fennen, alg auf \i(x^ Äßirfen gemanbt.
So wenig im ^ömerbrief au§ ber 2(bn)et)r be§ ©efc^e§ eine
3Serl)errli(^ung ber 3tnomie roarb, fo roenig entftet)t ^ier au^ ber
Slbroe^r ber ©nofig eine 33erl)errlid)ung ber ^gnoranj. Diefe
Überlegent)eit über bie @rfd)ütterungen, bie an ber ^^olemi! leid)t
tiaften, roäf)renb fie bod) mit bem ©infatj eine§ furd)tlofen 9Jlut§
in roudjtigem, bef)arrUd)em Üampf gefüt)rt werben mu^, ift felbft
410 Aap- 9- 2)er ©laube bei "ipauhtä.
eine ^ruc^t be§ ®Iau6en§ unb ber uon if)m in ba§ ganje Seben
ausftrijmenben ruhigen g^eftigfeit.
9]irf)t weniger at§ bog ©lauben bebarf ber gute Sille, ber
pm (öblid)en, ebeln 2öer! bereit ift, ©tfjutj gegen \)a§ religiöfe
©e)cf)n)Q^, ba§ fic^ in ben ©emeinben ausbreitet, ^iejeä §er=
flört mit bem ©tauben and) bie ^äf)igfeit unb SKitligf'eit jum
guten Sßer! unb gibt ba§ gute ©erciffen prei§, 1 2:im. 1, 6,
19. 4, 2. 6, 5. 2;it. 3, 11. ®ie Unfittti(i)feit biefer 33eftrebungen
roirb burd) il)re a§fetifrf)e Haltung nii^t gebeffert. S)iefe f)eilt
ba§ innere 58ranbmal ni(i)t, offenbart e§ uielmefir, weit fie in
biefem begrünbet ift. ^m ©egenfa^ ju biefen leeren 3:räumereien,
bie über ein ungef)eiligte§ SÖBolten bectenb au^^gebreitet werben,
folten bie ©emeinben baju anget)atten werben, il)re 5^enntni§
®otte§ unb ®{)rifti in nüct)terner, fittlirf)er Slrbeit frudEjtbar ju
mad)en. tiefer werben nad)brüc£Iid) bie natürlict)en Seben§=
beäiet)ungen al§ ha^ ©ebiet angewiefen, in bem fie fid) ju betätigen
\)at S^^ ©emeinbeamt ift berjenige ju berufen, ber fid) in ben
einfachen, funbamentalen fittüc^en 2lufgaben bewöl)rt bat, 1 Stim. 3.
®ie d)riftlid)e ^^rau erf)ält if)ren 33eruf im ^erei^ ber ^-amitie^
1 2;im. 5, 14. Sluf bie reine ^et)anbtung ber ©elbfrage wirb
mit ©ruft f)ingewiefen, 1 ^im. 6, 5 f. 17. ;3ebe befonbere ©ruppe
ber ©emeinbe erhält ätnieitung jur fittlid) tüd)tigen Seben§füf)rung
im 2(nfd)Iu^ an it)re befonbere l^age, 2:it. 2; ebenfo wirb ber
©emeinbe bie rid)tige ©eftaltung i^re§ 3?erfel)rg mit il)rer ntd)t=
d)rifttid)en Umgebung gur f)eiligen ^-^flidjt gemadjt, 3:it. 3.
®iefe lieiftungen ^aben ben 3Sert einer abfotut gültigen
^flid)t unb finb bal)er bie ^i^ebingung unb ha§ ^)J^ittet jum
(Smpfang beö .^eil§. 5^efonber$ fd)ön fpridjt bie§ 1 2:im. 2, 15
aus; : nid)t :l^et)rtätigfeit ober .^^errfdjaft über ben 9J?aun, fonbern
bie ©rfüllung ber müttcrlid)en '']>flid)t ift hiv:^, woburd) bie ^rau
basi ^eil erlangen wirb. ®ie llmbeutung be§ |)eil§ auf irbifd)eö
2ßof)(bcfinben übt an ber ©teile ©ewalt ; fie fagt, baf? bie '^luö=
Übung beö mütterlidjcu 53erufö für bie ^-rau ber Seg jum (ü:m=
pfang ber t)immlifd)en ©üter fei, natürlid) nic^t otjnc bie in*
wcnbigen ©tücfe bc§ d)riftlid)cn i'cbcne!: ba§ *^leiben im ©lau*
ben, im hieben unb in ber.lpciligung mn-bunbcn mit ber befonnoncn,
ücrftänbigcn iiluffaffung ber il;r jutominenbcu Stellung. X(\\i
3)ie 'ipaftoralbriefe. 411
biefe (jier erft an sraeiter (Stelle ftef)en, rüt)rt bal)er, ba^ t)ier ,yi=
nä(i)ft bagjenige erroogen roirb, woran bie ^yrau im Unterfd)ieb
oom aj^ann if)re 2(ufgabe t)at ^ie reine Haltung be^ ^erjeng
ift beiben gemeinfam ; ma§ im 9tücf büc! auf ©enej. 3 al§ befon=
bere göttlid)e Drbnung für bie ^rau in 93etrarf)t f'ommt, ift, "ixi^
fie SJiutter rcirb. aJlit bem 5(ugfrf)Iu^ uon jenen 3Irbeiten, bie
unmittelbar auf 6:t)riftu§ unb fein Dleid^ jielen, ift fie in it)rem
3(nteil an ben ©ütern be^felben nic()t uerfürst; aüerbingS finb
jene bem .^errn getaner '3)ienft unb rcerben oon ibm belohnt;
aber in ba^felbe ^^erf)ältni§, SJiittel jum 9^eicf)6empfang ju fein,
tritt für bie ^rau i^r müttertic^e§ SBerf.
©in ät)nlirf)er ©ebanfe ift au§gefprorf)en, raenn bemjenigen,
ber für feine ^^ermanbten unb fein ©efinbe nid)t forgt, gefagt
mirb: er ^abi t>a§ ©tauben abgeleugnet unb fei frf)Iimmer al§
ein Ungläubiger, 12:im. 5,8. 2Baö er im "Cerbanb ber ®e=
meinbe Gf)rifto ju (äf)ren tun mag, bilbet feinen ($rfa^ für ben
9ti^ burd) biejenigen Crbnungen @otte§, metd)C bie natürlid)en
33e5ief)ungen regeln, ©ein ©tauben luirb baburd) nid)t nur rnert^
Io§, fonbern ift uon i^m preisgegeben unb jerftört. 3(IS er jur
Saufe trat, fagte er üüu fid): er {)abe ©tauben; je^t, menn er
fid) ber ^ürforge für bie ©einigen meigert, beftreitet er, ba^ er
©tauben l)aU. baburd) finft er unter bie Ungläubigen ()inab,
meil ber anlanget be§ ©laubens bie geringere 3d)ulb ergibt, alö
bie äßeigerung, ben erlangten ©lauben in reblid)em ^anbcln ju
betätigen, ^n einer ©emeinbe, in ber 3ßorte roie 9Jlt. 7, 21 f.
15, 3 f. Suf. 12, 47 f., al§ ©ebüt be§ ©obne§ ©otte§ in ©eltung
ftanben, tonnte man nid)t anber§ urteilen.
@§ märe nic^t rid)tig, menn bie Betonung ber natürlid)en
'»^flicl^t nur al§ ©egenfa^ gegen bie agfetifd)e Unnatur ber gnofti-
f djen 4'>eiligfßit§regeln oerftanben mürbe ; ber ©ang ber ©emeinbe
mie§ burd) fid) felbft auf biefe§ ^iel. ^ie ©rftling§arbeit, meld)e
fid) ben ©rtrag ber ©enbung ^z\\i aneignete, mar getan, ba
fefte begriffe über fie unb gefid)erte Lebensformen erreid)t maren.
®ie ©emeinben maren über ^^\m orientiert, mußten, ha^ fie
an if)m il)ren ^errn, it)ren 33erföt)ner unb ^isollenber ^aben; mußten
aud^, moburd) fie it)m oerbunben feien : burd) ©lauben, mät)renb
ba§ ©efel3 überfd)ritten mar. 2öa5 follte nun meiter gefd)el)en?
412 ^(^V- '*• S)er &lmbe bei 'ipauluo.
®Q§ Seben fte^t ni(f)t ftiü. 2Bü raaren bie ^iele, bie bem ^anbetu
bei* Gf)nften^eit ben immer neuen eintrieb unb 3nl)alt geben
fonnten? ^ie 2lntroort be§ ^aulu§ lautet: ber innere Sefi^
üerlangt bie if)m entfprecf)enbe Xat, unb bie§ beftimmt firf) näl}er
ba()in: bie natürlichen 33eäie{)ungen finb ber Drt, an meinem
bie Siebe ber ©laubenben if)re reine, mo^ltätige 2(rbeit tut. @§
beburfte ber au§brü(f(id)en Erinnerung an biefe 3luf gaben, meit
im ©tauben 5unäd)ft eine Slbroenbung uom gesamten S^aturleben
entf)atten mar. ©iner ^übin ober ©riedjin brauchte man nicf)t
5u jagen: fie t)abc baran für il)r Scben ben reicJjen ^nf)a(t,
rcenn fie 5!inber befomme. ^ür bie ®f)riftin mürbe e§ bagegen
§ur ^rage, ob fie bamit, ha^ fie für hm 9}lann unb bie ^inber
lebe, i^ren 53eruf erfüllt t)abe. 9)lit bem 3lnfcf)tu^ an (£l)riftu§
maren bie natürlicl)en ^ntereffen 5unäd)ft äurüdgebrängt unb
burd) ein '^ö{)ere§ 3^^^ überboten; nun follen fie uneberfet)ren,
nirf)t al§ ber einzige ^n^^att bei :^eben§, fonbern al§ ber ®e=
meinfd)aft mit (Jt)riftu§ untergeorbnet, unb bod^ in ber ooUen
^ürbe unb 2öicf)tigfeit eine§ oon @ott un§ gegebenen Berufs.
2)ie 3JIaf)nung mürbe freilid) in biefer 9^icf)tung befonberi bringe
lic^, rceil bie @nofi§ ber ^ixdjt ein anbereS ^ul r)orf)ielt, p
einer t)öt)eren ©eifte^füUe unb neuem @rfenntni§befil3 fid) erl)eben
unb bie apoftolifc^e ^^rebigt burd) eine reichere 2ßei§^eit über=
bieten mollte, meld)e bie natürlid)en älufgaben oerac^tetc unb
bamit bie ©emeinben nic^t meiterfüf)rte , fonbern ha^, ma§ fie
befa^en, oerbarb.
ßu ben natürlid^en formen be§ menfd)lid)en 9Ser!el)r§ mirb
fobann bie d}riftlid)e ©emeinfdjaft mit ben für fie nötigen bienft=
tid)en 3?errid)tungen Ijinjugefügt al§ eine ©vl)äre, in ber fid)
baei bem .^errn mol)lgefälUge unb bei ibm i?ol)n finbenbe SBerf
entfalten fann. 2)ic ©emeinbe barf oou beucn, meld)en fie il)re
•Jlmtcr übergibt,* eine tüd)tigc Sebenifül^rung uerlangen; benn fie
üerfd)offt il)ne!i bamit aud) einen reid)en 'iinn-t. 'Ber feinen 1)ienft
in ber ©cmeinbe mo()t üerfict)t, l)at eine fc^öue Stufe erlangt,
1 3:im. .% l.'3, mic ber, ber feinen ^Keid)tum rid)tig braud)t, fid)
einen fd)öncn ©runb für bie 8uf»nft ermirbt, 1 ^im. C, 19.
Xiefer Webanfc gibt ben 'Briefen ibrc alleci ©in.^etne formenbe
©runbgcftalt, lueil fie bie ^.}lniucifung über bie ^ilmt«<fül)rung ber
2)ie ^^^aftoi-a(6riefe. 413
©efäf)rten be§ 3(pofteI§ nid)t abgefonbert neben bie ^eilöfrage
ftellen, fonbern in biefe mit einjrf)Ue§en, fo t>a% bie ^-ürforge für
it)re Strbeit mit berjenigen für it)ren eigenen .^eil§= unb ©lauben^^
ftanb sufommenfätit, unb bie eine 9Jlat)nung beftänbig mit ber anbern
firf) oerfIid)t. ®urrf) ein unb basfelbe i^er{)alten erreid)t 2:imo=
tf)eu§ beibe§: bo^ er fid) felbft unb ha^ er bie, bie it)n I)ören,
errette, 1 2;im. 4, 16.
^iefe ©d)ät3ung bes SBerfe§ bewirft nid)t, ba^ 'ba^ ©Inuben
au§ feiner ^Hic^tung auf ©otte^ uolltommene ©nabe irgenbnne
I)erau§ge5ogen unb auf bag eigene 3Sert)alten gegrünbet mürbe.
9)ht bem ^Jiad)mei5, ha^ bie Erfüllung ber 'Beruf5pf(id)t in alten
i^ren 3tbftufungen ein unentbetjrli^esi ©lieb be5 (ibriftenftanbes
unb burd) ben ©runbrif? beg ©oangeliumö geforbert fei, uerbinbet
fid) üietmet)r bie nad)brüc!lid)e Srflärung, ba^ unfere SÖßerfe nie^
malei ben bie güttlid)e ©nabe beftimmenben ©runb bilbcn, TOot)l
aber bo§ 3^^^/ ä» ^em fie fü^rt, 2 3:im. 1, 9. 2:it. 3, 5. %k§,
freilid) liegt in biefem ©ebant'engang, bafj l)ier ba§ ©tauben nid)t
al§ bie SBurjel ber ganzen d)riftlid)en iiebensbemegung gegen bie
anberen ©lieber berfelben abgegrenjt unb nad) feiner Unbebingtl)eit
für fid) bargefteltt, fonbern als bas erfte ©lieb in bie mannig-
faltige, reid)e ^ette ber guten, von ©ott uns verliehenen S^ätig-
feiten eingereif)t mirb. „©ered)tigfeit, ^römmigfeit, ©lauben,
Sieben, ©tanbl)aftigfeit, Sanftmut" werben nebeneinanber gefteüt,
1 Xm. G, 11 ugl. 2 Jim. 2, 22. 3, 10. 1 Xim. 4, 12, unb nament^
lid) baei i^ieben nac^brürflid) bem ©lauben beigefetlt, meil erft
burd) ha^ 3"f«ntmenbeftel)en beiber ^unftionen bie göttlid)e ®aht
unb ba? S^d be§ (Soangeliums uollftänbig befd)rieben ift, 1 2:im.
1, 14. 2 2;im. 1, 13. ®g wirb babei nicf)t nur barauf 9ead)tet,
baf3 bas Sieben im ©lauben feine SBurjet unb (Sntftef)ung l)at,
1 2:im. 1,5, fonbern aud) barauf, tia^ bag fittlid)e SSert)alten
aud^ ba§ ©lauben bebingt unb biefe§ an ben guten SBillen unb
bie rid)tige ^at gebunben ift. '2)ie ilJJaf)nung: l)abe ©lauben,
erroeitert fid): „unb ein gute§ ©erciffen", roeil nur fo ha§ ©lauben
in un§ bleibt, 1 2im. 1, 19. @§ mirb al§ ©otte§ ^aht in ben
fünbigen 9}lenfd)en f)ineingelegt, 1 X'xm. 1, 14, unb „ift im 6;^riftu§",
urfäd^Ud) burd) il)n bebingt unb im Seben§oerbanb mit il)m fid)
erl)altenb ; meil un§ aber bie 9öttlid)e ©nabe com ^ofen befreit.
414 ^«P- ^- ^ei- ©taube bei ^:pauUt§.
fo ergibt bie ^eflecEung be§ ®eit)iffen§ aiic^ ben 33erluft be§
©laubenä unb bie Unfäf)igfeit ju i(}m. 2)arunt mu^ fic^ mit
bem ©lauben ha§ reine ^erj unb gute ©eraiffen cerbinben, ha'
mit bie Siebe in un§ ent[tef)en unb ha^ göttliche @ebot burd)
un§ gefd)et)en fann, 1 2;im. 1, 5. liefen ©ebanfen I)ot ^^aulu§
and) auf fi(^ unb feine 9JZitarbeiter mit üoKem ©rufte angercanbt;
and) fie erf)a(ten firf) if)ren ©lauben^ftanb nur burc^ bie reine,
treue 2tugfüt)rung it)re§ 2öer!§. tiefer rairb nid}t in eine „ibeale"
^öt)e t)inaufgerücft, aU ein für allemal gegeben unb burc^ ben
^ßerlauf if)rer Slrbeit nid^t berüt)rt, fonbern er bilbet ha§ ®ut,
um beffen ©ercinn fie unb ^^au(u§ mit i{)nen ringen, ba§ Qkl,
auf ba§ fie immer oon neuem ifjr gefammelte^ Streben rcenben. ^)
©aburd) roirb nirf)t 3(ngft in i^re 2trbeit gebrad)t, bie ba§ ©tauben
bräd)e, raol)! aber 2:iefe, roeil fie fo ba§ ganje ^erj für fic^
oerlangt.
2öie menig bamit bie innere SSolIenbett)eit be§ ®tauben§
üerle^t ift, ^eigt fid) lefjrreid) baran, ba^ für ben, ber ben @e=
meinbebienft rid)tig üermaltet, neben bie fd^öne ©tufe, bie er er=
taugt, „bie gro^e ^-reubigfeit im ©tauben, ha^ im ®t)riftu§ ift",
al§ ba§ üon il)m gemonnenc @ut gefegt ift, 1 Sim. 3, 13. @r
erreicht burd) feine tüd)tige 2(rbeit, ba^ alle Hemmungen burd)
5urd)t unb (Belbftanftage oon feinem ©tauben abfallen unb er
üor bem ^errn mie uor ben 9Jienfd)eu mit freubigem Wlnt fteljt.
2)iefc äBirfung bc§ ©lauben§, ha^ er beftänbig mieber ba§
ernfte ©treben nad) bem uor un§ ftel^enben ^^iele ermedt, unb
al§ äRittel pr @rreid)ung be§felben bie gefamte fiebenSarbeit
erfaßt, l)aben mir aud^ an ben .^auptbriefen be§ ^i^aulusi uor
un§. 2ßie in biefen, fo l)ai er aud^ l)ier jebe !')tefle;^"ion auf bie
©rofje ber bereite getanen 3lrbeit abgeftof^en, bie ben ©runb be^
@Iauben§ in biefe l)inüber uerlegte unb bamit and) bie (Energie
be« üorroärtS brängenben Strebend lät)mte. 2ßäl)renb bie ©r*
*) M) l)olte 1 lim. 5, 12 fiiv uonuaiibt: bei ilUicttiitt bei "ilUtiueii nuiS
ber iücrfovflimfl burd) bie ©emeiube unb bem mit xl)v uertninbeueu !I>ieuft einer
.t>eirat lueflen ift ein uthtritv riir TiQo'ntji' ntaiiv. Sie Iiaben einft int Wlanben
il)re Steldnirt iibernonunen; menn fie ,^uviicf treten, mmben fie ba*j bnnialo bem
.l*>errn cnuiefene Cillnnben nni^ültici unb wiberrnfen e<J. ®oIcl)e Sctjuianfunflen
i)äU "^Jrtuluö für lU'foInlirb für ben (^Uanben'i>ftanb.
2)ie ^^aftovalbnefe. 415
maf)nung an 9Jlänner genrf)tet ift, bie fd)on feit 3at)ren an feiner
©eite arbeiteten unb an ben größten (Srfolgen ber .^eibenmiffion
mitbeteiligt rcaren, rairb bcnnocl) of)nc 9tücffid)t auf „ba:§, roa§
baf)inten liegt," bie neue 2lufgabe mit bem tiefen (Srnft einer
;l^eben§frage an fie berangebrad)t, beren Söfung if)nen mit ber
bewährten Streue gleid)§eitig ben ^ortbeftanb it)re5 @Iauben§
bringen roirb. ®a§ mirb baburd) nur norf) bebeutfamer, ba^
in 2:imütf)eu§ bie Erinnerung an feine Stnfänge, foiuo^l on ben
®(auben§ftanb feiner ©ttern, al§ an biejenigen SSorgänge, bie
feine Berufung gur SJlitarbeit mit ^auluä begleiteten, al§ ein
bleibenb mirffameg ©laubengmotio n)ad)gef)alten mirb, 2 Jim. 1, 5.
1 Jim. 1, IH. 4, 14. 2 2;im. 1, G. ®a^ er burcf) Sßei^fagung
mit ber fegnenben ^anbauflegung be5 "»^aulug unb ber 'JUteften
in bie 5(rbeit trat, ba§ foU il)n ftärf'en, nic^t ber 9tücfblicf auf
bie ®ri3^e beffen, wa§ er fd)on geleiftet f)at unb aU feinen @r=
folg be5eid)nen barf.
äßenn man in ben älteren Briefen be§ ^^aulu§ ba^ 3Ser=
langen nad) bem guten äöerf überl)ört l)at, 9iöm. 2 für einen
9ieft feines ^|>l)arifäi§mu§, unb 1 ^ov. 13 ober '^\)\l 3, 12 für
Stätfel erflärt, bie fid) mit feiner ©lauben^ftellung !aum »ereinen
laffen, bann mu^ man allerbingS biefe ®arftellung be§ ©laubeng
al§ eine 3Serlummerung ber paulinifd)en Sel)re beurteilen. "^^auluS
f)at aber ftet§ in ber bingebenben aufopfernben 2)urd)fül)rung
feiner ^-Mpoftelarbeit bie ^^ebingung gefcl)en, an ber für il)n ber
3(nteil am ©oangelium unb am iKeid)e G^rifti f)ing, 1 5^or. 9, 23 f.
3Benn i^m im ^SlicE auf bie Unfreiroiüigfeit feiner Berufung bie
Slpoftelarbeit allein nid}t genügt ^at, menn er etmas l)aben mill,
voa§ StuSbrurf feiner freien .^ingabe, ^^etätigung feiner eigenen
Siebe §u ß^riftuS ift unb be^balb auf feine ^efolbung Der^idjtet,
weil er etiüa§ beget)rt, wa§ if)m jum iKul)m bient, eine Seiftung,
bie il)m 3efu§ Iol)nen !ann, meil er fte ungejmungen für it)n
getan t)at, 1 ^ov. 9, 16 ff., fo bat er bamit ben begriff: Sot)n
in einer ©ac^e, n)eld)e bie beftänbigen ^J^otioe feinet eigenen
33ert)alten§ berül)rt, nid)t weniger energifd) gelianb^abt, ai§ menn
er bem jum ©emeinbeamt 33erufenen fagt: barin ^aht er bie
©elegenbeit jum ©rroerb einer fd)önen Stufe uor @ott. 3(ud)
bie 31ufmer!famfeit auf bie rid)tige Orbnung ber natürlichen ^e=
416 ^ap- ^- ®er ©loube bei '•^nu(u§.
äiet)ungen roirb ntrf)t erft in biejen Briefen fid)tbar. ^k un=
orbentüc^ SBanbeInben, bie nid)t arbeiten mögen unb bes^alb
ange§eid)net werben follen, 2 2:f)eff. 3, 14, ftef)en benen, bie i{)rc
Singeprigen ber @üte ber ©emeinbe an{)eimgeben unb baburd)
haB ©tauben oerleugnen, fel)r nal)e. 2)er (Set)orfam ber Slinber
ift ©Ott rcoI)tgefänig im ^errn, toi. 2, 20. ®er 5^ned)t erlangt
bafür, ba^ er feinen ^ienft im ©et)orj'am 6;f)rifti übt, oon if)m
bie im drbe beftet)enbe 33ergeltung, 5?o(, 3, 24. ®urd} 5^ned)t§=
bienft ba§ ©rbe unb burcf) bie mütter(id)e ?^unftion bie ©rrettung
erlangen: "üa^ finb parallele ©ä^e, unb ber le^tere ift be§I)atb,
meil er bie 9kturfeite am n)eiblid)en ^eruf fieroortjebt, nid)t
fd)tt)ieriger al§ ber erftere. betont rairb biefe, raeil gerabe
fie unter ber SSerlodung eineä fatfd)en ^eiligfeit§ibeal§ oer-
ac^tet roirb.
©ine 53eftätigung finbet biefeg Urteil barin, ba^ bie im
paulinifd)en ©laubensftanb mefentlid) begrünbete 3^reil)eit un§
i)ier oöllig unDerfel)rt entgegentritt, nid)t nur im 93erf)ältni§ sum
©efe^, fonbern aud) in ber Sßeife, mie bie ©emeinbe fid) i^re
Drbnungen gibt unb il)re Slnliegen beforgt, unb nid)t meniger in
ber Sßeife, roie ba§ 3^erl)ältni§ be§ 2(poftel§ ju feinen ©et)ilfen
bargeftellt ift. Über bag, \va^ ein 9ied)t§lel)rer ober diz6)ii'
l)iftoriter ju raiffen münfd^t, fd)n)eigen bie Briefe befanntlii^ total.
'3)ie fleinen 5(u§nal)men, mie bie '^lu^erung über bie iugenblid)en
SBitroen, 1 2;im. 5, 9, mad)en nur noc^ beutlid)er, roie oollftänbig
in ben großen ^Hauptfragen ber 3lrbeit, über bie bie 'Briefe
t)anbeln, alle tafuiftit oermieben ift. So mirb aud) bie 3Birf=
famfeit be§ 2;imot^eu§ burd)au§ auf feine eigene ©ntfd)lie^ung
unb innerlid)e ©eiüif3l)eit geftellt, für bie feine äuf?erlid)o 2lb=
l)ängigfeit oon ber apoftolifd)en 3Beifung al§ ©rfa(3 eintreten fann.
^er SBunfd) be§ *']>aulu§, il)n luäbrenb ber Ictjten äBod)eu bei
fid) ju t)aben, wirb barum ebenfo forgfältig auä bem ©runbvif]
be§ ©üangelium$ l}erau§ motioiert, nne e§ '*|>aulu§ bei ber 5^e=
antiüortung ber uon ben itorintljevn il)m oorgelegten fragen
ober bei ber Söiberlcgung ber ^Jleigung ber ©alater 5um ^ubais^
mue! tat. ©in lebiglid) autoritatiu gefafUer 93efel)l bat nid)t
einmal im 'i^erl)ällni'5 ju feinem Sol)ne, ber ibm auf^ engftc
oerbunben mar, diamn.
3)ie ^aftoralbriefe. 417
9^id^t ba§ geigen un§ biefe '2)ofumentc, ta^ ^^^quIu§ ober
feine 9J?ttarbeiter |d)lie^Iic^ bod) bie .^öf)e be§ Qnfänglirf)cn ®Iau=
ben§ftanbe§ rebujiert unb ernüd)tert Ratten, unb barauf üer=
jid^teten, forco^l it)rc eigene Sebcn§füf)rung, ali§ bie @inf)eit ber
©emeinbe auf ben ©lauben ju grünben: Die(mel)r beireifen fie,
inbem fie ha§ !i^erf)ältni§ neuer 2;^eorien unb Sf^cligiofitaten ^um
©lauben ai§ ben über it)re 5lir(i)lid)feit entf^eibenben SJia^ftab
benü^en, no^einmal, ba^ bie ©emeinbe if)r ^^unbament im
©lauben f)at. 3ÖoI)t aber äuf?ert fid) fowof)! in biefer Betonung
be§ ©laubeng, ai§ in ber ernften ä^erroeifung auf bag SGBer! bie
Überzeugung: bie äöerbejeit ber ©emeinbc fei ab gefd)t offen, if)re
33e5ief)ung ju @ott fixiert unb if)r barüber eine gefid)erte (Sr=
fenntni§ oerfd)afft. ^ie 3(ufgabe ber Gt)riftent)cit unb ber @e=
fährten be§ 3IvofteI§, bie nun feine SIrbeit aufnel)men, beftimmt
fid) be§f)alb bal)in, ba§ burd) bie Giefd)id)te unb Sc^re ber früt)eren
3a^te Sriüorbene gu ben)af)ren, unb biefeg 23ermögen, bm SBert
be§ (Smpfangenen 5u fc^äl3en unb burc^ feften 3Infd)h4 an hciä-'
fetbe bei fid) frud)tbar §u mad)en, wirb com ©laubensbegriff
mit umfaßt, nie aber fo, ^a^ fac^(id)e SÖerte an ©teile beg
ßt)riftu§ träten, fonbern fo, ba^ bag ©lauben auf ben G^riftug
geftellt unb in il)m begrünbet bleibt. ' )
*) 3« biefei' .'öin|icl)t I)nt ber (yiaubeiiöbei^iff bei ^utia^ eine geiuiffe Üer;
iünnbt)c()nft mit bemjenigen ber JimoU^euöbriefe, M er ben (Glauben baS ben
.'öcilitjen einniol unb für immer überflebene ®ut nennt, iüeld)eä aH von Wott
gegeben ein icyiwTctTop ift, Än. 3. 2(). .s>ier ift ber ©laube nl§ ber mit ber
"^.U-ebii^t uon (iliriftu'^ ber OkMneinbe übergebene 23eft^ oiebacfit, ben bie geinmte
Mircl)e in iljrcr (iinl)eit empfangen t)at. 3lbei and) I)ier ift bie innere atneignung
bcffen, loac. ber Äird)e alö (Glaube gegeben ift, im ßJlaubensbegriff mitgebadjt;
beöiuegen geid)iel)t ber itampf ber Sefer nidit nur für ben Wlauben, fonbern
auf Wrunb bessfelben, inttya}vi'C(a9ia rij niarii i^. 3, unb i{)re (Srbauung üoU=
jie()t fid) auf il)m ale auf ibrem Öninb. Darum bat auc^ ba§ 3Jerbum feine
üoUe 'lUägnanj, i?. 5.
©(glatter, 2)n- ®lou6e im 9J. Xt\u 27
418 Aap- 10- S)te Stpoftel ber Äircl)e üon l^evufalem.
^B^nfßs Kapitel.
Die Hpoftd der Rirche von 3eru[alem.
1. JdKobus.
'^k mac^tooKe unb eigenartige ""^erf öntid)f'eit , mit ber un§
ber ^afobu^brief befannt marf)t, ftellt in if)rer SBeife unferem
3Serftänbni§ feine !(einere 3lufgabe al§ ^^auluö. '^k ©entenjen
be§ 33riefe§ t)aben jenen gebrängten 9fleid)tum, ber fie al§ ©r^
gebni§ einer langen unb intenfioen ;5eben§arbeit fennjeidjnet;
baju fommt bie jübifd)e 2lrt ber ©ebanfenbercegung , bie für
unfere ©mpfinbung etroag ©pringenbeg unb UnoermittelteS be=
I)ält, ba fie nur ein geringes ^ebürfni§ I)at, bie SOlittelglieber,
n)eld)e bie ®eban!enreiben logifcf) einigen, Ijeröor^ufteHen. ®ie
Hbrcefenfieit ber bialeftifd)en ^-iinftion unb ber ^egriffSbilbung
bebeutet jebodf) feineSroegg aud^ einen 9[Rangel an prinjipieller
@rfenntni§. "^er ^rief entf)ält im ©egenteil fe{)r uiet Stf)eoIogie,
ein in bie Xiefe bringenbeä ©rfennen, nur in einer un§ fremb*
artigen ^^orm, ba fein teufen in einer ungeglieberten, 5ufammen=
gefalteten Konzentration t)erf)arrt. ^ie ejegetifd)e Slufgabe ift
be§f)alb aud) ^ier mit ber ftatiftifcf)en 3lrbeit, metd)e ba§ un=
mittelbar 2(u§gefprod)ene fammelt, bei meitem nicf)t erfrf)öpft; bie
3(u§fagen be§ 3ötobu§ muffen in if)re ©lieber ^erlegt unb if)re
logifd)en 53änber aufgefud)t unb Ijeroorgeftellt merben, burd) meldje
biefe ?^ü(le für ben 'i&iid be§ 3<if"obu§ äur ©in^eit mirb. 9ia=
türlid) I)at aud) eine 93ergleid)ung mit '»^auluS, et)e ^^afobuS
oerftanben ift, feinen ©inn.
^er 33rief ift nid)t ju bem ^\wd gefd)rieben, um im Sefer
baö ©tauben ju begrünben. Söem er glaube, luarum er glaube,
mag er burd) fein ©tauben empfange, nid)t biefe fragen bilbon
je^t ba§ 3tnliegen, bem ^Vifobu^ bei biefem ^^Inlaf? unb in biofcm
33ricf mit feiner i?ct)ravbeit bient. ($r rid)tet unfern '-JMid auf
uns! felbft, auf basf, lua^ mir anjuftveben unb 5U uoUbvingon
baben. !fficnn mir ben gefamten Ä'ampf gegen ba§ iööfc unter
ben "i^egriff „53ufK" pfammenfaffen, fo läf?t fid) fngon: mir
hinni liier baö 53uf?mort bcs :v\öföbuö, unb biefeö bcfil^t für
35er 'Ißrti^, be§ ®fon6enä bei Safobttä. 419
if)n feinen fetbftänbigen SGBert, eigene Unentbe^rlid^!eit unb
^ei(fam!eit.
3öenn roir aber unfern 33lic! prüfenb auf unl felbft jurücf^
beugen mit ber (Srroägung, rcomit unb roie wir unferen @otte§=
bienft üben, fo fätit aucf) unfer ©tauben notroenbig unter biefe
©elbftprüfung, ba bie 3Beife, wie luir ba§fe(be I)aben, auf unfere
Seben§fü^rung (Sinftu^ f)at. 3(urf) in ber 53eurteilung i()reg
@Iauben§ fann bie ©emeinbe fef)(get)en ; eg liegen i^r babei i^er=
irrungen in ^raei einanber entgegengefet^ten 9^ic^tungen nab. ^a=
{)er entt)ält ber !Q3rief jtüei 9f{eif)en oon ^^lusfagen über ba^ ©tauben:
bie eine preift feinen Sßert, bie anbere entwertet c§, rocil in ber
©emeinbe beibe§ oor^anben ift: @eringfct)ä^ung be§ ©taubens!,
iüetcf)e feine 33ebeutung nic^t anerfennt, unb ein fatfct)er 5Hut)m
besfetben, ber feine ^eit^bebeutung überfct)ä^t. 'Dag 3"fti»n«cn=
fein beiber ^enbenjen ift !eine§n)eg§ ^nfatt; ba§ ju oiel unb bas
5u roenig traben uietmebr einen eint)eittirf)en @runb. (Sbenfo
rcenig fet)tt ben beiben Betrachtungen be§ ;^)afobu§, bie beu
irrenben ©ebanfen ber Scfer entgegengefe^t finb, bie fefte @int)cit,
obn)ot)t fie fd)einbar au^einanber ftreben.
Daö erfte Sort, iia§ auf ben 3Bert be§ ©taubens binroeift,
ift burd) ben ^anipf ueranta^t, in welchem bie Sefer ftet)en. "Xer
33rief beginnt mit einem ©a^, ber bie llnbebingtt)eit ber apo=
ftotifdf)en ©tauben§übung märf)tig 5um ';)tu5brucf bringt: tauter
3^reube ift es, in mannigfarf)c 35erfud)ungen ju fatlen, 1, 2. Da§
ift ein ungebrod^ene§ ©iege§ben)u^tfein, innertid) nirf)t weniger
üottenbet, at§ t)a§> pautinifd)e: ict) bin geroi^, 'tta^ nic{)t§ mirf)
üon ber Siebe @otte§ fd)eiben roirb. ^) Der i^ampf, an rcelc^em
bie Sefer lebigtict) einen ©runb jur ungetrübten (>-reube tjaben,
ift baburd) nac^ feiner tiefften Bebeutung gefaxt, ta^ er at§
ba§ ©rtragen von jceigaatiioi befd)rieben ift, momit bie ett)ifd)c
®efat)r in§ 3tuge gefaxt ift, in ber bie ©emeinbe ftet)t. ©ie
t)at nid)t nur mit bem ©d)mer§, fonbern mit ber S^teijung jum
53öfen ,^u fämpfen. 'Die „3Serfud)ung" t)at ftet§ 33e5iet)ungen
§um ^Bitten, ber burd) fie au§ feiner rid^tigen Xenbenj t)erau§=
geriffen werben !ann. 3lber and) uor biefer ernfteften atler ®e=
*) S?gl. axid) bie jol)anneifd^e 3)arfteIIung ber @emeinbe 3tpof. 7 : fie gel)t
in ben Äanipf mit ber 'Kelt ntit ©otteö ©iegel hinein, bas fie unDerle^Iicft madjt
420 ^«P- 10. Sic 3lpoftet ber Äirc^e dou Serufalem.
faf)ren ftet)t ^afobu§ in ber ©eroipeit bc§ ©iege§; e§ gibt für
bie ©emeinbe feine ^^lotrcenbigfeit, ju jünbigen; [ie ift ber ©eroalt
hi§ 33öfen entnommen unb erlebt bat)er aud) in ber 23erfud)ung
eine gute (§abt ®otte§, ba fie i!)ren geiftigen 33efi^ nid)t gerftört,
fonbern fiyiert.
'2)iefe ^Beurteilung ber 3Serfud)ung rcirb 5unäd)ft baburd)
begrünbet, ba^ fie bem ©lauben pr 33eroä{)rung bient unb ba=
burd) ben 9Jlenfd)en in ben ^efi^ au§I)arrenber ©tanbl)aftigfeit
werfest. ®amit ift gefagt, ba^ ber ©ieg über bie 23erfud)ungen
in ber S8eroat)rung be§ @Iauben§ liegt. 2)er 3^all leime baburc^
juftanbe, bo^ ha^ ©tauben unterbliebe, ©inb bie Sefer ha=
gegen roirflid) ©laubenbe, bann bürfen fie jeben 2lngriff al§
©runb ber ^reube betrad)ten, roeil fie im ©tauben ba§ l)aben,
roa§ fie §u Überroinbern mac^t. 'S)arin ift feine§roeg§ entl)alten,
ba^ bie 9Serfud)ung ausfd)lie^lid) al§ eintrieb sur ^Verleugnung
@otte§ ober Gl)rifti gebact)t fei; nielme'^r ift au§brüdlic^ bie
roed)felnbe SÖlannigfaltigfeit unb ftetige ^otge ber ^lNerfud)ungen
ing 3luge gefaxt, unb 93. 14 fetjt fie in beutlid)e ^esiet)ung jur
93egel)rti(^feit. 3lber aud) bann, roenn eg fid^ um moralifd)c
©ntfdjeibungen l)anbelt, roürbe bie falfc^e 2Bat)l ba§ ©tauben
aufl)eben, roäl)renb in ber 93eroal)rung beSfelben bie 9lbrcel)r ber
oerfet)rten ^Keijungen gegeben ift. ^^enn aber bie 93erfucl)ung
besroegen, roeil fie bie Betätigung be§ ©tauben^ erforbert unb
il)n baburc^ in feiner ©d)tt)eit unb ^raft erprobt, aB ein @ut
beurteilt roerben foK, fo liegt offenfunbig eine abfolute SOßert=
fd)ä^ung bes ©laubens cor. ©r ift nad) ber Ü^ieinung be§
93riefe§ nid)t nur jebeä Opfert roert, fonbern e§ roirb aud) jebeä
Dpfcr baburd) jum ©eroinn, bafj e§ ba§ ©tauben feft mact)t.
^od) nid)t am ©lauben allein jeigt fid) ber ©eroinn ber
beftanbenen iBerfud)ung, fonbern aud) am Serf. '^er ^ölid be§
:3afobu§ ftrebt fofort uorroärtS jum „ganjen äöerf". Sir er=
galten folgeube uvfäd)Iid) ucrfnüpfte !^egriff§reil)e : 9?orfud)ung,
bcroäl)rtess ©lauben, 6tanbl)aftigt'eit, gan.^oiS !föerf unb gan.^er
•dJienfd). ^af? ©tauben unb ©tanbl)aftigfcit lumcinanbcr unter»
fc^ieben finb, UHfU fid) nid)t anberö erroarten, roeil fie fid) nad^
bem gan.^en Sprad)gcbraud) ber ©emcinbc auf inbaltlid) cnt=
gcgcngcfcljtc iücrl)äUniffe beö iJebenö bejicljcn. Xa^S ©lauben l)at
;i)er ^reig bcg (^[mtbenö bei 3afo6ug. 421
feinen 53esief)un(5§punft in ®otte§ ©eben, bie Stanbtjaftigfeit im
Übel, ba§ als 9^ei5 unb ^ruct bie ©laubensfteüung ev]d)iüert
unb gefät)rbet. ©ie finb jeboc^, obg(eirf) unterfrf)eibbar , bod)
nur miteinanber ba: ^en)äf)rtl)eit be§ (5^Iauben§ unb Stanb=
I)aftigfeit [inb bie eint)eitlic^e ^rud)t bev übeviüunbenen 33erfud)ung.
Silun ift aber be3eid)nenb, ba^ ber mangellofe üöUige ^^eftanb
bcr ^erfou nid)t jrf)on an ba§ ©lauben angejri)(offen lüirb, aud)
nid)t an ba§ beroä^rte ©lauben, n)e((^e§ bie (Stanbf)aftigfeit bei
fid) t)at fonbern ec^te§ ©lauben unb ganjeg SÖßerf, ba§ ift 1^0(1=
fommen^eit. ^ie "Cerfudjung ift nid)t nur besfialb al§ ^-reube
ju fd)ä^en, raeil fie bem ©lauben bie Kräftigung gibt, fonbern
aud) be§f)alb, weil fie in einem fertig merbenben, feine ®an5l)eit
geminnenben SOBert' befäl)igt. ''^}a(i) biefem l)at bie ©emeinbe ju
ftreben, wenn fie nad) einem üoUfommenen reifen !ißefen »er-
langt. Unb jroar wirb angebeutet, t)a^ fid) t>a^ 2Bert nic^t
burd) einen naturf)aften 3?organg ol)ne bie 3lufmerffamfeit unb
ben 3Billen ber Sefer ^um ©lauben binSWQ^I^lte. '3)ie ©tanb=
t)aftigteit „t)abe" ba§ ganjc SBcr!: ix^rio; c§ fann i\)X aud)
fet)len. @§ rcirb aber oom ©lauben au§ gewonnen, unb be§=
l)alb luirb bie ^^etrad)tung nic^t fofort oom beftanbenen 5^amvf
Sum üölligen 3Berf I)inübergeleitet, fo ba^ nur bie 3tftiüität nad)
aufjen f)in in§ 9luge gefaxt mürbe, fonbern ausbrücflid) an bie
innerlid)e ^afi§ be§ SOßerfe? erinnert, ba^ e§ in ber ^emä^rung
be§ @lauben§ feine -öorausfe^ung t)at. ^er fiegreid) beftanbene
Stampf {)at barum aud) auf ba§ 3Berf ®influ^, raeil er ba§
innerliche 33ert)alten ju @ott unb jur SBett in (Glauben unb
©ebulb neu beftimmt, roe§l)alb bie ©ntfaltung be§ ®lauben§ unb
be§ 9Birfen§ einanber parallel ge^en. ©d)on biefe (Stelle lä§t
ermarten, ba^ mir bei O^fobuS nid)t eine äu^erlid)e 2lbbition
Don ©lauben unb Söerf finben werben, ha^ er üietmel)r beibe
burd) innere 3^ii"ii"^i^^^t)änge miteinanber oerbinbet, rae^l)alb
fie nur in il)rer (Sinigung ben ganzen, Dollenbeten (£t)riftenftanb
au§mad)en.
^ür bie 2Beife, mie ^afobug ben begriff „SOßer!" beftimmt,
liegt in biefer Stelle infofern ein Sßinf, raeil fie, obgleid) fie
un§ non Slnfang an mit bem ^anbeln ber ©emeinbc befc^äftigt,
ba aud) bie Überroinbung ber 3lnfed)tung %ai ift, bennod) erft
422 ÄtiP- 10- ^^^ 3lpoftel ber Äird^e Don ^etufalem.
in tf)rem f^ortgang ha§ Sßer! p jenem ^anbeln I)inäufügt, burc^
n)eld)e§ fid) ber Sefer feinen eigenen @Iauben§ftanb erf)ätt. ®r
benft beim „SCBerf" an ben ^ienft, ben mx einanber tun, nirf)t
fc^on an jene^ 2;un, mit bem ber ©taubenbe fid) felbft burd)
"Dtn 5lampf be§ £eben§ burd)ringt. ®arum treten ©tauben unb
SOBer! ol)ne rocitereS al§ etroag oerfc^iebeneS au§einanber. %a§
©tauben entfpringt au§ ber 33e5iet)ung 5U ©ott unb I)at fein
SJIotiD im eigenen 33ebürfni§ be§ ©laubenben ; t)a§ SGBerlf entftet)t
au§ ber @emeinfd)aft mit bem 9}lenfd)en unb t)at fein SHotio
im 'Bebürfni§ be§ ^ruber§. ^nbem ^a!obu§ and) biefe§ sur
^oUenbung be§ 6:t)riftenftanbe§ gät)It, ift fräftig betont, ba^ bie
©emeinbe i{)ren 58eruf nidjt nur im @enu^ ber güttlid)en ®üter,
fonbern ebenfo rcefentlid) in ber einanber bienenben 3trbeit p
fud)en I)at. ®er trüber mu^ e§ genießen, ba^ ber ©laubenbe
an @ütte§ ©aben Stnteil f)at. äßiüe unb äöerf ©otte§ fielen
auf ®emeinfd)aft unter ben 9Jlenfd)en t)in.
2)ie ämeite 33eranlaffung, auf bie 2ßid)tigf'eit be§ @tauben§
f)in5uroeifen, gab ^a!obu§ bn§ @ebet, 1, 5—8 »gl. 5, 13—18.
(5^ ftetjt in feftem 3iif«J""^ßnI)ong, ba^ ber mit ftarf'em 3BiÜen
auf ha§ SCBer! gerid)tete SJlann aud) bie großen Söorte über ba§
bitten gibt. ®er gro^e SßBirfer ift notraenbig, fofern er fromm
ift unb feine @emeinfd)aft mit @ott bematirt, aud) ein ftarfer
33eter. 'Da§ Sitten erforbert aber ein au§ bem ©tauben ent-
fpringenbeg ^Bollen unb erreid)t nur burd) biefe§ fein S^tl^)
®arin tritt eine n)id)tige 3>erfnüpfung be§ ©tauben§ mit bem
äBirfen f)erDor, junäd)ft be^roegen, lueit 'baä 53itten borjenige 3ttt
be§ 9nenfd)en ift, burd) n)cld)en er 3öei§t)cit empfängt. Df)nc
biefelbe gibt e^ aber fein gelingcnbe§, uoU u)orbenbe§ 2öerf.
^afobu§ t)at ben 3öeg jur '■lsolIt'omment)eit in ben iöegriffen:
©taube, (5tanb()aftigfeit, Sßcrt befd)rieben; unb bocl) ift e§ i^in
fcineörocgS »erborgen, luie wertlos ein b(inbc§ 9BoI)Itun ift, mie
üollftänbig unfer .^^anbeln burd) unfere Urtcil^obilbung bobingt
ift. !il^arum nennt er, luo er ben 4Beg jur iH)Ut'ommenI)eit
überfd)out, feinen auf bie intetleftuelle 3:ild)tigfeit jietcnbcn Se-
') Die Örenje, bie bie übcrJ)cbunfl auSfdilicfU, miib bei loirtfoDuü nid)t
fd)n)rtiifc»b ; bcnii c« bleibt vMl\\\ fUir, baf» bn<s (*'Wmibeu unb "iMtteii bie Untere
orbmiug uiUcv Wott juv )Uüiau«*fctuiisj l)at, 4, 15. 7. lU. 12.
2)er ^reig be§ @lauben§ bei Safobug. 423
griff? SBcil x^m bie Sei6f)eit al§ mit bem ©lauben oerbunben
gilt, mrf)t al§ lüürbe fie burd) if)n entbe^r(id). 2)er ©taube ift
nid)t ein Surrogat für bic 2öei§f)eit, nic^t '3)igpen§ oon jener,
fo wenig al§ com SÖerf. "Der 3wfai"n^^"^öng sroif^en 2ßei§=
t)eit unb ©tauben berut)t oietmeI)r barauf, ba^ jene eine gött=
Iict)e @abe ift, ber (Staube aber bitten fann. %k 3ßei§t)eit be^
9J?enfct)en entflet)t an§ ber göttlichen Seitung, bie er inmenbig
in feinem beraubten geiftigen Seben erfät)rt, unb biefe ®emein=
fc^aft @ütte§ mit i^m, bie feinem ©ebanfentauf ba§ Sid)t ein=
pftanjt, ift nid)t oor^anben, roo ber ©laube fet)ft. 2öir ert)atten
t)ier raieber roie bei '»^autuS ba§: credo ut intelligam, aber and)
!^ier nid)t in jener oerborbenen ©eftatt, roobei ba§ ©tauben fetbft
5u einem oerftümmetten 3Biffen gemad)t mirb, ha^ uom eigenen
©rfennen abgetöft nur oon au^en f)er eingebitbet roirb, fonbern
im ©inn eine§ lebenbigen 33erfet)r§ mit ©ott, ber ein i^ernen
üon it)m ermögticf)t, luobei bie ^rage be§ 9)?enfd)en bie güttlid)e
3(ntn)ort empfängt, meit er fie im ©tauben ftetit.
Stber nirf)t nur bie ©d)ranfen unfereg ^lideg, fonbern auc^
biejenigen unfereg 5lönnen§ merben burc^ ba§ ©tauben enueitert,
inbem e§ sur ^JÖBurjet be§ ^^itten^ mirb. 3tud) gegen foId)e ^UU
tagen, metc^en ber 9Jtenfd) fetbft nidjt ab5ut)elfen »ermag, wie
bie ^ran!t)eit, ift bie ©emeinbe nid)t ot)nmäd)tig, aurf) bann nid)t,
wenn ber 9lotftanb burd) ^i^erfd)utbung I)erbeigefüt)rt ift unb al§
gütttid)e ©träfe werftanben raerben mu^. 'J)ic ^^itte be§ ©tau=
ben§ empfängt ©rta^ ber ©ünben unb neueS Sebcn aud) für
ben ©d)utbigen unb Seibenben, 5, 13.
®a§ bitten ftettt aber an ha§ ©tauben eigenartige 5tnfor=
berungen, teit§ bestjatb, roeit e§ ba§ ^erou^tfein ber Unroiffen^eit
unb ber Dt)nmac^t in fid) ^at, teit§ be§^atb, weit it)m ba§ ©d)utb=
bemu^tfein gegenüberfte^t. ®ie ^^ürbitte für bie anbern t)at oft
in it)rem ©eftänbnig bie 33ebingung unb ba§ SJ^otio, unb aud)
bei ber 33ittc um 2öei;§f)eit erinnert ^afobug baran, ba^ t)a§
©eftänbni§ unferer Unn)iffent)eit jur ©etbftanftage merben fann,
menn er un§ auf ben ©ott btiden t)ei^t, ber „nid)t fd)itt". ®er
©taubenbe bejat)t burd) feine 33itte in ©ott eine SGBittigfeit gum
©eben, bie einmat o^ne 9leben5iüede unb ^intergebanfen reine
^reube am ©eben ift, ^caga zov didovwg d^eod aTvXiog, fobann
424 ^«P- 10. 2)ie 3lpofteI ber Äird)e oon ^entfatem.
tro^ ber 9>eriünbigung gebenbe ©üte bleibt, ymI i^c^ oveidi'CovTog.
®aburc^ wirb ba§ ©lauben ber ©egenfa^ pm ^K'^if^t"/
öucAQivEo&ai. ®ie|e§ ift feine§n)eg§ nur qI§ ^epreffion geba(^t,
benn bie SJieinung, ^) er lüerbe bennoc^ 't)a^ üon if)m ©eroünjc^te
empfangen, rcirb aud) bem ^i^^if^^n'^en §ugef(i)rieben. @r fann
anfpru(^§üol{ cor @ott treten, ift aber inrcenbig ^erriffen, t)offt
unb i)offt roieber nid)t, fürd)tet fidf) unb fürd)tet fid) aurf) roieber
nid)t, will unb raiü nirf)t, meint §u raiffen unb n)iberfprid)t fid)
felbft, bittet unb !Iagt über ©ott. @r t)ält nid)t feft, ba^ jebe
gute (§>ahz oon oben nieberfteigt. 2)iefe innere 3^^fpattung mirb
aber für bie gan§e .^altung be§ 2Renfd)en folgenreid); fie fd)afft
einen ^uftanb, ber im eroig unrul)igen (Serooge be§ 9}?eere§ fein
@Ieid)ni^ \}at ^eber fefte einf)eitlid)e 2lft, barum aud) bie be=
f)arrlid)e 3Soüenbung irgenb eine§ 3ßege§ ift nnmöglid) geroorben.
®aburd) ift t'tar, roeld)e umfaffenbe ^ebeutung für ba§ gan^e
menfd)lid)e Seben bem ©tauben §ufommt, ba e§ bie 2luft)ebung
ber boppelten @eele burc^ eine 'tia^ teufen unb SÖBoUen binbenbe
@eroi^t)eit ift.
%\t britte S3erantaffung , ben 3Bert be§ @Iauben§ ju be=
tonen, gibt bem ^rief ber ^ampf gegen bie 3Serberbni§ ber Siebe
jur rciüfurlid)en, üon ber ©ered^tigf'eit abgefd)iebenen @unft,
2, 1 ff. ^u biefer laffen fid) bie Sefer baburd) verleiten, "üa^
ber 9*teid)tum aud) in i()ren ^ugen bem 9}ienfd)en eine 58ebeutung
t)erleit)t, neben ber fein inroenbige§ SSer^alten a(§ nebenfäd^Iid^
erfd)eint. 3Benn aber bie ©emeinbe ben Firmen üeräd)tlid) be=
t)anbelt, fo bebent't fie nid)t, roeld)en 3ßert t>a^ ©tauben befi^t;
benn ber für bie SQBelt Slrme ift im ©tauben reid), 2, 5. 3Ba§
bem in bie 23erfammlung tretenben !')ieid;en ^)iüdfid)t erroirbt, finb
feine golbeneu Stinge unb fein glän^enber 9^od; roaö ber 5Irme
in bie ©emcinbe bringt, ba§ ift fein ©tauben. 2)ürfen, fragt
3afobu§, im lCert)aIten ber ©emeinbe jene a(§ roertuoll, biefeä
atö roertlo§ crfd)einen? %a% roäre ein falfd)e§ ©erid)t, jumal
ba ber JKeid)tum ben 2Biberftanb ber 3ieid)en gegen Kljriftug
entfd)ulbigen foU. ^ie ©emeinbe ^anbelt nur bann rid)tig, roenn
fic bas( ©tauben alö etiuaä unbcbingt SertuoHesi fdjäljt, \kU\\
•) oUatkiu in feinem ÖJcflenfa^} ju nfauc ift mit ^cbnd)t flcfaflt.
Ser '^'rei§ beö ©Imibenö bei ^ß^obue. 425
bem ber äußere S3e[t^ oöllig Derfd)tüinbet. ®enn bcr ©laubenbe
ift im ^efi^ be§ 9ieic^§; er t)at nid)t blo^ ^offnunci auf ba§=
felbe, fonbern ift rcid), n)ie ber @rbe reid) ift im 9?eid)tum feinet
5ßater§, in beffen 33efi^ er fünftig treten rcirb. ®arum manbelt
t)a^ ©tauben ha§ Urteil über ben ^efi^ ber Seute Döüig um:
ber Strme ift burc^ ba§felbe reid), ber S^ei^e üt)ne baSfelbe arm,
ügl. 1, 9 f., 5, 1 ff. 3lnerfennt bie§ bie ©emeinbe nirf)t, fo wirb
fie öon „btjfen ©ebanfen" regiert, meidjt beftod)en oom ©elb mie
ein feiler 9'tid)ter üon ber @ered)tigfeit ah unb mirft Sünbe, 2, 9;
benn fie mvtzf)xt if)re Siebe jur parteiifd)en ©unft, 2, 1.
®ie (^ah^ @otte§, bie bem ©lauben feinen unoergleid^Iii^en,
alles in ber SCBelt überragenben iiBert üerleit)t, ift t)ier al§ @r=
n)äl)lung burc^ @ott be5eid)net. SBeil ®ott bie Firmen auS=
crn)äl)tt t)at, barum finb fie fraft be§ @lauben§ reid), 2, 5. 2)a§
fte^t mit bem 2öort über ben bittenben ©tauben, 1, 5, in befter
Übereinftimmung. 3ßie bort ber ©laube eine @emeinfd)aft @otte§
mit bem 9Jienfc^en cermittelt, bie feiner 9iatlofigfeit uon innen
I)er al§ Sid)t gebenbe ©üte abt)ilft, fo ert)ätt er t)ier baburd)
feinen Sert, baf? er bie ^rud)t unb ^olge, barum and) bie Sürg=
fd)aft unb ftete 'i>ermitteluug be§ bem 3)lenfd)en jugemaubtcn
götttid)en ^^ieben;§ ift.
^ier, reo com ©lauben au§ ber Söert be§ 9J?enfd)en be=
ftimmt unb baSfelbe al§ 5lnteil am göttlid)en 9ieid) befd)rieben
mirb, rcirb e§ auSbrüdlid) auf 3efu§ gerid)tet. ^a§ 3efu§ er-
faffenbe ©tauben foll am allerrcenigften mit ber feilen 3ßeret)rung
be§ ®elb§ §ufammenbeftet)en. Sßer ibn als ben (£l)riftu§ beial)t,
für ben ift e§ im "i>erfel)r mit ben 9)lenfd)en jum entfd)eibenben
^auptpunft geworben, roie fie fid) jum 6:t)riftu§ üerl)alten, ob
fie i^n erfennen unb fid) ibm untermerfen, ober fid) il)m miber=
fetten, ^ür ein im ©lauben an :3efu§ begrünbeteS 'ilDenfen unb
SBollen ift bie 33erbunben^eit mit bem ßf)riftu§ ha§ größte ©ut,
nid)t mel)r ha§> ©elb, unb bie ^^i^^fc^^ft gegen il)n ba§ gro^c
Übet, nic^t me^r bie 5lrmut. ®arum rcirb aud) mit bem feier=
lid)en Flamen ^z\n: „(£^riftu§ ber ^errli^feit" baran erinnert,
^a^ ber 6:f)riftu§ ©otte§ ift, unb ber it)m erroiefene ©et)orfam
©Ott getan, bie gegen il)n gerid)tete 3^einbfd)aft gegen ©Ott ge=
rid)tet ift.
426 Aap. 10. 2)ie 2lpoftcI ber Äird^e oon ^erufalem.
3unäcf)ft gcf)t bic 9JlaI)nung bat)in, ba§ auf ^cfu^ gericfitctc
©lauben nicf)t pfammen mit foId)er TOilI!ürIirf)en Ungered)tig!ett
§u f)abcn. @§ würbe burrf) eine joIcf)e ^evbinbung befdimu^t
unb uu^log gemad)t. ^ernac^ tritt aud) I)ier bem ©tauben bie
innere ^^^t^fpoltung dia/.Qid^rivaL 2, 4, gegenüber, raeil nid)t nur
bie f)eilfame %mä)i be§ ®Iauben§, fonbern auc^ biefe§ felbft burc^
ein folcfieg ^er^alten Derborben rairb. Söenn "üa^ Sieben pr
unreinen @unft entartet, bleibt 'öa^ ©tauben nid)t met)r un=
oerjetirt, rceit man e§ nid)t am trüber t)erad)ten t'ann, oI)ne ba§
eigene ©tauben ^u burcfifreujen. ®a§ Urteil be§ ^afobu§, ha^
bie üon it)m gerügte S^erteilung ber ^lä^e in ber 93erfammlung
eine ^Verleugnung ®f)rifti in fid^ I)abe, rcirb für feine erften Sefer
ebenfo überrafd)enb geroefen fein mie für un§. ^t)re 3lner!ennung
ber SJteffianität ^z]u mod^te il)nen unerfd)üttert fd)einen, aud)
wenn fie ben 9ieid)en anberä empfingen al§ ben Firmen. 3ltlein
bie @eringfd)ä^ung, bie ber ©laubenbe üon it)nen erfät)rt, fällt
auf ßl)riftu§ felbft §urücf. ©ie fönnen ha§ 3Ver!^ältni§ be§
9Jtenfc^en ju (S^riftu§ feiner äußern Stellung nid)t nad)fe^en,
ol)ne t)a^ fie bamit aud) (Jl)riftu§ üeräd)tlid) betianbetn.
^ie ©teile beleud)tet t)ell, mie feft ^a!obu§ baä ©tauben
unb ^a^ .^anbeln miteinanber oerfnüpft. @r l)at in biefem ©e=
bant'engong beibe unterfd)ieben, pgleid) aber auc^ geeint. 2luf
ber einen ©cite ftetjt bie ^ejal)ung ber ^errfd)aft ^efu, „©taube",
auf ber anbern ©eite bie Sßeife, luie bie ©emeinbe ben 93er!el)r
mit ben 9)lenfd)en einrid)tet, „3Berf". ^eibe§ ift nid)t untrennbar
uerbunben; i)ielmel)r fann fid) bei allem ^^reig ber .^errfd)aft
i^efu „bog 3lnfel)en ber ^erfon" in aller ^ä^lid;feit geltenb
mad)en. Unb bod) treibt ba§ ©louben unmittelbar ju bem it)m
entfpved)cnben SGBerf. ®amit bafj bie ©emeinbe (Sljriftug fennt,
ift fie tatfäc^tic^ in eine neue Söertung aller £eben§Dcrl)ältniffe
l)ineingefe^t ; fie ift in einer I)öt)ern SÖeife reid) geiuorben, bie
esi bem niebrigen 33ruber ermöglid)t, fid) feiner .jpöbe ju rüt)men,
unb bem ^Heid)en, fid) an feiner (Srnicbrigung ju freuen, 1,1).
^arum fönnen if)r bie golbnen iKinge nid)t mel)r alä ^errlid)feit
gelten, unb ber arme 33ruber it)r nid)t mel)r ueräd)tlid) fd)einen;
er ftct)t in ber üollen iSürbe ber gbttlid)en ©ru)äl)lung vov il)r.
^arum bebarf baö ©laubcn baö iljui cntfprcdjenbc ^anbeln ju
2)er ^rei§ bes ©laubeng 5ei Safobuö. 427
feinem eigenen 33eftel)en; e§ ift ni(^t oöüig, raenn ba§ SOßerf
unterbleibt. (Sine (Sd)ä^ung bev ®inge unb 9Jlenfrf)en, icelc^e
(S;f)riftu§ unb ba§ 9teid) ignoriert, f)ei^t ^tOfobuS öiaKQidiivai,
lüüburd) fie al§ ba§ ©egenteit be§ glaubenben 23erf)a(ten§ be=
äeid)net ift. "^ie ^^erbunbenl^eit mit bem (£t)riftus erzeugt bie=
jenige @emeinfd)aft mit ben 9Jienfd)en, bie if)r @inf)eit5banb in
ber ©emeinfamfeit be§ ©laubensi t)at, unb wirb oerloren, roenn
biefe jerriffen roirb.
^k 2(usfüt)rung be§ ^afobug I)atte für bie jübifdje (£()riftenl)eit
il)rc befonbere 9ßirf)tigfeit, nic^t nur besl)alb, meil in ber ^ubcn^
frf)aft bie (Sd)ä^ung bes 9ieid)tum§ fd^on ftarf entroirfelt mar, fonbern
noc^ met)r be^l^alb, weit fie oom jübifd)en 3Solf§tum umfaßt wav unb
von biefem fic^ nid)t äu^erlirf) feparierte, fonbern innert)alb be^felben
it)rcn auf bie ©emeinfamteit beä ©tauben^ gegrünbeten eigenen
5ßerfef)r pflegte, ^ie @efal)r mar ernft, ba^ fid) bie ^Olormen,
bie fünft überall für ben ä^ert"et)r galten, auc^ bie d)riftlid)e
@emeinfd)aft unterwarfen, momit gegeben war, ba^ fie fid) im
jübifd)en 23oIt'§tum cerlor.
3nbem 3atobu§ einen an fid) geringen ^-Borgang al§ ^eifpiel
n)ä{)It, beftimmt er gerabe baburd) fe^r umfaffenb, wie er bie
ganje ;^eben§füt)rung unter bie Leitung be§ ^lauben^ fteüt. 31n
fid) ift e§ ja gleid)gü(tig, mer auf bem Seffel ober auf bem
33oben „unten am ©d)emel" fi^t. ^JBenn aber fogar biefe 5ileinig=
feit ba§ 5ßert)ältni§ §u ßt)riftu§ berüf)rt, unb com ©tauben bie
Siegelung empfängt, n)a§ fann benn fonft in ober au^er ben
5ßerfammlungen gefd)et)en, iva§ ba§ ©tauben nid)t berüt)rte? So
ift e§ offenhinbig al§ bie ben ganjen U>erfet)r mit ben 9)^enfc^cn
geftaltenbe 9}^ad)t gebad)t, unb roir ftel)en bid)t neben bem pau=
linifd)en ^Ä^ort: wa§ nid)t au§ ©tauben ift, ift ©ünbe. Sßenn
©treit unb 5lampf in ber ©emeinbe ift, 4, 1, ober ber trüber
fic^ nid)t nur auf ben 33oben fe^en mu^, fonbern uerleumbet unb
gerid^tet roirb, 4,11, ober t>a§ unbe5ät)mbare 3Bort mie ein ^cuer
in ber ©emeinbe um fid) fri^t, 3, 1 ff., ober „bie oerge^Iic^en
^örer" ba§ 2öort ber 3Bat)rf)eit mi^ac^ten, 1, 22, ober es nic^t
mit Sanftmut aufnet)men, fonbern fid) jornig gegen ba^felbe auf=
Ief)nen, 1, 19 ff., fo gef)t ba§ alte§ ebenf omenig obne 33erle^ung
beg ©laubeng ab, al§ bie parteiifd)e 35erteilung ber '|.^lä^e. 2llle
428 ^<^V- 10. ®ie 3Cpo|tet bev Ätrd)e uon Scni)alem.
9Jla'f)nungen be§ 33nefg finb in berfelben Seife ber Slbleitung
an§ bem Sßßejen be§ @Iauben§ fät)ig, raie bie 2, 1 gegebene. @§
fef)tt it)nen aud) nic^t an parallelen ^egrünbungen. 2Ber bem
33rnber flud)t, mac^t feine Sobpreifung @ütte§ nid)tig. ®a§ SOBort
über ben 2Renfrf)en unb ba§ SBort über @ott beftef)en nic^t un=
abt)ängig nebeneinanber ; ber Sobprei§ @otte§ beftimmt oud) bie
2öeife, n)ie über ben SJ^enfc^en gerebet rcirb, unb bie SSerfluc^ung
be§ 9Jlenf(i)en §eigt, wie wenig ©ott gercertet rcirb; benn ber
a«enfd^ ift ju @otte§ 3lf)nlicf)f'eit gemad)t, 3, 9. ^er 3Seräic{)t
auf 'Oa^ @erid)t über ben Q3ruber ift baburd) gegeben, ha^ ber
Sine al§ ©efe^geber unb 9f{id)ter aner!annt wirb, ber oerberben
unb erretten t'ann, 4, 11. 12. SÖBer fid) gegen ben 33ruber jum
SSerleumber niad)t üerneint "tta^ ©runbmoment in allem ©tauben,
ba^ ©Ott ber eine über alten ift.
@§ liegt auf ber ^anb, ba^ eine «Raffung be§ ©lauben§=
begriffe in unferem ^^rief, bie benfelben ju einer abftratten iüillen=
lofen SJ^einung mad)t, fd)led)tl)in \ai\d) genannt raerben mu^.
©in ©tauben, ba§ ben 9(rmen nid)t nur mit feiner ^Irmut jufrieben
mac^t, fonbern it)m in berfelben ba§ ^erou^tfein gibt, er fei
reid), unb baburc^ fein ^anbeln beftimmt, foba^ er fid) Dor bem
^eid)tum nidjt mel)r beugt, ein ©tauben, ba§ ^u bem mit ber
5ßerfud)ung uerbunbenen Seiben millig mac^t, ja an bemfelben
roegen ber bamit uerbunbenen inneren ^-orberung einen ©runb
jur ^reube gewinnt, ein ©tauben, ba§ in Stunben ber S'tatlofig^
feit bie 3Bei§t)eit ©otte§ al§ erleud)tenbe Ä'raft bei fid) mei^,
unb ber ©ünbe unb 5lranfl)eit in ber Seit mit einem ©iege§=
bemufjtfein gegenüberftet)t, beffen .^öt)e burd) ba§ Söort fixiert
ift: „@lia mar ein ^[Reufc^ mie mir", ein fold)e§ ©tauben ift
^raft unb nid)t eine 3lbftrat'tion, fonbern '^-yeftimmtljeit ber gansen
^erföntid)feit, lueil e§ it)r ganje^j teufen unb Sollen regiert.
©d)on bie Sarnung uor jener ©läubigfeit, meld)e ben SSer-
fc!)r mit ben 93]enfd)en nid)t berül)rt, fonbern für biofen oöllig
anbere 'üJiafjftäbe in ©eltung feljt, l)at crfeunbar gomadjt, bafj
Qafobus! nid)t jebegi ©lauben fd)ät3t, fonbern bereit ift, e§ göu.^tid)
ju eutmerten, menu eg vom .f'>anbeln ber ©emeinbe abgofd}nitten
bleibt, ©r beginnt be^balb einen fd)arfen .^hiinpf gegen bie 'ik^
rul)igung, bie fid) bie ©emeinbe baburd) oerfdjafft, bafj fie fd)oli
2)ie S?entiteilim(i be§ trägen (3lau6en^. 429
i^x ©laubcn a(§ if)re drrettung unb ©erec^tigfeit vüf)mt. 1)ie
üom 2;äufer begonnene, »on ^efuS fortgelegte Seftreitnng eine§
falfrf)en @(auben§ wirb üon 3öfobu§ gegen alle, bie jd)on oon
tf)rem ©lanben bie ©rrettung unb 9^erf)tfertigung errcarten, er=
neuert. *) @r bezeugt i^nen, ha^ ha§ ©louben ben 9}lenfd)en
nic^t erretten !ann, loeil e§ of)ne Serfe tot unb für fid) allein
unroirffam ift, ve/.Qd, agyri 2, 14 ff.
^iefeg Urteil gilt unioerfal.^) 8o roenig eg für 3a!obu§
Siüei 3(rten oon Seibern gab, folrf)e bie ot)ne ©eift lebenbig, unb
foldt)e, bie ol)ne ©eift tot finb, fo wenig er z§ nur aU eine 5lb=
art ober Unart be^ Seibe§ betrad)tet, ba§ er burc^ bie 2;rennung
com ©eift pm £eid)nam rcirb, fo wenig fennt ^afobusi irgenb
ein ©lauben, ba§ ifoliert com SOBerf burd) fid^ felbft etroa^
lebenbigeS raärc, fonbern alle§ ©lauben, rcaä immer e§ an @r=
fenntnisi, ©mpfinbung unb Sßille in fic^ baben mag, ift, folange
ber SJienfcl) nid)t§ anbere§ al§ gläubig ift, unfrud)tbar unb tot.
®arin beftel)t ber ©ruft unb bie ^raud)barfeit feiner ©ä^e, ba§
fie ein au§nat)m§tofe§ fefte§ ©efe^ ausfprerf)en. 3Bürbe er fid)
nur gegen gemiffe Stufen unb formen bet^ ©laubenS roenben,
fo ^ätte er allen ^ilu§flüd)ten 9?aum gegeben unb ben ernften
ßroedt feine§ ©ebanfengang§ uereitelt.
Unmirffam, aQyiq, bei^t ba§ ©lauben nic^t be^roegen, meil
fc^led)tt)in feine SOBirfungen oon i^m ausgingen, fonbern be§=
wegen, weil e§ ^Oa^ eine gro^e @rgebni§, auf ba§ alle§ ant'ommt,
bie ©rrettung unb . ©infü^rung in bag 9ieid), nid)t erlangt. 2:ot
f)ei^t e§, nid)t weil jmei entgegengefe^te ^>^uftänbe am ©lauben
unterf trieben mürben, foba^ e^ al§ au§ ber Sebenbigfeit in ben
^obeSpftanb übergel)enb bargeftellt märe; vex^og nennt oiclmct)r
*) .'päufig finb Urteile über S^fobnö abgegeben lüorben oJ)nc jebe "l^ov-
ftellung uom ©Untbeneftanb ber onnagoge, bie einfarf) al^ eine ungliinbige ^Hotte
gilt, barnin and) oljne 3ll)nnng uom (5rnft ber 3lnäeinanberje^nng, bie fid) uon
Otefnö l)er in ^evufalem nid)t blo^ jnji)d)en Unglanben m\t> ©lauben, fonbern
jir)ild)eu ©lauben unb ©lauben üoUjogeu Ijat. W\t einem berartig üerbuufelten
»orijont ift baö Üserftänbniä oon ^ff- ^ »on üornl)erein üerid)erjt.
2) (i'iS mar ein 3JH^griff, loenu bie ältere ej:egetifd)e ilrabition für unfere
©teile eine bcfonberc Spejie^ be^ ©lauben^ fd)uf: tides niortua, unb fie bamit
für erlebigt l)ielt; ben „lebenbigen ©lauben" gelje fie nid)tö an. Sie gel)t baö
©lauben an.
430 Äcp- 10- ~'e 9lpoftel bev .Hirdie oon :oeni)alein.
ben 2:übe§5uftanb at§ fertige bletbenbe @igenjd)aft, uub fprid)t
au§, ba^ ba§ ©lauben für fid^ allein nod) ni(i)t§ rairft, gibt
unb t)ilft, unb nid)t p bem su recE)nen ift, roag lebt unb (eben
marf)t. ^)
®tefe 9^u^lofig!eit be§ ®Iauben§ gilt ^a!obu§ al§ etrca^
abnormes. @§ liegt ein ^abel für bie ©emeinbe barin, roenn
man fie fragen mu^: ma§ nü^t euc^ euer ©lauben? 9Zur burd)
bie 3Serfrf)ulbung be§ 9Jlenfcl)en l'ann bem ©lauben ba§ fel)len,
ma§ e§ frucl)tbar mad)t unb i!^m Sebenbigfeit gibt. %k§ ift
freilid) etmaS anbere§ al§ ©tauben-, nämli(^ tia^ 2Ber!. ^a§
2?orl)anbenfein ber 2Ber!e bat für ba§ ©tauben biefetbe 33ebeutung
rcie ba§ 33orl)anbenfein be§ @eifte§ für ben Seib,^) foba^ ba§
©lauben nur folange tima^ tote§ ift, al^ e§ üom 3Berf getrennt
ift. ^a^ e§ fiel) bei ber 23ergleicf)ung oon SGBerf unb ©lauben
mit ©eift unb Seib nicf)t um ha§> 3^ert)ältni§ ber beiben ?^unf=
tionen jur 2öat)rnel)mung anberer l)anbelt, liegt auf ber .^anb.
SGBer! unb ©cift finb au§ feinem anbern @runbe jufammengeftellt,
al§ meil fie bie belebenben Gräfte finb, ebenfo l^eib unb ©laube
al§ ba§ für fid) allein tote, rca§ erft burd) ein anbere§, nämlid)
burd) ben @eift unb ba§ SGBer!, Seben empfängt. 2lud) tia^ ift
nid)t in biefer 3Sergleid)ung entl)alten, ba^ ba§ ©tauben burd)
bo§ 2öerf jum ^afein fomme. ^ie ganje 9}lal)nung bat um=
getef)rt barin i^ren ©runb, ba^ ba§ ©tauben aud) ül)ne 2Berf
üorl)anben fein fann, fo gut al§ ein Seid)nam ba ift auc^ ot)ne
©eift. Sebenbig mirb e§ burd) ba§ SBerf be§megen, meil e§
erft baburd) 3Bert uor ©ott, gered)t unb feiig mad^enbc 5lraft
crt)ält. 9^ur wenn e§ mit bem SBerf nerbunben ift, trögt e§
bem 9Jlenfd)en Errettung unb !')ied)tfertigung ein, unb nur bann
ift e§ nic^t^ totes me^r.
>) »flt. bie „toten aücrfe" .s.X'br. H, 7. 9, 14, bie e^HMlfalK^ nicDt ,Mteift
lebenbifl finb unb OevnncI) [tertu'n, fonbern nicl)t8 nnbeieci alo tot finb; unb
loeiter aud) bie „tote Siinbe" Mim. 7, it, bie cvft l)ernacli yint X'eben fonnut.
') ^ev (Mcbanfe, mit 2, 2H fei nur ber 'i^enviff lob bari^eftelU, ein wom
HiJerf ßctvcnntc« ©[«üben fei fo tot, mie ein Veid)nam, ()nt bie nnijibriicflid)e
Weflcnüberftellunft be* /"K'^f nvivfiaioi unb x^q^ü ti>y(ot' jieju'it fid). !3?nniit
ift ber ''•lk'rflleid)unrtopnnft nid)t nur in ben Jobetf.yiftaub, fonberu nud) in bie
Iobc«urfad)e uerleflt, bie l)ier unb bort in ber 5Uiu)efenl)cit beffen lictit, morin
bnö Tole fein Veben hat.
2)ie 3?erurtei(ung beö trägen (^laubenö. 431
^er (Srunb biefc§ Ba^^§ ift oon ^«fo^ug mit großer
'2)urd)[id)tigfeit entroirfeÜ. (3rf)on bie a3ergleid)ung be^ tatlofen
@laubeu§ mit bem tatlofen SOßoI)Iit)olten, ba§ fid) in freunblid)en
2ßorten erfd)ö|)ft unb baburd) nu^lo§ mirb, scigt ba§ 3ScrIangen,
ba§ in biefen ©ö^cn lebt, mit großer ^(arbeit, ^ie 53ebeutung
jener 33erg(eid)ung mirb nid)t genügenb gefaxt, wenn man in
it)r blo^ bie 9]id)tigfeit leeren @efd)n)ä^e§ bargefteüt finbet. ^er
23ergleic^§pun!t liegt üielmel^r barin, ba^ bie freunblid)en Sßorte
be§ tatlofen 9Jiitgefüt)I§ ba§, mos bem ^eibenben fel)(t unb mag
it)m f)elfen mürbe, t'Iar unb ri(i)tig benennen unb boc^ feine
«Situation nirf)t änbern. Sßie fid) biefe^ 2öoI)Imoüen jum ^-öruber
Dert)ätt, fo üerplt fid) ba§ blo^c ©tauben ^u @ott. (&§ ift ein
rid)tiger ^lid auf ba^, roo^ @ott ift unb getan i)at; e§ fpric^t
5u ©Ott unb üon @ott ber 3ßa^rt)eit gemä^, mit SGBorten, bie
ba§ 33ert)ältni^ be§ 9)lenfd)en ju if)m rid)tig benennen. (S^ finb
aber nur Sßorte! ^a§ ift bie (Sd)ranfe be§ ©laubenö; er fällt
in bie (Spt)äre be§ Semu^tfein§ unb barum be§ Sort§. @r
be|al)t, roa§ @ott ift, anerfennt feine ©rö^e unb ©nabe, befennt
fid) 5u il)m unb ju bem, ben er gefanbt I)at. ®a§ finb nod)
immer blof^e 3öorte, unb Sorte finb nid)tig lebenbigeö. Seben
f)ei^t mirf'en. ^iefe SßBortc ber 3lnerfennung unb be§ ^efennt=
niffe§ bebürfcn eine§ lebenbig mad)enben ©eifte^, fonft bleiben
fie, fo rcal)r fie finb, bürre^ melfe§ ^aub, unb ber ©eift fäf)rt
in biefen Seid)nam bann, menn "ba^ 2Berf ^uftanbe fommt unb
ber 9}lenfc^ nid)t blo^ von feinem ®ott fprid)t, fonbern e§ für
it)n 5um ^anbeln bringt. @§ märe für bie tird)e rül)mlid)er,
roenn fie bie ftarfe Siebe mit ifirem tiefen Sd)mer5, au^ ber bie
Sßorte be§ :3a!obu§ geboren finb, lebenbiger in fid) nad)erlebt
ptte. ^n'eifelloS: baä ©lauben ift oon unfd)ä^barem Sert,
menn e§ mit ber Seere unb ^unfell)eit be§ ^erou^tfein§ oer=
glid)en mirb, bem e§ fei) lt. „®in einiger @ott", :jafobu§ gäbe
biefe§ 2ßort nid)t preig aud) nic^t um eine 2öelt! ogl. 1, 2. @r
mei^ fel)r mot)l, wieüiet bie 33inbung be§ 53en)u^tfein§ an ®ott
burd) bie 9Jlad)t ber 3ßat)rl)eit bebeutet. 2lber follen e§ nur
äBorte fein, wa§ ber 9)lenfd) (Sott gibt, unb bie ©emeinbc bes
®t)riftu§ fic^ bamit jufrieben geben, ba| fie fid) ^u ©ott be!ennt?
Slann fie @ott il)r ^anbeln oermeigern, mitl fie nid)t§ tun für
432 ^«P- 10. 35ie 3lpoftel ber iTir(I)e üon ^erufnlem.
i^n? ^ene ^nnerlic^feit, bie nur ;3nnenn)elt ift, bagegen ben
reellen SSerlauf be§ Seben§ unt)erül)rt lä^t, liegt auf ^a!obu§
al§ eine fc^rocre Saft: ni(l)t nur benfen unb reben, fonbern für
©Ott l)anbeln! ba§ ift fein 93erlangen. 2öir ftet)en bid)t neben
"»Paulus mit feiner gefanimelten ^ege^rung narf) beni SSoKbringen
be§ ©Uten. (Sagt ^aulu§: fannft bu ha^ ©ute nid)t uoübringen,
fo bift bu ein elenber SUlenfc^! fo fagt ^a^^buS: raitlft bu ba§
©Ute nic{)t cotlbringen, fo bift bu ein toter SDIenfcf)!
^cr ^inraeis auf bie teuflifd)en ©eifter becEt ben ©runb
nodf) lüeiter auf, raarum ha^ ©lauben für fid^ allein etrcaä tote§
bleibt, weil er auf baä 3ufommenbeftel)en ber 33eia^ung ©otte§
mit bem böfen Söillen in berfelben '^>erfon aufmerlfam mad^t.
%a§ ©lauben ift nad) feiner einen ©eite ein üom Söillen ber
^erfon unabl)ängige§ ©rlebniä; benn ha§ ©eglaubte brängt fiel)
in feiner Sß3at)rl)eit§mad)t bem ©eifte auf, unb menn e§ aud)
fofort al§ 3n^P"t^ ^^^'^ Sßillen bercegt, fo beftet)t bod) barin ha^
©ct)eimnig ber ^Bo§t)eit, ^a^ mir biefen ^ufammenl)ang §errei^en
unb unferen SGBillen aud) bem erfannten ©ott oermeigern fönnen.
2)e§t)alb fdjeibet ba§ ^:8efenntni§ ^ ©ott unb 6;i)riftu§ bie ©e=
meinbe nod) nid)t oon ber inneren ©leidjartigleit mit ben Teufeln
ah unb bcn)al)rt fie besl)alb aud) nid)t cor itjrem ©efd)idt; oiel=
mebr ftiftet ber ©laubenbe gerabe bann, roenn er blo§ glouben
mill unb ©ott fomit hah Serf oerfagt, benfelben ^Jii^ in fid),
ber bie ©d)ulb unb ba§ ©lenb ber Teufel ift. 2)ann ergibt fid)
gerabe au§ bem ©lauben bie .^öl^e ber ©d)ulb; er mirb jur
33erurteilung, ^ux Saft, 5um Cuellpunft l)i.H(ifd)cr 9lngft. „©ie
glauben unb beben." ©erabe bie ^Jä>al)rl)eit ©ottc§, bie fie fid)
nid)t oerbcrgcn fönnen, ber 58lic! auf feine unüergleid)tid)e 3!Jiaicftät,
bie alles! teuflifd)e Sollen in ri)nmad)t nicbevbvüdt unb rid)tcnb
oerfolgt, ift ©runb unb Ouell il)rcr '^ingft. ^n biefcm l)öd)ften
(Sinne gilt eö, bafi basi blo^c ©lauben unfrud)tbar unb tot fei:
c« begrttnbet bie Unfeligfeit. 4Bir fte^en mieber bid)t neben
••^JauluS: mag oerbaftet ben 5!J?cnfd)en an ©ottoS ^orn? '')V\d)i
ber ^Dlangcl ber äBal)vl)eit, fonbern il)r 'Ik^ü}, bann, luenn bor
aWenfd) bie ©a!)rl)eit mit Unrerfjt jufammen befit^t, ^Köm. 1, IH.
^arf man bie Übertragung boö '^^egriffei ©lauben auf baö
inifliM,.' ^K.Md.iltcn „fatad)ve)tifd)" l)eifHMr:' Dl)nc ^yrage mill
3)ie SBentrteilung be« trägen (Silau6en§. 433
un§ :3cifo6u§ ein abnormes 3Ser{)aIten barfteüen, \a bie aller^
f)örf)fte Slbnormität, ben %oh in feiner fcf)rec!Iirf)ften ©eftalt ; allein
ber ^efeft liegt nid)t im ©tauben, fonbern im ^anbeln. '3)a§
©lauben ift t)ie(mef)r auc^ im 2:eufet norf) "öaB @öttlid)e, bie &aU,
bie er of)ne feinen ^Bitten empfangen t)at unb barum aud) gegen
feinen Söillen bef)alten mu^. 2(ud) rcenn e§ nid)t ^rieben unb
©eligfeit, fonbern 3Ingft fd)afft, fo mirft e§ lebiglirf), ma§ e§ foll;
e§ mirb für ben, ber gegen ®ott ftreitet, pm @erid)t.
®ie 53eja^ung ber ©nabe fel)lt biefem ©lauben, aber nirf)t
fd)(erf)tf)in, nur fo, ba^ ber ©laubenbe fie nid)t für fid) felbft
§u bejafien üermag. ^afobu§ mag an (Sreigniffe beuten, roie fie
un§ bie ©Dongelien er5ä()Ien, mo bie ©eifter ^efns al§ ben Sobn
©otteä anrufen, ber gekommen fei, fie ju cerberben. ^amit ift
feine ©nabe bejaf)t, benn biefe mad)t it)n jum 9ietter ber @e=
quälten unb jum 3?erberber it)rer 3>erberber. Stber fie gilt nur
anbern, nid^t bem üor it)m ^ebenben. Und) mit biefer -Verneinung,
bie ber ^öllenangft mefentlid) ift, mirb @otte§ U^er^alten jum
©laubenben fo benannt, mie e§ in 2ßal)rf)eit ift.
S)er, ber fic^ feinet ©laubcnS rülimt, 5iel)t auS bemfelben
jetjt freitid) nod) nid)t '^Ingft, fonbern frobe >^ui)erfid)t, mcil er
auf ©otteö ®ahi unb ^ilfe §äl)lt. '2)amit ift aber nod) fein
realer Untcrfc^ieb 5mifd)en unferem ©tauben unb bemjenigen ber
2;eufel begrünbet. Slud) baSjenige ©lauben ift tot, ta^ un§
erquidt unb freut, folange mir blo^ I)offen, ba^ ©ott un§ feine
©aben fd)ent'e unb fein SBerf an un§ ooUbringe, bagegen i^m
nidjt geben, ma§ fein ift, unb nic^t tun, roa§ er Don un§ oerlangt.
(£§ ift let)rreid), ba^ ;^iafobu^ bem ©lauben an biefer Stelle,
mo er jeigt, ma§ e§ für bie ©rrettung be§ 9Jienfd)en bebeute,
bie Sinjigfeit ©otteS jum ^nl^att gibt: bu glaubft, ha^ ©ott
ber ©ine ift. S)ie allgemeine ©eltung feinet Urteile mirb nad)
feiner SJieinung baburd) nid)t gefd)mcilert. ©r erroartet bie @in=
rebe nid)t: üon biefer Raffung be§ ©lauben^ gelte e§ allerbingS,
ba^ e§ nid)t§ nütje; aber ba§ ©lauben fei nic^t genügenb be=
ftimmt; mürbe e§ 5. ^. auf ©l)riftu§ belogen, fo märe jene§
negatiüe Urteil nid)t me^r jutreffenb. ^afobu§ fügt aber 5U
biefem ©lauben nid)t ein anbereS ©lauben t)inju, bamit e§ Icbenbig
merbe, fonbern bas '©erf. 3Bie follte il)m aud) ein fo finfterer
Scl)lttttev, 2)cr (Slaubc im 9J. Scft. ^8
434 Ä«P- 10. 3^ie Slpoftel ber firc^e oon Sentfalem.
©ebanfc roic her: man muffe nid)! nur an @ott, fonbern aud)
an et)riftu§ glauben, pgänglid) geroefen fein! al§ t)anbette e§
ftd^ im ©lauben um eine mißfürlirf)e 3lbbition eine§ unoerbunbenen
Vielerlei, „^ux" an ©ott glauben — I)ier I)at für ^afobu§
fein „nur" ^la^, al§ gäbe e§ ein anbereg (Sut neben unb über
©Ott, al§ wäre ni^t @ott ber @eber aller guten @aben, al§
märe ber, ber an (£l)riftu§ glaubt, nic^t an @ott gläubig, unb
ber an @ott gläubig, ber nid)t an feinen (£l)riftu§ glaubt! @r
nennt in biefem SBort fon)ot)l nacE) ber objel'tioen al^ nacE) ber
fubjeftiüen (Seite ba§, maH bie ©runbgeftalt be§ ®lauben§ bilbet.
2llle§ ©lauben be§iet)t fic^ auf bie unDergleicl)licl)e ©injigfeit unb
SRajeftät @otteä; wa§ immer ber ©taubenbe bef'ennt unb er=
wartet, er anerlennt bamit ©ott al§ ben ©inigen unb bejal^t
angefid)t§ be§ göttlirf)en 2öorte§ unb 2ßerfe§ ©ott al§ @ott. ©o
ift aud) nad) ber fubjeltioen ©eite Überjeugtl^eit, bie ©otte^ ge=
roi^ ift, bie SBur^el, an§ ber ftd) alle§ ergibt, ma§ au§ bem
©lauben t)erDorge!^en fann, fei e0 ^"''ßi^fittit, D^tu^e, Söitte, %ai,
ober 3lngft, 2But unb ^a%
23eranla^t ift biefe ^erüorl^ebung ber einfad^ften ©laubeng-
geftatt baburd), ba^ bie Erörterung entfprec^enb ber beftänbigen
S^enbenj be§ 33riefe§ auf bem ber 6;^riftenl)eit mit :^y§rael ge=
meinfamen 33oben bleiben raill. 2luc^ bie !i>erberbni§ be§ @lauben§
jur Unfrud)tbarl'eit ift nid)t erft eine fpejififd) d)riftlid)e ©ünbe,
get)t oielmet)r au§ ber ©r)nagoge in bie ©emeinbe t)inüber. ®er
erfte 9ftul)m, ben ber 3ube ftd) jueignet, ift ber, ba|? er bie
6inäig!eit @otte§ bejaht. 2)a§ ift ber SSorjug, tt)eld)er it)n uon
ben Reiben fonbert, ba§ l)eitigc @rbe ber 93äter, ba§ ©iegel ber
9lu§it)al)l 3§raelg. „Er rül^mt fid) @otte^>", ^\nn. 2, 17. ,^;"vft
ber 9^ul)m be§ @lauben§ au biefer ©teile jertrümmert, fo ift er
überljaupt üerneint.
^n allen biefen 3(u§fül)rungcn ift ba§, mag ben ©tauben
unb ha^ SBerf uerbiubet, fcl)arf l)crüorget)oben. ^ie ^'^ctonuug
bicfes^ |^ufammenl)angg mar für ben ,>]n)ed ber 3)kl)uung un=
cntbet)rlid), meil fie bie Sd)ulb beffen, ber ha^ SDBerf uerfäumt,
bcutlid) mad)t. ©o beftimmt baci SBerf als! etums! "iRcucsi ,^um
erlauben l)in,^utritt unb nid)t naturbaft au^^ il)m ben)ovuHid)[(,
fonbern ein ncueö Sollen crforbcrt, ba^^, mic bie (£rfal}rung lcl)rl.
2)er 3iifii"'"enf)ang ^^itifc^en bem Wlauben unb beut SBerf. 435
aurf) ausbleiben fann, ebenfo beutlid) ift fcf)on burd) bic i^ev=
g(eirf)ung be§ bloßen (S(auben§ mit bem toten Seibe auSgebrüdt,
ia^ SOßcrf unb ©taube ein göttlicf) jufammengefügteS @an^e§
bilben. Seib unb @eift finb für einanber gefd)affen unb bie
@rftorbent)eit be§ Seibe§ fommt burd) eine 2:rennung juftanbe,
n)eld)e ber ^eflimmnng beiber juraiberlöuft. "tiefer 3ufommen=
I)ang tritt aud) burd) bie 33erg(ei(^ung be§ @(auben§ mit ber
unnü^en ^armt)ersig!eit t)eroor. 3Öof)(n)olIen unb 2ßof)(tat finb
§u einanber nid)t be§ie!)ung§(o§, fo menig fie ibentifd) finb, ba
e§ 5U ber erfteren noc^ einer befonberen (£ntfd)(ie^ung bebarf,
bie oft genug ausbleibt. ®a§ 2Öot)ltt)ü(Ien ift aber at§ innere
^Kegung nac^ feinem eigenen SBefen ber Xai sugercanbt, unb
bleibt oI)ne biefe etroa§ unfertige^. 5lber aud) bie ^Cenueifung
ouf bie Teufel erläutert biefen 3ufamment)ang. &§ bebarf, um
©Ott 5U fennen unb bod) ein S^eufel ju fein, ein teuflifd)e§ SBollen.
eben beSmegen ift eg ein i^ormurf, fall§ bag ©laubcn nu^loö
unb tot ift, weit ba§ ©tauben nac^ feinem eigenen Söefen baö
2Berf begrünbet unb nerlangt. Sllleei ^eben unb 3:un ®otte§
rcirbt ni(^t nur um be§ ■üJienfd)en ^^emu^tfein unb Söort, fonbern
um feinen Sßillen unb fein 2Ber!. %k 3Bal)rl)eit @otte§ menbet
fid) an unfer 3:un ; ba§ Sßort ©otteS oerlangt nid)t blo^e |)örer.
SBie ber Seib Drgan be§ ©eifteei ift, fo ift ba§ ©lauben bem
9)'lenfd)en ai§ SJiittel unb ^efäl)igung jum .f>anbeln gegeben;
nur ber bo§l)afte äöilte I)ält biefe 33en)egung auf. ^a§ fommt
aud) burd) ben (Sa^ jum 3tu§brurf, ba§ fid) ba§ ©lauben nur
in ben äßerfen jeigen laffe. ') '3)a jenes in biefen feine rffen=
barung t)at, finb beibe innerlid) ju einanber in ^öejiefiung gefegt.
®aS ©tauben ift auf ha^ 2Berf gemiefen als auf feine ^ilu^erung,
bamit aber aud) ba§ 3Ber! nom ©tauben abl)ängig gemad)t.
äßenn eS ©rmeiS beS ©laubenS ift, fommt eS ot)ne biefeS nid)t
juftanb. ©S empfängt au§ bem ©lauben fein SJlotio unb ^kl
3ßeil baS .^^anbeln bei rid)tiger 33emegung beS 9Jlenfd)en auS
ber iiBat)rt)eit ermäc^ft, bie er erfaßt, fo beftimmt baS ©lauben.
^) 3?a bie 2)un{eU)eit, bie auf bem erften leil von 'iS. IB liegt, ben ^n^alt
ber «teile ni(l)t berül)i't, ift bie (Srörtenmii ber Sl>orte ent5el)rlicf), ^umal t>a id)
nidit'S JlbfdiUefjenbee ju i^eben uermaiv JIht^ id) bariiber ju fagen toeifj, finbet
ber iiefer furj in ben „(Srlänterungen" äum 9i. 2e[t., 33b. 4.
436 Äa^i. 10. Sie 3(poftel ber Äircfje uon ^«»eruialem.
it)Q§ unb wie gel)anbelt roirb. '3)a§ Söerf unb ber ©laube finb
fomit in biefer 2(u§fü{)rung genau in ba§felbe SSer^ättniS guein^
anber gefegt, roie in ben Sßorten über bie 3Serfuc{)ung unb bie
2(rmut, n)eld)e ben SGßert be§ @Iauben§ preifen.
^a§ innere 3^erl)ältnig 5n)ifd)en beiben I)Qt ^d'obuS aud)
am ©lauben 2(brat)am§ bargeftellt, "iio. er erroartet, t>a^ fic^ bie
Sejer auf 2lbraf)am berufen werben, ber berceife, ha^ fd)on ba^
blo^e ©lauben üor ©ott al§ @ered)tig!eit gelte. 2ßeniger ficE)er
ift, ob auc^ bie Berufung auf dtai)ah in ben @eban!en ber
Sefer gu üertegen ift. ^afobu§ mag fie pr 23erftärfung be§
©d^riftbemeifeS felbft §itierett. ^ebenfalls finb beibe ^eifpiele
I)öd)ft treffenb geroäf)It: bort „unfer 3Sater" 2(braf)am, ber gc=
red)te, nüt bem au§brücE(i(i)en ^]eugni§ (S)otte§, ba^ fein ©tauben
üor ©Ott ©erec^tigfeit gemefen ift; {)ier bie ^eibin, bie 5^ana=
näerin, bie ®irne, bie bod) roatjrlid) feine guten Ser!e I)atte
unb bennorf) errettet unb mit 3§rael uereinigt wirb, loeil fie an
bie 9Jiad)t be§ ©otte^ :,^5§rael§ glaubt. ®iefe felben 33eifpiele,
loeldje ben Sßert be§ ©tauben§ in feiner ganjen .^öt)e barftellen,
finb für ;3afobu§ jugleid) ber t)eUe beweis bafür, \)a^ ha§
©tauben ot)ne Serie nid)tig ift. ^ie ©emeinbe t)at uotiftänbig
9?ed)t, wenn fie in 2lbral)am ba:§ !CorbiIb if)re§ ©laubenö fiet)t;
fie glaube nur, wie 2lbral)am, fo bleibt it)r bie 9ied)tfertigung
nid)t an§] fie gel)e nur bie ^a^n 9ial)abg, fo wirb it)r ©tauben
il)r bie ©rrettung ebenfo gewi^ bringen, al§ S^^al^ab biefelbe er^
langt l)at. iUian glaubt aber nid)t wie 2(bral)am, wenn man
blo^ glaubt ; beun 3lbra!^am brachte ©ott ben ©of)n jum Dpfcr
bar, unb bieg war nid)t blo§ ©laube, fonbern ein Serf. "©enn
3lbral)am ber !i>erl)ei|5ung ©ottc^i glaubte unb biefe§ ©lauben
if)m 5ur ©ered)tigfeit gered)net würbe, ©en. 15, 6, wenn er in
inniger 33crtrautl)eit mit ©ott ftanb unb ©ott il)m felbft ben *Dlamen
(\a^: mein ^reunb, ^Vf.41,.s. ©en. IH, 17. 3:arg. ;>r. ^I^^bilo 1,401,
fo lag barin für 5lbral)am fein ^ifpens oom "ilkn-f, fo "i^a^ er
an feinem ©lauben unb feiner ©otte§frcunbfd)aft bcfriebigt fein
burfte unb fid) ba§ 3Berf erfparen fonnte. Umgcfcbrt, oben beci-
wegen forberte ©ott ben 8ol)n uon il)m, unb uiie, wenn 3lbra:=
l)am il)m bcnfclben uerweigort l)ätto? wäie er nud) bann uod)
ber ©crcd)tfertigte, aud) bann nod) ©otteä ^^'eunbV Säre 9ta=
Xev ,3ufnmmenf)aiig jn)tfcf)eu bem ©tauben unb bem 3Berf. 437
i:}ah gerettet rcorben, wenn fie bie ^unbfrf)aftei- oerraten I)Qtte?
®arum beroeifen beibe, ba^ nid)t bie S^rennung, fonbern ha^'
einträd)tige ^ufammenroirf'en uon ©tauben unb Sßöerf (^otte§
üottfommene ®ahz empfängt. ®ie Opferung 31^0^^ "^ö^ eine
©laubenstat, bie ba§ 2;rauen auf @otte§ @üte unb Tlad)i auf§
t)öd)fte in Wnfprud) nat)m, unb bejeirfinet barum ber ©emeinbe
t)et(, lüie gro^eö fie uom ©tauben erroarten barf, nid)t ha^ fc^on ba§
©tauben fie errette, n)of)t aber ba^ ^§ fie jum ^örf)ften Dpfer
für ©Ott roiüig unb fäf)ig mad)e.
9lid)t bto^ ©otte^ ©abe, fonbern auc^ ta^' ©tauben felbft,
!ommt erft burd) ba§ 2öerf ju feinem ooüen Seftanb, i/. tüv
tQycüv ri 7Ciavig heleiiod^ri, 2, 22, nid)t blo^ baburd), ba^ fid)
feine ©rmartung erfültt, fonbern auc^ baburd), ha^ fid) feine
eigene innere ^efc^offent)eit neu geftattet. ^^ätte 3tbrat)am ©ott
ben ©of)n uermeigert, fo ptte er „bie boppettc ©eete" in fid)
erzeugt, unb mit feinem |)anbetn oerneint, roaei er im ©tauben
beia[)t t)atte. ©r t)ätte burd) biefen ^^miefpalt bie ootiige ßu=
üerfid)t in fid) serftört. ©rgibt fic^ aber ber 3Jienfd) ganj, atfo
aud^ mit feinem 3öotten unb Jpanbetn ©ott, fo gelangt an ber
©inf)eit feinesi ä^ert)alten§ and) ba§ ©tauben ju feinem üotten
33eftanb. ^hm liegt nid)t met)r nur bie ^^erfic^erung oor: man
\)ahQ ©tauben, ju n)eld)er ba^ oom 3Öerf gefonberte ©tauben
uerborrt, 2, 14 ; nun erroeift ber SRenfc^, roeil er f)anbett, roirf=
lic^ ©Ott eine ungebrod)ene >^uüerfid)t.
®amit ift aud) beutlid), marum ^afobu^ mit bem ©Iauben§=
begriff fo oerfd)iebene ßuftänbe, mie ha^ bebenbe unb baö ©ott
5uuerfid)tlid) um jebe ®ahe bittenbe ©tauben umfpannt. 2Ba§
ba§ ©tauben in fotd)e ©egeufätje au^einauber treibt, liegt nid)t
im ©tauben^inbatt, ba ber einige ©ott ber ßi^Ipwnft ^eg ©tau=
ben§ für atte ift, aud) nid)t im feelifc^en "isertauf be§ ©taubeng^
att§, ba berfetbe burd) bie '-föeife, mie ©ott fid) t'unb tut, für
alte analog gegeben ift, fonbern jum Cluellpunt't ber 3tngft mirb
ba§ ©tauben burd) teuftifd)e§ SBotlen unb ^anbeln, jur freubigen
^uoerfic^t bann, menn e^ 3tbra^am§ Söerfe neben fid) t)at. ®a§
ift bie ^Iöal)rl)eit in jener ei'egetifct)en Srabition, bie au§ 3afobu§
bie ©inteitung be§ ©taubeng in „lebenbigen" unb „toten ©tauben"
entnat)m. ©§ ftel)en fic^ bei il)m in ber Xat smei ©eftaltungen
438 ^<^P- 10- 2)te Slpoftel ber Äirrfie üon Senifalem.
be§ ®Iauben§ gegenüber, ein unnül3e§ nnb ein f)ilfreid)e§ ©lauben,
ein ©tauben, ba§ jur SSerbammung, unb ein fo(d)e§, ba§ §ur
^ecf)tfertigung füf)rt, ein ©lauben, ba§ Seben ift unb bringt,
unb ein fü(cf)e§, ba^ üom Seben getrennt ift unb trennt, ^alfcf)
unb bem 33erftänbni§ fd)äblicf) ift biefe Einteilung be§ ©laubeng
nur bann, rcenn überfel)en wirb, ha^ ber Unter[cE)ieb 5n)ifd)en
feinen beiben Strten nic^t au§ bem tommt, wa^ ha^ ©tauben
ifoliert com ^anbeln ift unb uermag, fonbern au§ feinem 3Ser=
^ättm§ äum SOBerf entftel)t.
