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Full text of "Der griechische Alexanderroman"

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DER GRIECfflSCHE ALEXANDBMOMAN 



VOK 



ADOLF AUSFELD 



NACH DES TEBFASSEBS TODE 
HEBAÜSOEGEBEN VON WILHELM EBOLL 




LEIPZIG 1907 

DRUCK UND VERLAG VON B. G. TBUBNER 






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ALLE SfBG:$T% j:n^S0HL^d9£lt|Gl^ DBS ÜBfESi^STZUI^^BftCB'r^ YORBlEHALTEK. 



Yorwort. 



Als Ausfeld aus einem axbeitreicheu Leben abgerufen wurde^ 
lag der Text des ^weiiken und dritten Kapitels so gut wie fertig yor^ 
der des ersten und vierten ließ sich aus dem Konzept herstellen^ 
v^ eine Arbeit, der sich Herr Dr. U, Bernays iu auf9pfem4er .Weise 

-;; unterzogen hat. So hatte das Manuskript ohne weiteres i|i ^ die 

Druckerei wandern können, wenn nicht 0. Crusius und die Verlags- 
■::::' *buchhandlung Bedenken gehabt hätten, einmal wegeu des großen 

j timfanges des Buches, dann aber, weil Ausfeld sich für den griechischen 

Text auf C, Müllers Kollationen verlassen hatte, während doch zu- 
verlässigere sich in meinem Besitz befanden. Sie ^wendetien öich 
-^ deshalb, an mich mit der Bitte, das Werk für die Herausgabe fertig 

^ ZIEL stellen, und ich habe ihr gern entsprochen. Meine Tätigkeit ist 

ei^e dreifache gewesen: Erstens habe ich die Angaben über den Text 
desr. griechischen Hss. durchweg nach meinen Kollationen verbessert. 
Zweitens habe ich gekürzt, wo es mir tunlich schien, da der Verlag 
das Werk in dem ursprünglichen Umfange nicht publizieren wollte. 
Diese Kürzungen haben besonders die Anmerkungen zum zweiten 
Kapitel betroffen, aus denen ich u. a. die zahlreichen Emendationen 
zu Julius Valerius gestrichen habe, die im Rhein. Mus. LXI veröffent- 
^ ) licht sind. Drittens habe ich eine Reihe meist kurzer Zusätze ge- 
^ macht, die durch eckige Klammem — <> — kenntlich gemacht sind. 
Um Mißverständnissen vorzubeugen, bemerke ich, daß meine Auf^ 
^ gäbe nur die des dLOQd'(or7]g^ nicht des XQtrvxög war, und daß ich 
^ ireder meine Zustimmung noch meine abweichende Meinung zum Aus- u 
to 4rud3: zu bringen für richtig hielt. Meine eigenen Anschauungen sind 
in der Hauptsache noch immer die, welche ich in der Beilage zur 
AUg. Zeitung 1901 Nr. 38 ausgesprochen habe, und ich behalte mir 
vor, sie eingehend zu begründen. 

Die im zweiten Kapitel am Rande angebrachten Zeichen bedeuten: 
Ar(menische) Übersetzung nach Raabe, M(üllers) Ausgabe des grie- 
chischen Textes, S(yrische) Übersetzung, V(alerius). 

Bei der Korrektur haben mir Herr Dr. ü. Bemays in Lahr und 
Herr Cand. phil. A, Tesch in Greifswald in freundlicher Weise ihre 
Hilfe geliehen; der erstere hat außerdem den Nachruf auf Ausfeld 
beigesteuert. 

Münster i. W. W. Kroll. 



i 






a* 






Adolf Ausfelds Leben.*) 



Adolf Aasfeld wnrde am 30. August 1855 als Sohn des Rechts- 
anwalts Adolf Ausfeld und seiner Frau Georgine geb. Henkel zu 
Gotha geboren. Im zartesten Kindesalter yerlor er gleichzeitig seine 
beiden Eltern^ die yom Typhus weggerafft wurden; daher stammt 
yielleicht der melancholische Grundzug seines Wesens. Er wurde 
Ton einem Bruder seines Vaters adoptiert, der Gutsbesitzer war; auf 
dessen schönem Gute in der Nähe yon Fulda wuchs er auf. Dort 
entstand in ihm die große Liebe zur Natur, die er sich zeitlebens be- 
wahrt hat, auch yerdankt er diesem Aufenthalte eine genaue Kenntnis 
der Natur, die bei Vertretern der Geisteswissenschaften nicht allzu 
häufig ist. Seine erste Bildung erhielt er auf der Erziehungsanstalt 
Schnepfental, deren Zögling er 1866 — 1869 war. Es waren enge 
yerwandtschafbliche Beziehungen, die ihn mit dieser Anstalt yer- 
banden, drei Brüder Ausfeld waren schon dem Gründer der Schule, 
Salzmann, zur Seite gestanden, der jetzige Leiter der Anstalt ist mit 
Ausfelds Schwester yermählt. Von Schnepfental kam Ausfeld auf 
das Gymnasium Fulda, wo er bis 1872 yerblieb. 

Zunächst begab sich Ausfeld nach Jena, um klassische Philologie 
und Germanistik zu studieren. Dort blieb er zwei Semester, eins 
ging er nach Göttingen, sechs nach Leipzig. Hier hat er den für 
seine Studien bestimmenden Grund gelegt, auch promoyiert. Aus 
den Namen seiner Lehrer, wie er sie in seiner Vita zur Dissertation 
aufzählt, und aus seinen Kollegheften, yon denen wenigstens aus der 
Jenenser und Leipziger Zeit eine ganze Anzahl sauber gebunden er- 

1) Da ich Ausfeld persönlich nur im letzten halben Jahre seines Lebens 
gekannt habe, war ich namentlich für das Biographische auf Mitteilungen 
anderer angewiesen. Neben der Familie waren es besonders die He^en Geh. 
Rat Prof. S. v. Riezler und Otto Crusius in München, die mir wertvolle Auf- 
schlüsse über Ausfelds Studien und Wesen gaben, deren Verwertung sie mir 
gütigst gestatteten. 



Aus Ansfelds Leben. Y 

lialten sind, läßt sich erkennen^ daß Ansfeld mit gleichem Eifer 
germanistische und klassische Studien getrieben hat, wie dies in den 
siebziger Jahren noch weit gebräuchlicher als heute war. Wirklich 
bestimmend scheint für ihn vor allem der Aufenthalt in Leipzig 
gewesen zu sein, und wie auf so yiele haben auch auf ihn zwei 
Männer besonders gewirkt: Jäitschl und Zarncke. Im Jahre 1875 war 
er Mitglied in der Yon Ritschi neben dem eigentlichen philologischen 
Seminar gegründeten Societas^), der damals auch 0. Grusius angehörte. 
Es wurden damals Ausfelds Oppianstudien behandelt, aus denen 1877 
seine Dissertation hervorging. Bei Zamcke und Hfldebrand legte 
Ausfeld dann auch den Ghrund zu seiner genauen Kenntnis der 
deutschen, namentUch der mittelalterUchen Literatur und ihrer metho- 
dischen Behandlung; gerade für die Studien, denen er später sein 
Leben widmete, war dies von entscheidender Bedeutung. Doch findet 
sich in dieser Zeit, soweit mir wenigstens bekannt, nirgends ein 
Anzeichen einer speziellen Beschäftigung mit den Problemen des 
Alexanderromans. Den Freunden der damaligen Zeit ist Ausfeld als 
„eine wahrhaft glänzende Erscheinung^'^) in Erinnerung, sie sahen 
in ihm schon „den künftigen Academicus'^ Doch dazu ist es nie 
gekommen. 

Im gleichen Jahre wie seine Doktorprüfung (1877) hatte Ausfeld 
auch sein Staatsexamen abgelegt und sich entschlossen, sich dem 
Schuldienste zu widmen. Zunächst diente er von 1877 bis 1878 sein 
Freiwilligenjahr in Freiburg i. Br. beim 113. Infanterie-Regiment ab, 
dem er auch als Reserveoffizier ai^ehörte. In diesem Jahre lernte 
er auch in der Tochter seines Hauswirts, des Kunstmalers Weber, 
seine zukünftige Gattin kennen. Im Jahre 1883 konnte er sie heim- 
führen. Der außerordentlich glücklichen Ehe sind zwei Sohne ent- 
sprossen, von denen der eine sich ebenfalls dem Studium der klas- 
sischen Philologie zuzuwenden gedenkt. Für die nächsten zwei Jahre 
aber ging Ausfeld als Praktikant an das elsässische Gymnasium Saar- 
burg. Doch scheinen ihm die dortigen engen Verhältnisse nicht 
sonderlich zugesagt zu haben, und er entschloß sich daher, im Jahre 
1880 in den badischen Staatsdienst überzutreten. Er wurde zunächst 
als Praktikant am damaligen Progymnasium Donaueschingen ver- 
wendet und 1882 zum Professor an der gleichen Anstalt ernannt. 
Hier in Donaueschingen, wo ihm die Bibliothek zur Fortsetzung 



1) Siehe Grusius, E. Bohde S. 11 f. 

2) Mitteilung von 0. Grusius. 



VI Ans AuBfelds Lebeii. 

iLamenilich seiner germanistischen Studien sicherlich zahlreiche und 
erwünschte Hilfsmittel bot^ machte Ausfeld auch die Bekanntschaft 
S. Biezlers^ des damaligen fürstlichen Bibliothekars^ heute Professors 
der Geschichte in München. Sehr bald schlössen sich die beiden 
Männer immer enger aneinander; auf ^^angen Wanderungen durch 
Berg und Tal und durch die einsamen düsteren Waldungen des öst- 
liehen Schwarzwalds erschlossen sich unsere Herzen^^.^) Auch nach 
der räumlichen Trennung — im Jahre 1883 verließ Riezler Donau- 
eschingen — hat dieses Freundschaftsbündnis iu alter Treue und State 
fortgedauert bis zu Ausfelds Tode^ und in dem sicheren Vorgefühl^ 
es werde ihm nicht vergönnt sein^ sein Lebenswerk zu vollenden, hat 
Ausfeld den Freund zum Bewahrer und Verwalter seines gesamten 
literarischen Nachlasses eingesetzt. Auch Ausfeld soUte nicht mehr 
lange in Donaueschingen verweilen; 1886 wurde er an das Gymnasium 
zu Bruchsal versetzt^ wo er bis 1895 blieb. Hier war er einige Zeit 
lang Vorsitzender des deutschen Sprachvereins und Pfleger der badi- 
schen historischen Kommission für den Bezirk Bruchsal^ auch be- 
kleidete er das Vorstandsamt der Ortsgruppe Bruchsal des deutschen 
Schulvereins.^) Nachdem er 1895 an das Gymnasium zu Baden-Baden 
versetzt war, nahm er im Jahre 1896 an der Studienreise badischer 
Philologen teil, deren Ziel unter v. Duhns Führung Süditalien, Sizi- 
lien und Tunis sein sollte. Ausfeld versprach sich eine große Fülle 
neuer Eindrücke, eine erfreuliche Erweiterung seines Gesichtskreises 
von diesen Fahrten, doch fanden sie leider für ihn einen allzu frühen 
Abschluß. Da er von einem schweren Malariaanfall heimgesucht 
wurde, mußten ihn die Genossen in Syrakus zurücklassen; voll treuer 
Sorge eilte die Gattin über die Alpen herbei, den Erkrankten zu 
pflegen; ihrer und des Reisegenossen Prof H. Schmidts aufopfernder 
Mühe gelang es endlich, die tückische Krankheit zu bannen. Doch 
schien auch damals die Wut des Anfalls gebrochen, und die alte 
Frische und Straffheit des Körpers sich bald wieder einzustellen, 
ganz verwunden hat Ausfeld die Nachwirkungen des Übels wohl nie 
mehr, und manches läßt darauf schließen, daß die innersten Keime 
seiner Todeskrankheit auf jene Malaria in Syrakus zurückzuführen sind. 
Zunächst ließ sich aber noch alles gut an. Durch seine Versetzung 
nach Heidelberg (1902) hoffte Ausfeld endlich Gelegenheit und Hilfs- 
mittel genug zu finden, um sein Buch über den Alexanderroman, an 



1) Mitteilung S. y. Eiezlers. 

2) Siehe Jahresbericht des Heidelberger GymnaBiums 1904/6 S. 1. 



Aus Ausfelds Leben. YII 

dem er schon so manche Jahre rastlos gearbeitet hatte^ zu vollenden. 
Es sollte nicht sein, Anfang Angast 1904 erkrankte er an einer 
Blinddarmentzündung^ nachdem er noch kurz vorher den Geburtstag 
seines ältesten Sohnes in voller Frische gefeiert hatte. Von quäl* 
vollen Leiden erlöste ihn am 15. August mitleidig der Tod. Am 
17. August wurde; was von ihm sterblich war, den Flammen übergeben. 

Diese Worte setzte H. Stadtmüller, der nun auch schon dahingegangen^ 
dem Kollegen und Freunde als letzten Scheidegruß auf das Ghrab. 
In die knappen Formen des griechischen Epigramms hat der fdne 
Kenner dieser Kunstform all das zu bannen gewußt, was ihm wie 
andern an Ausfelds Persönlichkeit als das Bestimmende und Grund- 
sätzliche erschien. Wie er sich „die wahrhaft glänzende Erscheinung^ 
bis in seine letzten Jahre hinein bewahrte — noch am Schlußakte 
des Jahres 1904 ragte seine mächtige und vornehme Gestalt mit dem 
breiten blonden Barte unter allen anderen hervor — ^ so war auch 
sein Inneres frei von allem Kleinlichen und Unedlen. Schon in 
früher Jugend hatte er die Härte des Schicksals kennen gelernt, auch 
späterhin mögen Enttäuschungen mancher Art nicht ausgeblieben sein. 
Da hat er sich denn daraa gewöhnt manches, was ihn tief und nach- 
haltig bewegt haben muß, stiU in sich zu verschließen und die große 
Menge durch ein äußerlich rauhes, ja oft absprechendes Wesen von sich 
zu halten. Wer ihm näher kam — freilich nicht allzu vielen ist dies 
gelungen — , der erstaunte über die Feinheit seines GefQhls, über die 
fast physische Abneigung gegen jede Art von Banausentum und 
Streberei, deren allzu üppiges Aufblühen zu beobachten er während 
seines Lebens nur allzu reichlich Gelegenheit hatte. Da konnte er 
aus ßich herausgehen und in Ausdrücken von wahrhaft massiver Kraft 
und Deutlichkeit seinen Abscheu vor all diesem kund tun. Damit 
verband er ein kindliches Gemüt, das er sich auch in seinen Mannes- 
jahren zu bewahren wußte. Von seiner Freude an der Natur ist 
schon gesprochen, sonst ging ihm sein Leben auf im Verkehr mit 
den Freunden, in den Pflichten seines Berufs, die er peialich genau 
und streng nahm — wie so mancher seiner Schüler, namentlich der 
Baden-Badener, hat von ihm berichtet, wie er erst mit Furcht und 
Zittern, dann mit Liebe und Bewunderung zu ihm aufgeschaut habe^ 
wie er ihm die schönsten und anregendsten Stunden seiner Gymnasial- 
zeit verdanke — , der Sorge für das Wohlergehen seiner Familie und 



Ym Aus Aiisfelds Leben. 

.der Beschäftigang mit ernster wissenschaftlicher Arbeit. Und auch 
das gehört mit zu dem Bilde seines Wesens, daß er mit unbeug- 
samer Festigkeit an dem einmal begonnenen Werke festhielt. Manch 
^iner hätte unmutig die Feder sinken lassen bei den ungeahnten 
«Schwierigkeiten, die sich der Aufgabe entgegenstellten,' bei der jahre- 
langen Entfernung yon Kulturzentren mit ihren gerade fiir dieses 
Werk so nötigen literarischen Hilfsmitteln, bei der anstrengenden 
und abstumpfenden Arbeit des törglichen Berufes. Ausfeld dagegen 
arbeitete unermüdlich und nnerbittlich auf das einmal gesetzte Ziel 
hin. Mit rastlosem Fleiße trug er Stein für Stein zu dem Baue 
zusammen, den er aufzuführen gedachte; in allen Lagen seines Lebens 
hat ihn diese Arbeit begleitet - manche Bemerkung auf den ver- 
«chwiegenen Seiten seiner Konzepthefte gibt davon Kunde — y und 
schließlich hat er an ihr weitergeschafiFt in der stillen Resignation, 
daß es ihm nicht vergönnt sein werde, das vollendete Werk zu er- 
blicken, daß er es anderen überlassen müsse, die Frucht so vieler 
arbeitsreicher Jahre zu pflücken. 

Diese Arbeit nun konzentrierte sich mit einziger Ausnahme 
seiner Dissertation, die von den unter dem Namen Oppian gehenden 
Schriften und ihren verschiedenen Verfassern handelt, um ein ein- 
ziges Gebiet, das^ allerdings umfassend genug war, die Arbeit eines 
Menschenlebens auszufüllen: um den Alexanderroman. Es ist nicht 
genau festzustellen, von welcher Seite her Ausfeld die Anregung zu 
einer so ausschließlichen Beschäftigung gerade mit diesem Gegen- 
stande kam. Am wahrscheinlichsten ist es noch, daß es die germa- 
nistischen Studien waren, von denen er zum Alexander getrieben 
wurde. Dazu kam femer, daß gegen Ende der siebziger Jahre diese 
Probleme anscheinend „in der Luft lagen^^^) Zachers Buch über 
Pseudokallisthenes, allerdings schon 1867 erschienen, und Rohdes 
Versuch, in seinem Werke über den griechischen Roman (1876) die 
ursprünglichsten Teile des Alexanderromans — nach seiner Ansicht 
die großen Briefe — wiederherzustellen, hatten aufs neue die Auf- 
merksamkeit auf jene im Orient wie im Okzident so weit verbreitete 
sagenhafte ümbüdung der Taten des großen Königs gelenkt. Ausfeld 
mußte bald einsehen, daß eine wirklich fruchtbringende Behandlung 
der sich bietenden Probleme nur dem gelingen könne, der zum 
mindesten mit germanischer und klassischer Philologie gleich ver- 
traut sei, und auch dann noch brauchte dieser die Hilfe des Orien- 



1) Mitteilung von 0. Grasins. 



Aus AoBfeldfl Leben. EL 

talisten^ um die Sage in all ihren Verzweigungen und Veränderungen 
verfolgen zu können. So ging er denn zunächst von den deutschen 
Fassungen der Sage aus^ namentlich von der^ die sich im ^^Alexander^' 
des Rudolf Yon Ems findet, und untersuchte das Verhältnis, in dem 
diese zu ihren Quellen steht (Programm Donaueschingen 1882/83). 
Schon hier stellt er die große Bedeutung fest, welche die aus dem 
10. Jahrhundert n. Chr. stammende „Historia Alexandri Magni de 
preliis'^ des Archipresbyters Leo für den gesamten germanisch -roma- 
nischen Zweig der Überlieferung besitzt, und erörterte scharfsinnig 
die verschiedenen Textgestaltungen dieses Berichts, sowie die Ghründe, 
die zu diesen geführt hatten. Schon zu dieser Arbeit hatte Ausfeld 
eine genaue Abschrift der Bamberger wie der Münchner Hs. cod. 
lat. 23489 Leos vorgenommen und mochte damals bereits an eine 
Ausgabe Leos denken, wie er in dem gleichen Programm auch eine 
solche von Rudolfs Alexander ankündigte. Aus den Vorarbeiten 
hierzu entstammen die Aufsätze über „die Orosius-Rezension der Vita 
Alexandri Magni de preliis und Babiloths Alexander-Chronik^' (1886 
in der Festschrift der badischen Grymnasien zum Heidelberger üni- 
versitäts-Jubiläum) und über „Ekkehards Excerptum de vita Alexandri 
Magni und die Historia de preliis^' (1886, Zeitschr. f. deutsche Philologie 
XVni 385 — 405j, in denen die verschiedenen Bearbeitungen des ur- 
sprünglichen Textes und ihr Einfluß auf die abendländische Über- 
lieferung immer genauer geschieden und festgelegt wurden. Bei diesen 
Untersuchungen war Ausfeld naturgemäß auf die griechische Grrund- 
lage Leos und überhaupt der gesamten Alexandersage, auf den Boman 
des Pseudo-Kallisthenes geführt worden, und die Überzeugung mag 
in ihm immer stärker geworden sein, daß die Probleme, die dieses 
merkwürdige Werk bietet, noch nicht hinreichend betrachtet, ge- 
schweige denn gelöst seien. Dieser Aufgabe also widmete er von 
Beginn der neunziger Jahre an fast ausschließlich seine freie Zeit, 
wenn er auch schon früher gar manches dafür gesichtet und ge- 
sammelt hatte. Als erste Frucht dieser Studien erschien 1892 das 
Bruchsaler Gymnasial-Programm „Zur Kritik des griechischen Alexander- 
romans^^ Ausfeld zeigte hierin, daß es zunächst darauf ankomme, 
aus den so mancherlei Zusätzen früherer und späterer Zeit den ur- 
sprünglichsten Kern des Romans herauszuschälen, und bemühte sich, 
nachzuweisen, daß ein großer Teil der Stücke, die wir heute im 
Pseudo-K]aUisthenes lesen, der ersten Fassung völlig fremd gewesen 
sein müssen. Hierzu gehören vor allem die großen Briefe, die Rohde 
ja für den Grundstock des Romans gehalten hatte, der griechische 



X Ans Ausfelds Leben. 

Feldzug, die Kandakeepisode^ das Testament des Königs und einigi^ 
andere^ minder wichtige Zusätze. Am Schlüsse der Abhandlung 
spricht Ausfeld dann den Gedanken aus^ den Th. Nöldeke schon 
Yor ihm angedeutet^ und den Ausfeld gegen Zacher und Rohde und 
manche andere streng festgehalten hat, der Pseudo-Eallisthenes sei 
kein ^^Yolksbuch'^, sondern ein literarisches Machwerk, in Alexandrien 
entstanden^ und in seinen ältesten Teilen nicht auf Tolksmäfiigen^ 
sondern literarischen Quellen beruhend. Den genauen Nachweis hier- 
für gedachte er in seinem Buche über Pseudo-Eallisthenes zu geben^ 
in dem er auch die weitverzweigte XJberlieferung in ihrem Ver- 
hältnis zum ursprünglichen Text behandeln^ diesen Text soweit als 
möglich wiederherstellen und Zeit und Persönlichkeit des ersten 
Verfassers bestimmen wollte. Leider ist es ihm ja nicht gelungen, 
dieses Werk, dem noch die Ausgabe Leos und des „Alexander'^ des 
Rudolf V. Ems folgen sollte, während seines Lebens zu vollenden. 
Was er gelegentlich, besonders im Rheinischen Museum, veröffent- 
lichte, sind Untersuchungen teils textkritischer, teils quellenkritischer 
Art, wie sie ihm während der Arbeit an seinem Buche vorkamen 
und ihm einer ausführlicheren Behandlung wert schienen. Hierher 
gehören die Analyse und textkritische Behandlung des Alexander- 
testaments (Rh. Mus. L 357 ff. und LVT 517 ff.), sowie die Versuche, 
aus den Angaben des Pseudo-Kallisthenes feste Anhaltspunkte für die 
Topographie des alten Alexandrien zu gewinnen (Rh. Mus. LV 348 ff. 
und Philol. N. P. XVII 481). Zu erwähnen bleibt femer noch, daß 
sich in Ausfelds Nachlaß eine fast druckfertige Bearbeitung „der 
Sage vom großen König Alexander" gefunden hat, in der das Wichtigste 
aus dem Pseudo-Kallisthenes in einfacher und schlichter Weise für 
die Jugend erzählt wird. 

In all diesen Arbeiten zeigt sich die peinliche und gewissenhafte 
Genauigkeit, mit der Ausfeld wissenschaftlichen Problemen nachzu- 
gehen gewohnt war. Als Schüler Ritschis war er von dem großen 
Werte^ den ein gesicherter und gereinigter Text für jede Unter- 
suchung bietet, fest überzeugt. Ein Grund der Verzögerung seines 
Hauptwerkes mag auch darin zu suchen sein, daß er immer auf die 
versprochene Neuausgabe der Handschrift A des Pseudo-Kallisthened 
wartete. So half er sich denn mitunter mit eigenen Konjekturen, 
wie sie sich ihm aus der Vergleichung der verschiedenen Texte und 
nicht selten aus sachlichen Gesichtspunkten ergaben. Daneben be- 
mühte er sich, jede noch so verlockende Spekulation und Hypothese 
von der Hand zu weisen und nur das historisch Beweisbare zu bieten. 



Ans Ausfelds Leben. XI 

Hiermit hängt es auch wohl zusammen^ daß er aus dem Alexander- 
roman alles Volkstümliche und Sagenhafte verbannen wollte und es als 
einen Hauptzweck seines Buches ansah^ nachzuweisen^ daß wenigstens 
in der ältesten Fassung des Romans sich kaum ein Zug findet; der 
nicht auch von irgend einem Historiker von Alexander berichtet werde, 
und daß es nur die Zusammensetzung und Verwertung jener histo- 
rischen Faktoren sei, die jenes wunderliche Zerrbild des großen Königs 
hervorbrachte, das dann durch die Jahrhunderte sich erhalten hat. 
Mag man auch Ausfeld in allen Einzelheiten nicht nachfolgen, so 
muß man doch zugeben, daß er seine Auffassung wohl begründet 
und der Betrachtung des Pseudo-Kallisthenes neue Richtpunkte und 
Ziele gewiesen hat. ' 

Lahr, den 4. Dezember 1906. 

Ulrich Bernays. 



Inhaltsverzeichnis. 



Seite. 

Torwort des Heiausgebers m 

Adolf Ansfelds Leben. Von U. Bernays IT 

Einleitung 1 

Eistes Kapitel. Die Überlieferung des Alexanderromans 8 

1. Die Handschrift A 8 

2. Die Übersetzung des Julius Valerius 10 

8. Die armenische Übersetzung 12 

4. Die Texte ß und y 15 

6. Der Text d und seine Bearbeitungen 17 

6. Texte, die in einzelnen Stücken die Überlieferung von a er^nzen ^23 

Zweites Kapitel. Der Text des Bomans 29 

Drittes Kapitel. Historischer Kommentar 12d 

Viertes Kapitel. Die Komposition und Entstehungszeit des ur- 
sprünglichen Werkes 214 

1. Die überlieferte und die ursprüngliche Erzählung 214 

2. Die Quellen 218 

8. Titel und Verfasser 232 

4. Die Entstehungszeit 237 

Fünftes Kapitel. Der Text a 248 

1. Die Zusätze von a und ihre Quellen 243 

2. Art, Ort und Zeit der Entstehung 24» 



Einleitung. 

Wenn im ganzen die Tatsache unbestreitbar bleibt, daß das 
Mittelalter den großen Männern der antiken Welt wenig Interesse 
entgegenbrachte, so ist doch eine Persönlichkeit auszunehmen, die in 
der Gedankenwelt der mittelalterlichen Völker kaum eine geringere 
Rolle spielt als bei den Griechen und Römern, die ihrer Zeit noch 
näher standen: Alexander der Große. Doch war es nicht der Alexander 
der Geschichte, der im Mittelalter fortlebte, sondern der .Alexander 
eines alexandrinischen Volksbuchs, das man nach dem Verfasser, dem 
es in einigen Handschriften irrtümlich zugeschrieben wird, als das 
Werk des Pseudo-Kallisthenes, nach seinem literarischen Charakter 
als den Alexanderroman zu bezeichnen pflegt. Schon im Altertum 
entstanden, fand das Buch erst mit Beginn des Mittelalters größere 
Verbreitung und erlangte schließlich durch Übertragung in die Spra- 
chen fast sämtlicher Kulturvölker eine Bedeutung für die gesamte 
mittelalterliche Literatur, wie sie kein zweites Werk weltlichen Inhalts 
gehabt hat. Von Äthiopien bis Skandinavien, von Persien bis Island 
erzählte man in Prosa imd Versen nach, was die griechischen und 
lateinischen Bearbeitungen des Romans in das Land gebracht hatten. 
An der Wahrheit dieser Berichte zweifelten nur wenige, denn die 
darin enthaltenen Briefe Alexanders galten natürlich als authentisch 
und beglaubigten auch das Übrige. Die Reaktion kam mit der Zeit 
der Renaissance. 

Curtius und Justin, die sich im Mittelalter neben dem unter- 
haltenden Fabelbuch nur notdüi-ffcig behauptet hatten, fanden in den 
Historikern der neu erwachten griechischen Literatur siegreiche Bundes- 
genossen. Der Roman unterlag, wurde als lügenhaftes Schwindelwerk 
gebrandmarkt und sank für Jahrhunderte in Vergessenheit. Nur 
Philologen warfen wohl einen Blick hinein, um dann in der Regel 
ihren gebührenden Abscheu vor solchen „ineptiae" zu äußern. Erst 
der freie Geist des 19. Jahrhunderts lernte allmählich auch diese 

Ausfeld, Der gxiech. Alexanderroman. 1 



2 Einleitung. 

Literaturgattung nach ihrem Werte zu beurteilen. Mußte doch, nach- 
dem man angefangen hatte, sich wieder eingehend mit der mittel- 
alterlichen Dichtung zu beschäftigen, die historische Bedeutung des 
Alexanderromans in die Augen springen. Trotzdem dauerte es recht 
lange, bis der Grund zu einer wissenschaftlichen Behandlung des 
Gegenstandes gelegt war. Die Hemmnisse waren dieselben, die auch 
jetzt den Fortschritt der Forschung beeinträchtigen: einmal ins immer 
noch nicht ganz beseitigte Vorurteil gegen alles, was außerhalb des 
engen Bereichs der sogenannten Klassiker steht, und zweitens die 
Schwierigkeit, die drei Faktoren, die auf diesem Gebiet zusammen- 
wirken müssen, die griechisch-römische, orientalische und die neu- 
sprachliche Philologie, zu gemeinsamer Arbeit zu bewegen. Nach 
mehreren Vorarbeiten, unter denen besonders die verdienstvollen 
Untersuchungen des französischen Gelehrten Berger de Xivrey über 
das handschriftliche Material^) und Theodor Graesses bibliographische 
Sammlungen*) hervorzuheben sind, gab endlich 1846 C. Müller den 
griechischen Text des Komans nach drei Pariser Handschriften (A, 
B, C) heraus, die jedoch drei verschiedene Rezensionen des Werkes 
darstellen. Vom philologischen Standpunkt verdient seine Ausgabe 
nicht das Lob, das ihr vielfach gespendet worden ist. Denn sie ist 
jedenfalls in der Anlage verfehlt. Das Richtige wäre gewesen, die 
Texte A und B, die nach Inhalt und Wortlaut erheblich voneinander 
abweichen, vollständig mitzuteilen, jedenfalls aber A, den ältesten und 
wichtigsten, an erster Stelle zu geben. Da aber A verderbt und 
schwer lesbar ist, so hat Müller B zugrunde gelegt und den ab- 
weichenden Wortlaut von A nur teilweise unter dem Text angemerkt, 
zum Teil aber auch verschwiegen, zum Teil endlich in den Text von 
B eingesetzt. So ist ein Bastard text entstanden, der weder A noch B 
richtig zur Anschauung bringt. Eine neue Vergleichung von A hat 
obendrein ergeben, daß Müllers Lesung nicht zuverlässig ist.^) Ob- 
wohl er seine Sache gegen die herkömmliche Geringschätzung tapfer 
verteidigte, war er doch wohl selbst der Meinung, daß er es mit 
einem derartigen Werke nicht so genau zu nehmen brauchte. Da- 



1) Notices et extraite XIII S. 162 ff. (Paris 1838); Traditions t^ratologiques 
(Paria 1836). 

2) Lehrbuch einer allgemeinen Literargeeohichte Bd. 11. Abt. III. 1. Hälfte, 
S. 436 ff. (Dresden und Leipzig 1842). 

3) Beweise finden sich in den Lesarten, die W. Kroll dem Herausgeber der 
Metzer Epitome (s. u.) 0. Wagner aus den Kapiteln III, 33—35 zur Verfügung 
stellt; vgl. Kroll Hermes 30, 462. 



Einleitung. 3 

gegen verraten seine Erörterungen über die Entstehung und die 
Quellen des Bomans durchaus den geübten Blick des Historikers. 
Die Mühe hat er sich freilich nicht gegeben, das ganze Material 
gründlich zu untersuchen. Aber als ausgezeichneter Kenner der Ge- 
schichtschreibung über Alexander wußte er trotzdem die Komposition 
des Romans vom richtigen Gesichtspunkte aufzufassen und durch 
wertvolle Bemerkungen mehrere Eigentümlichkeiten historisch zu er- 
klären. 

Müller fand unter seinen Zunftgenossen keine Nachfolger. In- 
zwischen machte sich bei den Gelehrten, die sich mit dem Studium 
der mittelalterlichen Alexanderdichtung beschäftigten^, das Bedürfnis 
nach weiterer Belehrung über die griechischen und lateinischen 
Quellen immer dringender geltend. Da die Vertreter der berufenen 
Disziplinen nichts beisteuerten, so schritten endlich die Germanisten 
zur Selbsthilfe. Julius Zachers Pseudokallisthenes^), ein in seiner 
Beschränkung mustergültiges Werk, löste die grundlegende Aufgabe, 
das handschriftliche und literarische Material über Ps.-Kallisthenes, 
soweit es damals bekannt und für ihn zugänglich war, zu sichten 
und zusammenzustellen. Er nahm dabei als selbstverständlich an, 
daß der gemeinsame Grundstock der verschiedenen Texte das ursprüng- 
liche alexandrinische Werk darstelle, und betrachtete dieses vom 
Standpunkte des Germanisten als eine Aufzeichnung der Alexander- 
sage, wie sie zu Alexandria um 200 n. Chr. fortgelebt habe. Seine 
Auffassung blieb für lange Zeit die herrschende. Die Folge war, daß 
die Anregungen, die C. Müller zu einer historischen Untersuchung 
und kritischen Sichtung des Inhalts gegeben hatte, zunächst ohne 
Wirkung blieben.^) Tiefer nach den Quellen einer Sage zu forschen, 
schien wohl überflüssig und aussichtslos, und die Widersprüche, die 
in den verschiedenen Teilen des Werkes begegnen, mochten in den 
Sammlungen des alexandrinischen Sagenfreundes nicht allzusehr be- 
fremden. So war es ein italienischer Gelehrter, der den ersten sach- 
lichen Ertrag aus dem so lange als wertlos verachteten Roman zu 
gewinnen wußte: Lumbroso in seinen Untersuchungen über das 
antike Alexandria. ^) Doch verhinderte damals der Mangel kritischer 



1) Halle 1867. 

2) Zacher selbst yerkannte übrigens die Wichtigkeit einer hiatoriachen 
Prüfung keineswegs (Einl. S. V), wenn auch seine eigenen größeren Beiträge 
zur Sacherklärung bloß in den beiden Abhandlungen über die Biesenaoliildkröte 
und den Odontotyrannus bestanden. 

3) Cenni sali' antica Alexandria tratti dal Pseudo-Callistene. Borna 1875. 

1* 



4 Einleitung. 

Vorarbeiten die volle Ausnutzung des Materials. Die klassische 
Philologie verhielt sich trotz Zachers Aufforderung zur Mitarbeit 
noch immer ablehnend. Nur E. Roh de zog in seinem Buch über 
den griechischen Roman (1876) auch den Ps.-Kall. in den Bi-eis seiner 
Untersuchungen. Auch ihm galt, wie Zacher, der Inhalt im wesent- 
lichen als echte Volkssage, aber doch nicht als eine einheitliche Auf- 
zeichnung der alexandrinischen Alexandersage. Vielmehr urteilte er 
mit Recht, daß die eingeschobenen Briefe Alexanders an Olympias 
und Aristoteles ohne Rücksicht auf die fortlaufende Erzählung ver- 
faßt und nur notdürftig in sie eingepaßt sind. In diesen Briefen er- 
blickte er den ältesten, bereits zur Zeit der Ptolemäer entstandenen 
Kern des Werkes und dachte sich den Roman in der Weise ent- 
standen, daß sich später, durch weitere Ausbildung der Sage, der er- 
zählende Text an diese Briefe angegliedert hätte. Seine Auffassung, 
daß im Roman die Briefe die Hauptsache seien, hat bis auf Nöldeke 
fortgereicht. Sie allein unterzog er auch einer eingehenden Betrach- 
tung, aber weniger nach ihren historischen, als nach ihren sagenhaften 
Bestandteilen, die er als einen Reflex indischer Reisepoesie ansah. Die 
eigentliche Erzählung berührte er nur beiläufig, fand aber auch hier 
die Sonderstellung einer wichtigen Partie, der Abschnitte, die Alexan- 
ders Rückzug nach Mazedonien und seinen Feldzug gegen Griechen- 
land behandeln (I, 42 — 11, 6). Seine geistvollen Bemerkungen bieten 
vielerlei fruchtbare Anregungen; aber durch die einseitige Betonung 
der sagenhaften und der orientalischen Elemente, die tatsächlich im 
Roman eine sehr untergeordnete Rolle spielen, kommen bei ihm 
weder der historische Grundcharakter des Werkes noch seine alexan- 
driniscbe Eigenart zu ihrem Rechte. 

In der nächsten Zeit wandte sich dann die Forschung von den 
ältesten Texten des Romans dem jüngsten, aber für die abendländische 
Literatur des Mittelalters wichtigsten zu, der Bearbeitung des Archi- 
presbyters Leo, der sogenannten historia de preliis, die durch ihre 
fünf verschiedenen Fassungen den Quellenforschungen zu den alt- 
deutschen und altfranzösischen Alexanderdichtungen immer neue Rätsel 
aufgab. Nachdem 1885 0. Zingerle^) die Handschriften des erweiter- 
ten Textes zum Abdruck gebracht, und H. Landgraf^) die unerweiterte 

Wiederholt und erweitert in desselben Verfassers Buch L'Egitto dei Greci e dei 
Romani. Roma 1882. 2. Aufl. 1895. 

1) Im Anhang zu seinem Buche: „Die Quellen des Rudolf von Ems". 
Berlin 1885. 

2) Die Vita A. Magni des Archipresbyters Leo. Erlangen 1885. 



Einleitung. 5 

herausgegeben hatte, versuchte ich auf Grund weiteren handschrift- 
lichen Materials das gegenseitige Verhältnis der Rezensionen festzu- 
stellen und die Komposition der verbreitetsten Fassung im einzelnen 
darzulegen.^) In demselben Jahre brachte Paul Meyer in seinem 
Buch „Alexandre le Grand dans la litterature franfaise du moyen äge^* 
(Paris 1886) über die Handschriften der lateinischen Quellen, be- 
sonders über die historia de preliis weitere dankenswerte Mitteilungen. 
Für eine Ausgabe Leos war indessen die Zeit noch nicht ge- 
kommen, solange fast nur C. Müllers Texte zur Verfdgung standen, 
um den Inhalt des griechischen Originals zu erschließen. Denn 
Zachers Edition des Auszuges aus Julius Valerius 2) und H. Meusels 
Abdruck der Leidener Hs.^), beide an sich sehr wichtig, boten für 
diesen Zweck wenig Förderung. Auch fehlte es noch an einer kri- 
tischen Ausgabe des Julius Yalerius. Mit einer solchen beschenkte 
uns 1888 Bernhard Kubier, und im folgenden Jahre gab E. A. Wallis 
Budge die syrische Übersetzung heraus imd machte sie durch Über- 
tragung in das Englische allgemein zugänglich. Eine deutsche Über- 
setzung desselben Werkes durch V. ßyssel*) und eine Ausgabe der 
äthiopischen Übersetzung durch Wallis Budge ^) folgten nach. Die 
Edition des syrischen Romans gab Veranlassung zu einer sehr wert- 
vollen Schrift, die eine Reaktion gegen die von Zacher begründete 
Auffassung des Romans einleitete: Th. Nöldekes Beiträge zur Ge- 
schichte des Alexanderromans (Wien 1890). Ausgehend von der 
Tatsache, daß sehr vieles, was Ps.-Kall. überliefert, auch von den Ge- 
schichtschreibem berichtet wird, die doch gewiß nicht aus den Sagen, 
sondern aus älteren historischen Quellen schöpften, legte er dar, daß 
der Alexanderroman im ganzen und großen nicht das Produkt der 
Volksüberlieferung, sondern einer halb gelehrten Schriftstellerei sei. 
Zu diesem Zwecke gab er eine kurze, aber sehr reichhaltige Zusammen- 
stellung historischer Parallelen, wobei er als Kern des Romans vor- 
zugsweise die eigentliche Erzählung ins Auge faßte, nicht, wie Rohde, 
die eingeschobenen Briefe. In weiteren Untersuchungen, besonders 



1) Festschr. der bad. Gymn. 1886. S. 97 ff. Vgl. Z. f. d. Ph. XVIII (1886) 
S. 388. 

2) Halle 1867. 

3) Leipzig 1876. 

4) Archiv für das Studium der neueren Sprachen. Bd. 90 (1893). 

5) The life and exploits of Alexander the Great. London 1896. 2 Bde, 
äthiopisch und englisch. Die Quellen behandelte neuerdings K. F. Weymann, 
Die äth. und arab. Übers, des Ps.-Kall. Kirchhain 1901. 



6 Einleitung. 

des syrischen Textes^ zeigte er^ daß dieser nicht^ wie die englischen 
Gelehrten Wright und Budge angenommen hatten^ auf ein arabisches^ 
Sondern auf ein persisches Original zurückgehe, bestimmte seine Zeit 
und Herkunft und wies den Einfluß jener verlorenen persischen Über- 
setzung des Bomans in der arabischen und persischen Literatur nach. 

Zu seinem Schaden ganz unbeeinflußt von Nöldekes Ergebnissen 
war der verfehlte Versuch, den 1892 ein italienischer Philolog, Dario 
Carraroli, machte, die gesamte Alexandersage nach ihrer Entstehung, 
Entwicklung und Einwirkung auf Literatur und Kunst zur Darstellung 
zu bringen.^) Von vornherein war auf eine gründliche Vergleichung 
mit der historischen Literatur verzichtet, und so bewegt sich seine 
Erörterung über die Quellen und die Entstehung des Bomans größten- 
teils in haltlosen Einfällen und Vermutungen. Über die Verbreitung 
des Bomans in der mittelalterlichen Literatur hat er zwar eine Menge 
Material zusammengetragen, kann aber auch auf diesem Oebiet nicht 
als zuverlässiger Führer gelten. 

1894 versuchte ich in einer Abhandlung ,;Zur Kritik des grie- 
chischen Alexanderromans'^ mehrere Stücke der ältesten Überlieferung, 
darunter auch namentlich die großen Briefe, als spätere Zusätze nach- 
zuweisen, und so als Kern des Ganzen ein kürzeres erzählendes Werk 
von erkennbarer Eigenart auszuscheiden. Dagegen halten E. Schwartz, 
der in den „Fünf Vorträgen über den griechischen Boman'^ (1896) 
auch den Aleianderronian kurz behandelte, und W. Kroll ^) an den 
früheren Annahmen fest, daß sich der gemeinsame Inhalt der älteren 
Texte im wesentlichen mit dem ursprünglichen Inhalt des Bomans 
decke, stimmen aber im übrigen nicht mit Zachers Auffassung über- 
ein, sondern betrachten den Boman als eine Komposition aus litera- 
rischen Quellen.^) 1896 wurde auch die armenische Übersetzung durch 
B. Baabe*) zugänglich, nachdem Bömheld^) und Vogelreuther®), die 



1) La legenda di Alessandro Magno. 1892. 

2) Beil. d. Allg. Zeitung 1901 Nr. 88 S. 4 ff. 

3) Zu diesen zählt Schwartz allerdings eine alexandrinische Legende von 
Alexander, versteht aber darunter ein „Produkt halb volkstümlicher, halb ge- 
lehrter Literatur, das mit teratologischen Briefen und anderen fabelhaften Ab- 
legern der Alexandergeschichte zum Alexanderroman zusammengeschweißt wor- 
den sei" a. a. 0. S. 97— 

4) 'iGtogla ^AXs^dvdQOv. Leipzig 1896. 

5) Erschienen ist von ihm : Beiträge zur Gteschichte und Kritik der Alexander- 
sage. Hersfeld 1878. 

6) Sein Manuskript wurde durch Nöldekes Fürsorge der Straßburger Uni- 
versitätsbibliothek übergeben. 



Einleitung. 7 

eine Übertragung desselben Textes beabsichtigten, vor Vollendung 
ihrer Arbeit gestorben waren. Der Versuch, die griechische Vorlage 
des Armeniers wiederherzustellen, ist zwar Raabe mißlungen^), trotz- 
dem bietet seine Ausgabe ein unentbehrliches Hilfsmittel. Das by- 
zantinische Alexandergedicht, das Bikelas 1881 aus W. Wagners Nach- 
laß herausgab, wurde 1897 von H. Christensen auf seine Vorlagen 
untersucht.^ Endlich brachte 1900 Otto Wagners Edition der Metzer 
„Epitome rerum gest. AI. Magni" noch eine wertvolle Ergänzung zur 
Überlieferung des schwierigsten Stückes der Schlußkapitel. <Die Ox- 
forder Epitome des Julius Valerius, welche Kubier zum großen 
Schaden seiner Ausgabe nicht hatte benutzen können, ist 1905 von 
G. Cillie in einer Straßburger Dissertation herausgegeben worden.^ 
Schließlich hat vor kurzem J. Kampers unternommen, nähere Be- 
ziehungen des Romans zur eschatologischen Literatur nachzuweisen.^) 
Dadurch sind jetzt die Vorbedingungen zu zwei weiteren Aufgaben 
erfüllt, die sich vorher nur unvollkommen erfüllen ließen: zu einer 
kritischen Ausgabe des griechischen Textes und zu einer sachlichen 
Untersuchung des Inhalts. Die Lösxmg der ersteren dürfen wir von 
W. Kroll erwarten; zur Lösung der zweiten soll das Folgende einen 
Beitrag bieten. Nach einer Übersicht der Überlieferung des Textes, 
auf den die erhaltenen Texte und Bearbeitungen zunächst zurück- 
gehen, soU versucht werden, den Lihalt dieser Rezension in der Haupt- 
sache festzustellen, daraus den Lihalt des ursprünglichen Romans aus- 
zuscheiden, und sowohl diesen, als die Zusätze der ältesten Überlie£^rung 
auf ihre historischen Grundlagen und ihre Quellen zu prüfen. Einzelne 
Stücke aus diesen Untersuchungen habe ich schon früher veröffent- 
licht, darf aber wohl die Ergebnisse am entsprechenden Orte kurz 
wiederholen, damit Lücken im Zusammenhange vermieden werden. 
An die fortlaufende Zusammenfassung des Lihalts schließen sich 
unter dem Text kurzgehaltene Vorschläge zur Besserung verderbter 
Stellen an. 



1) Meine Bedenken habe ich in den Blättern für bayr. Gymn. 1898 aus- 
führlich dargelegt. 

2) Sitzungsber. der bayr. Akad. hist. phil. Kl. 1897, S. 33 tf. 

3) Alexander der Gr. und die Idee des Weltimperiums. Freibnrg 1. Br. 1901. 
Soweit die Ausführungen des gelehrten Verfassers die ältesten Rezensionen des 
Romans betreffen, scheinen sie mir nicht überzeugend, wie ich in der Besprechung 
kurz dargelegt habe. 



Erstes Kapitel. 

Die Überlieferung des Alexanderromans. 

Die erhaltenen älteren Texte des Romans ergeben als gemein- 
samen Kern eine Fassung, die man als die Rezension a oder A' zu 
bezeichnen pflegt. Sie ist, wie unten gezeigt werden soll, nicht mit 
dem ursprünglichen Werke identisch, steht aber diesem am nächsten. 
Eine leidlich reine Überlieferung von a liegt in keinem der uns be- 
kannten Texte vor, die verhältnismäßig beste bieten die Pariser Hs. A, 
die allein, aber in sehr verderbter Form, den Wortlaut von a über- 
mittelt, die lateinische Übersetzung des Julius Valerius und die 
armenische Übersetzung, die aber auch von ß beeinflußt ist. Die 
Rezension ß, die in den meisten griechischen Handschriften überliefert 
wird, ist eine stilistische und sachliche Umarbeitung von a. Die 
Rezension y, vertreten durch die Pariser Hs. C, ist eine Erweiterung 
von ß, S endlich nennen wir die in ihrem Wortlaut nicht erhaltene 
Bearbeitung von a, auf die einerseits das lateinische Konzept des 
Archipresbyters Keo, anderseits die syrische Übersetzung zurück- 
geht. Zur Ergänzung dieser Überlieferung sind außerdem noch Texte 
hinzuzuziehen, in denen verlorene Hss. von a benutzt sind, und ein 
Text, der, von a unabhängig, auf eine der Quellen von a zurückgeht, 
die lateinische Epistula ad Aristotelem. 

1. Die Handsclirift A. 

Die Pergament-Handschrift Nr. 1711 der Pariser Nationalbiblio- 
thek, Müllers Hs. A, stammt aus dem 11. Jahrhundert. Durch Ausfall 
zweier Blätter fehlt ein Stück vom Schluß des Kap. I 41 bis zum Anfang 
von I 44, eine zum Teil unersetzliche Lücke, da auch die armenische 
Übersetzung hier unvollständig ist. Die Überlieferung geht auf ein 
weit besseres Original zurück, dessen Text der Schreiber vielfach bis 
zur völligen Sinnlosigkeit verderbt hat. Diese Fehler lassen sich aber 



1. Die Handschrift A. 9 

größtenteils durch Vergleichung der andern Texte beseitigen. Schlimmer 
ist; daß im Original selbst — denn dem Schreiber von A ist die er- 
forderliche Tätigkeit nicht zuzutrauen — der Text nicht nur durch 
ältere Lücken, sondern auch durch viele willkürliche Kürzungen ent- 
stellt war. Besonders tritt dies in den Kapiteln III 17 und 27, sowie 
in den Schlußpai*tien hervor. In solchen Fällen ist meistens die 
Herstellung des ursprünglichen Wortlauts unmöglich. Umgekehrt 
zeigen sich vereinzelt Zusätze aus historischen Quellen.^) Nach III 6 
ist ohne jede Verbindung der Bericht eines Pseudo-Palladius über 
die Brahmanen und ein Bericht über Alexanders Unterredung mit 
dem Brahmanen Dandamis eingeschoben, Stücke, die gar nicht zum 
Roman gehören, aber von Müller als Kapitel 7 — 16 eingereiht sind. 
Eine Erweiterung des Textes durch eigene Ausführungen findet sich 
nur ausnahmsweise.^) Besonders schwierig ist die Beurteilung des 
Textverhältnisses in den Kapiteln II — 12, die in A, d und den aus a 
entnommenen Kapiteln der Leidener Hs. inhaltlich anders gefaßt sind, 
als sie dem armenischen Übersetzer, Valerius und dem Verfasser von ß 
vorlagen. Viele Verschiedenheiten sind derart, daß sich nicht von 
vornherein entscheiden läßt, welche Fassung die ursprüngliche ist. 
Aber es bleiben doch mehrere Fälle übrig, in denen zweifellos die 
Gruppe Arm. Val. ß den Vorrang verdient. Unter den Angaben von 
A ö, die Arm. Val. ß fehlen, erweist sich als jüngerer Zusatz vor 
allem Philipps Ausspruch, daß ihm die Schlange im Kampfe geholfen 
habe (I 10 A. 2), denn der Gredanke ist erst aus der falschen Lesart 
ßoTjd'ovvrcc fioL für ß, 6oi hervorgegangen. Unpassende Erweiterungen 
sind ferner die Beschreibung der astrologischen TafeP(I 4 A. 2), die 
nicht zum Vorhergehenden stimmt (s. z. d. Stelle), und die mytholo- 
gischen Verbrämungen in I 6 (A. 2) und I 12, die den ägyptischen 
Charakter der ursprünglichen Erzählung verwischen. Unter den 
Kürzungen von A 8 beruht eine (I 12) nur auf Flüchtigkeit. Von 
den sonstigen Besonderheiten verrät die Erwähnung von Engeln 
(I 1 A. 4) späten Ursprung^), die Abweichungen, daß Nectanebus 
nicht zunächst nach Olympias' Anliegen fragt (I 4), und daß der Löwe 



1) Vgl. in der Übersetzung I 26 A. 2; m 1 A. 2. 5; Ifl 4 A. 2 und die 
Bemerkungen zu den Stellen. 

2) I 24. 

3) Die Fassung der Offenbarung als Engelsbotschaft war auf griechischem 
Boden erst in den nachchristlichen Jahrhunderten gebräuchlich A. Die- 
terich, Eine Mithrasliturgie S. 49. Der ursprüngliche Text des Romans wurde 
aber wahrscheinlich im 2. Jahrh. v. Chr. verfaßt. S. u. Kap. IV. 



10 Erstes Kapitel. Die Überlieferung des Alexanderromans. 

die Sonne hält (I 8 A. 5), sind ungeschickte Änderungen, die Lesarten 
(pvkarts statt cpvXdrrsLg (I 2 A.17) und KaotTcadoxtag, in Kap. 13 (A. 16), 
in denen sich die Verschiedenheit der beiden Gruppen noch in einzelnen 
Spuren fortsetzt, sind Textverderbnisse. Einen ursprünglicheren Zug 
hat A d gegenüber den andern vorliegenden Texten nur darin bewahrt, 
daß die Ägypter nach Nectanebus' Verschwinden zunächst Hephästos- 
Ptah befragen (I 3 A. 2), denn der Vorgang spielt in Memphis. Aber 
für eine kritische Vergleichung der beiden Gruppen sind nur solche 
Stellen zu verwerten, an denen neben Arm. auch Val. wenigstens im 
Auszug vorliegt. Die entsprechende Stelle von Val. ist aber nicht 
erhalten, auch Arm. scheint in diesem Falle und öfter die jüngere 
Lesart von ß zu bieten. Da somit in allen entscheidbaren Fällen, in 
denen hier Arm. und Val. gemeinsam von A d abweichen, die Gruppe 
Val. Arm. das Bessere überliefert, so wird auch bei den übrigen 
Differenzen der ursprüngliche Lihalt von a bei diesen zu suchen und 
der Text von A d I 1 — 12 als das Ergebnis einer jüngeren 
Umarbeitung zu behandeln sein.^) 



2. Die Übersetzung des Jnl. Valerins. 

Julius Valerius verfaßte seine res gestae Alexandri Macedonis in 
freier Bearbeitung des griechischen Romans um 300 n. Chr.^) Aus 
der Art, wie er eigene Bemerkungen über alexandrinische Örtlichkeiten 
einflicht*), läßt sich schließen, daß er sich selbst in Alexandria auf- 

1) Man hat früher den Unterschied der beiden Gruppen durch die nahe- 
liegende Annahme erklären wollen, daß in diesen Kapiteln Yal. und Arm. dem 
Text /?, A und $ dem Text a folge. Diese Auffassung ist aber nach dem Dar- 
gelegten unzulässig; vielmehr liegt die Sache so, daß hier die Bearbeitung ß, 
-wo sie mit Val. und Arm. übereinstimmt, den Inhalt ihrer Vorlage besser be- 
wahrt hat, als A &. Überdies findet sich am Anfang von I 1 die für ß charak- 
teristische Einleitung weder bei Arm. noch bei Val. (Epit.) wieder, sondern beide 
Übersetzungen stimmen hier mit A und S überein. 

2) J. Zacher wies zuerst nach, daß Valerius' Werk im Itinerarium Alexandri 
benützt, also um 340 n. Chr. entstanden ist (Pseudokall. S. 84). Eübler, der dann 
auch Valerius' Bemerkung über die Erweiterung Roms durch Aurelian (36, 12) 
für die Datierung verwertete, bestimmte die Abfassungszeit auf 276 — 330 n. Chr. 
(S. VII). Nach dem Wortlaut jener Bemerkung (nondum adiectis Jus partibiis, quae 
multum congeminasse maiestatis eius magnificentiam visuntur) ist wohl anzunehmen, 
daß sie unter dem frischen Eindruck der großartigen Neubauten und nach 
Kenntnis des früheren Zustandes gemacht ist, daß also Val. noch im 3. Jahrhundert 
schrieb. 

3) ^Die von Ausfeld dafür angefahrten Stellen sind nicht stichhaltig.^ 



2, Die Übersetzung des Jul. Valerius. 11 

gehalten hat. Dort hat er wohl den Alexanderroman kennen gelernt 
nnd in seine Muttersprache übertragen. Sein Werk ist keine skla- 
yische Übersetzung, sondern ordnet dem Zweck, eine klare, vernünftig 
zusammenhängende Darstellung zu bieten, die Rücksicht auf das 
Original grundsätzlich unter. Daher werden die Widersprüche, die 
durch die Interpolation in a entstanden sind, teilweise beseitigt^), 
verderbte Stellen ausgelassen oder geändert.^) Der Stil zeigt die 
Färbung antiker Rhetorik, und so fehlt es auch nicht an entsprechen- 
der Ausschmückung des Inhalts, besonders in den Reden; doch halten 
sich solche Erweiterungen in mäßigen Grenzen, und im ganzen herrscht 
eher die Neigung zur Kürzung vor, namentlich am Schluß, wo die 
ausführliche Erzählung vom Tode Alexanders in wenige Zeilen zu- 
sammengefaßt ist. Die Berichte über die Schlacht bei Issus^) und 
über die Erkrankung am Kydnos (II 8) zeigen Spuren einer Ver- 
wendung historischer Quellen. Es ist aber zweifelhaft, ob der Ver- 
fasser diese selbst hinzugezogen, oder die entsprechenden Ergänzungen 
bereits in seiner Quelle vorgefunden hat. Valerius* Vorlage, in der 
Unterschrift des zweiten Buches als Aesopus Graecus bezeichnet*), 
enthielt einen vollständigen und weniger verderbten Text als die Hs. A. 
Die vielen Fälle, wo der ursprüngliche Inhalt bei Val. im Vergleich 
zu A gekürzt erscheint, sind größtenteils nicht auf Rechnung eines 
lückenhaften Originals zu setzen^), sondern dem freien Verfahren des 
Bearbeiters zuzuschreiben, der Unverständliches kurzerhand beseitigte. 
Für die Lektüre seines Buches ist diese flotte Art recht angenehm, 
wer aber den Inhalt von a ermitteln will, wird die Beschränktheit 
des Schreibers von A erwünschter finden. Die Überlieferung ist leider 
mangelhaft. Die ersten drei Kapitel sind verloren. Für das Übrige 
besitzen wir drei Hss.: einen Turiner Palimpsest aus dem 7. (T), eine 
Mailänder Hs. aus dem 9. oder 10. (A) und eine Pariser aus dem 
13. Jahrhundert (P), außerdem Bruchstücke aus einer Basler Hs. des 
11. Jahrhunderts. Der Turiner Text, der weitaus beste und voll- 
ständigste, ist durch die Schuld des ersten Herausgebers, A. Mai, der 



1) Vgl. Jul. Val. m 17 A. 39; UI 18 A. 4; III 27n A. 10. Älteren Ursprungs 
ist die Korrektur III 38* p. 167, 23, die auch Arm. überliefert. 

2) Vgl. z. B. I 26 A. 3; I 81 A. 6; I 39 A. 6; 11 6 A. 2; II 14 A. 8; 11 16 
A. 2; n 17 A. 3; II 20 A. 5 usw. 

8) Vgl. I 41 A. 3 und die Bern, zu der Stelle. 
4) S. u. Kap. IV § 3. 

6) Wie Zacher Ps. S. 44 annahm, der wohl auch hier nach mittelalterlicher 
Analogie urteilte. 



12 Erstes Kapitel. Die Überlieferang des Alexanderromans. 

seinen Wert nicht erkannte, von Peyron zum großen Teil zerstört 
worden, um den darunterstehenden Text des Codex Theodosianus 
lesbar zu machen, um die Lesung des Erhaltenen hat sich besonders 
B. Kubier verdient gemacht, der 1888 Jul. Valerius bei Teubner 
herausgab. Eine Vergleichung der Turiner Hs. mit den beiden andern 
beweist, daß in diesen der ursprüngliche Wortlaut mehrfach verkürzt 
und auch sonst willkürlich entstellt ist. Derartige Fehler lassen sich 
natürlich nur in den Partien beseitigen, in denen die Turiner Lesart 
zur Verfügung steht. Daneben finden sich viele sonstige Verderbnisse, 
aus denen die ursprüngliche Schreibung wiederhergestellt werden kann. 
Doch bedarf es freilich manchmal eines Verfahrens, das mit der Über- 
lieferung weniger schonend umgeht, als die bisherigen Emendationen. 
Eine große Zahl von Fällen^) führt notwendig zu der Annahme, daß 
der Archetypus der Hss. eine gedankenlos gefertigte Abschrift aus 
einer Vorlage war, die am Rand und zwischen den Zeilen eine Menge 
von Korrekturen und Nachträgen enthielt. Indem der Schreiber die 
Verbesserungen vielfach am unrichtigen Orte einfügte, entstanden 
Fehler, in denen nur das sonst überlebte Mittel der Umstellung Ab- 
hilfe zu schaffen vermag.^) 

Eine willkommene Ergänzung dieser Überlieferung bietet ein 
kurzer Auszug aus Julius Valerius, der im frühen Mittelalter ent- 
standen ist und in der mittelalterlichen Literatur viel benutzt wurde. 
Er ist in vielen Hss. erhalten. Eine kritische Ausgabe besorgte 
Julius Zacher 1867. Ein ausführlicher Auszug, den eine Oxforder 
Hs. überliefert^), ist von Cillie 1905 herausgegeben; er bietet wichtige 
Handhaben zur Wiederherstellung des ursprünglichen Textes. 

3. Die armettische ÜbersetzuBg. 

Die armenische Übersetzung, betitelt „Geschichte Alexanders des 
Makedoniers", ward 1842 von den Mechitaristen in Venedig zum Ab- 

1) <(Icli verweise auf die Verbesserungsvorschläge Ausfelds, die ich im Rh. 
Mus. veröffentlichen werde. ^ 

2) Über derartige Verderbnisse vgl. die lehrreiche Erörterung von A. Brink- 
mann Rh. Mus. LVII (1902) S. 481—97. 

3) Coli. Corp. Christ. Nr. 82 (12. Jahrb.). Vgl. besonders Paul Meyer: Alexandre 
le Grand IT 20 — 26. Meyer nimmt an, daß jener verbreitete kurze Auszug aus 
diesem Text, nicht aus dem vollständigen Werke geflossen sei. Mir ist nach 
den mitgeteilten Proben, wie an und für sich, wahrscheinlicher, daß hier ein Text 
des bekannten Auszuges vorliegt, der durch Hinzufügung des vollständigen 
Werkes erweitert ist. <(Diese Vermutung wird jetzt durch Cilliä p. VII ff. bestätigt.^ 



3. Die armenische Übersetzung. 13 

druck gebracht. Die älteste Hs. stammt aus dem 12. Jahrhundert^); 
die Entstehung des Werkes setzten die Herausgeber in das fünfte. 
Für Nicht-Orientalisten wurde das Werk erst durch Rieh. Raabes 
Übertragung in das Griechische*) nutzbar, eine Leistung, die noch 
willkommener wäre, wenn es Raabe nicht darauf abgesehen hätte, 
die griechische Vorlage des Armeniers wiederherzustellen, was bei 
seinem Verfahren nicht gelingen konnte. Eine vorderhand unent- 
behrliche Ergänzung bietet eine deutsche Übersetzung des armenischen 
Textes, die sich der verstorbene H. Vogelreuther zum eigenen Ge- 
brauche niedergeschrieben hatte. Sie ist zwar unfertig, stellenweise 
sogar unverständlich, aber wertvoll als Versuch einer ungeschminkten 
wörtlichen Wiedergabe. Das Manuskript blieb durch Nöldekes Für- 
sorge erhalten und wird jetzt in der Straßburger Universitätsbibliothek 
aufbewahrt. Der armenische Text beruht in der Hauptsache auf einer 
guten Hs. von a, in der diese Rezension ohne Umarbeitung und ohne 
fremde Zusätze überliefert war. So hatten die Kapp. I 1 — 12 hier 
nicht die überarbeitete Fassung, die A und Ö zeigen, sondern die 
ursprüngliche, die auch von Valerius und dem Verfass^ von ß benützt 
wurde. In der weiteren Erzählung I 13 — HI 33^ scheint dann durch- 
gängig gegenüber Jul. Val. eine nähere Übereinstimmung mit dem 
Texte von A stattzufinden, auch in falschen Lesarten und Lücken.^) 
Aber meistens liegt die Sache so, daß sich nicht beurteilen läßt, ob 
nicht die Vorlage von Valerius dieselben Fehler enthielt, denn Unver- 
ständliches und Verderbtes pflegt Valerius wegzulassen oder zu 
ändern, während es der Armenier in der Regel gewissenhaft wieder- 
gibt. Manchmal allerdings steht einem gemeinsamen Fehler von 
Arm. und A die richtige Lesart bei Val.*) gegenüber, vereinzelt aber 
auch umgekehrt einem gemeinsamen Fehler von Arm. und Val. die 
richtige Lesart bei A.^) Und auch zu andern Texten, die teilweise 



1) Vgl. C. F. Nenmann in seiner Anzeige des Werkes Gel. Abh. der bayr. Aka- 
demie Bd. XIX 1844 S. 969. 

2) 'laroQla 'AXe^dv&QOV. Lpz. 1896. 

3) Vgl. z. B. II 10 A. 7; n 19 A. 3 (xareypdvriös) ; III 17II A. 1; III 22 A. 10; 
III 24 A. 2 &s&ovX(oiiivov st. dedril(x>tiivov', HE 28 A. 3; EI 33i A. 1 ; ebd. A. 22 
(fehlt Arm. = A gegen Val.). 

4) in 17II A. 13; in 18 A. 4 {ccvsXvöatB statt ävelsvöoiiai). Fälle, wo auch 
andere Texte den Fehler von A Arm. teilen, während Val. das Richtige hat, 
z. B. n 6 Arm. = A rccg vavg ^Ttgriöav (statt %%Xr\Gav) wie auch Byz, 2873, aber 
Val. 81, 4 classem instruQcere\ 11 8 A. 2 (Arm. = k ß Leo Byz.); III 1 A. 3 (Arm. 

'= A ß Byz.); in 21 Anf. (Arm. = A Syr.). 
6) Mehreres in ni 36 s. u. 



14 Erstes Kapitel. Die Überlieferung des Alexanderromans. 

den Inhalt von a überliefern — dem byzantinischen Gedicht, der 
syrischen Übersetzung^) Leo^), den Excerpta Barbari ^),- — findet sich 
im Grunde eine engere Übereinstimmung nur in Fehlern, wo A das 
Richtige bietet. Dergleichen erklärt sich nicht aus einer Benützung 
mehrerer Quellen durch den Armenier, sondern aus der vielfachen 
Kontamination, die im Verlaufe der Überlieferung zwischen den Texten 
des Romans stattgefunden hat. — An Vollständigkeit des Inhalts über- 
traf seine Hauptquelle im ganzen alle übrigen Texte, namentlich auch 
den von A. Erheblichere Lücken finden sich in ihr I 42, 44; II 6, 18; 
III 27^, 28, 33^. Anderseits teilt sie weder die Zusätze, die in A 
aus historischen Quellen und aus den Traktaten über die Brahmanen 
eingefügt sind, noch die historischen Zusätze des Valerius. Erwei- 
terungen des Inhalts, die auf die Vorlage zurückgehen, sind selten 
und ohne Belang, die umfangreichste ist die Einfügung einer Frage 
in in 6. Eine bemerkenswerte Besonderheit ist die Notiz am Schlüsse 
des ersten Buches, die Aristoteles als Verfasser des Originals be- 
zeichnet. An vielen Stellen bietet der armenische Text unter allen 
die beste Überlieferung, besonders in den Kapiteln I 13; III 17; III 27^ 
und III 31. Am Schlüsse steht er wieder Val. näher als A.*) 

Außer diesem Text von a hat aber der Übersetzer auch eine Hs. 
von ß benutzt, der er den Brief an Olympias und Aristoteles (II 23 — 41) 
und die Erzählung von dem Besuch im Lager des Porus (III 3) ent- 
nahm, dazu mehrere einzelne Angaben, die sich an verschiedenen 
Stellen zerstreut finden. Endlich hat er für die letzten Kapitel, die 
überall besonders stark verderbt sind, offenbar einen zweiten Text 
von a hinzugezogen. Denn Alexanders Tod wird hier zweimal er- 
zählt: erst in Übereinstimmung mit der Metzer Epitome (III 33^^), 
dann in Übereinstimmung mit Val. und ß (III 33^^^), und auch im 
Testament verrät sich eine doppelte Fassung, indem erst im Abschnitt 2, 
entsprechend der Epitome, richtig Ptolemäus (statt Perdikkas A. Val.) 
als Inhaber Ägyptens, und Perdikkas (statt Phanokrates A. Val.) als 
Oberbefehlshaber der östlichen Satrapien genannt ist, dann aber in 
Abschnitt 4 entsprechend A. Val. Perdikkas als König von Ägypten 
bezeichnet wird. Doch scheint aus dieser dritten Vorlage kaum mehr 
herzurühren als das Stück III 33^^ und einige Korrekturen in III 33^.^) 

1) II 21 A. 1 Arm. = Syr. 

2) m 2 (Dionysios statt Dionysos); III 35 A. 4. 

3) m 331 A. 58. 4) Vgl. III 35 A. 2. 3. h. 9. 12. 14. 18. 19. 

5) Außer den genannten wohl die mit der Metzer Epitome übereinstim-* 
inenden Lesarten, die III 33^ A. 76 und 78 erwähnt sind. 



4. Die Texte ß und y. 15 

Diese Quellen hat der Armenier mit gewissenhafter Genauigkeit^ aber 
schwerfällig und geistlos in seine Muttersprache übertragen. Fehler 
und Verderbnisse seiner Texte, selbst völligen Unsinn, gibt er häufig 
unverändert . wieder, und wenn er ändert, hat er die Sache selten 
besser gemacht. Mißverständnisse begegnen ihm öfter, teils infolge 
seiner Beschränktheit, teils wegen seiner mangelhaften Kenntnis der 
griechischen Sprache und der antiken Verhältnisse.^) Außer solchen 
unfreiwilligen Entstellungen hat er nicht viel Eigenes hinzugetan. 
Nur vereinzelt erlaubt er sich kleine Zusätze, die den Armenier und 
Christen verraten.^) 

4. Die Texte ß und y. 

Den Text ß kennen wir bis jetzt nur aus zwei Hss. des 15. Jahr- 
hunderts, der Pariser (Bibl. nat. Nr. 1685, B), die Müller seiner Aus- 
gabe des Romans zugrunde legte, und der Leydener (Cod. Vulc. Nr. 93), 
die H. Meusel 1871 herausgab. Das Bild, das diese bieten, wird sich 
durch Verwertung der älteren und besseren Handschriften vermutlich 
in mehreren Zügen verändern, und so sollen die folgenden Be- 
merkungen nur zur vorläufigen Orientierung dienen.^) ß ist eine 
Bearbeitung von a, der ein wahrscheinlich schon stark entstellter 
Text dieser Fassung zugrunde lag. Der Zweck der Bearbeitung war, 
aus diesem verderbten Text mit Hinzufügung anderer Quellen eine 
vollständige lesbare Erzählung herzustellen, die zugleich mehr histo- 
rische und weniger alexandrinische Färbung haben sollte, als das 
Original. Eine geschickte Lösung dieser Aufgabe ist jedoch dem 
Verfasser nicht gelungen. Den Verderbnissen sucht er zwar auch 
durch Besserungen abzuhelfen, greift aber lieber zu dem Mittel, 
Stellen, die ihm nicht klar sind, ja sogar ganze Abschnitte, in denen 
sich die Schwierigkeiten häufen, und viele verderbte Namen vor- 
kommen, einfach wegzulassen. Dadurch sind namentlich im 3. Buch 

1) So sind ihm äyyivQa (11 10) und nagacdy/cci (IIT 27li) Länder; ein Satyr 
„ein Prophet des Dionysos mit Namen Satyros" (I 35). Als die Makedonier an 
Persepolis vorbeimarschieren, fliegt der Staub bis zum Berg Olympos (II 13). 
7eQ6TeQov rr]v imtnoXriv BiXriqxx, tov q)aQfid}tov übersetzt er: „Zuerst empfing ich 
die Schrift über die Arzenei" (II 8) u. ä. 

2) Armenisches: II 9. 19; IH 17n. Christliches: HI ITH; m 33n. Merk- 
würdig ist sein Jubel beim Tode des Königs Porus, der ihm offenbar wegen 
seiner großen Überhebung verhaßt ist (lU 4). 

3) ^Eine Schwesterhs. von B besitzen wir in dem Messinensis; die übrigen 
mir bekannten Hss. (vgl. Hermes XXX 462) .schwanken zwischen ß und y.y 



16 Erstes Kapitel. Die Überlieferang des Alexanderromans. 

die Kapitel 17, 27, 32 und 33 beträchtlich verkürzt. Die Beziehungen 
auf Ägypten und Alexandrien sind überall eingeschränkt, die ägyp- 
tischen Daten (I 32 und III 35) durch römische ersetzt. Anderseits 
erweitert der Bearbeiter den Bericht von a, teils durch selbsterfundene 
kleine Züge, teils aus andern Quellen. Der bedeutendste Zusatz ist 
der große Brief Alexanders an Olympias und Aristoteles, der am 
Schluß des 2. Buchs die Erzählung unterbricht. In der Brief- 
sammlung, der dieses Stück entnommen ist, stand wohl auch der 
Brief an Aristoteles, den a III 17 im Auszug wiedergibt, in einer 
vollständigeren Fassung, ähnlich der, welche die lateinische Epistula ad 
Aristotelem überliefert (s. u.), woraus in /3 an anderer Stelle (III 3) 
die Erzählung von Alexanders Botengang zu Porus entnommen wird. 
Wahrscheinlich ebenfalls aus einem solchen Briefe stammt das Stück 
über Alexanders Abenteuer in Nysa.^) Der Bericht über Alexanders 
Unterredung mit Dandamis, der in A nach III 6 eingeschoben ist, 
zeigt sich in /3 zur Ergänzung von III 5 und 6 benützt. Die bekannte 
Geschichte von der Einschließung der unreinen Völker wird nach 
III 28 eingefügt^) (bei Müller als Kap. 29 bezeichnet). Anderes weist 
auf historische Quellen, so vor allem die hervorstechendste Eigenheit 
von /3, die völlig abweichende Darstellung der ersten Feldzüge Alexan- 
ders und der Unterwerfung Griechenlands. Nach a begann Alexander 
seine Unternehmungen damit, daß er von Thrakien nach Lukanien 
hinüberfuhr — für jisvxavta hatten aber hier auch ältere Texte den 
Fehler JvxaovCa — und zuerst Italien und Afrika unterwarf, von 
wo er dann durch Ägypten und Syrien zur Schlacht bei Issus, von 
da durch Kleinasien und Thrakien zum griechischen Feldzug geführt 
wird. An die falsche Lesart AvxaovCa knüpft die Korrektur von ß 
an. Der Bearbeiter erzählt die ersten Unternehmungen Alexanders 
bis zum Marsche durch Pamphylien nach einem Historiker (Müll. I 
26 — 28)^) und läßt dann die Makedonier von einem Hafenplatz, dessen 
Name verderbt, der aber jedenfalls in der Nähe von Lykaonien zu 
suchen ist, nach Sizilien übersetzen, worauf sich der Bericht wieder 



1) Vgl. daselbst Arm. 

2) E. Sackur (Sibyllinische Texte u. Forschungen, Halle 1898, S. 32) nimmt 
an, daß das in Ps.-Kall. eingeschobene Stück mit Pseudo-Methodius auf eine 
gemeinsame syrische Quelle zurückgehe. Aber die Sache bedarf noch einer 
genaueren Untersuchung. 

3) Auf eine in diesem Abschnitt erhaltene wertvolle Nachricht (I 26 über 
Antipaters Verhalten nach Philipps Ermordung) machte H. Willrich im Hermes 
XXXIV (1899) S. 180 f aufmerksam. 



6. Der Text d und seine Bearbeitungen. 17 

an a anschließt. Dafür wird später die Erzählung, die a vom griechi- 
schen Feldzag gibt, I 45 — U 6 ausgelassen , daneben aber törichter- 
weise das Verbindungsstück I 42 — 44, das Alezander von Issus nach 
Europa zurüekführt, beibehalten, so daß wir Alexander, der eben am 
Schwarzen Meer war, in Kilikien plötzlich wiederfinden (II 8). Femer 
ist die Beschreibung der Schlacht bei Issus (I 41) nach einer histo- 
rischen Quelle erweitert und nach derselben der Zug über den Taurus 
nach Tarsus, das Bad im Kydnos und Alexanders Krankheit und 
Heüung erwähnt, was aber den Verfasser nicht hindert, die letzt- 
genannten Ereignisse im Kap. II 8 nach a nochmals zu behandeln. 
Von geschichtlichen Kenntnissen zeugt auch, daß er I 29 und 30 die 
Angaben tilgt, die sich auf einen zur Zeit Alexanders bestehenden 
Krieg zwischen Römern und Karthagern beziehen, imd II 13 Alexander 
gegen die Perser die List anwenden läßt, durch die sich Hannibal in 
Kampanien von der Einschließung durch Fabius befreite. Geogra- 
phisches Wissen yerrät sich ebenfalls gelegentlich. Aber im ganzen 
wird durch die Gelehrsamkeit des Verfassers die Verwirrung nur noch 
Terschlimmert. Ob einige Einzelheiten, die einen jüdischen oder christ- 
lichen Verfasser verraten, bereits dem ursprünglichen Text von ß an- 
gehörten, wird wohl Krolls Ausgabe klarlegen. 

Der Text y^ Zachers Rezension C, ist das Werk eines jüdischen^) 
Verfassers, dessen weitschweifige, mitunter auch süßlich sentimentale 
Erzählung eine geschmacklose und unförmige Erweiterung von ß 
darstellt. Müller hat den Text nach einer Hs. des 16. Jahrhimderts 
(Paris. Suppl. graec. Nr. 113) herausgegeben. <C stellt eine späte 
Version dar, die in dieser Form wohl erst von dem Schreiber der 
Hs. herrührt; ihm lag aber schon eine modifizierte Fassung von ß vor, 
wie sie ähnlich viele andere Hss. enthalten.^ 



5. Der Text J und seine Bearbeitungen. 

Außer ß gab es noch eine zweite griechische Bearbeitung von «, 
Ton der aber bis jetzt keine Handschrift bekannt ist. Ihr einstiges 
Vorhandensein läßt sich nur aus einer Reihe eigentümlicher Ände- 
rungen des Inhalts von a erschließen, in denen Leo mit der syrischen 
Übersetzung übereinstimmt.^) 



1) Ausfahxlicheres darüber bei L. Donath „Die Alexandersage im Talmud 
imd Midrasch". Roatocker Dias. Fulda 1873. S. 14—16. 

2) Daa nahe Yerhältnia der ayrischen Übersetzung zu Leo hatte achon 

Ausfeld, Der grieoh. Alezanderroman. 2 



18 Erstes Kapitel. Die Überliefemng des Alexanderromaus. 

Die Bearbeitung ist späteren Ursprungs als ß, denn sie hat ß 
selbst benutzt Wir nennen sie d. Die Grundlage von d war ein 
Text von a^ der im allgemeinen A naher stand als Yal. und Arm. 
Namentlich enthielt er die ersten zwölf Kapitel in derselben ver- 
änderten Fassung.^) Dagegen hatte er gegenüber vielen Kürzungen, 
und gegenüber den historischen Zusätzen^ die A eigentümlich sind^ 
das Ursprüngliche besser bewahrt. Die Änderungen und Zusätze des 
Bearbeiters tragen nicht wie die Korrekturen von ß den Charakter 
einer planmäßigen Umgestaltung, sondern beziehen sich, mit zwei für 
die Komposition wichtigen Ausnahmen, nur auf Einzelheiten. Die 
wichtigsten sind folgende: 1) I 3 Hephaistos erteilt den Ägyptern da& 
Orakel über die Wiederkehr ihres Königs {a, ß: Serapis), vgl. unten 
A. 3. 2) I 14 bedeutend ausführlicher. 3) I 17 ausführliche al& 
in a, ß, 4) I 18 Philipp verspricht Alexander Geld zur Beise nach 
Olympia (fehlt a, ß), 5) ebd. Gespräch zwischen Alexander und 
Nikolaus abweichend von a, ß. 6) I 20 Alexander sagt Philipp, er 
werde ihn zur zweiten Hochzeit der Olympias nicht einladen, vgl. A. 3: 
7) I 23 Alexander sagt den persischen Gesandten, seit Philipp 
einen Sohn besitze, sei die Henne, die ihnen goldene Eier 
gelegt habe, unfruchtbar geworden (a, ß fehlt dies), vgl. A. 6. 
Jedoch schließt sich der Gedanke an einen Zusatz von ß an. 8) ebd. 
Armenien (!) empört sich gegen Philipp (a, ß eine thrakische Stadt,, 
vgl. A. 8). 9) I 29 Alexander zieht nach Rom (a, ß nach Italien, vgl. 
A. 1). 10) I 33 Serapis verkündet Alexander, er werde in seiner 
Jugend an Gift sterben (in a weigert sich der Gott, ihm etwas über 
seinen Tod zu sagen). 11) I 34 Alexander schickt sein Heer nach 
Askalon voraus (fehlt j3; a: er schickt seine Flotte nach Tripolis,, 
vgl. A. 1). 12) I 35 Alexander träumt vor Tyrus, er habe eine Traube 
zertreten, und der Traubensaft wird dann als Blut ausgedeutet (nach 
a, ß zerdrückte er Käse [rvpdg], vgl. A. 3, der Bearbeiter hat das 
Wortspiel nicht verstanden). 13) ebd. Alexander zerstört mit Tyrua 
auch drei benachbarte Ortschaften (a, ß Alexander vereinigt diese zur 
Stadt Tripolis). 14) I 36 Darius wird durch ein Bild Alexanders zu 
verächtlicher Behandlung seines Gegners veranlaßt (fehlt a, /3, ist aber 
durch einen Zusatz von ß in Kap. 23 veranlaßt, vgl. A. 2). 15) ebd. 
Darius' Brief, beträchtlich geändert und erweitert. 16) I 37 Die 
persischen Gesandten versprechen, Alexander in ihrer Heimat zu 

Bömheld richtig erkannt, obwohl er Leos Werk nur nach dem schlechten Texte^ 
der alten Drucke beurteilen konnte. (Hersfelder Programm 1878 S. 62.) 
1) S. oben zu Abschnitt L 



6. Der Text 6 und seine Bearbeitungen. 19 

rühmen (fehlt a, ß). 17) I 40 Darius schickt an Alexander einen 
Sack Sesam, daß er dadurch die Menge seiner Soldaten ermesse (fehlt 
a, ßy vgl. A. 5; Syr. läßt schon den ersten Brief des Darius von einer 
Sendung Sesam begleitet sein). 18) I 41 völlig umgestaltet, vgl. 
A. 1. Die wichtigste Neuerung von 8 ist die Begründung von 
Alexanders Bückkehr durch eine Erkrankung seiner Mutter. Dieser 
Erfindung entspricht dann weiter der unten unter Nr. 20 genannte 
Zusatz. Die Gefangennahme der Familie des Darius geschieht 
nach Leo II 10, der hier jedenfalls den ursprünglichen Bericht von 8 
wiedergibt, in Baktra; Syr. läßt sich dazu nicht vergleichen, da die 
Kapp, n 7—13 fehlen. 19) I 42 Der Bericht über Darius' Rüstungen 
und Alexanders Schreiben an Skamandros fehlt, ebenso das Wunder- 
zeichen des schwitzenden Orpheusbildes in Pierien. 20) ebd. Alexander 
kommt nach Makedonien und findet dort seine Mutter genesen (fehlt 
a /S; s. o. zu Nr. 18). 21) I 47 Die Prophetin in Delphi trinkt aus 
der Quelle Kastalia (fehlt a). 22) ebd. Alexander läßt Eleitomachos 
als Thebaner ausrufen (fehlt a). 23) 11 15 Alexander erklart sich 
bereit, den Persem die goldenen Becher zurückzugeben (Besserung, nach 
a, ß stiehlt er sie, vgl. A. 2). 24) II 16 Die Gottheit beschützt Alexan- 
der im Kampf (fehlt a, ß\ 25) 11 19 Auf die Nachricht vom Heran- 
nahen Alexanders gerät Darius in große Angst (fehlt a, ß). 26) U 20 
Alexanders Unterredung mit dem sterbenden Darius ausführlicher 
(Leos Sätze p. 97, 20 paHter — recesserit und 98, 16 et amodo — 
regnum entsprechen nur Syr.; erstere Stelle jedoch dort abweichend). 
27) in 17^ In Alexanders Brief an Aristoteles werden nach der 
Beschreibung des Kampfes mit Ungeheuern im Süßwassersee (vgl. 
A. 26) mehrere Stücke eingeschoben, die in a fehlen, dagegen fast 
alle auch in ß, teils im Brief an Olympias und Aristoteles II 23 — 41, 
teils im Brief an Olympias III 28 enthalten sind: a) Kampf mit 
Waldmenschen (ß II 32); b) der Ebermensch (ß 11 33); c) zu- und 
abnehmende Bäume, Steine mit wechselnder Farbe (fehlt Leo), feuer- 
speiende Vögel (ß U 36); d) Ankunft am Ozean, Versuch eine Insel 
zu erreichen, von der man griechische Zurufe vernimmt {ß 11 38); 
e) Menschen ohne Kopf {xwoxifpakoi ß), die von Seetieren leben 
(Syr. ähnHch, ß II 37, fehlt Leo); f) der Phönix (fehlt /3); g) Er- 
legung riesiger Wildesel (Syr. — /S II 37, fehlt Leo); h) Aufforderung 
zur Umkehr durch zwei Vögel mit Menschenantlitz (Syr. = ß 40, fehlt 
Leo); i) der Berg und Tempel des Dionysos (ß III 28). Daß diese 
Stücke nicht etwa ursprünglich auch in a an diesem Platze standen, 
vielmehr hier nachträglich eingeschoben sind, ergibt sich aus Syr. 



20 Erstes Kapitel. Die Überlieferang des Alezanderromans. 

unzweifelhaft. Hier ist hinter den eingefügten Abschnitten aus a die 
Angabe erhalten^ daß Alexander die Führer^ die ihn in solche Gefahren 
gebracht hatten^ in den See werfen ließ. Bei Syr. erscheint dies un- 
verständlich; da in der unmittelbar vorhergehenden Erzählung von 
keinem See und keiner Yerschuldimg der Führer die Rede ist. Aus 
a ersieht man aber^ daß sich die Angabe auf den Süßwassersee bezieht^ 
an dem die Kämpfe mit wilden Tieren stattfanden. So ist durch die 
eingeschalteten Kapitel eng Zusammengehöriges auseinandergerissen. 
28) in 17 — 18 Der Schluß des Briefes an Aristoteles und der Anfang 
von in 18 ging durch Abirren eines Schreibers von iitl rä UsfiiQcciiscjg 
ßaelXsia in der vorletzten Zeile des Briefes auf denselben Ausdruck 
in in 18 verloren, infolgedessen die Briefform in dem folgenden 
Kapitel teilweise weitergeführt wird. Denselben Fehler zeigt der in 
Josippons jüdische Geschichte eingeschobene Auszug aus Ps.-Kall. 
(Gagniers Ausgabe S. 78). 29) in 25 Jede Amazone darf ein Jahr 
(bis zu ihrer Niederkunft Syr.) bei ihrem Gatten bleiben (fehlt a, ß). 
Außer solchen absichtlichen Änderungen sind auch gewisse Flüchtig- 
keitsfehler d eigentümlich. 

War somit der Inhalt von a schon in d selbst stark entstellt, 
so haben sich auf dem weiten Wege der Überlieferung, die zu den 
Werken des Syrers und Leos geführt hat, die Verderbnisse so gehäuft, 
daß aus diesen Texten nur noch wenig Gewinn für die Herstellung 
von a zu ziehen ist. Beide bieten von d ein verzerrtes Bild, aber 
jeder ein ganz verschiedenes, indem in den zugehörigen Entwicklungs- 
reihen beiderseits nicht nur Fehler, willkürliche Veränderungen, 
Kürzungen und Erweiterungen, sondern auch Kreuzungen mit andern 
Textformen des Romans in verschiedener Weise eingewirkt haben. ^) 

Die syrische Übersetzung ist nach Th. Nöldeke*), dessen grund- 
legenden Erörterungen ich hier folge, das Werk eines ostsyrischen 
Christen und wurde wahrscheinlich im 7. Jahrhundert nach einem 
persischen Original verfaßt. Aus der Vieldeutigkeit der Schriftzeichen 
des Pehlevi erklärt sich die ungeheure Verstümmelung der Namen. 
Auch sonst sind die Verderbnisse sehr beträchtlich, müssen aber zum 
Teil dem Umstand zugeschrieben werden, daß die bis jetzt benützten 
Hss. des syrischen Textes sehr späten Ursprungs sind. Die älteste 
Hs. stammt aus dem 18. Jahrhundert. Im zweiten Buch ist eine 
große Lücke (Kapp. 6 — 14). Die ursprüngliche Erzählung zeigt sich 

1) AusführlicliereB über diese sehr verwickelten Yerhältnisse siehe in meiner 
Ausgabe Leos. * 

2) Beitr. z. G. d. AI. R. S. 11. 



5. Der Text Ö nnd seine Bearbeitungen. 21 

in der syrischen Bearbeitung ziemlich frei behandelt. Was andere 
Texte nur kurz berichten, ist häufig mit orientalischer Genauigkeit breit 
ausgemalt, einigemal eine bloße Andeutung zu einer ganzen Geschichte 
erweitert.^) Manches derart mag aber auch auf die Vorlage, die 
persische Übersetzung, zurückführen. JedenfaUs enthielt diese bereits 
den großen Zusatz, der dem Brief an Aristoteles (III 17) angehängt 
ist^), und unter anderm einen Zug Alexanders nach China, die Grün- 
dung der Städte Samarkand, Kusch und Merro und die Vernichtung 
der Räuberbande des Paryog.^) Aus derselben Quelle stammen natür- 
lich die persischen Städtenamen in III 35 und anderes Persische, was 
Nöldeke a. a. 0. erwähnt. 

Anführungen aus dem syrischen Text sind in den folgenden 
Untersuchungen nach dem Text von Budge*) gegeben, jedoch sach- 
liche Abweichungen Ryssels, wenn nötig, angemerkt. Die syrische 
iJbersetzung wurde im 9. Jahrhundert in das Arabische übertragen. 
Dieser arabische Text ging verloren, wurde aber unmittelbar oder 
mittelbar benutzt von Dinawari und Firdausi, von Mubassir und im 
Hauptteil des unten zu besprechenden äthiopischen Alexander- 
romans.^) 

Leos Nativitas et victoriae Alexandri Magni regis^) ist 

1) So z. B. I 30 die Worte, die Alexander an die Karthager richtet: 
rj nQsltTOvss yivBöd'e rj rotg ngslrroöLv 'bfimv (poQovg TsXsttB zur Erzählung eines 
unglücklichen Kampfes der Karthager gegen Alexander. 

2) Budge S. 107—117. 

3) Paryog ist nach Nöldeke (S. 16) ein Reflex des Kuschanischen Häupt- 
lings Pariök, der um 595 Vasall des persischen Gegenkönigs Wistahm wurde. 
Daraus würde sich ergehen, daß die persische Obersetzung nicht lange vor der 
syrischen, wahrscheinlich ebenfalls im 7. Jahrhundert entstanden ist. 

4) Budges Übersetzung ist als besonderes Buch erschienen und darum 
leichter zu beschaffen. Überdies hat Ryssels sonst sehr verdienstrolle und 
brauchbare Übersetzung den Fehler, daß wiederholt verderbte Lesarten des 
syrischen Textes stillschweigend nach dem Griechischen korrigiert werden, auch 
in Fällen, wo die überlieferte syrische Form richtiger oder sonst kritisch von 
Bedeutung ist; z. B. I 26 Fluß Thermodon statt Meer Dishaos (urspr. Lesart: 
OsQiiaiov 7t6vTov vgl. Anm. 3); I 29 Karthager statt Chalcedonier (La. von A^ 
XaX%r\6ovioig A. 5.); HI 32 Phamocles statt Pinacleos (urspr. La. Peukolaos A. 18). 
Meistens ist allerdings die syrische La. nachträglich im Register angemerkt. 

5) Vgl. darüber die umsichtige Abhandlung von Weymann: Die äthiopische 
und arabische Übersetzung des Ps.-Kallisthenes. Heidelb. Diss. 1901. 

6) So lautete vermutlich der ursprüngliche Titel. Über die gewöhnliche 
Bezeichnung „historia de preliis^^ s. u. Die folgende Darlegung beruht auf 
meinen Untersuchungen über Leos Werk und dessen Bearbeitungen. Meine Aus- 
gabe Leos wird eine ausführliche Begründung dieser Aufstellungen bringen. 



22 Erstes Kapitel. Die Übeilieferung des Alexanderromans. 

unter den älteren Texten des Eomans der schlechteste, aber die wich- 
tigste Quelle für die abendländischen Bearbeitungen in den Landes- 
sprachen. Der Verfasser, ein Archipresbyter aus Neapel, wurde um 
die Mitte des 10. Jahrhunderts von den Herzogen Johannes und 
Marinus von Kampanien an den kaiserlichen Hof nach Konstantinopel 
geschickt. Dort fiel ihm eine griechische Hs. des Alexanderromans 
in die Hände, aus der er sich einen flüchtigen Auszug machte. Es 
war ein stark entstellter und aus anderen Rezensionen interpolierter 
Text von d. Längere Zeit nach seiner Bückkehr erhielt er von 
Herzog Johannes den Auftrag, diese Geschichte Alexanders in das 
Lateinische zu übertragen. So fertigte er denn nach seinen Notizen, 
deren Zusammenhang ihm offenbar nicht mehr überall erkenntlich 
war, ein ödes, dürftiges Exzerpt, das durchaus nicht dazu angetan 
schien, das Interesse für den Alexanderroman in das Abendland zu 
verpflanzen. Dieser ursprüngliche Text ist auch nur in einer einzigen 
Hs. erhalten, die wahrscheinlich durch Kaiser Heinrich II. aus Süd- 
italien nach Bamberg gebracht wurde. ^) Leos Buch hatte aber das 
Glück, einen guten Bearbeiter zu finden, der die Erzählung aus- 
schmückte und belebte, den Inhalt durch Hinzufügung vieler anderer 
Quellen erweiterte und so ein gefälliges Unterhaltungsbuch herstellte, 
das schon in dieser Form große Verbreitung fand. Wir nennen diesen 
Text Jj.«) Aus ihm gingen, unabhängig voneinander, zwei weitere 
Textformen hervor, die zu noch größerer literarischer Bedeutung ge- 
langten: Jj, eine sachliche Umarbeitung und Vervollständigung von 
J^, die besonders auf Benutzung des Orosius und Januarius Nepotianus 
beruht*), und Jg, eine vorwiegend stilistische Umarbeitung.*) In 

1) Jetzt befindet sie sich in der dortigen kgl. Bibliothek (Bezeichnung: 
E m 14). Daß sie im wesentlichen den ursprünglichen Text Leos überliefert, 
nicht, wie Waitz annahm, eine barbarische Umarbeitung desselben, habe ich in 
meiner Abhandlung „Die Quellen zu Rudolfs von Ems Alexander^^ (Donau- 
eschinger Progr. 1883, S. 2 ff.) nachzuweisen versucht. Nach demselben Grund- 
satz ist die Hs. der Ausgabe Landgrafs zugrunde gelegt. (Die Vita Alezandri 
Magni des Archipresbyters Leo nach der Bamberger und ältesten Münchener Hs. 
Erlangen 1885.) 

2) In die Klasse J^ gehören die beiden Hss., nach denen 0. Zingerle in 
seinem Buch „Die Quellen zum Alexander des Rudolf von Ems" (Breslau 1885) 
die „historia de preliis" zum Abdruck gebracht hat. 

8) Ihre Komposition habe ich in der oben erwähnten Festschrift (der ba- 
dischen Gymnasien zum Heidelberger Jubiläum 1886) behandelt. Ein später und 
geringwertiger Text dieser Klasse ist die Seitenstetter Hs., aus der Zingerle a. a. 0. 
Lesarten mitteilt. 

4) Eine schlechte Überlieferung von J, bieten die alten Straßburger Drucke. 



6. Texte, die in einzelnen Stücken die Übeiliefenmg von ec ergänzen. 28 

diesen yerbesserten Fassungen verbreitete sich das Werk über fast 
sämtliche Literaturen des Abendlandes. Weit geringeren Einfluß als 
-die Texte der Klasse J hatten zwei Bearbeitungen^ die in Deutschland 
nach der Bamberger Hs. gefertigt wurden: eine in zwei Hss. des 
12. Jahrhunderts^) erhalten^ die wir M nennen, und das Excerptum 
de yita Alexandri Magni, das der gelehrte Ekkehard von Aura seiner 
Weltchronik einfügte.^) 

6. Texte, die in einzelnen Stfleken die Überlieferung von a 

ergänzen. 

Von Werken, in denen für einzelne Teile ein Text von a so be- 
nützt ist, daß er die Überlieferung der oben genannten Handschriften 
und Bearbeitungen ergänzt, sind in den folgenden Untersuchungen 
verwertet: die Metzer „Epitome rerum gestarum Alexandri Magni", 
die sogenannten „Excerpta latina Barbari^^, die äthiopische und kop- 
tische Übersetzung des Romans, das byzantinische Alexandergedicht 
und die jüdische Geschichte des sog. Josippus. Über die Metzer 
Epitome und die Excerpta Barbari s. u. zum Inhalt von HI 30 — 33. 

Die äthiopische Übersetzung ist in einer Hs. des 19. Jahr- 
hunderts erhalten, die im Besitz des Königs Theodorus von Abessinien 
war und von den Engländern in Magdala erbeutet wurde. Sie be- 
findet sich jetzt im britischen Museum (Orient. 826) und wurde von 
Wallis Budge herausgegeben und in das Englische übertragen. Der 
äthiopische Text ist die Übersetzung einer arabischen Vorlage und 
entstand wahrscheinlich im 14. — 16. Jahrhundert. Der Hauptteil 
geht, wie bemerkt, auf eine arabische Bearbeitung des syrischen 
Werkes zurück, dessen Inhalt aber so entstellt ist, daß der ursprüng- 

Aus ihnen worde Leos Werk der Neuzeit auch zuerst wieder bekannt und er- 
hielt nach ihrem Titel Historia Alexandri Magni regis Macedonie de 
preliis die übliche Bezeichnung. — Die ältere Einteilung der Texte, die man 
auch jetzt noch gelegentlich angewendet findet, stellte ohne Berücksichtigung 
des gegenseitigen Verhältnisses nebeneinander: ,, Historia T^ »» den Bamberger 
und Münchner Text; „Historia H" = J, nach W. Försters Pariser Hs.; „Hist. III" 
= J^ und J, ohne Unterscheidung. Meine Einteilung bestätigt G. Yandelli nach 
Untersuchung mehrerer in Italien befindlicher Hss. (N. Festa e Qr. Yandelli, 
MisceUanea, Firenze 1898, S. 26 ff.) 

1) Darunter cod. lat. Monacensis 23489, dessen Lesarten in Landgrafs 
Ausgabe mitgeteilt sind. 

2) Mon. Germ. Script. VI (Waitz). Ich habe das oben aufgestellte Ver- 
hältnis in der Zeitschrift für deutsche Philologie XVHI (1886) S. 885—406 aus- 
führlich begründet. 



24 Erstes Kapitel. Die Überliefening des Alexandezromans. 

liehe Bericht kaum noch durchschimmert.^) Dieser Erzählung hat 
nun der Verfasser der arabischen Vorlage des Äthiopiers am Anfang 
und Schluß je ein Stück zugefügt^ das einem griechischen Text der 
Klasse a entnommen ist. Der Eingang (Äth. S. 1 — 15, Budge I 1 — 31) 
gibt ziemlich genau den Inhalt von Ps.-K. I 1 — 13 wieder, und zwar 
im Anschluß an die Gruppe Arm. Val. Nur im Anfang (Budge S. 1 — 5)^ 
ungefähr bis dahin, wo bei Ps.-£all. das 2. Eapitel beginnt, sind auch 
Angaben aus der Gruppe Ad eingestreut. Die eigenen Zusätze des 
arabischen Bearbeiters sind in diesem Teile nicht erheblich. Dann 
geht er aber seine eigenen Wege und benätzt Ps.-K. nur noch so 
frei, daß seine Erzählung für unsere Zwecke nicht mehr in Betracht 
kommt. — Das Schlußstöck (S. 193—205, Budge S. 333 ff.) beginnt 
mit Alexanders Brief an Olympias (Ps.-K. III 27^ und 28), springt 
dann auf die Mitte von III 31 über und folgt Ps.-K. bis zum letzten 
Satze von III 35. Zugrunde liegt ein Text von a, dessen Bericht 
aber nicht unbeträchtlich entstellt ist. Jedenfalls sind Einleitung und 
Schluß demselben Exemplar des Bomans entlehnt. Es gehörte zu 
derselben Klasse der Texte von a, wie die Vorlagen des Armeniers 
und des Julius Valerius. Was uns der Äthiopier daraus erhalten hat, 
bringt keine neuen Aufschlüsse über schwierige Stellen, dient aber 
mehrfach zur Bestätigung einzelner Angaben anderer Texte. Aus 
einem koptischen Alexanderroman hat Urbain Bouriant im Journal 
Asiatique*) mehrere Bruchstücke mitgeteilt, von denen das letzte^) 
als überliefenmg eines Abschnitts aus III 31 nicht ganz ohne Wert ist. 
Das byzantinische Alexandergedicht ist in einer Hs. des 
14. Jahrhunderts überliefert, die der Markusbibliothek in Venedig 
angehört (Nr. 408). W. Wagner bearbeitete den Text, der aus seinem 
Nachlaß von D. Bikelas herausgegeben wurde.*) Die Vorlagen hat 
A. Christensen in einer ausführlichen Abhandlung besprochen.^) Das 
Gedicht ist das Werk eines byzantinischen Geistlichen. Es erzählt 
in politischen Versen Alexanders Leben nach Ps.-Kall., byzantinischer 
Art entsprechend etwas weitschweifig, aber verständig und mit ge- 
schickter Benutzung der Quellen. Als HauptqueUe ist eiu Text von 
jS zugrunde gelegt, der, wie Christensen nachweist, mit der Leidener 

1) Nach K. F. Weymann (s. o). 

2) Ser. Vin Tom. IX u. X 1887. 

3) Tom. X, S. 347. ^Weiteres bei R. Pietschmann, Festschr. f. Wilmanns, 
S. 807— 372.) 

4) W. "Wagner, Trois poemes grecs du moyen äge inädits. Berlin 1881. 
o) S. B. der bayr. Ak. phil.-hist. Kl. 1897, S. 33—118. 



6. Texte, die in einzelnen Stücken die Überlieferung von a ergänzen. 25 

Hs. und der Vorlage der altslawischen Übersetzung näher verwandt 
war. Daneben hat aber der Verfasser einen guten Text von a hin- 
zugezogen^ der zur Ghruppe Ad gehörte. Aus diesem sind das ganze 
Werk hindurch, besonders im ersten Teile, zahlreiche Zusätze ein- 
gefügt^), die eine willkommene Ergänzung der Überlieferung von a 
bieten. Die Geschichte des griechischen Feldzugs (I 45 — 11 6) ist 
vollständig aus a aufgenommen. Außerdem zeigt sich in einigen 
Zusätzen die Chronik des Georgios Monachus verwendet. 

Der am meisten erweiterte Text der vielformigen jüdischen Ge- 
schichte des sog. Josippus oder Josippon oder Joseph ben Gorion*) 
enthält einen umfänglichen Auszug aus dem Alexanderroman, in dem 
auch a benützt ist. Das Stück beginnt mit einer pomphaften An- 
kündigung des Verfassers, daß er die Geschichte Alexanders nach den 
Werken des Plutarch, Nikolaus von Damaskus und Titus, sowie nach 
dem „Buch der Herkunft Alexanders'^ erzählen werde, das die ägyp- 
tischen Weisen geschrieben hätten. Zum Schluß beruft er sich auf 
dieselben Quellen und fügt noch hinzu, daß dieses Buch im Todes- 
jahr Alexanders verfaßt sei. In Wirklichkeit beruht der ganze Inhalt 
auf Texten des Alexanderromans, über die bisher nicht richtig ge- 
urteilt worden ist.^) Es sind dabei folgende Abschnitte zu unter- 

1) Die von Christensen S. 63 ff. gegebene Liste ist nicht ganz vollständig. 
Auch ist nicht völlig richtig, daß das Gedicht von II 22 an ausschließlich /? 
folge (S. 103). 

2) Nach J. Wellhausens Untersuchungen (Abh. d. Göttinger Ges. phil.-hist. 
Kl. 1897) bestand ,,der Kern des Josippus in einer Geschichte der Hasmonäer, 
welche sich hinsichtlich des IJmfangs mit dem arabischen Makkabäerbuche 
deckte. Was darüber hinausschießt, am Anfang imd am Schluß, ist später hin- 
zugekommen, nicht auf einmal, sondern in verschiedenen Abschnitten. Den 
Joseph ben Gorion hat das Buch erst zum Verfasser bekommen, nachdem der 
jüdische Krieg angehängt war, in welchem durch irgend eine Verwechslung 
Joseph ben Gorion an die Stelle des Flavius Josephus getreten ist'^ (a. a. 0. S. 47). 
Zu diesen späten Erweiterungen gehören nun auch die Zusätze aus dem Alexander- 
roman, die im Konstantinopler Druck vom Jahre 1490, auf dem Sebastian Münsters 
Ausgabe (Basel 1641) beruht, und im arabischen Makkabäerbuch ganz fehlen 
und im arabischen und äthiopischen Josippus weit kürzer gefaßt sind, als im 
Venediger Druck vom Jahre 1644. der den gewöhnlich gebrauchten Ausgaben 
von Gagnier (Oxonii 1706) und Breithaupt (Gothae et Lipsiae 1710) zugrunde 
gelegt ist. Der äthiopische Text, den Wellhausen nicht berücksichtigt, wurde 
von Budge zusammen mit der äthiopischen Obersetzung des Ps.-Kall. heraus- 
gegeben. Für unsere Zwecke kommt hauptsächlich nur die Venediger Fassung 
in Betracht. 

3) Auch von WeUhausen nicht, der a. a. 0. S. 49 „eine späte lateinische 
Bezension der Gesta Alexandri^^ als Quelle bezeichnet. 



26 Erstes Kapitel. Die Überlieferung des Alexanderromans. 

scheiden: 1) Gagn. 11 6—8, Breithaupt 11 9—14 « Ps.-K. I 1—25. 
Dieser Teil, der dem arabischen und äthiopischen Josippus fehlt, geht 
auf Leos Text Jg zurück.^) Er umfaßt beinahe die Hälfte des Aus- 
zugs. 2) Gagn. II 8 Schluß, Br. II 14 Schi.: Notizen über Alexanders 
Aussehen u. a. aus einem griechischen Text des Ps.-K., teilweise dem 
vorigen Abschnitte widersprechend. 3) G. II 9 Anf., Br. II 15 Anf.: 
Auszug aus Ps.-K. a I 26 — 30. 4) Ebenda Fortsetzung aus Ps.-K. 
II 7—10. 5) Ebi Forts, aus Ps.-K. a I 40—45. 6) Ebd. Forts.: 
ein verworrener Bericht über einen Zug Alexanders nach Ägypten, 
Tripolis, Karthago, zum Tigris und zurück nach Ägypten. Daß sich 
dieser an das Orakel ApoUos (Ps.-K. I 45) anschließt, erklärt sich 
aus Leos Text J^, in dem I 45 vor I 29jBf. gestellt ist. 7) Ebd. Forts, 
und Schluß: Auszug aus Ps.-K. II 13 — 21. Der Botengang (entspr. 
Ps.-K. II Uff.) ziemUch ausführlich. 8) G. H 10; Br. II 16 aus 
Ps.-K. ß II 23—41. 9) G. n 11 Anf., Br. II 17: aus Ps.-K. III 1—6. 
10) G. n 11 Forts.; Br. II 18: aus Ps.-K. a UI 17. 11) G. ü 11 Schi.; 
Br. II 19. 20: aus Ps.-K. IH 18—23. 12) G. II 12; Br. H 21: aus 
Ps.-K. III 25-28. 13) G. II 13; Br. II 22: nach einer Notiz über 
Alexanders Luftfahrt und Fahrt in die Meerestiefe (vgl. Leo und 
Ps.-K. L. C. II 41 u. 38) ein kurzer Auszug aus Ps.-K. III 30—35. 
Die fraglichen griechischen und lateinischen Quellen haben jedoch 
dem Verfasser nicht unmittelbar vorgelegen, sondern die Art der 
Verderbnisse läßt darauf schließen, daß sie ihm direkt oder indirekt 
durch arabische Übersetzungen vermittelt wurden.^) Diese Fehler be- 
weisen zum Teil eine nahe Verwandtschaft mit dem Werke des Samuel 
ben Jehouda ihn Tibbon, der um 1200 eine arabische Übersetzung 
des Alexanderromans — wie es scheint, hauptsächlich nach J^ — in 
das Hebräische übertrug. Die Alexandergeschichte des angeblichen 
Josippus ist literarhistorisch nicht ohne Bedeutung, aber für die 
Textkritik von a hat sie nur geringen Wert. Ganz wertlos ist für 
diesen Zweck der hebräische Alexanderroman, den Isr. Levi heraus- 
gegeben*), A. Gaster nach besserer Überlieferung in das Englische 

1) Dies hat bereits Gagnier durch Gegenüberstellung eines Oxforder Textes 
von J, nachgewiesen. Da er aber von den sonstigen Fassungen des Romans 
nichts wußte, so sah er in diesem Text auch die Quelle der folgenden Abschnitte, 
und andere haben diesen Irrtum von ihm übernommen. 

2) A. Gaster (Joum. of the Asiatic Society 1897, S. 491) setzt das arabische 
Original in das 7. oder 8. Jahrhundert. Das kann nicht richtig sein, wenigstens 
nicht, wenn die auf Leo zurückgehenden Teile schon im arabischen Text standen, 
denn Leos Werk ist erst im 10. Jahrhundert verfaßt worden; s. o. 

3) In der Festschrift zu Steinschneiders 80. Geburtstag (Leipzig 1896). 



6. Texte, die in einzelnen Stücken die Überlieferung von a ergänzen. 27 

übertragen hat^): eine phantastische Zusammenhäufung Yon Aben- 
teuern, ftlr die; neben allerlei anderen Quellen, auch ein Text yon y 
benützt ist. 

Den einzigen Fall, daß zu einem umfänglichen Stück von a eine 
unabhängig von a auf die Quellen zurückgehende Überlieferung vor- 
liegt, bietet die lateinische Epistula Alexandri Macedonis ad 
Aristotelem magistrum suum de itinere suo et de situ Indiae. Yon 
einem angeblichen Brief Alexanders, der dessen baktrischen und indi- 
schen Feldzug behandelte, haben sich zwei voneinander unabhängige 
Texte erhalten: ein dürftiger Auszug, der in a als zweiter Teil von 
III 17 eingefügt ist, und die lateinische Übersetzung einer weit 
jüngeren Bearbeitung des vollständigen Briefes, die genannte Epistula. 
Dazu kommt ein Bruchstück des griechischen Textes, das der Ver- 
fasser von /3 in ni 3 eingeschoben hat. Yon der lateinischen Epistula 
gibt es zwei verschiedene Fassungen: eine ältere, die in vielen Hss. 
vom 9. Jahrhundert an überliefert und am besten von B. Kubier im 
Anhang zu seiner Ausgabe des Julius Yalerius (1888) herausgegeben 
ist, und eine jüngere, eine Umarbeitung der älteren in italienisches 
Latein, die wahrscheinlich wie das Werk des Archipresbyters Leo auf 
Yeranlassung des Herzogs Johannes von Benevent im 10. Jahrhundert 
verfaßt wurde. Letztere ist vollständig nur in der Bamberger Hs. 
erhalten, der wir auch allein den ursprünglichen Text Leos verdanken 
(s. o.), und wurde nach dieser von B. Kühler in den „Romanischen 
Forschungen" Bd. YI zum Abdruck gebracht.^) Die Bamberger Über- 
lieferung wird aber ergänzt durch die Bearbeitung Jj von Leos Na- 
tivitas atque v. A. M., deren Yerfasser nach einer vom Bamberger 
Text unabhängigen Hs. den größten Teil jener italienischen Umarbei- 
tung der Epistula zur Erweiterung von Leos Werk verwendet und 
ihr dadurch eine weit größere Yerbreitung verschafft hat, als sie das 
Original jemals erreichte.*) Daß die Epistula gegenüber Ps.-K. IH 17" 
eine selbständige Überlieferung vertritt, ergibt, bei Beachtung des 
historischen Gehalts, schon eine oberflächliche Yergleichung. Denn 
der bedeutend größere Umfang ihrer Erzählung beruht nicht nur auf 
einer breiteren Darstellung, sondern auch auf Erhaltung vieler Stücke, 
die auf die Quellen des ursprünglichen Briefs > die Geschichte des 
baktrischen und indischen Feldzugs, zurückgehen. Da sich in diesen 
Stücken der ursprüngliche Zusammenhang in derselben charakteristischen 

1) Journal of the Asiatic Society 1897, S. 499—649. 

2) Ich zitiere nach meiner eigenen Abschrift der Bamb. Hs. 
i 8) Näheres über diese Fragen in meiner Ausgabe Leos. 



28 Eistes Kapitel. Die Überlieferang des Alexauderromans. 

Weise entstellt zeigt, wie in den Teilen des Briefes, die auch bei 
Ps.-K. überliefert sind, und in den anderen Briefen II 23 f. und III 27 £F., 
so folgt, daß dieser Überschuß nicht durch erneute Benützung der 
historischen Quellen seitens des Verfassers der Epistula oder ihrer 
Vorlage hinzugekommen ist, sondern aus dem ursprünglichen Briefe 
herstammt.^) Manches in den Texten des Romans wird überhaupt 
erst aus der Epistula verständlich, so besonders die Einleitung, die 
dort verderbt und zum Teil mit dem vorhergehenden Brief vermischt 
ist, die Angaben über die Unterwerfung des Porös (§ 5), die im Roman 
nach dem Inhalt von III 4 ganz sinnlos sind, und die Erzählung von 
den Geschenken der Inder (§ 7), die nur in der Epistula (218, 18 f.) 
im richtigen Zusammenhang steht. 

Anderseits erweist sich aber auch die Überlieferung bei Ps.-K. als 
unabhängig von der^Ep., denn a hat nicht nur mehrere Angaben aus 
den Quellen erhalten, die in der Ep. ausfielen^), sondern auch die 
ursprüngliche Reihenfolge der Teile besser bewahrt als der lateinische 
Text^), dessen Komposition in völliger Verwirrung ist. Unsere Ver- 
mutungen über die ursprüngliche Anordnung sind unten, zum Inhalt 
von III 17" dargelegt. . 

