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DERMATOLOGISCHES
CENTRALBLATT.
INTERNATIONALE RUNDSCHAU
‘ AUF DEM
GEBIETE DER HAUT- UND GESCHLECHTS-
KRANKHEITEN.
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. MAX JOSEPH
IN BERLIN.
SIEBENTER JAHRGANG.
MIT ABBILDUNGEN IM TEXT.
LEIPZIG,
VERLAG VON VEIT & COMP.
1904.
Druck von Metzger & Wittig in Leipzig,
Inhalt.
a) Originalabhandlungen.
Adrian, C. Ueber Xeroderma pigmentosum mit besonderer Berücksichtigung
der Blutveränderungen :
Biberstein, Friedrich. Urologische Beiträge ;
Blokusewski. Prophylaxe der Geschlechtskrankheiten
Blumenfeld, Anton. Beitrag zur Thrombophlebitis luetica im Früstadium ;
Böhm, J. Karaton hereditarium palmare et plantare . ;
Caro, Leo. Ueber 2 Fälle von periodisch wiederkehrendem Haarausfall
Dübendorfer, Emma. Ein Fall von Onychomycosis blastomycetica
Falk, Ludwig. Ein Fall von Alopecia areata bei einem as Ee
zur Peladefrage i
Leven, Leonhard. Kurze Mittheilung zu dn Falle von E ES
Meissner, Paul. Trockensterilisatoren in der dermatologischen und urologischen
Praxis
Paldrock, A. Staphylococcus dbus den Geste, Neisseri vortäuschend
Richter, Eduard. Die Prophylaxe der Geschlechtskrankheiten . . . 66.
Schneider, Walter. Welche Bedeutung hat die Thompson’sche Zweigläser-
probe für die Localdiagnose bei Erkrankungen der Harnwege? .
Schneider, Walter. Beiträge zur Behandlung des Ulcus molle
Solger, F.B. Ein billiges Phantom zum Blasenspiegeln
Solger, F. B. Hereditär oder congenital? Ein ae zur Frage von der
„Vererbung“ der Syphilis Bee, a
Solger, F.B. Das Phänomen der Gänsehaut und: seine Erklärung
b) Therapeutische Revue.
Seite 108.
c) Kurze Mittheilungen aus der Praxis.
Seite 320. 352. 384.
d) Uebersichtsreferat.
Urologisch-technisches, von Goldberg-Köln/Wildungen .
e) Referate.
1. Allgemeine Pathologie und Therapie der Hautkrankheiten
Seite 9. 41. 71. 109. 141. 168. 200. 234. 268. 326. 360.
Seite
130
354
98
162
226
290
262
138
194
322
103
34
166
258
35T
140
— IV =
2. Entzündliche Dermatosen.
Seite 79. 113. 145. 206. 241. 302.
8. Progressive Ernährungsstörungen der Haut.
Seite 15. 44. 366. |
4. Neuritische Dermatosen.
Seite 307.
5. Parasitäre Dermatosen.
Seite 91.
6. Chronische Infectionskrankheiten der Illaut.
Seite 116. 148. 174. 208. 245. 309.
1. Gonorrhöe und deren Complicationen.
Seite 21. 24. 46. 81. 120. 154. 183. 217. 253. 280. 315. 320. 335. 352. 374.
8. Allgemeine Pathologie und Therapie der Syphilis.
Seite 23. 49. 85. 123. 149, 178. 211. 247. 272. 310. 338. 369.
9. Venerische Helkosen.
Seite 182. 382.
10. Krankheiten des Urogenitalapparate-
Seite 120. 140. 156. 220. 255. 276.
f) Bibliographie.
Seite 52. 92. 157. 186. 282. 341.
g) Therapeutische Notizen.
Seite 29. 54. 98. 124. 157. 187. 222. 255. 284. 318. 341. 383.
h) Vermischtes.
Seite 64. 96. 128. 160. 192. 224. 256. 288. 352. 383.
ìi) Vereinsberichte.
Berliner dermatologische Gesellschaft Seite 124. 188. 223. 319. 343.
Breslauer dermatologische Vereinigung Seite 158.
Congress der Deutschen dermatologische Gesellschaft Seite 54.
Französische dermatologische Gesellschaft Seite 345.
Londoner dermatologische Gesellschaft Seite 94.
Moskauer venereologische und dermatologische Gesellschaft Seite 190. 285.
Naturforscherversammlung in Cassel Seite 29. X
Wiener med. Doctoren-Collegium Seite 95.
k) Personalien.
Seite 32. 96. 160. 192. 224. 256. 288. 352. 384.
1) Berichtigung.
Seite 288.
DERMATOLOGISCHES CENTRALBLATT.
INTERNATIONALE RUNDSCHAU
AUF DEM GEBIETE DER HAUT- UND GESCHLECHTSKRANKHEITEN.
HERAUSGEGEBEN
VON
DR. MAX JOSEPH
Siebenter IN BERLIN. Jahrgang.
Monatlich erscheint eine Nummer. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes, sowie direct von der Verlagsbuchhandlung
VEıT & Comer. in Leipzig.
1903. October. Nr. 1.
Inhalt. I. Origiualmittheilungen. Prophylaxe der Geschlechtskrankheiten,
von Dr. Blokusewski in Niederbreisig a/Rh.
II. Referate. Allgemeine Pathologie und Therapie. 1) Klinische Er-
fahrungen mit Atoxyl, von Biringer. 2) Trois cas d’orchite comme complication de
la fièvre typhoide, par Bergounioux. 3) Some therapeutic properties of bone marrow,
by Chalmers Watson. 4) Beitrag zur therapeutischen Wirkung der Bierhefe, von
Goliner. 5) Eine therapeutisch wirksame Substanz aus der Hefe, Cerolin, Fettsubstanz
der Hefe, von E. Roos und O. Hinsberg. 6) Das Thigenol als Ersatzmittel des Ich-
thyols, von J. Silberstein. 7) Impfungen an Affen mit dem Erreger des Ulcus molle,
von Tomasezewski. 8) Ueber weisse atrophische und narbenähnliche perifolliculäre
Flecke der Rumpfhaut, von W. W. Iwanow. 9) Pityriasis versicolor, von Aufrecht.
10) Zur Frage des Thier- und Menschenfavus, von 0. Wandel. 11) Die Behandlung
der Trichophytiasis capitis mit Chrysarobin, von Menahem Hodara. 12) Pharma-
ceutical notes, by Herbert Skinner. 13) Die Röntgeno-therapeutische Vorreaction,
von Guido Holzkneeht. 14) Fieberhafte Allgemeinerkrankung mit Exanthem bei
Röntgen-Dermatitis, von Guido Holzknecht. 15) Eine Trichomycosis capillitii, von
Rudolf Winternitz. 16) Beiträge zur Kenntniss der Parapsoriasis (Brocg), von Bucek.
17) Zur Frage der inneren Erkrankungen und plötzlichen Todesfälle im Anschluss an
die Heilung eines Säuglingsekzems, von Michael Cohn. 18) Ueber einige nervöse
Hauterkrankungen und deren Behandlung, von Max Joseph. — Progressive Er-
nährungsstörungen der Haut. 19) Granuloma herpetiforme exoticum, per Ros-
sellini. 20) Die hyaline Degeneration im Hautcareinom, von Antonino Marullo.
21) Zur Casuistik der Akromegalie, von P. J. Braslawsky. 22) Einige Fälle von
Lepra bei Neugeborenen und ihre Bedeutung für die Frage über hereditäre Lepra,
von F. Rieschetillo. 23) A case of blastomycosis, by James H. Sequeira. 24) Con-
tribution & l'étude de l’hidrocystome (avec une note sur granulosis rubra nasis), par
Aug. Lebet. 25) A case of granulosis rubra nasi (Jadassohn), by J. M. H. Mac Leod.
26) Naevus giganteus capillittii im Vergleich mit einigen anderen Geschwulstbildungen
der behaarten Kopfhaut, von Magnus Möller. 27) Beitrag zur Kenntniss der syste-
matisirten Naevi, von Paul Strasser. 28) Beiträge zur Histologie der weichen Naevi.
Ein Fall von spitzem Condylom am kleinen Finger der rechten Hand, xanthomartigem
Naevus verrucosus der rechten Achselhöhle und ınehreren über den Körper zerstreuten
Naevi lineares, von Otto Sachs. 29) Ueber einen Fall von Lupus des Scrotum und
Penis, von J. Wallart. 30) Zur Behandlung des Lupus, von Dreuw. 31) Ueber
„Pseudoxanthoma elasticum‘“ und ‚colloide Degeneration in Narben“, von Emma
Dübendorfer. 32) Ein Fall von diabeticorum, von Marullo. 33) Fall von Xanthoma
tuberosum multiplex bei Diabetes nebst Bemerkungen über Xanthome im Allgemeinen,
von Leonhard Leven. 34) Cheloide du lobule de l’oreille. Son origine infectieuse.
Récidive après ablation chirurgicale. Gu6rison par l’electrolyse bipolaire, par L. Perrin.
— Gonorrhöe und deren Complicationen. 35) Incontinence d'urine et injec-
tions épidurales par voie sacrale, par Loumeau. 36) Beitrag zur Blennorrhea néo-
natorum, von Å. Rosner. 37) Zur galvanocaustischen Behandlung der Prostatahyper-
trophie nach Bottini, von Carl Vogel. 38) Ein neuer Urinseparator, von Garre.
39) Beitrag zur Symptomatologie des Prostatacarcinoms, von Haus Doerfler. 40) Uro-
vu. 1
EE 1
logische Beiträge, von Neuhaus. 41) Ueber Drüsen und Cysten im Epithel der
männlichen und weiblichen Harnröhre, von Rudolf Paschki. — Allgemeine
Pathologie und Therapie der Syphilis. 42) Ueber erweichte Bubonen der
Frühlues, von Max Marcuse. 43) Mundpflege bei Quecksilberkuren und einigen
Mundaffectionen, von Julius Mueller. 44) Pathologie und Therapie der hereditären
Syphilis, von A. Buschke. 45) Geschlechtskrankheiten und Prostitution, von Jordan.
46) Tabes heredo-syphilitique, par Babinski. 47) Ueber das numerische Verhalten
der weissen Blutkörperchen bei Syphilis während der Quecksilbertherapie, von Joseph
Paulin. 48) Zur Prophylaxe der Enteritis mercurialis, von Leonhard Görl. 49) Ge-
schlechtskrankheiten und Rechtsschutz. Betrachtungen vom ärztlichen, juristischen
und ethischen Standpunkte, von Max Flesch und È. Wertheimer. 50) Ueber un-
verschuldete geschlechtliche Erkrankungen, von Karl Ries. 51) Zur Verhütung von
Geschlechtskrankheiten, von E. J. Feibes. 52) Étude clinique et histologique sur six
cas de syphilides miliaires péripilaires simulant le lichen scrofulosorum et la keratose
pilaire, par Georges Joniteseu. 53) Myositis syphilitica, by J. A. Fordice. 54) Oleum
mercurioli (90°/, Hg). Ein neues Injectionspräparat aus metallischem Quecksilber,
von Arvid Blomquist. 55) Merkuriolöl. Ein neues Quecksilberinjectionsmittel, von
Magnus Möller. 56) Zur Behandlung der fötalen Syphilis nach Riehl, von Hans
Vörner. 57) Die syphilitischen Veränderungen der Nabelschnur, von J. Bondi.
58) Juristisch medicinische Beiträge. I. Zur Casuistik der Schadenersatzklagen auf
Grund einer durch Geschlechtsverkehr erfolgten syphilitischen Ansteckung (8 823 des
B.G.B.), von Sack. — II. Ein gerichtliches Erkenntniss über Anfechtung einer Ehe
wegen vorehelicher Gonorrhöe, von Ludwig Wertheimer.
III. Therapeutische Notizen. — IV. Vereinsberichte. — V. Personalien.
I. Originalmittheilungen.
Prophylaxe der Geschlechtskrankheiten.
Von Dr. Blokusewski in Niederbreisig a/Rh.
Seit meiner letzten Publication! hat inzwischen Feibes? ein pro-
phylaktisches Mittel in Tubenform („Protector“) gegen Gonorrhöe und
Syphilis empfohlen, welches salicylsaures Quecksilber enthält. Abgesehen
davon, dass es a priori nicht sehr wahrscheinlich ist, wenn dasselbe Mittel
gegen zwei so verschiedene Krankheiten helfen soll, und obwohl die Nach-
prüfung bei Mangel der genaueren Zusammensetzung sehr erschwert ist,
will ich Folgendes gegen seine Ausführungen einwenden: |
1. Protector tödtet nach Feibes bezw. Aufrecht’s Versuchen die
Gonokokken erst nach 30 Secunden, was entschieden zu lange dauert
gegenüber anderen uns zu Gebote stehenden Mitteln (2°/, Höllenstein,
20°/, Protagol, 5°/, Albargin in 5 Secunden).
2. „Protector hat als schleimiges Vehikel die früher von mir ge-
schilderten Nachtheile gegenüber den flüssigen Lösungen, und diese um
so mehr, als erst !/,—!/, Secunde nach der Application des Mittels
urinirt werden soll, damit „eine weitere und unnöthige Tiefenwirkung und
damit jede Reizung und spätere Empfindsamkeit vermieden wird“.
3. Demnach scheint es, dass „Protector“ trotzdem noch reizend wirkt,
ı Dermatologisches Centralbl. 1902. VI. S. 162.
2 Feibes, Zur Verhütung von Geschlechtskrankheiten. Die Krankenpflege.
1902/3. Heft 6.
le
zumal viele Menschen nicht in der Lage sind, zu vorgeschriebener Zeit
uriniren zu können.
4. Die praktischen Versuche an drei Personen (Erfinder, Fabrikant
und ein fremder Herr) gegen Gonorrhöe beweisen nicht viel, zumal zu-
fällig keine besonderen anatomischen Abweichungen vorgelegen haben
können. Bei dieser Gelegenheit will ich bemerken, dass auch Andere
Versuche an Menschen und wahrscheinlich in noch umfangreicherer
Weise gemacht haben mögen, ohne sie zu veröffentlichen, weil diese Hand-
lungen strafrechtlich nicht ohne Bedenken sind, selbst wenn so gut wie
keine Gefahr vorhanden ist, und die Betreffienden noch ausserdem vorher
über die etwaige Gefahr aufgeklärt sind.
5. Dass „Protector“ den Bacillus des weichen Schankers in weniger
als 1 Minute und Streptokokken in 3 Minuten tödtet, ist kein Beweis
dafür, dass auch die Syphiliskeime getödtet werden, zumal das Mittel
während des Actus sich zu leicht abstreift. |
6. Die ganze Handhabung ist nicht sehr sauber, weil die Masse stets
am Gummi haftet und sich nicht gut in die Harnröhre hineindrücken
lässt, besonders wenn diese etwas enge ist. Auch giebt Feibes selbst
eine Verfärbung bezw. Zersetzung durch den Gummi an.
7. Wenn Feibes sagt, dass man bei Benutzung eines besonderen
Mittels gegen jede der beiden Krankheiten „ein ganzes Arsenal mit sich
schleppen müsse“, so ist zu erwidern, dass ein sicherer Schutz wichtiger
ist, als diese Aeusserlichkeiten, und dass seine Tube viel compendiöser
und unhandlicher ist als andere Apparate, z. B. auch als die meinigen,
trotzdem sie jetzt beide Mittel enthalten. Und endlich giebt es eine
grosse Menge Menschen, z. B. schon alle diejenigen, die Syphilis über-
standen haben, die nur das Mittel gegen Gonorrhöe mit sich führen
brauchen.
8. Die Einwendungen von Feibes gegen die Benutzung der Silber-
salze wegen der verrätherischen Flecken dürften überhaupt hinfällig sein,
zumal Albargin sehr wenig färbt und auch dieses bei Beachtung der
Gebrauchsanweisung zu vermeiden ist.
Wenn Feibes ferner angiebt, dass Proben meines Apparates „Ein
Samariter“ 6 bezw. 14°/, Protargol anstatt 20°/, enthielten, so beruht
dieses auf den Untersuchungen des Chemikers der Virogesellschaft; Feibes
bezw. Aufrecht haben meinen Apparat „Ein Samariter“ bezüglich seiner
Wirkung bei ihren Versuchen nicht benutzt, jedenfalls geben sie darüber
nichts an. Aber selbst wenn obige Angaben richtig sind, so beweisen sie
nur, dass, wie ich selber stets angegeben habe, Zersetzungen beim Pro-
targol eintreten, was aber allen Apparaten mit Protargol gemeinsam ist,
mit Ausnahme des Frank’schen „Prophylactol“. Bei den Virotuben ist
dieses sogar durch die Aufrecht’schen Versuche bei Feibes festgestellt,
1*
ie
weil die Wirkung nicht der 20°/, Protargollösung entspricht, da es die
Gonokokken erst nach 2 Minuten tödtete. Während eine etwaige Zer-
setzung aber bei meinen Apparaten „Ein Samariter“ und „Amicus“ zu
erkennen ist, ist dieses bei den Mitteln in Tubenform nicht möglich und
sind letztere demnach auch aus diesem Grunde weniger sicher; ferner
wird dadurch bewiesen, dass bei Befolgung meiner Gebrauchsanweisung
der Schutz ein genügender ist, weil trotz nachweisbar starker Benutzung
meines Apparates „Ein Samariter“ nie, trotz Aufforderung bezw. Nach-
frage, ein ungünstiges Resulat gemeldet worden ist.
Diese leichte Zersetzlichkeit des Protargols hatte mich aber schon
früher veranlasst, das Albargin zu wählen. Da es stets anerkannt und
Zei
Wachs
99
Blokusewskis „Sanitas.
Apparat - Jacobsohn.
auch jetzt durch die Aufrecht’schen Versuche bei Feibes festgestellt
ist, dass Frank’s Prophylactol wissenschaftlich richtig ist, weil keine
Zersetzung der flüssigen Lösung in gläsernen Apparaten für Einzelgebrauch
stattfindet, habe ich mir einen Apparat „Sanitas“ schützen lassen, der die
Vortheile des Prophylactol besitzt, aber seine Nachtheile und insbesondere
auch seine Unhandlichkeit vermeidet. „Sanitas“ besteht ebenfalls aus
Glas, enthält das Mittel (Albargin) in tropfbar-flüssiger Form, hat aber
weder einen Druckstempel noch einen Lackverschluss wie „Prophylactol“,
sondern seine beiden Oeffnungen sind durch Wachs geschlossen, das so
präparirt ist, dass es die Oeffnungen nicht verstopft. — Wie Fig. 1 zeigt,
kann in Folge eines nach innen gerichteten Trichters der Inhalt auch
bei nicht geschlossener Trichteröffnung in keiner Lage herausfliessen. Der
Verschluss des Trichters durch Wachs dient nur gegen Verdunstung bezw.
Dia, EB.
Verstaubung. Der Austritt der Flüssigkeit erfolgt nach Entfernung des
Wachses von der Olive und Einführung derselben in die Harnröhre von
selbst (Fig. I). Von der Klarheit der Flüssigkeit kann man sich zu jeder
Zeit überzeugen.
Nach meinen Versuchen, die ich der Sicherheit halber durch das
bakteriol.-physiolog. Institut von Dr. Piorkowski in Berlin bestätigen liess,
werden, wie beistehende Tabelle zeigt, Gonokokken durch eine 3°/, Albargin-
lösung bereits nach 10 Secunden, durch eine 4°/, Lösung nach 5 Secunden
und durch eine 5°/, sofort getödtet. Da ich nun einerseits in Ueberein-
stimmung mit Neisser! davon ausgehe, dass ein prophylaktisches Mittel
die Gonokokken mit Rücksicht auf etwaige Zufälligkeiten mindestens in
5 Secunden tödten muss, und andererseits Albarginlösungen bis 10 °/, nicht
reizend wirken, habe ich für „Sanitas“ eine 8°/, Lösung gewählt, obwohl
eine Abschwächung der Lösung im „Sanitas“ ausgeschlossen ist und sie
somit einer frisch hergestellten Lösung gleichkommt. — Bei den Appa-
raten „Ein Samariter“ und „Amicus“, bei denen eine langsame, wenn
auch geringe Abschwächung nicht ausgeschlossen ist, habe ich eine
10°/, Lösung gewählt? Ein anderer Zusatz als Glycerin, das die Des-
infection eher zu ihren Gunsten beeinflusst, findet, weil überflüssig, nicht
statt. Piorkowski ist in der Weise vorgegangen, dass er mit der Cultur
beschickte Oesen 5, 10 und 15 Secunden lang in die verschiedenen
Lösungen eintauchte und dann auf mit Blut besäte, sterile Agarplatten
übertrug.
Albarginlösung:
Fo
11 lo 0,25 Ao 0,5 %o 1% 2%, 3% 4°), 5%, 1,5 Ta 10 %o
| | EN SE £
5 Secunden + +
10, $ +
15 » + +
+ Wachsthum, — Sterilität.
Zum Vergleich habe ich noch den einzigen ähnlich gearteten gläsernen
Apparat für Einzelgebrauch (Jacobsohn-Petersburg) gebracht, bei dem
wie ersichtlich die Lösung oben wie unten ohne Weiteres an den Gummi
tritt. Im Uebrigen verweise ich bezüglich der Nachtheile des Frank’-
schen und Jacobsohn’schen Apparates auf meine Ausführungen in diesem
1 Neisser, Ueber Versuche zur Verhütung der gonorrhoischen Urethralinfection.
Deutsche med. Zeitschrift. 1895. Nr. 69.
2 Während des Druckes erfahre ich erst, dass Frank’s Prophylactol 20 °/, Albargin
enthält, was nach obigen Versuchen unnöthig stark ist.
u u: s
Centralblatte. Der Abrundung wegen will ich noch nachträglich den
Behrmann’schen Vorschlag (citirt bei Richter!) erwähnen: ein linsen-
grosses Stück grauer Salbe in die klaffend gemachte Harnröhrmündung
einzuführen und dieselbe mindestens 10 Mal zu öffnen und zu schliessen,
und den hierauf beruhenden Vorschlag Richter’s? bezüglich der Ein-
führung einer Masse aus 40°), grauer Salbe und "91. Resorcin: „Zwei
Minuten darauf soll sich in der Harnröhre ein sehr gelindes Brennen
einstellen, dass mehrere bis 10 Stunden anhalte,“ und daneben „das Auf-
legen kalter nasser Tücher auf den Damm, bei Nacht einfach zwischen
die Schenkel, bei Tage von einem Suspensorium oder Badehose aus“.
Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht umhin, endlich einmal die
Prioritätsfrage zu streifen: Kopp sagte 1898 auf dem dermatologischen
Congress zu Strassburg: „So habe ich die von Neisser neuerdings em-
pfohlenen Blokusewski’schen Einträufelungen unmittelbar post coitum
in meinem Lehrbuch von 1889 empfohlen. Nachdem in neuerer Zeit auf
dieses Verfahren vielfach wieder hingewiesen wird im Sinne einer sehr
wirksamen Gonorrhöeprophylaxe, glaube ich dieses kurz erwähnen zu
dürfen.“ Zwar trat Neisser diesen Worten sogleich entgegen, ich will
aber auch meinerseits noch Folgendes hervorheben:
1. Kopp hat Seite 36 seines erwähnten Lehrbuches das Hauss-
mann’sche Verfahren empfohlen. Dasselbe weicht aber von meinem Ein-
träufelungsverfahren wesentlich ab, zumal es nur auf Einspritzung
beruht, was ich bereits 1895? hervorgehoben habe. Haussmann selbst
theilte mir mit, dass er sein Verfahren wegen Schmerzhaftigkeit nie mehr
angewandt habe, und dass er das meinige für richtig halte.
2. Kopp spricht in seinem Lehrbuch von einer 1—2°/, Höllenstein-
lösung. Nach meinen Versuchen, die durch Laboratoriumsversuche
Neisser’s bestätigt wurden, tödtet aber erst die 2°/, Lösung die Gono-
kokken genügend schnell.
3. Mein Verfahren ist ausserdem bezüglich der anatomischen Be-
schaffenheit der Harnröhre und deren Abweichungen weiter ausgebildet,
und zwar schon bei meiner ersten Publication 1895 in einer Weise wie
es noch jetzt gehandhabt wird. Soweit Abweichungen von meinen Vor-
schriften inzwischen angegeben worden sind, kann ich sie nur als unnöthig
bezw. nicht als richtig anerkennen. Insbesondere gilt dieses von zwei
Punkten der Gebrauchsanweisung Anderer. 1. Es ist jedenfalls für die
meisten Fälle falsch, dass man, um die Oeffnung der Harnröhre klaffend
zu machen, die Eichel von oben nach unten zusammendrücken soll,
man muss vielmehr Zeigefinger und Daumen auf beide Seiten der Eichel
ı Ebenda. S. 164.
? Ebenda. S. 165.
3 Dermatologische Zeitschrift. XXII
ae, ZE t
legen und einen Druck nach unten ausüben; 2. ist es falsch, nach der
Einträufelung die Harnröhre mittels Daumen und Zeigefinger zuzuhalten,
weil dadurch gerade auf diese Partien, in denen die Gonokokken sich
verbergen, die Lösung nicht genügend einwirken kann.
Dass ich schon damals ein zweckmässiges Tropfglas angab, ist in
meinen Augen weniger wichtig, obwohl es die Nachprüfung sehr erleich-
terte. Jedenfalls kam durch mich die ganze Frage der prophylaktischen
Behandlung erst in Fluss.
Wenn ferner einige Autoren von einer „Methode“ Frank’s sprechen,
so muss ich bemerken, dass Frank mit seinen Versuchen ganz auf
meinen Schultern steht, und dass die Anwendung eines anderen Silber-
salzes keinen Grund abgiebt, von einer anderen „Methode“ zu sprechen.
‚Im übrigen kann ich bezüglich des Protargols auf den Anfang meines
Artikels! verweisen. Zeissl, der in seinem Lehrbuch von 1903 (Seite 10
bis 14) ebenfalls von einer „Methode“ Fank’s spricht und dessen com-
plicirten Apparat abbildet, dagegen nicht den meinigen, hat nach Ein-
sendung meiner Arbeiten meine Priorität rückhaltslos anerkannt und eine
entsprechende Abänderung bei etwaiger Neuauflage in Aussicht genommen.
Wenn ferner hin und wieder mein Verfahren kurz als „Cred6’sches“
bezeichnet wird, so mag das bequem sein, aber es entspricht nicht den
Thatsachen; denn wenn meine Versuche auch auf den Erfahrungen
Cred6’s betrefis des Höllensteins beruhen, so ist doch mein Verfahren
bezüglich der Anwendung auf die Harnröhre ein so verschiedenes, dass
man ihm wohl einen besonderen Namen geben kann.
Das Verfahren Welander’s endlich (Einspritzung von 5 bis 6g
4°/, Protargollösung) ist, wie ich schon 1899? auseinandergesetzt, absolut
nicht als Prophylaxe anzusehen, es fällt höchstens unter die Abortiv-
methoden.
Von einer anderen „Methode“ könnteman höchstens bei den in Tuben-
form gebrachten Mitteln reden, obwohl auch dabei das Verfahren völlig
auf dem meinigen basirt und nur aus besonderen, aber leicht erklärlichen
Gründen von der Tropfenform abgewichen ist. Ueber die geringere
Sicherheit der Tuben habe ich mich bereits? ausgesprochen, sowie auch
über die noch geringere Sicherheit der Mittel in noch festerer Form
(Stäbchen), die, so billig sie sich auch herstellen lassen, doch nur auf
Unkenntniss der anatomischen Verhältnisse und deren häufigen Ab-
weichungen beruhen können. Von einem besonderen Verfahren kann man
dagegen bei Feibes sprechen. |
! Dermatologisches Centralblatt. VI. S. 162.
% Nachtrag: „Zur Austilgung der Gonorrhöe.“ Allgem. med. Central-Zeitung.
1899. Nr. 20.
® Dermatologisches Centralblatt. VI. Nr. 6.
HE E
Viel schwieriger liegen leider die Verhältnisse bezüglich der Pro-
phylaxe gegen Syphilis. Zu erwähnen wäre der Vorschlag Behrmann’s
(eitirt bei Richter!): Inunction mit grauer Salbe vom Nabel bis zum
Skrotum einschliesslich des Membrum virile und bis zum Anus hinab;
ferner Richter’s darauf basirender Vorschlag der Einreibung seiner oben
erwähnten grauen Salbe nach dem Coitus mit besonderer Berücksichtigung
der Frenulumtaschen. Mindestens müsste m. E. aber eine solche Ein-
reibung vor dem Coitus geschehen. Ich halte aber die graue Salbe
überhaupt nicht für wirksam und den Schluss, „dass sie prophylaktisch
wirke, weil sie heilend wirkt“, für etwas kühn. Bessere Wirkung könnte
ich mir von dem salizylsauren Quecksilber (Feibes) versprechen, doch
müsste dasselbe in Salbenform mindestens zugleich eine nicht leicht ab-
wischbare Schutzdecke bilden. So lange wir aber nicht durch Thier-
versuche Genaueres über Syphilis ermitteln können, scheinen mir die
Versuche in der Richtung Viro’s zweckmässiger zu sein: Das Glied
schlüpfrig zu machen und dabei doch einen möglichst festhaftenden
Ueberzug zu erzeugen, der in Folge Seifenzusatzes zusammen mit etwaigen
schädlichen Keimen sich dennoch leicht entfernen lässt. Einen solchen
Crême habe ich als „Wachswaschseifencröme“ mit 1,6°/, Formalin (Viro
1°/,) zusammengestellt, der meinen Gonorrhöemitteln ohne Preiserhöhung
beigegeben wird, und zwar ist die Tube den Apparaten „Ein Samariter“
und „Amicus“ angeschraubt, wodurch das Ganze eine sehr handliche und
saubere Form beibehält. Natürlich kann dieser Crême, ebenso wenig als
irgend ein anderer, Anspruch auf völlige Sicherheit erheben und rathe
ich nach wie vor denjenigen, die Syphilis noch nicht überstanden haben,
zur Benutzung eines guten Condoms. Da ein solcher aber auch nicht
immer sicher ist und es ausserdem eine grosse Anzahl Männer giebt,
die denselben aus den verschiedensten Gründen nicht benutzen können
oder wollen, so ist es immerhin zweckmässig, andere Schutzmittel zu be-
sitzen.” Ferner halte ich die Circumcisio für zweckmässig, mindestens
aber würde ich allen Männern mit kurzem Bändchen zur Operation des-
selben rathen.
Ich glaube gezeigt zu haben, dass wir uns gegen Gonorrhöe absolut
sicher schützen können, dass wir ferner auch gegen Syphilis nicht mehr
ganz so schutzlos dastehen; es ist zu hoffen, dass weitere Versuche noch
bessere Resultate ergeben werden. Daher glaube ich um so mehr auf
meinen Vorschlag von 18988 zurückkommen zu dürfen, dass man an
1 Ebenda. V. S. 163.
3 Die Mittel stehen sämmtlich unter meiner Controle, sind keine Geheimmittel
und in Apotheken u.s.w. erhältlich; den Alleinvertrieb hat nach wie vor die Firma
Gebrüder Bandekow -Berlin SW 61.
® Zur Austilgung der Gonorrhöe. Allgem. med. Centr.-Ztg. 1898. Nr. 100 u. 101.
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maassgebender Stelle in Erwägung zöge, ob bei Bekämpfung der Ge-
schlechtskrankheiten nicht grösserer Werth zu legen sei auf die Unter-
drückung der Syphilis als der Gonorrhöe, da letztere bei Berücksichtigung
solcher Schutzmaassregel von selber verschwinden wird. Das soeben er-
schienene „Merkblatt der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der
Geschlechtskrankheiten“ weist auch auf den Gebrauch dieser ärztlich
empfohlenen Mittel hin, obschon es eine absolute Garantie nicht über-
nimmt, was auch insofern nicht möglich ist, weil es beide Krankheiten
zusammenwirft und der Schutz ja auch von der richtigen Anwendung
abhängt. Da aber ein grosser Theil der Aerzte aus irgend welchen
Gründen seiner Klientel solche Schutzmittel höchstens auf directe Frage
empfiehlt, so könnte man behufs schnellerer Abhülfe vielleicht einen Schritt
weiter gehen, z. B. dem Beispiel der kaiserl. Marine folgend, durch ent-
sprechende Anordnung in der Landarmee, geeignetes Aufmerksammachen
in den Kreisen der Studenten, junger Kaufleute u. s. w. In Bordells
könnte die Bestimmung getroffen werden, dass Prostituirte, die Gonnorhöe
gehabt haben, bezw. bei denen die Heilung nicht sicher gestellt ist, den
Besuchern wenigstens das Prophylaktikum gegen Gonorrhöe verabfolgen.
Da es nun mal Thatsache ist, dass ein grosser Theil der Männer mit
chronischer Gonorrhöe rücksichtslos dieselbe weiter verbreitet und man
diesem gefährlichen Treiben auch durch die Handhabung der strengsten
gerichtlichen Strafen nicht so schnell wird entgegentreten können, so
würde durch solche Schutzmittel wenigstens eine grosse Quelle der Weiter-
verbreitung verstopft.
Wenn es ferner auch richtig ist, dass Enthaltsamkeit nicht schadet,
so hat doch ein solcher Kenner wie Erb Gelegenheit genommen, auf dem
Frankfurter Congress dieser Verallgemeinerung entgegenzutreten.
I. Referate.
Allgemeine Pathologie und Therapie.
1) Klinische Erfahrungen mit Atoxyl, von Biringer. (Therapeutische
Monatshefte. 1903. August.)
Das Metaarsensäureanilid Atoxyl enthält etwa 37,69°/, Arsen. Thier-
versuche ergaben, dass es etwa 40 Mal weniger giftig ist als die gebräuch-
lichen Arsenpräparate (Solut. Fowleri u. al Die Anwendung erfolgt am besten
in Form von subcutanen Injectionen zwischen die Schulterblätter mit 20°/ iger
Lösung. Bei 870 Injectionen, die der Verf. machte, kam es nie zu Schmerz-
äusserung, nie zur Abscessbildung. Bei diesen Vorzügen ist die Wirkung
bei Psoriasis und Lichen ruber so, dass es als ein willkommenes Ersatzmittel
der Arsensäure zu betrachten ist. Schourp - Danzig.
2) Trois cas d’orchite comme complication de la fièvre typhoide, par
Bergounioux. (Gaz. des hôpitaux. 1903. Nr. 32.)
Verf. hatte Gelegenheit, bei drei Typhuskranken das Auftreten einer
= 10 ==
Orchitis zu beobachten, und zwar trat die Complication immer im Stadium
der Reconvalescenz auf; alle drei Patienten hatten sonst eine gute, allerdings
etwas Iymphatische Constitution, bei keinem war früher eine schwerere Krank-
heit vorhanden gewesen. Der Typhus hatte 2 Mal einen schweren, 1 Mal
einen leichten Charakter, jedes Mal war ein leichtes Trauma dem Einsetzen
der Orchitis vorhergegangen. 1 Mal konnten Typhusbacillen zugleich mit
Tuberkelbacillen nachgewiesen werden. 1 Mal trat Suppuration mit Induration
der Epididymis und Fistelbildung ein. Paul Cohn-Berlin.
3) Some therapeutic properties of bone marrow, by Chalmers Watson.
(Journ. of Cutan. Dis. includ. Syph. 1903. Mai.)
„Myelocene“ ist ein Aetherextract aus dem Mark der langen Röhren-
knochen und wird von J. F. Macfarlane & Co., Edinburgh, hergestellt. Auf
Grund von Erfolgen seitens anderer Autoren und des Verf. bei verschiedenen
Erkrankungen, behandelte Verf. einen Fall von Lupus vulgaris faciei neben
heissen Waschungen local mit Myelocene mit dem Erfolg, dass die erkrankte
Partie bis auf die tuberculösen Knötchen abheilte, woraus man schliessen
kann, dass das Präparat eine complicirte Lupusform zu einer einfachen macht,
auf die Tuberculose selbst aber keinen Einfluss ausübt. Die Knötchen wurden
weiterhin bei gleichzeitiger Anwendung von Myelocene kaustisch behandelt
und das Endresultat war ein geradezu glänzendes. Das Präparat muss also
Substanzen enthalten, die bei Hautkrankheiten therapeutisch günstig wirk-
sam sind. Gottfried Trautmann-München.
4) Beitrag zur therapeutischen Wirkung der Bierhefe, von Goliner.
(Therapeutische Monatshefte. 1903. August.)
Verf. wandte mit gutem Erfolg Levuretin, eine trockene Bierhefe, her-
gestellt von E. Feigel in Lutterbach, an bei Diabetes, Furunculose und chro-
nischem Ekzem. Er verordnete einen Kaffeelöffel davon in Milch oder Weiss-
wein unmittelbar vor dem Essen. Schourp-Danzig.
5) Eine therapeutisch wirksame Substanz aus der Hefe, Cerolin, Fett-
substanz der Hefe, von E. Roos und O. Hinsberg. (Münchener med.
Wochenschr. 1903. Nr. 28 u. 29.)
Die Verff. empfehlen bei verschiedenen Hautkrankheiten Cerolinpillen
(0,1—0,2 g durchschnittlich, 3 Mal täglich, chemische Fabrik von C. F. Böh-
ringer & Söhne in Mannheim-Waldhof). Bei 9 von 11 Furunculosefällen,
sowie in einigen Acnefällen trat auffallende Besserung und Heilung ein. Die
Verf. glauben in dem Cerolin diejenige Substanz der Hefe vielleicht isolirt
und gefunden zu haben, welcher die bisher mit einiger Sicherheit mit der
Hefe beobachteten therapeutischen Wirkungen innewohnen. Cerolin ist völlig
frei von Nebenwirkungen, besonders von der sicherlich oft störenden Gährungs-
wirkung. Die ganze Frage, ob Cerolin das einzig wirksame Princip der Hefe
ist, sowie welcher Art die Hautwirkung ist u. s. w., scheint ‚weiterer experi-
menteller Untersuchung zugänglich zu sein.
Gottfried Trautmann-München.
6) Das Thigenol als Ersatzmittel des Ichthyols, von J. Silberstein.
(Aerztl. Central Zeitung. XV. 1903. Nr. 3.)
Dieses Ersatzmittel für Ichthyol hat die grössere Reizlosigkeit, Geruch-
und Geschmacklosigkeit voraus. Verf. erzielte damit bei äusserer Anwendung
gute Erfolge bei hartnäckigen Fussgeschwüren, u. a. bei einem nach einem
Hundebiss entstandenen Ulcus, bei dem zoonotischen Erysipeloid der Schlächter
und Fellarbeiter. Combinirt mit vorhergehender Einreibung mit grüner Seife
— 11 —
empfahl sich das Mittel bei Scabies ebenso bei Favus. Bei chronischen Ekzemen
bewährte sich 10—20 °/ ige Thigenolpaste oder Thigenolsalbe, bei Acne 10 °/ ige
Thigenolseife; mit eventuellen Chloroformzusatz linderte Thigenolspiritus das
Jucken bei Prurigo und Pruritus. Watteverband mit Thigenolsalbe erzielte
die Heilung einer chronischen Kniegelenkentzündung 1—5°/,ige Lösungen
hatten bei noch nicht chronischer Gonorrhöe Einpinselungen von Thigenol-
glycerin bei Epididymitis gute Erfolge. J.
7) Impfungen an Affen mit dem Erreger des Ulcus molle, von Toma-
sezewski. (Deutsche med. Wochenschrift. 1903. Nr. 26.)
Mit Reinculturen, die von typischen Ulcera mollia auf sogenanntem Blut-
agar gezüchtet waren, wurde ein Kronenaffe geimpft. Es wurden Geschwüre
hervorgerufen, die klinisch und mikroskopisch alle Merkmale des Ulcus molle
besassen. Es gelang, aus diesen Geschwüren auf Blutagar Culturen zu züchten,
die beim Menschen wiederum Ulcera mollia erzeugten. Die Empfänglichkeit
verschiedener Affenarten ist different; bei einem Javaaffen hatten die Inocu-
lationsulcera mehr abortiven Verlauf. Schourp-Danzig.
8) Ueber weisse atrophische und narbenähnliche perifolliculäre Flecke
der Rumpfhaut, von W. W. Iwanow. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis.
LXIV. 1903. RB 369.)
Verf. hat die, namentlich bei mit Acne vulgaris behafteten Individuen
in der Rumpfhaut vorkommenden „weisse Flecke“ einer genauen histologischen
Untersuchung unterzogen, deren Resultate ausführlich geschildert werden.
Diese „weissen Flecke“ entstehen als Ergebniss eines chronisch entzündlichen,
von der Talgdrüse ausgehenden Processes. Die bei dieser Affection vor-
kommende Keloidbildung, lässt sich vielleicht, abgesehen von der Annahme
einer Disposition der betreffenden Individuen zur Keloidbildung, dadurch er-
klären, dass in diesen Fällen bei den „weissen Flecken“ die Regeneration der
elastischen Fasern völlig versagt oder sehr gering ist. Hat dagegen in den
Flecken eine, wenn auch nur partielle Regeneration feinster elastischer Fasern
statt, so komme es nicht zur Keloidbildung. V. Lion-Mannheim.
9) Pityriasis versicolor, von Aufrecht. (Therapeutische Monatshefte.
1903. Nr. 4.)
4°/,ige Lösung von Acid. Salicylicum in Alkohol wird abends zur Ein-
reibung angewandt und bringt meist in 14 Tagen die Pityriasis versicolor
zum Schwinden. Schourp- Danzig.
10) Zur Frage des Thier- und Menschenfavus, von O. Wandel (Deutsches
Arch. f. klin. Medien. LXXVI. 1903. Juli.)
Um die Frage, ob die beim Menschen vorkommenden Favuserkrankungen
von ein und demselben Pilze verursacht seien, zu lösen, bezw. zu entscheiden,
ob die Vertreter der Unität, oder die welche eine Vielheit der Favuserreger
annehmen, im Rechte sind, hat Verf. eine Reihe von favösen Erkrankungen
beim Menschen und gleichzeitig gefangenen Mäusen culturell untersucht. Ver-
wendet wurden im Ganzen 14 Fälle, von denen ebenso viel Culturen zumeist
über mehr als 1 Jahr weitergezüchtet wurden. Die eingehenden Unter-
suchungen, deren Einzelheiten im Originale nachzulesen sind, ergaben nun,
dass der y-Pilz und der «-Pilz (Quinke) zwei im botanischen System zu
trennende Favusarten sind. Nach den bisherigen Erfahrungen ist der habi-
tuelle Wirth des y-Favus der Mensch, der häufigste Wirt für den «-Favus
die Maus, von dieser nicht selten, in Norddeutschland sogar häufiger wie
anderswo auf den Menschen übertragen. Als dritte Art muss unterschieden
= SI ne
werden die Oospora canina, welche favusähnliche Processe beim Hunde erzeugt
und eine sebr geringe Tendenz hat, den Menschen zu befallen. Darnach
scheint es nicht ausgeschlossen, dass auch der Hühnergrinderreger Epidermo-
phyton gallinae einmal beim Menschen als Erreger eines favösen Processes
gefunden wird. Paul Oppler-Breslau.
11) Die Behandlung der Trichophytiasis capitis mit Chrysarobin, von
Menahem Hodara. (Monatsh. f. prakt. Dermatologie. XXXVII. Nr. 3.)
Verf. bepinselt die erkrankten Stellen mit 5—10°/, Chrysarobinzusatz
zu einem Gemisch aus gleichen Theilen von Chloroform und Glycerin. Die
Heilung erfolgt in 4—5 Monaten. Um aber sicher zu gehen, lässt der Verf.
auch bei eintretender Heilung die Chrysarobinbehandlung noch einen weiteren
Monat fortsetzen, damit Rückfälle vermieden werden. Schourp-Danzig.
12) Pharmaceutical Notes, by Herbert Skinner. (British Journ. of Der-
matology. 1903. Nr. 4.)
Verf. theilt eine neue Anwendungsform für den äusserlichen Jodgebrauch
mit, nämlich eine Combination des Jods mit Oelsäure. Diese Mischung ist den
spirituösen Jodlösungen aus dem Grunde vorzuziehen, weil gleichstarke Lösungen
bei Weitem weniger ja fast nicht färbend wirken. Verf. verwendet folgende
Formeln: Jod. resublimat 3,00, Ae Oleinic. 6,00, Liq. Ammon. fort. 1,12,
Ol. paraffin. alb. ad 100,00; Jod. resublimat, Ac. oleinic. e 15,00, Alcool. 11,25,
Liq. Ammon. fort. 3,75. Daneben ist für äusserliche Anwendung noch fol-
gende Formel empfehlenswerth: Sol. Ammon. oleinic. 3,0, Jod. resublimat. 3,0,
Alcool. 15,0, Glycerin ad 100,0. Verf. giebt ferner noch die Zusammen-
setzung einer Campherseife an: Sulfur. praecip. 7,50, Camphor. 3,75, Bals.
Peruv. 7,50, Sol. kal. olein. 90,00, Adip.lan. hydros., Aq. dest. aa 15,00, M. Ds.
sapr. mollis. Formalin empfiehlt er in folgenden Zusammensetzungen zu des-
inficirenden Waschungen: Formalin, Sol. kal. oleinic. aa 60,0, Glycerin 15,0;
Formalin, Glycerin oa 15,0, Sol. kal. olein. 90,0, Ol. Lacand. gtts. XX. Eine
haltbare Resorcinsalbe verfertigt Verf. auf folgendem Wege: Cerae alb. 45,0,
Cetac. 30,0, Vasel. 120,0, Ol. oliv. 150,0. Misce adde gradatim solutionem:
Resorein. 60,0, Aq. destill. 75,0. Hopf-Dresden.
13) Die Röntgeno-therapeutische Vorreaction, von Guido Holzknecht.
(Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXVI. 1903. S. 77.)
Verf. lenkt die Aufmerksamkeit auf eine neben der charakteristischen
Röntgen-Dermatitis schon mehrfach, aber ohne scharfe Sonderung von dieser,
beschriebene Reactionserscheinung, die gelegentlich 1 Stunde nach der Be-
strahlung mit solchen Röntgen-Röhren auftritt, die einen starken violetten
Belag besitzen. Dieselbe besteht in einer hellrothen Färbung, leichtem
Brennen und leichter Berührungsempfindlichkeit der Haut und klingt in
einigen Tagen allmählich ab, worauf dann, also nach entsprechender Latenz-
zeit, die eigentliche Röntgen-Reaction auftritt. Er nennt sie deshalb „Vor-
reaction“. Dieselbe modifieirt die später auftretende echte Röntgen-Reaction
im Sinne der Verstärkung des Processes in den oberflächlichsten Schichten
und wird vermuthlich durch einen von den Röntgen-Strahlen völlig ver-
schiedene, ihrem Wesen nach noch unbekannte Strahlung erzeugt.
V. Lion-Mannheim.
14) Fieberhafte Allgemeinerkrankung mit Exanthem bei Röntgen-Derma-
titis, von Guido Holzknecht. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis.
LXVI. 1903. 8. 71.)
Verf. beobachtete in 5 Fällen eine scharf umschriebene secundäre All-
2. WI, en
gemeinerkrankung im Gefolge der bereits aufgetretenen Röntgen-Dermatitis.
Dieselbe tritt, allerdings nur in seltenen Fällen, auf dem Höhepunkte der
Reaction mit einem toxämischen Symptomencomplexe, mit hohem Fieber mit
auffallend geringen febrilen Allgemeinerscheinungen und zuweilen mit einem
bald universellen, bald nur einen Theil des Körpers befallenden kleinfleckigen
papulösen Exanthem auf. Die Prognose ist sehr günstig, doch sind immerhin
gleichzeitige Reactionen an grossen oder zahlreichen Stellen des Körpers zu
vermeiden. Als Ursache dieser Allgemeinerkrankung erscheint dem Verf.
die Production toxischen Materials im Gebiet der reagirenden Haut, ver-
anlasst durch den specifischen, zur Zelldegeneration führenden chemischen
Reiz des Röntgen-Lichtes und die Resorption dieses, dem durch Verbrennung
erzeugten, ähnlichen Toxins. V. Lion-Mannheim.
15) Eine Trichomycosis capilliti, von Rudolf Winternitz. (Arch. f.
Dermatologie u. Syphilis. LXVI. 1903. S. 81.)
Verf. beobachtete bei einem 11jährigen Knaben eine der Piedra und
Palmellina ähnliche Haaraffection, als deren Mikroorganismus mikroskopisch
und culturell ein Bacillus nachgewiesen werden konnte, im Gegensatz zu den
grosssporigen Fadenpilzen bei der Piedra und den Kapselkokken bei der
Palmellina. V. Lion-Mannheim.
16) Beiträge zur Kenntniss der Parapsoriasis (Brocg), von Bucek. (Monatsh.
f. prakt. Dermatologie. XXXVII. Nr. 4.)
| Die Verfasserin bringt zunächst einen Auszug aus den Krankengeschichten
der Fälle, welche von Unna-Santi-Pollitzer, Jadassohn, Brocq u. A.
veröffentlicht worden sind, um dann zwei eigene Beobachtungen zu schildern.
Ihre eingehenden klinischen und histologischen Untersuchungen lassen die
Verfasserin zu dem Schlusse kommen, dass die Parapsoriasis eine Haut-
erkrankung sui generis ist, welche vorwiegend jugendliche, gesunde Männer
ohne nachweisbare Ursache befällt. Die Parapsoriasis ist polymorphen Cha-
rakters und besteht aus maculo-papulösen Elementen und Uebergangsformen
mit leichter Schuppenbildung. Die Entwickelung der Elemente erfolgt durch
eine initiale Papel, die, sich ausdehnend, flacher wird und dann maculös aus-
sieht, oder .es entsteht zuerst ein Fleck, welcher allmählich zum Knötchen
wird; schliesslich giebt es noch primäre, maculöse Läsionen, die als solche
bis zur Abheilung bestehen bleiben ohne Metamorphosirung. Die Abheilung
der Efflorescenzen hinterlässt keine Pigmentirung, Atrophie oder Narbe, die
Läsionen verschwinden spurlos. Die Krankheit befällt ohne Prädilections-
stellen fast den ganzen Körper. Der behaarte Kopf bleibt frei, Gesicht,
Handteller, Achselhöhlen, Kniekehlen, Genitalien, werden selten befallen. Die
Schleimhäute und Nägel bleiben intact, Bei dem sehr chronischen Verlaufe
des Leidens kommen Exacerbationen und Remissionen vor. Subjective Be-
schwerden ausser selten vorhandenem Jucken fehlen. Uebertragungen kommen
nicht vor. Therapeutisch wirken günstig Ohrysarobin, Pyrogalluspräparate,
Arsenik ohne aber andauernde Besserungen hervorrufen zu können. Histo-
logisch weist die Dermatose oberflächliche, auf die Epidermis und die oberen
Cutistheile beschränkte, milde Entzündung auf, also das Bild eines trockenen,
oberflächlichen Hautcatarrhs, verbunden mit mässiger Para- und Hyper-
keratose. | Sch our p- Danzig.
17) Zur Frage der inneren Erkrankungen und plötzlichen Todesfälle im
Anschluss an die Heilung eines Säuglingsekzems, von Michael Cohn.
(Therapie der Gegenwart. 1903. Juni.)
es Ar, =
Bei einem 1!/, Jahre alten Kinde machten sich 3 Tage nach Beginn
der erfolgreichen Behandlung eines chronischen Eccema capitis deutliche
Zeichen einer leichten Nephritis bemerkbar (Oedeme an Hand- und Fuss-
rücken, Albuminurie, Cylindrurie), welche jedoch innerhalb 8 Tage, ohne
wesentliche Störungen des Allgemeinbefindens hervorzurufen, verschwanden,
während auch das Ekzem gleichzeitig völlig abheilte, da jedes andere ätio-
logische Moment für die Nephritis auszuschliessen war, so erschien die Mög-
lichkeit des Zusammenhanges einer acuten Nephritis mit der Abheilung des
chronischen Ekzems erwiesen. Eine Nephritis dürfte wohl auch die Ursache
der Fiebererscheinungen, Durchfälle, Convulsionen und plötzlichen Todesfälle
sein, deren Vorkommen bei der Abheilung von chronischen Säuglingsekzemen
von Henoch und jüngst von Rey und vielen Kinderärzten beobachtet wurde.
Verf. glaubt, dass mit der Abheilung des Ekzems und Rückbildung der beim
Säuglingsekzem stets geschwollenen regionären Lymphdrüsen es zu einer
Resorption der in den Drüsen vorhandenen Staphylokokkentoxine kommt, bei
deren Ausscheidung die Nieren in einen entzündlichen Zustand versetzt werden;
die Vornahme von systematischen Urinuntersuchungen während der Abheilung
der chronischen Ekzeme dürfte daher Aufschluss über die Frage geben.
Verf. tritt trotz aller dieser immerhin sehr seltenen Vorkommnisse für eine
sorgsame Behandlung der chronischen Kinderekzeme ein, da ihre Vernach-
lässigung nicht allzuselten zu Phlegmonen, Erysipelas und Sepsis führen kann.
Zur Bestätigung seiner Ausführungen theilt Verf. zahlreiche Beläge aus der
Literatur mit. Schiftan-Berlin.
18) Ueber einige nervöse Hauterkrankungen und deren Behandlung, von
Max Joseph. (Wiener klin. Rundschau. 1903. Nr. 28.)
Verf. hält es nicht für unwahrscheinlich, dass für die Grundursache
vieler sogenannter nervöser Hautaffectionen namentlich des Pruritus nicht nur
Stoffwechselanomalien, sondern vor Allem auch Erkrankungen der Nerven-
endapparate, besonders der Paccini’schen und Meissner’schen Körperchen
in Betracht kommen; doch genügen die noch mangelhaften histologischen
Untersuchungsmethoden nicht zur Bestätigung dieser Hypothese. Das Jucken
tritt bei verschiedenen Hauterkrankungen auf, bei Scabies und bei der Prurigo,
bei denen in Folge des Kratzens typisch localisirte Ekzeme hervorgerufen
werden, sowie bei Lichen ruber, wo sich an den Kratzstellen nie ekzematöse
Eruptionen, sondern stets nur Lichenknötchen entwickeln. Beim eigentlichen
Pruritus nervosus kommt es wohl zu Excoriationen, aber nicht zu einer aus-
geprägten Ekzematisation, in bestimmten circumscripten Formen jedoch zur
Lichenification; es entsteht dann das Krankheitsbild des Lichen simplex
chronicus. Verf. hat als ein vorzügliches Mittel gegen das Jucken das Bromo-
coll in die Therapie eingeführt; er giebt als eine sehr zweckmässige An-
wendungsform eine Schüttelmixtur an (Bromocoll solubil 5,0—10,0—20,0,
Zinci oxydat, amyl. aa 20,0, Glycerin 30,0, Aqu. dest. ad 100,0), welche auf
den kranken Theil aufgepinselt in 10 Minuten eingetrocknet ist und jeden
weiteren schützenden Verband unnöthig macht; die 10°/ ige Mixtur bewährt
sich bei subacuten und chronischen Ekzemen, ferner bei den autotoxischen
Dermatosen, dem Strophulus infantum und der Urticaria, wo mit einem zu-
weilen überraschenden Erfolge ausserdem noch Menthol innerlich verabfolgt
wird: Rp. Menthol 0,1; Ol. amygdal. dulc. 0,25; Disp. tal. dos Nr. XXX in caps.
gelat. S. 3 Mal täglich eine Kapsel. Für locale Formen, besonders bei
Pruritus vulvae und Pruritus ani empfiehlt Verf. das Ungt. caseini cum
Bromocoll solubil. 10°), (Beyersdorf), für den circumscripten Lichen ruber
verrucosus, den Lichen simplex chronicus, sowie auch für stark juckende,
infiltrirte, chronische Ekzeme das Bromocollpflastermull und Bromocolltrikoplast
(Beyersdorf). Schiftan-Berlin.
Progressive Ernährungsstörungen der Haut.
19) Granuloma herpetiforme exoticum, von Rossellini. (Monatsh. f. prakt.
Dermatologie. XXXVI. Nr. 12.)
Ein 55 Jahre alter, italienischer Landarbeiter kehrte aus Brasilien mit
einer dort erworbenen Dermatose zurück, die in Form kleiner Höckerchen
über die Gliedmassen und das Gesicht verbreitet ist. Es handelt sich um
eine chronische, noduläre, granulomatöse, herpetiforme Affection, die sich
keiner bekannten Hauterkrankung assimiliren lässt. Sie beginnt in schleichen-
der Weise mit knotenförmigen, acneartigen, vesiculopustulösen Elementen an
den Extremitäten, wo sie symmetrisch mit Vorliebe die Streckseiten befällt
und herpetiform sich gruppirt. Die Efflorescenzen neigen zu spontaner Invo-
lution durch Degeneration und Resorption der Producte bis zur narbigen
Atrophie mit Pigmentation. Subjectiv treten Müdigkeit, Knochenschmerzen,
Jucken und Brennen auf. Anatomisch stellt die Dermatose einen granulo-
matösen, nodulären und einen suppurativen, vesicolopustulösen Process dar,
mit Localisation in den Follikeln. Das Granulom besteht fast ausschliesslich
aus mehr oder minder gut erhaltenen Plasmazellen und aus reichlichen Capil-
laren; arteriitische und phlebitische Processe fehlen. Aetiologisch konnten
nur gewöhnliche pyogene Mikroorganismen in den Pusteln nachgewiesen werden,
Beim Kaninchen liessen sich mit den Auszugsproducten des Granuloms erosive
Dermitiden erzeugen. Quecksilberbehandlung verschlimmerte den Zustand des
Kranken; durch locale Application von Resorcin wurde verhältnissmässig
schnell eine Heilung der Dermatose herbeigeführt. Schourp- Danzig.
20) Die hyaline Degeneration im Hautcarcinom, von Antonino Marullo.
(Monatsh. f. prakt. Dermatologie. LVII. Nr. 1.)
Verf. untersuchte acht Hautcarcinome und fand nur bei zweien eine
hyaline Degeneration. Diese beiden Fälle gehören in die zweite Unterart
Unna’s vegetirender Carcinome, zu den grobreticulären Carcinomen. Seine
Untersuchungen führten Verf. zu folgenden Schlusssätzen: die Hyalinsubstanz
hat Affinität für die sauren Farben; für die basischen Farben hat sie nur
dann Affinität, wenn zugleich eine Säurebeize einwirkt. Die Form, welche
die Hyaliosubstanz annimmt, ist unbeständig; das Hyalin ist sowohl intra-
als extracellulär und entwickelt sich auch auf den Epithelfasern. Die Hyalin-
substanz ist das Endproduct des Processes der Hyalindegeneration und ihr
geht unmittelbar eine Substanz voran, welche mikroskopisch verschiedene
tinctorielle Merkmale hat. Das Vorhandensein der Hyalinsubstanz im Haut-
carcinom rührt von einem Degenerationsprocess im wahren Sinne des Wortes her.
Schourp-Danzig.
21) Zur Casuistik der Akromegalie, von P. J. Braslawsky. (Wratsch.
1903. Nr. 15.)
Die 31jährige Patientin hat mit 25 Jahren bei vollkommener Intactheit
der Genitalien ihre Menses verloren, bald darauf atrophirten zusehends die
Brustdrüsen, und liess der Geschlechtstrieb bedeutend nach. Dazu gesellten
sich allgemeiner Kräfteverfall, Welkheit, Schwund der Kniereflexe bei un-
förmlicher Vergrösserung der Hände und Füsse und einer gewissen Gesichts-
a. J s
veränderung. Der vorliegende Fall gehört eher der gutartigen Form dieser
Erkrankung an, welche sehr chronisch verläuft. Eine Röntgenaufnahme der
Hände ergab den schon mehrfach erhobenen Befund: starke Zunahme der
Weichtheile bei normaler Knochenentwickelung. Die Therapie (Jodkali und
Opohypophysin Poehl) bleibt trotz !/,jähriger Anwendung vorläufig voll-
kommen erfolglos. S. Prissmann-Libau.
22) Einige Fälle von Lepra bei Neugeborenen und ihre Bedeutung für die
Frage über hereditäre Lepra, von F. Rieschetillo. (Journ. russe des
maladies cutann6es et vénériennes. 1903. Mai.)
Verf. beobachtete unter 28 leprösen Neugeborenen im Laufe von
7—8 Jahren 3 Fälle von Lepra congenita. Einem Falle, der auch mikro-
skopisch untersucht wurde, widmet Verf. eine ausführliche Beschreibung. Die
Mutter, 24 Jahre alt, litt an tubero-anästhetischer Lepra. Der Vater, einige
Jahre älter, erkrankte an Lepra früher als seine Frau. Das erste Kind war
gesund, lebte nicht lange. Kurz nach der ersten Entbindung erkrankte die
Mutter an Lepra. Es folgten zwei Aborte und eine normale Entbindung.
Dieser Knabe zeigte 3 Tage nach seiner Geburt folgendes Bild. Die Haut
des ganzen Körpers war roth mit einer kupferbraunen Nuance gefärbt. Am
Rücken, an der linken Hinterbacke, an den Streckseiten der hinteren Extre-
mitäten befanden sich Flecke verschiedener Grösse. Die Flecke waren anästhe- .
tisch; die Haut war an diesen Stellen hart, einer Sklerose ähnlich. An der
Stirn waren Knoten. An den folgenden Tagen wurden die Flecke immer
grösser. Am 12. Tage erschienen Pemphigusblasen; das Kind fieberte und
konnte nicht saugen; am 18. Tage ging es zu Grunde. Bei der mikroskopischen
Untersuchung u. a. auch des Inhalts der Pemphigusblasen wurden Leprabacillen
gefunden. Bei der Erörterung der Frage, in welchem Sinne eine Erblichkeit
der Lepra vorkommt, spricht sich Verf. in folgender Weise aus: 1) es giebt
keine hereditäre Lepra ohne Ansteckung; 2) bei hereditären wie auch bei
nicht hereditären Fällen ist die Ansteckung der einzige Weg zur Verbreitung
der Lepra. Die Kinder mit Lepra belastet sterben sehr frühzeitig. Im All-
gemeinen ist die Lepra im Kindesalter nicht selten zu beobachten; nach den
englischen Autoren im Alter von 1—5 Jahren 2,2°/,, nach Münch 5,5°/,;
im Alter von 5—10 Jahren nach englischen Autoren 6,6°/,, nach Münch 14,3°/,.
Goldenberg-Berlin.
23) A case of blastomycosis, by James H. Sequeira. (British Journ. of
Dermatology. 1903. Nr. 4.)
Der vorliegende Fall betraf einen 37jähr. Mann, der wohl der erste mit
Blastomycesaffection in England beobachtete sein dürfte. Syphilis lag nicht
vor. Sein Leiden begann vor 2 Jahren mit einem nadelkopfgrossen Fleck
am inneren Winkel des linken Auges. Innerhalb 3 Monate hatte die daraus
resultirende Wucherung schon Groschengrösse erreicht. Es bestand zeitweise
eine üble Absonderung und Blutungen kamen bei Insulten leicht vor. Es
bestand heftiges Jucken. 5 Monate nach dem ersten Merkmal der Haut-
affection zeigte sich auch am rechten Auge in der gleichen Localisation ein
entsprechender Fleck, der sich ebenso schnell ausbreitete.e Abgesehen von
der Hauptmasse der Geschwulst an beiden inneren Augenwinkelu fanden sich
auch einige verstreute Herde an den Lidern und an der Nase vor. Das
Aussehen der beiden Haupttumoren war das einer leicht erhabenen unregel-
mässig geschwollenen mit gelblich-braunen Borken bedeckten Vorwölbung,
welche auf der Unterfläche beweglich war und keine Infiltration der Umgebung
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zeigte. Unter täglichen Dosen von 6g Jodkali wurde theilweise Abheilung
erzielt. Der Kranke entzog sich dann der Beobachtung. Der Verf. gründet seine
Diagnose Blastomycose auf folgende Punkte: Gesicht allein ergriffen; Multi-
plieität der Läsion; Ausbreitung allem Anschein nach durch Inoculation;
Ränder scharf begrenzt, wenig infiltrirt. In den massenhaft vorhandenen
minimalen Abscessen ÖOrganismenbefund. Hinabwuchern von Zweigen von
Stachelzellen ins Corium. Reaction auf Jodkali. Hopf- Dresden.
24) Contribution à l’ötude de l’hidrocystome (avec une note sur granulosis
rubra nasis),, par Aug. Lebet. (Annales de dermatologie. 1903.
Nr. 4.
Von Gig in der Klinik zu Bern wegen Dermatitis papillaris aufgenommenen
und ausserdem an Hidrocystomen leidenden Köchin untersuchte der Verf.
Serienschnitte der Haut mikroskopisch. Das Hidrocystom ist eine Krankheit
des schweissbereitenden Systems, die Dyshidrosis dagegen steht mit den.
Schweissdrüsen und deren Ausführungsgängen in keinerlei Beziehung. In
keinem Fall konnte der Verf. einen Ausführungscanal oberhalb einer Cyste
und in Verbindung mit ihr stehend finden. Typische über grössere Strecken
des Gesichts verbreitete Hidrocystome sind in Centraleuropa verhältnissmässig
seltener zu sehen als in den Vereinigten Staaten (Robinson), Schottland
und Griechenland. lIsolirte oder auf wenige Elemente beschränkte Hidro-
cystome sind dagegen auch bei uns nicht gar zu selten bei Personen, welche
stark schwitzen. Verf. sah im letzten Jahre deren fünf. Localisirt war bei
ihnen der Process auf der Nase. Auch in diesen Fällen fand er oberhalb
der Cysten keine Schweissdrüsenausführungsgänge. Hopf-Dresden.
25) A case of granulosis rubra nasi (Jadassohn), by J. M. H. MacLeod.
(British Journ. of Dermatology. 1903. Nr. 6.)
Die Abhandlung bringt die Krankengeschichte eines neuen Falles, der
1901 von Jadassohn als Granulosis rubra nasis beschriebenen auf die Spitze
der Nase beschränkten, mit Erythem opd kleinen Papeln sowie mit Hyper-
hidrosis verbundenen Dermatose. Jadassohn berichtete damals über sieben
solcher Fälle. Seitdem wurden neue von Luithlen, Herrmann und Walter
Pick beobachtet. Es handelt sich bei obigem Fall um einen zarten, nervösen
Knaben, von 6 Jahren. Seine Nasenaffection bestand in einem hyperämischen
Fleck, der den Nasenrücken bis fast zur Wurzel und seitlich die Hälfte der
Nasenhaut umfasste, symmetrisch ausgebreitet. Die Abgrenzung gegen die
gesunde Haut war keine scharfe, der Uebergang erfolgte allmählich. Ueber
dieser Fläche waren zahlreiche Schweisstropfen gesät. Der Schweiss reagirte
hier alkalisch. Das hervorstechendste Symptom war aber das Vorhandensein
einer grossen Zahl feiner Flecke und kleinster Knötchen von braunrother
Färbung, rund oder zugespitzt, von der Grösse einer Nadelspitze bis eines
Nadelkopfes. Auf Druck unter Glas verschwanden Erhebung und Färbung.
Die Papeln waren unregelmässig angeordnet und flossen nicht in einander,
sie wiesen auf ihrer Höhe weder Porenöffnungen noch Decken auf. Die
Schweisstropfen waren von diesen Gebilden unabhängig. Im Bereiche der
Epidermis bestand nur geringe Parakeratose um die Schweissdrüsenöffnungen
herum. Die Hauptveränderung liegt im Corium: Erweiterung der Capillaren
im Stratum papillare und subpapillare mit Zellinfiltration herum (Leukoeyten,
Bindegewebszellen und wenigen Mast- und Plasmazellen). Die fibrösen
Elemente des Coriums und die Haarbalgfollikeln waren scheinbar normal. Die
Schweissdrüsen waren erweitert und mit körnigen Zerfallsproducten angefüllt,
Vili. 2
=>. 18 =
die Wände verdickt. Die Ausführungsgänge wiesen diese Veränderungen in
geringerem Maasse auf. H opf- Dresden.
25) Naevus giganteus capillitii im Vergleich mit einigen anderen Ge-
schwulstbildungen der behaarten Kopfhaut, von Magnus Möller.
(Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXIV. 1903. 8. 199.)
Verf. beobachtete bei einem 17jähr. Jüngling einen riesigen Tumor der
behaarten Kopfhaut, der sich bei histologischer Untersuchung als ein Naevus
herausstellte, während er klinisch mehr an gewisse als Endotheliom, Cylindrom
und Adenomata sebacea beschriebene Geschwülste erinnerte. Nach genauer
Angabe des mikroskopischen Befundes geht Verf. näher auf die diesbezüg-
liche Literatur und die differentielle Diagnose dieser Geschwülste ein.
V. Lion- Mannheim.
27) Beitrag zur Kenntniss der systematisirten Naevi, von Paul Strasser.
(Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXVI. 1903. S. 21.)
Verf. beschreibt einen von ihm bei einem 8jähr. Knaben beobachteten
grossen Naevus, der vorwiegend die linke Körperhälfte einnimmt, an Hals
und Kopf doppelseitig ist. Auf Grund seiner Erörterungen kommt Verf. zu
folgenden Hauptergebnissen: Sein Fall zeigt, wie die meisten streifigen verrucösen
Naevi, keine Verdickung der Hornschicht und ist daher nicht zur Ichthyosis
partialis zu rechnen. Er ist anatomisch keine einheitliche Naevusform und
zeigt alle Uebergänge von stark verhornten Efflorescenzen zu völlig weichen
Warzengebilden. Dieses Vorkommen von pathologisch-anatomisch so ver-
schiedenen Naevusefflorescenzen bei demselben Individuum spricht sehr dafür,
dass auch die wenigen, rein ichthyotischen Formen streifiger, warziger Haut-
veränderungen nicht zur Ichthyosis zu rechnen sind (Kaposi, Philippson),
sondern als richtige Naevi aufgefasst werden müssen. Der Fall lässt sich
nicht aus einem der bekannten Liniensysteme des Körpers erklären. Es
finden sich Beziehungen zu Nervenstämmen, zu Spinalnerven oder Spinal-
ganglien, zu Voigt’schen Grenzlinien, zu Haarstromrichtungen und deren
Charakterisirungslinien, zu Hautnervenbezirken. Schliesslich bleibt doch noch
ein Rest unverständlicher Efflorescenzen übrig. Zosterartig den Rippen parallel
laufende Naevuseffloresceenzen können nicht auf Spinalganglien oder Spinal-
nerven bezogen werden, sondern nur solche, die, analog den Eichhorst’schen
Linien, einen welligen Verlauf am Thorax zeigen. Philippson’s Erklärung
des lateral abweichenden Verlaufs des Naevusstreifens am Oberschenkel von
Voigt’s innerer Grenzlinie des Beins ist nicht richtig, denn im vorliegenden
Falle geht der betreffende Naevusstreifen nicht nach oben auf die Hinter-
backe (Philippson’s Hypothese), sondern verläuft genau der Voigt’schen
Linie entsprechend genitalwärts nach oben und innen. Das auffallend häufige
Befallensein der inneren V oigt’schen Grenzlinie des Beins erklärt sich daraus,
dass hier die mit der Voigt’schen Linie fast gleich verlaufende Charakteri-
sirungslinie der Haarströme des Beins als zweites ätiologisches Moment in
Betracht kommt. Die scharfe Abgrenzung der Naevusefflorescenzen in der
vorderen Mittellinie zwischen Nabel und Symphyse ist nicht zu erklären aus
einer Affection der an die Mittellinie angrenzenden Hautnerven einer Körper-
hälfte, sondern entweder mit der hier verlaufenden Voigt’schen Grenzlinie
oder der Charakterisirungslinie der Haarströme in der vorderen Medianlinie
in ätiologische Beziehung zu bringen. V. Lion-Mannheim.
28) Beiträge zur Histologie der weichen Naevi. Ein Fall von spitzem
Condylom am kleinen Finger der rechten Hand, xanthomartigem Naevus
is: T
verrucosus der rechten Achselhöhle und mehreren über den Körper
zerstreuten Naevi lineares, von Otto Sachs. (Arch. f. Dermatologie
u. Syphilis. LXVI. 1903. S. 101.) |
Der auch klinisch sehr interessante Fall (himbeerförmiger Tumor am
kleinen Finger der rechten Hand, verrucöse Affection in der rechten Achsel-
höhle, strichförmig verlaufende Naevi an verschiedenen Fingern beider Hände,
der rechten Glutealgegend und am rechten Fusse) wurde vom Verf. histo-
logisch untersucht und wird unter Berücksichtigung der bezüglichen Literatur
eingehend erörtert. Der himbeerartige Tumor an der rechten Hand gleicht
sowohl seiner äusseren Configuration als auch seiner Structur nach vollkommen
einem spitzen Condylom. Für die Genese dieses Tumors sind anhaltende ent-
zündliche Reize verantwortlich zu machen. Der Naevus verrucosus der rechten
Achselhöhle ist ein weicher, nicht pigmentirter Gewebsnaevus, der durch Ein-
lagerung von xanthomähnlichen Zellen in die Papillen und das subpapilläre
Bindegewebe als „xanthomartiger Naevus“ bezeichnet werden muss. Diese
xanthomähnlichen Zellen ahmen nur durch ihre Anordnung und Gruppirung
den Typus von Naevuszellen nach, sie sind keine Degenerationsproducte im
Sinne einer fettigen Degeneration, auch nicht epithelialer Abkunft im Sinne
der Unna’schen Naevuslehre, vielmehr nach der Cohnheim’schen Theorie
der Geschwulstentwickelung aus embryonalen Keimanlagen entstanden. —
Die an den Fingern und Zehen, ad nates mit verhornten Massen bedeckten,
strichförmig verlaufenden Naevi lineares sind als harte Naevi zu bezeichnen,
sie zeichnen sich histologisch durch eine Hyperkeratose und Akanthose mit
verschiedenartiger Gestaltung des Papillarkörpers aus. Sie sind die Folge
von Entwickelungsstörungen, für deren Zustandekommen eine vorausgegangene
Erkrankung des Nervensystems nicht mit Nothwendigkeit anzunehmen ist.
V. Lion-Mannheim.
29) Ueber einen Fall von Lupus des Scrotum und Penis, von J. Wallart.
(Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXVI. 1903. S. 3.)
Verf. hatte Gelegenheit, einen der äusserst seltenen Fälle von primärer
Hauttuberculose der äusseren Genitalien bei einem 28jähr. Pat. zu beobachten
und giebt ausführlich die Resultate seiner eingehenden mikroskopischen Unter-
suchung, die ihn auch an verschiedenen Stellen des Granulationsgewebes
Tuberkelbacillen finden liess. V. Lion-Mannheim.
30) Zur Behandlung des Lupus, von Dreuw. (Monatsh. f. prakt. Dermato-
logie. XXXVII. Nr. 57.)
Die lupösen Herde werden durch Chloräthyl völlig vereist und dann,
während sie noch mit Eismassen bedeckt sind, unter festem Druck. mit einem
Wattebausch, welcher in Acidum hydrochloricum crudum getaucht war,
eingerieben, so lange bis die Stellen grauweiss erscheinen. Zur Nachbehand-
lung wird ein austrocknendes und desinficirendes Pulver aufgestreut. Nach
Abfallen der Borken bekommt man in 3—4 Wochen eine glatte Fläche.
Die guten und schnellen Resultate des Verte fordern zur Nachprüfung des
Verfahrens auf, das den SE der Billigkeit und geringen Schmerzhaftig-
keit hat. Schourp-Danzig.
31) Ueber „Pseudoxanthoma elasticum“ und „colloide Degeneration in
Narben“, von Emma Dübendorfer. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis.
LXIV. 1903. 8. 175.)
Verfasserin beobachtete in der Berner Klinik einen als Pseudoxanthoma
elasticum zu diagnosticirenden Fall bei einem 7jähr. Knaben, sowie 2 Fälle
OM
— 20 —
von colloider Degeneratión in Narben (Juliusberg, s. Ref. in diesem Central-
blatt. 1903. 8. 106) und giebt die klinische und genaue histologische
Beschreibung der Fälle mit vergleichenden Betrachtungen.
V. Lion-Mannheim.
32) Ein Fall von Xanthoma diabeticorum, von Marullo. (Dermatologische
Zeitschrift. 1903. August.)
Die Thatsache, dass im vorliegenden Falle die histopathologischen Merk-
male des vulgären und diabetischen Xanthoms vereinigt waren, scheint dem
Verf. die Ansicht Robinsons zu bestätigen, dass beide Formen zu demselben
Processe gehören, und dass nur eine Verschiedenheit der Entwickelung zwischen
ihnen besteht. Immerwahr-Berlin.
33) Fall von Xanthoma tuberosum multiplex bei Diabetes nebst Be-
merkungen über Xanthome im Allgemeinen, von Leonhard Leven.
(Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXVI. 1903. 8. 61.)
Im Anschluss an einen Fall von Xanthoma tuberosum multiplex bei
einem Diabetiker und an der Hand von 22 in der Literatur niedergelegten
Fällen von multiplen Xanthomen erörtert Verf. die Frage, ob zwischen den
Fällen von Xanthom als Krankheit sui generis und denjenigen, bei denen
neben der Hautkrankheit andere Krankheiten innerer Art bestehen, ein Unter-
schied nachweisbar ist, sowie die Stellung des Xanthoma planum palpebrarum
zu beiden Gruppen. Er kommt zu folgenden Ergebnissen: das Xanthoma
tuberos. multipl. simpl. und Xanth. tuberos. multipl. symptom. gehören histo-
logisch zusammen, sind aber histologisch und klinisch streng von dem Xanth.
palpebr. (spurium) zu trennen. Zwischen Xanth. tuberos. multipl. simpl. und
symptom. sind nur klinische Unterschiede vorhanden und zwar bezüglich der
Form und der Localisation, sowie vor Allem bezüglich der Involution, so dass
für das Xanth. symptom. die rein tuberöse Form, das Freibleiben der Augen-
lider und die besonders als Folge der Therapie, aber auch spontan auftretende
Involution charakteristisch sind. Die spontane Involution hängt wahrschein-
lich mit Schwankungen im Zucker- und Eiweissgehalt zusammen.
| | V. Lion-Mannheim.
34) Cheloide du lobule de l'oreille. Son origine infectieuse. Récidive
après ablation chirurgicale. Guörison par l’ölectrolyse bipolaire, par
L. Perrin. (Annales de dermatologie. 1903. Nr. 5.)
Nachdem die caustische und chirurgische Behandlung der Keloide inso-
fern schlechte Ergebnisse gezeitigt haben, als der krankhafte Process ver-
grössert wurde, beziehentlich an den Schnittnarben und Nähten neue Keloide
erschienen, hat sich die Therapie jetzt mit Erfolg der elektrolytischen Be-
einflussung dieser so ausserordentlich hartnäckigen Veränderungen zugewendet.
Hardaway benutzte sie zuerst, Brocq baute die Methode aus. Ist auch
nicht immer Heilung, so ist doch fast immer ein Stillstand zu erziehen in
der Wucherung. Brocq verwendet die Electrolyse, die quadratförmigen
Skarificationen nach Vidal und Chrysophansäurepflaster abwechselnd. Die
vorliegende Beobachtung bezieht sich auf eine seit 7 Jahren in der Be-
handlung des Verte stehende 22 jähr. Dame, die an einem nach der
Durchlochung des Ohrläppchens aufgetretenen umfangreichen Keloid dieser
Region leidet. Alle vorerwähnten Eingriffe, sogar die chirurgische Entfernung
des Keloids blieben erfolglos. Erst die bipolare Elektrolyse erzielte Heilung.
Das Strommaximum betrug 10 Milliampères. Die Sitzungen dauerten bis zu
12 Minuten. Hopf-Dresden.
3, =,
Gonorrhöe und deren Complicationen.
35) Incontinence d'urine et injections öpidurales par voie sacrale, par
Loumeau. (Gaz. hebdomadaire. 1902. Nr. 91.)
| Verf. berichtet über 9 Fälle von Incontinentia urinae, die er mit epiduraler
Injection von Serum oder Cocain behandelt hat; 8 Mal handelte es sich um
infantile Enuresis nocturna und Pollakiurie bei Tage, 1 Mal um excessive
Dilatation der Urethra; letztere blieb durch die Behandlung unbeeinflusst,
bei den anderen war diese sehr wirksam, wenn auch in verschiedenem Grade.
4 Fälle wurden sehr schnell geheilt und blieben es, bei den anderen schwand
zunächst nur die Pollakiurie. Alle waren vorher bereits mit allen möglichen
Medicamenten behandelt worden. Verf. glaubt, dass mit etwas Ausdauer auch
die vier anderen Fälle dauernd geheilt worden wären. Die Behandlung ist
einfach und ungefährlich, Cocain nicht viel wirksamer als Serum.
Paul Cohn-Berlin,
36) Beitrag zur Blennorrhoea neonatorum, von A. Rosner. (Medicinische
Blätter. 1903. Nr. 16 u. 17.)
Obgleich innerhalb der Anstaltsbehandlung das Cr&d&’sche Verfahren
völlig ausreichend erscheint, so befinden sich doch die vielen ausserhalb von
Anstalten geborenen Kinder in Betreff des Schutzes ihrer Augen in übler
Lage. Verf. plädirt daher dafür, dass die Hebamme schon während der
Geburt auf den Augenschutz der Neugeborenen bedacht sei. Da die Neu-
geborenen, auch diejenigen deren Mütter keine Spur krankhafter Ausflüsse
zeigen, der Gefahr der Erkrankung an schwerer eitriger Augenentzündung
ausgesetzt sind, ist die Hebamme verpflichtet, die Umgebung der Augen des
Neugeborenen sofort nach dessen Geburt mit einem in 3°/ iger Borsäure
lösung getauchten Wattebauschen zu reinigen, worauf sie nach Abtrocknung
der Lider das Auge zu öffnen und einige Tropfen einer 10°/ igen Protar-
gollösung auf die Hornhaut zu appliciren hat. Verf. motivirt diese Forderung
dadurch, dass auch die Kinder von scheinbar ganz gesunden, keinen Ausfluss
zeigenden Müttern häufig an gonorrhoischer Augenentzündung erkrankten. J,
37) Zur galvanocaustischen Behandlung der Prostatahypertrophie nach
Botttini, von Carl Vogel. (Deutsche med. Wochenschr. 1903. Nr. 12.)
Verf. berichtet von einem Fall der Bottini’schen Operation, in welchem
bei mit Borlösung gefüllter Blase operirt wurde und in welchem sich bei der
Autopsie ergab, dass die durch das glühende Messer bedingten Incisionen
nur sehr wenig tief waren und keine wesentliche Substanzverringerung der
Prostata herbeigeführt hatten. In einem zweiten Falle wurde bei leerer Blase
operirt; hier ergab die Autopsie eine Perforation der Blasenwand durch den
Incisor. Es ist also eindringlich vor Ausübung der Bottini’schen Operation
bei leerer Blase zu warnen. In Betracht zu ziehen sind die Anfüllung der
Blase mit Luft oder Beckenhochlagerung bei leerer Blase, um die Gefahr
für die Blase zu mindern. Schourp-Danzig.
38) Ein neuer Urinseparator, von Garré. (Therapeutische Monatshefte.
1903. Nr. 1.)
Der Apparat ist von Luys angegeben und besteht aus zwei Metall-
halbrinnen, welche sich zu einem Katheter mit etwas starker Krümmung von
Nr. 22 charrière zusammensetzen lassen und zwischen sich ein drittes, plattes
Mittelstück fassen, das von einem Condomgummischlauch überzogen ist.
Dieser Gummischlauch kann durch eine Vorrichtung septenartig, die Con-
cavität der Krümmung ausfüllend, ausgespannt werden, wodurch die Blase
= ` II, u
sagittal in zwei Hälften geschieden wird, und dann kann sich jederseits nur
der von der entsprechenden Niere gelieferte Urin entleeren.
Schourp-Danzig.
39) Beitrag zur Symptomatologie des Prostatacarcinoms, von Hans
Doerfler. (München. med. Wochenschr. 1903. Nr. 10.)
Der Verf. schildert einen Fall von hochgradigem, weit fortgeschrittenen
Prostatacarcinom ohne jedes locale Symptom, besonders ohne jegliche Störung
in der Urinentleerung und glaubt aus demselben folgende Lehren ziehen zu
dürfen: 1) Ein Prostatacarcinom so hochgradiger Ausdehnung, dass. der
Prostatatumor bis zu einer Uretermündung heraufwächst und die Blase durch-
bricht, kann ohne locale Symptome verlaufen. 2) Im Verlaufe können Ent-
zündungen oberhalb beider Poupart’scher Bänder mit Ausbreitung auf das
benachbarte Peritoneum ein periappendicitisches Exsudat vortäuschen. 3) Er-
scheinungen einer intermittirenden Hydronephrose können, das ganze Krank-
heitsbild beherrschend, von einem auf die Uretermündung übergegangenen
Prostatakarcinom hervorgerufen werden. 4) Bei chronischer Stauung im Ureter
und im Nierenbecken besitzt die entsprechende Niere eine hochgradige
Vulnerabilität. | Gottfried Trautmann-München.
40) Urologische Beiträge, von Neuhaus. (Monatsh. f. prakt. Dermatologie.
XXXVII. Nr. 4.)
I. Intoxication mit Eucain-«. Zur Blasenspülung bei einem 11jähr.
Knaben mit ziemlich enger und empfindlicher Harnröhre spritzte der Verf.
vor Einführung des Catheters einige Cubikcentimeter einer 1°/ igen Cocain-
lösung in die vordere Harnröhre ein. Als Ersatz wurde 2 Mal eine frische
1°/,ige Eucain-«-Lösung benutzt; zu seinem Erstaunen beobachtete Verf.
beide Mal eine starke Intoxication bei dem Kranken, die sich in Facialis-
krämpfen, in tonischen und klonischen Krämpfen der oberen und unteren
Extremitäten und kalten Schweissen bekundete — II. Eigenthümlicher
Krampf in der vorderen Harnröhre. Ein 27jähr. Mann wird wegen
chronischer Gonorrhöe mit Metallsonden bougirt. Beim Herausziehen der
Sonde bleibt das Instrument in der Mitte der Pars pendula stecken. Durch
das Endoskop lässt sich eine Abnormität nicht feststellen. Nach subeutaner
Morphiuminjection bleibt dieser selbständige, localisirte Harnröhrenkrampf aus.
— III. Ueber Spermatocystitis. Verf. beobachtete sowohl acute wie
chronische Spermatocystitis, ohne dass jedes Mal eine Epididymitis voraus-
ging. Stets war nur ein Samenbläschen befallen. Schourp-Danzig.
41) Ueber Drüsen und Cysten im Epithel der männlichen und weiblichen
Harnröhre, von Rudolf Paschkis. (Monatsh. f. Urologie. 1903. Heft 6.)
Verf. hat in zahlreichen Untersuchungen im Epithel der Harnröhre Drüsen
nachgewiesen. Die Präparate stammten von Neugeborenen sowie von Indi-
viduen im Alter von 1 Woche bis etwa 50 Jahren. Die Drüsen stellen sich
dar als Einstülpungen des Harnröhrenepithels.. Die auskleidenden Zellen sind
gross, radiär angeordnet und communiciren mit dem Harnröhrenlumen mittels
eines Spalts; das Secret ist farbig und giebt Schleimreaction. Diese Drüsen,
deren Zahl beim Erwachsenen grösser ist als bei Kindern, findet sich auch
in den Morgagni’schen Lacunen. In der Harnröhre kommen sie meist nur
in der dorsalen und den beiden seitlichen Wänden vor; sie wurden fast in
allen Fällen gefunden, Residuen einer Entzündung waren nicht nachzuweisen.
Nach seinen Untersuchungen ist Verf. der Ansicht, dass das Harnröhren-
epithel secretorische Fähigkeit besitzt. Die meisten Drüsen sitzen in der Pars
— 28 —
cavernosa. Aehnliche Gebilde ohne Secretion sind als Drüsen in Functions-
ruhe aufzufassen. Das von einigen Autoren angegebene Vorkommen solcher
‘Drüsen in der weiblichen Harnröhre bezweifelt Verf., weil solche nur bei
Kindern von 1—3 Jahren gefunden worden sind, und ein Nachweis eines
schleimigen Secrets nicht erbracht ist. In seinen fünf angestellten Versuchen
hat er nur Pfiasterepithel und in ihnen Cysten mit einer homogenen Masse
gefunden. Solche Cysten kommen auch bei Männern vor und zwar bei Kindern
mehr als bei Erwachsenen, wie sie von anderen Autoren in der Blase nach-
gewiesen sind. Sie liegen im Epithel eingeschlossen und stehen zum Theil
auch mit dem Urethrallumen in Verbindung. Aus dem Umstande, dass beim
Erwachsenen mehr Drüsen als bei Kindern vorkommen, während bei den
Cysten das umgekehrte Verhältniss besteht, schliesst Verf. die Möglichkeit,
dass einzelne Drüsen aus Cysten hervorgehen. Walter Schneider-Berlin.
Allgemeine Pathologie und Therapie der Syphilis.
42) Ueber erweichte Bubonen der Frühlues, von Max Marcuse. (Münchener
med. Wochenschrift. 1903. Nr. 26.)
Nach den allgemeinen Erfahrungen kommen Erweichungsprocesse der
Lymphdrüsen nur bei tertiärer Lues vor, während die im Verlaufe der Früh-
periode ab und zu vorkommenden Vereiterungen auf Kosten einer Mischinfection,
speciell von Tuberculose oder Skrophulose, gesetzt werden. Es kommen aber
rein syphilitisch erkrankte Lymphdrüsen der Frühlues zur Erweichung, welche
nach Literaturmittheilungen nur vereinzelt beobachtet, nach den Erfahrungen
von Jadassohn dagegen nicht übermässig selten sind. Verf. theilt von
60 Fällen nur 21 ganz einwandfreie mit, in denen theilweise der Primäraffect
und frische Secundärsymptome, theilweise keine sicheren Lueserscheinungen
mit positiver oder suspecter Anamnese bestanden. Das klinische Bild zeigt
diffuse Vorwölbung der Inguinaldrüsen von Taubenei- bis etwa Mannesfaust-
grösse. Der Contour der einzelnen Drüsen ist nicht erkennbar, die Haut
über dem glatten, selten unregelmässigen, auf der Unterlage oft nicht ver-
schieblichen, festen und derben Tumor ist normal glatt und verschieblich.
Dagegen ist im Centrum auf der Höhe der Prominenz circumskript, dicht
unter der Haut, die Consistenz polsterartig, gummiballähnlich, in vorgerückten
Stadien schwammig und giebt auf Fingerdruck nach. Keine Fluctuation.
Die Erweichung schreitet peripher vor, scharf begrenzt vom adenoiden und
periadenoiden Gewebe und kann den ganzen Geschwulstbereich ergreifen.
Durch Aspiration bekommt man nur mit Mühe eine nicht eitrige, rosagelbe,
fadenziehende, fast schleimige Flüssigkeit, welche mikroskopisch beinahe aus-
schliesslich zelligen Detritus und sehr wenige Eiterkörperchen aufweist.
Bakterien sind nicht vorhanden. Nach Ueberimpfung auf Agar, Asecitesagar,
Gelatine, Bouillon bleiben die Nährböden steril. Es handelt sich um lediglich
durch das Syphilisvirus bedingte Erweichungsprocesse und wahrscheinlich um
sogenannte Intermediärerscheinungen, die weder den Früh- noch den Spät-
syphiliden zuzurechnen sind. Letztere beide können übrigens nach Virchow
anatomisch nicht auseinandergehalten werden. Verwechslungen besonders bei
Mangel anderweitiger Symptome, können mit virulenten Bubonen vorkommen.
Aber die „gummösen Bubonen unterscheiden sich von den virulenten durch
das Fehlen primärer, acuter Entzündungserscheinungen, durch die ganz all-
mählich central beginnende und peripherwärts fortschreitende Erweichung und
MU —
durch die scharfe, ringartige Begrenzung dieser Partie. Ferner beweist der
mikroskopische Befund (Mangel an Bakterien), sowie die wirksame antiluetische
Behandlung, die in combinirter J + Hg-Ordination, in Bettruhe und localer
Application von Quecksilberpflaster bestehen soll. Um Hautulcerationen und
nicht indieirte Incisionen zu vermeiden, muss die Kur rechtzeitig erfolgen.
Nach Patoir sichert der weitere Verlauf die Diagnose: der strumöse Bubo
nimmt einen noch langsameren Verlauf, führt zu einer bisweilen schier end-
losen Vereiterung und wird von der specifischen Therapie nicht beeinflusst.
Patoir bezeichnet den Process als eine aseptische Nekrobiose und führt diese
auf mangelhafte Blutzufuhr zurück. Gottfried Trautmann- München.
43) Mundpflege bei Quecksilberkuren und einigen Mundaffectionen, von
Julius Mueller. (Dermatologische Zeitschrift. 1903. Juni.)
Verf. empfiehlt zu Mundspülungen den Wiesbadener Kochbrunnen und
zur Zahnpflege eine nach seinen Angaben hergestellte Quellsalzzahnpaste.
Immerwahr-Berlin.
44) Pathologie und Therapie der hereditären Syphilis, von A. Buschke,
(Berliner Klinik. 1903. Mai.)
Die Arbeit umfasst eine Darstellung der Wege der Infection, der Be-
ziehung der Syphilis der Eltern zu der des Kindes, der Erscheinungen der
hereditären Syphilis und zuletzt ihrer Behandlung, ohne Neues zu bringen.
Schourp- Danzig.
45) Geschlechtskrankheiten und Prostitution, von Jordan. (Münchener
med. Wochenschrift. 1903. Nr. 23.)
Die eingehend geschriebene Abhandlung giebt Ziele und Wege in der
Prophylaxe der Geschlechtskrankheiten an unter Berücksichtigung einer staat-
lichen Sanirung der reglementirten Prostituirten.
Gottfried Trautmann-München.
46) Tabes hörödo-syphilitique, par Babinski. (Gaz. hebdomadaire. 1902.
Nr. 87.)
Verf. fügt den 20 sicheren Beobachtungen von hereditärer Tabes zwei
neue Fälle hinzu, in beiden hatte auch der Vater der Patientinnen Tabes
gehabt. Im ersten handelt es sich um ein junges Mädchen von 22 Jahren
mit Hutchinson’schen Zähnen, die bei der Geburt Ulcera ad anum gehabt
und seit dem 9. Jahre an Tic convulsiv gelitten hatte, im Uebrigen gesund
gewesen war. Im 19. Jahre trat Keratitis interstitialis auf, dann kamen
lancinirende, blitzartige Schmerzen in den Beinen, und Pupillenreflexe auf Licht-
einfall fehlten, der Patellarreflex war links schwächer als rechts. Der zweite
Fall betrifft ein junges Mädchen von 15 Jahren mit Pupillenstarre auf Licht-
einfall, fehlenden Patellar- und Achillessehnenreflexen, Störungen der Harn-
entleerung, mit Chorioiditis von hereditär-syphilitischen Charakter; Störungen
der Intelligenz wiesen auf einen krankhaften Process im Centralorgan hin.
Paul Cohn-Berlin.
47) Ueber das numerische Verhalten der weissen Blutkörperchen bei Syphilis
während der Quecksilbertherapie, von Joseph Paulin. (Inaug.-Dissert.
München 1903.)
Verf. hat an 22 Fällen aus der Posselt’schen Klinik das Verhalten
der weissen Blutkörperchen während der Quecksilberbehandlung geprüft, unter
gleichzeitiger Berücksichtigung der luetischen Drüsenschwellungen in ihren
Beziehungen zur Leukocytenzahl und kommt zu folgenden Resultaten: Beim
Vergleich der einzelnen Fälle findet sich in der Anzahl der Leukocyten eine
gewisse Regelmässigkeit. Nimmt man die normale Leukocytenzahl zu 5000
— 25 —
bis 10000 an, so lassen sich nachstehende Behauptungen ableiten: 1) Vor
Einleitung der speciellen Behandlung überschreitet die Zahl der weissen Blut-
körperchen in allen Fällen nicht die Grenze der normalen. 2) Mit Beginn
der antiluetischen Kur besteht Steigerung der Leukocytenmenge meist mit
Ueberschreitung der normalen Zahl. 3) Diese Vermehrung tritt meist nach
der 2.—3. Quecksilberinjection, in einzelnen Fällen schon nach der ersten
ein. 4) In den untersuchten Fällen kehrte bis zur beendigten Kur die
Leukocytenzahl wieder zur Norm zurück. 5) Die Lymphdrüsenschwellung
geht durch Quecksilber meist schon nach der 1. Injection zurück. 6) Mit
der Abnahme der Lymphdrüsenschwellung steigt die Leukocytenauzahl. Bei
zunehmender Drüsenschwellung liess sich keine Vermehrung der weissen Blut-
körperchen nachweisen. 7) Bei der Rückkehr der Zahl der weissen Blut-
körperchen zur Norm gegen Ende der Quecksilberkur waren die Drüsen-
schwellungen verschwunden. — Hierdurch scheinen die drei Jesionek'schen
Schlussfolgerungen bestätigt zu werden: I. Der syphilitischen Erkrankung der
Lymphdrüsen liegt eine pathologische Steigerung der vitalen Vorgänge dieser
Organe zu Grunde, wenn wir nicht annehmen wollen, dass die syphilitischen
Lymphdrüsen selbst die Folge des formativen Reizes des speciellen Virus auf
eine unter physiologischen Verhältnissen nicht zu Tage tretende Gewebsanlage
darstellen. II. Ihren Ausdruck findet die gesteigerte, functionelle Energie
durch eine ungemein reichliche, übermässige Production von einkernigen weissen
Blutkörperchen. III. Die neugebildeten Lymphkörperchen werden in den
Blutkreislauf abgeführt (oder aber sie betheiligen sich an der in späteren
Reizen Platz greifenden bindegewebigen Hyperplasie. [Alb. Jesionek, Zur
Pathologie der secundären luetischen Erkrankung der Lymphdrüsen.])
Gottfried Trautmann- München.
48) Zur Prophylaxe der Enteritis mercurialis, von Leonhard Görl.
(Monatsh. f. prakt. Dermatologie. XXXVI. Nr. 12.)
Ein sonst gesunder Mann mit recenter Lues erkrankt nach einer Ein-
spritzung von 0,1 Salicylquecksilber, sowie nach Einreibung von 4,0 Sapo .
cin. mit schweren Darmerscheinungen. Da Pat. als Reisender fast reine
Fleischkost genoss, so verordnete ihm Verf. neben reichlich Amylaceen 3 Mal
täglich einen Kaffeelöffel voll Zymin. So lange diese Verordnung befolgt
wurde, gelang es ohne Störung 2,0—4,0 Sapo cin. einreiben zu lassen, während
bei Aussetzen der Zyminaufnahme bei weiterem Einreiben wieder dünner Stuhl
auftrat. Die theoretische Erwägung Verte, dass die fast reine Fleischkost
das Wachsthum reducirend wirkender Bakterien fördern, dass Kohlehydrate
mit Zugabe von Fermenten — Zymin — Platz für eine anders geartete
Bakterienflora schaffen werde, wobei reducirend wirkende Bakterien abgetötet
werden, führte somit zu einem praktischen Erfolge, der weiterhin geprüft zu
werden verdient. Schourp- Danzig.
49) Geschlechtskrankheiten und Rechtsschutz. Betrachtungen vom ärzt-
lichen, juristischen und ethischen Standpunkte, von Max Flesch und
L. Wertheimer. (Jena 1903, Gustav Fischer. 2 Mk.)
Die in den letzten 20 Jahren eingetretenen Veränderungen in den socialen
Verhältnissen in Verbindung mit den in diesem Zeitraume festgestellten That-
sachen über das Wesen der Geschlechtskrankheiten lassen es angezeigt er-
scheinen die Frage des Rechtsschutzes bei Geschlechtskrankheiten besonders
vom Gesichtspunkte der lex ferenda zu erörtern. Der Mediciner hat sich
mit dem Juristen zu diesem Zwecke vereinigt und so enthält das vorliegende
ZS
— 26 —
Werk, welches der deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechts-
krankheiten gewidmet wurde, eine besonders gelungene und sicher recht
dankenswerthe Abhandlung über die rechtliche Bedeutung der Geschlechts-
krankheiten. Die Abschnitte über medicinische Grundlagen und die Casuistik
treten demgemäss etwas zurück, da hier nur das unumgänglich Nothwendige
gesagt ist. Doch werden wieder für den Mediciner die Erläuterungen der be-
stehenden Gesetze und ihrer Unzulänglichkeit von ganz besonderem Interesse sein.
Paul Oppler-Breslau.
50) Ueber unverschuldete geschlechtliche Erkrankungen, von Karl Ries.
(Stuttgart 1903, Enke.)
Neben dem Hinweis auf die oft betonte Nothwendigkeit eine zureichendere
Krankenhausbehandlung für Venerische zu schaffen, schildert Verf. wie un-
gerecht und grausam die moralische Aechtung der geschlechtlich Inficirten
oft gerade harmlose junge Leute träfe, die eben durch Unkenntniss und
verkehrte Erziehung der Versuchung leichter erlagen wie die Wissenden.
Noch furchtbarer aber berühre das Geschick der völlig unschuldigen Syphi-
litiker. Auch sei die Weiterverbreitung eben durch diese oft unerkannten
und daher ohne jede Vorsicht behandelten Fälle eine enorme. Verf. unter-
zieht nun die bekannten extragenitalen Infectionsarten durch Küsse, Benutzung
gleichen Ess- oder Handwerkgeräts, Stillen der Säuglinge, Rasiren, Täto-
wiren u. 8. w. einer eingehenden Besprechung und fordert hauptsächlich die
Hospitalsbehandlung für Syphilitiker der Lebensmittelgewerbe wie besondere
Vorsichtsmaassregeln für syphilitisch inficirte Zahnärzte und Hebammen. Einer
Erörterung der hereditären Lues folgt sodann die Anführung der selteneren
Fälle unverschuldeter gonorrhoischer Ansteckung. Verf. schliesst seine schwung-
vollen Ausführungen mit der Aufforderung durch Aufklärung über die Gefahr
der Weiterverbreitung der venerischen Erkrankungen entgegen zu treten. J.
51) Zur Verhütung von Geschlechtskrankheiten, von E. J. Feibes. (Die
Krankenpflege. 1903. Heft 6.)
Den vielfach empfohlenen Prophylactica gegen venerische Erkrankungen
fügt Verf. ein neues Mittel hinzu. Das von der Weeber’schen Apotheke in
Aachen hergestellte, „Protector“ genannte, Präparat besteht aus in einem
schleimigen Vehikel gelöstem salicylsaurem Quecksilber. Dasselbe ist in eine
Tube gefüllt, die am Ende einen conischen Ansatz von Weichgummi hat um
Harnröhrenverletzungen zu vermeiden. Bakteriologische Untersuchungen an
Reinculturen ergaben, dass das Präparat Gonokokken in 30 Secunden, die
Bacillen des weichen Schankers in weniger als 1 Minute, die sehr wider-
standsfähigen Streptokokken in 3 Minuten abtötete. Versuche am Menschen
wurden in der Art gemacht, dass nach Einführung eines Tropfen frischen
Trippereiters „Protector“ in die Harnröhre gebracht wurde. Bis 45 Minuten
nach der Infection angewandt erwies sich dies Mittel in etwa 60 Fällen als
völlig genügend um der Erkrankung vorzubeugen. Die Prophylaxe des weichen
Schankers gelang, indem Eiter und Blut eines solchen auf eine Hautexcoriation
aufgetragen, 10 Minuten darauf belassen, dann eine Abwaschung mit gewöhn-
lichem Wasser und Bestreichen mit „Protector“ vorgenommen wurde. Diesen
Experimenten schlossen sich Erfolge aus der Praxis an, bei denen besonders
auch die Schmerz- und Reizlosigkeit der Methode in Betracht kamen. J.
52) Étude clinique et histologique sur six cas de syphilides miliaires
peripilaires simulant le lichen scrofulosorum et la Köratose pilaire,
par Georges Jonitescu. (Annales de dermatologie. 1903. Nr. 6.)
— 927 —
Die Abhandlung stellt 6 Fälle der neuerdings häufiger beobachteten
-Abart der peripilären Syphilide zusammen, die anderwärts als Syphilide
militaire papuleuse, Syphilide papuleuse folliculaire, Syphilide papuleuse ponctuée
(Fournier), und Syphilide conique beschrieben werden. Sitz und Art der
Elemente ergiebt sich aus obigen Bezeichnungen. Bazin war der erste, der
diese kleinsten syphilitischen Efflorescenzen, die sich um die Haarbälge herum
gruppiren, beschrieb. Verf. giebt die sechs ausführlichen Krankengeschichten
wieder und erörtert hierauf die Differentialdiagnose gegenüber dem Lichen
scrophulosorum, den lichenoiden Syphilid und der Keratosis pilaris, sowie die
histologischen Befunde. Hopf-Dresden. .
53) Myositis syphilitica, by J. A. Fordyce. (Journ. of Cutaneous Diseases.
1903. April.)
Die relativ sehr seltene Betheiligung der Musculatur bei der Syphilis
äussert sich im Auftreten von Myalgien, welche durch eine Hyperämie mit
geringer Exsudation oder durch Reizung der peripherischen Nerven seitens
des Krankheitsvirus hervorgerufen werden und bald verschwinden, ferner durch
das Entstehen einer diffusen interstitiellen Myositis im Frühstadium und um-
schriebene Gummigeschwülste im Spätstadium; doch kommen beide Formen
oft auch gleichzeitig, Gummigeschwülste schon im Frühstadium bei der Syphilis
maligna praecox zur Beobachtung. Verf. berichtet kurz über 3 Fälle: bei
einem Pat. mit grosspapulösem Syphilid am Stamm war der linke Sterno-
cleidomastoideus in seiner ganzen Ausdehnung, an einer Stelle bis Faust-
grösse angeschwollen; durch die antiluetische Behandlung erfolgte bald Resti-
tution. Bei einem vor 5 Jahren inficirten, unvollkommen behandelten Pat.
sowie bei einer vor 5 Monaten infieirten, dem Alkoholgenuss stark ergebenen
Frau mit einem ausgedehnten papulopustulösen Syphilid und Mandelaffectionen
war der rechte Sternocleidomastoideus schmerzhaft vergrössert und mit Eiter
absondernden Fistelöffnungen bedeckt. Schiftan-Berlin.
54) Oleum mercurioli (90°/, Hg). Ein neues Injectionpräparat aus metal-
lischem Quecksilber, von Arvid Blomquist. (Arch. f. Dermatologie
u. Syphilis. LXVI. 1903. S. 98.)
Verf. beschreibt die Herstellung des’ 90°/,igen und 45°/,igen Mercu-
riolöls, welche mit völlig wasserfreien Ingredienzen zu erfolgen hat, da sich
sonst das Präparat zersetzt. Gerade diese Zersetzung der injieirten Masse
mit den Gewebssäften des Körpers wirkt besonders fein vertheilend durch
eine Reihe stattfindender kleinster Explosionen des Amalgams. Das Präparat
wird vortheilhaft nur in Fläschchen mit conischem Boden und mit Glasstöpsel
dispensirt. Der Gehalt an anderen Metallen (Magnesium und Aluminium)
kommt nicht in Betracht, da das Amalgam nur 0,6°/, hiervon, eine Injection
also nur geringe Bruchtheile eines Milligramms enthält.
Löwenheim-Liegnitz.
55) Merkuriolöl. Ein neues @uecksilberinjeotionsmittel, von Magnus
Möller. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXVI. 1903. S. 89.)
Verf. hat zunächst mit Oleum mercurioli, einer 90°/ (gen Emulsion mit
wasserfreiem Lanolin und Mandelöl von 5,35 specifisches Gewicht, Injectionen
von höchstens !/,,cem, später mit einer mittels Oliven- oder Mandelöl zur
Hälfte verdünnten Mischung von 45°/, Hg und 1,5 specifisches Gewicht Ein-
spritzungen (!/,„—?/|, ccm) gemacht, welche bewiesen, dass dieses kräftig
wirkende Injectionspräparat nur minimale locale Irritationssymptome zur Folge
hat. Auch bezüglich der Remanenz des Quecksilbers im Körper hat sich
— 28 —
das Präparat mit den sonst üblichen als gleichwerthig bewiesen. Seine
Dosirung ist wegen der Haltbarkeit der Suspension eine durchaus exacte.
Löwenheim- Liegnitz.
56) Zur Behandlung der fötalen Syphilis nach Riehl, von Hans Vörner.
(Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXVI. 1903. 8. 127.)
Verf. behandelte in der Klinik von Riehl 33 Schwangere, abgesehen
von der Allgemeinkur, mittels Application von Merkurpräparaten auf den
Scheidentheil der Gebärmutter, indem möglichst täglich Globuli vaginales von
1,0 officineller grauer Salbe und 1,0—2,0 Butyrum Cacao eingeführt und
mittels Tampon daselbst festgehalten werden. Bei 17 Frauen war die In-
fection vor der Conception, bei 4 mit derselben, bei 12 später erfolgt. 1 Mal
kam ein Abort, 3 Mal Frühgeburten und 29 Mal rechtzeitige Geburten zu
Stande. Unter den letzteren waren ein totes und zwei syphilitische Kinder,
von denen noch eins starb. Eins der frühgeborenen Kinder war ebenfalls
tot, so dass im Ganzen in Folge von Syphilis vier Kinder zu Grunde gingen,
während nur sieben Syphilissymptome aufwiesen, obwohl alle Mütter im
secundären Stadium sich befanden. Die Behandlung geschah so frühzeitig wie
möglich, bei 25 Fällen vor Ablauf der ersten Hälfte der Schwangerschaft,
auf welche 24 rechtzeitig geborene Kinder entfielen, während bei 7 Frauen, die
erst im 6. Monat zur Behandlung kamen, nur 4 ausgetragene Kinder erzielt
wurden. Da die angewandten Kuren zweifellos gegenüber den sonst erreichten
Resultaten einen grossen Erfolg repräsentiren, so schreibt Verf. dieseu der
localen Behandlung zu, weil die Allgemeinbehandlung der Mütter nach dem
Ergebniss der früheren Bearbeiter dieser Frage auf die Mortalität und Mor-
bidität der Kinder einen Einfluss überhaupt nicht ausübe.
Löwenheim-Liegnitz.
57) Die syphilitischen Veränderungen der Nabelschnur, von J. Bondi.
(Arch. f Gynäkologie. LXIX. 1903.)
Die Diagnose der ererbten Syphilis unterliegt beim Neugeborenen oft
grossen Schwierigkeiten, und da über die Specifität der Placentarbefunde noch
keine Einigkeit besteht, so lag es nahe nach specifischen Veränderungen an
der Nabelschnur zu suchen. Dieser mühevollen Aufgabe hat sich Verf.
unterzogen und 35 Fälle daraufhin untersucht. Er fand den Krankheits-
process nie gleichmässig über die ganze Nabelschnur ausgebreitet. Im All-
gemeinen war der fötale Antheil der am meisten und vorzugsweise afficirte,
und gerade die schwersten Veränderungen fanden sich in diesem Antheil bei
gleichzeitigem Freibleiben des placentaren Endes. Es handelte sich um
exsudativ entzündliche Vorgänge: ödematöse Durchtränkung der Gefässwand,
Emigration von polynucleären Leukocyten, in einem Falle um Fibrin-
ausscheidung ins Gewebe, in 2 Fällen um abscessähnliche Bildungen in der
Gefässwand. Bisweilen kam es zu Necrosen, in welche in einem Falle Kalk-
ablagerung erfolgte. Diese Veränderungen würden somit einer Arteritis bezw.
Phlebitis entsprechen. Dieser hier geschilderte Charakter hat zwar an sich
nichts Specifisches, aber der Zusammenhang dieser Befunde mit der Syphilis
ist durch die klinischen Befunde wahrscheinlich gemacht, zumal jene ana-
tomischen Veränderungen bisher nur bei Lues beobachtet wurden. Somit
wird die Untersuchung der Nabelschnur von nun an in zweifelhaften Fällen
mit einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit die eventuelle Diagnose Lues
sicher stellen. J.
73) Juristisch-medicinische Beiträge. I. Zur Casuistik der Schadenersatz-
klagen auf Grund einer durch Geschlechtsverkehr erfolgten syphili-
tischen Ansteckung ($ 823 d. B.G.B.), von Sack. — II. Ein gerichtliches
Erkenntnis über Anfechtung einer Ehe wegen vorehelicher Gonorrhöe,
von Ludwig Wertheimer. (Dermatologische Zeitschrift. 1903. August.)
I. Verf. warnt vor leichtfertigen Klagen und Ersatzansprüchen, wenn der
klagende Theil dem Beklagten nicht mit Bestimmtheit nachweisen kann, dass
derselbe zur Zeit des infectiösen Coitus geschlechtlich krank gewesen ist, und
giebt ausführlich die in einem derartigen Falle erstatteten Gutachten wieder.
— II. Der Verf. veröffentlicht den vom Gerichte festgestellten Thatbestand
und die Entscheidungsgründe, welche zur Nichtigkeitserklärung der Ehe führten.
Der Ehemann hatte thatsächlich beim Eingehen der Ehe an einem chronischen
Tripper gelitten und hatte seine Ehefrau inficirt. Das Gericht nimmt an,
dass die Ehefrau die Ehe nicht eingegangen wäre, wenn sie gewusst hätte,
dass der Ehemann an einer Gonorrhöe leidet. Immerwahr-Berlin.
IL Therapeutische Notizen.
Cystitis tuberculosa:
Rec. Natr. arsenic. 0,001
1) Extr. fol. jugland 0,15
M. f. pil. D. tal. dos. Nr. XXX
S. 2—3 Pillen vor jeder Mahlzeit.
(André, Rev. méd. de l’Est. 1903.)
J.
Pruritus vulvae:
Rec. Chloralhydrati 5,0
2) Aq. rosar 100,0
Aq. dest. 150,0
(Lutand.)
J.
Seborrhoea sicca:
Rec. Tit. Cantharid. 2,0
3) Sublimati 0,6
Spt. camphor. 20,0
Aq. dest. ` 30,0
(Payne, Syst. of Med. 1903.)
J,
Sycosis barbae:
Rec. Ungt. Hydr. oxyd. rubr. 8,0
4) Ungt. sulf. 16,0
Ungt. Zinci oxyd. 8,0 `
(Brown, The Post-Graduate. 1903. August.)
J.
IV. Vereinsberichte.
75. Naturforscherversammlung in Cassel, September 1903.
Dermatologische Abtheilung.
Der Besuch unserer Section in Cassel hatte naturgemäss sehr darunter
zu leiden, dass zu gleicher Zeit in Sarajevo die Deutsche Dermatologische
Gesellschaft tagte. Trotzdem glaube ich, dass es Niemand bereut haben
= ZE `
wird, dieser schönen Stadt einen Besuch abgestattet zu haben, theils um sie
zum ersten Male in ihrem vollen Glanze kennen zu lernen, theils um sich
an den Arbeiten der Section zu betheiligen. Vor allem gebührt den beiden
Einführenden, Mense und Hollmann, sowie den Schriftführern, Sanitäts-
rath Roesener und Fackenheim, der herzlichste Dauk für ihr ausser-
ordentlich liebenswürdiges Entgegenkommen und viele Anerkennung für ihre
Arbeitsfreudigkeit.
Nach einigen Begrüssungsworten Mense’s übernimmt Max Joseph-Berlin
den Vorsitz und ertheilt Prof. von Düring-Kiel das Wort zu seinem Vor-
trage über das Colles’sche und das Profeta’sche Gesetz. Die Ausführungen
des Redners, welche er bereits in früheren Arbeiten niedergelegt hat, gipfeln
darin, dass das Profeta’sche Gesetz nicht zutreffend ist. Das Colles’sche
Gesetz dagegen sei noch nicht sicher widerlegt und im Gegensatz zu
Matzenauer scheint Düring mehr für die Anerkennung desselben zu
neigen. Auf eine Anfrage Joseph’s betont von Düring nach seinen Er-
fahrungen, dass die extragenitale Syphilis genau so verlaufe, wie die auf
anderem Wege erworbene.
Alsdann hält Pinkus-Berlin seinen Vortrag über die dem menschlichen Haar
benachbarten Sinnesorgane Er hat seine schon publieirten Untersuchungen
fortgesetzt und konnte regelmässig mit Ausnahme des behaarten Kopfes diese
Gebilde finden, welche wesentliche Analogien zu den bereits bei anderen
Organismen bekannten sensiblen Endorganen auf der Haut darstellen.
Die nächsten Vorträge der ersten Nachmittagssitzung beschäftigten sich
mit therapeutischen Fragen. Vieth sprach in Vertretung von Sack über
die Erfolge mit Anthrasol bei den verschiedensten Dermatosen und Strauss-
Barmen berichtet über die epiduralen Injectionen nach Cathelins und ihre
Anwendung im Besonderen bei den functionellen Erkrankungen der Harn-
und Geschlechtsorgane. Unsere Leser sind darüber bereits aus dem Referate
auf S. 274 dieses Centralblattes (VI, Juni) unterrichtet. A. Lewin bemerkt
hierzu, dass er im Wesentlichen bei allerdings kleinem Material mit dieser
Methode schlechte Erfahrungen gesammelt habe.
Zum Schluss spricht Richter über die Verwendung von chemisch reinem
Woasserstoffsuperoxyd besonders bei Haut- und Geschlechtskrankheiten. Bei
der Endometritis gonorrhoica erzielte er mit der 15°/ igen Lösung sehr gute
Erfolge. In der Discussion wurde das Weasserstoffsuperoxyd noch gegen
andere Krankheitsprocesse auf der Haut empfohlen, so von Joseph bei
Chloasma und Leukoplakie, von Scholtz ebenfalls bei letzterer Affection und
von Mense bei Perniones.
In der zweiten Sitzung, welche unter dem Vorsitz von Düring’s statt-
fand, hielt Joseph seinen Vortrag über weitere Beiträge zur Lehre von den
vermuthlichen Syphilisbacillen. Ausser den bereits bekannten Daten, welche
er in Karlsbad vorgetragen, und über welche in diesem Oentralblatt ebenfalls
berichtet ist, weist er die Annahme Pfeiffer’s, dass der von Joseph und
Piorkowski gefundene Bacillus mit dem Bacillus parvus nodosus identisch
sei, zurück. Zur weiteren Klärung in dieser Frage, ob in der That der ge-
fundene Bacillus als unschuldiger Parasit zu betrachten sei, wurden Immuni-
sirungsversuche an Thieren vorgenommen. Indessen sind dieselben noch so
wenig vorgeschritten, dass er erst später auf dieselben zurückkommen wird.
Pfeiffer betont dagegen die völlige Identität des Joseph-Piorkowski’-
schen Bacillus mit dem von ihm gefundenen. Er hat mit einem ihm von
= Oi sa
Piorkowski zugeschickten Stamme Impfungen bei mehreren Collegen vor-
genommen, welche resultatlos verliefen. In der Discussion betont Pior-
kowski, dass die Beschreibung der von Pfeiffer mit seinem Stamme vor-
genommenen Uebertragungen nicht mit seinen eigenen Erfahrungen überein-
stimme. Scholtz wies auf die merkwürdige massenhafte Anhäufung von
Bacillen in den Schnitten aus der syphilitischen Lymphdrüse hin. In seinem
Schlusswort nimmt Joseph den Vorschlag Petruschky’s, einem objectiven
Dritten eine Cultur zum Vergleich mit derjenigen Pfeiffer’s zu übergeben,
gerne an. Joseph betont, dass von ihm und Piorkowski stets auf die
schnelle Degeneration der von ihnen gefundenen Bacillen hingewiesen sei.
Eine solche wäre vielleicht auch in der an Pfeiffer übersandten Cultur
eingetreten, wodurch vielleicht die Resultatlosigkeit des Experimentes zu er-
klären wäre. Wüssten wir doch aus klinischen Erfahrungen, dass virulentes
syphilitisches Secret ausserhalb des menschlichen Körpers, wenn es eintrocknet,
nicht mehr infectiös sei. J.
Lewin-Berlin bespricht die Pathogenese und Diagnose der Spermato-
cystitis. Er fand in 60°/, von Urethritis posterior die Samenblasen verändert.
Er unterscheidet drei Formen: das Samenblasenempyem, die catarrhalische
und die chronische indurirte Spermatocystitis; er weist ferner auf die Be-
deutung der Spermatocystitis für den Eheconsens hin.
Discussion: Scholz-Königsberg glaubt, dass die Diagnose der Spermato-
cystitis nur klinisch gestellt werden kann, bakteriologisch unsicher ist.
Sitzung Dienstag, 22. September, Nachmittags.
Vorsitz: Merk-Innsbruck.
Fischer-Bonn hat eine grosse Zahl von Geschwülsten auf das Vor-
kommen von elastischen Fasern geprüft, und hat dieselben in allen gefunden,
so dass die Lehre von dem Fehlen der elastischen Fasern in malignen Ge-
schwülsten falsch ist. In rasch wachsenden Geschwülsten erfolgte auch rasch
Neubildung von elastischen Fasern, besonders häufig sind die elastischen
Fasern in gewissen Mischgeschwülsten der Parotis.
Discussion: Kromayer-Halle glaubt, dass das elastische Gewebe von
den Gewebszellen der Geschwülste selbst gebildet wird. Erinnert an ähn-
liche Befunde bei den weichen Naevi.
Strebel-München hat einen neuen Apparat construirt, dessen wirksames
Princip weniger auf der chemischen Wirkung der Strahlen, als vor allem auf
der Wärmewirkung beruht. Er nennt das Verfahren Elektrophotocaustik.
Das Gewebe wird direct verkohlt. Das Verfahren hat vor dem Paquelin
den Vortheil, dass der Schorf nicht abgerissen wird und eine gewisse elektive
Wirkung zustande kommt in Folge der schwächeren Durchblutung und der
dadurch bedingten höheren Wärme in pathologischem Gewebe.
Strebel bespricht im Anschluss daran allgemeinere theoretische Fragen
der Lichttherapie.. Die Pigmentbildung bei der Lichtentzündung führt er
auf Nervenreizung zurück. — Er sah von der Röntgen-Behandlung der
Alveolarpyorrhöe gute Resultate.
Scholtz-Königsberg spricht über die Wirkung des Radiums auf die
Haut; hat bei Tumoren gute Erfolge gesehen.
Discussion: Baum-Breslau berichtet, dass an der Neisser’schen Klinik
gleichfalls bei malignen Geschwülsten und Blutmälern gute Erfolge durch die
Radiumstrahlen erzielt wurden. |
no BO a
Baum-Breslau hat eine Reihe von Untersuchungen über die locale
Wirkung der Nebennierenpräparate gemacht.
Discussion: Fischer-Bonn hat von der Verwendung des Adrenalin in
der Gonorrhöetherapie keine besonderen Erfolge gesehen.
Baum-Breslau demonstrirt eine Moulage und Photographien eines eigen-
thümlichen Falles von Urticaria gyrata cum pigmentatione; der Fall bot
diagnostische Schwierigkeiten. Er zeigt ferner die Photographien und eine
Moulage von 3 Fällen von Acne urticata; ferner von 2 Fällen von Urticaria
perstans. Er bespricht im Anschluss an diese Fälle die Schwierigkeit der
Umgrenzung des Begriffes der Urticaria.
Discussion:
v. Düring-Kiel betont, dass Urticaria immer das Zeichen irgend welcher
Intoxication des Organismus sei.
Pinkus-Berlin fragt an, ob der Vortr. primäres Ergriffenwerden der
Follikel bei Acne urticata gesehen hat, was Vortr. verneint.
Berg-Frankfurt a/M. bespricht einige Complicationen der Gonorrhöe,
insbesondere die zur Fistelbildung führende eitrige Epididymitis.
Sitzung Donnerstag, am 24. September, Nachmittag.
Vorsitzender: Hahn-Bremen.
Mense-Kassel demonstrirt 1) ein sehr ausgebreitetes und in mancher
Hinsicht eigenthümliches Xanthoma diabeticorum mit Xanthoma palpebrarum,
2) 2 Fälle von Lingua geographica bei einem jungen Mädchen und
dessen Nichte,
3) einen Lichen ruber, der auf Arseninjection stets eine diffuse Derma-
titis bekommt, |
4) eine Alopecia areata totalis mit Nagelveränderungen.
Kaufmann-Frankfurt a/M. beobachtete in einem Fall Idiosynkrasie
gegenüber Borsäure. Pat. bekam auf Borsalbe stets Balanitis.
Discussion: Bender-Wiesbaden hat nie schädliche Wirkung der Borsäure
gesehen.
Friedenthal-Berlin hat vor 2 Jahren an Hylobates und Schimpanse
Luesimpfungen versucht. Nach 14 Tagen traten Blasen auf der Hohlhand
auf; er warnt vor der falschen Deutung von eventuellen Befunden.
Discussion: Kaufmann erinnert an die Impfversuche von Auzias-
Turenne.
Goldberg-Wildungen/Köln spricht über Gleitmittel für Bougies. Das
beste Gleitmittel ist Olivenöl, jedoch ist Glycerin wegen der leichteren Des-
inficirbarkeit eventuell vorzuziehen. Ferner spricht er über keimfreie Auf-
bewahrung von Kathetern. Baum -Berlin.
V. Personalien.
— Ernannt Dr. J. J. Karvonen zum a. o Prof. und Director der
Universitäts-Hautklinik in Helsingfors.
Um Einsendung von en und neuen Erscheinungen an den Heraus-
geber Dr. Max Joseru in Berlin W., Genthiner Strasse 5, wird gebeten.
Verlag von Verm & Compr. in Leipzig. — Druck von Merzerr & Woo in Leipzig.
DERMATOLOGISCHES GENTRALBLATT.
INTERNATIONALE RUNDSCHAU
AUF DEM GEBIETE DER HAUT- UND GESCHLECHTSKRANKHEITEN.
HERAUSGEGEBEN
DR. MAX JOSEPH
Siebenter IN BERLIN. Jahrgang.
Monatlich erscheint eine Nummer. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes, sowie direct von der Verlagsbuchhandlung
Nët & Come. in Leipzig.
1903. November. Nr. 2.
Inhalt. I. Originalmittheilungen. Welche Bedeutung hat die Thompson’sche
Zweigläserprobe für die Localdiagnose bei Erkrankungen der Harnwege? Von Dr.
Walter Schneider.
II. Referate. Allgemeine Pathologie und Therapie der Hautkrank-
beiten. 1) Eisenbogenlicht contra concentrirtes Kohlenbogenlicht, von Kromayer.
2) Ueber Trichohyalin. Ein Beitrag zur Anatomie des Haares und der Wurzel-
scheiden, von Vörner. 3) Zur Casuistik der Nagelerkrankungen, Eccema striatum
medianum unguium, von Heller. 4) Zur Casuistik der Nagelerkrankungen, von Bering.
5) Herpes gestationis, von Callomon. 6) 1l pemfigo epidemico dei neonati, pel Pasini.
7) Handbuch der Hautkrankheiten, von Mracek. 8) Phototherapie. La lumière, agent
biologique et thérapeutique, par Chatin et Carle. 9) Ueber unangenehme Neben-
wirkungen nach Application medicamentöser Salben auf die Haut, von Waelsch.
10) Das Geschlechtsleben in England. Bd. III: Der Einfluss äusserer Factoren auf
das Geschlechtsleben, von Eugen Dühren. 11) Traitement de l'acné hypertrophique
du nez, par H. Morestin. 12) Benzin, ein neues und billiges Mittel zur Reinigung
der Haut, von Mohr. 13) Zur Casuistik der toxischen scarlatiniformen Exantheme
von Theodor Zangger. 14) Ueber die sogenannten Jodbäder, von Pelizaeus. —
Progressive Ernährungsstörungen der Haut. 15) Ueber Elephantiasis lym-
phangiectatica congenita. Ein Beitrag zur Lehre von der Erkrankung der Lymph-
gefässe, von E. Vollmer. 16) Ein Fall von allgemeiner Lymphstauung der Haut
(Stauungsödem) nach Vereiterung des grössten Theils der regionären Lymphdrüsen,
von A. Sack. 17) Ueber einen neuen Typus von sarcoiden Geschwülsten der Haut,
von C. Rasch und F. Gregersen. 18) Weitere Beiträge zur Pathologie des sogen.
Sarcoma multiplex pigment. haemorrh. idiopathicum (Kaposi), von Josef Sellei.
19) Ein pigmentirtes Penissarcom, von Einar Key. 20) Ein Fall von primärem
Melanosarcom des Augenlides, von A. W. Lotin. 21) Zur Lehre von der Addison’-
schen Krankheit, von N. N. Darkschewitz. 22) Le xanthome héréditaire et familial
ses relations avec la diathèse biliaire, par R. Morichan-Beauchant et R. Bessonet.
23) Zwei neue Fälle von Acanthosis nigricans, von Otto Hess. — Gonorrhöe und
deren Complicationen. 24) Ueber chronische nicht gonorrhoische Urethritis, von
Galewsky. 25) Die Pathologie und Therapie der Unfruchtbarkeit des Weibes, von
Ferd.Schenk. 26) Die Gonorrhöe des Mannes und ihre Complicationen, von H. Wossidlo.
27) Ueber den Fersenschmerz der Blennorrhöekranken (Bursitis achillea profunda), von
G. Nobl. 28) Étude sur I’herp&s du col uterin, par Druelle et A. Levy. 29) Die
Massagebehandlung bei Erkrankungen der Prostata, von Sigmund Goldschmidt.
30) Ein Fall von Muskelerkrankung gonorrhoischen Ursprungs, von F. Samberger.
31) Ueber die Urosanolbehandlung der Gonorrhöe, von P. Scharf. — Allgemeine
Pathologie und Therapie der Syphilis. 32) Apergon sur la classification, la
pathog£nie et le traitement des deuteropathies syphilitiques, par H. Hallopeau. 33) De
la syphilis tertiaire dans l'armée et en Tunisie, par L. Batut. 34) Les recherches
recentes sur le sang dans la syphilis, par Ph. Pagniez. 35) Ueber die Action des
Quecksilbers auf das syphilitische Gewebe und den Versuch seines histochemischen
Nachweises, von Richard Fischel. 36) Mittheilung über die protozoönähnlichen
Parasiten bei Syphilis, von Schüller. 37) Syphilidologische Beiträge, von Neuhaus.
VII. 3
— 384 —
38) Le liquide céphalo-rachidien des tabétiques, par G. Milan. 39) Le liquide
c&phalo-rachidien des syphilitiques en période secondaire, par Paul Ravaut. 40) La
ee yD nG et la curabilité du tabes et de la paralysie générale, par
« E. Leredde.
III. Bibliographie. — IV. Therapeutische Notizen. — Y. Vereinsberiehte. —
VI. Vermischtes.
I. Originalmittheilungen.
[Aus Dr. Arthur Lewin’s Poliklinik für Erkrankungen der Harnwege in Berlin.]
Welche Bedeutung hat die Thompson’sche Zweigläserprobe für
die Localdiagnose bei Erkrankungen der Harnwege?
Von Dr. Walter Schneider,
Volontärassistent der Poliklinik.
Nachdem vor einigen Decennien die Zweigläserprobe von Thompson
zur Diagnose einer Localisation des gonorrhoischen Processes angegeben
worden, ist dieselbe noch heute in ihrer Hauptsache von vielen Specia-
listen wie praktischen Aerzten anerkannt, obgleich von verschiedener Seite
ihre Ungenauigkeit und Unsicherheit betont ist.
Die Zweigläserprobe beruht auf der Thatsache, dass Flüssigkeiten in
der Harnröhre, die sich vor dem Compressormuskel befinden, nach ‘vorn
aus dem Orificium abfliessen, während alle dahinter gebildeten Secrete
sich in der Blase ansammeln. Auch die in der Pars posterior befind-
lichen Secretionsproducte regurgitiren in die Blase und mischen sich mit
dem dort befindlichen Urin. Die Richtigkeit dieser Annahme wurde von
verschiedenen Urologen heftig bestritten, erst in letzter Zeit scheint sie
durch Versuche Asakura’s! erwiesen zu sein, der dadurch, dass er eine
Suspension von Kohlenpulver in Ferrocyankalilösung in die Pars posterior
deponirte, nach Füllung der Blase diese beiden festen und flüssigen Be-
standtheile — das Ferrocyankalium nachgewiesen durch die Berliner
Blau-Reaction — auch in der letzten ausurinirten Portion fand.
Auf die bei weitem häufigsten entzündlichen Processe der Harnwege,
die gonorrhoischen, angewandt, würde also die Thompson’sche Zwei-
gläserprobe die praktische Bedeutung haben, dass bei trüber zweiter Harn-
portion eine entzündliche gonorrhoische Erkrankung oberhalb des Com-
pressors vorliegt, bei klarer zweiter Harnportion und Fehlen von Fäden
eine solche aber auszuschliessen ist. Da nun erfahrungsgemäss gonor-
rhoische Cystitis und Pyelitis im Vergleich zu der Häufigkeit des gonor-
rhoischen Processes überhaupt relativ selten vorkommen, so würde eine
Trübung der zweiten Harnportion für die gonorrhoische Localdiagnose im
! Monatshefte für Urologie. 1903.
— 3535 —
allgemeinen eine Erkrankung der Urethra posterior bezw. ihrer Adnex-
organe, Prostata und Samenblasen, bedeuten, eine Klarheit derselben eine
solche ausschliessen.
Am meisten wurde die Ungenauigkeit der Thompson’schen Probe
in den Fällen hervorgehoben, in denen die Pars posterior nur geringes
Secret liefert; denn dieses regurgitire nicht in die Blase, sondern werde
mit dem ersten Harnstrahl herausbefördert, den es trübe, so dass die
zweite Harnportion klar bleibt. Daher ist die ursprüngliche Zweigläser-
probe mannigfach modificirt worden.
Eine der bekanntesten dieser Modificationen, die sog. Irrigationsprobe,
stammt von Jadassohn: Die Urethra anterior wird ausgespült; ist die
Spülflüssigkeit trübe, so ist die anterior krank. Nun wird sie vollkommen
rein gespült, dann urinirt der Patient in zwei Gläser. Trübungen des
Harns müssen nun also durch eine Erkrankung jenseits des Schliessmuskels
bedingt sein. Dieser Probe haften nach Lohnstein ebenfalls Ungenauig-
keiten an; denn erstens sei es unsicher, ob wirklich durch die Irrigation
alle Filamente aus der vorderen Harnröhre entfernt seien, und zweitens
könnte nach Ueberwindung des Sphinkters Secret hinter den Schliess-
muskel gespritzt werden. Um diese Irrthümer zu vermeiden, haben
Kromeyer und Fenwick folgende Modification angegeben: Man spritzt
Methylenblaulösung in die Pars anterior; dann soll das derselben ent-
stammende Secret farbig, das aus der posterior farblos sein. Lohnstein
empfiehlt die Spülung der Urethra anterior mit Lösungen von Blutlaugen-
salz oder 1°/,, Jodkalilösung vorzunehmen. Färbt sich der Urin blau,
so ist die Spülflüssigkeit in die Blase gedrungen, bleibt er farblos, so ist
die Probe gelungen und diagnostisch verwerthbar. Kollmann’s Fünf-
gläserprobe besteht in Reinspülen der anterior; die klare Flüssigkeit wird
in einem zweiten Glase aufgefangen; urinirt nun der Patient in drei
Portionen, so sollen diese alle Beimengungen aus der Urethra posterior
und Blase enthalten. Da aber. hierbei auch Spülflüssigkeit nach hinten
tliessen kann, so ist auch diese Probe nicht unbedingt sicher. M. v. Zeissl
leugnet ein Regurgitiren des Eiters aus der Urethra posterior nach hinten.
Für ihn bedeutet bei der Thompson’schen Probe eine klare zweite
Harnportion nur, dass die Blase gesund ist; bei der Irrigationsmethode
nach Klarspülen der anterior eine Trübung der ersten Harnportion eine
Urethritis posterior, eine Trübung der zweiten eine Mitbetheiligung der
Blase („Diagnose und Therapie des Trippers“). |
Wenn ich nun von den angeführten Fehlern bei den Modificationen
der alten Zweigläserprobe absehe, so leiden sie doch mehr oder weniger
alle an einer gewissen Umständlichkeit und sind nicht viel sicherer in
ihren Ergebnissen, so dass der Praktiker im allgemeinen die Thompson ’sche
Probe diagnostisch in dem Sinne verwerthet, dass eine zweite trübe Harn-
gi
un. Sp a
portion für, eine klare gegen Betheiligung der hinteren Harnröhre
bezw. seiner Adnexe an dem gonorrhoischen Processe spricht.