3Jlit ber @rfenntni§, ba§ ba§ ©tauben ben 9Jlenfd)en nod)
ni(^t rettet, tritt für ^^^obu^ feinertei nngett)i^t)eit unb Stngft
in fein !i>erf)ältni§ ju ®ott, aU märe bie 9tedt)tfertigung bem
9)lenfd)en besmegen unerreichbar, meit er fie nid)t fd)on burd)
ha^ ©tauben ertangt. SSietme^r t)at er bie geroiffe ^uüerfid)t,
ha^ ©Ott jebem tun rairb, ma§ er 2lbrat)am unb ^ai)ah tat, fo=
mie er ha§ it)m aufgegebene )B^xt üottbringt. O^ifobug begrünbet
bie 9ted)tfertigung nur burd) ba§ SßertV) meit er ©tauben unb
SÖBerf nid)t gefonbert fiaben mitt unb nid)t jebe§ für fid) mit
eigenem 3Öert oor ©ott in 9?ed)nung bringt, ^amii t)ört aber
bie 9ied)tfertigung nid)t auf, bie ®ah^ ber götttid)en ©nabe ju
fein. ;3af'obu§ mad)t ben 9)Zenfd^en nid)t in fotdjer Sßeife at'tiü,
ba^ ©Ott paffio mürbe unb bto^ noc^ bie notmenbige Sloufequenj
a\i§ bem ju 5iet)en t)ätte, ma§ ber 9J]enfd) bemirft f)at. ^iöenn
bie fananäifd)e 2)irne barum gered)tfertigt mirb, meit fie bie
^unbfd)after fd)ü^t, fo liegt nid)t in it)rer %at attein ber lu-
reid)enbe ©runb be6 Sot)ne§, ben fie empfängt, '©enn biefe eine
2:at atte if)re fonftigen 3Berf'e, it)ren ©öt3cnbienft unb it)re Un=
5ud)t, übermiegt, fo bteibt bie 9ied)tfertigung , fo fet)r fie bie
^itntmort ©otte§ auf it)r 2Berf ift, ber fouueräne ^Jtt't einer frei
gebenbcn ©nabe, bie barum gercd)t fprid)t, nieil fie .yigleid) mx-
gibt. 'I)arum mirb bie ^Jiedjtfcrtigung nid)t gteid}nuif?ig auf alte
iSerfe bc§ 9J?cnfd)en belogen, at§ ergäbe bie ©efamtt)eit bcä
') 9(u(^ 2, 24 ftef)t bem pofttiuen Wlieb „m4 ÜÖJerfen" bao lu-iiatiito:
„nid)t am (yiciiibcii" ^imrtrijft nbfoliit ciit^crti'u, mib biu> lioüiofiiiito „mir" mirb
miobriirtcn, bnfj mclji uoil;anbcu joiii imifj llU^ l'lofi ("iMaiibon, luoim man ')lcd)l
fcrllrtuiirt fiiibcn tpiU. (Sine rtiifunlid)? ^Ibbition bcd WlaubciKN unb ber '■lln-rlV
joibfrfpndjt bem jjüiijcu (^ebanfoufliiufl.
^ie ©eroi^^eit ber 3?ed^tfertigung. 439
.^anbelng bte @ererf)tigfeit ; oielme^r finb e§ einzelne 2Ifte, bie
in itjrem inneren Söert adeg anbete fünbige ^anbeln nor ©ott
überroiegen: i^ egycov SiTiaiomai avd-QCOTtog, ni(^t ex twv Igyiov.^)
9Jiit biefer 2(u§n)af)t, bie ba§ eine 2öerf' oergibt, 'i)a§ anbete
ftönt, tt)itb bie 9'ied)tfettigung gn einem „^iufim h^v S3atm^et=
gigfeit raibet ha§ ©etidjt." ^at)et bleibt bie @eiüi^t)eit 'ötx
9'terf)tfettigung and) bei 3aföbu§ ein ©laubengaft, eine au§ @otte§
©Ute gef(f)öpfte ©eroi^fieit, ba nur au§ biefet ber ©c^Iu^ gesogen
werben f'ann, ba^ bie (Bixnh^ be§ SJienfc^en if)m nid)t jur 9Ser=
bammung, fein gererf)te§ ^JOBetf bagegen if)m jur 9?ed^tfertigung
bient. ^a^ ®runböet{)ältni§ groifrfien ®ott unb bem 9}^enfd)en,
ftaft beffen ber 9)Ienfd) empfangenb cor ber gött(id)en ©üte [tef)t,
an§ ber jebe gute unb oodfommene (3ahi fommt, roitb baburc^
nic^t befd)attet, ba^ bie 9f?ed)tfertigung bem SGBirf'enben jugeteilt
mirb. „Sßßeil er motite/' t)at er un§ geboren, ßovlri&elg aTCEAvriaEv
r]uäg, 1, IH, unb meil er mill, rerf)tfertigt er. '3)ie Don if)m @e=
borenen beruft er gum ^JOßerf ; aber er felbft ift e§ in feiner ®üte,
ber it)rem 3ßerf mit bem Strang beä Seben§ ben 2Öert ber @e^
rerf)tigt'eit §ufprid)t. ^afobug bercätjrt bamit felbft praftifd), ba^
ba§ 2öerf ba§ ©tauben nid)t ftört, fonbetn DoUenbet. 3^
raeniget et ^a^ ©tauben iima§ für fic^ felbft bebeuten lä^t, um
fo fteubiger unb gemiffer mirb feine 3ut)erfid)t, mit ber er bem
göttlid)en 9fiid)ten al§ bem ^J^oment feiner 9ied)tfertigung entge=
genfiet)t, rceil ©ott ber ©ebenbe ift.
3öät)renb im Urteil bet Sefet übet ba^ ©tauben ein n)ibet=
fptuc^guoIIeS ©d)n)anfen liegt, finbet firf) ein fo(d)e§ in ben
©ätjen be§ 3aföbu§, bie jene^ ©d^manfen auft)eben, nid)t. 2)ie
©emeinbe fct)ä^t ba§ ©tauben fe!^r t)etfrf)ieben in ber ©elbft=
befd)auung an ber eigenen ^'^^erfon, unb in ber Söürbigung be§
^rubetg, 5umal be§ ^^tmen. :3t)t Utteit ift nid)t ibentifc^, wenn
e§ bie ilbetnat)me üon Seiben, obet menn e§ ben ©mpfang bet
götttid)en ©aben begtünben foU. ^n bet ©etbftbefpiegetung gilt
e^ it)t a(§ Doll 5uteid)enbet ©tunb be§ 9ieid)§befi^eg, am ^tubet
*) 4nj(. 1, 25 : noir)Tr,s fQyov. 3{icl)t eine objeftii) fe[tftel)enbe (Summe
»on 3Kevfen mad)t Sf'fol'u^ jum W^a^ ber (yered}ti9feit, fonbern legt nur barauf
ben 3Jad)brucf, ba^ a^ jum 2un fomnten mu^. 9{id)t iv roTg fgyois, roo^l aber
iv T/) TtoiroH (cvTov jüirb ber 3)lenfc^ feiig fein.
440 ^ap- 10. 3)ie 2lpofte( bev ilird)e dou Sentfalem.
roemger a\§ ber golbene ©d)mucf. ©oII fie I)anbeln, fo rü()mt
fte ha§ ©laubcn, fo bo^ ba§ 3ßerf' neben tt)m üerfd)n)inbet ;
joK fte leiben, fo t)erfrf)tüinbet ii)x ha§ Seiben um be§ ®lauben§
rciüen feine§iüeg§, unb ber 'preis be§ @Iauben§ ift beträd)ttid)
rebujiert. ®a§ finb 2öiberf|)rücf)e. ®ie Stellung be§ 33rief§
ift bagegen etf)ifd) flar unb rein, unb ber äßille, ber ha§ boppelte
Urteil über ha^ ©tauben erzeugt, t)on jeber ©(i)roanfung frei.
2)a§ ©tauben ba gu preifen, wo e§ anbere nictjt vor SSera^tung
f(i)ü^t, unb e§ ha gering §u fc^ä^en, wo e§ @runb be§ ©etbft=
ruf)m§ roirb, ba§ ift ein eint)eittic{)eS SSer^atten; benn bie§ ift
ber ^oppetaft ber Siebe, bie alter felbftifc^en ^tät)ung entgegen
ben 2ßert beffen, wa§ bem 33ruber gegeben ift, jur 2(ner!ennung
bringt. Unb roenn ba§ ©tauben ha t)orf) geroertet wirb, roo bie
Unrcittigfeit jum Seiben eg geringfdjä^t, unb ha gering, roo bie
Unroitligt'eit gum Söerf e§ !^orf) t)ält, fo ift bie§ roieber ein ein=
t)eittirf)er SBilfe, roie aucE) ha§ ^ui^ücfroeic^en üor ber 3Serfud)ung
unb üor bem 2öer! berfetben 2ßiüen§ftellung entfpringt unb fitt=
lid) gleid)artig ift. '2)iefe Urteile entfpringen einer reblidjen, on
©Ott t)ingegebenen Siebe, roelcf)e bie gan§e '^^erfon an ©ott an=
fd)Iie^t. ©oroeit ber ^Jtut)m be§ ©Iauben§ biefe förbert, roirb
er bejat)t; roo er fie f)inbert, roirb er oerneint.
93lit ber ett)ifc^en ©inftimmigfeit biefer ©ätje ift auc^ fcf)on
gegeben, ba^ it)nen bie intetteftuette ©int)eitlid)!eit nid)t fel)lt. Sßenn
3afobu§ mit ber ©d)rift 3lbrat)am in jenem SRoment, ba er
©Ott bto^ glaubte, o^ne noc^ ein SBerf ju uotibringen, roegen
feineä ©tauben^ geredjt ^ei^t — fiir :jafobuS ift biefeS Urteil
ber ©djrift ein Urteil ©otte§, ba§ er nic^t auf^ulöfen gebenft —
rocnn ©ott it)n fobann al§ feinen ^reunb bel)anbelt, bem er
feinen 9iat offenbart unb ha§ 9ied)t ber 33itte geroäbrt — unb
©otteS 5reunbfd)aft fd)lie^t bie ganje ®ahi ©otte§ in fid) —
rocnn iljm nun ©ott nid)t nur feine löerl)ei^ung gibt, ha^ er if)r
nid)t roiberfpred)e, unb nid)t nur feine ^-rcunbfd^aft gönnt, fon=
bem il)m aud) ein ©cbot gibt, unb baburd) 3lbral)amö U>erl)älts
niS ju fid) über baä bto^e ©tauben t)inau§fül)rt, rocil er i^n
für it)n l)anbeln l)ei^t, unb nun erft, nad)bom il)m 'Jlbrabam ben
©ül)n gegeben l)at, burd) ein neues! 'l^evljeifnnuvöuunl il)m ba^
Öeugnig erteilt, er fei geredet uor il)m: fo ift ber '-üegviff, ber
3)ie (Stnf)ett in ben Säfeeii be§ :5afo6ii'S. 441
biefe ganjc @e[(f)ic^te a(§ @efe^ geftaüet unb ju einer feften @in=
t)eit 5ufammenf(i)lte^t, ber einer leben^üoKen, in fortfcf)reitenber
Bewegung fte^enben Siebe auf @otte§ rcie auf 9IbraI)am§ ©eite.
^n ©Ott ge^t bie Siebe t)on ber 33er^ei^ung pr Erfüllung, in
5(brat)am oom ©tauben sum 2Berf, unb roeil bie Siebe ba§ trei=
benbe in biefer Bewegung ift, gibt fie fc^on bem Stnfang ber=
fetben abfoluten SOBert, redjnct fd)on ba^ ©tauben jur @c=
redjtigfeit unb t)at bod) nic^t fd)on im 2(nfang it)r ©enüge, fon=
bern gef)t über benfelben t)inau§ hi^ 'öa^in, wo ber 3)lenfd) ©ott
atte§ gegeben unb Don it)m alte§ empfangen t)at.
^afobu§ benft fid) ben ©ang ber ©emeinbe mit 3lbraf)am§
2Beg übereinftimmenb. ©ott ^at fie au§ertt)ät)It unb in feine
greunbfct)aft gefegt, n)e§t)atb it)r ^efi^ auf bem ©tauben beruht,
'öa ©Ott aU ber oor il^r ftet)t, bem fie certrauen barf unb foU;
aber aurf) fie beruft ©ott pm Söerf, jum Opfer, bag it)n et)rt,
pm ^ienft, ber feinen äßitten tut. <^'0lgt fie biefem 9iuf, fo ift
ber Sof)n it)re§ ©ef)orfam§ ber, ba^ fie im @erid)t be§ gered)ten
©otte§ fein Sob unb 3öot)tgefaaen empfängt. 2(uc^ f)ier ift '^z-
megung unb Aortfd)ritt: auf ©otte§ Seite uon jener 3(u§n)abl,
n)etd)e bie ©emeinbe in bie 5reunbfd)aft ©otte§ fteüt unb fie
baburd) jum 2öerf für i{)n beruft, ju jener 9ied)tfertigung, meiere
i^r Söerf lobt unb toI)nt unb fie be§f)a(b and) in ber fünftigen
©eftatt be§ 9ieid)§ bie ^reunbfd)aft ©otte§ neu erleben tä^t; auf
beä 3Jienfd)en Seite ^emegung oom ©tauben, ber bie ©rö$e
@otte§ unb bie ^errfc^aft ^z\u crfennt unb bejat)t, jum 3Öerf,
ba§ für ©Ott aüe§ tun unb alte§ leiben fann. 9(ud) f)ier jer^
fällt bie 'öemegung nid)t in ein unoerbunbenes äJielerlei oon
^i^orgängen, fonbern ein einiger äßille ©otte§, biefelbe ©üte, cr^
sengt unb notlenbet ben SSerbanb ber ©emeinbe mit ©ott, unb
ein einiget 93erf)alten be§ 50flenfd)en entfpric^t bemfelben, jene§
Sieben, n)eld)e§ glaubt, roenn ©ott t)anbelt, unb l)anbelt, wenn
er ben SJlenfc^en f)anbcln t)ei^t.
Unjmeifel^aft fe^t ^afobu§ mit feinem fräftigen 3Serlangen
nac^ bem tätigen ®ienft ©otte§ feine jübifd)e ^römmigfeit fort,
unb bringt bie 2ßat)rt)eit berfelben jur SSoUenbung. ©r t)at aber
gerabe baburd) ben 9lomi§mu§ beftimmt auSgefd^loffen, ha^ er
t)on einer unb berfelben ^^erfon fagt: fie fei im ©lauben ermäl)lt
442 ^ap- 10. ®ie 3lpo[teI bei- Äird)e oon Senifatem.
unb au§ it)ren SBerfen gered)tfertigt unb barum auc^ uom einen
unb fetben ©tauben: er errette unb errette nic^t. ^ebem nomi=
ftifd)en ©tanbpunft ift e§ roefentlic^, tia^ ©tauben unb 2Bir!en
gegen einanber ju ifotieren unb bem ©tauben einen eigenen jetb=
ftänbigen Sßert §usufd)reiben, ben e§ bet)atten mu^, einertei, roie
jid) ba§ 2Ber! baju oerI)ätt. Seit aber für ^a!obu§ ba§ Serf
nid)t Surrogat für ha^ ©tauben ift, foroenig at§ ba§ ©tauben
für ba§ SBerf, fonbern beibeä bie nid)t §u fc^eibenben ©rn)ei=
fungen be§ ©ott f)ingegebenen Seben§ finb, raeit er parattet \)a''
mit feine @rn)ät)tung be§ ©taubenben fennt, bie nic^t ben SÖBilten
in fid) fc^tö^e, ben ©taubenben au§ feinem 2öer! §u redjtfertigen,
unb feine 9f?ec^tf ertigung , bie nidjt bie 33ottenbung ber gum
©tauben berufenben ©rn)ät)tung märe, meit it)m ©otte§ ^anbetn
al§ ein DotI!ommene§ ©eben cor ber 6eete ftet)t, at§ bie unge=
teilte 2:otatität einer ©üte, unb ebenfo bie menfd)tict)e ^-röm=
migfeit at§ bie ungeteitte S^otatität einer üöttigen Eingabe an
©Ott, barum fonnte ;3at'obug beibe§ miteinanber fagen: burct)
©tauben reid) unb nur au§ SGöerfen gered)t, je nad)bem er ©runb=
legung ober S^ottenbung, 30littet ober Q\d, 33ebingung ober 9te=
fultat ber ganjen ©otte§freunbfd)aft in§ 2luge fa^te. ®er ©taube
ift ber 33efi^ be§ iWeid)§; benn er ift ber burd) ©otte^ ©üte gc=
fe^te Stnfang unb biefer ift, fofern er anhebt unb grünbet, ba§
©anjc. ®er ©taube ift nod) nid)t ^efi^ be§ i)ieid)§; benn ber
Slnfang ift rocrttoig, rocnn er nur Stnfang bteibt, unb ber ©runb
nid)t§, rcenn er feine ^otge f)at. ©in fotd)er ©runb ift tot.
©ine ^]3robe für bog 3Serftänbni§ ber (Sätje be§ ''■Briefe
über ba§ ©tauben unb bie Sßerfe erniögtid)en 5unäd)ft feine 2lu§=
fagen über ba§ böfe äöotten. ®ie fünbige ©ntwicftung bc§
SJ^enfdjen mirb burd) bie brei 33egriffe befc^rieben : 'Begier, Sünbe,
2;ob, 1, 15, bie ber ^reit)eit ©taube, 'iBerf , soeben gegcnfätjtid)
entfpred)en. '3)ie '-öegier ift für fid) attein nic^t imftanbe, aftio
ju merben, fonbern bcbarf eine§ befrud)tenben 5ltt§, avllaßovaa,
um ,^ur ^at unb baburd) pr ©ünbe ,^n merben. ®tefc 'iöefnid)^
tung lüirb it)r baburd) ju teil, bafj fidj bie '"]3crfon in it)rem
eigenen bemufjtcn SBotten it)rem „3ihV' ergibt. Sßermag fic für
fid) attein bie Sünbe nidjt beruor.yitu'ingen, fo gibt fie bod) ber
fünbigcn %ci{ ben ont^alt unb (£l)araftcr: fie gebiert fie. 'Jiid)t
2)ie Segierbe unb bie Sünbe. 443
bic t)on ber %at ijolierte Regier ift fd)on totcnb, fonbern au§
bem äßerf bes 9Jlenjd)en evir)äd)ft il}m ber Xob. %k jur 33oU=
enbung gelangte ©ünbe §eitigt i^n in firf) unb bie S3egier mixtt
benfelben nur infofern, at§ fie i^re 9J?utter wirb. 2)iefe '^eftim=
mungen über ben auf ba§ Söfe geridjteten Siüensoerlauf ent=
fpred)en bem 33ert)ältni§ sn)ifd)en bem ©lauben unb ben SGBerfen
genau, ^er Unfruc^tbarfeit ber 33egier in if)rer ^folierung
entfpric^t bie Slutjlofigfeit be§ ifolierten ®(auben§, ber ^wgMt
ber Regier bie 2:riebfraft be§ @Iauben§, burd) bic er un§ ben
3mpul§ sunt Söerf barreid)t, ber Cooperation be§ 2Biüen§ mit
ber 33egier, burcf) meiere bie ©ünbe entftet)t, t>a§ ^u^amrmn--
mirfen be§ Jöillens mit bem ©tauben, burd) n)elrf)e§ ba§ 2Bcrf
juftanbe fommt, ber ©eburt be§ 2:obe§ au§ ber üoltenbeten
©ünbe ba§ 33ermögen beg ooltenbeten Söerfg, un§ 9ted)tfertigung
p bringen. @§ ift aber nirf)t S^\ail, bafj ber 5^aufal5ufammen=
^ang smifc^en ben einsetnen iHf^omenten ber fünbigen (&nim'\d-
lung meit beftimmter ausgefprod^en ift, al§ in bejug auf
"öa^ gered)te 58ert}alten ju ©ott. @g wirb nicl)t gefagt, ba^
ber SJIenfd) ^ai^ ©tauben pm 3Berf, mot)t aber ba^ er bie Se=
gier jur ©ünbe befrud)te, nid)t ha^ 'C>a§ ©tauben baö Serf,
ipol^l aber, ha^ bie 33egier bie ©ünbe, nid)t t)a^ ba§ Sßerf bas
Seben, n)oI)t aber, ba| bie ©ünbc ben 2:ob gebäre. :^n ber
fünbigen ©ntu^idtung tiegt bie faufate Craft für bie ganje "öe^
megung im SJJenf d)en attein. ^ier oerI)ätt er fid) probuftiö;
wa§ er probugiert, ift freitid) ber Xoh. %üx ben ©mpfang be§
2eben§ tiegt bie faufate 9)lad)t in ©Ott, me^^atb meber ba§
©tauben beö "lOlenf d)en für t)a^ SBerf, nod) ba§ SBerf für ha§
Seben ber jeugenbe ^at'tor ift, benn „jebe gute ®aht fteigt t)on
oben t)erab", unb „©ott ift e§, ber un§ burc^ ba§ SGBort ber
2öaf)rl)eit geboren f)at."
SKeit bie Unterlaffung be§ 3Berf§ ba§ ©tauben tot mad)t,
biefelbe aber, mie atle ©ünbe, au§ ber 33e0ier ftammt, fo ift bie
Regier at§ ba^jenige erfannt, rva§> bem ©tauben in unferem
i^nnern n)iberftet)t unb e^ üerberben rcitt. ^n ber 'Xai !ommt
biefer ©egenfa^ än)ifd)en ©tauben unb ^egierbe me^rfad) in ben
2lu§fagen be§ 33rief§ über "üa^ ©tauben an§ Sid)t.
®a bie ^^erfuc^ung burd) bie 33egierbe §uftanbe tommt, ber
444 Aap. 10. Tk 9lpofte( ber Mirrfjc uon Scnifutem.
©loube aber bie Überiüinbung ber ißerfuc^ung ift, fo ift biefe
at§ Spannung grcifdjen bem ©lauben unb ber 33egierbe befiniert ;
ber ©teg be§ einen ift bie ^flieberlage be§ anbern , 1, 2. 14.
9BäI)renb ber ©taube bem ©ebet ©rbörbarfeit gibt, inacE)t bie
Regier ha^ ^Bitten nu^Io§, weit [ie ha§ xa/uag aheiöd^at er-
gibt, 4, 3. 2öät)renb ber ©laube im ^lirf auf ®f)riftu§ bie
Söfung üom irbifrf)en @ut gibt, erftrebt bie 53egier ba§fe(be; fie
ftiftet bie „3^reunbfd)aft mit ber SBelt", meldte ^ur ^reunbfrf)aft
mit ©Ott, bie ber ©laubenbe f)at, in unauft)ebbarem ©egenfa^e
ftef)t. ^amit rcirb menigfteng narf) einer ©eite t)in ber SSeg
jum ©tauben firf)tbar. Söfung üon ber 33egierbe, fo "tio!^ fie ber
^erfon etroag äu§ere§ bteibt, mag fie nid)t in i^r eigenes Jföolten
aufnimmt, ift S3ebingung be§ @tauben§. 2)er SJlann mit ber
„boppetten ©eete" rairb biefe baburcl^ to§, 'i^a'^ er feine ^änbe
reinigt unb fein ^erj t)eitigt, 4,8; bie f^reunbfcE)aft mit @ott
mirb baburd) erlangt, 'iiC['\^ man bie 3^reunbfd)aft mit ber SBett
aufgibt, 4,4. ©nabe mirb bem gemährt, ber ftd) nor ©ott
bemütigt; Söfung oom S^eufet ertangt ber, ber fid) i^m raiber^
fe^t, unb ©Ott fid) unterroirft, 4, 7—10. W\i einem 3öort, "öa^
©tauben f)at feine SOBurjet in ber Umfetjr: {.levävoia.
5tud) bie begriffe „Sißort" unb „2öat)rt)eit" muffen bead)tet
fein, t)a it)nen ber ©laubenSbegriff ftet§ nat)e ftel)t. ©§ ift tef)r=
reid), ba| über ba§ 3Öort baSfetbe 2)oppeturteit uortiegt, mie
über ba§ ©tauben. ©§ I)at bie errettenbe 9)?ac^t bei fid) unb
ift ba§ gjiittet, burd) n)etd)eg ©ott un§ in§ Seben fü^rt, 1, 18.21.
©§ mad)t fid) bem 9Jlenf djeu innertid) gegemuärtig, ift it)m „ein=
gepftangt" unb bietet fid) baburd) feiner ':}tufnat)me an. ^od)
roirb e§ nid)t fd)on burd) feinen btof?en 33efit5, fonbern erft burd)
ba§ SOBerf, burd) iüetd)e§ e§ gefd)ie()t, für un§ t)eitfam. Grft
ber 2:äter beSfetbeu ift fein redjter .^^örer. Ot)ne boö ^ißerf wirb
oud) ber 33cfi^ be§ 2öort§ ein teerer (3d)cin, ba ber bto^e .^^örer
boc^ nur ein ucrgefjtid)cr .f^örer ift, ber ba§ SBort nid)t bteibenb
in fid) aufgenommen bat, 1,22 ff.
1)00 3Öort bat feine 'J\-ät)ig!cit , un§ in ein Seben ^u uer=
fc^en, baö ©ott unsi gab, bcSbatb, meil es( „^JKat)rf)eit" ift. Darum
cntftet)t bie ©cfabr, bie bcn Wcn[d)ou mit bem Unnborbon bc=
brobt, bann, monn er oon bor „'ii>al)rl)cit abivvt", unb bie
J'oä .stören unb Tun be§ 303ort§. 445
f)öd)[te ^ilfe unb Siebestat, bie einer bem anbern errceifen fann,
beftef)t barin, ba^ er \i)n jur 3Baf)r!^eit jurücfroenbet, 1, 18. 5, 19.
®Qburd), ba^ bie „äöa{)i^^eit" alä bie 58afi§ beg ganzen (J^riften^
flanbe§ beurteilt wirb, ift ge[icf)ert, ba^ bei 3ofobu§ von feinem
anbern ^anbetn gefprüd)en roirb al§ oon bem, ha^ fidj im ©lau=
ben begrünbet. ®enn hk 2ßa{)r^eit • gibt bem 2Bort bie @igen=
fc^oft, ^a^ e§ gtaubf)aft ift.
2(u6 ber ^ebeutung, bie ha^ 2Ber! für ben Eingang in ba§
^)ieid) f)at, folgt, ba^ aud) haä @efe^ ein unentbet)rlid)e^ @ut
ift, üon bem bie ©emeinbe fid) nid)t löfen fonn, fo gemi^ fic
nid)t auf ha§ Söerf üer5ict)ten miü. ®a§ Söort, auf bem fie
ftel)t, fül)rt fie 5um üotltommenen ®efe^, unb burd) biefes wirb
fie gerichtet rcerben, 1, 25. 2, 12. Seine n)oI)ltätige SO'lad)t mirb
baburdj fräftig bejeugt, ba^ feine &ahe al§ ?^rei^eit befd)rieben
ift. @§ ftef)t in genauefter S^ongruenj, ba^ fid) ^afobug um ber
Serfe miüen 9ied)tfertigung unb burc^ has ©efe^ 5'^eit)eit ge=
geben roei^. @r t)at e§ nic^t gegen fic^ al§ feinen Verfolger,
ber it)m ^eben unb ^raft näf)me unb il)n in .^aft fe^te unb jum
Xobe leitete; üietmet)r entfte^t bie ganje Entfaltung bes 2ebin^
jur ^ülle unb ^raft baburd), baj? fic^ ber SJlenfd) bem @efc^
mit ganzem 3Billen untergibt.
2)iefe banfbare, freubige 33etrad)tung be§ ©efetje^ mirb ba-
burd) möglid), ha^ es im Siebe§gebot feine föniglid)e li^orfc^rift
\)at ^eömegen ftel)t e§ mit ©t)riftuä, ber ^reil)eit unb bem
©tauben nid)t im ©egenfatv ^ie Siebe ift nid)t gegen ben
(£l)riftu§, mirb uielmel)r an il)m unb feinem SBort als ber alle
©ebote umfaffenbe 3Bille be§ ©efe^es offenbar. '3)ie Siebe ift
aud) nid)t eine 5iefd)räntung ber ^reil)eit, ta fie nid)t Dual ift,
foubern Suft, nid)t ßwang, fonbem eigene^ ^Bollen, ^n^em ba§
©efet3 bie Siebe forbert, begrünbet e§ aud) im '^lid auf ba§
l'ommenbe ©erid)t nid)t 3^urd)t; üielmel)r „rü^i"t fid) bie 33arm=
I)er5i9feit gegen bas ©erid)t", meil fie ha^' ©efetj für fid) f)at.
®a§ Sieben ift enblid) aud) nid)t gegen ba^ ©tauben, ba§ feiner=
feitä bie ^rud)t ber Siebe ift, nämlid) ber göttlid)en, in beren
©ebenSmilligfeit e§ feinen ^n^lt l)at.
®urc^ ©al. 2, 12 t'ennen mir einen ^onflift smifd)en ^^aulu§
unb ^afobus, burd) hcn ebenfalls ha§> 5ßerl)ältni^ bes ©laubenä
446 ^öP- 10. ®ie 3lpoftet ber Äircf)e oon Sentfolcm.
§u bcn 2Ber!en berührt raorben ift. ®afür, ba^ bic @tnt)eit ber
©emeinbc 2tntio(^ta§ burd) ^etru§ in @efaf)r gcbracfjt rcurbe,
{)at ^aulu§ 5um S^eil bie ©c^ulb auf 3(ifot)u§ gelegt, ber bie
^^eit)a{)rung be§ Tnofaifd)en ©peijegebot§ auä) im 3}erfef)r mit
ben t)eibnifcf)en ©laubigen gemünfdjt f)at. ®a§ galt ^autu§ at§
©d)n)ad)beit be§ ©Iqubenä ; benn ba§ auf ®f)riftu§ gefteüte
©lauben rcerbe babuvd) bem SBer! be§ ®efe^e§ na^gefe^t unb
bie 9^erf)tfertigung ftatt burd) jene§, burd) biefeg 9efud)t. ^aben
roir in ^a!. 2 bie 2lntn)ort bc§ ^ötobul auf ba§, rüa§ ^^aulu§
gegen i{)n gejagt f)at? Segt er f)ier gegen ^aulu§ bar, marum
er bie 2(bfonberung be§ @Iauben§ oom Söerf oerroirft, unb beibe
miteinanber oerbunben t)aben miü, n)e§f)alb er nid)t einzig burd)
ben ©tauben feine 9ie^tfertigung fud^en fann?
Gin fotd)er ^onftif't ift be§batb nid)t befrembtid), mett bie
gan§e ©emeinbe ha§ ©tauben nie atf^ eine fetbftnerftänblid^e
(Ba6:)t, fonbern al§ ein f)ot)e§ ^ki betrad)tete, nad^ raeldiem fte
rang. SO^an mar fid^ beffen bemüht, ba^ ibm fd)roere ^inberniffe
entgegenftet)en, fo ba^ eö oft nid^t einmal roie ein ©enfforn oor=
l)anben ift. ^arum t)at fid) auc^ unter ben '^pofteln ber brüber=
lic^e 23erfet)r unb bie 3iicf)t barauf bejogen, roie fie ba§ ©lau:=
ben t)atten unb betätigten. ®arin roar :^a!obu§ mit '•^^auluS
üöUig ein§, ba er ja befonberg na^brüdlid) jur SGöadf)famfeit
barüber mat)nt, roie roir ita^ ©tauben t)aben.
G^ roäre eine grobe 33erroed)felung, roenn roir au§ ber
•^erroeigerung ber 2'ifdf)gemeinfc{)aft bie 23erroeigerung ber ©e=
mcinfct)aft übertjau^t unb bie 53eftreitung ber 3ugef)örigfeit ber
I)eibnifd)en ©laubigen ju ßl)riftus! unb jur ©emeinbe mad)ten.
•iJaoon ift bei ^^aulu^^ ©at. 2 nid)t bic ^\obe, unb bor "iBricf be§
:^afobu5 gibt ebenforoenig irgenb roeld)en ':}(nlaf?, it)m ©cring=
fd)ätning ber gtaubcnben .Reiben 5U5ufd)reiben. ^<im, ber imftanbe
roar, ben üorne()men ^>rufalemitcn, wmn er in bic ©cmcinbc
fani; fteben ^u laffen, unb bem armen 53ruber, rocit er an C\cfu^
glaubte, bcn Si^ anzubieten, bürfcu mir zutrauen, hci^ er audf)
am t)eibnifc^cn 33ruber ben bcrrlid)en ^JJamcn, ber über ibm gc=
nannt roar, unb bic ©omcinfd)aft mit ibm \)'6\)n' gefd}äl)t bat,
qIö bie ©emcinfdjaft mit bcucu, bic ibn läftcrtcn. ®csil)alb mar
er aber nod) nid)t roiUig, aud) für feine eigene ^l^crfon bic
2)ie Sejic^ungen be^ Safo&uöbriefö ^u ^^aulu§. 447
tnofaifc^e ©peifeorbnung abjutun. Da§> göttliche @ebot forbert
bie Siebe unb in ber relatioen @leirf)gü(tigfeit ber ©peifeorbnung
gegenüber bem Siebe§gebot lag für i^n bie 3JlögIid)feit, aurf) mit
ben ^eibnifrf)en 33rübern unb benjenigen jübifrf)en G^riften, n)elrf)e
fie of)ne ^ebenfen übertraten, bie ©emeinfc^aft §u pflegen. ®a
er in feinem Briefe nirgenb^ an fie erinnert, ^at er fie firf)er
nicf)t jum ooüftänbigen @efe^, in ba§ er un§ I)incinfd)auen l^ei^t,
fonbern ^u ben Slnföngen unb unoollfommenen Drbnungen beg=
felben ge5ät)lt. 2lnbererfeit£i ergaben fid) gerabe au^ bem (^ebot
ber Siebe im 33licf auf ^§xatl mäd)tige ©rünbc, bie jur (Br-
füllung be§ ®efe^e§ antrieben, ^) ebenfo ernft, mie bie (Synagoge,
bamit biefer, fomeit e^ an ber ßf)riften^eit lag, jeber 2Infto^ er=
fport bleibe, unb eg aucf) am t'teinften ©ebot jur 2!arftellung
fomme, ba^ (SI)riftu§ t)a§ ®efe^ nic^t auf (oft, fonbern in basi
üollfommene ®efe^ einfüf)rt. 'i^or altem für 3^f" ^oten, bie
^grael ben SOBeg ju G^riftuö ju jeigen t)atten, ftellte fid) bie
2;reue gegen "i^a^ @efe^ leirf)t al^ eine befonber^ l)eilige 33er^
pfliditung bar.
'»^^aulug bagegen f)at in ber @ebunbenl)eit an bie (5peifc=
orbnung eine ©d)H)äd)ung ber ißerbunbenl)eit mit (£f)riftu§ gefet)en,
rceit fie bod) mieber ber ©a^ung aU fold)er t)erbinblid)e Ä'raft
äufd)reibc unb baburd^ roieber baue, waB im ©laubcn an 6t)riftu^
abgebrüd)en mar.
^iefe§ Urteil l^aben mir nid)t ju beanftanben. ^^lic^t in ber
prinjipiellen Stellung jum ©efe^ unb ju Cs^fw^ 1^9 ^^^ 3)langel.
:v5nbem jene^ al§ ba§ ®ebot erfaßt mar, ben ^JMd)ften mie fid)
felbft ju lieben, u)ar @ütte§ unb (£l)rifti ^ÄMUe runb unb mat)r
benannt. @alt c§ nun aber nad) bem Siebe^gcbot ba§ 3Serl)alten
5U ben einzelnen Sa^ungen ju regeln, unb ju beurteilen, mie
meit biefe nod) anjumenben feien, bann ftanben bie 5Jiänner, bie
unter ber ^^^ubenfd)aft arbeiteten unb bie @emeinfd)aft mit it)r
betonten, in ber @efat)r, ber ©a^ung mel)r Sßert 5U5ugeftet)en,
at§ it)r nad) il)rer eigenen 53ebeutfamfeit ^ufam, eben meil fic
©atjung be§ ©efeljeS unb ba§ bie (£t)riften^eit mit ^^i'Q^l "^^^i^-
^) 6ä ift ju beacf)ten, ba^ SafobuS »on feinen Sefem enoartet, fie rec^t«
fertigen il)ven i^erfe^r mit ben ^Keicl)cn burc^ bie Berufung auf bas Siebeö;
gebot, 2, 8.
448 ^^P- 1^- ~^^ 2lpoftel ber Äivcfje »on ^enifalem.
binbenbe raar. Slucf) rccnn ba§ @cfc^ nirf)t neben (Jt)riftu§ ge^
rüdt fonbern feinem SBort unb 3Berf untergeorbnet rourbe, fiel
e§ ben jübifrf)en (Sfiriften fcf)n)er, i^re ^rei^eit nid)t blo^ in ber
(Erfüllung, fonbern aurf) in ber 9Zid)tarf)tung be§ @efe^e§ ju be=
tätigen, bann, roenn bie d)riftlid)e @emeinf(f)aft biefetbe forberte.
•jßaulug, ber mit 2Infrid)tigfeit fagen fonnte: er fei um be§
®F)riftu§ willen für ha§ @efe^ tot, voax §ur Söfung biefer ^^^ragen
befonberg au§gerüftet, morauf er im ©alaterbrief mit 9ted)t t)in=
gemiefen t)at a{§ auf feinen SSorjug, ben niemanb in berfetben
^JGßcife befa^ mie er.
^ie 2lu^fü{)rung im ^al'obu§brief §ielt aber nic^t auf ben=
fetben ^^un!t, auf ben fid) bie (Erörterung in ^ntiod)ien bejogen
t)at. *2)er 3"^^!^ be§ @efe^e§ fommt nid)t in ^^rage unb bie
©peifeorbnung fällt be§l)alb au§ ber ^etracl^tung ganj l)erau§.
3alobu§ gibt ber O^rage nad) bem 3Serl)ältni§ be§ @lauben§ gum
SBerl' unb jur 9?ec^tfertigung i^re einfad)fte unb baburd) tiefftc
Raffung, in ber fie alle berül)rt unb für jeben in ber ©emeinbe
ein beftänbige§ 3lntiegen su bilben l)at. ®aburd) nimmt er feiner
'2)arlegung bie lonlrete ^ejieliung auf ^^aulu§.
@ine fold)e 3::rennung be§ @lauben§ oom 3Berf, bei ber ba§
SBerf üerfäumt mirb, bie ^enüt^ung be^ ®lauben§ an ben einen
©Ott äur eigenen !i^erl)errlid)ung , ein -i^aften an ber 33erbienft=
lid^fcit unb @rö^e beä ©laubenä, mobei biefe§ al§ 3Sormanb §um
©ünbigen bienen mu^ : 'öa^ atle§ l)at mit ^^aulul nid)t§ gemein,
l)ebt üielmet)r am ©lauben alle§ auf, rooran e§ für *'|.^aulu§ fein
iföefen t)at. "Sie 'jl)löglid)feit beftebt freilid), ba^ ;3afobu§ fürd)tete,
bie paulinifd)e ^Ked)tfertigung§let)re fönne in biefer 9?id)tung gc»
fäl)rlid) lüirfen; uieüeidjt l)at fie fid) and) mirflid) in ber jübi-
fd)en ©cmeinbe entleert unb eine äBertfd)äl3ung be§ ©laubcnä
l)erüorgetriebcn ot)ne ben ^nl)alt unb 'i)a^'> (Srgebni§, melrfie e§
bei ^l^auluö f)nt. !i^ieneid)t t)at fid) aud) bie ^^^olemif ber jübi=
fd)cn i^cl)rer fd)arf gegen bio Wlanben^prebigt gerid)tet unb bie
ß^riftenl)eit bcö^alb gojd)olten, mcil fie baö (^k'fel3 ucvlaffc unb
nid)tsf at^ glauben rooUc. ©o würbe au§ ber ©Uiubensiprebigt
ein ^Jlnftof}, ber ."^^rael ben ^»^ntrilt ^n ^"^efuS erfd)uierte. 2Bir
luiffcn auö ^Köm. M, .s, bafj bie ^lscrfed)tev bei^ Ciiofeluv'o ^^Hiuhis^
crnftljaft ben !i?ünüurf nuul)tcn, er oerleite ju einem fünblid)eu
^ie 33eäief)uiujen beö SafobuSbriefs 511 ^^paulug. 449
©lauben, ba§ ben ©rf)u^ gegen ba§ 53öfe verloren \)aht. 3>iel=
Ieirf)t f)ielt e§ 3af'o6u§ für nötig, iold)e Stnftö^e baburd) 5U be=
fettigen, ba^ er bie reine 2{rt be§ @Iauben§ befd)rieb. 3l(Iein
folrf)e ^onftruftionen rechnen immer nur mit 9Jlöglid)!eiten, unb
befd)äftigen fic^, narf) ber roeitoerbreiteten Unfitte ber „SBiffen^
frf)aft", ftatt mit bem, wa^ ^atohu§ gefagt \)at, mit bem, n)a§
er babei au^erbem nod) gebac^t f)abe ober gebad)t f)aben „muffe".
©0 merben SKotiüe, bie, fa(I§ fie überhaupt mitmirfen, neben=
färf)Iirf) finb, an ben ^^ta^ be§jenigen 9Hotio§ geftellt, ba§ ;3öfobu§
mit Dotier ®eutli(f)feit felbft befiniert. 3t)n t)at bie ©orge, ba^
bie ©emeinbe uergeblid^ glaube, mit tiefem ßrnft bemegt; ju
biefer ©orge f)at it)m jebenfaU^ nid)t einjig bie Strbeit be§
"•^aulug ben 3lnla^ gegeben, ©id) beö @lauben§ ju rüt)mcn, t)at
ber 3ube nid^t erft burcf) mi^uerftanbenen ^^^aulini^mu§ gelernt.
„2ßer fennt bid) unb mer glaubt an beine ^ünbniffe, e§ fei
benn 3§raet'^" ') .^ier mar bie 3tbfd)eibung beö @lauben§ oon
ben SBerfen unb bie Beurteilung be^felben al§ einer oerbienft^
Ii(f)en Seiftung ^eimifd), unb fie lag berjenigen ©emeinbe, bie
raegen it)re§ @Iauben§ an 3efu^ Dereinigt mar, it)resi @Iauben§
megen fid) ba§ 9?eid) sufprad) unb 5ufpred)en burfte, unb it)r
©tauben prie§ unb greifen burfte al§ ba§, rca§ fie ju @otte§
^eiligen unb jum roaf)ren :3§rael mad)te, üotlenb^ nai). 3^if^en
bem falfd)en unb bem reinen 9iul)m besi (Glaubens ift bie ©renjc
fein. Xk SBarnung be§ ^öfobuä ^at feinen befonberen I)iftori*
fd)en 3(n(a§ nötig, ebenfomenig al§ bie SBorte über bie ^d)ai)''
li^feit ber ^wnge ober bie Sßarnung oor üeräd)tlid)er Bet)anb=
(ung ber Slrmen. ©ie t)at ju jeber 3^^^ if)r preid)enbe§ SRotio
im Seben ber 6t)riftent)eit, mie benn immer burd) fräftige ®Iaubeng=
prebigt fofort ber falfd)e Siu^m ber ©läubigfeit faft unoermeib^
tid) entftanben ift unb entftef)t.
2Bir bürfen ät)nlid) mie bei ^aulu§, aud) für 3afobug ben
93erfud) roagen, fein ©tauben burd) ben 93erlauf feiner Seben§=
gefc^id)te ju erläutern. -) @§ finb un§ au§ berfelben einige be=
*) l^ii Ü?ovftelluiui| , ber ©(aubenöbeiiviff ober ber ^)ieci)tferti9ungöbei3riff
ober üud) nur bie '■Betoiuuun Don Ö)enef. 15, 6 ftamme erft üon '|.'aulu!^, ift
falfd). ^aö ift fd)on fi)nac(ognle6 (^hit unb bainiin ber Urgemeinbe eigen geraefen.
-) i^d) lüieberfple biefe 3luefü{)runij, obrool;! fid) roieber, lüie bei ber erften
©d)latter, Xer QJtoiibe im 9f. S;cft. iJ9
450 ^öP- 10. Sie aipoftel bcr Ätrd)C uon Sei-ufalem.
beutfame ©retgniffc bcrtd)tet : ba^ er O^ju 33ruber war, i{)m aber
roäfjrenb bcr ßcit feine§ 9Bir!en§ lüiberfprad), ba^ er ben 2(uf=
erftanbenen gejef)en f)at, unb nun §eitleben§ in ^erufalem al§
ba§ |)aupt ber jübifcf)en ©emeinbe geblieben ift unb bie ©e=
nteinjd^aft mit 3§rael unb bcm Sempcl bi§ s^iwt 9Jiartr)rium
feftge{)altcn f)at. ®icjc ^aten gcl)cn mit feinem 33rief §u einem
@an§en pjammen unb macfjen un§ bie @ene[i§ biefe§ @(auben§=
ftanbc§ einigermaßen oorfteübar.
2)abei barf frcilid) nid)t überfeljen merben, ba^ auc^ ber
ftärffte eintrieb, ber au§ bem eigenen ©rieben ftammt unb ber
^^erjüntidEjfeit ©elbftänbigfeit cerlei^t, immer nur oerbunben mit
ben üon ber ©emeinbe au§get)enben äßirt'ungen fein S^efultat er=
jcugt, jumal bei ben apoftolifd)en SJtännern, bie fid) mit cnt=
fd)loffener Siebe in bie ©emeinbe ^ineinfteüten unb nid^t§ qI§
bereu ©lieber fein mollten. @ine Unterfc^eibung §mifd)en bem,
roaS it)re eigene 2eben§gef(i)id^te if)nen üerfdE) äffte, unb bem, n)a§
ben ^efi^ itjrer Generation bilbete, ift barum nie burc[)fül)rbar.
3ßa§ uns a{§ baä 33ilb be§ .^a^o^"^ au§ feinem S3rief entgegen^
tritt, üeranfd)aulicf)t un§ sug(eirf) bie ©t)riftenf)eit ^^rufalemS.
2Bie aber biefer ©emeinbefi^ angeeignet rcirb, barauf I)at ha§
perfönlid)e @rlebni§ einen großen ©influß, fonft fönben mir nid)t
bie fräftige @ntraic!(ung ber perf önlic^en Stijpen, bie aüe, 9Jiatt^äu§,
;3ot)anne§, ^^aulu§, fo gut roic ^a!obu§, in unb für biefelbe Gene-
ration leben, unb bod) einen beutlid) unterfd)cibbaren, originalen
©laubcn^ftanb Ijaben.
3afobu§ ftel)t barin neben ^aulu§, baß aud) fein fieben
in jmei gegenfät3tid)c .^älftcn äcrfällt, ba aud) für it)n ber Glaube
erft auf eine "^eriobe be§ Unglaubens folgte, mobei ber 3öenbe=
punft für beibe im Slnblid bc§ 5luferftanbenen lag. ^aS ergab
aud) für il)n, baß fein GlaubenSftanb eine negatioe, abmel)renbe
33eroegung begrünbete, bie fid) gegen feine einfüge 33erfünbigung
roanbtc unb baS auöfd)loß, maS frül)er ben ungläubigen Gegen=
UCuflnflc, bie iMorliebc iiuuicl)er i^cfcr für biu\ iuiu\ mir iiocl) tlK^ ^iH-niuituiui m
bcr (^renje unfrcö lüiffeuö ftel)t, an bicfeii ^Jlbjcljuitt l)A\\[\ci\ lüiib. I^ic 1)av-
lefluiifl l)ot iuand)ed cjttfoUet, lua« alö ficl)ere Sieobadjtimfl umnittelbov mi beut
apoftolifd)eu lUort fid) ergibt, äüciui bcr Vefer baiaii uorbcii^clit iiiib fid) mir
bamit l)cfd)äftiflt, jüuö beutcubc ik'rmutuiifl ift, ift bie* Jiidjt meine «d)ulb.
J)ic 83efe^nmg beg 3afobu§. 451
fat3 gegen :3efu§ in it)m t)eröorgentfen ()at.') tiefer bejog ftd)
aber bei 3dobu§ anf einen anbern "»^unft ai^ bei "»ßaulu?.
äBät)renb biefer für baS @eje^ gegen ;$^efu§ [tritt, üerteibigte
3at'obu§ feine d)riftologifd)en Hoffnungen gegen \i)n, unb bie§
beftimmt mid) bie 9iirf)tung, in roeld)er fein ©lauben fic^ abfrf)Iie^t
unb ablef)nenb roirffam wirb. Sein ^Jlnfto^ an ^efug ergab fid)
au§ ber 33erfd)iebenf)eit 5iüifd)en ^efu 2öeg unb feinen eigenen
d)riftologifd)en ^]?oftuIaten, loobur^ er fic^ 5u einer unjufriebenen,
Sraeifelnben ii'ritif treiben lie^, »ergl. ^ot). 7, 2ff. , n)eld)e üon
3efu§ @rö^ere§, 9Jlacf)t, ^errlidjfeit, Offenbarung forberte, bi§
bie 3(uferfte^ung ^efu biefelbc nieberfd)lug. 3In it)r faf) er, ba^
nirf)t 3efu§, fonbern er felbft in einer irregef)enben (Sfftafe be=
fangen war, üergl. 9Kr. 3, 21. ©tanb er 5unäd)ft al§ ber ^^iffenbe
3efu§ gegenüber mit bem 3(nfprucf), it)m 5u raten unb 2öeg unb
3iel ber ^leffianität ju roeifen, fo wirb er nun ber ^3lict)tunffenbe,
ber ftiti unb gebeugt üor ©ott unb (£f)riftu^ ai§ ber Spt)äre
be§ ©etjeimniffeö ftet)t, ba§ er nid)t le^renb beutlid) mad)t, ober
feinem Urteil unterwirf t. 3(u§ feiner na^cn brüberlid)en @emein=
fd)aft mit 3efu§ ()atte er einft bie ^äbigfeit abgeleitet, ibn ju
beurteilen, unb ben 3tnfpru^, ba^ feine SJieinung für it)n @en)id)t
i)aben muffe. 9lun ftel)t feine früt)ere ©teüung al§ t)offärtige
Überl)ebung cor it)m; ber trüber trat it)m in bie ©tellung be§
Herrn, unb er in biejenige be§ 5^nerf)t§, ber nur barauf bebarf)t
ift, ba§ ®ebot feinet ^^xvn ju tun. ^Jlad)bem er fid) an ber
3?erborgent)eit ^z\ü gefto^en unb fd)lie^lid) erlebt l)atte, ba^ er
') 3JJau wirb nid)t eiiiiDenben, bn^ bamit bie Siuibe ju einem fonftitutiuen
Jyaftor ber apoftolil'cljen Vel)vtnlbun(\ gemacht fei; mcl)t alä fortbefteftenbe, nur
alö uerflcbene unb nufijel)obene ift fie bieö, luociegen fid) nur ein iUuforifct)er
Üiegriff ber göttUd^en isergebung fträubeu fann, nie beftdnbe fie barin, bie
Siinbe fd)ted)t()in fotgenloe: 5u niad)en. ;^n biefeni Sinn wirb nid)tö (55efd)el)eneö
ungefd)ef)en gemad)t, woi)i aber beftel)t bie SJergebung barin, bafj ifjre folgen
juni 0uten geiuanbt werben unb ber ©d)oben in ©eiuinn umgefe^t loirb. 9Md)t
bie inbiribuelle ©igennrt ber apofto[ifd)en Iropen loeift an fid) fd)on auf bie
fünblid)en 'i^orgänge im Seben ber apüftülifd)en 'flJänner (jin, ba bao ^nbioibueUe
nid)t an fid) fd)on etiüa^ ®iinblid)e'3 ift, jdüOI aber, M^ bie :^snbiuibua(ität
aud) in i^nen nod) fein GJanje^^ ift, fonbern Siicten (jat, bie ber (Srgdn^ung
burd) einanber bebürfen, lueöf^alb Gpf). 4, 13 aud) für ben apoftolifd)en Mreiö
ba^ ^\d nennt, baö biefer erft jn fuc^en ^atte.
452 ^(^V- 10- ®i^ 3tpofte( bcr iUvdic üoii ;3enifa(em, ,
gerabe fo ber ßrbe bev ^errlid)feit würbe, bejatit er if)n nun al§
ben uerborgenen, unb jd)n)eigt im 33en)u^tjein, ha'^ er 3eju§ fo
nat)e ftanb unb tf)n fo rool^I gefannt unb bod) nid)t ernannt f)atte,
fonbern bie nn§ulänglid)feit feiner ©ebanfen ^efu gegenüber
t)anbgreiflirf) erlebt unb e§ mit Slugen gefef)en {)Qtte, rcie bie ^ara=
borie be§ güttlicf)en ^anbeln§ fie befeitigte. 9^ic^t al§ ob er auf
©rfenntni^ üer§id)tete; er rourbe an ber 2öaf)rne!^mung be§
(£f)riftu§ nid)t btinb unb nid)t in eine erfenntni§(ofe lt'ned)tfd)aft
t)inabgefto^en, fonbern ift burd) it)n äu bem ©ott gebrad)t, uon
bcm bie 2öei6t)eit nieberfteigt. ©o lebt er mit offenen 2(ugen
unb n)ad)famer 2(ufmerffamfeit; aber er fef)rt nun feine bur(^=
bringenbe 5^ritif gegen ben 9)lenfd)en, um biefen au^ feinen
2:äufd)ungen I)erau§3uleiten. ©ein SeI)nüort rairb pm ©piegel,
in weld^em ber 9Jtenfd) fein eigene§ 2lngefid)t betrad)ten foll, unb
jmar fo, ha^ er nid)t mef)r »ergibt, raie er geftattet ift, 1,23;
i)ai er e§ bod) erlebt, mie man fict) f eiber täufd)t unb, „wenn
man feine S^n^t nic^t jügelt, fein .^erj betrügt," 1, 26.
©ein eigene? @rtebni§ ftanb aber mit ber gro|3en SOBenbung
in bcr (^3efd)id)te ber ©emeinbe in engem ^ufammen{)ang. ©einer
d)riftologifd)en St^eorien wegen ftie^ ^grael 3cfu§ an^. ©ein
eigener ^atl unb berjenige feine§ !i5oIt'§ üerfIod}ten fid) bal)er in
eine einl)eitüd)e @efd)id)te. ®arum mar nid)t 3^t)eologie ba§,
wa§ ^^^xazi I)alf. @g mu^te fd)iüeigen lernen, ftatt mit ftoljer
3uoerfid)t ju urteilen, ben 33Iid einwärts wenben auf ba§, ma§
e§ fetber war unb tat, ftatt feine **|^oftuIate gegen ®ott ju fel)ren,
3Öa§ 3^vael .f^ilfe bradjte, war nic^t Unterrid)t, fonbern "öu^e.
9li^t ein S3efe()l fonnte fie wirfcn ober ein unfreier ^wang.
9Jiit ber 3ßaf)rbeit allein war ibm ju l)elfen, mit bem !©ort,
ba§ it)m ben flaren Ginblid in bie '*-i^efd)affenl)oit feiner '^•römmig^
feit gab. 31 ber biefe? SBort mufjte fein Sid)t uor allem auf tci^
legen, roa§ ^^vad war unb tat.
^er ^rief be§ ?safobuc^ ift tief bemüttg. (5r ftebt fovt=
roäfjrenb im 5tampf gegen bie boffärtigc Uberljebung, bie fid)
fdjon mit bem .^'»ören be? g5ttlid)en !iBorte§ jiert, ben armen
5}rubcr üerad)tet, mit bem blof?en (<3lauben prunft, am ;Öcl)ren
unb an ber Seieil)eit l)offärtig wirb, in bi'ifer .i?uft fid) gegen
®ott auflel)nt, gegen ben "iUubeu burd) Väfterung unb d^eridjt
3)ev Unterj(l}ie^ *iH)i|c()en ^safobug itnb "^^aulite. 453
fid) überlebt, fic^ felbftbeiru^t be§ Sebenä fid)cr bünft unb am
9fieid)tum jur llngered)tigf'eit fic^ üerl)ävtet. "S^er Sricf fud)t bie
Beugung vov @ott: bie ©ebeugten aber rid)tet er auf jur @e=
butb, äum 53itten, sunt ©laiiben, 1, 1—18. 5, 7-20.
©id) üor ©Ott 5U bemütigen: ha^ befc^reibt nirf)t nur ba§,
jooron 3aft)bu§ für fid) felbft feine ^Tömmigfeit f)at, fonbern
jetgt aud) bem gefamten 3^rael, roie eö ben 2Öcg @ottc§ get)t.
SDamit raar gegeben, ba^ bie formet: allein aus (Stauben,
fo roenig fie ^öfobu^ unoerftänbtic^ roar, ugl. 2, 5, feinem inneren
Seben nid)t entfprad); benn fie fe^t biejenige ^id)tung be^fetben
üorau§, bie „mit aufgebecftem 31ngcfid)t bie ^errtid)feit (£t)rifti
in fic^ fpiegelt", 2 Siov. 3, 18. ^er ©eminn, ben ^^aulus burd)
feinen Seben§gang empfangen t)at, tag barin, ba^ if)m ©ottes
(^ah(, bie ^efu§ unferem irbifd)en Sebenölauf oermittelt, fic^tbar,
mertDoU, gro^ geworben ift, ot)ne baf? er fid) oon ber c^ufunft
löft, in ber aud) er lebt, bod) auf @runb beffen, luaö @ott für
ibn üo(lbrad)t ^at unb in i^m oollbringt. ^amit, ha^ er in
ben erfd)ienenen ®^riftu§ erfennenb t)ineinbtic!t, mirb ber ©taube
fid) felbft nad) ©runb, ^\\i:)a\i unb ^JS^irfung burd)fid)tig unb
feiner ^l'raft bemüht. ®ie !iBat)rt)eit ber pautinifd)en (formet
befte^t barin, ba^ '»^autug ©tauben unb &ahi 5ufammcnfd)aut,
unb ba§ ©tauben nie bto^ at§ menfct)lid)e§ 33ert)atten betrad)tet,
fonbern at§ über un§ emporreid)enben, in ©Ott t)ineintangenben
;i^organg, fomit nie of)ne .^in5unaf)me 6;t)rifti, feinet 2:obe§ unb
Seben:§ unb ©eifteö, nie ot)ne ^in§una^me ©otte§ unb feiner
©nabe, bie bem ©tauben gebenb entfprid)t. ®arum ift 'öa^
®{auhm etn)a§ ©anje^, meit mit it)m ba§ ganje Serf (£t)riftt
unb bamit ber gan§e 3nt)alt ber götttid)en ©nabe ©igentum be^
9)lcnfd)en mirb, fo ha^ aud) feine fitttid)e ©rncuerung in if)m
entt)atten ift, nid)t at§ 2öirfung be§ pt)nfifd)en 9}]ed)ani§mu!g
ober unferer 2Bitien§fraft, fonbern loeit ©ott unb ®t)riftu§ nid)t
nur ben oorgefteltten :3n^ölt be§ ©tauben§ bitben, fonbern für
unb im ©taubenben mirffam werben at§ bie oon ber (Sünbe
©rtöfenben. «Sowie jebod) am ©tauben nur ba§ in ^etrac^t ge-
bogen wirb, rüa§ 3(ft be§ 9Kenfd)en ift, — unb baoon, rva^ ber
SJienfd) fei, unb wie er fein 'i^ert)ältni§ ju ©ott geftalten wolle,
fprid)t 3iif>^t)u§ — ift bie paulinifd)e formet eine Unmijgtid)feit,
454 A^fP- 1'^- 2)iß 9lpoftel bei- Äirdie uon Serufciteiii-
lücil bcr 3?erbanb mit QdoU jerriffen ift, raeun it)m ber 9Jlen]d)
t>a§> Söerf oerfagt.
3)cr 3ißlö^^ttnfe, ben ^afobu§ ber ©emeinbe nort)ält, ^ei^t:
SSoUenbung, reXeiov, ein gan§e§ SSefen. ®erjelbe roar im mcf=
fianifrf)en begriff unmittelbar entf)alten, ta ber (£t)riftu§ bie
üollenbete 3öeltgeftalt fd)afft. @r lenft ben ^lid in bie ^ufunft
unb bort murmelt ber 33rief mit feinem ganzen Xracf)ten, iüä!)renb
il^m bie ©egenraart bie 9^üft= unb Söarteseit ift. '^a§ brängt
bQ§ blo^e .^ören, ©tauben, hieben, Sßiffen surüdE, ha \a nirf)t
@rfenntni§, fonbcrn ^at bie 9iüftung auf ba§ 9ieicf) ift. 2)er
^rief fiel)t nicf)t auf ben Urfprung ber ©emeinbe jurücE, meber
auf bie altteftamentli^e Offenbarung, noct) auf bie neuteftament=
lid^e. @r rebet nid)t con SJlofe unb mrf)t mn ^efu§, nid)t »on
ber 3Iu§fül)rung au§ 9lgr)pten unb nic^t üon ber 3Iuferfte!^ung
:3efu. ') 2ßäre bem Sefer bamit gct)olfen, wenn er ben 3ßeg
überfät)e, ben bie ©emcinbe l^inter fid) f)at? ^afobu§ fprid)t
üon bem, mag it)r je^t obliegt, unb geigt it)r Don bem ^-^^unft,
auf bem fie ftet)t, ben 2ßeg Dormärt§ ju it)rem ßiel. 9Bie ganj
anberg ">^^autu6! @r uerfolgt bie 2tufgabcn ber ©emeinbe ftetä
big in ben Urfprung it)rer ®f)riftenfte(Iung jurücE. l>on ßf)riftug
unb bem ©eift empfangen alle einzelnen SOBeifungen i^re ^e=
grünbung, unb ber 33Ii(J f)aftet uuüermanbt an ber liBurjel, au§
ber ber ©(aubenbe mit feinem gangen 33efit^ eruuädjft. ^ci ^afobug
bleiben nid)t nur bie vergangenen ©reigniffe, n)eld)e bie ©emeinbe
begrünbeten, fonbern aud) bie gegenmiirtigen 53esict)ungen ©otte§
unb 3efu 511 i^v, famt ber ^ut'unft, übert)aupt bie gange Spl)äre
be§ göttlid)en ©eing unb .^anbelng, bcbedft. ;3^<ifobug fennt bie
©egenmart gött(id)cr Gräfte unb i^^ahcn in ber ©emeinbe mol)l,
ba ja ©Ott ben ©laubenben crnuit}lt unb burd) fein ^JOBort gum
©rftling feiner 6d)öpfungcn geboren l)at, ba er il)m 't)a'-$ ^iöort
mit errettcnber Äraft einpflangt unb il)n burd) Sei§l)eit uon
oben, bie nid)t blo^ „feelifd)" ift, erleud)tet unb fü^vt, ta oefu§
') iUcnii man bcbcnft, bafi '^^nfobiiö mitten im 8treit ber ^Xeliiiioiien ftel)t
unb bie« an fiUjrcnbcr otellc, fo erl)itlt biefetj Srt)ii>eifle» ilJtUbe unb Wrbfjc
2)er Streit bcr JHcliflionen cr.^eunt (eicl)t JsHinatitfmnvS ; bicfcr luicberljolt aber
unoblrtffifl feine ;Vormeln. sj<on rt)riftlid)em Jyanatiismu«( ift jebcnfnll« im '^^afobuvS^
bricfe nic^t« )u {el)en.
®er Unterfc^ieb jroifc^en Safobuö unb ^^anUtö. 455
o(§ ber ^err über benen rcaltct, bie @otte§ enrät)lenbe @nabc
§um ©lauben an tt)n füt)rt, unb bie ©einen fennt unb raei^, ob
fie in (Sebulb auf i^n raarten ober roiber einanber feufscn, ba
©Ott ben @ei[t im 3Jlenfd)en n)ot)nen lä^t, ber bie ^eunb|d)aft
mit ©Ott begrünbet unb biejenige mit ber Sßett auft)ebt, rceS^alb
bie Söei^Ijeit uon oben allen erreichbar ift, rceil ber @ei[t für
a\ii tarn, ha ®ott bereit ift, fid) ju benen ju naf)en, bie ftrf) ju
i^m naf)en. 2((Iein ba§ aüe§ lä^t ^^fobug ot)ne 53efcf)reibung.
@r fc^aut ftiti gum einigen ®ott unb üerijerrüc^ten ^efu§ empor,
nirfjt al§ mü^te er fie erft fud)en oI§ bie unbefannten, oieImeI)r
meil er im gefannten ©ott ru^t, fe^t er ba§ ^iel feinet Sef)r=
roorte§ nicf)t in bie -JRetjrung be§ 2öiffen§, weil firf) nid)t t)ier
ha^ ^ebürfni§ ber ©emeinbe finbet, fonbern in^ Sßerf, metdje^
bem i^r gefd)enften SBiffen 3BaI)rt)aftigfeit unb 5rud)tbarfeit gc'
mätirt. ^ie 35oüenbung ber (Srfenntniö mirb it)r fommen, rcenn
ber (£t)riftu§ !ommt, ber je^t nodf) uerborgen ift. 3Jiit ber ^e=
bectung ber göttlirf)en ®inge tritt aud) ba§ ©tauben ftill inö
innere Seben jurürf unb fein 3öert fteüt fic^ in biefem ©cbanfen^
gang anberS al§ bei ^]^aulu§ bar. „9^ur" ©laube! fagt ^^afobuS,
2, 24; loie wenig ift ha§ nod^! benn e§ ift nid)t basi SSödige,
nid)t haS erreirf)te ^kL 2l(lein gerabe in biefer ^urücfbattung,
in ber Unterorbnung be^ 3Biffen§ unter bas äöerf, ift ein fraft*
notier ©lauben^aft entf)a(ten, ber auf ^eiüei^füt)rung , auf be=
griffü^e ©rflärung unb anfd)aulid)e 2)arfteüung be^ 2Berfe§
^efu unb feiner ßufunft ner5id)ten fann, roeil er feiner geroi^
ift unb bie§ fo, ba^ firf) fein gan§eg ^anbeln auf jene^ ^'^iel
t)intenft. ;3ebe§ ©tauben f)at eine abn)cf)renbe ©eite, feinen ii)m
entfprec^enben Unglauben neben fid^, wie umgefel^rt jeber Un=
glaube fein ©tauben. ®er Unglaube be§ ;v5<Jfobu§ rirf)tet fid)
gegen all ba§, mag ber SJZenfrf) fein SBiffen, .^ören, Sef)ren,
©lauben t)ei^t; baoon ermartet er feine ©rrettung nid)t. ©benfo
roenig erroartet er ^ieoon :^§racl§ ©rrettung. tiefem ift nur
bann ju Ijelfen, roenn e§ firf) mit flarem Unglauben gegen fein
eigene^ Steinen, Riffen, ^e^ren unb ©lauben ©ott ju unterroerfen
nermag.
®er 33rurf), ber in ben Seben^lauf be§ ^afobu§ fällt, mar
weniger tief al§ berjenige, ben '>|5aulu§ in fid^ erlebte. Somie
456 '^"P- l*^- ^if 3(po[tel ber Mirdie uon v>fi""l^'^'"'
ftd^ ber .^ampf auf "öaB @efe^ b^sog, flanb fofort alle§ auf bem
©piel, nid)t nur bev Sef)rbau, fonbern aurf) bie Siegeln ber
:^eben§fül)rung bi§ jum legten ftttlicf)en 53egriff I)tnau§. *S)a fid)
bei ^afobug ber ^ampf unb bamit aud) ber 33rud) auf bie
d^riflologijc^en Hoffnungen bejog, fd)to^ er nid)t au§, ha^ beibe
"»Perioben feine§ Seben§ burd) einen großen gemeinfamen 33efi^
üerbunben blieben, ber burd) jenen 33rud) nid)t erfd)üttert rcorben
ift. 3" ^ß"^/ "'ö^ ß^ öön ^aufe au§ al§ jübifdie (^römmigfeit
befa^, trat ^efu§ in feinen ©egenfatj ; ha^ fa'f) er üielme^r burd)
i^n beftätigt unb gepflegt. 2öa§ i^n jum SBiberfprud) gegen
3efu§ trieb, ent)ie§ fid) aud) am Tla^ feiner jübifd^en ^-römmig^
!eit al^ unfromm, al§ (5e(bftübert)ebung, bie tro^ it)rer ^linbt)eit
urteilen roolltc, a(§ Unroiüigfeit , ba§ Söort ^efu nid)t blo^ ju
{)ören, fonbern aud) p tun, al§ Seiben§fd^eu , bie ben 3Öeg
3lbral)am§ nid^t gef)en mod)te, ber @ott feinen ©of)n nid)t oor=^
enthielt: ba§ alle!§ rid)tete aud) ha^ ©efe^. ®er ©laube an
;Sefu§ brad^te feiner j[übifd)en g^römmigfeit nic^t 2luf()ebung,
fonbern Steinigung, bamit aber aud) ^efräftigung. @r befreite
ba§ 3Sertangen nod) göttUd)er Offenbarung, 5^raft unb Idealität,
au§ bem ^erau§ er ^efuS jurief: la^ beine SÖöerfe fef)en!
(^of). 7, 3) oon feiner gegen ®ott gefe'f)rten ^^enbenj, ertötete e§
aber nid)t, fonbern gab if)m bie rid^tige ^ireftion. Slun ruft
er bieg fid) felbft unb !^s^xatl ju; benn I)ier ift bie ©teile, mo
bal SBerf ausbleibt. 2)arum fel^lt ^ier bie ganje 2tntitt)efe
jmifc^en @efe^ unb 2Berf einerfeitg, (Jf)riftu§ unb ©tauben
anbererfeitö. 2ln bem, ma§ bei ^aulu§ bie negatioe ©eite am
©tauben bilbet: am ©inblid in ben eigenen ^ob unb in bie
?5^1eifd)lid)feit unfere§ S3egef)rcng, t)aftet ber ©ebanfe be§ S8riefe§
nic^t. ^er 9J?enfd) menbe fid) ber ®ütc ©ottc^o ^u, bie ibm in
guten unb oollfornmencn ©aben eutgegentommt. 1)arum rid)tot
er fid) aud) fofort jum ©cfe^ t)in, ba§ nid)t nad) feiner iier=
urtcilcnben ^raft, fonbern at§ Weber ber ^-reibeit betrad)tct mirb.
2(n ben Grnft ber ©ünbe, and) berjenigen, u)eld)c bie l^'fcr über=
fct)cn, 2, 1 ff., mirb nur barum erinnert, bamit fie fid) il)rer
pofitioen ^.Jhifgabe, ber örfüllung bc£( ©efctjcä, ungeteilt äumcnben.
2)icfelbc ?lbfid)t befeelt ben Webanfon awd) bann, u)enn ba§
3iJol)lflefaUcn an ben uielen gel)aUeneu ©cbotcn uornid)tol u)ivb.
2)er Unterfc^ieb jtoifc^en ^afobue unb '^auluä. 457
2, 10. ^ie SrfüUung berfelben foll nid)t alei ®rmäd)tigung ju
irgenb einer Übertretung bienen ; barum roerben bie fiefer iiatan
erinnert, baf^ fie mit bem einen ©ebot ba^ gan§e @eje^ bred)en.
S)ie 2lbfi(^t gef)t aud) f)ier nid)t auf Söfung oom ®efe^, fonbern
auf oölligen @ef)orfam gegen ba^felbe.
^iefe ^ifferenj im ©emiffen ber beiben St^oftel bi^k^t fid)
nic^t auf bie ©rf)ärfe, mit ber @ottc§ 9tec^t oon i^nen xva\)X'
genommen rcirb. 2(urf) ^afobug leitet bie Sefer an, fid) üor
©Ott runb unb gan§ al§ fd)ulbig ju befennen, ba fie ba§ ganje
@efe^ vielfältig gebrod)en f)aben. 3In bem 5lanou, ba^ bem,
metdier @ute§ ju tun rcei^ unb eg nid^t tut, biei^ ©ünbc ift,
4, 14, mirb jeber fc^ulbig. 2(((ein neben biefer SSerurteitung ber
Sefer flel)t unmittelbar bie @en)i^l)eit, ba^ fie in ber 5lu^tt)al)l
unb ^reunbfd)aft @otte§ ftel)en, im Serf ber Siebe bie 9J?engc
ber Sünben bebecfen unb mit bem c^'ranj beä Seben§ 9^ed)tfertigung
empfangen roerben. ßroifd)en beiben Urteilen mirb nid)t ein
^inbeglieb aufgezeigt; beibe fielen ba al§ in fic^ felbft gemi^
unb feft. ®ie 3öilligfeit @otte§ ju oergeben, ift ber göttlich ge=
legte ©runb, auf ben bie ©emeinbe geftellt ift unb ben fie glau=
benb feft§ul)alten l)at. Seil berfelbe burd) t>a§>, ma§ in i^rem
3^ert)alten ber 33erurteilung unterliegt, nid)t erfd)üttert wirb, barf
i^re 5lufmerf'famfeit fofort unb au§fd)lie^lid) auf ba§ 2^un be§
©Uten t)ingemanbt fein. 3n ^^^aulu§ traten bur^ bie 2Beife
feiner ^efet)rung bie beiben ©lieber jenes ®oppelurteilä mit fold)er
^raft gegeneinanber, ba^ er fie miteinanber bur^ bie Entfaltung
beffen, voa§> it)m 3efw ^reuj geniät)rt, oermitteln mu^. @r fommt
nid)t unmittelbar üom ©ünbigen jum guten Sßerf, »om S3rud)
be§ ©efe^e^ ju feiner Erfüllung ; er gelangt aud) §u biefem ^kl,
aber nur burc^ einen 9}er§id)t t)inburd), ber §unäd)ft allem ent=
fagt, um alle^ oon El)riftu§ ju empfangen. ®arum l)aftet er
mit feinem ganzen ^enfen an ^efu Äreuj, burd) n)eld)e§ ibm
bie 3Serurteitung, ber ^lud) unb 2;ob, bie er in fid) trägt, in
Seben, 3?ec^tfertigung unb Segnung @otte§ umgemanbelt finb.
^afobu§ ermät)nt bagegen in feinem Briefe ^efu ©terben nid)t.
^ier ift aber jugleid) bie ©teile, an n)eld)er ha^ ©lauben feine
unt)ergleic^lid)e Sid)tigfeit für '>Paulu§ gewinnt; benn biefe§ ift
bie ©i)ntf)efe für jenen ©egenfa^, ber Übergang au§ ber 5ßer=
458 ^flP- 1^^- 2)ie 3(pDfteI bcr SÜxd)e uon Sentfalem.
urtetlung in bie 93er jö{)nung , bie ©eburt beö Sebens im SToten.
®esl)alb ift fein ©tauben fein alleiniger ^eft^.
9)Iit biefem Unterfd)ieb t)ängt bie ®ifferen§ in ber Formation
it)re§ @rfennen§ eng §ujammen. :3afobu§ hlidi mit rafc^em
©c^Iu^ üom ^rin§ip f)inau§ ju feinem 9vefultat. @r fud^t ba§
©anje unb fügt barum §ur SBurgel bie f^ru(i)t, pm @runb bie
^olge, um ha^ 3SotIenbete ju faffen.
'^Paulug unb ^afobu^ befeitigen ben iKul^m am ®efe^:
:3a!obu§ t)at e§ baburd) getan, ha'^ er it)m bie ©ingigfeit @otte§
entgegenljält, 2, 10. Qux einzigen Übertretung fügt er mit rafd)em
S3licf bie ganje ©umme ber in il)r entfialtenen 2Öir!ung fiinju
unb begleitet fie bi§ ba^in, roo fie fidf) al§ 3SerIeugnung be§ gangen
®efe^e§ ermeift, roeil fie gegen ben einigen @ott ftreitet.
■ipaulu^ unb ;3Qföbu§ gef)en ber ^^rage narf), mie bie ©ünbe
roirb. ^a!obu§ fixiert rafd) ben ^un!t, in n)elcf)em fie beginnt:
nid)t in ©ott, fonbern in ber eigenen 33egier, unb nun, nadjbem
bie SBurjel be§ ganzen 93organg§ aufgebest ift, «erfolgt er il)n
§u feinem enbgültigen ^lefultat. ^eibe f)aben ficf) mit ber immer
neuen ©dimierigt'eit im ©emeinbeleben befd)äftigt, meld)e burc^
bie 91eigung entftet)t, einanber p rid)ten. 3ßäl)renb jebod) ^^aulu§
bei einem foldjen 2lnla^ aufg genauefte bie befonberen 3Serf)ä(t=
niffe ermägt unb bie 9Jlütiüe au§einanberfe^t, n)eld)c unfer Urteil
leiten f ollen, fragt :ja!obu§ 4, 11: mie meit reid)t euer 9iid)tcn?
trifft e§ nur ben iöruber? Dielmel)r aud) ba§ ®efe^, bem er
untergeben ift. @§ ermeift fid) baburd) al§ ^Verleugnung be§
@efe^e£i, ba§ nid)t beurteilt, fonbern getan fein will, unb fällt
fd)lie^lid) ebenfalls an ber ©injigfeit ®otte^, bie nur it)n jum
©efel^geber unb ^id)ter mad)t. ^^'vafobuä unb ^^^aulu§ .unterfd)ciben
übcreinftimmenb eine boppelte lföeie!t)eit, biejenige ber 9Belt unb
biejcnige ®otte§. ^|>autuö fprid)t über bie 3lrt unb Duelle ber
9Bci§t)cit Don oben, 1 Ä'or. 1 u. 2 ; :3af»Jt)u§ blicft auf it)re Sir=
fungcn, benn biefe ergeben bie ©renje, meld)e bie obere uon ^ber
irbifd)en liBeisil)cit trennt, ."}, 15 f.
3lud) biefer Unterfd)icb in ber Bewegung be§ ^enfcnS roar
für ben ©laubcnöbcgriff nid)t bebeutungsslo^. @ef)t ber StidE
auf bie Wrünbo unb ^Hnfänge ber d)riftlid)en ©tellung, fo rut)t
er notiücnbig auf bem ©laubcn, lueil er 'i)<in 'iBerbemomcnt bilbct.
^er Untevfc^ieb ^luifc^en :5afo6ug imb ^aiiluä. 459
in it)eld}em ber ©injelne raie bie ©emeinbe bie d)ri[tlid)e ©teüimg
erlangt. 3(uf bie ^^rage: rcie fommt ber SDknfd) ju @ott? rcar
bie 2tntiDort: burcf) ©lauben imb nur burd) if)n. @et)t ber ®e=
banfe auf bie ©nbergebniffe be§ d)riftlid)en li5erf)a(ten§, jo f)at
er nid)t met)r im ©lauben ben aJiittelpunt't, fonbern eine ®urci^=
ganggftufe, ta bie Q3eäief)ung su (Sott im ©lauben nid)t il)rc
3Soüenbung, fonbern if)re 33egrünbung t)at. 2(uf bic^age: roaS
foUen mir, bie lüir @ott fennen? ifl bie 3(ntn)ort freilief) : glauben,
jebod) nid)t blo^ glauben; mir foüen f)anbeln. ^e fräftiger ber
©ebanfc m§ ©anje ftrebt, um fo rafd)er wirb er burd) ben
©lauben f)inburd) auf ^a§ Serf f)infe^en.
:vin ber 2(rt, wie ^aulus benft rid)tet firf) bie 5(ufmerffam=
feit auf "öa^ SBerben beö ©laubeng ; er jeigt un§, mos un^ jum
©tauben bemegt. ^afobu§ berüt)rt in feinem 53ncf nirgenb§
auSbrürftid) ben ©ruub be§ ©taubeng, fonbern fprid)t über bie
anbere ^^rage, nid)t, mie loir ben ©tauben finben, fonbern unc
mir it)n f)aben fotten. (Sr müd)te un§ jeigen, mie ber ©taube
gum 3ißi Ö^Iöiigt unb uns Errettung bringt. 8prid)t ^^autuä
uom 3nt)att be§ ©tauben§, fo t)ält er ung bie Saaten ©otte§
üor, bie gebenb in unfer fieben ^ineinmirfen, unb erlöutert bie
in il)nen befd)toffene 3^ülte. @r beflimmt beg^alb ben @taubcn§=
int)att fo: gtauben, ba^ 3efu^ auferftanb, ober an ben ©Ott,
ber ben ©otttofen red)tfertigt. ;jafobu§ gibt bem ©tauben basi
5um C5nt)att, mag ©otteg unb 3efu bteibenbeg 3Befen bitbet:
©otte§ ©injigteit, ^efu SJieffianität. 3wifd)en bem irbifd)en
2lih^n ^efu unb feiner 3uf""ft ftel)t fetbftoerftänbtid) and) für
it)n bie ^Jtuferfte^ung ; er ermäf)nt fie jebod) nid)t. ^ie ©emeinbe
t)atte in if)rem ©tauben unb .^anbetn fcft: ber, beffen bie ^err=
tic^feit ift, f)at if)r ^efu§ gefanbt unb it)n gu it)rem ^errn gemad)t.
^ür ^;pautu§ ftet)t bie ^e5iet)ung beg ©tauben§ ju 3efu^
oorne an, meit er nur an (£t)riftug ben ^WQöng ju ©ott geminut.
v^salobug fa^t ba§ @rgebni§ ber ganzen göttlichen Offenbarung
in ©otteg ©injigfeit jufammen. %a^ Qefu§ fommt, lef)rt, ftirbt,
auferftet)t, mieberfommt, ju all bem ift 5lraft unb ©runb ber
einige ©ott, unb ha§ 3iel unb 9*?efultat oon all bem beftef)t
barin, ba^ ©ott nun unfer ©ott fei, un§ offenbar in feiner
©ottegmajeftät a\§ ber einzige, fo ba^ fid) mie für bie Synagoge,
460 ^op- If*- ^'f 9tpoftel ber Äinl)e won ^^enifnlem.
fo aud) für bie 6;f)riftenf)eit ber ©laube mit bem Sßort au^=
fprecf)en lä^t: rcir glauben an ben einigen @ott 2, 19.
^n all bem fe^t ^a!obu§ bie iübifrf)e ^römmigfeit fort
unb biefe Kontinuität feine§ inneren Seben§ erfd^eint aud) in
feiner unermüblirf) feftge^ltenen Ülrbeit an ^erufalem. 3luf bem
^eibnifd)en 33oben war bie Sef)rarbeit ein immer ncue§ Slnfangen,
beffen -^kl ficf) nadf) 1 ^ox. 3, 5 beftimmte: mir finb 'Wiener,
bur^ n)el(i)e it)r gläubig geroorben feib. 2tud) mad)t fid) I)ier
ber Unterfc^ieb smifd)en ber neuen unb ber alten ßeit beftänbig
fic^tbar. ®a§ @cfe^ unb ®f)riftu§, Sßer! unb ©taube traten
au§einanber, unb ©taube altein rourbe ber ®f)aralter berjenigen
©emeinbe, bie au§ ben Reiben bei ®t)riftu§ fic^ fammelte.
^alobuä ftanb unter ber 3ubenfd)aft, bie „ben ©tauben t)at",
bogegen bringenb bebarf, ha^ man fie sum frud)tbaren .f)aben
t^reg ©laubenS unb pm üöUigen SBerf anleite, meil fie geneigt
ift, an it)rem 53efi^ bie ^offat)rt §u näl)ren unb baburd) fid)
gänjlid) ju Derberben. ^a§ erfte, roogu il^r r»erl)olfen werben
mu^, ift, ba^ biejenige ^römmigfeit, bie fie l)at, gereinigt mirb.
®arum ftütjt fid) ^a!obu§ auf ha^, iüa§ fie mit ber ©emeinbe
3efu gemeinfam befi^t. ®er ©egenfa^ 5n)ifd)en beiben mürbe
baburd) nid)t uerbecft. ©o roenig ber 33rief polemifdje ®ar=
legungen entt)ält, er jeigt bod), roie fd)arf ^al'obu§ fid) biefer
Kluft bemüht ift. 3Ber ben 'Firmen mi^ad)tet, ben ©ott ermäblt
\}ai, mad)t fid) am ©efet^ fd)ulbig; mie oiel mel)r ift ber ein
Übertreter be§felben, ber if)n uerfolgt unb bie§ nur barum, meil
ber t)errlid)e 9iame (Sl)rifti über i^m genannt ift? :3e"c ©eriug^
fd)ät^ung be§ 2lrmcn ift ba§ ©egenteil be§ ©lauben§ ; aber roa§
tut ber, ber il)n t)a^t unb bebrücft, unb nid)t blo^ il)n, fonbern
ben (£t)riftu§ felber läftert? „©ie fagen, fie l)aben ©tauben";
allein „bie 2:eufel glauben aud)". ^nbem ,Cvölöbu§ bie ^bcntität
bc§ ©cfct^eS unb bc§ ©laubenä für ^^xad unb bie Gl)riftenl)eit
betont, ftellt er fid) in totalen ©egenfal^ ^n bomienigen ^§rael,
bas; (£l)riftus; üerroirft. 6rft in ber ©cmcinbe (il)vifti mirb ber
©laubc unb ber ©cl)orfam gegen ©ott liöal)rl)eit. 3ßürbe ^atobuö
auöfpred)cn, roaei er ber ^ubonfd)aft megen ibrer ^•oinbfd)aft
flcgen ^vVfuö j^u fagen bat, fo mürben mir ol)nc .^uuMfel 'Uhu-Io
uon il)m l)örcn, bie mit bem Urteil ^c\n übcreinflimmcn: il)r
2)ei- Unterfd^ieb }n)ii'd)en ^afo^"«* "»i» 'l^mthi^. 461
^euc^ler! vTcoA.QLcaL. @§ finb \a biefe jübif^en SRänner ge=
rcefen, iueld)en bie rirf)tenben SBorte ^efu über ben ^^f)arifäi^mu§
unüerge^Iid) geblieben finb unb bie fie mit \o bercunberungS-
rcürbiger (3rf)ärfe forter^Iten f)aben.
2(ucf) am (^(anben§ begriff be§ 33rief§ rcirb ber nene, uon
3efu§ I)erftammenbe ^efi^ be§ 3aföbu§ uöüig beutlid), unb
nur ^^I)antafterei f'önnte if)n für jübifd) ausgeben. ®a^ ba§
©lauben bie ©emeinfc^aft bebinge unb barum alle anbern 9tücf=
fid)ten, auc^ bie Sd)ä^ung bes ^Jieid)tum§ uerbränge, ift fein
jübifd^er (Sa^; bie alte ©emeinbe ^attc nirf)t im ©tauben il)r
^unbament. ®a^ ba§ ©tauben ein 53itten begrünbe, n)etct)e§
un§ ©otte§ i'eitung fo nerfd)afft, baj? mir burrf) fie meife werben,
get)t über 'btw fijnagogaten ©lauben^ftanb t)inauö, meit ba^ ^-öer=
t)ättni§ beä ©injetnen ju ©otte§ ©nabc l^ier üon alten ^ßermitttungen
frei gemarf)t ift. ®a^ \>a§: ©tauben nict)t nur über bie 5lranf-
t)eit, fonbern aud) über bie (3rf)utb ^inmeg nac^ ©ottes ^itfc
greifen unb nid)t nur .^eitung, fonbern aud) i^crgebung empfange,
ift feine bem ©tauben^ftanb ber ©i)nagoge ange^örenbe Über=
jeugung. ^Jtfiba t)at ben 5^ranfen angeleitet, bie 3"d}tignng
©otteg miliig ju ertragen, nid)t aber ©otte§ ^^erjeil)en
gläubig ju erbitten. ®a§ freubige ©iegesbemu^tfein im ^UdE
auf jebe Ü^erfud)ung, meil fie bem ©tauben jur ^eroäl)rung
bient, lä^t bie 3lngft ber bem ©efe^ untermorfenen frommen
l^inter fid).
^amit, ba^ 3aföbu§ ha^ ^^teue, "(^a^ au§ ^efu %aht ftammt,
nid)t oerberft unb ben Unterfd)ieb, ber it)n oon ber «Synagoge
trennt, nid)t üerl)üllt, uereinigt fid) aber ber ftarfe SOBille, bie
@int)eit 5mifd)en G^riftuö unb bem ©efe^, ber ©emeinbe ^efu
unb ber 3u^c"frf)oft beutlid) ju mad)en unb ben Verneig ju
führen, ba^ burd) (£l)riftu§ ^§rael§ ^efenntni§ jur Sßal)rt)eit
gemad)t, ^ärael^ ©efe^ jur ©rfüliung gebrad)t fei. ^at)er be=
fte{)t für 3fiföbu§ ber Unterfd)ieb 5mifd)en ber alten unb neuen
^eit nid^t im ©tauben, oielmet)r barin, ba^ nun ju ^^^Q^I^
^Jöiffen, ©et)nen, ^offen, ©tauben bie Erfüllung, bie 2;at, bie
^Healität gefommen ift unb fommen mirb, unb aud) au§ fotd)en
5}totioen mar für it)n ba^ ©runbmort ber neuen ßeit nic^t ©taube,
fonbern äßerf.
462 ^öp. 10. 3)ie 2{pofteI ber 5?ird)e üoii ^sentialem.
:3a!o'6u§ f)atte burd) feinen Seben§lauf einen 53e[i^ em=
pfangen, ber "paulu^ nic^t in berjelben 3ßeife angel)ört: ^efu
SBort, §u beffen näc^ften ^örern er gef)ürt. '3)arauf be=
ru!^te nid)t jum minbeften feine Slutorität in ber (£t)riften'^eit
ügl. .^ebr. 2, 3. 1 ^ot). 1, 1. ©ein ^rief geigt nicf)t nur beftänbig
2Inle^nung an einzelne ©enten§en ^efu, fonbern bleibt au6) in
feiner gangen Haltung nad) ^orm unb 3nl)alt ber Sefirroeife
3efu eng üerbunben. @r nimmt au§ it)r feinen ©toff, nirf)t
burd) 3itate, t)on benen er nic^t ein einziges entl)ält, fonbern
in felbftänbiger Erneuerung ber Sßorte i^efu für ben gegem
rcärtigen SJloment. ^efu SOBort erflärt, roie ^afübu§ unmittelbar
Don ber ^Verurteilung be§ 53öfen gur (Semi^^eit ber 9ied)tfertigung
übergeben !ann. ®enn ^efu§ ^at gugleid) mit bem göttlichen
@efe^ alle§ S3öfe gerichtet unb eine @nabe betätigt, bie ben
©laubenben alle§ gab. 2)arum ftellt ^al'obu§ beibe§ sugleid)
t)or un§ ^in: ba^ mir burd) ha§> ®efe^ gerid)tet merben unb
ha^ mir im ©lauben bie Don @ott erraä^lten @rben feine§
9teid)e§ finb. @r t)at für beibe ©ä^e feine anbere ^egrünbung
nötig, al§ ba^ 3efu§ fo fpract) unb t)anbelte. ^al^er rül)rt aud)
fein l^ci^eS 93erlangen nad) ber @ott get)orfamen ^at. SRan
benf'e an jene§ 3öort Cs^fu- »«"er finb meine trüber? bie,
n)eld)e ben Söillen meinet 33aterä tun." ^ätte e§ nicl)t in ben
beteiligten nad)t)altig fortgemirl't, fo müßten mir nid)t§ oon it)m
unb e§ ftänbe nid)t in ben ©oangelien. @§ mag sunäd^ft in
3afobu§ eine bittere 9iea!tion ermerft l)aben : nun aber mar biefe
überraunben unb nun bejat)t er e§ : ja bie, meld)e @otte§ ^JBitlen
tun. ^ie Unterorbnung allc§ 2Biffen§ unb Sf^ebenS unter ba§
$Berf, ha§ ®e^eimni§, ba§ über ben göttlid)en fingen bleibt,
bie 33ebecfung be^ (Jt)riftu§ in !i>erbürgenl)eit, bie ©ammlung
be§ yiac^benfenä auf ba§, ma§ unö obliegt, bie ^öegrünbung
unfercr Sebcnsiarbeit burd)' bie .^offnung, bie ^i^egic^ung ber ©en*
bung (£t)rifti auf bie Erfüllung bo§ ©efel^eg, ber .^ampf gegen
feine IJerftücfelung, bie ©ummation be^felben in ber i'icbe, bie
(S)en)äl)rung ber JHeid)äucrt)eifjung an jebe \?iebegübung , bie
frf)ranfcnlofc ©ebctöfreubigfeit : alle biefe ©tellungcn finb un=
mittelbar anü :^efu 3öort genommen. ^a5i Wlauben be^> :3afobu^5
wirb für il)n gum XHnlricb, baö, maö vV'fn '-ÜJorte it)m fagen, ju
Sefu Sßort 5ei ^afobus. 463
faffen unb in bie üon i^mn üorgcjd)net)enen Tla^^ ficf) unb hk
©emeinbe f)ineinäufteüen. @r fud)t nid)t oom Sßorte ;3»^fu tiu§
ein 9teuc§ erfennenb ju gerainnen; ba^ 2Bort ber SÖBaf)ri)eit ift
burc^ i{)n gepf(an§t. SÖßa§ il)m felbft norf) obliegt, ift ber 9iuf
5ur 2:at.
3u bem t)on ^efu SÖßort il)m gegebenen ^efi^ unb 33evuf
get)örte aber au§brüctlid) aurf) bie "»^flirfit, jebeä ©lauben ju cnt=
raerten, raeld)e§ 3^fu§ al§ ben ^errn befennt unb gleichzeitig
ben ^Jßillen be§ ICaterä jerbridjt. i)lid)\& in ber 2öelt, fein 3(pofte^
omt be§ ^au(u§ unb feine Glitte ber ^eibengemeinbe war im=
ftanbe, i^n üon ber ^f(id)t p löfen, üor bem ju raarnen, roooor
ber ^err geraarnt I)atte, unb ju rid)ten, rco^ ber A^err gericf)tet
I)atte. ©efe^t, ber S^iömerbrief fei offen uor ^afobu^ gelegen,
aU er feine Söorte fd)rieb : wie tonnte it)n biefer baran ^inbern,
ber ©emeinbe ju fagen, ma§ ber .^err felbft gefagt f)atte? ^ie
@t)re, raeld)e ^]5aulu§ al§ bem ^tpoftel ^efu gebüt)rte, tonnte nid)t
barin beftet)en, ba^ feinetraegen ^cfu Sßort oerleugnet werbe. ®r
aber t)atte an !^§xai unb an ben Jüngern iebe§ ©tauben ücr-
raorfen, raeld)e§ @ott nicf)t get)orfam rairb, unb bie Unerfd)ütter=
li^feit unb .^eiligfeit feine§ Urteile baburd) beftätigt, t>a^ er
feinetraegen ba§ 5i'reu5 getragen t)at.
®urrf) feine offenfunbige ©rünbung auf ^efu Sßort erroeift
fid) aud) ha^ ©tauben be§ ^afobu§ alö ^efu 3Bert nid)t minber
a\§ e§ baSjenige be§ '!|3autu§ geraefcn ift.
®ie gleid)5eitige Sat)rt)eit beiber Formeln, bie ha^ li^er=
t)ä(tni§ be§ ©Iauben§ jur 9ied)tfertigung befd)reiben, !ann nur
bann paraboy erfd)einen, raenn ber Slrei^Iauf be§ Seben§ un=
begriffen blieb, ber fic^ beftönbig burd) 9?eseption unb 3lftion,
^X^ertiefung unb @rt)öf)ung, ©ntäu^erung unb X>erfelbftigung ^in=
burd) beraegt unb au§ ber einen 9iid)tung in bie anbere ftet§
5urücffel)rt unb, foU er normal bleiben, §urürffet)ren mu^. ') 5!eine
^) ^ie ftnnb^afte ^eljauptung ber i^ivcfte, ba^ fid) Safobuö unb ^^iauluö
nid}t i»iberfpred)en, bcftef;! ofjne alle lofli[d)e 2ai'd)enipielerei. i'ogifdje 'iparallelen
treten überall auf, lüo ^wei A-aftoren ju einem ein()eitlid)en "^ro^e^ aneinanber
gebunben finb. 3luö beut ilUffen entftel^t baö ,s>anbeln, ani> bem .s>anbe(n i>ai
3i5iffen; ber Üi>ille fe^t ben Örunb, ber Örnnb ben SäJiUen, baö :Senfen 'oa^
9Bort, baei ißort ba<g ©enfen h'. 3lud) Seite 36H trat eine foldje 2)oppelformel
464 ^ap- 10. ®te Slpoftel ber i^trc^e uon Senifatem.
ber beibeu g^unftionen !ann fid) uon ber anbern löfen, o^ne ba^
ftc fic^ famt ber ganzen SebenSberaegung fd)Ied)t marf)t. (Sine
Beugung oor @ott, bie nid)t äugleid^ 2tiifrirf)tung ber '^^erfon
511 !räf tigern ßeben^ftanbe ift, ift ebenfo fd)led)t al§ bie ©elbft=
überf)ebung, bie ficf) üor @ott nid)t beugen mag, fonbern auf
fid) felber ftet)en raiQ. (Sine ©ntäu^erung an @ott, bie fid) nid)t
raieber geroinnt, ift abnorm, rcie eine 3SerfeIbftigung, bie fid) nid)t
laffen unb geben mag. Empfangen raollen, nur um ju empfangen,
ift erfolglos, roic jebe^ roirf'en roollen, ba§ fic^ gegen bie ®abe
üerfc^tie^t. '2)ie eine unb erfte 33emegung be^ Seben§ ift ha§
©tauben at§ ber 3{ft ber Unterwerfung unb ©ntäu^erung, n)eld)er
ben @runb unb t>a§ @efe^ be^ SebenS au§ un§ felbft t)inau§
in ©Ott I)inein oerlegt, ein Unumgänglid)e§, meil un§ @ott ben
Sebenägrunb unb ba§ Seben§gefe^ in fid) felbft gibt, aud) nid)t
nur ein ^nfänglid)e§, fonbern ebenfo fet)r ein 3tbfd^lie^enbe§, in
ba§ fid) alle ^Iftioität mit il)rem gefamten Ertrag immer roieber
5U oollenben l)at. SBeil aber bie llntermerfung unter (SJott an=
gefic^ts feiner (^üte §um ^ßertrauen mirb, ift un§ fd)on burd) fie
angezeigt, "öa^ it)r 9?efultat nid)t 5^ned)tung unb ä>erarmung ift.
SDBir merben t)ielmet)r al§ bie, bie fid) erniebrigen, erl)öt)t, unb
al§ bie, bie fid) l)ingeben, befreit, unb cil§ bie, bie nid)t au§ fid)
felbft unb für fid) felbft mirl'en, jum Söirfen befäl)igt, bamit
aber aud) ju bemfelben berufen, ba un§ @ott nic^t barum fid)
unterroirft, bamit mir nid)t§ feien, fonbern bamit mir in it)m
leben, alfo aud) mit it)m mir!en. i^oitimt bie Seben§bemegung
nid)t ju biefem ^i^l fo ift fie forrupt.
5tuf @ott besogen, werben beibe Semegungen unfereä Seben§
ctma§ 5lbfolute§, eine Totalität, meil ber fie tragenbe SBille unb
Ijeruor: ber (*'k'i[t flif>t bnci C-Ucniboit, bao (^Haiilion bcii (^U'ift. !I^ic *5cl)U)iorii\foit
füv bie Sienenmuifl entfielet l)iev überall am ber "iU'rtrenjtljeit imjre'S 'i^eunifjtfeiiu^,
ba«s fid) .Hocjriftente« al«( Succeffiou MorfteUt utib uon ben ed^ten Ha»i|aluiniv'iiuieu
mir bürftifle iJlOminrtcn Oat. IJic moberne 'i<etonun(^ bcö ,/Jl?iberipntcl)ci" (latte
olö JHeaftion (\c\]en biu^ unbefiuite "^UiftuUU be\^ itlteren "^sroleftnutivMmKS, ber
üou '^Vfübu« abfolut '^HUiliuifdjevj forberle, obi^leicl) er au(ieuid)einlicl) mibre^N al'i
t^flulufl faßt, lueim mid) iüd)t fid) iued)fel)eitirt ,H'rftöreiibev>, eine iU'ioiffi' '^c-
red)ti(iunfl. ^JJur roflre ei enblid) ^-^eit, ba^ wir uon biejeni poleniifd)en :^^mpul<S
frei würben unb ,\ur rn()irten "iH'obadjtmiii )inb ^uin "iUnftilnbnioi ber beibeu
dpoftoli)d)en ^'^euiviiffe fc'iiuen.
Xk Ginf)eit jrcifc^en Sa^obuö unb '^^all^ug. 465
9lft @ottc§ jeberscit ein ©anjeg ift. ^ic ooüfonimene ©üte
@otte§ mac^t au§ bem (SJlauben etroaS 2(bjoIiite§, ba^ feine @in=
mijd)ung irgenb eines anbern ^aftorä erträgt. 2ßtr t)aben un§
im ©tauben nur gtaubenb ju t)ert)atten, weil rcir eine ©üte oor
un§ ^aben, bie nöüige @üte ift. Slber biefelbe ®üte fe^t, rcie
unjer Empfangen, fo aurf) unfer SBirf'en, w^^^aib biejeä nid)t
weniger abjolut geforbert unb nict)t weniger abfotut t)eilfam ift
al§ ba§ ©tauben. ®e§n)egen oermittelt uns auc^ ba§ SBerf,
TOofern e§ nur in feinem ©runb unb ^iel auf @ott belogen ift,
©ered)tigfeit, £eben, @otte§ ganje &ah<i. .^ier gilt: totum in
toto et totum in qualibet parte.
^ie ©ct)eibung beiber ift ftet§ jugleirf) 33ermifrf)ung, ^on=
fufion beiber, lueil ba§ uom anbern abgefd)iebene ©lieb äug(eid)
für ba§ anbere üit'arieren unb feine @tette auffüllen foll. %iv
^onfufion be§ Sßirf'en§ mit bem ©tauben tritt bie vaulinifd)c
formet entgegen unb fd)afft Staum für ba§ ganje ©tauben. 2;er
5^onfufion be§ ©tauben^ mit bem äöirfen, bie jene^ an bie ©telte
Don biefem fe^en möd)te, miberfprirfjt bie formet be^ ;3afübu§
unb räumt bie 33erbinberung be§ 3Berfe§ ^inmeg. ^ie Untere
fd)eibung beiber bringt jugteirf) it)re (Sintrad^t f)eroor. *j
'3)a§ 3)ritte, in n)eld)em beibe einanber berühren unb firf)
einigen, ift ba^ Sieben, ^irb ha^ ©tauben jum IHeben, fo }:)ai
e§ ben ttbergang jur 2;at gefunben, unb roirb ba^ SBirfen 5um
Sieben, fo ift e§ oon falfd)er Selbftänbigfeit befreit unb bie dHxd'
roenbung jum ©tauben ift jeber§eit offen. ^)
3Bie 3efu§ feine beiben 5>erl)ei^ungen , bie für unfer SOBer!
unb bie für unfer ©tauben, ber Siebe megen nötig t)at, bie üer=
') 35ag SSer^ältniS beö ©laubein^ jum Isrfeimen ift bemjenigen jum "ii>iifen
anolog. S)iefelbe Soppelfonnel i^ilt aucf) l)ier. li^ö ift ebenfo mat)v, ba^ baö
©lauben ol)iie tiifenntniö tot, leev unb nidjtifl ift, roie t>a'^ o^ne ju Derftel}eu
geglaubt löerben muf;. 35o§ gangbare: entioeber glauben ober roiffen, ift, foU
eö befinitioe 5iebeutung Ijaben, nic^tö alö eine 2lbfurbität, loie fd^on längft,
j. !ö. icl)on üon ^^Hnilu'3, gefagt roorben ift, löenn man nur lefen tuoUte.
^) 3» flUff übrigen Monfufion {)aben loir and) norf) bie 3{ntitbefe jrcifc^en
ber :i'iebe unb bem ölauben erfjaUen. SBer Jormeln brauchen fann wie bie:
nid)t glauben, fonbern lieben, beiüeift, bafj er roeber liebt, noc^ glaubt, übrigen^
aud) nid)t benft. 3?ie :yie5e glaubt, ©laube an @ott unb Siebe jur SBelt —
bag freilirf) ift ein ©egenfa^i.
Scl)Utter, Der 6>lau6e im 3?. Xeft. 30
466 Aap- 10. ®ie 2lpofteI bev Äirdje uou 3eni)alem.
gibt unb barum unfer SSergeben forbert, liebt unb barum unfer
Sieben fc()ä^t, gibt unb barum unfer ©eben verlangt: an§ bem=
felben ©runb finb bie beiben einanber äu^erlirf) burc{)!reu5enben
9ied)tfertigung§formeIn entftanben. '3)e§^alb liegt auf ber ©nergie
unb '»prägifion, mit ber fie im apoftolifd)en 5^reife I)erau§gearbeitet
morben finb, eine gro^e @rl)abenf)eit. ®ie '^oppeltenben§ ber
Siebe, ber SCßettftreit, ber in it)r entf)alten ift, brüdt firf) in biefem
2Biberfprud) mit normatioer 3SontommenI)eit au§. Um bie frei
gebenbe ©nabe @otte§ gu preifen, ift '*paulu§ fein Söort p
fc^arf. 2Ba§ ift ba§ ©tauben roert? Me^! 2)er gan^e 6:t)riftu§
unb fein 9fteic^ finb fein. ©d)on ha§> ©tauben unb nur ba§felbc
ift ©ererf)tigteit. ^amit ift aber bie anbere ^rage nirf)t erlebigt,
roaS bem ©taubenben felbft in feinem Urteil ba§ ©tauben mert
fein barf. ^) ^flictitg! antroortet ^at'obu§; tun, ma^ ©ott üer=
taugt, ha^» ift Siebe §u ©ott, unb nun ift aud) it)m fein Sßort
5u fd)arf, bo§ ju einer Eingabe an ©ott antreiben fann, bie
2:at unb 2öaf)rl)eit ift. ®in foIrf)er ''^^rei§ be§ 2öerfe§ ift bem ©tauben
nur bann roibermärtig, roenn er einen 9}langet im 3Sertrauen 5u
©Ott uerbecfen foU. 9lun mac^t ;3«fobu§ ba§ ä>ert)atten beffen,
ber blo^ glaubt, ber (Stellung begjenigen äf)nlic^, ber bei *!|.^aulu§
unter bem ©efe^e ftef)t. tiefer ftimmt bem ©efet3e §u unb freut
firf) an ii)m, bod) nur in feiner 3Sernunft, nid)t aud) mit feinen
©liebern, of)ne 3Berf. ©benfo ftimmt ber blo^ ©taubenbe ©ott
äu unb freut fic^ feiner ©üte, bod) of)ne Söerf. Slßein ba§
9?efuttat ber 53etrac^tung ift bier unb bort ein gängtid) anbere§.