So ergibt erst eine Kombination der beiden Überlieferungen die 
Lesart des zugrunde liegenden Briefes, wie z. B. § 3 vvxtakfDnsyisg 
bei Ps. und fivaXd)7C67ug in der Vorlage der Epistula ein ursprüng- 
liches ^vQfirjxdlGmeg^) 

1) Solche Stücke sind z. B. 192, 12 — 193, 15 die Beschreibung von Porös* 
Truppenmacht (vgl. Arr. V 14, 4; Gurt. Vm 18, 6; Diodor XVII 87, 2) und 
Königsburg (Strabo XV 1, S. 718; Gurt. Vm 9, 26 f.); 192, 20 f. die fruchtbare 
Gegend am kissischen Paß (Diod. XVII 76, 4 f.); 194, 11 die Erwähnung von 
Baktrien; 194, 24 f. der Reichtum des makedonischen Heeres (Gurt. VI 6, 14; 
Just. XVII 7); 196, 10 fP. Alexanders Selbstverleugnung (Arr. VI 26, 1 ff.; Plut. 42; 
Gurt. Vn 6, 10; Polyän IV 8, 25; Frontin I 7, 7); 196, 8 ff. die Menge der Zug- 
tiere (Gurt, vm 7, 11); 201, 7 ff. die Beschreibung des Odontotyrannus (Plin.Vin 
21, § 72); 204, 16 — 207, 18 der Zug an den Ozean und zu den Ichthyophagen; 
darin 206, 2 ff. die Vertreibung der Elefanten durch grunzende Schweine (Polyän 
IV 6, 8; Älian, H. A. XVI 86); 219, 9 ff. die Wasserfrauen (Axr. Ind. 31, 6). 

2) So z. B. die Namen der heiligen Bäume in § 6. 

3) Vor aUem steht hier der Schneesturm (§ 4) noch am richtigen Platze, 
in der Erzählung des Vormarsches von Baktrien nach Indien, während dieses 
Stück in der Ep. 207, 14 hinter den Zug zu den Ichthyophagen gestellt ist. 
Auch ist § 2 nicht durch die Zusätze über Porös entstellt, wie Ep. 192, 10 ff.; 
s. u. zum Inhalt von IQ 17^ § 2. 

4) S. u. z. d. St. 



Zweites Kapitel. 

Der Text des Romans. 

Im folgenden Kapitel soll nun versucht werden, aus den oben 
besprochenen Texten und Bearbeitungen von a den wesentlichen In- 
halt dieser ältesten Fassung zusammenzustellen. Die Teile von ck, 
die unseres Erachtens dem ursprünglichen Text des Romans nicht 
angehörten, sind durch eckige Klammem bezeichnet. Die Bechir 
fertigung dieser Ausscheidungen ist im nächsten Kapitel gegeben. 
Das Übrige stellt — von Einschaltungen, deren späterer Ursprung 
nicht mehr erkennbar ist, abgesehen — den Bericht dar, den wir als 
den ursprünglichen der alexandrinischen Lebensbeschreibung Alexanders 
betrachten. Nur in einzelnen Fällen, wie in der Erzählung von 
Alexanders Tod, sind die Zusätze des Bearbeiters so mit dem ur- 
sprünglichen Text verschmolzen, daß sich dieser nicht rein auslösen 
läßt. Innerhalb der Zusätze von a sind Interpolationen noch späteren 
Ursprungs durch doppelte Klammern kenntlich gemacht. 

Außer dem Inhalt von a sind in die Übersicht noch zwei Stücke 
aufgenommen worden, die nicht zu a gehören, aber in allen Bearbei- 
tungen von a überliefert werden: Alexanders Brief an Olympias und 
Aristoteles (11 23flf.) und der jüngere Bericht über Alexanders Tod 
(in 33*^). In der Mitteilung von Abweichungen einzelner Texte 
wurde absichtlich möglichst sparsam verfahren, da ja hier nur eine 
Übersicht des nauptsächlichen gegeben werden solL In der Regel 
sind die wichtigeren Besonderheiten der drei Haupttexte A, ^xm, und 
Val. angemerkt, außerdem Vorschläge zur Verbesserung verderbter 
Stellen. 



Erstes Bach. 

Ml 1. Die weisen Ägypter, Abkömmlinge der Götter, welche die 

J ^ Erde maßen und die Gestirne berechneten, überlieferten der ganzen 
Welt die Kraft der Zaubersprüche.^) So soll Nektanebos, der letzte 
König Ägyptens, durch Zauberkunst allen überlegen gewesen sein. 
Denn griffen ihn Feinde an, so brauchte er keine Soldaten, Waffen 
und Kriegsmaschinen, sondern er ging allein in seinen Palast, nahm 
s 2 eine Schüssel, fällte sie mit Quellwasser^), bildete aus Wachs kleine 
Schiffchen und Menschen und setzte sie in die Schüssel. Alsbald 
wurden die Menschen lebendig.^) Dann rief er, einen Stab aus Eben- 

M 2 holz in der Hand haltend, unter Zaubersprüchen die unterirdischen 
Götter und die Dämonen der Luft*) an imd tauchte die Schiffe^) 
unter; und zugleich gingen auf dem Meer die Schiffe der Feinde zu- 
grunde.^) So regierte er durch seine Zauberkunst in Frieden. 

2. Nach geraumer Zeit erschien einst einer der Späher [welche 

Ar 2 die Römer ^exploratores' nennen] beim König und sprach: ^Eine 
Wolke von Feinden rückt gegen dich an. [Es sind die Skythen^), 
pissurischen Daher (?)*), Kaukonen"), Iberer*), Sinder^), Araber^), 
Oxydraker, Kausianer ^), Äppaiten (?)*), Bosporaner ^), Ägrer^®), Alanen ^^), 

1. 1) Dies vermutlich der Sinn des Satzes, dessen ursprüngliche Form sich 
nicht mehr herstellen läfit. Vor allem z. 1. &l%rjv (Arm.), nicht ähifj (ASyr.). 

2) So Aim. Epit. ß; ALS: Begenwasser. 3) Arm. Epit. ß; ALS Aeth. fehlt 

der Satz. 4) Arm., ähnl. ß und Epit.; ALSyr.: die Engel und Ammon, den 

Gott Libyens. 6) In ALd eine Lücke von TtXota bis ytXola, die bei Leo und 

Syr. willkürlich ergänzt ist. 6) ALAeth. fügen hinzu: Ebenso verfuhr er 

[z. 1. ixEti/j^EVs 9lcc st. iTttti/jäeia A] gegen Landheere. 

2. 1) Epit. LLeo. 2) Vielleicht urspr. ^dat TIlüeovQOi st. JcacUiQBg A^ 
KivöiQsg L, Lampasidri Leo, Seres Epit. 3) So LEpit.; Leo: Cones, Arm.: 
Ka'öavss Koviuctoi. 4) Arm. Epit. LLeo. 6) ZLvdoi Müll. st. ZLdo^ A 
2k6dun L, Stidi Leo, Indi Epit. »= Arm. 6) Epit., d u. A (verd.). — Danach 
Epit.: Phoenicesque, Parthos et Assyrios. 7) Kavcuxvol wohl z. 1. st. 
Kavcdvoi A, KvxXtocdvioi L, Lisanii Leo, Kmvioi Arm. 8) 'AitTcattai vielleicht 
z. 1. st. Aajcdtsg AL, ABXdnocTBg Arm., 'AeXldfCoSeg ß. 9) ALeo; L: cn6Q0^ 
Arm.: Bo\t,TVQaloi. 10) ^kygoi vermute ich st. 'Agysloi Arm. ALLeo. 11) So 
Epit. Syr.; Arm. ß: 'Atavol. 



Erstes Buch. 31 

die Chalyber, die auch Chaldäer heißen^*), die Agriophager^*) und 
Enonymiten^*).] Die zahllosen Völker des Ostens sind mit großen 
Heeren gegen Ägypten gekommen.^*) Jetzt gedenke der homerischen 
Verse: ^icht durchschlafe die Nacht, wer Rat pflegt über dem 
Volke, welcher dem Heere befiehlt und mit vielerlei Sorge beschwert 
ist'.'^*) Nektanebos aber lachte und sprach: 'Du hältst auf deinem 
Posten gute Wache*'), aber du hast nicht wie ein Krieger geredet. 
Denn die Macht beruht nicht auf der Menge, sondern auf dem Mut. 
Ein Löwe *®) jagt viele Hirsche und ein Wolf viele Schafe. Geh du s s 
nur auf deinen Posten. Ich werde mit einem Wort die Unzahl der 
Barbaren in das Meer versenken'. Damit entließ er ihn. 

3. Er selbst kehrte in den Palast zurück, entfernte die Anwesen- m 5 
den, nahm eine Schüssel und verfahr wie gewöhnlich. Da sah er, 
daß die äg3rptischen Götter die Schiffe der Barbaren lenkten. So er- 
kannte er, daß die Königsherrschaft der Ägypter von den Göttern preis- 
gegeben war, schor sich Haupthaar und Bart, steckte sich reichlich Gold 
ein und entfloh über Pelusion aus Ägypten. Nach vielen Irrfahrten kam 
er nach Pella in Makedonien und ließ sich hier als Astrolog nieder*), 
in Linnen gekleidet, wie ein ägyptischer Prophet. Als Nektanebos 
in Ägypten verschwunden war, befragten die Ägypter ihre Götter*), 
was aus ihrem König geworden sei. Der Gott im Heiligtum des 
Sinopions*) verkündete: 'Euer entflohener König wird als Jüngling 
nach Ägypten zurückkommen und eure Feinde, die Perser*), unter- 
werfen'.^) Sie verstanden das Orakel nicht, ließen es aber auf den 
Fuß der Statue des Nektanebos eingraben. s 4 



12) XdXvßoi ol xal XaXiatoi viell. z. 1. st. ZaXßoi %al Xaldatoi L, 
ZaXßol xttl XaXxfxXioi, A, Chaldei Sarbii Leo, XdXßai Byz., AoixaXoi Arm. — 
Danach A: MBCoicdxBqegy L: MBTcun&^vQBg. 18) Epit. ALLeo. 14) So 

richtig AL; Epit.: Eunomitae. 15) So Arm. 16) H. B 24 f. Dies nur Arm. L. 
17) ALLeo unrichtig (pvXareB st. fpvTAxxxBig (Arm.). 18) LSyr.: xv&v. 

8* 1) Li der Fassung von A^ nach Leo z. 1.: xSi TCQoaeQxoiiiva 6%4nTsad'ai 
(^um jedem, der sich an ihn wandte, zu weissagen') st. t&v itQOBQxo^Uvoiv A, 
rov ^QOOBQx^iiBVOv L. 2) So Arm. (Vogelr.), Byz. ß (ß: rovs möavBl d'60'6s); 
Arm. (Baabe), Aeth.: ihren Gott; ALSyr. (ähnl. Leo): Hephaistos, den Ahn- 
herrn der Götter. 8) So Arm., ähnl. Aeth.; ßBjz.: D. G. i. H. d. Sara- 
peions; &: Hephaistos; AL: Heph. schickte sie zum Unsichtbaren des 
Sinopions, der ihnen verkündete. 4) d. F.: nur Arm. ßBjz. 6) Das 
Orakel nach Arm. ßBjz.; AL# gehen auf eine metrische Form zurück, die un- 
geföhr lautete: AtyvTtTnv ovxog äXxiiiog ytgicßvg (pvymv || ßaöiXB^g ^v- 
«ratfr^ff IL8ZCC x^^'^^^S vi^^ viog, \\ rb yrigaXatov &7eoßaXa)v Bldog 
ri^srov, II %6<S(tov xvxXB^öag, iyel vtB&lov AlyvicxioVy \\ ix^Q^^y i^BX^mv, 
'ÖTCotayriv äi.do^g viitv. 



32 Zweites Kapitel Der Text des Bonuuis. 

M4 T2 4. In Makedonien hatte sich inzwischen Nektanebos dorch seine 

Kunst bekannt gemacht^ so daß anch die Königin Olympias wünschte, 
sich Ton ihm wahrsagen zu lassen, nnd ihn za sich berief wahrend 
ihr Gratte Philipp im Krieg abwesend war. Als er in den Palast 
kam nnd sah, wie sie schöner war, als der Mond, entbrannte er in 
Liebe zu ihr, znmal er überhaupt eine schlimme Neigung zu Frauen 
hatte. Er begrüßte sie, aber nicht als Herrin, da er sich noch als 
Ar 3 König fühlte. Oljmpias ließ ihn Platz nehmen und fragte ihn, ob 
er der wahrredende Ägypter sei und durch welcherlei Kunst er die 
Wahrheit zu yerkünden wisse. Nektanebos zahlte ihr die vielen Arten 
▼ s der Seherkunst auf und schaute sie dabei b^ehrlich an. Da sie fragte, 
BIS was der Blick bedeute, antwortete er: 'Ich dachte an ein Orakel, das 
ich einst Ton meinen Oöttem erhielt, daß ich einer Königin weissagen 
müsse, und daß das, was ich sage, wahr befanden werden solle'.^) 
Darauf holte er eine kostbare Tafel henror, die keine Beredsamkeit 
s 6 zu beschreiben yermag*), femer die sieben Gestirne und den Horoskop, 
aus acht yerschiedenen Steinen gefertigt. Olympias ließ nun die 
Anwesenden hinausgehen und sprach: 'Untersuche meine und Philipps 
Geburtszeichen, denn er soll die Absicht haben, mich zu verstoßen, 
wenn er aus dem Krieg zurückkommt, und eine andere zu heiraten.' 
Nektanebos ließ sich von beiden die Zeit der Geburt angeben, ver- 
glich seine eigene Nativitat mit der ihrigen, ob die Zeichen für sein 
Vorhaben günstig standen, und sprach dann: 'Das Gerücht ist nicht 
M s falsch '), aber als ägyptischer Prophet kann ich dir helfen. Denn 
V 4 nach deinen Geburtszeichen ist dir beschieden, einem Gott, der auf 
Erden wandelt, beizuwohnen und einen Sohn von ihm zu empfangen, 
der dein Racher werden soll für das, was Philipp an dir fehlt.' Auf 
Olympias' Fr^en, was das für ein Gott sei, sagte ihr Nektanebos, es 
sei der libysche Ammon, der Reichtumspender, von mittlerem Alter, 
8 7 grauhaarig, mit Widderhömem; er werde sie schon in der i^hsten 



4« Von hier an ist der Yollständige Text des Jul. Yalerius über- 
liefert. 1) Nach Yal. Syr. z. 1.: 8ri ßaaiXldt fis [ALLeo: ßaaiMa es] dst 
a%i^l>a6d'ai xal ajesg Xiy<o [A: Hysi ^statt iliyet?^, L: Xiyaav] AXrid'ivoc B'bgBd'flvai. 
2) AL9 fügen hinzu: Drei Binge waren darin eingegraben: auf dem ersten die 
36 Dekane, auf dem zweiten die 12 Zeichen des Tierkreises, auf dem 
mittelsten Sonne und Mond. Dann entnahm er einem elfenbeinernen Kästchen 
die 7 Gestirne . . . Arm. Val. Aeth. ß fehlt dies. 3) So Yal. Arm. Aeth. ß; 
ALd: das Gerücht ist für jetzt falsch, aber später wird es geschehen: ^sviiig 
4 99Jfii2 yiyovsv, ßaallLööa, xov v^ %GiQUiiLO^' iistot xaiQhv yccQ ßpviog toüto yl- 
vBtai A. 



Erstes Buch. 33 

NacM im Traum umanneiL Olympias sprfteh: ' Weim i^h dieflen Traam 
«ehe, werde ich dich nicht als Wahrfiager, sondern als Gott yerohren/ 

6« Darauf verließ Nektanebos den PaJacrt^ suekte an einem ein- Ar 4 
«amen Ort die zum Traumzauber nötigen Krauter und entnahm ihimi 
Saft. Dann machte er aus Wa^s einen weiblichen £orper, schrieb 
den Namen Olympias darad^ legte ihn auf ein kleines Bett^ züsdete 
Lichter daneben au, goß den Saft darüber und sagte .die Zaabersprüdie; 
durch die Olympias im Traum erblickte, was er zum Wachsbild 
«prach.^) So träumte sie, daß ihr Ammon beiwohne und dann zu m « 
ihr sprach: ^Weib, du hast einen Sohn empfangen, der dein Rächer 
wird/ 

6« Als Olympias aufgestanden war, ließ sie Nebtanebos rufen, v 5 
erzählte ihm den Traum und rerlangte, nun auch in WirkKchkeit 
mit dem Gott zu yerkehren. Nektanebos antwortete: ^Bloßer Traum 
ist freilich etwas anderes, als Wirklichkeit. Oib mir ein PläAzchen 
neben deinem Schlafzimmer, damit ich dir helfe und dn nicht ear* 
aehrickst^), wenn der Oott zu dir kommt'.^) Olympias gewährte dies s s 
und versprach, ihn als den Vater des Kindes zu ehren, wenn das 
Verheißene geschehe. Nektanebos sagte: ^Wenn eine ScUange als 
Vorläufer des Oottes erscheint, so entferne alle Anwesenden, laß aJ>er 
die Lichter brennen, setze dich auf dein Lager, yerhülle didi und 
jichaue den Gott, den du im Traum erblickt hast'.') 

7. Am andern Ti^ gab ihm Olympias ein Zimmer neben dem m 7 
ihrigen.^) Er Tersohaffte sieh ein Widderfell mit Hörnern, emem Stab 
Qttd ein weißes Gewand, und ließ vor sich her eine Schlange in v e 
Olympias' Schkfeimmer krieeben.^) Olympia^ tat, wie er sie «eheißen 
hastte, und Nektanebos bestieg ihr Lager. ^) Ais er sie Terließ^ be- 
rührte er ihren Leib und sprach: ^£ine unbesiegbare und unüi>er- 
windliche FVocht. Der Sohn, den dn emp£Euagen hast, soll dich rächen 
und Herr des Erdkreises werden'.^) Kaum war es Ta^ geworden, so Ar 5 
eüte Olympias zu Nektanebos, erzaUte ihm alles und begehrte weiteren 
Umgang mit dem Gotte.') Er versprach, ihr das Gewünschte zu yer- 

5« 1) In ALd stork verküczi 

^ 1) In A z. 1. : tpa . . . <p6ßfB rm p,r\ itstfftiSX'Sd'flS st. vp. "V^ ifu^ 'sce^ft' 
■^X'^9' ^) Danach ALd (Leo verkfiizt) Byis.: Der Oott wscheiiit eist «Lb 

fidüan^e imd yerwanddt nah dann in den griidmten Ammon, in Hficaklee, in 
IMonysos, endlich in eine menBohliehe Gertalt mit meinen Zügen. Arm. Yal. ß 
iehlt difiB. 3) In ALSjr. ma eine kaize Mahsning, «ie solle :sicb nicht fSotchteii. 

7« 1) ALd knrz: als das vorher Angegebene geschah, ertrag sie fosohtlos 
die Yerwandlungea des Gottes. 2) Der Satz nnr in Yal. Aim. Aeth. ß. 
S) Nur Yal. Aim. Aeih, ß. 

Anifeld, Der griech. Alexanderroman. 3 



34 Zweites Kapitel. Der Text des Bomans. 

schaffen, wenn sie ihm nnr das Versteck gewähre, um dort die nötigen 
Weihen vorzunehmen.') Sie ließ ihm die Schlüssel ihres Schlaf- 
zimmers geben nnd verkehrte weiter mit ihm, in der Meinimg, es 
sei der Qott Ammon.') Als aber ihr Leib zu wachsen begann, fragte 
sie Nektanebos: *Was soll ich machen, wenn Philipp kommt und mich 

V 7 schwanger findet?' Er sprach: ^Fürchte dich nicht, denn Ammon 

wird dir helfen, indem er Philipp einen Traum sendet, so daß du 
ohne Vorwurf bleibst'. So wurde Olympias getäuscht.*) 

M 8 8. Nektanebos aber nahm einen Seefalken ^), verzauberte ihn und 

sagte ihm den Traum, den er Philipp bringen sollte.^) Der Falke 
flog zwei Tage und zwei Nächte über Land und Meer zu Philipp und 

8 9 gab ihm nachts den Traum ein. Der König erwachte erschreckt», 
ließ einen Traumdeuter rufen und erzählte: ^Ich sah im Traum, wie 
ein grauhaariger Gott mit Widderhörnem meinem Weib Olympiaa 
beiwohnte und dann zu ihr sprach: ,Du hast einen Sohn empfangen,^ 
der dich schützen') und den Tod seines Vaters rächen soll.^ Dann 
glaubte ich*) ihren Leib mit Byblosfaden zu vernähen und mit einem 
goldenen Ring zu versiegeln, in dem die Sonne, ein Löwenkopf ^) 
und ein Speer eingegraben war. Darauf schien mich ein Falke durch 

Ar 6 seinen Flügelschlag zu erwecken.' . Der Traumdeuter sprach: ^Olympias 
ist schwanger, denn niemand versiegelt ein leeres Qefäß, sondern ein 
volles. Die Frucht aber ist ägyptischen Ursprungs, denn nur in 

V 8 Ägypten wächst Byblos, und sie ist von hoher Herkunft, weil der 

Ring aus Gold war. Die Zeichen auf dem Ring bedeuten, daß der 
Erzeugte bis zum Aufgang der Sonne vordringen wird, kühn wie «u 
Löwe, die Städte mit seinem Speer unterwerfend. Der Gott ist der 
libysche Ammon.' Phüipp aber war traurig, daß Olympias überhaupt 
schwanger war, sei es auch von einem Gotte.') 
M 9 9. Als Philipp aus dem Krieg zurückkam, trat ihm Olympias 

s 10 ängstlich entgegen. Aber er sprach: ^Du bist ohne Schuld.^) Ich 

4) &vd'QO)nlv<p d'B& (d'soü A) imix^ awBQX0li>^vri A, ähnl. L; z.l.i &. fi. mg 9. a. 
Vgl. Leo. 

S* 1) Yal. (6: sacium accipitrem) las äyiov st. nsXdyiav. 2) Danach 

erzählen AL^ den Traum unmittelbar, während Yal. Arm. ß unten Philipp er- 
zählen lassen. Der folgende Satz nur in Yal. Arm. Aeth. ß. 3) Arm. (/??):: 
de iyxa^möet 68, Urspr. La. ini.TQ<ms66st(?y, 4) So Arm. ß Byz. entsprechend 
Plut. AI. 2, 2; nach Yal. ALd verschließt Ammon den Leib. 5) Urspr. La. 
der Gruppe Ah 9: xeqpaXijv Xiowoe ijXiov xgavo^vvog st. ijXlov kqotos L 
{xstpaXiiv XiovTog xgcct&v A). 6) In A etwa z. 1.: x&v x6ji ix d'soü [x&v eHit 
^Boü A, d. h. xlStv ix d'sov]; L: xotv slh^ ix d'sov. Yal. 18 abw. 

9. 1) ALd: &iiaffTi^6aaa oi)x rjiiaifrsg. Danach: ^Denn ein Gott hat dick 



Erstes Bach. 35 

habe alles im Traum gesehen^ und dich trifft kein Vorwurf. Denn 
selbst wir Könige vermögen nichts gegen die Götter.' So wurde sie 
wieder guten Mutes. 

10.^) Einst hörte Nektanebos, der sich heimlich im Palast auf- V9 
hielte wie Philipp Olympias vorwarf, sie habe ihn hintergangen und 
nicht mit einem Gott, sondern mit einem Menschen verkehrt. Als 
nun ein Festmahl stattfand, verwandelte sich Nektanebos. in eine 
große Schlange und bewegte sich mit furchtbarem Zischen mitten 
durch den Speisesaal, so daß alle Gäste erschraken. Olympias streckte 
ihre Hand nach ihm aus, und die Schlange schmiegte sich an sie 
und küßte sie mit der zweigespaltenen Zunge. Während Philipp mio 
zwischen Furcht und Verwunderung zuschaute, verwandelte sich Nekta- 
nebos in einen Adler und flog weg. Philipp aber sprach: 'Weib, ich Ar 7 
habe gesehen, wie dir der Gott in der Gefahr geholfen hat.'^) Seit- vio 
dem pries er sich glücklich, daß er Vater eines Gottessohnes heißen 
soUte.») 

11. Nach einigen Tagen, als Philipp auf einem Platz neben^) 
seinem Palast saß, flog eine Henne auf seinen Schoß und legte ein s 11 
£i, das hinabrollte und zerbrach. Aus der Schale schlüpfte eine kleine 
Schlange hervor, umkreiste das Ei und wollte dann wieder hinein- 
kriechen, aber ehe sie den Kopf hineingestreckt hatte >), starb sie. 
Bestürzt ließ Philipp den berühmten Zeichendeuter Antiphon rufen 
und erzählte ihm das Geschehene. Dieser sprach: 'Du wirst einen 
Sohn haben, der die ganze Welt umkreisen und alle bezwingen wird; 
wenn er sich aber heimwärts wendet, wird er draußen einen frühen 
Tod flnden.' 

tiS 11 

12. Als die Zeit der Geburt gekommen war, setzte sich Olympias y n 
auf den Geburtstuhl. Nektanebos stand bei ihr, beobachtete die 
Gestirne und sprach^): 'Halte jetzt an dich, sonst wirst du einen 



dftzn gezwungen, und seinen Sohn sollet dn als Philipps Sohn benennen.' Vgl« 
Kap. 8 Anm. 3. 

10. 1) Von diesem Kapitel an. folgt L dem Text ß. 2) So Val. 

Aim. ß^ ähnl. Aeth. Durch ein Verderbnis ßoffi'oevt'ci 11 ot statt 00» ist daraus 
in Ad geworden: 'Als ich im Krieg war, sah ich diese Schlange meine 
Feinde in die Flucht scheuchen.' 8) Nach Arm. Syr. in A etwa z. L: 

iliaxägiiBv , . . kawbv 6 0lX. d'soü OTCOQ&e ydlXovta (st. yLiXXmv) xaXets&ai cjtogia 
(st. öTcigfia). 

11« 1) Ich vermute: iv tivi T6n^ ovYyalvovi ßaotXslmv st. övyx'^ip t&i 
ßaötXat A, 6vyx&tav (auf Phil, bezogen: 'pavens Philippus') Val., cviup^qt Arm. ß. 
2) So A Leo, ähnl. Val.; Arm. Syr. ß: ßccXdtv Itfo vi^v xatpccli/jv. 

12. 1) Das Folgende nach Val. Axm. ß. In A Syr. sind die Konstellationen 

8» 



36 Zweites Kapitel. Der Text des Bomans. 

B 12 Sklaven gebären^ der in Gefangensoliaft lebt.' Als die Wehen wieder 
kamen^ malmte er sie nochmals ausznhalten, sonst würde ihr Kind 
ein erbärmlicher Kastrat werden; und er war ihr selbst behilflich, 

Ar 8 die Gebart zu hemmen. Als er aber sah, daß Zeus und der Widder 
Ammon in Kulmination standen^) und ein Glanz am Himmel war 
von der Mittagsonne, sprach er: 'Jetzt wirst du einen Weltherrscher 
gebären.' Olympias gebar mit lautem Schrei^) ein männliches Kind, 
und als es zu Boden fiel, entstand Erdbeben, Donner und Blitz, daS 
sich die ganze Welt bewegte. 

Y 19 13. Als Philipp das Neugeborene sah, sprach er: 'Ich wollte das 

Kind nicht aufziehen lassen, weil es nicht mein Sohn ist. Aber da 
ich sehe, daß es von göttlicher Herkunft und seine Geburt durch die 
Elemente ausgezeichnet^) ist, so soll es zur Erinnerung an ein Kind, 
das ich von meiner früheren Gemahlin hatte, aufgezogen werden und 
Alexander heißen.' Daraufhin erhielt das Kind die gebührende Pflege, 
und es fand in ganz Makedonien und Pella, in Thrakien und andern 
Ländern ein Kranzfest statt. Kurz, das Kind wuchs heran, sah aber 
weder Philipp, noch seiner Mutter, noch seinem Erzeuger ähnlich, 
sondern war von eigener Art. Sein Haar glich dem eines Löwen. 
Seine Augen waren verschieden, das rechte schwarz wie die Nacht*), 
das linke blau, seine Zähne scharf, sein Ungestüm löwenartig, so daß 
man deutlich sah, was aus ihm werden sollte. 

Mit der Zeit wuchs er heran und übte sich in den Wissen- 
schaften und der Begierungskunst. [Seine Amme war Lanike^), die 
Schwester des schwarzen Kleitos^), sein Erzieher Leonides^), sein 
Schreiblehrer Polyneikes®) aus Pella''), sein Lehrer für Musik Alkip- 
pos^) aus Lemnos, für G^eometrie der Peloponnesier Menaichmos^), 

völlig abweichend und viel ausführlicber angegeben. 2) In A nach Syr. 

etwa z. 1. : 6 yoLQ tpiXoTCOQ^'Bvog Zei;? .... fieffovQavlcag ^-T^accg nötigt %al xQiog 
''ji^i^lLoav, y8v6ii8vog inl xov ^9qo%6ov xal Ix^voav, . . . xotfftox^c^ropa ßaaiXioc &7Ca- 
««D'itfr^. Bh. M. 4S8. Danach vermute ich als urspi. Lesart der Gtoppe Arm. ^: 
iniyvoD xatcc [xarcl; Arm. nach Vogelr.] tov avfjLTtavta it6öfiov dla [J. fehlt Aim. ^] 
%ecl XQihv [Arm.: K^vop; x. x. fehlt ß] p^a&üpccvo^wva. 8] pVBttoif ßoBg iiv- 

13. 1) ifdßYipbov %ofHL%ifolg («roi;|r8^o(jp) nach Arm.; inwi &k iup^f^ t^v pJkv 
•ffnö^ocv ix^iv aifrhv 9'et^, tbv 4h v^kbtov TtoSfUKmv {-^^ cod.) ifvöix^Uav (*8U»i cod.) 
^flftainiflv ftra A. S) Ich ^ptennute itw^vb» iip^Qll «tatt dee sinnlosen ««Mi- 

<p8Qfj (Arm. ß). 3) Aavlxri Müll. st. Aexdvri ^ ^v Lakrine Arm. ; die andern 

«l&rket vezderbt. 4) Der Name Eleitos fehlt übcKrall, stecict aber in der Ang. 

ton Alm. *&x» Eeltin'^ XlcIti^ atis Klilv^v. 6) Ana Byv. ffigen hiftza: 

Adxav. 6) So A ^ Bys-; Val.: iVdynicufl, Arm.: Polinikoi. 7) Nor A 

Syr. Byz. 8) So A Val.; Aim. f By«.: Leiürippos, Syr.: Apo». 9) So 



Erstes Buch. 37 

für Rhetorik Anaximenes^ Sohn des Aristokles^ aus Lampsakos^^)^ für 
Philosophie Aristoteles^ Sohn des Nikomachos^^)^ aus Stageira^') [der 
Milesier^*)]. Dies hat Favorinus**) im vierten^*) Buch seiner ^Bunten v is 
Geschichten' erwähnt. Ebenda findet man auch den Stammbaum 
Alexanders, der durch Philipp auf Okeanos und Thetis, durch Olym- 
pias auf Eronos und Poseidon zurückgeht. Alexander aber übte sich, 
wie vorher gesagt, in jedem Zweig der Bildung und in der Regie- 
rungskanst.] Wenn er von der Schule frei war, sonderte er seine m is 
Mitschüler in Abteilungen und fing einen Krieg an, und wenn ein Ar 9 
Teil unterlag, trat er zu ihm über und verhalf ihm zum Sieg, so daß 
man sah, daß von ihm der Sieg abhing. — In dieser Zeit brachten 
Philipps Gestütsverwalter**) ein Pferd, das schöner und schneller war, v u 
als Pegasos, aber Menschen fraß. Philipp befahl, es in einem eisernen s u 
Käfig zu verwahren und ihm verurteilte Verbrecher zum Fräße vor- 
zuwerfen. 

14t. Als Alexander zwölf Jahre alt war, begleitete er schon seinen m u 
Vater, übte sich mit den Soldaten und tummelte sich zu Pferde. 
Dabei äußerte einst Philipp: ^Deine Art gefällt mir, aber es kränkt 
mich, daß du mir nicht ähnlich siehst.' Darüber war Olympias be- 
kümmert, und als Philipp verreist war, ließ sie Nektanebos rufen, 
der ihr die Sterne nach Philipps Absichten befragen mußte. ^) Alexan- 
der, der dabei saß, fragte, ob die Sterne, von denen die Rede sei, am v 15 
Himmel sichtbar wären. Nektanebos versprach, sie ihm abends zu s 16 
zeigen, wenn der Himmel hell sei.^j Als der Abend kam, gingen 

Arm. (Menekhmos) ; Yal.: Menecles, A: Mivmnog^ ß: MilsiLvog. 10) So richtig 

Val., ähnl. Aim.; A: 'Ad^valoi 'AffUftoiucviis, Byz.: 'Ad'iljviog 'AQUttonXiiiS' 
11) Nur L u. Arm. (Nikomitakh). Aus einem Verderbnis von Ni,iio(icixov erklärt 
sich, daß in A Syr. Byz. znletzt ein Lehrer des Kampfes genannt wird. A: 
6'3cXo%zvw,og (aus bnXoxxvTcLag st. bnlo^ucxiag) dh Aa^iApdxrig 6 CBVQmrag (aus einem 
versetzten Aaitipcmrivig^ Bandkorrektur fax daa fehlerhafte 'A9irivaiog bei Anaxi- 
menes, und StayttglTrig). Byz.: ^Xoxtwtiag xb övBQQäg Aa(i/ipanrivog EifQ^Tttig. 
Urspr anglich: Nunoiidxov^ Aaii,ipa%7iv6g, StucyBi^lTrig. 12) Nur Arm. ohne Ent- 
stellung. 18) So A Yal. Syr., ähnl. Arm. Dies hat schon Müller richtig 
aus einer auf Anaximenes bezüglichen Randbemerkung erklärt, die an unrich- 
tiger Stelle in den Text geriet, wie auch AcciiAl>a7i7iv6g in A. 14) Die Be- 
rufung auf Favorinus (Arm.: Paphoranos) nur bei Arm. Yal. erh. 16) Ann. 
und Yal. 16) So Yal.; ijcicot^oQßoL ß »> Arm. Dagegen A, ähnl. 9: ol vfjg 
Kccnnadoitlag &QxovTEg. Wohl aus ... xal lienoSoxlag. Das Wort, gebildet wie 
|evo^ox/a u. dgl., ist freilich m. W. sonst nicht belegt. 

14* 1) Zusatz von d: Nekt. sagte, Olympias habe nichts su befiirohten, da 
nur augenblicklich die Sonne dem Zeichen der Yenus gegenüberstehe und Philipps 
Liebe ablenke. 2) Danach &: AI. fragt Nekt., ob er auch sein eigenes Schick- 



38 Zweites Kapitel. Dei Text des Romans. 

sie miteinander aus der Stadt^ and Nektanebos zeigte Alexander die 

Sterne.') Alexander aber warf ihn unversehens in eine Grube, so 

daß er sich im Sturz tödlich verletzte. Nektabnebos rief: ^Warum 

hast du das getan?' Alexander antwortete: 'Das ist deine eigene 

Schuld, weil du die Dinge am Himmel erforschen willst, ohne die auf 

der Erde zu kennen.' Nektanebos sprach: 'Ich muß sterben. Aber 

es kann eben kein Sterblicher das Schicksal überwinden.' 'Wie so?' 

^Ich wußte, daß ich durch mein eigenes Sand sterben soll, und dem 

s 16 habe ich nicht entrinnen können.' 'Also bin ich dein Sohn?' Da 

M 16 erzählte ihm Nektanebos alles, wie er aus Ägypten floh und zu 

Ar 10 Olympias kam und sie betrog. Dann starb er. Als Alexander er- 

V ]6 fahren hatte, daß es sein Vater war, scheute er sich, die Leiche in 

der Grube zu lassen, lud sie auf seine Schultern und trug sie in 
den Palast zu Olympias.^) Dieser sagte er nun, was er von Nekta- 
s 17 nebos gehört hatte, und sie erkannte, wie schmählich sie getäuscht 
worden war. Jedoch Ueß sie ihn, als Vater ihres Sohnes, würdig 
bestatten. So fand der Ägypter Nektanebos in Makedonien sein Grab, 
wie der Makedonier Alexander in Ägypten. 

16. Als Philipp zurückkam, schickte er nach Delphi, um anzu- 
fragen, wer sein Nachfolger werden sollte. Nachdem die Pythia vom 
Eastalischen Quell getrunken hatte, antwortete sie:^) 'Der wird die 
Welt beherrschen und alles mit dem Speer bezwingen, der auf Buke- 
phalos springt und durch Pella reitet.' Das Pferd hieß Bukephalos, 
weil es auf dem Schenkel ein Brandmal in Gestalt eines Ochsen- 
kopfes hatte. Als Philipp das Orakel vernahm, erwartete er einen 
neuen Herakles.^ 

16,^) Alexander genoß nicht ^) allein den Unterricht des Aristo- 

V 17 teles aus Stageira*), sondern mit ihm auch andere Knaben und Königs- 



sal kenne und welchen Tod er finden werde; Nekt. antwortet, er werde durch 
seinen Sohn sterben. 8) Zus. von i: Nekt. beschreibt ihm die einzelnen 

Planeten. 4) ß Byz. und Syr. (verd.): AI. sagt seiner Mutter, er trage hier 

als neuer Aineias seinen Anchises. 

15. 1) Die metrische Form des Orakels ist überall zerstört. Ich vermute 
ungeßlhr: Katvog 8Xtov &q^8i xoel do^^art Tcdv^' vTCotd^st^ \\ IliXXriP 
BovTiatpdXov inidXnavog 8g StoSs'öasL 2) So A Arm. ^; Yal. 26 f. (wohl 
aus unrichtiger Auffassung) : opinionem fovebat praedici sibi Herculem iuniorem 
ex famula sibi natum. 

16. 1) Kap. 16 steht in Syr. hinter Kap. 17. 2) oi fiovos ist die er- 
forderliche Lesart, die schon Meusel nach L herstellte; die andern Texte: (i6v<p 
(A fi6vov^ Arm. (i4vos) ohne Negation. 3) So richtig Arm. ; A Yal. nach Kor- 
rektur aus Kap. 13 (s. d. Anm. 13): Arist. aus Milet. 



Erstes Buch. 39 

söhne. Diese fragte einst A.ristoteleS; wie sie ihren Lehrer belohnen s 19 
würden, wenn sie Könige geworden wären. Ändere machten große m le 
Versprechungen, aber Alexander antwortete, eine solche Entscheidung 
scheine ihm jetzt nicht vernünftig, er werde seinerzeit nach den Um- 
ständen handeln. Da begrüßte ihn Aristoteles als künftigen Welt- 
herrscher. Alle liebten Alexander wegen seiner IQugheit und kriege- 
rischen Tüchtigkeit, nur Philipp schwankte zwischen Freude und Be- 
trübnis, weil ihm Alexander nicht ähnlich sah. 

*) Was Alexander von seinem Vater erhielt, schenkte er frei- 
gebig an andere weiter. Daher schrieb Zeuxis, sein Fürsorger^), an 
Philipp und Olympias: 'Der Betrag, den ihr für Alexander bestimmt, ^ n 
genügt nicht, weil er viele Geschenke macht. Trefft daher ent- g 20 
sprechende Verfügung.' Das Königspaar schrieb darauf an Aristoteles, 
er solle die Sache prüfen und in Ordnung bringen.^) Aristoteles er- 
widerte, Alexander handele niemals seiner Erziehung unwürdig und 
sei nicht nach seinem Alter zu beurteilen. Philipp und Olympias 
schrieben an Zeuxis zurück und teilten ihm Aristoteles' Brief zur 
Kenntnisnahme mit. Darauf schrieb Aristoteles seinerseits an Alexander: 
*Deine Eltern schreiben, du verschwendest, was dir geschickt werde; 
doch kann ich nicht glauben, daß du unser und ihrer unwürdig 
handelst.' Alexander beklagte sich in seiner Antwort, daß er zu s 21 
wenig erhalte und ungerecht getadelt werde. Aber auch Philipp und 
Olympias schrieben an Alexander^): 'Den Unterhalt, den wir für dich 
bestimmt haben, verschwende und verachte nicht, und stoße das v 19 
Zeugnis nicht um^), das dir Aristoteles in seinem Brief ausstellt, 
sondern zeige durch Sparsamkeit, daß du brav bist.' Alexander er- 
widerte: 'Der Unterhalt, den ihr mir gebt, paßt für mich und euch Ar 12 
nicht. Aber den Brief meines Lehrers werdet ihr nicht unwahr und 
mich seiner Lehren nicht unwürdig finden. Übrigens hättet ihr nicht 
schlechten Einflüsterungen euer Ohr leihen und eure Strenge lieber 
gegen die wenden sollen, die darauf hinzuwirken wagen, daß ihr nicht 
in königlicher Art für mich sorgen wollt.' 

!?• Als Alexander vierzehn Jahre alt war, ging er eines Tags s 17 
an dem Ort vorüber, wo das Pferd Bukephalos eingeschlossen war. 



4) Dieser Abschnitt nur in Val. Arm. Syr. 6) So Syr. ; Val. 24 f. : non 

celebris illius ad pingendum sed enim adseculae regalis. 6) So Arm. ; Yal. : 

er solle das übersandte Geld in Verwaltung nehmen; Syr. abweichend. 7) Dieser 
Brief fehlt in Syr. 8) Yal. 2: nee litterarum Aristotelis de te perverteris 

(Hss.: praeverteris) testimonium. Daher in Arm. nicht xata(pQ6vBi, sondern xonr- 
ociöxvvs od. dgl. zu ergänzen. 



40 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

M 17 usd hörte em farchibares Wiehern. Ptolemaios^ der später Soter 

4 

geniimt wurde^ sagte ihm anf seiiie Frage ^ es sei das meBschen* 
fressende Pferd ^ das sein Vater hier verwahrt halte. Ak das Pferd 
Alexanders Stimme hörte^ wieherte es zum zweitenmal , aber ganz 
s 18 sanft imd zahm^ und als er sich dem Gitter näherte, streckte es die 
YorderfCiße ans nnd schmeichelte ihm demütig. Alexander staunte 
über sein Aussehen und die Überbleibsel getöteter Menschen^ die vor 

V 20 ihm lagen. Er stieß die Wächter anf die Seite ^), öfiEnete das Gitter, 

faßte das Tier an der Mähne, schwang sich hinauf und ritt es ohne 
ZUgel. Dai» meldete einer sofort dem König. Da gedachte Philipp 
des Orakels und berußte Alexander als Weltherrscher. 

s 81 18, Als Alexander fünfzehn Jahre alt war, fand er einst seinen 

Yater unbeschäftigt, küßte ihn und bat um Erlaulntis, nach Pisa zu 

fahren und an den olympischen Spielen teilzunehmen. Philipp meinte,. 

er würde wohl als Königssohn nur in kriegerischen Übungen tüchtig 

Ar 13 sein, aber Alexander sagte, er wolle als Wagenlenker auftreten und 

y 22 habe sich selbst die Pferde dazu gezogen. Philipp freute sieh über 

M 18 seinen Mut und entließ ihn freundlich. Er eilte nun zum Hafen, ließ 
Pferde und Wagen in ein neues Schiff bringen, begab sich mit seinem 
Freund Hephaistion an Bord und gelangte in glücklicher Fahrt nach 
Pisa. Dort ließ er die Pferde durch seine Diener rersorgen und ging 
selbst mit Hephaistion spazieren. Da begegnete ihnen ein gewisser 
Nikolaos, der bereits erwachsen war^), ein König der Aka;manen, voll 
Hochmut wegen seines Reichtums, seines Ranges und seiner Körper^ 
stärke. Er redete Alexander an: 'Sei gegrüßt, Bürschchenl' 'Sei du 
ebenfalls gegrüßt, wer und woher du auch sein magst.' 'Was ist 
das für eine Anrede! Ich bin der Akamanenkönig Nikolaos!' 'Brüste 

a 28 dich nicht so mit deiner Königswürde, Nikolaos, denn das Glück ist 
gar veränderlich.* 'Schön! Aber warum bist du hierher gekommen?* 
'Ich will nicht*) als Reiter auftreten, noch mit einem Zweigespann 

V 22 oder dergleichen.* 'Was denn?' 'Als Wagenlenker.' Da lief Nikolaos 

die Galle über, und er spuckte Alexander in das Gesicht. Alexander, 
der gelernt hatte, sich zu beherrschen, wischte sich ruhig ab und 
sprach mit tödlichem Lächeln: 'Ich schwöre, daß ich dich hier mit 



17« 1) xaQayxaiviöd(iBvog A ß Arm. 

18» 1) &9difOfpvri9 t( ifXixla ßa0iX(Bhg) &ßißcctf>g &Kcc^vav&v A (Arm.); daraus 
ß: 'Avi^io'ü vl6g. Leo: rex Arideorum; Syr.: der König von Areta. 8) o^ 

Azm.; Terdttnkelt in A {ndgHfu &ymvt6oii4vov aov xhv UcxaiHif^v st. &ynffUt6(i9vog 

0^), fehlt /?, wodurch der Text bei Müller sinnlos ist. 



Ei0teB Buch. 41 

dem Wagen und in Akarnanien mit dem Speer besiege.' So trennten 
sie sich erbittert. 

19. Nach wenigen Ti^en kam die festgesetzte Zeit des Wett- h 19 
kämpf 8. Neun WagenfieJirer traten auf^ darunter vier Eönigssöhne: 
Nikolaos^ der Böotier Xanthias^ der Eorinther Kimon und Alezander, s u 
Die andern waren Söhne von Feldherren und Satrapen. Nun wurde 

die Urne aufgestellt^ man loste die Plätze aus^ die Trompete erscholl, ax 14 
die Schranke wurde geöffiiet^ und alle flogen hervor. Nach der vierten s ae 
Umfahrt fahr Alexander als vierter, und hinter ihm Nikolaos, der 
nicht sowohl den Sieg, als Alexanders Tod im Sinne hatte, weil sein 
Vater von Philipp im Krieg getötet worden war. Der kluge Alexander v 2» 
merkte das, und als die Vorderen zu Fall gekommen waren, ließ er m 20 
Nikolaos vorüber, der nun auf den Siegeskranz hoffte. Aber nach 
etwa zwei Umfahrten strauchelte ein Pferd des Nikolaos, und der 
Wagen stürzte samt dem Lenker. Alezander stürmte in vollem s 27 
Rennen auf ihn und tötete Nikolaos augenblicklich. So erfüllte sich 
an diesem das Sprichwort: 'Wer andern eine Grrube gräbt, Tällt selbst 
hinein, und ein schlimmer Gedanke ist für den, der ihn ersonnen hat^ 
am schlimmsten.'^) Als dann Alezander mit dem Ölzweig bekränzt 
zum olympischen Zeus hinaufstieg, sagte ihm der Priester: *Der olym- s 28 
pische Zeus verkündet dir, daß du viele Völker besiegen wirst, wie 
du den Volkbesieger ^) besiegt hast.' 

20. Als Alezander sieggekrönt nach Makedonien zurückkam, 
fand er seine Mutter verstoßen und Philipp im Begriff, Kleopatra^ 
die Tochter einer Schwester^) des Attalos*), zu heiraten. Wahrwid 
eben die Hochzeit gefeiert wurde, trat Alezander bekränzt herein und 
sprach: ^ Vater, nimm hier meinen ersten Siegeskranz, und wenn ich 
meine Mutter einem andern König zur Frau gebe, werde ich dich 

zur Hochzeit einladen.' ^) Damit setzte er sich dem König gegenüber, v 24 
Philipp aber ärgerte sich über diese Worte. 

21. Ein Spaßmacher Namens Lysias sprach zum König: ^Sei m 21 
getrost und freue dich der Jugend deiner Kleopatra, mit der du ehe- 
liche Kinder erzeugen wirst, die dir gleichen.' Als das Alezander 
hörte, schleuderte er den Becher, den er gerade in der Hand hielt. 



19. 1) Ol r aitm Hcexoc xBv%Bi iLvi^Q aXXoo xaxa Z6'6x<xiv | 'H^k xax^ ßiHflii 
r« ßovXBvöavTt tuxxUtti aus Heeiod oper. 265 f. Den zweiten Vers hat nur Arm. 

2) Wortspiel mit Nutolaog. 

20« 1) Ich vermute d'vyaviQu äSs^tpflg st. d'vycctiQu it^Bltpiiv (Arm.), d'v- 
ycniga (Val. d), ädshpriv (A j3). Rh. M. 438. 2) Val.: Apali; Arm.: Assftn, 

A: aiftov, Leo: cuiusdam hominis, ß: Avtlov. 3) ä: nicht einladen. 



4:2, Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

auf Lysias und tötete ihn. Philipp sprang auf und wollte sich mit 
Ar 15 dem Sehwert auf Alexander stürzen, stolperte aber über den Fuß 
des Sofas und fiel auf den Boden. ^Seht!' rief Alexander, Thilipp, 
der Asien und Europa erobern will, konnte nicht einmal von einer 
Bank zur andern gehen !'^) Darauf riß er seinem Vater das Schwert 
s 39 weg und schlug die Gäste halb tot. Das war ein Bild, wie der 
Kampf der Kentauren und Lapithen oder der Freiermord des Odysseus. 

22. Dann ging Alexander zu seiner Mutter^), Philipp aber wurde 
krank zu Bette gebracht. Nach einigen Tagen begab sich Alexander 

V 25 zu Philipp, setzte sich zu ihm und sprach: Thilipp — ich rede dich 

mit deinem Namen an, weil es dir vielleicht nicht lieb wäre, wenn 
ich dich Vater nennte — ich komme nicht als Sohn, sondern als 
Freund und Vermittler wegen des Unrechts, das du deinem Weib 

H 28 angetan hast. Hatte Alexander nicht recht, daß er Lysias wegen 
seiner unziemlichen Worte tötete?^) War es recht von dir, das Schwert 
gegen deinen Sohn zu erheben*) und dein Weib ohne Ghrund zu ver- 
stoßen? Nun komm wieder zu dir, denn ich weiß, daß deine Krank- 
heit nicht im Körper, sondern in der Seele liegt. Ich werde Olym- 
pias zureden, daß sie sich mit dir versöhnt, und sie wird ihrem Sohn 

s 80 folgen.' Philipp schwieg beschämt. Alexander aber ging zu seiner 
Mutter und sagte: ^Zürne deinem Mann nicht, denn so verborgen 
dein Fehltritt ist, so bin doch ich dessen Zeuge. Geh also zu ihm, 
denn das Weib soll dem Mann Untertan sein.' So brachte er seine 

V 26 Mutter zu Philipp und versöhnte die Gatten miteinander. Der Name 

Lysias aber gilt seitdem bei Brautleuten als Unglückswort, das man 
nicht genannt haben will, weil es Auflösung der Ehe bedeutet.*) 

23. Um dieselbe Zeit hatte sich die Stadt f Mothone^) gegen 
Ar 16 Philipp empört. Philipp schickte Alexander mit einem Heer dorthin, 

s 81 der die Stadt durch kluge Überredung zum Gehorsam brachte. Als 
M28 er zu seinem Vater zurückkam, traf er bei ihm Männer in fremd- 
ländischer Tracht und erfuhr, das seien Satrapen des Perserkönigs 



21« 1) In A steht: 6 ri]v Idölav ^iXiTtytog ajts'ö&fov Xccßsiv xal tiiv EvQmjtriv 
ixßad'Q&öaL oi}x 7\Svvri9'ri ßijiia &XXd^a6d'ai, <^mit metrischen Spuren?^. 

22. 1) Arm. ß: nnd brachte sie in den Palast. 2) A: sink &4 ftot' xalmg 
«snolri%Bv 'AU^avdgog rhv Avaalocv ävaigi^aag, (Sv äk oi) xaX&g inga^ag , . . 

3) Bei Val. 9 ist die Lesart von P Epit. ^ncursatus' zu bevorzugen; Kubier 
nach T: incusatus. 4) Fehlt A Leo. 

23. 1) So A Val. /3 Byz. und Arm. nach Vogelr. Mo^&vr\ ist aus Msd'mvri 
verderbt (so* Syr. und Arm. nach Budge u. Raabe), dies aus MalSav, aber viel- 
leicht schon in der Vorlage des Romans ; s. u. 



Erstes Buch. 43 

Darius^ die den gewöhnlichen Tribut von Philipp erheben wollten. 
Er fragte sie: Tür wen verlangt ihr Tribut und welchen?'^) *Von 
«ui;em Land und Wasser*) für Darius/*) 'Darius fordert also für 
sich ein, was die Götter allen Menschen gegeben haben!' ^) Und er 
entließ die Gesandten mit dem Bescheid: 'Als Philipp noch keinen v 27 
Sohn hatte, gab er euch Tribut, seit er aber seinen Sohn Alexander 
hat, gibt er euch keinen mehr.®) und ich werde kommen und nicht 
nur den bereits bezahlten, sondern auch den eigenen Besitz der Perser 
wegnehmen.' Die Perser staunten über Alexanders Geist.*^) Philipp 
aber freute sich über seinen Mut, und als sich wieder eine Stadt der 
Thrakier®) empörte, schickte er Alexander mit einem Heer gegen sie. m 24 
24. Ein gewisser Pausanias, ein mächtiger Mann aus Thessa- s ss 
lonike, liebte Olympias und hatte sie durch Vermittler zu überreden 
versucht, daß sie Philipp verlasse und sein Weib werde. Aber sie 
willigte nicht ein. Als er nun erfuhr, daß Alexander in den Krieg 
gezogen war, und Philipp im Theater ein Festspiel leitete, überfiel 
er mit seinen Genossen den König im Theater, verwundete ihn schwer, 
und eilte dann in den Palast, um Olympias zu rauben. Zufällig kam 
an demselben Tag Alexander siegreich aus dem Krieg zurück, ver- v 28 
nahm das Geschehene und fand im Palast Pausanias, wie er Olympias Ar 17 
umschlungen hielt und fortschleppen wollte. Er zögerte ihn anzu- m 25 
greifen, weil er fürchtete, zugleich seine Mutter zu verwunden. Aber 
Olympias rief ihm zu: 'Wirf nur, denn Ammon wird mich schützen!'^) 
So warf Alexander und traf ihn.^) Dann brachte er Pausanias zu s m 
seinem Vater und gab diesem ein Schwert in die Hand. Philipp 
tötete seinen Feind und sprach: *Ich sterbe ohne Kummer, denn ich 
habe mich noch rächen können, und Ammon hatte recht, da er 
Olympias verhieß, daß ihr Kind den Tod des Vaters rächen würde.'*) 

2) Wie die Antwort ergibt, ist vermutlich z. 1.: iiTchg tivog .. äytaivstTB 
rlvag tpSgovg; statt Toi}g Val.? A Arm. Syr. — Val. und der Übersetzer, auf den 
Syr. zurückgeht, faßten tlvog als Neutrum und machten in der Antwort tfjg yfjg 
von vnig abhängig: ^Für euer Land.' 3) xal vdarog aus Val. 22 u. Syr. 

zu ergänzen. 4) Arm. = L lückenhaft: itTchQ tfjg yf\g ^dagslov. 6) Zus. von 

ß: AI. fragt weiter nach dem Betrag des Tributs; sie antworten: 100 goldene 
Eier von 20 Pfund Gold. Vgl. Anm. 6. 6) Dafür d: Früher hatte Darius 

eine Henne, die ihm goldene Eier legte, seit aber AI. geboren wurde, ist 
die Henne unfruchtbar geworden. 7) Nur d, entsprechend Plut. AI. 5, 1. 

Danach Syr. = /?: Sie ließen ein Bild Alexanders malen und nahmen es 
mit. Vgl. I 36 Anm. 3. 8) So Arm. ß; Val.: vicina civitas; i: Armenien! 

24. 1) Val. Arm. Byz. ; fehlt Ad/?. 2) Arm. nach Vogelr. : 'Und AI. 

warf und zuversichtlich schlug er den Pausanias.' In A fehlt der Satz. 
3) So Val. Arm. Syr. ß\ A weicht ab und fügt dann einen Q'Qfjvog Alexanders über 



44 Zweite« KapiteL Der Tert des BomanB. 

Mit diesen Worten starb er/) Er wurde königlich bestattet, und 
^mz Makedonien nahm an der Traner teil. 

V iv 25* Als die Stadt beruhigt war, trat Alexander zum Standbild 

seines Vaters und rief mit lauter Stimme: *Ihr Sohne Ton Pella und 
Makedonien, Thrakien, Thessalien und Hellas! Kommt und vertraut 

8 34 eueh mir an, daß wir zusammen gegen die Barbaren ziehen, uns Ton 
ihrer Knechtschaft befreien und sie selbst unterwerfen.' Zugloch 

M id ließ er auch schriftliche Befehle in alle Städte ergehen, und alle Ter- 
sammelten sich willig, wie Ton einer göttlichen Stimme berufen. 
Alexander ließ die Zeughauser seines Vaters öffnen und jedem, der 
es brauchte^), eine Rüstung geben. Nur die alten Hjpaspisten Philipps 
baten wegen ihres Alters um Befreiung Tom Kriegsdienste. Alexander 
aber stellte ihnen Tor, daß er die Mithilfe dar alten Soldaten nicht 

8 S5 entbehren könne, denn ihre erfahrene Vorsicht müsse den ungestümen 

Ar iK Mut der Jugend ergänzen, damit der Sieg gewonnen werde. So ließen 
sie sich überreden, ihm zu folgen. 

M28 26. Alexander zählte nun sein Heer, das von Philipp ererbte 

und das neu angeworbene, Makedonier und HilfsTÖlker, und fand, 
daß es mehr als 70000^) Mann waren. Er nahm über 40000*) Talente 
Oold, ließ Schiffe bauen und fuhr von Makedonien über das Ther- 
maische Meer^) nach dem gegenübeiüegenden Thrakien, das bereits 

^ »1 durch seinen' Vater unterworfen war. Nachdem er hier wiederum aus- 
erwählte Mannschaft^) und Geld erhalten hatte, begab er sich nach 
Lukanien.') 

[27 und 2S enthalten nur Text ß,] 

M 81 29, Von dort fuhr er nach Sizilien, unterwarf da einige Un- 

gehorsame und setzte dann nach Italien^) über. Die Römer schickten 
ihm durch den Feldherm*) Marcus Aemilius den goldenen Kranz des 

8 36 Zeus vom Kapitol im Gewicht von 100 Pfand.') Er nahm ihre Unter- 



Philipps Tod hinzu. 4) Zus. von Arm. Byz.: Die andern Feinde Philipps 

wurden ebenfalls getötet. 

25. 1) Totg dsoi^ivois nach Val. 19 (his quos inermes viderat) und Leo (quis- 
quis ex vobis arma voluerit) etwa z. 1. statt tolg vioig A Arm. /?. 

26« 1) A (,ot %al fi x) Arm. Val., jedoch nicht ganz übereinstimmend, eben> 
sowenig in den Angaben über die einzelnen Heeresteile. 2) Arm.: 41860, §i 

6 Myriaden. Dafür A nach Korrektur aus einem Historiker: 70* 3) Oe^- 

fialov n6vtov vermute ich st. OeQ^kwSovtos jcotaiiov (A), Fluß Magon (Arm.), 
Meer Dithaos (Syr.). Rh. M. 488. Val. fehlt dies. 4) So Arm. Val.; A: ainovs 

(st. algetovs?). 5) So Syr. (nach Budge); Val.: ad LyGaoniam, cni nunc aetas 

recens nomen Lucaniae dedit; A Arm.: Avxccovlag st. Asvxavlav. 

20. 1) d: Rom. 2) Val.: consulem. 3) So Val. Syr.; A Arm. statt 



S 37 



Erstes Buch. 45 

würfigkeit freundlich an und verhieß, sie groß zu machen. Außer- 
dem gaben sie ihm 1000*) Soldaten und 400 Talente und sagten, 
sie würden ihm noch mehr Soldaten stellen, wenn sie nicht den 
Krieg mit ^en Karthagern^) angefangen hätten. 

30. Dann fuhr er über das Mittelmeer nach Afrika, dessen Heer- 
fuhrer ihn baten, ihre Stadt von den Römern zu befreien. Er aber 
antwortete: 'Entweder werdet die Stärkeren oder zahlt den Stärkeren 
Tribut.' Von da durchzog er mit wenigen Soldaten ganz Libyen und 
begab sich zum Ammonstempel. Das Hauptheer ließ er unterdessen 
auf den Schiffen zur Pharischen Insel fahren, mit dem Befehl, ihn 
dort zu erwarten. [Er brachte Ammon ein Opfer dar, der Angabe 
seiner Mutter^) gedenkend, daß er Ammons Sohn sei, und erbat vom 
Gott ein Zeichen, ob sie die Wahrheit spreche. Darauf sah e^ im 
Traum Ammon in enger Umarmung mit Olympias^); und so ließ er Ar 19 
das Heiligtum ausschmücken und die Inschrift setzen: 'Seinem Vater, s ss 
dem Gott Ammon, Alexander.'] Er begehrte ein Orakel vom Gotte, 

wo er eine Stadt zum ewigen Gedächtnis seines Namens gründen 
solle. Der Gott erschien ihm im Traume und antwortete, er solle 
die Stadt bei der Insel des Proteus gründen, wo der ewige Pluton 
gebiete^), auf fünf Hügeln^ die un^idliehe Welt lenkend. Alexander 
misM^hte sich nun auf, die Insel und die Gottheit zu such^ und kam y 33 
zu einem libyschen Dorf*), wo er den Soldaten eine Rast vergönnte. 

31. Alexander erblickte dort beim Spaziergang eine Hirschkuh 
und befahl einem Bogenschützen, sie zu schießen. Als dieser das Tier 
nicht traf, rief ihm Alexander zu: ^Mensch, du hast daneb^i gezielt.'^) 
Danach wurde der Ort Paratonion genannt, und Alexander gründete 
daselbst eine kleine Stadt dieses Namens. Weiter kam er nach Tapho- 
siris^ imd erfuhr, daß der Ort nach dem Grab des Osiris benannt sei. 

'i. G. V. h. Pf.': l^yovteg' 7Cpa6^yti6rB(papo%(i>iv as %cct' ivog [A: %cc9iTogy Arm.: 
Kor* W*os] 'AXi^av^e jj^rffovv &v4^pav9v ^Xxfjg [Arm.: mg] Itr^v q\ 4) 80 A 

Aama. Syr. Byz.; Val. ß: 2000. 5) Arm. Val. richtig; A == ^: XaXxriSxivioig 

80« 1) So Arm.; rijg (MrjfCQog Xsj^vifTig ist in A (bifi anf rlg st. vfjg) und ß 
^SBage^Mea; Tal. ftndeit. 2) Niir Yal. kat den Widersprach zu Kap. 7 ff. u. 

bee. Kap. 14 empfcmden und sncht durch fiorrekturen abeuh^lfen (Z. 7 f./18). 
8) Arm.: fig ^^fWbA9^[fcta (n^oxa^iSsrcci ß) al^v (so ß =^ Arm.; cclAv fehlt A) 
vtlovrAviog {-^Ivtüg A) aift^g &vA€iSmv (^vapödiov A). Danadi Müll.: ^g d^l^Mv 
ivi^OfM^d^cft UXovx&VBiBg &v§S8amv. Ich yermute: f^g üXe'ötav 9r^oxe(9^r' ai^ 
TiOff aMg ^vet69mv. 4) Val. 5: apud yicum Astrata, wohl aus Verderbnis 

4ier Worte: iwL rti/ce %mp,riv iv fi tk 6T^atB'6pbaTix ^vhitcvöev. 

Zlm 1) So ist wohl ^«Qocvov6v <soi yiyovs (A /J = Arm.) zu Terstehen. 
2) So A; Val.: Taposiris, Arm.: Posiris. 



46 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

^) Von da gelangte er auf diesen Boden und fand hier ein großes 
s sü Gebiet mit sechzehn Ortschaften.*) Bakotis war der Hauptort.^) Zwölf 
V 84 Flüsse strömten hier in das Meer, die später überdeckt wurden und 
die Straßen der Stadt bildeten. [Nur zwei sind geblieben, die noch 
in das Meer fließen; überdeckt aber sind: der Rako tische Fluß^ 
jetzt der Dromos des großen Sarapis; der Kanal der Markt- 
Ar 20 straße; der große Fluß Chuleras^)(?), jetzt Aspendia; der Kanal 
beim Tychaion; der große Fluß Kopronikos '') ; der große Fluß 
Nepherotes, wo jetzt die äußeren Grabstätten®) sind und der Tempel 
der Nephero tischen (?) Isis, der älteste von Alexandria; der größte 
von allen Flüssen, der Argaios, wo das Argaion ist; der Kanal des 
Areios, wo die Säule des Areios ist; der Kanal beim Kanopischen 
Fluß, der beim Zephyrion mündet; die Herakleische Mündung. Von 
dem Ort, der Pandyta^) heißt, bis zur Herakleischen Mündimg be- 
zeichnete Alexander die Länge der Stadt, die Breite Yom Mendideion 
bis zum kleinen Hermupolis. [Die Stadt heißt nicht Hermupolis, 
M 8s sondern Hormupolis, weil jeder, der hinauf- oder herunterfährt, dort 
vor Anker geht.*®)] Daher wird auch so weit das Land als Gebiet 

8) Das Folgende bis zum Schlüfi von Eap. 33 ist bereits im Bhein. Museum 
LV 361—57 abgedruckt. 4) So A Val.; d: 16, Aim. Byz. ß: 12. Die Namen 

der Ortschaften überall völlig verderbt. 6) Die Aufzählung der Flüsse und 

Stadtteile bieten nur A u. Arm. einigermaßen brauchbar, außerdem Byz. 1268 ff. 
teilweise und Syr. völlig verderbt. A. a. 0. 351 f. habe ich die Stelle im Text 
von A etwa so zu verbessern und zu ergänzen versucht: AI dh t^' x&iiai bI%ov 
notaiLOvg iß" i^sQsvyoiiivovg eig ri}v 9'dXattav. xccl fiixQ'' ^^^ f^^ diexdpoftal sre- 
(pQuyiiivai {&van. A) ivBiOtv i%m69"ri6av (^yccgy ol •xotayLol %al al &yvia\ xf^g 
jt6lsag xal al nXaxBlai iysvvijd'fiifav. Mo ik ii6voi diifisivavy ol xal ^v^y 
&7COQQiov6tv Big XTiv d'oUccTtav' iyctxelii^Bvot ^dh' 6y *Pax€arlvrig noraiUtg vüv 
^Q6iiog tov (iBydXov ^boü Sagd^cidog xvy%dv<ov' slra St&QV^ rfjg äyogalov- 
yeXatBlag' ^al iiiyi&cog TCOtaiihg 6 xaXoviisvog XovXiQag(?) v^v 'AönBvSLa xvyxd- 
vovoa' Bttoc ii&Qvi (^ivy t^ Tvxcciat' [Danach Byz. 1307: 'O ^ota^i^g oiv 
irsQog '^EgiiMiog oitog xXtjöbi] xal (idy^avog ^ota^ihg ^Ko7tQmvtx6g' xal &i&qv^ 
liBydXri xal ycotaiihgy NB<pBQmrrigy tu vvv ixToo^s Q-ifLaxai^) ov iiftiv 
xal "Icidog tfjg NstpsQmridog (7) ^Isghvy 7CQ(ot6xTiOTOv 'AXB^avdffBlag ' xal 
\Uyi&cog TtdvTOiv (xStvy TtotayAv 'Agyalog xaXo'öfiBvogy ov icxiv ^Agyalov' bItu 
di&Qv^ jiQBiov, oi iötivy jIqbIov ötvXog' xai di&gv^ xccvä xhv Kavamw^ 
^ytoxafMvy ixßaXXovöa xaxä Toi) ZBipvQlov' xal iiiyuixog noxaiihg ^xh ^HgdxXB^ov 
Cx6\t,a. 'A^ch yäg x&v xaXovfiivcav IIav9{>xnv Smg xo^y ^ÜQaxXBiov cx6fuexos^ 
xo iii^xog xijg n6XBa}g ixmQoygdqyriöB, xo 9h %Xdxog änh xo^ MbvSi&bIov itog xfjg 
fUXQäg ^EQiiov9c6XBag. Die genaueren Varianten s. a. a. 0. 6) So Arm.; A: 

ivXigip. 7) So vermute ich st. Eoponiaju Yogelr., Kawtovix6g Raabe. 

8) A: ixd-iiucxa^ Arm.: wo jetzt draußen Grabmäler sind. 9) So vennute 

ich st. Pandita Arm., IlavHöBfog B Byz., üavävxlag L. 10) Eine in den. 

Text geratene Bondnotiz. 



Erstes Buch. 47 

der Alexandriner bezeichnet. Kleomenes von Naukratis und Deino- 
krates von Rhodos rieten jedoch dem König, die Stadt nicht so über- 
groß anzulegen. Er ließ sich überzeugen und stellte den Baumeistern 
die Begrenzung anheim. So bestimmten sie die Länge vom Drakon v 86 
auf der Taphosirischen Landenge bis zum Fluß Agathodaimon bei 
Eanopos, die Breite vom Mendideion^^) bis Eurylochu und Melan- 
thion. Alexander ließ nun von 30 Meilen her die dort wohnenden 
Dorfleute umsiedeln, schenkte ihnen den Platz für die Stadt und 
nannte sie Alexandriner. Oberaufseher ^-) der Dörfer waren damals 
Eurylochos und Melanthios, wonach die Benennung blieb. Alexander 
faßte auch andere Baumeister für die Stadt ins Auge, darunter 
[Kleomenes von Naukratis^®)] Krates^*) von Olynth und den Libyer 
Heron, dessen Bruder Hyponomos ihm riet, zuimchst Wasserleitungen ^ 34 
und Abzugskanäle mit Abfluß in das Meer anzulegen. So ließ Alexander Ar n 
herstellen, was keine andere Stadt hat, und die Kanäle heißen nach 
dem Erfinder iTtövoiioL, Keine Stadt ist größer als Alexandria. Denn ^ »» 
alle wurden gemessen. Antiochia hat 8 Stadien 72 Puß^*), Karthago 
10 V4 Stadien ^^), Babylon 12 Stadien 20 Fuß^«), Rom 14 Stadien 
120 Fußi^), Alexandria aber 16 Stadien^«) 375 Fuß. Als Alexander 
auf diesen Boden kam, fand er die Flüsse, Kanäle und Dörfer vor- 
handen.] 

Da erblickte er eine Lisel im Meer und erfuhr von den Ein- 
heimischen, das sei Pharos, wo sich das bei ihnen verehrte Grabmal 
des Proteus befinde. Sie führten ihn auf einen hohen Berg^®) nach 
dem jetzt so genannten Heroon und zeigten ihm den Sarg. Er opferte 
und befahl, das verfallene Gfrabmal wiederherzustellen. 

32. Alexander ließ nun den Umfang der Stadt bezeichnen, was 
durch Aufstreuen von Weizenmehl geschah. Da kamen allerlei Vögel ^ *^ 
herbei und fraßen das Mehl. Bekümmert befragte er die Zeichen- 
deuter. Diese aber sagten, die Stadt würde die ganze Welt ernähren, 
und ihre Bürger würden überall sein, wie die Vögel die Welt um- 
kreisen. Und sie begannen die Stadt Alexandria zu bauen [von der ^ ^ 
Mitte der Ebene aus, daher der Platz noch jetzt seinen Namen hat]. 



11) So Arm.; A: Msvdriclov. 12) &Q%ifpoioi. 18) Kgdxriv thv 'OX'öv- 

d-tov z. 1. st. Kgaraihv 'OX. (A), Yal. Ann. ß noch mehr verd. 14) Die Zahlen 

nach Yal.; Arm. nennt bloß Antiochia und Karthago. 15) A: 16 St. (die Fnß- 
zahl vieldeutig), Arm.: 21 St. 16) jcoS&v or{ A. 17) tcoS&v % A. Val. 

12 ff. fugt hinzu: ^nondum adiectis his partibus, quae multum congeminaBse 
maiestatis eins magnificentiam visuntur'. 18) A: 12 St. 396 F. 19) Nach 

Arm. z. 1. ÖQOvg st. d'Q6vov (A). 



/ 



48 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

Da ängstigte die Arbeiter das Erscheinen einer großen Schlange. 
Alexander ließ sie töten, an dem Ort, wo jetzt die Stoa ist, nnd dort 
ein Heiligtum erbauen, in dem sie beigesetzt wurde; und er befahl, 
daß in der Nahe Kränze gemacht werden sollten, zur Erinnerung an 

Z: 22 die gute Gottheit, die man erblickt hatte. Der Bauschutt durfte nur 
an einer bestimmten Stelle abgeladen werden, und man sieht da noch 
jetzt ein^DL großen Berg, der Kopria heißt. Als die Fundamente 
größtenteils fertig waren, bezeichnete Alexander die Staditeile mit den 
Buchstaben ABF^JE, die bedeuten: 'AXi^avdQog BaövXsvg FcVo;? 
j^tbg "E%tL6Bv, Beim Bau des T^npelportals kamen yiele Schlangen 
hervor und krochen in die Häuser. [Alexander gründete nämlich die 
Stadt und das Heiligtum am 25. Tybi.^)] Die Wahrsager erklarten, 
aaeh diese seien Gottiieiten des Orts und sollten in den einzelnen 
Häusern als Hausgötter verehrt werden. Daher verehren die Türhüter 
diese Schlangen als gute Gottiieiten; denn es sind keine giftigen 
Tiere, sondern sie vertreiben sogar die giftigen. Und es wurde*) dem 
Heros selbst, dem vom Schlangengeschlechte*), geopfert. Si« be- 
kränzten aber auch die Zugtiere und ließen sie ausruhen, weil sie bei 
der Gründung der Stadt mitgeholfen hatten. Und Alexander ließ den 
Aufsehern der Häuser Getreide geben, die davon Brotbrei bereiteten 
und die darin wohnenden Schlangen fütterten.*) Daher haben die 
Alexandriner noch jetzt die Sitte, am 25. Tybi die Zugtiere zu be- 
kränzen, dem Gotterzeugten zu opfern^) und den guten Gottheiten, 
die für die Häuser sorgen, Verehrung zu erweisen und Brotbrei zu 
verteilen. 

V 39 33. Er fand über das Land hin fünf hervorragende Hügel ^), 

M 36 und sütdLte nun, nach Ammons Orakel, den mächtigsten Gott. Gegen- 
über dem Heroon ließ er einen großen Altar errichten, der noch jetzt 
^Alexanders Altar' heißt, und opferte dem unbekannten Gotte. Da 
flog em Adler hend) und trug die Ei^eweide durch die Luft fort 

Ar 2s auf einen andern Altar. Späher folgten und zeigten dem König den 
Ort. Er £eind ein altes Heiligtum, darin ein [sitzendes] Götterbild 
[mit der Rechten ein vielgestaltiges Tier halt^id, in der Linken einen 



32. 1) Der Satz gehört, wie schon Müll, eah, an das Eade des Kap. ; bei 
Yal. f«hli er. 2) Die Überliefening hat in diesem imd den beiden folgen- 

den SfttijBn Fraesentia. &) rm ^pnoe nnr A, ^d. t. 8.' nur Arm. 4) Nach 

Tal. u. Arm. wohl z. 1.: xolg ivowo^^ ^qAkovcv 9'aXiag (Opfersefamaase, 9^- 
%9P A) Siä6aöL^^y. Vgl. a. a. 0. S56. A. S. B) d. G. z. o.: nur Arm. 

88* 1) Zunächst wohl z. 1.: Evge dh 4nl <T^y 7^^> 9«^€ ^tfi. lotp^^g. Die 
Bezeichnung der Hügel ist völlig verderbt; vgl. a« a. 0. A. %. 



Erstes Buch. 49 

Stab. Dessen Art yermochte noch kein Sterblicher zu schildern]. 
Dabei stand das große Bild einer Jungfrau. ' Die Einheimischen v 4o 
wußten darüber nichts Sicheres anzugeben und hatten nur von ihren 
Yorfahren gehört, es sei ein Heiligtum des Zeus und der Hera. Dort » 89 
sah er auch die beiden Obelisken, die noch jetzt im Sarapeion, außer- 
halb der jetzigen Ringmauer, stehen. Darauf war in priesteilicher » 4o 
Schrift; geschrieben: 'Der König Ägyptens Sesonchosis, der Welt- 
eroberer, hat dies dem Lenker der Welt, dem Gott Sarapis, geweihf. 
Da betete Alexander zu dem Gott, er möge ihm offenbaren, ob er 
wirklich der Lenker der Welt sei. Im Traimi erschien ihm der große v « 
Gott und bestätigte das. Als dann Alexander zu wissen begehrte, ob 
seine Stadt ihre Benennung nach seinem Namen behalten würde, sah 
er, wie ihn der Gott zu einem großen Berg führte und ihn fragte, ob 
er diesen Berg yon seinem Platze verrücken könne; und als er das ^ 41 
verneinte, sagte der Gott: ^So kann auch hier d^n Name nicht mit 
dem eines andern Königs vertauscht werden/ Alexander fragte weiter, 
wann und wie er sterben würde. Darauf antwortete der Gott*): 
Tür den Menschen ist es das beste, wenn er die Zukunft nicht kennt. Ar 34 
Doch will ich dir sagen, daß du noch in deiner Jugend alle Stamme 
der Barbaren unterwerfen und dann hierher zurückkehren wirst, tot 
und doch nicht tot. Die Stadt aber wird glücklich gedeihen, mit v 4ä 
vielen Heiligtümern geschmückt und durch Schönheit, Größe und 
Ordnung ausgezeichnet, und wer dahin kommt, wird da bleiben und 
sein Vaterland veigessen. Ich werde ewig ihr göttlicher Lenker sein 
und sie vor Unheil behüten. Keine schädlichen Winde sollen da 
wehen. Erdbeben und Hungersnot sollen nicht lange dauern, der 
schlimme Kjrieg soll nicht viel Blutvergießen bringen, sondern das 
alles wird wie ein Traum an ihr vorüberziehen. VieliB Könige werden 
dich hier als Gott verehren, und du wirst deine Stadt, tot und doch 
nicht tot, bewohnen, denn sie wird dein Grab sein.' Schließlich ent- v 48 
hüllte ihm Sarapis durch ein Rätsel seinen Namen. Alexander be&hl m ss 
darauf dem Baumeister Parmenion, dem Gott einen Tempel zu bauen 
und ein Standbild zu errichten, entsprechend den homerischen Versen: Ar 25 
^Also sprach und winkte mit schwärzlichen Brauen Kronion; Und 
die unsterblichen Locken des Königs wallten ihm vorwärts Von dem 
unsterblichen Haupt; es erbebten die Höh*n des Olympos.'*) Danach 
wurde der Tempel erbaut, der jetzt Parmenions*) Sarapeion heißt. So 
verhält es sich mit der Gründung der Stadt. 

2) Die verderbten Yerse des Orakels habe ich im Rh M. LII 489 f. wieder- 
lierzustellen yersncht. 8) II. A 528 ff. 4) So Yal. ; A : Tlagiisviönov, Fehlt Arm. 

Antfeld, Der grieoh. Alexanderroman. 4 



50 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

s 4s 34. Alexander eilte dann mit seinem Heer auf beschwerlichem 

Wege nach Ägypten, während er die SchiflFe nach f Tripolis^) voraus- 

y 44 schickte. In jeder Stadt zogen ihm die Propheten mit den Götter- 
bildem entgegen und begrüßten ihn als den neuen Weltherrscher 
Sesonchosis. Als er nach Memphis kam, setzten sie ihn auf den 
Thron des Hephaistos und kleideten ihn als ägyptischen König. Dort 
erblickte er auch das Standbild des Nektanebos und erfahr dessen 
Schicksal und das Orakel des Gottes im Sinopischen Heiligtum^) über 
die Wiederkunft des yerjüngten Königs. Er umarmte das Büd seine» 

s 44 Vaters und sprach: 'Das Orakel täuschte euch nicht. Doch wundert 

Y 45 mich, daß euch in euerm unzugänglichen Lande die Barbaren unter- 

jochen konnten. Aber das entspricht dem Willen der göttlichen Ge- 
rechtigkeit^ daß ihr; die ihr das fruchtbare Land und den befruchten- 
Ar 26 den Fluß besitzt^ als Ackerbauer denen dienen müßt; die diese Güter 
nicht habeU; aber kriegerische Macht.' Darauf begehrte er von ihnen 
so viel Steuer; als sie Darius gezahlt hatten; nicht für sich; sondern 
für ihr Alexandria; die Hauptstadt der Welt. Die Ägypter gewährten 
ihm das Geld gerne und gaben ihm ehrenyoll über Pelusion das 
Geleite. 

Y 46 35. Er marschierte nun nach Syrien, unterwarf die nächsten 

StädtC; hob Gepanzerte^) auS; und gelangte dann nach Tyros. Die 
Tyrier verweigerten ihm den Durchzug, wegen eines alten Orakels, 
das ihnen den Untergang verhieß; wenn ein König durch ihre Stadt 
komme. Alexander wurde in der Schlacht besiegt und zog sich nach 
Gaza zurück. Dort sah er eine Erscheinimg im Traum; die Um 
wamtC; selbst als Bote nach Tyros zu gehen. So schickte er durch 

Y 47 Gesandte ein drohendes Schreiben an die Tyrier. Sie aber ließen die 

Gesandten geißehi und kreuzigen. Während Alexander auf Rache 
Ar 27 sanU; sah er im Traum; wie ihm ein Satyr einen Käse^) gab; den er 

nahm und mit den Füßen zerstampfte.^) Danach sagte ihm der 
s 45 Traumdeuter die Einnahme von Tyros voraus. Er griff die Stadt. 

mit HiKe der drei nächsten Dörfer an. Sie öfiEneten nachts die Tore, 

drangen ein und zerstörten Tyros von Grund aus. Noch jetzt sprichi 



34. 1) A, entspr. Arm. Yal.: slg TglytoXiv, in Widerspruch zu Kap. 85. 
ä korrigiert: ^nach Askalon', ß läßt die Angabe weg. ursprünglich vielleicht: 
sig TvQOv Jc6Xiv; vgl. Arr. III 6, 1. 2) A: ixQfliicitiosv ... 6 iv rqt &94ftip 

toi) Sivfonuov d'e6g. Arm.: JSagaTCslov st. 2iv(07telov. Vgl. I 3 Anm. 8. 

85. 1) xara(pQdxtovg. Yal. 1 fügt hinzu: quod armaturae genus orientis 
inventio est. 2) tvgdv, Wortspiel mit Tyros. 3) S läßt AL eine Traube 

zerstampfen, deren Saft Blut bedeutet. 



Erstes Buch. 51 

man von dem Unglück in Tyros. Die drei Dörfer vereinigte er zu 
einer Stadt und nannte sie Tripolis. 

36. Alexander setzte den Satrapen von Phoinikien über Tyros und 
zog an Syrien hin^) weiter. Da begegneten ihm Gesandte des Königs s 46 
Darius und übergaben ihm einen Brief ^) folgenden Inhalts: 'Der m 41 
König der Könige und Verwandte der Götter, der Throngenosse des 
Mithras, der mit der Sonne aufgeht, ich selbst, der Gott Darius, be- 
fehle meinem Diener Alexander: Kehre zurück zu deinen Eltern, 
meinen Knechten, an den Busen deiner Mutter, wie deinem Alter zu- 
kommt. Ich sandte dir eine Peitsche, weil du noch der Züchtigung 
bedarfst, und einen Ball, damit du mit deinen Altersgenossen spielst, 
anstatt als Bäuber meine Städte zu beunruhigen. Bedenke, daß meine v 48 
Heere zahllos sind, wie der Sand, und mein Gold und Silber so viel, 
daß man die Erde damit zudecken könnte. Ich sandte dir auch ein 
Kästchen voll Gold, damit du für deine Raubgenossen Geld zur Heim- s 47 
reise habest. Gehorchst du aber nicht, so lasse ich dich ergreifen 
und nicht als Philipps Sohn erziehen, sondern als Aufrührer und 
Räuber kreuzigen.'*) 

37. Als dies Alexander seinem Heer vorlas, fürchteten sich alle. 

Er aber sprach: * Warum erschreckt ihr über Darius' Prahlerei? Wie Ar 28 
kraftlose Hunde recht laut bellen, so zeigt sich Darius in Worten 
groß, da er in Taten nichts vermag. Doch wollen wir, was er schreibt, 
immerhin als wahr annehmen, damit wir den Gegner nicht unter- 
schätzen und tapfer kämpfen.' Darauf befahl er, die Gesandten zu m 42 
kreuzigen, und antwortete auf ihre Beschwerde, Darius habe sie ja g *| 
zu einem Räuberhauptmann geschickt. Aber als sie um Gnade baten^ 
ließ er sie frei und sagte, er habe ihnen nur zeigen wollen, wie sich 
ein ^iechischer König von einem barbarischen Despoten unterscheide. 
Dann lud er sie zum Mahl. Dabei wollten sie ihm angeben, wie er 
Darius durch Hinterlist fangen könnte, aber er lehnte es ab^), weil 
Darius davon erfahren und sie bestrafen möchte. 

38. Am nächsten Tag schrieb Alexander folgende Antwort, die 

er seinem Heer vorlas: 'König Alexander, Philipps^) und Olympias' 2r|J 

36. 1) ß: Ttagie rijv SvgLav. A: ävit^v^Bv triv yt&6av rvQlav ois'dmv. Aim.: 
dujysh Tnzastan. 2) Nach d ist Darius^ Brief durch ein Bildnis Alexanders 

veranlaßt, das dessen Jugend und Kleinheit erkennen läßt; vgl. 0. Eap. 2S A. 7. 
3) Bei Val. 11 ist das zweite Satzglied weggefallen; nach Arm. und A {&IX* Sg 
&jeoctccrris &QX'^'n^^''lS &va6TavQm6rii) etwa z. erg.: non enim ut Philippi filius 
coercebere ^sed ut latro cruciabere^. 

37. 1) Bei Yal. 23 verm. ich: Id enim denego st. demum ago. 

38. 1) Arm.: des Ammon und des Vaters Philippos. 

4* 



52 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

Sohii; dem König der Könige und Throngenossen des Sonnengottes 
s 49 Gruß. Es ist eine Schande^ daß der Throngenosse der Götter einst 
in die niedrige Ejiechtschaft eines Menschen Alexander kommt. Denn 
M 48 die Anmaßung göttlicher Namen bringt den Menschen nicht*) Macht 
und Einsicht, sondern den Zorn der Unsterblichen. Ich jedenfalls 
kämpfe gegen dich als Mensch gegen einen Menschen. Warum hast 
du uns aber von deinen großen Schätzen geschrieben? Wohl um uns 
zum Kampfe anzufeuern, damit sie unser werden? Mir wird ein 
Sieg über den König der Könige großen Ruhm bringen, du aber 
würdest in mir, wie du schreibst, nur einen Räuber besiegen. Die 

V 61 Gaben, die du mir zum Spott geschickt hast, sind mir ein gutes 

Zeichen. Die Peitsche habe ich genommen, um die Barbaren zu 
züchtigen und zu knechten.*) Der Ball bedeutet mir die Herrschaft 
s 50 über die Welt, die dieselbe Gestalt hat. Mit dem Gold aber hast du 
mir den ersten Tribut entrichtet.' 

39. Alexander las den Brief seiaen Soldaten vor, beschenkte die 
Gesandten mit dem Gold und entließ sie. Er selbst nahm sein Heer 
und zog nach f Asien ^), nachdem er ganz Syrien imterworfen hatte. 

[Darius aber, aufgebracht über Alexanders Brief, schrieb an seine 
Ar SO Satrapen jenseits des Tauros: ^Man meldet mir, daß Philipps Sohn 
Alexander in seiner Tollheit nach Asien übergesetzt ist und mein 
Land verwüstet. Ergreift ihn und schickt ihn zu mir, daß ich ihm 
seia Purpurgewand ausziehen^) und ihn peitschen lasse, und ihn dann, 
mit Klappern und Knöcheln zum Spielen, deiner Mutter zurücksende. 
s 51 Ich will ihm auch noch einen persischen Lehrmeister mit einer 
Peitsche mitgeben. Die Schiffe, die er mitgebracht hat, versenkt 
samt der Bemannung, seine Soldaten schickt gefesselt an das rote 
Meer, daß sie dort wohnen. Die Pferde samt der übrigen Habe 

V 52 gehören euch.' Die Satrapen jener Länder antworteten^): ^Hystaspes*) 



2) Bei a ß Byz. fehlt die Negation. [Die Lesart von a war etwa: cci yitQ 

TCagixovöiVy &XXä fi&Xlov &yava'itTiJ6ov6iv [-öodöiv A, -xtriatv KrollJ Sri slg (pd'agta 
dmnara &9'avdT(ov [so Arm.; A: iivd'Qmjtmv] 6v6^iara navotxBl.} 3) ürspr. 

Lesart von a etwa: öh (ikv ifiol ravra hesfiA\>ccg mg x^^^t^l'^^^^y ^^ ^^ airck 
mg äyaO'ii 6ri(LBta Ayesis^diiriv. 4) Der nnpassende Zusatz ralg ii^aig X6YZfi^g 

xal 8nXoeg (A Arm. Syr. ß) ist zu tilgen. 

39. 1) So A Aim. Yal. ; jedoch ist 'Aalav schwerlich die ursprüngliche Lesart, 
sondern Korrektur des Interpolators, der die folgenden Briefe einfügte. 2) So 

A ß Arm.; Yal. u. ^ gehen auf die Lesart ivSvcm st. ixSicm zurück. 3) Yal. 31 
wohl z. 1.: nihil ad impetum . . . moü st. nihilum ad metum. Rh. M. 440. 
4) So Yal. = Arm. (Yischtasp); A: "T^do^tiig. 



Erstes Bach. 53 

imd Spiihridates^) senden dem Gott Darius ihren Groß. Wir wundem 
uns^ daß dir der Angriff eines solchen Volks entgangen ist. Einige 
aufgegriffene Gefangene haben wir dir zugeschickt. Komm uns aber 
schnell mit großer Macht zu Hilfe.' Darius erhielt den Brief und 
antwortete: 'Von mir habt ihr nichts zu hoffen, wenn ihr euer Gebiet 
verlaßt. Zei^ mir ihn vernichtet und gefangen, das sei der Beweis 
eurer Tapferkeit.^) Während ihr seinen Blitz löschen könntet^), habt 
ihr nicht einmal seinem Donner standgehalten. Ihr wart feig imd s 02 
habt meine Königswürde entehrt.'] 

4Q. Als Darius erfuhr, daß Alexander in der Nähe sei, bezog 
er ein Lager am Flusse Pinaros.^) [Und er sandte ihm folgenden 
Brief: 'Dir allein ist der Name des Darius, den die Götter zu ihrem m 45 
Tbrongenossen gemacht haben, unbekannt geblieben. Du hast gewagt, 
das Meer zu überschreiten, und anstatt dich glücklich zu preisen, daß 
du ohne mein Geheiß heimlich über Makedonien herrschen durftest, v 53 
hast du dich zum König eines herrenlosen Landes gemacht und mit atsi 
deinen Spießgesellen kriegsunkundige griechische Städte überfallen, 
die ich für vöUig wertlos halte. Aber du wirst dich nicht rühmen 
können^), die Länder dauernd zu besitzen. Du solltest. vor allem 
deinen Unverstand wieder gut machen und zu mir, deinem Herrn, 
kommen, nicht aber deine Schuld noch vergrößern.^) Jedoch muß 
ich als Gott mit Menschen Nachsicht üben, indem ich sogar so weit 
nachgegeben habe, daß du von Darius brieflich erma.hnt wirst.*) So 
schreibe ich dir, daß du kommen und dich vor Darius niederwerfen 
sollst, widrigenfalls ich dich mit einem unsagbaren Tode bestrafen 
werde.^) Ich schwöre, daß ich dann deiner Übeltaten nicht gedenken 
wiU.'] 



5) 2^i9'qidut7\s vennntete schon Nöldeke (Beitr. S. 5) st. Spandiatar u. 
Spandiat (Arm.), Spinther (Yal. Byz.), 27tivx^i^Q A. 6) Überall stark ent- 

stellt; urspr. Lesart etwa: Hag' i^iov ivridijcors ^x^vrsg iXniSa rtvdy iäv li^Btaßijrs 
T^g xo»Q(xs [iccv'X^Q'^S A =: Yal., fehlt Arm.], &jtoX<DX6Ta rovrov Tcal ulxü^d- 
Xißxov [A: xal x&v &noX(oX6T<ov aixii'CeXoarcav^y rovzo Sr} [äk A] iiticmiov tf^g &v- 
&Qslag {ffimv iTti&sliars. Arm. sinnlos; Yal. kürzt. 7) Ol dvvdiLsvoi Baabe 

richtig nach Arm. st. oi &vv. A. 

40. 1) IIivdQ<p Müll. st. TivdyQfo A, TlivaqUp /?, üivädQtp Arm. Bjz.; Yal.: 
propter vicinnm flnmen. 2) Yon Müll, verkehrt geändert. 3) Yal.: nee 

addas hniusmodi facinoribns incrementom. A sinnlos: xal iatacuQsvsiv TcXsLexag 
iiflTQOJtdXstg ^xal [irj ije. Xi^exag xal iir);VQOxr6vovg?y 4) A: ijCBl äh xal ig 

rovT6 (ü8 fj^ccg ^d. i. ^^ag^ mötB xal i^i4itoXr\v Tcagcc ^agBlov im^ritslv. 
0) d fügt hinzu: 'Ich schicke dir Samenkörner, an denen du die Menge meines 
Yolks ermessen magst; kannst du sie nicht zählen, so kehre heim.' 



54 Zweites Kapitel. Der Text dee Romans. 

s 53 41. ^) Alexander zog durch Arabien znm Kampfe und stellte sich 

M 46 in einer Ebene gegen Darios auf. Die Perser hatten vorher die Ab- 
hänge besetzt und stellten ihm ihre Sichelwagen und ihre ganze 
Kriegsmacht gegenüber. Aber als die Wagen anfuhren, ließ er sie 

V 54 nicht durch, und sie wurden größtenteils yemichtet oder zerstreut. 
Alexander glich nun seinen rechten Flügel, bei dem er stand, mit 
dem linken der Perser aus^), bestieg sein Pferd Bukephalos und 
ließ zum Angriff blasen. Da erschollen die Trompeten, und die Heere 
erhoben ein gewaltiges Geschrei, daß es widerhallte. Darauf ent- 
brannte ein furchtbarer Kampf, aber ohne Entscheidung. Endlich 

Ar 82 warfen Alexanders Leute die Perser zurück, die durch ihre Menge 
einander selbst im Wege waren, und es entstand ein verworrenes 
Getümmel, in dem sich vor Staub und Blut nichts mehr unterscheiden 
ließ. Selbst die Sonne verhüllte sich, um nicht solche Greuel zu 
schauen.*) Die Perser flohen, und mit ihnen Amyntas, Antiochos* 
Sohn, der sich zu Darius geflüchtet hatte, früher aber zu den Make- 
donien! gehörte. Den Fliehenden war die Tageszeit günstig, da der 
Abend hereinbrach. Darius verließ, um nicht erkannt zu werden, 
seinen Wagen und floh zu Pferde. Alexander setzte seinen Ehrgeiz 
darein, ihn zu fangen, aber er bekam nur den Wagen und die Waffen, 
die Gemahlin, die Töchter und die Mutter des Darius, nachdem er 
ihn 160^) Stadien weit verfolgt hatte; den Darius selbst rettete die 
Nacht und der Wechsel der Pferde. Die Makedonier übernachteten 
dann im persischen Lager bei den Leichen, Alexander im Zelt des 



M 47 
V 55 



41« 1) In S hat dieses Kap. folgenden TÖllig abweichenden Inhalt: Als 
Alexander den Samen erhielt, zerkaute er eine Handvoll und sprach: ^£s ist 
viel, aber kraftlos.' Da bekam er Nachricht, daß Olympias schwer 
erkrankt sei. Darauf schrieb er an Darius, er müsse jetzt wegen der Krank- 
heit seiner Mutter heimkehren, werde aber wiederkommen, und sende ihm einst- 
weilen als Gegengrabe for den vielen Samen einige Pfefferkörner [so Leo; 
Syr.r Senfkörner]. Dann trat er den Bückzug nach Makedonien an. In 
Arabien lagerte Darius' Feldherr Amyntas [Leo: Amonta, Syr.: Eumenes], 
den Alexander in einer dreitägigen Schlacht besiegte. Er floh zu Darius, der 
inzwischen Alexanders Sendung erhalten hatte und beim Zerkauen des Pfeffers 
mit Tränen ausrief: 'Es ist wenig, aber scharf!' Alexander ließ die Gefallenen 
bestatten und zog dann nach Achaia. 2) A: Tcon^aag i^ toov ro r&v IIsQömv 

sifmvvnov ifcl ro ds^ihv xigag. Umzustellen: ^. i. i. inl t. r. Tl. sifAv. r. d. x. 
Val. 5f undeutlich. Arm. verderbt. 3) Statt dieses Satzes Val. 9 — 17: In- 

zwischen wurde der linke Flügel der Makedonier vom rechten des 
Darius geschlagen, und die Entscheidung schwankte, bis ein plötzlicher 
Regenguß die Perser in die Flucht trieb. 4) So nur Byz. 2069; die andern 

Texte: 60 Stadien. 



Erstes Buch. 55 

Darius.^) Trotz seines Siegesrahms zeigte er sich nicht übermütig, 
«ondem ließ auch die rühmlich gefallenen Perser bestatten, behandelte s 04 
^ie Familie des Darius ehrenvoll und tröstete auch die andern Ge- 
fangenen. Es fielen bei den Makedoniem 700^) Fußsoldaten und 
160 Beiter und wurden 2000^ verwundet. Von den Barbaren fielen v 56 
120000. Es wurden 4000 Talente erbeutet. 

42^. Darius aber schrieb nach seiner Flucht unter seinen Völkern 
eine noch größere Rüstung aus. Als Alexander von einem Kund- 
schafter erfahr, daß Darius am Euphrat ein Heer sammele, schrieb 
^r an seinen Feldherm Skamandrosf ^), er solle mit seiner Streiir Ar 33 
macht zu ihm stoßen, denn die Barbaren seien nicht weii 



[Alexanders Mckzug nach Makedonien und die Unterwerfung 

Griechenlands. I 42^—11 7.] 

[42^^. Alexander zog dann mit seinem Heer nach Achaia, unter- 
warf viele Städte, sammelte dort etwa 170000 Mann und überschritt 
den Tauros. Dann stieß er seine Lanze in den Boden, jeden mit 
dem Untergang seiner Stadt bedrohend, der es wagen würde, sie 
herauszuziehen. Und er kam- nach Pieria, einer Stadt in Bebrjkia, 
wo ein Tempel des Orpheus war mit Standbildern des Orpheus, der v 57 
Pierischen Musen und der Tiere, die seiner Musik lauschen. Als 
Alexander dies betrachtete, schwitzte das Bild am ganzen Leibe, m 48 
Daraus verkündete ihm der Zeichendeuter Melampus, daß er viel 
Schweiß und Mühe haben werde, indem er die Barbaren und Griechen 
unterwerfe und seinen Weg bei wilden Tieren nehme, wie Orpheus 
durch sein Saitenspiel Ghriechen und Barbaren bezwungen und die 
Tiere gezähmt habe. Darauf kam er nach Phrygien, zur Stadt Ilion^), 
und opferte hier den Heroen.*) Da er sah, daß der Skamandros v 58 
nicht einmal fünf Ellen breit war, und auch der Schild des Aias*) 

5) Yon hier bis zur Mitte von Kap. 44 fehlt der Text von A, durch 
Ausfall eines Blattes (leitet tpvXXa ß" cod.). 6) So Yal.; Arm.: 660. 

7) Arm. fehlerhaft; über 160. 

421. 1) Zua^idv^gto /? = Arm. n. Yal.^ der hinzufügt: qui curabat tunc Mace- 
doniam sese profecto (13). Mai: Kaöadv^Qm. Ich vermute ein Verderbnis aus xal 
*A\tvvxa xS>'Av9QO\Uvovq. 

4211, 1) nion nennen nur Arm. u. d. 2) Zus. von Val. 67, 19—58, 20: 

Besonders ehrte AI. Achilles als seinen Blutsverwandten und betete zu ihm, in- 
dem er seine Ahnen aufzählte (Alezanders Gebet in Skazonten ^die wahrschein- 
lich entsprechende Verse des Originales wiedergeben^). 3) So Arm.; Val. 
22 f.: clipeumque Achilli templo Herculis consecratum. 



56 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

nicht der Beschreibung Homers entsprechend^ pries er die Helden 

glücklich^ die einen Homer als Herold ihrer Taten gefunden.^) Da 

s 65 trat ein Dichter^) vor und versprach, Alexander noch besser zu be- 

Ar 34 singen. Alexander antwortete, er wolle lieber bei Homer Thersites 

V 59 sein, als bei diesem Achilleus.] 

[43. Von da kam er nach Pella^) und vereinigte das make- 
donische Heer mit den Gefangenen aus dem Krieg gegen Darius.^) 
Als er dann nach Abdera zog, verschlossen ihm die Abderiten ihre 
Tore. Da er drohte, die Stadt zu verbrennen, ließen sie ihm sagen,. 
M 49 sie hätten das nur aus Furcht vor Darius' Rache getan. Alexander 
lächelte über ihre Angst, und versprach, ihre Stadt jetzt nicht zu 
betreten.] 

[44. In zwei Tagen gelangte er nach Bottia und Olynth und 
verwüstete das ganze Land der Chalkidier.^) Er zog dann zum 
Pontes*) Euxeinos und unterwarf alle Städte an der Küste. Nach 
einem Opfer, das er Poseidon darbrachte, kam er zur kalten und 
unfruchtbaren Gegend der Maiotis.^) Hier entstand im Heer ein& 

V 6ü Hungersnot, der Alexander dadurch abhalf, daß er die Pferde schlachten 

ließ. Als die Soldaten darüber murrten, beruhigte er sie, indem er 
s 66 ihnen vorstellte, daß leicht andere Pferde zii bekommen seien, nicht 

aber, wenn sie verhungert wären, andere makedonische Soldaten.] 
^ 61 [45. Darauf kam er zu den Lokrern und gewährte dort seinem 

Ar 86 Heer eine Bast. Nachdem er alle entlassen hatte ^), begab er sich 



4) Hier beginnt auch in Arm. eine Lücke, die bis zum Schluß von Kap. 44 
reicht. Das folgende Stück gehört daher zu den am schlechtesten 
überlieferten. 5) So ^ u. d. ^ nennt auch den Namen; Leo: Clitomidis^ 

d. i. KXvto(nidrig^ Syr.: Krintimos. Yal. aber: multi admodum litterati. 

43. 1) niXXav verm. ich st. IlvXriv ß; Müll.: 'A^upLnoXiv. 2) So /?. Der 
ursprüngliche Inhalt des Satzes ist imsicher. Val. 1 ff. vermischt ihn mit An- 
gaben, die offenbar aus einer auf Abdera bezüglichen, einem Historiker ent- 
nommenen Randnotiz stammen: Huc usque tamen comes eins itineris ac 
laboris mater Olympias fuit. Sed exim participato convivio(?) cum illam 
ad Macedoniam remisisset, dat una ducere comitatum spectabilis multitu- 
dinis optimatium captivorum; ipseque devertens iter institit ad Darium(I). 
Statt dessen 6: AI. kam nach Makedonien, fand seine Mutter von ihrer 
Krankheit genesen (vgl. Kap. 41 A. 1) und verweilte einige Tage bei ihr. 

44. 1) Müll.: XaXxidiiQv st. XaXiaiav ß Bjz,; Leo: Ghaldeopolis. Yal. 
fehlt der Satz. 2) St. jcovtov: jcotaiUv a Byz. d. 3) Nur Yal. Byz. und 
JoBv S. 63; Leo u. ß fehlt der Satz. 

45« 1) So Arm. (Raabe) : TMQcacs^iApdfievog ndtfrag ovg bIxbv (d. h. : er gin^ 
ohne Truppen und Grefolge zum Heiligtum). 



Erstes Buch. 57 

zum höchsten Orakel ^)y trat in den Tempel des Apollo und verlangte 
von der Priesterin^ daß sie ihm weissage. Da sie antwortete^ er könne 
kein Orakel erhalten^ drohte er^ er werde den Dreifuß wegnehmen, h 00 
wie Herakles getan; und er nahm wirklich den Dreifuß weg'), den 
König Kroisos geweiht hatte. Da kam eine Stimme aus dem innersten 
Heiligtum: ^Herakles Alexanderl^) Das tat ein Gott dem Gotte; du 
aber stelle dich als Sterblicher nicht den Göttern entgegen, denn 
deine Taten werden bis zu den Göttern gesagt werden.' Danach ver- 
kündete ihm die Priesterin, daß er in seinen Taten gewaltiger werden 
solle, als alle Menschen, weil ihn der Gott ^Herakles Alexander' an- 
gerufen habe.] 

[46. Als Alexander dann nach Theben kam und von den The- 
banem 4000^) Soldaten verlangte, schlössen sie die Tore und ließen 
ihm durch Bewa&ete von der Mauer zurufen, er habe entweder mit J ^* 
ihnen zu kämpfen oder abzuziehen. Alexander erwiderte lachend: 
^Was fordert ihr die draußen Stehenden zum Kampf heraus, nachdem 
ihr euch in die M^iuem eingeschlossen habt? Ich werde also gegen 
euch kämpfen, aber nicht wie gegen Städter^) und Edele, sondern 
wie gegen Bauern und Feiglinge. Denn tapferen Männern kommt es 
zu, in freiem Felde zu fechten, und es ist Weiberart, sich aus Angst 
vor dem Kampf) einzuschließen.' Darauf befahl er, tausend Reiter 
sollten die Stadt umreiten und die Leute auf der Mauer beschießen. 
Andere tausend Mann mußten mit eisernen Werkzeugen und Widdern 
die von Amphion imd Zethos durch Saitenspiel zusammengefügten 
Mauern zerstören. Er selbst streifte mit tausend Schleuderem allent- Ar $6 
halben umher. Feuer, Steine und Geschosse wurden in die Stadt 
geworfen, und die Thebaner stürzten von der Mauer.*) In drei s 58 
Tagen brannte ganz Theben. Zuerst wurde das kadmeische Tor 
eingeschlagen, wo Alexander selbst stand. Alexander drang zuerst m 01 
ein, dann die andern, und es begann ein furchtbares Blutbad. 

2) A: tcsqI tov 'Axgayavd'ivov. Ungefähr derselbe Fehler in allen Texten. 
Müll.: inl x. Teyvgag pLavrslov. Ich vermute: i. r. axQov iiavvslov (Rh. M. 440). 
3) Dies ist in A ausgefallen. Arm. vollständig. 4) Bei Yal 12 ist nach 

^ Alexandrum' das unentbehrliche ^Hercules Alexander' einzusetzen und Z. 17 die 
Lesart des Taur. ^divinatio, quae (te) Herculem Alexandrum vocat' beizubehalten. 
Rh. M 441. 'praesagiat' hatte schon Volkmann (Fl. Jahrb. 1890 S. 794) vor- 
geschlagen. 

46. 1) So Arm. Syr. Byz.; in A also di aus ,d verderbt. 2) ^{6Xiv) A 

noXsiLiKohe Müll. 3) isdivlae tove iiiXXovras (^äyrnvag^ z. 1. st. &lvag t. fi. (A). 
Rh. M. 441. <Eher Siei tov iiiXXovxog.y 4) Val. u. Arm. fehlt hier vieles; 

A wird durch Syr. L Byz. bestätigt. 



58 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

Da gedachte der Thebaner Ismenias, ein Flötenspieler, durch Musik 
und Bitten Alexander zu besänftigen, fiel ihm zu Füßen und flehte 

ArS7f.s5»f.ihn an, die Heimat seiner eigenen Vorfahren, die Stätten einer so 
großen Vergangenheit zu schonen. '^) Alexander erwiderte zornig: daß 

At^tJm ®^ ^^ Verwandter sei, hätte Ismenias den Bürgern zu rechter Zeit 
YorsteUen soUen; jetzt hülfen solche Reden nichts mehr, und Ismenias 
müsse nun Thebens Vernichtung mit seinem Flötenspiel begleiten/NI 
So geschah es. Nur Pindars Haus wurde verschont. Theben aber 
ging beim Slang der Musik unter, wie es gegründet worden war. 
Die überlebenden Thebaner, befahl Alexander, sollten rechtlos und 
überall heimatlos sein.] 

[47. Die übrig gebliebenen Thebaner fragten in Delphi an, ob 
sie jemals ihre Stadt wieder erhalten würden. Apollo antwortete: 

Ar 10 8 62 'Hermcs, der Alkide imd Polydeukes werden durch Kampfspiel Theben 
wieder aufrichten/ Alexander aber begab sich nach Korinth, wo 
gerade die isthmischen Spiele gefeiert wurden.^) Auf Bitte der Ko- 
rinther übernahm er den Vorsitz. Unter den auftretenden Kämpfern 
war auch der berühmte Thebaner Kleitomachos, der sich für das 
^ 6^ Ringen, das Pankration und den Faustkampf meldete« Als er für 
den Sieg im Ringen seinen Kranz erhielt, versprach Alexander, er 
werde ihm jede Bitte gewähren, wenn er auch in den beiden andern 
Kämpfen siege. Als er nun auch im Pankration und Faustkampf 
T 65 gesiegt hatte und dem Herold seinen Namen und seine Vaterstadt 
nennen sollte, sagte er, er habe keine Vaterstadt. Da sich Alexander 
s 68 darüber verwunderte, gab er weiter an, seit Alexander König sei, 
habe er sie verloren. Alexander verstand ihn und befahl sofort die 
Neugründung Thebens zu Ehren der Götter Hermes, Herakles und 
Polydeukes, um Kleitomachos^ Bitte zuvorzukommen.^) So ging das 
Orakel in Erfüllung.] 



6) Die in A sehr fehlerhaft überlieferten Verse lassen sich mit Hilfe von 
Ann. u. Byz. bessern. 

47« 1) A: jtccQaylvBvai sls K6Qtvd'ov xal xavaXafißdvst ixBl thv "löd'fuov 
tmv äyrnviov äyoiLsvap. Yal. (18), der wohl r&v 'lad'iiitov . . &yo\Uv€av las, versteht: 
cum Gorinthum devenisset eamque occupavisset. 2) A: iva i^ iiM^ 

yivrjftat doo^ea? xcel ftiaov ahriötg. Nach Arm. (Raabe) z. verb.: d<opea xal iiii 
00t; aArT]0iff. 



Zweites Buch. 59 



Zweites Buch. 

[1. Von Korinth kam Alexander nach Platää^ einer Stadt der 1 gj 
'^ Athener, wo Köre verehrt wird. Als er den Tempel betrat, während -^.r 41 
gerade das Gewand für die Göttin gewebt wurde, verkündete ihm 
die Priesterin glänzenden Ruhm. Als aber nach einigen Tagen Stasa- 
goras, der Feldherr der Platäer, im Tempel erschien, sagte sie diesem 
seinen Sturz voraus; denn bei Alexanders Eintritt sei eben Purpur ^ 67 
eingewebt worden, Stasagoras aber sei eingetreten, als das fertige 
Gewebe abgenommen^) wurde. Zornig setzte Stasagoras die Priesterin 
ab. Alexander aber, der es erfuhr, nahm Stasagoras sein Amt und s 66 
gab der Priesterin ihre Würde zurück. Darüber beklagte sich Stasa- m so 
goras bei den Athenern, die ihm das Feldherrnamt übertragen hatten, 
und diese schimpften auf Alexander. Darauf schrieb ihnen Alexander 
folgenden Brief*): 'Nachdem ich die Herrschaft übernommen und die 
Städte im Westen und noch mehr Länder im Osten unterworfen ^ es 
hatte, nahm ich es nicht an, als man mir Bundesgenossenschaft an- 
bot, sondern begnügte mich mit meinen Makedonien!. Durch ihre 
Tapferkeit habe ich die Länder in Europa unterworfen und die 
Thebaner vernichtet. Jetzt aber, im Begriff nach Asien zu ziehen*), 
hätte ich gemeint, daß mich die Athener willkommen hießen*). Da 
ich aber höre, daß ihr statt dessen unverschämt geschimpft habt, so 
schreibe ich euch kurz meine Meinung^): Nicht den Untertanen, 



1« 1) xocQ'cciQOVfiivov rov lötov (Gewebe) nach Arm. z. 1. st. xa-O-at^o- 
pevov (A). 2) Dieser Brief, sowie die folgenden Briefe und Reden waren schon 
im Archetypus von a stark verderbt, daher die Texte beträchtlich voneinander 
abweichen, besonders Yal. von A Arm. Meine Besserungsversuche schließen sich 
iin den Text von A an, dessen viele Lücken ich nur so weit zu ergänzen ver- 
suche, als der Sinn unbedingt erfordert; sicher ist aber das ursprüngliche auch 
«onst in A mehrfach verkürzt. Den ersten Satz vermute ich etwa so: 'Eyoo iisra 
uTiv xov itaxghg rsXsvrrjv Xaßmv tr\v ßaaiXelav nal ittxraörslXag rccg ngbg rg dvösi 
^6Xhs xal TcXelovocg x^Q^S ^^' i^ixoXalg [statt der Lesart von u ^ iitietoXats' \ 
vgl. Rh. M. 441], xck/toi {%oXX&v*i vgl. Byz. 2510) Svttov {iov itol^v slg avfiiux- 
^iav xo'brovg [lt] [st. [i,hv A Arm.; Yal. 1: me . . gratiam reliquis eins studii 
fecisse] &7to9s^<ltii,svog Tcagfjvovv [lbIvui itp* aitrotg [A: slvcct inl aircolg. Arm. 
richtig: 'an ihrem Orte zu bleiben'; ähnl. Byz. 2512] (^äyanmvy xolg MocxMöiv 
{nach Yal.: contentum his modo, qui mecum a Macedonia . ..; Arm. ausführ- 
licher]. 3) Wohl z. 1. &vaßTia6(isvog st. ävaßag A Arm. Syr. 4) deStov- 
cd'ai z. 1. st. di^acQ'ai Arm., &iio^6^ai A; vgl. Yal. 6. 5) Das Folgende habe 
ich so herzustellen versucht: Oi) xa9"/^%Bi xolg -KQaxovydvoig^ &XXa xolg %Qaxo^ci 



60 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

sondern den Herrschern geziemt es^ zu befehlen, und das hat man 
Ar 42 auszufahren. Nun müßt also entweder ihr die Mächtigeren werden, 
oder ihr werdet den Mächtigeren, das heißt mir, gehorchen und jähr- 
lich tausend Talente Tribut zahlen.'] 

[2. Die Athener antworteten: *Wir, die Stadt der Athener und 
/^ die besten zehn Hedner erklären Alexander: Als dein Vater lebte, 
waren wir sehr betrübt, und als er starb, fireaten wir uns sehr. 
Ebenso müssen wir auch dir gegenüber denket. ^) Du verlangst 
Tribut von uns, das heißt, du willst den Krieg. Komm nur, wenn 
du Mut hast.' Alexander erwiderte*): Ich hatte erst*) unsem Leon- 
natos geschickt, um eure Zungen auszuschneiden und zu mir zu 
bringen, das heißt um die unvernünftigen Bedner von euch fortzu- 
8 66 führen, euch, die ich versuchen werde durch Feuer zum Gehorsam 
zu nötigen, da ihr auf Worte nicht habt hören woUen. Liefert nun 
eure zehn Bedner aus, damit ich mich noch eurer Stadt erbarme.' 
V 69 Sie aber schrieben zurück: 'Wir tun es nicht', und berieten in einer 
M 56 Volksversammlung, was zu beginnen sei. Da trat der Redner Aischines 
auf und spradi: 'Was bedarf es langer Beratung? Wenn ihr wollt, 
so gehen wir getrost.*) Denn Alexander ist zwar Philipps Sohn, aber 
Philipp wuchs im Übermut der Kriege^) auf, Alexander dagegen in 
der Erziehung des Aristoteles. Er verdankt uns seine Bildung und 
wird daher vor seinen Lehrern Ehrfurcht haben.' Demades aber 
v 70 unterbrach Aischines und sagte: 'Welcher Dämon hat dich befallen, 
Ar 43 so zu rcdcu?*) Du, der die Athener zum Krieg gegen den Perser- 
könig ermutigte, willst sie vor einem eitelen Knaben zittern machen? 
Wir, die Besieger der Perser, Lakedaimonier, Korinther, Megarer, 

»QinBi ivcLTatreiVt ^ocl xoitiTSov xovzo. ägriiog iikv rj TiQslttovsg yivsöd's rj totg 
%qbLtto6i^ xovt letiv i^Lol 'AXsidvdgoij v7ta%ovaea9'B ^'hcotcicasöd'cu A, d.h. 
-c9-By xal imöBTs q>6QOVs . . . Vgl. Bh. M. 442. 