Wohl sind schon von verschiedenen Seiten berechtigte Bedenken
gegen die Zuverlässigkeit der Zweigläserprobe und aller ihrer Modificationen
erhoben. So hat Rothschild 1901 in seinem Sammelreferat der letzten
5 Jahre über „Diagnose und Therapie der gonorrhoischen Prostatitis“ auf
die Unsicherheit der Zweigläserprobe bei Prostatitis hingewiesen. Und
auch Goldberg betont in seinen beiden Aufsätzen: „Prostata und
Gonorrhöe“! und „Klinik, Diagnostik und Therapeutik der Prostatitis bei
und nach Gonorrhöe“?, dass bei allen Formen der Prostatitis die zweite
Urinportion klar sein kann. Trotzdem ist das Bewusstsein von der Un-
zuverlässigkeit unserer diagnostischen Schlüsse aus einer klaren zweiten
Harnportion durchaus nicht in weite ärztliche Kreise gedrungen, und
deswegen möchte ich hier an der Hand von Thatsachen nochmals auf
diese Dinge hinweisen.
Was den positiven Ausfall der Zweigläserprobe betrifft, nämlich eine
durch Eiter bedingte Trübung beider Harnportionen, so handelt es sich
in diesen Fällen fraglos um die Mitbetheiligung eines Krankheitsherdes
oberhalb des Schliessmuskels, also um eine Urethritis posterior bezw.
Prostatitis, Spermatocystitis, Cystitis oder Pyelitis. Bei diesen beiden
letzten Krankheiten kommt es wohl auch stets zu so starker Eiter-
production, dass ihr Bestehen durch eine klare zweite Harnportion mit
Sicherheit ausgeschlossen werden kann. Reichlicher Eiter einer entzündeten
hinteren Harnröhre wird ebenfalls fraglos den zweiten Urin trüben. Ganz
anders aber liegen die Verhältnisse bei Urethritis posterior mit spärlicher
Secretion. Wie vorher hervorgehoben, regurgitirt nach den Meinungen
mehrerer Autoren spärlicher in der posterior gebildeter Eiter nicht in
die Blase, sondern fliesst nach vorn ab. Ferner ist es aber wohl auch
kaum anzunehmen, dass wenig Eiter aus der hinteren Harnröhre über-
haupt eine Trübung des Blasenharns verursachen könne; denn häufig
sehen wir auch geringes Secret aus der Pars anterior am Orificium
externum, das keine Trübung der ersten Harnportion bedingt.
Es ist ferner eine bekannte Thatsache, dass sich die Entzündung der
hinteren Harnröhre auf die wichtigen Adnexorgane derselben fortpflanzen
kann, auf Prostata und Samenblasen. Dass diese Organe auch ohne
gleichzeitig bestehende Urethritis posterior erkranken können, ist von
Neisser und Putzler behauptet worden. Jedenfalls steht so viel fest,
dass bei der Diagnose der Prostatitis und Spermatocystitis die Zwei-
gläserprobe vielfach versagt, und dass diese beiden Erkrankungen nie
! Centralblatt für die Krankheiten der Harn- und Sexualorgane. 1899.
2 Klinisch-therapeutische Wochenschrift. 1901.
Era. E
bei zweiter klarer Harnportion ohne weiteres ausgeschlossen werden
dürfen.
Die Entzündung der Prostata äussert sich meist in acuten oder
chronischen Eiteransammlungen, die sich in den Drüsenschläuchen des
Organs finden. Diese Eiterherde sind zuweilen nach den Ausführungs-
gängen zu abgeschlossen, so dass sich der Eiter unter gewöhnlichen Um-
ständen nicht entleeren und also den Harn nicht trüben kann. Namentlich
spielen hier eine Rolle die sogen. chronischen Prostataabscesse, bei denen
es sich um vollständig abgekapselte Herde handelt. Deshalb vermisst
man auch häufig in der zweiten Harnportion die sogen. kommaförmigen
Gebilde, deren Vorkommen für eine Prostatitis charakteristisch sein soll
(v. Frisch, Finger, Wossidlo). Nicht viel anders liegen die Dinge
bei der Spermatocystitis. Die Samenblase mit ihrem verzweigten Netz
giebt chronischen Eiteransammlungen eine vorzügliche Gelegenheit, sich
in Schlupfwinkel unterzubringen, aus denen keineswegs immer, namentlich
bei geringer Ansammlung, ein Ueberfliessen in die Urethra posterior bezw.
in den Blasenharn stattfindet. Ueber diesen Gegenstand hat Mayer
ebenfalls am Material unserer Poliklinik vor Kurzem berichtet! und in
einigen Fällen sichere Spermatocystitis nachgewiesen, ohne dass in der
zweiten Harnportion Trübung oder Filamente vorhanden waren. Bei der
Samenblase wie bei der Prostata können wir aus physiologischen Gründen
behaupten, dass nur bei der Ejaculation eine fast vollständige Entleerung
des Drüsensecrets stattfindet, nicht aber unter gewöhnlichen Verhältnissen
bei der Miction. Und auch bei pathologischen Zuständen der Organe ist
es nicht einzusehen, wie bei mässiger Secretion oder bei abgeschlossenen
Eiterherden ein Hineinfliessen in die posterior stattfinden kann. Und
diese Thatsache der absolut unzüverlässigen Schlussfolgerungen, aus einer
zweiten klaren Harnportion immer auf eine Gesundheit der Adnexorgane
zu schliessen, beweisen wir am besten dadurch, dass wir andere Unter-
suchungsmethoden zu Hülfe nehmen und sehen, wie viel zuverlässigere
und exactere Resultate sie geben.
Von allen diagnostischen Hülfsmitteln für Krankheiten der Adnex-
organe steht obenan die Expressionsmethode.
Das normale Prostatasecret, wie wir es entweder durch Ee
direct oder im Expressionsharn unserer Untersuchung zugänglich machen
können, besteht aus Lecithin, Detritus, zuweilen Amyloidkörpern, einigen
Epithelien und, wenn überhaupt, nur aus sehr wenigen Leukocyten; als
Grenze für den normalen Zustand möchte ich nach vielfachen Unter-
suchungen, die ich an unserem poliklinischen Material angestellt habe, in
Fällen, bei denen niemals eine Erkrankung der posterior bestanden hatte,
! Centralblatt für die Krankheiten der Harn- und Sexualorgane. 1903. Heft 1.
= 398. u
höchstens zwei bis drei im Gesichtsfeld (Vergrösserung: 600) ansehen.
Im entzündeten Zustande nehmen die Leukocyten zu auf Kosten des
Lecithins, das dann vollkommen verschwinden kann. Wir können im
Secret zuweilen Gonokokken und andere Bakterien nachweisen. Was die
Gonokokken betrifft, nach denen bei gonorrhoischer Prostatitis natürlich
in erster Linie gefahndet wird, so vermisst man diese häufig ebenso, wie
oft im Eiter perforirter Prostataabscesse.. Nach Goldberg (l. c.) er-
reichen die Gonekokken zwar oft die Prostata, gehen aber in ihrin einiger
Zeit zu Grunde.
Nach diesen Voraussetzungen habe ich in kurzer Zeit bei 11 unserer
Patienten, die bei der Zweigläserprobe eine zweite klare Harnportion auf-
wiesen, Prostatitis nachgewiesen; in einigen dieser Fälle waren beide
Harnportionen absolut klar ohne Filamente. Meine Untersuchungen habe
ich, um möglichst einwandsfrei vorzugehen, in der Weise angestellt, dass
ich die Patienten erst uriniren liess, dann die vordere Harnröhre mit
sterilem Wasser ausepülte und nun die Expression der Prostata in Rücken-
lage mit dem Finger vornahm und dann dann das exprimirte Secret
mikroskopisch untersuchte. Ausserdem habe ich im allen Fällen auch
noch zur Controlle den Expressionsharn untersucht, der mittels elektrischer
Centrifuge sedimentirt wurde. Letzterer ist noch einwandsfreier inso-
fern, als hier eine Expression der anterior, wie sie beim Streichen der
Urethra möglich, ausgeschlossen ist. Die Untersuchung habe ich durch-
sebnittlich bei jedem Patienten drei Mal vorgenommen, um das Ergebniss
meiner Resultate zu prüfen. Erwähnen möchte ich noch, dass ich die
Patienten nicht, wie es vielleicht im Interesse einer absoluten Exactheit
nöthig gewesen wäre, zu verschiedenen Tageszeiten untersucht, wohl
aber darauf Werth gelegt habe, dass sie möglichst lange Zeit vor der
Untersuchung, die in die Mittagsstunden fiel, nicht urinirt hatten. In
einigen Fällen habe ich die Wiederholung meiner Untersuchungen nach
der Jadassohn’schen Irrigationsmethode vorgenommen, und zwar mit
dem Ergebniss, dass nach Reinspülen der Pars anterior beide Urin-
portionen klar waren. |
Um einen kurzen Ueberblick meiner Befunde zu geben, so fanden
sek in meinen 11 Fällen von Prostatitis ber absolut klarer zweiter Harn-
portion ohne Filamente in 4 Fällen Gonokokken im Prostatasecret
(Fat IV, VI, X, SD In drei dieser Fälle (IV. VI, X.) war der Urin
in beiden Portionen ganz klar und ohne Filamente. In 5 Fällen (IL,
IH., VI., VIL, VIII.) war das Secret eitrig-aseptisch; in drei fanden sich
neben Leukocyten zwar keine Gonokokken, aber andere Bakterien. In
einem dieser Fälle war der Urin ebenfalls in beiden Portionen klar und
ohne Filamente. Die Wiederholungen der Untersuchungen ergaben im
wesentlichen dasselbe Resultat wie die erste Untersuchung.
— 39 —
Es hat sich also, wie aus unserer Untersuchangen hervorgeht, die
alte Thompson’sche Zweigläserprobe und ihre Modificationen, die, wie
ich nochmals erwähnen möchte, nicht viel mehr leisten als die ursprüng-
liche Probe, für diagnostische Zwecke bei Erkrankungen der Urethra
posterior und ihrer Adnexe als sehr mangelhaft und direct irreführend: er-
wiesen, während wir in der Untersuchung des Expressionsseerets und der
Palpation der Adnexorgane viel zuverlässigere und exactere Methoden
haben. Die Forderung, bei Gonorrhöe trotz klaren Harns die Prostata
zu untersuchen, besteht um so mehr zu Recht, als dies Organ zu jeder
Zeit bet Gonorrhöe erkranken, und es bei der Ejaculation von ihm aus
zu einer Infection kommen kann.
Wenn ich nun das Resultat meiner Untersuchungen zusammenfassen
darf, so komme ich zu folgenden Schlüssen:
1) Bei Anstellung der Thompson’schen Zweigläserprobe bedeutet
eine zweite eitrig-trübe Harnportion eine Erkrankung oberhalb des Com-
pressors (Urethritis posterior, Prostatitis, Spermatocystitis, Cystitis, Pyelitis).
2) Eine zweite klare und fadenfreie Harnportion schliesst nicht mit
Sicherheit das Bestehen einer Urethritis posterior und ihrer Complicationen
(Prostatitis und. Spermatocystitis) aus.
3) Bei Ertheilung des Eheconsenses ist eine Untersuchung des Pro-
stataexpressionssecrets auch bei ganz klarem Harn nie zu unterlassen,
wenn gonorrhoische Antecedencien vorliegen.
Zum Schluss sei es mir gestattet, Herrn Dr. Lewin für die An-
regung zu dieser Arbeit und für seine stets liebenswürdige Unterstützung
bei der Vornahme meiner Untersuchungen meinen ergebensten Dank aus-
zusprechen.
_ Bei folgender Casuistik führe ich Wiederholungen der Untersuchungen
nur bei Aenderung des Befundes an:
Fall I. E. B. Gonorrhöe seit TI. Jahr. Urin I und II absolut klar
ohne Filamente. Prostata klein, unten erweicht, namentlich rechts: Expressions-
secret: 4—5 Leukocyten: im Gesichtsfeld, keine Epithelien, keine Gonokokken
oder andere Bakterien. Expressionsharn (Sediment): 7—8 Leukocyten, 3 bis
4: Epithelien im Gesichtsfeld, 1 Bakterienhaufen, keine Gonokokken.
Fall II. A. D Gonorrhöe seit 4 Wochen. Urin I klar mit Filamenten,
IE ganz klar. Prostata nicht vergrössert, links unten ein Erweiehungsherd.
Expressionssecret: 7—8 Leukoeyten, 3—4 Epithelien im Gesichtsfeld, aseptisch.
Expressionsharn ohne Sediment. Untersuchung 6‘ Wochen später. Urinbefund
derselbe. Prostata weich, klein. Expressionssecret: 4 Leukoeyten, 4 Epithelien,
wenig Lecithin im Gesichtsfeld. Expressionsharn: 5—6 Leukocyten, 5—6 Epi-
thelien im: &esichtsfeld.
Fall IH. B. 8. Gonorrhöe seit H. Jahr. Urin I etwas trübe mit
Fäden, II klar ohne Fäden. Prostata links hart, rechts ein Erweichungs-
herd. Linke Samenblase fühlbar. Expressionssecret: 3 Leukocyten, 4 Epithelien,
Ze, Al
einige Lymphocyten. Expressionsharn: Sehr zahlreiche Leukocyten, weniger
Epithelien.
Fall IV. R. W. Gonorrhöe seit 4 Wochen. Urin I etwas trübe mit,
II klar ohne Fäden. Prostata vergrössert, im rechten Lappen ein Erweichungs-
herd. Expressionssecret: massenhaft Leukocyten und Gonokokken, wenig
Epithelien. Expressionsharn: derselbe Befund. Untersuchung 3 Wochen
später: Urin in beiden Portionen absolut klar. Expressionssecret und Ex-
pressionsharn: massenhaft Leukocyten, wenig Epithelien, keine Gonokokken.
Untersuchung nach 4 Wochen: Urin I und II absolut klar. Expressions-
secret: Wenig Leukocyten, Epithelien, Bakterien, keine Gonokokken. Expres-
sionsharn: viel Leukocyten, viel Epithelien, Bakterien, keine Gonokokken.
Nach 5 Wochen derselbe Befund bei absolut klarem Harn in beiden Portionen. `
Fall V. OM Gonorrhöe seit 5 Monaten. Urin I etwas trübe, II klar
ohne Filamente. Prostata sehr gross, diffus geschwollen, rechts härter als
links. Expressionssecret: 15 Leukocyten, 5 Epithelien, 5 Lymphocyten im
Gesichtsfeld, Bakterien, keine Gonokokken. Expressionsharn: viel Leuko-
cyten, wenig Bakterien, keine Gonokokken.
Fall VI. Gonorrhöe seit !/, Jahr. Urin I und II klar ohne Filamente.
Prostata schmerzhaft, rechts centraler Erweichungsherd, links weich. Ex-
pressionssecret: 8 Leukocyten, 2 Epithelien im Gesichtsfeld. Expressions-
harn: 6 Leukocyten, spärlich Epithelien im Gesichtsfeld. Untersuchung
2 Wochen später nach einer Bougirung: Starke Secretion mit Gonokokken.
Urin I trübe, II klar ohne Filamente. Expressionssecret: viel Leukocyten,
wenig Epithelien.
Fall VII. MS Gonorrhöe seit 5 Monaten. Urin I etwas trübe, II
klar ohne Filamente. Prostata beiderseits weich. Expressionssecret und
Expressionsharn: 8 Leukocyten, 6 Epithelien im Gesichtsfeld.
Fall VOL M.M. Gonorrhöe seit !/, Jahr. Urin I klar mit Fila-
menten, II klar ohne Filamente. Prostata beiderseits erweicht. Expressions-
secret: 10—12 Leukooyten, 2 Epithelien im Gesichtsfeld. Expressionsharn:
7 Leukocyten, 3 Epithelien.
Fall IX. Goönorrhöe seit 3 Wochen. Urin I trübe, II klar ohne Fila-
mente. Prostata beiderseits weich. Expressionssecret: 6 Leukocyten, 2 Epi-
thelien im Gesichtsfeld.. Expressionsharn: viel Leukocyten, 4 Epithelien
im Gesichtsfeld, Bakterien, keine Gonokokken.
Fall X. KP Gonorrhöe seit 5 Wochen. Urin I etwas trübe, II ganz
klar. Prostata ziemlich derb, links oben eine schmerzhafte Stelle. Expres-
sionssecret: viel Leukocyten, Gonokokken. Expressionsharn: viel Leukocyten,
Gonokokken; einige Epithelien. Untersuchung 5 Tage später: Urin in beiden
Portionen ganz klar ohne Filamente. Untersuchung 10 Tage später: Urin I
trübe, II klar. Expressionssecret: Leukocyten, Gonokokken.
Fall XI. E. P. Gonorrhöe seit 4 Monaten. Urin I trübe, II ganz klar.
Im Secret Gonokokken. Prostata: rechter Lappen ganz weich, vom linken
ist nur ein schmaler Rand fühlbar. Expressionssecret sehr wenig vorhanden,
nicht gefärbt. Expressionsharn: viel Leukocyten. Untersuchung Tags darauf
nach der Jadassohn’schen Irrigationsmethode: Spülflüssigkeit trübe; nach
Reinspülen der Urethra anterior Urin in beiden Portionen ganz klar ohne
Filamente. Expressionssecret und Expressionsharn eitrig, Gonokokken.
AT. we
II. Referate.
Allgemeine Pathologie und Therapie der Hautkrankheiten.
1) Eisenbogenlicht contra concentrirtes Kohlenbogenlicht, von Kromayer.
(Dermatologische Zeitschrift. 1903. August.)
Verf. sucht die Eiuwände zu entkräften, welche Busch gegen das vom
Verf. empfohlene Eisenbogenlicht erhoben hat, erkennt aber. an, dass das
Eisenlicht an blau-violetten und langwelligen ultra-violetten Strahlen ärmer
ist, als das Kohlenlicht und zwar, was das Wichtigste ist, absolut ärmer ist,
als das unter gleichen Verhältnissen erzeugte Kohlenlicht. Jetzt hat sich
Verf. auch davon überzeugt, dass eine Belichtung mit blauem Eisenlicht
nicht der Finsen’schen Originalmethode gleichwerthig ist für die Behandlung
von tiefsitzendem Lupus. Immerwahr-Berlin.
2) Ueber Trichohyalin. Ein Beitrag zur Anatomie des Haares und der
Wurzelscheiden, von Vörner. (Dermatologische Zeitschrift. 1903. August.)
Nach des Verf.’s Untersuchungen hat sich ergeben, dass die in den
einzelnen Schichten des Haares vorhandenen Granula nicht das sind, wofür
man sie bisher gehalten hat, nämlich nicht Eleidin, oder Keratohyalin. Von
beiden Körpern unterscheiden sich die Granula des Marks und der Haar-
scheide durch bestimmte chemische, physikalische und färberische Eigenschaften.
Verf. bezeichnet die Substanz dieser Granula als „Trichohyalin“. Das Tricho-
hyalin unterscheidet sich vom Hyalin, welches man bei der Degeneration von
Geweben findet, durch grössere Widerstandsfähigkeit gegen Säuren und Alkalien,
sowie durch verschiedene Färbungen, z. B. indem es sich mit van Gieson
gelb, das Hyalin dagegen roth färbt u. s. w. Das Trichohyalin ist wohl un-
zweifelhaft ein Product des Protoplasmas. Es tritt wesentlich früher als
Eleidin und Keratohyalin auf. Es lässt sich bereits am primären Haare
nachweisen. Immerwahr-Berlin.
3) Zur Casuistik der Nagelerkrankungen, Eccema striatum medianum
unguium, von Heller. (Dermatologische Zeitschrift. 1903. August.)
Vier Nägel der 36jährigen Patientin zeigten in der Mitte eine ganz
leichte, vom hinteren Nagelwall zum freien Rande ziehende Höhlung. In
dieser Höhlung fanden sich 2—4 mm lange, quer über die Nagelplatte laufende,
parallele, etwa !/, mm tiefe Eindrücke. Die Nägel waren sonst normal hart.
Unter Anwendung von Theer und innerlicher Arsenmedication trat vollständige
Heilung ein. Immerwahr-Berlin.
4) Zur Casuistik der Nagelerkrankungen, von F. Bering. (Münchener
med. Wochenschrift. 1903. Nr. 41.)
Beschreibung von einer Koilonychie, eines Papilloma subunguale und
einer Hyperkeratosis subungualis. Dem letzten Falle war es eigenthümlich,
dass es sich um eine angeborene Anomalie oder um eine sich nur sehr lang-
sam entwickelnde, Affection handelte, die ausserdem noch systematisch an
beiden Händen die Fingernägel befallen hatte.
Gottfried Trautmann-München.
5) Herpes gestationis, von Callomon. (Deutsche med. Wochenschrift.
1903. Nr. 33.)
Eine 33jähr. Arbeiterfrau erkrankte im Laufe ihrer sechsten Gravidität
an einem typischen Herpes gestationis, der plötzlich unter heftigem Jucken
— 42 —
auftrat. Im Laufe des Leidens wurden schubweise aufeinanderfolgende, viel-
gestaltige, erythematöse und blasige Exantheme, die mit Pigmentirungen ab-
heilten, beobachtet. Auch zeigte sich im Wochenbette eine Exacerbation, wie
sie von Buschke und Lesser als besonders charakteristisch hervorgehoben
wurde. Schourp- Danzig.
6) Il pemfigo epidemico dei neonati, pel A. Pasini. (Giorn. ital. delle
mal. vener. e della pelle. 1903.)
Im Wesentlichen kommt Verf. auf Grund seiner sehr umfangreichen und
fleissigen Untersuchungen zu dem Schlusse, dass es sich bei dem Pemphigus
der Neugeborenen um ein septisches Exanthem handle, welches theils gute,
theils schlechte Prognose aufweist und durch einen specifischen Krankheits-
erreger hervorgerufen wird. J
7) Handbuch der Hautkrankheiten, von Mracek. (9. u. 10. Abthl. Wien
1903, Hölder.)
Von dem schon öfters in diesem Centralblatte erwähnten Handbuche der
Hautkrankheiten ist jetzt die 9. u. 10. Abtheilung erschienen. Dieselben ent-
halten von R. Franck den Schluss der Besprechung über Furunkel, Car-
bunkel und Zellgewebsphlegmone sowie Botz und Milzbrand. Janovsky hat
die Hyperkeratosen zum Gegenstande eingehender Besprechung genommen,
Luithlen das Sclerema neonatorum und die Elephantiasis. Von Löwen-
bach liegt der erste Theil der Bearbeitung des Xeroderma pigmentosum vor.
Auch in diesen Abschnitten zeigen sich wieder dieselben hervorragenden
Eigenschaften, welche schon früher bei einzelnen Besprechungen dieses Hand-
buches hervorgehoben wurden. Neben vollster Beherrschung des Gegen-
standes auf Grund eigener grosser Erfahrungen wird hier eine zusammen-
fassende Uebersicht über unser heutiges Wissen auf dem Gebiete gegeben,
so dass wir mit Recht sagen können, es wird dieses Handbuch gewiss für
lange Zeit hinaus als erstes grosses Werk der deutschen Dermatologie gelten
dürfen. | J.
8) Photothörapie. La lumiöre, agent biologique et thérapeutique, par
Chatin et Carle. (Paris 1903, Masson & Co.)
Wir besitzen. zwar in deutscher Sprache grosse Lehrbücher über den
gleichen Gegenstand, ich erwähne nur das Freund’sche, aber das vorliegende
enthält in gedrängter Kürze alles für den Praktiker Wissenswerthe. Neben
dem physikalischen, biologischen und physiologischen Theile nimmt natur-
gemäss die Finsen-Methode und ihre Anwendung bei den verschiedensten
Hauterkrankungen den breitesten Raum ein. Bei dem geringen Preise wird
sich die kleine Monographie gewiss auch in Deutschland viele Freunde er-
werben. J,
9) Ueber unangenehme Nebenwirkungen naeh Application medicamentöser
Salben auf die Hant, von Ludwig Waelsch. (Prager med. Wochen-
schrift. 1903. Nr. 35.)
Verf. berichtet erstens über eine Borsäurevergiftung bei einem 49jähr.,
alkoholtrinkenden Manne. Derselbe litt an dem Nachschub einer parenchy-
matösen Nephritis, welche von heftigem Pruritus und ausgebreitetem, ödema-
tösem, nässendem Ekzem gefolgt war. Da Carbol-, Theer-, Blei- oder Salicyl-
präparate bei der gleichzeitigen Nephritis einerseits und den Hautläsionen
andererseits gefährlich errechienen, wurden Einpackungen mit 10°/,iger Bor-
vaseline verordnet, worauf Sehmerzen, Jucken und Oedeme sich besserten,
Indessen musste die Behandlung nach 4 Tagen eingestellt werden, da Appetit-
zu 43 —
losigkeit und jeder Medication trotzende starke Diarrhöen auftraten, welche
nur beim Fortlassen der Borsalbe verschwanden. Der zweite Fall betraf
einen 40jähr. Mann, dessen schwerer Pruritus von einer Erkrankung der
Leber und Gallenblase mit daneben bestehender chronischer Nephritis ver-
ursacht war. Da wie bei dem ersten Patienten auch hier die Anwendung von
Carbolsäure u. dgl. auszuschliessen war, wurde Chloralhydrat, 10°/ ige Salbe
mit 3°/, Menthol 2 Mal täglich aufgetragen. Das Jucken verschwand zwar,
Schlaf und Allgemeinbefinden besserten sich, aber nach 1wöchentlicher Be-
handlung zeigten starke Schlafsucht, rothe Flecke, kleine Hämorrhagien und
Schwäche in den Extremitäten die Chloralhydratintoxication an. Verf. warnt
vor dem unterschiedslosen, lange ausgedehnten Gebrauche dieser irrthümlich
oft für indifferent gehaltenen Mittel. Ä J.
10) Das Geschlechtsleben in England. Bd. III: Der Einfluss äusserer
Factoren auf das Geschlechtsleben, von Eugen Dühren. (Berlin 1903,
Lilienthal.)
Von dem rührigen Verf., dessen frühere Arbeiten auf diesem Gebiete
wir bereits in diesem Centralblatte erwähnt haben, ist jetzt die Fortsetzung
und der Schluss des Geschlechtslebens in England erschienen. Erstaunlich
ist der enorme Fleiss des Verf’s und wir können wohl mit der in der Vor-
rede von ihm ausgedrückten Meinung übereinstimmen, dass dieser Beitrag
zur englischen Sittengeschichte eine dauernde Bereicherung der culturgeschicht-
lichen Literatur darstellen wird. J.
11) Traitement de l’acnö hypertrophique du nez, par H. Morestin.
(Archives générales de médicine. 1903. Nr. 37.)
Verf. empfiehlt zur Behandlung des Rhinophyma einzig die Decortication
und Abrasion mit Messer und Schere unter Cocaïnanästhesie. Eine auto-
plastische Nachoperation erübrigt sich zumeist. Paul Oppler- Breslau.
12) Benzin, ein neues und billiges Mittel zur Reinigung der Haut, von
Mohr. (Praktischer Arzt. XLIII. 1903. Nr. 6.)
Verf. empfiehlt zur Eutfernung fettiger oder harziger Substanzen von der
Haut Benzin, das selbst bei offenen Wunden, empfindlichen Geschwüren nie
reizt und auch in der Nähe der Augen zu verwenden ist, da es im Binde-
hautsacke nur kurzdauerndes Brennen verursacht. Paul Oppler-Breslau.
13) Zur Casuistik der toxischen scarlatiniformen Exantheme, von Theodor
Zangger. (Correspondenzblatt für Schweizer Aerzte XXXIII. 1903.
Nr. 17.)
Verf. beriehtet über zwei Fälle von typisch searlatinösem Exanthem, die
mit ziemlicher Sicherheit auf gastro-intestinale Störungen zurückzuführen waren.
Paul Oppler-Breslau.
14) Ueber die sogenannten Jodbäder, von Pelizaeus. (Therapeutische
Monatshefte. 1903. Nr. 7.)
‚Die Quellen, welche sich als jod- und bromhaltige Solquellen oder als
reine Jodquellen bezeichnen, verdienen nieht das Vertrauen, das man ihrem
Jodgehalt entgegenbringt. Denn um pro die dem Organismus 2 g Jodnatrium
oder Jodmagnesium zuzuführen, würde man z. B. in Hall 50 Liter, in Kranken-
heil-Tölz 1500—1800, in Kreuznach 5000 Liter gebrauchen. In 10000 Flaschen,
die von der Actiengesellschaft Krankenheil-Tölz versandt werden, sind 15—17g
Jodnatrium enthalten. Schourp-Danzig.
as JA ci
Progressive Ernährungsstörungen der Haut.
15) Ueber Elephantiasis lymphangiectatica congenita. Ein Beitrag zur
Lehre von der Erkrankung der Lymphgefässe, von E. Vollmer. (Arch.
f. Dermatologie u. Syphilis. LXV. 1903. S. 345.)
Verf. hatte Gelegenheit einen Fall von Elephantiasis teleangiectodes sive
lymphangiectatica congenita bei einem 5jähr. Jungen genau klinisch und
histologisch zu untersuchen. Es handelt sich um eine Mischung von der
Form der angeborenen subcutanen Elephantiasis mit der von Langhans be-
schriebenen Erkrankung der grösseren subeutanen Lymphgefässe.. Die auf-
fallendste Krankheitserscheinung war eine rechtsseitige „Hängebacke“, die
sogenannte „Makromelie“. Verf. bespricht noch kurz die der Makromelie
verwandte Makroglossie und Makrochilie und giebt eine ausführliche Dar-
stellung des mikroskopischen Befundes, der im Original einzusehen ist. Die
Bezeichnung Elephantiasis Iymphangiectatica congenita wurde gewählt, weil
in ungewöhnlicher Weise auch die grossen Lymphgefässe ergriffen waren und
keine eigentliche eircumskripte Missbildung der Haut, sondern eine sich von
der Kopfhaut über die rechte Wange und den rechten Hals und Oberarm
erstreckende Erkrankung der Gesammthaut dieser Partien vorlag.
V. Lion- Mannheim.
16) Ein Fall von allgemeiner Lymphstauung der Haut (Stauungsödem)
nach Vereiterung des grössten Theils der regionären Lymphdrüsen,
von A. Sack. (Münchener med. Wochenschrift. 1903. Nr. 37.)
Einem 31jährigen Cigarrenarbeiter waren im Laufe von 24 Jahren in
Folge Lymphadenitis multiplex scrophulosa (tuberculosa) zum Mindesten 29
Lymphdrüsen der oberflächlichen Regionen (am Kopf, Hals, in der Leisten-
gegend) durch spontane Vereiterung, zum allergrössten Theile ohne chirurgische
Invention, aus dem Lymphstrome der Haut ausgeschaltet worden. Im An-
schluss daran trat allgemeines Stauungsödem, besonders am Gesicht und an
den Genitalien, auf, zugleich auch mehrmals an den letzteren Regionen. Diese
Beobachtung zeigt einwandsfrei, dass sich durch Ausschaltung des grössten
Theils oberflächlicher Lymphdrüsen auch ohne intercurrente entzündliche Er-
krankungen eine Art lymphatischer Plethora einstellen kann, dass bei Ver-
ödung des ableitenden Lymphgefässapparats der Haut auch trotz der Inte-
grität der venösen Stämme Stauungsödem in der Haut auftreten muss. In
einer von gestauter Lymphe angefüllten Haut können sich ferner zufällig
eingeimpfte Erysipelstreptokokken viel leichter einnisten und ihre Reaction
entfalten, als in einer normalen. Gottfried Trautmann-München.
17) Ueber einen neuen Typus von sarcoiden Geschwülsten der Haut, von
C. Rasch und F. Gregersen. (Arch. f. Dermatologie u. SE LXIV.
1903. 8. 337.)
Verff. beobachteten bei einer 33jähr. Dame in der Haut der Finger
mehrere langsam gewachsene derbe, gelblich weissliche Geschwülstchen mit
glatter, wachsartig glänzender Oberfläche. Dieselben sollen später nach einem
heftigen Fieberanfall vollständig verschwunden sein mit Hinterlassung schwach
röthlicher Flecke. Die histologische Untersuchung ergab, dass es sich um
ein den Geschwülsten der Bindegewebsgruppe zugehöriges Neoplasma handelt,
das durch Proliferation der Zellen in den perivasculären (peritelialen) Lymph-
räumen hervorzugehen scheint. Der klinische Verlauf spricht gegen eine
Malignität der Neubildung. Der Vergleich mit ähnlichen, beschriebenen Fällen
ee AB. s
ergiebt, dass die Affection den sogen. benignen sarcoiden Geschwülsten der
Haut verwandt ist, aber (mit zwei von Dubreuilh und Galloway veröffent-
lichten Fällen) einen neuen Typus dieser Gruppe darstellt.
, , V. Lion-Mannheim.
18) Weitere Beiträge zur Pathologie des sogen. Sarcoma multiplex pigment.
haemorrh. idiopathicum (Kaposi), von Josef Sellei. (Arch. f. Dermato-
logie u. Syphilis. LXVI. 1903. S. 41.)
Verf. hat seinen früheren Untersuchungen die von weiteren 3 Fällen
hinzugefügt, die ebenfalls klinisch vollkommen das Bild des Kaposi’schen
multiplen hämorrhagischen Pigmentsarcoms darboten. Nach den mikroskopisch
. feststellbaren Veränderungen entsprachen dieselben einem chronischen Ent-
zündungsprocesse, indem sie am ehesten die bei den infectiösen Granulations-
geschwülsten vorkommenden typischen Merkmale aufwiesen, wie die Fibro-
blasten, die grosse Zahl von Plasmazellen, Leuko- und Lymphocyten, Mast-
zellen, die Blutgefässe, während sie histologisch nirgends die typischen und
charakteristischen Symptome des Sarcoms zeigen. Verf. neigt sich immer
mehr und mehr der Ansicht zu, dass die Kaposi’sche Krankheit nicht zu
den Sarcomen gehört. Jedenfalls giebt es thatsächlich den Kaposi’schen
Typen ähnliche Fälle, die sich mikroskopisch nicht als Sarcome erweisen.
V. Lion-Mannheim.
19) Ein pigmentirtes Penissarcom, von Einar Key. (Hygiea. 1903. Nr. 6.)
Pigmentirte Penistumoren sind selten. Verf. erwähnt 7 Fälle aus der
Literatur. Der hier erwähnte Fall stammt aus Prof. J. Berg’s Klinik am
Serafimerlazarett zu Stockholm. Der 74jährige Pat. bekam vor 4 Jahren
eine erbsengrosse Ulceration an der Eichel, zwischen der Urethralmündung
und dem Frenulum. Excision. !/, Jahr später ein haselnussgrosser, gefäss-
reicher Tumor am Frenulum. Evidement. 2 Jahre später nussgrosser, fester,
blauschwarzer Tumor im Frenulum, ähnliche in der Wand der Fossa navi-
cularis und (zwei) an der oberen Fläche der Eichel. Keine Veränderungen
der Inguinallymphdrüsen, auch keine Zeichen von anderwärtigen Metastasen.
Amputatio penis. Die Haut in der Umgebung des im Frenulum sitzenden
primären Tumors war ungewöhnlich pigmentarm. Der Tumor, hauptsächlich
von Spindelzellen innerhalb der bindegewebigen Kapsel bestehend, war gefäss-
reich und zeigte Blutungen in der Nähe der Gefässe, in den Bindegewebe-
spalten und auch ausserhalb des eigentlichen Tumors. Die übrigen Tumoren
zeigten wesentlich dieselbe Structur. Verf. stellt die Diagnose: Hämorrhagisch
pigmentirtes Sarcom. F. Clason-Upsala.
20) Ein Fall von primärem Melanosarcom des Augenlides, von A. W. Lotin.
(Wratsch. 1903. Nr. 28.)
Der Fall betrifft einen 26 Jahre alten Bauer, der am rechten Auge
eine zum Theil mit Borken bedeckte, feuchte, leicht blutende, dunkelblaue,
theilweise schwarze, kleinapfelgrosse Geschwulst von 4,8cm Länge, 4,7cm Breite
und 2,7cm Höhe, ausgehend vom unteren Lidrande, aufweist. Unter localer
Anästhesie (1°/, Cocain) wurde der Tumor operativ entfernt, die Diagnose
mikroskopisch bestätigt. Zum Schluss bespricht Verf. die einschlägige Literatur,
im Ganzen sind gegen 60 Fälle von primärem Sarcom der Augenlider be-
schrieben worden. S. Prissmann- Libau.
21) Zur Lehre von der Addison’schen Krankheit, von N. N. Darkschewitz.
(Wratsch. 1903. Nr. 33.
Der Fall betrifft einen 21jährigen Mann, dessen Mutter an Phthisis pul-
— 46 —
monum zu Grunde ging. Das klinische Bild wies alle Merkmale dieser
seltenen Krankheit auf. Mikroskopisch liess sich an den exeidirten Haut-
stückchen weder hyaline noch amyloide Degeneration der Gefässwände nach-
weisen, noch war Zerfall der rothen Blutkörperchen im Bereiche. der Haut-
gefässe zu constatiren. Dagegen ist in allen Präparaten eine starke Anhäufung
von dunkelbraunem Pigment zu finden, wobei in den oberen Epithelschichten
das Pigment zusehends schwindet. Der Pigmentschwund beginnt immer im
Kerne. Therapeutisch hat Verf. das Adrenal. hydr. Tekamine (2—3 Mal
täglich 5—10 Tropfen) angewandt, wobei nach etwa 10tägigem Gebrauch eine
deutliche Zunahme des Urins, eine gewisse Aufhellung der dunklen Flecke
und scheinbar besseres Allgemeinbefinden eintraten. S. Prissmann-Libau.
22) Le xanthome héréditaire et familial ses relations avec la diathöse
biliaire, par R. Morichan-Beauchant et R. Bessonet. (Archives
générales de me&dicine. 1903. Nr. 37.)
Die Verff. haben einen Fall von hereditärem Xanthom bei einer Mutter
und ihrer Tochter beobachtet und beide Personen eingehend untersuchen können.
Sie haben bei der Mutter in ausgesprochener Weise, bei der Tochter eine
leicht angedeutete Cholämie constatirt und sind der Ansicht, dass bei dem
Xanthoma heredit. nicht das Xanthom sondern die cholämische Diathese
hereditär übertragen wird. Auch ihre Studien der einschlägigen Literatur
— sie bringen 18 gut beobachtete Fälle — führen sie zu demselben Resultate.
Schliesslich neigen sie sich am Schlusse ihrer Ausführungen auch zu der
Ansicht, dass das Xanthoma vulgare und diabeticum identisch sind. Die
Einzelheiten sind im Originale nachzulesen. Paul Oppler-Breslau.
23) Zwei neue Fälle von Acanthosis nigricans, von Otto. Hess. (Münchener
med. Wochenschrift. 1903. Nr. 38.)
I. Pigmentirungen und papilläre Wucherungen in typischer Localisation
ohne Betheilisung der Schleimhaut mit starkem Hautjucken, entstanden kurz
nach der Entwickelung eines Magencarcinoms bei einem 60 jährigen Manne mit
nachfolgendem Exitus 1!/, Jahr nach Beginn durch Kachexie. — II. Typisches
Krankheitsbild auf Haut und Schleimhäuten, combinirt mit elephantiastischer
Veränderung des Unterhautzellengewebes bei einem 41jähr. Manne; Exitus unter
Herzschwäche in !/, Jahre. Neuerdings constatirte man bei den verschiedenen
Carcinomen Pigmentirungen und papilläre Wucherungen auf der Haut und
daneben fast immer die kleinen Teleangiektasien (Leser), din an sich allein
aber keinesfalls für Carcinom charakteristisch sind. Andererseits kann auch
eine Elephantiasis an sich mit Pigmentirungen und papillären Wucherungen
einhergehen (Eleph. papillaris s. verrucosa). Gottfried Trautmann-München.
Gonorrhöe und deren Complicationen.
24) Ueber chronische nicht gonorrhoische Vrethritis, von Galewaky.
(Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexualorg. 1903.)
Verf. hat 14 Kranke mit chronischer nicht gonorrhoischer Urethritis be-
handelt. Bei allen diesen bestand eine lange Incubationszeit, mindestens
9 Tage, Beginn und Verlauf waren sehr chronisch, die Beschwerden minimal
(leichtes Brennen, geringfügiges catarrhalisches Secret), die Prostata war stets
normal. Als einzige Complication fand sich in einem Falle eine Posterior
mit einseitiger Epididymitis. Gonokokken wurden nie gefunden, dagegen
zuweilen andere Bakterien. Endoskopisch waren ausser Röthung und Schwellung
E E
der Schleimhaut Processe in den Drüsen vorhanden. Die Krankheit heilt
schwer, erst nach Jahren. Die catarrhalischen Erscheinungen heilen am besten
nach Injectionen mit schwachen Lösungen. Die Filamente sind nicbt durch
Therapie zu beeinflussen, sie verschwinden schliesslich von selbst. Foreirte
Behandlung ist ganz erfolglos. Drei der Patienten heiratheten ungeheilt, ohne
ihre Frauen zu inficiren. Ausser diesen 14 Fällen hat Verf. noch drei nicht
gonorrhoische acute Urethritiden mit kurzer Incubationsdauer beobachtet, die
in wenigen Wochen ausheilten. Ihnen sind an die Seite zu stellen die Irri-
tationsurethritiden nach Gebrauch der Gonorrhöeprophylactica, die stürmisch
auftreten und schnell aufhören. Fraglos werden fälschlicherweise viele chro-
nische Urethritiden ohne Gonokokken im Secret als chronische Gonorrhöen
angesehen, die in Wirklichkeit wohl nichts anderes sind als Fälle jener chro-
nischen nicht gonorrhoischer Urethritis. Walther Schneider-Berlin.
25) Die Pathologie und Therapie der Unfruchtbarkeit des Weibes, von
Ferd. Schenk. (Berlin 1903, Karger.)
Mit Recht hebt Verf. hervor, dass man nach den Erfahrungen der letzten
Jahrzehnte sicher davor geschützt sei, der Gonorrhöe eine zu geringe Rolle
bei der weiblichen Sterilität zuzuweisen. Viel eher könne man in den um-
gekehrten Fehler verfallen und diese Affection auf Kosten anderer Sterilitäts-
ursachen allzusehr in den Vordergrund stellen. Daher unternahm es Verf.
noch einmal, die älteren Auffassungen vom anatomischen und physiologischen
Standpunkte aus zu prüfen. Hierbei hat sich dann wieder der Mittelweg als
der wahrscheinlich richtigste auch für diese Frage ergeben. Dabei stellt sich
natürlich heraus, dass ausser der Gonorrhöe noch eine grosse Anzahl anderer
Momente mitbedingend für die weibliche Sterilität wirken. Uns scheint, dass
sich Verf. durch diese Arbeit ein gewisses Verdienst erworben hat. Eine
vorzügliche Literaturübersicht erhöht den Werth des Buches. J.
26) Die Gonorrhöe des Mannes und ihre Complicationen, von H. Wossidlo.
(Berlin 1903, Enslin.)
Trotz der Fülle von Büchern auf diesem Gebiete wird das vorliegende
einem wirklichen Bedürfnisse abhelfen. Verf. bespricht auf das eingehendste
die von Oberländer in den Vordergrund geschobene Urethroskopie und
basirt auf ihr fussend seine Therapie. Gerade nach dieser Richtung herrscht
in den vorhandenen Lehrbüchern ein gewisser Mangel und es wird gewiss
von allen Seiten mit Befriedigung begrüsst werden, dass dieser Gegenstand
in der weitgehendsten Weise in dem vorliegenden Lehrbuche besprochen ist.
Natürlich werden die sonstigen therapeutischen Maassnahmen auch nicht ver-
nachlässigt. Es ist dies zwar bei einem so erfahrenen Praktiker wie der
Verf. selbstverständlich, ich will aber noch betonen, dass er eine selten voll-
ständige Uebersicht über die therapeutischen Bestrebungen der Heilung der
Gonorrhöe giebt. Nach jeder Richtung kann das Buch dem Praktiker em-
pfohlen werden. Es ist gewiss dazu bestimmt, ihm eine werthvolle Hülfe für
sein therapeutisches Handeln zu geben. Vier vorzügliche farbige Tafeln der
endoskopischen Bilder erhöhen den Werth des Werkes. J.
27) Ueber den Fersenschmerz der Blennorrhöekranken (Bursitis achillea
profunda), von G. Nobl. (Zeitschrift f. Heilkunde. 1903.)
Nach Verte Erfahrungen ist der bei Blennorrhöekranken auftretende
Fersenschmerz auf eine specifische Entzündung des subtendinösen Schleim-
beutels der Achillessehne zu beziehen (Bursitis achillea profunda), welche in
acuter und chronischer Form zur Entwickelung gelangt. Pathogenetisch ist
gien, AO e
die Complication den anderweitigen, auf metastatischem Wege zu Stande ge-
kommenen blennorrhoischen Synovialerkrankungen gleichzustellen, mit welchen
sie meist gleichzeitig aufzutreten pflegt und gleich diesen die Tendenz zu
Recidivirung und narbiger Schrumpfung bekundet. Das sterile Verhalten des
in geringen Spuren gewinnbaren Schleimbeutelexsudats schliesst die Misch-
und Secundärinfection aus. J.
28) Etude sur l’herpös du col uterin, par Druelle et A. Levy. (Journ.
des maladies cutan. et syphil. 1903. Juni.)
Obwohl der Herpes des Collum uteri eine wohlbekannte Affection ist,
existiren nur sehr wenig Literaturangaben. Die Verff. haben 10 Fälle genau
beobachtet; sie bezeichnen als Herpes diejenigen erosiven Läsionen, die nicht
unter die syphilitischen, schankrösen, gonorrhoischen oder pyogenen Affectionen
zu rechnen sind. Da sie ihre Studien an den venerischen Patientinnen des
Hospitals St. Lazare gemacht haben, erklärt sich die häufige Coincidenz von
Geschlechtskrankheiten und ihr Vorkommen in der Anamnese von selbst. Bei
zwei Fällen fiel der Ausbruch des Herpes mit der Menstruation zusammen,
bei der einen Patientin wurde er 2 Tage nach Ablauf der Menses constatirt,
bei der anderen 2 Tage vor Beginn. Zumeist war ein örtlicher Anlass über-
haupt nicht festzustellen. Was die Form anlangt, so muss man die con-
fluirende, bei der gewöhnlich ein umfangreiches Gebiet der Genitalzone er-
griffen wird, und die discrete Form unterscheiden. Erstere wurde einmal beob-
achtet und zwar im Verlaufe einer ausgedehnten herpetischen Erkrankung,
welche die grossen und kleinen Labien sowie das Perineum in verschiedenen
Schüben und dann auch das Collum uteri ergriff, letztere, die häufigere, be-
fällt manchmal ausschliesslich allein das Collum uteri, und dann mit Vorliebe
die untere Lippe des Orificium, 2 Mal wurde gleichzeitig ein Herpes der
Vagina beobachtet. In Folge der schnellen Entwickelung kann man selten
das vesiculöse Stadium beobachten, man sieht zumeist oberflächliche flache
Erosionen, manchmal jedoch auch diphtheride Formen, bei denen der Erosions-
grund mit einer Pseudomembran bedeckt ist, eine papulöse Form, die sich
secundär aus den Erosionen entwickelt, endlich Fälle, in denen die einzelnen
Bläschen zu erodirten Flächen confluiren. Bei derartig schwereren Fällen
kommt es auch zu Allgemeinerscheinungen, während sonst von den Verfl.
weder subjective noch objective Symptome festgestellt werden konnten, ausser
dass eine Leukocytose eventuell eine vorübergehende Steigerung aufwies.
Natürlich kann der Herpes colli auch recidivirend als Theilerscheinung eines
recidivirenden Herpes progenitalis auftreten. Sein Verlauf ist im Uebrigen
sehr schnell. Die Heilung erfolgt spontan und durchschnittlich in 10 Tagen,
die Unterlippe des Collum bedarf gewöhnlich längere Zeit zur Heilung als
die obere; zur Beschleunigung kann man Argent, nitr. oder Jodtinctur an-
wenden. | Paul Oppler-Breslau.
29) Die Massagebehandlung bei Erkrankungen der Prostata, von Sig-
mund Goldschmidt. (Die ärztliche Praxis. 1903. Nr. 18.)
Die Prostatitis ist eine häufige, nach einigen Autoren sogar stets vor-
handene Complicationen der Gonorrhoea posterior und erscheint als catarrha-
lische, folliculäre und parenchymatöse Form. Die Prostatamassage ist bei
der letzten contraindicirt, bei der folliculären in den Fällen, in denen das
Organ stark druckempfindlich und das Allgemeinbefinden gestört ist. In den
übrigen Fällen wirkt die Massage heilsam, neben der mechanischen Ent-
fernung von Entzündungsresten werden reactive Vorgänge im Organ ausgelöst.
— 49 —
Bei nicht gonorrhoischer Urethritis (nach Bougiren, Fremdkörpern, Obstipation,
Onanie) ist die Massage ebenfalls zu empfehlen, zu verwerfen dagegen bei
Tuberculose der Prostata und ihren sogen. Neurosen, deren Vorkommen über-
haupt fraglich ist. Die Massage ist mit dem Finger, nicht mit dem Feleki’schen
Instrumente auszuführen, in gebückter Stellung des Patienten oder in Steiss-
rückenlage; auf die weichen Stellen soll ein Druck ausgeübt, die harten sollen
erweicht werden. Die Dauer einer Massage soll 2—3 Minuten betragen,
wie häufig sie anzuwenden ist, richtet sich nach dem einzelnen Falle; nervöse
Patienten sollen im Allgemeinen nicht mehr als 1 Mal wöchentlich massirt
werden. Die Ausheilung einer Prostatitis beurtheilt man in erster Linie nach
dem Prostatasecret, aus dem die Leukocyten bis auf eine geringe Zahl ver-
schwunden sein sollen. Unterstützend bei der Massage wirken Janet’sche
Spülungen. Walter Schneider-Berlin.
30) Ein Fall von Muskelerkrankung gonorrhoischen Ursprungs, von F. Sam-
berger. (Sborník klinicky. IV. 8. 322.)
Bei einem 21jährigen Manne etablierte sich im Verlaufe einer acuten
Gonorrhöe eine aute Entzündung des rechten Sternoclaviculargelenks, zu
welcher sich sehr bald eine Atrophie der das rechte Schultergelenk umgeben-
den Muskeln geselltee Die Atrophie war eine einfache, die zugehörigen
Nerven und die entsprechende Partie im Rückenmarke zeigten keine Ver-
änderungen. Zur Erklärung zieht Verf. die Theorie von Duchenne-Vul-
pian heran, die er aber in folgender Weise modifieirt: Durch den entzünd-
lichen Process im Sternoclaviculargelenke wurden die peripheren Enden jener
centripetalen Nerven gereizt, welche das Gelenk mit der Medulla verbinden,
und diese leiteten den Reiz ins Rückenmark; hier entstand eine Reizung
(nicht ein Stupor) der entsprechenden Partien in der grauen Substanz, in
Folge dessen ein gesteigerter Blutzufluss zu den gereizten Partien und eine
stärkere Anhäufung von Toxinen der Gonokokken um die Zellen, welche in
Folge dessen eine Störung ihrer Function erlitten, wodurch eine Atrophie der
correspondirenden Muskeln bedingt wurde. G. Mühlstein-Prag.
31) Ueber die Urosanolbehandlung der Gonorrhöe, von P. Schaff. (Thera-
Deutsche Monatshefte. 1903. Juli.)
Verf. glaubt auf Grund von Versuchen in 30 Fällen das Urosanol,
eine Protargolgelatineverbindung, bei geringen Entzündungserscheinungen in
Form des 3- und 5°/,igen Präparates empfehlen zu können. Bei heftiger
Entzündung ist zuerst durch kühlende Umschläge und interne Medication
Abhülfe zu schaffen, bevor 1°/ iges Urosanol verordnet wird, dem allmählich
die höher procentuirten Präparate folgen. Sind aber nach 3 Wochen Fluor
und Gonokokken nicht geschwunden, so ist anzunehmen, dass die Kokken
sich in Drüsen und Lakunen zurückgezogen haben, und es müssen andere
Behandlungsarten eingeschlagen werden. Ein besonderer Vorzug erscheint
dem Verf. die Verwendung kleiner Quanten, wie sie die Virogesellschaft mit
dem Urosanolröhrchen vorschreibt. OI) Da nur 2!/,ccm Urosanol jedes Mal
in die Urethra kommen, soll eine Irritation der Urethra ausgeschlossen sein.
Schourp-Danzig.
Allgemeine Pathologie und Therapie der Syphilis.
32) Apercon sur la classification, la pathogönie et le traitement des deute-
ropathies syphilitiques, par H. Hallopeau. (Journ. des maladies cutan.
et syphil. 1903. April.)
vo. 4
Aus den Leitsätzen der vorliegenden Arbeit, welche Verf. dem Congresse
zu Madrid mittheilte sei Folgendes hervorgehoben: Bei der Benennung der
Affectionen, welche zwar auf der Basis einer Syphilis entstehen, selbst aber
keine specifisch syphilitische Erscheinungen darstellen, soll man auf die
Fournier’sche Bezeichnung Parasyphilis fortan verzichten und lieber die
Bezeichnung syphilitische Deuteropathie wählen. Solche Erscheinungen können
Störungen der Vascularisation und damit auch der Ernährung sein, auch peri-
papulöse Anämien und Achromien mit benachbarter Hyperchromie und Hyper-
ämie, die zur Pigmentsyphilis führen, oder an anderen Körpergegenden Oedeme
hervorruft, wie z. B. an den Labia minora. Die Syphilome können ferner zu
Veränderungen bezw. Zerstörungen der Nagelmatrıx, der Haarpapillen, der
Zungenpapillen u. s. w. führen. Syphilitische Narben können keloid entarten,
sie können durch Retraction Ectropion mit secundären Augenaffectionen, Ob-
literation der Thränencanäle, Verengerungen der Harnwege verursachen.
Hierher gehören die Sequester besonders der Schädelknochen mit ihren Folge-
erscheinungen, die Bildung grosser und miliarer Aneurysmen durch Ver-
minderung des Widerstands der Gefässwände, ihre Ruptur, schliesslich die
cerebralen Hämorrhagien. Höhleneiterungen bei Sequesterbildungen, Störungen
der Sensibilität und Motilität und verschiedene Dystrophien bei Druck auf
Nervenstämme, Tabes und generalisirter Paralyse. Die specifische Behandlung
ist den Deuteropathien gegenüber unwirksam. Man muss sie symptomatisch
je nach der Sachlage behandeln. Bei der Tabes kann man durch specifische
Behandlung Resultate erzielen, sie muss aber intensiv und lange Zeit geübt
werden, besonders in der Form von Einreibungen und hohen Dosen Jodkali.
Bei der allgemeinen Paralyse soll man nur Quecksilber anwenden, die here-
ditären Stigmata verhalten sich der specifischen Behandlung gegenüber sehr
refractär. Paul Oppler-Breslau.
33) De la syphilis tertiaire dans l'armée et en Tunisie, par L. Batut.
(Journ. des maladies cutan. et syphil. 1903. Mai.)
Ein Ueberblick über 56 Fälle von Spätsyphilis, von denen die wichtigsten
durch kurze Krankengeschichten erläutert werden. Paul Oppler-Breslau.
34) Les recherches récentes sur le sang dans la syphilis, par Ph. Pagniez.
(Annales de dermatologie. 1903. Nr. 7.)
Als Resultat der Untersuchungen des Blutes Syphilitischer darf man
heute etwa Folgendes ansehen. Zur Zeit der secundären Periode tritt eine
Anämie auf, welche sich durch Abnahme der rothen Blutkörperchen und des
Hämoglobins charakterisirt. Unter Umständen bildet sich eine wahre Chlorose
ernster Art heraus. Es besteht dann eine leukocytose, welche gewöhnlich
eine Mononucleose darstellt. Das Quecksilber wirkt diesem Zustand gegen-
über in dem Sinne, das normale Verhältniss der Blutkörperchen wieder-
herzustellen. Hopf-Dresden.
35) Ueber die Action des Quecksilbers auf das syphilitische Gewebe und
den Versuch seines histochemischen Nachweises, von Richard Fischel.
(Arch. f. Dermatologie. LXVI. 1903. 6S. 387.)
Verf. hat die Versuche von Justus, der Quecksilber in dem Epithelien
nach seiner Methode nachweisen zu können glaubt, nachgeprüft, weil Pollio
die Zuverlässigkeit derselben negirt hat. Verf. spricht sich gegen die Methode
aus, welche nicht ihren Zweck erfüllt habe. Zur Würdigung der Details muss
jedoch auf das Original verwiesen werden. Löwenheim-Liegnitz.
— 1l —
36) Mittheilung über die protozoönähnlichen Parasiten bei Syphilis, von
Schüller. (Dermatologische Zeitschrift. 1903. August.)
Nach Verte Untersuchungen erfolgt die syphilitische Infection wahr-
scheinlich so, dass die eigenartigen, vielleicht zu den Protozoön gehörigen
Parasiten durch eine kleine Verletzungsstelle der Haut oder Schleimhaut
inoculirt werden. Sie machen anscheinend zunächst am Orte der Infection
eine Entwickelungsphase durch, welche zu ihrer Vermehrung, zur Bildung
von Sporenkapseln und zu eigenthümlichen Anhäufungen in gangartigen
Räumen und Buchten führt. Von da aus erfolgt in weiterer Entwickelung
die Ausbreitung im Gewebe und durch Vermittelung der Lymphgefässe das
Eindringen in die benachbarten Drüsen, in das Blut und die anderen Organe
des Körpers. Die locale Erscheinung der mit Parasiten gefüllten Gänge ist
aber in den Initialsklerosen der Genitalien deshalb nur ausnahmsweise zu
sehen, weil in der Mehrzahl der Fälle zugleich mit der Infection eine starke
necrotisirende Entzündung und Ulceration gesetzt wird, welche die Bildung
der Parasitengänge hindert, oder sie verdeckt, oder zerstört. In allen harten
Schankern aber lassen sich stets die Parasiten in reichlichster Menge ver-
streut im Gewebe nachweisen, und zwar je nach dem Alter der Sklerose in
entsprechenden Entwickelungsphasen. Ueberall fällt dabei eine Form ganz
besonders auf, welche Verf. mit „Sporenkapseln“ bezeichnet. Des Weiteren
schildert Verf. die Veränderungen, welche diese Sporenkapseln im Cultur-
verfahren durchmachen, und beschreibt auch die „hyalinen Körper“, welche
den im Rhinoskleromgewebe gefundenen ähnlich sind, und seiner Auffassung
nach abgestorbene Parasiten sind, deren Protoplasma hyaline Umwandlung
erfahren hat. Immerwahr-Berlin.
37) Syphilidologische Beiträge, von Neuhaus. (Dermatologische Zeitschrift.
1903. August.)
I. Bedeutende syphilitische Infiltration beider Lungenspitzen. Geringe
subjective Symptome. Rasche Heilung durch specifische Behandlung. Aus
dem Falle ist ersichtlich, dass die Lungensyphilis nicht bloss eine Spitze,
sondern beide befallen kann. Die Diagnose wurde hier ex juvantibus ge-
stellt, da der Pat., trotz der grossen Dämpfung über beiden Lungenspitzen,
sehr wenig Beschwerden hatte und früher wegen Syphilis beim Verf. in Be-
handlung war. II. Nutzen des Jodipin. In einem Falle von tertiärer Syphilis
gingen die sehr schmerzhaften periostalen Schwellungen erst auf locale Ein-
spritzungen von Jodipin zurück, nachdem sie vorher jeder specifischen Be-
handlung getrotzt hatten. Im 2. Falle traten die periostalen Schwellungen
an den Ober- und Unterschenkeln schon im secundären Stadium der Syphilis
auf und verschwanden auch erst unter localen Jodipininjectionen prompt.
III. Auftreten von tertiären Syphiliszeichen 34 Jahre nach der Infection.
Die Erscheinungen bestanden in Kopfschmerzen und dem Auftreten von
Gummiknoten, welche unter Jodkaligebrauch und grauem Pflaster schwanden.
Immerwahr-Berlin.
38) Le liquide c6phalo-rachidien des tabötiques, par G. Milian. (Annales
de dermatologie. 1903. Nr. 7.)
Delille und Camus, welche neuerdings die Cerebrospinalflüssigkeit von
Tabikern auf Lymphocytengehalt untersucht haben, berichten, dass in zwei
Drittel der Fälle keine Lymphocytose bestand. Dem gegenüber haben Widal,
Sicard, Ravaut, Brissaud u. A. deren Vorhandensein als zweifellos hin-
gestellt. Verf. giebt im vorliegenden Artikel den letzteren Autoren recht.
4*
2 59: Zu
Er berichtet über 20 eigene Untersuchungen. Davon waren nur sechs Tabiker
mit Ataxie, die übrigen wiesen nur frühzeitige Symptome auf, wie das Argyll-
Robertson’sche Phänomen, das Fehlen der Reflexe u. a. Ergiebt die Flüssig-
keit schon ohne Centrifugiren 1—2 Leukocyten auf dem Gesichtsfeld des
Mikroskops, so handelt es sich schon um eine reichliche Leukocytose, wie
die Centrifugirung später ergiebt. Finden sich in der nicht centrifugirten
Flüssigkeit keine Zellen, so sieht man in derselben, wenn centrifugirt, 2—3 in
dem Gesichtsfeld.. Ee können auch 12 sein, im anderen Falle findet sich
aber auch gar kein Leukocyt. Von den 20 Fällen scheiden zwei aus, weil
sich der Flüssigkeit Blut beigemengt hatte. Von den restirenden 18 fand
sich 4 Mal keine, 3 Mal leichte, 11 Mal reichliche Lymphocytose. Die
negativen Fälle betrafen Kranke mit alter vorgeschrittener 'Tabes.
Hopf-Dresden.
39) Le liquide cöphalo-rachidien des syphilitiques en période secondaire,
par Paul Ravaut. (Annales de dermatologie. 1903, Nr. 7.)
Das Studium des Zellgehalts der Cerebrospinalflüssigkeit bei syphilitisch
Erkrankten hat in der letzten Zeit manches Interessante ergeben. Die An-
wesenheit von abnorm zahlreichen Zellelementen ist nicht nur ein Beweis
dafür, dass bei der Krankheit das Centralnervensystem zweifellos mit alterirt
ist, sondern kann auch geradezu für zweifelhafte Fälle eine gewisse dia-
gnostische Bedeutung beanspruchen. Verf. hat 84 Fälle von Syphilis im
secundären Stadium auf den Zellgehalt der Cerebrospinalflüssigkeit untersucht.
Es handelte sich in allen Fällen um Frauen. Die Ergebnisse theilt er in
vier Categorien ein. Die erste umfasst die Fälle mit starker Reaction
(20—150 und mehr Leukocyten auf dem Gesichtsfelde des Mikroskops bei
Oelimmersion), die zweite jene mit mittelstarker Reaction (7—20), die dritte
jene mit geringer Reaction (4—6), die vierte jene mit verschwindendem Zell-
gehalt (2—3 Leukocyten). Categorie I war besonders in 7 Fällen von Pigment-
syphilis, Categorie IV in 15 Fällen von Plaques muqueuses und Roseola
vertreten, bei letzteren auch 8 Mal Categorie III. Die Leukocyten waren
stets Lymphocyten, nur in drei schweren Fällen zeigten sich daneben einige
polynucleäre Zellen. Hopf-Dresden.
40) La nature syphilitique et la curabilit6 du tabes et de la paralysie
gönörale, par L. E. Leredde. (Paris 1903, Naud.)
In dieser sehr anregend geschriebenen und ausserordentlich fleissigen
Monographie vertritt Verf. die Meinung, dass Tabes und Paralyse Affectionen
syphilitischer Natur sind und durch Quecksilber geheilt werden können. Er
glaubt, dass man sehr früh und mit grossen Dosen Quecksilber vorgehen
müsse, da sonst secundäre Veränderungen sich einstellen, welche irrepa-
rabel sind. J.
IH. Bibliographie.
Jessner’s dermatologische Vorträge für Praktiker. (Heft 7).
Die ambulante Behandlung der Unterschenkelgeschwüre 2. Aufl. 0,80 Mk.
Heft 10. Bartflechten und Flechten im Barte. 0,60 Mk. (Würzburg, 1903.
Stuber.) — Von dem ersten Hefte liegt bereits die zweite verbesserte Auf-
lage vor. Es ist dies gewiss das beste Zeichen dafür, dass die Hefte sich
im Kreise der Praktiker grosser Beliebtheit erfreuen. In der That geben sie
— 53 —
eine gute Uebersicht über das ganze Gebiet und können dem Arzte als gute
Richtschnur für ein therapeutisches Handeln dienen. Dazu tritt als neuestes
Heft 4 die Besprechung der Bartflechten und Flechten im Barte. Während
die letzteren, d. h. die Localisation von allgemeinen Dermatosen im bebarteten
Theile des Gesichts natürlich sich nicht wesentlich von der Therapie an
anderen Körperstellen unterscheiden und daher auch kurz abgehandelt werden,
verlangen die Sycosis non parasitaria und die Sycosis parasitaria eine ein-
gehendere Besprechung. Hier hat Verf. auch die einschlägigen Methoden in
übersichtlicher Weise zusammengestellt. Ich vermisse nur die Kataphorese,
mit welcher man doch in vielen Fälle gute und schnelle Resultate erzielt.
l J.
Traité de pathologie générale, par Ch. Bouchard et G. H. Roger.
(Paris 1903. G. Masson). — Das in 6 Bänden erscheinende epochale Werk
einer Encyclopädie der allgemeinen Pathologie liegt nunmehr vollendet vor.
Alle Disciplinen der Heilkunde sind darin ausgezeichnet berücksichtigt worden,
so auch die Dermatologie, welcher eine grosse Anzahl von Abbildungen ge-
widmet sind. Es sei gestattet, einen kurzen Auszug aus einem Kapitel des unge-
heuren Stoffs wiederzugeben. — Die Wirkung von Giften auf die Haut
ist eine verschiedenartige. Sie vermögen eine Anzahl von Störungen hervor-
zurufen. Theils vermindern oder zerstören sie die Sensibilität. Diese Anästhesie
ist im Allgemeinen eine centrale. Zuweilen findet sich eine Deponirung von
toxischen Substanzen in der Haut, besonders bei metallischen Stoffen wie
Blei und Silber, welche auch cutane Verfärbungen zu erzeugen vermögen.
Am interessantesten sind die vasomotorischen, trophischen Veränderungen.
Die Erytheme sind davon die am häufigsten vorkommenden. Sie gleichen
dabei dem Scarlatina-Ausschlag, seltener dem Morbillenexanthem. Den ersten
Platz darunter nehmen die Quecksilberausschläge ein. Meist treten solche
nach äusserer Applikation des Medikaments auf. Auch nach Verbänden von
Salol, Karbolsäure, Jodoform, Chloral, Salieylsäure und Belladonna, sowie
«nach internen Gebrauch von Antipyrin, von Balsamicis, Brom- und Jodpräparaten
zeigen sich solche Erytheme. Auch nach renalen und gastro-intestinalen
Autointoxicationen zeigen sie sich — nach Genuss verdorbener Nahrungsmittel
oder bei Idiosynkrasie gegen bestimmte Nahrungsmittel wie Fische oder
Mollusken. Neuerdings werden sie auch nach Einspritzungen von Antitoxin-
serum, besonders von Diphtherieserum beobachtet. Höchst wahrscheinlich
wirkt dabei nicht das darin enthaltene Antitoxin, sondern das Serum selber
toxisch. Die erwähnte Idiosynkrasie kann eine temporäre oder dauernde sein.
Auch ist ihr Grad sehr different. Manche Personen acquiriren schon beim
Einathmen von etwas Quecksilberdampf Erytheme. Oft erscheinen solche
toxische Erytheme erst 12—15 Tage nach Einwirkung der schädlichen Noxe.
Das kann sowohl darauf beruhen, dass die Toxine erst beim Ausgeschieden-
werden schädigend auf die Haut wirken oder aber, dass sie secundäre Anto-
intoxicationen erzeugen. In diesem Falle wären die späten Hautsymptome
als Folge primär durch die Toxine erzeugter renaler oder gastro-intestinaler
Schädigungen anzusehen. — Die anderen toxischen Hauterscheinungen sind
nicht minder schwer zu erklären. Die Urticaria beobachtet man in ähnlichen
Fällen wie die Erytheme, auch vielfach nach Magendarmstörungen sowie nach
Stichen der verschiedensten Insecten. Purpuraausschläge, die an Alterationen
des Blutes und der Blutgefässe gebunden erscheinen, beobachten wir bei Ver-
giftungen durch Balsame, Belladonna, Phosphor, Arsenik und Merkur, auch
NES 7 a
nach Schlangenbiss und Vipernbiss. Vor allem aber sieht man sie nach Jod-
gebrauch. Ein Kranker, der je an irgend einer Purpura gelitten hat, be-
kommt nach der Darreichung von etwas Jodkali sofort einen Rückfall. In
schweren Fällen haben Purpuraeruptionen, die sich im Gehirn oder seinen
Häuten localisiren, die bedenklichste Bedeutung. Die übrigen Hautaffectionen
beruhen im Allgemeinen auf einem toxisch-infectiösen Vorgang. Acne, Fu-
runkel, die man oft nach Jod und Brom erlebt, entstehen in Folge gastro-
intestinaler Veränderungen, welche jenen Präparaten ihre Entstehung ver-
danken. Diese Toxine schwächen die Widerstandskraft des Haar- und Talg-
drüsensystems und ermöglichen es, dass dasselbe von allerhand Keimen be-
fallen wird. Das gleiche Phänomen haben wir wohl auch beim gangränösen
Ergotismus vor uns. Der Artikel über die Intoxicationen der Haut hat
G. H. Roger zum Verfasser. Hopf-Dresden.
IV. Therapeutische Notizen.
Epididymitis chron.:
Rec. Plumb. jodat. 6,0-—10,0
1) Nafalan ad 100,0
(Josef Grünfeld, Allg. med. Centralzeitung. 1903.)
J.
Pruritus ani et vulvae:
Rec. Kalii bromati
2) Lupulin ana 2,0
Calomel 2,0
Ol. Oliv. 20,0
(Hofmeister.)
J.
Seborrhoea:
Rec. Chloralhydrati 1,0—2,0
Olei eucalypti 0,3
3) Magnesii carb.
Zinci carb. ana 2,0
Ungt. aquae rosae 30,0
M. f ungt.
(Shoemaker, Med. Bull. 1903.)
J.
V. Vereinsberichte.
VIII. Congress der deutschen Dermatologischen Gesellschaft in Sarajevo
vom 21.—23. September 1903.
Stand der Congress von Sarajevo äusserlich unter dem Zeichen der inter-
essanten Reise in ein der westlichen Cultur noch nicht lange, aber schnell
und völlig erschlossenes Land, so wurde sein inneres Bild im Wesentlichen
von den Demonstrationen beherrscht, wenn auch die Discussion manche breitere
und allgemeinere Fragen berührte und förderte.
In der Eröffnungssitzung wies Pick in kurzen Worten darauf hin, dass
die physikalischen Methoden die Therapie der Hautkrankheiten beherrschen
— 55 —
und dass die Serumtherapie das Ziel der Therapie der Geschlechtskrank-
heiten bildet. Kobler zeigte statistisch, dass die seit 1887 datirenden
Impfungsbestrebungen in Bosnien und der Herzegowina den endemischen
Charakter der Blattern dort zum Verschwinden gebracht haben. An der Er-
reichung dieses Zieles war wesentlich die Anstellung weiblicher Amtsärzte
betheiligt, wodurch der Widerstand der weiblichen mohammedanischen Be-
völkerung überwunden wurde. Ueber eine andere endemische Krankheit
Bosniens berichtete Glück an der Hand von 17 demonstrirten Fällen.
Die Lepra kam vereinzelt schon in den 80er Jahren in Bosnien vor. Seit
1890 wurde die Leprafrage acuter. 290 Fälle sind im Ganzen beobachtet,
von denen etwa 200 noch leben. Eigentliche Herde existiren in den östlichen
und südöstlichen Bezirken, vereinzelt auch im Centrum. Die Krankheit ist
also vom Osten hereingebrochen. Glück hält den Primäraffett Hansen’s
für wahrscheinlich. Derselbe sitzt aber meist nicht in der Nase, sondern auf
der Haut. Erythematöse Ausschläge scheinen genau wie bei der Syphilis die
zweite Erkrankungsetappe zu bilden. Zur Beobachtung kommen meist die
späteren Erscheinungen. Die tuberösen wie die maculo-anästhetischen Fälle
umfassen eine grosse Anzahl differenter Bilder. Die vorgestellten Fälle zeigten
die verschiedensten Leprasymptome, die hier in Kürze zusammengezogen
werden müssen (dunkelglänzende Gesichtsfarbe, Fehlen der Augenbrauen und
Wimpern, ausgedehnte Infiltrate, papulöses Exanthem, relativ geringes Be-
fallensein des Stammes, Pigmentflecke als constante Rückbleibsel des Aus-
schlags, Schwund der Handmusculatur, Krallenstellung der Finger, Ver-
dickungen der Haut und Schuppung an Handflächen und Fusssohlen, Ver-
dickung des Nervus ulnaris in seiner ganzen Länge, Schwellung der Drüsen,
Knotenbildung an der Haut der Geschlechtsorgane, Atrophie der Hoden, wie
erfroren aussehende Zehen, strangförmige Veränderungen unter der Haut-
phlebitis leprosa, oberflächliche Hautknötchen, Ankylose mit Verkürzung der
Handgelenke und Finger, Infantilismus, Gesichtsmuskelzuckungen, Erythema
perstans auf der Brust, Veränderung in der Nase, Anästhesien, chronisch
ekzematöse Veränderungen der Haut der Arme und Unterschenkel, Ver-
längerung der Nase, ausgedehnte weisse Flecke an der Haut, Infiltrate an
Ellbogen und Knien, Malum perforaus, Morphaea, Lagophthalmus, Verdickung
der Nervi auriculares majores, Phthisis bulbi, Mutilation der Hände, Gangrän
des rechten Beins hat zur Amputation geführt, Demenz, Leontiasis). Die thera-
peutischen Resultate bei subcutaner Verabreichung von Oleum Ohaulmoograe
und namentlich mit Quecksilber waren sehr schlechte, während Petersen
das genannte Oel bei Verabreichung von 3—30 Tropfen als das beste Mittel
gegen Lepra bezeichnet. Die Mittel der Heilkünstler beruhen auf Schwindel
und bestehen in Painexpeller, Schwefelsäure u. dergl. In interessanter Weise
stellte Masek gewissen demonstrirten Leprafällen einen Fall von Syringo-
myelie mit main en greffe und Atrophie der kleinen Handmuskeln gegenüber.
Wodynski berichtet unter Demonstration pathologisch-anatomischer Präparate
über 24 Sectionen von Leprösen aus den letzten 10 Jahren, bei denen als
Todesursache meist Tuberculose, auch Herzaffectionen, ausgedehnte Phlegmone
der unteren Extremitäten mit Sepsis, Enteritis follicularis, Gangraena pulmonum,
Erysipelas migrans und nur in 2 Fällen Marasmus festgestellt waren. Das
mittlere Lebensalter betrug etwa 30 Jahre. Von leprösen Veränderungen
fanden sich Knoten, Verdickungen und Geschwüre im Munde, besonders an
der Zunge, auch im Rachen stark verbreitet. Besonders charakteristische
= Be
Verdickungen waren im Kehlkopf vorhanden, die eine chronische Larynx-
stenose herbeigeführt hatten. Die Glandula thyreoidea war in allen Fällen
auffallend atrophisch, während sonst Kröpfe sehr häufig im Lande vorkommen.
An den Drüsen ist makroskopisch die Erweichung charakteristisch. Es findet
sich auf dem Durchschnitt gelbliche Färbung in der Peripherie, in der Mitte der
Drüse häufig nur Bindegewebe. Die inneren Lymphdrüsen sind frei. In Leber,
Nieren und Milz werden miliare Leprome gefunden; der Hoden ist klein und
hart, mit der Albuginea verwachsen und cirrhotisch verändert. Die spindel-
artigen Verdickungen der Nerven stellen Wucherungen des Neurilemm dar. Die
Reihe der Vorträge über Lepra wurde geschlossen durch Karlinski. K. hat
aus zerdrückten Knoten säurefeste Bacillen dargestellt, deren Säurefestigkeit
sich 6 Monate erhielt. Dieselben konnten nur im Blutserum der betreffenden
Patienten gezüchtet werden. Die ätiologische Rolle der in zwei Fällen ge-
wonnenen Culturen, welche demonstrirt werden, lässt K. offen. Aehnlich wie
Leprabacillen färben sich Nasenschleimbacillen.
Zu der Reihe der in Bosnien endemischen Erkrankungen gehört auch
die Pellagra, von der in ausführlichem Vortrage Wurzel ein Bild entwarf.
Die Reihe der Hautendemien in den österreichisch-ungarischen Ländern wurde
durch Vorstellung von 3 Fällen von Rhinosklerom durch Marschalko ge-
schlossen. Seitdem die Aufmerksamkeit der Aerzte auf dieee Erkrankung
gelenkt ist, vermehren sich die Fälle in Ungarn. In einem der Fälle konnte
M. in der entfernten Submaxillardrüse weder culturell noch im Schnitte
Bacillen nachweisen. Eine Patientin ist wegen eines Suffocationsanfalles
tracheotomirt und trägt noch die Canüle. Die von Pick angeregte Frage
einer Rachendispositon für Rhinosklerom bei der slavischen Rasse wird von
Pick selbst im negativen Sinne beantwortet und von allen Rednern negirt,
wobei Petersen auf einen russischen Rhinoskleromherd an der Grenze von
Galizien und Ungarn, und auf einen seiner Abstammung nach unbekannten
Fall in Nordrussland, Hödlmoser auf Fälle der Schrötter’schen Klinik
bei Galiziern und Mähren, Löwenbach auf Erkrankungen bei Israeliten und
Nordungarn, Löwenheim auf vier durch die Schifffahrt in Schlesien ein-
geschleppte Fälle und Neisser auf einen Herd in Ostpreussen hinweisen.
Glück hat niemals einen Fall von Rhinosklerom in Bosnien gesehen und
bestreitet die Reinheit der Rassen überhaupt. Mracek sah viele Fälle bei
ungarischen Kroaten in Galizien und macht die geographische Lage und
vielleicht die Lebensweise verantwortlich. Therapeutisch hat Neisser bei
einem Rhinoskleromkranken eine schöne Heilung mit Röntgen-Strahlen erreicht.
Leider in aphoristischer Form, wegen der Kürze der Zeit, musste Heller
sein Thema über die verschiedenen Hautkrankheiten der Thiere behandeln,
welche Vergleichsobjecte für die Hautkrankheiten des Menschen bilden. H.
stellt in Aussicht, dass er Präparate von 200 Thieren auf dem kommenden
internationalen Congress in Berlin zeigen werde. Gehen wir auf die casuistischen
Mittheilungen des Congresses ein, so berichtete Hartung über 5 Fälle von
Erythöme indur6 Bazin. In einem Falle entwickelte sich das Exanthem aus
zwei nebeneinander liegenden Follicliseffloresceenzen. Ein Kranker reagirte
auf Tuberculin. Ehrmann sah unter 6 Fällen von Erythema indurstum nur
2 Mal manifeste Tuberculose und Kreibich konnte bei einer Patientin mit
Erythema induratum und Lichen scrophulosorum zwar keine Tuberkelbacillen,
wohl aber auf 1 mg Tuberculin eine Reaction feststellen. In einem anderen
Falle bei einem Kinde sah Kreibisch ausser der obigen Combination noch
eine Folliclis. Heller kennt aus der Literatur eine dem Eryth&me indure
Bazin ähnliche Affection bei einem Pferde, das auf Tuberculin reagirte. In
einem Falle Sack’s, der dem Erythöme indur€ ähnlich aussah, den jedoch
Hartung davon getrennt wissen will, wurde Tuberculose nicht gefunden. Das
mikroskopische Präparat zeigte Meso- und Periarteritis. — Ueber einen Fall
von Wucheratrophie des Fettgewebes im Gefolge von Lues berichtete Kraus.
Das Fettgewebe in der Umgebung eines Gummas war ausgefüllt von be-
stimmten, manchmal zu Riesenzellen zusammenfliessenden Zellen. Getrennt
davon fanden sich kleine, zellenreiche Infiltrate, welche auch Riesenzellen und
Epitheloidzellen aufwiesen. — Einen wichtigen Theil der Congressverhand-
lungen bildeten die therapeutischen Besprechungen. Eine Debatte über die
Therapie des Favus schloss sich an eine grössere Zahl von Glück demon-
strirter Favusfälle an, wie sie in Bosnien häufig vorkommen. Darunter be-
fand sich ein Fall von so allgemeiner Verbreitung über den Körper, wie er,
woran Nobl erinnert, auf der Naturforscherversammlung in Wien vorgestellt
wurde Glück lässt die Patienten in neuerer Zeit nur noch reinigen, die
Skutula entfernen und dann den Kopf mit 1°/,igen Sublimatcompressen be-
decken, wobei niemals, wie G. auf eine Anfrage Neisser’s hervorhebt eine
Schädigung der Nieren beobachtet ist. Die Compressen bleiben einige Stunden
liegen, bis Entzündung und Blasenbildung auftritt. Die Mundpflege muss
entsprechend gut gehandhabt werden. Die Entzündung wird mit Umschlägen
Burow’scher Lösung behandelt. Nach einigen Tagen erfolgt Abschilferung.
Nebenher werden die Haare epilirt. Die Fälle, in denen keine perifolliculären
Entzündungen vorhanden sind, sind in 1 Monate zu heilen. Die übrigen
dauern 2—3 Monate. Entweder wird die Methode wiederholt, oder es erfolgt
eine Einpinselung mit Jodtinctur, die nach Ablauf der Enizündung ebenfalls
wiederholt wird. Spiegler erkennt nach den vorgestellten Fällen die Güte
dieser Behandlung an, hält aber die Röntgen-Therapie für die eigentliche Be-
handlungsmethode des Favus. Der Kopf wird 3 Mal durchgestrahlt und
zwar 15—20 Minuten lang mit mittelweichen Röhren. Während der Nacht
wird mit indifferenten Salben behandelt und morgens abgeseif. Während
Neisser viele Recidive bei Röntgen-Behandlung gesehen hat und beim Ein-
dringen der Pilze in die Wurzelscheiden das natürlich findet, verteidigt auch
Holzknecht diese Behandlungsmethode, treibt aber die Reaction nur bis
zur Depilation und Desquamation. Eine Röthung und Entzündung darf nur
an bereits entzündeten Stellen eintreten. Petersen sieht die Hauptfrage
bei der Favustherapie darin, ob Epilation nothwendig ist oder nicht, und er-
klärt, dass man mit Carbolvaseline und Jodtinetur auch ohne Epilation zum
Ziel kommen kann.
Zur Behandlung der Verbrennung mit Trockenverbänden unter Anwendung
von 10°/,igen Xeroformamylum räth Sattler auch dann, wenn es sich um
grosse Flächen handelt, ein Fall, in dem Weidenfeld diese Therapie für
ungeeignet hält. Die analgetische Wirkung des Xeroforms zeigte sich nament-
lich bei Kindern. Die Narben werden fest und zeigen keine Tendenz zur
Narbencontraction. Vortheilhaft ist die Ungiftigkeit des Xeroforms. Der
Wundverlauf war ein idealer. Spiegler betont, dass Toxine unter dem Schorf
gebildet werden und empfiehlt das Wasserbett, das eine grosse Euphorie
schafft. Kreibisch dagegen erklärt, dass im Wasserbett Leute sterben, die
ausserhalb desselben zu erhalten gewesen wären. Das Herz vermag die hohe
Temperatur im Wasserbett nicht zu paralysiren. — Neue Theerpräparate
— 58 —
werden von Kraus und Sack der Versammlung in Erinnerung gebracht.
Das Empyroform hat sich Kraus namentlich bei chronischen Ekzemen,
auch seborrhoischen Ekzemen und bei anderen juckenden Dermatosen be-
währt. Als Salbe und Liriment wird es zweckentsprechender als in Lösungen
verwandt. Namentlich seine juckreizlindernde Eigenschaft wird hervorgehoben.
Das wird auch von Neisser bestätigt. Das von Sack empfohlene Anthrasol,
eine farblose Lösung von Steinkohlentheer in Wachholdertheer, wird ein-
stimmig (Neisser, Nobl, Mracek, Veiel) als vorzügliche Neuerung anerkannt.
Neisser empfiehlt das Präparat namentlich bei Seborrhöe des Kopfes mit
Haarausfall, doch ersetzt es den Theer nicht nach allen Seiten. Nobl
wünscht den Geruch beseitigt zu wissen, was Sack in Aussicht stellt. Mracek
hat Anthrasol bei Herpes tonsurans nicht ausreichend gefunden, dagegen es
in Zinkpaste auch bei acuten Processen verwandt. Nach Veiel ist indes
das Präparat nicht ganz reizlos. Galewsky hat mit einem aus Pixliquida
hergestellten, dem Empyroform ähnlichen, aber hellbraunen und noch weniger
riechenden Mittel gearbeitet und gleich gute Resultate erzielt. Zur physika-
lischen Therapie kehrte Arning in seinem Vortrag über Kälteempfindung
zurück. A. betont die gute Narbenbildung und die Weichheit der Narben
bei der Lupusheilung durch die Gefriermethode. In zwei ganz frischen Fällen
hat A. gute Erfolge mit der Gefriermethode erzielt. Doch ist der Lupus
nicht das beste Feld für die Methode. Auch Ulcus rodens ist damit geheilt.
Das Hauptfeld bildet aber der Lupus erythematodes, A. hat 10 Fälle damit
behandelt. Jeden 3.—4. Tag wird ungefähr 1 Minute lang der Kältestrahl
auf die afficirte Stelle gerichtet. Wolf hat schon im Jahre 1896 systematisch
Gefrierungsversuche bei Lupus erythematodes gemacht. Das geschah während
eines ganzen Jahres mit Chloräthyl und Chlormethyl — ohne jeden Erfolg.
Kreibich wie auch Justus haben gute Resultate bei Lupus exulceratus
erzielt, insofern als schnelle Ueberhäutung eintrat, doch keine Heilung. Bei
Lupus erythematodes will K. alle acuten Formen von der Behandlung aus-
schalten. Auch Ehrmann hat beim Arbeiten mit Methylchloridmischung die
Fälle von Lupus erythematodes sich verschieden verhalten gesehen. Ebenso
will Neisser einen Unterschied gemacht wissen zwischen den torpiden Fällen
und denjenigen mit entzündlichem, frischen Wall Bei Lupus vulgaris hält
es Neisser für richtiger, zuerst mit dem scharfen Löffel und dann mit dem
Gefrieren vorzugehen, Saalfeld weist darauf hin, dass Gerhardt zuerst die
Kälte in Form der Eisblase bei Lupus angewandt hat. S. hat die Methode
auch bei Leukoplakie angewandt und die gefrorenen Stellen nachher ab-
geschnitten. In letzter Zeit hat S. auch mit flüssiger Luft gearbeitet, die
jetzt billiger geworden ist. Die Luft wird mit einem Wattestäbchen auf-
getragen. Mracek bestätigt die guten Resultate der Kältemethode, und
Weidenfeld hat durch Versuche an sich selbst festgestellt, dass durch das
Gefrieren eine reactive Entzündung entsteht. — In seinem Vortrage über
Radiumtherapie weist Holzknecht auf die Einfachheit der Methode hin.
Es ist nothwendig, eine sehr feine Schicht zu verwenden. Die Application
muss sorgfältig in Bezug auf Zeit und Localisation sein. Vielleicht eignet
sich diese Behandlungsmethode für die Schleimhäute. Die Tiefenwirkung des
Radiums ist nur eine sehr geringe. Bisher ist nur der flache Hautkrebs mit
der Methode behandelt. Auch Petersen hat hierbei Erfolge erzielt. Weiden-
feld hat einen Fall von Zungencareinom mit einigem Erfolg mit Radium
behandelt. Neisser hat nicht bloss flache Epitheliome behandelt. Er sah
— 59 —
Psoriasispapeln sich zurückbilden und zwar zuweilen definitiv. Die Wirkung
konnte N. als eine specifische auf die Gefässe feststellen. Ein Stück radium-
haltigen Minerals wird von Pick herumgereicht.
Gehen wir nun zu den Demonstrationen einzelner seltener Fälle über,
so stellte Marschalko einen Fall mit multiplen Dermatomyomen vor,
welche besonders reichlich an den Unterschenkeln localisirt waren. Bei Kälte-
und Wärmeunterschieden sowie bei psychischen Erregungen traten Schmerzen
in den Geschwülsten auf.
Besonderes Interesse erregte ein von Glück vorgestellter Fall, der seit
4 Jahren bestand. Damals waren eine Gruppe von Knötchen im Gesicht
und einzelne blassröthliche Pusteln ohne besondere Charakteristik vorhanden.
Jetzt ist das Gesicht hoch blauroth gefärbt und von Tumoren durchsetzt.
Der ganze Körper ist mit kleinen, blassrothen Knötchen besetzt. Wo Falten
sind, sitzen massige Tumoren, deren Haut sich sehr diek anfühlt. An einzelnen
Stellen haben starke Blutungen stattgefunden: dort sitzen Narben. Die
Schleimhäute sind frei. Die weissen Blutkörperchen sind in hohem Grade
vermehrt (1:180) Niemals war Fieber vorhanden. Arsen ist ohne Erfolg
verabreicht. Mikroskopisch findet sich das Bild eines kleinzelligen Rund-
zellensarcoms. Doch sind auch einzelne Spindelzellen vorhanden. Albumosen
sind im Harn nicht vorhanden, wie sie sich (Mankiewitz) bei Pseudoleukämie
hin und wieder finden. Spiegler rechnet den Fall der Gruppe der leukä-
mischen Tumoren zu. Doch kommen solche Tumoren auch bei Pseudoleukämie
vor. Auch das histologische Bild der Rundzelleninfiltration spricht (Kreibich)
für die Diagnose leukämischer Tumor. Weidenfeld betont, dass das Bild
eigenartig und verschieden von den diffusen leukämischen Erkrankungen ist.
Mracek stellt die Diagnose Lymphodermie, da die Follikel der Haut, das
Lymphgefässsystem betheiligt und Milz und Leber vergrössert seien. Doch
hat Glück bei Untersuchungen der letzten Zeit in den inneren Organen
nichts Abweichendes gefunden. Sedlmayer rechnet den Fall den elephan-
tiastischen Erkrankungen zu und hält es nur für merkwürdig, dass Gesicht
und Schenkel allein von den elephantiastischen Bildungen befallen sind.
Gegenüber Neisser betont Neuberger, dass vielfach durch Arsen Erfolge
dauernder oder zeitweiser Natur auch bei Mycosis erzielt wurden (Köbner’s
und eigene Fälle. Bandler stellte einen Fall von Kaposi’schem Pigment-
sarcom oder Akrosarcom vor. Der Fall ist seit 3 Jahren in Behandlung
und bildet sich zurück, so an Ohren, Kehlkopf u. s. w. Auch Weidenfeld
berichtet über den benignen Verlauf einiger solcher Fälle, und Spiegler
macht bei diesem seit 6 Jahren bestehenden Fall darauf aufmerksam, dass
Kaposi selbst seine Annahme von der schnellen Letalität dieser Fälle nach
späteren Beobachtungen zurückgezogen hat. Jordan zeigte eine Moulage
eines zerfallenen Knötchenexanthems an der Fusssohle, das als Tuberculide
acneiforme et necrotique bezeichnet wurde. Indes war eine Tuberculininjection
nicht gemacht worden.
Wir können unseren Bericht über die dermatologischen Demonstrationen
des Congresses nicht schliessen, ohne wenigstens in Kürze der interessanten
Fälle zu gedenken, die den Congresstheilunchmern auf der Reise in Budapest
auf Ronas Abtheilung gezeigt wurden. Sklerodermie, Lichen ruber planus,
Trichoepithelioma (Jarisch), Rhinosklerom citiren wir nur als Stichprobe aus
der stattlichen Krankenreihe.
Wenden wir uns nun wieder zur Versammlung in Sarajevo zurück und
=: A, e
den Verhandlungen über das Thema Syphilis zu, so kommen wir damit auf
diejenige Krankheit des Occupationsgebietes, welcher neben der Trias Lepra,
Pocken, Pellagra heute die grösste Bedeutung zukommt. Schon in der
Eröffnungssitzung hatte Glück ausgeführt, dass der Regierung die Bekämpfung
der Syphilis in Bosnien und der Herzegowina vornehmlich am Herzen liegt.
1890 wurde Prof. Neumann zum Studium derselben entsandt. Die Folge
war die Einrichtung der Amtsarztstellen, die Vermehrung der Spitäler und
die systematische Gewöhnung der misstrauischen Bevölkerung an ärztliche
Hülfe. Die Kosten für die Unbemittelten übernimmt die Landesbehörde.
Ausserdem existiren Ambulatorien, welche von den Gemeinden unterhalten
werden. Von den Aerzten wird ausser dem Staatsexamen gefordert, dass sie
2 Jahre an einem Hospitale gearbeitet haben. Diejenigen, welche an einer
syphilitischen Abtheilung waren, werden bevorzugt. Eine weitere Belehrung
des Volkes wird durch Schriften, die in der Landessprache verfasst sind,
und durch Vorträge der Amtsärzte erstrebt. Auch soll eine periodische syste-
matische Untersuchung im ganzen Lande stattfinden. Diese Maassregeln sind
nöthig, da sich auch heute ein Theil der Bevölkerung aus Unkenntniss nicht
behandeln lässt. Doch ist der Tertiarismus bereits viel seltener geworden,
die Kurpfuscher sind zurückgedrängt, und die Herde sind kleiner nach Zahl
und Ausbreitung geworden. Die Prostitution steht mit der Volkssyphilis nicht
im Zusammenhang, wurde aber aus Rücksicht auf die Truppen geduldet und
casernirt. Am folgenden Tage kam Glück auf die Klinik der endemischen
Syphilis zurück. Ihre Eigenthümlichkeiten betreffen nicht das Einzelbild,
sondern es handelt sich um folgende aus den Gesammtbeobachtungen ab-
geleitete Regeln: 1) Der Primäraffect fehlt meist und wird unter einem Material
von vielen Tausenden nur ganz vereinzelt gefunden. Die Drüsenerkrankungen
finden sich gewöhnlich in der Submaxillargegend. 2) Maculöse und maculo-
papulöse Exantheme sind selten. Dagegen kommen kleinpapulöse, ulceröse
und serpiginöse Syphilide zur Beobachtung (4 Fälle von Lichen syphiliticus,
darunter auch Ulcerationen an den Unterschenkeln werden vorgestellt. 3) Der
Verlauf der Syphilis ist ein rascherer als anderswo. Bei ganz gesunden
Menschen kommt schon im 1. Jahre häufig Tertiarismus vor. Etwa !/,—?]/,
aller Fälle in den einzelnen Bezirken werden tertiär. Bei behandelten Patienten
findet sich aber auch hier der Tertiarismus nur zu etwa 2°/, (5 Patienten
mit serpiginösen und ulcerösen Syphiliden, Rachen- und Nasengummata und
mit Beschränkung der Kieferbeweglichkeit werden vorgestellt. 4) Sehr häufig
kommt erworbene Syphilis bei Kindern vor (Vorstellung solcher Fälle. Da-
gegen ist die hereditäre Syphilis selten. Die Zahl der Totgeburten beträgt
nur 2,4°/,. Kaum 4—5°/, der Kinder der Syphilitischen sind erkrankt.
Der Grund liegt darin, dass die Erkrankung meist sehr früh, im Kindesalter
schon erworben wird. Im späteren Kindesalter treten noch häufig Erscheinungen
auf. (Ein solcher Fall mit mangelhafter Gehirnentwickelung, Knochenverände-
rungen und Verengerung der Luftwege und ein anderer mit säbelscheiden-
artiger Vorwölbung der Tibia, Auftreibungen am Radius, Pseudarthrose und
zurückgebliebener Entwickelung werden vorgestellt.) Der seltene Zusammen-
hang von 26 bosnischen Tabesfällen einer Sammelstatistik mit Syphilis wurde
von Hödlmoser betont. Die Lues bildet nur ein disponirendes Moment
für Tabes. Dagegen sind die Strapazen des Geistes die eigentliche auslösende
Ursache der Tabes. Nun existirt in Bosnien der Alkoholmissbrauch nur in
geringem Grade, die Heirathen erfolgen früh, und die geistigen Anstrengungen
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sind nicht zu vergleichen mit denen, welche die höhere westliche Cultur er-
fordert. In einem Falle wurde Syphilis bei bereits bestehender Tabes er-
worben. Ueberhaupt ist die viscerale Syphilis in Bosnien selten, wie auch
Wodynski hervorhebt, der sie in 10 Jahren bei 2500 Sectionen nur 18 Mal
bei Eingewanderten und 16 Mal bei Einheimischen fand, während nur 40°/,
aller Leichen der Prosectur den Eingewanderten angehören. Bei den Ein-
heimischen aber waren 13 Mal Erwachsene, bei den Eingewanderten 13 Mal
Kinder von der visceralen Syphilis befallen, und das erklärt sich daher,
dass die Eingewanderten häufiger in die Spitäler zum Gebären kommen.
Kommen wir noch einmal auf Hödlmosers Aeusserungen über die bosnische
Tabes zurück, so beweisen auch die dortigen Statistiken, dass die Queck-
silberbehandlung die Entstehung der Tabes nicht fördert. Auch die pro-
gressive Paralyse ist, wie Kötschet berichtete, eine seltene Erkrankung in
Bosnien, da der Kampf ums Dasein hier weniger heftig geführt wird. Andere
Psychosen sind indes in Bosnien häufig. In der Landesirrenanstalt fanden
sich im Ganzen 4 einheimische und 19 eingewanderte Paralytiker. Eine
Statistik von Glück macht den Einfluss der Lues auf die Paralyse wahr-
scheinlich. Wodynski demonstrirte eine Anzahl Organe mit visceraler Syphilis,
so Kehlkopf-, Knochen- und Lungensyphilis und berichtet über die Statistik
der visceralen Syphilis in der Prosectur. Glatte Zungenatrophie hat W. nie-
mals gefunden, während Heller dieselbe bei einer im Virchow’schen Institut
aufgenommenen Statistik in 66°/, der Fälle notirte, in denen anatomische
Veränderungen von Syphilis gefunden waren. So erklärt es sich, dass W.
nur 1°/, viscerale Syphilis bei Einheimischen, 1,8°/, bei Eingewanderten fest-
stellte, während sich Heller in obiger Statistik mit Einziehung der glatten
Zuongenatrophie 2,5°/, viscerale Syphilis ergab.
Neisser stellt aus den Zahlen von Glück wieder den immensen Einfluss
der Therapie auf die Syphilis fest, folgert daraus logisch den präventiven
Einfluss des Quecksilbers und die Nothwendigkeit einer wiederholten Behandlung.
Die Syphilis hereditaria tarda, betont Neisser, ist entweder früh erworben
oder vererbt und hat bereits übersehene Symptome gemacht. Theoretisch
lässt sich freilich nicht leugnen, dass diese Symptome bereits intrauterin ab-
gelaufen sein können, und gewisse Erfahrungen stimmen hiermit überein. Mit
Hödlmoser hält N. die Syphilis für ein disponirendes Moment bei der Tabes.
Für den Einfluss der Quecksilbertherapie bei der Tabes weist N. auf seine
frühere Statistik hin. Die frühere französische Behandlung war zu schwach.
Die Quecksilberbehandlung hat niemals geschadet, eine gute und vernünftige
Quecksilberkur hat aber häufig zu einem Stillstand geführt. Dass vielleicht
ein bestimmtes syphilitisches Gift die Tabes herbeiführt, dafür sprechen die
Beobachtungen, unter anderen bei sieben Glasbläsern. Marschalko zeigt
in Photographien ähnliche Syphilisformen aus Ungarn, wie Glück sie demon-
strirt hat. Engel hat 350 Syphilisfälle in Bosnien gesehen und drei Tabiker,
zwei Einheimische und einen Oesterreicher. Alle drei waren an Syphilis er-
krankt. Vielfach wurden die Beziehungen von Syphilis und Tuberculose
erörtert. Arning fragt nach dem Vorkommen gemischter Exantheme, da
einer der vorgestellten serpiginösen Fälle einer solchen von Hutchinson
beschriebenen Mischinfection gleiche. Glück hat zwar nie Tuberculininjectionen
gemacht, sah jedoch stets alle Symptome bei der Quecksilbertherapie sich
zurückbilden, und Hartung führt gleichfalls eine nach einer Mischinfection
aussehende serpiginöse Syphilis an, bei der eine Reaction bei Tubereculin-
== ËCH we
prüfung nicht eintrat. Winternitz fragt nach einer Combination mit Tuber-
culose bei den Fällen von Lichen syphiliticus. Doch heilen auch diese, wie
Glück hervorhebt, bei Mercurtherapie stets vollständig ab, und Ehrmann
wie Löwenbach bestätigen, dass nur bei Combination von Lichen syphiliticus
mit Lichen scrophulosorum der letztere zurückbleibt bei Quecksilberbehandlung
und erst einer vereinten äusseren und inneren Leberthrantherapie weicht. Auf
Neisser’s Anregung wird der Einfluss der Quecksilberbehandlung bei tuber-
culösen Syphilitikern besprochen, und einstimmig werden günstige Resultate
(Mracek, Ehrmann u. A.) berichtet. Ehrmann sah sogar einen guten
Einfluss der Mercurtherapie in einem Falle auf eine tuberculöse Cystitis.
Nur in einem Falle wird über den Eintritt einer Hämoptoe mit bacillen-
reichem Sputum nach einigen Injectionen mit grauem Oel bei einem bis
dahin latent Tuberculösen berichtet. Von mehreren Seiten wurden die Bacillen
bei Syphilis besprochen. Waelsch hat eingehende (28) Venaepunctionen bei
Secundärsyphilitischen gemacht. Ausserdem wurden 5 Tertiärluetische, 27 Ge-
sunde, 3 Fälle von primärer Sklerose, 2 Inguinaldrüsen, Secret exulcerirter
Sklerosen und Cerebrospinalflüssigkeit von Gesunden und Syphilitischen unter-
sucht. Ein Bacillus mit zarten Colonien fand sich auch bei Gesunden,
dagegen nicht der v. Niessen’sche Bacillus. Letzterer wurde aber wieder
nur in der Hälfte der Fälle bei secundärer Syphilis gefunden. Kaninchen,
Meerschweinchen, Affen und Schweine wurden mit den Pseudodiphtherie-
bacillen geimpft. Die beiden ersteren Thierarten wurden gar nicht beeinflusst.
Bei Schweinen wurden indes Papeln erzielt, die später nach vollständigem
Verschwinden noch einmal recidivirten. W. stellt die Gründe zusammen,
welche für und gegen die ursächliche Bedeutung der v. Niessen’schen
Bacillen sprechen, glaubt aber, dass der Bacillus von der Haut stammt.
Winternitz hat Culturen v. Niessen’s gesehen, welche keine Reinculturen
waren. Joseph’s Bacillen wachsen auf allen Nährböden, wenn auch etwas
kümmerlich. W. hat auch die verschiedensten Bakterien bei Syphilis ge-
funden, darunter auch die Joseph’schen. In 9 Fällen konnte aus Smegma
8 Mal derselbe Bacillus in Reincultur gewonnen werden. Impfungen auf
Schweine mit den aus Smegma gewonnenen Bacillen und mit den aus Papel-
saft gefundenen ergaben kein specifisches Exanihem. Auch Nagelschmidt
berichtet über negative Impfversuche mit Syphilis auf Thiere. Mracek weist
auf die bekannten Pfeiffer’schen Harnröhrenbakterienbefunde hin und be-
merkt, dass Pfeiffer und Joseph auf der Kasseler Naturforschervereammlung
die Debatte fortsetzen.
Zur Casuistik der Syphilis berichtet Havas über Darmlues. Dieselbe
gilt als selten, tritt bei Kindern mit starken Diarrhöen und Coliken auf und
zeigt anatomisch einfache leichte Röthungen oder bei Spätformen Geschwüre
mit steilen Rändern und schliesslich stecknadelkopf- bis bohnengrosse Gummata.
Bei einer Prostituirten, bei der das Krankheitsbild mit Schmerzhaftigkeit im
Abdomen begonnen hatte, wozu später Durchfälle mit Koliken getreten waren,
wurden nach ihrem an Entkräftung erfolgten Tode im Dünndarm, der an
den betreffenden Stellen verengt war, 6—8cm lange Geschwüre mit auf-
geworfenem, höckrigem Rand gefunden. Die Geschwüre waren an den
Payer’schen Plaques localisirt, lagen erhöht über die umgebende Mucosa
und hatten eine glatte Basis. Die Drüsen waren normal. Mikroskopisch war
der Befund von Endo- und Periphlebitis und Periarteritis bemerkenswerth.
Auch Mracek hat mehrfach bei hereditärer Syphilis Darmerkrankungen ge-
u B a
funden. In einem Falle erfolgte die Perforation des Geschwürs in die Peri-
tonealhöhle. Nur 1 Mal sah M. die Erkrankung bei einem Erwachsenen.
— Stein zeigt das Röntgen-Bild von Tumoren der Wirbelsäule bei Tabes,
die durch Quecksilberbehandlung verkleinert wurden. Ueber quantitative Jod-
bestimmungen in thierischen und menschlichen Geweben berichtete Justus.
Jod fand sich in Hundertstel Milligramm ausgedrückt in 100g Gewebe: in
der Schilddrüse 976, in der Leber 121, in der Haut des Kalbes 42, in der
Haut des Menschen 60, in der Hornsubstanz des Kalbes 100, in den Haaren
des Menschen 84. Zum Schluss sei des wasserlöslichen, colloidalen Calomels
gedacht, das Galewski wegen seiner Reizlosigkeit zu Versuchen empfahl.
Was die Wirkung anlangt, so zeigten sich bei 22 Schmierkuren keine Unter-
schiede von der gewöhnlichen grauen Salbe. Wolf wünscht, dass das Prä-
parat nicht parfümirt wird.
Gehen wir jetzt zur Gonorrhöe und den übrigen urologischen Themata
über. Der Vortrag Bärmann’s über bakteriologische Untersuchungen bei
der gonorrhoischen Epididymitis ist unterdes in der Deutschen med. Wochen-
schrift veröffentlicht. B. gewann durch Punction in der überwiegenden Mehr-
zahl der Fälle eine ziemliche Menge grünlichen Eiters aus der Epididymitis.
Die Dicke des umgebenden Infiltrats verhindert leicht den Nachweis der
Abscedirung. Doch lassen sich die stärker abscedirten Fälle schon aus dem
hohen Fieber, der Prostration des Patienten und der Betheiligung des Skrotums
erkennen. Die Kerne sind im mikroskopischen Präparat noch gefärbt. Gono-
kokken werden in der Hälfte der Fälle mikroskopisch, sonst culturell nach-
gewiesen. Die langsam verlaufenden Fälle ergeben gewöhnlich keinen Eiter,
sondern nur serosanguinolente Flüssigkeit beim Zurückziehen der Nadel. In
der entzündlichen Hydrocele finden sich ebenfalls Gonokokken. Dieselben
lassen sich bei getrübtem Exsudat leicht nachweisen. Im klaren Exsudat
findet man sie nicht, kann sie aber auch in diesen Fällen dadurch züchten,
dass man vorher mit der Nadel über die Hydrocelenwand streicht. B. konnte
bei einem Patienten noch 2 Jahre nach Abheilung der Epididymitis vollständig
lebenskräftige Gonokokken durch Punction nachweisen und machte so die
Befunde Löwenheim’s begreiflich, der mehrfach nach Epididymitis gono-
kokkenführende Spätreeidive der Urethritis beobachtete und noch jüngst einen
solchen Fall nach Trauma sah, wobei die Gonokokken nach 30 Stunden
wieder verschwunden waren. Bärmann empfiehlt die Punction auch aus
praktischen Gründen. Er sah, wie auch Funke, einen günstigen Einfluss
auf die Epididymitis, auch wenn keine Hydrocele vorhanden war. Das Fieber
verschwand sofort. Bei einem Falle nicht gonorrhoischer Epididymitis fanden
sich durch Punction Pseudodiphtheriebacillen, die auch die Urethritis ver-
ursachten. Während Nobl niemals Gonokokken bei der Punction der Epi-
didymitis gefunden hat, bestätigt Löwenheim den Gonokokkenbefund und
erinnert daran, dass Epstein in Nürnberg die Punction des Hodens zuerst
ausgeführt hat. Misserfolge werden auch von Ehrmann berichtet und Bär-
mann führt dieselben auf die Anwendung zu dünner Canülen zurück.
Mracek referirte über Bakterienbefunde der normalen Harnröhre. Die
Frage der Bedeutung der Harnröhrenbakterien sieht auch Neisser noch
nicht als erledigt an. Doch ist bisher kein Beweis für die Infectiosität der
postgonorrhoischen Entzündungen erbracht.
Saalfeld empfiehlt nach Culturversuchen und klinischen Erfahrungen
Gonosan zur Behandlung der Gonorrhöe.
wee, ZB ai
Preindlsberger empfiehlt die Urethrotomia interna, die er in Fällen,
in denen nur filiforme Bougies die Harnröhre passirten, und auch in solchen
ausgeführt hat, in denen zwar etwas stärkere Nummern durchzuführen waren,
die aber der gewöhnlichen Dilatation widerstanden. Stein hält für alle Fälle
das Bougie à demeure für ausreichend, während Hopp sich Preindlsberger
anschliesst und einzelne Strieturen für die Dehnung unzugänglich hält.
In einer Demonstration vor der Congresssitzung hatte PreindIsberger
das Verfahren der sub- und epiduralen Injection gezeigt. Das letztere Ver-
fahren wird bekanntlich zur Behebung von Incontinenz mit 5—10—20g
Kochsalzlösung ausgeführt. Die Injection wird 2—3 cm oberhalb des Endes
der Crena ant ausgeführt. Die Nadel wird senkrecht eingestochen und dann
schräg nach oben gerichtet. Die subduralen Injectionen werden mit 0,05 bis
0,06 Tropaeocain ausgeführt. P. lässt unter der anästhesirenden Wirkung
einer solchen Injection eine Bruchoperation in Gegenwart der erschienenen
Congressmitglieder ausführen.
VI. Vermischtes.
— Pezzoli nnd Porges berichten über 12000 Fälle von Haut- und
Geschlechtskrankheiten aus Prof. Finger’s Ambulatorium für Haut- und
Geschlechtskrankheiten im k.k. allg. Krankenhause in Wien (Wien 1903,
Deuticke. 3 Mk... Es sind hier eine so grosse Menge von interessanten
Einzelheiten enthalten, dass wir unmöglich auf alles eingehen können, sondern
diesen Bericht zum eingehenden Studium empfehlen. Nur einiges wenige sei
hieraus berichtet. Zunächst wird ein Fall angeführt, in welchem es sich
zweifellos um eine postconceptionelle, placentäre Infection des Kindes handelt.
Auffällig scheint den Verff. mit Recht die Thatsache, dass die Roseola annularis
sich sehr gerne mit Psoriasis der Handteller und Fusssohle combinirt und
mit dieser recidivirt. Beachtung verdient, dass Amyloide im Secrete gesunder
Prostata recht zahlreich, bei chronischer Prostatitis nur spärlich, meist aber
gar nicht angetroffen werden. Ebenso wichtig ist, dass Patienten die einmal
an einer Epididymitis gelitten hatten, meist auch einen chronischen Catarrh
der Glandulae prostaticae darboten. Weiter ist aber die chronische Prostatitis
dadurch bedeutungsvoll, dass sie die normalsaure Reaction des Prostatasecrets
beeinträchtigt, dieselbe in eine neutrale und alkalische umwandelt. Hierdurch
ist die Berechtigung ein Krankheitsbild der Necrospermie ex prostatitide chron.
als Ursache von Impotentia generandi aufzustellen, wie es Finger thut, voll-
ständig erwiesen. Hervorgehoben zu werden verdient weiter die Beobachtung
der Verf., dass durch den Kolibacillus ein der chronischen Gonorrhöe ana-
loges Symptomenbild erzeugt werden könne. Sie berichten über einen Fall,
in welchem der Colibacillus nicht nur eine Urethritis chron., sondern auch eine
Prostat. gland. chron. und Cystitis chron. erzeugte. Für ältere mindestens ein
und mehr Jahre ältere Gonorrhöen wird schliesslich das Cuprum sulfur.
als ein vorzügliches, ja das einzige Heilmittel empfohlen. J.
Um Einsendung von Separatabzügen und neuen Erscheinungen an den Heraus-
geber De. Max JoserH in Berlin W., Genthiner Strasse 5, wird gebeten.
Verlag von Ver & Come. in Leipzig. — Druck von Merzops & Wirra in Leipzig.
DERMATOLOGISCHES GENTRALBLATT.
INTERNATIONALE RUNDSCHAU
AUF DEM GEBIETE DER HAUT- UND GESCHLECHTSKRANKHEITEN.
HERAUSGEGEBEN
VON
DR. MAX JOSEPH
Siebenter In BERLIN. Jahrgang.
Monatlich erscheint eine Nummer. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes, sowie direct von der Verlagsbuchhandlung
VEIT & Comp. in Leipzig.
1903. December. Nr. 3.
Inhalt. I. Originalmittheilungen. Die Prophylaxe der Geschlechtskrank-
heiten, von Dr. Eduard Richter in Plauen i/V.
II. Referate. Allgemeine Pathologie und Therapie der Hautkrank-
heiten. 1) An anomalous case of erythema multiforme in a patient with cardiac and
renal disease, by Arthur Whitfield. 2) The sclerodermie type of lupus erythematosus,
by Wilfrid B. Warde. 3) Ein seltenes Symptom der Arsenvergiftung, von F. Sam-
berger. 4) Sur un cas de mal perforant buccal, par Capdepont et Rodier. 5) [lerpes
of left upper division of fifth nerve with ocular paralysis; paralysis of right third
nerve with iritis; diabetes, by Arthur Hall. 6) Case of angiokeratoma with chilblain
circulation, erythema pernio and Bazins disease, by 8. E. Dore. 7) Desquamation
estivale en aires des mains, par A. Carayon. 8) Eine neue Darstellung der Epithel-
fasern und die Membran der Stachelzellen, von P. G. Unna. 9) Die Behandlung der
Pigmentmäler mit 30°/,igem Wasserstoffsuperoxyd (Merck), von Curt Cohn. 10) Ueber
eireumskripten congenitalen Defect (Aplasie) der Cutis und Subcutis, von Hans Vörner.
11) Beiträge zur Kenntniss der Alopecia congenita familiaris, von Alfred Kraus.
12) Zur Casuistik und Pathogenese des Melasma suprarenale (Morbus Addisonii), von
A. J. Pospelow und Ed. W. Gautier-Dufayer. 13) Neuer klinisch-experimenteller
Beitrag zur Pathologie der glatten Muskelfasern der Haut, von Carlo Vignolo. 14) Er-
fahrungen über die dermatologische Verwerthung der Elektrolyse, von 6. Nobl.
15) Pityriasis rosea, by L. Weiss. 16) Neuere therapeutische Versuche beim Erysipel,
von Robert Pollatschek. 17) Zur Kenntniss des Xeroderma pigmentosum, von Adolf
Bayard. 18) Ein Fall von Sklerodermie nach vorausgegangenem Morbus Basedowii,
von H. Krieger. 19) Some remarks on sclerema neonatorum, by E. R. Stillman.
20) Ein Beitrag zur Kenntniss der Hyperhidrosis universalis, von Friedrich Müller.
21) Ueber Viscinum depuratum, von Vörner. 22) Hysterische Selbstbeschädigung
unter dem Bilde der multiplen neurotischen Hautgangrän, von Bettmann. 23) Ein
Fall von allgemeinem idiopathischem Oedem mit tödtlichem Ausgange, von Rudolf
Staehelin. 24) Zur Aetiologie und Anatomie der Erosio portionis vaginalis, von
Hans Vörner. — Entzündliche Dermatosen. 25) Histologie du lichen chronique
eirconserit (Nevrodermite circonscrite), par E. Dalous. 26) Ueber Lichen scrophu-
losorum, von Fritz Porges. 27) L’histo-pathologie du psoriasis, par 6. Verotti.
28) Ein Fall von wenig entwickeltem infantilem Myxödem mit ausgebreiteter Psoriasis,
von 0. Dalsjo. 29) Ein Beitrag zur Ekzemfrage: Durch Depigmentiren der ekzematös
erkrankten Haare und Darstellen der darauf befindlichen Mikroorganismen, sowie der
durch sie verursachten Läsionen der Haare, von Schwenter-Trachsler. 30) Recurring
eczema of exposed parts heat eczema, cold eczema, by Wilfrid B. Warde. 31) Patho-
logical action of the Röntgen-rays, by J. M. H. Mac Leod. 32) Die Behandlung der
Acne vulgaris mittels Röntgen-Strahlen, von Ludwig Török und Moriz Schein.
33) Ueber Bäckeracne, von G@alewsky. 34) Contribution & l’&tude des tuberculides,
par Nicolau. 35) Phlyctenose recidivante des extrémités, par E. Bodin. — Gonorrhöe
und deren Complicationen. 36) Zur Histologie der blennorrhoischen Deferentitis
und Epididymitis, von Nobl. 37) Zur Behandlung ceircumskripter periurethraler gonor-
rhoischer Infiltrate mit Röntgen-Strahlen, von R. Kaufmann. 38) Venereal prophylaxis
that is feasible, by Ludwig Weiss. 39) Die Prophylaxe der postoperativen Cystitis,
von Baisch. 40) Ein neues zweitheiliges Centrifugenröhrchen, von Napp. 41) Zur
Abortivbehandlung der Gonorrhöe, von Fuchs. 42) Zur Behandlung der chronischen
VII. 5
ei 366 u
Gonorrhöe, von Falk. 43) Traitement de l'uréthrite totale blennorhagique par l’ich-
thargan, par Rychner. 44) Ein Beitrag zur mechanischen Behandlung der Prostata,
von Laskowski. 45) De la spermatocystite aigue, par Wildbolz. 46) De la dilatation
électrolytique de l’ur&thre, par Desnos. 47) Ueber Anurie, von E. Apolant. — All-
emeine Pathologie und Therapie der Syphilis. 48) Die Syphilis, deren
esen, Verlauf und Behandlung, von Schuster. 49) The boy’s venereal peril, by
F. C. Valentine. 50) Reinfectio syphilitica, von F. Samberger. 51) Zur Casuistik der
Visceralsyphilis, von H. Quincke. 52) Ueber die Häufigkeit von Gelenkerkrankungen
bei hereditär Syphilitischen, von E. v. Hippel. 53) Die Vererbung der Syphilis, von
Rudolf Matzenauer. 54) Einige Fragen aus der Lehre von der Vererbung der
Syphilis, von v. Düring. 55) Das Problem der Syphilis und die Legende von der
specifischen Wirkung des Quecksilbers und Jods, von 0..Bosenbach. 56) Die gum-
möse Erkrankung der weiblichen Urethra, von Georg Löwenbach. 57) Experimentelle
Studien über die Localisation des Quecksilbers bei Quecksilbervergiftung, von Johan
Almkvist. 58) Les affections parasyphilitiques, par Hermanides. 59) Ueber ein
bisher nicht beschriebenes postsyphilitisches Merkmal, von G. Nobl. 60) Der gan-
gränöse, phagedänische, diphtheritische Schanker der Autoren, von 8. Róna. 61) Sur
Tinstallation de la syphilide pigmentaire du cou, par M. Hullen. 62) Zur Pathogenese
der syphilitischen Anämie und des syphilitischen Icterus, von F. Samberger. 63) Noch-
mals über die Action des Quecksilbers auf das syphilitische Gewebe, von Conrad
Siebert. 64) Sphacele de l'extrémité du nez dans un cas de syphilis tertiaire accom-
agne de la maladie de Raynaud, par F. Balzer et Ch. Fouquet. 65) Ein Fall von
olyarthritis syphilitica, von K. SR Willanen. 66) Beitrag zur Herzsyphilis, ins-
besondere in Verbindung mit Tabes, von Schuster. 67) Zur Frage von den gummösen
Geschwülsten der Sklera, von A.W.Lotin. 68) Röntgen-Befund nach Jodipininjectionen,
von M. Landow. — Parasitäre Dermatosen. 69) Sur la trichophytine, par Mario
Truff. 70) Zwei Fälle von seltener Localisation des Trichophyton tonsurans der
Haut, von F. Samberger. 71) Ueber eine eigenartige benigne Streptomycosis bullosa
in der Blindenanstalt Konitz bei Bern, von M. Winkler.
III. Bibliographie. — IV. Therapeutische Notizen. — V. Vereinsberichte.
— VI. Vermischtes. — VII. Personalien.
I. Originalmittheilungen.
Die Prophylaxe der Geschlechtskrankheiten.
Von Dr. Eduard Richter in Plauen i/V.,
früher Privatdocent für Physiologie zu Greifswald.
In einem für den I. Congress der Deutschen Gesellschaft zur Be-
kämpfung der Geschlechtskrankheiten bestimmten Vortrag: „Zur persön-
lichen Prophylaxe des Mannes gegen geschlechtliche Ansteckungskrankheiten“
wollte ich bereits im Allgemeinen auf die Nothwendigkeit hinweisen, dass
als ein vollkommen vollwürdiges Glied der Bestrebungen einer solchen
Gesellschaft die wissenschaftliche Frage anzusehen sei, ob die Geschlechts-
krankheiten durch persönliche Prophylaxe des Mannes vermeidbar sind
oder nicht. Ist es möglich durch reine objective Aerztearbeit die wissen-
schaftliche Frage sexueller Prophylaxe zu lösen und — basierend auf
einer möglichen Lösung — auch auf diesem Wege der Allgemeinheit zu
dienen? Ohne an den weiteren Bestrebungen der erwähnten „Deutschen
Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“ irgendwie mäkeln
zu wollen, will ich sogar voraus schicken, dass auch ich in jeder
Weise diesbezüglichen Bestrebungen meine Ansicht zugereiht und theil-
weise untergeordnet habe, so was die Frage der „neuen Einreglung der
Prostituirten“ betrifft; was die Aufklärung der Allgemeinheit durch Druck-
anweisungen betrifft, habe ich des Näheren und Breiteren in jenem Vortrag
mich den allgemein erstrebten Intentionen zureihen wollen.
Zweierlei aber muss — wenigstens dem Arzt von seinem Standpunkte
aus — bei der Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten vorschweben,
nämlich 1) seine Hülfe darf nicht post festum kommen, wie z. B. die der
eventuell vorzuschlagenden juristischen Strafgesetze, welche zum Unglück
noch eine Strafe bringen, und 2) die Bekämpfung der „Geschlechts-
krankheiten“ ist ganz streng zu unterscheiden von einer Bekämpfung für
oder gegen die „Geschlechtskranken“. Wird dies festgehalten, dann ordnet
sich der Stoff so, dass ich mich voll und ganz berechtigt fühle, mit Er-
fahrungen über experimentelle Studien an diemedicinische Oeffentlichkeit
zu treten, die erstens dazu bestimmt sind bei der Bekämpfung der
Geschlechtskrankheiten im wissenschaftlichen Aufklärungsdienst zu dienen,
und zweitens nicht im Hintergrunde kämpfen, sondern den Kampf an der
Vorderfront aufnehmen.
Ich lasse mich gar nicht auf die Frage ein, ob Einige die sexuelle
Prophylaxe in diesem Sinne vom Standpunkt höherer Ethik über die Achsel
ansehen, ob diese Einige von „Schutzmitteln!“ Gebrauch machen wollen
oder nicht; ich bin vollauf über die Ansicht dieser Herrn unterrichtet,
verstehe sie auch, weil auch meiner Ansicht nach der medicinische Name
nicht für irgend ein Fabrikerzeugniss die Schutzmarke sein soll, ferner
weil vom Standpunkt der Verheiratheten eigentlich die persönliche Pro-
phylaxe der Unverheiratheten überflüssig erscheint. Weil aber so viele junge
Leute eben ehe sie moralisch, psychisch und physisch vollkräftig sind,
nicht heirathen können, und weil lebenslanges Elend sich aus einer sexuellen
Erkrankung ableiten kann, so brauchen wir einen „Schutz“ für die, die
sich schützen wollen — eine objective Prophylaxe.
Die Aufforderung durch „Abstinenz“ die Geschlechtskrankheiten zu
vermeiden, ähnelt dem Gedanken, die Eisenbahnunglücke durch Abschaffung
der Eisenbahnen zu vermeiden; in Sachen des Sexus sind die Anschlüsse
aber ungleich zahlreicher.
Abgesehen von dieser kurzen Andeutung über ein bei Seite stehendes
Thema betone ich, dass nur dann unser wissenschaftlicher Gesichtskreis
gleich meilenweit zunimmt, wenn wir einen wissenschaftlichen Schritt
vorwärts thun. Ich behaupte also, und jeder, der sich als Arzt damit
beschäftigen wird, wird das zugeben, die Frage der persönlichen Prophylaxe
ist zunächst eine ganz hervorragend wissenschaftliche, und nur durch
Lösung dieser Frage sind wir im Stande, der Allgemeinheit direct zu dienen.
Ich will aber gerade diese meine Meinung und Behauptung durch eine
Anzahl Sätze stützen, welche aus der Praxis hergeleitet sind und auch
sämmtlichen bekannt sind, die sich mit unserem Stoffe beschäftigen.
5*
— 68 —
1) Die Gegner der Prostitutionscontrole, die Abolitionisten, sagen, die
sanitäre Controle habe überhaupt zur Eindämmung der geschlechtlichen
Infectionen nichts Förderndes ergeben, ja in den jungen Männern erwecke
die ärztliche Controle das Gefühl der Sicherheit. Ich für meine Person
bin allerdings für die Reglementation, denn eine kranke Prostituirte nur
1 Tag eliminirt, heisst so und so viele Infectionen vermeiden.
2) In der Woche wird gewöhnlich nur 2 Mal Controle geleistet, das
müsste aber alle Stunden geschehen, wenn keine Üarenzzeit eintritt.
3) Die geheime Prostitution controlirt man und erwischt man doch
nicht.
4) In. der Incubationszeit, die z. B. für Gonorrhöe doch sicher in-
fectiös ist, ist man als Arzt überhaupt nicht fähig etwas auszurichten und
da kann die Infectionsübertragung nach II., IIL, IV. u. s. w. Stelle schon
lustig vor sich gehen. Ja, trotz der Controle wird der Controlarzt durch
die Trics der Prostituirten öfters von denselben betrogen. |
5) Von 100 Inficienten erwischt man vielleicht 5—10. Wo kämen
sonst die vielen Frauenkrankheiten (Oophoritiden, Salpingitiden u. s. w.) in
den Ehen her. Wer weiss nicht, dass viele Frauen aus Schamgefühl und
Angst vor Entdeckung auf eine ärztliche Untersuchung verzichten, und
wer kennt nicht demgegenüber die schönen Selbstdiagnosen der Männer,
die das Ulcus durum, wenn sie bereits secundär oder tertiär krank sind,
als ein früheres „Blüthchen“ oder ein unschuldiges „Wimmerl“, etwas
„Aufgeriebenes“, „Aufgenifftes‘“, das schnell vorüberging, bezeichnen, und
die Gonorrhöe als etwas „weissen Fluss“ oder eine kleine „Ueberreizung“.
Freilich als Ueberreiz fungirt die Gonorrhöe.
6) Die meisten Frauen wissen ja gar nicht, dass sie krank sind und
tragen monatelang Infectionsstoffe mit sich herum. Wer kennt nicht Ehe-
männer, die, um ihre Frau von der anderwärts geholten Infection nichts
merken zu lassen, mit vollem Bewusstsein inficirend vorgingen. Wem
schwebt nicht hierbei mitleidsvoll das traurige, dramatische Bild: „Das
Bild der kranken Frau“ vor. Ja, es giebt Damen, die sich aus all diesen
Gründen vor der Ehe fürchten.
7) Zweifellos giebt es dauernd unheilbare Gonorrhöen und Syphi-
lide — und Syphilide, die noch in der Latenz infectiös sind.
8) Man muss ohne weiteres ungeheilte acute und chronisch erkrankte
Patienten laufen lassen, z. B. weil doch nicht alle gonorrhöe-erkrankten
Männer eingesperrt werden können, oder weil für floriderkrankte Prosti-
tuirte nicht genug Stellen in den Krankenhäusern sind und vorläufig diese
Prostituirten noch nicht während der ganzen Zeit ihrer Erkrankung zurück-
gehalten werden können. Einige sagen ja sogar, die Therapie der Gonorrhöe
und des Cervicalcatarrhs wäre noch sehr entwicklungsfähig.
Die eben erwähnten 8 Thesen müssen von jedem Mediciner rück-
zu, 00: we
haltlos eingestanden werden, und damit ist der grosse Abgrund bezeichnet,
den zu überbrücken die vorgeschlagenen Systeme nicht im Stande sind.
Da wir übrigens keine Allerweltsmaassregeln geben können, und von dem
Gedanken ausgehen, dass wir jene jungen Leute, die nicht ohne weiteres gleich
heirathen können, schützen wollen, weil eben die unverheiratheten jungen
Männer das grösste, und am meisten des Schutzes bedürftige Contingent
sind, so wird bis dahin, wo die andern 8 Facultäten Belzebub noch nicht
ausgetrieben haben, uns Medicinern die weitere Arbeit im rothen Talar
statt in dem der Tinte nöthig sein. Haben die andern 3 Fakultäten
richtige Erfolge zur Vermeidung der venerischen Krankheiten zu ver-
zeichnen, — und dies kann nur geschehen, wenn sie nicht am grünen
Tisch bureaukratische Gesetze schaffen —, dann will ich vom allgemeinen
Standpunkt aus gern meine Meinung aufgeben, niemals aber werde ich
der Frage der persönlichen Prophylaxe ihre sehr interessante wissenschaft-
liche Bedeutung absprechen.
Die betrübenden Erfahrungen, die ich in meinem studentischen und
späteren Bekanntenkreis gemacht habe, das Bedauern, mit dem ich sah,
dass sich viele biedere junge Leute frühzeitig eine der vergiftenden
Seuchen holten, berechtigt mich persönlich vollauf zu einer Prüfung der
Frage, sind die venerischen Krankheiten vermeidbar oder nicht, giebt es
eine Prophylaxe dafür oder nicht? Wie oft habe ich diese Frage stellen
hören.
So lange wir von Venerieerkrankungen sprechen, ist diese Frage auch
vollkommen berechtigt, es sei denn, es würde die Prophylaxe dadurch
geübt, dass spartanisch-exemplarisch bestraft würde 1) die Prostitution,
2) der Ehebruch, 3) der oder die venerisch Erkrankte. Das ist aber nicht
Aerztesache.
Wir mögen uns drehen und winden wie wir wollen, wir kommen
immer wieder an die objective Lösung der Frage — gegenüber der
quantitativen Prophylaxe an die qualitative, medicinische, persönliche,
objective, positive, oder wie ich sie auch nur immer mit einem Namen
nennen mag.
Nach Ricord hatten 80°), der Männer der Grossstadt Gonorrhöe,
10°/, Syphilis überstanden. Wie gross der Procentsatz der insgesammt
Nichterkrankten ist, sieht man sehr belehrend aus dieser statistischen
Angabe. Schützen wir aber, oder können wir vielmehr das Einzelwesen
schützen, dann müssen jene Zahlen sich ändern. Wir wissen genau, dass
die Interessen der Urologen und Dermatologen durch eine Bekämpfung
der Geschlechtskrankheiten nicht so gefährdet sind, dass das Capitel
„Venerie“ später nur noch zu den historischen zu zählen wäre.
Arbeiten wir als Aerzte an der Frage der Immunität und Prophylaxe
gegen Tuberculose, Diphtherie, Pocken, Malaria, Starrkrampf, Pest, Cholera,
— 70 —
Typhus und Hundswuth, so können wir die uns interessirenden Namen:
Gonorrhöe, Syphilis getrost den ersten Namen zufügen.
Von diesen Gesichtspunkten aus habe ich mir also eine Aufgabe
gestellt, nämlich experimentell festzustellen, sind die geschlechtlichen
Ansteckungskrankheiten vermeidbar oder nicht, oder mit anderen Worten,
lässt sich persönliche Prophylaxe treiben.
Wäre qualitative Prophylaxe ideal erreichbar, dann müsste eigentlich
die quantitative Prophylaxe ganz von der Tagesordnung verschwinden.
Vorläufig laufen aber beide Wege auf lange Zeit noch nebeneinander her.
Die quantitative Prophylaxe beschäftigt sich zumeist — objectiv — mit
der Heilung sexuellkranker Frauen, die qualitative mit der persönlichen
Prophylaxe der Männer; auch diese Art medicinischer Arbeit ist eine Insel
in dem klassischen Archipel unserer Bestrebungen.
Seit die Cred6’sche Augentripperprophylaxe Gesetz geworden, sind
wir in Bezug auf die persönliche Prophylaxe der sexuellen Gonorrhöe und
der Syphilis wenig vorwärts gekommen. Neisser schlug nach seiner
Schule machenden Entdeckung der Gonokokken Instillationen von 10°),
Arg. nitricum vor, und zwar einzig und allein gegen Gonorrhöe. Ihm
nachgeeifert haben jene, welche an Stelle des salpetersauren Silbers ein
anderes Silberpräparat setzten, nämlich das auch von Neisser zur Be-
handlung.der Gonorrhöe empfohlene — Protargol. Mit diesen Bestrebungen,
die sich nur gegen Gonorrhöe richten, ist aber nur ein einseitiges Vor-
gehen gegeben. Wallen wir wirklich ein ärztliches Verfahren der All-
gemeinheit vorlegen, so muss es beide Köpfe der „venerischen Hydra“
treffen.
Ich sehe hier ab von dem Gebrauch des Condom, den ich, als zur
Onanie gehörig, betrachte; freilich sagte mir einmal ein Gynäkologe des
Frankfurter Congresses, ein Gegner der „Schutzmittel“: „Onanie schade
nicht.“ Das ist allerdings eine eigene Auffassung über das Vorhandensein
zweier Geschlechter. |
Im V. Jahrgang des Dermatologischen Centralblattes habe ich über
meine ersten Bestrebungen berichten können, und zwar über Vor-
versuche, die sich auf einen etwa siebenjährigen Beobachtungszeitraum
erstrecken. Jetzt sind es etwa 10 Jahre, dass ich mich mit den Fragen
persönlicher Propbylaxe beschäftige, und ich glaube daher nicht Unrecht
zu haben, wenn ich von meinen Erfahrungen hier berichte und von vorn-
herein betone, dass eine Prophylaxe möglich und wirksam sei.
Diese Versuche und Vorschläge gingen von der sehr einfachen
Ueberlegung der Incubationsverhältnisse aus, nämlich: Es kann unter nicht
gar zu krassen Verhältnissen nicht so schwer sein, einen Schutz gegen
die venerischen Seuchen zu finden, da erstens einmal der Sitz der An-
fänge der sexuellen Krankheiten immer derselbe und uns genau bekannt
= i a
ist, zweitens der Anfang einer event. Infection zeitlich feststeht; ferner
kommt hinzu, dass wir der Hauptsache nach nur gegen zwei venerische
Hauptkrankheiten vorzugehen haben, nämlich Gonorrhöe und Syphilis, die
sich fast schematisch genau auf ihre Körpergebiete beschränken, die Go-
norrhöe in der Urethra intern, die Syphilis zunächst meist extern.
Offenkundig ist der Trägheit der Entwickelung der syphilitischen In-
fection die Entwickelung der gonorrhöischen an Schnelligkeit überlegen.
Auch scheint meiner Auffassung nach an Quantität das gonorrhoische
Virus dem syphilitischen überlegen. Das gonorrhoische Virus ist also dem
syphilitischen in jeder Beziehung bedeutend an „Infectionsintensität‘ voran,
wie ja auch numerisch etwa 8 Mal mehr Gonorrhöeerkrankungen wie
Uleuserkrankungen vorkommen. Während ferner anzunehmen ist, dass
das gonorrhoische Virus im Stadium der Incubation bereits übertragbar
ist, ist es bis zur Entwickelung der offenen syphilitischen-schankrösen
Geschwürsform unwahrscheinlich, dass die Uebertragung bereits vor diesem
Augenblick stattfinden könne.
Wenn nun aber Pilzkeime, und in beiden Fällen supponiren wir ja
der Erkrankung, solche Pilzkeime 5 Tage beziehentlich 2—6 Wochen zur
gonorrhöischen, beziehentlich zur syphilitischen Vollentwickelung brauchen,
so meine ich ist eine Unterlassung bisher darin zu suchen, dass man diese
uns genau bekannte Incubationszeit unbenutzt vorübergehen liess, ohne
der event. kommenden Virusentwickelung vorzubeugen. Das lag nun bisher
daran, dass wir zur Prophylaxe beider Krankheiten auf einmal keine
Mittel bisher empfehlen konnten.