Sei ^aulu§ enbigt ber !ö(icf auf bas ©efetj mit ber 5itage: id)
etenber Syjenfd)! :^a!obu§ jiefit au§ ber ^orberung be§ 2Berfe§
nid)t Ätage, ^"'«^ifcl ""^ 2(ngft, fonbern eine ungebrod)ene 3"=
t)erfid)t. ©r freut fid) mit fefter ©emi^ljeit, an feinem ©tauben
ha^ Organ 5u t)aben, mit bem er mirfen fann, unb smar fo,
ba^ ©Ott fein 3öerf at§ ©ered)tigfeit frönen roirb. '2)er ^rang
•) 35er feit 3}lelaud)tIjon in ber tl)cülo(^ifc()oit i.'itcvntm- l)i'iufifle C^ebanfe,
bie Sä^c "bei Jlafobuö bejöflen fiel) auf bie ^H'unil)ninj^ bc«i WlmtbenS wov bem
Urteil ber a)tenfcf)eii, fommt bann ber ÜlUiljrOeit betntditlid) m1I)er, iweim juerft
^eruorflel)oben wirb, bafj ctS fid) bei ber 2at aud) um bie ^)led)tfertirtuui^ bev^
(Hlnubenbeii vor feinem eigenen Öewiffcn (;anbelt. 'Wer (.^oH bie 2i\t «erfaßt,
mu^ fid) fetbft uerbammen.
Sie ©iiifjeit jroijdjen SafoBu^ itub ^auliiö. 467
ber Siebe nad) bem Söerf f)at feinen ©lauben nirf)t befeft
gemarf)t.
©inen Zweifel I)egen bie 3Borte be§ 3a!obu§ freilid) in fic^,
jeborf) ni(^t an ©ott unb feiner ©nabe, n)of)t aber am 3Jienfd)en
unb an feiner 3(ufrid)tig{'eit. @r rebet aus ber ^urd)t f)erau§,
ber ©(aubenbe oerftecfe I)inter feinem ©tauben ben ©d)all', ber
ba§ ©Ute md)t tun mag. liefen ^w^cif^t t'ennt aucf) '»^autuS,
unb er ^at if)m 9^öm. (>, 1 nod) einen fd)ärferen 5Iu§brucf gegeben,
roenn er nid)t bto^ fürd)tet, ber ©laubenbe fönnte fid) feines
©tauben^ megen bie Xat ertaffen, fonbern er fönnte fid) un=
mittetbar au§ feinem ©tauben ein 9ied)t jur ©ünbe fonftruieren
, unb 5ur 9Jiet)rung ber ©nabe, atfo auc^ gur Betätigung feinet
©Iauben§ fünbigen. 3)ie ^enbens, tt)etd)e ^^^aulu§ f)ier als bie
bem ©tauben nat)enbe SSerfud^ung fid)tbar mac^t, ift noc^ for=
rupter al^ bie Srägt)eit be§ „teeren ^lJlenfd)en", iüetd)en 3afobu§
fd)ilt. Beibe begegnen biefer ©efabr in it)rer Sßeife: '*|>autu§,
inbem er auf ben ©runb be§ ©tauben^ fiet)t, unb jeigt, mie
in v^efu ^ob unb 3tuferfte^ung bie ©(Reibung üon ber ©ünbe
für bie ©taubenben begrünbet ift; :i)afobu§, inbem er t)inau§
auf ba5 (Snb^iet fiet)t, nad) u)eld)em 'i>a§ &>iaubm ftrebt, unb
bas! t)erberbtid)e ©rgebni§ jeigt, voti6)z§ bie 93erfäumni§ be^
äBerf^ t)erüürbringt. ®er Umfd)tag be^ ©laubeng in fein tote§
©egenbitb ift üert)ütet, fei e§, ha^ \\d) ber ©taubenbe mit '^au--
tug in ,^efu 2:ob unb Seben einfc^tie^t at§ in fein eigene^ ©e=
ftorben= unb Sebenbigfein, fei e§, ba^ er mit ^afobu§ au^ attem
@lauben$rut)m in bie ^at I)inübertritt.
'3)ie ^itügenugfamfeit be§ ©tauben§ märe bann oerneint,
menn ein ^J^inaugftreben über bie bem ©tauben jugefagte i^^aha
üorläge. ®er auf ha^ SBerf gerichtete 3BiIte ftrebt aber nid)t
über biefe I)inau§, folange er im ÜÖl^^xt 'i)a§ ©tauben erroeifen
unb üüllenben mili, bamit biefe§ lebenbig bteibe. So ift ber
auf ba§ ii&^xt gerid)tete äöilte sugteid^ auf ita^ ©tauben gerid)tet
unb fetbft ein ©Iauben§aft. 9iid)t bie SOBiaigfeit jum 3Berf,
nein bie Unmittigt'eit ju bemfetben gibt bie ^Jtttgenugfamfeit be§
©Iauben§ prei§, unb smar ba, wo fie fic^ jumeift beroätiren mu^,
in ber Überminbung ber inroenbigen .^emmungen, bie bem guten
äBotten entgegenftet)en.
468 ^ap. 10. ®ie 3lpoftel bev Äird)e uon Sevufalein.
^ene fcf)mcr5lid)c ©mpfinbung, n)e(rf)er im SSerlangen naä)
ber Sat ba§ ©tauben a(§ raejiig erfc^eint würbe nur bann ben
^-rieben unb bie dliü)t, bie bem ©lauben rcefentlirf) finb, ftören,
wenn bicfe im @(auben§att jelbft ju juc£)en wären. |)ier werben
fte aber nur mit ber ^erftörung be§ ®tauben§ gejuckt. ^^hin=
fatt§ t)at fie ^^saulu§ nict)t bort gefunben, fonbern ber triebe
©otte§, ba§ ©Ott ^-rieben mit if)m I)ält, ift feine 5Huf)e. ©0=
lange jene ©eringjdiätjung be§ ©laubeng nid)t aud) ©eringf(i)ä^ung
ber ©abe ©otte§ ift, oielmel^r au§ bem 33licf auf "öa^ noUtom-
mene ©ut entfpringt, §u n)etd)em ber ©laubenbe berufen ift, ift
fold)e (Sef)nfud)t fetbft eine %x\id)t be§ ©Iauben§ unb wirb nic^t
blo^ äur Übung be§ 2öert'§, fonbern aud) ju neuer, geftärtter
Betätigung be§ ©laubeng n)ir!fam.
3{ud) ^^aulu§ f)at bie Unfäl)ig!eit jum 3Sollbringen be§ ©uten
alg ©lenb getragen unb ©Ott be§l)alb burd) ©l;riftu§ gebanft,
weil er burcl) it)n oon jenem ^^mmer, ha§ ©ute nid)t tun p
fönnen, erlöft ift. 33ollenbg bie Unmilligfeit §um SBerf, bie ber
©nabe wegen bei ber ©ünbe bleiben will, Ijat er al§ totale Ü8er=
nid)tung be§ ©lauben§ unb al§ 23erleugnung ber 2:;üufe be^an=
belt. 2)e§wegen ^t er fein Urteil, ba^ er o!^ne bie Siebe nid)t§
fei, unb fein ©treben, burd) hci^, \va§ er mittels be§ Seibe§
tat, 3ßfu 3Bol)lgefallen ju erwerben, nid^t al§ einen ©lauben§=
befett beurteilt. 9Jlan bilbe fid) bod) nidjt ein, 'öa^ "^I.Hiulug ba§
Ü>erlangen, au§ bem ^at 2 entfprungen ift, nid)t ju würbigen
gewufit ^abe nad) feiner oollen "©al)rl)eit unb .f>crrlid)feit. '|>au=
lu6, ber fic^ begl)alb uom ©efel^ unb ber Synagoge getrennt
l)at, roeit il^m bort bie ©rfüllung be§felben im guten SBerfe
fehlen würbe, ba man am ©efet^ btofj bie Sünbe fennen lerne,
er war ber le^te, ber ^atobuö nid)t uorftanb. ^ebem, ber ba§
©ute wirft, .^errlid)t'eit ! "baä ift bei ^|>aulug ©otteg ©runbgcfetv
DI)ne ?5rage war *!)3aulu§ ber reidjcre üon beiben. ©r t)atte
aik§, wag 3iiföbug l)at, unb bofaf? ^u bem nod) otmag, wag
:v^at'übuö fet)lt. 2)cr ernfte o'iHHTatiu bog loljtcron, bor ung be=
flänbig üon unfcren inneren ©rlebniffen unb Erwerbungen ah
(enft, in ber ^urd)t, fie fönnten fid) fovrumpieron, M't^t eine ^Ik-
gren,\ung beö 'iU'rtraueng , bie ''j.Hiulug nidjt loill. i&v bat fid)
frcubig bem 1)enten ergeben, bereit in jebem 3}ioment jur Xat
Xex SBor^ifl bcö ^atthtö. 469
übersu(^ef)en, aber ebenfo intenfio auf bie ^^f(egc ber @vfenntni§
©^rifti bebad)t unb f)at baburc^ fein ©lauben mit jenem bellen
Selbftbeiüu^tfein burc^leuc^tet, ba§ be§ 2Berte§ unb bei* 5t'raft
be§ @Iauben§ inne löirb unb fiel) feiner freut, ol^ne ^urc^t, ba^
e§ bamit auff)örte, ©tauben, ^Ibiuenbunq üom eigenen 3^)/ 3?^v=
5irf)t auf firf) fetbft ju fein, uietmef)r in ber @en)i§f)eit, baf? e§,
je met)r e§ feiner fetbft beraubt wirb, umfome^r ©tauben roirb
unb um fo au§fd^tie^tict)er an ben gebunben ift, auö bem eö
feinen ganzen ^efi^ geminnt. %k Sc^ranfen be§ <3etbftüertrauen§,
ha§ ber ©laubenbe in feinem ©ottöertrauen gewinnt, beäeirf)nen
bie ''Ma^i, in bcnen ba^ te^terc uni gegeben roorben ift.
„3öir t}aben nid)t alte über biefetben .f>inberniffe ju fiegen;
bie .^inberniffe finb aber jeroeiten burd) anatoge ©aben unb
.Gräfte t'ompenfiert." *'^iaulu§ empfing burrf) ben 33rud) in feinem
Seben einen fingutären ©d^mer^, in unmittelbarer 'i^erbinbung
bamit aurf) eine finguläre ^Yaft. :3afobu§ i)ai in ber "^liüftig=
teit, mit ber er fiel) bem ^JO^erf sufelirt, auc^ feine eigenartige
©tärfe, aber aud) fein finguläre^ Seiben. 3ille biefc ^mperatiue
finb au§ bem intenfioen 33emu^tfein geboren, mie gebunben unb
befterft unfer inmenbiger l'ebenSftanb , barum aber aud) unfer
2Bir!en ift. i^nbem er bie ©emeinbe unb juerft fid) felbft au§
aller frommen .f>offart t)ernieberbeugt , öoll5iel)t er ftet§ rcieber
ben Sd)mer5 ber ^^^önitenj. (5§ ift nid)t ^n\ail, ba^ im 3afo=
bu^brief ha§ SCöort ftet)t: „jammert unb trauert, meint! euer
Sachen manble fid) in S^rauer unb bie ^^reube in Kummer!" 4,0.
1)a^ anbere '©ort: „freuet cud) im .^errn aüeseit", geprt
""^^auluS an.
(S§ gilt l)ier, baf? fid) ber SJienfc^ nid)t§ nebmen fann, eö
merbe ibm benn gegeben uon oben, unb md)t minber, ba^ ber
Seib nid)t beftänbe, menn er nur 5luge märe. 3^ür bie Urge-
meinbe, bie au^ ber fi)nagogalen ^Itmofp^äre Ijert'am unb ben
©influ^ be§ 9ftabbinat§ 5u überroinben I)atte, mar bicfe§ 2el)rrcort
5TOeifello§ oon bobem ^^ert, unb aud) feitl)er f)at e§ bie 5l'ird)e
reid)Ud) erlebt, ha^ fic bie 'iöeifungen, bie ^afobu§ gibt, nid)t
entbet)ren fann.
470 Aap- 10, 2)ie 3lpoftel ber Äirrf)e uon Stnifnlem.
2. Petrus.
'Der erfte '^^etru^brief beginnt mit bemfelben ©ebanfen,
loelc^er audf) bei ^afobuS bie 3ieif)e ber 9Jiaf)nungen eröffnet,
ha^ nämlid) im ©tauben eine ^reube begrünbet fei, bie atle§
Seiben um 6t)rifti millen übermiege, 1, 8. 9. Die 2(rt, wie bie
3Iu^fpracf)e unb ber 5^erfel^r §tt)ifct)en bem ©rf)reiber uub ben
Sefern erfolgt, geigt aber fofort einen bead)ten§n)erten Unterfd)ieb.
^JOBät)renb ^a!obu§ meber ben (2df)mer§ nod) bie ^reube für fid)
barftellt, fonbern an jenem nur bie fittlid)e @efat)r, ben rceigaof^wg,
I)eri)ort)ebt unb auf biefe nur burd) bie ^orberung I)inmeift:
Ijaltet bie 2Serfud)ung für üoUe ^^reube, meil fie bie ^en)ät)rung
tie^ ©taubenä ift, gibt *!petru§ bem ^ubel, ber au§ bem ©tauben
feiner Sefer entftet)t, einen fräftigen 9Iu§bruc! unb oergegenmör^
tigt fid) bie\^errlid^feit, bie it}re ^reube nid)t nur al§ ©egen=
ftanb vox \\d) f)ot, fonbern aU @igenfd)aft in fid) trägt: x«?«
dedo^aofitvri, roeil fie fd)on ein ^eitt)aben an ©otte^ ^errlid^t'eit
ift, 5, 10. 4, 14. Diefe ^reube fällt jmar mit it)rem noUen ©e=
nu^ erft in bie ^"funft, überträgt fid) aber, ba ber '^orblirf
auf fünftige ©eligfeit felbft fd)on j^reube ift, aud) in bie ©egenmart.
®er 5!J?anget, ber in biefer nod) nid)t aufgeljoben rcerben t'ann,
liegt nid)t nur im 3SerI)ättni§ ber ©emeinbe §u il)rer feinbfeligen
Umgebung, fonbern aud) in if)rer ^eäief)ung ju^efuS: fie fallen
unb fef)en it)n nid)t; eben bie§ gibt it)rer fiiebc ju il)m ben
(Jt)arafter be§ Srauen§. 9(ber burd) il)r ©tauben finb fie i^m
fo oerbunben, ba^ fie nur je^t it)n nid)t feben. (Sr mirb fid)
für fie offenbaren unb it)ncn baburd) bie unbeflerfte Sebcn§geftalt
Herleiten. Darum befi^en fie im ©tauben mcbr, aU ma§ ben
'|irovf)eten, ja felbft ben ©ngeln gegeben ift, 1, 10 f., uub barum ift
er il)nen ©runb einer ^reube, bie fein iiBort äurcid)enb ,^um
5(uöbrurf bringt.
:^n biefer l'}]id)tung be§ ©lauben§, ber al§ bie ©emif^bcit
bcsi eiüigen (5rbec> jur unfagbaren ^-reube mirb, ift begrünbet,
bo^ fid) bie .^Öffnung al§ ba;g .^^auptftücf be§ föl)riftcnlebenä
barftellt. Die neue i'ebcnbigfoit, bie un^ bie 'i^lufermedung vU'fu
üerlicl)cn l)at, beftel)t bariu, baf? mir eine lebciibigo .)>offnung
i)abtn, l, 3. Die 5rud)t feiner (£rfd)cinung unb XHufermorfung
2)er &laiibe bei ^^ßetritö. 471
ift nirfit nur bieg, ba^ unjer ®(auben, fonbern aurf) ba^ unfcr
^offen nun auf @ott gerid)tet ift, 1, 21. 3Beil bie Hoffnung
bie ©emcinbc üon it)rer Umgebung unterfc^eibet unb biefe fort=
rad^renb gum (Srflaunen bringt, ift fie ber ©egenftanb ber c^rift--
Iid)en Stpologie, 3, 15. ®ocf) nur für benjenigen ©ebanfengang,
ber auf "tta^ ^iet be§ 6:f)riftenflanbe5 t)inftrebt, orbnet fid) ba§
.^offen bem ©tauben über. Söenbet firf) bagegen ber 53tic! rüc!=
roärtg auf bie ^at'toren, auf n)etd)e ber 33eftanb ber ©emeinbc
aufgebaut ift, fo t)ebt fid) ba§ ©tauben atö ba§ grunbtegenbe
©rlebnig f)erüor, rcctc^eg ben ganzen 33efi^ ber ©emeinbe mit @in=
fd)tu^ i^rer Hoffnung bebingt. ^ie ©rrettung uottenbet, mag
im ©tauben begonnen ift, 1, 9. @§ ift t>a§ üon (it)riftu§ gc=
mottte 9ftefultat feiner ©rfd^einung ; um ber ©laubenbcn mitten
raurbe er gcoffenbart, 1, 21. ®urd) baö ©tauben ift bie @e=
meinbe in bie fie fd)ü^enb bemad)enbe 5ltaft ©otte§ eingefd)Ioffen,
metd)e it)r ben ©mpfang be^ @rbe§ »erbürgt, 1, 5. Durd) t)a§-
felbe ift il)r ber ©ieg über ben Satan gegeben, ber bie ^'einb=
fc^aft ber 9JZenfd)en gegen fie erregt unb t)ie5u be^megcn bie
9Jlac^t t)at, roeit er it)r ^Jß}iberfad)er unb 33erftäger, ibr avildixog,
üor ©Ott ift, 5,9. (5d)tie^tid) ift aud) it)r ©tauben basi, ma§
it)r bie 2tnerfennung ©l^rifti bei feiner fünftigen Offenbarung
ucrfdjaffen rcirb. ®urc^ bie Seiben^milligfeit bemät)rt, mirb eg
bann at^ 2ob, ^errtid)t'eit unb @t)re erfunben, 1,7. 2,7, roeit
e§ baöjenige ift, roa§ ®f)riftu§, menn er fommt, bei feiner @e=
meinbe fud)t unb an if)r mit ber Sebenögabe frönt. @g jeigt
fid) I)ier mieber bie SSöltigfeit be§ apoftotifd)en ©tauben^, bcnn
bamit ift ber '^lid auf 6:t)rifti @erid)t bireft §um ©taubeng^
motiü gemad)t.
©eine l^Reintieit beroabrt bal ©tauben baburd), ba^ fe'^t
beftimmt neben bem |>offen aud) bie 3^urd)t wad) get)atten roirb.
9Jlit großer ^tart)eit werben im ©otte^berou^tfein ha§ bie i^urd)t
unb ba§ bie 3wi>fi*firf)t begrünbenbe 9J?oment gteid)mä^ig betont
unb geeinigt: it)r ruft ben unparteiifd) 9iid)tenben atg 3Sater an,
1, 17. dbenfo mirb auf ben Sert be§ ^tuteä ;3efU/ burd) ba§
er bie ©emeinbe ertöft f)at, baju t)ingeroiefen, bamit fic^ an
if)m bie ^urd)t begrünbe, 1, 18. ^ür bie ©pannung 5roifd)en
ber Hoffnung unb ber 3^urd)t liegt bie 2tu§gteid)ung eben im
472 Ä«P- 10. 3}ie 3tpoftel ber Äirc()e üon ^entfalem.
©tauben, in einem 2:rauen, ba§ bie göttti(i)e @üte unb ^ilfc
bejaht.
(Sef)r ernft gef)t ber ^rief auf bie pra{'tifc{)en SfJefultate ein,
roeld^e bie Oiemeinbe au§ if)rem 2Ser!^äItni§ ju ©ott 5u giefien
f)at. ©lauben unb ^offen einerfeit§, Seiben unb @ute§ tun
anbererjeitg bitben it)re boppette 2tufgabe. ®ie @int)eit be^
(Sf)riftenteben§ berut)t barauf, ba^ atte§ ©tauben, ^offen, Seiben
unb 3ßirfen ber ©emeinbe auf ^efug belogen ift. äöeit ^efu^
i^r burcf) bie ^rei§gabe feine§ eigenen Seben§ ©rtöfung fc^uf,
ift fie oerpfti(^tet, fid) oon ber ©ünbe ju töfen, 1, 18 ff. 2, 21 ff.
3, 18 ff., unb baburd) rairb fie bie Übergebung ertangen, bie xlp:
^efu Job nact) @otte§ Sitten üerfct)afft f)at. ^etru§ fteüt ben
©e^orfam gegen (£I)riftu§ unb bie ©ntfünbigung burcf) fein 33tut
5ufammen a[§> ta^ :^ul, ju bem m\§ bie üom ©eift auSge^enbe
^eitigung l^inteitet, 1, 2. 3tucl) für haä ^anbeln, nict)t bto^ für
ba§ ©tauben ber ©emeinbe bitbet e§ eine befonbere ©rfctiroerung,
ba^ fie e§ unter bo§t)aftem Sßiberftanb üben inu^. ©ie t)at bie
*pfticf)t, burd) if)r töbtid)e§ unb gütige^ .^anbetn, ayad-OTtoua,
benfetben ju überrcinben, 2, 12 ff. ©ie f)at atfo benen ©ute§ ju
tun, bie fie mi^t)anbetn, unb bie!§ nur barum, rceit fie an it)rer
3Ser!e^rt^eit feinen 5lnteit nimmt, ^n biefer 3Serftoct)tenbeit i!^re§
ct)rifttid)en iföirfen^ unb Seiben§, ayad^onoieiv -nal naa^uv 2, 20,
liegt bie ©rf)n)ere il)rer ^-^Jflidit. ;3efu Seiben greift aud) I)ier
t)itfreid) ein. 2tn feinem SSorbilb ftärft fic^ if)re Sitligfeit §um
unfdjutbigen Seiben; benn e§ gibt it)r bie ^ürgfd)aft, baf? aud) fie
teiben unb fterben fann ot)ne Sdjäbigung it)re§ 3(nteit§ an ©ott
unb feinem 9teid). 3^r Seiben fc^tie^t fid) üietmcbr al§ ^ort=
fc^ung an Gf)rifti Seiben an unb wirb baburd), weit e§ Jeil=
nat)mc an feinem Seiben ift, felbft aud) ©runb ber .spoffnung unb
j^teubigfeit, 4, 13. ©^rifti 2:ob gibt aber nid)t blo^ 3:roft, fon=
bcrn begrünbet uor attem, ba^ bie ©emeinbe fid) feinetmegen
Dom iiHüfen gefd)icbcn battc unb bc£it)alb p jcbcm Opfer mitlig
fei. Sät)renb feine !iisirfung 5unäd)ft nogatiu unb uorbcrcitonb
ift unb bie 2:itgung ber ©d)ulb unb bc§ böfcn 93eget)ren§ f)cr=
bcifüt)rt, 4, 1 ff., mirb bie pofitiue Sirfung unb Q^S^xX^'i ber ©nabe
burd) :^cfu ^ituferftet)ung unb fünftige Offenbarung uermittelt.
31u8 ^t\\\ ilreuj fc^öpfe bie ©emeinbe ben ©ruft, ber fie üüu
2;er Glaube bei ^;Jetru^. 473
ber ©ünbe trennt unb ju jebem Seiben fäl)tg madf)t, auf ^efu
2tuferftel)en bagegen if)re ^"oerfic^t ju @ott unb if)re ^rcubc
am eraigen @ut!
^er 33rief überblictt fomit in frf)lirf)ter @infarf)f)eit, bie borf)
einen grojien 9^eid)tum in fid) f)at, bie SRannigfattigfeit ber 6r=
lebniffe, iüeld)e 3>ergangenf)eit, ©egeniuart unb ^ufwnft ^er @e=
meinbc füllen, of)ne fie einem ^entralbcgriff, fei e^ ©laube ober
^JBerf, unter^uorbnen. @r ftetit ben ^efi^ ber ©emeinbe unb
i^re '>]3f(id)t, i\)x ©tauben unb it)r ^anbeln, ben ^^mperatiu in
.''^efu 5l'reu5 unb bie ®aht in bemfelben, bie Gntfagung, ju ber
fie fein ^ob beruft, unb bie ^reube, bie feine 2tuferftet)ung gibt,
nebeneinanber, of)ne fie rceiter miteinanber ju uermitteln. Seine
innere ©in^eit t)at er barin, t>a^ aiii ©aben unb '^(ufgaben ber
©emeinbe, alle§ ma§ für fie gefd^at), burd) fie gcfd)et)en fotl unb
an it)r gefd)e!)en mirb, oon :viefu§ au§get)t. '2)a bie i^erbinbung mit
i^m nic^t in ein mi)ftifd)e^ ©rtcbni^ uerlegt roirb, unb nic^t baburc^
gefud)t rcirb, t>a^ im inmenbigen Seben^ftanb eine Offenbarung
©()rifti erfolge, fonbern baburd^, ba§ ber 53Iicf ftetg auf ben oon
©Ott ©efanbten, an§ ^reuj ©egebenen, 3(uferftanbenen unb @r=
I)öl)ten gerid)tet bleibt, fo ift bie|e aüfeitige i^erfnüpfung ber
ganjen 2ebeni§füt)rung mit ^efu§ nid)tg anberei§ at§ ba§ fonftant
feftgebaltene ©tauben, 't>a§' in alte 3^er§n)eigungen be§ .^anbelng
I)inübertt)ir!t.
"Da^ ^itb, bag un§ für ben ©lauben^ftanb ber ©emeinbe
burd) hk anberen ^öriefe unb bie 5lpoftelgefd)id)te oermittelt rcirb,
unb'basjenige, ba§ un§ ber ^rief be§ ^^etru§ über baä ^i^t ""^
bie 2lrt feiner ^Jtrbeit uerfd)afft, fielen bat)er miteinanber in einer
üollen, fid^ gegenfeitig bejeugenben Übereinftimmung. ^Jlid)t eine
3:l)eorie über ba§ ©tauben, n)ot)I aber biefe§ felbft tritt ung ^ier
unb bort entgegen al§ ber ben ganjen Gbriftenftanb in ber 9Jlannig=
faltigfeit feiner 3lnliegen unb ^unftionen geftaltenbe ©runb.
3. mattbäus.
33ei ber ©rmägung ber ^Jlugfagen ^efu über ba§ ©tauben
entftanb bie ^ragc nad) ben befonberen 9Jlerfmalen begjcnigen
©tauben§ftanbe§, ben un§ bie ^arftellung !3efu burc^ 9Jiattl)äu§
fid)tbar mad)t. ®iefetben entftetien ebenfo, wie bie ^efonberf)eit
474 Aap. 10. Sie 3lpoftel bcr Äirc^e üdu Sentjulem.
am ©tauben be§ ^]3aulu§ unb ^afobu§, gleid)§eitig au§ ber @igen=
art bei- ©emeiube, für roeld)e er bie ©rinnerung an J^vefu^ fixiert,
unb an§ ber bejonberen ^Sebeutung, bie ^yefuä im 3ufammen=
:^ang mit feinem Seben^Iauf für it)n felbft geraonnen t)at.
9Jlatt^äu§ t)at mit jebem 3Bürt ^öegie^ungen ju ber au§ bcr
;jubenfd)aft gefammetten ®f)riftent)eit ^a(äftina§. ^ie§ bebingt
fd)on bie ^orm feiner 3]er!ünbigung, bie 3trt, luie er bie '2)enf=
arbeit tut unb für bie ©emeinbe in mitteilbaren ©rgebniffen
frud)tbar mad)t. 2Benn er un§ aud) feine^megS eine zufällige
21nt)äufung uon ©entenjen unb @efd)id)ten gibt, fonbern mit
ernfter Überlegung unter ber Seitung von ©runbgebanfen fd)reibt,
beren er fid) bemüht ift, fo bemegen if)n biefe bod) nid)t ba§u,
ben ©prüd^en unb @efd)i^ten if)re fonfrete B^affung gu ncl)men,
metdie i{)ren 3ufamment)ang mit ber beftimmten Sage :v'^efu hinb=
tut. @r generalifiert nid)t, fonbern t)ält ber ©emeinbe gerabe
biefe ©injeltjeiten Dor a[§ oortreffüc^ geeignet, um ii)x ju geigen,
mag ^efu§ fei. ^iefe ^orm be§ Unterrid)t§ über ^e\n§ l)ai teil§
ba^n 33e§iebungen, ba^ bie 2)en!arbeit f)ier DöIIig im ^ienft ber
^^rayig ftanb, teil§ baju, ha^ bie nationale ?^rage I)ier für ben
©laubcngftanb eine entfd)eibenbe ^öebeutung befa^.
^ür bie paläftinenfifdje (Sljriften^eit mar e§ Jrabition: bie
9flcligion fei '^PrayiS unb ber ®otte§bienft befte{)c im richtigen
.^anbeln. 2(u§ biefem ©runbe ftanb fie hii ;jiefu§, bamit er
it)r fage unb t)elfe, mie fie nad) @otte§ Sßitten lebe, mo§u i^r
bie (Sprüd)e unb ®efd)id)ten, bie 9}lattf)äu§ fammette, unmittel=
bar bie Hnmeifung gaben. ®a§ Seben mirb tjier in§ .^anbeln
gefegt; ^ielt ba§felbe nad) oben, roeil ha§ 93erf)ä(tni§ ju @ott in
^rage fommt, fo mirb biefeS .f)anbeln 5um ©tauben, ba§ aud)
feinerfeit§ mit tonfreten Elften, bie einzelne '^Jiomente füticn, in
bie !i^erfettung ber .f^anblungcn tritt, unb biefe '^Betätigungen be^
©laubeng« ftet)en alte mit ben prat'tifd)en XHufgaben im engften
3nfamment)ang. ®ie ©cmeinbe üerftct)t aud) ibv ©tauben al§
^^lusirüftung ,^ur get)orfamen Erfüllung bc^o göttlid)on '^ilUMu>.
dg mirb nid)t sunäd)ft al§ 2(ntrieb jur ©ebanfenbilbung, mot)l
aber alö ^Jlntrieb gum ©cl)orfam u)irffam. ^al)ev erbalten mir
Don 3)'lattl)t'iuö feine Einleitung ,yir 3:l)eorie über ba^ ©laubcn,
bie e5 nad) feinem ©runb unb liBert befd;riebc ; bci^ i]Ki feincö
^])Jattf)äuö unb rs^rnel. 475
Sort^ liegt mir barin, ba^ ha^ ©lauben real in ber Sebenöf ü^rung
feiner Sefer üorI)anben fei.
^n ber 9(rt, wie TlatÜ)äu§ bie ®entbarfeit mit (Srnft
unb ©rfotg ausübt unb bod) §urücff)ält unb it)re (Erträge nid)t
für ficf) mitteilt, bemgemä^ aurf) in ber 3(rt, rcie ba^^ ^anbeln
über ha§ ©rfennen emporgefteüt ift, unb luie bie ^e5iel)ung besi
@Iauben§ jum ^anbeln unb @r!ennen beftimmt mirb, ^aben
mir einen ©laubensiftanb üor un§, ber bemjenigen bes :^afobug
auf§ närf)fte cerrcaubt ift. dagegen unterfd)eibet er fid) uon ibm
burd) bie 2(rt, mie er bag nationale ^^Jroblem jnr 3prad)e bringt.
®iefe§ bemegte bie paläftinenfifd)e ß^riftenbeit nid)t fo, als» ob
fie |)olitifd)e ^öeftrebungen in it)rev SJiitte gepflegt bätte, mo{)l
aber be^bcilb, meil fie früt)er, e^e fie ^efus fannte, il)r t^oit alö
©anjeg unb einzig i^r 3Solf für bie berufene unb ge()eiligte @e=
meinbe gehalten batte. "^eg^alb l)at 9J?attl^äu§ an ber nationalen
^rage ein .paupttl)ema be§ ©oangeliums«. '2)ie 5"i"age, ma? ;;jefus!
fei unb bie anbere: ma^ au§ ber :^^ubenfd)aft gemorben fei unb
fd)lie^lid) raerbe, liegen ^icr oi)llig incinanber unb erhalten nur
gleichseitig il)re ^eantmortung. |)ier mar fein ©laubensftanb
mi3glid), menn nid)t 3ef" ^-ß^ßvf alö bas uon @ott gemoUte ^^iel
ber @efd)id)te ^v^raelg erfaunt mar.
^JCßarum il)n bie 3^ubenfd)aft uerroorfen b^be, mes^afb bie^
ber göttlid)en 9f{egierung gemä^ fei, mag fid) bemgenui^ als ba§
bleibenbe SGBerf @otte§ in ^ärael ^erau§ftelle, bas finb für dJlaU
tl)äu§ 3lnliegen, bie bireft ba§ ©lauben an ^i\\x§ bebingen. ^cr
Sefer ftellt fid) üerfd)ieben ju ibm, je nad)bem er bie iübifd)e
(^■rage beantmortet, unb fann fid) nur bann gläubig ju ibm üer=
I)alten, menn er über 9tabbinat unb ^;pi)arifäi§mu§ , ©efe^ unb
3lu§mal)l ^§rael§, mit einem SBort : über ben ^uftanb unb ha^
^iel be§ 3u^^"tum§, fo beult mie 9Jlattt)äu§ e^ it)m jeigt. 'Jluf
bie ^orm beg (Soangelium^ mirft bieg be§t)alb ein, meil bie
nationale ^^rage fid) nid)t burd) ^Begriffe, fonbern nur burd) @e=
fd^id)te beantmorten lie^. ©g l)anbelt fid) für 9}]att^äug um
ba§, ma§ ^efug feinen ^^ilö^^off^"/ ^iß f^in^ Berufung au5fd)lu=
gen unb if)n freujigten, gefagt unb getan !t)abe. 3Ba§ einft ge=
fd)al), bebingt ^ier unmittelbar ben eigenen ©laubensiftanb. 9Hd)t
©eueralifierung unb ^egriffgbilbung, uielmeljr ^jubiüibualifierung
476 Änp- lf>. 3^ie 3lpoftel ber Älivcfie von Seniinlem,
unb fonfretc 53e(euc^tung be§ ^ampfe§, ber äiüifd)en 3ef»§ unb
ber 3ubenjrf)aft eutftanben rcar, roar I)ier ba§, iraS ba§ ©Dan*
gelium roirffam ma(i)te unb ©tauben fcf)uf.
®a§ ©lauben an ^z\u§ begrünbet 9Jiatt{)äu§ baburcf), ba^
er ben ganzen güttlicf)en ^efilj 3§raelg uollftänbig ht\a\)i, nic^t
nur bie (Sd)rift, 5, 17, fonbern auc^ ha§ ®efe^, 5, 18. 19, nid)t
nur bie ©enbung ber einfügen ^oten @otte§, fonbern oud) bie
@rn)äf)lung be§ jeitgenöffifc^en ^y§rael§, 10, 5, hi§ t)inau§ §u ber
für bie moberne ©yegefe üielfai^ unoerftänblicfjen ©pi^e, ba^
bcm ^:)3{)arifäi§mu§ ba§ ^^räbifat ber ®ered)tig!eit, 9, 13, 2Bcig=
beit, 11, 25, unb ©{i)riftmä^ig!eit, 23, 3, perfannt bleibt, unb
ber 9leid)§geban!e über ^efu iföirt'en auf bie ©rünbung :3;§vael§
jurücEerftrecft wirb, 21, 33 ff. ^aS ©lauben an 3^efu§ f)at für
it)n feine 3Sorau§fe^ung barin, baf? er al§ :v\ube ert'annt rcirb,
ber mit ^^§rael in uoller ®emeinfd)aft fteljt. 2)a§ beftimmt aud)
bie 2lufgabe ber jünger unb üerpflid)tet fie jur Strbeit an ^^'
rae( mit einer Sreue, bie n)o{)t fterben, nid)t aber n)etd)en fann.
®ie «Sc^eibung üon ^§rael erfolgt nur burd) bie ^u^prebigt,
burd) bie im ©ruft ber 5föa()rf)aftigt'eit gefd)et)enbe @ntf)ü(Iung
feiner Sünbe unb bereu runbe !i^erneinung. Sind) ber S^tabbine
brid)t ba§ @efe^ unb ber @ered)te fünbigt. "Die SBeingärtner
t)aben fid) gegen if)ren .f)erru empört ; @ott ruft fie burcf) feinen
©ot)n äur Umfet)r unb nur ber rettet fic^, ber feinem ^Kufc folgt,
^ür 9Jlattl}äu§ ift beg{)alb bie 33u^prebigt jur 58egrünbung be§
@lauben§ fd)ted)tl)in unentbebriid) ; biefe§ fann einzig ant-' ftarer
@infid)t in bie fünblid)e ^2lrt ber iübifd)en ^römmigfeit entftebcn.
•iJlur burd) fie roirb in ber Berufung ju ;v^efu§ bie ©rrettung nom
33öfen, fomit bie %at ber üoUfommeneu ©nabc erfannt. "Die
"Verneinung, meld)c ber mit bem ©tauben uott^ogenen 'i^eiat)ung
ftetö an^ftet, fet)rt fid) t)ier gegen ben ^|>f)arifäi§mu!?, unb fo=
iDcit biefer mit bem ^ubentum ibcntifd) ift, gegen biefesi fetbft.
"Der Gnergie, mit ber biefc !Verncinung uott^ogen mirb, entfprid^t
bie 5lräftigtcit bcö WtaubcnSftanbee^.
3um llniüerfali§mu§ tommt 9Jiattt)äuö baburd), ba^ bie Sünbe
baö (%rid)t über ^««rael l)erbeif üt)rt , beffcn ':){otnienbigfcit unb
2^icfc er feinen i'cfcrn beutlid) genug bo,^cugt, nuMtev baburd), baf?
bajf @erid)l uid)t tM C^nbäicl Wotteö unb (£t)rifti i|l, ber !il^cin=
a}?att()äii§ tmb S^rael. 477
berg oielme^r anbern übergeben unb ha§ @aftmal)l mit neuen
©äften gefeiert wirb. ®er (£t)riftu§ fcf)afft bie neue, eiuige
©emeinbe. ^a§, wa^ bie Berufung aller in biefc ermöglicht,
ift bie Don 3efu§ bem ©lauben gen)äl)rte ©nabe, mie fie and)
an ben glaubenben Reiben aufgezeigt mirb. 2Ba§ bamit, ha^
aud) ber .^eibe nic^t cergeblirf) an ^efuö glaubte, feinen -Jlnfang
fanb, fommt baburd) jur 3^ortf üf)rung , ba^ ber 3luferftanbene
feine 33oten an alle 3Sölfer fenbet, unb baburd) jur (Erfüllung,
ha^ bie e§d)atülogifd)e ^peilanbstat ^^\n uniüerfale @rö^e l)at unb
bie (5rmät)lten ©otte» au§ ber ganjen 9Jienfc^l)eit bei i^m oer=
fammeln luirb.
So legt 9Jlattt)äu§ §uf uniuerfalen ^i^erfaffung ber 5lird)e
al$ @emeinfd)aft aller ©laubenben ben unentbel)rlid)en ©runb,
weil biefe erft moglid; mürbe, nad)bem bie nationale ^lag*-' gt?=
li)ft war, fo wie il)r !i0^att^äu§ burd) bie mit ftarfem ©laubeu
üollbrad)te ©rljebung über ben nationalen "-Beftanb ^^vael'ji bie
Söfung gab.
^Äa§ l)atte er nod) nad) bem 3uff"Hnie"&i*ud) ^jöraelsV
9lid)t§ blieb it)m al§ :3efu§ allein, nid)t£( al§ ber '^luferftanbene,
bamit aud) ber ©rfüüer ber ©d)rift, ber, bem 3}]ofe unb (5lia
l)ulbigen, ber, welcher me^r al^ ber Tempel ift, unb ;3^vael§ @e=
fd)id)te üollenbet, bod) nid)t^ al^ 3efu§ allein. ®er ^^empet fällt,
ha§ {)eilige ^anb unb bas Ijeilige 3Solf baben i^re religiofe ^■öe=
beutung oerloren. ©ein gan^eg ©laubeu ift auf O^fu^ geftellt.
^^lu§ bem g-ortgang feiner Slrbeit, wie 9)kttl;äu§ [ie uhö barftellt,
ergibt fid) al^ ha^ einzige 9?efultat ber um it)n gefammelte 3ünger=
t'rei§, ugl. 9}|. -2'), unb bie neue, yon iljm gefdjaffene ©emeinbe
befiel nur t>a^ eine, freilid] allcv antiovo üborvagenbe (3üt, ba^
ber (£t)riftu^ fie berufen l)at unb regiert. '2)arin beftel)t bie ®in-
^eit be^ ©laubeui^ äwifdjen ^\i|attl)äu§ , ^^aulu§ unb ^ül)anne§.
So wenig e§ jebod) bicjom i'«Uauben§ftanb an 5lraft gebrid)t:
für biejenigen, bie fid) um ^t\u^ al§ um ben ^önig ^§racl§
gefammelt t)aben, ber eben al§ ^önig ^^rael§ ber ^err aller ift,
weil unb wie :3§rael al^ fold)e§ bie ©emeinbe ©otteg ift, bilbeten
notwenbig bie auf ba§ ^anbeln jielenben begriffe ben wefent=
lid)en ^nl^alt ber 33erfünbigung et)rifti. 2Bag ^grael tat, 3ef«^
tat, bie jünger ju tun t)aben, ift l)ier bie .^auptfad)e am (£üan=
478 Aap. 10. Sic 3lpoftel ber Äirrf)e oon Senifatem.
gelium. ^enn btefe§ jeigt, raiefo ^§rael ben SBiüen @otte§ nid)t
tat, raiefo it)n ^efu§ tat, roiejo er au§ feiner (Semeinbe bic
^äter be§ göttlid)en 2ßiIIen§ tnarf)t. 60 tüenig babei t)on einem
gIauben§(ojen ^un bie 9iebe ift, fo bilbet borf) für biefen @e=
banfengang nic^t bie ®ntftel)ung be§ @lauben§ für fict) fd)on ba§
entfc^eibenbe @rgebni§ ber Slrbeit ;3efu, fonbern biefe§ liegt teils
oor bem ©lanben in bem, ma§ bitrrf) ^z\u^ ^u feiner ^egrün=
bung gefc^at), teil§ nac^ bemfelben in bem, tt)a§ burd) bie @e*
meinbe auf ©runb bemfelben gefd)ief)t. ^^x Diec^t ift nid)t fc^on ba=
burd) errciefen, ha^ fic an ^efuS glaubt, fonbern baburd), ha^
fie 3§rüel§ ©ünbe non fic^ tut.
^al)er belialten aud) biejenigen 3ßorte, bie äunäd}ft für bie
@rftling§geftalt be§ ^üngerl'reife§ geprägt raaren, „jum jünger
mad)en, nad)folgen", für 9)lattt)äu§ it)re bleibenbe 3öid)tigl"eit
unb werben burd^ ben @tauben§begriff nid)t ganj erfe^t. ®enn
fie umfaffen ben 2lnfd)lu^ an '^e\u§ nad) allen Stiditungen, mie
er bo§ (Glauben unb ben @et)orfam eint)eitlid) umfpannt.
2)a ^§rael§ ©lauben jroar gereinigt, Dor Ü^erberbni§ gefd)ü^t
unb pr ?^rud)tbar!eit gebrad)t merben nui^, nicl)t aber beftritten
roerben barf, raeil bieg bie Seugnung ber Offenbarung unb @egen=
mart @otte§ bei ^§rael bebeutet f)ätte, fo beftet)t jrcifdjen ibm
unb ber ©t)riftent)eit im ©lauben eine ©emeinfamfeit. ©omeit
jene§ auf ben 9iegierer feinet ©d)ictfal§ mit 33ertrauen fiel)t, ift
fein ©lauben aud) ba§jenige ber ®t)riftent)eit , unb 3)]attt)äu§
bleibt fid) biefer ©emeinfamfeit bemuf^t. ^]niar fällt auf 3§raet
bie ©d)ulb be§ Unglauben^; aber and) bie (£l)riftcnt)eit erlebt
e§, ba^ auc^ fie nid)t ol^ne ©traud)eln unb 58erfünbigung it)r
(Glauben übt. ^ie 3*^if()Ji"nfl ^t^^' ^Hpoftel, mie fie 9Jlattl)äu§
gibt, üerjidjtet ein für allemal barauf, au§ bem ©laubcn fid)
einen ^Kul)m 5U bereiten, '^er auf bai^ ©laubcn geridjtete ÜBitle
erftrebt üor allem, ba^ fid) ba§ ©lauben baburd^ al§ rid)tig
ermeife, bafj ^cfn ©ebot burd) ben ©laubenbon gefd)icl)t. 1)ie
Formel „an il)n glauben" u)ar baljer nid)t ber einzige ober
l)(!iufigftc 9(uöbrucf für biefen ©lanbensiftanb.
3Iud) biefe iDIerfmalc bemfelben: bie ^Jlbmefenbeit fcber
9lcigung, für bic (il)riftonl)eit an?< ibrcm Wlauboii einen ^Hnbm
5u mad)en, ba«; l)eUe 'iJeum^tfeiu, baf^ hai lebeubige ©laubeu
3)ie 3ßtcr)tiflfeit beg BexU. 479
bie Eingabe be§ gangen ^erjeng an @ott erforbere unb feine
Spaltung be^felben ertrage, bie ©orge bafür, ha^ bie ©emeinbe
it)r ©tauben \xd) gum ©eroinn in reiner, frud)tbarer SBeije l^abe,
ber 9^arf)brurf, ber auf bie ©emeinfamfeit be§ ©tauben^ mit
3§raet fällt, finb un§ frf)on oon ^a^obuij; t)er befannt. ^)
©tet)t 3e[u 3Sert)äItni§ gur @rtt)äf)tung ^§rael§ im 33orber=
grunb, fo beftimmt firf) baburd) and), maS al§ feine @abe für
ben ©laubenben ergriffen wirb. (Sottet 9?egierung unb ^e\U
3(rbeit ftet)en im Si'ampf mit einem boppelten ©egenfa^ : mit ber
©iinbe unb mit bem Xoh; feine (^ahi befielt baf)cr in einem
boppelten ®ut: in ber @ered)tigfeit unb im :^eben. @e{)t ber
^licf auf ^^§rael§ ^aü, fo ift ^efu (Segenfa^ jur ©ünbe ba§,
xüa§ im (Soangelium bie erfte ©teüe ert)ält; feine .^ilfe beftebt
barin, ha^ er ben ©einigen ju berjenigen @ered)tigfeit t)ilft, bie
fie in§ 9?eic^ ®otte§ bringt. 3luf ha§ eioige Seben t)üffte fcbon
^^rael mit fefter ©rmartung. '3)ie ^rage, bie fic^ t)ier ftellte,
mar bie, mie ber ©ingang in ba§ eroige Seben erlangt roerbe,
md)t ob über ber ä^ergängüd)feit be§ irbifd)en ^afeing un§ ein
foId)e§ üon @ott bereitet fei. ®ie le^tere Überzeugung teilte ber
a^tabbine mit bem ©oangeliften ; if)r Äampf begann an ber ^rage,
roa§ ©ünbe Dor @ott fei, unb roic ^§rael oon feiner ©ünbc be-
freit unb in§ Seben gebrad)t roerbe. ^e§t)alb oerfünbigt un§
9Jiatt^äu§ 3pfii^ a(§ ben, ber allein bie '-Verirrten auf ben 2öeg
ber @ererf)tigfeit füf)rt. Stritt bagegen bie ba§ Öeben uerfünbenbe
SSer^ei^ung in ben 9Jlittelpunft be§ 6oangeIium§, fo mu^ ein
anberer 2;i)pu§ beSfelben entfielen.
Ob bei Cvefu 2(rbeit auf Israel ober auf bie 5ßölferroclt,
auf bie Überroinbung ber ©ünbe ober biejenige be§ 2;obe§ ge=
fd^aut roirb, t)at roieber innern 3uf(tnii"ent)ang mit ber 3(rt, roic
ber ©oangelift fid) 5u bem großen ©egenfat3 fteHt, ber innert)alb
ber 3tuäfage 3efu über firf) felbft unb innerf)alb feiner Sebenö=
fü^rung liegt, ©r t)at baburrf), ha^ er ba§ föniglirf)e 5Imt in
©otte§ 9?eirf) al§ firf) gegeben bejaht bat, fein 3iel über olle
©rf)ranfen ber menfrf)lid^en unb irbifrf)en !i^erf)ältniffe l)inauf=
*) 9Bie Safobuö bie ©röfse beiS ©laubenö bann iü()mt, raeim ber 2lrmc
h-o^ beöfelben »eradjtet loirb, (o legt a)kittf;äu§ auf basi Glauben an ^efuö
bann ben 5)fact)brud, loenn ber Äleine Iro^ be^felben «erborben wirb; ogl. ©. 159.
480 Aap. 10. Sie STpcftel bev tird)e uoii Sevufalem.
gehoben, unb ficf) über bic Söelt gefteüt in einer erf)abenen @inaig=
feit über allen. ^ie§ max jeboc^ nur bie eine 53en)egung jeineS
2ßillen§ unb Seben§. ©teid)äeitig bef)ält er bie SJJa^e be§ menjd)=
licl)en Seben§ unb ber menfcf)tirf)en Sßirffamf'eit, bleibt in ber
®leicf)artigl'eit mit aUen, tritt an ben burc^ ben ^^uftanb ^§rael§
it)m bereiteten Ort unb nimmt alle ^^onfequensen be§jelben in
feinen Seben§lauf miliig ouf. ^ie ©in^eit bcv beiben ^eroegungen
feine§ 3öillen§: bort §ur @rt)abent)eit unb .pervjdjaft, §ur uni=
uerjalen Sirfung, pr Offenbarung bev 3-ülle ©otte§, ^ier gur
9iiebrigteit, äur ©leic^ftellung mit ben anbern, gum ®ienft an
benen, mit roelcl)en er lebte, jum i^erjictjt auf (3oik§ 9Jiad^t, auf
_©ericl)t unb fidjtbare 93ert)errlicl)ung, bilbet.baiJßJunber in feinem
Lebenslauf, unb bemirft, ba^ ber 2lnfcl)luj3 an il)n mit einer ge=
rciffen 9lotroenbig!eit eine boppelte ©eftalt ert)ält, je nad}bem
feine ©rniebrigung ober feine ^errlid^feit al§ fein raefentlid)e§
Jölerfmal l)erüorge^oben wirb.
^nbem 9}?attl)äu§ au§ ber nationalen, fomit auS ber et^ifc^en
9lot l^erauS auf ^efu§ fiel)t, ftellt fid^ ber auf bie ©rniebrigung
unb 'Oa§> ^reu§ gielenbe 2öille al§ t>a§ ^auptftücf an ^efu 3Berf
Ijerauä. ^nbem ^o:^anne:§ bie uniuerfale *•^^rebigt oom erfct)ienenen
2e:hm an bie in ^infterni§ unb Xob gefangene Sßelt rid^tet,
mirb bie ^errlid)feit be§ (£l)riftu§ ju il)rem .f^auptin^alt. 9lur
al§ ber in ber ^errlicf)feit be§ 33ater§ Sebenbe ift er ber Seben§=
fpenber für alle ©laubenben. ®iefe ©eroi^ljeit uerlor it)ren ©runb,
rcenn nic^t ber ^licf bel)arrlid) auf bie ^errlid)feit ^efu, auf
feine (^eeintt)eit mit bem I^ater, auf feine ®ottt)eit gerid)tet mar.
^ic 9Jlat)nung: „bleibt in it)m", lie^ fid) nid)t ot)ne ^efd)rän=
fung burd) >Yü unb ^}Jaum an bie gan.^e 'i)Jicnfd)l)eit rid)ten,
menn er nid)t bei allen in ber '4.>olUommenl)eit göttlidjen l^eben§
unb göttlid)er ©nabe gegenmärtig ift. ÜQo bagegen :,'^?irael§
Seruf unb (^3efd)irf mit bem ©erid)t, ba§ fid) bier uoHäogen l)atte,
im iUn-bcrgrunb ber ^ctradjtung ftanb, trat bic bemütigc (&V'
niebrigung beS C£l)riftu§ juerft in ben ^Uirf, unb ha^ (Ä'uangelium
mürbe jum S3crid)t über feine ücrgeblid)e 3lrbeit, über feine um=
fonft angebotene \!iebe, über ben C5rnft feines! Sufjrufs^, über bic
Sd)iücre feines iicibeusi unb bic C^h-iJfje feines! 'iieviid)ts, unb bas!
pofitioe ^\ii[ feiner Senbung trat barin anö 2id)t, bafj er burd;
Ser leibenbe Gf)riftu'5. 481
fein SBort unb 5lreu5 [id) biejenige ©emeinbe erroorben ):)at, bie
bic !^ergebung ber ©ünben I)at unb in ernfter 33efel)rung bie
^o§t)eit oon [ic^ tut.
9Jiattf)äu§ unb ^of)onne§ entwarfen beibe if)re @rjät)Iungen
offenfunbig uom ^reu§e au§; 9}lattf)äu§ f)at babei an ber (Snt=
fagung, bem ©d)mer5 unb bem @erirf)t, n)e(rf)e e§ bei fid) fiatte,
feinen ^auptgegenftanb, roobei aüe§, xüa§ ben ^^affion§tagen unb
i^rer Stnfünbigung in ©alitäa uorangefteüt ift, biefe bereits üor=
bereitet. @§ ift fomit ber ^lid be§ 2(poftel§ mit gefd)loffener
(Energie auf ben gehöret; enben, bienenben, fterbenben Gf)riftu§ ge=
nmnbt. ®r gibt m\§ bamit 5tt)eifeI(o§ ha^ ©oangeüum, biefeS
aber in bcflimmter SSegrenjung unb inbioibueüer 3{neignung.
3nbem er un§ 3efu erfte Unterroeifung an bie jünger gibt,
legt er nn§ lauter Söorte cor, bie firf) mit ber ®efaf)r, 23er=
fud)ung unb ©ünbe ber jünger bef (i)äf tigen , unb fie uor bem
bef)üten luollen, maS ben ©turj :v5§i^öel§ I)erbeigefüt)rt \)at. ^efuö
befreit fie oon ber falfd)en ®efe^e§(ef)re, öom falfc^en 'betrieb ber
j^römmigfeit, oon ber falfc^en ©rf)ä^ung beö 9?eic^tumei unb ber
3lrmut, loeit bie§ aüe§ rcegen if)reä 3InteiI§ am iübifrf)en lieben
tt)nen unmittelbar al§ ©efafjr nal)e lag, an ber fie fid) oerberben
TOÜrben. ®ie ^eja^ung feine§ föniglid)en 33eruf§ ftet)t in t)eller
^larf)eit barüber, roirb aber nid)t ©egenftanb ber Set)re. @r
erläutert i^nen üielmet)r bie ©rö^e be§ 23erjid)t£i, ben er in feinen
meffianifc^en 33eruf einred)net, roarum er fic^ nid)t mit ben
geltenben 9Jiäd)ten oerbünbet, ba er baburd) (Sottet ®efc^
auflöfte, luarum er feine taute '3)arftellung if)rer 3^römmigfeit an
it)nen bulbet, ha fie fid) baburd^ oerbürbe, loarum er fie arm
bleiben ^ei^t unb e§ nic^t ju it)rem ^eruf jä^It, Dieic^tümer p
erraerben, marum fie eine Heine ©emeinbe bleiben, bie nid)t §ur
^errfd)aft, fonbern jum '2)ienen unb Seiben berufen ift.
^OIad)bem bie 9lu§fenbung§rebe bie ©efid)t§punfte ber ^erg=
prebigt für feine ^oten beftätigt unb erweitert t)at, befd)reibt eine
neue !i5ülf§rebe im Unterfd)ieb oon ber erften bie öegenrcart unb
ben ^'ortgang be§ Himmelreichs, ©ie ift jebod) bem 33erftänbniS
be§ 3>ülf§ nic^t blo^ burd) ha^ ©leic^niS entzogen, fonbern aud)
it)r ^nt)alt ftellt bie ©in^üllung ber 9^egierung ©otteS mit it)ren
emigen ©rgebniffen in bie 5^1eint)eit, Ct)nmad)t unb 3Serborgen^eit
©d&totter, I)ct @lou6e im 5R. Xeft. 31
482 Aap- 10. 2)ie 3lpoftel bcr Äirdie «ott Sentfalem.
t)t§ mcnfcf)Itd)en Seben§ ^eju bov. @r gleid)t bem SJlann, ber
ein ©enfforn in bcn ©arten legt, ober bem ©äemann, beffen
2Iu§faat bie reicf)e ©rnte trägt, tro^bem mand)^§ Äorn oerbirbt.
:5n berjelben Sßeife ftef)en in ^efu legten Söorten in ^erufalem
neben ben ^^arabetn über "ba^ .^immelreid) bie ©trafrcorte über
bie gottlofe 2trt ber jübifc^en ^^römmigfeit in t)ü[(enlojer ©^ärfe.
3ubem offenbarte bie 9fteic^§prebigt bie aJleffianität O^fu, aucf)
abgefet)en oom @Ieidt)nig, nur in einer (Sin{)üUung, fo ha^ fie ^roar
bie t^ragc narf) bem ®t)riftu§ m^dü, fie aber norf) nid)t beant^
roortete. Söer t^a^ a^ieid) al§ nof) bef)anbelte, bezeugte, ba^ ber
©firiftuä na^e fei; raer e§ alä gegenmörtig befd)rieb, fagte, ba^
ber 6;f)riftu§ gegenwärtig fei. Stber bie offene ^ejeugung feiner
9Jlefftanität gab 3efu§ nur bem ^üngerfreife, wenngleich alle
feine SKorte ju berfetben f)in(eiten, im SJIoment, mo er itjren
®ntfcf)lu^ begrünbete, mit it)m nad) O^^ufalem ju ge{)en. .^ernad^
n)ieber:^oItc er fie angefic^t^ be§ ÄreujeS uor feinen Sf^iditern.
^sn ber 2lntn)ort ^efu an ben jünger, ber feine SJleffianität be=
!ennt, fommen bie umfoffenben ^iete ^efu jur ^arftellung, bod)
nid)t fo, ha^ er fein eigene§ 3Bir!en in ®otte§ dJladji befd)riebc,
fonbern fo, ha^ er bie ©rö^e be§ apoftolifdjen SGßer!§ bejeugt.
'3)er jünger trägt bie ©emeinbe, bie bem 2:übe überlegen ift,
unb t)at bie <3c^IüffeI beä $immelreid)§ unb uolIäie{)t binbenb
unb löfenb ba§ @erid)t, ba§ im |>immet gültig ift. @rft im äöerf
be§ ^ünger§ offenbart fid) ^efu ^en*fc^aft. ^ie Sf^egel ber 33erg=
prebigt, md6;)t bie jünger jum ©alj ber ©rbe unb jum Sid)t
ber Söelt mac^t, bel^errfd)t bie gan^e ^arftoüung. ®er jünger
ift freilid) nur begfialb ba§ Sid)t, meil Oefu§ e§ in it)m ent»
jünbet, unb trägt bie ©emeinbe be§I)alb, meil fie^efuS auf it)n
baut, unb öffnet ober Dcrfd)Iic|3t ha^ .^immelreid) , meil ,3efu§
ibm ben ©d)lüffel gibt, ^efusi ooUfütjrt aber fein 3Bcii' nidjt
unmittelbar, fonbern burd) bie ^Vermittlung be^ Csüngcrjä binburd).
3m ©efdjicf unb ^ienft besfclbcn feljt fid; (il)rifti föntäu^e^
rung fort. 2)er ^ienft Kljrifti beugt il)n ju ben "Tdeiucn l)inab,
mac^t i()n jum ^ncc^t aller unb luirb im iCcrj^idjt auf !:"Diad)t,
(<icrid)t unb l'eben üonfüf)rt. 5hid) für i()u bcgrüubct erft bie
5^cugung bie '-IscrClävung, mcil er auis bem 5)ieuft bie .)>evrfd)afl,
auö bcr ^ürforgc für bas5 .Ulciuc baö (Ä3rofic, a\\^ hm Sterben
2)ei- lelbenbe ef)riftuS. 483
ifa^ Scbcn empfangen wirb. 2)ie (Srniebrigung unb bie (Srpf)ung
legen fic^ a(g ©egenroart unb ^u^unft ougeinanber, bie ^max
feft jufammengefügt, jebod) i^rem ^n^alt nad) bi§ jum @egen=
ja^ r)erj'rf)ieben finb.
^Q§ tft graeifelloS ber ed^te ©fjriftuS, ober berjenige Gf)vifiu§,
bev einer ©emeinbe, bie in einer beftimniten l^age an ityx glaubt,
unb einem ©oangeliften, ber burc^ fonfrete ©rlebniffe ju il)m ge=
füf)rt ift, 5um |)ei(anb marb.
®arau§, ha^ ber 33licf auf bie ^ernut ober auf bie .£)err=
fc^aft be§ (5f)riftu§, auf feine 9^iebrig!eit ober feine .^errlidjfeit
gerid)tet merben fonnte, entftanb srcar nie ein 33ruc^ in ber @e=
meinfrf)aft be§ ®(auben§, meil ber 33Iic! auf bie ©ntfagung, bie
^>fu§ übt, feine @in{)eit mit bem 3?ater nid)t au§= fonbern ein=
fd)iie^t, unb ebenfo bie ©emi^{)eit über ^efu @eeintt)eit mit ©Ott
bie ©mpfinbung für feine ®emut unb ©rniebrigung nic^t fd)n)ärf)t,
fonbern fc^ärft. SJloc^te ^^f" ^^errlicf)feit norf) fo fe^r ^um SRittel'-
punft be§ @öangelium§ merben, fo rourbe baburd) niemals hai
©tauben entbef)rlid) unb burd) ha^ ©e^en unb trieben nie er=
fe^bar. SRoc^te bie ©d)roere be§ ^reuje^megS nod) fo fraftuotl
f)erau§gef)oben merben, an ber @en)i^f)eit: ©otte§ 9Reid) fei ha^
9?eid) feinet (So!^ne§, ben fein ©eift erjeugt, erfüllt unb aufermedt
\)aht, ^atte 9Jiattf)äu§ bie 33egrünbung eine^ (SIauben§ftanbe§,
burd) meldten ber fünbige unb fterblid)e SJienfd^ jur 9}lad)t unb
j^rei^eit über bie 3Bett emporgef)oben unb jeber güttlid)en ^ilfe
teilt)aft mirb. ^mmerl)in ert)ielt berfelbe bann eine befonbere
g^ormation, menn er übermiegenb auf ba§ ^affion§bilb ^efu be=
grünbet mar, unb ber ^ontraft smifd^en feiner Senbung unb
feinem Stu^gang unb rceiter 5mifd)en bem gegenmärtigen
®f)riftenftanb unb bem, mag feine neue Offenbarung bringt, it)n
beftimmt.
'^on ben beiben in ®otte§ önabe begrünbeten ®emi^t)eiten,
meld)e ■^t\M 5^erfet)r mit ben 9J^enfd)en trugen, ba^ fie i^r ©tauben
erf)öre unb \\)x Sieben lobne, tritt t)ier bie erfte notrcenbig jurücf,
bie jmeite uoran. @§ mirb ^ier fid)tbar, mie I)od) ^efu§ hk
9}ienfct)en fd)ä^t unb mie t)iel it)m baran liegt, fie oom ^öfen
p befreien. ®r gibt fid^ für fie in bie ©d)mad)t)eit unb ben
^ob bafür, bamit fie üon ber (Sd)ulb errettet feien unb ®otte§
484 ÄöP- 10- ^ie 3lpoftc( ber AUrclie üon ^^evuinlem.
Flamen heiligten. 2ßo bagegen ba§ ©uangetium jur ^ejeugung
ber @emeinfcl)aft i^efu mit bem 3Sater lüirb, tritt feine auf bie
©riüerfung be§ 0taut)en§ gerirf)tete Strbeit unb bie if)m gegebene
SSerI)ei^ung an bie erfte ©teile; benn bamit wirb @otte§ unb
i^efu eigenes ©eben unb SBivfen in it)rer ©rofte roaf)rne^mbar.
Slattfiäibö ]xac\t mit o^ifobuv : iua§ tun uiiv für ilju? ^of)anneS
mit ^^^aulu0: wa§ ift er für unS?
2Ö0 tief empfunben ift, ha^ rcegen 0§raeIS Unglauben auf
Oefu§ bie Cf)nmad)t fiel unb er unter ©otte§ 9ied}t fid) beugte,
ba§ über ben ©ünbern mattet, 'ba fteltt fiel) ba§ 33u^rcort not=
menbig cor ha§ ©tauben. 9]ur au§ ber 3lbmenbung nom ^öfen
fann biefe§ entftet)en unb nur in ber 33eugung unter ©otteg
®cricf)t bie ©nabe finben. ®arum t)at im ©oangelium mo{)t
bie ^tage S^laum, ba^ ber ©taube 3efu§ nermeigert werbe, nic^t
aber ©ä^e, bie alle jum ©tauben einlaben. S^on i^m l'ann nur
mit ben SBenigen gefprocf)en merben, bie feine |)ilfe fucl)en ober
fid) at§ feine i^ünger an i^n anfcljlie^en. S)a§ ©üangelium mu^
jcigen, mie ^t\n§ jmar burcf) fein JReben unb ^anbeln beftänbig
bie ^afi§ für bie ©rl'enntniS feiner ©enbung l^erftellt, e^ aber
jur 3tufgabe beg ^örer§ madjt, an bem, iva§ er ift, tut unb
leibet, rcal)r5unel)men, ba^ fid; bie i^crl)ei^ung in it)m erfülle,
unb ber .^err ber emigen ©emeinbe mit il^m gel'ommen fei; mer
bie§ fie^t, ber l'omme nun §u it)m unb h^ia\)i fein ßl)riftu§amt
baburd), ^a^ er i^m gel)orfam mirb. SGöir l^aben un§ nad) biefcr
2)arftellung ber Ülrbeit :3efu aud) unfere T^orftellung uon ber
eigenen -JUiffionsprebigt be§ 9}iattl)äu§ su bilben: er uerlunbigt
bic^ Serie '^i\Uj, ^ti^i it)re Übereinftimmuiicj mj^ ber ©d^l^Ö. ""^
rid)tet ba§ ^Su^mort mit tapferer Sal)rljaftigt'oit an ©ered^tc
unb ©efallene an^. 2Ber nun glaubt, ber fomme ^ur 2:aufe unb
©emeinbe. 3lber bie ©laubensmal^nung ift in ber *öuf?prebigt
ücrborgcn unb l)at aud) in ber ©emeinbe uor allem bann il)re
(Stelle, mcnn bai> ©tauben mit ©rfd)ütterungen ringt.
Säl)renb burd) baö, maö ocfu .^■^crrlidjleit fidjtbar mad)t,
feiner (Srfenntni§ ein rcid)er ;i^nl)alt i^umcldift, ber bem ©tauben
als ©runb bient unb beöl)alb mit ©ifer unb ^veube angeeignet
lüirb, fd)afft ber in Xemut bicnoiibe unb Icibenbc ('•'bviftuy baö
®laubenömütiü burd) bie 3:alen feineö d^rbaimouiv boicit grbjitc
2)er (eibenbe 6[)nftu§. 485
bie Berufung in feine ©emeinbe ift, unb ba§ auf if)n gericf)tete
©lauben ift cor allem bie ®en)i^f)eit, ba^ fein Reifen aller 9lot
überlegen fei.
Seil neben bem üon ^§rael oerroorfenen 6:t)riftu§ nur feine
f leine |)erbe ftet)t, barum fann fid) feine 9Serl)ei^ung nid)t nur
an bie ©laubenben raenben, weil fo fein rid)tenbe§ ^anbeln ben
|)auvt§n)erf feiner ©enbung, bie Offenbarung ber üoUenbenben
©nabe überrcoge. ^arum ift bie rceite, gro^e 3Sert)ei^ung Oefu
an alle Firmen im ®eift unb alle Sarmlierjigen für 9J^attt)äu§
unentbet)rlid).
2ßie 3efu§ fein Erbarmen unb Reifen jum täglict)cn ^c^
bürfnig unb jur irbifcf)en 9lot t)erabfteigen lä^t, fo nimmt aud)
ba§ ©lauben bei aJlattl)äu§ an ben (Sc^mierigfeiten ber irbifd)en
3uftänbe teil ; e§ fu(f)t unb empfängt bie .^ilfe für ba§, roag ficf)
al§ (5d)mer5 unb ©c^ranfe auf un§ legt, unb menbet fiel) an
jenes güttlicl)e ©eben, ba^ un§ ha^ '-Brot unb ba§ 5tleib gemäljrt,
bie 5?rant'l)eit abnimmt unb im Sturm erplt.
:jnbem bie ©d)mac^l)eit unb ba§ Seiben be§ (£l)riftu§ ba^
^emu^tfein beftimmt, legt fid) in t)a§> ©lauben fräftig ha^ ^e=
TOU^tfein um bie ©c^ranfe, bie il)m nod) unaufl)ebbar ift. @S
wirb ein Strauen, ba§ bie 5tleint)eit unb ^^erborgentjeit, roeld)e
nod) auf ^efu 3Ber! liegt, erträgt. ^iefe§ ©lauben mirb jum
©r^euger ber ©ebulb unb be§ ^itten§, unb fann nur baburd)
beftel)eu, ba^ e§ in üoller ^t'räftigfeit ba§ abfolute |)offen neben
neben fid^ l)at. @§ bleibt babei ftetS beffcn eingebend wie leid)t
e§ ben il)m loiberftrebenben ©inbrüden erliegt, unb bebarf barum
berjenigen !Cerl)ei^ung, bie fd)on an ha^ fleinfte ©lauben ©otte§
ganje ^ilfe fügt.
Sföir l)aben in biefcr ©ebanfenrei^e eine feftgefd)loffene, cin=
^eitlid)e Überzeugung cor un§: bol ©eridjt_Jiber^§rael, ;^efu
S^erborgenbeit unb ^^'reuj, bie Unerlä§lid)feit ber Umfel)r, ba§
@erid)tvuiovt über bio .parte, bie 'i^ejdiveibmu] ber neuen ©e=
meinbe als ber Xdter be§ göttlidjen UlMÜens, bie ^erljei^ung für
bie Siebe, bie 9iic^tung be§ ©lauben§ auf ^efu i^ilfe, unb bie
Slnfpannung be§ ^rauenS, bie auf biefe märtet, bilben eine ein-
l)eitlid)e 9ieit)e, an ber fein ©lieb fel)len fann. ©oroeit bie ^e=
5iet)ungen be§ ©lauben§ jum ^anbeln in ?^rage fommen, ftet)en
486 Aap- 10- ®ie 3lpofteI ber itird)e uon Senif^fei".
fie btd)t neben ^ofobuS, nur ha^ 9}lattl)äu§ äur_ej|)i|d;en Sl^^onfe*
^uenj bie djriftolügiirfje 53egfünbunij gibt.
3d) i)atte bie S^ermutung für roillt'ürlicf) , ba^ ba§ erfte
@üangelium burd) einen 3ufaü ben 9f|amen be§ 3öüner§ trage; ^)
er pa^t uortrefflid) §u biefer ^arfteltung ^^\u, bie ganj unb gar
in ben mäd)tigen ßrnft ber ^u^e eingetaud)t ift, joba^ fie oft
einen faft I)erben Son befommt. 2:i)pif(^ ift in biefer .^infid)t
bie ^^efel)rung§gefd)t(^te be§ 9Jiattl)äu§, bie nic^t bei ber £ieb=
lidjfeit unb ©rö^e ber @nabe ^^fu oerrceilt, fonbern fofort auf
fie eine§ ber fdjärfften @erid)t§rcorte ftellt, 't)a§ luir üon ^^\n§
t)aben, jene?, n)eld)e§ ben @ered)ten bie 33erufung »erfagt. ©benfo
ti)pifd) ift t)ierfür aud) bie bem ©tauben gegebene 5I5ert}ei^ung,
bie beibemal gugteid) bie Slpoftel al§ glaubenslos barfteltt. ©d)roff
I)ebt fid) ba§ ©leid^niS üom ungeI)orfamen unb get)orfamen (5of)n
bei it)m oon bemjenigen bei SufaS ab, raie fid) aud) ha^ ^irten*
gleid)ni§, 18, 12, in äl)nli(^er SOBeife oon bemjenigen be§ 2ula§
baburd) unterfd)eibet, ba^ bie ^egiel^ung auf bie bemütige, felbft^
lofe 2trbeit ber jünger ha^» ©anje bet)errfd)t. ^aft {)erb ftellt
t)a§ brofienbe ®(eid)niS, 18, 23 ff., bie ^:petru§ gen)äl)rte 3?er=
gebung bar. ^ie erfte 2(u§fage über ba§ gro^e SBerf ber jünger,
5, 13, ^at gleid) bie @eri(^t§brof)ung bei fid), unb bie SSerf)ei^ung
ber *!Parufie ift fofort ftreng in ben ®ienft beS 'öu^iuortS ge=
fteüt, 7, 21. kräftig f)ä(t fogar ^efu 2(bfd)ieb§n)ort burd) bie
Silber üom untreuen .^au§t)alter, ben 2:örinnen unb bem trägen
^ned)t biefen ©eficl)töpunft feft. ^a§ 33ilb uom @aftmaf)I, ba§
©Ott ben berufenen bereitet, f)ai feine ©pitje in ber 'Jlu§fto^ung
beffen, ber fein ^eftfteib t)at. 3Som ©erainn be§ Sebens fprid)t
9J?attf)ciu§ nur im 3«fommenI)ang mit bem 3>er(uft be§felben,
oon ber ^-ürfpradje beS (it)riftuö für bie ©einen nur jufammen
mit ber 2)rot)ung: er rcerbe fie verleugnen, menn fie il)n oer-
leugnen, nont ©eift, ber in ben Jüngern rebet, nur ba, n)o an§
i^id)t treten foU, mie grofj bie 6d)ulb il)rer 9iid)tev fei, bie fie
uerurteiten.
i^reubloö unb glaubengslog ift biefe 53uf?e nid)t; fie ftellt
Dielmct)r t)eU in§ Sid)t, mie grofj bie ©nabe ^>fu ift. ^JJeben
') 3d) critmcic uoc^ntaI«i an <S. 449 Sinnt. 2.
2)ic S8e!ef;rung beg 3öUnerg. 487
ben nirf)t berufenen ©erecfjten fte{)en bie berufenen Sünber, neben
ben üerfto^enen Seifen bie erleud)teten Unmünbigen, neben bem
gerichteten Änec^t bie beIot)nten ^ned)te, unb ber Äontraft bc=
Ieuc{)tet, wie @ro^e§ biefen gegeben ift. ®ie 33u^e gefrf)ie{)t f)ier
5U bem l^votd unb mit ber ®erci^t)eit, ba^ burrf) fie bie ^u-
gef)ürigteit pm ©tiriftuS unb bie 2Jlitgliebfd)aft in ber ooUenbeten
©emeinbe geraonnen rairb. ®er ^ö^e be§ ^ki^ entfpri^t bie
^raft be§ ©treben§, ba§ auf feinen ©erainn ^eric^tet ift, in 'öa^
fid) nic^tä üon bebenber Unfid)ert)eit unb aufgeregter ;2eibenfd)aft=
lid)feit mifrf)t. @§ liegt eine abgeftärte 9'tut)e über 9Jiatt^äu§
nid[)t minber, al§ über 3ot)anne§. 3luci^ ift fein ©ruft nirf)t nur
in feiner frü{)eren SebenSjeit, fonbern äugleid) unb nod) met)r
barin begrünbet, ba^ er bei 3efu 5lreus ftanb unb bie erfd)üt-
terung miterlebt t)at, mit ber biefe§ ben ganjen ^eftanb ber
alten ©emeinbe nieberroarf. Söeit Oefu§ be^ Seiben§ fid) nicf)t
rceigert, fd)n)anft ber 2:äufer, unb rceil fie it)n nirf)t bei fic^
I)aben, oerjagen bie jünger, unb n)ät)renb fie auf \\)n warten
muffen, ermeifen firf) bie Oungf^^uen al§ ^Törinnen. ®aran
fd)lo^ fid), ba^ a)lattf)äu§ ben ilampf mit ^^^rael miterlebt unb
feinen Sturj vox klugen t)at. 5lll«n auf bie 3(rt, raie er am
n)eltf)iftorifd)en @reigni§ teilnimmt, mirft auc^ fein perfönlid)er
Sebengftanb ein, unb roa^ ung in jener ^infid)t fid)tbar mirb,
tritt mit ber Beübung in feiner Seben§gefd)id)te, mit feiner ^e=
tet)rung au§ bem Bodnertum ju :3efu§, leid)t unb burd)fid)tig
in Übereinftimmung.
;3ebe ^u^e f)at il^ren ©d)mer5 bei fid), auc^ bie beg ^autuj_
unb O^föbu^; bie ßöünev'bu^e f)at aber it)ren befonberen ©ruft.
®enn e§ finb bie t)ä^lid)en, fd)änbenben formen be§ 33öfen:
©elbgier, ^ärte, ©raufamfeit, frioole ©ottlofigfeit, über raeld)e
^ier bie ^-öu^e unb ba^ ©tauben 't>in ^I>lenfd)en tjinauf trugen.
9lu§ bem ßöünerleben fammeln fid) bie fd)meren, büftern 33ilber,
benen bet)arrlid) eine totale 2(bn)et)r unb 3>erurteitung gebüt)rt,
bamit fie ben Sßöillen nid)t mel)r (orfen. 9)lit tapferer @nt=
fc^Ioffen^eit trägt SDIattpug bie 3tbftoBung be§ Söfen in fid),
zeitlebens ein Kämpfer gegen 9)?amon unb ^ärte unb Süftern=
t)cit. 2ln ber ^ergprebigt mirb haS^ ^ö^^^'-'vtum be§ SHatt^äug
in berfelben SBeife fid)tbar, raie 9^öm. 7 im ^|>t)arifüismug beg
488 ^^V- 10. 3)ie 3lpoftel ber Äivrf)e t)on ^erufalem.
^^Qulug bearunbet ift. ©benfowenig al§ bei ^autu§, t)at bei
3)fiattt)du§ bag ©lauben auf bie ©intjeit unb tlart)eit be§ ©elbft=
ben)u^tfein§ jerftörenb gercirt't, foba^ e§ nirf)t Tne()r ben ganjen
Lebenslauf ein^ieitlid) umfpannte, fonbern bie ®vinnerung an ha^
^rü{)ere einfad) t)ernid)tet würbe, ^nbem ha^, rcaS einft ge=
fd)a'^, in feiner ^^ortrcirfung \)a§ '^^u^ beftimmt, bod) fo, ha'^
au§ berfelben nid)t ©d)tt)a(i){)eit unb ©ci)mer§, fonbern guter
SöiKe unb ^reube an @ott entftel)t, ben)at)rt t)a§ ©lauben fo=
lüo^I feine 9flüc^ternt)eit, al§ feine ^raft.
^er %ali be§ ^aulu§, unb äl)nlid) aud) berjenige be§ 3a!obu§,
raar in anberer 9tid)tung erfd)ütternber , raeit fie nid)t am finn=
lid)en Soleis, fonbern an it)rer ^römmigfeit fielen, ^"^re 33u^c
rcar bie ber @ered)ten, benen if)re (Sered)tigfeit sunt %aU geworben
roar. ®arum war e§ aber aud) für fie leidster, ®otte§ ^ü^^rung
aud) u)äf)renb il)rer SSerirrung al§ über if)rem Seben tüaltenb §u
fet)en. ^au(u§ {)ielt tro^ feinet ^^'i^n^^S^^ fcft, 'öa^ fein ganzer
Sebenglauf com 9)lutterfd)ü^ an burd) ®otte§ @rn)äf)(ung geftattet
fei; fo roar e§ aud) für ^afobu§ immer ein ©runb ju großer
^anfbarfeit ba^ er ^efu S3ruber mar, obgleii^ er if)n nid)t üer=
ftanben I)atte. 3n§ finnli<)e Suftgetriebe fül)rt nid)t @otte§
5üf)rung; t)ier braud)te bie 33u^e ben ^reif)eit§begriff : nur oon
ber eigenen ('»)ier uerlodt rairb ein ^^ube ßöllner.
©ir lefen nid)t oI)ne ©runb bei 9JIatt{)äu§ ba§ gemattige:
it)r f)abt nid)t gercoUt! 9Zun ift er burd) ben, ber feine ©eete
jum :Ööfegelb für bie (3d)ulbigen gab, für @ott erfauft morben,
bamit er ftatt ein diäter böfer 2öer!e, ein 2:äter be§ guten SÖBerf'el
fei, burd) me(d)e§ @otte§ Sßitle gcfd}iet)t. ®a§ mar bie ®abe,
für bie 9J?attI)äu§ ^efu banfbar mar, um bereu mitten er an
it)n gtaubte unb at§ ^^tpoftct rcbcte unb fd)rieb.
^n ein ^öttnerteben fteigt ®otte§ "öerufung nur be§t)atb t)erab,
mcil fie au§ bem Erbarmen ftammt. ^Jln ben im ©rbarmen ge=
tauen 2:atcn ^cfu t)at be§t)atb haS ©tauben beö 5Jlattt)iiu^
feinen @runb.
2)em ^öttner t)atf nid^t iöefd)ncibung, ®efc^ unb !Jempet,
fein 5^<erbienft ber 'J-niter, nid)t bie .f^eitigl'eit 3§ract^S; ibm batf
^Vfuö altein. (5r fann mol)l ein gläubiger :vVibe mcrbcn, nicmak^
aber ein ^ubaift. @r oertraut auf ^efuö ganj, üt)ne burd) bie
2)ie S8efef)vun(? beg göUnerä. 489
©mpörung ber Söeingärtner unb 3^rael§ ©tiirg erfd)üttert p
lüerben, ruft bie Sßenigen ober 3Sie(en jur 33u^e, bie t)örcn rooüen,
unb raartct auf bcn .^errn, ber bie (Seinen retten rcirb.
(B§ ift falfc^, wenn bie 3Serfdjieben^eit ber ©üangelientgpen
immer nur al§ ©rf)n)ierigfeit bef'Iagt mirb, roä^renb bod) barin,
ba^ mir biefe oerjdjiebenen ^^us^^iff^ f)aben, jugleid) eine au^er=
orbentlic^e ^ilfe für un§ liegt, foroof)! für ben .^iftorifer, al§
aud) 3um ©ercinn eine§ reinen, ganzen ©lauBenSftanbe^. ©erabe
in if)rer 3Serfd)iebenf)eit befunben fie, ba^ e§ roirflid) ein glauben=
be§ S3er^alten mar, in meld^eS Sefu§ feine ©efä^rten t)inein=
gel^oben t)at.
©in ibentifd)e§ ©oangelium t)ätten mir erf)alten, menn e§
bei ben Jüngern ^efu ein ©oangelium o{)ne ©tauben gegeben
ptte. ^en ©efe^geber für ba§ .^anbeln ober ^enfen f)ätten fie
un§ burd) eine ibentifd)e 9ieif)e uon Sprüchen, j^ormeln unb @e=
f(^id)ten bargefteltt, bie memoriert fein rooÜen. '3)a§ ©tauben ift
bagegen ein @rlebni§ unb üerflid)t \\d) mit bem ganzen Lebenslauf.
3Ba§ fie an 3efu^ t)aben, mar be§()atb, meil fie glaubten, perfon:=
t)aft, inbiüibuell burd) il)re eigene Sage unb ^2lufgabe begrenzt,
aber aud) belebt, i^r eigener geiftiger 33efi^. Ob e§ fid) um feine
OSejeugung für ^§rael ober für bie @ried)en Rubelt, ob 3^^^«^^^
©turs mit il)m getragen, ober bie ^efel)rnng ber SDBelt mit il)m
begonnen mirb, ob fie in il)m ben @rfüller ber (Sd)rift ober ba§
Sid)t, baS alte erleud)tet, fuc^en, unb »or il)m al§ bem @et)eim=
ni§ ftet)en, ba§ erft bie ^"fiinft entl)üllen mirb, ober il)n al§
ben erfennen, ber im Sid)t manbelte unb alle, bie su il)m traten,
in§ Sid)t nerfe^t, ob fie bie 2:ilgung fd)raerer ©d)ulb ober bie
©rmerfung einer l)ellen @emi^l)eit ©otte^ al§ feine &ahz fd)ä^en,
unb in ber 9leue unb im 3öerf, ober ber 3öat)rl)eit unb Siebe
it)ren innern 9?eid)tum fef)en, ob fie fid) mit gefpannter @rrcar=
tung nad) if)m fet)nen ober in ban!barer Siebe i^n al§ gegen=
märtig roiffen : immer bleibt il)re ^Beja^ng feiner ©nabe unb
(3abt ungebrod)en, ein ed)te§ @laubeu, ba§ ben SHann in allen
feinen ^^^unftionen t)ält unb trägt unb baburd) au§ il)m inroenbig
eine @int)eit mad)t.
490 Aap- 11- So^anneg.
3ohannes/)
®aran, t)a^ bie ^ird)e fileibenb im ©lauben ba§ rcefentlid^e
3Jier!maI be§ (Xfjriftenftanbeg fanb, ift ^ot)anne§ md)t tpeniger
roirffam beteiligt als '»|3aulu§, rceit fein ©oangelium mit fräftigem
3)enfen imb SCßoüen bie 3Irbeit ^efu auf ba§ eine 3^^^ be5iet)t,
ba^ burd^ fie 't)a§ ©tauben an if)n entftetien foU. SCBas ift {)ieran
ba§ 3ot)anneifd)c? 9licf)t, ba^ gefagt mirb: 3efu§ ^ab^ auf fic^
gerid^teteS ©tauben oerlangt unb bemirt't, fonbern "Da^ biefem
3iele alte anbern ^ntei^effen fuborbiniert finb unb nid)t§ mit
libergeorbneter ober gIeidE)iüertiger 33ebeutung neben tia^ auf it)n
gedeutete ©tauben tritt, at§ bie Siebe gu if)m unb gu benen, bie
il^m getiören, rooburd) bie ^ebeutung be§ ©Iauben§ nid)t begrenzt,
fonbern erl)öt)t unb gefid)ert ift.
©on)ot)l in ber fubjeftioen al^ in ber objeftioen 9^id)tung
t)at :^oI)anne§ feinen 3ißtt)egriff: „an it)n gtauben" gur Slttein^
l^errfd)aft gebrad)t: nur t)a^ ©tauben, nid)t§ neben bemfetben,
bitbete ba§ S^d ber Strbeit ^$efu; nur ba§ ©tauben an it)n,
!ein anber^rcie beftimmte:§ ©tauben, fommt in ^-rage.
SJlan fonnte bcn ®f)riftu§ feiner SÖßerfe raegen nerfünbigen,
fei e§ roegen berjenigen, bie burd) it)n gefd)et)en finb, fei e§ wegen
berjenigen, bie burd) it)n gefd)et)en werben : ha^ er bie SCBett mit
©Ott t)erföf)nt t)abe, baf3 er miebertomme, ba^ er gro^e 3ßicf)en
getan t)abe, ba^ er bie ^irdje gegrünbet I)abe uff. ^ann get)t
ba§ 58emüf)en barauf, baf^ ber |)örer erfat)re, ma§ at§ fid)tbare§
9iefuttat unb ^Sanbtung im äBettbeftanb burd; ben (£t)riftu§
t)eroorgebrad)t fei. %a§ bilbet nid)t ben 3nt)citt bcä jot)anneifd)en
(Soangeliumä, fonbern baSjenige 2öer! be§ ®f)riftu§, metd)e§
') 35afi ^'soljanneö ju ben Wefäljvteii '^cfu gef)5it unb einen ßvo^en Jett
feiner apoftolifd)en 3lrbeit innerI)nH) ber (.^emeinbe uou ^verufalcm i^tan I)at,
mad)t fid) )ojdoI)1 nn ber JVonnation feiner Sprad)e, nlv^ nn berjenigen feiner
Slkflriffe fel)r beutlid). Übenfo unuerfennbar ift aber, baf? fein Unterfdiieb von
iJJattl)ftn« luefentlid) baburd) bebini^t ift, bafj feine ^d)riften für bie Mlciiiufiuten
flef(^rieben finb unb in enflcr 5lk'Mel)unrt ju ben 'iH'blirfniffen unb 2enben,H'»
be« flricd)ifd)en (Sbriftentum« ftcf^en. '^sd) ftelle iljn baljer unter eine befonbere
Uberfdjrifl.
©laube ba§ ßiel beg ©Dangetiumg. 491
biefe§ bef^reibt, ift, ba^ er an ii)n ©lauben fd)uf. Sluf ^efu
äBerfe !ann e§ jelbftuerftänblirf) nid)t oer5td)ten, rcett fein
©tauben üt)ne 33eri(i)t com äÖerfe ^ef" entfte{)en f'ann ; ^of)anne§
[iet)t aber babei beftänbig auf hin @(auben§üerbanb \)m, ber
burrf) ba§felbe entfteljen foll, unb gibt feinem ^erid)t üon biefem
3iel au§ fein d)la^.
^ie '»^arufie fel)lt bei if)m nic^t, luirb aber im Soangetium
nur foroeit oertunbigt oB fie in bie 53egrünbung bes ©lauben^
eingreift : fie mad)t bie l^erbinbung (£t)rifti mit ben «Seinen eroig,
ba er fommt unb fie t)oIt. @^ ift für ^ot)anne§ beseidjnenb,
ha^ bie über bie @§d)atoIogie reid)fte «Stelle in ber Streitrebe
gegen bie ^e^'ufolemiten ftet)t, 5, 20—30, roo er auf ben 3(n=
fprud) 53e5ug nimmt, roeld)en bie ^nhm an ben (S;i)riftu§ fteüen ;
biefem ^at 3efw^ uöllig genügt, ba bie großen meffianifd)en 3Berfe,
bie ^ituferroerfung ber XoUn unb t)a^ @erid)t, il)m uom 'i^ater
übergeben finb. ®ie ^bfd)ieb5roorte füt)ren un^ bagegen nid)t
mef)r ju ben offenen ©räbern, au^ roetd)en bie ^oten t)erüorgef)en
werben, unb u>ir I)ören nid)t, roie ^t\n§ ba§ ®erid)t (galten roirb.
S)er ^■}luferftet)ung5beric^t roirb foroeit gegeben, bis 2:i)omag
glaubt. @ine 5{reu5eglet)re, bie ba^ objeftioe ©rgebniö be^ ^obe§
^efu befinierte, finbet fid^ nid)t. "S^er .ipauptgebant'e ift ber, ha^
3efu§ aud) a\§ ber Sterbenbe unb jum 5ßater (begangene ber»
jenige fei unb bleibe, an ben num glauben fann.
®ie ^Jlugfagen über ben ®eift be5iel)en fiel) nur auf ben
Slampf für unb roiber 6;i)riftu^, in ben bie Csünger mit ber 3Belt
l)ineingeftellt finb. @r ift ^efu i^euge unb ber 9lnroalt ber
jünger in it)rem Streit mit ber 3ßelt. Seine ^ebeutung für
il)ren eigenen inroenbigen Sebensftanb, über bie unö bei ^j^auluS
bie reidjen ^Jlu^^^fagen uorliegen, tritt ganj jurürf. Seine Senbung
ermi3glict)t, ha^ man an ^efusi glauben fann.
'3)ie roenigen 3^^^"/ hk 3ot)anne§ erjötilt, finb fämtlic^
unmittelbar jum ©lauben in ^eäiel)ung gebrad)t, roeslialb ber
■^arftellung berfetben ein begrifflid^er, ibeeller 3ug eigen ift, burc^
ben fie birelt mit bem Sefer in ^ejie^ung gebrad)t roerben unb
allgemeine ^ebeutung erbalten. @r ^at am 3^1^)^" roal)r5u=
nebmen, roa§ ^efu§ aud^ für il)n felber ift: ^rot, Sid)t, 2zhin
unb 'iluferftel)ung. 3lud; bie Dftergefd)icl)te ift unter ben ©e=
492 Aap. 11. Sor)anueg.
ftd)tgpun!t be§ 3eicf)en§ geftellt, rceil fie mrf)t in fid) felbft il)ren
legten ^m^d 'i)at, fonbern bie beftänbige ©egenrcart (£{)nfti bei
aöen ücrbürgt.
^^om mef[ianifd)en 33egnff ift bie ricf)terlid)e ^unftion mit
umfd)Ioffen, aU rcefentlid) jutn 2lmt be§ ©^riftug gef)örenb. ©ie
bilbet biejenige ©eite an feinem 2öer!, bie ni^t unmittelbar gum
©tauben, roo^t aber gur g'urrf)t unb gur ^at be§ i^üngerS ^e=
5iet)ung ^at SSon einem 2tnfto| am rirf)terlid)en ^Balten ®t)rifti
ober Don einer ^eftreitung be§fetben bei i^ol^anneS §u reben,
märe Unüerftanb. @r ^at feiertid) bezeugt, ba^ bem ©f)riftu§
ba§ ©eric^t übergeben fei, unb ba^ er barin ba§ 9nerfmal feiner
©ofjnfc^aft ebenfo 'i)db^, raie in feinem betebenben SBerf, unb I)at
un§ bie Unerbittlid)!eit ber Siedjtgbercirfung, bie a\li§ ftürjen
lä^t, raa§ fic^ @ott roiberfe^t, an ^efu 2Öeg unb Xat mit er=
I)abener ®eutlid)t'eit fid)tbar gemacht, ©teidjjeitig I)ebt er jebod)
unfern Slirf au§brürflid) unb abfic^tlid) über ben ®erid)t§i)on§ug
binauf unb mad)t un§ beuttid), ba^ ber ®f)riftu§ nic^t gefommen
fei, 5u rid)ten, ha^ er nid)t einmal gegen bie, bie it)n üermerfen,
a{§ 5ßerf(äger Dor @ott ftef)e, ha^ er, rcenn er !omme, su benen
fomme, bie it)n lieben. ®er 9^ed)t§t)oH§ug ftet)t unter ber ^e=
tätigung ber ©nabe al§ bereu notmenbigeä ©rgebnig, ba§ au§
jener folgt. 2öer nid)t glaubt, ift gerichtet. ^a§ Sic^t üerfd)eud)t,
roeil c^ Sid)t ift, biejenigen, bie für bie 33o§!^eit bie ®un!elbeit
bebürfen. ^§rael Ijat barum ©ünbe, meil :jefu§ bei i()nen ge=
mefen ift. 3n^em ba§ ©eric^t ^efu auf ben Unglauben fällt,
mirb ber 53lic! auf biefe§ felbft jum ©laubenSmotio unb ba^3
©tauben oon ber gurd)t oor bem ©erid)t frei.
2)ie 5Ber!ünbigung be§ ^üf)anne§ ^iett nidjt auf bie (5r=
roecfung ber ^-urdit I)in, fonbern auf bie Übcrminbung bcrfotben.
SOBö^renb burd) bie S3cäiel)ung be§ ©Iauben§gebanfen§ bei MaU
ti)ä\i^ auf bie einzelnen ©lauben^afte, burd) bie in ungeteilter
^^uiuenbung ,yim (£l)riftu§ bie gbttlid)e .'pilfe empfangen unrb,
im Üeben^tauf be§ 3)lenfd)en and) für bie ^urd^t ^Kaum entftcljt,
bie fid) at§ eine befonbere feetifd)e ^emegung üom ©tauben ah
l)cbt, bat :^obanne§ am bel)arrenben, fi;i"ierton ©laubcnc^ftanb bie
5ierufung unb ^lk*fäl)igung i^u einem uollcnbctcn i'iebcn, mitmeld)em
bie ^iird)! übenounben unb bie ^reube ooUcnbet ift.
Wlaube bns ,3'f' ^^^ ©üanflelium«. 493
^ie ^u^prebiqt bleibt uoKftänbig ber ^eflrünbung be§
@Iauben§ fuborbiert, benn 3of)anne§ fü^rt nicf)t uon unten I)er
aufn)ärt§ p ^^W t)in, nidit juerft in bie @rfenntni§ ber ©ünbe,
bann jur Stbftofnmg berfelben unb baburd) jur @emeinfd)aft mit
(5f)rifto, fonbern er beginnt mit bem ©tauben. 23on oben tritt
(^Jotteei &>abe in bie SBelt unb trägt in fid) ben W(auben§grunb ;
mer fie it)at)rnimmt, glaubt.
Sdjon bie erften ©ä^e geben bem ©ebanfen biefe ^öemegung.
!Com Sßort gef)t ber ^lid auf ba^ lieben unb bae; Sic^t, meld)e
jeneg in fid) trägt. %a§ fiid^t tritt in bie ®unfell)eit hinein unb
erf)ält fid) a(§ fd)einenbeö Sid)t aud) am finftern Ort: baburd)
entftet)t nun bie 3Bat)l, bie fittlid)e (Sntfd)cibung unb ber fitt=
lid)e ^aiftpf.
^ie ©efd)id)tger5ä^lung nertäuft mit berfelben Semegung.
"öUd-jt bie 33u^prebigt be^ 3:äufer6 mirb un§ bargefteüt, fonbern
mie er ©tauben an :3efu^ Pftanst, nid)t mie er bie Dieuigen tauft,
fonbern mie ^t\ü bie erften i^ünger gegeben werben. ^J]id)t mit
bem ^>]eugni§ gegen bie ©ünbe beginnt ^J^f"^/ fonbern mit ber
©penbung be§ 3Beine§. ©o ftet)t er aud) oor 91ifobemu5 unb
ber ©amariterin al§ ber 33ote be§ nollen ©oangeliumsi. ^arurn
get)t eö nun in ben 5lampf mit ber Sßelt unb in baö ©terben I)inab.
^a^ f)ätte bann eine ^^älfc^ung be§ 3Borte§ ^^f" ergeben,
menn ber totale ^^(bfd)Iu^ gegen ba§ ^öfe, in bem ^efuö felber
ftet)t unb in ben er bie ©einigen fü^rt, unbeutlid) mürbe. 1)a§
^o^anneö nac^sufagen, märe eine 93erleumbung. SRit »oUer
©d)ärfe öffnet er un§ ben 93(irf in bie @efd)iebent)eit ßl)rifti oon
ber 3öelt, be§ Siebend com .Raffen, ber 3öat)rf)eit oon ber Süge,
be§ Sid)t§ oon ber ?^infterni§, be§ Sebcn§ com 2;ob. 9Jiit ber
33eiat)ung be§ einen @lieb§ biefer 2(ntitf)efe ift ba§ anbere oer=
ueint. :3o^^i^tte£i geminnt aber im ^uti^itt ju :v>efu§ bie 93er=
neinung ber ^^elt mit il)rer ungöttlid)en 33egef)rung ; benn burd)
ben 'ülnfd)Iu^ nad) oben ift ber 2tbfd)(u^ nad) unten gefegt. %k
"iOkc^t, mit ber ^yot)anne§ auf bie 5?ir(^e eingeroirft ^at, beruf)t
mefentlid) barauf, ba^ er bie Energie ber 2lbfto^ung in ^tid)-
tung auf bie SBelt cbenfo ftar! jum 2(u§brud brad)te, rote bie
be§ 3lnfd)Iuffe5 an ^^efu^, bod) fo, 'öa^ er beibe untöglid) mit=
einanber eint.
494 ^ip- 11- Sof)anne§.
®arum roirb anä) in ber "^arftellung be§ ^onflift^ ^efu
mit ber ^ubenfd)aft nidjt ber 91a(^roei§ if)re§ ett)ifrf)en @ebrerf)en§,
fonbern bie @ntl)ültung i^re§ Urtglauben§ gum ^auptgebanfen.
2)a^ biefer etf)ifc^e ©rünbe Ijat, rairb feine§n)eg§ uerborgen; biefe
3u|ammenl)änge raerben r)ie(mef)r nadjbrüdlid) in§ Sirf)t gehalten.
Sügen unb Raffen ift ha§ @efd)äft berer, bie ficf) :[yeju raiber^
fe^en, unb bie (Sl^re @ütte§ gilt if)nen nirf)t§. ^ie oon ber 9}iorb=
luft betriebenen unb ber ©penber be§ Seben§, bie ©rftnber ber
Sügen unb ber, ber bie 2Öaf)rf)eit rebet, bie (Bül)ne be§ 2:eufel§
unb berjenige @otte§ ftel)en gegeneinanber. %k etf)ifrf)e ^or=
ruption !ommt aber in 53etradf)t al§ bie Sföurjel be§ Ung(auben§
unb erzeugt baburd), ba^ fie biefen bewirft, ben %a\l. ^nbem
cntpüt rcirb, rcie au§ beut Unglauben ber Xoh rcirb, rcirb 5U=
gleicf) fi(^tbar, ba^ ha§ Seben au§ bem ©tauben fontmt.
Stuf ben „dürften biejer Söelt" t)at ;[yof)anne§ ernfter unb
einge!)enber t)inge§eigt, al§ e§ fonft im S^leuen STeftament gefrija"^,
unb bocf) märe "öa^ Urteil: er t)obe üor if)m Slngft unb motte
^urc^t oor i'^m errceden, gän^tid) fd)ief. ©ine @rfd)ütterung be§
©taubeng tritt burd) ben ^lid ^^inab in bie fatanifc^e 3:iefe
nic^t ein; biefer jeigt oielme^r, mie unertä^tic^ unb ^eitfom für
un§ ber ©taube an ^efus ift.
'3)ie ^Beugung uor 3efu§, bie 9)lattt)äu§ buvc^ ba§ 'i^ufjmort
I)erbeifü^rt, beroirft 3ot)anne§ baburd), ha^ er un§, bie von ©ott
innertic^ @efd)iebenen, uor ben ©of)n in feiner ungetjemmten 3Ser^
bnnbent)eit mit bem SSater ftettt. ®amit märe :v^vefu ^-fi>ort bann
oerborben, menn fid) barau§ nur ein p!^i)fifd)ei^ Ot)nnmd}tgbemuJ3t=
fein ergäbe, ba§ im 3Inbtid ber übernatürtidjcn 2öefen^eit ^efii
beffen inne mirb, baf^ un§ ein foId)er Scben§ftanb ucvfc^toffen fei.
Stttein bie ©ol)nfd)aft vsefu, bie un§ ,^obanne§ bcfdjvoibt, I)at
Düttftänbig pevfüntid)e 3trt; er ift mit feinem ©eljorfam unb
Sieben im ißater. (I§ mirb un§ an it)m nid)t eine anbere ^Jiatur,
fonbern ein anberc§ teufen unb SGöotten ge.'ieigt. ST^anim trifft
baö Urteil, baö mir an ber .Henntniö ;^efu gcminncn, nid)t nur
imfere ©ubfianj ober baö uon ber ^Jiatur au§ gegebene .H\-aft=
mafi, fonbern unfere '!pcrfon unb mirb jur ^i^u^e, mie aud) ba§
Urleil ilber bie "©ett bei '3ot)annc§ bie imlte '-i^eftimmtbeit elne§
fittltdjon UiteiliJ befitjt.
Öloube ba^ 3'^' ^^^ GDangeliumS. 495
^ie Anleitung jum guten Söerf, in ber ^^fu 33u^prebigt
bei 9J?attt)äu§ if)ren 2(bfd)Iu^ t)at, fällt bei ^ofiannesi im @üan=
gelium, im 33rief unb in ber Offenbarung gleidjmä^ig au^. S'iur
ber auf ba^ ^nn^enbige gerid^tete etf)ifc^e begriff, ber barum mit bem
©tauben in unmittelbarer Se§iet)ung fte{)t, nur ba§ Sieben, ift
{)elt beteud)tet. '3)iefe§ ift anä) baburd) mit bem ©tauben nuf§
engfte nerbunben, rceil e§ perft auf @ott unb ©tjriftusi gerirf)tet
ift, unb barum aud) auf bie 53rüber, roeit fie t)om felben 5Bater
geboren finb. Stnroeifungen jur rid)tigen S^ermaltung be§ 53e=
fi^e§, 5ur ^üf)rung ber @t)e, jur @inrirf)tung ber ©emeinbe, jur
3(u§breitung be§ @üange(ium§ fef)(en bagegen ganj.