2. 1) A aus Arm. z. erg.: Tavvä xal inl oov vevoiuxivat 9bI. 2) Der erste 
Satz ist ganz unsicher. A: ytinBiiq>B nQ6tBQog rov iifUtsgov iv td%Bi X6yoVy 
iva rag yXmaaag v^imv SiTCorBii/av «o^tf|7 iva tovg atpgovag ^ag' i)fitv ('/jtoQog 
&7id^j}y ovg oi * «Bgl tpogovg ^^ xal ycBiQdöoyMt 'bfiäg xal X7\v cv^u^ta^ov 'Ad'riv&v 
nBQuplByfj noir^CBi. Dafür mag man etwa« lesen: 'EyeBn6fi,q>Biv 9g6tBQ0p 
r.ii.i.T. ABovvatov [nach Val.], iva . . . xofi>i(r;j, tovz' iatiVy Hva r. &. (rjroQag 
Ttag hyMiv äjcd^ji^ ovg oi) Xoyoig tcbqI q>6Q0vg TtBitsd'Bvtag nBleai 7CBiqd60[uu 
i>(täg . . . jtBQifpX. TCOL^öag. Vgl. Syx. 3) Aus xqotbqov ist in Arm. Byz. Syr. 

ein Personenname geworden: Proteas, Proteus, Prodis. 4) Yal. 12 f. z. 1.: 

quod intueor spem cupiti firmiorem [st. in£rmiorem; Es. A: formiorem]. 
5) xoliiimv z. 1. st. noXBfLloav A. 6) A:- Ti jcagBiöBXi^lvd'BV iaiii,6piog 

roiavza (p^iy^a6^ai\ Nach Ann. Yal. Syr. z. verb.: Tig xagBißBlf^ivO' i 6b 9ai^mv 
&6XB X. <p^.\ 



Zweites Buch. 61 

Phokier und ZakTnthier, sollten den Krieg mit Alexander fürchten? 
Aischines sagt: ^Er wird sich schließlich vor unserm, seiner Lehrer 
Antlitz scheuen/ ^ Aber er hat uns alle beleidigt^ indem er Stasa- v 71 
goras absetzte und unsem Feind Hippothoon®) zum Oberfeldherm s 67 
machte. Kämpfen wir also gegen Alexander^ und vertrauen wir ihm 
nicht ^ wenn er auch noch jung istl^) Denn die Jugend ist unzu- 
verlässig. ,Er hat die Stadt der Tyrier zerstört^, heißt es. Sie waren m bf 
eben machtlos, ^r hat die Thebaner vernichtet'; weil sie von vielen 
Kriegen erschöpft waren. ^Er hat die Peloponnesier geknechtet'; nicht 
er, sondern Pest und Hunger verdarb sie. Wenn^^) Xerxes Meer und 
Land mit seinen Schiffen und Heeren bedeckte und Persien mit Ge- 
fangenen füllte, und wir ihn trotzdem verjagt haben, damals als 
Kynaigeiros, Antiphon und Mnesichares^^) kämpften, sollen wir uns 
da jetzt fürchten ^^), gegen Alexander und seine Satrapen Krieg zu 
führen? Und da woUt ihr uns zehn Redner ausliefern? Denkt, daß v 72 
oft zehn^*) Hunde durch ihr Bellen ganze Herden vor den Wölfen 
gerettet haben!'] 

[3, Darauf verlangten die Athener den Rat des Demosthenes. 
Dieser sprach: 'Mitbürger! — ich sage nicht ,Athener', als wäre ich ^ JJ 
ein Fremder und unbeteiligt — Aischines hat als alter ^), erfahrener Ar 44 
Mann unentschieden gesprochen, indem er euch weder zum Kriege 
ermunterte, noch dagegen redete.^) Demades aber, ein junger Mensch, 
hat gesagt: ,Wir haben ja auch Xerxes vertrieben, damals als Ky- 
naigeiros^), Antiphon, Kleochares^), Boedromios, Erechtheus und 
Antimachos kämpften.' Gib uns diese Männer wieder, so wollen wir 
Krieg fähren, sonst aber nicht; denn jede Zeit hat ihre eigene Macht m 58 
und Aufgabe, und wir Redner können reden, aber nicht die Waffen v 74 
führen. Xerxes war ein Barbar und unterlag der griechischen Klug- 
heit, Alexander aber ist ein Grieche und blieb in dreizehn Kriegen 
unbesiegt, ja die meisten Städte empfingen ihn ohne Schwertstreich. 

7) Vgl. Rh. M. 442. 8) Arm.: 'Inx6d'oov, A: Ki»6a}vta. Z. 1.: 7**0- 

96<avta. 9) Es ist zu verbinden: xai ilti ytiöts^öofisv, bI ^%«iy jtBQixeirai 

ijUxia. Vgl. Arm. 10) EL äk verm. ich st. Eltcc ök A Arm. 11) Arm.: 

MvriCix6gavg u. Nriötx^ovSf die arm. Herausg. nach Kap. 3: Kleochares, A: Mpti- 
coxdgovs, Val.: Mnesicharmo. 12) vvv €poßmiie^a vor 'Aksidvioat noXsi^fjöat 

ans Axm. Sjr. zu ergänzen. 13) A.: ol xvvsgy z. 1.: t. 

8. 1) yigavy nicht öoHpQmv, nach Arm. Syr. z. 1. st. Hya (A); daher auch 
bei Val. 15 z. 1.: senis st. segnis. 2) Z. verb. : im^ts XQOTQB7c6(t8vog nolsfislv 

i^fftfis f»i^£ &vti9m&v st. ScvtiiiKsiv (A). Richtig Syr.; ähnl. Byz. 2668. 3) Die 
folgenden Namen nur bei Arm.Syr. (verd.)und Byz. 2679 f.; Boedromios (^Bojidri- 
mos') nur Arm. 4) So Arm. ; Byz. : KÜcc^ov. 



62 Zweites Kapitel. Der Text des Bomaois. 

^Die Tjrier^j sagte er, ^waren 6cliwa>cii^; sie, die Xerres besiegten und 
Beine Schiffe yerbranntenu ^ie Thebaner waren kraMos^, die hiB 
auf Alexander niemals unterlegen sind ^ie Peloponnesi«- wurden 
8 69 nur durch Hunger bewältig* Aber Alexander schickte ihnen damals 
^ 7^ Lebensmittel, und erwiderte auf den Tadel seines Feldherm Antigonas^ 
sie sollten von Alexander bezwungen werden^), nicht vom Hunger. 
Nun seid ihr unwillig, daß er Stasagoras absetzte, der seine Strafe 
durch Absetzung der Priesterin selbst verschuldet hat.^ Denn hatte 
der Eonig kein Stecht zu zürnen? Stasagoras war ihm entgegen- 
getreten! und stehen denn König und Feldherr gleich? Wenn Stasa- 
goras ein Athener war, so war die Priesterin eine Athenerin, und 
indem sie Alexander luehte und wieder einsetzte, hat er unsere Sache 
vertreten.'] 

[4* Als Demosthenes so gesprochen hatte, entstand großer Bei- 
falL Demades schwieg, Aischines, Lysias, Plato, Demokritos^) und 
^ ^ Diogenes ^) stimmten bei, die Amphiktyonen und das ganze Volk er- 
klärten sich einverstanden.') Demosthenes aber fuhr fort: 'Demades 
^ 7€ rühmt Xerxes' Macht, und daß er Persien mit griechischen Gre&ngenen 
^ ^9 füllte. Alexander aber machte die gefangenen Griechen zu seinen 
Mitkämpfern und sprach: fiie ganze Welt wird mir gehören, wenn 
ich meinen Freunden Gutes tue und meine Feinde zu Freunden 
mache.' Und da wollt ihr, Alexanders Freunde und Lehrer, seine 
Feinde heißen? Das könnt ihr nicht !^) Denn es wäre eine Schande^ 
wenn euer Schüler sich klüger zeigte, als seine Lehrer. Alexander 
hat als erster griechischer König Ägypten betreten, nicht zum Krieg,, 
sondern um ein Orakel zu erbitten, wo er eine Stadt zum Gei^chtnis 
g 70 seines Namens gründen solle. Er hat sie gegründet. Und als die 
Ägypter mit ihm gegen die Perser ziehen wollten, riet er ihnen, sich 
lieber um das Steigen des Nil und den Landbau zu bekünunem. So 
unterwarf er sich mit einem Wort Ägypten. Er wird sich aber auch 
die ganze Erde unterwerfen.^) Denn ein König ist nichts, wenn er 

6) Val. las wohl: tv* iym \uc%oiUvovg kavtolg (et. a'bzovg) vixi^öa; daher 
Z. 4 der Gedanke entstellt. 6) Im folgenden vermute ich: Ovx t^v yiiQ 9L%awv 

&yccvaKTstv thv ßaöUia [nach Arm. u. Byz. 2720 st. tä ßaöilst (A)] ; läJX ivav" 
rlog, ipriciy 2ka6ay6(iag ttp ßaaiXet iylvBto. Kai yag iv töat [A: ^vvris 6] ßaöi- 
Xsifg xal örQaTtiySg; Vgl. Ann. und Byz. 2721: "löog iavlv läUiavdgog airroe tov 
2ka6ay6Q0v; Damit sei berichtigt, was ich im Bh. M. 442 vorschlug. 

4. 1) So Byz.; Arm. nachVogelr.: Demokrates, nach Rsabe: Timokrates; 
fehlt A Val. 2) So Byz.; Arm.: J^dyytvog; fehlt A Val. 3) A außerdem: 

xal ol ^HQccxXUg oitx &vt4XByov, entspr. Syr. 4) A lalri^ijaBöd'B {-isd'M cod.); 
'AXX' cb difvac^B. 6) Dieser Satz ist aus Arm. und Byz. 2774 in A zu erg^Uizen. 



Zweites Buch. 63 

nicht ein Land zur Steuer hat, und Ägypten, das viele Heere er- 
nähren und viele leere*) Städte bevölkern kann, wird Alexander 
alles liefern, was er braucht.^) Und gegen eine solche Macht wollt 
ihr den Kampf aufiiehmen? Wenn euch das auch erwünscht wäre, Ar 4ß 
so ist jetzt nicht die Zeit dazu.^)'] 

[6, Nach dieser Bede des Demosthenes beschlossen sie einstimmig, v 7s 
Alexander einen goldenen Siegeskranz von fünfzig Pfund nebst einem 
Dankbeschluß durch andere angesehene Männer zu übersenden; denn 
die Redner schickten sie nicht. Die Gesandtschaft traf ihn in Platää. 
Nachdem er von dem Beschluß und den Reden Kenntnis genommen m eo 
hatte, schrieb er ihnen folgenden Brief: 'Alexander, der Sohn von s 71 
Phüipp und Olympias — denn König will ich mich nicht nennen, 
bis ich alle Barbaren den Griechen unterworfen habe. Ich sandte 
nach euern Rednern, nicht um sie zu bestrafen, sondern um sie als 
meine Lehrer zu begrüßen. Ich hätte mir auch nicht erlaubt, mit 
einem Heer zu euch zu kommen, sondern nur mit den Rednern, um 
euch von aller Furcht zu befreien. Ihr aber habt euch ohne Grund 
gegen mich ereifert, denn eure Torheit überführte euch, wie oft ihr 
die Gelegenheit wahrnahmt, den Makedonien! zu schaden.^) Denn v 7» 
im Krieg meines Vaters Philipp gegen die Zakynthier habt ihr die 
Zakynthier unterstützt, als aber ihr von den Korinthem bekriegt 
wurdet, halfen euch die Makedonier. und während wir ein Stand- 
bild der Athene in Makedonien errichteten, habt ihr die Bildsäulen 
meines Vaters in den Tempeln Athens gestürzt.^) Eine herrliche 
Dankbarkeit! Deshalb befürchtet ihr in euerm Schuldbewußtsein, ich 
möchte mich mit meiner königlichen Macht an euch rächen; und 
schwerlich hätte ich nicht Lust gehabt, das zu tun, wenn ich nicht 
selbst Athener wäre.*) Aber ihr habt ja stets gegen eure berühmten 
Männer eine schlechte Gesinnung bewiesen. So habt ihr Eukleides, 
euem besten Ratgeber, in das Geföngnis geworfen, Demosthenes*) 
verbannt, den, der euch als Gesandter bei Kyros nützte, den Feld- v so 



6) xEväg (Arm. u. Byz. 2782) steckt in xai vavaovg (A). 7) In A sind 

nach sintraloig diaSmOBi drei Sätze ausgefallen. 8) Ich vermute: bI yccg xal 

j]v [A: f^v yccQ xal] vfttv rjSiOrov xccl sijxratov, &XX' 6 xccigog O'öx &'jcdQTi ^äytai- 

TBt A richtig^. 

5. 1) Ich vermute ungefähr: vfistg ih äXXoDg iiyavaxTBttB ytgbg iii>k iXByx^ 

fiBvot vxo rfjg iSiag kocvt&v äßovXlagy dcdxtg xaigov B'bXaßovfiBvoi dvösQ'BrBtrs 

(? A: dii&Eö^B) MaxB96vag. Rh. M. 443. 2) In A Lücke. 8) Überall stark 

verderbt. Etwa z. 1.: . . fii] t^ ßccciXiTt^ dvvdiiBt i^tagd-Blg . . . äfi^dvcafiai' 

li6Xig &h TOVTO iißovXi^d'riv (so A) noif^Cai,, bI ftr) i^^Lriv %a\ avrog 'AQ^vaXog. 

Bh. M. 443. 4) A (ähnl. Leo): ^I^ytoed'ivriv. Syr.: Tirmastenls. 



64 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

herm AlkibiadeS; mißhandelt^ Sokrates^ die Schale von Hellas^ getötet. 
Gegen Philipp wart ihr undankbar^ der euch in drei Kriegen half, 
und Alexander tadelt ihr wegen des Stasagoras, der auch an euch 

^ 72 ^^^ eurer Priesterin frevelte. Doch das sei vergessen.*) Ich habe 
die Reden eure Redner vernommen. Und so sollt ihr nichts Übeles 
mehr von mir besorgen. Es wäre ja widersinnig, wenn ich, der Vor- 
kämpfer der Freiheit gegen die Barbaren, Athen, die Bühne der 
Freiheit, zerstören wollte.'] 

M 61 [6. Darauf kam er mit seinem Heer nach Lakedaimon.^) Die 

V 81 Lakedaimonier aber wollten die Athener beschämen, schlössen die Tore 

und bemannten die Schiffe-, denn sie kämpften mehr zur See, als zu 
Lande. Als dies Alexander erfuhr, sandte er ihnen zuvor einen Brief: 
^Alexander schreibt den Lakedaimoniem: Zuerst rate ich euch, euem 
ererbten Ruhm zu bewahren. Denn den Gruß verspare ich für später, 
wenn ihr ihn verdient.*) Jetzt aber sehet zu, daß ihr nicht von 
euerm Ruhm gestürzt und von den Athenern, denen ihr euere Ejraft 
zeigen wollt, ausgelacht werdet. Geht also freiwillig von den Schiffen 
weg, damit euch nicht das Feuer verbrenne.' Sie gehorchten aber 
nicht, sondern fochten zwei Tage lang, bis*) die Kämpfer von den 
Mauern herabfielen und die auf den Schiffen verbrannten. Die Über- 
lebenden baten um Gnade. Alexander sprach: ^Ihr habt mir nicht 

V 82 folgen wollen, und jetzt kommt ihr mit Bitten. Doch ich tadele euch 

nicht, denn ihr hattet im Sinn, was ihr Xerxes getan habt^), und 
gedachtet, es auch mit Alexander so zu machen.' Er opferte^) dann 
mit den Führern der Lakedaimonier und ließ die Stadt frei von Ab- 
gaben. Von da zog er in das Gebiet der Barbaren durch Kilikien.] 
[7. Darius aber versammelte seine Führer und beriet mit ihnen, 
was zu tun sei. Er sprach: 'Wie ich sehe, wird der Feind ^) in wach- 
sendem Maße mächtig. Ich hielt ihn nur fiir einen Räuber, aber er 
unternimmt königUche Taten, und je mehr wir groß zu sein glauben, 
Ar 48 um SO größer erscheint Alexander. Wir sandten ihm Peitsche und 
Ball zu Spiel imd Zucht, aber er wird über mich, seinen Lehrmeister, 

5) Dies nur bei Val. 10 f. und Leo. 

0. 1) Bei Syr. danach eine große Lücke bis Kap. 14. 2) Nur bei 
Arm. richtig, von Val. (10) als unverständlich weggelassen. In A: t6 ykq ^;^a/^£»«r' 
^v i>6riQ<p ^öttOj &V7CBQ ^£ flfgftofr *3(c Danach Arm. nach fiAabe: xhv tov xaL- 
Qsiv äcnuCf/Mv TCUffoXaftßdvBiv. '^StetB o^, m yBvvatoi ... 3) Statt &&n 

(A Arm. Byz.) z. 1. : ico g, das in der späteren Literatur öfter mit dem Infinitiv 
verbunden wird. 4) Z. L: 8t i Siginv i^oti^aata st. fiTcetX^öats. Rh. M. 448. 
5) Z. 1.: (ivvd"u6as st. öw^iSccg (A); vgl. Byz. 2911 u. Leo. 

7. 1) Müll.: 6 ^6le(ios. Wohl z. 1.: nolifiiog. Vgl. Arm. Yal. Leo. 



Zweites Buch. 65 

kommen^), um die ganze Welt zu besiegen. Denken wir also darauf^ 
unsere Sache wieder gut zu machen, damit wir nicht bei unserer m et 
Oeringscbätzung des Gegners und unserem Dünkel überrascht werden. 
Ich fürchte, der OroBe wird noch unter den Eleinen erniedrigt, in- 
dem Zeit und Vorsehung einen Wechsel des Diadems gewährt. Jetzt 
ist es das beste, ihm Griechenland preiszugeben, damit wir nicht noch 
Persien verlieren, wenn wir versuchen, Griechenland zurückzugewinnen.' 
Da sprach Darius' Bruder Oxyathres*): *Du machst Alexander Mut, v ss 
Persien anzugreifen, wenn du ihm Griechenland preisgibst. Ahme 
ihm lieber nach; denn er überläfit nicht, wie du, Feldherren imd 
Satrapen den Krieg, sondern kämpft allen voran und legt für die 
Schlacht seine Königswürde ab.' Darius antwortete: 'Worin soll ich 
ihm denn nachahmen?' Ein anderer Feldherr sagte: 'Darauf beruht 
Alexanders Überlegenheit, daß er nichts von sich schiebt, sondern 
alles mutig unternimmt. Er hat die Kühnheit und das Aussehen 
-eines Löwen.' Darius fragte: 'Woher weißt du das?' Er sprach: 'Als ich 
von dir zu Philipp geschickt wurde, um die Abgaben zu fordern, lernte 
ich ihn kennen. Entbiete also alle deine Völker der Perser, Parther, 
Meder*), Elamiten und Babylonier, die von Mesopotamien und Iberien*), 
um nicht von den Baktrem und Indem und denen vom Palast der v 84 
:S^miramis zu reden; du hast ja 180 Völker. Von ihnen rüste dein Heer, 
und wenn wir die Griechen nicht durch unsere Kraft besiegen können, 
so werden wir sie vielleicht doch durch unsere Menge erschrecken.'*) 
Ein anderer Satrap^) erwiderte: 'Dein Rat ist rühmlich, aber nichts 
wert, denn die Überlegung der Griechen besiegt für sich allein die 
Haufen der Barbaren, wie ein lakonischer Hund eine Schafherde vor 
49ich her scheucht.' Darauf befahl Darius die Heere zu sammeln.] Ar 49 

8« Alexander aber kam auf seinem Zug durch Kilikien^) zum m es 
Flusse Kydnos.^ Das reine ^), durchsichtige Wasser lockte ihn zum 

2) A: in' i(ik xhv xai&iiyr^^v Itfrai. Nach Arm. Leo und Act. apost. 2, 9 
2. 1. i>'jth(i ifU. Ferner z. 1. SXa st. SnXa (A). 8) A: 'OifiaO'Qhg^ Yal.: Oxy- 

aihms, Arm. Byz.: Oxydarkes, Leo: Oxiather. 4) M.: /? Leo; fehlt A Ann. 

V»l. Byz. 6) 'IßriQlav vermute ich st. 'IXlv^lav A (ähnl. Byz. 2971 u. Leo); 

Arm.: Libyer; fehlt Val. Vgl. Kap. 23 Anm. 8. 6) Nach Arm. Byz. In A 

verstfbnmelt: otQdtsveov ii wbt&v txc^v &ixa i^vti to^g ^so^s' äffvccrol yicQ 
itfftkr tf ßagßagtx^ dvi^eifist xccl tat 7cXi^9'si {tcc «Xif^ cod.) ^aiißfjöai toj^? noXs- 
(liiwg (-fu>vff cod.). 7) So A Arm. Leo; ß Byz.: ^a^sfoff. 

8. 1) Val. ffigt hinzu : cum multum spatii sab aestivo sole armis onustus 
X)edibus exegisset (12 ff.). 2) So nur Val. (vielleicht aus anderer Quelle) ; A ß 
Arm. Leo Byz. : k e a n o s. 3) St. xad-aghif (Müll. u. Arm.) : KcetdQQitvv A L Byz.Leo. 

Ausf eld, Der grleob. Alexanderxoman. 5 



66 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

Bade; aber durch die Kälte wurde er sofort von Schmerzen befallen und 
erkrankte schwer. Die Makedonier litten mit ihm und fürchteten, 
Darius möchte die Gelegenheit zu einem Angriff benützen. So hielt 
nur die eine Seele Alexanders den Mut so vieler Seelen aufrecht/) 
Da versprach ein Arzt Namens Philippos^ den Alexander sehr liebte, 
ihn durch einen Trank zu heilen, und Alexander war bereit, diesen 
V 85 zu nehmen. Er erhielt aber einen Brief von seinem Feldherm Par- 
menion, der ein Feind des Philippos war: Darius habe dem Arzt 
seine Schwester Dadipharta^) imd Anteil an der Herrschaft ver- 
sprocheU; wenn er Alexander vergifte, und Philippos habe zugesagt. 
Alexander erschrak nicht, denn er kannte Philippos' Gesinnung, und 
legte den Brief unter sein Kopfkissen.*) Als Philippos den Becher 
brachte, schaute ihn Alexander an und sprach: 'Soll ich trinken? 
Soli ich mich dir anvertrauen?'^ Philippos antwortete: 'Trinke ge- 
trost, der Trank ist unschuldig/ Da trank Alexander und reichte 
dann Philippos den Brief. Dieser las die Anklage^) und sprach: 'Du. 
wirst mich nicht so finden, wie da geschrieben steht.' Alexander 
wurde gesund, und er umarmte den Arzt und sagte ihm, wie sehr 
er ihm vertraut habe. Philippos aber verlangte die Bestrafung Par- 
menions; denn dieser habe ihn selbst zum Giftmord zu überreden 
versucht, um Dadipharta zur Frau zu bekommen, imd habe sich dann 
für seine Weigerui^ rächen wollen. Alexander untersuchte die Sache 
und bestrafte Parmenion mit dem Tode.^) 
Ar 50 ^* ^^^ ^^^ gelangte Alexander in das Land der Meder, unter- 

warf schnell Großarmenien, zog dann viele Tage durch wasserlosea 
und zerklüftetes Gelände und kam durch tAreiane^) zum Euphrat.^ 
Diesen überbrückte er mit Nachen und eisernen Ketten.') Da er sah,. 

4) id'Qcsßvvsv A Aim. Leo Byz., i^gavcs Müll, aus ß. 6) So A G; Arm.: 

Dagipharta; Byz. 8013 n. 8063: Jad9upi^ap, 6) i>7ch rh XQoöxefpotXatov Byz. 

3022 » Arm., wie Plnt 19, 3 (vgl. Gurt. lü 6, 7); A: xffhg xstpcdijvy ß &hnl. yal.r 
Xff^g tfl [xe^aZf cc^oü, 7) Statt des unpassenden tc&s öoi if/Mvxhit 

«Mnre^tfo; {§) verm. ich: x/od; tfol L %.\ Vgl. Byz. 3029 f. nnd Arm. 
8) ävixyvohg xa xax* airoü nach A Arm. ('nachdem er die Anklage gegen sieh 
gelesen') nnd Leo. 9) m. d. T. : nnr Yal. nnd Leo. 

9. 1) So ß; JoQsuaifjg A; Arm: Ariake; Leo: Andriad; fehlt Val. Byz. 
ürsprüngl. Lesart vielleicht !ip a vi] »«} 9 sL tdQsuxpfjg. 2) Arm.: 'an den Flnß^ 

Aradsani, der sich ergießt von den blnmigen Bergen der Provinz Angt (? Baabe: 
jlyylrig) in die Quellen des Enphrat nahe beim Berg Ararat.' 3} MülL «» 

Ann./} Byz.: fpaXlö^v xtd «idriQcag xvifiikatg (l^cLUttfcir x. cidrofiaig %. A). Dag. 
Yal. 26: navibns atqne ponte; Tgl. Z. 30 f.; Leo: cum tabnlis et catenis fer- 
reis. Danach vermute ioh: &l^6s9ip ötStigcOg %al %6fikßa$gy zumal dies denk 
tats&ohlichen Vorgang entspricht; s. z. d. Si 



Zweites Buch. 67 

daß sich seine Soldaten vor dem Übergang fürchteten, schickte er den 
Troß voraus, und da sie immer noch Angst hatten, ging er mit seinen 
Hypaspisten^) zuerst hinüber. [Tigris und Euphrat sind Flüsse in 
Mesopotamien und Babylonien, die sich in den Nil ergießen; denn 
man sagt, daß sie sich entleeren, wenn der Nil übertritt, und über- 
treten, wenn er zurückgeht.*)] Als alle herüber waren, ließ Alexander 
sofort die Brücke zerstören. Die Soldaten aber murrten, daß sie sich v se 
nun im Falle einer Niederlage nicht retten könnten. Da rief Alezander 
das Heer zusammen und sprach: ^Ihr mac^ mir schöne Hofi&iungen 
auf Sieg! Eben deshalb habe ich die Brücke abbrechen lassen, damit 
wir entweder siegen oder untergehen. Denn ich schwöre, daß wir v 87 
nicht nach Makedonien heimkehren, wenn wir nicht als Sieger zurück- 
kommen.^) Seid nur mutig, dann ist der Kampf ein Spaßl' Sie 
riefen ihm Beifall und schlugen das Lager auf. 

Ebenso lageri^e das Heer des Darius am Tigris. Fünf Satrapen m es 
befehligten es.^) Beide Teile stießen zusammen und kämpften tapfer. 
Da schlich sich ein Perser in makedonischer Rüstung von hinten an Ar 51 
Alezander heran und schlug ihn mit dem Schwert auf den Eopf, daß 
der Helm zerbrach. Ergriffen und vor Alexander geführt gestand 
er, daß er ein Satrap des Darius sei, und daß ihm Darius seine 
Tochter und königliche Länder yersprochen habe, wenn er Alezander 
töte. Alezander aber schenkte ihm vor dem ganzen Heer die Frei- 
heit und sprach: 'Von solcher Art müssen Soldaten sein!' v 88 

10. Die Barbaren zogen sich dann aus Mangel an Lebensmitteln 
in das baktrische Land zurück, Alezander aber blieb dort.^) Da kam 
ein anderer Satrap des Darius zu Alezander und sprach: *Ich habe 
Darius große Dienste erwiesen, aber er hat mir nicht gedankt. Gib 
mir zehntausend Soldaten, so liefere ich ihn samt seinem Heer in 
deine Hände.' Alezander erwiderte: *Geh und hilf deinem König, 
Denn ich vertraue dir nicht Fremde an, da du die Deinen yerrätst.' 

[Die Satrapen jener Länder schrieben an Darius: ^Hystaspes und 
Spithridates') dem großen Darius. Wir haben dir schon früher 

4) So richtig C und Byz. 3077; A: yucgaöjtimdgj ß: ^B^acJCiezdQ. 5) Eine 
in den Text geratene Bandnotiz; fehlt Yal. ß, 6) Der Sinn nnr bei Leo 

richtig; danach A nngeföhr z. verb.: Sfivv^u yicQ t^v hcdvoSov x^v iv Maxedovi^ 
t^i} YBvijcsöft'aiy ioLv iiij vi^n^ioavtss [Hb: yLvoiiivriv fioi dtg ü vixiiöavrss] .< 
^otfr^iipcBfuy. 7) So Leo u. Byz. 3120 f.; Arm.: ^ihre Nachhut bildeten 6 Satr.'; 
fehlt A Val. ß. 

10. 1) Yal. 3 ff. erwähnt nichts vom Abzug. Leo (^?) läßt AI. die Stadt 
Baktra erobern und dort die Familie des Darius erbeuten; vgl.I 41 
Anm. 1. 2) Die Varianten wie I 89 A. 4 u. 6. 

6* 



^ 68 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

Alexanders Angriff gemeldet und teilen dir jetzt mit; daß er xmaer 
Land belagert und yiele von uns getötet hai Wir sind in großer 
Gefahr. Eile^ mit großer Truppenmacht ihm zuvorzukommen, daß er 
dich nicht angreife.'] 
M 66 Darauf sandte Darius an Alexander folgenden Brief ^): *Du hast 

uns einen anmaßenden Brief geschrieben, durch den du von uns yer- 

Y 89 langt hast; wir sollten zu dir kommen. Aber die Götter haben noch 

nicht so den Anker gelichtet, daß sie von Osten nach Westen über- 
siedeln sollten. Ich rufe sie als Zeugen an für das, was du mir an- 
getan hast. Von meiner Mutter nehme ich an, sie wäre zu den 
Ar 52 Göttern gegangen, von meinem Weib und meinen Kindern, daß ich 
sie niemals besessen hätte, imd ich lasse nicht ab, den Frevel zu 
rächen. Man hat mir geschrieben, daß du gegen die Meinen rechtlich 
gehandelt hast. Tätest du auch gegen mich das Rechte^) und kämst 
zu mir, demütig und reuevoll, so würde ich dir verzeihen und dich 
ehren. Geschieht das nicht, so brauchst du den Meinigen nicht Ehre 
zu erweisen und sie nicht weiter zu schonen, sondern mißhandele sie 
nur als Kinder deines Feindes; denn mir gilt dann alles gleich. Nun 
gib mir zum letztenmal Antwort, damit ich es weiß.' 

Als dies Alexander las, lachte er und antwortete: ^Dein eiteles 
Geschwätz hat den Göttern mißfallen, und du hörst bis zuletzt nicht 
auf, zu lästern. Nicht aus Furcht habe ich die Deinigen geehrt, und 
ihnen nicht geschmeichelt, damit du kämest und mir danktest. Bleibe 
nur weg^), da ja meine Krone der deinigen nicht ebenbürtig ist.^ 
Trotzdem werde ich meine Rechtlichkeit, die allen gilt, nur um so 
mehr beweisen, indem ich mich auch der Deinen erbarme^, die vom 
Himmel zu Boden gestürzt sind. Das ist der letzte Brief, den ich 

V 90 dir schreibe. Einfacher wird es sein, daß ich anders mit dir ver- 

kehre, anstatt dir mit Edelmut zu begegnen.'^) 

3) Der Brief und Alexanders Antwort ist überall stark verderbt. Im An- 
fang etwa 2. 1.: *'Efffaipas ijti^lv imiftoXiiv 'hitB^iftpavov ^ dt ^g il(i&g in^ti^tstg 
[ixitrttsts A] iptv%etv cot [so A]. O'bx o^ktog ijäfi (^wl) iisUxvifav [A: I|m( 
«^y, Arm. nach B. : Ifvtfa] riiv äyxvQav, möts ohv 6l71 &voctoX&v [d'so^g] slg 9vü{iccg 
xarometv. MocQt'Opoiua dk ^•iohg [so Arm. entspr. Val. om. A; ß: eoi] ifp* olg 
IIS eigySsto. 4) Nach rcc utgog iiik dlxauc itfydXaiag (MüU. S. 66a Z. 12) in A 

a. ß große Lücke. Der urspr. Sinn nnr aus Yal. 89, 10—16 n. Byz. 3191-^96 tu 
erkennen. 5) Mii ttagaylpov olv nghg ii(i&g ß (nnr fcuQaylvov hat A), &hnl. 

By2. 3216; fehlt Arm. Yal. 6) Arm. ß: o'ö yäg &^i6v iöti. (i^v A) tb iyAp 

^Mt^m {d6yiuc A) toi) 6ov duc&i^iLarog (om. A). Wohl zA.: &vrdi^iov. 7) In 
Arm. nnd A gleich lückenhaft; ich verm. nngefähr: oi iiiiv AXXcc [fehlt A] 
riiv yt$Ql nävxag sifßißBuiv [ttjg .. s'böBßsiag A] pLov ip&Bi^oiiai [aus ß ergftn2t] 
9t8Qiöa6teQOv xal rohg ca^g xarsXBi/jeag [Ä Arm.: xaXi&eeg'] ... 8) Der lettte 



Zweites Buch. 69 

11. Darauf rüstete sich Alexander uxid schrieb an seine Satrapen: 
'Der Konig Alexander den Satrapen von Phrygien^)^ Kappadokien, 
KUikien, Paphlagonien; Arabien nnd den andern. Schickt je tausend 
Kleider nach Antiochia in Syrien nnd die Felle der gefallenen Tiere 
zu Beinschienen und Stiefeln .... Ich habe dreitausend Kamele yom 
Euphrat gegen Antiochia hin bereitstellen lassen , und andere drei- 
tausend sollen diesen von Antiochia aus entgegenkommen'), damit Ar 58 
wir ohne Verzug das Nötige erhalten.' 

') Ein Satrap berichtete an Darius über seine gegenwärtige Lage: m n 
'Madates^) dem Gott Darius. Ich scheue mich, dir solches zu schreiben, 
aber die Umstände notigen dazu. Ich selbst bin Terwundet, zwei 
Yomehme sind gefallen. Auch Ariobarzanes (?)^) ist verwundet und 
hat sich in sein eigenes Land') zurückziehen müssen. Nanias(?)^ 
und seiue Untergebenen sind zu Alexander übergetreten, nachdem er 
die Passe genommen hat^), und haben königliche Platze samt den 

darin befindlichen Neben&auen übergeben^) und ^^)' Darauf 

schrieb Darius an einen andern Satrapen ^^) in der Nähe, er solle 
sich bereit machen, und an die nächsten Könige schrieb er, er 
gedenke den Kampf gegen die Makedonier wieder aufzunehmen, die 
sich ihrer Keckheit schwerlich freuen würden. ^^ Femer befahl er 
den Leuten des Ariobarzanes (?), vorzurücken, und schrieb auch an 
Porös, den König der Inder, mit der Bitte um Beistand. 

12. Porös antwortete auf Darius' Brief: ^Dein Schreiben hat 
mich sehr betirübi Gerne käme ich zu dir, jedoch ich bin durch 



Satz ist ganz verderbt. Etwa z. 1.: Kb%wewvsQov lc%ai ^vielmehr fivy ^IXiag 
lie iiitXstv 601, [A: slvou, &XXog /!>€ ycoltfiBlv 6.] rj yvriöltos [so Arm. /?; A: srXi]- 
ölov] ix^iv TtQhs ci. 

11« 1) A Leo: Svglas. 2) und andere — kommen: nur Arm. n. Byz. 

3247 ff. 3) Vgl. meine Herstellung des Briefes Rh. M. LII 448. Yal. u. ß 

fehlt er. 4) (jcsqI t&v ivBötmtmv) ol* MaddTtis yerm. ich st. olurittidrig A 

(Arm.: Notares, Byz.: Noctdgris, Leo: Nostadi). 5) A: KtoiidQ^Ti^f unten Ko* 
ßdüiriv (Akk.); Arm.: Eosares u. Eos, Leo: Coxari, Byz. 8264: 'Oldqrig. ürspr.: 
Kai 'AgioßagScivrig? S. z. d. St. 6) So Leo u. Byz. 3266; A Arm.: sls ^^ 

tifuiv öxf^rmiux. 7) A: Naviag, Arm.: Annias, Byz.: 'Avavlccg. 8) Wohl 

z. 1.; {äUßriaav «gog jUi^av^gov) eM^ia (od. sM^ovg) X€cß6woc. A Arm.: bMSlu 
{-'lag A) Xaßivteg. 9) nagiätoKav: A, nagiSrnnev (JX.)i Leo; Arm.: ^nachdem 

sie verbrannt'. 10) Schluß ganz unsicher. A Arm.: %al [lOlvfisrux^a A] ti^jt 

To4) 0gi9atov [so A; Arm.: Mid'giSdrov] ^dshpiiv [&ai%rsivccv Arm.] %al t6 %mglov 
[ao Arm.; A: Flur.] iven'ögicav. Dag. Leo: civitatem Mitriadis cum templo igne 
succendit. Byz. 8272: xwfi*av08 9' 'AI. rh \Uya eov xo>g^v. 11) Wohl z. L: 

öte^gd^f} &XX(p st. öargdTfjj vr^vyiH^ A, Ilitrccn^ cccv. Byz.; vgl. Arm. ß. 
12) die — würden: nur Arm. Leo; vgl. Byz. 3279. 



70 Zweites Kapitel. Der Text des Eomans. 

Krankheit verhindert. Sei aber nur getrost^ denn alle meine Streit- 
kräfte nnd auch die noch femer wohnenden Völker stehen dir zur 
Verfügung.' Als dies Darius' Mutter erfuhr, schrieb sie ihm heim- 
lich einen Brief: ^Rodogune meinem Sohn Darius. Ich höre, daß du 
zu einem neuen Krieg gegen Alexander rüstest. Verwirre nicht die 
Welt, mein Kind, denn die Zukunft ist unsicher. Laß die Hoffnung 
auf Sieg fahren, damit du nicht noch das Leben Terlierst Uns hält 
Alexander in großer Ehre, daher ich hoffe, daß ihr zu einem guten 
Übereinkommen gelangen werdet.' Darius weinte, als er dies las. 
[Zugleich aber geriet er in Sorge und nahm das baktrische Land als 
Bollwerk des Krieges.^] 

^ ^ 13. Alexander kam nun in die Nähe von Persis, so daß die 

H 68 hohen Mauern der Stadt den Makedonien! sichtbar wurden. Da ließ 
er die Herden dort Yon der Weide nehmen und Baumäste an die 
Tiere binden. Indem sie hinter den Soldaten gingen und die Äste 
nachschleiften, wirbelte der Staub bis zum Himmel auf, so daß die 
Perser ein unermeßliches Heer darunter vermuteten und erschraken. 
Alexander näherte sich der Stadt auf fünf Meilensteine^) und ge- 
dachte, einen Boten an Darius zu schicken, der ihm sagen sollte, er 
möge sich bereit halten, und^ wann sie denn kämpfen würden? Im 
Traum erschien ihm Ammon in Hermes' Gestalt mit Heroldstab, 
Mantel und makedonischem Hut und ermahnte ihn, die Botschaft 
nicht einem andern anzuvertrauen, sondern selbst zu gehen, in der 
Tracht, die er ihm zeige; er werde ihm beistehen. Alexander erzählte 
den Traum seinen Satrapen, und sie rieten ihm, es so zu machen.') 
14. Alexander brach mit dem Satrapen Medeios^) und einem 

V 92 Ersatzpferd auf und kam zum Fluß Stranga. Dieser gefriert so fest, 
daß man ihn mit Wagen befahren kann, taut aber dann plötzlich 

Ar 65 auf und verschlingt die Hinübergehenden. Alexander fand ihn ge- 
froren, kleidete sich, wie es ihm Ammon gezeigt hatte, bestieg sein 

M 69 Pferd ^ und ritt allein hinüber. Medeios' Begleitung lehnte er ab, 
da ihm der Gott schon helfen werde. Der Fluß war ein Stadium 



12. 1) A: xofl riiv t&v Baxtgiav&v x<>^Qccv JtQOiiax&voc ^st. -xs&vccy Itf^cv. 

13. 1) ß: &ith öTiiislov iiiiBQ&v nivre, A: 'fifiigas s^ entspr. Arm. Leo Bjz, 
Die richtige Lesart eriiislaiv ist in G erhalten. 2) Arm. ß (A) lückenhafb: 
{Ltivbovra ainm * yedzs xriv cvitßoXriv roü Ttoliftov 9rocij<rot;0ttf. Die Ergänzung 
nach Leo: ^ut preparet se et qnando exeat' . . Vgl. Yal. 18 f. 3) So Arm. 
Leo Byz. A: avvsßovXBvovro imoTeoifjöai ^d. i. -svov rovro n.y; ß: fii] Ttoifjacct. 

14. 1) Die ÜberL Eumelos (-dos) od. Meldaios. 2) ß falsch: rov Bovni- 
fpccXov iknov. YgL Kap. 15 u. 16. 



Zweites Buch. 7.1 

breit. An den Thoren Ton Persis angekommen, ließ er sich von den 
Wachthabenden zu Darins führen, der draußen auf einem Hügel den 
Truppen seine Befehle erteilte.®) Als ihn Darius erblickte*), wäre er s 72 
fast vor ihm niedergefallen, indem er ihn für den Gott Mithras hielt.^) 
Darius war fremdartig und kostbar gekleidet^) und von zahllosen 
Bewaffneten umgeben. Befragt, wer er sei, antwortete Alexander, er 
•sei ein Bote des Königs Alezander, der Darius sagen lasse: *Wer mit 
•dem Kämpf zögert, verrat Feigheit; gib also an, wann du die Schlacht 
wünschest.' Darius erwiderte: ^Bist du etwa Alexander, daß du so s 73 
keck sprichst? Doch ist jetzt Zeit zum Mahl^, und du sollst mit ^' ^ 
mir speisen, da es auch Alexander mit meinen Gesandten so gehalten 
hat.' Darauf führte er ihn selbst an der Hand in den Palast, ein 
gutes Vorzeichen für Alexander; und sogleich wurde zu Tische ge- 
rufen. Den ersten Platz hatte Darius^), dann sein Bruder Oxyathres, 
dann Ochos, der Satrap der Oxydraker, dann Abulites von Susa^ 
Phrasaortes(?)^), Mithridates, Tiridates, der erste der .Bogenschützen, 

femer der dunkelfarbige Athiopenkönig Kandaules^^) Diesen 

gegenüber erhielt Alexander seinen Platz für sich allein. 

16. Die Perser betrachteten verwundert Alexanders kleine Gestalt. ^ 70 
Als man nun mitten im Gelage war, begann Alexander alle Becher, 
die ihm gebracht wurden, einzustecken, sobald er getrunken hatte. 
Da dies Darius gemeldet wurde, sprang er auf und fragte, warum er 
•das tue. Alexander, der die niedrige Gesinnung des Barbaren an 
«einer Haltung merkte^), erwiderte: 'Wenn Alexander seine Heer- 
führer bewirtet, schenkt er ihnen ihre Becher, und so meinte ich, ▼ 9* 
du hieltest es eb^so, wie Alexander*).' Die Glaubwürdigkeit dieser 

8) atQoctots {'ovg A) xjiQ'iööaiv A Arm Leo. 4) &9'Qi^6as z. 1. st. äd'Qoi- 
4ag. Ebd. 444. 5) So d Byz. und Arm. nach Yogebr.: ^Da warf Darius dar- 

Tiber großes Staunen, und kam und küßte fast den Boden vor ihm, ihn fiir 
«inen Gott haltend, der vom Himmel herabgekommen, und es war Darius mit 
Barbarengewändem geschmückt' usw. Nach A Val. ß und Raabe wird umgekehrt 
Darius von Alexander für einen Gott gehalten. 6) In der Beschreibung des 

Ornats ist der Wortlaut von a nicht mehr herzustellen. 7) A verd. : ijtl xä 

4Svvrfi'8g istnvov rotg &yyiXotg SiatsXstovöd'ai, Etwa: äst %ataxkiv%69'ai,. 
8} Über die folgenden Namen s. Rh. M. a. a. 0. Val. fehlt dies« 9) A: ^a- 

XapT72ff, Arm.: Phavartes, Byz. 8457: ^tkoqtog, 10) Die übrigen Namen ganz 

entstellt. Im ganzen sind es mit Alexander zwölf Gäste. 

15. 1) ß (om. A): Noi^Cag &k 'AX. äno xo^ 6%ifi\uxxog xf^g »^v^f^g {x^v t3^v%iiv C) 
«?«£. Etwa z. erg.: &. x. ap xo^ ßagßaQov xi}v xa%siv6xrixa x. 1^. Vgl. Arm. 
imd Val. 28 (wohl z. verb.: ignobilitatis.) 2) Nach 6 erbietet sich AI., die 
Becher zurückzugeben, was er nach Leo auch ausfuhrt; nach Syr. schenkt sie 
ihm Darius. 



72 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

Worte, machte auf die Perser großen Eindmek. Da erkannte ihn ein 
Botschafter'), der seinerzeit Ton Dahns nach Pella geschickt worden 

^ u war, um die Abgaben einzufordern, und teilte Darins seine Wahr- 
nehmung mit. Als Alexander sah, daß er erkannt war, sprang er 

M 71 mit den goldenen Bechern hinaus, bestieg sein Pferd, entriß einem 
Wächter die Fackel und ritt davon. Bewaf&iete Perser verfolgten 
ihn, aber während ihm die Fackel den Weg zeigte, verirrten sie sich 

V 95 in der Dunkelheit Unterdessen erblickte Darins ein schlimmes Zeichen; 

das Bild des Xerxes, das er sehr wert hielt^ fiel von der Decke und 

wurde zertrümmert. Als Alexander an das jenseitige Ufer des Stranga 
M 72 kam, löste sich das Eis, und sein Pferd versank, während er selbst 

noch glücklich das Land erreichte. Die Verfolger mußten am Ufer 

Ar 58 umkehren. Alexander aber fand Medeios^) mit den Pferden zur Stelle. 

s 76 16. Dann versammelte Alexander sein Heer, und da er fand,. 

daß es Dur 120000 Mann zählte, ermutigte er sie und sprach: ^Unsere 

V 96 Zahl ist zwar klein, aber jeder von uns wird tausend Feinde vei^ 

nichten. Viele tausend Fliegen drangen sich auf den Wiesen^), wenn 
aber Wespen kommen, werden sie schon durch ihr Summen ver- 
scheucht.' Darauf führte er sein Volk durch ödes und steiles GeUnde') 
hinter den Stranga. Darins kam von der andern Seite an den Fluß, 
fand ihn gefroren und setzte über. Die Herolde riefen zum Kampf. 
Darins saß auf einem hohen Wagen, Alexander auf seinem Pferd 

V 97 Bukephalos, dem niemand nahen konnte. Als die Trompete erscholl, 
s 76 entstand ein ungeheurer Kampfeslärm. Die Geschosse verdunkelten 

Ar 59 die Luft, imd Gefallene bedeckten den Boden. ^). Da wendete Darius 
seinen Wagen, nnd mit ihm begann die ganze Mapge der Perser zu 
fliehen. Durch die dahinfahrenden Sichelwagen wurde das Fußvolk 
niedergemäht, wie Getreide auf dem Feld durch die Bauern. Als sie 
an den Stranga kamen, fand ihn" Darins noch fest nnd gelangte hin- 
über, unter der nachfolgenden Masse aber brach das Eis, und die Flufc 



S) Nur Arm. richtig: Tcagacdyyris vt^. A: Idaagyccg u. nugKCaQy&g^ Val.r 
Pasarges, Byz. : üagaadytris. Das Wort ist überall als Name anfgefal^t. 4) S. o» 
Kap. 14 Anm. 1. 

16. 1) Müll, fehlerhaft; vgl. Arm. 2) A.: xoXlccg . . xigeovg %al 6x6^ 

ßovs Siev4^^va£. Ich Term.: &%ox6\lovs xoTtovg od^r 0%bv<A}s v. ^wohl nur 
atißovgy. Yal. fehlt dies. 3) Die weitere Schilderung in den Texten yer- 

schieden; A: obg ovv kxxatiQOvg ixXiisv ^oUnovg atÜTuyi' nolbg äi t^g 9Q0vg 
awsxXovstto xal xla^yslav cxqux&v' nQod'VfUa Sh i^sy Big dHgiv' xai ol ithv 
U^o^ Tjli^pavxo oi dh xolg ß^Xtctv icxinacav xbv iiigcc alkoi. ^k (laxcclgatg i^oir- 
iiVQO^vxo ' xccl noXXol lihv c9llovxo TCoXhg dk 6&VQi^ig mgmQBi ' nal oi i^kv iötpdiovxo^ 
SxBQOi 8h i}fiiG(payBtg ixsivxo. 



Zweites Buch. 73 

yerschlang^ was darauf war, die andern wurden von den Makedoniern 
niedergehauen. Darius floh in seinen Palast, warf sich yerzweifelt 
auf den Boden und jammerte; 'Welcher Unglücksstem hat das per- 
sische Königreich gestürzt^), daß Darius, der so viele unterjocht hat, v 88 
der ein Throngenosse der öotter war, nun ein einsamer Flüchtling 
geworden isti Wahr ist, was meine Mutter sagte ^), daß niemand die 
Zukunft sicher kennt. Denn ein kleiner Ausschlag des Schicksals 
erheht die Niedrigen über die Wolken und wirft die Hohen hinab 
in das Dunkel.' 

17. Als er wieder zu sich gekommen war, schrieb er einen Brief 
an Alexander: ^Meinem Gebieter Alexander Gruß tou Darius. Vor 
allem bedenke, daß du als Mensch geboren bist! Das genügt, um 
Tor Übermut zu warnen. So hat auch der stolze Xerxes, dem ich m 74 
das Lebenslicht yerdanke, in unersättlicher Habgier den Feldzug 
gegen Griechenland unternommen, Ton dem er mit schweren Verlusten s 77 
zurückkam.^) Denke also an das Schicksal, habe Mitleid mit uns und. 
gib nur Mutter, Gattin und Kinder zurück. Dafür verspreche ich, ▼ 99 
dir die Schätze in Minaia^), Susa und Baktra zu zeigen, die unsere 
Yorfiihren in der Erde verbolzen haben, und wünsche dir, daß du Ar so 
über die Perser, Meder und die andern Völker immer herrschen 
mögest/ 

Nachdem Alexander den Brief gelesen hatte, [befahl er, ihn 
seinen Heerführern vorzulesen. Einer von ihnen Namens Parmenion 
sprach: ^Ich hätte die Schätze und Länder angenommen und Darius 
dafdr seine Familie zurückgegeben/ Alexander erwiderte: *Auch ich 
hätte sie angenommen, wenn ich Parmenion wäre.'^) Darauf] beÜEihl 
er den Boten, Darius zu sagen^): *Ich wundere mich, daß Darius 
seine Familie mit meinem Geld loskaufen will und mir meine Länder 
verspricht. Er scheint nicht zu wissen, daß alles nur dem Sieger 
gehört.^) Ich wäre überhaupt nicht nach Asien gekommen, wenn v 100 
ich es nicht für mein Land hielte, und Darius soll froh sein, daß er 
fremdes Eigentum so lange ungestraft hat benützen dürfen.' Mit 

4) So A, ähnl. Syr.; nur z. L: ncctißalav st. ißccUv. 6) w. m. M. 8.: nur 

Arm. ; ygl. 11 12. 

17. 1) Letzteres ist in A nach 'MXd ye (Müll. S. 74 A. 4) ausgefallen. Vor- 
her ist nach Ann. z. 1.: 7ioctag>(fovii<fa£ ndvxoiv. 2) MhvuLtf venu, ich st. 
Mi na Arm., Mivvdii A, Miniada Leo, Mr^vidSi Byz. 3698. 3) Überall ver- 
derbt; am wenigsten bei Arm., dessen Vorlage lautete: Kai iym ilaßovy itpri, & 
naQii^viiov. Z. verb.: K, i. i. {ctv\ l^ mv JJocQfiBvlvtv. Vgl. Diod. XVII 54, 6. Val. 
fehlt der Satz. 4) Darauf — sagen: nur Arm. 5^ Die Stelle am voll- 
ständigsten bei Arm. u. Leo. 



74 Zweites EapiteL Der Text des Romans. 

diesen Worten entließ er die Gesandten ohne schriftliche Antwort. Er 

H 75 sorgte auch für Verpflegung der Verwundeten und Bestattung der 
Gefallenen. — [Dort verweilte er während der strengsten*) Winterszeit, 
opferte den einheimischen Göttern und ließ den schönen Palast des 
Xerxes anzünden, den Brand aber alsbald wieder löschen, da es ihn 
reute.] 
s 78 [18, Er besuchte auch die persischen Gräber, die mit Gold- 

schmuck und goldenen Gefäßen ausgestattet waren, so daß sie wie 
Heroentempel aussahen.^) Er besuchte auch Kyros' Grab. Dies war 
ein zehnstöckiger^ Turm, und im obersten Stockwerk lag die Leiche 
in einem goldenen Sarg, mit Glas umgeben, so daß der ganze Leib 

T 101 bis auf das Haar sichtbar war. Hier befanden sich Griechen, schreck- 
lich verstümmelt und gefesselt, in Haft»), die nun Alexander zuriefen, 
Alexander brach bei ihrem Anblick in Tränen aus und befahl, sie 
mit einem Geschenk von tausend Drachmen in ihre Heimat zu bringen. 
Sie aber baten Alexander, ihnen lieber dort Land anzuweisen und sie 

Az 61 nicht dem Gespött ihrer Landsleute preiszugeben. So ließ er ihnen 

Äcker, Saatfrucht, Vieh und sonstigen Bedarf der Landwirtschaft zuteilen.] 

19. Darius aber rüstete sich zu einem neuen Krieg und schrieb 

an Porös, den König der Lider: 'Zeige, daß du am Unglück meines 

v 102 Hauses Anteil nimmst.^) Denn der Mensch, der mich wie ein wildes 
Tier angefallen hat, will mir meine Familie nicht herausgeben und 
läßt sich trotz allem, was ich ihm versprochen habe, nicht überreden. 

^ ^^ So beginne ich einen neuen Krieg bis zum äußersten. Auch du mußt 
empört sein über das, was mir wider&hren ist, und mich rächen, 
wenn du unserer Vorfahren gedenkst. Sammle deine vielen Völker 
am kaspischen Paß. Ich werde dem Fußgänger drei Goldstücke geben, 
dem Reiter fünf, samt der Verpflegung. Du sollst die Hälfte der 
ganzen Beute bekommen, femer das Pferd Bukephalos samt der 

V 103 königlichen Ausrüstung und den Harem in Susa^), 180 Frauen mit 
ihrem Schmuck. Eile, wenn du diesen Brief erhältst.' 

6) äxfiaidtatov A u. Byz. 3746. 

18. 1) In ß z. 1.: &6TB mg ^Q<pav slvai viiv Q-iav (Rh. M. 446), bei Yal. 20: 
conditoria (st. condita) ad templorum magnificentiam. Der Zusatz von ß über 
das Grab des Nabuchodonosor fehlt in A. 2) So richtig Arm. A {9h xal 

tfr^yoff); ß n. By^.: dmdBxdötsyog. 3) &vdQ8s jid^ivoctoi fügt Müll, nach ß hinzu; 

vgl. Byz. 8781. 

19* 1) Ich verm. etwa: hfl r|[ yBvoit^vjj xcctcccrgotp^ . . . %oiifüaiß&v drjXio- 
60V. /? u. Byz.: %al vvv dYjXco tfot, A: lypaa|)a<To; tfoi (iv\JMdc%mv i. t. y. %. roü olkov 
liov ' ijcBidij . . . Arm. las : noivtovBlv driX& oder iäi^lmöd coiy Yal. (26 f ) xotvmv&v 
dfjXog bI. Eh. M. 445. 2) A Arm. verd. ; z. v. : Bovxiq)aXov . . ai}v totg ßaciU- 



Zweites Buch. 75 

[Ale!sander aber erfuhr dies von einem Überläufer und zog mit 
seinem Heer nach Medien^ da er hörte, daß Darius in Ekbatana sei; 
denn er glaubte nicht Herr von Asien zu sein, wenn er nicht Darius' 
Namen yemichtet hätte.') Da ihm gemeldet wurde, daß jener zum 
kaspischen Faß geflohen sei, beschleunigte er die Verfolgung. Dann 
hörte er von jemand, daß der König in der Nähe sei*), und da er 
vom Eunuchen Bagistanes^), der zu ihm überlief, sichere Nachricht 
erhielt, eilte er noch mehr.] 

20. Als Darius* Satrapen erfuhren, daß Alexander heranziehe, Ar 68 
beschlossen Bessos und Ariobarzanes, Darius zu töten, in der Hoff- 
nungy von Alexander dafür belohnt zu werden, und griffen ihn mit 
dem Schwerte an. Darius rief ihnen zu: '0 meine Gebieter, die 
früher meine Diener waren, was habe ich euch zuleide getan? Ihr 
werdet doch nicht schlimmer gegen mich handeln wollen, als die 
Makedonier? Laßt mich hier mein Schicksal beweinen. Alexander 
aber wird mich rächen, wenn er mich ermordet findet; denn kein König s so 
darf es mit ansehen, wenn ein anderer König erbarmungslos erschlagen 
ist.^)' Und er hielt die Hände vor, so daß die Hiebe nur flach trafen.^ 

Die Makedonier aber überschritten den Stranga, den sie gefroren v io4 
fanden, und Alexander drang in Darius' Palast ein. Die Frevler 
ließen Darius halb tot liegen und entflohen, um abzuwarten, wie m tt 
Alexander die Tat aufnehmen würde. Als dieser Darius in seinem , 
Blute sah, weinte er, bedeckte ihn mit seinem Mantel, legte die Hände 
auf seine Brust und sprach: 'Erhebe dich, König Darius, und herrsche 
wieder, wie zuvor. Ich schwöre, daß ich in voller Aufirichtigkeit so 
zu dir rede. Ich habe ja als Gast an deinem Tisch gesessen.') Wer Ar es 

xotg %OQr\yLo^g (st. xtoQioig) xal tag iv Eo'bGoig TecclXandg. Rh. M. a. a. 0. 
3) A Arm. sinnlos: sl ft^ xaT8q>Q6vri6s rov Jagslov 6v6iuxtog. Etwa z. 1.: b. fi. 
xaTsri<PQO}ös rb 4. Svoiia. Rh. M. 446. 4) In A Lücke; nur Arm. zeigt 

das Richtige. 5) So nach den Histönkem z. v. st. Gistanes (Arm.) und 

Bazanus (Yal.). 

20. 1) 'denn — ist': nur A d; in A verm. ich: oi) Q'ifug yocg dtpd'fjvai 
ßaaiXst ßaatlia doXotpovri^ivra &votxTi6Tiog. Rh. M. 567. 2) Ann. ß Byz. 

abw. u. ausführlicher. 8) nach Arm.; weniger deutlich 9 (Leo verd.). <In A 

stehen folgende Skazonten: 

tolovg iXs^B cv{iMaQ'Btg fi/69'ovg' 

'AvdöToCy fprißi, tfjg t'6x;rig, m 4cCQBts, 

Tial T&v öBocvtov SBöJtoTrig naXvv yivov 

di^av 60V rh didSriyiM Ubqcimov «XijO'ov^, 

}c%B 60V xo ii4y69'og tfjg tvqavvvKfig 96^7ig. 

o{ivviii 601 (66 A) JaQBlB Toijg ^Bohg ndmug^ 

mg Sri [iyo)] &Xri9'&g xal oi) 7CB'JtXa6ydv(Qg Xiyco. 



76 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

sind deine Mörder? Gib mir sie an, damit ich dich räche!' Darius 

aber zog Alexander an sich, umarmte ihn und sagte: ^ Werde nicht 

stolz auf deine Königswürde, und wenn du auch mit den Händen 

den Himmel zu berühren meinst, schau auf die Zukunft! Denn das 

s Hl Schicksal zieht alles ohne Unterschied in seinen Wirbel. Sieh, was ich 

y 105 war und was ich bin! Wenn ich sterbe, so begrabe mich. Makedonier 

>J und Perser sollen mich bestatten und sollen ein Stamm werden. 

Meiner Mutter Rodogune nimm dich an, wie der deinigen, meiner 

Gattin erbarme dich wie deiner eigenen Schwester^); meine Tochter 

N) ^ 7s Boxane gebe ich dir zum Weibe, damit, wenn die Gestorbenen noch 

etwas Bewußtsein behalten, beide Väter, Philipp und Darius, auf die 

Nachkommenschaft stolz seien ^).' Nach diesen Worten gab Darius 

in Alexanders Armen seinen Geist auf 

31. Alexander beweinte Darius und befahl, ihn nach persischer 

Sitte königlich zu bestatten. Die Perser und Makedonier ließ er bewaffnet 

vorangehen, und er selbst trug mit den Satrapen die Leiche, was 

alle noch mehr rührte, als Darius' Tod. Er setzte ihn in der Königs* 

T106 gruft bei und veranstaltete ein Opfer und eine Leichenfeier. Dann 

Ar 64 [erließ er an die Perser folgende Gebote: 'Der König Alexander, Sohn 

des Gottes Ammon und der Olympias, an alle Bewohner des Perser* 

landes. Es wäre mir lieb, wenn nicht so viele tausend Menschen 

^ umgekommen wären, doch danke ich den Göttern, daß mir der Sieg 

s 82 beschieden war. Den eingesetzten Satrapen habt ihr zu gehorchen ^)^ 

wie unter Darius, und nur in Alexander euem König zu erblicken. 

Behaltet eure Gebräuche, Feste und Opfer, wie unter Darius. Jeder 



li6vog naq^xon ^6ot oder (i6v<p TCagaxoiQ&y th Sidirnia r&v öxi^ntgav ' 

liBTCc öoi) yoiQ wbrbg xccl TQO(pfjg ixoivmvovv {-vu A) 

inl taZg (aatg?) rga^i^aig tf^r (trjv A) &v* kaxiav %BlQav 

(etwa i6%dQav iiXrfi'eig)^ 
ilvLxa xagijiiriv &yyeXdg UXe^dvdQOv. 

lAXX' i^avdata xal xgdtvvB r^g x^^Q^S' 

oi} &st (d^ A) ßa€tXia dv<stv%o^vTa XvxslöQ'at ' 

i66rrig (-rriv A) yccg äv^gantousi {ävöig' i\ A) tcbqI tilovg fioigrig 

(lA^gtg A). 
riveg is ö* oi rgmöcctfreg, sixh Jagels^ 

{i/r^woov aitrovg, tva iis \ ^nStxöv I^HJff-^ 
4) mg 6vvani,ov oixsiav z.v.at. övvsfi^ov ol%ixriv (A) nach Aim. Syr. 6) Über- 
all verderbt. In A etwa zu verb.: tv\ it xi %&v ^ixolci l^in^ui yvwiirigj \ ol 
^{>o yovetg i>ii,&v i%l xixvoig xavx&vxai ^viehnebr yorl^sg i. xinvohoiyy \ co9 
Itkv ^iXMTtog, 'Pmidvrig äh Jag$log <]viebnebr «rol und *Pc»£at^^. Yal. fehlt dies. 
21. 1) So A ^ Yal. Leo Byz.; abw. Arm. Syr.: Die Satrapen haben mir zu 
gehorchen. 



Zweites Buch. 77 

soll in seinem Wohnort bleiben; wer ihn rerläßt^ soll als Abtrünniger ^ 
bestraft werden. Über sein Eigentum darf jeder frei yerfttgen, nur 
muß alles Gold und Silber bei denen, die in unsem Provinzen und 
Städten die Verwaltung fähren, abgeliefert werden; sonstige Münze 
bleibt den Besitzern. AUe Waffen sind in den Zeughäusern abzu- 
geben. Für die Satrapen werde ich über die Truppenzahl und Be- 
waffnung Anordnung treffen. Die üblichen Wettkämpfe sollen nach 
Bestimmung der Satrapen stattfinden. Ein Verkehr zwischen ver- \ 
fichiedenen Völkern ist nur zu Handelszwecken erlaubt^ und zwar nur 
ohne Waffen und nur bis zu zwanzig Personen, bei Todesstrafe nach v 107 
persischem Gesetz. Die Eaufleute sollen ihr Gewerbe betreiben wie 
unter Darius. Als Abgabe ron Feldern und Gewächsen werde ich 
nur zwei Teile nehmen, während ihr ihm drei Teile zinstet.*) Ich M79 
wünsche Wohlstuid in euerm Lande und einen friedlichen, unbehin- 
derten Verkehr zwischen Griechenland und Persien.*) Vom Euphrat 
aus soll jeder Satrap in Strecken yon einem halben Schoinos die 
Straßen herstellen, Schoinos um Schoinos anschreiben lassen^), wohin 
der Weg führt, und an den Kreuzungen^) Wegweiser anbringen. Die Ar 65 
Abgaben, die unter Darius för Wegbauten üblich waren, stifte ich 
den Göttern för die Tempel*), besonders . . . und Zeus.^) — p)a ihr, 
dem G^burtsfest des Kyros entsprechend, auch das meinige begehen 
Wollt, so habe ich meinem Satrapen Aischylos^) Befehl erteilt, damit 
ihr beide Feste mit Schmaus und Festspielen begeht. Dann sollen 
bei dem Festspiel die Perser Zuschauer und Kämpfer sein.^) Das s ss 
Gymnasium und das Festspiel soll an einem besonders günstigen 
Platz sein, wie in der Stadt Pella. Die Wahlen werde ich selbst 
Tomehmen, so lange ich lebe, nach meinem Tode die, denen ich die 
Regierung dieses Landes übertragen habe.^^) Für einen Streitwagen 
soll eine goldene Schale im Gewicht von tausend Stateren^) gegeben 
werden, und fünf silberne ^^), jede ein Maß fassend, daß sich ein 

2) So nur Arm.; in A Lücke. ßBjz.: Ich werde denselben Teil nehmen, 
wie Darins. 3) Das Folgende habe ich im Rhein. Mus. LII 658 f. herzustellen 
Yeisueht. 4) Z. 1.: xcel 9tic ^xoCvov iy^gd^^ai. 6) Z. 1.: bI ^^o 6M ncstä 

rtx^h t^xouif. 6) 9lg tk l9pk Arm. (Rftabe) st. t4<Söa0cc A. 7) A: ^uHusta 

^il ^g &ß«ifiv xftl ilav. Arm.: ^und besonders dem Drosobares.' 8) A: 

f»o« 6xo4lip t§) ücetpditTU, ernten: p4xif^^9i Arm.: 'Moskyla' u. ^Moschylos'. Als 
urspr. Lesart verm. ich: tm öcetQdae^ fkov AliSx'6Xtii. 9) So Arm; <^A: &d'lec 

t9&iiö9tM ni^ai imi XQ^i^O' D&n<^ch eine Bestimmung, deren urspr. Wort- 
laut unsicher ist, über dne jungfräuliche Priester in. 10) Ich yerm.: olg 
|iov T^f^ ^^^y ti^vSs 44&Oiit€c &vpdittaif. 11) Z. 1.: §x^vea ffi]x^ ötavififmv 
,a (oder nach Arm. ,aü^), 1%) Nach Syr. z. 1.: «tfl &kXa% e' &^yvqcct. 



78 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

mäßiger Mensch damit berauschen kann; fiir ein Streitroß eine Schale 
von gleichem Gewicht und ein persisches Gewand^') für das Alexander- 
mahl^ lebenslänglich. Wer nach persischem Brauch siegt^ soll einen 
goldenen Eranz erhalten . . . .^^) ein einfaches persisches Gewand, 
einen goldenen Gürtel und zwei Schalen von je 190*^) Stateren .... 
Nur sollen die Leiter der Festspiele unsere alexandrinischen Gauvor- 
steher sein und der Priester des Alexandertempels.*®) Aischylos, der 
den Alexandertempel gegründet hat^ trägt einen goldenen Eranz und 
ein Purpurgewand, namentlich an besonderen Tagen. Andere soUen 
den Tempel nicht betreten, unter keinen Umständen aber das medische 
Volk.]] — Bei Streitigkeiten soUt ihr nicht unter euch selbst gericht- 
lich verhandeln ; auch nicht vor wem ihr wollt, besonders in einer 

Ar 66 Kapitalsache. *^) Wenn einer außerhalb der Batsversammlung des 
Satrapen Genossen versammelt*^), soll er als Feind umkommen.' 

Nachdem Alexander diesen Erlaß hatte niederschreiben lassen,] 
sprach er*^): ^Ich habe Darius nicht getötet, aber denen, die es getan 
haben, muß ich Geschenke und große Länder geben.' Da wurden 
die Perser bestürzt. Er aber sagte: *Was argwöhnt ihr? Darius' Tod 
8 84 erspart uns weiteren Kampf.^) Wer es getan hat, Makedonier oder 
Perser, komme und empfange seinen Lohn. Ich schwöre, daß ich 
sie ausgezeichnet und hervorragend^) machen will.' Da weinte alles 

V108 Volk. Die Bösewichte Bessos und Ariobarzanes aber kamen, ihr 
Geschenk zu erhalten. Da befahl Alexander, sie zu ergreifen und 

M 80 auf Darius' Grab zu kreuzigen. Als sie nun schrieen, er breche seinen 
Eid, antwortete er: *Nicht euretwegen, sondern für das Volk recht- 
fertige ich mich. Ich hätte die Mörder nicht so leicht entdeckt, 
wenn ich nicht für kurze Zeit Darius' Tod gelobt hätte. *^) Ihre Be- 
strafung aber war mir erwünscht, weil solche, die ihren eigenen 
Herrn getötet haben, mir noch viel mehr gefährlich wären. Euch 
Schurken jedoch habe ich nicht falsch geschworen, euch ausgezeichnet 

13) Z. 1. : xal ötoXii IlBQöixri. Das Folgende ist unsicher. 14) A Arm* 

lückenhaft und verderbt. 16) So A. Danach ein völlig verderbter Satz. 

16) So Arm. nach Yogelr., nur ohne Interpunktion am Schluß. A Yal. abw. ;. 
A: x6aov ol tmv äyrnveav iicLxQwcoi %iSvm60Lv ol i^fiirs^ot 'AXa^aväQBtSj ol »al 
IsQstg To4) 'AXB^dviQov hgo^ (Hs: 'AXa^avägtro^), 17) A: sks^I xBtpaXi- 

xoD. 18) A: iccv 9i xig tpav^ ixthg ßovXsvtriQlov cvvdymv rj öatgdTCag ^ 

avitfidxove. Wohl z. 1.: ixvhg ßovXsvvriQlav catQ^Ttov övvdymv üviifukxovg. 
19) A verd.: ijtü äh TtdXiv xa^a MXbcb^ öwiygaipsv IdX. Uyav. Wohl z. 1.: M- 
Xbcs övyyQan^ag 'JX. iXayav. Leo Byz. ß fehlt dieser Zwischensatz. 20) Nur 

Arm. ß Bjz.; vgl. Yal. 2 f. 21) TtBQupavslg ncd iniöiiiiovg. 82) Z. 1.: kciwca 
st. fyitvXriCcnbr^v^ wie schon Baabe richtig sah. 



Zweites Buch. 79 

und hervorragend zu maclien; denn das sollt ihr am Kreuze werden/ 
Darauf riefen ihm alle Beifall zu^ und es geschah so. 

22. Nachdem Alexander die Bürgerschaft beruhigt hatte, fragte 
er sie, wer Satrap ihrer Stadt werden sollte. Sie nannten Abulites^), atst 
den Vatersbruder des Darius, und Alexander erklarte sich einver- 
standen. Darauf schrieb er einen Brief an Darius^ Mutter und Grattin: 
'Der König Alexander grüßt Stateira und Bodogune. Wir haben 
uns gegen Darius gewehrt, da er sich uns entgegenstellte, aber ich s 85 
hätte ihm gerne das Leben unter meiner Herrschaft gegönnt. Ich 
fand ihn von seinen eigenen Untertanen verwundet im Sterben und 
bezeugte ihm mein Mitleid. Er gab mir seine Tochter Roxane zum 
Weibe. Ich habe die Bache an . seinen Mördern vollzogen und ihn 
zu seinen Ahnen bestatten lassen. Ihr aber sollt jetzt euem Kummer 
stillen, denn ich werde euch wieder in eure königliehe Würde ein- 
setzen. Einstweilen bleibt, wo ihr seid, bis ich hier Ordnung ge- 
schaffen habe; denn einige Toren verweigern noch den Gehorsam. 
Roxane aber soll meinen Thron teilen und, wenn ihr einverstanden 
seid, als Alexanders Gemahlin geehrt werden.' 

Stateira und Bodogune antworteten: *Wir flehen zu den Göttern, vio9 
die Darius und die Perser gedemütigt haben, dir, dem Göttergleichen, 
ewigen Buhm zu verleihen, und wünschen dir das Beste, denn nicht m si 
wie Gefangene hast du uns behandelt. Jetzt aber sind wir nicht Ares 
mehr Gefangene^ sondern Alexander ist unser Darius geworden, und 
ihn verehren wir. Wir haben auch dem persischen Volke ge- 
schrieben, es solle die persischen Götter bitten, daß du als Thron- s 86 
genösse des Zeus eingesetzt und verehrt werdest. Boxane aber^ die 
du zu deiner Throngenossin bestimmt hast, verehren wir wie Hera*), 
wenn sie Zeus zur Hochzeit führt.' Sie schrieben aber auch an das 
persische Volk'): ^Wir kennen jetzt einen neuen Darius, und Boxane 
wird Alexanders Gemahlin. Nun bringt alle Götter von Persis vor 
Alexander und preist ihn, daß er den Buhm der Perser erhöht hat.' viio 
Alexander aber sprach: *Ich verbitte mir göttergleiche Ehren*), denn ich 
bin ein sterblicher Mensch, und dergleichen bringt Gefahr für die 
Seele. Doch lobe ich eure Gesinnung.' Er schrieb aber auch an 



22« 1) So Nöldeke; A: kdovXfjtiiv, Arm.: Aralites, Byz. G: 'AdovUtriv, Leo: 
Duriti. Vgl. 11 14 Anm. 8. 2) w. H. ('Anahit'): nur Ann. 3) Nur Val. 

(17 f.) und Syx. geben das Folgende als besonderen Brief; bei Arm. gehört es 
Aoch znm Brief an Alezander, infolge einer fehlerhaften Lesart ^ypatjxKfwv st. 
iyga'^av. 4) A: tdbv a&v d's&v viiids st. Ico^imv (^-iavqiy Vgl. Arm. 



80 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

seine Mutter Olympias^ und sie hieß die Heirat willkommen.^) Dann 
schrieb er an Roxane: 'Der König Alexander meiner Schwester Boxane. 
Ich habe meiner Mutter Olympias aufgetn^en^ uns den Schmuck und 
die Kleider der Bodogune und Stateira zu schicken^ und Karanos als 

Ar 69 Überbringer abgesandt^) Versuche, in deiner Gesinnung Alexan- 
ders würdig zu sein und vor Olympias Ehrfurcht zu hegen, denn so 

H 88 wirst du dich und mich ehren.' Olympias sandte die königliche 
Kleidung und den Schmuck aus Makedonien, und sie feierten die 
Hochzeit Und nachdem er den Landesgöttem geopfert und seine 
Streitmacht gesammelt hatte, weü er erfuhr, daß sich Porös mit Darius 
hatte verbinden wollen, zog er gegen die Inder. ^ 



prief Alexanders an Olympias und Aristoteles.] 

n 23. 32. 33. 36—41. 

(Zusatz von ßArrn., in d teilweise zur Erweiterung von XU 17 benützt.) 

[23. Darauf schrieb Alexander folgenden Brief an seine Mutter: 
'König Alexander grüßt seine süße Mutter Olympias und seinen hoch- 
yerehrten Lehrer Aristoteles. Ich habe es f&r nötig gehalten, euch 
über mein ZusammentrefiPen mit Darius zu berichten, das jenseits des 
Tauros stattfand. Auf die Kunde, daß er mit vielen Königen und 
Satrapen am Issischen Meerbusen sei, ließ ich Ziegen Fackeln an die 
Homer binden und rückte so nachts gegen sie aus. Da flohen sie, 
und ich errichtete ein Si^eszeichen^) und gründete dort eine Stadt, 
die ich Aigai nannte; und am Busen von Issos gründete ich die Stadt 
Alexandria bei Issos. Von da zogen wir bis zum Eingang^ des 
armenischen Landes, wo die Quelle des Euphrat und Tigris ist. Darius 
aber wurde von Bessos und Ariobarzanes, den Satrapen Yon Medien, 
getötet. Das war mir sehr leid. Ich fiemd ihn noch lebend, bedeckte 
ihn mit meinem Mantel und erkannte an seinem Beispiel die ün- 



5) Überall entstellt. A: '^ygu^a 9h %al vf (uivqI fuw 'Olviutiddi xal i&siim6a 
T0^( ydfiovg. i*$i^99 ip Mcatsäovl^ ^niQmät. 'Eatufvolri SUcgcMpo« *P«|a4^. 
UngelUir: TE/^cnf)« 9. «. t. fiifrpl 'Ol., «al iS$fßm6at9 t, y. luä hufßß^ {^hv tvmbh 

dk §Yg€Cfp9v iMttToliiv jiXiiavdffos *A»(chr)j. In Axm. wird die Übersendung der 
Kleider und des Schmucks erstaunten erzihlt, was wohl das Uraprungliche 
ist 6} Das Folgende ist überall fehlerhaft überUeferi. 7) Sohlnft des 

sweiten Baches in A VaL 

8t. t) In ß nach Arm. lt.: tfjg %at* teMkv rUtf^s tp^ma^öv l«efti|tf<Efif^#. 
2) Z. L: s^^o« (Arm.) st •#»• (Hss.). 



Zweites Buch. 81 

n 

Sicherheit des Schicksals. Ich bestattete ihn und ließ den Wächtern 
des Grabmals nach persischer Sitte Nase und Ohren abschneiden. 
Und ich ließ meine Verordnungen aufstellen ^); nachdem ich die Herr- 
schaft des BessoSy Ariobarzanes und Mazakes unterworfen hatte^ 
Medien^ Armenien und Iberien und das ganze persische Land^ über 
das Darius herrschte.']) 

j[32. *) ^ Von da wollte ich mit Führern nordw&rts in die ent- iJ ?o 
legeneren Teile der Wüste der Meder*) ziehen. Die Eingeborenen 
warnten uns vor wilden Menschen uod Tieren^ aber ich wünschte 
die Gegenden zu sehen. Wir kamen zu einer tiefen Schlucht, die 
wir in acht Tagen durchzogen. Am neuntcD ^) fanden wir einen s 99 
Wald von domigen Bäumen*), die gurkenähnliche ^) Früchte trugen. 
In dem Walde waren riesige Menschen, die sich die Gewächse sam- 
melten, 24 Ellen hoch, mit sägeartigen Händen und Füßen.®) Sie 
grifiPen uns an, aber als wir mit Geschrei und Trompetenschall los- 
brachen, flohen sie. Wir töteten von ihnen 432*^), von uns aber 
fielen 164^) Mann. Wir blieben dann dort^) und nährten uns von 
jenen Früchten.*]] 

|[33. *Von dort kamen wir zu einer grünen Au^), wo Riesen 
waren, so groß wie die vorigen^), zottig, rothaarig, mit Gesichtern 
wie Löwen, und anderes Volk^) mit vier Ellen langen Haaren, so 
dick wie eine Lanze. Sie griffen uns an, mit Fellen umgürtet, ohne 
Waffen, und hieben mit Knitteln auf uns ein. Da befahl ich, mit 
Feuer gegen sie zu kämpfen, worauf sie sich zurückzogen. Es waren 
aber 72*) unserer Soldaten getötet worden, deren Gebeine ich in 
ihre Heimat bringen ließ.^) Am nächsten Tage fanden wir ihre 
Höhlen, an deren Eingang vier Ellen lange, dreiäugige, gefleckte^ 



3) B: iniXsvaa d6yiuxta iinovcL^ag rriv . . . ßaaiXslav. Nach Kap. 21 etwa 
z. erg.: SoyiL. td^ai. Arm. sinnlos. 

32. 1) In Eap. 24—31, 84 und 35 hat Müller Znsätze von G untergebracht. 
In Kap. 32 beginnt das Stück, das der Verf. von d in EI 17 ein- 
geschoben hat. Vgl. EI 17^ Anm. 27. 2) d. M.: nur Arm., ähnl. Josippon. 
3) Alle Texte verkehrt: 'um die 9te Stunde'. 4) Vgl. Rh. M. 560f. 

5) So L, ähnl. Byz. 4190. 6) d: mi^ Fellen bekleidet und mit Spießen be- 

wafEnet. 7) Die Zahlen nach Arm.; andere Texte abw. 8) d fügt hinzu: 

3 Tage. 

38. 1) So richtig Arm., ähnl. L; B: eis tr^ Xloinriv (Byz.: XUani^v) xm^nv. 

2) So Arm. nach Yogelr. ; B. : ylyaöi 'xaQB^LtpBQBlg v^ i^yi^Bi. 3) Vgl. 

Rh. M. 661. 4) So B Byz.; Arm.: 120000! 6) Nur Arm. B; fehlt L Byz., 

Vgl. Ghristensen Rh. M. LIY S. 140 f. 6) xomlXot (Arm. Byz.), B: xayii66ntoi 

Auifeld, Der griechische Alexanderromftn. 6 



82 Zwe^^es Kapitel. Der Text des Romans. 

Tiere angebunden waren, ahnlich den Hunden, die man bei uns . . .^) 

Ar 71 nennt. Wir sahen dort auch Flöhe, so groß wie unsere Frösche. 

Von da kamen wir an einen Ort, wo eine reiche Quelle entsprang, 
und ich ließ ein befestigtes Lager aufschlagen^), damit sich mein 
Heer in Sicherheit ausruhe, indem ich der Fruchtesser gedachte.^) 
Um die neunte Stunde erschien ein Mann, dicht behaart wie ein 

u §7 Schwein. Ich befahl, ihn zu ergreifen, doch er zeigte keine Furcht. 
Nun ließ ich ein Weib entkleiden und in seine Nähe bringen; er 
aber packte es, sprang fort und fraß es. Als man ihn fassen wollte, 
schrie er. ^®) Da kamen seine Genossen*^) aus dem Sumpf hervor, 
unzählige; unser aber waren vierzigtausend. Ich befahl, das Dickicht 
in Brand zu stecken; darauf flohen sie, und wir fingen vierhundert 
von ihnen, die dann^^) aus Nahrungsmangel starben. Sie sprachen 
nicht, sondern bellten wie Hunde.' ^*)]1 

8 100 |[36. 'Von dort kamen wir an einen Fluß, in dem wunderbare 

Bäume standen. Diese wuchsen von Sonnenaufgang bis zur sechsten 
Stunde, dann aber nahmen sie ab, bis^) gar nichts mehr von ihnen 
zu sehen war. Sie hatten Harz wie persischen Balsam^) und den 
lieblichsten Duft. Ich befahl, die Bäume zu fällen und das Harz mit 
Schwämmen zu sammeln. Da wurden die Leute von unsichtbaren 
Dämonen gepeitscht, und eine Stimme bedrohte das ganze Heer mit 
Verderben, wenn man nicht aufhöre. Wir gehorchten. In dem Flussei 
waren auch schwarze Steine, und wer diese berührte, wurde gleichfalls 
schwarz. Es waren auch Schlangen im Wasser und vielerlei Fische, 
die nicht auf dem Feuer gekocht wurden, sondern in kaltem Quell- 
wasser. So hatte ein Soldat einen gefangenen Fisch gewaschen und 
in ein Gefäß gelegt, worauf er ihn plötzlich gekocht fand. Dort 

Ar 72 waren auch Vögel, die unsem Vögeln glichen; wenn man sie aber 
berührte, kam Feuer heraus.']) 



7) Dantakes Arm., ddvdrixsg B, ddviiitas Byz.; C: ms Uovtsg. 8) B: (ixi- 
Xsvöcc) 6xorotd<povg TCSQttiQ'ivai. Nach Byz. 4233 z. 1. : ax6Xonoig ratg tdq>Q0^g n. 
9) So Arm., nur &noq>dyoDv st. itrilotpdyav. Byz. 4285: luiivriiiivog övvexAg tffyttüv 
tmv fiTjXo^ayoor. Eine Beziehnng auf das Abenteuer von Kap. 32. LB unrichtig: 
xal ill^o^Lev Itog r&v MriXofpdyiav. In 9 fehlt die Erwähnung der Melo- 
phagen. 10) iTaQtdgies. 11) cbvxoTCoi L; B Hess.: Tcdvtoxoi, wohl durch 

Vermischung mit einer Korrektur ^%dQoi%oi*. 12) L: i^ixQig ijiisQ&v 6xtm. 
13) Syr. zählt dann noch weitere ungeheuer auf: Kampf mit den RiemfQßlem 
(in einem andern Land); Menschen mit Eselstußen, andere mit Löwenköpfen 
und Schuppenschwänzen. 

36. 1) Z. 1. ioag st. &6rs. Vgl. 11 6 Anm. 3. 2) mg IIsQöixriv cta%xriv richtig 
L, ähnl. Arm. (vgl. Josippon S. 70) st. mönsg Gvxf^g Gt. 



Zweites ßuch. 83 

|37. ^)^Ain folgenden Tage zogen wir in der Irre nrnher, nnd 
die Führer sprachen: ,Wir wissen nicht; wo wir sind. Wir wollen 
umkehren, damit wir nicht an noch schlimmere Orte geraten/ Ich 
aber wollte nicht. Dann begegneten uns wilde Tiere mit vielen 
Augen und Füßen und andere Arten von Tieren^ die teils vor uns 
flohen^ teils uns angriffen. Wir kamen zu einer sandigen Oegend, 
wo 20 Ellen große Tiere erschienen^ die Wildeseln glichen. Sie hatten 
sechs Augen ; sahen aber nur mit zweien, xmd waren ganz zahm. 
Von da kamen wir an einen Ort, wo Menschen ohne Kopf waren,^) m so 
Sie hatten Augen und Mund auf der Brust') und sprachen nach s loi 
Menschenart; waren zottig, in Felle gekleidet^ Fischesser. Sie fingen 
Meerfische und sammelten Schwämme.^) Wir sahen viele große Bobben 
auf dem Land kriechen und Krebse, so groß wie Schiffe.^) Meine 
Freunde baten mich oft, ich sollte doch umkehren, aber ich wollte 
nicht, weil ich das Ende der Erde zu sehen wünschte.'] 

38. *Von da zogen wir durch eine Einöde am Meer^), wo kein 
lebendes Geschöpf zu sehen war, nur Himmel und Erde, in Finsternis, 
zehn Tage hmg. Wir lagerten dann auf einem Platz am Meer und 
fuhren von dort nach einer nahe gelegenen Insel, von der wir griechische 
Worte vernommen hatten*), ohne die Sprechenden zu erblicken. Einige 
Soldaten wollten tollkühn nach der Insel hinüberschwimmen, aber 
Elrebse kamen hervor und zogen 54') Männer unter das Wasser. Da 
fürchteten wir uns und verließen den Ort*).']] 

[[39. *In zwei Tagen gelangten wir zu einem Ort, wo die Sonne 
nicht schien. Von dort wollte ich mit meinen Dienern das Land 
der Seligen aufsuchen. Mein Freund Kallisthenes aber riet mir, vierzig m 90 
treue Freunde, hundert Knaben und 1200 Soldaten mitzunehmen. 
Außerdem ließ ich Eselinnen mitführen, deren Fohlen unterdessen im Ar 73 

87. 1) Was Syr. ans diesem Kap. hat, steht hintei dem aus Kap. 38 Ent- 
nommenen. 2) C verkehrt: xvvoxitpaXot. 3) Sie — Brust: nur Arm. Syr. Jos. 
4) S. Rh. M. 561. Danach Syr. (und Leo hinter Eap. 38) : Von da kamen wir 
an einen Ort, wo auf einem Baum ohne Früchte und Blätter ein Vogel saß, 
genannt Phoenix (Syr: Palmvogel), der leuchtende Strahlen um den £opf 
hatte. 5) und — Schiffe : nur Arm. Jos. 

88« 1) inl (tiiv) ^akaößav 'am Meer'. Vgl. Blaß, Gramm, d. neut. Griech. 
S. 132. — Byz. 4326: TcXriölov tfjg d-ccldaeris* 2) L, auch sonst ausführlicher, 

gibt eine Ansprache in 9 Versen. 3) So Arm.; Jos.: 60, 9: 20, LBC: a'öto'ög. 
4) und — Ort: Arm. Syr.; /?Byz.: 'und kehrten an das Land zurück'. Dar- 
auf folgt in B Arm. Jos. der Inhalt von Eap. 39; bei Syr. Kap. 87 mit Ein- 
fugxmg einer Notiz über den Phönix, dann Kap. 40 ; bei Leo nur die Erwähnung 
des Phönix. Dafar in L C u. Byz. 4342—4404 die Erzählung von Alexanders Fahrt 
nach dem Meeresgrund, die Leo III 28 gibt (vgl. Jos. S. 92). 

6* 



g4 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

Lager angebunden wnrden.^) Nachdem wir 15 Scheinen im Dunklen 
Torgedrungen waren ^), kamen wir zu einer Quelle, die leuchtete wie 
der BUtz. Ich war hungrig geworden und befahl dem Koch'), mir 
Speise zu bereiten. Als dieser einen Salzfisch in der Quelle waschen 
wollte, wurde der Fisch lebendig und enschlüpfke ihm. Er aber sagte 
niemand davon.'*)]] 

[[40. *Als wir dreißig Scheinen weiter gezogen waren, erblickten 
wir einen Glanz, und zwei Vögel mit menschlichem Antlitz riefen 
mir in griechischer Sprache zu: ,Was willst du das Land der Götter 
betreten? Kehre um, Unglücklicher, denn das Gebiet der Seligen zu 
M 91 betreten vermagst du nicht !^ Erschreckt gehorchte ich der Stimme. 
Der eine Vogel .aber sprach wiederum: ,Der Osten ruft dich und du 
sollst über den König Porös siegen.^ Von den Eselinnen geleitet und 
nach dem Gestirn des Wagens fanden wir uns in 22 Tagen zurück.']] 
[41. ^)^Was die Leute aus dem dunklen Land mitgenommen 
hatten, zeigte sich, als wir an das Licht kamen, in Gold verwandelt. 
Da erzählte auch der Koch, was ihm mit dem Fisch begegnet war, 
und ich ward zornig und bestrafte ihn.*) Lebe wohl.']) 

89. 1) Arm., ähnl. B, stark verderbt. Ich vermute ungefähr: i^diat dh 
(isrcc to'örmv xatä Tr}v oäbv [6 = Arm.: Igco 9h ftsra xiiv 696v] iicsvoT/jöaiisv 
övovs 97iXslag [Arm.: Sing.] ixovöag nmXaQia ^%al ixilsvaa rä jtoaXdgtay (aus 
Arm. ergänzt) sig xriv TCccgs^ißoliiv Toi3 (poödrov xavads^fjvai [so Arm. st. x^a- 
TTfif^vai ß]. Den erforderlichen Sinn zeigt Byz. 4417 if. Statt dieses Satzes hat 
L (ähnl. C) eine ausführliche stark abweichende Erzählung. 2) Bei Arm. 

folgt darauf sofort Kap. 40: ^begegneten uns zwei Vögel' ... 3) Namens 

Andreas: LC. 4) LG: Er trank selbst von dem Wasser und nahm davon in 
einem silbernen Gefäfi mit. 

41. 1) Statt dieses Kap. hat Arm. als Schluß des Briefes: *Und ich ließ 
Tore machen, die Orte sorgfältig versperren und auf einen Felsen schreiben, 
was wir gesehen hatten. [Ähnlich schließt Josippon S. 72.] Und ich machte 
mich auf, den Göttern des Landes allein Opfer darzubringen.' [Vgl. Kap. 22 
Anm. 3.] 2) Schluß des Briefes in B und Byz. ; L (ähnl: C) fügt hinzu : 'Der 

Koch gab auch meiner Tochter Kaie, die mir ein gewöhnliches Kebsweib [^x 
^aXXaitfjg xoivfig verni- ich st. ^x vfjg jtT o^vrig (C) od. o^vvag (C) <^d. h. einer 
Hunnin^] geboren hatte, von dem Quellwasser zu trinken. Ich mißgönnte ihnen 
die Unsterblichkeit und verbannte meine Tochter in die Wüste, daß sie dort 
eine Nereide werde. Dem Koch ließ ich einen Mühlstein an den Hals binden 
und ihn in das Meer werfen. Er wurde ein Meeresdämon, und der Ort wurde nach 
ihm benannt. Ich nahm an, daß dort das Ende der Erde sei, und ließ einen 
großen Torbogen {ä^lSa) erbauen mit der Aufschrift: 'Geht rechts, wer zum 
Lande der Seligen gelangen will.' Dann folgt Alexanders Luftreise, die auch 
Leo m 28 und Jos. kurz berichten. 



Drittes Buch. 85 



Drittes Buch. 

1. Alezander zog dnrch eine große Einode und durch wasser- 8 s? 
loses^ zerklüftetes^) Gelände, so daß die Führer sprachen: *Es ist 
genug, daß wir Darius bezwungen haben, der von den Griechen Ab- 
gaben yerlangte. Was mühen wir uns ab, gegen die Inder zu ziehen, 
in Länder, die voll wilder Tiere sind und Griechenland nichts an- 
gehen? Will Alexander die Barbaren unterwerfen, so soll er den 
Krieg allein führen und nicht uns mitnehmen, die wir durch so viele 
Kämpfe erschöpft sind.'^) Als dies Alexander hörte, ließ er die Make- 
donier und Griechen auf die eine, die Perser auf die andere Seite 
treten, und sprach zu ihnen: ^Meine Mitstreiter, ihr Makedonier und 
Griechen®) und ihr Perser dort, die unsere Feinde waren! Wenn ihr viia 
mich angewiesen habt, daß ich allein gegen die Barbaren ziehen soll, 
so sei es. Jedoch erinnere ich euch daran, daß ich jene Feinde allein Ar 74 
besiegt habe, und so werde ich wiederum von den Barbaren, welche s ss 
ich will, allein besiegen. Nur mein kluger Rat hat euch zum Kampfe 
ermutigt, als ihr schon vor Darius' Menschenmassen in Angst wart. 
Habe ich nicht als der erste das Heer mit meinem Schilde beschützt? 
Bin ich nicht als mein Bote zu Darius gegangen? Habe ich mich h 95 
nicht den Gefahren preisgegeben? Wenn^) ihr aber beschlossen habt, 
allein nach Makedonien zurückzukehren, so geht nur fort, geratet 
aber nicht untereinander in Streit, daß ihr merkt, wie das Heer ohne 
die Einsicht des Herrschers nichts vermag.' Da flehten sie ihn an, vns 
nicht mehr zu zürnen, und sie bis ans Ende als Mitkämpfer zu 
behalten. ^) 

3. Nach einigen Tagen kamen sie an die Grenzen von Indien, 
und hier begegneten ihnen Boten des Königs Porös, die einen Brief 
folgenden Inhalts übergaben: Toros, der König der Inder, an Alexander, 
der die Städte plündert. Ich befehle dir, dich zu entfernen. Denn 



1« 1) Statt (paQccYyat^etg las Yal. (2) tpaXayyuoSsig (voll gifkiger Spinnen). 
2) A fögt hinzu: Sie warfen sich jammernd zu Boden, zeigten ihre verdor- 
benen Waffen nnd Kleider nnd zählten ihre zwölf Kriegsjahre auf und 
die gefallenen Verwandten. 3) Über die Herstellung vgl. Rh. M. 562. 

4) Nach Yal. 24 u. Leo z.l. el dk st. slra &k (A ß), 5) A fügt hinzu: Und 

er gestattete denen, die zu alt geworden waren, die Heimkehr 
und, sandte den Qriechen Nachricht, sie sollten ihm junge Mannschaft 
schicken. 



86 Zweites Kapitel. Der Text des Bomans. 

was vermagst du als Mensch gegen die Götter? Weil du, durch 
Kämpfe mit Schwächeren, Menschen deinesgleichen in Unglück ge- 
bracht hast, glaubst du, stärker als die Menschen zu sein?^) Ich bin 
unbesiegbar und nicht nur König über die Unsern, sondern auch über 
Götter. Denn als Dionysos, den du einen Gott nennst^), hierher 

s 89 kam, haben ihn die Inder verjagt. Kehre also nach Griechenland 
zurück, denn dein Kampf mit Darius schreckt mich nicht. Hätten 
wir Griechenland gewünscht, so hätten es die Inder längst vor Xerxes 

viu unterjocht. Weil aber das Volk und alles dort ohne Wert ist, so 
verzichteten wir darauf, denn jedermann begehrt das Bessere, nicht 
das Geringere. So haben wir Griechenland verschmäht und erfreuen 
uns unseres reichen Landes.*) Daher sage ich dir zum dritten Mal: 
Kehre um und begehre nicht, was du nicht beherrschen kannst.' 

M 96 Alexander las den Brief öffentlich vor und sprach dann zu seinen 

Soldaten: Xaßt euch nicht wieder beunruhigen, und denkt an Darius' 
Briefe. Alle Barbaren zeigen den gleichen Stumpfsinn. Wie ihre 

Ar 75 wilden Tiere, stolz auf ihre Stärke und ihr buntes Fell*), trotzdem 

leicht von menschlicher Klugheit erjagt werden, so unterliegen die 

Könige der Barbaren trotz ihres Dünkels der griechischen Einsicht' 

Darauf schrieb er an Porös folgenden Brief zur Erwiderung: 

'Du hast unsere Kampf begierde erhöht, indem du sagst, Griechenland 

V115 besäße nichts von Wert, sondern ihr Inder hättet alles Gute. Da ja 
jedermann nach dem Besseren begehrt, und wir Griechen das nicht 

s 90 besitzen, so wollen wir es von euch gewinnen. Du schreibst auch, 
du seist ein König über Götter^) und Menschen. Ich aber kämpfe 
gegen dich als einen prahlerischen Menschen und Barbaren, nicht als 
einen Gott; denn den Waffen eines Gottes, Donner und Blitz, vermag 
die ganze Welt nicht standzuhalten. Und wie dich die von mir be- 
kriegten Völker nicht schrecken, so schrecken mich deine prahlerischen 
Worte nicht.' 

3, Als Porös den Brief las, wurde er sehr zornig und sammelte 
sein Heer imd die Elefanten und die andern wilden Tiere, die den 

2» 1) Überall verderbt oder geändert. Ich vermute etwa: '^Oti Sh ro*oi5- 
t(ov Mqoüv [A: rl dh toTg rmv I.] svtvxrnicc &7emXBöas . . . öonslg ^avtat öd'svagm- 
rsQog ^T&vy 'fitiBviQOv [A: Mgoi] slvai; Vgl. Val. 113, 10 ff. Rh. M. 662. 
2) Nach Arm. Val. z. 1.: dv Xi/sig eh &s6v st. 8v Xdyovöt ^. (7taQ6vTa yccg 8v 
Uyov6i Ji6vv6ov &7trjXoccav A). 3) Dieser Satz, auf den in Alexanders Antwort 
Bezug genommen wird, nur bei Arm. 4) ytotniXloc tov öihnaroe (A^ ähnl. Arm. 
n. Vogelr.), was Val. 17 unrichtig 'corporis alacritate' übersetzt. 5) A: yga- 

q>sis ii fiot csavthv xal ^£051^ £^1^0;» ßaöiXia, &6xb y,al t&v d'S&v liBl^ord 6s d^- 
vcc6d'ai. Ähnlich Arm. Val. d. 



Drittes Buch. 87 

Indem im Kampfe beistanden. Da nun die Heere einander nahe 
kamen, erschrak Alexander über die Tiere^ denn er war nur ge- 
wohnt mit Menschen zu impfen. ^) Da ließ er alle ehernen Bild- yue 
Säulen^ die er hatte^ glühend machen und vor seiner Schlacht- 
reihe') aufstellen. Als nun die Elefanten die Bilder ergriffen, ver- 
brannten sie sich den Rüssel und stürzten oder flohen zurück. Dann s'91 
wurden die Inder ToUends von den Persern durch Pfeilschüsse und 
von den Makedonien!^) durch Reitergefecht besiegt. Aber im Hand- 
gemenge fiel Alexanders Pferd Bukephalos, von Porös getroffen. Da 
verlor Alexander alle Besinnung^), kümmerte sich nicht mehr um den v 117 
Kampf und schleppte selbst das Pferd fort, damit es den Feinden 
nicht zur Beute würde. So blieben sie zwanzig^) Tage im Gefecht*), 
und Alexanders Leute litten Not, so daß sie an Übergabe dachten.^) 

4. Als Alexander den Verrat merkte, sprach er zu Porös: 'Darin m 98 
zeigt sich die Macht des Königs nicht, wenn das Heer nutzlos um- 
kommt, sondern das heißt eigene Tapferkeit, wenn wir beide uns im 
Einzelkampf messen, während die Heere ruhen.' Dazu war Porös 
gerne bereit, denn er war fünf Ellen hoch, Alexander aber nur drei, v iis 
So traten sie sich zum Kampf gegenüber, und die Heere schauten zu. 
Als nun in Porös' Heer ein Lärm entstand und sich Porös danach 
umwandte, duckte^) sich Alexander, stieß im Sprung seinem Gegner m 99 
das Schwert in den Leib und tötete ihn. Darauf erneuerten die 
Inder den Kampf, aber Alexander beruhigte sie durch Zusicherung s 92 
ihrer Freiheit, da ja nur Porös sein Feind gewesen sei. Er sprach vii9 
so, weil er wußte, daß sein Heer den Indern nicht gewachsen war. 
Er ließ dann Porös königlich bestatten, nahm alle Kostbarkeiten mit 
und zog weiter*) zu den Oxydrakem; nicht wie gegen ein Kriegsvolk, Ar 77 
sondern es waren nackte Weise, die in Hütten und Höhlen wohnten. 



8. 1) Hier fagt ß (daraus Arm. und Byz. 4603 ff.) aus der Epistola ad 
Aristotelem (203, 3 ff. ed. Eübier) einen Zusatz ein. 2) Nach Yal. 6 ff. u. 13 ff. 
vielmehr hinter dem Yordertreffen. Nach 9 wurden die Statuen auf eisernen 
Wagen yorausgefahren. 3) Die Erwähnung der Makedonier, wegen des 

Folgenden unentbehrlich, nur bei Yal. 26 und Byz. 4634; fehlt A Arm. d ß. 
4) A: iiTiad-ivrias triv yvm\Lriv. ö) So Yal. 6 ß Byz.; A: 25, Arm.: 7. 6) So 
A Arm. <^ /? Byz. ; Yal. falsch : viginti ferme dies indutiis dantur. 7) Die 

Fassung in den Texten verschieden. ^ 

4« 1) %vXXdvotg xohg 7c6dccs A. 2) A schiebt hier aus einer historischen 
Quelle einen größeren Bericht ein: wie AI. ^toifg ^sro üavaavlov'Movs^ (rohg 
rXavaavlxag 'L7 vgl. Arr. Y 20, 2; so schon Zacher Ps. S. 66) unterwarf, den 
Felsen ^Aome' (Aomos Arr. lY 28) eroberte und bei der Erstürmung einer in- 
dischen Stadt (vgl. Arr. YI 9 f.) verwundet wurde. 



88 Zweites Kapitel. Der Text des Bomans. 

V 120 5« Nachdem sie erfahren hatten, daß Alexander zu ihnen komme, 

schickten sie ihm ihre besten Philosophen mit folgendem Schreiben 
entgegen: 'Die Brachmanen, die nackten Philosophen, an den Menschen 
Alexander. Wenn da zu uns kommst, um Krieg zu führen, so gibt 
es bei uns nichts zu holen. Willst du aber das gewinnen, was wir 
besitzen, so bedarf es keines Krieges; denn wie deine Sache der Krieg 
ist, so ist die unsere die Pflege der Weisheit.' So ging Alexander 

M 100 in Frieden zu ihnen und fand sie unbekleidet^), in Höhlen und Hütten 
wohnend, und getrennt von ihnen ihre Weiber und Kinder an einem 
Orte^, wie weidende Herden.*) 

6. Alexander fragte einen von ihnen: 'Habt ihr keine Gräber?' 
Er antwortete: *Der Ort, in dem wir wohnen, ist unser Grab.'^) Einen 
andern fragte er: 'Welche sind zahlreicher, die Lebenden oder die 
Toten?' Er antwortete: 'Die Gestorbenen sind zwar zahlreicher; aber 

V121 frage nicht nach denen, die nicht mehr sind; denn die man sieht, sind 
mehr, als die man nicht mehr sieht.' Einen andern fragte er: 'Was 

s 9s ist stärker, der Tod oder das Leben?' 'Das Leben, denn die Sonne 
hat beim Aufgang stärkere Strahlen als beim Untergang.' Femer: 
'Was ist größer, die Erde oder das Meer?' 'Die Erde, denn das 
Meer wird selbst von der Erde getragen.' 'Welches ist das schlimmste 
Geschöpf?' 'Der Mensch.'^) 'Wie so?' 'Frage dich selbst und sieh, 
wie viele Geschöpfe du mit dir führst, um andere zu berauben.' 
Alexander nahm das nicht übel, sondern fragte weiter: 'Was ist 
Königsherrschaft?' 'Habgier, ungerechte Macht, Keckheit, die vom 
Glücke begünstigt ist.' 'Was war früher, die Nacht oder der Tag?' 
'Die Nacht, denn das im Dunkel des Mutterleibs Erzeugte kommt 
erst später an das Tageslicht.' 'Wen können wir nicht täuschen?' 
'Gott, der alles weiß.' 'Welche Seite ist besser, die linke oder die 

V 122 rechte?' 'Die linke; denn die Sonne geht links auf, wir nähern uns 
den Frauen von der linken Seite, die Frau gibt dem Kinde zuerst 

Ar 78 die linke Brust, wir tragen die Götterbilder auf der linken Schulter, 
und die Könige halten den Herrscherstab in der linken Hand.'^) Nach 

M 101 diesen Fragen forderte sie Alexander auf, von ihm zu erbitten, was 



5. 1) Yal. 14 f. aber: reliqua nudos sed amictn simplici superiectos. Vgl. 
Epit. Mett. 71. 2) So Arm. (Vogelr.): *auf einen Ort gebracht tuid gelassen'. 

3) So Syr. Josippon ß: mg ^olit>vicc Tcgoßixvtov vsn6iiBva (Müll.: vefioiiivcig). Da^. 
Yal. 17: ^pascendis pecndibns oceupabantur' ; äknl. Arm. Leo; in A fehlt dies. 

G. 1) So kurz A; in Arm. Yal. Syr. ß eine Ausdeutung. 2) A übergeht 

das Folgende und hat von den weiteren Fragen nur noch die nach dem Wesen, 
das man nicht täuschen kann. 3) Arm. fügt einige Fragen hinzu. 



Drittes Bach. 89 

sie wollten. Sie riefen alle: 'Gib uns Unsterblichkeit!' Er antwortete: 
'Das kann ich nicht^ denn ich bin selbst sterblich.' Da sprachen sie: 
'Warum führst du dann so viele Kriege, um alles*) wegzunehmen? 
Mußt du es nicht wieder andern hinterlassen?' Alexander erwiderte: 
'Das ist von den Göttern so angeordnet, daß wir Diener ihres Be- 
fehls sind. Meer und Bäume bewegen sich nicht ohne Wind; so 
wirkt ^) auch der Mensch nicht* ohne göttlichen Antrieb. Ich wünschte s 94 
wohl mit den Kriegen au&uhören, aber der Gebieter meines Geistes 
läßt es nicht zu. Wären wir alle eines Sinnes, so wäre die Welt visa 
leblos. Wohl haben viele durch meine Kriege Unglück gehabt, 
andere aber auch wiederum durch sie Glück gefanden. Indem wir 
alle von allen nehmen, überlassen wir das meder andern, und keiner 
hat einen festen Besitz.' 



[Alexanders Brief an Aristoteles. III 17.] 

[17.^) Alexander zog dann weiter und erlitt viele Mühsal bei dem m 120 
Marsch durch imwegsame und unbewohnte Gegenden.*) Über seine 
Erlebnisse schrieb er an Aristoteles folgenden Brief:] 

[I. 'Gruß von König Alexander an meinen Lehrer Aristoteles. 
Ich muß dir erzählen, was uns im indischen Land Wunderbares V124 
begegnet ist.^) Als wir nämlich in die Prasische Stadt gekommen 

waren, welche die Hauptstadt des indischen Landes zu sein schien^) 

Wir trafen ein Vorgebirge im Meer, und als ich mich mit wenigen 
Begleitern nach dem vorher erwähnten Ort begab, fanden wir, daß dort 
Menschen von weiblicher Gestalt^) wohnten, die von Fischen lebten. 
Als ich sie anrief, redeten sie in fremdartiger Sprache. Sie zeigten Ar 79 
uns eine Insel mitten im Meer, das Grabmal eines alten Königs, s 95 
wie sie sagten, in dem viel Gold geweiht sei. Indem wir nun hin- 
überzufahren wünschten, verschwanden die Barbaren plötzlich und 
ließen uns zwölf kleine Schiffe zurück. Pheidon*), mein bester Freund, V125 



4) äytavta Arm. L, rathra (st. ^dvxa) A, anavtaq ß. 5) ivegy^t nach 

Arm. Syr. Byz. z. 1. et. ivBQysttai A ß Val. 

17« 1) In Kap. 7 — 16 hat Müller Traktate über Indien und die Brahmanen 
untergebracht, die in der Hb. A an dieser Stelle eingeschoben sind. 2) Die 

Einleitung fehlt in A. 3) Yal. 1 fügt hinzu: ^Nam cetera tibi ad Bragmanas 
iisque praemiseram.' 4) Hier eine Lücke, die in A und Arm. (Vogelr.) noch 

erkennbar, bei Val. und Syr. yerwischt ißt. 5) d-rilviU^tpovs A Arm. Val. Jos.; 
doch beruht diese Lesart zweifellos auf einem Verderbnis aus Q-riQioii^Qipovg. 
Vgl. Kap. 17 n Anm. 18. 6) So A Arm.; Val. Syr.: Philon. 



90 Zweites Eapiitel. Der Text des Eomans. 

M 121 Hephaistion^ Krateros und andere wollten nicht dnlden, daß ich die 
Fahrt unternehme^ und Pheidon bat: ,Laß mich zuerst fahren; denn 
komme ich um^ so wirst du andere Freunde finden^ wenn aber du^ 
flo wäre die ganze Welt unglücklich/ Ich gab die Erlaubnis.') 
Hundert Männer bestiegen die Schiffe^ und sie fuhren hinüber zu der 
vermeintlichen Insel — so hatten es die boshaften Barbaren genannt^ 
es war aber ein Seeungeheuer — y landeten und zogen die Schiffe an 
einen hafenähnlichen ^) Platz. Nach einiger Zeit aber tauchte das 
Tier plötzlich in die' Tiefe. Während wir laut schrien^) und das Tier ver- 
schwand, waren jene samt meinem Freund schrecklich zugrunde ge- 
gangen. Erbittert ließ ich die Barbaren suchen, aber man fand sie 
nicht. Wir blieben dann acht Tage an dem Vorgebirge, und am 
V 126 siebenten sahen wir das Tier auftauchen , das Schuppen an sich 
hatte.^^) Nach mehrtägigem^^) Marsch kamen wir^ in die Prasische 
Stadt zurück.'] 

[11. 1. ^Ich habe viel Wunderbares gesehen, vielerlei Tiere, Orte, 
die eine naturwissenschaftliche Betrachtung verdienten^), und, was 
s 96 das merkwürdigste ist, eine Sonnen- und Mondfinsternis; das alles, 
ruhmvoller Lehrer, muß ich dir mitteilen.'] 

[2. ^Nachdem wir den Perserkönig Darius besiegt und seine Leute 
Unterworfen hatten, durchzogen wir das ganze Land.*) Da war viel 
Gold, mit Edelsteinen geschmückte große goldene Mischkrüge, daß 
einer hundert Viertel faßte*), und viele andere Wunderdinge.'] 

[3. *Wir begannen unsem Marsch beim kaspischen Paß. *)Um 

die zehnte Stunde, nach^) dem Mahl, ließ ich das Zeichen geben, und 

Ar 80 wir marschierten fünf Stunden bis zur dritten Nachtstunde; sechs 



7) Das Folgende nur in Axm. so ausführlich, in den andern Texten, be- 
sonders A, stark verkürzt. 8) XiybsvoBidf^ z. 1. st. Xiftroc»^^ (Arm.). 9) Nach 
Arm z. 1.: jiyb&v xQa^dvtav st. dga^avtav (A). 10) Ygl. Bh. Mus. LII S. 663. 
11) So A {Ixccvicß iniigccg). 

17n. 1) A (ähnl. Arm.): r67Covs (fvöixfig ^sodqIccs. Zu erg. &^lovg. 
2) Nach Arm. z. 1.: xai rohg avrov vTCord^vTsg t7\v %mQav SXriv iTtBTCogevSiiBd'cc 
[A: iyeoQSv6nB9'a]. 3) A verderbt und lückenhaft. Nach Arm. und Syr. etwa 
z. 1.: xQ^^ot xgarfjQBg iiiyiaxoi lld'oig xsxoö^rniivoi mg xo>QBtv ixocrbv [A: ixaßvog, 
Arm. Syr.: 90] xQaxfjga iva ijiilvccg [Ai 7]fiv6i]y &U,ov dydoijxovTa [A: 6xta), 
Syr. : 60]. — Hiemach vermute ich Ep. 193, 16 f. statt ^Multa gemmea et cry- 
stallina, quae potaria fuerunt et sextariola, multa aurea invenimus' 
etwa: M. g. et c. potaria, quae fuerunt sextariolum LXXX (oder andere 
Zahl). 4) Die Zeiteinteilung am besten bei Yal., aber unvollständig; in A 

durch Lücken sinnlos, in Arm. fehlerhaft. 6) So Yal. 126, 20; A Arm. ver- 

kehrt iTcl To dBlTCvov st. i^ico xoi) äsLxvov. 



Drittes Buch. 91 

Stunden waren zum Schlaf vergönnt^ und mit Sonnenaufgang gab 
die Trompete wieder das Zeichen zum Marsch bis zur vierten Stunde. 
Jeder trug Schuhe^ Beinschienen, lederne Gamaschen und Panzer, 
denn die Einwohner hatten uns vorher gesagt, wir sollten wegen der v i87 
Menge von Schlangen auf den Wegen besorgt sein'); und ich befahl, 
daß niemand ohne diese Ausrüstung sein dürfte. Nachdem wir einen 
unermeßlichen Weg^) von zwölf Tagen zurückgelegt hatten, kamen 
wir zu einer Stadt, die mitten in einem Fluß lag. Dort waren Rohre 
von dreißig Ellen Höhe imd vier Ellen Umfang, woraus auch die 
Dächer in der Stadt gemacht waren, und sie stand nicht auf dem 
Boden, sondern auf diesen Rohren. Aus Rohr gefertigte Boote be- 
fanden sich in dem Flusse. Hier ließ ich in der dritten Tagesstunde 
das Lager aufschlagen, aber wir fanden das Wasser des Flusses bitterer ^ i^^ 
als Nießwurz. Als einige®) Leute nach der Stadt ^), die vier Stadien s 97 
entfernt war^®), hinüberschwimmen wollten, tauchten Flußpferde auf 
und fielen sie an. An einer andern Stelle ^^) zeigte sich dieselbe 
Gefahr. So blieb nur übrig^^), den Platz zu verlassen, und wir 
marschierten von der sechsten bis zur elften Stunde weiter, so von 
Durst gequält ^^), daß manche sogar ihren eigenen Urin tranken. 
Endlich kamen wir zu einem See mit einem üppigen Walde. Dort 
fanden wir Wasser, süßer als Honig. Auf einem Vorgebirge stand 
eine Säule mit der Inschrift: ,Ich, der Weltherrscher Sesonchosis, ^ las 
habe diesen Wasserbehälter für die Schiffer erbaut, die das rote Meer 
befahren.^ Hier ließ ich das Lager zum Übernachten aufschlagen und 
Feuer anzünden.'] 