Zum Schutz gegen die Syphilis war tee bisher nur Ein-
fettung antea empfohlen, postea schlug Behrmann eine kräftige partielle
Inunctionskur mit grauer Salbe vor. Beide venerischen Hauptkrankheiten
zugleich sind aber prophylaktisch noch nicht bekämpft worden.
Ich für meine Person ging nun von der Ansicht aus, dass es gegen
die venerischen Pilzkeime zusammen specifische Desinficientien geben
muss. Soll überhaupt, wie gesagt, ein Prophylacticum Geltung haben, so
muss es beide Processe coupiren. Dieses ist meiner Meinung nach mög-
lich und ich bin durch meine Versuche der Anschauung, dass die
Geschlechtskrankheiten vermeidbar sind.
(Schluss folgt.)
II. Referate.
Allgemeine Pathologie und Therapie der Hautkrankheiten.
1) An anomalous case of erythema multiforme in a patient with cardiac
and renal disease, by Arthur Whitfield. (British Journ. of Derma-
tology. 1903. Nr. 8.)
In der Familie der 19jährigen Kranken besteht Disposition zu Tuber-
u GI ze
culose. Sie selost ist bis vor 2 Jahren gesund gewesen. Damals zeigten sich
rheumatische Schwellungen der Füsse. Seitdem litt die Kranke viel an
Kopfschmerzen. 1 Monat vor der Aufnahme ins Spital bemerkte sie helles
Blut im Stuhlgang, wozu sich auch Blutungen aus Nase und Gaumen ge-
sellten. Es stellte sich bei der Aufnahme ins Krankenhaus Mitralinsufficienz
und Lungencongestion heraus. Der Harn enthielt Eiweiss und Blut, hyaline
und gekörnte Cylinder. Die Harnstoffabscheidung war stark erhöht. Unter
Arsen- und Eisentherapie besserte sich der Zustand bedeutend, so dass sie
entlassen werden konnte. 8 Tage später erfolgte aufs Neue die Aufnahme
der Kranken wegen Schmerzen in den Beinen, Kopfweh und urinösem Geruch
des Athems. Unter Heissluftbädern und Milchdiät besserten sich alle Sym-
ptome, als plötzlich ein Ausschlag im Gesicht auftrat. Die Woche vorher
waren Pilocarpineinspritzungen gegeben worden. Die Eruption griff auf Arme
und vereinzelt auch auf die Brust über und glich völlig einem Variolaausschlag.
Es bestanden zahlreiche dicke Schorfe um Lippen und Mund, daneben harte
Knötchen, von denen die meisten mit den Follikeln in Verbindung standen,
sowie viele tiefsitzende, sehr gespaunte Bläschen mit grauem Inhalte, zum
Theil genabelt. Die Temperatur fiel nach 5 Tagen ab. Vorgenommene
Impfung war erfolgreich und widerlegte ebenfalls den Verdacht auf Pocken.
Nach Abheilung erfolgte ein neuer febriler Schub des Ausschlags, welcher
als ein aseptisches, multiformes Erythem zu betrachten ist. Hopf-Dresden.
2) The sclerodermie type of lupus erythematosus, by Wilfrid B. Warde.
(British Journ. of Dermatology. 1903. Nr. 8.)
Bei Kranken, welche an diffuser Sklerodermie des Gesichts oder der
Hände leiden oder an Raynaud’scher Krankheit, wird zuweilen eine Art
atrophisirenden Erythems beobachtet, welche sich durch Ueberwiegen der
Atrophie über die Röthung und durch das progressive schnelle Fortschreiten
dieser Atrophie charakterisirt. Diese Kranke neigen ausgesprochenermaassen
zu Gangrän der Fingerspitzen und bekommen an den Händen, zuweilen auch
an den Füssen erythematöse, ja purpuraartige Hauterscheinungen. Verf. fasst
dieses gesammte Symptomenbild als sklerodermischen Typus von Lupus ery-
themasotus auf. Hopf-Dresden.
3) Ein seltenes Symptom der Arsenvergiftung, von F. Samberger.
(Časopis lékařů českých. 1903. S. 397.)
Ein 22jähriger Mann mit Tuberculose der Drüsen, Knochen und vor-
wiegend der Haut, der früher Arsen innerlich ohne Schaden genommen hatte,
bekam bei subcutaner Anwendung des Arsen nach einer Gesammtmenge von
15cg Natri arsenicosi binnen 9 Tagen grosse Suffusionen um die Injections-
stellen und stecknadelkopfgrosse Petechien an der Haut des übrigen Körpers;
nach 1 Woche waren die Extravasate wieder verschwunden. — Die Ursache
erblickt Verf. einerseits in dem mangelhaften Stoffwechsel in Folge der Bett-
ruhe, andererseits in einer Art Idiosynkrasie gegen das subcutan angewendete
Arsen nach Art der Idiosynkrasie gegen bestimmte Präparate des Arsen
(Karewski). G. Mühlstein-Prag.
4) Sur un cas de mal perforant buccal, par Capdepont et Rodier.
(Journ. des maladies cutan. et syphil. 1903. Juni.)
Der 48jährige Mann, der an einer Tabes litt, klagte seit etwa 6 Monaten
über näselnde Sprache und das Abfliessen flüssiger Nahrung durch die Nase.
Die Untersuchung ergab an der Stelle des durch Extraction vor mehreren
Jahren entfernten ersten Molaris des linken Oberkiefers, eine etwa 2 mm im
Durchmesser zählende runde Perforation, deren regelmässige Ränder Schleim-
hautüberzug aufweisen. Entzündungserscheinungen und Ulcerationen fehlen
gänzlich, die Schleimhaut zeigt an dieser Stelle einen leicht fibrösen Charakter.
Sowohl in der Umgebung der Perforation als auch an der gegenüberliegenden
Wange ist die Sensibilität mit Ausnahme der Wärmeempfindung erhalten.
Die Verf. bringen daher die Affection mit der Systemerkrankung im Zu-
sammenhang und stellen die Diagnose auf „Mal perforant buccal“ (der Namen
stammt von Fournier) Für die Therapie kommt die Anfertigung einer
passenden Prothese in Betracht. Paul Oppler-Breslau.
5) Herpes of left upper division of fifth nerve with ocular paralysis;
paralysis of right third nerve with iritis; diabetes, by Arthur Hall.
(British Journ. of Dermatology. 1903. Nr. 9.)
Die Krankengeschichte betrifft einen 66jährigen Arbeiter, welcher mit
vollständiger Lähmung des linken 3. und 4. Hirnnervs in die Behandlung
des Verte kam. 8 Wochen früher ist der Mann unter heftigen Schmerzen
der linken Stirnseite erkrankt; augenblicklich zeigt letztere noch die Spuren
einer Affection, die nach diesen und der Beschreibung als Herpes zoster an-
zusehen ist. Derselbe hatte auch das linke Auge ergriffen gehabt. Dasselbe
war ebenfalls höchst schmerzhaft. Es blieb eine Paralyse des linken Ober-
lides zurück, wurde dasselbe gewaltsam gehoben, so sah der Kranke doppelt.
Jetzt, etwa 8 Wochen nach dieser ersten Erkrankung trat eine Schmerz-
haftigkeit des rechten Auges, Lähmung der Lider und Tous auf. Auf
dieser Seite fehlte aber jede Herpeseruption. Der Kranke litt an Zucker-
harnruhr, welche wohl die Ursache der nervösen Affectionen war.
Hopf-Dresden.
6) Case of angiokeratoma with chilblain circulation, erythema pernio
and Bazins disease, by S. E. Dore. (British Journ. of Dermatology.
1903. Nr. 9.)
Die Abhandlung betrifft eine 18jährige Kranke, welche eine Anzahl
bemerkenswerther Affeetionen aufweist. So lange sie denken kann, waren
ihre Hände blau und geschwollen. Die Cyanose und Schwellung der Finger
betrifft mehr die palmare Seite als die dorsale. Verstreut finden sich Tele-
angiektasien auf dem erkrankten Gebiete sowie einige hellere Flecke die von
Frostbeulen dargestellt werden. Ueber der Gefässerweiterung zeigte die Haut
eine verrucöse Veränderung (Angiokeratoma Mibelli). Die Epidermishyper-
trophie dürfte dabei das secundäre Moment sein. Die Hände weisen beträcht-
liche Hyperhidrosis auf. Hopf-Dresden.
7) Desquamation estivale en aires des mains, par A. Carayon. (Annales
de dermatologie. 1903. Nr. 4.)
An der Hand von 4 Fällen beschreibt der Verf. eine seltene Form von
chronisch zur Sommerszeit wiederkehrender Abschuppung der Hohlhände und
der palmaren Fingerflächen. Der Process beginnt mit dem Aufschiessen
kleiner weisser, rundlicher Flecken, die auf Hohlhand und Finger verstreut
sind. Ihre Grösse wechselt von der eines Stecknadelkopfes bis zu der einer
Linse. Sie bestehen in einer dünnen abgehobenen Epidermislage. Dies ge-
schieht ohne jede Flüssigkeitsabsonderung. Die darunter zum Vorschein
kommende Haut ist nur zarter als die Umgebung und geröthet.
Hopf-Dresden.
8) Eine neue Darstellung der Epithelfasern und die Membran der Stachel-
z= MU, we
zellen, von P. G. Unna. (Monatsh. f. prakt. Dermatologie. XXXVII.
Nr. 7 u. 8.)
Die eingehende Arbeit, der sieben farbige Figuren beigegeben sind, ist
im Original nachzulesen, da sie ohne Abbildungen schwer zu besprechen ist.
Schourp-Danzig.
9) Die Behandlung der Pigmentmäler mit 30°/,igem Wasserstoffsuper-
oxyd (Merck), von Curt Cohn. (Monatsh. f. prakt. Dermatologie.
XXXVII. Nr. 7)
Verf. berichtet von 3 Fällen von Pigmentmälern, welche täglich 2 Mal
mit einem Tropfen der 30°/ igen H,O,-Lösung mittels eines Glasstabes be-
tupft, nach dem Eintrocknen mit Zinkpflastermull bedeckt wurden und ohne
Schmerzempfindung seitens des Patienten verschwanden. Schourp-Danzig.
10) Ueber circumskripten congenitalen Defect (Aplasie) der Cutis und
Subcutis, von Hans Vörner. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. 1903.
LXVI. S. 407.) |
Verf. hatte Gelegenheit, einen Fall von circumskriptem congenitalem
Defect der Cutis und Subcutis am Kopfe zu beobachten und zwar bei einem
4jährigen Jungen, während andere in der Literatur niedergelegte Fälle bald
nach der Geburt verstorbene Neugeborene oder Todtgeborene betrafen. Die
histologische Untersuchung ergab einen umschriebenen totalen Mangel der
epithelialen Gebilde (Haare, Talg- und Schweissdrüsen) der glatten Muskeln,
des Papillarkörpers im Centrum und der Fettzellen, und eine normale Structur
und starke Entwickelung des bindegewebigen Antheils der Cutis und Subecutis.
Nirgends fanden sich Zeichen von Degeneration, frischer oder abgelaufener
Entzündung, so dass auszuschliessen ist, dass die Affection einfach secundär
durch einen entzündlichen Process entstanden sein könne. Vielmehr führt sie
Verf. auf einen in frühester Zeit des Fötallebens sich entwickelnden Bildungs-
fehler der Haut zurück. V. Lion-Mannheim.
11) Beiträge zur Kenntniss der Alopecia congenita familiaris, von Alfred
Kraus. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. 1903. LXVI. S. 369.)
Verf. beobachtete vier Geschwister mit Alopecia congenita familiaris.
Nach genauer Würdigung der einschlägigen Literatur kommt er auf Grund
der klinischen Betrachtung wie der histologischen Untersuchung zu der An-
nahme, dass es sich in seinen Fällen um eine in den Bereich des fötalen
Haarwechsels fallende Störung handelt. Die Wollhaare sind in normaler
Weise angelegt, nach deren Ausfall kommt es aber nirgends zur Ausbildung
bleibender Haare, vielmehr fallen die vorhandenen Haaranlagen hochgradigen
regressiven Veränderungen anheim. V. Lion-Mannheim.
12) Zur Casuistik und Pathogenese des Melasma suprarenale (Morbus
Addisonü), von A. J. Pospelow und Ed. W. Gautier-Dufayer. (Arch.
f. Dermatologie u. Syphilis. 1903. LXVI. S. 355.)
Zur Casuistik und Pathogenese der Addison’schen Krankheit geben die
Verff. nach eingehenden Erörterungen über diese Affection einen weiteren
äusserst genau beobachteten typischen Fall, bei dem Scrophuloderma und
käsiger Zerfall von Lymphdrüsen bestand, also wohl auch eine tuberculöse
Erkrankung der Nebennieren anzunehmen war. Therapeutisch erzielte die
Verabreichung von Nebennierentabletten augenscheinliche Besserung.
V. Lion- Mannheim.
13) Neuer klinisch-experimenteller Beitrag zur Pathologie der glatten
z GE a
Muskelfasern der Haut, von Carlo Vignolo. (Arch. f. Dermatologie
u. Syphilis. 1903. LXVI. S. 323.)
In seinen früher veröffentlichten „experimentellen Beiträgen zur Patho-
logie der glatten Musculatur“ (s. Ref. d. Centralbl. V. S. 44) hat Verf. einige
Erscheinungen an den Kernen als möglichen Ausdruck einer directen Theilung
gedeutet. Diese Hypothese stützt er durch die Ergebnisse seiner neuen dies-
bezüglichen Untersuchungen. V. Lion- Mannheim.
14) Erfahrungen über die dermatologische Verwerthung der Elektrolyse,
von G. Nobl. (Centralbl. f. d. gesammte Therapie. 1903. Heft 8 u. 9.)
Im Hinweis auf die verschiedensten Nachtheile der Röntgen-Behandlung
bei Hypertrichosis, schwere Dosirbarkeit, Reizwirkungen von leichter Hyper-
ämie bis zu tiefen Geschwüren, Pigmentirungen, stetem Wiederwachsen der
Haare in 3—4 Monaten u. dgl. m. bricht Verf. eine Lanze für die Jahre lang
von ihm erprobte elektrolytische Epilation, als dem einzig sichern, dauernd
und radical wirkenden, dazu unschädlichen Verfahren. An mehr als 200 Fällen
erzielte Verf. ausgezeichnete Resultate. Um die Stromstärke genau bestimmen
zu können, räth Verf. stets einen Galvanometer zu gebrauchen. Als Nadeln
erwiesen sich die feinsten „Karlsbader Perlnadeln“, wenn man deren Spitze
abbog, am praktischsten. Nachdem der Pat. die mit Salzwasser befeuchtete
Anodenelektrode in die rechte Hand nahm, führe man die Nadel ein und
schliesse den Strom, indem man auch die linke Handfläche des Pat. auf die
feuchte Elektrodenfläche legen lässt. Auf diese Art werden schmerzhafte
Empfindungen und Zuckungen vermieden. Um richtig bis zur Haarpapille
einzudringen, vergewissere man sich an einem ausgezogenen Haare wie tief
unter der Haut der Haarbulbus liegt. Bei allzu weit verbreiteter Hyper-
trichosis räth Verf. von jeder Behandlung ab. Günstige Resultate von Elektro-
lyse waren weiterhin zu verzeichnen bei Gefässectasien, Pigmentmälern, hart-
näckiger umschriebener Sycosis, weichen Warzen und einzelnen kleinen
Neoplasmen der Haut. Auch bei ausgebreiteten Pigmentationen erschienen
die feinen, punktförmigen Narben der Elektrolyse kosmetisch bedeutend vor-
theilhafter, als die derben, callösen, geschwulsteten, oft keloidartigen Ersatz-
schichten, welche Paquelin oder Galvanocauter hinterlassen. J.
15) Pityriasis rosea, by L. Weiss. (Journ. of the Amer. Med. Association.
1903. 4. Juli.)
Verf. berichtet eingehend über Geschichte, Wesen und Ursprung der
Pityriasis rosea, deren innere Ursache er im Gegensatz zu der Annahme
parasitärer Erreger für sehr wahrscheinlich hält. Auffällig sei besonders das
häufige Zusammentreffen mit gastrischen Störungen, auch individuelle oder
familiäre Disposition komme vor. In 4 Fällen, welche Patienten zwischen dem
22. und 36. Lebensjahre betrafen, fand sich Indican im Harn, mikroskopisch
keine Mikroben oder Pilze, histologisch Entzündungserscheinungen, Pro-
liferation der Spindelzellen um die Blutgefässe der Cutis, Auswanderung der
Leukocyten, Exsudation von Serum und Diapedesis. Verf. erörtert die
Differentialdiagnose mit disseminirtem „Ringworm“, syphilitischer Roseola u.s.w.
und giebt neben der üblichen allgemeinen Behandlung der gastrischen Er-
scheinungen Bäder und indifferente Salben als erfolgreich an. Bactericide
Mittel seien hingegen nicht am Platze. J.
16) Neuere therapeutische Versuche beim Erysipel, von Robert Pollat-
schek. (Therapie der Gegenwart. 1903. November.)
Verf. machte verschiedene Behandlungsversuche beim Erysipel, bei welchem
ai VE, Zeg
sich das Adrenalin als völlig wirkungslos, Mesotan und intravenöse Collargol-
behandlung als nicht wesentlich erfolgreich erwiesen. Das rothe Licht, welches
sonst günstig zu beeinflussen schien, musste wegen der dabei bedingten un-
genügenden Lüftung fortgelassen werden. Am meisten bewährte sich die
Behandlung mit eiskaltem Liquor Burowii im acuten Stadium bei einem
Material von 80 Kranken. Dieselben kamen meist nach 2—3tägigem Fieber
ins Krankenhaus, das Fieber dauerte während der Kur noch etwa 5 Tage;
mit Ausschluss von Abscessbildungen trat nach 7 Tagen völlige Heilung ein.
Gegen momentane Schmerzen wurde 10°/ ige Anästhesinsalbe mit gutem Er-
folg angewendet, in der Reconvalescenz war Borvaseline geeignet. Nur in
schweren Fällen seien intravenöse Collargollösungen anzurathen. Unter
300 Patienten starb nur ein sonst gesundes Mädchen, bei 13 anderen Todes-
fällen kamen Complicationen oder hohes Alter in Betracht. Doch waren auch
unter den Geheilten 21 Patienten über 60 Jahre alt. Die Prognose war also,
wenn nicht Complicationen eintraten, im Allgemeinen eine günstige. J.
17) Zur Kenntniss des Xeroderma pigmentosum, von Adolf Bayard.
(Inaug.-Dissert. Zürich 1903.)
Verf. hatte Gelegenheit bei Heuss einen Fall dieser seltenen Affection
zu beobachten. Er gelangt zu der Anschauung, dass die Erkrankung auf an-
geborener Disposition beruht. Eheschliessungen unter nahen Blutsverwandten
sind relativ oft (12,5 °/,) zu constatiren. Häufig werden die Augen und
deren Umgebung befallen, und zwar lassen sich in den Augenerkrankungen
de gleichen Entwickelungsstadien nachweisen wie auf der Haut. Die Blut-
befunde unter den verschiedenen Autoren decken sich nicht und lassen sich
wohl kaum durch functionelle Störungen der Haut, wie sie die Ausdehnung
des Krankheitsprocesses bedingen soll (Okamura), erklären. J.
18) Ein Fall von Sklerodermie nach vorausgegangenem Morbus Basedowii,
von H. Krieger. (Münchener med. Wochenschrift. 1903. Nr. 41.)
Nach Ansicht des Verte handelt es sich nicht um ein zufälliges Zu-
sammentreffen, sondern um einen inneren Zusammenhang beider Krankheiten.
Unter den verschiedenen Anschauungen spricht sich der Verf. für die nervöse
Theorie der Sklerodermie aus und giebt wie Samouilson u. A. die Dys-
thyreoidisation als eventuell mögliche Ursache der Alteration des Nerven-
systems zu. Gottfried Trautmann-München.
19) Some remarks on sclerema neonatorum, by E. R. Stillman. (Journ.
of the Amer. Med. Association. 1903. April.)
Verf. giebt eine Uebersicht über Sclerema neonatorum und die ausführ-
liche Beschreibung eines selbst beobachteten Falles, woraus Folgendes hervor-
gehoben wird: Das Kind schien bei der Geburt völlig gesund zu sein. Am
8. Tage war die Haut des Penis geschwollen, hart ödematös, ebenso das
Scrotum. Am folgenden Tage breitete sich die harte Induration über Bauch
und Schenkel aus und schien sehr schmerzhaft bei Berührung; Darm- und
Nierenthätigkeit war träge. Am nächsten Tage waren die Beine vollständig
ergriffen, vom Körper ungefähr die Hälfte. Die Haut war lederartig und
konnte nicht emporgezogen werden. Am 4. Tage waren nur noch Arme und
Gesicht frei von Induration; am Nachmittag erfolgte der Exitus. Die Autopsie
ergab keinerlei bemerkenswerthe Befunde. Selbst die mikroskopische Unter-
suchung der erkrankten Haut war durchaus unbefriedigend. Culturen ergaben
einige wenige Colonien von Staphylococcus albus. Da neueren Erfahrungen
nach das kindliche Gewebe anders auf Bakterien und Toxine reagirt, als das
2 LS
des Erwachsenen, glaubt Verf. in der Erkrankung das Resultat einer Auto-
intoxication in Folge von ungenügender Activität des Gastrointestinaltracts
zu sehen. Solger- Neisse.
20) Ein Beitrag zur Kenntniss der Hyperhidrosis universalis, von Friedrich
Müller. (Münchener med. Wochenschrift. 1903. Nr. 45.)
Schilderung eines letal verlaufenen Falles von neurasthenischer Hyper-
oder Polyhidrosis. Die äusserst interessanten Details müssen im Original
gelesen werden. Gottfried Trautmann-München.
21) Ueber Viscinum depuratum, von Vörner. (Deutsche med. Wochen-
schrift. 1903. Nr. 41.)
Das von Dr. Stich hergestellte und von Riehl in die Praxis eingeführte
Visein hat bisher zu therapeutischen Zwecken nur eine ganz bescheiden kleine
Verwendung gefunden. Die Reindarstellung hat das Präparat vertheuert.
Dennoch wird es wegen seiner Reizlosigkeit dem Dermatologen bei der Be-
handlung der Psoriasis, der Seborrhoe und des seborrhoischen Ekzems wesent-
liche Dienste leisten können. Schourp- Danzig.
22) Hysterische Selbstbeschädigung unter dem Bilde der multiplen neu-
rotischen Hautgangrän, von Bettmann. (Münchener med. Wochen-
schrift. 1903. Nr. 41.)
Die Manifestationen waren auf die äusserliche Einwirkung einer chemisch
differenten Substanz (schwache Lysollösungen) zurückzuführen, die Reaction
der Haut, welche in einem quantitativen Missverhältniss zu der Stärke des
Eingriffs stand, lässt das Hereinspielen abnormer trophischer Beeinflussungen
gesichert erscheinen. Aus dem Fall selbst ergiebt sich die praktische Lehre,
dass man gerade hysterischen .Individuen gegenüber in der Verordnung diffe-
renter Substanzen nicht vorsichtig genug sein kann.
Gottfried Trautmann-München.
23) Ein Fall von allgemeinem idiopathischem Oedem mit tödtlichem Aus-
gange, von Rudolf Staehelin. (Zeitschrift f. klinische Medicin. 1903.
XLIX.)
Die Erkrankung begann bei der 51 Jahre alten Frau mit einer Schwellung
der Augenlider; nach etwa 14 Tagen war die Haut des ganzen Gesichts ge-
schwollen, geröthet und druckempfindlich. Die Röthung und Schwellung
breitete sich dann auf Brust und Arme aus, dann begann das Schlucken
Schmerzen zu verursachen ebenso die Bewegung von Armen und Beinen.
Die Röthung liess sich durch Druck zum Verschwinden bringen, Bläschen
oder Knötchen waren nirgends vorhanden, nur im Gesicht bestand eine geringe
Schuppung. Dieses Oedem — um die Einzelheiten des sich langsam ent-
wickelnden Krankheitsbildes zu ersparen — ergriff allmählich den ganzen
Körper, um an den Händen und Füssen am hartnäckigsten bestehen zu bleiben,
während an Kopf, Rumpf .und oberen Theilen der Extremitäten die Haut
wieder etwas normaleren Charakter angenommen hatte. Der Exitus erfolgte
nach 3 Monaten, hauptsächlich herbeigeführt durch die Schwellung der Mund-
schleimhaut und die dadurch verursachten Schluckbeschwerden bezw. Ver-
hinderung der Nahrungsaufnahme. Am Herzen war eine Ursache für dieses
Oedem der Haut nicht zu finden gewesen, auch die Nieren konnten nicht
dafür herangezogen werden. Ebenso musste eine Dermatitis oder ein Ekzem
ausgeschlossen werden und auch die Obduction deckte keine Ursache auf.
Es musste daher die Diagnose auf „Allgemeines idiopathisches Oedem“ (sogen.
assentielle Wassersucht) gestellt werden, eine Erkrankung, deren Genese noch
vollständig in Dunkel gehüllt ist. | Paul Oppler-Breslau.
24) Zur Aetiologie und Anatomie der Erosio portionis vaginalis, von
Hans Vörner. (Monatsh. f. Geburtshülfe u. Gynäkologie. 1903. XVII.
Ergänzungsheft.)
Nach Mayer ist die Portioerosion eine lebhaft rothe, secernirende, circum-
skripte Affection der Portio vaginalis, ihre Oberfläche glatt, papillär oder
folliculär mit Knötchen oder Cysten. Diese besteht aus Cylinderepithel, das
auch fehlen kann. Ist es vorhanden, so pflegt es sich meist scharf gegen
das umgebende Plattenepithel der normalen Umgebung hin abzugrenzen. Die
Submucosa enthält zahlreiche Drüsen, deren Cylinderepithel in das der Ober-
fläche übergeht. Die dazwischen befirdliche Gewebsschicht macht in Folge
ihres Zellreichthums den Eindruck einer Entzündung. Bei der papillären Form
ragt das zwischen den drüsigen Elementen stark vermehrte submucöse Gewebe
in Form von Papillen hervor. — Nach Ruge und Veith besteht die Ent-
wickelung der Erosion in einer Umwandlung der Basalschicht des Portio-
epithels in Cylinderepithel; Epithelzapfen wuchern in die Tiefe und wandeln
sich in Schläuche und dann in Drüsen um. Die Ursache soll in jedem Reiz
der Portio zu suchen sein. Verf. sieht ihre Ursache in Gonorrhöe. Er hat
in zahlreichen Fällen im Erosionssecret Gonokokken nachgewiesen und diese
auch in Gewebsschichten der Erosionen gefunden, die er bei 6 Patientinnen
excidirt hat. Aus seinen Untersuchungen schliesst Vert, dass die Gonokokken
zunächst durch das Plattenepithel in die Submucosa gelangen, wodurch es
aufgelockert und schliesslich weggeschwemmt wird. Die Basalzellen auf der
Oberfläche der Erosion halten sich länger; ursprünglich cylindrisch, werden
sie durch den Druck der entzündlichen Schwellung in flache Zellen um-
gewandelt. Die intrapapillären Zapfen verschwinden bei Entwickelung der
Drüsen. Ihr Epithel überzieht allmählich die Erosionsoberfläche wobei das
alte Epithel verdrängt wird. Zwischen beiden besteht auf eine kurze Strecke
Uebergangsepithel. Die Mannigfaltigkeit auf der Oberfläche hängt von der
Entwickelung des Drüsenepithels ab. Die Drüsen gehen aus Uebergangs-
epithelien hervor, deren Secretion das Lumen verursacht. Durch weiteres
Wachsthum überzieht dann das Drüsenepithel die Oberfläche. Sobald mobile
Zellen anderer Formationen vorhanden sind, sind Gonokokken in der Sub-
mucosa nicht mehr nachweisbar, deren Infiltration nun ihrem Vordringen halt
gebietet. Dem Erosionsdrüsenepithel können die Gonokokken nichts mehr
anhaben, sie halten sich jetzt nur noch auf dem Oberflächenplattenepithel und
werden allmählich auch hier bei dem Ersatz durch das Drüsenepithel verdrängt.
Schliesslich finden sie sich noch in der randständigen Mucosa. Die Rück-
bildung der Erosion findet vom Rande der Erosion oder inselförmig statt.
Aın längsten halten sich die Drüsen. Merkwürdigerweise fällt im Gegensatz
zum Plattenepithel an anderen Körperstellen gerade dasjenige der Portio den
Gonokokken anheim, während das Flimmercylinderepithel immun bleibt. Dass
man bei Frauen mit Portioerosionen our selten Gonokokken findet, hat seine
Ursache jedenfalls darin, dass die Patientinnen in Folge der geringen sub-
jectiven Beschwerden den Arzt erst im chronischen Stadium aufsuchen, wo
die Gonokokken schwer oder gar nicht zu finden sind. Was die Therapie
betrifft, so ist eine antigonorrhoische Behandlung aller erkrankten Schleim-
häute zu empfehlen, nach deren erfolgreichen Durchführung auch eine Portio-
erosion zur Heilung gelangt. Walther Schneider-Berlin.
= TO a
Entzündliche Dermatosen.
25) Histologie du lichen chronique circonscrit (Nevrodermite circonscrite),
par E. Dalous. (Annales de dermatologie. 1903. Nr. 8 u. 9.)
An der Hand einiger Beobachtungen von Kranken, welche an Lichen
chronicus circumscriptus litten, kommt Verf. zu der Auffassung, dass diese
Hautaffection als eine örtliche Folge einer peripheren Nervenentzündung auf-
zufassen ist, welche auf centralem Einfluss beruht. Dafür sprechen die vorher
schon zu beobachtenden Störungen der Sensibilität, die Möglichkeit örtlicher
Heilung, die Häufigkeit der Rückfälle und der Allgemeinzustand der nervösen
oder durch Toxine ergriffenen Kranken. Hopf-Dresden.
26) Ueber Lichen scrophulosorum, von Fritz Porges. (Arch. f. Dermato-
logie u. Syphilis. LXVI. 1903. S. 401.)
Zu der noch immer nicht entschiedenen Frage, ob der Lichen scrophu-
losorum zu den wahren tuberculösen Erkrankungen der Haut oder zu den
durch die Toxine des Tuberkelbacillus bedingten Tuberculiden zu rechnen
ist, konnte Verf. zwei Fälle untersuchen. Bei dem ersten handelte es sich
um einen typischen Lichen scrophulosorum bei einem tuberculös-scrophulösen
Individuum. Histologisch fanden sich wahre, stets an die Follikel gebundene
Tuberkel, scharf begrenzt, ohne Vascularisation, mit allen ihnen zukommenden
Characteristieis, Rundzellen, epitheloide und Riesenzellen. Der zweite Fall
betraf eine bei einer an Lupus leidenden Patientin nach einer Injection von
Neutuberculin aufgetretene Hauterkrankung, die klinisch das Bild des Lichen
scrophulosorum bot. Hier zeigte das histologische Bild erythematös-exudative
Processe, frische, von den Gefässen, Haarbälgen, Talg- und Schweissdrüsen
ausgehende Entzündung, die zu kleineren und grösseren Rundzellenanhäufungen
im Papillarkörper führte. Diese Erkrankung der Haut kann nicht, wie in
früheren, speziell nach Injectionen von Alttuberculin aufgetretenen Fällen von
Lichen scrophulosorum als in die Erscheinungtreten eines latenten Lichen
scrophulosorum erklärt werden, da der histologische Befund diese Diagnose
ausschliesst, muss vielmehr in die Gruppe der Toxikodermien verwiesen
werden. Es ist also die Frage des Lichen scrophulosorum, bezw. der nach
Injectionen der verschiedenen Tuberculine auftretenden Hauterscheinungen
auf Grund histologischer Befunde zu revidiren. V. Lion-Mannheim.
27) L’histo-pathologie du psoriasis, par G. Verotti. (Annales de derma-
tologie. 1903. Nr.8u.9) .
Verf. unterscheidet im Verlauf der Schuppenflechte drei Stadien, nämlich
die initiale Periode, die active Periode oder Acme, sowie die der regressiven
oder involutiven Entwickelung. Er betont nach seinen histologischen Unter-
suchungen, dass die Veränderungen der Cutis den Symptomen der Oberhaut
vorhergehen. Die cutanen Läsionen beruhen höchstwahrscheinlich auf einer
Toxämie. Hopf-Dresden.
28) Ein Fall von wenig entwickeltem infantilem Myxödem mit aus-
gebreiteter Psoriasis, von O. Dalsjo. (Hygiea. 1903. Nr. 10.)
Der 19jährige Lehrling war immer „dicke und plump“, spät entwickelt;
geistig nicht abnorm aber verbissen, träge, gleichgültig. Gesichtshaut überall
dick, fest, unelastisch, lässt sich nicht in Falten heben, rauh, trocken, blass,
Glandula thyreoidea nicht palpabel. Stamm und Extremitäten mit ausgebreiteter
intensiver Psoriasis bedeckt. Pat. wurde mit Thyreoideatabletten behandelt
und der Erfolg war ausserordentlich gut. Die Psoriasisefflorescenzen (ohne
— 80 e
Localbehandlung) waren vollständig verschwunden. Haut im Gesichte und
am Halse augenfällig dünner und mehr elastisch und Gesichtsausdruck ganz
verändert. Haarwuchs am Körper sowie Schweisssecretion deutlich vermehrt.
Pat. fühlt sich rüstiger. F. Clason-Upsala.
29) Ein Beitrag zur Ekzemfrage: Durch Depigmentiren der ekzematös
erkrankten Haare und Darstellen der darauf befindlichen Mikro-
organismen, sowie der durch sie verursachten Läsionen der Haare,
von Schwenter-Trachsler. (Monatsh. f. prakt. Dermatologie.
XXXVII Nr. 6.)
Es werden eine Reihe von Methoden zur Depigmentirung, Colorirung
und Decolorirung von Ekzemhaaren angegeben. Auf den Ekzemhaaren fanden
sich Mikroorganismen in Conglomeraten und zerstreut und bei Läsionen am
Rande derselben. Die Läsionen bestehen im allgemeinen in der Aufsplitterung
der Cuticula an einer Stelle des Haares, an welcher Conglomerate von Mikro-
organismen sich befunden haben. Eine definitive Bestätigung des Eindringens
der Mikroorganismen durch die Läsionsöffnung in die Tiefe des Haares lässt
sich erst durch Untersuchungen von Querschnitten der Haare an diesen
lädirten Stellen erzielen. Schourp- Danzig.
30) Recurring eczema of exposed parts heat eczema, cold eczema, by
Wilfrid B. Warde. (British Journ. of Dermatology. 1903. Nr. 10.)
Verf. bringt eine kurze Casuistik einiger Fälle von Kälte- und Hitze-
ekzemen und knüpft daran einige historische und klinische Bemerkungen ohne
wesentlich neue Gesichtspunkte zu berühren. Hopf-Dresden.
31) Pathological action of the Röntgen-rays, by J. M. H. Mac Leod.
(British Journ. of Dermatology. 1903. Nr. 10.)
Verf. glaubt unsere bisherigen Erfahrungen über die Radiotherapie in
folgenden Schlüssen zusammenfassen zu können: Die Röntgen-Strahlen wirken
in kleinen Dosen auf die Elemente gesunder Haut anregend. Grosse Dosen,
zu lange Expositionsdauer, zu geringe Entfernung der Haut von der Röhre,
sowie die Verwendung weicher Röhren vermögen die Gewebselemente zur
Degeneration und zum Absterben zu bringen. Die höher differenzirten Ge-
webe, wie Haarfollikel, Nägel, Drüsen und Blutgefässe werden durch die
Röntgen-Strahlen leichter und nachdrücklicher beeinflusst und geschädigt als
die weniger differenzirten Epidermiszellen oder das fibröse Stroma des Coriums.
Pathologische Zellen zeigen eine geringere Resistenz gegen die Strahlen als
normale. Die Wirkung der Strahlen ist cumulativ. Zu der Degeneration
der Zellen gesellt sich bei einem gewissen Grad derselben eine durch deren
toxische Producte hervorgerufene entzündliche Reaction. Bis zu welchen
Zerstörungen diese zu führen vermag, ist bekannt. Hopf- Dresden.
32) Die Behandlung der Acne vulgaris mittels Röntgen-Strahlen, von
Ludwig Török und Moriz Schein. (Wiener klin. Rundschau. 1903.
Nr. 37.)
Die Verff. sahen in 7 Fällen von Acne vulgaris gute Resultate von der
Behandlung mit Röntgen-Strahlen, auch in Fällen, wo andere Methoden, z. B.
die Schälkur, erfolglos geblieben waren. Wenn die erste Anwendung der
Strahlen noch keine dauernde Wirkung erzielte, konnte oft mit einer zweiten
Kur völlige Heilung erreicht werden. Trotzdem die Einfachheit, schnelle
und sichere Wirkung diese Methode vorteilhaft erscheinen lassen, geben die
Verff. doch zu, dass auch hier wie überall Recidive oder selbst ein völliges
Versagen der Heilwirkung nicht ausgeschlossen seien. Vorsichtig sei man
ut RI u
in Bezug auf die event. auftretende Dermatitis. Auch kommen geringe Haut-
atrophien und bei dunklen Patienten Pigmentirungen vor. Die Verff. erklären
die Wirkung der Röntgen-Strahlen auf Acne dadurch, dass dieselben ein Aus-
fallen der Lanugohaare veranlassen, sowie die Secretion der Talgdrüsen zwar
zuerst vermehre, dann aber verringere. Daher sei es nöthig, die Umgebung
der an Acne erkrankten Fläche vor dem Röntgen-Licht zu schützen, um nicht
auf derselben neue Knötchen zu erzeugen. J.
33) Ueber Bäckeracne, von Galewsky. (Münchener med. Wochenschrift.
1903. Nr. 38.)
Verf. hebt als prädisponirende Momente für die Bäckeracne hervor:
1) das jugendliche Alter der Bäckergesellen, 2) die schlechten Verhältnisse,
unter denen sie leben, die häufige Anämie und Chlorose, die mangelhafte
Ernährung, das unregelmässige Leben u.s.w., 3) den Mehlstaub, 4) die Back-
ofentemperatur. Gottfried Trautmann-München.
34) Contribution à l’ötude des tuberculides, par Nicolau. (Annales de
dermatologie. 1903. Nr. 10.)
In die Reihe der Tuberculide rangirt man heutzutage folgende Affectionen
ein: Acnitis und Folliclis Barthélemy, welche unter verschiedensten Be-
zeichnungen von anderen Autoren beschrieben worden sind; Acne cachecti-
corum; Lichen scrophulosorum; Lupus erythematosus Cazenave; Lupus
erythematosus disseminatus Kaposi; Lupus pernio; Erythema induratum
Bazin, sowie gewisse Abarten des Lupus nodulaire éruptif, en placard
multiples Darier. Einzelne Forscher zählen auch die Pityriasis rubra Hebra,
das Eczema scrofulosum und das Angiokeratoma Mibelli hierher. Verf.
betrachtet sein Thema unter dem Gesichtspunkt festzustellen, ob alle diese
genannten Hautaffectionen mit Recht auf das Conto der Tuberculose zu
stellen sind. Dazu müssen entweder Bacillen nachweisbar sein, mit den
Producten der Hautveränderungen positive Impferfolge (z. B. auf Meer-
schweinchen) zu erzielen sein oder aber die Läsionen selbst müssen auf
Tuberculineinspritzungen, reagiren. Jedenfalls gilt der erwähnte Zusammen-
hang nicht für alle der obengenannten Krankheiten. Durch Thierversuche
kommt Verf. zu dem Schluss, dass bei localen tuberculösen Impfaffectionen
die Entwickelung derselben ausschliesslich an die Koch’schen Bacillen ge-
knüpft ist und keineswegs auf Toxinwirkung beruht. Er benutzte übrigens
abgetödtete Culturen. Hopf-Dresden.
35) Phlyctönose röcidivante des extrémités. par E. Bodin. (Annales de
dermatologie. 1903. Nr.8 u. 9.)
Verf. giebt die Krankengeschichte eines Falles der seinerzeit zuerst von
Hallopeau als Acrodermatite continue beschriebenen Affection, welche Audry
später unter dem Namen Phlyct&nose récidivante des extrémités zu be-
schreiben Veranlassung nahm. Es sind bisher davon nur 11 Fälle berichtet
worden. Der vorliegende 12. Fall betrifft einen 32jähr. Landschaftsgärtner.
Es ist ein typischer Fall. Audry unterscheidet drei Formen: die typischen
Fälle, die Abortivformen und die progressiv maligne Form. Letztere existirt
in der bisherigen Beobachtung nur in einem Exemplare (Fr&che und
Hallopeau). Hopf-Dresden.
Gonorrhöe und deren Complicationen.
36) Zur Histologie der blennorhoischen Deferentitis und Epididymitis,
von Nobl. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXVII. 1903. S. 239.)
Vo. 6
z= ` - en
Verf. hat in Folge eines plötzlichen Todesfalles Gelegenheit gehabt, die
Geschlechtsorgane eines seit 4 Wochen an Nebenhodenentzündung erkrankten
Patienten zu untersuchen. Der Samenstrang zeigte nur auf den Samen-
leiter beschränkte Veränderungen, dessen Intima durch Wucherung des
Epithels, Desquamation und Proliferation die Erscheinungen der Entzündung
darbot, welche am stärksten in der Nähe des Nebenhodens war. Die Weg-
samkeit des Kanals war in allen Teilen erhalten. Der Nebenhoden zeigte
namentlich in der Canda die stärksten entzündlichen Processe, die ebenso
hauptsächlich auf die Mucosa beschränkt blieben und nirgends zur eitrigen
Einschmelzung geführt hatten. Um die Gänge herum fanden sich dort jedoch
auch einige Ansammlungen entzündlicher Zelleinlagerungen, welche vor-
züglich die knollige Auftreibung des Nebenhodenschweifes bewirkten. Gono-
kokken konnten nicht nachgewiesen werden. Aus diesen Verhältnissen zieht
Verf. den Schluss, dass die Infection durch den Samenleiter hindurch erfolgt,
welcher nicht erst rückwärts vom Nebenhoden aus in Mitleidenschaft gezogen
wird. Er glaubt auch, dass bei einem Teil des Epididymitiden die Gonorrhöe
nur die vermittelnde Rolle spielen, dass diese selbst aber von anderen
Bakterien hervorgerufen werden könne. Zum Schluss wird noch eine Unter-
suchung von Audry und Dalous erwähnt, welche in ihrem Falle annehmen,
dass es sich um einen vom entzündeten Nebenhoden ausgehenden aufsteigenden
Process gehandelt habe, die in weiter Entfernung vom Nebenhoden dicht-
gefügte Infiltrationsmassen längs der Lymphbahnen systematisirt erschienen.
Der Fall bot auch klinisch besondere Eigenthümlichkeiten, so dass er mit
dem eine typische Epididymitis darstellendem Object des Verte nicht in
Parallele gestellt werden kann. Löwenheim-Liegnitz.
37) Zur Behandlung circumskripter periurethraler gonorrhoischer Infiltrate
mit Röntgen-Strahlen, von R. Kaufmann. (Centralbl. f. d. Krankh. d.
Harn- u. Sexualorg. 1903. Heft 10.)
Verf. hat in 3 Fällen derartige Infiltrate mit Röntgen-Bestrahlung be-
handelt. Die Stromintensität betrug 3—4 Ampère, die Spannung 7—8 Volt,
die Expositionsdauer 10—15 Minuten; das Object wurde von 2 Seiten nach
einander bestrahlt, der Abstand von der Röhre betrug 10—20 cm. Ein-
reibungen, Kataplasmen, Kalium permang.-Injectionen sowie Anwendung von
Druck hatten die Infiltrate nicht beeinflusst. Im 1. Falle trat nach zweimaliger
Bestrahlung ein Durchbruch nach aussen ein. In allen 3 Fällen wurden die
Infiltrate vollkommen zum Schwund gebracht. Im 1. Fall wurde das Infiltrat
2 Mal bestrahlt im Zwischenraum von 8 Tagen, im 2. Falle 5 Mal im
Zwischenraum von 1—3 Wochen, im 3. Falle 7 Mal im Zwischenraum von
3—6 Tagen. Walter Schneider-Berlin.
38) Venereal prophylaxis that is feasible, by Ludwig Weiss. (Journ.
of the Amer. Med. Association. 1903. 24. Januar.)
Die fesselnd geschriebenen Ausführungen des Verte gipfeln in dem
Satze, dass im Gegensatze zu den noch unzulänglichen staatlichen Einrichtungen
die persönliche Prophylaxe einstweilen den actuellsten Werth bei der Be-
kämpfung der venerischen Erkrankungen darstelle. Verf. geht die hierher
gehörigen neuesten Errungenschaften durch und wünscht, dass jeder Arzt
dieselben kenne und seine Patienten darüber zu unterrichten verstehe. Wenn
auch natürlich zugegeben wird, dass die Prostitution die Hauptschuld an
der Verbreitung der Geschlechtskrankheiten trage, so sei doch die völlige
Ausrottung dieses socialen Uebels fürs Erste noch ein unerreichbares Ideal.
83 —
Die theilweise auf dem europäischen Continente eingeführte Reglementirung
erweise sich für amerikanische Verhältnisse als unthunlich. Neben moralischen,
erzieherischen und volkswirthschaftlichen Maassnahmen könne der Staat der
Verbreitung der venerischen Krankheiten nur durch freie Behandlung der
betreffenden Patienten in Hospitälern und Ambulatorien steuern. J.
39) Die Prophylaxe der postoperativen Cystitis, von K. Baisch. Münchener
med. Wochenschrift. 1903. Nr. 38.)
Die postoperative Cystitis entsteht nach erlittener Läsion und nach-
gefolgter Katheterisation durch bakterielle Infection oder seltener durch im
Residualharn vermehrte Keime, nachdem beim spontanen Uriniren die Blase
nicht völlig entleert wurde. Prophylaktisch empfiehlt sich daher 1) möglichste
Vermeidung des Katheterismus, 2) bei nicht möglicher Vermeidbarkeit Bor-
glycerininjectionen zwecks Anregung der Urinentleerung, 3) ist im Verlauf
einer Stunde nach der Glycerininjection keine Wirkung eingetreten, Kathe-
terismus mit sofort anschliessender desinficirender Blasenausspülung. Diese
ist fortzusetzen, sobald der Katheterismus nothwendig ist, bis die spontane
und vollständige Urinentleerung in Gang gekommen ist.
Gottfried Trautman n-München.
40) Ein neues zweitheiliges Centrifugenröhrchen, von Napp. (Münchener
med. Wochenschrift. 1903. Nr. 38.)
Durch eine dem Cylinder aufgesetzte Bodenhülse, deren Abfliegen beim
Centrifugiren unmöglich ist, bietet sich der Vortheil, ein auch noch so mini-
males Sediment in jedem Falle leicht entnehmen und ausserdem das zusammen-
gesetzte Röhrchen leichter, schneller und gründlicher, als sonst reinigen zu
können. Die fabrikmässige Herstellung geschieht von der Firma Lütgenau
in Krefeld. Gottfried Trautmann-München.
41) Zur Abortivbehandlung der Gonorrhöe, von Fuchs. (Therapeutische
Monatshefte. 1903. October.)
Verf. aspirirt in eine 100 ccm fassende Handspritze 2°/ ige Albargin-
lösung, setzt auf die Spritze eine Glasolive und füllt unter sanftem Drucke die
Urethra anterior, bis der Patient das Gefühl hat, dass seine Harnröhre ge-
spannt ist. Die Olive wird nicht entfernt, sondern zwecks sicheren Ab-
schlusses in dem Orificium extern. belassen. Nach 5 Minuten wird die erste
Injection abgelassen, die zweite Injection bleibt 3 Minuten, die dritte 2 Minuten
in der Urethra. In allen seinen Fällen sah Verf. am Tage nach der Abortiv-
kur keine Gonokokken mehr. Die bestehende Secretion von rein epithelialem
Charakter heilte unter adstringirenden Injectionen in etwa 14 Tagen ab.
Indieirt ist die Methode nur 48—72 Stunden post coitum des Patienten.
Schourp-Danzig.
42) Zur Behandlung der chronischen Gonorrhöe, von Falk. (Therapeutische
Monatshefte. 1903. Nr. 10.)
Im Verlaufe der Besprechung der Behandlung der chronischen Gonorrhöe
beim Weibe betont Verf. u. a. die Vorzüge des Thigenols, welches juckreiz-
und schmerzlindernd wirkt. Verf. wendet es zur Uterusausspülung an, wobei
40 g Thigenol in einem Liter !/,°/ iger Lysollösung gebraucht wird, und als
Thigenoltampons, bei denen an Stelle des Glycerins Thigenol in gleichem
Verhältnisse mit einer 20°/ igen Bromocolllösung gemischt wird.
Schourp-Danzig.
43) Traitement de l’uröthrite totale blennorhagique par l’ichthargan, par
Rychner. (Annales d. malad. d. org. genit.-urin. 1903. Nr. 17.)
6*
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Auf Grund der genauen Beobachtung von 22 acuten, subacuten und
chronischen Gonorrhöen empfiehlt Verf. angelegentlichst das Ichthargan als
Topicum für alle Formen und Stadien der Krankheit. Angewandt wurden
Injectionen, Irrigationen (!/,oo—"/2000), Installationen (2 °/,), die letzteren be-
sonders, in terminalen Stadien. Der. Einfluss war stets ein günstiger, bei
systematischer ununterbrochener Anwendung ein heilender. Reizwirkungen
und Complicationen, die auf Rechnung des Mittels hätten gesetzt werden
müssen, kamen nicht zur Beobachtung. Goldberg-Köln/Wildungen.
44) Ein Beitrag zur mechanischen Behandlung der Prostata, von Laskowski.
(Deutsche med. Wochenschrift. 1903. Nr. 29.)
Verf. hat eine Vibrirsonde für die Harnröhre angegeben (Deutsche med.
Wochenschrift. 1902. Nr. 14) und weiterhin einen Vibrationsapparat für die
Prostata construirt, der aus einem zapfenförmigen Ansatz zur Einführung in
den After, aus einer Spirale zur Erzeugung der Vibrationen und aus einem
Deckmantel mit gewundenem Ausläufer besteht. — Auch eine Zitterklammer
giebt Verf. an, mittels der Blase, Rectum und die nervösen Plexus in Vibration
versetzt werden, ohne gereizt zu werden. Die Technik des Apparates und
seine Anwendung ist durch Zeichnungen erklärt. — Zum Schluss verweist
Verf. noch auf seinen in der Deutschen med. Wochenschrift, 1901, Nr. 34,
angegebenen Prostatakühler, zu welchem er auch noch einen Prostatavibrator
construirt hat. Schourp-Danzig.
45) De la spermatocystite aigue, par Wildbolz. (Annales d. malad. d.
org. genit.-urin. 1903. Nr. 20.)
Gonorrhoische Abscesse der Samenblasen können nicht nur ins Peri-
toneum, ins Rectum, in die Urethra, sondern auch ausnahmsweise in die
Blase durchbrechen. Einen solchen Fall beobachtete Verf.; die Durchbruchs-
stelle lag im Trigonum zwischen rechter Harnleitermündung und Harnröhren-
öffnung und wurde bei einer ersten Uystoskopie an der umschriebenen eiternden
Stelle, bei einer zweiten nach 2 Wochen, an der dieser Stelle entsprechenden
Schleimhautöffnung erkannt. Goldberg-Köln/Wildungen.
46) De la dilatation électrolytique de l'urèthre, par Desnos. (Annales
d. malad. d. org. g&nit.-urin. 1903. Nr. 18.)
Trotz der Fülle der Publicationen über Strieturenelektrolyse in der
letzten Zeit, beansprucht die vorliegende besondere Aufmerksamkeit, weil Verf.
bereits 15 Jahre lang Erfahrungen über diese Methode gesammelt hat, weil
er sie nur bei anderweitig nicht heilbaren Fällen anwandte, und, weil er
einer der besten Kenner der Stricturen ist. Verf. lässt den Strom einer
Batterie von 10—12 Elementen diffus durch die. eingeführte Metallsonde
gehen, 5—10 Milliamperes, 5—12 Minuten, Stägig eine Sitzung. Mit den
anderen Methoden indilatable, rasch recidivirende, mit schwerer chronischer
Urethritis und Periurethritis complicirte Strieturen (25 Beobachtungen) wurden
so in 1—2 Monaten zu einer vorher nicht erreichten, lange Zeit andauernden
Erweiterung gebracht. Goldberg-Köln/Wildungen.
47) Ueber Anurie, von E. Apolant. (Deutsche med. Wochenschrift. 1903.
Nr. 29.)
Ein 70jähriger Patient zeigt eine 8 Tage lang bestehende Anurie. Es
gelingt den rechten Urether zu katheterisiren, worauf zuerst fast nur Blut,
dann in den ersten 24 Stunden gegen 10 Liter Urin entleert werden. Der
Grund der Anurie war wahrscheinlich ein Stein, der entweder durch den
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Katheterismus hinaufgeschoben wurde oder in kleinen Bröckeln mit dem Urin
abging. Schourp-Danzig.
Allgemeine Pathologie und Therapie der Syphilis.
48) Die Syphilis, deren Wesen, Verlauf und Behandlung, von Schuster.
(Berlin 1903, Schoetz. 4. Aufl.)
Das Erscheinen einer vierten Auflage dieses bekannten Lehrbuches ist
allein schon ein Beweis dafür, dass es einen grossen Leserkreis gefunden hat.
In der That sind hier in übersichtlicher Weise alle unsere Erfahrungen auf
diesem Gebiete zusammengestellt, und an der Hand reicher Erfahrungen als
Badearzt in Aachen giebt Verf. eine ziemlich erschöpfende Uebersicht über
den Gegenstand. Für den Praktiker ist es gewiss werthvoll, dass noch eine
kurze Besprechung des Ulcus molle, der Gonorrhöe und des Gonorrhoismus
angeschlossen ist. Das Buch wird sich auch weiter seine Freunde erhalten.
J.
49) The boy’s venereal peril, by F. C. Valentine. (Journ. of the Amer.
Med. Association. 1903. 4. Juli.)
Verf. verbreitet sich in allgemeinverständlicher Weise über die venerische
Gefahr, welche die männliche Jugend bedrohe. Neben einer kurzen Zusammen-
stellung des Wesens und der Folgen der geschlechtlichen Erkrankungen giebt
Verf. ein lebenswahres Bild von dem Körper- und Seelenleben, dem Erwachen
des Geschlechtstriebes des heranwachsenden Knaben. Die Anweisung zur
Vermeidung von Laster und Krankheit, welche in Briefform dem an der
Schwelle der Mannbarkeit Stehenden gegeben wird, verräth eine tiefe, psycho-
logische Kenntniss der jugendlichen Natur und zeigt von der mitempfindenden
Vertiefung, mit welcher Verf. sich diesem ernsten Thema widmete. J.
50) Reinfectio syphilitica, von F. Šamberger. (Časopis lékařů českých.
1903. S. 285.)
Ein 30jähr. Mann hatte vor 7 Jahren wegen Ulcus durum und Secundär-
erscheinungen in der Klinik Janovsky gelegen; während der Reconvalescenz
erkrankte er an Rheumatismns mit consecutiver Endocarditis (Stenosis ostii
venosi sin., Insufficientia valvulae biscuspidalis). Vor 4 Jahren Recidiv des
Rheumatismus; sonst gesund. Am 18. September 1902 suspecter Coitus;
3 Wochen später typisches, hartes Geschwür am Penis und am 15. November
ein kleinfleckiges Exanthem, das nach der ersten Inunctionskur zunahm,
nach 4 Touren aber abgeheilt war. — Dieser Fall stellt eine Reinfectio syphi-
litica im Sinne Neisser’s und Orel’s dar und ist dadurch sehr interessant,
weil er den Beweis erbringt, dass der Organismus auch dann die syphilitische
Infection zu überstehen vermag, wenn er ausser der Syphilis noch eine andere
ernste Allgemeinerkrankung (rheumatische Infection) durchzumachen hatte.
G. Mühlstein-Prag.
51) Zur Casuistik der Visceralsyphilis, von H. Quincke. (Deutsches Archiv
f. klin. Medicin. LXXVII. 1903. 28. Juli.)
Verf. berichtet über einige von ihm beobachtete seltene Fälle von Vis-
ceralsyphilis, auf die hier nur kurz hingewiesen werden soll. Es handelt sich
um einen Fall von Stauungsdilatationen des Magens durch Mesenterialgumma:
Besserung durch specifische Behandlung, ferner gummöse Retroperitoneal-
geschwülste und atrophisierende interstitielle Hepatitis, um einen Fall von
gummösen Schwielen am Ductus cystidis felleae und Pankreaskopf mit Kolik-
anfällen: Heilung durch Jodbehandlung, endlich um eine Heilung von Com-
— 86 —
pression des Gallenganges und der Pfortader durch gummöse Wucherungen.
Es folgen 3. Fälle von Gefässerkrankungen — darunter 2 Aortenaneurysmen
— gebessert durch specifische Behandlung und 3 Fälle von Hirnsyphilis, von
denen die ersten beiden durch das vorwiegende Befallensein des Facialis- und
Acusticusgebiets, der dritte durch die lang andauernde subnormale Temperatur
bemerkenswerth sind. Paul Oppler-Breslau.
52) Ueber die Häufigkeit von Gelenkerkrankungen bei hereditär Syphi-
i litischen, von E. v. Hippel. (Münchener med. Wochenschrift. 1903.
Nr. 31.)
Verf. fasst seine Ausführungen in folgende zwei Sätze zusammen: 1) Syphi-
litische Gelenkaffectionen sind in den späteren Stadien der hereditären Syphilis
häufig, jeder beschäftigte Chirurg und praktische Arzt muss in der Lage sein,
eigene Erfahrungen darüber zu sammeln. 2) Da die geschilderten Gelenk-
erkrankungen bei hereditärer Syphilis wesentlich häufiger vorkommen, als
z. B. Hutchinson’sche Zähne oder Labyrinthtaubheit, so ist in jedem Falle,
der auf hereditäre Lues verdächtig ist, nach vorausgegangenen Gelenkaffectionen
zu forschen; ein positives Ergebniss ist geeignet, die Diagnose der Lues wesent-
lich wahrscheinlicher zu machen. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle
des Verf.’s war die beobachtete Krankheit ein doppelseitiger Kniegelenkserguss.
Gottfried Trautmann-München.
53) Die Vererbung der Syphilis, von Rudolf Matzenauer. (Arch. f.
Dermatologie u. Syphilis. 1903. Ergänzungsheft.)
In einer ausserordentlich anregenden und fesselnden Art behandelt Verf.
das Thema der hereditären Syphilis einmal von einem anderen Gesichtspunkte
aus. Er glaubt durch zahlreiche Beobachtungen bewiesen zu haben, dass
man das Profeta’sche Gesetz fallen lassen müsse. Da es einerseits eine
Vererbung einer dauernden Immunität nicht gebe und da andererseits jede
auch anscheinend gesunde Mutter eines hereditär-luetischen Kindes ausnahmslos
dauernd immun sei, müsse folglich jede auch anscheinend gesunde, aber
immune Mutter selbst (latent) syphilitisch sein. Da es also schliesslich keine
hereditäre Syphilis ohne Syphilis der Mutter gebe, und da andererseits von
einer syphilitischen Mutter die Krankheit zweifellos vererbt sein könne, so
folge daraus, dass wir eine Vererbung der Syphilis in jedem Falle von einer
syphilitischen Mutter ableiten können und die Hypothese einer paternen
Vererbung nicht anzunehmen brauchen. Es ist selbstverständlich, dass diese
neue Anschauung des Verte zu einer lebhaften Discussion Veranlassung ge-
geben hat. Das letzte Wort ist in dieser Frage natürlich noch nicht ge-
sprochen, und wir müssen abwarten, ob sich andere Autoren zu Gunsten der
Matzenauer’schen Anschauung äussern werden. Wir werden nicht ver-
säumen, darüber dann weiter zu berichten. J.
54) Einige Fragen aus der Lehre von der Vererbung der Syphilis, von
v. Düring. (Münchener med. Wochenschrift. 1903. Nr. 31.)
Verf. wendet sich gegen die jüngst von Matzenauer-Wien aufgestellten
Grundsätze, nach welchen derselbe das Vorkommen einer germinativen Infection
leugnet, eine reine paterne Uebertragung für unmöglich erklärt und zu be-
weisen sucht, dass eine Uebertragung der Syphilis nur dann vorkommt, wenn
die Mutter syphilitisch sei und dass die einzige Möglichkeit der Uebertragung
die placentare Infection sei. Trotz Anerkennung der grössten Bedeutung,
welche in der Matzenauer’schen Arbeit liegt, müssen und können nach
Verf. alle einschlägigen klinischen Punkte von Neuem geprüft werden, wozu
wi BE
ein Zusammenarbeiten von Familienärzten mit Gynäkologen und Syphilidologen
nöthig ist. „Biologisch bedarf zunächst die Frage einer Lösung: Giebt es
eine germinative, speciell eine spermatische Infection? Klinisch müssen wir
uns darüber eine Gewissheit zu verschaffen suchen: sind die anscheinend ge-
sunden Mütter syphilitischer Kinder de facto gesund oder sind sie syphilitisch ?“
Gottfried Trautmann-München.
55) Das Problem der Syphilis und die Legende von der specifischen
Wirkung des Quecksilbers und Jods, von O. Rosenbach. (Berlin 1903,
Hirschwald.)
Das Wort „Legende“ im Titel kann bei oberflächlicher Lektüre der mit
feuriger Ueberzeugung geschriebenen interessanten Arbeit leicht zu Irrthümern
führen. Man kann nur zugeben, dass es in denjenigen Fällen zu Recht be-
steht, in denen entweder Syphilis auf falscher Diagnose beruht oder eine rein
schematische Behandlung ohne Rücksicht auf den sonstigen Allgemeinzustand
oder auf schwere allgemeine syphilitische oder postsyphilitische Erscheinungen
durchgeführt wird. „Bei der Behandlung ist — selbst im floriden Stadium —
neben sorgfältiger Localbehandlung nicht das specifische, sondern das con-
stitutionelle Moment zu betonen.“ Nach Verf. kann dem Quecksilber auf
die Früheruptionen nur mit grosser Reserve eine besondere Einwirkung, gar
keine bezüglich Verhinderung von Recidiven zugesprochen werden. Bei den
luetischen Nachkrankheiten sei Quecksilber überhaupt nicht anzuwenden. Der
Verf. wäre schon mit dem Erfolg seiner Schrift zufrieden, „wenn nicht mehr
alles was einem Luetischen im Laufe seines Lebens passirt, auf die Infection
geschoben, sondern sorgfältiger als bisher die sicheren von den möglichen und
vor Allem von den accidentellen Folgen geschieden würden, die nur nach
dem Schlusse post hoc, propter hoc mit Lues in Verbindung gebracht werden
können.“ Setzt man in diesem Satze statt „alles“ die Worte “sehr vieles“,
so ist dieser Wunsch sehr berechtigt, da es eine Reihe luesähnlicher Affectionen
der Haut und ganz besonders der Schleimhaut, und ausserdem viele harmlose
Erkrankungen giebt, die auf Grund einer positiven Anamnese nur allzuleicht
auf das Conto einer früheren syphilitischen Infection gesetzt werden. Zum
Schluss plädirt Verf. dafür, dass speciell die Luesbehandlung Sache des
praktischen Arztes werde. Gottfried Trautmann-München.
56) Die gummöse Erkrankung der weiblichen Urethra, von Georg Löwen-
bach. (Wien 1903, Braumüller.)
In dieser äusserst sorgfältigen und fleissigen Arbeit, welche sich auf das
grosse Beobachtungsmaterial von 28 Fällen an der Neumann’schen Klinik
stützt, beweist Vert, dass alle unter der Bezeichnung des Ulcus chronicum
sive elefantiasticum, Ulcus rodens, Elefantiasis ulcerosa, Lupus sive Esthio-
menos vulvae beschriebenen Krankheitsbilder weiter nichts als einen decidirt
syphilitischen, und zwar gummösen Process an und in der Urethra darstellen.
Die histologischen Befunde lassen eine typisch gummöse Infiltration und
Bindegewebsneubildung mit charakteristischer syphilitischer Gefässerkrankung
erkennen. Nur in einem einzigen der 28 Fälle war eine einseitige Lymph-
drüsenvereiterung vorangegangen. Diese spätsyphilitischen Affectionen der
weiblichen Urethra und Vulva erweisen sich gegenüber der antisyphilitischen
Therapie ungemein hartnäckig, um ihr schliesslich dennoch zu weichen. J.
57) Experimentelle Studien über die Localisation des Quecksilbers bei
Quecksilbervergiftung, von Johan Almkvist. (Nord. Med. Ark. 1903.)
Nach den sorgfältigen Versuchen des Verte befindet sich bei Queck-
— 88 —
silbervergiftung von Kaninchen das Quecksilber höchstwahrscheinlich zum
grössten Theile gelöst im Blute, in der Lymphe und im Gewebssaft. Da-
neben kommt das Quecksilber auch als unlösliches Schwefelquecksilber in
der Darmwand vor, und zwar in dem Theile des Darms, wo Fäulnissprocesse
mit Entwickelung von Schwefelwasserstoff vor sich gehen. Die mercurielle
Stomatitis scheint ein ganz analoger pathologischer Process zu sein wie die
mercurielle Colitis, sowohl was die Entstehung durch bei Fäulnissprocessen
gebildeten Schwefelwasserstoff, als auch was den Verlauf der Bildung von
Nekrosen und Ulcerationen betrifft. Verf. konnte das in gelöster Form im
Körper vorhandene Quecksilber in den Nieren intracellulär nachweisen. Eine
von dem Verf. angegebene histochemische Methode bringt sowohl eine gute
Fixirung des Gewebes als des Quecksilbers hervor und stellt das im Gewebe
vorhandene Quecksilber in Form von feinen gelben Schwefelquecksilber-
körnchen dar. J.
58) Les affections parasyphilitiques, par Hermanides. (Jena 1903, Fischer.
25 Mk.)
In zwei umfangreichen Bänden hat Verf. mit einem unglaublichen Fleisse
alles zusammengetragen, was auch nur irgendwie mit dem obengenannten
Thema in Beziehung gebracht werden kann. So sehr man auch die enorme
Arbeit anerkennen muss, so sehr muss man es doch bedauern, dass Verf.
soviel Mühe auf eine so wenig aussichtsvolle Arbeit verwandt hat. Was
soll man dazu sagen, wenn Jemand nicht nur die malignen Tumoren (Sarcom
und Carcinom), sondern auch die Tuberculose zu den parasyphilitischen
Affectionen rechnen will. Dann geht schliesslich die ganze Medicin in die
Syphilis auf. Diesen Sprung wird Niemand leicht mit dem Verf. mitmachen.
Während im ersten Bande die parasyphilitischen Affectionen im Verlaufe der
erworbenen Lues abgehandelt werden, beschäftigt sich Verf. im zweiten Bande
mit der hereditären Lues. Da muss selbst die angeborene Hüftgelenks-
luxation herhalten, um unter die heredo-parasyphilitischen Dystrophien zu
rangiren, ebenso wie der Kryptorchismus, Epi-, Hypospadie, infantiler Uterus,
adenoide Vegetationen und vieles andere. Kurz, Jemand könnte, nach dem
Studium dieses Buches den Eindruck haben, dass von allen ätiologischen
Momenten in der Medicin nichts weiter übrig bleibt als die Syphilis. Mit
Bedauern müssen wir den Verf. nach dem eingehenden Studium dieses Werkes
nicht nur als einen Polysyphilitischen, sondern als einen Pansyphilitischen
bezeichnen. Trotzdem erkennen wir aber gerne an, dass die Arbeit des Verte
keine vergebliche gewesen sein wird, sondern dass sie späteren Forschern
gewiss einen vorzüglichen Anhalt geben wird, um auf ihr fussend an diesem
Gegenstand weiter zu arbeiten. J.
59) Ueber ein bisher nicht beschriebenes postsyphilitisches Merkmal, von
G. Nobl. (Wiener klin. Wochenschrift. 1903. Nr. 42.)
Verf. weist auf den diagnostischen Werth einer postsyphilitischen circi-
nären Skrotalatrophie hin, deren Häufigkeit, lange Dauer und ausgeprägtes
Bild sie besonders für das Erkennen der Erkrankung geeignet erscheinen
lasse. Die betreffende Affection ist stets eine Folge syphilitischer irritativer
Gewebsläsionen und besteht aus winzigen, polygonalen, flachen, glänzenden
Schildern an verdünnten, bläulich gefärbten Stellen. Auf den ersten Blick
zeigt die faltenreiche Hautfläche einen in Kreis- und Bogenlinien angeordneten
Facettenschliff mit zarten, glimmerähnlichen, zierlich circinären Zeichnungen.
Unter 150 Syphilitikern, deren Infection 3—20 Jahre zurücklag, fand sich
— 89 —
diese Skrotalzeichnung 27 Mal, nie aber bot bei ausgedehntem Kranken-
material eine andere Hauterkrankung ein ähnliches Aussehen. Therapeutisch
war die Erscheinung nicht zu beeinflussen, anatomisch erklärt sie sich als
eine Schrumpfung des von specifischen Infiltraten durchsetzten Papillarkörpers,
sowie als atrophische Veränderung der epidermidalen Keimschicht. Den glänzen-
den abgeflachten Facetten entsprach häufig ein völliger Schwund der Papillen.
J.
60) Der gangränöse, phagedänische, diphtheritische Schanker der Autoren,
von 8. Róna. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXVII. 1903. S. 259.)
Verf. hat bei 3 Virgines und 37 Männern phagedänische Schanker
beobachtet, welche nicht auf Lues, Ulcus molle oder Diphtherie zu beruhen
schienen, stets von Fieber und allgemeinen septischen Erscheinungen, sowie
intensivem Geruch begleitet waren. Die Primärläsion besteht in einem diph-
theroiden Belag. Durch Auskratzen der nekrotischen Massen, Anwendung
von Jodoform und Anlegen eines guten Verbandes kam der Process sofort
zum Stillstand. Die bisweilen nothwendige Phimotomie ist völlig ungefährlich,
da die Wundflächen nicht inficirt werden. Bakteriologisch konnte Matzenauer’s
Befund zumeist bestätigt werden, der Bacillen nachgewiesen hat, die bisweilen
fehlen. In 2 Fällen fanden sich Mikrokokken in Reineultur. Cultur- und
Impfversuche auf Menschen und Thiere waren erfolglos, ebenso klinisch die
Anwendung von Antidiphtherieserum. Die von Vincent aufgefundenen
Spirillen waren häufig an der Oberfläche vorhanden, doch finden sich die-
selben auch sonst an den Genitalien, ausgenommen beim Ulcus molle. Die
Frage, ob der phagedänische Schanker, wie Matzenauer behauptet, mit der
Nasocomialgangrän identisch ist, wird nicht vom Verf. in der vorliegenden
Arbeit in Erwägung gezogen. Löwenheim-Liegnitz.
61) Sur l'installation de la syphilide pigmentaire du cou, par M. Hullen.
(Annales de dermatologie. 1903. Nr. 10.)
An der Hand einer 23 Fälle umfassenden Casuistik kommt Verf. zu
dem Schlusse, dass die Roseola des Nackens sehr häufig vorkommt, sie aber
häufig von ungeübten Augen übersehen wird und dass die Pigmentation sich
häufig auf Stellen findet, welche vorher von secundären Eruptionen eingenommen
waren. Die Form der letzteren wird von den achromatischen beziehentlich
hypochromatischen Flecken des Leukoderma, wie wir in Deutschland sagen,
wiedergegeben. Man kann schliessen, dass, wo ein solcher genau farbloser
oder mindergefärbter Fleck sich findet, auch dort vorher eine Roseolaeruption
oder eine Papel oder sonst eine secundäre Läsion gewesen ist. Die dunkler-
gefärbte Umgebungszone bildet sich nur an Bezirken, welche überhaupt zu
Pigmentation neigen, allerdings wohl veranlasst durch das Syphilisgift.
Hopf- Dresden.
62) Zur Pathogenese der syphilitischen Anämie und des syphilitischen
Icterus, von F. Samberger. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXVII.
1903.)
Das Quecksilber wirkt, wie in Verte Arbeit erläutert wird, einestheils
als specifisches antisyphilitisches Mittel, anderentheils als Hämolyticum.
Durch den Zerfall der Blutkörperchen, werden aber die hämopoötischen Organe
gereizt, so dass der Ausfall an Blutkörperchen, welcher durch die Grund-
erkrankung bedingt ist, rasch ausgeglichen wird. Die constitutionelle Syphilis
macht ihren deletären Einfluss jedoch nicht nur auf die Blutkörperchen,
sondern auch auf die Leberzellen geltend. Bei geringerer Schädigung der
— 90 —
letzteren resultirt hieraus eine alimentäre Glykosurie, bei intensiverer ausserdem
noch Urobilinurie oder sogar Icterus. Bezüglich der Störung der Function
der Leberzellen schliesst sich Verf. der Theorie Grützner’s an, dass diese
nicht die Fähigkeit der Farbstoffbildung verlieren, sondern es entstehe bei Lues
sogar mehr Farbstoff, welcher nicht zurückgehalten werden könne. Zuerst
gehe das Urobilin, dann das Bilirubin durch Diffusion in den Körper über.
Der syphilitische Icterus sei also ein hepatogener. Deshalb wäre aber bei
dieser Krankheit ein hämatogener Icterus natürlich nicht unmöglich, ebenso
wie gelegentlich Anschwellung der Lymphdrüsen zur Compression der Gallen-
gänge führen, oder ein Exanthem derselben Gelbsucht veranlassen könnte.
Löwenheim-Liegnitz.
63) Nochmals über die Action des Quecksilbers auf das syphilitische
Gewebe, von Conrad Siebert. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis.
LXVII. 1903. S. 271.)
Verf. wendet sich gegen Kassai, welcher Pollio’s abweichende Resultate
auf die Verwendung von zu wenig mit Mineralsäuren angesäuerter Flüssigkeit
bei der Imprägnirung mit Schwefelwasserstoff zurückführte. Der Verf. konnte
keinen Unterschied zwischen den Organen von Sublimatthieren und quecksilber-
freien Thieren finden und glaubt, dass die nach der Justus’schen Methode
des Quecksilbernachweises entstehenden Niederschläge in den Geweben keine
Quecksilbersulfide seien, weil sie sich bei genügend langer Einwirkung von
Salpetersäure zur Lösung bringen liessen. Löwenheim-Liegnitz.
64) Sphacöle de l’extrömit6 du nez dans un cas de syphilis tertiaire
accompagné de la maladie de Raynaud, par F. Balzer et Ch. Fouquet.
(Annales de dermatologie. 1903. Nr. 8 u. 9.)
Der Fall betrifft einen Mann von 53 Jahren, der im Jahre 1893 wegen
specifischer Regenbogenhautentzündung und 1902 wegen eines ausgebreiteten
tuberculo-ulcerösen Syphilids des Armes behandelt worden ist. Er betrat diesmal
das Hospital wegen einer gangränösen Läsion der Nasenspitze, welche sich
ganz auffallend schnell aus einem kurz nach einer Verkühlung plötzlich auf-
getretenen erythematösen Fleck der Nasenspitze entwickelt hatte. Der brandige
Bezirk umfasste einen Durchmesser von 1 beziehentlich 3cm. Von der um-
liegenden Haut war er durch eine Furche getrennt. Die erstere war von
einer wechselnd blauen Verfärbung. Der Kranke leidet schon seit langem
an Symptomen von Raynaud’scher Krankheit, besonders an Händen, Füssen,
Ohren und Nase. Im Winter ist dieser Zustand stets schlimmer gewesen.
Der diesmalige gangränöse Process an der Nase führte unter specifischer
Therapie binnen 6 Wochen zur Vernarbung und Heilung. Hopf-Dresden.
65) Ein Fall von Polyarthritis syphilitica, von K. S. Willanen. (Wratsch.
1903. Nr. 25.)
Befallen waren Kniegelenke, Zehengelenke, linkes Schultergelenk und
Talocruralgelenk. Die den erkrankten Gelenken benachbarten Epiphysenenden
waren deutlich verdickt. Die Schmerzen exacerbirten Nachts; das Leiden
wurde für Rheumatismus gehalten, bis ein papulo-postulöses Exanthem auf-
trat. Eine specifische Behandlung brachte vollkommene Heilung. Die klinische
Diagnose lautete nunmehr Hydarthrosis chronica et Osteoarthritis gummosa.
S. Prissmann-Libau.
66) Beitrag zur Herzsyphilis, insbesondere in Verbindung mit Tabes, von
Schuster. (Deutsche med. Wochenschrift. 1903. Nr. 41.)
Verf. fand unter 22 Fällen von Tabes (darunter 14 mit vorhergehender
DE EE
Lues) mit Ausschluss aller zweifelhaften Fälle und anderer Rückenmarks-
erkrankungen, drei Aorteninsufficienzen. Es handelte sich um Personen von
35, 42 und 45 Jahren, die alle drei zugestandenermaassen vor etlichen Jahren
Syphilis erworben hatten. Eine andere Ursache als Syphilis war weder für
die Tabes noch für die Aorteninsuffiziens nachzuweisen. Schourp-Danzig.
67) ZurFrage von den gummösen Geschwülsten der Sklera, von A. W.Lotin.
(Wratsch. 1903. Nr. 36.)
Der 43jährige Patient hat seit 4 Jahren heftige Schmerzen im rechten
Auge. Bald nach Beginn der Schmerzen trat allmählich zunehmend voll-
ständige Erblindung auf dem betreffenden Auge ein. Verf. sah sich veranlasst
den Bulbus zu enucleiren, wobei es sich ergab, dass eine gemeinsame Er-
krankung vorliegee In Anbetracht der mangelhaften Anamnese und des
Fehlens anderweitiger Anhaltspunkte konnte klinisch die Diagnose auf Lues
nicht gestellt werden. Auch hätte nach Ansicht des Verte eine specifische
Kur wegen der langen Dauer der Krankheit, der starken Verunstaltung des
Bulbus und der vollkommenen, seit 4 Jahren bestehenden Erblindung wenig
Aussicht auf Erfolg. Die Gefahr der Umwandlung in eine bösartige Geschwulst
bliebe immer bestehen. Weiter analysirt Verf. eingehend die einschlägige
Literatur, aus der zu ersehen ist, wie selten Gummata der Sklera sind.
S. Prissmann-Libau.
68) Böntgen-Befund nach Jodipininjectionen, von M. Landow. (Münchener
med. Wochenschrift. 1903. Nr. 38.)
Nach Sehrwald sind die Halogene in reinem Zustand ebenso wie ihre
chemische Verbindungen für die Röntgen-Strahlen in hohem Maasse undurch-
lässig. Ebenso, wie nachgewiesen wird, Jodipin, bei dem es sich um eine
Anlagerung von Chlorjod an die ungesättigte Fettsäure des Sesamöls handelt,
und das sich nach subcutaner Einverleibung im subcutanen Fettgewebe zer-
setzt und daselbst lange Zeit liegen bleibt.
Gottfried Trautmann-München.
Parasıtäre Dermatosen.
69) Sur la trichophytine, par Mario Truffi. (Rev. pract. des mal. cut.,
syph. et ven. 1903. Nr. 10.)
Verf. hat die von Neisser publicirten Untersuchungen Plato’s mit
Trichophytin (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LX. 1902) an einer Reihe
von Fällen controlirt. Trichophytin besteht aus der Flüssigkeit von filtrirten
Trichophytinculturen, in welcher sich die Stoffwechselproducte letzterer befinden.
Verf. stellt das Trichophytin aus den verschiedenen Varietäten des Pilzes
gesondert für seine Experimente dar. Bei seinen Fällen zeigte sich eine all-
gemeine Reaction (Temperatursteigerung, Frösteln), bei den suppurativen Formen
eine locale, auf den Krankheitsherd beschränkte. Bei Sycosis erfolgte rapide
Heilung ohne Anwendung anderer Mittel, Aber die Abkürzung der Heilungs-
dauer geht auf Kosten der stürmischen Reactionserscheinungen, weshalb eine
Empfehlung des Trichophytins als Therapeuticum recht fraglich ist. Hingegen
kann der Werth desselben als Diagnosticum nicht verkannt werden, besonders
bei den tiefen Processen, in welchen die Parasiten oft sehr schwer nach-
gewiesen werden. Eine Injection von Trichophytin klärt die Natur der Er-
krankung auf. Bei Individuen, welche nicht an Trichophytie erkrankt sind,
bleibt nämlich jede Reactionserscheinung aus.
Gottfried Trautmann- München,
= 09 it
70) Zwei Fälle von seltener Localisation des Trichophyton tonsurans der
Haut, von F. Samberger. (Časopis lékařů českých. 1903. S. 418.)
Der erste Fall, ein 5jähriges Mädchen, bot den typischen Befund des
Herpes tonsurans capillitii dar; mikroskopisch fand sich an den Haaren
Trychophyton endothrix (Sabouraud). Angesteckt war das Mädchen durch
einen Knaben aus einem fremden Dorfe, wo das Rindvieh an Räude litt.
Interessant ist, dass das Kind gleichzeitig an Herpes tonsurans maculosus
des Rumpfes litt; dieser Umstand spricht für die Annahme, dass auch diese
Affection durch Schimmelpilze bedingt ist. — Der zweite Fall, ein 37jähriger
Mann, zeigte in der linken Unterkiefergegend ein hartes, an Aktinomykosis
erinnerndes Infiltrat; da man mikroskopisch Trichophyton endothrix (Sabou-
raud) fand, so handelte es sich um Sycosis parasitaria.
G. Mühlstein-Prag.
71) Ueber eine eigenartige benigne Streptomycosis bullosa in der Blinden-
anstalt Konitz bei Bern, von M. Winkler. (Correspondenzbl. f. Schweizer
Aerzte. XXXIII. 1903. Nr. 17.)
Bei 7 Kindern der Anstalt im Alter von 6—15 Jahren traten innerhalb
kurzer Zeit an den Fingern prallgespannte, verschieden grosse Blasen auf,
die sehr empfindlich gegen Berührung und von durchsichtigem Inhalt waren.
Zumeist trat bei jedem Kinde nur eine Blase auf, die sich schnell meistens
über Nacht entwickelte und nach einigen Tagen des Bestehens entweder spontan
platzte, oder angestochen ihren klaren Inhalt im Strahle entleerte. Die zurück-
bleibende wunde Fläche heilte in einigen — spätestens 14 — Tagen ohne Narben-
bildung ab. Das Allgemeinbefinden war nicht gestört. Es lag nahe, an
eine gemeinsame Infectionsquelle zu denken und diese ergab sich ungezwungen
aus der Annahme, dass es die gemeinsam benutzten Lesebücher der Kinder
waren. So erklärte sich auch die Localisation der Erkrankung an den
Fingern. Klinisch konnte man das Krankheitsbild mit der Impetigo con-
tagiosa. (vulgaris) vergleichen. Bei einem weiteren frischen Falle gelang es
nun eine eben entstandene Blase zu beobachten und ihren Inhalt culturell
zu untersuchen. Sämmtliche Culturen waren Reinculturen von Streptokokken.
In der Literatur finden sich Angaben von Sabouraud über eine von ihm
als „tourniole vésiculeuse et phlyctène streptococeique des doigts“ beschriebene
Affection, die er häufig mit der Impetigo contagiosa oder vulgaris des Gesichts
zusammen vorkommen sah. Verf. möchte nun, ohne zur Frage der Aetiologie
der Impetigo contagiosa Stellung zu nehmen, feststellen, dass eine der Impe-
tigo contagiosa sehr ähnliche Erkrankung durch Streptokokken bedingt war,
dabei aber trotz der reichlichen Gelegenheit Impetigoefflorescenzen im Gesicht
nicht auftraten und dass diese gutartige Erkrankung durch Streptokokken
erzeugt wurde, die im mikroskopischen Präparat und in der Cultur von denen
der malignen Processe nicht zu unterscheiden sind. Wäre die Erkrankung
eine Affection sui generis, so wäre die Bezeichnung „Dermatitis streptogenes
bullosa“ oder „Streptomycosis bullosa superficialis“ zu wählen.
Paul Oppler-Breslau.
III. Bibliographie,
Atlas der Hautkrankheiten mit Einschluss der wichtigsten
venerischen Erkrankungen für praktische Aerzte und Studirende,
von Prof. E. Jacobi. II. Abthlg. (Berlin u. Wien 1904, Urban & Schwarzenberg.
a. 03 Ee
14,50 Mk.) — Ueber Erwarten schnell ist dem von uns schon früher (dieses
Centralbl. VI. S. 248) angekündigten I. Theile jetzt der II. gefolgt. Der-
selbe enthält die Tafeln 43—86 und zeigt in der vollendetsten Weise die
Vorzüge der ersten Abtheilung. Alle rühmenswerthen Eigenschaften, welche
an diesem Atlas bereits in der ersten Abtheilung hervorgehoben waren, gelten
auch in vollstem Maasse für den II. Theil. Möglichst grosse Naturtreue,
sorgfältige Auswahl der Abbildungen und kurze, aber genügende Darstellung
der Krankheitsbilder haben diesem Atlas einen hervorragenden, vielleicht den
hervorragendsten Platz unter den dermatologischen Bilderwerken verschafft.
Dazu kommt der verhältnissmässig billige Preis, so dass sich die Anschaffung
den weitesten Kreisen ermöglicht. Auf Einzelheiten einzugehen, scheint nach
dem ausführlichen Bericht über den I. Theil unnöthig. Hervorheben will ich
aber die vorzüglichen Abbildungen des Pemphigus, der Mycosis fungoides
und vieler anderer. J.
IV. Therapeutische Notizen.
Impetigo und Eczem. acut. capillitii:
Rec. Zinei sulfur.
1) Cupr. sulfur. a 1,0
Spirit. camphor. 20,0
Aqu. dest. 100,0
D.S. 10 Mal täglich in die erkrankten Hautpartien einzureiben.
(Sabouraud, Revue pratique des maladies cutanées etc. 1903. Nr. 8.)
Schourp-Danzig.
Lues:
Rec. Hydrarg. bijodat. 0,1
o Kalii jodat. 0,2
) Natr. cacodylic. 0,3
Aq. sterilis. 10,0
S. Jeden zweiten Tag lem zu injiciren.
Im Ganzen 12 Injectionen.
(Brousse.)
J.
Palmarkeratom:
Rec. Acid. salicylic.
3 Boracis ana 5,0
) Spirit. vini 10,0
Glycerin 80,0
(Sack, Wiener klin. Rundschau. 1903. Nr. 40.)
J.
Psoriasis:
Rec. Chrysarobini 10,0
4 Butyr. Cacao E
Paraffin. 10,0
Ol. Olivar 5,0
(Audry.)
feig ee er a ne teet
— 94 —
V. Vereinsberichte.
Londoner dermatologische Gesellschaft.
Sitzung vom 14. Januar 1903.
Ewart demonstrirt 1) eine Purpura mit kreisförmiger Anordnung, Ab-
heilung vom Centrum der Eruption aus und mit theilweiser nekrotisirender
Blasenbildung sowie consecutiven Oedemen der Lider und Extremitäten. Die
Krankheit betraf einen 30jährigen, sonst gesund gewesenen Kranken.
MacLeod zeigt 2) ein 6jähriges Mädchen mit Alopecia areata von
disseminirtem Charakter und schnellster Ausbreitung.
Radcliffe Crocker stellt 3) einen 56jährigen Kranken mit der Wahr-
scheinlichkeitsdiagnose Mycosis fungoides incipiens (Stadium praemyco-
ticum) vor.
Whitfield demonstrirt 4) einen 3jährigen Knaben mit Trichophytie
des Kopfes (Mikrosporie), der mit Röntgen-Strahlen behandelt worden ist.
Nach 14 Sitzungen mit schwacher Beleuchtung wurde die Behandlung unter-
brochen. Es begann ein schneller allgemeiner Haarausfall, die gesunden
Haare fielen dabei zuerst aus; überall stellte sich Haarwachsthum wieder ein.
Sitzung vom 11. Februar 1903.
Graham Little demonstrirt: 1) ein 2jähriges Mädchen mit papulösen,
central nekrotischen Tuberculiden der Extremitäten. Das Kind hat vor
11 Monaten schwere Masern durchgemacht; 2) einen Lichen planus bei
einem 21/,jährigen Mädchen an Knie (Innenseite), Waden und Unterschenkel.
Auch die Labien zeigen einige verstreute Eruptionen. Ueber dem Poupart’-
schen Bande rechterseits findet sich eine elliptische Anordnung von Lichen-
knötchen; 3) eine Prurigo Hebra bei einer Frau von 31 Jahren. Beginn
im 1. Lebensjahre; 4) ein Ulcus rodens des linken unteren Augenlides bei
einer 50jährigen Frau. Nach jedesmaligem radiotherapeutischem Eingriff
bessert sich der Process; leider unterzieht sich die Kranke keiner dauernden
Behandlung; 5) einen Knaben von 9 Jahren mit Canities und Leuko-
dermie sowie Melanodermie des Körpers. Das Haupthaar ist jetzt bis
auf zwei oder drei dunkle Duschen ganz weiss. Dem entspricht auch die
Farbe der entsprechenden Theile der Kopfhaut.
Pringle zeigt 6) einen Mann von 38 Jahren mit syphilitischer
Frambösie. Localisationen der Processe waren Kniekehle, Supraciliarregion,
rechte Seite der Unterlippe und Interglutäalfalte; 7) eine 28jährige Patientin
mit Lupus erythematosus nodularis. Hauptsächlich imponirt ein Plaque
an der Stirn. Dauer des Processes 12 Monate. Hinter dem einen Ohr ein
4 Monate alter Fleck von typischem atropbischem Lupus erythematosus.
Ein dritter, besonders durch subepidermidale Knötchen bemerkenswerther
erythematöser, aber weder schuppender noch exulcerirter Herd befand sich
am Kieferwinkel der linken Seite.
Radcliffe Crocker stellt 8) einen Arbeiter von 41 Jahren mit pseudo-
leukämischer Prurigo vor. Ferner 9) ein Mädchen von 22 Jahren mit
wahrscheinlich arteficiellen Geschwüren und consecutiven Narben des
Unterschenkels.
Sequeira demonstrirt 10) ein Geschwür des linken Nasenflügels bei
einem Mann von 41 Jahren; Diagnose schwankt zwischen Lupus und
Syphilis.
=; 0 a
Arthur Shillitoe zeigt 11) ein erythematöses Syphilid bei einem
34jährigen Commis.
Whitfield demonstrirt 12) eine Frau von 43 Jahren mit einer sym-
metrischen, wahrscheinlich seborrhoischen (vielleicht auch angiomatösen)
Eruption des Hypogastrioms, der Kreuzbeingegend und der oberen Hälfte
der Schenkel. Hopf-Dresden.
Wiener medicinisches Doctoren-Collegium.
Sitzung vom 16. Februar 1903.
G. Nobl: Ueber blennorrhoische Gelenkserkrankungen. Aus-
gangspunkt der Erörterungen ist ein eigenes, 23 Fälle schwerer blennorrhoischer
Synovialmetastasen umfassendes Beobachtungsmaterial des Vortr. Nicht ein-
bezogen sind die leichteren, einer ambulatorischen Behandlung zugänglichen
Formen.
Von den Beobachtungen betrafen 18 Männer und 5 Frauen, die im
Alter von 4 bis 50 Jahren standen. Bei allen hatte die complicatorische
Gelenks- bezw. Sehnenscheiden- und Schleimbeutelerkrankung von einer
Genitalblennorrhoe ihren Ausgang genommen. Von den Gelenken war
14 Mal das Knie, 7 Mal das Hand-, 12 Mal, je 3 Mal das Zehen-
bezw. Finger-, 3 Mal das Sternoclavicular- und je 1 Mal das Hüft-, Kiefer-,
Wirbel- und Atlantoepistrophealgelenk befallen. Die Läsionen der Sehnen-
scheiden bezogen sich 6 Mal auf die Strecksehnen des Handrückens, 5 Mal
auf die Scheiden der Extensoren des Fusses und des gemeinsamen langen
Zehenbeugers und 1 Mal auf den Symovealbezug des Bicepskopfes (Bursitis
intertubercularis. Von Schleimbeuteln war 5 Mal die Bursa achillea in
Mitleidenschaft gezogen. Den Ausgangspunkt der Allgemeininfection bildete
die Vulvovaginitis kleiner Mädchen 2 Mal, eine Urethral- bezw. Cervical- und
Corpusblennorrhoe 3 Mal. Bei den 18 Männern schlossen sich die Compli-
cationen 16 Mal an eine Blenn. posterior bezw. Prostatitis gland. an. Die
bakteriologische Exploration des Gelenks bezw. Sehnenscheidenexsudates
konnte in 18 Fällen zur Ausführung gelangen; ein cultureller Gonokokken-
nachweis war 3 Mal, ein tinctoriell differenzirter Befund 2 Mal beizubringen;
2 Mal gingen auf den Nährmedien Staphylokokken auf; 11 Mal verhielt sich
der sero-purulente Erguss steril. Der zeitliche Ablauf vom Beginne der
Infection bis zur Metastasirung schwankt zwischen 8 Tagen und mehreren
Monaten. Die Uebersicht bezeugt die Prädilection gewisser Gelenke zur Er-
krankung, wobei traumatischen Einflüssen eine Bedeutung zuzuerkennen ist.
In diagnostischer Hinsicht kann weder die Localisation noch das monoarticu-
läre Auftreten als verlässliche Fährte für die Agnoscirung des blennorrhoischen
Gelenksleidens dienen. Als pathognostische Kriterien können hingestellt
werden: DieBeschaffenheit der zur Recidivirung und ankylotischer Ausheilung
tendirenden Gelenksveränderungen, die häufige Combination derselben mit speci-
fischen Sehnenscheidenläsionen, die begleitenden Allgemeinerscheinungen (Fieber),
sowie das refractäre Verhalten der antirheumatischen Medication gegenüber.
Als die wichtigste, gleichzeitig auch als der Blenorrhoe am meisten eigene
Gelenksaffection ist die phlegmonöse Arthritis bezw. Peri- und Paraarthritis
hinzustellen, die sich häufig mit exsudativen und fungös wuchernden Tendo-
vaginitiden zu vergesellschaften pflegt. Alle diagnostischen Merkmale der
Klinik können erst in dem culturellen Gonokokkenbefund ihre Verificirung
bezw. Ergänzung finden. J.
— 96 —
VI. Vermischtes.
— Die dem I. Congresse der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung
der Geschlechtskrankheiten von einer Reihe hervorragender Frankfurter Aerzte
überreichte Festschrift (Frankfurt a/M. 1903, Joh. Alt; 3,80 Mk.) enthält unter
der Redaction von Flesch, Grünwald, Herxheimer eine grosse Reihe
werthvoller Arbeiten, welche sich weit über das locale Colorit hinaus erheben.
Wir können aus der Fülle des hier Gebotenen nur einiges Wenige heraus-
heben. Ausser der sehr interessant geschriebenen Geschichte der Prostitution
in Frankfurt a/M. von Hanauer, berichten Marcus über das ehemalige
Rochusspital, Grandhomme und Grünwald über die bei den Frankfurter
Prostituirten von 1893—1902 festgestellten Geschlechtskrankheiten und kommen
dabei zu folgendem Schlusse: Nur wer nicht Gelegenheit gehabt hat, bei
der Visite, im Gefängniss und im Gerichtssaale sich praktische Erfahrungen
über die Prostitution anzueignen, kann verlangen, dass man die Prostituirten
frei gewähren lassen solle; während der Fachmann wohl weiss, welche Ge-
fahren der Allgemeinheit nach der Seite der Sittlichkeit, der Gesundheit und
der öffentlichen Sicherheit hin drohen, wenn die bisher bei uns geübte polizei-
liche Ueberwachung aufgehoben, oder gemildert würde. Aus der Abtheilung
Herxheimer’s liegen zwei Arbeiten vor, von Th. Sachs über aussergeschlecht-
liche Syphilisansteckung und ihre sociale Bedeutung, sowie von Thaler über
die im letzten Jahrzehnt erfolgte Geschlechtskrankenbewegung. Ebenso bilden
die weiteren Beiträge von Milecki, Th. Baer, Sioli, Edinger, Fromm,
Ransohoff, Julius Kohn vieles Beachtenswerthe dar und seien zu ein-
gehendem Studium empfohlen. J.
— Als alter und gern gesehener Bekannter liegt uns das im Verlage
von Johannes Alt in Frankfurt a/M. erschienene ärztliche Jahrbuch für 1904,
herausgegeben von Dr. von Grolman vor. Neben dem erschöpfenden vor-
züglichen Verzeichniss der wichtigsten neueren und neuesten Heilmittel, sowie
der Nährpräparate finden sich als besonders dankenswerthe Verbesserung
kurze Notizen und kleinere Referate, welche über die wichtigsten Erscheinungen
des vergangenen Jahres Aufschluss geben. Auch die Sammelberichte, z. B.
über die plastischen Injectionen mit hartem und weichem Paraffin werden
gewiss dankbar begrüsst werden. Selbstverständlich sind die übrigen Ab-
schnitte über medicinische Bäder, Behandlung von Vergiftungen u.s.w. nicht
vergessen, so dass wir dieses mit einem sehr praktischen Kalender ausgestattete
Jahrbuch zumal seines billigen Preises wegen (2 Mk.) allen Collegen auf das
Wärmste empfehlen können. J.
VII. Personalien.
— In Folge eines jähen Unglücksfalles verschied, erst 30 Jahre alt,
mein lieber Freund Dr. Georg Löwenbach, der sich bereits durch zahl-
reiche tüchtige Arbeiten einen guten Platz in unserem Specialfach gesichert
hatte. J.
Um Einsendung von Separatabzügen und neuen Erscheinungen an den Heraus-
geber Dr. Max Josera in Berlin W., Genthiner Strasse 5, wird gebeten.
Verlag von Ver & Comer. in Leipzig. — Druck von Merzaer & Wırrie in Leipzig.
DERMATOLOGISCHES GENTRALBLATT,
INTERNATIONALE RUNDSCHAU
AUF DEM GEBIETE DER HAUT- UND GESCHLECHTSKRANKHEITEN.
HERAUSGEGEBEN
Dr. MAX JOSEPH
Siebenter IN BERLIN. Jahrgang.
Monatlich erscheint eine Nummer. Preis des Jahrganges 12 Mərk. Zu besiehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes, sowie direct von der Verlagsbuchhandlung
Verr & Oomr. in Leipzig.
1904. Januar. Nr. 4.
Inhalt. I. Originalmittheilungen. 1) Beitrag zur Thrombophlebitis luetica
im Frühstadium, von Dr. Anton Blumenfeld. 2) Die Prophylaxe der Geschlechts-
krankheiten, von Dr. Eduard Richter in Plauen i/V.
II. Therapeutische Revue.
III. Referate. Allgemeine Pathologie und Therapie. 1) Labiomycosis,
by Willmott Evans. 2) SEN observations on smallpox, by Leslie Roberts. 3) Zur
Behandlung der Verbrennungen mit Trockenverbänden, von M. Sattler. 4)I. Die bullösen
Hautaffectionen. II. Ueber die Betheiligung der Schleimhaut bei den Hautkrank-
heiten und bei Syphilis, von J. Sehäiffer. 5) Die Heissluftbehandlung mit dem Vor-
staedter'schen Calorisator, von Fr. Bering. 6) Zur Frage der Beziehungen zwischen
Bequerelstrahlen und Hautaffeetionen, von 8. W. Goldberg und E. S. London. 7) Eisen-
bogenlicht contra concentrirtes Kohlenbogenlicht II, von Gunni Busch. 8) Mittheilungen
aus der Abtheilung für Syphilis- und Hautkranke des Bosn.-Herzeg. Landesspitals in
Sarajevo, von L. Glick. 9) Der therapeutische Werth des Ichthyol- und Jodvasogens
und deren Verwendbarkeit in der Praxis, von d. W. Frieser. 10) Die Massage im
Dienste der Dermatologie, von Barocheff. 11) Ueber Beizenfärbung, von A. Pappen-
heim. 12) Ueber eine neue Methode quantitativer Bestimmung von Zucker im Harn.
Vorläufige Mittheilung von Emil C. Behrendt. 1%) La technique et les indications
de la radiotherapie dans le traitement des dermatoses, par Teredde et Pautrier.
14) Vulvo-vaginitis durch Diphtheriebacillen verursacht, von Eriksson. 15) Contri-
bution à létade du testicule dans quelques infections. Ochites expérimentales, par
Esmonet. 16) Die Behandlung der venerischen Ulcera und Wunden mit Alumen
ustum, von Moriz Porosz. 17) Ueber Reincultur von Ulcus molle-Bacillen, von
'Fritz Fischer. 18) Report of the committee on prophylaxis of venereal diseases, by
L. Weiss. — Entzündliche Dermatosen. 19) L'’acné hypertrophique du nez et
son traitement chirurgical, par W. Dubreuilh. 20) Beitrag zur Histologie der Verruca
senilis, von Franz Poór. 21) Ecthyma terebrans, by Allan Jamieson and Huie.
22) Case of pityriasis rubra pilaris (Devergie) in child of four years, by Arthur Hall.
23) Unangenehme Nebenwirkung von Mesotan, von Litten. 24) Les métastases de
l’ecz&ma, d'après Dupeyrae. 25) Étude expérimentale d'une éruption médicamenteuse
due à l’antipyrine, existence de lésions sanguines, par Leredde et Pautrier. 26) Vaste
epithelioma de la région temporale, avec paralysie faciale. De l'utilité de la biopsie,
par Pautrier. 27) Zur Aetiologie der Urticaria, von Rievel. 28) L’adipose doulou-
reuse ou maladie de Dercum, par Sainton et Ferraud. 29) Zwei Fälle chronischer
zonenförmiger Hauterkrankungen, von F. Lommel. — Chronische Infections-
krankheiten der Haut. 30) Ueber bovine Impftuberculose, von O. Lassar. 31) Ueber
die tuberculöse Erkrankung der Haut und Schleimhaut im Bereiche der äusseren
weiblichen Genitalien und die Beziehung der Tuberculose zur Elephantiasis vulvae,
von Jesionek. 32) Light in the treatment of lupus and other chronic skin affections,
by J. W. Kime. 33) Bar le traitement du lapus tuberculeux à formes ulcereuse et
vegötante, par Pautrier. 34) I. Ueber die Ursachen der Säurefestigkeit der Tuberkel-
und Leprabaecillen. — II. Die Säurefestigkeit der Lykopodiumspore, der Korkzelle u a.,
von Deibaneo. 35) Abscès sous cutanés multiples d'origine mycosique, par de Beur-
mann et Ramond. 36) Il bacillo della bouba, per A. Breda e B. 6. Fiocco. 37) Ueber
die Zelldegeneration beim Rhinosklerom. Kritische Betrachtungen aus Anlass der
VII. 7
-- 98 —
neueren Artikel Dr. Unna’s, von V. Mibelli. 38) Zur Kenntniss der Verbreitungs-
weise der Lepra, von L. Glück. 39) Zur Kenntniss der Paraleprose, von L. Glück.
40) Ist die Lepra nervosa seu maculo-anaesthetica ansteckend? von D. F. Rjeschetillo.
41) Ist die Lepra ansteckend? von M. A. Tsehlenow. 42) Quelques réflexions sur cer-
tains traitements actuellement usités dans la lèpre, par J. Brault-Alger. — Krank-
heiten des Urogenitalapparates. 43) Beitrag zur Leukoplakie der Blase, von
Ravasini. 44) Gonorrhoische Gelenkerkrankungen und deren Behandlung mit localen
Fangoapplicationen, von Schuppenhauer. 45) Ueber die Exchochleatis prostatae, von
Riedel. 46) Idiopathischer Priapismus, 9 Tage persistirend, von Mainzer. 47) Zur.
Asepsis des Catheterismus und der Cystoscopie, von L. Casper. 48) Beiträge zur
Pathologie und Therapie der Harnröhrenstricturen auf Grund einer Reihe von 400 Fällen,
von Robert Christen. 49: .Quelques remarques sur les cystites chroniques, par Motz
et Montfort. 50) Des interventions intravesicales avec le cystoscope opératoire du
Dr. Nitze, par Eynard. 51) Entérite et bacteriurie, par Janet. 52) Ueber Hypoplasie
der Prostata, von Fritz Rörig. 53) Ueber die Behandlung der Augenblennorrhöe
mit Albargin, von Edvard Welander. — Sypilis. 54) Ueber die sogen. Justus’sclie
Hämoglobinprobe bei Syphiliskranken, von Leon Feuerstein.
IV. Therapeutische Notizen. — V. Vereinsberiehte.. — VI. Vermischtes.
I. Originalmittheilungen.
[Aus der königl. dermatolog. Universitätsklinik zu Breslau (Director: Geheimrath
Prof. Dr. Neisser).]
1. Beitrag zur Thrombophlebitis luetica im Frühstadium.
Von Dr. Anton Blumenfeld,
Assistent der Klinik.
Ueber die gummösen Erkrankungen der Venen besitzen wir schon
eine ziemlich umfangreiche Literatur; dieselbe ist in der weiter unten
eitirten Arbeit von Proksch zusammengestellt; neuerdings ist noch von
E. Neisser? ene sehr interessante Mittheilung darüber erfolg. Im
Gegensatz hierzu sind die Erkrankungen der Venen im Frühstadium der
Lues weniger bekannt.
Die ersten diesbezüglichen Fälle wurden im Jahre 1860 von Girwood
veröffentlicht, Mendel und Proksch hatten dann weiter das Verdienst,
die in der Literatur zerstreuten Fälle von Venensyphilis im Allgemeinen
zu sammeln und wiesen hierbei auf die relativ sehr selten vorkommende
Venenerkrankung im secundären Stadium der Lues hin.
Im August 1903 hatten wir Gelegenheit, in unserer Poliklinik einen
in vielen Beziehungen typischen Fall von Venenerkrankung im secundären
Stadium zu beobachten, den ich mir mitzutheilen erlaube.
M. R. 22 Jahre alt. Ohne hereditäre Belastung. Als Kind Masern
überstanden. Bis vor 2 Jahren gesund gewesen. Vor 2 Jahren Rheumatismus
in allen Gelenken der oberen und unteren Extremitäten, angeblich mit Herz-
fehler complicirt. Nach 3monatlichem Hospitalaufenthalt Heilung.
In den früheren Jahren viel in Baccho gesündigt, in den letzten Jahren
mässiger Potator.
1 Ueber wandernde Phlebitis. Deutsche med. Wochenschrift. 1903. Nr. 37.
ES 7 SE
Gonorrhöe wird negirt. Zu S
Infectiöser Coitus mit einer Puella publ. Ende Februar 1903.
Am 15. März erschien der Patient zum ersten Mal wegen seiner geni-
talen Infection in der hiesigen Poliklinik.
Graciler Körperbau, mässig entwickelte ‘Musculatur, gute Ernährung.
Die inneren Organe, ausser einem leichten Lungenemphysem, ohne patho-
logischen Befund. Herzdämpfung in normalen Grenzen, Herztöne rein.
Seborrhoe des Kopfes und Gesichts, Acne vulgaris des Rückens, theilweise
mit Narben abgeheilt.
Keine Varicen. Urin frei von Eiweiss und Zucker.
Im Sulcus coronarius zwei erbsengrosse, ulcerirte, knorpelharte Infiltrate.
Poly- et Scleradenitis inguinalis. Locale Behandlung der Sklerose. Der
Patient bleibt in ständiger Beobachtung. Am 25. April 1903 zeigt der
Patient ein ausgebreitetes maculöses Exanthem am Stamm und an
den oberen Extremitäten.
Die specifische Behandlung wurde eingeleitet.und der Patient bekam im
Laufe der nächsten 6 Wochen 12 Injectionen abwechselnd von He. saliceylicum
bezw. thymolo-aceticum á 0,1 pro dosi. Nach der 5. Injection verschwand das
Exanthem. Am linken Gaumenbogen trat ein Plaque auf, der mit 10°/,iger
Chromsäure geätzt wurde.
Im Uebrigen verlief die Kur ohne Störung, weitere luetische Symptome
traten während derselben nicht auf.
Nach Ablauf von 3 Monaten stellte sich der Patient wieder vor und
zeigte an der Unterlippe, der Zunge und der rechten Tonsille Plaques mu-
queuses. In Anbetracht der unlängst beendeten, ausgiebigen Quecksilberkur
wurden die Stellen local behandelt. Nach weiterem Verlauf von einem Monat
traten am rechten Fuss zwischen den drei ersten Zehen erodirte Papeln auf.
Zu gleicher Zeit zeigten sich auch an beiden Fusssohlen papulöse In-
filtrate. Behandlung der erodirten Stellen mit Calomelstreupulver.
Am 15. August Nachmittags verspürte der Patient plötzlich ziehende
Schmerzen im rechten Unterschenkel, welche nicht streng localisirt
waren, sondern von der Kniekehle bis zum Knöchel ziehend, hauptsächlich
bei Bewegungen des Fusses mit wechselnder Intensität auftraten. Abends
nahm Patient auch eine leichte Schwellung des betreffenden Unterschenkels
wahr. Trotz der Schmerzen und der Schwellung konnte der Patient seinen
Dienst versehen. Fieber, Schüttelfrost hat er nicht gehabt; Schlaf ungestört.
Am nächsten Tag früh suchte der Patient die Poliklinik wieder auf.
Auf der inneren Seite des rechten Unterschenkels zeigte sich
eine diffuse Schwellung, welche die unteren zwei Drittel des
Unterschenkels einnahm. Die Haut über derselben war gespannt und
glänzend; zeigte an sich aber keine entzündlichen Erscheinungen. Bei der
Palpation fühlte man in dieser Schwellung einen 1'/,—2 cm breiten,
derben, äusserst schmerzhaften Strang, der dem Verlaufe der
Vena saphena magna folgte. Derselbe ist unter der Haut nicht
verschieblich. Anscheinend den Venenklapp»n entsprechend zeigt der be-
schriebene Strang deutliche Einkerbungen. Die activen Bewegungen des be-
troffenen Unterschenkels beeinträchtigt, die passiven mit Schmerzen verbunden.
Subjectiv: Patient klagt auch über starkes Spannungsgefühl. Er weiss gar
keine Ursache für die plötzlich aufgetretene Complication anzugeben, speciell
jedes Trauma wird entschieden in Abrede gestellt. Die anderen Extremitäter `
7*
— 100 —
zeigen normales Verhalten. Temperatur 36,8°; die inneren Organe, speciell
Cor. o. B. Der Puls normal.
Die Papeln zwischen den Zehen sind epithelisirt und bis auf geringe
Reste unter der localen Behandlung zurückgegangen. Urin frei von Eiweiss
und Zueker. Da der Patient trotz Zuredens nicht zu bewegen war, in der
Klinik zu verbleiben, wird ihm eine Injection von 0,05g Calomel gegeben
und ihm eingeschärft, der Ruhe zu pflegen. Diese letzte Anordaung hat der
Patient aber nicht befolgt, sondern ist seiner Beschäftigung nachgegangen.
Interessant war nun die Wirkung des einverleibten Quecksilbers auf den
Krankheitsverlauf. Zwei Tage später ist das Spannungsgefühl voll-
ständig geschwunden und der Patient bewegte sich ohne Schmerzen. Der
beschriebene Strang war jetzt leichter palpabei, und abgesehen von dem
Schwinden der Druckempfindlichkeit, war er in seiner Configuration nicht
verändert.
Da das Calomel ein schmerzhaftes Infiltrat hervorgerufen hatte, wurden
die folgenden Injectionen mit Hg. thymolsactiam á 0,1 gegeben.
Nach der zweiten Injection verkleinerte sich der Strang nach allen
Dimensionen, und zwar begann der Schwund desselben von dem proximalen
Ende. Nach der 4. Injection war er nur noch undeutlich palpabel, die
darüberliegende Haut gut verschieblich. Nach der 6. Thymolinjecetion war
‘er völlig geschwunden. Patient hatte im ganzen 10 Quecksilberinjectionen
bekommen, die er bis auf eine zum Schlass der Kur aufgetretene Stomatitis
gut vertragen hat. In der darauffolgenden, über 2monatlichen Pause blieb
der Patient ganz gesund und zeigte keine specifischen Erscheinungen.
Die Diagnose in diesem Falle verursacht keine Schwierigkeiten.
Der im Verlauf der Vena saphena magma liegende schmerzhafte, deutlich
palpable Strang mit seinen den Venenklappen entsprechenden Einkerbungen
konnte wohl nichts anderes sein, als ein an der betreffenden Vene locali-
sirter Krankheitsprocess. Differential-diagnostisch könnte höchstens eine
Lymphangitis in Betracht kommen, da ja der rechte Unterschenkel be-
fallen war, an dem die erodirten Papeln sich befanden und eine Secundär-
infection verursacht haben konnten. Aber einerseits die Lage des oben
beschriebenen Stranges im Verlaufe der Vena saphena magna, seine Härte
und seine Dicke, andererseits die Abwesenheit der charakteristischen
rothen Hautverfärbung und der Allgemeinsymptome liessen die obige
Diagnose ausschliessen. Die anfängliche Unverschieblichkeit des Stranges
bewies, dass es sich hier nicht nur um eine Thrombophlebitis, sondern
auch (was ja bei der Phlebitis häufig vorkommt) um ein Ergriffensein des
Nachbargewebes handelt — um eine Periphlebitis. —
Symptome.
Die bis jetzt publicirten Pëlle von Thrombophlebitis im Frühstadium
der Lues zeigen in wesentlichsten Punkten eine auffallende Aehnlichkeit,
und zwar:
1) in dem Ergriffensein von nur oberflächlich gelegenen Venen der
. "oberen und unteren Extremitäten,
— 11 —
2) in dem fieberlosen Beginn und Verlauf. Zwei mit Fieber einher-
gehende specifische Phlebitiden hat Greenhow und Breda beschrieben;
beide Fälle aber sind nicht einwandsfrei; bei dem ersten handelt es sich
um einen tuberculösen Patienten, hei dem anderen Falle um eine fiebernde
Puerpera, so dass in diesen Fällen das Fieber auch eine andere Erklärung
findet. Einer leichten Temperatursteigerung würde wohl keine Bedeutung
beizumessen sein, da selbige ja bekanntermaassen bei dem Ausbruch der
Secundärsymptome nicht selten aufzutreten pflegt;
3) in dem gutartigen Verlauf. Es ist bisher kein einziger Fall von
nachfolgender Embelie oder anderen schweren Oomplicationen verzeichnet;
4) in der therapeutischen Beeinflussung durch Quecksilber.
Die Unterschiede in dem Aussehen und in dem Verlauf der einzelnen
Fälle sind nicht wesentlich. In der Mehrzabl der Fälle werden mehrere
Venen gleichzeitig oder eine nach der anderen ergriffen. Eine einzelne
befallene Vene ist in der kleinen Statistik verhältnissmässig selten ver-
treten. Den ungünstigen Circulationsverhältnissen entsprechend werden
die Venen der unteren Extremitäten von der Erkrankung am häufigsten
befallen.
Was den Unterschied zwischen diesen Phlebitiden und den. bei
anderen Infectionskrankheiten (mit denen ja die Lues im Frühstadium
eine grosse Aehnlichkeit zeigt), Typhus, Scarlatina u.s.w., betrifft, muss
das vorher ad 2), 3) und 4) gesagte hervorgehoben werden, da im Gegen-
satz hierzu ein unregelmässiges Fieber und relative Häufigkeit der Em-
bolien zu Hauptcharakteristiken der Phlebitiden bei den sonstigen Infections-
krankheiten gehören. Auch reagiren die letzteren in keiner Weise
auf Quecksilberbehandlung. Charvot legt diagnostischen Werth auf
nächtliche Exacerbationen der Schmerzen. Da wir aber keine ähnliche
Beobachtung in den anderen Fällen finden und auch in meinem auf das
genaueste daraufhin geprüften Falle nicht zu finden war, möchte ich —
mit v. Schrötter — glauben, dass das citirte PyIEB Eon i mehr ein Postulat
theoretischer Erwägung ist.
Bei der Thrombophlebitis wird die Ursache in die veränderte Be-
schaffenheit des circylirenden Blutes oder in die primärerkrankte Vengn-
wand selbst verlegt. Welche von diesen den uns hier interessirenden
Vorgang erzeugt, ist schwer zu sagen. Die vorliegenden histologischen
Untersuchungen (meinen Fall konnte ich nicht histologisch untersuchen)
haben nur den Beweis erbracht, dass sämmtliche Schichten der betroffenen
Venen (auch mit angrenzendem lockeren Bindegewebe) entzündlich male
sind, und dass ein Thrombus das Venenlumen ausfüllt.
Dieselben Verhältnisse finden wir aber auch bei Phlebitiden der
anderen Infectionskrankheiten. Zu bemerken ist, dass in keinem der
— 102 —
publicirten Fälle Trauma als Gelegenheitsursache zugegeben wird, sondern
dass immer eine einwandsfreie spontane Entstehung vorliegt.
Es bleibt nur noch die Frage oflen, ob aus dieser frühen Mani-
festation der Lues im Gefässsystem prognostische Schlüsse für den weiteren
Verlauf der Lues zu ziehen sind. Die bisher bekannten Fälle enthalten
keine Andeutung dafür.
In den — hauptsächlich französischen — Veröffentlichungen wird
dem gleichzeitig mit Quecksilber verabreichten Jodkali eine prompte
Wirkung nachgesagt. Ich habe, da es sich um eine „Secundäraflection“
handelt, nur mit Quecksilber behandelt und habe damit allein auch ein
promptes Rückgehen der Erscheinungen erreicht. —
Zum Schluss ist es mir eine angenehme Pflicht, meinem hochverehrten
Lehrer und Chef, Herrn Geheimrath Neisser, für die bereitwillige Ueber-
lassung des Falles und für die gütige Durchsicht der Arbeit meinen ver-
bindlichsten Dank auszusprechen.
Literatur.
Girdwood, G. P., On three cases of phlebitis occurring in patients affected
with tbe syphilitie poison. Lancet. I. 1860. S. 619. — Greenhow, Case of muscular
tumours and of phlebitis with plugging of the superficial reins of both legs in a
patient subject of constitutional syphilis. Transactions of the Clinical Society of
London 1873. VI. S. 143. — Breda, Contributo alla flebite syfilitica. Rivieta
Veneta di scienze mediche. Venezia 1889. XI. S.446. — Charvot, Deux cas de
phlebite syphilitique. Revue de Chirurgie. 1891. S. 559.
Die sonst bis zum Jahre 1896 veröffentlichten Fälle befinden sich bei H.Mendel’s
Contributions à l'étude de la phlebite syphilitique. Archives générales de médecine.
I. 1694. S. 292 und in der Moncgraphie von J. K. Proksch: Ueber Venensyphilis.
Bonn 1898.
Die spätere Literatur: A. Fournier, Traité de la syphilis. Paris 1899. S. 708.
— A. Fournier et Loeper, Deux cas de phlébite syphilitique secondaire. Annales
de derm. 1899. S. 80. — Bondesio, Contribution à l'étude des phlébites des membres
dans la syphilis secondaire. Thèse de Paris. 1899. — Le Noir, Deux cas de syphilis
secondaire des veines. Association française pour l'avancement des sciences. Congrès
de Boulogne. 1899. September. — G. Thibierge, Sur la phlébite syphilitique
secondaire précoce. Beiträge zur Dermatologie und Syphilis. Festschrift, gewidmet
J.Neumann. Leipzig u. Wien 1900. S.840. — Collinot, Étude sur les mani-
festations veineuses au cours de la syphilis secondaire. Thèse de Paris. 1901. —
Finger, Verhandlungen der Wiener dermatolog. Gesellschaft. Archiv f. Dermato-
logie u. Syphilis. LIII. 1900. 8.108. — Oettinger, De la phblébite au cours des
accidents secordaires de la syphilis. Semaine médicale. 1902. Nr. 7. — Audry
et Constantin, Phlebite syphilitique de la poplitee. Journ. des maladies cutan. et
eyph. 1902. Nr.9. — Markuse, Ueber nodöse Syphilide und sypbilitieche Phle-
bitis. 2 Fälle von Jadassohn. Archiv f. Deimatologie u. Syphilis. LXIII. 1902.
8.17. — Campbell, Phlebite au cours de la syphilis secondaire. Sémaine médicale.
1902. Nr. 48. — Gaucher et Chiray, Sur un cas de phlebite syphilitique secondaire
des veines superficielles du brae. Journ. des maladies cutan. et syph. XV. 1903.
S. 609. — A. Renault et Roussy, Une nouvelle observation de phlebite syphilitique
secondaire. Journ. des maladies cutan. et syph. XV. 1903. S. 609. — Hoffmann,
— 103 —
Verhandlungen der Berliner dermatologischen Gesellschaft. Dermatolog. Centralbl.
VI. 1908. S. 348. — Brunsgaard, Periphere Phlebiten in dem Verlaufe von secun-
därer Syphilis. Norsk Magaz. f. Laegevidenskaben. 1902. S. 391; mir nur im Referat
(Dermatolog. Centralblatt. VI. S. 153) bekannt.
Nachtrag: Erst nach Abschluss der vorliegenden Arbeit ist die
Abhandlung von E. Hoffmann: „Ueber strangförmige Phlebitis im Früh-
stadium der Syphilis“ erschienen, in der über noch zwei weitere genau
beobachtete Fälle berichtet wird. In einem Falle konnte der Verf. die
histologische Untersuchung vornehmen und feststellen, dass die Venen-
wandentzündung der Thrombose vorausgeht, und dass die Intima und
Media im Vergleiche zur Adventitia, die nur wenig verändert ist, stark
betroffen sind; ein Befund, der von dem histologischen Bilde der sonstigen
Thrombophlebitiden doch abweichend ist (Dermatolog. Zeitschrift. X.
1903. S. 470).
2. Die Prophylaxe der Geschlechtskrankheiten.
Von Dr. Eduard Richter in Plauen i/V.,
früher Privatdocent für Physiologie zu Greifswald.
(Schluss.)
Die löslichen Quecksilbersalze, insbesondere das Sublimat, ist unser
bestes Desinficienz, gleichzeitig zeigen die löslichen Quecksilbersalze, wie
überhaupt das Hydrargyrum, Specifität gegen Syphilis. Ich habe also eine
Zusammenstellung zumeist „löslicher“ Quecksilbersalze für dasjenige ge-
halten, was — wegen seiner Desinfectionskraft und Specifität — gegen
Syphilis und Gonorrhöe zugleich wirksam sein könnte. Die procentuarische
Zusammensetzung der Zusammenstellung musste ich mit der Zeit derart
beschränken, dass die Desinfectionskraft erhalten blieb und dennoch
Läsionen der Urethra u. s. w. nicht eintreten konnten.
Ich ging also von möglichst hohen Werthen aus und reducirte die-
selben nach und nach, und zwar habe ich mir interessanter Weise im
Anfang der Versuche eine Salbenmischung mit 10°/,igen Sublimat
ohne Schaden injicirt. Brennen beim Uriniren war die alleinige, kurz-
andauernde Folge.
Zur Stütze meines Gedankens, dass wir in den Quecksilbersalzen
Körper von antigonorrhoischer und antisyphilitischer Kraft besitzen, habe
ich viele, viele Versuche auch in Ländern gemacht, wo die sexuellen
Krankheiten numerisch stark vertreten sind.
Diese Versuche, die alle von gewünschtem Resultat gefolgt waren,
beschäftigten sich mit der Postprophylaxe. Von mancher Seite wird man
die Meinung äussern, dass die Prophylaxe antea noch wirksamer und in
Folge dessen noch rathsamer sei; ich kann dem objectiv nichts entgegen-
— 104 —
halten, zweifle nicht, dass dem so sei. Nur habe ich, um überhaupt in
der schwierigen Angelegenheit einen Schritt vorwärts zu thun und für die
Sache medicinisch eintreten zu können, Postprophylaxe geübt. Ich nahm
dabei an, dass aus praktischen Gründen zunächst die Postprophylaxe ge-
übt werden möchte, weil Angst, Reue und das Gemisch beider erst postea
auftritt, dass die Gelegenheit zu extramatrimoniellen Excessen meist zu
unvorbereitete sind, und dass die meisten doch nicht so witzreif oder so
medicinisch denkend sind, sich einer Vorbehandlung zu unterziehen.
Was nun die eigentlichen Versuche betrifft, die ich für die Erprobung
der Angelegenheit für nöthig hielt, so ist erstens von meinem Versuchs-
object eine grosse Reihe Prostituirter ohne Weiteres ausprobirt worden,
und unter der grossen Anzahl ist bei der bekannten Infectiosität dieser
Gewerbetreibenden eine Mindestzahl von 50°/, Infectiöser anzunehmen.
Keine dieser Fälle lieferte eine Infection (statistische Tabellenzusammen-
stellung).
Sodann erwähne ich, dass bei vier Fällen dieser Prostituirten offen-
kundig acute Gonorrhöe constatirt werden konnte. Zwei derselben litten
an reiner Gonorrhöe; von diesen inficirte die eine nachträglich, so weit
bekannt wurde, 2 Männer gonorrhoisch und bekam deswegen auf Anzeige
hin einen Stadtverweis. Die dritte dieser vier Fälle zeigte ausser einer
Gonorrhöe das Stadium secundärer Syphilis, Papeln an den: Gaumen-
tonsillen. Bei der Digitaluntersuchung dieser Dritten drang an einem
wunden Nagelrand des untersuchenden Arztes etwas gonorrhoisches Secret
in die Nagelwände. Eine starke Lymphangitis des Armes mit Schüttel-
frösten und sehr langsames Eitrigwerden des Panaritium war die Folge.
Die Vierte endlich dieser 4 Fälle zeichnete sich dadurch aus, dass sie
alles besass, was sexuell florid pathologisch möglich ist, nämlich: Floride
Syphilis in Gestalt zerfallener localer Genitalpapeln, schankröse, weiche
Ulcera und eine wüste floride Gonorrhöe. Das Vorhandensein dieser
Trias ist von specialärztlicher und anderer ärztlicher Seite festgestellt.
Die bezeugte Erprobung wurde mit voller Intention ausgeführt. Gono-
kokken wurden nächsten Tages in dem scheusslichen Secret massenhaft
nachgewiesen. Dieses Versuchsobject hat übrigens, soweit specialärztlich
bekannt, 2 Leute gonorrhoisch und 1 syphilitisch zu jener Zeit inficirt.
Nach langer Internirung musste die Betreffende mit noch bestehendem
Cervicalcatarrh wieder entlassen werden.
| Nachgewiesener Maassen ist also die Schutzkraft der Quecksilbersalze
erprobt und ausprobirt 1) bei Gonorrhoe, 2) bei florider, 3) bei secundärer
Syphilis.
Ich muss bei Namhaftmachung des 4. Falles noch eines anderen
—— A ot
1 Vergl. Dermatologisches Centralblatt. V. Nr. 3.
— 18 —
Umstandes erwähnen. Durch einen eigenthümlichen Zufall bekam das
Versuchsobjeet in cohabitstione an der inneren Präputialfalte des Scaphus
glandis einen ungefähr °/, cm langen blutenden Riss. Obgleich nun floride
Syphilis der betreffenden Prostituirten an dem Genitale vorlag, ist der
Präputialriss andererseits innerhalb 20 Tagen ohne luetische Infection
geheilt; allerdings wurde zwei Mal mit Cocainbetropfung eine Excochlea-
tion der klaffenden, dann granulirenden Wunde gemacht. Dieser Zufall
ist eigentlich schon etwas mehr wie Impfung, denn die Cohabitation wurde
im Vertrauen auf die !/, Stunde später erfolgende Desinfection nicht
unterbrochen.
Endlich muss ich noch einer directen Impfung Erwähnung thun, in-
dem ich mich schliesslich mit gonorrhoischem Virus selbst impfte. In
Gegenwart des dafür competenten Specialarztes, der mir unter seiner
Fachkenntniss den virulenten, gonokokkenhaltigen Eiter besorgte, schob
ich eine 1!/, mm längliche und 1 mm breite Oese voll grüngelben Gono-
kokkeneiters 3 cm tief in die Urethra und verrieb. 5 Minuten darauf
wandte ich die Injection der Desinfectionsmasse an; etwa 40 Minuten
später injicirte ich noch ein Mal die Desinfectionsmasse.
Dieser Impfversuch war für mich sehr lehrreich, wenn er auch —
wie erhofft — zu keiner Infection führte. Nämlich zuerst war das Impf-
~ material gleich von vornherein 3cm tief in die Urethra gebracht, was
sicher bei Coitus nicht eintreten kann, zweitens bin ich der Ueberzeugung
nach dem ganzen Verlauf der Angelegenheit, dass für gewöhnlich bei einem
infectiös gonorrhoischen Coitus vielleicht der fünfzigste Theil jener Virus-
menge in die Urethra imbibirt wird, wie jene Oese betrug. Das lehrte
mich der Verlauf, welcher entschieden wissenschaftliches Interesse be-
ansprucht.
Die Impfung, welche, wie gesagt, bezeugter Weise erfolglos verlief,
zeigte aber ganz eigenthümliche Reaction. Es wurde nämlich bis zu
18 Stunden lang nach der Impfung ein seröses, hydrocelenähnliches Secret
von der Urethraschleimhaut abgesondert. Die Hauptmenge war nach
etwa 2 Stunden erreicht. Zu dieser Zeit entleerte sich auch — auf
Druck — einmalig ein eigenthümlicher agglutinirter Eiterpflock, dessen
Formation u. s. w. ich sonst nie beobachtet hatte. Die Absonderung der
hydrocelenähnlichen Flüssigkeit ist einzig und allein Reactionswirkung
der Impfung, denn so oft ich auch vorher die Injection der Desinfections-
masse gemacht hatte, nie sind derartige Erscheinungen aufgetreten, wie
nach dieser Impfung. Nach 12 Stunden flachte die Secretion der wasser-
klaren Flüssigkeit ab und brachte bei strenger Beobachtung der Incubation,
wie bezeugt, kein weiteres Resultat. Aus dieser Beobachtung ist mir
klar geworden, dass die Gonokokken erstens eine gewisse Affinität zu
serösen Absonderungen haben, zweitens dass die in Coitu geholte Infection
— 106 —
in die Urethrallabien nur minimale Infectionsmengen hineinbringt, Infections-
minima, die sich erst allmählich, aber schnell entwickeln, drittens, dass es
Aufgabe der Secretion ist, die Gonokokken serös zu überwinden. Unterliegt
die Schleimhaut dabei für den Augenblick in dieser Aufgabe, so ist eben
die Infection da und entwickelt sich weiter, bis immer erneute serale
Absonderung zur Heilung führt. Schliesslich erwähne ich noch, dass der
nach 2 Stunden ausgeschiedene Eiterpflock keineswegs nur ein Salben-
conglomerat war.
Der injieirte Eiter stammte von einer 10 tägigen frischen Gonorrhöe,
Primärerkrankung. Seit 4 Tagen bestand bei dem Fall eine Epidydimitis.
Diese reactive bezeugte Impfung und ihr bezeugter negativer Verlauf
zeigten noch die Erscheinung, dass bei jedem Urinlassen der ersten
12 Stunden das Uriniren ein Brennen verursachte. Auch dieses wird
von der Salbenmischung nicht hervorgebracht, wenigstens nur dann in
gelindem Maasse, wenn bereits früher ein Mal eine Urethritis gonorrhoica
bestand oder wenn gonorrhoische Infection bereits von der Urethralmucosa
gefasst wurde.
Drei Mal habe ich fernerhin bei meinem Versuchsobject 2 Tage post
coitum durch Urethraldruck, ohne dass gleich post coitum eine Desinfection
stattgefunden hatte, einen milchigen, gonorrhoischen Tropfen eintreten
sehen; durch mehrmalige (2—8 Mal) Salbeninjection schwand aber darauf
die Secretion völlig. Hier wurde also beginnende Gonorrhöe coupirt.
Nachtheile der Desinfectionsmasse habe ich nie eintreten sehen; auch
zweifle ich nicht, dass dieselbe Masse zur Behandlung bereits bestehender
acuter und chronischer Gonorrhöen und Cervicalcatarrhe verwendet
werden kann, aber für Männer vielleicht in etwas procentuarisch redu-
cirter Form.
Nach diesen Vorausschickungen lege ich also der ärztlichen Begut-
achtung folgendes von mir zusammengestellte „Schutzbesteck“ für die
persönliche Prophylaxe des Mannes zur Vermeidung der sexuellen Krank-
heiten vor.
Dieses „Schutzbesteck Dr. Richter“ wird von der Firma Dr.Graf & Co.
in Berlin, Gürtelstr. 25, in mustergültiger Weise hergestellt und kann, da
es Hydrargyrum enthält, bisher nur gegen ärztliches Recept (kraft Reichs-
gesetz) von den Apotheken abgegeben werden. Auch hierbei böte sich also
dem Arzt eine Möglichkeit, eine jener gedruckten Anweisungen anzu-
bringen, die ethisch vor den Gefahren der sexuellen Krankheiten warnen.
Das „Schutzbesteck“ enthält an und für sich schon eine gedruckte
Anweisung mit Hinweis auf die Gefahren extramatrimoniellen Verkehrs
und als concreter Inhalt befindet sich darin: ein Stück Byrolinseife und
zwei Gelatinetuben, die eine weiss, die andere roth. Die weisse Gelatine-
tube ist mit einem weissen Pulver, bestehend aus Borsäure, Talcum und
— 107 —
Zinkoxyd gefüllt, die zweite durch die rothe Färbung kenntlich gemachte
Entzündungstube ist mit dem eigentlichen Desinficiens versehen.
Die drei Theile des Schutzbesteckes entsprechen drei Handlungen
der Prophylaxe, nämlich: Waschen, Pudern, Desinficiren. Gegen Waschen
wird Niemand, der sich sonst Gesicht und Hände wäscht, etwas einzu-
wenden haben, gegen Desinficiren z. B. mit Sublimat kein Arzt, der sich
je schon mit Sublimat desinficirt hat. Das Pudern verstärkt das Des-
inficienz äusserlich.
Um das Desinficiens der rothen Tube, der Entzündungstube, besser in
die Urethra zu bringen, sind derselben zwei kleine Glasansätze beigegeben,
durch die eine Injection der Desinfectionsmasse leicht, reinlich und reich-
lich, z. B. bis zum Bulbus urethrae, sich erreichen lässt. Ist die Salbe
lawinenartig in die Urethra eingedrungen, so ist sie so adhärent, dass sie
noch nächsten Tages in der Urethra nachgewiesen werden kann. Auf
diese Weise wirkt die Desinfectionsmasse (beziehentlich die Hydrargyrum-
präparate) im Moment der beginnenden Weiterinfection dauernd schützend
und coupirend, localisirend, schliesslich bactericid. Weitere Stadien der
Gonorrhöe habe ich, wie gesagt, um nicht aus dem Rahmen meiner
Tendenz zu kommen, nicht untersuchen wollen. Will man diese Versuche
einer abortiven Behandlung machen, glaube ich, müssen bei Männern die
procentuarischen Zusammensetzungen für die schon kranke Urethral-
schleimhaut schwächer sein.
Die „äusserliche“ Anwendung der Desinfectionsmasse ist leicht denk-
bar, auch findet sich die diesbezügliche Angabe auf der dem Schutzbesteck
beiliegenden Vorschrift.
Die Desinfectionsmasse der rothen eigentlichen Beete, die
das eigentlich Wirksame des Schutzbestecks darstellt, besteht aus Salben-
grundlage, Vaselin, Paraffin u.s.w. und !/, pro Mille Sublimat, desgleichen
Salicyl-Hydrargyrum und Hydrargyrum succinimidatum, sowie kleineren
Dosen von Hydrargyrum vivum und Resorcin.
Ich glaube, dass man die einzelnen Quantitäten noch reduciren kann;
augenblicklich aber schon hat die Injectionsmasse bei nicht-gonorrhoischer
Mucosa nichts Unangenehmes.
Blicke ich nun vom wissenschaftlichen Standpunkt zurück auf die
erste Impfung, die Hunter zu dem Zwecke machte, um zu entscheiden,
ob Gonorrhöe und Syphilis eine einzige identische Krankheit seien, wobei
er sich leider das Secret eines larvirten Schankers inoculirte und Syphilis
erwarb, so haben nach Neisser’s Entdeckung der Gonokokken Impfungen
von Gonokokken immer zu Gonorrhöe geführt. Ich bin erfreut, eine
Impfung mittheilen zu können, die vermöge Gegenmaassregeln nicht zum
Ausbruch kam.
Sollte, wie ich annehme, der Versuch wiederholt werden, so rathe
— 108 --
ich analog der Cohabitation, die Impfung höchstens bis in die Fossa
navicularis zu bringen. Bei sehr stürmischem Verlauf emptehle ich, wie
schon in dem V. Jahrgang des Dermatologischen Centralblattes, kalte
Compressen auf den Damm, beziehentlich einfach den vorderen Hemden-
theil kalt feucht zu machen, dies noch, um alles das anzurathen, was auch
ich bei der Impfung gemacht habe.