@ine ^älfrf)ung be§ 2Borte§ 3efu ^ätte firf) an biefer ©tcUc
bann ergeben, roenn un§ Oof)anne§ eine nad^ innen gerid)tete
^eligiofität befcf)riebe, bie fid) in fid) felbft r>erfd)Iöffe unb auf
bie 3lrbeit innerl)a(b ber menfd)Iid)en ©emeinfc^aft üer^idjtete.
2)aDon ift bei ^o^anneö niemals bie Diebe. '2)ie Siebe t)anbett
unb ift nur bann n)at)r, menn fie ju t)anbeln oermag. •Jlur mer
Oefu @ebote tut, l^at i^n lieb. 3(ber bie llntermeifung be§
31poftel§ begnügt fid) bamit, un§ bie inroenbigen 33ebingungen
jum SOBer! ju geigen unb ju geben ; roie mir nun biefe§ augrid)ten,
gibt er unferer eigenen Söei^^eit unb Streue ant)eim.
®aran, bajg ^ot)anne§ im ©Dangelium, rcie im Srief unb
ber Offenbarung, bie S)'iiffion§aufgabe an ber 3Belt in auffallenber
Söeife §urücfftellt, ift auc^ bie in feinem Söeltbegriff formulierte
5?erneinung be§ menfd)lid)en 2Befen§, 2öitlen§ unb Söirfen^ ftarf
beteiligt. ®a ber ©laubenbe burd) ßl)riftu5 au§ ber 2öelt
I)erau§get)oben werben mu^, meil biefe finfter unb tot ift, unb
aud) I)erau§gel)oben roirb, weit ®I)riftu§ bie ©einen im ©lauben
mit fid) oereint, f)ört fie auf, ber ©egenftanb unferer Siebe unb
ber Ort unferer @rfolg§ ju fein, ^obanneä trägt ba§ ftarfe
^^emu^tfein in fid), ba^ I)ier ein Slam^f malte, ber freilid) burd)
ben ®t)riftu§ aud) für un§ entfd)ieben ift, fo ha^ unfer ©tauben
an it)n audj für un§ ben ©ieg über bie 2öelt bebeutet, ©o er-
gibt fiel) au^ bem ©tauben im ^-Bert)ältni§ gur Söelt junädjft bie
9iu!^e, bie bie ©efd)iebenl)eit oon ii)v unerfd)ütterlid) ben)al)rt.
SRan fann be§!^alb hod) nid)t oon einer quietiftifdjen Jenben§
im iol)anneifd)en ©lauben reben, meil ber (S^riftenftanb nie ere=
496 ^"P- 11- Sof)cinneö.
miteuf)aft al§ ber ^uftanb einzelner „©eelen" gebad)t rairb, fon=
bern nur baburc^ 33eftanb {)at ba§ irir „einanber lieben", ^n
berjenigen ®emetnfd)aft, bte im ©{)nftug tf)re ©inigung ^at, ift
ber ©laubenbe §n jebem Sßerf berufen unb fät)ig, felbft lüenn
biefe§ bte '^^reiSgabe be§ eigenen Sebeng erforberte. ®ie Slrbeit
für bie SOßelt, bie bte ©emeinbe gu tun ^t, rid)tet fie eben ha-
burrf) au§, "üa^ fie in il)rem Streife bie Siebe übt unb eine @in=
^eit ift. '3)aburd) bringt fie if)r §ur ©rfenntnig, ba^ @ott 3efu§
gefenbet l)at.
©ine feftenf)afte 2(bgefd)toffent)eit ber ©emeinbe, bie benen
gegenüber, bie dou it)r gefd)ieben finb, feine 93erpf(id)tung an-
erfennt, eittftef)t bei ^ot)anne§ be§I)alb nid)t, roeil er ha§ Raffen
fct)ted)t!^in, nidit nur im 23er!et)r mit ben 2lnget)örigen ber @e=
meinbe, fonbern im 2Serf)äItni» ju aßen, üertoren !^at. ®ie SSer^
fagung ber Siebe trifft nur ha^, maS „nid)t au§ ®ott ift", ift
atfo fein 33rucf) if)rer 3Soüftänbigfeit , roeil fid) i{)re ^Segrenjung
nur barau§ ergibt, ba^ @ott ernftf)aft beiaf)t unb geraollt ift.
5^ann aud) bie Berufung §u ^efu§ nic^t ba§ Serf be§ SJlenfc^en,
aud) nid)t be§ 2(pofte(g fein, fann biefer nur üom Sid}t sengen,
nid)t felbft e§ fpenbcn, fo ift er boc^, forcie ®^riftu§ ben 9Jlenfd)en
a\i§ ber 9BeIt f)erau§ jum ©tauben an feinen S^Zamen fül)rt, mit
ganjem Söitten bereit, it)m ein ed^te§ Sieben, ha§ für il)n lebt
unb f)anbelt, §u gen)äf)ren. 2ßer bie Stimme (£t)rifti f)ört, ift
bamit in ben ^rei§ berer eingefüf)rt, bie füreinanber leben, meil
fie einanber lieben. %k ©renje ^mifctien ber SBelt \mh ber ®e=
meinbe beftimmt nid)t ber ©laubenbe nad) feinem eigenen (£r=
meffen, fonbern ber (St)riftu§, ber fein .^irtenamt an allen übt,
bie fein Eigentum finb. '3)urd) biefe Überzeugung mar freilid)
in aüi^ d)riftlid)e 3Birfen, roie in aiin^ Seiben, eine unbcmeglid)e
9'iuf)e gebrad)t, baburd) aber biefe^ felbft nid)t gebentmt.
9hir bem ©rfennen gegenüber fann bie ^rage mit einigem
?Hcd)t geftellt merbcn, ob l)icr nid)t ba'ü ©lauben einem anbcren
l)öl)eren :3"ttn'effe meid;eu muffe; aber aud) l)iev bleibt e^^ feineö-
megö unbcutlid), mie fie beanttuortet merbcn muf?. .^^ycljanncS
gibt uns! ,vimr nid)t nur einjelnc (Erinnerungen an ^"^efu§, fonbern
5^egriffc, nid)l alö (Erjatj für bie C^kfd}id;te, fonbern alö Deutung
bcrfelbcn, bamit uns! ein biird^greifeubcö, umfaffcnbeö Urteil uer^
@(aube ba§ 3iPf ^^^ ®DongeIium§. 497
mittelt fei, burd) n)eM)e§ unfere ^e5ief)ung ju :3efu§ unb pr
äßelt eine bet)arrlirf)e, gleirf)mä^ige Siegelung ert)ält. (So lefen
Tütr bei it)m nic^t blo^ einzelne Urteile ^t\u über bQ§ ©lauben
beflimmter Seilte, fonbern er()a(ten einen ®Iauben§begriff. @r
gibt un§ ober nicf)t ftatt be§ @lauben§ eine 2:f)eoIogie ober ein
iogma, fonbern ber 33egriff, welchen er un§ oerfd)afft, folt auf
ha§ ©tauben ai^^ auf ben jentraten 5(ft ber d)rifttirf)en j^vömmig-
feit ein t)eUe§ Sicl)t legen unb in einfachen Formeln fagen, rcoran
e§ feinen ©runb befi^t unb roa§ feine ©rträge für uns finb.
^aburct) bringt er ben ©taubenben jum ^einu^tfein, ma^ er on
feinem ©tauben bat, unb mac^t e§ al§ ba§ gro^e ©rtebniS unb
öefi^tum erfennbar, mit n)eld)em it)m bie ©nabe n)iberfat)ren ift.
'3)agegen bricht bie Darlegung auf allen fünften ah, roo fie
einem rein inteUef'tuetten ^nt^^'^ffe jur ^efriebigung uerl)älfe.
2öie entftet)t in ®ott t>a§ @ott feienbe 3Bort? 2Bie entftanb bie
^•infternig, in ir)etd)er ba§ fiid)t fcbeint? 2öie finb ^teifd) unb
3öort in^:3efu§ beifammen? 2Bie oolläiet)t fid) in un§ bie @r-
jeugung be§ jenigen Seben§, ba§ au§ @ott ift? 2öo ift bie (Seele,
bie boct) en)ige§ Seben t)at, nad) bem 2^ob? 9Iuf fotd)e fragen
gibt ^ot)anne§ niemat§ Stntmort. ©efagt rcirb ftet§ nur ba§,
wa§ ber 55erbunbent)eit mit ^efu§ (Stü^ung unb Hraft gen)ä()rt;
bagegen entf)atten bie iot)anneifd)en (5d)riften nid)t eine einzige
fpefulatioe 5(u§füt)rung. 3lUe berartigen Deutungen feiner Sä^e
t)aben immer mit ©intragungen gearbeitet.
Xa ba§ ©tauben, n)etd)e§ ^o^anneg pftanjen roiti, ©emi^^
t)eit ift, braucht e§ 5{enntni§ unb @rfenntni§ beffen, bem es
glaubt. ®§ mirb it)m ©runb i)erfd)afft, raeit ba§ ©tauben an
feinem ©runbe ernftt)aft intereffiert ift. Söeiter aber, at§ ha^
bie '^Birflidjfeit beffen, loaS ber ©laubenbe bejat)t, i^m erfennbar
merbe, get)t fein '-öemü^en nid)t; e§ {)at nic^t ha^ 3^erftänbni§
ber ^atfad)e nötig, nid)t bie genetifd)e ^ebuftion berfetben ober
ben ^Jtad)mei§ ibrer ^Jlotmenbigfeit unb 9}löglid)feit. '')la6) biefer
^id)tung t)in beipegen fid) bie iot)anneifd)en '^IBorte nie.
Üiur oom ©tauben au§ ift bie ^rei{)eit oerftänbtid), mit ber
3o^anneg bie ©rinnerungen an ^i\n ©efd)id)te bef)anbelt {)at.
•^aS ©oangetium beftef)t für i^n nid)t au§ einer 9ieit)e oon
^Irtifetn, bie sum ^eit notmenbig finb, fo ba^ e§ einen i^atalog
Si^Utter, 3)fr ®taube im «. Xeft. 32
498 Aap. 11. So^aimeg.
t)on SOBorten ober @efd)id)ten gäbe, bie man t)on 3efu§ lüiffen
mii^. 9^t(^t bie§ unb jeneS, ilim glaubt man, unb inbem
^of)anne§ un§ if)n er!ennbar mac^t, gibt er bem ©tauben feinen
©runb.
2tuc^ in ber 9?i^tung auf fein Dbjeft t)at ba§ ©tauben bei
:^ot)anne§ ftrenge @efd)toffent)eit. @r fagt: ^efu§ ^aU e§ fo
ermecft, ba^ e^ auf it)n !^in gercenbet mar. '3)a§ 9^eue unb
;5of)anneifcE)e an feiner 2lu§fage ift auc^ l)ier it)re au§fc^tie^tict)e
Gattung, bie nicf)tg at§ S3esiet)ung§pun!t be§ (Staubend ^utä^t
at§ 3efu§ attein. ^ie Überzeugung formiert fein gan^eB SBort,
ha^ niemanb ben SSater 1:)ahe, ber ben @ol)n nic^t t)at.
@§ mirb üon feinem anbern ©tauben gerebet, at§ öon bem,
metct)e§ p if)m t)in betätigt wirb, nict)t üon jenen ©rmeifungen
begfelben, bie im natürlicf)en 33ebürfni§ i{)ren ©runb t)aben unb
auf @otte§ 2SorfeI)ung gerict)tet finb, auc^ nid)t oom ©tauben
3§raet§. ©§ tag na^e ju fagen : gtaubt, mie 9tbraf)am glaubte ;
mir tefen aber nur: tut bie Sßerfe 3lbrat)am§. ©§ mfrb ^§raet
nid)t sugeftanben, ba^ e§ an SJiofe gläubig fei, rcenn fie aud)
„if)re Hoffnung auf it)n gefegt f)aben".
®amit ber ©taube auf :3efu§ gerid)tet fei, mu^ er in feiner
©int)eit mit bem 9]ater erfannt fein, ba man einzig ©ott glauben
fann unb foll, mit jener ^uoerfidjt, bie ben ganzen 3}]enfd)en
ganj bemegt. 2)arum mirb in biefer Diic^tung ba§ Sßort be§
3of)anne§ reid^; be§t)atb beginnt er mit bem „SBort", unb fügt
äu 9J?attt)äu§ bie reid)e ^arfteltung be§ inroenbigen 5>erfet)r§
^t]n mit bem ißater t)in5u. ^egt)atb . tritt über bie SJleffianität
^efu, fofcrn biefe it)m ein 3öirfen auf bie Sßett jufc^reibt, feine
©of)nfd)aft empor, burd) bie er 5um 'initer bingemanbt ift.
^arum luerben aud) feine ^eid)en fo bargcflcUt, bafj fid) ;>^fu
SBefen in il)nen entt)üttt, unb fein ganjer !i>ert'e!^r mit ben
9J?enfc^en baju bcnü^t, um un^ feine ^-^Jerfon nad) bem, mag fie
inmenbig fültt, erf'ennbar 5U mad)en. ®enn fomic ba§ ©lau'
bin basjenige ift, morin :3efu (^'daU unb äBivt'ung beftel)t,
t)anbctt eö fid) nid)t met)r um bie !iÖot)rnel)mung ber ^Hefuttate,
bie C^efusi auf^ertjalb feinet perfönlid)cn l'ebensiftanbesi fd)afft,
fonbern um bie (5rtenutniö beffen, nnvi er ift.
^amit l)ängt aud) baö jufammen, mag man bie „iinonotünie"
Sie Jlic^tung beg @(au6en§ auf Sef«?'- 499
ober „33Iäffe" ber jo^anneifc^en ^arfteKung f)ei^cn fonn, bic
auf bie t'onfrete, inbioibueUe |]eid)nung ber Seute unb ©reigniffe
rcenig 2ßert legt. 3efu§ ift berfelbe gegen alle unb ba§ ©lauben
befte^t barin, ba^ er erfaßt rotrb, rote er gegen alle ift. ®a im
@otte§ben)u^tfein ber ®n)igfeit§geban!e immer entt)a(ten. ift, ()cbt
;Sot)anne§ biefen aurf) für unfer 3Serl)ältni§ p 3efu§ ftarf I)erüor,
unb gewinnt bamit fräftige Formeln für bic ungebrod)ene, abfolute
3(rt be§ auf 3eju§ gerirf)teten @(auben§: e§ beiat)t i^n a(§ ben
unuergäng(irf) ©eienben.
®a^ bie ercige (Semeinbe nic^t auf bic f leine (Srf)ar bercr
befc^ränft bleibt, bie ^t^n irbifcl)c 5lrbeit ober biejenige feiner
jünger mit i^m befannt mad)t, fällt baburd), ba^ t>a^ (Glauben
allein auf 3efu§ gerid^tet ift, nid)t bal)in, unb bie 2Beite ber
33erl)ei^ung OefU/ mic fie 5Rattt)(üu§ gibt, bleibt unbesmeifclt.
®ie§ erreicht ^ol)anne§ aber fo, "ba^ bie ^errfc^aft 6l)rifti über
bie l)inau§ erftrecft mirb, bie burd) feine irbifct)c Slrbcit berührt
merben. @r fennt feine ©c^afe, bic fein ftnb, fd)on ef)e fic feine
Stimme l)ören. @r crleucl)tet jcben SJIenfc^cn, ber in bic Sßclt
t'ommt.
'3)at)er luenbct fid) ba§ ©laubcn aurf) nirf)t auf bic 3lpoftel
ober bie 5tird)e t)in. ®ag 53cn)u^tfcin be§ 2lpoftct§ ift jroar
l)orf) gel)oben: „mir fat)en feine ^errlid)feit" unb „unfre ^änbe
griffen il)n", unb bie ©emeinbc tritt in „unfere @emeinfrf)aft
mit bem ©ot)n unb bem SSatcr" ein. ®ai§ >^id bleibt aber cinjig
unb ftreng: glauben an it)n. '2)ie Stiftung bc§ ^poftolat§ unb
bie ^egrünbung ber ©emeinbe burd) :3cfu§ ift ni^t jur ^aupt=
fad)e in feinem 3ßer! gemad)t. ®arin liegt ein 9Kittel ju feinem
ßmed, nid)t biefer felbft. Söeber ber Sl^oftel, nod) bic ltird)e
l)at bie religii)fe 9Jlad)t, fo t)a^ man an fie p glauben oermöd)tc,
fonbern einjig ber Sol)n ift ber, burd) n)eld)en man in @otte§
Siebe tritt. 9^^01)1 bap ift ber 3lpoftcl beftellt unb bic 5tird)e
gegrünbet, ba^ man it)ncn glaube, fonbern baju, ba^ man an
^efu§ gloube.
®at)er ift auc^ ba§ Salramcnt nirgenb§ aU fold)e§ genannt;
mir erl)alten Dielmet)r bie 3lnleitung, bei bemfelben auf nid)t§ al§
auf (£l)riftum ju ad)ten. @r gab fein ^yleifd) unb 33lut, unb
über bem äßaffer ftel)t ber @cift, n)cld)er burd) ^cfu @rl)öt)ung
500 Aap. 11. 5or)amteg.
5U un§ tarn. ®er faframentatc 3lft wirb aber ni(i)t al§ foIrf)er
befc^rieben, raeil un§ 3o{)anne§ bie SSorftellung in feiner Söeife
na^e legen xüiii, aU bilbe berfelbe ein Heilmittel, bog unabt)ängig
üon :3efu§ roirtfam fei; ber ^eilanb ift er.
@6fcenfo bleibt ber ©eiftbegriff ber ®l)riftologie ftreng fubor=
biniert, benn ber ©eift jeugt für 3efu§ unb fü^rt nid^t t)om
„gleifd)" ©lirifti ah, fonbern ju it)m l)in.
©benforcenig rcirb ha§ ©tauben auf ben eigenen Seben§ftanb
Surürfgebogen, bamit e§ an ben inneren (£rfat)rungen |)alt ge=
rainne. "^ie ®abz ^efu wirb freilief) in i^rer S3ollenbett)eit be=
fd)rieben: Seben, ©eburt an§ ©ott, ^efreitfein com Xoh, bod)
nicf)t fo, ha^ rair bamit über ba^ ©tauben t)inaugt'ämen.
^aä „Seben" roirb nicf)t in ben ^emegungen be§ 33ett)u^tfein§
unb SBirfungen unferer ^va\i aufgezeigt; e§ mirb lein pfi)dE)olo=
gifc^eg '^l^fiänomen, baä fontrolliert merben fann unb an ber ©r=
faf)rung fonftatierbar ift. ©§ t)aftet an unferer 2Serbunbenl)eit
mit 3efu§, baran, ba% er bag Seben ift. '3)arum l)at eä ber
an it)n ©laubenbe, unb tt)a§ barin in unferem S3en)u^tfein er=
fcf)eint unb erlebt rcirb, ift t^a^, ba^ mir glauben unb lieben
fönnen. 30lan tonnte al§ ^onfequen§ ber '»^rebigt oom Seben
unb ber 2Biebergeburt ermarten, ba^ fiel) ein übermädf)tige§ ^n=
tereffe in bie (Selbftbeobad)tung üerlege, ha nun bie ^eil^frage
fiel) baburd) für jeben löfe, ob er bie neue ^ebenbigfeit an fid)
mal)rnel)me. Über bie fittlidjc Stufgabc t)inau§ t)at :jol^anne§
biefem ":)lntrieb in feiner SGöeife nad}gegeben. ^Jhir bie ^-ragc
befommt ©emid)t: ob ber (il)v\\t lüge ober mal)r fei, ob er fid)
ber @emeinfd)aft cntäicf)e unb in ®unfell)eit fid) ocrflecfe ober
ob er fid) im Sid)t bemege, ob er l)affe ober liebe, darüber l)inau§
^at 3o^annf^ feinerlei '.i^ebürfni^ nad) 9Jlevf5eid)en bor Sieber=
geburt, nadj irgenb einer fpe^ieUen Üsevgcmifferung über baei Üsor=
l)anbenfein besi i!eben§ in ben ©laubenben. ©o gemi^ mir im
©lauben ba§ au§ ©ott ftanunenbc i^eben al§ bacs unfrige bejaben:
eö ftel)t bei 3ol)anne5 genau in berfelbcn ÜBeife über uufevem
@rfat)rung§bcreic^, wie bei ^^auluS bie unS gefd)enfte ©ered)tig=
feit über unferem .f)anbeln ftebt. 'iBirfungcilo'ci ift u>ebci- biefe
nod) jcne^:!; mir lieben ja. '^.Hbcr nid)t auf biefe (5ffefte, bie an
unferem ^sd) fid) geigen, grünbet fid) bie ©emifjl)eit be^:( i^ebeuig,
S'ie 3iici)luiirt beö ©laiibenö auf ;?se)us. 501
foroenig lüie "»^auIuS bie 9led)tfcrttgung auf bieje ftcüt, fonbern
fie bleibt für :3obanne§ rcic für ^^^auIu§ im felbeu ftrengen ©inne
©taube. '3)er ©taubenbe f)at ha§ Seben um beSroillen, mcit er
6;f)rifto get)ört. ^m ^ufoii^menfein be§ 53egrip: „3Biebergeburt"
mit ber üou alter Siefterion auf ha^ ^6:} freien ©tü^ung auf
ben (St)riftu§ erl)ebt fict) ha§^ jobanneifc^e ©tauben ju einer
9ieint)eit unb ©tärfe, bie mit ber ^inroenbung be§ '^^autu§
t)on ber in i^m t)ort)anbenen ©ünbe jur ®erect)tigfeit ©ottes
gleichartig ift.
©tetteu mir ÜJiattbäuö neben i^n, fo ergibt ba^ SSermögen
be§ ^of)anne5, nic^t§ at§ (Stauben, biefeö aber mit bem umfaffen=
ben ©ffef't ber uolten ©infe^ung in bie ©emcinfd)aft ©otteö al^
3efu ^iet unb ®abt barjuftellen , ron jenem smeifettog einen
d)arafteriftifcf)en Unterfdjieb. 9Jian fanu biefen als eine am ganzen
^nf)alt be§ ©oangetiumg burgefübrte 'i^erinnertirf)ung be^fetben
beäeirf)nen. '2)iefe (£in!e{)r nad) innen ift notiüenbig jugleid) 'Jlufblicf
nad) oben. 3öät)renb bie S^ragcn nad) ber richtigen retigiöfen
"!Pra;i:i§ unb nad) ^^^»raet§ nationalem ^eftanb babin fallen, beberrfd)t
bie im ©otte§ben)u^tfein bireft entfpringenbe ^rage bie ganje
•iljartegung unb biefe ert)ält il)re ^eantmortung baburd), ta^ i)kx
ber 33licf auf ^efu inroenbige ©eeintl)eit mit bem SSater gerid)tet
ift, an ber er feine .sperrlid)t'eit \)a\. ^3lur barf eine fold)e Üser=
gleid)ung 5mifd)en 9)lattbäu5 unb ^obannes nid)t einjig fein
©oangelium bei*cin5iet)en, fonbern wirb nur bann p einem xid)-
tigen Urteil fübren, wenn ber gan^e ^obanneö neben SRattl)äu§
geftellt mirb, fid)erlic^ berjenige, ber ba§ ©nangelium um be§
©laubeng roillen fd)reibt, jugleid) aber aud) berjenige be§ "Öriefg
mit feinem mäd)tigen ©ebot, unb berjenige ber Cffenbarung
mit i!f)rcr .f)üffnung auf ben ^^"ommenben.
®aran, ba^ ha§ jobanueifdje ©lauben burd) bie ©eir)i^l)eit
ber ooUenbeten unb ewigen ©int)eit ^efu mit bem '-öater feine
Formation erbielt, ift mieber fomobl feine eigene ©efc^id)te, als
ber ©taub ber gried)if d)en 5lird)e, ber er ;5efu ^ilb über=
mittelt, mitbeteiligt, dagegen ift e§ eine 3Serirrung, menn jur
©rflärung ber ©igenart feine§ ©tauben^ fofort unb au§fd)lie^lic^
frembe ©inflüffe bcrange,^ogen merben, al§ fönnten üerfd)iebene
©laubcn§ti)pen blo^ burd) 9Jlifd)ungen entfteben, bie i>ord)rift-
502 ^«P- 11- Sor;anue§.
Iirf)c§ mit ber Erinnerung an ^efuS üerfcf)moIsen. ^er ©runb,
ber neben bem ©lauben^ftanb be§ ^aiÜ)ävL§ and) benjenigen be§
3of)anne§ fdjuf, lag in ^efu§ fetbft. @r f)atte bie boppelte @e=
meinfd^aft mit bem SSater unb mit un§, mar ber ©rniebrigte unb
^errlid^e, ber 3Ser5irf)t unb 9)lacf)t übt, unb nur burd) biefe
boppelte @emeinf(i)aft mürbe er gum ©rraeder unb Empfänger be§
@Iauben§. ^e§I)alb ift in biefem ha§ ^emu^tfein be§ 9}langel§
unb ber ®abe ftet§ nebeneinanber üorI)anben, unb e§ ift im
3ScrIauf unfereS £eben§ begrünbet, ba§ e§ roeber nur ba§ bitten
unb brauen, nod) nur ba§ Tanten unb Sieben, fonbern beibeS
fcfiafft.
^nbem un§ ^oi)anm§ bie ^errlic^t'eit ^efu üerbeutlic^t, bie
er burdE) bie SSoUftänbigfeit feiner ©o{)nfd)aft t)at, mirb 'öa^
©tauben feiner 5lraft bemüht unb an firf) felbft ber unfd)ö^bare
33efi^ be§ 9Jlenfd)en. 2)aran ^at 3ot)(inne§ nor 9Jlattf)äu§ einen
großen 23orfprung. ©o erzeugt t^ai ©tauben ha^ kaufen unb
bie Siebe, bie nirf)t§ über ^efu ©egenmart I)inau§ begehrt. @§
ftö^t bamit ha^ ^offen nid)t aus, ert)ebt fid) aber über bie
fd)mer5üülle Spannung, bie baburd) entftet)t, ha^ 5mifd)en ber
©enbung ^efu unb feinem 3tu§gang, smifc^en bem ©taub be§
^ünger§ unb feinem ©nb^iet nur ein fd)arfer .tontraft erfennbar
ift. ^tt^ßiit Oefu§ im ©tauben bie (Seinen mit fid) uerbanb, bat
er ha^ 3Berf be§ 33ater§ üoltenbet unb feine Siebe if)nen gebracht.
'3)at)er gleiä)t fid) im ©tauben ber gro^e ©egenfat^ ^mifdjcn bem
^e^t unb Einft, sroifd)en bem ©taub in ber 35>clt unb ber
!Coltenbung au§. ^enn fd)üu ber ©laubenöftanb ift !Cerbunbcn=
t)eit mit 6:t)riftu§ unb barum 58efi^ be§ emigen Seben§ ; bie t)oll=
fommene ®ahc ift erlangt.
®arum fte()t bei il)m ba^^ ©tauben frei unb ftitt über ben
irbifd)cn 3(nticgen unb ^JKHeu, unb fragt nid)t nad) ^rot unb
©efunbt)eit unb Seben^er^altung, mie (il}riftu§ in feiner ©inl)eit
mit bem ^i^ater bie ^-reiljcit uon bcv Seit befit^t. (Sä ringt aud^
nid)t mct)r mit jener 'Jlot, bie burd) bie ©djulb ontftetjt; bcnn
bicfc ift baburd), ba^ ber (£t)riftug unS ju fic^ beruft, gebecft.
®arum t)at eö and) in bor (5rFcnntni^5 EI)rifti feinen äu=
reid)cnben ©runb, in ben eö fid) mit bem lioUen '-iUid' einer
PoUen Siebe oerfcnft. @§ ^at ju feiner Entfte()ung unb i^ermit=
3)ie (Sinfjeit beä ©o()nö mit bem 23ater. 503
tetung nur ha§ eine nötig, bafj if)m ber (Sof)n ®otte§ gezeigt werbe,
unb nun bringt e§ feiner[eit§ burd) bie 3Serbunben()eit mit if)m bie
@efd)iebenf)eit t)on ber 3Belt ^eroor, gibt im ^ampf :3efu mit
biefer bem ©laubenben bie Stellung bei i^m unb uerfcfiafft i^m
bamit bie Befreiung oon allem Satanijc^en, üon Süge unb .^a^.
^er an ^z\n§> ©taubenbe ftebt baburc^ in ber großen ©emeinbe
®otte§, bie nirf)t an äeitlid)en unb natürlidjen Formationen i^re
©renje l^at. ®enn burd) ^eju uotlenbete ©emeinfc^aft mit bem
23ater ift gegeben, ba^ aud) feine ^ejiefiung 5u htn SD^enfd)en
fid) über bie ©renken feiner irbifc^en 9lrbeit t)inau» erftrerft unb
in ber oerborgenen Söeife be§ göttlidjen 2öirfen§ aUc Reiten unb
@otte§ gan^eö Eigentum umfaßt.
33ilben bei 9Jlattf)äug bie 33erufung jur 33u^e, ba§ ®erid)t
über bie .^ärte, bie 93erf)ei^ung für bie Siebe unb bie ^egrün=
bung be§ ®(auben§ auf bie im (Srbarmen getanen iBtxU .^efu
eine eint)eitlid)e 9ieif)e, fo ftellt fid) eine folc^e bii 3ol)cinne§ ebenfo
feft t)erau§, roeil bei x\)m bie 33erufung jum ©tauben, ba§ ®c=
rid)t über bie Süge, bie '^ert)ei^ung für bie, bie au^ ber 2ßabr=
t)eit finb, unb bie ^egrünbung beä ©laubens auf bie ©egenmart
be§ Sid)t§ in ^efu§ beifammen fielen.
deiner ber beiben ©oangeUften ift eine gemifd)te 5^9"!^ i^it
einem bunten, jufammengelefenen geiftigen 33efi^, fonbern beibe
I)aben für i^r innere^ Seben mit überraf(^enber 'i.^o(Ienbung (Sint)eit=
lic^feit erreid)t. ®a§ gemannen fie nur al§ ©laubenbe, roeil burd)
ba§ ©tauben ber aufgenommene ©ebanfe bie 'i^erfönIid)feit ganj
burd)bringt. ©fleftifer, bie it)ren iöefi^ borgen, fönnen nid)t
glauben, fonbern fc^manfen.
©eine felbftänbige *'^erfi)nlid)feit unb innere @int)eitlic^feit
bat aber 3o^)«""c^/ fo gnt mie 9Hattf)ciu§, an ^efu 3Bort ge=
lüonnen. ®a§ jeigt fid) nid)t nur an ber ©inbeit jn)ifd)en beiben,')
fonbern aud) an it)ren Differenzen bes^alb, roeil eine beutlid^e
faufale 9ftelation oom ©a^ beg 3Jlattt)äu§ §u bem be§ ^ol)an=
ne§ fül)rt.
2tu§ bemjenigen ©tauben, ba§ oon 3§rael frei geroorben ift,
nad)bem e§ oergeblid) jum 3teid)e ©otte§ berufen roar, entftel^t
ba^jenige be§ :5ol)anne§, ba§ ben llnioerfaligmu^ in fid) trägt,
') iögl. ©eüe 225—227.
504 ^«P- 11- Sof)anne§.
unb oon (£f)nftu§ fagt: er fei in bie 3Belt gefommen. ®arQu§
ba^ ba§ ©lauben nic^t mel)r an bie alte 3Solf§orbnung gebunben
ift, entfte{)t nun ber beraubte ^nbioibuali^muS , ber ^mav bie
©emeinbe nie oerliert, t)ietme{)r jein ^iet baran Ijai, ba^ [ie „alle
ein^ feien", biefe§ aber baburd) gewinnt, ba^ ba§ SBort je^t ben
(Sinjelnen gebrad)t, unb jeber baburd), ba^ er fid) mit eigenem
©tauben an ^^f"^ anfd)tie^t, in bie ®emeinfd)aft mit @ott t)er=
fe^t mirb.
2tu§ bemjenigen (Stauben, ha§ fo an Oefu§ gebunben mar,
tta^ baburd) jebe anbere dJemeinfc^aft gelöft rcar unb jebeS anbere
retigiöfe ©ut üerfanf, ba§ aüe§ üertaufte, um bie eine ^erle unb
ben großen <Bii}a1?, ju gercinnen, entftanb bagjenige be§ ^o^anne§,
ba§ nid)t oiete ^irten !ennt, fonbern nur ben einen, unb bal)er
ben fogenannten '^]5arti!u(an§mu§ in fid) trägt, meit e§ fid^ oon
allen fd)eibet, bie anbere SJieifter f)aben al§ il)n allein.
3ßeil alle auSrcenbigen @naben5eid)en unb ^eiBmittel fielen
unb :[yefu§ allein fid^ al§ ben ermieS, ber im SSater lebt, gibt
e§ feinen anbern .^eil^rceg al§ bü§ ©tauben an il)n.
2ßeil er ben ^reu^e^roeg ging unb fein ^önigjgamt nid)t burd)
äußern ©rfolg unb ben ©eminn ber 2ßelt ausübt, fonbern ba=
burd), ta^ er fid) gegen bie 2öelt unb fterbenb al§ ©otte§
©üt)n ermie^, gibt biefe ($rt'enntni§ bem ©tauben feinen gangen
3nt)alt.
2Beil er feinen ©rfolg unb 33eruf barin f)at, ha^ er bie neue
©emeinbe fd)uf, barum ftellt e§ fic^ al§ ba§ grof^e >]\d unb SBerf
^i\n t)erau§, ta^ er jeneg ©tauben ermectt, burd) iüeld)e§ mir'
it)m unb in il)m miteinanber oerbunben finb.
3lu§ berjenigen 33uf3e, bie aud) in ^§racl feine ©ered)ten
fennt, fonbern alle in bie ^?euc beugt, unb oon feiner ^)?einl)eit
rcei^, aB oon berjenigen, bie burd) !i.Nergebung entftet)t, ermödjft
basi iot)anneifd)e Urteil über bie SÖßclt. 9lu§ ber ißerneinung beö
^l)arifäi!gmu§ marb biejenigc ^§rael§, au§ biefor bie 'inn-neinung
ber !Selt, meil in ber 9Jlenfd)l)eit niemanb aH gered)! unb fromm
übrig bleibt, nad)bem ^^xatl gefünbigt \)ai unb ^efug gefreujigt
ift. ^'^Um ift bie ©ebunbonbcit ber 'i)Jienfd)l)cit an bie miber-
flöttlid)en !i!JJdd)tc offenbar gemorbcn, unb jcne§ ©lauben be*
grünbct, mcldjcö unö baburd;, bafj eö unö ju loej»''^ fül^rt, oon
2)ie Seioegung oon 2)Jatt{;äuig ju ^of^anneö. 505
ber 2öe(t trennt. SGBeil 9Jlattf)öu§ bezeugt: 3efu 2Berf fei nid)t
erfannt, raenn er ntrf)t al§ ber ^ringer be§ 33u^n)ürt§ an ^§rael
oerftanben fei, barum bezeugt ^o^anneS: ^efu Söerf fei nur
bann erfannt, rcenn rcir t)erftet)en, 'öa^ er bie ^iefe be§ @egen=
fa^e§ 5tt)ifd)en ber Söelt unb @ott offenbarte unb be§f)alb ftarb.
2öeil 9)lattf)äu§ 3efu§ al§ ben bezeugt, ber ha^ begonnene
2öerf @otte§ erf)ä(t, fortfe^t unb ooüenbet, 'oa er ber 33ert)ei^ene
ift unb äugteid) ai§ ben, ber einen neuen 3(nfang fe^t, ba man
nur burd) bie Umfef)r, bie ba§' 3llte 5erbrid)t, ju i^m tritt, be^=
\)aih oerfünbigt :5oI)anne§ ^efug a{§ ben, ber feinen ^au auf
@otte§ eroigem ©runb errirf)tet unb bie ^inber ®otte§ fammelt,
bie fein eigen finb, unb jugleidf) al§ ben, ber einen neuen 3(n=
fang fdf)uf, meif er nid)t au§ ber 3Belt ift unb bie ©einen nicfjt
in ber Söelt tä^t.
^n allen biefen für :3o^anne§ funbamcntaten über,^eugungcn
ftel)t er neben 9Jiattf)äu§ nid)t felbftänbig, etma wie ^atobusi
neben '^au(u§, fonbern ber ©a^ be^ 9}?att()äuö ift bie !öorau§=
fe^ung ju bemjenigen be§ ^ot)anne§, ber oI)nc jenen jerfäüt.
^iefe faufaten 53e5ie!f)ungen l)aften nicf)t am 53ucf) be§ 9J?attbäuö,
fonbern reirf)en beutlid) über ba^felbe in bie eigene 2Irbeit
^efu jurüdE.
®a^er ftelf)t ba§ ioI)anneifd)e (glauben aud) jum jübifdjcn
unb jübifc^=d)riftlic^en @Iauben§gebanfen in feften 'öegietjungen.
23on entfct)eibenber 33ebeutung ift in biefer ^infirf)t, ba^ e§ ©otteö
33e§iel)ung gu uh^ ooÜ perfonf)aft fa^t. @g ift rocber inteüef^
tualifiert, nod) al§ ^ugenb gebeutet, rceber auf Set)rfä^e, nod)
auf faframentale 9öeit)en belogen, aud) nid)t al§ 5t'raft= ober
©ubftanjgemeinfdjaft gebad)t, fonbern fümmert fic^ um ba§ perföu--
lid)e ^I^ert)öttni§ be^ perfönlid)en @otte§ ju un§ al§ ']?erfon. ©^
I)at fein Dbjeft nid)t in einem begriff ober einer Hraft ober
einer ©ubftanj, fonbern in bemjenigen @ott, ber im ©ol)n, n)eld)en
er fanbte, ben ©laubenben befannt unb gegenmärtig ift. ©benfo
roenig legt fid) auf bei§ 9J?enfd)en ©eite ba§ religiiife @eroid)t
auf irgenb einen unperfönlid)en binglid)en ^efi^. @in „(£f)riften-
tum", ha^: etma§ anbere§ märe, ali§ ha^ ^^leiben bei ^e\u^, gibt
e§ bei ^ot)anneö nid)t, rcäbrenb ein folc^e^ unter ben ©ried^en
fc^on ju feiner ßeit entftanb. @r fennt feine f)eitige ©a^ung.
506 ^«P- 11. Sof)nnneä.
fein erlöfenbe§ ®ogma, feine feligmarf)enbe 5lirrf)e, jonbevn nur
ben (Süf)n, mit bem man burd) ©lauben in ©emeinfdjaft ftef)t.
^'livgenbg f)abcn mir fo beutlid), mie bei it)m, üor Slugen, ha^
unb roie an^ bem 3üngerDerf)ä(tni§ ju ^efu§ „9ieIigion" ge-
morben ift.
ferner reid)t in bie paläftinen[ifrf)e '»prebigt ber ftttlid)e
@rnft bieje§ @lQuben§ surücf, burd) ben e§ §ur totalen 33er-
neinung be^ ^öfen mirb, unb im ^>]ufammenf)ang bamit bie
©nergie, mit ber e§ ficl^ gegen alte auf eine ^t)eorie über ®ott,
3f|atur unb 9JJenfd)f)eit gerid)tete ?^ragen üerjdjioffen ^ält. SGBenn
;3o^anne§ für ben 33eruf, ber ftc^ au§ bem ©tauben ergibt, über=
miegenb negatiue ©ätje oermenbet menn fic^ unfere Siebe barin
erroeift, ba^ mir unfere ©cele für bie anbern (äffen, unb bie
©emeinbe ba§ 3fU9"i§ 3^fii baburd^ bercaf)rt, ba^ fie für it)n
fterben fann, fo ift and) am ©tauben ber ^atäftinenfer bie 33e=
obad)tung beutlic^ ju mad)en, ha^ fie tta^ 3Sermögen, im ©tauben
ju leiben, ri^tiger unb t'räftiger befa^en, at§ baSjenige, im
©tauben ju ^anbeln.
2(u§ ber Sage ber gried)ifd)en ^ird)e empfängt biefe§ ©tauben
barum feine Qkh, meit e§ mit ber Darbietung ber '»ßrebigt an
atle 23ölfer burd) 2ßed)fetroirfung üerbunben ift. :3ot)anne§ nennt
bem ©ried)en nur biejenige S^ebingung, bamit er ©otte^ Eigentum
fei, metd)e burd) bie ^e^eugung (£t)rifti aud) it^m uermittett mirb:
ha§ ©tauben. %ixx ben ©ried)en f)at er au§ bem ©oangetium
atte§ abgefd)ieben , ma§ jmar für bie ^^itgenoffen non größter
33ebeutung mar, aber ben ©riedjen nid)t met)r unmittelbar be=
rüt)rt, unb für it)n nur burd) ©rftärung unb tlbertragung praf-
tifc^e 33ebeutung geminnen fann. 3ßir t)ören oon ;3üf)anne§ nid)t,
ma§ 3efu§ einft fagte, fonbern ma§> er alten fagt.
*I)em ®ried)en mirb uertünbigt, bafs er jum Seben berufen
fei; bcnn er fd)öpft auä ber ^Jiatur, bie bi§t)er fein üßennifitfein
beftimmt t)at, nur bie ©emif?f)eit feiner ©terbtid)t'eit , unb vtx-
langt nad) ^^efreiung uon bem 2:obe$loä.
^luf it)n nimmt aud) bie Raffung be§ ©üangelium^ in feft
umgrenjte unb reid) gefüllte '.iU^iriffe ^Küctfidjt. (Sr ift beö ^c=
flriffö fät)ig unb bebüvftig, unb foll becibalb miffen, me§l)alb er an
Oefuö glaubt. '^\)\n mivb bie „ÄMU)vl)eit" gezeigt, alö bie '^afiö.
:Die Sarbietmifl beö ßüangeliumg an bie öriecfjen. 507
auf bic :3efu SGBerf geftellt ift, beim beren 2Bert fennt auc^ er,
fo ba^ Oefu 3(rbeit burd) if)re Se^iefiung pr 2ßa{)rf)eit aud)
ha^, raa§ ber ©rieche befiel, ert)ält, unb n)a§ er furf)t, il)m ge=
irä^rt. ®ie gejc^irf)tüd)en Kategorien treten bagegen für tt)n ju=
rücf; benn bie griec^ifd)e @emeinbe f)atte noc^ feine @efd)id)te.
dagegen trug fie bie großen fragen in fid), bie am menfdjlidjen
2öefen ftetig I)aften, nad) bem ^eg §u @ott, nad) ber 2Bat)rs
^eit, nad) bem Seben. ^ür biefe finbet fid) nac^ ber Überjcugung
be§ 3öf)anne§ bie Si)fung in bem, ma^ ^efuiS in feinem inroen^
bigen Seben^ftanb befi^t.
2(ud) an ^^aulu§ t;aben mir bei biefcr 2)arftetlung ^^fu ju
benfen, meil ber ©emeinbe, unter ber 3o^o"i^e§ iebte, oon ^}ln^
fang an gefagt mar: fie finbe im (Glauben an 3^fu^ i^^' l>fil-
®er ©öangelift f)at if)r baSfcIbe nid)t neu p geben, fonbern mill
unb fann it)r geigen, ba^ fie burd) iF)r ©tauben ba§ empfangen
!f)at, iüa§ ^efu§ f(^uf, ha^, moju er feine ganje ©nabe fügt.
'3)er 58rief unb bie Offenbarung 5eigen, ba^ ;3öt)anne§ bic
gnoflifd)en Strömungen neben fi^ t)at, unb bie ^J(biüet)r berfelben
mag aud) an ber Haltung be§ ®oangeüum§ faufal beteiligt fein,
©ie füunte mit baju fü{)ren, ha^ ber ©taube ber ^^entralbegriff
be§ @üangelium§ mirb unb nid)t§ neben it)n gefteltt wirb, wa^
it)n überböte ober erfe^te, unb roeiter, ba^ ba§ ©tauben beftimmt
auf ba§ irbifd)e Seben 3ef» gerid)tet ift, ba^ alle gnoflifd)en 3;en=
benjen al§ blo^ üorüberget)enb unb oergangen t)inter fic^ liefjen, um
in§ ^pimmtifd)e fid) ju oerfteigen. 3öl)anne§ oereint 't>a§ 3Bort unb
Wj ^leifd), bie emige ^öirfung unb bie ©efd)ici^te, ben irbifd)en
®ienft unb bie ftete ©egenmart .^efu ju einer unäerbred)Iid)en
@int)eit, unb üerfd^lie^t baburd) ben gnoftifd)en '»^bantafien ben
i'Kaum, bie ben "iDianget, ben fie am menfd)Iid)en (£^riftu§ rval^X'
äunet)men meinten, burd^ feine l)immlifd)en ©d)icEfaIe unb Dpera=
tionen ergänjten. @§ ift möglich, ha^ ^ol)ann<i§ mit bem Urteil
f d)rieb : im 531icf auf ben bemütigen, an§ K'reu§ get)enben ^uben,
ben un§ ^Jiattbäu§ al§ ben ©efalbten oorftellt, liege ein au§=
reid)enber, burc^fc^lagenber ©d)u^ gegen bie gnoftifd)en ^^an»
tafien nod^ nid)t; baju fei erf orberlid) , tta^ im irbifd)en fieben
^efu ©otte§ ©egenmart unb ^^irfen beutlid)er aufgezeigt roerbe.
'^od) barf biefem ^aftor nid)t bie geftaltenbe Üxa\i für ben
508 ^ap- 11- 5>of;anneg.
ganzen iof)anneifcf)cn ®Iauben§ftanb beigelegt werben, tüeil biefe
poIemifd)en ^e§ief)ungen im ©üangelium nirgenbg un§n)eibeutig
al§ ha§ trcibenbe 9Jiotio Ijeroortreten. <3)er ^einb, gegen ben
ba§ jof)anneifd)e ©lauben fein 91ein beutlicf) genug au§fprid^t ift
nid)t eine einzelne ©e!te ober befonbere 3:f)eoIogie, fonbern ber
gan§e S3ereirf) be§ menjc^Iid)en 2)enfen§, ^anbetnS unb 2Befen§:
bic Söelt.
2(uf bie @Ieic{)artig!eit unb 33erfc^iebenl)eit bie im @tQuben§=
ftanb be§ ^of)anne§ neben bemjenigen be§ 9}iattf)äu§ üorfianben
fmb, wirft ber ^rief be§ ^otianneg baburc^ ein f)elle§ 2id)t, ba^
feiner unter ben neuteftamentlid)en 53riefen in feinem S^tl unb
Qnf)alt bem ^a!obu§brief fo nai)^ ftel)t, roie er. @leid)§eitig ftel)t
aber ber ^rief aud) mit ^^aulu§ in großer Übereinftimmung.
9J?it 3afobu§ oerbinbet if)n, ba^ auc^ f)ier bie gan§e Untere
roeifung baf)in mirft, ba^ bie @emeinfdf)aft mit @ott in ber
Seben^fü^rung fid) bemäf)re. ®er ^rief fprid)t jebem ben 3lnteil
an ©Ott ab, ber fid) im ^unfein bemegt, ber l)affen !ann, ber
bie ©erec^tigfeit nic^t tut, 1, 6. 2, 9. 3, 10. 9lur mer im Sic^t
manbelt, nur raer lieben gelernt l^at, mer unfä{)ig ift, ^öfeg gu
tun, t)at ©Ott erfannt, 1, 7. 4, 7. 3, 6 ff. ®er 53egriff „@ebot"
wirb nad)brücfU(^ auf Gt)riftu§ übertrogen, ^er S3eruf ber @e=
meinbe beftimmt fid) bal)in, ba^ fie feine ©ebote bemat)re; ba§
ift fad)üd) ein^ mit ber ^en)af)rung feinet Sßortg, 2, 4. 5, 7.
®ie rücfroirfenbe 33ebeutung ber äöerfe auf unfer Innenleben
mirb betont. %u§ ben böfen 3ßerfen entftel)t ber ^a% ber ben,
n)eld)er ba§ ®ered)te tut, oernid)ten mill, 3, 12. '3)ie Siebe, in
n)eld)er ber ganjc SBille ©otte§ unb ^yefu fein ^^iel Ijat, mirb
crft baburd) jur ^JOBaf)r{)eit, ba^ fie ^at roirb, 3, 18. 4, 20.
^a^ bie ©emeinfd)aft mit ®ott int .f>anbcln feftgcljalten
roerbc, befommt ben ooUen Gruft einer "öebingung für ben ^ort^
beftanb berfelben. (&§ gibt feinen !Cerbanb mit @ott o\)m ben
burd) it)n beftimmten Iföiüen unb bie il)m cntfvrcd)cnbe %at,
'ülnx t)ieran l)abcn mir ba^ .Uennseid^en , baf? mir ©ott fcunon,
im (Sl)riftuö fiub unb bleiben, au^ ©ott geboren finb unb im
üöUigen iöcfi^ feiner Siebe ftef)cn, 2, 5. 29. 3, G ff. 10. 4, 12.
•iBonn bie Siebe ,^um trüber entftanben ift, bann ift ber nber=
gang nom Tob inö Scbcu oolljogen, 3, 14. 'Darum l)ängt an6)
3)ie ßinfieit mit ^afobiig. 509
bie furd)tIoje ^^reubigfeit be§ 9Jienfd)en üor @ott, bie TtagQiqaia,
Don ber Siebe ab. äßeit in Ttaggriaia bie 33eäiel)ung be§ 33egnp
auf bag SBort nicf)t oerfdjrcinbet, t)ebt fte ^ol^anne^ teit§ für
jenen SJloment l)erüor, rao bie ©emeinbe vov bem rcieber mit
ii)x Dereinigten (£f)riftu§ fte!^t unb i^n nun fröf)Uc^ anreben barf,
2, 28. 4, 17, teils für bie an @ott gerid)tete ^itte, 3, 21. 5, 14.
©oroot)! im @erirf)t mie im ©ebet ift folc^e ^reit)eit unb ^u-
üerfidjt unfere§ 2öorte§, mie burd) ba§ ©tauben, 5, 14. 2, 28,
fo auc^ burd) ba§ Sieben bebingt, 3, 21. 4, 17. 2)enn bie 5urd)t
meiert nur ber Siebe. 21u§ ben 3Berfen erlangt, um mit ^afobuö
äu reben, ha^^ ©tauben feine 93olIftänbigfeit.
'^k retigiöfe Sage in 5^teinafien t)at ;3ot)önnf^ 5U einem
ernften 5?ampf gegen eine 3uoerfid)t beroogen, bie fid) neben ba§
Söolten unb ^anbeln fetbftänbig fteltt unb mit böfem 3Boltcn
ben ^ilnfprud) an ©otte§ ©emeinfd)aft üerbinben ju fonnen meint.
9Jlit ber ^^erroarnung berer, iüe(d)e „fagen, fie t)ätten ©emein=
fd)aft mit @ott, t'ennten it)n, feien im Sid)t, liebten ©ott", im
©egenfa^ jum n)irflid)en Staub if)re§ 2ßiüen§ unb Seben§, mieber-
l)oIt er ha^ ©trafmort be§ ^afobuä gegen ba§ oerborbene unb
uerberbenbe ©tauben ') unb fe^t jugteid) ben Slampf ;^efu gegen
baSfetbe fort, ben er aud^ im ©oangelium mit großer ^i(nfd)au=
tid)feit ertennbar ma^t. @§ mirb ibm be§()alb gu einem ^aupt=
anliegen, ber (£t)ri[lenl)eit bie 5t'enn§eid)en einjui^rägen, an meldjen
fie bie @d)tl)eit unb Sebenbigfeit ibrer ^egieliung ju ©ott unb
^efu§ meffeu fann. @§ follen bie (Selbfttäufd)ungen au§gefd)loffen
bleiben, ^er $irief ermedt in ben Sefern bie fritifd)e ^^unftion
unb rid)tet biefe gegen bie ^erul)igung in ber blo^ inteüeftuellen
3lneignung ber (3ahi ®t)rifti.
®ie llnjerreiparfeit be§ 3wfö»""e"I)Q»9§ jmifc^en bem
©tauben unb Sieben, ber 33eiuat)rung be§ ^JBorteei 3^1« "«"^ ber=
jenigen feinet ©ebot§, ift barin begrünbet, ba^ ba§ ©ebot ©otte§
unb ^efu unmittelbar au§ it)rem eigenen SBollen, ^anbeln unb
äßefen folgt. 2Beil ©ott Sic^t ift, fann, raer an it)m teil t)at,
nid)t in ^-infterniS manbeln, 1, 5 ff. ^JÖBeil in 3^fu§ feine ©ünbe
ift, barum fönnen mir nic^t fünbigeu, 3, 5 ff. ; weil er gered)t
*) !üon einer '^.^olemi! gegen '^^auluö 511 )pied}en luäre l)iei- üoUenbs töri(f)t.
510 Aap- 11- So^anneg.
ift, barum muffen xoix bie ®ererf)tigfett tun, 3, 7. 2, 29. @r ift
mit feinem eigenen ^anbeln für un§ ba§ 33eifpiel, bie 91orm,
ba§ @efe^; mir foUen manbeln, roie er rcanbelte, 2, Q, in ber
Söelt fein, raie er ift, 4, 17. ^er SGßiberftanb gegen ©otte§
Sßiüen gerftört barum bie 2Serbunbenf)eit mit il)m ganj; bie
Trennung oon ^efu ©ebot oerliert if)n üöüig. %tx Slnfpruc^,
in einer (Semeinfd)aft mit i^m ^u ftel)en, bie hod) auf bie @e-
ftatt be§ perfüittidt)en Seben§ einflußlos bleibt, ift baburd) a(§
Süge errciefen, meit er trennen ju fönnen üorgibt, maS nid)t
trennbar ift. @ott ift nie gegenmärtig ol^ne feine Sid)t gebenbe
i?raft, Gfiriftug nie t)orI)anben o^ne feine üon ber ©ünbe ge=
fd)iebene unb fd)eibenbe @ered)tigfeit.
^ie normatiüe ©ettung, bie @otte§ unb ^efu SBefen unb
5öerf für un§ {)aben, ergibt fid) aber nid)t bloß barau§, ha^
mir an it)nen einen begriff üon bem, rcaS @ered)tig!eit unb
Siebe fei, geminnen, fonbern nod) mef)r barau§, baß fie aftio
unf ere Seben§geftalt beftimmen unb un§ unfere Sebenbigfeit gemäl)ren.
®er ©laubenbe ift au§ @ott erzeugt, 5^inb ®otte§ in bem ©inn,
baß ©Ott fetbft bie Urfad)e unb ber 33ilbner feiner Sebenbigfeit ift.
SGBeit er au§ ©ott ift, ift er and) in bie ©leidiartigfeit beS 3Ser=
l)alten§ mit it)m I)ineinoerfe^t, fo ha^ eine Sofung oon ber <Sünbe
in ii)m begrünbet ift, beren reinliche @efd)IoffenI)eit ^ül)anne§
mit bem erhabenen Sßort fijiert ^t: er t'ann nid)t ^-ööfeS tun;
c§ ift für it)n eine Unm5glid)feit, 3, 6 ff.
(Sbenfo nat), mie bem SBiüen, ift @ott aud) bem 'J)enfen
ber ©laubenben. ®cr (Seift, mit bem ©ott fie gefalbt I)at, wirb
it)nen jum fie()rer, unb bie 3uüerfid)t, bie fid) auf biefe§ göttlid)e
©eben rid)tet, ift ebenfalls unbegrenjt: if)r miffet bie 3ßa()rbeit;
ber ©eift Iet)rt aüe§, 2, 27.
'I)urd) biefe 6ä^e ift unfere gejammelte 5Iufmerffamteit auf
bcn 23erlauf unferer £eben§arbeit gerid^tet, jebod) ot)ne baß fid)
barau§ eine "i^ertct^ung be§ ©lauben§ ergäbe. 8ie .zeigen inel=
mel)r burd) it)re ein ©an.^eS au§fagenbc ©efd)loffenl)eit, ha^] fie
ausf bem ©tauben entftet)en, fomit aud) nur burd) ©tauben fid)
ju ert)altcn oermögen. :^l;ol)anne§ geminnt fie au^ bem iM\d auf
ba§, mag ©ott unb (^briftuö finb unb tun, uid)t aucs bor tk--
obadjtung ber (£l)riftent)eit, nidjt auö ber ©rfaljruug ober 'äe=
2)ie 6tnf)ett mit Sa^obuä. 511
rec^nung tf)rer eigenen Seiftung. '3)af)er marfjen un§ btefe ©ätje
burc^ tl)re ©id)erf)eit unb ©eraipeit roteber bie ganje ^errlid)feit
be§ apoftolifd)en @Iauben§ fTrf)tbar. ^oI)anne§ wei^ fid) unb
alle ©laubenben nirf)t nur teilraeife unb fümmerlirf), fonbern ganj
üom 33üfen unb uom Sßa^n gejrf)ieben. ®a§ Raffen unb ^srren
ift für fie »ergangen, genau ebenfo, rcie er um (5l)rifti willen
ben 2:0b für »ergangen l)ätt, ba er au§ bentfelben in ba§ Seben
t)inübergefdf)ritten ift.
©benfo roenig, raie fonft im ^t. X., frf)lägt auc^ bier bie
3Sollenbetl)eit be§ ®lauben§ in ^anati§mu§ um, in eine 3Ser=
blenbung, bie ben tatfäd)lirf)en 33erlauf be§ Seben§ nic^t meljr
fäl)e, an ber .^errlid)feit be§ @otte§ben)U^tfein§ bie n)al)rf)aftige,
frf)arfbli(fenbe ©elbftbeurteilung erftidtte, unb bie ^-8en)eglid)feit
unb ©cit)rcad)l)eit unfereg 2Bollen§ in bie SJJad^t @otte§ oerfinfen
lie^e. Sine folc^e 2)eutung ber ba§ ©lauben au§fpred}enben
SBorte liegt bei 3ol)anne§ fd)einbar ttma^ nä^er, meil er fie mit
fentensiüfer 5^ür§e al§ fd)led)t^in gültige 3(u§fprüd)e gibt. 'I)iefer
(Sd)ein l)aftet aber nur an i^rer ^orm unb ift t)ier, ebenfo roie
im übrigen bleuen ^^eftament, falfd). S3or ber (5opl)iftif, n)eld)e
fagt: mir l)aben nid)t gefünbigt, uor ber Unf äl)igf eit , bie roirf=
lid)e Sefd)offent)eit unfere§ 2öüllen§ unb ^anbeln§ su fef)en,
mornt ja ber ^rief au§brücflid), al§ oor bem alle§ üerberbenben
3^all. @r fiel)t in fold)er "i>erblenbung nid)t bie 'Betätigung,
fonbern bie ^ßi^ftöi'ung be§ ©lauben^. ^n ber 33erbunbent)eit
®otte§ mit un§ ift ber 3(usif d)lu^ ber Süge , bamit aud) ber
©elbftred^tfertigung gegeben, 1, 7. ®a§ ganje (Sd)reiben mit
feiner Stnleitung 5ur ©elbftprüfung, mit ben fritifd)en 3Ha^ftäben,
burd) bie e§ ba§ Unterfd)eibung§üermügen ber ©emeinbe ftärft,
märe überflüffig, wenn jenes Unoermögen jum ^öfen pl)t)fifd)
ober med)anifd) alö ein millenlofeS ä>erfinf'en in @otte§ l)eiligenbe
3tlln)irffamteit gebadet märe.
'2)ie bem ©tauben eignenben @emi$^eiten t)inbern bie flare
©rfaffung ber SGBirf lid)l'eit nid)t ; fie werben aber aud) ni^t burd)
bie in ber @rfaf)rung liegenben Störungen unb SBiberfprüd^e
erfd^üttert. ^em ©laubenSwort: wir fönnen nid)t, nid)t nur:
wir bürfen nid)t fünbigen, ftel)t nid)t bie SSer^weiflung pr ©eite
für ben ^-alt, ba^ jemanb fünbigt, fonbern ba§ ©lauben erhält
512 Äf'P- 11- Sof)anne§.
fid^ and) bann, n)eil ha§ göttlid)e ^ßer^eitien in bie 23ert)unben=
!^eit @otte§ mit un§ eingejrfitoffen ift. @ben be;§^alb cerlangt
:3of)anne§ bcn ^ßerjic^t auf alk§ fiügen unb ben reblidjen 3öillen,
roeld)er ^z^u ©ebote plt, raeil loir bamit audf) ha§ götttirf)e 3Ser=
geben empfangen, roelc^e§ ein in (Selbfttäufd)ungen I)inabfint'enber
ß^riftenflanb oerlicrt. S)aran, ba^ O^fu^ gleichzeitig al§ 33or=
bilb für un§ wie al§ ber un§ bie @emeinf(i)aft mit ®ott ©ebenbe
üerfünbigt unb fein Xot) ebenfomot)! at§ 33ergebung rcirfenb mie
al§ S3eifpiel für unfer dienen unb Sieben bargeftellt roirb, §eigt
fid) bie enge 'iöerbunbent)eit, in ber für ^oI)anne§ ba§ ©tauben
unb i^anbetn ftetig ftet)en. SJiit ber burd) ba§ ^eifpiel gegebenen
33erpflid)tung jum .^anbeln entftef)t für it)n fein ©taubenSbrud).
^enn ber ©taube beftimmt notraenbig bie S^otalität unfere§
Seben§, atfo aud^ bie oon un§ mit bem ©infa^ unfereg eigenen
3öitten§ au§§uübenbe ^]]ftic^t.
^aburd^ ftettt fid) ba§ jio!^anneifd)e ©tauben in bie SOlitte
5roifd)cn basjenige beö ^at'obu§ unb ba^jenige be§ '»Paulu§. Sluct)
mit bem te^teren t}at e§ groj^e ©emeinfamfeiten, fo menig bie
Formeln, in bie e§ gefaxt ift, au§ '|>aulu§ entlehnt ober mit
it)m übereinftimmenb finb. Sieben bem pautinifd)en 93eräid)t auf
bie eigene ^ed)tf ertigung , neben bem ©eftänbni§, er fei „oI)nc
@ntfd)ulbigung", avaTtolöyriTOQ, ftet)t ba§ jot)anneifd)e SBort gegen
ben „Sügner", ber fagt, er t)abe bie ©ünbe nid)t auf fid) al§
©d)utb ober er \)aht fie nid)t begangen. 9?eben ber Zuteilung
ber ©ered)tigfeit an ben ©taubenben ftet)t ba§ ,^ot)anneifd)e :
5tinbtein, bie ©ünben finb eudj uergeben. ■:)kben bem ^föort:
mir, bie mir ber ©ünbe geftorbcn finb, womit ^-^^aulug bie fitt-
lid)e ^-rage erlebigt, ftet)t ba§ ,vVo()anneifd)e : er fann nid)t fün=
bigen, unb neben bem ^^aulinifd^en : ber uom ©eift ©elcitete er-
fürfd)t alteg, ba§ 3üf)anneifd)e: ba§ 6alböl let)rt atteig. ^iefe
©ctt)i^t)eitcn finb fo int)alt§üoU unb fo gef Stoffen, roie jene.
(Sbenfo ftet)t neben ber 5lnmenbung ber fitllid)en ^OJovmcii auf
bog; (£()riften leben bei ^^hiuIuö mit bem (Ergebnis, baf? gomiffe
iBorgängc fct)r ernft al§ fünblid) gerichtet merbeu, txx^ ;\oI)an=
neifd)e: „menn jemanb fünbigt" 2, 1, unb: „menn jcmanb jum
Xobe fünbigt", 5, Hi.
(Sbcnfo bcutlid) roic bei ^auluS ^eftet fid) bei ^ot)anne§
3)ie (iinl^eit mit ^:^auhtg. 513
an ba§ ©lauben ha§> ^eiru^tfein, e§ fei ba§ etf)ifrf) rirf)tige !Cer=
t)alten, unb fein ©egenteil (Sünbe. SCBie ^auluö gtaubenb @ott
bie @f)re gibt, fo ef)rt ^of)anne§ glaubenb bcn ©ot)n unb in
biefem ben 3Sater. 2lber bei beiben bleibt ber ©ebanfengang Don
ber Sßertung be§ ©tauben^ alö einer Derbienftlirf)en %at gänjlid)
gefrf)ieben, unb bie faufate 9Ha^t, bie if)m eignet, roirb nie au§
ber @nabe be§ (Sf)riftu§ in ba§ ©tauben al§ menfrf)lirf)e ^at
t)inüber üerlegt.
^iefe @int)eit mit '»Paulu§ cntftef)t barau§, ba^ bei ^of)anne§
roie bei ^^autu§ ba§ ganje religiöfe ^enfen unb Sßollcn mit be=
munter ^larf)eit auf (£f)riflu5 t)ingen)enbet ift. ^eibe habm
gleirfjartig am ©tauben an :3efu§ bie Söurjel unb 33afi5 it)rer
ganzen ^rommigfeit unb faffen ba^felbe ai^ bie 5ßerfe^ung in
eine @emeinfd)aft mit Gt)riftu§, bie ailt§, voa^ biefer ift unb i)at,
für un§ mirffam unb frurf)tbar mad)t. ®ie ©en)i^t)eit, „in it)m
ju fein" ift t)ier ebenfo energifcf) entmirfelt mie bort.
9^ur im einen unb felben ^egrünber unb Empfänger be§
@lauben§ f)at biefe i\bereinftimmung it)re Urfad)c, nid)t in ^\ad)=
af)mung ober einer bie ^^rebigt be§ 'l^aulu^ fid) aneignenben ''M--
t)ängigfeit. '3)iefe Deutung ber f)ier beobad)tbaren Ubereinftim^
mung ift baburd) auSgefd^loffen, ba^ fxc in n)efentlid)en "«^^unften
mit einer eigenartigen ©eftaltung be§ inneren Seben§ uerbunben
ift, meiere bie iof)anneifd)en Sä^e beftänbig in eine geroiffe Ent-
fernung oon ^aulu§ rücEt.
2öer freiließ meint, ba§ ©uangelium 3efw f)abe fid) erft a\i=
mäf)li(^ jenfeit§ be§ ilreife^ ber erften jünger in baö ©oangelium
com gefommenen GI)riftu§ üerrcanbelt unb bemgemä^ fei aud)
ber üon ^t\u^ gelef)rte ^^rooibensglaube erft allmät)lid) jum
©tauben an Sefu§ entartet, mu§ :3üt)anne§ jum ©d)üler unb
^^]ad)at)mer be§ ^aulug mad)en, rceil biefe Umbilbung ber ur=
fprüng(id)en ^römmigfeit nid)t unabl)ängig uoneinanber an jroei
©teilen in gleid)artiger Seife fid) zugetragen l)aben mirb. 3lllein
mijgen mir bie 3}]ad)t, mit ber '»|.^aulu§ bie ganje ^ird)e bemegt
t)at, nod) fo bod) werten, bie Ü^orftellung : erft *'^^aulu§ t)abe ben
auf 6;t)riftug belogenen ©laubensftanb gefd)affen, ift mit ben
vaulinifd)en 'Dofumenten oöllig unoereinbar, ba biefe il)n nie in
einer ifolierten Stellung seigen, al§ ftänbe er mit feinem ©tauben
Sctitatter, 2er ®tou6e im 9}. Xcft. 33
514 ^fip- 11- SoI;anueg.
an ^efus allein, fonbern beftänbig fxrf)tbar mad)en, ha^ er fid)
in einer ©emeinfdjaft befinbet, bie im ©lauben an ^e']n§ if)ren
©yiftenjgrunb t)at. „3öir finb an ben ®{)riftu§ ^t\vL§> gläubig",
ha^ ift bei ^aulu§ nid)t nur fein eigene^ ^e!enntni§, fonbern
wirb Don il)m auSbrücfüd) al§ ha^ be§eid)net, xüa§ bie g^ütjrer
ber ®^riftent)eit ^erufatem§, barunter and) ^ot)anne§, mit it)m eint.
'2)ie ©elbftänbigfeit be§ ^üt)anne§ 5eigt fi(^ fd)on baran, ba|
ibm baä Iogif^=analr)tif(^e 33ebürfni§ unb SSermögen, ba§ ben
9?ömerbrief f)erüorgebrad)t t)at, ebenfo fremb bleibt, mie ^atobug.
@r teilt mit biefem ben eilenben S3li(f, ber über alle 3"'ii'^ß"=
ftufen unb 3)]ittelformen t)inn)eg mit bem prinzipiellen 9J]oment
bie 2::ütalität feiner SKirlungen 3ufammeufd)lie$t. @r l)at fein
^ebürfnig, etroaS ftücfmeife gu beuten unb §u fagen, 5uerft bie
9legation gu entfalten, um bann erft bie ^ofition folgen 5U laffen,
ben 9Jienfd)en für fid) xnB 2tuge gu faffen, um bann erft p
©otteg Xat emporjufteigen, 5unäd)ft 'i)a§ ^ki}d} in feiner eigenen
^^egung 5U beobachten, unb l)ernad) ben ©eift in feinem SOBerf.
(Sr fd)aut unb fagt ftet§ ha§ ©anje, barum and) ftet§ ba§felbe,
inbem er mit einer bem 5^rei§lauf i)ergleid)baren ^emegung be§
©ebanfeng ein unb baSfelbe Dbjeft immer neu an fid^ 5iet)t.
2)iefe!§ ift aber nid)t, roie im ^rief be§ ^a!obu§, ber 3[l|enfd),
fonbern, mie bei ^aulu§, 3efu§, ben er unoermanbt al§ ben
(Srunb unb 3nt)alt feinet Seben§ nor fid) l)at. ®arum ift it)m
bie göttlid)c Spt)äre nid)t üerl}üllt; nielmet)r, wenn er feinen
gani^en ©ebanfengang in eine 2lu5fage über Giott jufammenfa^t,
fo l)ebt biefe nid)t feine @rl)abenl)eit über unä Ijeroor, fonbern
fein für un§ offene^, gebenbe^i SCßefen, roie c§ unfern 'i>erbanb
mit il)m begrünbet: „^id)t ift er", 1, 5, mie ^ol)anne§ bieg an
bem, ber a{§ ha^ Sid)t in bie ^^elt gefommen ift, gefel)en t)at.
'2)ie 2lntitl)efc, bie fid) burd) ba§ ganjc jül)auucifd)e '3)enfeu
äiel)t imb bewirft, ba^ am ©tauben mit feinem pofitioen :^n{)alt
jugleid) feine uegatioe ©eite unb abnu'brenbe .^(vaft fväftig
empfunben unb bargcftellt ift, bctommt jiuar aud; bei :3»-^l)<^nneö
i^rc ©d)ärfc baburd), bafs ber ett)ifd)e ®egenfa^ fie erj^eugt.
©teid)n)ol)l ift fie mit bcrjeuigcu, bie *^^aulus> in fid) trägt, nid)t
gonj ibentifd). liöäbrenb für ^]>aulu'^ beibo ©lieber feiuc^o @egen=
fa^eg: ^Icifdj unb ©eift, felbftifd)esi ©elüften unb giUtlid)eä
35ic Unterfd^iebe oon ^ouhtö. 515
Sieben, menfd)ttcf)e§ Unrerf)t unb göttlicf)e ®ered)tigfeit, in feine
eigene ©rfa^rung faden, fo ba§ er beibe burd)(ebt, jief)! bie
jof)anneifrf)e 5tntitt)efe bie (Scf)eibung burd) bie 9Jlenfd)f)eit burd),
unb trennt innert)alb berfelben bie, roelc^c (5t)rifto gef)ören, unb
bie, raelrfje boS in fic^ f)aben, rva§ bie 9J?enfd)f)eit f)at unb gibt.
^af)er ift bie abn)ef)renbe 2:enben5 be§ ©tauben^ ^rcar in beiben
mad)tDolI entfaltet, I)at aber bei ^au(u§ be§f)a(b eine befonbere
©nergie, rceit if)re ootle 2ßurf)t ba§ eigene ^6) trifft.
Stuf bie üetfrf)iebene ^^affung ber 3Intitf)efe roirft ein, ba^
:^ot)anne§ nur biejenigen 33orgänge in feine 3tufmerffamfeit 5iet)t,
bie firf) innerf)alb be§ beraubten, perfönlirf)en Seben§ DüÜ5iet)en.
^aulug fie^t, inbem er Dom '^k\\d) unb uom ©eift fpric^t, über
ha§, n)a§ int ^ercu^tfein gefc^ief)t, ^inau^ auf ha§, rva§ biefeö
bebingt. ®a§ menfd)lid)e Söollen i)at entroeber in ber 9?egung
be§ ^'leifd)e§ ober in ber Söirfung be§ ©eifte^ bie eä beftimmenbc
3Jlad)t. ^^o^finneä fd)aut auf bie eint)eitüd)e '»^erfon, bie er(eud)tet
ober bunfel ift unb al^ Sillen ba§ Sieben ober Raffen in fid)
trägt, ^reilid) ftet)t über it)r ber, ber fic erzeugt unb Ien!t; bie§
ift aber nid)t eine ^otenj an if)r, fonbern bort @ott, ber ©eber
be§ Sid)t^, ^ier ber 33öfe mit feiner nerblenbenben Mad)t
Söeit ^^au(u§ ha^ ©tauben baburc^ begrünbet, ba^ er fid)
felbft rid)tet unb auf jebe @ntfd)ulbigung für fid) oer5id)tet, ^ebt
er an ber ®aht ®f)rifti bie 9Iuft)ebung ber «Sd^ulb al§ ba§ erfte
t)ert)or, bem jeber weitere Stnteil an ©otte^ ©nabe erft folgt.
Sßenn ^oI)anne§ bagegen ^cfu ©abe mit bem Seben^gebanfen
befct)reibt, fo bleibt er ^roar nid^t I)inter ben paulinifdien 3lu§=
fagen über biefelbe surüd; benn e§ ift mit bem ©ered)tfertigt=
Sßerf ö!^nt= mit (£I)rifto 3Iuferftanbenf ein gleid)n)ertig, roenn 3oI)anne^
bie ©emeinfd)aft mit :3efu§ al§ eroigeg Seben fd)ä^t. ^n bie gött=
Iid)e ©abe ift er aber baburc^ nerfe^t, ba^ ^efug it)n mit fid)
oerbunben unb barum üon ber SQBelt gefd)ieben t)at. ^atjer
finben mir bei i^m feine parallele ju jenem ©riff nad) ^efu 2;ob
unb Slufermecfung, al§ bem, n)a§ unfern eigenen (Staub nor ©ott
beftimmt, mie it)n ^|^aulu§ t)at, aud) feine ^;|5araüele §um ©egen=
fa^ §mifd)en bem ©efe^ unb 6:f)riftu§, fo ba^ baö ©tauben noin
©efe^ t)inmeg f)inauf ju 6;f)riftu§ fc^aut. ®af)er t)at er aud) ben
©egenfa^ Sroifc^en bem ©tauben unb bem Söirfen nid)t. ©r f)at
516 ^"P- 11- So^anneä.
jroar, vo'xe ^aniu§, mit bem ©lauben ha§ ©eftänbniS üerbunbcn,
womit mir aüe§ Sügen unb bie (^(ud)t in bie ^infterm§ abfto^en,
1 1, 8 — 10, unb beroal)rt baburd^ an einer I)öd)ft roi(i)tigen ©teile
bie ®in^eit mit it)m. ®r orbnet aber bie ©oben @otte§ nic^t fo,
ba^ auf bie 9f{ec^tfertigung ber ©tanb im ^rieben mit @ott folgte,
fonbern fagt bem, ber in ha§ Sic^t unb bie Siebe geftellt ift, bie
!ißergebung p, bie i^m ^efu§ in ber 5^raft feine§ ^obe§ geroäbrt.
„SBenn mir ®emeinfd)aft miteinanber t)aben, mad^t un§ ^z\u 33lut
rein", 1 1, 7. ®amit ftet)en mir bid)t neben 9Jlattt)äu§ unb bem
Unfer SSater: menn it)r »ergebt, mirb eurf) oergeben, meil ha^
'Vergeben bie Störung ber (Semeinfc^aft aufl)ebt unb bie 3Sor=
bebingung ju bem ift, moran ^ot)anne§ ben ©mpfang ber 3Ser=
gebung !nüpft.
©te^t bie 53ebeutung ber paulinifcf)en "i^rebigt barin, t)a^
fie bie 3Ser!ünbigung ^t\u mit bem ett)ifd)en SRotiu, mie e§ fid)
im (2d)ulbberou^tfein in un§ regt, auf§ feftefte eint, fo t)at bie
j[ot)anneifd)e 2:l)eologie il)re 33ebeutung barin, ha^ fie biefelbe
ebenfo feft mit bem religiöfen 9Jlotio, mit ber in un§ oorljanbenen
®eroi^t)eit @otte§, oereint. @ntbel)rlid) merben it)m jene ^ai)U
reid)en unb int)alt§üollen paulinifc^en ©ä^e be§f)alb, meil t>a§ im
©tauben an ^efu§ entftanbene religiöfe 33ert)ältni§ feinen ganzen
Sebenäftanb mit (Sinfd)lu§ aller fittlid)en '-8ert)ältniffe beftimmt.
@r l)at be§t)alb in feinem ©lauben alle§, roa§ ^^aulu§ burc^ jene
3:t)efen fid) fpejiell in§ 33emu^tfein f)ebt.
G§ ift nid)t ricf)tig, oon ben beiben Formeln, tum benen
bie eine bie 2luf^ebung ber ©d)ulb an ben Einfang ftellt unb
ben tätigen ®ienft ©otte§ auf fie begrünbet, bie anbere oon
biefem au§ ju jener füt)rt, blofj bie eine ober bie anbere al§ bie
ct)rifttid)e unb eoangelifd)e ju beäeid)nen. '^ie negatioe unb pofitioe
Seite an ber erlöfenben Xai @otte§, bie Söfung oon ber ©ünbe
unb bie 53ilbung einer gcred)ten Seben^geftalt finb ungeteilt ein§;
barum ftellen fid) bie 33ejiel)ungen, mie bei jcber cd)ton @inl)eit,
allfeitig ämifd)en ibnen ber. '3)ic göttlid)c ©nabc fül)rt ebenfo*
mo^l üon ber ®leid)geftaltung mit beut göttlid)en ^JCBillen in ben
33cfi^ ber lißcrgebung, mie oom göttlidjen 33ergeben ^ur ®ered)tigfeit.
Xcmgenuüf? ,^ertogt fid) and) baö Wlauben bei v'sobnnnc'? nid)t
in einen /Ijoppclaft, fo ba{3 bie Cüinfeljr in m\^ felbft unb bie
3)ie Untcr)cl)iebe Don '^^auhts. i 517
3ufef)r 5U ©ott, bic 33cjat)ung be§ SJIangelg unb biejentgc ber
@abe ooneinanber unterjd)ieben mürben. ^Jllle§ ift im *i>erftänbm§
ß^rifti befd)Ioffen. ®arum t)ebt firf) aucf) bei ^aulu§ bic 2luf=
rirf)tung be§ ;3ct)5 gur neuen, nun burd) ©otte§ 2öabri)eit unb
Siebe befrucf)teten Stftion beutlid)er oom ©lauben ah al§ bei
^ot)anne§. '3)ie freubige 9iegfamfeit, mit ber fic^ ^aulu§ qI§
S^räger be§ t)erfö{)nenben ®otte§roort§ an alle roenbet, fommt
im iof)anneifd)en ^rief nid)t nod)maI§ jum 3lu§bruc!. '9iid)t bie
2(u§breitung ber ©emeinbe, fonbern if)re @ri)altung unb innere
SSoüenbung bilbet feine Hauptarbeit, ©benforoenig ift e§ S^^aU,
ba^ er, fo gemaltig fid) feine ^erfönlic^feit geltenb mad)t, nie'
ma(§ in berfelben 2ßeife felbftänbig jur ^ird)e gerebet f)at, roie
^aulu§ auf ©runb feiner 3{rbeit unb @rfat)rung bie ©emeinben
unterrcieä. ^m ©öangelium rebet nid)t ^o^annes, fonbern ^z)u% ;
in ber 5(pofaI^pfe f)at mieberum nid)t :3of)anne§ t>a§ Söort, fonbern
er melbet, ma§ er fat), unb am 33riefe fiet)t jebermann, in meld)
engem 3ufammenf)ang feine 3(u§fagc mit bem ftct)t, voa§ it)m
alg Söort ^efu gatt. (Sr bemal)rt unb teilt mit, roa§ er pom
|)errn empfangen I)at; barüber I)inau§ gef)t ba§ an feinem ©(ouben
entfpringenbe 33erlangen nid)t.
*2!)a()cr !()at aud) bie wichtige ^eftimmung, ba^ ha9 ©tauben
un§ in einem beftimmten „9Jia^" gegeben merbe, fo 'öa^i unfere
Stuf gäbe barin beftebt, mit bem, vcia§ mir tun unb (äffen, ba§
9)la^ unfere§ ©Iauben§ meber burd) ^offart, nod) burd) 3^er=
5agtl)eit p überfd)reiten, bei :3obanne§ feine "»^^arallele. ^a§
©tauben bleibt ein ein^eit(id)e§ in allen, unb feine inbiüibuellen
^^egrenjungen erfd)eincn nid)t at§ roefentlid).
äßirb bie Formation be§ ©tauben^ in ^etrad)t gejogen, fo
ergibt fid) nid)t nur feine ä^eranlaffung, fonbern bie bringenbe
SKarnung, bie Offenbarung üon ben 33riefen unb bem @oangetium
§u trennen. 2öer freilid) 5n)ifd)en bem ©tauben unb ^offcn einen
innern ©treit oorau§fe^t, roeit bie ©!§d)atüIogie ben 9)lann nur
bann ernftt)aft bewege, rcenn er eine teere ©egenrcart f)abe, fo
ba^ '2)ürftigfeit be§ ©tauben§ unb ©tärfe be§ ^offenS, 5?röftig=
feit be§ @Iauben§ unb 33efd)ränfung be§ (Strebeng auf bie ©egcn-
mart beifammenftef)en, mu^ bie iof)anneifd)e SOBei§fagung uom
©öangelium abfd)neiben. ^iefe§ religiöfe Schema t)at aber mit
518 r •^"P- 11- Sof;anneg.
bcr @cfd)irf)te ber apoftolifd^en ©emeinbe nid)t§ ju tun. ^I)r
ern)ucf)§ bic .^offnung nid)t alä ^arafit am ©lauben, ber it)m
bie lebenbigen Gräfte au§fog, fonbern bic banfbare 5Beret)rurtg
be§ ©efommenen unb ber fet)nfücf)tige Slusblicf nad) bem 5lom=
menben entjpringen aneinanber. SOBa§ ber ©efommene gab unb
fd)uf, mac^t bte33itte: fomm! bringcnb unb in{)alt§ooll, unb ber
SlusblicE auf bie ©rö^e feinet e§rf)atoIogifd)en 2öerf§ gibt bem
fRücEblicE auf feine irbifc^e 5lrbeit bie Xiefe unb madit ba§ eroige
@rgebni§ berfelben erfennbar.
3)a^ bie ^arftellung ^efu, bie un§ ha§ ©oangetium gibt
nid^t im ^offen it)r §entrale§ Tloüv ^at, üielmel)r au§frf)Iie^li(^
ber 53egrünbung be§ ©lauben^ bient, legt eine 3Sertei(ung ber
S3üd^er auf jroei t)erfd)iebene STlänner in feiner SOBeife naf)e. SGBir
Ijaben am ©egenfa^ 5TOifd)en ten beiben iof)anneifd)en 33üd)ern
an einem befonber§ tr)pifd)en ^eifpiel nur hav oor Stugen, roa§
un§ im S'Zeuen ^eftament am 3SerI)äItni§ jroifrf)en bem ©tauben
unb ^offen ftetig fid)tbar roirb, ba^ nämlid^ ba§ ©lauben foroof)!
eine ftitlenbe unb berubigenbe, aU eine erroerfenbe (Sinroirfung auf
ba§ ^offen nirf)t burct) ©to^ unb «Spannung, fonbern gleict)5eitig
unb in berfetben ^erfönlii^feit ausübt. ®ie ^eil§frage finbet
nic^t erft in ber ßufunft if)re Si3fung, fonbern I)at biefe im
©lauben an htn gefommenen unb gegenroärtigen ®()riftu§ ge=
funben; barüber fönnen bie auf bie 3"futtft gericfjteten S^ragen
gänjlid) jurücftreten unb 'üa§ ganje :3ntereffe fid) barin fammeln,
baf? ber ©lauben^oerbanb mit ^t^u§ entftet)e unb ert)alten
bleibe, ^aju ift t)a§ ©oangelium gefdjrieben. '^amit ift aber
aud) feine fünftige Offenbarung jum f)öd)ften ^kl unb ©ut
be§ ©laubenben gemad)t, unb ber .^offnung auf i!f)n eine
©nergie gegeben, hk fid) ber 5l'raft be§ ©laubengftanbe§ pa=
rallel beroegt.
2Bie e§ fid) mit bem letzteren in ber 3(pofaIi)pfe ocrbält,
5eigt eine 33ergleid)ung berfelben mit ben ibrer ^yorm nad)
üerroanbtcn '3)otumcnten ber iübifd)cn -Ipoffnung, 5. 33. mit ber
6frapropl)ctie. 2)er ©ebanfenfreiö ift in beiben 3Bei§fagungen
bi«; auf einen gcroiffen ^-^^unft ibcntifd); bcnn bcibc fd)nuon ba§
l)immlifd)e ^cvufalcm unb uor bcmfelbeu basi ^Hcgimcnt bcö Xierö
über bic (Srbc. 9(Ucin bort ift bie Ällagc unb ber bange ^^roeifel:
2)ie 2lpofa(t)pje. 519
n)cr trirb entrinnen? f)ier ein immer neu anf)ebenbe§ 2ob= unb
(5iege§Iieb.
33ei ;Soi)anne§ bringt ber ^ampf ber 9Jlenjcf)()eit unb be§
©atang mit ©ott nirf)t nur in ben ^immel feine (Srfd)ütterung,
fonbern and) feine Störung in @otte§ SBerf auf @rben l)inein.
3n ooüfommener Dbmad)t ftef)t über bem bunfeln irbijd)en Ort
ber f)eüe ^immel, erfüllt mit ber 5lnbetung @otte§, mit bem
greife feiner @ererf)tigfeit in ®erirf)t unb ©nabe.
®er iübifd)e 2tpofah)ptifer ()ä(t ha§> propt)etifd)e @rlebni§ be^=
f)alb für eine t)Oc^n)id)tige <Sad)e, roeil ber ^ropl)et bann fragen
fann; a^tätfel quälen it)n unb brängen fid) in «fragen an§ Sid)t,
p n)elcf)en ba§ ®efict)t bie ^tntmort gibt. ^ol)anne§ fragt befannt-
lid) n)äl)renb ber 3Sifion nid)t, fonbern er fcl)aut; ftill unb beruhigt
nimmt er im ®efid)t mai)t, wie fid) @otte§ Stegierung oolläiel)t.
!föie im ©öangelium, fo roirb and) in ber ^ilpofali)pfe ber
SSerlauf ber ©efcf)id)te auf ha^' 9iingen perfönlid)er 9)läd)te jurücf^
geführt, ^m 3ufammenf)ang bamit ift and) ba§ 'Dkturbitb burd)
5ai)treid)e ©ngelgeftalten belebt, ^a^ aber baburd) eine Spaltung
be§ @lauben§ entftänbe, baoon fann feine Diebe fein. 9Ud)t auf
einen ober oiele @ngel, fonbern auf ß^riftuS allein ift ber ©lauben§=
ftanb ber 2lpofalt)pfe geftellt.
®a§ ©oangelium mei^ nid)t§ oon anbern 9Jiittlern, ^^fänbern
ober ©arantien be§ ^eil§ neben bem(Sol)n; ebenfo beftimmt gibt
e§ für bie jo^anneifdje 2Bei§fagung im ganjen ^^ereid) ber 9)lenfd)=
f)eit nid)t§ ^^eilige§, al§ allein ^efu§ unb feine ©emeinbe. 3Som
heiligen l^anb, ber f)eiligen Stabt, bem Xempel/) bem ©efet^
unb feinen Saframenten ift bie Hoffnung be§ ^ot)anne^ fd)led)t=
f)in abgefet)rt.
^^ie ba§ ©oangelium allen 33eroegungen ber irbifd)en ©e=
fd)id)te in ben in ©ott ober im Teufel begrünbeten 33e5iel)ungen
bie Safi§ unb ^eftigfeit gibt, fo gefd)iel)t auc^ in ber 5lpofah)pfe
im 33ereid) ber 3)'?enfd)t)eit md)i§, a{§ mag im 3^nfeit§ begrünbet
ift. ®a^ ber Slnfturm ber 5Renfd)l)eit gegen ^efu§ unb feine
©emeinbe nid)i§ erreicht, ftel)t :3oh'i"^^^ be§l)alb feft, meil ber=
felbe au§ bem fatanif^en eintrieb flammt. 2lber and) oon oben
*) 2(pof. 11, 1 ift liegen aiM^beutung bi:rd) 21, 22 gefc^ü^t.
520 Ä«P- 11- Sof;aimeä.
l^er treten nid)t neue Offenbarungen ober ©oben in bie @efd)ic^te
ein, fonbern e§ ift mit ber @r{)öf)ung 6f)rifti aKeS jur. 3SotI=
enbung reif, unb ii)v 2lnbrud) bilbet ben einzigen ^nlialt ber
Sößei^fagung.
2Iud) bie Sage ber ©emcinbe auf ber @rbe roirb nicf)t al§
ein gefa^roolleg Oiingen unb unfic^ereS (Streben bargeftellt; im
©egenteit: if)re ®efc^iebenf)eit üon bemjenigen ©ebiet, an bem
ber göttlirf)e ^orn fic^ betätigt, ift üollftänbig. ©ie ift beim
Samm, at§ bie, bie übermunben :^at, in einer 9?ein:^eit, bie gän^^
Iid)e @efcf)iebenf)eit com S3öfen ift. @otte§ ©ieget marf)t fie un=
antaftbar für aüe feinbtid)en ©eroalten. 2)a§ ift in§ anfc^auticf)e
S3ilb ber 2öei§fagung gefaxt, nid)tg anbereS, al^ roa§ bie mä6)=
tige formet be§ ^rief§: unfer ©tauben ift ber ©ieg, ber bie
Söelt überrounben f)at, in (e^rtiafter Seife au§gefprorf)en f)at.
%k fpejiellen 3(nliegen, bie ben täglid)en Seben^Iauf füllen, fallen
babei ebenfo fel^r au§ ber ^etracf)tung l)erau§, rcie im ©üangelium
unb ^rief. ®a§ ©tauben t)at e§ aud) t)ier nid)t mit 9]at)rung
unb ©enefung ober ben am ©taat ober an ber 5lird)e ent=
fpringenben 9(uf gaben 5u tun, fonbern einzig mit bem kommen
bc§ göttlidf)en ^leid)^.
3(uc^ in ber 2lpofali)pfe tritt baber, analog roie im (Soan=
gelium unb im 33riefe, bie probuftioe 3trbeit ber ©emeinbe innere
^Ib bes ©efd}id)t§lauf§ ganj ^urüd. ^l)v 33eruf ift, it)r Eigentum
äu beroat)ren unb be§t)alb it)re ©efd)iebenl)eit üon ber SBelt feft
ju madjen. 2öät)renb ber Slnfprud) an it)re Seiben§fäbigfeit un=
begrenst ift, biö jum i^ermögcn, fid) uon ber SBelt äd)ten 5U
laffen unb 5U fterbcn, fo gefeilt fic^ if)m feine 3tnrocifung gur
SJliffion^arbcit mit öt)nlid)er '3)ringlid)teit bei. '2)cnn bie Über-
roinbung ber SBelt ift bie 2:at be§ (5l)riftu§ in feiner neuen
Offenbarung, nid^t biejeuige ber ©emeinbe; fie ift lobiglid) bie
empfangenbc. '3)at)cr fann man aud) bie 9lpofali)pfe „monoton"
belfuMi, äbnlid) roie ba^5 Guangelium. Tie ©cfd)loffcnl)cit bc§
©laubenö fammelt bas Deuten in einen cinjigcn ©ebanfen, ha^
SBolIcn in ein cinjigcS j^kl.
SBic im Goangclium, fo ift aud) l)icr bie (5t)rifto gebiH-onbe
©cmoinbe unb bie burd) hcii- Änn-t bor 'v^üngor gcfammcltc ©d)ar
nid)t ibentifd). 'Olidjt biefe, fonbern jene ift unjäblbar unb au^
2)ie Stpofalypie. 521
alten @e|cf)(ed)tern crfauft. 2(ber biefe unjätitbare ©emeinbe ift
je^t fcf)on real mit (£f)riftu§ üerbunben unb ftet)t je^t fdjon cor
©otteä X^ron.
2(ucf) bie Häufung unb ©d)ärfung ber @ericf)t5bilber, bie
fi^ beutlid) al^ beraubte 2(bfi(f)t ber SBeisfagung barfteüt, ergibt
feine ^egren^ung ber @Iauben§fteüung. ^ie ©emeinbe rcirb an=
gef)alten, ben 5unärf)ft fid) entraicfelnben @efcf)id)t6(auf fid) nid)t
leid)t unb freunblirf) üorsuftellen. ®a§ ©d)tüerfte unb ?^uvd)t=
barfte, ma§ im 33lid be§ ^^rop^eten liegt, roirb in immer neuen
^ataftropfjen aneinanbergereitit. @§ ift ein 3«^^^^ ^^^ 2Bei§=
fagung, bie 2;iefe be§ göttlichen 3orn§ unb ber menfd)ticf)en
Slorruption ju entt)üllen.
tiefer ^-ßorblicf marf)t ba§ ©tauben gro^ unb int)aIt§üoü;
benn e§ erzeugt in it)m ein ftar!eö 5ßer(angen unb I)ot)en 9Jiut.
dagegen bringt er feine (Srfrfjraerung be§felben beroor. (Se Der=
f)ä(t fid) mit biefen ®erid)t§bilbern ber Söeisfagung nict)t anber^,
al§ menn ^a§ ©oangelium unb ber ^rief in Ief)rliaften 3Öorten
bie finftere 5(rt ber 2öelt augfpred^en, ober roenn uns au6füt)r=
lid) bie UnDerföI)nIid)feit be§ ^onf(ift§ uorgefübrt mirb, ber
^efu§ uon ber 3ubenfd)aft trennt, ^e bemühter bie Slbfto^ung
beffen, n)a§ gottlos unb fatanifd) ift, erfolgt, um fo begrünbeter
rairb bie ßumenbung ju 3efu§, bie jugteid) burc^ jene ^^erneinung
it)re ett)ifd)e 9iein^eit ert)ält. ^nbem oud) bie Söeisfagung mit
it)ren 3tuSbrud§mitteln bie ©d)eibung ber ©emeinbe oon ber 2öelt
einfd)ärft unb it)r beutlid) mad)t, mie nötig unb beilfam biefelbe
fei, förbert fie unmittelbar bie 5lraft unb Sauterfeit bes @Iauben§=
ftanbeS.
3)ie ^i^orau§fe^ung tiierju ift freitid), ba^ fid) ba§ pofitioe
3iel ®otte§ burd) bie ^ataftropf)en f)inburd) erl)alte unb t)oüfüf)re.
®a§ gefd)ie^t nad) ber oom 3lntid)rift f)anbelnben 5ßei§fagung
genau in berfelben Sßeife, mie in ber ^arfteüung be§ ^reujeS
im ©yangelium. 3(ud) bort «ermitteln bie ^ataftropl)en baS 2Ber!
ber ©nabe. ©ie begleiten bie Söfung ber Siegel an @otte§ 33uc^
unb bie ^^ofaunen, bie Cv^fu S^ommen funb tun.
2(ud) im 'Slic! auf ben 6;i)riftu§ fennt bie Söeisfagung feine
9(ntitl)efe, fo baj? fid) fein (Sterben unb fein Seben, feine Qx-
niebrigung unb feine ^errlid)feit gegeneinanber in Spannung
522 Äop. 11. Sol^anneg.
festen. 33ielmel)r wirb gerabc fein (Sterben al§ ber @runb feiner
3Jlad)t unb feinet ©ieg§ er!annt. @ben ai§ Samm Ijat er unb
nur er bie 93oUmacf)t, @otte§ ^ud) ^u öffnen, unb a(§ ber, beffen
5?Ieib burd) 33Iut gejeidjnet ift, ift er ber 3Bieberfe!^renbe, ber
^err aller Ferren unb ber 9tic^ter alleg 2Öibergött(icf)en. 2öie
ha§ Q3Iut be§ ©t)riftu§ im joI)anneifd^en 33rief ha^^ :^z\iQm§ ift,
ba§ if)n beglaubigt, fo ift e§ in ber 2lpofalt)pfe ber @runb, ber
ben allmäd)tigen ©ieg be§ ßliriftuS bewirft, ©ein 5lreu5 ift fomit
im umfaffenbften ©inne @lauben§motio.
SBie in ben anbern SGBorten be§ ;5of)anne§, fo erzeugt auc^
in feiner 3öei§fagung ba§ ©lauben eine bie gefamte Seben§füt)rung
beftimmenbe SBiüen^geftatt. ®ie 9luf)e unb ©emipeit, mit n)elcl)er
't>a§ n)eltgefd)icl)tlic^e Problem al§ gelöft bel)anbelt wirb, bleibt
nirf)t eine leere 2(bftraftion, fonbern fcf)afft Seiben§rcilligf'eit unb
©terben^freubigfeit. ®ie ©id)ert)eit, n)eld)e bie ©emeinbe in allen
il)r geroibmeten ®arftellungen geniest, befagt nid)t, ba^ fie bcm
Seiben burc^ ein göttlid)eg SBunber entzogen bliebe ober burc^ eigen=
miaige ^lucf)t fid) felbft entaief)en bürfte. (£§ bilbet im @egen=
teil ein ^auptftücf ber 2Bei§fagung, ba^ bie ©emeinbe fterben
muffe, aber aud) getroft unb tapfer gu fterben cermöge, meil fic
nid)t anber§ alg burd) 2luferftet)en in ba§ 9fteid) be§ 6:i)riftu§
fommt. Um it)r biefe Seiben§milligleit gu uermitteln, baju mirb
i^r bie Sßei^fagung bargereid)t.
®er 53licf ber ^ropt)etie richtet fid) aber nid)t nur auf ben
Serjic^t, ben bie ©emeinbe in ber gegenrcärtigen ©eftalt be§
2öeltlauf§ tragen mu^, fonbern fef)r beftimmt aud) auf il)re pofitiue
2lufgabc, auf i^r „3ßerf", ba§ fic in ber Erfüllung bc§ @ebote§
Ocfu au§5urici^ten :^at. @§ ift ein n)id)tiger ^^Punt't in ber ®e=
ftaltung ber äÖei^fagung, baf?, el)e ber ©ieg (&l)vi\ii im Söeltlauf
bargeftellt rcirb, feine (^egenrcart in ber ©emeinbc unb bie rid)tcr=
Iid)e j^unftion, bie er an il)r übt, bezeugt rcirb. 2öät)renb er in
ber Slusübung be§ 2ßeltregiment§ a{§ Samm befd)rieben rairb,
wirb er ber Öemeinbe mit allen 'Jlttributen ber ridjtenben 'M--
mad)t, mit bem flanunenben ^iluge, bem ©ctjroert im 3)?unbc, bem
cl)crnen Tinfh gegenübcrgeftcllt. (<krabe für bie *i^e,^icbung (£l)rifti
ju il)r foU bie C^emcinbc bie iüiaieftät feiner (yotll)eit feftt)altcn.
9öas( er an it)r fud;t unb lobt, ift nidjt ein tatlofer ©laubc.
35ie 2tpofal9pfc. 523
„^d) tüei^ beine Sßerfe", unb rva§> bte ©emeinbe für it)n tut,
wirb if)r pm ©runb feiner ©nabe: if)re SBerfe werben il)r folgen.
©0 rcirb ber 2lntetl an bcr roeltüberroinbenben Wa(i)t (ii)x\]ii
unb bte 5ßerbunben{)eit mit feinem ercigen 9?eic^ für bie ©cmeinbe
unmittelbar jum Dueü ber ©ebulb unb ber 2:at gemad)t.
Über bie @ntftet)ung biefe§ @Iauben§ftanbe§ geben bie bio-
grapf)ifc^en eingaben, n)eld)e bie jol)anneifd)en (Sd)riften entt)alten
unb bie id) ni(^t für erfd)üttert f)alte, bie uöllig §ureirf)enbe 3Iu§=
fünft. ®r t)at un§ @d. 1, 37 ff. feine 53efet)rung§gef(^id)te erjätilt.
SJiit ben Sßorten beg Säufer^ in ber (Seele, bie ^efu§ al§ ba§
munberbare ®et)eimni§ befd)rieben, beffen Urfprung in ©ott liege,
unb al§ ben, beffen &aht bie 33efreiung ber yjlenfc^en von ber
!Sd)ulb fei, magte er e§, fid) ^efuö ju nät)ern, unb marb oon
it)m in feine 3^reunbfd)aft aufgenommen, ^ier beginnt ba^ ©lauben
nid}t mit einem 'Six^, ber juerft bie alten i^ert)ältniffe geroaltfam
fprengt, ober mit einem ^rud), burd) ben bas bi§l)erige Streben
in ben Xoh gegeben roirb: ^efu .^erfunft üon @ott unb feine
mit ©Ott oereinenbe ©nabe ift if)m bezeugt ; er nimmt bai 3^u9"i^
an unb biefeö gibt ber ^reunblic^feit, bie il)m :v^^fu5 ermeift, bie
unüergleid)lid)C 2;iefe. ^ernad) fal) er im üertrauten 9Serfel)r mit
^efug, wie er al§ ©oljn jum S3atec ftanb, t)at ^^rael^ ©treit
gegen if)n mit il)m erlebt, unb erfal)ren, roa§ an Süge unb ^a§
in ber 2öelt ift, fal) ^efu§ ben Slreujegmeg ge^en, t)at aber aud)
jene 2:^age miterlebt, roo il)ncn bcr Sluferftanbene bai§ cmige Seben
fid)tbar mad)te, t)atte t)ernad) oor Slugen, roie ^erufalem ftürjte
unb bie römifd)e ©■elt ben llampf gegen ^t\u ©emeinbe begann,
mie aber aud) bie ^^rebigt üon il)m n)eitf)in ©lauben fd)uf, unb
im ©lauben eine ©emeinbe entftanb, bie im 9]amen ^c\u liebte
unb litt, fab in ber Gl)riften^eit, forcie \\)x ba§ 53ilb :3efu bunfel
marb, ^^l)antaftereien unb ^o^^eiten I)eroorbre(^en, unb jog barau§
auf§ neue bie ©eroipeit, ba^ un§ einzig bie ganje unb bleibenbe
^Beübung ju ^efu^ l)in, bie un§ im ©lauben 5U il)m t)inftellt,
über bie ^elt ert)ebt unb mit ©ott cerbunben mad)t. ®iefe
©efd)ic^te gab biefem ©laubensftanb feine Formation.
524 ^ap- 12. ®er §ebräer6nef.
JroöIffEs Hapifel
Der Rebräerbricf.
2)er Rebräerbricf befprid)t bo§ glaubenbe 3SerI)alten ber
©emeinbe unter einem neuen unb Iel)rreirf)en @eftd)t§punft. 2llte§
'3)enfen unb Sel)ren über 2ßefen unb SCöirfung be§|elben, ha^
bi§I)er §ur S)arfteüung tarn, erroui^g unmittelbar au§ bem ©tauben
fetbft unb mar bemüht, ber ©emeinbe ben 3ßert bei in it)r
lebenbigen @(auben§ beutlidf) ju mad)en. 2lud) ber ^ampf für
ha^ ©tauben gegen ben @efe^e§bienft ^attt ni(^t einen ©egner
Dor ficE), ber beftritten I)ätte, ba^ ®l)riftu§ ©tauben uerbiene;
aud^ it)m mu^te man nur seigen, mag e(i)ter ©taube fei unb
mag er üon ©ott empfange. ®er ^rei§, §u metdE)em ber Hebräer*
brief rebet, t)at biefe frifcf)e, ungebrocf)ene ©tauben§fraft nid)t
met)r. 'S)er 33rief rebet abfid)ttirf) uom Ungtauben, nid)t nur im
^ticE auf fotct)e, bie ber ©emeinbe fern fteben, fonbern gur eigenen
SBarnung ber Sefer, bie bem ^alt in ben Ungtauben nal^e finb,
3, 7 ff. 4, 1 ff. 6, 4 ff. 10, 26 ff. ©r füt)rt ferner einen au§>
fül)rtid^en ©c^riftbemeiS für bog ©tauben, um ju jeigen, mie
altes gütttid)e SBirfen unb ©eben uon ber ©d)öpfung bi§ §ur
35erftärung ^efu ©tauben forberte, aber aud) fegnete unb tonnte,
unb im 3ufamment)ang mit biefem 33en)ei§ gibt er für ba§felbe
aud) eine "Siefinition, eine j^ormet, bie nid^t ben ^n^att ober bie
%x\id)t bei ©taubeui, fonbern ha^ ©tauben felbft nad) feinen
raefenttidjen 2Jler£maten beftimnit, 11, 1. |)ier ift bie 9iefIeyion
jum ©tauben t)injugetreten, nid)t nur jenei 9iad)benfen, bai uom
3mputi bei ©taubeni fetbft bcmcgt fid) in bai, mai ibn trägt
unb aui it)m fütgt, uertieft, fonbern bie jmeifetnbe tlbovlegung,
bie bai ©tauben nac^ feinem 9led)t unb 3ßert unterfuc^t unb
jur ^tedienfdjaft sief)t. '2)ai ©tauben mitl hcn Sefern bei Sriefei
als fd)n)ere ^^flid)t erfd)einen, ber fie fid) üictteid)t ent,^iet)en
werben. ®er iörief fommt biefcr ©rmattung bei ©taubeni ju
Rilfc; er Dcrftel)t i()ren ©runb, meit er fid) nid)t nur in ber
perji5ntid)cn Ununtligfcit ber Vofer, fonbern ,yim 3:eit in ber ©e=
ftalt unb ^itrt bc$ (Sl)riftentumi jelbev [inbet. '^ci^ ©tauben t)at
in ber Xai eine Seite an fid), bie e8 5U einer fd)n)cren 3lufgabc
2)ie 3JJerfinaIe be^ gläubigen Sßer^altenö. 525
Tnarf)t, 3U einem '»Problem, ba§ ein ©egenftanb ber 3(poIogie unb
be§^a(b aud) ber Definition ju werben oermag.