[^Als der Mond hell schien, um die dritte Nachtstunde, kamen 
die Tiere des Waldes zur Tränke an den See. Da waren ellenlange 
Skorpione und^*) Sandvipem^^), teils weiße, teils braune, und Hom- 
vipem.^*) Wir ängstigten uns nicht wenig, und da schon einige 

6) Etwa z. 1.: ^gosigi^Tcsöav [A: ^sqitiiqt^xccöi] yccg ol ivt6^ioi^ [^^^] '^^i' 
ignBt&v iv vatg 660X9 [so Arm.; A: xolg Idlotg] d»a tpogccv [so A; Arm.: Sia- 
fpd'OQCiv] 7CT0Et69'ai [? Arm.: jcoiBtöd'aiy fehlt A], xal narexi^Qv^a [so Arm.; A: 
xoTSM^Qv^av] , , » 7) Nach Arm. z. 1.: äXoyov 66 6 v i^isQ&v iß\ A: .&X6y(ov 

<al80 wohl äXlriv o^hv} ini. iß\ 8) Syr.: 86, Leo: 37, Ep.: 200. 9) Val. 14: 

aliud castrum. 10) 'die — war' nach Val. Leo. 11.) So Val.; in 6 ist von 
einer Überschreitung des Flusses die Bede; A Arm. fehlt dies. 12) Z. 1.: 'b^e^ 
XsijtBTo st. &7C8lsl7CSTo (A). 13) Überall verderbt. Etwa z. 1.: img mgag ta fnisv 
[Müll.: Tifisv] T& vdarog %69'Gi [vgl. Val.; A Arm.: xSt vdari] ifmsTCodiCiiivoi 
iTcl roöovrov ... 14) xal fehlt in A vor &fiiio6vtai, 15) Nur A Arm. und 

Ep. 199, 19 (hammodytarum serpentium z. 1.). 16) Nur VaL, Syr., Jos. 

und Ep. 



92 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

Ar 81 Leute getötet waren^ erscholl lautes Jammergeschrei. Dann kamen 
auch yierffißige Tiere zur Tränke: Löwen größer als Stiere^ Nas-- 

s 98 hömer^ Wildschweine größer als Löwen mit ellenlangen Zähnen, 
Luchse, Panther, Tig^, Tiere mit Skorpionschwänzen, Elefanten, 
Ochsenwidder, Stierelefanten, Menschen mit sechs Händen, mit Riemen- 
füßen, mit Hundsschwänzen ^^), und andere Geschöpfe von tierischer 

V129 Gestalt.^®) Mit Eisen ^^) setzten wir uns zur Wehr*®), und ich ließ 
den Wald in Brand stecken. Da eilten Schlangen zum Feuer herbei, 
die wir zertraten, mit dem Schwert töteten und verbrannten, bis in 
der sechsten Nachtstunde der Mond unterging.*^) Plötzlich erschien 
ein Tier, größer als ein Elefant, das Odontotyrannos heißt. Ich lief 
hin und her und ermutigte meine Soldaten zum Widerstand, aber das 
einhömige Tier**) stürzte in das Lager und tötete 26 Leute, bis es 
endlich überwältigt wurde. Als es tot war, vermochten es kaum 
dreihundert*') Männer von der Stelle zu ziehen. Mit dem Untergang 
des Mondes sprangen Nachtfüchse**) von zehn und acht Ellen Länge 

V130 aus dem Sande hervor, Krokodile erschienen, die das Zugvieh an- 
fielen, und Fledermäuse, größer als Tauben, die Zähne, wie Menschen, 
hatten und den Leuten Nase, Ohren und Finger zerbissen.*^) Un- 
schädlich waren die Nachtraben; diese saßen am See und fingen 
Fische*®), auf die wir, zur Speise für uns, Jagd machten. Mit Tages- 

s 102 anbruch entfernten sich die Tiere. *^ Die Führer, die uns in solches 
Unglück gebracht hatten, fünfzig an Zahl*^), ließ ich in das Wasser 
werfen.*»)'] 

[4. ^) 'Wir gelangten dann durch die Wüste auf den natürlichen 
Weg, der nach Prasiake führt. Nach einigen Tagen kamen wir in 
eine fruchtbare Gegend'^), wo ich meinem Heer eine fünftägige Bast 



17) A: Ttvlionig^ixeg, Arm.: nwonigSixegy VaL-Hss.: cynopendices (z. 1.: 
cynoperdices). Uispr. Lesart wohl: Kwontig^iisS' 18) d: ^IvfioQfpoc. 
19) ötSi^QGi nach Arm. z. 1. st. ol dh TJgmg (A). 20) Danach in A größere Lücke. 
21) 'die — unterging' nach Arm.; vgl. Val. Syr. 22) d. e. T.: nur Arm. 

28) Arm.: 1300. 24) vvxtaXmnsxBg. Urspr. Lesart wohl nvQfirixaXATesxeg. 

S. z. d. St. 26) und — zerbissen: nur Val. Leo. 26) Ix^'üß &yQevovtBg 

od. dgl. ist in A Arm. nach ixdd^vto aus Ep. 201, 24 f. zu ergänzen, denn Alezan- 
ders Leute haben schwerlich Eulen geschmaust. — Ep. 201, 22 verm. ich statt 
^colore divini, fulvo': colore de yino fulvo (Übersetzung von oiv6xQmTsg); ygl. 
Bamberger Hs. 281^: habebant colorem rubicundum et . . pedes et pizum nigros. 
27) Hier schiebt d einen großen Abschnitt aus II 82, 88, 86—40, III 28 
ein. 28) f. a. Z.: nur Arm. Syr.; vgl. Ep. 194, 6. 29) Der Satz fehlt A. 
30) Dieser Abschnitt nur bei Arm. und Syr. ausführlich; in A dürftige Tnimmer; 
Yal. kürzt. 81) Syr.: 'in eine Gegend, reich an Bäumen.' Val. 17 (vgL 26), 



Drittes Buch. 93 

vergönnte. Als wir am sechsten aufbrechen wollten, da zeigte sich^ s los 
am dritten Tage im Monat Dios'^), folgendes Schauspiel: Zuerst ent- Ar ss 
stand ein heftiger Wind, der die Zelte umwarf und uns zu Boden 
schleuderte.^^) Während ich die Zelte wieder aufrichten ließ, kam 
eine so finstere Wolke, daß wir einander nicht mehr sahen. Dann 
türmte sich in einer Entfernung von zehn Stadien^) dunkles Gewölk 
auf, aus dem fortwährend Feuer blitzte, bis alles in Feuer stand. ^) 
Das dauerte ununterbrochen drei Tage, und fünf Tage sahen wir die v isi 
Sonne nicht. Dabei schneite es so stark, daß Leute, die sich in das 
Freie wagten, aufrecht verschüttet wurden'*), und wir fanden dann 
mehr als 70 Tote im Schnee.'^ Als die Sonne wieder schien, zeigte 
sich, daß^) wir viel Mannschaft und Habe verloren hatten, und wir 
konnten nicht weiter ziehen, da der Schnee drei Ellen tief lag.' 

[ö. ^Nach einem Aufenthalt von dreißig Tagen machten wir uns 
auf den Weg, und nach fünf Tagen schlugen wir die Schlacht'^) und 
gewannen die Prasische Hauptstadt der Inder samt Porös und seinen 
Leuten und allen seinen reichen Schätzen*®) [[worüber euch bereits m 123 
berichtet ist*^]).'] 

[6. 'Nachdem ich dann das umliegende Gebiet am Hyphasis**) 
geordnet hatte, kamen die Lider und huldigten mir.*') Ich forderte 
sie auf, wenn sie noch etwas wüßten, was meines königlichen Besuchs 
würdig wäre, es mir zu zeigen. Da sagten einige von den Kundigen**), 
sie würden mir Pflanzen zeigen, die wie Menschen spmchen. Ich s 104 
befahl erst, sie als Betrüger zu züchtigen*^), da sie aber die Wahr- 
heit beteuerten, ließ ich mich überreden, und wir gelangten nach 
einem Marsch von zwölf**) Tagen zu einem Ort, der, wie sie sagten, Ars» 
nach Osten hin die Grenze der Südseite sei, und darüber hinaus liege 



ähnl. Arm.: oppidum, wohl aus Mißverständnis von r6yiov. 32) A: fifjy&aicoi 
tQnri^ wohl aus: iir^vl ^l<p (der erste Monat des makedonischen Jahrs), tqItih 
(iiltiga). £p. 207, 24: octobrio mense. 33) Danach Lücke in A. 34) 10 St.: 
Arm.; Sjr.: 2 Meilen. 36) Die Beschreibung am besten bei Sjr.; vgl. Ep. 

208, 13 S. ; Arm. verderbt. 36) So Arm. ; Yal. 8 ff. sagt dies vom Zugvieh. 
37) Arm. 38) iäiihoöev Sri od. dgl. war in der Vorlage von Arm. u. Syr. aus- 
gefallen. 39) s. w. d. S.: nur Arm. 40) A nach Arm. etwa z. verb.: cifv 
Ilmgip xal totg 6vv aijx^ %al Totg insivov n&civ — TCaiiTtXri^fj (-^^S A) dh 7}v — ; 
iLYad-otg. Eh. M. 563 f. Yal. und d erwähnen Porös nicht. 41) Aus einer Band- 
notiz ^nsgl fov yiyQccjtcai^ die sich auf HI 2 — 4 bezog. 42) xccvä rhv '^Tgtccaiv 
vermute ich statt: xcerä (rrjv) qt^mv A Arm. 43) Das scheint etwa der Sinn 
der verderbt überlieferten Stelle zu sein. 44) nolviägitov Mensel st. noXvav- 
^glav (A B), noXi^glav (Arm. Yal. C). Ep. : duo senes. 45) So Arm., Sjr. u. 
Ep. 210, 10. 46) So Arm.; Syr.: 15; Ep. 209, 18: 10. 



94 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

nur eine Wüste voll wilder Tiere.*') Sie brachten uns in einen 
Baumgarten; denn der Ort war nicht mit einer Mauer umgeben^ 
sondern mit Bäumen^ und mitten im Garten war ein Tempel der 
Sonne und des Mondes. Da standen zwei himmelhohe*^) Bäume^ 
ähnHch unsem Zypressen, und ringsherum . die vorher erwähnten 
Bäume, die denen glichen, die man in Ägypten Myrobalanos nennt, 
auch die Frucht. Von den erstgenannten Bäumen galt ihnen der 
eine als männlich, der andere als weiblich.*^ Der Name des männ- 
lichen war Sonne, der des weiblichen Mond; sie nannten sie, wie sie 
sagten, in ihrer eigenen Sprache Mithra und Mao.^) Die Bäume 
waren mit FeUen behängt, der männUche mit FeUen männlicher, der 
weibliche mit solchen weiblicher Tiere. *^) Ich wünschte den Ghrund 
davon zu erfahren. Als ich fragte, was das für Felle seien, sagten 
sie: ,Von Löwen und Panthern*^*) . . .* Eisen, Erz, Zinn, oder auch 

V133 nur Ton, um etwas zu verfertigen, gab es dort nicht^^) Bekleidet 

waren die Leute mit TierfeUen. Ich fragte nun, wann die Bäume 

s 106 sprächen.^) Sie sagten: ,Wenn die Sonne aufgeht, wenn sie mitten 
am Himmel ist, und wenn sie untergehen will, spricht ihr Baum, 
und ebenso ist es mit dem Monde.' Die Männer, die Priester zu 
sein schien, forderten mich dann auf, wenn ich rein sei, in das 
Heiligtum einzutreten und anzubeten. Ich nahm zehn Freunde mit: 

M 124 Parmenion, Krateros, loUas^^) Phüippos^®), Machetes, Thrasyleon, 
Machaon"), Theodektes«^»), Diphilos^^) und Neokles. Die WaflFen. 

47) So Arm., ähnl. Syr. 48) Val. Syr. 49) A Ann. verderbt: jcgoari- 

ySgevov dh t6 (ikv &QQSviKhv &QQivtov loyiciia {-a^i^v A), rh ^h 9ifiXv%hv ^Xvjt&v 
{d^Xvov d. i. d'rilslmv A). Nach Val. 132, 17 ff. (^Sed ex hisce duabus arboribus, 
de quibus supra locuti sumus, marem alteram, alteram feminam esse con- 
tendunt') yermute ich ungeföhr: mv ^h ytQoriy6Qsvov th i^hv äggsv^hv {Elvoci) 
iloylaccvTOy rh 9h Q-rilvTiov. 50) Überall verderbt. A: a ^Uyov rj| idla qiotv^ 

(lovd-ov iiiccovöat =^ Arm.; Syr.: Mitora, Mayosa. Ich vermute etwa: a i. 
r. L q>. Mld'gav xal Ma&{?) 6vo(ici6cci, 51) Die beiden folgenden Sätze, 

jesgl dh T&v Q'7\gl(ov rijv alxLav i^'/^xovv fiad'Btv und 'Eiiov igarmwoe — TCagöd- 
XsoDv sind in a verschoben. 52) Es fehlt die Angabe, welche Bewandtnis es 

mit dem Aufhängen der Felle hatte. Nach der Art der Felle brauchte Alezander 
nicht zu fragen. 53) Darauf ein verderbt und abweichend überlieferter Satz, 
der Val. fehlt. AArm.: (Hx i^sßri ih code rdtpov l%siv sl ilti tov xov i^Uov 
xal tfjg öBl-^vrig. Müll, ergänzt legia. Eher wäre nach Ep. 215, 14 ('Opobalsamo 
et ture vescuntur') zu vermuten: O. i. &. m. xgotp^v i. sl firj oitov x&v x. i^. %. 
X. a. Sivdgiov. 54) So nur Syr. (vgl. Byz. 4943); wohl durch Korrektur, denn 
die Frage war jedenfalls schon in a durch jene Yerschiebung verloren gegangen. 
55) Müll,: 'I6nav nflovlov (A), UUon (Arm.), Ysillum (Val.). 56) Ph.: nut 

Syr.; aber unten wird er in allen Texten genannt. 57) Nur Arm. Val. 

58) Überl. Theodektos, verb. Müll. 59) A JdtfiXov. Arm.: {Gb69b%xov) dh tpiXov: 



Drittes Buch. 95 

maßten wir draußen ablegen. Es folgten mir auch dreihundert 
Soldaten^ und ich ließ alles durchsuchen^ ob keine Täuschung statt- 
findC; aber es war nichts dergleichen da. Zur Übersetzung des Spruchs 
rief ich einen der Inder zu mir, auf dessen Antrieb wir dorthin ge- 
kommen waren ^®), und schwor, ihn zu töten, wenn die versprochene 
Antwort ausbleibe. Als die Sonne unterging, sagte der Baum etwas 
in indischer Sprache, das mir der Inder nicht übersetzen wollte. Da L^^ 
ich ihn aber beiseite nahm und mit dem Tode bedrohte, flüsterte er 
mir in das Ohr: ,Du wirst bald durch die Deinen sterben.' Bestürzt m 125 
be&agte ich bei Aufgang des Mondes den andern Baum, ob ich nicht 
meine Mutter und meine Verwandten noch einmal begrüßen würde. 
Der Baum antwortete in griechischer Sprache: ,Du mußt in Babylon 
sterben, und wirst von deinen eigenen Leuten getötet werden und 
nicht zu deiner Mutter zurückkehren.' Darauf wollte ich den Göttern s 106 
Kränze weihen, aber der Priester sagte: ,Das ist nicht erlaubt; doch 
tue, was du willst, denn für einen König ist das Gesetz ungeschrieben.* 
Da ich sehr traurig war, baten Parmenion und Philippos, ich möchte 
mich zur Buhe legen, aber ich wollte nicht, und begab mich um 
Sonnenaufgang mit den zehn Freunden wieder in das Heiligtum. 
Dort entließ ich sie, und fragte den Baum, ob ich vor meinem Hin- 
scheiden ^^) noch einmal nach Makedonien zurückkehren und meine 
Mutter®^) wiedersehen würde. Indem die Strahlen der aufgehenden viss 
Sonne die Gipfel berührten, ließ sich deutlich eine Stimme ver- 
nehmen: ,yoUendet sind die Jahre deines Lebens, und dein Wunsch 
wird nicht in Erfüllung gehen. Bald werden auch deine Mutter und 
deine Gattin durch die eigenen Leute •') eines schrecklichen Todes 
sterben, und deine Schwestern.^) Nun begehre nichts mehr hierüber, 
deim du wirst nichts mehr hören.* So brach ich noch um die erste 
Tagesstunde von dort auf®*) und gelangte durch einen Marsch von 
fünfzehn Tagen zurück nach Prasiake.^®)'] 

[7. •'^'Dort brachten uns die Inder Fischhäute nach Art von Ar 85 
Pantherfellen®®), große Fischzähne ®^), riesige Muscheln und purpurne s 107 



Val.-HsB.: difficiliqne (Abi.). 60) auf — waren: nur Val. 61) Z. 1.: xal rore 
&jtavalv6oiiai od. &yeo2/66oiun (= &ytod'avoviuct) st. äytavalHaat (A), iyeavsXs'ö^ 
tfo/tcfi (Arm. Syr.). 62) A Arm. Yal. fügen unpassend hinzu: 'und meine Gattin'. 
63) Val. 9 und L: 'Ivdöv st. lilav, 64) So A; auch Ep. Plural; Arm. Syr.: 

Singular. 65) So A Arm.; danach in A eine große Lücke, in Arm. ein ver- 

derbter Satz, der sich auf den Inhalt von Ep. 216, 10 ff. zu beziehen scheint. 
66) und — Prasiake: Arm. d. 67) Der Inhalt des nächsten Satzes nur in 

Arm. und S; vgl. Ep. 218, 20 ff. 68) So d; Arm. verderbt. 69) Mehrere 



96 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

s 117 und weiße Schwämme.^®) Von Prasiake kam ich nach Persis und eile 
s 118 nun^^) zur Königsbnrg der Semiramis.^^) Dies habe ich für nötig 
gehalten dir mitzuteilen. Lebe wohl.'] 



[Alexanders Besuch bei der Königin Eandake. III 18 — 24.] 

[18. Darauf fahrte Alexander sein Heer nach der Eonigsburg 
der Semiramis. Denn er wünschte sie zu sehen^ weil sie in der 
ganzen Welt, auch in Griechenland, berühmt war. [[^)Die Stadt, 
dreißig^) Stadien lang und breit, hatte eine Mauer aus natürlichem 
Stein mit 120 Toren, die mit Eisen und Erz beschlagen waren, und 
war ganz aus Stein erbaut.] Hier herrschte eine schöne Frau mitt- 
leren Alters Namens Eandake, verwitwete Mutter dreier Söhne und 

V1S6 Urenkelin^) der Eönigin Semiramis. Ihr sandte Alexander folgenden 
Brief: 

M )26 'Gruß von Eönig Alexander an die Eönigin Eandake in Meroe 

und die untergebenen Fürsten. Als ich nach Ägypten kam, sah ich 
dort eure Gräber und Wohnungen und hörte von den Priestern, daß ihr 
eine Zeitlang über Ägypten*) geherrscht habt, und Ammon mit euch 
zu Felde zog. *)Nun werde ich bald in eure Stadt kommen, da mir 
Ammon schon längst ein Orakel darüber erteilt hat. ^) Deshalb habe 
ich an euch geschickt, damit ihr Ammons Tempel und Bild an die 
Grenze bringt, daß wir ihm opfern. Wollt ihr nicht kommen, so 
werden wir bald in Meroe zusammentreffen und uns besprechen. 
Schickt uns Nachricht hierher, was euch gut scheint.' 

Eandake antwortete: 'Damals gab Ammon das Orakel, gegen 

Ar 86 Ägypten zu ziehen, jetzt aber, daß man weder ihn selbst in Bewegung 

Alten; darunter Ann. nach R.: aalofivglvav k^ccmix^t^i wofür Leo: pelles mnre- 
narum long, cubit. sex. 70) Hier folgt in Syr. (Bndge S. 107 — 117) der große 
Zusatz der persischen Übersetzung. 71) i7fBiy6iiriv ^h A, fehlt Arm.; nach 

Yal. z. 1.: inelyonai. 72) Durch Abirren von I^BiugdiiEats ßaalUuc zu demselben 
Ausdruck im Anfang von Elap. 18 ist in d der Schluß des Briefs verloren ge- 
gangen, daher bei Syr. und Leo die Briefform in Kap. 18 weitergeführt wird. 

18. 1) Der folgende Satz nur bei Arm. n. Syr. vollständig; fehlt A. 
2) So etwa nach Curtius (^XXXY stadium murus') zu vermuten; s. z. d. St. Arm. 
(vgl. Syr.): 8 Stadien, was schon wegen der Zahl der Tore unmöglich ist. 
8) U.: nur Yal. 4) Yal. 6 ändert: Indiam, vgl. Z. 15. 5) Der Sinn des 

folgenden Satzes nur bei Yal. 8 f. und Syr. richtig. Etwa z. v. : ficra Sh 6Uyov 
Xq6voVj «c^Xai [A: ntiXiv] xffruuxrlöavros jäiiiunvee^ AvelBvöofia^ [A, ähnl. Arm.: 
&vBXv€cits'] Big xriv Idiav ^Xiv ^ficsy [i>n. fehlt A]. 6) Das Folgende in A ver- 
derbt. Ygl. Rh. M. 664. 



Drittes Buch. 97 

setzen solle, noch sonst jemand dorthin ziehen dürfe, wer aber zu 
uns komme, den sollten wir als Feind behandeln.^ Verachte nicht 
etwa unsere Hautfarbe, denn im Geist sind wir heller, als die Hellsten 
bei euch. Und wir stehen von jeher, achtzig Völker®), zum Kampfe s 119 
bereit. Darin aber wirst du recht handeln, daß du den großen Gott 
Ammon ehrst. Daher bringen dir meine Gesandten 100 massive v ist 
Goldbarren, 500 äthiopische Knaben, 200^) Papageien, 200 Sphinx- 
A£Pen; für unsem Gott Ammon an der Grenze Ägyptens einen Kranz 
aus Smaragden und Perlen, 10 Ketten mit geschnittenen Steinen^®), 
10 Kästchen ^^) Perlen und Edelsteine, 80 Kästchen aus Elfenbein; 
außerdem von den wilden Tieren unseres Landes: 350 Elefanten, 
300 Leoparden, 80 Nashörner, 4000 Panther, 90 menschenfressende 
Hunde, 300 Kampfstiere, 90 Elefantenzähne, 300 Leopardenfelle, 1500 
Ebenholzstäbe. Laß dies alsbald abholen und schreibe uns, wann^^) 
du Herr der ganzen Welt geworden bist.'] 

[19. Alexander sandte Kleomenes, den Statthalter von Ägypten, 
um dies in Empfang zu nehmen, und machte sich selbst auf den 
Weg zu ihr. Da aber Kandake erfuhr, wie Alexander Städte angreife 
und Könige bezwinge, schickte sie einen ihrer Leute, einen griechi- m 127 
sehen Maler, der heimlich ein Bild Alexanders fertigen mußte, das 
sie dann in Verwahrung nahm. Nun geschah folgendes. Ein Sohn 
der Kandake Namens Kandaules kam mit wenigen Beitem zu Alexanders s 130 
\f Lager. Die Wache führte ihn, da Alexander gerade schlief, zu Ptole- v iss 
maios Soter, der die zweite Stelle im Reiche hatte. Auf Befragen 
erzählte er: ^Ich ging mit meiner Frau und wenigen Begleitern, um 
das jährliche Fest der Weihe bei den Amazonen zu begehen. Da 
überfiel mich der Tyrann der Bebryker mit Übermacht und raubte 
mir mein Weib. Nun will ich ein größeres Heer holen, um sein 
Land zu verwüsten.' Ptolemaios weckte Alexander und sagte iViTn 
dies. Darauf bekleidete ihn Alexander mit seinem Mantel und Diadem 
und sprach: ^Laß, als wärest du Alexander, den Hypaspisten Antigonos 
rafen, und wenn ich eintrete, erzähle mir, was du mir eben gesagt hast, 
und verlange meinen Rat.' Als Ptolemaios so heraustrat, verwun- I,*|? 



7) Arm. richtig: *al xQfj^f^'^'' <»ff xoXbiUois. 8) Ich vermute: 'bTcaQxonev 

. . eis xlfid'os ix tov jcdlai [st. cxwdXriv A, axvrdXai Arm. ß] in Arm. aber 
daneben richtig: ^seit xmendlichen Zeiten'] tpvXal [populos Val. 21; fehlt A 
Arm. ß] dy^oijxovtcc (om. A). 9) Die folgenden Zahlen unsicher wegen ver- 

schiedener Überlieferung. 10) i<s<pQccyiait4vovg A ß Byz. 11) So Val. 

('loculos'); Arm. ß Byz.: öravfjQag, Leo: cluvias; fehlt A. 12) 9 richtig 8t & 

st. Sti (A Arm. ß). 






Angfeld, Der griechische Alexanderroman. • ^ ^ « 

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• • • • 






98 Zweites Kapitel. Der Text des Bomans. 

derten sich die Soldaten, was der kluge Alexander wieder vorhabe, 
Eandaoles aber ffirchtete für sein Leben. Es geschah nun nach der 
Verabredung. Alexander wurde als Antigonos herbeigeholt und gab 
den Bat, ein Heer zu rüsten und das Weib des Eandaules zu Ehren 

8 121 seiner Mutter zu befreien. Ptolemaios befahl, daß Antigonos dies 
besorgen solle.] 

[20. So geschah es, und sie kamen noch bei Tage^) an dem 
Orte an.*) Hier riet Alexander, den Angriff auf die Nacht zu ver- 
schieben, weil sonst der Tyrann vor dem Kampfe das Weib töten 
würde und alles vergeblich wäre. Da warf sich Kandaules vor ihm 
nieder und rief: ^0 wie klug bist du, Antigonos! Wärst du doch 

y 140 Alexander, und nicht sein Hypaspist!' Sie überfielen nun nachts die 
Stadt und zündeten die Vorstadt an. Als die Leute erwachten und 
fragten, ließ ihnen Alexander zurufen, Kandaules sei mit einem großen 
Heer da und würde die ganze Stadt verbrennen, wenn sie das Weib 
nicht berauschen. Da stürzten alle zum Haus des Tyrannen, rissen 
das Weib von seinem Lager und übergaben es dem Eandaules, den 
Tyrannen aber töteten sie. £!andaules umarmte Alexander und bat, 
er möchte ihn zu seiner Mutter Kandake begleiten, damit er dort 
königliche Geschenke erhalte. Alexander antwortete erfreut: 'Erbitte 
mich vom König, denn ich wünsche selbst, eure Stadt zu sehen.' 
Ptolemaios, von Alexander vorher verständigt, gab dem Kandaulea 
den König als seinen Gesandten an Kandake mit und ermahnte Kan- 

Ar^88 daules, sich dankbar zu zeigen und Antigonos wohlbehalten zurück- 

V 141 zubringen, was dieser feierlich versprach.] 

M 1S9 [21. Mit einer genügenden Truppenmacht, Zugtieren und Wagen 

traten sie die Reise an. Unterwegs staunte Alexander über die eis- 
bedeckten Berge des Landes, die bis in die Wolken ragten, und die 
eigenartigen Fruchtbäume. Da waren Apfelbäume mit goldfarbigen 

M 180 Früchten, die einen Umfang hatten, wie bei den Griechen die Kürbis- 
zitronen ^), Weintrauben, so groß, daß man eine reife nicht um- 
spannen konnte'), und Granatäpfel, die Kerne so groß wie Eicheln,, 
die Früchte wie Melonen.^) Auf den Bäumen waren viele Schlangen, 
Eidechsen, größer als ein Ichneumon, Affen, nicht kleiner als bei den 



20. 1) So richtig Syr. und die Yorl. von Arm.; MüU. nach A ß: Tca^a lUav 
ilfiigav. 2) Bei Val. und Leo fehlt dieser Saiz^ so daß das folgende Gespräch > 
noch im Lager vor Ptolemaios stattfindet. 

21« 1) xltga. 2) A: ßovQ^av cvectpviccl mg fi^ d^vac^ai mQaxov iva xm- 
ifficai. Wohl z. L: &Qi%hv <^yielmehr dgay^ihv iva}, Val. 16 f. abweichend, Arm. 
sinnlos. 8) Vgl. Rh. M. 566. 



Drittes Buch. 99 

Qriechen die Bären, und andere merkwürdige Tiere. Dort befanden 
sich auch heilige Stätten^ Felswände mit einem Abstieg in das Innere, v i4a 
Kandaules sagte, man nenne dies die Oötterwohnnngen und die Götter 
zeigten sich in diesen Höhlen oft den Königen, was Alexander auf 
dem Rückweg^) selbst erproben könne. Als sie zur Eönigsburg 
kamen, wehrte Kandaules die Umarmung der Mutter und der Brüder 
ab, ehe sie nicht seinen Wohltäter Antigonos begrüßt hätten, und er- 
zählte ihnen alles. Da umarmten sie Alexander, und es wurde ein 
glänzendes Mahl gerüstet.] 

[23. Am nächsten Tage erschien Kandake mit dem königlichen m isi 
Diadem geschmückt, übergroß und Yon göttergleicher Gestalt, so daß 
Alexander seine Mutter Olympias zu sehen glaubte. In der Königs* v 143 
bürg glänzten die Decken und Wände von Gold. Da waren Polster 
aus Seide und Gold gewoben, Ruhebetten mit Füßen von Perlen*) s 128 
und Beryllen, Sessel mit goldenen Gurten, Tische aus Elfenbein, nu- 
midische^ Säulen mit Kapitalen aus Ebenholz'), zahllose eherne Ar 89 
Statuen, Sichelwagen aus Porphyr mit Pferden und Wagenlenkem, 
die sich zu bewegen schienen, Elefanten aus demselben Stein, die v 144 
Feinde mit den Füßen zertraten und mit dem Rüssel packten, 
ganze Tempel aus einem Stein ausgehauen, Bildnisse barbarischer Götter 
von furchtbarem Aussehen, Dachpfeiler so hoch wie Platanen und 
Zypressen, und ein Fluß mit goldschimmemdem Wasser, ein zweit.er 
Paktolos, an dem reihen weis gepflanzte Bäume standen. Alexander 
betrachtete dies mit Staunen. Er speiste an diesem Tage mit den 
Brüdern^) des Kandaules, und Kaadaules bat seine Mutter inständig, m 132 
den Gesandten mit entsprechenden Geschenken zu entlassen. Da^) 
nahm Kandake den ^Antigonos' bei der Hand und zeigte ihm durch- 
sichtige Gemächer, die aus luftfarbigem ^) Stein gebaut waren, so daß v 145 
man von innen durch die Steine^ die Sonne wahnxahm. Dort war 
auch ein Speisezimmer aus unverbrennbarem Amiant®) und ein Haus, 



4) a. d. R.: nur Arm. Syr. 

22. 1) Arm. (Baabe) : oijvimvav, A: mvltov, Müll.: dv^x^^- ^) ^^(^^ Arm. 

z. 1.: NoiMciiTcoL Müll.: Mri^tTtoL 8) Nach Leo L C Byz. (ähnl. Arm.) z. 1.: 

ißevivucig st. iletpavtlvotg A B. Yal. 18 ff. verderbt. 4) Yal. (32) las ädsUpatg st. 

ädsltpotg. Arm. Sc&sXfp6s' 6) So nur Yal. 26, nach dem Kandake die Bitte des 
Sohns alsbald erfüllen will. Die andern Texte schieben ein: ^am folgenden Tage', 
was vermutlich eine Wiederholung vom Anfang des Eap. ist. 6) äsgltov. So 
Arm. A. Nach Val. Leo vielmehr aus leuchtendem Stein (lychnites Yal. 2; 
Leo: ex lapidibus habentes aureum colorem). 7) So Arm.; Yal. S: so daß es 
aussah, als schiene die Sonne darin. 8) A: ^£ aludriov (st. &iudvtav ß) ^vXmv 
{Xld-cov B Byz. Yal.) a^ve^ iatlv äöri^ta %a\ äxavcta &no ^vQ6g. Ähnl. Arm. d. 



7* 



100 Zweites Kapitel. Der Text des Eoznans. 

das auf Kadern lief und von zwanzig Elefanten gezogen wurde^ zum 
Gebrauch für den König im Kriege. Darauf sagte Alexander: ^Das 
verdiente wohl Bewunderung, wenn es bei den Griechen wäre, euch 
s 134 aber bieten eure Berge dergleichen ohne Mühe dar.'^) 'Ganz recht, 
Alexander!' erwiderte Kandake zornig. Als Alexander seinen Namen 

V 146 hörte, wandte er sich ab und leugnete. Kandake aber führte ihn in 

ihr Zimmer, zeigte ihm sein Bild und sprach: 'Was zitterst du, Ver- 
nichter der Perser und Inder? Jetzt bist du, der Besieger der Meder 
und Parther, ohne Kampf in die Hände der Kandake gefallen. Merke 
also: wer gar zu klug sein will, findet wohl noch einen Klügeren.' 

M 133 Da knirschte Alexander mit den Zähnen. 'Was kannst du nun 
machen, großer König?' fragte sie wieder. 'Hätte ich mein Schwert, 

Ar 90 so tötete ich erst dich, damit ich nicht in deiner Gewalt wäre, dann 

V 147 mich; weil ich mich selbst verraten habe.' ^®) 'Das ist eines Königs 

würdig', sagte Kandake. 'Doch sei unbesorgt. Denn wie du meinen 
Sohn und sein Weib gerettet hast, so will ich dich vor den Barbaren 
s 126 retten. Wenn sie erfahren, daß du Alexander bist, so werden sie dich 
töten, weil du JPoros getötet hast, und die Frau meines jüngeren 
Sohns eine Tochter des Porös ist. Deshalb werde ich dich Antigonos^*) 
nennen und dein Geheimnis bewahren.'] 

[23. Darauf trat sie mit ihm heraus und sprach: 'Mein Sohn 
Kandaules und meine Tochter Marpessa^), Alexander verdanken wir 
eure Bettung. Beschenken wir also seinen Boten, wie es sich ziemt!' 
Der zweite Sohn war damit einverstanden, aber der dritte^), Karagos^), 
sagte: 'Mein Weib will ihren Vater rächen und Alexanders Boten 

V 148 töten.' Kandake erwiderte: 'Was hilft das? Alexander hat ja noch 

mehr Diener. Auch wäre es ein Frevel.' Kandaules aber sprach: 'Er 
M 134 ist unser Better, und ich bin verpflichtet, ihn zurückzubringen.' 'So 
wollen wir miteinander um ihn kämpfen.' 'Willst du, so bin ich 
bereit.'^) Da fürchtete Kandake für ihre Söhne, nahm Alexander bei- 
seite und bat ihn, einen klugen Ausweg zu suchen. Alexander trat 



Val. 4 ff. völlig abweichend. 9) Der Sinn nur bei Val. und Syr. deutlich. 

10) Vgl Rh. M. 665. 11) So auch Arm. (Vogelr.); Raabe schreibt aber: xXi}- 

28« 1) Marpesga Arm., Marpissa Leo, (uxtigaa A, Margie Val., Malapsa Syr., 
Zigytvöa L. 2) Val. 9 ß nennen nur zw«i Söhne, Elandaules und Earagos, Porös' 
Schwiegersohn. Den zweiten Alexander freundlich gesinnten Sohn erwähnen nur 
A und Arm.; Aim. nennt diesen Earagos. 3) So Arm. neben Earabös; Yal.: 
Charagos und Charogos; Epit.: Garogarus; Syr.: Eerator; Leo: Carator. 4) So 
die Verteilung der Bollen in #, ähnl. Yal.; A ß abw.. Arm. zweifelhaft. 



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Drittes Buch. 101 

zu ihnen und sprach: ^Wenn ihr mich tötet, so wird das Alexander s ise 
nicht bekümmern, denn Gesandte gelten einem König nicht viel, und 
er hat noch andere. Wenn ihr mir aber gnten Lohn yersprecht, so 
werde ich Alexander überreden, selbst hierher zu kommen, dann könnt 
ihr leicht an ihm Rache nehmen.' Dabei beruhigten sich die Brüder, v 149 
Eandake aber bewunderte Alexanders Klugheit und sagte heimlich Ar 91 
zu ihm: ^ Wärst du doch mein Sohn! Dann würde ich durch dich 
alle Völker beherrschen. Denn nicht durch Krieg hast du die Welt 
unterworfen, sondern durch deinen großen Scharfsinn. Nur wage es 
nicht wieder, deinen eigenen Gesandten zu spielen!'^) Nach einigen 
Tagen entließ sie ihn mit königlichen Geschenken: einer diamantenen 
Krone, einem Panzer mit Perlen und Beryllen und einem golddurch- m 136 
wirkten, Ton Sternen schimmernden Purpurmantel. Und sie schickte 
ihn mit ehrenvollem Geleite auf demselben Weg zurück.] 

[34. Unterwegs kam Alexander zu den Höhlen, wo sich, wie ihm 
Kandaules gesagt hatte, die Götter aufhielten. Nachdem er geopfert hatte, 
trat er mit wenigen Begleitern ein, und nahm einen sternschimmemden v i5o 
Nebel wahr und die Decke von Stemstrahlen funkelnd und drinnen^) die 
Erscheinung von Gestalten und ein Gemurmel, das nur durch die Stille 
hörbar wurde.*) Bange erwartete er das Weitere. Da sah er einige liegen, 
deren Augen wie Lichter strahlten, und einer sprach zu ihm: ^Sei ge- 
grüßt, Alexander! Kennst du mich?' 'Nein, Herr.' 'Ich bin der welt- 
beherrschende König Sesonchosis, der ein Hausgenosse der Götter 
ward. Doch war ich nicht so glücklich wie du, dessen Name un- s 127 
sterblich ist.") 'Warum, Herr?' 'Weil ich, der die Welt unterwarf, 
ohne Namen bin; du aber wirst ewigen Ruhm haben, weil du Alexan- 
dria in Ägypten gegründet hast.*) Nun tritt näher, und du wirst den 
Schöpfer und Lenker des Weltalls erblicken.' Alexander ging weiter 
hinein und sah in einem glänzenden Nebel den Gott thronen, den er 
einst in Bakotis gesehen hatte, den Gebieter Sarapis. 'Was ist das?' 
rief er aus. 'Ich sah dich in Libyen und jetzt sehe ich dich wieder 
hier?' Sesonchosis sprach: 'Dieser Gott ist überall gegenwärtig, wie v isi 
der Himmel.' [^) Darauf fragte Alexander: 'Wie lange werde ich 
leben?' Sarapis*) antwortete: 'Für den Sterblichen ist es gut, nicht 



5) Dieser Satz nur in Arm. 

24. 1) A Arm. Sjr. Jc^md'Bv st. iöm^sv, Yal. 149, 26 Interea st. Interius. 
2) Vgl. Rh. M. 666. 3) Das Folgende in A |5 gekürzt; vgl. Arm. Val. Syr. 

4) Die folgenden Sätze bis ^wie der Himmel' fehlen in A /?; vgl. Arm. Yal. ^ Byz. 
5426 ff. . 5) Das Eingeklammerte ist ans I 83 eingeschoben. 6) So nur 

Leo; A Arm. Yal. Syr. ß: Sesonchosis. 






•--: 



102 Zweites EapiteL Der Text des Romans. 

Ar9s zu wiBsen^ wann er stirbt^ sonst ist die Erwartung für ihn ein fort- 
währender Tod; Unkenntnis aber laßt ihn den Tod vergessen. Du 
gründest eine weltberühmte Stadt, und viele Könige werden ihren 
Boden betreten, die anbetend vor dir niederfaUen, und du wirst sie 
tot und lebend bewohnen, denn sie wird dein Grab sein.'] Nachdem 
der Gott^ so gesprochen, ging Alexander hinaus. Und er legte seinen 

M 186 Weg zurück, und seine Satrapen kamen ihm entgegen und bekleideten 
ihn wieder mit der Krone und dem Königsgewande.^)] 



25. Darauf zog er zu den Amazonen, und als er in die Nähe 
kam, sandte er ihnen folgenden Brief: ^König Alexander grüßt die 
Amazonen. Von meinem Kampf gegen Darius werdet ihr wohl gehört 
haben. Von dort zogen wir gegen die Inder und unterwarfen sie, 
von dort zu den Brachmanen, den Gymnosophisten, die wir in Frieden 
V 15S ließen, ohne^) Tribut von ihnen zu erheben. Von dort kommen wir 
s 188 nun zu euch. Nehmt uns freundlich auf, opfert far uns ^ und geht 
uns entgegen, denn wir kommen nur um euer Land zu sehen und 
euch Gutes zu erweisen.' 

Sie schrieben zurück: ^Die Heerführerinnen der Amazonen grüßen 
den König Alexander. Wir haben dir geschrieben, damit du vor 
deiner Ankunft alles weißt und nicht ruhmlos umkehren mußt, und 
wir unterrichten dich hiermit über unser Land und uns selbst. Wir 
wohnen jenseits und in der Mitte des Amazonenflusses auf einer 
Insel, deren Umfang eine Jahresreise beträgt. Die Insel ist rings 
vom Flusse umgeben, der keinen Anfang und kein Ende^) hat, und 
es ist nur ein einziger Zugang vorhanden. Darin wohnen unser 
200000^) bewaffiiete Jungfrauen, aber niemand männlichen Geschlechts, 
sondern unsere Männer wohnen auf der andern Seite des Flusses. 
Jährlich feiern wir ein dreißigtägiges Fest, ein Pferdeopfer für Zeus, 
Poseidon, Hephaistos und Ares. ^) Dann kommen wir über den Fluß 
V 168 zu unseren Männern und verkehren dreißig Tage mit ihnen. Die 
Kinder werden drüben aufgezogen, und die weiblichen, wenn sie sieben 






7) A Arm. Syr. : &yyiXov. Vgl. 1, 1 Anm. 4. 8) Dieser Satz bei Müll, un- 
richtig eingefügt (Eap. 25). 

25. 1) (tri Xaßovtsg <p6Q0vg tcocq' ccbz&v erfordert der Inhalt von m 6. Doch 
fehlt die Negation A Arm. Syr. (J. 2) So Val. nnd Byz. 6486 f. Bei Arm. Syr. 
heißt es statt dessen, die Brachmanen hätten für AI. geopfert. A: iv algi^rju 
tiiv xatQav xataCTT^öccvTBg, &6tB ijd^ag ijiiäg TtQO^s^i^aad'ai xal d'vöiav 'b^hg (xsqI 
A) ijii&v Tcoi^eoci {-asucv A). 3) u. k. £. : nur d u. Byz. 6604. 4) So Arm. Val. 
6) Ares nennen nur /? Byz. 



Drittes Buch. 103 

Jahre alt sind^ zu uns herübergebracht« So oft uns Feinde angreifen, 
rücken 120000 Berittene aus, die andern bewachen die Insel. Wir 
ziehen ihnen an die Grenze entgegen^ und die Männer bilden unsere 
Nachhut. Wird eine von uns verwundet, so wird sie hoch geehrt, vom s las 
Opfertisch des Zeus^) gespeist und bekränzt) Fällt eine im Kampf, 
so erhält sie göttliche Ehre®) und ihre Verwandten viel Geld. Bringt m ist 
eine den Leib eines Feindes auf die Insel, so ist dafür Gold und ' 
Silber und lebenslängliche Speisung als Lohn bestimmt. Darum 
kämpfen wir tapfer und wenn wir über die Feinde siegen®), so ist 
das für sie eine ewige Schande, besiegen sie aber uns, so haben sie eben 
nur über Weiber gesiegt. Sieh zu, König Alexander, daß es dir nicht 
so ergehe. Doch sollst du jährlicb einen Kranz erhalten, so groß du v 154 
ihn wünschest, überlege nun und schreibe Antwort. Du wirst unser 
Lager an der Grenze finden.' 

26. Als Alexander den Brief erhielt, lachte er und schrieb 
zurück: *Wir haben die drei Weltteile^) bezwungen, und so wäre es 
eine Schande, wenn wir nicht auch zu euch kämen. Wollt ihr also 
samt eurem Lande zugrunde gehen, so bleibt bei euren Grrenzen*), 
wollt ihr aber euer Land behalten, so kommt über den Fluß und 
laßt euch vor mir sehen. Ebenso sollen sich eure Männer in der 
Ebene aufstellen. Ich schwöre bei meinem Vater Zeus*), bei Hera, 
Ares und der siegbringenden Athene, daß ich euch dann nichts zu- 
leide tun werde. Was ihr mir geben wollt, werde ich annehmen, und 
nicht in euer Land eindringen. Schickt mir Berittene, die ihr aus- 
gewählt habt, imd ich werde jeder monatlich fünf Minen Gold*) geben, 
abgesehen von dem Übrigen.^) Diese können dann nach einem Jahre 
heimkehren, und ihr sendet mir dafür andere. Überlegt nun und s iso 
schreibt uns Antwort.' v 155 

Darauf berieten sie sich und schrieben wieder: *Wir geben dir 
die Erlaubnis, zu uns zu kommen und unser Land zu sehen. Wir be- 
stimmen dir eine jährliche Abgabe von hundert Talenten Gold und 
haben dir unsere fünfhundert Tapfersten nach der Grenze gesandt, 



6) V. 0. d. Z. : nur Arm. (vgl. Syr.) 7) Der Text von A Arm. ß und d 

verderbt. 8) e. s. g. E.: nur Val. u. Byz. 5631. 9) So auch Arm. nach 

Yogelr.; nach Baabe: wenn wir besiegt werden. 

26. 1) Yal. und Leo fügen hinzu : Asiens Europa und Libyen. 2) So A 

Arm. u. B (dglmv); dLC: dgioav, ebenso am Schluß von Kap. 25. 3) So A 

Arm.; Val. u. Leo: Ammon. 4) So A Arm. VaL; Syr.: 5 Denare; ß: xQvalov 

etatf^Qu. 5) So Arm. Val. Leo; ß: xal öitTiQißia, ähnl. Syr., fehlt A. 



4 ^ 



104 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

die dir das Geld und hundert edle Pferde^) bringen. Diese sollen 
ein Jahr bei dir sein. Wird eine von einem Fremden verfuhrt, so 

Ar 94 soll sie dort im Lande bleiben.* Die übrigen schicke zurück, und du 
wirst andere dafür erhalten. Wir gehorchen dir, seist du nahe oder 

M 188 fem. Denn was sind wir gegenüber der ganzen Weif), daß wir uns 
allein dir widersetzen sollten?'®) 

M 189 27^. ^) Nachdem dies geordnet war, richtete Alexander seinen Weg 

nach dem Lande Prasiake. Dabei verfiel sein Heer in völlige Mut- 
losigkeit. Denn mitten im Sommer regnete es vierzig Tage lang^) 
ununterbrochen, so daß den Pferden und Zugtieren die Hufe faulten^) 
und den Leuten das Lederzeug verdarb, daher sich viele beim Mar- 
schieren die bloßen Füße beschädigten. Als der Kegen aufhörte, kam 
eine unerträgliche Hitze mit furchtbaren Grewittem, . so daß Stimmen 
der Unzufiriedenheit im Heere laut wurden.*) Als sie im Begriff 

V 156 waren ^), den Fluß Hypanis^), der die Grenze bildet^), zu überschreiten, 
erkundigte sich Alexander bei den Eingeborenen nach der Heeres- 
macht des Königs, der auf der andern Seite ^) im Land Prasiake am 
Ozean ^) herrschte. Diese sagten, der König besitze 5000 Elefanten, 
10000 Wagen und viele Myriaden Mannschaft.^®) Als das der kluge ^^) 
Alexander hörte, machte er nur einen Plünderungszug im Grenzgebiet 
am Flusse ^^), ließ dann Altäre bauen ^^) und brachte den Göttern ein 

8 131 Opfer dar. 

[Hier erhielt er folgenden Brief von Aristoteles: 'Gruß von 
Aristoteles an König Alexander. Ich weiß, bei Zeus und Poseidon, 
nicht, was ich von deinen Taten zuerst, was ich zuletzt nennen und 
loben soll. Vor allem danke ich allen Göttern und Göttinnen, daß 



6) So A; vgl. Yal. 5 ff.; Leo: polletros (Fohlen) decem et caballos blancos; 
Jos.: 120 Pferde. Arm.: iq>lnnovs. 7) So Arm.; ähnl. Syr.; A: bI ftri yocg iöiihv 
^wohl ijiietg y. L oMkvy Magcc triv olxovfiivriv otäöav; ß: i^istg yccQ oi) itaqa X7\v 
oUoviUvriv olxoviLsv, 8) So Arm. nach Vogelr.; Raabe und A: &wmoiei69'ai 

TCgayiidtaiv. 

27 1. 1) Das dem Brief an Olympias Vorangehende fehlt in A und ist in ß, 
stark entstellt, in den Brief hineingezogen. 2) Die Zeitangabe nur bei Arm. 
3) Dies nur Syr.; vgl. Yal. 16 f. 4) Das ist, nach den EListorikem zu schließen, 
der ursprüngliche Sinn der verderbten Notiz in Arm. und C; Yal. (26 ff.) hat dies 
mißverstanden. 5) So Arm. ß; Yal. und Syr. lassen AI. den Fluß überschreiten. 
6) So Yal.; Syr.: Zütä, Leo: Titan, ß: TlQ^^ravig; fehlt Arm. 7) der — bildet: 
nur Yal. 8) a. d. a. S.: Arm. 9) a. 0.: Arm. Yal. (vgl. C). 10) So Arm.; ähn- 
lich Yal. (gekürzt); * (vgl. C): Alexander ließ sich von den Eingeborenen durch 
ein Geschenk von Elefanten und Wagen zur Umkehr bewegen. 11) So 
Arm. 12) Arm. Yal. 



* » * •• • • 



Drittes Buch. 105 

du die Gefahren des Kriegs und des Wetters im Land der Inder ^') 
glücklich bestanden hast. Du warst ein Nestor im Rat^^) und ein Ar 96 
Odysseus^ der ^vieler Menschen Städte gesehn und Gesinnung er* 
fahren^ Im Alter von dreißig Jahren hast du Osten und Westen 
bezwungen. Selbst Athiopen und Skythen haben dir gehuldigt, ^die, y 157 
wo die Sonne versinkt, und die von den Landen des Aufgangs^ Und 
die sich widersetzen wollten, mußten deine Gnade erbitten. Lebe 
wohl, göttergleicher König!'] 

Dann kehrte er mit seinem Heer nach Babylon um. Dort wurde 
er mit großen Ehren empfangen und feierte ein Opfer mit Festspielen. 



[Alexanders Brief an Olympias. III 27". 28.] 

27". Hier schrieb er über seine Erlebnisse folgenden Brief an 
seine Mutter Olympias: ^Uber meine ersten Taten bis zu dem, was 
in Asien geschah, wirst du durch meine früheren Briefe unterrichtet 
sein. Ich wollte dir aber auch über meinen Zug landeinwärts Mit- 
teilung machen. Nachdem ich nach Babylon gezogen war, unter- 
nahm ich mit 100000^) Mann einen andern Zug. Durch einen Marsch 
von .... Parasangen^) kam ich in 95*) Tagen zu den Säulen des 
Herakles. Diese soll Herakles als Grenzen seiner Wanderung er- 
richtet haben, die eine golden, die andere silbern, 12*) Ellen hoch, 
2 EUen breit. Da ich zweifelte, ob sie massiv wären, ließ ich, nach- 
dem ich Herakles geopfert, eine durchbohren. Es zeigte sich, daß v 158 
sie ganz aus Gold war, imd wir brauchten 1500 Goldstücke^), um 
das Loch wieder auszufüllen. Von da kamen wir durch ein ödes, 
zerklüftetes Land, wo man vor Dunkelheit seinen Nebenmann nicht s 182 
erkennen konnte. Hier marschierten wir .. Parasangen*)®) und kamen 
in sieben Tagen zum Fluß Thermodon^), der in den Pontos mündet®) 
und ein ebenes, fruchtbares Land durchströmt. Dort wohnten die 
Amazonen, die an Größe und Schönheit alle Frauen übertreffen. Sie m i40 
trugen bunte Kleider^) und gebrauchten als Waflfen silberne Beile, 



13) i. L. d. L: nur Axm. 14) Nur Arm., bei dem übrigens der Text viel- 
fach verderbt ist. 

2711, 1) So Val. d.; A Arm. abweichend. 2) A Arm.: leaQacdyyag ohne 

Zahl. 3) So Val. Arm. Syr. Aeth.; A: 26. 4) So Arm. 9 Aeth.; Val.: 16, 

A: 13. 6) So A Arm. Leo; Val.: 600 Talente. 6) A fügt hinzu: Si ^(legav s. 
7) d: 9'BQii6v st. GsQiidtdovTa, . 8) Nur Arm. 9) Val. (16) und Leo 



106 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

Ar 96 denn Eisen und Erz gab es dort nicht. Wir konnten den Floß nicht 

überschreiten^ weil er unpassierbar war. Sie jedoch kamen herüber 

und stellten sich gegen uns auf; unterwarfen sich aber schließlich/^^)] 

[28. ^Nachdem wir Tribut von ihnen erhalten hatten, -zogen wir 

zum roten Meer, an eine enge Stelle ^); wo rechts hohes Gebirge ^); 

y 159 links das Meer war. Wir opferten Poseidon 10 Pferde, brachen dann 
am folgenden Tage auf und gelangten zum Flusse f Atlas.') Dort sah 
man weder Himmel noch Erde, und es wohnten dort vielerlei Völker: 
Mensehen mit Hundsköpfen, solche ohne Kopf ^), die Augen und Mund 

M 14J auf der Brust hatten, und Troglodyten, die unter der Erde hausten.^) 
Von da fuhren wir zu einer großen Insel, die etwa eine Tagfahrt 
vom Lande entfernt war, und fanden dort die Stadt des Helios, die 
120^) Stadien im Umfang hatte. Da waren vierzehn Türme aus Gold 
und Smaragd. In der Mitte stand ein Altar mit sechzig Stufen^, 
darauf ein Wagen mit Wagenlenker und Pferden, alles aus Gold und 
Smaragd, aber wegen der Dunkelheit nicht deutlich zu erkennen. 
Der Priester war ein Athiope, und wir brachten Helios ein Opfer 
dar.®) Als wir weiter zogen ^), kamen, wir in völlige Finsternis, so 

V 160 daß wir Halt machen mußten.^^) Nachdem wir Helios wiederum ge- 
opfert hatten, leuchteten uns göttliche Gestalten") mit silbernen 
Lampen, und so wurden wir zum Fluß f Tanais^*) geführt^, der die 
Grenze von Asien und Europa bildet]. Dann gelangten wir zur 



scheinen gelesen zu haben: i69'tjTag 9k tpogovöat ä%avQ^ivag SnXoig, ixQ&vto 
dl . . st. &v9'ivdg, Snlots ih ixQ- . Syr: ärQ-gavlag (^schwaize') st. &v9'wdg. 
10) Yal. 21 f. fugt hinzu: comperto, quod ceterae quoque Amazones de nostra 
amicitia coeptassent (compectae essent?). 

28. 1) slg xhy ötsvov totcov A Arm.; t6v zu tilgen; Müll, (ß) verkehrt: elg 
xov Tivovxa xorafUv. 2) Hier ist bei Leo die Luftfahrt aus 11 41 und die 

Fahrt in die Meerestiefe 'aus 11 38 eingeschoben; bei Josippon (11 13 S. 92) am 
Ende des Kap., nach der Erzählung von den Eönigspalästen. 3) So A Arm.; 
L: jivtXaVy B: ügdTiov, Gemeint ist vermutlich der Arabis; s. z. d. St. 

4) &%e(pdXovg (Arm. Yal. Jos. C) ist in A /? neben xvvoxBtpdXovg ausgefallen. 

5) Müll, fügt aus ß andere ungeheuer hinzu, die A Arm. Yal. fehlen. — Hier 
bricht Yogelreuthers Übersetzung von Arm. unvollendet ab. Das 
Folgende nur nach Raabe. 6) Yal. Aeth.: 60. 7) m. s. St.: Arm., C u. Byz. 
6603 ; bei Arm. infolge einer Lücke zu jt'6Qyovg bezogen. 8) So Arm. Yal. Syr. ; 
Aß abweichend. 9) Syr.: eine Tagereise, ß: 7 Tagereisen. 10) Statt des 
nächsten Satzes hat ß die Erzählung von dem Dionysostempel in 
Nysa, die S in III 17n, 8 mit Stücken aus II 3^—40 einschiebt (vgl. 
lU 17^ Anm. 27). 11) So Yal. 6 (quasdam effigies numinum); Arm. Aeth.: 
nigöat. Nach Syr. Aeth. ließ Alezander die Lampen anzünden. 12) So A Arm. 
Yal.; ursprunglich wohl *kvaniv st. Tdvaiv, S. z. d. St. 



Drittes Bach. 107 

Eönigsbnrg des Xerxes und Kttos und sahen dort viele Gebäude 
mit kostbaren Schätzen. Da war ein großes Haus^ in dem der s iss 
König Orakel zu erhalten") pflegte. Darin hing an der Decke m 142 
ein goldener Eäfig^ in dem ein Vogel saß, ähnlich einer Taube, der^ 
wie sie angaben, den Königen mit menschlicher Stimme weissagte.^^) 
Ich wollte ihn mitnehmen, um ihn euch nach Griechenland zu schicken, 
aber man sagte mir, er sei heilig. — Wunderbares sahen wir auch 
in der Königsburg in Susa. Dort war ein silberner, mit Figuren 
verzierter Mischkrug, der 360 Metreten faßte. Es hieß, er sei aus 
Diospolis*^ in Ägypten dorthin gebracht worden, als die Perser über 
Ägypten herrschten. Wir erprobten das Maß, als wir das Rettungs- v lei 
fest*^) mit Opfer und Festmahl begingen. Dort war auch ein großes 
Haus, in dem Xerxes* Seeschlacht gegen die Athener abgebildet war.^*^) 
Darin stand ein kostbarer goldener Thron mit einem Thronhimmel^^ Ar 97 
Femer war da ein Meisterstück ^% eine Leier, die von selbst spielte, 
ein 16 Ellen hoher goldener Schenktisch, daneben ein noch höherer, 
den ein goldener Adler von oben mit seinen Schwingen überdeckte, 
eine Quelle*^), ein siebenästiger Weinstock mit Trauben aus Gold 
und Edelsteinen^^), ein Myrtenbaum") aus Gold, und sonst noch so 
viel Prunkstücke, daß ich sie nicht aufzählen kann. Lebe wohl, meine s i»* 
Mutterl'] 



30. ^) Als Alexander in Babylon war und die Zeit seines Todes m 143 
nahte, geschah ein großes Wunder. Eine Frau aus der einheimischen 
Bevölkerung gebar ein Kind, das nur oben menschliche Gestalt hatte; ^ le» 
der untere Teil des Leibes aber bestand aus den Vorderkörpem wilder 
Tiere, so daß das Ganze der Skylla glich. Die Tiere lebten und m 144 



13) z. l.i ;^^T2fuar/S;e(r^at (Arm. Syr.). A Val.: ;i;^t2ft(nr/^cty (Orakel erteilen). 
14) Die Texte sehr voneinander abweichend. 16) So Syr. (nach Byssel), Byz. 

6692 nnd Aeth. S. 388 ('the city of Dios'). ß: Miiuprig. Fehlt A Arm. Val. 
16) A Arm. 17) So Arm., ähnl. Aeth.; nach Yal. auf dem oben genannten 

Mischkrag. A: i^v 6h [6i] ol^og xarsönsvaöfiivos slg rov ^EXXrivi,%hv (vd'ii6v, ^vd'a 
aMg 6 ßaciUvg zt^itsxo x9ritucTiSsiv. 18) Nach Val. erteilte auch dieser Thron- 
himmel Orakel, nach A Arm. erteilte der König unter ihm Orakel. 19) ricci^' 
%ov Ti%vii A Arm.; s. z. d. St. 20) Nur Yal. 20: Ibidem enim (so z. 1. st. 

*Ibi demum') et fons fictus est. 21) mit — Edelsteinen: nur Syr. (ähnl. Aeth.). 
22) Arm. nennt noch andere Bäume: eine Weißpappel und eine Zypresse. A: xai 
Xi'hxri %al Tthxxavog xal f ftf^tfvftog. 

SO* 1) Als Kap. 29 beziffert Müller einen Zusatz von /}, die Erzählung von 
der Einschließung der unreinen Völker. 



108 Zweites KapiteL Der Text des ßomans. 

bewegten sicl^ der menschliclie Teil aber war schon tot nnd schwarz«^) 
Eanm hatte die Frau das Ejnd geboren^ so barg sie es im Basen, 
brachte es verhüllt zu Alexanders Eönigsburg, nnd ließ ihm sagenf, 
daß sie etwas Wichtiges zn zeigen habe. Alexander ruhte gerade, 
um die Mittagszeit. Als er erwachte, ließ er sie hereinrufen, und 
nachdem die Anwesenden entfernt waren, zeigte sie ihm, was sie 
geboren hatte. Alexander berief die chaldaischen Zeichendeuter, be^ 
fahl ihnen, die Deutung zu geben, und drohte ihnen den Tod an, 
wenn sie nicht die Wahrheit si^ten. Die berühmtesten Ghaldaer 
waren fünf an Zahl'), einer aber, der beste*), war zufällt yerreist. 
Die andern deuteten die gewaltigen Tiere unter dem menschlichen 
Leib dahin aus, daß Alexander über die Stärksten Herr sei und starker 

Ar 98 als alle. Als aber dann der vorher abwesende Ghaldaer von seiner 
Reise zurückkam und das Zeichen erblickte, schrie er laut auf, zer- 
riß seine Kleider und weinte. Alexander erschrak und hieß ihn reden. 
Er sprach: '0 König, du wirst nicht mehr unter die Lebenden zählen!'*) 
Da Alexander verlangte, den Grund zu hören, antwortete er: ^Der 

s 185 menschliche Leib bist du, die Tiergestalten sind deine Untergebenen. 
Wenn nun der menschliche Teil lebte, so würde das bedeuten, daß 
du über alle herrschen sollst. Wie er aber tot ist, so bist auch du 
ausgesondert zu denen, die nicht mehr sind. Und wie die wilden 
Tiere unter dem menschlichen Leibe dem Menschen feind sind, so 
sind es deine Leute gegen dich. Daraus wird nach deinem Tode eine 
große Sturmflut in der Welt entstehen, indem die Deinigen einander 
bekämpfen und morden.'^) Dann ging er hinaus und ließ das Kind 
verbrennen. Alexander aber trauerte und sprach: ^0 Zeus, hätte ich 
doch meine Pläne in Frieden vollenden können!^ Doch da du es 
so beschlossen hast, so nimm mich als dritten^) Sterblichen zu dir 
auf Er wollte damit sagen, er halte auch sich wegen seiner Taten 

2) n. B. : Aim. Yal. 8) Ttivrs A ß Byz., womit Mett. 92 übereinstimmt ; 

bei Arm. ist deutlich eine Zahl aasgefallen. Yal. nnd 9 erwähnen die andern 
Chaldäer nicht und nennen nur die Deutung des letzten. 4) Mett. 92 nennt 
ihn Phi(li)ppus. 6) Yal. 26 f., ähnl. Syr. u. Mett. 94, A: oinciri tfii iv tots (pv- 
f^erol A) ^&ai xuTaQlQ'iiriTog ^bI^. 6) A sinnlos: 8rs &h Tcollotg cvy^ 

xZfii0ft($9 tfot %ona xr\v oiytovydiniv tfoü xBXBvtif^oavtog t&v tcbqI öh $t6vey%dvT<ov 
tä 9ts{fl airto^g &xQO(pmvovv (^&%QoßoXo6vT<ov =» dimicabuntque Yal.?^. Nach Arm. 
Yal. ungeföhr z. verb.: 89'sv TCoXhg ovyxXvaiihg iötcci %. t. ol%, 6, tsl. x&v it. ai 
di^ye/xairrtti; (im Sinn von iisv8x9'ivr(ov) ^eqI kavto^g xal §avTohg (povsvSv" 
xmv. 7) So d, ähnl. Mett. 95; ^A z. 1.: xr\v {ikv iieißolTiv Solrig i^iäg inl xiXog 
äyaiv bI &* (d/ A) o^mg 6oi i&o^svy. Arm. lückenhaft, Yal. 16 abweichend. 
8) xqIxov (d BS Mett.), xotovxov: A. 



Drittes Buch. 109 

für würdig, Hausgenosse der Götter zu werden, wie Dionysos und 
Herakles deswegen zu den Göttern gezählt würden. 

31. Da seine Mutter Olympias oft über Antipatros schrieb und 
klagte, daß sie, Alexanders Mutter, beschimpft werde und Antipatros m 145 
sage, was ihm beliebe (er hatte sich nämlich in seinen Briefen über 
ihre Wunderlichkeit beschwert), und daß sie deshalb — wie sie wieder 
einmal angab — nach Epirus habe flüchten wollen, so beschloß Ar 99 
Alexander, Antipatros zu sich abzuberufen, und sandte Krateros 
nach Makedonien.^) Als Antipatros die Absicht merkte, die Alexander 
mit diesem militärischen Dienst im Auge hatte ^, faßte er den Plan, 
ihn zu ermorden, weil er Mißhandlung und Strafe befürchtete. Denn 
er hatte gehört, daß Alexander durch seine Erfolge sehr übermütig 
geworden sei. Er verschaffte sich ein furchtbares Gift, das er in dem 
Huf eines Maulesels*) verwahrte, weil seine Kraft jedes andere Gefäß 
zersprengte. Dies legte er in eine eiserne Büchse und übergab diese 
seinem Sohn Eassandros, der sie samt Geschenken für den König^), 
nach Babylon bringen und dort mit seinem Bruder loUas*) den Mord- 
plan verabreden sollte. Kassandros fand bei seiner Ankunft den König 
mit Opfern und Bewirtung von Gastfreunden beschäftigt. Er besprach 
sich nun mit loUas, Alexanders Obermundschenk. Dieser war zu- s ise 
fällig einige Tage vorher von Alexander wegen eines Vergehens ge- 
züchtigt worden und willigte mit Freuden in den Frevel ein. Als 
Helfer nahm er sich den Thessalier ^) Medeios, seinen Liebhaber*) 
und Alexanders Freund, der versprach, die Gelegenheit zur Vergiftung 
zu beschaffen. 

Alexander war bei einem fröhlichen Mahl mit Freunden und 
Dionysischen Künstlern*), die zu seinem Pestspiel zahlreich in Babylon 

31« 1) Der erste Satz mag nach A Arm. etwa so herzustellen sein: Tf\^ &h 
litltQhg aiftov 'OXvftJCidSog ycXsovdxig yQa<pov6rig tcbqI xov jivriTecetQOv ^al dsivo- 
xad'o^crigy ^mgy CTivßallSBtat iM^riQ oiöa 'JXe^dvSgov [so Arm.; A: äv^gtonov] 
•Kai Xiyet itkv 'AvtL^axQog a ßovXstai {xccKd) — xareyQaq>ev [A: Kcetccygdipsi] yccQ 
aifTfjg äronlav — xal äuc TavTcx -fndXiv qxxiiivri. Big '^Htceiqov dia^gccfistv ißo'O- 
Xbto, jiXi^av^Qog — diiyvto yag . . . iista^s(tAl)aa9'ai xov 'AvtItcoctqov «(fhg iocvvov 
[so Arm.; A: avti^v] — sig Max. &7c4crBiXs Kqcctsq6v. 2) AArm.: r^v i^l- 

votav 'AXB^dvdQov rfjg ctQatioitixfjg XsirovQylagj wobei unklar bleibt, ob der von 
Antipatros oder der von Krateros verlangte Dienst gemeint ist. Für ersteres 
spricht lust. XU 14, 6, für letzteres Curt. X 10, 16 und ß. 3) So A Arm. (Mett.). 
4) samt — König: nur Sjr. Mett., A: xal i^aitiütBiXav Tfotfjeai ^Bvlav HäXB^dv^gto 
X6y<p övXXaXijöawBg ^lo'OXtp &$EX(pqi ^bqI tfjg roi; fpaQiuixov 96fSBmg, 5) Arm.: 

SBceaXovixioLy ein Fehler für SB6caX6v [Mif^Biov OBacaXbv A, die Lesart von 
Kopt.: Mäsios et Thessalos], denn Medeios war aus Larissa (Arr. Ind. 18, 7; 
Bucc. &agm. Beitzenst. § 6; Strabo S. 530). 



110 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

eingetroffen waren, um Kränze zu gewinnen, wobei der König in seiner 
Freude auch selbst als Schauspieler auftrat.^ Als er sich dann er- 
hob und sich zur Ruhe begeben wollte, kam Medeios zu ihm und 
sprach: 'Deine nächsten Freunde sind versammelt und erwarten dich.' 
Alexander ließ sich überreden und nahm am Trinkgelage teil. Zwanzig 
Personen waren anwesend^: Perdikkas, Medeios®), Meleagros^, Pei- 
thon, Leonnatos, Asandros^^), Peukestes, Ptolemaios, Lysimachos^^), 

Ar 100 [Philippos J [Holkias**),] Eumenes, der Arzt Philippos, Nearchos von 
Kreta, Stasanor^*), Herakleides der Thrakier, .... aus Europos**), 
Ariston aus Pharsalos, der Ingenieur Philippos, Philotas, Menandros 
und fDardanos.**) Unter diesen wußten Perdikkas, Ptolemaios, 

M 146 [Holkias**),] Lysimachos, Eumenes und Asandros**) nichts von dem, 
was geschehen sollte. Alle übrigen waren loUas' und Kassandros' 
Mitverschworene, denn sie begehrten nach Alexanders Macht und 
Schätzen. Mitten im Gelage gab ihm lollas das Gift. Als er ge- 

V 140 trunken hatte, schrie er plötzlich laut auf, als hätte ihm jemand 
mit einem Pfeil ^^) die Leber durchbohrt. Eine kurze Weile bezwang 
er den Schmerz, dann zog er sich vom Mahl zurück, indem er die 
Anwesenden aufforderte, weiter zu trinken. 

32. Diese lösten sofort in großer Erregung das Gelage auf und 
erwarteten draußen das Weitere. Alexander verlangte, nach seiner 
Gewohnheit*), eine Feder, um sich zu erbrechen, und lollas reichte 
ihm eine mit Gift bestrichene. Daher wirkte das Gift noch stärker, 

s 137 und er brachte die Nacht in Schmerzen schlaflos zu. Am Morgen, 
erkannte er, daß es schlimm um ihn stand, und konnte kaum noch 
sprechen, da seine Zui^e erstarrt war. Kassandros aber entfloh in 
der Nacht nach Kilikien^), erwartete dort, wie verabredet war. 



6) xcer' iäUcv slg xhv äy&va Uvtos Aim., in A entstellt. 7) Die Liste 

nach A Arm. Mett. ; die von Syr. und Aeth. (839 f.) ist unbrauchbar. 8) Me-, 

deios: nur Mett. 9) So Arm.; A: iiBXiav6g. 10) Kdöav^Qos A Arm. Mett.; 

daß dafär uiöav^gog zu schreiben ist, zeigt der Inhalt des folgenden Satzes, 
und die Lesart von A unter Nr. 16. 11) Die drei folgenden Namen fehlen in 
A durch Abirren von ^IX. zu ^IX. 6 Icngdg. 12) *OXxlag nach Polyaen lY 6, 6 
z. 1. st. iolcias, hiolcias (Mett.), 'OXxlag (A Arm.). Yal.: olci, orciam, orcion. 
13) AiNiaQxog Kgirtog &vog. Arm. nur: J^. 6 Kgifg, Schwartz: JV. 6 X^ijff, £ra- 
advmg. 14) 'HgaxXslirig EifQWtjcatog Arm., ^HgocxXslärig 6 Sgcc^ E^mfCMg A, 

Heraclides oratheus Mett. Vor Eifgayei^og ist m. £. JSiXsvxog ausgefallen. S. z.. 

d. St. 16) 'Dardanos' nur Arm.; s. z. d. St. 16) jivavigog A; Kdöocvdgogi 
Arm. Aeth. /?; Byz. 6957 f.: %al Mdcav^gog . . &Uog 'Höxdiucv&gog. 17) So A 

Arm. ß Mett.; Leo <=» Flut. 76, 8: mit der Lanze. 

82« 1) A Arm. Syr. 2) So Mett. 100; A Arm.: Big 8Xovg tohg x^Xtnag 



Drittes Buch. 111 

lollas')^ und sandte durch Zeichen an Antipatros nach Makedonien die 
Nachricht; daß die Tat vollbracht sei. 

Als es Nacht wurde^ schickte Alexander alle hinaus^ auch Eom- 
baphes^) und seine Qattin Roxane. Es führte aus dem Haus eine 
Tür zum Euphrat^ der mitten durch Babylon fließt. Diese ließ er Arioi 
öfinen und die Wache dort entfernen. Um Mittemacht erhob er sich 
Yon seinem Lager^ löschte das Licht und kroch durch die Tür auf 
Händen und Füßen zum Fluß. Als er nahe daran war^ sah er^ daß 
ihm Roxane nachlief; denn sie hatte aus dieser Entfernung aller An- 
wesenden vermutet, daß er eine kühne Tat beabsichtigte^ und war 
seinem Stöhnen im Dunklen gefolgt.^) Sie warf sich über ihn und 
rief: ^Du willst mich verlassen, Alexander, und in den Tod gehen!' 
Er antwortete: ^Damit erweisest du dir selbst einen geringen Dienst^ 
daß du mir meinen Ruhm mißgönnst.^) Doch soll niemand davon 
hören!' Darauf ließ er sich von ihr in das Haus zurückführen.^) 

Als es Tag wurde, ließ er Perdikkas, [Holkias®),] Ptolemaios und 
Lysimachos rufen und befahl, daß niemand sonst Zutritt haben solle^ 
bis er sein Testament verfaßt habe. Diese gingen dann hinaus^); und 
er ließ die Knaben Kombaphes^) und Hermogenes als Schreiber ^^) 
neben sich Platz nehmen. Perdikkas vermutete, daß Alexander sein 
Reich Ptolemaios vermacht habe, weil er oft mit ihm über Ptolemaios' 
Abstammung gesprochen, und auch Olympias offen ^^) geäußert hatte, 
dieser sei Philipps Sohn. Daher nahm er ihn beiseite und ließ ihnsiss 
schwören, das Reich mit ihm zu teilen, wenn er Alexanders Nach- 
folger werde. Ptolemaios ging arglos darauf ein, in der Meinung, 

st. 8Q0vg KlXmag (Keil); s. Wagner S. 160. Statt dessen Leo Aeth.: Kass. teilte 
nachts den Verschworenen den Erfolg mit. 3) So A Mett.; Leo verderbt. 

4) Nur Arm.; unten: Arm. K6\ißoupov, A: Kaiißoßdtpriv; Mett.: Gombalnm. 

5) Oberall verderbt and gekürzt. Nach A etwa z. 1.: ÜQoaeXd'oiv dh itXriöiov 
nsQisßXi'ipccTo aal i^ciöxBv [i. od. dgl. z. erg. nach Mett. 101: conquievit nt ea se 
poBset praeterire] Id&v t. i. y. ^Pa^avtiv yeQOötQSxovtsav a'bvqt' ii &k [fehlt A] ino- 
voi^öaöa [{>7CovoiJ6ag A] iv v^ iiBTaovd^Bi ravtif) \ri\v wörijv A] Tedvrav, ^cty 
diBvoBlxOy iyxsiQsZv [so A] tt ä^iov rijg iavto^ ToXfirig, iytrixoXovd'sv t^v xqV" 
(palav [so A] i^oiov aiftoü ... 6) Den erforderlichen Sinn zeigt Mett. 102: 
parrum fractum cum tibi largiris, mihi inmortalitatem ademisti. Arm. nach B.: 
(nxQcc xdgig itstl öoi rrjv i(iriv Si^av &<paiQBtad'cct <p9'6vcj). . A: lucKghv £/fc.(?).. asav- 
ri}v x^''S ^- ^' ^- d. Vgl. ß (dnrch eine große Lücke in anderm Zusammenhang): 
lux^hv ifiol ;i;c^^itfaft ösccvti/jv. Danach ungefähr z. L: fiixgcc col airtjj x^Q^S 'P- ^. 
9. &, <pd'. 7) Leo fugt hinzu: Und sie bat ihn, vor seinem Ende über sie Be- 
stimmung zu treffen. 8) H. hier nur Mett. 103, unten aber A Arm. Aeth. 

9) Nur Arm. Mett. 10) Mett. 103: alterum ad testamentum scribendum, alterum 
ad iumen curandum. 11) <pavBq6v nach Arm. z. 1. st. tpoßBQccv A. 



112 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

Perdikkas sei der Thronfolger, da ihn Alexander weit mehr, als alle 
andern, schätzte, und er ließ ihn seinerseits denselben Eid schwören. 
Alexander aber brachte diesen Tag und die folgende Nacht mit der 
Niederschrift zu und ließ dann Perdikkas, [Holkias,] Ptolemaios und 
Lysimachos zu sich rufen. 

Da entstand plötzlich ein lautes Geschrei und ein Auflauf der 
Makedonier im Hof des Palastes. Sie drohten, die Leibwache zu 
töten, wenn man ihnen nicht ihren König zeige. Als Alexander er- 
fuhr, was sie wollten, befahl er, sein Bett auf einen erhöhten Platz 
M 147 zu stellen und die Makedonier im bloßen Unterkleid ^^) hereinzuführen 
und durch die andere Tür zu entlassen. So kamen sie herein und 
Ar 102 zogen weinend an ihm vorüber. Peukolaos ^*), ein stattlicher^*) Mann, 
aber nur gemeiner Soldat, trat zu ihm und sagte: 'Dein Vater Philipp 
s 1S9 hat gut geherrscht; aber auch du — da fing er an makedonisch zu 
sprechen ^^) — wenn du uns verlassest, dann ist Makedonien verloren, 
und wenn du stirbst, so sollten wir mit dir sterben, der du Make- 
donien des Zeussohnes ^^) würdig gemacht hast.' Alexander reichte 
ihm weinend die Hand und machte das Zeichen des Trostes. 

33, I. Nachdem die Makedonier vorbeigezogen waren, brachte 
man^) Alexanders Bett in sein Zimmer zurück. 

[Er ließ Perdikkas und die andern wieder hereinrufen, übergab 
Holkias das Testament und befahl ihm, zunächst fönenden Brief, 
den er an die Rhodier geschrieben hatte, zu verlesen'): 
'König Alexander, Ammons und Olympias' Sohn, grüßt die Behörden, 
den Bat und das Volk der Rhodier.^ Nachdem wir die Säulen, die 
unser Ahnherr Herakles als Grenzen gesetzt hatte*), überschritten 



12) \iovo%Ltmvag A Arm. Leo == Mett. 105. 13) Vgl. Rh. M. 667. 

14) oim &nQsniqg Arm. ß richtig st. oinc sinQSTtijg A. 16) iiBTaßalmv riyp 

<pavi^v z. 1. st. aviijUTaXaßmv (A). 16) rof) jdi6s. 

88« I. 1) Nach fLstsati^aavro nakiv in A Armi eine Lücke, die nach Syr. n. 
Mett. 106 etwa zu ergänzen ist: xr\v xXivriv 'AkB^dvSQov slg tbv xoi/c&vw 6 dk 
lLstsjtifiAl>ocro TcdXiv. 2) zunächst — verlesen: nach der Epit. Mett. 106, in 

der allein der Brief an die Bhodier vom Testament getrennt ist. 
A Arm. d geben ihn ganz oder teilweise als erstes Stück des Testaments, Yal. 
läßt ihn weg. A bemerkt: 'Das Untenstehende ist eine Abschrift der Testaments- 
bestimmung über die Verteilung, die Holkias von Alexander erhalten hat.' — 
Die folgende Lihaltsangabe des Briefs an die Bhodier und des Testaments habe 
ich bereits im Rhein. Museum LVI S. 619 ff. zum Abdruck gebracht. 3) Die 

Adresse an die Rhodier haben nur A Arm. Mett., außerdem Aeth. in entstellter 
Fassung. 4) SQOvg tt^'iwag vermute ich st. co^tff^ . . . A, Sgovg d'ivvsg Arm. 

^dann intaretlat st. iTCtctfjvccty. 



Drittes Buch. 113 

haben und nun durch die Gnade der Götter erhalten sollen^ was uns 
beschieden ist, haben wir bestimmt, euch unsere Beschlüsse mitzu- 
teilen, weil wir euch am meisten von den Griechen geeignet halten, 
darüber zu wachen, und weil wir eure Stadt lieben. Deshalb haben 
wir auch angeordnet, daß man die Besatzung aus eurer Stadt ent- 
fernen soll, damit sie für immer ihre Freiheit bewahre, zugleich in 
dem Wunsche, daß bei euch das Unsere (?) in Ehren gehalten werde. 
So wird sich auch zeigen'^), daß wir für sie nicht weniger, als für 
das eigene Vaterland gesorgt haben. Die Verteilung^) des Reichs haben 
wir so vorgenommen, daß wir jedem sein Land zu freier Verfügung**^) 
übergeben, mit unserm Geburtsland beginnend. [[®) Wir haben den m lis 
Statthaltern der Länder befohlen, aus ihrer Satrapie tausend^) Talente 
gemünztes Gold für die Tempel^®) in Ägypten zu schicken; denn wir s i40 
haben befohlen, daß unser Leib von Ptolemaios^^) dorthin gebracht 
werden soll. Die Anordnung unserer Bestattung heißen wir so gut, 
wie sie die ägyptischen Priester bestimmen.^*)]! [Wir haben auch 
Auftrag gegeben, Theben in Böotien auf königliche Kosten wieder 
aufzubauen (denn wir urteilen, daß sie für das, was sie gegen uns 
fehlten, genug gebüßt haben) und daß den zurückkehrenden Thebanern 
aus Makedonien Getreide gegeben werde ^^), bis die Stadt wieder gut 
bevölkert ist.]] [Wir haben femer befohlen, euch zur Ausrüstung 
eurer Stadt dreihundert^*) Talente Gold und vierzig Trieren zu geben, Arios 
damit ihr in Sicherheit frei seid, und freie Getreidelieferung, aus 
Ägypten jährlich 200000^^) Scheffel Weizen und aus Asien durch 



5) Mett. 107 fügt hinzu: testamento . . cuius ezemplar vobis misimus. 
<[Dann in A o'i)X ^rrov st. ovx töov.y 6) Sialgsctv z. 1. st. atgsaiv (A). 

7) fisTcc ^aQQTiölag A Arm. ; Mett. 108 : iudicio prout cuiusque meritum ac digni- 
tas postulabat. 8) Die folgenden Bestimmungen über die Beisetzung Alexanders, 
die Wiederherstellung Thebens und die Lieferungen für Rhodos sind Absatz 3 
des Testaments entnommen, wo sie in Mett. § 118 £f. (S. 116, 18 — 80) ihren 
Platz haben. Hier im Brief hat Mett. (108) nur: hisque omnibus praescripsimus, 
ut ex pecunia regia ^quod cuique dari iussimus, dandum curarent, in his vobis 
ad urbem omandam auri sign. tal. CCC, in annos singulos tritici medimnum 
CCCC milia et naves longas XL. item scripsimus, corpus uti nostrum in Aegyptum 
portaretur ibique sacerdotes id componendum curarent'. Darauf folgt unmittelbar 
der Schlußsatz. 9) Arm. Leo. 10) f. d. T.: Arm. Aeth., vgl. Mett. 119; 

fehlt A. 11) V. Pt.*: nur Mett. 109. 12) A ganz verderbt; ich vermute nach 
Arm. u. Mett. 119: rriv Sh Sidva^tv tfjg IS lag xatpf^g, mg ol Isgstg oi xor* Afy'^ 
ytTOv xqivovöiVy iiiietg 6vyx<0Q0vftsv <(oder ov Sv . . . KQlvmöLVy rovt<p ij. c.y. 
13) Mett. 120 abw.: exulibus . . . bona sua . . . reddo. 14) So Arm. Sjr. Mett.; 

A: ts und VQii^QBig o^. 15) Die Zahl nach Mett. 108 u. 118 und Aeth. S. 346; 

Anafeld, Der griech. Alexanderromsn. 8 



114 Zweites Kapitel. Der Text des Ebmans. 

die Verwalter und aus den Nachbarländern 200000^^) Scheffel Weizen, 
und daß man euch Land zumesse^ damit ihr künftig genug eigenes 
Getreide habt und keinen Mangel leidet. Dies haben wir dem Statt- 
halter in Makedonien; Krateros, aufgetragen und dem Satrapen 
Ägyptens Ptolemaios und in Asien Perdikkas und Antigonos. ^®)]1 
Euch aber tragen wir nochmals auf, nachdem ihr den Brief von Holkias 
empfangen habt^') .... und ich bin überzeugt, daß ihr meinen 
Worten gehorcht. Ptolemaios, der meine Person bewachte, wird auch 
für euch sorgen. Und glaubt nicht, daß euch das Testament um- 
sonst anvertraut sei und die Verweser der Königswürde zu entscheiden 
hätten, sondern wenn unter diesen ein Zwist entsteht, so habt ihr 
einzugreifen.' 

Darauf ließ er das Testament verlesen ^^): 

V 165 1. *König Alexander, Ammons und Olympias' Sohn, bestimmt: 

König von Makedonien soll einstweilen Philipps Sohn Arridäios sein, 

V 166 Wenn mir aber von Roxane ein Sohn geboren wird, so soll dieser 

König sein, und man soll ihm einen Namen geben, wie es den 
Makedoniern gut scheint. Wird eine Tochter geboren, so sollen die 
Makedonier für sie sorgen^®), und sollen dann als König erwählen, 
wen sie wollen^®), wenn sie Arridäios nicht wünschen. Der Gewählte 
soll die Herrschaft der Argaiaden*^) behalten, und die Makedonier 
sollen ihm steuern, wie es für die Argaiaden üblich ist.^*) Alexanders 
Mutter Olympias soU gestattet sein, in Rhodos zu leben, wenn die 
Rhodier einverstanden sind, denn ohne die Rhodier darf nichts ge- 



Arm. Syr.: diöfLvgiovgj A beide Male: ß". Die weiteren Bestimmungen über 

Khodos fehlen in Mett. 16) So A; jedoch ist nur 'Avri, lesbar. In 

Arm. fehlt der Satz, in Syr. u. Aeth. ist er verderbt; Aeth. (346) nennt Antipater 
statt Antigonos. 17) Danach in A u. Aeth. bedeutunglose Ermahnungen, deren 
Wortlaut verderbt ist; Arm. fehlt dies. Inhalt des Schlusses in Syr.: Das make- 
donische Heer soll 70 Talente Gold erhalten; Archelaus (d. i. Holkias) soll das 
Testament zu Ammons Tempel bringen; im Gebiet von Alexandria soll man für 
Vorrat an Eom sorgen, und geschickte Werkleute sollen bereit sein, um ein 
Grab zur Bestattung herzurichten, wenn Ptolemaios meine Leiche dorthin bringt. 
18) So nur die Epit.Mett., in der aber dann zunächst die in Arm. auf das Testa- 
ment folgende Erzählung gegeben wird. — Das Testament verliest nach A Arm. 
Syr, (Aeth.) Holkias auf Alexanders Befehl vor der Umgebung des sterbenden 
Königs, nach Mett. Holkias nach Alexanders Tod vor dem Heer in Babylon, 
nach Val. Ptolemaios bei der Bestattung in Alexandria. 19) sollen — sorgen: 
nur Aeth. (347) u. Mett. (116). 20) Danach Mett.: Walete\ mit Weglassung 

der weiteren Bestimmungen über den König. 21) 'Agyaiaämv z. 1. st. 'Agyioc^mv 
Arm. Val. 22) In A Arm. sind die Worte verschoben. 



Drittes Buch. 115 

schellen*®); wünscht sie das nicht, so soll sie leben, wo sie will, mit 
denselben Einkünften, wie zu Alexanders Lebzeiten.' 

2. ^*) 'König Alexander, Amnions und Olympias' Sohn, ernennt**^) 
zu Verwesern seiner Königsherrschafb: '•)für Makedonien Krateros 
und zu seiner Gemahlin Kynane^^, Tochter des verstorbenen Königs 
Philipp*®); für Thrakien Lysimachos und zu seiner Oemahlin Thes- 
salonike, Tochter des verstorbenen Königs PhUipp; die Satrapie am 
Hellespont verleiht er Leonnatos*®) und gibt ihm Kleodike*^), die 
Schwester des Holkias, zur Gemahlin; Paphlagonien und Kappadokien 
dem Geheimschreiber'*) Eumenes; die Inselbewohner läßt er frei unter 
Obhut der ßhodier®*); Pamphylien, Lykien**) und Großphrygien**) 
verleiht er Antigonos, Karien Asandros.'^) Über Kilikien, Isaurien 
und alle diese Gebiete bis zu den Ländern diesseits des Halys soll 
Philotas herrschen.'*) Zum Statthalter für Syrien bis zu Mesopo- 
tamien'^ bestimme ich Peithon'®); für Babylon und das zugehörige si4i 
Gebiet Seleukos, meinen Waffenträger; für Phoinikien und Koilesyrien 
Meleagros; für Ägypten und die Nachbarländer bis zum oberen Libyen 
Ptolemaios '^) und zu dessen Gemahlin Kleopatra, die Schwester 



23) denn — geschehen: nur A; der folgende Satz nur AVal. Mett. 
24) Der Anfang bis zur Bestimmung über Leonnatos fehlt in Mett. 25) A fügt 
hinzu: &xQi tov d6^ai Maxs966i ßaötXia &7Coäsliat. 26) Die Bestimmung über 
Erateros nur A Arm. Val. 27) Kvvdvriv z. 1. st. Kotvi^v A, KBvdvr\v Arm. 
28) Die Best, über Lysimachos nur A u. Syr. (verd.). 29) Nur Mett. richtig; A = 
Barb.: l^&va, Val.: Philonam. 30) Mett. 116: Gleonicam. 31) x^ {moiivTnia- 
Toy^aqpqo A; so auch in Mett. 116 z. 1.: Eumenem, qui mihi hipomnematografus 
fiiit. 82) u. 0. d. E.: nur A Barb. 33) So Leo Syr. Mett. Barb.; A: KiXixlav, 
Val.: Gariae praesit. 34) So z. 1. nach Leo Mett. 36) Barb.: Caesariam 

deasandro (aus Kcc{i6a)Qlav dk 'Aödv^Qip); Casander st. Asander: Leo Mett. Yal. 
(Val.: Casanderque Boeotiae); fehlt A. 36) Den ursprünglichen Inhalt des 

Satzes zeigt am ehesten Barb. 272, 6: Cilicia autem et Isauria et omnia 
circuita eins Filone ordinavit. Darauf etwa nach A: Kiltxlag xal *Ieav- 
glas [K. X. 'I. fehlt A Val., %. *J. fehlt Leo Syr.] to6t(ov re [Sk A] Tcdvtav iiixQ'' 
t&v ivtoe Zilvog «orafto'D x^Q^'^ &Qx^f^^ [A Leo: X'^Q^ TtaQ^x^toi] ^iXdtvag. 
Daraus Yal. 166, 17: eisque Omnibus praeesse Antipatrum oportebit {=^T0'6tmv — 
&QXivm); Leo: teneant (die vorher. Genannten) usque ad fluvium, qui dicitur Sol 
[aus ^Uos st. ulvog"]^ Antipater Ciliciam; Syr. nur: 'und über Gilicien Pior'; 
Mett. 117 mit Korrektur: ager est contra flumen, qui farus vocatur; in eum 
agrum Antipatrum imperatorem do, Giliciae imperatorem facio Nicanorem. ^i- 
loarag st. 4>lXtDv (Barb.) ergeben die Historiker. 37) b. z. M.: Mett. Barb., 

ähnl. Syr.; Leo: Siriam magnam Pithoni. 88) Python Syr., yton u. uton Val., 
tithon Mett.; A fehlt dieser Satz. 39) Auch hier ergibt nur Barb. (272, 13 f.) 

die ursprüngliche Lesart: Egyptum autem et quae circa eum usque superiore 
Lybia Filippo qui vocabatur Ptolomeus. Vorl. von Barb : Atyimxov ih xal tä 

8* 



116 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

Alexanders. Für das Land yon Babylonien aufwärts bis zu Baktrien 
sollen die bisherigen Heerführer und Satrapen im Amt bleiben. 
Perdikkas soll als Oberfeldherr über alle gebieten*®) und Roxane^ 
Oxyartes' Tochter*^) aus Baktrien^ Alexanders Gemahlin, zur Frau 
erhalten.' 

3.** *^'Den Verwesern der Königsherrschaft befehle ich, einen 
goldenen Sarg für zweihundert**) Talente herstellen zu lassen, in den 
Alexanders Leiche gelegt werden soll**); ** femer die älteren und 
kränklichen Makedonier und Thessalier in ihre Heimat zu entlassen 

V167 und jedem drei Talente Gold*^) zu geben; femer nach Athen ein 
Gewand*^) und einen goldenen Thron für Athene im Parthenon zu 
senden; nach Argos meine gesamte Rüstung und fünfzig Talente*') 
Gold als Weihgeschenk für Herakles*®); nach Delphi die Elefanten- 

J^JJJ zahne und Schlangenhäute, goldene Schalen und hundert goldene 

%eqI avtT\v y^XQ^ ^4? ^^® Atßvrig Iltolsiialai xg» ^iXlnnm (st. xS) ^ikiTcnov^ denn 
Ptol. galt als Sohn des Königs Philipp). Daraus Arm. Leo Syr. Mett. : Ägypten 
erhält Ptolemaios. A: afyimxov äh nsQ^lxxav xal Xiß'öxriv xal xxoXsfiatov. 
40) Der ursprüngliche Inhalt nur in Mett. 118: regiones, quae inter Babylonem 
et Bactrianos fines intersunt, satrapae, quam quisque obtinet, habeant. 
Hisque Omnibus summum imperatorem Perdiccam facio. Alle andern Texte 
haben in der Mitte eine Lücke; ursprünglich etwa: xfjg &k indva xi]g Baßvlavlccg 
Xmgag iiixQ*' "^^"^ BaxxQtccv&v [fi. x. B.: Arm. Leo Aeth.; fehlt A; Barb.: usque 
Caspiacas portas] öxgaxdQxccg xal öaxQajtag &jto(palv<o xQccxetv [A, ähnl. 
Yal. 166, 24: öXQaxdgxriv xccl ijttitEXrivijv ^avoxgdxriv. Arm. nach Baabe: aa- 
tgdTcriv &noqt7\vdx(ocav xal imy,sXrixijv. Barb.: principes quidem in ea et sa- 
trapas] xovg wbxovgj oixsg xal xq6xsqov xaxsixov x&v Sh xgaxetv [rovg 
aiycovg — xgaxstv nach Mett. ergänzt] övfindvtetv IlBgSLxxav dQxt^tgaxriyov. 
Barb.: archistratigum autem eorum Perdicum ordinavit; HhgSlxxav Arm., und 
das zugehörige &gxi(sxg(xxriy6v in den vorhergehenden Satz geraten; Ilsgä. dgx- 
fehlt AYal. Leo; Leo: (Ptolomeus) sit princeps super omnes satrapas Babilonie 
et usque Bactriam (Schluß des Testaments). 41) 0. T. : nur Mett. 42) Nach 
Mett. 118 f. sind die Bestimmungen über die Lieferungen an die Bhodier 
(denen Mett. 118 hinzufügt: praesidiumque, quod ibi reliqui, ex oppido 
exigere iubeo) und über die Beisetzung Alexanders in Ägypten, die 
nach Ps.-Eall. schon oben, im Brief an die Rhodier, mitgeteilt waren (s. o. 
Anm. 8), hier einzusetzen. 43) So A = Mett.; Arm.; 20 000; Val. 166, 27 

verderbt. 44) Syr. fügt hinzu: der Sarg soll mit Honig gefüllt werden. Vgl. 
u. Kap. 34 Anm. 5. — Danach ist, zufolge Mett. § 120 (S. 116, 27—30), aus dem 
Brief an die Bhodier die Bestimmung über die Wiederherstellung Thebens 
einzufügen; vgl. Anm. 8. 45) So A; Yal.: tria milia drachmarum; Leo Syr. 

Mett. fehlt dieser Satz. 46) Leo richtig: peplon, also ein Gewand für die 

Göttin, nicht, wie Syr. angibt, ein Gewand Alexanders. Li A Yal. fehlt das Legat 
für Athen. 47) Arm.: 150 Tal. für die Stadt; Yal.: drachmas st. tal. 48) "Hga- 
xXsZ A Arm. Yal. Aeth. ; Mett. 120: in aedem lunonis Argis. 



Drittes Buch. 117 

Ringe. ^^) Die Milesier sollen zur Herstellung ihrer Stadt 150^®) Ta- 
lente Gold erhalten, ebensoviel die Knidier.' 

[4. ^^)Terdikkas, den ich als König von Ägypten samt Alexandria 
hinterlasse, soll die Stadt so verwalten, daß ihr mein Name erhalten Atiot 
bleibe und sie glücklich gedeihe, wie der große Sarapis, der Gebieter 
aller Götter und Menschen, bestimmt hat. Es soll auch ein jährlicher 
Vorsteher der Stadt eingesetzt werden. Dieser soll ,Alexanders Priester^ 
heißen und soll mit der größten Würde in der Stadt auftreten, ge- 
schmückt mit einem goldenen Kranz und einem Purpurgewand. Er 
soll jährlich ein Talent bekommen und unverletzlich^^) sein und von 
jeder Leistung ^^) befreit sein. Wer diese Stellung erhält, soll von 
vornehmstem Geschlecht sein, und was ihm verliehen ist, bleibt ihm 
und seinen Nachkommen/] 

5. 'König Alexander ernennt zum König des indischen Gebietes Ario4 
am Hydaspes**) Taxiles^^), des angrenzenden Landes vom Hydaspes 
bis zum Indus^®) Poros^'), über die Paropanisaden^®) den Baktrier 
Oxyartes^^), den Vater ^^) der Gemahlin Alexanders, Roxane. Femer 
verleiht er^^) Arachosien^^) und Gedrosien dem Sibyrtios®^), dem Sta- 
sanor aus Soloi Aria und Drangiane^), Baktrien und Sogdiane ^^) 
dem Philippos, Parthyaia*®) und das angrenzende Hyrkanien^^ dem 

49) u. h. g. R. : nur Arm. Syr. Aeth. Die folgende Bestimmung fehlt Arm. 

60) VaL: auri sign, drachmas; Mett. 120: argenti tal. (2mal). 51) Der folgende 
Absatz nur in A Arm.Val. — Der größte Teil dieses Absatzes ist in Arm. an den 
Schluß von Kap. 34 (Raabe S. 107 oben) geraten. — Statt dessen Syr. : die übrigen 
Schätze, die ich aus Indien mitgebracht habe, soll meine Mutter Olympias er- 
halten. 52) &v'6ßQi6tog. 53) IsitovQyiag. 54) So A Arm. Val. Barb. ; Mett. 
121: sec. flumen Indum. 55) So Mett.; A Arm. VaL: Taltadrjv, Barb.: Taxio 
(dat.). 56) b. z. L: nur Mett. Barb. 57) So AMett.; Arm. Barb.: Peithon 
(Barb.: Pythonae); Val. 167, 22 f.: Adiacentium vero regionum Apoctronum Ro- 
xanes patruum ... 58) Barb.: Parapannisodum, Arm.: naQa^XBvri<stcc9&v, A: 
SaXi^&v, Mett.: pano. 59) Mett. 121: oxyatrem, A: 'OJvdpaxr^i/, Arm.: '0|v- 
SaQxriv^ Barb.: Oxydarcum. 60) So AMett.; Arm.Val.: Vatersbruder. 

61) Von der folgenden Liste haben Arm. und Syr. nur geringe Trümmer, bei Leo 
fehlt sie. 62) A: Jgaoiovaiav, Val.: Racusiam, Barb.: Arachusia, Mett.: Ara- 
chois (dat.pl.). Danach AVal. lückenhaft; A: jQccyiovtslav %al dgaitvalriv rj 
BanxQiav^ xal Zovaiavriv ^iXiicnov. Val.: Racusiam vero regionem et Bactria- 
nam et Susianam Philippo. 63) Barb.: et Cedrusia Sybartum; Mett.: drachotis 
(dat. pl.) . . tiburtibus. 64) Mett. : sisandro olearium et dragentanum imperium 
do; Barb.: Arabiam autem totam Stasanoro donavit. 65) So Syr. (^S6d') und 
Barb. ('Ogdianiam'). 66) A: IlaQovSLav. Arm.: das südliche Land der Parther 
(erhält auch Phil.; der Rest der Liste fehlt); Mett.: cartusaeuum; Barb. 274, 4: 
illam autem qui circuit contra aquilonis partes (daneben ausgefallen: particam). 
Syr.: Abaraschahr; fehlt Val. 67) A: xal tcc ix^iievcc a^rflg ^vgravlav. Mett. 



118 Zweites Kapitel. Der Text des Romans. 

Phrataphemes^), Earmanien dem Tlepolemos*^), Persis dem PeukestesJ^) 
Aniienien(?) bis zum Halys und zum Herakleion erhält Neoptolemos(?)''^). 
Ihre Gebiete sollen abgeben: Atropates, wie früher Oxydates^ für den 
Peithon, Kratenas' Sohn^ Medien erhalt, und Susiane Argaios, an 
dessen Stelle Koinos tritt.'''*) 

6. 'König Alexander ernennt Holkias zum König von Illyrien. 
Dieser soll 500 Pferde aus Asien und 300 Talente ^^) erhalten und 
V 168 soll dafür Standbilder von Alexander''*), Ammon, Herakles, Athene, 
Olympias und Philipp anfertigen und im olympischen Heiligtum''^) 
aufstellen lassen. Es sollen aber auch die Verweser der Königsherr- 
schaft Standbilder Alexanders weihen, so groß, wie die von Holkias 
errichteten, süberne in Athen und Olympia, goldene in Delphi.''®) 
Ptolemaios^'') soll in Ägypten Standbilder von Alexander, Ammon, 
Herakles, Athene, Olympias und Philipp errichten lassen.^®) Über 
dies alles sollen die olympischen Götter ^^) wachen: der olympische 
Zeus®®), Herakles, der Stammvater des Königs Alexander®^), Athene, 

121: quod proximum est intra finem hircaniae; Val.: Hyrcanianif ähnl. Barb. ; 
Syr.: Gurgan. 68) Mett.: prataphemen; A, ähnl. Yal. : 'AgratpBQvriv. Barb.: 

Antigono. 69) A: KaqdavvLav Shv Tlrpcoliiuo^ Sjr.: Garmania Thlipaitmos, 

Barb. : Germaniam Tripolemo ; fehlt Yal. Mett. 70) So A Val. Mett. ; Barb. : 

Perco, Syr: Pison. 71) Diesen Satz hat nur Barb. 274, 7 f., als letzte Bestim- 
mung des Testaments: ^Spaniam autem usque Alyo fluvio et Eracleoticum 
terminum Antipalum ordinavit regnare.' Als orsprangliche Lesart des grie- 
chischen Textes vermute ich etwa: ^^^ftevta? dh iis%Qi to% 'jiXvo^ Ttoraiiov %al 
xov *HQaxXslov 8qov (od. Sgovg?) NE07tr6XB(iov hcc^ev &QXstv. 72) Von 

diesem Satz hat nur A ein Bruchstück: {zrjv Sh IIsQalicc IIsvxsötjj) 6at qüctci}, 
'O^vvxriv nsraatfjacci inl rfls Mri^iccg — wofür v. Gutschmid, Gesch. Irans 8.20 
vermutete: 'Argondtriv '0^vddtr\v iisraötfjöai &no r. M. — und Mett. 121 eine 
verderbte Fassung. Der griechische Text des ersten Satzteils mag ursprünglich 
gelautet haben: 'AvQondrriv, mönsg 'O^vädtriv, iistaütfjöai xal xaraöf^öat inl 
T. JVf. üsld'tova thv Kgatsvov. 73) So Mett.; A: 3000 Tal.; Val.: drachm... 
tria milia. 74) So Arm. Mett. ; fehlt A Yal. 75) So Arm. Mett. ; stattdessen 
A Yal.: in einem von ihm zu erbauenden Tempel. 76) A Arm. verderbt, Yal. 
186, 2 ff. summarisch. A nach Mett. 122 etwa zu ergänzen: &va9'hoD6av Sk xofl 
ol tfjs ßaöiXsiag imiLsXrital slx6vag !AXs^dvdQov 86ovg 'OXxiov ävigidwag TtSQl- 
liBtQOv, iv ^9"^vaig xal 'OXvfiTel^ xal XQ^^^S &qyvqäg iv ^sXq>otg, 77) So 
Arm. Mett.; A Yal. : Perdikkas; vgl. Anm. 89. 78) Hier schließen Arm. u. Yal. das 
Testatnent. 79) In A z. 1.: ioroDCccv d'eol in 67c tat, st. inoisi aL 80) d. 0. Z.: 
Mett., fehlt A. 81) Hier bricht A ab. Der Schluß des Testaments ist nur in 
Mett. erhalten. — Syr. schließt nach der Bestimmung über Tison' (s. 0. Anm. 70): 
Yon den Dosin (?), die in Zelten wohnen, sollen einige herbeigeholt werden und 
Gäste in Alexandria heißen. Meine Leiche soll in einen goldenen Sarg gelegt 
und auf einem Wagen von 16 Maultieren gezogen werden; das makedoniscbe 
Heer unter Ptolemaios und den andern Generälen soll sie geleiten; für die Reise 



Drittes Buch. 119 

Ares, Ammon; Helios und König Alexanders Tyche. Wer gegen mein 
Testament handelt^ der soll das, darum bitte ich Zeus und die Götter 
im Olymp; nicht ungestraft tun, und bei Göttern und Menschen ein 
Frevler und Meineidiger sein/] 

[[11.^) Darauf^) übergab er Holkias das Testament und befahl 
ihm^ einen zuverlässigen Mann zu beschaffen, der den Brief und das 
Testament nach Rhodos besorgen sollte. Holkias brachte den The- 
baner Ismenias, der den Auftrag mit Freuden übernahm, als er den 
Beschluß der Wiederherstellung Thebens erfuhr. Linderungsmittel, 
die Roxane anwendete, erleichterten Alexanders Schmerzen für fünf 
Tage. Dann reichte ihm loUas wieder einen Becher mit Gift. Da 
erfaßten ihn die Schmerzen von neuem, und er verzweifelte am Leben. 
Er ließ Perdikkas, Ptolemaios, Holkias und Lysimachos*) zu sich 
rufen und sprach: 'Mein Testament hat Holkias in Verwahrung, und 
die Rhodier werden es erhalten. Einstweilen sollen Perdikkas imd Ar 105 
Antipatros das Nötige besorgen.' Holkias ging laiut weinend hinaus.^) 
Dann rief Alexander Lysimachos zu sich und befahl ihm, nach Thra- 
kien zu gehen. Lysimachos verließ laut weinend das Zimmer. Dann 
rief er Ptolemaios, trug ihm auf, sich nach Ägypten zu begeben und 
für seine Leiche zu sorgen, und flüsterte ihm noch geheime Weisungen 
in das Ohr. Ptolemaios verhüllte sich und verbarg seine Tränen.*) 
Darauf verschlimmerte sich Alexanders Zustand, und er rief: ^Nimm. 
mich zu dir, Herakles und Athene! Und ihr. Freunde, lebet wohl!' 
Er zog seinen Ring ab und übergab ihn Perdikkas. Roxane sank, 
laut aufschreiend und sich das Haar zerraufend, zu Boden. Holkias 
führte sie zu Alexander, imd er umarmte sie und legte ihre Hand 
in Perdikkas* Hand und gab ein Zeichen mit dem Haupte, daß er sie 
seiner Obhut anvertraue. Darauf übeiw^ältigte ihn der Tod, während 
Perdikkas, Ptolemaios und Holkias um ihn standen. So ging der 
große König zu den Göttern, nachdem er 33 Jahre gelebt und 13 Jahre 
geherrscht^) hatte. *) und nicht mit Unrecht, meine ich, wird er 
Zeus* und Ammons Sohn genannt, denn er ragte weit über mensch- 



sollen 1000 Talente, für die Maultiere 1600 Talente ausgegeben werden [so Budge; 
Ryssel: Man soll ihnen 1600 Maultiere geben]. 

38. 11. 1) Die folgende Erzählung von Alexanders Tod (Abs. 11) haben nur 
Arm. und Mett., dagegen den andern Bericht, Abs. m, Arm., Val. und j3. In A 
und ä fehlen beide Stucke. 2) Nach rovttov ysvoiievmv in Arm eine Lücke, 

die aus Mett. 109 (S. 114, 20 — 23) zu ergänzen ist. 3) Die Namen nur Arm. 
4) Nur Arm. 5) u. 13 J. g.: nur Mett. 113; der Rest des Kap. fehlt in Mett. 
6) Die folgenden Sätze bis zu den Wunderzeichen (Abs. UI) nur in Arm. 



M 147 



120 Z'sveites Kapitel. Der Text des Romans. 

liehe Art hinaus und yollbrachte alles aus eigener Kraft^ wie seine 
Taten bezeugen.]] 

in. ^) Da trat Ptolemaios zu ihm und fragte: * Alexander, wem 
hinterlassest du die Herrschaft?' Er antwortete: *Dem, der vermag, 
will, bewahrt und vollbringt.' Als er so sprach, entstand plötzlich 

V 164 ein dichter Nebel und Finsternis. Die feurige Gestalt einer Schlange^) 

flog vom Himmel zum Meer herab und mit ihr ein Adler, und das 
Bild des Zeus in Babylon wankte. Und die Schlange erhob sich 
wieder zum Himmel, und der Adler folgte ihr und trug einen leuch- 
tenden Stern. Und als der Stern im Himmel verschwunden war, da 
hatte Alexander die Augen geschlossen. 

M 150 34, ^)Nun kam es zum Streit zwischen den Persem und Make- 

doniem. Die Perser wollten den König nach Persis bringen und als 

M 151 Mithras verehren, die Makedonier wollten ihn in Makedonien bei den 
Gräbern seiner Vorfahren^) bestatten. Ptolemaios gab den Rat, das 
Orakel des babylonischen Zeus darüber zu befragen. Der Gott ant- 
wortete: ^*Am Nil liegt eine reiche Stadt, die nach dem Namen einer 
Amazone*) Memphis heißt. Dort soll er ruhen und verehrt werden.' 

V 165 Man gehorchte dem Gotte. Ptolemaios ließ die Leiche in einen 

Sarg aus Blei legen und sie mit Honig ^), Aloe®), und Myrrhen vom 
s 142 Troglodytenland^) verwahren. Dann brachte er sie auf einem Wagen, 
den . .*) Maultiere zogen, nach Ägypten. In Pelusion kamen ihm die 
Einwohner von Memphis ö) mit ihren Göttern entgegen, begrüßten 
Alexander als Sesonchosis und Hephaistos, und fährten ihn nach 
Memphis. Doch der Oberpriester von Memphis^®) sprach: ^Bestattet 



88« m. 1) Ygl. Abs. II Anm. 1. 2) So Val. 7; Arm.: &atQa7Ci]^ ß: &6trJQ, 
84« 1) Der Anfang des Kap. nur bei Yal., Arm. u. ß erhalten. Statt dessen 
Mett. 113 f.: Im Heer entstand ein Aufruhr; inzwischen bekleideten Perdikkas 
und die andern, die im Königspalast waren [^qui in regia erant' st. ^grecia'], 
die Leiche mit dem königlichen Schmuck und umgaben sie mit Wohlgerüchen 
und Bäucherwerk; dann traten sie mit verhülltem Haupt vor das Heer, und 
Perdikkas teilte mit, daß Alexander zu den Göttern gegangen sei; darauf wurde 
das Testament verlesen. — Mit dem Testament schließt die Metzer Epitome. 
2) bei — Vorfahren: nur Val. 20. 3) Der Inhalt des Orakels nach Val. 24 ff. 
Arm. stark verderbt, ß unvollständig. 4) So Val. 27; Arm.: iyyhg rijg rmv 

jiliai6vaiv yijg. 5) Arm.: fUXi ivvriöuoTixov. Leo verd.: mel dniosia (od. dino- 

sia) terra. Eaabe vermutet: fiiXi vri6i(QxvY,6v^ Landgraf: de Mendesia terra. 
6) Nur Arm. 7) v. T.: nur Leo, der, ebenso wie Aeth., Alexander noch selbst 
diese Anordnungen treffen läßt. 8) Die Zahlangabe ist ausgefallen. 9) So 
Aeth. u. Arm. (verd.); Val. 8: omnes eiusce regionis proceres ac sacerdotes. 
10) So j5, ähnl. Val.; Arm.; eine Stimme; Syr.: die Priester des Serapis. 



Drittes Buch. 121 

ihn nicht hier, sondern in der Stadt, die er gegründet hat. Der Ort, 
wo seine Leiche ist, wird im Krieg unbezwinglich^^) sein, wie er 
selbst.' So brachte ihn Ptolemaios nach Alexandria, ließ ein großes 
Gebäude nach Art eines Tempels errichten, das noch jetzt ^Alexanders 
Grab'^^) heißt, und setzte hier seine Leiche bei. 

[36, Alexander hat nicht so viele Könige durch seine Kriege Ar 107 
besiegt, als er durch seinen Tod hinterließ.^) Er lebte 32 Jahre v les 
8 Monate.^) Mit 15^) Jahren fing er an Krieg zu führen und führte 
17*) Jahre lang Kriege, bis er 32^) Jahre alt war. Die übrigen 
8 Monate*) verlebte er in Ruhe und Frieden. Er unterwarf 22'') Völker 
der Barbaren imd 10®) griechische. Er gründete 12®) Städte, die 
noch jetzt bewohnt sind^®): die Alexanderstadt zu Ehren des Pferdes 
Bukephalos^^), die am Pieria-Gebirge^^) bei Issos^'), die bei Porös, die 
am f Granikos^*), die im Skythenland ^^), die am Tigris^*), die bei 



11) So Yal. (4nexpugnabilem') , der las: äravciötarog .. noUiioig xal 
luixcag. Ygl.Aeth.: without fear and without distiizbance and without fighting. 
Aus einer Variante &itataOTarBZ iß) geht hervor, was Arm. Syr. j5 geben: der 
Ort wird vor Kriegen und Kämpfen keine Ruhe finden, wie Alexander. Das 
paßt aber nicht auf Alexandria und widerspricht 1 33. 12) So Syr., was auf 

die Lesart Zf^iia führt. Arm./?: Z&iia^ vielleicht ein durch das unmittelbar 
folgende ö&pba veranlaßter Fehler, obwohl auch bei Strabo (S. 794) Srnfia als Be- 
nennung des Alexandergrabs überliefert ist. 