II. Therapeutische Revue.
‘Seitdem ich aus meiner Poliklinik durch Bornemann das Albargin
habe empfehlen lassen, ist die Literatur darüber bereits ziemlich umfangreich
geworden und zu meiner Freude werden von allen Seiten die ersten Beob-
achtungen vollkommen bestätigt. Ohne auf die Literatur, welche wir ja seiner
Zeit in diesem Centralblatt stets referirt haben, noch einmal ausführlich ein-
zugehen, erwähne ich noch heute einige mir bedeutsam erscheinende Mittheilungen.
V. Meyer bezeichnet in der Gazz. internationale di Medicina pratica für die
Gegenwart das Albargin als das beste Mittel zur Bekämpfung der gonor-
rhoischen Infection. In acuten Fällen erziele man damit meist völlig Heilung.
Bei. chronischen Fällen zähle man 60°/, Heilungen und 15°/, mehr oder
weniger weitgehende Besserungen. Auch Walther Pick (Therapie der Gegen-
wart. 1903) sieht in dem Albargin ein Antigonorrhoicum, das in Bezug auf
Schnelligkeit der Wirkung und Reizlosigkeit sich den besten bisher bekannten
gleichwerthig erweist, bezüglich der Sicherheit in der Dauer der Wirkung die-
selben scheinbar noch übertrifft, so dass er dessen Verwendung in allen Fällen
acuter Gonorrhöe angelegentlichst empfiehlt. Ebens> reizt nach J. B. Malejew
(Militär-med. Journ. St. Petersburg) das Albargin nicht die Schleimhaut der
Harnröhre und die Behandlung damit ist wesentlich billiger als die mit Pro-
targol, da das Albargin schon in sehr verdünnten Lösungen energisch wirksam
ist. Desgleichen steht H. G. Klotz (Medical News) nicht an zu behaupten,
dass Albargin dem Ideale Neisser’s eines antigonerrhoischen Heilmittels
sehr nahe kommt. Ebenso giebt Seifert (Deutsche Praxis. 1903) zu, dass
Albargin eine ausserordentliche Bereicherung unseres Arzneischatzes zur Be-
handlung der Gonorrhöe darstell. — Ein weiteres Mittel, auf welches wir
unsere Specialcollegen aufmerksam machen möchten, ist das Anästhesin. Das-
selbe scheint sich ganz besonders für den diabetischen Pruritus vulvae zu
bewähren. So berichtet Lorand (Deutsche Praxis. 1903), dass nach An-
wendung einer 10°/ igen Salbe das Jucken bereits am folgenden Tage ver-
schwunden war. Ich kann diese Beobachtung bestätigen, ebenso wie die
Empfehlung des salicylsauren Natrons durch v. Noorden, welches sich fast
wie ein Specificum bewährt. Sehr werthvoll scheint nach Courtade (Allg.
Wiener med. Zeitung. 1903) das Anästhesin bei der Behandlung syphi-
litischer Geschwüre im Munde zu sein. Auch Hartmann (Therapie der
Gegenwart) empfiehlt dasselbe als schmerzstillendes Mittel bei der Stomatitis
ulcerosa und bei Verbrennungen, während Henius gute Erfolge von einer
10°/,igen Lanolinvaselinsalbe bei Erysipel sah. — Auch die gefässverengernde
Wirkung des Nebennierenextractes fängt an sich allmählich in die dermato-
logische Praxis einzubürgern. Seitdem wir das Adrenalin bei den verschiedensten
angioneurotischen Zuständen angewandt haben, sind wir mit demselben recht
— 109 —
zufrieden. Leider ist es sehr theuer. Daher wird es den weitesten Kreisen
sehr angenehm sein, dass die Höchster Farbwerke jetzt das Suprareninum
hydrochloricum in den Handel bringen, welches dem Adrenalin vollkommen
ebenbürtig, aber erheblich billiger ist. — Schliesslich sei noch darauf hin-
gewiesen, dass die Höchster Farbwerke jetzt ein neues Buch herausgegeben
haben, welches in eingehendster Weise die daselbst hergestellten pharma-
ceutischen Producte, serotherapeutischen und Bakterienpräparate bespricht. Das
Buch soll es dem Arzte ermöglichen im Bedarfsfalle sich schnell über die
Eigenschaften, Indicationen und Contraindicationen derjenigen Mittel, welche
für die Therapie von Bedeutung sind, sowie über die mit denselben gemachten
klimischen Erfahrungen und die einschlägige Literatur zu orientiren. Dieses
Buch kommt in der That einem wirklichen praktischen Bedürfnisse nach.
Wir können dasselbe auf das Wärmste empfehlen und den Farbwerken für
die praktische Anordnung ausserordentlich dankbar sein. J.
III. Referate.
Allgemeine Pathologie und Therapie.
1) Zabiomycosis, by Willmott Evans. (British Journ. of Dermatology.
1903. Nr. 9.)
Verf. stellt eine neue Form von pilzförmiger Erkrankung der Umgebung
der Lippen, die Labiomycosis als neue Krankheitsentität auf. Er glaubt,
dass sich die Affection sowohl von der Perläche der Franzosen als auch von
dem „perioral Eczema“ der englischen Autoren (Savill) unterscheidet. Erstere
befällt auch die Lippenschleimhaut, die vom Verf. beschriebene Affection aber
nur die Haut ausserhalb des Lippenrothes. Gefunden hat Verf. in allen
Fällen ein Mycelium. Hopf-Dresden.
2) Some observations on smallpox, by Leslie Roberts. (British Journ.
of Dermatology. 1903. Nr. 9.)
Verf. berichtet über einen Fall von stark modificirtem Variolaausschlag
an der Stirn. Der Kranke war vor langen Jahren geimpft worden und wies
ebenso wie geringe objective Symptome auch unbedeutende subjective Zeichen
der Pocken auf. Das Bett brauchte er nur 1 Tag zu hüten. Die Eruption
an der Stirn bestand aus etwa 12 festen knotenförmigen, ungedeckten runden
Erhebungen vom Aussehen des Adenoma sebaceum. Des Weiteren geht
Verf. eine Reihe eigener Beobachtungen abortiver Pockenfälle durch. In
Liverpool zählte man seit dem Winter 1902 1800 Fälle von Variola.
Hopf-Dresden.
3) Zur Behandlung der Verbrennungen mit Trockenverbänden, von
M. Sattler. (Wiener med. Presse. 1903. Nr. 48.)
Verf. berichtet über die Erfahrungen an etwa 100 Kranken auf der
Glück’schen Abtheilung in Sarajevo. Die Wunden wurden mit euer dicken
Lage von Xeroform und hierauf mit Puder dick bestreut. Der Verband
bleibt gewöhnlich 4—6 Tage liegen und der Wechsel geschieht im Bade.
Neben der raschen, schmerzstillenden Wirkung ist besonders als Vortheil
hervorzuheben, dass die Abstossung der Schorfe in kurzer Zeit vor sich geht,
die Granulationen kräftig wuchern und die Epithelisirung sehr schnell von
statten geht. J.
— 110 —
4) I. Die bullösen Hautaffectionen. — II. Ueber die Betheiligung der
Schleimhaut bei den Hautkrankheiten und bei Syphilis, von J. Schäffer.
(Deutsche Klinik. 1903.)
In ausserordentlich sorgfältiger Durcharbeitung, unterstützt durch er-
schöpfende Literaturkenntniss und völliges Durchdringen eines grossen Beob-
achtungsmaterials entwirft Verf. in der an ihm gewohnten fesselnden Weise
ein Bild der bullösen Hautaffection und der Schleimhautbetheiligung bei den
verschiedensten Dermatosen sowie bei Lues. In dem ersteren Vortrage wird
naturgemäss dem Pemphigus der grösste Raum gewidmet und ebenso ein-
gehend die Diagnose wie die Therapie gewürdigt. Aus dem zweiten Vortrage
sei besonders auf die Besprechung der Leukoplakie und des Lichen ruber
planus hingewiesen. Sicher werden sich viele gleich dem Referenten an der
schönen und anregenden Durcharbeitung des Gegenstandes erfreuen. J.
5) Die Heissluftbehandlung mit dem Vorstaedter'schen Calorisator, von
Fr. Bering. (Therapie der Gegenwart. 1903. October.)
Bei 8 Fällen von Trichophytia profunda, 1 Herpes tonsurans und 1 Sycosis
coccogenes erzielte Verf. schnelle und sichere Heilung mit dem Vorstaedter’-
schen Calorisator. Ein anderer, sehr alter, eingewurzelter Fall von Sycosis
brauchte längere Zeit (3—4 Monate) zur völligen Beseitigung. Die Methode
beruht auf dem Princip die erkrankte Stelle mit heisser Luft in Form von
Luftdouchen zu behandeln. Die Barthaare sind zwar kurz zu schneiden, aber
nicht zu rasiren. Die Behitzung dauerte 1 Mal täglich TI. Stunde bei den
höchsten, verträglichen Temperaturen, gewöhnlich 95—110 Grad. Neu auf-
tretende Infiltrate liessen sich durch sofortige Heissluftdouchen coupiren. Daneben
wurden Waschungen mit Kamillenaufguss und Borsäurelösungen, sowie Pudern
mit Amylum angewandt. Bemerkenswerth ist ein noch in Behandlung be-
findlicher Fall von hypertrophischer Psoriasis, welchen der Calorisator aufs
Günstigste zu beeinflussen scheint. Bis auf wenige, ganz oberflächliche Ver-
brennungen wurde keinerlei schädliche Nebenwirkung beobachtet. J.
6) Zur Frage der Beziehungen zwischen Bequerelstrahlen und Haut-
affectionen, von S. W. Goldberg und E. S. London. (Dermatologische
Zeitschrift. 1903. October.)
Die Verf. haben 2 Fälle von Ulcus rodens durch Radiumstrahlen zur
Vernarbung gebracht. Ueber die Natur der Radiumstrahlen sagen sie, dass
dieselben ihrer Meinung nach nicht den X-Strahlen gleich sind. Die un-
verhältnissmässig grosse bactericide Wirkung der Radiumpräparate, der eigen-
thümliche klinische Verlauf der durch sie hervorgerufenen Dermatitis, be-
rechtigen zu der Annahme, dass bei den Wirkungen der Radiumstrahlen noch
andere Strahlengattungen mitspielen. Immerwahr-Berlin.
7) Eisenbogenlicht contra concentrirtes Kohlenbogenlicht II, von Gunni
Busch. (Dermatologische Zeitschrift. 1903. October.)
Verf. ist im Allgemeinen mit den dieselbe Ueberschrift tragenden Aus-
führungen Kromayer’s einverstanden, bespricht aber noch ausführlicher
einzelne Punkte in dem Aufsatze des letzteren Immerwahr-Berlin.
8) Mittheilungen aus der Abtheilung für Syphilis- und Hautkranke des
Bosn.-Herzeg. Landesspitals in Sarajevo, vonL. Glück. (Sarajevo 1903.)
Auch diese Mittheilungen legen wieder Zeugniss davon ab, in welch aus-
gezeichneter und vorbildlicher Art der bekannte Verf. sein Material verwerthet
und es für diejenigen lehrreich gestaltet, welche nun schon seit Jahren nicht
nur diese Mittheilungen, sondern überhaupt die Arbeiten des Verf.’s verfolgen.
— 1il —
Differentialdiagnostisch beachtenswerth ist ein Fall von Erythema exsudativum
multiforme, bei dem sich der Ausschlag nur auf die Handteller allein be-
schränkt hat. Besonders werthvoll sind © Fälle von Pellagra aus Bosnien
und ein Fall von Lichen ruber planus moniliformis. Enorm ist die Zahl
von 156 Favuskranken, sowie von 73 Leprösen, welchen eine ausgedehnte
sehr werthvolle Besprechung gewidmet ist. Aus diesen kurzen Andeutungen
geht hervor, welch grosse Anregung jeder erhalten wird, der diese Mittheilungen,
für welche wir dem Verf. nicht genug danken können, gründlich durchstudirt.
J.
9) Der therapeutische Werth des Ichthyol- und Jodvasogens und deren
Verwendbarkeit in der Praxis, von J. W. Frieser. (Therapeutische
Monatshefte. 1903. November.)
Als bemerkenswerthe Vorzüge des Jod- und Iehthyolvasogens rühmt Verf.
die gute Resorbirbarkeit, die milde, reizlose und doch energische Wirkung.
Hervorzuheben sind seine Erfolge mit 10°/,igem Jodvasogen bei multiplen
Furunkeln, sowie bei Unterschenkelgeschwüren. Schourp- Danzig.
10) Die Massage im Dienste der Dermatologie, von Barocheff. (Thèse
de Paris. 1903.)
Verf. sah günstige Erfolge von der Massage bei der Lichenification der
Haut, bei exfoliativen Dermatitiden, Psoriasis, Acne und Prurigo. Die von
Jacquet gerühmte Wirkung bei Alopecia areata (angeblich eine Erhöhung
der Vitalität im atonischen Gewebe) vermag Verf. aus eigener Erfahrung nicht
.zu beurtheilen. Aber auch die Sklerodermie findet nur eine nominelle An-
führung. Und doch ist gerade bei diesem Process nach den Erfahrungen
anderer Autoren die Massage das Heilverfahren par excellence.
Forchheimer- Würzburg.
11) Ueber Beizenfärbung, von A. Pappenheim. (Monatsh. f. prakt. Der-
matologie. XXXVII. Nr. 10.)
Die ausführliche Arbeit, in der vom Verf. ein ganz neues Eintheilungs-
princip der Farbstoffe gebracht wird, eignet sich nicht zu einem kurzen Referate,
weshalb auf das Original verwiesen wird. Schourp- Danzig.
12) Ueber eine neue Methode quantitativer Bestimmung von Zucker im
Harn. Vorläufige Mittheilung von Emil C. Behrendt. (Deutsche med.
Wochenschrift. 1903. Nr. 35.)
In einem starkwandigen, mit genauer Cubikmillimetereintheilung ver-
sehenem Reagensglase werden über 10 ccm diabetischen Harns 10 eem einer
vom Verf. angegebenen alkalisch-basischen Wismuthnitratlösung geschichtet.
Das Ganze wurde !/, Stunde lang im Wasserbade erhitzt, 15—20 Minuten
erkalten gelassen und das Volumen des zu Boden gesunkenen Wismuth-
oxyduls abgelesen. 1ccm Wismuthoxydul entspricht im Mittel 1,4°/, Zucker.
Die Abweichungen gegenüber den durch Filtration mit Fehling’scher Lösung
gewonnenen Resultaten sind gering und lassen sich durch den Umstand er-
klären, dass beim Kochen der Lösung neben dem Wismuthoxydul Phosphate
ausgefallen sind. Schourp-Danzig
13) La technique et les indications de la radiothérapie dans le traitement
des dermatoses, par Leredde et Pautrier. (Journ. des praticiens.
1903.)
Nach kurzer Besprechung der Technik der Radiotherapie empfehlen die
Verf. ganz besonders für das Epitheliom, den Lupus vulgaris und erythema-
tosus sowie die Hypertrichosis diese Methode. Dem Favus gegenüber beob-
— 112 —
achten sie eine gewisse Reserve, während sie die Trichophytia capillitii schon
eher damit behandelt wissen wollen. J.
14) Vulvo-vaginitis durch Diphtheriebacillen verursacht, von Eriksson.
(Hygiea. 1903. Nr. 6.)
Patient, Sjähriges Kind. Die Geschwister hatten soeben Rachendiphtherie
durchgemacht; Pat. bekam schwere Schmerzen beim Harnlassen. 3 Tage
später: Vulva bedeutend geschwollen, geröthet und empfindlich. In der Nähe
vom Introitus vaginae ein unbedeutender, dünner, grauer Belag. Geringer
Ausfluss aus der Vagina. Am folgenden Tage: Schmerzen im Halse, Angina
diphtheritica. Typische Diphtheriebacillen wurden sowohl vom Rachen als
von der Vagina durch Züchtung auf Blutserum erwiesen. Untersuchung auf
Gonokokken negativ. Pat. erhielt Diphtherieserum eingespritzt und besserte
sich nachher schnell. Empfindlichkeit, Geschwollenheit, Ausfluss liessen nach.
Nach einigen Wochen kein Ausfluss; Pat. ist ganz gesund. Clason-Upsala.
15) Contribution à l'étude du testicule dans quelques infections. Orchites
'experimentales, par Esmonet. (Gaz. des hôpitaux. 1903. Nr. 105).
Verschiedenen Thieren wurden Bakterien oder deren Toxine durch die
Arteria spermatica in die Hoden mert: es zeigte sich, dass z. B. Tuberkel-
bacillenculturen sehr leicht Tuberculose erzeugten, die zuerst localisirt war,
sich aber bald generalisirte, wenn nicht zeitig die Ablatio testis vorgenommen
wurde. Tuberculogemischinfection verursacht häufig Orchitis gangraenosa.
Wurden der Bacillus Eberth oder dessen Toxine injieirt, so trat Orchitis
haemorrhagica auf, die mehrfach zur totalen Nekrose des Organs führte.
Diphtherietoxin gab keine locale Reaction, führte jedoch den Tod der Thiere
herbei. Die histologischen Modificationen, die in den Testes durch die Infec-
tionen oder Intoxicationen entstanden, bezogen sich auf das Epithel und das
interstitielle Gewebe, ausnahmsweise sah Verf. abnorme Samenzellen, Pseudo-
riesenzellen, ohne dass die Production der Spermatozoen gestört erschien. An
den Epithelien zeigten sich gewöhnlich degenerative Vorgänge, von fettiger
Entartung bis zu totaler Nekrose. Im interstitiellen Gewebe trat Gefäss-
dilatation, Hämorrhagie, leukocytäre Infiltration auf. Es ist also durch die
Experimente bewiesen, dass derartige Injectionen im Stande sind, sklerosirende
Processe mit nachfolgender Atrophie der Tubuli seminiferi herbeizuführen. Die
histologischen® Resultate sind analog denen bei menschlichen Testikeln, die
ven ÖOrchitis befallen waren. Paul Cohn-Berlin.
16) Die Behandlung der venerischen Ulcera und Wunden mit Alumen
ustum, von Moriz Porosz. (Arch.f. Dermatologie u. Syphilis. LXVII.
1903. 8. 434.)
Verf. empfiehlt zur besseren Schorfbildung bei Wunden, besonders beim
weichen Schanker, die Anwendung des altbewährten gebrannten Alauns, welcher
die Ueberhäutung gut unterstützt. Löwenheim -Liegnitz.
17) Ueber Reincultur von Ulcus molle-Bacillen, von Fritz Fischer.
(Dermatologische Zeitschrift. 1903. October.)
Um Reinculturen des Ulcus molle-Bacillus zu erhalten, verfährt Verf.
folgendermaassen: er legt Impfschanker durch oberflächliehe Ritzungen der
Haut und Infection mit Ulcus molle-Eiter an. Nach 2 Tagen bildet sich
dann eine kleine Pustel, welche mit Jodtinetur desinficirt wird, um sie uni-
septisch zu machen. Nach weiteren 2 Tagen impft er erst von dem Pustel-
eiter ab auf Blut und auf Blutagar und erhält auf diesen Nährböden daun
die Reinculturen. Immerwahr-Berlie.
— 113 —
18) Report of the committee on prophylaxis of venereal diseases, by
L. Weiss. (Journ. of the Amer. Med. Association. 1903. 9. Mai.)
Das Comité für Prophylaxe der Geschlechtskrankheiten in New-York
legte der amerikanischen medicinischen Gesellschaft einen Bericht über die
Verbreitung der venerischen Erkrankungen und über die in anderen Ländern
bestehenden Maassnahmen hiergegen vor. Die Meinung geht dahin, einen
nationalen Congress zu berufen, der sich mit den amerikanischen Verhält-
nissen entsprechenden Verhütungsmitteln venerischer Erkrankungen beschäftigen
solle. Vorschläge zu diesem Zwecke betreffen sanitäre, sociale und pädagogische
Gebiete.
Entzündliche Dermatosen.
19) L’acnö hypertrophique du nez et son traitement chirurgical, par
W. Dubreuilh. (Annales de dermatologie. 1903. Nr. 11.)
Die Hypertrophie der Nase, auf Acne beruhend, ist ein verhältnissmässig
seltenes Leiden; da es ausserdem die Kranken nur in seltenen Fällen aus
anderen als ästhetischen Gründen geniert, hat man sie früher nur ungern den
Gefahren einer operativen Therapie ausgesetzt. Seit Ollier (1876) sind diese
Eingriffe zwar häufiger vorgenommen worden, man findet sie aber trotzdem
nur sporadisch in der Literatur beschrieben. Verf. giebt die Krankengeschichten
von 6 Fällen von Pfundnase wieder, die er mit hervorragendem kosmetischen
wie functionellen Erfolg chirurgisch behandelt hat. Acht gute Abbildungen
zeigen vier von obigen Patienten vor wie nach der Operation und es lässt sich
die Wichtigkeit solchen therapeutischen Vorgehens daraus zur Evidenz ersehen.
Hopf-Dresden.
20) Beitrag zur Histologie der Verruca senilis, von Franz Poór. (Der-
matologische Zeitschrift. 1903. October.)
Verf. ist geneigt, die Quelle des Leidens in der Degeneration bezw. Atrophie
der Muskel- und Bindegewebselemente der Cutis und in Folge dessen der ein-
getretenen Herabsetzung ihrer Leistungsfähigkeit zu suchen. Nach seiner Meinung
sind die grösstentheils senil entarteten bezw. atrophirten Muskel- und Binde-
gewebselemente nicht im Stande einen Theil der Talgdrüsen zusammenzupressen
und dadurch vollkommen zu entleeren. Die Talgsecretion besteht jedoch weiter
in denselben, und die sich anhäufenden Producte dehnen die Drüse mechanisch
aus, wozu noch in Folge der Verhornungsanomalie die Verschliessung der
Oeffnung der Ausführungsgänge sich hinzugesell. Auf diese Weise können
die erweiterten Follikel und Drüsengebilde zu Stande kommen, wie sie sich
in dem histologischen Bilde der Verruca senilis vorfinden. Ebenso kann durch
den für die senile Haut typischen abnormen Verhornungsprocess das Entstehen
jener Hornmassen erklärt werden, welche in dem klinischen und histologischen
Bilde der Verruca senilis dominiren. Immerwahr-Berlin.
21) Ecthyma terebrans, by Allan Jamieson and Huie. (British Journ.
of Dermatology. 1903. Nr. 11.)
Die Verff. berichten ausführlich über 2 Fälle von Ecthyma terebrans.
Im ersten Falle handelte es sich um eine 41jährige Dame, im anderen um
ein Mädchen von 1'/, Jahr. Es waren Fälle, wie sie J. Neumann in seinem
Atlas der Hautkrankheiten veröffentlichte beziehentlich wie sie Sabouraud
in der Pratique dermatologique beschrieb. | Hopf-Dresden.
v1. 8
— 114 —
22) Case of pityriasis rubra pilaris (Devergie) in child of four years, by
Arthur Hall. (British Journ. of Dermatology. 1903. Nr. 11.)
Es handelt sich um eine 4!/,jähr. kleine Jüdin, welche das in diesem Alter
seltene Bild der Pityriasis rubra pilaris darbot. Bis jetzt war das in dieser
Beziehung berichtete jüngste Alter das von 2!/, Jahren. Beim Auftreten der
Eruption bestanden ausser geringer Abgeschlagenheit und leichtem Fieber
keinerlei constitutionelle Symptome. Hervorstechend war das Befallensein von
Hohlhänden und Fusssohlen. Hornkegel fehlten auf den Papeln.
Hopf- Dresden.
23) Unangenehme Nebenwirkung von Mesotan, von Litten. (Deutsche
med. Wochenschrift. 1903. Nr. 47.)
Einer Dame waren wegen rheumatischer Gelenkaffectionen Einreibungen
mit Mesotan verordnet, denen Röthung, Anschwellung und Bläschenbildung
auf der Haut folgten. Diese Dermatitis entstand unter unerträglichem Juck-
reiz nach jeder Einreibung, auch wenn dieselbe mit verdünntem Mesotan vor-
genommen wurde. Schourp- Danzig.
24) Les mötastases de l’eczöma, d’après Dupeyrac. (Gaz. des hôpitaux,
1903. Nr. 104.)
Verf. stellt zunächst fest, dass das Ekzem nach den alten Anschauungen,
besonders der französischen Schule, Metastasen in den inneren Organen machen
kann, was die deutsche, insbesondere Kaposi, entschieden bestreitet. Die
Frage hat wichtige Consequenzen; wenn die erstere Anschauung richtig ist,
könnte eine active Therapie ungünstige Einwirkungen auf die inneren Organe
haben, indem die Krankheit von der Haut verschwindet und sich in den
letzteren localisirt. Verschiedene französische Autoren, z. B. Hardy, meinen,
dass gewisse Erscheinungen nur als Metastasen zu erklären seien, z. B. wenn
bei Kindern ein Ekzem des Kopfes schnell heilt und sich im unmittelbaren
Anschluss daran ein Lungencatarrh entwickelt. Vidal und Leloir beob-
achteten ein alternirendes Auftreten von Ekzemen mit rheumatischen Schmerzen,
Neuralgien, Bronchialcatarrhen. Die Deutschen, besonders Hebra und Kaposi,
halten das Ekzem für eine rein locale Krankheit und das Alterniren mit
anderen Affectionen für rein zufällig. Verf. constatirt, dass die in letzter Zeit
beobachteten Fälle von angeblichen Metastasen des Ekzems sich nur auf
Kinder bezw. Säuglinge beziehen, und besonders die Respirationsorgane be-
treffen. Fälle von Bronchopneumonie, die nach dem Verschwinden eines Ekzems
auftraten, sind ziemlich häufig beobachtet worden, so von Gaucher und
Babonneix; Bouilland, Trousseau, Duilos u. A. sahen Asthma der
Heilung des Exanthems folgen und deuteten es als Exanthem bezw. Herpes
der Bronchialschleimhaut. Auch Metastasen an den Verdauungs- und nervösen
Organen sollen beobachtet sein. Was die Pathogenese dieser Metastasen an-
langt, so könnte es sich um bakterielle Processe handeln, die sich generalisiren,
oder die Noxe könnte dyskratischer Natur sein; hindert man sie, sich auf
der Haut auszuscheiden, so häuft sie sich in den inneren Organen an.
Paul Cohn-Berlin.
25) Étude expérimentale d'une éruption médicamenteuse due à l'antipyrine,
existence de lésions sanguines, par Leredde et Pautrier. (Compt.
rend. de la soc. de Biologie. 1903.)
Das Exanthem erschien in diesem Falle 9 Minuten nach Einführung
des Medicaments. Zugleich mit dem Exanthem stellte sich eine leichte Leuko-
cytose und deutliche Eosinophilie ein. J.
— 115 —
26) Vaste 6pithölioma de la région temporale, avec paralysie faciale. De
l'utilité de la biopsie, par Pautrier. (Bull. de la soc. anat. 1903.)
Ein Epitheliom, welches während 16 Jahre ohne Betheiligung der Lymph-
drüsen schliesslich eine so grosse Ausdehnung annahm, dass es inoperabel
wurde Verf. weist mit Recht darauf hin, dass hier durch eine frühzeitige
histologische Diagnose die Therapie hätte rechtzeitig eingreifen können. J.
27) Zur Aetiologie der Urticaria, von Rievel. (Deutsche med. Wochen-
schrift. 1903. Nr. 30.)
Verf. berichtet von einer Frau, bei welcher der Genuss von Eiern Urti-
caria hervorruft, und zwar der Genuss von rohem Eigelb und Eiweiss am
heftigsten, während bei gekochten Eiern das gargekochte Eiweiss ohne Schaden
genossen werden kann, gekochtes Eigelb aber wiederum Quaddeln und Juckgefühl
erzeugt. Diese Idiosynkrasie hat sich auf die 5jähr. Tochter der Frau vererbt
und ist schon in deren frühesten Jugend beobachtet worden. Schourp-Danzig.
28) L’adipose douloureuse ou maladie de Dercum, par Sainton et Ferraud.
(Gaz. des höpitaux. 1903. Nr. 96.)
Die eigenartige Krankheit wurde zuerst 1888 von Dercum beschrieben,
1895 der erste Fall in Deutschland von Ewald beobachtet und durch An-
wendung von Schilddrüsensubstanz gebessert. Seitdem sind im Ganzen 42 Be-
obachtungen mit 6 Autopsien veröffentlicht. Man kann zwei Categorien von
Symptomen unterscheiden: 1) Tumor, Dolor, Asthenie und psychische Störungen;
2) einige secundäre Störungen. Befallen wird meist das weibliche Geschlecht
jenseits der 40er Jahre; der gewöhnlich nicht sehr starke Schmerz tritt zuerst
in den unteren Extremitäten auf und generalisirt sich dann, er ist selten be-
ständig, meist wechseln paroxysmale Exacerbationen mit Zeiten der Ruhe.
Die Tumoren haben bald noduläre, bald eine diffuse Form, bald treten sie
gemischt auf, Hände und Füsse sind meist verschont. Die Asthenie kann
verschiedene Grade erreichen, psychische Störungen in Form von Gedächtniss-
schwäche, starker Erregbarkeit, Melancholie waren in den meisten Fällen vor-
handen. Weniger constante Symptome sind Blutungen, besonders Metrorrhagien
vor oder nach der Menopause, Epistaxis, Suffusionen, die auf die geringsten
Läsionen entstehen. Die Sensibilität ist fast immer normal, trophische Störungen
sind häufig, auch an den Haaren. Im Blute sind keine Veränderungen con-
statirt worden. Die Krankheit kann Jahre lang dauern, oft unterliegen die
Kranken intercurrenten Störungen, Folgen der Asthenie; einige Heilungen sind
beobachtet. Unter den 42 beschriebenen Fällen waren 7 Männer. Bestimmte
ätiologische Factoren sind nicht bekannt, obwohl Traumen, vorhergegangene
Infectionen, wiederholte Schwangerschaften beschuldigt worden sind. Es scheint,
als ob nervöse Läsionen, die durch Intoxicationen hervorgerufen sind, in ätio-
logischer Hinsicht eine Rolle spielen, wenigstens wurde bei den verschiedenen
Autopsien Neuritis interstitialis der kleineren Nerven gefunden, 2 Mal fand
sich bösartige Entartung der Glandula pituitaria, 1 Mal Atrophie der Goll'-
schen Stränge u.a. Differentialdiagnostisch kommen in Betracht Obesitas
simplex, symmetrische Lipome, Oedeme auf nervöser Grundlage, Elephantiasis,
Filariakrankheit, Myxödem u. a. In therapeutischer Hinsicht ist chirurgisches `
Eingreifen nicht zu empfehlen, da gewöhnlich bald Recidive eintreten, ebenso
geben Massage und Hydrotherapie nur vorübergehende Resultate. Von der
Behandlung mit Thyreoidin sind einzelne gute Erfolge beschrieben, während in
anderen Fällen das Mittel im Stich liess. Man muss sich vorläufig damit begnügen,
einzelne Symptome, besonders die Schmerzen, zu bekämpfen. Paul Cohn-Berlin.
Ch
— 16 —
29) ZweiFälle chronischer zonenförmiger Hauterkrankungen, von F. Lommel.
(Münchener med. Wochenschrift. 1903. Nr. 36.)
Verf. beschreibt 1) einen eigenartigen, an der Radialseite des Armes ver-
laufenden Ausschlag, welcher in seinem ganzen Verhalten an das bekannte
Bild des Lichen ruber planus erinnert; 2) eine bandförmige Sklerodermie an
der Stirn und auf dem vorderen Theile des behaarten Kopfes. Nach Verf.
zeigen beide Hauterkrankungen eine eigenartige zoniforme Anordnung, die
ziemlich gut mit jenen Territorien übereinstimmt, die wir durch directe Beob-
achtung des Innervationsverhältnisses sowohl als auch durch Rückschlüsse von
Zostereruptionen mit guten Gründen mit centraleren nervösen Gebieten in Ver-
bindung bringen, sei es mit den sensiblen Wurzeln oder mit noch centraleren
nervösen Complexen. Hypothetisch liegt es hinsichtlich der Natur solcher
Erkrankungen nahe, vom Verf. supponirte chronische Reizungs- oder Degene-
rationsvorgänge in den Spinalganglien mit den chronischen Erkrankungen der
Vorderhörner zu vergleichen. Die interessante Arbeit verdient bei dem Zu-
sammenhang zwischen Neurologie und Dermatologie eingehend im Original
gelesen zu werden. Gottfried Trautmann-München.
Chronische Infectionskrankheiten der Haut.
30) Ueber bovine Impftuberculose, von O. Lassar. (Dermatologische Zeit-
schrift. 1903. October.)
Verf. stellte eine Anzahl von Leute, welche mit Untersuchungen und
Schlachtungen von Rindern zu thun hatten, vor, die sich durch Infection mit
Perlsuchtsbacillen eine locale Hauttuberculose zugezogen hatten.
Immerwahr-Berlin.
31) Ueber die tuberculöse Erkrankung der Haut und Schleimhaut im Be-
reiche der äusseren weiblichen Genitalien und die Beziehung der
Tuberculose zur Elephantiasis vulvae, von Jesionek. (Beitr. z. Klinik
der Tuberculose. 1903.)
Aus dieser ungemein werthvollen und fleissigen Arbeit, welche eingehend
studirt werden muss, sei hier nur erwähnt, dass Verf. über 14 Fälle von
Tuberculosis cutis et mucose miliaris propria berichtet. Ein Fall wurde mikro-
skopisch untersucht und ergab das Vorhandensein von Tuberkelbacillen. Das
Wesentlichste am Krankheitsbilde waren kleinste miliare Knötchen, discret
stehend oder zu kleinen Gruppen aggregirt, von zarter, grauweisslicher oder
weissgelblicher Farbe. Diese miliare Tuberculose der Haut und Schleimhaut
im Bereiche der weiblichen Genitalien verläuft im Allgemeinen und für ge-
wöhnlich ohne Fieber und ohne wesentliche Alteration des Allgemeinzustandes.
Sie ist so gut wie nie auf eine directe Infection von aussen zurückzuführen.
Häufig zeigt sich eine ausgesprochene Neigung zur Bildung papillärer Wucherungen
des Geschwürsgrundes. In einem Falle war als ein Unicum diese miliare
Tuberculose mit einem Scrophuloderma combinirt. J.
32) Light in the treatment of lupus and other chronic skin affections,
by J. W. Kime. (Journ. of the Amer. Med. Association. 1903.)
Zur Behandlung von Lupus bedient sich Verf. des Sonnenlichtes in der
Weise, dass er es in einer Art Strahlenfilter auffängt, womit er einen Focus
von 18 Zoll Länge erzielt. Dieser ist an der Spitze von sehr hoher Temperatur,
ein Umstand, der der Heilwirkung bei kurzer Bestrahlung keinen Abbruch
thut. Nach Reinigung des Operationsfeldes wird der Apparat eingestellt und
=. E KE
die ganze Wunde mit dem Brennpunkte bestrichen, bis das Gewebe durch
Coagulation des Eiweisses eine weissliche Farbe bekommt; dies dauert wenige
Minuten. Hierauf wird der Brennpunkt weiter zurück verlegt und noch weitere
20 Minuten mit abgeschwächtem Licht bestrahlt, worauf ein feuchter Verband
für 24 Stunden angelegt wird. Nun wird 2 Tage lang mit schwachem Licht
bestrahlt, am 3. Tage wieder mit stärkster Concentration. Auf diese Weise
wird verfahren bis die Heilung vollständig ist. Solger- Neisse.
33) Sur le traitement du lupus tuberculeux á formes ulcéreuses et vógé-
tante, par Pautrier. (Bull. de thérap. 1903. 8. November.)
Verf. combinirt die Anwendung des übermangansauren Kali in steigender
Dosis von 2—50 :1000 mit Scarificationen. Die letzteren werden etwa alle
8 Tage wiederholt. J.
34) I. Ueber die Ursachen der Säurefestigkeit der Tuberkel- und Lepra-
bacillen. — II. Die Säurefestigkeit der Lykopodiumspore, der Kork-
zelle u. a., von Delbanco. (Monatsschrift f. prakt. Dermatologie. XXXVII.)
Verf. greift zurück auf seine und anderer Autoren Arbeiten, welche sich
mit dem Gehalt der Tuberkelbacillen an festen Fetten beschäftigen. Er kommt
an der Hand aller Untersuchungen zu der Thatsache, dass Tuberkelbacillen,
Lykopodiumsporen, Korkzellen säurefest und fetthaltig sind. Näheres ist im
Original nachzulesen. Schourp-Danzig.
35) Abscès sous-cutands multiples d'origine mycosique, par de Beurmann
et Ramond. (Ann. de dermatologie. 1903. Nr. 8 u. 9.)
Die beiden Verff. berichten über einen 37jährigen Weinhändler, dessen
Hauterscheinungen in dem Vorhandensein einer Anzahl kleiner subcutaner
Geschwülste, in ihrem Umfang, ihrer Form und ihrer Consistenz an die
parasitären Cysten erinnerten, wie sie zuweilen im Zellgewebe gefunden werden.
Bei der histologischen Untersuchung stellten sich dieselben jedoch als Abscesse
mit dicker Membran heraus, welche einen krümlichen geruchlosen Eiter ent-
hielten. Neben anderen Keimen enthielt derselbe constant einen Mikro-
organismus, den man als Erreger der Veränderungen ansehen durfte. Auf
Thiere überimpft erwies sich der Parasit niemals als pathogen, doch sollen die
Versuche in dieser Richtung noch fortgesetzt werden. Auf den menschlichen
Körper sind dagegen Infectionen möglich, wie die bei jenem Kranken beob-
achteten Autoinoculationen beweisen. Heilung erfolgte im vorliegenden Falle
durch 6 Wochen lang fortgesetzte interne Jodkalitherapie. Hopf-Dresden.
36) Il bacillo della bouba, per A. Breda e G. B. Fiocco. (Giorn. ital. d.
malatie vener. e. d. pelle. 1903. Fasc. 4.)
Die Verff. berichten ihre eingehenden Studien über Cultur, Biologie und
Impfwirkung des Bacillus der brasilianischen Framboesie („Bouba“. Der
wenig gebogene, am Ende abgerundete Bacillus befand sich in den Zwischen-
räumen der Granulationswucherung, sowie extracellulär in den Lymphspalten
des angrenzenden noch normalen Gewebes. Inoculation rief bei Kaninchen,
ohne allgemeine Symptome zu erzeugen, leichte Entzündungserscheinungen
und kleine Infiltrationen hervor, welche theils spontan wieder verschwanden,
theils in eiternde, schwer vernarbende Abscesse übergingen. Aus der käsigen
Substanz dieser Abscesse liess sich ein Bacillus darstellen, welcher demjenigen
der menschlichen Bouba in Form, Grösse, Färbbarkeit und leichter Degene-
ration entsprach, Eben diese leichte Degeneration verhinderte die Züchtung
des Bacillus in Reincultur, während derselbe lebensfähig blieb bei Ueber-
Impfung von einem Thier auf das andere An und nahe der Einimpfungs-
— 118 —
stelle fanden sich polymorphe Leukocyten mit zahlreichen Bacillen. Während
die leukocytären Herde allmählich verschwanden, zeigten sich zerstreute Plasma-
zellen und zahlreiche verschieden entwickelte Riesenzellen. Endoperitoneale
Injectionen des Bacillus hatten bei Kaninchen progressive Kachexie mit tödt-
lichem Ausgang zur Folge, ein Beweis für die Toxicität des Boubabacillus.
d.
37) Ueber die Zelldegeneration beim Rhinosklerom. Kritische Betrachtungen
aus Anlass der neueren Artikel Dr. Unna’s, von V. Mibelli. (Monatsh.
f. prakt. Dermatologie. XXXVII. Nr. 1.)
Verf. giebt zu, dass Schaum- und Hyalinzellen durchaus nicht specifische
histologische Elemente des Rhinoskleroms sind, betont aber, dass sich bei
diesem pathologischen Process doch ganz besondere Schaum- und Hyalinzellen
finden, die morphologisch verschieden sind, und welche ihre charakteristischen
Eigenthümlichkeiten der specifischen Bakterienart verdanken, die, direct oder
indirect, sie hervorruft, und die man zweckmässigerweise sehr wohl bei der
histologischen Diagnose des Rhinoskleroms in Betracht ziehen muss.
Schourp-Danzig.
38) Zur Kenntniss der Verbreitungsweise der Lepra, von L. Glück. (Wiener
med. Wochenschrift. 1903. Nr. 38 u. 39.)
Die ausführlich mitgetheilten Krankengeschichten in sechs Familien bilden
eine Reihe von Belegen für die Richtigkeit der Anschauung, dass sich die
Lepra fast durchwegs im Wege des Contagiums verbreitet und dass dieselbe
demnach nicht als Familienkrankheit im Sinne der Vererbung, sondern der
Hausgenossenschaft aufzufassen ist. J.
39) Zur Kenntniss der Paraleprose, von L. Glück. (Lepra, Bibl. internat.
1903.)
Gelegentlich einiger Localforschungen, welche Verf. in den letzten Jahren
in Bosnien und der Herzegowina anstellte, constatirt er bei einer grösseren
Anzahl scheinbar gesunder Kinder und Enkel Lepröser eine Reihe von Ver-
änderungen, welche die Frage aufdrängten, ob dieselben als Zufallsbefunde
oder als Erscheinungen des abgeschwächten Leidens (Lepra frustra) oder endlich
als sogen. paralepröse Affectionen aufzufassen wären. Von 34 Kindern bezw.
Enkeln in acht Familien Lepröser waren vier gleichfalls leprakrank, neun
vollkommen gesund und zwei mit Verdickungen verschiedener Nerven ohne
irgendwelche Veränderung der Sensibilität, Parese einer Gesichtshälfte, Atro-
phien der kleinen Handmuskeln u. a. m. Verf. ist der Meinung, dass wie
bei der Lues sich nicht immer die Krankheit als solche, sondern unter Er-
scheinungen von den Eltern auf die Kinder fortpflanzt, welche von den franzö-
sischen Aerzten als „Parah6r&dosyphilose“ bezeichnet werden, so auch bei den
Nachkommen Lepröser Veränderungen vorgefunden werden, die ohne lepröser
Natur d. h. ohne direct durch den Leprabacillus hervorgerufen und übertragbar
zu sein, dennoch in der Krankheit der Ascendenz wurzeln. Diese Annahme
der Paraleprose ging zuerst von Zambaco-Pascha aus. Die paralepröse
Affection wird nach Verf. stets einzelne wesentliche Züge der Leprabilder
haben, die jedoch zum Unterschiede von den echtleprösen vereinzelt bleiben
und von Anbeginn einen stabilen, unveränderlichen Charakter zeigen. J.
40) Ist die Lepra nervosa seu maculo-anaesthetica ansteckend? von
D. F. Rjeschetillo. (Wratsch. 1903. Nr. 16.)
Nach Vert "e Ansicht ist die maculo-anästhetische Form der Lepra gleich
der tuberösen ansteckend, ja die Beobachtungen in Columbia, Indien und
— 119 —
anderwärts sprechen dafür, dass gerade bei dieser Form die Ansteckungs-
gefahr, besonders beim Vorhandensein von pemphigoiden Blasen, eine enorme
sei. Verf. bekämpft daher den von Dehio und der Dörpt’schen Schule
vertretenen Standpunkt, dass nur die tuberöse Lepra ansteckend sei, die
anästhetische dagegen, obgleich durch dasselbe Contagium hervorgerufen, gar
nicht oder nur in ganz unbedeutendem, praktisch belanglosem Maasse eine
Ansteckungsgefahr in sich berge. Die Dehio’sche These: „Nicht alle Formen
der Lepra sind gleich ansteckend und gefährlich für die Umgebung“ will
Verf. dahin corrigirt haben, dass „nicht in jedem Stadium beide Lepraformen
gleich ansteckend seien“. S. Prissmann-Libau.
41) Ist die Lepra ansteckend? von M. A. Tschlenow. (Wratsch. 1903.
Nr. 12 u. 13.)
Obgleich manches Dunkel in der Aetiologie der Lepra noch aufzuklären
sei, unterliege es: doch keinem Zweifel, dass die tuberöse Form ansteckend
sei: in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle lasse sich eine directe, zuweilen
auch mehr indirecte Uebertragung von Mensch auf Mensch nachweisen, in
seltenen Fällen liege Heredität vor. Die anästhetische Lepra sei nach neueren
Forschungen entweder gar nicht oder nur in verschwindenden Ausnahmefällen
contagiös; doch könne man wenigstens theoretisch die Möglichkeit der Con-
tagiosität auch bei der anästhetischen Form keineswegs striet in Abrede stellen.
Zum Schluss fordert Verf. behufs erfolgreichen Kampfes gegen den Aussatz
und zu pädagogischen Zwecken die Gründung zahlreicher Leprosorien: jede
Universität sollte ihr eigenes Leprosorium haben. S. Prissmann-Liban.
42) Quelques réflexions sur certains traitements actuellement usités dans
la lèpre, par J. Brault-Alger. (Annales de dermatologie 1903. Nr.11.)
Verf. berichtet über seine therapeutischen Erfahrungen an 14 Lepra-
kranken seiner Hospitalpraxis und seiner privaten Klientel. Sero-therapeutische
Versuche hat Verf. absichtlich nicht angestellt, auch das Tuberculin hat er
wegen zu befürchtender lebhaften Reactionen nicht zur Anwendung gebracht.
Nach Babes Vorgang versuchte er dagegen das Cantheridenserum bei 2 Kranken.
Es musste nach einigen Einspritzungen ausgesetzt werden, da das Fieber be-
deutend sich vermehrte. Das Chaulmoograöl, intern wie subcutan verwendet
scheint dem Verf. von mehr Unzuträglichkeiten als Vortheilen begleitet zu
sein. In 2 Fällen traten Nierenentzündungen schwerster Art auf, die zweifellos
auf das Chaulmoograöl zurückzuführen waren. In einem Falle schlossen sich
grosse lepröse Geschwüre der Unterschenkel unter der Unna’schen Behandlung
mit Ichthyol, intern und extern gereicht. Der Allgemeinzustand des Kranken
wurde gleichwohl durch die Therapie nicht etwa günstig beeinflusst. Intestinale
Störungen liessen bald das Ichthyol, per os gereicht, ganz aussetzen. Ein
Kranker wurde durch Calomeleinspritzungen nur ganz unmerklich gebessert;
das gleiche gilt für mehrere mit Arrhenal- und Leecithininjectionen behandelte
Leprakranke. Verf. giebt auch einige Krankengeschichten von Leprösen, die
er mit Merkurpräparaten behandelt hat. Eine Lepra mixta wurde durch
Calomel stark gebessert, eine ebensolche durch Merkurbenzoat; dasselbe gilt
für vier mit Quecksilberbijodur behandelte Fälle von Lepra mixta. Verf.
plädirt deshalb stark für die Quecksilbertherapie der Lepra. Eine definitive
Heilung ist allerdings nicht zu erzielen, wohl aber vermag man so das Leiden
erträglich zu machen und das Leben zu verlängern. Hopf-Dresden.
— 120 —
Krankheiten des Urogenitalapparates.
43) Beitrag zur Leukoplakie der Blase, von Ravasini. (Centralbl. f. d.
Krankh. d. Harn- u. Sexualorg. V. 1903. S. 255.)
Eine incrustirte Leukoplakie an der Hinterwand der Blase bei einem
67jähr. Prostatiker mit chronischer Cystitis wurde nach Cystoscopie als Tumor
diagnostieirt, durch Cystotomie, Auskratzung mit dem scharfen Löffel und Ab-
tragung der in die Blase vorspringenden lateralen Prostatawülste, geheilt.
Goldberg-Köln/Wildungen.
44) Gonorrhoische Gelenkerkrankungen und deren Behandlung mit localen
Fangoapplicationen, von Schuppenhauer. (Therapie der Gegenwart.
1903. October.)
Verf. behandelte mit localen, warmen Fangobädern zahlreiche Fälle von
acuter phlegmonöser gonorrhoischer Entzündung. Mit Ausnahme eines Empyems
des Gelenks zeigte die Fangotherapie überall gute Erfolge, auch da, wo Anti-
rheumatica, Suspension, Fixation und Jodpinselungen völlig versagten. Zur
Behandlung kamen: Affectionen des Handgelenks, Hüftgelenkentzündungen,
(gonorrhoische) Erkrankungen des Kiefergelenks, der Sternoclavicular-, der
Wirbel- und Ellenbogengelenke. Man verordne die Fangobäder aber nicht
zu selten, 3—6 Mal wöchentlich ist die Mindestzahl, viele Fälle erheischen
mehrere Applicationen am Tage. Die Dauer" des Bades betrage nicht unter
45 Minuten, die Temperatur 46—51°. Gleichzeitige Schwitzkuren können
vorgenommen werden, bewirken aber nicht den wesentlichen Heilerfols. Die
Zeit der Behandlung bis zur völligen Heilung war eine sehr verschiedene,
etwa zwischen 14 Tagen und 8 Wochen. Verf. giebt natürlich zu, dass
leichte Fälle auch den sonst üblichen Heilmethoden weichen können, ebenso
seien Patienten mit starken Schmerzen, welche eine Lageveränderung schlecht
vertragen, ungeeignet für Fangoapplicationen. Jedoch seien die localen Fango-
bäder für zahlreiche Kranke äusserst werthvoll und besonders den möglichst
zu vermeidenden chirurgischen Eingriffen stets vorzuziehen. J.
45) Ueber die Exchochleatis prostatae, von Riedel. (Deutsche med. Wochen-
schrift. 1903. Nr. 44.)
Verf. veröffentlicht fünf Krankengeschichten von Fällen, in denen er die
Prostata exchochleirte. Vom Damm aus wurde die Prostata freigelegt, die
Kapsel der Prostata gespalten und das Organ mit einem kleinen, recht scharfen
Löffel ausgehöhlt. Hierbei ist es schwierig eine Verletzung der Harnröhre zu
vermeiden; doch waren die Resultate bei den Fällen des Verf.’s, welcher die
Bottini’sche Operation nur bei der seltenen Hypertrophie des Mittellappens
indicirt erachtet, gut. Schourp-Danzig.
46) Idiopathischer Priapismus, 9 Tage persistirend, von Mainzer. (Deutsche
med. Wochenschrift. 1903. Nr. 44.)
Ein 42jähr. Weber sucht die Jenaer psychiatrische Klinik auf, weil seit
4 Tagen sein Penis dauernd erigirt und schmerzhaft sei, dass er bei Tag
und Nacht keine Ruhe finde. Aus der Anamnese ergiebt sich, dass der
sexuell leicht erregbare Pat. seit der Zeit an Priapismus leidet, wo er den
sexuellen Verkehr beschränken musste. Um eine Conception bei seiner Frau
zu verhindern, enthielt er sich der Cohabitation. Der Priapismus trat nur
im Winter ein, da er nur zu dieser Jahreszeit ein gemeinsames Bett mit
seiner Ehefrau benutzte. Schourp-Danzig.
— 121 —
47) Zur Asepsis des Catheterismus und der Cystoscopie, von L. Casper.
(Deutsche med. Wochenschrift. 1903. Nr. 46.)
Verf. lässt das Cystokop und vom Urethercystoskop die nicht entfernbaren
Metalltheile mit drei in Seifenspiritus getränkten Tupfern oder Wattebäuschchen
tüchtig je 1 Minute lang abreiben, dann in einen Tupfer wickeln, der eben-
falls in Seifenspiritus getränkt ist, und darin bis zum Gebrauch liegen bleiben.
Als Gleitmasse benutzt er nach vielen Versuchen eine Masse, die aus Glycerin,
Tragacanth, Wasser und Hydrargyrum oxycyanatum im Verhalten von 1:500
besteht. Diese Masse, Catheterpurin, reizt die Harnröhre nicht, macht die
Instrumente glatt und schlüpfrig und wirkt bei der Oystoskopie nicht störend.
Catheter werden sterilisirt durch 5 Minuten langes kochen oder 2stündiges
Verbleiben im Dampftopf. Für sich selbst catheterisirende Patienten empfiehlt
Verf. Aufbewahren der Catheter in Emailkästen, die mit Sublimatlösung
1:1000 gefüllt sind, 24 Stunden lang, danach Einwickeln in einen sterilen
Tupfer oder in ein frisch gewaschenes Taschentuch. Schourp-Danzig.
48) Beiträge zur Pathologie und Therapie der Harnröhrenstricturen auf
Grund einer Reihe von 400 Fällen, von Robert Christen. (Centralbl.
f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexualorg. 1903.)
Unter Verf.’s 400 Fällen waren 91°/, gonorrhoische, nur 3°/, traumatische.
Was die Gonorrhöe betrifft, so sind als ursächliches Moment zuweilen Injec-
tionen zu concentrirter Aetzmittel anzusehen. Meist zeichnen sich Tripper,
die zur Strietur führen, durch ihre lange Dauer aus. Sogen. traumatische
Strieturen sind Folge einer Harnröhrenverletzung; congenitale, zuweilen zu-
sammen mit anderen Missbildungen (Phimose, Hypospadie) sind durch Stenosen
am Orificium ext. oder Klappenbildungen bedingt; artefacte sind zurückzuführen
auf Harnröhrenläsionen mit stark ätzenden Mitteln; spastische beruhen auf
nervöser Basis. Die Gicht glaubt Verf. als ätiologisches Moment von Harn-
röhrenverengerungen 3 Mal anschuldigen zu können. Urethraltuberculose ist
sehr selten. Mehr als drei Verengerungen im Einzelfall wurden nie gefunden,
meistens nur eine. In der Pars prostatica sitzen Stricturen, spec. gonorrhoische,
sehr selten; ihr Lieblingssitz ist der Bulbus. Sie entstehen aus Infiltrationen,
die zur Bindegewebsbildung mit nachfolgender narbiger Schrumpfung führen,
was erst nach vielen Jahren eintreten kann. Als Begleiterscheinungen findet
man Urethritiden, Blasen- und Nierenerkrankungen, functionelle Störungen
(Enuresis, Impotenz), nervöse Erscheinungen. In 13 Fällen bestand nebenbei
Prostatahypertrophie.. Als beste Behandlungsmethode ist die Dilatation an-
zusehen. Elastische Bougies sind bei engen Strieturen am Anfang anzuwenden;
bei Dilatation auf 20 Charriöre und darüber kommen Metallsonden in Betracht.
Eine Dauerheilung ist anzunehmen, wenn die Strieturstelle im Zeitraum von
6—9 Monaten für die ursprünglich erreichte grösste Sondennummer leicht
durchgängig ist. Die Dilatation soll möglichst weit ausgeführt werden event.
bis 32—35 Ch. Ein zu enges Orificium ist zu meatotomiren. Eine Strietur
im Anfangsstadium kann nach Dilatationen vollkommen zur Norm zurück-
kehren, ausgebildetes Narbengewebe dagegen wird nie mehr durch normale
Schleimhaut ersetzt. Recidive nach Dilatationen sind häufig, Die Urethro-
tomia ext. wurde 15 Mal nur auf striete Indicationen hin ausgeführt (mehr-
faches Recidiviren, Fisteln, fausse-route, Sepsis); auch die nicht ungefährliche
Interna sollte nur in gewissen Fällen (bei schmalen, faltenförmigen Stricturen)
unter endoskopischer Controle gemacht werden. In den seltenen Fällen, in
denen die Verengerung dicht hinterm Orificium ext. sitzt, kann sie durch
— 122 —
einen tiefen Schnitt gehoben werden. Strieturen im ersten Anfang sind zu-
weilen endoskopisch durch Application von Medicamenten (z. B. Tinct. Jodi,
Argent. nitr.) mit Erfolg behandelt worden. — Die häufigste Complication
bei der Strieturbehandlung ist das Fieber. Ferner kommen vor Blutungen,
Entzündungen des Harntractus von der Urethra aufwärts bis zu den Nieren,
sogar acute Nephritis, Epididymitis, Urinretention, Gelenkrheumatismus; ferner,
jedenfalls in Folge nervöser Veranlagung, hysterische Anfälle, Ohnmacht,
Phosphaturie, Herpes präputialis, 4 Fälle des Verte kamen zum Exitus nach
Dilatationen; Ursachen waren 3 Mal Nephritis, 1 Mal Pyämie,
Walter Schneider-Berlin.
49) Quelques remarques sur les cystites chroniques, par Motz et Montfort.
(Annales d. malad. d. org. genit.-urin. 1903.)
Um präcisere Indicationen für die Behandlung der chronischen Cystitis
zu haben, theilen die Verf. die Ursachen der Chronicität in paravesicale und
intravesicale. a) Paravesicale Ursachen: 1) Intestinale: hartnäckige Ver-
stopfung, vesicointestinale Fisteln, diese sind öfters minimal. 2) Genitale:
Lageveränderungen und Geschwülste an Uterus und œ) Ovarien; f) Vesico-
vaginalfisteln, Perimetritis, Perisalpingitis; y) Vesiculitis, Prostatitis. 3) Infec-
tion per contiguitatem: Urethritis posterior, Ureteritis. — b) Intravesicale
Ursachen: 1) Neubildungen, Steine, Fremdkörper. 2) abnorme Structur der
Blasenwand, Doppelblase, Divertikel, Zellen. 3) Schwere Veränderungen der
Blasenwand, Zotten, Suggillationen, Pseudomembranen, Leukoplakien, inter-
stitielle und periphere Abscesse. 4) Unvollständige Entleerung. An alle
diese Ursachen des Fortbestandes einer Cystitis muss man denken und nach-
dem sie erkannt sind, sie bekämpfen. (Nach den Erfahrungen des Ref. sind
für die alltägliche Praxis am wichtigsten 2y, 3, 4.)
Goldberg-Köln/Wildungen.
50) Des interventions intravesicales avec le cystoscope operatoire du
Dr. Nitze, par Eynard. (Annales d. malad. d. org. genit.-urin. 1903.)
Dem einzigen bisher bekannten französischen Fall von cystoskopischer
Operation (Janet-Nitze) fügt Verf. zwei selbst operirte hinzu. In ersten
handelt es sich um einen mandelgrossen Polypen (4 Sitzungen, Erfolg) im
zweiten um eine Ulceration mit infiltrirter Umgebung, durch 1malige Kaustik
geheilt. Schilderung der Technik. Goldberg-Köln/Wildungen.
51) Enterite et bactöriurie, par Janet. (Annales d malad. d. org. genit.-
urin. 1903.)
Verf. unterscheidet nach dem Ursprung externe und interne Bacteriurie.
Die externe Infection kann per urethram, von der Prostata her, vom Rectum
oder von den Genitalen der Frau aus erfolgen. Prostatitis kann nicht nur
Ursache, sondern auch Folge einer Bacteriurie sein. Die Bacteriurie internen
Ursprungs rührt entweder von einer allgemeinen Infectionskrankheit oder von
einer Enterocolitis her. Verf. theilt einige Krankengeschichten mit, aus welchen
hervorgeht, dass eine vorgängige geeignete Magendarmbehandlung langwierige,
jeder ausschliesslich urologischen Therapie trotzende Bacteriurien zur Heilung
brachte. Ob eine Bacteriurie nur vesical oder auch renal ist, sucht Verf.
dadurch zu entscheiden, dass er eine Harnceultur vor und eine Harncultur
nach einer sorgfältigen Blasenspülung anlegte; ist in der letzteren das Wachs-
thum nicht wesentlich geringer, als in der ersteren, so sitzen die Bakterien
auch in den oberen Harnwegen. Goldberg-Köln/Wildungen.
— 123 —
52) Ueber Hypoplasie der Prostata, von Fritz Rörig. (Centralbl. f. d.
Krankh. d Harn- u. Sexualorg. 1903. Nr. 5.)
Verf. hat unter 300 Harnkranken acht mit auffallend kleiner Prostata
gefunden. 4 Mal war die Ursache der Kleinheit entzündliche Atrophie nach
Gonorrhöe, 2 Mal senile Atrophie, 1 Mal traumatische Entzündung. Beim
letzten Patienten bestand, wie aus dem Mangel aller bekannten Ursachen der
Atrophie zu schliessen war, eine angeborene Hypoplasie. 23jährige Schuster-
geselle, hereditär nicht belastet; war als Kind sehr schwach entwickelt; Bett-
nässen. Mit 20 Jahren begannen Störungen der Harnentleerung, die zu einer
mangels Cathetrismus immer schwerere Folgen zufügenden Harnverhaltung
sich steigerten. Erst durch regelmässigen Catheterismus besserten sich die Be-
schwerden; die spontane Harnentleerung hatte schliesslich ganz aufgehört.
Die Geschlechtsfunctionen versagen gleichfalls, insofern sie nur 2—3 Mal
im Jahre in schlaffen Samenabgängen sich äussern. Der im Uebrigen ge-
sunde, hagere Pat. hat ein sehr kleines Glied, kleine Hoden; die Prostata
besteht aus einem erbsengrossen harten runden Knoten an der Stelle der
Urethra prostatica. Am Eingang in die Harnblase wölbt sich am unteren
Rande des Orificium eine Klappe vor. Die Blase ist blassrosa, hat ein Netz-
werk feinster Trabekel. — Die Therapie musste sich gegen die Harnverhaltung
richten; ob die Entfernung der Klappe die Harnverhaltung heilen wird, lässt
auch Verf. dahingestellt. Goldberg-Köln/Wildungen.
53) Ueber die Behandlung der Augenblennorrhöe mit Albargin, von
Edvard Welander. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXVII. 1903.)
Verf. macht nochmals auf die Gonorrhöeübertragung auf die Augen von
Kindern seitens erkrankter Mütter und auf die Conjunctivitis gonorrhoica bei
Einäugigen, die ein Emailleauge tragen, aufmerksam. Auch durch Fliegen
kann in Kinderspitälern die Infection zu Stande kommen. Recidive werden
oft durch Erkrankung der Thränencanälchen verursacht. Ferner bespricht er
die Conjunctivis purulenta non gonorrhoica neonatorum, die auch klinisch von
der gonorrhoischen unterschieden werde. Gegen die letztere empfiehlt er
1°/,ige Albarginlösung, welche zuerst 2stündlich mittels Pinsels, auch Nachts,
später jedoch seltener applieirt wird. Wenn die Behandlung frühzeitig ein-
setzt, ist das Auge ausnahmslos, auch bei Erwachsenen zu retten.
Löwenheim-Liegnitz.
Syphilis.
54) Ueber die sogen. Justus’sche Hämoglobinprobe bei Syphiliskranken,
von Leon Feuerstein. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXVII.
1903. S. 363.)
Verf. bespricht zunächt die Lehre Sem molas und die Ansichten Verrotti’s,
welche meinen, dass bei Luetikern durch Quecksilber 1) eine kurzdauernde
toxische, 2) eine therapeutische, 3) eine toxische regressive Phase erzeugt
werde, die durch die Blutuntersuchung festzustellen sei. Man könne daher
hieraus Anhaltspunkte für die Diagnose in zweifelhaften Fällen und für die
Unterbrechung der Kur gewinnen. Diese Autoren verlangen jedoch eine voll-
ständige und ganz exacte Untersuchung des Blutes, während nach Justus
Ansicht durch die Hämoglobinprobe allein die Diagnose der Syphilis gesichert
werden könne. Er sagt ungefähr Folgendes: der durch die constitutionelle
Syphilis an und für sich herabgeminderte Hämoglobingehalt wird bei der Zu-
führung einer genügenden Menge Quecksilbers plötzlich um 10—12° des Hämo-
— 124 —
meters weiter verringert. Dieser Abfall. wird bald und zugleich mit dem
Schwinden der Krankheitssymptome wieder ausgeglichen. Dieser für Syphilis
specifische Abfall des Blutfarbstoffs kann mit dem Beginn der Anschwellung
entfernter Drüsen eintreten und fehlt bei Nichtsyphilitikern. Nach Angabe
der Literatur giebt Verf. seine eigenen Resultate an. Er hat 45 Patienten,
davon 26 Fälle florider secundärer Syphilis, 4 tertiärer Syphilis, 2 mit Primär-
affect und Drüsenschwellung entfernter Bezirke, 1 mit Primäraffeet, 4 mit
involvirender Syphilis und 7 Kranke ohne Syphilis untersucht. Es zeigte sich
bei 3 Fällen florider und 1 Fall tertiärer Syphilis ein starkes Sinken, ebenso
bei einem Patienten mit Gonorrhöe. Sonst war der Abfall nur ein sehr
geringer, mehrfach war ein bedeutendes Ansteigen bemerkbar. Der im All-
gemeinen verminderte Hämoglobingehalt nahm mit der Kur etwas zu.
Löwenheim-Liegnitz.
IV. Therapeutische Notizen.
Lippenekzem:
Rec. Ammon. sulfo-ichthyol 0,2—1,0
Zinei oxydat.
, 1) Bismuth. subnitr. ana 2,0
Ungt. lenient. ad 20,0
(J. Schäffer, Deutsche Klinik. 1903.) i
Ulcus cruris:
Rec. Chloralhydrati 10,0
2) Camphorae 6,0
Glycerini 45,0
(Fischkin, Med. Standard. 1903.) p
Pemphigus:
Rec. Thiol 5,0
Zinci oxydat.
3) Amyli ana 25,0
Glycerin
Aq. dest. ana ad 100,0
(J. Schäffer, Deutsche Klinik. 1903.) '
V. Vereinsberichte.
Berliner Dermatologische Gesellschaft.
Sitzung vom 3. November 1903.
Der Gesammtvorstand wird per Acclamation wieder, Unna-Hamburg
zum Ehrenmitglied gewählt.
Lesser demonstrirt eine Patientin, bei welcher ein seit 6 Jahren be-
stehendes, ulcerirtes Cancroid der Stirn durch Röntgen-Bestrahlung geheilt
ist. Nach 3 Sitzungen war fast völlige Ueberhäutung eingetreten, nach drei
weiteren sieht man jetzt eine glatte, leicht verschiebliche Narbe. Geeignet
für die Behandlung ist nur das Ulcus rodens, nicht das eigentliche Carcinom.
— 125 —
Pick (a. G.) zeigt mikroskopische Präparate von Schweissdrüsen-
adenomen, wobei er auf die überall vorhandene Zweischichtigkeit des
Epithelbelags in den Drüsengängen als besonders charakteristisch für diese
Affection hinweist, die auch an den normalen Schweissdrüsen immer zu
sehen ist. |
In der Discussion betont Blaschko, dass das Epithel abgeplattet
sein, ferner dass es wuchern kann, so dass mehr wie zwei Schichten ent-
stehen.
Hollstein demonstrirt ein 6jähriges Kind, dessen linker Daumen zwei
Fingernägel aufweist; wahrscheinlich war durch einen vorhergegangenen Beil-
hieb das untere Segment des Matrix abgeschnitten und verschoben, woraus
sich unterhalb ein zweiter Nagel entwickelte.
Lesser stellt einen Patienten mit Psorospermosis follicularis
vegetans vor, bei welchem die Affection jetzt 24 Jahre besteht und sich
nicht wesentlich verändert hat, da die Therapie ziemlich machtlos ist. Die
theils comedonen-, theils warzenartigen Excrescenzen haben an disponirten
Stellen, wie den Nates, dem Scrotum papillomartige Beschaffenheit angenommen;
auch der behaarte Kopf ist stark betheiligt. Mikroskopisch zeigen diese Fälle
Wucherung der Epithelzapfen, Lückenbildung im Epithel, ferner die Psoro-
spermien in ihrer doppelten Kapsel.
Lippmann demonstrirt einen Fall von Lichen ruber an einem Patienten,
dessen Schwager, mit dem er in nahe Berührung gekommen, an derselben
Affection leidet. Vortr. weist auf die mehrfach publieirten, bei nahen Ver-
wandten vorgekommenen Fälle der Krankheit hin und erwägt daraufhin die
Möglichkeit der Infectiosität dieses Leidens.
In der Discussion möchte Saalfeld aus dem Vorkommen bei nahen
Verwandten eher auf eine nervöse Disposition schliessen, während Wechsel-
mann den Fall überhaupt als eine Dermatomycose ansieht.
Wechselmann zeigt einen Fall von Atrophodermia erythematosa
maculosa. Das Wesentliche der Affection sind disseminirt auftretende, ery-
thematöse Flecken mit oberflächlicher Narbenbildung, die allmählich peri-
pherisch fortschreiten; nirgends finden sich erweiterte Follikel. Aehnliche
Fälle sind von Thibierge, Jadassohn, Nielsen, Heuss beschrieben.
Mikroskopisch sieht man Schwund der elastischen Gewebe, Bindegewebe
zwischen Epithel und Papillen. Der Process scheint dem Lichen atrophicus
nahe zu stehen.
Blasehko demonstrirt 1) einen Mann mit Lichen pilaris atrophicus
an den Oberschenkeln, 2) einen Fall von Lichen simplex verrucosus.
Lippmann stellt einen Fall zur Diagnose: an Brust und Bauch be-
stehen seit einigen Wochen bei der 20jährigen Patientin rothe, disseminirte
Knötchen, die zum Theil mit Schuppen bedeckt sind und nicht jucken;
vielleicht handelt es sich um Lichen syphiliticus.
Die Discussion wird vertagt.
Sitzung vom 17. November 1903.
Ledermann demonstrirt 1) einen Patienten, dessen Erkrankung nach
Ansicht des Vortr. in die Gruppe der Keratosis follicularis fällt; es
fanden sich Hyperkeratosen an den Handtellern und Fusssohlen mit Ueber-
greifen auf die Streckseiten, ebenso an beiden Ellenbogen; an einzelnen Stellen
— 126 —
waren auch die Follikel erkrankt. Jetzt findet sich die Haut an den be-
treffenden Stellen nur noch verdickt.
In der Discussion werden Zweifel an der Diagnose laut, da an den
Follikeln nichts zu sehen sei.
2) einen Fall von zu narbiger Atrophie führenden Folliculitis des be-
haarten Kopfes; die Haare sind an den befallenen Theilen vollständig aus-
gefallen; es dürfte sich um Atrophodermia follicularis handeln.
Discussion: Lesser hält dafür, dass es sich um typische Folliculitis
decalvans handelt.
3) eine Patientin mit einer polymorphen, meist bläschenförmigen Eruption
am behaarten Kopf, am Rumpfe und den Extremitäten, in serpiginöser, an-
nulärer Anordnung, stark juckend, die sich besonders nach Graviditäten ver-
schlimmerte; es dürfte sich um Dermatitis herpetiformis handeln.
4) einen Fall von mykotischem Ekzem, das im Anschluss an eine
Impfung entstanden ist.
Saalfeld stellt einen Fall von atypischem Lichen ruber planus
vor; die seit 8 Jahren mit Unterbrechungen bestehende Eruption zeigt linsen-
bis erbsengrosse, zum Theil hellrothe, meist bräunliche, wenig schuppende
Efflorescenzen, hie und da finden sich kleine Dellen.
Schmidt spricht über Röntgen-Behandlung der Hautkrank-
heiten. Vortr. betrachtet als Objecte der Röntgen-Behandlung 1) Haar-
krankheiten bezw. Anomalien; 2) epitheliale Neubildungen gutartiger und
bösartiger Natur; dann auch andere Hautgeschwülste und Hautleiden, wie
Favus, chronische Ekzeme u.s.w. Vortr. berichtet, zum Theil unter Demon-
stration von behandelten Patienten, über folgende Fälle: Unter sechs in-
operablen Mammacarcinomen wurde ein Mal ein Verschwinden der Tumoren
erzielt; 9 Favusfälle wurden nach einer grösseren Reihe von Bestrahlungen
geheilt, ebenso mehrere chronische Ekzeme der Genitalien mit starkem Jucken,
jedoch traten zwei Mal Recidive auf. Eine Dame mit hochgradiger Hyper-
trichosis der Oberlippe wurde nach 17maliger Bestrahlung geheilt, nach zwei
Monaten trat ein Recidiv auf, das dann auf weitere Bestrahlungen zurück-
ging. Mehrere Sycosisfälle sind der Heilung nahe, ebenso ein Acnekeloid.
2 Fälle von Sycosis parasitaria wurden nach 7 bezw. 4 Sitzungen geheilt,
ebenso ein Fall von multiplen Warzen. Schliesslich sind 2 Fälle von Can-
croid des Gesichts der vollständigen Heilung nahe.
In der Discussion wird auf einige unerwünschte Neben- bezw. Nach-
wirkungen der Bestrahlung hingewiesen, so auf die Pigmenthypertrophie nach
Behandlung der Hypertrichosis, auf entstehende Teleangiektasien, auf Derma-
titiden, welche durch die Bleiplatten, die zum Schutze der gesunden Haut
gebraucht werden, zurückzuführen sind.
Saalfeld demonstrirt eine Patientin, bei welcher sich in der Menopause
eine Anzahl cavernöser Angiome ausgebildet haben; es traten mehrfach
Blutungen aus denselben, einmal auch Bluterbrechen auf, wogegen Gelatine
in 2°/ iger Lösung innerlich mit Erfolg gegeben wurde.
Seegall zeigt 1) einen Patienten, der wegen einer malignen Psoriasis
mit Einspritzungen von Acid. arsenic. behandelt worden ist, nachdem Chrysa-
robin starke Dermatitis hervorgerufen hatte; nach Verbrauch von 0,8g Acid.
arsenic. trat Abheilung ein;
2) einen typischen Lichen ruber planus, der auf Atoxylinjectionen
sehr unvollkommen reagirte.
— 127 —
Adler demonstrirt 1) einen Fall von Trichophytia superficialis
diffusa, die in grossen concentrischen Kreisen angeordnet und durch Thier-
übertragung entstanden ist;
2) einen Fall von Lichen ruber verrucosus, der sich auf Krampf-
adern entwickelt hat;
3) einen Fall von Lichen chronicus simplex.
Pinkus zeigt einen Patienten mit Keratitis pilaris Brocq an Rumpf
und Extremitäten.
Nagelschmidt demonstrirt eine Finsen-Reynlampe mit verschiedenen
Druckgläsern.
Sitzung vom 8. December 1903.
Strassmann berichtet über eine Patientin, die im Februar d. J. wegen
gangränöser Efflorescenzen an den Genitalien von Hollstein in der Gesell-
schaft vorgestellt ist; wegen der hochgradigen Beschwerden und Verdacht auf
Tuberculose war vom Vortr. die Vulva exstirpirt worden, jedoch traten bald
Recidive ein. In der Discussion wurde damals der Verdacht geäussert, dass
es sich um Artefacte auf hysterischer Grundlage handeln könne und deshalb
die Patientin in die Klinik aufgenommen. Bei Durchsuchung ihrer Kleider-
tasche fand sich eine Chlorzinklösung, später gab die Patientin auf dringendes
Befragen zu, dass sie sich die Affection durch Einreiben von Chlorzinklösung
selbst erzeugt habe; jedoch gelang Vortr. selbst eine derartige Erzeugung
nicht. Als die Patientin sich nach einiger Zeit von Neuem vorstellt, ergab
sich, dass ihr wegen einer auf demselben Wege entstandenen Mastdarmaffection
das Rectum von einem Chirurgen exstirpirt worden war.
In der Discussion wird darauf hingewiesen, dass zu einer derartigen
Hervorbringung von Pusteln ausser dem Chlorzink wahrscheinlich noch ein
secundäres Moment, wie Unsauberkeit, Bakterieneinwirkung u. dergl. gehöre.
Posner demonstrirt Harn- und Secretpräparate, die zum Theil mit
Osmiumsäure fixirt, zum Theil nach May-Grünwald mit eosinsaurem
Methylenblau, das in Methylalkohol gelöst ist, gefärbt sind. Die Fixirung
mittels Osmiumsäure geschieht in der Weise, dass das aufgestrichene Secret
kurze Zeit den Dämpfen der reinen krystallinischen Substanz, die allerdings
sehr theuer ist, und von der sich ein kleines Quantum in einem Gläschen
befindet, ausgesetzt wird; gegenüber der üblichen Fixirung durch hohe Tem-
peraturen hat diese Methode den Vortheil, dass die Form der Secretelemente,
z. B. bei gonorrhoischem Eiter, bei Prostatasecret, bei Cystitisharn, ferner die
Lage der Bakterien zu den Zellen erhalten bleibt; andererseits wird die Farb-
fähigkeit der Elemente durch die Fixirungsmethode etwas beeinträchtigt.
Sehr zu empfehlen ist die May-Grünwald’sche Färbung, wodurch gleich-
zeitig eine Fixirung in der Kälte geschieht, in dem die Farblösung einfach
auf das lufttrockene Präparat gethan wird. Allerdings ist es auch mittels
dieser Methoden noch nicht gelungen, die Frage nach der Bedeutung der
Eosinophilie der Leukocyten im gonorrhoischen Eiter, der Vacuolenbildung
in den Leukocyten, der mononucleären Zellen endgültig zu lösen.
Die Discussion wird vertagt.
Blaschko demonstrirt einen seit 15 Jahren mit Exacerbationen und
Remissionen bestehenden Fall von Pityriasis rubra pilaris: abnorm sind
neben den folliculären Hyperkeratosen auf geröthetem Grunde flache Placques
mit festen, Psoriasis ähnlichen, aber bei der Ablösung nicht blutenden
— 128 —
Schuppen; die Handflächen und Fusssohlen sind diffus erkrankt, die Finger-
phalangen, die früher ebenfalls das charakteristische Aussehen zeigten, sind
jetzt frei.
Schaarwächter zeigt einen Patienten mit luetischer Reinfection.
Die anscheinend einwandsfreie Anamnese ergiebt, dass der Kranke vor
8 Jahren Lues acquirirte, die auf eine Spritzkur mit Hydrarg. salicyl. ab-
heilte. Jetzt zeigt er einen typischen harten Schanker mit indolenten Drüsen-
schwellungen und Roseola.
Palm und Bäumer stellen eine Patientin mit ausgedehnter Atrophia
idiopathica cutis vor; die mikroskopischen Präparate zeigen eine sulzige
Entartung des subcutanen Gewebes. Paul Cohn-Berlin.
VI. Vermischtes,
— Die 50. Lieferung des stereoskopischen medicinischen Atlas (Leipzig
1903, Joh. Ambr. Barth) enthält aus der Leipziger dermatolog. Universitäts-
klinik eine Reihe sehr interessanter Krankheitsfälle, mitgetheilt von E. Riecke.
Ein immerhin seltener Fall von schwarzer Haarzunge bei einer 20 jährigen
luetischen Verkäuferin in einem Cigarrengeschäft, die täglich 4—6 Cigaretten
rauchte, zeichnete sich durch eine kurze Gesammitdauer und durch das plötz-
liche Verschwinden des pelzigen Bezuges aus. Sehr lehrreich sind die Ab-
bildungen eines Falles von Fibroma molluscum (Virchow) mit Lappen-
elephantiasis, ein Lupus faciei (Mikrostomie), eine Syphilis acn&ique, eine
Koilonychie, welche familiär auftrat, der Verlauf eines Falles von Xeroderma
pigmentosum mit der Todesursache einer Krebscachexie, ein selteneres Haut-
syphilid in satellitenartiger Formirung und ein Fall von Herpes iris, bei
welchem als Folge einer Reizwirkung die Umbildung der acut entzündlichen
Etflorescenzen zu luetischen Papeln erfolgte. J.
— In dem uns vorliegenden 3. Bande der Japanischen Zeitschrift
für Dermatologie und Urologie giebt zunächst Sakurane einen Beitrag zur
Histologie der leprösen Haut. Er gelangt zu dem Schlusse, dass die
Leprabacillen sowohl intra- wie extracellulär liegen, die extracellulär gelagerten
Bacillencolonien bilden in der Haut oft lange Züge und die Globi sind Quer-
schnitte solcher Bacillenzüge in den Lymphräumen wie in Lymphgefässen.
Daneben können aber auch solche Globi vorkommen, deren Entstehung wohl
der Auflösung der mit Bacillen gefüllten Zellen zuzuschreiben ist. Mori
bringt. eine Statistik über Ulcus molle bei den Prostituirten. Sugai be-
richtet über eitrige Entzündungen im Verlaufe der Lepra, insbesondere der
Knotenlepra, Kinoshita empfiehlt neben Protargol und Largin das Ichthargon
gegen Gonorrhöe und Dohi beschreibt einen Fall von Adenoma sebaceum
s. Naevi symmetrici faciei. Das 5. Heft wird schliesslich ausgefüllt von dem
Bericht über den III. Congress der Japanischen Dermato-Urologischen Gesell-
schaft, welcher im April 1903 zu Tokio abgehalten wurde. J.
Um Einsendung von Separatabzügen und neuen Erscheinungen an den Heraus-
geber Dr. Max Josgrn in Berlin W., Genthiner Strasse 5, wird gebeten.
Verlag von Ver & Comp. in Leipzig. — Druck von Mertzerr & Wo in Leipzig.
DERMATOLOGISCHES GENTRALBLATT.
INTERNATIONALE RUNDSCHAU
AUF DEM GEBIETE DER HAUT- UND GESCHLECHTSKRANKHEITEN.
HERAUSGEGEBEN
VON
DR. MAX JOSEPH
Siebenter In BERLIN. Jahrgang.
Monatlich erscheint eine Nummer. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes, sowie direct von der Verlagsbuchhandlung
Veir & Comp. in Leipzig.
1904. Februar. | Nr. 5.
Inhalt. I. Originalmittheilungen. 1) Ueber Xeroderma pigmentosum mit
besonderer Berücksichtigung der Blutveränderungen, von Privatdocenten Dr. C. Adrian
in Strassburg i/E. 2) Kurze Mittheilung zu dem Falle von Sklerodermie, von Dr.
Leonhard Leven in Elberfeld.
II. Vebersichtsreferat. Urologisch-technisches, von Goldberg-Köln/Wildungen.
III. Referate. Allgemeine Pathologie und Therapie der Hautkrank-
heiten. 1) Sind die Koplik’schen Flecken ein sicheres Frühsymptom der Masern,
von Aronheim. 2) Lichtbehandlung nach Sensibilisirung, von Georges Dreyer.
3) Die dermatologisch wichtigen Bestandtheile des Theeres und die Darstellung des
Anthrasols, von A Vieth. 4) Ueber die Erfahrungen mit dem neuen Anthrasol-
Ben von Saek. 5) Beiträge zur Lichttherapie nach eigenen Versuchen, von
aul Krause.™ 6) Sur le traitement de la trichophytie du cuir chevelu par la chrysa-
robine, par Menahem Hodara. 7) Sur un cas de lentigo infantile profus, par Chr. Audry.
8) Sur une: cause des soi-disant éruptions jodoformiques, par Chr. Audry. 9) Die
multiple Neurofibromatose (Recklinghausen’sche Krankheit), von C. Adrian. 10) I. Die
bakteriologische Untersuchung der Hautparasiten. II. Die bakteriellen Infections-
krankheiten der Haut mit acutem Verlauf, von W. Scholtz. 11) Etude histolo ique
sur l’action de la chrysarobine dans la pelade, par Menahem Hodara. 12) Ueber
eine bisher unbekannte Wirkung der Röntgen-Strahlen auf den Organismus der
Thiere, von Albers-Schoenberg. 13) Hodenveränderungen bei Thieren nach Röntgen-
Bestrahlungen, von Frieben. 14) Zur Kenntniss der Leukonychie, von Theodor Brauns.
15) Ueber Koilonychia und Platyonychia hereditaria, von Waelseh. — Entzünd-
liche Dermatosen. 16) Epidermolysis bullosa hereditaria, von Bettmann. 17) Dy-
kératose palmaire au cours d'une ichthyose irritable, par Chr. Audry. 18) Zur Frage
der Beziehungen zwischen Psoriasis und Gelenkaffectionen, von Lipman- Wulf.
19) Psoriasis vulgaris der Mundschleimhaut, von Oppenheim. 20) Pemphigus neo-
natorum in the light of recent research, by H. 6. Adamson. 21) Ein Fall von Pem-
phigus neonatorum P. Richter (Dermatitis exfoliativa neonat. Ritter) mit Infection der
Mutter und Tod des Neugeborenen, von Ostermayer. 22) Acute contagious pemphigus
in the newly born, by George &. Magurie. 23) Lichen plan localisé aux muqueuses
buccales et preputiales, par A. Dellille et M. Druelle. 24) Lichen plan chez un saturnin,
par Chr. Audry et Dalous. 25) Dermatites pyemiques, par Aug. Lebet. 26) De la
dermatite polymorphe douloureuse (dermatite herpetiforme de Duhring-Brocg) chez
l'enfant, par Paul Neynet et Maurice Pehu. — Chronische Infectionskrank-
heiten der Haut. 27) Ueber einen, den Tuberculides acneiformes et necrotiques
ähnlichen Krankheitsfall, von Artur Jordan. 28) Ein Fall von Erythema induratum
(Bazin), combinirt mit Lichen scrophulosorum, von Soellner. 29) Sur le tubercule des
anatomistes, par Chr. Audry et Dalous. 30) Comment la tuberculose se propage de la
muqueuse & la peau du nez, par Chr. Audry. — Syphilis. 31) Ueber die Prognose
der Syphilis, von &. Mayer. 32) Zur Präventivbehandlung des syphilitischen Primär-
affects, von Holländer. 33) Ueber die Impfung eines Menschenaffen mit Syphilis,
von Metschnikoff und Roux. 34) Ueber die experimentelle Syphilis, von Metschni-
koff und Bons, 35) Ueber Impfversuche mit Syphilis am anthropoiden Affen, von
0. Lassar. 36) Essais de traitement de la syphilis par l'argent colloidal, par Chr. Audry
vo. S 9
— 130 —
et Dalous. 37) Sur des nodosites oedemateuses des jones. Syphilides noueuses pro-
fondes, par Chr. Audry. 38) Faits pour établir la nature syphilitique du tabes, par
Chr. Audry. 39) Ueber Tabes juvenilis und Lues hereditaria, von C. Hartmann.
40) Du role de la stase lymphatique dans la pathogenie du syphilome ano-rectal, par
Chr. Audry. 41) Ueber strangförmige Phlebitis im Frühstadium der Syphilis, von
Erich Hoffmann. 42) Ueber die sogen. „glatte Atrophie der Zungenwurzel‘ und ihr
Verhältniss zur Syphilis, von Fritz Lesser. 43) Accidents sypbilitiques en activité
chez un tabétique et chez un paralytique general, par Gaucher. 44) La splénomegalie
dans la syphilis héréditaire, d'après David. — Gonorrhöe und deren Compli-
cationen. 45) Die Behandlung der chronischen Gonorrhöe mit Spülsonden, von
Arthur Strauss. 46) Ueber gonorrhoische Urethritiden bei Knaben, von Zabludows-
kaja-Mett. 47) Gonorrhöe, von A. Neisser und W. Scholtz. 48) Traitement des
retrecissements de l’uröthre par le massage, par Bartrina. 49) Strictura urethra
onorrhoica + Lithiasis urethra. Resectio, von A. Hansson. 50. Zur inneren Behand-
ung der Urethroblennorrhöe, von Saalfeld. — Krankheiten des Urogenital-
apparates. 51) Zur Behandlung der Urogenitaltuberculose mit besonderer Berück-
sichtigung der Tuberculocidins und Selenins Klebs, von Krüger. 52) Curabilite de
la tuberculose vesicale, par Motz. 53) Laboratoriumsdiagnose der Tuberculosis genito-
urinaris, von Londern.
IV. Bibliographie. — V. Therapeutische Notizen. — VI. Vereinsberichte.
— VII. Vermischtes. — VIII. Personalien.
I. Originalmittheilungen.
1. Ueber Xeroderma pigmentosum
mit besonderer Berücksichtigung der Blutveränderungen.
Von Privatdocenten Dr. C. Adrian in Strassburg i/E.
Der Fall, den ich im Folgenden in aller Kürze beschreiben will und der
sich durch einige Besonderheiten auszeichnet, betrifft ein 23 Monate altes
Knäblein, das einer wohlhabenden, israelitischen Familie entstammt, und
dessen Eltern blutsverwandt — Cousin und Cousine — sind. Aehnliche Er-
krankungen sind nie in der Familie vorgekommen; das einzige, 2 Jahre
ältere Brüderchen des kleinen Patienten kam mit doppelseitigem Klumpfuss
auf die Welt, ist aber sonst gesund.
Als Ursache der Erkrankung bei unserem Patienten vermuthen die Eltern
einen gelegentlich der Beschneidung vorgekommenen, wie es scheint, ganz
enormen Blutverlust, von dem sich der Kleine lange Zeit nicht recht erholt habe.
Patient lernte mit einem Jahre gehen.
Anfangs Februar 1903 bemerkte die Mutter des damals bereits wieder
kräftigen, und sonst stets gesunden Kindes, ohne anderweitige vorausgegangene
Hautveränderungen, ein allmählich stärker werdendes Auftreten von sommer-
sprossenähnlichen Pigmentflecken im Gesicht.
Dazu gesellte sich seit Anfang August 1903 allmählich eine auffällige
trockene Beschaffenheit der Haut des Gesichtes, ein geringfügiger Grad von
Conjunctivitis und Lichtscheu, endlich in letzter Zeit (Ende September) einzelne
warzenartige Excrescenzen an beiden Wangen, ein an Grösse zunehmender,
bläulich gefärbter Fleck der rechten Wange und eine zunehmende trockene
Beschaffenheit der Haut beider Handrücken hinzu.
Status (4. October 1903): Für sein Alter kräftig entwickeltes Knäblein
mit gesunden inneren Organen; geringe Anämie. Normale Intelligenz. Rachitis
des Schädels. Greisenhafte Züge. Leichtes Ectropion beider unteren Augen-
lider und Röthung der Conjunctiva palpeprarum. Thränenträufeln.
— 131 —
Die Haut des ganzen Gesichtes erscheint leicht gerunzelt, trocken, glanz-
los, rissig, fühlt sich rauh an, jedoch nicht hart, verdickt oder gar pergament-
ähnlich; ganz leichte, kleienförmige Schuppung derselben.
Lippenroth blassgrau, leicht gerunzelt, trocken.
Die ganze Stirn ist dicht besetzt mit stecknadelkopfgrossen sommer-
sprossenähnlichen Pigmentflecken von gelblichbrauner bis schwarzer Farbe.
Dieselben sind im Ganzen scharf umschrieben, von durchaus glatter Ober-
fläche; keiner derselben ist in der Haut fühlbar.
Die Pigmentationen nehmen gegen Wange und Kinn zu an Grösse und
Anzahl ab.
In der Gegend der Oberkieferjochbeingrenze beiderseits je eine klein-
linsengrosse, kegelförmige, derbe Excrescenz, von blasser Hautfarbe, unebener
Oberfläche, höckriger Beschaffenheit, die sich gegen die Umgebung nicht sehr
scharf abgrenzt; die von ihnen besetzte Haut ist gegen die Unterlage gut
verschieblich. Eine dritte, etwas kleinere, warzenartige Erhebung am rechten
äusseren Augenwinkel nahe dem Limbus.
Etwas unterhalb des Hornkegels der rechten Wange findet sich ein un-
regelmässiger, aber scharf begrenzter, fast linsengrosser Fleck von tiefdunkel-
blauer Farbe, nicht prominent, nicht wegdrückbar, überhaupt nicht fühlbar
für den palpirenden Finger (Pigment).
Nirgends Zeichen von Atrophie der Haut, wenn nicht das erwähnte,
geringfügige Ectropion der beiden unteren Augenlider als Ausdruck einer
solchen beginnenden Atrophie gedeutet werden soll.
Nirgends eigentlich narbenähnliche Veränderungen der Haut des Gesichtes
oder Teleangiectasien.
Die übrige Haut des Körpers ist frei. Einzig die im Uebrigen fettreiche
Haut beider Handrücken erscheint trocken, leicht schuppend, fein gefältelt,
weder verdickt noch verdünnt. Keine Pigmentationen, Atrophien oder Gefäss-
neubildungen.
Die Schleimhäute sind von Pigmentirungen frei.
Keine Drüsenschwellungen oder Nagelveränderungen. Kopfhaare nicht
eben sehr reichlich, auffällig rauh und trocken.
Urin frei von Eiweiss und Zucker, pigmentfrei.
Blutuntersuchung (8. November 1903), s. Tabelle.
Der beschriebene Fall stellt ein relativ frühes Stadium des Xero-
derma pigmentosum dar. Wie gewöhnlich betrifft er ein sonst völlig
gesundes, gutgenährtes Individuum.
Auch in unserem Falle trat die Erkrankung bei vollständigem
Wohlbefinden auf und war auch der bisherige Verlauf durch keinerlei
örungen von Seiten des Allgemeinbefindens unterbrochen.
Was nun diesen Fall von vielen anderen auszeichnet, ist:
1) Dass bei ihm das erythematöse Vorstadium, die erythemartige `
Entzündung, die diffusfleckige Röthung des Gesichts, vor dem Auftreten
der Epheliden nie vorhanden war — was zu den Seltenheiten gehört! —
vielmehr von vornherein (angeblich ohne jede Einwirkung der Sonnen-
t Vergl. darüber: Loeweubach, 1908, S. 244.
Ch
— 132 —
strahlen und ohne jede Abhängigkeit der letzteren auch in der weiteren
Entwickelung des Leidens) die Pigmentationen auftraten.
2) Von Interesse ist ferner, dass unser Patient, einer jüdischen Familie
entstammt. Schon Elsenberg (1890) fiel es auf, dass das Leiden unter
den Juden relativ häufig vorkäme. Trotzdem in zahlreichen Arbeiten
Angaben über die Race der Kranken fehlen, konnte er dech das häufige
Befallenwerden der jüdischen Race feststellen. Nach seiner Berechnung
betrafen von 52 (damals bekannten) Fällen 24°/, der Kranken Juden.
Eisenberg bemerkt (1890. 8 50) hierzu: „Es ist wahrscheinlich,
dass mancher Fall von Kaposi, namentlich derjenigen Patienten, welche
aus Galizien und dem Königreich Polen stammten, auch zu dieser Categorie
hinzugezählt werden müsste und dadurch die Procentzahl der Juden noch
steigen würde.“
Diese Angabe von Elsenberg ist in den späteren Arbeiten über das
Xeroderma pigmentosum wenig oder gar nicht gewürdigt worden und erst
in neuerer Zeit haben Terterjanz (1902) und Velhagen (1903) an der
Hand von 5 Beobachtungen!, die ebenfalls sämmtlich Juden betrafen, die
Aufmerksamkeit auf diesen Punkt gelenkt.
3) Zur richtigen Beurtheilung der Thatsache des häufigen Vorkommens
des Xeroderma pigmentosum bei Juden, ist es aber nöthig sich an die
Häufigkeit von Ehen unter Blutsverwandten bei Juden zu erinnern und
sich die Frage vorzulegen, ob nicht sowohl die Race, als die Consangui-
nität der E hier massgebend sei: SES
` In der Literatur finde ich im Ganzen neun sichere Beobachtungen ?,
in denen xerodermakranke Kinder nachweislich nahe blutsverwandte Eltern
besassen.
Dazu käme als 10. Beobachtung meine eigene hinzu, in welcher eben-
falls die Eltern des kleinen Patienten Geschwisterkinder waren.
Diese scheinbar kleine Zahl von Beobachtungen von Xeroderma
pigmentosum bei Kindern naher Blutsverwandten im Vergleich zu der
absoluten Zahl der bisher veröffentlichten Fälle überhaupt — im Ganzen
dürfte es sich unter Ergänzung der 136 Beobachtungen von Halle (1901)
1 Sämmtliche 5 Beobachtungen sind schon früher veröffentlicht worden: Fall I
von Köbner (1886) und Block (1888), Fall I, II u. III von Schütte (1894) Fall IV
u. V von Lesser (1900).
7 Nämlich die Fälle von: 1) Vidal (1883, 1889): Cousin und Cousine; 2) und
3) Taylor (1888): Zwei verwandte Familien mit 3 bezw. 2 Fällen: in beiden Cousins
und Cousinen; 4) und 5) Thibierge (1889): Zwei verwandte Familien mit je einem
Falle: in beiden Cousins und Cousinen; 6) Wesolowski (1899): Onkel und Nichte;
7) Monthus (1902): Cousin und Cousine; 8) Bayard (1903): Cousin und Cousine;
9) Freyse (1903) [= Rüder 1880 und Barckmann 1888]: Cousin und Cousine. —
Loewenbach (1903, S. 255) führt 4 Fälle an, darunter fälschlicherweise als hierher-
gehörig die Beobachtungen von Brown Hunter (1889) und Archambault (1890).
— 133 —
um 146 Fälle! handeln — gewinnt aber an Bedeutung, wenn man in
Betracht zieht, dass die Dermatose des öfteren in ein und derselben
Familie wiederholt beobachtet wurde, und unter Berücksichtigung dieses
Punktes sich sämmtliche 146 Fälle von Xeroderma pigmentosum auf
102 Familien? vertheilen, worunter also nach meiner Berechnung 10 Mal,
d. h. in fast 10°/, der Fälle, Consanguinität der Eltern bestand.
Bayard (1903, S. 13) berechnet, an der Hand einer allerdings
wesentlich kleineren Statistik?, einen etwas höheren Procentsatz von 12,5,
und giebt mit Recht zu bedenken, dass diese Zahl eher zu niedrig als
zu hoch gegriffen ist, da man im Allgemeinen, wenn nicht bestimmte
Indicationen vorliegen, bei Aufnahme der Anamnese gewöhnlich kaum
nach etwaiger Blutsverwandtschaft der Eltern sich erkundigt.
4) Nicht ohne Bedeutung und der allgemein herrschenden Auffassung
des Xeroderma pigmentosum als auf angeborener Disposition beruhend,
entsprechend, erscheinen mir mehrfach beobachtete Entwickelungsstörungen
und Degenerationszeichen bei Xerodermakranken sowohl als auch bei deren
nächsten Anverwandten.
Die ältere Literatur berichtet bereits über einige derartige Fälle.
Zum grossen Theile sind solche Entwickelungsstörungen aber auf die
schon frühzeitig beginnende Carcinomentwickelung zurückzuführen.
Geber (1874. S. 5) erwähnt drei wohl sicher hierhergehörige Fälle von
Hebra, welche Frauen in reiferen Jahren betrafen: sowohl sie als ihre Eltern
waren von zwerghaftem Wuchse. Von seinem ersten Falle, einem Sjährigen
Mädchen berichtet Geber (S. 7), dass der Körper klein, mässig genährt sei. Der
rechtsseitige Klumpfuss der ebenfalls von Xeroderma pigmentosum befallenen,
LL Jahre jüngeren Schwester der ersten Patientin scheint ein paralytischer
gewesen zu sein; im Uebrigen ist die Kleine mässig genährt, zart gebaut. —
Rüder’s (1880) Patient Otto ist kräftig gebaut, wenn auch nicht gerade
gross für sein Alter. Auch Barckmann (1888) fand ihn später für sein
Alter etwas klein. — Kaposi’s Fall V (1882. S. 623) betraf ein 5!/, Jahre
altes, schlecht entwickeltes und genährtes, taumstummes, erstgeborenes Mädchen;
dasselbe soll allerdings im Alter von !/, Jahr eine Gehirnentzündung durch-
gemacht haben. — Neisser’s (1883) Patienten, zwei Brüder waren schwach-
sinnig. Der ältere von beiden, im Alter von 25 Jahren, war ein kleiner,
schwächlicher Mensch mit imbecillem Gesichtsausdruck; es bestand Schwer-
1 Diese neu hinzukommenden Fälle stammen von Lesser-Terterjanz (1900,
1902): 2 Fälle, Rona (1901), Unna (1901), Dufour (1901), Pernet (1902), Monthus
(1902): 2 Fälle, du Castel (1902), mein Fall. — Der Fall von Bayard (1903) ist
schon von Heuss (1899) veröffentlicht und wohl identisch mit Fall 110 der Tabelle
von Halle (1901) — Der Fall von Freyse (1908) betrifft den Fall Christian
von Rüder (1880) und Barckmann (1888) in einer späteren Lebensperiode.
2 95 Familien bei Halle (1901). 7 neue Familien von mir; die Fälle von Lesser-
Terterjanz (1900, 1902) wurden dabei nicht von neuem gezählt.
3 Etwas über 100 Fälle, in 40 Familien; darunter 5 Fälle, in denen die Eltern
nahe blutsverwandt sind (Vidal, Taylor [doppelt], Monthus, Bayard).
— 134 —
hörigkeit; die Sprache war lallend, unarticulirt. Mütterlicherseits lag keine
Belastung vor, dagegen sollen ein Bruder und eine Schwester des Vaters
Idioten gewesen sein (ohne selbst an Xeroderma pigmentosum zu leiden). —
Elsenberg’s (1890) nicht ganz 15 Jahre alte Patientin ist klein, gracil; ihre
Mammae und Geschlechtstheile sind schwach entwickelt, die Menstruation ist
noch nicht eingetreten. — Lukasiewicz-Rille’s (1895 u. 1899) Kranker
bot einen blöden Gesichtsausdruck dar, idiotisches Wesen und Stummbeit. —
Lesser-Bruhn’s Fall I (1898) betraf ein 4jähriges, für sein Alter kleines
Mädchen. — Riecke-Halle’s (1901) 6jährige Patientin war etwas in der
Entwickelung zurückgeblieben. — Der 6 Jahre alte Junge von Greeff (Fall I,
1901) ist für sein Alter schlecht entwickelt, Knochenbau sehr gracil. — Eine
jetzt noch nicht ganz 15 Jahre zählende Patientin von Terterjanz (1902,
Fall III des I. Ehepaares) ist ihrem Alter entsprechend etwas klein, eine
andere Kranke (Fall II des III. Ehepaares) erscheint als Sjähriges Mädchen
auffallend klein, von zierlichem Knochen- und Körperbau. — Rona’s (1901)
31/, Jahre altes Kind zeigt eine abnorme Behaarung auf Stirn und Rücken
seit der Geburt. — Freyse’s (1903) Patient ist bei seinen 35 Jahren klein
und mässig entwickelt.
Unser kleiner Kranker zeigt ausser seiner Hauterkrankung keinerlei
körperliche! oder geistige Anomalie, wohingegen sein etwas älterer, sonst
aber gesunder Bruder an angeborenem doppelseitigem Klumpfuss leidet,
und es ist bekannt, dass Consanguinität der Eltern die Constitution der
Nachkommenschaft ungünstig zu beeinflussen im Stande ist.
Es wird Sache späterer Forscher sein auf die erwähnten Punkte bei
Xerodermakranken genauer zu achten.
5) Von Interesse ist vielleicht, dass auch hier die Eltern frei sind,
und so häufig Geschwister von der gleichen Affection befallen werden, so
merkwürdig ist es, dass einerseits Eltern nie an der gleichen Krankheit
litten?, andererseits Xerodermakranke nie ihr ‚Leiden auf ihre Nach-
'Kömmenschaft übertrugen. KR RER
`" Dies-liegt daran, wie schon Loewenbach (1903. S. 255) hervorhebt,
dass die Krankheit vorzüglich jugendliche Individuen befällt, die derselben
erliegen, bevor sie das zeugungsfähige Alter erreichen. Aber auch sonst
! Rachitis, die auch in meinem Falle besteht, ist nur noch in 2 Beobachtungen
von Lesser-Bruhns (1898, Fall I u. II) und bei dem ersten Patienten von Greeff
(1901, Fall I) erwähnt.
? In dem Fall von Riehl (1888) soll der Grossvater väterlicher Seite der Kranken
auffallend pigmentirt gewesen sein. — Barckmann (1888, S. 18) erwähnt, dass der
Grossvater väterlicher Seite der 7 Patienten von Roder (1880) „reichliche Flecke im
Gesicht gehabt haben soll. Ausserdem sollen 2 Schwestern des Vaters sehr viele
Sommersprossen besessen haben“. Aehnlich spricht sich Freyse (1908, S.20) aus. —
Einige Male finde ich die Angabe über das Bestehen von Krebs und krebsartigen Er-
krankungen in der Verwandtschaft: Dühring (1878): Mutter, Rüder (1880): der
älteste t der 7 Brüder (Johannes), Neisser (1888): Vater, Hutchinson (1898): Vater
und Onkel.
— 435 —
war eine Vererbung auf die Nachkommenschaft nie mit Sicherheit nach-
zuweisen.
6) In den letzten: Jahren ist wiederholt (Gagey 1896, Okamura (1900,
Riecke-Halle 1901, Bayard 1903) auf einige von der Norm abweichende
Blutbefunde bei Xeroderma pigmentosum hingewiesen worden, auf die ich
noch eingehen will.
Die drei zuletzt erwähnten Autoren constatirten in ihren Fällen eine
Verminderung des Hämoglobingehaltes und der Zahl der rothen Blut-
körpchen, Okamura und Riecke-Halle ausserdem eine Zunahme der
Leukocyten. Auch in dem Falle von Gagey bestand eine ganz erheb-"
liche Leukocytose.
Bayard vermisste eine solche; als auffälligen Befund theilt er jedoch
das Vorhandensein von punctirten Erythrocyten mit.
Auch ich konnte in meinem Falle keine nennenswerthe Leukocytose
constatiren (9000 pro Cubikcentimeter); auch das Verhältniss zwischen
weissen und rothen Blutkörperchen und ein- und mehrkernigen Zellen
entsprach ungefähr der Norm. Der Hämoglobingehalt war allerdings
etwas vermindert, trotz Vermehrung der Erythrocyten. Punktirte Erythro-
cyten, pigmenthaltige Leukocyten und freies Pigment im Blute vermisste
ich in meinem Falle.
Ich gebe in beifolgender Tabelle übersichtlich die bisher erhobenen
Blutbefunde der Autoren wieder.
Was die Erklärung der Oligocythämie und der enormen Leukocytose
in den Fällen Okamura’s betrifft, so liegt es am nächsten, dieselben
direct von der Intensität der Tumorbildung und dem Zerfall der Tumoren
abhängig zu machen.
Es ist zu gesucht, wie Okamura (1900. S. 94 u. 95) es thut, diese
Blutveränderungen auf die Erkrankung der Haut und die dadurch be-
dingte Herabsetzung der Function dieses Organes zurückzuführen. Nach
Okamura „übe diese Störung auf den Gesammtorganismus einen be-
einträchtigenden Einfluss aus, welcher sich in einer starken Oligocythämie
und in einer ebensolchen Leukocytose kundgiebt, die darauf hinweisen,
dass die blutbereitenden Organe in ihrer Function ebenfalls gestört sind.“
Bayard hat (1903. S.20—22) bereits auf die Haltlosigkeit der
Okamura’schen Hypothese hingewiesen.
Ob dem Xeroderma pigmentosum überhaupt specifische Verände-
rungen des Blutes zukommen oder nicht, ist nach den bisher vorliegenden
Untersuchungen nicht mit Sicherheit zu entscheiden.
Der annähernd normale Blutbefund in meinem Falle, der ein relativ
frühes Stadium des Leidens darstellt, und bei welchem nur ein geringer
Theil der Hautdecke befallen ist, entscheidet weder in der einen noch in
der anderen Richtung.
136
, Norm Gagey
(1896).
anämisch. Er-
Ein kleiner
Ohrmuschel.
Dauernde Hämo-
globinurie (ohne
Albuminurie).
Polynucleäre baso-
phile Leukocyten
Punct. Erythrocyte:
Blutplattchen
Pigment im Blut
Hämoglobin ` ` 100 94,
| | chesse globulaire)
Rothe Blut-
körperchen | 4.5 — 5.000.000 4.500.000
Weisse Blut- |
körperchen | 7.680 40.000
W.:R. | 1: 630 1:112
Polynucl. neutro-
phile Leukocyten | Wa =
Grosse mononucl. | 10
Leukocyten | lo u
Lympbhocyten 22—25 94 —
Polynucl. eosino-
phile Leukocyten 2—4 E
Mastzellen 0.59%, —
Uebergangsformen 2—4 9 —
Poikilocytose — =
Mikrocyten — wm
|
Fall I.
Knabe, 14 Jahre, Knabe, 17 Jahre,
zahlreiche aus-
nährungszustand?|gebreitete Neubil-
dungen. Ernäh-
Tumor der linken rung genügend.
Allgemeinbefund
entsprechend.
| 0,45 (valeur en
i hémoglobine, ri- | 40°], (Fleischl) |
3.920.000
46.666
1:89
grösster
rn pm"
0
stark
ausgesprochen
auffallend zahl-
reich
Okamura
(1900).
| Fal
Knabe, 8 Jahre,
wenig kleine
: Tumoren ohne
Zerfall. Ernährung
mässig gut. All-
gemeinbefinden
relativ
am günstigsten.
|
|
65%,
3.400.000
37.300
1:91
Theil der weissen
Geringer
n
&
Zahl die mononucleären
am geringsten von allen
9.2°
mässig stark
Keine Spur von Pigment
Fall IH
Mädchen,29Jahre,
colossal
ausgebreitete
medull. carcin. Ge-
schwülste. Carci-
nomcachexie. Er-
nährung schlecht.
Allgemein-
befinden am un-
günstigsten.
45
2,788,000
54,545
1:51
Blutkörperchen
Elemente
Leukocyten
1,2%
sehr stark
im Blut
mër,
Riecke-Halle
(1901).
137
un
Biecke
(1903).
1(8) Jahre altes Mädchen.
Zahlreiche Tumoren mit
Exulcerationen.
50 %/, (Fleisch!)
2.320.312
13.700
1: 169
67°
45%,
15. Febr. 1901
kleine 4,5°/,
grosse24,0°/,
um April 1902
|
80 oi, (Fleisch!)
5.000.000
13.800 |
1: 362
keine Vermehrung
keine
= |
Bayard
(1908).
Mein Fall.
Mädchen,21Jahre, |Knäblein, 23 Mon.,
keine Tumoren z.keine Tumoren,
Zt., wohlgenährt,iguter Ernährungs-
kräftig zustand,
entwickelt. geringe Anämie.
80 70 °/, (Tallgvist)
4.000.000 5.704.000
6.800 9.040
1: 606 1: 680
14.5 9), 68.47 9],
14.5 o 4.11 °%
(mononucleäre 0
Zellen) 24.90 °
Lët 2.05 9,
o Ba
1 "1, ee
ja =
reichlich —
— fehlt
— 138 —
Auch hier bedürfte es noch eingehenderer Untersuchungen an mög-
lichst zahlreichen Xerodermafällen in verschiedenen Stadien der Erkrankung.
Für die Entscheidung der Frage nach der Herkunft des Pigments
beim Xeroderma pigmentosum geben die Blutbefande ebenfalls bislang
keine genügende Auskunft.
Neueste von Loewenbach (Xeroderma pigmentosum in: Mracek’s,
Handbuch der Hautkrankheiten. 1903. III. 8. 273) nicht citirte Literatur:
Bayard, Zur Kenntniss des Xeroderma pigmentosum. Inaug.-Dissert. Zürich
1903. — Du Castel, Xeroderma pigmentosum. Soc. franc. de Derm. et de
Syph. Séance du 4. Déc. 1902. Ref. in Annales de Derm. et de Syph. 4. Serie.
1902. III. 8.1128. — Dufour, Un cas de xérodermie pigmentaire avec
épithélioma de la face. La clinique. 1901. Nr. 4. Ref. in Annales de Derm.
et de Syph. 4. Serie. 1902. III. S. 942. — Freyse, Ueber Xeroderma
pigmentosum. Inaug.-Dissert. Kiel 1903. — Halle, Ein Beitrag zur Kennt-
niss des Xeroderma pigmentosum. Inaug.-Dissert. Leipzig. 1901 und Wiener
klin. Wochenschrift. 1901. S.765 u. 786. — Gagey, Contribution à Pétude
de P’hemoglobinurie. Hémoglobinurie continue au cours d'un xéroderma pig-
mentosum. Thèse de Paris. 1896. Nr. 567. — Lesser, Zwei Fälle von
Xeroderma pigmentosum. Berliner med. Gesellsch. Sitzung vom 14. November
1900. Ref. in Berliner klin. Wochenschrift. 1900. Nr. 50. 8.1160. —
Monthus, Des altérations oculaires dans le x&roderma pigmentosum. Annales
de Derm. et de Syph. 4. Serie. 1902. III. S. 673. — Pernet, Tumours of
Xeroderma pigmentosum. British Med. Journ. 1902. II. Oct. 25, 8.1334. —
Riecke, Xeroderma pigmentosum. (Weiterer Verlauf). Neisser’s stereoskop.-
medicinischer Atlas. Abtheil. Dermatologie. 1903. Taf. 596—598. — Riehl,
Fall von Xeroderma pigmentosum. Gesellsch. d. Aerzte in Wien. Sitzung
vom 27. April 1888. Ref. in Wiener med. Wochenschrift. 1888. Nr. 18.
S. 616 und Wiener klin. Wochenschrift. 1888. Nr. 5. 8.118 (falsch citirt).
— Rona, Fall von Xeroderma pigmentosum. Verhandl. der dermatolog. u.
urolog. Section des königl. Vereins der Aerzte in Budapest. Sitzung vom
6. Mai 1901. Ref. im Archiv f. Dermatologie u. Syphilis. LXV. 1903. 8.120.
— Terterjanz, Xeroderma pigmentosum bei zwei verwandten Familien.
Inaug.-Dissert. Berlin 1902. — Unna, Fall von Xeroderma pigmentosum.
Verhandl. der 73. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. Ham-
burg 1901. Abtheil. f. Dermatologie. II. Theil. 2. Hälfte. Med. Abtheil.
S. 418. Ref. im Archiv f. Dermatologie u. Syphilis. 1902. LXI. 8. 404.
2. Kurze Mittheilung zu dem Falle von Sklerodermie.
Dermatolog. Centralblatt. 5. Jahrgang. Nr. 4.
Von Dr. Leonhard Leven in Elberfeld.
Im Anschlusse an die frühere Mittheilung eines Falles von Sklero-
dermie — siehe obengenanntes Heft dieses Centralblattes — möchte ich
über den bisherigen weiteren Verlauf desselben kurz berichten, da mir
die Krankengeschichte in einzelnen Punkten der Erwähnung werth er-
scheint. Recapitulirend will ich bemerken, dass es sich um eine seit
— 139 —
etwa 3!/, Jahren erkrankte Patientin handelt, bei welcher das Leiden im
Anschlusse an eine Angina plötzlich auftrat, am Halse begann und nach
aufwärts den ganzen Kopf, nach abwärts die Haut bis zur Taille ergriff.
Der Zustand der Haut ist bis jetzt derselbe geblieben: starre Sklero-
sirung, noch keine wesentliche Atrophie. Leichte Besserungen, welche
hie und da besonders nach andauerndem Gebrauch warmer Bäder auf-
traten, waren nicht von Bestand. Die Patientin hat sicb inzwischen ver-
heirathet und nach Ablauf einer normalen Schwangerschaft ein völlig
gesundes Kind zur Welt gebracht; sie hat dasselbe selbst gestillt,
irgend eine Abnormität war an demselben nicht zu finden.
Constant geblieben ist während der gesammten Beobachtungsdauer
die schön in meiner ersten Publication als auffallend erwähnte erhöhte
Pulsfrequenz (110—120 und höher). Vor etwa einem Jahre traf att:
eine starke Anschwellung der Schilddrüse auf; dieselbe ging all-
mählich etwas Zürück, jedoch nicht vollständig, See GE eine deutliche
Schilddrüsenvergrösserung auch jetzt noch vorhanden ist. Nebenbei sei
erwähnt, dass Thyreodin- sowie Thiosinaminbehandlung auch weiterhin
erfolglos blieben.
Wenn man die Krankengeschichte betrachtet, so fällt die erhöhte
Pulsfrequenz sowie die Schilddrüsenvergrösserung auf. Beide
Erscheinungen gehören bekanntlich zum Symptomencomplex des Morbus
Basedowii; die erhöhte Pulsfrequenz als eines der constantesten und
frühesten, die Schilddrüsenvergrösserung wohl als das zweitwichtigste
Symptom. Ehrmann! fasst die Sklerodermie als eine Autointoxication
auf, welche meist von dem Darme, zuweilen aber auch von der Schild-
drüse ausgehe. Von andern Autoren — Grünfeld, Morselli, Ray-
mond u. A. — ist beobachtet worden, dass die Sklerodermie bei Schild-
drüsenerkrankungen (Morb. Basedowii, einfacher Kropf, Schilddrüsenatrophie)
auftritt; Uhlenhuth hat einen Fall beobachtet, bei welchem die Schild-
drüse vollständig geschwunden war.” Es ist m. E. nach der weiteren
Entwickelung des Krankheitsbildes nicht ausgeschlossen, dass es sich bei
meiner Patientin um einen Morb. Basedowii handelt; auffallend
dabei ist dann die plötzliche Entstehung und die grosse Ausdehnung der
Sklerosirung, welche zu einer sehr frühen Zeit, als Initialsymptom, erfolgt
wäre. Jedenfalls glaube ich meinen Fall als weiteren Beitrag zu
den Fällen, in welchen die Sklerodermie mit Schilddrüsener-
krankungen vergesellschaftet ist, registriren zu müssen, ohne
wallergenande Schlüsse zu ziehen.
1 Verhandlungen der Wiener dermatolog. Gesellschaft am 23. October 1901. —
Archiv f. Dermatologie u. Syphilis. LIX.
2? Berliner klin. Wochenschrift. 1899. Nr. 10; Ref. im Dermatolog. Centralbl.
1900. Nr. 7.
— 140 —
II. Vebersichtsreferat.
Urologisch-technisches, von Goldberg-Köln/Wildungen.
Die letzten Monate haben wiederum den Urologen eine Reihe technischer
Neuerungen bescheert; wir wollen dieselben im Zusammenhang besprechen;
zwar sind die Ideen mancher „Neuerung“ recht alt, aber die moderne Technik
erbringt durch feinere Ausführung doch zuweilen auch hierbei verbesserte
Hülfsmittel für Diagnostik und Therapie.
Neue Prostatakatheter hat Bartrina (Annales d. malad. d. org. genit.-
urin. 1903. Nr. 6) angegeben; dieselben sind nicht ceylindrisch, sondern von
rechts nach links abgeplattet, doppelt so hoch, als breit, und, entsprechend
der durch das Gegeneinanderwachsen der Seitenlappen bedingten seitlichen
Zusammenpressung der prostatitischen Harnröhre, bei Prostatahypertrophie
stets leichter einführbar; sie gingen in Fällen durch, wo alle anderen Formen
versagt hatten.
Durch eine schneller ablesbare Filiöre ersetzt Gourdet (Annales d.
malad. d. org. genit.-urin. 1903. Nr. 4) die üblichen durchlöcherten Platten:
eine Platte hat mehrere lange, keilförmige Einschnitte, dieselben sind nach
Charritre graduirt; der zu messende Katheter, Dilatator, Lithotriptor u. s. w.
dringt bis zu der Stelle des Einschnittes ein, die eine seinem Durchmesser
gleiche Breite hat.
Eine Gleitsonde für schwer durchgängige Verengerungen, ein Filiform,
über welches ein ihm eng anliegender Katheter hinübergeschoben wird, empfiehlt
Remete (Centralbl. f. d. Krankh. d Harn- u. Sexualorg. 1903. Nr. 4), ferner
einen Dilatator, einer B&niqu&sonde entsprechend, die in ihrer ganzen Länge
aus einer oberen und einer unteren Halbsonde sich zusammenlegt; durch
einen zwischengeschobenen aufschraubbaren Keil werden nach Einführung
in toto die Halbsonden auseinander gedrängt.
Viertheilige Dilatatoren verbesserter Construction bringt Kollmann
(Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexualorg. 1903. Nr. 6) Das Schraub-
gewinde liegt am Handgriff in grösserer Ausdehnung frei, ebenso mehr, als
an früheren Instrumenten die Axen im Schaft; in Folge dessen trocknen
sie leicht und können in toto ausgekocht werden. Die Dehnerbranchen sind
abgerundet, so dass sie ohne Gummiüberzug brauchbar sind. Strauss und
Klotz haben mitgetheilt, dass sie ohne diese in der That recht lästigen
Ueberzüge arbeiten (Monatsh. f. prakt. Dermatologie. 1903). Endlich ist bei
den Spüldehnern eine ergiebigere Spülung ermöglicht durch Fortlassen des
Abfluss- und Verbreiterung des Zuflusscanals. Ä
Neue Cystoskope rühren von Casper, Kutner-Köhler, Schlagint-
weit her. Das Instrument von Casper (Deutsch. Congr. f. Chir. 1903) ist
gleichzeitig Demonstrations- und Photographiereystoskop. Die Idee ist eine
ähnliche, wie in den von Kutner-Köhler construirten. Die letzteren haben
an das ÖOcularende des Cystoskops einen aus zwei Fernrohren bestehenden
Apparat angefügt; das eine liegt in der Verlängerung der Cystoskopaxe, das
andere rechtwinklig zu diesem; wo ihre Axen sich schneiden, befindet sich
ein schräg gestellter, unbelegter Spiegel, der die aus dem Cystoskop "ous.
tretenden Lichtstrahlen in zwei Hälften spaltet; somit empfängt sowohl der
durch die gerade, als auch der durch die rechtwinklige Röhre schauende
Beobachter das vom Cystoskop erzeugte Bild der Blase (Centralbl. f. d. Krankh.
— 141 —
d Harn- u. Sexualorg.. 1903. Nr. 1). Die Demonstrationscystoskope sollen
dem Lernenden gleichzeitig die vom Lehrer eingestellte Partie zeigen. —
Das retrograde Cystoskop von Schlagintweit (Centralbl. f. d. Krankh. d.
Harn- u. Sexualorg. 1903. Nr. 4; Annales d. malad. d. org. genit.-urin. 1903)
ermöglicht, die Umgebung des Orificium, die Blasenöffnung sammt dem durch
sie geführten Schaft des Cystoskops direct von hinten in der Richtung der
Cystoskopaxe so zu übersehen „als ob man in der Blase stände und die
Augen nach der Harnröhrenmündung gerichtet hätte“. An die Spitze des
optischen Rohres eines Kathetercystoskops (vgl. Dermatolog. Centralbl. 6. Jahrg.
1902. S. 297: „Urologisch-Instrumentelles, Collectivreferat von Goldberg)
ist ein zweites Prisma angelenkt; schiebt man das Rohr vor, so klappt dieses
nach vorn, so zwar, dass die von vorn nach hinten parallel dem Schaft ein-
fallenden Strahlen erst rechtwinklig nach unten in das zweite Prisma, alsdann
rechtwinklig nach vorn durch die Linsen in das Auge des Beschauers gelenkt
werden. Zieht man das optische Rohr wieder 1/, em zurück, so klappt das
- zweite Prisma ein, und man sieht wie durch ein gewöhnliches Cystoskop.
Die Beleuchtung bei der Endoskopie glaubt Imbert (Annales d. malad.
d. org. genit.-urin. 1903. Nr. 11) zu erleichtern, indem er den Accumulator
durch eine 2200 g schwere, 20:14:11 cm grosse, 11 Volt starke mit Rheostat
versehene Batterie von Trockenelementen ersetzt; als Vorzüge derselben führt
er an: Handlichkeit, Leichtigkeit, Billigkeit, Dauerhaftigkeit, stete Betriebs-
bereitschaft.
Den Harnscheider (vgl. Dermatolog. Centralbl. 1903. April, S. 219) hat
Chatelin (Annales d. malad. d. org. gen.-urin. 1903. Nr. 4 u. 12) mehrfach
verändert. Der Umfang beträgt jetzt Charriere 23, der Querschnitt ist oval.
Die beiden Hälftenkatheter sind von Metall. Bei der Einführung im Haupt-
rohr versteckt, werden sie, nachdem die Scheidewand vorgeschoben ist, durch
Drehung um ihre Längsaxe in die beiderseitigen Harnleiteröffnungen ein-
gestellt. Die Scheidewand passt sich in Folge eines neuen Mechanismus dem
medianen Meridian der Blase besser an.
III. Referate.
Allgemeine Pathologie und Therapie der Hautkrankheiten.
1) Sind die Koplik’schen Flecken ein sicheres Frühsymptom der Masern,
von Aronheim. (Münchener med. Wochenschrift. 1903. Nr. 28.)
Verf. kommt auf Grund seiner Erfahrungen aus einer ausgedehnten
Epidemie in Gevelsberg zu dem Schlusse, dass man zuweilen in einigen Fällen
aus den auf der Mundschleimhaut sichtbaren Koplik’schen Flecken die
Masernerkrankung wird vorhersagen können. In den Fällen des Vers waren
sie nur in 6°/, vorhanden. Weitere Beobachtungen müssen erst noch ergeben,
ob sie wirklich ein sicheres Frühsymptom der Masern sind, stets vor Aus-
bruch dieser acuten exanthematischen Krankheit und niemals bei einer anderen
auftreten. Gottfried Trautmann-München.
2) Lichtbehandlung nach Sensibilisirung, von Georges Dreyer. (Derma-
tologische Zeitschrift. 1903. December.)
Verf. hat gefunden, dass Bakterien und Infusorien durch einen ganz
kleinen Zusatz von Erythrosin zu ihrem Nährsubstrat für gelbe und grüne
Lichtstrahlen, die sie sonst unbeeinflusst lassen, sehr empfänglich gemacht
— 142 —
werden können. Die so sensibilisirten Mikroben werden schnell und sicher,
auch wenn sie von verhältnissmässig dicken Hautschichten bedeckt sind,
durch die in der Therapie gewöhnlich benutzte Lichtquelle getödtet. Das
Experiment hat gezeigt, dass sich thierisches Gewebe und auch die Haut des
Menschen durch Erythrosin sensibilisiren lässt. Verf. schlägt nun vor, bei
Lupus u. s. w. eine subcutane Einspritzung einer 1°/ igen Erythrosinlösung
in physiologischer Kochsalzlösung nach der Schleich’schen Methode zu
machen und 4—8 Stunden nach der Injection eine 15—20 Minuten dauernde
Beleuchtung vorzunehmen. Immerwahr-Berlin.
3) Die dermatologisch wichtigen Bestandtheile des Theeres und die Dar-
stellung des Anthrasols, von H. Vieth. (Therapie der Gegenwart. 1903.
December.)
Für die Therapie wichtig sind 1) die Phenole und Cresole als eminent
juckstillend, 2) die Theerkohlenwasserstoffe, die hauptsächlich auf die chro-
nischen Ekzeme und keratoplastisch wirken, die Basen wie Chinolin und Pyri-
din, sowie das Pech kommen nicht in Betracht. Unter diesen Gesichtspunkten `
ist das Anthrasol hergestellt, denn es enthält nur die beiden erstgenannten
wichtigen Bestandtheille. Damit ist auch der Umfang und die Art seiner
Wirksamkeit genügend gekennzeichnet. Einzelheiten sind im Originale nach-
zulesen. Paul Oppler-Breslau.
4) Ueber die Erfahrungen mit dem neuen Anthrasolpräparat, von Sack.
(Monatsh. f. prakt. Dermatologie. XXXVII. Nr. 11.)
Auf Grund seiner guten Erfolge mit den verschiedenartigen Anwendungs-
weisen des Anthrasols betont der Vert. dass sich das neueste Product durch
eine technisch vollkommenere Herstellung, durch tadellose Reinheit und Be-
ständigkeit auszeichnet, welche seine Reizlosigkeit garantiren. Anthrasol kann
rein, in Lösungen, in Salben, Oelen, Pasten und Seifen verordnet werden.
Für Pruritus ani hat sich die Formel: Anthrasol 3,0; Lanolin 3,0; Ungt.
Glycerini ad 30,0 ganz hervorragend bewährt. Schourp-Danzig.
5) Beiträge zur Lichttherapie nach eigenen Versuchen, von Paul Krause.
(Therapie der Gegenwart. 1903. December.)
Verf. hat 20 Erysipelkranke im „rothen Zimmer“ unter absolutem Aus-
schlusse anderer Lichtstrahlen behandelt; er hat dabei nicht den Eindruck
gewonnen, diese mit rothem Lichte behandelten Fälle hätten einen günstigeren
Krankheitsverlauf gezeigt, als die auf andere Weise behandelten. Dazu kommt,
dass sich eine Anzahl der Kranken subjectiv nicht sehr behaglich fühlten,
so dass Verf. nach seinen Erfahrungen nicht berechtigt ist, das rothe Licht
als ein nervenkräftigendes und excitirendes Mittel anzusehen. Die Abschup-
pung verlief in der gewöhnlichen Weise, Blasenbildung wurde gleichfalls
beobachtet, und bestehende Blasen trockneten nicht schneller ein, als im
Tageslichte. Andere Mittel, wie Ichthyol oder Siccativ, welche einen licht-
und luftdichten Abschluss bewirken, stehen also der Behandlung mit rothem
Lichte ebenbürtig zur Seite, haben aber vor ihr den Vorzug der Einfachheit
und Billigkeit. Endlich besitzt das rothe Licht keine bactericiden Eigen-
schaften. Verf. berichtet dann noch über die Ergebnisse seiner Versuche mit
Bestrahlung durch einen elektrischen Scheinwerfer mit und ohne blaue Scheibe.
Unter ihnen befanden sich auch 5 Erysipelkranke, von denen einer nach
einer ungewöhnlich langen Zeit (1'/, Minuten) ausgehaltenen Bestrahlung den
nächsten Tag einen kritischen Abfall der Körpertemperatur zeigte.
Paul Oppler-Breslau.
— 143 —
6) Sur le traitement de la trichophytie du ouir chevelu par la chrysa-
robine, par Menahem Hodara. (Journ. des maladies cutan. et syphil.
1903. August.)
Verf. verwendet eine 5—10°/ ige Lösung von Chrysarobin auf gleiche
Theile Chloroform und Glycerin. Nachdem die Haare abrasirt worden sind,
trägt man die Lösung einmal täglich auf und zwar 2—4 Tage lang oder
auch länger, bis sich leichte Irritationserscheinungen zeigen. Dann setzt man
nicht nur die Behandlung aus, sondern entfernt auch jede Spur von Chrysa-
robin mittels Olivenöl. Wenn nach 2—6 Tagen die Reizerscheinungen ver-
schwunden sind, seift man den Kopf ab und beginnt die Procedur von neuem.
So wird gewöhnlich in 4—5 Monaten eine complete Heilung erzielt, doch ist
es gut, noch 4 Wochen länger zu behandeln, auch muss besonders Sorge
getragen werden, Gesicht und Augen vor dem Chrysarobin zu schützen.
Paul Oppler- Breslau.
7) Sur un cas de lentigo infantile profus, von Chr. Audry. (Journ. des
maladies cutan. et syphil. 1903. Juli.)
Verf. beschreibt einen recht interessanten Fall von Lentigo bei einem
13 Jahre alten Mädchen, das vor dem Auftreten der Veränderung nur einige
wenige pigmentirte Naevi am Thorax gezeigt hatte. Innerhalb von 18 Monaten
entwickelten sich bei der Kleinen ohne äusseren oder inneren Anlass auf
einer vollkommen normalen Haut eine Unmenge kleinster bis linsengrosser,
tiefbraun gefärbter, ganz oberflächlich liegender Pigmentflecke, die meistens
nicht eine runde, sondern eine sternartige Gestaltung zeigten und in der
Folgezeit keinerlei Veränderungen eingingen. Paul Oppler-Breslau.
8) Sur une cause des soi-disant éruptions jodoformiques, par Chr. Audry.
(Journ. des maladies cutan. et syphil. 1903. Juli.)
Ausgehend von den Schädlichkeiten den die gleichzeitige äussere Appli-
cation von Jod und Quecksilberpräparaten auf der Haut mit sich bringt, ist
Verf. der Ansicht, dass viele der sogenannten Jodoformeruptionen darauf
zurückzuführen sind, dass gleichzeitig Sublimatspülungen oder Reinigungen
und Jodoformaufpulverungen angewendet werden. Dies soll man daher unbe-
dingt vermeiden. Paul Oppler-Breslau.
9) Die multiple Neurofibpromatose (Recklinghausen’sche Krankheit), von
C. Adrian. (Centralbl. f. d. Grenzgebiete d. Med. u. Chir. 1903.)
Der durch seine Arbeiten besonders auf diesem Gebiete bereits rühm-
lichst bekannte Verf. hat hier eine von erstaunlichem Fleisse zeigende Zu-
sammenstellung der multiplen Neurofibromatose gegeben. An Vollständigkeit
wird diese Arbeit von keiner früheren erreicht, und daher wird Jeder bei
weiteren Beobachtungen auf sie Bezug nehmen müssen. Wir müssen dem
Verf. für seine grosse Mühe äusserst dankbar sein und wir glauben, dass
diese Arbeit einen dauernden Bestandtheil der Literatur bilden wird. J.
10) I. Die bakteriologische Untersuchung der Hautparasiten, von W.Scholtz.
(Lehrb. d. klin. Untersuchungsmethoden. Wien 1903, Urban & Schwarzen-
berg, — Il. Die bakteriellen Infectionskrankheiten der Haut mit
acutem Verlauf, von W. Scholtz. (Deutsche Klinik. Wien 1903,
Urban & Schwarzenberg.)
Die beiden obigen Themata sind von vielen Gesichtspunkten aus als
zusammengehörig zu bezeichnen. Verf. zeigt in beiden seine volle Beherrschung
des Gebietes und daher werden sie gewiss wegen der strengen Kritik sowohl
— 14 —
der Literatur wie der eigenen Beobachtungen allgemeinem Interesse be-
gegnen. J.
11) Etude histologique sur l’action de la chrysarobine dans la pelade,
par Menahem Hodara. (Journ. des maladies cutan. et syphil. 1903.)
Verf. behandelt mit bestem Erfolge die Alopecia areata durch den von
Unna empfohlenen Chrysarobinstift. Die Application erfolgt 1—2 Mal täglich
bis zur Irritation, dann Pause von 2—6 Tagen, dann Wiederaufnahme. Die
Therapie muss fortgesetzt werden, auch wenn bereits zarte Flaumenhaare vor-
handen sind, denn nur, wenn die Plaque mit kräftigen normalen Haaren be-
deckt ist, besteht die Garantie der endgültigen Heilung. Zur Controle seiner
Resultate hat Verf. von drei Fällen eine Anzahl behandelte und unbehan-
delte Hautstücke entnommen und histologisch untersucht. Es ergab sich
— die interessanten Einzelbefunde sind im Originale nachzulesen —, dass
durch die Chrysarobinbehandlung eine lebhafte Thätigkeit des Gewebes im
Sinne der Entzündung angeregt wird, die in der schnellen Entwickelung von
Follikeln und Haaren, ja sogar in Neubildung derselben gipfelt.
Paul Oppler-Breslau.
12) Ueber eine bisher unbekannte Wirkung der Röntgen-Strahlen auf den
Organismus der Thiere, von Albers-Schoenberg. (Münchener med.
Wochenschrift. 1903. Nr. 43.)
Es wurden mit 11 bestrahlten männlichen Thieren — 5 Kaninchen und
6 Meerschweinen — 14 Paarungen mit unbestrahlten Weibchen vorgenommen.
Die Thiere blieben 4 Mal 10 Tage, 1 Mal 14 Tage, 3 Mal etwa 2—2!/, Mo-
nate und 6 Mal etwa 5 Monate zusammen, ohne dass ein einziges Junge
geworfen wurde. Hierbei muss erwähnt werden, dass einzelne der weiblichen
Meerschweine vor der Experimentirzeit von unbestrahlten Männchen belegt,
bereits geworfen hatten. Von den 11 männlichen Thieren wurden 8 secirt,
und zwar am Tage nach Schluss der Bestrahlung. Es ergab sich Azoo-
spermie und ÖOligonekrospermie. 195 Minuten Bestrahlung führten noch
nicht zur absoluten Azoospermie, während eine Einwirkung der Röntgen-
Strahlen von 377 Minuten an aufwärts völlig genügte. Durch die Publi-
cation dieser Thatsachen soll die Anregung zu weiteren Versuchen gegeben
werden. Gottfried Trautmann-München.
13) Hodenveränderungen bei Thieren nach Röntgen-Bestrahlungen, von
Frieben. (Münchener med. Wochenschrift. 1903. Nr. 52.)
Im Anschluss an die von Albers-Schönberg mitgetheilten Thatsachen
giebt Verf. den pathologischen Befund der Versuchsthiere. Sämmtliche Organe,
mit Ausnahme der Hoden, waren normal. Die äusserlich normal aussehenden
Hoden der Meerschweinchen und Kaninchen zeigten nur !/,—!/, ihrer sonstigen
Grösse. Mikroskopisch wurde Schwund der Canälchenepithelien nachgewiesen.
Es handelte sich um einen degenerativen Process an den specifischen Epithel-
zellen als den labilsten Zellen des Organs durch die Einwirkung der Röntgen-
Strahlen. Dadurch finden die bei der Section gegebenen Feststellungen, dass
weder im Ausstrich aus der Samenblase, noch aus dem Hoden Spermatozoen
nachgewiesen werden konnten, sowie die ohne Erfolg verlaufenen Paarungen
der Thiere ihre volle Erklärung. Gottfried Trautmann-München.
14) Zur Kenntniss der Leukonychie, von Theodor Brauns. (Archiv f.
Dermatologie u. Syphilis. LXVII. 1903.)