@§ finb iübi[d)e geute flcroefen, beren ©tauben erfd)üttert
rcorben ift. Denn ber 33rief t)itft it)nen baburcf), ba^ er bie
6tettung 3§r<ißl§ «^it berjenigen ber (£t)nftent)eit, ben atten mit
bem neuen 33unb üergteid)t. ®r ^tbt ha^ ^öc^fte f)erDor, ma^
:3§raet§ Stnteil an @ott begrünbet t)at: bie ©ngel, bie @otte§
Söort sum 93otfe brad)ten, 9}?ofe, ben bie ©rf)rift im ganzen
.^aufe ®otte§ treu t)ei^t, 2Iaron, ben @ott 5um '»^riefter ein=
gefegt t)at, bamit er bie Sünben be§ iSolk^ burd) fein Opfern
tilge, ba§ Heiligtum, ba§ als ein 3lbbilb ber l)immlijd)en Dinge
ber alten ©emeinbe gegeben mar, bie ©aframente be§ alten
3lltar§, meiere ben unrein ©ercorbenen mieber reinigten, 2,2.
3, 2. 5, 1. 4. 8, 5. 9, 13. @r jeigt nid)t auf bie ©c^ranfe l)in
an bem, ma§ ^^^^el gegeben raar, befd)reibt oielmebr feinen 53efi^
nad) feiner ganzen (^rö^e unb @öttlid)feit unb fteÜt ba§ ta-
neben, roa§ ber ©laubenbe ^at. Da§ ift :3efus, er allein, ber
in ben Job ©egebene unb oon ber 3Öelt 3lbgefd)iebene. Darauf
tarn bie 6rfd)ütterung be§ ©lauben^ l)er. ^max ftel)t ^^efug t)od)
ert)aben über allen ©ngeln al§ ber ©ol)n, ber ®rbe, ber ©d)öpfer
unb ^err ber 3öelt, l)od) ert)aben über 3)lofe, wie ber, meld)er
ba§ .^au§ l)erftellt, über bem, ber im ^aufe bient, t)od) erl)aben
über 9laron, als ber emige "^l^riefter, ber fic^ felbft ©ott geopfert
^at unb in!§ I)immlifd)e Heiligtum eingetreten ift. 3lber all bie§
ift unfid)tbar, 2, 8. 9. 2ßa§ bie ©emeinbe al§ mabrnebmbareg
©rgebnig feiner @efd)id)te uor fid) l)at, ift ^efu 3Jlenfd)t)eit,
Sterben unb 'i>erborgenl)eit. Sßar bag bie Erfüllung ber 33er=
t)ei^ung? Die t)erfud)lid)e ^raft biefer ^rage rourbc burd) hin
Seiben§brud oerftärt't, ber mit bem 'Sefenntni§ §u ^efuä oer-
bunben mar, 10, 32 f. Darum bejie^t fic^ bie ganje Erörterung
be§ 33riefe§ auf ^i\u Xot) unb @rl)öl)ung. 3l)n, ben 9)]enfd)en,
ben ©eftorbenen, ben unfid^tbar ©eroorbenen gilt e^ ben Sefern
erfennbar ^u nmc^en al§ ©ut unb ®ahi, bie alle§, rca§ 3§^Qft
an fic^tbaren unb gegenrcärtigen göttlichen ©ütern befiel, jum
©d)atten mad)t.
Der 33rief jeigt baburd) überaus beutlid) bie au5fd)lie^lid)e
unb ftreng perfont)afte ^Sejieliung be^ apoftolifd)en ©laubens auf
526 i^ap. 12. Ser $ebräer6nef.
:5cfu§. ®ie ®(aubcn§frage ift für il)n mit ber ©rfenntnis G:{)rifti
gelöft. @r t)ält bem im ©lauben (Srjd)ütterten nur ha^^ eine oor,
mag 3efu§ at§ ber ©of)n @otte§ unb al§ ^^riefter für bie @e=
meinbe ift. ^l)v ganjer 53efi^ befielt einäig in it)rer 5>erbunben=
i^dt mit ^ejue unb bie ?yrage nac^ bem 2öert besfelben ift
batjer nur fo 5u beantworten, ba^ermogen wirb, mas fie an
^efu§ ^at.
äßeil e§ fid) um einen fd)manfenben @(ouben§ftanb t)anbelt,
fd)Iie^t fi(^ an ben 9flad)n)ei§ ber göttlid)en ©nabe im 2:obe
unb in ber @rl)öt)ung ß^rifti nid)t nur bie 3)]a^nung an: glaubt
if)m nun ! fonbern aud) ba§ ©tauben felbft mirb nod) ber ®egen=
ftanb einer Iet)rt)aften Erörterung, mie auc^ ber 3tnfto^ ber
:Öefer fid) nic^t nur auf feinen ^n^It, fonbern aud) auf bie
©d)ä^ung be§fe(ben at§ be§ .^eil§grunbe§ be5iel)t. ®er neue
^unb foUte bie ©rfütlung ber 33erl)ei^ung bringen, alfo @rfaf)=
rung unb @rlebni§ oermitteln unb nid)t mef)r auf ba§ ©tauben
gegrünbet fein. SDarum roerben nic^t nur bie 9Jiittler unb
SGöirfungen ber Jeftamente miteinanber t)erglid)en, fonbern aud)
bie inraenbige Stellung ber beiben ©emeinben §u @ott. "^ic
©lauben§pflid)t ift nid)t erft ber ßf)riftent)eit auferlegt; fie ^at
nur tia^ ju üben, mo^u aud) bie ^^Näter 3§rael§ ftet§ berufen
waren. SGBer fid) be§ @(auben§ meigert, nerlä^t fomit ben 2öeg,
auf ben ba§ fromme ^§rael ju jeber 3«it gefteüt mar unb auf
bem e§ alle§ erlangte, roaS c§ an gütttid)en ©aben empfing.
3ur @leid)artigfeit ber (Stellung beiber ©emeinben oor ®ott
fügt fobann ber 33rief bie Erinnerung, ba|3 aud) I)ier bie @e=
meinbe (£t)rifti l)od) beoorjugt ift; benn mcr it)n, „ben 5Infänger
unb 33oüenber be§ ©laubenä" fennt, bem ift ha^ ®lauben§=
motio in einer Iföeife gegeben, rcie e§ ben ^Jüten nod) nid)t
üerüe{)en mar.
Soor ba§ 9'ted)t ober nnrcd)t be§ ©laubenS ju erörtern,
fo mar bamit bie ^lötigung gegeben, fid) ,vi befinnen, ma§ un§
benn eigentlid) mit bem ©tauben jur ^|}flid)t gemad)t fei.') "Der
') Die Ginrcbe flehen ben 9iamcn „Il^cfinition" für 11, 1 Ijat bni'in vcd)t,
bafi bie flonjc i}lu«*fiU)ninfl über bad (yiaiibcit eine» praftifcl)cn :^iuccf l)at, luic
tibrifleu« ber flainc 'i^ricf, ber feincyMuciici nuc einer ober mel)rereii ll)eoreti|(1)on
Äbljanblunfleti mit einfleftreuten (Jnnaljimnflen beftel)t, uielnieljr in ber IValjuiing
Sie 3)lerfma(e bes gläubigen 3SerI)aÜene. 527
33nef beftimmt ba§ ©tauben fo: e§ ift S3cfte{)en bei @ci)offtem'
Überfü{)rung von nid)t gefel)enen fingen, 11, 1/)
®a^ ©tauben jc^t ju ^liealitäten, 7CQäy{.iaxa, in ^Sejietjung,
bie über bem 9Jienjcl)en [tefjen, rceil [ie göttlirf) finb. ^arum ift
basfelbe non ber S3efc^affent)eit feiner Dbjefte abt)ängig. @5
fe^t t)orau§, ba^ fic^ bem 9Jienfd)en göttliche ®aben barbieten,
tlnitbueva. Sinb fie ©runb unb ^xd be§ ^offen§, fo finb
fie ®ütcr, bie ober noc^ nidjt je^t, fonbern erft fünftig in unfern
^efi^ treten werben. 2)amit ift bem ©tauben nad) unten unb
oben bie ©ren^e gefegt, nad) unten, meit ha^ ©tauben enbet,
rcenn un§ bie .^offnung ertofcf)en ift, nad) oben, meit es eben=
fatt§ enbet, menn bie ©abe ©otte§ nid)t met)r etmaS ©et)offte§,
fonbern ©mpfangeneS ift, ba bann an bie Stette be§ ©tauben^
\ia^ (3d)auen unb ^aben tritt, ^arum wirb am ©egenftanb
be§ ©tauben§ nod) etmag jmeiteg berDorgef)üben : ba§ e§ nid)t
gefet)en loirb ; nid)t at^ fönnten bie götttid)en 2;aten unb ©aben,
auf bie fid) 'üa^ ©tauben be5iet)t, nie gefet)en merben, Dietmel)r
finb fie bann, rcenn fie gefd)et)en, fet)r oft n)al)rnet)mbar ; bann
»ertangen fie aber nic^t met)r ©tauben oon un§. ©§ rcirb frei=
tid) mit 'i(bfid)t gefagt, „nid)t fid)tbare§" faffe ha^ ©touben,
nic^t: „nod) nid)t fid)tbareg", meit c^ nic^t bto^ auf fünftige§
befd)ränft fein fotl. 3tud) bie Sc^öpfertat ©ottes ift 3nt)att be§
©tauben^, ebenfo ^a^ bteibenbe ©runbi)ert)ättni§ ©otte^ ju un§,
ba^ er fic^ nid)t oergebtid) fuc^en lä^t, üietmel)r für bie, roetc^e
it)n fud)en, ein ä^ergetter ift, ä^. 3. 6. %<x^ ©tauben ber ßt)riften=
t)eit t)at e§ ja in befonberer Sßeifc mit bem ju tun, mas ge=
fd)et)en ift, 'oa'^ 3efu§ bem 3:;obe mit feinem eigenen Sterben bie
9)lad)t genommen t)at unb at§ ^riefter für un§ in ©otte§ ^eitigtum
getreten ift, 10, 22. 3(tte§ ba§ finb aber 2)inge, bie man „nid)t
fiet)t", götttid)e (^a\)tn unb ^Jßßirfungen, bie nid)t in bie 3Ba^r=
fein Sentnim unb feine (Sinfjeit \)ai, bie alle Ief)r{)aften J'arlegungen gestaltet.
Safi bav^ ©lauben gerabe fo unb nic^t anberg befc^rieben lüirb, ift burd) lya^
33ebiirfniö ber l'efer bebingt. 68 foU aber ftc^tlid) bamit auögefprocf)en fein,
roaö baö glauben feinem 3Befen nac^ ift unb barum immer war unb ftetig fein
wirb, fo mannigfaltig audi bie ©lauben^übung im Fortgang ber @efd)id)te
TOerben mag.
^) Über vnöaTuatg »gl. Erläuterung 11.
528 Aap. 12. Scr .'oebräerbricf.
net)mung unb ©rfa^rung fallen, ^er gtoeitc ^Begriff ,,nirf)t @c=
fel)ene§" umfaßt aud) ben crftcn: „@e{)offte§", erroeitevt ober
aurf) ba§ glaubenbe 3SerI)alten auf alle§, Tüa§ oon ®ott t)er ju
un§ fommt, unb bejd)reibt bie eigentümlid)e Sage ooUftänbiger,
in ber ftd) bcr ©lauberibe befinbet. 2öetl @el)offte§ cor i^m fte^t,
fann er glauben; in ber .^offnung liegt bie ©rmöglic^ung be§
@lauben§. Sföeil er nirf)t (SicE)tbare§ Dor fic^ ^at, mu^ er glauben;
barin liegt bie ^O^ötigung p einem ^J^rauen, ha§ mit Iräftiger
2lnfpannung be§ 3ßillen§ ben 2öert unb bie ^raft ber Dorgel)altenen
'3)inge, obgleirf) fie nid)t fidf)tbar finb, bennod) bejal)t.
3)a§ SBefen be§ @lauben§ ergibt fid) meiter au§ ber äßeife,
wie roir un§ ju ben fo beftimmten 9tealitäten »erl)alten. '2)ie§
brüden bie 3Borte: „^^efteben" unb „Überfübrung" aug. ^m
2lnfd)lu§ an ba§ SCBort ^abafufg maren ba§ 3öeid)en unb ba§
©lauben einanber entgegengef e^t ; nun tritt bem 2Beid)en ha^
^eftel)en gegenüber, ber vTzoaioXri bie vTioazaaig. 2ll§ 3öir!ung
be§ @lauben§ roar bie hco^wvri, bie 33e!^arrung im Seiben ge=
nannt; al§ it)r ©runb, ber un§ bie ^raft 5U il)r borreid)t, mirb
ie^t ba§ 33e^arren beim ©ebofften l)eroorgel)oben, bie v:n6aiaaig,^)
bie fcft, freubig, 5UDerfid)tlic^ bei @otte§ @aben fte{)t, ügl. 3, 14.
®a§ ämeite Sföort „Überfüt)rung" l)at altioen Sinn unb
forbert ein ©ubjett, n)eld)e5 überfüt)rt, ba§ ber ©enitiu barbieten
roirb. ®ie unfid)tbaren ®inge übcrfül)ren ben SJlenfc^en dou
it)rem ®afein unb it)rer t)eilfamen SJ^ac^t unb mad^en il)n über
fie gerai^. ®ag ^®ort erinnert an übermunbenen SBiberftanb,
an einen niebergerungenen ©egenfatj, ha eg fonft bie SBiberlegung
be§ ^rrenben unb bie ^cftrafung be§ jvel)lenben be3eid)net. ®a§
nid)t (Sid)tbare trfdicint un^ al§ ba§ irreale, 3ßefen= unb 3Bert'
lofe. !©ir bebürfen einer Überfüt;rung, bamit fid) unfer '2)enl'en
') vnoaTaais iknitouivwv fömite für fid) nUein leid)! l)ei^eii: fcfter 33e«
ftanb ber gc^offtcu 3)infle, fobaft bamit <?,t\a<f^i roäre, bo^ im« baö ©laiibcit baö
cyc()offtc fiebert unb bciüirft, baji ii imö nid)t entrinnt. 'i\bix bas( jiueite Wlieb
;,tiberfül)runfl von unfid)tbaren X'inflcn" htfU crfennen, baf? bau '•IU'rl)('iItnitf, in
>ocld)em ber (^Haubcnbc .^um (^Uanbcn^iolijeft ftcl)t, beleuri)tet luevbeii foll, unb
nid)t nur ber objeftiue liffeft beö WlaubemS. ÜBer bie tubjcfliüc :iU'jiel)unrt ber
(VJlauben«(flütcr jum Wlaubenben baburd) (\eiüinnen wollte, baf? er erflrtrte: ber
Woube fei ba« 4<cfte()en ber nefjofften ^'infle „in uiuS", füfltc fclber einen ,'öaupt;
punft im Webanfen jum £aO beo ^üriefeö Ijinju.
2)ie 2Jierfma(e bes gläubigen 33er(;alteng. 529
unb 33egef)ren oon bem löfe, roag üor 5(ugen liegt. Söirb biefe
Überfuf)rung uon un§ nirf)t §urüdgebrängt, gelangt fie an§ 3^^^/
joba^ un§ bag Unfic^tbare jur @en)i^f)eit geworben ifl, bann
i[t ba§ ©tauben ba.
'3)ieje ^efdjreibung be§fetben f)ätt ben 33Iic! fräftig barauf
gerid)tet, ba§ auc^ ba§ ©tauben eine götttid)e ®a.h^ ift. ^Jlic^t
at§ menfc^tict)er 2ttt, fonbern at§ eine üom ©taubenSobjeft jetbft
begt'ünbete innere (Stettung, nid)t a{§ „fid) ©en)i^t)eit Derjd)affen",
fonbern ai§' „©erai^eit empfangen unb barum ^aben", ift ta^
©tauben befiniert. ©benfo befc^reibt e§ ba^ erfte 3Bort at§ eine
oon ben götttict)en S^ieatitäten au§gef)enbe Sirfung, bie in ba§
perföntic^e fieben be§ 9)lenf(f)en einget)t unb ba^fetbe in 33en)egung
oerfe^t, aber nirf)t im eigenen Sßotten unb .^anbetn be§ 9Jlenfcf)en
begonnen rcirb. ®enn ba^, wa§ un§ aU ©runb ber ^^offnung
gegeben ift, "rairft bie 3ii*><^iWt roefjrt bem SBei^en unb ermög=
lic^t ba§ fefte ©tet)en.
®a§ jmeite SBort get)t sum erften, einfac^ften 33organg im
©tauben t)inab. ^a^ roir t)on ben fingen ©otte§, ob fie aud)
unfid)tbar finb, ^ejeugung erfat)ren, bie un^ mit it)rer 2öat)r=
t)eit§mact)t binbet, bag ift ba§ erfte rourjettjafte ©rtebnig im
©tauben, au§ bem, rceit jene 2)inge jugteid) ju t)offenbe§, oer=
t)ei^ene ©ütcr finb, ba§ fefte bteibenbe ©tet)en bei benfelben folgt.
2)ie zweite ^öeftimmung fagt, loie fern t>a^ ©tauben ein Söiffen
ift, roenngteid) bie Überfüt)rung nid)t bto^ unfer 33eiüu^tfein be=
rüt)rt, fonbern Dert)inbert mirb, menn fid) ber 3öilte if)r nid)t
fügt; in ber erften 2tu§fage tritt bagegen ^eroor, n)ie fern 'i>a§>
©tauben ein SBotten unb ^anbetn ift. 2)ie smeite ^ebt met)r bie
*'].>affiüität, bie erfte bie Slftiuität im ©tauben t)eruor.
®iefe ^efd)reibung be§ ©tauben§, bie atte feine Stufen
umfaßt, t)at gleid)§eitig oor altem bie befonbere Stufgabe ber
©t)riftenl)eit im ^^luge. ®iefe ift burd) il^r ^efenntni§ 5um ©t)riftu§
in befonberer Söeife mit „©et)offtem" in 33erbinbung gebrad)t,
ba fie fic^ ja bem ^errn „ber jutünftigen SBett" unb „^o^e:=
priefter ber jufünftigen ©üter" angefd)toffen t)at, 2, 5. 9, 11.
Slttein alte§, mag er für fie errcorben t)at, ent5iet)t fid) ber 2öa^r=
net)mung. ©r trat mie ber ^of)epriefter in§ 3ttlcrt)eitigfte, bem
Sluge beg 5^oIfe§ burd) ben ä>ortjang oerborgen, unb ift oon
SdjUttcr, 2er ®lnube im 5«. 2eft. 34
530 ■^(ip- 12. 2)er |)e6räerbrief.
feinem priefterttd)cn ©artge norf) md)t §u ben (Setntgen 5urü(f=
gefe'^rt, 9, 28. ^tefe finb jebocf) oon bem, n)Q§ fie md)t gefeiten
Ijaben, „überfül)rt", finb beffen gerci^, ba^ er boc^ ber ©oI)n
@otte§, ber @rbe aller ®inge unb i^r 3Serfüf)ner ift. Um ber
geljofften ©üter miüen f)aben fie fid) oom alten 3lttar unb ^riefter=
tum, oom @efe^ unb ©ngelmort gelöft. ©o liegt itjnen aud^
bie ^fticl)t ob, il)r 53e!enntni§ feftjul) alten, 4, 14, i^re 3uoßi^ficf)t
unb ben 9?ut)m ber .^offnung bi§ an§ @nbe feft p ben)at)ren,
3, 6, nicf)t {)in5ufatten, 6, 6, ober ju n)eirf)en, 10, 38, fonbern
ha §u ftel)en, mo fie fid) l)ingeftellt l)aben, üielmel)r burcl) it)n
l)ingeftellt rcorben finb , unb oon bem überzeugt ,^u bleiben,
mooon fie überfüt)rt morben finb, raenngleicl) fie aucf) rceiterljin
auf ben ®enu^ unb bie ^etrad^tung feiner ©aben nod^ ocr=
gid^ten muffen.
'3)er funbamentale ©a^, melrf)er bem Überblid über bie
(5rf)rift ^ebr. 11 §ugrunbe liegt unb burd) biefen erioiefen wirb,
beftet)t aber nid)t nur in ber 2)efinition be:§ @tauben§ 33. 1,
fonbern 33. 2 ^at für bie folgenbe 3lu§füt)rung ebenfo grunb=
legenbe 33ebeutung roie 33. 1. 2)iefe tut bar, ba^ bie 2llten nid)t
umfonft glaubten, ha^ ber ©laubc fid) in if)nen at§ ^raft unb
3öat)r^eit beioäl)rt l)at. 9lid)t nur bie @lauben§aufgabe !e^rt
in ber ganzen ®efd)id)te 3§rael§ raieber, fonbern e§ tritt aud)
ber nid)t trügenbe SÖSert be§ ©lauben§ ebenfo unioerfal in \i)x
äu Xage, ha 3§ract burc^ it)n all ha§ ©ro^e erlangt l)at, mag
bie (Sd)rift oon il)m er5ä^lt: in biefem ©lauben, ber fid) am
Unfid)tbaren l)ielt, mürbe ben bitten ^^uflni^ ä« teil- ®er S^HQt,
ber für fie eintrat, ift Öott. SDa^ unb roie er al§ i^r 3euge
für fie rebete, erfat)ren bie Sefer burd) bie 33ibel, bod) nid)t fo,
al§ beftänbe ®otte§ ^^ufini^ "ur in ber lobcnbcn ©nuäbnung
ber 2llten in ber 6d)rift ; üielmel)r ift ber "ißlid bo§ '-i^riefe^ auf
ben tatfäci^lid)en Sauf ber @efd)id)te gerichtet, mit bem er ben
biblifd)en ^erid)t über biefe unmittelbar ,yifammcnfaf?t. ^J^arum
mürbe basi ^eugniö (^otteä oon ben %ikn feUift ovlcbt unb
rourbe il)nen nid)t nur rocgen it)reö @lauben§, fonbcvn buvcl) il)r
(Glauben JU teil: ^laQivQrii^tviei; öia tijc; Tiiaucog, 3J). SBie
''J.^auluö im ^Hed)tfcrtigung^n'^^^"f'^" ®»^^tt al§ ben ^^id)ter oor
XHugcn l)at, ber ben fölaubenboii frei fpvid)t, fo ift l)icr Öott als
J)ie bem ®lau6en c^cfiebene 3egmtng. 531
ber ^euge gebac^t, ber für it)n einfielt unb jroav burc^ ein
2;at5eugni§, ügl 33. 4. 2Ilfc§ ira^ er it)nen an Slnerfennung,
5Iu§5eid)nung unb (Segnung »erlief), womit bic Seife, roie bie
^ibel oon if)nen rebet, unmittelbar ^ufammenlidngt, tarn it)nen
burrf) if)r ©tauben 5U. Um feinetrciüen „fd)ämte fid) ©ott nid)t,
i{)r ©Ott 3U ^ei^en", befannte fid) oic(mef)r ju it)nen mit SÖort
unb 3:at. ®ie ^^ntroort ©otte§ auf it)r ©tauben fiel teit§ in
it)re ©egenraart, ba fie burd) mannigfad)e ^ilfe ©otte§ erlebten,
roaS i^nen i)erfprod)en mar, teil^ get)ört fie ber 3wfw"ft Q"/ ^öd)
al^ it)r fid)erer 33efi^, barum roeil ®otte§ 3cugni§ fc^on über
fie ergangen ift.
©c^on burd) 'Hin Itrfprung ber Sßelt au§ bem 3öorte ©otteg
mirb unfere 53e5iet)ung ju ©ott jum ©tauben, 35. 3. '^arin,
ba^ 'öa§> ©id)tbare nic^t au§ ma^rnet)mbaren Urfad^en gemorben
ift, fonbcrn au§ ©otte^ 3ßort, einem unfid)tbar bleibenben ©runb,
fommt ber atle§ geftaltenbe Sßilte ©otte^ an§ Sic^t, ba^.mir
nid^t beim ®id)tbaren bleiben tonnen, fonbern fd)on mit bem
erften ©rfenntni§a!t, ber bie 3Be(t al§ gemorben erfennt, ein
Unfi(^tbare^ ergreifen. 3Benn bie ©emeinbe fid) glaubenb auf
ha^' Unfid)tbare grünbet, t>a§ if)r nur burd) ba§ göttlid)e 3ÖBort
funb gemorben ift, fo ftet)t if)r Staub mit ber funbamentalen
Drbnung ©otte§ in tlbereinftimmung. ©§ ift aber mit biefem
35>ort noc^ met)r gefagt. Sd)on jene erfte ©rt'enntnig, meld)e in
ber 3Be(t ©otte§ (5d)öpfung fief)t, mirb un§ allein burd) ba§
©louben möglid), nur baburd), ba^ fid) un§ bag llnfid)tbarc
innerlich bejeugt unb un^ dou feiner Realität überfül)rt unb ju^
gleid) unfer ^^erlangen it)m 5u!el)rt, meil e§ un^ ai§ ba§ allein
juoerläffige ©ut beutlic^ ift. Ct)ne biefen 9iealoerbanb mit ben
göttlid)en "fingen, ben mir bemüht unb perfönlid) in un§ §u
bemal)ren baben, bliebe unfer ®en!eu gefangen im ©id)tbaren
unb mürbe niemals ba§ göttlid)e SGßort at§ ben ©runb ber
^inge erfaffen, fo, ba^ un§ bie§ ju einer t)ellen, gemiffen @r=
fenntni^^ mirb. 3ft »"§ ^if^ möglid^, fo l)aben mir barin bic
5lraft be§ ©laubeng erlebt; nur er oermag ben 9)?enfd^en fo l)od^
§u t)eben, ba^ er über ber Söelt il)ren ©d)öpfer roabrnimmt.
^ie§ ift aber bie Söur^el aller "^-römmigfeit, ba§ erfte 35?ort ber
©d)rift, bie oon 3§rael t)od)gel)altene 2Bal)rl)eit, burd) bie es
532 ^«P« 12- ®er .i^ebicierbrief.
oom ^eibentum abgefd)ieben war. SBotlten bie Sefer rcirüirf)
t>a§ ©lauben laffcn, gälte tt)nen ha§ Unfic^tbare md)t§, fo tüürben
fie nid)t nur ba§ raegraerfen, rcag bie ©t)riften^eit befiel, fonbern
aud) ba§, wa§ ^§rael gegeben war; fie rcidjen hinter ba§ erfte
Sktt ber ©d)rift surücE.
3ur naturf)aften 3(bt)ängtg!eit üon @ott fommt für ben
9Jlenfd)en bie perfönlirf)e 23erbinbung mit it)m. Sind) bie ein=
fad)ften, erften (Sdf)ritte in biejer 9iid)tung finb nur burrf) haS
©kuben möglid). ®enn jebeS herantreten gu if)m, rote e§ bie
©d)rift 5. S. im Dpfer 3(bel§ befd)reibt, ern)äd)ft ni^t nur an§
ber Überzeugung, ba§ ©ott ift, morin eine „Uberfüt)rung üon
nid)t©ef ebenem" ent!f)alten ift, fonbern aud) au§ ber ©rmartung,
ba^ er uon bem, ber it)n fud)t, mit feiner ®ahe unb ^ilfe fid)
finben laffe, roomit ein „Stehen auf @eI)offtem" noUjogen ift,
35. 6. "^ie ©d)rift bezeugt fd)on burd) bie erften ^eifpiete berer,
bie §u ©Ott I)er5utreten, ha^ bie ^ruc^t be^ ©Iauben§ ®ered)tig=
feit ift. ®urd) il)n erf)ielt 3ibel ha^ 3eugni§, er fei gered)t, 93. 4,
unb 9loat) mürbe „@rbe ber bem ©tauben sufommenben ©e=
red)tigfeit", Trjg '/.ara Ttiativ dr^aioovvrig •/,XriQOv6f.iog, SS. 8. 9Jlit
'^^autu^ unb ber gangen ©emeinbe fud)t aud) unfer 53rief bie
©erec^tigfeit nid)t anberSroo a{§ in ©ottc§ Urteil. 2:ritt er al§
3euge für un§ ein, fo ift ©ered)tigfeit unfer ©rbe gemorben, unb
bagjenige 93erf)alten, meld)e§ ©ott a(§ ©ered)tigteit fd)ä^t unb
burd) fein ßeugnig al§ fold)e beglaubigt, ift t)a§ ©lauben. ©leid)--
n)ot)t ift bie ?5^affung beg S3egriffg l)ier eigenartig untcrfd)ieben
üon ber Sßeife, roie ^:paulu§ „bie ©ered)tigfeit be§ @lauben§"
barftellt. ®er Unterfd)ieb mirb falfd) beftimmt, menn gefagt
mirb: ta§ ©lauben fei l)ier fetbft als^ ©cred)tigf'eit gcbad)t, bei
^aulu§ bagegen nid)t, rceil für '|Naulu5i ha§ ©tauben ganj unb
mat)rt)aft ©ered)tigfeit ift, baburd), ba^ ©ott un§ feinetmegen
red)tfertigt, unb meil für unfern ^rief ba§ ©laubon nid)t ol)ne
©Ott, fonbern burd) ©otteö ^^eugni^i unfrc ©ered)tigt'eit mirb.
9(bcr unfer 33rief blicft nid)t, mic ''|>aulu§, beim ©laubcn auf
unfrc ©d)ulb, barum and) nid)t auf bie göttlid)e ©ered)tigteit, mie
fic im Xobc ;lcfu offenbar gen)orben ift, moburd) bio „©ercd)tig=
feit beä ©laubenö" jur „©orcd)tigfcit ©oltc^:(" mirb, meil fic
nur burd) ©ottc§ Xat unfer (Eigentum mirb. .^"iier ift ba§
Sie beni Öfauben gegebene Segnung. 533
©lauben ni(i)t in feiner ©inigung mit Gf)riftu§, jonbern Qt§ bie
SSeroegung unferer ©eele p ®ott t)in, a{§> unfer rirf)tige§ ^^er=
f)alten if)m gegenüber betrad)tet, genau wie bie§ fd)on bie t)er=
|d)iebcne ^Benennung @otte§ anjeigt. ^ier ift er ber 3euge, bei
'»Paulus ber 9f{id)ter. SKä{)renb ber 6prucf) be§ 9ftirf)ter§ fd)affenb
in bie ^-i>erf)ältni[fe be§ @erid)teten eingreift unb fie aftio neu
beftimmt, fprid)t ber ©prurf) bcg 3ß"9ß" ^^" üorf)anbenen, ge=
gebenen S^atbeftanb au§. Unb bie§ fte^t rcieber mit bem" oer=
fc^iebenen feelforgerüc^en ßiel ber @ebanfenreit)en in genauer
übereinftimmung. 3ßät)renb un§ ^^aulu§ an ber 9ted)tfertigung
biejenige 2^at ber ©nabe fic^tbar mad^en rcill, an n)elrf)er unfer
©taube entfte{)t, forgt unfer ^rief für bie @rt)a(tung be§ t)ür=
t)anbenen ©tauben^, inbem er if)n in @otte§ ßeugnig bie ^e=
ftätigung unb ^^ergemifferung finben t)ei^t. ^arum beftef)t t)ier
aurf) ba§ göttlicf)e 8eugni§ nid)t nur in ber einen (^ah^ ber
(^ered)tigteit, fonbern in ber ganzen 9J?annigfaItigfeit ber gött=
liefen -^ilfe, bie ^graet erfat)ren f)at. (Sd)on bei 5(bel roirb auc^
baran erinnert, ba^ fein ^lut burd) fein ©tauben bie ''Ma6)i
befam ju fpred)en unb @ott at§ ben 9iid)ter unb 9tärf)er feinet
Xoha§ {)erbei5urufen. ') 9iüd) me()r erlangte burd) fein ©tauben
|)enorf), bem ©ott nid)t nur ber diä6)ex nad) bem 2:ob, fonbern
ber ©rretter uor bem Sobe warb.
^itug bemfelbeu ©runbe liegt and) ber ©teile ber ©egenfa^
ämifd)en bem ©lauben unb ben 3öerfen gänjlirf) fern; üielmel)r
ift ba§ ©lauben al§ 2:rieb unb 5^raft ^ur 3:at gefaxt, unb ber
^rief roill unl an ber ©efd)i(^tc 3§^'«ßl^ S^igen, mie reic^ bie
bemegenbe Ä'raft be§ ©lauben§ ift. ©§ erzeugt bie @rfenntni§
©otte§, ba§ Opfer unb jeben ed^ten ©otte^bienft, bie %nxd)i oor
©otte§ ®rül)ung, ben ©el)orfam gegen ©otte§ 33efet)l, ben 9Ser=
5id)t auf bie irbifd)e ^eimat unb ben irbifc^en ^öefi^, bie Söfung
Dom fünblid)en ©enu^ unb ber augenblidlid)en ©t)re, bie @r=
()ebung über bie ^urd)t i)or ben SJlenfdjen, bie ^äl)igfeit 5U leiben
unb 5U fterben um ©otte§ roillen.
*) (^4 ift leirfjt moglid), t>a^i ba^ ®pred)en be^ 'öhiteS 3lbe(§ präfentifd^
gebacl)t ift ; fort unb fovt evgelit von i()m bev 3(peU an (^otteö @ered)tigfeit, bii
im uoUcnbeten 9{eid)e Öotteö 2lt)el ben uoUen (S■r)a^^ fiiv feinen unfc^ulbigen
2^ob erlangt Ijaben lüirb.
534 Ä^P- 12. 3^er öebväerbrief.
3Iu(f) f)ier liegt im ©lauben roie bei *'].^aulu§ eine abiDef)renbe
^eroegung, aber ber ©egenfa^ ift fjier nid)t §unäd)ft ber §iüifrf)en
ber ©ünbe unb ber @ered)tig!eit, §it)ifcf)en ^(eifcf) unb ©eift,
fonbern ber graifd^en 'i:)^n irbijrfjen unb f)immlijd)en fingen,
5n)i](i)en bem fid)tbaren unb unfirf)tbaren @ut. ®ie negatioe
©eite am ©lauben ift 3Serjid^t auf ben gegenrcärtigen, n)at)rnet)m=
baren ^efi§, So§töfung t)on bem, n)a§ nur ©djatten unb ^arabel
ift, 9Jli^ad)tung ber ©d^anbe, Steilnafime an ber ©d)mad) (£t)rifti,
SSerurteilung ber Söelt; bem ftetjt al§ ha^ ^^^ofitioe im ©tauben
ba§ ^injugetretenfein §u ©ott unb gu feiner ^immtifdjen ©tabt
entgegen.
®arum mirb fcf)on bei Sfloat) {)ert)orget)oben, ba^ er, inbem
er ©Ott burd) ©tauben get)orfam marb unb baburd) bie ©rret=
tung erlangte, bie SBelt oerurteilte. ©§ getjört ^ur ©rö^e 9loat)§,
ha^ er au§ Sid)t brachte, ha^ bie 3Bett an it)rer eigenen (5d)ulb
5U ©runbe ging; er fteltte baburd) ©otte§ ©t)re tieroor. ®amit
lüirb aud) bie ©rö^e ber am ©tauben I)aftenben 3lufgabe beut=
lic^. ©§ tag 9ioaf) bie ^ftid)t ob, ber SBelt Unredjt unb ©ott
9'led)t äu geben, mie eg bie '>Pftid)t ber ©emeinbe ift, ben Spott
ber iübifd)en Söelt über ben ©^riftu§ su tragen unb ©ott 9ied^t
5u geben gegen fie.
2)arum wirb aud) an ben ""^atriaidjen gezeigt, ba^ fie ber
33erf)ei^ung loegen auf bie fid)tbare Söett uerjic^teten, unb an 9Jlüfe,
ha^ er fon)of)t bie ©djätje, at§ ben 3o^" *')3()araü§ für nid)t§
ad^tete, unb an ben Späteren, ba^ fie ber 9tuferftet)ung wegen
yioi unb Xob ertrugen. '3)urd) ben ^-ortgang ber biblifd)en ©e=
fd)id)te roirb immer beuttid)er, raie biefer Sßerjidjt burd) ©otte§
&ab^ übermogen luirb. ^ie 3Säter grüfUen fd)on bie für t)a§
©nbe bereitete Stabt ©otte§ al§ i()r il>aterlanb unb 3Jlofe erl'annte
ben 9ieid)tum, ber in (£l)rifti Sd)mad) ucrborgen ift. ©o ift "i^a^
©tauben ber (£I)riftenf)cit mit bcmjenigen ^§rael§ nid)t nur feiner
f^orm nad) ein§, fofern e§ ein feftgol)altcne§ .f'toffen auf llnfid)t=
barcö ift, fonbern aud) feinem :vvnl)alt nad), weil ha^ ©tauben
{)ier rote bort auf bie eine unb fetbe i>erI)oifjung jielt. 2öa§ ben
93ätcrn ^ugcfagt mar, ift, menn es* nad) feinem uoUen ;'^nt)alt
benannt mirb, eben ba^5, uhv:< bie ©emeinbe burd) (£l)riftu^:i
empfangen mirb.
2)er 3(nffingei- unb S^oHenber beö ©raubend. 535
ßur '3läi)e ber ,3ßugen für ha§ SGBefen unb t)m SBert be§
@Iauben§ tritt ^q\u§ felbft t)in5u, 12, 2. ®er ©egenfa^ 5it)ifd)en
feiner (53emeinfd)aft mit ©ott unb feiner ©emeinfc^aft mit un§,
bie if)n jum ^^reuje fü^rt, mac^t feinen 3Beg bemjenigen be§
@tauben§ äf)nlid). 2(u§ feiner @int)eit mit bem Spater bietet fid)
i{)m bic t^reube an ; ftatt i^rcr erroä^tt er bie im Slreuj liegenbe
©rf)mad). ©0 Ijat er aucf) bie ^ragfraft, t/ro/zovij, bemäf)rt, bie
au§ bem ©tauben f'ommt, aber aud) ben Sof)n berfelben in be=
fonberer ®eutlid)feit gezeigt, roeil er um be§ ^reujeg rcillen jur
^ed)ten be§ göttlid)en 2^rone§ fi^t.
@r ift aber mef)r ol§ bie Sitten, nicf)t nur ein 33eifpiel be§
@lauben§, ein S^nQi für it)n, fonbern fein „Anfänger unb ^^oüen»
ber", ber, ber it)m ben ®runb unb bie 93oUftänbigfeit gegeben
^at. 3(m (3ct)(uj3 biefer gefrf)icf)tlirf)en ^etrarf)tung, n)eld)e bie
ganje alttejtamentlic^e ©lauben^beroä^rung überfd)aut, bürfen
mir nid)t nur an i^efu Söirfen auf bie Seele be§ einjelnen ©tauben^
ben benfen, ba^ er in berfelben ba§ ©tauben ermecft unb ju
feinem ^\ä unb @nbe bringt, fonbern bie beiben 33egriffe „5(n=
fänger unb 3SolIenber" beftimmen 5unäd)ft ^a^ 3}erf)ättni§ ^i\u
jum ©tauben im 23erlauf ber 2BeItgefd)id)te ; fie blirfen foroof)!
nad) rüc!n)ärt§ auf bie attteftamenttid)e ^^\i, al§ nad) corroärtg
auf bie ©teltung ber (S:t)riftent)eit. 5(I§ Stnfänger be§ ©tauben§
bringt er benfetben in bie 2Belt unb bient if)m jum ©runb. 2öie
bie§ oon il)m gitt, obroot)( bie ©lauben^begrünbung bi§ auf
©otte§ ©d)öpfertat jurüdreic^t, t^a^ erläutert ba§ jroeite 2öort:
ber ^^nfänger ift er be§megen, meil er ber 33oUenber be^ ©lau=
ben§ ift. @r gibt bem ©tauben feinen üolten 53eftanb, ben voU-
fommenen ©runb unb bie üoUfommene ^rud)t. ^aburd^ ift bic
neu anfangenbe Sßirfung 3^fU/ ^i^ ^^^^ ©tauben neu möglid)
mad)t, mit ber i^r üorangeI)enben ©tauben^betätigung in @in=
t'lang gebrad)t. ®a§ sur 3Soüfommen^eit gebrachte ©tauben ift
ber früheren ©efd)id)te gegenüber etma§ ^}leue§, erft oon i^efug
a\§ üon feinem 3tnfänger unb Urheber ©mpfangene§, ügl. 6, 1.
©ben a\§ ber 33otIenber be§ ©laubenä ift er ber Rubrer für eine
neue 9'ieif)e von ©taubenben gemorben, bie nun auf bem r»on
it)m il)nen bereiteten ^offnungSgut ftef)en unb beren ^u-
i)erfid)t burc^ it)n üon allen ©d)ranfen befreit ift, meil fic
536 •^op. 12. S)er /pebräevbriej»
burd) tf)n „an ii)rem GJeroiffen üoKenbet" unb get)eiUgt finb,
10, 14. 9, 9. 14.
®ie ©teile §etgt beitttidf), rate abfotut frei üon jeber 33e=
fcf)rän!ung unb ^efcf)attung ba§ ©lauben be§ ©(jriften üor bem
Sluge unfcre§ 53riefe§ ftet)t. @r !ann ftcf) !etn {)ö!^ere§ ©tauben
über ba§ I)tnau§ benfen, i)a§ un§ ®{)riftu§ bereitet ^t. ©o
!ommt feine apoIogetifd)e 33etrad)tung ^u it)rem mad)tt)oIIen
©(i)lu^. 3ßfw 9)leffianttät rcirb burd^ bie ©lauben^aufgabe,
tüeld)e feiner ©emeinbe obliegt, nid^t nur ni(i)t in ^^rage geftellt,
üietme'^r ift fie beren notroenbige ^^^otge unb i^r foftbare§ @r=
gebni§; er erft ^at ben 9Jlenfrf)en gan§ sunt (Stauben gebrad)t. 2(ucE)
in biefer .^infidt)t ftet)t feine ©emeinbe nicf)t nur neben ber alten,
fonbern über it)r. SBie ba^ @efe^ überl^aupt nic^t§ ju feinem
üotlen bleibenben 33eftanbe brad)te, ot^JcV heleiioasv, 7, 19, fo
fam aurf) ba§ ©tauben unter i!^m nid)t über feine 2tnfang§geftalt
l)inau§, n)ät)renb (5^riftu§ il)m in feiner Öemeinbe bie 23otIen=
bung gab.
^er 33rief t)atte, um bie§ bar^uftetten , feine längere 3tu§=
fül)rung met)r nötig, meil bie 33efpred)ung ber @lauben§aufgabe
nid)t ben 2(nfang, fonbern 'tzn ©d)tu^ feiner Untenyeifung bilbet.
3uerft legt er au§, wa§ in i^^f" 3:ob unb (|;rf)öt)ung entt}alten
ift, jeigt barin bie ^^at be§ ^riefter§ unb fdjü^t baburcl) gegen
ba§ 5irgerni§ an il)m. ^e^t, nad)bem i^efuS gerabe in bem,
wa§ il^n für un§ unfid)tbar unb fein 3ieid) für un§ jufünftig
mad)t, al§ ber ©eber ber oottfommenen (t^yahm ert'annt ift, 10, 12,
nun fa^t ber 33rief bie ©lauben§pflid;t in§ 9Iuge; benn nun ift
flar, burd) rcetdje ©nabengabe 3efu§ ber 5lnfänger unb ''iNollen-
ber be§ @lauben§ für un§ geioorben ift. ^er llnterfdjieb ,vinfd)en
bem fterbtid)en unb fünbtidjcn 5taroniben unb bem uottenbeten
unb eroig tebenbigen ^^riefter, snnfd^en ber irbifc^en .flutte unb
bem l)immlifd)en .^eitigtum, ,^nnfd)en bem ^ieropfer unb bem
S3Iute 3efu "tit feiner bie 6ünbc beberfenben !OJkd)t überträgt
fid) fofort auf bie ©laubcnSftettung ; benn mo ba§ geboffte ©ut
fid) alö ein Dotlfommeue§ eriüeift, ift aud) ber ©taube ^n feiner
93ölligfeit gelangt.
(5l)e ber üürief an bie ©rtäuterung be§ 2:obc§ 6:t)rifti get)t,
\)ai er üom Ungtaubcu gefprodjen, li, 7—4, 1.'}, unb aud; in biefer
SBufie unb ©laube. 537
^inficfit bie ^oratlele strifrfjen ber alten uiib neuen ©emeinbe
burc^gefü^rt, ba bie @d)ulb unb bie SSerberblic^feit be§ Unglauben^
für fie nic^t geringer ai§ für jene ift. ^em @efrf)(ed)t, ba§ ©ott
au§ 3ig^pten errettet f)atte, roar bie 3SerI)ei^ung gegeben, in @otte§
9ftuf)e einpgefien, aber roeber bie ©nabe, bie fie erlebt, nod) ba§
göttlid)e SOBort, ba§ fie get)ört t)atten, fieberte i^nen ben ©mpfang
ber @abe, 3, 16. 4, 2; Dietmetjr rcurben fie oon it)r au§gefd)loffen
wegen i^re§ ©ünbigeng, 3, 17, if)re§ Unge^orfams, 3, 18, i^re§
Unglaubens 3, 19. tiefer berft fiel) al§ bie innerfte, le^te Urf adje
it)re§ ^alleS auf. @r machte ba§ 2öort ©otte§, obtt)ot)l e§ bie
ftraft unb bie &ahe @otte§ in fiel) ^at, für fie nu^lo§, weil e§
it)nen nur etroa§ @et)ürte§ blieb, gefcf)ieben oon ber ^^erfon, nirf)t
oereinigt unb oerfc^moljen mit il)nen felbft, 4, 2. 3"9 un^ v^»9
foU bie ©emeinbe biefe @efd)id)te auf fid) felber jur SCßarnung
anroenben. 9tucl) fie f)at, weit (£^riftu§ gefommen ift, bereits
eine (Errettung erlebt unb ha§ göttliche SBort für fid), unb fann
borf) baS ^eil oerlieren, loenn fie nic^t burd) ©tauben "ba^ gött=
lid)e Sort in fic^ beioal)rt. ©egen ben 2(nfto^ am (5f)riftuS,
t>ü^ er nur ein 3öort gebrad)t l)abe unb nic^t ba§ D^eid), fe^t
ber 33rief ben ©prucl) über bie 9)?ajeftät be§ 3Bort§ unb feine
energifc^e, rid)terlid)e 9Jiad)t, 4, 12 f.
©in le^rreid)eS 9Jia^ für ben ©laubenSftanb be§ Briefes
bilbet bie ©nergie, mit ber er bie ^ur^t ©otteS in ben Sefern
enoeift, ogl. 2, 1 ff. 6, 4 ff, 10, 28 f. ®ie ©^riftent)eit l)at fid)
nod) me{)r ju fürd)ten at§ 3§i'oel, rceil bie il)r gegebenen ^eilig=
tümer größer finb unb if)r 9JJipraud^ unmittelbarer 3lntaftung
ber 9)lajeftät ©otteS ift. ©S tritt aber bamit feine ^-öegrenjung
in fein ©tauben hinein ; oielmel)r ergibt fid) bie einträd)tige 3Ser-
binbung ber ?^urd)t, fo intenfio fie ift, unb beS ©laubenS barauS,
'Ciü^ aud) jene auf ©t)riftu§ felbft belogen ift unb barum ben
^lid nid)t oon i^m abfel)rt, oielmel)r it)m sugeioanbt ^ält. 2öäl)^
renb in ber ©otteSmajeftät ^efu ha^ 9J?otio jur ^urd)t liegt,
bilbet feine 9}lenf(^t)eit, in meld;er er felbft litt unb oerfud)t rcarb
unb baburd^ fid) bie 3^ollmad)t jum ©rbarmen erraarb, ba§ 5ßer=
trauen medenbe, jum |)intritt ju i{)m ermunternbe 9}iotio, 2,^17 f.
4, 15 ff. 5Iud) beSmegen gilt bem 53rief :3efu 9liebrigfeit unb
(Sterben für unentbel)rlid) unb t)eilfam. 3ln bem, ber felbft bie
538 ^''P- 12. 3)er §cßräer5rief.
S5erfud)ung beftanb, geroinnt bic ©emcinbe j;ene§ ©louben, ba§
fic^ an bcr ^urd^t cor bem (S^ott, ber ein t)cr5ef)renbe§ ^eucr ift,
ntd)t fc^rcärf)!, fonbevn neu ent§ünbet, lüeil aud) bie ^^urd^t für
fein 9J]ittIemmt banfbar mac^t.
®a^ bie ^u^e a(§ felbftänbige ^eroegung ber ©eele com
®(auben unterf(i)ieben rcirb, 6, 1, roar mit ber 58esiet)ung be§
(enteren auf bie unficE)tbaren .^eil^güter gegeben. 2tber audE) an
biefer Stelle §erbrid)t ber S3rief bie ®int)eit be§ 2eben§pro§effe§
nid)t. ®a§ „böfe ^er§" ift bem Unglauben l)ingegeben, n)e§=
t)alb bie Slblegung ber ©ünbe bie 33ebingung für ben erfolgreid)en
Sauf bilbet, ber in ber (Slauben^übung beftel)t, 12, 2. '3)enn eine
unb biefetbe %ai, ^t^n Sterben, t)erleit)t bie Sofung com ^ofen
unb ben ^in§utritt ju (Sott. ®iefe§ madf)t ba§ ^erou^tfein „t)on
ben toten 3öer!en rein", rcorin beibe§ liegt, fott)ol)l bie Stillung
ber Selbftoerurteilung unb be§ Sd)utbgefüt)t§ , al§ bie 2;ilgung
ber f^lecf)ten 33egier, 9, 14. ^od) bamit ift erft bie 2Sor=
bebingung für ha^ meffianifct)e Söerf gegeben. ^a§ üollftän^
bige 3lmt be§ ®t)riftu§ ift bie Darbietung ber pofitioen Seben§=
guter in t)immlifcf)er (3ah^, unb auf biefe grünbet fid) ber
©laubenbe.
So ift aud) biefer 33rief ein mer!roürbige§ Dofument für bie
^öt)e, ju n)elcl)er fic^ in ber erften ©emeinbe ber ©laube entfaltet
t)at. ^l}t 3ßicl)^n ift ^iß t)armonifd)e ilräftigfeit aller <^unf'tionen,
bie ba§ (£l)riftenleben bilben. Der 9leid^tum be§ Deutens unb
ber ©ruft be§ SÖBoUenS ftel)en einanber parallel. 3lm ©rl'ennen
lüirb füiüol)l bie ftillenbe al§ bie ervegenbe '9J?ad)t beS ®lauben§
fid)tbar, biefe in ber lidjtoollen Durc^bilbung ber ©ebanfenreiljen,
jene in ber 33en)al)rung ber (Sren,^e gegen alle§ ®nüftifd)e. Die
3lbu)eifung ber iübifd)en Xenben,sen gefd)iel)t mit llarer @utfd)ie=
benl)eit, unb bod) ol)ne jebe§ bittre 3Bort. 3m ^lidf auf ®ott
ftct)t neben bem tiefen (Srbeben bie unerfd)üttcrlid)e ^-reubo. 'Jlud)
in ber 'iWrbinbung uou 3lbl)äugigt'eit unb Selbftänbigfoit gcgcuübov
ben anberen ^-ormen beö apoftolifd)en (i-uangeUum'^ ^cigt fid) bie
üebenbigfeit be§ ©laubensi, ber ba§ eine unb felbe ßuaugelium,
bnö allen gegeben ift, verjonl)aft ,yi eigenem '■I^efit3 in fid) auf=
flcnonuuen l)at. Die un^^ uon ^].miuIuS unb ^obanno'^ l)er betannlen
C^vunbftridje bcr apoftülifd;eu '|>rcbigt geftüUen aud) t)icr bie
3^n^ 58etüufetfein bev 2;t[tanj üon ©ott. 539
gange SSerfünbigung ; unb borf) ift ntd)t§ ^mitietteS, @ntlef)nte§ in
bem ^inef. @r ijai in allem, rca^ ev fagt feinen eigentümlid)en,
eint)eitlirf)en 2;on.
^erfelbe bürfte üieüeid)! baburd) einigermaßen befci^rieben
fein, 'öa'^ gefagt mirb : im 58IidE be§ ^riefe§ auf ©ott bricht ftarf
ba§ ^iftangbemu^tfein tjeroor, ba§ bie Entfernung be§ nberiuelt-
Iicf)en unb .^eiligen üon un§ bebentt. 2)arum fie^t er bei ^q^vi§
auf feine 9)iittlerfteüung, beim alten ^unb auf feine ©aframente,
burd) m^{d)^ bie @efd)iebenf)eit bes 9)lenf(^en oon ©ott bur^=
brod)en roirb; barum faßt er ben ^ienft, ben :Sefu§ ber Söelt
tut, in ta§ eine SBort jufammen, baß er ber "»^riefter fei, unb
betont an it)m, ftärfer al§ e§ fonft im ^Jleuen 2'eftament gefd)iet)t,
bie ^oppelf)eit ber ^Jlaturen, roie fie in it)m au§ feiner ©emein*
fc^aft mit bem Später unb au§ feiner @emeinfd)aft mit un§ ent=
ftet)t; barum erinnert er an bie un§ inmenbig merbenbe 5?er=
gegenmärtigung ©otteg im f)eitigen (Seifte nur ha, mo er un§
bie 6d)u(b beffen füf)(bar mad)en rcill, ber @otte§ (^ah<i profaniert.
•J^arum ^at ber ^rief nid)t jene unmittelbare ^nnigfeit ber @e=
meinfd)aft mit (£()riftu§, wie fie ""^^aulug t)at, jene§ birefte @in=
greifen ber Xai (£t)rifti in ben eigenen SebenSlauf be§ ©lauben-
ben, burd) metd)eg er an bem ^eit befommt, wa§ 6i)riftu§ t)at,
iene§ ''^ei=un§=fßin Gt)rifti unb ^n=i{)m=fein be§ ©laubenben, in
u)eld)em 'i)a^ (Glauben be§ ^|^aulu§ feine befonbere ^iefe tjat. ©o
gemiß 't)a§ ^Bemußtfein ber @efd)ieben^eit ©otteiS oon un§ für
unfern Q3rief fein ©egenfa^ 5um ©tauben ift, ebenf omenig wirb
esi öon biefem au§ge(öfd)t, fonbern e^ ift in it)m ftet§ lebenbig
unb mad)t, ha^ fid) unfer ^rief ftet§ loieber oor^ält, baß (£t)riftug
it)m pm 9Jiittler mit bem fonft für i^n unerreid)baren ©ott ge=
morben ift, me§t)alb er nid)t uon ibm meid)en unb it)n nid)t
oerleugnen fann.
540 Äop. 13. 2)ie ergebniffe be§ apoftoIi[d)en ©(aubeng.
Die Ergcbniffe des apoffolifchen Glaubens.
5lug ©tauben f)erau§ tft bic d)rtftlid)e ©emeinbe mit it)rcr
Setjre, if)ret neuen ©d)rtft tt)rer !ir(J)Itd)en Drbnung unb ©itte
entftanben. ®iefe Satfad)e fommt jebem, ber nac^ ©tauben,
aber auc^ jebem, ber über biefe "2)inge nad) Söiffenfc^aft fud)t,
Std)t gebenb §u ^itfe. ^er ^üngerfreig l)at üon ^eju§ feine
Set)roürfd^rift, !ein ©t)ftem üon Gegriffen, feine ^eitigung§reget,
fein fononifd)e§ ^ud), feine Äirdienorbnung ermatten; rva§ er
bei if)m unb burd) it)n geroonnen ^at, ha§ wax ber gtaubenbe
2tnfd)tu^ an it)n. Unb biefe§ 3}erf)atten ^efu, 'ba^ er feinen
gangen ©rfotg in ha^ ©tauben gefegt f)at, ern)ie§ fid) at§ fruc^t^
bar sur Schöpfung einer neuen geiftigen Sßett. ^a§ ©otte§=
unb ba§ ©etbftberou^tfein , ha§ ©rfennen unb ba§ SÖöirfen, ber
^ienft an ben 9Jlenjc^en unb bie 53ef)anbtung ber S'latur, bie
3lu§breitung ber STätigfeit nad) au^en unb if)re ©ammtung nad)
innen, i^re 9ieinigung oon uerborbenen ^egef)rungen unb if)re
pofitioe ©ntfattung p rid)tigen :^kUn f)in, bie ^ät)igfeit gum
^offen unb bie ^^ittigfeit jum Seiben, ^urd)t unb Siebe, ber
gauje 3?eid)tutn ber menfd)tid)en ^unftionen ift burd) ba§ auf
Oefu§ btidenbe ©tauben ju neuer ^ätigfeit unb 3^rud)tbarfeit
erregt roorben. ^n feiner 3tic^tung ern)ie§ e§ fid) at§ Hemmung,
in atten at§ ben 5?raft fd)öpfenben 9tft.
%e^l)alb, meit 3efii ©emeinbe au§ bem ©tauben tjeruor
n)ud)§ unb n3äd)ft, wirb fie jur fortbauernben, tebenbigen Dffen=
barung G^rifti unb ©otte§. "Jjenn ber ©taube f)at feine 2öir=
fung§mad)t nid}t in fid) fetbft, fonbcvn evbätt fie evft burd) bic
2'at unb ©abe beffen, an ben er gtaubt. ^io burd) ben ©tauben
tebcnbe ©cmeinbc tut bar, baf3 ©ott burd) ®t)riftu§ fie begabt,
füt)rt unb betebt.
Xa§ t)at x^efus baburd) errcidjt, baji er ba§ ©tauben, inbem
er c§ auf fid) fetbft rid)tete, uon attem 5U befreien ucnnodjte,
wüburd) cs( Dor it)m gebunben n)ar. ®ic 2;i^eoric unb ^^rayi§
ber älteren 1t)eotogie n^aren an ber "^ertrennung beffen gefd)citevl,
luast bod) nur geeinigt eiu_ Vebenbige^^ bleibt. 6ie .^evbvad) t)C[<i
Sie (Sinigunc^ ber Sebensbeiüegung. 541
@efe^ in eine 33ielf)eit uon Geboten, beren jebeS üom anbern
unabf)än3ig fei, fo ha^ ha§ eine gehalten, ba§ anbere gleirf)5eitig
übertreten roerben fönne, n)e§f)alb fie bie @cred)tigfeit baburd^
geroinnen raoÜte, ha^ fie bie gef)altenen ©ebote abbierte, gegen=
über ben nic^t gef)Qltenen abrcog unb ben Überfd)u^ ber erfüllten
über bie nic^t erfüllten ©ebote alö ®ererf)tigfeit beflarierte, eine
§erftücEte ®ered)tigfeit , bie nie ein ©anjeg rcurbe. ©ic fpaltcte
an ber (Erfüllung be§ ®efe^e§ rceiter ba§ SJiotio unb ba§ 9?e=
fultat, inbem fie bie göttlid)e 3^orberung megen it)rer gefe^lic^en
^ornt junäc^ft auf ba§ objeftioc @rgebni§ bc§ ^anbeln§ bejog
unb biefe§ möglicl)ft gu fiebern fud)te, inobei baei innere @efd)el)en
in ber ^^^erfünlid)teit felbft relatiu frei geblieben ift. 3ie fd)ieb
bie Seiftung an @ott unb biejenige an bie 9}lenfcl)en"unb fc^ä^te
ben ben 9Jlenfrf)en geleifteten ^ienft geringer al^ ben ©ottesbienft,
fo bafi biefer feinen Sert bel)alten foU, aud) lüenn bem 9J?enfd)en
oerfagt mirb, iua§ il)m gebüt)rt. Sie ri^ meiter ©lauben unb
2ßerf au^einanber, »erlangte einmal, ba^ man glaube, roa^ ba§
©efetj let)re, fobann ba^ man aud) tue, ma^ e§ oorfd)reibe, mobei
aud) t)ier jebe^ feinen felbftänbigen 2öert l)aben unb ber ©laube
an bie Set)re burd) bie Übertretung ber 33orfd)rift nid)t berüt)rt
merben foü, obgleid) felbftoerftänblic^ bie 5ßerbinbung ber ©e=
fe^e§fenntni§ mit ber praftifd^en Slnmenbung be^felben bie l)öf)ere
!i3erbienftlid)t'eit ergibt. 6ie fd)ieb bie @tauben§pflid)t felbft in
eine iCielljeit, ba ja ber :3n^Qlt ^^^ ^ibel ein mannigfaltiger ift
unb jebe 3lu§fage berfelben ©tauben forbert. ©ie fd)uf eine
Spannung 5n)ifd)en ber ©emeinbe unb bem perfönlid)en Seben§=
ftanb beö (Sinjelnen, fo t)a^ ber ©laube balb lebiglid) an bie
©emeinbe geljängt mar unb in it)rer ^eiligfeit feine 58afi§ ^tte,
mäbrenb ber (Sinjelne für fid) felbft fein @lauben§oer^ältni§ ju
©Ott fanb, fonbern für fid) auf feine eigene Seiftung angemiefen
blieb, unb balb roieber bie ©emeinbe auf bie Seite warf unb
fid) nur nad) innen rcanbte, um in ber Xiefe be§ eigenen Seelen=
leben§ ©ott §u fpüren. ®a§ eine Mal l)errfd)te bie ©emeinbe
mit ^^mang unb ^rucf über ibre ©lieber unb t)alf it)nen nid)t
äum ©lauben ; ba§ anbere dJlal f(üd)tete fid) biefe§ in bie a^fetifd^e
©infamfeit ober bie .^ärefe. 3"^ 3lufblirf ju ©ott fc^ieb fie 'i>a5
diid)t uon ber ©nabe unb nal^m an, ©ott l)anble entmeber nad)
542 ^"P- 1^^- ^'f Grgednifje be§ apoftolifdien ©Iau6en§.
bem 9ted)t ober nad) ber ©nabe, rooburrf) an§ jenem ^ätte, au§
biefem n)iK!ürItd)e ©unft entftanb. ''Man fc^uf fid) baburd) eine
^urcf)t, bie mit bem ©tauben ftritt unb pm SSerjagen marb,
unb ein ©lauben, ba§ bie ^urd)t auSftie^ unb jum Übermut
entartete. 3^il"^ß" biefem ©tüdmerf eine§ gerriffenen SSielerlei
war fein 9iaum mei)r für ein glaubenbe§ 3SerI)alten, in n)elrf)em
eine ungebrocf)ene Q3e|a!)ung unb @en)i^{)eit @otte§, bie al§
3uüerficf)t ju if)m einen geeinigten SöiÜen fd)affen fönnte,
lebenbig märe.
SJ^an t)ergleid)e bamit benjenigen apüftoIifrf)en 33rief, melc^er
ber ©i)nagoge am näd)ften ftel)t, ben be§ ^afobu§. 9'lid)t nur
tatfäd)Iid), üielmel)r mit Harem ^ercu^tfein ift bie @int)eit nid^t
nur al§ ^i^t erfaßt, fonbern bem Seben eingepflanzt, ^ene
9?ed)nung, bie au§ ben nieten getiattenen ©eboten eine @ered)tig-
!eit sufammen abbieren möd)te, ift oergangen; ba§ ©efe^ ift eine
(£int)eit, ha e§ mit jebem ©ebot gan§ gebrod)en mirb. ^at)er
f)aben nid)t ©rfüttung unb Übertretung be§ @efe^e§ pfammen
im Seben 9taum. ^afobu§ f)ei^t fic^ nor bem ©efe^ fdjulbig
ot)ne 33orbet)att. ^ener 9ied)t§begriff, ber ein äu^ertid) beftimm=
bare§ Tla^ für ba§ fromme ^anbetn fud)t, ift üerfd)nninben.
2)a§ fönigtid)e ©ebot im ©efe^, mit metci^em e§ erfüttt mirb, ift
ba§ ber Siebe; baburd) ift ba§felbe mitten in ben imnenbigen
SSerlauf unfereö £eben§ t)ineingefe^t. ;3afübu§ t)at fein ganjeS
SGBoUcn mit ©otte§ SBitlen geeint. 3Ba^ bie Synagoge ©otte§*
bienft t)ie^, ift uerfdimunben ; benn ba§ SBerf für ben 53ruber
unb basjenige für ©Ott finb bei ^öti^bu^ ibentifd), unb atte
©otte§bienfttid)teit, bie nic^t t)em 33ruber bie gute ®aht gciüät)rt,
ift ©etbftbetrug. ®ie ©d)eibung ber Setjrc non ber ^at wirb
at^ ücrberbtid)e Ü^erirrung abgemet)rt. Siffen, ©tauben, .^anbcln
finb it)m eine untrennbare ®int)eit, ba jene nur bann ÄHUt unb
fieben I)aben, luenn fie ber 2;at bienen. @in il3ietertot uon Set)r=
fät^en gibt e§ bei .^"^afobn^ nid)t. ©r fd)aut auf ben „einigen
©Ott": it)u ju erfennen in attem, maö er tut, unb it)m jn ge=
borc^en in allem, mag er gebietet, ift fein i^erlangeu. tkm
äufKrlid)en .^^citSgarantien, bie einen ©laubcni>ftaub ol)ne eigene
innere ^J[<erbunbonbcit mit ©ott bemirfon follcn, ,ift feine ^Kebe
met)r, ebenfoiücnig aber uon einfieblcvifdjer of^^l't-'^'ii^Ö ^^r
J)ie ©inigung ber Seben^&eroegung. 543
„©ccle", bie nur in ber 2(b!ef)r oon ber ®enteinfcf)aft burd)
bie @in!ef)r in if)r ^nnereg fromm fein fonn, fonbern bie
burd) bie Siebe beftimmte 2(rbeit innert)alb be§ menfd)Iid)en
93er!et)rö befi^t ben üollen 3Bert ed)ten ©otte^bienftel. ^u
©Ott fd)aut er in ber ®en)i^I)eit auf, ha^ bie 9)lenge feiner
©ünben oor ii)m bebedft ift, im felben 2(ugenbü(f, mo er fid)
gegenraärtig t)ält, ba^ er bie 9'?ed)tfertigung nid)t anber§ finben
!ann a(§ burd) bie %a\, unb bie ^reit)eit nid)t anber§ at§ burd)
ba§ ©efe^.
.^ier ift bie @in{)eit an allen Stellen, mo fic bie (St)nagoge
bi§t)er nid)t gefunben I)atte, geroonnen, unb bie ^eiat)ung @otte§
t)at einen geeinigten Söillen erzeugt, ber of)ne (Sd)n)anfung unb
Spaltung auf ®ott gerichtet ift.
®ccft fid) bie innere Stellung ber apoftülifd)en SJIänner nod)
beutlic^er oor un§ auf, rcie e§ bei ^-^^aulug unb ^o^ci""^^ ge=
fd)iet)t, fo tritt aud^ bie gefd)loffene ©in^eitlid^feit berfelben nod)
beutlid)er l)eroor. Wü berfelben unbebingten 53eja^ung heiligt
^^aulu§ ©otte§ ®efe^, mie er bie @nabe be§ (£t)riftu§ erfaßt,
unb beibe fteben al§ bie einträd^tig pfammenmirfenben Organe
Öotte^ oor feinem 'Ölid. ®erfelbe ©ott, beffen ©efe^ il)n fd)ulbig
I)ie^, l)at i^n burc| (Jl)riftu§ gerechtfertigt, ^iefelbe Zat ©otteg,
roeld)e feine freie, oolle ©nabe ^um 9J?enfd)en bringt, ift aud^
bie Offenbarung ber göttlid)en ©erec^tigfeit. 3lu§ bemfelben ge=
fd)toffenen 3Billen, mit bem fid^ '»Paulus nad) bem 33ollbringen
be§ ©Uten ftredt, §iel)t er bie (Vät)igfeit unb tia^ SSerlangen, in ber
©nabe beffen füll fein ©enüge 5U t)aben, beffen %oh fein S^ob unb
beffen Seben fein Seben roorben ift. So reic^ ba§ geiftige :^eben
ber Slpoftel ift, e§ l)at unoerfennbar ein ^^i^lii^ui"/ <^^^ ^«"^ c^
mit feiner ganzen ^^üUe erftebt unb in- ba§ e§ ftetig mieber ju=
rüdt'et)rt; unb biefer centrale 3lft berfelben ift ber Gl)riftum
faffenbe ©lauben§blicf. '3)iefer einigt fie nicf)t nur mit fid) felbft,
fonbern auc^ miteinanber. ^errfd)aft unb ^i^^ng üerfct)minben
au§ ber ©emeinbe. Sie finb in fid) felbft ©otte§ gemi^ unb
ber ©emeinbe gegenüber baburd) frei, unb il)r jugleid) mit fefter
©intrad^t einoerleibt, meil fid) (S:i)riftu§ i^nen nid^t nur in ber
Bewegung il)re§ .^erjenS, fonbern md)i weniger in ber 9iegierung
ber ©emeinbe offenbart, g^ür fie ftimmt bal)er bie ^JBeife, roic
544 Aap. 13. Sie ©rgebuiffe beä apDftoIi)c()en @[auben§.
©Ott bie @efd)t(i)te ber 9Jlenf(i)^eit \ixi)xt unb rcie er it)re eigene
£eben§gefc^irf)te geftaltet, in einer großen ©infieit pfammen.
®ie ©d)n)ierigfeiten unfere§ Seben§ entftef)en baraug, ba^
ha^, n)a§ eine @in'f)eit fein foll, au^einanber fällt, ^ewu^tfein
unb ©ein, bemgemä^ aud) SKort unb Sßer!, ©eift unb S'latur,
bemgemä^ and) t)a§ ^ören unb \>a§ ©el)en, 3wfunft unb @egen=
rcart, Siebe unb d\ed)i, bie @emeinfd)aft unb bie Entfaltung be§
(Eigenlebens, gelangen nid)t ^ur 5longruen§. ^a§ SßBort I)at
reid^eren 3"^«^^ al§ ba§ SÖBer!; ha^ |)ören überragt ba§ ©e()en;
erft bie 3ii^""ft füllt ben 9Jlangel ber ©egenraart; ba§ 9^erf)t
tritt gegen un§ t)ernid)tenb auf, unb bie 6)emeinfd)aft unb ha§
Eigenleben liegen miteinanber im ©treit. Um biefer Spaltungen
mitlen ift ©laube eine für un§ notmenbige ^unftion. ©in SÖort,
ha§ über ba§ Sßerf, ein ^ören, ha^ über ba§ (Selben, ein ©igen=
leben, ba§ über bie ©emeinfd)aft, eine ^^^lu^^fl/ ^i^ über bie
©egenmart, eine ©nabe, bie über "öaB 9^ed)t übergreift, poftuliert
al§ oorläufige 2lu§gleic^ung ber Spannung ben oertrauenben
"Jöitlen. 2Ö0 ber ©egenfa^ a\§ unau§gleid)bar fixiert rcirb, wo
ha^ Söort als nid)t jur %ai fül)renb, ha§> ^ören al§ nid)t in§
©el^en teitenb, ber eigene Sefi^ ai§ nid)t ber ©emeinfd)aft
bienenb, bie ^w^^infl ^IS nid)t bie ©egenwart üoUenbenb, ba§
9?ed)t al§ nic^t in ber ©nabe fid) t)üll5iel)enb bel)anbelt lüirb,
ha ift ba§ ©lauben ausgeblieben. 2Bo ha% Sort bejat)t rairb
als bie SBurjel beS 3BerfS, baS ^ören als bie SSermittlung beS
©d)aucnS, bie eigene Sebenbigl'eit als 2IuSrüftung für bie ©e=
meinfd)aft, bie ©egenmart als ^flan§ung ber nollenbenbcn i^n-
fünft, bie ©nabe als mit ber ©erec^tigfeit triumpt)ierenb, ba ift
©laube ba. ^m 5lpoftelfreiS ift baS ©etrennte äufammen=
gcn)ad)fen. O^ncn ift baS ^Bort „lebenbig unb fräftig", baS
©el)5rte „2öat)rl)eit", bie aud) „©eftalt" geuiinnen luirb, bie
©egenmart 53efi^ eineS „©rbeS", baS nic^t ücrgct)t; baS ;,ld) lebt
nid)t fid) felbft unb bie ©nabe offenbart unb fd)afft bie ©e=
red)tigt'eit. ^Jhir in ©ott finbcu biofe Si)ntl)ofen il)ven ©runb.
©ic finb aber in bie 5H*ial)ung ©otteS cingcfd)loffen, foune mir
feine ©üte auf unS ,^u bej^ieben uermögen, mcil biofe zertrennten
^>iu)ei()oiten u)ol)l unfcre, nid)t aber ©otte^? Vcbeu'C^geftaU finb.
^arin ift aud) bcgvünbet, bafj fid) burd) ha^ ©lauben bie ©in=
Xie (rntfernuiifl bev ©laubens^inberniffe. 545
{)eit nid)t nur al§ Formation be§ 58cn)U^tfein§ ^erftellt, fonbern
effeftiü rcirb. Sie rairb md)t nur gebad)t unb gerooüt, fonbern
erlebt. 3It( bieg gab :3efu§ feinen @efQf)rten baburd), ba^ er
in il)nen ©lauben an feine ©enbung burd) ben QSater fd)uf.
'2)ie Spaltungen im älteren @Iauben§ftanb t)ingen bamit
pfammen, ba§ ungläubige S^enbenjen in \f)n ^ineinwirften unb
i^n burd)freu5ten. ®ie (Synagoge mifd)te in alle ^arftellungen
unb 2(npreifungen be§ ©laubenS eine ^ieflejion auf un§ felber
ein. (£§ raar ftet§ ein Sob be§ 9Jlenfct)en, gläubig ^u fein. SRan
benfe an ba§ :3^eaibilb be^ ®lauben§, ha^ ^^l)ilo mit ^ilfe ber
©rf)rift entwirft, ju bem er berounbernb al§ ju einer entlegenen
A^öl)e ber SebenSentfaltung emporfc^aut, auf ha^ er aud) @ütt
mit 33en)unberung l)erabfd)auen lö^t. Unb bod) ift bie ^teflerion
auf ben 9}ienfd)en für ta^ glaubenbe ^-öerl)alten eine Störung,
uieil ber ^Mid unb bag 33erlangen be§ ©lauben§ auf ben ge=
rid)tet finb, bem geglaubt mirb. 3luf fid) felbft surücfgebogen,
menbet e§ fid) nid)t mel)r an ©ott, unb l)ebt fic^ babur^ felber
auf. 1)iefe S^teflerion be» ®lauben§ auf fid) felbft ift im apo=
ftülifd)en ©tauben gänslid) getilgt. ^^saulu§ erflärt eg für ben
grof3en ©eroinn, ben ha§ @efe^ be§ ©laubensi mit fid) füt)rt,
ba^ „ba§ ^Jiül)men au5gefct)loffen ift", iRöm. 3, 27. Slud) er
befcl)reibt ba§ (Stauben 9lbrabam§ a[§ ©tärfe unb ©rö^e; aber
^a^ ©vo^e an bemfelben beftel)t il)m barin, 'Oa^ er „@ott (Sl)re
gab", 9iöm. 4. ^er ^ebräerbrief blidt auf ^^xati§ ©efd)id)te,
mie fie a\\§> bem ©lauben mürbe, im 53emu^tfein, ba^ biefe ^'ette
non ®rlebniffen etmas ^Bcmunbcrunggmürbige'B unb Grbabeneg
fei, bod) fo, ha^ er jebem ©lieb ber ©emeinbe biefelbe ©lauben§=
Übung 5umutet. :3afobu§ i)at ha§ ftarfe !ißerlangen, mel)r ju
baben a{§ nur ©tauben, unb ftellt feine t)öd)ften ^tufierungen im
©ebet unter ben ©efid)tlpunft: (£lia mar ein SJienfd) mie mir,
5, 17. Überall erfd)eint ber ©taube ai§ ba§ ©egebene, für bie
©emeinbe llnumgänglid)e, fo ba§ in feinem Slusbleiben (Sünbe,
Sd)ulb unb ^all läge unb nur bie ©lauben^übung bie gerabe,
rid)tige ^nil)rung be§ Sebcn§ ergibt, unb bie tiefe Ü^erraunberung,
bie fie allerbing§ begleitet, ^aftet nid)t baran, ha^ bie (£l)riften=
beit glaubt, fonbern an ber göttlid)en ®ah<i, bie ba§ ©tauben
bogrünbet unb i^m folgt.
Schütter, £er ®lQuec im j;. left. 35
546 l^dV- l-'^- 5)ie ergebniffe beö apoftoliüten Ölttubenc.
Solange miv unfer ©laubeu berounbern, ftel)t es in ber
@efat)r, fid^ al§ |)inberung bev 53u^e gn erroeifen. 3on)of)I in
ber Synagoge gegenüber bem 2:äufer, gegenüber :^efu6 unb
gegenüber ben 3(pofte(n, wie in ber Hird)e Ijat fid) überaus
beut(icf) erroiejen, bafj grojäe ^unerfic^t gro^e UnbuJ3fertigfeit
erzeugen fann. 2)aburd), ba^ ba§ apoftolijd)e ©lauben nid)t
am 9Kenfd)en f)aftet unb nid)t fid) fetber rüf)mt, fonbern reiner
58Iid auf ©Ott ift, toar e:§ mit ber 'öu^e in einträchtige Spax--
monie gefel3t.
2öa§ ^^()iIo burd) bie Sd)rift über ben ©lauben lernte,
mad)te i^n nid)t oon ber burd) ben 2:ugenbbegriff in§ @elbftifd)e
entftellten ©tf)if frei; biefer ergriff i)ielmef)r aud) ba§ ©lauben
unb gab it)m ben ©d)ein, bie befte Sugenb ju fein, ^n ber
Gt)riftenl)eit galt nid)t nur 'Das^ ©lauben felbft nid}t al§ ^Tugenb,
fonbern biefe üerfd)raanb gän§lid) aus ber Qai)i berjenigen ^^e--
griffe, bie it)r Soüen unb ^anbeln geftalteten, nid)t mit bem
Erfolg, ha^ bie (Snergie beifelben erlal)mte, umgefet)rt mit bem
@rfolg, ha^ es fid) gerabe baburd), ba^ e§ oon ber 33erfned)tung
an ba^ eigene ^d) frei marb, jur l)öd)ften Äraft entfaltete.
'tRaä) ^t)ilo§ ^bealbilb oom ©lauben mar biefeg unt)er=
meiblid) mit ©c^manfungen bel)aftet, roeit unfer 3Serftel)en ©ott
gegenüber begrenzt ift. ^ic ©renken ber ©rt'enntni^ finb it)m
aber notmenbig aud) fold)e bes ©lauben§. Stud) ben apoftolifd)en
SJlänncrn ftef)t flar oor Singen, baJ3 it)r ßrfennen nur „©tüdf=
raerf" ift, aber ber ©laube „bleibt". @r gebt über alle ©d)ranfen
ber @rfenntni§ l)inau§ unb erfe^t beffen 9)Mnget; benn er be=
jal)t ©Ott md)t nur, forocit aU er begreifbar ift, unb feine ©üte
ni(^t nur in bem ^Jlaf?, al§ fie uns burd)fid)tig ift, fonbern h^n
ganjcn ©ott in feinem gan,^en '»ffierf, fd)ctne e§ Jorbeit ober
3iBei§t)cit, @d)iüad)l)eit ober .^')errlid)teit. ®er apoftolifd)e ©laubens=
aft ift eine '>)3rolepfi§ , bie alle§, mas ©ottees ift in >^eit unb
(Siüigfeit, umfpannt.
^iBic fann, argumentiert ""^N^ito weiter, ber ©laube unbegrenzt
fein, ba ber menfci^lid)e SBille nie nur göttlid) beftimmt ift, fün=
bcrn ben natürlid)en *iViotiuon untenuorfen bleibt, burd) bie er
fid) immer n)ieber uon ©ott abge,sogen ficl)t? 'JUid) ben 'Jlpofteln
max Sünbc unb ©laube unoercinbar, aber ber (Streit jmifd^en
Sie Gntfernung ber ©(aubens^inberniffc. 547
beiben cnbigt für fie nid)! bamit, ha^ ber ©taube an ber ©ünbig=
feit babinfänt'e, fonbern bamit, ha^ er an if)r fid) neu entpnbet,
rceil er in il)r bie S^otroenbigfeit ber göttlidjen ^ilfe neu erlebt.
'2)em S^Iu^ ^^f)iIo§ : folange roir fünbigen , f önnen wir nid)t
glauben, fte^t bei ben SIpofteln ber anbere (Srf)Iu^ gegenüber:
weil roir ©ünber finb, barum glauben wir. ^ener ift ein 2(!t
be§ Unglaubens, biejer ein ©laubenSaft.
S©eil ha§ (Sünblid^e unb ba§ 91atürlid)e für ^^^f)i{o eng üer=
bunben finb, fübrt bei il)m aud) bie 2Ibl)ängigfeit unfere§ geifligen
i?eben§ üon feinen naturl)aften ^ebingungen eine '-öegrenjung beS
©laubenä I)erbei. 5lud) bie Slpoftel baben auf bicfe 3uf<ininten=
bange aufmerffam geod)tet ; if)r g(aubenbe§ ^^ert)alten bleibt aber
aud) bem -Jiaturleben gegenüber unbegrenzt. Sie fagten fid)
nid)t b(o§, roie ^t)ilo, nom „fd)einrceifen ©opl)iften", fonbern
aud) Dom fd)eint)eiligen SlSfeten Io§. 3Bei( ®otte§ ^1}?ad)t unb
©abe in ber 9iatur nid)t if)re ©renje l^at, ^at auc^ ha§ ©tauben
im natürlid)en ^ebürfniS feinen ©egenfa^, umfaßt oietmet)r aud)
biefeS ^eben§gebiet unb ift bie @en)i^t)eit, ba^ mir nac^ ©eete
unb ?eib in ©ott root)t werforgt finb.
©oroeit ©tauben i)ort)anben war, roanbte er fid) bei ^f)i[o
roie bei ben ^'Patäftinenfern oor attem ber auSraenbigcn ©eftattung
be§ menfd)tid)en ©efd)icE§ ju, für bie man gern unb eifrig auf
©otte§ 'Satten red)nete. Stber bas, ma§ ben 3Jienfd)en fetbft
mad)t, feine inroenbige ©eftatt, ber 'isertauf feinet ®rfennen§ unb
3ßotten§, blieb ibm fetbft ant)eimgegeben. '3)at)in reid)te fein
©eben unb |>etfen düu oben, .^ier fd)uf ber 9}lenfd) mit feiner
5reif)eit, rcaS er nötig bat, mit bem (Ergebnis, ha^ ftatt be§
@tauben§ ba§ Dt)nmad)t^ben)u^tfein burd)brad), menn c§ nid)t
5U pbantaftifd)em Fanatismus tam. ^ie 3lpoftet ftetten fi^ mit
ibrem inmenbigen mie auSmenbigen ©rieben in ©otteS ©nabe.
'^s^v ©tauben bejabt ©otteS ^rouiben^, bie ben äußeren ÖebenS^
tauf orbnet, aber aud) jene ©nabc, bie bem 'teufen jur ©r=
fenntniS, bem 2ßitlen jur Siebe, bem böfen ©eroiffen jum 9iut)m
in ©Ott üert)itft.
3tm 5lonftift it)reS ©taubenS mit bem ©ang ber ©efd)ic^te
t)at bie ©i)nagoge it)re innertid)e ^raft r)er5el)rt. ®ie fiegreid)e
Obmad)t )Hom^ lag atS fd)merer ^rucf auf ibr unb jerbrad) if)r
548 J^t'P- 1*^- ~'^ (Srgebniffe be§ apo[tolifcf)en (yiaiibenä.
ba§ ©lauben. ^n ber ©emeinbc ^efu f)at bie Hoffnung fräf=
tiger, al§ je in ber ©iinagoge, ben ganzen gegenwärtigen 2ßelt=
beftanb I)inter firf) §urücfgelaffen unb firf) bennod) nid^t an ben
3Btbern)ärtig!eiten unb 8c^tt)ierigfeiten be§ ®efrf)idf)t§Iaufe§ jer^
rieben, ©ie trug bie Cbmad)t 9iomg, raupte fid) il)r gegenüber
frei unb fiegreicf), unb biente begf)alb rcillig bem ©taat.
SRad)te fic^ in ben inneren 33ert)ältniffen ber 3ubenjcf)Qft
(Sünbe unb @ottIofig!eit geltenb, fo lag barin für fie ftet§ eine
f(f)n)ere ©efä^rbung be§@lauben§, fei e§, ba^ e§ in53er5agtf)eitüerfiel,
weil an ber ©ünbe be§ 9SoIf§ ha^ SSertrauen ju feinem ©Ott er=
lofd), fei e§, ha^ e§ fid) jum 5anati§mu§ überbot unb bie ©ünbe
be^ 23olf§ 5U S^ren @ütte§ ableugnete ober billigte, ^ie ©emeinbe
^efu oerfagte ^roar bem ^ubentum jebeS ©tauben, beroalirte je*
bo(^ ben ©tauben an 3^rael§ ©ott ungefd)n)äd)t, unb t)at f)er=
nad) mit berfelben 3ißa{)r^aftigfeit an ben eigenen ßuftänben bie
crnftefte QvLd)i geübt, jebod) of)ne ba^ fie bem >]"3eifel an Der
'-ßolIfomment)eit (£t)rifti unb feinet Söerf« erlag. ®enn fie l)atte
nid)t met)r am 9Jienfd)en, fonbern an ©otte§ SBort unb 2;at i^ren
©lauben§grunb.
^ein 2ßaf)rl)eit§moment be§ frinagogalen ©cbanfenä ging ber
©emcinbe uerloren. ©o ernft al§ nur irgenb ein 9iabbine be=
\a^t ba§ apoftotifc^e ©tauben ©otte§ 9?ed)t unb bie in it)m ent=
baltene 3ServfIid)tung für unferen SOBilten unb fein @erid)t über
it)n. "^^paulug ift gtaubenb für bie ©ünbe tot, wie ^obanne§
glaubenb nid)t ju fünbigen nermag. Cvafobu^ fd)aut gtaubenb
in baö üoUftänbige ©efe^ hinein unb mirb fein Später, unb ber
^ebräerbrief mill mit burd)bringenber Anvd)t auf bie 'Reifung
(£f)rifti nod) ernfter unb folgfamer l)ören atö auf ba? ©efe^.
^'lirgenbS mirb ber 33Iic! auf bie göttlid)c ©üte ,vtr ^Huflöfung
ober aud) nur 3d)iüäd)ung ber rcinlidjcn 'iserneinung aUe§ '-iHifcn,
nirgenbsi aber aud) bie unummunbene 33eugung unter ba^S gött*
lid)e ^Hed)t gegen ben Sünber ^ur 8d)mä(orung bor ©emifjboit,
bie ©ottcä» uergebcnbe unb gcbenbe ©üte bejal)!.
Sic^t *'|U)ilo baö ©tauben crft am ©übe be^? frommen (Strebeng
als ben i'ot)n unb Siegespreiä ber fittliri)cn ':}lnftrcngung crniad)fon,
fo gilt cö aud) ben ^.Jlpoftcln ahS tuvi ©rgebni-? unb bio ^rud)t aller
^römmigfeit. ^ür jaf«^'''"^ i^'i^'^ ^"^ ^^>i'^ ^*^'i 'ii-Hnfen oollenbet ;
2)ie Gntfernmu^ ber 0Iau6eu«f)tnbeniifie. 549
au§ bei' Siebe jum Sid)t n)etd)e bie S5>at)rt)eit tut imb it)re 3Berfe
in ©Ott üültbringt, entftet)t es nad) ^ofiannes, unb bei *']3aiiluei
liegt it)m ba§ innige 3^erlangen naä) bem 33olIbringen bes @uten
ju ©runb, wäbrenb bie 'S>iüfä{)vigfeit gegen bie Ungered)tigfeit
für 9BQ{)rf)eit unb ©tauben unfähig mad)t. 2)e§iüegen tritt it)nen
jeboc^ ber ©taube nirf)t in bie ^erne alsi ein faum en-eid)bare5
3iel 2Bir „t)aben i^n'" fagt 3öfobu§, at§ „ba§ naf)e, im iJerjen
unb 9J?unb lebenbige 2ßort", fagt "ipoulug. ^a§ ©tauben ift
i^nen ebenfofet)r wie ha§ (Snbe unb bie 5i'wd)t, fo aud) ber erfte
Slnfang unb bie SGßurjel alter ^römmigfeit, \>a ba§, roaö ©ott
für \m§ getan f)at, e§ in jebem, fei er roie er fei, mit allen feinen
reid)en folgen erzeugen fann unb füll.
'2)er ©runb, au§ bem alle biefe Söanblungen flammen, liegt
barin, ba^ ber SJIittler 5n)ifdt)en ©ott unb ber Sßelt ein anberer
geworben ift. :3nbem bie alte ©emeinbe bie 33ermittelung ^mifdien
©Ott unb it)r im ©efe^ ju fud)en batte, fanb fie fid) gerabe in
i{)rem 9Jiittelbegriff, ber ©ottes ^e5iel)ung ju i^r ausbrücfen follte,
Don ©Ott roeg auf fid) felbft geroiefen. ^aber flammt jene fon^
flaute 9?eflerion auf bas menfd)lid)e i>ert)alten unb feinen 3ßert,
jene Begrenzungen be§ ©lauben§, bie ibm innen unb au^en
©d)ranfen fe^en, jener ä^erluft ber ©inl)eit, ber oom ^-JBerf jum
©tauben, üom ©tauben §um SGBerf, oom einen SGöerf ^um anbern,
üom einen ©tauben jum anbern fliel)t, um t>a?> eine am anbern
5u ergänzen. 3luf fid) felbft oermiefen, finbct ber SJienfd) in fid)
nie ein 3lbfolute§, fonbern ftets nur ©ebrod)ene§. ^31ur burd)
©efe^ entftebt fein ©taube ; er erf orbert einen mirffamen ©runb,
nid)t nur einen '-öefel)l ; ja er erforbert bie Befreiung uom ©efe^
unb bie Stiftung einer ©emeinfd)aft, bie fic^ über bem ©efe^
üollziet)t, n)a§ fie nur baburd) fann, ba^ fie ben ^Bitten besi ©e=
fe^e§ fd)led)tl)in t)eiligt unb jur Erfüllung bringt unb baburd)
fid) über ba^felbe erl)ebt unb einen 3ßillen§Derbanb geminnt, ber
nid)t nur auf ©ebot unb @el)orfam, fonbern auf freier, uoller
®intrad)t berul)t. 2)ie Befreiung com ©efe^ mar ba, al§ in ber
^Dlitte 5n)ifd)en ©ott unb bem 9)lenfd)en ber Gl)riftu§ ftanb, ber
für it)n fommt, ftirbt unb lebt. 9lun mar über bem göttlid)en
©ebieten unb ^Hid)ten ein neuer, böt)erer 2(ft ©ottes fid)tbar ge=
mad)t: fein ©eben. ®amit mar bie '^iaffioität , in n)eld)e bas
550 Aap. 13. Sie (vn^ebnitfe beö apoftoHftf)en ©(aiibenö.
©otteSbilb ber <3r)nagoge ©ott uerje^t f)at, inbem fie in it)m
überroiegenb ben ©efe^geber unb 9iid)ter \di), cerfc^raunben. aJiit
bem (£f)riftu§ trat an bie ©teile be§ paffiuen ber gebenbe, bamit
an bie ©teüe beg oerborgenen ber fid) offenbarenbe (Sott, unb
bal, roag er offenbarte, loar ©nabe. 9]un rcar ber ©taube
nid)t mef)r nur geboten, jonbern i^m bie ^afi§ gegeben, bie it)m
ba§ @ntftel)en gab unb ^ur ©in^eit unb STotalität uertialf.
®ie§ gefd)a^ allerbingä nur baburd), ba^ ^efu§ einen 2tn=
fprud) an basi ©tauben feiner jünger ftettte, rcie er ber ©emeinbe
oorf)er nie entgegengetreten roar, bod) nic^t fo, ba^ biefer ein
leeres ^^oftulat geblieben roäre, fonbern fo, ba^ er i^n mit 5l'raft
füllte, weil er il)nen feine Siebe nid)t nur al§ SBollen, fonbern
aud) al§ 33ermögen fid)tbar mad)te. ^nbent er babei feiner 2:ätig=
feit fein greifbare?, äu^ertid)e§ 3?efultat gab, rcar if)r ©tauben
ooüftänbig perfonl^aft auf il)n belogen. ^) @§ l)atte fein fad)lid)e§
Objeft mel)r, fonbern roar an it)n unb in il)m an ©ott get)eftet.
©ben biefe perfonl)afte ©eftaltung be§ ©tauben§ mad)te biefeg
noUfommen. 9Jlit ber '*^^erfon ift au^ bie gan§e «Sphäre il)rer
3Birffamfeit bejal)t. ©ie ift im wollen ©inn '»^rin^ip, Slutor, unb
it)re ^ejaljung erftrecEt fid) barum auf alles, roaS if)r ^eruf um=
fa^t. ^eSroegen tritt t^a^ ©tauben, obgleid) ^efuS felber in bie
Unfertigfeit beS jeitlidjen unb irbifd)en SebenSftanbeS eintrat, fo
ba§ fid) aud) für il)n '^ort unb SÖerf, ^eruf unb ä^ermögen,
©egenroart unb ,'^utunft, baS SJlitleiben mit ben Sünbern unb
baS 9J?itl)errfd)en mit ©ott auSeinanberlegen , bod) in bie 3?oll=
ftänbigfeit, roeil e§ auf bie ''^^erfon blirft, unb mit bem '-fi>irfer
feine ganje äöirfung in allen il)ren ©tufen, mit bem ©näbigen
bie ganje ©nabengabe, mit bem ©^riftuS ha^ gange .^immelrcid)
fa^t unb l)at.
%k auf bie 93egrünbung beg ©laubenS gerid)tete Slrbcit l)at
3cfuS nid)t DcrgebenS an feinen ^ünQ^vn getan. Sa§ er if)ncn
c^ah, l)abcn fic beroa^rt. '^l)v ©lauben bleibt fo, u)ie er e§ in
itjnen fd)uf ; fie blieben fid) für immer feiner ©igcnart beu)u|3t, unb
laffen rocber eine Seiftung bcS 2)cnfenS, nod) eine fold)e be§
3BiUcn8 an feine ©teile treten, ©ie mad)tcn feine 2:l)eorie barau§,
') 'Jlu bie Stelle bei (|uid credei-o hat bad cui ciedere.
^er 9?etc()tum Gl)rifti in t>en Slpofteht. 551
ebenforoenig eine etf)ifd)e 33erDOÜfommnung. @g blieb, irie e§
3efu§ if)nen gegeben i)atk, @en)i^f)eit, burd) alle ""]?rob(eme un-
erjd)üttert ein ungebrorf)ene§, @ott gegebene^ ^a, unb e§ blieb
ein reinem Collen, unlö§lid) mit ber haä ^öfe abrcebrenben
^u^e geeint.
Seit e§ in (£t)nftu§ bie S^otalität ber göttlicf)en 'Ä^irfungen
erfaßt, erzeugt e§ eine 9Jlannigfa(tigfeit oon 93en)egungen. 2BeiI
bie Seinen fein 2öort l)abm, begrünbet ibr ©tauben ben "Tillen,
5U bemfelben ba^ it)m gef)orcf)enbe 'föerf ju fügen, ^iefe ©eftalt
begfelben ift bei :3ot'obu§ fräftig ausgeprägt, ©ie ift unmittel=
bar 3efu Söerf. @r fpracf) jeneS: gebt @ott, roaS @otte§ ift,
neben bem er jebe§ anbere ^ntereffe uerfinfen läpt, unb gab jenem
ß)eben feinen 3n^<itt im SiebeSgebot. 'Beil bie ©einen ba§ 'Qßort
3efu I)aben, fein SBerf aber nod) pfünftig ift, befte^t iljr glaubenbeS
3Sert)aIten barin, ba^fieauf bagfelberoarten. '2)iefe®efta(tbe5@Iau=
ben§ füf)rt un§ ber ^ebräerbrief anfrf)aulid) oor. Sie get)t nid)t
minber unmittelbar auf :3efu eigene Unterroeifung jurücf. (Sr roicS
bie jünger auf bie 3"fu"ft ^i" ö^^ ^"1 ^<^^ 8^^^/ auf meld^eS
fie mit nidjt ermattenber ?5^reubigfeit ju märten unb fiel) ju ruften
t)aben. 3Seil 3^1"^ ®otte§ Sßort in firf) bat al§ ba§, mas fein
^nmenbigeg bilbet unb erfüllt, unb ha§ göttlicf)e Sort einig ift
mit ber iHrf)t unb Seben fcl)affenben ?Jlad)t, barum beftel)t ba§
©tauben barin, bie @emeinfct)aft mit ibm al§ ha^ üotttommene
©ut §u fd)ä^en, in bem ©ott gefunben unb bie äöelt überrcun=
ben ift. ^iefe ©eftatt beS ©tauben^ ift ber jo^anneifd)e Jt)pu§.
oefuS l)at if)n felbft gepftanst. ©r fprarf) jenes : „fommt ber ju
mir alte", baS allen in it)m bie 5t'enntni§ ©otte§, bie 9iuf)e, baS
Seben gemäl)rt. 2öeit O^fuS and} in feiner irbifd)en ©eftatt nici)t
nur ita^ 5©ort oermattet, fonbern fein Sieben une t)anbetnb er=
meift unb fterbenb unb auferftetjenb ber ©nabe ©otteS jum 2Berf=
^eug mirb, unb bie neue ©emeinbe fd)afft, menn er aud) je^t
nod) nid)t baS 33oltfommene gen)äl)rt I)at, barum beftet)t baS
©tauben ber Seinen barin, ha^ fie bei it)m gegen ©ünbe, 5lot
unb ^ob bie .^ilfe fud)en unb auf bie üotttommene ©rlöfung
märten, ^as ift baS ©tauben, ba§ 3Jiattbäu§ I)at. Sißcit auc^
fct)on in Cvefu ^reuj unb !CerI)errtid)ung ein ootlenbeteS göttlid)e§
Sieben ficf) offenbart, barum Dert)atten mir unS gegen it)n baburd)
552 Aap. 13. Sie ©rgebniffe bei? apoftolifcfien ©(aubenC^
gläubig, ba^ luir ha^, n)a§ feine t)onbrad)te Sat in fid) fc^tie^t,
ermejjen unb banfbar in if)r ruben. %a§ ift bie befonbere ^orm,
in ber ^^aulu§ ba§ ©tauben üollsief)!. ^n x\)m ^at jene§ ^an=
beln :3efu feine mad)tooüe ^-ortiüirfung gefunben, buvd) n)eld)e§
er fic^ mit einer riorbet)aItIofen ©nabe jum Sünber I)erabgebeugt
unb if)n 5um ©tauben unb burrf) ©tauben pm 9'teid)gbefi^ er=
l^oben t)at. ©o lagern fid) atte ©taubengformen ber apoftotifd)en
3eit um ^e\u§ unb fein Söort t)erum at§ bie ©ntfattung beffen,
rva^ er it)nen gegeben t)at. 'Sir genießen im 9^eid)tum unb ber
9[)lannigfattig!eit be§ apoftotifd)en ©taubeng (£t)rifti ©efd)enf'.
^erfetbe ift bie 9fled)tfertigung bei SKegs, ben :Sefu§ ging,
"öa^ er feine gange 2(rbeit barauf fonsentrierte, bem gtaubenben
3Sert)aIten in feiner ^^erfon bie ^afi§ §u geben.
2)tefer red)tfertigt fid) aud; uor bem begreifenben teufen.
9]id)t at§ 3Ipriorifer, bie ber 2;atfad)e jum ©rfennen nid)t be=
bürfen, fönnen mir ein ®ogma gewinnen, ha§' bie ^^iotmenbig-
feit bei ©tauben^ für un§ begreift, mo^t aber, nad)bem bie %at
©otte§ gef(^et)en unb ber burd) fie un§ bereitete SebenSftanb un§
gegeben ift.
1 . (ä§ ift ein fid) felbft gerftörenber SBiberfprud), rcenn ber
9JIenfd) meint, ©ott nur all Objeft bebanbetn ju fönnen, ha^
fid) it)m im teufen unb Gmpfinben erfd)tie^en fott ,^ur ©rfenut=
nig unb jur ^efetigung, ot)ne ba^ er it)n ai§ ©ubjeft in feiner
eigenen 2ßei§beit unb 93ottfomment)eit anerfennen roitt. ^a§
bei^t fc^tie^tid) fid) über ©Ott ert)üben motten. ®arum ftetlt
^>1U£! t)or bie Stneignung be§ götttid)en 'SiffenS un^s ^ur @r=
fenntnil, oor ben ©mpfang be§ göttlidjcn i^eben§ un§ jur li5er=
bcrrlid)ung ba§ ©tauben, ba§ fid) oor ©otte§ Söiffen unb 3Botteu
beugt. '2)ie ©rünbung bor ©emeinbe auf ©tauben ift ba^o Heugnil
^efu für bie ©uperiorität ©ottesi über ben lljfonfdjcn, moburd)
er it)n at§ ben Scbenben, äBirfenben, ©ütigen bebanbett bat. ^n--
bem er bie jünger fo fübrtc, gab er it)nen „^Keligion", ^röm^
migfcit, crnfte "-i^cjabung ©ottel, unb ,vimr unirbe, lueil er fid)
felbft il)nen jum ©taubenigrunb gonuKl)t batto, ibr Unn-bältni'?
ju it)m im ftrengcn ©inn „religiös", fromm, 'an ihm bct)au=
betten fie ©ott atö ©ott.
2. {&x bot il)nen nid)t8 Sad)lid)eei bav, moil er ba^ a>ov\ bo«'^
3)ie 9tottt)enbigfeit bee ©faubensroet^g. 553
^IJienf d)en nirf)t mit ^er^tofem füüen, bie ^]3erfon nirf)t an Un=
pevfön(id}e§ binben, fonbevn feine eigene perfon^afte ^e§ief)ung
511 uns 511 unferem @ut unb ®lüd mad)en will. 2luf ben an
if)n gebunbenen ©lauben tonnte ber bie ©emeinbe grünben, bei*
in ber @eii)i^{)eit flanb : id) bin bei eud) alle Jage bis jur l^oÜen^
bung ber SBelt, unb bieg mit einem Sebensreii^tum, ber if)n für
alte jum maf)rl)aftigen Söeinftocf mad)t. ^ie ©rünbung ber @e=
meinbe auf ©tauben ift ha^ umfaffenbfte Setbftjeugnisi ^"^u'fu für
bie ^itltgenugfamfeit feinet :^ieben§, für bie Hönig5mad)t feiner
©nabe. ^nbem er bie jünger biefen 3Beg führte, gab er bem
K^riftusigebanfen fonfreten ©inn unb @et)a(t. @o mad)te er it)n
5ur 2öat)rt)eit unb gab x^m ©rfültung ; benn eben burd) bie ©tif=
tung be§ @tauben§ rourbe unb btieb er bie eine gro^e (^ahz, in
ber atter 5tnteil an ben göttlid)en ©ütern berul)t.
.'}. :3nbem ,3efu§ bas rid)tige Sßotten beg ^JOf^eufdien mit
©tauben beginnen Iä§t, fteltt er it)m ein 51id)tn)iffen unb ^J]id)t=
motten ooran, Söfung oom eigenen Seben§inf)att, ä^erjidjt auf fid)
fetbft. ^ie @rl)öt)ung ert)ätt bamit it)re 53egrünbung in ber (5r=
niebrigung, bie Begabung in ber Gntäu^erung. e>"ür ben (Sünber,
ber feine ">|>robuftion oerborben unb bie 3^ät)igfeit ^u berfetben
oerloren t)at, ift bie§ ber einjig gangbare unb gered)te 3ßeg.