85« 1) So A(Leo); Arm. verderbt. 2) Dies wohl die urspr. Lesart; Syr.: 
32 J. 7 M., Arm.yaL Leo: 33 J., A: 30 J., ß: 32 J., Barb. u. Malalas: 36 J. 
3) So A, Aeth. und der äthiopische Josippon (S. 427); Arm. Val. Leo: 18 J. (Yal.: 
imperium iniit). 4) So A; Arm. Leo: 7 J., Barb. u. Malalas: 9 J., ß: 12 J. 
5) So nach dem vorherigen Angaben von A zu vermuten; aber A: 20, Arm. Yal.: 
26, Barb.: 28. 6) A: tä ih &lXa X' (sc. Ixif)^ die übrigen: 8 Jahre. Nöldeke 

(Beitr. S. 8) erkannte zuerst das Richtige. 7) So alle Texte außer Leo (27). 
8) So A; Arm.: 12, Syr. Barb. Aeth: 13, ß\ 14, Yal.: 16. Danach Yal.: ^victor 
totiens, quotiens bellator, nullo proelio invulneratus.' 9) So Arm. Yal. Leo ß 

Barb. Aeth. u. Ghron. paschale; A Syr.: 13. 10) So A Arm. Leo Barb.; Syr.: 

teils noch blühend, teils aber schon verödet. 11) Fehlt Barb. u. Chron. 
pasch. 12) üiSQlag vermute ich st. ITepffas A Pasch., Ilsglag a, JleQölav C 

Aeth., Persida Barb. ; Arm. Yal. 6 fehlt der Name. Alexandria am P. und AI. bei 
Issos sind in den Texten als verschiedene Städte aufgefaßt, doch sind nur in A L C 
die Namen durch andere getrennt. 13) Arm. am besten: KavTiöop. d|?Barb. : 
xQdttarov {xQazi&tri LeoByz.), Pasch.: Kdaov. A: ivel öovaotg. Fehlt Yal. 
14) So Yal.; ähnl. Arm.; Syr.: im Land von Grelenikös; Leo: aranicon. Stattd. 
Pasch.: nsgl KvTtgldog nota^i^v^ Barb.: s. Gypridum fl., LG: i^l KgriJttäog Tcox.y 
Byz.: iv not, t. FgLniSi. 16) Barb. u. Ghron. pasch, fdgen hinzu: iv Al- 

yaioig (z. v.: Alyoclatg), eine unrichtig eingesetzte Bandnotiz, die sich auf 
Alexandria bei Issos bezieht. 16) Fehlt Barb. u. Ghron. pasch.; Syr. verderbt. 



122 Zweites Kapitel. Der Text des Bomans. Drittes Buch. 

Babylon^ die in Troas^*^)^ die bei den Massageten^^) am Jaxartes^^), 
s m die bei den Oritea»), die in Margiane») und die in Ägypten.'«) 6e- 
boren ist er am ersten Tybi^') bei Sonnenaufgang, gestorben am 
vierten Pharmuthi**) bei Sonnenuntergang.*^) Sein Todestag wird noch 
jetzt in Alexandria heilig gehalten.*^)] 

17) Fehlt Syr. 18) Nur Val. richtig; Arm. Leo /? Byz. Barb. Pasch, verderbt; 
fehlt ASjr. 19) ngbg 'la^dgtriv vermute ich st. apud Sanctum (Val.), scan- 
tum (Val. Epit.), ^gbg Sdv^ov (Arm. Leo); fehlt A Syr. ß Byz. Barb. Pasch. — 
Alexandria b. d. Massageten und AI. am Jaxartes sind in der Überlieferung als 
verschiedene Städte gegeben; doch stehen die Namen bei Arm. und Leo neben- 
einander. 20) Nur Leo richtig: iprosoritas = i) ^gbg 'Slgsitag. Byz.: Tcgog tovg 
"Og^ag^ Val. : montuosa, L : jtgog ^Ognägy C : iv "Ogmn^ Barb. Pasch. : icghg Zignav. 
Fehlt A Arm. Syr. 21) Nur Syr. ('Margenikös, das heißt Mörö* (Merw)) und 

• 

Val. (Hss.: ^apud Origala' aus ^in argana', aus ^margiana'). 22) Auf das 
ägyptische Alezandria, nicht auf ^Al. apud Sanctum', bezieht sich die Be- 
merkung bei Val. 24 — 27 ('cui quinque — condidit'), die auf eine aus I 32 ent- 
nommene Bandnotiz zurückgeht. — Außer diesen 12 Städten, die jedenfalls die 
ursprüngliche Liste von a darstellen, werden noch einzeln genannt: von Arm.: 
Ms aoTtoT anlag (neben AI. am Tigris und wohl damit identisch); von Syr.: das 
große Alexandria (nach 'the fortified', d. i. AI. bei Issos), dann nach AI. bei 
Babylon: ^Al. im Lande Söd, d. i. Samarkand', ^Küsch, d. i. Balk'h' und 
^Al. am jenseitigen Cfer der Flüsse im Land der Inder'; von Barb. und Chron. 
pasch.: an erster Stelle ^X. r^v naga nEvtanoXiv (Chron. pasch, fügt hinzu: 
^g6regov Xerroüv TiaXovitivriv, MifKpetog oiöav iim6gi>ov) und nach ^ng.ZigTCav^ : 
Kaßitoöav, d. i. Scabiosam = Alex, bei Issos. 28) So A (ttJ^ov? triv vsoftri' 
vlav) Arm. Leo; stattd. ß: 'lavvovaglov vBo^rivLa. 24) So A Arm. Leo; ß-, 
jiTcgtXXlov veoiirivla. 26) Hier schließt A. 26) So VaL; Arm.: xai 

ixdXeaav rr\v inUgav ra'6triv Isgav äioc rbv lAXi^avägov, ^g viog irBXevtriösv. 
Durch Mißverständis wurde aus dem vorhergehenden Satz vsoiirivUc als vermeint- 
liche Bezeichnung des Todestags zum Folgenden bezogen (so Byz. 6112: vsoiuccv 
ih .. tljg vBXew^g ixdXBösv i^Ugav) und dann weiter zu vBO[ha%Lav (C, vsofufa 
B Mett.) entstellt. Daraus Syr: der Tag wurde 'der JünglingstOter' genannt, denn 
Alexander war ein Jüngling. 



Drittes Kapitel. 

Historischer Kommentar. 

I !• Die Erfindung der Geometrie wurde den Ägyptern all- 
gemein zugeschrieben^), von vielen auch die Erfindung der Astronomie 
und Astrologie*). — ^aQa8iS6v,c!^i^ hier für die Überlieferung der 
Zaubersprüche gebraucht, ist ^der stehende, offenbar liturgisch feste 
Ausdruck von der Übergabe einer Weihe in den Inschriften.'^) — Nekta- 
nebos 11/), der letzte einheimische König Ägyptens, erlag um die 
Mitte des vierten Jahrhunderts v. Chr. der Übermacht des Perserkönigs 
Artaxerxes II. Ochos und flüchtete nach Äthiopien. Die Erdichtung, 
daß der verschollene König stattdessen nach Makedonien geflohen und 
dort Alexanders Vater geworden sei, ist echt ägyptisch. Ganz ähnlich 
hatten die Ägypter früher ihren Besieger Kambyses zu einem Sohn 
ihres Volkes gemacht, indem sie ihn von einer Tochter ihres Königs 
Apries abstammen ließen.^) Die Sache stimmte freilich nicht recht 
mit der Zeitrechnung; denn wenn auch nicht sicher ist, in welchem 
Jahr Nektanebos vertrieben wurde ^), so steht doch fest, daß es mehrere 

1) Diod. I 94, 3 (vgl. 81, 1 ff. Her. 11 109). Strabo XVI 2 S. 757. XVII 1 
S.: 787. Clemens Alex. Protrept. 6, 70. Diog. Laert. I 10 (FHG 11 388). Scamon 
fr. 6 (FHG IV 490). Suidas u. d.Vr. ysco/tsr^/a u. a. 

2) So schon Herodot (11 82): %al xd^s &XXa Alywtioiei ieti i^evQrnUvaf 
ILslg re ixd&tri xal i}f^p72 ixaatri d's&v otsv iorlj xal t( ixatfrog illtigfi ysv6nBvog 
oriotCL iyxvQ'^ösi xal oxcag TsXsvri^asi xal oxoiog xig Ittxai. Femer z. B. Dionys. 
Ferieg. 236: nQ&xoi &k {Alyöjtxioi) yga^iitfici %6Xov disiLSXQ'qeavxo, Diod. 
a. a. 0. Plin. VU 66 § 203. Diog. Laert. u. Scamon a. a. 0. Vgl. Strabo S. 806. 

3) Alb. Dieterich, Eine Mithraslitnrgie (Leipzig 1903) S. 53. 

4) ägjpt. Nchtnbf (die Vokale sind zweifelhaft). Der Name wurde von 
den Griechen sehr verschieden wiedergegeben. Parthey (Ägypt. Personennamen 
S. 62 f.) führt 10 Formen an. 

5) Her. III 2: Aly^rcxioi 6h olxriiovvxai Ka^ßvasa (pdiievol ^liv ix xavxrig 
äi} xfjg uixQUo} Q'vyaxghg yeviöd'ai. 

6) z. B. setzt Wiedemann Nektanebos' Sturz 350, Ebers 345, Pietschmann 
345/3, Niese 344, Steindorff nnd Judeich 343. 



124 Drittes Kapitel. 

Jalire nach Alexanders Geburt geschah. Für die Zauberkunst des 
zweiten Nektanebos ist kein historisches Zeugnis überliefert.^) Für 
die Zauberei mit Wachsfiguren finden sich in den ägyptischen Denk- 
mälern Belege von der ältesten Zeit (3. Dynastie) bis zur griechisch- 
römischen Epoche^ doch nichts entspricht genau dem^ was hier Nekta- 
nebos zugeschrieben wird.*) 

I 2. Der Zusatz des Titels exploratores z\i,xaTci6xon:oi stammt 
aus der späteren Eaiserzeit und bezieht sich auf eine Einrichtung des 
römischen Heeres^ die während der Kriege mit den Neupersem be- 
stand.^ — Ein späterer Zusatz, der sich schon äußerlich als solcher 
verrät, ist jedenfalls auch das Verzeichnis der angreifenden 
Völker. Denn unter den Feinden Ägyptens, an denen nach dem 
Orakel in Kap. 3 Alexander die Rache vollziehen soU, kann der Ver- 
fasser des Romans doch nicht südrussische Barbarenstämme ver- 
standen haben, mit denen Alexander weder in Wirklichkeit noch 
nach seiner Erzählung in Berührung gekommen ist, sondern nur die 
Völker des Perserreichs. Hätte er die ^Völker des Ostens' aufzählen 
wollen, so würde er solche genannt haben, an denen das Orakel in 
Erfüllung ging: Perser, Syrer usw. Stattdessen bietet unsere Liste 
zunächst deutlich erkennbare Namen von Stämmen aus den Küsten- 
ländern des schwarzen und kaspischen Meers: Bosporaner, Sinder 
(am kimmerischen Bosporus*)), Iberer, Alanen (oder Albaner?), 
Oxydraker (nicht die indischen, sondern die in Sogdiane ^)), Kau- 
konen (zwischen Bithynien und Paphlagonien®)) und Chalyber oder 
(armenische) Chaldäer.^ Ebendahin gehören wohl, nach dem Zu- 
sammenhang ihrer Erwähnung bei Nikolaos von Damaskos zu schließen, 



1) Budge, Ethiopic text S. X. Von Nektanebos I erwähnt Wiedemann (Äg. 
Gesch. 706), daß die Inschrift der aus seinem Grab stammenden sog. Mettemich- 
Säule u. a. die Zauberkraft einer langen Reihe von Beschwörungen und Amu- 
letten preist. 

2) Vgl. die ausführliche Darlegung von Budge, Ethiop. text S. XI — XVL 
Syr. S. XXXIX f. 

3) Suidas u. d. W. i^yeloQccTWQ: ^gyov yccg ro'ötotg to ^BQisQydisad'aiy rig 
il x&v ngayiuHriov xoctdöraoig %al nota tcc xatcc 'Pmnalmv 6XEnr6iieva 'bno 
JIbqö&v %al iivatpiQBiv inl rov ßcc6i>Xicc. Procop. bell. Pers. I 21: x(xvaox6- 
novg dh ix ^aXaio^ Iv rs ^Pcoiiaioig xal IliQCcctg ärmoala CixLj^Böd'ai v6iiog usw. 

4) Strabo XI 2 S. 496. Her. IV 28 u. a. 

6) Ptol. VI 12 (OtvaQdyxai). Plin. VI 16 § 48 (Jan: 'Oxyttagae'). 

6) Strabo XII 3 S. 541 f. 

7) Strabo XII 3 S. 549 : Ol dh vvv XaX&aloi Xdlvßsg rb vaXaiov otirofia- 
^01^0 (freilich eine irrtümliche Gleichsetzung; vgl. Ed. Meyer, Gesch. d. Alt. I 
160). Über die Nebenform XdXvßoi Rüge, PW HI 2100. 



Historischer Kommentar. 125 

die Eausianer^ die merkwürdigen Pessimisten, bei denen angeblich 
die Neugeborenen beweint, die Verstorbenen mit Jubel bestattet 
wurden. ^) Danach mag man bei verderbten Namen an andere Völker 
dieser Gegenden denken: die pissurischen Daher^), die Appaiten 
(von Strabo S. 548 neben den Chaldäem als Nachbarvölker von 
Trapezunt aufgezählt) und die Agrer (ein Stamm der Maioten^, wie 
die Sinder). Dazu kommen endlich die Skythen, Araber und zwei 
äthiopische Stämme: die Agriophager ('pantherarum et leonum 
maxime carnibus viventes'*)) und die Euonymiten.^) In den Msöo- 
xdrsQSs oder Msrojtöil^oQsg stecken vielleicht die bei Plinius*) er- 
wähnten äthiopischen Mesaches und Hypsodores. Die ganze Liste 
mag der Völkertafel einer Chronik entnommen sein. — Nektanebos' 
Äußerung, daß es nicht auf die Masse ankomme, ist geschicht- 
lich überliefert und soU im Gespräch mit Agesilaos, der sein Heer 
befehligte, gefallen sein.^) Der Ausspruch, daß ein Wolf viele Schafe 
bezwinge, wird in Apophthegmensammlungen Alexander zugeschrieben.^) 
I 3. Daß die ägyptischen Götter Nektanebos, als er sie über die 
Zukunft befragte, auf einem Schiff erschienen und ihm ihre Unzu- 
friedenheit kund gaben, erzählt ein Leydener Papyrus aus dem zweiten 
Jahrhundert v. Chr.^) Eine Übereinstimmung, wie sie C. Müllers 

1) Nicol. Damasc. fr. 126 (FHG IH 460); weiteres bei Crusiua, Plut.de pro- 
vcrb. Alex. S. 28. 

2) Strabo XI 8 S. 611: t&v ^a&v ol [dv TtgoöayoQs^ovrai jijtaqvoi . . ol dk 
nleaovQOL. 

3) Strabo XI 2 S. 496. Die Ar giv er, die allerdings nach Diod. XVI 44, 2 
tatsächlich mit 3000 M. Hilfstruppen an dem persischen Feldzug gegen Nekta- 
nebos teilnahmen, sind doch schwerlich hier mitten unter den Barbarenstämmen 
genannt worden. 4) Plin. VI 30 § 196. 

6) M^-vog Aiyinxiov Tcgog t{ Ald'LOJtia Steph. Byz. nach Alex. Polyhistor. 
Plin. VI 29 § 184, 'Euonymiton Aethiopum'. 

6) VI 30 § 190. 

7) Plut. Agesil. 39, 1 ; Diod. XV 93, 2 läßt umgekehrt Agesilaos dies dem 
Nekt. vorhalten: ti}s vlxrig rvy%dvBiv oi) rohg xaroc tb nXijd'og ngoi^ 
%ovxagy &XXcL xo\)g xaza tag &v8qaya9'iccg TeQoarevovtag, 

8) Wiener Apophthegmensammlung hg. v. Wachsmuth Nr. 11: jÜd^avigog 6 
ßaöiXshg tov xata6%67tov Xiyovxog ahrSt nXelovg alvat tohg ^agelov eins' xai 
tci ytQoßara nXsiova 6vxa ixp* ivog rj dsvrigov X'öxov %sigovvxui. Da* 
selbst ist auch auf die andern Stellen verwiesen. 

9) Leemans, Pap. Graeci Musei Lugdun. S. 123f.: Nsxrovaß&g rov ßaai- 
Xiiog xaxayvvoiUvov iv MiiKpBt . . xal &^tmaavtog xo^g 9sohg ^riX&öai 
aisx^ xa Mvsaxrix6xa iSo^ev xax' ivvnvov TcXotov nuTcbgivov ... 7cgocogfLi]6ai 
eig Mifiqjiv, Auf diesem erblickte er ^^Ißiv xal xohg iv 'Ay&nxto d'BO^g ndv- 
Tag', aus denen Onuphris hervortrat und ihn tadelte, daß er sein Heiligtum 



126 Drittes Kapitel. 

Notiz praef. XX A. 2 vermuten läßt, besteht aber nicht. — Nekta- 
nebos floh in Wirklichkeit mit seinen Schätzen nach Äthiopien.^) 
Über Pelusion konnte er schon deshalb nicht seinen Weg nehmen, 
weil diese Stadt gleich anfangs von den Persem genommen war.*) ^ — 
Das Scheren des Haupthaars und Bartes gehörte zur Tracht aes 
ägyptischen Priesters, wie die leinene Kleidung.^) — Das im letzten 
Teil des Kap. Erzählte spielt in Memphis, denn dort war der be- 
rühmte Tempel des Ptah-Hephaistos und dort das auch von Eusta^ 
thios*) erwähnte JSlvAtclov Sgog, der Apis-Hügel (Sen-Hapi), nach 
dem Sarapis der Sinopische Gott hieß.^) In den Resten des Sarapis- 
tempels in Memphis fanden sich eine Stele und mehrere Inschrift^ 
fragmente aus der Zeit unseres Nektanebos.^) — Daß gerade io 
Memphis nach dem Verbleib des Königs geforscht wird, entspricht 
der Tatsache, daß Nektanebos von Memphis aus seine Flucht unter* 
nahm.'^) Von einer Säule in Memphis, die den Ägyptern künftige 
Befreiung verkündete, berichtet Trebelüus PoUio.®) Doch sind bei 
ihm die Römer die verheißenen Befreier. 

I 4. Zu der Aufzählung der verschiedenen Arten der Seherkunst 

vemachLässigt habe. Es ergab sich, daß «in dessen Tempel in Sebennytos die 
hieroglyphische Inschrift noch nicht fertig war, und es wurde dann entsprechende 
Anordnung getroffen. Der Schluß der Geschichte fehlt. 

1) Diod. XVI 61, 1: &'jtoyvov£ . . r^v ßaöiXsiav xal toc ^Xslt^ra r&v XQri- 
Itdrcov ScvaXaßoav itpvyev elg xi\v Al^ioniav, 

2) Diod. XVI 49, 6. 

3) Her. 11 36: ol igisg r&v Q'e&v . . iv Alyvnxfo . . ivQ&vtai, 37: ^tf^fjrä 
9h (pogiovüiv oi igisg Xiviriv fiovvriv. So war es noch in römischer Zeit; 
z. B. bezieht sich die griechische Pap.-(Jrk. Nr. 16 des Berliner Museums auf die 
Untersuchung gegen einen Priester, der angeklagt war, er lasse sich das Haar 
wachsen und trage wollene Kleider. 

4) Zu Dionys. Perieg. 266. 

6) Daß die von Tacitus (hist. IV 83 f.), Plutarch (Is. 28 und terr. aninial. 
an aq. s. call. 36) u. a. nacherzählte Geschichte von der Einführung des Sarapis 
aus dem pontischen Sinope eine bloße Erfindung ist, die auf Mißverständnis 
jener Benennung des Gottes beruhte, hatte bereits Letronne erkannt, und durch 
imsere Stelle erhält diese Ansicht eine nicht verächtliche Stütze. So einfach^ 
wie es G. Lafaye (Hist. du culte des divinit^s d'Alezandrie, Paris 1883, S. 17) 
darstellt, liegt die Sache freilich nicht; auch sind neuere Behandlungen der 
Streitfrage zu einem andern. Ergebnis gelangt. 

6) Wiedemann, Ägypt. Gesch. 718. 

7) Diod. a. a. 0. 

8) Trig. Tyranni 22, 13: fertur enim apud Memphim in aurea columna 
Aegyptiis esse litteris scriptum tunc demum Aegyptum liberam fore,' 
cum in eam venissent Romani fasces . . . quod apud Proculum grammaticum . . 
invenitur. 



HistoriBcher Kommentar. 127 

vgl. z. B. Plin. XXX 1 § 14^) und Clemens Alex. Protrept. 2 (11). — 
Die astrologische Tafel ist eine Art Abbild des Himmels. Die Dekane 
{dexccvoC) sind die 36 Regenten des Tierkreises^ von denen jeder den 
dritten Teil eines Zeichens beeinflußt. 

I 5 — 7. Das Gerücht^ daß Ammon in Gestalt einer Schlange 
Olympias beigewohnt habe^ ist vielleicht von Olympias selbst 
in Umlauf gesetzt worden^ nachdem Alexander in Libyen als Ammons 
Sohn erklärt worden war. Bedurfte es doch auch irgend einer Ant- 
wort auf die neugierige Frage der Zeitgenossen^ wie das zugegangen 
sei. Die Auskunft wurde natürlich nicht aUzu bestimmt gegeben, 
und so gehen die Angaben auseinander. Einige erzählten den Vor- 
fall als Tatsache^; andere überließen Olympias die Verantwortung^ 
wie Kallisthenes, der nach Arr. IV 10, 2 — ^etotSQ äktid^ri ^vyyE- 
ygasttaC — prahlte, durch seine Schriften sei Alexander etwas Götir 
liches zuteil geworden, nicht durch Olympias' Lügen über die Geburt*); 
wieder andere erklärten das Wunder aus Olympias' Vorliebe für zahme 
Schlangen und bacchischen Mummenschanz^) oder aus einem Traum. ^) 
Diese Art, große Männer zu Gottessöhnen zu machen, fand Nach- 
ahmung und wurde auch auf Scipio Africanus und Augustus an- 
gewendet.*) 

1) ut nairavit Osthanes, species eins (artia magicae) plures sunt, namque 
et aqua et sphaeris et aere et stellis et lucemis ac pelvibus Becuribusque et 
multifl aliis modis divina promittit, praeterea umbraram inferoromque coUoquia. 

2) Plut. AI. 2, 4: &tp9^ 9i ^otB xal dganiov xonioniLivrig zfjg 'OXvfi- 
xid9og Tca^BxveTaiiivog r& tfoo^cer». xal tovto (uiXuiva roi) ^iXlütJtov xov 
igcata xocl tag tpiXotpQOö^vag &fiavQm6ai Xdyovüiv. 3, 1: oi} firjv &XXoc $t- 
XlnTCtp (ihv pLBTcc th fpciöfta ni{i/(^avxi ... Ug ^eXq>ohg XQV^li'^v xo^iiöd^vai Xiyovsi 
nagcc xov 9'bo^ \BXB4)ovtog Zifiitoavi d'^Biv &7CoßaXBlv Sk r&v Sipsoav aircov triv 
Mgav, rjv x& xfjg ^'dgag agfiSt TCgoößaXatv xocxaxxBveBV iv (logfp^ dgdxovxog 
6vvBvva£6fiBvov xfj yvvaixl xhv d'sov. 

3) Ygl. lust. XI 11, 3 ff.: Olympias confessa viro suo Philippo fiierat 
Alexandrnm non ex eo se, sed ex serpente ingentis magnitudinis 
concepisse. Denique Philippus ultimo prope vitae suae tempore filium 
Buum non esse palam praedicaverat. Qua ex causa Olympiada velut stupii 
compertam repudio dimiserat. — Bio Chrys. de regno lY 19. 

4) Plut. AI. 2, 6 f.: {ixBgog äk TCBgi xo^mv iöxl X6yog') Stpsig (isydXovg 
XBigoijd'Eig itpslXxBxo xotg 9'idaoigf ol noXXdxtg ... i^inXrixxov xo^g &v9gag 
(vgl. Pseudok. I 10). Lucian (pseudomant. 7, 215) gibt an, es wurden noch zu 
seiner Zeit viele zahme Schlangen in Pella gehalten. 

6) lust. XU 16, 1 (aus anderer Quelle): Qua nocte eum mater Olympias 
concepit, visa per quietem est cum ingenti serpente volutari; nam decepta 
somnio est. — Lucian, dial. mort. 12, 2, 382. 

6) Sueton. Augfust. 94 nach Asklepiades^ von Mendes QBoXoyoviiBva: dra- 



128 Drittes Kapitel. 

1 8. Der Falke galt den Ägyptern als Traumbringer.^) — Phi- 
lipps Traum und dessen Ausdeutung erzählt Plutarch sehr ähnlich^ 
aber kürzer.^) Eustathios (zu Dionys. Perieg. 254 ff) und Steph. Byz. 
(u. d. W. ^AXe^ccvdQeva) haben die sonderbare Angabe^ daß Alexandria 
wegen dieser Versiegelung der Olympias mit einem Löwenbild auch 
AeovtönoXig genannt worden sei. — Über das Vorkommen der Fi- 
guren des Rings auf ägyptischen Denkmälern vgl. Budge^ Syr. S. LI. 
Das Sonnenbild ist übrigens ein hieroglyphisches Zeichen für 
Ammon und hat gewiß auch in unserer Fabel ursprünglich diese 
Bedeutung. 

I 10. Daß Olympias die Leute oft durch zahme Schlangen er- 
schreckte, sagt Plutarch AI. 2, 6 (s. o. zu Kap. 5 — 7). — Die Fort- 
pflanzung des Fehlers ßorj^ovvrd (iol statt 6ol bietet ein bezeichnen- 
des Beispiel, welche Wirkung das Verschreiben eines einzigen Buch- 
staben in der Überlieferung haben kann. Der Beistand, den die 
Schlange Philipp leistete, wird immer weiter ausgemalt, und Rudolf 
von Ems weiß schließlich in seinem 'Alexander' (877 ff.) von dem 
Eingreifen des Drachen in Philipps Kampf eine Geschichte von 
36 Versen zu erzählen. 

111. Antiphon war ein berühmter athenischer Traumdeuter 
zur Zeit des Sokrates.^) 

conem repente irrepsisse ad eam (Atiam) pauUoque post egressum, 
illamque ezpergefactam quasi a concubitu mariti purificasse ae, et statim in 
corpore eius exstitisse maculam veluti depicti draconis . .; Augustum natum 
mense decimo et ob hoc ApoUinis filiuin existimatum. — Gell. VI 1, 1: Quod de 
Olympiade ... in historia Graeca scriptum est, id de P. quoque Scipionis 
mätre .. memoriae datum est ... in lecto mulieris .. visum repente esse 
iuxta eum cubare ingentem anguem ... exinde mense detimo peperisse. 

1) Aelian h. ä. XI 39: Aiyovöt Sh Alyvjctiot rbv li^axa t&vxa (ikv xai 
in 7esQi6vta d'sotpiXi^ Sqviv slvaiy xov ßiov dh &7eeXd'6vra %al ficcvtsvsöd'at 
%al övsLQccra imni\LitBiv &nodvödfLsvov t6 6&iuc xal ipvxiiv ysysvrniivov 
yviivi^v, 

2) AI. 2, 2 f.: 6 Sh ^IX, 'bötigat %q6v(o iistcc xov yd^iov slSsv Svag avrbv 
iTCißdXXovta OtpqaylSa r^ yaötgl rfjg yvvaiic6s' i) ^^ yXvfpii tfjg ö^pga- 
yZäog, mg oScro, Xiovtog bI%bv £lx6va . . , jiglßtav&gog 6 TeXfiriGöehg %6siv 
iq>ri trjv ävd'ganovy oijdkv yag aTCoötpgayiJ^BöQ'ai, t&v ksv&v, xal x^biv 
nalda ^v\LOBi,dfi xal XsovTm^ri tqv vpvöiv. Vgl. auch Tertullian de anima 
46 (FHG in 311): Philippus Macedo nondum pater Oljmpiadis uxoris na- 
turam obsignasse se viderat anulo. Leo erat Signum. Grediderat prae- 
clusam genituram; opinor, quia leo semel pater est; Aristodemus [wohl z. 1. 
Aristandrus od. Aristander] vel Aristophon [nach unserer Stelle z. verb.: An- 
tiphon] coniectans immo nihil vacuum obsignari, filium et quidem 
maximi impetus portendi. 3) Diog. Laert. 11 46. Xen. mem. I 6. 



Historischei Kommentar. 129 

1 12. Von Wunderzeichen bei Alexanders Geburt spricht 
auch Justin^), nennt aber andere. Aus einem etwas späteren Jahr 
(OL 107,3 = 350 V. Chr.) berichtet Plinius«) furchtbare Blitz- 
erscheinungen, die auf die Unterdrückung Griechenlands durch Philipp 
bezogen worden seien. 

I 13. Eranzfeste {pxe^>avrm>oQlai) aus Anlaß glücklicher Er- 
eignisse im Herrscherhause waren in Ägypten sowohl unter den Ptole- 
mäem als unter den römischen Kaisern gebräuchlich. Z. B. wird ein 
6t€(pavriq)0Q6lv für Ptol. V. im Dekret von Rosette angeordnet*), eine 
derartige Feier für Helvius Pertinax im Edikt des Sabinus aus 
Alexandria 193 n. Chr.^). Das 6t€(pavrjq)0Qelv scheint zunächst darin 
bestanden zu haben, daß das Volk während einer bestimmten Anzahl 
von Tagen in festlicher Bekränzung für den Landesherm Opfer ver- 
richtete. Aber das ^övvrsXstv xakhx, rä xadi]xovta% das außerdem 
von den Untertanen erwartet wurde, bedeutet doch wohl, daß dabei 
dem Landesherrn auch tstitpavoi dargebracht wurden, und darunter 
verstand man nicht nur wirkliche Kränze aus Edelmetall, sondern auch 
(xeschenke von Geld und Getreide. Eben das meint offenbar Jul. 
Yalerius, indem er iyivero 6rs(pavrj(poQCa überträgt : coronalia obsequia 
eidem undique confluebant. Über diese Gxiwavou die namentlich im 
ptolemäischen Ägypten eine große Rolle spielten, vgl. die lehrreiche 
Erörterung von Wilcken, Ostraka I 295 ff. — Das Löwenartige in 
Alexanders Aussehen und Wesen erwähnt auch Plutarch.^) So, ^truci 
fronte', kopierte ihn Caracalla.^) — über Alexanders Lehrer gibt 
nichts so genaue Auskimft, wie das hier erhaltene Fragment aus der 
scavrodaTcii [ötogta des Favorinus, der ein Zeitgenosse und Günstling 
Hadrians war. Viel dürftiger sind die Nachrichten bei Plutarch.^) 
Alexanders Amme Lanike (oder Hellanike), die Schwester des un- 



1) XII 16, 4: Prodigia magnitudinis eius ipso ortu nonnulla apparuere. 

2) n 27 § 97. 

3) Z. 60: &yBW 9h ko^iiv . . ßaCiUt JlroXe/ia/o) . . ireh tfjg vovfirivlag rof) 
^mhd' itp' inLi^as nivtB, iv alg ötsfpavrifpoQijoovaiv övwslovvrag d'velag %ai 
^novdäg xai r&XXa ric %ad"/i%0VTa. 4) BGU 11 646. 

6) de fort. Alex. IE. Ygl. Aelian y. h. XII 14: rriv ft^v yocg xoftriv &va69' 
4t'6Q9'tti wbt^ (^/iXs^dvdQtp), ^av^Tiv 9h slvai, ^avaq>6BC^ai 9i xi, i% xo^ Movg 
(foßsQov, 6) Aurel. Yict. epit. 21, 4. 

7) AI. 6, 4 f.: IIollol (ihv oiv JCBgl vriv iTCiiUXBUCVy &g BMg^ fi6av aino^y 
XQOtpBtg nal Ttaidccyrnyol «al di&döxocXoi XBy6iiBvoif n&tsi 9' iq>Biovi/jxBi 
ABmvL9ag . . . TQO<pBi}g jiXB^dv9Q0v kckI xa9^yr);vrig %aXo6fiBvog. 6 9h r6 
oxfjlicc rcD nai9cc'/<oyoi) xal xi]v Tcgoöriyoglav 'bnonoio'öfiBvog f^v Avölfiaxog rö- yivsi 
jixagvdv. Letzterer fehlt also hier. 

AuBfeld) Der griech. Alezanderroman. 9 



130 Drittes Kapitel. 

glücklichen Kleitos, der zum ünterscliied von einem gleielmamigen 
General 'der gchwarze' hieß, wird öfter genannt.^) Den berühmten 
Mathematiker Menaichmos kennt als Lehrer Alexanders auch die 
hübsche bei Stobaeus überlieferte Anekdote.^) Daß Anaximenes 
Yon Lampsakos Alexanders Lehrer war, ist mehrfach bezeugt.') Ein 
Leser, der an den bekannteren Anaximenes von MUet dachte, merkte 
das MiXi^öLog an, das in unsern Texten neben den Namen Aristoteles 
geraten ist. Von Favorinus stammt, wie der armenische Text zeigt, 
die ganze Liste, nicht nur die Erwähnung des Aristoteles, wie Yal. 
unrichtig yerstanden hat. Daß diese Zitate, nach denen man seit 
Zacher die Abfassungszeit des Romans bestinmit hat, späterer Zusatz 
sind, ergibt sich schon daraus, daß das zweite Alexanders Stamm- 
baum durch Philipp zurückleitet, der ja nach Pseudokall. gar nicht 
Alexanders Vater ist. Außerdem widerspricht eine solche gelehrte 
Verweisung der volkstümlich erzählenden Art des Romans. Das Ein- 
lenken in die unterbrochene Erzählung ist im armenischen Wortlaut 
am Schluß noch deutlich erkennbar. — Bukephalos war nach 
Diod. XVn 76, 6 ein Geschenk des Damaratos von Korinth, den auch 
Flut. AI. 9, 6 als Freund des makedonischen Königshauses erwähnt; nach 
Plut. AI. 6, 1 und Plin. VIII 42 § 154 wurde das Pferd von einem 
Thessalier Philoneikes gekauft 

I 14. Die Geschichte von Nektanebos' Sturz stimmt, auch im 
Wortlaut, nahe überein mit der äsopischen Fabel von dem Astrologen, 
der immer in den Himmel schaute und darüber in einen Brunnen fieL^) 

115. Dieselbe Erklärung des Namens Bukephalos geben Arr. V 
19,5 (als isyöiievov) und Plinius a. a. 0. neben einer andern; dagegen 
Strabo S. 698: 'äscb tov nkärovg tov iuxd}%ov\ und ähnlich Gellius V 2, 1. 

I 16. Von Philipps schwankendem Verhältnis zu Alexander ist 
ähnlich bei Plutarch die Rede.^) — Der Briefwechsel über 



1) Die Stellen bei Nöldeke, Beitr. S. 4. 

2) Stob. Flor. ed. Meineke lY S. 205: MivM%ft4iv xhif y^mfUtf^i^ 'JXiiavdgog 
ililov cvvToitme a'bt^ nagadovrat xt]v yaometglav 6 äi' m ßattileijj eins, tuctic 
fiir rrjv xagav oSoL slöiv i&uaviftal xal ßaaiJUnal^ iv 6h rf yBoiuzQl^ 7fä6lif ictw 
oSbg läa. Vgl. M. C. P. Schmidt, Phüol. XLH (1884) S. 72 ff. 

3) SuidaB u. d. W. : 'Avait(i4vrig 'AguitonXiovg AafiAf>a%fiv6g . . . MdaxuXog ih 
'iXs^dvdgov tov Ma%e96vos. Vgl. Val. Max. VII 3 ext. 4; Paus. VI 18, 3 f. 

4) Halm Nr. 72 (schließt: 6v tä iv o'bQav^ ßliitBiv neigSiievog tä 
iTtl tf^g yfjg oi}% 6Q^g). Th. Nöldeke machte zueist auf diese Quelle auf- 
merksam (Beitr. S. 10). — Femer stehen zwei Apophthegmen (Nr. 51 u. 172 der 
Wiener Sammlung her. v. Wachsmuth). 

5) AI. 9, 3: ^IX. ^nsgriydna xhv vlbv &oxs nal %alQ§nß %Av ManBidvmv 



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Historischei Kommentar. 129 

1 12. Von Wunderzeichen bei Alexanders Geburt spricht 
auch Justin ^)y nennt aber andere. Aus einem etwas späteren Jahr 
.f :::-" (OL 107,3 = 350 y. Chr.) berichtet Plinius«) furchtbare BUtz- 
. ** :^ i-: erscheinungen, die auf die Unterdrückung Griechenlands durch Philipp 
bezogen worden seien. 

I 13. Eranzfeste {pxB^>aviriq>0QlaC) aus Anlaß glücklicher Er- 
eignisse im Herrscherhause waren in Ägypten sowohl unter den Ptole- 
mäem als unter den römischen Kaisern gebräuchlich. Z. B. wird ein 
6x£fpavi^(poQ€lv für Ptol. V. im Dekret von Rosette angeordnet'), eine 
derartige Feier für Helvius Pertinax im Edikt des Sabinus aus 
Alexandria 193 n. Chr.^). Das 6xB(pav7m>0Qelv scheint zunächst darin 
bestanden zu haben, daß das Volk während einer bestimmten Anzahl 
von Tagen in festlicher Bekränzung für den Landesherm Opfer ver- 
richtete. Aber das ^övvxbXbIv taXXa tä xadT^xovta^ das außerdem 
von den Untertanen erwartet wurde, bedeutet doch wohl, daß dabei 
dem Landesherrn auch 6rsq>avov dargebracht wurden, und darunter 
verstand man nicht nur wirkliche Kränze aus Edelmetall, sondern auch 
Cfeschenke von Geld und Getreide. Eben das meint offenbar Jul. 
Yalerius, indem er iydvBro ör6(pavy](poQCa überträgt : coronalia obsequia 
eidem undique confluebant. Über diese öte(pavoLy die namentlich im 
ptolemäischen Ägypten eine große Rolle spielten, vgL die lehrreiche 
Erörterung von Wilcken, Ostraka I 295 ff. — Das Löwenartige in 
Alexanders Aussehen und Wesen erwähnt auch Plutarch.*) So, ^truci 
fronte', kopierte ihn Caracalla.®) — Über Alexanders Lehrer gibt 
nichts so genaue Auskunft, wie das hier erhaltene Fragment aus der 
xavTodajtii CöroQta des Favorinus, der ein Zeitgenosse und Günstling 
Hadrians war. Viel dürftiger sind die Nachrichten bei Plutarch.^) 
Alexanders Amme Lanike (oder Hellanike), die Schwester des un- 



1) XII 16, 4: Piodigia magnitudinis eius ipso ortu nonnulla apparuere. 

2) n 27 § 97. 

3) Z. 60: äystv dh kogtiiv . . ßaöiXhl IltoXsiuclm . . &yth v^s vovfkrivlag roO 
«O'flO'b^ i(p' iiiiigag Tiivts^ iv als 6t8<pavfi(poQi]aov6iv övvtslovvtsg d'völag xocl 
4f7tovdäg xal r&XXa zä xa9"ijxovr<x. 4) BGü U 646. 

5) de fort. Alex. IE. Vgl. Aelian y. h. XII 14: ttiv ii^v yoeg %6(iriv &vaaB- 
ö^gd'ai a'br^ (AXs^dv^QCfi), ^av9"riv dh slvaiy 'byeccvufp^Böd'ai &i xi in roD itdovg 
tpoßsQov, 6) Aurel. Yict. epit. 21, 4. 

7) AI. 5, 4 f.: IIoXXol ii^v oiv jcbqI xiiv dytiiUXeiav, Sg Blx6gf fiöav aisto^y 
XQOtpBtg xal Ttaidaymyol %ülI diddexaXoi XBy6ykBvoiy n&ai d' itpsiöxi^xBi 
ABmvLdag . . . xgotpB^g ^iXB^dvägov xal xad'riyritrig xccXo'öiievog. 6 dk xb 
c%fliuc xov Tiaidayoiyov xal xr]v %gocr\yogLav imoTCoio^itBvog f^v Avölfiaxog xA- yivsi 
'Axttgv&v. Letzterer fehlt also hier. 

Ansfeld, Der griech. Alezanderroman. 9 



132 Drittes Kapitel. 

die den Alexandrinem nächst dem Geschäft die allerwichtigste war^ 
im Pferderennen. Denn Alexandria war ^^acvofidvri i)7cb ägöficav 
lx7Cix&v\^) Selbst Damen des ptolemäischen Eönigshanses hielten 
Rennpferde, und von der unsinnigen Aufregung des Volks bei den 
Bennen gibt, aus späterer Zeit^ Dion Chrysostomos eine höchst er- 
götzliche Schilderung.*) 

I 20—23. Das in Kap. 20 und 21 Erzählte ist in der Haupt- 
sache historisch.') Auch Plutarch und Satyros bezeichnen Eleopatra 
als Nichte des Attalos, während sie Justin^) irrtümlich zu dessen 
Schwester, Diodor^) sogar zur Tante macht. — Daß in Kap. 21 Lysias, 
der 'Löser', an Attalos' Stelle gesetzt ist, geschah wohl, um das Publi- 
kum nebenbei mit einer Erklärung des Aberglaubens zu erfreuen, der 
sich nach Kap. 22 an das Wort Lysias geknüpft zu haben scheint. — 
Der Inhalt von Kap. 22 ist erfunden. In Wirklichkeit verließ 
Alexander mit seiner Mutter den Hof und blieb in lUyrien, bis der 
Korinther Demaratos eine notdürftige Versöhnung herbeiführte. 
\j Attalos und Kleopatra wurden erst nach Philipps Tode beseitigt. 

I 23. Mothona nenut auch Justin^) das von Philipp unterworfene 
Methone, imd fär die gleichnamige messenische Seestadt, die als Aus- 
gangspunkt der Überfahrt nach Alexandria dem alexandrinischen 
Schreiber vermutlich bekannt war, scheint sogar die Form mit o die 
gewöhnliche gewesen zu sein. Aber es handelt sich hier offenbar 
gar nicht um Methone, sondern um die Kriegstat des jungen Alezander, 
die auch Plutarch als seine erste erzählt^): die Unterwerfung des 



1) Dion Chiys. or. XXXII 41. 

2) z. B. a. a. 0. § 46: nvxv&üBTs, ßoärSf (iTCtBttSy dgxBtö&Sy tcoIo) ;|rpitfc^6yo» 
ipaQiidxm; — Näheres bei Lumbroso, L'Egitto' 111 £P. 

3) Plut. AI. 9, 4 f. : i7iq)avEöraTriv dh (iiatpogäv) uitraXog TCagiaxsv iv totg 
Klsonargag yditoig, f^v 6 ^iXiJtnog ijydyBto ^agO'ivov . . . Oetog yäg 
c^v a'btfjg 6 jivralog iv v^ n6t(p ftsQ'ißav nageitdlsi xo^g MaxB96vag al- 
tstöd'ai TcaQcc d's&v yvi/jaiov ix ^iXLn%ov xal RXeonärgag yBvied'ai 9i.6l" 
9o%ov xf^g ßaeileiag. i^l xo'bxtp nago^vv^Blg 6 lAXiiavdgog xal slniov 
^ijlLBtg 9h 6oi, xaxij xstpaXijy v69'oi Soxoviisv^', l^ßaXe öx^tpov in ai}x6v, *0 9k 
^iXmnog in' ixetvov i^aviaxri anaad(isvog xh ^Itpog, s'bxvxla 9' ixocxigov 
dtcf xbv d'vfihv xal xbv olvov ünsöB 6q>aX6lg. *0 9* 'AX, ifpvßgiteav ^ovxog 
liivxoi'y Blnevj '&vdQBg, Big 'Aciav i^ EifQihnrig naQBöXBvd^sxo diaßai- 
vBtVy hg inl xXLvr\v &nh xXLv7\g &iaßalvo>v &vaxixQanxai. Kürzer Sa- 
tyros bei Athen. XIII 6 S. 567«* und Just. IX 7, 3 f. 

4) IX 6, 9. 6) XVI 93, 9. 6) VII 6, 14» 

7) AI. 9, 1: ixxaiäBxhrig jiXi^av&gog . . Maldmv xs xohg &(pBaxrix6xag 
xaxBöxgi'tpaxo xal n6Xiv iXmv a{>x&v xohg iihv ßagßdgovg i^T^XaOB, tfvft- 
(ilxxovg dk xaxoixlöag jiXB^av^g6noXiv ngooriy6gBV68, 



Historischer Kommentar. 133 

abgefallenen thrakischen Stammee der Maider und die Er- 
oberung ihrer Stadt. Methone hatte Philipp bereits zerstört, als 
Alexander noch ein kleines Kind war. Die Lesart i^ nöUs MeQ^fbwi 
ist demnach wohl aus ii n, MalScov hervorgegangen. — Daß Alexander 
einmal am Hof seines Vaters Gesandte des Perserkönigs aus- 
fragte, berichtet Plutarch ebenfalls.^) Die Fragen bezogen sich 
natürlich nicht auf ein Untertänigkeitsverhältnis Philipps, das nur 
im Roman besteht und dazu dient, Alexanders Angriff auf das 
Perserreich zu begründen; vgl. I 25. 36. III 1. Auch waren es nicht 
Gesandte des Darius, mit denen sich Alexander damals unterredete, 
denn dieser hat schwerlich vor Alexander den Thron bestiegen.^) — 
Übrigens zeigt unsere Geschichte deutliche Anklänge an Herodot V 
17 — 20, wo erzählt ist, wie Gesandte von Darius I. zum Makedonier- 
könig Amyntas kamen, um Erde und Wasser zu fordern, und dessen 
Sohn Alexander besser, als der Vater, die Ehre seines Hauses 
wahrnahm. 

I 24« Daß Pausanias, der nach Diodor^) ein Makedonier aus 
der Orestis war, als Machthaber in dem erst nach Alexanders Tode 
von Kassandros gegründeten Thessalonike bezeichnet wird, beruht 
vielleicht auf Verderbnis einer Stelle, in der Pausanias mit seinem 
Mitverschworenen Alexander, Aeropos' Sohn, zusammen genannt 
wurde; dieser war &qx(ov rrjg &€ö6aXL7C7jg vtcxov.^) — Die Zurück- 
fiihrung der Mordtat auf das Motiv der Liebe zu Olympias sieht aus 
wie eine mißverständliche Ausführung der Angabe: xb TcXslötov 
slg 'OXviiütiäda xf^g aixlag %BQifil%'Sv, was bei Plutarch^) in 
richtigem Sinn und Zusammenhang steht. — Philipps Bestattung: 
Diod. XVn 2, 1 ; Just. XI 2, 1 : Prima illi (Alexandro) cura patemarum 
exequiarum foit. 

I 25. Das Erzählte beruht teilweise auf Überlieferung der Ge- 
schichtschreiber. •) — Ein hervorstechendes Beispiel, wie Philipps 



1) AI. 6, 1 ; vgl. de fort. AI. 11 11. 

2) Nach Nöldeke (Aufs. z. pers. Gesch. S. 80) und Niese (I 49) 335, nach 
Schäfer (Demosthenes HI 111) 336. 

3) XVI 93, 3. 4) Arr. I 25, 2. ö) AI. 10, 4. 

6) Just. XI 1: eo (Philippe) occiso diversi motus animorum fuere. Alii 
quippe ...., alii taedio longinquae militiae remissam sihi expeditionem 
gaudebant . . . Amicos . . metus ceperat. Quis rebus veluti medela quaedam 
interventus Alexandri fuit, qui pro contione ita vulgus omne con- 
Bolatus hortatusque pro tempore est, ut «t metum timentibus demeret et 
in spem sui omnes impelleret. Und später bezüglich der Rüstungen zum 
Perserkrieg 6, 4 f.: Cum ad tam periculosimi bellum exercitum legeret, non iuvenes 






134 Drittes Kapitel. 

Veteranen eine durch Unbesonnenheit der Jüngeren verlorene Schlacht 
in einen Sieg Alexanders verwandelten, bietet das Gefecht vor Hali- 
kamaß bei Diod. XVII 27, If. (im Wortlaut an unsere Stelle er- 
innernd); vgl. Curt. VIU 1, 36. In welchem Alter die Makedonier 
noch im Heere dienten, zeigt u. a. Plutarch Enm. 16, 4 wonach von 
den Argyraspiden, die Eumenes verrieten, viele 70 Jahre alt waren, 
keiner jünger als 60. 

I 26. Die Truppenzahl ist stark vergrößert. Von den älteren 
Historikern gab nach Plutarch^) keiner mehr an, als 43000 Fußgänger 
und 5000 Reiter. Bezüglich der Kriegskasse stimmt Ps.-K. genau 
mit Aristobul überein.*) Aber der Art des Verfassers entsprechen 
die hohen Zahlen der andern Texte besser. 

I. 29. Von einer Unterwerfung der Römer berichtet auch 
Memnon von Herakleia*): iTtl ri)v ^AöCav ^Akh^aväQoo diaßaCvovxi Kfd 
yQd^avxi^ t) XQatslv^ iäv &q%biv Övvaavxai^ ^ xolg TtgeCttoöiv 
'bnelxeiv^ öreipavov xQ'^^ovv aTcb ixatbv^) rakdvrcov^Pcjfiatoc 
i^^Tcefiilfav. Hier ist das, was Alexander bei Ps. Kap. 30 den Karthagern 
sagt, auf die Römer bezogen und die Abweichung von der geschicht- 
lichen Wahrheit dadurch bedeutend verringert, daß Alexander 
wenigstens nicht selbst nach Italien zieht. Übrigens aber besteht, 
trotz der Kürzung, eine solche Übereinstimmung im Wortlaut, daß 
entweder eine Ableitung beider Angaben aus derselben Quelle oder 
eine Benutzung des Romans durch Memnon anzunehmen ist. Im 
letzteren Fall würde eines der ältesten Zitate aus dem Roman vor- 
liegen. — Es handelt sich nun hier, jedenfalls in der Erzählung des 
Romans, schwerlich, wie man gewöhnlich annimmt, um einen Irrtum, 
etwa eine Verwechslung mit Alexander von Epirus, sondern um bewußte 
Herabsetzung Roms, deren Veranlassung und Tendenz bei Ps.-Kall. die 
Person verrät, die zum Überbringer der römischen Huldigung gemacht 
wird. Von den vielen Trägern des Namens M. Aemilius kommt für die 
Alexandriner keiner in Betracht außer M. Aemilius Lepidus, der 

robustos nee primum florem aetatis, sed veteranos, pierosque etiam emeritae 
militiae, qui cum patre patruisque militaveiant, elegit, ut non tarn 
milites, quam magietros militiae lectos putares. Vgl. Diod. XVII 2, 1 ff., der 
auch einen Aufruf an die Griechen erwähnt, und, wie Ps., Alexanders An- 
sprache unmittelbar nach Philipps Bestattung erzählt. 

1) AI. 16, 1. 

2) Plut. a. a. 0.: i(p6&iov dh tovrotg ov tcUov ißäoiii^xovvcc taXdvxmv 

%%BI,V CCVtOV 'AQl6t6ß0Vl0S iOTOQSl. 

8) 25, 3 (FHG III 638). 

4) So E. Pridik richtig nach unserer Stelle st. Ixav&v» 



Historischer Kommentar. 135 

Qach Jastin^) und Yal. Maximas ^) vom Senat als Vormund des minder- 
jährigen Königs PtolemaioB Y. nach Alexandria geschickt wurde. Da 
dies durch eine allerdings erst aus dem folgenden Jahrhundert 
stammende Münze bestätigt wird, die M. Aemilius als 'tutor regis' 
und auf der Rückseite Alexandria darstellt, so liegt m. E. kein ge- 
nügender Grund vor, die Nachricht völlig zu verwerfen*), wenn auch 
Polybios und Livius von der Sache schweigen, Tacitus*) von 'liberis' 
anstatt von einem Kinde redet und Yal. Maximus Lepidus' spätere 
Titel vorweg nimmt. Mag Lepidus in Wirklichkeit nicht ganz mit 
dem anmaßenden Hochmut gegen das ägyptische Königshaus aufge- 
treten sein, den das Bild jener Münze vermuten läßt — hier setzt er 
dem jungen König das Diadem auf —, mag er auch sein Amt nur kurze 
Zeit ausgeübt haben ^), so mußte doch eine Bevormundung des Königs 
durch einen Fremden in der Zeit des noch ungebrochenen Ptolemäer- 
reichs den Nationalstolz empfindlich verletzen, um so mehr, da der 
alexandrinische Hof in derselben Politik der Demütigung vor Rom 
fortfuhr. So schickte Ptol. Y. im Jahre 191 den Römern 1000 Pfund 
Gold und 20000 Pfund Silber und versprach für den Krieg gegen 
Antiochos Hilfstruppen, Geld und Getreide.^) Dabei mochte man 
sich erinnern, daß schon Philadelphos sich den Römern allzu gefügig 
bewiesen, ihnen Freundschaft angeboten, ihre Gesandten mit goldenen 
Kränzen geehrt und die Bitte der Karthager um Unterstützung 
abgewiesen hatte."^) Mit derselben diensteifrigen Beflissenheit, die 
den Alexandrinern an ihrem König verdrießUch war, läßt nun unser 
Yerfasser die Römer durch einen gleichnamigen Ahnen des königlichen 
'Yormunds' sich seinem Helden gefällig und unterwürfig bezeugen, 



1) XXX 3, 4: Mittitur et M. Lepidus in Aegyptum, qui tutorio nomine 
regnum pnpilli administret. Vgl. XXX 2, 8. XXXI 1, 2. 

2) VI 6, 1: Com Ftolemaeus rex tutorem populum Bomanum filio reliquis- 
set, senatuB M. Aemilium Lepidum pont. max. bis consulem ad pueri tutelam 
gerendam Alexandriam misit. 

3) So E. Bandelin, De rebus inter Aegjptios et Romanos intercedentibus 
(Diss. Halle 1893) S. 11 ff.; Mahaffj, The empire of the Ptolemies S. 296—98; 
Niese, Gesch. d. gr. u. mac. St. 11 637 f. 

4) ann. II 67. 

6) Daß sich Lepidus nicht lange in Ägypten aufhielt, ist allerdings wahr- 
scheinlich (vgl. MahaSy S. 297); aber eben die kurze Dauer und geringe Be- 
deutung seiner Tätigkeit mag die Ursache sein, daß Polybios nichts davon 
erwähnt. 6) Liv. XXXVI 4. 

7) Justin XYm 2, 9. Appian Sic. 1. Vgl. Mahaffy, The emp. of the Ptol. 
141 f., Niese II 66. 146. 






" ^ ^ 
- • - 



136 Drittes Kapitel. 

und mit derselben wohlwollenden Herablassung^ die sie an den Römern 
alterte, seinen Helden den Römern begegnen. — Die Keckheit, mit 
der das in Kap. 29 und 30 Erzählte erfunden ist, wird dadurch ge- 
mildert, daß nach den Berichten mehrerer Historiker sowohl die 
Römer als die Karthager eine huldigende Gesandtschaft an Alexander 
geschickt hatten^), und überdies Alexander tatsächlich beabsichtigt 
haben sollte, Rom und Karthago zu unterwerfen.^) Der historische 
Schnitzer, daß ein punischer Krieg in Alexanders Zeit verlegt wird, 
ist bei Pseudok. nicht allzu verwunderlich. In der Rolle der Tribut- 
zahler, die er den Karthagern durch Alexander zuweisen läßt, er- 
schienen nach Livius XXXVI 4 um dieselbe Zeit karthagische Ge- 
sandte in Rom, als auch die erwähnte Gesandtschaft von Ptolemaios V. 
mit ihren Geschenken und Versprechungen dort eintraf. 

I 30. Das erste Orakel Ammons ist zweifellos späterer Zu- 
satz. Denn nach I 14 weiß Alexander, daß er Nektanebos' Sohn ist, 
kann also unmöglich den Gott Ammon darum angehen, daß ihn dieser 
als seinen Sohn bestätige. Auch wird Alexander in den echten 
Teilen des Romans nirgends als Ammons Sohn bezeichnet*), noch 
legt er sich in den echten Briefen jemals selbst diesen Titel bei. 
Schon äußerlich fällt auf, daß Alexander das Orakel zweimal befragt, 
und daß der Gott im zweiten Orakel auf seine eben bestätigte Vater- 
schaft gar nicht Bezug nimmt, sondern Alexander % ßaöLlsv^ an- 
redet. — Daß Alexander über die geeignete Stätte zur Gründung 
von Alexandria durch einen Traum Weisung erhalten habe, be- 
haupten nach Plutarch*) die Alexandriner mit Berufung auf Alexanders 
Zeitgenossen Herakleides. Der grauhaarige Mann, den Alexander im 
Traum erblickt, ist dort Homer. Bei Ps. erscheint statt dessen 



1) Kleitarch Fr. 23; Aristos u. Asklepiades bei Air. YII 16, 6. 

2) Arr. YII 1, 2 f.: ol &h xal vd&s äviyQaipaVj 8t i insv6si 'AXi^avigos . . . 
tiiv Aißvriv TB KcctaöTQe'tpcifisvog Tial KaQxrid6va . . . ivd'BV &h . . ionXstv . . 
ig UtxsXlav TS %al äxqav 'IccTtvylav i]&ri yocg xal 'b^toxivstv (xi)Tov t6 'Ptofialonv 
övoiia ngoxfOQOvv inl \Liya. 

3) Nur zweimal, IE 26 und m 32, als Sohn des Zeus. Der Angabe bei 
Val. 164, 29 (HI 34) entsprechen die übrigen Texte nicht. 

4) AI. 26, 2 f. : TdyovGi, yag (AXe^avägstg) Sti, • {*AX.) Tijg AlydytTov XQccvi^aocg 
ißo'6X8To n6Xiv fisydXriv xal ^oXvciv9'Q€anov*EXXrivlSa inmvv\LOv kavTO^ xaTa- 
Xmstv . . . slra vOxTtaQ xoiiimfLBVog Scpiv eI^b ^av^iaöTi/iv' &viiQ noXihg 
B^ ILoiXa TT\v x6\Lriv xal yBQaghg Th sl&og ^&o^6v wbTa nagaOTCcg Xiysiv toc 
inri TOL^B' Nf}a9g ^ycBi/td Tig ioti noXvxXvCTfo ivl ^6vT<p AlyOnTov ngornkgoi^B^ 
^tkgov $i k xix^cxovöiv. Dasselbe kürzer bei Steph. Byz. s. y. 'AXB^dv^gBia 
nach lason. 



V. *• 1, w X a 



Historischer Kommentar. 137 

Ammon^ und das Orakel (Od. IV 354f.) ist geändert^ um die Ein- 
führung des Sarapisdienstes mit der Gründung der Stadt zu verknüpfen; 
vgl. Kap. 33. Sarapis wurde von den Griechen vielfach ihrem 
Pluton gleichgesetzt^)^ galt aber schließlich als der oberste aller 
Götter und als Lenker des Weltalls.*) — Der Weg, den Ps. Alexander 
von Ammonium aus einschlagen läßt, ist der, den er nach Aristobul^) 
tatsächlich benutzt hat. Alexandria war freilich nach den besseren 
Quellen damals schon gegründet, aber Diodor*), Justin^) und Curtius^) 
lassen, mit Ps. übereinstimmend, die Gründung erst nach dem Be- 
such des Ammoniums geschehen. 

I 31. Den Inhalt von Kap. 31 — 33 habe ich bereits im Ehein. 
Museum LV S. 348 — 84 ausführlich behandelt. Euer nur kurz die 
hauptsächlichen Ergebnisse und einige Nachträge. 

Paratonion ist schwerlich die bekannte Seestadt Paraitonion, 
sondern eine kleinere Ortschaft, die näher bei Alexandria lag und 
auch im Bellum Alexandrinum*^) vorkommt. Die Angabe des Eusebius, 
daß Alexander Paraitonion gegründet habe®), leitet Droysen*) aus 
imserer Stelle her. Doch spricht m. E. die sonderbar damit ver- 
bundene Notiz über die Hyrkaner und Marder dagegen. — Tapho- 
siris (oder Taposiris) lag eine Tagereise westlich von Alexandria. ^^) 
Ein gleichnamiger Ort (das ^kleine' Taposiris) befand sich im Osten 
der Stadt.^^) — Das eingeschobene Stück in Kap. 31, das die 
wichtigsten topographischen Angaben enthält, stammt erst aus der 
Kaiserzeit (S. 357f.). Mit den zwölf Flüssen des echten Textes 
sind die Kanäle der zwölf großen Querstraßen des ptolemäischen 
Alexandria gemeint (S. 357\ Etwas sachgemäßer faßt der Urheber 
der Interpolation die 'Flüsse' auf, indem er nur solche Kanäle be- 
rücksichtigt, die unmittelbar aus dem großen schiffbaren Kanal 



1) z. B. Plut. de Isid. et Osir. 27: o-ö yccg äXXov slvoci Zdqanw r^ thv IIXov- 
tmvd (pa6tv. 

2) Plut. ebd. 29 nach Fhylarchos: Sdganig Svofuc tov rh tc&v xocfioüv- 
t6s ifittv TcaQcc tov öaiQSiv, o xaXXvvsiv rivhg nocl %06iMtv Xiyov6vv. 

3) Arr. m 4, 6; vgl. Ill 3, 3. Diod., Just. u. Curt. setzen denselben Weg 
yorans, Ptolemaios ließ AI. vom Ammonium direkt nach Memphis zurückkehren. 

4) XVII 62. 6) XI 11, 13. 6) IV 8. 7) 8, 2. 

8) n 114f. Schoene: Alexander Hyrcanos et Mardos [Arm. Übers.: Medos] 
cepit revertensque in Ammone condidit Paretonium. 

9) Hell, m 2 S. 207. 

10) Prokop, de aedificiis VI 1: n6Xig iotlv i^Ugag 6äa> 'AXs^avSQBUcs ii- 
Bxovaa Ta<p6aiQts Svoiia, iva &ri tatpfjvai xhv x&v Alyv^ximv d'shv 
"Ociühv Xiyovoiv. 11) Strabo XVU 1 S. 799 u. a. 



138 Drittes Kapitel. 

abgeleitet sind, der bei Ghairen und Schedia vom Nil abgezweigt 
war (S. 361 f.). Unter diesen sind die sechs ersten, bis zum Nepbe- 
rotes einschließlieh* höchst wahrscheinlich mit den sechs noch jetzt 
Yorhandenen oder erkennbaren städtischen Hauptkanälen identisch, 
die in W. Sieglins Plan von Alexandria ^) eingezeichnet sind, und 
danach läßt sich die Lage der in unserer Stelle genannten wichtigen 
Ortlichkeiten von Alexandria bestimmen, was ich a. a. 0. S. 366 ff. 
versucht habe.^) Zur Umsiedelung der Nachbargemeinden in 
die neue Stadt vgl. Ps.-Aristoteles Oeconom. II 33, wo berichtet ist, 
wie auf Alexanders Befehl Eleomenes Einwohner von Eanopos zur 
Auswanderung nach Alexandria nötigte. 

I 32, Das Vorzeichen, das die Mehl fressenden Vögel gaben, 
wird sehr oft erzählt.*) — Die Lage des Mesonpedion ist zweifel- 
haft. Wenn man annimmt, daß mit der Bezeichnung tb jtediov bei 
Achilles Tatius*) und Herodian^) dasselbe gemeint ist, so ist dieser 
Platz nach den Angaben bei Achilles allerdings da zu vermuten, wo ihn 
W. Sieglins Plan ansetzt, neben dem Hügel Kopria®), den man in dem 
heutigen Kom-ed-Dik wiederfindet. Bei dieser Auffassung, der ich 
jetzt den Vorzug geben möchte, wird man in unserm Kap. mindestens 
den Satz über das Mesonpedion, vielleicht auch noch anderes, was 
damit zusammenhängt, dem Bearbeiter zuschreiben müssen, der den 
großen Zusatz in Kap. 31 gemacht hat. Denn zur Zeit des Ptolemäer- 

1) In Brockhans^ Konversationslexikon Bd. I, in Bädekers Ägypten und 
kleiner in Sieglins Atlas antiquus. 

2) Bezüglich der Lage des Marktes haben die Untersuchungen F. Noacks 
das aus unserer Stelle zu entnehmende Ergebnis bereits bestätigt; s. Noack, 
Neue Untersuchungen in Alexandrien, Athen 1900^ S. 271. Betreffs des Argaios 
muß ich einen Irrtum berichtigen, auf den mich Th. Nöldeke freundlichst auf- 
merksam machte: der Grehon bei Johannes von Nikin S. 407 ist nicht der Argaios, 
sondern der Nil, nach gewöhnlicher biblischer Bezeichnung (zu S. 370). Dem- 
selben Gelehrten verdanke ich zu S. 374 die Berichtigung, daß Moses von Khorene 
nicht, wie man früher annahm, im 5., sondern im 7. oder 8. Jahrh. n. Ohr. lebte, 
also in einer Zeit, da der Kult des Proteus natürlich längst beseitigt war. 

3) z. B. Plut. AI. 26, 6 f.; Arr. 11 2, 1 f.; Gurt. IV 8, 6; Jason bei Steph. Byz.; 
Eustath. zu Dionys. Perieg. 254 ff.; Yal. Max. I 4 ext. 1; Amm. Marc. XXII 16, 7. 

4) y. 1: iv i^iötp &ii t&v %t6vG)v rfjg n6X8<og ro yttSiov. Ich glaube jetzt, 
daß man diese Worte doch nicht tilgen sollte (s. a. a. 0. 365), sondern daß sie 
so zu verstehen sind: an der Mitte der Säulenreihe (der Eanopischen Straße) 
liegt der ^ebene Platz der Stadt', das Meson pedion. 

5) Ab. exe. Divi Marci IV 9, 4: näaav rijv vsoXcclav slg rh [so die beste 
Hs. st. Ti] nedlov xslsvet cvveXd'Btv (Caracalla, als er die Absicht hatte, die 
waffenfähige Mannschaft von Alexandria niederhauen zu lassen). 

6) Sieglin schreibt, m, E. mit Unrecht, Kopron. 



••• • • 



^ W _. A V 

* — : ^t • • I • 



Historischer Eommentar. 139 

reichs; als die östlichen Stadtteile noch bestanden , kann schwerlich 
eine so weit westlich gelegene Ortlichkeit als Zentralplatz bezeichnet 
worden sein. — Mit den Bnchstaben A — E wnrden tatsächlich, noch in 
der Eaiserzeit, die fünf Stadtteile benannt. Ihre Anordnung hat man 

H I A 

sich wahrscheinlich nach folgendem Schema zu denken: ^--^^• 

X I hi 

Danach umfaßte A das alte Bakotis und E T war von A E durch 
die Hauptquerstraße (JB, nach Mahmuds Bezeichnung), BA von FE 
durch die Kanopische Straße getrennt (S. 378 ff.). — Über den ^guten 
Geist' der Stadt und die Genien der einzelnen Häuser, die man sich 
in Schlangengestalt dachte^ über die danach dyad-ol SaC^ovag be- 
nannten Schlangen, die Fütterung mit Brotbrei (a-ö-ij^a) und die 
Bekränzung der Zugtiere S. 880 f. 

88.^) Von einem Adler als Wegweiser erzählte fast ebenso 
Malalas' Gewährsmann Pausanias bezüglich der Gründung von An- 
tiochia: (Ueksvxog) ^kd's Q^öidöai . . . Tcal 7tlriQ(D6ug t'^v d'vöiav xaX 
xöilfccg xä XQsa rjiil^ato^ %o^ %Qii xrlöai 7c6Uv, xal il^aLg>vr}g V^Qna6sv 
äerbg a%o tfjg ^v6Cag xal xuTtlyaysv iTtl rijv ^alaiäv %6kiv, xal 
TtateSCio^sv d^ttöco EiXevxog (S. 199 Dind. <über das Motiv Gruppe 
Mythologie 792®». Das Original ist wohl der alexandrinische Be- 
richt; denn die Antiochener haben auch einen anderen Zug, der 
zweifellos ursprünglich alexandrinisch war, auf die Gründung ihrer 
Stadt übertragen, die obenerwähnte Bezeichnung des Stadtplans durch 
hingestreutes Mehl (Liban. S. 300 R.). 

Daß schon vor der neuen Einführung des Serapis-Eultus ein 
V Heiligtum des Serapis und der Isis in Rakotis bestand, bezeugt auch 
Tacitus (bist. lY 84). Dieser alte Tempel lag nach der folgenden 
Erzählung auf derselben Höhe, wie der Neubau, das große Serapeum, 
und war, wie der Ausdruck fuerat schließen läßt, zu Tacitus' Zeit 
nicht mehr vorhanden. Ein anderes Heiligtum derselben Gottheiten, 
das außer ihnen auch Ptolemäus lY. und Arsinoe geweiht war, ist 
1885 an der Eanopischen Straße, zwischen R 5 und R 6, entdeckt 
worden.*) 

Die Beschreibung des alten l^oavov ist hier durch Hinzufügung 
zweier Züge entstellt, die offenbar nicht diesem, sondern dem des 
neuen Serapeum zukommen: daß bei ihm ein d^rjQiov :ncokv(ioQ(pov 



1) <^Die Bemerkungen zu diesem Esipitel sind aus Ausfelds Aufsatz Rh. 
Mus. LY entnommen; A. hatte im Manuskr. eine Lücke gelassen und bemerkt, 
sie solle nach dem Erscheinen von Sieglins Werk ausgefüllt werden.^ 

2) Nerutios L'ancienne Alexandrie (Paris 1888) S. 21. 



140 Drittes Kapitel. 

stand, d. h. der dreiköpfige Zerberus, und daß sicli die Art des Bildes 
nicht schildern lasse. Über die unbeschreibliche Art des Serapisbildes 
äußert sich ganz ähnlich Eustathius (zu Dion. Perieg. 255): ZdQcatig^ 
oi (paöL rö ayalfia roig bgcböiv adrjXov slvcci^ otag (pv6€(og fjv. Der 
Grund der Unbeschreiblichkeit war die Zusammensetzung der Statue 
aus verschiedenartigem Material, worüber am ausführlichsten Athenodor 
belehrt, kürzer Rufinus.^) Bei Rufinus ergibt der Zusammenhang 
deutlich, daß diese Eigenschaft dem Haupt-Eultbild beigelegt wird^ 
der Statue mit dem Kalathos, deren Zerstörung durch die Christen 
dann erzählt ist. Athenodor verlegt zwar die Herstellung des Bildes 
in die Zeit des Sesostris, zeigt aber durch Nennung des Bryaxis, daß 
er ebenfalls den Serapis des Ptolemäischen Tempels im Auge hat. 
Jene beiden Angaben unserer Stelle sind also wohl als Zusatz eines 
Bearbeiters zu betrachten, der das Werk des Bryaxis kennzeichnen 
wollte. Der übrigen Beschreibung entspricht eine 2 m hohe Gruppe 
aus grauem Granit, die vor einigen Jahren in den Trümmern des 
großen Serapeums gefunden wurde. Botti^) sagt darüber: ^Statue 
colossale de roi inconnu derriere lequel on voit une deesse, Isis ou 
Hathor, qui lui pose les mains sur les epaules en signe de protection.' 
Ob es möglich ist, die Worte unseres Verfassers auf dieses Werk zu 
beziehen, wird eine genauere Untersuchung ergeben. 

Die beiden Obelisken des Serapeums werden auch von Aphthonius 
erwähnt (II 49, 1 Sp.). — Sesonchosis heißt hier, wie noch öfter im 
Roman*), auch in interpolierten Stücken, der große ägyptische Er- 
oberer, den die Griechen sonst Sesostris nennen, Diodor Sesoosis. 
Manetho führt Sesonchosis als ersten König der zwölften Dynastie 
auf, Usertesen I. der Monumente entsprechend, dann Sesostris an Stelle 
des zweiten (und dritten?) Usertesen als dritten König derselben 
Reihe.*) Es scheint, daß in unserm Sesonchosis die Personen der 
drei Usertesen verschmolzen sind, falls überhaupt dieser Gestalt mehr 
als eine unbestimmte Erinnerung zugrunde Hegt. Sonst gUt be- 
kanntlich Ramses U. als der ^Sesostris' der griechischen Historiker. 
Dieselbe Auffassung des Sesonchosis, wie unsere Stelle, zeigen aber 
die Scholien zu Apoll. Rhod. IV 272 (PHG. 1286): i:s66yxG}6ig , . . 
tijv fiiv ^AöCav 6Qfi7l6ag(?) näöav xa^tEötQiilfatOf öfiotcog xal rä Tckelöxa 
XYig Ei)Q(Djcrjg . . . ®a6noiJL%og S* iv tgiro) EiöaöXQiv oArov xalsl. — 

1) Athenod. bei Clem. Protr. 48, 4 S. 87, 22 St. Rufin. hist. eccl. XI 23. Über 
die Bedeutung dieser Stoffe Schreiber, Verh. d. 40, Phil. Verg. (1889) S. 809. 

2) Mus^e gr^co-romain d'Alezandrie (1898) S. 64. 

8) I 34. m 17 (S. 122). 24. 4) Wiedemann, Äg. Gesch. 233. 



Historischer Eommentar. 141 

Die Zurückfährung des Serapisdieiistes auf den Vertreter des ägyp- 
tischen Weltreiches haben auch andere Erfinder versucht, wie Athe- 
nodor (a. a. 0). 

Serapis erteilte seine Orakel regelmäßig durch Träume.^) — Daß 
das große Serapeum Tarmenions Serapeum' hieß, ist, soviel mir 
bekannt, sonst nirgends bezeugt, aber nicht wohl zu bezweifeln. 
Keinerlei Gewähr hat dagegen die vom Verfasser dafür gegebene 
Erklärung, ebensowenig die Zurückführung des griechischen Serapis- 
Typus auf den angeblichen Baumeister Parmenion, gegenüber der 
andern, freilich auch nicht zum besten beglaubigten Überlieferung, 
nach der Bryaxis der Schöpfer dieser berühmten Umbildung von 
Phidias' Zeus gewesen ist. Suidas' und Malalas' Angabe^), daß das 
Serapeum von Alexander gegründet sei, geht vielleicht auf unsere 
Stelle zurück, da ja beide auch sonst manches aus dem Roman ent- 
nommen haben. Aphthonius spricht von zwölf Baumeistern des 
Serapeums. 

I 34, Alexandria wird hier, nach gewöhnlicher Auffassung*), 
nicht zu Ägypten gerechnet.*) Denn da man das Gebiet auf der 
linken Seite des Nils als libysch betrachtete^), so galt in der Regel 
die Kanopische Nilmündung als westliche Grenze Ägyptens; daher 
z. B. Sophronios noch die Ortschaft Menuthis, die 4 Stunden östlich 
von Alexandria bei Kanopos lag, nur als Aiyv%xov (laXkov Ttkri^ial- 
tsQog bezeichnet.®) Andere faßten den Kanal von Alexandria auch 
als Nilarm auf und zogen demnach die Grenze zwischen Libyen und 
Ägypten innerhalb der Stadt. ^) — Daß die Ägypter Alexander als 
Befreier von dem persischen Joche freudig aufnahmen, ist bekanntlich 
Tatsache. Auch von seiner Bewunderung für die natürliche Sicherheit 



1) Plew, De Sarapide 37. 

2) Suid. s. y. SdgaTtig, Malal. S. 192 D. 

3) Steph. Byz. u. d. W.: 'Als^dvigsw . . i) Alywerla ijroi Alßvcaoc, mg ol 
ycoXXol. 

4) ungefähr derselbe Ausdruck füi dieselbe Sache bei Philostr. yit. Apoll, 
y 43: i%avms ä' l^xtav r&v nBql 'AlB^dvdqBiav iötiXXsto ig Atyvwov. 

5) Strabo S. 806: 'Evtbv^'bv dh 6 NstXog iexiv h inchQ xov AiXxoL' to'ötov 
Toc (ihf Ss^iä xaXoiißi Aißvr\v &va«XiovTi, mönsQ xal zä negl x^v 'AXs^dv- 
^QBiav xal xriv Mags&xtv, Vgl. Lumbroso, L'Egitto' S. 80. 

6) Miracula SS. Gyn ei Johann. 40 (Mai, SpiciL Born. III 445). YgL Lum- 
bioso S. 31. 

7) BelL Alex. 14, 5: sie enim praedicant partem esse Alexandriae di- 
midiam Africae. Daß hier der ^ilkanal als Grenze gemeint sei, hat zuerst 
H. Schiller (El. f. bayr. Gymn. 1883 S. 332 f.) richtig vermutet; 



(^. 



142 Drittes Kapitel. 

des Landes wird in den Quellen berichtet.^) Dagegen erfindet der 
Verfasser aus den Verhältnissen seiner Zeit^ wenn er Alexander durch 
die Krönung im Ptah-Tempel zu Memphis als ägyptischen 
König legitimieren läßt^ wie Ptolemaios Epiphanes. Ebenso chrono- 
logisch bedeutsam ist die nachdrückliche Einschärfung des Prinzips 
der ptolemäischen Herrschaft: daß sich die Ägypter nur um den 
Ackerbau zu bekümmern und denen^ die für sie die Waffen 
führen, zu dienen haben. Daß man unter Ptolemaios IV. Yon diesem 
Ghrundsatz abgegangen war und für den Krieg gegen Syrien Ein- 
geborene im Heer yerwendete, hatte die furchtbaren Bauernaufstände 
unter diesem König .und Ptolemaios V. zur Folge.*) — Eine Anord- 
nung Alexanders, die ägyptischen Steuern zunächst für Ale- 
xandria zu verwenden, ist wahrscheinlich in Wirklichkeit ergangen. 
Denn Alexander bestimmte bei seinem Aufenthalt in Ägypten, daß 
die Steuern an Kleomenes Yon Naukratis bezahlt werden sollten^), 
und dieser war Mitglied, vermutlich sogar Vorsteher der Komission, 
die den Bau von Alexandria zu leiten hatte. ^) 

1 35. Historisch ist von dem Erzählten nur die Veranlassung 
der Belagerung und die Zerstörung der Stadt. Aber vorbedeutende 
Träume spielen auch im Bericht der Geschichtschreiber eine Rolle. 
Von den beiden Träumen, die Alexander vor Tyros gehabt haben 
soll, ist der erste bei Arrian^), Plutarch^) und Curtius^) andern In- 
halts (Herakles winkt ihm oder reicht ihm die Hand)« Dagegen stellt 
der zweite, den nur Plutarch überliefert®), die Grundform der Ge- 
schichte dar, die in unserer Stelle verderbt ist. Alexander träumt, 
er fange einen Satyr, was natürlich bedeutet: ^ä (<7^) Ttbqo^, Der 
Urheber unserer Version hat die Pointe nicht verstanden, aber die 

1) Arr. HI 6, 7: x'f\v re ff^'bciv rjjff i^qa^ d'avfidöag xal xriv 6%VQ6vr}^a. 

2) Polyb. V 107, 1: 6 yap nifosigruiivog ßaöiXahg (Ptol. IV.) xa^oxlUag 
tohg Alyvnxiovg inl xhv nghg 'AvxLoxov 7i6Xb\lov ng^g fikv rh nughv iv^s^o- 
(tivmg ißovXe^aatOy voü 9h iiiXXovrog ^16x6x^1^^' fpifOvrnuettad'ivTßg yccg . . . 
ov%4ti rh ngoörattdiLsvov oloi t' fjOav iinoiLivBiv, &XX' ij^i^ovv i^/e^ya 
usw. Vgl. Muhftffy, The empire of the Ptol. 8. 264; Niese II 404 f.; Gless in 
Paulys Real-Enz. VI 218. 216 f. 

8) Arr. UI 6, 4; Gurt. IV 8, 6. 

4) Just. XIII 4, 11: CleomeneB, qui Alexandriam aedificaveiat; Ps.-AnBtot. 
Oecon. n 33 B. 0. zu Kap. 81; Diod. XVII 62, 7. Vgl MahafiFy, Ptol. 8. 9. 

6) n 18, 1. 6) AI. 24, 3. 6) IV 2, 17. 

8) AI. 24, 4f.: kxigav 8' 6i^iv kX. sI&b xatä vohg VTtvovg'. Hdxvgog 
a^q> (pccvilg i96%6t ngo^nai^siv n6QQa9'$Vy ilxa ßovXofidvov . Xaßslv ^Bii<psvySj 
tiXog 6k noXXcc XtnoQi^accvxog xal nBQi^gafiovxog ^I^bv Big X^^^S- ^^ ^^ (uivxBig 
. . . i(paöav aiyrqf tf^ yBVi^aBxai T^gog. 



Historischer Kommentar. 148 

Figur des Satyrs^ die für seine Fassung sinnlos ist, aus der ursprüng- 
lichen Erzählung herübergenommen. Die Quelle, an der Alexander 
vom Satyr geträumt haben sollte, wurde noch zu Plutarchs Zeit ge- 
zeigt. — Das Schreiben Alexanders an die Tyrier ist späterer 
Zusatz, da Alexander darin, obwohl er Asien noch gar nicht unter- 
worfen hat, als Großkönig von Asien, und femer als Ammons Sohn 
bezeichnet wird, was in den echten Teilen des Romans niemals ge- 
schieht. — Daß die Tyrier Alexanders Gesandte töteten, sagt auch 
Curtius.^) Das nächtliche Offnen der Tore erinnert an Justins An- 
gabe, daß Tyros durch Verrat gefallen sei.*) — Tripolis bestand 
schon vor Alexanders Zeit. Es war von den drei Städten Tyros, 
Sidon und Arados gegründet.') — Daß Tyros' Unglück wirklich in 
Alexandria sprichwörtlich war, bezeugt das vierte in Plutarchs 
Sammlung der alexandrinischen Sprichwörter*), rä ix nakav&g 
(sc. TvQov)y das ^inl x&v xaxag di,ax6Lfisv(üv* gebraucht wurde.^) 
I 36. Alexander erhielt tatsächlich Darius' erstes Schreiben auf 
dem Marsch nördlich von Tyros. ^) Vom Inhalt des Briefs, der 
sich auf die Rückgabe der gefangenen königlichen Familie bezog, 
war natürlich für den Roman an dieser Stelle die Hauptsache nicht 
brauchbar. Doch entspricht der Fassung, die Curtius, abweichend von 
Arrian, überliefert, daß Darius mit verächtlichem Hinblick auf 
Alexanders Armut Geld anbietet (Curt. § 8) und Alexander auffordert, 
heimzukehren (§ 9). Von einer hochmütigen Zuschrift des Perser- 
königs, die Alexander vor der Schlacht bei Issos erhalten hätte, weiß 
auch Curtius^, der Alexander während seiner Krankheit in Balikien 
klagen läßt: 'Dareus ergo, cum tam superbas litteras scriberet, 
fortunam meam in consilio habuit'. — Daß Darius Alexander wegen 
seiner Jugend verachtet habe, sagt Diodor.^) — Eine ähnliche 
Verhöhnung durch Kinderspielzeug empfing Demetrios n,Nikator Nj 
von Syrien durch den Partherkönig Phraates.®) 



1) IV 2, 15. 2) XI 10, 14. 

8) Strabo S. 764; Diod. XVI 41, 1; Plin. V 20 § 78; Steph. Byz. a. d. W. 
TiflTtoXtg. 

4) her. von 0. CtttsiuB, Tübingen 1887. 

6) Crusius' Kommentar (Tüb. 1896 S. 13) bemerkt dazu: ^tfjg T^gov aub- 
intelligendum esse conicit magis quam testatur Plutarchns.' unsere Stelle 
macht die Beziehung zweifellos. 

6) In Marathos: Arr. 11 14, 1 ; vgl. Curt. IV 1, 7 ff. 

7) m 6, 12. 8) xvn 7, 1. 

9) Jn^. XXXVni 9, 9: talia aureis in exprobrationem puerilis levitatis 
donatur. 



^44 Drittes Kapitel. 

I 37. Der Satz, daß feige Hunde recht laut bellen, er- 
scheint bei Curtius^) in anderm Zusammenhang und wird als bak- 
trisches Sprichwort bezeichnet. 

I 39. Daß die in Kap. 39 und 40 enthaltenen Briefe dem ur- 
sprünglichen Text nicht angehörten, habe ich schon an anderm Orte*) 
darzulegen versucht. Sie beziehen sich deutlich auf den wirklichen 
Verlauf des Feldzugs — etwa auf die Zeit unmittelbar vor und nach 
der Schlacht am Granikos — , nicht auf den im Boman angenommenen, 
nach dem Alexander weder griechische Städte unterworfen hat, noch 
über das Meer nach Asien gelangt ist*), noch sich jenseits des Tauros 
befindet, wie Kap. 39 und 40 voraussetzen. — Ein persischer Heer- 
führer Hystaspes wird bei Curtius als Gatte einer gefangenen Enkelin 
des Königs Ochus erwähnt*), ein Baktrier Hystaspes bei Arrian^) 
unter den persischen Offizieren, die nach Alexanders Rückkehr von 
Indien in das Agema aufgenommen wurden. Mit dem andern, verderbt 
überlieferten Namen ist wahrscheinlich Spithridates gemeint, der 
bedeutendste der Satrapen jenseits des Tauros, der am Granikos 
Alexanders Leben bedrohte und durch Kleitos fiel. Sein Name ist 
übrigens auch bei Diodor*) entstellt, der ihn Spithrobates nennt. — 
Zum Tadel der persischen Führer vgl. Curt. HI 2, 1.^) 

I 40. Der Fluß Pinaros durchschneidet die Strandebene, in 
der die Schlacht von Issos geschlagen wurde; an diesem lagerte 
Darius tatsächlich vor dem Kampf.®) — Der Hauptgedanke des ein- 
geschobenen Briefs, daß Alexander vor Darius als seinem Herrn 
erscheinen solle, und daß ihm dafür freies Geleit zugesichert 
wird, stammt aus dem wirklichen Briefwechsel der beiden Könige; 
jedoch war es umgekehrt Alexander, der, in seinem ersten Brief, dem 
Perserkönig schrieb: ^£lg ovv ifiov tfig 'jiöiag ändörig tcvqCov Svrog 
'^X£ JtQtg i^L El d'h (poßfl fw) ik^hv Tcd^ißg n ig i^iov &xaQL^ ütdfixs 
ttväg t&v (pCkiDV tcc iciöxä Xrjil^ofisvovg.^) Und ähnlich erwiderte 
Alexander auf Darius' zweites Gesuch.^®) 

1) Vn 4, 13. 2) Zur Kritik d. gr, Al-R. S. 28 f. 

8) Vgl. Darius' ersten Brief bei An. II 14, 2. 

4) VI 2, 7: Propinquils hie Darei faerat, magni et ipse exercitus 
praetor, 6) VH 6, 6. 6) XVH 19 f. 

7) Daraus . . , quae per duces suos acta erant cuncta damnabat ratus 
pluribus cur am, omnibus afuisse fortunam. 

8) Arr. 11 7, 1. 

9) Axt. II 14, 8. Ebenso Curii. IV 1, 18 f. 

10) Axt. II 25, 3: iniXevi ra a'brbv ^*8iv, süxi S'bgia^at i^iXoi q>iXdv^Q<07Cov 
xag' aiycoi). Vgl. Just. XI 12, 4. 



Historischer Eommentar. 145 

I 41. Mit Arabien ist die syrische Wüste gemeint. Der Ver- 
fasser läßt Alexander^ etwa von Maratlios auS; auf der Ostseite des 
Gebirges nach Issos marschieren. — In der folgenden Erzählung ist 
die Vernichtung der Sichel wagen ein Zug, der in die Schlacht 
bei Arbela gehört^), ebenso die völlige Verfinsterung der Luft durch 
Staub') und die nur bei Val. erwähnte Niederlage des makedonischen 
linken Flügels. Übrigens aber zeigt dieses Stück einen so engen 
Anschluß an die Darstellung der Historiker, wie kaum ein anderes. 
Auch diese berichten die Besetzung der Höhen durch die Perser'), 
Alexanders Stellung auf dem rechten Flügel^), das Verlängern der 
Phalanx nach rechts, um eine XJberflügelung durch die Perser zu ver- 
hindern^), das Widerhallen des Trompeten tons und Kriegsgeschreis*), 
das anfängliche Schwanken des Eampfglücks"^), die Flucht der Perser, 
wobei die Fliehenden durch ihre Menge in dem engen Raum be- 
hindert wurden®), die Flucht des makedonischen Überläufers Amyntas*) 
(Oberbefehlshabers der griechischen Söldner, der nach Ägypten ent- 
kam), die Erleichterung der Flucht durch die Dunkelheit^®), die 
Rettung des Darius durch Verlassen des Wagens und Wechsel der 
Pferde ^^), seine Verfolgung durch Alexander (nach Diodor^^) auf 200 
Stadien), die Erbeutung des Wagens mit den Waffen des Darius^*), 
die Gefangennahme der königlichen Familie (die freilich nicht auf 
der Flucht, sondern im Lager geschah) ^^), die Benutzung des könig- 
lichen Zeltes durch Alexander ^^), die Bestattung der durch Tapferkeit 



1) Arr. m 13, 6 f. Gurt. IV 13, 88. 16, 14 ff., womit Val. noch genauer 
nberemBtunmt. 

2) Gurt. rV 16, 82. 8) Arr. II 8, 7. Curt. m 9, 10. 

4) Arr. II 8, 9. 10, 8. Diod. XVII 88, 2. Curt. III 11, 1. . 

5) Air. n 9, 8 f. Plut. AI. 20, 4: aMg 6h t^ äs^iai v6 Eisrnw^LOv 'bxsQßccXiitv . 
Vgl. Curt. m 11, 1 f. 

6) Diod. 88, 4. Curt. m 10, 1 f. 

7) Just. XI 9, 9 (lam diu certamen anceps foit, quoad fageret Daraus). 
Diod. XVII 83, 6; vgl. Air. 11 10, 4—7. 11, 2. 

8) AiT. 11, 8. Diod. 84, 8. 

9) Plut. 20, 1 mit Anklang im Woitlaut; an anderer Stelle: ^Hv 9i ris iv 
T^ ^aQslov ütqaxSi Tcstpsvycitg ix Mansdoviag &viiQ MocKS&Qitv 'A^vcag. Art, 11 
18, 2 f. Diod. XVn 48, 2. Cuit. m 11, 18. 

10) Diod. 36, 1. An. 11, 6. 

11) Arr. 11, 6. Diod. 87, 1. Cuit. 11, 26. * 12) 87, 2. 
18) An. 11, 6. Plut. 20, 6. 

14) Air. 11, 9. Diod. 36, 2. Cuit. 8, 12. Plut. 21, 1. Just. XI 9, 12. Letztere 
beide lassen, wie Ps., Daiius' kleinen Sohn unerwähnt. 
16) Plut. 20, 6. Diod. 86, 6. Cuit. 11, 28. 
Ausfeld, Der grieoh. Alexanderroman. 10 



146 Drittes Kapitel. 

ausgezeichneten Perser^) und die Ehrung der Familie des Darius. 
Selbst die Angaben am Schluß weichen nicht erheblich von der Über- 
lieferung ab, besonders die Zahl der gefallenen makedonischen Reiter 
(160 statt etwa 150)*), der gefallenen Perser (120000 statt über 
IIQOOO)») und der erbeuteten Talente (4000 statt 3000)*). Manche 
Einzelheiten lassen schließen, daß in der Quelle, wie bei Gurtius, 
einiges aus der offiziellen Tradition in den Bericht der Yulgata ein- 
gemischt war. Vgl. Karst, Forschungen z. Oesch. Alexanders d. Gr. 46 ff. 

I 42^. Das neue persische Heer wurde wirklich am Euphrat, 
in Babylon, versammelt. Der Feldherr, der Alexander für den Ent- 
scheidungskampf gegen Darius Verstärkungen aus Makedonien zu- 
^ führen sollte, war Amyntas, Andromenes' Sohn. Er war, wie 
Diodor und Curtius berichten, schon auf dem Weg nach Ägypten, 
Ton Gaza aus, nach Makedonien entsandt worden^), stieß aber erst 
nach der Schlacht bei Arbela, .in Susa, mit den neuen Truppen zu 
Alexander.*) 

I 42^ — H 6. Der Bericht über Alexanders Rückzug nach Make- 
donien und die Unterwerfung der Griechen kennzeichnet sich als 
späterer Zusatz^) sowohl am Anfang, woneben dem Brief Alexanders, 
der eine Zuführung Yon Verstärkungen aus Makedonien anordnet, die 
Rückkehr nach Makedonien ganz sinnlos erscheint, als auch am Schluß, 
wo Alexander mit der Redensart 'xaxeld'ev coQfjLjjösv slg rä iidgri rav 
ßagßdQfov diä rils KtktTdag'' plötzlich aus Lakonien an seinen früheren 
Platz zurückbefördert wird. Außerdem unterscheidet sich das Stück 
in seinem Charakter deutlich von den echten Teilen. Gröbste Un- 
V kenntnis der geschichtlichen und geographischen Verhältnisse, eine 
ganz unsinnige Art der Quellenbenutzung, die namentlich auch gegen- 
über einer diesem Abschnitt eigentümlichen Quelle, einer kurzen 
Chronik, hervortritt (s. zu II 4), dazu rhetorische Kunstleistungen, 
die in den Ansprachen der athenischen Redner gegeben werden: das 
alles ist von der Art der ursprünglichen alexandrinischen Erzählung 
abweichend. Daß indessen das Machwerk eigens zu deren Vervoll- 
ständigung verfaßt ist, zeigt die mehrfache Verwertung ihres Inhalts 



1) Diod. 40, 1. Curt. 12, 18. 

2) Diod. 36, 6. Curt. 11, 27. Just. 9, 10. 

3) Plut. 20, 6. Diod. 36, 6. Curt. 11, 27. Arr.: 100000. 

4) Air. 11, 10. 6) Diod. XVII 49, 1. Curt. IV 6, 30. 

6) Arr. III 11, 9. 16, 10; nach Curt. V 1, 40 und Diod. XVII «6, 1 etwas 
friiher, in Babylonien. 

7) Als solchen hat ihn zuerst £. Bohde erkannt (Der gr. Roman ^ S. 186 A. 2). 



Historischer Kommentar. 147 

Tind ein gewisses Bestreben^ sich ihrer Darstellung anzupassen. Dem 
Roman geschah aber durch diese Bereicherung ein schlechter Dienst; 
denn nichts hat seine Schätzung so herabgesetzt , wie dieser Bestand- 
teil, und auch das urteil über seine Entstehungszeit ist dadurch stark 
beeinflußt worden. — Was den Verfasser der Interpolation bewog, 
seine Geschichte des griechischen Feldzugs nach der Schlacht bei 
Issos einzuschieben; anstatt nach der Thronbesteigung Alexanders^ bei 
I 25; was ihm die seltsame Zurückführung seines Helden nach Europa 
erspart haben würde, war wohl der Inhalt von I 25. Nach Alexanders 
begeistert aufgenommenem Aufruf an die griechischen Völker zum 
gemeinsamen Befreiungskampf gegen die Barbaren war für einen 
Krieg gegen Griechenland kein Platz. So blieb dem Verfasser, wenn 
er einmal seine Ergänzung unterbringen wollte, keine andere Mög- 
lichkeit, als Alexander später nach Europa zurückkehren zu lassen, 
und zum Ausgangspunkt dieses Rückzugs hat er die geographisch 
geeignetste Stelle seines Wegs gewählt, dabei aber freilich versäumt, 
auch irgend eine Erklärung dieser plötzlichen großen Diversion ein- 
zufügen. Hier hat erst der Verfasser von ö durch die Erfindung ab- 
geholfen, daß Alexander nach der Schlacht bei Issos von einer 
schweren Erkrankung seiner Mutter Nachricht erhalten habe und da- 
durch zur Rückkehr nach Makedonien veranlaßt worden sei. — Kap. 
U 7 ist ebenfalls ein späterer Zusatz, aber andern Ursprungs als 
I 42-n 6. 

I 42^^. Anstatt Alexanders Zug von Makedonien nach Kilikien 
einfach umzukehren, wirft der Interpolator Ereignisse und Ortlich- 
keiten in unglaublicher Verwirrung durcheinander. Der erste Absatz 
stammt offenbar aus Notizen, die Alexanders Übergang nach 
Asien betrafen. Alexander landete nach der Fahrt über den Hellespont 
im 'Hafen der Achaier* in Troas^): daraus die Unterwerfung von 
Achaia; in der Quelle war hier, ähnlich wie bei Justin und Diodor*), 
die Zahl der Truppen und Schiffe angegeben, mit denen Alexander 
nach Asien kam: aus einer Vermengung der Zahl der Schiffe (etwa 
170) und der Soldaten entsteht die Angabe über die Verstärkung des 
Heeres in Achaia; während der Überfahrt über den Hellespont opferte 
Alexander dem Poseidon einen Stier'): der Verfasser scheint aus 
einem elqUötav scsgäöav tavQov ötpaxxovxa od. dgl. ein negdöac 
TavQOv herausgelesen zu haben, was ihn dann veranlaßte, die ganze 



1) Air. I 11, 6. 2) Just. XI 6, 2. Diod. XVU 17, 8 ff. 

3) Arr. a. a. 0. 

10« 



148 Drittes Kapitel. 

Stelle für den Beginn von Alexanders Rückzug aus Eilikien zu ver- 
werten; beim Anlegen schleuderte Alexander seinen Speer in 
das Land zum Zeichen, daß Asien ihm gehöre^): dies wird 
hier, etwas verändert, auf den Tauros verlegt. Könnte man auch bei 
jedem einzelnen dieser Züge die Verwandtschaft bezweifeln, so ergibt 
doch wohl das Zusammentreffen aller die Herkunft der sonderbaren 
Angaben ziemlich sicher. — Das darauf berichtete Schwitzen des 
Orpheus -Bildes geschah vor dem Aufbruch zum Perserkrieg in 
Leibethra^) in der makedonischen Landschaft Pierien^, die der Liter- 
polator getrost nach Eleinasien verlegt. Arrian und Plutarch lassen 
aber Aristandros, an dessen Stelle unser Verfasser den mythischen 
Seher Melampus setzt, das Vorzeichen dahin deuten, daß Alexanders 
Taten den Dichtern viele Mühe machen würden. — Die Erzählung 
von Alexanders Besuch in Ilion stimmt in den Grundzugen mit der 
gewöhnlichen Darstellung^) überein, enthält aber weitere Einzelheiten 
(Alexanders Erstaunen über die Dürftigkeit der homerischen Reliquien), 
die jedenfalls auch auf ältere Tradition zurückgehen. Der Dichter- 
ling, der Alexanders Homer sein wollte und die bekannte Abfertigung 
erfuhr, war nach den Scholien zu Hör. Ep. H 3, 357 der berüchtigte 
Choirilos von lasos^), nach der Wiener Apophthegmensammlung 
Anaximenes.®) Der Scholiast weiß weiter zu berichten, daß ihm 
Alexander für jeden guten Vers ein Goldstück, für jeden schlechten 
eine Ohrfeige versprochen habe; da habe er so viele Ohrfeigen be- 
kommen, daß er daran gestorben seL Welche Bewandtnis es mit 
den Namen hat, die in den Texten von d angeführt sind, ist noch 
unklar. 

I 43. Abdera berührte Alexander zu Beginn des persischen 
Feldzugs ^. Auf diese Stadt bezieht sich wohl ursprünglich die bei 
VaL 59, Iff. verkehrt angebrachte und verunstaltete Angabe, daß 



1) Diod. XVU 17, 2: %ocvcatXe'66ag xgog xriv TQ<pdda x^^Q^cv . . &y(b tfjg vs^g 
^6vtKSe ii^v t6 ^OQVf «ijfaff d' elg vriv yfjv ... nagcc xdbv Q'b&v änstpal- 
v8to x^v 'AüLav dixssQ'ai dogluxriTov. Ähnlich Just. XI 6, lOf. 

2) Plut. AI. 14, 6. Über das makedonische Leibethra: Strabo S. 410; 
Pausan. IX 80, 9. 

8) Arr. I 11, 1 f.: oi ^h xal tcclg Mo^öatg li^ovöiv 8ti &y&va ixolriös' 
%al iv vo^tfp &yyilXetai rh *OQ(pd(og . . &yaX^La xh iv üisQldi IdgAüai 

ivv8x&S' 

4) Air. I 11, 7. 12, 1 (Uy6iiBva), Diod. XVII 17, 8. 6. 18, 1. Just. XI 6, 12. 

Plut. 16, 4. 

6) VgL Curt. Vin 6, 8. Crusius bei Pauly- Wissowa HI 2862 f. 
6) Nr. 28 in Wachsmuths Ausgabe. 7) An. I 11, 4. 



HistoriBcher Kommentar. 149 

Olympias ihren Sohn so weit begleitet habe und dann um- 
gekehrt sei. Ftir den Inhalt des Romans ist das widersinnig, far den 
tatsächlichen Verlauf des Feldzugs dagegen durchaus glaubhaft. — 
Etwas dem hier erzählten Vorfall einigermaßen Ähnliches geschah 
mit den Aspendiem in Pamphylien.^) 

I 44. Bottia ist natürlich nicht die makedonische, sondern die 
chalkidische Landschaft, die in älterer Zeit Bottike hieß.') — Der 
Feldzug zum schwarzen Meer bedeutet wahrscheinlich Alexanders 
Unternehmen gegen die Völkerschaften an der unteren Donau, das 
nebst dem illyrischen Feldzug der Zerstörung Thebens voranging. 
Dabei fuhr Alexanders Flotte durch das schwarze Meer in die Donau 
ein*). Ein Opferfest wurde dort zu Ehren des Zeus, Herakles und 
des Flußgottes gefeiert.*) Von einer Hungersnot, bei der die Pferde ge- 
schlachtet werden mußten, berichten unsere Quellen nur aus Alexanders 
Zug durch Gedrosien.^) — Daß Alexander zur Mäotis gelangt wäre, 
behauptet auch Georg. Syncellus^), bei dem aber damit das kaspische 
Meer gemeint ist. 

I 46. Eine eigenartige Version des bei Plutarch (AI. 14, 4) Er- 
zählten. Die Abweichung verrät eine Sachkenntnis, die der Verfasser 
der Interpolation schwerlich besessen hat, geht also auf ältere Quellen 
zurück. Nach Plutarch wollte Alexander, von Korinth kommend, 
das delphische Orakel über seinen Feldzug befragen, aber die Priesterin 
weigerte sich, da gerade ünglückstage (&xo(pQädsg) waren, a» denen 
keine Orakel erteilt wurden. Als er sie dann mit Gewalt zum Tempel 
schleppte, rief sie ihm zu: ^Sohn, du bist unwiderstehlich!', worauf 
er erklärte, damit habe er das gewünschte Orakel. In unserer Stelle 
ist statt dessen auf die bekannte Gewalttat des Herakles, den Raub 
des delphischen Dreifußes^), Bezug genommen, aus der man auch das 
Sprichwort oitog akXog ^HQaxkTjs erklärte.®) Ein Weihgeschenk 



1) Arr. I 26 f. 

2) Über die Foimen des Namens und ihre Anwendung vgl. Oberhnmmer 
bei Pauly-Wissowa El 796. 

8) Arr. I 8, 8. 4) Air. I 4, 6. 6) Arr. VI 25, 1. 

6) S. 602 ed. Bonn.: ysv6fisvos 9h xal iv Kawtdöqt xgceteZ x&v aist^i ßccg- 
ßdgav MaiAttdog liiivris Hd'mv. x&nst^sv itSTaxo}Qi^öag inl rohg *Iv9o^g nsw. 

7) Ygl z. B. Pausan. X 13, 8: UyBxai Sh ^no JsXtp&v 'HgaxXBt xm 'Ayi^i- 
tQ^mvog iXd'SvTi iytl t6 xQ'H^'^^Q^'^ ''^V^ 7CQ6iuxvtiv Ssv6xlEiav o^x i^eXfjöoct ol 
XQfjv Suc rov *I(pltov xhv q>6voVy xhv 9h ägdiLsvor thv xqi'jtoda i% toü vaoi) 
tpigsiv i^ao. 

8) Zenob. V 48 (FHG 11 820) : Ovrog &XXog 'HgaxXfjg. KXiagxog i^yovfLevog 
riiv ^aQOiiUav tpriöl xhv Bgidgeto xaXo^fisvov ^HgaxXia il&slv elg JsXtpohg xal 



150 Drittes Kapitel. 

in Delphi stellte den Kampf der beiden Götter am den Dreifuß dar.^) 
— Wenn, wie überdies ausdrücklich gesagt ist, die glückliche Ver- 
heißung in unserm Fall darin liegt, daß Alexander vom Gotte ^He- 
rakles' genannt wird, so müssen doch wohl die Worte des Gottes 
lauten: 'HQcixksts ^Aki^avä^s^ rovto hnolri^e d'sbg ^«p, und nicht, wie 
überliefert ist, ^Hgaxkfjg^ V/A., t. i. d^, d:^) — axgog kommt in der 
Bedeutung, die im Ausdruck &xqov fiavtaCov vorliegen würde, auch 
sonst in der späteren Prosa vor.*) Sollte aber in dem überlieferten 
*AxQayavtivov ein Ortsname stecken, so wäre am ehesten '/^x^a^^i^/ot; 
fiavtsCov zu vermuten, woran schon Zacher dachte (Ps. S. 124). In 
Akraiphnia (od. Akraiphia) in Boiotien war ein berühmtes Orakel 
des Apollo, nach dem der Gott auch den Beinamen 'AxQaCfpiog 
führte.*) 

I 46. Die überlieferten Grundlagen der Erzählung treten in 
folgenden Zügen hervor: daß die Thebaner von der Mauer aus mit 
Alexander verhandeln^), Alexander seine Truppen zum Angriff in drei 
Teile teilt®), die Stadt am dritten Tage erstürmt wird^), wobei die 
Makedonier zuerst in der Gegend der Kadmeia eindrangen^), daß 
Alexander Pindars Haus verschonte^), und daß die Thebaner für vogel- 
frei und heimatlos erklärt wurden.^^) Justin weiß aber auch von 
einem Thebaner, Kleadas, der den König um Schonung der Stadt 
gebeten habe, indem er auf Alexanders Vorfahren imd die große Ver- 
gangenkeit Thebens hinwies.^^) Für den unbekannten Eleadas ist in 



Xaßovra xi rmv ixBt xsifi,rilla)V . . OQfi'^aai . . . X^6vm äh v&cbqov xhv Tvqiov 
HQaxXea ild'stv slg JsUpohg XQ'^^f^l'^vov t^ lucvreiat' rov dh ^sov TcgoöBiveiv 
wbrhv &lXov 'HgaxXia. 

1) Paus. a. a. 0. § 7. 

2) ChristeDsen (Rh. Mus. LIV 139) bemerkt f^egen meine Auffassung, daß 
damit die Pointe verkannt sei, die er denmach in der Fälschung der Worte 
durch die Pythia zu suchen scheint. Die Pointe ist m. E., daß die tadelnde 
Anrede ^du Herakles!' als ein günstiges Omen aufgefaßt wird. 

8) z. B. Eunap. yit. Aedesii S. 31 ed. Boissonade. 

4) Steph. Byz. u. d. W,!dxQai(pia. Hirschfeld, Pauly-Wissowa I 1194. 

6) Diod. XVn 9, 6. 

6) Diod. XVn 11, 1 : tag ivvdiiEig SislXeto elg tgla fiigri — deren Bestimmung 
aber dann anders angegeben ist. 

7) Diod. ebd.; an den Yorhergehenden Tagen wurde aber die Stadt noch 
nicht angegriffen. 

8) Arr. I 7, 9. 8, 6; nach Arrian zugleich mit den fliehenden Thebanem, 
nach Diod. XYE 12, 3 unter Perdikkas' Führung durch ein unbesetztes Tor. 

9) Arr. I 9, 10. 10) Diod. XVH 14, 3. Just. XI 4, 9, 

11) XI 4, bes. § 4 ff.: Tunc Gleadas unus ex captivis data potestate dicendi: 



Historischer Kommentar. 151 

miBerer Stelle der berühmte thebanische Flötenspieler Ismenias ein- 
gesetzt^ wie I 42 Melampus fär Aristandros. Ismenias' Kunst war 
sprichwörtlich.^) 

I 47« Alexanders Aufenthalt in Eorinth erzählt auch Plutarch^) 
nach der Zerstörung Thebens. Daß sich Alexander Ton Theben nach 
Eorinth begab, geschah aber nicht nach dieser Züchtigung der Ab- 
gefallenen, sondern bei seinem ersten Zug nach Qriechenland, vor 
der Unterwerfung der nordischen Völker. — Die Geschichte von 
Kleitomachos mag eigenes Machwerk des Verfassers sein. Der 
dreifache Sieg dieses berühmten thebanischen Athleten bei den Isthmien 
ist historisch'), geschah aber ein Jahrhundert nach Alexanders Tod.^) 
Theben wurde bekanntlich ebenfalls erst nach Alexanders Tod, 
316/5 T. Chr., wieder aufgebaut. Für die Erfindung scheint außer- 
dem eine Notiz verwertet zu sein, wie Flui AL 13, 3: ^ Sh SrißaCcav 
ovdelg xmv XBQiyBVOfiivcov^ bg hvtvjipv xi xal dsrj&elg v6xsqov cd 
äuTtQtilaxo na^ aixov {^AXs^AvdQOv), 

n 1. Plataiai, wo der Interpolator Alexander verweilen läßt, 
lag damals in Trümmern. Gleichzeitig mit der Zerstörung Thebens 
wurde auch beschlossen, Plataiai wieder aufzubauen.^) Reste eines 
Tempels der Demeter und Köre an der Straße von Plataiai nach 
Theben erwähnt Pausanias.®) Die Grundlage des hier Erzählten 
bildet offenbar eine Ansrabe über das Orakel, das die Thebaner in 
bezog auf ein Spinnengewebe erhielten, das kirz vor ihrem Unglück 
im Tempel der Demeter erblickt wurde: l6xhg 'bipaivö^evog 
äkktp xaxov, &kk(p äfis^vov,'^) — Stasagoras {SxriöayÖQug) ist 

. . . nee iam pro ciyibus se, qui tarn pauci remanserint, orare, sed pro innozio 
patriae solo et pro nrbe^ quae non viros tantum, verum et deos genu- 
erit. Privata etiam regem superstitione deprecatur: genitum apnd ipsos 
Hercnlem, unde originem gens Aeacidarum trahat, actamque The- 
bis a patre eiuB Philippo pueritiam; rogat, urbi parcat, quae maioris 
eiu8 partim apud se genitos deos adoret, partim educatos snmmae 
maiestatis reges yiderit. Sed potentior fuit ira quam preces. Itaque 
urbs diruitnr. 

1) Aelian v. h. IV 16 (Sprichwort: iccv 'löi^rivl^, a^bliyti/jv); Anekdoten über 
ihn z. B. bei Plnt. de fort. AI. 11 1; conviy. disp. II 1, 5. 

2) AI. 14, 1 ff. 

8) Paus. VI 16, 3: {KXsiv6iiaxos Brißalog) iv 'le&nm TtaXaictccs xuxend- 
Xaicw &väQCcg xal inl in^igas rfjs aifxfjg xo'6g tB xi]v nvyfkr\v xal xo^g ig xh 
nayxgdxiov iaBld'6vxag ixQaxBi xf C^^xfl' f^benso Suidas s.v. KX8tx6fiaxog. 

4) Eleitomacbos' olympische Siege fallen in die 141. und 142. Olympiade. 

6) Arr. I 9, 10. 6) IX 4, 2. 

7) Diod. Xyn 10, 8; vgl. Paus. IX 6, 6. Aelian v. h. Xu 67. 



152 Drittes Kapitel. 

wenigstens ein athenischer Name, der z. B. in der Familie des 
Miltiades vorkommt.^) — Für Alexanders Mahnung an die Athener 
ist wohl ein bekannter Ausspruch Phokions benutzt. Als Alexander 
von den Athenern Trieren verlangte und Phokion darüber befragt 
wurde, antwortete er: Xayo xoCvvv ifiiv rj rotg on:Xoig xQareiv 
f\ rolg XQUtovöL (pClovg slvai.^) Vgl. übrigens auch I 30. 

n 2 — 5. Alexanders Verhandlungen mit den Athenern, die in 
Wirklichkeit durch deren Beteiligung an der Erhebung Griechenlands 
und Aufnahme thebanischer Flüchtlinge veranlaßt waren, werden schon 
bei den Greschichtschreibem verschieden dargestellt. Die Erzählung 
des Interpolators hat, trotz ihrer ungeheuerlichen Schnitzer, doch die 
Grundzüge übereinstimmend mit historischen Quellen, besonders 
Diodor; so: Alexanders Aufforderung an die Athener, ihre zehn 
Redner auszuliefern'), die Ratlosigkeit der athenischen Volksver- 
sammlung^), das Auftreten dreier Hauptredner, von denen der 
eine zum Gehorsam rät^), ein zweiter gegen die Auslieferung 
spricht*), wobei er die Redner mit Hirtenhunden vergleicht, 
die man nicht den Wölfen preisgeben dürfe''), ein dritter einen ver- 
mittelnden Vorschlag macht ^); der Beschluß der Athener, die Aus- 
lieferung zu verweigern, sich aber sonst durch eine Gesandtschaft 
unterwürfig zu bezeigen^), und Alexanders Verzeihung^®). Daß die 
Athener Alexander goldene Kränze schickten, wird in einer 
athenischen Urkunde erwähnt. ^^) Der Redner, der die Volksführer 
preisgeben wollte, war Phokion, ihr Verteidiger Demosthenes, der 
Urheber des vermittelnden Beschlusses Demades. Daß stattdessen 
hier Demosthenes für Alexander auftritt, erklärt sich wohl daraus. 



1) Her. VII 84. 88 f. 108. 2) Plut. Phoc. 21, 1. 

3) Diod. XVn 6, 1; vgl. Plut. Dem. 28, 8; Phoc. 9, 6; Suidae u. d. W. kvrl- 
xatQog, Nach den bessereD Quellen — Air. I 10, 4 vgl. Plut. a. a. 0. — forderte 
AI. nur die Auslieferung von neun oder acht Athenern, und diese waren nicht 
alle Redner. Die Angabe einer Zehnzahl beruht natürlich auf dem bekannten 
Kanon der attischen Redner. 

4) Diod. a. a. 0.; Plut. Dem. 28, 6. 

5) Diod. XVU 15, 2. Plut. Phoc. 9, 6. 17, 8. 6) Diod. 16, 8. 

7) Plut. Dem. 23. 4: UX. i^'jßtBi ni^Lnfov x&v ^rificcymy&v äixcc . . . 8tb 
%ccl thv nsgl r&v ngoßdrav X6yov 6 ^7i{i.o6^ivr\£y cbs %ot£ X^noi^ tahg 
%vvag i^i^axBv, äiriytiüaiiBvog wbrov {ihv BtxaOBV xal xovg 6hv ait^ 
%v6lv 'bnhg tov dijfiov fiaxofiivoig. 

8) Diod. 16, 8. 9) Diod. 15, 4. Arr. I 10, 6. 

10) Diod. 16, 6. Arr. Plut. AI. 13, 2. Dem. 28, 6. 

11) C. I. Att. n 162; B. Niese, 6. d. g. u. m. St. I 68. 