Auf Grund der histologischen Untersuchung eines von ihm beobachteten
Falles, wie an der Hand der Literatur sieht Verf. das Wesen der Leukonychie,
— 145 —
mit Joseph und Heidingsfeld, in der Parakeratose. Es gelingt dabei eine
Disposition nachzuweisen, und zwar handelt es sich vorzugsweise um Hyper-
keratose, die durch die Ernährungsstörung eine Umsetzung in Parakeratose
erfährt, und Anämie, die eine Parakeratose begünstigt. Die Art der ernährungs-
störenden Momente ist untergeordneter Natur. V. Lion-Mannheim.
15) Ueber Koilonychia und Platyonychia hereditaria, von Waelsch. (Archiv
f. Dermatologie u. Syphilis. LXVII. 1903.)
Verf. hatte Gelegenheit 6 Fälle dieser noch ziemlich selten beschrie-
benen Nagelerkrankung drei Generationen einer Familie zu beobachten. Die
Affection wurde in allen diesen Fällen als angeboren und vererbt bezeichnet.
Verf. unterscheidet drei Gruppen von Koilonychie. Die erste Gruppe umfasst
die secundär nach Erkrankung des Nagelbettes aufgetretenen Fälle, die zweite
die Fälle von echter Koilonychie, bei denen Nagelbett und Nagelfalz sich
normal verhalten und die hauptsächlich bei Wäscherinnen, Dienstmädchen,
vielleicht durch Einwirkung von Wasser, Seife u. s. w. entstehen. Zur dritten
Form endlich, der hereditären, gehören die beschriebenen Fälle — eine Erklä-
rung für den Vorgang der Vererbung ist noch nicht zu geben.
V. Lion-Mannheim.
Entzündliche Dermatosen.
16) Epidermolysis bullosa hereditaria, von Bettmann. (Dermatologische
Zeitschrift. 1903. December.)
Neben der einfachen Form der Epidermolysis bullosa hereditaria existiren
Fälle, welche die eigenartige Neigung der Haut auf leichte traumatische Reize
mit einer Blasenbildung zu reagiren, in einer Combination mit Narbenbildung
und Atrophie der Haut, mit einer Verkümmerung der Nägel und meist auch
mit der Bildung von Milien aufweisen. Diese dystrophische Form, welche
bisher nur im Auslande beobachtet worden ist, konnte Verf. an einer Familie
näher studieren, von welcher im Ganzen 5 männliche und 6 weibliche Mit-
glieder an der Epidermolysis erkrankt waren. Im Gegensatz zu diesen Fällen
beschreibt Verf. noch die Krankengeschichte von Mutter und Tochter einer
anderen Familie, die beide zahlreiche Blasen an den Fingern und Zehen
hatten, bei welchen es aber doch nicht zur Nagelverkümmerung kam. Er
wirft nun die Frage auf, ob die beiden Varietäten der Epidermolysis bullosa
hereditaria von einander zu trennen seien, meint aber, dass eine genauere
Differenzirung schliesslich vielleicht zu klareren Aufschlüssen über das Wesen
der Epidermolysis bullosa verhelfen können. Immerwahr-Berlin.
17) Dykeratose palmaire au cours d'une ichthyose irritable, par Chr. Audry.
(Journ. des maladies cutan. et syphil. 1903. August.)
Zur Klärung der Frage, ob es sich bei der Ichthyosis um eine Krank-
heit mit fortschreitender Evolution oder um eine stabile Missbildung handelt,
beschreibt Verf. den folgenden Fall, der einen 36jährigen Mann mit typischer
Ichthyosis mittleren Grades betraf. Bei ihm bestehen seit 3 Monaten auf
der Haut der Handteller Veränderungen, die gewissen Psoriasisformen, mehr
noch aber einer Trichophytie ähneln. Es handelt sich um unregelmässig runde
kleine Flecke mit Desquamation auf deren Grunde eine zarte glänzend rothe
Epidermis sichtbar wird. Blasenbildung und Infiltration fehlen gänzlich,
ähnlich mehr einer eingetrockneten Dysidrosis. Aehnliche Veränderungen
finden sich an der Vorderfläche des rechten Mittel- und Ringfingers. Für
vu. 10
— 146 —
eine Ekzematisation spricht weder die Form noch die Localisation, doch wagt
Verf. trotz dessen keine Entscheidung, ob es sich um evolutive Veränderungen
oder eine zufällige Complication handelt. Paul Oppler- Breslau.
18) Zur Frage der Beziehungen zwischen Psoriasis und Gelenkaffectionen,
von Lipman-Wulf. (Dermatologische Zeitschrift. 1903. December.)
Der vom Verf. mitgetheilte Fall spricht in keiner Weise für das Bestehen
einer besonderen Krankheitsform, einer sogenannten specifischen Arthritis
psoriatica, sondern beide Krankheitserscheinungen, die Psoriasis und die chro-
nische Gelenkaffection gehen neben einander her. Ob jedoch beide Er-
krankungen nicht durch dieselbe, uns unbekannte Ursache hervorgerufen
worden sind, dies ist eine andere Frage, auf die Verf. an dieser Stelle nicht
näher eingehen will. Immerwahr-Berlin.
19) Psoriasis vulgaris der Mundschleimhaut, von Oppenheim. (Monatsh.
f. prakt. Dermatologie. XXXVII. Nr. 11.)
Aus einer Literaturübersicht geht hervor, dass bisher kein einziger Fall
beschrieben worden ist, in dem, unabhängig von der äusseren Haut, also nicht
als Fortsetzung eines psoriatischen Plaques auf die Schleimhaut, mit Sicher-
heit die Diagnose Psoriasis vulgaris gemacht werden könnte Die Fälle, in
welchen Schleimhautaffectionen, unabhängig von psoriatischer Erkrankung der
Haut beobachtet wurden, sind entweder Leucoplakia mucosae oris oder ohne
histologischen Befund. Verf. theilt nun einen Fall mit, der einen 53jährigen
Mann betrifft mit universeller Psoriasis der äusseren Haut. Dieser hat an
der Mundschleimhaut Plaques, die sich vom Bilde der Leukoplakia wesent-
lich unterscheiden; sie sind rund oder oval, scharf begrenzt, von grau- oder
gelbweisser Farbe, feindrusiger Oberfläche, sie sind ziemlich eleviert, sitzen
auf normaler Schleimhaut und sind fast hellergross. Histologisch zeigen sie
reichliche Lamellenauflagerung, aus zusammenhängenden, kernhaltigen Epithel-
zellen bestehend, welche unmittelbar in die verbreiterte Epithelschicht über-
gehen; die Verbreiterung betrifft die intrapapillaren, nicht die suprapapillaren
Schichten. Die Papillen sind verlängert, kleinzellig, infiltrirt, die Gefässe er-
weitert; die kleinzellige Infiltration betrifft nur die Oberfläche. Zwei der
Arbeit beigegebene Abbildungen veranschaulichen den klinischen und histo-
logischen Befund. Schourp- Danzig.
20) Pemphigus neonatorum in the light of recent research, by H.G. EE
(British Journ. of Dermatology. 1903. Nr. 12.)
Es gilt jetzt als allgemein feststehend, dass der Pemphigus der neuge-
borenen Kindern eine infantile Abart der Impetigo contagiosa Tilburg-Fox
darstellt und dass die phlyktenulöse Impetigo auf einer Streptokokkeninfection
beruht. Die Beobachter, welche den Staphylococcus pyogenes aureus ätiologisch
heranziehen, dürften es dabei mit einer Secundärinfection zu thun gehabt
haben. Hopf-Dresden.
21) Ein Fall von Pemphigus neonatorum P. Richter (Dermatitis exfoliativa
neonat. Ritter) mit Infection der Mutter und Tod des Neugeborenen,
von Ostermayer. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXVIL 1903.)
Verf. beobachtete einen typischen Fall von Pemphigus neonatorum der
malignen Form (Dermatitis exfoliativa Ritter), der, abgesehen von der Selten-
heit der Erkrankung überhaupt, noch dadurch bemerkenswerth war, dass
neben einer localen Contactinfection au den Brustwarzen der Mutter auch
noch regionär zwischen den Brüsten derselben, über dem Sternum Pemphigus-
blasen auftraten, während der übrige Körper frei blieb. V. Lion-Mannheim.
u. Jar
22) Acute contagious pemphigus in the newly born, by George G. Magurie.
(British Journ. of Dermatology. 1903. Nr. 12.)
An der Hand einer Casuistik von 18 Fällen einer Pemphigusepidemie
von Kindern kommt Verf. zu folgenden Schlüssen: Im vorliegenden Falle
wurden die Uebertragungen durch eine Hebamme bewerkstelligt. Der Pem-
phigus neonatorum vermag auch ältere Kinder, ja Erwachsene zu befallen.
Tödtlich verläuft er aber nur bei Neugeborenen. Hervorgerufen wurde diese
Epidemie durch den Staphylococcus pyogenes aureus. Eine Anzahl Fälle
wiesen schwere Allgemeininfectionen auf und endeten letal. Die Eingangs-
pforte für diese Infection stellte die Nabelwunde dar. Die Therapie war im
Ganzen ohne Einfluss auf den Verlauf der Fälle. Hopf-Dresden.
23) Lichen plan localis6 aux muqueuses buccales et preputiales, par A. Del-
lille et M.Druelle. (Journ. des maladies cutan. et syphil. 1903. August.)
Das Interessante an diesem Falle von Lichen ruber planus liegt in der
ausschliesslichen Localisation auf den Schleimhäuten, bei gänzlichem Mangel
von Hautefflorescenzen. Eine Plaque sass am Innenblatte des Präputium,
mehrere andere auf der Zungen- bezw. Wangenschleimhaut. Diese boten das
absolut typische Aussehen des Lichen planus und heilten auf Resorbinpinse-
lungen ab, während die schwer zu diagnosticirende Präputialaffection durch
Excision entfernt wurde. Die Resultate der histologischen Untersuchung
entsprachen der Diagnose. | Paul Oppler-Breslau.
24) Lichen plan chez un saturnin, par Chr. Audry et Dalous. (Journ.
des maladies cutan. et syphil. 1903. Juli.)
Bei einem 54jährigen Maler, der schon zahlreiche Anfälle von Bleikolik
durchgemacht hat besteht seit etwa 3 Monaten ein generalisirter durchaus
typischer Lichen ruber planus mit einer hyperkeratotischen Stelle am linken
Unterschenkel. Die Verff. veröffentlichen den an und für sich gar nicht
bemerkenswerthen Fall, wegen des Zusammentreffens der Hauterkrankung
mit der Bleivergiftung. Ist es ein zufälliges, oder existirt eine Causalität?
Auch über die Ursache der gleichfalls vorhandenen leichten Eosinophilie kann
man sich nicht mit Bestimmtheit äussern. Paul Oppler- Breslau.
25) Dermatites pyemiques, par Aug. Lebet. (Annales de dermatologie.
1903. Nr. 12.)
In der Reihe der pyo-septikämischen Infectionen giebt es Dermatonosen,
die durch die Blutbahn transportirten Mikroben (Staphylo- und Streptokokken)
ihre Entstehung verdanken. Unter diese metastatischen pyämischen Haut-
affectionen fallen die Typhusroseolen, Syphilide, Fleckenlepride u.s.w. Diese
Processe vermögen verschiedener Art zu sein, purpuraförmig, pustulös, nodös
oder varioliform. Sie sind absolut nicht den Angioneurosen zuzuzählen, da
sie nicht Erytheme sondern Entzündungszustände darstellen. Die Bakterien
vermögen in den Kapillaren der Hautpapillen, in der Lederhaut oder dem
subceutanen Bindegewebe oberflächliche Metastasen hervorzurufen. In letzterem
Falle scheinen sich diese mit Vorliebe in den Blutadern anzusiedeln. Die
Mikroben selbst werden bei ihrer Verschleppung auf dem Blutwege nach der
Haut unter Umständen minder virulent. Hopf- Dresden.
26) De la dermatite polymorphe douloureuse (dermatite herpótiforme de
Duhring-Brocq) chez l'enfant, par Paul Neynet et Maurice Péhu.
(Annales de dermatologie. 1903. Nr. 12.)
Die Verff. fügen zu den bisher berichteten 20 Fällen von Dermatite
polymorphe bei Kindern, mit denen sie drei Beobachtungen von Hydroa
10*
— 148 —
puerorum Unna verbinden, einen neuen Fall der Duhring’schen Krankheit
beim Kinde. Derselbe betrifft ein 8jähriges Mädchen. Im Allgemeinen gilt
diese Krankheit für eine seltene Erscheinung bei Kindern. Gottheil glaubt
jedoch, dass sie häufiger vorkommt als sie diagnosticirt wird. Viele Fälle
dürften unter anderer Flagge (Ekzem u. a.) segeln. In sieben von den auf-
gezählten Fällen begann das Leiden unter dem Alter von 3 Jahren; im
Uebrigen waren besonders die Jahre 6—10 vertreten. Im Allgemeinen scheint
mit dem zunehmenden Kindesalter eine Abschwächung der Erscheinungen
stattzufinden. Das männliche Geschlecht wird mit Vorliebe von der Affection
befallen. Von den durch die Verff. zusammengestellten“24 Fällen betrafen
nur 7 Mädchen, 17 dagegen Knaben. Dis Prognose ist im Allgemeinen
günstig. Hopf-Dresden.
Chronische Infectionskrankheiten der Haut.
27) Ueber einen, den Tuberculides acneiformes et necrotiques ähnlichen
Krankheitsfall, von Artur Jordan. (Monatshefte f. prakt. Dermatologie.
XXXVIL Nr. 12.)
Die Erkrankung ist bei einem 14jährigen Schusterlehrling auf der
rechten Fusssohle localisirt, wo 57 in der Haut gelegene oder sie wenig
überragende Flecke und Knötchen von Stecknadelkopf- bis Erbsengrösse be-
stehen. Aus den hellrothen Flecken entwickeln sich allmählich derbe Knötchen,
die um einen rothen Punkt einen bläulichrothen Hof zeigen; dann tritt auf
der Kuppe ein Bläschen auf, welches später einsinkt, worauf eine Rückbildung
zum rothen Fleck oder zu einer zarten Narbe"eintritt. Die mikroskopische
Untersuchung eines exstirpirten Knötchens bietet nur das Bild einer entzünd-
lichen Veränderung dar, ohne über die specielle Natur des Leidens aufzuklären.
Tuberkulininjectionen vorzunehmen, war nicht möglich. Trotzdem die Locali-
sation und das Fehlen von Tuberculose gegen das gewöhnliche Bild einer
Tuberculide acneiforme et necrotique sprechen, scheint dem Verf. doch dieser
Fall am besten unter diesem Krankheitsbegriff rubricirt zu werden.
Schourp-Danzig.
28) Ein Fall von Erythema induratum (Bazin), combinirt mit Lichen
scrophulosorum, von Soellner. (Monatshefte” für, prakt. Dermatologie.
XXXVII. Nr. 12.) |
Der Fall betrifft eine 21jährige, hereditär mit Tuberculose belastete
Patientin. In dem klinischen Krankheitsbilde befinden sich Symptome tief
in der Cutis sitzender Knoten und einer äusserst superficiell localisirten
kuötchenförmigen Erkrankung. Diesen Veränderungen entsprechen, soweit
sie die tiefliegenden Knoten betreffen, histologische Verhältnisse ähnlich den
von Harttung, Alexander, Thibierge und Ravans beschriebenen. —
Der Nachweis von Tuberkelbacillen in den tuberculösen Herden der Er-
krankung gelang dem Verf. nicht. Dagegen glich die histologische Structur
mit den vielen Riesenzellen, epithelialen Zellen und der Nekrose völlig dem
Bilde der Tuberculose. Der Verlauf des zu Geschwürsbildung und fistel-
artiger Eröffnung führenden Processes ähnelte dem bei secundärem Scrophulo-
derma. Es hat für den Verf. die grösste Wahrscheinlichkeit, dass die Efflores-
cenzen des Erythema induratum entweder selbst Tuberculose sind, oder zur
Tuberculose in einem ähnlichen Verhältnisse stehen, wie der Lichen scrophu-
losorum, der sich in diesem Krankheitsfalle zugleich mit den Erscheinungen
des Erythema induratum vorfand. Schourp-Danzig.
— 149 —
29) Sur le tubercule des anatomistes, par Chr. Audry et Dalous. (Journ.
des maladies cutan. et syphil. 1903. Juli.)
Die Verff. haben 3 Fälle von Leichentuberkel, die sich an den Händen
junger Aerzte fanden, histologisch untersucht und treten, obwohl Tuberkel-
bacillen durch Färbung in den Schnitten nicht nachgewiesen werden konnten,
entschieden für die bacilläre Natur dieser Hauttuberculose ein. Stets konnte
das Vorhandensein eines intraepidermoidalen Abscesses constatirt werden, und
es stellte sich heraus, dass die Veränderungen dem Anfangsstadium der Tuber-
culosis verrucosa cutis entsprechen. Paul Oppler-Breslau.
30) Comment la tuberculose se propage de la muqueuse á la peau du nez,
par Chr. Audry. (Journ. des maladies cutan. et syphil. 1903. Juli.)
Verf. betont wiederum die von ihm zuerst vertretene Ansicht, dass jeder
Lupus der Nase seinen Ausgang von einem primären tuberculösen Herde
der Nasenschleimhaut nimmt. Es giebt dann zwei Ausbreitungswege für die
Infection: 1) durch das Gewebe, sei es oberflächlich im Epithel serpiginös
sich ausbreitend,‘,oder sämmtliche Gewebe von der Schleimhaut her in ihrer
ganzen Dicke infiltrirend und 2) der Transport durch die Gefässe des Lymph-
systems, Arterien und Venen. Paul Oppler- Breslau.
Syphilis.
31) Ueber die Prognose der Syphilis, von G. Mayer. (Berlin 1904,
S. Karger.)
Der Inhalt des Buches giebt die Vorlesungen wieder, die Verf. in den
ärztlichen Fortbildungscursen zu Aachen 1902/1903 gehalten hat. Verf. bietet
jedoch viel mehr, als der Titel des Buches verspricht. Er giebt nicht nur
einen Ueberblick über die gesammte Visceralsyphilis, sondern bespricht auch
die Syphilis als prädisponirendes Moment, z. B. zu Erkrankungen des Nerven-
systems, Diabetes, Gicht u.s.w. In klarer und anschaulicher Weise geht Verf.
dabei auf die neuesten Forschungen ein und bespricht auch, was den Praktiker
am meisten interessiren dürfte, kurz seinen Standpunkt in Betreff der Therapie.
Er bekennt sich dabei rückhaltlos für die Inunctionskur und zwar im An-
schluss an französische und amerikanische Forscher, für sofortige Einleitung
der Inunctionskur bei Uleus durum, sowie die Diagnose sicher ist, bevor noch
Secundärerscheinungen aufgetreten sind. Verte Beobachtungen stützen sich
auf 4870 Fälle, von denen besonders prägnante als Krankengeschichten mit
veröffentlicht werden. Das Buch kann jedem Praktiker auf das Wärmste
empfohlen werden. Wentzel-Zittau.
32) Zur Präventivbehandlung des syphilitischen Primäraffects, von Hol-
länder. (Berliner klin. Wochenschrift. 1903. Nr. 46.) |
Verf. empfiehlt die von ihm erprobte Abortivbehandlung des Ulcus durum
mit Hülfe der contactlosen Cauterisation durch Heissluf. Der Unterschied
dieser Methode von dem Brennen mit dem Paquelin beruht darauf, dass das
Gewebe sich contrabirt und von der etwa 400° betragenden Hitze auch nach
allen Seiten hin in der Umgebung getroffen wird. Unterstützt wird die Tiefen-
wirkung durch die Blutleere, die beim Penis besonders leicht anwendbar ist.
Das Geschwür zeigt nach der Behandlung zwar noch eine Zeit lang eine ge-
wisse Induration, locale Recidive pflegen aber auszubleiben und mässige Drüsen-
schwellungen sich zurückzubilden. Verf. hat durch Dr. Max Joseph etwa
80 Fälle zur Behandlung überwiesen bekommen, die dieser als sichere Primär-
— 150 —
affecte diagnostieirt hatte. Im Ganzen sind von Verf. und Dr. Max Joseph
etwa 130 Patienten mit etwa 25 negativen Resultaten operirt worden. 59 vom
Verf. selbst operirte Fälle blieben längere Zeit in Beobachtung. Von diesen
bekamen zwölf bestimmt Lues, bei drei war es fraglich. Von 22 Fällen, die
in Bezug auf den Charakter des Geschwürs und auf die Zeit der Beobachtung
einwandsfrei scheinen, blieben fünf 2!/, Jahre, 17 über 1 Jahr frei von
Secundärerscheinungen; ferner 10—12 weitere über 6—12 Monate Die
übrigen sind unsicher. Fünf Patienten heiratheten, ohne ihre Frau zu inficiren,
3 Mal fand eine Reinfection mit Ulcus durum statt. Die Exstirpation isolirter
Drüsenpackete hat nur sehr unsicheren Erfolg, eine doppelseitige ist contra-
indieirt. Für die Differentialdiagnose zwischen weichen und harten Schanker
bei der Heisslufteauterisation scheint der Umstand maassgebend zu sein, dass
sich ein Ulcus molle nach dem Brennen mit dem scharfen Löffel unter Hinter-
lassung eines runden Loches und einer Blutung auskratzen lässt und schnell
heilt, während bei syphilitischer Sklerose kein Atom Gewebe fortgelöffelt werden
kann, und der Vernarbungsprocess Wochen lang dauert. Diejenigen Fälle,
bei denen trotz des Brennens Secundärerscheinungen auftraten, zeichneten sich
durch einen auffallend milden Verlauf und eine lange Incubationszeit bis zu
ihrem Eintritt aus. Der Umstand, dass die Heissluftcauterisation des Ulcus
durum in einer so grossen Reihe von Fällen die Allgemeininfection mit Lues
verhütet, in anderen den Verlauf der Krankheit milde gestaltet hat, ferner
durch die verschiedenartige Reaction eine Differentialdiagnose zwischen harten
und weichen Schanker möglich zu sein scheint, fordert zu weiteren Ver-
suchen auf. Walther Schneider-Berlin.
33) Ueber die Impfung eines Menschenaffen mit Syphilis, von Metschni-
koff und Roux. (Gaz. des höpitaux. 1903. Nr. 87.)
Einem jungen weiblichen Schimpansen wurde Secret eines 4 Wochen
lang bestehenden Ulcus durum auf eine scarifieirte Stelle über der Clitoris
inoculirt, ferner Secret von Placques muqueuses über den Augenbrauen ein-
geimpft; 5 Tage später wurde eine weitere Inoculation von einem seit 3 Tagen
bestehenden Ulcus, ebenfalls an der Clitoris vorgenommen. Nach 25 Tagen
trat an der zuerst geimpften Stelle eine kleine Blase auf, die bald alle Cha-
raktere eines indurirten specifischen Geschwürs annahm. Bis jetzt, 46 Tage
nach Vornahme des Experiments, sind keine weiteren syphilitischen Manifesta-
tionen aufgetreten. — In der Discussion bestätigt Fournier, dass das Ge-
schwür mit den charakteristischen Bubonen einen durchaus specifischen Ein-
druck macht; in 4 Wochen werde sich zeigen, ob allgemeine Lues auftritt.
F. selbst hat vor 20 Jahren 142 Mal Inoculationen mit Ulcus simplex-Secret
an Affen vorgenommen, wovon 62°/, positiven Erfolg hatten, dagegen ergaben
Impfungen mit specifischem Secret immer nur Misserfolge, allerdings hatte
es sich nur um kleine, nicht anthropoide Affen gehandelt.
Paul Cohn-Berlin.
34) Ueber die experimentelle Syphilis, von Metschnikoff und Roux.
(Deutsche med. Wochenschrift. 1903. Nr. 50.)
Die Verff. impften einem jungen, weiblichen Schimpansen syphilitisches
Virus ein mit dem positiven Ergebniss eines harten und durchaus charakte-
ristischen Schankers. Die Incubationszeit betrug 25 Tage; einen Monat nach
Erscheinen der Induration entwickelten sich Hautpapeln auf verschiedenen
Körperstellen. 45 Tage nach dem Auftreten des harten Schankers wurde
von diesem Thiere auf einen 5 Jahre alten männlichen Schimpansen etwas
— 151 —
Flüssigkeit verimpf. Unter Lymphdrüsenschwellung trat auch hier nach
35 Tagen eine Läsion auf, die den Eindruck eines oberflächlichen Haut-
schankers machte. Schourp- Danzig.
35) Ueber Impfversuche mit Syphilis am anthropoiden Affen, von O. Lassar.
(Berliner klin. Wochenschrift. 1903. Nr. 52.)
Bei einem 4—5jährigen kräftigen Schimpansen wurde an verschiedenen
Körperstellen eine Impfung mit syphilitischem Virus vorgenommen. Die
Impfstellen verheilten nach 48 Stunden ohne jede Reaction. Nur an zwei
Stellen und zwar oberhalb der Brauen kamen nach 14 Tagen erhabene In-
filtrate zum Vorschein. Diese Effloresceenzen wiesen die Form, Farbe, rand-
förmige Wulstung, central-ulcerösen Zerfall auf, den wir auch an syphilitischen
Anfangssymptomen beim Menschen als Erkennungszeichen wahrnehmen. Dazu
kam, dass die Abheilung nur äusserst langsam vor sich ging. Aber noch
mehr, es traten bald rundliche, leicht am Rande gewellte, in der Mitte gedellte,
gruppenförmig in Palma, Planta und am Anus skizzirte Efflorescenzen auf,
die den Vergleich mit menschlicher Syphilis nahe legten. Eine oder die
andere zeigte sogar die erosive oder die verhornende Form. Aehnliches
konnte man auf den Armen, an der Stirn und am allmählich haarlos werdenden
Vorderkopf wahrnehmen. Auch waren die Nacken- und Cervicaldrüsen indurirt
geschwollen. Ebenso ergab die Excision des Primäreffectes an der Stirn in
klarer Weise, dass die pathologische Veränderung der oberflächlichen Haut-
arterien (Endo- und Periarteritis mit sichtbarer Verdickung des Gefässrohres
und Infiltration der Adventitia) ebenso vor sich geht, wie dies bei den Initial-
sklerosen des Menschen der Fall ist. Verf. spricht sich zwar in der Deutung
der Befunde sehr vorsichtig aus, trotzdem wird man hierin aber einen
wichtigen Fortschritt in der Erkenntniss der Syphilis erblicken müssen. J.
36) Essais de traitement de la syphilis par l'argent colloidal, par Chr. Audry
et Dalous. (Journ. des maladies cutan. et syphil. 1903. Juli.)
Die zwei mit intravenösen Injectionen einer 1°/ igen Lösung von Argen-
tum colloidale behandelten Fälle von frischer Syphilis zeigten fast gar keine
Beeinflussung im Sinne der Heilung. Die Injectionen wurden gut vertragen.
Paul Oppler-Breslau.
37) Sur des nodosit6s oedömateuses des jones. Syphilides noueuses pro-
fondes, par Chr. Audry. (Journ. des maladies cutan. etsyphil. 1903. Juli.)
Bei einer Frau von 35 Jahren, deren Anamnese den Gedanken an das
Bestehen einer Syphilis absolut nicht aufkommen liess, stellten sich im Laufe
der letzten 5 Jahre ohne äusseren Anlass Schwellungen und Knotenbildungen
in den Wangen, der Kinngegend und den Lippen ein, die sich langsam
spontan zurückbildeten und gewöhnlich gar keine Spuren oder höchstens einen
leicht schuppenden hellrothen Fleck an der Oberfläche der Haut zurückliessen.
Auf Jodkalimedication verschwanden eine gleichzeitig bestehende Anzahl von
solchen gewöhnlich kirschkern- bis mandelgrossen Nodositäten innerhalb eines
Monates. Paul Oppler-Breslau.
38) Faits pour 6tablir la nature syphilitique du tabes, par Chr. Audry.
(Journ. des maladies cutan. et syphil. 1903. Juli.)
In zwei Fällen fanden sich bei ausgesprochenen Tabikern syphilitische
Erscheinungen, das eine Mal eine Glossitis, das andere Mal ein tertiäres
eircinäres Erythem. In dem letzteren wie in zwei Weiteren Fällen von Tabes
wurde durch eine gemischte epecifische Behandlung (Jodkalium und Schmierkur)
eine bedeutende Besserung aller Symptome, wenn auch nicht eine vollständige
— 152 —
restitutio in integrum erzielt. Verf. hält daher im Gegensatze zu Leredde
die Ueberladung des Organismus mit Quecksilber, wie dieser sie mit hoch-
dosirten Calomelinjectionen erzielen will, durchaus nicht für nothwendig.
Paul Oppler-Breslau.
39) Ueber Tabes juvenilis und Lues hereditaria, von C. Hartmann.
(Münchener med. Wochenschrift. 1903. Nr. 51.)
Im Anschluss an die von Linser publicirte Beobachtung (vergl.
Münchener med. Wochenschrift. 1903. Nr. 15) theilt Verf. einen weiteren
Fall von juveniler Tabes bei einer 20jährigen Patientin mit. Der ätiologische
Zusammenhang mit hereditärer Lues ergiebt sich mit ziemlicher Wahr-
scheinlichkeit aus der Anamnese. Die Krankheit entwickelte sich mit dem
13. Lebensjahre und schritt sehr langsam vorwärts, wobei namentlich die lange
Dauer des sogen. neuralgiformen oder präatactischen Stadiums auffallend war.
Die dem Frühstadium der Tabes sonst zukommenden sensiblen Störungen
fehlten und an ihrer Stelle fanden sich die heftigsten, periodisch wieder-
kehrenden Schmerzanfälle im Gesicht, bezw. in den Gesichtsknochen, die nach
v. Leyden zu den allerseltensten Ereignissen bei der Tabes dorsalis gehören.
Gleichzeitig bestand eine vasomotorische Störung in Form einer congestiven
Hyperämie und brennendheissem Gefühl in der Gesichtshaut. Eine eingeleitete
antilutische Kur blieb ohne wesentlichen Erfolg.
Gottfried Trautmann-München.
40) Du role de la stase lymphatique dans la pathogönie du syphilome
ano-rectal, par Chr. Audry. (Journ. des maladies cutan. et syphil.
1903. Juli.)
Wiederum ein sehr charakteristischer Fall von ano-rektalem Syphilom
verbunden mit chronischem Oedem der Vulva bei einer Frau, bei der früher
durch specifische Behandlung ulcerös-gummöse Erscheinungen der Urethra
und der Vulva zur Abheilung gekommen waren. Alle diese Erscheinungen
waren erst nach langdauernden Vereiterungen der Inguinaldrüsen beider Seiten
aufgetreten, und sind obwohl ihrem Ursprunge nach rein syphilitischer Natur,
doch wohl als Folgeerscheinungen der Störungen im Lymphgefässsystem auf-
zufassen. Paul Oppler-Breslan.
41) Ueber strangförmige Phlebitis im Frühstadium der Syphilis, von
Erich Hoffmann. (Dermatologische Zeitschrift. 1903. October.)
Verf. hat die Phlebitis in 2 Fällen von frischer Lues an der Vena
saphena beobachtet, im 2. Falle trat sogar ein Recidiv der Phlebitis auf.
Die histologische Untersuchung ergab, dass die Phlebitis hauptsächlich die
Intima und Media und zwar an verschiedenen Stellen, nicht gleichmässig,
sondern mit sehr wechselnder Intensität betraf, und dass die Vasa vasorum
an dem Entzündungsprocess stark betheiligt waren. Die Wundentzündung
war der Thrombose vorausgegangen, welch letztere dort entstand, wo die
Intimaerkrankung am meisten vorgeschritten war. Immerwahr-Berlin.
42) Ueber die sogen. „glatte Atrophie der Zungenwurzel“ und ihr Ver-
hältniss zur Syphilis, von Fritz Lesser. (Berliner klin. Wochenschrift.
1903. Nr. 45.) |
Im Gegensatz zu Lewin, der als Charakteristikum einer Atrophia laevis
der Zunge eine Verringerung der Balgdrüsen an Grösse und Zahl hinstellte,
betont Verf. als Haupterforderniss für die Annahme dieses Zustandes „die
derbe Consistenz der Zungenwurzel, welche dem palpirenden Finger ein ganz
charakteristisches Gefühl giebt und in einer Verdichtung des Gewebes, einer
— 153 —
Induration besteht.“ Durch diese kommt es erst secundär zur Balgdrüsen-
atrophie. Die klinische Diagnose gründet sich in erster Linie auf die Palpation,
erst in zweiter auf die pharyngoskopische Untersuchung mit dem Kehlkopf-
spiegel. Verf. hat in den Sectionsprotocollen des Moabiter Krankenhauses
bei Durchsicht der Jahrgänge 1896—1902 166 Fälle von Atrophia laevis
gefunden; unter diesen wurde in 73 Fällen (44°/) anatomisch Syphilis fest-
gestellt; stets handelte es sich um die acquirirte Form. Die Diagnose „Lues“
bei der Leiche stützt sich auf das Vorkommen specifischer Efflorescenzen oder
deren Residuen; interstitielle Wucherungen sind häufig als Vorstadium gummöser
Processe aufzufassen und ermöglichen so meist eine Wahrscheinlichkeitsdiagnose.
Bei der Entstehung der glatten Zunge handelt es sich um eine primäre inter-
stitielle Entzündung, wie sie analog an anderen Organen bei Lues vorkommt;
secundär kommt es ebenfalls zur Schrumpfung und zwar der Balgdrüsen.
Zuweilen sind ausserdem auch noch gummöse Processe zur Verantwortung zu
ziehen, was zur Bildung von strahligen Narben mit Verdichtung des übrigen
Gewebes am Zungengrunde führt. Diese narbige Zungenwurzel (13 Fälle des
Verf.s) entsteht wohl stets auf syphilitischer Basis. In den übrigen Fällen
besteht zwischen Lues und Atrophia laevis, für die Verf. richtiger den Namen
„Glossitis laevis“ vorschlägt, nach dem hohen Procentsatz zu urtheilen, fraglos
ein Zusammenhang; ob diejenigen Fälle eine syphilitische Infection zur Vor-
aussetzung haben, bei denen eine solche weder bei der Obduction noch in
den Krankengeschichten nachgewiesen werden konnte, lässt sich nicht ent-
scheiden. Die Glossitis laevis findet sich in 21,6°/, der Fälle von anatomisch
nachgewiesener Lues. Sie pflegt noch später einzutreten als die Tertiär-
erscheinungen. Eine prognostische Bedeutung kommt wohl nur den Fällen
von narbiger Schrumpfung zu, bei denen in der Mehrzahl bei der Section
schwere interstitielle Entzündungen nebst gummösen Processen an inneren
Organen vorhanden waren. Walter Schneider-Berlin.
43) Accidents syphilitiques en activité chez un tabötique et chez un
paralytique général, par Gaucher. (Gaz. des hôpitaux. 1903. Nr. 59.)
Für die Frage des directen Zusammenhanges zwischen Syphilis einer-
seits und Tabes und Paralyse andererseits beschreibt Verf. zwei besonders
charakteristische Fälle: Der erste Patient hat vor 5 Jahren Lues acquirirt,
eine specifische Kur durchgemacht, dann bis jetzt keine Erscheinungen gehabt.
Jetzt zeigt er am linken Knie ein typisches, grosspapulöses, circinäres Syphilid;
ferner Symptome von Tabes wie Doppeltsehen, atactischer Gang u. s. w —
Der zweite Patient hat vor 10 Jahren Ulcus durum gehabt, von Secundär-
erscheinungen weiss er nichts. Jetzt hat er Psoriasis syphilitica an der linken
Hand, die bereits seit Jahren besteht. Seit einiger Zeit machen sich Störungen
der Sprache und des Gedächtnisses bemerkbar, die Zunge zeigt fibrilläre
Zuckungen, die Pupillen sind verengt, die Reflexe erhöht. — Verf. glaubt
bestimmt an einen Zusammenhang zwischen der Syphilis und den Erkrankungen
der Oentralorgane. Paul Cohn-Berlin.
44) La splönomegalie dans la syphilis höreditaire, d'après David. (Gaz.
des hôpitaux. 1903. Nr. 101.)
Zur Geschichte dieser Affection ist kurz zu Bann dass zuerst Bären,
sprung im Jahre 1864 das Vorkommen der Hpypersplenie, oft zusammen mit
Perisplenitis, bei der Syphilis hereditaria feststellte; nach G&e sterben die
meisten Kinder, die dieses Symptom zeigen. Die Literatur darüber ist ziemlich
umfangreich, ein Theil der Autoren stellt das Symptom als constant und
ZS, `
ge Ge e
classisch hin. Nach Ziegler kann die Milz bis zum 10fachen ihres Volumens
vergrössert, bis 100 g schwer sein, sie kann bis zur Fossa iliaia herabsteigen
und das ganze linke Hypochondrium ausfüllen. Nach Fournier kommt bei
der Syphilis hereditaria tarda ebenfalls Hypertrophie der Milz vor. Hinsicht-
lich der Pathogenese giebt es zwei Anschauungen: nach der ersten ist eine
Stauune im Pfortadersystem, in Folge der Impermeabilität der Lebergefässe,
die Ursache des Milztumors, nach der zweiten eine Cachexie und Anämie,
welche die blutbildenden Organe zu einer compensatorischen Thätigkeit an-
reizen. Im Uebrigen sind Gummata der Milz nach übereinstimmender An-
sicht sehr selten, meist handelt es sich um celluläre diffuse Infiltrate. Jeden-
falls müssen andere Ursachen für die Splenomegalie ausgeschlossen werden,
wenn man die Diagnose auf Syphilis stellen will, wie denn der Erfolg einer
specifischen Behandlung die Diagnose am besten stützt. Paul Cohn-Berlin.
Gonorrhöe und deren Complication.
45) Die Behandlung der chronischen Gonorrhöe mit Spülsonden, von
Arthur Strauss. (Dermatologische Zeitschrift. 1903. December.)
Verf. empfiehlt seine Spülsonde, welche nichts anderes darstellt, als eine
gewöhnliche Sonde mit einem sie von vorn bis hinten durchlaufenden Canal.
Der eigentliche Werth seines Instrumentes beruht darin, dass es bei einfachster,
sauberster Technik und mit Vermeidung eines complicirten und teuren Instrumen-
tariums die alte, bewährte Methode der Sondenbehandlung mit der Spülung der
ganzen ausgiebig gedehnten Schleimhaut vereinigt, indem es zugleich den physio-
logischen Bedingungen der Rückbildung der chronischen Infiltrate durch An-
regung der Vascularisation und Resorption in schonendster Weise gerecht
wird, weit mehr, als die immer mehr zu Musterinstrumenten ausartenden
Dilatatoren, die sich nicht als die souveränen Instrumente für die mechanische
Behandlung der chronischen Gonorrhöe bewährt haben, für die sie ausgegeben
wurden. Immerwahr-Berlin.
46) Ueber gonorrhoische Urethritiden bei Knaben, von Zabludowskaja-
Mett. (Wratsch. 1903. Nr. 12.)
Verf. berichtet über 4 Fälle von gonorrhoischer Urethritis bei Knaben,
welche im St. Olga’schen Kinderkrankenhause zu Moskau beobachtet worden
sind. In dem ersten Falle handelte es sich um einen 8jährigen Knaben, der
am 12. September aufgenommen und am 22. November entlassen wurde. Seit
3 Wochen Schmerzen bei der Harnentleerung, Ausfluss aus der Harnröhre,
Eiter zwischen Glans, Penis und Präputium. Nach 8 Tagen verschwand der
Ausfluss, während die Schmerzen sich im Gegentheil immer mehr steigerten.
Am 26. October stellte sich Verengerung des Canals ein, welche eine 8tägige
Sondirung erforderlich machte. In der achten Krankheitswoche Schmerzen
im rechten Radiokarpalgelenk, namentlich bei Druck. Dieser Schmerz hielt
einen Tag an. — Der zweite Fall betrifft einen 8!/, jährigen Knaben, der
am 9. November aufgenommen und am 24. November entlassen wurde. Seit
2 Monaten Schmerzen bei der Harnentleerung; bisweilen Harnretention. Aus-
fluss aus der Harnröhre. In 8 Tagen waren sämmtliche Erscheinungen ver-
schwunden. — Im dritten Falle handelte es sich um einen 7jährigen Knaben,
der vom 9. December 1893 bis 4. Februar 1894 im Krankenhause behandelt
wurde. Hochgradige Schmerzen bei der Harnentleerung mit vollständiger
Harnretention. Seit 14 Tagen Ausfluss aus der Harnröhre. Die Schmerzen
verschwanden sehr rasch, während der Ausfluss noch 1!/, Monate bestehen
— 155 —
blieb. — Der vierte Fall betrifft einen 71/ jährigen Knaben, der am 22. October
aufgenommen wurde. Erkrankung am 22. August. Hochgradige Schwellung
des Gliedes.. Der Schmerz führte oft zu vollständiger Harnretention. `
Eitriger Ausfluss. 16. October: Schmerzen im rechten Fussgelenk, zugleich
Röthung und Schwellung. Harn in der ersten Portion eitrig; Harnsäure-
krystalle nicht vorhanden. Die Schmerzen verschwanden nach 8 Tagen,
während Eiter bis zum 16. November ausgepresst werden konnte. In sämmt-
lichen vier Fällen waren die Inguinaldrüsen geschwollen und in Form von
mandel- bis taubeneigrossen Packeten zu fühlen. Im dritten und vierten Falle
wurden wiederholt Gonokokken nachgewiesen, im vierten Falle wiederholt sogar
Gonokokken in Reincultur gezüchtet. Die Aetiologie ist in allen Fällen un-
aufgeklärt geblieben. Lubowski-Berlin/ Wilmersdorf.
47) Gonorrhöe, von A. Neisser und W. Scholtz. (Handb. der pathog.
Mikroorganismen. . Jena 1903, Fischer.)
In dieser vortrefflichen Uebersicht ist ausser der eigenen grossen Er-
fahrung die Literatur in so glänzender Weise verwerthet, dass es kaum einen
Punkt auf diesem Gebiete giebt, der hier nicht berücksichtigt wäre. Es liegt
daher auf der Hand, dass solch’ eine von fachkundigster Seite gegebene Zu-
sammenstellung ihren hohen Werth besitzt. J.
48) Traitement des rötröcissements de l’uröthre par le massage, par
Bartrina. (Annales d. malad. d. org. genit.-urin. 1903. Nr. 10.)
Auf Grund der an 200 Schnitten von strictuirten Urethren gewonnenen
Erkenntniss, dass frischere Entzündungen, submucöse Infiltrate, glanduläre
Catarrhe, Epithelialdesquamation, durchweg die Sklerosen begleiten, dass die
Wirkung der Dilatation auf die Sklerosen auch eine mechanische Anregung
der Leukocytose in die alten Herde hinein darstellt, dass endlich bei chro-
nischer Urethritis die Massage gute Erfolge hat, kam Verf. dazu, die Massage
der Urethra über dem eingeführten Instrument systematisch in die Strietur-
therapie einzuführen. Er theilt 14 Fälle mit; aus der Desquamation der
Urethra vor und nach der Massage, aus den Erfolgen der Dilatation ohne
und der Dilatation mit Massage, aus guten Gesammterfolg endlich glaubt er
den Nutzen dieser Neuerung folgern zu können. Goldberg-Köln/Wildungen.
49) Strietura urethra gonorrhoica + Lithiasis urethra. Besectio, von
A. Hansson. (Hygiea. 1903. Nr. 11.)
48jähriger Patient acquirirte vor 20 Jahren eine acute Gonorrhöe und
im Anschluss daran allmählich zunehmende Strietur. War von Zeit zu Zeit
in Sondenbehandlung. November 1900: Enge Strietur 10cm hinter der
Urethralmündung, längs der unteren Seite der Urethra eine Menge Eiter-
und Urinfisteln, im Cavum Retzii grosse Abscesse. Drainage und Tamponade;
Graduelle Dilatation der Strietur. Mai 1901: Gesteigerte Beschwerden und
neue Dilatation. Mai 1902: 12cm hinter der Urethralmündung und dicht
hinter der Strictur ein Stein; neue Perinealfisteln. Der Stein wurde excidirt,
die narbigen Gewebe nebst 3cm der Urethralschleimhaut resecirt. Vernähung
der Urethra. Heilung per primam. Der Patient konnte, wie vor 15 Jahren,
„in parabolischem Strahle“ uriniren. F. Clason- Upsala.
50) Zur inneren Behandlung der Urethroblennorrhöe, von Saalfeld.
(Therapeutische Monatsh. 1903. December.)
Verf. bestätigt die auch von anderer Seite beobachtete Thatsache, dass
nach Beginn einer Gonosanbehandlung die gonorrhoische Secretion geringer
und der eitrige Charakter bald in einen schleimigen verwandelt wird, dass
= RE =
die Patienten keine Magen- oder Nierenbeschwerden, keine Exantheme, keinen
Eiweissgehalt im Urin bekamen. Weiterhin macht Gonosan eine Verminderung
schmerzhafter Erectionen. Verf. hält in vielen Fällen eine innere Behandlung
der Gonorrhöe mit Gonosan zur völligen Heilung ausreichend.
Schourp-Danzig.
Krankheiten des Urogenitalapparates.
51) Zur Behandlung der Urogenitaltuberculose mit besonderer Berück-
sichtigung des Tuberculocidins und Selenins Klebs, von Krüger.
(Centralbl. f. d Krankh. d. Harn- u. Sexualorg. 1903. Nr. 6.)
Verf. hat 3 Patienten mit Nieren- und Blasentubereulose mit bestem
Erfolg mit Tuberculocidin und Selenin per os behandelt; Tuberculocidin ist
ein bakteriotherapeutisches Präparat (Klebs) gegen den Tuberkelbacillus,
Selenin desgleichen gegen den Diplococcus semilunaris (nach Klebs dem
häufigsten Erreger von Mischinfeetion bei Tuberculose). Gleichzeitig wurden
Instillationen in die Blase mit Ichthargan !/, 00 —"/a0o’, 1—2 tägig einige Cubik-
centimeter, vorgenommen. Tubereulocidin wird zu 2—40 Tropfen, täglich je
nach der Temperaturreaction um ein bis mehrere Tropfen steigend, gegeben,
und zwar viele Monate lang. Verf. räth zu den Klebs’schen Mitteln, weil
sie unschädlich seien, und bessere Erfolge hätten, als alles bisher bekannte,
bei allen operativ nicht heilbaren Urogenitaltubereulosen.
Goldberg-Köln/Wildungen.
52) Curabilit6 de la tuberculose vösicale, par Motz. (Annales d. malad.
d org. genit.-urin. 1903. Nr. 14.)
Verf. bringt die ausserordentlich lehrreichen;Krankengeschichten von
acht Urotuberculosen. Bei allen ist durch mehrjährige Controle die voll-
ständige Heilung der tuberculös erkrankt gewesenen Harnblasen festgestellt.
6 Mal hat keinerlei örtliche Blasenbehandlung stattgefunden, 1 Mal Curettement
und Guajacolölinstillationen, 1 Mal Sublimatinstillationen, 5 Mal ist die Re-
infectionsquelle der Blase beseitigt worden, 1 Mal durch Naturheilung (Harn-
leiterverlegung, Nierenverkalkung), 4 Mal durch Nephrectomie.: Mehrere Kranke
litten seit 3—10 Jahren und aufs schwerste; dennoch Heilung.
Goldberg-Köln/Wildungen.
53) Laboratoriumsdiagnose der Tuberculosis genito-urinaris, von Londern.
(Annales d. malad. d. org. genit.-urin. 1903. Nr. 16.)
Aus der äusserst sorgfältigen auf sehr vielen Untersuchungen sich gründen-
den Studie sei hervorgehoben: Unter 6000 Harnen fanden sich in 40°/,
Smegma-Bacillen, unter 270 Ureterenharnen einige wenige. Die Smegma-
Bacillen liegen wie agglutinirte Typhusbacillen, die Tuberkelbacillen im Harn,
isolirt oder, und zwar meistens, in $-förmig angeordneter paralleler Gruppirung.
Verf. färbt heiss 5 Minuten in Carbolfuchsin, entfärbt flüchtig mit !/, Salpeter-
säure, darauf 5 Stunden in Alkohol 95°/ Die Impfung ist von grossem
Werth; Auffinden von Tuberkelbacillen in den geschwollenen Mesenterial-
drüsen der mit dem Urin geimpften Meerschweinchen beweist, dass es Tuberkel-
bacillen enthielt. Die Cultivirung hat geringe praktische Bedeutung; auch
die Heyden’sche Anreicherung, bezw. dass Hesse’sche Verfahren blieb beim
Urin ergebnisslos. Centrifugirung ist sehr nützlich. Reaction fast stets, sauer.
Blut fehlt fast nie, Eiter nie; Tuberkelbacillen ohne Eiter sind von miliarer
oder pulmonaler Tuberculose her durch die Nieren filtrirt. Ammoniakalische
Fermentation erfolgt sehr spät. — Die sorgfältige Combination aller (chemi-
e, EE es
schen, morphologischen, bakteriologischen) Eigenschaften des Harnes erlaubt
auch Schlüsse auf Sitz und Ausbreitung der Urotuberculose (s. Original).
Goldberg-Köln/Wildungen.
IV. Bibliographie.
Handbuch der Hautkrankheiten, von Mracek. 11. u. 12. Abth.
à 5 Mk. (Wien 1903, Hölder.) — Wir haben die früheren Lieferungen dieses
vortrefflichen Handbuches schon mehrfach in diesem Centralblatte besprochen.
Auch die vorliegenden Abtheilungen schliessen sich würdig den früheren an.
Der leider zu früh verstorbene Löwenbach beendigt den Abschnitt über das
Xeroderma pigmentosum, Ref. (Max Joseph) bespricht ausführlich die gut-
artigen Neubildungen der Haut und Jadassohn giebt in der an ihm ge-
wohnten vortrefflichen und erschöpfenden Weise eine Uebersicht über den
Lupus erythematodes. Man wird nirgends eine vollständigere Bearbeitung
dieses Gegenstandes finden. J.
V. Therapeutische Notizen.
Eczema chronicum:
Rec. Olei Rusci
Sulf. sublimati ana 15,0
1) Vaselini flavi
Saponis domestici ana 30,0
Cretae albae 10,0
M. f. ungt.
(Lassar, Therapie der Gegenwart. 1904.)
J.
Pemphigus:
Rec. Resorcin 3,0
Liq. carb.” detarg. 10,0
2) Zinci oxyd.
Amyl. ana 25,0
Glycerin
Aq. dest. ana ad 100,0
(J. Schäffer, Deutsche Klinik. 1904.) r
Seborrhoea capitis:
Rec. Lac. sulfur. 0,2
Olei ’ricini 0,4
Acid. acet. glacial 1,0
3) Resorcin 2,0
Chloralhydrati 4,0
Tinct. jaborandi 4,0
Tinct. Cantharid 8,0
Alcohol 180,0
(New York and Philadelphia Med. Journ. 1903.)
e En
— 158 —
VI. Vereinsberichte.
Breslauer dermatologische Vereinigung.
Sitzung vom 21. December 1903.
Es stellen vor die Herren:
Siebert: a) ein 7jähriges Mädchen mit tiefen strahligen Narben um
den Mund. Die Anamnese ergiebt keine bestimmten Anhaltspunkte für das
Bestehen einer Syphilis. Nach der Geburt soll angeblich ein schnell ab-
heilender Ausschlag aufgetreten sein;
b) einen Primäraffect an der Unterlippe eines 4jährigen Jungen,
der klinisch das Aussehen einer infiltrirten Schleimhautplaque darbot. Typische
Drüsenvergrösserung.
Linser: einen 11jährigen Jungen mit einer eigenartigen, etwa hand-
tellergrossen, aus einzelnen kleinen Entzündungsherden bestehenden Affection
der rechten Schläfengegend, die ihren Ausgang von der Haargrenze
genommen hat. Er neigt, da die einzelnen isolirten Stellen mit Atrophie ab-
heilen und Pilze nicht nachgewiesen werden können, am meisten zur Diagnose
Lupus erythematodes (?).
Oppler hält die Affection für eine etwas atypische Acne varioloi-
formis, eine Ansicht, der Jadassohn (a. G.) beitritt.
Siebert: a) einen Fall von Lupus erythematodes des Gesichtes, das
nach Injection von 2mg A.T. deutliche locale (Röthung und Schwellung)
und allgemeine Reaction zeigt.
Jadassohn weist darauf hin, dass dies dann der zweite sichere derartige
Fall in der Literatur wäre, jedoch verlaugt er histologische Untersuchung
(Serienschnitte) und Thierversuche und betont die Schwierigkeiten, das klinische
Bild eines typischen Lupus erythematodes zu fixiren.
b) Lupus erythematodes? Die Affection ähnelt diesem Krankheits-
bilde nach Localisation (Wange unterhalb des linken Auges) und klinischen
Erscheinungen in gewissem Maasse, ist jedoch innerhalb von 14 Tagen ent-
standen und heilt unter indifferenter Behandlung schnell ab.
In der Discussion einigt man sich dahin, die Affection dem Er yth&öme
centrifuge zuzurechnen.
Harttung: bei einem luetischen Unterofficier eigenartige, in Gruppen
am linken Unterarme und isolirt am Oberschenkel auftretende, hellrothe, un-
regelmässig runde Infiltrate, die im Centrum zumeist hämorrhagische Punkte
aufweisen, und die er für ein „toxisches Erythem“ ansehen möchte.
In der Discussion ist man geneigt, die Affection als durch Epizoen
(cimices) hervorgerufen, anzusehen.
Schwab: ein Erythema migrans chronicum. Unregelmässig runde,
etwa 5-markstückgrosse Röthung, die vor einem Jahre etwa aufgetreten ist
und auf ihrer per contiguitatem erfolgenden Wanderung jetzt die Stirn erreicht
hat. Sie schuppt nicht und hinterlässt ausser einer leichten Braunfärbung
der Haut eine nur wenig ausgesprochene Fältelung der Haut.
Linser: ein lichenoides gruppirtes Syphilid, das einem Lichen
ruber planus ähnelt.
Juliusberg berichtet über die Resultate und die Technik der Er-
frierungstherapie (nach Arning) mit Kohlensäure unter Vorstellung
einiger Fälle von Acne, Sycosis und Lupus eythematodes.
Schaeffer hat ähnliche, nicht gerade übermässig glänzende Resultate
— 159 —
durch Erfrierung mit Aethylenchlorid erzielt und betont, dass die Wirkung
der Kälte gleich der der heissen Luft in einer starken primären Hyperämie
mit darauffolgender seröser Transsudation besteht.
Siebert ein junges Mädchen mit cireinären, unregelmässig am Körper
vertheilten Efflorescenzen, die starke silberweisse Schuppen tragen. Da die
Anamnese mit Sicherheit Syphilis (papulöses Exanthem + Iridocyelitis) ergiebt,
schwankt die Diagnose zwischen Psoriasis und Syphilis.
Goldschmidt: Leukoderma bei einem Manne, den Hals, Rücken
und Bauch einnehmend. Die Syphilis ist 6 Monate alt.
Strassmann: Fälle von Neubildungen (Tumoren) der Haut, be-
handelt mit Radiumstrahlen. Es hat sich ergeben, dass die Reaction in
directem Verhältnisse zur Dauer der Application von der leichten Röthung
der Haut bis zur Ulceration wächst. Die gut aussehenden Fälle sind durch-
schnittlich mit 5 Sitzungen zu 25 Minuten behandelt.
Halberstädter: ein ungeheueres, die linke Seite des Thorax und des
Rückens einnehmendes Epithelialcarcinom, das sich auf dem Boden
eines Naevus entwickelt hat. Interessant sind an den Rändern des
Tumors in der Haut ausgesprengte hellrothe Flecken, offenbar die primäre
Affection der Lymphbahnen.
Goldschmidt: Psoriasis universalis bei einem 71jährigen Manne.
Jetzt sehr schwer zu diagnosticiren, da man nur eine rothe schuppende Affection
der gesammten Körperhaut sieht, früher aber konnte man typische Psoriasis-
plaques constatiren, die von den Streckseiten der Beine ausgingen. Die
Affection juckt Nachts und nässt nicht.
Linser: eine grössere Anzahl von Röntgen-Ulcera, die chirurgisch
behandelt (durch Einpflanzung gestielter Lappen) ganz ausgezeichnete
Resultate zeigen. Die Krause’schen Lappen heilen merkwürdigerweise, im
Gegensatze zu den schlechten Erfahrungen, die mit Thiersch’schen Trans-
plantationen gemacht wurden, auch auf den ungereinigten Ulcera sehr gut an.
Wo dies primär nicht der Fall war, ergab sich jedes Mal eine derartige An-
regung zur Granulationsbildung, dass auf diesem Wege eine Ueberhäutung
der bis dahin unbeeinflussbaren Ulcera eintrat.
Loewenhardt erwähnt in der Discussion eine Art der Transplan-
tation bei grösseren granulirenden Wunden, die darin besteht, dass man den
am Rande auf die Granulationen vorschreitenden frischen Epithelsaum ab-
nimmt und auf die Mitte der Wunde überträgt.
Halberstaetter: 3 Favusfälle mit Röntgen-Strahlen ohne jede
Nebenwirkung vollständig epilirt (noch infectiös).
Jadassohn empfiehlt diesen Modus der Epilation mit darauffolgender
gründlicher Pyrogallusbehandlung als sehr vortheilhafte Therapie.
Strassmann: a) Facialisparese bei Gehirnlues;
b) Bromoderma tuberosum bei einem 16jährigen Mädchen, am linken
Unterschenkel seit einem Jahre bestehend (nach langjährigem Bromgebrauche).
Schaeffer weist auf das Typische der Localisation hin und betont, dass
die vorgestellte Form nur bei längerem Gebrauche und grösseren Dosen auf-
trete (sonst Acne) Arsentherapie sei wirkungslos.
Jadasssohn hat diese Form schon nach geringen, allerdings längere
Zeit mit Intervallen gebrauchten Dosen gesehen, und dabei auch tiefgehende
Infiltrate gefunden.
Schwab: a) einen Fall von Darier’scher Psorospermosis follicu-
— 160 —
laris mit typischer Localisation und typischem histologischem Befunde. Es
ist dies der 1898 von Jakobi in Strassburg vorgestellte Fall, der nunmehr
seit 1900 beobachtet, keine Veränderung gezeigt hat.
b) eine strichförmige Affection in der linken Kniekehle zur Diagnose.
Siebert spricht über Temperaturcurven von Leprakranken bei
Jodkalidarreichung. Kaliumchlorid ergab sowohl locale wie allgemeine
Reaction. Bromkali und Jodtinctur ergaben keine Reaction.
Bärmann: a) einen sehr ausgedehnten Lupus;
b) eine Pseudoleukämie — Tumoren in den Inguinalgegenden und
Pruritus — ohne Blutbefund. Weder Tuberculose, noch Sarcom nachweisbar.
Die histologische Untersuchung der Lymphdrüsen ergab Lymphocyteninfiltrat.
Alexander demonstrirt mikroskopische Präparate von frischer
Lues II. Es handelte sich um Oedeme und Knoten an den Unterschenkeln
und um Veränderungen nach Art der Phlebitis migrans. Mikroskopisch
fanden sich Fremdkörperriesenzellen umgeben von einem Infiltrat.
Siebert: einen schweren Fall von Herpes gestationis, der vielfach
morphologisch an eine Impetigo herpetiformis erinnert.
Paul Oppler- Breslau.
VIIL. Vermischtes.
— Wie schon in d Centralbl. (II, S. 316 und III, S. 156) mitgetheilt
worden ist, bekam der norwegische Oberarzt für die Leprakrankheit, Armauer
Hansen, im Frühjahr 1899 von der Regierung der südamerikanischen
Republik Columbia einen Ruf, die Reise nach der Republik anzutreten, um die
Lepra dort zu studiren und Maassregeln gegen die dort sehr verbreitete Krank-
heit anzuraten. Die Reise wurde damals wegen der wachsenden unruhigen
Zustände in der Republik bis auf Weiteres verschoben. In diesen Tagen ist
durch den norwegisch-schwedischen Minister für die äusseren Angelegenheiten
eine erneute Anfrage an den Herrn Oberarzt gerichtet worden. Armauer
Hansen hat übrigens noch keine Entscheidung getroffen, inwieweit er die
Reise vornehmen wird. Grön-Christiania.
— Gleich wie wir fortlaufend Merck’s Berichte in diesem Centralblatte
erwähnt haben, so möchten wir auch heute auf Riedel’s Berichte (48. Aufl.
Berlin 1904) hinweisen. Hier findet sich eine Auswahl einiger aus den wissen-
schaftlichen Laboratorien der Riedel’schen Fabriken hervorgegangener Arbeiten,
die auch unser Specialfach interessiren. Ich erwähne darunter die Versuche,
welche sich mit den Bestandtheilen der Kawawurzel, mit einigen neuen Thiol-
präparaten und mit der Prüfung des ostindischen Sandelholzöles beschäftigen.
Diese Arbeiten bieten nach vielen Richtungen ein grosses Interesse und werden
gewiss zu neuen Versuchen anregen. J.
VIII Personalien.
— Ernannt Prof. Jadassohn zum ordentlichen Professor für Dermato-
logie in Bern.
Um Einsendung von Separatabzügen und neuen Erscheinungen an den Heraus-
geber De. Max JoserH in Berlin W., Genthiner Strasse 5, wird gebeten.
Verlag von Ver & Come. in Leipzig. — Druck von Merzerr & Woo in Leipzig.
DERMATOLOGISCHES GENTRALBLATT.
INTERNATIONALE RUNDSCHAU
AUF DEM GEBIETE DER HAUT- UND GESCHLECHTSKRANKHEITEN.
HERAUSGEGEBEN
DR. MAX JOSEPH
Siebenter ın BERLIN. Jahrgang.
Monatlich erscheint eine Nummer. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes, sowie direct von der Verlagsbuchhandlung
© Veir & Comp. in Leipzig.
1904. | März. Nr. 6.
Inhalt. I. Originalmittheilungen. 1) Keratoma hereditarum palmare et
Ra von Dr. J. Böhm. 2) Ein billiges Phantom zum Blasenspiegeln, von Dr.
. B. Solger in Neisse.
II. Referate. Allgemeine Pathologie und Therapie. 1) Erfahrungen
über Ichthargan, von A. Kronfeld. 2) Ueber locale Lichttherapie, von Kellermann.
8) Hochgradige Hautverfärbung nach Injection von Nebennierenextract, von A. Schticking.
4) Ueber Urticaria, Strophulus infantum und Prurigo, von Max Joseph. 5) Constante
Wärmeapplication, von K. Ullmann. 6) Die Staphylokokken des chronischen Ekzems,
von Fritz Veiel. 7) Wieder einmal die Primula obconica, von Q. Model. 8) Die
Behandlung des Erysipels, von Senator. 9) Traitement interne de l'acne, par Broeg.
10) Traitement des cheloides par l’electricite, par Berthon. 11) Roentgen-ray-treat-
ment of keloid, by H. K. Pancoast. 12) Ueber die gegenwärtige Bedeutung der
Radiotherapie für die ärztliche Praxis, von K. Ullmann. 13) Grundriss der “patho-
logischen Anatomie, von Paul Meissner. 14) Contribution à l'étude des herpès geni-
taux; étude du liquide c£phalo-rachidien, par Ravaut et Darre. 15) Ueber Sch weiss-
drüsentumoren, von Oskar Klauber. — Chronische Infectionskrankheiten der
Haut. 16) Zwei Fälle von Mycosis fungoides, von Erhard Riecke. 17) Die Lepra
der Ovarien, von L. Glück und R. Wodynski. 18) La lèpre dans l’Afrique du nord,
l'invasion l&Epreuse en Algérie, par L. Raynaud. 19) Das Lepra-Asyl Matunga in
Bombay, von Moriz Oppenheim. 20) Ueber die Wirkung des Oleum Gynocardiae bei -
der Lepra, von S. Talwik. 21) A report from Molokai, by E. 8. Goodhue. 22) Les
tuberculoses cutanées atypiques, par Pautrier. 23) Ueber Lupus vulgaris, von
W. A. Schiele. 24) Ein Fall von Pendschah-Geschwür, von P. Frolow. 25) Ein
Fall primärer Hautactinomycose, von Wilh. Dreyfus. — Syphilis. 26) A case
of syphilis of the peripheral nerves and lungs, by Remsen. 27) Beiträge zur
hereditären Spätsyphilis, von Jordan. 28) Studien über die hereditäre Syphilis.
II. Theil: Knochenerkrankungen und Bewegungsstörungen bei der angeborenen Früh-
syphilis, von Hochsinger. 29) Méningite aiguë syphilitique rapidement guérie par
les injections de benzoate de mercure, par Galliard et d’Velsnitz. 30) Beitrag zur
Frage über das Vorkommen von Augensyphilis in der 3. Generation, von Strzeminski.
31) Ueber den Eiweissgehalt des Blutes Syphilitischer, von A. Jolles und Moriz Oppen-
heim. 32) Zwei Fälle von wahrscheinlicher (syphilitischer) Reinfection, von E. G@lawtsche.
33) Hydrargyrum albuminatum bei der Behandlung der Syphilis, von A. W. Bystrow.
34) Des essais de bacteriologie et de serotherapie dans la syphilis, par Fouquet. —
Venerische Helkosen und Complicationen. 35) Ueber das Toxin des Ulcus
molle-Bacillus, von 8. W. Sowinski. 36) Treatment of chancres by the combined
rays of light, von C. E. Roger. 37) Die X-Zellen des spitzen Condyloms, von
P. H. Unna. — Gonorrhöe und deren Complication. 88) Ueber chronische
Gonorrhöe und Gonokokkennachweis, von Fritz Meyer. 39) Traitement de l’arthrite
aiguë blennorrhagique et en particulier par le courant continu, par Vigoureux.
40) Vorlesungen über die Pathologie und Therapie der Gonorrhöe des Mannes, von
W. Scholtz. 41) Zur Bebandlung des Fluor albus, gonorrhoischen und anderen Ursprunges,
mit Vaginalzyminstäbchen (Dauerhefestäbchen), von Albert v. Fränkel. 42) Ver-
VII. 11
— 162 —
hängnissvolle Launen des Schliessmuskels. Ein Beitrag zur Casuistik der Fremd-
körper in Harnröhre und Blase, von Berliner. 43) Die Bedeutung des Abschlusses
der hinteren Harnröhre gegen die vordere für die Praxis der urethralen Injectionen,
von Lucke. 44) Zum Katheterismus posterior, von Paul Glaessner. 45) Ueber
Kamphersäure als prophylaktisches Mittel gegen Katheterfieber, von Albert
Freudenberg.
III. Bibliographie. — IV. Therapeutische Notizen. — V. Vereinsberichte.
— VI. Vermischtes. — VII. Personalien.
I. Originalmittheilungen.
1. Keratoma hereditarum palmare et plantare.
Von Dr. J. Böhm,
Specialarzt für Dermatologie in Karlsbad.
In Bd. XXXIV des Archivs, für Dermatologie hatte Hovorka
v. Zderas über eine auf der Insel Meleda in Süddalmatien endemisch
vorkommende Hauterkrankung berichtet, die er ursprünglich als Lepra
aufgefasst hatte. Seine weiteren Untersuchungen jedoch in Gemeinschaft
mit Ehlers hatten ihn von der irrthümlichen Auffassung des Leidens über-
zeugt, weshalb er in Bd. XL des Archivs seine frühere Mittheilung wider-
rief und den neuen Namen Mal de Meleda in der Literatur einführte.
Er charakterisirte diese Krankheit durch folgende Symptome: 1) eigen-
thümliche tylotische, wachsgelbe Schwellung und Verdickung der Haut
an den Handtellern und Fusssohlen; 2) Ichthyosiforme Verdickung der
Haut, namentlich am Rücken des Handgelenkes; 3) scharfe Abgrenzung
der afficirten Stellen; 4) keine Schuppenbildung. Die oberste Schichte
der Hornhaut fettig, feucht, löst sich unter unangenehmem Macerations-
geruche ab. Allgemeinbefinden unverändert. Die Krankheit ist erblich
oder in den ersten Lebensmonaten entstanden.
Auf Grund dieser Publication hatte Neumann an Ort und Stelle
sich von dem Wesen dieser Krankheit überzeugt und ist zu der Ansicht
gelangt, dass es sich um eine seltene, als Keratosis diffusa (Lebert) be-
zeichnete, angeborene oder bald nach der Geburt entstandene, hereditär
sich fortpflanzende Hauterkrankung handelt, die bezüglich ihrer Entstehung
und ihrer Charaktere gleich der Stachelhaut, den Warzen, den Naevis u. s. w.
auch in die gleiche Kategorie vererbter Bildungsanomalien zu setzen ist
und eine atavistische Hautbildung darstellt. Neumann nannte die Affec-
tion Keratoma hereditarium, nicht wie Unna Kerat. hered. palmare et
plantare und dies nur aus dem Grunde, weil die Krankheitserscheinungen
sich in seinen Fällen nicht bloss auf Palma und Planta beschränkten,
sondern auch auf das Dorsum manus, Ellbogen und Knie übergriffen.
| Anderer Anschauung über diese Krankheit sind jedoch Kaposi,
Thost, Lesser, Neisser, Joseph, welche dieselbe als eine Theil-
— 163 —
erscheinung der lIchthyosis auffassen und dementsprechend Ichthyosis
localis palm. et. plant. (cornea Thost) benennen.
Neisser spricht sich diesbezüglich in der Discussion anschliessend
an einen von Löwenheim demonstrirten Fall von Ichthyosis und Hyper-
keratosis palm. et plant. in folgender Weise aus: Mir ist der vorgestellte
Fall eine willkommene Stütze für meine Anschauung, dass es durchaus
falsch ist, die diffuse Körperichthyosis grundsätzlich von den Fällen von
Keratoma palm. zu trennen. Es ist richtig, dass bei letzteren die eigen-
artige und bisweilen nur auf Handteller und Fusssohlen beschränkte
Localisation, sowie das durch viele Generationen sich forterbende Vor-
kommen besonders auffällig sind. Ich habe mich aber überzeugt, dass
auch bei sehr vielen Fällen von universeller Ichthyosis die Handteller und
Fusssohlen mit befallen sind, wenn auch nicht in so hochgradiger Weise,
wie beim typischen Keratoma palm. et plant. Was die Vererblichkeit
der Ichthyosis betrifft, so glaube ich, muss man vielmehr alle Formen
von Verhornungsanomalien dabei in Betracht ziehen, namentlich auch
hochgradige Formen der folliculären Ichthyosis, des sogenannten Lichen
pilaris.
Voerner in seiner schönen, ausführlichen Monographie plaidirt je-
doch für die von Unna eingeführte Bezeichnung Kerat. hered. palm. et
plant. und spricht sich gegen die Zugehörigkeit der von Neumann be-
schriebenen Fälle aus, und ebenso gegen die Bezeichnung Ichthyosis
local. Er schildert die Affection in folgender Weise:
Auffallende Symptome sind vor Allem die ausgesprochene Gleich-
mässigkeit und Gesetzmässigkeit, wie sie kaum bei einer anderen Affection
beobachtet wird, und welche die Ursache sind, dass ein Fall dem anderen
gewissermaassen stereotyp gleicht. Wir sehen stets dieselbe Gestaltung
der Oberfläche, dieselbe Dicke der Hornschicht, dieselbe scharfe Be-
grenzung, fast immer das umgebende Erythem, stets die concommittirende
Hyperidrose, immer die vollständige Isolirung der Affection auf Hand-
teller und Fusssohlen und schliesslich die constante allmähliche Ent-
wickelung nach der Geburt.
Ohne mich in das Für und Wider dieser einander gegenüber stehenden
Ansichten weiter einzulassen, will ich nun meinen demonstrirten Fall be-
schreiben, der genau den von Voerner angegebenen charakteristischen
Momenten entspricht, und für den ich daher auch den von ihm gebrauchten
Namen Kerat. hered. palm. et plant. beibehalte. In meinem Falle ist die
Erblichkeit in der Familie des Patienten innerhalb drei Generationen
nachweisbar und bei 11 Familienangehörigen vorhanden. Nur ein kleiner
Unterschied spricht sich in der Anamnese aus, indem Patient angiebt,
dass erst im 10. Lebensjahre die Affection aufgetreten ist. Ich kann da
nur annehmen, dass das geringgradige Entwickelungsstadium in den früheren
11*
— 164 —
Lebensjahren einfach übersehen oder zu wenig beachtet wurde. Und nun
zu meinem Falle, dessen Stammbaum ich beizufügen mir erlaube:
Stammbaum.
Grossvater müötterlicherseits
Asa?
Pona e ‚ges.
+ bedeutet a Vorhandensein der Erkrankung.
Von den 9 Geschwistern der Mutter leben noch 2 Brüder, über deren Kinder
Pat. nichts anzugeben weiss.
S. E., 25jähr. Kaufmannsgehülfe.. Nach Angabe des Patienten begann
die Erkrankung im 10. Lebensjahre an den Metacarpophalangealgelenken
der Mittel- und Zeigefinger in der Form von kleinen Schwielen. Allmählich
breitete sich die Schwielenbildung auch auf die übrigen Finger aus, um von
da nach vorn und rückwärts auf beiden Händen zugleich sich weiter auszu-
dehnen. Die rechte Hand blieb immer stärker ergriffen als die linke. Die
Affection an den Fusssohlen entstand synchron und vergrösserte sich im
Laufe der Jahre bis zur heutigen Ausbreitung. Die Krankheit hat niemals
eine Neigung zur Besserung gezeigt, sondern immer nur sich verschlimmert.
Der linke Antithenar war bis zum vorigen Jahre normal, jedoch jetzt be-
merkt Pat., dass auch hier die Haut bereits fester geworden ist. Subjective
Beschwerden hat Pat. nicht. Kein Jucken, keinerlei Schmerzen, ausser im
Winter und Frühjahre, wenn stärkere Einrisse der Hornschicht sich zeigen.
Pat. leidet nicht an stärkeren Schweissen an den erkrankten Partien. Die
Beweglichkeit der Hände ist nicht gestört, das Tastgefühl etwas herabgesetzt;
Pat. kann sehr heisse Gegenstände anfassen und lange festhalten, bevor eine
Schmerzempfindung dadurch ausgelöst wird. Das Kältegefühl ist normal.
Pat. hat keinerlei Erkrankungen sonst durchgemacht, niemals Arsen ge-
nommen, ist kein Potator.
Die Affection ist in der Familie des Pat. erblich und bis auf den Gross-
vater mütterlicherseits nachweisbar. Von dem Grossvater überging die Krank-
heit auf die Mutter des Pat., die gegenwärtig 61 Jahre alt, seit der Kind-
heit daran leidet. Der Process ist bei ihr nicht so stark ausgebildet, denn
die Haut ist etwas zarter geblieben, dabei aber doch ganz zerrissen, wie Pat.
— 165 —
sich ausdrückt. Von den 9 Geschwistern der Mutter waren 2 Brüder und
2 Schwestern damit behaftet. Der eine Bruder hat 4 Kinder, 2 Knaben
und 2 Mädchen, wovon 1 Knabe und 1 Mädchen daran leiden; der zweite
Bruder hat 2 Töchter, die verschont geblieben sind; die eine Schwester hat
1 Sohn und 1 Tochter und zeigt ersterer die Affection; die zweite Schwester
hat 2 Söhne, die gesund sind, während die einzige Tochter die Erkrankung
zeigt. Pat. selbst hat eine Schwester, die normal ist. Viele der erwähnten
Cousins und Cousinen sind bereits verheirathet und haben Kinder im jugend-
lichsten Alter, doch ist dem Pat. nicht bekannt, ob bereits bei einem oder
dem anderen die Erkrankung besteht.
Es hat somit die Krankheit eine ausschliesslich congenitale Entstehung
in directer Linie, vererbt sich auf männliche, wie weibliche Nachkommen
ohne Wahl, und verschont die Kinder solcher Familiennangehörigen, die selbst
nicht die Affection haben.
Status praesens: Der mittelgrosse, kräftige Pat. zeigt, abgesehen von den
Palmae manus und plantae ped., vollkommen normale Verhältnisse in Bezug
auf die übrige Haut des ganzen Körpers, die Haare, die Nägel u.s. w.
Die Affection ist an den Händen stärker als an den Fusssohlen ent-
wickelt. Die Haut ist daselbst bedeutend verdickt, durch zahlreiche längs-
und querverlaufende Falten und Furchen, in Plättchen, Platten und Schilder von
polygonaler Gestalt und bernsteingelber bis schmutzig braungelber Farbe ge-
theilt. Die Hornplatten sind an manchen Stellen mehrere Millimeter hoch
und an den Rändern gerief. Werden die Hände in aufrechter Stellung
gegen das Tageslicht gehalten, so sieht man die dicken Hornplatten in ihrer
schöngelben Eigenfarbe. Mässige Hyperidrosis, keine Schuppenbildung; die
Affection ist an beiden Seiten ganz symmetrisch entwickelt, grenzt sich gegen
die Dorsalseite ziemlich scharf mit einem bläulichrothen Walle ab. Die
Hornmassen halten fest zusammen, und lassen sich nur unter mechanischer
Einwirkung mittelst der Fingernägel, Scheere u.s.w. in grösseren Lamellen
und Schichten abheben. An den Fusssohlen zeigt sich dasselbe Bild wie an
den Handflächen, nur sind die Furchen nicht so tief sondern viel seichter;
die Platten selbst sind in Folge der geschützteren Lage schöner in ihrer
Farbe und durchwegs bernsteingelb. Die Affection ist ganz besonders an
den prominenteren Partien, den Fuss- und Zehenrändern, sowie an der Ferse
in höherem Grade ausgebildet.
Literatur.
Hovorka, Ueber einen bisher unbekannten endemischen Lepraherd in Dal-
matien. Archiv f. Dermatologie. XXXIV. — Hovorka und Ehlers, Mal de Meleda.
Ebenda XL. — Neumann, Ueber Keratoma hered. Ebenda. XLII. — Unna,
Ueber das Keratoma palm. et plant. hered. Ebenda. 1883. — Bergh, Keratoma
palm. et plant. hered. Ebenda. XXXVIII. — Thost, Ueber erbliche Ichthyosis
palm. et plant. corn. Inaug.-Dissert. 1880. — Vörner, Zur Kenntniss des Kerat.
heredit. palm. et plant. Archiv f. Dermatologie. LVI. — Buschke, Verh. d. B.
d.G. Sitz. v. 13./XI. 1900. Ebenda. — Heuss, Monatshefte f. prakt. Dermatologie.
XXII. 1896. — Raff, Stereoskop. Atlas v. Neisser. 7. Folge. 1896. — Brooke,
British Journal of Dermatology. 1891. — Besnier, Atlas seltener Hautkrankheiten.
1889. Heft 22 — Pendred, British med. Journal. 1898. 30./IV. — Bassaget,
Société française de dermat. et de syphilis. Annal. de dermatology. V. 1894. —
— 166 —
Kaposi, Lehrbuch der Hautkrankheiten. — Boegehold, Virchow's Archiv. LXXIV.
1880. — Löwenheim, Archiv f. Dermatologie. LVL 1901. — Lesser, Lehrbuch
der Hautkrankheiten. — Joseph, Monatshefte f. prakt. Dermatologie. XXIV. 1898.
— Nielson, Ebenda. I 1897.
2. Ein billiges Phantom zum Blasenspiegeln.
Von Dr. F. B. Solger in Neisse.
Die Untersuchung der Harnblase mit dem Cystoskop ist eine Kunst,
die beständige Uebung verlangt, wenn der ganze, trotz seiner hervor-
ragenden Verbesserungen doch noch immer schwerfällige Apparat nach
Wunsch functioniren soll. Es ist daher für denjenigen Arzt, dessen
Praxis nicht vorwiegend Blasenerkrankungen darbietet, erforderlich, dass
er durch gelegentliche Uebungen am Phantom, Auge und Hand in stän-
diger Uebung erhält. Für den Anfänger sind derartige Uebungen über-
haupt unerlässlich, wenn er von seinen Kursen den erwarteten Gewinn
haben will und Patienten wie Instrumente zu schonen beabsichtigt.
Es sind zu diesem Zweck eine ganze Reihe mehr oder weniger com-
plicirter Blasenphantome in den Handel gebracht worden, die sicher weit-
gehenden Anforderungen entsprechen. Einige unter ihnen sind sogar
mit Uretheren und mit Nieren ausgestattet und ermöglichen recht gut die
Vorübung für den Harnleitercatheterismus. Natürlich ist auch der Preis
dieser grossen Apparate ein entsprechender, und nicht jeder Arzt hat
Mittel und Neigung, sich ausser dem kostspieligen Instrumentarium noch
die Ausgaben derartiger Anschaffungen zu machen.
Nun bringen es aber die Verhältnisse leicht mit sich, dass ein Special-
arzt beim Beginn seiner Praxis die Technik des Blasenspiegelns völlig
sicher beherrscht, dass er aber aus Mangel an dem nöthigen Material aus
der Uebung kommt und die Sicherheit des Arbeitens allmählich einbüsst,
Gerade in dieser Zeit wäre es für ihn gut, sich mit einem Phantom zu
beschäftigen, dass ihm einigermaassen für die Wirklichkeit Ersatz zu bieten
im Stande ist.
Aus diesem Grunde begann ich vor einem Jahre Versuche mit
einem Material anzustellen, das jederzeit und überall ohne Kosten zu er-
langen ist, den üblichen Phantomen kaum nachsteht, ja sie in mancher
Hinsicht noch übertrifft. Es besteht in frischen Schweinsblasen, die man
beim Fleischer für wenige Pfennige bekommen kann. Allerdings weicht
die Harnblase des Schweins in ihrem Bau einigermaassen von der des
Menschen ab; sie ist erheblich geräumiger und sehr lang gestreckt, fast
walzenförmig. Jedoch lässt sich, wie sofort gezeigt werden soll, diesem
Nachtheil auf die einfachste Weise abhelfen, so dass die Schweinsblase
für diesen Zweck das beste Material von unseren Schlachtthieren liefert.
— 167 —
Bei der Bestellung versäume man nicht, anzugeben, dass die Harn-
röhre noch ungefähr in einer Länge von 10 cm erhalten sein muss und
auch von den Uretheren ein thunlich langes Stück vorhanden sei. Hat
man sich ein solches Präparat verschafft, so spült man die Blase zunächst
gehörig aus. Darauf legt man um die Mitte des länglichen, schlaffen
Organs eine feste Ligatur und füllt mit einer Handdruckspritze die Blase
mit Wasser. Man braucht dazu ungefähr 500 ccm. Um: nämlich an der
Umschnürungsstelle eine Faltenbildung, die das Bild störend verändern
würde, zu verhüten, macht man die Ligatur nicht hermetisch dicht, sondern
lässt den beiden, durch sie getrennten Blasenhälften one Communication
von ungefähr 1 cm Durchmesser.
Durch die Füllung mit Wasser erhält man auf diese Weise zwei
aneinanderhängende Kugeln von je 250 ccm Inhalt, eine Flüssigkeitsmenge,
die man bei der Blasenspiegelung eines Menschen gewöhnlich anzuwenden
pflegt. Demnach entspricht die vordere Kugel, die mit Uretheren und `
Harnröhre versehen ist, in Form und Capacität der menschlichen Blase.
Nunmehr legt man das Präparat mit der Harnröhre nach vorn in
ein dreieckiges Eiterbecken; eine Schieberpincette verhindert das Aus-
strömen des hineingespritzten Wassers. Das Eiterbecken stellt man vor
sich auf den ÖOperationsstuhl, dessen Sitz in Beckenhochlagerung gestellt
ist. Man entfernt jetzt die Klemme und führt das Cystoskop ein; schliesst
die Harnröhre nicht dicht, so kann man eine elastische Binde herumlegen.
Betrachtet man jetzt die Blasenschleimhaut durch den Spiegel, so
hat man ein Bild, das dem einer normalen menschlichen Blase so gut
wie gleich ist; besonders die sammetartige Oberfläche und die feinen
Gefässverzweigungen stechen vortheilhaft gegen den Anblick künstlicher
Phantome ab. Die Uretheren sind schwer auffindbar, schwerer als in der
lebenden Blase, wo der herausquellende Urintropfen ihr Lumen von Zeit
zu Zeit deutlich sichtbar macht. Man kann sich helfen, indem man von
aussen eine Knopfsonde in den Harnleiter einführt; hat man auf diese
Weise einmal die Mündung mit Sicherheit erkannt, so verliert man sie
nicht so leicht wieder aus dem Auge. Keineswegs würde es übrigens
schwer sein, durch einen Harnleitercatheter von aussen gefärbte Flüssig-
keit tropfenweise einzuführen. |
Ein Umstand kommt noch hinzu, der meiner Ansicht nach besonders
dem Anfänger Uebungen an der thierischen Blase empfehlenswerth macht,
nämlich die Durchsichtigkeit des Präparates. Sie gestattet dem Unter-
sucher stets eine genaue Controle der Lage des Blasensegments, das im
Gesichtsfelde des Spiegels eingestellt ist. Sowie man sich nicht ganz im
klaren ist über den Stand des Spiegels in der Blase, braucht man diese
nur von aussen zu betrachten und wird stets in der Stelle der grössten
Helligkeit diejenige feststellen können, die man soeben von innen be-
— 168 —
trachtete, vorausgesetzt, dass man das Instrument nicht aus seiner Lage
gebracht hat. Dies hat die thierische Blase vor allen mir bekannten
Phantomen voraus, ein Vortheil, den jeder, der sich mit Cystoskopie be-
schäftigt hat, in seiner Bedeutung für den Anfänger zu würdigen wissen
wird. Ich wenigstens erinnere mich noch sehr deutlich der Rathlosigkeit,
mit der ich den Bildern des Cystoskops anfänglich gegenüberstand, trotz
vorherigen gründlichen Studiums und bester theoretischer Unterweisung.
Hier aber kann man durch ständig abwechselnde Betrachtung von innen
und aussen sich klare Bilder von dem jeweiligen Stand des Spiegels in
der Blase und von der Lage des Gesichtsfeldes machen.
Wie ich am Eingang erwähnt habe, ist die Blase durch Zusammen-
schnürung um die Hälfte ihres Volumens absichtlich verkleinert, um sie
in Form und Rauminhalt den menschlichen Verhältnissen anzupassen.
Um störende Faltenbildung zu vermeiden, war eine Centimeter weite Com-
` munication zwischen den beiden Blasenhälften gelassen worden. Für den
Beobachter, der die vordere Blase ableuchtet, befindet sich diese Com-
munication an der hinteren Blasenwand, und er kann, um aus der Noth
eine Tugend zu machen, an diesem Loch eine Erscheinung studiren, die
einem auch beim Betrachten menschlicher Blasen zuweilen begegnen kann:
Wir haben daran das getreue Abbild eines Blasendivertikels, allerdings
von einer Tiefe, wie sie in Wirklichkeit niemals auftreten mag. Das
ändert aber nichts an der Natürlichkeit des Bildes; denn jedes Divertikel
präsentirt sich als ein nachtschwarzes Loch, umgeben von dem scharf be-
grenzten, hellerleuchteten Wall der Schleimhaut der Blase.
Sollte dieser oder jener College durch den Hinweis auf diese Uebungs-
methode Gelegenheit finden, seine Fertigkeiten zu vervollkommnen, so ist
der Zweck dieser Zeilen erfüllt. Vielleicht machen auch einzelne der
Herren, die in ihren Polikliniken Curse im Cystoskopiren abhalten, den
Versuch, das von mir geschilderte Material auf seine Tauglichkeit für
Demonstrationszwecke zu prüfen. Das oft empfindlich störende Miss-
verhältniss von Lernbegierigen und Lehrmitteln würde dadurch entschieden
gemildert.
Inwieweit sich die frische thierische Blase zu Versuchen mit Medica-
menten sowie mit operativen Instrumenten eignet, das zu behandeln ist
für eine spätere Arbeit in Aussicht genommen.
II. Referate.
Allgemeine Pathologie und Therapie.
1) Erfahrungen über Ichthargan, von A. Kronfeld. (Therapeutische
Monatshefte. 1904. Januar.)
Verf. hat die Injectionstherapie als Quelle fortwährender Reizung der
— 169 —
Harnröhrenschleimhaut verlassen und begnügt sich mit 1—2 maliger Ein-
führung von Drainröhrchen, welche mit 0,02°/ iger Ichthargangelatine impräg-
nirt sind. Bei chronischen Gonorrhöen wendet Verf. mit Vorliebe Janet’sche
Spülungen mit Hülfe des von Vaughetti angegebenen Röhrensystems an.
Die Anwendung der Balsamika hat Verf. aufgegeben. An 10 Krankheits-
fällen illustrirt Verf. seine Methode. Schourp-Danzig.
2) Ueber locale Lichttherapie, von Kellermann. (Centralbl. f. d. gesammte
Therapie. 1904. Januar.
Verf. nimmt bei seiner Methode die trockene Hitze als den wirksamsten
therapeutischen Factor an. Die Entfernung der Lichtquelle von der erkrankten
Hautpartie wurde in der Weise hergestellt, das die Patienten eine angenehme
Wärme empfanden. Die Bestrahlungen erfolgten mit Glühbirnen von dunkel-
blauem, seltener von dunkelrothem Glase 4 Mal wöchentlich bei 15 Minuten
langer Dauer. Zur Behandlung kamen 34 Fälle von Neuralgien und Der-
matosen. Sehr gute Resultate wurden ausser bei den Neuralgien, besonders bei
Ekzemen erzielt. Auch die Heilung von Unterschenkelgeschwüren wurde sicht-
lich befördert. J.
3) Hochgradige Hautverfärbung nach Injection von Nebennierenextract,
von A. Schücking. (Münchener med. Wochenschrift. 1904. Nr. 5.)
Vor der Vornahme von plastischen gynäkologischen Fällen machte Verf.
in 3 Fällen eine Injection von je 3 cem einer 1°/,, Adrenalinlösung, ohne dass
üble Folgen eintraten. In zwei anderen Fällen wurde 1 Mal UI eem, im
zweiten Falle 1°/,ccm einer 1°/,igen Nebennierenextractlösung in die Portio
und die hintere Scheidenwand injieirt. Nach etwa 7 Minuten nahm im letzten
Falle die Haut der Patienten eine so tief dunkelblaue oder schwarzblaue
Färbung an, wie sie Verf. bisher. nur bei Morbus Addisonii beobachtet hat.
Wegen der oberflächlichen Athmung wurde eine solche künstlich mit Erfolg
eingeleitet, ohne dass aber die Verfärbung verschwand. Diese wich erst nach
etwa !/, Stunde. Auch erfolgte Erbrechen, das auch in den nächsten 24 Stunden
wiederholt sich einstelltee Da nach submucöser Adrenalininjection Folge-
erscheinung eingetreten sind, welche bei chronischer Nebennierenerkrankung
typisch sind, so meint Verf., dass es sich bei Morbus Addisonii um eine
durch die Erkrankung ausgelöste innere Hypersecretion handelt. Verf. mahnt
deshalb zur Vorsicht beim Gebrauch des Mittels.
Gottfried Trautmann-München.
4) Ueber Urticaria, Strophulus infantum und Prurigo, von Max Joseph.
(Arch. f. Kinderheilk. XXXVIII.)
Verf. bespricht zunächst die Urticaria pigmentosa, welche in frühester
Kindheit, ja intrauterin beginnt und Jahre bis Jahrzehnte hindurch bestehen
bleibt; die gelblichen Quaddeln hinterlassen bräunliche Flecke, die nach äusserer
Reizung quaddelförmig anschwellen. Anatomisch handelt es sich um Tumoren
von Mastzellen, welche wahrscheinlich dazu bestimmt sind, bei einem Ueber-
schuss von Ernährungsmaterial dasselbe zeitweilig in sich aufzunehmen und
dadurch Eiterungen oder Geschwulstbildungen hintanzuhalten; sie dienen dem-
nach der Autoregulation, besonders beim Kinde. Einen eclatanten Heilerfolg
erzielte Arning durch Zusatz von 1,5g Natr. salicylic. zur Tagesportion
Milch. — Ungleich häufiger ist der Strophulus infantum, der gesunde, kräftige
Kinder befällt, ohne Bevorzugung bestimmter Körperregionen schon in frühester
Jugend einsetzt und unter mehrfachen Exacerbationen und Remissionen schon
— 170 —
nach wenigen Jahren abheilt. Trotz des heftigen Juckens entstehen niemals
ekzematöse Eruptionen, so dass die Haut kaum malträtirt erscheint. Da die
Affection auf einer Autointoxication in Folge abnormer Eiweissfäulniss im
Darme beruht, ist das Hauptgewicht der Behandlung auf Regelung der Er-
nährung zu legen: die häufig zu fette Milch ist zu wechseln, der Genuss von
Wurst, rohem Schinken, Pökelfleisch, Eiern, eventuell von frischem Obst und
Wasserleitungswasser zu verbieten. Aeusserlich ist eine Schüttelmixtur von
Lig. carbon. deterg. angl. (Rp.: Liq. carb. deterg. angl. 5—10,0; Zync. oxydat.
amyl. ana 20,0; Glycerin 30,0; Aq. dest. ad 100,0) 2 Mal täglich einzupinseln
und erst bei dem 2 Mal wöchentlich verordneten Bade mit neutraler Seife
(Heine’s Kinderseife) abzuwaschen. Auch Bromocoll und Euguformum solubile,
das Verf. als 10°/,ige Schüttelpinselung anwandte, haben sich vorzüglich be-
währt. Innerlich wird älteren Kindern Menthol (Menthol 0,1; Ol. amygdal,
dule. 0,25; D. in caps. gel. S. 3 Mal täglich eine Kapsel) oder Bäcker-
hefe (1—2 Mal täglich einen Theelöffel in Milch verrührt) sowie Cerolin
(3 Mal täglich 0,1—0,2) verabfolgt. — Eine weitere mit Quaddelbildung be-
ginnende Krankheit ist die Prurigo, bei der die Prurigo mitis und ferox als
zwei getrennte, bereits von vornherein in der Anlage völlig verschiedene
Symptomengruppen zu unterscheiden sind. In mikroskopischen Präparaten
von einem 21 Jahre alten Patienten, der seit frühester Kindheit an Prurigo
ferox litt, war die Hornschicht mässig verdickt, ohne Spur von Parakeratose,
eine erhebliche Akanthose im Rete, ferner bestand im Corium besonders um
die Schweissdrüsen und Haare eine strangförmige nach der Tiefe ziehende
Zellinfiltration aus zahlreichen mono- und wenigen polynucleären Zellen, Plasma-
und Mastzellen; Talgdrüsen fehlten vollständig, — Bei der Behandlung ist
auf die häuslichen Verhältnisse sehr zu achten, auf rationelle Hautpflege,
Lagerstatt und Bekleidung; eine Krankenhausaufnahme wirkt meist merk-
würdig gut. Innerlich wird ausser Menthol noch Jodleberthran (1°/,,), oder
Acid. sulfuric. (3:200; 2stündlich ein Esslöffel) empfohlen. Aeusserlich werden
Naphtholsalben, Sapolan angewandt; besonders warm empfiehlt Verf. das Eugu-
form solubile in reiner Form; die kranken Theile werden 2 Mal täglich be-
pinselt, dann bepudert, und 1—2 Mal wöchentlich im Bade mit neutraler
Seife gereinigt. Die Behandlung muss auch im Sommer, wo spontane Remis-
sionen erfolgen, fortgesetzt werden; falls keine pruriginösen Ekzeme bestehen,
ist der Aufenthalt in Bädern, wie Kreuznach, Kösen, Saint-Gervais anzurathen.
Schiftan-Berlin.
5) Constante Wärmeapplication, von K. Ullmann. (Lexikon d. physikal.
Therapie. Wien 1904.)
Der begeisterte Freund der constanten Wärmeapplication giebt in dieser
Arbeit eine vorzügliche Zusammenstellung des Werthes der Methode. In ein-
gehender Weise werden die theilweise erst von dem Verf. construirten Apparate
beschrieben und daran anknüpfend die Indicationen für die einzelnen Krank-
heiten gegeben. So kommt es bei dieser Behandlung schnell zur Reinigung
der venerischen Ulcerationen, kleine Abscesse, Follikulitiden, Furunkel werden
ebenso wie die indurirte Acne und Sycosis erfolgreich behandelt. Auch die
systematische Anwendung constanter feuchter Wärme bei Epididymitis, Pro-
statitis, Deferentitis u. a. bewährt sich. Sicher wird diese Abhandlung das
grösste Interesse erregen und viele Aerzte anspornen, die Resultate des Verf.s
zu controliren, hoffentlich mit den gleich günstigen Erfolgen. J.
— 171 —
6) Die Staphylokokken des chronischen Ekzems, von Fritz Veiel.
(Münchener med. Wochenschrift. 1904. Nr. 1.)
Auf Grund seiner bakteriologischen Untersuchungen in 20 Fällen kommt
Verf. zu folgenden Schlusssätzen: 1) Beim chronischen Ekzem finden sich
regelmässig, in den Anfangsstadien ausschliesslich, in späteren Stadien fast
ausschliesslich Staphylokokken, die mit den eigentlichen Eiterkokken identisch
sind und sich von den Staphylokokken der normalen Haut unterscheiden
lassen. (Erstere beide zeigen Agglutination und bilden Hämolysin, letztere
nicht.) 2) Ob den Staphylokokken beim Entstehen des chronischen Ekzems
eine ätiologische Bedeutung zukommt, lässt sich nach dem heutigen Stande
unserer Kenntnisse weder bejahen noch verneinen. Dagegen berechtigt die
Thatsache, dass die Staphylokokken des chronischen Ekzems mit den eigent-
lichen Eiterkokken identisch sind und in den Frühstadien der Erkrankung
stets in Reinculturen angetroffen werden, zu dem Schlusse, dass die Staphylo-
kokken im chronischen Ekzem nicht als reine Saprophyten wuchern, sondern
dass ihnen eine Bedeutung in der Pathogenese des Processes zukommt. 3) Da
sich in den Frühstadien des chronischen Ekzems ausser Staphylokokken andere
Bakterien nicht finden, ist ein specifischer Erreger des chronischen Ekzems
mit Sicherheit auszuschliessen. Von vielen wird das acute Ekzem als eine
Krankheit sui generis überhaupt nicht anerkannt und auch zwischen den anders
Denkenden besteht bisher keine Einigung über die Grenzen von „acutem
Ekzem“ und „arteficieller Dermatitis“. Dagegen ist das chronische Ekzem
nach Rayer und F. Hebra ein umschriebenes klinisches Krankheitsbild,
und nur dieses hat Verf. zum Gegenstand seiner Untersuchungen gemacht,
Auch die von Hebra noch zum Ekzem gerechnete „Dermatitis lichenoides
pruriens“ (sive Lichen simplex chronicus Vidal, sive Neurodermitis chronica
circumscripta Brocg), die ja jetzt wohl allgemein als Krankheit sui generis
betrachtet wird, und ebenso alle Fälle, die zum „Ekzema seborrhoiecum“ (Unna)
gerechnet werden müssen, hat Verf. als nicht zum Ekzema chronicum s.s. ge-
hörig ausgeschieden. Gottfried Trautmann-München.
7) Wieder einmal die Primula obconica, von Q. Model. (Münchener
med. Wochenschrift. 1904. Nr. 2.)
Ein junger kräftiger Gärtner, welcher vor etwa 6 Wochen etwa 120 Stöcke
der Primula obconica von ihren abgestorbenen Blättern befreit hatte, acquirirte
eine toxische ekzematöse Dermatitis (papulös-vesiculöses acutes Ekzem auf
noch verbreitertem erythematösem Grunde) an Vorderarmen, Augen- und Ohren-
gegend. Auf Gebrauch von Bleiwasserumschlägen und schwacher, weisser
Präzipitatsalbe trat Heilung ein. Prädisponirt zu dieser Hautvergiftung sind
Damen und Kinder, weshalb diese, sowie Gärtner die Pflanze nur mit Hand-
schuhen berühren sollen. Recidive sind häufig, ein Gewöhnen an das chemisch
noch unbekannte Hautgift findet nicht statt, im Gegentheil werden davon öfter
befallene Personen immer empfindlicher. Das Bestehen einer gewissen Immunität
ist aber nicht zu leugnen. Verf. betont die Wichtigkeit botanischer Kennt-
nisse und fordert auf, dieselben auch in der Praxis noch zu vertiefen.
Gottfried Trautmann-München.
8) Die Behandlung des Erysipels, von Senator. (Berliner klin.-therap.
Wochenschrift. 1904. Nr. 3.)
Nach Besprechung der verschiedensten Heilmethoden, Üarbolsäureein-
spritzung, Compression der Lymphgefässe, kalten Compressen oder Eisblasen,
sowie antiparasitären Mitteln räth Verf. schliesslich am meisten zu den folgen-
— 172 —
den drei Behandlungsarten: Umschläge von reinem oder doch starkem Alkohol,
welche mit Gummipapier vor dem Verdunsten zu schützen sind, Jodoform-
oder Ichthyolapplication. Besonders das Ichthyol sei, wenn auch nicht den
stärksten Antisepticis vergleichbar, doch wirksam gegen den Streptococcus.
Zudem lasse es sich leicht mischen mit Wasser, Oel, Alkohol oder Aether
und als 20—50°/,ige Salbe (mit Vaseline) oder Lösung, ebenfalls unter un-
durchdringlicher Decke verwenden. Mit grosser Sorgfalt müsse aber stets der
Allgemeinzustand, Fieber, Herzsymptome, etwaige Complicationen, beobachtet
werden. Wichtiger als die Behandlung sei die Verhütung der Krankheit.
Besonders Neugeborene, Wöchnerinnen und Verwundete bewahre man peinlich
vor jedem Zusammensein mit Erysipelkranken und suche sie auch sonst
die weitgehendste Asepsis zu schützen.
9) Traitement interne de l'acne, par Broeg, (Mois therapeut. 1904.
15. Januar.)
Die Hauptangaben des Verte bestehen etwa in Folgendem: Freihalten
des Darmes durch Irrigationen oder Einnehmen von Cascarin um intestinale
Intoxicationen zu verhüten. Innerliche Medication von Antiseptica (Naphthol)
nur wo es der Magendarmtractus verträgt. Kein Fettgenuss. Vermeidung von
Muscheln, weit transportirten Fischen, gewissen Conserven, kurz aller toxin-
verdächtiger Speisen. Kräftige Ernährung durch frisch gebratenes oder gekochtes
Fleisch, gekochte frische Früchte und Gemüse, Milch. Körperliche Bewegung.
Leichte Wollkleidung. Selbstverständlich Behandlung anderer gleichzeitig be-
stehender Krankheiten. J.
10) Traitement des cheloides par l’6löctrieit6, par Berthon. (Mois
thérapeut. 1904. 15. Januar.)
Verf. bespricht die Behandlungsmethoden des Cheloïds durch statische
Elektricität, Hochfrequenzströme und Elektrolyse. Bemerkenswerth ist die
schmerzlindernde Wirkung der elektrischen Funken. Gute Erfolge erzielte
besonders die Elektrolyse. Bei 15—20, höchstens 25 Milliampèrs lasse man
den Strom 5—10 Minuten einwirken, meist bis die elektrisirte Stelle weiche
Consistenz und graubraune Farbe annimmt. Erwähnt wird auch eine com-
binirte Behandlung, Scarification und Elektrolyse. Zu weiteren Versuchen
besonders mit Hochfrequenzströmen will Verf. die Anregung geben. J.
11) Roentgen-ray-treatment of keloid, by H. K. Pancoast. (Medic. a.
Surgic. Journ. St. Louis. 1904. Januar.)
Bei 4 Fällen von Keloiden fand Verf. die Anwendung von X-Strahlen
zwar erfolgreich, aber zu lange dauernd und ermüdend für die Patienten.
Hingegen räth er solche Fälle zuerst zu operiren und durch nachträgliche
Bestrahlung Recidiven vorzubeugen. J.
12) Ueber die gegenwärtige Bedeutung der Radiotherapie für die ärzt-
liche Praxis, von K. Ullmann. (Centralbl. f. d. ges. Therapie. 1904.)
Bei der immer grösseren Bedeutung, welche die Radiotherapie speciell
für unser Fach gewinnt, muss es von grösster Wichtigkeit für jeden Praktiker
sein, eine Zusammenstellung wie die vorliegende zur Hand zu haben. Mit
einer seltenen Vollständigkeit unter Berücksichtigung zahlreicher eigener Be-
obachtungen ist das ganze Gebiet in durchaus objectiver Art eingehend er-
örtert. Gerade weil man noch nicht allgemein gültige Urtheile über die
Wirkung dieser Methode bei den einzelnen Krankheitsformen mangels einer
zu kleinen Erfahrung fällen kann, darum wird die vorliegende Zusammen-
stellung ihre Bedeutung haben und zu neuen Versuchen anregen. J.
— 13 —
13) Grundriss der pathologischen Anatomie, von Paul Meissner. (Berlin
1904, Nitschmann.) l
Es wird gewiss vielen unserer Fachgenossen erwünscht sein, neben
grösseren Lehrbüchern auch hin und wieder einmal einen kurzen Grundriss
der pathologischen Anatomie zur Hand zu haben, in welchem er sich schnell
über die einschlägigen Fragen orientiren kann. Zu diesem Zwecke scheint
mir der vorliegende Grundriss ausserordentlich werthvoll zu sein. In prägnanter
Kürze führt er uns die wichtigsten Thatsachen vor Augen und der stilistisch
vorzüglich abgefasste Text wird durch 87 Abbildungen auf das Beste unterstützt.
J.
14) Contribution à l'étude des herpès génitaux; ótude du liquide céphalo-
rachidien, par Ravaut et Darré. (Gaz. des hôpitaux. 1903. Nr. 119.)
Verff. waren in der Lage, auf der Klinik von Thibierge zwei gleichzeitige
Fälle von Herpes genitalis bei jungen Frauen zu beobachten, die in allen
Symptomen der Zona glichen, bis auf die Doppelseitigkeit; die Affection ver-
lief mit Fieber, Kopfschmerzen, ziehenden Schmerzen in der ganzen Gegend u.s.w.
Die Untersuchung der Cerebrospinalflüssigkeit mittels der Lumbalpunction, die
im ersten Falle 4 Tage nach dem Auftreten der ersten Bläschen vorgenommen
wurde, ergab ein trübes Medium, im Sediment beträchtliche Lymphocytenzahl
mit einigen polynucleären Zellen, keine Bakterien; nach weiteren 5 Tagen
war die Flüssigkeit klar und enthielt nur noch mässig viel Zellen. Im zweiten
Falle wurde die Punction etwas später vorgenommen; hier war die Flüssigkeit
nach dem Centrifugiren klar, in jedem Gesichtsfelde fanden sich 20—25 corpus-
culäre Elemente; 5 Tage später nur die Hälfte. In zwölf weiteren Fällen,
die seitdem beobachtet wurden, war der Befund im Wesentlichen derselbe,
ein Beweis dafür, dass bei gewissen Fällen von Herpes genitalis das Ceutral-
nervensystem betheiligt ist; vielleicht kann die Cerebrospinalflüssigkeit differential-
diagnostisch zwischen Herpes und Ulcera venera vermuthet werden.
Paul Cohn- Berlin.
15) Ueber Schweissdrüsentumoren, von Oskar Klauber. (Beiträge zur
klin. Chirurgie. XLI. 1904. Januar.)
Verf. hat folgenden Fall von Schweissdrüsentumor, der an der chirur-
gischen Klinik in Prag zur Operation kam, beobachtet und untersucht: bei
dem 36jährigen Patienten bestand die Geschwulst am Scheitel bereits seit
frühester Jugend, war im 12. Lebensjahre schon Gegenstand der Behand-
lung, allmählich im Verhältnisse zum Körperwachsthume grösser geworden.
Früher mit normaler Haut bedeckt, hatte die Geschwulst, die als „Lipom“
angesehen wurde, bald Zerfallserscheinungen an der Oberfläche gezeigt, die
mit lästirer Secretion einherging. Der Tumor wurde, da die Diagnose Car-
cinom gestellt wurde, mit den darunter liegenden Weichtheilen im Gesunden
exstirpirt. Es war ein über die behaarte Kopfhaut pilzartig hervorragendes
Gewächs, 7 em lang, 16 cm breit, etwa 1/, cm hoch mit der umgebenden
Haut auf der Schädeldecke leicht verschiebbar. Keine Druckempfindlichkeit,
keine Blutungen an der Oberfläche, keine Drüsenschwellung. Der durch
die Operation gesetzte Defect heilte durch Naht und Granulation. Die genaue
histologische Untersuchung des Tumors, deren Einzelheiten im Originale nach-
zulesen sind, ergab in der Zusammenfassung folgendes: Die Neubildung ist
anzusehen als ein Adenom der Schweissdrüsen, an welchem sowohl die
Drüsenkörper, als auch die Ausführungsgänge betheiligt sind; an ersteren ist
es consecutiv zur Cystenbildung, an letzteren zur Bildung von Papillen ge-
— 114 —
kommen; wir können die Geschwulst als ein Cystadenoma papilliterum der
Schweissdrüsen bezeichnen. Dieselbe ist wahrscheinlich als erworben zu be-
trachten, wenn auch die Veranlassung zu deren Bildung bereits im embryonalen
Entwickelungstadium gegeben worden sein mag. Sie hat in ihrem histologi-
schen Aufbau nirgends den Charakter der Gutartigkeit verlassen. Verf. möchte
diese Beobachtung als einzige ihrer Art hinstellen und ist der Ansicht, man
solle Tumoren, die von den Schweissdrüsen ausgehen, wegen ihrer Seltenheit
und besonders wegen ihrer Vielgestaltigkeit jedes Mal genau untersuchen.
Die umfangreiche Arbeit giebt ausser dieser werthvollen Beobachtung eine
dankenswerth genaue Uebersicht über die bisherige Literatur und am Schlusse
versucht Verf. das klinische und anatomische Bild der Schweissdrüsentumoren
zu entwickeln, indem er sämmtliche Formen einer gemeinsamen Betrachtung
unterzieht und die einzelnen Besonderheiten berücksichtigt; die wichtigsten
Ergebnisse der klinischen Beobachtungen sollen hier kurz erwähnt werden;
Schweissdrüsentumoren kommen in jedem Lebensalter vor (da congenital und
erworben!), am häufigsten im 5. und 6. Lebensdecenniun. Sie finden sich
überall da, wo sich Schweissdrüsen befinden, ohne Prädilectionsstellen erkennen
zu lassen. In den meisten Fällen sind solitäre Tumoren vorhanden, wenn
sie primär multipel waren, so waren sie gutartig und mit grösster Wahr-
scheinlichkeit congenital. Die erworbenen multiplen Fälle waren bösartige
Neubildungen. Die Grösse der Schweissdrüsentumoren schwankt von Steck-
nadelkopf- bis Kindeskopfgrösse, ihr klinisches Bild ist sehr wechselnd, ihr Aus-
gangspunkt jedoch ist stets unter bezw. in der Haut; dort bleiben sie entweder,
und dann sind sie von normaler Haut überzogen, oder diese zerfällt mit dem
steigenden Wachsthume. Sehr selten sind sie schmerzhaft und ihre Grössen-
zunahme erfolgt nach anfänglich stationärem Zustande im Verhältniss zu der
des Körpers, gewöhnlich von einer runden Form ausgehend, in die Länge
und Breite bei flacher Gestaltung des Gebilde. Die darüber ziehende Epi-
dermis ist unverändert, aber unverschieblich und zeigt manchmal auffallende
Pigmentation, dann folgt in der Weiterentwickelung, Verdünnung, Erosion,
Ulceration, Zerfall. Die Consistenz der Geschwülste schwankt je nach der
Erhaltung des Bindegewebes in der Cutis und dem Fortschreiten der Cysten-
bildung, ihre Farbe nähert sich dem Weiss, ihre Abgrenzung gegen das ge-
sunde Gewebe ist zumeist gut zu bestimmen. Der klinische Verlauf, wie
auch die makroskopische Betrachtung werden es wohl nie gestatten, einen
Tumor, der von den Schweissdrüsen ausgeht, als solchen zu diagnosticiren.
Die Diagnose wird vielmehr immer erst unter dem Mikroskope gestellt werden
können, und auch damit wird bei der Polymorphie, unter welcher die Schweiss-
drüsentumoren erscheinen, und der Aehnlichkeit mit anderen Bildungen die
Differentialdiagnose nicht immer leicht sein. Bezüglich des anatomischen Baues
der einzelnen Formen sei nochmals auf das Original verwiesen, erwähnt soll
nur noch werden, dass die Adenome eine gutartige Form mit langsamen und
begrenzten Metastasen freien Wachsthume darstellen, während die Carcinome
der Schweissdrüsen an Bösartigkeit den anderen Üarcinomen nicht nach-
stehen. | Paul Oppler- Breslau.
Chronische Infectionskrankheiten der Haut.
16) Zwei Fälle von Mycosis fungoides, von Erhard Riecke. (Archiv f.
Dermatologie u. Syphilis. LXVII. 1903.)
Verf. giebt eine ausführliche Beschreibung zweier klinisch und histologisch
— 15 —
genau beobachteter und untersuchter Fälle von Mycosis fungoides, die in
mancherlei Hinsicht von dem typischen Bilde dieser Krankheit abweichen.
Der erste durch Mangel jeglicher Prodromalerscheinungen, Fehlen subjectiver
Symptome, besonders des Pruritus seitens der prämycotischen wie mycotischen
Efflorescenzen, atypische Entwickelung der beiden Krankheitsstadien, Stabi-
lität des prämycotischen Exanthems, Eigenart der breitbasig aufsitzenden,
nicht zur Ulceration neigenden elastischen Tumoren, Ausbleiben jeglicher aus-
gesprochener Lymphdrüsenschwellungen, Auftreten einer Recidivs in der Ope-
rationswunde, Schmerzen in multiplen Gelenken, negativer Erfolg der thera-
peutischen Maassnahmen, schneller Gesammtverlauf des Leidens innerhalb
eines Jahres. Auch der zweite Fall, ein Fall von Mycosis fungoides d’emblèe,
dauerte nur etwa 1 Jahr, und zeigte ebenfalls eine Anzahl ungewöhnlicher
Symptome: Fehlen subjectiver Erscheinungen von Seiten der Haut, Fehlen
eines prämycotischen Exanthems, diffuse Ausbreitung des Processes auf Muscu-
latur und Periost, Mitbetheiligung der Mund- und Rachenhöhlenschleimhaut,
anfängliche Tendenz der Tumoren zur Rückbildung unter Exfoliation der
Oberfläche, später Neigung zur Ulceration, Fehlen ausgesprochener Lymph-
drüsenschwellung, Metastasenbildung in inneren Organen. Hier waren sub-
cutane Arseninjectionen anfänglich deutlich wirksam. Histologisch boten beide
Fälle nichts Aussergewöhnliches. V. Lion-Mannheim.
17) Die Lepra der Ovarien, von L. Glück und R. Wodynski. (Archiv
f. Dermatologie u. Syphilis. LXVII. 1903.)
Da die Natur und das Wesen der Veränderungen, die der Hoden durch
die Lepra erleidet, ebenso wie die Ursachen der sich bei leprakranken
Männern zeigenden Genitalstörungen klargelegt, die anatomischen Verände-
rungen lepröser Ovarien und die Ursache der bei leprakranken. Frauen so
häufig auftretenden Menstruationsstörungen und Sterilität wenig erforscht sind,
ja solche anatomische Veränderungen von verschiedenen Autoren geleugnet
wurden, haben die Verff. die Generationsdrüsen von sechs an Lepra ver-
storbenen Frauen genauen Untersuchungen unterzogen. In allen Fällen
fanden sich an den Ovarien, hier meist in Form der chronischen interstitiellen
Entzündung und mit positivem Bacillenbefund, wie am Primordial- bezw.
Graafe’schen Follikel anatomische Veränderungen, welche die klinisch als
Menstruationsanomalien und Sterilität sich äussernden functionellen Störungen
vollkommen erklären. V. Lion-Mannheim.
18) La lèpre dans l'Afrique du nord, l'invasion löpreuse en Algérie, par
L. Raynaud. (Journal des malad. eutan. et syphil. 1903. August.)
In Nord-Afrika ist die Lepra ungleichmässig vertheilt; in Marokko, Tunis
und Aegypten finden sich ziemlich zahlreiche Fälle, während Algerien bisher
ziemlich wenig ergriffen war. Im Jahre 1897 fanden sich nicht mehr als
57 Fälle, seitdem hat sich diese Anzahl um etwa 30 vermehrt. Eine auf-
fällige Thatsache aber ist es, dass bei der Zählung von 1897 bereits 24 Fälle
auf Spanier fielen, von den 30 neuen weitere 21 auf Spanier. Diese stammen
zumeist aus Alikante bezw. aus Valencia. Da die spanische Einwanderung
im Jahre 1900 z. B. 18420 Menschen auf 32 859 fremde Colonisten betrug
und sich ausser auf Algier auch auf Marokko, Tunis und Tripolis erstreckt,
hält Verf. es für seine Pflicht, die Öffentlichen Behörden auf die sanitären
Gefahren aufmerksam zu machen. Paul Oppler- Breslau.
19) Das Lepra-Asyl Matunga in Bombay, von Moriz Oppenheim. (Wiener
klin. Wochenschrift. 1903. Nr. 21.)
176 —-
Aus diesem sehr interessanten Reiseberichte entnehmen wir, dass Verf.
als Grund für die Sterilität der meisten leprösen Ehen in Bestätigung der
Untersuchungen von Babes und Glück bei vielen Asylinsassen theils Indu-
ration, theils Atrophie des Hodens beobachten konnte. Er bekam unverhält-
nissmässig mehr tuberöse als anästhetische Formen zu Gesicht, doch kann
die Grenze zwischen tuberösen und anästhetischen Formen nicht scharf gezogen
werden, da fast alle tuberös Erkrankten, namentlich im Bereich der Knoten,
anästhetische Zonen zeigten. Von Besonderheiten im Krankheitsbilde der
Leprösen erwähnt er zwei, eine totale Atrophie der gesammten Haut und
einen gewissen akromegalischen Typus. Als durchschnittliche Kraukheitsdauer
ergab sich bei den Asylinsassen ein Zeitrauri von 11 Jahren. Therapeutisch
wurde das Chautmoograöl, 5—40 Tropfen pro Tag, verordnet. J.
20) Ueber die Wirkung des Oleum Gynocardiae bei der Lepra, von
S. Talwik. (St. Petersburger med. Wochenschrift. 1903. Nr. 46 u. 47.)
Verf. hat seine Beobachtungen im Leprosorium Muhli bei Dorpat an
zwei weiblichen Leprakranken im Zeitraume von 6 Monaten gemacht. Mit
Sicherheit lässt sich sagen, dass das Oleum Gynocardiae bei innerlichem Ge-
brauche eine Vermehrung der weissen Blutkörperchen hervorruft, bei längerem
Gebrauche scheint dieselbe nachzulassen. Es ist nicht ganz ausgeschlossen,
dass diese künstliche Hyperleukocytose die bactericide Fähigkeit des Orga-
nismus gegenüber dem Leprabacillus vermehrt, so dass es in manchen Lepra-
fällen eventuell eine wirkliche Heilwirkung ausüben mag, was jedoch Verf.
in seinen Beobachtungen nicht bestätigen kann. Während des Gynoc-Ge-
brauches traten häufige, unter fieberhaften Temperatursteigerungen verlaufende
und rasch wieder schwindende Eruptionen von leprösen Neubilduugen auf:
scheinbar verursachte das Mittel Nachschübe, die allerdings die Neigung
hatten, sehr rasch wieder abzuklingen. Die Temperaturschwankungen betrachtet
Verf. als Begleiterscheinung der Lepraeruptionen, nicht aber als direeten Effect
des Gynocardiaeöls. Verf. fordert zu weiteren zahlreicheren Untersuchungen auf.
S. Prissmann-Libau.
21) A report from Molokai, by E. S. Goodhue. (American Journ. of Der-
matology. 1904. Nr. 1.)
Verf. berichtet über die ausgezeichnete Einrichtung zweier neuer Lepro-
serien auf Molokai. Unter 888 Leprösen, welche dort Unterkunft fanden,
waren 797 Hawaianer, die übrigen Ausländer, unter diesen wiederum die
Mehrzahl (43) Chinesen. Die Leproserien sind von grossen Anpflanzungen
mit Obst und Gemüsen umgeben. Unter den Heil- oder vielmehr Linderungs-
mitteln bewährten sich Bäder aus Abkochungen von Eucalyptusblättern mit
einem Zusatze von Schwefellösung, noch erfolgreicher hypodermatische inner-
liche oder rectale Anwendung von cacodylsaurem Natrium, einem verhältniss-
mässig wenig giftigen Arsenikderivat, vor anderen. Bei Ulcerationen, welche
von necrotischen Knochen herrührten, erwies es sich am besten Einschnitte
zu machen, die necrotischen Knochentheile zu entfernen und die Wunden in
der. üblichen Weise aseptisch nachzubehandeln. Interessant erschien, dass
bei Patienten, deren operirte Wunden besonders schnell verheilten, sich reich-
liches Fibrin im Blute vorfand. J
22) Les tuberculoses cutanées atypiques, par Pautrier. (Paris 1903, Naud.)
Der Umfang derjenigen Dermatosen, welche mit Tuberculose in Beziehung
gebracht werden, hat sich seit einigen Jahren stark vermehrt. Darier hat
diese Gruppe unter dem Namen der Tuberculide zusammengefasst und als
— 177 —
ausschlaggebend theils klinische, theils histologische Momente (Riesenzellen,
epithelioide Zellen) hervorgehoben. Verf. schlägt nun statt dessen die Be-
zeichnung „atypische Hauttuberculose“ vor. Er gruppirt darunter 1) einen
papulösen Typus (Acnitis, Follielis, Acne cachecticorum, Erythema induratum
Bazin); 2) den lichenoiden Typus (Lichen scrofulosorum); 3) den generalisirten
Typus (Pityriasis rubra universalis, Lupus erythematosus) und 4) den angi-
omatösen Typus (Angiokeratom). Wenn auch Verf. mit enormem Fleisse ein
grosses Material theils aus der Literatur, theils aus eigener und Leredde’s
Beobachtung zusammengetragen hat, so wird man doch bei manchen Affec-
tionen z. B. dem Lupus erythematosus und dem Angiokeratom von dem Be-
weismaterial noch nicht völlig überzeugt sein. Jedenfalls wird auch diese
vortreff liche Monographie zu vielfachen neuen Studien anregen. J.
23) Ueber Lupus vulgaris, von W. A. Schiele. (Russ. Journ. f. Haut- u. vener.
Krankheiten. 1904. Januar.)
Verf. hat 50 Lupuskranke eingehend auf tuberculöse Betheiligung anderer
Organe untersucht und gefunden, dass 70°/, eine combinirte tuberculöse In-
fection aufwiesen, während in 30°/, die Hauttuberculose uncomplieirt war.
Dabei waren in 20°/, die Lungen, in 4°/, die Gelenke, in 2°/, der Darm-
tractus, in 44°/, die Drüsen tuberculös afficirt. In 30°/, seiner Fälle hat
Verf. auch eine Betheiligung des Zahnfleisches nachweisen können, eine sonst
selten erwähnte Localisation. 23 Mal begann das Leiden auf der Nase,
11 Mal auf den Wangen, 3 Mal auf der Oberlippe, 3 Mal auf den Ober-
extremitäten, 2 Mal auf den Ohren, 2 Mal auf der Stirn und je 1 Mal auf
dem Lide, Nacken, der Handwurzel, Hüfte, den Nates und am Orificium
urethrae. Ausgebreitete Lupusherde können auch subfebrile Temperaturen
verursachen, zum Beleg führt Verf. eine Krankengeschichte an.
S. Prissmann-Liban.
24) Ein Fall von Pendschah-Geschwür, von P. Frolow. (Russ. Journ. f.
Haut- u. vener. Krankheiten. 1904. Januar.)
Der typische Fall betrifft einen 13jährigen Zögling einer Petersburger
Stadtschule. Die zum Theil geschwürig zerfallenen Hautinfiltrationen sassen
wie gewöhnlich auf den unbedeckten Körperstellen. Diese pathologisch-ana-
tomisch als infectiößse Granulome charakterisirten Efflorescenzen sind auf Druck
nicht empfindlich und weisen auch sonst keine Reizerscheinungen auf, bloss
finden sich in der Umgebung der Geschwüre mitunter Lymphangoitiden und
Lymphadenitiden. Der Geschwürsrand ist leicht infiltrir. Der Eiter enthält
zahlreiche Diplo- und Kettenkokken. Therapeutisch ging Verf. erfolgreich
mit Jodoform, Ichthyol, Argent. nitr. und concentrirter Essigsäure vor, ohne
zur Auskratzung greifen zu müssen. S. Prissmann-Libau.
25) Ein Fall primärer Hautactinomycose, von Wilh. Dreyfus. (Münchener
med. Wochenschrift. 1903. Nr. 52.)
Zu den nur etwas über 20 publicirten Fällen von sicherer primärer Haut
actinomycose fügt Verf. einen neuen bei einem 10jährigen Patienten, be
welchem die Erkrankung über der linken Mamma localisirt war. Leser
hat das actinomycotische Ulcus von der lupoiden Form der Actinomycose
abgetrennt. Illich hat weiterhin später auf die mannigfaltigen Uebergänge
zwischen beiden Formen hingewiesen, ganz abgesehen von den chronisch
phlegmonösen Processen, die die primäre Hautform der Actinomycose eben so
gut schliesslich erzeugen kann, wie dies bei der secundären Form der Fall
ist. Die geschilderte Erkrankung entspricht, wenn man will, einem ulcero-
vn. 12
— 178 —
fungösem Typus. Secret wurde nicht entleert, Actinomycesdrüsen wurden erst
nach vergeblichem Suchen in den Gewebsschnitten aus den nach aussen
liegenden Partien der Wucherung vereinzelt nachgewiesen. Als Hülfsmomente
der Diagnose gelten die brettharte Infiltration und der charakteristische
Mangel von Lymphdrüsenschwellungen, obgleich dieses Moment seit der von
Tusini beschriebenen echten Lymphdrüsenactinomycose keinen unbedingten
diagnostischen Werth mehr besitzt. Die Prognose ist meistentheils günstig.
Im vorliegenden Falle, der chirurgisch durch Excision behandelt wurde, trat
ein Recidiv in Form von Granulationen in der alten Narbe auf.
Gottfried Trautmann-München.
Syphilis.
26) A case of syphilis of the peripheral nerves and lungs, by Remsen.
(Bullet of the Johns Hopkins Hospit. 1903. October.)
Diese Mittheilung stellt eine wesentliche Bereicherung unserer Literatur
dar. Es handelt sich um einen Fall, welcher klinisch eine Lungentuberculose
vortäuschte, bei welchem die wiederholte Sputumuntersuchung auf Tuberkel-
bacillen negativ war und auch die mikroskopische Untersuchung weder Tuberkel
noch Tuberkelbacillen nachweisen liess. Die Lungenveränderungen bestanden
hauptsächlich in diffuser syphilitischer Comolidation, wie sie von Councilman
beschrieben ist, mit begrenzten Käseherden und Organisation eines Theils des
Exsudats und Lungeninduration durch Neubildung des interstitiellen Gewebes.
Besonders interessant ist das Auftreten von Cavernenbildung mit einer tödt-
lichen Hämorrhagie im Gegensatze zu der Anschauung von Hiller und Coun-
cilman. In den Nervenveränderungen bestand kein Zeichen einer tuberculösen
Infection, sondern eine syphilitische Neuritis mit Verkäsung des neugebildeten
Gewebes und der Nerven und nachfolgender Degeneration dieser Nerven und
der Paralyse der von ihnen innervirten Muskeln. J.
27) Beiträge zur hereditären Spätsyphilis, von Jordan. (Münchener med.
Wochenschrift. 1903. Nr. 31.)
Im Gegensatz zu der hereditären Syphilis der Neugeborenen, welche
spätestens nach 3 Monaten in den verschiedensten Formen und in ihrem Verlauf
zusammengedrängt auftritt, versteht man unter hereditärer Spätsyphilis Fälle,
bei denen nach dem 4. Jahre im 10., 15., 20. Jahre und noch später Sym-
ptome von tertiärem Charakter sich zeigen. Von letzterer werden zwei Haupt-
gruppen unterschieden: die Lues hered. tarda im weiteren Sinne, bei welcher
in der frühesten Kindheit Erscheinungen, die auf specifische Behandlung
schwanden, bestanden und später in der Pubertät oder Folgezeit neue syphi-
litische Symptome entstehen; die Lues hered. tarda im engeren Sinne, bei
welcher, ohne vorausgegangene Erkrankung, in später Kindheit, in der Pubertät,
bei jugendlichen Erwachsenen Tertiärerscheinungen vorhanden sind. Die erste
Form ist allgemein anerkannt, die zweite dagegen wird von der Wiener Schule
und einer Reihe deutscher Autoren geleugnet, während Fournier und zahl-
reiche, besonders französische, Syphilidologen mit aller Bestimmtheit das Vor-
kommen solcher Fälle von Tertiarisme d’embl& behaupten. Nach Verf. liegt
die Bedeutung der Späterscheinungen in erster Linie auf diagnostischem und
therapeutischem Gebiet, da dieselben meist mit Tuberculose verwechselt werden.
Verf. beschreibt eine auf dem Boden hereditärer Lues entstandene symmetrische
Gonitis bei einem 22jähr. Officier, welcher nach erfolglosen chirurgischen
— 19 —
Maassoalımen mittels specifischer Bshandlung geheilt wurde, und eine doppel-
seitige von den Gelenkenden ausgehende exaudative, mit Keratitis parenchy-
matosa complicirte, Gonitis bei einem Ö5jähr. Knaben, welche nach nutzloser
Salicylmedication ebenfalls durch antiluetische Therapie zur völligen Heilung
gelangte. Fournier unterscheidet beim hereditär syphilitisch erkrankten Knie-
gelenk folgende Abarten: Arthralgie, einfacher chronischer Hydrops, Tumor albus
syphiliticus, Arthropathie döformante. Verf. mahnt bei Kniegelenkentzündungen,
insbesondere bei doppelseitigen, nicht nur im Kindesalter, sondern auch bei
jugendlichen Erwachsenen, vornehmlich bei Versagen der gewöhnlichen Therapie,
ätiologisch mit der Möglichkeit einer hereditären Syphilis zu rechnen und die
Einleitung einer specifischen Bshandlung zu versuchen. Die endgültige Durch-
führung der letzteren muss abar dann eine sehr energische und langdauernde sein.
Gottfried Trautmann- München.
28) Studien über die hereditäre Syphilis. II. Theil: Kuochenerkrankungen
und Bewegungsstörungen bei der angeborenen Frühsyphilis, von Hoch-
singer. (Wien 1904, Deuticke. 25 Mk.)
Dap vor 5 Jahren erschienenen ersten Tüaile ist nunmehr der zweite
in der stattlichen Stärke von 567 Seiten gefolgt. In diesem Werke sind
nur die durch hereditäre Frühsyphilis entstandenen, nicht abar die jenseits
des Säuglingsalters auftretenden hereditär syphilitischen Kuochenaffectionen
abzehandelt. Nach einem kurz gahaltenen Abriss der Physiologie des Kuochen-
wachsthums und einer historischen Darstellung der bisherigen Kenntnisse über
die angeborene Kuochensyphilis folgt als zweiter Abschnitt die Besprechung
der pathologischen Anatomie und Histologie der syphilitischen Knochenprocesse
der Neugeborenen und Säuglinge, wobei die Knorpelaffeetionen, die Verände-
rungen in der Zone der subchondralen Markraumbildung, sowie des Spongiosa-
markes an den Diaphysenenden, die Epiphysenlösung und die Störungen der
periostalen Kuochenbildung eingehend berücksichtigt werden. Der dritte Ab-
scanitt behandelt die klinischen Verhältnisse der an den Extremitäten durch
hereditäre Lues herbeigeführten Knocheaerkrankungen und Bewegungsstörungen
im Säuglingsalter einschliesslich der Radiographie Hierbei betont Verf. ais
ossale Manifestation der angeborenen Syphilis die Phalangitis heredosyphilitica
der Säuglingspariode, welche nahezu alle anderen Autoren unerwähnt lassen.
Nach Besprechung der einzelnen Erkrankungsformen der Röhrenknochen wird
die Radioskopie auf breitem Raume erörtert, indem die durch die Syphilis
geschaffenen Knochenveränderungen im intra- und extrauterinen Leben in
ausführlicher Weise an der Hand trefflicher Röntgen - Bilder beschrieben
werden. Zugleich wird noch darauf hingewiesen, wie die periostalen Auf-
lagerungen hereditär-syphilitischer und rhachitischer Natur in vivo durch die
Röntgen-Untersuchung auseinandergehalten werden können. Sodann werden die
Parrot’sche Pseudoparalyse theoretisch sowohl als auch praktisch auf Grund
von 98 eigenen Beobachtungen, sowie die bei der hereditären Frühsyphilis vor-
kommenden Muskelerkrankungen und Arthropathien besprochen. Dar vierte
Hauptabschnitt enthält einerseits die Baziehungen zwischen hereditärer Lues
und Rhachitis und andererseits die bei hereditär-syphilitischen Säuglingen vor-
kommenden Veränderungen am Schädelskelet, einscnliesslich des Hydrocephalus
syphiliticas und dar hereditär-syphilitischen Frühaffeetionen der Nase. Hin-
sichtlich letzterer finden die Coryza der Säuglinge als erstes Symptom, sowie
die Gestaltsveränderungen. und Zerstörungsvorgäuge eine ins Einzelne gehende
Bearveituns. Ganz hervorragend sind die beigegebanen neua chrom>-litho-
(Eh
— 180 —
graphischen Tafeln, welche sich auf normale, rhachitische und syphilitische
Knochen beziehen und die histologischen Verhältnisse erläutern. Ausserdem
besitzt das Werk noch 69 vorzügliche in den Text gedruckte Abbildungen.
— Das ausgezeichnete Buch ist auf breiter Grundlage angelegt und giebt
ein glänzendes Zeugniss von dem Schaffenstrieb, von der Arbeitsfreudigkeit
und dem Forschergeist unserer heutigen ärztlichen Welt. Jeder, welcher dieses.
Buch zur Hand nimmt, dürfte über Vieles, worüber er nicht ganz klar war,
völligen Aufschluss, sowie eine Antwort auf alle einschlägigen Fragen erhalten.
Wenn man bedenkt, dass in dem Werke ein Material von 700 Krankbeits-
fällen zur Verwerthung kam, so kann man sich die Fülle und Reichhaltigkeit
des Gebotenen vorstellen. Auch die äussere Ausstattung des Buches muss
lobend erwähnt werden. Es ist demselben die weiteste Verbreitung zu wünschen.
Gottfried Trautmann-München.
29) Méningite aiguë syphilitique rapidement guérie par les injections de
benzoate de mercure, par Galliard et d’Oelsnitz. (Gaz. des hôpitaux.
1903. Nr. 69.) |
Eine junge Frau, die im August 1902 Lues acquirirt hat und zuerst mit
Protojoduret, dann mit Calomelinjectionen und Hydrarg. bijodatum behandelt
worden ist, erkrankt im April 1903 mit sehr heftigen Kopfschmerzen, die sich
in den folgenden Tagen bis zur Unerträglichkeit steigern; Anfang Mai tritt
Verlust des Bewusstseins ein. Auf Grund der Anamnese und der charakte-
ristischen Pigmentirung am Halse bekommt sie täglich eine Injection von
2cg Hydrargyrum benzoicum; die Lumbalpunction ergiebt zahlreiche Lympho-
cyten, einige mononucleäre, einige polynucleäre Rundzellen. Nach der dritten
Injection kehrt das Bewusstsein wieder, nach der vierten ist das Befinden
bereits ein zufriedenstellendes.. Nach der achten Injection tritt starke Stoma-
titis ein. Eine am 19. Mai vorgenommene Lumbalpunction ergiebt nur noch
ganz vereinzelte corpusculäre Elemente. Vollständige Heilung.
Paul Cobn- Berlin.
30) Beitrag zur Frage über das Vorkommen von Augensyphilis in der
3. Generation, von Strzeminski. (Arch. f. Ophthalmologie. XLIII)
Verf. bejaht die Frage, ob es eine hereditäre Syphilis in der 2. Gene-
ration giebt und bringt als Beleg hierfür die Krankengeschichte eines 12jähr.
Knaben, der wegen einer Keratitis parenchymatosa des rechten, im weiteren
Verlaufe auch des linken Auges, mit Iritis in Behandlung kam. Der Augen-
spiegelbefund bot noch weitere für hereditäre Syphilis charakteristische Befunde.