Onbem 3efu§ Hn§ basi gijtttid)e ©eben burd) ©tauben oermittclt,
füt)rt er e§ bi§ ^u ber Stette l)inab, mo e§ bem ©ünber 5ugäng=
lid) roirb. ^arum I)at er fid) burd^ bie (Stiftung be§ ©laubens
an ben ©einen aud) ftet§ a\§ ben crroiefen, ber fie üom 33öfen
ertöft.
4. ©tauben gab er ben ©einen, nic^t fein (Srfennen ftatt
it)re§ eigenen, nid)t fein 3Birfen an ©tette be§ it)rigen. (£r gab
it)nen feine ©urrogate für ihre eigene ^tftioität, roetd)e fie ber=
fetben entt)oben unb it)re eigene ^ebensbemegung unterbunben
t)ätten. (&x sog it)r SSertangen an fid) unb mad)te e§ pm fraft»
fd)öpfenben Slft, unb au^^ biefer neu nertiel)enen Sebcn^murjet
ert)ebt fid) nun it)r ©rt'ennen unb SBirfen, smeifelloä aU feine
®aht, aber nid^t nur at§ eine getiel)ene, it)nen fremb bteibenbe,
fonbern at§ i{)r mat)rt)afte§ ©igentum, at§ it)r eigener ©rroerb,
ber nid)t üon ibnen, aber in if)nen begrünbet, in ber 33etätigung
it)rer 5r«il)^it ertangt unb bet)atten roirb. ^i^^^n^ -^efus ben
554 ^(^V- 13. 3?ie (iTgebniffe beö apoftoHfd)en 6Inuben§.
'Serüt)rung§punft jroifc^en fid) unb un§ in ha§ ©lauben uerlegt,
leitet er un§ ba§ göttliche ©eben fo ju, 'öa^ in if)m 9iaum unb
2lu6rüftung jum intenfiüften ©elbftroirf'en im drfennen unb lun
enthalten ift. ^ie ©rünbung ber ©emeinbe auf ©lauben roar
i^re Berufung in bie ^'reil)eit unb ibre ^efäfjigung ju ibv, t>a§
@nbe ber 3^ormunbfd)aft, bie ©eroäfirung ber ©o^nesfteüung.
©ie war in bie Sßürbe „be§ ®iener§ ©(jrifti unb 9)litarbeiter§
®otte§" eingelegt.
3Udf)t nur bie bem ©lauben gegebene 33ert)ei^ung, jonbern
anä) bie ©laubengforberung ift Offenbarung einer abfoluten @üte.
SJlit biefer ©infic^t üoUenbet fid) ha§ ©laubenemotio.
Erläuterungen.
1.
Das hcbräiFchc und aramäilche T^n" und leine V?erwandten.
Unfev „Ölauben" ge()t burd) baö ueuteftameiitlic()e nimtvHv auf ]'''!2^T\
T\yr?2 >uvütf. 5ii feinem primären ctamm befi^t bae 'JiJort, foiüeit wir bie
iöraelitifd)e 3iebe fennen, als 2(ftiDum eine gan; fpejielle iöebeutung, biefe aber
mit feftem, bauernbem ©pradigebrauc^ : ]C{< ftef)t uonx Iragen beö Äinbee in
ber 3luö(nertung beö (Meiüanbes an ber "J^ruft, itigl. 4, 5. cf. Dhim. 11, 12.
:)iut() 4,16, ober an ber il^ölbung ber >Mifte, ;^ef. 6(i, 4. n^CN ift bau 5l>eib,
iDeld)eö ba^ Äinb mit fid) fjenimjutragen pflegt: 2 oam. 4,4, rHutl) 4, lö; ugl.
ben enöeiterten Öebrond) oon jCN 2 Atön. 10, 1. 5. ^ef. 49, 23. öft^. 2, 7.
3?tt^ neben bem baö iiinb tragenben 3ßeib and) bie '^foften ber Türe ni^CN
finb, 2 Mön. 18, 16, l)at nid)tö 3luffaUenbeö. Xa^ beutet barauf, ba^ bem
geiftigen Segriff beä "Boxii bie finnlic^e 3tnfd)auung: tragen, galten, gehalten
fein, feft fein, jur oeite fte|)t. ^n ber ^uftänblidjen '^oxxn |CN ^'ieö t"«* äßort
imperfonal \\x(t> auf einen fpejiellen Öebraud) befd)ränft. (re ift t>a^ ÜÜort ber
Gibegleiftung : „esS ^dlt, eö gilt", antwortet ber iöefdiroorene auf ben über i^n
gefprod)enen ("vlud). 'J(()nHd) bient ee aud) ^ur 'J^eh-äftigung ber Sobpreifung
(^otteö, fobann aud) im (Üefprdc^ jur '4iejal)ung ber 3luöfage beö anbern:
1 Äön. 1, 36. ^erem. 11, 5 ogl. 28, 6. 2)aä aftioe galten juftänblic^ geroonbt
mirb <yeftigfeit, oid)erl)eit, unantaftbare Öültigfeit.
3u größerer '^eiüeglid}feit gelangte ber Stamm in ber Jemininbilbung
n?^N, neben ber nJt/2X rool)l ai^ jüngere Silbung fte^t, unb im reflegioen
»cefunbärftamm pNJ, ber bie Jeftigfeit al^ bag ©rgebniiS ber eigenen lätigteit
bes 'iDJenfd)en ober Sl'ingeö anfd)aut; e§ madit fid) feft, bält fid). I'ie 2öorte
umfaffen eine große ilJannigfaltigfeit uon (S"rfd)einungen in ber 'Jiatur unb be;
fonbcr'^ im menfd)lid)en i.'eben. 3hir feiten benennen fte ein pljijfifc^eä @el)alten=
luerben, wie loenn ba^S m ber -JDhitter feftfi^enbe Alinb jj^NJ l)eiBt, 3ef. 60, 4,
ober ber feftgel)altene 3lrm Hj^CN lüirb, (ir. 17, 12, ober bie X>in eingefdjlagenen
556 ©rläutenuuien 1.
^florf ficf)er ^altenbe Söanb, t>ei- 22, 23. 25, ober bae fefttiefürtte .?)au6 ]CXJ
ift, JDobei Ie^tere'5 auf bie StdjerOeit unb ben ^eftatib be« liaujen ^'ebeinSgUicfö
übertragen loirb, 1 Sam. 2, 35. 25, 28. 2 ©am. 7, 16. 1 Mn. 11, 38. ©ö
„i)äU fid^" aber aurf) ber Sacf), ber in ber Sommevf)i^e nid)! üerfiegt, ^er. 15, 18.
5cf. 33, 16, bie (gbelrebe, bie lofjnenben Grtrag trögt, i^ev. 2, 21, ber 2ßeg, bev
jum ricf)tigen 3'f'e füfjrt, @en. 24, 48, M^ 3>olt ba^^ ungefdjäbigt bie Äriegs=
^eit überfielt, ^e)'. 7,9. 39,8, griebe unb aBol)IfaI;rt, lüenn fte bauern, Jier. 14,13,
ber Sof)n, ber ben Später naä) feinem aBillen beftattet, ©en. 47, 29, ber 3.?er=
roanbte, ber bem StammciSgenoffen bie Jorfjter gibt, @en. 24, 49, ber ^ote, ber
feinen 2luftrag ouöridjtet, ^:prou. 25, 13, ber ^euge, ber giUtigeö ^eugniig abtegt,
Ser. 42, 5. ^f. 89, 38. 3ef. 8, 2. ^^roo. 14, 5. 25, ber Äriegömann, ben ber
Honig ju jebem Sütftrag üemenben tarnt, 1 (2am. 22, 14, bae SBeib, ta^ nur
i()rem ©tjemanu bient, ^ef. 1, 21, ber 3iid)ter, i»enn er unbefted)lid) ift, (?j. 18, 8.
@ac^. 8, 16. 7, 9. ^roD. 29, 14. (gfob. 18, 21, ber 5ßriefter, ber ©ott nac^ ber
Siegel feines ':|>rieftertumc^ bient, 1 3am. 2, 35. 9!)?al. 2, 6 : fie alle madien fid)
für bie, mit benen fie in 3>erbinbung fteljen, feft. Saö Tla% an bem fid) baei
3>er[)alten biefer mannigfaltigen Singe unb ^erfonen al«i flCN barfteltt, ift
roeber ein abftraft logifd)e^, etwa „ttbereinftimmnng ber 6r)d)einung mit ber
SBirflic^fcit", nod) ein abftraft etfjifdie^, etwa ber 'öegriff ber „'ijJiflidjtmftfjigfeit",
fonbern, roie überall in ber ©prad)e bae fonfrete '^ebürf cn unb iöegcl^ren beci
lebenbigen 3)Jenfd)en. SBenn bie 2)inge unb ^l^^erfoneu bie auf fie gerichtete
Grroartung erfüllen, finb fie iCNJ. "Dhir Merein,^elt mirb bie „?;-eftigfeit" ftatt
an ber iBegeljrung an ber '^mä^t unb bem ®d)merj gemeffen, fo luenn ü^eut. 28, 59
bie ^lage, bie t>cn 5DJenfd)en grünblid^ unb lange quält, iCNj l)ei|?t, unb audi
bort empfängt fie biefeö "^Jräbifat in ber ')iebe beffen, ber fie feubet, bamit fie
baö ^NOlf fdjroer treffe; ber ^'eibenbc l;ätte fie id)iuerlid) fo genannt.
Seil crft bie gegebenen ©emeinfc^oftdfonncn bie (Jnoai-tungon unb '.)(n-
fprüd)e, benen gegenüber ber anbere feine Aoftigfeit yt bciiicifen bat, begrünben,
benennt p;2N »icl)t ioiuo^l ben bie Wemeinfd)aft ftiftenbon, alci ben bie uor^
(janbenc Öcmeinfd)aft onerfennenben unb betätigenben 'älft. 2)al)er u>irb fio mit
IDH jn einem feftgefügten Sortpaar »crbuuben. "JiU'ibrenb ~pn bie anl)ebeube,
mit eigenem Irieb gebeube (^üte uor n?-N i>orauö l)at, fügt biefev^ ju ipn
bie !!Bel)arrlid)feit , unb erljebt bie Wüte über ba« augenblictlid)e (Erbarmen unb
bie etn.^elne .^»ilfeleiftung ju einem bleibcnben JUerbanb. Xie ®prad)c Irtfit babei
in nCN bie gciftigc ^nncnfeite unb ben äußeren Jatermeio ungefd)icbcn. 3ic
wirb feincetMegö blofj auf bie ('«Jefinnuug bc,^ogen ; uielinobr ift bie Vciftnng ber
•Wlfe, bie (yen)rtl)rung be* iyerfpro(l)encn, bie Sluoriditung beiS 'Jluftragv^ uff. erft
re<^t nOX/ wc«il)alb man fie tut, luie nmn ipn tut, (<ilen. 32, 11. iSv IH, it.
2ief. -Jr,, I Uroi) l-j, 22. ^Vol). 9, 33, fie gilit, W\d). 7, 20, fio fdjirft, 'm. 43,3.
Xa§ I)ebväifd)e äßoit. 557
67,4, »gl. ■yii^'"' nCNZr '^f. 6Ö, 14. ebenfoioemg roiib bie :^iel{)eit ber 35or;
gänge, bie jufammen bie 3"i'crläff'9feit ergeben, in i()re cinjelnen öeftanbteile
anfgelöft: baä Sßof)IiDoIIen, baö für Ä)a^ unb 9Jeib oerfd^Ioffen ift, bie 3GßflJ)r=
^nftigfeit, bie nic^tö ueif)eimlicf)t unb nic^t betrügt, ba^ iCertrauen, baä gegen
ben ©enoffen feinen ii^erbad)! ()egt, bie 33eftdnbigfeit, bie im @lücf unb Unglütf
bei i^ni aug^arrt/ t>er 9!)hit unb bie @e)d)ictlid)feit, bie ben 35ien[t auc^ ju oer=
rid)ten unb bie .'oilfe jn leiften oerftel^t, nid)t bieä ober jeneö, fonbern all bieei
5ufanimen ift bie fittN- Sßenn fie am 3c"Sf" befonberä ^eruorgeljoben loirb,
fo genügt and) t)ier ber Jormalbegriff „SBa^r^eit" bem 3Borte nic^t. 3)ie Älarl)eit
unb 3fi')iflff't ^^^ ®ebnd)tniffeg , bie baö ©efeOene unoergeffen beroafjrt, bie
Unbeugfamfeit, bie feine iJ^erOcimlid)ung ober (JntfteUung ber ^adje Jiugibt, aber
aud) bie fieg^afte 9)lad)t beg 3eii9"iff es* / bie fid) gegen bie (!;inrcben bel^anptet
unb bnrd) ben Sprud) beö Stidjtere Slnerfennnng finbet, baö jufammen mad)t,
ba^ fie bie Gigen)d)aft bes 3f"9P» ift- 3tm ^id)ter nennt fie jene Jef'iflf^it,
bie ouf nid)tg alö auf baö Siecht fd)aut, banun aud) bag, mag materiell SHed)t
ift, finbet unb fd)afft unb beä^alb bie auf ben Slic^ter gefegte ."öoffnung nid)t
betrügt. @ie mirb befonbero bann t^eroorge^oben, roenn es gilt, ben Sinnen
gegen ben rHeic^en in feinem 9ied)t ^u fd)ü^en, "^^roo, 29, 14, njeil fie befonberfS
in ber llnbefted)lid)feit beftebt, ogl. Gr. 18, 21.
!i5on )oId)er iNerioenbung au«s mirb HCN ber fiJegenfa^ jum ©(^ein. ^3^ie
©noartung, meiere bie '^erfon ober ©ac^e in nCX entfpred)en foll, fe^t 9in()alte=
punfte oorau'i, meldje fie mecten unb bered)tigcn, ba man oom bürren 3anb=
boben fein äßaffer unb oom Jeinb feinen 2;ienft enoartet. 3Birb bie (Snoartung
bod) nic^t erfüllt, fo gab fid) i^r Objeft einen täufc^enben cc^ein. 2)at)er üer=
bünnt fid) nCX J« einem äljnli(^en ©ebanfen, mie er in unferem „35>irflid)feit"
liegt, fo loenn oiC'Cini" Iflflt: öott l)abe i()n pf^NZ gefanbt, Zs^x. 26, 15, ober
auf ber Sprad)ftufe ber tSljronif nCN ''ribü, ein n)irflid)er Ciott, 2 (S^r. 15,3,
ebenfo in ben oom otamm abgejmeigten 3lboerbien CjOX uff- ^ie Übergänge
jeigen Stellen roie tsr»)- 2, 12: Mai)ab begehrt ein ^?i^? nis, ein 3eirf)en, bae
obne 3lrglift gegeben unb barum aud) bei ber trroberung ber Stabt bead)tet luirb
unb fid) baburd) als ein „ioirflid)eö 3ei(ben" erioeift, M^ ei mirffam fd)ü^t.
2)er begriff oerbünnt fid) nid)t b(o^, fonbern er üerinnerlid)t fid) aud).
!J)ie J^ormen ber mcnid)lid)cn (>}emeinid)aft bebalten il)ren objeftioen Seftanb,
aud) iwenn bie in ibnen begrünbete >Mlfe oenoeigert loirb, merben bann aber ju
einer leeren 'i^-oxm unb UnjDa^rl)eit. 3)er Kläger gibt fid) ben i5d)ein beö "Ij;,
aud) menn er lügt; aud) ber beftod)ene rHid)ter gibt ein 'CB^/ü, obmol)l fein
entfd)eib fo baö Gegenteil beö 'CB\p'^ ift- 35arum loirb nCX ä»m ©egenteil
ber :iverfteUung unb blo^ ausioenbig angenommenen Jigur unb ertiält ben
558 (rrdnttenmoien 1.
@eban!en ber 3tufnrtuigfeit, 9ieblid)feit. Q^ jielt fo nndjövücflid) ini- i^Mtneiileben
unb I)ebt bie bem .vanbeln entfpred)enbe ^Hid)tuin3 ber öefinmiitti imb beö
SßiQeng J^eroor, lueil erft biefe bas -s^anbedt feft mad)t. 3)a()er luivb fiDN
burd^ „bie ganje Seele unb bae i^air^e .'öerV' erläutert, Zs^v. 32, 41 ui^l.
1 ©am. 12, 24. Sie er()ä(t aU St)uonr)me cfti' 2*?/ C^Cfl zb, 12'!' C'r,
Sef. 38, 3. 2 60r. 19, 9. 9ü. 9, 16. f^of. 24, 14 ; ober ber »eöriff „gerabe" tritt
in if)re 9Mf)e, 1 Äön. 3, 6. S>a[\ 2, 4. 3fe(). 9, 13. SBo feine <Rrümmungen und
2)ref)ungen finb, M ift bie POIDX, S)eut. 32, 4. 20.
T v;
55a aller 5ßerfel^r im 9Bort fein 9)Jitte[ f^at, gewinnt nCN mid) enge 58e;
äie^ungen jur 3iebe, ba ber 3lien)d) burd) fie bie (iriuartungen erregt, iweldie
getäufdjt ober erfi'tllt werben, unb aud) fie fid) ale ununtftötjlid) feft crroeift ober
al^ leerer Sd)ein ierge|)t, unb Sidjerfjeit bietet balb nur ale Üiittel jur 58e=
feinbung, 5alb in 3ßaf)rl^eit ju Sßo()Itat unb .'öilfe. 2;eöiüegen l)at ancti bac^
SBort nCiS 5"v eigenfdjaft: niCN 12", Ser- 9,4. Sad). 8, 16 ogl. nipX D^t%
^roD. 12, 19. ^er. 7, 28. 3tud) l)ier ift fie fein JormoIOegriff, ber fid) etwa
auf bie Übereinftimmung mit bem objeftioeu Sad)i)erl)alt ober auf bie 9luf=
ric^tigfeit, meldje bie öefitmung unüerfä{fd)t jum 3tusbrntf bringt, befd)ränfte,
fonbern bae 2Bort erl)iilt juerft burd) feine red)tlid)e unb gütige 3(bfid)t flQN
aur^Gigenfd)aft. 2er Jlud), fei er nod) fo fel)r ber malere 3lui%brncf aufrid)tigen
^affeg, ift fein npx 12"- 25e0l^alb fprid)t nur ber Jromme, er aber nidit
ei-ft mit Sorten, fonbern fd^on in feinem ^erjen npx. '^^f. 15, 2.
%üv ben .s^örer wirb bae 3Bort burd) ben 'öeweic^ nipN- 'bringen
bie 23rüber 3^enjamin, ba^ geforberte 3i>af)r}eid)en , nad) 9lgi)pten, bann
„galten fic^ il)re 3Borte" D2n2n UCX^ ®en. 42, 20. iSiefelbe J-affung
beg ©ebanfene, monadj bie 91ebe burc^ bae fie beraeifenbe (Sreigniö nCN
erlangt, liegt uor, wenn fie alö Slefultat ber genauen Untcrfud)ung bem 'üiNort
juroäc^ft, 2)ent. 17, 4. 13, 15. 22, 20, ober wenn ber ^)iid)ter unb bie .s>örer
ben 3««ÖC"^^n'ei«i baburd^ für gültig crflären, M^ fie fagcn: n?2N, parallel
pliP, „er l)at ^)lcd)t", ;>ef. 43, 9, ober wenn ein IVort, an bem man siueifelte,
baburd) nCX wirb, ba^ man bie Sad)e mit eigenen klugen fiel)t, 1 itön. 10, 6,
ober njenn |0N3 auf bie fieiftung be* l?evfprod^enen gel)t, burd) weldie bie
3ufofle feft wirb, 1 .ftön. 8, 26. 1 ß^r. 17, 23 f. 2 15 br. 1, 9. 6, 17.
3<on l)ier am wirb bao ÄlUirt uiv '^Uirnllele mit unferm ,/iiUil)rl)eit", ba
ber ^crt, weld)er ber ^Hebe burd) llnterfud)ung, ^öeweid unb eigene U'al)r^
nei^mtutfl )ti teil roirb, mit iJ)rer urfprünglid)en nnb blcibenbc» iyefd)affenl)eit
jiifammcnl)rtngt. TiU '•Wort Mit fid) bann aufred)t, wenn e\> Sirflid)fcit binter
fid) bat, bie e«* barftellt. Tic lUn-raoniu' im ('•Icbaiifen u'igen Stollen, )i)ie
2)ae f)ebittifd)e 3i?ort. 559
1 Möii. 17, 24: ^e^t i)abe. irf) eit'auut, fagt bae 3[i5ei6 nad) ber (^rioectunii iljrco
Mitaben m &ia, tia^ bu ein Tlann ÖJotteg 6ift unb ba§ 3Kort beö .t>errn in
beinern DJhmbe ift HCN- Sinei) I)ier ift norf) beutlid) an bie bas Sßort toaljv-
ntad)enbe 2at gebad)t; bod) ift, loeit bieje nid)t auööteiben roirb, and) fc^on
beni dloBcn "Koi-t ncx ai^ bie ifjm bfeibenb inliänevenbe Giflenfdjaft beigelegt.
^Inalofl Iö[t fie fid) beim rHid)ter uom Wioüv ber llrteilöfäßung ab unb gef)t
auf ben Jnfjalt feinet 3pnid)e!9 über, ber baburdj ale unbeftreitbar unb mit
bent :Hcd)t iibereiuftinunenb befdjrieben ift. .v^at ber "^.sriefter in feinem 9)iunbe
n?2N n"*"!?, 3JJal. 2, H, fo ift neben ber '-Be^ieOnng auf bie Stufric^tigfeit unb
Jreue, mit ber er feinen ißriefterbienft uor (^Jott uerroaltet, and) biejenige auf
bie materielle :)üd)tigfeit feiner priefterlid)en il^eiiung, bie iien göttlid)en "ÜJiHen
unüerfälfd)t auebrücft, im 33egriff mit enthalten. 3i>enn aber ©ottce Xi)oxa felbft
n?:2N Oeifet, ^f. 119, 142. 5JeI). 9, 13, ober menn fie ali Summe bes götttid)cn
ÜlNortv., 'i>f. 119, 160, ober alö 'ipräbifat beö propl)etifd)cn (^efid)tß erfd)eint,
3^an. lu, 1. 21. 8, 26. 11, 2, uergl. Mol). 12, 10, fo ift baö perfönlid)e mment
aufrid)tiger Sinne'j^ unb reblid)er i*anblung«>roeife ^uriicfgetreten; biefe ri;2{<
eignet öem objeftioen Öeftanb ber 4i5eifung, loeil fie an fid) felbft iual)r unb
gered)t ift. :31m au^geprcigteften liegt biefe ^egrenjung beö ßJebanfenö bei X'aniel
vor: ber itönig, ber tai^ l^efetj aufl)ebt unb ben .'öödiften läftert, roirft bie
nCN iu 'iioben, 8, 12; bie (vritd)! ber .N>eimfud)ung ift Umfel)r uon ben 3ünbe»i
unb 3ld)tiamfeit auf ©ottee PDN, 9, 13. 3ie ift bie ^serael gegebene 3i^al)rt)eit
unb baö ibm geftellte göttlid)e 3ied)t in feiner ^eiligen @ülligfeit. ^n biefe
objeftioe •i<al)n lenft nur flCN ein, ii>äl)renb nJI'^N bem menfd)lid)en unb gött=
lid)en i^erbalten in anfriditiger 3ieblid)feit unb juuerlaffiger 2reue eigen bleibt.
'BUt grofier .Hraft oerbinbet fid) ber ©ebanfe ber ^fftiflfeit auc^ mit bem
(^)otte'jbeunifufein. 3m teben^üoUen i'erbanb, in melc^em ba'g i?olf unb innere
l)alb be-öfelben alle feine C^lieber mit Üiott ftel)en, roirb auc^ (^ott oubjeft ber
2reue, inbem er mit „ganjem Jöerjen" am i^olfc ^anbelt mit einem oollftänbigen
unb febllofen "ilNerf, :^er. 32, 41. ^eut. 32, 4. ;^\n i^r ift begrünbet, bap bae
'i'olf üon feinem 6ott nic^t blop eiujelne ßrroeifungen ber ÖJunft unb ^ilfe
erfährt, fonbern in il)m eine alljeit oor^anbenc unb roirffomc $ilf8= unb ^eifö«
madn bat; fie gibt feiner Öütc bie ilonftan^ „auf taufenb OJenerationen". ^ie
33etonung, bie ber 'begriff al'5 (Sigenfdjaft ©otte* im 3llten Jeftament evt)ält,
i)at 3um (iirunbgebanfen beijfelben enge Sejiel^ungen. 'Ißäre }iDifd)en bem JBoIf
unb Oiott eine naturl)afte ilierbunbenbeit gebad)t, fo loiirbe an biefer, rcie an
allem ■l(aturl)aften, ber ©ebanfe ber Monftanj unmittelbar l)aften, unb ein Se-
bürfniö, ihn ju betonen, läge nic^t »or. 9Beil aber ta^^ 'i^anb, bas (^ott ju
^i'Jraelö ©ott madit, nid)t al^ 5{aturoerl)ältniö, fonbern perfonbaft gebad)t ift
unb burd) :öerufung, ^öunbeöleiftnng, erlöfenbe i>ilfe, alfo bnrd) (>)efd)id)te, gött=
560 (Srläuteniui^en 1.
lic^e 3:aten, göttlidiee 3BoUeu eutftef)t, banim lüiib bev 'öeijiiff ber Xreue für
bae ©otteöbeiöufetiein loid^tig, roeil fte bag 33inbeglteb 5iüifd)en jener ber 5ßer=
ijangenfieit angefjörenben @eid)ic()te unb ber ©egeniüart beö i^olfe^ ift.
3n ber Irene @otte§ bernfjt ber 3ßert beffen, roa« bie ^i^öter erlebten,
für bic fpätern ©efc^lec^ter; fte gibt beni alten 33nnbeöfc^Iu$ bie fortroirfenbe
(^eltimg unb ©egengfroft. Unb als bie Öemeinbe burcf) bie "^Uopf^etie, anc^
roelc^er fid} ein jnnel^menber Sd)a^ von i^erf)eipungen)orten fammelte, and) in
bie 3«!^""?* i^inauSfel^en lernte auf „ein (Snbe ber itage", fo fteUte firf) roieber
bie J^reue @otte§ aU ba§ 5JJittelglieb bar jroifdjen if;r nnb ber oft fo ganj
anberö gearteten ©egeniuart, »gl. ^^f, 89. 2)ajn fomntt bie 3d)ärfe bc^ Sd)ulb=
gebanfeni^, roie t^n bie ^ropI)ette anöbilbete. SBeil baö abtrünnige '^üoli fein
i5er()ältniö jn ©ott beftänbig jerrei^t, I;ängt bie Grbaltung beefelben allein
baran, t>a^ 0ott in feiner eigenen @üte nid)t fd)iwanft. T'em 5nd}tlDfen Um[jer=
laufen beg Sßolfö fte^t ber heilige gegenüber alä ber, nield)er fid) feft nnb treu
beroeift, ©of. 12, 1.
Sie Ireue benennt and) bie '^flic^t beö 5>oIfe!S gegen @ott, ha für feinen
;^ienft bag ganje ^erj nnb bie gonje Äraft geforbert ift, eben bamit nCN im
3>oUfinn beö 3Bortö, loie eö 3lnfrid)tigfeit, 3>ertrauen, bcl;arrenbc 'öeftänbigfeit,
(^eljorfam in fid) fd)lie^t, ügl. 1 eam. 12, 24. C^o^ 2-1, 14. ^sef. 48, 1. -^.Nf. 78, 8.
3lod) häufiger nennt fte bie ^ropf)etie als baö, luaä @ott nom ÜJlenfd)en für
ben 5DJenfrf)en forbert. Senn eö bilbct einen ber großen, bciligen ©rnnbjüge
ber '^ropI)etie, t)a^ fic al^ ben erftcn bringenbften ^mperatiu Wottec* ben Sienft
nennt, ben ber 3)Jenfrf) bem a)Jenfd)en jn erweifen l)at. So erfd)eint fie ale^
•Harbinattugenb balb mit ber ®üte uerbnnben, .'öof. 4, 1, balb mit bem :Ked)t,
o>er. 5, 1, aber and) allein alleö nennenb, mai (i^ott nom 3Jienid)cn luill:
3er. 5, 3, ogl. ^ab. 2, 4. ^ef. 26, 1 ff. ©te fann biefe Steüe erl)altcn, meil fie
bag ganje 2ebm nmfpannt. Sie üer^üoigt fidj in alle SebensSbcUeljungen, wer-
fnüpft rM"üt'iii>igeiS unb 3tnöiuenbigee., umfafU baiS ,'öer'v ba>s Ä>ort nnb bie 2at,
reicht l)inein in bie oerborgcne 3nnerlid)feit, weil fie oljne bic 3lnfrid)tigfeit nnb
Sauterfeit beä Sinneö nid)t bcftel)t, nnb erftredt fid) yiglcid) auf bie tätige
(*4ciDäl)rnng uon (^üte unb :)ied)t; fie ift am l)ienfd)cn yi betätigen, mic gegen
über (Mott, nid)t nur in flüd)tiger jWcgnng, fonbern alö au«il)arrenbe ikftänbigfeit.
So ift fie in ber 2at ein Wanje^, 'li'E'J"?-! S*^"?!, i»ie o>ei"- ■"^2, 41 fagt.
!üci einem befc^rflnfteren .Ureiö uon (£rfd)cinnngen l)at ber Sprad)gebranri)
bic .t>ifilbilbuug feftgel)alten. Unfid)erl)eit unb Sd)U)anfungen erlebt ber 'J)ienfd)
flud) in feinem eigenen ^>nuenleben bnrd) Aurd)t, 'Jhguuil)n, ^^nu'ifel nub Sorge.
Ten ("'Jegenfalj m« biefen unbefeftigten .Snftänben ber Seele, bie 'iU'tätignng ber
inncrltd)en ^eftigfcit burd) ^uuerfic^t unb iKcrtrauen, in ber bie lirbaltung ber
(Hemeinjd)oft cbenfallö eine iuefentUd)e üU'bingnng bat, nennt iV^^xri/ 1 Sam.
27, 12. :Hi. 11, 20. ^jJrou. 2H, 2'). ^JJiid). 7, 5. .^iob 15, 14. Sein (^Jegenfat« ift
Saö t)ebräi)c^e Jßovt. 561
bag bebenbe §erj, :5e|. 7, 9, unb bie angftooUe £»aft, Se)'. 28, 16. ©ein ^:8e=
jieljungöpimft wirb i^m mit 2 gegeben, ba bie fefte geraiffe Sic^er^eit an il^rem
Dbjeft I)aftet unb in i^m i^ren örunb t)at^) 2)a§fe(be fann axxd) dmai ®ac^=
Uc()eö fein; fo tvout ber feinem 2eben nid)t, ber fic^ mit angftüoller Unruhe
gefäl)rbet roeifs, 3)eut. 28, 66. ^iob 24, 22. Xa^ev fann ftd) an baö 3Kort and^
ein 3"fi"itiü anfcf)lie^en, rooburd) ba^ 9)ioment ber ©rraartung ftäifer !)en)or=
gel^oben wirb: „raäre id) nid)t geroifi, bie ®üte beä §errn ju fel)en," fagt ber
^falmift 27, 13, oergl. §iob 15, 22; ouf biefe rul^ige 3"»'crf'tt)t fteUt er nun
ben Smpevati»: rT^p/ marte auf i()n! 35a aud^ in bie flüdjtigeren ä}erl)ältniffe,
bie baö £eben beftänbig, j. ^. burc^ jebes Öefpräd^, jmifdjen ben iyienfd)eu
ftiftet, ftetig ein geioiffes 3)la^ uon SJcrtrauen l)ineintritt, begrenjt fic^ ber Segriff
auf baßjenige Ivanen, mit bem bie iWebe eines anbern alö juüerläffig unb rid}tig
bejal^t lüirb: 1 Kön. 10, 7. ^roo. 14, 15. ®en. 45, 26. ^ab. 1, 5. ^er. 40, 14.
3ef. 53, 1. 2;^ren. 4, 12, cf. ©j. 4, 1 ff.«)
£)ifiUfd)e 9?omina finb feine au^ bem iserbum Ijeroorgeroad^fen, fobafi eö
in DJICN unb nipX i>ie i()m entfpred)enben 9bminälbilbungen be()ält. 3(ller=
bingg bieten biefe bie befonbere Sßeife, in ber baä i^erbum bie SJetätigung ber
©emeinfc^aft fafst, nid^t für fic^ aüein, fonbcrn in i^ren umfaffcnberen begriff
eingef d)loff en : HjICN befagt mel)r ali V^^^' ^efagt aber biefeö auc^. 3Kit
CNJ teilt fid) PCXn iti bie beiben ©eiten aller 0emeinfd)aft: ©eben imb
!Reljmen, ^robuftiüität unb JtejeptiDität. 35er ©üte unb §ilfe ju betätigen "^e-
reite ift jCJNl ber auf fte 3ä^lenbe |>DNp.
3)a bie ^ropbetie ben 3)lenfd)en uor ®ott in bie empfangenbe Stellung
fe|t, foba^ feine 3:reue gegen @ott roefentlic^ barin befte^t, t>a^ er il)m certraut,
fann aud^ in n>1DK bag SSertrouen jum ^auptbegriff werben. J^cr ^ropfjpt
0 rCNH lüii"^ gero5l)nlid) ju ben Dielen innerlichen Äaufotioen geftellt,
n)eldf)e bie I5igenfd)aft nic^t alö ben rulienben 33eft^, fonbern aB bie 4»en)or=
bringung i()veg Jrägerö befd}reiben. 58om Stanbpunft beä 6ebräifd)en aug
bürfte bagegen nid)tö einäuracnben fein; bagegen ift für mein 2(uge baö i^er«
pltniä be^ SBortiS ju feiner fprifc^en unb arabifd^cn parallele noc^ nid)t ge^
nügenb aufgehellt.
2) 4^iel)er gehört aud) bie bic^terifc^e 5ßern>enbung beö 2Borte§ uom
©d)tad)trüf(, i?iob 39, 24, fall'^ bort bag Slafen beg .5*orn^ ben Slbbiitd) beg
Äampfe'5 bebeutet: e^ loill eö nid)t glauben, bafi baö S>orn fc^on je^t jur Sc«
enbigung bCig Mampfeä ruft, '^n biefem fd^mäc^ern ©ebrauc^ fd)lie|t fid) bie
^erfon unb Bad)e, ber man glaubt, mit ^ an; nid)t ba§ Saften an, fonbern
bie ^""'eubung ju berfelben fommt l^ier in 33etrac^t. ©^ fann auc^ einen
©rgdnjung'^fa^ mit O ert)alten, C?j. 4, 5. öiob 9, 16; einen 9lffufatiu erljält
e!^ bagegen nirgenbö. ^Jii. 11, 20 bürfte fiN präpofitionell fräftig gebad)t fein,
©glatter, 2)er ©loiibe im 9J. 2eft. 36
562 ©rläuteningeit 1.
uerlangt ooii S^rael: eä ftü^e fid^ auf feinen @ott, Düii'Z, Sef. 10, 20. 2)a§
geredete 3JioIf, welc^eö D^J-IDN beroo^rt, cerlä^t fic^ auf ben eroigen ^yelö,
3ef. 26, 1 ff. 35enn nac^ bem ©crid^t über Serufolem im fiegreid^en Sabijlon
bleibt ber ber Streue, rocld^er ber ^rauenbe ift unb aud^ je^t au§ bem Silicf
auf ben S^exxn S^vtv[iä)t unb Stufte jie^t. 2tud} in »ab. 2, 4 gibt ber ©egenfa^
gegen ben »ermeffenen Sljalbäer ber riJ'lDN ber ©ered^ten ftarf rejeptioen ©inn;
fte beftel)t in biefer Situation barin, bafi fie fid) nid^t üor foldjem Übermut
beugen, fonbern an ber S>erf)eipung, obgleid) fie jögert, feft()alten. ^eibe Stellen
oerbinbcn fie mit ber @ered^tig!eit, oergt. ®en. 15, 6, ju ber fie ebenforoenig in
Spannung ftetjt alö jur ©üte. 2Bie in ben men)d)rid)en '-ßerl^ältniffen ber 9JJann
ber nCN ber pi~i{ ift, ber 3ied}t tut unb 3ied)t I)at, fo ergibt and) im 3)er=
pitnig JU ©Ott bie DJ^QN icne^ gerabe öerj unb jene reine ^anb, bie man
T v;
©Ott alg ©ered^tigfeit jeigen barf. SBer fid) mit @ered)tigfett gürtet, gürtet fid)
barum aud) mit Hj-IIDN/ «"b ^^ ergibt eine feftgebunbene Segrifföfolge : ber
©ered)te in feiner n:iC{</ ^ai>' 2, 4. ©j. 18, 9. ©o ift aud) ©ott bei aü^m
Unglürf, boö über ^örael fam, p>"l^ ; benn bu I;aft HON getan, 9Jef). 9, 33.
2)ie i^ebräifd^en 3Borte unb Segriffe mußten ing 2lramäifd^e f)inübergeleitet
roerben. 2BenngIeid) bie Übertragung berfelbcn burd) bie @leid)artigfeit beiber
2)ialefte erleid)tert roar, fo bilbeten boc^ gerabe bie religibfen ^Begriffe ein
fpejieU l^ebräifc^eä ©prad^gut unb rourben barum burd^ biefc SCßanblung loefents
lid) berüf)rt. 9hin ift bie S'atfcdie mcrtiuürbig, bafs jiCNn »nueränbert aramaifd)
fortlebt, oI)ne ba^ aud) nur feine ()ebräifd)e '-öilbung uoUftänbig aramaifiert
njürbe,*) roctl^rcnb bie übrigen ©lieber ber 5ö""lie: n?2J<, Pl^lDN, |lpNJ fid)
ebenforoenig erholten ^aben roie bie anbeni Sierba ber 3»öerfidt)t: n^P, "P^nin^
nJiD-^) 9fid)t nur ber religiöfe ^Begriff, fonbern ber ganjc ilreiö feiner SI^er=
~ T
roenbung blieb pC^H er{)alten. 2)ie itonftruftion bleibt biefelbe; fofern basS
ißcrtraucn an feinem Dbjeft ali an feinem ©runb Oaftet, beljält baö SJerbum
*) 9lud) "bai 3lramttifd)c befa^ ben ©tamm ]öt<, teit§ mit bem ^Begriff
ber ?3eftänbigfcit unb Jsaucr, tcilö mit bomjenigen becs ;i<c)d)uiorlid)on, (Sr»
mübenben. |^C^n [tel)t eigcntümlid) felbftaiibig bancben; ift ba«i ]^D^n ber
Synagoge unb ber ft)rifd)en Mird)e baö fortlcbcnbc bebräifdjc TONH/ ober gab
e« ein alte« aramftifd)esi j^OTl'^ ?id) '»aiie fci'ic i'ermututig, ba baS iübifd)e
2tramäifd) nod) fcbr fprad)gefd)id)tlid)er Aufarbeitung bebarf.
') :Mn il)rer ©teile entfaltet fid) "iDtt', baö uon .'öauss auci mclir aramaifd)
aia ^ebrdifc^ geroefen fein wirb, aber noc^ in ba« .^'tebrdifd)e I)ineinrcid)t, ju
einer ouÄgebreitetcn ?Uortfamilio, mit bem 'iU'griff ber .^-»offnung, ftanbbaften
(Erwartung unb ^uucrfid)t, unb Jicben iljtn vn").
2Daä ^ebräifdie 3Bort. 563
fein 2; bod) nimmt bie Äonftruftion mit "^ ju.^) 2!er 3Scrluft ber SJerroanbten
ift babitrd) teitroeife erfe^t loorben, baf; fid^ aus V<ÜT\ Squioolente für pxi
imb riJlDN Oerüoröilfeen- 33Iofi bie objeftioe ä^erroenbung ber Sorte ge[)t
gänjlic^ oerloren. 3n baä ©rbe oon PCX, fofern eö Oic^erfieit imb 2ßa^r=
l)eit bebeutet, tritt 'Ct'p ntit bem 3tbjeftiD JCt^'p, unb bem Slbftraftum :
'itO^ti.'p Jßafjr^aftigfeit. ]t2i<^ = treu finbet feinen ©rfa^ in ]D'>riC/ roenn
gleid) bog Ser^ältnig beiber ^^ormen ju W^ri nic^t oöüig fongruent ift. aBä{)renb
]CN^ baö ©ubjeft ber n^lDX in ibrem ^oüfinn be5eid)net, ber auc^ baö Irauen
in fid) fd)lie^t, benennt p^HC ben ^"öfrläffigen unb 3;reuen nur alö ben
(Empfänger beö i^ertraueng, alg ben (l^ioniarog. ^n ben beiben ^artijipial=
bilbungen finb niui ber Öeber unb ber ©mpfänger beg ^ertrauen^ einanber
gegenübergefe^t.
3^a bfls 9(ramäifd)e 5u abftraften Silbungen gelenftg ift, ern)ud)ö au^
I^O^nt -IJC^ri/ foba^ nun ein Söort üor()anbcn roar, mit bem bag ®(auben fub«
ftontiüifd) nl^ bie bleibenbe S'altw'Ö ""^ Gigenfd)(ift beö 3J?enfd)en be^ei(^net
merbcn tonnte, .^iebei ift bie Intfad)e merfioürbig, ba^ I^C^Pl bod) roieber ben
T
aftioen Segriff beg treuen Sinncö unb ^anbelnö in fid) aufnimmt, a[fo PI^IIOX
Doü oertritt unh mit [Cti'p in '{>a^ (5rbe üon HDN fic^ teilt. 3]on ©otte«
IJD^n 5» lpred)en, wirb ebenfo gebräud)lid), loie bebräifd) oon öotteö PCX
gerebet loorben ift ; man tut XHIJC^n» »nt> bie ®üte unb Jreue loerben f)äufig
T T ■*
5" xnijD^m Xni2^[2- Sßenn md) bie alte ^offuns b««' öegriff^ f)iebei bireft
T T •• : T
mit roirffam mar, ba ber £d)rifttejt auf ben ©ebanfen unb ba« 3Bort ber
aramäifd)en 3iit'enfd)aft einen burd)greifenben ßinfluf; i)at, fo ^eigt biefe Sßenbung
beö Söorteö bod), loie feft bas. in Hj-ICX Sufi'n'nenflefafste für baö iübifd)e
T v;
2)enfen oerfnüpft mar. 3(ug bem Öefamtbegriff ber feften 3«oerIäfftgfeit wirb
baö 3:rauen auggefonbert unb für fid) benannt, aber ber oerengerte Segriff
jief)t ben ganjen übrigen '^nl)ah ber rijIDX roieber an fid), unb j^CNH biegt
in IJD^n jn feinem 3tnfangöpunft jurüd.
Sei ber 2;eilung sroifc^en \2Up «nb I^O""" roirb uor allem biejenige
riDX/ tiie ber Sliditer ju beioeifeu i)at, regelmäßig Xt^t^p genannt: (£?ob. 18,21:
•iSrpl ]n2i:; 3ef. 1,21. §ab. 1,12. J>er. 11,20: NW'p \Tn; C>ien.31,37:
IDt'p ]1jn^; 3ef.ll,4. SeD.19,15u.a.: |i:n^ N^B'ipD; 3ef-28,6. ©a(^.7,9.
*) iCa für ben 9lramäer uon ":> 5um tranfitinen @ebrauc^ ber Sd)ritt flein
loar, treten gelegentlich and) ©nffije an; fo auc^ im ^ebräifc^ ber Siabbinen:
mitt'J?Dn hv "IJ''CN*C "IJ"»« Xin, 35em. 4, 1. 9lud) ein ^affio lüirb gebilbet:
bie 3Borte ]^JD''nn\ i^nf. Öen. 42, 20.
564 ©rläuterungen 1.
md). 3, 8. 6, 8. ^0). 6, 4. ^f. 43, 1 : JStt'iP"} |^". 2110 ©rfa^ für pi^^H
crft^cint: '?]:n ]-"):iN Nü^-Ip, Dnf. @en. 18, 25. l ©am. 2, 30 cf. ^erufc^.
3ium. 16, 34. S^eut. 4, 8 : ]"'L:^lJ'j:: iijni jiD^"^. ®er ©prac^gebraud) l)ängt
bamit jufammen, ha^ V>1 abftrafter geiuorben tft al§ baö alte t^D^'Q- 'Jöäf)renb
biefeg nic^t nur ben formalen 3lft ber UrteilöfäUung bejeidjuet, fonberu jugleic^
bae burc^ baö rid)terUc^e öanbeln I^ergefteltte 3tecl^t, nimmt |n gern ein ^rä=
bifat ju fid^, um 'i>a^ Urteil al§ Siedet ju bejeit^nen, unb erhält biefe fid)ernbe
SBeftimmung fonftant in t2tt'p-
5?iefer Sprac^gebraud) I)at fid) iweit »erbreitet. 2lud) bas öebräifd^ ber
©(^ule nimmt if)n für fein nCN fl"f; i>ie für fc^Iimme 'Dfadiriditen oorgefdiriebene
SJojoIogie lautet : nc^<^ ]"" 1112/ i&eraf. 9, 2. ©ie uermutlid^ auö ber 3eit
be§ Gpipbaneö unb ^J)tenelaoö ftammenbe i'iturgie, bie aU „@efang ber brei
ajiänner" mit bem gried)ild)eu Saniel oerbunbeu ift, gibt: 7i«ff«t «* y.oiang
aov «Aij^ft« XKi y.o(fXttTa (cXri&(({fg irioirjatts xktk nüvru, il inrjyttyfs rifiiv
XKi int ri]v -nö'uv t?;v uyCav tyjv iwv nccTinwv ijuow Jenovaalr]jU, ort. iv
(llrjOitcc xtti xotan Intiynyf? ravia nüfm Siu Tag uuttoTtug iifiojv, Äs. 3 u. 4.
^f. 6öra fogt 11, 41 : judicasti non cum veritate. Gine '^^aratlele gibt
^auluä: To xpfua Tov ^^(ov iarl XttTcc ulri&duv, 3töm. 2, 2.
Gin roeitereö ©ebiet, baö on NtT'^'ip übergel)t, ift bie SJefdjreibuiig ber
3Jebe nad) if)rer Sßa^r^eit unb ©eltung: Dnf. @en. 42,16 Jiä'p -)!2X, 3:. 3cf.
45, 19. <Bad). 8, 16. 3er. 9, 4. ^f. 15, 2. 3er. Grob. 10, 29: '^t'p bh^. 3er.
9?um. 16, 34: nC^'C NDJnS jt-n NuCSt'-^p. 1 @ctm. 9, 6: l^t'p iX3JnN*;
öof. 9, 7, J<L2tJ.*')p ^"23 neben ben {<"ipti' ^"23/ moüon ba^ jübifdie ©ricdnfd)
T : ' ••• : T I: • •• • :
nur ypiv3onQO(fritric rejipiert 6ot; 3er. ®eut. 6, 13 t:it&*p2 "»piN- vS"r 33e=
teucrung bicnt al« ftänbigc gormel Nu:;rip2 a»d) 'ct^p |c 2)an. 2, 47, |D
pirti'-lp 3er. :i)him. 22, .37. Sie ift and) ber Wcgcnftaiib ber (Srfenutuiv^ : 2arg.
3ef. 47, 7 : NtTli'lp ^J?n^ >"it bem ^i^Jarallelglieb : bie vel)rc meiuc<> ©cfetje'^ ift
in ifjren .^»erjen.
KITlt'lp bleibt aber gleidjjeitig fntftig mit bem .s>aubcln uerbunben.
WDK^-ip 12y ift feftgeprägt : X. 3ef. 1, 21. 16, 5. 59, 14. 15. ^o\. 4, 1.
3er. 2, 21 ic, ogl. :Jan. 4, .34: aVa Sffierfe «otte« finb ^irp. ®aö aöort
wirb loeitcr gern jur i^eid)reibung be« red)ten (Mottc<^bienfte^s gebraud)t: 3er.
Öcn. 5, 24 oon igtcnod): \:iii}D2 "'• C"lp H^S, »gl. 3ef. 38, 3. 3of. 24, 14;
fobonn 3ef. '>9, •♦ : ti'llt'p? ^b^ ; 3er. ^e>it. 33, 19, tritt'pT ]^33"]ip ; 3er.
!Deut.«,H, l^rnnZNI ^'C^^^p Xin^lD "in2 l'?m,ügl.'^<f. (S-«r.8,26:servire
deo cum vi'iitaU«. tCB^pD T]"?;! ift feftgeprrtgt, Wid). 2, 7. 1 iiöu. 2, 4. 3, 6.
TiioTÜ; bei '-^^ohjbius. 565
«ßf. 8H, 11. Damben ftef)t ^^n N^lT^p" Nn-l\X2, »of- 10, 12, mit bem
^araüelglieb : bie Sefire beg ©efe^eiS erfüllen. 2)er Sprachgebrauch war uer*
breitet, benn fc^on Xob. 1,3 gibt: 6(fois i'dt]»iiag inontvöurp' xul dixuioavvr]?.
2)af)er wirb auc^ ]£;i2}p eine Äarbinaltugenb. Gö ftef)t mit CT unb
TVÜU jufammen als ^iJenennung ber ganzen grömmigfeit : bie \2Z'\^ ber 'Miex
lä^t (SJott S^rael genießen, »ergt. X. mxA). 7, 20. 3?er ©erec^te befte^t roegen
feiner LOB'p, $a6- 2, 4. ^ef. 32, 8.
Ttiozig, bei Polybius.
^ür ba^, roaß oug ntaro? unb feiner Jamilie geioorben icar, als fie burc^
baö Öiried)ifct) ber 'i^eamten, ©olbaten unb »«"^»ler 5" ^e" 2(fiaten fam, ift
^olgb ein tüchtiger ^^"S«-
marös.
dtffövut TU Tiiaru tkqI av/u^a;(ia5 2, 22, 3. XaßfTv tu thotu tioqu
Tifos vntQ Trjg aatfittkiCctg 2,41,15. (5ib unb llnterpfanb t« «toi« 3U Ijei^en,
ift uralter ©pradigebraucf).
ilytavidä ae fii) 7iurt ov nuad^rig roig ffioig Xoyoig xni'nfo ovat niaroig
15, 7, 1; (Vx^t'uyg ^yiiad-ai näv t6 Xeyöfiivov niaiöv 3, 9, 4; tvnuoudtxjo-
jt'()ag xtti TtiaTOTtQug noitiv rüg iJdeg Inivolag 10, 2, 11; tx Tr,g rotavTTjg
drifxaywylag 7t üv ro Ityöfxtvov vn «i'roy ntarov iy(yvtTO 38,3,11; Jt« xffi
XoiSoQtag VTii'lttßi niOTÖTigog fitv avTog (fitPi^atoOut, nttQuöoxrig öt ^üXXov
tt^tiüd-riaiad^ai rag iyxMfxiiiaTtxug icTiotfieaiig avrov 8,13,2. 12,13,3. ^oli)b
fann fomit axid) baö, loag an fid) felbft ber reetten Snuerläffigfeit entbel)rt,
jiiaiöv ()ei^en, inofern esS nur ben ömbruct ber 3Bal)rf)eit unb ^eftigfeit mad)t
unb fid) ©lauben »erfc^afft. 3tud) ber unjuüerläffige aWann unb ba§ irreleitenbe
3Borl loerben burd) fünftlic^e 3JMttel Titarög. ')
Ol Tiiarol Tiov <fckwv 8, 2.5, 3. 9, 11, 3; twv x''^u(qx(^v ol lmrr,öuo-
laiot xttl TttaTÖTttToi 14, 3, 5. 31, 22, 8. 10, 18, 15.
^) %n biefer 3Seräu|erliciöung von Titarög jur iöcjeic^nung bes blofien
©d)eing fc^eint mir bie @erici^täfprad)e beteiligt ju fein. 35ie ariftotelifc^en
:)l^etorifen beifeen ben reblidien Sfi'QCii ilXrj&ivög, noc^ nic^t Tiiarög; bieö wirb
er erft, loenn fein Senflniö (Sinbnicf mad)t unb burc^ bie (Gegner nid)t befeitigt
werben fann, alfo in bie rHei^e ber Tiiartig tritt. ©8 ift ®acf)e ber Parteien,
i^re Sf"Öf" Tiiaxovg, bie ber C»5egner unia-iovg ju machen.
566 ©rtäutentncjen 2.
uxaxog wv y.cu Tiouog r/7 (fioH, niaröjg dh r« noog airov Siaxiiutvog
3, 98, 5. 9htr in biefer aßeubung lutrb bO'g S>ertrauen jum öauptbegriff beö
3ßort§; martag Siaxöa&ni ift argfoö uub forglos fein.
olg iav juh> avyyviourjv tivu TtQoaäy^g xk) (fikav&QOJTZtav,
imßovXrjv xni TiaoaXoyiGuov i]yovfievot to avfißaTvov dmaToTtnoi xk)
dva^iv^axiQoi yCyvovTcu TiQog rovg (fikuvd^QwnoviTug 1, 81, 8. 3'^iff^)f"
ber Dergebenben itnb I^iffreidjen @üte unb ber niang ift eine nnmittelbar fiel)
geltenb mad)enbe Stelation gebad)t. Siefe roäre ba^3 natnrgemö^e ©i-gebnig ber
erfteren. 3ßo bie entgegengefe^te Jofge eintritt, liegt bie benfbar größte 3?er=
roilberung be§ 9)Jenfd)en oor. tiÜvtmv aniaroTarog xnl nccQuvofiWTKTog 26,5,9.
ftniarog umfpnnnt fomit bie gefamte ikriueigerung eineö frieblicl)en nnb freunb=
liefen SSerf^ciltniffeä , wobei entioeber bas orgn)öl)nifrf)e a}lif!tranen ober ba^ö
tätige 2)?oment, ber freoetnbe 33ntd) 5eftel)enber 35erpflid)tungen, Befonber^^ f)er=
üortreten fann.
ojan JoTg (enQovoijTbjg xhKofxf'voig untGToi' (faiveaO^ai, to yiyvöuivov
10,14,8; untOTO) TO liyöutvov ioixt'vai SoxtT Tiai 18,35,7. 32,13. 32,8,8.
9, 21, 2. 34, 5, 7. untaxov i^v to tojv ccjioO^i'rjaxövTfov nXijfhog 39, 2, 12;
uniatoi ufKfiaßtiTovfxivtov ßtßaiwTaC 4, 40, 3.
untaxwg uvt^/hv 1, 58, 3 ; ot dnCaxwg öiaxsiusi'oi ii rf>] . . . 4, 42, 6.
^ier ift baö 3ßort auf bie feelifdje ©eite bei? ^egriff^ befd)ränft. isergt. oben
niaTüJg ^laxeTa&ni, ju beni imiaxojg Siaxtia&ai ben genauen @egenfa^ bilbet:
fritifd^ geftimntt fein.
7i(aTig.
A. 3)ie gegen jentanb in SBort unb 2at betätigte ,3»«erlä)figfeit.
TTjgtTv, ^cnTTjQfTv Trjv TiQog Ttva n. 1, 7, 7. 3, 90, 13. 5, 54, 1. 77, 6.
78, 6. 6, 56, 13 ; ucrgl. iii avxrg Ttjg xitrct tov oqxov n. Trjoffv to xa&ijxoi'
6, 56, 14; TrjQfh' Tfji' Tl. xnTte tov oqxov 10, 16, 6. TfTt}nr]XH'ni Tr,v tt. xai
Xtlvx^vai TOV OQXOV 6, 58, 4; ät;nlid) oud) fonft nod).
dttttfvXÜTTHv Tr]v TMQog TIVU TT. 1, 78, 8. 7, 14, 2. 16, 40, 6. 18, 15, 10.
18, 41, 9. 20, 13, 3. 22, 24, 2. övvavTni, ttv n. iv tovto) Tfp /uf'ou Jm-
tfvXuTTHv, im ©egenfaft jur !üefted)lic^feit 18,35,2. np«{«f /uiv imXtög
ovdfv, diatfvXüSag ^k fiovov tijv n. 22, 4, 3. ©cad)te bie parallele jn)ifd)cn
TijQtiv unb dii(ifi'X('aTHi' Tr]v n. oincrfeitci, HilCX '^'!2'^' anbercvfoitv^. T^ic
n. fiilt im menfd)lid)en 3»i)äi»>»cnlebcn alci bao ÜJornuile unb :Jlatiirlid)c ; fic
folgt au< ben (jeflebenen ober burc^ ba« eigene .'oanbcln geftiftctcn ^crbänben,
fo bflfi bie IKufflobe nur bnrin beftebt, fic gegen bie ocilortenbcn HJotiue feft^
)u^(i(tcn.
niaiig bei ^ßot^biuS. 567
33ei %o{\)b i[t biefe Setrac^tungöroeife baburc^ oerftärft, bafe in feinem
©ebrauc^ üon n. ein ftar! naturaliftifc^er 3«9 unoerfennbor ift. SSßo fie x)or=
l^anben ift, ift fie ^raeifellos ein ®Uicf unb @ut; wer fie ()at iinb 5eroaf)rt, »ers
bient £ob. Slber ein kräftiger ^mperatio, ber fie forbert unb alä ^\t\ f)infteUt,
liegt il^m fern. @r erörtert 1, 81 bie Urfocfien, warum aUe n. im 3Kenf(^ett
untergel}en fann, unb nennt: forrupte ©itte unb fd^lec^te Grjiel^ung, unb unter
ben mitioirfenben Jaftoren wor allem (^eroalttäligfeit unb ßigennu^ ber
aiegierenben. ©o finft ber SJlenfc^ unter baß 2ier herunter. Slber ber etl)ifc^e
©efid^töpunft, baf; bod^ foldje Söertierung nic^t ein natur^aftes Seiben fei, bag
ber ajienfd) iüillen= unb ^ilfloä über fiel) ergeben laffen mu$, bricht nic^t Hör
unb fräftig burd). (gr ftellt bie el)renl)afte Snoerlnffigfeit ber Siömer unb i^re
■tteiligung beö @ibeg unb bie meineibige ®d)urferei ber @ried)en nebeneinanber
6, 5H, i:}— 14, in ber lebljoften (Smpfinbung, roie uerberblic^ biefeö 4?erfd)ipinben
Don Ireu unb ©lauben für fein SBolf getoefen ift. ©r beobad)tet auc^ im
römifdjen Seben fc^nrf U^ rafc^e ©infen ber (S^rlic^feit 18, 35, 2. 2lber roie
ein 3iaturüerl)ängniö oolljiel)en fid) biefe ^erfe^ung^projeffe üor il)m; baä Übel,
ba«( er fdjmerjlid) in i^nen empfinbet, ftellt fid) il)m alö unabiüenbbar bar unb
bilbet nur einen ^beleg ju ber allgemein gültigen Saljrljeit, ba^ alless ber
5l?erberbniö unterliegt.
'JJJit ben jitierten ^ofi^^^" uerroaubt ift loeiter: ifiuivHv r7j tiqös
jivn n. 1, 43, 3; rr\v rüjv KtlTÜiv ä&iaiuv oi'x ^fifit'pftv iv tj] n.
3,70,4; Triv fiiy(aTr]v oixuoTriTa •/.tti n. rivl ivttnoift{iua9at 1,82,9;
77. »;V hvyyctvov ixiivoig 7iaQia/r]iAtvoi 10,37,7; atrri/ta&ai, «Aij.^tvftif
jris 71. 4,33,11; dnfof(Sfa&ui niiaav rriv i$ aviüiv yäotv xai n. tlg
riva 24, 7, 1.
TfQoatve'yxaaiiKi n. ufjtt xni ;f(»ei'«*' 3, 98, 4; fitylarrfv n. 27, 14, 2;
naqaxttjmdiia^ttl ti tig Tt',v rivog n. 15, 26, 3 ; dtdovai {TinQnä.) fuvrov
(ig rrv rivog n. 2, 11, 5 unb oft; ly/tiot^Hv inmov t\g xr\v n. 10, 40, 2
unb mel)rfad); naoaXaßiJv, nQoadtyia!>ai dg Tt]v n. 2, 11, 10. 12. 3, 29, 8.
15, 4, 2 ; nanaxaltiv dg ttjv rivog n. 18, 38, 5 ; xdaQ-ai iv r;] rivog n.
3, 15, 5; MrjaaaO^ai riva dg r^v rivog n. 10, 34, 1; ivd(ö(fi(voi dg rrjv
rfig avyxkrirov n. 6, 17, 8; ixSta^tvHv rr\v ixnrfQOJv ti. dg (IXXy'ikovg 3, 33, 8;
lid-erdv rip' n. 8, 2, 5; toi? oQXovg xtu ir\v n. 11, 29, 3; ngoöovvai rr\v
TiQog riva n. 2,61,10; nüvrag rovg rrjg n. oQovg vmoßaivtiv 25,4,3;
fvlnßwg äiaxdad^ai ngog rrjv roiavrrjv tt. 3, 52, 4.
,9aQQdv inl t;] Ttooysyfvrjixfv^ n. TiQog riva 9,11,4; ßfßaiorf'oa airo)
17 ix rovriov n. tnü^yu 24, 8, 5; nQovnüoyH rivi la/vQil Ovvrii^tiu xal n.
TiQog riva 31, 20, 8; 13 rwv xaiyriyovfA^vMv n. Sd xda&ai iv roig tnouivoig
9, 14, 3; fxsyiarov SeTyfia mgi rov ri Svvarai nQoa(Qtaig xaXoxaya&txr]
xai 71. 7, 12, 9.
568 • ©rläuterungen 2.
xaloi' Tj 71. 22, 18, 15; Tidol nXfiarov 7Tot(ta9ac rr^v nsgl roiig nnta-
ßfVTicg 71. 15, 4, 10; 7ieol TiXeiovog TioieTa&ai, tT]v TiaxgCSa xal ri]i> tuvtt];
71. Tfjs 7ifQißle7iTov xttl fiaxagiot T]? dwaariiag MOtt ©ctpio 10,40,9* tov
XaXU flt'oOS XHQlOflOV TWV 7lO«y/X('uWU TlOLVOd^m Sl(i Trjs TWV if.Ü.MV 71.
2, 4, 7; to? avT(^ Soxil av^ip^QHv Ix rfjs f^iag ti. 28, 1, 9; vniaxvovvTut,
ßfßaccöaeiv t6 dCxaiov (J'ij^aoffj« tt. 3, 23, 4 ; otfstlsa&at , of^vvvai driixoaUi
71. 3, 22, 9. 25, 7; uvaXaßgtv Tr]v xwv xoivwv Tioövoiav zat ti. dg arfüg
avjovg 6, 9, 3.
iivota xal 71. 3, 98, 2. 4, 33, 11. 11, 12, 2. cf. 7, 14, 5. 3)ag ift bttg
gnec^ifd)e ©egenbilb ju nOXI "lOn. TiuTQog e/jiv (fiü&saiv xaru Tr\v ivvoiav
xal 71. TiQog Ttva 8, 17, 9 ; i) Trpo? rovg yovtig evvoia xal tt. 7, 8, 9 ; ti. xal
Xäqnog tcTiödoaig 2,49,9; (filCa xal ti. 10,34,1; r\ 1% avTcäv /ÜQig xal 71.
24, 7, 1 ; avvr\d-ua xal ti. 31, 20, 8 ; ti. Icua xal /gsia 3, 98, 4. 10, 37, 7 ;
ifvXaxt] Tl. xal 7iQttyfzciT(av xoivcovia 2, 61, 11. 5, 35, 1; r] tt. xal »j o?.r]
xaXoxaya&Ctt 2, 39, 10. cf. 7, 12, 9. ?j rwv xoivwv TiQovoia z«t tt. 6, 9, 3.
3e nad^ bem ©^arafter ber mcnjcf)Ucf)en Siejiefjungen üeränbert aucf) tt.
feinen Snl^alt. ©ine geroiffe „3uocrIäfftgfeit" btibet bie SSorauöfe^ung jebe'3
ntenid^nd^en S?er!el)rö «nb ge5iU)rt awdf nod) beut get"^/ alleibingö üoriüiegenb
mit negatiüem 5"^ilt/ afö ©ic()entng t)or grunblofem Eingriff. 3Ko fie ganj
fef)It, ift ber 2Jlenfc^ oertiert. 3fieid^eren Sn^alt erhält fie im freunblid^en 3«*
fammen(e5eu ber 3}Jenfd)eu. Qebeä iöerfpred^en unb jeber 3luftrag legt ber n.
beffen, ber jenes gibt unb biefen übernimmt, eine befonbere ^cmäl^rung auf.
2lIIe Siec^tgoer^ältniffc beg priooten unb nomentlid^ bie beg poIitifd)en Sebeng
nehmen fie in Slnfprud^, ba (entere nt(f)t fd)on üon 9Jatur gegeben finb, fonbern
nur burd) ben bemühten unb fonfequent feftgeljaltcnen äöillcn ber i^eteiligteu
Scftanb unb Äroft erhalten. S3eiben 2;eilcn Hegt bnbei tt. ob; für ben
©c^roäd^eren ift fie ©rgebenf)eit unb Unteriuürfigfcit, für ben Stärferen i'eiftung
beö ©c^u^eiS unb ber SJorteile, bie er bem aiibern jugefagt \)ai. SivS 'li^ort
finft big JU einer rein paffioen Ergebung fjinab, bie uorbeljaltloiS auf ®nabe
unb Ungnnbe gefd^ielit. !Ja felbft ber, iDeId)er wom anbern mit ber beftimmtcn
2(bfid)t (Srgebung forbert, i(;n nid^t ju fd)onen, ruft il)n ju feiner ti. S^icfer
©prad)gebraud) ift bod) mef)r römifd) als* griedjifd). Sog SUort fann aber aud)
bie jarteften fittlid)en 5l?er()rtltniffe nennen, bie '::^^oIi)b überliaupt fcnnt, unb
nimmt bie »oUe .<pingabe «Ucö gebcnbcr Üicbe in fid) auf; aud) für bie äiüihavg
bw SJatcrö ift tvvoia xal ti. ba8 fie befc^reibenbe äßort.
B. SuDcrläffißfeit bcg SBorte«.
o Xoyof l/«t 71. <f»« TWV Ttidai ytyovoTuv 4, 33, 1; xal fir\v 10 7i«p'
ItvQinldri TinXtti xaXtiig ilQtiaO^at doxovv rort tSi uvtmv tmv tQyow tXaßt
tr,v n, 1, 35, 4; ro tifiiv fv inayytkdi xal (füan fiövov tiQi^^u^vov vvv (Tt'
Tiiaris bei ^olgbiuä. 569
itvTwv T<öv TigayfiuTiot' TTjv 71. iilT)<fe 7, 13, 2. 8, 4, 1; ai fitv ow ui.r}&os
ahicti Tov (5ffV ffw top Ilövtov aXd^ tiaCv, ovx i| ifinoQixdiv f/ovaai ^irjyrj-
fiiawv r^v n. äXi^ Ix rfg xarit ifvaiv O^ewQiag 4, 39, 11. 6, 54, 4. 18, 37, 3;
TU Tflfvraia yiyovora ixavr\v tcv naQÜaj^oi n. xoTg infj" rjfidjv (iorifj^vots
4, 33, 7; ßovlofifvog n. nuQaaxivüCfiv roTg fi^XXovai X^yiad-ai 32, 16, 2;
iva xal TU Trjg TiQoaiQtattag fxr) fxövov öiu Trig i^fier^nug unoifüatcog, ulXu
xul dl ttVTÖJv Twv nQuy[j.ÜTwv niOTfcog xvyyuvri 2, 42, 2; uvüyxri }.afißuvfiv
TTjV TlQWTrjV 71. T»Jf TiaQUlPiOlV 11, 10, 2. ^eiTgleid^e ovx iv fllXQol TtQOO'
Xafxßüvea&at Tr]r tov avyyoaiptcjg 71., t6 <f< 7ti.tiov l^ kvtwv tcüp TtQuyuuTWv
7ioi(Tad-ai Tug SoxiuaaCag 3, 9, 5; 7I(j6? tijv ^ E/txQÜxovg 7t. imtguaü^tvog
12, 10, 7.
Gs ift überaU bie Jotfacfje, bie bem ©ebanfen tmb 2Bort bie 71. gibt.
2lu(f) baö treffli(()e äßort l)at fie nod) nic^t an ftd) felbft, fojtbern empfängt fie,
roenn bie ©reigniffe e^ beftätigen, toie bcr ©ntfc^lu^ fie burc^ bie 2lugfü^rung,
bie @rma()mmg btircb bie eigene Öebenöfül^rung be§ ÜJJabnenben, ber aufgeftellte
öirunb bnrd) bie Setraditung ber 3Jatur erl)ält.
C. ^fanb, ©arantie, SBeroeiö.
tlalv h'öi/öfifvtti Ttiariig 00x01, Ttxva yvvaixig, to fiiyLOTOv 6 tiqo-
ytyovatg ßi'og 8, 2, 3. 29, 2, 2; tvdoxovfttvtti ufjKfortQoig 7t(aTHg 2, 49, 9.
51, 7; iTil idüv Oifayiwv Tovg ooxovg xnl lug 71. (fiäofui ulXr]Xoig 4, 17, 11 J
71. Si^övtti vTihQ daifuXd'ag 9,27, 11. 8, 20,10; tiSv iTinyytXiüiv 3, 100, 3;
XaßfTv Tug 7t. ^<//' t^ fir]Siva jUijJffl fivriaixaxrjoeiv 11, 30, 3. 29, 12; XaßeTv
71. Tug tidiofiivag 21, 9, 10. 4, 17, 9. 24, 6, 6. 8, 2, 2. 17, 9. 27, 8. 9, 31, 4;
noiiia&ai Tug 7t. 7iQ6g Tiva 5, 35, 1; Tld-ta&ai Tttaxtig 7t()6g rtva itt^Q t^?
ifiXlug xal avuuuxittg 3, 67, 7. 5,60,10; tix^nftv Tug 7iQ6g Tiva 7t. 24,6,7;
TtttQ ovötv 7toiiia&tti Tag 7t. 16, 13, 3; oatöv ioTi t6 rag iyyQi'cjiTovg 7t.
ßeßaiovv 9, 36, 12; nvnaxivuCfn' tug ixfytOTag 7t. 7i«p' uvdQÜnoig 9, 31, 6.
6ur]Qovg Sovvai 7tiaTfo)g /«ptv, 7i(aTiv tovtwv 15, 18, 8. 21, 14, 8.
81, 12, 2; ixuvi]v Tivc 7tuQfyta&tti niaTtv Tipo? ti 2, 58, 7. 52, 4. frg. 44;
^uStov vTtiQ tovtou Xnß(iv n. 18, 35, 7; avTod^tv fjf«»' Tr\v 7t. 12, 21, 9;
XQrjaua&at fiuQTVQfo) Ttgog Ttlanv twv eigrju^vwv 23, 1, 9. 21,9,4. 2,38, 11;
txavor vniiQXii TiQog 7t. 12, 20, 3,
TtttQttötly^aTu 7tQog 7t. 10, 47, 6; vTtodily^aTog xul 7t. 'ivixiv 6,54,6;
v7teQTi&ea9€a Ti]r 7t. Trg 7tQ0QQr)&fiar}g unoifuattog 7, 13, 5.
%\.xx biefen (^ebraud^ oon 7t. ift feine fovenfifc^e iserroenbung rcid^tig; e§
biente aXi tcc^nifd^e ©ejeic^nung für alle ^Berocigmittel, bie oor ©eric^t jur
SSerroenbung famen.
570 Grläutenmgen 2.
D. Ärebit, SJertvauen, bas mau bei anbern geniest.
fieytaTTiv riuQK rivi n. f/dv 30, 2, 1. 32, 22, 5; niartuig riy/üvecp
naqü jivi, vno rivog 6, 2, 13. 12, 14, 7; neotnoirjaaa&ai n. tikqÜ xivt 13, 4, 8.
24, 9, 6; Tttaiewg ilvriTioifTa&ai 2, 47, 5; öiogO^ovoO^ai Ti]v avTorv n. naqa
ToTs Ovnfxüyoi? 1, 7, 12 j yQr]aaa&ca ^A/caoJg y.a\ Ttj tovt(i,v n. 2, 39, 4j
Tov? loyovs TÜJv ilvTinoXiTfvofifPWv rjj tt. ixßa/.ei'v 11, 10, 6; /) ngoyfyfvt]-
u^vrj 71. 5, 2, 10. 7, 11, 6. 7. 5, 78, 4j ?] toj} ke'yovrog n. xai tj t(Zv Xiyofjiivoiv
likjl&ua 3,64, 11 J axontiv vnio TTJg töHv iyytt.QiaüiTiüi' tk^v tiqu^lv Tiiarewg
8, 18, 6j itiOTiv rtvl TiaQaaxsvttCfiv nQog rovg nokirag 8, 26, 7. 9; ovöavog
JsnsofvHv OLTS xttTtt Tr,v n. ovts xktcc Tctg Tincc^ftg 18, 55, 5; i<noß(t).(Tv
jrjv 7ittQ(( Tivi n. 7, 14, 5.
T} nuQ^ ixetvotg dnodoyi] airov xai n. 1, 43, 4 cf. 6, 2, 13; n. xai
dvva/nig 32,22,5. 13, 4,8 j r\ nQoaTuaia xai rj n. 1, 9, 2; avyyvo\ut] xai n.
12, 14, 7; r TT. X€u ai ewoiai Ttav nQayfiiawv 11, 10, 6.
Dbjeftiü geioanbt: rr]v TtQog rovg ixrog anävTriaiv a^Cav noieiaS^ai Tfjg
iyxfyttQiOfiivTig airo) n., «tT>j rf' ?ji' i] aifgaylg xai ro tov ßaaUecog awfxa
16, 22,2; ri rrjg iifoifetag n. eig roig tnneig avaTi&iTac 6,35,8; iyyeigiCfiv
Tivl javTTfv TTjv 71. 5, 41, 2; naottXaßei'v rriv 7t. tkvtt}v 8, 27, 8 cf. Ttaga-
).aß(iv Iv 7i(aTU Tr,v 7i6Xiv 7iaQÜ rivog 22, 22, 3. 2Bie bOö ^^fanb bev %Xt\\t,
fo l^eifjt aitd^ bog 3ei(^en beä 3}ertrauen§ ■^. S8. txx^ anoertraute 2lmt, felbft
7i(arig.
E. ^?ertrauen, ba'? man felbft evipeift.
(tfitTafiilr}TOv ttvToTg (oeaS-ai T)]v 7i. 24, 12, 11; Tiäaav (ig riva ilfa-
XQfuaaai Tr]v 7i. 8, 21, 3; fieyälriv evvocav xai tt. iveoy('(iea9^ai Tolg 7ioXtTixoig
xai TiQog ttVTov xai TtQog tu xoiva 7tQ('tyuara 10, 17, 15; uergl. bie ©teilen
unter D. ^oIi;b bat fomit ti. lueit bäufigcr für ba^jenige Si?ertraueu, boi? mau
bei anbern geniefit, gebraucht, a\i für ba^jenige, ba^ man il)nen enpeift. 'hieben
bem fröftig cntroidelten niartiHv bebarf aucl) 'i^olijb feine'S 'Gliomen«, ba^S nur
ben in TitaTtvetv liegenben ©ebanfen au«tbrürfte. Saö ift eine merfiwürbige
"parallele ^n ber (Meftalt ber f)ebräifd)en 9Borte.
F. überjeugung, 0en)if(l)eit.
OTl filv oirt' Tiiiai ToTg ovaiv vnöxHTai (f9oQ(( xai fKTaßoi.}], ayifiov
oi TtQoaJiT löyon>. Ixavr yttQ r Ttjg ifvadog dväyxrj 7iaQttaTtiaat Tr,i' ToiaiWrjp
7t. 6, 57, 1; TiHQttT^ov <ft niT»5f Ttjg ImoQiag txavi\v itaptarävai tt. roig
uxovovatv 4,40, 3; T»jf aQX'li ajt'oovfi^rtjg i] xai vi] .11' uui{taßriTOvu^vi]g
ovSi roip ifüg oiidiv otovrf 7iaQaiSoyrg tt$tu>{htlrai xai TttOTKog, orar rf //
ntQl TuvTTjg ouoXoyovfi^vrj TiuQaaxfvaaO^tj ioS«, tot ildtf xai 6 awiyrg
Xoyog i'tjiodoyrg Tvyyävn 7iaQa roTg axovovniv 1, 5, 5; TtttiTflwg ßQoyv n
POfitat^ov (it'fjßi'dltatJai tiji' xor« fJ^Qog laroofat' rtnög ii]v t(Öv oko))' IfiTiH-
nCarig 6et ^olpbiug. . 571
Qittv xixl n. 1,4, 10; jibqi ye tir\v rov nag' cXov tov ßiov il/.rj&evfiv /uey^aTrjv
inocr\aaTO anovdi]v. ToiyuoTOi ßQuy^a xai tu rv/ovra Kno(faiv6f4evoi fAS-
yöXr\v iyy.aT^i.fins n. ToTg uxovovaiv 11, 10, 4; oergl. bie ©teilen unter B
unb C. 2ln eine locfere, unftc()ere 2lnna(jme, nn einen (geringeren @rab beö
äßiffens ift nirgenbs gebadjt; n. i)at ungefd)iDäd)t hen S^egriff Öen)i^(;eit, Über=
jeugung. Xk logifd^en unb pfi)cf}oIogif(f)en Formeln ber '-:pi)iIofopl)en über ben
Unterfc^ieb ber ntarcg üon ber yvwfft? feit ^lato finb für ben von ^oU)b fid)ts
bar gemachten ®prad)gebrauct) fd)n)ertid} ganj bebeutungslos geioefen.
3)a fid) bie t)erfd}iebenen Sejieljungen beä ^^egriffe« gegen einanber nic^t
ifoHeren (äffen, finb bie Stellen bäufig, ido mef)rfad)e Sebeutungen bes SBorteö
anflingen, j. ö. bie tätig erroiefene ,S"uerIäffigfeit, boö auö ibr enlftebenbe 'Ver-
trauen unb ber mit bemfelben bem freuen ernjad)fenbe Ärebit, ober bie öe;
beutung ^eroeiö mit ber burd) ibn gegebenen £i(^erl)eit bee 'äBorteä unb ber
xi)x entfpredjenben 8id)erf;eit ber Überzeugung in ben i'efern.
tlniarta,
riv icattffCas Hmarlag dfii^tag Knavra 7i).rj()rj 1,67, 11; i^fQy(eC(0\}ai
umaTlag xcu fiTaog xa{h' faiTov 5, 98, 7; ovifig icv ixiau lig nQoSrilov
uTtiaiittv xiü xttTa(f Qovi^acv ttfioxfv iavTov 32, 8, 10; Ti&iig vno Tr,v otpiv
TT)v TMv 'Pwfitticjv 7tQaÖTi]Ta xai fieyaXo\l>v/(av naqu rtjv tüv Kag/ifdoviaiv
untariav xai ßaQvri]Ta, tüeil bie Martl)ager ©eifseln geforbert, bie SRömer fie
freigegeben l)atten 3, 9», 7.
ßovXoftii'Wv Tüiv (ivd-Qwnojv UT] fiovov {IxovHv <(li.(i xai ßXintiv tov
Xiyoi'xa diH ttju uniOTiai' twc avuyoQivou^viav 18, 46, 8.
maTtvuv.
A. 2lftiü.
niartviiv tj) 6xi'q6t)]ti twv rönwv 3, 67, 9 unb oft; to) ra^waintlv
1, 23, 9. 2, 10, 6; Twr? ix jmv rönwv icatfaXd'aig 1, 74, 6; raTg ;ff^ff/' 3, 10, 6.
14, 7, 5; Tf7 Ttvog avufittx'ff 3, 15, 8 cf. 10, 6, 2; tj rivog itfeSgeia 24, 12, 2;
rrj nuQovaUf rivög 3, 40, 7; tiZ 7tXr,&(i twv a(ffvdovr}T(äv 5, 52, 5 cf. 11, 32, 7.
33, 3. 15, 13, 2; rafg iunfigfatg twv ^yffAÖvtüv x(d raTg tlgiraTg 11, 29, 6.
5,20,7; t;] t(j)v noXtrüh' ivvoia 3,34,7 cf. 5,20,5; rar? avv9-T]Xiag 5,37,4;
rlai TtiaTSvaag uvögäai xai Tonoig ^Avvlßctg imßuXtro xaraXinv tt]v 'Poy-
f^aiarv Swaareiav 2, 14, 2. 15, 1, 9; niaTSvaavng ^ui/atfi} avtSi^avio rov
nöXffAov 4, 48, 13. 11, 29, 4. 5, 60, 2; airKTi ntauvttv zal roTg ^Qrif^aacv
6, 2, 10 cf. 16, 30, 4.
'^solijbö moTivaai ift fomit feinegioegig ouf hai @ebanfenleben eingefd)rän{t,
fonbern ift bie :öafiö ber (£ntfd)lüffe, beö £>anbeln^ unb ber Sßagniffe. Xa^,
worauf nmn fid) verlädt, tritt ftetö im 3)atiü an. Sie Sn^fil^^t fann fid)
572 Erläuterungen 2.
ebenfoiuoftl auf Sad)Iicl^es, S^eft^, g^rtigfeiten, 3>orteile aller 2(rt [tilgen, a(§
auf -^^erfonen unb beren .'öilfe.
T^ Tii/jj nianvuv (@egenfa§: voiv ('xftv) 10, 3, 7; ov t^ tv/rj maraiHv
ukltt ToTg avkXoycafiorg 10, 7, 3. ^n ber 9iicf)tung biefer J-oruieln läge aurf):
ToTs 9(oTs TitaTfvHv'j allein ^)^oh)b l)at mc()t§ ä()nlicl^ee, raeil er feine @ötter
me^r ^ot. rvxrj ift bie 3)iad^t, bie über bem 33eicl^lie^en imb öanbeln ber
a)Jen)d)en ftef)t, unb biefe bietet fid) einer üernünftigen ,3"öerfW)t nidjt alä ©tii^-
punft bar; ba fie üielmef^r M^ menfd^Udie .'öanbelu unbered)enbar burd)freu',t,
gilt eä: t^ '^^X^ umaTiiv 1, 35, 2. 15, 15, 5.*)
35er 35ati» bejeid)net aud^ blofs ben 2(nlafe, uidjt ben Örunb ber 3"-
oerftc^t: t^ tov 'Poitov toA«^ maTtvacti^es xitl n}.e(ovg tlnfOi'iQQTjaav t6
naQankr,aiov nocsTv 1, 47, 3.
Cfjne 2)atiD: 3)Jit bem Äopf beö 30Jad)onibaä eilen fie ber -^Ujalaui* nad)
^ngiv TOV TiiOTSvaavras m fxaXXov clvvTionTwg y.al Ted^aQQrjxörwg Tiotrjata&at.
TOV inc^icoyuöv 11, 18, 7; L^/atö? xal Jt« twv avaxQiaioyv twv tov ^^Qiavov
y.al finhara äiic tmv naQu tov Ntxo^ayov avv&r]^ui(Tü)v TttOTtvaag 8, 19,8;
JiuTJcaTwv i^rja^a Tag xaTie f^^Qog inivoutg avTwv. fifTu <ff TavT« ntOTevaag
xai vofxd^oiv b)aavtl avv &fio yiyvta&ai Tr]v InißovXriv 8, 19, 3; inl Toaov
TiiaTevfiv (OOTS 3, 52, 7; O-aQotTv xal niOTtvitv avTov avvsQyiiv s^fiv voui-
(ovra ciXTj&ivufTttTov 3, 11, 8. 4, 17, 11.
2)ie .3"i'frfid}t lüirb in einer beftinnnten ^)Jid)tung auf bie ^erfon ober
©ac^e bejogen : jemanb trauen: Toi^g 6t TuaTivomg wg vnrjXLOcg xal (fO.otg
alr,&tvoTg niiv to naQanlnTov i^ hoCfiov naQttyyilXav 3, 12, 6; öiu t6
ui'cXiaTtt TOLTO) niOTSveiv xal ^Qrja&ai tiqos Tag iTiKfaviaTcaag TiQa^Hg
18, 17, 1. 1, 79, 12. 80, 3. 8, 19, 5; tx^ n. ToTg Tvxomvv S), 14, 3; .ujjrfM
n. (iifif{ü)s 8, 23, 11; to firjievl n. tig TiXog auQaxjov 8, 2, 2; ^h/.v^ xal
uxQ(Twg mOTtvoag olg 'r\xiaT ix^r\v 8, 1, 8; n. rrj naQOvOij xaraaTaan
4, 7, 7; urj n. rj; vno tov OTftaTrjyov yeytvtju^vij (fiXavO^oconta ngog Tovg
ttiXfiaXünovs 1, 79, 11.
fy^üQ^Cftv aifitg avTO) xal tj. 21, 2, 10; näi^Tag tvvovg aiToi xal
TtiTiiaTtvxoiag f/Hv 5, 57, 8.
TOVTfi) intniariiixii xal iSifTtTaxro ntQi rr\i oXtjg inißovXijg 16, 37, 3;
'iva xtt'hOTavHv aTQaTrjyov xal tovto) niOTtviiv vntQ nov oXtjv 2, 43, 2.
22, 22, .{ ; atfäXXnv Tag tojj- mmfvaavTtar iXnlüag 11, 2, 11. lO, 25, 9. 3, 81, 8.
n. ^ot feinen Sejie()ung«(punft im "Bort unb in ber 2üal)rne()mnug : rx. roig
»Idoaiv jfiv CiXii^uav 15, 2H, H. 34, 5, 9. 8. 31, 14, 5. 34, 13, 2. 7, 3, 4;
') ^}[\\d) im '•)3Junbe bor (^hied)en mar ninTtvHf nid)t immer io uöllig uon
ben Woltern abgelöft. ntaitvaag roig fhioig ti'xov fagt v '■ii bie lipinomic*
980 c. 6o fonnte jeber fpred)eu, bem bie Wöttcr ali I;ilfreid)C "JÜMdite galten,
duf bereu tfingreifen er rertraut.
niaTtvuv bei ^^olpbiue. 573
niartvaai ToTg ygatfo^^voig 5, 42, 9. 3, 26, 5. 75, 2; ot mniaisv-
y.oTig Toig ttgriuivoig 9, 33, 1, 10, 38, 1. 16, 11, 6; urjSevl twv Xtyofi^vwv
o^twg xai uxQijojg n. 4, 85, 4; oowvrag ro ytyovog fir] niaTtLHv Toig avfA-
ßadovai 5, 18, 10, C^lie ;X)atiü : ot 3t Trjg InuyyiXCag /utp aafxdwg ^xovaav,
ov u}]v In^aztvöv ys 1, 46, 5. 15, 28, 6. 23, 4. 38, 5, 5; t« nagu (fvaiv
ytyvoutvn xcti nugu xt]v xowijv ivvoiav rojv uv&Qomwv üg tma^ uiv xaX
TiQOJTOv anovSuLOfiev u fxiv föeiv « 3t uxovoat yuQiv tov yvwvKi ro fxr\
3oxoüi' 3li'(ct6v tlvut SiüTt ävt'UTov iarir, orav 3i niaTivwfiev, ovieig roTg
nttQii (fwaiv iy/Qovt^(ov ev3oxfi 15, 36, 6.
3Jlit 3t.oTi unb ort: ntgl nüiTtov ^Itj/^rjTQio) niOTtvti 3i6ti tu uiv yt'yore
TU 3t tarni xa&üntQ 3i'xaiCv iari yCyvtad-ai 24, 2, 9 ; niartvaag evrj&tog ort,
noii]öovT((t, Ti]v inüvo3ov 4, 10, 1) fii] n. ort vtvixrjxaatv MOll bell X()ebancrn
auf bem 2c()la(l)tfelb von X'euftra 2, 39, 8; ovx ur ti/tQwg 3vvaiTo -n. 3t,iTi
10, 47, 9. 8. 18, 34, 7. 40, 4, 7.
wg, mit <\hS. (yeit. für bie illuforifcfie 3uöcr|^t : nQoyji'Qwg martvaavrtg
wg untyiojxöiog ßoriOtiv FaQavriQiSog 5, 72, 7.
Acc. c. Inf.: niaxtvovrtg uno tov xQariarov yCyvta&ai ttjv iTtißolrjv
8, 19, 4. 12, 11, 3. 25, 8. 5?i^t.: ontQ ov3i niOTSvaai ou3iov 1, 38, 6. 3?a§
ift bie einjige Stelle, bie ftd) einem tranfitioeit ©ebvauc^ xxäijext. 2^ie (yormet:
„ctiüaä glauben" finbet ftd) bei ^olt)b nid^t.
S)aö 3Bort be3eirf)net nirgenbe eine befefte, innerlid^ gebrochene Öen)i§l)eit;
eö ift babei im Gegenteil an eine ben 'JJJann beroegenbe Überjeugung gebadjt.
B. ^^affiu.
9)Ut perfönlirf)em Subjeft: uv3Qfg ngtoßvitnoi xal [xüXioTa niOTtvö^ivoi
16, 31, 4 ) iniOTtvovTO naqu Toig TaQavrd'Otg 8, 26, 10 J vno t^? twv
TitaTiiD^fi'TWP u&taiag i^TTTjd-ttg 8, 23, 10. 2, 5. 2, 7, 9.
TitartvtaO^ai ntgl töjv oXiov 13, 2, 3 J o ntniaxtvfJiivog nagu 'Pwualorv
3, 69, 1. 8, 20, 6.
ntmaTtvai^al ri TtZv (fvXaxrijofcov 8, 17,5; rtiaTev&jjvai Trv inifiß.uav
xwi' olb)v vno TOV ßitoiXsiüg 31, 26, 7; raXävTov fiövoi' niOTtvxi-ijvai 6, 56, 13 j
Trjg KvTiQou xai TÖiv iy tkit/j nQoao3(xiv 18, 55, 6.
TiQog ro maTtLfa&ai 3i6Tt, nguTTti xutu xiva Xöyov 32,21,9; 18,45,9.
9}Jit facl)licl}em Subjeft: 3iußoXr\ moTtvofit'yt] nao Ivioig 18, 45, 8.
27, 13, 14. 11, 25, 9; ovy evexa Tilg TTi&avoTTjxog xwv eioriin^vwv uyojviwv
f^ij niartud-ij nagü rtat 3, 9, 2; fit) yuo ytvoutvov Toitov (bie 9iieberlage
bee ^^erfeue) xai niOTtv&^vTog ovx uv fioi 3oxfT nfiB^nQ/Jiaai roi^g iniTUTTo-
fiivotg ^AvTioyov 29, 11, 13; xccxaTittprifitaxat xai ntniaxevxnt nagu xotg
BaQyvXir\xaig 3tÖTt t6 Ttjg *AQTfui3og uyuXfxu ovts vifftTat t6 Ttttoünav
oiTt ßni/tTKi 16, 12, 3. 2luct) l)ier liegt ber öebanfe : man glaubt eö nur !
574 ©rläutentiujen 2.
md)t in ber 3ßaf)l beö 3ßort^, uielmefjr Jüirb bamit gejagt, bttfe bieg ber bortigen
Seüölferung als imbeftreitbare 2ßa^rf;eit gilt.
3)iit Acc. c. Inf. : Jlrokifimog 6 2iwaißiov nuQrjv ruita naiia tl^rj-
koixöjg xal ntniattvfxtvos avxov fxtv UvÖQa yfyovfvat Sia rrjv IxSrj^lav xal
diu rö MuxtSöoiv wfiilrjxivai, rovs öf xarä rrjv ^Akf^icvSQftav (h'äQanoSa
xal ßXc'cxas dtauivHi' 16, 22, ö. ^aö pafftue ntmOTivu^vog rairb f;ier nid^tS
anbereö bebeuten alä überjeugt fein; üielleic^t ift aber mnnafiivog ec^t.
uniaTtTv.
toig ^A/tttois iintOTiiv loegeit maugeinber Übung in ben SBaffen 4, 7, 6.
22, 7; (foßsTad-ai oidivu nlrjv rovs O^sovg, uTnavtiv öh Toig nXiCarotg riüv
naQovKüv 18, 1, 7; äniax^iv avro) xal (fvXiaria&ai 9, 18, 9. 5, 87, 2. 5, 10.
3, 35, 4. 60, 8. 98, 1. 10, 35, 6; untattiv r7i ri/rj 15, 15, 5. Dt)ne Satio
auö @pic()armog : vä(ff xtu uifjivaa ämaniv 18,40,4 unb 31,21, 14. 3, 11,9;
lov Tovg fiiv ixnkrjTTOuf'vovg ttjv uatßnuv roig d' aTttaTOvvrng rovg 6 ttya-
vaxTovvrag inl rofg yiyvoutfotg TiQoOTQf'/fti' 2, 59, 2. 3, 41, 8. 11, 3, 4.
15, 28, 6.
9Rit 2)at. unb 3"f.: laTot'ßlwaav noikovg, olg tjniartjaav t/Hv xrxov^-
fii'l'OV (flCKfOOOV 4, 18, 8.
&avuuCovTfg t6 yeyovog rjntarovv rofg 6gw/iitvoig 8, 23, 1; ro} dk
fiiy^O^H Trjg raiptag oi/Jaf^üig uniOTririov. eltjxi-eg yäo 4, 41, 8. 3, 61, 1.
hl fjiiikXov Tinlaxii tu kiyo/neva rtfol tov Uoovaiov 32,26,4; t(g yuQ
ovx av ajtiaTr\aai nüig Pcofxawi nokXuTg rjTrjue'voi fiü^atg ou(og ovx tixfiv
oioh^ rjaav 9, 3, 6.
iknig ftniaTovfi^vrj aXlriXoig 10, 16, 9.
icniarefv folgt foniit allen '-i'enuenbungen oon Tiiarfifir, unb bicö nicf)t
nur mit bem negatiuen begriff, bafj 3"U6rfi^)t> i^ertrauen, (>Jlaubc nict)t bo
feien, fonbern alö bereu uoUeö (Gegenteil. (SS nennt bie SBeforgniö unb 'iDhtt;
lofigfeit, ben 3lrgiDof)n unb SSerbad^t, ben 3n'C'f<'I i'"J> i*ie llngeioifUjeit.
Äompofita.
JianiaTtvHv tt]v Inl TttJt tov Tuvqov dvvaOTtlav l;//«t((5 ö, 40, 7.
xnxaniaxtvHv Tmg Idlaig dwä^nai 2, 3, 3; roig atfir^Qoig not'iyfiaai
8, 80, 3. 70, 7; ToTg nuQovai xaiQofg 5, 34, 3.
TiQog Toi'e filv vXtt)dng Tonovg vnönttag ti^ov, TOig dt inmiSoig xal
U'tXoie untnlartvov B, 71, 2.
xttTtt- unb i\nontar(vH%' fc()eincn eine tabcinbc ^rtrbung ,m« baben: fo
tiauen, bafj nicl)t« alö ,»juücrficl)t übrig blieb unb alle i?orfid)t unb Mlugbeit
oerf(i)rounben ift.
Jianiarth' t(XXt')Xot{ 4, 71, 6. 8, 23, 9; tov Tonor imomtiinv xa) nutil
Tili ifutt'out'viit iiamatth' 15, 21, 6; rj) n';f;; 1, 35, 2; ToTg atftT i-'ftoig n^äyfiaai
tt^toniarog bei 'ipoltjbiu^. 575
25, 5, 8. 16, 24, 2. 1, 67, 13. 5, 40, 2. 61, 5. 47, 5. 52, 4. 13, 5, 1. 31, 6, 5.
20, 4. 35, 3, 6.
D^ne 2)atiD: 2, 21, 5. 36, 6. 8, 19, 2.
dittnootiv xal diaTnarelv 1, 78, 5. 32, 13, 9. 15, 21, 5; ivXaßtia&ut
xttl ^tantOTtiv ToTs Xeyou^voig 3, 52, 6. 4, 8, 12. 12, 14, 5.
3JJebial: to noXv fie^ng twv ilv&Qwnwv iStuTiiorovfxtvov xai doxovv
(oaavH xa& vnvov iIxolhv tcjv keyouii'wv dta io nttQado^ov rov av/n-
ßaivovrog 18, 46, 7.
maTbHSaaf^ai.
Sle^iprof: Triarwaä/ufioi tiiqI tujv oXojv ngo; (I/LXtjXoiis icp^ to 18, 39,6.
3Kit fadjlidjem ober perfönlicf)em Cbjeft, bie ©acl)e geroifi, bie ^erfon
juöerläffig machen: tovtov Siu nXuövoiv l6yon> TiiaTwaii/nivog xal nagn-
axevaaag ihvovv avr^xal nQO&v^ov 8,17,2; Tnarioaaa&tu zug nQOTiiPouf'pag
JtOQfdg 1, 43, 5.
(IStcntaTog.
ttvijQ lt. 11, 10, 1; TO Trjg inayytXfag d. 3, 44, 7; nävTtjg Ivc^laafitv
aiT^v (bie Tafel öannibalö) ntot ye twv TotoÜTütv ä^iiTnatov tlvat 3, 33, 18.
ol tcSiOTtiartug xptvSoufvoi TÜiv avyyQatptiov 3, 33, 17 J ravTa Xiytiv
avTov oiTMg u^tontOTwg (uari 12, 8, 3; it^ioniaTtog ivieig rag xar avxiuv
dtttßoXi'tg 28, 4, 10. «. t)at fic^ nod) mel)r a.\i uiarög auf ben blofeen ©c^ein
befc^ränft, loeil eö bag Urteil über bie 3"i'erläffigfeit beö anbern aitgbrücft.
Tiiaiüig ifxvdfad-ai t)ätte '•^olt)b fd)n)erlid) gefagt.
xnTttiioTiiaTtiafhat rolr TriXrxovrwv uvSqmv 12, 17, 1: il)ren Ärebit
untergraben, il)re ©loubjoürbigfeit beftreiten.
II)ie mit bem begriff oerbunbenen ^^räpofitioncn finb fomit folgenbe:
ber, bem bie 3"Wfrlä)figfeit enoiefen rairb, loirb mit n^ög eingeführt: i] ngog
Tiva Tl.; dioTr\Qttr Tt)p n. Tigög Ttvn; n« :ro6g Tivn niOTfig; ri&fa&iu ntariig
TiQog Tiva.
(ig ftet)t in folgenbcn JBenbungen: ilvaxofuüaai it]v n. ttg jiva 8,21,3;
avari&tvttt, rijv n. (ig Ttva 6, 35, 8; lxdtafx(v(iv Tt]v rivog n. (ig riva 3, 33, 8j
avttXaß(i'v rrjv n. (ig ainov 6, 9, 3.
5ür ben, bei bem man Ä^ertrauen finbet, ftel)t nagü: ntaiiv */«v nagü
Tivt, ni(TT(v(a&ai. nagü rivi , 6 7i(7iiaT(i\u(vog nagä ^Pw^iaiiov 3, 69, 1;
feltener inö: Tiiardug rvyxüvdv vnö rivog 12, 14, 7; niaT(vd-r\vai ttjv ini-
/n(X(ittv TMv oXcov Ino rov ßaatXs'wg 31, 26, 7.
5ür ben bie Treue l'eiftenben fann ix ftel)en: r] (x rtvtov niajig 24,8,5.
7, 1; DCrgl. ^/ftv Ti]v n. f'x nvog 4, 39, 11; niar(vovT(g ix twv Siant/iTiO'
fi^viov Tfj nagovaüf twv Kng^i]Soviwv 3, 40, 7; tmiartTv iivi fx zivog 5, 5, 10;
niOTov y(yv(a9fti ex Tivog 38, 3, 11.
576 ertäutenmgen 2.
^ür ben ©egenftanb, an bem n. enuiefen tüirb, ftcl)t rngt: i] tkqi toi?
nQtaßtvTug tt. 15, 4, 10; JifQi rijg BoiTTcevtxijg niJiiaTtvxkvcii 34, 5, 8.
16, 37, 3; niOTwaaad-ai, neQl töjv olojv 18, 39, 6.
9ln niOTHs tritt ber ©egenftoub, ber burd) biefelben gefid^ert loirb, l)äiifig
mit vne'o an: Ti&taO^ai nCarttg vntg rfjg qi).iug 3, 67, 7. 9, 27, 11 cf. 18, 35, 7;
niarevHv rovro) vniQ tCjv oXwv 2, 43, 2; ober mit in(: ntarng laßeiv ini
TovTocg 8, 27, 1; i<f o) mit S«!- H, 29, 12; marcjatcaara iq" o) 18, 39, 6.
z/tK ftel)t bei bem, ma^ ßxitxaimi wedt: cTt« rwr uvaxQiatwv niartvaai
8, 19, 8; f)äufig bei amaxeTv jur Stngabe beä a)JotiDö.
93eac[)te aurf): r\ niaug xsTrai iv ToTg inoutvotg 9, 14, 3.
Ser @cntttD tritt an niarug, nCang im Sinn üon Unterpfanb, ©arantie,
Seroeifö: niarug rwv inayyfhwv 3, 100, 3; niartg rfg TTQog Tic fxdXovxa
xoivcoviag 2, 52, 4; tovrwv nCaxiv ftffQe 38, 5, 4; ngl. 23, 1, 9. 21, 14, 8.
frg. 44. 3Cu(^ ber objcftit) geroanbte 3>ertrauen§6egriff erl)ält il)n: ri rfig
i(f.o^fcag niarig 6, 35, 8. 2lnberer 2lrt finb bie %ä\ic, roo uor nCaug ein eine
2:ätigfeit benennenbeö 9iomen ftel;t, ju bem brad^ptogifd) ein auf beibe bejogener
GJenitiü antritt: r Ton> xoivtäv ngovota xal n. 6, 9, 3; ?] rätv okojv ifinugia
xkI 71. 1, 4, 10.
3iur an jwei ©teilen tonnte an einen fog. objeftiuen C^enetiu gebadet
werben. 35er Senat, fagt ^olr)b, entfcfjeibet über mannigfaltige Jintereffen; benn
er Dcrgibt bie Steuern, beftellt bie 9iid)ter uff. Jto niaTsg etg tvv ravTtjg
niortv Ivdtdifievoi xa\ ötdiöng xo xj)g /Qtiag aärjlov evlaßdig fj^ovai nqog
xitg ivaxuaug xal xag ilvxinQaUtg xwv tJj? ffnyxAiiroi; ßovltifxaxcov 6, 17, 8.
Stucl^ l)ier wirb jebod) nid)t an bie n., iüeld)e bem Senat enuiefen luirb, fonbern
on biejenige, bie er felbft gen)äl)rt ober uerfagt, gebadjt fein, bie I^ier in feiner
3(utorität, fraft beren er SJorteite jujuracnben oermag, beftel)t, fo baf( Sßenbungcn,
roie xtiad^ai h xTi xivog n., nuQa).aßttv eig xi]i' n. unb (iljnlid)e^ }u t)ergleid)en
finb. 'Jluc^ loenn pon Scipio gefagt mirb, er Ijabe nie nad^ bem Aiönigtum
gcftrebt, fonbern ntQl nlehvog ijioivaaxo xfiv nargiäa xal rr.v xaCxrjs ntaxiv
rf\g ntoißlinxov xal fj.axaQiaxijg 3vvaaxe(ag 10, 40, 9, lüirb bie tlberfcluntg
fides erga ipsam ungenau fein; bie n. luirb aud) Ijier nidjt ScipiovJ X'ciftuiuj,
fonbern bai* uon ber naxQlg i^m geroä^rte &\xi, in roeldjem ber Sol^u feineg
£ebenö liegt, bejeid)nen; fic meint bie 3ld)tung unb Slubrtnglidifcit ber 'i?ater=
ftobt an iljn. Üüeil n. baöjenigc nennt, luorauf Scipio* JJJad)t bcruljte, bilbet
flc ben roo^lcrroogenen ÖJegenfa^ ju iwaarefa. ©in ftdjereä üBeifpiel, luo fic^
on 71. im Sinn uon Xrcuc ober ÜUn'traueu ein objoftiuer Wenitiu aufdilöffe,
liegt nic^t vor.
nCaiis in ber griec^ifd^en Si6el. 577
3.
Ttlotig in der griechischen Bibel.
2Bä^renb bie anbem 3ßorte ber 3wocrmt in nenot&evai, ilniCuv, vno-
fi(vuv \i)x gvie(f)ifcf}eg ©emanb erhalten, ift pxj3 ntOTÖg unb j^pKu marevHP
b\^ ju ben vöaot niaxai, 2)eut. 28, 59, bem vSiaq ntaröv, ^ef. 33, 16, unb
bem Stoffe, n)e(cf)eö ov fit] maifvan, $iob 39, 24. Sag in pNJ ber ©ebanfe
^uuerläffig unb fid)er rcerben, fo bot firf) bnfür maTcj&^vat bar: ^f. 78, 8. 87.
2 ©am. 7, 16. 1 Äön. 8, 26. 1 (£()r. 17, 23. 2 6f)r. 6, 17, »ergl. ©ir. 27, 17. 29, 3.
npN imb DJI^X ft»b analog roie im 2(ramäifd)en unb fieser aud^ unter
feinem (§inf(u^ gefpalten roorben. 3Bo an bie @efinnung unb an boö üBerf)alten
beg a)tenfc^en gebadet roirb, tritt nfarig ein, 3)eut. 32, 20. 1 ©am. 26, 23.