Historisclier Kommentar. 153 

daß der berühmteste Redner als Alexanders Freund erscheinen soll. 
— Was sonst an historischem Material in diesem rhetorischen Kunst- 
werk steckt, stammt offenbar größtenteUs aus einem kurzen ge- 
schichtlichen Abriß von der Art der alexandrinischen Chronik, die 
den sog. Excerpta Latina Barbari zu Grunde liegt. Dies zeigt sich am 
deutlichsten bei einer Vergleichung von Kap. 4 mit dem, was in den 
Excerpta Barbari^) zu Alexanders Zeit bemerkt ist: 0M6oq)OL dl iv 
^A%'rivaiq iütl ^^ks^dvÖQOv zov xrCtfrov ^r^^oöd'dvrig 6 ^ijrcoQ xal 
'^QLötotekrig xal Ai6%lv7ig Ttal ^ri^ddYjg xal TIX&xcdv xal Avölag 
xal ^JrjfiöxQitog stsQog iyvcogC^sro. Außer Aridtoteies, der natürlich 
nicht unter den widerspenstigen Athenern sitzen durfte, sind in un- 
serer Stelle alle diese Männer als Teilnehmer an der athenischen 
Volksversammlung genannt. Für den weiteren Bedarf werden die 
Namen von Heroen, Dichtem, Kriegshelden, Rednern und Staats- 
männern in ergötzlichem Durcheinander beliebig verwendet. Manches 
Sonderbare erklärt sich auch durch Verwechslung von Alexanders 
Vater mit Philipp V. Letzterer war es, der mit den Zakynthiern 
Krieg führte^), und dessen Statuen die Athener zerstörten.^) 
Sachlich ohne Anstoß ist in den Reden und Briefen fast nur All- 
bekanntes, wie der Hinweis auf Sokrates' Tod, die Tapferkeit des 
Kynaigeiros u. ä. 

II 6. Der Ausgangspunkt der sonderbaren Erzählung ist viel- 
leicht eine fehlerhafte Angabe in der Quelle des Interpolators, etwa 
von der Art, wie die Notizen bei Suidas u. d. W. '/^-ö-i^vatog*) und 
^/^kdiavÖQog.^) Übrigens scheint auch hier die Geschichte der Zeit 
Philipps V. verwertet zu sein, denn manche Züge erinnern an den 
Krieg des T. Quinctius Flamininus gegen den Tyrannen 
Nabis von Sparta, den Piratenkönig, unter dem sich wirklich 
Sparta mehr zur See als zu Lande betätigte; so: der Beschluß des 
spartanischen Kriegsvolks, die Forderungen des Gegners mit Kampf 
zu beantworten^), der Doppelkampf zur See und zu Lande'), die 



1) S. 271, 6 S. ed. Frick (Chron. minora l). 

2) Polyb. V 102, 10. 

3) Liv. XXXI 44, 4. 

4) 6 fiiyag jiXi^av^Qog h&kbIvtiv vixi^oag vav\iLa%Lav Aanis&aiiio- 
vlovg nal XBi%Laag xhv IIstQaiä . . TCOLvxag slcvlaosv jid'ripalovg: ein Irrtum, der 
durch eine Lücke im exzerpierten Atbenaeus entstanden ist. 

5) ovrog 6 fiiyag *JX. vmi^Cag vav{ia%i(f AattB^aniovlovg . . . 

6) Liv. XXXIY 37, 4: prope una voce omnes nihil responderi, bellum geri 
iusserunt. 

7) Beim Angriff auf Gytheion: Liv. XXXIV 29. 



154 Drittes Kapitel. 

Verwöndung von Feuer ^), die fufifälligen Bitten um Frieden und deren 
Gewährung ohne Verschärfung der ursprünglichen Bedingungen.*) 

II 7. Kap. 7 ist ein Zusatz^ der ofiPenbar erst nach der Ein- 
schaltung von I 42°^ — n 6 beigefügt wurde. Das Stück verrät mehr 
geschichtliche Kenntnis, als der Abschnitt über den griechischen Feld- 
zug, zeigt aber keinerlei Zusammenhang mit den Kapiteln, an die es 
sich doch unmittelbar angeschlossen haben müßte, I 41 und 43\ 
Denn daß nach I 41 f. Darius selbst mit Alexander gekämpft hat, 
besiegt und seine Familie gefangen ist, daß er dann eine neue Ver- 
sammlung seiner Völker ausgeschrieben hat, das aUes ist hier völlig 
vergessen. Bei der Besprechung der Erfolge Alexanders ist davon 
keine Rede, und Darius wird von seinen Uniergebenen ermahnt, sich 
endlich einmal selbst am Krieg zu beteiligen und seine Völker zum 
Kampf zu entbieten. Anderseits hat das Kap. Beziehungen zu dem 
Bericht über den griechischen Feldzug, denn was Darius im Kriegs- 
rat vorbringt, spitzt sich darauf zu, man möge Griechenland Alexander 
überlassen und keinen Versuch wagen, es von seiner Herrschaft zu 
befreien. — Quelle ist das bei den Vertretern der Vulgata vor der 
Schlacht bei Issos Erzählte, speziell was bei Diodor, wie hier, un- 
mittelbar vor Alexanders Erkrankung in Kilikien steht: Darius' Be- 
ratung mit seinen Freunden, ob er selbst die Führung über- 
nehmen solle^), wobei sich einige für persönliches Eintreten des 
Königs aussprechen*), der Athener Charidemos aber, der mit Philipp 
zusammen gewesen war**), den geringen Wert der persischen 
Massen gegenüber der makedonischen Tüchtigkeit hervorhebt^); 
Darius' Entschluß, sich Alexander zum Muster zu nehmen^, 
die alsbaldige Sammlung seiner Truppen®), wobei auf die ferner 
wohnenden Völker verzichtet wird^), und sein Vormarsch nach 

1) Liv. 89, lOff. : der Brand von Sparta, der freilich von 'den Spartanern 
selbst angelegt war. 2) Liv. 40. 

3) Diod. XYII 30, 1: cvv^yays r&v (pllmv öwi^giov xccl ^Qoi9"rix8 
ßovXrjv, 7t6tBQ0v det orgcctriyohg . . %aTa7c4(iytstv . . rj rhv ßaeiXia fiera Tcdöris 
ttje SvvdpLeag . . &tayaivl^s69'ai. 

4) Diod. 2 : Mviot (i^v olv ^tpaöav 6 stv ai>t6v xhv ßaöilia naga- 
toLXXBüQ'ai. 

6) Diod. ebd.: ewecrgcctevro ^iXLiCTtta rqt ßacilst. 

6) Diod. 4. Gurt. EI 2, 11 ff. 

7) Diod. 7: tijv iviQysucv ri}v 'Als^dvägov tcqo 6(p9'aXii&v Xafißdvtov. 

8) Diod. 31, 1: e^^i»? oiv iisteyeiiiateto tag itavxa%69'BV SvvdfLB^g. 

9) Gurt, m 2,9: Nam Bactrianos et Sogdianos et Indes ceterosque mbri 
maris accolas, ignota etiam ipsi gentium nomina, festinatio prohibebat 
acciri. 



Historischer Kommentar. 155 

Kilikien.^) Während aber bei Diodor und Gurtius der persische 
Dünkel noch ungeschwächt erscheint und der Warner Charidemos 
sogar hingerichtet wird^ legt unser Verfasser dem Oroßkönig selbst 
die Äußerungen des Zweifels in den Mund. Übrigens folgt er^ gegen- 
über Curtius, der ursprünglichen Version, die Diodor überliefert.^) 
Einiges findet sich auch bei Arrian in anderm Zusammenhang: der 
Wechsel der Herrschaft durch göttliche Fügung*) und die 
Nutzlosigkeit der persischen Massen gegenüber Einsicht und Gewandt- 
heit/) — Darius' Bruder wird sonst regelmäßig Oxathres genannt 
(bei Plutarch, Diodor, Gurtius und Memnon), bei Arrian VII 4, 5 
Oxyartes.^) Er focht bei Issos mit und zeichnete sich, nach Diodor 
und Gurtius, durch Tapferkeit aus®); dem entsprechend hier seine 
Rolle. — Der Verfasser der Interpolation war Ghrist, denn im Ver- 
zeichnis der persischen Völker sind die Namen der Parther, Meder, 
Elamiten und Mesopotamier der Apostelgeschichte'') entlehnt, und 
Darius' Äußerung, daß der Schüler über den Lehrer kommen werde, 
geht auf Luk. 6, 40 zurück.®) 

II 8. Abgesehen vom Schluß, Parmenions Mordplan und Be^ 
strafung, stimmt die Erzählung in allem Wesentlichen und auch in 
vielen kleineren Zügen mit der bekannten historischen Anekdote*) 
überein. Am nächsten verwandt ist Gurtius* Bericht, der auch Darius' 
Anerbieten einer Heirat mit seiner Schwester erwähnt.^®) Den Namen 
gibt nur Ps. an, gewiß nicht aus eigener Erfindung. Bei Val. scheint 
der Text aus einer geschichtlichen Quelle ei^änzt und berichtigt zu 
sein. *^) 

n 9. Was historisch zu Grunde liegt, ist ofiPenbar der Vormarsch 
Alexanders über den Euphrat zum Tigris vor der Schlacht bei Arbela; 



1) Diod. 31, 2. 

2) Vgl. Schwartz bei Pauly-Wissowa IV Sp. 187Ö. 

3) Arr. 11 6, 6 f.; vgl. Plut. 30, 7. 

4) Äußerung Alexanders vor der Schlacht bei Issos: Arr. II 7, 8. 

5) In Cauers Stammtafel der Achaimeniden bei Panlj-Wissowa Bd. I sind 
Oxathres nnd Oxyartes als zwei verschiedene Brüder des Darins aufgeführt. 

6) Diod. XVn 34, 2: xccza tT\v &v9Qslav inatvo^iisvog. Ähnl. Gurt. III 11, 8. 

7) 2, 9: TlaQ^oi %al Mf^dot xal 'EXa^Urai, %al oi xatomovvtgg triv Maöo- 
jtotaiilav. 

8) O'öx isri lucQ^rig 'ÖTchg xhv itddö'KaXov aiftov. 

, 9) Gurt, in 6 f., Plut. AI. 19, Arr. 11 4, 7—11 als Xßy6iiBvov, Val. Max. III 8 
ext. 6 ; kürzer Diod. XVn 31, 4-^6 u. Just. XI 8. 

10) m 6, 4; Plut. 19, 3: ydiup &vycctQ6g. 

11) Vgl. bes. Gurt, m 6, 1 f. und Arr. II 4, 7 zu Val. 84, 12 ff. 



156 Drittes Kapitel. 

daraus: das Überbrücken des Eupbrat^), das Ausbiegen gegen das 
armenische Gebirge hin^) (was in Wirklichkeit erst nach dem 
tJbergang über den Euphrat geschah), das EintreflFen der Nachricht, 
daß Darius am Tigris lagere^), der Sieg über die persische Vor- 
hut*) und die Zahl der befehligenden persischen Satrapen der Haupt- 
macht^), von denen Curtius gerade fünf mit Namen nennt. Aus 
dem unbedeutenden Vorgefecht macht der Verfasser einen Sieg über 
das ganze Heer der persischen Satrapen, läßt aber die Entscheidungs- 
schlacht gegen Darius selbst viel später, in der Nähe der persischen 
Hauptstadt, stattfinden. — Bei der geographischen Unwissenheit, die 
im Anfang des Kap. hervortritt, mag auch die Erwähnung von Areiane 
nicht auffällig erscheinen. Geht aber die Notiz auf eine historische 
Quelle zurück, so wird in dieser etwa von der kappadokischen Land- 
schaft Arauene^) am oberen Euphrat oder der armenischen Arrhene'^) 
die Rede gewesen sein. — Vom Übergang über den Euphrat be- 
richten die Quellen nichts Ahnliches; doch erhielt die Stadt Zeugma 
die Erinnerung an Alexanders Brücke.®) Dagegen entstand wirklich 
eine Panik, als dann der Tigris auf einer Furt überschritten wurde ^), 
wobei Alexander dem Fußvolk vorausging.^®) Durch eine Ver- 
wechslung von Euphrat und Tigris war übrigens in dieser Partie 
schon der ursprüngliche Bericht der Vulgata entstellt.^^) — Von der 
Fabel, daß der Euphrat in den Nil fließe, wissen auch Pausanias^) 
und Philostratos ^*). — Daß Alexander seinem Heer absichtlich durch 
einen Fluß den Rückzug abgeschnitten habe, wollte man nach Diodor^*) 
in der Schlacht am Granikos erkennen. Aus derselben Schlacht ist 
auch der Kern der Erzählung am Schluß des Eap. entnommen, wobei 
die drei angreifenden persischen Führer, Mithridates, der Darius' 



1) Arr. ni 7, 1 f. Curt. IV 9, 12. 

2) Arr. 7, 3; fehlt Diod. Gurt. Just. 3) Arr. 7, 4. 

4) Arr. 8, 1 f. Gurt. IV 9, 23 ff. 

5) Arr. 8. 3 ff. Curt. IV 12, 6 ff. 6) Strabo XII S. 634. 

7) Oder Archene: Plin. h. n. VI 31 § 128. 

8) Plin. XXXrV 15 § 160: ferunt . . exstare ferream catenam apud Eu- 
phratem amnem in urbe, quae Zeugma appellatur, qua Alexander Magnus 
ibi iunxerit pontem. Ähnlich. Steph. Byz. u. d. W. Zs^y(ia, Dio Cass. XL 17. 

9) Curt. rV 9, 16 ff. Diod. XVII 66, 3 ff. 

10) Curt. § 18. 

11) Vgl. Schwartz bei Pauly-Wiss. IV 1886. 12) II 6, 2. 

13) vit. Apoll. I 20, 2 : X6yov d' ^vioi d'Qatfvrdgov itfdicxovxai qxkcxovtsg a'brhv 
(EijtpQdtriv) 'bjcb rjj y^ (iovva ig AtyvTtrov &va(palve<Jd'ai xal NelX<p 
ivyxegcivvvcd'ai. 14) XVII 23, 2. 



Historischer Kommentar. ' 157 

Schwiegersohn war^ Roisakes^ der Alexanders Helm durch- 
schlugt und Spithridates^ der Alexander von hinten anfiel^), zu 
einer Person verschmolzen sind. Die tückische Art des Angri£fs er- 
innert auch au die Tat eines persischen Überläufers vor 6aza.') Be- 
zeichnend f(lr Pseudokallisthenes ist^ daß das Benehmen des Persers 
höchlich gelobt wird. 

II 10. Von hier an ist die Erzählung dadurch in Verwirrung; 
daß der Verfasser die Entscheidungsschlacht in die Nähe der 
persischen Hauptstadt, Darius' Ermordung in diese selbst 
verlegt. Denn bei seiner Unwissenheit ist er nicht imstande, die 
Ereignisse zwischen der Schlacht von Arbela und Darius' Tod ent- 
sprechend umzuordnen. So läßt er die Perser hier bereits nach 
Baktrien entfliehen, dessen Lage ihm offenbar unbekannt ist, in 
Kap. 13 aber treffen wir sie in der persischen Hauptstadt. — Daß 
sich ein Perser bei Alexander erbot, Darius zu verraten, berichtete 
nach Ps. Plut. parall. 11 'Aretades von Knidos'. Der Verräter heißt 
bei ihm Ariobarzanes und wird als Sohn des Darius bezeichnet. — 
Der zweite Brief des Hystaspes und Spithridates ist hier noch un- 
passender angebracht, als der erste in Kapitel I 39; s. z. d. St. — Wenn 
der Brief des Darius samt Alexanders Antwort nicht ebenfalls 
späterer Zusatz ist, so muß entweder, vielleicht durch die Einschaltung 
des griechischen Feldzugs, ein vorheriger Briefwechsel der . beiden 
Könige über die Auslösung der Gefangenen verloren g^angen sein, 
oder der Verfasser muß seine Quelle ganz gedankenlos benutzt haben. 
Denn mit der Aufforderung, Darius möge persönlich zu ihm 
kommen, hat zwar Alexander in Wirklichkeit beide Gesuche des 
Darius beantwortet^), aber bei Ps. findet sich keine Äußerung 
Alexanders, auf die sich Darius' Worte im Eingang des Briefes be- 
ziehen könnten, übrigens ist dieser Brief des Darius in ähnlicher 
Weise, wie die andern, erfunden. In Alexanders Antwort dagegen 
stammen die Stichworte der Hauptgedanken aus einer historischen 
Quelle und finden sich zum Teil in dem Bescheid wieder, den Justin^) 
und Gurtius^) Alexander auf ein drittes Friedensgesuch des Darius 
erteilen lassen. 



1) Air. I 16, 7 f. ; Diod. XVII 20 mit anderer Yerteilung der Bollen. 

2) Gurt. IV 6, 16 f.; vgl. Hegesias Magn. fr. 8 (Müll., scr. rer. AI. S. 142). 

8) Arr. 11 14, 8 f.; 26, 8; vgl. Plut. 29, 4. Just. XI 12, 4. Curt. IV 1, 18. 6, 6. 
4) XI 12, 12 ff.: gratiarum actionem ab hoste supervacaneam esse ... 
nee a se quicquam factum in hostis adulationem usw. 

6) Gurtb IV 11, 16: Nuntiate Dareo me, quae fecerim dement er et 



158 Drittes Kapitel. 

n 11. Woraus der Erlaß Alexanders erfanden ist^ zeigt 
Diod. XVII 71,2: ßovl6(i€vog da r&v %Qiq^Axciv & iihv fisd'^ iccvrov 
xofiC^ELv stQog rag elg rbv xöXsfiov XQeCag^ & d* slg Eov6a xata- 
d'död'ccL . . . (istCTCsiiil^aro ix BccßvX&vog xal Msöoütorafiiag , , . 
xa(i7JXovg ix^otpÖQovg TQi6%iklag xal Siä to'dxfov TC&vta astsxö- 
fiLöav sig Tovg XQOxQid^dvtag TÖJCovg. Vgl. Plut. 37, 2. Curt. V 6, 9. 
Bei den Historikern bezieht sich aber dies auf den Transport der in 
Persepolis erbeuteten Schätze. — Antiochia wurde bekanntlich erst 
nach Alexanders Tod (301/00 v. Chr.) von Seleukos gegründet. Ein 
Irrtum derselben Art ist die Erwähnung von Thessalonike I 24. — 
Das Schreiben des Satrapen habe ich schon früher*) als einen 
Bericht über die Ereignisse in Susiane und Persis zu erklären 
versucht. Der Brief zeigt sich der Darstellung der geringeren Quellen 
näher verwandt. Als Schreiber ist, wie die Überlieferung von A be- 
weist, Madates*) gedacht, der von Alexander besiegt wurde, als er 
den Paß der Uxier versperrte.') Demnach ist weiter in KoßaQ^rjg^ 
Ariobarzanes zu vermuten, der bald darauf bei der Verteidigung 
des persischen Passes dasselbe Schicksal hatte, jedoch mit einer Ab- 
teilung entkam. Nach Arrian (III 18, 9) ging er in die Berge^ 
Gurtius^) aber läßt ihn nach Persepolis fliehen, also ^in sein eigene» 
Land', denn er war Satrap von Persis. '^) Den Überläufer ^Nanias" 
möchte ich, wegen der abweichenden Namensform, nicht mehr für identisch 
mit Mazaios halten. Vielleicht geht der Name auf ein mißverstandene» 
veavCag zurück, das in einer Angabe über den jungen Sohn dea 
Abulites stand; dieser kam nach Curtius' Bericht^) zu Alexander, um 
ihm im Namen seines Vaters die Übergabe von Susa anzubieten. 

II 12. Darius' Mutter wird bei Diodor, Curtius und Justin 
Sisygambis genannt.^) Rodogune hießen mehrere Frauen des per- 
sischen Königshauses. Suidas bezeichnet, in einer ganz verkehrten 
Notiz, eine Rodogune als Mutter Darius' I.®) — Der Schlußsatz über 
Baktrien widerspricht der folgenden Erzählung und rührt von einem 



liberaliter, non amicitiae eius tribuisse sed natarae meae. Diod. 
XVII 64, ö ff. weicht ab. 

1) Zur Kritik S. 24. 2) So Curt.; Diod.: MaSitrig. 

3) Diod. XVII 67, 4 f. Curt. V 8, 4 ff. 4) V 4, 38. 

ö) Arr. m 18, 2. 

6) V 2, 8 f. Abweichend Arr. III 16, 6. 

7) B. Nieses Angabe, sie habe Parysatis geheißen (Gesch. d. gr. u. mac. 
Staat. I 191), ist ein Irrtum, der im 3. Band (S. 876) berichtigt wird. 

8) ü. d. W.: 'Po^oyovvri yvvrj {ikv ^Tcxdunav^ S^ifiov ik xal Ja^slov {ii^ttiq 



Historisclier Kommentar. 159 

Bearbeiter her, der den wirklichen Verlauf des Kriegs im Auge hatte. 
Vgl. Diod. XVn 64, 2. 

II13. Persis heißt hier die persische Eönigsburg, die bei 
Arrian (nach Ptolemaios) und bei Berosos Persai, sonst gewöhnlich 
Persepolis genannt wird.^) — Die Exiegslist, die in unserer Stelle 
Alexander zugeschrieben ist, das Verdecken der Truppenzahl 
durch eine Staubwolke^ stammt aus der Geschichte der Diadochen- 
kriege und soll von Ptolemaios I. gegen Perdikkas angewendet worden 
sein.^) — Die Erfindung des folgenden Abenteuers ist wohl angeregt 
durch die in Alexanders Geschichte yorkommende Erzählung yon 
einem Traum des Darius, in dem diesem Alexander in der Tracht 
eines königlichen Eilboten erschien und dann plötzlich mit 
seinem Pferde verschwand.') Statt der persischen Botentracht 
hat hier Alexander die des griechischen Götterboten, die ihm nach, 
unserer Überlieferung Ammon gezeigt haben soll. In der ursprüng- 
lichen Form des Berichts war es aber vermutlich nicht Ammon, 
sondern Hermes selbst, der ihm den Traum eingab. Denn in den 
echten Teilen des Romans erscheint Ammon nirgends als Alexanders 
Vater und Beschützer, und Ammon in Hermes' Tracht ist doch wohl 
auch ein Unding. Daß sich Alexander wirklich manchmal als Hermes 
verkleidete, überliefert Ephippos*) unter andern Kuriositäten. — 
Über Könige in der ßoUe ihres eigenen Gesandten vgl. Rohde, gr. 
Roman S. 188 Anm. 

n 14. Medeios wird auch HI 31 als Alexanders Freund er- 
wähnt. Ähnlich wie in AVaLd, ist der Name bei Aelian^) zu 
Eumaios entstellt. — Über den Stranga wird man nur aus der 
orientalischen Literatur eine endgültige Aufklärung erwarten dürfen. 

1) Vgl. bes. Th. Nöldeke, Aufs, zur pers. Geschichte S. 139 f. Holms Angabe» 
daß erst Plutarch den Namen Persepolis aufgebracht habe (Gr. Gesch. III 891), 
ist irrtümlich. 

2) Frontin IV 7, 20; Ptolomaeus adversus Perdiccam exercitu praevalentem» 
ipse invalidus, omne pecudum genus, religatis ad tergum quae tra- 
herent sarmentis, agendum per paucos curavit equites; ipse praegres- 
sus cum copiis, quas habebat, effecit, ut pulvis, quem pecora excita- 
verant, speciem magni sequentis exercitus moveret, cuius exspectatione 
territum vicit hostem. Ähnlich Polyaen IV 19. 

8) Plut. 18, 4. Gurt, m 8, 2 f. 

4) Athen. S. 537 ef : IdXi^av^QOg nal rag iBQccg iöd-flrag i<p6Qsi iv rolg SbI- 
Ttvoig' ozh (ihv xriv xov jiiiiKovog ... ivlors 6k xal tV/v ro4; ^Eqii^ov' rcc ^hv 
&XJia tf^^d^^ ^^^ ««'8'' ixdövriv ifiidgav^ %tapL^da rs ycoQtpvQ&v , . . iif dk t^ cw- 
ovöla . . xal xov nixacov ixl x^ xsfpaX^ xal xh x7iQ'6%siOv. iv xjj x^*^^- 
' 6) V. h. m 28. 



160 Drittes Kapitel. 

Schon Mai und Zacher^) wiesen darauf hin^ daß der Fluß auch in 
den Acta disputationis Archelai Kap. 4 u. 55 yorkommt, außer- 
dem, wie Spiegel^) bemerkt, bei Epiphanius adv. haereticos 66. Dort 
heißt es: Manes ^entfloh aus dem persischen Gebiete' und zog sich 
'in die Festung Arabien zurück, welche an dem. Flusse Stranga 
liegt'. Dort hörte er von einem frommen Christen Marcellus in der 
Stadt Easkar und beschloß diesen zu bekehren, um sich 'nicht bloß 
in Mesopotamien, sondern in der ganzen Welt einen Namen zu 
machen'. Der Fluß gehört also offenbar zum Gebiet des Euphrat 
und Tigris, und so urteilt auch der Urheber der in den Handschriften 
B und C gegebenen Erklärung: rbv JhQäyyav^ xbv xakovfiEvov xal 
jiQötvörjv srora/idi/'), in der für 'Agötvoriv vermutlich ^AgtiavCav 
(Quellfluß und Nebenfluß des Euphrat) zu lesen ist. Nun zeigen 
aber Kap. 14 f. und Kap. 20 zweifellos, daß bei Ps. der Stranga, 
an dem auch die Entscheidungsschlacht geschlagen wird, ganz nahe 
bei Persepolis gedacht ist, und zwar nach der Richtung hin gelegen, 
aus der Alexander anrückt, also nach Westen. Dem entspricht genau 
der Araxes, der 20 Stadien von Persepolis entfernt war*) und von 
Alexander beim Anmarsch gegen Persepolis überschritten wurde. ^) 
Wie kommt nun Ps. dazu, diesem den Namen des mesopotamischen 
Stranga beizulegen? Vielleicht war Stranga ein anderer Name für 
den vieldeutigen^) Araxes des Euphratgebiets, und die Identität dieses 
Araxes mit den Stranga wurde von Ps. irrtümlich auf den persischen 
Araxes übertragen. — Die Schilderung des Darius und seiner Um- 
gebung zeigt Verwandtschaft mit Curt. III 3, 16ff. — Daß die Zahl 
der Gäste zwölf beträgt, entspricht in bemerkenswerter Weise dem, 
was Athenaeus aus den nsQöixA des Herakleides von Kyme mitteilt.^ 
Unter den aufgeführten Persem sind mehrere historische Personen: 
Darius' Bruder Oxathres (s. o. zu II 7), Abulites, der Satrap von 
Susa (s. u. zu II 22), und Tiridates, der bei Curtius®) und Diodor*) 
erwähnte Verwalter des königlichen Schatzes in Persepolis. Mithri- 
dates ist vielleicht der tapfere Sohn des Ariobarzanes, der später 



1) PseudokftU. S. 180. 2) Eranische Altert. II 199. 

8) Müll. S. 71 A. 26 u. S. 77 A. 7. 4) Curt. V 7, 9. 

6) Strabo S 729: nqhg uin^ t|| nMQCs%6Ui xov ^^c^v 9dßri, Vgl. Diod. 
XVn 69, 2. 

6) Vgl. Tomaschek bei Pauly-Wiss. II 408. 

7) S. 129 f.: "Oxav 6 ^atf*l€^g «<$Toy ftoirjvai .. <svfk7c6vai a^T^v slaiv 
m£ luxXufta dcbdexa. 

8) V 6, 2. 9) XVn 69, 1, 



Historischer Kommentar. 161 

mit Euiuenes gegen Antigonos focht ^), Thayartes' oder Thaortos' 
wohl Phrasaortes, den Alexander zum Satrapen vonPersis machte.^) 
Andere sind erfunden^ wie der Äthiopenkönig mit dem lydischen 
Namen Eandaoles, der in der Kandake-Episode (III 18 — 24) als 
Sohn der Königin von Meroe erscheint. Mehrere Namen aus diesem 
Kap. sind yom Verfasser des 'Beligionsgesprächs am Hof der Sasa- 
niden' (s. n. za III 28 A. 6) zur Benennung persischer Personen ver- 
wendet^ zeigen aber bei ihm ebenfalls schon stark verderbte Formen: 
JlaöäQyaQog (1, 2. 44,8), 'AQQivdtog^ Mid'Qoßdcdr^g^ 'O^Cxarog. 

II 15. Von Alexanders unansehnlicher Gestalt ist auch bei 
Curtius wiederholt die Rede.^) Vgl. Ps. 1114. — Eine Be Schenkung 
der Gäste mit den benutzten Bechern kam bei besonderer Ge- 
legenheit am makedonischen Königshofe wirklich vor; so bei der 
Hochzeit des Karanos.*) — UaQaödyyav sollen auch Sophokles 
und Euripides, irrtümlich anstatt 6ayydv5ai oder ayyagoi^, die per- 
sischen Königsboten genannt haben. ^) Daß das Wort im ursprüng- 
lichen Text sachlich, nicht, wie in der Überlieferung, als Personen- 
name gemeint war, ergibt sich daraus, daß oben im Verzeichnis der 
Graste kein Parasanges genannt ist. — Von einem umgestürzten 
Standbild des Xerxes in der Königsburg zu Persepolis berichtet 
Plutarch*) in anderer Weise. 

II 16. Alexanders Heer zählte bei der letzten Schlacht gegen 
Barius in Wirklichkeit nur 47000 Mann''); zwölf Myriaden hatte 
er beim indischen Feldzug.®) — Alexanders Rede hat, wie bei 
Curtius*) und Justin^®), den Grundgedanken: *illinc plures stare, hinc 
plures dimicaturos.' ^) Ganz anders Arrian HI 9, 5 ff. — Daß der im 
folgenden geschilderten Schlacht die von Arbela zu Grunde liegt, 



1) Diod. XIX 40, 2. 2) Air. EI 18, 11. 

3) Vn 8, 9: (Scjtharum legati) in yulta regia defixerant oculos, credo quis 
magnitudine corporis animum aestimantibiis modicus habitus haudquaquam 
famae par videbatur. Ähnlich YI 6, 29. 

4) Athen. IV 4 S. 129'. 

5) 'Lex rhetor ad calc. Photii p. 674 ed. Gaisford' nach Müll. FHG m 14: 
Ol B^fBQYivcu voü ßaciUtag dQoadyycu xaXiovxai ÜBga^atl . . . öayydvScu dk oi 
&7eo6rBXX6fiBvoi xccXoiJvtai. 2hq>o*Xfjs ^k iv totg noi^Uai xal EiQ^Ttläris iv 
Sxvglaii nuQatdyyag aiyco^g xBnXi^xaöiv. ixQ^ ^^ bItcbIv öayydväag' 6 yccQ 
jcagaödyyrig fiitQOv iotlv. jiyyagoi dk oi nQBaßavrcd. 

6) AI. 87, 8. 7) Arr. III 12, 6. 

8) Nach Air. Ind. 19, 4 (vgl. Plut. 66, 2) am Ende, nach Curt VHI 6, 4 
am Anfang. 

9) IV 14. 10) XI 13, 8 ff. 11) Curt. 14, 6. 
Aatfeld, Dar grieoh. AlexAnderroinan. 11 



162 Drittes Kapitel. 

I 

trotzdem sie Ps. in die Nähe der persischeu Hauptstadt verlegt^ er- 
gibt sich nicht nur ans ihrer Bedeutung als Entscheidungskampf^ 
sondern auch aus mehreren einzelnen Zügen: Darius auf einem hohen 
Wagen hervorragend^), Alexander auf Bukephalos^j; Darius flieht 
2uerst und gibt damit das Beispiel^); die Sichelwagen fahren unter 
die Perser selbst*); viele Fliehende ertrinken in einem Fluß.^) — 
Wie sich Darius in der Einsamkeit verzweifelt zu Boden wirft, 
schildert Curtius ähnlich bei anderer Gelegenheit.*) 

II 17. Darius' Brief scheint in der Hauptsache eigenes Werk 
des Verfassers zu sein. Die Mahnung 'ävd'i)(07CLVG)g <pdQ6iv x^v 
Bvtvxlav* kommt bei Diodor^ im ersten Brief des Darius vor, den 
er gleich nach der Schlacht bei Issos geschickt haben soll. — Auf 
welches Land die verderbten Formen 'Mina' und 'Minyas' deuten, 
ist zweifelhaft. Vielleicht ist von dem durch seinen Weihrauch be- 
kannten Gebiet der arabischen Min ai er ^) die Rede, das Ps. für einen 
Teil des Perserreiches und, gemäß dem allgemeinen Glauben der 
Alten über Arabien, für ein Land voll ungeheurer Schätze halten 
mochte. — Alexanders Antwort ist dem entnommen, was ihn 
Aristobul (nach Arrian und Curtius) auf Darius' zweites Friedens- 
gesuch, das er vor Tyros erhielt, erwidern läßt.^) — Die Erwähnung 
des Parmenion ist hier jedenfalls von demselben Bearbeiter ein- 
geschoben, der den unten folgenden großen Zusatz aus einer historischen 



1) Flut. 38, 8: %6QQm9'BV a'brhv (Jagstov) xcctstSs . . . i(p' &Qn>atos ^i|)7}Xo{> 
ßBßätra. Curt. IV 14, 8. 

2) Flut 82,7. Curt. 16, 28: cnrru Daraus, Alexander equo vehebatur. 

8) Axr. m 14, 3 f. : Tcg&tog . « ^(psvysv . . . TavT^ {ikv äii t&v IIsqö&v q>vyii 
xafftsQcc fjv. Ebenso Flut. 33, 6. Kach der Yulgata wird Darius wider seinen 
Willen in die Flucht der Übrigen hineingerissen. 

4) Diod. XVn 68,4: rä jtoXXcc r&v &Qiidraiv .. rriv ('öfiriv .. «i^hg tohg 
i9lovg ßtalag &vifStQStp8. 

6) Dem 'Lycus': Curt. IV 16, 16. Vgl. Just. XI 14, 4. Nur un Bericht 
dieser beiden Quellen spielt ein Fluß bei der Flucht eine Bolle. 

6) V 12, 8 f. : als sich D. von Bessos verraten sah. 

7) XVII 39, 1. 8) Flin. XII 14 § 64. Strabo S. 768. 

9) Arr. 11 26, 3. Curt. IV 6, 7. Vgl. auch Just. XI 12, 4 und Alexanders Antwort 
bei Gurt. IV 11, 21 auf das dritte Anerbieten, das Darius, nach Justin und Curtius, 
vor der Schlacht bei Arbela gemacht haben soll: Ite, nuntiate regi vestro et quae 
amisit et quae adhuc habet praeniia esse belli. Übrigena ist der Inhalt dieses 
dritten Bescheids bei Fs. hauptsächlich in Alexanders Brief II 10 verwertet; s. z. 
d. St. Über die verschiedene Art, wie die aristobulische Fassung bei Justin und 
Curtius mit der Vulgata verquickt ist: Schwartz bei Fauly-Wiss. IV 1884 f.; 
vgl. Karst, Forschutkgen^ S. 118 if. 



Historischer Kommentar 163 

Quelle gemacht hat. Im ursprünglichen Text kann Parmenion hier 
nicht genannt gewesen sein, da II 8 seine Hinrichtung erzählt ist. 

Daß der Schluß von Kap. 17, Kap. 18 und der Schluß von 
Kap. 19 unpassend eingefügte spätere Zusätze sind, ergibt sich aus 
folgender* Erwägung: Während der in Kap. 17 erzählten Friedens- 
verhandlungen befindet sich Alexander auf dem Schlachtfeld am 
Stranga, Darius in seinem Palast, d. h. in Persepolis, das nach Kap. 
13 — 16 in geringer Entfernung vom Stranga gedacht ist. Die frag- 
lichen Stücke bringen dann in ziemlich engem Anschluß an die ge- 
schichtlichen Berichte, wenn auch durch manche Verwirrung und 
eigene Erfindung entstellt: Alexanders Aufenthalt in Persepolis 
(im Text heißt es unklar 'dort'), Alexanders Aufbruch nach Medien 
auf die Kunde, daß Darius inEkbatana sei, und die Verfolgung 
des Fliehenden nach dem kaspischen Passe hin. Darauf ver- 
setzt uns plötzlich Kap. 20 in die Situation von Kap. 17 zurück: 
Bessos und Ariobarzanes überfallen Darius im Palast und verwunden 
ihn. Die Makedonier überschreiten den Stranga, Alexander eilt 
in den Palast und findet Darius in den letzten Zügen. Darius wird 
dann — ohne daß in der Erzählung von einer Ortsveränderung die 
Rede ist — zu seinen Ahnen beigesetzt und 'die Stadt' (Kap. 22) 
durch die Hinrichtung der Mörder beruhigt. Es ist klar, daß nach 
der Auffassung des Romans, wie sie in Kap. 20 — 22 zutage tritt, 
die Ermordung des Darius nicht auf der Flucht nach dem kaspischen 
Passe, sondern im Palast von Persepolis geschieht, daß Alexander 
erst unmittelbar vor dem Morde das Schlachtfeld am jenseitigen 
Ufer des Stranga verläßt, um die kurze Strecke nach Persepolis zu- 
rückzulegen, daß sich also die Ereignisse von der Niederlage bis zur 
Ermordung des Darius in rascher Folge, höchstens im Verlauf zweier 
Tage, abspielen. 

Ein Opferfest erwähnt auch Diodor^) unmittelbar vor der An- 
zündung des Königspalastes. — Daß Alexander den Palast des 
Xerxes in Brand steckte, berichten fast alle Quellen'), daß er 
dann bereute und löschen ließ, nur Plutarch*) und Curtius.^) 

H 18. Von den persischen Königs gräbern (in Persepolis) er- 
zählt auch Diodor an entsprechender Stelle^), aber anderes; daß 
Alexander damals Kyros' Grab in Pasargadai besuchte, nur Strabo^) 

1) XVU 72, 1. 

2) Arr. HI 18, 11. Diod. 72, 2 ff. Plut. 88, 3 f. Curt. V 7, S ff. 
8) 38, 4. 4) V 7, 11. 6) XVII 71, 7. 

6) S. 730: 'Evrav^a 9h %al xhv K^qov xdfpov sISsv . . . nccQsXd'Btv süam 

11* 



164 Drittes Kapitel. 

nach Aristobul und Onesikritos^ mit dem unsere Beschreibung auch 
in Einzelheiten übereinstimmt. Von einem gläsernen Deckel, der die 
Leiche durchschimmern liefi, wissen die Quellen nichts. Aelian^) sagt 
dergleichen vom Grab des Belos, Herodot^) von den Särgen der 
Äthiopen. — Die bekannte Geschichte von den verstümmelten 
Griechen, die Alexander bei seinem Vormarsch gegen Persepolis 
angetroffen haben soll, gibt Diodor in fast genauer, zum Teil wört- 
licher Übereinstimmung mit unserer Stelle, nur ausführlicher.') 

H 19. Im Brief an Porös ist manches aus Darius' Rede vor 
der Schlacht bei Arbela entlehnt.*) — Die Zahl der Nebenfrauen, 
180, bedeutet: die Hälfte des königlichen Harems, der 360 oder 366 
Frauen enthalten haben soll^), d. h. für jeden Tag des Jahres eine. — 
Das eingeschobene Stück über Darin s' Verfolgung entspricht im 
ganzen der Geschichte.^) Die in den Quellen^ fehlende Angabe, 
daß Bagistanes Eunuch war, mag auf guter Überlieferung beruhen. 

II 20. Arioba(r)zanes nennt auch die Metzer Epitome (3) 
als den, 'qui cum Beso Darium iuterfecerat'. Der Name beruht auf 
Entstellung. Geraeint ist jedenfalls der persische Ghiliarch Nabar- 
zanes, Bessos' Mitverschworener. DaB an den bei Aretades von 
Knidos genannten verräterischen Sohn des Darius gedacht sei®), möchte 
ich nicht annehmen. — Zum Anfang des Kap. vgl. Curt. V, 9, 2.®) 
Darius' Hinweis auf Alexanders Rache kommt auch im Bericht 
der geringeren Quellen vor.^^) Daß Alexander seinen Feind noch 
lebend angetroffen hätte, ist ebenfalls nicht Erfindung des Verfassers, 

(j^alv 'AgtctößovXog .. Idstv 9h .. tcvsXov xQ^^^"" ••• 'Ovriölngitog 9h thv 
^hv TcOgyov dBxdatayov atgrixe xai iv (i^hv rf &vmtdrji ötiyji xsTtf^ai 
rhv KvQOv. 

1) V. h. Xm 3. 2) m 24; danach Diod. II 16, 1. 

8) XYII 69, 8—9. Gort. Y 6, 6 — 24 mit rhetorischer Ausschmückung; Just. 
XI 14, 11 f. kürzer. 

4) Curt. IV 14, 18: Alexander .. animal est .. temerarium et vecors; 
§ 22 u. 24; vgl. auch die Ansprache an die Baktrer Y 8, 18—16. 

6) Dikaiarch bei Athen. Xm 6 8. 667^. Diod. XYII 74, 6. Plut. Artaxerx. 
27, 2. Curt. in 8, 24. 

6) Arr. III 19, 1 ff. 21, 1 f. Curt. Y 7, 12. 8, 1. 18, 1 ff. 

7) Arr. 21, 1. Curt. 13, 8. 

8) Wie Judeich vermutet (Pauly-Wiss. 11 883). 8. o. zu 11 10. 

9) Nabarzanes .. cum Besso inauditi antea facinoris societate inita 
regem suum . . vincire decreverant, ea mente, ut, si Alexander ipdos insecutus 
foret, tradito rege vivo inirent gratiam yictoris. Ygl. Arr. (HE 21, 1.'6), der 
als dritten Beteiligten Barsaentes nennt. 

10) Curt. Y 12, 6. Just. XI 16, 12. 



Historischer Kommentar. 165 

sondern wurde, g^g^^ die geschichtliche Wahrheit, auch Ton andern 
behauptet.^) Von Alexanders Mitgefühl erzählt am ähnlichsten 
Plutarch.^ Auch Darius' Mahnung an das Walten des Schicksals 
stammt gewiß aus den Quellen, denn sie entspricht ganz der Art 
dieser Geschichtschreibung.*) Darius' Bitte um Bestattung er- 
wähnt Justin.*) — Über Rodogune s. o. zu 11 12, über Boxane 
unten zu II 22. 

II 21. Was über Darius' Bestattung gesagt ist, an der aber 
Alexander in Wirklichkeit nicht persönlich teilnahm, zeigt Anklänge 
an Justins Bericht.^) — Der merkwürdige Erlaß Alexanders ist 
ein späterer Zusatz. Alexander bezeichnet sich hier als Sohn Ammons, 
was im echten Text nirgends geschieht. Es kommt wiederholt die 
lateinische Form ^Jle^avdgtvog vor.*) Das Stück unterbricht überdies 
störend den Gang der Erzählung; denn Alexanders Ansprache an das 
persische Volk, die zur Entdeckung der Mörder führt, schließt sich 
nur an Darius' Bestattung passend an und muß an die Perser, die 
Daxius zum Grabe geleitet haben, gerichtet sein, während nach der 
Überlieferung Alexander etwa aus der Eanzelei zu einer zufällig ver- 
sammelten Menge reden würde. — Der Inhalt ist zwar zum Teil aus 
Quellen der Alexandergeschichte (Megasthenes s. u.) zusammengetragen, 
zum Teil aber auch wirklichen amtlichen Erlassen entnommen. Es 
macht den Eindruck, als hätte der Interpolator auf Ägypten bezüg- 
liche Dekrete der im Roman gegebenen Situation entsprechend ab- 
geändert, seine Absicht aber nicht folgerichtig durchgeführt, indem 
er wiederholt rein Alexandrinisches stehen ließ; so besonders die 
Bestimmung über die Leitung der Festspiele durch die alexan- 
drinischen Nomarchen und den Alexanderpriester und über die 
Amtstracht des aufsichtführenden Satrapen, welches genau die des 
Alexanderpriesters von Alexandria ist.^ Diese zweifellose Be- 



1) Diod. XYII 78, 4: mg ä' ^vtot ysygcupaöiv ^iiJtvovv in nataXaßatv 
totg . . &xv%'/^iLa6i,v wbtov övvi^XyrifSs. 

2) AI. 43, 3: IdXi^av^Qog S' mg iycfjXd'sv, &Xymv ts tqi ndd'et tpavsgog r^v 
%al triv kavrov ;|rXafi'^^a Xvcag inißaXs r& ödniari xal ytBQid&cstXsv. Vgl. 
de fort. AI. I 11. Just. XI 15, 14. 

8) S. z. B. Wachsmutb, Einl. in d. Stud. d. alt. Gesch. S. 673. Schwartz, 
Fünf Vorträge üb. d. gr. Roman S. 116. 4) XI 16, 11. 

6) XI 16, 16: tarn indignam illo fastigio mortem lacrimis prosecutus 
est corpusque regio more sepeliri et reliquias eins maiorum tnmulis 
inferri iussit. 6) Müll. S. 79 A. 16. 

7) Vgl. Alezanders Testament (in 33^ § 4 nnd dazu Lnmbroso, L'Egitto 
dei Greci e dei Romani' S. 179. 



166 Drittes Kapitel. 

Ziehung auf Alexandria yerhilft dazu^ den Namen des zweimal ge- 
nannten Satrapen zn berichtigen. Ein Aischylos gehörte zu den 
von Alexander in Ägypten eii^esetzten Befehlshabern.^) Dieser ist 
offenbar hier gemeint; und die Überlieferung, daß er den Alexander- 
tempel gegründet habe und der erste Alexanderpriester gewesen sei^ 
verdient immerhin Beachtung. — Alexanders Wünsche für den Wohl- 
stand des Landes erinnern an das Dekret von Bosette.^) Die Ver- 
wahrung der Waffen in den königlichen Zeughäusern und die Aus- 
stattung der Landstraßen mit Meilensteinen und Wegweisern 
berichtet Megasthenes als indische Einrichtung.^) Der Schoinos 
ist aber ein ägyptisches Längenmaß. — Zur Überweisung der Weg- 
steuer an die {£(>« ist zu bemerken, daß die ägyptischen Provinzial- 
kassen in zwei Abteilungen zerfielen: Staatskasse {SioUrfiig) und 
Tempelkasse (IsQa)^) — Die Feier d^ königlichen Geburtstags 
war sowohl persische als ägyptische Sitte, vor wie nach Alexander.^) 
Alexanderspiele (^Akai^dvÖQeia) sind mehrfach bezeugt, aus ver- 
schiedenen Städten.^) Persische Kampfspiele erwähnt Strabo.') 
Persisches Gewand verlieh Alexander wirklich als Siegespreis.®) 

Durch seine Erfindung über die Entdeckung und Hinrichtung 
der Königsmörder erspart sich der Verfasser die Erzählung des bak- 
trischen Feldzugs und kann alsbald zum indischen übergehen. Die 
^Treulosigkeit, mit der er seinen Alexander die Mörder betrügen läßt^ 
\ ist für die Anschauung der ptolemäischen Alexandriner sehr be- 
zeichnend. Ebenso unbekümmert hatte Ptolemaios V^) den Häuptern 
des ägyptischen Aufstands das Wort gebrochen. ^*^) 

II 22. Abulites wurde von Alexander, dem er Susa übergab, 

1) Arr. in 5, 3. Curt. IV 8, 4. 

2) Z. 12 f.: Snoag 8 rs Xahs ^f^^ oi &XXoi ndvtsg iv eid'riviiji möiv iitl xi^q 
kavTov ßaatlslag. 

3) Strabo S. 709: ßaöiXmbv dk xal h%Xoq>vXd%i,ov' Ttagaäldaai ^äg 6 
^rgarimtris rriv axsvijv slg rb 6ytXoq)vXdxiov. S. 708: ddo9to^oi;tfi äh xal xatoc 
äixa ctddia öti^Xtiv ri^iaat rag inxgoTcag mal roc ätacri^fiaTa äriXoüiSav, 

4) Wilcken, Ogtraka I 149. 

6) S. z. B. Her. I 188 : ßaötXitog ysvid'Xicc &jta6oc d^Osi %al iogrdSsi ij lAüia» 
Hellanikos v. Lesb. bei Athen. XY 26 S. 680° (aus dei Zeit des Amasis). Dekret 
von Eanopos: Big triv TciyMxriv xov JLov^ iv j} &yBxat xk ysvid'Xia xoi) ßaöiXimg, 

6) Reisch bei Pauly-Wiss. I 868. 

7) S. 734: xld'svai ih 'bytb ßaCiXimg a^Xu 9q6[ilov xal x&v iv xotg yesv9'<id'Xoig. 

8) Plnt. AI. 81, 2: ivUriasv 6 xccXoviiBvog jÜi^av&gog (ein Makedonier) xoel 
äagsocv ^Xaße äm^eKa xmiiocg xccl öxoXfj IlBgatxf XQ^^^^*" 

9) Nach Niese II 406 Ptolemaios IV. 
10) Polyb. XXI 19 ed. Dind. (XXTÜ 16). 



HistoriBcher Kommentar. 167 

zum Satrapen von Snsiane ernannt.^) Von einer Verwandtschaft des 
Mannes mit Darius wissen unsere Quellen nichts. Nach Alexanders 
Rückkehr von Indien wurde er wegen schlechter Verwaltung hin- 
gerichtet^) In Persepolis setzte Alexander vielmehr Phrasaortes als 
Satrapen ein.') — Über Darius* Familie herrscht schon in der 
Überlieferung der Historiker Verwirrung. Über seine Mutter s. o. zu 
n 12. Darius' Gemahlin wird auch von Plutarch*) und Phylarch^) 
Stateira genannt. Nach gewöhnlicher Angabe starb sie in Alexanders 
Gefangenschaft; kurz vor der Schlacht bei Arbela^ wozu aber die 
Notiz bei Plutarch^) und Justin^) nicht paßt, daß eine Niederkunft 
die Ursache ihres Todes gewesen sei. Jedenfalls hat sie nicht Darius 
überlebt, wie es Ps. darstellt (vgl. auch Kap. 20). Bei Jul. Valerius, 
dessen Text ja auch sonst Spuren historischer Korrektur zeigt, ist 
daher ihr Name in den Briefen getilgt. Darius' Tochter, die Ale- 
xander heiratete, heißt bei den meisten Historikern ebenfalls Stateira, 
bei Arrian^) allein Barsine. Was richtig ist, läßt sich kaum ent- 
scheiden, da bei der gewöhnlichen Überlieferung eine Verwechslung 
mit Darius' Gattin, bei Arrian eine Verwechslung mit Alexanders 
Nebenfrau Barsine, Mentors und Memnons Witwe, nahe liegt. Be- 
kanntlich fand Alexanders Heirat mit Darius' Tochter erst nach seiner 
Bückkehr aus Indien statt; doch verlegt sie auch Aelian^) in die 
Zeit nach Darius' Tod. Roxane, die Tochter des baktrischen Fürsten 
Oxyartes, heiratete Alexander während des baktrischen Feldzugs. Da 
aus dieser Ehe der Thronerbe hervorging, so gerieten darüber die 
andern Verbindungen fast in Vergessenheit^ und auch Ps. nennt nur 
Boxane als Alexanders Gattin, verzichtet aber dabei nicht auf das 
wirkungsvolle Motiv, daß Darius' Tochter Alexanders Frau wird. — 
Daß bei Ps. Alexander seine künftige Gemahlin als Schwester an- 
redet, entspricht dem Brauch des ägyptischen Königshauses.^^) — Daß 
Alexander die Vergötterung ablehnt, ist Erfindung zugunsten des 
Helden, den sich der Verfasser auch I 38 in diesem Sinne äußern 
läßt. In Wirklichkeit war es nicht seine Ansicht, was Kallisthenes 
aussprach: roi}g ^soifg 8v6%eQalvBiv 56ol av&Qonoi ig r&g 



1) Arr. m 16, 9. Curt. V 2, 17. 

2) Arr. VH 4, 1. 8) Arr. HI 18, 11. 4) AI SO, 8. 

6) Athen. XIII 89 S. 609^. 6) AI. 80, 1. 7) XI 12, 6. 

8) vn 4, 4. 

9) y. h. VJLU 7: lAXi^avägos Sra ^agatov sllsy ydfiovg slistia xcd iavt^i 
nal T&v (plhov nsw. 

10) Mahaffy, The empire of the Ptolemies S. 37. 140. 



168 Drittes Kapitel. 

^eCag tL^äg (Jtpßg bI<S^ovov6iv t} XQog r&v &lX(ov elöxoLoii^svot 
&vi%ovrav^) — Eine Schenkang kostbarer Gewänder, die aas Make- 
donien gesandt waren, erwähnt Gurtius bei anderer Gelegenheit.') 

Alexanders Brief an Olympias luid Aristoteles II 23 — 41. 

Der Brief zerfällt in drei verschiedenartige Teile: 1) Eap. 23: 
ein kurzer Bericht über Darins' Niederlage und Tod. 2) Kap. 32 — 38: 
Abenteuer bei einem Zug Alexanders durch die Wüste zum Meer. 
3) Alexanders Zug zum Lande der Seligen. Das Stück ist an dieser 
Stelle sehr unpassend angebracht und unterbricht den Gang der Er- 
zählung. Den ursprünglichen unmittelbaren Anschluß yon III 1 an 
II 22 zeigen die Texte von A, Val. und d. Der Brief wurde jeden- 
falls erst Tom Verfasser von ß hier eingeftlgt^ und aus ß vom arme- 
nischen Bearbeiter und vom Verfasser von d übernommen^ von jenem 
ganz^ von diesem nur zur Ergänzimg von III 17. 

H 23. Aigai oder Aigaiai^ eine kleine Stadt bei Issos^), deren 
Name durch dieses etymologische Geschichtchen erklart werden soU. 
Die bekannte Erzählung von Hannibal^ die hier nachgebildet wird, 
hat der Verfasser von ß auch in Kap. 13 verwertet. Das Weitere 
ist ein Auszug aus Eap. 9 — 21. Die Bezeichnung von Bessos und 
Ariobarzanes als Satrapen von Medien beruht auf Eap. 19 Schluß 
und 20 Anfang, die Notiz über die Verstümmelung der Wächter auf 
Eap. 18, wo ß angibt, daß die verstümmelten Griechen zum Grabe 
des Xerxes gehörten. Die Erwähnung des Mazakes, der unter Darius 
Satrap von Ägypten war^), scheint auf eine Randbemerkung zurück- 
zugehen, da der Name oben nirgends vorkommt. 

II 32—38. Der Inhalt von Eap. 32—38 gibt sich als Forir 
Setzung des Perserkriegs und Zug in die 'Wüste der Meder', wonach 
man den baktrischen Peldzug als Grundlage vermuten würde. Eine 
genauere Prüfung zeigt aber, daß der Eem der Erzählung vielmehr in 



1) Arr. IV 11, 6. Vgl. Curt. VUI 6, 19. 

2) V 2, 18: Ac forte Macedonicas vestes multamque purpuram dono ex 
Macedonia sibi misBam cum üb, qnae confecerant, tradi Sisigambi iubet 
(nach der Einnahme von Susa). 

3) Strabo XTV 6 S. 676: Mwct 9h MaXkhv Alyalai, noUxviov , . Metk 9h 
Alyalccg 'lööbg 7CoXi%viov .. %a\ jcotafLog ülvagog. 'Evvaü^a 6 &y^v Cvvi- 
7tB6ev jiXe^dvSgtp xal Jagstq»' Kai 6 %6Xnog slifrjftai 'I(Seix6g' iv airtq» 9h 
. . . xal jiX8^dv9QBia nal Ni%67(oUg. 

4) AiT. in 1, 2 u. a. 



Historischer Kommentar. 169 

Abenteuern besteht, die zum Rückzug der makedonischen Land- 
und Seemacht aus Indien gehören. In den Irrfahrten durch 
Dunkel und Einöde im Binnenland, dann wieder an der unwirtlichen 
Meeresküste hin^ erkennt man die Nachtmärsche durch die gedrosische 
Wüste und die zeitweilige Verlegung des Wegs an das Gestade des 
indischen Ozeans, in den zottigen Wilden und den Fischessern die 
Ichthyophagen des gedrosischen Strandes, in den zu- und abnehmen- 
den Bäumen und den domigen Pflanzen mit gurkenartigen Früchten 
die eigentümliche Vegetation Gedrosiens, in der unheimlichen Insel, 
bei der die Leute von Krebsen ertränkt werden, die von Nearch be- 
schriebene Zauberinsel im indischen Ozean. Es entspricht ganz der 
Art dieser Literatur, daß der Verfasser oder Bearbeiter des Briefs 
gerade die Hauptsache, das Verschmachten des Heeres in der Wüste, 
verschweigt und nur für wunderbare Pflanzen und Steine, Tiere und 
Menschen Interesse hat, die er noch wunderbarer macht und noch 
um einige merkwürdige Exemplare bereichert. 

H 32. Mit der Schlucht ist vielleicht der Engpaß gemeint, 
der vom Land der Oriten nach Gedrosien führt. ^) Über die gedro- 
sische Stachelpflanze Strabo S. 720: &hr6vijg iörtv rj x&v ^Ix^o- 
q>äya)v ocal ädevÖQog ^ ycXeCön^ ütkijv (poivCncDv Tcal äxdvd'rig rivbg 
Tcal (ivgCxi^g. S. 722: äxavd'a dl tovg xuQstovg inl rrjg yilg 
iötQWfiivrj xad'ccJtSQ ol öCxvoi xXi^Qtjg ^i/ dstov. Vgl. Aristobul 
bei Air. VI 22, 7 f — Daß mit den in Kap. 32, 33 und 37 beschrie- 
benen Wilden im Grunde die Bewohner Gedrosiens und des Oriten- 
landes gemeint sind, ergibt sich aus folgenden Stellen: Arr. Ind. 24, 9: 
^Höav dh ol aXövrsg (Oriten vom Flusse Tomeros) td te &Xka öäh- 
fiata 8a6i6g xal tag x€q)aläg xal roi}g '6w%ag Q'viQiAöseg. tolg 
yäg dri '6vv^iv o6a 6iSi^QGi 8ia%Qa6%ai iXiyovro xal tovg 
Ijfi^ag rovxoLöi %aQa6%lt,ovx£g xaxBQyAiaöd'ai xal x&v ^'dXav Söa 
fiaXaxwxaga . . . öCdrjQog yäg aixolöiv oix fjv, 'Eöd'fixa öh i(p6- 
Qsov d^Qfiaxa 9"rJQ€La^ ol Si xal Ijfi'iov x&v ^Bydkojv xä xa^da. 
Gurt. IX 10, 9 f. Diod. XVII 105, 3 fl^. Plin. VE 2 § 30 (nach Kli- 
tarch). Lehrreich für die Entstehung der Wundergeschichten ist hier 
namentlich, wie aus Nearchs Oriten, die ihre Fingernägel wie eiserne 
Werkzeuge gebrauchen, bei unserem Verfasser bereits Menschen mit 
sägeartigen Händen und Füßen geworden sind. — Das Verscheuchen 



1) Air. VI 22, 1: (Von Bambakia, der Hauptstadt der Oriten, aus) xQoißei 
mg inl vcc 8quc x&v T8 Vaöffmd&v xal 'Sl^ux&Vy tvaTtsQ örevi^ xb ij naQO&og 
aiyt^ elvat ii;riyyiXXsxo . • 



170 Drittes Kapitel. 

von Ungeheuern durch Geschrei und Trompetenschall versuchte Nearch^ 
als er im indischen Meer Ton Walen bedroht wurde.^) 

II 33. Der grunzende Waldmensch erinnert an die indischen 
Ghoromander bei Plinius YII 2 § 24: Choromandarum gentem vocat 
Tauron silvestrem, sine voce, stridoris horrendi, hirtis cor- 
poribus, oculis glaucis, dentibus caninis. 

H 36. Die von sechs zu sechs Stunden schwindenden und 
wieder auftauchenden Bäume sind offenbar die gedrosischen 
Strandgewächse, von denen Arrian (nach Aristobul) und Strabo (nach 
Eratosthenes) berichten, daß sie nur zur Ebbezeit sichtbar waren, 
von der Flut aber jeweils verdeckt wurden.*) Diesen Bäumen 
wird nun noch die Eigenschaft einer andern Wüstenpflanze beigelegt: 
daß sie wohlriechendes Harz erzeugen, wie die Myrrhe, deren Saft 
auf dem Weg nach Gedrosien von den Phöniziern in Alexanders Heer 
eifrig gesammelt wurde.*) 

II 37. Daß selbst die Führer in der gedrosischen Wüste den 
Weg verloren und Alexander darauf zur Meeresküste abbog, ist 
historisch.^) — Auf die Ichthyophagen (s. o. zu Kap. 32) sind hier 
noch die Eigenschaften der Akephalen übertragen. Von- dortigen 
Meerungeheuem, die so groß wie Schiffe waren, erzählt auch 
Curtius.^) 

H 38 — 41. Die Yorstellui^, daß in diesen Ländern am Ende 
der Erde Finsternis herrsche, ebenfalls bei Curtius, der die 
Makedonier auf dem Zug zum indischen Ozean klagen läßt: Trahi 
extra sidera et solem cogique adire, quae mortalium oculis 
natura subduxerit ... Quod praemium ipsos mauere? Galiginem 
ac tenebras et perpetuam noctem profundo incuban- 

1) Air. Ind. 80, 6. Diod. XVII 106, 7. Curt. X 1, 12. Strabo S. 725. 

2) Strabo XYI 3 S. 766: Ka»' SUiv dk xriv rfjg 'Egvd'Q&g nagaXlav xuxä 

fpavij yiyv6iL8vay ratg dl 7eXrifi(i'6Qs6iv Itf^' Sre SXa xaXv^x6ii>Bva. Vgl. 
Arr. VI 22, 6. 

3) Arr. YI 22, 4: Kai iv r^ ^Qi^ü^ xa'btxi Xiyn jiQiax6ßovXos öiivgvrie 
^olXcc divdqa ytstpvxivat . . . xal xohg ^olvixag xohg xax iyMoqiav r{ 6XQccxt^ 
^vvsjtoiiivovs ^vXXiyovxag xh ddxqvov xljg öii'ÖQvrig . . innXijcawag xä 'hco- 
i6yta äyetv. 

4) Arr. VI 26, 4f.: Ol yäg ijys(i.6vsg xfjg h9o% xsXsvx&vxeg oijxixi 
Its(i>vfj69'ai. i(paaxov xt\v hd6vy &XX' äq^avKfd'flvai xa örnista aifxfjg . . *^9a 
^71 jiXi^av^QOv iwivxa Sxi iv &qi6xbq^ dst äitoxXLvavxa äysiv ... s'ÖQBtv xi^v 
d'dXaceav . . . xal ig kycxä iniigag livay xagä xriv ^dXa€aav. Strabo S. 722. 

6) X 1, 12: Plennm esse beluarum mare; aestu secnndo eas feizi magna- 
rum navinm corpora aequantes 



Historischer Kommentar. 171 

tem mari^ repletum immanium beluarum gregibus fretum.^) 
Darauf tröstet sie Alexander: Niliil deinde praeter has gentes obstare, 
quominns terrarum spatia emensi ad finem simul mundi laborumque 
perveniant. Übrigens marschierte Alexanders Heer damals wirklich 
in Finsternis; da in Gedrosien wegen der Hitze die Märsche meist 
auf die Nachtzeit verlegt werden mußten.^) Dieselbe Angabe in 
bezug auf dieselben Gegenden im Brief an Olympias HI 28. — Über 
die verderbenbringende Insel s. u. zu HI 17. Der in LCByz. er- 
wähnte Biesenkrebs mit imdurchdringlicher Schale erinnert an ein 
von Nearch beschriebenes Meerungeheuer. *) Auch das Auffinden von 
Perlen — die freilich nicht in Krebsen steckten — gehört zu Nearchs 
Erlebnissen.*) 

<Wer den Inhalt dieser Kapitel auf historische Vorgänge zurück- 
zufahren versucht^ wird auch noch andere Ähnlichkeiten namhaft 
machen können. So könnte der Gegensatz zwischen der Wüste am 
Meer und der Insel der Seligen an den Kontrast zwischen der ge- 
drosischen Wüste und dem Gartenlande Pura erinnern, wie ihn z. B. 
Curtius IX 10 schildert, und die auf der Meeresinsel verschwindenden 
Soldaten an die Fabeleien von der Insel Nosala, die niemand betrat, 
ohne zu verschwinden (Arrian Ind. 31). Aber schwerlich wird man 
mit solchem Filtrieren historischer Wahrheit aus diesem Teile des 
Bomans das Richtige treffen; denn während der alte Text den Ge- 
setzen der historischen Biographie einigermaßen zu folgen sucht ^), 
verlieren sich die späteren Zusätze, zu denen auch unsere Partie ge- 
hört, nur zu leicht in die Wundererzählung — Aretalogie wird man 
jetzt nach Reitzensteins Forschungen gern sagen — und knüpfen 
allerlei mythische Züge, die noch lebendig im Volke umliefen, an 
die Person des großen Königs. Die Frage, welchen Ursprungs diese 
Züge sind, hat verschiedene Antworten gefunden; während K. Dyroff*) 



1) IX 4, 18 <vgl. Norden, Rh. Mus. LIV 469>. 

2) Strabo S. 722: &vccyxri d' liv aal avad'iiohs yeoistöd'ai [laicQOvg ... pvxto- 
jtoQO^vrag ro %Xiov. Arr. VI 23, 1. 25, 3. 

3) Air. Ind. 39, 4: %ax^ vovtov xhv TtagdnXaw Xiyst NiaQXog 6<p9fjvat xfjros 
ixßsßXrinivov slg xr\v i\i6va ... äigiia Sk airt^ slvat tpoXi^anhv ovtm rs ig 
ßad'og ^%ov mg xal inl itf^xvv i7ti%BiVy Sörgsd xs %ul Xend&ag %al <pwcUc 
TtoXXa l^%uv ixMsq>vx6xa. Vgl. Strabo S. 767. 

4) Strabo S. 767. Arr. Ind. 38, 3. 

6) Nur so erklären sich ja die vielen Beden und Briefe. 

6) Z. f. Assyr. VU 319. Er (und nicht er allein, sondern selbst Nöldeke 
S. 25) begeht den Fehler, nicht bloß den Text von |?Ann., sondern auch den 
von G zu verwerten, der ein Sammelsurium aller möglichen Sagen darstellt, das 



172 Drittes Kapitel. 

die griechische Mythologie benutzte, um wenigstens die Geschichte 
von der Lebensquelle zu erklären, haben besonders Meißner^) und 
Lidzbarski^) altorientalische Sagenzüge zu finden geglaubt, wie wir 
sie zuerst im babylonischen Gilgamosepos nachweisen können (über 
dieses Jeremias in Roschers Lex. 11 782). Hier findet sich der 
Lebensquell (a. 0. 801. 2355 III 583), die finstere Wüste ohne alles 
Getier (Sp. 794), das Gewässer des Todes, der am Meer gelegene 
Göttergarten und endlich auch die Insel der Seligen (vgl. Röscher 
in 582). Obwohl man Einzelnes davon auch aus griechischem Glauben 
belegen kann, so scheint mir doch die Übereinstimmung in so vielen 
Zügen auf einen Zusammenhang mit den orientalischen Vorstellungen 
hinzuweisen (vgl. auch Kampers S. 86).') Aber freilich darf man sich 
diesen nicht so mechanisch vorstellen wie Meißner, der womöglich 
jedes Motiv des alten Epos in unserer Erzählung wiederfinden möchte, 
sondern muß sich die historischen sowohl wie die mythologischen 
Beeinflussungen durch viele und zum Teil recht trübe Kanäle ver- 
mittelt und verfärbt denken.^ 

III 1. Die Darstellung der Meuterei ist aus dem zusammen- 
gesetzt, was die Historiker über drei solche Vorgänge in Alexanders 
Heer berichten: eine erste in Hekatompylos bald nach Darius' Tod, 
die nur durch die schlechteren Quellen bezeugt ist, eine zweite am 
Hyphasis, durch die Alexanders Umkehr erzwungen wurde, eine dritte 
in Opis bei der Entlassung der Veteranen. Nach dem Zeitpunkt 
müßte die erste gemeint sein. Dazu stimmt aber nur der Erfolg der 
Rede Alexanders, die Bereitwilligkeit der Soldaten, ihm durch die 
ganze Welt zu folgen.^) Übrigens ist das meiste der Schilderung 
des Aufruhrs am Hyphasis entlehnt mit Einmischung einiger Züge 
aus der Meuterei in Opis.*) Bemerkenswert ist die nahe Überein- 



erst genauer untersucht werden mufi. Die Verwandlung des Koches und der 
Töchter Alezanders in Dämonen, welche für seine Konstruktion unentbehrlich 
ist, steht nur in C. 

1) Alexander und Gilgamos. 2) Z. f. Assyr. VE 104, VIII 266. 

3) <^Über die Nachwirkungen gerade dieser Züge in den späteren orien- 
talischen Bearbeitungen der Alexandersage vgl. W. Hertz, Qtes, Abhdl. 47 ff.^ 

4) Curt. VI 4, 1: Summa militum alacritate iubentium quocumque 
vellet ducere oratio accepta est. Ebenso Plut. 47, 2 mit Berufung auf einen 
Brief Alexanders an Antipatros. 

6) Veranlassung und Ausbruch des Aufruhrs: Arr. V 26, 2 ff. Curt. 
IX 3, 1. Just. Xn 8, 10 ff. Curt. IX S, 8f. Indiam quaeris ... inter feras 
B^rpentesque degentes eruere e latebris .. expetis. Just. XII 11,6: Nee 
iam precibuB sed convicio agebant, iubentes eum solum cum patre suo Harn- 



HistorischeT Eommentar. 173 

Stimmung mit Gurtius. A- hat außerdem noch besondere Zusätze aus 
einer historischen Quelle.^) Eine Verquickung von Momenten aus 
yerschiedenen Meutereien zeigt auch der bei Plutarch angeführte an- 
gebliche Brief Alexanders an Antipatros.^ 

m 3. AUes ohne geschichtliche Grundlage. Einen ähnlichen 
Brief des Porös überliefert aber die Metzer Epitome in ihrem ersten 
Teil (§ 56f.). Die Figur des Porös ist eine bloße Wiederholung des 
düukelhafteu^ sich selbst yergöttemden Darius, wie auch im Brief- 
wechsel Gedanken aus I 36 u. 38 wiederkehren. — Daß Dionysos 
gegen die Inder Eiieg führte^ ist eine Angabe der Alexandergeschichte 
Kleitarchs (Fragm. 10). 

III 3. Die Erzählung zeigt einige Verwandtschaft mit Ktesias' 
Bericht über den fabelhaften Feldzug der Semiramis gegen die 
Inder.'*) Auch dieser schickt der König der Inder Boten mit einem 
Schreiben voll Schimpfreden entgegen*), auch sie sucht sich gegen 
die indischen Elefanten durch bewegliche Trugbilder zu helfen 
(scheinbare Elefanten aus Rindshäuten, in denen ein Kamel samt 
Lenker verborgen ist)^) und stellt diese Popanze ebenfalls vor der 
Front ihrer Schlachtlinie auf^), was ihr zu einem augenblicklichen 
Erfolg verhilft. — Daß Bukephalos im Kampf gegen Porös, nach 
einer Nachricht durch Porös' Sohn, gefallen sei, ist Überlieferung der 
geringeren Quellen.*^) Daß Ps. gegen jede Überlieferung Alexanders 
Heer schließlich in Nachteil kommen läßt, hat wohl den Zweck, der 

mone iniie bella. — Trennung der persischen und makedonischen 
Truppen: Polyaen 17 3, 7 6 ^^ (AI.) TCQoakoc^Bv 6nXt6anivovg t9l<f crfjvai 
rohg Mu%B96va£y slg dh toifvavvlov to^g lÜQöag. Just. XII 12, 1. — 
Mehreres in Alexanders Bede: Gurt. IX 2, 33 f. Sed solus quoque ire 
perseverabo Obicite me fluminibus et beluis et illis gentibus, quarum nomina 
horretis ... Scythae Bactrianique erunt mecum, hostes paulo ante, nunc 
milites nostri. . . . Ite reduces domuml (Vgl. Arr. V 28, 8. VII 9, 1. 10, 6.) 
Ourt. IX 2, 29 nihil umquam vobis praecepi, quin primus me periculis obtu- 
lerim, qui saepe aciem clipeo meo texi. (Vgl. Air. V 26, 7. VII 10, If.) 
Ourt. X 2, 29: lam autem scietis, et quantum sine rege valeat exei- 
cituB, et quid opis in me uno sit. 

1) Zum Hinweis auf den Zustand der Waffen und Kleider und den langen 
Kriegsdienst vgl. Diod. XVII 94, 2. Gurt. IX 3, 10 f. Just. XII 8, 18; zur Ent- 
lassung der Veteranen und Berufung junger Mannschaft: Air. VII 12, 1. 4. Just. 
XII 12, 7 ff. 

2) S. o. Vgl. Käist, Forschungen S. 108 f. 

8) Diod. n 16 ff. 4) 18, 1 f. 6) 16, 8. 6) 19, 2. 

7) Air. V 14, 4 (als Xsyo^isvov, mit dem Ptolemaios nicht übeieinstimmt). 
Diod. XVn 96, 6. Plut. 61. Stiabo S. 698. Just. XII 8, 4. Guit. Vm 14, 84. 
Gell. V 2. Epit. Mett. 62. 



174 Drittes Kapitel. 

Haupteigenschaft seines Alexander^ der Verschlagenheit; wieder eine 
wichtige Rolle zu verschaffen. 

III 4. Die Fabel von Alexanders Zweikampf mit Porös 
soll bekanntlich schon Alexander selbst^ während einer Fahrt auf 
dem Hydaspes, von Aristobul (?) vorgelegt worden sein und diesen 
veranlaßt haben, das Buch in das Wasser zu werfen.^) Trotz dieser 
authentischen Kritik hat sie sich erhalten und wird auch von Justin, 
hier in einer für Alexander ungünstigen Fassung, wiedererzählt.') 
Aber der bei Ps. berichtete Ausgang, Porös' Tod, verrät sich durch 
den Zug niedriger Tücke, der hier wieder Alexander angedichtet wird, 
als eigene Erfindung des alexandrinischen Verfassers. Historisch ist 
von allem nur die Angabe über Porös' Körpergröße.') — Der 
Zug in das Gebiet der Oxydraker fällt erst in die Zeit nach der 
Umkehr am Hyphasis; doch hatten sie sich schon früher einem Bund 
gegen Alexander angeschlossen.^) Der indische Name des Volkes ist 
Xudraka. ^Ol^vÖQccxaL nennen sie auch Arrian, Diodor und Steph. 
Byz., Z^vdgdxac Strabo, Sudracae Cui*tius und Justin. Über die ihnen 
hier zugeteilte Bolle s. z. folg. Kap. 

III 5. In der Erzählung von den Oxydrakem sind drei ganz 
verschiedene Dinge miteinander vermengt: 1. Alexanders Zug 
gegen die Maller und Oxydraker^), die ihm schließlich durch 
eine Abordnung ihrer angesehensten Männer ihre Unterwerfung an- 
zeigten.*) 2. Alexanders Unterredung mit zehn wegen Auf- 
ruhrs gefangenen Brahmanen, die durch ihre klugen Antworten 
auf Alexanders verfängliche Fragen ihr Leben retteten.^) 3. Ale- 
xanders Verkehr mit den indischen Asketen, die er teils durch 
seinen Abgesandten Onesikritos®), teils bei einer zufälligen Begegnung*) 
kennen lernte. Die Zusammenziehung dieser drei Momente zu einer 
Handlung ist nicht erst das Werk unseres Verfassers. Die Vorstufe 
seines Berichts zeigt die Metzer Epitome § 71 ff. Danach schickten, 
als Alexander auf dem Weg zu den Oxydrakem und Mallern war, die 
dort wohnenden indischen Philosophen dem König einen Brief ent- 
gegen, in dem sie ihn von nutzlosen Gewalttaten abmahnten: die 



1) Lucian, quom. bist, scrib. 12. 2) XII 8, 3 f. 

3) Arr. y 19, 1: t6 xb iiiysd'os id-ayfiM^Bv 'hehg nivxB Tdjxsie {uiXicxa övit- 
ßatvov xal x6 xdlXog xov IIooqov. Diod. XYII 88, 4. Plut. 60, 6. Epit. Mett. 64. 

4) Arr. V 22, -J. 5) Arr. VI 4, 3. 6) Arr. VI 14, 1. 

7) Plut. AI. 64. 

8) Plut. AI. 65. Strabo S. 714 ff. Air. VE 2, 2 f. , 

9) Act. Vn 1, 6 f. 



Historischer Kommentar. 175 

Grundlage des in Kap« 5 enthaltenen Sclireibens. Darauf griff 
Alexander die beiden Völker an^ besiegte ihren König Sambus, er- 
oberte ihre Stadt und nahm in dieser die zehn Philosophen gefangen, 
die er dann wegen ihrer Antworten begnadigte. Wahrscheinlich 
hatte Plutarch einen ähnlichen Bericht Yor sich, denn er bezeichnet 
die zehn Weisen als ^roi)g fiaXiöra thv E&ßßav dvaütstöavrag 
ästoörijvaL' ^\ und Philostratos*) kennt die indischen Philosophen, 
die Yor Alexander auftraten, ebenfalls als Oxydraker. — Diese Fassung 
finden wir nun bei Ps. besonders dadurch weiter entstellt, daß unter 
den indischen Weisen das ganze Volk der Oxydraker Yerstanden, 
und daß diesen, die in Wirklichkeit zu den streitbarsten Indem ge- 
hörten*), der Charakter grundsätzlicher Friedfertigkeit beigelegt ist. 
So wird aus Alexanders Kriegszug eine Reise zum Zweck der Be- 
lehrung, und Yon der Schuld, Gefangenschaft und Lebensgefahr der 
Gymnosophisten ist keine Rede. Die Pointe der Geschichte ist da- 
mit freilich verdorben. — Der Brief der Brahmanen ist verwandt 
mit dem angeblichen Schreiben des indischen Weisen Kalanos, das 
Philon in der Abhandlung ^quod omnis probus liber' unvollständig 
(14) mitteüt.*) In der Metzer Epitome (72—74) ist der Brief voU- 
ständiger, aber sehr verderbt, und auf eine sehr verderbte Fassung 
geht auch der Text unserer Stelle zurück, in dem der Grundgedanke 
— daß dem Weisen äußere Gewalt nichts anhaben kann, weil sie 
nur auf den Körper, nicht auf die Seele wirkt — bis zur Unkennt- 
lichkeit verwischt ist. — Zur Abtrennung der Frauen vgl. Megasthenes 
bei Strabo S. 712. 0) 

m 6« Von den Fragen und Antworten stammt die erste, über 
die Gräber, nicht aus der Unterredung mit den gefangenen Auf- 
ruhrern, sondern aus dem, was Dandamis, das Oberhaupt der Asketen, 
Alexanders Boten geantwortet haben soll: i&vxL fihv yccg ol rr^v 
'IvS&v yfiv i^UQxetv . . , äxod'uvövta dh aücaXXccyi^ösöd'ai ovx 
ijctetxovg ^vvoCxov^ rot) öfhfiatog.^) Danach ist offenbar der in 
den Ausführungen unserer Texte verkannte Sinn der Antwort: unser 
Grab ist der Körper, in dem wir wohnen. ZweifeUos ergibt diesen 
die Fassung bei Josippon (S. 74 bei Gagnier): Sepulchra sunt ipsa 



1) 64, 1. 2) Vit. Apoll, n 33, 1. 

3) AiT. VI 4, 3: fucxtlMordtovg t&v ra^ötfi *Ivd&v. 

4) Dies erkannte zuerst £. Pridik: De Alexandri Magni epistularum com- 
mprcio S. 169. 162 f. 

6) Talg dk yvvai^l tatg yaitetatg {lij aviiq>U66oq>Btv rohg Bgaxii&vag. 
6) Arr. YII 2, 4;.ähnl. MegastheneB bei Strabo S. 718. 



176 Drittes Kapitel. 

Corpora nostra. Cum enim animae nostrae a corporibos separantur, 
tum demum ylviinns. — Unter den übrigen acht Fragen stimmen 
fünf mit denen bei Plutarch Kap. 64 und in der Metzer Epitome 
§ 79 ff. so ziemlich übereiD, doch sind die Antworten zum Teil ab- 
weichend, nnd manches ist bei Ps. treffender gegeben als bei Plutarch. 
Bezüglich der Zahl der Lebenden und Toten ist die Antwort bei 
Plut. besser: toi)g i&vxag' (ybxixi yäQ elvav ro'bg t6d"inix6tag. Bei 
der dritten Frage, über die Stärke von Tod und Leben, begründet 
Plut. die Antwort ri^v ^(oi^: xoöavra xaxä g>iQov6av. Wieder anders 
die Epitome (81): ideo quod vita ex nullis ut sint facit, mors autem 
ex his, qui sunt, ut nulli sint efficit. Die vierte, über die Größe 
von Erde und Meer, ist bei Plut. verderbt: ütötSQOv triv y^v fl 
riiv d'dXaxtav fieC^ova XQ&q>Biv d'rjQlcc Denn die Antwort, die 
mit der bei Ps. ungefähr gleichbedeutend ist, paßt nur auf die bei 
Ps. gestellte Frage. Nach unserer Stelle und^ der Epitome (§ 79: 
marinae an terrenae bestiae plures essent) ist bei Plut. etwa zu 
bessern: tc, x, y, '^ r. <&. fisc^ova elvav xal ^Xiova XQitpsiv d-r^gla. 
Dasselbe Problem bei Philostratos ^), wo die Frage mit Ps. überein- 
stimmt. Die fünfte, über das schlimmste^ Geschöpf, wird in unserer 
Stelle am besten beantwortet. Dasselbe meint die Antwort der 
Epitome: ^das weiß jedermann'.^) Plutarch unpassend: 8 jti^ZP^ ^^^ 
&vd'Q(07Cog oix eyvaxev. Wohl zu bessern: &v ^i%Qi vvv iyvoxa^ 
ävd'Qcmog. Für die siebente, über die Priorität von Tag und 
Nacht, lautet bei Plut. die Antwort: xijv ijiiBQav iifiSQa (ii,ä. Ebenso 
Epit. 80. Die übrigen Sophismen haben Plutarch und die Epitome 
nicht, sondern dafür andere. Über andere Fassungen dieser Fragen, 
besonders im Talmud (Tamid 32 a), s. TL Nöldeke Beitr. S. 7, der 
den Bericht des Talmud als unabhängig von Ps. bezeichnet. — Was 
die Brahmanen zum Schluß Alexander vorhalten, die Zwecklosig- 
keit seiner Eroberungszüge, sagten ihm, nach einem Xsyöfievov 
bei Arrian*), Gymnosophisten, die er zufällig auf einer Wiese traf. — 
Eine ausgiebige Verwertung dessen, was Onesikritos über seine Unter- 
redung mit den Brahmanen berichtet hat^), bieten dagegen die Trak- 

1) Vit. ApoUon. m 87. 

2) Oder 'das schlauste': Tedwoav Ttavovgy^tBQov, 

3) § 79: ea qxdcquid hominuin quae sit novit; vom Heiausgeber mit un- 
recht geändert. 

4) Vn 1, 6: &«b Tijg olxtlag roöa^triv yf^ i^esiiQXÜ ^Q^l^yiuxva %%iov %«l 
xaqi%oiV tolg äXXoig' %(d olv xal Zuxbqov &7to9'ocvil>v to6o^ov xa^^|e»9 tf^g yf^g 
Saov i^ocgiiBt ivt89'oup9ai r^ ömiueti. Vgl. 2, 8. 

6) Vgl. E. Schwartz, Fünf Vorträge über den gr. Roman S. 88 ff. 



Historischer Kommentar. 177 

täte über DandamiS; die in der Hs. A des Ps. eingeschoben und bei 
Müller als Kap. 11 — 16 des dritten Buches abgedruckt sind. Ihre 
lateinischen Bearbeitungen^) wurden im Mittelalter viel gelesen. In 
ß ist unsere Stelle durch Zusätze aus diesen Stücken erweitert. 

m 17. Der Brief Alexanders an Aristoteles. 

Der Brief an Aristoteles besteht, wie ihn a überliefert, aus zwei 
Stücken, die nur äußerlich aneinandergeleimt sind und ursprünglich 
gar nicht zusammengehören.^) I handelt von Abenteuern im Prasier- 
land, n beginnt ganz von frischem mit weit früheren Ereignissen und 
erzählt dann Ton Alexanders Ankunft und Erlebnissen im Prasier- 
land, ohne auf den Bericht von I irgendwie Bezug zu nehmen. Diese 
beiden Teile sind also für die Erörterung zu trennen. Das zu ü 
Oehörige fängt in A mit den Worten an: Tä di %Xst6xa xal ücagä- 
äo^a . .'), obwohl durch die Zusammenschiebung von I und II der 
Inhalt der folgenden Sätze bis Nixtlöavteg zum Bericht von I ge- 
zogen ist; denn eine Yergleichung der lateinischen Epistola ad 
Aristotelem (s. u.) lehrt, daß der Satz Tä dh jcXetöta—jtLXQÖg eine 
verstümmelte Wiedergabe der Einleitung von 11 darstellt. — Keines 
der beiden Stücke kann der ursprünglichen Fassung des Romans an- 
gehört haben. Denn beide behandeln Abenteuer Alexanders in 
Prasiake, während der ursprüngliche Roman III 27, der Geschichte 
entsprechend, Alexander nur bis zum Hypanis (Hyphasis) gelangen 
und auf die Unterwerfung des Prasierlandes verzichten läßt; s. u. zu 
ni 27. Femer steht der zweite Teil zu der früheren Erzählung von 
Alexanders Feldzug nach Indien und der Besiegung des Porös 
(III 1 — 4) in schroflFem Widerspruch. Endlich erweist Alexanders 
Brief an die Amazonen lU 25 das ganze Stück III 17 — 24 als 
späteren Zusatz; s. u. zu III 18 — 24. 

111 17^. Der erste Teil ist ein Bruchstück aus einem angeb- 
lichen Brief Alexanders, in dem Abenteuer Nearchs, die an der ge- 
drosischen Küste spielen, mit entsprechender Verstärkung der Effekte 
auf Alexander übertragen und in das Prasierland verlegt sind. 

Die ^prasische Stadt' ist Paübothra (Palaliputra) am Ganges, 
die Hauptstadt der Prasier, die man durch ihren Verkehr mit den 

syrischen Königen, besonders aus den Berichten des Megasthenes, 

• — 

1) Letzte Ausgabe eines Textes im Anhang zu Kühlers Julius Yalerius. 

2) Dies erkannte zuerst E. Rohde (Gr. Rom.* S. 187 f.). 

8) Müll. S. 121* Z. 6 V. u.; Val. 126, 6 per quas uhique vastitates. 

AuBfeld, Der griech. Alexanderroman. 12 



178 Drittes Kapitel. 

den Seleukos als Gesandten an den König Sandrakottos geschickt 
batte^ als das mächtigste Volk Indiens kannte.^) Alexander ist be- 
kanntlich in Wirklichkeit nicht bis in das Gebiet des Ganges Tor- 
gedrungen. Daß aber unser Brief, sowie der, auf den der zweite 
Teil des Kap. zurückgeht*), mit dieser Erweiterung seiner Taten 
nicht allein stehen, zeigt Strabos Notiz über einen angeblichen Brief 
des KJrateros.^) Ein Zusammenhang unseres Berichts mit diesem 
Machwerk ist nicht unmöglich, zumal Krateros hier unter den Zeugen 
des Abenteuers genannt wird. — Daß der Verfasser dem Gebiet der 
binnenländischen Prasier ein Vorgebirge am Meer andichtet, beruht 
wahrscheinlich auf Verwechslung des indischen Volks mit den An- 
wohnern des Kaps Prason an der Ostküste von Afrika.*) — Der 
historische Kern der folgenden Erzählung ist ein Erlebnis, das Nearch 
von seiner Fahrt durch das indische Meer berichtet hat: das rätsel- 
hafte Verschwinden von Leuten aus Alexanders Flotte bei 
einer todbringenden Insel am Gestade der Ichthyophagen.^) 
Diese Zauberinsel im indischen Ozean, die in den Schiffersagen eine 
große RoUe gespielt* zu haben scheint und auch in unsem angeblichen 
Briefen Alexanders noch öfter vorkommt^), erscheint als Mittelpunkt 
verschiedener Abenteuer und unter verschiedenen Namen.') Mit dem, 
was von dieser Insel gilt, finden sich nun bei Curtius®), wie in der 
Vorlage unserer Stelle, die Merkwürdigkeiten einer andern Insel des 
indischen Meers vermengt, die das Grabmal des alten Königs 
Erythres, des Heros eponymos des erythrischen Meers, enthalten 
haben soll und meist Ogyris^), auch Oarakta^®) u. a. genannt wird. 
Er sagt: Nearchus et Onesicritus . . . nuntiabant . . plenum esse 
beluarum mare . . . Cetera incolis crediderant, iuter quae . . . esse 



1) Arr. Ind. 10, 5 f.: iieylerriv ^k tcoXiv iv 'Iv$ol6iv elvai TIaU\Lßo9'qa 
xocXsoiiBVTiv iv ffj ügaölcDV yy • • - xai Xiyei, Msyaßd'evrig ft'fl'fOff ^kv inix^iv xi]v 
xdXiv .. . ig öydo^xovta Gzadiovs. Strabo S. 702. Plin. VI 19 § 68. 

2) S. u. zu m 1711^ 5. 

8) S. 702: 'Ey.Sid<yvai Si rig xal Kgatsgov ngog tr\v ^iTiriga jigiövoTcdtgav 
iitiexoXr] noXXd rs aXXa ^agdSo^a cpgd^ovöa xal O'hx b^LoXoyovöa ovdsvl xal dij 
Ttal tb iisxgi' xov rdyyov TcgoeX^slv xov 'AXi^avdgov. 

4) Steph. Byz. u. d. W. Ptol. IV 8. 

5) Afr. Ind. 31, 1—3. Vgl. Strabo S. 726. Nearch fuhr aber dann selbst 
nach der Insel hinüber und zeigte, daß das Gerächt unbegründet war. 

6) n 88; Ep. 219, 9 ff. (s. u. zu III 17^ 7). ni 28. 

7) Tomaschek bei Pauly-Wiss. U 1789. 8) X 1, 10 ff. 

9) Plin. VI 28 § 153. . Pomp. Mela III 8 (79). Dionys. Perieg. 607. 
10) Arr. Ind. 37, 3. 



Historischer Kommentar. 179 

haud procul a continenti insulam palmis frequentibus consitam 
et in medio fere nemore columnam eminere, Erythri regia monu- 
mentum^ litteris gentis eius scriptam. Adiciebant navigia^ quae 
lixas mercatoresque vezissent^ famam anri secntis gubernatoribus 
in insulam esse transmissa nee deinde ab iis postea visa. 
Hier liegt der Zusammenhang mit unserer Stelle klar vor Augen. 
Bezeichnend ist namentlich, <]aß die Widerlegung des unheimlichen 
Gerüchts durch Nearch in dieser Darstellung verschwiegen wird. 
Der Verfasser des Briefs erhöht aber den Effekt noch durch eine 
dritte Zutat, die Fabel von der &6%iöoxBXd)viri, der Riesenschildkröte, 
deren inselartiger Bücken die Landenden ins Verderben stürzt.^) Eine 
solche Erfindung lag um so näher, da in Nearchs und Onesikritos' 
Berichten von riesigen Meerungeheuern viel die Bede war.^) Auch 
der kleine Zug, daß sich die Ichthyophagen mit Hinterlassung ihrer 
Kähne davonmachen, stammt aus Nearchs Erzählung.^) DaB Erleb- 
nisse Nearchs ohne weiteres als solche Alexanders dargestellt werden, 
kommt in diesen Briefen wiederholt vor.*) — Alexanders Freund 
Pheidon ist vielleicht der höfische Schmeichler Demetrios Pheidon, 
einer der Hetairen, der sonst durch seine Hetzereien gegen Kallisthenes 
ein übeles Andenken hinterlassen hat.^) 

m 17^. Das zweite Stück von IH 17 ist ein dürftiges und 
nachlässig gefertigtes Exzerpt aus einem vollständigeren Briefe, der 
Alexanders baktrischen und indischen Feldzug vom Einmarsch durch 
den kaspischen Paß bis zur Rückkehr nach Persis behandelte. Während 
im ersten Stück der ursprüngliche Zusammenhang nicht mehr 
erkennbar ist, läßt sich hier die Beschaffenheit des Grundtextes 
einigermaßen feststellen, da wir von diesem Brief in der lateinischen 
^Epistola Alexandri Macedonis ad Aristotelem magistrum suum de 
itinere suo et de situ Indiae'^) eine vom Roman unabhängige weit 
vollständigere Überlieferung besitzen. Die historische Grundlage der 
Erzählung wird erst aus dieser erkennbar und verständlich. Jedoch 
ist der Wert des lateinischen Textes durch mehrere Fehler beträcht- 



1) Ausführliche Nachweise bei Zacher, Fseudokall. 147 ff. 

2) Arr. Ind. 30. Gurt. a. a. 0. Aelian h. a. XVII 6. 

3) Arr. Ind. 26, 9. 

4) S. 0. zu n 32. 38; u. zu III 17n 7. 

5) Plut. AI. 54, 4; vgl. quom. adulator. int. 24. Arr. IV 12, ö, 

6) Hg. von B. Kühler als Anh. zu Jul. Yalerius Leipz. 1888. Eine andere, 
von diesem Text unabhängige lat. Bearbeitung des Briefs tiberliefert die Bam- 
berger Hfi. E ni 14 fol. 228-^236, von Eübler zum Abdruck gebracht in den 
Rom. Forschungen Bd. YI. Ich zitiere nach meiner eigenen Abschrift. 

12* 



180 Drittes Kapitel. 

lieh verringert. Die Übersetzung faßt auf einer späten und schlechten 
Überlieferung, was namentlich auch in der groben Entstellung der 
Namen hervortritt. Dazu hat ein Bearbeiter durch Umstellung ein- 
zelner Abschnitte den ganzen Bericht in Unordnung gebracht und 
diese Verwirrung noch durch eigene Angaben über Ort und Zeit ver- 
mehrt^ die seine völlige Unkenntnis der geschichtlichen und geo- 
graphischen Verhältnisse dartun. Auch sonst scheint der ursprüng- 
liche Inhalt in der Ep. durch Zusätze entstellt zu sein; seltener sind 
Kürzungen und Auslassungen anzunehmen. AIb ursprüngliche Reihen- 
folge der Hauptteile laßt sich nach den Historikern und den Texten 
des Bomans etwa folgende vermuten: 

A) Der baktrische und indische Feldzug vom Einmarsch 
durch den kaspischen Paß bis zur Unterwerfung des Porös: 

a) Ep. 192, 3-6 u. 193, 15—17 = Ps. § 2. b) Ep. 193, 18-202, 
7 = Ps. § 3. c) Ep. 207, 14—208, 24 = Ps. § 4. d) Ep. 202, 8— 
204, 6 = Ps. § 5. e) Ep. 192, 12—193, 15; fehlt Ps. 

B) Die Denkmale des Herkules und Liber? (fehlt Ps.). 
Zug zu den Bäumen der Sonne und des Mondes: a) Ep. 204, 
6—12? b) Ep. 208, 26—209, 8 remitterent? c) Ep. 209, 8 Quam 
rem frustra me petere ita cognovi. Dum sciscitor. . — 217, 3 ver- 
berabantur = Ps. § 6. 

C) Zug an den Ozean und zum Lande der Ichthyophagen 
(fehlt Ps.): [a) Ep. 217, 3 Inde a sacro deorum ad oceanum tendebam 
* * * dicentes non imparem me quoque esse immortali — 217, 6 
gratias agebam: eine verstümmelte Wiederholung von 204,16 — 205,2.] 

b) Ep. 204, 13—207, 11. 

D) Rückweg vom Land der Ichthyophagen nach Persis 
(in der Ep. Rückweg vom Orakel der Bäume zu Porös): a) Ep. 217, 
7—218, 18? fehlt Ps. b) Ep. 218, 18—219, 16 teilweise = Ps. § 7. 

c) Ep. 219, 17—220, 11? fehlt Ps. 

Auf eine nähere Begründung dieser Anordnung, sowie auf aus- 
führliche Erörterung der Angaben der Ep., die bei Ps. fehlen, muß 
an dieser Stelle verzichtet werden.^) 

§ 1. Ein Flüchtigkeitsfehler des kürzenden Bearbeiters ist, daß 
er von der Sonnen- und Mondfinsternis so spricht, als sollte darüber 
in diesem Brief erzählt werden. Den richtigen Zusammenhang zeigt 

1) In meiner Abhandlung 'z. Erit. d. gr. AI. R.' S. 9 ff. habe ich bereits 
einige Nachweise gegeben. Über die nrsprüngliche Reihenfolge bin ich aber 
jetzt etwas anderer Ansicht, als dort dargelegt ist. 



HiBtoriflcher Kommentar. 181 

Ep. 191, 25f.: Prioribus litteris significaveram tibi de soUs 
limaeque eclipsi et de constantia sideram aerisque indiciis. 

§ 2. Die Goldschätze^ yon denen hier die Rede ist, sind in 
der Ep. (193, löff.) unter den Kostbarkeiten des indischen Königs- 
palastes aufgezählt, indem nämlich der Verfasser der Ep. Alexander 
gleich nach der ünterwerfong des Darius auch Porös besiegen, dann 
aber, als stünde Alexander noch im nördlichen Medien, wo Darius 
fiel, seinen Weg durch den kaspischen Paß fortsetzen läßt, um später 
(204, IflF.) die Unterwerfung des Porös an richtiger Stelle nochmals 
zu erzählen. Es ist zweifellos, daß die ursprüngliche Fassung des 
Briefs diese Verschiebung, deren nachträgliche Entstehung ganz deut- 
lich hervortritt, nicht hatte. Wahrscheinlich war aber auch die Vor- 
lage des Textes a von diesem Fehler noch frei^), wie ja auch der 
Inhalt von § 4, der in der Ep. verschoben ist, in cc am richtigen 
Platze steht. Es handelt sich also hier wirklich um die Beute, die 
Alexander nach der Ermordung des Darius zufiel, worüber Diodor^) 
einen kürzeren Bericht hat, in dem auch die Trinkgefäße ausdrück- 
lich hervorgehoben werden. Danach erzählt Diodor Alexanders Zug 
durch Hyrkanien zum kaspischen Meer und spricht 75, 3 von der 
Menge der Schlangen, 75, 4 von der Fruchtbarkeit des kaspischen 
Landes, wovon im folgenden Abschnitt unsers Briefs (§ 3 und Ep. 
193, 20flF.) gleichfalls die Rede ist. — Was diesen Angaben über 
Darius' Schätze in der Ep. 192, 12—193, 15 bezüglich Porös' Streit- 
macht und der Pracht seines Palastes vorausgeschickt ist, gehörte 
jedenfalls zum ursprünglichen Inhalt von § 5, stünde also bei 204, 
1 — 6 am richtigen Platze. 

§ 3. Daß die Erzählung in § 3 auf Darstellungen aus Alexanders 
Feldzug in die nördlichen Provinzen des Perserreichs zurückgeht, er- 
gibt sich nicht nur aus den genannten Örtlichkeiten (dem kaspischen 
Tor und Ep. 194, 11 Baktrien), sondern auch aus vielen Einzelheiten, 
die in der Geschichte jenes Feldzugs vorkommen. Das Ganze ist 
freilich bis zur Unkenntlichkeit entstellt, indem aus einem mehr- 
jährigen Kriege eine kurze abenteuerliche Entdeckungsreise gemacht 
und überdies das Lokalkolorit durch die üblichen Zutaten aus der 



1) a. a. 0. S. 14 hatte ich anders geurteilt. 

2) XVJi 74, 4 f.: ^Lsydlatg Sh ^(ogsatg irlitriös rovs örgatKarag .. rg äim^st 
xo^ ^aQslov yeoXX&v XQTiiidirmv xsxvQievTtmg. Ttaga iikv yag r&v ya^Offv- 
Tiayto'dvrcov ^aQÜaßsv dxtaxtaxtXlav raXdvrmv ägi^'^tov, x^Q^S ^^ zoinaiv ta vb^lt]- 
9'ivra totg öTQCCTimvaig övv ra» x66pi^ Tial rotg inTCmiiccöiv 'bTtfjQxs fivgia xal 
XQiaxl'Xicc xdXavza. 



182 Drittes Kapitel. 

wirküchen und fabelhaften Tier- und Pflanzenwelt Indiens verdorben 
ist. Unter den beschwerlichen Märschen des baktrischen Feldzugs 
zeigt besonders der, den Alexander yon Baktrien aus durch die Wüste 
von Sogdiane zur Verfolgung des Bessos machte, bei Curtius VII 5, 
IS. ähnliche Momente: glühende Hitze des Wüstensandes (Ep. 194, 8 f. 
Curtius 5, 3), Verdursten der Soldaten, Trinken von Öl (Ep. 196, 16. 
Curt. 5, 7), Weigerung Alexanders, einen Trunk Wasser, der ihm an- 
geboten wird, anzunehmen (Ep. 195, lOff. Curt. 5, lOff.). 

Das viel erwähnte kaspische Tor ist der Paß von Serdarra^), 
der auch andern als der ^Angelpunkt' dieser Züge Alexanders galt.^) 
Daß es dort viele Schlangen gebe, sagt Plinius in der Be- 
schreibung des Passes.^) Doch waren diese natürlich nicht die Ur- 
sache, daß Alexander 'quadrato tum agmine et composito ibat'.*) 
Nach Diodor, Curtius imd Strabo (nach Polykieitos) war das kas- 
pische Meer von vielen Schlangen bevölkert.^) — Ein zwölftägiger 
Gewaltmarsch Alexanders (nach Medien zur Verfolgung des Darius*)) 
und ein elftägiger (von da nach Ragal*^)) fallen vor den Eintritt in 
den kaspischen Paß. Aber der Bericht der geringeren Quellen ist 
hier verworren genug, daß einer von diesen Märschen dem Verfasser 
vorschweben könnte. — Die riesigen Rohre sind ein Zug aus der 
indischen Wunderwelt.®) Daß von diesen ein Glied zwischen zwei 
Biioten als Kahn verwendbar sei, erzählte schon Herodot.*) Auch 
das Abenteuer mit den Flußpferden ist vermutlich der Geschichte 
des indischen Feldzugs entlehnt, denn Onesikritos hatte in seinen 
Lügenberichten die indische Tierwelt noch um diese Ungeheuer be- 
reichert.^^) Dagegen entspricht die Schilderung der Wüste mit dem 

1) Niese S. 100. Karst bei Pauly-Wiss. I 1426. 

2) Plin. hist. n. VI 15 § 45: Hunc enim cardinem Alexandri Magni 
itinera fecere, ab iis (Caspiis) portis ad Indiae principium stadia XV milia 
DCLXXXX prodendo, ad Bactra oppidum ... III milia DCC. 

3) VI 14 § 43: serpentiauL multitudo nisi hieme transitum non sinit. 

4) Curt. VI 4, 14. 

5) Diod. XVn 75, 3. Curt. VI 4, 18. Strabo XI 7 S. 510. 

6) Arr. lU 19, 4. 

7) Arr. HI 20, 2; vgl. Plut. 42, 8. 

8) Megasthenes bei Strabo S. 710 f.: xccJidiiovg Sh iifjKos t^hv TQvdxovTa 
ogyvL&v ro^g dgd'lovg ... itdxog Sh &ors trjv Sid^stgov votg ^kv hlvai XQmr^xvv^ 
rotg Sh dtJtXccdav. Plin XVI 36 § 162. 

9) III 98: nocXdfiov bv y6w tcXoIov ixa&cov ytoihtai. Plin. a. a. 0. Pomp. 
Mela ni 7 (62). Vgl. Lassen, Ind. Altertumskunde^ II 688. 

10) Strabo S. 690: %al r&v iv rotg Ttorafiolg %Xriv ijcjeov jcovaiilov ta &lla 
q>eQOvaL xal ol 'IväiTcol' 'OvriölTtgirog dh xal rovg iifjtovg yivBöd'al fpriai. S. 707. 



Historisclier Kommentar. 183 

brakigen Fluß ganz der wirklichen Natur der turanischen Steppe. — 
Der verkehrte Zusatz über das Denkmal des ägyptischen Welt- 
eroberers Sesonchosis-Sesostris^), der in der Ep. fehlt, rührt 
natürlich von einem alexandrinischen Bearbeiter her. Sesostris soll 
zuerst die Küste des roten Meers befahren und später bei jedem 
Volk eine Säule mit Inschrift als Denkmal errichtet haben. ^) Eine 
solche auf dem Vorgebirge Deire am roten Meer erwähnt Strabo.®) — 
Die folgende Beschreibung eines großen Kampfes mit wilden Tieren 
ist vielleicht durch die Erzählung von der Jagd in Basista oder Ba- 
zaira^) angeregt, die nach Diodor und Curtius zu den Ereignissen des 
baktrischen Feldzugs gehörte. Alexander hielt dort in einem uralten 
Wildpark mit dem ganzen Heer eine Jagd ab, wobei er selbst durch 
einen Löwen in Lebensgefahr kam, und 4000 Stück Wüd erlegt 
wurden. Unter den wilden Tieren und Menschen, die der Verfasser 
vorführt, sind verhältnismäßig wenige Fabelwesen. Statt der 'Hunds- 
rebhühner' (!) des überlieferten Textes, die der Zusammenhang zweifel- 
los den menschlichen Ungeheuern zuweist, werden wohl xvvoxd^idss 
(weibliche Scheusale mit Hundsschwänzen) zu vermuten sein. Daß 
die Gestalten der indischen Volksdichtung als wirklich vorhandene Ge- 
schöpfe aufgefaßt wurden, haben die griechischen Berichterstatter über 
Indien, wie Ktesias und Megasthenes, verschuldet.^) Über den Odonto- 
ty rann OS hat sich seinerzeit eine förmliche Literatur entwickelt, die 
Zacher (PseudokaU. S. 153 — 158) mit großer Ausführlichkeit be- 
handelt. Sein Ergebnis, daß das Nashorn gemeint und der Name 
von einer orientalischen Benennung des Tiers (Kerkodon oder Kar- 
kadan) abgeleitet sei, wird durch den armenischen Text bestätigt, in 
dem der Odontotyrannos ^das eiahömige Tier' genannt wird. Über- 
dies zeigt sich die Beschreibung der Ep. (201, 5ff.) mit dem ver- 
wandt, was Plinius^) über das indische Monoceros sagt. Daß der 
einheimische Name des Nashorns — aus dem die Namensform odonto- 
tyrannos wohl dadurch entstanden ist, daß das Riesentier, wie bei 

Arr. Ind. 6, 8. Auch Fhilostratos (vit. Apoll. 11 19, 1) läßt seinem Helden Fluß- 
pferde in Indien begegnen. 

1) Über diesen s. o. zu I 83. 2) Her. H 102. Diod. I 65. 

3) S. 769: Tiai fpcceiv ivraüd'a crijXriv slvai ÜBCmatgiog tov AlyvictLov 
(irivvovöav isgoZe yga^ificceiv rijv didßaöiv uiyvov. 

4) Diod. XVII X?. Curt. VIE 1, 11 ff. 

6) Ob so bona fide, wie E. Bohde (Der gr. Roman S. 178) annahm, scheint 
mir doch zweifelhaft. 

6) VJIL 76: equo similem ... uno comu nigro media fronte cubitomm 
duum eminente. 



184 Drittes Kapitel. 

VaL 129, 12f., als König der Tiere bezeichnet war — in den Texten 
der Alexanderhistoriker vorkam, läßt sich aus Gurt. IX 1,5 schließen.^) 
In der Auffassung des PaUadius^), bei dem der Odontotjrannos als 
ein im Ganges lebendes Wassertier genannt ist, sieht Zacher mit 
Recht eine Verunstaltete and ziemlich ungeschickt angebrachte Re- 
miniszenz aus Pseudokallisthenes'. — Statt der 'Nachtfüchse' (wtct- 
aX67C€X€g) werden in der Ep. (201, 16flF.) genannt: mures Indici . . . 
Yulpibus similes, quorum morsu yulnerata quadrupedia statim ex- 
spirabant, hominibus autem morsus non usque ad interitum nocebant. 
Dies macht wakrscheinlich, daß [ivaXfbxsxsg und wKraXdiscexeg aus 
fLVQ(n]xaX(b7t£xsg entstellt ist, und daß ursprünglich von den viel- 
besprochenen indischen 'Ameisen' die Rede war, die so groß wie 
Füchse gewesen sein und den Menschen, die ihnen das Gold raubten, 
gefährlich zugesetzt haben sollen.^) 

§ 4. Der Abmarsch nach Prasiake — das heißt für den 
Verfasser: nach dem Lande des Porös — bedeutet den Aufbruch 
aus dem Winterquartier im Frühjahr*) 327 v. Chr., dem auch Curtius 
(Vin 4) den hier geschilderten Schneesturm unmittelbar folgen läßt. 
Als Aufbruch zum indischen Krieg konnte dieser Abmarsch tatsäch- 
lich angeseben werden, da nach Beseitigung des letzten Widerstandes 
in Baktrien und Sogdiane noch in demselben Frühjahr oder Sommer 
nach Indien weiter marschiert wurde. Den Schneesturm beschreibt 
Curtius in den wichtigsten Zügen übereinstimmend. Das ent- 
sprechende Stück bei Diodor ist verloren gegangen. Außerdem be- 
richtet davon nur noch die Metzer Epitome § 24 — 27. In unserer 
Stelle berührt sich überdies Einzelnes mit Curtius' Darstellung des 
ersten Übergangs über den Paropanisus^), und aus einer Erzählung 
des letztgenannten Vorfalls mag auch vom Verfasser des Briefs die 



1) Ceterum hoc nomen (rhinocerotis) beluis inditum a Graecis; sermonis 
eins ignari aliud lingua Bua usnrpant. 

2) Müller Ps. III 10. 

3) Megasthenes bei Strabo S. 706: iv JdgSaig, ^d'vsi . . . 'Iv8&v . . , fuJ^- 
fit]X£$ ^TiQuov icXanixcov o'bn iXdrtovs ■ . • äimxovöi q>BV'yovtag, xcctaX(xß6vTsg 
Sh dtaxQ&vrat xal aiyuovg xal tcc 'b^o^vyia. Axr. Ind. lö, 6 ff . Her. III 102 ff. 
PHn. XU 31 § 111 n. a. Man hat die Fabel auf das tibetische Murmeltier zu- 
rückgeführt, das in der indischen Sage pipÜika (Ameise) genannt wird; Tgl. 
Tomaschek bei Pauly-Wissowa IV 2153. 

4) Nach Arr. IV 22, 3 u. Curt. VIII 4, 1. Fränkel (Die Quellen der Alexander- 
histoiiker S. 187) will in Rücksicht auf Strabö S. 691 bei Arrian d'igovg statt 
fjQog lesen, wodurch aber m. E. ein Widerspruch zu Kap. 21, 10 entstehen würde. 

6) Vn 8, 11 ff. 



Historischer Kommentar. 185 

Datierung entnommen sein. Denn Alexanders erster Zug durch 
das Land der Paropanisaden geschah im Herbst 330.^) Dazu stimmt 
die Angabe der Ep. 'octobrio mense' und die für a zu vermutende 
^li,rivi ^Cqi*, Der armenische Übersetzer hat für den ersten Monat 
des makedonischen Jahres den ersten des armenischen gesetzt. 

§ 5. Dieser Abschnitt ist im Roman wegen des Widerspruchs 
zu in 2 — 4 stark verkürzt. — Als Gebiet des Porös wird das Land 
der Prasier genannt^ weil diese das mächtigste Volk Lidiens waren; 
8. o. zu III 17^. Der dreißigtägige Aufenthalt findet, wie Ep. 
202, 20 zeigt, nicht zur Erholung vom Schneesturm statt, sondern 
zur Vorbereitung des Kampfes gegen Porös, nachdem Alexander aus 
dem Gebirge südwärts vorgerückt ist. Gemeint ist demnach offenbar, 
was Diodor (XVII 86, 3) ungefähr an entsprechender Stelle berichtet: 
^aQeX^Giv i%l tbv ^ IvSov 7tora[ibv . . . tQidxovra rjfiiQag aveXaßa 
xiiv dvvafiLv. Der Verfasser der Epistola verlegt dies nach Baktrien, 
da sich bei ihm, infolge seiner Umstellung von § 4, § 5 unmittelbar 
an § 3 anschließt. 

§ 6. Die Erzählung vom Orakel der heiligen Bäume geht auf 
Angaben des Ktesias zurück. Er berichtete von einem indischen 
Heiligtum der Sonne und des Mondes, zu dem man vom 
Sardo-Gebirge aus einen lötägigen Marsch zurückzulegen habe*); 
auch, an anderer Stelle, von zypressenähnlichen Bä.umen in Indien, 
die Tropfen ausschwitzten und einen starken Wohlgeruch verbreiteten.*) 
Auch Kleitarch hatte dies verwertet, den heiligen Hain aber auf eine 
Insel verlegt.*) Daß sich Alexander zu dem Heiligtum begeben und 
dort ein Orakel über seinen Tod empfangen habe, hat wohl erst der 
Verfasser des Briefs erfunden. — Daß die Inder Bäume als Götter 



1) Strabo S. 725: vtco TlUtddog dvatv. 

2) Rragm. ed. Bahr, Ind. § 8: tcsqI x&v 'Ivd&v ort, 6i%ai6xaxoi xal tcsqI 
tmv id'mv xal vofiiiuov avt&v ytsQl xov isQOiJ x^Q^^^ "^^^ ^^ ^S äoiX'qTa», 
o iit 6v6iiari ti^&ölv ijXlov xal öEXrjvrig, ^^ 9^ ^^^ dsxaxivTs ijiieg&v 
äfco Tov Sgovg rfjs 2^aQ&ovg xi,g Ttagaylvsxai. • 

3) ebd. § 28: 8xl iöxl divSga iv xolg 'Ivdolg '6'i|>7]>Lo: möJtsQ it^Sgog ^ 
%v7tdQixxog .... ovoiid^sxai, Sh *IvSiaxl (ihv xaQTtiov, ^EXXrivLaxl &h iiVQogS&a. 
^6X1 dk 6%dvia' Qsovoi dh i^ ahx&v iXcclov 6xay6vsg ... ö^si öh ocdvxoav 
^ätCxov. ö^BLv Si (paßiv avxb %al iitl nivxB GxaSiovg. Von den Tropfen und 
dem liebliehen Geruch ist bei Ps. nichts erwähnt, wohl aber in der Epist. ad 
Arist.: 211, 9 ff. 212, 8 ff. 217, 2. 

4) Plin. VI 31 § 198: Clitarchus vero (tradidit) Alexandro regi renuntiatam 
... alteram (insulam Eoi maris esse), ubi sacer mons opacus silva lepertus 
esset, destillante arboribus odore mirae suavitatis. 



186 Drittes Kapitel. 

yerehrteiiy sagt Gartios^), daß sie mäimliche und weibliche Pflanzen 
unterschieden, Plinius.*) Die Namen der beiden Gottheiten sind 
nicht indisch, sondern iranisch. Den yerderbten Formen des ersteren 
liegt deutlich Mithra zu Grunde, denen des zweiten wohl der Name 
des iranischen Mondgottes, der altbaktrisch Mao hieß^) und noch 
auf den Münzen des indoscythischen Reiches genannt wird.*) Aus 
dem Mondgott ist hier, nach griechischer Auffassung, eine weibliche 
Gottheit geworden. — Die Prophezeiung über den Untei^ng der 
Mutter Alexanders, seiner Gattin und seiner Schwestern (Eleopatra 
und Thessalonike) bezieht sich auf die bekannten Tatsachen.^) 

§ 7. Die Darstellung von a, als sei die Beschenkung Alexanders 
mit Fischen, Muscheln usw. in Prasiake geschehen, ist ein Fehler des 
kürzenden Bearbeiters. § 7 ist offenbar ein Bruchstück der Abteilung 
des ursprünglichen Briefs, die Alexanders Rückkehr von Indien nach 
Persis erzählte. Denn die Inder, die in Walfischhäute gekleidet 
waren (Ep. 218, 19) und Alexanders Heer mit den Merkwürdigkeiten 
ihres Meeres beschenkten, sind zweifellos die Ichthyophagen der 
gedrosischen Küste und deren Nachbarn am indischen Ozean und per- 
sischen Meerbusen. Daß sich diese in Fischhäute kleideten, wird 
in den Quellen mehrfach berichtet®), ebenso, daß sie sich Muscheln 
zur Nahrung sammelten^), und daß es dort Muscheln von ungeheurer 
Größe gab.®) Daß die Ichthyophagen Nearchs Leuten Geschenke 
brachten, sagt Arrian.^) In das Gebiet der Ichthyophagen führt 
aber auch das folgende Stück der Epistola (219, 9 ff.), die Erzählung 
Ton langhaarigen Wasserfrauen, die den Fischern ihre Beute 
raubten und Unvorsichtige in die Tiefe zogen oder ihnen durch ihre 
verführerische Schönheit gefährlich wurden. Nach Arrian^®) wußte 

1) Vm 9, 34: Deos putant quidquid colere coeperunt, arbores maxime. 