Ausser dem Augenbefunde fand man: allgemeine Schwäche, eingesunkenen
Nasenrücken, Perforation des Nasenseptums und chronische Rhinitis, chronische
Gesichtsasymetrie, kleine, ungleiche, unregelmässig stehende Zähne mit hori-
zontalen Einkerbungen. Der 38jähr. Vater des Pat. „stellte gleichfalls den
Typus eines Heredosyphilitikers dar.“ Der 78jähr. Grossvater des Kranken
war vor der Verheirathung inficirt. Nach zwei Fehlgeburten, einer Frühgeburt
und zwei früh verstorbenen Kindern kam endlich der Vater des Pat. als
einziges lebensfähiges Kind. Der Vater des Pat. war nie frisch inficirt,
heirathete jung und hatte ausser dem Pat. (Erstgeborenen) noch drei gesunde
Kinder. Eine energische Einreibekur, 2 Mal zu je 4 Monaten, mit nach-
folgender Darreichung von Jodkalium brachte vollkommene Genesung des Pat.
Es werden noch drei bereits früher vom Verf. publicirte Krankengeschichten
ähnlicher Fälle reproducirt und auf Grund dieser eigenen Erfahrungen und
der Literatur folgendes über die hereditäre Syphilis in der 2. Generation aus-
— 181 —
gesagt: Fehl- und Frühgeburten kommen viel seltener vor als in der 1. Gene-
ration, auch sterben die Kinder seltener bald nach der Geburt. Nicht selten
treten bei diesen Kindern verschiedene, von jenen in der 1. Generation im
Allgemeinen nicht abweichende Erkrankungen auf, besonders häufig Augen-
leiden, die schneller als in der 1. Generation geheilt werden und wahrschein-
lich eine abgeschwächte Form der letzteren bilden. Die grosse Mehrzahl der
Kinder der Heredosyphilitiker verfällt, soviel man nach den jetzigen Angaben
urtheilen kann, dem schädlichen Einfluss der Syphilis nicht.
Forchheimer- Würzburg.
31) Ueber den Eiweissgehalt des Blutes Syphilitischer, von A. Jolles und
Moriz Oppenheim. (Zeitschrift f. Heilkunde. 1903.)
Aus den zahlreichen und sehr mühsamen Untersuchungen der Verff.
geht hervor, dass der Eiweissgehalt des Blutes bei Syphilis in allen Stadien
keine wesentliche Veränderung gegenüber der Norm zeigt. Er wird weder
durch die Krankheit als solche, noch durch die wie immer geartete Therapie
erheblich oder gesetzmässig beeinflusst. J.
32) Zwei Fälle von wahrscheinlicher (syphilitischer) Beinfection, von
E.Glawtsche. (Russ. Journ. f. Haut- u. vener. Krankheiten. 1904. Januar.)
Die Fälle betreffen Männer von 56 und 25 Jahren: im ersten Falle
soll die erste Infection 25 Jahre zurückliegen, die neue Induration liegt
genau an der alten Stelle; im zweiten Falle wird die primäre Infection bloss
5 Jahre zurückdatir. Wenngleich ein gewisser Verdacht berechtigt ist, so
wirken doch beide Fälle lange nicht überzeugend. S. Prissmann-Libau.
33) Hydrargyrum albuminatum bei der Behandlung der Syphilis, von A.
W. Bystrow. (Russ. Journ. f. Haut- u. vener. Krankheiten. 1904. Januar.)
Leem der ad hoc präparirten Lösung enthielt 0,01 metallisches Queck-
silber in chemischer Verbindung mit Natr. albuminat (1:4—5). Verf. wandte
das Präparat intern (3 Mal täglich 10—15—20 Tropfen) und zu intramuscu-
lären Injectionen an (10—15) Von den zwölf Fällen wurden acht auch mit
anderen Quecksilberpräparaten behandelt, vier ausschliesslich mit Hydrargyrum
albuminatum. Die Injectionen scheinen zwar die Symptome der Lues günstig
zu beeinflussen, verursachen jedoch sehr schmerzhafte Infiltrationen. Intern
wird das Mittel gut vertragen. Verf. fordert zu Nachprüfungen auf.
S. Prissmann-Libau.
34) Des essais de bactöriologie et de sörothörapie dans la syphilis, par
Fouquet. (Gaz. des höpitaux. 1903. Nr. 117.)
Verf. wirft einen Rückblick auf die Bestrebungen, die Bacteriologie der
Syphilis zu klären und ein Heilserum herzustellen. Man kann die Geschichte
dieser Bestrebungen in zwei grosse Perioden eintheilen, deren erste vom Auf-
treten der Syphilis bis zum Jahre 1852 reicht, da Bassereau den syphi-
litischen Schanker vom weichen trennte; deren zweite bis auf unsere Tage
sich erstreckt. Die Studien gipfeln in drei Hauptpunkten: 1) in dem Forschen
nach dem pathogenen Agens in den syphilitischen Producten des Menschen;
2) in den Versuchen, die Krankheit Thieren zu inoculiren; 3) in den Studien,
ein präventives oder curatives Serum herzustellen. Dass das Contagium in
der ersten grossen Periode nicht gefunden wurde, ist bei der Unzulänglichkeit
des Instrumentariums leicht erklärlich. Die Inoculationsversuche an Thieren
gelangen häufig, jedoch traten nie Secundärerscheinungen auf, es handelte sich
immer um weiche Schanker. Auch in der zweiten Periode ist das specifische
Agens, wenigstens ohne Widerspruch zu finden, bisher nicht entdeckt, ebenso
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— 183 —
variable Gestalten die Vorstellung erweckten, dass sie nach Art von Leuko-
cyten amöboider Bewegung fähig seien. Die eingehenden Untersuchungen
dieser eigenthümlichen Zellen, welche der Verf., um vorläufig eine nichts prä-
judieirende kurze Bezeichnung zu haben, X-Zellen nennt, werden durch
34 farbige Figuren illustrirt und führen zu dem Schlusse, dass obwohl die
Abstammung der X-Zellen von Epithelzellen sehr wahrscheinlich ist, sie sich
doch nicht wie einfache absterbende oder abgestorbene Degenerationsproducte
verhalten, sondern offenbar, analog den Leukocyten, Wanderungen in der
Stachelschicht unternehmen. Schourp- Danzig.
Gonorrhöe und deren Complication.
38) Ueber chronische Gonorrhöe und Gonokokkennachweis, von Fritz Meyer.
(Deutsche med. Wochenschrift. 1903. Nr. 36.)
Verf. hat 90 „chronische Gonorrhöen“ mikroskopisch und culturell auf
Gonokokken untersucht und ist dabei zu folgenden Resultaten gekommen:
58 Mal lieferten Cultur und Mikroskop gleiche Resultate, während 32 Mal
das Ergebniss verschieden war. Unter diesen 32 Fällen wurden mittels der
Cultur 29 Mal Gonokokken gefunden, während die mikroskopische Unter-
suchung ein negatives Resultat ergab, und 3 Mal fiel die mikroskopische
Untersuchung positiv aus, während in der Cultur keine Gonokokken aufgingen.
Auf den ersten Blick scheint darnach die mikroskopische Untersuchung ausser-
ordentlich unzuverlässlich zu sein und der culturelle Nachweis den mikro-
skopischen an Sicherheit weit zu übertreffen. Das ist im Grunde aber auch
nach den Untersuchungen vom Verf. nicht der Fall, denn von den 29 Fällen,
in denen sich die Cultur scheinbar über die mikroskopische Untersuchung
überlegen zeigte, sind für die Entscheidung dieser Frage nur 13 wirklich ver-
werthbar. In sechs von diesen 13 Fällen wurden bei 2—3 Mal wiederholter
Untersuchung auch mikroskopisch Gonokokken gefunden, so dass nur eine
momentane oder zeitliche Ueberlegenheit der Cultur bestand: in drei weiteren
Fällen handelte es sich um gonorrhoische Metastasen in Gelenken. Hier
liegen die Verhältnisse für den culturellen Nachweis der Gonokokken aber
ausserordentlich günstig, da es sich meist um Reinculturen handelt und man
bequem grössere Exsudatmengen culturell verarbeiten kann. Aus diesen
Fällen ist daher ein Rückschluss auf den culturellen Gonokokkennachweiss
im Urethralsecret nicht erlaubt. Es bleiben dann noch 4 Fälle, von denen
Verf. aber selbst auch angiebt, dass sie nur mit grosser Wahrscheinlichkeit
für eine Ueberlegenheit der Culturmethode sprachen. Verf. zieht aus seinen
Untersuchungen schliesslich auch nur den Schluss, dass die Anwendung des
Culturverfahrens bei der Untersuchung chronischer Urethritiden auf ihre
Infectiosität sehr empfehlenswerth sei, da es zum mindestens schneller als die
mikroskopische Untersuchung zum Ziele führe, dass aber bei oft wiederholter
mikroskopischer Untersuchung verbunden mit den bekannten Provocations-
verfahren „anscheinend“ doch schliesslich gleich sichere Resultate wie mittels
der Cultur gewonnen wurden. Ferner hat Verf. 90 Patienten mit „chronischer
Gonorrhöe“ d.h. 9 Kranke bei denen die Infection bereits über 3 Monate
zurücklag und welche deswegen mit subjectiven Beschwerden oder objectivem
Befunde die Klinik aufsuchten, mit Hülfe der verschiedenen Methoden auf
das Vorhandensein von Gonokokken untersucht und dabei in 50°/, Gono-
kokken gefunden. Verf. hebt diesen von ihm gefundenen hohen Procentsatz
im Gegensatz zu den Angaben anderer Autoren von 8—10°/, besonders
hervor. — Anmerkung des Referenten: Die Schlussfolgerungen vom Verf.
bezüglich der Ueberlegenheit der Cultur entsprachen im Grossen und Ganzen
der Ansicht, welche ich auf Grund mehrjähriger cultureller Untersuchungen
schon wiederholt (Festschr. f. Hofrath Neumann, Handbuch der pathogenen
Mikroorganismen, Artikel Gonorrhöe, Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LV)
vertreten und auch in meinem jüngst erschienenem Buche über Gonorrhöe
wieder hervorgehoben hape. Nur habe ich im Gegensatz zu Verf. stets betont
und betone es heute wieder, dass bei fachgemässer Durchführung der mikro-
skopischen Untersuchungen verbunden mit den bekannten Provocationsver-
fahren die mikroskopischen Untersuchen der culturellen in ihrem Endergebniss
schliesslich nicht nur „anscheinend“ gleichwerthig wird, sondern dass ich bei
etwa 200 Fällen, welche ich bisher in dieser Weise mikroskopisch und cul-
turell untersucht habe, bisher schliesslich auch mikroskopisch stets Gonokokken
gefunden habe, wenn die Cultur Gonokokken ergeben hatte. So sehr ich
nun auch die Anwendung der Cultur zum Gonokokkennachweis wegen ihrer
Schnelligkeit und Bequemlichkeit empfehle, so sehr möchte ich doch davor
warnen, sich allein auf die Cultur zu verlassen und die Provocationsverfahren
bei Anwendung der Cultur für überflüssig zu erklären, wie das Verf. thut.
Ich habe wiederholt auch bei Anwendung des Culturverfahrens erst ein
positives Resultat nach Vornahme einer provocatorischen Reizung erzielt und
ferner einige Male schon bei der ersten mikroskopischen Untersuchung Gono-
kokken gefunden, während der culturelle Nachweis wegen starker Verunreinigung
der betreffenden Secrete mit anderen Keimen nur mit grosser Mühe und erst
bei wiederholter Untersuchung gelang. Wenn Verf. ferner hervorhebt, dass
er bei Anwendung des Culturverfahrens bei Patienten mit „ehronischer Gonor-
rhöe“ in 50%, der Fälle Gonokokken habe nachweisen können, während
andere Autoren das Verhältniss nur auf 8—10°/, angegeben hätten, so ist
dieser Vergleich durchaus nicht zulässig, da es sich in den Fällen vom Verf.
offenbar grossen- oder grösstentheils um verschleppte Gonorrhöen handelt und
nicht um chronische Harnröhrenentzündungen ohne wesentlichen Ausfluss und
ohne nennenswerthe subjective Beschwerden, d. h. um chronische Urethritiden,
wie sie bei Ertheilung des Eheconsenses gewöhnlich in Frage kommen.
Scholtz-Königsberg uf,
39) Traitement de l’arthrite aiguö blennorrhagique et en particulier par
le courant continu, par Vigoureux. (Gaz. des hôpitaux. 1903. Nr. 108.)
Mangels einer anderen sicheren Behandlungsmethode des gonorrhoischen
Gelenkrheumatismus ist diejenige mittels des constanten Stromes in einer
Stärke von 6U—100 Milliampère nach Verf. die Methode der Wahl. Wenn
man sie möglichst früh anwendet, verhütet man die Entstehung von Ankylosen,
Muskelatrophie, Gelenksteifigkeiten, die oft das Resultat einer verlängerten
Immobilisation sind. Die erste Folge der elektrischen Behandlung sind ge-
wöhnlich Schwinden des Fiebers und der Schmerzen; dieselbe ist in allen
Fällen anwendbar, nicht schmerzhaft, und erfordert keine Bettruhe, wenn die
oberen Extremitäten ergriffen sind. Die Dauer ist relativ kurz.
| Paul Cohn-Berlin.
40) Vorlesungen über die Pathologie und Therapie der Gonorrhöe des
Mannes, von W. Scholtz. (Jena 1904, Fischer.)
Bisher fehlte es an einer erschöpfenden leicht zugänglichen Bearbeitung
des obigen Gegenstandes aus der Neisser’schen Schule. Diesem Begehren
ist nun Verf. in zweifellos ausgezeichneter Weise nachgekommen. Es war
— 185 —
aber natürlich, dass man gerade über die Breslauer Anschauungen, von wo
die erste Anregung zu einer eingehenden wissenschaftlichen Durcharbeitung
der Gonorrhöe ausgegangen ist, gerne eine zusammenfassende Darstellung zur
Hand haben wollte Wir müssen dem Verf., der durch manche Arbeit bereits
einen guten Namen in der Literatur hat, für diese Leistung ausserordentlich
dankbar sein. Unter völliger Beherrschung des Stoffes, bei grosser persön-
licher Erfahrung und ausreichender Verwerthung der Literatur trägt er das
Thema in anregender Weise vor. Neben den sonstigen Bearbeitungen dieses
Themas wird gewiss das Scholtz’sche Buch für den Studenten wie für den
Arzt sich als sehr werthvoll erweisen und sich viele Freunde verschaffen. J.
41) Zur Behandlung des Fluor albus, gonorrhoischen und anderen Ur-
sprunges, mit Vaginalzyminstäbchen (Dauerhefestäbchen), von Albert
v. Fränkel. (Deutsche med. Wochenschrift. 1904. Nr. 1.)
Die königl. Hofapotheke in Dresden stellt wasserlösliche, möglichst keim-
freie Vaginalzyminstäbchen her von 9cm Länge, 4mm Dicke, 4g Gewicht
und 1,6 g Zymin und Rohrzucker. Jeden zweiten Abend vor dem Zubettgehen
führt die Patientin nach vorausgegangener Reinigung der Vulva und Scheiden-
ausspülung aus dem luftdicht verschlossenen Glascylinder ein Stäbchen in
zwei Hälften in die Vagina ein. Darauf werden die Schenkel etwa !/, Stunde
lang gekreuzt, und möglichst die Nacht hindurch Rückenlage eingehalten.
Am nächsten Morgen folgt Ausspülung der Scheide mit sterilem Wasser.
Eine Glastube mit zehn Stäbchen, ausreichend für eine 3 wöchige Behandlung,
kostet 2 Mk. Schourp-Danzig.
42) Verhängnissvolle Launen des Schliessmuskels. Ein Beitrag zur Casuistik
der Fremdkörper in Harnröhre und Blase, von Berliner. (Monats-
hefte f. prakt. Dermatologie. XXX VIII)
Verf. wurde von einem Patienten consultirt, der sich aus übler Spielerei
einen Gummischlauch von 82cm Länge und Amm Durchmesser in die Harn-
röhre und Blase eingeführt hatte und diesen nicht wieder herausziehen konnte.
Der Schliessmuskelkrampf liess erst nach langem Warten nach, so dass die
Extraction durch den Verf. nahezu 1 Stunde dauerte. Die Manipulation
hinterliess keine nachtheilige Folgen. — Der Verf. knüpft an den Fall eine
Betrachtung über den reflectorischen Krampf des Schliessmuskels und der
Sphincteren an und warnt, einen psychischen Spasmus des Compressor urethrae
für eine Strietur anzusehen und gementsprechend therapeutische Maassregeln
zu ergreifen. Schourp-Danzig.
43) Die Bedeutung des Abschlusses der hinteren Harnröhre gegen die vordere
für die Praxis der urethralen Injectionen, von Lucke. (Münchener
med. Wochenschrift. 1904. Nr. 2.) ;
Gebraucht man bei Injectionen in die Urethra die neue Druckspritz-
methode, so beobachtet man im Vergleich zu früher schon in den ersten
14 Tagen viel mehr hintere Entzündungen oder Blasencatarrhe. Die früheren
Erfolge sind aber wieder da, sobald man zur alten Spritze greift. Daraus
. folgert Verf. im Gegensatz zu anderen Autoren, nach welchen die Urethra
anterior gegen die posterior durch den Compressor urethrae fest abgeschlossen,
ja nach Posner beim Gesunden pilzdicht verschlossen sein soll, dass der
Abschluss kein so fester ist. Dieser beruht auf der reflectorisch eintretenden
Contraction des Compressor urethrae, und wenn diese Contraction wenig kräftig
ist oder schnell nachlässt, was wiederum individuell variürt, hindert nichts die
unter Druck in der vorderen Urethra stehende Flüssigkeit nach hinten zum
— 186 —
Theil abzufliessen, Ein directer Beweis hierfür liegt darin, dass die Kranken
z. B. einige Zeit nach 5 Minuten gehaltener Injection 1°/,ige Protargollösung
Harndrang bekommen. Verf. stellt in Folge dessen die Forderung auf, die
Druckinjectionen zu unterlassen. Gottfried Trautmann-München.
44) Zum Katheterismus posterior, von Paul Glaessner. (Münchener med.
Wochenschrift. 1904. Nr. 2.)
Es handelt sich um einen 19jährigen Arbeiter, der in Folge einer mangel-
haft behandelten Harnröhrenverletzung eine hochgradige (impermeable) Strietur
der Pars membranacea und prostatica der Harnröhre acquirirt, die zur Abscess-
und Fistelbildung geführt hat. Eine allmähliche Dilatation konnte nicht aus-
geführt werden, weil nicht eine einzige Sonde die Strictur zu passiren ver-
mochte. Die ausgeführte Urethrotomia externa allein führte zu keinem Resultate,
weil das centrale Ende der Harnröhre nicht zu sehen war. Erst die hinzu-
gefügte Sectio alta und der Katheterismus posterior führten zum Ziele. Letzterer
wurde in der Weise ausgeführt, dass nach Durchgängigkeit einer ziemlich
starken Roser’schen Sonde durch das Orificium internum urethrae ein Metall-
katheter (22 Charridre) vom Orificium externum urethrae aus in die Blase ein-
geschoben wurde. Später trat an dessen Stelle ein Nelatonverweilkatheter
und nach dessen Entfernung Bougirung mit Roser’schen Sonden bis 23 Charriere.
‘Während der Erkrankung bestanden in Folge des gleichzeitigen Blasencatarrhs
Ten:ıperatursteigerungen; während der Nachbehandlung trat eine leichte Epidi-
dymitis auf, die wohl eine Folge der Manipulationen war, welche in der von
eitrigem Urin bespülten Harnröhre vorgenommen wurden.
Gottfried Trautmann- München.
45) Ueber Kamphersäure als prophylaktisches Mittel gegen Katheterfieber,
von Albert Freudenberg. (Berliner klin.-therap. Wochenschrift. 1904.
Nr. 1.)
Dem schnellen Ansteigen und Wiedersinken der Temperatur nach der
Bottini’schen Operation, sowie nach anderen intraurethralen oder intravesi-
calen Eingriffen konnte Verf. durch innere Darreichung von Acid. camphoricum,
3 Mal täglich à 1,0 als Pulver oder in Capseln, vorbeugen. Das Fieber
erschien danach nur in geringen Graden. Wo trotz dieses Medicaments
Schüttelfröste und hohe Temperaturen auftreten, denke man an ernstere Er-
krankungen. Erwähnenswerth sei die günstige Nebenwirkung der Kampfer-
säure auf eine bestehende Cystitis. J:
III. Bibliographie.
La pratique, dermatologique. Traité de dermatologie appli-
quée, par Besnier, Brocq, Jacquet. (Bd. IV. Paris 1904, Masson) —
Seit der Ankündigung des 3. Bandes (d. Centralbl. 6. Jahrg. S. 59) ist eine
geraume Zeit verflossen, bis uns jetzt die letzte Abtheilung des gross an-
gelegten Prachtwerkes vorliegt. Dass hier die glänzendsten Namen französischer
Dermatologen ihr bestes gegeben haben, ist selbstverständlich. Ich erwähne
nur die Bearbeitung der Haarkrankheiten von Bodin, der Prurigo von
Jacquet, der Psoriasis von Audry, der Sarcome von Perrin, der Sklero-
dermie von Thibierge, der Trichophytie von Sabouraud, der Hauttumoren
von Darier, der Tuberculide von Lafitte, der Warzen von Dubreuilh,
ohne der Reichhaltigkeit des Stoffes irgendwie gerecht werden zu können.
Die glänzende Darstellung wird durch 213 schwarze Abbildungen und 25
— 187 —
colorirte Tafeln unterstützt. Wollte ich näher auf die einzelnen Capitel ein-
gehen, so müsste ich mich in Wiederholungen dessen ergehen, was ich bei
den früheren Bänden bereits betont habe. Es liegt hier ein Werk vor, welches
man ohne jede Uebertreibung als das beste der zur Zeit in der Dermatologie
vorhandenen grossen Werke bezeichnen muse. Es bedeutet einen Markstein
in der Entwickelung der Dermatologie, dass es einer Anzahl französischer
Forscher gelungen ist, ein solches Werk in die Welt zu senden. Möge es
den Forscher zum weiteren Schaffen und den Anfänger zu ernster Arbeit in
unserem Fache anregen. J.
Maladies du cuirchevelu. II. Les maladies desquamativenr.
Pityriasis et alopecies pelliculaires, par R. Sabouraud. (Paris 1904,
Masson.) — Dem von uns bereits früher (d. Centralbl. 5. Jahrg. P. 284)
angekündigten 1. Theile ist jetzt nach verhältnissmässig kurzer Zeit der 2. Theil
gefolgt. Damit hat Verf. ein hochbedeuteamer Werk geschaffen, das gewiss
noch auf lange hinaus stete Anregung schaffen und seinen bekannten Namen
unter die ersten auf diesem Gebiete rücken wird. Das nach jeder Richtung
glänzend geschriebene Werk giebt zunächst eine ausgezeichnete historische
Uebersicht mit einer oft vielleicht zu grossen Ausführlichkeit.e.. Dann werden
in eingehendster Weise unter Zugrundelegung der hervorragenden Untersuchungen
des Verte die Pityriasis capitie, die Alopecia pityroder, die Sehorrhoe, Ekzem
und Psoriasis besprochen. Schliesslich ist der therapeutische Theil dem Urufange
der übrigen Abschnitte enteprechend. Voll Anerkennung blicken wir auf die
für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich glänzende Ausstattung den Bucher,
welchem ein nach jeder Richtung mustergültiger Iubalt entspricht. Der zweite
Band ist gleichwie der erste ein Werk von höchstem wissenschaftlichem
Interesse, welches wir dem allgemeinen Fıudium dringend empfehlen können.
IV. Therapeutische Notizen.
Furunculose:
Rec. Rulf. depurat. 0,2
ES Natrii bicarbou. 0,32
Cascara 0,25
M. D. ad cape. amyl.
=. 2 Mal ty]. 1 Pulver.
Broeg.)
Haarpomade:
Ber. Lanolin Kä
2 Butyri Cacan 25,9
Eesent. Rozar. ZU gu.
‘Revue gén. de Thér.,
d.
Pemphigus:
Bee. Lig. Alum. acer. G00 40,0
SR Lauolin 41.)
Vaseliu 211
J. Fenüffer, Deutsche Klinik.;
— 188 —
Pruritus:
Rec. Hydrogen. superoxyd. puriss.
A Lanolin anhydric.
Vaselin.
Tale. pulv. ana 20,0
M. f. ungt.
(Gaucher, Journ. de med. 1904. 10. Jan.)
V. Vereinsberichte.
Berliner Dermatologische Gesellschaft.
Sitzung vom 5. Januar 1904.
Leop. Lilienthal demonstrirt ein 11wöchentl. Kind mit ausgebreitetem
Lichen ruber planus, der am Ende der 2. Lebenswoche auftrat; während
an manchen Stellen noch typische Efflorescenzen vorhanden sind, sind diese
an anderen mit Pigmenthinterlassung abgeheilt. Vortr. macht auf die Selten-
heit der Affection bei Kindern aufmerksam.
In der Discussion wird ebenfalls auf das letztere Moment, ferner darauf
hingewiesen, dass die Pigmentation hier nicht längs der Nerven, sondern der
Lymphgefässe sich findet.
Silex spricht über Argyrosis unter Vorstellung von zwei Patienten:
der erste hat wegen Tabes mit Sehnervenatrophie Argentum nitricum innerlich
und zwar im Ganzen 12g genommen; die Haut zeigt eine bläulich-livide
Färbung, besonders im Gesicht, am harten Gaumen, Trommelfell; die Hände
sind frei. Der zweite Patient ist wegen Conjunctivitis !,, Jahr lang mit dem
Medicament in 1°/,iger Lösung gepinselt worden, hier sind die ganzen Con-
junctiven stark verfärbt. Mikroskopisch findet sich im 1. Falle das Argentum,
und zwar nach Ansicht des Vortr. als Albuminat in den Papillen, Schweiss-
drüsen, etwas in den Haarfollikeln abgelagert, während das Epithel, und im
Gegensatz zu den sonstigen Beschreibungen auch die elastischen Fasern frei
sind; im 2. Falle sieht man es auch in den tieferen Lagen des Epithels.
In der Discussion wird die verhältnissmässige Seltenheit der Affection
mit der jetzt seltenen innerlichen Anwendung des Silbernitrats erklärt; das
letztere lagert sich nach Ansicht des einen Redners als metallisches, nach
Ansicht eines anderen vielleicht als colloidales Silber ab, und zwar dort, wo
elastische Membranen vollkommen, also an den Membranae propriae der
Schweissdrüsen und Haarfollikel.e Der Vortr. stützt sich auf Kobert, der
in umfangreichen Untersuchungen den Niederschlag als Silberalbuminat fest-
gestellt hat.
Baum demonstrirt einen Fall von Acne urticata mit hochgradigem
Juckreiz;
Pinkus einen solchen von ausgebreitetem Lichen ruber mit vielfacher
Localisation an den Follikeln.
Discussion zu Posner’s Vortrag: Ueber Harnsedimente und
Sekrete:
Lesser erkennt die Vorzüge des Osmiums zur Haltbarmachung der
Präparate an, die Dämpfe seien aber sehr unangenehm.
Heller meint, dass die einkernigen Lymphocyten im gonorrhoischen
Sekret mehr beim Abklingen der Acuität auftreten.
— 189 —
Adler hat die Wirkung des May-Grünwald’schen Farbstoffs als in-
constant befunden.
Blaschko empfiehlt für einfache Gonokokkenfärbung die Pappen-
heim’sche Lösung, ebenso wie auch für die Ulcus molle-Bacillen.
Heller spricht über Phlebitis gonorrhoica im Anschluss an einen
von ihm beobachteten diesbezüglichen Fall, in welchem nach Ablauf einer
vernachlässigten, mit Cystitis und Prostatitis complicirten Gonorrhöe eine
Entzündung der Vena saphena interna und des Plexus pampiniformis auf-
getreten war, als deren Aetiologie Vortr. die Gonorrhöe ansah; unter Ruhe,
feuchten Umschlägen und Ung. ciner. trat Abheilung ein. Die Affection ist
ziemlich selten, Vortr. hat nur 22 Beobachtungen aus der Literatur, darunter
18 in Frankreich, gefunden. Besonders disponirt sind die Venen der unteren
Extremität, meist wird nur ein Venensystem befallen. Klinisch tritt zuerst
ein vager Schmerz, dann Oedem auf; nach Schwinden desselben ein harter,
höckriger, schmerzhafter Strang. Meist erfolgt Ausgang in Heilung, doch
ist auch ein tragischer Ausgang durch Thrombose möglich. Wahrscheinlich
handelt es sich um eine directe Gonokokkenmetastase.
In der Discussion werden mehrere Beobachtungen erwähnt; auch wird
auf das Vorkommen der Phlebitis am Penis hingewiesen, bei der starke
Stränge zurückbleiben und zu diagnostischen Irrthümern führen können.
Palm berichtet über einen von ihm vor einem Jahre vorgestellten Fall
von Pityriasis rubra pilaris; der Pat. hat sich vor einiger. Zeit wieder vor-
gestellt, das Leiden war unter indifferenter Behandlung — Bäder und Bor-
vaselin — abgeheilt.
Sitzung vom 2. Februar 1904.
Buschke demonstrirt einen 52jährigen Patienten mit einem Haut-
carcinom an einer Stelle des Unterschenkels, die vor 2 Jahren von einem
Trauma betroffen wurde; ferner einen Knaben, der im Gesicht einen aus-
gebreiteten Naevus sebaceus, am Halse, Rumpf, an der Mundschleimhaut
zahlreiche Fibromata mollusca zeigt, die alle an den ersteren Stellen von
einem Haare durchbohrt sind. Die histologische Untersuchung ergiebt, dass
diese letzteren nichts mit den Talgdrüsen zu thun haben, sondern an den
Follikeln localisirt sind, und möchte Vortr. die Entität, die er für angeboren
hält, nach dem Autor, der sie zuerst beschrieben, als Pringel’sche Krank-
heit bezeichnen.
In der Discussion wird die Zugehörigkeit der Affection zu den an- `
geborenen Naevis betont, die je nach der Localisation besondere Merkmale
zeigen.
L. Lilienthal zeigt einen jungen Mann, den er an Epidermolysis
bullosa congenita behandelt hat, und der noch Ueberreste der Affection
in Gestalt von Perniones und verkümmerten Nägeln darbietet. Obwohl in
der Ascendenz kein weiterer Fall zu eruiren ist, möchte Vortr. den Fall
doch als hereditär bezeichnen, womit Lesser unter Hinweis auf einen selbst
beobachteten Patienten einverstanden ist, da in der Descendenz vielleicht
weitere Fälle vorkommen.
Ledermann stellt I. einen Patienten mit idiopathischen, multiplen,
hämorrhagischen Hautsarcomen vor; die beiden Füsse, der linke Unterschenkel,
der linke Handrücken, zeigen eine elephantiastische Verdickung, dazwischen
— 190 —
bläulich livide Knoten, am Ellbogen ein livides Infiltrat mit verrucösem
Charakter;
II. einen Fall von Lupus des Gesichts, der mit Eosin behandelt wird,
welches von Jesionek in 5°/,iger Lösung als electives Mittel empfohlen ist.
Die einzelnen Knötchen traten nach der Bepinselung scharf hervor; in thora-
peutischer Hinsicht ist bisher nichts erreicht.
Blaschko demonstrirt 2 Fälle von recidivirendem Ekzem auf angio-
neurotischer, vielleicht auch hysterischer Grundlage; einen analogan Fall zeigt
Baum; ersterer ferner einen Patienten mit gleichzeitigem Auftreten von
flachen Warzen und spitzen Condylomen; das ätiologische Moment ist
wahrscheinlich dasselbe, die Entwickelung ist verschieden, je nachdem der
Boden ein flacher oder spitzer Papillarkörper ist.
Michelsen berichtet über vier beobachtete Fälle von primärer idio-
pathischer Orchitis und demonstrirt zwei derselben; charakteristisch ist
die Fieberlosigkeit und geringe Schmerzhaftigkeit. Am meisten Aehnlichkeit
hat die vorliegende Affection mit der bei der Parotitis epidemica auftretenden
Orchitis; bei diesen Epidemien kommt auch Orchitis ohne Parotitis vor,
mauchmal folgt letztere erst später. Möglicherweise handelt es sich hier
auch um eine andere Infection, wofür in dem einen Falle der Herpes labialis
sprechen würde.
Heller spricht über die Pathogenese der glatten Atrophie des
Zungengrundes, indem er hauptsächlich gegen die von anderer Seite auf-
gestellte Hypothese polemisirt, dass die Affection die Folge einer interstitiellen
Entzündung mit secundärem Schwund des Pareuchyms sei. Nach den Er-
fahrungen des Vortr. gebe es wohl eine Glossitis interstitialis, dieselbe locali-
sire sich aber höchst selten an den Balgdrüsen; ebenso sind tertiär syphilitische
Ulcerationen am Zungangrunde sehr selten. Dagegen finden sich häufig hier
Plaques muqueuses und diese könnten sehr wohl zur Degeneration und zum
Schwund des Drüsengewebes führen.
Die Discussion über die beiden letzten Vorträge wird vertagt.
Paul Cohn -Berlin.
Moskauer venerelogische und dermatologische Gesellschaft.
Sitzung vom 2. Januar 1904.
Pospelow demonstrirt einen 34jährigen Kranken aus seiner Privat-
praxis, dessen Nägel und Volarflächen der Hände seit 5 Jahren von atypischer
Psoriasis vulgaris befallen waren. Am Anfang der Kur waren die Finger
gekrümmt und mit charakteristischen Schuppen bedeckt, die zur Nagelphalange
an Zahl zunahmen und Ödematöse infiltrirte und geröthete Haut bedeckten.
Die Handteller waren stark verhornt und dadurch waren die Bewegungen
sehr beschränkt. Die Nägel waren braungelb, verdickt und höckrig. Auf
den Ellenbogen waren schwach ausgedrückte, aber typische psoriatische
Plaques zu sehen. Der Kranke wurde lange Zeit erfolglos mit Arsenik,
schwefelisgen Handbädern und verschiedenen Salben behandelt. Vortr. schrieb
dem Kranken Handlichtbäder und Einpinselungen mit 5°/ igea Chrysarobin-
traumatiein vor. Nach 4 Bädern erschien Perspiration der Hände, die Haut
. wurde elastischer. Jetzt, nach 30 Bädern, kann man bei Vergleichung mit
der von der Behandlung abgenommenen Moulage bemerken, dass der von
— 191 —
Matrix an neuwachsende Nagel dürner als vorher ist und normales Aussehen
annimmt. Die Beobachtung wird fortgesetzt.
Britschew stellt eine 55jährige Kranke vor, die seit 33 Jahren an
Psoriasis vulgaris universalis leidet und in der dermatologischen Klinik
mit Gesammtlichtbädern behandelt wurde. Die Temperatur im Kasten
wurde durch Glühlampen in 15—20 Minuten bis zu 30—40°R. gebracht.
Danach bekam die Kranke Kühlbäder. Vor der Kur war fast der ganze
Körper vom Ausschlag befallen, indem sub mammis und in der Lumbalgegend
das Exanthem das Aussehen eines asbest-ähnlichen steifen Corsets hatte.
Bald nach Beginn der Lichtkur kam die Schweissabsonderung auf den be-
fallenen Stellen zurück und nach 11 Bädern blieb von der Krankheit nur
eine Hyperämie übrig. Nach 17 Bädern wurde die Kranke ohne irgend
welche Psoriasiserscheinungen entlassen und bis jetzt, also 1!/, Monate, bleibt
sie vollkommen gesund.
Pospelow stellt aus seiner Klinik eine Kranke mit Elephantiasis
Arabum vor, die mit subcutanen Injectionen von salicylsaurem Queck-
silber (0,05 in 1,0 Olei paraffini) behandelt wurde Die Krankheit begann
vor 8 Jahren dank der recidivirenden Erysipelas, die mit jeder Menstruation
wiederkam. Beim Eintritt in die Klinik, wie es aus der demonstrirten Moulage
folgt. war die Haut am rechten Unterschenkel fest wie Holz und so verdickt,
dass er mehr an einen grossen Cylinder erinnerte und das Aussehen der
„Pantalones des Zouaves“ hatte. Nach 4 Einspritzungen verkleinerte
sich der Umfang des Unterschenkels um das Dreifache, die Haut wurde
weniger gespannt, runzelig, wie ein unvollständig ausgestopfter Sack. Bei
der nächsten Menstruation blieb zum ersten Mal die Rose aus.
Sokolow stellt einen 17jährigen Knaben aus der Klinik für Haut-
krankheiten vor, der 2 Jahre an Pityriasis rubra pilaris-Devergie
leidet und in der vorigen Sitzung demonstrirt wurde. Diese Zeit bekam der
Kranke warme Bäder und Salbe aus gleichen Theilen Saponis viridis
und Lanolini, mit welcher die Haut dem Gange der Langer’schen Linien
nach bestrichen wurde. Der Ausschlag verschwand überall, die Bewegungen
der Finger, die früher durch Volarkeratom beschränkt waren, wurden wieder
hergestellt. Es blieb nur die Contractur der kleinen Finger übrig. Die
Behandlung wird fortgesetzt.
Bogrow zeigt eine 5öjährige, seit 2!/, Jahren an Lupus erythema-
wodes faciei leidende Frau ‘aus dem Ambulatorium der dermatolog, Klinik).
die nach Hulländer’s Verfahren (Berliner klin. Wochenschr. 1902. Nr. 30)
mit grossen Einnahmen von Chinin und äusserlicher Anwendung der Jod-
ünetur behandelt wurde. In 31 Tagen bekam sie 55g Chinini muriatiei
(0,5g 3 oder 4 Mal täglich) und bepinselte das Gesicht mit Tra jodi 2 Mal
pro die. Jetzt bemerkt man an den kranken Stellen nur eine leichte Rosa-
farbe und eine Rauheit der Haut.
Vou Tichuonowitsch wird ein Album mit Röntgenogrammen der syphi-
litisch veränderten Knochen gezeigt und die Differentialdiasnose der Knochen-
eyphilie uud ähnlicher Skeleterkrankungen besprochen. Bogrow-Moskan.
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VI. Vermischtes.
— Biehl demonstrirte in der K. K. Gesellschaft der Aerzte von 13./XI.
1903 einen Kranken mit Mycosis fungoides, welcher schon vorher ver-
geblich mit Arseninjectionen und Theersalben behandelt war und bei dem die
Röntgen-Strahlen sämmtliche Tumoren zur Rückbildung gebracht hatten. Der
Patient hatte um 10 kg zugenommen und der Blutbefund wurde normal.
Vor 5 Monaten trat eine neue Knoteneruption ein, und zwar nur an den
früher nicht bestrahlten Stellen. Auf eine wiederholte Röntgen-Bestrahlung
verschwanden wieder die Tumoren mit Ausnahme von dreien, welche central
ulcerirten. | | J.
— Nach einem Berichte des Hygienischen Volksblattes (1904, Nr. 1)
wurde in einer Versammlung des Walkervereins in Forst i/L. über eine bisher
noch nicht bekannte Berufsschädigung der Walker berichtet. Die Krankheit.
besteht in Hautausschlägen, die den Befallenen viele Jahre belästigen und
von den Arbeitern auf gewisse Farbstoffe, von anderer Seite auf schlechte
Seifen, Oele oder Säuren oder Krankheitskeime in den zu den Stoffen ver-
wendeten Lumpen zurückgeführt werden. J.
— Aus der Krankenstatistik der dermatologischen Klinik zu Tokio be-
richtet Dohi (Japan. Zeitschrift f. Dermatologie u. Urologie. 1904), dass
Lupus vulgaris und Psoriasis vulgaris daselbst äusserst selten sind. Gross
ist aber die Zahl der Leprafälle (9,16°/,), und zwar übertrifft die leichtere,
nervöse Form stets die schwerere tuberöse bedeutend an Zahl (541 : 146), was
nach Meinung Dohi’s die allmähliche Abnahme der Infectionskraft dieser
seit uralter Zeit in Japan einheimischen Seuche bedeuten soll. J.
— Der 27. Bericht über die im Mai 1903 abgehaltene Sitzung der
Amerikanischen Dermatologischen Gesellschaft legt wiederum Zeugniss ab von
den grossartigen Bestrebungen unserer amerikanischen Fachgenossen auch auf
diesem Gebiete in den vordersten Reihen zu marschieren. Die einzelnen in
dem amerikanischen Fachjournal erschienenen Arbeiten haben wir bereits
referirt.
— Aehnlich wie wir bereits von den Höchster Farbwerken, der Riedel-
schen und Merk’schen Fabrik berichtet haben, liegt mir jetzt auch eine
kleine Broschüre über die von der chemischen Fabrik Helfenberg hergestellten
Arzneimittel vor. Es wird hierin eine wissenschaftliche Zusammenfassung
und Beleuchtung der bekannten Helfenberger Präparate gegeben. Der erste
Theil der vorliegenden Broschüre, d. h. die Einreihung der Präparate in be-
stimmte Rubriken, welche die einzelnen Krankheiten repräsentiren, dürfte
gewiss ebenso interessiren, wie die zweite Abtheilung, in welcher die Präparate
in Bezug auf ihre Herstellung, Zusammensetzung, Dosirung und Anwendung
unter Beifügung der Literatur behandelt werden. J.
VII. Personalien.
— Prof. Rille in Leipzig ist zum ordentlichen Honorarprofessor er-
nannt worden.
gedreet IMMM
Um Einsendung von Separatabzügen und neuen Erscheinungen an den Heraus-
geber Dr. Max der in Berlin W., Genthiner Strasse 5, wird gebeten.
Verlag von Veir & Coup. in eher — Druck von KSE & Wırria in Kee
DERMATOLOGISCHES GENTRALBLATT.
INTERNATIONALE RUNDSCHAU
. AUF DEM GEBIETE DER HAUT- UND GESCHLECHTSKRANKHEITEN.
HERAUSGEGEBEN
VON
l DR. MAX JOSEPH
Siebenter ın BERLIN. Jahrgang.
men ee vr e... i une nn E R an oo4shsSoeRae a a mern. oe |
Monatlich erscheint eine Nummer. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes, sowie direct von der Verlagsbuchhandlung
Verr & Comer. in Leipzig.
-=e m mm e a auai a E
L aAa Ř— EE in En m
1904. April. | "Nr. 7.
Inhalt. I Originalmittheilungen. Trockensterilisatoren in der dermato-
logischen und urologischen Praxis, von Dr. Paul Meissner in Berlin.
II. Referate. Allgemeine Pathologie und Therapie der Hautkrank-
heiten. 1) Ueber Therapie des Ekzems, von 0. Lassar. 2) Die wirksamen Bestand-
theile der polychromen Methylenblaulösung und eine Verbesserung der Spongioplasma-
färbung, von P. &. Unna. 3) Ueber Euguformum solubile, von Max Joseph. 4) La
valeur nosologique de l’&osinophilie cutanée et sanguine dans les affections bulleuses,
par Bayet. 5) Mittheilungen über Lichtbehandlung nach Dreyer, von Neisser und
Halberstaedter. 6) Beitrag zur systematischen Stellung der Dermatomykosenerreger,
von H. C. Plaut. 7) Un nouveau microsporon pathogène pour l'homme. Le miorosporon
du chat, par A. Lefebvre. 8) Des &ryth&mato-scleroses et particulièrement de l’ery-
tb&mato-selerose pemphigoide, par Ch. Audry. 9) Fortschritte in der Lichttherapie,
von H.Strebel. 10) Ueber Röntgen-Behandlung der Hautkrankheiten, von H. E. Schmidt.
11) 1. Radium bromide, by Jas. Mackenzie Davidson. II. A case of rodens ulcer
treated with radium, by Gerald Sichel. 12) Scleroderma associated with Raynaud’s
disease and Addisonian pigmentation, by Harbinsen. 13) Beobachtungen über
Koplik’sche Flecke, Diazoreaction und Fieber bei Masern, von Otfried Müller.
14) Das Schleimhautexanthem der Masern, von O. Rüdel. 15) Beiträge zur Physio-
logie und Pathologie der Haut: die Stachelzellnervenhypothese, von Fritz v. Wald-
heim. 16) Die pathologische Anatomie der Haut bei Nervenkrankheiten, von Julius
Heller. — Entzündliche Dermatosen. 17) Ueber eine besondere Form strich-
förmiger Haufausschläge, von Felix Pinkus. 18) Quelques cas de dermatoses systé-
mwatisees, par L. Dekeyser. 19) Atrophoderinia erythematosa maculosa (Lichen planus
atrophicans), von Wilhelm Wechselmann. 20) Ueber atrophische Formen des Lichen
planus, von Wladislaw Reiss. 21) Ueber Entzündungen der Haut, welche durch
Primula sinensis hervorgerufen worden sind, von W. Retzdorff. 22) A case of feigned
eruption, by William S. Gottheil. 23) Purpura experimental, par Henri Grenet.
24) Ein Fall von Purpura fulminans, von A. v. Serber. 25) Ueber zwei Fälle von Anti-
pyrinexanthem, von Karl Loewy. — Chronische Infectionskrankheiten der
Haut. 26) Mycosis fungoides. Mikroskopische und bakteriologische Untersuchungen
von Samuele Lereni. 27) La lèpre aux Antilles danoises. Rapport officiel, par
Edvard Ehlers. 28) New Zealand and the Cook Islands, leprosy past aud present,
by J. M. Mason. 29) The leper in British Guiana: A plea for leper asylums, by John
D. Hillis. 30) Sporadic tubercular leprosy. A case of obscure origin and non contagious
character, by Heidingsfeld. 31) Ueber eine eigenthümliche Form der Hautatrophie bei
Lepra (Dermatitis atrophicans leprosa universalis), von Moriz Oppenheim. 32) Zur
Frage der metastatischen Lymphdrüsenerkrankung beim Rhinosklerom, von Alfred
Kraus. 33) Beitrag zu den tuberculösen Hauteruptionen. Erythrodermia exfoliativa
universalis tuberculosa, von E. Brunsgaard. 34) Ueber einen Fall von malignen
Plasmon. Vorläufige Mittheilung von Rudolf Hoffmann. — Syphilis. 35) L’iade
et les moyens de defense de l’organisme, par Lortet-Jacob. 36) Zur Kenntniss der
Rhodantherapie, von Wolfgang Pauli. 37) Einige Syphilis- Uebertragungsversuche
auf Thiere, von Neisser und Veiel. 38) La methode de Prekhorow dans le traitöment
VI, 13
— 19% —
de la syphilis, par Nario. 39) Untersuchungen über die Beschaffenheit der Cerebro-
spinalflüssigkeit im Secundärstadium der Lues, von Thibierge und Ravaut. 40) Mit
welchen Maassregeln ist der Kampf gegen die Verbreitung der Geschlechtskrankheiten
unter der studireneen Jugend aufzunehmen? von L. 3. Jacobson. 41) Ethische
Forderungen im Geschlechtsleben, von Viet. Cnyrim. 42) Ueber das Syphilom des
Ciliarkörpers. Eine anatomisch-klinische Studie von Th. v. Ewetzky. 43) Die Syphilide
(Syphilis der Haut und Schleimhaut). I. Theil: Diagnose. 44) Pflege der Mundhöhle
bei Syphilis und deren Behandlung durch eine Quecksilberkur, von E. Reif. 45) Zur
Casuistik der extragenitalen Syphilisinfection, von Felix Moses. 46) Ueber Quecksilber-
exantheme und Quecksilberidiosynerasie, von Egon Tomasezewski. 47) Ueber die
Wirkung von Paulsen’s Syphilisheilserum, von Appel und Paulsen. 48) Zur Patho-
logie der syphilitischen Initialsklerose des Penis. I. Mittheilung: Ueber die Blut- und
Lymphgefässe, ihre Injection, über Lymphangitisinduration und Bubonulus, v
S. Ehrmann. 49) Ueber Bacillenbefunde bei Syphilis, von-Ludwig Waelsch. 50) Wie
soll man die Syphilis nicht behandeln? von Max Joseph. — Gonorrhöe und deren
Complication. 51) Die Verhütung der Blennorhoe, von Porosz. 52) Gonokokken-
züchtung auf Thalmann-Agar, von A. Alfoen. 53) Die Ventilspritze, von Engelbreth.
54) Die Behandlung der acuten und chronischen Gonorrhöe des Mannes, von Fr. Bering.
55) Gonorrhöe und Ehe. Eine klinische und volkshygienische Studie von F. Kornfeld.
56) Zur Frage vom Priapismus, von M. Margulies. 57) Zur Abwehr der blennorrhoischen
Infection beim Manne, von 6. Nobl. 58) Gonorrhöe im Wochenbett, von Lepmann.
59) Zur Pharmakotherapie der Cystitis, von @. Nobl. — Krankheiten des Uro-
genitalapparates. 60) Ueber die Verwerthung des Stypticin in der urologischen
Praxis, von Kögl. 61) Ueber Gleitmittel für Katheter, Bougies u. s. w., von Arthur
Strauss. 62) Urethritis bei Oxalurie und Phosphaturie. Oxalurie und Phosphaturie
als Symptome der Neurasthenie, von Delbanco. 63) Der Gefrierpunkt des Urins bei
Nierenkrankheiten, von L. Weil. 64) Die Verhütung der Harninfection. Handhabung
des Asepsis und Antisepsis bei Behandlung der Harnkrankheiten, von Goldberg.
III. Therapeutische Notizen. — IV. Vereinsberichte. — V. Vermischtes. —
VI. Personalien.
I. Originalmittheilungen.
Trockensterilisatoren
in der dermatologischen und urologischen Praxis.
Von Dr. Paul Meissner in Berlin.
Die Frage nach der Desinfection der Instrumente. in der praktischen
Medicin überhaupt und im besonderen in der Dermatologie und Urologie
zerfällt in zwei Haupttheile: 1) in die Sterilisation der Instrumente nach
Gebrauch und 2) in die Sterilisation bisher ungebrauchter Instrumente.
Die letztere wird im Grossen und Ganzen eine bei weitem leichtere Auf-
gabe sein wie die erstere. Eine zweite Scheidung ist bezüglich des
Charakters der Instrumente vorzunehmen, d. h. bezüglich des Materials,
aus welchem sie hergestellt sind. Es ist selbstverständlich, dass für alle
“ Instrumente, welche aus Metall gefertigt sind, die dominirende Sterilisation
im Auskochen nach bekannter Methode besteht. Diese Methode, voll-
kommen zuverlässig in ihrer Leistung, hat nur einen nicht zu unter-
schätzenden Uebelstand, und dieser besteht darin, dass es ungemein zeit-
raubend ist, stets vor dem Gebrauch ein halbstündiges Auskochen der
Instrumente vorzunehmen. In Kliniken, wo bestimmte Stunden für
operative Eingriffe festgesetzt sind, wird das vorherige Sterilisiren keine
— 195 —
Schwierigkeiten machen. Dagegen in der Privatpraxis wird es dem Arzt
nicht immer möglich sein, für jeden kleinen Eingriff die Instrumente
einer durch Auskochen zu bewirkenden Desinfection zu unterwerfen. Es
muss daher als durchaus wünschenswerth bezeichnet werden, eine Methode
zu kennen, welche die sterile Aufbewahrung einmal in der Siedehitze
desinficirter Instrumente bis zum Gebrauch gestattet. Diese Aufbewahrung
kann natürlich nur in trockenem Zustand geschehen, da jedes Instrument
bei Aufbewahrung in irgend welchen Flüssigkeiten Schaden nimmt. Eine
zweite Gruppe von Instrumenten aber, welche nicht aus Metall hergestellt
sind, schliessen auch die Sterilisation durch Siedehitze oder trockene
Hitze vollkommen aus und für diese muss eine zuverlässige Desinfections-
methode gefunden werden. Zu diesen Instrumenten gehören in allererster
Linie die in der Urologie wohl unentbehrlichen elastischen Bougies und
Katheter, die aus einem Seidengewebe mit Lacküberzug hergestellt, sollen
sie nicht an ihrer Qualität Schaden erleiden, nur schwer einer Sterilisation
zu unterwerfen sind. Bei den Bougies handelt es sich lediglich um Ober-
flächensterilisation, da dieselben einen Hohlraum nicht besitzen. Bei den
Kathetern dagegen macht die Desinfection des inneren Hohlraumes ganz
besondere Schwierigkeiten, zumal dann, wenn es sich um schwächere
Nummern handelt. Ungemein zahlreich sind die Methoden, welche man
zur Sterilisation der elastischen Instrumente angegeben hat. Entweder
sind dieselben sehr complicirt, viel Zeit erfordernd oder nicht absolut
zuverlässig und aus diesem Grunde möchte ich in Folgendem über Ver-
suche berichten, die ich im Laufe des vorigen Jahres angestellt habe, und
deren Resultate mich veranlassen, für die Zukunft die unten zu be-
schreibende Handhabung der Desinfection für meine Sprechstunde inne
zu halten. R
In den letzten Jahren hat sich mit vollem Recht das Formol in der
Reihe der Desinfectionskörper einen Platz errungen, der es unentbehrlich
erscheinen lässt, und welchen dieser Körper vollauf verdient. Die un-
gemein intensive Desinfectionskraft des gasförmigen Formalins (Norm.
aldehyd) findet in der Desinfectionstechnik die ausgedehnteste Verwendung.
Ungemein zahlreich sind die Vorrichtungen zu Desinfectionszwecken,
welche lediglich auf der Desinfectionskraft des Formalins begründet sind.
Ich erinnere nur .an die Formalindesinfectionslampen u. a. Das Formol
in gasförmigem Zustand hat die wichtige Eigenthümlichkeit, die zu des-
inficirenden Körper, welcher Art sie auch seien, in keiner Weise anzu-
greifen, so dass also durch Desinfection in Formolgas eine Schädigung
der Instrumente, Verbandsstoffe u.s. w. nicht stattfinden kann. Allerdings
ist die Wirkung des Formols auf den lebenden Organismus, zumal auf
die Schleimhäute eine heftig reizende, so dass die Anwendung von Ver-
bandsstoffen und Instrumenten, die mit Schleimhäuten in Verbindung
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schieken, ist die sterile Aufbewahrung der gebräuchlichen Instrumente,
sei es, dass dieselben ans. Metall (vernickelt, da: unvernickelte wegen des
unvermeidliehen Wasserdampfes: in kurzer Zeit rosten), sei es, dass sie
aus elastischem Material gefertigt waren. Um nun die Wirksamkeit dieser
Desinfectionsmethode zu prüfen, habe ich nicht allein eine bakteriologische
Prüfung von Instrumenten vorgenommen, welche steril in den Kasten ge-
bracht in diesem aufbewahrt wurden, sondern ich hahe, was durchaus
eigentlich nicht in der Absicht der Vorrichtung lag, inficirte Instrumente
in diesem Apparat zu desinficiren versucht. Die. Art der Versuchs-
anordnung. war folgende: es wurden zunächst eine Reihe von Metall-
instrumenten in der Sprechstunde bei verschiedenen Patienten benutzt,
also keinesfalls steril in den Apparat eingebracht, in diesem bestimmte
Zeit. belassen und sodann. durch Impfung auf Nährbouillon, Nährgelatine
und Agar eine Prüfung auf Keimfreiheit unternommen. Zur Controle
wurden: die Instrumente in gleicher Weise ohne Benutzung des Apparates
ebenfalls deg bakteriologischea Prüfung unterzogen. In einer zweiten
Gruppe von Versuchen wurden. die Instrumente mit Milzbrand oder
Staphylokokkeu absichtlich inficirt und dann in den Apparat eingebracht
und die Prüfung in der Weise vorgenommen, dass eine Reihe von gleichen
Instrumenten in verschiedenen. Zwischenräumen aus dem Apparat. ent-
nommen der Prüfang unterworfen wurden. In dritter Linie kamen elastische
Instramente zur Untersuchung. Dieselben wurden stets nach dem Ge-
brauch beim Patienten in warmen Seifenwasser gründlich abgebürstet, in
reinem Wasser nachgespült, mit sauberem Handtuch getrocknet und dann
in den Desinfector eingebracht. Handelte es sich um. elastische Katheter,
so wurde auch das Innere mit Seifenwasser mittels 50ccm haltender
Spritze, ausgespritzt, ebenfalls mit Wasser nachgespült und dann auch in
den Desinfeetar eingelegt. In. anderen Fällen wurde diese vor der Des-
infection im Trockendesinfector vorgenommene Reinigung unterlassen, um
zu. prüfen, ob der Desinfector dieselbe zu ersetzen im Stande sei. Die
letzte Versuchsgruppe hatte eigentlich lediglich ein tkeoretisches Interesse;
es wundem nämlich mit Staphylokokken und Milzbrandbaeillen infieirte
Vexbandstoffstücke der alleinigen Desinfeetion dureh den Formalindesinfector
unterwosfen. Die Resultate dieser einzelnen Untersuchungsreihen habe
ieh am Schluss dieser Mittheilung tabellarisch . zusammengestellt. Ich
möchte dieselben hier aw dieser Stelle in Folgendem zusammenfassen:
Der Troekendesinfector des obigen Systems ist durchaus zuverlässig be-
züglich der Sterilhaltung bereits desinficirter Instrumente . auf beliebig
lange Zeit. Er ist ferner im. Stande, infieirte Instrumente, abgesehen von
Kathetern, innerhalb 1 Stunde vollkommen steril zu machen, vorausgesetzt,
dass es sich nicht um widerstandsfähige Dauerformen, wie Milzbrandsporen,
handelt. Bei letzteren ist die geringste Zeit © Stunden (in der Tabelle
— 198 —
nicht aufgeführt. Bei Instrumenten mit engen Hohlräumen, Kathetern
aus hartem oder elastischem Material ist es nothwendig, den Hohlraum
mittels einer Fomalingas enthaltenden Spritze mit diesen Dämpfen zu
füllen, um ebenfalls innerhalb von !/, Stunde eine gründliche Sterilisation
zu bewirken. Elastische Instrumente, welche nach vorhergehender grober
Reinigung mit Seifenwasser in den Apparat eingebracht werden, sind be-
reits nach 10 Minuten vollkommen steril und gebrauchsfähig. Auf die
Resultate der Verbandstofisterilisation hier einzugehen, ist abgesehen von
den tabellarischen Angaben überflüssig, Aus diesen Versuchen nun hat
sich für mich folgende Handhabung der Desinfection der Instrumente für
die Sprechstunde ergeben, die ich zur Nachahmung empfehle, und welche
sich mir auf das Beste bewährt hat. Jedes Metallinstrument wird nach
der Sprechstunde in kochendem Wasser unter Sodazusatz 1 Stunde steri-
lisirt, dann herausgenommen und in einen Instrumentenschrank eingebracht,
welcher einige Formoltablettenbüchsen enthält, und welcher von Formalin-
gas derartig angefüllt ist, dass die’ Abtödtung jedweden Keims innerhalb
dieses Schrankes als sicher angesehen werden muss. Diejenigen Instru-
mente, welche täglich zur Verwendung gelangen, werden ebenfalls, voraus-
gesetzt, dass sie aus Metall sind, nach dem Auskochen in den oben ab-
gebildeten Trockendesinfector gebracht und aus diesem erst im Moment
des Gebrauches entnommen. Instrumente aus elastischem Material werden
nach Gebrauch der oben erwähnten gründlichen Seifenreinigung unter-
worfen, in reinem Wasser gespült, getrocknet und ebenfalls in den Trocken-
desinfector eingebracht, und zwar benutze ich von allen elastischen In-
strumenten je zwei Exemplare. Die eine Serie bleibt 24 Stunden unbenutzt,
während die andere gebraucht wird und umgekehrt, so dass eine über
das Maass des Nöthigen hinausgehende Desinfection dieser Instrumente
sicher erzielt wird. Zur Füllung der Hohlräume bei Kathetern mit
Formalin benutze ich eine 50 ccm haltende Metallspritze, in deren Hohl-
raum sich etwas Verbandgaze mit Formalin getränkt befindet. Pravatz-
Spritzen und sonstige Injectionsspritzen werden ebenfalls der Innen-
desinfection dadurch zugänglich gemacht, dass der Stempel innerhalb des
Desinfectors herausgezogen und so das Innere mit Formolgas gefüllt wird.
Diese Form der Desinfection hat sich mir in der Sprechstunde bisher
derart bewährt, dass ich keine Veranlassung habe, nach irgend welchen
neuen Methoden zu suchen. Die Instrumente werden geschont, der Ab-
gang an solchen ist gering, die Sterilität ist zuverlässig und die Hand-
habung der Methode sehr bequem. Ich gehe nun allerdings so weit, dass
ich nicht nur meinen Instrumentenschrank, sondern auch die Behältnisse
für Verbandsstoffe, Tupfer u. s.w. dauernd unter Formolgas halte, indem
ich in dieselben Büchsen mit Formoltabletten einlege. Innerhalb 4 Monaten
liess der Effect keine Abnahme verspüren. Der einzige Uebelstand, welchen
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— 200 —
diese Formoldesinfection mit sich bringt, ist der oft recht heftige Reiz,
den das Gas auf die Schleimhäute der Nase, des Rachens und der Augen
ausübt. Jedoch bei einiger Vorsicht gelingt es leicht, sich daran zu ge-
wöhnen und zu heftige Wirkungen zu vermeiden.
II. Referate.
Allgemeine Pathologie und Therapie der Hautkrankheiten.
1) Ueber Therapie des Ekzems, von O. Lassar. (Dermatologische Zeit-
schrift. 1904. Februar.)
Die Hauptaufgabe für erspriessliche Behandlung des Ekzems ist die
Fernhaltung weiterer Schädlichkeiten von den im pathologischen Zustande
doppelt reizbaren Thelen. Deshalb besteht die Therapie anfangs am besten
in schonenden Maassregeln, in vorsichtiger, gelinder Reinigung, kühlenden
‚Umschlägen mit 1°/, ‚iger Zincum sulfuricum-Lösung oder mit 2°/ iger essig-
saurer Thonerdelösung. Unmittelbar an diese feuchte schliesst sich dann die
Trockenbehandlung, welche am besten in Application von Talcum mit oder
ohne geringen Bismuth-Zusatz besteht. Auf die Dauer wird bei diesem Ver-
fahren die Haut spröde. Dann ist die Anwendung der Zinkölpaste am Platze.
Am einfachsten gestaltet sich die Therapie des Ekzems, so weit es sich um
oberflächliche Eiterungen handelt. Die Oeffnung der kleinen und grösseren
Absoesse hat vorauszugehen. Zur Nachbehandlung ist die Lassar’sche Sali-
cylpaste geeignet. Gegen Pilzinfectionen giebt es, solange sie oberflächlich
siedeln, wohl kein wirksameres Medicament, als den Schwefel. Gegen tiefer
greifende Infiltrationon wird man auf die Dauer nicht ohne Theerpräparat
auskommen. Somit ist und bleibt die vornehmlichste Indication der Ekzem-
behandlung, die ursprüngliche Veranlassung nach Möglichkeit zu bekämpfen
und daran die symptomatische Beseitigung der lymphangitischen Infiltration
zu knüpfen. Im Hinblick hierauf ist es mit Genugthuung zu begrüssen, dass
es möglich erscheint, mit der Böntgen-Bestrahlung eine Wirkung heilsamer
Art zu erzielen, namentlich bei chronischen Hand- und Gesichtsekzemen.
Immerwahr-Berlin.
2) Die wirksamen Bestandtheile der polychromen Methylenblaulösung
und eine Verbesserung der Spongioplasmafärbung, von P. G. Unna.
(Monatsh. f. prakt. Dermatologie XXXVIII.)
In einer Tabelle sind die Wirkungen der verschiedenartig zusammenge-
setzten Methylenblaulösungen übersichtlich geordnet. Aus den Untersuchungen
geht hervor, dass der Körper, welcher die Polychromie (Blau, Violett, Roth)
der Färbung bedingt, ein aus Methylenblau durch den Zusatz von Kalicarbonat
erzeugtes Methylenazurcarbonat in Lösung von kohlensaurem Alcali ist. —
Zur Verbesserung der Spongioplasmafärbung werden vom Verf. drei Formeln
angegeben, deren Zusammensetzung und Anwendung im Original nachzulesen ist.
Schourp-Danzig.
3) Ueber Euguformum solubile, von Max Joseph. (Deutsche med. Wochen-
schrift. 1904. Nr. 4.)
Auf die anästhesirende und antiseptische Eigenschaften des aus Guajacol
und Formaldehyd hergestellten Euguform hat der Verf. schon durch die
— 201 —
Arbeit Cieselki’s (dieses Centralblatt. IV. Nr. 6) hingewiesen. Jetzt ist
es ihm gelungen, Euguform in Aceton in Lösung zu bringen. Diese 50 °/, ige
Lösung des Euguform bewährt sich in reiner Form bei Prurigo, bei Lichen
simplex chronicus und bei Pruritus ani überaus günstig. Bei Strophulus
infantum empfiehlt sich Aufpinseln einer 10°/ "een, bei Tyloma palmare et
plantare Aufpinseln einer 20°/ igen Schüttelmixtur nach der Formel: Eugu-
form. Solubil. 10,0— 20,0, Glycerini 30,0, Amyli. trit. Zinei oxydat. oa 20,0,
Aqu. destill. ad 100,0. Schourp-Danzig.
4) La valeur nosologique de l’6osinophilie cutanse et sanguine dans les
affections bulleuses, par Bayet. (Annales du service de dermat., syph.
et d’urol. de Bruxelles. 1904. Januar.)
Verf. bestreitet die Meinung Leredde’s, dass in allen Fällen Duhring’-
scher Erkrankung Eosinophilie im Blute und in den Blasen bestehe und be-
weist diese Ansicht aus einem Falle, bei welchem ohne Eosinophilie in Haut
oder Blut doch alle typischen Merkmale der Dermatitis herpetiformis vor-
handen waren. Die 62jährige Patientin zeigte das typische Bild der Krank-
heit: über Armen, Hals, Brust, Beinen, zuletzt Gesicht verbreitete rothe,
runde, etwas erhabene, oft mit grauer Haut überzogene Papeln, daneben zahl-
reiche isolirte oder confluirende, mit heller Flüssigkeit gefüllte herpetiforme
Blasen, von denen die älteren im Centrum liegen, während die neuentstehen-
den nach der Peripherie hin fortschreiten. Mehrere Schübe wiederholten sich
während jeden Anfalls, welcher mit den Begleiterscheinungen von Oligurie,
Fieber, Jucken, Brennen, schmerzhafter Dumpfheit der Haut, manchmal
Zona einige Wochen bis Monate dauerte und nach 3—4monatlicher Pause
wiederkehrte. Bei einer grossen Anzahl Untersuchungen wurden meist nur
2—3°/, des Blutes eosinophile Zellen gefunden, 1 Mal als höchster Bestand
8°/,, in den Blasen nur 1°/,, so dass von Eosinophilie keine Rede sein konnte.
J.
5) Mittheilungen über Lichtbehandlung nach Dreyer, von Neisser und
Halberstaedter. (Deutsche med. Wochenschrift. 1904. Nr. 8.)
Dreyer-Kopenhagen kam auf die geniale Idee, die Gewebe künstlich
in einen Zustand zu versetzen, in welchem sie auch für die sonst fast wirkungs-
lesen Strahlen: grün, gelb, orange, roth empfänglich sind, ebenso wie sie
normal für die blauen bis ultravioletten Strahlen empfindlich sind. Zu diesem
Zwecke imprägnirte er mit den in der Photographie unter dem Namen Sensi-
bilatoren. gebrauchten Stoffen, vornehmlich mit Erythrosin, Infusorien, Bakterien
und animalisches Gewebe und konnte nachweisen, dass sie in diesem Zustande
sich unter dem Einflusse der sonst so gut wie unwirksamen grünen- bis orange-
farbigen Strahlen ebenso verhielten, als wären sie von ultravioletten Strahlen
getroffen. ‚Bisher ist es physiologisch unerklärt geblieben, worauf diese Sen-
sibilitirung beruht. Durch Dreyer’s eingehende Versuche, auf die hier nur
hingedeutet werden kann, wird bewiesen, dass der Vorgang nicht auf Fluores-
zenc, nicht auf Absorption und nicht auf Bildung toxischer Stoffe in den
Sensibilatoren beruht. — Halberstaedt’s Nachprüfungen zeigen, dass an
der sensibilisirten Haut eine Lichtwirkung noch in Tiefen eintritt, in welchen
sie bei normalen Geweben nie eine Wirkung mehr entfaltet, und dass diese
Einwirkung nach bedeutend kürzerer Beleuchtungszeit ‚bereits zu constatiren
ist; ferner dass man in der Tiefe eine Lichtwirkung erzielen kann, ohne die
über dem kranken Gewebe, welches man der Lichtwirkune aussetzen will,
-gelegene Haut stärker zu schädigen, indem man nur in der Tiefe sensibilisirt.
— 202 —
Verwandt wurden zur Sensibilisation 1°/,—1°/,, Erythrosinlösung in 0,85 °/ iger
Kochsalzlösung. — Ueber den therapeutischen Erfolg bei 25 Fällen theils
von Lupus, theils von Scrofuloderma, tuberculösen Lymphdrüsen, Hautcarcinom
wollen die Verff. später berichten; aus der Stärke der Reaction und dem Ver-
laufe derselben lässt sich schon jetzt annehmen, dass sie stärker und wirk-
samer als bei der Finsen-Behandlung ist. Schourp- Danzig.
6) Beitrag zur systematischen Stellung der Dermatomykosenerreger, von
H. C. Plaut. (Monatsh. f. prakt. Dermatologie. XXXVIII. Nr. 4.)
Die Vermuthung Matouchot’s und Dassonville’s, dass die Tricho-
phytiepilze wegen ihrer grossen morphologischen Aehnlichkeit mit der Familie
Otenomyces Eidam höchstwahrscheinlich zu den Gymnoasken gehören, wurde
bestätigt durch den gelungenen Versuch dieser Autoren, durch Einimpfung
von Eidamella spinosa wirkliche Trichophytie bei Thieren zu erzeugen. Verf.
glaubt dieser Annahme zustimmen zu dürfen, da er in Insituculturen von
Mikrosporiehaaren Anlagen von höheren Früchten gefunden hat, welche mit
den Perithecien der Gymnoasken gewisse Aehnlichkeiten zeigen. Aus vier
beigefügten Photogrammen ist zu ersehen, dass diese Gebilde von Mikrosporie-
haar aus sich direct entwickelt haben und dass in dem ganzen Mycelstock
nur gleichartiges Mycel vorhanden ist. Schourp-Danzig.
7) Un nouveau micorosporon pathogène pour l'homme. Le microsporon
du chat, von A. Lefebvre. (Annales de Bruxelles du service de dermat,
syph. et d’urol. 1904. Januar.)
Bei einem Kinde, welches häufig mit einer Katze spielte, wurde in den
kurz über der Haut abgebrochenen Haaren der gleiche Mikrosporon gefunden,
wie an der ebenfalls kahle Flecke aufweisenden Katze. Dieser Mikrosporon
ist ähnlich dem. der gewöhnlichen Mikrosporie, doch heilt die durch ihn ent-
standene Kahlheit schneller als jene. Einige Frauen, welche das Kind oder
die Katze berührt hatten, acquirirten die gleiche Haarerkrankung. Thera-
Deutsch bewährte sich bei den Frauen Jodtinetur. Die kahlen Flecke des
Kindes bedeckten sich spontan wieder mit Haarwuchs. | J.
8) Des örythömato-scleroses et particulièrement de l’örythömato-sclerose
pemphigoide, par Ch. Audry. (Annales de dermatologie. 1904. Nr. 1.)
Den Ausgangspunkt der Abhandlung bildet die Krankengeschichte eines
Tjährigen Knaben. Derselbe, sonst ganz gesund, erkrankte vor etwa 2 Jahren
plötzlich ohne irgend welche Allgemeinsymptome oder subjective Beschwerden
an einem Ausbruche von runden rothen etwas erhabenen Flecken, denen nach
einigen Tagen innerhalb der intact gebliebenen Hautbezirke eine Menge praller
Blasen folgten, die ohne dass Röthung und Quaddeln vorher zu bemerken
gewesen wären, aufschossen. Die ersten Blasen zeigten sich an der Lumbal-
gegend, die späteren an den Beinen und besonders an den Füssen. Im oberen
Theile des Körpers und Gesichte, wo viele der vorerwähnten Erythemherde
sassen, war keine Blase zu beobachten. Die Blasen platzten, bildeten Krusten
und letztere fielen bald allmählich ab; die Flecke blieben 18 Monate stationär.
Einzelne heilten ab und hinterliessen bald keine Merkmale auf der Haut,
bald bräunliche Pigmentflecke. Andere schwanden überhaupt nicht. Vor einigen
Monaten erfolgte ein ganz ähnlicher Blasenausbruch, der wieder in 4—5 Wochen
zur Abheilung gelangte; dies Mal mit Hinterlassung weisslicher Narben. Die
erythematösen Flecke und Plaques sind noch vorhanden, so auf Wangen,
Armen, Ellbogen, Händen, Knien, Füssen. Diese Efflorescenzen stellen Ery-
— 203 —
theme dar, die der Vertheilung und dem Aussehen nach an Erythema multi-
forme erinnern, sich von demselben aber durch ihre Beständigkeit, die Resistenz
in loco und die Sklerosirung des Processes unterscheiden. Es ist also ein
Erythema chronicum multiforme oder besser eine Eryth&mato-selerose und zwar
in diesem Falle mit dem Zusatze pemphigoide. Neben den polymorphen
angioneurotischen Erythemen giebt es chronische und sklerosirende Erytheme.
Zu den ersteren gehören E. perstans und E. circinatum chronicum. Die
letzteren sind charakterisirt durch ihre bedeutende Fixirung in loco und eine
fibröse Umbildung. Wir unterscheiden localisirte und generalisirte Erythemato-
sklerosen. Unter letzteren unterscheidet der Verf. eine Abart Hutchinson:
Eryth&mato-sklerose oed&mateuse; ferner einen Typus E. elevatum dintinum
oder Eryth&mato-sclerose fibromatogdne und: drittens eine pemphigoide Abart.
Dieselben stellen aber keine Krankheitsentitäten, sondern nur klinische Arten dar.
Hopf- Dresden.
9) Fortschritte in der Lichttherapie, von H. Strebel. (Dermatologische
Zeitschrift. 1904. Januar.)
. Verf. berichtet über eine neue Verwendungsweise des elektrischen Lichtes,
nämlich die Elektrophotokaustik, welche mit den aus dem elektrischen Stark-
strom transiormirten intensivsten Wärmestrahlen des Voltabogens arbeitet. Die
strahlende Wärme dringt ohne Contact direct bis zu einer gewissen Tiefe in das
lebende Gewebe ein. Die Elektrophotokaustik dient zur Beseitigung von cos-
metischen und bösartigen Erhebungen der Haut, Warzen, Condylomen, Varicen,
Angiomen u.s.w. Ulcus molle und durum heilen mit dem Verfahren aus-
gezeichnet gut. Bei Lupus erythematodes und Lupus vulgaris hat Verf. sein
Verfahren mit gutem Erfolge angewandt. Mittels wassergekühlter, doppel-
wandiger, durchlochter Blenden kann die ganze Procedur fast schmerzlos ge-
macht werden. Ein weiterer Fortschritt im Gebiete des Lichtheilverfahrens
betrifft die Einleitung des chemisch wirksamen Lichtes genügender Stärke in
enge Körperhöhlen mittels eines Stabes aus Glas, aus dessen Ende das Licht
mit mässiger Absorption wieder austritt. Weiter berichtet Verf. über eine
neue wirksame Lampe für die Lichttherapie, welche mit starken Strömen von
40—80 Ampères arbeitend doch nur kurze Brennweiten im Linsensystem be-
sitzt und dadurch der Finsen-Lampe überlegen ist. Die Pigmentirungen. nach
Lichtreaction scheinen Verf. durch einen bestimmten Nerveneffect hervorgerufen
zu sein. Dass das Licht die Bakterien direct vernichtet, ist bereits wider-
legt; vielmehr übt es auf die Gewebe einen derartigen Reiz aus, der zur
Vernichtung der Bakterien führt, ähnlich wie bei Antitoxineinspritzungen u. 8. w.
Immerwahr-Berlin. `
10) Ueber Röntgen-Behandlung der Hautkrankheiten, von H. E. Schmidt.
(Dermatologische Zeitschrift. 1904. Januar.)
Die Indicationen für die Behandlung mit Röntgen-Strahlen seen vor
Allem zwei Gruppen von Krankheiten: 1) die sogen. Haarkrankheiten: Favus,
Sykosis, Trichophytie, Hypertrichosis; 2) die epithelialen Neubildungen gut-
artigen und bösartigen Charakters: die Warzen, die langsam wachsenden
Cancroide und die oberflächlich gelegenen inoperablen Carcinome. Hier kann
man noch eine dritte Gruppe anschliessen: Sarcom, Lupus vulgaris, Lupus
erythematodes, Psoriasis, chronische Ekzeme, Acne vulgaris; Verf. verwendet
bei Erkrankungen der Haut Röhren mit regulirbarem Vacuum, bei denen die
Handknochen grauschwarz erscheinen. In den meisten Fällen hat Verf. Er-
folge mit der Röntgen-Bestrahlung aufzuweisen. Immerwahr-Berlin.
— 204 —
11) I. Radium bromide, by Jas. Mackenzie Davidson. — II. A case
of rodens ulcer treated with radium, by Gerald Sichel. (British:
Med. Journ. 1904. 23. Januar.)
Während Sichel einen Fall von Ulcus rodens berichtet, welcher nach
42 Sitzungen von je 15 Minuten im Verlaufe von 2!/, Monaten mit Hinter-
lassung einer indurirten Narbe heilte, behandelte Davidson 5 Fälle ver-
schiedener Affectionen gleichfalls mit Radiumbromid. Letzterer giebt eine
genaue Definition der drei verschiedenen Radiumstrablen und räth zur An-
wendung des Mittels in verschlossener Glastube, welche sich auch in enge.
Gänge des Körpers z. B. in den Kehlkopf einführen liesse. - Gute Erfolge
wurden erzielt bei Uleus rodens, Tuberculosis verrucosa cutis, Epitheliom und
maligner Degeneration eines Naevus. Die Application des 5mg Radiumbromid.
erfolgte in den verschiedenen Fällen 15—35 Minuten lang, in Abständen von
3—13 Tagen, einige Male genügten wenige Bestrahlungen, andere Male trat
völlige Heilung nach 2!/, Monaten ein. Careinom liess sich bisher nicht
beeinflussen. J.
12) Scleroderma associated with Raynaud’s disease and Addisonian pig-
mentation, by Harbinson. (British Med. Journ. 1904. 16. Januar.)
Verf. berichtet über einen eigenartigen Symptomencomplex bei einer
45jährigen Frau, welche mit Klagen über rheumatische Schmerzen und Steifiz-
keit: zur Behandlung kam. Während Hände, Füsse, Gesicht, Hals und obere
Brustpartie ein deutliches diffuses Scleroderma zeigten, boten Ohren, Nase und
Hände das Bild der Raynaud’schen. Krankheit. Die tiefe Bronzefärbung
einiger Hautpartien liess auf Addison’sche Erkrankung schliessen, ohne dass,
etwa mit Ausnahme einiger Schwäche, die constitutionellen Merkzeichen dieser
Affection vorlagen. Die Patientin giebt an, zuerst vor 1 Jahre Kälte und
Steifigkeit an den Fingern gefühlt zu haben, diese seien dann „aufgebrochen“
und schliesslich mit Narbenbildung geheilt. Vor 5 Wochen stellte sich Phlebitis
erst der rechten, dann der linken Saphenavene ein. Neben der Bronzefürbung
bemerkte man an anderen Stellen Dumpfheit, trockene Haut, varicöse Venen.
Neigung zu Ohnmachten bestand seit der Kindheit, in letzterer Zeit nahm
das Körpergewicht ab. J.
13) Beobachtungen über Koplik’sche Flecke, Diazoreaction und Fieber bei
Masern, von Otfried Müller. (Münchener med. Wochenschr. 1904. Nr. 3.)
Die Schlusssätze der Arbeit des Verf.’s lauten: 1) Die Koplik’sehen
Flecke sind ein in reichlich */, der Fälle vorhandenes, häufig schon am ersten
Krankheitstage auftretendes Frühsymptom der Masern; sie sind jedoch für
sich . allein für Masern nicht pathognomonisch, da sie wiederholt auch bei
Röteln beobachtet wurden. 2) Die Diazoreaction im Harn ist auf der Höhe
der Krankheit fast ausnahmslos. nachweisbar, sie tritt in der Regel erst mit
dem Ausbruche des Exanthems auf und ist demgemäss kein Frühsymptom.
3) Die Fiebercurve der Masern weist in den meisten uncomplieirten Fällen
im Beginne des catarrhalischen Stadiums eine kurze, starke Steigerung auf,
dieser folgt eine 1—2 tägige Intermission und nunmehr tritt ein rasch an-
steigendes, etwa 4 Tage dauerndes continuirliches Fieber ein, das meist kritisch
wieder abfällt. Seltener steigt das Fieber allmählich remittirend oder ohne
jede Vorboten plötzlich und schroff an. Gottfried Trautmann-München.
14) Das Schleimhautexanthem der Masern, von O. Rüdel. (Münchener
med. Wochenschrift. ` 1904. Nr. 9.) Ä
Verf. beobachtete als erstes Masernzeichen Lichtscheu und Hyperämie
— 205 —
des unteren Lides wiederholt vor dem Ausbruche des Wangenexanthems.
Dieses zeigt sich frühestens am 5. Tage vor Ausbruch des Hautausschlages.
Im Gegensatze zu Koplik und Slawyk lassen sich die Flecke innerhalb der
ersten 24 Stunden ohne Schmerz, aber nie ohne Blutung entfernen. Ausser
an der Wangenschleimhaut können die Masernflecke auch am weichen Gaumen
vorkommen; sie sind ein zuverlässiges Frühsymptom der Morbilli. Bei Rubeola,
Diphtherie, Angina lacunaris und abscedens und anderen Munderkrankungen
konnte Verf. keine Flecke nachweisen. Dagegen beobachtete letzterer gleich-
zeitig mit beginnenden Scarlatinaexanthem Schleimhautflecke, die sich von
denen der Masern dadurch unterscheiden, dass sie auf intensiv leuchtend-
rothem Wangengrunde sich erheben, so dass bei längerem Hinsehen die rothen
Tupfen mit dem ebenfalls rothen Wangengrunde in einander überzugehen
scheinen. Ferner sind die einzelnen Punkte zunächst von weissen Stippchen
vollständig frei, aber schon nach kurzer Zeit tritt eine hochgradige Abstossung
des Wangenepithels ein, die öfters Wangen und Zahnfleisch mit dickem, weiss-
lichem Belag bedeckt, der aber durch Reinigen des Mundes entfernt werden kann.
Gottfried Trautmann-München.
15) Beiträge zur Physiologie und Pathologie der Haut: die Stachelzellnerven-
hypothese, von Fritz v. Waldheim. (Wien 1904, Deuticke.)
Der Schwerpunkt der umfangreichen Arbeit, welche mit einer Physiologie
der Blutcapillaren, der Zelle und des Stratum Malpighi eingeleitet wird, liegt
in der vom Verf. aufgestellten neuen Theorie der Innervation der Stachel-
zellen; die Anwendung seiner Hypothese auf Urticaria und Zoster bringt Verf.
zum Schlusse seines lesenswerthen Buches. — Die Nerven der innervirten
Zellen liegen in den meisten Fällen nur mit ihren Endfasern den Zellen auf.
Es ist also anzunehmen, dass diese lose Verbindung zur Uebertragung des
Nervenreizes auf den Zellkörper ausreicht. Theoretisch analog betrachtet muss
‘dieses Princip auch auf die Zellen der Stachelzellschicht, mit deren Bestand-
theilen möglicherweise die feinen Nervenendigungen sich berühren, anwendbar
sein. Auch mit den physiologischen Vorgängen steht die Hypothese von
Innervation der Stachelzellen nicht in Widerspruch. Directe Beobachtungen
stehen für die physiologischen Processe im Stratum Malpighi der Haut vou
Menschen und Säugethieren nicht zur Verfügung. Der Verf. bezieht sich
hierbei auf die Beobachtungen O. Drasch’s, die derselbe bei der vitalen
mikroskopischen Beobachtung an lebenden Drüsen gemacht hat. Im Epithel
der Froschhaut sah dieser Beobachter allmählich oder plötzlich erscheinende
Veränderungen im Brechungsverhältnisse der Zellen auftreten. Während eben
noch Zellgrenzen und Kerne klar und deutlich sichtbar waren, zeigten sich
bald darauf Trübungen und Verwischungen der Grenzen oder Verdunkelungen:
einzelner Zellgruppen und Aufhelluugen anderer Vorgänge, welche von Be-
wegungen der Epithelzellen herrühren müssen. Desgleichen sah Drasch auch
ab und zu deutliche Bewegungen bestimmter solcher Zellgruppen und deutete
dieselben als Folge von nervösen Beeinflussungen. Die Froschepithelien zeigen
also Innervationen und zwar gruppenweise. Auf diesen Beobachtungen fussend
wendet nun Verf. seine Hypothese auch auf die Zellen der Malpighi’schen
Zone der Haut des Menschen an und erklärt dann gemäss diesen Annahmen
die Vorgänge des Entstehens einer Urticariaquaddel oder eines FHerpesbläschens.
Die Spitze eines Brennesselhaares z. B. dringt durch die Hornschicht, was
einigen Schmerz erzeugt. Sie erreicht und reizt die sensiblen Nervenendigungen
des Stratum Malpighi. Natürlich erzeugt nicht der Stich selbst die Quaddel,
— 206 —
denn nicht nach jedem bildet sich eine solche. Das Nesselhaar enthält Ameisen-
säure und ein Enzym. Dasselbe dringt durch die Oeffnung, die der Stich
hervorgebracht, in das Stratum Malpighi ein und reizt Stachelzellen und Nerven
derselben chemisch. Dadurch erweitern sich reflectorisch die Blutcapillaren
der nächsten Papillen stark mit Hyperämie und Hypersecretion. Die Stachel-
zellen haben aber jedenfalls trophomotorische Nerven; durch den Einfluss der
Erregung dieser Nerven auf die Endothelien der papillären Blutcapillaren und
die Stachelzellen, also auf rein nervösem Wege bildet sich die Quaddel. Das
ergiebt sich auch bei der von vielen Personen in solchen Fällen aufzuweisen-
den Bildung secundärer Quaddeln, bei denen zum Theil an ganz anderen
Körperstellen doch von einer chemischen im Gewebe liegenden Reizung keine
Rede sein kann. Wo sich diese Kranken kratzen, also bloss durch mecha-
nische Reize entsteht dann wieder eine Quaddel:. „die Reizbarkeit gewisser
übergeordneter Nervenzellen ist demnach durch die vorangegangenen, von den
juckenden Quaddeln aus sich immer erneuernden, irritirenden Reflexe erhöht.“
KE Hopf-Dresden.
16) Die pathologische Anatomie der Haut bei Nervenkrankheiten, von
Julius Heller. (Handb. d. pathol. Anat. d. Nervensystems von Flatau,
Jacobsohn und Minor. Berlin 1904, Karger.)
Das vorliegende Thema gehört zu den am wenigsten bekannten Feldern
der Dermato-Histologie. Um so mehr war Verf., der durch eigene Unter-
suchungen auf diesem Gebiete sich hervorgethan hat, berechtigt, als Theil-
erscheinung des Handbuchs der pathologischen Anatomie des Nervensystems
einen zusammenfassenden Ueberblick über den heutigen Stand unseres Wissens
auf diesem Gebiete zu geben. Theils konnten die Lücken aufgedeckt werden,
an welchen die spätere Forschung einzusetzen hat, theils konnte das Errungene
in übersichtlicher Weise zusammengestellt werden, wodurch dem Forscher
ebenfalls manche Anregung gegeben wurde. Beiden Richtungen ist Verf.
vollkommen gerecht geworden, und wir verfehlen nicht diejenigen, welche sich
für dieses Gebiet interessiren auf die werthvolle Abhandlung aufmerksam
zu machen. J.
Entzündliche Dermatosen.
17) Ueber eine besondere Form strichförmiger Hautausschläge, von Felix
Pinkus. (Dermatologische Zeitschrift. 1904. Januar.)
Verf. hat bei einem Manne einen Streifen rother Knötchen von der
Hüfte bis zum Knie, welche leicht juckten, vorgefunden; in früheren Jahren
hat er eine ähnliche Affection am Vorderarme eines Mannes beobachtet. Die
histologische Untersuchung dieser Fälle ergab das Bild einer leichten Der-
matitis. Danach scheint eine gewisse Art strichförmiger Dermatitiden nach
klinischem Aussehen und nach histologischem Aufbau eine eigene Affection
für sich darzustellen. Immerwahr-Berlin.
18) Quelques cas de dermatoses systömatisöes, par L. Dekeyser. (Annales
de Bruxelles du service de dermat., de syph. et d’urol. 1904. Januar.)
Verf. berichtet zuerst über 2 Fälle von einem chronischen und einem
schneller verlaufenden linearen Ekzem bei einem 50jähr. und einem 16jähr.
Manne. Der letztere Fall betraf Ohren, Hals und Arme. Der erstere, welcher
hauptsächlich an den Beinen localisirt war, fiel dadurch auf, dass die Erup-
tion ohne sonstige Veranlassung bei einem nervösen Menschen sogleich nach
— 207 —
einer heftigen Gemüthsbewegung erschien. Verf. schliesst diesen Fällen zwei
Beobachtungen von linearer und symmetrischer Psoriasis an, welche aus-
gesprochen neuropathischen Charakter trugen, und welche Verf. functionellen
und anatomischen Störungen des Nervensystems zuschreibt. Die eine betrifft
einen 11jähr. Knaben, der seit seinem 8. Jahre mehrere Anfälle linearer
Psoriasis an Armen und Beinen hatte. Interessant ist, dass das Exanthem
genau der Linie des Cubitalnerven folgte. Der zweite Patient, dessen Psoriasis
von heftigem Jucken begleitet war, fiel durch die merkwürdig symmetrische
Anordnung der Eruption an beiden Füssen auf. J.
19). Atrophodermia erythematosa maculosa (Lichen planus atrophicans, von
Wilhelm Wechselmann. (Dermatologische Zeitschrift. 1904. Januar.)
Verf. hat bei einem 35jähr., sonst gesunden Manne, einen fleckweise
auftretenden erythematösen Process beobachtet, der centrifugal fortschreitet,
während im Centrum bereits der schliessliche Ausgang einer narbigen Atrophie
vor sich geht. Die Atrophodermie scheint hier durch einen lichenartigen
Process bedingt zu sein. Sowohl die Genese, wie der Sitz der Affection im
Gebiete des ersten Trigeminusastes spricht für einen neurotischen Ursprung.
; Immerwahr- Berlin.
20) Ueber atrophische Formen des Lichen planus, von Wladislaw Reiss.
(Archiv f. Dermatologie u. Syphilis. LXVIII. 1904.)
Verf. fügt den in der von ihm genau zusammengestellten Literatur be-
kannten Fällen von atrophischen Lichen planus-Formen eine weitere klinisch
wie histologisch genau geprüfte Beobachtung an. Es handelt sich um einen
Lichen planus atrophicus pigmentosus (Gaucher, Barbe und Balli), bei dem
es sich nicht um das Terminalstadium eines gewöhnlichen Lichen planus mit
Pigmentbildung handelt, sondern um eine ganz typische Varietät des Lichen,
eine a priori atrophisirende, mit starker Pigmentbildung einhergehende Form
der Dermatose. Die Schleimhäute waren, im Gegensatz zu anderen beschriebenen
Fällen von Lichen atrophicus, nicht betheiligt. — Zur Klärung des ätiologi-
schen Moments der Lichenpathogenese liess sich die Beobachtung nicht ver-
wenden. Die angewandte Therapie, auch Arsenbehandlung, war auf die Ab-
heilung der Krankheitserscheinungen ohne Einfluss. V. Lion-Mannheim.
21) Ueber Entzündungen der Haut, welche durch Primula sinensis hervor-
gerufen worden sind, von W. Retzdorff. (Dermatologische Zeitschrift.
1904. Januar.)
Verf. berichtet über die Dermatitiden, welche jedes Mal bei einer Dame
auftraten, sobald sie mit Primula sinensis in Berührung kam. Dieselbe Dame
bekam auch nach dem Pflücken von Stachelbeeren Hautjucken.
Immerwahr-Berlin.
22) A case of feigned eruption, by William S. Gottheil. (Journ. of
Cutan. and Genito-Urin Diseases. 1904. Januar.)
Verf. berichtet über einen eigenthümlichen Fall von äusserst geschickt aus-
geführter Simulation einer Hautentzündung durch eine 28jähr. Frau, welche vor
10 Jahren ein Kind gehabt hatte, jetzt aber allein stand. Die Patientin litt an ner-
vöser Taubheit und schweren, tagelang dauernden hysterischen Krisen mit Uebel-
keiten, Diarrhöen und Schlaflosigkeit. Meist nach solchen Anfällen erschienen
oft über den ganzen Körper verbreitet die rothen Flecke, Streifen und Blasen.
Argwohn erregte zuerst, dass die Eruption stets stärker hervortrat, sobald die
sehr empfindliche Kranke einen Mangel an Interesse für ihr Leiden zu be-
merken glaubte. Auch fiel auf, dass sie sich hartnäckig gegen feste Verbände
— 208 —
sträubte, welche ihr ein Berühren ihres Körpers unmöglich gemacht hätten.
Als mit ziemlicher Sicherheit nachgewiesen wurde, dass die Hauterkrankung
künstlich durch Oarbolsäure erzeugt war, verschwand die Kranke aus der
Behandlung. J
23) Purpura experimental, par Henri Grenet. (Archives générales de
médecine. 1904. Nr. 3.)
Verf. konnte bei Kaninchen alle Arten von Purpuraeruptionen (Petec-
chien, grosse Ecchymosen u.s.w.) auf experimentellem Wege herstellen. Er
unterband temporär (20 Minuten) den pediculus hepatis durch einen starken
Catgutfaden — eine Operation, die in der gesammten Leber rapide degene-
rative Processe hervorrief und starke Congestion der übrigen Abdominalorgane —
und nachdem das Thier wieder hergestellt war, also nach 8—14 Tagen, inji-
eirt er in das Lendenmark einige Cubikcentimeter einer Lösung, die zu gleichen.
Thelen Alkoholäthermischung und Blutserum eines Hämophilen, Purpurakranken
oder eines in derselben Weise behandelten Kaninchens enthielt. Für das
Zustandekommen der Erkrankung hält Verf. die Combination einer Alteration
der Leber, des Nervensystems und einer Intoxication für nothwendig.
Paul Oppler- Breslau.
24) Ein Fall von Purpura fulminans, von A. v. Serber. (ECorrespondenzbl.
f. Schweizer Aerzte. 1904. Nr. 4.)
Verf. berichtet über eine fast den ganzen Körper durch Hautblutungen -
blauroth verfärbende Purpura die bei einem 13 Monate alten etwas schwäch-
lichen, leicht rhachitischen Kinde sich innerhalb von 12 Stunden entwickelte
und nach dieser kurzen Zeit zum Tode führte. Paul Oppler- Breslau.
25) Ueber zwei Fälle von Antipyrinexanthem, von Karl Loewy. (Arch. t.
Dermatologie u. Syphilis. LXVIII. 1904.)
Verf. beobachtete 2 Fälle von universell-disseminirtem Antipyrinexanthem.
Der erste, nach einer etwas grösseren Dose des Medicamentes, eingetretene
Fall machte den Eindruck einer schweren acuten Allgemeininfection, bei der
besonders das Vorhandensein eines Icterus, der bisher bei Antipyrinintoxication
noch nicht beobachtet war, von Interesse ist. Weiter interessant war bei
diesem Falle die deutliche Farbenveränderung des Exanthems im Laufe der
Beobachtung; der ursprünglich blaurothe Farbenton ging in einen deutlich
schmutzigblauen über, der schliesslich einer nach Abschälung der Herde
restirenden braunen Pigmentation Platz machte, ähnlich den „erythematös-pig-
mentirten‘ localisirten Antipyrinexanthemen und dem „allgemein localisirten
Erythem“ (Ehrmann). — Der zweite Fall zeichnete sich, im Gegensatze zum
ersten langdauernden und häufig blasenbildende Nachschübe aufweisenden,
durch ganz colossale Flüchtigkeit aus, nachdem er ebenfalls bedrohlich mit
hochgradigen Oedemen, Blasenbildungen nach einmaliger kleiner Dosis ein-
gesetzt hatte. Eigenthümlich war die aufgetretene Temperaturerhöhung (,„con-
träre Antipyrinwirkung“). V. Lion-Mannheim.
Chronische Infectionskrankheiten der Haut.
26) Mycosis fungoides. Mikroskopische und bakteriologische Untersuchungen
von Samuele Lereni. (Dermatologische Zeitschrift. 1904. Januar.)
Verf. beschreibt einen Fall von Mycosis fungoides bei einem 16jährigen
Mädchen, welches er lüngere Zeit beobachten konnte, und der schliesslich
zur Section kam. Im Biute der Patientin wurde der Staphylococcus pyogenes
— 209 —
aureus gefunden, dessen Vorkommen aber nur einem Zufall zuzuschreiben ist,
denn weder durch Impfung mit dem Coccus, noch durch Inoculation von
Tumorstückchen der Mycosis fungoides konnte an gesunden Hautstellen bei
der Patientin die Erscheinungen der Mycosis fungoides hervorgerufen werden.
Auch die histologische Untersuchung der Tumoren ergab nichts Neues. Die
Blutuntersuchungsresultate des Verf.s unterstützen die Theorie von dem
lymphadenischen Charakter der Mycosis nicht; ausserdem fehlte im vorliegenden
Falle die allgemeine Lymphdrüsenschwellung, die Splenomegalie und die
Metastasenbildung in inneren Organen. Immerwahr-Berlin.
27) La lèpre aux Antilles danoises. Rapport officiel, par Edvard Ehlers.
(Lepra. Bibliotheca internat. IV. 1904)
An der Hand historischer Belege verbreitet sich Verf. über die schwer
zu entscheidende Frage, ob die Lepra in Amerika von Alters her bestand
oder von einwandernden Europäern mitgebracht wurde. Für erwiesen gelte,
dass mindestens auf den Antillen diese bis dahin den Eingeborenen unbekannte
Krankheit 1517 durch Expedition von Scelaven von der portugiesischen Gold-
küste eingeschleppt wurde. Um diese Zeit findet man zuerst den Namen
„Cencubay“, mit welchem die neue Erkrankung bezeichnet wurde. Mit Auf-
hebung der Sclaverei verschlechterte sich zuerst der Gesundheitszustand, da
die sich selbst überlassenen Neger sehr gleichgültig gegen Infectionen waren.
1886 wurde durch staatliche Verordnung «ie Isolirung Lepröser geboten,
2 Jahre später eröffnete man das Richmond-Lazareth in St. Croix, welches
bis jetzt 34 Kranke aufnahm. Ob die Lepra zu- oder abnimnit, ist schwer
zu erweisen, da trotz der Verfügung viele Lepröse nicht isolirt im Lande
leben. Die amtliche Untersuchung stellte kürzlich auf der Insel St. Croix 86,
auf St. Thomas 19, auf St. Jan 1 Leprafälle fest, darunter 25 tuberöse, 81
gutartigere anästhetische Formen, so dass man annehmen darf, die Lepra
trete in Westindien milder auf wie z. B. in Skandinavien und Creta. J.
28) New Zealand and the Cook Islands, leprosy past and present, by
J. M. Mason. (Lepra. Bibliotheca internat. IV. 1904.)
Es ist erklärlich, dass die ersten weissen Einwanderer gewöhnlich den
Bestand der Lepra in uncultivirten Ländern überschätzen, da die primitiven
Völker meist mit dem gleichen Namen die verschiedensten Erkrankungen be-
zeichnen. So verstehen z. B. die Maori auf Neu-Seeland unter dem Worte
„Ngaerengaere“ ausser jeder juckenden Dermatose auch syphilitische skrophu-
löse und lepröse Affectionen. Bei näherer Nachforschung erwiesen sich aber
unter den zahlreichen, verdächtigen Fällen nur 5, darunter ein eingewanderter
Chinese, als wahre Lepra. In der ganzen Cook-Inselgruppe fanden sich nur
12 Lepröse, von denen 10 in der Leprastation Penchyn untergebracht waren.
Im Lepraheim auf Molokai wohnen zur Zeit 10 Patienten, 7 Männer und
3 Frauen, verschiedensten Alters. Die Eingeborenen selbst kennen die In-
fectionsgefahr und halten auf Isolirung. Mit Ausnahme des Chinesen stellten
alle auf Neu-Seeland beobachteten Fälle noduläre Lepra, von en an-
ästhetischen Flecken begleitet, dar.
29) The leper in British Guiana: A plea for leper asylums, by J ES D.
Hillis. (Lepra. Bibliotheca internat. IV. 1904.)
In die, an der Nordostküste Südamerikas gelegene, früher holländische,
seit 1814 englische Colonie British Guiana soll die Lepra durch aus Afrika
dorthin expedirte Negersclaven eingeschleppt worden sein. Ein amtlicher
Bericht führt 1878 vom Leprahospital in St. Mary 1120 Lepröse an, darunter
vu. 14
— 210 —
657 Neger, dann in der Häufigkeitsscala folgend Ost-Indier, Chinesen, Portu-
giesen, Holländer, Brasilianer, Engländer. Tuberculöse Lepra belief sich auf
21°/,, Nervenlepra auf 62°/,, gemischte Formen auf 17°/, aller Fälle. Verf.
spricht warm für die Errichtung neuer, ausreichend und zweckmässig aus-
gestatteter Leproserien und macht auf die grössere Ansteckungsgefahr der
tuberculösen Lepra im Gegensatze zu der oft ganz ungefährlichen Nerven-
lepra aufmerksam. Bei Ueberfüllung solle man bei der Aufnahme in Asyle
stets die ernstere Form zuerst berücksichtigen. Besonders rühmenswerth fand
Verf. die Einrichtungen des Leprahospitals in Mahaica. J.
30) Sporadic tubercular leprosy. A case of obscure origin and non con-
tagious character, by Heidingsfeld. (Cincinnati Lancet clinic. 1904.
13. Februar.)
Einen eigenthümlichen Leprafall berichtet Verf. bei einem nicht dispo-
nirten, in einer völlig leprafreien, klimatisch gesunden Stadt des Binnenlandes
(Cincinnati), unter günstigen Verhältnissen lebenden eingeborenen Amerikaner.
Ausgesprochene Merkmale der Lepra, typische Knoten an Haut und Schleim-
häuten, Pigmentation, Schwund der Augenbrauen, Läsionen der Ohren, Facies
leonina liessen nicht an der Diagnose zweifeln. Interessant war, dass der
Pat. selbst nicht contagiös schien. Er gab an, seit 15 Jahren an den sicht-
baren Symptomen zu leiden, ohne dass seine sorglos mit ihm zusammen
lebende Frau und 5 kräftige Kinder irgend welche Spuren von Lepra zeigten.
Eine mikroskopische Untersuchung von Haut oder Blut wurde vom Pat. leider
verweigert. J.
31) Ueber eine eigenthümliche Form der Hautatrophie bei Lepra (Der-
matitis atrophicans leprosa universalis), von Moriz Oppenheim.
(Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXVIII. 1904.)
Verf. hatte in Bombay Gelegenheit, 20 lepröse Hindoos (im Alter von
25—55 Jahren) zu sehen, die das Bild einer universellen Hautatrophie boten.
Die Mehrzahl der Fälle waren solche von reiner Lepra tuberculosa. Das
klinische Bild der Hauterkrankung ähnelte ganz der idiopathischen progressiven
diffusen Hautatrophie, ebenso auch der histologische Befund, der aber im In-
filtrat zahlreiche, gut färbbare Leprabacillen ergab, die diese Infiltrate, die
gewissermaassen das ganze histologische Bild beherrschen, als Leprome und
diffuse lepröse Infiltrate charakterisiren. So ist zweifellos, dass die Atrophie
der Haut durch deren lepröse Erkrankung, durch die Etablirung von Lepromen
in Cutis und Subcutis bedingt und somit die Erkrankung als Dermatitis
atrophicans leprosa universalis anzusprechen ist. V. Lion-Mannheim.
32) Zur Frage der metastatischen Lymphdrüsenerkrankung beim Rhino-
-~ sklerom, von Alfred Kraus. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis.
LXVIII. 1904.)
Verf. hatte Gelegenheit‘ an zwei letal verlaufenen Fällen von Rhino-
sklerom die Frage der metastalischen Lymphdrüsenerkrankung näher zu unter-
suchen. In beiden Fällen waren die Halslymphdrüsen vergrössert und in
beiden Fällen gelang der bakteriologische, in dem zweiten Fall auch der
histologische Nachweis des „Rhinosklerombacillus“ in den Drüsen. Zur Ent-
scheidung der metastatischen Natur der Drüsenerkrankung ist aber zu be-
achten, dass der „Rhinosklerombacillus“ von anderen Kapselbacillen und speciell
vom Friedländer’schen noch nicht sicher zu differenziren ist, und dass der
letztere auch im Parenchym normaler Drüsen nachgewiesen werden konnte,
endlich dass Kapselbacillen bei der Mehrzahl der chronischen Nasenschleim-
-21 —
hautentzündungen vorhanden sind und von da leicht in die regionären Drüsen
einwandern können. | V. Lion-Mannheim.
33) Beitrag zu den tuberculösen Hauteruptionen. Erythrodermia exfoliativa
universalis tuberculosa, von E. Bruns gaard. (Arch. f. Dermatologie
u. Syphilis. LXVII. 1904.)
Die vom Verf. klinisch und histologisch genau beschriebene Beobachtung
betrifft einen subacuten Fall von primär universeller Lymphdrüsentuberculose
mit Einwanderung von Tuberkelbacillen auf dem Blutwege oder durch die
Lymphbahnen in den papillaren und subpapillaren Theil der Haut. Es findet
sich dort mikroskopisch ein tuberculöser Entzündungsprocess in verschiedener
Entwickelung, von frischen Tuberkeln mit beginnender bis zu Tuberkeln in
fortgeschrittener Degeneration. Klinisch verlief die Krankheit unter dem Bilde
einer universellen exfoliirenden Erythrodermie, und schliesst sich als ein neues
Glied den zahlreichen tuberculösen Hautkrankheiten an, die durch den Blut-
kreislauf vermittelt werden. V. Lion-Mannheim.
34) Ueber einen Fall von malignem Plasmon. Vorläufige Mittheilung von
Rudolf Hoffmann. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXVIII. 1904.)
Des Verte kurze Mittheilung soll auf einige Besonderheiten des Zell-
charakters bei einem a. a. O. zu publicirendem Fall von Myelom hinweisen..
Die Zellen der Geschwulstknoten zeigen sich als Plasmazellen des Marschalko’-
schen Typus. Verf. betrachtet die Plasmazellen als farblose Rundzellen
(Lymphocyten), deren Zellthätigkeit auf irgend einen Reiz hin excessiv ge-
steigert ist. Die Bezeichnung „malignes Plasmon“ gebraucht er nicht im
Unna’schen Sinne, sondern für eine Geschwulst, entstanden durch Hyperplasie
eines bestimmten Zellelementes des rothen Markes. V. Lion-Mannheim.
Syphilis.
35) L’iode et les moyens de défense de l'organisme, par Lortet-Jacoh.
(Gaz. des höpitaux. 1903. Nr. 99.)
Die Beobachtungen des Verte haben ihn überzeugt, dass das Jod und
seine Verbindung von den Leukocyten absorbirt wird, und zwar soll es sich
um eine wirkliche Digestion des Metalls durch bestimmte, hierfür ausgewählte
Leukocyten mit Ausschluss der anderen handeln. Nach den Experimenten
des Verf.’s entsteht nach Einverleibung von Jod ins Peritoneum und ins
Blut eine abundante endotheliale Reaction, ein fast vollständiges Agglomerat
aller Leukocyten, die in dem Peritonealserum enthalten sind, und eine Hyper-
secretion der Flüssigkeit. Von Anfang an ist eine Hyperleukocytose vor-
handen, später eine Hypoleukocytose mit rothen Blutkörperchen und einigen
polynucleären Zellen, dann folgt eine Periode von Hyperleukocytose mit Mono-
nucleären, und ohne rothe Blutkörperchen und Polynucleäre, was die Reaction
‘unterscheidet von der polynucleären Reaction bei anderen Substanzen. In
den Iymphatischen Geweben und der Milz entsteht eine Congestion, die fixen
Zellen reagiren lebhaft. Die Jodüre ferner bringen eine veritable Eosinophilie
in den Drüsen und der Milz hervor, das Jod allein macht sie verschwinden.
Diese Befunde erklären die Wirkung des Jods bei chronischen Fällen von
Lues, besonders auf die Drüsen und serösen Häute, wo eine lebhafte Reaction
zur Bekämpfung der Infection und Intoxication hervorgerufen wird.
Paul Cohn-Berlin.
14*
— 212 —
36) Zur Kenntniss der Rhodantherapie, von Wolfgang Pauli. Pa
f. die ges. Therapie. 1904. Januar.)
Die jodähnliche Eigenart des Rhodan beweist Verf. besonders an der
günstigen Einwirkung dieses Mittels auf luetische Cephalalgie. Bei acht nach-
weisbar luetischen Patienten liessen die typischen luetischen Sehädelschmerzen
bereits nach 2—3tägigem Rhodangebrauch nach, um beim Fortsetzen der
genannten Therapie bald völlig zu verschwinden. In einem Falle besserten
sich in hohem Maasse neben den Kopfschmerzen auch eine Auftreibung des
Schädeldaches, Schwellung des Sternoclaviculargelenkes und Stauungspapillen
an den Augen. Die Tagesdosis, in welcher das Rhodan verabreicht wurde,
überstieg nie 1 g, und zwar wurde 4 Mal täglich je ein Esslöffel einer 1°/,igen
Rhodannatriumlösung mit Milch nach dem Essen gegeben. Magenbeschwerden
erschienen nie, doch kann das Medicament auch 2 Mal täglich als Klysma
verordnet werden. Die Rhodanreaction im Harn lässt sich erkennen, wenn
man einige Tropfen dünner, mit wenig Salpetersäure entfärbter und angesäuerter
Eisenchloridlösung dem 3—5fach verdünnten Harne zusetzt. Die röthliche
Färbung des Harns, welche dann eintritt, ist bei Rhodangehalt bedeutend
verstärkt. In gleicher Weise kann man auch den Speichel prüfen. J.
37) Einige Syphilis-Uebertragungsversuche auf Thiere, von Neisser und
Veiel. (Deutsche med. Wochenschrift. 1904. Nr. 1.)
Die Versuchsthiere waren zwei Schweine und ein Affe. Um Schweine-
anticomplement zu gewinnen, wurden ein Hund und ein Hammel über 1 Jahr
lang mit Schweineserum vorbehandelt und zwar so, dass jedem wöchentlich
2 Mal 30—50ccm frischen, normalen Schweineserums injieirt wurden. Es
gelang aber nicht, die beiden Schweine und den Kronaffen auf dem Wege
der Entcomplementirung für eine Syphilisinfection empfänglich zu machen.
Schourp-Danzig.
38) La methode de Prokhorow dans le traitement de la syphilis, par
Nario. (Gaz. des höpitaux. 1903. Nr. 77.)
Die Formel lautet: Hydrarg. bijod. 0,3; Kal. jod. 0,6; Aqu. dest. ad 100,0;
in die üblichen Gegenden soviel Cubikcentimeter einzuspritzen, wie der Patient
Kilogramm wiegt, beim Kinde die Hälfte. Die Methode soll sowohl bei
acquirirter wie hereditärer Lues besonders empfehlenswerth sein.
Paul Cohn-Berlin.
39) Untersuchungen über die Beschaffenheit der Cerebrospinalflüssigkeit
im Secundärstadium der Lues, von Thibierge und Ravaut. (Gaz.
des höpitaux. 1903. Nr. 118.)
Unter 54 Syphilitikern, die zur Zeit ohne manifeste Erscheinungen waren,
wurde nur bei sieben eine lymphocytäre Reaction von Seiten des Central-
nervensystems gefunden. Dagegen zeigten 54 weitere Individuen, die papulöse
und psoriasiforme Symptome von Lues darboten, zum Theil eine sehr erheb-
liche Reaction, eine ebensolche zeigten 2 Fälle von Facialisparalyse im secun-
dären Stadium und zwei von syphilitischer Alopecie. Es ergiebt sich aus
diesen Befunden, dass während des Secundärstadiums der Lues eine deutliche
Reaction von Seiten des Centralnervensystems besteht, die durch Lumbal-
punction festzustellen ist, und der Befund einer derartig starken Activität der
Syphilis muss zu energischem therapeutischen Handeln auffordern.
Paul Cohn-Berlin.
40) Mit welohen Maassregeln ist der Kampf gegen die Verbreitung der
— 213 —
Geschlechtskrankheiten unter der studirenden Jugend aufzunehmen?
von L. J. Jacobson. (Wratsch. 1904. Nr. 4.)
| An der Hand der Statistik sucht Verf. nachzuweisen, dass die Geschlechts-
krankheiten gerade unter den Studenten sehr verbreitet seien. Es müssten
Flugschriften in grosser Zahl vertheilt werden, aus denen in knapper, aber
klarer Darstellung die Gefahrlosigkeit der Abstinenz und die grosse Gefahr
eines ausserehelichen Geschlechtsverkehrs zu ersehen seien. Auch sei es
höchste Zeit, auch in Russland, wo die Geschlechtskrankheiten so enorm ver-
breitet seien, eine Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten
zu begründen, die diesen Kampf methodisch aufnehme.
S. Prissmann-Libau.
41) Ethische Forderungen im Geschlechtsleben, von Vict. mn (Frank-
furt a/M. 1903, Johannes Alt.)
Die vorliegende Schrift wendet sich nicht an Aerzte von denen die er-
örterten Principien meist längst gekannt und gebilligt werden, sondern an
Eltern, Erzieher und junge Männer. In allgemein verständlicher, Interesse
erweckender Weise versteht der Verf. die Idealität der Ehe sowie die körper-
lichen und seelischen Gefahren des ausserehelichen Geschlechtsverkehrs klar-
zulegen. Die gesunden Anschauungen dieses welterfahrenen Arztes sind gleich
weit entfernt von Tolstoi’scher Lebensunlust wie von der Ueberschätzung
des Geschlechtsgenusses, welcher manche theils leichtfertige, theils medicinisch
unbelehrte Autoren kennzeichnet. Der grosse Theil des Leserpublicums aller
Stände, welcher sich in eigenem Interesse oder in der Sorge um Söhne oder
Pfieglinge über diese ernste Frage zu unterrichten wünscht, findet hier alles
Wissenswerthe in würdiger und klarer Form ausgeführt. J.
42) Ueber das Syphilom des Ciliarköpers. Eine anatomisch-klinische Studie
von Th. v. Ewetzky. (Berlin 1904, Karger.)
Die vorliegende Monographie kommt in der That ohne Uebertreibung
einem Bedürfnisse nach. Bei der Unsicherheit der differentiellen Diagnostik
ist es äusserst werthvoll, dass Verf. ein möglichst vollständiges klinisches und
anatomisches Bild des Syphiloms des Ciliarkörpers giebt. In dem ersten Theile
der Arbeit berichtet Verf. sehr eingehend über vier eigene Untersuchungen,
im zweiten Abschnitte liegt eine Tabelle aller in der Literatur beschriebenen
Fälle vor, in der die wichtigsten klinischen Daten jeder einzelnen Beobachtung
zusammengestellt sind. Im dritten Abschnitt ist ein erschöpfendes klinisches,
im fünften Abschnitte das histologische Bild der Syphilome gegeben. Im
vierten Abschnitte ist die Beziehung der Tumoren zur Syphilis im Allgemeinen
und im Besonderen zu den einzelnen Stadien derselben dargelegt worden. Ein
möglichst vollständiges Literaturverzeichniss beschliesst diese werthvolle Arbeit,
die für jeden Syphilidologen von grösstem Werthe ist. J.
43) Die Syphilide (Syphilis der Haut und Schleimhaut). I. Theil: Diagnose.
Jessner’s dermatologische Vorträge für Praktiker. Heft 11. (Würz-
burg 1904, Stuber’s Verlag.) |
Den zahlreichen von uns bereits früher in diesem Centralbl. besprochenen
Heften hat Verf. ein die Besprechung der Syphilis enthaltendes folgen lassen. In
dem vorliegenden Hefte wird die Diagnose der Syphilis der Haut und Schleim-
haut erwogen. Im Grossen und Ganzen wird der Praktiker die gewünschte
Uebersicht über das Thema zwar nicht in erschöpfendem aber doch in ge-
nügendem Umfang finden. Bei manchen Punkten, wie z. B. bei der Leuko-
plakie, vermissen wir allerdings ein intensiveres Eingehen auf das Thema,
= 214 —
wie es für die Praxis schliesslich doch allein erspriesslich ist. Trotzdem
wird aber auch dieses Heft gewiss seinen Leserkreis finden. J.
44) Pflege der Mundhöhle bei Syphilis und deren Behandlung durch eine
` Quecksilberkur, von E. Reif. (Monatsschr. f. Harnkrankheiten u. sexuelle
“Hygiene. 1904. Heft 1.)
Verf. wendet sich vor Allem gegen das Voruriheil, dass vor oder während
einer Quecksilberkur Wunden in der Mundhöhle möglichst verhütet werden
müssten. Bei exacter Ausführung mit aseptischen Zangen können unbedenk-
lich Extractionen vorgenommen werden, selbst bei eingetretener Stomatitis.
Schlecht sitzende Ersatzstücke sollen bei Beginn der Kur abgelegt oder nur
wenige Stunden am Tage getragen werden, peinliche Reinigung von anhaften-
dem Schleim und Speiseresten! Besondere Aufmerksamkeit verdient die Er-
krankung der Mundhöhlenschleimhaut an der Uebergangsstelle zwischen Ober-
ünd Unterkiefer hinter den letzten Mahlzähnen, wo sich tiefe Nekrosen
ausbilden können; complicirt werden die Verhältnisse hier noch bei jugend-
lichen Syphilitikern durch den durchbrechenden unteren Weisheitszahn. Bei
leichteren Erosionen sind Pinselungen mit 5—10°/ iger Tanninlösung, bei
tiefgreifenden Geschwüren Aetzungen mit Sublimat oder Chromsäure zu
empfehlen. Die Gingivitis über dem Weisheitszahne ist mit Eisstückchen zu
bekämpfen, ist der Weisheitszahn mit der Zange erreichbar, so ist er zu
extrahiren. Auch nach Beendigung der Kur ist noch auf sorgfältige Mund-
pflege zu achten, um sich vor Recidiven im Munde zu schützen.
Rausch- Darmstadt.
45) Zur Casuistik der extragenitalen Syphilisinfection. von Felix Moses.
(Inaug.-Dissert. Leipzig 1904.)
Anschliessend an die früheren Statistiken giebt Verf. eine Zusammen-
stellung der seither beobachteten Fälle von extragenitaler Syphilis, welche
folgende Häufigkeitsskala erkennen lässt: Lippen, Mundhöhle und Adnexa,
Nase und Adnexa, Kopf, Hals und Gesicht, Genitalien von Kindern, Arme
(Tätowiren). Besondere Abarten stellen die Brustschanker durch Stillen, welche
oft ganze Dörfer in Russland, Italien u.s.w. ergreifen, sowie die von Aerzten
und Hebammen im Berufe acquirirten Primäraffete dar. In 9 an der
Gebert’schen Poliklinik vom Verf. selbst beobachteten Fällen extragenitaler
Lues war wiederum die Lippe am häufigsten, 5 Mal, betroffen. 2 Mal sass -
das Ulcus an einer Tonsille, 1 Mal am Finger, 1 Mal an der hinteren
Pharynxwand. J.
46) Ueber Quecksilberexantheme und Quecksilberidiosyncrasie, von Egon
Tomasczewski. (Zeitschrift f. klin. Mediein. LI. 1904.)
Die umfangreiche Arbeit, welche die bezügliche Literatur kritisch sichtet
und eine Anzahl eigener neuer Beobachtungen beibringt, enthält zu viel an-
regende Gedanken und interessante Anregungen, als dass sie in einem kurzen
Referat wiedergegeben werden könnte. Es sei daher das Original empfohlen.
Nur einige der wichtigsten Resultate sollen hier Platz finden. Bezüglich der
Quecksilberexantheme stellt Verf. fest, dass ihr Auftreten unabhängig ist von
der Art der verwendeten Quecksilberverbindungen und ferner, dass der Ort
der Quecksilberzufuhr bis zu einem gewissen Grade gleichgültig ist. Für die
Diagr.ose „Quecksilberexanthem“ kommt, da seine Form, Gruppirung u.s. e.
auch bei anderen Arzneiexanthemen vorkommen kanı, vielleicht die reichliche
Abschuppung, dann auch ein eigenthümliches Violettroth, ferner die Anamnese
und als sicherer Beweis sein Recidiviren bezw. bis zu einem gewissen Grade
— 215 —
die Exacerbation des Processes nach erneuter Quecksilberzufuhr in Betracht.
— Auch die auf Idiosyncrasie der verschiedenen Organe beruhenden Neben-
wirkungen des Quecksilbers sind unabhängig von dem benutzten Präparate,
von dem Orte der Zuführung und von der Grösse der Dosis. Sie localisiren
sich in ganz bestimmter, fast gesetzmässiger Weise, so dass man behaupten
kann, auch die Idiosyncrasie eines Individuums ist localisirt, und zwar sind
diejenigen Organe, welche die Hauptablagerungsstätten des zugeführten Queck-
silbers bilden, grösstentheils andere, als die derjenigen die der Sitz einer
Idiosynerasie gegen Quecksilber zu sein pflegen. Paul Oppler-Breslau.
47) Ueber die Wirkung von Paulsen’s Syphilisheilserum, von Appel und
Paulsen. (Deutsche med. Presse. 1904. Nr. 5.)
Während das normale Pferdeserum nie einen nennenswerthen Erfolg er-
zielte, waren die Erfahrungen der Verft mit einem durch subcutane Behand-
lung der Pferde mittels der von den Verff. gezüchteten Syphilisbacillen er-
langten Serums günstigere. In letzter Zeit wurde noch ein stärkeres Serum
durch intravenöse Behandlung von Pferden und Ziegen erzeugt. Während
einige Fälle zwar günstig aber zu lə- ¿sam beeinflusst wurden, war die Wirkung
eclatant bei einem Mädchen mit ” .cus durum labii major., allgemeiner Drüsen-
schwellung, maculösem Exan’‘ wm. Plaques auf den Tonsillen, Kopfschmerz
und Schwindel. Ohne jede andere Behandlung erschien dieser Fall allein
durch das Serum geheilt. Beachtenswertih ist ferner ein Patient, welcher noch
in Behandlung ist, und dessen schwere Symptome, allgemeiner Lichen syph.,
Psoriasis palmar. et plantar. syph., Fissura ani, Gummata am Gaumen sich
unter alleiniger Serumbehandlung schnell bessern. Verff. sprachen die feste
Ueberzeugung aus, dass der von ihnen in gleicher Form wie von Niessen,
Joseph und Piorkowski, Waelsch, Winternitz und Kral gefundene
Bacillus der wirkliche Erreger der Syphilis sei und hoffen, dass sich bei weiterer
Vervollkommnurg und Verstärkung des Serums mit demselben intensivere,
sichere Wirkungen erzielen lassen werden. J.
48) Zur Pathologie der syphilitischen Initialsklerose des Penis. I. Mit-
theillung: Ueber die Blut- und Lymyhgefässe, ihre Injection, über
Lymphangitisinduration und Bubonulus, von S. Ehrmann. (Arch. f.
Dermatologie u. Syphilis. LXVIII. 1904.)
Verf. hat an einer grossen Anzahl von Injectionspräparaten, welche er
durch Circulärschnitt allzulanger Präputien mit Primäraffeeten gewonnen hatte,
seine Studien gemacht, während vor ihm Biesiadecki derartige Untersuchungen
nur an zwei Präparaten ausgeführt hat, welche während der geringen Zahl
von Beobachtungen nicht zu allgemeinen Schlüssen führen konnten. Die
Untersuchungen der Beziehung der elastischen Fasern zu den Lymphgefässen
und Infiltraten sollen den Inhalt einer späteren Veröffentlichung bilden. Verf.
beschreibt zunächst die Technik der Blut- und Lymphgefässinjection, eine
Methode, welche im Verein mit der Färbung der elastischen Fasern unbedingt
nöthig sei, um zu einem richtigen Resultat über den Bau der syphilitischen
Initialsklerose und zu wichtigen Thatsachen über die Pathologie der luetischen
Infection zu gelangen. Die Form der Initialsklerose ist nicht nur von der
ursprünglichen Form des zugehörigen Blutgefässbaumes abhängig, sondern zum
grössten Theil von der Grösse der in das Infiltrat einbezogenen Theile des
Lymphgefässbaumes. Die Blutgefässe sind in der Peripherie der Sklerose
ausserordentlich vermehrt, in dem „Massiv“ derselben jedoch sehr vermindert,
besonders jedoch im Bereiche der „Erosion“. Unter dieser letzteren folgt
— 216 —
auf eine völlig blutleere Zone eine solche mit stark erweiterten Capillaren,
welche noch durch den arteriellen Druck gefüllt werden, der aber nicht
mehr ausreicht, für den Abfluss des Blutes zu sorgen. Hierdurch erklärt
sich auch, dass jeder Schanker durch eine Umbiegung völlig blutleer er-
scheint. Das Infiltrat lehnt sich durchaus an die absteigenden Lymph-
gefässe an, indem zugleich in deren Gebiete viele neue Blutcapillaren gebildet
werden und es kommt je nach der Form der Lymphgefässe zu plattenknopf
und pergamentartigen Sklerosen. Wichtig ist die Infarcirung der Lymph-
gefüsse mit Lymphocyten, welche natürlich zur Unwegsamkeit führen. Das
Virus erzeugt also bei seinem Fortschreiten von den Gewebsspalten in die
Lymphgefasse überall chemotactisch eine Zellexsudation aus den Bilutcapillaren,
deren Bildung von ihm veranlasst werden. Das gebildete Infiltrat ist je nach
seiner Grösse And Lage mehr oder minder tastbar und kann gelegentlich zu
den als Bubonulus bezeichneten Knoten führen, die durch Verfettung sich
involviren und nicht etwa durch Zerfall zu Geschwüren führen können. Die
Infarcirung der Lymphspalten fasst Verf. als eine Schutzvorrichtung gegen
das Vordringen des Giftes auf. Löwenheim-Liegnitz.
49) Ueber Bacillenbefunde bei Syphilis, von Ludwig Waelsch. (Archiv
Dermatologie u. Syphilis. LXVIII. 1904.)
Die Publication von v. Niessen über die Aufflindung des Erregers der
Syphilis führte zu einer Reihe von Arbeiten, gelegentlich deren sich nament-
lich bei den Thierversuchen übereinstimmende Resultate ergaben, wiewohl man
wegen des unzeheuren Pleomorphismus des entdeckten Erregers den Arbeiten
ihres Entdeckers grosses Misstrauen entgegenbrachte. Die ersten Ergebnisse
seiner Untersuchung veröffentlichte Verf. im Anschlusse an einen Vortrag
von Max Joseph und Piorkowski-Berlin während der Naturforscherver-
sammlung in Karsbad 1902, in welchem dieselben über die Reinculturstellung
ihres Bacillus und dessen Eigenschaften sprachen. Seitdem hat Verf. den-
selben Bacillus, namentlich aus dem Blute florid secundär Syphilitischer und
aus dem Secret gereinigter Initialsklerosen gewonnen. Die Lumbalpunctionen
bei Luetikern sowie die Untersuchungen bei Nichtsyphilitischen gaben negative
Resultate. Den aus dem Blute Spyphilitischer isolirten Bacillus bezeichnet
Verf. als einen Pseudodiphtheriebacillus und hält ihn für identisch mit dem
v. Niessen’s, Paulsen’s und Joseph-Piorkowski’s. Die Impfungen bei
Kaninchen und Meerschweinchen verliefen resultatlos, während bei Schweinen
dieselben Drüsenanschwellungen und Exantheme erschienen, welche v. Niessen,
Adrian, Hügel, Holzhäuser und Neisser beschrieben haben. Das Experi-
ment ergab auch bei einer Humadriasäffin mehrfach Exantheme, bis das Thier
durch Tuberculose einginz. Die mikroskopische Untersuchung des Exanthems
bei Schweinen zeirte das Bild entzündlicher papulöser Infiltrate mit centraler
Nekrose und stimmte mit der Beschreibung der früheren Autoren überein.
Die Untersuchung von Sklerosen und nässenden Papeln führte ebentalls zu
Reinculturen desselben Bacillus, der sich gelegentlich einer Mischinfection mit
Ducrey’schen Baeillen mit diesen auf denselben Kranken weiter verimpfen
liess, was mit Reinculturen des Bacillus nicht gelingt. Der Verf. wendet sich
noch ausführlich gegen die Publicationen v. Niessen’s, deren Schlüsse er
zum Theil auf Voreingenommenheit, zum Theil auf nicht exactes Arbeiten
zurückführt. Verf. sieht den beschriebenen Pseudodiphtheriebacillus, welcher
in der Urethra. im Präputium, in den Interdigitalfalten der Zehen, in den
Achseln u.s.w. nachgewiesen werden kann, als ein Hautparasiten an, welcher
— 217 —
auf Primäraffecten und nässenden Papeln besonders wuchern und von da aus
in das Blut gelangen kann. Die Exantheme bei Schweinen glaubt er mit
Sicherheit als urticarielle ansprechen zu dürfen, und macht auf die Gleich-
zeitigkeit ihres Eintretens bei mehreren Thieren aufmerksam, was für eine
Urticaria ex ingestis spreche. Doch könne natürlich eine Urticaria bei den
hierfür besonders disponirten Schweinen auch durch die Impfung mit Rein-
culturen des Bacillus oder mit syphilitischen Producten eintreten, ohne dass
man deshalb die Exantheme als luetische ansprechen dürfe, zumal die Urticaria
bei Schweinen so hochgradig verlaufe, dass sie zu Blasen, Pusteln, Nekrosen
und Geschwüren führen kann. Verf. fasst in Folge dessen zum Schluss seine
Ansicht dahin zusammen, dass der isolirte Bacillus nicht der Veranlasser, sondern
ein die Syphilis der Menschen häufig begleitender harmloser Schmarotzer sei.
Löwenheim-Liegnitz.
50) Wie soll man die Syphilis nicht behandeln? von Max Joseph. (Fort-
schritte d. Medicin. 1904. Februar.)
Ein Patient mit frischer Syphilis hatte eine Schmierkur von 120,0g grauer
Salbe, deren Tagesquantum er sich selbst innerhalb 10 Minuten einrieb, durch-
gemacht und später, als sich Pusteln auf der Haut einstellten, 3 Mal täglich
15 Tropfen Jodtinetur eingenommen. Da keine Besserung der Hauterscheinungen
eintrat und sich Kopfschmerzen hinzugesellten, liess sich Patient in ein Kranken-
haus in einem Berliner Vororte aufnehmen, wo er 2!/, Monate verblieb und
täglich zwei heisse Halbbäder von 45—46° erhielt. Während dieser Zeit
bildeten sich auf dem behaarten Kopfe ulceröse bis aus die Knochen reichende
Gummata, von denen ein Erysipel ausging, ferner traten auf beiden Ober-
armen tiefe syphilitische Ulcerationen auf; ebenso im Naseninnern, wo es zu
reichlicher Sequesterbildung und Perforation des Septum kam, ausserdem ent-
stand eine derbe gummöse Iufiltration des weichen Gaumens. In diesem Zu-
stande kam Patient in die Behandlung des Vert, welcher durch eine energische
Inunctionskur, bei der 4,0g grauer Salbe täglich !/, Stunde lang auf ver-
schiedenen Körperstellen eingerieben wurden, sowie durch Verabfolgung von
täglich 4 Esslöffel einer 10°/,igen Jodkaliumlösung innerhalb 2—3 Wochen
ein Verschwinden sämmtlicher Symptome erzielte. Die Krankengeschichte
lehrt Folgendes: 1) Die Wasserbehandlung hat das Leiden nicht nur nicht
aufgehalten, sondern im Gegentheil verschlimmert.. 2) Eine energische Queck-
silberkur hat in kurzer Zeit eine Heilung hervorgerufen. 3) Die Inunctionen
dürfen nicht 10 Minuten lang, sondern eine volle !/, Stunde hindurch aus-
geführt werden. Schiftan-Berlin.
Gonorrhöe und deren Complication.
51) Die Verhütung der Blennorrhoe, von Porosz. (Monatsber. f. Urologie.
1904. Heft 2.)
Verf. empfiehlt als Prophylacticum gegen Gonorrhöe die Application von
1—2°/, Acid. nitr. concentrat. pur. auf das klaffende Orificium und als In-
jection mit Hülfe einer eigens construirten Tripperspritze gleich nach dem
Coitus oder auch 1 bis 3 Stunden darauf. Den Prostituirten müssten von
seiten der Behörden Waschungen und Ausspülungen mit desinficirenden
Flüssigkeiten vorgeschrieben werden. Bei der Wahl derselben ist wegen der
grossen Menge, die gebraucht wird, auf ihre Billigkeit Rücksicht zu nehmen,
z. B. 1°/, Acid. nitr. concentrat. pur. oder Kal. permangan.-Lösungen. Vielleicht
— 218 —
würde auch reines Wasser seine Dienste leisten. Als Irrigationsansatz ist
ein solcher zu empfehlen, der mit einem dicken birnförmigen, obturirenden
Theil versehen ist, damit nach seiner Einführung die Flüssigkeit nicht aus-
fliessen kann, und die Vagina gehörig durch sie aufgeblasen wird. Nach-
prüfungen mit gewöhnlichen Irrigationen von Methylenblaulösungen ergaben
die Sichtbarkeit der Farbtheile in Streifen, die die Vertiefungen zwischen den
Falten nicht trafen; bei Benutzung des Obturators dagegen war die ganze
Schleimhaut gefärbt. Ein Eindringen der Flüssigkeit in den Uterus ist nicht
zu befürchten. Die Prophylaxe bei den Prostituirten ist wegen der grossen
Verbreitungsgefahr der Gonorrhöe wichtiger als beim Publikum.
Dk Walter Schneider-Berlin.
52) Gonokokkenzüchtung auf Thalmann-Agar, von A. Alfo&n. (Hygiea.
1904. Nr. 2.)
Das von Thalmann hergestellten, von Ströhmberg, Brongersma
und van de Velde sehr gerühmten, von Baermann mehr zurückhaltend
beurtheilten Agar hat Verf. geprüft und sehr ungünstige Resultate erhalten.
Urethralsekret von 15 Patienten, die, einige ausgenommen, sämmtlich acute
Gonorrhöe mit reichlicher Eiterung zeigten, wurde dann auf Thalmann-Agar
bezw. Ascitesagar ausgestrichen. Nur in vier der acuten Fälle bekam Verf.
eine kleine Anzahl Gonokokkencolonien, während der Ascitesagar von solchen
ganz übersäet war. Noch weiter: mit einer Platinöse wurde zwei Mal vom
Ascitesagar eine Colonie geholt und auf Thalmann-Agar und nachher ohne
Neuholung auf gewöhnlickem Agar und Ascitesagar ausgestrichen. Beide
erste Platten blieben steril, auf Ascitesagar: zahlreiche Colonien. Verf. glaubt,
dass die vier erstgenannten Forscher die Gonokokken mit anderen bezüglich
Form und Färbungsverhältnissen nahestehenden Bakterien verwechselt haben.
F. Clason-Upsala.
53) Die Ventilspritze, von Engelbreth. (Monatsh. f. prakt. Dermatologie.
XXXVIIL)
Verf. hat an die Stelle seiner früher — s. Ref. in diesem Centralblatt.
VI S. 346 u. 347 — empfohlenen Ventilspritze eine einfachere, billigere
construirt. Um bei der Füllung der Harnröhre einen foreirenden Druck auf
den Sphincter zu vermeiden, hat der Stempel eine winkelförmige Durchbohrung,
durch welche überschiessende Flüssigkeit zurückströmt, ohne den Sphinkter
zu passiren. Diese Ventilspritze ist zum Preise von 2 Mk. von C. Müller,
Berlin NO, Neue Königstrasse 89, zu beziehen. Schourp-Danzig.
54) Die Behandlung der acuten und chronischen Gonorrhöe des Mannes,
von Fr. Bering. (Therapeutische Monatshefte. 1904. Februar.)
Verf. zeigt die in der Kgl. Universitätspoliklinik zu Kiel geübte Gonorrhöe-
behandlung, ohne Neues zu bringen. Zur acuten Gonorrhöebehandlung ge-
hören Ausspülungen mit Kal. permangan. 1:4000 bis 1:2000 mittels der
200—250 ccm fassenden Zeisl’schen Handspritze und 2—3 Mal tägliche
Injection von Albargin oder Protargol. Bezüglich des Eheconsenses gilt
Neisser’s Standpunkt. Schourp-Danzig.