3er. 5, 1. 3. 2 Äön. 12, 15. S^ab. 2, 4, of)ne ba^ ber Überfe^er ju einer
©rfjeibung jroifc^en ber aftinen unb rejeptioen gorm ber riJIDN genötigt roar,
ba aud^ nfaits bie beiben Seiten ber men)d)licf)en ßemeinfd^aft umfafit. SBenn
bagegen nON bie 3Uifrid)tigfeit unb 2ßal)rOaftigfeit bejeidjnet, ober biejenige
ßigenfd)aft beö Sßorteö, njeld)e i^m burd) ben Seroeiö, bie Unterfud^ung unb
bie eigene (Srfabrung juioäd}ft, ober loenn e^ ben ©egenfa^ jum täufd)enben,
»ergänglid)en ©d^ein anöbrüdtte, fo bot ftd) für fie dkt'i&Hu bar, auf roetc^eö grie=
c^ifd^eö !l)enfen unb Sieben übcr()axtpt fd^rcer üersid}ten tonnte, ©o roirb ipn
nONI übenuiegenb tXiog y.al dlrid^Ha, ber nCN li^^N ein uvrjQ ilXij^Tjs,
^hl). 7, 2, ber ncx t'X o »to^- t»]s uh]»i(tti, ^f. 31, 6. 4?on ©otteö niaris-
ift in ber ©ept. nur üereinjelt bie Siebe, M. 3, 23. 3er. 32, 41, roeit weniger
f^ftufig alö in ben iJ^argumen oon ÖJotteö ^l^D^n« 2)agegen f)at and) bie ©ept.
9f6s mat6s, 35eut. 32, 4. 7, 9. 3ef. 49, 7.
©c^on auf gried)if(^em !öoben loar dXri&ivög'. „loasi 9{rt nnb Söefen ber
2iBa()rl)eit an fid) Ijat", ju reid)em ©ebraud) gelangt für ba^, rcaä mit fräftiger
©nergie ber (STiüartung, bie eö erregt, unb bem Skmen, ben eö \)ai, entfpridit.
©0 fagt "^otljb ifößoi älri&ivöi; 3,75,8; ,w«/»j tlXrjd^ivt] xal ßiiQßagixrj 3,115,2;
ßioi ((Irj&ivoc: 1, 35, J*; zotr»}s illr]9^ivoi rov ßeXriovo^ 1, 35, 10. 2)a^er
tonnte ba-J 3Bort jur !öefd)reibung berjenigen il^inge oerroenbet loerben, raeldjen
nON cilö il)r "Il^efen beigelegt juar: xQian ulTi&i,vrj, 3ef. 59, 4; nöhg dlTj&ivt],
©ad^. 8, 3; ((ItjOtvos ö köyog Xan. !Jf)eobot. 10, 1 ; ßovltj (llti&ivi^, 3ef. 25, 1;
ufijiüog dXrix'hvri, 3er. 2, 21; unb für nCN 21 im ©otte^namen dlTi&ivog,
©f. 34, 6, uergl. 3ef. 65, 16.
3lud) in ben jüngeren Überfe^ungen teilen fid) nt'an^ unb uXlithna in
bag (Srbe oon HQX unb n>1DN. 3Jergl. 1 9)tf. 7, 18: dX^&Hu xal xQi'ai^ mit
" v; T v:
© (glatter, ^cr C^)laul)c im 9u Tcft. 37
578 Erläuterungen 4.
14, 35: ri diXttioavvT] xa.1 t] nCatig'^ ©ir. 7, 20: iv cc?.rjdei'(c IgyaCead^Ki mit
41, 16: niaxu evdoxifiiiad^at] 5ßf. ©al. 17, 15: i/sog xal (}h]&ii.n mit 17,40:
TiißTis xal SixacooivvT]' 14, 1: niGrog KvQcog^oTg uyanMaiv amöv iv d/.TjO^etic.
Sn ber oept. teilt fid) mirf) nod) öixcaoavvi] mit beu beiben anbern
SBorten in baö @e5iet »on fiCN/ t>a/ luo fie auf bie %a{ unb baö @erid)t be=
sogen ift al§ i^re ef;rlic^feit, ugl. ßj. 18, 21. 63. 18, 8. ©ttrf). 7, 9. @en. 24, 49.
®§ ift nid^t bebeutungslos, ba^ uk^O^sta ein §flitpt5egriff in ber ©procl^e
ber griec^ifd^en ^"^enfcl^aft geroorben ift; eä oerl^ielt fid^ jur iübifd)en Sprache
boppelfeitig, gebenb nnb empfangenb. lUi^O^rjg jielte uon 3lnfang an auf bie
:öefd)affen()eit ber Siebe, bamit and) beö Senfenö, unb loenn ec^ audj auf ©ad^;
lid^eg übertragen roirb, fofern aud^ ben S)ingen unb 3]erl)ältniffen „SBaljifjeit"
jufommt, roenn fie il^ren n)irnid)en Seftanb offen jutage geben, fo be[;alt ("drifhfiu
bod) eine engere 33ejier)ung 5um ©ebanfenlauf, alg fie n?2N nud) in feiner ab^
ftraften ©eftalt befofi. 9htn erft Ijatte ber S"i'e ein SBort, baö augbrürflid^ bie
.'öelligfeit unb Diid^tigteit be§ (Srfennenö unb Siebeng bejeidinete. Slnbererfeitg
rourbe ber 3BaI;r^citöbegriff baburd) nertieft, ba^ er in bog ©ebanfengefiige oon
DDX eintrat. @r war baburd^ nid)t mel^r Blofi alg ©igenfd^aft om i?orfteUungg=
lauf ber Iogifd)en Spf;äre 5ugeteilt; benn jene „3ffia()rf)eit", iüeld)e bie ©rbin von
n?2{< ift/ rairb nid)t nur gebad)t unb gefprodjen, fonbern getan. Sie ift jum
Sßißen in enge Sejicljung gefegt, fo ba^ in i[)r ein @anjeä gebadjt ift, baö
forool^l ba§ ®rfennen beg 3)ienfd}en a(g fein SBoUen erfüllt, unb fomit fein
gefamteg Sßefen burd)leud)tet unb regiert. So reflektiert fid) in bicfen fprad)s
gefc^id)tlid)en ÜJorgängen ber gro^e n)eltl)iftorifd)e '^U-oje^; ober rid)tiger ge=
fproc^en, aug bergleidien f leinen SJJomenten fe^t fid) ber n)eltl;iftorjfd)e (Sffeft
jufammen, ber ben geiftigen ©rroerb beg Ch'ied)entumg mit beni, uhk^ auf bcm
33obcn ^gvaelg genjad)fen loar,- jufammenfd)niolj.
4.
PhllOS nioTig^)
aotfov xal nidxui' fxh ivqii'v tva fxövov fgyov, ifavltoi' ift lo nlfjf^'Og
uvuQahfiTftov \, 64, 22 cl'. 2, 272, 18; maTol xQiiyivxfg 1, 289, 86; vü^utov
ttQUJTui tf'vXaxti; xal Ifluiv niajol rnfifai 1, 369, 3; fxvrjfxrj tfvXaS ntffr//
1,204,17; niOTui rovxov fiÜQtvi o »-o/iOiVrijc 1,166,36; niau'ntoug ()j}J*K"
rifriYiirti'i yvtnQt/xov fittQTVQti^v oon 3lriftotelcg in bejug auf fein .B^WÖ'»*!' i«l'*-'i"
'» Tic i^aOlcu bcMcf)cn fid) ouf a)Ja«gci).
uniOTog 6ei ^^i(o. 579
^laton 2, 490, 28; ntarov y.al tovto (Ivnfatvno oom britten am S)ornbufd)
ÜJJoje gegebenen 3eW)en, ha^ erft fpäter üoI(5ie()bar ift, 2, 93, 38; maioreQu
oif/ii wTMv 1, 369, 13. 2, 124, 1.
o d(y.aiog Nws, '^ßgactfi 6 niatög 1,259,23; d^tog 6 xal TiQog ulrj&fiav
fiövog niarög 1, 486, 3; n. fxövog 6 ^eog xal et reg &eo) ifClog xaO^üjitg
Muarjg 1, 128, 1; ipfvöwvv/noig nccfrov ulrj&r} &iuv avyxgi'vnv 1, 364, 8; 6
&(6g xai liywv n. iort 1, 181, 35; ov dt oqxov n. 6 i^fö? ilXXa öi avruv
xal 6 oQxog ßtßatog 1, 181, 39; o marog rov &sov ßafxog 1, 190, 23.
'Jlmn. 12, 7, baö 2ob »Jofeö, jitiert: 1, 132, 44. 108, 10. 78, 22. 128, 1.
Seut. 32, 4 {)^f6g niOTog jitiert 1, 606, 12.
/laßld TifQiovTog ov3' oi ngonannoi tovtcjv i'jaav niOTwg ysytvrifiivoi
1, 427, 23.
uniatog.
ua(ßf(ag xal uO^foTrjTog haiQüi ngog dt rovg ouolovg itniaroi
1, 368, 38; if/fi'SoQXüTurog ilmaTuTaTog 1, 412, 14; uavfitfiovog uTnajog
unH&r\g 2, 268, 42. räiog JiQog Jui.Xa nüvru rrjv (fvaiv unioiog log tl xu(
Ti XQTjaTov iQyäaaiTo [ittavotiv fv&vg 2,595,31; o/ aniGToi olroi, bie Äoro-
cl)iten 2, 178, 16.
uTttOTog il fii] mniajtvxa xa) vvv xiti ut) Tug tov d^fov )^ünirug
tl(fOüvü)g Toh ((Sioig TiQoav^fiea&ai 1, 119, 31; xtiv d uniOToi, ytyövaoip
Tivfg 2, 546, 7.
yt'veatg t] nüiaa ii fuvtrjg uTnarog 1, 486, 2; uxorj tj uTnarog xal
liß^ßaiog 2, 10, 24. 358, 13; n(mig antarog 1, 665, 2.
2)0^ ber SDlenfd) baö 9Jleer befäbrt, ift t6 nävriav ilmaiÜTaTui' ngay-
/xi'iTCJv 2, 362, 7; nguy^n untaiov xal fiti^ov ^ xaru yvcjfitjv iivi)Qion{vi]v
1, 28, 10; TU aniara XuiißüvH nCariv burdb ben 6ib 1, 622, 19; baö Lianna
antarog oiptg 2,112,49; bie Xrmibe ber itunbf et) öfter l'mtaTog ^^«2, 117, 44;
bie (Sreiguiffe am SHoten 3)Jeere /nvdwv untaxönQa 2, 174, 4; to ntQi to
TiQÜy^a untOTov uou ber ÖJeburt ^^faßfö 2, 17, 25; untaia xal fie(Cova iXniäuif
uon ber (Srt)ül;ung i^ofepl)^ 2, 76, 37; intdti^aa&at untaxa xal [nyuXa uon
SJiteamö ,3""^erei 2,122,39; uniaxoi ngä^etg üom golbnen Äalbe 2,160,14;
untajov Xawg roig fxt] ntnov9üatv itQtrrjv xo Xiyo^uffov, ba^ näinlid) ber
lugenb^afte jebem Scfiinerje überlegen fei 2,449,39; oifodgu uniaxov ImfxtCop
(i räiog roaavxTjv IvSidtxrat fxtxaßoXr\v ngog xavavxia 2, .556, 27.
«{/«p/ffrws" xal uniaxwg (fixTft xtj dovarj nooaevfjf&rjvat 1, 516, 47.
ntaxtg.
A. @en)äl)r, (Garantie, Jöeroei^.
niajig tiup ^tXXüvxoiv t] xtup TiQoyfyovoxcov xfXfiwatg 2, 179, 15; ni'artg
xwv udi\X<av xi\ kutfavi, 2, 125, 12; Xvyov n. tgyov 2, 678; aa(f>taxiarig iyylg
Tiuoaxftufptjg n. 2, 190, 19; >] Ivüoytia XQUvr^v nani/ovau n. 2, 253, 39;
580 ©rläutenmgen 4.
ivitoyil n. dvvaad^e laßsTv i^ cdv 6q(cts 2, 75, 13; if^ifavsarKTriV n. f;^« ti
Tr\v Xf/O^tiaav ]']3i] 1, 12,46; uauQTVQog n. 6ifx)^aX^oTg ßißaiovfxtvt] 1, 168, 5;
Tjjv uvadlnXbiaiv (/oiv ov negiTTriv illXu ngos ikty/ov ßtßaiortQag n. uom
2' raunt ^r)araoÖ 2, 56, 50; nQiiyfiu ovrwg ^^y«ff?, o t«? unoötC^Hg el'xtv
ii fuvTov xul fit) SföfJLSvov Tr\g ix Xöyoiv tlXij&taTe'Qag n. 2, 123, 49. ©Ott
wirft am Sinai im @eifte ber Stniuefenben bie )8orftelIung feiner ©egenroart
dg ßeßatoTt'arjp n. röjv uaXXöiTtiv vofxod^erfia&ai 2, 679, unb and) fonft fef)r
(läufig.
^^lural: t6 fxtv xttfäXiaov eiQrjzcu, rüg S( niarug v<fT)yT]aeTat, 1, 594, 31.
2, 59, 34. 1, 566, 1; niOTttov toig ovrwg Ifnpaväaiv TiQog fiaqTiQiav log
il<fT}Xovfifvoig ovSsixia XQtla 2, 507, 13. 506, 6; ilXri&eiag ßüaavog ui avv
Xöyo) n. 2, 362, 16. 565, 45; iuv nüaav at xpevötig 7it,&avüTi]Tig St-tX^yy^Ciaiv
V7i6 rwv uXri&üiv niartbiv 1,517,17; ouoXoyovaiv TaXrjdt'g, ufxa xal jug ötu
Twf tQyoyv 71. itpttQuöCovreg 2, 537, 38; ritg tovtmv n. oi uvayQK(fivTtg
3i]Xovai xQ^otAoi 1, 573, 1. 351, 46. 384, 10.
B. 3"öerläfftgfeit in ber Stuöübung einer ^flicf)t.
roaavTij nlartwg i/Q^'^^^o vneQßoXij won Sofepf), ber fic^ beim ©etretbe=
oerfouf nic()t 5ereicf)ei*t 2, 77, 34; fitru yuQug xul i\SöXov n. av^iiaai rüg
tiy^ag 2, 91, 1 ; nüvra nQurruv xad-agic xai «Jo/.WTrcr/; n. uoni 'i}>olitifu^
2, 62, 31; Trjp Titoriv Isqkv xai uavXov ovrwg diaifuXärrHv 1, 487, 44.
287, 41; Tj TifQi avrr)v n. üon 2tbral)amg 3.?erl)alten ju Sara mit Übertragung
auf bie unroanbelbare .'öingabe on bie '^Oilofopfjie in ben uorbereitenben tu-
jpflifc^cn ©tubien 1, 530, 29; üiTyfjia rrjg nqog tmav ro ofiotpvXov avrov
(f>iXai>&Q(ün(ag xai nCanwg fQyop Mon 9JJofe, ber md)t feinen Söhnen, fonbern
Sofua bie 3iacl)folge überträgt 2, 386, 16; ix^rai xarajieifxvyorfg ug in uavXov
ifQov rr\v Ti ßaOtXtbig n. xai rov (hio rdii' ofxrjroQiov iXtov Don ben in
%9pten eimoanbernben l^^^i'^eliten 2,86,19; 3)iofe äiu roaovTwp iX^y/awrtiv
kaurov n. iniJti^'tfxevog 2, 161,48; [ir\' xr]v iv 6X(yoig n. ifvXarrs ^»}(»y
Tijy Iv nXt(oai jiCaxiwg 1, 344, 24; uQXog nfantag ßißaiörarov avfißuXov
\, 341, 48; üv 7ilaTiii)g r\ noXvogxCa rtxfirjQiov 2, 271, 45. — 5l>on ©Ott: r
joc VTioa/ofiivov ßfßatorärTj n. 1, 442, 47; 17 ritgl ro ov 7i(arig r\ itgriog
xui 7if(i\ 7i(ti'ru TtXt'iQrjg mit '^e^ug auf bie gefamte Unioanbelbarfcit unb 'i^e-
Ijarruufl ©ottcß in :ilk'fen unb "i^iUen, 1, 606, 10.
3nt Übergang ju A: iir] nuctiaOai 7iQoxitXvfjifi« 7i(ain' tlniarfag
2,208, 17; OQXog Jttarttog tvexa 7iaQaXafißHvirat 1,127,49; t« ipöoiaCöfitva
Tiöv nftayfji'triüt' oqxoi 3iaxQ(v(rai xai rit ußißaia ßeßatovrat xai rie aiiiara
Xaftßt'ivH ntaxiv 1, 622, 20; i^f nQog avrov 7i(arKüi nyäfifvog rov itvffgu
Titattv t(ttii/J(üaiv ttvTiji ü t^tof TJj»' (Tt' oQxov ßißaloiaiv tm> vjit'aytro
(fiü(i((t/f 2, 39, 37; 'flog tavinv n. xai f^a(>ri'()fa ßfßaioTiarj 1, 128, 49; ö
Tiiajig bei ';P'()ilD. 581
öaxTvhog ßfßaioTtjg xai. n. 1,568,16.30. 569,9. .598,42. 665,2; n. uxoaig
oix (viariv 2,358, 13; (filiav y.al nQog rovs r/w? tlyvoovfxe'vovg avvTt'f^^fjfvoi
xal XQccaiv Tj&wv Inl 0^vaio)v xul anovSim' dg ßfßKinTurrjv n. o^ovoiag
noiovfjfvoi üom 33efud) ^erufalems 2, 223, 28.
C. S^ertrouen.
fvat'ßfta xni n. 1, 456, 39; n. f\ nQug tÖv d^töv 2, 39, 1; >/ 7i(>o? ru
ov n. 2, 39, 18; /iövo) InfQtCdfaO^ni, xal aTtjQfCfJO^ai ^eo) fier iayvQoyv«')-
fiovog Xoyiaftov xal axXcvovg xal ßfßaiorätr]g n. 2, 413, 17; iQaaS^fjvai rrg
TtQog d^tov TT. 2, 39, 29; r] TflftoT('(TT) tigfTÖiv 71. 1, 485, 43; Tr]v ngog O^iov
n. Tia^'J^fTv 1, 609, 8; i] n. rv iniarfvas f] if^v/r) i^ffp 1, 442, 41; ad-kov
aiQiiad^at ttjv rtQog rov %)-(6v n. 2, 412, 34; dxQaT(i) xal dfiiysT rij nqog
S-eov fiüvov TT. xe/Q^a&ai 1, 486, 8; ovx ina^(fOT(n(CovTfg aXXu ßfßai'n n.
xaTf(f/T]fi^voi 1, 340, 13; iv^otaa/jov xal Inafxifoj foiaum' aßtßai'ov ^v/tjg
SmiHaug anoSvaafifvog rr\v uxvQWTnTtjv xni ßfßntori'ariv Su'i&taiv nfortv
ivdvaaa^at 1, 409, 89; r]ST\ xal xuTaßouv i^ uXr\0-oiig n. xal uno yvrjafov
Tov nü&ovg üaQQil 1, 475, 39; r\ n. rjg ^Xa/fv avO^Qbmog mit ftorfer ^U;
fammenfaffung beiS äJerlrauenä mit ber unroanbelbaren Jreue 1, 606, 8 oergl.
1, 154, 25; ixTeTfirjjj.^vog niariv xni naQaxara&rixrjv ßKDCpfXfdTÜTMv doy^ärani
(fvXa^ai fir] övväfitvog 1, 389, 39; IfQovQyiai xal r\ tkqI t«? &vOiag rt.
1,345, 14. — 3)?el)r inteHeftueü : Ix r^g in(/ovOtjg dniariag ffg n. TtTrv Xfyo-
^(vo)v finaßaXfiv 2, 95, 5; fir\S^voTe rrjg nqog ihfov n. xal ihpavnvg vno-
Xr]i}>(ü)g (((fKTTafifvog 1, 631, 10; tjJr/ nnri- tapfvifovg (fö^rjg junaXaßdiv
rlßfßatoii ii(foia(lfiov ßfßaioTaTTjv n. icXXa^aa&at 1, 228, 31.
3n menfc^lic^en S?ert)ältniffen : iyyvM^at, a^io/QfMg fff^i rt()6g nianv
2, 551, 28; üaxrvXiog fva^ytaraTov SfTyfia nlOTfiltg iariv ijf Tuniaxfvxiv
o Tf ßaaiXfvg Sfjfjog rot noXirixu) xal o noXirixog to) ßaaiXfvovri (fr/nq)
2, 62, 38; ifovXoi (fiXotv xal avyyevwv jtQoxQi&^vreg dg niartv 2, 450, 49.
— SJJit ttbergatui jn bem, mag Deitrnuenb ber 3;reue übergeben mirb: fviina
rfig TifQl fifiCova ntariv aQvriOfwg 1, 141, 20; .^rjp« Ttjg iv TtXn'oai Tttarftog
1, 344, 25 oergl. bie ©tetten unter B.
D. überjeugung.
fjft nttTTiv iyysi'f'ax'kat rai'g ifiavofaig n(Ql rnv ur] fvQt'iftaTa nvfhgojnov
Tovg vöfxovg firat 2, 182, 34; oi aocfioral (i]ij&r}aav oo(fiav TJtitavüri' tivat
Xüyüiv (iQTiaiv nXX^ ov TiQayfii'cTov (IXTjO^fdTaTriv n. 1, 463, 10; rtjv aXt}-
&Bvovaiv (IvÖQuai (fi'Xriv n. ovx ffxad-fv 1, 363, 35; to fii] iavTO) fiuQTVQftv
ixavov, Ttjg (Ff dtf irfQOV /QljCof ovvrjyoQfag aß^ßaiov dg n. 1, 386, 2 ;
ravra txavr\v n. iQyäaaa&at dwäfitva roTg fir\ (fiXovdxwg iyovOi 2, 647;
d TO) ovTi fir] xaTuaxeipöfifvoi rrjv yijv u(fiTy&e, nQog n. ttjv ifx.i]v vfidg
ivravO-oi Siargiipare 2, 65, 28.
582 Grläuteningen 4.
-Bon ben 33rübern ^0)epf)ö: antariag z«t [Xiaav&Qomiag clO^fQamvTovg
^laßoltis tlnoXefnav 2,44,26; rj nXfovf§ia xnl rj ngog tl?.).rj/.ovg «. 2,46,27;
Tr]v ffKpVTOv {(. ßinaao&Ki 1, 287, 42 ; o ofivvg (fg nniaTiav iinovoitrat,
2, 195,4; noi.voQy.ia TtxfJir]Qtoi' uTtiariag 2, 271, 45; fir] noitiad^at tiqo-
xalvfifta niariv aniarlag 2, 208, 17.
Ti]v iv ToTg uXXoig oßa yewtjTu y.rtl (fO^agra xarfiXrjffifv aniajiuv
2, 412, 47.
tlmaTia ofiov xal a^agiaria ngog rov toü xöofiov navrbg evfQyeTrjv
2, 562, 35 ; xaxC^ovat iavrovg T>jg dniariag uon bell am Sabbot 9}Janno
©uc^enben 2, 176, 31 ; rj ngog ro yewriTov «. 1, 609, 9 ; Y;(vog fj axidp ^
MQttv dmarCag (f^/ea&ac 1, 606, 3. 486, 11. 568, 32.
in^/ovaa il. 2, 95, 5; ij avyyevrig rptvdoSoiovaa «. 1, 363, 34; y^fiei
To ^vrjTov dniaiiag ix fiovov tov Soxftp riQTrjfiivov 1, 413, 38; 6tic ro
(filöveixov iniTtjdevttv imtdTCav 2, 253, 40.
niardiHv.
xttxoi dovXoi dtanöttag roTg iavTwv incTid-evrai arüan -niGKianvitg
rj (>o')f4rj 2, 33, 23; tivi ntdjfVTtov ; KQÜyf riyf(j.ovtatg »J (fö^aig xn) rijunh' ^
ntQiovala nXovrov rj vytCn xal aiatad-rjatrc tj (»(»/jij xai x('cXXh oomaTog
2, 38, 15. 1, 485, 51; fxövq^t ^«rp /oiglg h^Qov TiQoanaQaXrnjjiojg ov qÜSiov
ntanvaat 1, 485, 47. 486, 2; niarevstv roTg (pairofiivoig fidXXov ») (hto}
1, 10, 4. 133, 4. 9. 343, 10. 475, 3. 606, 33. 611, 42. 2, 39, 16; ^n ntm-
OTivxöree nayCmg rq) aanTJoi ^«p 1, 176, 23; Tuartvaai fir)ievl röiv iv yiviau
TiQo TOV dytrriTOv xal ncivrojv naroög 2,443,8; UQiaxov ovv tu» ^ffp ntm-
arfvx^pai xal fifj toig daaipt'ai XoyiOfxoTg xal Talg dßißahig tixaoiaig
\, 132, 40; oitavtäv dXoyovai ivl zfp xov xöafiov 7]yefi6vi niajtvovxtg
2, 125, 41; TOI'? xaXSai't^ovTag ovQav(i) nsntartvx^pai 1, 486, 39; ntartg rjv
iniartvaf jj tpv/i] Oitti 1,442,41; ö (hfjtvöujg niarfvaag /Aff/J 2,412,46;
totxiv 'yißQadfi Ttfgl rfjg 'Jaadx ivöoid^nv ytviattog, iip* tj nqöxiQov IX^ytro
ntaxivaui 1, 605, 21 ; dxöXovi>ov ovx rv ivifoittaat Ttti nfntartvxöri 1, 605, 26.
6(K), 2; TO fiip dnoQei'v ivdoid^ovrog, t6 iSt fxrjxni fijTf/V TieniajfrxÖTog tgyov
1,487,4; f] nfQl t6 ov dvevöoütarog ßfßaiörtjg ij X^ytrat ntniaTivxivai
1, 273, 24; ovSiv Tm> dvvafxt'i'iov jitaTfvni' (fvvarai naytwg ntgl %>-iov
niaxtvaai 1, 128, 25; Mojvarig niattvotv öfKog nagririho xtjv /fiQorovfar
2, 93, 42; TOffOfTp Toi5 ^'hoiftXovg ntQiovafa /p»~Trrt M(ovai\g (oarf avrtfi
mntattvxütg 9tQ/noT^Qote xal ^((Coaiv ^ xöt« rag txtgoiv tjfibiv dxodg Xöyoig
Tt xal Söyfiaaiv tfin'^t ;fpr}nri>at 1, 339,7; 17 dvva^ig iv fjiövtii T<>i TuartvHv
&tM xnTai 2, 116, 49. 175, 9; o vnoayöiKvng xt'<Qiüg fion xal nQfnßvieQog
näatjg yn't'an'i>; fatir ot Tuativuv dtayxaiop l, 603, 41, 130, 51.
niazsvHv bei ^()iIo. 583
0en. 15, 6 zitiert 1, 132, 42. 443, 2. 485, 35. 605, 23. 2, 38, 13; barauf
attgefpielt 1, 273, 24. 456, 41. 2, 442, 25.
©jrob. 4, 3 jitiert 1, 82, 29; ^\x\n. 14, 11: 1, 446, 39.
MiDvatT 71671 larsrxf'vai oom 2?olfe in ber SBüfte 2, 112, 20; AfowatT
?.fyoi'Ti niOTfvHv oTi fj.övov Tov Ofoij ri XQiaig iari 1, 662, 29; nQnifrjrtj
xukov ntaTfvfiv 1, 308, 16; \4ßQau[A. ihtonqonloig xca tcöi d^tdiftiroig Tieni-
aitvxo'jg 1,514,40; Tifni wv 6 iHog ofxoXoytT rC TTQoarjxfi' uvi^Qo'movg r\
ßtßtdoTajtt TiiOTtvHv 2, 40, 8.
3im menfcl)tic()en S5erfef)r : rov uav&nvovTu mareiiaai dii to) Mdaxovri
TteQi o)v v(f)riyvj(a 2, 416, 12 oerfll. Arist. de soph. el. II, 165, b, 3; ») yifri
!j TiQo T(in> idXo)v üurpfiXe TtiajivHv 2,639; txaTovrüoxrig (ii fiäXiaiu kTitartvtv
2, 529, 42; (fiXoig iae (hlJH'Sovai Tuartvjiov 1, 198, 42. 196, 16. 457, 32.
2, 264, 1.
@eu. 45, 26 jitiert 1, 509, 16.
ToTg anaS (favtlai n. 1, 383, 22; roTg ana^ naQuöo&sTai 1, 387, 26;
wg ilXrjlh'at Toi'g xattip^vafjitvoig TifniGrevxfvat 1,325,35. 388,25; ntOTtiHv
dniaxoig Tigüitai üoii 3}ioie, ber auf bie JJlitteilung Öotteö i)\n bie ©rric()tuufl
beä golbnen Äalbeö glauben mufi 2, 160, 14.
3)Jit oTi: firj niOTevovTfg ort O^fov xtxXr}otouni (fvaiv oon Galigula
2, 599, 35 ; niarsvaai ort ^Titaxtxpetai, o O^fog ro oQarixov yt'vog 1, 439, 2.
487, 8; iva ßfßaiötfQov niOTivataaiv ort olg ((fiUQTrjf^ürwv tlatg/nai fitra-
uiXua iXto) TOV ihtov f/ovat 2, 248, 27. 1, 455, 13.
2)lit Acc. c. Inf.: 1, 119, 31 cf. unter tmiaiog; 2, 67, 2.
3)lit Slcc. : TU ö' IxTog 7i(Qi (jöi^ua Xfyofiivit ayaihi nXtovtxrri^aTa /uovov,
ov TiQog uXriii^iiav oma uya&ii TitTiiOTtvxÖTig 1, 193, 14.
3)iit 2tcc. unb 2)at. : t«? fiviag nvl TuaTtvam 1, 143, 13; nCoTig JjV
7ten(aifvxfv o iffj^og Tot tioXitcxm 2,62,39; uergl. Tf]v iigdv naQaxara-
{hrixr]v /Ltövdj TU» ntJtiazfvxöri ((3ott) (fvXK^tti 1, 491, 17.
^afftü mit perfönlic()em ©ubjeft: uQtTrj rj nejitaTevrcti rö xoivov noXi-
Ttv^a nQi'TKvivHv 2, 279, 21.
TOI» 71 laTtuO-rlvai /('tQiv xaTn<pevyovatv tig oqxov uv&Qwnoi 1, 181, 33.
mit )ad)U(()em Subjeft: t6 t6v xkqtiov (püaxuv neQtxa&tttQta&at ov
Ttt'ivv TO) h'UQyti TitTiiOTf VT tti 1, 346, 10; To fxfv flXr}i>fs oijjsi niaitvö^ivov
{TiiaTovfiivov'i) TCP 3t xptiiöog dxorj frg. ju (£j:. 23, 1, 678.
ttniOTfi^v.
6 fih fxiiroig (ben natürlichen ©ütern) nsTnarsvxojg uniaTv ^to), 6 it
ilmaTwv Ixeivoig jitTiiOTtvxi d^io) 2, 39, 16; (KTnaTrjaai, ytv^an 1,486, 1;.
ovx ivdotä^ovai fxövov, itXXu xcd umaTovai, uon benen, roeldje baä 3)?anna
aufberoaljrten 2, 175, 25; ix&vfxwg uTtimtiv Tolg xQrjOfxoTg 2, 118, 33; Mtovafjg
ovx dyvoüiv ^tiI Tofg Xiyojxtvoig dTnarraovzag Tovg 6/jto(pvXovg 2, 92, 40. 93, 6.
584 Gvläiitenmflen 4.
1, 606, 46; ö rovg nyalfiaTO(poQ(l ro dyaO^ov, y.uv aniOtwal rivt? rwv fir]
ytvatt/xt'vcjv ao(fiag 2, 437, 14; ii öt' rig rovroig (beit SBunbern beä 3ßüften;
jugS) aniareT, &(6v oi/V olSti' oi;'t' iCTjTrjas nwnort 2, 114, 36.
(edvvarov ilniarovvra nai^sv&fivai 2, 416, 13; /xi} ToTg noXe/uloig tfaänav
anianTv wg oi Svvr,OOfii'voig nore fXEd^aQfiöaaaO-at nqog ro ivanovdov
2, 401, 26. 1, 509, 14. 2, 446, 7. 146, 9. 555, 25.
3Hit 2lcc. umaTTiaovai ot d^eaatt/xevoi rrcg «iVor? O^f^elioig uvmQtdtlOKg
nöXug ti 7I0TS vtxia&rioav 2, 433, 16.
^affto: Don bett Horad^iten Mwvafjg umaxeiTai, in egyotg ImeQ (}va(feQerni
TiQog d-iov Tifiriv 2, 161, 48; iv iTtorjj(aig ilvcti (og nniartTa&ai, 2, 44, 15.
1, 181, 33.
niajova&ai.
(naivov xal xpoyov oipr ovrwg t] röjv Xeyövroyv maTovrat (fvvajuig tjg
Ti T(öv yivoinvMv cl>.T]»Hc( 1, 453, 28. 554, 26. 2, 591, 41. 273, 10; w? xal
Jt« Tiokl(jjv xtti (ixoTwv xal (IItj&ivmv iniarmaäfii&a 2, 445, 4; Xöyog l^
iavTov ro 0a(ffg 7iiaTovfi(vog 1, 346, 38; ntOTOvad^at xal fiaQTVQei^cidac Xöyot
^füo 1, 128, 48; TiiaTovaUat iavröv »om )ct)iüöienben Wott 1, 128, 36.
avfiß^ßijxe Tr}v fiiv ^juer^gav yvtäjxrjv OQXO) tov öh oqxov avTov 4^f(it
ntmaTwa&ai, 1, 181, 38; to nQunov xtipälaioi' aXrii'Hin ßfßaioTctrrj nfniaronai
1, 280, 44. 300, 23.
Äompofita.
ifinenfarevxe rafg alafi-^ataiv wg Sxat'aig rhrjQfvaai, to Ixrog alad^rjTop
1, 151, 8.
{tnoniaravuv to/""? iStocg loyiOfioTg 1, 132, 45.
uxova9-r\vat Tovg dvo olg lariv rj nvriXoyia xal fjt] t(o fTf'Q(i) HQOTiKfrivHv.
xal [ii]v oQug ort rfjl 'Aötcfi ov nQontnCanvxe xaitt Tf\g yvvaixog, aXXa öt'dwatv
nOrjf uvTiXoylag (((fOQ/xriv 1, 100, 20; fir) Xi'av roTg atfav^ai tiq. 1, 386, 36.
2, 106, .34; favtoi tiq. 2, 384, 45; i'va fDjtfdg uff^Qwniuv olg ov nt'tQeariv
tlßfßaüit xQb'ifXfvog tixaaüc /naxoav atfitarojg TiQoniaTivrj dXX^ "XQ'' '^''*''
TiQayfxäitav iXif^uiv xal Siaxvxpag (fg exaara xal inifA.6Xöjg airrtt avyaaäfju'og
1, 425, 42 Dcrfll. 2, 401, 24. — ^nfftu : TTjXixavrai ^laßoXal TiQOTnaKi'oiTai
2, 530, 13.
Sianiaivv: bic (Sngel tjören bem iUcbe -DJofeS ju ^iaaö^iroi f^tt'iTi. lijg
«Itdfjg ixfiiXig xal ufiu diantaroviT fg tl iig avfhQomog o>r ^{vaiai, lov avtov
iQonov t]X{(i> xal aiXrivtj xal Tot juii' uXXbw dartQoip jtavitQiii /oQiii fiffAova(JiJa!}^ai
2, 387, 24.
uSiomarog : 1, 181, 29. 617, 39. 2, 76, 39.
^■lu- bic pväpofitioiialen Jvoimclu ergibt fiel), baf? bio für nfang im 6iim
ber treuen (JrgebeiU)cit Irtngft übliche Jormcl axid) nuf 7i. im Sinn be« iyer=
ttnucni t'tl)crtragcn wirb: >) nQog tov d^tov nloTig.
niatig bei ^^ilo. 585
^ft bie Xreue ober baä SSertrauen nic^t fo auf ben öepienftanb be^oflen,
bof( er ber eigentliche Gmpfänger beäfelben ift, fo tritt roie ht\ ^^olpb tkqC an:
r) TiiQl avrrjv n. \, 530, 29; t] tkqI rag &vaias n. 1, 345, 14. ^n t] tkqI
t6 ov n. 1, 606, 10 umfc^reibt nsqC i^ren Sefi^er.
©igentümlid^: »] h olCyoig n. 1, 344, 24.
2)aä SBerbtim f)at beftänbig ben Xaüv, oereinjett auc^ in inftruinentaler
»ebeutung 1, 339, 6. thqi fter)t äijnlid) wie beim 3iomen 2, 416, 12. 1, 128, 25.
487, 7. niOTtvfiv tkqI ^eov ift me^r auf bass 2)enfen eingeid)rönft alä
niOTtVHV d^tfii.
3Jlit ^7r/ lüirb 2tn[tt^ unb "iDJotiD bes Unglauben^ eingeführt: uniaTtiv
inl ToTg ktyofx^voig 2, 92, 40; ((iitatiiaO^ai In^ fQyoig 2, 161, 48; inl rtj
ytviau (Sfaafö) niartvaat 1, 605, 20.
2)cr Öenitio tritt in ber üblidien Sßeifc an niajtg im Sinne Don ^fanb,
Seroeiö an: nCang rwv ^(XIÖitojv 2, 179, 15; nlajig tavrov 1, 128, 49 uff.
Slufierbem tjapen jioei SteKcn ben objeftioen ©enitio für ben begriff: Über=
jeugung, @eit)i^l^eit ^ur 9(ngabe il)reä Sn^altg, roie aud) ntarevnv in fotc^er
Sebeutung gelegentUd) tranfitiu gebraud)t mirb, nämlid) 2, 95, 5: ix rfjg
infyomr\g uniarCttg ds nCariv röjv Xtyofxivwv ^tjaßaXtiv, nJOJU 3of. b. j.
1, 24, 6. 485 5U »ergleid)en ift: tig n. xbw Xfyofi^vtof imity&rivai, unb in ber
2)efinition ber SUeiöIjeit 1,463, 10: (D.ij&taTi'cTTj niarig ngay^icTiov im Wegenfati
}u i^rer fop(;iftifd)en 2)efinition nifkavcHv Xöywv (vQijatg. Sämtlidje '-Begriffe
berfetben ftelien jueinanber im @egenfa^, ba bei '^fiilo cUij^fV unb mltavöv
I)äufig gegeneinanbcr fielen. 2)en Xöyoi ftef)en bie nQÜyfiara unb ber tvQriaig
bie niaxig entgegen, ba le^tere nid)t ein auf Gntbecfung ausgetjetibeij 3ud)en,
fonbern ben feften, ^ur Überjeugung gercorbenen SdjUif! beö (Srfennenö benennt.
3)Ut perfönlid)cm Dbjeft unb al^ oertrauenbeö 3?er[)alten gebac^t erfjitlt n. meineä
SBiffenö bei ^{)\\o nie ben objeftioen öJenitiü.
Sei Sofepljug umfafit bie SBortgruppe bie ganje a)iannigfaltigfeit bes
menfc^fid)en ä5erfe[)rö, äf)nlid) mie bei ^o(i)b, nur \>a^ fte fpürbar matter, leerer
geroorben ift. Selten ergeben fic^ bie SKorte ^ur einl)eitlid)en SBejeic^nung eine«
DoUen ungeteilten i.'eben§afteg, n)eld)er Sinn unb 2^at alö ©anjeö umfafit.
'^^ol^bg fräftigeö niajivHv nvi ^ fid) auf etmaö uerlaffen unb barauö mulige
3uDerfid)t ?iel)en, finbet fic^ nur fpärlidi; bie $8e,^iel)ung auf baö 2;enfen unb
blieben übermiegt. IKang unb ntarög ftel)en mel)rfad) feljr formal ol)ne ^Hücf;
fid)t auf bie 3}Jotioe, meiere ber Äonftanj unb (Srgebenf)eit ben innern 3ßert
oerleil)en. a)Jit biefem grieci^ifd)en Sprac^gut mifc^en fid) bie 3Jad)n)irfungen
beä biblifdjen nnb fijnagogalen pOH- Sa^ob foU: ntOTivaat negl avrov roi
»(o> (über 33enjamin) 31. 2, 6, 5. 117. rotg dg avrov (&f6v) anoßX^novai
Xtti fxövio nfniOTfvxöacv 6 xaqnog oy/. ilnoXXvTiti Tfjg fvofßftag 31.20,2,4.48.
Israel foll tro^ be^ 53erid)t!§ ber itunbfdjafter nadi Üanaan jieljen, riytfx6vi ko
586 ©rläuterungen 5.
»fot TifmaTfvxoTfg 21. 3, 14, 4. 309. fßox bem Äampf mit 2lmale!f forbert 2}Iofe
5§raet auf: d^aQQtTv r/) tov xf-eoü xljr](f.(i) nsniaTfvxÖTag 21.3,2,2.44. ^^ifl^I
am 3loten 3)leer: roiovtfi) ßoT)&(p ntniaTSvxotfs, w dvvafxtg xal T(\ fxiXQu
TioiTJaat /ueyc'da 21. 2, 15, .5. 333. SRofe ain ©ontbuid) : öwänti fxiv (iniareTv
Tj] (T/), öianora . . . ^avuaStaxeQov 21. 2, 12, 2. 270. 3^i"flcl in ber SQßüfte:
neniarivxörtg rjdr] fir]Siv yivtaQ-ai Siya Trjs tov &tov JiQovoiag 21. 4, 4, 1. 60.
nsniaTfvy.rtfitv i^ avTCÖv (ben ^iicf)ent 2)ameIÖ) ort JavirjXog lofxiXti TO) O^fo)
21. 10, 11, 7. 267. 22 6i6n[d}e 33iici^er gibt eg t« dixaCwg nmiareifi^va
c. 2lp. 1, 8. 38. 2)ie $8ürf)er feit 2lrtaierj;e§ niatfcog ov/ o/aotag ri^Conat roTg
TiQo avTÖxv c. 2lp. 1, 8. 41. ol maTtvaavrtg iniaxonelv &(6v rovg ittvr<öv
ßCovg ovdiv avfyovzat i^auaQXtiv c. 2lp. 2, 16. 160. 3)Jofe l^ot allen ^Sioeliten
ri]v tisq) &eov nCariv ive<fvafv dfxtxaxivrirov c. 2lp. 2, 16. 169. avrog ixaaxog
avxo) xb OwnSog 'iywv fiaQxvgovv Tttnioxtvxtr, xov fitv vofio&txov TiQotfT]-
xtiaavxog, xov rff S^iov xr\v nCaxiv ia/vgav naqao/rixoxog, oxi xoi^g xovg
vbfj.ovg SuKfvlä^ttaiv . . . (S(axiv 6 O^tog yevaa&ai xs nnXiv xcil ßiov (}/aeiPOj
laßtiv ix niQiTQonfig c. 2lp. 2, 30. 218. ^ofep^uä, alö ei" iit ber .'pöf^le von
^otapata ba§ 2oä über fein Seben entfd)eiben (ä^t, maxtviav xto xri^efxövi, »eo)
XT]v a(üxr]o(av nagaßccXXtxai b. j. 3, 8, 7. 387.
5.
i
Der Sprachgebraudi der Synoptiher.
Sie SBortgruppe bleibt in ben ©renjeu, lueld^c il)r ba§ nramnifdie
]>pn jog.
maxög fteljt Dom Äned)t imb il?enDalter jufammen mit i<yn»6g ober
(f.QÖvtuog a)U. 2ö, 21. 23. 24, 45, in 3lntitl)efe 'iU udixog Vu. 16, 10. il^gl,:
eine 3Baife mud)ö auf bei einem (^pitropiv? itnb er u)ar ein guter unb treuer
a)lenfd), pxjl D1D DIN T\"'TW, ""b er H^g fio auf unb Diitcte fic nad) Webiil)r,
r. (Sjrob. 46, 6.
Sie uerbale UBenbung lautet: ninxoi' tiim int xi 'JJJt. 25, 21. 23, ober
n. ilvat, iylvtafhM) ev xivi fiu. 16, 10. 11. 19, 17. i<gl. >) iv oXCyoig TtCaxtg
^Ijilo 1, 344, 24. 5iid)t gibt Öott einem :)Jicnfd)en Wröfu', bi<S er ilm prüft in
Heiner icod)e, unb l)crnad) ergebt er il)n ,^ur ('«Sröfu'. oiel)e, juiei Wrof^c ber
Üöelt, iüeld)c Wott prüfte in f leiner QaA)i. öie ujurben treu orfunbon, IN^DJ
DJQNi/ «»b er crl)ob fie jnr (Mröfie. iSr prüfte Sauib bei ben 6d)nfcn . . .
efl faßte il)m Wott: bn bift treu crfiniben luorben an ben 6d)afen; fouint unb
meibc meine ed)ofc, |NJi2 ]?2N: nHvS J<ÜC:, r. (5j;ob. 2, 3. |on: HNÜCJ
\WiT\ hv, land). slicuKitli 7. '
niajig bei bett ®i)noptifern. 587
niarr/ög Wx. 14, 3. %o{). 12, 3 lüirb ebenfalls ^ie()er flef)övcn. 4^(. baju
Sßicfiel^auei Seibensc^efd). 74 ff. niato)(htiv(u fef)lt.
Ti/VTTt? nennt 2Kt. 23, 23 roa^rfc^einltc^ bie ben HKenfc^en enüiefcnc Irene.
25a Sefuä bie ^^anfäer nid)t cntfd)ulbii^en lüill, barf ',unäc^ft t« ßagOrtQu
nid)t als bas „@d)H)teri(^ere" gefönt roerben. 'Jüd)t baf? fic l'eid)tess ftatt beö
©d)iueren xml)kn, fonbern ba^ fie fid) ftatt auf bie §aupt)ad)e auf @erinfl=
fügiiies uertegen, ift „3iarrf)eit, SJtinbfjeit unb .<öeud)elei". 2)iefe i^erroenbung
bes Öegriffä „Sdjioeve" !ann in einer fo femitifdj gefärbten "Jiebe nid)t auf=
fallen, og(. and) 2 .fior. 4, 17. xQ(aig ift nid)t blofs bie rid)tige Urteil^bilbnng,
fonbern bie Sted^teuoKftrecfung, lüobei tüir foiooOt on itjre negatiue Seite, an
bie Unterbrütfnng nnb 33eftrafung bcä Unredjt^, als( an i^re pofitine 2lnfgabe,
an ben (Sd)ii^, ben ^oi)n nnb bie (£1)re für ben red)t luenben, ^n benfen l)aben.
^kben bie 3ied)töiibnng tritt fobann bie frei gebenbe nnb J)elfenbe Güte, f).tog,
ber :iJertreter uon ipri- 3)afijr, ba^ bas britte, r; niang, als ©laube ju faffen
fei, tä^t fid) fagen, bafi fo ber fonft in ben ©»angelien geltenbe oprac^gebrand)
feftgel)alten roirb. '^ixt niang als Irene gibt es in ben (Suangelien fein roeiteres
'^eifpiel. Sobann erljalten lüir baburd) eine bentlid) unter)d)eibbare 3^reil)eit,
ba lüie baö JHed)t, fo aud) ber 0taube neben ber öüte etioas 'JJeueä ift, roäbrenb
bie ©renje 3iüifd)en ber @üte unb ber Irene eine flie^enbe ift. 2)aß britte
©lieb löürbe angeben, luaö 'bai ®efe^ für Öott forbert, womit ber religiöfe
.Siöect bes (*4efe^es berüdftd)tigt loäre. 2)ie ©nome ftänbe ber 'öJidia 6, 8
gegebenen 2)reil)eit fel)r nal), nnb bie "^olemif gegen ben ^^t)arifäi«Smus bliebe
burd)fid)tig unb fräftig. i)iid)t baf? ber a}ienfd) Öott etiüas be'iaf)le, fonbern ba^
er il)in, betn @ebenben luib .^elfenben, glaube, loäre als ba« genannt, roas bas(
©efet^ junieift für Wott forbert.
3lbcr biefen (Srroftgungen fte(;t entgegen, bafe iltug xa't niong burc^ bas«
3llte leftament fo feft uertnüpft finb, ba^ loir fie Ijier, luo ber ^snl)alt ber
iöibel angegeben luirb, fd)toerlid) ooneinanber trennen bürfen. 3lud) brädjte bas
{yolgenbe: tut bies! auf ben ©lauben belogen eine beifpiellofe SÜenbung l)en)or,
bie in ^ol). 6, 29 feine entfpred)enbe ^^arallelc l)ätte, loeil bort ber 3lusbrucf
burd) bie Jrage ber '^\\\>iw motiuiert unb baburd) erläutert ift. öiec weift
nouiv ii]v nCoTiv auf bie {^ni^^^in 12y bin. 2)a^ 3efu§ fo nur folc^e ©ebote
T T •" - ^:
nennt, bie auf ben iiJerfeljr mit ben 3JJenf d)en gelten, l)at feine '^^arallele in
::yit. 19, 15— 19 unb nod) mel)r in aJJt. 7, 12, unb befi^t ebenfalls tiefe S3ebeut=
famfeit nnb eine fdjarfe polemiid)e ©pi^e gegen ben '^U)arifäiämus. 2)aä ©efe^
luill, ba^ lüir \)m 'i)JJenfd)en bienen, nid)t aber, ba^ loir ©Ott unfere eingebilbeten
2)ienfte anbieten, ©ineö eigenen ;^snl)alts entbel)rt niang neben Utog nid)t,
loeil baburd) ausgefprod)en ift, )>a\, bas ©efe^ nid)t nur einzelne Biegungen bei^
(Srbanuen!^, fonbern eine fold)e ©üte forbert, bie 9lufrid)tigfeit unb ,S»üerläfftgfeit
ift. ijufaä l)at 11, 42 ftott ber brei begriffe jiDei: ^Hiditen unb :^iebe ju ©ott;
588 (Srlttutenincnen 5.
er Hat baburd), ba^ bie Siebe oitf Sott Iiejocien lüirb, an bie relt(^töfe Seite beä
öefe^eö erinnert, felbftüerftänblid) o()ne baJ5 bamit bie Siebe bem aJlenfd^en
oerfagt roäre; aud^ l^ier ift fte ba§, roaö bie xoCatg ergänjt.
3ln fäinttid^en anbern ©teilen brücft nCang fnbftantinifcf) a\\§,, maä
TtusTivHv üerbal benennt. %m bie gried)ifcbe ^iebe ungeiuöfjnlid) ift bie 3Ser=
binbung mit bem objeftioen @enitiü: n(aTi? d^eov, üJlrf. 11, 22. ®aä auf ®ott
gerichtete 2?ertrauen gebort ibm; e§ ift fein. S)ie aramttifd)e ©emeinbefprad^e
fd^eint bie gried)ifd)e bceinfht^t jn f)aben. %üv baä aramäifd)e ©prad)gefü()l
l^attc, foroett id^ fel^e, bie Äompofition ber 3'Jomina nid)tö 2UtffaIIenbeö, cgi.:
aRattat^ia unb feine ©ö^ne ftanben im G5lauben on Öott, "in^1ÖN2 n?2J?
n"2pri ^tr, r. (g^ob. 15, 7.
25iefelbe ©pred^ioeife feiert roieber in ntaTig 'frjaov Xqiotov, ba§ im
9lömer=, 0alater=, ^^r)ilipper= unb ©pl^eferbrief (Mm. 3, 22. 26. Öal. 2, 1«. 20.
3, 22. ^t)«. 3, 9. ©pb. 3, 12 cf. 4, 13), bei SafobuS (2, 1) unb in ber 9lpocaI.
(2, 13. 14, 12) oorliegt, roomit auc^ 2lct. 3, 16 in ainalogie tritt.
J^af; ber ©enitiu, tro^bem er ber «ordiriftIid)en ®pred)n)eife nid)t ent;
fprid^t, bod) ben nennen miU, bem ba§ Sßertrauen gilt, mirb nud) baburd) ge-
fid^ert, ba^ berfelbe ©prad^gebraud^ fid^ in ben auf baö 3?eue 3;eftament folgenben
2)ofumenten a\i§ ber Äird^e loieberfinbet. Gr bat fid} feft in ibr eingebürgert.
Übrigen^ ift bie Benennung „objeftiner ©enitiü" einer Erläuterung be=
bürftig. über bie 9lrt ber SejieI)Uttg be§ ©laubcn« ouf 5>efu8 fagt ber @enitiü
für fid^ allein nid^tä an§; er bringt nur ,^um 9luöbrudE, baf^ ber eine ^Begriff
mit bem anbern uerbunben unb aU iljm eignenb betrnd)tet niirb; u)eld)er 3lrt
biefc Serbinbung fei, ergibt fid^ nur a\ii ber befonbercn SBefd^affenfieit be§ 3?eri
I)ältniffeg, üon n3eld)em bie Siebe ift. 35ie Slpoftel I)aben aber ^sefuS snm (Mlanben
nie nur in bie paffiüe Stelation beö Dbjettö geftellt, fo bafj er blof? nl<S bo'S
gebod^t roäre, na^ geglaubt n»irb, fonbern il)r @Iauben wirb nad^ feinem Ur^
fprung, ?;nl)alt unb (Srgebni? burd) iTsffKö bcbingt unb bio gefamte ^-ülle bicfer
Sejiel^ungen erjeugt ben Wcnitiu.
3u fifyt'drj aov i) nCorts SWt. 15, 28 »gl.: &xo^ ift ber ©laube, iueld)en
38rael an ben glaubte, n)eld)er fprad) unb bie 3Belt loar (üblid)er Wotte^Snome),
c^iyn n-ini i^^Nir ^r22 hi<i\^'> ij^cnhd' n:)V2vsn n^nx beim ^um sobne
bofür, baf; '^ixael an Öott glaubte, root)nte ber f)eilige ©eift auf idnen unb fic
fagten ba8 Sieb, meil gefagt ift: l5i:ob. 14, 31. Hub fo finbeft bu, bafs 9lbraf)am
unfer '-Kater biefe unb bie fommenbe 2üelt nur ererbte in ber Wercditigfeit
bco Wlaubeng, jDeld)en er an (Mott glaubte, roeil gefagt ift: ÖJenef. 15, 6,
"712 I^OKnif- Siclje, grofi ift ber (^Jlaube mir (Mott, meil alc* SiMm für ben
«louben ber Ijeilige Weift auf il)neu ruljte, nD"pn "'JO^ n:V2N nSi: XD.
lRed)i(t(|a ju (Sjrob. 14, 81. 331). 2)er Sinn ber Formel ift nid)t mit borjonigon
nCarig bei ben ©ijnoptifern. 589
beö a)it. ibentifd). 58ei 3}U. fd^ä^t fie bie ©nergie bes glaubenben ^evtialten^,
in ber SKec^. ben con @ott bem ©lauben beigelegten 3Bert, ber fic^ in ber
©rö^e bev i()m gen)ät)rten (^abi offenbart. S5ei aJJt. entftef)t bie ®röf[e beö
ölaubenö buvc^ bie ÖJröpe beö .'^inberniff es , bas er überroinbet, in ber a)ied}.
burd^ bie ©rö^e beö Solans, ben er empfängt.
3nm Unglauben 2)Jofesi am ^aberiuaffer wirb gefagt: Stlö 3)Jofe 9Jum.
11, 23 fprad), auc^ bort raar fein ÖJIaube, nnb jeneö ift größer al^ biefe^;
loarunt l^at er ntc^t bort baö Urteil über i()n gefäUt'^ HJCN rij''N ClS' P]X
1TD n'Pn: N^ni/ Jatid;. ahim. «über 121 = r. 9him. 19, 5. 2)er größere
Unglaube ftel)t neben bem großen (Glauben al«i antitljetifc^e ^^arallele.
,3u xaru TTjv ntaiiv vuäiv Wlt 9, 29: ^örael fagte nid)t ju 3)iofe: n)ol)in
f ollen luir in bie SBüfte jie^en; oielleid)t ift nidjt^ in il)r, fonbern fie ftanben
auf nnb jogen fort bem (SJlauben gemäfi, DJCN ^D ^)}, 2and). (ijob. löuber 3. 63.
ntOTtvuv ftel)t, roie bie^ gleichmäßig femitifdj unb griec^ifcf) üblid) loar,
oft o^ne ßrgänjnng alg in fid) gefdjloffener begriff: a)ir. 9, 24. 5, 36.
2\x. 8, 13. 22, 67.
3)Jt. 24, 23. 26": rör« iüv rtg vfxlv tinij' iäov luJt o X^hotos ^ anff, fit)
TitaTfvarjK. luv OLv iinwaii^ vfxiv iöüv iv tj) igrjfio) larif, fir\ i^iX'trjTf
täov iv jüig TUfiffois, fii] TuaTevarjTf, ogl. WM. 13,21. Xex ®a§ bernl)t nad)
feiner SSerroenbung oon majtvHv, loie nac^ feiner ganzen Formation auf einem
au'ggebreiteten Sprad)gebraud). 3Benn bir ein 3Kenfd) fagt: es ift 'Ü'eiöl)eit bei
ben .feiben, fo glaube ; ti ift ba^S @efe^ bei ben |»eiben, glaube nid)t, "ICN^ CN
jQNn hii. 0^132 mm ^'^ i^xn c>ia2 r\02r\ ir^ cin i"?, r- i^igi. 2, 7.
Senn bir ein iDJenfd) fagt, bafj bie ganje 3)iafpora oerfammelt, 3erufalem aber
nid)t gebaut fei, glaube nid)t, ]DNn 'PN ■ . . tt' C1X "b I^X^ CJ<, 3:and). Öenef.
$8uber ©. 44. äBenn bir ein SDJenfd) fagt : id) bemühte mid) unb fanb nic^t,
glaube nid)t; id) bemü|)te mid) nid)t unb fanb, glaube nid)t; id) bemüljte mid)
nnb fanb, glaube, b. megilla 6b = Jand). 2)euter. haazinu 3. (Säfarea
unb Senifalem: loenn bir ein 3Kcnfc^ fagt: beibe finb jerftört, glaube nic^t;
beibe finb beiDOl)nt, glaube nid)t; (Säfarea ift jerftort unb :Jerufalem ben)ol)nt,
Serufalem ift jerftört unb (Säfarea beiuol)nt, glaube, b. megilla 6a. 2lu«
2;iberia^ auö bem brittcn 3al)r^unbert ift ber Ba% überliefert : SBenn bir ber böfe
J^rieb fagt: fünbige nnb (^ott uergibt, glaube nid)t; benn eg ift gefagt: glaube
nid)t bem (iienoffen, 3JJid)a 7, 5, \x\\\) nichts ift fo fel)r (^enoffe, mie ber böfe
2'rieb , benn e^ ift gefagt : (^enef. 8, 21 (Sßortfpiel jmifc^en y^ unb j;-}j
b. chagiga 16 a.
3lud) DJrt. 15, 32 : tV« lätüfxsv xal mareüatüfifv berul)t auf einem üer=
breiteten ©ebanfengang. aWofe glaubte nid^t, bafs ^öracl gefünbigt ^atte (beim
golbenen M'alb). @r fagte: luenn id) nid)t fe^e, glaube id) nid)t. (Sx jerbrad)
bie 2:afeln nid)t, biö er mit feinen Singen fal). S^^tfi INiCnti' V^Düü Pl^n N'!'
590 ©rläittenmgen 5.
pOkSD i:\X MvSn ':\X ex "!?2X, r. ®l-ob. 46, l. ©ttt eg einen 9}ienfrf)en,
mMjex ftel;t unb nid)t (jtaubt? piT]r2 iS) ^ütll ITJ 12 D^N, §■ S. 4, 18.
Sod^anan let^rt in 3;i&ena§: btt§ Dfttoi" beä 2:empe(§ lüerbe a\i§> einer einjigen
gJerle »erfertigt. ISiner feiner .ßu^prer ^eifit eg unmöglid). Sein Sd)iff ge()t
unter, unb auf bem aJieere§grunb fiet)t er bie ©ngel bamit 5efd)äftigt, ang einer
^er(e baö 2'enipeltor t^erjuridjten, lüoronf er gerettet wirb. Gr ()ört (;ernad)
Sodjanan benfel5en i'el;rfa^ uortragen, unb fagt: Satten e§ nid^t meine 2tugcn
gefefien, fo I;ätte ic^ nid)t geglaubt. piriD NJ^Pi i6 ^i:^JJ "»Dm ^bl>J<. @r
jagte i(;m: f)ätten bcine 2tugen nid)t gefeiten, f)ätteft bu nid)t geglaubt ben
3ßorten, von benen id) fagte, U^^ fie gefd^rieben ftnb im Öefe^V (Sr ridjtete
feine 2lugen auf i^n unb fot) il;n an unb er rourbe ein Änod)en§aufen, ^ef.
^ai). 18, 137 a = ^ef. griebm. 32, 149 a.
SBeiter crl^ält nuaxhvuv in geiüot)nter 3i>eife ben S)ntiu: bem Käufer
glauben, 9)Jt. 21, 25 u. prl. ügl. i^u. 1, 20: oJx inCaxtvaas roig Xöyuig fiov.
Sarai; fagt ju 0ott: 3110 2tbral)am mir fagte, ba^ bu iljm gefugt l^uft: jiel^c
aus, glaubte id) beinen 3Borten, "l^IDl*? ^DJ^xri/ '^cind). ®enef. löuber S. 66.
2)lofe ging üon ^l^arao ^inauö, ©job. 10, 6 ; warum ? 3i3eil er fal;, baf; fte fid)
jueinanber luanbten unb feinen Porten glaubten, V"12"t' C^JV^NC VPII/ "»i»
er ging l)inau$, bamit fie fic^ beraten tonnten, um5ufel)ren, r. li-j;ob. 13, 5.
2)ie 2)ro^ungen unb SJerlieipungen ber eiujelnen ^ropl)eten ftnb gegeneinanber
in Äontraft gefegt: luem f ollen luir glauben, bem erften ober bem legten'?
n:nnN'? \S n:i::\Sn^ pCX^ nT\N^/ '^ef. Äal). 16, 127 b = ^l^ef. g-riebm.
30, 138 b. 3)lit ^ed^onja jogen auö, bie, lueld^e ben Sorten Seremiaö glaubten,
PTOT ^ij' "inD"!"? Ij^OiXnit' t>i<> 3:and). Set). Söuber S. 41. ©ott fprid)t
jur abgefd)iebenen Seele: fo tateft bu an bem unb bem 2ag; glaubft bu
ttma biefen Süorten nid)t? unb er fagt: S«/ j«! C^IDIZ jVONC PiriN ''XI
thn, Sifre 35eut. :}Ü7.
©obann fann ju maifüecv ber Dbje!töfa§ mit un treten: 3)it. i», 28.
SWr. 11,23. Sgl. oben ju 9)Jr. 15,32: er glaubte nid)t, bafs fie gefünbigt l)atten.
ajtit 35at. unb 3lcc. : einem ctiuaö anuertraucn, ftol)t eö iiu. 16, 11. 3Jid)t
einmal biefc SÜenbung ift ben "^aläftinenfern ganj fremb. 35ie i^euiten finb
mir treu unb id) uertraue meiii .'öauö unb meine .'oeiligung einjig il)ncn:
Dn^ N\X "»niimpi ir\^2 yüi<ü ""JW*! "h C^r^XJ Cn, ^am. bammibbar 26
= Cn^^X TliD tt'^Dlt'm "»ncnp Ji^NC ^JX, r. 3him. 1, 10. S)rci Sdiliiffel
l)at öott feiner Mrcatur anuertraut, nid)t einem (ingel, nid)t einem Serapl), nid)t
ber .t>eerfd)ar, fonbern fie liegen in feiner .vianb ; (iCNH X"? mnn??:? nV^'b^L'
n^n^'^ ri3"pn/ '^ef- S-nebm. 42, 177 ii. mH boppcUem XHlfiiiatiu: Ciin .Hnedjt,
bem ber Möuig alle«, roa« er I)otte, anucrtraute ; HO h^ 'püT\ i:v:)Xnt:' 12V
•TDK'/ I^aud). vajcchi 8.
'iMofj tranfitiu ftel)t niarn'nf bei ben Si)noptifern nie, ebenfo nie paffiu.
nlarig dei ben Spnoptifcrn. 591
3Som (iried)ifc()en Sprad^gefüfjl aus eiijentümlid) ift bie 58c5ie{)ung beä
uiartvHv auf ben, bem es gilt, burd^ ^räpofitionen , eine ^iac^rairfung beö
fenutifd)eu OJebrauc{}ö unb jugteid) bie Aolge ber eigenen inneren 5"^^ ^^^
33egriffö, bie einen beutlid)en, anfdjauHdien 3luöbrutf für \ia^ 5l?erf)ä(tniö 5e=
gefjrte, in n)eld)eg bag ©lauben ju feinem (Snipfänger tritt, ^erroanbt roerben
tig, int unb Iv. Sie ©ept. t)at nod) uorrciegenb bie gried)ifd)e Äonftruftion :
Iniaxtvatv TW //fw, roomit feine 2t6fd)ii)äd)ung bee 2 r?2Nn gegeben luar,
benn ber 35atiü brücfte griedjifc^ bei niaxtvnv nid)t nur eine flüd)tige, ge=
fd)iDäd)te aielation <x\\^, fonbern aud) bie uolle, auf \>m nnberu ftd) ftü^enbe
3uuerfid)t. S'"J"ert)in oenuifdjte fid) baburd) ber Unterfd)ieb in ber boppelten
Äonftruftion beö l^ebräifc^en unb aramäifc^en Jßerbum^. 2(fte, bie nad) if)rer
Sntenfität unb SJebeutung raeit auc>einanber Hegen, luaren bamit in biefelbe
©prad)form gefaxt. 2)ie Überfe^er bemii()en fid) barnni, maxtiiHv xiit ju üer=
ftärfen, bamit eö baä fefte galten unb .üaften an bem, welchem man traut,
beutlid)er benenne. So mirb öfter IfinvaxtvHv gebrandet, iDeld)eö boö „an"
am Ä^erbum I^at, 3)eut. 1, 32. 3U. 11, 20. 2 (Sl)r. 20, 20, uergl. ben Überfefeer
beg Sirac^: 1,13. 2,10. 4,17 unb öfter, unb benjenigen üon 1 a)Jf.: 1,30.
7, 16. 12, 46. 35er Überfe^er be§ £>iob I)at xaxä gebraudit, bod) nur bei ov
niaxtvHv, alfo luo üon 3JH^trauen unb '^Irgmoljn bie ^ebe ift: 24, 22. 4, 18.
15,15. 2)ie jüngeren Xejte nehmen gelegentlid) 3 einfod) Ijinüber: intaxfvatv
Iv Tftj »eu), San. 6, 23 Jljeobot. 3er. 12, 6. ''^M'- 78, 22, auc^ ^uniaxiLuv h,
2 (£l)r. 20, 20, xaxanimtvHv iv, ÜJüd). 7, 5, eine Atonftruftion, bie aufierljalb
beiS gried)ifd)en ®prad)gefül)l0 lag.
©ie fdjeint nirgenb'5 al§ im Sereid) ber Sibelüberieftung uor^uliegen. Ser
Überfe^er Sirad)* Ijat fein (^riedjifd) oft geiualtfam genug tjebriiifd) geformt, aber
niaifveiv iv i)at er nic^t gefagt. ©ir. 35, 21 : fir] ntanvaijg iv örfßJ ungoa-
xuno) xal ano xCiv x^xvmv aov (fvlaStti, ift iv nid)t anberö al^ im ontitl)etifd)en
©liebe gebad)t: iv navxl tQyrp niaxtvt xij \pv;(ii aov. !Jm erften 3a^ ftet)t
niaxfvHv abfotut unb iv befc^reibt bie Situation, in ber, fo fel)r fie ju furcht;
lofer Sid)ert)eit einlcibt, baiS ntaxavtiv nid)t ftatttjaben foU.
3n ber Summe ber '^jJrebigt (Sljrifti fagt Mx. 1, 15 : tut 3Ju$e unb gloubt
„im" eoangelium. Obgleich Xarg. ^ef. 53, 1 : XT XJHlbS'p j^D^H ]C bem
Sab na[)e ftef)t, fo läge bod), menn 'JJJarfuö fageu moUte: oerlafjt cud) auf bag
(i-oangelinm ; glaubt, ma'S biefeö fagt, ein 3lramaiämu«^ t)or, ber im ili'cuen
2:eftament fonft feine ^^jJarallele (jat. 3)Jit iv mirb oielme^r bag ©»angelium in
ein urfad)lid)e!5 ^ßerbältni^S jum ©lauben geftellt fein, cif)nlid) roie ijoljanneg
fagt: iv xolxco vuaxevofifv uxt, ^ol). 16, 30, uergl. iv Üh'. 9, 38. 29. 3, 22
unb bie Semerfung oon Söeif; ^i '-Wir. 1, 15. Sag ©lauben crroäc^ft aug bem
ßüangelium unb l)aftet an il)m. Dir. ftellt im Unterfd)ieb »on ber Jorm bes
Jäufcrfprud)!§ bei 3JU. ben ^nl^alt be'S (iyangeliumö woran: bie 3eit ift erfüllt
592 ©rhiutenmgen 5,
imb bn^ 3ietc^ na(;e; beun bavin beftel)t bie ^auptfadje an ^e\n Sßort. @r
uerfünbigt aber nidjt blo^ ©otteö Jat imb ®abe, fonbern fd)reibt auc^ bem
3)Jen)d}cn bas nd)tiije 58erl)otten cor: Hel)vt um unb glaubt. S)ie)e Jorberuug
ergibt ftc^ auö ber 9Jä^e beö 9ieid)ö in unlö§lid)er Äonfequenj. ^nbem biefelbe
burc^ bie Sot)d)aft bem 9}lenfd)en angejeigt roivb, wirb ©taube in if)m geroedt;
biefer I)at in ber 3teid)gbotjd)aft ba^, mci^ U)n I)ält unb trägt. Sa aud) bie
Umfel)r luegen ber 3läi)e bes 3ieid)g gefd)ef)en foll unb borum in ber 9ieid)g=
botfd)aft i^r 3)lotio I;at, fann li' to) evayytUoi im ©ebanfen be§ (Süangeliften
and) auf /utTuvofhe fid) be?\iel)en; jebod) ift ber 3«fawment)ang beö @Dange=
liumä mit bem ©tauben ber engere.
35ag ntaus Iv XQiaru) ber ©efangenfd)aftö= unb ^^aftoralbriefe ift infofem
üerroanbt, rceil and) biefeö Iv meit mef)r al'5 bie blo^e ;Cbjeft§bejief)ung aw^-
fagt, üielmet)r bie ganje ^rögnanj ber ©emeinfdjaft mit (£l;riftu!g in fid) t)at
unb ben ©tauben alö in it)m begrünbet unb in il^m beftel^enb befd}reibt.
2tn ein iv, njetdjeö ba§ Dbje!t be^ ©taubeng bejeid)ne, t;at man oft aud)
bei 91Öm. 3, 25 gebad)t: ü.ccaTrjOiov Jt« niaTSUJS if to) n'ifxatc avrov. ^d^
^alte eö für roa^rfd)einlid)er, ba^ ^^Jaulug bie fubjeftioe unb objeftioe SSermttte;
lung ber fü^nenben äüirfung (S()rifti nebeneinanber gefegt ^at. ©ijterfeitö ba=
burc^, bafi ©tauben a\\ if;n entftefjt, anbererfeitö babiird}, ba^ er fein !ölut Der«
goffen I;at, tilgt er bie ©d^ulb. 3n '^6if. 3, 15 mit feinem fd)rottnfenben 3;ejt
mürbe ba^ uon B. gegebene: tV« -niig o Titarfvwv h> avTio b/t] C«Jf]v «iwviov
uon alter Sinologie ber jot)anneifd)cn 3{ebe abroeidjen, menn nid)t iv avro) über=
roiegenb bag „öaben beg eroigen Sebeng" erläutern follte.
!Ser griec^ifd)e ®prad)gebraud) legte bie 'i^enuenbung uon int nät)er, ba^
gried)ifd) mit bem Satiu baö Ttotxv ober ben ©runb ber ,3»werfid)t einsufül)ren
pflegt, Sllom ©lauben^motiu jum (Empfänger beiS ©laubenö ift ber ©d)ritt flein.
ntareÜHP In avTtö fd)eint fid) nad) ^)t5m. 9, 33. 10, 11. 1 'ipetri 2, 6 in bem
in ber erften ©emeinbe gebräud)lid)en itejt Sefaja^/ 28, 16, gefnnben jn l)aben,
oergl. 3 aWf. 2, 7 ifimarevaai inl ^toi. ßbenfo nennt eö m. 27, 42 aüers
bingö bei ftarf fd)iuanfcnbem Tert (avToi, in nvTÖv, in avTtT)) ben ti'mpfänger
beö ©laubenS. ';^\\x Sa^jform: xaraßäTw . . . x«l niartvaofitv iji^ nuTÖv ugl.:
3afob glaubt feinen Söt)nen il)re !öotfd)aft über Sofep^ nid^t, unb «erlangt uon
il)nen: fagt, bei rocld)cm 58ibelabfd)nitt er fid) uon mir trennte, unb id) uunbe oud)
glouben, Clh pDNNI , . nox 2anä). ©enef. ilMiber 6. 211 = r. ©enof. }»5, 2.
3n £u. 24,25: „unöcrftänbig unb am .t>erjen langfom, ^i glauben ,auf
ollem', roo«( bie '•|<ropl)cten gcrebet babcn," mirb in( mebr ba^S 'JJiotiu, al<i ben
bireften iiejieOungopnnft bc«i ©tauben«! einfübren. i)lltf ber eigentlid)e letjte „'^iel:
punft be« ©laubenü werben ©ott unb lSl)riftu<!i gebari)t fein; m\ einer feften, in
3efu« ben (Sl)riftu« erfoffenben ;{Hiierfid)t bätte fid) il)nen alö fräftiger ©runb
bfl» iüort ber Propheten bargeboten, falle fie cö in feiner ©efamtbeit, },\i ber
niaiii; bei Den £i)noptifeni. 593
bie Üeibenöiüeiefaflunc? ebenforoof;! c[el;ört, lüie bie .'öerrlidjfeitäuerfjeifsung , er=
fo^t Ratten.
9JUt niOTtvHv Inl i9^«p mar bo§ ©tauben ol^ 6eftef)enb, auf @otl fit^
ftü^enb üorgeftellt. ©oU eg in feiner Jtid^tung auf 0ott ()in befc^riebcn
roerben, fo treten bie ^räpofitionen mit bem 2(ccu0. an. 2)ie 3ücf)tigung beä
©ünberä, fagt bie «Sapienj 12, 2, ^at ben S'oerf, iW niartvataaiv inl a(. ßu
feftem @pracf)gebrauc^ fommt im SJeuen leftament marivtiv ffg. ^n ben
@t)nopt. ftef}t TtcaifvHv ds com 6f)riftU!g 3)U. 18, H, äiei ben 'l^aläftinenfern
bleibt 3 pCNH für 0ott gebräuchlich, '^uba unb Sienjamin glaubten an mid)
unb f)eitigten meinen 5Jameu am aJleer mit SJJofe, Iti'l^pl ^D li^CN" CH
CD '^It' PN, 2:anc^. öenef. 33uber 208. 2)ie Ännb|d)ofter, loelrfje a)Jofe gegen
^aefer fc^icfte, loaren tiid)tig. ©ie fagten: mir oerloffen un^ auf a}iofeg (^ebet;
er fttnbte frül)er Äunbfd)after aii^ unb fie bract)ten 3(nftof; ; roir jeboc^ tun nid)t
fo, fonbern roir glauben an ®ott unb werben fämpfen, in'^sns IJX pnit22
i^cw n"2pn2 n\s p niryj ^sS ijn* h2i< .. ntro hz% r. 3him. 19, is;
oergl. 2and). chiikkath 24. SJuber 3htm. S. 130. 3<on 3ntereffe ift bie Unter;
fd^eibung von niDD unb I^D^n^ ^^^^ fie }um neuteftamentlic^en ntnoid^^pai
neben niartvHv eine ^i^arallele ift. Wott fagt mit Siejug auf bie Jyfifr bc^
g-efttagä: meine Sö^ne, borgt auf meine 3ted)nung unb ^ciligt ben lag unb
glaubt an mic^; ic^ roerbe beja^len, >3 IJ^CXm» 'J- beza 15b, Gö fommt
aber nud) dou C^ott j^^Nn 'uit *? neben 2 »or, unb ebenfo wirb für baö auf
3}Jeuid)en gerichtete fronen 2 »»b ^ gebraud)t.
Xirei Sefel)le fanbte ^ofna an bie Äaananiter ; ber öergefiter räumte baö
Sanb unb glaubte an Wott unb ^og fort nad) 3(frifa, r2"pn'? 'h '\'12^7\,
j. shebi. 36 c.
3)ärael fagte: roir moUen 5)Jänner cor unsi ^er fenben, unb fie foUen un§
bog Sanb erforfd)en, meil fie nic^t glaubten, Ij^DXH {<'?t^'• ^"P 'firb ein
@teic^nisi gebilbet. 2)er J?önig Derfprid)t feinem ©ol)ne eine oortrefflic^e Sraut.
2)er ©ol)n fagte i^m: id) loill gel)en unb fie befeljen, weil er feinem i^ater
nid)t glaubte, 1^2X2 ]^?^N?2 n^Pl N*?- ®cr ^ater fagte il)m: fie^ fie an unb
bu lüirft erfennen, ba^ id) bicft nid)t belog, unb toeil bu mir nid)t tranteft,
^2 nj?2Nn ^"^Z* t'^Ztt'Z, lüirft bu fie nic^t in beinern .'öaufe fe^en, fonbern
id) gebe fie beinem ©of)ne, Jand). 3d)allac^ 5. ®ie glaubten SSofepl) nid)t, bis
er il)nen baji Siegel ber ©efd)neibung jeigte, 12 D^j^CNC I^D iÖ , land).
vajjiggasch 5. Iraue bem ^^rofelpten nicf)t biö auf 22 0efd)led)ter, pXfl T'N
132, ^ef. Jriebm. 22, 111b. 2)ie 3lmmoniter fagen: "WOi ]CXn bi<,
Hand). @enef. Suber ®. 100. Sd)n)erlid) mad)te fid) nod) ein beutlid)er Unter;
fc^ieb jiDifd^en 2 uni» *? bemerflid).
2)ie negatiuen 58ilbungen: imiaTog, 3)ir. 9, 19. 3)h. 17, 17. Su. 9, 41,
üergl. 12, 46, unb umarla, mx. 9, 24 {^li. 17, 20?) oergl. Mx. 6, 6. 9)it. 13, 58,
©c^tattcr, Scr ©taube im !K. Seft. 38
594 6rlä«tenmc\en 5.
nennen ben ooHenbeten ©egenfa^ ju niardvHv. 3)a amoTog bcn aftiwen ©inn
be§ lügnenfc^en 3:reubrucf)§ nicfit ueiloren I;at, l)at eä [eine alte '^parallele „mt-
brcl^t" bei fid^ : yfveci aniarog x«t SuarQttfM^^vt] in 2lnlel)nung an Seut. 32, 20.
Sei ben ^atäftinenfern ^at HJCN ^"lDin?2 einen beutlid^en ©prad^gebraud^.
211^ 3)(oie ba^ Sßolf üom 9ioten 3}leer rütfroärtä füf)rte, fingen biejenigen, welchen
e§ on ©rauben gebrad^, m, i^r ^aar augäureifien , nJ?2i< "'"iDinc it'^nnn
in^iyD' Pti'bin/ SlJerf). su ©job. 14, 2. 26 a. Stiemanb joU üom 9Jtanna übrig
(offen biä jum Siorgen, itnb fie i^örten nid)t ouf 5Diofe; bog roaren biejenigen
in Säraet, roeld^en eä an ölauben gebradf), ^N"ltt'">2t^ HJCN nDlPir^ l':'t<,
^ec^. 3U @EOb. 16, 19. 49 b ; »ergl. r. ©job. 25, 14. ©ie gingen aui ©abbat
oug, eä ju fantmein; bie§ raaren biejenigen in ^ärael, benen eä an ©tauben
gebrad), 9}lecb. ju Gjob. 16, 21. 50b. 3Bantm icf)iüint ©ott? diejenigen, benen
ber ©loube fet)lt, berairften, boft er fd)n)ur, '<^2'^'h 'h 1^13 CPl HJ^N* noinc,
©ifre '^tui. 330. Siioo^ gebroct) e§ an ©tauben, HTI HIl^N TiV\)2 HJ. ^ätte
il^m baö SCßaffer nict)t an bie 5?n5c^el gereirf)t, fo raare er nict)t in bie 3lrd^e
gegangen, (©prucf) Sod}auanä) r. ©enef. 32, 9. .^»agar füUte aw^ ber if)r ge^
Seigten Cuetle i^ren ©d)laud). Sag fagt: eg fel^tte il)r on ©tauben, DIDiriD
nn^n n3?2X» r- ©enef. 53, 19. ©iet)e oud) bcn ©a^i Gleafarg, beg 9)bbiitt)en,
©. 29, unb bie 2lntitt)efe swifc^en n^CX "iDinO «nb nJ?2N b'!)2 beim jo^on=
neifd^en rtiarog.
j^ür bie ^^uftänbe ber inneren ©nt-^iDeiung unb ©d)uianhing ftef)t neben
bem 3Ktg. eigentümtidjen öiaTciCtiv: äucxQtO^rjvat, 2)Jt. 21, 21. aJlr. 11, 23.
®ried^ifd^ bejeid^net bog 3Bort nid)t ben Äompf ober Streit, »ietme^r bie ©c^eis
bimg ber ©treitenben: auf bem .Uampfptati baburd), baf? fie augeiiuiiibcrgef)en,
im 3led)tg^anbel boburd), bo^ burd) ben rid)tcrlid)cn ©prud) bie ftrittigcn :i5er=
t)ältniffe georbnct werben. Sißie eg jum neuteftamentlid)cn ©ebrouc^ gefommen
ift, beffen Gigentümlid)fcit barin beftet)t, bafs bog \hay.Qi()T,vta fid) nidjt im
Sßcr^ältnig ju anbern, fonbern in ber eigenen 'iperfönlidjfeit uolIjiel;t, ift mir
ni(^t oöUig burd)fid)tig. (Snttüeber ift ötaxQCviaihnt bem mebiolen xQ^veaf^ni
angelet)nt, in ber SBebeutung : rcd)tcn, ftrciten, unb biorauf aud) ,yir 'i^encuuung
eineg gegen fid) gefeierten ©treitcug unb .^lueifclnci goiuorben. Dbor eo> luirft
bei fcmitifc()e ©ebonfc bcS „^erfoUcnfeinä", ^t>^, auf bog 2l>ort ein, fo bnf;
ber ©ebonfe ber Teilung unb ©d)eibung in gegenciiiaubcrftehcnbe ©timmcu
unb Ärdfte ouf bog Innenleben beg (Süujclncn angeioaubt ift.
itniarih' ftef)t in bcn Wnomcn ^efu nid)t; neben ajJr. 16, 11. 16 i)nt cg
aud) iiufog mit gricrf)ifd^cr Jdil^^'U^: nmarifv rtvi 24, 11; «. ilnu rijs x"Q"^
*ai i'^uiifiitCHv 24, 41.
3l\id) okiyÖTiKTTos, ber „am ©loubcn .Hiir.H'"/ brüdft einen ©cgenfat^ ,\um
Ölouben oug, in bireftcr Übertragung cincg oramftifdien '^lUntgcfiigcg, «ergl.
ohyoniaila, i)Jt. 17,2011. CSö be^cid^nct bc», beffen ©loube vor ncui^u, gröfKrcn
niaiig bei ben Synoptifern. 595
2tuf(?tt6en ficf) nirf)t erf)ält, fonbern 8ei-gel)t. -Die S. 29 zitierte @nome er)cf)eint
in ber babplonifc^en Überliefenmg in foU]enber '^oxxn: t>eber, ber ein Stücf
33rot in feinem Äorbe fjat, unb fagt : roaö foll id) morgen effen ? gel)ört ^n ben
Äleingtäubigen, ^bx ^:'^{ IHO^ ^DIN HC "ir:\Sl 1^D2 PC 1^ tt^^ir ^C tT
PJCN ^JCOpD, b. sota 48 b.
Äein ©i)nont)m fte^t neben Titarttttv. 3)er fpörlic^e Öebrancl) oon
71 fnoid-tvat, iin. 11, 22: »] navonUa l(f ^ ineno(x>H, 2u. 18, 9: nfnoiikorts
icp" iavToig ort (talv ä(xaioi, oergt, oüdi) bie Variante ju 3iRr. 10, 24: toi'?
TKTioi&ÖTag Inl ToTg xQv^aai, [teilt immevf)in ins Vid}t, lüie feft majfvHv a\\\
Öott nnb ©()riftuä belogen nnb barnm im (^egenfa^ jum grierfjifc^en Öebrauc^
nid^t me^r für fodjlic^e Dbjefte oerroenbbar ift. llniCiiv unb iXni's fefilen ; nur
i'u. H, 34. 35 gibt ütiiXhv unb tintlnCCtiv, mit iBejiefjung ouf bie Stellung
bess 3Wenfc^en jum 3)?enfd)en. vnofiivuv ftel)t in ben önomen ^efu einmal mit
grofier ^:i}rägnana : «DU. 10, 22. 24, 13. 2Kr. 13, 13, oergt. vnofiovii, i'u. 21, 19.
2(ud) i(Xr]iyHa beutet fid) nur an: rö {<Xrj9tv6v, £u. 16, 11.
9iod) ein SlJort an«S bemjenigen Mreife, ouss meldjem ber OloubenSbegriff
ermodjfen ift, tritt in 3«)'" Stebe eigenartig ^ertjor, fo fel^r, ba^ bie ©oangeliften
barauf uerjid)tet [jaben, c^ griedjifd) roieber.^ugeben : ttfit'jv. dlid^t bie über;
rafc^eube Unglaublic^feit ber 3(uöfage oeranla^t es; benn manches fc^arfe ^ara^
bojon 3efu ift ot;nc baöfelbe überliefert, cf. j. ». mt. 9, 13. 12, 8. 2lmen ftc^t
Dielme^r bei S^er^ei^ung, bei £'ob nnb labet, ba, roo baö 35]ort jum rid)terlid)en
Urteil lüirb unb bie einigen Wüter nimmt ober gibt, olfo ba, loo baö ÜSort ben
SöiUen funbtut, eine (Sntfc^eibung gebenb, ber nun bleibenbe Öeltung jufte^t,
auf bie ber .'pörer barum and) mit befonberem ©ruft ^t achten f)at, joeil fie
über fein ÜJefd)ict entfd^eibet. (iin ^^Naraboron entf;alten fold)e Sl^orte aUerbingg,
ba bie SBebeutung biefer SBorte an ber ^erfon 3efu ^aftet, er ober alg ajlenfc^
lüie fie oor ben 4*örern fte^t, mä^renb fein SBort alg Urteil unb Madit auftritt
mit eiuigem (gffeft. 2)arum loirb eä burd) 3(meu ale ein fefte^ unb gültiges
beftätigt, tro$ be« gegenteiligen ©c^einö. 2)er ©nmbbegriff ber SBurjel lebt im
3lmen 3efu lieber auf, iueld)er nid)t nur ober luerft bie intelleftuelle :)tid)tigfeit
ber 3luöfage im 3lnge l)at, fonbern ben feften älJillen, ber fie trägt unb realifiert.
2)arin lag bie Unüberfe^barfeit be§ Sßortg für bie gricc^if(^en ©oangelien.
(iXjj&oig, mit bem es Sufoö einigemal erfetit, 9, 27. 12, 44. 21, 3, ugl. in
cdt]»(i'ag 4, 25, ift, lüie 2uÜ)ex^ „mol;rlic^", 3u auäfd)Iie$lic^ auf ben ^ntelleft
bejogen.
596 Griäulcntiitieii H.
6.
Der Sprachgebrauch des johanneifchen Evangeliums.
niOTig Streue, moros treu, aniai^Tv, uTnaTia, ohyömarog, oXtyoniaiia,
ja felbft nlmig @Iaube fel^Ien. 2)er ©egenfa^ ju maxtluv \\i ov maraviiv.
9iur im 3Bort an ^f)oma§ 20, 27 tritt noc^ Kniatog itnb Tiiarög = gläubig
JU mareveiv ^inju. niarevHv unb ov TuarsvHv reici)en ii)m I)ier nic()t mei^r
au8. ®r miü ouäbrüden, loag ftd) baraug alg ber bleibenbe ©taub unb (£]^a=
rafter ber ^erfon ergibt, '^m ßntfte()en ober g-ef;[en beö ©Inufieiiö »oUjief^t
fic^ ein „2Berben", yivta&m niaröv, untarov, baä bie fUeibenbe (£igen)rf)aft beä
SRenfc^en roirb. %\xt bie[eg auf bag beftänbige 3?erf;alten unb ben bleibenben
33efi^ beö ^JJenfcben geriditete niaTÖg ift T^liC^ "»"^yD tiei ben 'paläftinen)ern
bie '^orallele. (So ift gefd^rieben: bieä ift baö Jor für ben ,'perrn; ©erec^te
gefien burd) baäfelbe ein, ^f, 118, 20, SBa'S fagt er »on benen, bie ©lauben
ftabenV ^^^IN T\12 Dj^N "•byDD- Öffnet bie lore, unb cö fomme ein ge=
rec^teä Solf, loeldieö Ölauben beinafjrt, ^ef. 26, 2. ©iefeö 'Xox, alte, bie e^Jlauben
f)aben, ge^en burc^ bagfelbe ein, 12 \>ÜZ2l H^IDN "h^^ '?! Hi "W^, 3Kec^.
JU G;cob. 14,31.33 b. Sfaaf fegnet ^afob, nid)t bagegen (Sfau, im 9lamen
(Slo^im, ber na^ ber fixierten (Sjegefe ber '^^aloftinenfer auf bie ri(^terlid)e
^unftion ©otteö ge^t. 9Jur bei '^altib, nid^t bei ®fau, mirb fontit baä göttlirfie
JRed^t DorbeI)aIten, loeif fid) nur ^nfob of)ne iPorbefjalt ber 31egiernng ©otteö
nnterroirft. JJenn (Sfau entbef)rte beö (>}taubenö; für l^safob bagegen, i»eld)er
(Glauben l^atte unb gerecht roar, fagte er: eö gebe bir 6lof;im, nac^ bem Siedet.
pnüi r\y\'o^ hv^ nihk' ipvh hz^ .n:öN' iDin?2 {wv) xin^' ^:!:^
Xand). (^enef. Sauber ©. 134. ^'^ei babi)lonifd)e Stabbinen ftellen über ben
Untergang tserufalemö antitf)etifc^e Sä^e auf: fogar in ber ©tunbe, too Sern«
falem ftraud^elte, fef)lten if)m nid)t bie, bie (Silanben baben, UT\t2i IpDD N*?
n3?2N ^'PyZ. 3iid)t ging ^erufalem unter, bis! aufl)örten <\wi il)m bie, n)eld)c
(Glauben Ijaben, HJCN ^"pyD nJ?;?2 IpDEli* "1J?. ®icS loirb fo an^^geglid^en :
ba8 eine gilt uon ben "Borten beö Wefe^eö, baö anbere nom (^efdiäftiSuerfebr.
5Bei ben SUorten beö ('•Jefe^cö gab eg fold)c, im (''k'fd)äftvM)crfe{)r nid)t,
h. chagiga 14 a.
2)a8 '^crfeft nfmaxfvx^vai, ift nad)brücflicl) gebraud)t; eö foll bie fort-
roirfenbe, befinitioc ©tellung Oeruorgcbobcn loerben, in bie ber 9)Jenfd) burd)
ein red)tfd)affcneö (Glauben eingetreten ift.
©tetd roirb Oief"* t»»rtl) *^f «lö ^ci" bejeid)net, ju bem I)in baS (Miauben
jidt. Sonft tritt ber Datiu an: "JJJofe, ben "Borten ober ilU'rfen '^efu, ber
@(^rift glouben; uergl. „glaube mir", 4,21. „%\\ baö Vid)t glauben", 12, 36,
Wlbet feine "ilbroeid)ung uon ber fcften Stege! beö 6prad)gebraud)vN, uu'il ,vV'f>'*
niaTEvHv bei ^o^amieg. 597
felOft bog i\6)i ift. Dieben ber SBenbuns: „an Sefuö glauben" ftef)t nur bie
Jormel: „an @ott glauben", maTtvHv dg rbv &(öv 14, 1, uergl. 12, 44, roeil
3efu i:;eiben eä mit ftc^ bringt, ba^ baö Sßertrauen alö nic^t in ®ott ru^enb,
fonbern als ^u i(}m ^inftrebenb, i^n fuc^enb unb faffenb gebacf)t ift. öflufig ift
ferner ber Cbjeftäfa^ mit ort; einmal roirb mit zoito bie üorangel)enbe %\\i'
fage, bie bem ©lauBen feinen beftimmtcn So^oW gibt, roieber^olt: maTtvuq
TovTo, 11, 26. 2)er ©prad^gebraud) bleibt fomit oollftänbig auf ber Stufe beö
3(ramäifd)en ; id) müfste nid)t, roaö an bemjelben „Öräciemue" Ijeiyen fönnte,
in bem Sinn, bo^ eö nur auö griednfc^em Sprac^gefü()l enwac^fen wäre. !J)ie
formalen Berührungen mit ben paläftinenfifd)en 2ä^en finb mel)rfac^ fel)r eng.
ä?ergleid)e :
6, 64 : iilk^ fialv ^1 vfiöäv Tives oV ov niartvovatv. 3n ber ©tunbe,
ba unfer Sater 3tbral)am in ben '^tuevo^en l)inabftieg unb gerettet rourbe, gab
eö unter ben 58ölfern ber äßett fold)e, roeldje glaubten, unb folc^e, n)eld)e nid)t
glaubten, C^:i?2N?2 T>n N'Sl^' Sr""! C^i^NC VPitf C^iyn Hl^WC IJ'V Unb
alö ber Äönig won Sobom in ben 3tipl)alt t}inabftieg unb gerettet rourbe, fingen
fie an, an 3(bral)am ju glauben Mon früljer l)er, r. öenef. 42, 11.
3, 16: 71«? 6 mativtav iis avrov. 3?ac^bem ber 6i)riftuß geoffenbart
ift, fül)rt er "^^vael in bie Sßiifte unb roirb roieber üor i^m »erborgen. Seber,
roeldjer an il)n glaubt unb il)m nad)folgt unb luartet, roirb leben. Unb jeber,
ber nid)t an \i)n glaubt unb ju ben '-IJölfern ber Sßelt gel)t, ben töten fie jule^t,
1^ I^DND |\si:' '?Di n-in Nin |\nDci innx it'im t> j^cnc ni-i:' h^)
d?)]}^ D'^üMih ']h^r^\^, r. $. y. 2, 22. über bie ^araUelcn fietje meine m-
bnnblung über bie ®prad)e unb .vieimat beö üierten ßoangeliften , Seiträgc
VI, 4. 1902.
3ür roen ift ba^ aJJanna bereitet? Jür bie GJerec^ten in ber fommenben
Beit. 3Ber glaubt, ift roürbig unb i^t oon \\)m; ber aber, roeldier nidit
glaubt . . . jiDXQ i:iNi:' ''ü) 1:DC ^2\S1 HDIT ^DNC xrii:' ""D, 3:and|.
©Eob. »über S. 6«.
12, 44: o TnoTtviav iis if^i or niartixi ttg ifi^. 35ßer an einen treuen
.s^irten glaubt, )o ift e^, roie roenn er an bai SBort beffen glaubte, ber fprac^
unb bie äöelt roar. ir^NDD ]^?2{<C I^ND pW HVnD j^DNClf >D bj
□^"lyn n^m icnit ^c, a)je(^. ju ejob. 14, 31. 33 b.
10, 38: xuv ifAol ^T] 7iiaTfvT}Tf, ToTg fQyocg Ttiaxfvtte. 3ü)ie^ finb
jyrüc^te au^ SefforifS; roenn bu mir nid)t gloubft, gel) unb tjole bir felbft,
uHN ?]X i? NDHl XU ^::^DX?: nriiS ]\X CN, j- pesach. 42 d. 3ltiba ju
Jineju^^ atufu!^: roenn bu nid)t glaubft, gel) imb erprobe e^ an beinern SSater,
T2N2 pn2"l NU ]iCkS^ nriN |"'N* CNI, ^and). ki thissa 33. SBar Äamfa:
Unb roenn bu mir nid^t glaubft, fenbe mit mir einen ©parc^oS unb Dpfer, unb
bu roirft fogleid) erfennen, "ba^, id) nidit ein Vügner bin, i*? rCNH nS CXI»
598 erläuterungen 6,
r. Älgt. 4, 3. Süerteumbung Bringt 3lugfa^, mxb raenn b« ntc^t glaubft, fiefje,
2)Mrjam, bie ©eredjte, ift ein B^if^^" f""-" ^^^' roeW^e eine böfe ,3w«öe I)abcn,
PCN?2 nx ]^{< CNV r- Seut. 6, 4. 5. 3Benn i^r nid^t glaubt an bog künftige,
glaubt an baö SJergangene, IDyi^'t' i:^?ONn XDH^ CJ^DN*^ DHN ]"•« DSV
Sifre Seut. 25.
10, 37: ft ov . . . fxr] niarfveTs fioi. ©in SBeib ()aiTte auf iljven @e;
maf;l, ber in bie Sauber am 3!)}eer gejogen roar. ®r fagte il;r: eö fei biefeö
^eic^en in beiner öanb. Sßenn t>\x biefe§ 3eiff)en fe(;eu wirft, roiffe, ba^ id)
fomme unb nal)e bin ju fommen. ®o Ijarrt ^örael, feit ®bom aufftaub. 6'g
fagte (Sott: 2)iefeö 3^1^^)^" '^^'^'^ i" e"'^^'^ §^"^ f^"^- 5^" bcmfelbeu Jage, an
roeld^em id) eud) ©rtöfung fdjuf, unb in berfelben 9iac^t foUt i(;r raiffeu, baf[
id^ ^\\i) erlöfe, unb wenn nidit, glaubt nid)t, roeil bie 3eit nid^t genat)t ift,
nyn ray vh^i; i:^QNn h^ in*? DiSV r- ejob. is, 9.
4,48: ^«r ^t] at][xeia xal Tigara l(^i)Te, ov fir] ntnTfvßrjTf. (3\a\lbi^n
fie etraa nid}t, big fie bie 3eitf)eu fal)en? Stein, fouberu „ba ()örten fie, bafj
©Ott ^eimgefud^t Ijatte", (Sjob. 4, 31. Sßegen beö ^örenö glaubten fie, unb
nic^t, roeil fie bie 3eid)cn gefe^en I)atten. Unb lucgroegen glaubten fieV SBegen
beö 3eid)en!S ber .'g>eintfud}ung, iueld)eß er il)ncn fagte. Seiui fo ()atteu fie eine
Überlieferung üon Siafob l^er : jeber ©rlöfer, roeldjer fommt unb meinen Söl)ucu
fagt, f)eimgefud)t l^abe id) eud^, er ift ein mal^rl^aftiger Griöfer. Sllg 3}Jofe fam
un'b fagte: „f)eimgefud}t l}abt id) cnd)", ba „glaubte baö 3]olf" fofort. Sße«-
()alb glaubten fie? 2)enn fie Ijörten bie .s^eimfuc^ung. Hj; Ij^r^NH N'P '?)2^
r. ®job. 5, 16. 3" 13^Ct<n nOD »ergl. Ip Tovrtp mareiofMev 16, 30.
2, 22: infanvauv rij yQMfij. Sie g^'^wler in S^^rael fagcn, ba^ bie
^ropt)eten unb bie Äetubim uid)t Xl)oxa feien, unb fie glauben nidjt au fie,
CHD C^J"i?:?ND CJ^NI, Jtand^. 35cut. ree 1. 58uber ©. 19.
6, 29 : IV« ntaT€v(Tr}Te etg ov itniaruXiv httvog. 911'? '3J{ofe un"il)vcnb
beö i(ampfe8 mit 9lmnlcf für ^öracl betete, betrad)tete il)n ^s'Srael unb glaubte
an beu, ber a)Jofc geboten l)atte, fo su tun; CW^NVn D p'prnD?:^ \S"1C"' Vn
■p m^'V*? nit'C '^pE':^' "»CDf 'J^tcd). ju (Si:ob. 17, 11. 54 a. i?ergl. aud):
G^iyn n^ni icnit v^d i^^cNnt:' njv^xn s» 'JJit. 15, 28.
11,40: im' niOTivain öi//»j Tr]v öü^uv tov ^'^fov. 35ie !I'^eopl)anie auf
bem Sinai finbct ftatt, „bamit fie nid)t fageu, mciui ov un<i feine .'perrlidjfeit
unb feine (Hröfje geu'igt Iirttte, l)(1tten mir ihm gegUuibt; jolU aber, moil er
une feine .^vrrlidjfeit unb feine (^hiifje nid)t U'igte, glauben mir il)m uid)t,"
i:«"in i6\ff vicDyi ^h d^j^cn;^ i:«n )hii pni ni2D nx i3N"in i>n
1^ D^JiDKC 1:N ]^N i'?"!^ PNI niDD HN, r. .?>. l'. 1, 14.
ntOTivstv bei ^o^anneä. - 599
4, 21 : ntaTivaov fioi oti. 2l(g a)iofe beim 2(nblicf be§ ^alU^ bie 2:afeln
jerbrocf), jagte if)m ©ott: bu f)oft mir nicl)t geglaubt, t>a^ fie fidj baö latb
mad^ten, .. t^ i^ pCNC n^H N^?, r. 2)eut. 3, 12.
3u 20, 8 eiSt y.al iniarsvat unb ben parallelen oergt. baö ju aWrf. 15, 32
Slngefü^rte.
6g ift beäl;alb aud^ nid^t auffallenb, bafs Soi^onneö aud^ CItS'ZJ ]"'Dri inö
©ried^ifc^e l^inüberna^m : niartvHv tig t6 uvofia, al§ Söort 3efu 3, 18, fonft
nod) 1, 12. 2, 23. 3)er Slid unb SBiUe, welcher im ©lauben liegt, wirb bamit
auf ba§ l)ingelenft, wag ^efug ^ei^t, roeil fein 9Jame feine Stellung oor @ott
unb ber Sßelt offenbart. (So roirb baö (Glauben oom perfönlid)en Umgang mit
^efuä unabt)äugig unb allen möglich, meieren er uerfiinbigt loirb. SJergl. bomit :
@ott fprad): fiel)e, id) uergelte ben ^Utcften, ba^ fie ^^vael an meinen 9Jamen
glauben machten, ^ü\L^2 ]i72i<'rh 'PNllJ''' PX IlTJ?^ hv- S" i'^r Stunbe, alö
Siofe i^nen fagte: ber Öott eurer ''Mtex Ijat micf) ju euc^ gefanbt, roenn bie
^llteften 3)lofeg SBorte m<i)t angenommen l^ätten, t)ätte fte auc^ ganj Sörael
nid)t angenommen; aber bie ^^llteften nabnten fie juerft an unb jogen gan^
S^rael nad^ fid), unb mad)ten, baf; fie an ben !JJamen (Lottes glaubten, }<^{<
cnnnx bxitr^ bj iZTr;2i n^nn (nirc hw m^i n«) t>2p c^:pTn
n"2pn bi:^ )r2^h ]V2Hrt> inW IB'yi, r- ©tob. iß, l. Seadite, roie aud) l)ier
niOTtviiv nnh lufxßüvHv TIC (ßr'jfiaja uebeneinauber fte^en. Offenbar unb
befannt ift cor bir meine SWü^e unb ^lage, mit welcher ic^ mic^ plagte, bis^
fie an beinen Flamen glaubten, "[r^K''? C^J^CNC Vn^ll' "1J?/ i'- ^eut. 11, 6.
Monfreter ift bie Jormel gebad}t, menn berjenige, ber einem anbern beö^alb
fein Ü5elb anoertraut, roeil er bie 2:i)efillin trägt, fagt: nid)t bir traute ic^,
fonbcrn bem l)eiligen 3Jamen, roeld)er auf beinem ößwpte roar, n^j?2^n "p iÖ
Itrn bv Nim Nirnp NCIT XIH^N^N/ ^-^.^ef. gnebm. 22, 111b. (Stroa^
fürjer j.berak. 4c: ■jC'nDl ]''b'>iÖ N^iN H^JCH ib iÖ- 91«« ben Säumen,
roeld)e 9(bral)am neben ben 3ntären pflanjte, roirb bei ben Siabbinen ein ©arten,
in roeld)em er ben ^oriiberjiei^enben Speife unb Jrant anbot. „Unb er oer^
fiinbigte il^nen bafelbft: befennt unb glaubt an ben 9lamen beg ^emi, beg
eroigen ®otteö, XQ^yi NHt'N "n N1CD CITD IJ^cm n\S, 5er. I ©enef.