2) XVI 36 § 162: Harandini quidem Indicae arborea amplitudo . . . Differre 
maris ac feminas in bis quoque Indi tradunt: spissius man corpus, feminae 
capaciuB. 

3) Spiegel, Eran. Altertumsk. 11 70. 

4) V. Gutscbmid, Geschichte Irans S. 166. 

6) Die Belegstellen bei Nöldeke, Beiträge S. 7. 

6) Arr. Ind. 24, 9: iö^ffta Sh iq>6Qsov dgpftara d'i/JQSuCj oi dh xal l%9"oiQv 
x&v iieydXmv tcc ita%ioL. Plin. VI 109. Pomp. Mela III 8 (75): Carmanii ... 
piscium cute se velant. Philostr. vit. Apoll. III 55 u. a. 

7) Arr. Ind. 29, 14. Diod. HI 16, ö. 

8) Arr. Ind. 21, 13: ^ffrpea . . uxona xo fieye^og. Plin. XXXII 63: In Indico 
mari Alexandri rerum anctores pedalia(ostrea) inveniri prodidere. Diod. a.a.O. 

9) Ind. 26, 7. 28, 1. 10) Ind. 31, 6. 



Historischer Kommentar. 187 

Nearch von einer solchen Lorelei zu fabeln^ einer Nereide, die einst 
auf einer Insel am Ichthyophagenlande — Nosala, derselben, deren 
Geheimnisse in I eine RoUe spielen^) — hauste und den Männern, 
die in ihre Nähe kamen, ihre Liebe gewährte, sie aber dann in Fische 
verwandelte und ins Meer warf.*) In der verworrenen Erzählung der 
Epistola gehören freilich diese beiden Geschichten zu den Abenteuern 
des Rückwegs vom Orakel der Bäume nach Prasiake. Daß aber im 
ursprünglichen Bericht dieser Rückweg nach Persis führte, beweist 
schließlich noch die darauf folgende Angabe der Ep. (220, Uff.), daß 
Alexander 'dort' den Legaten von Persis^) beauftragte, Denkmäler 
seiner Taten zu errichten. — Die bevorstehende Reise zur *Königs- 
burg der Semiramis' bedeutet Alexanders Rückkehr nach Babylon. 



m 18 — 34. Alexanders Besuch bei der Königin Kandake. 

Auch die Erzählung von Alexanders Verkehr mit Kandake hat 
dem ursprünglichen Text des Romans nicht angehört. Denn es läßt 
sich vom alexandrinischen Verfasser des Romans schwerlich aonehmen, 
daß er Ägyptens Nachbarland in Indien gesucht hätte. Auch zeigt 
der Anfang von III 25, daß sich III 25 ursprünglich unmittelbar an 
III 6 anschloß oder nur durch ein unbedeutendes Zwischenglied von 
diesem Stück getrennt war; denn Alexander führt hier in seinem 
Schreiben an die Amazonen als seine letzte Unternehmung den Zug 
zu den Brahmanen an und sagt, von diesen komme er jetzt zu ihnen. 

Die Geschichte ist da, wo sie steht, so verkehrt wie möglich an- 
gebracht, denn sie spielt nicht in Indien, sondern in Ägypten und 
Äthiopien. In seinem Brief an Kandake (Kap. 18) sagt Alexander, 
er habe bei seiner Ankunft in Ägypten gehört, daß das Volk von 
Meroe einst Ägypten beherrscht habe, und fordert deshalb die Königin 
zu einem gemeinsamen Opfer für Ammon 'an der Grenze' auf, und 
die Königin sendet zur Erwiderung ^unserm Gott Ammon an der 
Grenze Ägyptens' Geschenke, die dann Alexander durch den Statt- 

1) S. o. zu ni 171. 

2) Von derselben Insel ist bei PhilostratoB (vit. Apoll. IE 66) die Rede, 
der sie Selera nennt. Überhaupt läßt Phil, seinen Helden auf demselben Weg, 
bei der Rückfahrt von der Indusmündung nach Babylon, zum Teil dieselben 
Merkwürdigkeiten entdecken (III 53 £P.): Perlen und riesige Muscheln (68), die 
in Fischhäute gekleideten Ichthyophagen (56), die verderbenbringende Insel der 
Nereide (66), riesige Meerungeheuer (67). 

3) Tersidi' ist nach der Bamberger Hs. zu schreiben statt ^praesidio'. 



188 Drittes Kapitel. 

halter Ägyptens, Eleomenes, in Empfang nehmen läßt (Kap. 19)^ 
ehe er sich selbst zur Königin begibt. Femer sind es die ägyptischen 
Götter Sesonchosis und Sarapis, die in der Göttergrotte (Kap. 24) zu 
ihm reden. Diese Abenteuer hätten also ihren richtigen Platz im 
ersten Buch, bei Kap. 34. 

Um das Stück in den Zusammenhang des dritten Buchs einzu- 
passen, hat der Bearbeiter mehrere willkürliche Änderungen und Zu- 
sätze gemacht. In Rücksicht auf den Schluß von III 17 erklärt er 
die Residenz der Kandake für die (nach III 17^, 7 von Alexander 
zunächst zu besuchende) ^Königsburg der Semiramis' und Kandake 
ßir eine Urenkelin der Semiramis. Femer erfindet er eine Ver- 
schwägerung zwischen der Familie der Kandake und Porös, und läßt 
daraus für Alexander Verwicklungen entstehen, die so in die Hand- 
lung eingreifen, daß sich die ursprüngliche Form der Erzählung nicht 
mehr ermitteln läßt. So viel ist aber ersichtlich, daß deren Verfasser 
über Äthiopien, die dortige Verehrung Ammons, die Tierwelt und die 
sonstigen Erzeugnisse des Landes sehr wohl unterrichtet war imd 
mit dem unwissenden Bearbeiter, der alles dies Äthiopische und 
Ägyptische nach Indien versetzt hat, gewiß nicht identisch ist. 

m 18. Die Beschreibung der Stadt der Kandake im Ein- 
gang des Kap. ist offenbar ein späterer Zusatz aus einer historischen 
Quelle, dessen Urheber — wie der Verfasser des Textes Jg der sog. 
Historia de preliis^) — Kandake für dieselbe Person hielt, wie die 
tapfere Kleophis, die verwitwete Königin der indischen Assakener, die 
Alexander erst durch ihren mannhaften Widerstand, dann, nach den 
geringeren Quellen^), auch durch ihre Schönheit gefährlich wurde. 
Über diese und ihre Residenz Massaga sagt Curtius^): Nuper Assa- 
cano, cuius regnum fuerat, demortuo regioni urbique praeerat 
mater eins Cleophis . . . Ad occidentem et a meridie velut de in- 
dustria rupes praealtas obmolita natura est . . . XXXV stadium 
murus urbem complectitur, cuius inferiora saxo, superiora crudo 
latere sunt structa. Und das Aussehen der Kleophis beschreibt die 
Metzer Epitome (45) ähnlich, wie III 22 Kandake geschildert ist. 
Der Bearbeiter, der dies einschob, hätte seine Notiz wenigstens nicht 
hier, wo sie nicht am Platze ist und deshalb auch in A und ß weg- 
gelassen wurde, sondern in Kap. 22 anbringen soUen,*) 

1) Festschr. der bad. Gymn. zum Heidelb. Jubiläum 1886 S. 105. 

2) Curt. VUI 10, 36. Just. Xu 7, 9. Ep. Mott. 46. 

3) Vm 10, 22 ff. Vgl. Ep. Mett. 40. [hiermit berichtigt. 

4) Meine frühere Auffassung dieser Stelle (z. Krit. d. gr. AI. R. 30 f.) sei 



Historischer Eommentar. 189 

Eandake ist eigentlich kein Name, sondern ein Titel. Nach 
Bion^) hieß so die Mutter des äthiopischen Königs, nach Plinius') 
die regierende Königin. Die in der Geschichte Yorkommenden äthio- 
pischen Königinnen, die Kandake genannt werden^ waren Herrscherinnen 
des Landes. Die bedeutendste ist die Kandake, die 24 oder 23 y. Chr. 
in Ägypten einfiel, trotz ihrer Niederlage durch C. Petronius den 
Angriff im folgenden Jahre erneuerte und schließlich ihre Unab- 
hängigkeit behauptete, ^ävdQixii ng yvv7l\^) Die Kandake unserer 
Episode, die auch mannhaft auf ihre Unabhängigkeit hält, scheint 
fast nach dem Muster dieser Bömerfeindin gezeichnet zu sein. An- 
deres erinnert an Plinius' Bericht über die Expedition, die später 
Nero, ebenfalls gegen eine Kandake, nach Äthiopien schickte.^) Auf 
die Überlieferung unserer Geschichte hat endlich auch die biblische 
Kandake eingewirkt.^) Die Vulgata setzte hier für Kavädxrjs (Gen.) 
^Candacis', wonach der Name bei Leo und in den Hss. des Jid. Ya- 
lerius entstellt ist. — Die historisch bekannten Kandake wohnten 
übrigens nicht in Meroe, das damals zu einer kleinen Ortschaft 
herabgesunken war, sondern in Nabata. Indes war der alte Herrscher- 
sitz auch in römischer Zeit noch keineswegs yerschollen^), sondern 
behielt bei den griechischen und römischen Schriftstellern yon früher 
her seinen Ruhm als Landeshauptstadt.^) Auf einheimischen Denk- 
mälern heißt der Ort Berua. Die Schreibung von /3, BsQori (LC) 
oder BsQoCri (B), hängt jedoch damit schwerlich zusammen, sondern 
mag wohl auf einer Verwechslung mit dem aus der Bibel bekannten 
Beroia oder Beroe (in Makedonien) beruhen. 

Daß Alexander beabsichtigt habe, von Ägypten aus Äthiopien 
und seine Königsburg zu besuchen, sagt Curtius (lY 8, 3). 
Unsere Erzählung macht aus der Absicht ein wirkliches Unternehmen, 
wie Ps. I 29 f. bezüglich der Unterwerfung der Eömer und Karthager, 

1) F.H.G. lY 361: Kav&duriv Al^loyesg n&6av toü ßaaiXioag fiririga 
xccXovaiv. (y&tfo BUov iv TCgaveit Al9umiK&v. 

2) YI 186 regnare feminam Gandacen, qnod nomen mnltis iam 
annis ad reginas transiit. 

3) Strabo XVII 1 S. 820 f. 

4) VI 184 fp. 

5) Act. apost. 8, 27: xal Idoh &viiQ Ai^lo^ 8i>vo^x^S ävvdctrie Kavddxrig 
tfjs ßaöillaötig Al9'i6n<ov ... iXriX^d'Bi jCQOöxvvi^ßoav slg * legavöaXrjpL. 

6) wie man nach Mommsen R. G. Y 593 yermuten könnte. 

7) Strabo S. 821 : iart 9h rb lUyustov aiycolg ßaöiXsiov ii MeQ67i. Diod. I 88, 2. 
Plin. II 184. Aristides II S. 461 D. (U 281, 18 E.): slg MBQ6riv, tj^q icrl 7t6Xtg 
Itsyliirri r&v iv Ald'UMla xal ov xä ßaalXsw t&v AlQ-UTCtav. 



190 DritteB Kapitel. 

wie die Briefe III 17 und III 27^ betreffs des Zuges zu den Prasiem 
und den Säulen des Herakles. Den Alexandrinern wurde Äthiopien 
zuerst durch die Expedition eines der ersten Ptolemäer^) näher be- 
kannt. Daß die Äthiopier — das sind im Sprachgebrauch der besseren 
Zeit die nubischen Grenznachbarn A^ptens, nicht auch die Axomiten 
in Habesch*) — eine Zeitlang über Ägypten herrschten und daß 
sie besonders den Gott Ammon verehrten, sind geschichtliche Tat- 
sachen, die schon Herodot berichtet hat.^) Das berühmte Heiligtum 
des Ammon in Meroe erwähnen mehrere Schriftsteller.^) Im Museum 
Yon Bulak befindet sich eine Gruppe aus grauem Granit, die Ammon 
mit einer äthiopischen Königin darstellt, ein äthiopisches Werk aus 
römischer Zeit.^) — Alexanders Aufforderung, Ammon s Tempel an 
die Grenze zu bringen, erklärt sich aus dem Brauch, die Götter 
in beweglichen Tempeln reisen zu lassen, der in Ägypten überhaupt 
bestand, besonders aber auch für den Grenzverkehr zwischen Ägypten 
und Äthiopien bezeugt ist.®) In Philai erhielt sich diese Sitte bis 
in das fünfte Jahrhundert nach Christus. "H — Was der Verfasser 
Eandake über den Charakter der Äthiopier sagen läßt, ist eine 
Entgegnung auf die verbreitete Meinung, daß sie feige seien. So hat 
Aristoteles®) an ihrem Beispiel erläutert, daß sehr dunkelfarbige 
Menschen diese Eigenschaft besäßen. Dagegen standen sie seit Homer 
im Ruf besonderer Frömmigkeit und Rechtlichkeit.^) Deshalb darf 
sie Kandake kevxöreQOL raig irv^atg r&v xuq v^lv IsvxotccTcov 
nennen. — Die Geschenke der Kandake sind so ziemlich die- 
selben, die von den Äthiopiern den ägyptischen und persischen 
Königen dargebracht wurden. So befanden sich in dem berühmten 
Festzug des Ptolemaios Philadelphos: Aid'Consg SoQOipoQov^ Sv oC 

1) Ob Philadelphos, wie Diodor I 37, 5 angibt, ist unsicher; vgl. Mahafiy, 
The empire of the Ptolem. 151 f. 

2) Mommsen, R. G. V 600. 3) 11 29. 187. 

4) Strabo S. 822 u. Diod.IÜ 6,4 (beide ohne Nennung des Gottes); Plin. a. a. 0. 

5) Madpäro, Guide du visit. au Mus^e de Boulaq S. 8. 

6) Diod. I 97, 9. Herod. II 63. Eustathios zu Ilias A 423. Ein Augen- 
zeuge aus der Zeit des Augustus berichtet auf einer Inschrift in Philai über 
einen solchen Transport des Isistempels: Etdo^LBv iv Nulca noza^up vias axv- 
TCOQOvaag U.^iQ'^ovg, alJ vaovs ijyccyov Al^i6'3t(av ?§ Falav ig ijiistsQriv .. (Le- 
tronne, Eecueil d. inscr. d'fig. 11 174). 

7) Letronne, Recueil I 307. 

8) physiogn. 812 a^, b^^ n. PietBchmann bei Pauly-Wiss. I HCl. 

9) Vgl. z. B. Diod. III 2, 2: q>cc0l äh Ttag' aiftotg jcgdavoig xatct^si^d'ijvai 
d'sohg Ttiutv ... dio xal r-qv Ttag' ai>rotg si)6ißetav diaßsßo^öQ'ai naffcc 
näß IV &vQ'Qm'jcoi,g. Nicol. Damasc. 42 S. 176 Westerm.; Pausan. I 38, 4. . 



HiBtorischer Kommentar. 191 

(ihv atpsgov ödovtas i^axoöCovg^ bxsqov Sa ißavov xoQfiovg 816x1^ 
Xlovg . . . slr SfpiQovxo iv ayysCoig Jl^itrazol . . . ßöag al^LOJCvxol 
OTCTG) . . . td' TCUQÖdXevg^ ig Ttdvd'rjQsg^ ^tvoHSQmg Ald'ioTti'nhg slg.^) 
Dem Perserkönig lieferten die Äthiopier jährlich Gold, Ebenholz^ 
Sklaven und Elefantenzähne.^) Bildliche Darstellungen äthiopischer 
Merkwürdigkeiten aus der Zeit des einheimischen Reichs waren in 
ägyptischen Tempeln zu sehen.') 

III 19. Auch die Notiz über Kleomenes zeigt Sachkenntnis, 
denn dieser wurde von Alexander sogleich bei der neuen Einrichtung 
des Landes mit der Verwaltung der gesamten Einkünfte betraut.*) 
Der Name Kandaules ist wohl aus II 14 entnommen. Dieser be- 
kannte Ijdische Name oder eine Verwechslung des äthiopischen Meroe 
mit der gleichnamigen lykischen Stadt ^) scheint dem Bearbeiter Ver- 
anlassung gegeben zu haben, auch anderes Kleinasiatische anzubringen: 
die Bebryker, ein in historischer Zeit verschollenes Volk, das in 
Bithynien gewohnt haben soll, und die Amazonen. Amazonen gab 
es freilich auch in Afrika*), und speziell von den Äthiopiern sagt 
Strabo^): b%Xltpv6i dh xal tag yvvaixag. — Daß Ptolemaios als 
der erste nach Alexander hingestellt wird, ist alexandrinisch. In Wirk- 
lichkeit hatte Krateros diesen Rang.*) Dagegen zeigt der kleine Zug, 
daß Kandaules den König mitten am Tag schlafend findet, Über- 
einstimmung mit beglaubigten Nachrichten über Alexanders Lebens- 
gewohnheiten. ^) Vgl. auch in 30. Ein Fall, daß Alexander einen 

1) Athen. V 32 S. 201 abc. 2) Her. III 97. 

3) So im Grabtempel der Hatasu bei Theben: ^Schiffe, die von der Somali- 
küste Affen, Elfenbein, fremdartige Bäume und andere Wunderdinge brachten' 
(Mahaffy, Ptol. 129). — Über Äthiopiens Goldgruben und seinen Reichtum an 
Edelsteinen vgl. u. a. Strabo S. 821. Diod. I 33, 3. Über den Sphinx-Affen: 
Plin. VIII 72. Diod. HE 36, 4; es ist nach Keller die rote Meerkatze (Oder bei 
Pauly-Wiss. I 706). Über die äthiopischen Stiere: Aelian h. a. XVII 45. 
Diod. m 35, 7 ff. Plin. Vlil 74. Gemeint ist der auch in Nubien vorkommende 
kafferische Büffel, der noch jetzt als das gefährlichste und bösartigste Tier 
seiner Heimat gilt. Über Stierkämpfe in Memphis: Strabo XVII 1 S. 807. 

4) Arr. in 5, 4. Später wurde er wahrscheinlich Satrap von Ägypten. 
Über die Glaubwürdigkeit der bezüglichen Angabe bei Ps.-Arist. Oecon. 38 vgl. 
Wilcken im Hermes XXXVI (1901) 193. 

5) Steph. Byz. u. d. W.: Iffrt xal Mbqot] xoXts Avxlag. 

6) S. u. zu III 27. 

7) S. 822; ebenso Diod. HI 8, 5. 

8) Plut. AI. 47, 5. Suidas u. d. W. Kgaregdg. 

9) Plut. 23, 5: ixdd'Bv^e noXldytig yA%Qi fiiarig ilftigag, Itfr* d' 8tb nal tf«]- 

ilEQSVSV iv TG) TCCcQ'EvdsiV. 



192 Drittes Kapitel. 

andern seine Rolle als König spielen ließ; kommt bei Gnrtins 
in der Geschichte des Feldzugs gegen Porös vor.^) 

111 21. Von Schneebergen in Äthiopien weiß z. B. auch 
Phüostratos.*) 

m 22. Zur Beschreibung der Eandake vgl. Herod. III 20: of 
dh jäid'ioTtsg . . . Xdyovrai dvai fisyiöroi, xal xdXXiöroi av%'Q&- 
xav xdvtcov. Die Schilderung des Palastes ist natürlich in der 
Hauptsache erfanden; doch bezeugen die einstige Pracht von Meroe 
die erhaltenen Trümmer und die dort gefundenen Ooldschätze^ die 
einen großen Einfluß hellenistischer Kunst Terraten.^ — Daß Porös 
zu Meroe in Beziehung gesetzt wird^ könnte außer dem Bedürfiiis, 
die Episode mit dem Roman in Zusammenhang zu bringen, auch 
durch Mißverständnis einer Notiz über Porös' Freund Meroes ver- 
anlaßt sein, wie Arr. Y 18, 7: q>lkov slvai ix nalaiov r& üAgm xbv 
MeQÖrjv £[iad'6v {'/dXs^avdQog). 

Hl 23. Über Diamanten als Erzeugnis Äthiopiens Plin. 
XXXVII 4 § 55: Yeteres eum (adamantem) in Aethiopum metallis 
tantum inveniri existimavere inter delubrum Mercuri et insulam 
Meroen. 

III 24« Mit den Göttergrotten sind wohl die Felsengräber 
der Könige am oberen Nil gemeint. Hier sucht der Yerfetöser die 
Statte der Göttermahle^ die nach homerischer Yorstellung bei den 
Äthiopiern stattfinden, über Sesonchosis s. o. zu I 33. Das Orakel 
des Sarapis ist eine zum Teil wöi-tliche Wiederholung aus I 33^ hier 
um so unpassender angebracht^ weil darin von der Gründung 
Älexandrias als einem noch nicht vollendeten Akte die Bede ist. 

III 25. Dieser Bericht über Alexanders Yerkehr mit den Ama- 
zonen hat keinerlei Beziehung zu dem der Geschichtschreiber 
Alexanders.^) Die meisten verwandten Züge finden sich in dem^ was 
Diodor (III 53) nach Dionysios Skytobrachion über die libyschen 
Amazonen und Strabo*) nach Metrodoros von Skepsis und Hypsi- 
krates über die Amazonen am Kaukasus erzählt: bei ersterem die 



1) Yin 13,21: Attalum .. veste regia exornat praebitunun speciem 
ipsum regem illi ripae praesidere. Ähnlich £pit» Mett. 68. 

2) vit. Apoll. II 18, 2: %i66t 6' Al9'i6%tßv xb %al Kcctaäovytoav 6q&v 
&VTiXiyei>v iikv oifx ä^Ua Slcc ro^g slTiövrag. 

8) Pietschmann, Pauly-Wiss. I 1100. 

4) Arr. IV 15, 4 f. Vn 18, 2. Diod. XVH 77, 1. Curt. VI 6, 24 ff. Just. 
XII 3, 6 ff. Plut. 46. Strabo S. 605. 

5) XI 5 S. 603 f. 



HistoriBcher Eommentar. 193 

Wohnung auf einer großen Insel ^ die Beschränkung des Waffen- 
dienstes auf die Jungfrauen (daher erst die Ausgedienten heiraten 
dürfen^ was auch bei Ps, gemeint ist, aber deshalb nicht klar her- 
vortritt, weil f&r Frauen wie für Jungfrauen der Ausdruck Vir* ge- 
braucht wird) und das Aufziehen der Kinder durch die Männer, bei 
Strabo das jährliche große Opferfest, während dessen der Verkehr 
mit den Männern erlaubt ist. — Der Ausspruch, daß in einem Kampf 
mit den Amazonen keinesfalls Ehre zu gewinnen sei, wird in 
Apophthegmensammlungen Alexander selbst in den Mund gelegt.^) 
m 27^. Im echten Teü von III 27 stimmt die Erzählung der 
Vorgänge am Hyphasis (Hypanis nennen ihn auch Strabo und Dio- 
dor) mit den geringeren Historikern, besonders Diodor, nahe überein. 
Nur begründet der Verfasser die Umkehr Alexanders mit der Furcht, 
die seinem klugen Helden die Macht des Prasierkönigs einflößte, an- 
statt mit einer Meuterei der Truppen, deren Mißstinmiung bloß kurz 
angedeutet wird. Ebenso erscheint die Sache in der Metzer Epitome 
(§ 69), die gleichfalls die Meuterei übergeht. Die abweichende Fassung 
von d und C rührt wohl von einem Bearbeiter her, der für die Kläg- 
lichkeit dieses Motivs eine Empfindung hatte. Übrigens stammen 
alle Hauptsachen aus historischer Quelle: der übele Zustand des 
Heeres infolge der Begenzeit bei der Ankunft am Hyphasis*), die 
Unzufriedenheit der Soldaten'), Alexanders Erkundigung nach der 
Macht des Prasierkönigs, über die ihm Einheimische bezüglich der 
Zahl der Truppen, Elefanten und Wagen genauere Angaben machten^), 



1) G. Wachsmuth, Die Wiener Apophthegmensammlung (Festschr. der 
Heidelb. Univers. zur Phil. Vers. 1882) S. 7 Nr. 6: jiX. 6 ßaadsvs TCccgoTtaloviievog 
inl rag *Aiux,i6vag aTQCCzsvöacd'ai, sItce' vix&v ^ikv yvvalxag oclöxQ^v, th dk 
viyt&öd'ai %al ^nh yvvaix&v aiöxQ6T6QOv. 

2) Strabo XY 1 S. 697: varavos d* 6 "Tnavig' TCBQaiziqm yccg ytgosX- 
%'slv ixtaXv^ii (^AX.) . . . vTch xf^g ötgatiäg &ycriY0Qsv%vlag ijäri TCQ^g 
xohg 7c6vovg ävayxaad'slg . (idXiCta &' ix r&v ^Sdxfov %xaiivov 6vvB%mg 
v6iLBV0t. Vgl. ebd. S. 691. Diod. XVII 94, 2f : xal xmv iihv iTt^oav &iic xt]v 
jfSvvi%Bi,av xfig 69otJtOQiag xag S^Xäg 'b7eoxsxQtq)9'at övvsßaivs ... xcexcc 
x6xriv Sh xal ;|f£ifi.floi'8ff äygioi xaxsQgdyriöav itp' intigag §ßäoiLijxovxa 
»ai ßgovxal avvEXBlg xal xsQavvol xaxiöxrijexov. Fehlt Arr. Curt. 

3) Arr. V 25, 2. Plut. 62, 1, Gurt. IX 8, 1 ff. Just. XII 8, 10 ff. 

4) Diod. XVn 98, 2: Scx(y6isag ^h xov ^yimg ... iciqav . . xovxov {Tdyyov) 
xaxoixslv x6 xs x&v ngaialoav xal Favdagiä&v ^d'vogy xo^xmv 9k ßaöt-' 
Xavsiv ^av9Qd\L7\v ^xovxa diC^ivQlovg fihv iTCiCBlg^ TCBi&v dh süxoöi (iv- 
ifiddag^ &Q^axa dh äiö^iXia^ iXitpavxag dh TCoXsfLixmg xsxoCfiriitivovg 
XBxgaxiaxi'Xlovgy &7ei,axi/j6ag Sh xotg Xsyoiiivoig TtQOöBxaXdöaxo xhv ü&qov xal . . 
x&xQißhg 9iB7Cw9'dvBxo. Ähnlich Curt. IX 2, 3 f. Plut. 62, 2. Epit. Mett. 68 (vgl. 

Ausfeld, Der grieoh. Alezanderroman. 18 



194 Drittes Kapitel. 

der PlünderungszQg am Flusse^); die Errichtung von Altaren und 
das Opferfest. ^. Die ganze Geschichte des Rückzugs von Indien^ die 
in der Briefliteratur eine solche Rolle spielt^ ist dann übergangen. 
Doch war daraus die Unterredung mit den Gymnosophisten in Eap. 6 
vorweggenommen. 

Der hier eingeschobene Brief des Aristoteles geht deutlich 
auf das pseudo-aristotelische Schreiben über die Handhabung der 
Königsherrschaft; zurück^ das von J. Lippert nach arabischer Über- 
lieferung herausgegeben') und seitdem bezüglich seiner Echtheit mehr- 
fach erörtert wurde. Der Anfang lautet dort nach Lipperts Über- 
setzung: ^Admiratio quidem facinorum tuorum paene abolita 
est continua eorum serie, qua facta sunt ut res yetus^ cui 
adsuevimus, non sicut aliquid novi^ quod miramur; gaudio vero de 
rebus iis^ quae tibi contingunt^ non vacamus, praesertim si 
felicitatis tuae amplitudinem reputemus, cumque sis talis^ 
de quo recte dicit populus: non mentitur^ qui te laudat. 
Pervenit autem ad nos nuntius te post morbum, in quem incidisti 
Babylone(?), post victorias, quas reportasti de Dario . . . post peri- 
cula illorum bellorum^ quae subiisti^ post aerumnas^ quas 
pertolerasti, coepisse operam nayare in aliusmodi rebus'... Die 
Verwandtschaft mit dem Eingang unseres Briefs ist unverkennbar. 
Die darauf folgendeu ausführlichen Belehrungen aber konnte der Be- 
arbeiter natürlich nicht gebrauchen und scheint sie durch eine selbst- 
yerfaßte kurze Lobpreisung ersetzt zu haben. — Der Brief stand 
schwerlich schon im ursprünglichen Text, jedenfalls nicht an dieser 
Stelle y wo er nur den Zusammenhang störend unterbricht und zu 
Alexanders Rückzug gar nicht paßt. Es scheint^ daß er aus einem 
Randeintrag unrichtige um einige Zeilen zu weit oben^ in den Text 
gesetzt ist und eigentlich als Zusatz zu den im Text berichteten babyloni- 
schen Ereignissen bestimmt war. In Babylon erhielt Alexander wirklich 
solche Adressen, die ihn zur Rückkehr aus Indien beglückwünschten *)y 

" 

Plin. VI 19 § 68). Abweichend Arr. V 25, 1: ohne Zahlangaben und ohne Er- 
wähnung der Völker und ihres Königs. 

1) Nur Diod. 94, 4: di6n%Q XsriXatstv iihv a'brotg awe^togrios xr\v 
naganotaiiiav ^oo^av yiyMvoav ^avroiag difpsXslag. 

2) Arr. V 29, If.: ^codsita ßmiiovg xaxaifMvdtBiv ngofStärtei .... 96ei di] 
iye' airt&v mg vSiJLOg xal &y&va tcoibI yvtivix6v ts xal lantx6v. Vgl. Plut. 62, 4. 
Diod. 96, 1. Curt. IX 3, 19. Just. XII 8, 17. Epit. Mett. 69. 

8) De epistula pseudaristotelica jcsqI ßaailslag commentatio. Halle 1891. 
4) Arr. VII 19, 1: ^aQsX96vtt S' wbtm ig Baßvl&va ngscßstcci nagcc 
xmv *EXXifiV(ov ivixv%ov ... dox^iv S'^fioiys al voXlal Gtttpavovvrmv te a^^v 



Historischer Kommentar. 195 

imd hier sollen damals auch Gesandte der in unserem Brief ge- 
nannten Skythen und Athiopen erschienen sein.^) 

Der glanzende Empfang Alexanders bei seiner Rückkehr nach 
Babylon ist historisch.^) Ein Festspiel mit Opfern fand nachher in 
Ekbatana statt. ^) In Babylon war zur Leichenfeier für Hephaistion 
ein solches von ungewöhnlichem Umfang in Vorbereitung, aber 
Alexander starb vor der Ausführung.*) 



m 27^^ 28. Alexanders Brief an Olympias. 

Auch dieser Brief scheint, wie der an Aristoteles (III 17), aus 
verschiedenen Stücken hergerichtet zu sein, die ursprünglich nicht 
zusammengehörten. Die Abenteuer von Kap. 27 werden als solche 
bezeichnet, die nach Alexanders Ankunft in Babylon unternommen 
wurden, was jedenfalls für den Zug zu den Säulen des Herakles der 
ursprünglichen Fassung dieses Berichts entsprechen wird. Darauf 
werden aber in Eap. 28 Ereignisse erzählt, die sämtlich vor Alexanders 
Bückkehr nach Babylon fallen. Angesichts der historischen und 
geographischen Kenntnis, die sonst bei dem Verfasser dieser Briefe, 
und hier auch in Kap. 28, hervortritt, ist daher zu vermuten, daß 
Kap. 28 von einem unwissenden Bearbeiter aus einer andern Quelle 
entnommen und verkehrterweise als Fortsetzung von Kap. 27 ver- 
wendet wurde. Dessen Werk ist wohl auch die unpassende Ein- 
leitung, die alle diese Vorgänge, die zu Alexanders letzten Taten teils 
wirklich gehören, teils als solche gedacht sind, an den Anfang seiner 
Feldzüge verlegt; vielleicht infolge einer Verwechslung der Rückkehr 
Alexanders nach Babylon im Jahre 323 mit seiner ersten Ankimft 
dort im Jahre 331. 

Daß der Brief der ursprünglichen Fassung des Romans nicht 
angehörte, läßt vor allem die von III 25 f. ganz abweichende Er- 
zählung von den Amazonen erkennen. Schon Jul. Valeriüs empfand 
diese Unebenheit und suchte sie dadurch zu beseitigen, daß er die 



^ffffi' xal inaivo'dvttav inl tatg vixaig xaig re äXXaig %ccl iidXteta xalg 
'Ivdixatg %al Stt o&os ^£ 'Ivä&v iycavTJot8i ;|ra/p8»y q>a0x6vvoi>v. 

1) An. YU 16, 4: x(xti6vti &k aiyt^ eig Baßvlabva Aiß6mv tb Tcgsößelai 
ivwityxiuvov inaivovvtoiv re xal atstpavovvrav ... %al (XiyBtai) &7to Ald'idnmv 
Ttgicßsig iX&stv xal £kv&&v t&v ix rfjg E^gmnrig. 

2) Arr. a. a. 0. Diod. XVII 112, 6. 

3) Arr. VU 14, 1. Diod. XVII 110, 7. Plut. 72, 1. 

4) Arr. VII 14, 10. 

13* 



196 Drittes Kapitel. 

erst erwähnten einfach als 'andere Amazonen' bezeichnete (158, 22). 
Minder wichtig ist der Widerspruch zwischen III 28 und 11 17, da 
auch letztere Stelle später eingefügt ist. 11 17 f. war der Geschichte 
gemäß von Alexanders erstem Aufenthalt in der persischen Residenz 
und der yon ihm befohlenen Anzündung des Eönigspalastes berichtet; 
in 28 aber wird sein Besuch in Susa und Persepolis so dargestellt, 
als ob ihm die dortigen Wunderdinge ganz neu und unbekannt ge- 
wesen wären. 

m 27^. Der Zug zu den Säulen des Herakles läßt Alexander 
den Plan ausführen, den man seinen letzten großen Rüstungen in Ba- 
bylon unterschob.^) Die Vorstellung, daß Herakles' Säulen aus Edel- 
metall gefertigt gewesen seien, zeigt auch Philostratos.^) — Etwa 
in dieselbe Zeit — als Alexander kurz vor seiner Rückkehr nach 
Babylon Medien bereiste — verlegten einige Quellen das Eintreffen 
von 100 Amazonen bei seinem Heer und seine Absicht, deren 
Land zu besuchen, die in unserm Bericht verwirklicht wird.') 

m 28. Das Kap. wäre als Fortsetzung von HI 17°, 6 am 
richtigen Platze, denn es behandelt denselben Abschnitt der Ge- 
schichte Alexanders, der in HI 17°, 7 mit wenigen Worten abgetan, 
in U 32 — 38 mit anderer Auswahl dargestellt ist: den Rückzug von 
Indien nach Persis. Aus diesem sind folgende Ereignisse mit der 
gewöhnlichen Ausschmückung und Umgestaltung, aber in leidlich 
richtiger Reihenfolge verwendet: 1. Ankunft in einer Enge (links 
Meer, rechts Gebirge) am indischen Ozean. Vom rechten 
Mündungsarm des Indus nach Westen hin hat die Küste die be- 
schriebene Beschaffenheit. So erwähnt Arrian^) eine solche Stelle in 
der Nähe des Alexanderhafens, wo Nearchs Flotte den ersten längeren 
Aufenthalt hatte. 2. Opfer für Poseidon: von Alexander dar- 



1) Gurt. X 1, 17 ff.: Ipse (AI.) animo infinita complexus statuerat ... ex 
Syria petere Africam . . . inde Numidiae solitudinibus peragratis cursum Gadis 
dirigere; ibi namque columnas Herculis esse fama vulgaverat ... Igitur .. 
imperavit . . . septingentarum carinas navium ponere . . . deducique Babylo- 
niam. Vgl. Air. VII 1, 2 (Uy.). V 26, 2. Plnt. 68, 1. 

2) vit. Apoll. V 6: rag ä' iv rqt IsQq» (des Herakles, anf einer Insel bei 
Gadeira) övi^Xag XQ'^^^^ f*^^ nBnoiijöQ'ai xal &qyvqov . . . elvai d' aiftäg 
'b^ckg nfjxw rsrgaymvov ri%vrigy ma^sQ oi äyifLoveg. Vgl. Malalas VI 205 (Dind. S. 161). 

3) Axt. VII 13, 2 f.: 'Ewav^a liyovciv Sri 'AxQOTtcecrig 6 rfjg Mr\9Lag öocvQdnrig 
ywatxag ixatov ainq) iäaiiBv twötag qxköxoiv elvai v&v 'ApLal^6vaiv ... xeXs^öai 
&k {^iBidv&QOv) &nayystlat Tcghg xriv ßaalXiöOccv atpäv 8t i a'^rhg ^|e* Ttghg 
aifTTiv 7Con&07Coi7ia6pLsvog. 

4) Ind. 21, 9: 'Ex dk Kgancdlmv (Insel nahe der Indns-Mündnng) iv &8^if 



Historischer Kommentar. 197 

gebracht^ als er den iudiscilen Ozean erreicht hatte. ^) Dies sollte 
vor dem in Nr. 1 Erwähnten erzählt sein. 3. Ankunft am Flnsse 
^Atlas'. Gemeint ist jedenfalls der Arabis (Aravi)*), der Grenzfluß 
zwischen den Indern und Griten, an dem sowohl Alexander Halt 
machte, um sein Heer zu teilen^), als auch Nearch mit der Flotte 
vor Anker ging.*) Der Name des Flusses ist in den Quellen ver- 
schieden und mehrfach stark verderbt überliefert. So haben bei 
Amm. Marc. XXIH 6, 73 die Handschriften 'artabio', bei Curt. IX 10, 6 
*barbarum', in der Ep. ad. Arist. 205, 17 'buebar'. 4. Marsch durch 
Finsternis: Nachtmarsch vom Flusse Arabis durch die Wüste in 
das Gebiet der Griten.*) Vgl. übrigens das zu II 38 Bemerkte. 
5. Begegnung mit menschlichen Ungeheuern. Ahnlich, wie im 
Brief an Olympias H 37, werden die wilden Bewohner der gedrosischen 
Küste in die bekannten Schreckgestalten der Akephalen und Ky- 
nokephalen verwandelt. So auch bei Aelian*), dessen indische 
Kynokephalen, die sich in Felle kleiden und Schafe züchten, offenbar 
ebenfalls mit den Ichthyophagen identisch sind. Etwas anders Etesias 
bei Plin. VH 2 § 23. Herodot^) verlegt die Kynokephalen und 
Akephalen nach Libyen. 6. Fahrt zur Insel des Helios: Nearchs 
Fahrt zur Insel Nosala am Gestade der Ichthyophagen, die als Heilig- 
tum des Helios galt.^) Es ist die Zauberinsel, die in anderer Weise 
in n 38, m 17^ und Ep. 219, 9 ff.») Verwendung findet. Die An- 
gabe der Entfernung in ß (150 Stadien) stimmt fast mit Arrian 
überein. Eigen ist die Verlegung einer Stadt auf die Insel, denn 
nach Nearch und Onesikritos war sie nicht von Menschen bewohnt. 
7. Ankunft am 'Tanais'. Ursprünglich war hier wohl der Anamis 
(Ananis, Andanis, Hyctanis ^*^)) genannt, ein Fluß in Karmanien, an 
dem Nearchs Leute nach überstandenen Gefahren Rast machten und 



likv ^x^'^^'^^S ÖQOg rh iiaXE6fievov avtolöiv EIqoVj iv ScQtaxBQ^ dk vf^cov 
äXiXBvia ^TcXtoov (ot ytsgl Neagxov)' ^ Sk vfjöog ytagatBrafLevT} rjj Jii6vi xöXjtov 
öreivov itovisL. ^tsxTcXmöavTBs ^^ ravx7\v ogfiitovrai iv Xi>it>ivi ... {Niagxog äh) 
ixovoii^^si aiftov jiXs^dv&QOV Xi^Livcc. 

1) Arr. VI 19, 5: 'Evravd'cc {v^sgßccXoDV tov 'Ivöov tccg ixßoXccg) taifQOvg 
atpd^ag T& TLoöBid&vi &(pfi'iisv ig xriv d'dXaööav. Vgl. Ind. 20, 10. Diod. XVII 
104, 1. Plut. 66, 1. Curt. IX 9, 27. Just. XII 10, 4. 

2) Vgl. Tomaschek, Pauly-Wiss. 11 864. 

8) Arr. VI 21, 3. 4) Arr. Ind. 22, 8. 5) Arr. VI 21, 4. 

6) h. a. IV 46. 7) IV 191. 

8) Arr. Ind. 31, 1; s. o. zu ET 17 1. Plin. VI 23 § 97. 

9) S. 0. zu m 17n 7. 

10) Vgl. Tomaschek, Pauly-Wiss. I 2066. 



198 Dzittes Kapitel. 

mit vieler Mühe Alexanders Landheer aufiandeD.^) Die yerderbte 
La. Tanais gab Yeranlassang za der geographischen Änmerkang, die 
nnzahligemal durch die Nennung dieses Flusses hervorgernfen wird.^ 
8. Besuch der persischen Königshurgen. Xach jenem Zusammen- 
treffen mit Nearch begab sich Alexander nach Pasargadai^, wo er 
Kyros* Grab besuchte, dann zur Eonigsburg Ton Persepolis*), 
dann nach Susa.^) Das in nnserm Brief zuerst Gesagte bezieht sich 
offenbar auf Persepolis, das sicher auch im ursprünglichen Text ge- 
nannt war, wie nachher Susa. Von den angefahrten Merkwürdig- 
keiten findet sich einiges in Philostratos' Schilderung des babylonischen 
Eönigspalastes^) wieder: die Darstellung der Taten des Xerxes, der 
Himmel und die magischen Vögel^ die dem Eonig Rat erteilen. Nach 
dieser Stelle wäre mit dem 'taubenähnlichen' Yogel unseres Textes 
ein Wendehals (fvy|) gemeint, ein Tier, das vielfach zur Zauberei 
yerwendet wurde. — Von den Eostbarkeiten in Susa war der goldene 
Weinstock weltbekannt. Daher lobt Plutarch ') den jungen Alexander, 
daß er die persischen Gesandten, die bei Philipp erschienen, nicht 
kindisch nach diesem gefragt habe. Nach Athenaeus^) stand er im 
Schlafzimmer des Eönigs, daneben ein kostbarer Mischkrug. Nach 
Herodot®) war der goldene Weinstock nebst einer goldenen Platane 
ein Geschenk des Lydiers Pythios an Darius I. Die automatische 
Leier wird m. W. sonst nicht erwähnt. Fkavxov xi%vri ist ein 
sprichwörtlicher Ausdruck, der etwa 'Meisterwerk' bedeutet.^®) Er be- 



1) Arr. Ind. 33—36. Plin. VI 98. 

2) z. B. Strabo 8. 310. 490. Curt. VI 3, 14. Vü 7, 2. Arr. an. IE 30, 8. 
peripl. 29. Dion. Perieg. 661. Pomp. Mela I 1, 8. 

3) Arr. VI 29, 1. 4) Arr. 30, 1. 6) Arr. VE 4, 1. 

6) vit. Apoll. I 26, 2 : öroal . . XQ'^^^^S V(pd6iia6i . . %a9'dnBQ yQa(pate ii^Xd- 
iöxai ... 'EvßtfavtaL tcov .. xal t&v &ii(pl Sig^riv, a vix&v Etpacxsv .... 
^offfl Sh xal &vdQ&vi ivrvxetVj ov zov Sgotpov ig ^oXov &vflx9ai öxfjli^ o^bgavA 
tivi slxccaiiivov .... JixdisL itkv &rj 6 ßaöiXshs ivravd'a, X9^^^^ ^' 
üvyysg &7toxQiii,avtai toü dgofpov rirragsg rr}v!49QoiaTsiav aivo) ytccgay 
yv&öai xal to ftrj viehg xohg Scvd'gmnovg atgsaQ-at . . . xalovöi, d' ainccg 9ß&v 
yX&xxag. 

7) de fort. Alex. 11 11. 

8) XII 9 S. 614': Hv 6' iv rm xotr&vt xal Xi,9'ox6XXriTog äimaXog XQ^^V 
vythg rfjg xXlvrig. T*^^ ^h &y,'XsXov ravrriv 'AyLvvxug tpriclv iv xotg Dva^fiotg xal 
ß6xgvag ^;|r8ti/ ix x&v TCoXvxeXeöxdxav t\)'/jq)<ov övvxsd'eniivovg (vgl. 
Syr.), oi) naxgdv xs xwhxrig dvaxelöd'aL xgaxfjga xQ'^^ovv 0soSmgov xoü I^afdov 

9) Vn 27. Ebenso PHn. XXXHI 137. Anders Plin. XXXIH 61. 

10) Schol. Piaton. S. 381 ed. Bekk. (FHG n 288): TXa'öxov xix^n' n i%l 



Historischer Kommentar. 199 

zieht sich auf den Erzgießer Glaukos von Chios, dessen Kunst sprich- 
wörtlich war. — Die nur bei Val. erhaltene Angabe 'ibidem enim 
et fons fictus est' wird durch das sog. 'Religionsgespräch am Hof 
der Sasaniden' . bestätigt^ ein Werk des fünften oder sechsten Jahr- 
hunderts n. Chr., in dem Ps.-K. mehrfach benutzt ist.^) Hier spielt 
eine Statue der Göttin Ur^yil, die sich im Eönigspalast des Kyros 
befindet, eine wichtige Rolle (Rel.-Gespr. 13, 13 ff.). — Das Pest der 
Bettung aus den Gefahren Gedrosiens wurde zweimal gefeiert: erst 
yon Alexander in Karmanien*), daim mit Nearch zusammen am 
Pasitigris ^). Letzteres ist hier gemeint. 

Die in ß hier, in ä an anderem Ort eingeschobene Erzählung 
Ton Nysa gehört nicht in diesen Zusammenhang; denn Alexanders 
Besuch in der indischen Stadt, die man Nysa nannte, fällt in den 
Anfang des indischen P'eldzugs, als sich Alexander zwischen dem 
Kophen und Indus befand.*) In den Quellen wird der Vorfall wesent- 
lich anders berichtet. Doch weiß auch Justin^) von einer Panik des 
Heeres, womit der Gott das frevelhafte Betreten seines Berges be- 
strafte, und Curtius^) von dem Gelage des Heeres. In unsem Texten 
von ß ist die Geschichte durch Zusätze aus der folgenden Erzählung 
über die persische Königsburg entstellt. Übrigens trägt das Stück 
denselben Charakter, wie der sonstige Inhalt dieser Briefe, und mag 
wohl einem solchen entnommen sein. 

m 30 — 33. Für die Darstellung von Alexanders Vergiftung 
und Tod, HI 30 — 33, tritt den Texten des Ps. als ergänzende, teilweise 
hessere Überlieferung desselben Inhalts der Schluß der in einer Metzer 
Hs. erhaltenen 'Epitome rerum gestarum Alexandri Magni'^) zur 
Seite. Die Übereinstimmung zwischen Epitome und Roman ist eine 
so wörtliche, daß sie nur auf unmittelbarer Entlehnung des einep 
Werkes aus dem andern oder aus einer gemeinsamen Quelle beruhen 



T&v firi ^aSicog xcczsgya^oiisvmv rj iicl t&v Ttdvv imislms ^ccl ivzi%vtog BlQyaöfUvmv. 
Vgl. Achill. Tatius H 3. 

1) her. y. Ed. Bratke, Leipzig 1899. In Bratkes Liste der Entlehnungen 
aus Ps.-K. (S. 280) fehlt die Stelle R.-G. 7, 7 ff., die auf Ps.-K. II 1 zurückgeht. 

2) Arr. VI 28, 3. 3) Arr. Ind. 42, 6 ff. 

4) Arr. Vif. Curt. VHI 10, 7 ff. Just. Xu 7, 6 ff. Strabo XV 1 S. 687, 

5) Xn 7, 8: Sed exercitus ubi ad montem (den Berg Meros bei Nysa) ac- 
cessit, repentino impetu mentis in sacros dei ululatus instin ctus cum stupore 
regis sine noxa discurrit. VgL Arr. V 2, 7. 

6) Vm 10, 17: large ad epulas omnibus praebitis per X dies Libero 
patri operatum habuit exercitum. Vgl. An. V 3, 6. 

7) Incerti auctoris epitome rei. gest. AI. Magni ed. Otto Wagner Lipsiae 1900. 



200 Drittes Kapitel. 

kann. Da die Epitome jünger ist als der Roman ^ und überdies der 
Verfasser des Romans schwerlich lateinische Quellen gebraucht hat^ 
so stellt sich die Frage so: hat der Verfasser des Romans aus der 
Vorlage der Epitome^ die in diesem Fall ein griechisches Geschichts- 
werk gewesen sein müßte ^), abgeschrieben — oder hat er aus einer 
Quelle abgeschrieben^ die der Verfasser der Epitome oder ihrer Vor- 
lage benutzte — oder hat der Verfasser der Epitome oder ihrer Vorlage aus 
dem Roman übersetzt? Für die erstgenannte Möglichkeit hat sich der 
künftige Herausgeber des Romans^ W. Kroll, entschieden.^) Mir scheint 
aber der erste und zweite Fall aus folgenden Grründen ausgeschlossen: 
Erstens entspricht es der Art des alexandrinischen Romandichters 
durchaus nicht, eine Vorlage wörtlich abzuschreiben. Vielmehr hat 
er gerade den umgekehrten Fehler, mit seinen Quellen in der freiesten 
und willkürlichsten Weise zu verfahren. Femer kann Alexanders 
Testament, das ein wesentliches Stück dieser dem Roman und der 
Epitome gemeinsamen Partie bildet, dem ursprünglichen Text des 
Romans nicht angehört haben, da es zum Vorhergehenden und Fol- 
genden im schroffsten Widerspruch steht. Denn Porös, der nach III 4 
von Alexander im Zweikampf getötet war, wird hier in seiner Herr- 
schaft bestätigt; Roxane, die in H 20 — 22 als Tochter des Darius 
eine wichtige Rolle spielt, wird hier zweimal als Baktrierin und 
Tochter des Oxyartes bezeichnet; und während nach HI 33^ Alexander 
über seinen Nachfolger und über Ort und Art seiner Beisetzung Ver- 
fügung getroffen hat und diese in Ptolemaios' Gegenwart verlesen 
worden ist, befragt Ptolemaios in HI 33°^ Alexander, wem er das 
Reich hinterlasse, und in IH 34 das Orakel des babylonischen Zeus^ 
wohin Alexanders Leiche zu verbringen sei. Das Testament kann 
also nicht vom Verfasser des Romans, der doch wohl diese ungeheuren 
Widersprüche zu seiner eigenen Darstellung beseitigt haben würde^ 
sondern nur von einem Späteren, einem gedankenlosen Bearbeiter,, 
eingefügt sein. Dagegen sind HI 30 — 32 unentbehrliche Bestandteile 
der Erzählung. So müßte, wenn die Vorlage der Metzer Epitome oder 
ein von dieser benutztes Geschichtswerk die Quelle von HI 30 — 33 wäre, 
eine zweimalige Anleihe für den Roman bei dieser Quelle erfolgt 
sein: erst durch den Verfasser für Kap. 30 — 32, dann durch einen 
späteren Bearbeiter für das Testament; was nicht eben wahrschein- 

1) Das ist m. £. an sich nicht sehr wahrscheinlich. Dei Titel ^epitome' 
deutet doch wohl darauf hin, daß die Schrift ein ^Auszug' aus einem gleich- 
artigen Werk, nicht zugleich die Übertragung eines griechischen ist* 

2) Beil. zur Allg. Zeitung 1901 Nr. 38 S. 4. 



Historischer Kommentar. 201 

lieh ist. Dazu kommt endlich die Komposition der Ei-zahlung von 
Alexanders Tod (III 33^), die von der Epitome § 109—112 in Über- 
einstimmung mit der ai-menischen Übersetzung {pos — 6%^ gegeben 
wird^ welch letztere aber in 6%a über denselben Gegenstand einen 
zweiten, abweichenden Bericht hinzufügt, der mit Jul. Valerius und 
Ps. ß übereinstimmt und jedenfalls den ursprünglichen des Romans 
darstellt (III 33°^). Jener erste Bericht (III 33"^) kann nun nicht 
aus der Epitome oder ihrer Vorlage in die Texte des Romans ge- 
kommen sein, sondern das umgekehrte Verhältnis ist hier zweifellos, 
da das Stück deutlich mit Benutzung des Romans zusammengestoppelt 
ist; denn der Thebaner Ismenias, der durch den Befehl der Wieder- 
herstellung Thebens erfreut und mit der Überbringung des Briefs 
an die Rhodier beauftragt wird, ist doch kein anderer, als der Held 
von I 46, und die Angabe über Alexanders Lebens- und Regierungs- 
dauer stammt aus III 35. Ist somit in diesem Falle sicher der Ro- 
man, nicht der Metzer Bericht oder seine Quelle, das Original, so 
wird man, vollends in Erwägung der übrigen Gründe, dieselbe Sach- 
lage für den ganzen fraglichen Abschnitt III 30 — 33^^ annehmen 
müssen. 

Die Entstehung des gegebenen Textverhältnisses mag man sich 
etwa so denken: Der Verfasser der Epitome oder ihrer Vorlage hatte 
vielleicht von Anfang an den Roman zur Hand^), verwendete ihn 
aber als Hauptquelle erst für die Darstellung von Alexanders Krank- 
heit und Tod, weil hier die Erzählung des Romans viel eflFekt- 
voller ist, als die der historischen Quellen. Daß er auch diese da- 
neben gelesen hat, verrät er nur durch eine Bemerkung zum Ver- 
zeichnis der Gäste des Medeios: ^quorum Onesicritus fugiens simultatem 
mentionem facere noluit' (§ 97). Übrigens folgt er in dieser Partie 
ausschließlich dem Roman, von dem er einen Text besaß, der vor 
den uns sonst erhaltenen Texten und Bearbeitungen von a mehrere 
Vorzüge hatte; namentlich war hier allein der Brief an die Rhodier 
(§ 107 f. vgl. III 33^) vom eigentlichen Testament getrennt. Aber 
auf die gute Überlieferung von III 30 — 33^ folgt in seinem Exemplar, 
wie in dem des armenischen Übersetzers, der oben besprochene schlechte 
Bericht über Alexanders Ende (§ 109— 112 «III 33^^). Daß dieser 

1) Schon im ersten Teil des Werks, der sonst geschichtlichen Quellen folgt, 
finden sich einzelne Übereinstimmungen: zu Mett. § 3 ^Ariobazanes^ qui cum 
Beso Darium interfecerat' vgl. II 20; zu Mett. § 66 f. (Porös' Brief) vgl. III 2. In 
andern Fällen, die oben erwähnt wurden, ist aber eine (indirekte) Herleitung 
aus gemeinsamer Quelle anzunehmen; s. bes. zu III 5. 



202 Drittes Kapitel. 

nicht der ursprünglichen Fassung des Romans angehört haben kann^ 
ei^ibt sich schon aus seinem untrennbaren Zusammenhang mit dem 
Testament (s. o.); femer sind für die Komposition unechte Stücke 
des Romans benutzt (1 46 und III 35); loUas, der hier Alexander 
eine dritte Dosis des Gifts beibringen muß^ befindet sich nach Kap. 32 
gar nicht in Babylon, sondern ist nach Kilikien entflohen; endlich 
paßt der rührselige Charakter der Erzählimg nicht zum Ton des 
echten Romans, sondern nähei-t sich der süßlichen Art der Bearbeitung )/. 
Dagegen kennzeichnet sich der zweite, von Val., Arm. und ß über- 
lieferte Schluß. Kap. 33"^ u. 34, durch die oben angeführten Wider- 
sprüche zum Testament als Bestandteil eines Textes, der diesen Zu- 
satz noch nicht enthielt, durch die Hervorhebung von Ptolemaios und 
Alexandria als alexandrinisch, kurz als der echte Schluß des ursprüng- 
lichen Romans. Daß wir außer diesem Schluß noch jenen andern 
überliefert finden, der in der armenischen Übersetzung sogar daneben 
gestellt ist, erklärt sich wohl einfach aus der Verstümmelung, die 
Handschriften so oft durch Wegfall oder Beschädigung der äußersten 
Blätter erleiden. Infolge einer solchen gab es Texte von a, wie z. B. 
die Handschrift A, in denen hinter dem Testament der Rest von 
Kap. 33 und Kap. 34 fehlten. Ein Bearbeiter, dem ein solcher un- 
vollständiger Text vorlag, half da ab, indem er mit Benutzung der 
in der früheren Erzählung gegebenen Motive und aus geschichtlichen 
Erinnerungen (Übergabe des Rings an Perdikkas) einen eigenen Schluß 
verfertigte, den in der Epitome und der armenischen Übersetzung er- 
haltenen Lückenbüßer. Der Armenier besaß aber — was noch durch 
andere Umstände bewiesen wird — außer diesem Text von a einen 
zweiten, aus dem er den richtigen Schluß nachtrug. Der Verfasser 
des Metzer Berichts dagegen fügte in § 113 und 114 eine kurze 
eigene Darstellung des nach Alexanders Tode Geschehenen hinzu und 
fand durch Verlegung des Testaments an das Ende einen passenden 
Ausgang. 

Zur Überlieferung des Testaments bieten außer der Metzer Epi- 
tome eine wertvolle Ergänzung die sogenannten Excerpta Latina 
Barbari, das Werk eines Galliers, der eine um 500 n. Chr. verfaßte 
alexandrinische Weltchronik ^) in sein Latein übertrug. Diese Chronik 
enthielt außer andern Stücken des Romans*) auch einen Teil des 
Testaments. 



1) Vgl. bes. C. Wachsmuth, Einl. in das Stud. d. alt. Gesch. 180 ff. C. Pricks 
Ausgabe in dessen Chronica minora Bd. I. 

2) Frick praef. CLXVI f. Von mir ergänzt Rh. M. LVI S. 542. 



Historischer Kommentar. 203 

m 30. Daß Alexander während seines letzten Aufenthaltes in 
und bei Babylon Vorzeichen erhielt, die auf sein nahes Ende hin- 
deuteten, daß er die Chaldäer befragte und durch deren Wahr- 
sagungen in große Aufregung geriet, entspricht der Erzählung der 
Historiker. Jedoch erwähnen diese nichts von dem hier berichteten 
Prodigium. Der bedeutendste der Chaldäer, die Alexander weissagten, 
hieß nach Diodor^) Belephantes. — Daß Alexander als dritter mit 
Herakles und Dionysos zusammengestellt wird, stammt aus der Ge- 
schichte des indischen Feldzugs.«) 

m 31, 32. Der Verdacht, daß Alexander nicht an Fieber ge- 
storben sei, sondern an einem Gift, das ihm Antipatros durch seine 
Söhne Kassandros und lollas habe beibringen lassen, soll nach 
Plutarch^) im sechsten Jahre nach Alexanders Tod aufgekommen 
sein und Olympias veranlaßt haben, lollas' Grab zu zerstören. Schon 
frühe muß dann ein Geschichtschreiber, mit dessen Machwerk sich 
die Verfasser der uns erhaltenen Berichte sämtlich bekannt zeigen, 
die Darstellung von Alexanders Tod danach umgearbeitet und seine 
Fassung den tatsächlichen Verhältnissen so geschickt angepaßt haben, 
daß die Sache einen glaubwürdigen Eindruck machte, zumal er für 
die lange Verheimlichung der Untat und das Schweigen der ältesten 
Berichterstatter im Einfluß des Antipatros und seiner Söhne eine 
leidliche Erklärung zu finden wußte.*) Wer dieser Schriftsteller war, 
ist ungewiß. Die Metzer Epitome (§ 97) bemerkt zum Verzeichnis 
der Gäste des Medeios: iam non alienum videtur, qui fuerint de- 
monstrare, quorum Onesicritus fugiens simultatem mentionem facere 
noluit. Danach würde man auf Onesikritos schließen^ wenn nicht 
andere Umstände dagegen sprächen. Denn wenn Onesikritos in seinem 
Alter ^) an Lysimachos' Hof lebte ^), so ist nicht wahrscheinlich, daß 
er gegen Kassandros, Lysimachos' Schwager und Verbündeten, eine 
so furchtbare Anklage erhoben hat. Auch würden es unsere Quellen 
schwerlich unerwähnt lassen, wenn sich diese Überlieferung auf einen 
so namhaften Gewährsmann aus Alexanders Umgebung stützte. 

1) XVn 112, 3. 

2) Vgl. bes. Curt. "VHI 10, 1: Patrem Liberum atque Herculem fama 
cognitos esse, ipsum coram adesse cernique. Ähnlich die Metzer Epitome § 34. 

3) AI. 77, 1. 

4) Diod. XVn 118, 2. Curt. X 10, 18. Just. XII 13, 10. 

5) Nach Plutarch: ^als Lysimachos bereits König war', also nach 206. 
Damals muß aber Onesikritos schon hoch bejahrt gewesen sein, wenn das bei 
Diog. Laert. VI 75 Erzählte richtig ist. 

6) Plut. 46, 2. 



204 Drittes Kapitel. 

Eleitarch, den man fftr den Verfasser gehalten hat^), muß zwar — 
Yorausgesetzty daß sein Werk wirklich die gemeinsame Qnelle von 
Diodor, Justin und Curtius gewesen ist — die Geschichte mitgeteilt 
hahen^ aber offenbar nur als abweichende Tradition anderer.') Wenn 
es seine Darstellung ist^ die Diodor wiedergibt^ und Plutarch als 
theatralisch tadelt^)^ so wurde nach ihm Alexanders Tod vielmehr da- 
Nj durch verursacht, daß er nach einem unmäßigen Gelage zum Schluß 
noch den Becher des Herakles leerte. Die Ausarbeitung der Ver- 
giftungslegende mag von irgend einem Literaten aus der Partei des 
Antigonos'^) herrühren, dem niemand die Ehre antat^ ihn zu nennen^ 
dessen Angaben aber der romanhaften Historiographie willkommenen 
Stoff boten und wegen des Aufsehens, das sie erregten, auch von 
Besseren nicht verschwiegen werden konnten. Denn die Fabel hat 
schon im Altertum bei vielen Glauben gefunden*), und auch solche 
Geschichtschreiber, die sie grundsätzlich verwerfen, wie Arrian und 
Plutarch in seiner Lebensbeschreibung Alexanders, halten es doch 
für nötig, mehr oder weniger ausführlich darauf einzugehen. Der 
Verfasser des Romans schließt sich ihr nicht nur in den Hauptzügen, 
sondern auch in vielem Nebensächlichen genau an; ja es ist zweifel- 
los, daß in seiner Erzählung der Inhalt jenes Berichts voUständiger 
wiedergegeben wird, als bei unsern Historikern. Nur die Angabe, 
daß Aristoteles an dem Mordplan beteiligt gewesen wäre, konnte er, 
bei seiner Auffassung des Verhältnisses zwischen Alexander und 
Aristoteles, nicht gebrauchen; vielleicht fehlte sie auch in seiner 
Quelle, wie bei Diodor, Justin und Curtius. Übrigens stimmt bei ihm 
folgendes mit der sonstigen Überlieferung der fraglichen Geschichte 
überein: 

1. Antipatros' Abberufung und Ersetzung durch Kra- 
teros wegen der gegenseitigen Beschwerden und Peindselig- 



1) Fränkel, Die Qnellen der Alexanderhistoriker S. 80. 

2) Diod. XVn 117, 6; vgl. Cart. X 10, 14 ff. 

3) XVn 117, 1 f. 4) AI. 75, 8. 

6) Für die Behauptung, daß Aristoteles das Gift beschafft habe, berief 
man sich auf einen gewissen Hagnothemis, der dies vom König Antigonos ge- 
hört haben sollte (Plut. 77, 2). 

6) Gurt. X, 10, 14 : veneno necatum esse credidere plerique. Um- 
gekehrt freilich Plut. 77, 3: ol dk tcXsIötoi xov X6yov 8l<os otowat jeenldßd'ai. 
xhv %Bgl xf^q (paQiiaxslas. Justin (XII 14, 1 — 9. XYI 2, 5) erzählt alles als tat- 
sächlich. Vgl. femer z. B. Aelian h. a. V 29. Plut. de invidia 6. vit. dec. or. 9. 
Lamprid., AI. Severus 62, 3. Tac. ann. II 73 (Germanicus* Zeitgenossen verglichen 
dessen Schicksal mit dem Ende Alexanders). 



Historischer Eonimentar. 205 

keiten zwischen ihm und Olympias.^) Olympias floh wirklich 
vor Antipatros nach Epirus und wurde erst durch Polysperchon 
zurückgebracht.*) Der von Antipatros verlangte ^militärische Dienst* 
bestand darin^ daß er aus Makedonien Ersatztruppen bringen sollte, 
der dem Erateros aufgetragene , daß er die Veteranen nach Make- 
donien zurückzufahren hatte.*) 2. Antipatros^ Furcht vor 
Alexanders Gewalttätigkeit.^) 3. Beschaffung eines Gifts, 
das in einem Huf verwahrt wurde. ^) Es soll eiskaltes Wasser 
aus der Quelle Styx bei Nonakris in Arkadien gewesen sein.^) In 
eine ganz andere Beziehung zu Alexander bringen dieses Gift und 
sein Behältnis Philon von Herakleia^ und Aelian^): Alexander habe 
das Hom eines skythischen ^Esels', das allein jenes stygische Wasser 
fassen konnte, in Delphi geweiht. Wieder andere schrieben dem Hom 
des indischen Wildesels die Eigenschaft zu, gegen Gift zu schützen.^) 
4. Entsendung des Kassandros nach Babylon, um das Gift 
zu überbringen. Kassandros kam wirklich um diese Zeit an den 
Hof^®), wahrscheinlich um dort Beschwerden entgegenzutreten, die 
gegen seinen Vater erhoben worden waren. Daß er das Gift mit- 
gebracht habe, sagen Arrian (als key.y^)^ Curtius^*) und Justin. ^•) 



1) Just. Xn 14, 1 — 6: AuctoT insidiarum Antipater fuit, quippe cum 
... videret ... a matre quoqne eius Olympiade variis se criminatio- 
nibus vexatnm ... Ex quibus rebus se quoque a Macedonia non ad so- 
cietatem militiae, sed ad poenam vocatum arbitrabatur. An. YII 12, 
5 — 7: A6'yos di xig xal o^og ^tpolra Scfpav^s ••• i^riTvmftsvov 'AXi^av^gov 
ij^ri Tijg ftfjrpog t&v 9i,aßoX&v t&v ig 'Avtinargov änaXldi^ai, i9'iXBi,v 
ix Maxs&ovlag 'AvxiitaXQOv .... 'EttsI oi)Shv iTCavovto 'AXB^dv^Qua yga- 
fpovveg 6 iihv trjv ocbd'tli&sniv re tfjg 'OXviiynd^og xal h^inrj^ta xal noXv- 
xgayiL06{)vriv Vgl. Diod. XVII 118, 1. Plut. 39, 7. 68, 3. apophth. AI. 14. 

2) Diod. XVm 49, 4. XIX 11, 2. Vgl. Plut. 68, 8. 

8) Air. Vn 12, 4. Just. Xu 12, 9. Vgl. Gurt. X 10, 15. 

4) Just. XII 14, 1—3. Diod. XVII 118, 1. 

6) Just. 7: cuius yeneni tanta vis fuit, ut non aere, non feiro, 
non testa contineretur, nee aliter ferri nisi in ungula equi potuerit. 
Ähnl. Gurt. X 10, 16. Ajt. VE 27, 1: iv ijfitovov h^Xj^. Plut. 77, 2: efe ^vov x;nH^' 

6) Plut. a. a. 0. Plin. XXX 16 § 149. Paus. Vm 18. 6. Vgl. Gurt. § 17. 

7) Stob, eclog. phys. I 52, 48. Westerm. paradoxogr. S. 179. 

8) h. a. X 40. 

9) Ktesias Indica ed. Bahr § 25. Vgl. Philostr. vit. Apoll. III 2, 1 : die in- 
dischen Könige gebrauchen dieses Hom als Becher, der gegen Krankheit, Feuer 
und Gift schützt. 

10) Plut. 74, 1. 11) vn 27, 1. 12) X 10, 17. 

13) § 6: Igitur ad occupandum regem Gassandrum filium dato 
veneno subornat, qui cum fratribus Philippo et lolla ministrare regi 



206 Drittes Kapitel. 

5. Mitwirkung des ObermundechenkB lollaS; wegen einer 
Kränkung durch Alexander.^) Das Vorbild der Erfindung ist 
wohl die Verschwörung des Pagen Hermolaos^ der Alexander wegen 
einer Züchtigung ermorden wollte^ wobei ebenfalls der Liebhaber des 
Knaben eine Rolle spielte.^) 6. Beitritt des Thessaliers MedeioS; 
der lollas' Liebhaber und Alexanders Freund war.*) 7. Opfer 
und Gelage vor dem Gastmahl bei Medeios. Den Tatsachen 
entsprechend.^) Daß bei diesem letzten Mahl der König selbst als 
Schauspieler auftrat (in einer Szene aus Euripides' Andromeda)^ 
wird durch ein Fragment der Nikobule bestätigt.^) Nach Plutarch*) 
fand das Festmahl zu Ehren Nearchs statt. 8. Alexanders Ein- 
ladung durch MedeioS; als er sich von diesem Mahl nach 
Hause begeben wollte. Daß Alexanders tödliche Krankheit nach 
einem Gelage bei Medeios eintrat^ ist bekanntlich durch die Ephe- 
meriden als tatsächlich erwiesen*^); daß aber Medeios den König ge- 
/^ wissermaßen wider seinen Willen zur Teilnahme verfahrte, ist wohl 
ein Zug der Vergiftungsgeschichte.®) 9. Anwesenheit von zwanzig 
Personen bei Medeios' Gelage. Durch Nikobule bestätigt.^) 
Der Schluß des Fragments, der mit den Ephemeriden übereinstimmt, 
zeigt, daß dies nicht zu einer Erzählung der Vergiftungsfabel ge- 
hörte. Vielmehr scheint die Angabe über die Zahl der Teilnehmer 
auf eine gute Quelle, vielleicht die Ephemeriden selbst, zurückzugehen^ 



solebat. Die Stelle ist zweifellos verderbt. Ich vermute etwa: qui c. f. Ph. et 
lolla, qui m. r. s., instrueret facinus. 

1) Axt. Yn 27, 2: Jovvai. äh aitth 'l6lXav xhv ädelfpov tov Kaedv&QOv 
tbv vsdyesQOV' slvai yocg olvo%6ov ßaöiXixov xhv 'l6Xlav %al rt %al XbXv- 
^fjad'at ^Qos jiXs^dvSgov dXlyo) Ttgoed^sv tfjg taXavrfjg. Vgl. Flut. 74, 1 f., 
wonach nicht lollas, sondern Kassandros von Alezander mißhandelt worden war^ 
der ihn mit dem Kopf gegen die Wand stieß, weil er über die Proskynesis lachte. 

2) Arr. IV 13. Curt. VIE 6, 7 ff. 

3) Arr. YII 27, 2: oi Sh nal M'q^iov yLBta9%Blv xov igyov iga6xi\v 
Svxa xov 'l6XXa' %al ainhv yccg bIvui xov alctiyrixrjv 'y6v6ii,8vov lAXB^dv- 
^Qca xov xcofiov. 24,4: Mijdtoi' .. xmv kxaigaiv iv x& x6xe xbv ni^avm' 
xaxov (AXs^dv^Qtp). Vgl. Flut. quom. adulat. int. § 24. 

4) Arr. 24, 4. Flut. 76, 2. Vgl. Diod. XVH 117, 1. 

5) Athen. S. 637*: NixoßovXri d4 <pf}Otv^ 8ti ataga xo öbItcvov Ttdvxss ol 
dyojvißxal iönov^cciov xignsiv xhv ßaövXia %ccl 8xi iv xq> xBXsvxalat &si7cv(»> 
a'bxhg o uiXi^avdgos iyesi>o66i4v rt fivrnt^ovBiüaae ix xfjg Ei>gi7cidov 'AvSgo^U^ag 
7}y(ovLoaxo. 

6) 76, 3. 7) Arr. 26, 1. Flut. 76, 3. 

8) Arr. VE 24, 4 (XBy.), Just. XII 13, 7. 14, 8. 

9) Athen. X 44 S. 434". 



Historischer Kommentar. 207 

und ebenso das hier im Roman erhaltene Verzeichnis der Gäste. 
Denn von einem großen Teil der Genannten wissen wir, daß sie da- 
mals wirklich in Babylon waren: Perdikkas, Medeios, Meleagros, 
Peithon^), Leonnatos*), Peukestes^), Ptolemaios, Lysimachos*), Phi- 
lippos ^), Eumenes*), Nearchos und Menandros.') Ein Reiterfiihrer 
Namens Herakleides und zwei Namens Ariston kommen in der Ge- 
schichte des persischen Feldzugs TOr, ohne Angabe ihres Heimatortes. 
Vor EvQioycvog fehlt ein Name. Vermutlich ist Udlevxog einzusetzen^ 
denn Seleukos war aus Europos^) und befand sich damals in Babylon.^) 
Phüotas ist jedenfalls der General, der bei der Reichsteilung 
in Babylon, Kilikien, Asandros — dessen Name auch in der 
Überlieferung der Historiker gewöhnlich zu Kd(f(ö)aväQog entstellt 
ist — derjenige, der Karien erhielt, Stasanor vielleicht^®) der 
Satrap der Arier und Zarangen. Der Name Dardanos beruht wohl 
auf Verderbnis, wahrscheinlich durch Vermengung eines irrtümlich 
wiederholten MsvavÖQog mit der darübergesetzten richtigen Schreibung 
MsvlSag. Menandros und Menidas waren um dieselbe Zeit mit ihren 
Truppen in Babylon eingetroffen.^^) Über Holkias, dessen Namen der 
Bearbeiter hinzugesetzt hat, der das Testament einschob, s. u. zu 
Kap. 33^. Proteas, der Alexander zwei Maß Wein vorgetrunken 
und dadurch dessen tödliche Erkrankung hervorgerufen haben soU^*), 
scheint nicht zu dieser Liste zu gehören. 10. Alexanders Ver- 
giftung, wonach er wie ein Verwundeter aufschrie und das 
Gelage verließ.^') 11. Lähmung der Sprache; tatsächlich, nach 



1) Arr. VII 26, 2. bucc. 2. Plut. 76, 4. Curt. X 7, 4. 8. 

2) Arr. succ. 2. Curt. X 1, 20. 8, 4. 

3) Arr. VII 23, 1 ff. 26, 2. 4) Arr. succ. 2. 

5) Ein Fhilippos, Ulg x&v (plX{ov\ hatte nach Diod. XVII 115, 6 Ammong 
Orakel über die Apotheose Hephaistions nach Babylon überbracht. Da ein 
Name zu beseitigen ist, damit zwanzig herauskommen, so wird man am besten 
den ohne Zusatz genannten Philippos streichen. 6) Arr. succ. 2. 

7) Dieser hatte nach Arr. VII 23, 1 eben Truppen von Lydien nach Ba- 
bylon geführt. 

8) Appian und Steph. Byz. schreiben dafür irrtümlich 'Slfttonog. Vgl. Niese, 
Gesch. d. gr. u. m. St. I 393. 

9) Arr. VII 26, 2. Plut. 76, 4. 

10) Vgl. aber Arr. VI 29, 1. 11) Arr. VE 23, 1. 

12) Ephippos bei Athen. S. 434». 

13) Just. Xn 13, 8: Accepto poculo media potione repente velut 
telo confixuB ingemuit elatusque convivio semianimis tanto dolore cruciatus 
est ... Ähnlich Diod. XVII 117, 2 (aber ohne Bezug auf die Vergiftung). Arr. 
27, 2 (Acy.). Plut. 76, 3 (mit Tadel gegen diese theatralische Schilderung). 



208 Drittes Kapitel. 

den Ephemeriden. ^) 12. Alexanders Versuch, sich im Euphrat 
zu ertränken, durch Roxane verhindert.') Dieser Zug gehört 
offenbar nicht der Vulgata an, wie sein Fehlen in den übrigen 
Quellen und die Form des Tadels bei Arrian beweist. Die Erfindung 
verrät aber Sachkenntnis, denn Alexander lag wirklich während seinei 
letzten Erankheit eine Zeitlang am Euphrat, im ^Haus bei der Bade- 
anstalt'.^) 13. Auflauf der Makedonier, die den Zutritt zum 
König erzwangen und dann von ihm Abschied nahmen. Die 
bekannte historische Szene. ^) Auch Einzelheiten stimmen überein, 
wie die Aufstellung des Bettes auf einem erhöhten Platze^), das Er- 
scheinen der Makedonier im bloßen Chiton*), ihre Entlassung durch 
eine andere Tür.^) — Der Enabe Kombaphes, der neben Alexanders 
Gemahlin genannt wird, mag ein 'scortum regium', wie Bagoas^), ge- 
wesen sein. — Die Verabredung zwischen Perdikkas und Ptole- 
maios, der zufolge Perdikkas mit seinen Ansprüchen auf das ganze 
Reich und seiner späteren Feindseligkeit gegen Ptolemaios als wort- 
brüchig erscheinen mußte, ist gewiß nicht vom Verfasser des Ro- 
mans, sondern, wie schon MüUer^) mit Recht annahm, in der Zeit 
der ersten Diadochenkämpfe erfanden. — Von dem Gerede, daß 
Ptolemaios ein Sohn Philipps gewesen sei, wissen auch Curtius^®) 
und Pausanias.^^) Damit hängt vermutlich zusammen, daß in Texten 
von ß^^) und in den Excerpta Barbari ^*) Ptolemaios den Beinamen 



1) Arr. 25, 6. Plut. 76, 8. 

2) Arr. 27, 3: "ffdrj de rtg oinc 'f]6%vv%"ri ^voc'/gdipoci, oti ai696iisvog oi) 
fiimeifiov ovra wbrov jiXi^avSgos ig xov Eittpgcirriv Ttorafihv j^si ^ft- 
ßocX&v .... ^Pfo^dvTiv 9h rr\v yvvcclKa oi) Xad'slv ^§(öi;Ta, &XXa slgyS- 
{kBvov yccQ ^Qog avtfjg iyeotiJLm^avta siTCstv, Sri iq>d'6vri6sv aga ai)X^ 
^o^Tig Tfjg ig anav mg d^sa 9r\ ysvo^iva). Ebenso Zonaras IV 14. 

3) Arr. 26, 5. Plut. 76, 2. 

4) Arr. 26, 1. Plut. 76, 4. Curt. X 6, 1 ff. Just. XH 16, 2 ff. 

5) Just. 2: eosque omnes (milites), cum prolatus in editissimnm ur- 
bis (I) locum esset, ad conspectum suum admisit. 

6) Plut. 76, 4: iv xolg %iTöi6i %cc9'' iva Ttagcc fqv %XLv7\v ^agB^f^ii^ov, 

7) Lucian pseudom. 16 (224): iv^gvTCT^o äh %azcc r6 ävrid'vgov aXXri 
i^o&og (für die Besucher des angeblichen Asklepios), ol6v ri rohg MaTiedd- 
vag iv BaßvX&vi Ttoifjaoct iic ^AX^^dv^gm voöovvrt X6Yog, 

8) Curt. X 1, 26 ff. 9) praef. XX. 

10) IX 8, 22: quidam Philippo genitum esse credebant; certe pelice eins 
ortum constabat. 

11) I 6, 2: HvoXBiuxtov Ma%s96vBg ^iXlxTtov icatda bIvui roD *A^vtov^ Xt^y^» 
ih Adyov vo{Lliov6i,v. 

12) z. B. L m 34. 13) 272, 14. 318, 2. 820, 7. 



Historischer Kommentar. 209 

Philipps erhält: infolge einer Entstellung der La. nroXsfialog 6 
^Mütitov zu ITt. 6 (xal) QCki%:jcog, — Ein Lob, das ein gemeiner 
Soldat Alexander spendet, bringt Curtius in anderem Zusammen- 
hang.^) Die Angaben über die Aufzeichnung des Testaments 
rühren sieher teilweise von dem Bearbeiter her, der das Testament 
«infugte. Aber es ist mißlich, hier die Grenze zu ziehen, da die 
Anekdote von Perdikkas und Ptolemaios, die doch wohl dem echten 
Text zuzuweisen ist, eine Bemerkung über die Abfassung des Testa- 
ments voraussetzt. 

m 33^. Bezüglich des Testaments sei auf meine Abhandlung 
im Rheinischen Museum LVI S. 517 — 542 verwiesen, wo ich den 
Inhalt und die Komposition dieses merkwürdigen Stücks ausführlich 
•erörtert habe. Hier nur kurz die hauptsächlichen Ergebnisse. 

In dem bei Ps. erhaltenen Text des Testaments liegen m. E. 
drei Schichten übereinander. Die Grundlage bildet ein bald nach 
Alexanders Tod, noch im vierten Jahrhundert v. Chr., entstandenes 
fUDLgebliches Vermächtnis Alexanders, das wahrscheinlich auf einer 
griechischen Insel aus Antipatros' Machtbereich verfaßt wurde und 
den Zweck hatte, dessen Gewaltherrschaft zu bekämpfen. Diese Ten- 
denz zeigt sich besonders darin, daß die Verwaltung Makedoniens 
Krateros, anstatt Antipatros, übertragen wird, und daß für sämtliche' 
Statthalter, die Antipatros durch Verheiratung mit seinen Töchtern 
auf seine Seite zu ziehen suchte — Krateros, Lysimachos, Leonnatos^ 
Ptolemaios und Perdikkas — , andere, vornehmere Gemahlinnen be- 
stimmt werden, eine Erfindung, die in dieser den Zweck verhüllenden 
Form nur von einem Zeitgenossen jener Händel ausgegangen sein 
kann. Aus diesem Stück mag der Kern der Abschnitte 1 — 3, viel- 
leicht auch 6, entnommen sein. — Im dritten oder zweiten Jahr- 
hundert V. Chr., als die rhodische Macht in höchster Blüte stand, 
hat dann ein rhodischer Geschichtschreiber, vielleicht Zenon, den 
Polybios wegen seiner patriotischen Geschichtsfälschungen tadelt, 
dieses angebliche Vermächtnis Alexanders in eine Geschichte seiner 
Vaterstadt aufgenommen und zu deren Verherrlichung benutzt, indem 
er durch entsprechende Zusätze im Testament und ein beigefügtes Be- 
gleitschreiben Alexanders an die Rhodier seine Landsleute als 
Alexanders Testamentsvollstrecker und besondere Günstlinge hinstellte. 
Wahrscheinlich hat er dabei den Text auch sonst aus historischen 
Quellen vervollständigt; so besonders durch Einschaltung des Ab- 



1) X 7,1 f.: Si Alexandro similem quaeritis, nunquam reperietis. 

Aasfeld, Der fprieoh. Alezsnderroman. 14 



210 Drittes Kapitel. 

Schnitts über die östlichen Satrapien (Nr. 5), der dem ursprünglichen 
Text nicht angehörte. Das Werk dieses Rhodiers scheint Diodor 
für seine Darstellung der rhodischen Geschichte benutzt und aus ihm 
die Angabe entlehnt zu haben, daß Alexander Rhodos vor allen 
Städten geschätzt und sein Testament dort in Verwahrung gegeben 
habe.^) — Vermutlich aus demselben Werk ist später Alexanders 
Testament samt dem Brief an die Rhodier in den Roman eiugefügt 
und in diesem von einem alexandrinischen Bearbeiter durch den Zu- 
satz über die Stellung des Alexanderpriesters in Alexandria (Ab- 
schnitt 4) erweitert worden. Auf den Roman geht wahrscheinlich 
aUes zurück, was wir vom Text des Testaments besitzen, auch da& 
in den Excerpta Barbari erhaltene Fragment.^) 

Der Holkias, der das Testament den Rhodiem Überbringer), 
soll und in diesem mit lUyrien bedacht wird, ist wohl mit dem bei 
Polyän®) erwähnten Holkias identisch. Was Polyän von ihm sagt,, 
läßt darauf schließen, daß er wirklich ein Mann von Bedeutung war. 
Vielleicht ist der Name seiner Schwester, die in Abs. 2 Bleodike 
genannt imd den Frauen der königlichen Familie gleichgestellt wird, 
aus (xal) EvQväixri(v . . yvvccixa roi5rG> dCSiaöLv) verderbt, und es 
handelt sich hier um Alexanders Nichte Eurydike, die 322 den König 
Philipp Arridaios heiratete. Ihre Mutter Kynane war die Tochter 
einer Illyrierin Andata^) und stammte wohl aus illyrischem Königs- 
geschlecht, womit sich erklären würde, warum Holkias der illyrische 
Königsthron zugesprochen wird.^) 

III 33^*. Dieser alberne Bericht über Alexanders Ende ist wohl 
nur verfaßt, um eine unvollständige Handschrift des Textes a zu er- 
gänzen. S. 0. zu ni 30 — 33. 

TTT 33^'^. Alexanders Antwort auf die ITrage, wem er das Reich 
hinterlasse, ist eine etwas veränderte Fassung der bekannten Äußerung 
'dem Besten', die ihm aber nur in den minder glaubwürdigen Quellen 
zugeschrieben wird.^) 

III 34. Der Streit zwischen den Persern und Makedoniern war 
in Wirklichkeit nur 'certamen quoddam maeroris'.'^) Den Plan, 
Alexander in Aigai bei den Gräbern seiner Vorfahren beizusetzen^ 
verfocht Perdikkas.®) Die Überführung der Leiche nach Ägypten 

1) XX 81, 3 f. 2) S. o. zu nr 30—33. 3) IV 6, 6. 

4) Athen. S. 557«. 5) Vgl. a. a. 0. 538 A. 6. 

6) Arr. VII 26, 3 als Xsyöiisvov. Diod. XVII 117, 4. XVTII 1, 4. Curt. X 5, 6. 
Juat. XII 16, 8. 

7) Cnrt. X 6, 4. 8) Paus. I 6, 3. 



Historischer Kommentar. 211 

setzte in der Tat Ptolemaios durch, aber nicht mit Hilfe eines Orakels, 
sondern indem er mit seinem Heer den Leichenzug in Syrien abholte 
und nach Ägypten geleitete.^) Das Orakel des babylonischen Zeus, 
d. h. des Bei, spielt zwar in der Geschichte von Alexanders Tod eine 
RoDe^), hat aber unseres Wissens über seine Bestattung keinen Be- 
scheid erteilt. 

Das Folgende entspricht in der Hauptsache der Geschichte: die 
Einbalsamierung der Leiche^), die Überführung des Sargs auf einem 
Ton Maultieren gezogenen Wagen ^) erst nach Memphis, dann nach 
Alexandria, wo die Leiche im Sema beigesetzt wurde. ^) Aus der 
Abweisung der Leiche in Memphis imd I 34 zieht Lumbroso^) den 
yerfehlten Schluß, daß in unserem Text des Romans eine ältere, 
alexandrinische Fassung durch eine provinzial-ägyptische Überarbeitung 
verdeckt sei. — Daß Alexanders Leiche ihrer Ruhestätte 



1) Diod. XVm 28, 3. 

2) Arr. VU 16, 6 ff. Plut. 73, 1. Diod. XVE 112, 2 ff. Just. XIT 13, 3. 

3) Curt. X 10, 13: Aegyptii Ghaldaeiqne iussi corpus suo more curare . .. 
porgavere corpus, repletumque est odoribus. Ähnl. Diod. XVIII 26, 3. Daß 
Alezanders Leiche in Honig verwahrt wurde, sagt Statius (Sily. III 2, 117 f.: 
Duc et ad Emathios manes, ubi belliger urbis Gonditor Hyblaeo perfusus nectare 
durat), daß die Babylonier die Leichen in Honig aufbewahrten, Herodot 
(I 198) und Strabo (S. 746). 

4) Diod. XVni 27, 6. Die Zahl der Maultiere ist in der Überlieferung 
unserer Stelle verloren gegangen; nach Diodor waren es 64. Der Sarg war 
nicht aus Blei, sondern aus Gold (Diod. XVEI 26, 3), wie auch das Testament 
angibt; er wurde später von Ptolemaios Pareisaktos geraubt und durch einen 
gläsernen ersetzt (Strabo S. 794). 

6) Curt. X 10, 20: Ceterum corpus eius a Ptolemaeo, cui Aegyptus cesserat, 
Mempliim et inde paucis post annis Alexandriam translatum est. Diod. 
XYin 28, 3 f. Strabo S. 794: Migog ih x&v ßaedslmv {l^siav^gslag) itstl xal t6 
%aXo'6ii8vov JSfjiia ... iv at al x&v ßaöiXiov tatpal xal i^ ^Xs^dv&gov iq>9"ri 
yäg ro 6&fLa &(peX6(i8vog ÜBgälKnav 6 tov Adyov IIxoXB\Lalog xaxccxoiil^ovxa 
i* xi^s EaßvXavos . . . . to 9h ö&iuc xov jiXs^dvSgov xo^iLcag 6 UxoXsfiatog ixi^- 
davöBv iv xfj 'AXs^aväQsla Snov vvv Jixi xstxai. Während so Strabo, Diodor 
und Gurtius in Übereinstimmung mit unserer Stelle dem ersten Ptolemaios die 
Beisetzung Alezanders in Alexandria, Strabo und Diodor demselben auch die 
Erbauung des Sema zuschreiben, sagt Pausanias (I 7, 1), erst Ptolemaios H. habe 
Alexanders Leiche von Memphis nach Alexandria bringen lassen, und die Er- 
bauung des Sema wird von Zenobius (IE 94) sogar erst auf Ptolemaios IV. Phi- 
lopator zurückgeführt. Ich sehe keinen zwingenden Grand, mit Niese (Gesch d. 
gr. u. m. St. II 113. 361. 403 A. 7. 772. 776) diese Angaben vor jenen älteren 
Zeugnissen zu bevorzugen. — Daß Alexanders Grabtempel nicht '2'^fia^ sondern 
iJeofia (^Leiche'!) geheißen hätte, ist kaum glaublich. 

6) L'Egitto dei Greci e dei Bomani. 2. Aud. 156 f. 

14* 



212 Drittes Kapitel. 

Macht und Glück bringen würde^ hatte nach Aelian^) Aristandros 
geweissagt. 

III 35. Die statistischen Angaben am Schluß rühren schwerlich 
vom Verfasser des Romans her, denn sie berichten von einer Unter- 
werfung Grriechenlands und von Stadtegründungen bei Völkern, die 
Alexander nach der Darstellung des Romans überhaupt nicht berührt 
hat (Skythen und Massageten). Die Daten stammen wahrscheinlich 
aus einer Chronik. Nur die Angabe, daß Alexander mit fünfzehn 
Jahren begonnen hätte Krieg zu führen, ist wohl Eap. I 18 des 
Romans (Kriegserklärung an Nikolaos von Akamanien) entnommen, und 
daraus weiter abgeleitet, daß seine Kriege 17 Jahre gedauert hätten. 
Da er dann — nach Nöldekes Besserung des Textes — noch acht 
Monate in Frieden gelebt haben soll, so wird seine Lebensdauer, wie 
von Aristobul^), auf 32 Jahre 8 Monate berechnet sein, obgleich 
keiner unserer Texte genau diese Zahlen überliefert. 

Die Liste der Städte hat zuerst Nöldeke^) in bessere Ordnung 
gebracht. Droysens Versuch*) beruhte auf unzulänglichem Material. 
Der sonstigen Überlieferung entsprechen die Alexanderstädte: für 
Bukephalos (Bukephaleia oder Bukephala'^)); die bei Issos (die 
bekannte, noch jetzt erhaltene Stadt^). Sie lag am Fuß des Pieria- 
Gebirges, der südlichen Fortsetzung des Amanos'^)*, darauf gründet 
sich meine Vermutung, daß mit der verderbten Bezeichnung otQog 
IIsQlag^ IlsQöag usw. dieselbe Stadt gemeint ist, zumal es keine 
Gründung Alexanders in Persis gibt. Zwei zu diesem Alexandria ge- 
hörige Notizen sind in den Excerpta Barbari und dem Chronicon 
paschale an unrichtigen Ort geraten: scabiosa, ein Beiname, den 
die Stadt wegen der Häufigkeit des Aussatzes erhielt^), und iv 
AlyaCaug, ein Hinweis auf das benachbarte Aigaiai am issischen 
Meerbusen^)); die zum Andenken an den Sieg über Porös (Nikaia^®)); 
die am Tigris (wohl Charax, wie bereits Droysen vermutete, das 
Alexander ^militum inutilibus ibi relictis Alexandriam appellari 

1) V. h. XII 64. 2) Arr. VII 28, 1. 3) Beitr. S. 8 f. 

4) Gesch. d. Hell. III 2 S. 246 f. 

6) Arr. V 19, 4. 29, 6. Plut. AI. 61. Diod. XVII 96, 6. Gurt. IX 3, 28. Just. 
Xn 8, 8. Strabo S. 698 f. Plin. VI 20 § 77 usw. — Vgl. Droysen IE 2 229 f. 
Tomaschek bei Pauly-Wiss. u. d. W. 

6) Strabo S. 676. Ptol. V 14. Herodian EI 4, 3. Vgl. Droysen 199 f. Ben- 
zinger, Pauly-Wiss. I 1396. 

7) Strabo S. 761 : ii Uisgloc, Sgog evvsxhg v^ IdfLavqt. 

8) Benzinger a. a. 0. 1896. 9) S. o. zu U 28. 

10) Arr. V 19, 4. 29, 6. Diod. XVII 89, 6. 96, 6 u. a. Vgl. Droysen 229 f. 



Historischer Kommentar. 213 

iusserat'^); später verfallen und von den syrischen Königen neu be- 
gründet*)); die bei Babylon (die Gründung Alexanders beim Euphrat- 
kanal Pallakopas*)); die in Troas (nicht von Alexander^ sondern von 
Antigonos^ als ^Antigoneia', gegründet, dann von Lysimachos nach 
Alexander benannt^)); die am Jaxartes (mit der Bezeichnung ^bei 
den Massageten' und der verderbten ^am Xanthos'; ^Scantus', 
^Sanctus', ist vermutlich dieselbe Stadt gemeint, Alexandria Eschate, 
die am Jaxartes, an der Grenze gegen die Massageten, lag^)); die bei 
den Griten*); die in Margiane (eine Gründung Alexanders, später 
voii Antiochos wiederhergestellt und danach Antiochia genannt^); 
jetzt Merw^); und die in Ägypten (oder 'bei Ägypten', wie A und 
das Ghronicon paschale überliefern, denn viele rechneten Alexandria 
nicht zu Ägypten*)). — Zweifelhaft ist iv Hkv^Iccx eine der sieben^®) 
oder acht^^) von Alexander in Baktrien und Sogdiane gegründeten 
Städte, die an die Steppen der Skythen grenzten. Sicher verderbt 
ist die Bezeichnung 'am Granikos'. Was dahinter steckt, ist un- 
sicher; nach Leos Lesart 'aranicon' mag man etwa an die Alexander- 
stadt am Flusse Areios in Areia (bei Plinius^*) 'Ariana') denken. 
Mit den gleichfalls verderbten Namen, die /}, das Ghronicon paschale 
und die Excerpta Barbari dafür bieten, ist nicht dieselbe Stadt ge- 
meint, sondern wohl das auch bei Stephanos von Byzanz aufgeführte 
Alexandria in Cypern.^'*) Das libysche 'Alexandria bei der Penta- 
polis' ist vielleicht die Ortschaft ^AkB^dvÖQov UaQaiißokr^.^^) — ■ Be- 
merkenswert sind die in der syrischen Übersetzung erhaltenen Er- 
gänzungen des persischen Bearbeiters, der auch darin seine Selb- 
ständigkeit zeigt, daß er nicht — wie noch Leo im zehnten Jahr- 
hundert! — die Angabe über das Fortbestehen aller dieser Städte 
gedankenlos nachgeschrieben hat. 

1) PUn. VI 138. 

2) Vgl. Droysen 237. 247. 316. v. Gutschmid, Öesch. Irans 41 f. 

3) Arr. VH 21, 7. Vgl. Droysen 237. 

4) Strabo S. 598. Plin. V 30 § 124. 

6) Arr. IV 1, 3. 4, 1. Gurt. VH 6, 25. Just. XJI 5, 12. Ptol. VI 12. Plin. 
VI 49. Amm. Marc. XXÜI 6, 59 u. a. Vgl. Droysen 242. Niese 11 772. 

6) Arr. VI 21, 6. Diod. XVII 104, 8. Gurt. IX 10, 7. Plin. VI 97 u. a. Vgl. 
Droysen 288 f. 

7) Plin. VI 46 f. 8) Droysen 218 ff. 9) S. o. zu I 34. 
10) Just. Xn 5, 18. 11) Strabo S. 517. 12) VI 98. 

13) Vgl. Droysen 242 f. 247. 

14) Ptol. IV 5 S. 282 ed. Wilberg; Oros. I 2, 3. 



Viertes Kapitel. 

Die Komposition und Entstehimgszeit des 

ursprünglichen Werkes. 

1. Die fiberlieferte und die nrsprfingliche Erzählung. 

Im Vorhergehenden wurde versucht, den gemeinsamen Inhalt der 
ältesten Überlieferung im Einzelnen zu zergliedern. Dabei ergab 
sich, daß diese viele Stücke umfaßt, die den Gang der Erzählung 
störend unterbrechen und mit andern Angaben des Berichts nicht 
vereinbar sind. Überblicken wir diese Widersprüche nochmals im 
ganzen! 

Unsem Texten des Romans zufolge wird Alexander von Ammon 
ausdrücklich als sein Sohn anerkannt (I 30), trotzdem vorher erzählt 
ist, daß Alexanders Vater Nektanebos nur betrügerisch die Rolle des 
Gottes spielte. Als sich Alexander in Syrien befindet, fordert Darius 
die Satrapen von Eleinasien auf, ihn zu ergreifen, und diese bitten 
um Hilfe gegen Alexanders AngriiQfe, während Alexander ihr Land 
noch nie betreten hat (I 39). Darauf hält ihm Darius die Unter- 
werfung griechischer Städte vor (I 40), während doch Alexander 
noch gar nichts gegen Griechenland unternommen hatte. 

Nach der Schlacht bei Issos, nachdem sich Alexander eben zur 
Fortsetzung des Krieges gegen Darius Verstärkungen aus Makedonien 
bestellt hat, kehrt er plötzlich ohne alle Veranlassung nach Europa 
zurück und kämpft dort gegen die Hellenen, findet sich dann aber 
ebenso plötzlich in Kilikien wieder ein. Hier wird Parmenion als Ver- 
brecher hingerichtet (II 8), gibt aber später bei den Verhandlungen 
über das Friedensgesuch des Darius sein Gutachten ab (H 17) und 
erscheint nochmals in Indien unter den vertrauten Freunden des 
Königs (HI 17", 6). Nach der Entscheidungsschlacht am Stranga, 
in unmittelbarer Nähe von Persepolis, verfolgt Alexander den flüch- 
tigen Darius durch Medien nordwärts, aber Darius wird in seinem 



1. Die überlieferte und die ursprüngliche Erzählung. 215 

Palast in PersepoUs ermordet, und Alexander kommt unmittelbar vom 
Schlachtfelde am Stranga zu seinem sterbenden Gegner. Nach dem Be- 
fiucli bei den Brahmanen schreibt Alexander einen Brief an Aristoteles, 
in dem er seine Erlebnisse nach Darius' Tod ganz anders schildert, als 
«ie im Roman III 1 — 6 berichtet sind, auch viel von seinen Abenteuern 
in und bei dem Prasierland zu berichten weiß, während wir III 27 er- 
fahren, daß er nur bis an den Grenzfluß dieses Landes gelangte und 
-auf dessen Unterwerfung verzichtete. Dann finden wir Alexander auf 
•einmal nach Ägypten entrückt, von wo er eine Beise nach Äthiopien 
zur Königin Meroe unternimmt. Gleichwohl schreibt er den Amazonen, 
^u denen er sich von dort aus begibt, er komme eben von den Brah- 
manen^ und erwähnt bei der Aufzählung seiner Taten von den Aben- 
teuern, die in III 17. 18 — 24 mitgeteilt sind, nicht das mindeste. 
In einem Brief an Olympias, den er von Babylon aus sendet, erzählt 
■er von den Amazonen ganz anders, als lU 25 f. berichtet ist, und 
beschreibt die persische Eönigsburg, als habe er sie bei seiner Rück- 
kehr von Indien zum erstenmal gesehen, während II 17 angibt, daß 
«r schon früher dort war und sie selbst in Brand stecken ließ. In 
seinem Testament wird Porös, den er im Zweikampf getötet hat, in 
seiner Herrschaft bestätigt, und Vater seiner Gattin Boxane ist nicht 
mehr Darius, der sie ihm sterbend verlobte, sondern der Baktrer 
Oxyarthes. Auch wird hier die Wiederherstellung Thebens fiftigeordnet, 
ids ob sie nicht Alexander bereits in Korinth befohlen hätte (I 47). 
Und nachdem das Testament in Ptolemaios* Gegenwart verlesen 
worden ist, muß dieser schließlich den König noch fragen, wem er 
die Herrschaft hinterlasse (HI 33^, und das Orakel des babylonischen 
Zeus, wo Alexander zu bestatten sei (HI 34). 

Ist der Text, der diese Vermischungen enthält, als der ursprüng- 
liche der alexandrinischen Lebensbeschreibung Alexanders anzusehen? 
So hat man nach Zachers Vorgang ziemlich allgemein geurteilt ^), 
und neuerdings hat sich auch W. Bioll, der sonst in der Beurteilung 
des Romans auf wesentlich anderm Standpunkt steht, an derselben 
Meinxmg festgehalten.^) Was Zacher jene Widersprüche übersehen 
ließ, war wohl seine Anschauung, daß der Roman eine Niederschrift 
•der alexandrinischen Sage sei, bei der mancherlei Unebenheiten, wie 
sie die Überlieferung im Volksmund mit sich bringt, begreiflich 
erscheinen mochten. Diese Auffassung war aber — wovon unten noch 
die Rede sein wird — eine irrige. Und selbst wenn der Inhalt des 

1) Siehe o. Kap. I. 

2) Beil. z, Allg. Zeitung 1901 Nr. 38 S. 6. 



i 



216 Viertes Kapitel. Die Eomposition u. Entstehungszeit des urspr. Werkes. 

Romans Sage wäre, so geschah doch seine Aufzeichnung nicht durch 
einen wissenschaftlichen Forscher, der etwa auch abweichende Ver- 
sionen notieren wollte, sondern durch den Verfasser eines Unter- 
haltungsbuches, der sich schwerlich fortwährend selbst Lügen strafen 
durfte. Anders stellt sich die Sache für solche Vertreter jöner An- 
sicht, die mit uns annehmen, daß der Inhalt der Überlieferung aua 
sehr yerschiedenen Quellen zusammengebracht ist. Diese setzen Tor- 

\) aus, daß der Verfasser, den sie der späten Kaiserzeit zuweisen^ 
das Material aus seinen Vorlagen nur äußerlich aneinandergereiht 
habe xmd nicht imstande gewesen sei, es zu einer einheitlichen Er- 
zählung zu Yerarbeiten. Aber selbst wenn der Roman erst so spät 
entstanden sein sollte, gelten doch die Kriterien, nach denen man 
Echtheit und ünechtheit zu bemessen pflegt, ebenso wie für die Er- 
zeugnisse der sogenannten besseren Zeit. Auch einem Schriftsteller 
des 3. Jahrhunderts n. Chr. kann man eine so unerhörte Konfusion, 
wie sie im überlieferten Texte vorliegt, doch nur dann zumuten, wenn 
sein Werk auch sonst von völliger Beschränktheit und Roheit des 
Verfassers zeugt Ist dies nun beim Alexanderroman der Fall? 
Unseres Erachtens keineswegs. Die geschickte Anlage des Intrigen- 
spiels, das erst mit Olympias, dann mit Philipp gespielt wird, bis 
der Betörte glücklich in dem Glauben stirbt, in seinem Sohn Ale- 
xander den verheißenen Rächer gefunden zu haben-, die Steigerung- 
der Affekte in der Demütigung des hochfahrenden Darius — das sind 

^ doch Beweise einer nicht ganz verächtlichen Darstellungskunst. 
Soll nun der Verfasser, der das zu schaffen vermochte, die von ihm 
selbst erfundenen Pointen, wie die Züchtigung des Verleumders Par- 
menion, die Verlobung Alexanders mit der Tochter des sterbenden 
Feindes, die Überlistung des siegesgewissen Porös, in so plumper und 
gedankenloser Weise zerstört haben, daß er Parmenion und Porös 
als Alexanders Freunde Wiederaufleben ließ und Roxane nachträglich 
als Tochter des Oxyarthes bezeichnete? Ich halte das nicht für wahr- 
scheinlich, sondern sehe in diesen Widersprüchen das Ergebnis der 
Kompilation eines oder mehrerer mechanisch erweiternder Bearbeiter,, 
die alles mögliche in die Erzählung einschoben, ohne es mit dieser 
ordentlich in Einklang zu bringen. Dazu kommt noch ein zweites 
Moment. Entfernt man die Stücke, die mit solchen Fehlem behaftet 
sind, so ergibt sich eine in der Hauptsache klar und vernünftig fort- 
schreitende Handlung, in der auch eine bestimmte schriftstellerische- 
Individualität erkennbar ist. Wie wäre das möglich, wenn der Ver- 
fasser die Quellen, aus denen jene Zusätze stammen, selbst zur Hand 



1, Die überlieferte und die ursprüngliche ErzäMung. 217 

gehabt und diese selbst daraus entnommen hätte? Dann wäre doch 
unbegreiflich; daß er seine Erzählung nicht danach einrichtete, sondern 
seinen eigenen ganz abweichenden Bericht ruhig weiterführte ^ als 
wären die entlehnten Teile seines Werkes gar nicht vorhanden. Man 
müßte höchstens annehmen, daß er die Interpolation erst nachträglich,, 
nach Vollendung des Ganzen angebracht hätte. Wozu aber eine 
solche seltsame Selbstveränderung voraussetzen? Wenn die philo- 
logische Kritik in sonstigen Fällen, wo sich eine befriedigend geord- 
nete Komposition durch Hinzufügung widersprechender Stücke gestört 
zeigt, jene dem Verfasser, diese einem späteren Bearbeiter zuschreibt, 
so ist nicht einzusehen, warum man gegenüber der Überlieferung des 
Alexanderromans anders verfahren soll. Ich halte danach an meiner 
Ansicht fest, die ich schon in meiner Abhandlung 'zur Kritik des 
griechischen Alexanderromans' ^) ausführlich zu begründen gesucht 
habe, daß der gemeinsame Kern der ältesten Überlieferung, der Text a^ 
bereits durch Interpolation stark entstellt, und daß der Inhalt des 
ursprünglichen Werkes nur den Teilen zu entnehmen ist, die nach 
Ausscheidung dieser späten Zusätze übrig bleiben.^) Auf diese allein 



1) Programm des Gymn. Bruchsal. Karlsruhe 1894. 

2) Über vereinzelte Fälle, in denen eine scharfe Sonderung des Älteren und 
Jüngeren nicht mehr möglich ist, s. oben am Schluß von Kap. I. — F. Kampers 
hat in seinem Buche ^Alexander d. Gr. und die Idee des Weltimperiums in 
Prophetie und Sage' (Freiberg 1901) S. 184. 188 zwischen der Auffassung Krolls 
und der meinigen einen Mittelweg eingeschlagen. Er erkannte an, daß das 
Werk, das ich aus den Texten des Eomans als die ursprüngliche Fassung heraus- 
zuschälen versucht habe, einst wirklich vorhanden war und vom Urheber des 
Textes 'zum Gerüst für sein Opus gemacht wurde', aber als Urtext des Eomans 
will er nicht dieses Werk bezeichnet wissen, sondern den Text a. (S. 186: 
Zwingt uns auf der einen Seite die Tatsache, daß es gelungen ist, ohne den 
Texten Gewalt anzutun, aus diesen eine einheitliche Chronik herauszuschälen, 
an deren Fräexistenz zu glauben, so müssen wir auf der andern Seite Ausfeld 
in der Annahme widersprechen, daß alle nunmehr wegfallenden Bestandteile 
des Romans dem Urtext desselben nicht angehört hätten . . . usw.) So dankbar 
ich für die gute Absicht bin^ so glaube ich doch nicht, daß die Frage dadurch 
geklärt wird. Was Kampers aufstellt, scheint mir im wesentlichen nichts anderes 
zu sein, als meine Ansicht, nur mit Verschiebung des Namens. Denn ob man 
mit Kampers jenes ältere Werk als 'Alexanderchronik' und den Text a als 
Alexanderroman des Fseudokallisthenes benennt, oder mit mir jenes als die 
ursprüngliche Form des Alexanderromans und a als deren Bearbeitung bezeichnet, 
macht überhaupt für die Sache wenig aus. Jedenfalls bleibt für Kampers wie 
für mich der Satz bestehen, daß dem Texte a eine ältere alexandrinische Lebens- 
beschreibung Alexanders zugrunde liegt, die der weiteren Tradition ihr charak- 
teristisches Gepräge gegeben hat. Und da uns weder von diesem Werke noch 



218 Viertes Kapitel. Die Komposition u. Entstehnngszeit des rtrspr. Werkes. 

also bezieht sich die folgende Untersuchung der Komposition und 
Entstehung des Romans. Von der Bearbeitung a ist im nächsten 
Kapitel die Rede. 

2. Die Qnellen. 

Die vielfachen Abweichungen von den geschichtlichen Tatsachen, 
das Hineinspielen übernatürlicher Mächte, die volkstümliche Auf- 
fassung und Darstellung der Begebenheiten, das alles mochte, besonders 
für eine Beurteilung, die von mittelalterlichen Analogien ausging, die 
Annahme nahe legen, daß der Inhalt des Alexanderromans der Volks- 
sage entnommen sei. So begreift man wohl, wie J. Zacher dazu 
kam, das Werk als eine Niederschrift der alexandrinischen Alexander- 
sage zu erklären. Andere haben es sogar mit den homerischen Epen 
uad dem Nibelungenlied, mit Ossian und der Edda verglichen.^) 
Wäre diese Anschauung die richtige, so wäre freilich eine Unter- 
suchung der Quellen ein ziemlich aussichtsloses Unternehmen. Pflegt 
man auch alles mögliche Unhistorische kurzweg ^Sage' zu nennen, 
so versteht man doch wohl unter Sage in eigentlicher Bedeutung 
eine solche Kunde von historischen Vorgängen, die durch Überliefe- 
rung im Volksmunde ihre eigentümliche von geschichtlicher Wahr- 
heit abweichende Fassung erhalten hat. War in diesem Sinn der 
Inhalt des Alexanderromans ^Sage', als er zuerst in Alexandria 
niedergeschrieben wurde? So wenig, als das Sage war, was Aristobul 
— oder wer es sonst tat — dem Alexander selbst über seinen 
Zweikampf mit Porus*) und was Onesikritos dem König Lysi- 
machos über die Begegnung der Makedonier mit den Amazonen^) 
vorlas. Es ist ein schöner Glaube an die Ehrlichkeit der alten 
Schriftsteller, der überall Sage, höchstens Irrtum, vermutet, wo ein 
Bericht den geschichtlichen Tatsachen widerstreitet. Aber diese gute 
Meinung verdienen die meisten, die im Altertum über Alexander ge- 
schrieben haben, durchaus nicht, und am wenigsten unser alexandri- 
nischer Verfasser. Die Annahme, daß er nach mündlicher Überlieferung 
erzählt, beruht zunächst, wie es scheint, auf unrichtiger Vorstellung 
der Verhältnisse in Alexandria. Denn eine Sage von solchem Um- 



von a der Text und der Verfasser bekannt sind, so bleibt es dem Belieben 
eines jeden anheimgestellt, welchem Text er die subsidiären Benennungen 
^ Alexanderroman' und ^Pseudokallisthenes' zuerkennen will. 

1) So Carraroliy La leggenda di A. M. S. 60 f. 

2) Lucian, quom. bist, scrib. 12. 3) Plut. Alex. 46, 2. 



2. Die Quellen. 219 

fange zu bilden und durch Jahrhunderte — nach Zacher durch ein 
halbes Jahrtausend — zu erhalten^ dazu gehörte ein anderes Medium, 
als die platt nüchterne^), spöttisch kritisierende, ungläubige und pietät- 
lose Bevölkerung dieser Weltstadt. Großstädtische Geschäftsleute und 
Fabrikarbeiter sind kein Publikum^ das geschichtliche Sagen dichtet 
und weiter entwickelt. Gewiß hat es, wie gelegentliche Spuren ver- 
raten, schon im Altertum eine Volkssage über Alexander gegeben, 
und auch der Inhalt des Alexanderromans ist im Mittelalter teilweise 
zur Volkssage geworden. Aber daß der Verfasser des Romans sein 
Werk aus mündlicher Tradition geschöpft hätte, das durften wir 
eigentlich nur glauben, solange das Verhältnis seines Berichts zu den 
historischen Quellen noch nicht genau untersucht war. Schon 
Nöldekes ^Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans' haben den 
wahren Sachverhalt klargestellt, und eine eingehendere Prüfung, wie 
sie oben gegeben ist, zeigt fast auf Schritt und Tritt, wie der Ver- 
fasser nach literarischen Quellen gearbeitet hat, selbst in den Partien, 
die der geschichtlichen Überlieferung widersprechen. Dabei hat er 
aus seinen Quellen ein umfängliches Detail von Namen, Zahlen und 
kleinen Zügen übernommen, wie es eine mündliche Überlieferung nie- 
mals hätte festhalten können.^) Und schließlich finden wir wieder- 
holt Anklänge an den Wortlaut der uns erhaltenen Geschichtswerke*), 
die über die Art seiner Quellen keinen Zweifel mehr übrig lassen. 
Auf die Frage freilich, welches nun die Quellen sind, die der 
Verfasser benutzt hat, läßt sich nicht mit bestimmten Namen ant- 
worten. Denn die gesamte ältere Literatur über Alexander ist ver- 
loren gegangen, und die Versuche, aus den erhaltenen abgeleiteten 
Darstellungen den Inhalt der älteren Werke zu erschließen, haben 
leider nicht zu Ergebnissen geführt, die dem Aufwand an Mühe und 
Scharfsinn entsprochen hätten. Man weiß, daß Arrian auf die besten 
Gewährsmänner, Ptolemäus und Aristobul, zurückgeht und Angaben, 
die bei diesen fehlen, in der Regel als unsicher {Xeyönsva) bezeich- 

1) Mahafify verweist zur Erklärung dieses Charakterzugs nicht unpassend 
auch auf die öde Einförmigkeit der alexandrinischen Landschaft (Greek life and 
thought 1887 S. 165). Wer die alten Alexandriner für phantasievolle Orientalen 
hält, verkeimt sie gründlich. Aber moderne Anhänger der Sagentheorie sind 
deutlich von einer solchen Vorstellung beeinflußt. 

2) Vgl. z. B. das Verzeichnis der 20 Gäste des Medeios (III 31), die Schil- 
derung der Schlacht bei Issos und die Verlustlisten (I 41). 