55) Gonorrhöe und Ehe. Eine klinische und volkshygienische Studie von
F. Kornfeld. (Wien 1904, Deuticke. 5 Mk.)
| Kaum je vorher ist in gleich erschöpfender Weise dieses so enorm wichtige
Capitel der socialen Medicin behandelt worden. Nach einer kurzen Einleitung
werden in acht Capiteln die einschlägigen Fragen auf das eingehendste erörtert.
Während die vier ersten Capitel sich mit der Gonorrhöe des Mannes be-
— 219 —
schäftigen, sind die beiden nächsten Capitel der Gonorrhöe des Weibes ge-
widmet. Das siebente Capitel umfasst die Complicationen bei beiden Ge-
schlechtern und im Schlusscapitel wird ein allgemeiner therapeutischer Ueberblick
gegeben. Schon aus diesen kurzen Andeutungen wird man einen Begriff von
der Reichhaltigkeit der Ausführungen erhalten. Selbst bis in die kleinsten
Details hinein ist Verf. seinem 'Thema nachgegangen und hat für die Praxis
eine äusserst wichtige Monographie geschaffen, die nicht verfehlen wird das
allgemeinste Interesse zu erregen. J.
56) Zur Frage vom Priapismus, von M. Margulies. (Russ. Journal für
Haut- u. venerische Krankheiten. 1904. Januar.)
Der 57jährige Patient weist in Anamnese zwei gut kurirte Gonorrhöen
und eine schwach behandelte Lues auf, jedoch keine Anämie und keine Abscesse
in Baccho und Venere. Ohre nachweisbare Ursache bekam Patient während
der Nachtruhe eine heftige schmerzhafte Erection, die im Ganzen 43 Tage
ununterbrochen anhielt, im Verlaufe der letzten 17 Tage allmählich nach-
lassend. Doppelseitige Ptosis, schwache Pupillenreaction, leichter Nystagmus
Parästhesien, mitunter lancinirende Schmerzen. Reflexe eher erhöht. Gehör
und Sprache haben stark gelitten. Bei späterer Untersuchung konnte Verf. `
complete Impotenz bei vollkommen normaler Ejaculation constatiren, was für
die Existenz von zwei verschiedenen Centren für Erection und Ejaculation
spricht. Verf. bezieht das Leiden auf eine beginnende Lues cerebro-spinalis.
Specifische Therapie ziemlich negativ. S. Prissmann-Libau.
57) Zur Abwehr der blennorrhoischen Infection beim Manne, von G. Nobl.
(Halbmonatsschrift f. Haut- u. Harnkraukheiten. 1904. Nr. 1 u. 2.)
Verf. giebt eine erschöpfende Uebersicht sämmtlicher für diesen Zweck
empfohlener Apparate und spricht den consistenteren, in die Harnröhre ein-
zustreichenden . Fettverbindungen von vornherein jede Wirkung ab. J.
58) Gonorrhöe im Wochenbett, von Lepmann. (Monatsschrift f. Harnkrank-
heiten u. sexuelle Hygiene. 1904. Heft 1.)
In der puerperalen Uterushöhle können sich die Gonokokken in rapider
Weise vermehren, die in dem Cervix vorhandenen finden im Lochialsecret
einen vorzüglichen Nährboden; man findet sie daher schon in den ersten Tagen
post partum in den Cervicallochien oft massenhaft, auch wenn frühere sorg-
fältige Untersuchungen sie vermissen liessen. Das weitklaffende Orificium
internum erleichtert das Ascendiren in die Uterushöhle, von hier aus bedeutet
der Uebergang der hochvirulenten Kokken auf die Tuben nur einen kleinen
Schritt. Die Invasion des Gonococcus in die Uterushöhle macht im Früh-
wochenbett meist kein oder nur vorübergehend Fieber, anders im Spätwochen-
bett; hier besteht überhaupt eine stärkere Neigung zum Ascendiren sowohl
nach dem Corpus als auch nach den Tuben. Unter Fieber setzen plötzlich
heftige Schmerzen und die Symptome einer acuten Bauchfellreizung ein; bei
der Untersuchung findet man entweder nur eine Schwellung der Tube oder
schon ein Exsudat hinter und neben dem Uterus. Diese Peritonitis gonorrhoica
wird nicht allgemein, sondern bleibt auf dem Beckenabschnitte des Peritoneums
beschränkt; es fehlen auch die Erscheinungen der Darmlähmung, das Sen-
sorium bleibt frei, Pulsfrequenz bis 120, Temperatur erreicht 40° und mehr.
Die Prognose ist quoad vitam fast immer günstig. Von extragenitalen Er-
krankungen ist die gonorrhoische Endocarditis im Wochenbett sicher festgestellt,
ebenso müssen viele puerperale Rheumatismen auf (tonokokken zurückgeführt
— 220 —
werden; auch ist schon puerperale Gonokokkenseptikämie beschrieben worden.
Die Diagnose gonorrhoischer Processe im Wochenbette ist ziemlich schwierig,
sie stützt sich auf sorgfältige Anamnese, Abwägen oben beschriebener Er-
scheinungen und Nachweis von Gonokokken in unter strengster Asepsis aus
der Cervix entnommenen Secrete. Die Therapie erstreckt sich auf absolute
Bettruhe; vor Polypragmasie ist entschieden zu warnen. Keine intrauterinen
Spülungen, höchstens vorsichtige Ausspülungen der Scheide unter niedrigem
Drucke. Daneben reizlose Diät, Eisblase und Sorge für regelmässigen Stuhlgang.
| | Rausch- Darmstadt.
59) Zur Pharmakotherapie der Cystitis, von G. Nobl. (Deutsche Heil-
kunde. 1904. Februar.)
Verf. giebt einen ausführlichen Ueberblick der externen und internen
Medication der verschiedenen Cystitiden. Neben Silbersalzen und pflanzlichen
Decocten empfehle sich der therapeutische und prophylaktische Gebrauch der
Balsamica. Unter diesen bekämpfe das Santalöl durch Erhöhung der Acidität
des Harnes besonders wirksam die Blaseninfection. Dass auch die Acidität
des Nierensecretes einen Schutz gegen Infectionen bedeute, erhelle aus der
‚Seltenheit der wirklich gonorrhoischen Cystitiden im Gegensatze zu der häufigen
Urethralinfection. Die ege Trübung des Blasenharnes bei der sogenannten
blennorrhoischen Urethrocystitis beruhe nicht auf entzündlichen Processen der
Blasenwände, sondern auf einem Regurgitiren des eitrigen Secretes der Pars
poster. urethrae in die Blase. Die entzündungs- und secretionsvermindernde
Eigenschaft befähige die Balsamica besonders zu prophylaktischer Wirkung.
Die unangenehmen Nebenwirkungen des Santalöls vermeide das daraus her-
gestellte Gonorol. Als Schutz und Desinfectionsmittel schliessen sich die
bactericiden Salicylpräparate an. Für die Catheterbehandlung sei wichtig,
dass grosse Dosen Salol, Salicylsäure und salicylsaures Natron dem Fieber
nach dem Eingriffe vorbeugen könnten. Doch hüte man sich vor dem ent-
zündungserregendem Einflusse auf Nieren und Harnwege. Den Schluss der
Arbeit bildet die Besprechung der Anilinderivate. Vorzüglich bei chronischem
Blasencatarrh bewähre sich neben dem Helmitol vor Allem das Urotropin.
Das kürzlich empfohlene Hetralin müsse noch weiterhin erprobt werden. J.
Krankheiten des Urogenitalapparates.
60) Ueber die Verwerthung des Stypticin in der urologischen Praxis, von
Kögl. (Monatsber. f. Urologie. 1904. Heft 2.) `
Verf. empfiehlt das Stypticin als vorzügliches Hämostaticum und Harn-
antisepticum. Bei einem 79jähr. Prostatiker, der auf den Catheterismus an-
gewiesen war, wurde eine starke Blutung durch dasselbe schnell zum Stehen
gebracht; ebenso eine starke Hämaturie in Folge von Blasenpapillomen bei
einem anderen Patienten. Innerlich in Form der Merck’schen Tabletten
gegeben, eignet es sich vorzüglich bei terminaler Hämaturie, wie sie bei Gonor-
rhoea acuta posterior auftritt, ohne Zuhülfenahme eines Sedativums oder einer
localen Application. Bei einem Patienten stand eine Blutung, die durch un-
geschicktes Bougiren hervorgerufen war, prompt nach Einführung eines Gelatine-
bougies mit 0,04 Styptiein. | Walter Schneider-Berlin.
61) Ueber Gleitmittel für Catheter, Bougies u.s. w., von Arthur Strauss.
(Monatsschrift f. Harnkrankheiten u. sexuelle Hygiene. 1904. Nr. 1.)
Oele und Fette sind aus verschiedenen Gründen nicht zu empfehlen,
— 221 —
einestheils sind sie schwer sterilisirbar, anderntheils haben sie die Eigenschaft
auf den Instrumenten leicht einen Ueberzug zu bilden, der von den desinfieiren-
den Lösungen und selbst von kochendem Wasser nur schwer und unzureichend
gelöst wird, ferner machen sie die Schleimhäute für nachträgliche Spülungen
unempfänglich. Das wasserlösliche Glycerin reizt wegen seiner starken Wasser.
anziehungskraft in unverdünntem Zustande die Schleimhäute. Das von Kraus
zuerst als Grundlage für ein wasserlösliches Gleitmittel benutzte Tragacanth
scheint Verf. das geeignetste, doch sind die von Kraus und Casper, von
letzterem unter dem Namen Catheterpurin, angegebenen Zusammensetzungen
nicht gut zu verwenden, weil die Consistenz zu zähe ist und das Mittel zu
schlecht an den Instrumenten haftet. Verf. empfiehlt daher folgende Formel,
die keinen der angegebenen Missstände besitzt: Rp.; Tragacanth 1,5; tere c.
aqu. frigid. 50,0; Adde Glycerin ad 100,0; Coque ad sterilisationem adde
Hydr. oxycyanat 0,2 (oder Formalin 0,1, Um eine dickölige Consistenz zu
erhalten, muss das Tragacanth sorgfältig gelöst sein. Dieses Gleitmittel hat
sich ausserordentlich bewährt, es ist reizlos, greift die Instrumente nicht an
und macht sie überaus schlüpfrig. Bausch. Darmstadt.
62) Urethritis bei Oxalurie und Phosphaturie Oxalurie und Phosphaturie
als Symptome der Neurasthenie, von Delbanco. (Monatsh. f. prakt.
Dermatologie. XXXVIIL)
Ausgehend von der Mittheilung Albert Freudenberg’s (Deutsche med.
Wochenschrift. 1903. Nr. 38) „über ammoniakalische Reaction des Harnes
bei Phosphaturie sowie über Phosphaturie und Ammoniurie als Symptome der
Neurasthenie“, berichtet der Verf. seine eigenen Erfahrungen, nach welchen
Oxalurie und Phosphaturie öfter ohne eine gonorrhoische Infection eine Urethritis
bedingte. Derartige Kranke klagen über leichten Ausfluss oder über ein Ver-
klebtsein des Orificium, über Brennen beim Uriniren und über Fädchen im
Urin. In fast allen Fällen tritt durch eine Trinkkur und täglich 1,5g Uro-
tropin Aufheben der Beschwerden ein. Die Phosphaturie ist ein Symptom
der Neurasthenie und die chronische Urethritis eine Folgeerscheinung der
Phosphaturie. Der Verf. giebt sodann eine Uebersicht über die Meinungen
der Autoren, welche sich mit dem Krankheitsbilde der Oxalurie und Phosphat-
urie und mit chemischen Untersuchungen über dieselben beschäftigt haben.
Leider sind hierbei die neuesten Arbeiten von L. Casper, v. Frisch u. A.
noch nicht berücksichtigt worden. Schourp-Danzig.
63) Der Gefrierpunkt des Urins bei Nierenkrankheiten, von L. Weil.
(Monatsschrift f. Harnkrankheiten u. sexuelle Hygiene. 1904. Nr. 1.)
Unter normalen Verhältnissen zeigt der Harn eine Gefrierpunktserniedrigung
zwischen — 1,25° und — 2,39°; doch ist diese ebenso wie das specifische
Gewicht vom Wassergehalt des Urins abhängig, in 2 Fällen hat sie Verf.
nach reichlichem Biergenuss bei ganz Gesunden mit — 0,6° und — 0,5° be-
stimmt; ebenso lässt sich im stark concentrirten Harne eine höhere als die
normale Gefrierpunktserniedrigung nachweisen (bei einem Gichtiker — 2,4”).
Was die pathologischen Verhältnisse angeht, so lassen sich für die Bright’sche
Krankheit keine allgemein gültigen Zahlen aufstellen, es lässt sich nur sagen,
dass kranke Nieren nie einen Urin von höherer Gefrierpunktserniedrigung
produciren als — 2°. Auf Grund seiner Gefrierpunktsbestimmungen kommt
Verf. zu dem Resultate, dass dieselbe bei acuter und chronischer Nephritis
für den Praktiker keinen Werth hat, dass vielmehr die Messung der Urin-
menge allein einen ebenso guten Einblick in die Thätigkeit der Nieren ver-
— 22 —
nohut, Wohl aber ist die Kenntniss des Blutgefrierpunktes und der Vergleich
wwinohen gesondert aufrefangenem, rechts- und linksseitigem Nierensecret bei
vinseitiger Nierenerkraukung von grosser Wichtigkeit. Davon soll in einer
späteren Arbeit die Rede sein. Rausch-Darmstadt.
G4) Die Verhütung der Harninfection. Handhabung des Asepsis und Anti-
sepais dei Behandlung der Harnkrankheiten, von Goldberg. (Wies:
badeu t804, J. E. Bergmann. 3 Mk.)
Dax tlt Seiten uwtaxende Buch des Verte giebt eine kurze, aber
doch nahean vollständige Zusammenstellung unserer Kenntnisse über das
W oan der Haruinfeetton veg ihre Verhütung, ein Gebiet, auf dem Verf. selbst
wertvolle Arbeiten geliefert hat. Einige wenige Auslassungen, die man dem
Hueho uarhweisen Könnte, und einige Punkte, die zu Einwendungen Anlass
yoDen, mindoru up Werth desselben in keiner Weise. Das Studium desselben
kann uch mur der Urologen und Chirurgen, sondern auch den Praktikern
WOEIM ve ioun werdet, A Freudenbe rg-Berlin.
Cröme de beauté:
Lou, Amıvgdal. dulo. 15,0
Ay. tor. Aurant.
L) Ay. hRosar. ana 60,0
B Goran, 1,0
Nuet. benz. 2,0
‚Bull. gén. de Thér.)
J.
Puder:
Ron Amygdal. dule. 100,0
Amygdal. amar. 20,0
Au Orvzae 120,0
A Borar. 5,0
Kad. Iris florent. 5,0
Essent. Bergamott. 0,03
Essent. Cie ol
Revue gen. de Thér.
J.
Vloua oxuris:
H. Vorband nnet Burchentdinde, deren Innenseite
Deituedtet Let WIE:
Vreebanıh t5.
D \usın 120
Vith, Zu
WII? OU SES x N Een
\echer are
\thacigern. Asasin E Arel Fortbildl 1904.)
— 223 —
Urticaria:
Rec. Menthol 2,0
4) Anaesthesin (Ritsert) 10,0
Lanolin ad 100,0
M. f. ungt.
D. Aeusserlich.
(Bendix, Deutsche Aerzte-Zeitung. 1904.)
IV. Vereinsberichte.
Berliner Dermatologische Gesellschaft.
Sitzung vom 1. März 1904.
Blaschko stellt vor: 1) eine Patientin, die vor 2 Jahren unter heftigen
Kopfschmerzen eine. totale Alopecia areata bekam. Jodtincetur musste
wegen Idiosynkrasie ausgesetzt werden, es wurde dann der galvanische Strom
angewandt, ferner eine Reihe cariöser Zähne ausgezogen. Vor einem Jahre
begannen die Haare wieder .zu wachsen, uAd zwar zuerst in ganz weisser
Farbe, dann wurden die Spitzen gelb, die Mitte blieb weiss, die Wurzeln
erschienen schwarz, die letzten Haare sind schon ganz schwarz herausgekommen;
2) einen Patienten, der seit 24 Jahren an einer Affection leidet, die mit
Rauhigkeit der Haut an verschiedenen Körperstellen begann, später wurde
die Haut am ganzen Körper roth, rauh, spröde, an manchen Stellen zeigt
sich Lichenification, ferner je ein kleiner Tumor am linken Unterarm und der
rechten Hand; nach Ansicht des Vortr. handelt es sich um Erythrodermie
praemycosique, das Vorstadium der Mycosis fungoides, wobei allerdings
die ungewöhnliche Zeitdauer der Affection auffällig ist.
In der Discussion stimmt Saalfeld zu, während Pinkus eher an das
Vorstadium der Erythrodermia perniciosa denken möchte.
Heller demonstrirt zwei Patienten als Ergänzung seines Vortrages in
der vorigen Sitzung: „Glatte Atrophie der Zungenwurzel“:
1) einen Mann mit Ulcus cruris specificum, bei dem die glatte Atrophie
leicht zu palpiren ist;
2) eine Frau mit der Hutchinson’schen Trias, also Lues hereditaria,
die narbige Processe in der Mitte des Zungengrundes und ebenfalls glatte
Atrophie der Balgdrüsen zeigt.
Mayer zeigt 1) eine Patientin, die in der Haut der Hände eine Anzahl
Knötchen darbietet, welche theils einen serösen, theils einen eitrigen Inhalt
haben; die Affection besteht seit 6 Wochen, eine Anzahl feiner Narben deutet
darauf hin, dass ähnliches schon früher dagewesen ist; die Lungenspitzen sind
verdächtig; es dürfte sich um Tuberculide handeln.
In der Discussion wird von einigen Rednern die schnelle Entwickelung
der Affection gegen die Diagnose der Folliclis eingewendet, von anderer Seite
an die Möglichkeit einer staphylogenen Infection gedacht;
2) einen Fall von Psoriasis, dessen Efflorescenzen an manchen Stellen
mit schwärzlichen Hornmassen, an anderen mit papillomartigen Excrescenten
bedeckt sind;
3) einen Patienten, der an den Händen und Unterarmen Eruptionen von
Lichen ruber planus mit Erkrankung der Nägel, an den Palmae manuum
dagegen circumskripte und diffuse Schuppenanhäufungen zeigt.
— 224 —
Arndt demonstrirt ein 4jähriges Kind mit Aplasia moniliformis
am Kopf und den Augenbrauen, dessen Bruder dieselbe Affection darbietet;
ferner einen Patienten mit Lupus erythematodes der Lippenschleimhaut.
Buschke stellt vor: 1) einen Patienten mit Lupus erythematodes
discoides; die Affection hat sich in ziemlich acuter Entwickelung unter
rheumatischen Beschwerden am Gesicht und an den Extremitäten herausgebildet;
therapeutisch würde hier Chinin zu versuchen sein;
2) einen Fall von Lymphangiom an der Schleimhaut der Unterlippe.
Wechselmann zeigt einen Patienten mit Erythema induratum
Bazin an der rechten Wange mit postauriculären Drüsenschwellungen.
Mikroskopisch fanden sich epithelioide und Rundzellen, keine Riesenzellen,
keine Tuberkelbacillen. |
Mankiewicz demonstrirt einen erbsengrossen Tumor, den er bei einem
Patienten von der Spitze der Eichel neben der Fossa navicularis entfernt hat.
Es handelte sich um ein fibromatöses Gebilde mit Drüsenelementen, die mit
einem dreischichtigen Oylinderepithel ausgekleidet sind; wahrscheinlich ist es
eine congenitale Anomalie.
Fritz Lesser zeigt mikrogkopische Präparate zur glatten Atrophie
der Zungenbalgdrüsen. Paul Cohn-Berlin.
V. Vermischtes.
— Ohne sich fraglos für die Fischtheorie Hutchinson’s entscheiden
zu wollen, bestreitet Casalis doch im Brit. med. Journ. (2. Januar 1904) die
Behauptung Turner’s, dass bei den Basutos Lepra vorkomme, ohne dass
dieselben Fische genössen. Vielmehr werden zahlreiche Fische z. B. im
Shlotse River mittels ins Wasser versenkter kleiner Dynamitbomben getödtet
und darauf frisch von den Eingeborenen verzehrt. Salzfische sah Verf. zwar
nie, indessen wurden Oelsardinen als Leckerbissen betrachtet. Die Lepra
wurde vor langer Zeit bereits in Basutoland, wahrscheinlich durch Hotten-
totten, eingeschleppt. Wenigstens findet sich diese Erkrankung auch bei den
Barotoe, welche vom Stamme der Basuto sich bereits vor einem Jahrhundert
von denselben trennten, um sich am Zambesi anzusiedeln. J.
— Im Brit. med. Journ. (23. Januar 1904) plädirt R. Johnstone
Stirling in einem Briefe für die erfolgreichere Bekämpfung der Syphilis
durch eine endgültige Trennung des medicinischen von dem moralischen
Gesichtspunkte. Nur dann könne man durch eine gesetzliche Verfügung
gegen diese Erkrankung die gleichen Maassnahmen treffen wie gegen jedes
andere ansteckende Leiden, wenn man das moralische bez. das entehrende
Moment völlig ausscheide Dies sei um so nothwendiger, als doch thatsächlich
auch viele völlig schuldlose Individuen von der Syphilis betroffen würden. J.
VI. Personalien.
— Habilitirt in Halle Dr. Egon Tomaszewski.
— Ernannt zum Nachfolger Neumann’s Prof. Ernst Finger in Wien.
Um Einsendung von Separatabzügen und neuen Erscheinungen an den Heraus-
geber Dr. Max Josee in Berlin W., Genthiner Strasse 5, wird gebeten.
ge m a —— m mn —
Verlag von Ver & Comp. in Leipzig. — Druck von Merzerr E Wırrıa in Leipzig.
DERMATOLOGISCHES CENTRALBLATT.
INTERNATIONALE RUNDSCHAU
AUF DEM GEBIETE DER HAUT- UND GESCHLECHTSKRANKHEITEN.
HERAUSGEGEBEN
VON
DR. MAX JOSEPH
Siebenter IN BERLIN. Jahrgang.
Monatlich erscheint eine Nummer. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes, sowie direct von der Verlagsbuchhandlung
Verr & Comr. in Leipzig,
1904. Mai. Nr. 8.
Inhalt. I. Originalmittheilungen. 1) Ueber 2 Fälle von periodisch wieder-
kehrendem Haarausfall, von Dr. Leo Caro in Berlin. 2) Beiträge zur Behandlung des
Ulcus molle, von Dr. Walter Schneider.
II. Referate. Allgemeine Pathologie und Therapie. 1) Mesotanexanthem,
von Carl Berliner.” 2) Zur Casuistik der Mesotanexantheme, von A. Sack. 3) Zur
Kenntniss des Jododerma tuberosum fungoides, von Albert Schütze. 4) Zwei Fälle
von ausgedehnten Ulcerationsprocessen an Mund und Genitalien, hervorgerufen durch
Diphtheriebaeillen (subacute Haut- und Schleimhautdiphtherie), von Th. Schwab.
5) Lymphangiectasien der Wange, von C. Bruhns. 6) Ueber acute Leukämie, von
A. Osswald. 7) Zur pathologischen Anatomie des Herpes progenitalis, von W. Kopy-
towski. 8) Zur Lehre von den Talgdrüsengeschwülsten, von Richard Kothe. 9) Ueber
Fetronsalbe, von Oscar Liebreich. 10) Ueber Fetronsalben, von Edmund Saalfeld.
11) Sanoform als Wundheilmittel, von Burchard. 12) Die Ernährungstherapie bei
Hautkrankheiten, von 0. Lassar. 13) Histologischer Atlas zur Pathologie der Haut,
von PG Unna. 14) Jessner’s dermatologische Vorträge für Praktiker. Heft 1: Des
Haarschwunds Ursachen und Behandlung. 15) Ueber die Hautkrankheiten im Säug-
lingsalter und ihre Behandlung, von Neter und Roeder. 16) Die wichtigsten Haut-
erkrankungen im Kindesalter, vpn Monti. 17) Sur un cas de cheloides multiples en
tumeurs, d'origine acn&ique, par L. E. Leredde et L. M. Pautrier. 18) Die Morpho-
logie, pathologische Anatomie und Bakteriologie in der Dermatologie, von J. M. Himmel.
19) Zur Aetiologie und Behandlung der Prostitution, von W. Hanauer. 20) Drei Fälle
von weichem Schanker auf den Fingern, von N. Djatschkow. 21) Zwei Fälle von
multiplen weichen Schankern, von N. Djatschkow. — Entzündliche Dermatosen.
22) Ueber die Acne vulgaris, von Max Joseph. 23) Zur Therapie der Folliculitiden
der Haut, von A. Pospelow. 24) Ueber äussere Behandlung der Psoriasis, von Carl
Herxheimer. 25) Psoriasis chez deux conjoints, par S. Jauvier. 26) The relation
of eczema to tissue reaction and constitutional derangements, by S. RBothsehild.
27) Ist die Schutzpockenimpfung mit allen nothwendigen Cautelen umgeben? von
P. Blochmann. 28) Das Megalerythema epidemicum. Die Grossflecken, von Plachte.
29) Derzeitiger Stand der Lehre von der Pityriasis rosea Gibert, von A. Lanz.
80) Ueber Pseudoxanthoma elasticum, von Werther. 31) Ein Fall von multipler
Lymph- bezw. Chylangiektasie mit Chylorrhoe, von W. Bornemann. 32) Zwei Fälle
von Verbrennung mit Unna’schem Chloralcampher-Salbenmull behandelt, von Menahem
Hodara. — Chronische Infectionskrankheiten. 33) Guerison symptomatique
d’un mycosis fongoide par les rayons X, par Dubois-Havenith. 34) A case of mycosis
fungoides treated by the X-ray, by Alb. E. Carrier. 35) Mycosis fungoides or Alibert’s
disease, by John Reid. 36) Beitrag zur Kenntniss der Hautblastomycose, von Georg
Löwenbach und Moritz Oppenheim. 87) Ueber idiopathische multiple Hautsarco-
matose, von Franz v. Krzysztalowiez. 38) La lèpre aux Antilles danoises. Rapport
officiel, par Edouard Ehlers. — Syphilis. 39) Treatment of syphilis by the com-
bined rays of light, by C. E. Rogers. 40) Ueber die Wirkung der in der Therapie
der Syphilis E Quecksilbersalben, von Fedtschenko. 41) Ueber die vaginale,
specifische Behandlung schwangerer Frauen, von Hans Vörner. 42) Einige Mit-
theilungen über Jodipin, von M. Fränkl. 43) Contributo alla istologia patologica del
VO 15
— 226 —
cordone ombelicale nella sifilide, pel &. Franceschini. 44) Jessner’s dermatologische
Vorträge für Praktiker. Die Syphilide (Syphilis der Haut und Schleimhaut). 1I. Theil:
Therapie. 45) Splenom&galie chronique précoce dans la syphilis héréditaire, par Duhot.
46) Infiltration Ilymphangiectasique de la lèvre chez un syphilitique, par M. A. Bayet.
47) Considerations sur le traitement spécifique du tabes et sur les injections &pidurales
d’Iodipine dans la periode ataxique, par Duhot. 48) Tabes, Aortenaneurysma und
Syphilis, von Hermann Ruge. 49) Abgelaufene Keratitis parenchymatosa beim Sobn
— Hirnsyphilis bei der Mutter, von Sigmund Neuburger. 50) Syphilis haemorrhagica
neonatorum, von M. K. Isham. 51) Ueber hereditäre Syphilis des Herzens, von Bern-
hard Fischer. 52) Paranoische Zustände bei Syphilis, von Ludwig Waelsch. 53) Zur
Aetiologie der Orchitis fibrosa, von Fritz Lesser. — Gonorrhöe. 54) Zur Injections-
therapie der Gonorrhöe, von Lucke. 55) Anchylosis and caries following gonorrhoeal
infection, by C. A. Hamann. 56) Rheumatism associated with gonorrhoea, by W.
U. Kennedy. 57) Ueber die interne Behandlung der Gonorrhöe, von Walter Schneider.
58) Die Behandlung der Gonorrhöe durch elektrisches Glimmlicht, von H. Strebel.
59) Ueber Vibrationsmassage der Prostata mittels eines neuen Prostatavibrators, von
Kornfeld. — Krankheiten des Urogenitalapparates. 60) Zur Therapie der
Neurasthenia sexualis (Heroinum muriaticum), von H. Higier.
III. Therapeutische Notizen. — IV. Vermischtes. — V. Personalien.
I. Originalmittheilungen. `
1. Ueber 2 Fälle von periodisch wiederkehrendem Haarausfall.
Von Dr. Leo Caro in Berlin.
Es ist eine unendlich häufig beobachtete Thatsache, dass das Wachs-
thum, die Farbe, das Schwinden u.s.w. der Haare in Abhängigkeit vom
Nervensystem zu setzen ist. Das plötzliche Ergrauen nach überstandenem
heftigen Schreck, das Ausfallen der Haare bei verschiedenen Nerven-
erkrankungen, bei Läsion von Nervenstämmen oder auch einzelner
peripherer Nerven sind selbst Laien bekannte Thatsachen; und in der
Litteratur findet man zahlreiche Fälle von Haarausfall, dessen Ursache
nur in nervösen Erkrankungen constatirt werden konnte.
Bei allen diesen Fällen handelt es sich aber um eine Läsion, die
erst nach Monaten, oft auch nach Jahren, wieder reparirt wird, manchmal
aber selbst unreparabel bleibt. Andererseits beschränkt sich der Haar-
ausfall auf eine oder mehrere Stellen des behaarten Kopftheiles, welche
keine Tendenz zur weiteren Ausbreitung besitzen und über kurz oder
lang zur Norm zurückkehren.
Die von mir beobachteten 2 Fälle unterscheiden sich sowohl unter-
einander, als auch von den bislang in der Litteratur (soweit ich dieselbe
durchzusehen Gelegenheit hatte) beschriebenen, nicht nur durch die
Aetiologie, sondern auch durch die Art des Auftretens der Alopecie, für
die ich als Analogon nur einen einzigen von Räuber in Virchow’s Archiv
Bd. 97 beschriebenen Fall gefunden habe.
Es handelt sich um Geschwister, einen Knaben und ein Mädchen,
deren Familie, d. h. Eltern sowohl wie auch weitere Verwandte mir als
vollständig gesund bekannt sind. Weder bestehen hier constitutionelle
— 227 —
noch geistige Erkrankungen, noch kann man irgend welche gröbere
Läsionen der Descendenz durch chronische Intoxication mit Alkohol u. s. w.
annehmen, sei es vielleicht, dass der Vater als mittelmässiger Potator
anzusehen wäre. Was speciell den Haarwuchs anbetrifft, so erfreut sich
der Vater noch heute, in seinem 46. Lebensjahre eines dichten und vollen
Schopfes, und auch die Haare der Mutter zeigen neben geringer Dichtig-
keit und besonderer Zartheit keinerlei besondere Tendenz zum Ausfallen.
Der Knabe, 10 Jahre alt, ist imbecill und steht auf der geistigen Stufe
eines etwa 3jährigen Kindes. Körperlich ist er gut entwickelt, zeigt pro-
portionalen Bau der Glieder, nur der Kopf erscheint von hinten nach vorne
abgeplattet, d. h. die sonst normalerweise gebogene Squama occipitalis ist bei
ihm nahezu senkrecht gestellt. Die inneren Organe sind normal. Abgesehen
von leichten gastrischen Erkrankungen, hat er nie irgend welche Krankheiten
durchgemacht. ;
Die Behaarung bietet nichts Abnormes. Das dunkelblonde Haar steht
dicht, fühlt sich weich an, zeigt weder Brüchigkeit noch Spaltung. Die Kopf-
haut ist blassrosa, weder von Schuppen noch sonstigen Unreinigkeiten bedeckt.
Als ich den Knaben, der in eine Änstalt für zurückgebliebene Kinder
untergebracht war, zum zweiten Male sah, da bot sich mir ein überraschen-
der Anblick dar. Der früher volle Schopf war bis auf einen spärlichen Kranz
von Haaren, der sich an der Uebergangsstelle zwischen behaarter und nicht-
behaarter Kopfhaut befand, verschwunden. Ein ganz feiner, hellblonder Pflaum
bedeckte die Kopfhaut, welche keinerlei Röthung, noch Schwellung, noch
Schuppung aufwies, sondern einen vollständig normalen Eindruck machte.
Hie und da ragte ein einzelnes, langes, dunkelgefärbtes Haar hervor, gleich-
sam ein letzter Ueberrest einstiger Pracht und Fülle.
Auf meine erstaunte Frage, seit wann dieser Zustand bestünde, erhielt
ich von dem Pflegepersonal die Antwort, dass der kleine Pat. vor 4 Tagen
ganz munter sich schlafen gelegt habe, und als die Schwester am anderen
Morgen an das Bettchen trat, da war der Hinterkopf nahezu kahl, während
das Kopfkissen mit zahllosen Haaren bedeckt war. Nach und nach, fast
konnte man es mit den Augen verfolgen, fielen sämmtliche Haare aus bis
auf den spärlichen Kranzrest, der noch jetzt zu sehen war.
Dieser Zustand der Kahlheit dauerte etwa 14 Tage an. Dann begannen
auf dem Scheitel und dem Hinterkopfe Haare emporzuschiessen, erst einzeln,
zu kleinen Inseln zusammenfliessend, hierauf behaarten sich die Seitenwand-
beine, zum Schluss waren nur noch einige Lücken auf dem Stirnbein sicht-
bar, bis auch diese sich nach einiger Zeit schlossen und die Haare ebenso
dicht standen, wie zum ersten Male, als ich den Knaben sah. Der ganze
Regenerationsprocess dauerte etwa 5—6 Wochen.
Von den Eltern des Kindes wurde mir mitgeteilt, dass dieser Haar-
ausfall auch zu Hause an dem kleinen Patienten beobachtet worden sei
und zwar in etwa 8—4 monatlicher Folge. Ich beschloss daher den
Knaben genauer zu beobachten.
In der 14. Woche, nachdem das Haar sich wieder regenerirt hatte,
fiel mir auf, dass die Farbe der Kopfhaare heller und die Consistenz
derselben starrer geworden sei. Während das Haar sonst dunkelblond,
15*
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| Gem o ab; 2 guer
D SC Se o SÉ Hir en a A
Riehtung
Fu
— 229 —
bis endlich der gänze Kopf behaart war. Doch dauerte diesmal der
Regenerationsprocess etwas länger; erst nach 2 Monaten war der alte
Status wieder hergestellt.
Seit 4 Jahren hatte ich nun Gelegenheit, bald genauer, bald weniger
genau diesen Wechsel zwischen Haarausfall und Regeneration zu be-
obachten, und jedes Mal war der Vorgang derselbe: Farbenänderung,
Copstitutionsänderung, Haarausfall, erneuertes Wachsthum, vollständige
Herstellung. Diese Procedur ging im Jahre 1901 und 1902 4 Mal vor
sich, im Jahre 1903 war sie nur 3 Mal aufgetreten und in diesem Jahre
ist bereits eine Periode von Ausfall und Wachsthum vorübergegangen.
Dabei wurde niemals irgend eine Veränderung im Befinden des Knaben
beobachtet, er war stets munter und mobil und zeigte keinerlei
Alteration.
Ist nun in diesem Falle die Idiotie als ätiologisches Moment dieser
Störung heranzuziehen, so ist eine Ursache des periodischen Haarausfalles
bei der Schwester dieses Patienten absolut nicht zu eruiren. f
Das jetzt 7 Jahre alte, bildhübsche Mädchen, das sonst einen Kopf
voller dunkelblonder Locken besitzt, wird 1—2 Mal im Jahre, įn nahezu
ähnlicher Weise wie der ältere Bruder, kahl. Sie ist normal körperlich ent-
wickelt, die inneren Organe zeigen nichts Abnormes; ihre geistige Entwickelung
entspricht ihrem Alter, sie geht in die Schule, macht Fortschritte, so dass
an einen Defect der geistigen Sphäre kaum zu denken ist. Nicht unerwähnt
will ich lassen, dass ihre Sprachê einen etwas polternden Typus hat, und
dass mir an ihr ein leichtes, zerfahrenes Wesen auffiel. So wiederholt sie,
wenn ihr ein Wort gefällt, dasselbe 10—20 Mal hintereinander und wirft es
in die Unterhaltung hinein, ohne jeden Sinn, doch bin ich geneigt, diesen
Umstand eher dem lebhaften Temperament des Kindes zuzuschreiben, als
einer wirklichen Anomalie des Intellectes.. Verweist man ihr dies, dann
nimmt sie sich zusammen und ist sich wohl bewusst, eine Ungehörigkeit be-
gangen zu haben, doch nach einer längeren oder kürzeren Zeit verfällt sie
wieder in ihren alten Fehler.
Bei diesem Kinde nun tritt, ebenso wie bei dem älteren Bruder, der
Haarausfall periodisch auf, wenn auch in der letzten Zeit in längeren
Zwischenräumen. So hatte sie im Jahre 1902 2 Mal das Haar verloren,
im Jahre 1903 nur 1 Mal. Da seit dem vorletzten und letzten Haar-
ausfall über 7 Monate vergangen sind, so kann man annehmen, dass sie
vielleicht im Jahre 1904 auch nur 1 Mal ihr Haar wechseln wird, viel-
leicht aber tritt dieses Ereigniss gar nicht mehr ein, denn aus der
Anamnese ist ersichtlich, dass sie in früheren Jahren in einem Turnus
von 21/,—3 Monaten ihr Haar verloren hat. Es ist somit eine Kräftigung
des Haares eingetreten, doch ob sie von Dauer sein wird, kann wohl
Niemand sagen.
Auch bei ihr kann man einige Zeit vor dem Beginn des Haaraus-
~ eine Farbenveränderung der Kopfhaare, sowie eine gewisse Starrheit
— 230 —
und Glanzlosigkeit wahrnehmen. Die Farbe wird heller, nahezu semmel-
blond, die Locken lösen sich in starre, struppige Strähnen auf, verlieren
ihre Weichheit und ihren Glanz und fallen aus. Im Gegensatz zu ihrem
Bruder entstehen bei ihr die ersten Lücken auf dem Vorderhaupt, breiten
sich dann bogenförmig nach der Seite aus, greifen auf das Hinterhaupt
über, und das ganze Haar verschwindet, bis auf einen dünnen peripheren
Kranz. Bei beiden Geschwistern bleiben die Haare des übrigen Körpers,
die Brauen und Wimpern, intact.
Ich brauche wohl nicht erst zu erwähnen, dass gegen diese, nament-
lich bei dem Mädchen störend wirkende Erkrankung das ganze Arsenal
unserer Haarwachsthum befördender Mittel angewendet wurde, freilich
ohne Erfolg. Will man als solchen das Seltenerwerden des Haarausfalles
bei dem Mädchen gelten lassen, so ist zu bedenken, dass auch bei dem
Knaben die Zwischenräume länger geworden sind, obwohl hier seit 2 Jahren
gar nichts mehr gemacht worden ist.
Was nun die Aetiologie anbetrifft, so handelt es sich meiner Meinung
nach um eine reine Trophoneurose In vielen, theils experimentellen,
theils durch Zufall zu Stande gekommenen Versuchen (Joseph, Pon-
toppidan) wurde nachgewiesen, dass durch Verletzung der oberen Cervical-
Nerven Kahlheit erzeugt werden kann. Joseph hat bei 12 von 30 Katzen
nach Durchschneidung des zweiten Cervicalnerven eine der menschlichen
Alopecia areata ähnliche Kahlheit hervorzubringen vermocht, und
Pontoppidan beobachtete bei einem Patienten, bei dem durch Zufall
eine Verletzung der oberen Halsnerven stattfand, eine Alopecie, die sich
freilich auch nach der nicht operirten Seite ausbreitete.e Bei den beiden
Geschwistern nun ist es leicht daran zu denken, dass auch bei ihnen
eine Störung in den Cervical-Nerven vorliegt. Der Knabe, der Idiot ist,
hat wohl a priori ein geschwächtes Nervensystem, während beim Mädchen
sicher auch eine Störung im oberen Theil der Cervicalen Nerven vorliegt,
die sich klinisch durch die polternde Sprache, also Schwächung des
Hypoglossus, äussert.
Interessant ist auch die stufenweise Abschwächung der den Haarwuchs
betreffenden Noxe in der Familie zu constatiren. Der älteste Knabe,
anormal, wird häufig von dem Haarausfall befallen, seltener die jüngere
Schwester, bei der man vielleicht geringe Spuren geistiger Abnormität
annehmen kann, während bei der jüngsten Schwester, einem 5 jährigen
Mädchen, niemals Spuren von Alopecie beobachtet wurden, bei der aber
auch keinerlei Spuren eines geistigen Defectes wahrgenommen werden
konnten.
— 231 —
[Aus Dr. Max Joseph’s Poliklinik für Hautkrankheiten in Berlin.)
2. Beiträge zur Behandlung des Ulcus molle.
Von Dr. Walter Sehneider,
Assistent der Poliklinik.
Der heute sicher als Erreger des weichen Schankers angesehene
Ducrey-Unna’sche Streptobacillus hat die Eigenthümlichkeit, nur im
oberflächlichen Gewebe zu sitzen, ohne in tiefere Schichten zu dringen.
Als unangenehmste, allerdings ziemlich häufige Complication kommt es
bekanntlich im Verlaufe der Krankheit in Folge des Eindringens der
Erreger in die Lymphbahnen zur Entzündung und meist auch Vereiterung
der Inguinaldrüsen.
Um dem Zustandekommen solcher Bubonen vorzubeugen, hat Unna
vorgeschlagen, das Ulcus molle möglichst früh tlach mit einem Rasir-
messer abzutragen, um damit die Bacillen vollständig zu entfernen. Diese
radicale Methode ist zweifellos zu empfehlen in den Fällen, wo nur ein
einziges Schankergeschwür vorhanden ist. Da wir aber einerseits oft
mehrere Ulcera finden, und auch im anderen Falle der Patient sich häufig
gegen den kleinen Eingriff sträubt, so sind wir meist gezwungen, zu anderen
Massregeln zu greifen.
Für diese Fälle ist der Vorschlag Neisser’s, das Geschwür mit
Acidum carbolicum liquefactum zu ätzen, empfehlenswert. Wir wenden
in unserer Poliklinik diese Methode vielfach an und finden, daß der
Grund des Geschwüres sich auffallend schnell dabei reinigt. Mit dieser
Aetzung combiniren wir die Application von Pulvern.
Unter den für die Behandlung des Ulcus molle geeigneten Pulver-
substanzen steht das Jodoform obenan. Leider ist dasselbe nur selten
anwendbar, weil es, selbst desodorirt, noch unangenehm riecht und die
Patienten somit in ihren geschäftlichen oder gesellschaftlichen Beziehungen
stört. Wenn wir es trotzdem verordnen in der Absicht, besonders schnell
zum Ziele zu kommen, so pflegen wir dem Kranken zu rathen, das
Jodoform erst dann auf das Geschwür zu streuen, wenn er völlig entkleidet
ist. Es scheint das Pulver alsdann am wenigsten unangenehm auf das
Geruchsorgan zu wirken.
Das Jodoform wird in seiner Wirkung von keinem der empfohlenen
Ersatzmittel erreicht, die Heilung geht unter ihrer Anwendung bedeutend
langsamer von statten.
Im letzten Jahre wurden uns zu Versuchen einige Flaschen Ichthargan
zugesandt, das ich bei mehreren Patienten mit Ulcus molle erprobt habe.
Gleichzeitig folgte ich dem Vorschlage Kirstein’s!, anstatt der Aetzung
! Zur Therapie des Ulcus molle. Dermatolog. Centralblatt VI. S. 194.
— 232 —
mit Acidum carbolicum liquefactum eine solche mit Jodtinctur vor-
zunehmen.
= T Patienten habe ich ausschliesslich mit Ichthargan behandelt. Dieses
schwarze, absolut geruchlose Pulver wurde morgens und abends in dünner
Schicht auf die Ulcera mollia gestreut und darüber etwas Verbandwatte
gelegt; eine Reizung, Auftreten eines Ekzems oder Schmerzempfindung
wurde niemals beobachtet. Von den 7 Patienten blieben 3 während der
Behandlung fort. Von den übrigen 4 Kranken, deren Ulcera 4—11, in
einem Falle bereits 3!/, Wochen bestanden hatten, kam einer mit einem
Bubo zu uns in Behandlung, der incidirt werden mußte. Bei den anderen
3 Patienten trat diese Complication nicht auf. Einmal handelte es sich
um ein einfaches Geschwür, 3 Mal um mehrfache Ulcera in Stecknadel-
kopf- bis Erbsengrösse. Die Behandlungsdauer bis zur Heilung betrug
in den einzelnen Fällen 10, 13, 15, 37, das sind im Durchschnitt
18—19 Tage. |
Ausschliesslich mit Jodtinctur ohne Pulverapplication habe ich
6 Patienten behandelt, von denen 2 aus der Behandlung weggeblieben
sind. In einem Falle musste ebenfalls ein bereits bei der ersten Beobachtung
des Kranken vorhandener Bubo incidiertt werden; bei den übrigen
3 Patienten trat ein solcher nicht auf. 2 Kranke mit 1, bezw. 2 Ulcera
von Linsen- bis 10 Pfennig-Stück-Grösse, die 2—3 Tage bestanden hatten,
wurden in 7—12 Tagen gesund. In einem Falle führte die alleinige
Jodtincturbehandlung nicht zum Ziel, das Ulcus heilte 32 Tage später
unter Jodtinctur und Dermatolbestreuung. Bei einem anderen Patienten
verheilte der weiche Schanker nach 6wöchentlichem Bestehen in 13 Tagen
nur unter Jodtincturbepinselung; ein zweites Ulcus molle, das während
dieser Behandlung auftrat, vernarbte unter derselben in 8 Tagen.. Die
durchschnittliche Behandlungsdauer betrug bei den 3 geheilten Patienten
10 Tage. Erwähnen möchte ich noch, dass ich die Pinselungen einmal
täglich oder nur alle zwei Tage vornahm.
14 Ulcus molle-Kranke habe ich ferner combinirt behandelt, indem
ich sie etwa jeden zweiten Tag mit Jodtinctur ätzte und ausserdem
täglich 2 Mal mit Ichthargan pudern liess. Ein Patient mit 11 Geschwüren
blieb nach 4tägiger Beobachtung weg, nachdem 6 verheilt waren. Bei
einem Kranken mit 2 Ulcera heilte das eine in 10 Tagen, das andere
leistete der Therapie hartnäckigen Widerstand, so dass ich es später mit
Dermatol, dann nur mit Jodtinctur behandelte, wodurch nach 30 Tagen
Vernarbung eintrat. 2 Mal musste ich das Ichthargan wegen zu langsam
fortschreitender Heilung durch Jodoform ersetzen. 4 Patienten kamen
mit bereits bestehendem Bubo in Behandlung, in einem Falle entwickelte
sich ein solcher erst während derselben. Unter den 10 auf diese Weise
geheilten Patienten befand sich einer, dessen Schanker bereits 6 Wochen
— 233 —
lang mit verschiedenen Pulvern erfolglos behandelt war, bei dieser Methode
aber in 24 Tagen vernarbte.e Bei den übrigen Kranken bestand das
Ulcus bei Beginn der Beobachtung bereits meist 8—10 Tage, bei 3
8—4 Wochen. Die Geschwüre, durchschnittlich von Erbsengrösse, waren
in 4 Fällen einfach, sonst mehrfach vorhanden. Die Dauer bis zur Ver-
narbung in den 10 geheilten Fällen betrug im Allgemeinen 6—18 Tage,
2 Mal 24, bezw. 27 Tage, 1 Mal 5 Wochen.
Die Bepinselung mit Jodtinctur verursachte häufig das Auftreten
einer braunen Kruste, nach deren Entfernung mit Umschlägen von
essigsaurer Thonerde erst wieder die Behandlung fortgesetzt wurde.
Nach diesen Beobachtungen glaube ich das Ichthargan bei der
Pulverbehandlung des Ulcus molle als gutes Ersatzmittel des Jodoforms
empfehlen zu können, dessen Schnelligkeit der Heilung es allerdings nicht
erreicht. Leider hindert sein hoher Preis eine allgemeinere Einführung
in die Praxis. Die Jodtinctur scheint sich als Aetzmittel ebenso wie das
Acid. carbol. liquefact. zu bewähren; einen schnelleren Fortschritt in der
Heilung oder geringere Schmerzhaftigkeit als dieses wie Kirstein habe
ich bei ihrer Application nicht constatiren können. Die Ichtharganbehand-
lung bei gleichzeitiger Jodtincturätzung hat scheinbar die besten Er-
folge gehabt, so dass sie jedenfalls nicht hinter den üblichen Methoden
zurücksteht. Auffallend günstig erscheint mir das nur einmalige Auf-
treten eines Bubo inguinalis bei meinen 18 geheilten Patienten, so dass
ich namentlich nach dieser Richtung hin den Herren Collegen diese
Methoden zur weiteren Prüfung empfehlen möchte.
Schliesslich habe ich noch das Xeroform bei Ulcus molle er-
probt, das A. W. Blanche de la Roche! als ausgezeichnetes Mittel zu
dessen Behandlung empfiehlt. Verf. beschreibt die Krankengeschichten
von 29 Ulcus molle- Patienten. Darnach erzielte er bei Männern
durchschnittlich in 10—12, bei Frauen in 16—18 Tagen Heilung. Da-
neben hebt er das Fehlen von Reizerscheinungen nach Auftragen des-
Pulvers sowie seine Geruchlosigkeit hervor, so dass er sich durch seine
Erfolge veranlasst gesehen hat, das Xeroform ausschliesslich anzuwenden
und vom Jodoform, abgesehen von wenigen Fällen, ganz Abstand zu
nehmen. Im Gegensatz dazu konnte ich mit dem Xeroform keine guten
Erfolge aufweisen. Die Beobachtungen erstreckten sich im Laufe von
40 Tagen auf 8 Patienten, abgesehen von denjenigen, die nach kurzer
Zeit weggeblieben sind. Das Pulver wurde ohne vorherige Aetzung der
Geschwüre mit Carbolsäure oder Jodtinctur im Durchschnitt 14 Tage
angewandt und dabei nur in einem Falle nach 2 Wochen eine Heilung
erzielt. Bei einem anderen Kranken, der noch in Behandlung steht,
1 Allg. med. Centralzeitung. 1904. Nr. 6.
— 234 —
geht die Vernarbung während der 5wöchentl. Beobachtung nur langsam
von statten. Sonst habe ich überhaupt keinen wesentlichen Einfluss des
Xeroforms auf die Ulcera beobachtet, so dass ich dasselbe bei 4 Patienten
deren Beruf es zuliess, durch Jodoform ersetzte und dadurch erheblich
schnellere Vernarbung erzielte. Sämtliche Ulcera mollia, die ich mit
Xeroform behandelte, waren klein, stecknadelkopf- bis erbsengross-, ohne
starke Eitersecretion oder Borkenbildung, die die Wirkung des Pulvers
hätten beeinträchtigen können. Das Auftreten eines Bubos habe ich nicht
beobachtet.
Das Xeroform steht also entschieden in seiner Wirkung auf den
Heilungsprocess der Ulcera mollia hinter dem Jodoform zurück und
scheint auch seine Ersatzmittel, wie das in unserer Poliklinik meist
übliche Dermatol und Airol, nicht zu erreichen, deren Reiz- und Geruch-
losigkeit es ebenfalls besitzt.
Zum Schluss sei es mir gestattet, Herrn Dr. Max Joseph für die
Anregung zu dieser Arbeit und seine liebenswürdige Unterstützung meinen
ergebensten Dank auszusprechen.
II. Referate.
Allgemeine Pathologie und Therapie.
1) Mesotanexanthem, von Carl Berliner. (Monatsh. f. prakt. Dermatologie.
LVIII. Nr. 5.)
Verf. beobachtete einen Patienten, dem von einem Kurfuscher Mesotan
innerlich und äusserlich verordnet war. Schon nach wenigen Mesotanein-
reibungen bekam der Patient an den eingeriebenen Stellen intensives Jucken,
dem ein hellrosenrothes, theils papulöses, theils urticariaähnliches Exanthem
folgte. Da innerlicher Gebrauch von Salicyl sehr selten Exantheme hervor-
ruft, ist es wahrscheinlicher, dass das Salicyl direct durch die Einreibung
selbst irritirend auf die Haut wirkt und andere Bestandtheile des Mesotan
vielleicht noch diesen Reiz verstärken. Es empfiehlt sich daher vorsichtiger
Gebrauch des Mesotans: etwa Einreiben von 3—4 g 2 Mal täglich 2— 3 Minuten
lang und nachfolgendes Aufstreuen von Talcum auf die eingeriebene Hautpartie.
Schourp- Danzig.
2) Zur Casuistik der Mesotanexantheme, von A. Sack. (Monatsh. f. prakt.
Dermatologie. XXXVIII. Nr. 5.)
Verf. wurde von einer Dame consultirt, die auf eine 1malige Mesotan-
einreibung eine heftige, vesiculös-papulöse Dermatitis mit stark brennenden
Schmerzen erworben hatte. Die von der Hand auf Arm, Hals und Brust
fortschreitende Affection sah anfangs wie ein wanderndes Erysipel aus, später
nahm sie miliar-vesiculösen Charakter an. Noch lange nach der 3 Wochen
währenden Abheilungszeit blieb ein abnorm labiler Reizzustand der befallenen
Hautbezirke bestehen. Schourp- Danzig.
3) Zur Kenntniss des Jododerma tuberosum fungoides, von Albert Schütze.
(Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXIX. 1904. S. 68.)
— 235 —
Verf. berichtet über einen seltenen Fall von Jodismus, der ein Analogon
zu dem von Rosenthal beschriebenen Jododerma tuberosum fungoides bildet.
V. Lion-Mannheim.
4) Zwei Fälle von ausgedehnten Ulcerationsprocessen an Mund- und
Genitalien, hervorgerufen durch Diphtheriebacillen (subacute Haut-
und Schleimhautdiphtherie), von Th. Schwab. (Arch. f. Dermatologie
u. Syphilis. LXVIII. 1904.)
Die Eigenart des klinischen Verlaufes und des bacteriologischen Befundes
. bei 2 Fällen von Ulcerationsprocessen an der Vulva mit gleichzeitigen Ge-
schwüren der Mundhöhle giebt Verf. Veranlassung, dieselben ausführlich mit-
‘zutheilen. Die klinische Diagnose beider, sich durch ihre typischen, prägnanten
und übereinstimmenden Erscheinungen als dieselbe Krankheit charakterisiren-
den, Fälle wurde durch den bacteriologischen Befund echter Diphtheriebacillen
gestützt. Verf. bezeichnet die Fälle als subacute Diphtherie mit Recidiven.
Ob die primäre Localisation am Munde oder an den Genitalien war, war
nicht festzustellen; eine Verschleppung auf dem Blutwege ist auszuschliessen,
wahrscheinlich ist die Uebertragung der Keime durch die Hände. Zu er-
wähnen ist, dass wohl durch die geringe Virulenz der Bacillenstämme keine
Infection der Umgebung, in der zahlreiche Kinder sich befanden, eintrat.
V. Lion-Mannheim.
5) Lymphangiectasien der Wange, von C. Bruhns. (Arch. f. Dermato-
logie u. Syphilis. LXVIII. 1904.)
Bei der 34jähr. Patientin handelt es sich um eine eigenthümliche Wulst-
bildung der Wangenschleimhaut und eine Anschwellung der Wange, besonders
in der Gegend der Submaxillardrüse, bei gleichzeitiger stark cyanotischer Ver-
färbung der äusseren Wangenhaut. Klinische Diagnose: Macromelie, Lymphan-
giom bezw. lymphangiectatischer Process der Wange. Bei der histologischen
Untersuchung, auf deren ausführlichen Details besonders hingewiesen sei,
nehmen drei Punkte ein besonderes Interesse in Anspruch; der Charakter der
Zellinfiltrate, der Inhalt der Lymphräume und die Riesenzellen in den Lymph-
räumen und ausserhalb derselben. Eine absolut sichere Entscheidung, ob es
sich um ein echtes Lymphangiom oder nur um Lymphangiectasien handelt,
lässt sich nicht treffen, doch neigt Verf. mehr zur Bezeichnung „Lymphangi-
ectasien“ hin. V. Lion-Mannheim.
6) Ueber acute Leukämie, von A. Osswald. (Correspondenzbl. f. Schweizer
Aerzte. 1904. Nr. 5.)
Ein neuer Beitrag zu dem noch wenig bekannten Krankheitsbilde der
acuten Leukämie. Der 25jähr., früher stets gesunde (kein Bluter!) Schlosser
litt seit 3 Wochen, ehe er zur Beobachtung kam, an Brustschmerzen mit
geringem Husten und grosser Mattigkeit. Er zeigte an der Haut der Brust
einige erbsen- bis bohnengrosse knötchenartige, derbe, fllache, schmerzlose In-
filtrate, ohne jede Veränderung der sie deckenden Hautschicht. Nirgends
auffallende Drüsenschwellung, vereinzelte Rasselgeräusche über den Lungen,
fuliginös belegte Zunge, Rachen- und Mundschleimhaut sehr leicht blutend.
Unter zahlreichen Blutungen per os, und aus der Nase, und massenhaftem
Auftreten von kleinen Ecchymosen der Haut des Halses, Nackens und der
beiden Leistengegenden rapide Verschlechterung des Allgemeinzustandes und
Exitus innerhalb von 10 Tagen. Da der Fall in seinem Ablaufe die Diagnose
Morbus maculosus Werlhofii nahe legte, war keine Blutuntersuchung angestellt
— 236 —
worden, doch ergab die Untersuchung post mortem, das Vorhandensein sehr
zahlreicher mononucleärer, nicht granulirter Lymphocyten (im Gegensatze zu
der kleinen Zahl neutrophiler Zellen). Es fand sich ausserdem bei der Section
am linken Unterlappen der Lunge ein pilzartig über seine Umgebung vor-
ragendes haselnussgrosses, derbes, auf dem Durchschnitte weisses Knötchen,
welches sich bei der histologischen Untersuchung als Iymphatischer Natur (be-
sonders perivasculär und peribronchial ausgebreitet) herausstellte. So lässt
sich wohl die Diagnose „acute Leukämie“ rechtfertigen.
Paul Oppler- Breslau..
7) Zur pathologischen Anatomie des Herpes progenitalis, von W. Kopy-
towski. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXVIII. 1904.)
Den bisher in der Literatur niedergelegten histologischen Befunden bei
Herpes genitalis und faciei (drei bezw. ein Fall Unna) fügt Verf. die genaue
mikroskopische Untersuchung von 24 Fällen von Herpes progenitalis an. Die
ausführlichen Beschreibungen der Befunde sind im Original nachzusehen.
Bemerkt sei, dass Verf. durch seine Untersuchungen zu der Ansicht gelangt
ist, dass der Zoster und der Herpes progenitalis vom anatomisch - patho-
logischen Standpunkte aus bis in die Einzelheiten hinein vollkommen identisch ist.
| V. Lion-Mannheim.
8) Zur Lehre von den Talgdrüsengeschwülsten, von Richard Kothe.
(Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXVIII. 1904.)
An der Hand eines neuen, klinisch und histologisch auf das Genaueste
untersuchten Falles von Adenoma sebaceum disseminatum, bespricht Verf.
den heutigen Stand der Lehre von den Talgdrüsengeschwülsten. Die Er-
gebnisse seiner ausführlichen Arbeit, die im Original nachgelesen werden möge,
sind, wie folgt, resumirt: 1) Als Adenoma sind solche Geschwülste zu be-
zeichnen, die aus wirklich neugebildetem, dem normalen Gewebe in seinem
Bau entsprechendem Drüsengewebe bestehen, in denen eben die vermehrte
Wachsthumtendenz das Wesentliche darstellt, während die secretorische Thätig-
keit herabgesetzt ist. 2) Die multiplen, miliaren symmetrischen Talgdrüsen-
geschwülste des Gesichtes (Typus Pringle) dürfen nicht mit den systema-
tisirten Talgdrüsennaevi (Jadassohn) identificirt werden. Sie gehören auch
ätiologisch wahrscheinlich nicht zur Gruppe der Naevi und sind als wirkliche
Adenome aufzufassen (Adenoma sebaceum disseminatum). 3) Talgdrüsen-
adenome kommen in einer zweiten klinischen Form, als umfangreichere, ver-
einzelte nicht symmetrische Geschwülste, vor, die sich an verschiedenen Stellen
des Körpers, meist aber an Kopfhaut und Gesicht, localisiren (Adenoma seba-
ceum circumskriptum). 4) Der mikroskopische Befund ist bei beiden Typen
völlig gleich. 5) Neben den reinen Adenomen kommen in denselben klinischen
Formen Neubildungen vor, die aus epithelialen, in ihrer äusseren Form an
Talgdrüsen erinnernden Massen zusammengesetzt sind, und wahrscheinlich auf
der Basis eines Adenoms durch Wucherung des Randepithels der Drüsenaecini
(sowie auch des Epithels der Talg- und Haarfollikel) entstehen (Epitheliom
bezw. Adenoepitheliom). Die klinisch dem „Typus Pringle“ entsprechenden
epithelialen Tumoren werden meist als „Epithelioma adenoides cysticum“
(„Epithelioma sebaceum disseminatum“), die andern als „Epithelioma sebaceum
circumskriptum“ bezeichnet. 7) Bei beiden Formen von Epitheliomen dürfte
es sich um eine auf einem Uebergangsstadium von Adenom zum Adeno-
carcinom stehende Neubildung handeln. — Ausführliche Literaturangabe.
V. Lion-Mannheim.
— 237 —
9) Ueber Fetronsalbe, von Oscar Liebreich. (Berliner klin. Wochenschrift.
1904. 21. März.)
Den Nachtheil des Vaseline durch seinen niedrigen Schmelzpunkt die
Haut nur wenig zu schützen wusste Verf. bei Herstellung der Fetronsalben
zu vermeiden. Dieselben haben zur Basis das constante, durch wässerige
Alkalien auch beim Kochen nicht zerlegbare, nicht leicht ranzig werdende
Stearinsäureanilid..e Eine Mischung dieses Stoffes mit Vaseline erhöht den
Schmelzpunkt desselben bedeutend, ein weiterer Zusatz von Lanolinum anhydri-
cum macht die Salbe besonders fähig zur Wasseraufnahme. Die Salbe er-
wies sich als sehr haltbar, wurde gut vertragen und liess eine unbeschränkte
Wirkung der einverleibten Medicamente zu. Bisher wurden folgende Zusammen-
setzungen mit Fetron hergestellt: Ungt. Zinei, Balsamo Peruv., Ungt. sulf.,
Lig. carb. deterg., Ungt. hydrarg. praec. alb. und flav., Pasta Zinci und Zinci
salicyl., Ungt. sulf. praec., sulf. praec. cum Resoreino, Ungt. acid. boric., sulf.
cum Naphthol, Ungt. Wilkinsonii, Ungt. Chrysarobini u. a.m. Saalfeld fand
diese Salben bei 160 verschiedenen Dermatosen durchweg günstig wirkend.
J
10) Ueber Fetronsalben, von Edmund Saalfeld. (Therapeutische Monats-
hefte. 1904. März u. April.)
Fetron stellt eine Mischung von 3°/, Stearinsäureanilid und 97°/, Vase-
linum flavum dar; es ist eine indifferente Salbengrundlage, die überall da An-
wendung findet, wo Vaseline gebraucht wird. Vor diesem hat es den Vorzug,
dass es nicht so schnell von der betreffenden Hautstelle verwischt wird, dass
daher der Salbenverband nicht so häufig erneuert zu werden braucht, dass
es bei seiner Fähigkeit der grösseren Wasseraufnahme stärker austrocknend
wirkt als die mit Vaseline hergestellten Zinkpasten. Verf. benutzte in 245 Fällen
Fetronsalben und Fetronpasten und war mit der Wirkung bei Ekzem, Lichen,
Seborrhöe, Psoriasis, Scabies, Herpes tonsurans, Sycosis und Impetigo contagiosa
überaus zufrieden, Dermatosen, gegen die Fetron in Verbindung mit Borsäure,
Schwefel, Theer, Salicylsäure, Chrysarobin, Resorein, Pyrogallus, 8-Naphthol,
Nafalan u.a. in Anwendung kam. Ganz besonders rühmt der Verf. eine
Modification der Unna’schen Lichensalbe nach der Formel Menthol 0,5—1,0,
Olei Olivarum 3,0, Bromocoll. Solubilis 5,0, Hg bichlorat. 0,05, Acid. Carbol.
liquefact. 2,0, Past. Zincicum Fetron parat. ad 50,0 und bei Eczema tyloticum
palmarum ein mit Fetron hergestelltes Unguentum Hydrargyri sulfurati rubr.
der Formal. Magistr. Schourp-Danzig.
11) Sanoform als Wundheilmittel, von Burchard. (Deutsche med. Wochen-
schrift. 1904. Nr. 15.)
Sanoform wurde 1896 von Arnheim als Wundheilmittel in die Praxis
eingeführt. Seine therapeutische Verwendbarkeit verdankt es dem Umstande,
dass aus ihm durch das lebende Gewebe langsam und in Spuren Jod und
Salicylsäure abgespalten werden, welche bekanntlich im statu nascendi anti-
bakteriell wirken. Verf. veröffentlicht 6 Fälle — Ulcera mollia, Ulcus vari-
cosum cruris, Schnittwunde u. a. —, in welchen die Eigenschaft des Sanoforms,
die Secretion zu beschränken und Granulationen anzuregen, besonders hervor-
tritt, und empfiehlt daher das Sanoform als Jodoformersatz.
Schourp- Danzig.
12) Die‘ Ernährungstherapie bei Hautkrankheiten, von O. Lassar. (Der-
matologische Zeitschrift. 1904. März.)
Als Prototyp für den dermatologischen Einfluss der Ernährung kann die
— 238 —
Pellagra dienen, die durch den einseitigen Genuss von meist verdorbenem Mais
hervorgerufen wird. Der Pellarra vergleichbar ist der Skorbut. In demselben
Sinne spielen sich Fisch-, Wildpret-, Fleisch-, Wurst- und Käsevergiftungen ab.
Hier sind es durchweg verdorbene, ptomaïnreiche Nahrungsmittel, welche zur
Etablirung pathologischer Hautsymptome führen. Den Ausgangspunkt bildet
stets der Verdauungscanal. Appetitlosigkeit, Meteorismus, Fiebererscheinungen
gehen dem plötzlichen, meist schubweisen Ausbruch der multiformen Erytheme
voraus. Auch können einfache Indigestionen zu solchen Zuständen führen.
Diejenigen Exantheme, welche nach Chinin, Antipyrin, Sandelöl, Balsamicis,
Quecksilber, Arsen, Jod, Brom und anderen Arzneistoffen auftreten, werden
durch gleichzeitiges Bestehen gastrischer Zustände begünstigt. Am einwand-
freisten lässt sich dies Verhalten bei Urticaria beobachten. Dass alle Nahrungs-
mittel, die erkennbarer Weise den exsudativen Dermatosen zum Anlass und
Vorschub dienen, fortgelassen werden müssen, dies beobachtet schon fast jeder
Laie. Therapeutisch muss man zuerst cine Entleerung des Darmes bewirken,
und daran anschliessend eine Mineralwasserkur vornehmen, entweder mit Karls-
bader, Kissinger, Homburger oder Tarasper Wasser. Von Medicamenten
hat sich am besten die Salicylsäure bewährt. Die Diät ist individualisirend
einzurichten. Eine ähnliche Erwägung hat uns bei Beurtheilung und Behand-
lung der Prurigo zu leiten. Die Erfolge sind höchst bemerkenswerth, sobald
die Darmtherapie einsetzt. Den kleinen Kindern gebe man ein leichtes,
gärungsmilderndes Abführmittel, z. B. den Pulvis Liquiritiae compositus. Die
Ernährung selbst ist compact und derb einzurichten. Der Darm muss mecha-
nisch beschäftigt werden. Dabei grosse Regelmässigkeit und Einfachheit der
Mahlzeiten und sorgfältige Bewachung des Stuhlganges. Zwischen Ernährungs-
art und Zustand der Ernährungswege einerseits und Hautaffection besteht
noch eine weitere Relation in der Gruppe der Acne. Die vielfach mit vascu-
larisirten Erythemen verbundene Acne rosacea entsteht mit Vorliebe bei
Personen, deren Unterleibsorgane zur Stauung neigen. Hierbei sind alle ge-
fässlähmenden Getränke zu vermeiden, besonders der Kaffee. Sonst bewähren
sich, abgesehen von der localen Therapie, Marienbader und ähnliche Reductions-
kuren am besten. Auch die Acne vulgaris ist mit Genussmitteln eng ver-
knüpft. Den Beweis hierfür liefert die Jod- und Bromacne. Der Genuss
übertrieben vieler Süssigkeiten ist bei der Acne zu untersagen. Hierin be-
steht ein vollständig übereinstimmendes Verhalten mit Furunculose und den
bei Diabetikern leichter, als bei normalem Stoffwechsel vorkommenden Haut-
erkrankungen. Auch der vortheilhafte Einfluss der Bierhefe ist diesen Gruppen
gemeinsam. Hier ist es auch, wo die Ernährungstherapie einzusetzen hat.
Ihre Wirkungen sind gewiss verschieden, je nach der Art des Leidens, der
persönlichen Constitution und der Verfassung der Verdauungsorgane. Von
eclatanter Wirkung ist die Ernährung, soweit Hautkrankheiten in Betracht
kommen, bei Diabetes und Gicht. Doch auch schon für die einfache Furun-
culose bedingt die Ernährungsweise eine auffallende Besserung. Es giebt zwar
keine specifisch-diabetische Hautkrankheit, sondern nur eine Verschlimmerung
durch Zucker. Leidet ein Gichtiker an Hautaffectionen, so tritt ein vergleich-
bares Verhältniss ein. Die Harnsäureüberladung vor und während des An-
falles steigert alle Unbehaglichkeiten und Entzündungsreize, ruft aber an sich
keine bestimmte Hautkrankheit hervor. Jede Intoxication kann die Haut an-
greifen. Hierfür geben die Morphinisten mannigfache Beispiele. Ein zweiter
wenn auch manchmal weitläufiger Weg führt endlich von der Intertrigo zur
— 239 —
Ernährung. Bei Säuglingen entsteht dieselbe leicht durch Darmeatarrhe, welche
die Analgegend arrodiren, und sich von dort in der Continuität macerirend
fortleiten.. Hier haben Darmdesinfection und entsprechende Auswahl der
Milch einzusetzen. Zum Schlusse ist die Psoriasis noch zu erwähnen. Diese
hartnäckigste und anhänglichste Hautkrankheit kann durch reine oder ge-
mischte vegetarische Diät direct beeinflusst werden, allerdings nur in Verbindung
mit localer Behandlung. Immerwahr-Berlin.
13) Histologischer Atlas zur Pathologie der Haut, von P. G. Unna. (Ham-
burg 1904, Voss. Heft 6u.7. Taf. 32—39.)
Mit vollem Rechte definirt Verf. in der Vorrede zu diesem hochbedeut-
samen Hefte seinen Inhalt dahin, dass er nicht eine Darstellung der Plasma-
zellen zu geben beabsichtigt, sondern die Schicksale des Granoplasmas zu
verfolgen und darzustellen sucht. Diese Aufgabe hat er in der That in
glänzender ja geradezu genialer Weise gelöst und es kann unsere Aufgabe
nur sein, den Inhalt andeutungsweise zu skizziren. Ein sorgfältiges Studium
dieses Heftes ist aber zum vollen Verständniss unerlässlich. Naturgemäss
muss Verf. in diesem Hefte der Tinctionstechnik einen breiteren Raum als
sonst gewähren. Die erste Tafel mit 11 kunstvoll ausgeführten Figuren be-
schäftigt sich allein mit derselben und soll den nachprüfenden Collegen zum
Vergleiche bei ihren Tinctionsbestrebungen dienen. Die nächste Tafel mit
9 ebenso grossartig angelegten Figuren beschäftigt sich mit der Entstehung
der Plasmazellen d. h, um mit Virchow zu reden, mit der Hypertrophie,
Nucleation und Cellulation der Bindegewebszellen. Es folgen die etwas modi-
fieirten Plasmazellen des Granulationsgewebes und dann als erstes Beispiel
eines einfachen Granuloms: das Rhinophym, welches Gelegenheit giebt,
die Atrophie der Plasmazellen zu studiren. Diesem eminent chronischen
Granulom reiht sich als Gegenstück das acuteste aller Granulome, das Ulcus
molle, an, dessen Plasmom ebenfalls den einfachsten Typus repräsentirt. Das-
jenige des Rhinoskleroms giebt sodann Gelegenheit, die hyaline Degeneration,
und dasjenige der Mycosis fungoides, den einfachen Zerfall des Granoplasmas,
die Granolyse, zu studiren. In den beiden letzten Tafeln führt uns Verf. auf
das Gebiet der experimentellen Histopathologie, es wird der künstliche Transport
von Zellsubstanzen durch Kochsalzbehandlung erörtert. Diese Tafeln dienen
dem Verständniss, der chemischen Natur des Granoplasmas und seiner auf
den vorhergehenden Tafeln erläuterten, spontan vorkommenden Structuren.
Mit grösster Spannung wird man nun dem nächsten Hefte über das Granulom
der Tuberculose und der Syphilis entgegensehen müssen, da erst damit das
Gebiet der granoplastischen Phänomene abgeschlossen sein wird. Dem Meister
der Färbetechnik, der zum ersten Male die Bedeutung der Plasmazellen er-
kannt hat, wird für diese neueste Darbietung Jeder Dank wissen der sich auf
diesem Gebiete bethätigen will. J.
14) Jessner’s dermatolog. Vorträge für Praktiker. Heft 1. Des Haarschwunds
Ursachen und Behandlung. (Würzburg 1904, Stuber. 4. Aufl. 80 Pf.)
Es ist wohl das beste Zeichen für die Werthschätzung, welche sich diese
Vorträge errungen haben, dass nun bereits die 4. Auflage des 1. Heftes vor-
liegt. Etwas Neues ist, soviel wir sehen, nicht hinzugekommen, so dass wir
auf unsere frühere Besprechung dieses Heftes verweisen können. J.
15) Ueber die Hautkrankheiten im Säuglingsalter und ihre Behandlung,
von Neter und Roeder. (Berliner Klinik. 1904. März.)
Die kleine Schrift sucht die Aufgabe zu lösen, die für den Praktiker
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— 241 —
stituirten durch Aerzte, Behörden und Frauenvereine. Die Untersuchungen
hätten sich zu erstrecken auf: 1) Anamnese (Vorkommen von Geisteskrank-
heiten, Trunksucht, Verbrecher, Syphilis in der Familie), 2) Erziehung und
Schulbildung, 3) frühere Berufe und Einkommen, 4) vorausgegangene Krank-
heiten, 5) bei Inscribirten: sittliche Qualität, Verführung, Geburten, Strafen
vor der Einschreibung, 6) jetziger Gesundheitszustand und anthropometrische
Verhältnisse, 7) Bildungszustand, 8) moralischer Charakter, 9) Lebensweise,
Vermögen und Einkommen; Strafen seit der Einschreibung. Derartige Enqueten
würden, namentlich wenn sie von verschiedenen Seiten aus vorgenommen
würden viel Material beibringen und ein Bild von den thatsächlichen Zuständen
der Prostitution ablegen. Heinrich Rausch-Darmstadt.
20) Drei Fälle von weichem Schanker auf den Fingern, von N. Djatschko w.
(Russ. Journ. f. Haut- u. venerische Krankheiten. 1904. Februar.)
An der Hand der Statistik weist Verf. zuerst nach, wie selten Ulcera
mollia der Finger beobachtet sind und fügt zu den von ihm schon früher
veröffentlichten Fingerschankern professioneller Natur bei zwei Aerzten, von
denen einer Verf. selbst ist, 3 von ihm in letzter Zeit beobachtete einschlägige
Fälle. In allen 3 Fällen handelte es sich um junge Leute, die an weichen
Schankern des Penis litten und beim Hantiren behufs Behandlung sich selbst
die Finger inficirten. Die Ulcera wiesen alle Charakteristika des weichen
Schankers auf und kamen in 2—3 Wochen zur Heilung.
S. Prissmann-Libau.
21) Zwei Fälle von multiplen weichen Schankern, von N. Djatschkow.
(Russ. Journ. f. Haut- u. venerische Krankheiten. 1904. Februar.)
Der eine Patient hatte auf Penis, Scrotum, Mons veneris, Anus und in
den Inguinalfalten 58 stark eiternde kleine Wunden mit allen Merkmalen
des weichen Schankers.. Nach 1—2 maliger Anwendung des scharfen Löffels
heilten die Geschwürchen unter Jodoform bald ab. Im 2. Falle wies Patient
sogar 75 Ulcerationen auf, von denen 23 auf der Innenfläche des rechten
Oberschenkels sassen, die anderen vertheilten sich auf Penis, Scrotum, Abdomen,
Perinäum, Inguinalfalten u. s. w. KRechterseits zwei vereiterte Bubonen mit
schankrösen Wunden. Im Laufe eines Monats kamen die Bubonen und die
75 Geschwüre unter Jodoformbehandlung zur Heilung.
S. Prissmann-Liban.
Entzündliche Dermatosen.
22) Ueber die Acne vulgaris, von Max Joseph. (Berliner klin.-therap.
Wochenschrift. 1904. Nr. 14.)
Die Acne ist eine Follieulitis, die im Gesicht und auf dem Rumpf auf-
zutreten pflegt und sich meist im Pubertätsalter findet. Mehrere Follikel-
öffnaungen sind durch Comedonen verstopft, die nicht allein durch Schmutz
entstehen, der sich in einem fettigen, seborrhoischen Gesicht leicht an den
Talgdrüsenöffnungen niederlässt. Nach Unna dagegen ist die Acne eine
Hyperkeratose, die zur Comedonenbildung führt. Jedenfalls sieht man die
Acne häufig in einem seborrhoischen Gesicht, und es gesellt sich mitunter
ein seborrhoisches Ekzem hinzu. Im weiteren Verlaufe der Krankheit finden
wir das Stadium der Acne papulosa, dann pustulosa und indurata. Schütz
betont die Ausbreitung der Acne von der Stirn zu nach abwärts (Acne
juvenilis descendens) Neben der Seborrhoe und der Pubertät sind von ver-
schiedenen Autoren noch andere ätiologische Momente herangezogen worden.
VII. 16
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Aerzte die Gefirer der Maacht gründlich
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— 244 —
kennen und das Publicum in diesem Punkte entsprechend unbelehrt sei. Die
Studirenden der Medicin würden unglaublich wenig über Wesen und Ernst
der Impfung unterrichtet. Besonders ekzematösen Kindern gegenüber sei die
äusserste Vorsicht geboten. J.
28) Das Megalerythema epidemicum. Die Grossflecken, von Plachte.
(Berliner klin. Wochenschrift. 1904. Nr. 9.)
Bei einem 3jährigen, völlig gesunden Mädchen zeigten sich plötzlich im
Gesichte bis 50 Pfennigstückgrosse, blass- bis dunkelrote, ödematöse, nicht
scharf abgegrenzte, heiss anzufühlende, nicht schmerzende oder juckende
Flecken, welche in 1—2 Tagen wieder verschwanden. Während das Gesicht
so allmählich normal wurde, erschienen die gleichen Efflorescenzen in weit
grösserer. Ausdehnung zuerst auf den Extremitäten, schliesslich am Rumpfe.
Als alle bis dahin ergriffenen Hautpartieen bereits geheilt waren, trat ein
letzter Schub über den ganzen Körper verstreuter Flecken auf, bis in
8—9 Tagen der ganze Process abgelaufen war. Die Schleimhäute blieben
verschont, das Allgemeinbefinden wenig gestört. Die contagiöse Natur der
Affection erhellt aus den kurz zuvor bei zwei anderen Kindern der Familie
aufgetretenen gleichen Symptomen, während die Erwachsenen frei blieben.
Verf. spricht die Erkrankung als Megalerythema an und erläutert nach ein-
gehender Erörterung der in der Litteratur berichteten ähnlichen Fälle die
Differentialdiagnose. Beim Megalerythema sei die Prognose meist gut, die
Therapie könne sich auf symptomatische Massnahmen oder allgemeine
hygienische Anordnungen, besonders Ruhe, beschränken. J.
29) Derzeitiger Stand der Lehre von der Pityriasis rosea Gibert, von
A. Lanz. (Wratsch. 1904. Nr. 8.)
Verf. entwirft ein Bild von. der in Russland wenig gekannten, aber
scheinbar nicht wenig verbreiteten Pityriasis rosea, bespricht die Localisation,
die. pathologische Anatomie, die Pathogenese und soweit möglich auch die
Aetiologie dieser practisch wichtigen Dermatose. In den letzten Jahren hat
Autor 36 Fälle von Pityriasis rosea in Moskau beobachtet und kommt dabei
zum Schluss, dass sie mit der Trichophytie nichts Gemeinsames habe und
daher auch nicht, wie die Wiener Schule es will, Herpes tonsurans maculosus
et squamosus genannt werden dürfte. Die Krankheit befällt Männer wie
Frauen im Alter von 20—40 Jahren, Kinder und Greise werden selten
affıcirt. Die meisten Fälle werden in den ersten 4 Monaten des Jahres und im
Herbst beobachte. Die Krankheit ist nicht contagiös. Die neuesten
mikroskopischen und bacteriologischen Untersuchungen berechtigen wohl die
Annahme eines toxischen Ursprunges und einer gewissen Analogie mit der
Gruppe der Erytheme. Unter den von ihm beobachteten Hautkrankheiten
hat Verf. die Pityriasis rosea in 2—3°/, constatiren können. Differential-
diagnostisch kommen mitunter in Frage: Roseola syphilitica, Trichophytie,
Ekzema seborrh., Psoriasis und Pityriasis lichenoides chronica.
S. Prissmann- Libau.
30) Ueber Pseudoxanthoma elasticum, von Werther. (Arch. f. Dermatologie
u. Syphilis. LXIX. 1904. S. 23.)
Verf. beobachtete einen Fall von Pseudoxanthoma elasticum bei einer
28 jährigen Irländerin, deren beide Schwestern die gleiche Erkrankung dar-
bieten sollen. Die Affection hatte besonders die Haut des Halses, der
Achselgegend und der Ellenbogenbeugen befallen. Klinisch wurde zunächst
ein Xanthom diagnosticirt, die genau ausgeführte und eingehend beschriebene
— 245 —
histologische Untersuchung ergab das Bild des Pseudoxanthoma elasticum
Darier’s, das Verf. an Hand der Litteratur und auf Grund seiner Befunde
eingehend erörtert. Darnach ist die Krankheit als eine kongenitale Dystrophie
der Haut aufzufassen, welche im Beginn der Pubertätsjahre ausbricht.
V. Lion-Mannheim.
31) Ein Fall von multipler Lymph- bezw. Chylangiektasie mit Chylorrhoe,
von W. Bornemann. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. 1904. LXIX.
S. 75.)
Die Beobachtung betrifft einen 16jährigen Patienten, der mit der
Diagnose „Gonorrhoe“ ins Krankenhaus geschickt wurde. Es handelte sich
um multiple Lymph- bezw. Chylangiektasien mit Chylorrhöe in der Harn-
röhre, an Präputium, Scrotum und dem linken Bein. Chylurie bestand nicht.
Irgend eine Ursache, auf die die Erkrankung zurückzuführen war, konnte
nicht aufgefunden werden; Verf. nimmt als ätiologisches Moment eine primäre,
wohl kongenitale fehlerhafte Bildung der Lymphbahnen selbst an. Therapeutisch
wurde das Präputium bezw. die Präputialschürze mit gutem kosmetischem
Resultat entfernt, der Ausfluss aus der Harnröhre trat, nach Aufhören der
Bettruhe, bald wieder auf. V. Lion-Mannheim.
32) Zwei Fälle von Verbrennung mit Unna’schem Chloralcamphor-Salben-
mull behandelt, von Menahem Hodara. (Monatsh. f. prakt. Derma-
tologie. XXXVIII. Nr. 6.)
In einem Falle von Verbrennung des Penis und der Pubes durch
kochendes Wasser, in einem anderen von Verbrennung der Finger durch eine
Petroleumflamme, in welchen beiden Fällen Blasen- und Geschwürsbildung
eintraten, kam es unter Unna’s Chloralcamphorsalbenmull, der täglich 2 Mal
erneuert wurde, zur völligen Heilung. Die Einfachheit der Anwendung und
die schmerzstillende Wirkung empfehlen diese Art der Behandlung namentlich
bei kleinen Kindern. Schourp-Danzig.
Chronische Infectionskrankheiten.
33) Guörison symptomatique d'un mycosis fongoide par les rayons X, par
Dubois-Havenith. (Bullet. d. 1. Soc. Belge de dermat. et de syph. 1904.
Nr. 1.)
Verf. hatte einen ausserordentlichen Erfolg mit X-Strahlenbehandlung
bei Mycosis fungoides zu verzeichnen. Ein grosser Tumor an der Lende und
mehrere kleinere Tumoren an anderen Stellen verschwanden nach 14 Tagen
und 60 Sitzungen von 10—15 Minuten mit Bestrahlung von 30 Volt, 4 bis
5 Milliampdres. Trotz dieser günstigen localen Beeinflussung ist Verf. natür-
lich weit entfernt die ernste Prognose dieser verhängnissvollen Affection an-
zuzweifeln. J.
34) A case of mycosis fungoides treated by the X-ray, by Alb. E. Carrier.
(Journ. of cutan dis. 1904. Februar.)
Bei einem 75jährigen, sonst gesunden Manne, welcher an ausgebreiteter
heftig juckender Mycosis fungoides litt, erzielte Verf. einen lange andauern-
den Stillstand der Erkrankung durch tägliche Application von X-Strahlen.
Das Jucken hörte auf, die Tumoren bildeten sich zurück. Bisher, nach
4 Monaten, war noch kein Recidiv erschienen. J.
35) Mycosis fungoides or Alibert’s disease, by John Reid. (British med.
Journ. 1904. 27. Februar.) |
Die 38jährige Patientin litt seit Jahren, vielleicht in Folge ihrer sitzen-
— 246 —
den Lebensweise als Näherin, an Amenorrhöe und Verstopfung. Die ersten
prämyeotischen Symptome Erythem, Schuppenbildung täuschten im Anfange
ein Ekzem vor, bis sich allmählich Infiltration, Röthung, Knoten, Excoriationen
und Fissuren vom Kopfe ausgehend über den ganzen Körper verbreiteten.
Das Jucken fehlte gänzlich. Die charakteristischen, grossen ulcerirenden, übel-
riechenden Tumoren erschienen nur an Kopf und Gesicht, bildeten sich dort
aber nicht mehr zurück, so wie das in anderen Fällen beobachtet wurde. An-
wendung von Fowler’scher Lösung, Jodkali, antiseptische Verbände wirkten
nur lindernd nicht heilend, der Tod trat unter Cachexie und Coma ein. Die
mikroskopische Untersuchung der Haut ergab Fehlen des Biudegewebes. Eine
Section wurde verweigert. J.
36) Beitrag zur Kenntniss der Hautblastomycose, von Georg Löwenbach
und Moritz Oppenheim. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXIX.
1904.)
= Die Verff.. beobachteten diese seltene Erkrankung an der Nase eines
26jährigen Feldarbeiters. Die Affection bestand seit 14 Jahren. Diagnostisch
kamen zunächst Lupus, Syphilis, Epitheliom und Acne in Betracht. Die acne-
artige Form der bestehenden Knötchen, ihre Confluenz zu einer zackig-un-
regelmässigen Geschwürsfläche mit zum Theil blumenkohlartig elevirten Rändern
und die Chronicität des Processes führten zur Diagnose der Hautblastomycose.
In dieser Diagnose wurden Verff. durch das Auffinden eigenthümlich homogener,
stark lichtbrechender Körperchen im frischen Secret des Geschwürsgrundes
bestärkt, die zum Theil Sprossungsformen zeigten. In typischen Acneefflores-
enzen der Stirn fanden sie sich nicht. Des Weiteren sicherte die Diagnose
den therapeutischen Erfolg, indem auf grosse Dosen Jodkali (bis 15 g pro die)
der Krankheitsheerd, ohne Localbehandlung, in 3—4 Wochen nahezu völlig
heilte. Endlich ergab die histologische Untersuchung, dass die transparenten
Knötchen auf intracorneale und subcorneale Pustelbildung mit miliarer Abscess-
bildung in der Epidermis nebst leichter Wucherung der Stachelzellenschicht
und Infiltration des Papillarkörpers zurückzuführen sind und dass sich in all
diesen Producten des Krankheitsprocesses Blastomyceten finden. Die Versuche,
die Hefen auf künstlichen Medien zu züchten, und Thierversuche ergaben ein
negatives Resultat. — Im Anschluss gaben Verff. eine kurze Zusammenstellung
der bisher, zum grössten Theil in der amerikanischen Litteratur, veröffent-
lichten (50) Fälle. V. Lion-Mannheim.
37) Ueber idiopathische multiple Hautsarcomatose, von Franz v. Krzyszta-
lowicz. (Monatsh. f. prakt. Dermatologie. XXXVIII. Nr. 5.)
Ein 52jähriger Mann bekam nach einem Trauma Beschwerden in der
rechten Schulterblattgegend; bald darauf traten in dieser Gegend Knötchen
auf, welche brennenden Schmerz hervorriefen. Arseninjectionen und Arsen-
einnahme waren erfolglos. Der von den Knötchen eingenommene Hauttheil
wurde excidirt, aber in der Umgebung der Narbe entstanden frische Knötchen,
von welchen einige von Erbsengrösse über die Haut hervorragten, andere sich
nur durch die Haut fühlen liessen. Zugleich trat bedeutende Schwellung der
Achseldrüsen unter Verschlimmerung des Allgemeinzustandes ein, und der
Kranke starb etwa 3 Jahre nach Beginn des Leidens. Die Autopsie ergab
in beiden Lungen, am Herzbeutel, an der Leber zahlreiche Knoten von ver-
schiedener Grösse. — Der Verf. weist auf die klinischen und histologischen
Unterschiede seines Falles und solcher vom Kaposi’schen Typus hin und
rechnet seinen Fall zu der bisher noch ungeordneten Gruppe von Sarcombilduugen.
— 247 —
Die histologischen Einzelheiten werden durch sieben zum Theil farbige Ab-
bildungen illustrirt. Schourp-Danzig.
38) La löpre aux Antilles danoises. Rapport officiel, par Edouard Ehlers.
(Lepra. Bibliotheca internat. IV. 1904. Fasc. 3.)
Nur ganz vereinzelte Fälle sind nach der ausführlichen Statistik des
Verf.’s bisher von den Colonien in das dänische Mutterland eingeschleppt
worden, und diese konnten durch sofortige Pflege und Isolirung am Weiter-
verbreiten der Krankheit gehindert werden. Wenn somit für Dänemark selbst
keine Gefahr bestände, seien andererseits die gesundheitlichen Zustände auf
den dänischen Antillen die denkbar elendesten. Mit Recht mieden die dortigen
Leprösen mit aller List die Ricehmond-Asyle auf St. Croix, weil daselbst nicht
nur die hygienischen Einrichtungen jeder Zweckmässigkeit entbehrten, sondern
auch die Unterbringung von Leprösen, Geisteskranken und krank auf der
Landstrasse aufgelesenen Bettlern im gleichen Hause zu schweren Missständen
führten. Im Vergleiche zu diesen Verhältnissen erscheinen die Maassnahmen
auf den englischen Antillen, welche bereits der Berliner Lepraconferenz vor-
gelegen haben, vortheilhafter, aber schwierig auf die schlechteren Vorbedingungen,
welche auf den dänischen Antillen herrschen, zu übertragen. Auf den französi-
schen Antillen wiederum musste der starken Neigung die oft besser situirten
Kranken in eigenen Häusern zu pflegen, Rechnung getragen werden. Verf.
bringt sodann den Entwurf eines allen hygienischen und volkswirthschaftlichen
Anforderungen genügenden Lepragesetzes, fügt diesem einen Kostenanschlag
für die Erhaltung eines gut eingerichteten Lepraheims bei und empfiehlt im
Gegensatz zu den oft bei der Bevölkerung verrufenen Leprainseln vielmehr
eine der günstig gelegenen, zum landwirthschaftlichen Anbau geeigneten Halb-
inseln von St. Croix zur Lepracolonie zu wählen. JL
Syphilis.
39) Treatment of syphilis by the combined rays of light, by C. E. Rogers.
(American Journ. of Dermatology. 1904. Nr. 2. |
Verf. räth in jedem Falle den Primäraffeet der Lues mit combinirtem
Lichte zu bestrahlen. Oft sei der Ausbruch der Krankheit zu verhüten, aber
selbst wo das syphilitische Exanthem bereits die Allgemeinerkrankung anzeige,
thue die neben der Quecksilberkur angewandte Lichttherapie gute Dienste zur
schnelleren Heilung des Schankers, zur Beseitigung der Haut- und Schleim-
hauteruptionen sowie zur Linderung der bei Lues so häufigen nervösen
Schmerzen. J
40) Ueber die Wirkung der in der Therapie der Syphilis gebrauchten
Quecksilbersalben, von Fedtschenko. (Berliner klin.-therap. Wochen-
schrift. 1904. Heft 15.)
Die willkürliche Dosirung der Quecksilbersalben sowie die verschiedenen
Ansichten, in welcher Weise, und wie lange die Einreibungen vorgenommen
werden sollen, haben Verf. veranlasst, Versuche über die Wirkung der ver-
schiedenen Präparate anzustellen. Ueber die Wirkung der Salbe kann man
sich ein Urtheil bilden, wenn man nachprüft, welche Salbenmenge in eine be-
stimmte Hautfläche bei der Einreibung im Laufe einer bestimmten Zeit ein-
dringt und durch Wegwaschung dann nicht mehr entfernt werden kann.
Ausserdem ist die Feststellung der auf 1 ccm kommenden Salbenmenge noth-
wendig. Hierzu wurden Glasröhrchen, die die Salbe enthielten, vor und nach
— 248 —
der Entleerung derselben genau gewogen. Der Masseur erhielt ein mit Glas-
stöpsel versehenes Fläschchen, in dem sich hygroskopische Watte befand, mit
der er die eingeriebene Hautstelle und seine Hände abwischte, und die er
dann wieder ins Glas that. Das Fläschchen wurde vorher und nachher ge-
wogen, die Differenz ergab das Gewicht der verloren gegangenen Salbenmenge.
Dieses von dem Gewicht der verwendeten Salbe abgezogen, giebt die in die
Haut eingedrungene Salbenmenge an. Die eingeriebene Hautstelle wurde genau
abgegrenzt, die Handfläche des Masseurs durch einen Papierausschnitt be-
stimmt. Daraus wurde berechnet, wieviel Salbe auf jeden Quadratcentimeter
kommt. Die derart angestellten 150 Beobachtungen ergaben folgende Resultate:
Von der grauen Salbe dringen 25—30 °/, ein, und zwar mehr von alter als
von frischer Salbe. Am besten lässt sich die Resorbinsalbe einreiben, dann
folgen der Reihe nach Vasogen. Hydrarg., Mollinum Hydrarg., altes Ungu.
Hydrarg. ciner., Ungu. Hydr. Saponat., frisch bereitetes Ungu. Hydr. einer.
zuletzt Ungu. Hydr. ciner. cum lanolin. par. Bei einer !/,stündigen Ein-
reibung von 5,0 Salbe an der Innenfläche des Oberschenkels dringen 23°),
in die Haut ein, bei Zunahme des Unterschenkels 28—30°/,. Der Procent-
satz der Resorbirbarkeit nimmt bei einer Erhöhung bis zu 60 Minuten zu
und von da ab aufwärts allmählich ab. Die Vermehrung der Salbe bei
!/,stündiger Einreibung vergrössert den Procentsatz der eingedrungenen Salbe
nur wenig und sinkt von da ab sogar, so dass die Haut also nur eine ge-
wisse maximale Grenze der Empfänglichkeit zu besitzen scheint. Als Norm
für die Dauer der Einreibungen ist nach den Beobachtungen !/, Stunde an-
zunehmen. Bei wenig reinlichen Leuten wurde eine besonders mangelhafte
Resorption der Salbe constatirt, die nach einem Seifenbad wieder zunahm. Die
Resorptionsfähigkeit ein und derselben Hautfläche nimmt mit der Zeit bei
den Einreibungen zu, ebenso ist sie grösser in der Wärme als in der Kälte,
also im Sommer und dann, wenn die Patienten warm gehalten werden. Kräftige
Einreibungen sind wirksamer als leichte. Zusatz von ätherischen Oelen er-
höht im Gegensatze zur Verdünnung mit Oliven oder Mandelöl die Resorption
und beseitigt den unangenehmen Geruch der grauen Salbe.
Walter Schneider-Berlin.
41) Ueber die vaginale, specifische Behandlung schwangerer Frauen, von
Hans Vörner. (Dermatologische Zeitschrift. 1904. März.)
Verf. verwendet nach Riehl’s Vorgang neben der Allgemeinbehandlung
die Quecksilbervaginalkugeln zur Behandlung syphilitischer Schwangerer. Die
Kugeln, welche täglich eingeführt werden und durch einen Tampon vor dem
Muttermunde festgehalten werden sollen, bestehen aus 12—15°/, Hg und un-
gefähr zur Hälfte aus Schweinefett und Hammeltalg, da sie durch den Zusatz
von Sebum ovile nicht so leicht zerfliessen. Ist die tägliche Einführung nicht
durchzuführen, so verwendet man am besten alle 2—3 Tage Kugeln, welche
den doppelten, bezw. 3fachen Quecksilbergehalt haben. Das günstige Resultat
der vaginalen Behandlung auf den Verlauf und das Ende der Schwanger-
schaft ergiebt sich aus Verte Statistik im Vergleich zu den von anderen
Autoren veröffentlichten Resultaten, die nur durch Allgemeinbehandlung er-
zielt worden sind. Immerwahr-Berlin.
42) Einige Mittheilungen über Jodipin, von M. Fränkl. (Berliner klin.-
therap. Wochenschrift. 1904. Nr. 15.)
Verf. hat das 10°/ ige Jodipin intern bei secundärer und tertiärer Lues
mit bestem Erfolg angewandt und dabei nie Symptome von Jodismus beob-
— 249 —
achtet. So hat ein Patient 2000 g des Medicaments im Verlaufe von 4 bis
5 Monaten genommen, der Jodkali nicht vertragen hatte. Der widerliche
Geschmack kann dadurch vermieden werden, dass die Patienten nachher ein
Stück Brotrinde kauen oder eine Pfefferminzpille essen. Einem Kranken mit
chronischem Bronchialcatarrh brachte das Medicament ebenfalls nach der ver-
geblichen Darreichung der verschiedensten anderen Mittel bedeutende Er-
leichterung. Das 25°/,ige Jodipin wurde bei Tertiärlues subeutan am Rücken
oder an der Glutäalgegend injicirt, verursachte dabei nur geringe Schmerzen,
führte nie zur Abscessbildung und wurde meist ebenfalls besser vertragen
als das Jodkali. Die Wirkung war ausserordentlich günstig, in einem Falle
von beginnender Tabes trat nach einer Inunctionskur und Jodipininjectionen
auffallende Besserung der Symptome ein. Bei einem Luetiker, der beiderseits
gummöse Abscessbildungen in den Leistendrüsen hatte, wurden neben einer
Inunctionskur nach Entleerung des Eiters durch Einstechen Jodipininjectionen
in die Abscesshöhlen gemacht und so diese zur Ausheilung gebracht.
Walter Schneider-Berlin.
43) Contributo alla istologia patologica del cordone ombelicale nella
sifilide, pel G. Franceschini. (Gazz. d. ospedali e d. cliniche. 1904.
Nr. 25.)
Auf Grund seiner Erfahrungen kommt Verf. zu dem Schlusse, dass die
Nabelschnur das einzige Organ sei, an welchem sich eine massgebliche, physio-
logische und histologische Untersuchung des Fötus oder des Neugeborenen
auf Syphilis vornehmen lasse. Eine solche sichere Feststellung sei aber von-
nöten: 1) um sich über die Infection eines Kindes von unbekannter Herkunft
zu unterrichten; 2) um zu erkennen, ob ein gesund scheinendes. Kind von
früher syphilitischen Eltern ohne Gefahr von einer gesunden Amme gestillt
werden könne; 3) um bei einem gerichtlichen Verfahren die Syphilis als Todes-
ursache bei Fötus oder jungem Kinde festzustellen; 4) um bei einem schein-
bar gesunden Kinde aus syphilitischer Familie eventuell doch eine specifische
Kur zur Verhütung späterer Erscheinungen einzuleiten; 5) um zu wissen, ob
man eine von Aborten heimgesuchte Mutter zwecks der Geburt eines gesunden
Kindes specifisch behandeln müsse; 6) um einem schwachen, aber gesunden,
nur irrthümlich für syphilitisch gehaltenen Kinde nicht unnöthig die kräftigere
natürliche Ernährung zu entziehen. Die exacte Untersuchung der Nabel-
schnur könne auch bei leichter, latenter, hereditärer Lues noch den wahren
Thatbestand enthüllen. Die Manifestationen beständen sowohl in der Arterie
wie in der Vene in entzündlichen, proliferativen, ödematösen Infiltrationen der
Gefässwände, Infiltration mit polynucleären Leukocyten in kleinen specifischen
Herden. Die Gefässveränderungen der Intima gehen oft mit Endoarteritis
und Endophlebitis, manchmal auch mit Stenose und Obliteration des Ge-
fässes einher. Seltener seien Periphlebitis und Periarteritis. Auch bei Loca-
lisation der Lues in einem einzigen Gefässe, meist ist dies dann die Vene,
finden sich leichte Veränderungen in der Intima der Arterie. J
44) Jessner's dermatologische Vorträge für Praktiker. Die Syphilide
(Syphilis der Haut und Schleimhaut). — II. Theil: Therapie. (Würz-
burg, Stuber. 1,20 Mk.)
Auch in diesem Hefte hat Verf. ähnlich wie in den vorangegangenen
einen guten Ueberblick über den heutigen Stand unserer therapeutischen Be-
strebungen auf diesem Gebiete gegeben. Auch dieses Heft wird sich gewiss
viele Freunde unter den praktischen Aerzten erwerben, J.
— 250 —
45) Splönomögalie chronique pröcoce dans la syphilis héréditaire, par
Duhot. (Bullet d. l. soc. Belge de dermat. et syph. 1904. Nr. 1.)
Bei einem 2!/, Jahre alten Kinde syphilitischer Eltern fiel neben Hydro-
cephalus bei äusserst mageren Gliedern der auffallend starke Leib auf. Die
Untersuchung erwies eine colossale Ausdehnung der Milz, ebenfalls hyper-
trophische Leber. Nach 30 Quecksilbereinreibungen besserten sich diese
Symptome, auch der blöde Geisteszustand schien sich zu beleben. Doch blieb
die Anämie und Schwäche des Kindes noch immer bedenklich. Aus dem
selbst behandelten Falle, sowie in Folge litterarischer Statistiken räth Verf.
bei der Hypertrophie der Milz junger Kinder auf eine eventuelle hereditäre
Syphilis als Grundursache zu fahnden. J.
46) Infiltration lymphangiectasique de la lèvre chez un syphilitique, par
M. A. Bayet. (Bullet d. l. soc. Belge de dermat. et de syph. 1904. Nr.1.)
Bei einem 28jähr. Manne erschien, nachdem vor 1 Jahre ein Primär-
affect am Mundwinkel, etwas später ein allgemeines papulöses Syphilid vor-
angegangen war, an der Lippe eine starke Schwellung ohne ulceröse oder
papulöse Erscheinung, mit glatter Oberfläche, welche das Bild einer Elephan-
tiasis der Lippe darbot. Eigenthümlich war, dass ein solches zumeist nur in
der Tertiärperiode beobachtetes Iymphangiectatisches Oedem bereits 1 Jahr
nach der Infection auftrat.
47) Considörations sur le traitement spécifique du tabes et sur les
injections 6pidurales d’Iodipine dans la période ataxique, par Duhot.
(Bullet. d. L soc. Belge de Dermat. et de Syph. 1904. Nr. 1.)
Nach ausführlichen Erörterungen über den günstigen Einfluss des
Quecksilbers und Jods auf Tabes berichtet Verf. 3 Fälle von Bewegungs-
störungen syphilitischen Ursprunges und kommt auf Grund von aus der
Litteratur oder aus eigener Praxis gesammelter Erfahrungen zu folgenden
Schlüssen: Die intensive gemischte Behandlung sei bei Bewegungsataxieen
stets ratsam. Von dem sehr wirksamen Jodkali habe das Jodipin den Vor-
zug von vielen Patienten besser vertragen zu werden, also eine längere
Anwendung zu gestatten. Man führe das Jodipin in die Epidermis ein,
diese Injectionen bieten keinerlei Gefahr und wirken besonders schmerzstillend.
Diese ungefährliche Methode könne unbedenklich mit jeder anderen Cur
combinirt werden. J:
48) Tabes, Aortenaneurysma und Syphilis, von Hermann Ruge. (Berliner
klin. Wochenschrift. 1904. Nr. 11.) |
Im Gegensatz zu den statistischen Berichten F. Lesser’s fand Verf. bei
dem Obductionsmaterial des Krankenhauses Friedrichshain unter 64 Tabes-
fällen 18 mit sichtbaren Zeichen früherer Syphilis und 3 Aneurysmen, welche
nur Leute über 66 Jahre betrafen. Unter 132 Fällen von Aneurysmen zeigten
17 syphilitische Erscheinungen. Die spindelförmigen Aneurysmen waren am
zahlreichsten vertreten. Unter 26 sackförmigen Ausbuchtungen wurden 4 bei
Syphilitikern constatirt. Allerdings giebt Verf. zu, dass er nur bei sicheren
Manifestationen Lues angenommen habe. Inwieweit eine früher bestandene
Lues sich bei der Obduction der Kenntniss entzieht und so das statistische
Bild verwirrt erscheint, wird stets schwer zu entscheiden sein. J.
49) Abgelaufene Keratitis parenchymatosa beim Sohn — Hirnsyphilis bei
der Mutter, von Sigmund Neuburger. (Centralbl. f. prakt. Augen-
heilk. 1904.
«- Einen seltenen Fall gleichzeitig bei Mutter und Kind bestehender
— 2351 —
manifester Lues berichtet Verf. von einem scheinbar gesunden, kräftig ent-
wickelten 15 jährigen Knaben mit nur wenig getrübten Augen. Bei Betrachtung
mit dem Lupenspiegel zeigen sich zahlreiche besenreiserähnliche Gefässe,
welche von der Peripherie eindringend sich in der Mitte der Hornhaut trafen.
Weitere Nachforschung ergab neben der seit 5!/, Jahren bestehenden Keratitis
parenchymatosa Coryza, Narben am Naseneingang, zahlreiche palpable Drüsen,
leichte Paraphimose. Der schnelle Erfolg einer Quecksilber- und Jodkur
bestätigte die Diagnose Syphilis. Bald darauf erkrankte die bis dahin für
gesund geltende Mutter an völliger Lähmung des Oculomotorius, schuppendem
Ausschlag, neuralgischen Schmerzen, Haarausfall und auf Gumma erdie hirer
Leberschwellung. Trotz einer völlig negativen Anamnese trat auch hier so-
fortige Besserung aller Symptome nach der specifischen Behandlung ein. Verf.
rät auch in Fällen mit völlig unverdächtiger Vorgeschichte die oft verborgene
Lues als Ursache einer Keratitis parenchymatosa in Betracht zu ziehen. J.
50) Syphilis hemorrhagica neonatorum, von M. K. Isham. (Cincinnati Lanc.
clin. 1904.)
Ein kräftig geborenes erstes Kind von gesunder Mutter, aber syphilis-
verdächtigem Vater erschien 11 Tage lang völlig gesund. Am 12. Tage,
nachdem die Nabelschnur zuvor normal. abgestossen war, traten kaum zu
stillende Blutungen in der Nabelgegend auf. Es folgten Blutextravasate an
Schenkeln, Armen, Brust; Schmerzen an den Fussgelenken, Petechieen an
Hals und Wangen, Röthung des Gaumens, schliesslich ein starker Knoten in
der Tibialgegend. Die Diagnose Lues wurde von dem vorzüglichen Erfolg
der Quecksilbereinreibungen bestätigt. Unter innerem Gebrauch von Jodkali
durch die nährende Mutter genas das bereits sehr blass und schwach gewordene
Kind völlig. J.
51) Ueber hereditäre Syphilis des Herzens, von Bernhard Fischer.
(Münchener med. Wochenschrift. 1904. Nr. 15.)
Zu den bisher beschriebenen, im Allgemeinen seltenen, Fällen von
Syphilis des Herzens fügt Verf. einen neuen, einen Öjährigen Knaben be-
treffend, welcher zur Section gelangte. Es handelte sich dabei um Endocar-.
ditis cavorum, Myocarditis, aneurysmatische Ausbuchtung. Ausserdem be-
standen multiple Lymphdrüsenschwellung, Milztumor, interstitielle Veränderungen
der Lungen und Nieren, hochgradige interstitielle Hepatitis. Trotz Befallen-
seins so wichtiger Organe war der Verlauf ein langsamer, der Tod aber ein
plötzlicher. Letzteres ist bei Lues cordis nach Mratek sehr häufig. Der
mitgetheilte Fall hat in der Litteratur kein Analogon, da es sich bisher
immer um Todgeborene oder um Säuglinge in den ersten Lebenstagen
handelte. Besonders charakteristisch ist, wie fast stets, das völlige Freibleiben
der Herzklappen bei der luetischen Endocarditis. Unter Umständen ist man
berechtigt, eine fibröse Myokarditis durch Lues bedingt anzusehen. Eine
solche luetische fibröse Myo- und Endocarditis lag nach Ansicht des Verte
auch im beschriebenen Falle vor, obgleich die Möglichkeit vorhanden ist,
dass die verkalkten Endocardknoten im rechten Conus arteriosus Restè
früherer Gummiknoten darstellen. Gottfried Trautmann-München.
52) Paranoische Zustände bei Syphilis, von Ludwig Waelsch. (Prager
med. Wochenschrift. 1904. Nr. 14.)
Verf. beschreibt den seltenen Fall, dass ein zu Beginn der Erkrankung
völlig ruhiger Patient in Folge aufregender Erlebnisse im späteren Stadium
der Syphilis von Verfolgungswahnideen befallen wurde. Diese Beobachtung
— 252 —
liesse sich unter die „überwerthigen Ideen“ einreihen, welche Wernicke bei
Paranoia als „Erinnerung an ein besonders effectvolles Erlebniss“ definirt.
Die Wahnideen verschwanden nach einer in Bad Hall gleichzeitig mit der
dortigen Quelle gebrauchten Schmiercur. Wahrscheinlich war der Erfolg
dieser Cur in Betreff der psychischen Symptome hauptsächlich auf Rechnung
der veränderten Umgebung und Lebensverhältnisse zu stellen. Eine weitere
Beobachtung betrifft die Wahnvorstellungen, welche bei einem 25 jährigen,
bereits vorher schwer neurasthenischen Manne in Folge der ersten Entdeckung
seiner Lues zum Ausbruch kamen. Neben Gehörshallucinationen und
melancholisch hypochondrischen Zuständen spielte die völlig irrthümliche
Anschuldigung, dass ein befreundeter Arzt ihn inficirt habe und seines
Unglückes noch spotte, bei der Paranoia dieses Patienten eine hervorstechende
Rolle. Der durch das Bewusstsein der Infection entstandene psychische
Schock ging zugleich mit den energisch behandelten Symptomen der Syphilis
vorüber. J.
53) Zur Aetiologie der Orchitis fibrosa, von Fritz Lesser. (Münchener
med. Wochenschrift. 1904. Nr. 12.)
Hepatitis interstitialis seu Hepar lobatum und ÖOrchitis fibrosa sind
analoge Processe, bei welchen es sich um eine primäre Wucherung des
zwischen dem Parenchym gelegenen Bindegewebes mit secundärer Atrophie
des Parenchyms handelt. Die gelappte Leber wird auch bei fehlendem
Nachweis anderweitiger specifisch zu deutender Anzeichen stets auf Syphilis
zurückgeführt. Die von Lesser gesichteten Sectionsprotocolle über 44 Fälle
von Hepatitis interstitialis wiesen in 56,8°/, andere Luessymptome mit
Sicherheit auf, während in 43,2°/, kein Zusammenhang mit Syphilis augen-
scheinlich gemacht werden konnte. In 133 Fällen von Orchitis interstitialis
fand Autor in ca. 70°/, andere syphilitische Erscheinungen als festgestellt
verzeichnet, während für die übrigen 30°, eine bestimmte Aetiologie nicht
angenommen werden konnte. Da nun bei der gelappten Leber auch die
43,2°/, von Fällen ohne bestehende Anhaltspunkte für Syphilis von Seiten
der Pathologen der Syphilis zugerechnet werden, so deducirt Lesser, dass
bei der Analogie beider Krankheitsbilder auch den 30°/, von Orchitisfällen,
in denen keinerlei bezw. nicht sichere Hinweise auf eine frühere Syphilis bei
der Section gefunden wurden, mit voller Berechtigung eine frühere Lues
ätiologisch zu supponiren sei. Abgesehen davon lehrt die klinische Erfahrung,
dass die Hoden so häufig der Sitz des syphilitischen Virus sind. Trotz
koexistirender syphilitischer Anzeichen bleibt die Möglichkeit eines Konnexes
mit Gonorrhöe bei ihrer immensen Verbreitung bestehen. Eine gonorrhoische
Orchitis kommt aber nur ausnahmsweise vor, fast stets wird nur der Neben-
hoden ergriffen; es müsste also zwischen der Hoden- und Nebenhodenaffection
ein directer Zusammenhang nachzuweisen sein, was nicht der Fall ist. Ausser-
dem lässt sich ein zeitliches Zusammenfallen zwischen Gonorrhöe und Orchitis
gar nicht oder sehr schwer, und dann nur in exceptionell seltenen Fällen,
feststellen. Im Anschluss an Parotitis epidemica kommt gelegentlich eine
Orchitis fibrosa zur Beobachtung, die Tuberculose des Hodens ist fast aus-
nahmslos vom Nebenhoden fortgeleitet, obgleich nach Virchow daneben eine
primäre interstitielle tuberculöse Orchitis vorkommen kann. Auch im Verlaufe
von Influenza und Typhus kommt es ganz selten zur Entwickelung einer
fibrösen ÖOrchitis, während das Vorhandensein einer solchen nach ÖOrchitis
rheumatica, Masturbation, körperlichen Anstrengungen nicht einwandfrei nach-
— 253 —
gewiesen ist. Gegenüber der Syphilis tritt demnach jegliche andere Aetiologie
mit einer verschwindend kleinen Procentzahl in den Hintergrund. Wenn
nicht die Anamnese für ein besonderes ursächliches Moment spricht, muss
eine ÖOrchitis fibrosa ohne Mitbetheiligung der Nebenhoden als eine syphili-
tische Spätform angesehen werden. Gottfried Trautmann-München.
Gonorrhöe.
54) Zur Injectionstherapie der Gonorrhöe, von Lucke. (Münchener med.
Wochenschrift. 1904. Nr. 13.)
Im Anschluss an seinen Hinweis über die Unverlässlichkeit des Abschlusses
der Urethra posterior gegenüber prolongirten Druckeinspritzungen in die
Urethra anterior (vgl. dieses Centralblatt S. 185, März 1904) fasst Lucke
seine Meinung über die Injectionstherapie der acuten Gonorrhoe dahin zu-
sammen, dass ausser bei Erstinficirten Einspritzungen unter Druck und
längerem Zurückhalten der injieirten Flüssigkeit bis zum Verschwinden
irgendwie erheblicher Entzündungserscheinungen aus den oberflächlichen
Gonokokken zu unterlassen sind. Natürlich gilt das letztere auch für Erst-
inficirte, die erst von der dritten Krankheitswoche an in Behandlung kommen.
Gottfried Trautmann-München.
'55) Anchylosis and caries following gonorrhoeal infecticn, by C. A.
Hamann. (Cleveland medic. Journ. 1904. März.)
Von der seltenen Erscheinung einer Anchylosis und Caries in Folge
gonorrhoischer Arthritis beobachtete Verf. 4 Fälle im Lebensalter zwischen
17 und 41 Jahren. Hüfte, Knie und Knöchel waren afficirt. Die Heilung
der durch die starken Schmerzen sehr angegriffenen Patienten erfolgte nach
Excision der erkrankten Partien ohne Zwischenfall. Eine Reincultur von
der nekrotischen Fläche der Knochen ergab einen in Aussehen und Färbung
dem Gonococeus ähnlichen Mikroorganismus. J.
56) Rheumatism associated with gonorrhoea, by W. U. Kennedy. (American
Journ. of Dermatology. 1904. Nr. 2.)
Verf. bespricht die Erscheinungsformen des gonorrhoischen Rheumatismus,
sowie dessen Heilmethoden und kommt zu dem Schlusse, dass das Uriform
(Schieffelin), eventuell mit einem Zusatz von Jodkali sich zur Verhütung
gonorrhoischer Complicationen besonders empfehle. J.
57) Ueber die interne Behandlung der Gonorrhöe, von Walter Schneider.
(Berliner klin.-therap. Wochenschrift. 1904. Nr.12 u. 13.)
Seit der Einführung der gonokokkentötenden organischen Silbersalze in
die Therapie des Trippers verliess man die früher meist geübte Methode der
Vermeidung einer localen Therapie der Gonorrhöe in ihrem Beginn zu Gunsten
der sofortigen Injectionsbehandlung. Die mit letzterer verbundenen Uebel-
stände, wie mangelhafte Technik des Patienten, vor Allem aber die dadurch
leicht bedingte Infection der Urethra posterior lassen eine Behandlungsmethode
erwünscht erscheinen, nach welcher durch interne Medication die Harnwege
von innen her desinfieirt und die (Gonokokken abgetötet würden. Von der-
artigen Mitteln sollen Copaivabalsam und das Sandelholzöl den Harn schlüpfrig
machen und so seine irritirende Wirkung auf die Harnorgane vermindern,
während Urotropin und Helmitol auf den Harn antiseptisch, Ichthargan und
Protargol, ebenfalls intern verabreicht, gonokokkentötend wirken sollen. Ausser
Valentine’s Versuchen, der unter Benutzung des Urins von mit Sandelöl
— 254 —
behandelten Patienten zu einem Harnagarnährboden unter Versuchen 3 Mal
das Aufgehen von Gonokokkenreinculturen aus dem aufgeimpften gonorrhoischen
Eiter ausser zahlreichen anderen Bakterien erhielt, sprechen auch die ana-
tomischen Verhältnisse und der Verlauf der Gonorrhöe gegen die erfolgreiche
Wirkung der internen Antigonorrhoica. Denn die während der Injection
durch die mechanische Blähung der Harnröhre bespülten Nischen und Falten
der Schleimhaut sind dem durchtretenden Urin nicht ebenso ausgiebig zu-
gänglich, erst recht nicht die selbst von den Injectionen schwer beeinfluss-
baren Lakunen und Littre’schen Drüsen sowie die subepithelialen Schichten,
geschweige denn die nur der mechanischen Dilatation zugäuglichen Infiltrate.
Bei der Urethritis posterior bleibt die mit ihr fast stets verbundene Prostatitis
von der interneren Medication unberührt. In Anbetracht der spontanen Heilungs-
tendenz vieler Urethritiden und Prostatiden liegt der Zweifel an dem heilenden
Effect der Balsamica nahe. Jedenfalls hat Verf.in zahlreichen wochenlang ander-
weitig intern behandelten Fällen kein Verschwinden der Gonokokken beobachtet.
Durch ihren schmerzstillenden Einfluss wirken die inneren Mittel symptoma-
tisch gegen das Brennen beim Uriniren und finden ihren Platz bei den eine
locale Behandlung kontraindicirenden Affectionen wie der acuten Urethritis
posterior und Prostatitis, der Epididymitis u. a. Speciell geprüft hat Verf.
in Max Joseph’s Poliklinik das Hetralin in 16, das Arhovin in 9 Fällen
acuter Gonorrhöe und eine Einwirkung auf die Gonokokken oder die Secretion
weder bei reiner Urethritis anterior noch bei Complication mit Urethritis
posterior gesehen. Das Auftreten der letzteren sowie der Epididymitis
wurde dadurch nicht verhindert, oft auch blieb das Brennen beim Uriniren
unbeeinflusst, während es sich sogar in einigen Fällen verschlimmerte. Eine
wiederholte Gonokokkenuntersuchung fiel positiv aus. Hetralin und Arhovin
werden besser vertragen als Sandelöl, sind diesem aber unterlegen hinsichtlich
der Beseitigung der subjectiven Beschwerden, des Ausflusses und der Klärung
des Urins. In Anbetracht des fehlenden Erfolges wurde die interne Behand-
lung nach durchschnittlich zehntägiger Dauer abgebrochen, um durch die
erprobte, schneller zum Ziele führende locale und instrumentelle Therapie
ersetzt zu werden. F. Biberstein-Berlin.
58) Die Behandlung der Gonorrhöe durch elektrisches Glimmlicht, von
H. Strebel. (Deutsche Praxis. 1904. 1. Februar.)
Die vom Verf. empfohlene Methode besteht in der therapeutischen Ver-
wendung des Geisslerlichtes.. Die ausführliche Beschreibung des Glimmlicht-
bestrahlers sowie dessen Gebrauchsanweisung muss im Original eingesehen
werden. Der Vorteil des Apparates besteht darin, dass man durch das
Aufleuchten der ganzen Länge des eingeführten Quarzrohres die ganze
Urethra gleichmässig mit electrischem Lichte bestrahlen, also alle erkrankten
Punkte treffen kann. Will man einzelne Schleimhautpartien vor Entzündung
schützen, so gelingt dies nach genauer endoskopischer Feststellung dieser
Stellen durch einen Schellackfirniss, mit welchem man an den entsprechenden
Teilen des Quarzrohres die chemischen Strahlen unwirksam macht. Anderen-
falls kann man auch das Endoskop zu Hülfe nehmen und den Glimm-
lichtbestrahler nur in der gewünschten Länge dasselbe überragen lassen.
59) Ueber Vibrationsmassage der Prostata mittels eines neuen Prostata-
vibrators, von Kornfeld. (Monatsber. f. Urologie. 1904. Heft 3.)
Durch die Massagebehandlung bei chronischer Prostatitis wird die Drüse
— 255 —
von dem angestauten Secret befreit, der gesunkene Tonus der kontraktilen
Elemente erhöht und gleichzeitig auf die Blutverteilung und die gesteigerte
Sensibilität der zahlreichen Nervenendigungen im Organ eingewirkt. In
manchen Fällen aber wird keine Heilung der Prostatitis trotz lange fort-
gesetzter Massage erzielt, bisweilen bewirkt sie auch direkte Verschlimmerungen
(Cystitis, Epididymitis). Verf. hat einen Vibratiousapparat für die Prostata
nach dem Princip der Trommelmassage construirt, der die Drüsenschläuche,
Nervenendapparate und Gefässe samt den einhüllenden Texturen in feine
Schwingungen versetzt und, für Prostatitis chronica, Impotenz, Prostataneu-
rosen und Epuresis bestimmt, die Massage mit dem Finger nicht ersetzen,
sondern nur ergänzen soll. Durch entsprechende Gestaltung kann der
Apparat auch zur Vibrationsmassage der Harnröhrenschleimhaut sowie anderer
Organe benutzt werden, auch ist faradische Behandlung sowie Anbringen eines
Thermophorcylinders möglich. Die Resultate bei 6 Patienten, die Verf. mit
dem Apparat behandelt hat, sind ermutigend, die Kranken erwiesen sich
gegen den Eingriff tolerant. Der Vibrationsapparat, der nach einer Abbildung
genauer beschrieben ist, wird bei Joseph Leitner in Wien angefertigt.
Walter Schneider-Berlin.
een
Krankheiten des Urogenitalapparates.
60) Zur Therapie der Neurasthenia sexualis (Heroinum muriaticum), von
H. Higier. (Neurol. Centralbl. 1904. Nr. 6.)
Verf. fand das Heroin von gutem Erfolge bei 6 Neurasthenikern mit
nächtlichen Samenergüssen, welche grosses Schwächegefühl, Kopf- und Kreuz-
schmerzen zeitigten und von Schlaflosigkeit begleitet waren, sowie bei zwei
Patienten mit abnormer Geschlechtslust, welche an Tabes incipiens litten und
in 3 Fällen, wo die Neurasthenie als Folge von geschlechtlichen Ausschweifungen
und Masturbation auftrat. Verf, betont aber, dass nur grosse Dosen Heroin
(über 1ctg) wirksam seien, man verordne dasselbe als Pulver, Pillen oder
Suppositorien vor dem Schlafengehen 1 Woche lang täglich, in der 2. Woche
jeden übernächsten Tag, in der 3. Woche alle 3 Tage zu gebrauchen. In
2 der beobachteten Fälle besserte sich auch eine bestehende Pollakurie während
des Heroiugebrauchs. Naturgemäss hob sich mit Verschwinden der neurasthe-
nischen Erscheinungen der Kräftezustand und das Allgemeinbefinden. J.
III. Therapeutische Notizen.
Ephelides:
Rec. Zinei sulf. 2,5
Camph. trit. 0,5
Plumb. acet. bas. sol. 2,5
Sublimat. 0,5
1) Spirit. vin. corr. 0,5
Spirit. vini conc. 10,0
Vitelli ov I
Aq. font. ad 200,0
D.S. Morgens das Gesicht bestreichen und nach
2 Stunden abwischen.
(Centralbl. f. d. ges. Therapie. 1904. März.) J.
— 256 —
Hyperidrosis manuum:
Rec. Balsam. peruvian 1,0
9 Acid. formic. 3,0
) Chloralhydrat. 5,0
Spirit. vin. conc. ad 100,0
D.S. Zum Einreiben der Hände.
(Centralbl. f. d. ges. Therapie. 1904. März.)
J.
Lait virginal:
Rec. Lanolini 10,0
(3 Boracis
Ag. rosar. ana 100,0
d.
IV. Vermischtes.
— In dem neuesten Hefte der Japanischen Zeitschrift für Dermatologie
u. Urologie (IV. 1904. Januar) findet sich ausser einer Uebersicht Dohi’s
über den Tripper und seine Verheerungen in Familie und Volk ein Fall von
Erythema scarlatiniforme recurrens bei einer hysterischen Frau durch
Uro mitgetheilt. Bei einer 43jährigen hysterischen Frau folgte seit Jahren
ein über grosse Theile des Körpers ausgebreitetes erythemato-bullöses Exanthem
stets auf den hysterischen Anfall. Es trat zugleich Fieber bis 40°C. auf,
welches nach einigen Tagen spontan abfiel, während das Erythem gleichzeitig
mit dem Fieber oder kurz nachher auftrat. Zuerst stellten sich Schmerzen
ein, später Jucken, welches mit dem Beginn der meist lamellösen Desquamation
nachliess, um nach einigen Wochen ganz zu verschwinden, während die schmutzig
braune Pigmentirung noch Wochen und Monate lang fortbestand. J.
— Merck’s Bericht über Neuerungen auf den Gebieten der Pharmako-
therapie und Pharmazie (Darmstadt, Januar 1904) bringt uns wieder in be-
kannter Art eine ausgezeichnete Uebersicht über zahlreiche neuere Präparate
und Drogen, die gewiss auch unseren Fachgenossen willkommen sein wird.
J.
— Die kurländische Gouvernements- Regierung beabsichtigt demnächst
ein bakteriologisches Cabinet in einem der bestehenden Leprosorien zur wissen-
schaftlichen Erforschung der Lepra einzurichten. Kurland besitzt 3 Lepro-
sorien in der Nähe der Städte Bauske, Tuckum und Talsen, welche von
Privatvereinen unterhalten werden. S. Prissmann-Libau.
V. Personalien.
— Gestorben die beiden bekannten englischen Dermatologen, Sangster
und Thin.
Um Einsendung von Separatabzügen und neuen Erscheinungen an den Heraus-
geber Dr. Max JoserH in Berlin W., Genthiner Strasse 5, wird gebeten.
Verlag von Verr & Come. in Leipzig. — Druck von METzeEr & Wırrie in Leipzig.
DERMATOLOGISCHES ÜENTRALBLATT.
INTERNATIONALE RUNDSCHAU
AUF DEM GEBIETE DER HAUT- UND GESCHLECHTSKRANKHEITEN.
HERAUSGEGEBEN
VON |
DR. MAX JOSEPH
Siebenter | In BERLIN. Jahrgang.
Monatlich erscheint eine Nummer. Preis des Jahrganges 12 Mark. ` Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes, sowie direct von der Verlagsbuchhandlung
~ Verr & Comp. in Leipzig. |
1904. Juni. g Nr. 9.
Inhalt. I. Originalmittheilungen. 1) Hereditär oder congenital? Ein Beitrag
zur Frage von der „Vererbung“ der Syphilis, von Dr. F. B. Solger in Neisse. 2) Ein
Fall von Alopecia areata bei einem Vitiliginösen. Einiges zur Peladefrage, von Dr.
Ludwig Falk in Lodz.
II. Referate. Allgemeine Pathologie und Therapie der Hautkrank-
heiten. 1) Ricerche batteriologiche e isto-patologiche sopra un case di lebbra nodosa,
per Zenoni. 2) Er Zona en Säsonsygdom? del Thal Jantzen. 3) Zur Frage der
Hautdesquamation, nach Abdominaltyphus bei Kindern, von I. M. Rachmaninow.
4) Psoriasi fruste, per Benassi. 5) Bouba laringo-tracheale, per Breda. 6) Das Ver-
halten der Haut bei inneren Krankheiten, von R. Ledermann. 7) Ueber rothes Licht
bei Pockenbehandlung, von E. Rahm. 8) Qualitative Hypotrichosis, von E. Heuss,
9) Multiple Hautgangrän mit Syringomyelie, von E. Heuss. 10) Jahrbuch für sexuelle
Zwischenstufen mit besonderer Berücksichtigung der Homosexualität, von M. Hirsch, `
feld. 11) Pellagrafälle, von Josef Barabás. — Syphilis. 12) Der syphilitische Primär-
affect der Augenapfelbindehaut, von Gutzeit. 18) Étude sur le traitement de la syphilis
par les injections d'huile de mercuriol, par G. Laborie. 14) Ueber Syphilisbehandlung,
von Max Joseph. 15) Nevrose angio-spastique chez un syphilitique á localisation
plus particulière sur les extrémités, par Le Calvé. 16) Einige Ergebnisse der Unter-
suchung des Liquor cerebrospinalis bei Luetischen, von Wilhelm Funke. 17) Syphilis
noueuse et lesion des vaisseaux, par Louis Jullien. 18) Ueber luetische Gelenk-
erkrankungen, von Eduard Weisz. 19) Erbsyphilis und Nervensystem, von Bresler.
20) Phlebitis syphilitica i Extremiteternes subkutane Vener under des sekundare
Stadium, del Alex. Haslund. — Krankheiten desUrogenitalapparates. 21) Quel-
ques considérations sur les abscès urineux, par Jean de Smeth. 22) Zur Physiologie
der Harnentleerung, von Lucke. 23) Ueber Impotenz, von Max (Gordon, 24) Ueber
Adrenalin, von J. Cohn. 25) Tuberculosis of the urinary system in women report of
35 cases, by Guy L. Hunner. 26) I. Prostatectomie totale transvesicale par la voie
suspubienne de Freyer, par Loumeau. II. Note sur les vessies des prostatiques „sans
prostate“, par Motz et Arrese. 27) Eustrongylus gigas im menschlichen Harnapparat
mit einseitiger Chylurie, von Stuertz. 28) Beitrag zum Studium der Harnretention
bei Tabes dorsalis, von F. Bierhoff. 29) Rétrécissement de l'extrémité inférieure de
l'uretère causé par la compression d'une vésicule séminale enflammé, par Young.
30) Ueber Pubertätsalbuminurie, von Lommel. 31) Ueber den Gebrauch des Methylen-
blau zur Diagnose der Erkrankungen der Harnwege, von M. Fischer. — Gonorrhöe
und deren C omplicationen. 32) Febris gonorrhoica acutissima, von Z. Blindreich.
33) Penis-Suspensorium, von Bernstein. 34) Un cas d’arthrite purulente & gonocoque,
ar L. Nathan. 35) Ueber hyperkeratotische Exantheme bei schweren gonorrhoischen
nfectionen, von Gustav Bärmann. 36) Ueber die Bakterienflora der normalen männ-
lichen Harnröhre, von Hermann Pfeiffer. 37) Die Verhütung der Geschlechtskrank-
heiten, von Neuberger.
III. Bibliographie. — IV. Therapeutische Notizen. — V. Vereinsberichte.
— VI. Vermischtes. — VII Personalien. — VIII. Berichtigung.
VII. : 17
— 258 —
I. Originalmittheilungen.
4. Hereditär oder congenital?
Ein Beitrag zur Frage von der „Vererbung“ der Syphilis.
Von Dr. F. B. Solger in Neisse.
In dem Capitel der vererbten Krankheiten nahm bisher die Syphilis
eine ganz besondere Stellung ein. Die Frage ihrer Vererblichkeit hat
eine gewaltige Zahl von Autoren beschäftigt und zu widersprechenden
Erklärungen veranlasst. Rudolf Matzenauer! hat in jüngster Zeit die
gesammte Litteratur einer kritischen Betrachtung unterzogen und gestützt
auf reiche eigene Erfahrung mit Berücksichtigung der neuesten Ent-
deckungen über die Gesetze der Immunität und deren Vererbung seine
Ansicht zu einer Reihe von klaren Thesen zusammengefasst. Sie laufen
darauf hinaus, dass es keine directe Uebertragung der Syphilis vom Vater
auf die Frucht giebt, sondern nur eine intrauterine Infection durch die
vorher angesteckte Mutter auf dem Wege des placentaren Kreislaufs.
Eine gesunde Mutter kann also auf keinen Fall syphilitischen Kindern
das Leben geben.
Dadurch wird eine ganz überraschende Klarheit der bisher überaus
verworrenen Verhältnisse geschaffen; man wird gewahr, dass sich die
Syphilis wie alle anderen Infectionskrankheiten auch geberdet und mit
einem Male ein gutes Theil des mystischen und dämonischen Charakters
einbüsst, der sich von jeher an den Klang ihres Namens heftete.
Die Prüfung der Beweisführung Matzenauer’s kann hier nicht
wiedergegeben werden; ich muss auf das Original verweisen, das in jeder
Beziehung lesenswerth ist, und dem ich mich völlig anschliesse. Ich unter-
lasse es daher auch, diejenigen Autoren namhaft zu machen, die mit
Matzenauer eine Uebertragung der Syphilis vom Vater auf das Kind
ohne Infection der Mutter in Abrede stellen und beschränke mich darauf,
auf einen Forscher aufmerksam zu machen, der gestützt auf die Ergeb-
nisse der Biologie mit grosser Entschiedenheit denselben Standpunkt ver-
tritt und zu gleicher Zeit auf bedeutende Fehler in der Beurtheilung urd
Nomenklatur hereditärer Erscheinungen aufmerksam macht.
Ich meine den Rostocker Kliniker Friedrich Martius. In einem
Vortrag über das Vererbungsproblem in der Pathologie? spricht er sich
über die Vererbung von Krankheiten und die Verkehrtheiten der Forschung
1 Rudolf Matzenauer, Die Vererbung der Syphilis. Ergänzungsheft zum
Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. 1903.
? Friedrich Martius, Das Vererbungsproblem in der Pathologie. Vortrag,
gehalten am 7. März 1901 in der Hufeland Gesellschaft in Rostock.
— 259 —
in hereditären Fragen aus; wichtig für uns ist folgender kurze Auszug aus
seinen Darlegungen:
Man ist sich durchaus noch nicht klar über den Begriff vererbbarer
Krankheiten. C. Gerhardt hat sehr eindringlich vor der Eheschliessung
Tuberculöser gewarnt. Die Gefahren sieht er in der Uebertragung von einem
Gatten auf den anderen, in dem Einflusse der Geschlechtsfunction auf das
Fortschreiten der Tuberculose und vor Allem in der Einwirkung der Schwanger-
schaft, des Wochenbettes, des Stillens auf bestehende Tuberculose der Mutter.
Nur nebenbei erwähnt er die voraussichtliche Beschaffenheit des Nachwuchses,
ohne auf die Vererbungsfrage einzugehen. Fürbringer und Leyden erklären
ausdrücklich die Gefahr der Tuberculoseübertragung auf die Nachkommen
für geringer, als gewöhnlich angenommen wird.