21, 23. 4?ergl. STrg. ^er. I (Sjob. 11, 31. ©enef. 21, 33. ^f. 106, 12.
Süie loderen 33e}iel^ungen bcö Segriffg treten in burd^fidjtiger Söeifc an:
tp nennt ben Örunb, in roeldiem ba^ ntaTsveiv benil)t, 16,30; Jt« « baö oer^
anlaffenbe 3}}otii) 4, 39. 41, rft« nvos bie baö ©lauben oermittelnbe '^erfon 1, 7.
Sntereffant ift niartvHv ntgl rov TvipXov oti 9, 18, roeil eö jeigt, roie
beutlid^ fid) ber ©oangelift au'^jubrücfen roeift, roenn er oon einer Überjeugung
reben roill, bie nid)t bie 'l^erfon mit ber '|>erfon ju bleibenber '-8erbunbenl)eit einigt,
iöergl.: 2)er i^önig «erföl)nt fid) roieber mit feiner oerftofienen @emal)lin. Unb
i^re 'JJad)barinnen glaubten nid)t, ba^ er fid) mit il)r oerföljnt l)atte, vn i^b^
600 ©rläutentngen 6.
pi^ M!i"in:tJ^ nii^cNc n\ni:;^2U', 3:and). ejob. mur ©. 127 = r. e^ob. 51, 3.
3llö 9laron ftarb, uevi'ammelten fid) alle bei a)}oie imb fachten ju it)m: luo t[t
bcin 33ruber 2lai*on? ©r fagte ju i(;nen: Öott i;at if)n jum ercigen Seben
uerborgen, unb fie glaubten tf)m iiid)t, 12 D'j^DNQ VPi f^*?!, Sifi'e 2)eut. 304.
3u Trep^: er traut il;m uid)t in betreff ber ^^Ijuten, h]} 1j^CN?2 1Ji5< XIH
nntryDn. ml. demal 4, 1.
35on 3eiu§ wirb ba§ SBort nur einmal für fein 3Serf;aIten ju ben 3Ken=
fd^en unb mit boppeltem Dbjeft gebraud)t: niarevtiv uitov avroTs 2,24.
JDap oergleid)e baä px Su. 16, 11 33emerlte.
3tud} bei ^ol^anneö gibt eg neben maTevecv fein ©t)nont;mon. nenoi-
^€vat, naiü^eadui, fef)len gan^; u7ihx9s?v fielet bagegen 3, 36. vnofiovr], vno-
fiivetv, iXn(g, bie bod^ in ber apoftolifc^en Spradje fo fräftig entfaltet roaren,
fehlen. ilntCtiv ftel;t ein einjigeg ajJal beutlid) üon niareiHv unterfc^ieben,
jur (Sf)arafteriftif beö ;^>ubentumg 5, 45.
Sagegen tritt baö alte 33egriffgpaar ber ©d^rift nCNI IDn geroid^tig in
bie Sprad)e be^ ©»angeliften ein, nid)t in feinem fi)noptifd)en ©emanb alö
To (leog xai 17 niaris unt) nid)t im '-ölitf auf baio, mnö ber 3Jienfd) ju üben
l)at, fonbern afö jj /«p*? xal »i «/»jÄfta mou ber üon @ott au^gel^enben
nCNI npri- 33efd}rieb bie ©d)rift @ott als ben „an (^üte unb J^reue großen",
eben bieö roar IJefu 33efi^ unb feine @abc an bie 3Belt, 1, 14. 17. ^n ben
23orten ^efu fef)rt nur dkriS^sia für ftd^ allein roieber, teilö bejogen ouf einen
einjelnen ^tuöfprud) , 4, 37. 16, 7. 10, 41 , uormiegenb aber in umfaffenbem
Sinn, ber fie in i^rer über bem ajJenfdjen fteljenben Siealität anfd)aut. S)iefc
9Bcnbung üon dlri&tin oeranla^te ben ©ebroud^ Don nli)&tv6g neben (Urj^rii.
9Bäl)renb biefe» oliS Slelationebegriff ein anbereö Subjeft forbert, gegen ba<^ bie
^erfon ober Sad)e roal;r ift, betrad)tet CdriOtvög bie Bad^t nad) il;rem eigenen
3Befen unb fd)reibt il^r an fid^ felbft fdr\&Ha ju a\i i^re 2lrt. ©ott l^ei^t
(lkr}0^rig im 33li(f auf fein an bie 3J(enfd)en geridjtete'C* äBort, 3, 33, i'dT],')ivös
im ÜJlict auf fein i^efen, in lueldjem feine (SJottOeit ftel)t, 17,3. Db ba<!i .^eugni^
ulti»tv6v fei, roirb 00m «Aij^fj Xiyuv nod^ unterfdjiebcn, 19, 35, ba \l)n\ jeneö
9lttri6ut becroegen jufteljt, meil eS uon „bem, ber gofel)en bot", flammt, im
(^egenfatj ju einem ibcridjt, meldjer, ob er mal^r ober falfd) fei, nid)t auf '.?lu=
topfie beruht, alfo fein ^eugnig ift. 35o8 ^eugnie beffen, ber für fid^ felbft
,^eugt, l)eifU be«l)alb oi'x «ii^i'/i^s-, nid)t orx ulriUiyr, lueil er allerbingiS ^i\\%i
ift, aber megen feiner felbftfüd)tigen Xenbenj ti'iufd)t unb lügt. Wottcci HeugniiS
fonii baflegcn nid)t«i anbere« fein aI8 «Aij.'/»5?i ß, «^l- 82; oergl. 8, 13 ff., uio
nld)t bauon gcfprodKu mirb, ob l^efu« Heuge fei ober uid)t, ba fein .'^ciigniv^
feinen .l"»iJrern uorliegt, moljl aber bauon, ob er ihnen ol)ue Jtlufdmng ,n'igiV
nat er tpirflic^ ift. Do« burc^ bie ©rcigniffc realifierte Üüort ift itki]tyivöv ge=
worbcn, 4, 37; uliiö^g ift c* feinem l^nbalt nad) burd) ben reinen 'JlUllen be<s
Ser Sprac^gebrnud) ber ßemeinbe. GOl
9iebenben, ber fein Unrecht in fic^ träflt, 7, 18, uerc}!. 10, 41. 19, 35. 3lucf) in
7, 28 neben 8, 26 ift ber aSSecfjfel ber 3Borte nicf)t unbegrünbet. 3" 8, 26 wirb
an ba8 gebac()t, roaä ^efug ben Seuten fagt; ba^ ift aber, weil ev nnr ba^ v)on
®ott Öe^örte rebet, bas, wa^ ®ott ifjnen fagt. 3)arum roirb I^eroorgeljoben:
ber, iceld^er mid) fanbte, ift iD.rjfhrjs, roeil er fiebere Leitung unb l^eUeö Sid)t
gibt. 2in 7, 28 niirb erörtert, roo^er ^jefug fommc, ob er gefanbt fei ober ni(^t;
ba^er wirb gefogt: ber, raeld)er mic^ fanbte, ift uhidirög; aud) im 2lft feinet
Senbenss i^at er uXriUna alö feine 2trt an fid^. Saö £id)t rairb dlrjdivöv ge-
nannt, 1, W, roeit i^m nid)t ein trügenbeg Sic^t, fonbern bic Jinftemig entgegen-
gefe^t wirb, ebenfo ber Stnbeter, in bem eä rcirflid) jur 2lnbetnng fommt, im
Unterfd)ieb uon benen, bie nid)t roiffen, was fie anbeten, 4, 2H. Ül^eil ^sefuö
nid^t allein ift, fonbern „xd) unb ber mid) ©enbenbe", 8, 16, borum ift feine
xQi'atg (llrjO^ivr]. 2)enn auö ber ©egenroart (Lottes; bei il)nt jiebt fein Urteil
©eltung unb Jeftigfeit. 3(uc^ 6, 32 unb 55 luirb ber 2Bed)fel ber äüorte nid)t
jufdllig fein, ^aö toal^rJjaftige ^immelgbrot fteljt bem entgegen, voai nid)t
5>immel^brot ift. ukriUr\g ßQwaig loirb bagegen an ben abfc^recfenbcn Schein
beuten, ber an feinem Jleifd) unb 4Mut l)aftet, ale loäre es unfäl)ig, !:)ial)rung
ju fein unb X'eben ju geben; biefe Speifung trügt aber nic^t. Die ^öejie^ung
üon ukrj&ivög auf ben ®ebanfen „^beal" trägt einen bem ©oangelium fremben
^^egriff in ba^ SBort {)inein. Der (>5egenfat5 ju ukr\iiHa ift bei Sol)anneö nid)t
baö 2ibbilb, fonbern \pivdog. ©ö ftel)en bie fraft= unb roertooUe Stealitdt unb
ber leere, trügenbe Sdjein gegeneinanber. Darum ift \>ai ult)&iröv für feinen
33eobad)ter, .t>örer unb (Sinpfituger ebenfall'^ (Urilffg; aber ber (i>efid)tepunft,
unter bem bie beiben i^lbjeftioe if)r Dbjeft betrad)ten, ift bifferent. ulrj&^g fo^t es
in feiner Munbgebuug unb 'älu^erung, idri&i.mv in feinem eigenen üBefenäbeftanb.
Dai^ oerboppelte Slmen in %i\\\ Sßorten ftel)t bei 3ol)(iuneö feljr analog
rcie bae 3(men ber ©pnoptifer. Ulm an loenigen Stellen gebt ee über jur
^•Befräftigung eineö gegebenen i^atbeftanbig , in ben bie itorer fic^ nidjt finben:
8, 58. 12, 24. 10, 7. 16, 20.
7.
Der Sprachgebrauch der Gemeinde.
n(aTtg bleibt neben feiner oonoiegenben ^Benoenbung für ben ©lauben
o.\\&^ im tätigen (Sinn ber Treue uon @ott unb Ü)Jenfc^en im ©ebraud), ol^ne
bnfs für ben ©ebanfen ber Briefe bo^, roag wir a\i %xt\xt unb ©lauben fc^eiben,
auöeinanber brid)t. S" 3löt". 3, 2 ff. befd^reibt ^^aulue ^örael junäd)ft aii
Subjeft eine§ göttlichen niarevit^rlvai. @r l^ebt bie Sc^ä^ung, bie Öott '^^xael
gen)äl)rt f)at, unb bie in \i)v begrünbete 3Bürbe beö '^v.'ben burd^ biefe 5ori"cl
l)en)or. 2l>eil ber ^\it>e ber Empfänger eineei göttlid)en SJertrauen^ geworben
602 eriäuterungen 7.
ift, ba# if)m ein 0ut üon fo umfaffenber itnb Bleibenber 93ebeutung, roie eö bie
Sßorte ©otte^ finb, übergeben ijat, ift er über ben öeiben emporgeftettt. S"
biefetn maTev&ijvai f)at '^^tad ©otteö niang erfal^ren. ^n biefen Segriff legt
ftdi bie gan^ie 3r!tiüität ©otteö I)inein, bie feine 'Jöürte jur S^erioirÜid^nng bringt.
3lucl^ auf ©eite ^grael^ erforbert baö maTev&fivai. niOTtg] auf feiner Seite
l^ätte fte im ncarevecv beftanben. 2)eäl^alb tritt jenem jicarev&fjvac uncareTv
unb ber nfartg ©otteg bie dniarCa ber ^uben mit bem ^Begriff beö Unglauben^
gegenüber, tiefer ift freiließ nid)t nur aU feelifd)e Siegung gebadjt, fonbern
alg SWtioität, al§ SJermerfung ©l^rifti. 2lu^ biefem SBec^fel ber SBejief^ungen
ergibt fid^ fic()tlid) für ba§ ©mpfinben be§ ^aulus feine Unebenljeit. 2)ie Ttiang
empfängt il)ren '.^nl^alt aus ber ©teKung beffen, ber fie übt; auf @otteä ©eite
ift fte bie 2;at ber $ilfe jur (Erfüllung feiner 3SerI)ei^ung, auf ©eite beö äRen^
fd^en ba'g ©tauben, baö fein SBort bejaht unb feinen ©ol)n erfennt. S" berfefben
3öeife ift ber ©egenfa^ jraifdjen bem menfdjlid^en tlmareTv unb bem g5ttlid)en
jitarov fi^vHv, 2 Xm. 2, 13, gebad}t, bem baö ittvTov ilovriaaa&ai alö 2(ntitl^efe
jur ©eite ftel^t.
gür nfaris = ©laubcn fc^afft ber ©prad^gebraud) ber ©emeinbe origi=
naler neue S8af)nen alö für Tuaiög unb nlOTig im ©inn ber ^reue. Sa^
feftgeprägte nimog 6 diog ort, ober mit bem ^articipium: marov o xakwv,
i)o.i feine 2lnalogien in fi)uagogaleu (yornteln. 3" niatüv fvQfx9fjvai , baö
»om ^aug^olter geforbert mirb, 1 Äor. 4, 2, »ergl. (Erläuterung 5. Xiai pauli=
nifd^e r\lfr]^(vog niaxog i'ivui, 1 5lor. 7, 25, ()at im rabbinifd)cn t'Dpcn
pW nvnt' V'^y eine tutereffantc '■^'.arallele, meil ()ier lüie bort bie Ireue
gegen ©Ott alö innere^ 33erf)alten eng mit ber C^Haubmürbigfeit unb 3luto=
rität, bie fid^ im Sßerijältnie be^ 2^reucn 5u feiner Umgebung awi jener ergibt,
jufammengefa^t ift. 2)er Unterfdjieb beftel)t barin, baf( in ber rabbinifd)cn
(jormel bie Xreuc oI8 menfd^lid^e Seiftung, »on "^aulug <x\i Ergebnis ber gött=
liefen (Wnabe gebadet ift. DJJit ben ntaroi uvO^Quinoi 2 ^im. 2, 2 ocrgl.: 9Jiofe
bittet: jeige mir einen treuen 'JJieu)d)cn, bafj er i^v^rael uerftcl^e, D";}^ ^J^NIH
h^'W> b"^ ICy^'^ jöNl ©ifre 3)eut. 305. 3lnbere3 ift me(;r gried)ifd). Ij^a^i
SBort ift maiög, 2 lim. 2, 11. 2it. 3, 8. 1 ^-im. 3, 1, and) mit bem ^^aralleh
glieb: jeber iJtufnaljme wert, 1 Im. 1, 15. 4, 9. T^aci erinnert an '|>oli)b^^
tvnuQÜdixiog xoX ntOroe 10, 2, 11 »ergl. 8, 13, 2, unb nKonöo/fig nSi(o&t]vai
xal TifOTKog 1, 5, 5. Sieben Tit. 2, 10: fi>) voaffiCöuit'oi «AA« nünav jifanv
fvJuxt'Vjuivoi tlya&Tiv fteljt fvanodtC^uaiiiu ti. '•^^olljb 1,82,9; int.öt(xvvaii^m n.
^i)t(o 2, 161, 48; ro ßfßaiov Ttjs iv a(ffai n. ngög rem intiiffina'hia % 31.
13, 1«, 2. 411, aud) fri)on |U'oü. 12, 17: fnitfHxwiidri n. —. eriuiefene Treue.
2)cr ©prad)gcbraud) für n(aiti ("iJIaubcn bilbet fiel) teiliueife baburd), bafj
S)enbungen, roeld)c nu^cr^alb ber CiJcmeinbe für bie mcnfd)lic^en Ireut)erl)rtltniffe
auegcbilbcl finb, mit bem (^Haubcncbcgriff fiel) füllen:
^et ©prod^gebrattc^ ber ©enteinbc. 603
TTjosTv trjv TT. Iriaov 2lp. 14, 12. 2 %\m. 4, 7; Derc^t. baö f)äufige TnQftv
Trjv n. 58ergl. ober aud): 3o[epf; fagt 511 beu Srübevn: luejin id) eud) töte, fo
fogen fie: mit biedern fonn man nid^t Xreuc l^altcn; mit feinen SBrübern ^at er
fie md)t gef)a(ten; mit roem rcirb er fie Italien? .HT DJJ HjCN "IICIS''!' pX
njCNV1?2t^C Xin ID Dy .HjDN' IDtt' NtJ ^nN Dy, r. ©enef. 100, 10. ^ief.
R<x\). 16, 126 b.
ifXfiivHv Tij 71. Slcta 14, 22; inifi^vnv rij uniarUt 9töm. 11, 23;
fjtPtiv Iv niOTH 1 Jim. 2, lö; Inifitvtiv rij n. rtä^fkKOfiivoi xal tÖQttioi
Äol. 1,23. ^<tx%\.Afi(x(vHv tT] n. ^:ßot. 1,43,3.3,70,4 unbSof.Sita 9. 11.22.65:
^fifA^vHv T// TiQüS 'Po)ua(ovs n.
iluooTiivai, T^)c TT. 1 Xim. 4, 1, äOnlid^ $e6r. 3, 12. Isßergl. il(f(arttaO-at
Ttjg n. 'iß{)ilo 1, 631, 10. '^o\. Siito 17. 25; uergl. i^faraa^ai r/]? rrpo? ^t
n. SJit. 33.
«Tfa^fr»- riiv n. 1 lim. 5, 12; oergl. ^ol. 8, 2, 5. 11, 29, 3.
uQviiaiyai, T»)v n. 2(p. 2, 13. 1 %\m. 5, 8; uergt. r] m^l t>)v n. ugvrjatg
W^o 1, 141, 20.
Xuxetv nlajiv 2 ^etr. 1, 1 ucrgl. nlajtoig ka/vv ^I)i(o 1, 606, 8.
ßtßuiova&ai r;/ n. iiot. 2, 7; aTfQfoiJaihiu r/) tt. 2tcta 16, 5; drfpfol
T/) TT. 1 ^;5etv. 5, 9. «ergl. ßtßafa n. '^\)\{o 1, 228, 31. 340, 13; «xA«»-/)? xal
ßfßiaoTi'arj n. 2, 413, 17; xarii n. ßtßuioi $^of. !i5ita 56.
TiXt]Qr]g ntOTfüig 3(cta6, 5. 11,24. ^Bergl. yi^Hf tanarlttg ^t)ilo 1,413,38.
iv^vauaSai, dMQuxa Tttarttog 1 2()eff. 5, 8 uergl. Tttaiiv ivSlaaai^tti
^{)\{0 1, 409, 40.
niajiv nitQt'xfil' 3lcta 17, 31 ift in ber ^ebeutung (Garantie bieten, SJeroeig
leiften, griedjifd) Ijäufig.
SJon ber griedjifc^en 3)iannigfaltigfeit in ber SBerroenbung beS 'äöortg ge^t
mir ein fleinev ^i3vud)teil in ben iSprac^gebrand} ber SJriefe ein. ;Sie objeftioe
äßenbnng: (Garantie, ^öeiweiö fel)lt gnnj, ebenfo bie ©infc^ränfung ber n. auf
bie blo^e örid)eiimng ber '^erfonen unb 2)inge, jum Jeil auöbrüdlic^ mit bem
(SJcbanfen an einen (^egenfa^ }H)ifd}en it)rem reellen ÜJerljalten unb bev (Geltung,
bie il)nen jugeftonben luirb. 2)ie ilompofitionen beiS iüerbumö finb üer)d)Jüunben;
üon „ans, ab^, burd)=, üorglauben" mirb nic^t gefproc^en.
Si;nogogaleö Sprad)gut mirft auf bie neuteftamentlid)en Sßorte ein in:
Tj7 ntaxH fOTr]xag Siöm. 11, 20 ffT/Jxtr« Iv r/) 7itaTfi 1 Äor. 16, 13.
2 iior. 1, 24: n"2pn t^ty in:v2ND nny, r. (Sjob. 15, 7.
(ftxaioavvr} ntaTitug, "iin i:''CNnLJ' HJCN m2T. Sielte Erläuterung 8.
«xori niarsiog. iöon S^roel in 9igt)pten: '^j; n':'1 Ij^CNPI nyiCttTi hv
mnvsn n^vsn, r. dsob 5, le. nyic:^6 Hjcn icnpn cn-jczi:' \s"!ii'\
r. i». ii. 2, 10. 3)aö ift baö Slu^erorbeutlidje; bie gemö^nlid)e Jolge ift erft
nyiDti'/ bann T]jt2i<, ei'ft «xo/j, bann Tiiarig.
604 ©rläutentngen 7.
Trj 7ii(TTH xafhKQi'aag jug xagätag 2tcta 15, 9. Wie fte (3§vae( am 3ioten
aKeer) il;r ^erj reinigten unb ba§ i'ieb jagten ; benn fo ift gef^rieben : unb ba^
3?olf fürd}tete ben $errn unb glaubte, ®Eob. 14, 31, unb ^ernad): bann fang
3)Jofe, 10 mu§ ein 33Jenjd) fein öevs reinigen, benor er betet, Tiri''iD DPlt^ Dtt'D
':'^sniK' cnp d'p "ihd^ gi.s m^J 1- • • m^is' n^^Ni dd^^, r. e^ob. 22, 4.
^en aUmäl)Iid)en Übergang oon mmog in ben 33egriff „gläubig" Derau=
)d)autid)en bie Briefe beutUd). 6f)e bie ©emeinbeglieber ol tiigtoC genannt
luurben, roar für bie ber ©emeinbe ^yembteibenben imcazoi in ©ebraud). Ser
erfte Äorint^erbrief i)at lintarog in fefter ^rngung 6, 6. 7, 12. 13. 14. 10, 27.
14, 22. 23, ftellt aber ben ilniaToig nod} nidbt rot'? maroig, [onbern rovg
niartvovTag, baneben dßüffög unb (ld(X(fr} entgegen. 33ei amarog bad)te aud)
ber ©ried^e an ^"'eife'/ S3erbac^t, oertrauenglofe Slbroenbung. 2)agegen ftellt
2 Äor. 6, 15 bem uniarog ber ntmög gegenüber. Sie fprad)Ud)e i^orrefponbenj
ber beiben Sßorte fü{)rt aud^ ju il)rer begrifflid^en ®leid)fteüung , bie für bieje
©teile baburd^ erleid^tert roar, baf; fie an bie fefte, be^arrlidie S^riftenftellung
benft, bie fidj in feine iNermiid)ung mit ber entgegengefe^ten i.'ebenc^vid)tung ein=
lä^t. 2'od) ift beutlid) baio ©tauben ale ba^ gebad)t, mag mit treuer ^öel)ar=
rung feft}ul)olten ift. 2^er im ©lauben 58Ieibenbe ift niOTÖg ganj äl^nlid) mie
3o^. 20, 27.
^aulug nennt ©al. 3, 9 mit ber ©^nagoge Slbraljam ntOTov, uevgl.
^^ilo 1, 259, 23: "AßQaufi 6 marog. SJiefe« niOTog ftellt aber in enger ^e=
jiel)ung ju jenem InCarevatv 3, 6, ^a^ bie Sd)rift üon it^m aufjagt. 311^ o
marfvaag ift er TiiOTÖg; biejeö uergegenmärtigt aber jein ©lauben in jeinem
bleibenben 3tefultat.
^n ber tiberfd)rift Äo(. 1, 2: ol Iv KoXoaaaTg ayioi x«) tiioto) uJflffo)
iv Xqioto), imn üytog für ficb gebad)t fein al-S ;öefd)reibung iljrer söejiel)ung
ju ©Ott, roorauf marol uöilifoC al«i Sejeidinung i^rer :^erbinbung untet;
cinanber unb mit bem ®d)reibenben hinzugefügt ift; ober uSfXipög ift ber
bominierenbe Segriff, bem aud) 'üyiog, ctljnlid) mie .t*ebr. 3, 1, angejd)lofjen ift.
Sebenfall« ftel)t marol nSeXtpoC bem marog a^ektfög Äol. 4, 9. 1 ^ctr. 5, 12
nod) naf); bod) ift, aud) menn '•^^aulu«' ben Dnefimuv^ ber ©emcinbc al^ niaiig
udi).(füg oorftellt, ba« Wlauben bie .Vii»iptjad)C. ijn feinem maTtiaai gegenüber
bem J&crrn beruht alle Ttlang, bie er ber ©emeinbe erroeift unb für fie befi^jt.
Jüflre (5pl). 1, 1 toTg itytoig roTg ovniv y.ttt ninroig fv XQiaio) ^Itjaov JU
Icfen, fo bcbeutetc niarog bie auvMjarrenbe Jreue. „Ungläubige .'öeilige" ergäbe
eine (aum benfbarc aorftcüunfl ; leid)ter ift „untreue .»peilige". Xai ©tauben
ift boö, med .^»eiliflfeit gibt, unb faun nicbt mm i"<yu>g abgoU'ift merben; bagegcn
fommt bie bel)arrcnbe Irene juv .'öeiligfeit, bie burd) ©oltc<s ^iU-iiifung empfangen
iDorbcn ift, al« etroa« ^olgcnbe« l)in}u unb lann mit einem ftcigernben xaf m
Jene angcfdjloffcn werben. 3lud) bann, uumn bintor mig uvatr eine Vüdc an
2)er Sprac^gebrmtd) ber Weineinbe. 605
gefegt ober iv 'Tjferfo) gelefen inirb, erhält bas bein Hyiog nacftfolgenbe ncnrög
fteigernbe Ärafl. Gg fügt jur ©abe ÖJottee bie fubjeftiöe ©eite beö (£^ri[ten=
ftanbsi uiib jiwar, ba fie fd^on aW ^eilige befc^rieben finb, nid)t fon)o{)l basjenige
SJer^alten, lüeldjeö bie ÖJabe @otteä empfängt, fonbern ba^jenige, roelc^eö fie
beroafjrt. niaiög ift ber ^eilige, ber ficf) bitrcl) bteibenben Glauben unb bel)arr=
lid^en GJe^orfom bie öeiligfeit beraa^rt. ©o(cf)e ^reuc gefc^iel;t ebenfoioobl, luie
ber 2tnfang unb Urfprung bes 6f;riftenlebeuö, iv Xotaro).
Sie 2(pofalx)pfe broudjt ntaros, ebenfo aud) uniazog ftart aftiu. 'lüenn
21, 8 bie ißerjagten ooronfte^en : ol Sukol xal amaroi xal fßdekvyfxevot, fo ift
on ben Srucf' gebadet, unter bem bie (^etneinbe i()r SBefenntniö fcft^ufjalten l)at.
2)a lüirb bie 33erfagnng beö ©laubens fofort ,^um 2tbfaU, ber bie Jreue brid)t.
Sn ber J^'S^ xXt^to) xal fxXfXTnl x((t Ttiarni 17, 14 rcirb eine fort;
fd)reitenbe 33efeftigung im 3lntei[ am (£f)riftuö enthalten fein. 2)ie 3ientfung
mac^t fid) in ber 3lnsn)a()I, biefe in ber Xreue feft. Go gilt „treu ju roerben
bis jum 2:obe" 2, 10. 3lber biefe l^anbelnbe 2:reue ift jugleic^ ölaube; benn
ibre 3(ufgabe bcftebt bnrin, ben 9iamcn t^efu feftjubalten unb bie an il)n ge-
fnüpfte n(aus nid)t ju oerleugnen 2, 13.
Seutlirfi rejeptioen ©inn {)at ntaiög 1 ^^5etr. 1, 21 B, unb mit gefiedertem
©pradigebraud) in ben ^aftoralbriefen: 1 Jim. 4, 8. 10. 12. 5, 16. 6,2. Jit. 1, 6,
unb in ber 3lpofteIgefd)id)te 10, 45. 16, 1. iief)xvexd} ift 16, 15: xtxQixare fit
niair\i> toi xvqi(o thui, jüo bie Überfe^ung: „it)r f)abt mic^ für gläubig an ben
,^errn gebalten" bie 'üJJeinung üon marög ungenügenb loiebergäbe. Ttiarri lu)
xvQiM gel)t nid)t junäd)ft auf i>a^ fromme 35er{)alten ber Vtjbia, fonbern auf bie
©teUung, bie it)r ber §err gegeben ^at. xexgfxaie roeift auf einen ooUsogenen
offentunbigen 3Ift, b. b. auf bie laufe. Saburd), bafi it)r '^auluö bie laufe
geiüäbrt bat, bat er fie für niairj bem öerm erflärt. ^n berfelben lag aber
nid)t nur ein niarevtiv i^rerfeitg, fonbern auc^ ein niaTtv»r\vai oon feiten beg
$errn; er f)at il)r feine Wnabe ?iugefagt. 3)e§balb roagt fie bie Sitte, bie oom
Stpoftel einen i^ertraueneenoeiö begel)rt. :^>ft fie nad) feinem Urteil bem .'öerrn
nLOTYi, fo ba^ er i^r feine ©aben »erlei^t, oergl. 1 %\m. 1, 12, fo ift fie eS auc^
bem 3lpoftel; unb fie barf oon ibm erbitten, bafs er in i^r ^axx^ einjiebe. ©o
bleibt bie gormel and) an biefer ©teile naf)e beim rtxvov ntaxöv 1 Mor. 4, 17,
ober bei r\l.ir\fiivoq vno xvq(ov niarog li'vac 1 Äor. 7, 25, fo geroi^ i^r ÖJlauben
fie Tuarrj für ben >'perrn gemadit ^at.
£)b eg für biefen 3{nfd)lu^ oon ntaiög an nimtvfiv oon (Sinflu^ mar,
ba^ niaiög in ber griec^ifc^en Siteratur oereinjelt im rejeptioen ©inn be§
J^rauenö gebraudit ift, ftel)t ba{)in. 2)ie rcirffamfte fprad)li(^e 3]orbilbung ift
awd) l)ier auf bem iübifd)en 5öoben ju fuc^en. ywi] 'lovdaCa mmi] 2tcta 16, 1
— genau fo be}eid)nete ber ^l^arifäer biejenige fromme ©teUung, bie feinen
gorberungen entfprad). (Sr ma^ bie feinige am 0efe§, bie ©emeinbe bie ifjrige
606 ©rläutenmgen 7.
an bem, roaö 6f;nftit§ ift. 2)antm befteljt bort bie breite in ber Seiftung be§
geje^lid) Dorgejcf)nebenen Söerfö, ()ier in bev ^ejnfjung ßf^rifti in feinem 3Berf.
Seseid^nenb ift, ba^ ber @Iau5e neben beni reid^en ©ebrand^ beä SBortä
für bie anf ©ott nnb (S()riftu§ gerid)tete Überjengnng nnr fefjr fpärlid) im menfd)=
liefen 3>erfef)r gebrand)t lüirb. ^auhiö brüdt einmal bie üoUe ©eioi^fieit bamit
au^, bie eine 9?ac^rid)t für i[)n l)at: fx^gog n manvoi 1 Äor. 11, 18; aud^
biefee ©lauben loirb bnrd) eine »on öott fjerftammenbe 9?Dtmenbigfeit begrünbet:
eä mn^ fo fein. Samit loirb an^ feine ^efd)ränfnng anf fx^Qog n äufammen;
[)ängen. @d)n)erlid) roiU er babnrd^ einen Jeil feiner 9Jod)rid)ten al§ nnjuoers
läffig barftelten, fonbern bas fitQog n fommt ba()er, bn^ fein 7it,aravm> anf ber
(Sinfidjt in bie göttlid)e 9totn)enbigfeit ber algeaecg berul;t. Siefe miK er aber
nid)t anf alt bag erftreden, roaö in 5lorintI; gefd)e()en ift, alä tüären f amtliche
i^orgänge in ber ©emeinbe bnrd) bie göttlid)e X'eitung berfelben notioenbig ge=
mad)t. Sie Sd)ranfe feneä <fit ift aber aud^ t>a^ @nbe feinet mareveiv. SBaö
barüber f)inauäge^t, ift i()m auffällig unb oerfe^t il)n in äJeriDunberung, nid)t
aber in jene unbebingte @eiDifil)ett, mit ber er baö al^ »on Öott georbnet (gr=
fannte befallt. @crabe fitgos rt fd^eint mir ju jeigen, ta^ ntareviiv and) l)ier
eine ftarfe, gefd^loffene ©eroiftljcit in fid^ fd^lie^t.
2)em religiöfen Webraud) ftel)t nod) näljer, rcenn bie 3i'i""rff)«ltnng ber
©emeinbe oon Jernfalem ^^auluö gegenüber fo befd)rieben lüirb: fit) Tiiainovreg
ort iarlv fj.a&TjTr}g 2lct. 9, 26; benn biefe Öemi^ljeit bejie^t fid^ auf ba§ i?er=
Ijältniö, in roeldjem 'paulnä ju ^efuö ftel)t. 3Kad)t eö ^aulnö jnm 'JJJerfmal
beö i.'iebcnö: martvii, nüvra, 1 Äor. 13, 7, fo fann baö ntaxevtiv nid)t blo§
auf ben 3Jlenfd)en gerid^tet fein, weil fid) in biefem nie ber ©rnnb fiubet, ber
baö Sßertrauen unbegrenjt mad)t. 3htr in Wott geminnt baö X'ieben bie Unbe=
gren}tf)cit beö äJertraueniS and) gegenüber benjenigen Jaftoren im menfd)lid)en
Seben, bie bog 3Jertrauen ju begrenjen unb auf}ul)eben geeignet finb. 2)ie ©teile
belegt le()rreid), mie unbebingt baö anö Wott gefd)öpfte Wlauben bec! '^^anluö
loar; benn cö l)ält fid) im :ölid auf Öottcä Wabe unb .t>ilfe flud) gegenüber ben
3JJcnf(^en oon jeber ®infd)rnnfung frei.
Jeftgeprägt ift bie Jonnel: ,^u (Sl)riftuö l)in glauben, marfvitv fig Xqktjöv,
roft^renb yuaTeÜHv eig »i6v »ercinjelt bleibt, niartvitv tig XQiaxör ift pau=
linifd), im ^K5mcr= (10, 14), ©alatcr^ (2, 16), ^l)ilipper< (1, 29) nnb .Holoffer=
brief (2, 5 t] lig XQiajor nCmig). ä?on (Mott fagt er, iDcnn er eine "^U-apofition
ber 3u>»eiibung braucht, in(, 3t5m. 4, 5. 24; ucrgl. t) nCattg ifiMv t] ngig lov
&t6v 1 3;^eff. 1, 8. ^etruä l)ot majivHv tig XQtarov 1, 8 unb ebenfo
lie &i6v 1, 21. ^obanncö l)at neben feinem biiufigen tig \Qiaim' 14, 1
aiid^ fie i>töv. Die 3lpoftelflcfd)id)te l)at tig ^Hov nid)t, l)ftufig bagegcn tis
XQKnov, bo(^ banebc» aud) inl Xqmtov 9, 42. 11, 17. 16, 31. 22, 19. 'Jhtr
if^r flei)ört bie Jormel niarevHv X{Kaj({t 6, 14. 18, 8 cf. 16, 15. Sonft ift nur
35er Sprac^flebraud) bcr ©emeinbe. 607
noc^ niartvuv to) ovö^uri tov viov avrov 1 ^ol). 3, 23 ^ii Dergleichen. 2'er
.^ebräerbrief ijai nur in(, aUerbingö and) nur eine ©teile, 6, 2, n)elcf)e bem
©lauben ben beifügt, ju bem er fic^ fef)rt. ®g roitb ftc^ in biefcr 2lbftufung
beä ©prad^gebraucf)^ ber aramaifierenbe 6f)oraftcr ber 5"^'"^^ martvHv tig
ficfjtbar macfjen.
2)af; martviiv Kgiaro) nur in ber 3tpofteIgef(^i(f)te erfc^eint, iDäl)renb
niaTfvHv d^eri) feftgeprägt ift, fann nic()t barou^ erläutert werben, ha^ bie f^e=
meinbe baä ÖJauben weniger bireft unb perfönlid) auf ben ß()ri[tuä bejogen
^ätte, alä auf @ott. 3(uc^ ^ofjanneg roed^felt ben 3tuäbruct, fo bo§ lis für
ß^riftug, ber Xaüv für 0ott fteljt, üergl. I, 5, 10, unb bod) ift if)m tse)«^
jroeifeKoö ber näd)fte, ja in geroiffem Sinn einjige (Empfänger bes ©laubcnö.
®5enfo ift für ^auluä (E^riftuä offenfunbig nid^t nur eine 2)arfteUung unb iKer;
fic^tborung beö göttlidien Jßillenö, fonbern in ooUem Sinn 'ij.ierfon, loe^balb er
mit eigenem .'öanbeln unb Seiben, Sieben unb Weben ben i^efi^ ber Ciiemeinbe
fc^afft unb erhält. 35a^er ift aud^ baö ÖJIauben an if)n eine ooU perfönlid)
beftimmte ^Relation, iüeld)e in niartvHv ttg einen ebenfo beutlidien 3tuöbru(t
I)at, loie i>a^ auf öott gerid)tete ®Iauben in niaTkvuv inl ütöv ober i^foi.
Xa^ martvHv lig für ©f)riftuä auggefonbert roirb, wirb baburc^ ju erläutern
fein, ba^ bie ©emeinbe jumeift für bass auf il)n bepgene ölauben eine fefte
Formel brandete, fo bafj fid) ber aramaifierenbe 2(uöbru<f l)ier befonbers ein=
bürgerte.
in aiToi ftel)t 1 2\m. 1, 1« uom (5l)riftug, auf bem bas Wlauben berul)t,
jugleid) mit bem burd) tfg angefügten S^ek, ju loeldjem baö Wlauben bringt:
(fg Co)r]v ttibwiov. iv Xqioto} fagt mi, ba^ baö GJlouben im Sebenöoerbanb
mit 6t)riftuö entfielet unb betätigt mirb: r) niarig vfiwv iv Xqiajoi Äol. 1, 4.
Gpf). 1. 15; niOTig r) h Xqioto) 2 lim. 3, 15. 1, 13. 1 lim. 1, 14.
3)er apoftolifc^e Sprac^gebraud^ fc^eibct fid) baburc^ eigentümlich in jroei
Wruppen, bafi bag (Miauben balb überioiegenb »erbal als marevHv, bolb über=
lüiegenb fubftantioiid) alei niarig benannt roirb. Stuf jener Seite ftel)en baä
©üangelium unb bie Sriefe beö Sol^cmnes {nCang nur I, 5, 4) unb bie 3lpoftel=
ge)d)idite; auf ber anbern Seite bie 3tpofali)pfe (jitaTtvtiv fel)lt), So^obus (oergl.
ni'anv txuv 2, 1. 14), ber .'öebräerbrief, bie 0efangenfd)aftsbriefe (ber Äoloffer=
brief bat fein marivHv) , bie 5ßaftoralbriefe , boc^ auc^ bie altem ©riefe beg
ipauluö. 35er ©alatcrbrief bat v 33. neben feinent f)äufigen niaiig, au^er im
3itat 3, 6, majtvfiv nur nod) 2, 16 unb 3, 22, bort im Siücfblicf auf ben
Sffierbemoment bc§ ©laubeng, roo fie, bie 3"^»^"/ i" i»er örfenntni§ i^rer Unge;
reditigteit unb ber .'oeilgbebeutung beä Ölaubenä loirflid) \i)t i^ertrauen auf
(Sbriftuö gefegt baben, Ijier neben n{aTig ^ur beutlid)en SJejeic^nung bafür, baf,
bie mit ^efuö gelommene Tiiang baä ^«er^alten beö aWenfc^en beftimmt unb in
feine perfönlid)e Sebensricfitung eingebt. !Siefe ^wiawmenftellung oon n^ang
Ö08 ©rläuterungen 7.
unb niartvHv l)ai in iRöm. 3, 22 eine 'parallele, reo bie ©erec^ticjfeit, bie üon
Sott ouögeI)t, in i^rer ^eiöegung jmn Slenfc^en {)\\\ babm-d^ üoUftänbig be^
fc^rieben wirb, bo^ gefagt roirb, fie »ennittle ftd) i()m burd) btt§ an %t\\\^ l^afs
tenbe ©lauben, lüeil unb fofent er in feinem eigenen :^er()alten ein ©laubenber
geioorben fei.
9lur im paifioen maTfv&fjvai ti luirb ein niaxevHv olö (SJotteö Slft ge=
bacbt; fonft rei(t)t es für bie Stftiuitat unb Jl'irffamfeit beö götttid^en 3^erf)ttltenä
jum a)lenfc{)en nic^t am, unb bleibt besl)alb für bie 33ejieF)ung beg 3)Jenfc()en
ju ©Ott referoiert. 2lber awA) ba«s paffiüe Titartvihrjvttt l)at nur einen be-
ft^ränften @ebrnu<f). 2)ie funbanientaten Önben, bie (i'rrettung, tia^ Meid), ber
Seift, werben nie unter ben Öeftd)tspunft göttlid)er 3^crtrauen§enüeifung geftellt.
'^^auluä braucht eä »on ^örael, bein bie uer^ei^enben SBorte übergeben finb,
3töm. 3, 2, unb con feinem eigenen 3lpoftelamt: &al 2, 7. 1 lor. 9, 17. 1 X^eff,
2, 4. 1 !i;im. 1, 11. 3:it. 1, 3.
2lud) in ber (Synagoge mar |i?^Nn »on 0ott jinar nid^t üblid), jebod)
and) nid)t unmöglid). ^ebem, ber in einer 'Sad)e geprüft unb treu für ®ott
erfunben mürbe, traut er für immer, p^J Ni»CJ1 1212 p2"lJ:i' ^72 h2
nh)V^ li^QNO n"2pn'?» 2;and). bnmmibbar 26. SBarum legte 3Kofe i^nen
Slec^nung ab, roäl^renb Öott ifjm bod) traute V SBeil gefagt ift: 3htm. 12, 7.
1^"'?i{<?2 n"2pn'i/ 2and^. (Sjob. ^uber ©. 129. Öott ift PlJICN bii, meil er
ber 2ßelt traute unb fie fd^uf, IJ^^DI G^1JJ2 pCSTlli'» ®ifre 2)eut. 307.
2)a§ im 0ried)ifd)en gebräud)lidie 'ipaffiii ^u nimfvuv tivC liegt nur
1 3;im. 3, 1« oor. J'ie 2lufmerffamteit rid)tet fid) I)ier nid)t auf bag 33er()altett
ber 2Kenfd)en ^u (5()riftuö, fonbern auf ba§, ma§ er felbft alö ba8 3iefultat feineö
©rfc^einenö erlangt ^at. Über ber Sßelt bat er Jo|«, in ber SBelt nCattg ge=
funben alö baö ^xtl, in bem fein kommen enbigte. '^\\t biefen Öebanfen bot
fic^ baö üblidie ^affio bor. 3« iTnarev&ri iv xöau(<) liegt eine analoge Sinti«
tf)efe joie in: hpaviQoyfhri iv anQxi unb ixrjov/d-r} Iv f&vfoiv. 3)af! er in ber
öott miberftrebenben älJelt Ölauben fanb, bilbct mit bast „©eljeimniö ber 5vömmig=
feit", gan^ äbnlid), roie baft er im ^ki^d) bog aJHttel feiner Offenbarung unb
unter ben .'peibcn ben Ort feiner ^i'erfünbigung bot. .^^ugleid) ftellt fid) hitOTtvO^t]
/ium Dorongebenben ÖUeb in eine geitiffe 6pannung, mie biefe<s ^u feinem ;jyor=
flänger. Dbroo^l nur im .t)immel fic^tbor unb ben Reiben nur in ber ä^erfüu^
bigung nobe gebradit, bot er bod) Wlouben erlangt.
2)agegen ift 2 Z\). 1, 10: ijuanrihi to f^iagj üqwi^ t^^äv i(f vfxüs nid)t
unmittelbar mit 1 2im. 3, 1« j^ufommeui^ufteUen. 'ijioulug bätte nid)t itp' vfxits
gefoflt, rooUte er lebiglid) au«brü(fen „c<i mürbe uon euci) geglaubt."
i)Jid)t bie Öcmeinbe ift olo bem ^'^eugnisi fid) .uimcnbenb gebad}t, fonbern
b«4 ^eugni« ift ber Wemcinbc .mgeioonbt. ni(ntv»f\vai, geljt in ben ©ebonfeu
ftbw: fi(^ gloubJ)aft madfcn unb alö gloubroürbig enoeifen. Xk 3»f"nf' ^"f*
2)er ®cf)riftben)eig für ben Ö5(au6en bei beii paläftinenfifc^en :l'ef)rern. 609
ber $err mit feinem Kommen an ben 6Iau6enben fic^ Der()errlic^en raerbe, f)at
baritt feinen ©vunb, baf( baö ^eupiö fic^ i^nen glaubhaft mad)t, (Glauben
roirfte. 2llö ncaröv unb niarevl^^v bringt eg ju bem, »on beni e^ ^eugt, unb
gibt eö bae, roa& eö oerl^ei^t. oben bestjalb fann fid) aud) ber ©ebanfe „an
jenem ^^age" baran onfc^liefien, roeil baö ,3c"9"i^ crft bann, wenn 3efu8 roirflid)
gefommen ift unb fid) an feinen ©laiibenben r)erf)errlid)t ^at, bie öoKe 33en)äf)=
rung erlangt. Da^, luaä je^t im (Glauben ber Öemeinbe an iöen)äl;rung beg
3eugniffeö oorliegt, unb bas, raas iljm ber 2ag 3efu »on folc^er geben roirb,
I)at ^auluä feft in feinem ©ebanfen uerbunben, roeöl^alb er unmittelbar «om
2torift auf jenen 2ag übergef;en fann.
©prac^Iic^ ift bag ifin^anvlf^^vat be^ ©iraciben »on ber ftc^ bei»äf)renben
2Beiö()eit unb '^rop^etie 86, 21. 1, 15 baneben ^u fteUen, wobei ^u beachten ift,
ba^ er, übrigens mit gried)ifc^cm ©prac^gebraud), aud) ein aftioess i^niaxiviiv xt
f)ot: bie ©ac^c matöv mad^en, i^r niaits geben 50,24, »ergl. aud^ 1 ©am. 27, 12.
(i« fönnte in 2 Ubeff . 1 , 10, mit geringer ©inn»erfd)iebenl)eit aud) iniaTiü^r]
ftet)en, nur ba^ bann bie iöejiel)ung beö ^eugniffee jum (glauben ber (^5emeinbe
meniger augbrücflic^ ^er»orgef)oben roäre. iTtiaToifhr] finbet [td) bagegen 2 Jim.
3, 14, unb ^ielt im 3(nfd)Iu^ an baö „l'ernen" gemift nid)t ouf bie „Jreue",
fonbern auf bag gefd)loffene Siefultat beö iiernenö, auf bie fefte Überjeugung
beffen, ber erfannt i)at. ;i)og niarojihijvat i)at fic^ baburc^ »oUjogen, ba^ er
feiner Qadje geroift geworben ift. !Der ©prad)gebraud) bleibt ber i?en»enbuug
beg Sßortö für Singe, bie gegen rf'öeifel gcfd)ü^t unb mit @ej»i^l)eit auegeftattet
raerben, paraUel; nur baf( e^ f)ier auf ben eigenen Giebanfenlauf ber ^erfon
bejogen ift. 2)on maTfiuv bleibt eö baburd) unterfd)ieben, ba^ eö bie 0enji^=
l)eit nic^t als eigenen 3tft ber S^ftiinniungr fonbern ali^ (Erlebnis» befc^reibt, ba^
man empfängt.
3iid)t ol)ne ^»ntereffe ift, ^a^ 'i>(xi ohyömaTos ber 21'orte ^efu in ben
Briefen nid)t nad)geal)mt ift.
8.
Der Schriftbeweis für den Glauben bei den palältinenlilchen
Lehrern.
^n ®job. 14, 31 fanb ber poläftinenfifd)e ßjeget bie roirffame 3)iad)t beä
©laubenö bejeugt unb rcar baburd) »eranla^t, bie ©c^riftfteUen, iüeld)e biefelbe
belegen, ju fammeln. Qm S5ergleid)ung mit ber neuteftamentlic^en ©ammlung
ber »om ©tauben ^anbelnben ©prüd^e ift biefeö 3)ofument, aJJec^ilt^a 33b,
intereffant.
©cf)Uttet, Xet ®Iaube im 3?. Jeft. 39
QIQ ©rläuterungen 8.
2^afür, baB S^rael aU SoI;n für ben ©tauben im f)ciUgen ®ei[te bag
Sieb ftnijen fann, loirb al§ näd)[te, t»id)tigfte parallele ©enef. 15, 6 angefiif;rt:
2lf)ral)ain erbte biefe unb bie fünftige SBelt einjig in ber @ered)tigteit beg
@Iauben^, raeld^en er an ben §errn glaubte. SBeiter ift paraltel, ba^ ^örael
bie ßrrettung aug Slgripten alä Sof)n für fein ©lauben empfing, (Sjob. 4, 31.
gfJun folgen aB a3ctege für bie 3Rad^t beg ©laubeng : ^ef. 31, 24 D"';i1?Di<
"" Ti'iJ; @rob. 17, 12: 3Kofe§ öänbe würben n^lCN. Sarin liegt, ba^ 3Kofe
in feinem ©ebet bie fl^llCi^ ber Ü^äter Dor ©ott in (Erinnerung brad)te. @g
iDurbe alfo um be^ ©laubeng ber 33äter roiHen ^grael ber ©ieg gegeben. 3)ann
rotrb Sefaja 26, 2 : öffnet bie 2;ore unb eg fomme ein geredjteg isolf "iDti*
C^j1?2J<, mit ^f. 118, 20 !ombiniert: bie, roeld^e ©lauben l^aben, Pl^CN t>])2,
finb bie ©ered^ten, roeldje burd) bag 'Xox eingef;en. -parallel bamit ift
^f. 92, 2—5. 3n bie l^ier befdiriebene ^^eube gel;t man ein alg Sol^n für ben
©tauben, metd)eu unfere Später glaubten in biefer S^it, metd^e ganj 5Racl^t ift.
2)er SBemeiö bafür tiegt in 3.>. 3 : ju »erfünben am 3Jf orgen — bag ift bie (Snb=
seit — beine ©nabe unb beine ©muna in ben 9läd)ten. Sag luirb weiter
betegt burcb 2 6t)ron. 20, 20. Fevern. 5, 3 : get;en beine 9tugen nid)t auf nJION/
^abb. 2, 4. Ätgt. 3, 23 : neu ift bie ©nabe am a)brgen, grofs beine ni1?2N.
enbtid^ wirb aud^ in §. 2. 4, 8 gefunben, bafi bie Siafpora einjig 5um
Sol^n für ben ©tauben gefammett rcirb : 3JJit mir Dom Sibonon f^er, Sraut, mit
mir vom l'ibanon I)er roirft bu fommeu, fingen wirft bu üom iQanpi beg
©laubeng f)er, HJCN ^ülü mifTl- Samit ift .t)ofea 2, 22 : id) üertobe bid)
mit mir, in rij^lCN parallel.
T v:
SQSer nur ben Siömerbrief fennt, wirb geneigt fein, bie l\erbinbnng uon
^abb. 2, 4 mit ©enef. 16, 5 alg ben per)ünlid)en, eigenen (iriucrb beg '^Untlug
3u bejeid^ncn ; i^m juerft fei öobb. 2, 4 in biefer SJeteudjtung entgegengetreten.
Ser 6dt)lu^ wäre falfd); man f)at and) in l^crufatem bcibc Stellen jufammen;
gefteUt.
Sie in ber a)Jed)iltl)o teitg entliattenen, teitg oorauggefe^ten ^robitionen
ftral)len weitljin in bie Literatur aitg. „Sie t)atten alle jene ^fitJiP" gefeljen,
welri)e für fie gefd)el)en waren, unb konnten nid)t glauben," CPi'!' H^n N*^!
pCNn*?; fonbcrn eg l)ttt M. Simeon 'öar 'Jlbba gefagt: wegen beg ©laubeng,
weld)en 2lbral)am an ©ott gegloubt l)at, weil gefagt ift : ©enef. 15, 6, uon if)m
l)cr war Sörael würbig, am SJiecr bag «icb ju fagen, ]V^N*nti' n^^rNH 'P"'2i:'2
r,2"pn'? CniDN/ r. ö;rob. 21, 6. 3itiert wirb .ii. 2. 4, 8: ^grael wirb in
ber (Snbjcit ein i'ieb fagen, weil gefagt ift |^). }>8, 1. Surd) wctdjeg :iNerbicnft
foflt 3dracl bn« Sieb? Surd) bag iUerbicnft Slbraljamg, weldjer an ©ott
glaubte, ©enef. 15, 6. Sic*» ift ber ©laube, burd) wcld)en ';<;i>rael bag (^rbe
empfängt, r>2 p^Hi: ^sn^'^lT nJICXH N"":!, "nb uon ihm fagt Mo Sd)rift:
2)er @cf)riftberoeiö für ben ©lauben 5ei ben patäftiuenfifc^eu Sef;rern. 611
unb ber Q5erec()te roirb biird) feinen ©lauben (eben, S?abb. 2, 4. ^a^ bebeutet
$. S. 4, 8, ibid.
3(bbttf)U fagte: tro^bem fc^on Dörfer gefcf)nebeu i[t, ba^ fie glaubten,
roä^renb fie nocf) in Olg^pten roaren, ©job. 4, 31, glaubten fie roieberum nic^t,
i:"'CNri nSi nin, weil gefagt ift ^f. 106, 7. 2ll-g fie onö 3Keer famen unb
bie 3)fac{)t @otteg fallen, rcie er 0enc()t an ben Öottlofen tat, fofort glaubten
fie an ben öerrn, unb raegen ber GJered^tigfeit beö ©tauben^, nJCNH m-T2/
roo^nte auf i^nen ber ()eilige ©eift unb fie fügten baö Sieb; ba8 ift, mai
gefagt ift: bann, TN, fang 3}lofe unb bie Sö^ne 3§raelö, un^ ix ift nittjtg
anberciS als ein 3luöbrucJ beg @tauben§, nJ^2N* 'Aüb n'PN' TN PNI/ weil
gefagt ift : unb üon ba on, TNC/ befteüte er i()n über fein §au§, ©enef. 39, 5.
Se^teres ift ein SJeifpiel ber in ber Sc()ule üerbreiteten Gregefe. ^otip^ar
traut Sofepl), 3}Jofe unb ^örael glauben ©Ott. 3" beiben oom ©laubcn
l^anbelnben Werfen fte^t ein TN/ was* bem 9ta6M olg bebeutfani erf(f)eint,
r. e-pob. 23, 2. ^ergl. 2ancl). G;rob. 93uber ©. 59, r. 4>. 2. 4, 18.
äßie alt biefe ©ebanfenreit)e ift, bafür liegt ein Jingerjeig in Sept.
^. i'. 4, 8: xtti öitliiaij i\no ag/f); TitOTfiog. ^la^ bie Scpt. bcn 93ergnamen
blofs au^ Unfenntuiö burrf) nfartg erfe^e, ift im Slict auf bie patäftinenfifrfic
2(uölegung uniual^rfc^einlicl}. 2)as( grie(l)ijcf)e i)oi)e l'ieb ift fctjraerlid) jünger alg
bag 9?eue Xeftament (oergl. bie vvfKfT) ber 3(pof.).
(Sin weiterer 58eleg für baö Sllter biefer S^eutungen ergibt fic^ barauS,
ba^ bie (Srörteruug über ben ©runb, um besiwiUen ©ott für ^sssrael baö iHotc
3)}eer jerriffen I)ttbe, ©ä^e »on Se^rern beS crften 3a^r^""bertö a. 6ftr. gibt,
unb 5mar finb eg gerabe fie, n)el(f)e ben ©lauben, fei eö ber i'äter, fei es(
Sdraelö, alä baö be5eicl)nen, lueäljalb ©ott für ^erael baö 3iUuiber ber ©rs
rettung fd)uf. „Sc^emaja fagt: (£ö genügt ber ©laube, ben 2t6rat)am i^r ÜJater
an mirf) glaubte, ba^ icf) i^nen baö a}leer jcrreipe, loeil gefagt ift : ©enef. 15, 6.
2lbtttlion fagt: eö genügt ber ©laube, ben fie an mict) glaubten, ba^ icf) i^nen
ba§ a}{eer ^errei^e, meil gefagt ift: Gjob. 4, 31," a)iecf). ju (rjob. 14, 15. 29b.
^ie beiben 5eitgenüffifcl)eu 'iie^xex, bie oor £tiUel unb Sdjammai fte^en, t;aben
alfo über bie 3iejiel)ung beg ®urd)gangö burd) baö ^ote 33?eer jum ©lauben
gefprod)eu, unb {)iebei einanber ergiinjenbe oä^e aufgeftellt. 3«'" SJerbad^t,
bie 3iamen feien roiUtürlid) eingelegt, liegt gor fein ©runb »or; fie erfc^einen
Ilöd^ft feiten. 3)iefe aJlebitationen über bie Tlad^t beö ©laubenö t)aben fonac^
5um ftabilen :öefi^ ber od^ule Senifalemö gcl;ört unb lourben burc^ ^iUel unb
feine ®d)ule auö bem erften Sflf)il)unbert auf bie fpäteren »ererbt.
612 (grläutenmgen 9.
9.
a/,ori und VTvay.OYi Tciorewg.
3)cr ©ebonfeugang »on ©al. 3, 2 ff. fd)eint mir für axor] feinen anbern
Segriff jujuloffen alg ben beö §öreng. 35er ©mpfang be§ @eifteg ^f «zoij?
nCartwg wirb mit bem, n)a§ ©ott an 2l6ra^am getan l)at, in parallele gefegt.
3^n ^at ©Ott jeboc^ nid)t „ang 'i^^rebigt über bas ©lauben", aucf) nid)t „aug
einer ©lanben roirfenben ^rebigt", fonbern „au§ ©lauben" gered)tfertigt, bamit
roir bie 25erf)ei^ung be^ ©eifteö empfangen, nidjt „bnrc^ ^^rebigt üom ©lauben",
fonbern „burd) ©tauben", 14. S)iefer ©d)(u^fa^ ber (Srörtenmg bejief)t fic^
beutli(^ auf 3?. 5 5urüd unb bringt bie Übereinftimmung jn3ifd)en bem, roaS
©Ott on 2lbraf)am tat, unb bem, roaö bie ©emeinbe empfangen bat, jur S)ars
ftcllung. ©omit ift in 23. 2 unb 5 ber ©laube ber § "»ptbegriff , uieel^alb in
HxoT] nic^t ein gegen bie nCattg felbftänbiger 33egriff, fonbern ein 5l5organg, ber
unmittelbar jur nCaiig geijört unb in if)r fid) ooUäieI)t, genannt fein mirb. 3)ag
ift baö i>ören. !Daburd) roirb einmal ber ©egenfa^ ju tQyu vöfxov fd^orf,
weiter ber ©ebraud) oon ix burd)fi(^tig. ix braud)t ^^^aulnö nid^t für entferntere
foufale Sielationen, fonbern für bie birefte Urfac^e, bie it;re 3Birfung auö fid)
OeröorgeOen läf(t, 2)en ©eift empfängt man „burd^" bie ^rebigt, nid)t „auö"
i!)r; ^ier f)ätte nur äiä feine Stelle. 3öo()l aber ift ba'5 im ©lauben ent=
f)altene .'öören berjenige 2lft, ber unmittelbar jum (Smpfang be'3 ©eifte«^
loirffam wirb.
2)ieö roirb burd) %ö\tx. 10, 14 beftätigt, meil 'ißauluö bort uxoi\ unb Qii^n
XQiatov unterfd)ieben l)at. 2)ie tlxor] ift nic^t felber baö a[15ort, fonbern entfteljt
„burd)" baöfelbe; bead)te Siü, nic^t ix. 35ie genetifd)e golge ber :i?orgänge, bie
fubftantioifd) alö nlarig, uxor\, (irjfxa Xqiotov benannt loirb, toirb juerft cerbal
bcftimmt: Tuartvaai, uxoüaai, xriQvaaeip, unoaTaXr,vui. !I)aö xrQvyfj.« ber uno-
aralivrig wirb burc^ ^rifia Xgtarov, bog dxotaac burd) lixoT}, bag jiiaTtvaai
burd) n(orig n)iebcrI)olt. SiMfifcHod fdjroebt ^^Janluö ^scf. oi}, 1 uor; aber er
finbct aud) bort uid)t eine '^Uebigt, fonbern ein .t>ören geiociöfagt, unb er lüirb
bamit ber SWeinung bed überfe^erö entfprec^en, beun bie äßal)l uon ilxot]
loirb, obgefel)cn Don ber Xenbenj, nV-ICtf" eti)mologifd) genau luieber^ugebcn,
boburd) bcbingt fein, bafi ber Übcrfe^er aud) burd) nyV-l^' i''» vörcn bc^
jeid)uet fanb.
iBiefe Raffung uon tlxor) nloTiwg mirb baburd) geftü^^t, ba^ 'lUntlue aud)
vftttxof} n(artü)g gebilbet i)at. SJeibeö uoueinanber .^t trennen, ift l)ttrt. Üücnn
^aulue Mm. 1, 5. 1«, 2« baS burd) feine Senbung unb burd) ©otte« Offen»
barung ^u crMClenbe JXcfultat vnaxor n(0Ttwg l)cifit, fo ift aud) !)ier ber ©laube
ber .i">a»ptbegriff. 3luf il)n unb auf nid)tvj anbereci a\i \\)\\ jielt nad) bem gau.^cn
Tj avtü.oyia Trjg niOTewg. 613
58nef ber göttliche 3BiIIe I;in. inaxon toivb fornit in berfelben Sßeife luie lixor
baä ©lauben fe(6ft d^arafterifteren. Saäfelbe toirb aB ein @eI)ord^en befc^rieben,
weil feine Unerlä^Iid^feit unb Sißiirbe beroortreten foll. 6in @ef)ord)en liegt
ebenfo unmittelbar im ©tauben felbft, mie ein Sporen. 2tuc^ t)iefür ift 9iöm. 10, 16
te^rreid). 3?on ben 33cbingungcn jener 3tnrufung ©otteö, roelc^c ber ©rrettung
teilOfft mad)t: (Senbung, SBerfünbigung, .t>ören, ©lauben, finb a\\^ für ^örael
bie erfteren gegeben. 2)ie 33oten finb ju i^m gefanbt ; gehört I;aben fie, 2?. 18,
aber nid)t gef)orct)t, $. 16. Unb nun roirb baö oi'/ vnaxovaat burc^ bog
Ol) nioTtvam t^ (cxoij befegt, oon melrf)em bai§ ©d)riftiport fpric^t. Seibeä ift
für '^^au(ug ein^ : ber niartvaag ift vnaxovaag. %o\\ vttuxovhv tj] ttIoth
3lct. 6, 7 fc^eint mir baö paulinifd^e vnuxor] nCmtoig infofern unterfcftieben,
als jene^ baä SBerben be$ ©laubenö in ^luei a}?omente jerlegt, in bie bem
3}ienfd)en fid) aufbrängenbe Überjeugung einerfeitsi, unb fein Gingefjen in bie«
felbe anbererfeitg. ?ßaulug lä^t bagegen bo§ ©tauben ungeteilt; baöfelbe S}er=
(galten, ba^^ uertrauenbe 33ejtt^ung Gbrifti ift, ift cbm baburdi awA) fügfame
Untevorbnung unter ©ottciS 3Billen unb Xat.
10.
^ avaXoyia Trjg niOTEcog, Rom. 12, 6.
Dbn)of)l fcimt(id)e d)riftlid)c 2tttigfeiten ber Siegel unterftellt finb, ba^ fie
bem 9J}af5 be^ ©laubeuö ju entfprec^en f)aben, Siöm. 12, 3, l)at 'ißaulu^ bie
^^Uopbetie nod) in befonberer Sßeifc an baö ßJlauben gebunben; fie ift ja in
befonberem ^JJafe G'mpfang einer göttlidjen ®abi, nod) mel)r alö bie 2>iafonie
unb ba^ l'el)ramt. Xarum ift fie nid)t nur im altgemeinen burc^ ©lauben be;
bijtgt, fonbem ber Snl^olt unb bie 2lrt ber bem ©injelnen geroä^rten propl^e=
tifd)en (S'rfenntnig ift ju feinem Ölauben in ein entfpred^enbe'g 2.?erl)ältni#
gefegt. !?er 'iserbalbegriff, ber ben ©ebanfen bel)errfd)t, ift junäd)ft ber be§
öabenä; au^ il)m ergibt fid^ fobann ein ^tnperatiü, ber bie Sieroa^rung unb
iöenü^ung bev^ empfangenen 58efi^eä forbert. "^^aii) jener Seite \)ai ber @e=
baute \\\A)\i 3luffaUenbeö, ©ine Umbeutung öou ntang, fo ba^ eö ^ier ber
9Jame für bie Se^re ber ©d^rift ober ber 2lpoftel wäre, mit roelc^er bie SBciSs
fagung ftetö in Übereinftimmung ju bleiben l)abe, ift gänjlid) unnötig. 2)ie
propl)etifd)e @rleud)tung mirb ganj in berfelben SBeife burd} 'ba^ 2)Ja^ be^
menfdilidien @laubenä begrenjt, roie roenn bie Teilung unb ^itfe bem a)Jenfd)en
„nad) feinem ©tauben" iviberfäbrt. ^a^ H fidi i)\ex um bie $Hebe, nid)t um
eine 3:at ©otteiS l;anbelt, mad)t für bie S3ejiel)ung beß ©laubene jur gött=
614 (iTlauteniiujen 10.
liefen @a6e feinen Unterfd^ieb. 5"i'"'JS'''f) f''"" ""r f^i"/ 'oie ftd) auö biefer
göttlichen bieget eine 3)ial^nung für ben ^ropf;eten ergibt, fo baf[, wie ©ott
bie bem %U-opf)eten oerliefiene Grfenntniä mit feinem @(a«ben in Übereins
ftimmung fe|t, and) biefer felbft anf biefe Übereinftimntung jn adjten unb fie
feftju^olten i^ot.
@^ ift roenig tuar^rfdjeinlid), bafi ^pantuö nur an bie 9U'itffid)t auf ben
©Imtben^ftanb ber ©emeinbe ben!t, bem fid) bie SÖJitteidtug neuer Cffen=
barung anjupaffen ^ai. Sitte folgenben ©lieber nennen ben eigenen 33efi^ beg
begabten, ben er frud^tbar maä)tn fott, entfpred)enb ber allgemeinen Siegel,
bap „bie unö gegebene ©nabe" bie 3lrt unb 3>ern)enbung ber &abe bebingt.
3n)ifcl^en ber ^ettigfeit, ^»inisfßit ""^ Überjeugungöfraft beö propl;etifd)en
3Bort§ unb bem fflJa^ beö ©laubeng ift allerbingg eine Äorrefponbenj uor=
f)anben, fie mirb fid) aber unmittelbar l^erftetlen, ol^ne 'i)a^ fid) eine 3)lal)nung
I)icrauf rirfiten muf;. 2)icfe wirb fid^ nid^t auf bie 2lugfprad^e, fonbern auf
ben ßmpfang ber Sßeigfagung bejieljen. ^d) l^alte 1 Äor. 14, 1 für fadilid)
parallel: eg gibt aud) im üölid auf bie !ffieigfagung ein C^i^ovv t« nvevuu-
jixü , wobei 1 Äor. 14, 24 ff. ju htOid)ie\\ ift , monad) fid) bie Sffieisf agung
nic^t nur auf bie SBeltgefc^id^te , fonbern aud) auf bie 2ebenggefd)id)te ber
einjelnen 'ißerfönlid)teiten bejiel)t. S)er propl)etifd) Segabte foll fid) beffeu
beraubt bleiben, \>(\)^ feine Grleud)tung »on feinem ©lauben abl)ängt unb
barum mit »oUem, ftarfem ©lauben in ben ©ituationeu, bie fein propl)etifd)eg
aäJort erforbern, an ©ott fic^ bittenb lüenben. Ser %^i)\tx fann foiuot)! in
einem 4)inau!ggreifen über bie 2lnalogie beö ©laubeug, alg in einem ^wi^üö*
bleiben f)inter berfelben beftel)en. 2)er ^ropl)et mufi bead)ten, \>a% er nie bag
©c^auen an bie ©tette beg ©laubeng fe|en fann imb barf, baf; bie ^Nropl)etic
bag ©ruubuerf)ältnig ber ©emeinbe ju ©ott, bag im ©lauben beftel)t, nid)t
burd)bre(^en, fonbern umgefel)rt erljalten unb ftärfen foll. '^iad) biefer Seite
pflanjt bie i»ormonie mit bem ©lauben ber SBeigfagung bie ©emut ein. 3(ad)
ber anbern ©eite foH fid) ber ^U-opl)et fagen, baf; ©otteg (5rleud)tung bem
na^e ift, ber fie gläubig bei il)m fud)t, unb nid)t oerfäumen, lung er nad)
feinem ©lauben an ©inblicf in ©otteg 3Bitten erreid^en fann, glcid)iuic bie
aWaOnung ber folgenben ©lieber baran criiuiert, bafj bie Wabe uidit brad)
liegen barf, fonbern gebraud)t luerben mu^.
vncaruats. G15
11.
vTtooxaoiq.
2)ie gegenwärtig trabitionelle ©rflärung beg Sßortg nimmt an, ba^ bie
3?orfteUnng „Stehen" in bemfelöen für ben neuteftament(icf)en Öebraud) oer-
loren gegangen fei. 3^) ^Eann i"W) "iti)t »on ber Jtidjtigfeit biefes Sa^eö
überjeugen; fooiel ic^ fe()e, bleibt ber 3"iai"niet\^ang jroifc^en vnöazaais nnb
vnoatrjvat. im ©prarf)gebran(() burcf)ang lebenbig, fo bafe eö fnbftantioifd) nichts
onberes ansbrücft, ali roos vnoarfivai verbal befagt. ^Das ii^erf)öttni!5 fcljeint
mir analog, roie jn)ifd)en ('möaraais nnb unoaTfjvai, (xaraoig unb Ix-
aTTJvai IC.
2(ncl^ feine abftraftere SBenbung, bie otä „substantia" übertragen roorben
ift, ge^t oom ©tc^en axii, im ©egenfa^ ^um ^errinnenbcn ©d)ein ober ju
jenen 2Birfnngen ber 2)inge, bie an i^nen ()aften nnb nid)t fetbftänbig roerben.
So fagt ^f)i[o: avyri x«.'>' tavrrv inöaraaiv ovx f/H , (>H d' dno twv
itQOtiQti.v rivO-Qttxog xai (fkoyog 2,504,38; i(ftav vnöaiaaiv f/Hv 2, 505, 35 2C.
entfpred)enb bem oerbalen öebraud^: tu tov aio^uaro; nlfovfxiriuuTu nolv
inoaTfjvttt (f'x)((Q(TC(t irjg ao)fxaTixris oratas dd (xovarjs 1, 257, 22. 2)a()in
gehört aud) .^ebr. 1, 3: /«pozri^p Tfjs vnoaiüatois avxov. Db bie übliche
Raffung „2üefen" ganj forreft ift, ift fraglic^. 2lüerbingg ift ber libergang
Dom 3JefteI)en ju bem, rcas befielt, oon ber öriftenj ^nm äBefen ein leid)ter.
2tber eö ift boc^ immerl^in ein Übergang, unb ber bem 3üorte jundc^ft liegenbe
©ebanfe ift ber, baf; ber So^n baö 3)?erf= unb SBal^rjeic^en ber ©riften«( unb
9iealität be«s 4?ater!ä fei. S^) fteüe Jormeln roie 6 vorirrs inooTÜoiws xöajuos
^^ilo 1, 649, 14 baneben ; bie „SBelt gebadeten Seftefjens" ift biejenige, roelc^e
im 35enfen ejriftiert, ein „gebad)te^ !I;afein" f)al.
Sagt ^oli)b, er roolle feine SarfteUung bei ber 3«^* beginnen, roo
2lntigonuö, Seleufu^ unb ^^Uolemäuö ftarben, xaiA/aTjj»' i/noaraaiv vno-
XnußüvovTts f?vtti TKVTrjv 4, 50, 10, fo ift i)m ber begriff „Stehen" foroenig
erIofd)en, aB roenn er baö, roaö beim Sd)roemmen bes ©rjee im Sieb ^urürf;
bleibt, ßt vTioarüatig ober r\ vnöaTuats nennt, 34, 9, 10. Sie Stücfftdnbe
bleiben „unten fte()en" im Sieb, unb ber .'oiftorifer bleibt bei ber Gpoc^e, bei
ber er einfe^t, fielen; er ge^t nid)t roeiter jurüd, fonbern mad)t bort 5>alt,
fa^t bort gu^.
3luf ba§ Seelenleben angeroanbt, bat inoaTrjvttt ben Segriff beä jä^en,
gegen 5urd)t unb Sd)merj nid)t nadjgiebigen Stanbl)altens , unferem „%u^'
fteljen" analog, ober mel)r aftio benjenigen beö roagenben, unterneljmenben
Ü)iute^, mit luiferem „fid) unterfteljen" parallel. @§ roirb in biefer Raffung
tranfitio, oergl. vnoaTrjvac xaQTiQcöi niivra xi'tfiuTov %ij\[o 1,185,26; i(&Xovg
616 erläutenmgen 11.
2,557,39; ytp-vatw; tov nölffiov rovrnv ^ol. 1,6,7; tovs vnEvavrCovg
'^0\. 1, 17, 12; n6vovg % 21. 3, 2, 3. 49; Ti]v XQ((av TavTrjv «ßol. 15, 31, 6;
T(c TTttQatvf&e'vTK vno TOV ßaatXmg notrßftv vniarriaav , fie erboten firf}
baju, nnternal^men eö % 31. 10, 4, 3. 64. ®a^er Ijeifit iivvnoartttog nid)t
nur: rodö nid^t fielet, I)alt= unb grunbloö i[t, cergl. ^ot. 1, 5, 3, fonbern aud^
mit pafi'tnem Segriff: roaä man nid)t auäfte(;en, auöfjalten fann, iua§ unerträg=
U(^ ift, Dergl. ^ol. 4, 8, 10. S. ». 1, 6, 5 jc.
SlJit biefem oerbolen ©ebraud^ gel^ört vnöaraaig in benjenigen SteHen
juiammen, bie in ben Äommentaren trabitionell für ben Segriff „3"oevfid^t"
jitiert roerbcn : ^ol. 6, 55, 2. 4, 50, 10. 3. 31. 18, 1, 6. 24. Sffienn bie Ino-
araaig y.al Tol^a be§ §oratiu§ ©ocIe§ feine Singreifer üerbtüfft, fo ift nic^t
bag '^oli)bs 3Keinung, bafi fie cor feiner „ Suuerficbt", einem blo^ feeliftf)en
(Uefc^e^en, erfd^rodfen feien; fonbern feine inöoTaatg ift 'bai, ba^ er firf) unter=
ftel^t, ba ftel^en ju bleiben unb ben Äampf aufjunef)men, roo bie anbern iueg=
liefen. 3BeiI bie 33i)jantiner nirf)t nad)geben, fetten bie Sil^obier rriv vTiöaTuaiv
avTfJiv. ©d)reibt SofepT^us ben ^^'o^'^'^ ^ö u^eräUMxrov avtCiv Trjg inl
TocovToig vnoaTiiaswg bei, fo finb bie Toiaira nad) bem i^ontejt bie S^Jorter,
mit benen fie firf) unb bie ^st)rigen foltern laffen, loeit fie feinen 5](enfrf)en
Öerrn ()eif;en rooUen. SBeil fie tia^ alles „au^äuftefjen" millig unb fällig finb
fief)t man an if)nen vTiöaraatg.
Sm ©ebraurf) ber ©eptuaginta ift 3unftrf)ft bie§ beutlirf), ba^ a\\^ if)r ber
Segriff ,/ote^en" im Sößort baä .'öauptmoment ift. Senn fie crfe^t baburc^
IDVC ?M'- «8, 3; 0'>p .fiob 22, 20; Clp^ 35eut. 11, 6; 2Sf2 1 ®nm. 13, 23.
14, 4. G5. 26, 11 ; 2i»n 3?nO- 2/ 7 »ergl. 1 Sam. 13, 21. 3)a I^at fie überall
ben Segriff: SteUung, Sefteljen, auöbrücfen moUen, oergl. and) vnoaraaig
neben IID 3er. 23, 22. Sefte()en, ßfiftenj roirb fie aixd) bann im ©ijine
f)aben, roenn fie ei für "hn W, ?f. 138, 15. »)
Söegen feiner Sl^erroenbung für baö mutige llnterneljmen unb (rrtragen
bot fid) bag 2ßori and) alö (Srfa^ für mpn ©j. 19, 5. ^JJutt) 1, 12 unb
ntriin ^f- 38, S in ^araltelc mit vnojaovfi bar; uergl. vnoariivKt für 'pn^
2J?i(^. 6, 7. 3)iefe Scriucnbung beg 2ßortg ift uom grierf)iirf)cu ©prarf)-
gcbroud) eixoai abn)eirf)cnb, locil I)ier ber fefte Staub uirf)t auf Slnftrcngung
unb St^merjen, fonbern auf ©üter luib .ftilfc bejogen ift. 2)ie Umbiegung
bess 3öort«( ift aber nirf)t gr5f?cr, aU mc fie glcirf),^citig für vTiofjovt]
') Unbeut(id) ift Xewt. 1, 12: if^guv rov xönov IfjuSv xal Tr,v vnn-
arnait' vfxwp xal rüg iivnloytng tfiiör neben C2N15'?2- ?id) ttadjic in ber
crftcn 3luflage an einen objeftiucn (^)enitiii, augofd)Ioffeu an vnoariivni roig
noXt^lovg unb ('il)ulid)e<i. 15« fann aud) oiite l)ebri'iifrf)e 'iUnfrfireilntng im
Spiele fein: C22ä?r.
VTIOOTttOi;. 617
üortiegt, mu- baft für fefetereg ein fefter ©pracfii^ebrauc^ entftef)t, für vno-
OTuaig nicf)t. ')
2)ie Seife, roie ees ber fafomonifcl)e '^falter braucht, ^at ntit „3uDerftc^t"
nid)tö ju hm. 2)er ®o^n 2)aüibsi rctrb bie Sünber ausi bem @rbe ücrftoBen,
t^ren Übermut roie 3;ongefd)irr jerf dalagen, mit cifemer Stute if)re gonje vnö-
aruaig ^erfd^mettern , 17, 26. 2)a ift vTiöaraatg ni(f)t nur ein innerlicf)er
3uftanb; bie eiferne Siute trifft bie ^erfon, ifjre ©fiftenj, mit bem 9?eben=
gebanfen beä feften, gefid)erten, tro^igen ©tanbeö. Gbenfo ift ber ©ebanfe
gefafit, menn ^euerflammen unb ^oxn oom 2tngeftd)t bei^ $»errn au'^geljen,
oXo&Qfvant, nüanv vnöoxaaiv kiitcSv, 15, 7.
gür bie näd)ftDern)anbte ^aroKele mit $ebr. 11, 1 l^altc id^ ^f. @gr. 8, 36:
in hoc enim annuntiabitur justitia tua et bonitas tua ilomine, cum
misertus fiieris eis , qui non habent sul)stantiani bonorum operum,
Tovs fir fyovrag vnöaTuaiv dyK&iZv tnyotv. öier ftaben rair aud^ einen
fad&Iirf)eu ©enitiw. Söarum foB f)ier ber SJegriff „ftef)en" erlofd)en fein? T(g
vnoajrßerca; %\. 129, 3 ift bie üerbal auegebrücfte '^^arallelformel. Oute
SBerfe geben bem 9Kenfd)en uor ®ott einen feften, gefiederten, unuerlierbaren
©tanb, bamit freilid) oud) 3"fei"ftd)t; vnöarttaig gebt aber auf ba^ reale Sl5er=
l^öltuie, in roelc^eö ber Wm\\d) burd) feine guten 3Berte uor (Hott gelangt.
9tud) 2 Äor. 11, 17 ift vnöaraaig mit einem ©enitiü »erbunben: avxri
7] vnuauaig rrg xnvyjiamyg. 2Baö foK i^ier „3iioerfid)t" nod) neben xav/rjaig'?
©0 jpäre ba'^ Sßort lebiglid) ein fd)n)(ic^enbeö 2(n{)ängfel. Hnb lüO'^. foU «itjjV
®ö bejeid)net bie InoaTaaig oXi timai Dff enf unbigeö , <xU tfa^, roa« fte fonft
überall ift, nämlid) al^ eine Xai, nid)t a\^ eine Stimmung, inöaraaig Tr:g
xav^rjOfcog brürft nominal auö , raa^ vnoaTrjvai xav/rjOiv ober vnoaTtjvai
xnvyriattaihai Derbal befogt. ©ein 3tüf)men ift ein Unterfangen, ein Sßagni*;
er „unterftebt fid)", fid) ju rüf)men, unb bcmbelt, inbem er fic^ bas bei'ctuö=
nimmt, alö ein %ok. 2)arum fe^t er auc^ «t^r»]. 2:*a|) er fid) ba^^ berau^=
nimmt, fe()en bie Korintf)er. 2(ud) 2 Äor. 9, 4 ift ynoaraaig kvtt] eine lat
®r I)at ben ^BJacebonen gefagt : bie ß^riften 3(d)aia«i feien bereit. ^a§ ift feine
inöaruaig, fein Unterfangen, unb barin f)offt er nid)t befd)ämt ju merben,
loenn nun bie 3J?acebonen mit if)m nad) Äorintf) fommen. '
!Dafi aud) .'oebr. 3, 14. 11, 1, an ben geltenben ©prad^gebroud) anjufd)lie^en
ift, ber bie vnöaraaig bem beifd)reibt, maö nidjt „fliegt", nicbt roegtäuft, jeigt
fid) baran, l^a^ eö einerfeite ju iinoarolri 10, 39, anbererfeitö jn «7ro(Trf;v«t
3, 12 bie 2(ntit^efe ift. ©emife ift «Tioor^vat oud^ ilerjagtljeit , vTiöaraaig
bemgemä^ axxd) 3uDerfid)t; aber fongnient ftnb beöroegen bie beiben SJegriffe
*) 3lud) dix. 9, 15 ift nid)t ofjne Sntereffe 'h)i2 IDH inöarriTi iv ti;
axiü uov. 2)ie S^orftellung ift uöUig fonfret : man „unterftefjt" im ©d^atten
beö 8aume^.
618
e(f)rift[teaeu.
nid^t. 3«'" @enitiü, ber ha^ einfütjrt, roorauf baö fefte (Stellen bejogen ift,
fc^eint mir neben ber ©teHe auö ^f. @§r. Mm. 2, 7 eine gute parallele:
inofiovi] fQyov ilya&ov.
Sie vTiooTuaig ))ai ^ «p/>i in [id^, 3, 14, nid)t weit fie al^ unuoüfommen
bef (^rieben roerben foß, ba ber 3Ser§ feinen Stobel entl^ält, auc^ nicf)t roeit ouf
eine frühere ^t\i 5«viicfgen)ie)en rcürbe, ito fie norf) ftanben, atö raären fie je^t
gefallen unb geroid^en; oielmeljr erplt ber „SCnfang" feine ©eutung burd) bag
©nbe, auf ba8 fi^XQ'' "f^^ovg l^injeigt. '^\)x 3"ti^itt 5" i>en gef)offten @ütern ift
nod) nid)t boö ®nbe, n)ei( er nod) nid)t ber @emif( berfelben ift; fie finb ja
noc^ ilm^öfievtc. Se^^alb mu^ ber ©tanb, in ben fie fid) geftellt f)aben, feft«
gel^alten werben; of)ne baS würbe er roert^ unb fruc^tloö, ja jum tiefen '^aü.
Snfofern l^at bie 3Ba^I beg 3Sortä noc^ beutlid) 33e3iel^ungeu junt gried)ifcften
Sprac^gebraudi, ber in vTiöaraatg ben ernften, roagenben, ju Äampf unb 6nt-
bel^rung bereiten ©ntfd^luf; fixiert.
Schriftftellcn,
die eingehender erörtert lind.
ajkttf).
Seite
aRarf
Seite
5oO.
Seite
3,9
90
1,15
111.
591
3,18
213. 599
4,6
165
5,36
103
3, 32 ff.
96
6,30
116. 594
6,5
155
4, 48 ff.
201. 698
7,21
165
9,22-
-25
132
5,39
206
8, 8—10
117. 137
11,22
134.
588
5, 45 — 47
204
9,13
100
15,32
589
6,29
598
11,2
97
2uf.
6, 44 ff.
209
15,28
588
8,10-
-14
87
6,64
597
16,16
157
7,47
175
8,24
191
16,22
168
10,20
127
8,30
187
17,20
109 ff.
11,27
135
9,18
599
18,6
159. 593
16,11
590
10,8
213
19,21
105
17,5
109 ff. 125
10, 37
598
21,20
109 ff.
18,8
162
10,38
198. 597
21,32
89. 159
22,31.
{2
159
11,40
598
22, 1 1
169
24, 45
161.
592
12,44
597
23, 23
587
3o().
13, 19
191
24, 23
589
1,50
185
14,1
192
25,1
168
2,24
138
14,10
198
25, 24
169
8,.Mf.
211
16,31
189
25, 31
177
3,16
597
20,27
596
ec^riftfteaen.
619
3tpoftelg.
8,16
5, 15
6,7
15,9
16, 15
3löm.
1,5
1, 17. 18
2,18
3,2
3,5
3,27
4,2—5
4, 17—21
5, 12 ff.
6,1
6,3
6,8
7, 7 ff.
8,1
8,19
10,6
10,14
12,3
12,6
14,1
1 Ätor.
1,18 ff.
2, 6 ff.
8,1
11,18
13,2
13,7
Seite
268
292
266
604
605
364
355
327
601
369
363
339
346 ff.
355
367
371
277
329. 385
356
356. 398
364
612
384
613
388
389
393
391
606
239
606
1 lor.
13,13
14,23
15,1 ff.
15,11
15,14
16,23
2 ADV.
4,4
4,13
11,17
@al.
2,12
2,16 251.
3,2
3,11
3,12
3,22
5,6
1,1
1,27
1,2
1 J^eff.
1,3
2 JOeff.
1,10
2,13
1 Jim.
1,4
1,12
©eite
329. 373
247
392
269
377
398
365
315
617
445
325. 335
340. 612
340
337
358
373
604
278
604
375
608
278
407
406
1 Xxm.
2,15
3,9
3,13
3,16
5,8
5,12
6,12
6,20
2 3:im.
3,14
4,7
3, 7 ff.
3,14
11,1
11,2
11,3
11,8
12,2
3of.
1,2
1,5
1,15
1,25
2,1
2,14
1 ^etri
1,3
1 3o().
2,27
3, 6 ff.
4,1
Seite
410
407
412
608
411
414
407
408
609
262
536
608
526. 615
530
531
532
535
419
422
442
445
287. 424
429
470
510
510
265. 273.
Sachregiltcr.
ft5eroi(n«be, üöenüunben 291.
3lbral)amö ©laube 18; in ber ©9na=
(\o%e 38. 610; bei ^U)ilo 75; bei
%äulm 346; bei ^^aiobu^ 436.
3lbra^am§ Äinbfdiaft beim S'äufer 90;
bei '^saulu^ 397.
3lbraf)amö ^'ö^if^l ^ei ^^f)iIo 77.
2lrjt, @ebrttud) beöfelben 31. 51.
3lsfeten in ber (Sr^riften^eit 304.
3(ufei-fter)itng ^efu 239. 270; bei ^aw^
Im 352.
«efebnmg beg ^^nuht§ 400; be§ 3a=
fobm 449; be^ 3Kattl)äuö 486; beg
SoI)anneö 525.
Sefenntuiö, uon S^fuS ocrlangt 157.
23entfimg, bei ^auIuS 354.
Sierounbenmg, Don SeÜt^ abgefto^en 135.
SJibel, 33ejiel)ung beg ©laubenä auf
fie 22; 3Hibaä SteUung 57; «ßfjilog
Stellung 75 ; Stellung bev (£l)riftens
I}eit 289.
Sitten, Don 3efn§ erroedt 122; aSer»
beiRung für baiSfelbe 172; bei
Safobug 422.
33ufee, beim Jcuf er 86 ; im 3Bort ^ef« 99 ;
il^erbinbung mit bem ölauben 147;
bei ^obnnneö 207. 493; in ber Öe^
meinbe 295; bei "i^aulu«! 333; bei
!^>afobuö 444.
ttbriftu«, bei 3lfibtt 64; beim 2;äufer
93; baö meifianifd)e 3lmt Wrunb ber
:i<er[)ciHung j;efu 129. 236 ; 2)oppels
beit ber ("'k'meinfdjoft mit bem i^ater
nnb mit unß 479.
Dämonen, i()r (Glauben 432.
3)emut ,^scfu, il)r 5i<erI)(liltni<S jur ^or-
bcrung beö (Einüben«* 136.
!I?ualiemu«i bei :3ol;n»ncö 215.
ttiferer 35.
(Srfennen unb (Hlmiben bei ?lcfn« 144;
bei ,Vl)anne<5 195'. 218. 197; in ber
lSl)rifteul)eil 31K; bei ^^nuiluö 389;
in bcn ^oftornlbriefen 409; bei
®ritiäf)lung, bei Ijafobug 425.
efra, berVlfd)e 27. 39. 42. 518.
effener 35.
©lüigfeit @otteg bei Sof;anne§ 186.
^anatigmuä in ber Swi'enfdjaft 40;
bei 3(fiba 62; abgeit)ef;rt »on ber
(5f)riftenl)eit 305 ; oon Sot^anneö 511.
5reil)eit, befallt in ber ©^nagoge 34;
in ber (£l)ri[tenf;eit 286; bei ^jßouluä
386; in ben ^ä.aftoraIbriefen 416.
gurdjt @otte§ bei 3Hiba 60; bei ^^.Ujilo
76; 'beim 2:äufer 92; uon Sefn^ ßt*
medt 170; bei ^aulw^ 380; bei
^etruä 471; im .öebräerOrief 537.
@ebet, Sefu Slnioeifung 121. 172; in
ber 6t;riftenl)eit 258. 284; bei 3a=
fobuö 422.
Öeift, befd)räntte ^-affung in ber 3i)na;
goge 23; feine Senbung bei ;Cvo^ftt=
neö 223; gegenmärtig in ber ®e=
meinbe 242; 33e}ie()ung bc'S Ölauben^
5U i^m 278; bei 'l>nuluv^ 366.
©emeinbe, '^Ujilo nnbetnnnt 73; i^re
©d)ä^ung bnrd) loiff"^'' 1<^>4; ^ei
X'ttuhi^ 397.
@ered)te, von 3iefu§ uermorfen 99.
(yerccl)tigfeit Wottes« beim Idufer 93;
bei '|?nnlU'S 342.
Wevid)t C^'iotteiS, bcjaljt in ber ^suben«
fd)iift 40; bie Jvnnftion ^o>efii 173;
über ben llnglnuben 213; bei '^Untluv^
3H:{; bei SoDannovS 492.
®efet^ :){ict)tung bes* (MUntben<> niif biK^^
felbe 23; feine '-Jün-einfadjung bei
l^efu* 106; beiimbrt uoit ber (5l)riften=
beit 307; bei "•^ninluci 330; bei '^sa-
fobu^S 445.
GiJeiüiffen, gute«, bei ?ßnulu8 382.
®euiif}l)eit be<$ (^UanbenS, ifjre (Eigen-
art 130.
Wnabe (^UtttevN, in ber Synagoge 45;
iI^üllfommenl)eit berfelben bei .^lefu'?
106; geeint mit bem ^)ied)t^Ni)oU,\ug
173; bei '^HUihu^ 358.
0ried)ifd)evj bei :oiObanne<s 506.
©acfireolifter.
621
^ärefie entftel)t burd) &iaxibm^'
bntd) 253.
Reiben, i()re iöentfun(^ burd) '^e\vi^ 137;
bei ^aulug 394 ; bei 2RattI)Cius 476.
6cilögen)i^()eit 261.
^eud)etei, uenDovfen in ber ©9na=
goge 27; uoii 3efuä 100; von ber
(5:i)riften()eit 258.
i^offnung, bei 15f)ilo 73; von Sefuö
enoetft 163; in ber Öemeinbe 315.
£»of)eä IHcb bei 3(fiba 60.
3ofepf)WS*/ fein ©prad)gebrand) 585.
Subaiömuö, angeblid)er, ber (£(;riftens
I)eit 308.
^ubentnm, Sefu Urteil über fein ©lau*
ben 228; Äritif begfelben burd) bie
61)ri[ten 312; 3Jerf)aItmei beö 3a=
fobu^ ju i()m 460; beö a)?attf)äu^
475; ^eö ^obanneö 505; fein Unters
fd)ieb üom '}l. X. 541.
Äreuj 3efu, ©rfc^ioerung beö Oloubenö
161; bei So^anneö 208; in ber
6()riften{)eit 300; bei ^aulug 343;
bei betrug 472.
Äriegöfrage 32.
geiben unb ©lauben in ber Synagoge 33 ;
3lfiba!S Stellung 54; in ber (il)ri[ten=
^eit 311; in ber Slpofalvpfe 520.
Siebe ju ©ott bei 3lfibn 60; ^efu i>er-
Oeifjung für fie 103; :i5erbunben^eit
mit bem ©tauben 105. 175; bei 3o=
f)anneö220; in ber (SI;ri[ten()eit 306;
bei '^lauluö 372; in ben '^aftoraU
briefen 413; bei ^afobuö 440. 465.
£ot)n bei ^efuö 104; bei ^^^auhtö 415.
aWofeö ©laube bei 'Jlfiba 53 ; bei ^f)ilo 79.
a)Jt)ftif, angeblid)c, bei '^^auluö 353.
'Jlatur, 9lbn)enbung beä ©lauben« üon
il)r in ber Synagoge 31 ; xt)x gläubiger
©ebraud) bei ^efus 119; bei '^auluä
387; in ben i'iaftoralbriefen 410.
^f)arifäer 35.
'^räbeftination bei 3of)anne8 217.
9led)tfertigung be^ göttUd)en Urteilg 33;
bei '^aiüxi^ 336. 359; bei 3a=
fobug 438.
Sabbucöer 35.
Saframente unb ©loube 282; bei^^au=
tuä 354; bei So()anneö 499.
Sd}riftben)eie für ben ©lauben in ber
d^riftenljeit 254; in ber S t;nagoge 609.
So^nfdjaft Sef" 129; begrünbet baig
©lauben 232.
2:nufe in ber ©emeinbe 299; bei '^ous
lue 371.
2:eilung bes .'öerseng 26; bei 3af obug 424.
Sempei ali ©laubensgrunb 45.
2;ugenbbegriff, auf ben ©lauben an=
geroenbet bei ^^U;ilo 67; abgeflogen
üon ber (S()riftent)eit 306. 546.
©erbienft, in ber Synagoge 34. 37;
bei 2ttiba 61; uon f^efue uom ©lau=
ben ferngetjalten 124.
Sßergeben ©otteö, in ber Synagoge 47 ;
betätigt burc^ ^efuä 140; in ber
e^riften^eit 299.
5ßerfud)ung, 3ef" lö5; bei 3ia!obug 419.
SOoUfonimenf)eit, ^e\n g'orberung 104;
bei Safobuö 454.
SJorfeOungöglaube, in ber Synagoge 36.
bei i5{)iIo'82; in ber (Sf)riftenl)eit 547.
2öa()rl)eit, altteftamentlid) 557; fyn«
agogal 564. 577; bei ijofjanneö 194.
600; in ber ©emeinbe 257; bei
^afobuig 444.
3Belt, 2(bfc^luf! gegen fie bei ^o^anneS
207.
Söcrte unb ©(auben in ber Synagoge 39 ;
©erid)t über biefelben 167 ; 3t?fu 'iöerf
ber ©runb beci ©lauben^ 197; SBerfe
beä ©efe^eö bei ^^"lauluö 167; bie
guten 'iBerfe in ben 'i^aftoralbriefen
410 ; i^r ^i^ertjältniä jum ©lauben bei
Safobue 421; bei 3oI)nnneö 495.
äßiebergeburt bei 3oI)cinneiä 500.
3Bort unb ©lauben bei 3ol)anne« 193;
3efu 3Bort unb baö 3öort ber 3(poftet
289; bai Sl^ort bei Safo^uß -l-W;
3efu 3Bort uon if)m raieberfjolt 462.
Söunber, in ber Synagoge 32; feine
Seäiel)ung jum ©lauben im 5lUrfen
3efu 120; bei 3ol)anneö 202; in
ber etiriften^eit 282.
anhalfsübcrlicht.
Seite
3?onoDrt ^ur erften 2lu§ga6e 5 — 10
3ur brüten 2lu0ga5e 11 — 16
Map. 1. 3)er @Iait5e in ber paläftittettfifd^ett (Synagoge .... 17—50
^ap. 2. 2lfibaä @laube 50—66
Aap. 3. Ser @Iaube itt ber gried)ifd}etx @t)nagoge 66—86
Aap. 4. 3) er ©(aiibe be§ Jäufev^ 86—98
Aap. 5. 3)ie SBorte Sef" "fier bett ©loubeit bei bett ©gnoptiferit . 98—180
Aap. 6. Se[u§ iinb ber ©taube nad) Sof)anneg . 180—224
^ap. 7. Sie @ii:I;eit ber beiben ewangeli)d)etx 33erid)te .... 225—238
Aap. 8. 35ie ©cmeinbe ber ©laubenben 239—325
^a^. 9. 3)er ©laiibe bei ^ßauluä 325—417
Aap. 10. Sie 3lpoftel ber Äivd^e üotx ^erufalem 418—489
1. Safobug 418—469
2. ^etruö 470—473
3. aWatt^äiiö 473—489
Aap. 11. So^attJteg 490—523
^ap. 12. 35er öebräerbrief 524—539
itap. 13. Sie Grgebniffe beä apoftolifd^etx ©laubeng 540—554
Erläuterungen.
1. Saä Ijebräijd^e iinb aramäifd)e V^üiiT] unb feine SSemanbten . 555—565
2. nioTtg bei ^oIt)biug 565—576
3. 7i(ang in ber gried)ifd)en Siibel 577 — 578
4. nians bei "^il^ilo 578—586
5. Ser Sprad)gebraud) ber ©i)noptifer 586 — 595
6. 3)er ©prad)gebraud) beö jol)anueifd)cn (S'uangeltumg .... 596—601
7. Ser Spradigebraud) ber ©enieinbe 601—609
8. Scr i2d)riftbctDeiö für ben ©laubcn bei beu paläftinen|ifd)cn
SJe()rern 609—611
9. uxor] «nb unaxojj nCartuig 612 — 613
10. uvuloyttt rfjs ntarnoe, SHöm. 12, 6 613—614
11. vnuoTitats, .t)ebr. 11, 1 615—618
Von demTclben VerfatTcr Und erTd)icnen :
erläuterungen zum neuen Cestatnent:
I. Der KÖmcrbrief aufgelegt für SBibellefer. JBicrtc Stuflogc. Srof(f)ieit
M. 1. 50, in Scinicanb gebunben jH. 2. 25.
II- Der 1)ebräerbrief aufgeregt für Söibellefer. dritte 9(iiflflge. »rofc^iert
.//' 1. 50, in Veiniüaub gebunbeu J(. 2.25.
III. Der Qalaterbrief aufgelegt für Siibellefer. ^wcttc ^tuflogc. »rofd^iert
J(. 1. 50, in Seinroonb gebunben c,€ 2. 25.
,iv. Der Oakobusbrief und die üobannesbrlefe. Bwcttc 2fuf(agc. 53ro=
fcf)iert Jt. 1.50, in Veinlüan^ gebunben JC 2.25.
V. Das €oandelium des Itlattbäus. Swcitc ^tuflogc. 33rofc^iert JC 2.25,
in ^eini»anb gebunben ^K 3. — .
VI. Das Cvangelium des üobannes. Swcitc 2tuf(oflc. »rofd^iert Jf. 2. 25,
in Veiniutinb gebunben Jf. ;i. .
VII. Die epangellen des Itlarkus und Cukas. a3ro)rf)iert ^ä: 2.25, in
ii'einuinnb gebunben „H. 8. — .
VIII. Die HpostelgescbiCbte. »rofc^iert ./^^ 2.25, in Seinroanb gebunöen
JC ;i. — .
IX. Die Briefe an timotbeus und Citus. 5brDici)iert .«: 1. 50, in i'ein*
ulnn^ gebun^en JC 2. 25.
Einleitung In die Bibel, ^nnc bunfigcfcljcne Auflage. 552 Seiten
gr. 8". iürüfd;ievt JL L —, in §albfrnnj gebunben JC 5.—.
Zur topodrapMe und 6e$cblcMe Palästlnds. 27v. sogen
gr. 8". iUüjct)iert .iC 6.80, in .Viilbfran;, gebunben .^. 8.40.
Belllge JInllegen der Rircbe. vier Reden : ^a^ mmüni^
juv (>)Ottl)eit :5e)u. — Sie fieilige @e)cl)i(i^te unb ber ©laube. — 2)er
©Innbe an bie ^-öibel. — 3)loval ober (Joongelium Y 60 Seiten, elegant
broid)iert JC — . 60.
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Jn demtclbcn Verlag Und crfd)icnen: '
GcTcbicbte Jsracls
btö auf 3ll^3ran^^r htn (^xof^f^n*
Von D. S. OettU, profcTTor in 6rcif$wald.
1)erau$dCdcD^n vom Calwer Uerlagsi^crcin.
35 23Dgen grofs Cftau. 33rDfc^. J^. 6.—, in eleg. .s^albfranjbaub JC 8- .
Hus dem Vorwort:
„Scf) ^abe für 3:f)eoIogen gefc^rieben, aber ittd}t blofi für fie. ©ine ber
bnängenbften 3lufga6en ber @egeni»art ift, bie religiös intereffterte @emeinbe
ber ©ebilbeten, namentlid) bie bibelfreunbli(l)en i^aien, tu 5-ür)Utng « mit
ünfrer tfjeologifc^ejx Slrbeit äu bringen. ®g l)ai fic^ ein 3lbgrunb be^ Wif^i
Derftänbniffeg unb beg 9JJi^traiteu§ jroijdjen beiben Sagern anfgetan, ber, raenn
er nid)t balb aufgefüllt rcirb, jum 3.ser()ängnig für bie ^fjeologie n)ie für bie
Äird)e raerben mu^. X)ier fann nur bie Dolifte 2(ufrid)ttgfeit l)eileu unb fjelfen.
Unb man foUte meinen, auf bem Soben ber ®e|d)id)te, mo nur baö eine
^sntereffe gilt: bie Sirflid) feit i\x er!ennen, müßten fid) alle bie jufammen-
finben, benen Vxt einfad)e 3Ba{)rf)eitgfrage f)ö()er ftebt, at§ fromme ober
unfromme 2)Jeinungen unb I)ergebrad)te i.'e()rfä^e. SBer uon fold)en in feinem
öeioiffen nid)t loöfommen fann, ber laffe mein 93ud) ungelefeii, er mürbe barin
ju Diel unerträglidje 3lnftö^e finben. Sagegen für bie, iOeld)e in ber SÖirflid^*
feit ber 2)inge @otteä .öanb erfennen möd)ten, nlfo bereit finb, and) il^re
3lnfc^auungeu über bie .^eilige ^dirift bem tatfäd)lid)en 33eftanbe bei'felben
anjupaffen, erljoffe id) won bem Stubium biefe§ 3>er[ud)g etmeldje Jövberung
ber (Sinfid)t in bie 3i>ege ©otteg mit feinen i1knfd)enfinbern."
Randbuch der Religionsgclchidite.
Von Paul Wixxxm*
Rcrausgegcbcn vom Calwer Uerlagsvercin.
Seiten. ^rüfd)icrt J(.A.—, in .v^albfrniisbaub JC'ö.—.
432
Of>eIüirjtt Unlinllöülicvlidil ;
(Einlriftttid: ;i?fli(vim iiiiö IKcliivoiioii. Tic Himctluitfl ber 5»cll(iioiicii.
I. ^i» BcUotonrn i>sv unUuUhncvtrn PiÄlwt. ,"sctiid)ti'iiiu8. Scljamaiiiciitu«. 1>ic
iimorilniiiidicu IHoliiiioiifu. 0,\ciiiticii.
II. IM» BitfiDtialreliiiionru n. Tnö .Oi-ibciitum in UUnbciaiicii uiib VlflDptou. b. S)ic
diiiiciüAc unb bie javouifdjc 9iatioitnlrclinioii. c. Tic niifdjcn aJiUioiialrctirtimicn in
Vlficn. Ter «r itiinaiiiämii» (Ä'ebo«, WraDma, Ä<ifd)nu, ®d)iuni, üinfloitcn JC). T>cr
'JJarfismno. <1. Tic curopaiidicn Oiatioiinlrclinioncii. Wricdicn, iHiWncr, fflcltcit, CWcrnmncn,
iJtaltcM. Slaocn. «:. Tic WrunbAliiu" ber iörnelitiüljcn *J(niionalrc[irtion.
III. »U Unitirrr«Irrliiiionrn. ii. Ter WubbDtüniin». b. Ter ^8lam. c. Tic rcllrtion«^
nc<4ld)tltd)e ®telliUMl beS liOriftcntumS.