3) So I 8 zu Plut. AI. 2, 2 f.; I 21 zu Plut. 9, 5; I 41 zu Plut. 20, 1; EI 1 
zu Curt. (s. z. d. St.); III 27 I zu Diodor. Das Material ist oben bei den frag- 
lichen Kapiteln angefahrt. 



220 Viertes Kapitel. Die Komposition n. Entstehungszeit des nrspr. Werkes. 

net^)^ man weiß^ daß Diodors^ Jnstins und Curtius' Berichten eine 
romanhaft entstellte^ von Arrians Quellen abweichende Fassung der 
Alexandergeschichte zu Grunde liegt, und es ist wahrscheinlich, daß 
diese Fassung das Werk Kleitarchs war.*) In welchem Umfang die 
Schriften von Kallisthenes, Onesikritos, Chares u. a. auf die spatere 
Tradition einwirkten, welchen Quellen Plutarch in der Hauptsache 
gefolgt ist, auf welche Quellen man die Stücke zurückzuführen hat, 
die Curtius und Justin nicht mit Diodor gemeinsam haben, das alles 
ist noch zweifelhaft. Nach den ersten stürmischen Anläufen, die — 
weit über das Erreichbare hinaus^) — überall zu den primären Be- 
richten vordringen und den Bestand der Überlieferung unter diese 
verteilen wollten*), haben neuere Untersuchungen, unter denen be- 
sonders die von Kaerst und Schwartz hervorzuheben sind, der Un- 
sicherheit der kritischen Ausgangspunkte besser Rechnung getragen. 
Vor allem ist zu berücksichtigen, daß zwischen den uns bekannten 
Historikern und den ersten Berichterstattern eine jahrhundertlange 
Entwicklung der Geschichtschreibung liegt, in deren Verlauf die ver- 
schiedenen Überlieferungen in mannigfacher Weise umgebüdet und 
miteinander vermischt wurden.*^) Für diesen Vorgang gibt auch der 
Broman durch sein geschichtliches Material ein nicht wertloses 
Zeugnis. 

Als historische Hauptquelle diente dem Verfasser eine Geschichte 
Alexanders, die in ihrem Grundstocke aus derselben Bearbeitung ab- 
geleitet war, wie die Werke von Diodor, Justin und Curtius. Dies 
zeigt sich in vielen Zügen, in denen der Roman mit Diodor, der 
jene Fassung noch am reinsten erhalten hat, dazu in der Regel auch 
mit Curtius oder Justin gegenüber Arrians Quellen, übereinstimmt. 
So besonders: Alexanders Aufruf an die Makedonier und Griechen 
und Aufbietung der Veteranen (I 25), die Gründung von Alexandria 



1) Einigemale werden allerdings auch Angaben aus einer Hauptquelle mit 
denselben Formeln eingeleitet. Vgl. Arth. Fränkel, Die Quellen der Alexander- 
historiker S. 67; Schwartz im Artikel 'Arrian' bei Pauly-Wissowa 11 1241. 

2) Die Begründung am besten bei Kaerst, ^Forschungen zur Gesch AI. d. Gr.' 
S. 74, 140 fF. <Kleitarch als Quelle Diodors: E. Schwartz bei Pauly-Wiss. V 683>. 
Doch ist m. E. das Beweismaterial für ein völlig sicheres Ergebnis nicht aus- 
reichend. 

3) Wachsmuth^ Einleitung in das Studium der alten Geschichte S. 567. 

4) Das Hauptwerk dieser Art ist Arthur Fränkels Buch ^Die Quellen der 
Alexanderhistoriker', Breslau 1883. 

6) Dies hat namentlich Schwartz mit Recht betont (Artikel Curtius Rufus 
bei Pauly-Wiss. IV 1872, 1875 f.). 



2. Die Qnellen. 221 

nach dem Besuch des Ammon-Tempels (I 30f.); in der Erzählung 
des Perserkriegs die Konzentration des Interesses auf den persönlichen 
Gegensatz der beiden Könige, der zuletzt in Liebe und Versöhnung 
aufgeht^); Alexanders Jugend als Motiv der geringschätzigen Behand- 
lung durch Darius (I 36: nur Diodor), mehreres in der Darstellung 
der Schlacht bei Issos, wie die ausschließliche Berücksichtigung der 
Heeresteile; bei denen sich die Könige befinden; die Schilderung, wie 
der Kampfeslärm widerhallt u. ä. (I 41); Panik der makedonischen 
Truppen beim Flußübergang (11 9); Bukephalos im Kampf g^en 
Porös gefallen (III 3); Plünderung des Landes am Hyphasis (III 2V: 
nur Diodor); Hervorhebung des bedeutendsten chaldäischen Wahr- 
sagers (in 30: nur bei Diodor). Fälle dieser Art^ bei denen außer 
Diodor auch Plutarch und Strabo mit dem Roman zusammen^ 
treffen: Alexanders Erkrankung und Heilung in Kilikien (H 8: 
Plutarch, bei Arrian als Xeyöiievov erwähnt); schlechter Zustand des 
Heeres am Hypanis (die Form Hypanis == Diod. Strabo gegenüber 
Arr. Gurt.) infolge der indischen Regenzeit (IH 27^: Strabo, fehlt bei 
Plut Gurt. Just.), Nachrichten über die große Macht des Prasier- 
königs (HI 27^: Plutarch), Überführung der Leiche Alexanders nach 
Alexandrien und Beisetzung daselbst (IH 34: Strabo). Angaben, die 
in Diodors Auszug und zum Teil auch bei Justin fehlen, aber zu 
Gurtius stimmen und wahrscheinlich ebenfalls zum Grundstock jenes 
Berichts gehören: Hinweis auf das Sprichwort, daß feige Hunde laut 
bellen (I 37); Schilderung des Darius und seiner Umgebung (H 14); 
Alexanders kleine Gestalt (H 15, IH 4); Alexanders Äußerung über 
die Nichtigkeit der persischen Truppenmassen (H 16); Klagen des 
yerzweifelnden Darius (U 16), Darius' Hinweis auf Alexanders Rache 
(H 20) und seine Bitte um Bestattung (H 20). — Auch mit den 
Fragmenten Kleitarchs trifft der Roman in zwei Fällen zusammen. 
Die Gesandtschaft der Römer (I 24) ist nach dem im Fragm. 23 Er- 
zählten erfunden, und die Angabe aus Fragm. 10, daß Dionysos mit 
den Indern Krieg führte, erscheint in Porös' Brief HI 2. — Aber 
* der Kleitarchische Bericht — wie wir ihn kurz bezeichnen wollen — 
war in der Quelle des Romans so wenig rein bewahrt^ als bei Gurtius 
und Justin. Er zeigt sich teils erweitert und korrigiert durch Zu- 
ziehung anderer älterer Quellen, teils entstellt durch Umarbeitung der 
Überlieferung bei späteren Bearbeitern. 

Zunächst ist wiederholt eine Einmischung aus den Quellen 



1) Vgl. Eaerst, Forschungeii S. 88. 



222 Vieites Kapitel. Die Komposition u. Entstehungszeit des urspr. Werkes. 

Arrians, Ptolemäos oder Aristobul zu beobachten. Diese findet 
sich teilweise bei Curtius und Justin wieder, so namentlich in den 
Friedensverhandlungen zwischen Alexander und Darius, in denen auch 
Curtius und Justin beide Traditionen miteinander verquicken.^) Darius' 
ersten Brief (I 36) erhält Alexander wirklich vor Tyros, wie bei 
Arrian und Curtius (anders Diodor und Justin); der Inhalt zeigt 
noch Anklänge an Curtius. Der Hauptgedanke des zweiten (ü IQ) 
stimmt zu Arrian und Plutarch, Curtius und Justin (bei Diodor nichts 
dergleichen). Alexanders Antwoii entspricht dem, was Alexander bei 
Curtius und Justin — abweichend von Diodor und Arrian — auf 
Darius' drittes Friedensgesuch erwidert. Darius' dritter Brief (11 17) 
enthält einen Satz, der bei Diodor im ersten steht; Alexanders Ant- 
wort gibt in der Hauptsache den Bescheid wieder, den Alexander 
nach Arrian und Curtius — abweichend von Diodor — auf Darius' 
zweites Schreiben erhält. Femer sind in der Schilderung der Schlacht 
von Issos (I 41) wie bei Curtius Zusätze aus Arrians Vorlage ein- 
gemengt: die Besetzung der Bei^e durch die Perser und die Ver- 
längerung des makedonischen rechten Flügels. Andere derartige Kon- 
gruenzen sind geringfügig, wie die I 38 und U 22 ausgesprochene 
Ansicht über die Vergötterung eines Menschen. — Übereinstimmung 
mit Arrian in Angaben, die sowohl bei Curtius und Justin als 
bei Diodor fehlen: Alexanders Bewunderung für die Sicherheit 
Ägyptens (I 34), Erbeutung von Darius' Wagen (I 41 = Arr. Plut.), 
Ausbiegen gegen Armenien hin (II 9), Festspiele bei den Altären 
am Hypanis (HI 27^. — Übereinstimmung mit Arrian im direkten 
Widerspruch zu Diodor, Justin und Curtius: in der Entscheidungs- 
schlacht lassen Arrian, Plutarch und der Roman (H 16) Darius das 
Beispiel zur Flucht geben, während er nach der kleitarchischen Vul- 
gata wider seinen Willen in die Flucht der anderen hineingerissen 
wurde. 

Ergab sich in einem Teil der genannten Fälle auch eine Über- 
einstimmung mit Plutarch, so treffen wir eine solche noch weit 
häufiger in solchen Stellen, die keinerlei Beziehung zu Arrians Quellen * 
aufweisen. Dabei ist freilich zu beachten, daß viele solche nähere 
Berührungen mit Plutarch den Erzählungen von Alexanders Geburt 
und Jugend angehören, worüber eben nur Plutarch Ausführlicheres 
mitteilt, obgleich gewiß Aristobul und Eleitarch diesen Abschnitt 
nicht so summarisch behandelt haben, wie die uns erhaltenen auf sie 



1) Vgl. Kaerst, Forschungen S. 118 f.; Schwartz bei Pauly-Wiss. IV 1884 f. 



2. Die Quellen. 223 

zurückgehenden Werke. In dieser Partie (I 7 — 24) können demnach 
die mit Plutarch übereinstimmenden Stücke, die bei Arrian und den 
drei E^leitarcheem fehlen^ in der Regel nicht als Beweise für die 
Heranziehung einer dritten Gattung von Quellen dienen. Anders in 
den späteren Teilen. Wir zählen die wichtigsten Kongruenzen mit 
Plutarch auf, ohne uns in Vermutungen über ihre Herkunft zu er- 
gehen: 1. Fälle, in denen weder Diodor noch Arrian, aber in denen 
außer Plutarch auch Justin und Curtius mit dem Roman zusammen- 
treffen: Olympias* Verkehr mit einer Schlange (I 7, auch Justin u. a.); 
ein Olympischer Sieg als Vorzeichen der Weltherrschaft Alexanders 
(I 19, auch Justin); die Vorgänge bei Philipps Hochzeit mit Kleo- 
patra (I 20 f., auch Justin und Satyros); Alexander als Bote vor 
Darius (II 13, auch Curtius); Alexanders Mitgefühl bei Darius' Tod 
(H 20, auch Justin); Versprechen der Soldaten, Alexander überallhin 
zu folgen (ni 1: Plutarch mit Berufung auf einen Brief Alexanders, 
in dem ebenfalls verschiedene Meutereien vermengt sind, und Curtius). 
2. Falle, in denen unter den wichtigeren Alexanderhistorikem nur 
Plutarch zum Roman stimmt: Philipps Traum von Olympias' 
Empfängnis (I 8, auch bei späteren Schriftstellern); Olympias ver- 
scheucht die Leute durch zahme Schlangen (I 10); Alexanders löwen- 
artiges Aussehen (I 12); Alexanders schwankendes Verhältnis zu 
Philipp (I 16); Könige als Gegner Alexanders in Olympia (I 19); 
Unterwerfung der Maider (I 23); die persischen Gesandten in Make- 
donien (I 23); Olympias Ursache der Ermordung Philipps (I 24); 
Traumorakel über die Stätte für Alexandria (I 30, Plutarch nach 
Herakleides, Stephanus von Byzanz nach lason); Alexanders Traum 
von einem Satyr (I 35); Fall eines Bildes des Xerxes (H 15); Ant- 
worten der Gymnosophisten (IH 6, auch in der Metzer Epitome). 
Einige weitere Zusätze, deren Ursprung unsicher ist^ zeigen am 
meisten Verwandtschaft mit den Nebenquellen Arrians; so nament- 
lich die Erzählung von Alexanders Vergiftung (HI 31 — 33), die dem 
von Arrian mitgeteilten und getadelten Bericht beträchtlich näher 
steht als dem Plutarchs und der Kleitarcheer.^) Die Darstellung des 
Romans ist aber weit vollständiger als alle übrigen und enthalt eigene 
Stücke, die auf alte Quellen zurückgehen, wie besonders das Ver- 
zeichnis der Gäste des Medeios, das wohl aus den Ephemeriden 
stammt. Für die Zahl dieser Gäste und für eine andere, ebenfalls in 
diesem Teil des Romans vorkommende Angabe, daß Alexander bei 



1) S. o. zu m 31. 32. 



224 Viertes Kapitel. Die Komposition u. Entstehnngszeit des urspr. Werkes. 

dem letzten Gastmahl als Schauspieler auftrat, zitiert Athenaios die 
Schrift einer sonst unbekannten Nikobule. Daß nur Justin in Über- 
einstimmung mit dem Roman die Yei^ftung als Tatsache hinstellt^ 
beruht schwerlich auf einem näheren Zusammenhang der Quellen. — 
Anderen Notizen, die Arrian aus seinen Nebenquellen anführt, ent- 
spricht die Erklärung des Namens Bukephalos (I 15, auch Plinius) 
und die Äußerung indischer Weiser über die Zwecklosigkeit der Er- 
oberungen Alexanders (IQ 6). Vereinzelt stehen Kongruenzen, wie 
mit Echippos bezüglich der Verkleidung Alexanders als Hermes 
(11 13) und mit Herakleides von Kyme bezüglich der Zahl der 
Gäste des Perserkönigs (H 14). Manches endlich ist uns nur in. 
Apophthegmensammlungen erhalten, wie der Vergleich der Perser- 
massen mit einer Schafherde, die ein einziges Wort in die Flucht 
jagt (I 2), und der Ausspruch, daß bei einem Kampfe mit den Ama- 
zonen keine Ehre zu gewinnen sei (HI 25). 

Weit stärker als der Einfluß anderer älterer Traditionen tritt im 
Roman eine willkürliche Umbildung des Überlieferten hervor. 
Daß ein Teil solcher Entstellungen von seiner Quelle herrührt, wird 
dui'ch Übereinstimmung mit den Angaben anderer Schriftsteller be- 
wiesen. So hat er mit Curtius und Jus-tin gegenüber Arrian 
und Diodor gemeinsam, daß nach der Entscheidungsschlacht yiele 
Perser in einem Fluß ertranken (H 16); ebenso nur mit Justin: die 
Einnahme von Tyros durch Verrat (I 35, ein Zug der alexander- 
feindlichen Geschichtschreibung ^)); und Alexanders Zweikampf mit 
Porös (III 4, angeblich schon von Aristobul erfunden); ebenso nur 
mit Curtius: die Ermordung der Gesandten Alexanders durch die 
Tyrier (I 35), und daß Alexander schon vor der Schlacht bei Issos 
ein hochmütiges Schreiben von Darius erhielt (I 36); ebenso mit 
^einigen' Schriftstellern, deren Angaben Diodor erwähnt: daß 
Alexander den ermordeten Darius noch lebend traf und ihm sein Mit- 
leiden bezeugte (H 20); mit Dionysius, Metrodorus von Skepsis 
und Hypsikrates: Notizen über die Lebensweise der Amazonen 
(in 25); mit Aelian, daß Alexander Darius' Tochter gleich nach 
dessen Tode heiratete (II 22); mit Memnon von Herakleia: die 
Überreichung eines goldenen Kranzes durch die Römer (I 29); und 
Alexanders Äußerung, daß man siegen oder sich fügen müsse (I 30); 
endlich mehreres aus dem ersten Teil der Metzer Epitome: Arto- 

1) Daß diese nicht, wie man annahm, auf Timagenes zurückgeht, sondern 
älteren Ursprungs ist, hat m. £. Schwartz überzeugend nachgewiesen (bei Pauly- 
Wiss rV 1888 ff.)- Vgl- a^ch Reuß im Rh. Mus. LVII (1902) 669 ff. 



2. Die Quellen. 225 

T)aTzanes (statt Narbazanes) als Mitverschworener des Bessns (11 20); 
Porös' Brief an Alexander (III 2); die Zusammenzieliung des Kriegs- 
zugs gegen die Oxydraker, der Befragung indischer Sophisten und 
des Verkehrs mit indischen Asketen in eine Handlung (III 5f.); 
-der Brief des indischen Weisen an Alexander (III 5, verwandt mit 
Kalanos' Brief bei Philon) und die Auslassung der Meuterei am 
Hypanis, wonach Alexanders Umkehr durch die Furcht vor der Macht 
-der Prasier bedingt erscheint (III 27^. 

Bei den drei letztgenannten Quellen könnte man zweifeln^ ob 
nicht vielmehr in ihnen der Roman benutzt ist, zumal bei der Metzer 
Epitome, deren zweiter Teil fast ganz aus dem Roman stammt. Aber 
gerade in dieser scheinen einige der fraglichen Stücke vom Roman 
unabhängig zu sein: Porös* Brief, dessen Schluß: 'nam id, quod iubes 
faciam, ut tibi armatus in confiniis praesto sim' der geschichtlich 
gegebenen Situation entspricht, der Brief ^es indischen Weisen und 
der Zug zu den Oxydrakern, dessen Entstellung nicht so weit fort- 
geschritten ist, wie bei Pseudokallisthenes. 

So ergibt sich, daß die Vorlage des Romans ein kleitarchischer 
Mischtext schlechtester Gattung war.^) Bemerkenswert ist die nähere 
Verwandtschaft mit Justin und Curtius. Doch darf man nicht etwa 
annehmen, daß dem Roman das kleitarchische Material nur durch eine 
speziell Justins und Curtius* Werken zugrunde liegende Bearbeitung 
zugeflossen wäre. Denn er hat nicht bloß mehreres mit Diodor ge- 
meinsam, was bei jenen fehlt, sondern weicht auch zusammen mit 
Diodor von beiden ab, wie in der Namensform 'O^vdQaxav (III 5) 
gegenüber Sudracai bei Justin und Curtius. 

Wieviel von den sonstigen Entstellungen der geschichtlichen 



1) Mit Unrecht hat man kürzlich aus zwei Zitaten in Bearbeitungen des 
Romans, in denen wohl historische Vorlagen benützt sind, folgern wollen, daß 
Onesikritos die Quelle des Romans gewesen sei: 1. Das byzantinische Alexander- 
gedicht zählt V. 30 den ^Assyrier' Onesikritos zu den ägyptischen Weisen, die 
von Nektanebus, dem Yater Alexanders, berichtet hätten. 2. Die Metzer Epitome 
bemerkt § 97 zum Verzeichnis der Gäste des Medeios, Onesikritos habe diese 
aus Vorsicht nicht nennen wollen (s. o. zu III 31, 32). Von diesen beiden Zitaten 
geht sicher keins auf den ursprünglichen Roman zurück, der überhaupt niemals 
zitiert. Onesikritos kann in beiden Fällen nicht als Quelle gedient haben, weder 
für die Nektanebusfabel — wie sollte er wohl zu dieser ägyptischen Novelle 
gelangt sein, und wie sollte es ihm eingefallen sein, seinen griechischen Helden 
zu einem ägyptischen Bastard zu erniedrigen? — noch für die Vergiftungs- 
geschichte, die ja eben das enthält, was er nicht erwähnt hat (vgl. auch die 
oben zu III 31, 32 angeführten Gründe). 

Aasfeld, Der griech. Alexanderroman. 15 



226 Viertes Kapitel. Die Komposition u. Entstehungszeit des urspr. Werkes. 

Wahrheit in den historiBchen Teilen des Romans auf Rechnung der 
Quellen kommty läßt sich nicht fest begrenzen. Vermutlich wird 
ihnen noch folgendes zuzuschreiben sein: Aristoteles' Gespräch mit 
seinen Schülern (I 16^ vielleicht ein Stück besserer Herkunft)); der 
Briefwechsel über Alexanders Verschwendung^ (1 16^ falls dieser nicht^. 
wie wahrscheinlich, späterer Zusatz ist); die Benennung von Darius' 
Mutter (11 12 und 20: Rodognne statt Sisygambis); die eigentümliche 
Benennung der persischen Hauptstadt (H 13 f Persis statt Persepolis, 
wie sie bei den Eleitarcheern, oder Persai, wie sie bei Arrian heißt); 
der Flußname Stranga (H 14ff.); die Mißgeburt in Babylon (HI 30) 
und die Verabredung zwischen Perdikkas und Ptolemaios über die 
Reichsteilung (IH 32). 

Wiederholt findet sich im Roman eine einzelne geschichtliche 
Angabe in einer dem ursprünglichen Zusammenhang widersprechenden 
Weise angefahrt, wie I 24, daß Olympias an Philipps Ermordung 
schuld war; I 35 der iSaum vom Satyr; U 11 die Bestellung der 
Kamele. Dies leitet auf die Vermutung, daß die Vorlage des Verf. 
mindestens teilweise den Charakter eines Exzerptes trug. Dazu paßt 
auch manches andere, z. B. daß er nichts vom frühen Tod der Gattin 
des Darius, Stateira, weiß und diese den König überleben läßt (11 20, 
22). Jedoch ist bei seiner Art auch wohl möglich, daß er das 
Richtige kannte, aber absichtlich durch eigene Erfindung ersetzte. 
Noch ist zu entscheiden, ob das fragliche Werk nur das Leben 
Alexanders oder die griechisch-makedonische Geschichte in weiterem 
umfange behandelte. Aus der älteren Zeit sind verwertet: Ktesias' 
Angaben über den indischen Feldzug der Semiramis (III 3) und 
Herodots Bericht Ton der Zurückweisung persischer Gesandter durch 
Alexander, Amyntas' Sohn (I 23); von gleichzeitigen, Alexander uicht 
betreffenden Ereignissen: der Perserkrieg des Nektanebus (I 2 f.: Dio- 
dor näher stehend als Plutarch). Dies alles könnte wohl episodisch 
in der Geschichte Alexanders angebracht gewesen sein. Gegen die 
Verwendung eines weltgeschichtlichen Werks spricht jedenfalls die 
völlige Unsicherheit des Verfassers über die griechischen und römischen 
Verhältnisse, die ihn z. B. einen punischen Krieg in Alexanders Zeit 
verlegen läßt (s. u.). über Alexanders Tod weist aber hinaus, was 
n 13 aus Perdikkas' Feldzug gegen Ptolemaios^) entnommen ist, dazu 
der Inhalt von IH 34. Die Quelle war also wahrscheinlich eine 

. 1) Dieses mag derselben Quellenschrift Anlaß gegeben haben^ die in III 32 
eingeschobene angebliche Verabredung zwischen Ptolemaios und Perdikkas zu 
erwähnen. 



2. Die Quellen. 227 

Alexandergeschichte, in der die Erzählung bis zur Beisetzung der 
Leiche in Alexandria fortgeführt wurde mit Berücksichtigung des 
Krieges ; der sich an die Überführung des Toten nach Ägypten 
knüpfte. 

Außer diesem Geschichtswerk liegen aber dem Roman zweifellos 
noch andere literarische Quellen zugrunde. Aus einer alexandrinischen 
Ortsgeschichte ^) wird zum größten Teile entnommen sein, was I 30 
über das Orakel Ammons und die Gh*ündung von Paratonion, I 31—33 
über die Gründung Ton Alexandria und I 34 über die Schenkung der 
ägyptischen Stämme^) für Alexandria berichtet ist. Sammlungen apo- 
krypher Briefe, die eine Hauptquelle der Verf. von a waren, zeigen 
sich im ursprünglichen Roman nur in einem, überdies sehr zweifel- 
haften Falle verwendet: für einen Briefwechsel über die Verschwendung 
des jungen Alexander, der wahrscheinlich dem ersten Texte nicht an- 
gehörte. Für die £rzählung von Nektanebus (I 1 — 12) wurde 
zweifellos eine ägyptische Quelle benutzt. Sie ist, im Gegensatz zum 
ganzen übrigen Roman, von ägyptischem Nationalgefühl getragen, 
das in den Ägyptern das erste Volk der Welt erblickt (I 1) und 
^^ Alexander zu ehren glaubt, indem es ihn zu einem ägyptischen 
Bastard stempelt. Sie verrät femer eine Kenntnis des altägyptischen 
Rituals*) und der ägyptischen Zauberei und Mantik, wie sie schwer- 
lich ein Grieche besaß, und wie sie auch in den übrigen Teilen des 
Romans nirgends hervortritt. Diese echt ägyptische Eigenart hat 
sogar zu der Annahme geführt, daß der Roman von einem Ägypter 
und ursprünglich in ägyptischer Sprache verfaßt sei.*) Das kann 
aber nicht vom Roma]) gelten, sondern nur von der Vorlage dieses 
Abschnitts, die überdies im Roman teilweise nach griechischen 
Quellen umgearbeitet ist.^) Daß Nektanebus der Held ägyptischer 
Erzählungen war, beweist auch ein Leidener Papyrus des 2. Jhrh. 
V. Chr.®) Die häßliche Ermordung des Nektanebus (I 14) stammt 
nicht mehr aus jener ägyptischen Quelle, sondern ist nach* der 
äsopischen Fabel vom Sterngucker erfunden.^ Auch sonst finden 

1) Zusanmienstelluiig antiker Werke über Alexandria bei Lumbroso FEgitto^ 
S. 233 ff. Sie sind sämtlich verloren. 

2) <Vgl. auch die wertvolle Notiz über den Priester Alexanders III 33 
(Mommsen RG V 668).> 

3) Vgl. oben zu I 6. 7. 

4) So urteilten die Ägyptologen Wright, Budge (Einl. z. syr. Übers. S. XXXVI, 
zur äthiop. Übers. S. IX) und Bouriant, der dies wenigstens vom ersten Buch 
behauptete, Journal asiatique S^r. Vlli fcom. IX S. 24. 

6) S. 0. zu I 2. 6—7. 6) S. z. I 3. 7) S. z. I 14. 

15* 



228 Viertes Kapitel. Die Komposition u. Entstehungszeit des urspr. Werkes. 

sich Anklänge an äsopische Fabeln, so I 24 der gleichzeitige Unterr 
gang des Feindes ein Trost im Tode (H. 167); UI 2 der Stolz des 
Panthers auf sein buntes Fell (H. 42); III 6 die Bewegung des 
Meeres nur vom Wind veranlaßt (H. 94). Die ganze Erzählung 
scheint übrigens im letzten Grunde auf einen Ugos ^6yog zurückzu- 
gehen, der nicht Nektanebus, sondern Ammon selbst Alexanders 
Mutter beiwohnen ließ. Das tritt in einigen kleinen Zügen heryor, 
die auf eine wirkliche Vaterschaft Ammons deuten: Ammon ist der 
Greis^ der als Jüngling wiederkehrt^)^ sein Segen verleiht der emp- 
fangenen Frucht die Weltherrschaft')^ und von ihm hat Alexander 
das schwarze Auge.*) 

Es sind aber nicht die Angaben aus den genannten QueUen- 
schriften, durch die der Roman sein charakteristisches Gepräge er- 
hält, sondern seine meisten und hervorstechendsten Besonderheiten 
sind auf eigene Erfindung des Verfassers zurückzuführen. Sah es 
Bchon in rein griechischen Länden, die ronutnhafte Geschichi. 
Schreibung ^als ihr Becht, ja, als ihre Pflicht' an, möglichst viel 
unterhaltendes Detail zu ersinnen^), wagten sogar die Zeitgenossen 
Alexanders, in die Geschichte seiner Taten die kecksten Erfindungen 
einzuflechten und diese den Beteiligten vorzutragen^), wie soUte da 
historische Treue von einem alexandrinischen Epigonen zu erwarten 
sein, bei dem mit dem schlechten Beispiel der griechischen Quellen 
das noch schlechtere der ägyptischen Erzähler zusammenwirkte? 
Denn diese wußten überhaupt nichts von einer Pflicht der Wahr- 
haftigkeit, sondern pflegten ein jedes historische Ereignis, selbst das 
jüngstvergangene, mit vollendeter Gleichgültigkeit gegen Ort und Zeit 
durch die groteskesten Farbentöne bis zur Unkenntlichkeit zu ent- 
stellen.^) Gegenüber solchen Vorbildern können die Leistungen un- 
seres Verfassers nicht eben verwunderlich erscheinen. 

Zunächst richtet er die gesamte Komposition der Erzählung ohne 
Büctesicht auf die tatsächlichen Folgen der Ereignisse nach seinen 
besonderen Zwecken ein, wobei er allerdings bestrebt ist, durch Be- 
achtimg der geographischen Verhältnisse seinem neu geschaifenen 
Wirrwarr eine gewisse Glaubwürdigkeit zu verleihen. Die Darstellung 



1) S. 0. zu I 3. 2) S. 0. zu I 5—7. 3) S. 0. zu -I 18. 

4) E. Schwartz, Fünf Vorträge üb. d. gr. Roman, Berlin 1896, S. 71. 

5) S. 0. über Axistobul und Onesikritos. 

6) C. Wachsmuth, 'Alexandxia' (Im neuen Reich, 1876, S. 178). Vgl. auch 
E. Meyers Charakteristik der ägyptischen Geschichtschreibung (Gesch. d. Altert. 
I S. 32). 



2. Die QneUen. 229 

Yon Alexanders Jugend dreht sich hauptsächlich um den Punkt^ daß 
diesem trotz seiner unehelichen Geburt sein Beruf als Philipps Nach- 
folger und künftiger Weltherrscher gesichert werden soll. Dazu war 
die Anregung bereits in der ägyptischen Quelle, sowie in der 
historischen Tatsache der ehelichen Zwistigkeiten zwischen Philipp 
und Olympias gegeben. Die Anordnung der ersten Feldzüge ist dann 
offenbar durch die Tendenz bestimmt, die Römer vor dem griechisch- 
ägyptischen Helden zu demütigen. Dies bedingt den Gang der Er- 
zählung bis zu Alexanders Erkrankung in Kilikien (II ^), indem der 
junge König zuerst nach Italien, von da über Karthago zum Am- 
monium und dann, in direkter Umkehrung des Wegs, den er im 
Jahre 333 und 332 wirklich zurücklegte, über Alexandria und Tyrus 
zur Schlacht von Issus, von da an den Kydnos geführt wird. 
Alexanders Kriege in den Balkanländern, in Griechenland und Klein- 
asien kommen damit in Wegfall. Dann wird die Geschichte der 
Jahre 331 — 323 summarisch in der Weise behandelt, daß aus den 
Quellen folgende Hauptmomente beibehalten, aber zum Teil in anderer 
Einkleidung und in dieser abweichenden Reihenfolge angebracht 
werden: Alexanders Vormarsch über den Euphrat und Tigris, Ereig- 
nisse in Susiana und Persis, Darius* endgültige Niederlage und ver- 
gebliches Priedensgesuch, seine Ermordung, die Bestrafung der Mörder, 
Alexanders Einsetzung als Perserkönig und Verheiratung mit Darius* 
Tochter, Meuterei der Makedonier, der Feldzug gegen Porös, Alexan- 
ders Verkehr mit den Brahmanen und Amazonen, die Umkehr am 
Hypanis und Alexanders Tod in Babylon. Das Dazwischenliegende 
wird größtenteils entweder ohne weiteres übergangen oder durch 
Füllwerk eigener Komposition ersetzt. Eine beträchtliche Verein- 
fachung wird endlich dadurch erzielt, daß die Entscheidungsschlacht 
gegen Darius in die Nähe der persischen Hauptstadt und, unmittel- 
bar darauf folgend, Darius' Ermordung und die Hinrichtung der 
Mörder in diese selbst verlegt ist. Dadurch wird der Feldzug nach 
Norden zur Verfolgung des Darius und Bessus überflüssig, und in- 
dem der Verf. im weiteren Alexander vom Hypanis direkt nach Ba- 
bylon zurückkehren läßt, erspart er sich auch die Erzählung des 
Zuges zum Ozean und des Rückzugs durch Gedrosien. Mag auch 
ein Teil dieser Kürzungen der Quelle zuzuschreiben sein ^), so wird doch 
die Hauptsache vom Verfasser selbst herrühren. 



1) Ygl. das oben über den exzerptartigen Charakter der Hanptquelle und 
betreffs der Übereinstimmung mit der Metzer Epitome Bemerkte. 



230 Viertes Kapitel. Die Komposition u. Entstehongszeit des urspr. Werl^es. 

Dieselbe Willkür^ wie in der Anlage des ganzen Berichts^ tritt 
auch in der Behandlung des Einzelnen hervor. Doch würde sehr 
irren, wer etwa in den Erfindungen des Verfassers^) das Walten 
'einer glühenden orientalischen Phantasie', die überhaupt keineswegs 
zu den Gaben der Alexandriner gehörte, bewundem wollte. Für einen 
ansehnlichen Teil der Neuigkeiten, die er ersonnen hat, ist eine An- 
knüpfung an bestimmte Angaben der Geschichtschreiber noch nach- 
weisbar, und wenn wir mehr von den älteren Geschichtswerken über 
Alexander besäßen, würde sich seine Abhängigkeit von den Quellen in 
noch weiterem Maße herausstellen. 

Mehrfach verfährt er nach demselben Bezept, wie die römischen 
LügeDannalisten.^) Handlungen und Äußerungen werden auf eine 
andere Person, auf eine andere Zeit oder Gelegenheit übertri^en. So 
die Vergleichung der Barbarenhorde mit einer Schafherde von 
Alexander auf Nektanebus (I 2); Alexanders Ausspruch über die Ama- 
zonen auf diese selbst (III 25); Bemerkungen von Kobares und 
ICallisthenes auf Alexander (I 37, II 22); die Anweisung der Stätte 
für Alexandria von Homer auf Ammon (I 30); die Täuschung der 
Feinde durch Staubwirbel von Ptolemaios auf Alexander (II 13); die 
Verwendung von Popanzen gegen die Elefanten von Semiramis auf 
Alexander (UI 3); das Schicksal des Sternguckers vom Astrologen 
der äsopischen Fabel auf Nektanebus (I 14); so eine Äußerung des 
Nektanebus gegenüber Agesilaos auf sein Gespräch mit den Spähern 
(I 2); die Panik des Heeres vom Übergang über den Tigris auf die 
Überschreitung des Euphrat (II 9); die Bereitstellung von 3000 
Kamelen vom Transport der Schätze aus Susa auf die BeschafiPung 
von Ausrüstungsstücken (H 11); Darius' Klage bei der Entdeckung 
von Bessos' Verrat auf seine Verzweiflung nach der letzten Schlacht 
(II 16); Alexanders Lob aus dem Munde eines gemeinen Soldaten 
von der Beratung nach Alexanders Tod auf den Abschied des 
Sterbenden von seinen Kriegern (III 32). 

Auch werden, wovon unten weiter die Rede sein soll, Verhalt- 
nisse und Erlebnisse aus der Zeit des Verf. in die Zeit Alexanders verlegt. 



1) Indem wir im folgenden alle nicht anderweit überlieferten Bestandteile 
kurzerhand als Werk des Verfassers behandeln, sind wir nns, bei der Lücken- 
haftigkeit des historischen Materials, wohl bewußt, daß auch in diesem noch 
manches auf ältere Bearbeiter zurückgehen könne. Aber wenn auch der eine 
oder der andere Zug in dem Bilde zu tilgen wäre, so würde doch, glauben wir, 
der Gesamtcharakter derselbe bleiben. 

2) Vgl. Wachsmuth, Einl. in das Studium der alten Geschichte (1896) S. 631. 



2. Die Quellen. 231 

Unternehmungen^ die Alexander nach den Quellen beabsichtigt 
haben soll^ oder die ihm vorgeschlagen wurden^ ohne zur Ausführung 
zu kommen, werden als wirkliche Geschehnisse dargestellt. Dahin 
gehört die Unterwerfung von Rom und Karthago (I 29 f.) und die 
Teilnahme Alexanders an den olympischen Spielen (I 18 f.)^ die ihm 
der Vater durch ErfäUung seiner Bitte, durch Be8cha£Fung königlicher 
Mitkämpfer in liebender Weise ermöglicht. 

Und 80 versteht er noch in mancherlei anderer Art irgend ein 
Motiv, das die Quellen bieten, als Ausgangspunkt für neue Gedanken 
zu verwerten. War dort von einem olympischen Sieg (Philipps) und 
der Bändigung des Bukephalos als Vorzeichen der Weltherrschaft; 
Alexanders die Bede, so erfindet der Verfasser dazu einen olympischen 
Sieg Alexanders über den 'Volksbesieger' (Nikolaos I 19) und ein 
Orakel, das dem Bändiger des Pferdes die Weltherrschaft verheißt 
(I 15). Hieß es dort, daß Olympias an Philipps Ermordung mit 
schuld war, so besteht bei ihm die Schuld in der Leidenschaft, die 
ihre Schönheit Pausanias einflößte (I 24). Wurde von einem Traum 
4es Darius berichtet, in dem diesem Alexander in der Tracht eines 
Boten erschien und dann plötzlich verschwand, so wird daraus ein 
wirklicher Botengang Alexanders zum Großkönig und ein glückliches 
Entweichen (11 13—15). 

Mehrere Geschichten sind mosaikartig aus Angaben verschiedener 
Herkunft zusammengesetzt, so die Schilderung der Schlacht bei Issus 
(I 41) mit Einmischung von Zügen aus der Schlacht bei Arbela und 
der tückische Angriff eines Persers (U 9) durch Verschmelzung der 
Rollen des Koisakes^ Mithridates und Spithridates in der Schlacht 
a.m Granikus mit der Tat eines persischen Überläufers vor Gaza. 

Eine ganze Gattung von Erfindungen beruht auf der Vorliebe 
des Verfassers für die Briefschreiberei. Einem Untertan des ägyp- 
tischen Reiches, in dem das schriftliche Verfahren trotz unserer Bureau- 
kratie in seltener Blüte stand und selbst die Steuerquittungen in 
Briefform mit obligatem xoIqbiv gegeben wurden, mochte freilich eine 
Staatsaktion ohne reichlichen Briefwechsel der Regierenden imdeukbar 
erscheinen.^) So greifen denn auch die Könige des Romans bei jeder 
Gelegenheit zur Feder. Alexander schreibt an Darius, an dessen 
Mutter und Gattin, an Olympias, an seine Braut, seine Satrapen, an 
Porös und die Amazonen; Darius an Alexander und Porös; Porös 

1) ^Man braucht kaum darauf aufmerksam zu machen, daß diese Neigung 
durch die Pflege des Briefes in der Bhetorenschule bedingt ist; auch hier 
scheint mir die Mattigkeit der eingelegten Briefe auf späte Zeit zu weisen.^ 



232 Viertes Kapitel. Die Komposition u. Entstehuiigszeit des urspr. Werkes. 

an Darius und Alexander; Darius' Mutter an Darius; Alexander an 
das persische Volk usw. Für den Inhalt der Briefe sind aus den 
Quellen viele Einzelheiten^ besonders aus Darius' und Alexanders- 
Briefen und Reden^ verwertet. 

Ätiologische Erfindungen kommen in größerer Zahl nur in dem 
Stück über Alexandria vor und sind hier vermutlich größtenteils aus: 
den Quellen übernommen. Vom Verfasser selbst mag herrühren^ was 
zur Erklärung des Städtenamens Tripolis (I 35) und der abergläu- 
bischen Scheu vor dem Wort Ljsias (I 22) erdacht ist. Verwandter 
Art sind neue Begründimgen für den Zusammenhang der Ereignisse^ 
wie die Voraussetzung einer Tributpflicht für das Unternehmen des 
Perserkönigs (I 23. 25; ÜI 1), einer letztwilligen Verfügung des Dariu& 
für Alexanders Verlobung mit Boxane (11 20)^ einer beabsichtigten 
Unterstützimg der Perser durch die Inder für den Krieg gegen 
Porös (II 22). 

In zahlreichen Fällen endlich handelt es sich offenbar bloß darum^ 
einen neuen Effekt zu bringen^ z. B. Bukephalos als Menschenfresser 
(I 13. 17); Alexander als Vermittler zwischen Philipp und Olympias 
(I 22); Philipps Rache an Pausanias (I 25); Alexanders Trümpfe 
gegen Darius* und jPoros' Anmaßung (I 37 f.; III 2 f.); Parmenions 
Hinrichtung wegen Verleumdung (II 8); Abbrechung der Brücke hinter 
dem Heer (II 9); Alexander als Träger von Darius' Bahre (II 21);. 
Porös von Alexander im Zweikampfe getötet (HI 4). Zu solchen 
neuen Beizen der Erzählung gehört es auch^ wenn zur Abwechslung 
auch einmal der große Alexander selbst gedemütigt wir^ vor den 
Tyriern bis Gaza zurückweicht (I 35) und die Inder des Porös nicht 
besiegen kann (HI 4). 

Indem so der Verfasser für seine Lebensbeschreibung Alexanders 
Quellen romanhaften Charakters gewählt, unter deren Berichten die 
der historischen Wahrheit am fernsten stehenden bevorzugt und diese 
noch durch eine Menge eigener Erfindungen entstellt hat, mußte sich 
ein Bild von der Persönlichkeit und den Taten des Helden ergeben,, 
das mit dem ursprünglichen kaum noch in den gröbsten Umrissen 
übereinstimmt. 



3. Titel nnd Verfasser. 

Der Name des Verfassers ist uns ebenso unbekannt wie der Titel 
seines Werks. Aber nicht weil das Werk die Dichtung des gesamten 



3. Titel und Verfasser. 233 

Volkes wäre und darum keinen bestimmten Verfasser hätte ^), sondern 
Termutlicli deshalb^ weil es uns nur auf Grund einer Bearbeitung er- 
halten ist; deren Urheber den Namen des ursprünglichen Verfassers 
tilgte und den Titel änderte. Fast denselben Vorgang zeigt die 
wichtigste mittelalterliche Fassung des Alexanderromans, Leos ^Nati- 
vitas et victoriae Alexandri Magni regis'. Auch bei dieser wurde der 
Urtext durch anonyme und anders betitelte Umarbeitungen verdrängt^ 
und wir würden ohne die zufällig erhaltene Bamberger Hs. und ihre 
Ableitungen vom Namen des Verfassers und vom Titel und der Form 
des ursprünglichen Textes nichts wissen. Der ursprüngliche Titel 
des alexandrinischen Werkes muB eine Beziehung auf Alexandria ent- 
halten haben, weil sonst der Ausdruck für Alexanders Ankunft auf 
dem Boden der künftigen Stadt nagaylvarai ml rovtov rov kSd- 
(povQ (I 31) völlig unverständlich wäre. Wahrscheinlich war Alexander 
in der Aufschrift als xrC^trjg bezeichnet, wie er z. B. häufig in einer 
alexandrinischen Chronik genannt wird, in der auch der Roman be- 
nutzt ist.^) Die Titel der Bearbeitungen gehen auseinander. Die Hs. 
A hat: BCog ^JXs^dvdQov tov Mazedövog, Valerius' Übersetzung: Res 
gestae Alexandri Macedonis translatae ex Aesopo Graeco. Asop ist 
natürlich ebensowenig der wirkliche Name des Verfassers wie-Kal- 
listhenes, dem griechische Hss. von ß das Buch zuschreiben. Äsops 
Werken mag der Roman deshalb zugeordnet worden sein, weil er 
mehrfach mit den Erzählungen und der Lebensbeschreibung des sagen- 
haften Fabeldichters überliefert war, wie die Hss. B und L zeigen.') 
Woher die Beziehung auf Kallisthenes rührt, läßt sich aus dem Titel 
der Hss. B und Mess. vermuten: KakXied'avrjg töroQioyQcctpog 6 tä xsql 
T&v 'EXli^vcov övyyQUTljäfievog ovrog lötoQSt ^Aksi,avÖQov TCQdi^Big,^^ 
Danach scheint eine Aufschrift ^AlslavÖQov ngd^eigy die wohl auch 
die Vorlage des Julius Valerius trug, Veranlassung gegeben zu haben^ 
daß man das Werk dem bekannten Historiker Kallisthenes beilegte, 
dessen Buch über Alexander ebenso benannt war.^) Der Urheber 



1) LumbroBO, l'Egitto* S. 156: l'opere d'un popolo piuttostoche di un solo 
individuo'. Garraroli, La leggenda di AI. M. S. 60: 'opere si fatte non hanno, 
nello stretto senso della parola, autore*. 

2) Derjenigen, die den sogenannten Exceipta latina barbari zugrunde liegt, 
B. 0. Kap. I. 

3) Zacher, Ps. S. 7. 14. 

4) Ähnlich der Codex Yaticanus 1556, s. Zacher, Pb. S. 17. 

5) Dies scheint mir von C. Wachsmuth (Rh. Mns. LVI 1901 S. 223 f.) gegen- 
über abweichenden Ansichten überzeugend nachgewiesen. 



234 Viertes Eapttel. Die KompoBition u. Entstehungszeit des urspr. Werkes. 

dieser Konjektur wußte o£Fenbar nicht, daß Alexander KaUisthenes 
überlebt hat. Mittelalterlichen Ursprungs sind Erfindungen, wie die 
des armenischen Übersetzers, der sieh auf ein Original des Aristo- 
teles^), und die des sogenannten Josippon, die sich auf die ägyptischen 
Magier beruft. 

Müssen wir uns demnach zur Bezeichnung des Verfassers und 
seines Werkes mit Findlingsnamen wie 'Pseudokallisthenes' und 
'Alexanderroman' behelfen, so gibt uns doch das Buch selbst hin- 
länglich Aufschluß über seine Heimat und Eigenaii. Daß es ein 
Alexandriner war, folgt schon aus der oben erwähnten Bezeichnung 
der Landschaft von Alexandria. Aber auch ohne eine solche direkte 
Hindeutung würde es sein Werk genügend beweisen.^) Indem er 
von der Gründung der Stadt berichtet, spricht er von ihr mit der 
Ortskenntnis, mit der Liebe und dem Stolz des eingeborenen Bürgers. 
Sie ist ihm die "Hauptstadt der Welt' (I 34). Der Ahnherr ihres 
Königshauses wird in der Erzählung nach Möglichkeit hervorgehoben. 
Er ist Alexanders Jugendfreund (I 17), sein Vertrauter in der Todes- 
stunde, an den er seine letzten Worte richtet (HI 32), der Ordner 
seiner Bestattung (UI 34) und hätte gegenüber Perdikkas auf die 
Hälfte des Reiches Anspruch gehabt (HI 32). 

Das nationale Empfinden des Verfassers entspricht ganz dem, 
was Polybius über die griechisch-makedonische Bevölkerung von 
Alexandria mitteilt."^) Er fühlte sich als Grieche gegenüber den 
Barbaren.*) Der Grundsatz der hellenistischen Reiche, daß die Griechen 
zu Freiheit und Herrschaft, die andern zum Dienen bestimmt sind, 
ist auch der seinige. Dabei werden natürlich die Makedonier ohne 
weiteres zu den Griechen gerechnet, und vor allem gilt Alexander als 
der Vertreter des griechischen Königtums.^) Von seinen Kämpfen 
mit den Griechen ist nirgends die Rede. Die Ägypter werden ganz 
nach dem ptolemäischen System behandelt. Sie gehören zwar auch 
zu den Völkern, die nur zum Steuerzahlen geschaffen sind^), aber 
nicht zu den Barbaren*^), sondern die neuen Besitzer des Landes 



1) Dario trifft er zufällig mit dem deutschen Dichter Budolf von Ems 

zusammen. Alex. Y. 12844 ff. 

• 

2) Wenn trotzdem ein Mann wie Letronne sagen konnte: ^celui, qui a ^crit 
de telles choses n'a jamais yu Alexandrie', so zeigt das nur, wie man früher 
über den Alexanderroman zu urteilen pflegte, ohne ihn auch nur aufmerksam 
durchzulesen. 

3) Polyb. 39, 40; Polybius bei Strabo 797. 

4) Vgl. I 25, 37, 38. UI 2. 6) I 26, 37. 6) I 34. 7) I 2. 



3. Titel und Verfasser. 235 

haben sich ihrer Art einigermaßen anbequemt und suchen etwas von 
dem Buhm ihrer alten Weisheit und Größe auf sich überzuleiten. Wie die 
Ptolemäer die rechtmäßigen Nachfolger der alten Könige sein wollten, 
so ist es im Roman Alexander, als Sohn des letzten großen Vertreters 
ägyptischer Eönigsmacht und Zauberkunst, als der neue Sesonchosis^), 
als legitimer ägyptischer Herrscher, der nach altem Brauch im Tempel 
des Ptah zu Memphis eingesetzt und gekrönt wird (I 34). Weit in 
die Tiefe reicht jedoch dieser ägyptische Einfluß nicht. Man entlehnt 
den Ägyptern ihre stolzen historischen Erinnerungen, ihre Jahres- 
rechnung, ihre Zaubereien und Traumorakel, ihre Fertigkeit im Lügen 
und Schwindeln, aber im Grunde bleibt doch das Griechentum, wenn 
auch ein entartetes^), übrig. So spielt auch die national- ägyptische 
Götterwelt im Roman nur eine untergeordnete Rolle. Gott ist der 
neue Gott der Ptolemäer, Serapis, hinter dem auch die griechischen 
Götter weit zurücktreten. 

Folgt somit der Verfasser im ganzen der offiziellen Ordnung, in 
der das Verhältnis der Ägypter zur herrschenden Bevölkerung geregelt 
war, so gehört er doch sicher nicht zu den Leuten yom Hofe, über- 
haupt nicht zu den höheren Kreisen der griechisch-makedouischen 
Gesellschaft. Er ist zwar nicht ganz ohne Bildung, kennt einiges 
aus der historischen Literatur und besitzt einiges mythologische und 
geographische Wissen; er schreibt auch einen erträglichen Stil und 
macht leidliche Verse. Aber seine geschichtlichen Kenntnisse reichen 
nur so weit, als ihn die Quellen belehrten, die er für die Geschichte 
Alexanders zugezogen hat. Wo er darüber hinausgeht, yerfäUt er 
in die schwersten Irrtümer. Als Mitkämpfer Alexanders in Olympia 
nennt er Königssöhne von Akamanien, Böotien und Korinth, läßt 
Gründungen der Diadochen, wie Thessalonike und Antiochia, schon 
zu Alexanders Zeit bestehen, und die Römer einen punischen Krieg 
als Entschuldigung anführen, daß sie Alexander nicht eher Hil&- 
truppen stellen könnten. Auch in der Geographie weiß er nicht über 
Syrien hinaus Bescheid. 

Die ganze Art, wie er die Geschichte Alexanders auffaßt und 
darstellt, verrät, daß er zum Volke gehört und für das Volk schreibt. 
Allerdings war von einer richtigen Würdigung der Taten des großen 
Königs schon in seinen Quellen keine Rede. Aber bei ihm ist 
Alexander noch um einige Stufen tiefer auf den geistigen Horizont 

1) I 34; m 34. 

2) Vgl. Strabo S. 797. Schroffer Liviua XXXYm 17: Macedones, qui Ale 
xandiiam in Aegypto . . . habent, in . . . Aegyptios degenerarunt. 



236 Viertes Kapitel. Die Komposition n. Entstehungszeit des urspr. Werkes. 

der Masse herabgedrückt. Es ist für ihn und für sein Publikum 
bezeichnend^ wie er den Stoff seinem Geschmack angepaßt hat. Ehe- 
bruch, Zauber- und Mordgeschichten, Rennberichte (für die Alexan- 
driner ein Gegenstand von lebhaftem Interesse), Abenteuer in Ver- 
kleidung, wunderbare Träume und Vorzeichen werden eingeschoben. 
Die Züge kriegerischen Heldentums, für die es in Alexandria an 
jedem Verständnis fehlte, treten zurück. Dagegen findet die echt 
alexandrinische Freude an der Herabsetzung der Hochstehenden, der 
Opposition gegen das offizielle Dogma Ton der göttlichen Würde des 
Königs schönste Befriedigung, indem der große Alexander selbst zum 
ägyptischen Bastard erniedrigt, Darius und Porös als schwächliche 
Prahler verhöhnt werden. Dafür wird Alexander mit Eigenschaften 
ausgestattet, die den alexandrinischen Handelsleuten vertrauter sind 
als Königsstolz und Heldensinn. Er ist klug und schlau wie sie, 
versteht zu beschwatzen und zu betrügen^), bricht gelegentlich sein 
Wort, stiehlt auch wohl einmal, bringt seine Feinde hinterrücks um, 
wenn es nicht anders geht, hat aber dabei guten Humor und Mutter- 
witz, weiß Leute, die ihn demütigen wollen, mündlich und schriftlich 
gut abzutrumpfen, und seine Soldaten, die in ihren häufigen Angst- 
anfällen mehr an die ägyptische Miliz als an Alexanders Makedonier 
erinnern, zur rechten Zeit durch einen Spaß aufzumuntern. Auch 
den äußeren Umständen des Königs wird nach den Begriffen dieser 
Kreise wohlmeinend nachgeholfen, und der Bestand der Truppenzahl 
sowohl als der Kriegskasse gehörig erhöht, denn ein Herrscher, der 
mit 35000 Mann und 70 Talenten in den Krieg zöge, würde ihnen 
verächtlich erscheinen. 

So weit geht aber freilich diese Richtung des Verfassers nicht, 
daß er das Bild Alexanders nun völlig in dieser Weise um geschaffen 
und damit zur Karikatur verzerrt hätte. Dazu war einerseits die 
Macht der Überlieferung zu stark, andrerseits kann man ihm auch 
selbst nicht jeden Sinn für das Hohe und Edle, nicht jede Empfin- 
dung für Alexanders Größe absprechen. So gerne er die Gelegenheit 
benutzt, ihn zum gewöhnlichen Menschen herabzudrücken, so läßt er 
ihn doch wie einen Gott in die Welt eintreten und wie einen Gott 
aus ihr scheiden. Er bewundert nicht nur seine Klugheit und seine 

1) Vgl. die treffende Darstellung Mahafiys, wie seit dem 3. Jahrh. y. Chr. in 
den hellenistischen Staaten mit dem Untergang einer tüchtigen Landbevölkerung 
und dem einseitigen Anwachsen der Handelsstädte der kriegerische Geist ver- 
schwindet^ in Streitfällen die Diplomatie überwiegt, im Krieg Bestechungs- 
versuche u. dgl. die wichtigste Rolle spielen (Greek life and thought 326 fP. 403). 



4. Die Entstehungszeit. 237 

äußeren Erfolge^ sondern auch seine Großmut gegen besiegte Feinde. 
Manche religiöse und philosopliische Lehren^ wie die Resignation vor 
dem erbarmungslosen Willen der Tyche, die Warnung yor menschlicher 
Überhebung, die Idee der Weltmonarchie ^) hat er aus seinen Quellen 
übernommen. Er fürchtet die Götter und eifert nachdrücklich gegen 
den Frevel, den er in seiner Vaterstadt täglich begehen sah, die gött- 
liche Verehrung sterblicher Menschen. Aber hervorstechende Züge 
seines Werkes sind das nicht, und im ganzen ist doch sein Heros 
weder der Alexander der Geschichte noch gar der Alexander der 
philosophischen Tugendlehre, sondern der Alexander des alexandri- 
nischen Plebejers. 

4. Die Entstehungszeit. 

In welche Zeit wir die Entstehung des ursprünglichen Alexander- 
romans verlegen, ist im Vorhergehenden schon angedeutet. Die Her- 
vorhebung des Ptolemaios, die Verfechtung der Interessen seines 
Hauses, die Übertragung von Anschauungen, Einrichtungen und Sitten 
der Ptolemäerzeit auf Alexander^), das noch erhaltene griechisch-make- 
donische Nationalgefühl, alles das weist auf die ptolemäische Epoche. 
Alexandria nennt sich noch die Hauptstadt der Welt.^) Es glaubt 
sich noch unter dem Schutze seines Serapis, sicher vor schweren 
Heimsuchungen durch Krieg, Hungersnot und andere Übel*), eine 
Zuversicht, die schon Cäsars alexandrin ischer Krieg zu schänden 
machte, geschweige späterer Schicksalsschläge, wie die Zerstörung der 
Oststadt beim Judenaufstand unter Trajan und die Metzelei Cara- 
callas.^) Die Römer zählen zu den Barbaren, die durch Alexander 
gedemütigt und den Griechen unterworfen werden.^) Die Sprache 

1) Die Bedeutung dieses Gedankens hat Franz Eampers in seinem Buche 
^Alexander d. Gr. und die Idee des Weltimperiums' (Freiburg 1901) mit großer 
Gelehrsamkeit umfassend nachgewiesen. Doch kann ich nicht beistimmen, wenn 
er nach Rudolf Hirzels Vorgang am Schlüsse urteilt: ^daß die philosophische 
Richtung der Zeit die Abfassung dieser Chronik (des ursprünglichen Alexander- 
romans) schon wesentlich beeinflußt hat, indem sie Tugend und göttliche 
Vorsehung in gleicher Weise als wirksame Mächte bei Alexanders früh vollen- 
detem Lebenswerk hinstellt' (S. 188). 

2) Dahin gehört außer dem oben Erwähnten auch die Bezeichnung der 
königlichen Gemahlin als Schwester (TL 22 s. zu d. Stelle). 

3) I 34. 

4) 6si6ii6g yciQ ^eroct TtQog dUyov, Xtii6e ^' &\La, 0'I)Xoq 9h fUgi^iiog 7c6XBiios 
oi) ßag^g (povco. Vgl. Rh. Mus. LII 440. 

5) Dio Cass. 77, 22. 6) I 26, 29. 



238 Viertes Kapitel. Die EompoBition n. Entsiehnngszeit des urspr. Werkes. 

zeigt sich noch kaum berührt yon den lateioischen Lehnwörtern, 
die massenhaft; eindrangen, seit Ägypten unter römischer Herrschaft 
stand. ^) 

Versuchen wir nun innerhalb der genannten Epoche die Ent- 
stehungszeit des Buches genauer zu bezeichnen, so ergibt sich zu- 
nächst, daß es nicht unter den ersten Ptolemäern verfaßt sein kann. 
Zwar lebt Tyros' Unglück noch im Sprichwort fort*), aber die Er- 
innerung an die Taten Alexanders und seiner Nachfolger muß doch 
im Volke ziemlich verblaßt sein, wenn man ihm vorfabeln darf, 
Alexander habe die Römer imd Karthager imterworfen, den Serapis- 
dienst eingeführt u. ä. Wenn ferner der Verfasser einen Krieg 
zwischen Römern und Karthagern schon zu Alexanders Zeit bestehen 
läßt (I 29), so muß er geraume Zeit nach dem ersten punischen 
Kriege gelebt haben. Endlich fand der ägyptische Kalender, nach 
dem er rechnet (I 31), erst unter dem dritten Ptolemäer neben dem 
makedonischen Eingang®), den er dann seit der zweiten Hälfte des 
2. Jahrhunderts v. Chr. verdrängte.*) 

Mit diesen negativen Momenten treffen mehrere positive zu- 
sammen, die bestimmt auf die Zeit des fünften Ptolemäers (Epi- 
phanes 205/4 — 181 v. Chr.) deuten. Vor allem kann die Erfindung, 
daß ein M. Aemilius Alexander die Huldigung der Römer habe über- 
bringen müssen^), auf niemand anders gemünzt sein, als auf M. Aemi- 
lius Lepidus, der 201 v. Chr. als römischer Gesandter nach Alexan- 
drien geschickt wurde, hier, nach mehreren Nachrichten, als Vormund 
des jungen Königs auftrat, und durch seine gönnerhafte Haltung, die 
später auch in einer Medaille verewigt wurde, den Zorn der Alexan- 
driner erregt zu haben scheint. Dieselbe Stelle enthält offenbar noch 
weitere Anspielungen auf die Ereignisse dieser Zeit und das damalige 
Verhalten des ptolemäischen Hofes gegen die römische Macht.®) 



1) Das läßt sich schon ans den Stücken, die Müller aus dem allein in 
Betracht kommenden Text von A mitteilt, mit einiger Zuversicht behaupten, 
obwohl die Unvollständigkeit seiner Varianten ein genaueres urteil unmöglich 
macht. Natürlich sind nur die echten Teile zu berücksichtigen. Interpolationen 
kennzeichnen sich manchmal schon durch ihre Latinismen, so I 31 und 11 21. 
Auch in die älteren Stücke mag bei der Überarbeitung mancher derartige Aus- 
druck gelangt sein, wie xc^yxeUog I 17. Xlrga (I 29) ist ein älteres Lehnwort. 
Vgl. Thumb, Die gr. Sprache im Zeitalter des Hellenismus S. 158. — Genaueres 
wird KroUs Ausgabe lehren. 2) I 34. 

3) Maha%, The empire of the Ptolemies (London 1895) S. 206. 

4) Wilken, Gr. Ostraka I 781. 5) I 29. 
6) Das Nähere s. o. zu I 29. 



4. Die EntstehuDgBzeit. 239 

Wenn ferner der Verfasser Alexander nach ägyptischem Brauch in 
Memphis gekrönt werden läßt^), so war Ptolemaios V. wahrscheinlich 
der erste griechisch-makedonische König, bei dem, 196 v. Chr., diese 
Art der Legitimation zur Anwendung kam.') In demselben Kapitel 
scheint die geflissentliche Betonung des ptolemäischen Begierungs- 
prinzips, daß die Ägypter nur das Land zu bebauen, nicht aber die 
Waffe zu führen haben, auf die ägyptischen Bauernaufstände zu 
zielen, die unter , Ptolemaios IV. und V. durch Verachtung dieses 
Grundsatzes entstanden waren. ^) Und die treulose Staatskunst des 
Königs, der sich der Häupter des Aufruhrs schließlich durch Wort- 
bruch bemächtigte, wird von dem loyalen Verfasser gerechtfertigt, 
indem er Alexander ebenso gegen die Mörder des Darius verfahren 
läßt.^) Mögen einzelne dieser Züge für sich allein eine andere Da- 
tierung zulassen, so machen sie doch wohl in ihrer Gesamtheit wahr- 
scheinlich, daß das Buch um die Zeit des Epiphanes geschrieben 
wurde. Danach darf man auch in anderen, minder durchsichtigen 
Fällen Beziehungen auf die Zeitgeschichte vermuten. So mag der 
Verfasser den römisch-syrischen Krieg der Jahre 191 — 189 im Auge 
haben, wenn er Alexander in Syrien Kataphrakten ausheben^) und 
die persischen Sichelwagen (II 16), sowie die Elefanten des Porös 
(in 2) in der Entscheidungsschlacht den eigenen Leuten gefährlich 
werden läßt, wie es die Sichelwagen und Elefanten des Antiochos ia 
der Schlacht bei Magnesia waren. ^) So mag die Erfindung, daß bei 
Alexanders Geburt ein Erdbeben den künftigenWeltherrscher angekündigt 
habe^), dadurch angeregt sein, daß man ein Erdbeben zu Anfang des 
2. Jahrhunderts v. Chr.®) als Vorzeichen der römischen Weltherrschaft 
auslegte.^) Der Zeit des Epiphanes entspricht endlich auch die respekt- 
volle Stellung, die der Verfasser im ganzen gegenüber der ägyptischen 
Nation und Religion beobachtet. Denn unter diesem König setzte 
im ägyptischen Reich gegen den einseitigen Hellenismus der ersten 

1) I 34. 2) Diod. XXXm frg. 13; vgl. Polyb. XVm 65 (88), 3f 

3) S. z. d. St. 

4) n 21 siehe z. d. St. 

6) I 86; die iTtjestg xaxoupqayttoi des Antiochos hätten in der Schlacht bei 
Magnesia beinahe das römische Lagei erobert. Dio. Cass. b. Zonar. IX 20; vgL 
Liv. XXXVn 42 f. Athen. V 22 S. 194 f. 

6) Liv. XXXVn 43. 

7) I 12. 

8) Nach Eusebius 124 f. 199/98; nach Justin XXX 4, Iff. 198/97. 

9) Just. a. a. 0. § 4. Quo prodigio territis omnibus vates cecinisse, oriens 
Bomanorum imperium vetus Graecorum ac Macedonum voraturum. 



240 Viertes Kapitel. Die Komposition u. Entstehnngszeit des urspr. Werkes. 

Ptolemäer eine knLftige Reaktion ein^), die am augenfälligsten in der 
Inthronisation zu Memphis und in der Begünstigung des einheimischen 
Götterdienstes zutage tritt. 

Wenn trotzdem die Entstehung des Alezanderromans in der 
RegeP) vier Jahrhunderte später datiert wird — von Zacher') um 
200 n, Chr., von KroU*) u. a. in das dritte Jahrhundert n. Chr. — 
so beruht diese Ansicht hauptsächlich auf den Teilen des überlieferten 
Textes, die wir oben als späte Zusätze zu erweisen versucht haben. 
Zacher beruft sich auf das Zitat aus Favorin^ das in Kap. I 13 ein- 
gefügt ist^), Kroll betont den niedrigen Bildungsgrad des Verfassers 
und den Bau der im Roman vorkommenden Hinkjamben, trifft aber 
damit im wesentlichen die Geschichte des griechischen Feldzugs, die 
sich auch durch andere Merkmale als späteren Ursprungs kennzeichnet.*) 
Choliamben kommen zwar, worauf Kroll mit Recht aufmerksaan 
macht, außer I 42^ und I 46, auch in einer sonst echten Partie, am 
Schlüsse von 11 20 vor"^, und es ist gewiß wahrscheinlich, daß alle 
diese Verse von demselben Urheber herrühren. Wenn aber die 
Kapitel I 42^ — II 7 eine Interpolation sind, so kann dieser Urheber 
nicht der Verfasser des ursprünglichen Textes gewesen sein. Irgend 
ein späterer Bearbeiter hat einige rührende Stellen mit Choliamben 
verziert, wie ein anderer I 33 mit byzantinischen Zwölfsilbem.®) 
Außerdem könnte man für jene spätere Datierung noch einige Mo- 
mente anführen^), die eine Beziehung des Romans auf die Geschichte 
der Kaiser CaracaUa, Heliogabalus und Alexander Severus zu beweisen 
scheinen. Als Antoninus Geta geboren wurde, soll eine Henne ein 
purpurnes Ei gelegt haben, das Bassianus (Caracalla) zerbrach, ein 

1) Vgl. Mahaffy, Greek life and thought from the age of Alexander to the 
Roman conquest (London 1887) S. 436. 

2) Doch sprachen sich schon C. Müller, E. Rohde (Der gr. Roman 1. Aufl. 
S. 184 A. 1) und F. Susemihl (Gesch. d. gr. Lit. in der Alexandrinerzeit IE 678) 
für die Zeit der Ptolemäer aus. 

3) Pseudok. S. 102. 

4) Beil. zur Allg. Zeit. 1901 Nr. 38 S. 5. 

5) Siehe z. d. Stelle. 6) S. oben zu I 42—11 7. 

7) Die oben II 20 A. 10 angeführten Verse, die ich im Rh. Mus. LH 658 noch 
nicht als solche erkannt hatte, zeigen ganz deutlich die fragliche Messung. 
Deutschmann, der zuerst die Choliamben bei Ps.-Eall. ausführlich behandelt hat, 
bezieht sich nur auf I 46 (De poesis Graecorum rhythmicae primordiis, Progr. 
Neubrandenburg 1883, S. 16 ff.). 

8) ^Oaug jeor' ovv rvyxdvug icqovoov^LBvog usw. Müller S. 36 <^ falls es wirk- 
lich Verse sind^. 

9) Was m. W. bisher nicht geschehen ist. 



i 



> 



4) Die EntBtehungBzeit. 241 

Yorzeiclien des Brudermordes^)^ Heliogabalus soll seineiL Gästen das 
Silbergeschirr und die Becher geschenkt*), und Alexander Seyerus' 
Mutter am Tage vor seiner Geburt geträumt haben, sie gebäre eine 
'purpurne Schlange.^) Aber das Zusammentreffen dieser biographischen 
Angaben mit Zügen der romanhaften Alexandergeschichte erklärt 
sich aus der Alexanderschwärmerei dieser Zeit. Namentlich Caracalla 
und Alexander Severus kopierten den großen Makedonier nicht nur 
in Tracht, Miene und Handlungen, sondern wollten auch in ihren 
Lebensumständen möglichst yiel bedeutsame Beziehungspunkte mit 
ihm haben. Caracalla benannte seine Offiziere nach Alexanders Feld- 
herren*), Alexander Severus beanspruchte, in Alexanders Tempel an 
dessen Todestag geboren zu sein'^), seine Amme sollte Olympias, sein 
Pfleger Philippus heißen®) usw. Indem so die Hofhistoriographie ge- 
schäftig war, dem kaiserlichen Vorsatz entgegenzukommen, ge- 
wöhnte sie sich überhaupt aus der Geschichte Alexanders Zeit- 
geschichte zu machen, wofür neben der wirklichen auch die apokryphe 
benutzt wurde; denn daß die letztere nicht weniger galt, zeigt sich 
z. B. darin, daß Caracalla die aristotelischen Philosophen verfolgte, 
weil Aristoteles an Alexanders Vergiftung beteiligt gewesen sei.^) 
Daraus ergibt sich doch wohl, daß die angeführten Züge aus dem 
Leben der Kaiser nicht Quelle der entsprechenden Angaben in d^n 
fabelhaften Alexandergeschichten, sondern umgekehrt aus denselben 
entlehnt sind. Für die Anekdote von der Schlai^e ist das ohnehin 
schon dadurch bewiesen, daß diese auch außerhalb des Romans, laugst 
vor der Zeit Caracallas, erwähnt und auch auf die Geburt anderer 
namhafter Männer übertragen wird.^) Daß der Roman damals auch 
außerhalb Ägyptens bekannt und verbreitet war, läßt sich schon nach 
sonstigen Spuren vermuten. Memnon von Herakleia zeigt eine auf- 
fällige Übereinstimmung mit I 29^), und Tertullian kennt nicht nur 
den Lihalt von I 8, sondern versetzt auch, mit I 11, den Zeichen- 
deuter Antiphon in die Zeit Philipps und Alexanders.^®) Ob Arrian 
mit dem ^jemand', dessen schamlose Lüge über Alexanders Selbst- 
mordversuch er tadelt, den Verfasser des Romans gemeint hat, mag 
zweifelhaft sein.*^) 

1) Spart. Geta 3, 28 f. ; vgl. Ps. I 11. 

2) Lamprid. Heliogabal 21, 4; vgl. Ps. 11 16. 

3) Lamprid. AI. Severua 14, 1 ; vgl. Ps. I 7. 

4) Herodian IV 8, 2. 

5) Lamprid. AI. Sev. 6, 1. 2. 6) ebd. 18, 8 f. 

7) Dio Cass. 77, 7. 8) 8. zu I 6—7. 9) S. zu der Stelle. 

10) S. o. zu I 8. 11) S. 0. zu m 31—38. 

Ansfeld, Der grieoh. Alexanderroman. 16 



242 Viertes Kapitel. Die Eomposition n. Entstehongszeit des urspr. Werkes. 

Dürfen wir demnach den Urtext des Pseudo-Eallisthenes wohl 
unbedenklich der Zeit der Ptolemäer und zwar mit Wahrscheinlich- 
keit dem 2. Jahrhundert y. Chr. zuweisen, so ergibt sich zugleich der 
literarische Zusammenhang, in den das Werk gehört. In ihm ver- 
quickt sich die schon stark entartete Alexandergeschichte der Nachtreter 
Kleitarchs mit der ägyptischen historischen Novelle und Zauber- 
geschichte ^), mit der alexandrinischen Lokaltradition über die Gründung 
der Stadt, mit dem euemeristischen Rationalismus^), der auch diesen 
Gott als gewöhnlichen Menschen und Menschensohn zu enthüllen 
lehrte, und endlich mit der Richtung auf das Gemeine und Yolks- 
mäBige, die um dieselbe Zeit in der Kunst als ^alexandrinischer Veris- 
mus' zutage tritt. ^) Es ist freilich ein recht seltsames Erzeugnis, 
das aus dieser Mischung hervorging. Aber das derb eingreifende 
Verfahren, mit dem hier aus einer ganz abweichenden Überlieferung 
ein eigenartiges Ganzes von leidlich einheitlicher Form hergestellt 
wurde, verrät doch, bei aller Kunstlosigkeit, eine Gestaltungskraft, 
die es von den Produkten der späteren Kaiserzeit merklich unter- 
scheidet. Den Eindruck eines formlosen Konglomerats nicht zu- 
sammengehöj'iger Bestandteile, das auf kümmerliche Unfähigkeit des 
Redaktors schließen läßt, macht der Roman erst im Text a, nachdem 
die ursprüngliche Anlage durch eine Menge späterer Zusätze ver- 
deckt war. 



1) AuB dem 2. Jabrhmidert v. Chr. stammt auch der Papyrus, der die 
NoveUe von Nektanebos' Traum in Memphis enthält; s. o. zu I 2. 

2) Vgl. C. Müller, praef. XIX A. 2. Wie der Euemerismus in Verbindung 
mit Zaubergeschichten und ätiologischen Erfindungen im alexandrinischen Roman 
des 2. Jahrb. v. Chr. fortlebte, zeigt auch der merkwürdige Dionysius Skyto- 
brachion (vgl. den lehrreichen Artikel von Schwartz beiPauly-Wi8SowaV929ff.), 
der schon allein beweist, daß der Verfasser des Alezanderromans mit seiner 'Lust 
zum Fabulieren' neben seinen Zeitgenossen und Landsleuten keineswegs ver- 
einzelt dasteht. (Verwandte Naturen sind die jüngeren Ptolemaios Chennos und 
der Verfasser des astrologischen Buches, das sich als Werk des Nechepso imd 
Petosiris ausgibt.) 

3) Vgl. Th. Schreiber in den Verb, der 45. Phil. Vers. Leipz. 1900 S. 38. 



Fünftes Kapitel. 

Der Text a. 

1. Die Znsätze von a nnd ibre Qnellen. 

Unter den Zusätzen, durch die wir in den überlieferten Texten 
die ursprüngliche Fassung des alexandrinischen Werkes erweitert 
finden^ sind die wichtigsten und ausführlichsten: die Geschichte des 
griechischen Feldzugs, die Erzählung Ton Alexanders Reise zu Ean- 
dake und die Briefe Alexanders über die Abenteuer des baktrischen 
und indischen Feldzugs. 

Die Geschichte des griechischen Feldzugs (I 42" — II 6) 
ist nicht fertig aus einer andern Quelle übernommen, sondern mit 
Benutzung des Romans eigens zu dessen Ei^änzung hergestellt worden. 
Die wichtigste Vorlage des Verfassers scheint ein ziemlich ausführ- 
liches Geschichtsbuch gewesen zu sein, das mit Alexander begann, 
aber auch noch die Zeit Philipps V. behandelte; denn von der Zeit 
vor Alexander weiß er fast nichts, überträgt aber Erlebnisse Philipps V. 
auf Alexanders Vater*) und bereichert auch Alexanders Taten durch 
eine See- und Landschlacht gegen die, Spartaner, für deren Beschreibung 
der Kampf des Flamininus gegen den Tyrannen Nabis verwendet 
ist.^) Außerdem gebrauchte er einen chronographischen Abriß, der 
ihm wenig Tatsachen — u. a. den dreifachen Sieg des Athleten Kleito- 
machus (I 47) — , aber eine schöne Menge athenischer Namen lieferte. 
Damit ausgerüstet, erfand er das weitere mit der frohen Zuversicht 
gänzlicher Ignoranz. Am ursprünglichen Texte des Romans scheint 
er bei der Einschaltung seines Machwerks nichts geändert zu haben. 
Der Verskünstler, der die Schilderung der Zerstörung Thebens (I 46) 
und Alexanders Gebet an Achilleus (I 42^) in Gholiamben um- 
setzte, war wohl ein späterer Bearbeiter. C. Müllers Annahme, daß 



1) S. o. zu H 2—6. 2) S. 0. zu II 6. 

16 



244 Fünftes Kapitel. Der Text a. 

für erstere eine poetische Quelle^ etwa Soterichos' Uvd'aiv fjldls^av- 
dQiaxog benutzt sei^), widerspricht, wie Kroll mit Recht hervorhebt^), 
dem Umstand, daß auch am Schluß von II 20 Gholiamben überliefert 
sind, denn diese stammen doch wohl -=- ebenso wie die metrische 
Fassung von Alexanders Gebet, die Jul. Valerius sicher aus seiner 
Vorlage übernommen hat^) — von demselben Manne. 

Die Erzählung von Alexanders Reise zur Königin von 
Meroe (III 18 — 24) mag ursprünglich eine selbständige Novelle ge- 
wesen sein. Jedenfalls ist sie nicht für den Roman verfaßt. Sie 
wurde mit oder nach dem Brief Alexanders an Aristoteles (III 17) 
eingeschoben, von einem unwissenden Bearbeiter, der Alexander mit 
dieser Reise den nach III 17, 7 beabsichtigten Zug zur Königsburg 
der Semiramis ausführen ließ. Die Änderungen, die mit dem Stoffe 
vorgenommen wurden, um ihn enger in das Gefüge des Romans ein- 
zupassen^), die augenfällige Verschiedenheit zwischen dem Inter- 
polator, der Äthiopien in der Nachbarschaft Indiens vermutet, und 
dem Verfasser, der genau über das Land und seine Lage Bescheid 
weiß, haben wir oben besprochen. 

Die Novelle will die Äthiopier und ihre tapferen Fürstinnen ver- 
herrlichen. Wie eine Kandake dem großen Augustus widerstand, so 
läßt der Verfasser eine frühere selbst den großen Alexander de- 
mütigen und überlisten. Von Alexanders Geschichte, die ihm wohl- 
bekannt ist, geht er aus, indem der Besuch der Königsburg von 
Meroe, den Alexander während seines Aufenthaltes in Ägypten beab- 
sichtigt haben soll, bei ihm verwirklicht wird. Das Übrige erfindet er 
frei nach seiner Kenntnis Äthiopiens. Er war zweifellos ägyptischer 
Grieche, wenn III 24 von ihm herrührt, natürlich Alexandriner. Aber 
gerade an dieser Stelle erkennt man in der Verknüpfung mit I 33 
die Hand des Bearbeiters, und vielleicht ist auch die Verherrlichung 
Alexandrias, wie andere dem Roman entnommene Züge, auf diesen 
zurückzuführen. 

Die beiden Briefe an Aristoteles und Olympias enthüllen sich 
einer näheren Betrachtung als Bruchstücke von mindestens vier ver- 
schiedenen Briefen, die wahrscheinlich einer Sammlung») entnommen 
wurden: III 17^ und III 28 aus zwei Briefen über Alexanders Rück- 



1) praef. XXIV f. 

2) Beil. z. Allg. Zeit. 1901 Nr. 38 S. 6. 

3) S. 0. Kap. IV § 4. 4) S. o. zu III 18—24. 

5) ZuBammenstellung antiker Zeugnisse über Sammlungen von Briefen 
Alexanders bei E. Pridik: De AI. Magni epistolarum commercio (Berol. 1893) S. 9 f. 



1. Die Zusätze von a und ihre Quellen. 245 

zug von Indien nach Persis, III 17^ Auszüge aus einem Brief über 
den baktrischen und indischen Feldzug bis zur Bückkehr nach Persis, 
in 27° aus einem Brief über Alexanders letzte Abenteuer nach der 
Bückkehr aus Indien. Der Bearbeiter^ der diese Stücke yereinigte 
und in den Boman einfügte^ verstand von ihrer Bedeutung nicht das 
mindeste^ wie die völlig sinnlose Anordnung und ein von ihm ein- 
geschobener Zusatz beweist; wonach Alexander in Baktrien einen 
Wasserbehälter für die Schiffe des roten Meeres aufdecken läßt 
(in 17°, 3). Dagegen arbeiteten die Verfasser der Briefe zum größten 
Teil planmäßig nach historischen und geographischen Vorlagen: 
in 17^ und III 17°, 2 — 4 folgen denselben Quellen wie Diodor und 
Curtius, also wohl Kleitarch. Unmittelbare Übereinstimmung mit 
Kleitarchs Fragmenten findet sich hier dreimal in Angaben^ die zwar 
in der knappen Fassung des Bomans übergangen, aber in der la- 
teinischen Epistola ad Aristotelem erhalten sind: über die Kostbar- 
keiten des indischen Eönigspalastes^), über die bunten indischen 
Schlangen^) und über die Bäume des heiligen Hains, die wohl- 
riechendes Harz ausschwitzen.^) Die Erzählung von Alexanders Be- 
such in diesem heiligen Hain weicht aber sonst von Kleitarch ab, der 
ihn auf eine Insel verlegte, und beruht im letzten Grunde auf An- 
gaben des Ktesias.^) Da uns diese nur in einem dürftigen Exzerpt 
erhalten sind, so läßt sich nicht bestimmen, in welchem Umfang auch 
die Schilderung im Einzelnen auf Ktesias' Buch zurückgeht. HI 28 
und in 17,7 lehnen sich zweifellos nicht an Kleitarchs Bericht an, 
sondern folgen in den Hauptsachen Nearch. Woher die Beschreibung 
der persischen Königspaläste stammt, ist unsicher. HI 27° endlich 
hängt mit der Geschichte überhaupt nur insofern zusammen, als ein- 
zelne Historiker Alexander die Absicht zuschreiben, die Züge zu 
unternehmen, die ihn der Verfasser wirklich ausführen läßt. Ein 
Stück aus derselben Sammlung, zu der diese Briefe gehörten, sind 
vermutlich die Kapitel H 32 — 38 des Briefes an Aristoteles und 
Olympias, der in ß am Schluß des zweiten Buches eingeschoben 
ist. Sie sind wie HI 17° und HI 28 einem Bericht über Alexanders 
Bückzug aus Indien entnommen, den aber der Bearbeiter als einen 
Zug 'in die Wüste der Meder' darstellt. Die historische Haupt- 
queUe des Verfassers scheint Aristobuls Alexandergeschichte gewesen 
zu sein. 



1) 192, 19 ff.; vgl. Kleit. fr. 17. 2) 199, 20 ff.; vgl. Kleit. fr. 16. 

3) 211, 9 ff.; vgl. Kleit. fr. 22. 4) S. zu IH 17 n, 6. 



246 Fünftes Kapitel. Der Text ct. 

Mit den echten oder wenigstens von ernsthaften Gesohichts- 
Schreibern als echt angesehenen Briefen Alexanders^ aus denen fdr 
den fraglichen Zeitabschnitt einiges erhalten ist^), zeigt keines dieser 
Stücke irgend welche Verwandtschaft. Sie waren eben für die Zwecke 
der Verfasser nicht brauchbar. Diesen galt es^ aus der Geschichte 
zweier großer Feldzüge einen unterhaltlichen Reiseroman herzustellen. 
So wählten sie aus Alexanders und Nearchs Erlebnissen das Geeig^ 
nete aus^) und bezogen letztere auf Alexander selbst^ machten natür- 
liche Dinge zu Wundem^), Wunderbares noch wunderbarer, Unheim-? 
liches noch unheimlicher, ließen die Ungeheuer der indischen Ns^ur- 
und Fabelwelt recht häufig auftreten und erfanden noch neue Züge 
Alexanders: in das Prasierland, zum indischen Heiligtum der Sonnö 
und des Mondes, zu den Säulen des Herkules und zu den Amazonen. 
Indem dabei die Unternehmungen vieler Jahre zu einigen kurzen 
Entdeckungsreisen zusammengeschrumpft und überdies die orientierem- 
den Länder-, Völker- und Flußnamen größtenteils weggelassen oder 
verderbt sind, ist natürlich die geschichtliche Grrundlage ganz un- 
kenntlich geworden. 

Es war aber keine unbedeutende und nur von wenigen gepflegte 
Literaturgattung, deren Trümmer wir in diesen Briefen erblicken. 
Denn wie viele verschiedenartige Gestaltungen des Stoflfes müssen 
vorhanden gewesen sein, wenn wir auf so beschranktem Räume das- 
selbe Motiv wiederholt und in ganz verschiedener Weise behandelt 
finden! Im Vordergrund des Interesses stand offenbar der furchtbare 
Rückzug aus Indien, der zwei Dritteile der Sieger unmittelbar vor 
dem Ziele der Heimkehr dahinraffte. Viermal begegnet uns das öde 
Gestade der Ichthyophagen, viermal die geheimnisvolle Insel, die den 
Landenden Verderben brachte, aber jedesmal sind ihre Gefahren anders 
dargestellt: HI 17 (Abschn. I) entpuppt sie sich als der Rücken eines 
ungeheuren Tieres, das mit den Gelandeten in der Tiefe versinkt^ 
nach der Epist. ad Ar. (Abschn. d) drohen dort verführerische Nixen, 
die den betörten Schiffer ins Wasser hinabziehen, IH 28 birgt sie die 

1) Plin. VI 61 über das Wasser des kaspischen Meeres. Arr. VI 1, 4 über 
die vermeintliche JEntdeckung der Nilqnellen in Indien (Brief an Olympiaö); 
Plut. 60 über die Schlacht gegen Porös ; Plin. VI 63 über die Umkehr am 
Hyphasis; Plut. 66, 1 über die Ankunft am indischen Ozean. 

2) Von Darius' Tod an. E. Rohdes These, daß alle hauptsächlichen Aben- 
teuer Alexanders in solchen Briefen behandelt gewesen seien (Der gr. Roman 
S. 187 A. 1), kann ich nicht beistinmien. 

3) Bezeichnende Beispiele: die Menschen mit sägeartigen Händen und 
Füßen und die zu-^ und abnehmenden Bäume (s. zu 11 32 u. 36). 



1. Die Zusätze Yon a und ihiti Quellen. 247 

heilige Stadt des Sonnengottes , 11 38 verschlingen Meerungeheuer 
die Unglücklichen, die dem lockenden Zuruf von dem tückischen 
Eiland folgten. So mannigfaltige Darstellungen derselben Sache setzen 
eine vielseitige Entwicklung durch zahlreiche Verfasser und eine große 
Beliebtheit dieser Art von Erzählungen voraus, die durch Luciatis 
gegen sie gerichtete Satire nur bestätigt wird.^) 

Von wesentlich verschiedenen! Charakter sind die an einigen 
Stellen eingeschobenen kleineren Briefe: ge1«röhnliche rhetorische 
Stilübungen ohne bemerkenswerte Eigenart. Der Briefwechsel der 
Satrapen Hystaspes und Spithridates mit Darius (I 39) und der damit 
zusammenhängende Brief des Darius an Alexander (I 40) beziehen 
sich auf einen Abschnitt des Alexanderzugs, der im Roman gar nicht 
vorkommt. Sie mögen ebenfalls aus einer Briefsammlung entnommen 
sein. Der zweite Brief der Satrapen (II 10), der auch zur Geschichte 
nicht paßt, ist vielleicht erst von dem Bearbeiter gemacht, der dife 
zur Ergänzung des Romans ganz unbrauchbaren Stücke einfQgte. 
Eigenes Machwerk eines Interpolators ist wohl auch Alexanders 
prahlerischer Brief an die Tyrier (I 35). Aristoteles' Brief an 
Alexander (lU 27^) ist aus ein paar Sätzen der pseudo-aristotelischen 
Schrift über die Königsherrschaft mit Benutzung geschichtlicher Aii- 
gaben über Alexanders Empfang in Babylon hergestellt. 

Ferner zeigt sich eine Alexandergeschichte kleitarchischer 
Gattung zur Erweiterung des ursprünglichen Textes verwendet. 
Aus ihr stammen: Darius' Kriegsrat (II 7), Angaben über Darius' 
Plan, sich in Baktrien festzusetzen (II 12), Parmenions bekannte Ab- 
fertigung (II 17)y Erlebnisse Alexanders in Persis (II 17, 18) und 
Darius' Verfolgung über Medien nach Norden (11 19). II 7 ist von 
einem christlichen Verfasser nach der kleitarchischen Erzählung von 
Darius' Kriegsrat vor der Schlacht bei Issos gemacht, unmittelbar 
zur Ergänzung des Romans und mit vielfacher Benutzung seines In- 
halts, auch der unechten Stücke.^) Das Kapitel ist später als die 
Geschichte des griechischen Feldzugs eingeschoben; denn der Schluß 
von n 6 leitet offenbar direkt auf II 8 über. 

Die Zusätze in II 12 und 11 17 — 19 sind ungeschickte Versuche^ 
den mageren Bericht über die Ereignisse zwischen der Überschreitung 
des Tigris und Darius' Ermordung aus einem Historiker zu vervoll- 

1) Rohde, Der gr. Roman S. 190. 

2) Die Geschichte des griechischen Feldzugs und der Eandake-Episode, 
auf die doch wohl die Erwähnung des Volks Wom Palast der Semiramis' (vgl. 
m 18) hinweist. 



248 Fünftes Kapitel. Der Text a. 

ständigen. Der Interpolator hat den Inhalt des Romans so wenig 
beachtet; daß die ärgste Verwirrung entstanden ist. Die Quelle war 
yorwiegend Ueitarchisch und stimmt stellenweise mit Diodor wörtlich 
überein. Doch ist auch manches anderen Ursprungs, wie die Be- 
schreibung von Kyros' Grabmal (11 18). Mit Benutzung der wirk- 
lichen Geschichte Alexanders ist auch der Traum erfunden, in dem 
sich ihm Ammon als Vater zu erkennen gibt (I 30), 

An historischen Quellen ist außerdem für die Interpolationen von 
a benutzt worden: ein chronographischer Abriß — teilweise 
derselbe, der zu der Geschichte des griechischen Feldzugs gebraucht 
ist — für das Völkerverzeichnis in I 2 und für die Statistik am 
Schluß (ni 36), deren ägyptische Daten auf alexandrinischen Ur- 
sprung weisen; Favorinus' navxoöanii Cörogia fär das Verzeichnis 
von Alexanders Lehrern und Alexanders Stammbaum (I 13): der einzigen 
Fall, daß die Quelle genannt ist; eine rhodische Geschichte, wahr- 
scheinlich das Werk Zenons, für Alexanders Testament (III 33); Me- 
gasthenes' Werk über Indien und ägyptische Verordnungen für 
Alexanders Erlaß an die Perser (11 21); endlich eine Gründungs- 
geschichte von Alexandria zur Erweiterung der entsprechenden 
Erzählung des echten Textes (I 31). An der letztgenannten hat aber 
der Bearbeiter offenbar auch aus seiner eigenen Kenntnis der Stadt 
manches hinzugefügt über die Kanäle und Straßen (I 31), das Meso- 
pedion (I 32) und das Kultbild des Serapis (I 33). 

Zu diesen planmäßig eingefügten Zusätzen kommen endlich noch 
einige in den Text geratene Randnotizen, wie der Hinweis auf die 
römischen exploratores (I 2); die geographischen Notizen über den 
Euphrat und Tigris (II 9) und den Tanais (III 28); die Korrektur 
der Namensform Hermupolis (I 31) u. ä. 

Daß außer diesen Stücken, deren nachträgliche Einreihung noch 
erkennbar ist, auch andere Bestandteile des überlieferten Textes 
späteren Ursprungs sind, ist wohl möglich. Recht verdächtig und 
der Art des ursprünglichen Romans wenig entsprechend erscheint 
z. B. der Briefwechsel über Alexanders Verschwendung (I 16). Doch 
muß man auf subjektive Entscheidungsgründe um so lieber verzichten, 
da das, was nach Ausscheidimg der besprochenen Zusätze übrig bleibt, 
zweifellos im ganzen eine vernünftig fortschreitende Erzählung er- 
gibt, die den Inhalt des ursprünglichen Werks, wenn auch nicht rein, 
so doch ohne sinnwidrige Entstellung zu bieten scheint. 



2. Art, Ort und Zeit der Entstehung. 249 

2. Art, Ort und Zeit der Entstehung. 

Die Zusätze yon a sind also teils eigens zur Ergänzung des Ro- 
mans hergestellt^ teils als fertige Stücke aus anderen Quellen^ meist 
im Auszuge und teUweise mit sonstigen Änderungen verwendet. Das 
Verfahren bei der Einfügung war ein sehr oberflächliches und ge- 
dankenloses. Eine organische Verbindung zwischen den alten und 
neuen Teilen wurde in den meisten Fällen kaum versucht, und die 
Zusätze lassen sich fast alle herausschneiden, ohne daß eine Lücke 
klafft. Nur bei der Einfügung des Testaments (HI 33) ist die un- 
mittelbar vorangehende Erzählung so weit verändert, daß die ur- 
sprüngliche Form nicht mehr rein hervortritt. Aber auch hier ist 
es dem Bearbeiter nicht eingefallen, die verschiedenen Widersprüche 
zum sonstigen Inhalt des Romans zu beseitigen. Die Zusätze wider- 
sprechen sich sogar gegenseitig, wie die Bestimmungen über Theben 
in der Geschichte des griechischen Feldzugs (I 47) und im Testament 
(in 33^). Würde dies bei der ersichtlichen Unfähigkeit der Re- 
daktion noch keinen ausreichenden Beweis für eine Mehrheit von 
Bearbeitern darstellen, so ergeben doch andere Umstände zweifellos^ 
daß der vorliegende Text nicht das Werk eines einzelnen Interpolators 
ist. So rührt 11 7 von einem christlichen Verfasser her, I 42^—11 6 
und andere Abschnitte deutlich von einem heidnischen. Femer 
kennzeichnen sich in den eingeschobenen Stücken die Verordnung 
über die Alexanderspiele (11 21) und die Beschreibung der Stadt der 
Eleophis (III 18) durch unpassende Unterbrechung des Zusammen- 
hangs als jüngere Interpolationen, die erst nachträglich in die älteren 
Zusätze eingeschaltet wurden. 

Beschränkten sieb nun die wiederholten Eingriffe von Bearbeitern 
auf eine Erweiterung des ursprünglichen Inhalts? Die meisten scheinen 
allerdings nur diesem Zwecke zu dienen. Daß aber auch der Wort- 
laut nicht unangetastet geblieben ist, zeigt sich in der Umsetzung 
einiger Stücke in Hinkjamben ^) und byzantinische Zwölfsilber.*) Eine 
Umarbeitimg sachlicher Art, die Hermes durch Ammon ersetzte, ist 
für n 13 zu vermuten. Die Einteilung des Romans in drei Bücher 
wurde auch erst von einem der Bearbeiter vorgenommen; denn der 
Beginn des zweiten Buches fällt mitten in eine Interpolation, und 
nur im interpolierten Text haben die Bücher ungefähr gleiche Größe, 
während nach Ausscheidung der Zusätze das dritte auf einen unver- 



1) I 42n I 46 und H 20 s. o. 2) I 83. I 



250 Fünftes E&pitel. Dex Text a. 

hältnismäßig geringen Umfang zusammenschrumpft. Zugleich wurde 
auch der ursprüngliche Titel des Werkes geändett.^) 

Außer diesen absichtlichen Anderung^i und Entstellungen sind 
aber im Laufe der Überlieferung, die zum Archetypus unseres ältesten 
Textes führte, naturgemäß auch mancherlei Verderbnisse durch Irr- 
tum und Nachlässigkeit eingetreten^ Yon den in den Text geratenen 
Randnotizen war oben die Rede. Eine von diesen, ein auf Anaximenes 
bezügliches MiXulöLog, das ein Schreiber irrtümlich neben Aristoteles' 
Namen einfügte, hat dem Verfasser des Romans den Vorwurf gröb- 
licher Unwissenheit eingetragen. In einem anderen FaUe ist durch 
eine Parallelstelle aus I 33, die ein Leser zu UI 24 angemerkt hatte, 
in diesem Kapitel eine große Verwirrung entstanden. Dazu kommen 
mehrere Lücken und sonstige Schreib- und Lesefehler.^) 

Somit ergibt sich, daß zwischen der ersten Erweiterung des ur- 
sprünglichen Textes und derjenigen Niederschrift, auf welche die er- 
haltenen Texte zunächst zurückgehen, eine längere Entwicklung liegte 
Andrerseits ist nicht eben wahrscheinlich, daß die vielen Zusätze 
alle nur auf gelegentliche Einfälle einzelner Schreibei zurückzuführen 
wären. Es hat doch wohl mindestens einmal eine planmäßige, wenn 
auch höchst mangelhafte Bearbeitung des ganzen Werks stattgefunden, 
durch die der Text a im wesentlichen geschaffen wurde: eine rohe 
EompositioD, die nur eine Vermehrung des Unterhaltungsstoffes be- 
zweckte. Durch sie wurde aus dem charakteristischen Werk eines 
bestimmten Verfassers ein anonymer Mischtext^ ein Volksbuch, dessen 
Wortlaut und Umfang durch keine Rücksicht auf die Persönlichkeit 
eines Urhebers, durch keine Eontrolle literarischer Sachverständiger 
geschützt war, und dieses haben dann kundige und unkundige Leser 
und Schreiber weiter behandelt, erweitert und gekürzt, verbessert und 
verdorben, nicht nur bis zur Niederschrift unsers Archetypus, der 
schon einen ansehnlichen Grad von Entstellung aufweist, sondern 
mdlir als ein Jahrtausend darüber hinaus, bis zum Ausgang des Mittel- 
alters. 

Dieser Vorgang, den wir für den ursprünglichen Roman teilweise 
nur durch Vermutung erschließen können, liegt bei einer seiner Be- 



1) S. o. Kap. IV § 3. 

2) Wie die Auslassongen zu III 17 ^ (Anm. 4) und UI 17n (Anm. 52); die 
Lesarten d'vyatiQu &^sXq)i}v st. 9". ä^slcpfls 1 20 (A. 1), rovg (pögovg st. rlvccg qp. 
I 23 (A. 2), Stadien und Fuß st. Meilen und Schritte I 31 (A. 14), TglutoXiv l 34 
(A. 1), 'AKQayavtivo^ I 45 (A. 2) , imeroXaig st. imxoXalg II 1 (A. 2), m üagiisvlav 
st. mv n. LI 17 (A. 3), KvvonEQ^ixBs st. xvvoxigxi^eg III 17 n (A. 17). 



2. Art, Ort und Zeit der Entstehung. 251 

arbeitnngen, Leos Natiyitas atque yictoriae Alexandri Magni regis^ in 
aUen einzelnen Stadien klar voi* Augen. Nur fällt die Entwicklung 
von Leos Werk in eine Zeit fortschreitender Kultur^ daher die 
späteren Bearbeitungen wohl durchdachte Verbesserungen darstellen^ 
während der ursprüngliche Roman das Unglück hatte^ seine maß- 
gebende Redaktion durch gedankenlose Stümper in der Zeit sinkender 
Volksbildung zu erhalten. 

Zu den ältesten der Zusätze^ Änderungen und Verderbnisse^ die 
jünger sind als der Archetypus unserer Texte^ gehören u. a. die Be* 
Stimmung des Testaments über den Alexanderpriester (III 33^, 4 A 
Val. Arm.), der jüngere Bericht über Alexanders Tod (III 33^^, 
A Arm. Mett.), die Umarbeitung von I 1 — 12 in Ad; die unrichtigen 
Laa: <^ilc}v statt Osldiov (IE 17^ A. 6 Val. Syr.); ikstpavtag statt 
ksxdSag (III 17^ A. 10 A Val.); Aüyvnttov tc5 ÜSQdlTtxa und 0avo- 
xpdrtjv statt axofpaivco XQatsiv (III 33^ A. 39, 40. A Val.). 

Der Ort, wo der ursprüngliche Roman zum Text a erweitert 
Wurde, war zweifellos Alexandria. Denn als alexandrinisch erweisen 
sich Yon den vermutlich älteren Interpolationen: die Zusätze in der 
Beschreibung der Gründung von Alexandria (I 31 — 33); die Geschichte 
des griechischen Feldzugs durch die Hervorhebung der Stadt Alexandria 
und des ägyptischen Reichtums (II 4); der Brief an Aristoteles durch 
den Zusatz über die Säulen des Sesonchosis (UI 17^, 3); die Kandake- 
Episode, in der die Gründung von Alexandria über die Taten des 
Sesonchosis erhoben wird (III 24); und die Statistik am Schluß durch 
die Angabe, daß Alexanders Todestag noch in Alexandrien gefeiert 
werde, und die ägyptischen Daten; von den jüngeren Interpolationen: 
die Bestimmung über die Alexanderspiele in Alexandrien (11 21). 
Und daß auch nach der Entstehung des Archetypus der Roman a in 
Alexandrien noch abgeschrieben, beachtet und gelesen wurde, zeigt 
der alexandrinisehe Zusatz im Testament (III 35^, 4) und die Be- 
nutzung des Romans in der alexandrinischen Chronik, aus der die 
Excerpta barbari stammen.^) 

Die Zeit der Entstehung von a umfaßt natürlich einen größeren 
Zeitraum, dessen Endpunkt durch die Übersetzung des Jul. Valerius 
gegeben ist, die um 300 n. Chr. verfaßt wurde. ^) Alle erkennbaren 
Momente deuten auf die Epoche der römischen Kaiser. Die Ge- 
schichte der Kandake setzt wahrscheinlich den Einfall der Eandake 
unter Augustus, vielleicht auch die römische Expedition nach Äthio- 



1) S. 0. zu in 80—33. 2) S. o. Kap. L 



252 FTinftes Kapitel. Der Text a. 

pien unter Nero Yoraus.^) Die Zusätze zur Gröndungsgeschichte von 
Alexandria erwähnen ein Denkmal des Araios^^ der unter Augustus 
lebte; versetzen den Mathematiker Heron^ der etwa dem 2. Jahr- 
hundert y. Chr. angehörte^); in Alexanders Zeit^ zählen Karthago^ das 
erst in der Kaiserzeit neu aufblühte^); zu den größten Städten^ über- 
gehen dagegen Seleukia am Tigris ^ was auf Abfassung der Interpola- 
tion nach 168 n. Chr. schließen läßt^), geben für den Umfang Roms 
ein Maß; welches über das unter Yespasian bestimmte hinausgeht ^)^ 
und rechnen nach römischen Meilen und Schritten.') Im Verzeichnis 
der persischen Völker (I 2) kommen die Alanen vor, die zum ersten- 
mal bei Lucan genannt werden.®) Endlich wird I 13 Favorinus 
zitiert, ein Phüosoph aus der Zeit Trajans und Hadrians. 

Von den Erzeugnissen der jüngeren Bearbeiter ist 11 7 christ- 
lichen Ursprungs, die Verordnung über die Alexanderspiele enthält 
lateinische Wortformen, der Zusatz exploratores (I 2) stammt aus der 
Zeit der Kriege gegen die Neuperser, also frühestens aus dem 3. Jahr- 
hundert, und die metrischen Umarbeitungen einzelner Stücke (s. o.) 
zeigen Versmaße, die erst in der späteren Kaiserzeit gebräuchlich 
waren. 

So mag wohl das gesteigerte Interesse für Alexanders Leben 
und Täten, das seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. hervortritt und zu 
Anfang des 3. unter Alexander Severus seinen Höhepunkt erreichte^ 
den Anstoß zu der neuen Bearbeitung und Erweiterung des alten 
alexandrinischen Romans gegeben haben, der wir allein seine Er- 
haltung verdanken.®) 

Es ist ein Verhängnis in der Geschichte des historischen Wissens^ 
daß dieses schlechte Buch auf ein Jahrtausend alles unterdrückt und 
überwuchert hat, was eine bessere Kenntnis vom gewaltigsten Herrscher 
des Altertums hätte vermitteln können, daß nicht die edle Gestalt 
des wirklichen Alexander, sondern das Zerrbild des Romans im Mittel- 
alter fortlebte. Aber gerade die unschönen Züge, die der Roman 

1) S. 0. zu m 18. 2) Vgl. Rh. Mus. LV 370. 

3) Nach K. Tittel Rh. Mus. LVI (1901) S. 414. 

4) Vgl. Mommsen, R. G. V 647, 666. 
6) S. o. zu I 31. 

6) 13200 Stadien nach Plin. 3, 6, 66; vgl. Mommsen, Abh. d. Sachs. Gr. d. 
W. ph. h. Kl. 1867 Bd. II 273. 

7) I 31. 8) A. V. Gutschmid, Gesch. Irans S. 70. 

9) Diesen Zeitpunkt hob schon E. Rohde hervor (Der gr. Roman ^ S. 186 A. 1). 
Doch können wir ihm nicht beistimmen, wenn er dessen Bedeutung für den 
Roman in der 'lebhaftesten Tätigkeit an der Ausbildung der Sage' erblickt. 



2. Art, Ort und Zeit der Entstehung. 253 

dem Bild seiner Taten eingemengt hat, haben die Kunde von ihm 
auch in den Jahrhunderten tiefsten Niedergangs erhalten. Das Volks- 
tümliche. Abenteuerliche und Unterhaltende der alexandrinischen Er- 
zählung sicherten ihr Leser und Hörer auch in einer Zeit, die den 
Massischen Werken gleichgültig und ohne Verständnis gegenüber- 
Btand, und pflanzten das Gedächtnis ihrer Helden fort, bis die wach- 
sende Bildung des späteren Mittelalters den überlieferten Stoff zu 
neuen Dichtungen umzuformen und zu neuer Wirkungskraft zu er- 
wecken lernte. 

Diesen Vorgang im einzelnen zu verfolgen, den Wurzelfäden 
nachzuspüren, die in den Winterzeiten des geistigen Völkerlebens still 
fortarbeitend den Zusammenhang mit vergangener Größe bewahrten, 
bis sie ein neuer Frühling ausschlagen und frische Blüten ansetzen 
läßt, das darf doch wohl als eine würdige und anziehende Aufgabe 
des Literarhistorikers gelten, wenigstens für den, der das Ziel der 
Literargeschichte nicht in einer einseitigen Betrachtung der sogenannten 
goldenen und silbernen Zeitalter, sondern in einer Erforschung des 
Geisteslebens in seiner gesamten Entwicklung erblickt. Die unent- 
behrliche Grundlage jeder solchen Untersuchung ist aber eine genaue 
Kenntnis und ein richtiges Verständnis des Urtextes, dessen zahllose 
Verwandlungen Schritt für Schritt den Fortgang jener Bewegung 
«rkennen lassen, und dazu habe ich versucht, in den vorstehenden 
Erörterungen einen Beitrag zu bieten. 



Verlag von B. G. Teubner in Leipzig. 

Bie heUenische Knltnr. Dargestellt von Fritz Baumgarten, Franz 
Foland, Richard Wagner. Mit 7 farbigen Tafeln, 2 Karten und 
gegen 400 Abbildungen im Text nnd auf 2 Doppeltafeln. [X u. 491 S.] 
gr. 8. 1905. geh. JC 10. — , in Leinwand geb. «^Ä^ 12.— 

Dem SedürfnlB nach einer zusammenfaBsenden Darstellang der griechischen und (in 
einem zweiten, in Vorbereitung befindlichen Bande) der römischen Kultur in weiterem 
Umfange, als sie bisher vorliegt, soll dies Werk Bechnung tragen. Die Verfasser, die 
B&mtlich im praktischen Schuldienst stehen, haben es als üire Aufgabe angesehen, die 
gesicherten Ergebnisse der neueren Forschung in einer für jeden Ge- 
bildeten fafilichen und lesbaren Form darzubieten, unter besonderer Be> 
rücksichtigung der Bedürfnisse und der Ergebnisse des Unterrichts in den Oberklassen 
unserer höheren Schulen. Dem geschriebenen Wort tritt ergänzend und weiterführend 
ein reichhaltiger Bilder schmuck zur Seite, der um so weniger fehlen durfte, je lebendiger 
und unmittelbarer gerade das Kulturleben des Altertums uns durch seine Denkmäler ver- 
anschaulicht wird. 

Gesehichte des hellenistischen Zeitalters. Von Julius Kaerst. 
L Band: Die Grundlegung des Hellenismus. [X u. 433 S.] gr. 8. 1901. 
geh. JC 12. — , in Halbfranz geb. JC 14t. — 

„Kaerst geht nirgends einer Schwierigkeit aus dem Wege , umsichtig hat er vor 
seiner Entscheidung stets die Möglichkeiten erwogen. Da£ sein Werk ganz ausgereift 
ist, zeigt mit am deutlichsten sein Mafihalten. Es ist ein gefährliches Oebiet, die Ge- 
schichte Alexanders, wo jeder leicht zeigen kann, was er nicht kann; mit dem Mute der 
Jugend ist Kaerst an diese Aufgabe gegangen, um in der Kraft der Mannesjahre sie zu 
lösen. Das Urteil über ein Werk, das völlig hat «usreifen können, darf einen hohen 
Mafistab anlegen, aber diese Geschichte Alexanders enttäuscht auch die Leser nicht, die 
viel erwarten: in Forschung und Darstellung, nach Form und Inhalt ist sie die be- 
deutendste, die durchdachteste seit J. G. Droysen." (Liter. Zentralblatt 190S. Nr. Sl.) 

Die griechisch-römische Biographie nach ihrer literarischen Form» 

Von Friedrich Leo. [VI u. 330 S.] gr. 8. 1901. geh. JC 7.— 

Aus einer Untersuchung über die literarische Form der biographischen Schriften 
Suetons ist ein Such geworden, das den Versuch macht, die wichtigsten Entwickelungs- 
linien der biographischen Literatur des Altertums aufzuzeigen. Diese Linien sind natürlich 
nicht durchweg gerade Linien, und die Wege, die der Verfasser gehen mufite, darum 
nicht immer gerade Wege; doch darf er hoffen, dafi sie zum Ziele führen. Vor der 
christlichen Biographie hat der Verfasser Halt gemacht, aber die heidnische bis auf ihr& 
antiken Ausläufer verfolgt. 

* Studien nnd Charakteristiken zur griechischen und römischen Lite- 
raturgeschichte. Von W. S. Teuffei. 2., veränderte Auflage. Mit 
einem Lebensabrisse des Verfassers. [XXVI u. 592 S.] gr. 8. 1889. 
geh. .y*: 12.— 

Inhalt: I. Die Stellung der Frauen in der griechischen Poesie. — ü. Zur Ver- 
gleichung antiker und moderner Lyrik. — HI. Des Aristophanes Stellung zu seiner Zeit. 

— rv. 1. Die homerischen Vorstellungen von den Göttern, vom Leben und vom Tode. 2. Die 
homerische Gesamtanschauung vom Leben und vom Tode. — V. Des Äschylos Promethi& 
und Orestie. — VI. Zu des Sophokles König Ödipus. — VII. Zu Euripides. — VIEL Zu 
Piaton. — IX. Kaiser Julianus. — X. Procopius von Gäsarea. — XI. Agathias aus Myrine. — 
Xn. Zu Plautus. — XIII. Zu Terenz. — XIV. Cicero. (1. Leben. 2. Persönlicher und staats- 
männischer Charakter). — XV. Zu Horaz. (Di^ horazische Logik und ihre Kritik.) — 
XVI. TibuUus. — XVn. Zu Curtius. — XVIU. Zu Petronius. — XIX. A. Persius Flaccus. 

— XX. Juvenalis. — XXI. Tacitus. — XXH. M. Valerius Probus. — XXTTT. Lukians Lukios 
und des Apulejus Metamorphosen. — XXIV. Die Historia Apollonii regis Tyri. 

Charakterköpfe aus der antiken Literatur. Von Prof. Dr. Ed. Seh wart z. 
Fünf Vorträge : 1. Hesiod und Pindar; 2. Thukydides und Euripides ; 
3. Sokrates und Plato; 4. Polybios und Poseidonios; 5. Cicero. 2. Aufl. 
[VI u. 125 S.] gr. 8. 1906. geh. JC2.—, in Leinwand geb. JC 2,60. 

„Die Vorträge enthalten vermöge einer ganz ungewöhnlichen Einsicht in das- 
Staats- und Geistesleben der Griechen, vermöge einer seelischen FeinfOhUgkeit in der 
Interpretation, wie sie etwa Burkhardt besessen hat, historisch-psychologische Analysen 
von großem Beiz und stellenweise geradezu erhabener Wirkung. . . . Die Verinnerlichung^ 
die Sohwartz auf diese Weise seinen Gestalten zu geben versteht, ist m. W. bisher nicht 
erreicht, und die gedankenschwere Kraft seiner Sprache tritt dabei so frei, ungesucht 
und einfach daher, daß man oft kaum weiß, ob die ernste Schönheit des Ausdrucks oder 
die Tiefe des Gedankens höhere Bewunderung verdient. . . .** 

(Jahresbericht über das höhere Schulwesen. 1903.) 




DIE KULTUR DER GEGENWART 

IHRE ENTWICKLUNG UND IHRE ZIELE. TEIL I Abt. 8 
HERAUSGEGEBEN VON PROF. PAUL HINNEBERG 




In 2., vermehrter und verbesserter Auflage erschien: 

DIE GRIECHISCHE 
UND LATEINISCHE LITERATUR 

UND SPRACHE 

BEARBEITET VON U. VON WILAMOWITZ-MOELLENDORFF. 
K. KRUMBACHER. J. WACKERNAGEL. FR. LEO. E.NORDEN. 

F. SKUTSCH. 

[VIII u. 494 S.] Lex.-8. 1907. geh. M. 10.— , in Leinwand geb. M. 12.— 

Inhalt: I. Die griechische Literatur und Sprache. Die griechische 
Literatur des Altertums: U. v. Wilamowitz-Moellendorff. — Die griechische 
Literatur des Mittelalters: K. Krumbacher. — Die griechische Sprache: 
J. Wackemagel. — II. Die lateinische Literatur und Sprache. Die römische 
Literatur des Altertums: Fr. Leo. — Die lateinische Literatur im Ober- 
gang vom Altertum zum Mittelalter: E. Norden. — Die lateinische 
Sprache: F. Skutsch. 

In dieser bereits nach Jahresfrist erschienenen zweiten Auflage haben 
die einzelnen Darstellungen, mit Ausnahme der Arbeit von U. von 
Wilamowitz-Moellendorff, die als unveränderter Abdruck der ersten 
Auflage zu bezeichnen ist, mannigfache Verbesserungen erfahren. 
Besonders gilt das von der Römischen Literatur des Altertums von 
Friedrich Leo, die fast volle zwei Jahre vor dem Erscheinen der ersten 
Auflage des Bandes geschrieben war: sie zeigt sich in der Neu- 
bearbeitung, von vielfachen Textänderungen abgesehen, um ein Drittel 
des Umfanges vermehrt. Aber auch die übrigen Monographien haben 
in reichem Maße Verbesserungen und Zusätze erfahren. So ist zu 
hoffen, daß die neue Auflage der gleichen Gunst bei Kritik und 
Publikum begegnen werde, deren sich ihre Vorgängerin erfreuen durfte. 

,,In Rroßen ZQgen wird uns die griechisch-römische Kultur als eine kontinuierliche Ent- 
wicklung vorgeführt, die uns zu den Grundlagen der modernen Kultur führt. Hellenistische 
und christliche, mittelgriechische und mittellateinische Literatur erscheinen als Glieder 
dieser großen Entwicklung, und die Sprachgeschichte eröffnet uns einen Blick in die un- 
geheuren Weiten, die rückwärts durch die vergleichende Sprachwissenschaft, vorwärts 
durch die Betrachtung des Fortlebens der antiken Sprachen im Mittel- und Neugriechischen 
und in den romanischen Sprachen erschlossen sind." (Deutsche Literaturzeitung.) 

Probeheft und Spezial- Prospekt SS*H*eSÄ''d?rX.Ä 

Übersicht des Gesamtwerkes, dem Autoren -Verzeichnis und mit Probestücken aus dem 
Werke) umsonst und postfrei vom Verlag.