Alle diese Kliniker drücken sich so vorsichtig aus, weil sie sich klar
sind, dass wir Sicheres von der Vererbung vorhandener oder erworbener
pathologischer Eigenschaften nicht wissen. Die wissenschaftliche Beantwortung
dieser scheinbar so einfachen Fragen stösst auf grosse begriffliche Schwierig-
keiten. Es ist recht auffällig, dass so durchschlagende Unterscheidungen,
wie zwischen intrauteriuer Infection und Vererbung im engeren oder eigent-
lichen Sinne des Wortes, immer noch wieder durcheinander gemengt werden.
Man muss streng unterscheiden lernen zwischen angeborenen und vererbten
Krankheiten, Eigenschaften u.s.w. Vererbt sind nur diejenigen Eigenschaften,
die sich direct aus dem Keimplasma der Eltern herleiten. Ist die Verschmelzung
von Keim und Spermatozoon geschehen, so ist der Act der Vererbung vollendet.
Alles was noch hinzukommt, sind Einflüsse äusserer Art — das syphili-
tische Gift eines der Eltern, das den Embryo inficirt, ist äussere
Krankheitsursache.
Der Tuberkelbacillus kann bei Hodentuberceulose mit dem Samen über-
tragen werden. Das ist aber sicher extrem selten. Oder der Embryo kann
durch die Phthise der Mutter inficirt werden, indem die Erreger auf dem
placentaren Blutwege zu ihm gelangen. Mit dem wissenschaftlichen Ver-
erbungsproblem hat das aber gar nichts zu thun. Dies befasst sich vielmehr
mit der Frage, ob alle Menschen nach intra- oder extrauteriner Infection von
Hause aus gleichwerthix sind oder bemerkenswerthe Unterschiede in der
Empfänglichkeit darbieten. Es handelt sich also um den Nachweis, dass in
der Erbmasse, die das Individuum mitbekommt, differentielle Momente ge-
geben sind, die das eine Individuum gegen den Tuberkelbacillus weniger
widerstandsfähig machen wie das andere. Für den Mediciner besteht das Ver-
erbungsproblem darin, festzustellen ob und welche schädliche Artabweichungen
(wie die eben charakterisirte eine ist) vererbbar sind.
In der Biologie dagegen ist nicht das Ereigniss einer gelegentlichen Art-
abweichung, sondern das Wunder der Arterhaltung das eigentlich wissenschaft-
liche Vererbungsproblem. Weismann sucht dies durch seine Theorie von
der Continuität des Keimplasmas zu lösen. Nach ihm entstehen die Keim-
zellen direct aus der elterlichen Keimzelle. Eine Möglichkeit der Artab-
weichung aus äusseren Ursachen wird dadurch in Frage gestellt. Das führte
zum Conflict mit den Anschauungen der Mediciner.
Bald musste die Medicin den Glauben an ererbte Verstümmelungen auf-
geben. Dagegen ist es theoretisch wohl denkbar, dass Veränderungen der
Blutbeschaffenheit auf die Keimdrüsen einzuwirken vermögen. Jedenfalls
17*
— 260 —
ist die — übrigens noch keineswegs entschiedene — Frage nach
der Vererbbarkeit erworbener Immunität gegen Infectionskrank-
heiten der wissenschaftlicheBoden, auf dem dieses wichtige Problem
seiner Entscheidung harrt.
Auf das grobe Missverständniss, als ob Krankheiten als solche vererbt
werden könnten, soll nicht nochmals zurückgekommen werden. „Nur möchte
ich für die, die es angeht, dem Verständniss soweit nachzuhelfen suchen,
dass ich daran erinnere, dass noch nie ein Philologe seine Sprachkenntnisse,
noch nie ein Mathematiker die Infinitesimalrechnung als solche auf seinen Sohn
erblich übertragen hat. Höchstens eine gesteigerte Anlage und oft auch das
nicht einmal. Wenn aber doch, was nützen alle Familientalente, so lange
der Junge faul ist. Seine positiven Kenntnisse muss er sich eben selbst er-
werben. Und ebenso erwirbt er sich seine Krankheiten selbst. Nur ob leicht,
oder schwer, das bringt er als angeborenes Erbtheil mit.“
Vererbbare Constitutionsschwächen, wie Hämophilie, ändern daran nichts,
sie sind eben keine Krankheiten, sondern eine constitutionelle Anomalie. In
der variablen Gleichung c:p, d. h. im Verhältniss der Constitution zur äusseren
Krankheitsursache nimmt bei der Hämophilie, z. B. c, die specifische Gewebs-
schwäche einen so hohen Werth an, dass p, die pathogene Auslösung schon
bei einer Stärke wirksam wird, die beim Normalmenschen überhaupt keinen
nennenswerthen pathologischen Vorgang zu erregen im Stande ist.
„Und damit kommen wir auf den Hauptpunkt zurück. Um nicht immer
wieder Verwirrung einreissen zu lassen, halten wir streng daran fest, dass
nicht alles Angeborene im strengen Sinne des Wortes vererbt ist. Intrauterin
erworbene Missbildungen, z. B. Abschnürungen sind, ebenso wie die an-
geborene manifeste Lues congenital, nicht hereditär.“
Wie man sieht, ist für Martius die Frage einer hereditären Syphilis
zu deren Ungunsten entschieden. Er betrachtet sie vom Standpunkte des
Biologen, von dem aus sich ihm Beweisgründe von solcher Gewichtigkeit
ergeben, dass er die Einwendungen der Specialforschung unbeachtet lässt.
Ich für meine Person will damit die Bedeutung der letzteren in keiner
Weise verkleinern und bemerke.ausdrücklich, dass die Detailarbeit Erfolge
von grösster Wichtigkeit gezeitigt hat, und wir sie heute bei dem immer
grösseren Anwachsen der Disciplinen weniger als je entbehren können,
nur darf sie nicht in den Fehler verfallen, sich derartig in ihren Gegen-
stand zu vertiefen, dass sie die Entdeckungen, die rings um sie her ge-
macht werden, unbeachtet lässt. Die Stärke der Matzenauer’schen
Arbeit liegt zum grossen Theil in ihrer breiten Anlage. Er führt ganz
ähnliche Beispiele wie Martius ins Treffen und erreicht dadurch, um
Zug um Zug die Syphilis als eine Krankheit zu zeichnen, die in allem
und jeden einer gewöhnlichen Infectionskrankheit gleicht, eine Darstellungs-
weise, die wie keine andere geeignet ist, die ständig als Gegenbeweis an-
geführten Fälle ihrer Glaubwürdigkeit völlig zu entkleiden. Er berück-
sichtigt auch die Frage der Immunität, deren vor 2 Jahren noch ungenügende
Lösung, Martius zu einer gewissen Reserve veranlasst, und er kann mit
Befriedigung feststellen, dass sie in schönster Weise seine Ansicht be-
— 261 —
stätig. Denn wenn überhaupt irgendwo, so hätte sich hier ein Einfluss
vom Vater her bemerkbar‘ machen können, da aber auch dieser nicht
existirt, so liegen alle Verhältnisse in denkbar wünschenswerther Klar-
heit vor uns.
v. Düring! verlangt eine genaue Nachprüfung der Matzenauer-
schen Thesen; natürlich halte auch ich dies für durchaus nothwendig und
wünschenswerth. Um aber von vornherein die neu hinzukommenden Be-
obachtungen klar zu kennzeichnen, schlage ich vor, die von Martius
hervorgehobene Verkehrtheit in der Benennung in Zukunft zu vermeiden.
Das heisst: es soll das Wort hereditär nur noch dann zur Anwendung
gelangen, wenn damit gesagt werden soll, dass man es mit einer Krank-
heitserscheinung zu thun hat, die bereits vor der Vereinigung von Samen
und Eizelle in einer von beiden vorhanden gewesen ist. Alle anderen Fälle
muss man mit dem Namen congenital bezeichnen. Ohne Zweifel wird
dadurch mancher vor eine schwierige, ja unmögliche Entscheidung gestellt,
sicher aber wird dann das Bekenntniss der Ungewissheit zahlreiche Irr-
thümer ausschliessen.
Bestätigt sich aber im Laufe der Zeit die Anschauung Matzenauer’s,
so wird man in Zukunft überhaupt nur noch von congenitaler Syphilis
sprechen dürfen; auch gäbe es dann, correct gesprochen, keine Vererbung
der Syphilis, sondern nur eine intr«uterine Uebertragung im Gegensatz
zur extrauterinen.
Ausdrücklich habe ich oben von einer Krankheitserscheinung ge-
sprochen, die in der Samen- oder Eizelle festgestellt werden müsste, wenn
das Wort „hereditär“ in seiner allein richtigen Bedeutung gebraucht
werden soll. Denn es mag — wiewohl ich das nach dem Gesagten für
äusserst unwahrscheinlich halten muss — der Tag kommen, da Syphilis-
erreger oder andere Bakterien innerhalb einer Samenzelle (oder des
O-Volums) demonstrirt werden. Dann erhebt sich aber die neue Frage,
ob die betreffende Keimzelle krankhaft verändert ist, oder ob sie lediglich
einen Infectionsüberträger darstellt. Denn nur im ersten Falle könnten
die Folgen für das Wachsthum der Frucht als hereditär bezeichnet
werden, während die zweite Möglichkeit auch noch den congenitalen Er-
krankungen zugerechnet werden müsste. Die Möglichkeit einer bakterien-
haltigen Keimzelle ist an sich schon als extreme Seltenheit bezeichnet
worden, ganz unwahrscheinlich ist gar das Zustandekommen einer Frucht
aus einer derartigen Zelle.
! v. Düring, Einige Fragen aus der Lehre von der Vererbung der Syphilis.
Münchner med. Wochenschrift. 1903. Nr. 81.
— 262 —
2. Ein Fall von Alopecia.areata
bei einem Vitiliginösen. Einiges zur Peladefrage.
Von Dr. Ludwig Falk in Lodz.
Blaschko drückte in einer Sitzung der Berliner Dermatologischen
Gesellschaft (4) seiner Zeit den Wunsch aus, dass interessante Fälle von
Alopecieerkrankungen häufiger publicirt werden sollten. In der That ist
dieser Appell durchaus verständlich, wenn man in Betracht zieht, wie
contrair die Ansichten über die Aetiologie dieser Erkrankung noch heute
unter den Dermatologen sind. Die „Parasitarier“ stehen noch immer den
Verfechtern der trophoneurotischen Theorie gegenüber und selbst die ver-
mittelnden Anschauungen derjenigen, welche zweierlei Arten von Alopecie,
eine contagiöse und eine neurotische, anerkennen, haben bisher wegen
des Mangels absoluter Beweisführung die Frage zu einer definitiven
Klärung nicht gebracht.
Es sei mir gestattet, an dieser Stelle über einen interessanten Fall
von Alopecie zu berichten, der sich bei einem Vitiliginösen entwickelt
hat und der wegen mancher Einzelheiten seines Charakters und Verlaufs
manche Anregung zur Discussion der Alopecie-Frage geben dürfte.
Der 46jährige, verheirathete Patient, Herr J., giebt folgende Anamnese
an: Im 2. Lebensjahre ist er aus einem Fenster des ersten Stockwerkes ge-
fallen, und nach einiger Zeit zeigten sich kahle Flecke am Kopfe, die ohne
irgend welchen therapeutischen Eingriff sich nach gewisser Zeit mit normalem
Haar bedeckten. Patient hat bis dato keine ernsten Infectionskrankheiten
durchgemacht. Seit dem 15. Lebensjahre bemerkte er eine Pigmentveränderung
im Gesicht und am Körper, die an manchen Stellen noch heute an Ausdehnung
zunehmen. Im Sommer sind die weissen Stellen durch das Duukelwerden
der normalen Haut sichtbarer als im Winter. Vor einem Jahre sind dem
Patienten die Augenbrauen ausgefallen, die nach einiger Zeit ohne irgend
welche Therapie normal piementirt wieder wuchsen. Vor 2 Monaten erkrankte
der Patient an Influenza, fieberte und hatte vor Allem eine starke „Kopf-
neuralgie“. Etwa 12 Tage nach Ablauf der Influenza begann in ziemlich
kurzer Zeit ein Ausfall des Bart- und Kopfhaares, der seit ungefähr einem
Monate stillsteht.
Status: Gut gebauter, brünetter Mann mit awad entwickeltem Fett-
polster; innere Organe gesund; arythmischer Puls (der nach Angabe des
Patienten seit mehreren Jahren beobachtet wird) Auf der Haut: In ‘der
Stirngegend, an der Wange, Lippen- und Stirnregion (etwa Schmetterlings-
form) typische Vitiligo, auf der stets spärlicherer Haarwuchs bestand, als
auf der normal pigmentirten Haut. Die Vitiligo erstreckt sich weiter auf
die Cervicalnuchalgegend. Ferner sind befallen: Innenfläche der Oberschenkel,
Scrotum und die Untenfläche des Penis. Am Scrotum ist das Haar nur
an den vitiliginösen Stellen weiss, die Regio pubica hat normal dunkles Haar.
Haarstatus: Die Augenbrauengegend ist fast total kahl; auf den vitiliginösen
Stellen des Gesichts ist das Barthaar fast verschwunden. Eine kahle Stelle
— 263 —
ist ebenfalls in der Schläfengegend aufgetreten. (Im Nacken’ ist ausserdem
eine kahle circumskripte Stelle, die nach Angabe des Patienten mehrere Jahre
besteht, ohne sich in ihrer Ausdehnung irgendwie verändert zu haben.) Ge-
ringe Seborrhöe.
Die Nägel zeigen an allen Fingern deutliche Rillen und Einkerbungen.
(Vor 2 Jahren hatte der Patient einen kranken Nagel; es soll sich ein Wulst
unter dem Nagel gebildet haben; der allmählich ohne Behandlung verschwand;
noch jetzt ist eine Verdickung der Nagelsubstanz an dieser Stelle zu con-
Staren), Zähne mehrfach cariös.
Der Sohn des Patienten, 19 Jahre alt, gut entwickelt, hatte im 7. Jahre
Typhus. Etwa 1 Jahr darauf wird das Kopfhaar grau melirt; heute sieht
man ausser dieser Erscheinung einen localisirten grauen Haarbüschel in der
Stirngegend.. In der Nähe der grauen Stelle ist vor 3 Jahren ein Vitiligo-
fleck aufgetreten, der sich vergrössert. Mehrere Zähne cariös. Der zweite
Sohn des Patienten zeigt ebenfalls charakteristische VE gen sämmt-
licher Fingernägel.
Ein Blick auf die oben angeführte Krankengeschichte zeigt uns wohl
bestimmt an, dass wir es hier mit einer ausgesprochen trophoneuro-
tischen Störung zu thun haben. Inwieweit der Fall aus dem ersten
Stockwerk auf die Entwickelung der Vitiligo und Alopecie von Einfluss
gewesen ist, lässt sich natürlich nicht gut feststellen. Es bleiben uns
jedoch manche andere Daten, die einen Zusammenhang der Vitiligo und
Alopecie zeigen, ergo die Alopecie als eine trophoneurotische Erscheinung
kennzeichnen. Zunächst die Vitiligo mit ihrer an vielen Stellen sym-
metrisch den Nervenbahnen correspondirenden Localisation; der immer
sehr spärliche Haarwuchs auf den pigmentlosen Stellen; der Haarausfall
vor einigen Jahren, welcher sich ohne therapeutischen Eingriff restituirt
und jetzt vor kurzem der nach einer Influenza aufgetretene ziemlich
rapide Haarausfall, der wohl sicher als eine auf die trophischen Centren
einwirkende toxische Wirkung aufzufassen ist. Das alles zeitigt wohl die
Richtigkeit der Diagnose. — Als trophoneurotische Zugabe ist die Nagel-
erkrankung des Patienten und seines zweiten Sohnes sowie die Tseukotrichie
und beginnende Vitiligo seines ältesten Sohnes hinzuzufügen. Mit Hinblick
auf einen später zu behandelnden Punkt will ich auf die Thatsache hin-
weisen, dass sowohl Vater als Sohn cariöse Zähne haben.
In der Litteratur finde ich mehrfach das gleichzeitige Bestehen von
Alopecie und Vitiligo bezw. von Alopecie und Nagelerkrankung. Audry (2),
Leven (17), Dubreuilh (6), Heuss und Andere haben diesbezüglich inter-
essante Fälle demonstrirt, wobei sich anamnestisch meist die neuropathische
Veranlagung des Patienten . erwies (bei dem von mir beobachteten Fall
ebenfalls zu constatiren). Wie weit sind denn nun die Acten über die
Alopeciefrage abgeschlossen? Ze
Was wissen wir eigentlich sicheres darüber? Sr
Ein Blick auf die ausgedehnte diesbezügliche Litteratur zeigt uns
— 264 —
mancherlei Widersprüche. (Ich lasse natürlich die Alopecia congenita,
praematura, seborrhoica und mycotica ganz .aus dem Horizont der Be-
trachtung und beschränke mich bloss auf die Frage der Aetiologie der
Alopecie areata) Wir sehen da zunächst, dass die französische Schule
bis vor einigen Jahren enragirte Anhängerin der parasitären Alopecie
gewesen ist. Das endemische Auftreten der Alopecie in Kasernen, Schulen,
Lyceen u.s.w. hatte einen Theil der französischen Dermatologen zu der
Annahme eines Contagiums gezwungen. In Deutschland gruppiren sich
namentlich um Lassar die Anhänger der mycotischen Aetiologie.
Sabouraud’s Mikrococcus, der in den Ampullen — den „utricules peladi-
ques“ — der Haarfollikel sich findet — Unna und Hodara (9) identi-
ficiren bekanntlich ihren in denselben histologischen Gebilden gefundenen
Coccus mit dem Sabouraud’schen — konnte jedoch nicht als specifisch
angesehen werden, da er sowohl bei Alopecie als auch bei Seborrhoe, Acne
und anderen Hautkrankheiten angetroffen wird. Wenngleich nun nicht
zu leugnen ist, dass derartige Massenerkrankungen, über die hie und da
berichtet wird, auffällig sind, so sind wohl dafür zum grossen Theil Ent-
stehungsgründe zu finden, auf die ich später noch eingehen will.
Inmitten dieses Dunkels dieser strittigen Fragen erscheint das classische
Thierexperiment Joseph’s wie ein Signal. Das Auftreten einer Alopecia
areata nach Durchschneidung des zweiten Halsnerven, peripher von Ganglion
intervertebrale und somit die Aufstellung der Theorie einer trophoneuro-
tischen Herleitung der Alopecie war wohl zu plausibel, um nicht Thier-
experimente und klinische Beobachtungen weiter nachfolgen zu lassen. Mi-
belli und Ter-Gregorjanz (19) erweiterten daher durch fleissige Arbeiten
Joseph’s Versuche und wir sehen nun seit der Zeit eifrige Verfechter
der trophoneurotischen Theorie in der Litteratur erscheinen. Leloir,
Schwimmer, Pawlow (21) repräsentiren für eine bestimmte Periode die
wichtigsten Vertreter der trophoneurotischen Auffassung, Sabouraud
modificirt seine Ansicht, indem er glaubt, dass durch intensivere Wirkung
seines Coccus sich auf seborrhoischem Boden Alopecie entwickelt. Die
grosse Debatte der 1900 stattgefundenen dermatologischen Section des
internationalen medicinischen Congresses scheint förmlich eine Spaltung
in zwei Lager hervorgerufen zu haben. In Frankreich geht das Interesse
für die Frage so weit, dass man der „Académie de medicine einen wissen-
schaftlich bearbeiteten Bericht einliefert.
Etwa um jene Zeit taucht nun allmählich mit immer deutlicheren
Conturen eine neue Theorie, die Jacquet’sche „Alop6&cie d’origine
dentaire“ (11) auf, die ihrer Originalität wegen gewiss eine eingehende
Würdigung verdient. Jacquet hält die Alopecie für ein mehr oder
weniger in den Vordergrund tretendes Symptom einer Erkrankung, die
der Alopecie vorhergeht oder sie oft auch überdauert. Jacquet bringt
— 265 —
die Alopecie meist mit Störungen im Trigeminusgebiet zusammen. Unter
„peladogener Summirung“ versteht Jacquet das Zusammenwirken
mehrerer Daten, die eine Alopecie hervorrufen. Zu den letzteren rechnet
er nun vor allem die Störungen in der Zahnbildung, Zahnentwickelung,
Zahnfleischerkrankungen, Caries, die — wie er an einer grossen Reihe von
Fällen nachweist — in der Folge Alopecie hervorbringen können. Eine all-
gemeine Prädisposition setzt Jacquet als selbstverständlich voraus. In den
von ihm beobachteten Fällen von Alopecia areata constatirte er oft Polyurie,
Hyperchlorie, Hyperphosphaturie, Hypotonie der Haut, Störung der Haut-
reflexe, Hyperidrosis oder umgekehrt Asteatose. Alle diese Erscheinungen
gehören in Jacquet’s Bild der peladogenen Summirung hinein. Jacquet
weist zur Unterstützung seiner Theorie an der Hand seines Materials
nach, dass der Alopecie stets „chronologisch“ subjective Symptome von
Seiten des Trigeminus vorhergehen und dass zweitens „topographisch“
die Alopecie homolateral der durch Trigeminusstörung bedingten Neuralgie
auftritt. Durch Entfernung der Noxe (Zahnextraction, Durchbruch des
Weisheitszahnes) heilt die Alopecie. Von der seit der Entstehung der
Zahntheorie erschienenen Casuistik möchte ich hier nur einen Fall von
Rodier (18) anführen, wo die Alopecie mit alveolärer Entzündung ver-
bunden war und erstere erst heilte, nachdem die Zahnwurzel extrahirt
war. Auch ein von Jacquet (13) jüngst angeführter Fall ist wohl an
dieser Stelle von Interesse. Verfasser zeigt ‚einen jungen Mann mit
Pelade und gleichzeitigem Neuzahnungsprocess. Der Patient hat erstens
eine circumskripte hyperthermische Zone an der linken Gesichtshältte;
zweitens eine enorme Pelade um das linke Ohr herum; drittens eine
Facialneuralgie linkerseits und Hyperästhesie derselben Seite; viertens
Eruption des dritten Molarzahns unten links, dessen eine Wurzel das
Zahnfleisch bereits perforirt hat. Das erste Auftreten der Symptome war
durch eine febrile Angina eingeleitet.
Wenngleich die hier in Kurzem skizzirte Jacquet’sche Theorie nicht
alle Fälle von Alopecie erklären will — so z. B. nicht die Alopecie an
anderen behaarten Stellen des Körpers — so lässt sich hier vielleicht ein
Zusammenhang zwischen Jacquet’s Beobachtungen und den Joseph-
schen Thierexperimenten ahnen. Sache eingehender Studien und prak-
tischer klinischer Beobachtungen wird es sein, die Jacquet’schen Ergeb-
nisse zu prüfen. Mir will es scheinen, als ob sich die Frage der Alopecie
durch die Jacquet’schen Erfahrungen immer mehr aus dem Chaos heraus
schälen dürfte, das über die Aetiologie dieser Erkrankung herrscht. Richten
wir ein Augenmerk auf die ab und zu von enragirten „Parasitariern“ ge-
meldeten endemischen Alopecieerkrankungen, so thun wir wohl nicht Un-
recht, wenn wir den Trichophytonpilz und manche andere wohlbekannte
Bakterien (es wird z. B. über einen Fall von Alopecie nach impetigi-
— 266 —
nösem Kopfekzem berichtet) als Ursache jener Massenerkrankungen ver-
muthen. Mit Recht bemerkt daher auch Lesser (4) gelegentlich einer
Demonstration Plonski’s (4) einer meiner Familie auf „Infectionswege“ ent-
standenen Alopecie, dass so verhältnissmässig selten vorkommende Fälle
eher gegen eine Infectiosität des Leidens sprechen. Der therapeu-
tische Einfluss auf die Alopecie bringt ebenfalls wenig Aufschluss über
die Frage der Contagiosität. Sowohl die Röntgen-Behandlung als auch
die mit Finsen’schem Licht, dessen chemische Strahlen mit ihren
Wachsthum irritirenden Eigenschaften die kahlen Stellen auch oft un-
beeinflusst lassen, bringen uns dem Wesen unserer Frage keinen Schritt
näher. Holzknecht (10), der mit Röntgen Strahlen gute Erfolge bei Alopecie
sah, spricht sich ebenfalls gegen die antiparasitäre Wirkung der Strahlen
aus. (Bei einem durch die X-Strahlen geheilten Fall von Herpes tonsu-
rans zeigten die in dem Schorf vorhandenen Pilzmassen auf Nährböden
keinerlei Wachsthumshemmung. Auch Freund (25) spricht sich an der
Hand von Thierversuchen gegen eine bactericide Wirkung der Strahlen
aus. Wenn Hodara (9) mit seinem 30°/ igen Chrysarobinsalbenstift so
ausgezeichnete Erfolge bei Alopecie hat, so kann man den Erfolg wohl
kaum in der durch die entzündliche Reaction hervorgerufenen Ab-
stossung seiner Mikrobacillen, die wohl hier nur secundäre Rolle
spielen, suchen. Die Stützpunkte, auf denen das Gebäude der parasitären
Anschauung aufgebaut ist, scheinen in Folge mancher oben angeführten
Daten doch recht schwankend zu sein. Unter solchen Umständen ist
es durchaus interessant, den Bericht an die „Académie de medicine‘
zu lesen, den Jacquet (5) über die Alopeciefrage vor kurzem erstattete.
In kurzen Zügen lasse ich ihn hier folgen:
Die parasitäre Theorie der Alopecie hat viel an Boden verloren, sie
ist zwar noch lebhaft unter Medicinern und Laien verbreitet und hindert
so gewissermaassen die wissenschaftlich richtige Erkenntnis des Charakters
der Alopecie. Jacquet unternahm zur Klärung der Frage Inoculations-
versuche an sich und fünf seiner Schüler; 15 Kranke mit Peladen ver-
schiedener Zeitdauer dienten als Impfmaterial. Alle diese Kranken be-
trachteten sich als angesteckt und ansteckend. (Einer hielt sich für inficirt,
weil er mit seinem Bruder zusammen schlief, der nachgewiesenermaassen
vor 5 Jahren eine Pelade hatte) Die peladischen Stellen wurden nun
abgekratzt und das Abgekratzte in die gesunde Kopfhaut der Jacquet-
schen Assistenten eingerieben. Von einem durch Sabouraud zu-
geschickten Peladiker, der „ein Optimum an infectiösem Material“ abgeben
sollte, wurde das Contagium auf elektrolytischem Wege in Jacquet’s
eigene Haarfollikel eingeimpft (Jacquet selbst hatte vor Jahren eine
recidivirende Pelade), die Inoculationsversuche wurden ausgeführt, nach-
dem einige Tage vorher Neuralgie aufgetreten war. Bei allen 6 Fällen
— 267 —
ist keine einzige Alopecie übertragen worden. Aus diesem Grunde
verwirft Jacquet nochmals die parasitäre Auffassung.
Obgleich nun die Frage der Alopecieursache durch obiges Gutachten
durchaus nicht gelöst ist, so ist man doch wohl geneigt, sich durch manche
in obigen Zeilen enthaltene Punkte immer mehr der trophoneurotischen
Anschauung zuzuwenden.
Es wird wohl kaum Jemand behaupten wollen, dass z. B. die Coincidenz
nervöser Erkrankungen (Angio- bezw. Trophoneurosen) oder psychischer
Affectionen mit Alopecia areata auf puren Zufälligkeiten beruhe, dagegen
spricht so manche kritische Ueberlegung.
Aus der reichen Alopecie-Litteratur möchte ich nur noch einige Fälle
zum Schlusse anführen, die manches Obenangeführte bekräftigen.
Bayet (14) beschreibt einen Fall bei einem 17 1/, Jahre alten, tuberculös
und stark nervös veranlagten Arbeiter, der einen heftigen Faustschlag gegen
die rechte Schläfe erhielt. Intensive Schwellung des ganzen Gesichts und
heftige Kopfschmerzen waren unmittelbare Folgen. 3 Wochen nach dem Un-
fall — rapider Haarausfall am ganzen Kopfe.
= Mosher (22): Ein Fall von Alopecia areata, complieirt mit Lähmung
des rechten Beines, letztere Affection eine Folge von Polyomyelitis anterior.
Auf der behaarten Kopfhaut mehrere kahle Stellen, von denen die eine
thalergross sich auf der linken Seite über Scheitel und Hinterhauptsbein befand.
Pearce (23): Bei einer 27jährigen Patientin nach starkem Nervenshok:
Herpes im Gesicht und Nacken, heftiges Jucken im Gesicht und an der
Vulva, sowie Röthe und Schwellung an Ohr und Armen. 10 Tage später
eine kahle Stelle auf dem Scheitel, in 3 Wochen Ausfall sämmtlicher Haare
des Kopfes. Wimpern, Brauen, Pubes und Vorderarmhaare ausgefallen.
Golachowsky (24): Patient, 21 Jahre, leidet an Kopfschmerzen, Ohren-
sausen, Jucken an verschiedenen Körperstellen, wo sich zuweilen ein Aus-
schlag zeigte. Ein grosser Theil des Kopfes vollständig kahl. Auf dem
rechten Os parietale eine Riesenurticaria, auf dem linken kleine Quaddeln,
die auch an den Füssen vorkommen. An Haarausfall leidet der Patient
vom 7., an Ausschlag und Jucken vom 10. Lebensjahre.
An solchen eclatanten Fällen kann man nicht achtlos vorübergehen:
feinere anatomische Studien bringen uns vielleicht mehr Klarheit über die
Natur der neuritischen Dermatosen.
Litteratur.
1) Asselbergs, Postimpetiginöse Kahlheit. Presse méd. belge. Ref. in Unna’s
Monatsh. XXXVI. S. 583. — 2) Ch. Audry, Erkrankung der Nägel in einem Falle
von vitiligenöser Alopecie. Journ. des maladies cutan. et syphil. 1902. Heft 8. —
3) Chatin, Die Aetiologie der Area celsi; die Zahntheorie von L. Jacquet und seine
Lehre von den peladogenen Culminationen. Annales d. therap. derm. et syphil. Ref.
in Unna’s Monatsh. XXXV. S.504. — 4) Demonstrationen der Berliner dermato-
logischen Gesellschaft am 3. Juni 1902 und 3. März 1903. Unna’s Monatsh. XXXV.
S. 104 u. XXXVI. S. 381. — 5) Dimier, La theorie de L. Jacquet. La Quinzaine
therap. 1904. Februar. — 6) Dubreuilh, Das Losewerden der Nägel. Journ. d.
med. d. Bordeaux. Ref. in Unna’s Monatsh. XXXV. 8.562. — 7) Dubreuilh und
Fr&che, Pseudoalopecie und Trichophytiasis. Ref.im Arch. f. Dermatologie u. Syphilis.
— 268 —
XLVIII. S. 283. — 8) Heuss, Abnorme Fälle von Alopecia areata. Unnu’s Monatsh.
XXII. — 9)Hodara, Histologische Untersuchungen über die Wirkung des Chrysarobins
bei der Alopecia areata. Unna’s Monatsh. XXXVI. S. 562. — 10) Holzknecht,
Ueber die Bestrahlung der Alopecia areata mit Röntgen-Licht nebst Studien über das
Wesen der Röntgen-Wirkung. Wiener klin. Rundschau. 1901. Nr. 41. — 11) Jacquet,
Alopecie d'origine dentaire. Annales d. dermat. et d. syphil. 1902. Heft2 u. 3. —
12) Derselbe, Reizung des Zahnfleisches als Ausgangspunkt einer Alopecia areata.
Journ. d. pratic. 1902. Nr. 6. — 13) Derselbe, Angine pr&-peladique. Graz. hebdo-
madaire. 1902. Nr. 57. Ref. im Dermatolog. Centralbl. 1903. Nr. 6. — 14) Bayet,
‘Ueber neurotische Alopecie. Dermatologische Zeitschrift. VIII. 1901. Heft 4. —
15) Kaposi, Pathologie und Therapie der Hautkrankheiten. 8. 714. — 16) Lassar,
Ueber Alopecia areata. Wiener med. Presse. 1900. Nr. 34. — 17) Leven, Alopecia
areata totalis mit Nagelatrophie. Unna’s Monatsh. XXXV. S. 149. — 18) Rodier,
Beitrag zur Alopecia dentalis. Journal des maladies cutan. et syphil. 1902. Heft 12. —
19) Ter-Gregorjanz, Alopecia areata als eine Trophoneurose der Haut. Russ.
Zeitschrift f. Dermatologie u. venerische Krankheiten. I. Heft 12. — 20) Tr&mo-
lières, Aetiologie und Pathogenie der Alopecia areata. Presse méd. 1902. Nr. 48.
Ref. in Unna’s Monatsh. XXXVI. S.559. — 21) Verhandlungsbericht der dermato-
logischen Section des XIII. intern. medicin. Congresses. — 22) Verhandlungen der
Brookl. Dermat. and Genito-urinary Society. Ref. in Unna’s Monatsh. XXIX.
S.178. — 23) Pearce, Trophoneurose des Haares. St. Louis med. Journ. 1902.
Ref. in Unna’s Monatsh. XXXVI. S. 559. — 24) Golachowski, Ein Fall von
Urticaria perstans mit Pigmentation und Alopecia areata. Journ. russe d. mal. cutan.
et véner. Ref. im Dermatolog. Centralbl. 1903. S. 304. — 25) Freund, Beiträge
zur Radiotherapie. Wiener med. Wochenschrift. 1903. Nr. 18.
II. Referate.
Allgemeine Pathologie und Therapie der Hautkrankheiten.
1) Ricerche batteriologiche e isto-patologiche sopra un case di lebbra
nodosa, per Zenoni. (Giornale ital. dell. malatt. ven. e della pelle.
1904. Fase. 1.)
Aus den Untersuchungen des Verf. sei Folgendes hervorgehoben: Verf.
setzt die in Alkohol fixirten Schnitte nach Entfernung . des Paraffins von der
Färbung 4—5 Stunden der Pankreasverdauung aus. Bei dieser Methode
gelingt es auch spärlich im Gewebe zerstreute Bacillen, Form und Färbungs-
differenzen derselben, leicht zu erkennen. In den leprösen Veränderungen
der Haut und des Larynx wiegen die längeren Formen des Bacillus vor,
während in der Milz, im Knochenmark und den inneren Organen die kürzeren
Formen häufiger vorkommen. Der Leprabacillus findet sich zunächst in den
Lymphräumen und verbreitet sich in diesen; auch die Blutgefässe spielen eine
Rolle bei der Verbreitung des Bacillus im Körper. Die typischen Leprazellen
stellen wahrscheinlich Reifungsorgane der Leprabacillen dar und enthalten
viele inactive und Involutionsformen derselben. Die hellen Räume und An-
schwellungen im Körper des gefärbten Bacillus zeigen den Beginn der Zer-
störung des Bacillus an. Die Schwere der Erscheinungen ist unabhängig von
der Menge der in den Geweben vorkommenden Bacillen. Die in den Geweben
vorkommenden Bacillen sind nur zum Theil lebensfähig. Auch tote Bacillen
können von der Impfstelle aus sich im Organismus verbreiten durch Ver-
— 269 —
schleppung, ohne dass eine Reaction des Organismus eintritt. Verf. ist es
angeblich gelungen, Leprabacillen im Blutserum von Leprösen, das vorher
einer Temperatur von 55° ausgesetzt wird, zu züchten. Er hält dies für den
besten Nährboden zur Züchtung von Leprabacillen ausserhalb des Organismus.
Bei dem Wachsthum des Bacillus auf dem künstlichen Nährboden, sind die
Destructionsformen häufig und ganz charakteristisch. Die Culturen zeigen
auf gewöhnlichen Nährböden geringe Lebensfähigkeit. Wie bei der Gruppe
der Diphtherie- und Tuberkelbacillen, so tritt auch beim Leprabacillus ein
‘Pleomorphismus der Luftculturen auf (Fadenbildung, Anschwellungen, Pseudo-
sporen). Die Impfung mit Lepraculturen frischen Ursprunges, die in leprösem
Blutserum gezüchtet sind, endigt bei der weissen Ratte nicht einfach mit einer
fieberhaften Localreaction, sondern es tritt eine Neubildung von Knoten auf
bestehend aus Granulationsgewebe, bacillenhaltigen Zellen und einer localen
Vermehrung der Leprabacillen. Die Ueberimpfung von Culturen auf Meer-
schweinchen und Kaninchen subcutan oder in die vordere Augenkammer ruft .
nur eine locale Infiltration hervor, die sich allmählich unter Verschwinden der
Bacillen zurückbildet. Julius Baum-Berlin.
2) ErZona en Säsonsygdom? del ThalJantzen. (Hospitalstidende. 1904. Nr.5.)
Verf. sucht die Lösung der Frage, ob Zona eine Saisonkrankheit sei,
näher zu rücken durch eine Zusammenstellung der vorliegenden Statistiken
über das Auftreten des Leidens zu verschiedenen Jahreszeiten und Monaten
mit eigenen Fällen von der Privatpraxis (37) und von einer Garnison (36)
supplirt. Mit gehöriger Würdigung des Einflusses von Zufälligkeiten stellt
sich das Resultat heraus, dass die ausgebreitete Vorstellung, Frühjahr und
Herbst seien „Zonasaisons“ par préférence, nicht stichhaltig ist, dass vielmehr
diejenigen Verfasser Recht haben, die den Jahreszeiten nennenswerthe Be-
deutung absprechen. Der einzelne Beobachter bekommt aber sehr leicht die
entgegengesetzte Auffassung, weil Zona mit Vorliebe in kleinen Epidemien
auftritt. Zum Schlusse richtet Verf. seine Kritik gegen die oft citirte Wald-
mann’sche „Zosterepidemie“ (aus Minden); nach ihm spricht alles (die ausser-
gewöhnliche Häufigkeit, 6 Fälle in 20 Tagen, der völlige Mangel an Neuralgien,
die alleinige Localisation am unbedeckten Theile des Halses) gegen die Dia-
gnose Zoster und weist eher auf die Möglichkeit hin, es hat sich um Licht-
ausschläge gehandelt. Paul Haslund-Kopenhagen.
3) Zur Frage der Hautdesquamation nach Abdominaltyphus bei Kindern,
von I. M. Rachmaninow: (Djetzkaja Medicina. 1904. Nr. 1.)
Verf. gelangt auf Grund einiger Fälle eigener Beobachtung zu dem
Schlusse, dass Desquamation der Haut nach Abdominaltyphus bei Kindern
keine seltene Erscheinung ist. Der Beginn der Desquamation fiel in den
Fällen des Verf.’s entweder genau mit dem Beginn der Defervescenz oder mit
dem Stadium der Reconvalescenz zusammen. Irgend einen Zusammenhang
der Hautdesquamation mit der Schwere der Erkrankung hat Verf. nicht wahr-
nehmen können: einerseits wurde sie in leichten Fällen beobachtet, anderer-
seits in sehr schweren Fällen vermisst. Bezüglich der Aetiologie der in Rede
stehenden Erscheinung nimmt Verf. in Uebereinstimmung mit mehreren anderen
Autoren an, dass dieselbe eine trophische sei, und zwar dem Ausfallen der Haare
und der Veränderung der Nägel analog. Lubowski-Berlin/Wilmersdorf.
4) Psoriasi fruste, per Benassi. (Giornale ital. delle malatt. ven. e della
pelle. 1904. Fasce. 1.)
Verf. beschreibt 2 Fälle, die er wegen gewisser Eigenthümlichkeiten nicht
— 270 —-
als Psoriasis betrachtet, sondern zu der neuerdings öfters und unter ver-
schiedenen Namen beschriebenen Krankheitsgruppe rechnet, die Brocgq als
Parapsoriasis bezeichnet hat. Verf. möchte an Stelle des letzteren Namens,
der nach Analogie von Parasyphilis u.s.w. falsche Deutungen hervorrufen
könnte, den Namen Psoriasis frusta oder atypica setzen.
Julius Baum-Berlin.
5) Bouba laringo-tracheale, per Breda. (Giornale ital. delle malatt. ven.
e della pelle. 1904. Nr. 1.)
Verf. verfügt nunmehr über ein Beobachtungsmaterial von 15 Boubas-
fällen, die sämmtlich aus der brasilianischen Provinz St. Paolo stammen. Er
bringt in dieser Arbeit eine neue ausführliche Krankengeschichte mit Obductions-
befund. Er bespricht die Pathogenese und Symptomatologie dieser chronischen
infectiößsen Granulationsgeschwülste, besonders auch die Veränderungen der
Schleimhäute, ferner die Differentialdiagnose gegenüber Tuberculose, Lues und
ähnliche Affectionen. Auch bei dem letzten zur Beobachtung gekommenen
Falle constatirte Verf. die von ihm als specifisch angesehenen und früher
schon beschriebenen Bacillen. Julius Baum-Berlin.
6) Das Verhalten der Haut bei inneren Krankheiten, von R. Ledermann.
(Deutsche Klinik. 1904.)
Verf. giebt eine eingehende und erschöpfende Darstellung dieses ausser-
ordentlich interessanten Themas. Er prüfte die Krankheiten innerer Organe
daraufhin, welche Beziehungen sie zu Hautkrankheiten haben. Auf diese
Weise geht er die Bluterkrankungen, die Krankheiten des Herzens und der
Athmungsorgane, des Verdauungsapparates, der Leber, Nieren, Nebennieren,
weiblichen Geschlechtsorgane und Nerven durch. Hier wie bei den Con-
stitutions- und Infectionskrankheiten werden in sorgfältiger Weise die uns be-
kannten Thatsachen registrirt, so dass der Leser einen guten Ueberblick des
Gegenstandes erhält. J.
7) Ueber rothes Licht bei Pockenbehandlung, von E. Rahm. (Correspon-
denzbl. f. Schweizer Aerzte. 1904. 1. April.)
Verf. hatte Gelegenheit im Verlaufe zweier Pockenepidemien den günstigen
Einfluss zu constatiren, den das rothe Licht auf die Abheilung der Pocken-
eruption ausübt. Er erzielte auch bei Schwererkrankten bezüglich der Narben-
bildung ausgezeichnete Resultate und konnte im Gegensatze dazu beobachten,
dass Fälle, die dem Tageslichte ausgesetzt waren, mit hässlichen und ent-
stellenden Narben abheilten. S ; Paul Oppler-Breslau.
8) Qualitative Hypotrichosis, von E. Heuss. (Correspondenzbl. f. Schweizer
Aerzte. 1904. 1. April.)
Bei drei Geschwistern, Mädchen von 5, 6 und 9 Jahren fanden sich
eigenartige Haarveränderungen am Capillitium und den Augenbrauen. Der
Hinterkopf ist symmetrisch mit 1—2 cm langen feinen glanzlosen, auffallend
trockenen Härchen besetzt, die an der Spitze wie abgebrochen erscheinen,
im Aussehen etwas an Pilzhaare erinnern. Die mikroskopische Untersuchung
giebt das typische Bild der Trichorrhexis nodosa. Andere Haare zeigen ein-
und mehrfache spindelförmige Anschwellungen mit dunkel pigmentirt erscheinen-
den Einschnürungen. Die Behaarung ist quantitativ gut, die Kopfhaut zeigt
keine Veränderungen. Die Kinder, die normal bei der Geburt waren, zeigten
erst nach 3—5 Monaten ein Zurückbleiben des Haarwachsthumes und sind
sonst völlig gesund. Es handelt sich also um eine hereditäre in frühester
Kindheit auftretende Missbildung der Haare, die eine gewisse Uebereinstimmung
— 271 —
mit dem von Lesser u. A. als Aplasia pilorum intermittens oder Monilethrix
bezeichneten Bilde aufweist. Paul Oppler-Breslau.
9) Multiple Hautgangrän mit Syringomyelie, von E. Heuss. (Correspon-
denzbl. f. Schweizer Aerzte. 1904. 1. April.)
Anschliessend an eine Verletzung auf der Radialseite des rechten Hand-
rückens traten nach langsamer Heilung zunächst in der nächsten Umgebung
der Verletzung, dann von der Handbeuge bis zur Ellbeuge successive unter
Brennen und Stechen lebhaft rothe bis wallnussgrosse Flecke auf, die nach
wenigen Stunden eine an Verätzung mit Säure erinnernde scharf begrenzte
weisse Verfärbung aufweisen. Nach wenigen Tagen trocknete der oft sich
leicht blasenförmig abhebende, anästhetische weisse Fleck zu einem mit der
Unterhaut verfilzten zähen Schorfe von schmutzig gelber Farbe ein, nach
dessen Ablösung /6—10 Tage) ein oberflächliches, oft stark granulirendes
Geschwür zurückblieb, das langsam unter glatter Narbe heilte. Die gleich-
zeitig auftretenden Schmerzen und Sensibilitätsstörungen in der betreffenden
Körperhälfte legten die Diagnose Syringomyelie nahe, die durch die neuro-
logische Untersuchung ihre Bestätigung fand. Hervorzuheben ist, dass der
Process sich wie bei anderen Fällen im Anschlusse an eine periphere Ver-
letzung entwickelte. Paul Oppler- Breslau.
10) Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen mit besonderer Berücksichtigung
der Homosexualität. Herausgegeben unter Mitwirkung namhafter Autoren
im Namen des wissenschaftlich-humanitären Comités, von, M. Hirschfeld.
(Leipzig, Max Spohr. 5. Jahrgang, I u. II.)
Wir hatten schon in früheren Jahren Gelegenheit, von der Thätigkeit
des „wissenschaftlich-humanitären“ Comités, dessen Hauptbestrebungen der ge-
setzlichen Anerkennung der sexuellen Zwischenstufen bezw. der Beseitigung
des § 175 des Strafgesetzbuches gelten, anerkennend zu berichten. Auch der
vorliegende 5. Jahrgang des von ihm herausgegebenen Jahrbuches, der aus
zwei stattlichen Bänden von etwa 1400 Seiten Umfang besteht, spricht von
dem Ernste und der Gediegenheit seiner Thätigkeit. Der inhaltlich wichtigste
Theil dürfte wohl die geschickt geschriebene Abhandlung des Herausgebers
M. Hirschfeld über „Ursachen und Wesen des Uranismus“ sein; zwar ist
vom Verf. der letzte Beweis, dass alle Fälle von Uranismus angeboren sind,
nicht vollständig erbracht worden, wohl aber wird man mit ihm einer Meinung
sein können, dass die „Uebersättigung‘“ die von den Abolitionisten auf dem
Gebiete der homosexuellen Frage mit Vorliebe als ätiologischer Factor ins
Feld geführt wird, keine Rolle spielt. — Aus dem reichen Inhalte interessirt
uns an dieser Stelle ferner die interessante Zusammenstellung des Warschauer
Gynäkologen Neugebauer von „134 Beobachtungen mit 54 Fällen irrthün-
licher Geschlechtsbestimmung, grössten Theiles durch das Skalpell der Chirurgen
erwiesen“, deren Einzelheiten im Originale uachzulesen sind. Die Ausstattung
des Jahrbuches ist wie die der vorhergehenden Jahrgänge einfach musterhaft,
das Illustrationsmaterial ausgezeichnet gewählt, reichhaltig und tadellos repro-
dueirt. Paul Oppler-Breslau.
11) Pellagrafälle, von Josef Barabäs. (Pester med. chirurg. Presse. 1904.
Nr. 18.)
Verf. berichtet über 3 Pellagrafälle aus Ungarn, welche allein durch den
Uebergang aus ärmlichen in geregelte, gesundheitszuträgliche Lebensverhältnisse
schnell und anhaltend gebessert wurden. Starker Maisgenuss lag nur bei
einem dieser Patienten vor. Nach den Vorboten von Schwäche und Schwindel
— 272 —
setzte die Erkrankung zuerst mit bräunlich und rauh werdender Haut, rothen,
durchsichtigen atrophischen Hautflecken und leicht blutenden, schmerzhaften
Rissen an den Händen ein. ' Im ersten Falle traten Schwellungen der Unter-
schenkel, schuppendes Exanthem an den Füssen, trübes Sehen und Diarrhöen
hinzu, während bei dem zweiten Patienten die Füsse frei, das Sehen ungestört,
aber die Haut an Gesicht und Genick afficirt war. Beim dritten Patienten
fiel die Furchung der Zunge auf. Unter reichlicher, kräftiger Ernährung,
Decoct. Chinae, Jodkali, Fowler-Tropfen, localer Application von Borsäure-
salbe auf die Hauteruption und Dower’schen Pulvern mit Bismuth und
Tannin gegen die Diarrhöen wurden zwei Patienten völlig geheilt, der dritte
blieb bedeutend gebessert aus der Behandlung fort. J.
Syphilis.
12) Der syphilitische Primäraffect der Augenapfelbindehaut, von Gutzeit.
(Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXIX. 1904. S. 349.)
Verf. berichtet über einen Fall von Primäraffect an der Conjunctiva
bulbi, welcher im Anschlusse an eine kleine Verletzung durch Auslecken
entstanden war und durch Schwellung der gleichseitigen Präauricular- und
Inframaxillardrüsen und Auftreten eines Exanthems sichergestellt wurde. Be-
merkenswerth ist die starke Chemosis der Bindehaut, welche wenig injicirt ist
und kaum eine Absonderung zeigt. Im Bereich geringer Erosionen findet
sich eine knorpelharte Induration. Die Schwellung der entsprechenden Drüsen
führt zumeist erst zur richtigen Diagnose. Bisweilen kommt es zu Trübungen
der Hornhaut, selten zu hartnäckigen Erkrankungen der Iris und Choriodea.
Das Auslecken des Auges bildet häufig die Ursache der an demselben ent-
stehenden Primäraffecte. Löwenheim-Liegnitz.
13) Etude sur le traitement de la syphilis par les injections d’huile de
mercuriol, par G. Laborie. (Journ. des maladies cutan. et syphil.
1904. Januar.)
Nach den Erfahrungen die an der dermatologischen Klinik von Toulouse
gesammelt wurden, bewährt sich das Blomquist’sche Mercuriolöl als ein
ausgezeichnetes Injectionspräparat von unlöslichem Quecksilber. Weder locale
noch ernsthafte allgemeine Nebenerscheinungen wurden während der Kur be-
obachtet, der therapeutische Erfolg war in allen Fällen ausgesprochen und
schnell. Vergleicht man das Mercuriolöl mit dem Oleum cinareum, so erzeugt
es dieselben localen Wirkungen wie das graue Oel in grossen Dosen, schwerere
als dieses bei der Anwendung kleinerer Dosen, hingegen erscheint die Wirk-
samkeit des Mercuriolöles schneller und eingreifender. Vielleicht könnte man
stark concentrirtes Mercuriolöl an Stelle des Calomels in Anwendung bringen.
Paul Oppler-Breslau.
14) Ueber Syphilisbehandlung, von Max Joseph. (Aerztliche Praxis. 1904.
Nr. 4 u. 6.)
Verf. giebt eine Uebersicht über die in seiner Poliklinik angewandten
Behandlungsmethoden. Die Excision des Primäraffectes verhütet kaum das
Auftreten constitutioneller Lues, veranlasst jedoch eine Heilung per primam
und gestaltet den Verlauf der Lues vielleicht etwas milder. Mehr Aussicht
auf Schutz vor der Allgemeininfection bietet die Holländer’sche Heissluft-
behandlung, welche Verf. an über hundert Patienten erprobt hat. Nach
Herstellung künstlicher Blutleere durch Umschnürung des Radix penis mit
H
— 273 —
einem Gummischlauche und Anwendung localer Anästhesie durch Aethyl-
chlorid wird mittels des Holländer’schen Heissluftapparates das kranke
Gewebe innerhalb einiger Minuten mumificirt und mit dem scharfen Löffel
zu entfernen versucht; während beim Ulcus molle der ganze Geschwürsboden
ausgelöffelt werden kann, lässt sich bei der syphilitischen Sklerose kein Atom
Gewebe wegkratzen. Nach neuerlicher Anästhesie wird noch einmal die
Cauterisation vorgenommen; die verbrannte Stelle heilt unter einem Borvaseline-,
später Pulververbande eventuell noch nach Höllensteinaufpinselungen in einigen
Wochen. Erst wenn Roseola aufgetreten und dadurch die Diagnose über jeden
Zweifel erhaben ist, darf mit der Allgemeinbehandlung begonnen werden; sie
besteht in energischen Einreibungen, welche sicherer als Injectionen wirken.
Verf. verwendet neben der gewöhnlichen grauen Salbe das in verschlossenen
Kapseln zu 3, 4 und 5g vorräthige Sapolentum hydrargyri Goerner; jedoch
sind bei seinem Gebrauch die einzelnen Körpertheile vorher gut anzufeuchten
und hat der Masseur seine Hand alle 2 Minuten während der Einreibung
mit Wasser zu benetzen. Alle Inunctionen müssen !/, Stunde hindurch aus-
geführt werden; auf jede Kur kommen 30 Einreibungen im üblichen Turnus.
Weitere Ersatzmittel der grauen Salbe wie das Quecksilberresorbin und der
Mercolintschurz sind nicht empfehlenswerth, ebenso wenig die Ersatzmittel des
Jodkalium, das Jodalbacid und Jodipin. In dringlichen Fällen giebt Verf.
mit mitunter zauberhaftem Erfolge sehr grosse Dosen (Kal. jodat 20,0, Extr.
Belladonn 0,1, Aq. dest. 200,0). Schiftan-Berlin.
15) Növrose angio-spastique chez un syphilitique á localisation plus par-
ticulière sur les extrömites, par Le Calvé. (Journ. des maladies cutan.
et syphil. 1904. Januar.) l
Die luetische Infection des 47jährigen Mannes lag bereits 24 Jahre
zurück und wurde gänzlich unzulänglich, fast gar nicht behandelt. Vor
2 Jahren bildete sich unter Fieber und heftigen Schmerzen an der Seite des
Bulbus urethrae eine Fistel und kurze Zeit darauf traten veranlasst durch
hämorrhoidale Entzündungen starke Schmerzen in der Analgegend auf. Gleich-
zeitig damit aber eigenthümliche mit den Schmerzanfällen zusammenhängende
Erscheinungen von Frostgefühl, zuerst sehr ausgesprochen an den Finger-
spitzen localisirt, dann auf den gesammten Körper ausstrahlend.. Die Haut
der Finger fühlt sich kalt an und ist blass von gelbgrüner Farbe, dann er-
blasst das Gesicht, das Kältegefühl am ganzen Körper wird stärker, Zähne-
klappern und Zittern tritt auf. Wechselnd nach !/, Stunde, aber auch erst
nach 2—4 Stunden, lässt der Anfall nach, der sich manchmal mehrere Male
am Tage, manchmal erst nach ein paar Tagen wiederholt. — Unter einer
energischen specifischen Behandlung von Jodkali und Injectionen eines lös-
lichen (Sublimat) Quecksilberpräparates lassen die Anfälle zuerst nach und
verschwinden dann gänzlich. Gleichzeitig schliesst sich die Perinealfistel, die
bislang bestand, unter Vernarbung vollständig. Paul Oppler-Breslau.
16) Einige Ergebnisse der Untersuchung des Liquor cerebrospinalis bei
Luetischen, von Wilhelm Funke. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis.
LXIX. 1904. S. 341.)
Verf. hat den Liquor cerebrospinalis von 40 Patienten untersucht, welche
nervöse Symptome hatten, besonders an Kopfschmerzen litten. Von 13 Kranken
mit Lues condylomatosa und 14 mit Lues gummosa boten, abgesehen von
bisweilen beobachteter leichter Druckerhöhung, nur zwei der letzteren Be-
merkenswerthes. Bei beiden verschwanden bald nach der Punction die inten-
VIL 18
— 274 —
siven Kopfschmerzen und sonstigen cerebralen Symptome. Doch enthielt die
Cerebrospinalflüssigkeit nur in einem Falle mononucleäre Lymphocyten. 2 Fälle
von Lues hereditaria, 8 Hautkranke, 1 Fall von Hysterie sowie 1 Kranke
mit Ptosis und Strabismus ergaben ebenfalls negative Resultate. Hingegen
fanden sich in der Punctionsflüssigkeit eines Patienten mit Atrophia nervi
optici und reflectorischer Pupillenstarre, der vermuthlich Lues durchgemacht
hatte, schwere Lymphocyten neben wenigen polynucleären Leukocyten. Die
Untersuchungen bestätigen, dass die Lymphocytose des Liquor cerebrospinalis,
welche ein constantes Symptom der progressiven Paralyse, Tabes und auf
Syphilis zu beziehender Erkrankungen des Centralnervensystems ist, bei den
Kopfschmerzen der Luetiker nur selten zu beobachten ist. ` `
Löwenheim-Liegnitz.
17) Syphilis noueuse et lösion des vaisseaux, par Louis Jullien. (Journ.
des maladies cutan. et syphil. 1904. Januar.)
Bei einem Manne mit schwerer luetischer Infection — innerhalb der
ersten 6 Monate hatte er bereits Iritis und syphilitische Knotenbildungen an
der Albuginea, Epididymis und im Corpus cavernosum durchgemacht — traten
am. Körper eine grosse Anzahl von Knötchen auf, von der Grösse eines Wein-
beerenkernes bis über Erbsengrösse. Sie sassen unter der Haut, mit der sie
nicht verwachsen waren, hauptsächlich an den unteren Extremitäten und folgen
ersichtlich dem Verlaufe der grossen Venenstämme und ihrer Verzweigungen.
Der Fall entspricht ganz dem unter dem Namen Syphilis nodosa bekannten
Bilde und st:llt eine Theilerscheinung der Syphilis praecox dar. Als neue
klinische Beobachtung fügt Verf. die Angabe hinzu, dass die Knötchen eine
schwarz-violette Verfärbung zeigten, welche mit dem Grade der Congestion
deg befallenen Körpertheiles in der Intensität schwankte, ja dass sogar ihr
Volumen gewissermaassen mit dem wechselnden Blutzuflusse sich änderte.
Dies: entspricht der histologischen Feststellung, nach welcher das Centrum
dieser Knötchen durch eine kleinste thrombosirte Vene gebildet wird, um die
sich eine von der Gefässwand ausgehende Infiltrationszone findet.
Paul Oppler- Breslau.
18) Ueber luetische Gelenkerkrankungen, von Eduard Weisz. (Heilkunde.
1904. April.)
Der Verf. weist auf die Schwierigkeit der Diagnose luetischer Gelenk-
erkrankungen hin, besonders in Fällen, wo die vor vielen Jahren bestandene
Syphilis von dem Patienten nicht angegeben wird. Doch bieten sich für die
Unterscheidung von acuter Polyarthritis bei acuten Fällen etwa folgende Merk-
male: Erkrankung nur weniger Gelenke, Fieberlosigkeit, nicht schneidende
Schmerzen, Gesundbleiben des Herzens und der serösen Häute, Versagen der
antirheumatischen Mittel. Bei chronischem Verlaufe unterscheidet sich die
luetische Gelenkerkrankung von Rheumatismus, Gicht oder gonorrhoischen
Affectionen durch die geringe Neigung zur Eiterung und nur unbedeutende
Schmerzen. Die vom Verf. selbst beobachteten Patienten litten 1) an Schien-
beinschmerzen, 2) an Kniegelenkschwellung, 3) Gumma am Knie, welches
operirt werden musste, 4) allgemeiner Gelenkerkrankung bei hereditärer Lues,
5) Kniegelenkschwellung in Folge einer bei der Vaccination übertragenen Lues.
Sämmtliche Fälle heilten oder besserten sich zusehends unter Jodkalimedication
und gleichzeitigen Bädern oder Packungen von heissem Schlamm. Verf. schliesst
den eigenen Beobachtungen mehrere Fälle aus der Litteratur und eine Be-
sprechuug der Dactylitis syphilitica an. J.
— 275 —
19) Erbsyphilis und Nervensystem, von Bresler. (Leipzig 1904, Hirzel. 2 Mk.)
Dieser Sonderabdruck aus „Schmidt’s Jahrbüchern“ wird gewiss sowohl
dem Specialisten wie dem praktischen Arzte äusserst willkommen sein. Es
handelt sich um eine erschöpfende litterarische Studie über dieses interessante
Gebiet und ganz besonders werthvoll wird das vollständige Litteraturver-
zeichniss sein. J.
20) Phlebitis syphilitica i Extremiteternes subkutane Vener under des
sekundare Stadium, del Alex. Haslund. (Hospitalstidende. 1904.
Nr. 13 u. 14.)
Das Auftreten von Phlebiten in den subcutanen Venen der Extremitäten
während des secundären Stadiums von Syphilis wird noch als eine Seltenheit
betrachtet; ausser den Zusammenstellungen Proksch’s und Collinot’s aus
der Litteratur (bezw. 27 und 28 Fälle, in allem Wesentlichen dieselben) finden
sich aus den späteren Jahren nur ganz vereinzelt hierhergehörige Mittheilungen
veröffentlicht. Verf. beobachtete seinen ersten Fall im Communehospital Sep-
tember 1900; seither wurden alle secundär Syphilitischen auf dieses Symptom
untersucht, und so gelang es im Laufe von etwa 31/, Jahren die syphilitische
Phlebitis bei 10 Patienten, deren Krankengeschichten referirt werden, zu con-
statiren. Es geht hier, wie so oft: sucht man nach etwas, wird man es auch
finden, und es ist daher Grund genug anzunehmen, dass die Affection häufiger
vorkommt, als gewöhnlich angenommen, durch seine Neigung völlig latent und
ohne subjective Symptome zu verlaufen, aber sehr leicht übersehen wird.
Das Leiden wurde 7 Mal bei Männern und 3 Mal bei Frauen gefunden;
disponirende Momente, allgemeine oder locale, liessen sich niemals nachweisen ;
die Patienten waren, mit einer einzigen Ausnahme, gesunde und kräftige Leute
zwischen 20 und 30 Jahren. Nur ein Mal trat das Leiden als Complication
einer malignen Syphilis (ulcerative Efflorescenzen) hinzu. Immer erschien das
Symptom recht früh in der Krankheit, höchstens °/, Jahr nach der Infection,
4 Mal während des ersten Ausbruches. In mehreren Fällen trat die Phlebitis
hier vor der cutanen Eruption, im Prodromalstadium, oder gleichzeitig mit
derselben auf. Das Leiden localisirt sich am ehesten an den Venen der
Unterextremitäten; mitunter werden mehrere gleichzeitig oder nach einander
angegriffen, am Öftesten nur eine einzige. Ein symmetrisches Auftreten an
beiden unteren Gliedmassen wurde nur ein Mal beobachtet; ebenso nur ein
einziges Mal trat die Pbhlebitis an einer oberen Extremität, ohne gleichzeitige
Affection der unteren, auf. Verf. fasst die im Frühstadium auftretende syphi-
litische Phlebitis als ein gutartiges und passageres Leiden auf, das nur äusserst
‚geringe oder gar keine subjective Symptome giebt. Von objectiven Symptomen
vermisst man sicher nie die Empfindlichkeit bei Druck, wenn Patient früh
genug zur Observation kommt. Die Schwellung des Venenstranges ist mehr
oder weniger hart anzufühlen, glatt oder mit knotenförmigen Verdickungen,
den Klappen entsprechend, versehen; die Ausdehnung variirt von wenigen
Centimetern bis zu beinahe (der ganzen Länge der Extremität. Die die
Phlebitis deckende Haut ist von natürlicher Farbe und verschieblich; im
Gegenfalle besteht gleichzeitige Periphlebitis, die 2 Mal gesehen wurde.
Oedeme entstanden nie, wie zu erwarten, wenn die oberflächlichen Venen
für sich allein ergriffen sind. 2 Mal scheint es zur völligen Obliteration der
‘Vene durch feste Thrombosirung gekommen zu sein, ein Resultat, das kaum
je schädliche Folgen für die Patienten in Zukunft mit sich bringt; in den
übrigen Fällen schwand die Empfindlichkeit sehr schnell und die Schwellung
18*
— 276 —
über kurz oder lang, so dass restitutio ad integrum erreicht wurde. Als Be-
handlung kommt nur die generelle (Hg) in Betracht, während die Kranken
das Bett hüten und ab und zu ein Epith. tep. bekommen. Verf. hält die
gleichzeitige Darreichung von Jodkalium für überflüssig und kann sich deren
Nutzen nicht erklären. Paul Haslund-Kopenhagen. .
Krankheiten des Urogenitalapparates.
21) Quelques considérations sur les abscès urineux, par Jean de Smeth.
(Annales de Bruxelles du service de dermat , syph. et d’urol. 1904. Januar).
Verf. berichtet über einen urinösen Abscess ohne Verbindung mit dem
Harncanal, über einen chronischen urinösen Abscess bei einem Kranken, welcher
bereits eine externe Urethrotomie durchgemacht hatte, einen schweren acuten
Abscess, der einen Theil der Harnröhre zerstört hatte und mit Phlegmonen
der Retzius’schen Höhle und Pyonephrose einherging und einen acuten
urinösen Process mit Gangrän der Harnröhre. Die Erfahrungen welche er bei
Behandlung dieser Fälle sammelte, fasst Verf. in folgenden Sätzen zusammen:
Palliativmittel können die Entwickelung des Processes aufhalten. Wenn der
urinöse Abscess geöffnet oder excidirt worden ist, steht nichts mehr der äusseren
Urethrotomie entgegen. In der bedeutenden Mehrheit der Fälle bildet sich
bei Verengerungen die Cystitis durch die Urethrotomie zurück, wenn andere
Behandlungsmethoden versagten. Die Schnelligkeit der Narbenbildung lässt
sich durch die Le Clere-Daudoy’schen fortgesetzten Blasenspülungen fest-
stellen. J.
22) Zur Physiologie der Harnentleerung, von Lucke. (Centralbl. f. d.
Krankh. d. Harn- u. Sexualorg. 1904. Heft 3.)
Contractionen der Blasenmusculatur und des Sphinkter int. werden ohne
Vermittelung des Rückenmarks durch einen Reiz veranlasst, der die Schleim-
haut der Blase und der Pars prostatica an irgend einer Stelle trifft. Solche
Reize können die an die Contraction des Sph. int. gebundene Empfindung
des Harndranges hervorrufen. Je weiter entfernt ein Reiz die Blasenschleim-
haut vom Sph. int. ab trifft, desto grösser muss er sein, um die Fortpflanzung
der Contraction der Blasenmusculatur bis zu ihm zu bewirken. Am wirk-
samsten ist der Spannungsreiz. Dem Harndrang geben wir nach durch
willkürliche Erschlaffung des Sph. int. Eine willkürliche Contraction des-
selben wie des Detrusors, ferner ein ständiger Tonus des Sph. int ist aus-
geschlossen. Urinirt man bei mangelndem Drang, so tritt die Bauchpresse
ein. Jeder Reiz, der auf den Sphinkter wirkt, hat Harndrang zur Folge.
Der starke Harndrang bei Urethritis posterior beruht auf Reizbarkeit des
Sph. int. und geschädigter Funktion des Sph. ext. Das Blasencentrum liegt
in der hinteren Centralwindung. Das Sistiren der Enuresis, die Wirkung
der Chloroformnarkose bei Aspiration bei Lithotripsie sind zu erklären durch
Ausschaltung des Grosshirns, die Harnverhaltung bei Morphium durch
Schädigung der Reizbarkeit. Bei Läsion des Centrums kommt es zur rhyt-
mischen Blasenentleerung in Folge der sich entwickelnden Detrusorhypertrophie.
Walter Schneider-Berlin.
23) Ueber Impotenz, von Max Gordon. (Monatsschrift f. Harnkrankh. u.
sexuelle Hygiene. 1904. Heft 1 u. 2.)
Die Impotentia coeundi ist praktisch einzutheilen in eine mechanische,
psychische, nervöse und paralytische. Die Diagnose stützt sich theils auf
den objectiven Befund, theils basirt sie allerdings fast ausschliesslich auf der
— 27 —
Anamnese. Die Prognose der Impotenz ist je nach der Art verschieden.
Die mechanische bietet meist eine durchaus schlechte Prognose, wenn es sich
nicht etwa um operable Tumoren handelt, welche das Hinderniss abgeben;
die psychische und nervöse Impotenz geben die beste Aussicht auf völlige
Wiederherstellung, während die paralytische nur theilweise günstig ist, sehr
schlecht bei solchen, die schon in der Jugend der Onanie stark gefröhnt
haben. Prophylaktisch wäre das Hauptaugenmerk auf die Onanie im Knaben-
und Jünglingsalter zu richten, ferner sind schädlich der habituelle Gebrauch
des Condoms und der habituelle Coitus interruptus. Gonorrhoiker sind auf die
Folgen vernachlässigten Trippers aufmerksam zu machen, unverständlich er-
scheint dem Ref. dabei der Passus: „Die moderne Spionage nach Gonokokken
kann der Praktiker getrost unterlassen. Sie verleitet leider nur zu oft zu
Fehldiagnosen, die selbst dem Laien (!) nicht passiren u.8.w.!“ Die thera-
peutischen Vorschläge des Verf’s bringen im Wesentlichen nichts Neues.
Neben psychischer Beeinflussung ist eine mindestens 6—8 wöchentliche
Abstinenz durchaus zu fordern, kalte Abreibungen und roborirende Diät, intern
Pillen aus Extr. Nuc. vomic. und Ergotin, Salz- und Seebäder, gegen
postgonorrhoische Impotenz; locale Therapie. Patienten mit absolut ungünstiger
Prognose ist die Ehe zu verbieten. Heinrich Rausch-Darmstadt.
24) Ueber Adrenalin, von J. Cohn. (Monatsschrift f. Harnkrankh. u. sexuelle
Hygiene 1904. Heft 2.)
Aus dem kleinen Artikel, der im Wesentlichen nur eine Zusammenstellung
der über die Verwendung des Adrenalin’s bei der Behandlung der Er-
krankungen der Harnwege, erschienenen Litteratur, bringt, ist hervorzuheben,
dass sich das Mittel hauptsächlich bei der Therapie der Stricturen und bei
schwerem Katheterisiren bei Prostatahypertrophie bewährt hat. Verf. hat
sich endoskopisch von der anämisirenden Wirkung des Mittels überzeugt, nur
wenige Tropfen einer Lösung von 1:10000 genügten, um die vorher stark
gerötete Schleimhaut nach kurzer Zeit blass zu sehen. Diese vasostriktorische
Eigenschaft‘ des Adrenalin’s ist es, welche in all den Erkrankungsfällen, wo
Congestion und Spasmen eine grosse Rolle spielen, das Mittel geeignet
erscheinen lassen, dem Arzte und Patienten werthvolle Dienste zu leisten.
Heinrich Rausch- Darmstadt.
25) Tuberculosis of the urinary system in women report of 35 cases, by
Guy L. Hunner. (Bullet. of the J. Hopkins Hospit. XV. 1904.
Nr. 154.) |
Aus den bei 35 einschlägigen Fällen gemachten Beobachtungen zieht
Verf. etwa folgende Schlüsse: Die Tuberculose der Harnröhre stellt sich bei
Frauen am häufigsten in jugendlichem Alter ein, mit heftigen Schmerzen in
der Blasengegend verbunden, aber meist zuerst in der Niere localisirt. Die
Nierenaffection ist gewöhnlich einseitig, doch gelingt es oft erst nach schmerz-
haften Untersuchungen die erkrankte Seite zu erkennen, was zur Feststellung
der chirurgischen oder medicamentösen Behandlung unerlässlich ist. Man
lasse nie die Möglichkeit einer solchen tuberculösen Harnröhrenerkrankung
ausser Acht, wo es sich um die Differentialdiagnose von Wanderniere,
Incontinenz des Harns, Gallenstein oder auch dunklen Malaria- oder Typhus-
fällen handelt. Die Patienten können lange Zeit in verhältnissmässig gutem
Allgemeinbefinden leben, 2 Mal zeigte sich sogar Neigung zu spontaner
Heilung, die meisten Fälle hingegen waren zur chirurgischen Behandlung
geeignet. J.
— 2738 —
26) I: Prostatectomie totale transvösicale par la voie suspubienne de Freyer,
par Loumeau. (Annales d. malad. d. org. genit.-urin. 1904. Nr. 2. —
II. Note sur les vessies des prostatiques „sans prostate“, par Motz
et Arrese. (Ebenda.)
Bezüglicb der Behandlung der Prostatahypertrophie durch Ausschälung
der Drüse haben sich in letzter Zeit nach zwei Richtungen hin neue Gesichts-
punkte eröffnet. Da die Methode mittels Dammschnitt verhältnissmässig häufig
Fisteln oder Incontinentia urinae oder Impotenz nach sich zieht, hat Freyer
methodisch die Auskapselung der Prostata nach Eröffnung der Blase von dieser
aus geübt; rechts und links wird in den unteren Blasenrand der Prostata
eingeschnitten, und von diesem Einschnitte aus die Drüse stumpf ausgelöst.
Loumeau hat so einem 80jähr. Greise, der seit 12 Jahren auf den Catheter
angewiesen war, und bereits drei suprasymphysäre Lithotomien durchgemacht
hatte, eine 140g schwere Prostata mit 10cm urethralem Durchmesser in
5 Stücken exstirpirt; der alte Herr konnte nach 4 Wochen spontan die Blase
leeren, den Harn halten und sogar coitiren. — Andererseits hat es sich ge-
zeigt, dass nicht oder doch nicht ausschliesslich die Entfernung des mechani-
schen Hinderniseses die Wiederherstellung der Harnblasenfunction bedingt;
denn 9 Patienten Albarran’s erlangten nach Prostatectomie die seit Jahres-
frist mehr oder weniger (5 Mal gänzlich) entbehrte Fähigkeit der Blasenentleerung
wieder, obgleich ihre Prostata nur 15—25g wog, also eher atrophirt war.
In Uebereinstimmung hiermit stehen die Ergebnisse der pathologisch-anatomi-
schen Untersuchungen von Motz und Arrese. Diese fanden nämlich die
Muscularis der Harnblase nur bei 3 von 15 „Prostatiques sans prostate“
(d.h. Personen mit den klinischen Erscheinungen der Prostatahypertrophie,
aber kleiner Prostata) atrophisch, sonst sogar kräftiger, als bei Gesunden; im
Uebrigen bestand 3 Mal keine, 3 Mal leichte, 9 Mal interstitielle Cystitis;
in 5 Prostaten stellten die Verff. chronische Entzündung, in 4 Adenom, in
6 adenoides Epitheliom fest. Goldberg-Köln/Wildungen.
27) Eustrongylus gigas im menschlichen Harnapparat mit einseitiger
Chylurie, von Stuertz. (Deutsches Archiv f. klin. Medicin. LXXVIII.
Heft 5 u. 6.) |
Dieser Fall steht insofern einzig in der Litteratur da, als es zum ersten
Mal gelungen ist, die Diagnose des Pallisadenwurms, welcher gewöhnlich ein
Parasit von Hund, Wolf, Raubfischen, auch Pferden ist, am lebenden Menschen
zu stellen: Verf. fand nämlich durch lange fortgesetzte Untersuchungen
schliesslich die Eier dieses Wurms im Harn; der Harn enthielt im Uebrigen
Eiter, Blut und Chylus. Nachdem durch linksseitigen Harnleitercatheterismus
nachgewiesen worden war, dass nur das linke Nierenbecken diesen pathologi-
schen Harn absonderte, und der gewöhnliche Wohnsitz des Thieres das Nieren-
becken zu sein pflegt, so eröffnete man die linke Niere; jedoch fand man
nichts. Von grossem Interesse für die urologische Untersuchung war folgen-
der Umstand: Bei rechter Seitenlage entleerte Patient nur klaren Harn,
während der Harnleitercatheter auch bei rechter Seitenlage ins linke Nieren-
becken vorgeschoben den trüben Harn ausfliessen liess. — Da der seit mehreren
Jahren kranke Patient ein Laparotomie behufs Aufsuchung des Wurms ver-
weigerte, so musste er ungeheilt in seine Heimat, Australien, zurückkehren;
auch die Genese der sonst nicht zum ` Symptomenbild des Eustrongylus ge-
hörigen Chylurie blieb unaufgeklärt. Sectionsbefunde des Pallisadenwurms
bei Menschen giebt es bisher sechs. Goldberg-Köln/Wildungen.
— 279 —
28) Beitrag zum Studium der Harnretention bei Tabes dorsalis, von
F. Bierhoff. (Dermatologische Zeitschrift. 1904. März)
Verf. ist der Ueberzeugung, dass die Harnretention mit der darauffolgen-
den Balkenblase in den beiden von ihm mitgetheilten Fällen auf einen tonischen
Sphinkteren- und Compressorkrampf zurückzuführen ist. In einem dritten
Falle spielte der Krampf auch eine Rolle, in vergangenen Jahren wohl aber
mehr wie jetzt, wo eine mässige Prostatahypertrophie und das Vorkommen
typischer Blasenkrisen das Bild verändert haben. Therapeutisch haben Morphium-
suppositorien wenigstens die lästigen Schmerzen häufig gelindert. Die Haupt-
sache bleibt aber, die Patienten regelmässig zu catheterisiren.
Immerwahr-Berlin.
29) BRötröcissement de l’extrömit6 inférieure de l’uretöre causó par la
compression d’une vésicule söminale enflamme, par Young. (Annales
d. malad. d. org. gent, on, 1904. S. 1—20.)
Der 29jähr. Patient litt seit 4 Jahren an einer Prostata-Urethra-Perineum-
fistel, und einer rechtsseitigen Pyelonephritis und Uretheritis seit 2 Jahren.
Bei der Operation fand Verf. den Harnleiter im Bereiche der ihn umwachsen-
den fibrösen Samenblase verengt, oberhalb dieser Stelle 2 cm, unterhalb 1 cm
dick. Ob wirklich die Vesiculitis die primäre Ursache der geschilderten
Erkrankung gewesen ist, scheint mir doch zweifelhaft; der Patient wurde durch
Nephroureterectomie geheilt. — Verengerungen der -Harnleiterendigung durch
eingekeilte Harnsteine diagnosiicirte und localisirte Verf. mehrfach durch Com-
bination von Radiographie und Urethercatheterismus. Ä
Goldberg-Köln/Wildungen.
30) Ueber Pubertätsalbuminurie, von Lommel. (Deutsches Archiv f. klin.
Medicin. LXXVIII. Heft 5 u. 6.)
Die durch die Vorträge von Leube und Dreser auf dem Kasseler
Congress von Neuem actuell gewordene Frage der physiologischen Albuminurie
erfährt durch die Untersuchungen des Verf.’s eine wesentliche Förderung. Er
stellte nämlich fest: Jugendliche Personen in der Pubertät — 445 gleich
beschäftigte, gleich angestrengte, gleich lebende Lehrlinge der Fabrik Zeiss-
Jena, 15—18 Jahre alt, wurden je 4—5 Mal untersucht — haben in fast
20°/, der Fälle gelegentlich etwas, zuweilen bis !/,—1°/, Eiweiss im Harn;
von 130 mehr als 25 Jahre alten Arbeitern hatte nur einer Albuminurie.
Die 90 jungen Albuminuriker waren im Uebrigen gesund bis auf Anzeichen
functioneller Herzhypertrophie bei 38. Goldberg-Köln/Wildungen.
31) Ueber den Gebrauch des Methylenblau zur Diagnose der Erkrankungen
der Harnwege, von M. Fischer. (Münchener med. Wochenschrift.
1904. Nr. 14.)
Verf. giebt ungefähr 2 Stunden vor der Vornahme der Cystoskopie dem
Patienten 0,5g Methylenblau per os, wodurch nach kurzer Zeit der Harn
blaugefärbt ist. Dieser Umstand bietet verschiedene Vortheile: 1) Sichere
Feststellung der Function der Ureteren, welche an dem aus ihnen kommen-
den tiefblauen Strudelchen erkannt wird. So kann eine unter dem Symptomen-
complex einer Nierensteinkolik verlaufende Appendicitis durch den Befund des
gut functionirenden rechten Ureters sofort nachgewiesen werden, wie auch um-
gekehrt das „Leergehen“ eines Urethers. 2) Die blauen Strudelchen geben
eine gute Orientirung in der Blase, dadurch dass sie die Lage der Ureteren
angeben. 3) Durch die präliminare Blasenspülung vor der Untersuchung
wird der blaue Farbstoff zum grössten Theile weggeschafft, haftet aber hart-
— 280 —
näckig an allen Unebenheiten, also an Fremdkörpern, Ulcerationen, Tumoren
(besonders an den Zottengeschwülsten), wodurch diese plastisch hervortreten.
4) In einem Falle, in dem nach der Laparatomie ein kugeliger Tumor seinem
Sitze nach als Pankreascyste angesprochen wurde, konnte, dadurch dass nach
Einnahme von 0,5g Methylenblau nach 1 Stunde der Cysteninhalt sich blau
färbte, die Diagnose auf Hydronephrose gestellt werden. 5) Analog werden
aufgeklärt Fisteln unklarer Genese in der Lumbal- und Inguinalgegend und
schwer sichtbar zu machende Blasenscheidenfisteln. — Statt per os kann
Methylenblau auch subceutan injicirt werden.
Gottfried Trautmann-München.
Gonorrhlöe und deren Complication.
32) Febris gonorrhoica acutissima, von Z. Blindreich. (Petersburger med.
Wochenschrift. 1904. Nr. 10.)
Ein 22 Jahre alter Kaufmann, bis dahin stets gesund und gesunden
Eltern entstammend, der auch nie an Malaria oder einer anderen fieberhaften
Krankheit gelitten hatte, acquirirte lege artis eine Gonorrhöe. Verf. sah der
heftigen Entzündungserscheinungen wegen (Erstinfection) von einer directen,
localen Behandlung ab, es wurde nur Salosantal 3 Mal täglich 10 Tropfen
verordnet. In der 2. Woche kamen Injectionen (Sol. zin. sulfocarbol 1,0 : 200,0)
in Anwendung, die sehr gut vertragen wurden. Der Ausfluss liess zusehends
nach. . In der 3. Krankheitswoche fand Verf. den Patienten in folgendem
Zustande: Temperatur 40,2°, Puls 120, starke Schüttelfröste, die sich ?/, stünd-
lich wiederholten und von 3 Minuten Dauer waren; ein starker Schweiss-
ausbruch und Angstgefühl begleiteten den jedesmaligen Anfall. Objectiv nichts
nachzuweisen. Es wurde Salol stündlich à 1,0 verabfolgt. Nach Verbrauch
des vierten Salolpulvers war Patient vollkommen fieberfrei und auch sonst
normal; die Schüttelfröste hatten schon nach dem zweiten Pulver gänzlich
nachgelassen. Verf. hält einen epileptischen Process oder die Wirkung von
Streptokokken für ausgeschlossen und nimmt ein kurzdauerndes Tripperfieber
an. Das Fieber hatte auf den weiteren Verlauf der Krankheit keinen Ein-
fluss; der Ausfluss bestand noch 2 Wochen, ohne dass Fieber oder Schüttel-
fröste sich einstellten. Es trat vollkommene Heilung ein.
S. Prissmann-Libau.
33) Penis-Suspensorium, von Bernstein. (Deutsche Aerzte-Zeitung. 1904.
Heft 9.) | |
Die 4theilige, aus Hodengürtel, Penismantel, Mantelhalter und Becken-
gürtel bestehende Bandage, deren Stützpunkte die Wurzel des Hodensackes
und der Beckengürtel bilden, bewirkt eine vollkommene Suspension und Im-
mobilisirung des Penis und ist auf Grund zahlreicher Erfahrungen des Vert
indieirt bei allen Entzündungsprocessen am Glied, wie Eichel- und Vorhaut-
entzündung, acutem und subacutem Ekzem des Penis, weichem und hartem
Schanker, entzündlichen Phimosen sowie. nach Operationen am Gliede und
ganz besonders in prophylaktischer Hinsicht zur Vermeidung der Complication
mit entzündlicher Phimose bei den genannten Affectionen.
Ä F. Biberstein-Berlin.
34) Un cas d’arthrite purulente à gonocoque, par L. Nathan. (Archives
générales des médicine. 1904. Nr. 13.)
Bei der 38jährigen Frau trat eine typische Kniegelenksentzündung mit
Eiterbildung auf. Die Punction ergab Eiter, in dem sich mikroskopisch nicht
— 2831 —
sehr reichliche aber tinctoriell gut charakterisirte Gonokokken fanden. Die
Entscheidung wurde durch das Culturverfahren erbracht. Die Anamnese er-
gab sodann das Bestehen einer chronischen Gonorrhöe der Adnexe.
Paul Oppler-Breslau.
35) Ueber hyperkeratotische Exantheme bei schweren gonorrhoischen In-
fectionen, von Gustav Bärmann. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis.
LXIX. 8. 363.)
Bei schweren Gonorrhöen, welche von multiplen Arthritiden, Muskel-
atrophie, metastatischer Conjunctivitis, Iridocyklitis und continuirlichem Fieber
begleitet sind, kommt es bisweilen nach Eintreten grosser Kachexie zu Keratosen.
Diese treten zumeist an den Fusssohlen und Handflächen sowie am Nagel-
falz und freiem Rande der Zehennägel im Laufe weniger Tage auf. Seltener
ist die disseminirte Form mit über den ganzen Körper zerstreuten Efflores-
cenzen. Unter der bedeckenden, leicht im Ganzen loszulösenden Schuppe
findet sich eine trockene oder wenig feuchte, rothe, papillär gewucherte Basis.
Besonders hochgradig bildet sich die Affection am Palma und Planta aus,
welche dann von tiefen Furchen durchsetzt sind. Die Nägel verschwinden
oft ganz in der Hornmasse und stossen sich häufig von selbst ab. Bemerkens-
werth ist eine öfter auftretende trockene circinäre Balanitis. Mikroskopisch
ist eine Erweiterung der von Leukocytenscheiden umgebenen Gefässe, Wucherung
der Papillen, und die Auflagerung parakeratotischer Zelleomplexe bemerkbar.
Gonokokken finden sich nicht in den Efflorescenzen, doch sind diese fast
stets nachweisbar. Die Erkrankung, welche meist nicht an das primäre Auf-
treten des Trippers gebunden ist, wiederholt sich häufig bei Recidiven und
heilt mit der Gonorrhöe ab. Subjective Beschwerden in Folge der Hornmassen
fehlen fast vollständig. Die Affection, der gegenüber differentialdiagnostisch,
wenn überhaupt nur Lues und Psoriasis in Frage kommen, ist wohl nicht
als eigentliche Hyperkeratose, sondern eher als papilläre Dermatitis zu be-
trachten. Bei dem einen der beiden vom Verf. beobachteten Fälle konnten
keine Gonokokken, wohl aber verschiedentlich aus Urethra und frischen Ge-
lenkaffection Reinculturen von Bacillen der Xerosegruppe gezüchtet werden.
Löwenheim-Liegnitz,
36) Ueber die Bakterienflora der normalen männlichen Harnröhre, von
Hermann Pfeiffer. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXIX. 1904.
S. 378.)
Verf. hat die Harnröhre von 24 jugendlichen Patienten, welche noch
nie venerisch erkrankt waren, untersucht. Das Secret wurde zuerst nach Ein-
führung eines aseptischen Endoskops unter allen Cautelen wiederholt mittels
einer geknöpften Sonde oder einer Platinöse entnommen. Später wurde nur
ein Ohrtrichter benutzt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Bakterien-
flora der hinteren Theile der Harnröhre von denen der vorderen sich nur
quantitativ unterscheidet, während Orificium und Präputium natürlich leicht
zufällige Verunreinigungen enthalten. Das gewonnene Material wurde mikro-
skopisch und bakteriologisch genau untersucht. Besonders häufig, nämlich bei
20 der Untersuchten (83,7 °/,) fanden sich Pseudodiphtheriebacillen, und zwar
eine schwach wachsende Form, welche mit dem von Lustgarten und Manna-
berg beschriebenen Bacillus nodosus parvus nach der Ansicht des Verte
identisch ist, sowie eine stark wuchernde Form, welche als die von Neisser
beschriebenen Xerosebacillen aufgefasst werden. Bei 10 der Fälle: konnte - der
Streptobacillus urethrae isolirtt werden, welcher im Gegensatz zu früheren
— 282 —
Arbeiten nicht als Streptococcus aufgefasst wird und sich auch charakteristisch
von dem Bacillus des weichen Schankers unterscheiden soll. Ebenso oft liess
ein nicht pathogener Staphylococcus albus, seltener ein ebenfalls nicht patho-
gener Staphylococcus pyogenes aurems, Mikrococcus caudicans und Staphylo-
coccus citreus nachweisen. Recht häufig, nämlich bei 15 Untersuchungen
fanden sich Sarcinen. Je 1 Mal wurden ausserdem noch mehrere Bakterien-
formen wie z. B. Vibrio, ein Influenza ähnlicher Bacillus gefunden. Besonders
bemerkenswerth ist, dass für keine aller gewonnenen Arten Thierpathogenität
festgestellt werden konnte. Löwenheim-Liegnitz.
37) Die Verhütung der Geschlechtskrankheiten, von Neuberger. (Ver-
öffentl. d. Deutschen Vereins f. Volkshygiene. München u. Berlin. 1904.)
Wenn auch die Ausrottung der Prostitution und mit dieser das Ver-
schwinden der Geschlechtskrankheiten heute noch in weiter Ferne zu liegen
scheint, so darf doch nicht verkaunt werden, dass Vereine wie diejenigen für
Volkshygiene, sowie der Verein zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten
allein durch die Aufklärung, welche sie in weite Kreise tragen, günstig wirken.
Auch die vorliegende, allgemeinverständliche und doch auf wissenschaftlicher
Basis ruhende Schrift wird erfolgreich diesem Zwecke dienen. Warnungen
vor dem Alkoholgenuss, welcher nur zu oft sonst Enthaltsame zu geschlecht-
lichen Ausschweifungen hinreisst, Bekämpfung des Vorurtheils von der Schäd-
lichkeit enthaltsamen Lebens, Klarlegung der Tragweite der venerischen Er-
krankungen für den Einzelnen, sowie für dessen spätere Familie können nicht
oft genug wiederholt werden. Auf der anderen Seite sei viel von der Besserung
der Wohnungs- und Lohnverhältnisse, sowie von der Hebung der socialen
Stellung der Frauen zu erwarten. In Bezug auf allgemeine Prophylaxe be-
fürwortet Verf. die Einführung von Bordellen, welche der am gefährlichsten
wirkenden Strassenprostitution ein Ende machen müssten. Doch sollten diese
Häuser ordentlichen Leuten unterstellt sein, von staatlichen Beamten controllirt,
mit täglicher ärztlicher Untersuchung versehen werden, nicht zu niedrige Ein-
trittspreise nehmen und um 12 Uhr zu schliessen sein. Der Schutz minder-
jähriger Mädchen müsse bis 18 Jahre fortgesetzt, die Erkrankten würdig be-
handelt, ihre Rückkehr ins bürgerliche Leben nicht wie bisher erschwert,
sondern vielmehr befördert werden. Heimstätten für Mädchen, Arbeitsnach-
. weis und Mägdeherbergen, sowie die Fürsorge für uneheliche Kinder würden
weitere gute Dienste leisten. Auch die in neuerer Zeit oft befürworteten
Maassregeln zu persönlicher Prophylaxe, Condome, Tropfapparate mit anti-
septischen Flüssigkeiten unterzieht Verf. eingehender und freimüthiger Be-
sprechung, doch betont er zum Schlusse, dass weder die tägliche Untersuchung
der Prostituirten noch die peinlichsten persönlichen Maassnahmen eine völlige
Sicherheit vor venerischer Ansteckung verbürgten. J.
III. Bibliographie.
Lehrbuch der Geschlechtskrankheiten, von Prof. Dr. Eduard
Lang. (Wiesbaden 1904, J. F. Bergmann.) — Seinem vor 2 Jahren heraus-
gegebenen „Lehrbuch der Hautkrankheiten“ hat Verf. nunmehr ein vom
gleichen Gesichtspunkte abgefasstes „Lehrbuch der Geschlechtskrankheiten“
folgen lassen, und obwohl wir schon eine ganze Reihe ausgezeichneter Werke
besitzen, die das gleiche Thema in compendiöser Form behandeln, werden wir
dieses neue mit grosser Freude begrüssen. Gerade jetzt, da der Kampf gegen
— 283 —
die Geschlechtskrankheiten auf der ganzen Linie eröffnet worden ist, da auf-
geklärte und gebildete Laien Schulter an Schulter mit den Aerzten gegen
die schreckliche Geissel des Menschengeschlechtes ins Feld ziehen, bedürfen
insbesondere die Aerzte, welche die berufensten Streiter sein sollen, eingehender
Kenntnisse auf diesem Gebiete, einer Ausbildung, die ja allenthalben erstrebt,
aber noch lange nicht erreicht ist. Denn der Sieg im Kampfe fällt nur dem
zu, der seine Gegner gründlich kennt. Und da ist es nun von grösster Be-
deutung, wenn ein Altmeister unseres Faches, wie der eminente Wiener
Kliniker, seine reichen Erfahrungen, die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen
Arbeiten, die ganze Fülle seines ärztlichen Wissens in anregend klarer ung
gedrungener Darstellung unter besonderer Berücksichtigung der praktischen
Bedürfnisse in einem nicht allzu umfangreichen Lehrbuche zusammenfasst.
Die in der allgemeinen Praxis stehenden Aerzte, ebenso wie die Studirenden,
die es mit ihrer Ausbildung ernst meinen in einem Fache, das leider noch
nicht zu den obligatorischen Prüfungsdisciplinen gehört, werden den Haupt-
vortheil vom Studium dieses Werkes haben. Aber auch wir Fachcollegen,
die wir den Verf. nunmehr schon in 2. Auflage vorliegenden grösseren Special-
werke kennen, werden auch in der compendiösen Zusammenfassung des reichen
Stoffes die interessanten pathologischen Anschauungen, die sichere klinische
Beobachtung und die erprobte und rationelle Therapie des auch auf dem
Gebiete der Chirurgie hervorragenden Autors wiederfinden. So können wir
das vorliegende Werk, dem die Verlagsfirma J. F. Bergmann eine treffliche
Ausstattung und sorgfältig gewähltes Illustrationsmaterial mit auf den Weg
gegeben hat, auf das Wärmste empfehlen. Paul Oppler-Breslau.
Lehrbuch der Hautkrankheiten, von Kreibich. (Wien 1904,
Perles. 10 Mk.) — Der letzte Assistent Kaposi’s hat es unternommen, seine
grossen Erfahrungen an der Wiener Klinik zusammenfassend, in diesem Lehr-
buche zu verwerthen. Dazu bewog ihn zunächst ein äusserer Anlass, seine
Berufung nach Graz, wo er die ihm übergebene Lehrstelle nicht mit leeren
Händen betreten wollte. Andererseits konnte es dem Scharfblicke Kreibich’s
und seiner grossen Begabung nicht entgehen, dass nach verschiedenen Richtungen
die conservativen Anschauungen Kaposi’s doch einer ergänzenden Erweiterung
der neuen Schule bedurften. Dazu scheint in der That Kreibich ganz be-
sonders befähigt und so wird hier der Leser ein kerniges, kurz und klar
geschriebenes Lehrbuch unseres Faches vorfinden, welches gewiss nach vielen
Richtungen anregend wirken wird. Denn für den Studenten hat Verf. die
Pathologie in scharf gezeichneten Krankheitsbildern, wo möglich aus den
anatomischen Veränderungen oder aus der Art ihres Entstehens heraus be-
schrieben. Für den Arzt wollte er vorwiegend jene Wege markiren, welche
ihn in der Behandlung der Hautkrankheiten am schnellsten zum Ziele führen.
Diese beiden Absichten hat Verf. in der That in vollstem Maasse erreicht.
Mit Recht betont Verf. in dem Vorwort, dass ihm die Vermehrung der schon
vorhandenen Lehrbücher um noch eins keinen Kummer mache, da er der
Ansicht sei, dass die Bewegung eines Gegenstandes am besten durch schnell
aufeinanderfolgende Bilder der einzelnen Bewegungsphasen zur Darstellung
komme. So giebt in der That dieses Buch in vortrefflicher Weise die Vor-
wärtsbewegung unseres Faches wieder und kann auf das Wärmste sowohl
dem Studierenden als dem Arzte empfohlen werden. i J
Cours de Dermatologie exotique, par E. Jeanselme. (Paris 1904,
Masson et Cie. 10 Frs.) — Dieses Lehrbuch wird nicht verfehlen, auch bei
— 284 —
uus, wo die Beziehungen mit den Colonien immer engere werden, das grösste
Interesse zu erregen. Wir besitzen in Deutschland kein Werk, welches gleich
umfassend uns über die exotischen Krankheiten einen ebenso eingehenden
Aufschluss gewährt. Dazu war Verf. allerdings mehr wie jeder Andere prä-
disponirt, da er bereits durch eine Reihe früherer Arbeiten seine Erfahrungen
über die in den Colonien beobachteten Krankheitsformen veröffentlicht hatte.
Naturgemäss nimmt einen grossen Umfang des Werkes diejenige Krankheit
ein, welche auch die grösste Ausbreitung in den exotischen Ländern hat, die
Lepra. Von dieser findet sich eine bis in das feinste Detail eingehende Be-
schreibung. Indessen auch die exotische Syphilis kommt nicht zu kurz.
Diese beiden Processe, sowie Pian und Verruga Peruviana werden unter
den Infectionskrankheiten mit hauptsächlicher Localisation auf der Haut be-
schrieben. In der zweiten Gruppe der eigentlichen Dermatosen werden vier
Gruppen unterschieden: 1) Die Orientbeule und das Ulcus der warmen Länder,
2) mycotischen Ursprungs, der Herpes circinatus, Pityriasis versicolor,
Erythrasma u.s.w., 3) thierischen Ursprungs, 4) klimatischen Ursprungs. Den
Schluss machen die congenitalen oder acquirirten Hautdystrophien, wozu er
den Ainhum, die Keloide und den Albinismus rechnet. 5 Karten und 108
vorzüglich wiedergegebene Abbildungen im Text erläutern theils die Klinik,
theils die histobakteriologische Beschreibung der Krankheitsbilder. Einige
Betrachtungen über die Hygiene der Haut in den Tropen werden dazu dienen
den praktischen Werth dieses Buches zu erhöhen. Die glänzende Diction,
die eingehende Bearbeitung des Stoffes stellen dieses Werk in die erste Reihe
der Lehrbücher für die tropischen Hautkrankheiten. Es wird gewiss nicht
verfehlen, nach vielen Richtungen zu neuen Studien anzuregen. J.
IV. Therapeutische Notizen.
Cacao-Cröme:
Rec. Ol. Cacao 5,0
1) Ol. Ricin 30,0
Ol. Bergambott. 1,0
Aq. Coloniens. 20,0
(Revue gén. de thér.)
J.
Lupus:
Rec. Natr. silicic. 10,0
2) Aq. steril. 80,0
S. 2 Mal täglich aufzupinseln.
(Plique, Journ. de méd. 1904.) -
J.
Strophulus infantum:
Rec. Euguformi solubilis 10,0
Zinei oxydati
8) Amyli ana 20,0
Glycerini 30,0
Aq. destill. ad 100,0
S. Zum Umschütteln.
(Max Joseph, Deutsche med. Wochenschr. 1904. Nr4) J.
e — 285 —
V. Vereinsberichte.
Verhandlungen der Moskauer Venerolog. und Dermatolog. Gesellschaft.
Sitzung vom 4. März 1904.
1) Die Versammlung wurde mit der Demonstration der Diapositive ge-
öffnet, die an Pospelow von Lassar gesandt waren und Syphilide der
Gesichtshaut und der Volarflächen von künstlich inoculirten Schimpansen dar-
stellten. Nachdem Lassar der Dank der Versammlung für die Uebergebung
der Diapositive ausgesprochen worden war, hielt Pospelow einen Vortrag über
die Impfbarkeit der Syphilis für anthropoide Affen und von der
Immunität zur Syphilis auf Grund der neuesten Untersuchungen von
Metschnikow, Roux und Lassar. Nach der Darlegung der Inoculations-
versuche mit Thieren in chronologischer Reihe, kam der Vortragende zur
Schilderung der Versuche von Domaschnew, die vor 20 Jahren im Moskauer
Miasnitzky-Spital angestellt, doch des Experimentators Krankheit halber nicht
beendet und deswegen bis jetzt nicht veröffentlicht wurden. In einem Ver-
suche wurde ein junges Schwein mit dem Secrete des Primärgeschwürs inficirt,
im Weiteren entwickelte sich in loco inoculationis eine typische (sogar im
histologischen Sinne) Sklerose, der eine ausgebreitete Roseola folgte. Ein anderes
Schweinchen, dem Partikelchen der excidirten Sklerose ins subcutane Gewebe
des Rückens hineingenäht wurden, zeigte bei der Obduction eine Laryngitis papu-
losa. Nach ausführlicher Darlegung der Versuche von Metschnikow, Roux
und Lassar gelangt Vortr. zu folgendem Resumé: 1) Auf Grund angegebener
Untersuchungen darf jetzt an der Möglichkeit einer Infection der Thiere mit
der Menschensyphilis nicht gezweifelt werden; 2) nach Metschnikow und
Roux kann das syphilitische Virus beim Durchführen durch ein im gewissen
Grade refractäres Thier geschwächt werden und 3) daraus bekommen Metsch-
nikow und Roux Hoffnung ein antisyphilitisches Serum zu erhalten, das
entweder eine vollkommene Immunität oder wenigstens eine Schwächung für den
‚Menschen der Virulenz syphilitischer Infection zur Folge haben wird.
2) Bogrow gab eine Uebersicht der Behandlungsweisen des
Rhinophyms und stellte einen Kranken vor. Die zur Beseitigung des
Rhinophyms angewandten, operativen Methoden lassen sich in drei Gruppen
theilen: 1) die keilförmige Excision mit nachfolgender Naht, 2) Abnahme der
hyperplastischen Gewebe .mit Transplantation nach Tiersch verbunden und
3) Decortication, d, i. Abrasieren der wülstigen Unebenheiten der Nase soweit
durchgeführt, dass die Regeneration der Epidermis noch aus den Ueberresten
der Talgdrüsen vorausgehen könne. Der letzte Modus scheint der einfachste
und beste im kosmetischen Sinne zu sein. Somit muss Unna der Dank aus-
gesprochen werden, da er auf diese im Allgemeinen wenig bekannte Operations-
methode vor Kurzem (Therapie. 1904. Nr. 1 [russisch]) die Aufmerksamkeit
gelenkt hat. Im vorgestelltem Falle, wo bei einem 64jährigen Manne das
Rhinophym seit 15 Jahren ohne Acne rosacea fortbestand, gab die Decorti-
cation vortreffliche Resultate, da nach 3 Wochen die Nase völlig geheilt ist
und in der Form ganz normal aussieht. Es kann nur die Frage von der
Beständigkeit des Erfolges nicht beantwortet werden. — Napalkow fügte
hinzu, die Seltenheit der operativen Behandlung des Rhinophyms hänge nur
davon ab, dass bis jetzt eine Methode fehlte, die dem Arzte und dem
Kranken Genugthuung zu geben im Stande wäre. Das angegebene Verfahren
bringt in dieser Richtung mehr Hoffnung mit.
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lupöse Infiltration existirt ungefähr 2!/, Jahre auf der Nase und am rechten
Fussgelenke. Die Nase wurde einer 2!/,—3stündigen Radiumwirkung unter-
worfen. Jedes Mal wurde 10 mg Radiumbromid angewendet. Die Reaction
kam schon am nächsten Tage zum Vorschein und bestand in einer Zunahme
der Infiltration. Der Mitteltheil der Reactionsstelle wurde nach 4—6 Tagen
exulcerirt. Trotz der am 12. Tage unternommenen Excochleation sind bis
jetzt (3 Wochen nach der Operation) diese Stellen noch nicht geheilt, während
die Nachbartheile schon vernarbt sind. Am Fusse, wo die Infiltration !/, cm
diek ist, riefen 3—3!/,stündige Radiumseancen eine Schwellung der Haut
nur nach 5—6 Tagen hervor. Tiefe Exulcerationen mit steif abgeschnittenen
Rändern bildeten sich hier erst am 18. Tage und bis jetzt (55. Tag nach‘ der
ersten und 47. nach der letzten Radiumexposition) sind sie nur um eine Hälfte
kleiner geworden. Die Lupusinfiltration bleibt unverändert. Die Grösse der
Exulcerationen entspricht vollkommen dem Fenster des Ebonitkästchens, worin
das Radiumbromid eingeschlossen ist.
: 3) Von Bogrow wurde ein 10jähr. Knabe mit Naevus pigmentosus
verrucosus et pilosus vorgestellt. Das Muttermal nahm die rechte Hälfte
des Gesichtes und der Stirn ein. Es wurde hier auch 10 mg Radiumbromid
angewendet. Die Sitzungen dauerten von !/,—2!/, Stunden. Im Ganzen
wurden 11 Sitzungen vorgenommen. Die entstandenen Exulcerationen brauchten
fast 1 Monat, um geheilt zu werden. An ihren Stellen ist jetzt eine deutliche
Depigmentation mit Haarausfall bemerkbar. Die Reaction war ganz schmerz-
los. Die Behandlung wird fortgesetzt. |
4) Speranski demonstrirte einen neuen photo-therapeutischen
Apparat, construirt von Finsen und Reyn. Nachdem Vortr. die Nach-
theile des typischen Finsen’schen Apparates — Untransportabilität, sowie
Kostspieligkeit der Einrichtung und der Exploitation — geschildert hatte, wies
er auf die negativen Eigenschaften des besten von kleineren Lichtapparaten
z. B. des von Lortet und Genoud hin. Das Licht besitzt hier eine schwache
Permeakbilitätskraft und wirkt anf die Lupusknoten fast gar nicht. Lange
Belichtungssitzungen sind schwer durchzuführen, da die Kranken sich selbst
fixiren müssen. Der Finsen-Reyn’sche Apparat steht dem typischen Finsen’-
schen sehr nahe; er ist mit einem lichtconcentrirenden Linsensystem versehen,
die Kohlen werden automatisch regulirt und der Kranke braucht sich dem
Compressor nicht selbst anzudrücken. Der neue Apparat kostet ungefähr
300 Rubel. — Bogrow machte die Versammlung aufmerksam auf die Ursache
der oberflächlichen Wirkung des Apparates von Lortet und Genoud. Das
ist die kurze Dauer (10—15—20 Minuten) der Sitzungen, die wegen Eigen-
thümlichkeiten der Einrichtung des Apparates nicht verlängert werden können.
Deswegen ist die Anwendung eines neuen, von so solider Seite (Finsen)
empfohlenen, Apparates sehr wünschenswerth, da .man hier auch mit viel
kleinerer Stromstärke (20 Amp.) als bei typischer Finsen-Behandlung (70 Amp.)
arbeiten kann.
5) Pospelow theilte weitere Beobachtungen von Lassar (Dermatolog.
Zeitschrift. 1904. Nr. 1) über die Impfung der Syphilis bei anthro-
poiden Affen mit. Die histologischen Untersuchungen der Affensklerose
(Becker und Mayer) erwiesen eine Endo- und Periarteritis der Hautgefässe,
Infiltration der Adventitia, kurz gesagt alles, was der Menschensklerose eigen
ist und woria man sich persönlich überzeugen kann, beim Vergleiche der
Präparate (Demonstration der Diapositive von Lassar). In seinem Briefe an
— 288 —
den Vortr. fügt Lassar liebenswürdig hinzu, dass auch der zweite Schimpanse,
der vom ersten inoculirt wurde, deutliche Merkmale eines papulösen syphilitischen
Exanthems zeige, und somit Ueberimpfbarkeit der Syphilis von einem
Affen zum anderen bewiesen ist.
Im administrativen Theile der Sitzung wurde der Bericht der Commission
(Vorsitzender N.S.Speranski) zur Aufklärung der Frage von der Zweckmässig-
keit der Gründung einer russischen Gesellschaft zur Bekämpfung
der Geschlechtskrankheiten vorgetragen. Die Commission schlug folgende
Resolution vor. „Obwohl ein organisirter Kampf gegen die Verbreitung der
venerischen Krankheiten in Russland durchaus nothwendig ist, hält die Moskauer
Venerolog. und Dermatolog. Gesellschaft kaum zeitgemäss und erfüllbar eine
Gründung der russischen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrank-
heiten und glaubt, die Ziele dieser Gesellschaft könnten zum Theil von den
schon vorhandenen syphilidologischen Gesellschaften, zum Theil von der
existirenden Gesellschaft zur Bekämpfung der ansteckenden Krankheit ver-
folgt werden.“ (Diese Resolution wurde angenommen.) S. Bogrow-Moskau.
VI. Vermischtes.
— Für alle diejenigen, welche sich für die gewiss zukunftsreiche Röntgen-
Therapie in der Dermatologie interessiren, sei auf die kleine Zusammenstellung
von Guido Holzknecht (Sep.-Abdruck a. d. 7. Aufl. von Landesmann,
Therapie an den Wiener Kliniken. Wien 1904, Deuticke) verwiesen. Hier
findet sich in kurzer, präciser Weise vom rein praktischen Gesichtspunkte
alles Wissenswerthe zusammengestellt und was besonders werthvoll bei jeder
Dermatose, genau die Applicationsart, Dosis, Gesammtbestrahlungszeit und
Verlaufsdauer angegeben.
— Wir wollen nicht versäumen, auch unsere Leser auf das neue Archiv
für Rassen- und Gesellschaftsbiologie einschliesslich Rassen- und Gesellschafts-
hygiene (Red.: A. Ploetz) hinzuweisen. Liegt naturgemäss dieses Gebiet
zwar etwas abseits von unserem Specialfache, so werden doch Artikel wie
Rüdin, Zur Rolle der Homosexuellen im Lebensprocess der Rasse; Hueppe,
Entstehung der Infectionskrankheiten; Ploetz, Bedeutung des Alkohols für
Leben und Entwickelung der Rasse u.a.m. das weiteste Interesse erregen
müssen. J:
VII. Personalien.
— Gestorben Prof. Tommasoli in Palermo.
— Habilitirt für Dermatologie Dr. Linser in Tübingen.
— Am 3. Juni feierte Prof. Doutrelepont in Bonn seinen 70. Geburts-
tag. Wir hoffen im Interesse der Wissenschaft, dass der rüstige Jubilar noch
lange in ungeschwächter Kraft seine segensreiche 'Thätigkeit ausüben wird.
VIII. Berichtigung.
Auf S. 194 u. 218 muss es statt Alfo&n heissen Alfvén.
Um Einsendung von ne und neuen Erscheinungen an den Heraus-
geber Dr. Max JoserH in Berlin W., Genthiner Strasse 5, wird gebeten.
Verlag von Ver & Come. in Leipzig. — Druck von Merzerr & Wrrria in Leipzig.
DERMATOLOGISCHES ÜENTRALBLATT.
INTERNATIONALE RUNDSCHAU
AUF DEM GEBIETE DER HAUT- UND GESCHLECHTSKRANKHEITEN.
HERAUSGEGEBEN
VON
| DR. MAX JOSEPH | |
Siebenter mm BERLIN. = Jahrgang.
Monatlich erscheint eine Nummer. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes, sowie direct von der Verlagsbuchhandlung
VEIT & Comer. in Leipzig.
1904. Juli. l Nr. 10.
Inhalt. I. Originalmittheilungen. Ein Fall von Onychomycosis blastomycetica,
von Dr. Emma Dübendorfer.
II. Referate. Entzündliche Dermatosen. 1) Zur Therapie der Tylosis
palmaris bei Erwachsenen, von Th. Mayer. 2) Hyperkératose palmaire d'origine
professionelle chez les laveurs de mineral de cobalt, par Margain. 3) Two cases of
leukokeratosis buccalis; comparison with the histological changes in a case of tylosis
palmae et plantae, by S. Rosenheim. 4) Zur Behandlung der Psoriasis durch den
praktischen Arzt, von Dreuw. 5) Treatment of erysipelas, by A. Herzfeld. 6) Ueber
den sogenaunten Weichselzopf, von Wladyslaw Neumann. 7) Lichen plan avec lésion
des ongles et localisation sur la conjonctive palpebrale, par Gaucher et Druelle.
8) Nouvelles recherches sur les &changes organiques dans le lichen plan et sur le
mode d'action de l'arsenic, par Fr. Radeli. 9) Un cas de lichen verruqueux du cuir
chevelu, par Emery et Umbert. 10) Ueber Pityriasis lichenoides chronica, von
Neumann. 11) Weitere Beiträge zur Klinik und Histologie der Folliclis, von Arthur
Alexander. 12) Ein Beitrag zur Casuistik der Purpura cachectica, von Voeckler. —
Neuritische Dermatosen. 13) Contribution à l'étude du pemphigus vegetant de
Neumann, par R. Stanziale. 14) Ueber Beziehungen der Alopecia areata zu dentalen
Reizungen, von Bettmann. 15) La pathogenie de la pelade, un fait confirmatif de
la theorie de Jacquet, par Eyrand. 16) Ueber einige Fälle von Neurodermitis chronica
linearis, von Mibelli. 17) Mal perforant buccal chez une femme ataxique, par
H. Rodier et Capdepont. 18) Mehrere Fälle von Hautatrophie, von Arthur Alexander.
— Chronische Infectionskrankheiten der Haut. 19) Melanodermie chez une
malade atteinte de tuberculose cutanée verruqueuse, par Raynaud. 20) A case of
blastomycetie infection, by Gilehrist. 21) Innerliche Darreichung von Ichthyol in
drei Fällen von Mycosis fungoides und hämatologische Untersuchung zweier dieser
Fälle um die Zeit ihres Beginnes, von Menahem-Hodora. 22) Fall von Mycosis
fungoides. von H. Suber. 23) Ueber die Behandlung der Lepra mit Chaulmoograöl,
von Kupffer. — Syphilis. 24) Zur Frage der Vererbung der Syphilis, von Hermann
Napp. 25) Sur les doses maxima de mercure injectable, par Chr. Audry. 26) Was
lehrt uns die Geschichte der Syphilishydriatik, von J. Sadger. 27) Die Heilbarkeit
und die Behandlung der Syphilis, von Kowalewsky. 28) Necessit& du traitement
preventif dans la syphilis, par Leredde. 29) Ein neues Quecksilbersalz zur Behand-
lung der Syphilis: Hydrargyrum anilinicum, von Fedtschenko. 30) Ueber die Ver-
wendung von chemisch reinem Wasserstoffsuperoxyd besonders bei Haut- und Ge-
schlechtskrankheiten, von Paul Richter. 31) Tabes d'origine syphilitique, guéri par
le traitement mercurial intensif et prolongé, par H. Oltramare. 32) Zur Pathogenese
der glatten Atrophie des Zungengrundes, von Julius Heller. 33) Ueber die Rhodan-
ausscheidung im Speichel Syphilitischer, von Max Joseph. 34) Sur le chancre syphi-
litique du col de l’uterus et en particulier sur une forme ulcereuse; sa confusion
ossible avec l’epithelioma uterin, par Georges Thiebierge. 35) Zwei Fälle von
ervensyphilis, von Didriehson. 36) Ueber Lungensyphiliss. Auf Grund eines ein-
schlägigen Falles, von Franz Veress. — Gonorrhöe und deren Complicationen.
37) De l'état constitutionnel des rhumatisants blennorrhagiques, par Renault. 38) Die
Behandlung des Trippers. Bemerkungen über Acidum nitricum und Crurin, von Porosz.
VII. 19
— 290 —
39) Weitere Beiträge über die Wirkungsweise des Hexamethylentetramin (Urotropin),
von Köhler. 40) Die Behandlung der Gonorrhöe der männlichen Harnröhre mittels
Spülungen ohne Katheter, von Janet. 41) Untersuchung über den Werth des Helmitols
bei Cystitis, von Kelemen. 42) Ueber scheinbare, mit der Prostata nicht zusammen-
hängende, aber dennoch durch Prostatitis bedingte Schmerzen, von v. Notthafft.
43) Us nicht-gonorrhoische Urethritis, von Wälsch. 44) Ueber die Wirkung des
Natrium saliceylicum auf den Harnapparat, von Knecht. 45) Ueber Suprarenin bei
Kolliculuscaustik, von Dreuw.
III. nn Notizen, = Ir _Vereinsberichte. — V. Mittheilungen
aus der Praxis. E a | e SZ
L Originalmitth eilungen.
m: der. K. Uniyersitätsklinik für Hautkrankheiten zu. Bieda
. (Director: ‘Geh. Med. -Rath Prof: Dr. Neisser).] '
Bin Fall von Onychomycosis blastomycetica.
| Von Dr. Emma Dübendorfer,
‚ehemaligen. Assistentin der Klinik, jetzt in Kairo. u
Im Juni v. J. hatten. wir Gelegenheit, bei einer poliklinischen Patientin
eine eigenartige, durch Hefepilze hervorgerufene Fingernagelaflantion- fest-
zustellen. Da Vë heute besonders in unserem Erdtheil nur wenige Fälle
von Blastomycose beobachtet worden sind: und zudem eine Localisation,
wie sie unser Fall bietet, überhaupt nicht verzeichnet ist, scheint es mir
von Interesse zu sein, eine Beschreibung sowohl des klinischen Bildes als
auch der histologischen, culturellen und. 1. experimentellen Befunde hier
folgen zu lassen. | | | on
Ueber den Infectionsmodus giebt uns die Anamne se leider keinen
Aufschluss. | zZ i
Die 32 jährige Patientin, von Beruf Telephonistin — bis vor 2 Jahren
war sie Krankenpflegerin —, soll bis zur jetzigen Affection stets gesund ge-
wesen sein. Vor 2!/, Jahren trat an der Endphalanx des 4. linken Fingers
eine sehr schmerzhafte Schwellung und Röthung um den Nagel herum auf.
Von einer vorausgegangenen Hautläsion weiss Patientin nichts. Zu einer
Eiteransammlung soll es nicht gekommen sein. Nach einigen Wochen ging
die Schwellung bedeutend zurück, verschwand aber nie vollständig. Nach
2 Monaten wurde der Fingernagel in der hinteren Hälfte stark vorgewölbt,
während in der vorderen Hälfte eine Absplitterung der Nagelsubstanz be-
gann, welche zu einer beträchtlichen Verunstaltung des Nagels führte In
derselben Weise erkrankte !/, Jahr später die Endphalanx des rechten Mittel-
fingers. Patientin hat die letzten 2 Jahre mehrmals ärztliche Hülfe auf-
gesucht. Sie wurde mit verschiedenen Pflastern längere Zeit hindurch ohne
jeden Erfolg behandelt.
Klinischer Befund am 30. Juni 1903: Die Umgebung des rechten
Mittelfingernagels ist leicht geschwellt und diffus geröthet mit einem Ton ins
livide. Die Hautoberfläche ist glatt, etwas glänzend. Der kranke Finger-
nagel ist in seiner hinteren Hälfte stark gewölbt, was bei den anderen Nägeln
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— 292 —
Ungewöhnlich war. ferner die glatte Oberfläche der hinteren Nagelhälfte.
Weiterhin kam die von Sabouraud(l) als „onychose- und perionychose
staphylococcique“ bezeichnete Veränderung in Betracht, bei welcher in
der Nagelsubstanz kleinste Eiterherde bestehen, die sich an der Ober-
fläche durch fleckförmige, gelbliche Veränderungen kund geben. Wie oben
erwähnt, zeigten auch bei unserer Patientin die kranken Nägel solche
gelbliche wie aus der Tiefe durchschimmernden Flecke. Ferner mussten
differentialdiagnostisch noch der Favus und die Trichophytie in Betracht
gezogen werden. Für beide Affectionen war die entzündliche Veränderung
der umgebenden Hautpartien, ohne entsprechende Oberhautläsionen, sehr
auffällig, Auch die anamnestischen Angaben der Patientin über den
Beginn der Krankheit mit stark entzündlicher Schwellung, ohne Pustel-,
Krusten- oder Schuppsnbildung, EEN doch sehr gegen. eine solche
Mycose.
Der Grund,, weshalb die Affectionen in keines T bekannten Krank-
heitsbilder recht hineinpassen wollte, ergab sich aus den Cultur-
resultaten und. aus der a Untareuphung der
Fingernägel. `
Präparate aus abgekratzter Bee mit Methylenblau
gefärbt, zeigten bei der mikroskopischen Besichtigung neben den Nagel-
zellen einzelne ovoide, auf den ersten Blick an Hefezellen erinnernde
Gebilde. Bakterien liessen sich nicht nachweisen. Von dem:mit Alkohol-
Aether gereinigten und: mit physiologischer Kochsalzlösung: abgespülten
Nagelplatten wurden feinste Partikelchen mit dem sterilem :Bistouri ab-
gekratzt und auf Fleischwasseragar und Bouillon. verimpft. ` Die Finger-
nägel wurden dann mit starkem Salicylsäurepflastermull verbunden. Nach
2 Tagen wurden die nun weicher gewordenen Nagelplatten an den gelben
Stellen mit einer ausgeglühten Nadel perforirt wobei etwas Eiter zum
Vorschein kam. Mit der Nadel liess sich eine Höhle abtasten, welche
das Nagelbett von der Nagelplatte trennte. Sowohl in dem mit Eiter
als mit der abgeschabten Nagelsubstanz beschickten Nährböden gingen
Blastomyceten in Reincultur auf. Dieser unerwartete Befund be-
stimmte uns, die beiden kranken Fingernägel zu extirpiren. Nach Ent-
fernung der Nägel zeigte sich auf der Unterlage noch ziemlich reichlich
Eiter. Das Nagelbett war mit bröckligen und faserigen Massen über-
zogen, welche mit dem scharfen Löffel entfernt wurden. Das gut gereinigte
Nagelbett wurde mit Arning’scher Lösung gründlich ausgepinselt. Vom
folgenden Tage an wurde mit 5°/, Kreosot-Salicyl-Pyrogallussalbe ver-
bunden. Leider musste die Patientin schon nach 5 Tagen aus der Be-
handlung entlassen werden, da ihr Urlaub abgelaufen war. Heute, nach
8 Wochen, meldet uns die Patientin, dass an beiden Händen ihre Finger-
nägel nachgewachsen seien. Der neue Nagel des rechten Mittelfingers
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— 294 —
Fingernägel. Die wenigen in der Litteratur verzeichneten Fälle von
Nageltrichophytie mit Eiterung sind nach Heller’s (2) Ansicht auf eine
Mischinfection mit gewöhnlichen Eitererregern zurückzuführen. Nach
übereinstimmenden Angaben von Unna(3) und Fabry(4) wachsen die
Favuspilze überhaupt nicht in die Nagelplatte hinein, wohl aber der
Trichophyton tonsurans. Ob bei unserer Patientin auch in der Cutis
Pilze vorhanden waren, liess sich leider nicht feststellen.
Culturversuche.
Auf gewöhnlichem Fleischwasseragar und Maltoseagar bildet unsere
Hefe runde, kuppelförmig erhabene Colonien von weisser Farbe mit
porcellanartig glänzender Oberfläche. Auf Bierwürzeagar breiten sich die
Colonien sehr rasch zu grossen, flachen Blasen aus. In Bouillon und in
reiner Bierwürze bildet die Hefe einen flockigen Niederschlag. Eine
Trübung der Culturflüssigkeit tritt nicht ein. Eine Kahmhautbildung
habe ich bei keinem der verwendeten, flüssigen Nährmedien beobachten
können. Auf Kartoffeln zeigen sich zuerst kleine kuppelförmige Colonien,
welche später zu rosenkranzartigen, strahlig verlaufenden Verbänden
auswachsen. Die anfänglich weissen Kartoffelculturen nehmen nach
1—2 Monaten eine schmutzig hellgraue Verfärbung an.
Stichceulturen in leicht alkalischer Gelatine entwickeln sich sehr
langsam. Sie bilden seitlich kleine, blattförmige Ausläufer; an der
Öbertläche bildet sich ein flacher, rundlicher Rasen. Die Colonien zeigen
noch nach Monaten einen rein weissen Farbenton. Eine: Verflüssigung
der Gelatine tritt nicht ein. Auf Bierwürzegelatine vollzieht sich das
Wachsthum ungleich viel schneller als auf der gewöhnlichen Gelatine.
Die Bierwürzegelatine wird nach einiger Zeit vollständig verflüssigt.
Bei Brütofentemperatur wächst unsere Hefe üppiger als bei Zimmer-
temperatur. Die Culturen entwickeln einen sehr intensiven, säuerlichen
Geruch. Trotzdem geben die auf schwach alkalischem Agar aufge-
gangenen Pilze auf angefeuchtetem Lakmuspapier eine deutlich alkalische
Reaction. Mit Hefe beschickte, leicht alkalische Bouillon behält ihre
Alkalescenz bei. | |
Um das Gährungsvermögen unserer Hefe festzustellen, wurde dieselbe
in den bekannten U-förmigen Röhrchen auf Traubenzucker- Rohrzucker-
und Maltosebouillon verimpf. Bei Brütofentemperatur trat in der
traubenzuckerhaltigen Bouillon lebhafte Gährung ein. Die Disaccharate,
Maltose und Saccharose dagegen wurden nicht vergährt. Bei der Trauben-
zuckerbouillon war nach 24 Stunden der lange Schenkel des Röhrchens
mit Gas angefüll.e Zum Nachweis der Kohlensäure wurde die Bouillon
mit etwas concentrirter Kalilauge versetzt, wonach die Gassäule allmählich
wieder verschwand.
— 295 —
Auf den verschiedenen, künstlichen Nährböden zeigt unsere Hefe
verschiedene Wachsthumsformen. Bei den Hefen der gewöhnlichen, festen
Nährböden habe ich weder Hyphenbildung noch deutliche Sprossverbände
beobachtet. Die Pilze zeigten sich hier in Form von länglich ovoiden
oder eliptischen Einzelzellen, oder aber bienenwabenartig aneinander-
gereiht. Präparate aus jungen Bouillonculturen zeigen lauter einzelne
Hefezellen, bei älteren Culturen dagegen finden sich lange, deutlich
gegliederte Mycelfäden und beinahe bacillenartige Einzelfäden. In Bier-
würze wächst die Hefe zu grösseren Sprossverbänden aus.
Thierversuche.
Um die Thierpathogenität unserer Hefe festzustellen, haben wir
verschiedene Impfversuche an weissen Mäusen, Meerschweinchen und
Kaninchen vorgenommen.
Versuch I. Einem Kaninchen wurde Leem Aufschwemmung einer
Maltoseagarcultur subeutan injieirt. Gleichzeitig wurde eine grössere Haut-
partie an der Bauchseite rasirt, etwas augekratzt und mit der Hefecultur ein-
gerieben. Dieselbe Procedur wurde 4 Tage später an einer anderen Haut-
stelle wiederholt. Augenfällige Krankheitserscheinungen sind bei diesem Thiere
nie aufgetreten. Die mit den Blastomyceten behandelten Hauttheile zeigten
die ersten 14 Tage geringe Schuppung und Krustenbildung. Nachher nahm
die Haut wieder normale Beschaffenheit an. An der Injectionsstelle bildete
sich ein derbes Knötchen aus, welches etwa 4 Wochen lang zu fühlen war,
nachher aber vollständig verschwand. Das Thier ging nach 12 Wochen an
einer Bisswunde zu Grunde. Bei der Section konnten an den inneren Organen
keinerlei Veränderungen festgestellt werden. Culturversuche vom Herz-, Lungen-,
Milz- und Nierenblut fielen negativ aus, Von einer mikroskopischen Unter-
der Organe wurde deshalb abgesehen.
Versuch II. Einem Kaninchen wurde 1 ccm einer 2 Tage alten Bouillon-
cultur in eine Ohrvene injieirt. Die beiden ersten Tage nach der Injection
war das Thier munter; am 3. Tage wurde es theilnahmlos und nahm kein
Futter mehr zu sich. Am 4. Tage ging es zu Grunde. — Section: In der
Bauchhöhle und im Thoracalraum findet sich viel seröse Flüssigkeit. Das
Bauchfell ist mit zahlreichen, stecknadelkopfgrossen, weissen Knötchen über-
sät. Beide Nieren sind beinahe um das 3fache vergrössert. Die Nierenrinde
ist ganz mit weissen Knötehen durchsetzt. Die Milz ist ebenfalls stark ver.
grössert und sehr blutreich. Auf Leberschnitten sind makroskopisch ebenfalls
Kuötchen zu sehen. Ausstrichpräparate von Nierenknötchen ergaben fast aus-
schliesslich Blastomyceten, zum Theil in Form langer Mycelien. Von sämmt-
lichen Organen gingen auf Bouillon und Agar sehr viel Blastomyceten in
Reincultur auf.
Zur mikroskopischen Untersuchung wurden verschiedene Gewebsstücke in
Alcohol. absol. gehärtet und in Paraffin eingebettet. Zur Darstellung der
Hefen haben wir nach Gram-Weigert, nach Sanfelice und nach Wälsch (5)
gefärbt. Die letztere Methode lieferte uns besonders hübsche Bilder. (Nach
Vorfärbung mit Lithiumcarmin kommen die Schnitte auf 5—10 Minuten in
ein Gemisch von Anilinwasser und Gentianaviolettlösung 2:1, dann 3 Minuten
— 9296 —
in 5°/ ige Jodkalilösung und Wasserstoffsuperoxyd a, hierauf differenziren
mit 1°/,igem salzsaurem Anilinöl; dann Xylol und Balsam.)
Gute Resultate erhielten wir auch bei Vorfärbung mit Hämateinlösung
und Nachfärbung mit Ziehl’schem Carbolfuchsin in dünner Concentration. —
Die von Busse (6) und neuerdings von Cohn empfohlene Russel’sche
Färbung hat uns leider im Stich gelassen.
Mikroskopischer Befund: Die nach Sanfelice und Wälsch ge-
färbten Nierenpräparate zeigen runde Herde, deren Centren aus einer An-
häufung gleichmässig roth gefärbter Zellen besteht. Da diese Zellen mit Aus-
nahme des tinctoriellen Verhaltens mit den Hefezellen übereinstimmen, glaube
ich mit Sicherheit annehmen zu dürfen, dass es sich um Blastomyceten handle,
welche im Begriffe zu Grunde zu gehen, ihre Gram-färbbare Substanz verloren
haben. Die Randzone besteht aus violett gefärbten Hefen. Innerhalb dieser
Herde ist von der Nierenstructur nichts zu sehen. Die Umgebung dieser
Herde ist mit Mycelen und in Sprossung begriffenen Hefen stark durchsetzt.
Die Blutgefässe, sowohl die Venen als die Arterien, sind sehr stark dilatirt.
In den Gefässwandungen finden sich ebenfalls einzelne Blastomyceten. — Die
Mehrzahl der Hefen ist nicht diffus blau gefärbt, sondern zeigt nur intensiv
blau gefärbte, randständig oder polar gelagerte Körner. Im Inneren der Zellen
sind deutliche Vacuolen zu sehen. Die einzelnen Zellen sind meist reicher
au sogen. gramophilen Körnern als die Hyphen und Sprossverbände. Eiter-
körperchen sind nirgends zu sehen, was um so auffälliger ist, als es sich doch
um eine hochgradige Zerstörung des Nierengewebes handelt. Die starke Blut-
gefässdilatation dürfte wohl als Stauungserscheinung aufzufassen sein.
Das Lebergewebe ist in ähnlicher Weise, wenn auch in geringerem Grade
befallen. Auch hier sind einzelne runde, aus dichten Zellanhäufungen be-
stehende Herde zu sehen. Um diese Herde herum liegen zahlreiche Pilze,
welche die typische, mit Gentianaviolett intensiv gefärbte Körnelung aufweisen.
Die Blutgefässe sind ad maximum dilatirt, die Gallengangsepithelien vielerorts
durch einwuchernde Hefepilze zerstört. Das J,ungengewebe zeigt ausser starker
Gefässdilatation keine wesentlichen Veränderungen.
Versuch III. Einem Kaninchen wurden 1!/,ccm einer 24stündigen,
von Kaninchen II stammenden Bouillonceultur in die rechte Ohrvene injicirt.
Nach 4 Tagen machte das Thier einen schwer kranken Eindruck und zeigte
stark dyspnoische Athmung. Exitus am 6. Tage.
Section: Bei der Eröffnung des Leibes tritt die Blase als prall ge-
spannter, bis nahe an den Rippenbogen reichender Sack hervor. Im Perito-
neum sind hanfkorngrosse, weisse Knötchen, an einer Stelle eine erbsengrosse,
transparente Cyste zu sehen. Leber und Milz sind kaum vergrössert und
zeigen auf dem Durchschnitt makroskopisch keine Veränderungen. Die Nieren
sind sehr blass, von normaler Grösse. Die Lungen sind besonders in den
oberen Partien durch weisse Schwarten mit der Brustwand verklebt. Das
Herz ist ebenfalls von schwartenartigen Massen umgeben und stellenweise am
Herzbeutel adhärent. Die Lungen zeigen sowohl auf der Oberfläche als im
Inneren hanfkorngrosse, weisse Knötchen, ein Befund analog demjenigen,
welchen Buschke in seiner Monographie über die Blastomycose bei einer
Meerschweinchenlunge beschrieben und abgebildet hat (Taf. II, Fig. 8).
Von Lungen-, Leber-, Milz-, Herz- und Blaseninhalt wurde nach sorg-
fältiger Eröffnung mit dem Paquelin auf Agar und Bouillon verimpft. Aus
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angeordnet, vorhanden. Sie befinden sich im Zustande lebhafter Sprossung
‚und Hyphenbildung. Sie zeigen meist reichlich Gram-färbbare Körner. Anders
bei dem 6 Tage nach der intravenösen Injection zu Grunde gegangenen Thiere.
Hier sind verschiedene Organe, namentlich die Lungen stark von Hefen durch-
setz. Aber diese, in Form kleinster und grösserer, doppelt contourirter, in
kleinen Nestern zusammenliegenden Zellen haben ihre Gram-färbbare Substanz
vollständig eingebüsst. Es sind schalenförmige Gebilde, welche sich mit Litbion-
carmin gleichmässig blassroth färben. Ein grosser Theil der Hefepilze hat
also schon nach 6tägigem Aufenthalt im Organismus die Gram-färbbare Sub-
stanz vollständig eingebüsst. Solche nicht mehr specifisch färbbaren Zellen
werden allgemein als abgestorben betrachte. Cohn(7) glaubt, dass es sich
im Organismus um eine Auslaugung der Hefezellen durch die Körpersäfte
handle. Nach Albert(8) ist diese Erscheinung durch das Vorhandensein
eines typischen Fermentes bedingt. (Endotrypsin, welches die ausgefällten
Eiweissstoffe löst). Bei Kaninchen III besteht in verschiedenen Organen ent-
zündliche Gewebsinfiltration, bei Kaninchen II dagegen nicht.
Versuch IV. Einem Kaninchen wurde ein Stückchen Lunge von
Kaninchen III mit Blastomycetenknoten unter die Haut genäht. Nach 14 Tagen
schien eine vollständige Resorption eingetreten zu sein. Das Thier ist ge-
sund geblieben.
Versuch V. Einem weiteren Kaninchen wurde Bouillonceultur — von
einem an Blastomycose zu Grunde gegangenen Kaninchen stammend — unter
die Bauchhaut injieirt. Das Thier ist heute, nach 8 Monaten noch gesund.
Versuche an Meerschweinchen.
Einem Meerschweinchen wurde 1 ccm einer Aufschwemmung einer Maltose-
agarcultur unserer Hefe in die Peritonealhöhle injieirt. Das Thier ging nach
21 Tagen zu Grunde. Bei der Section finden sich in den Lungen weisse,
hanfkorngrosse Knötchen, Infarcte und Cavernen. An den übrigen Organen
waren makroskopisch keine Veränderungen zu finden. Bei der mikroskopischen
Untersuchung der Lungen finden sich grössere Cavernen, in deren Umgebung
das Gewebe mit Blut durchsetzt ist. Eine Abkapselung des Infarctes besteht
nicht. Daneben finden sich baumförmig verästelte Infiltrationsherde, welche
im Centrum je einen mit Zellen vollständig ausgefüllten Bronchus zeigen.
Bei starker Vergrösserung zeigt es sich, dass diese Infiltrate grösstentheils aus
Hefezellen bestehen. Das Epithel der befallenen Bronchen ist stellenweise
zerstört, stellenweise gewuchert. Das Bronchiallumen zeigt ausser Hefezellen
abgesprengte Inseln von Epithelien. In den mittleren Partieen der Infiltrations-
herde ist das elastische Gewebe zu Grunde gegangen, in den Randpartien
dagegen sind die Alveolen durch elastische Faserzüge deutlich abgegrenzt.
An den mit Gram-Weigert, Sanfelice und Wälsch gefärbten Präparaten
gelang es erst nach langem Suchen, specifisch gefärbte Hefezellen zu finden.
Im Grossen und Ganzen hatte alen die Hefe ihre specifische Färbbarkeit
eingebüsst. Sie war aber trotzdem an den übrigen, weiter oben angeführten
Merkmalen deutlich erkennbar. Die Grösse der einzelnen Hefezellen ist sehr
ungleich. Die kleinsten sind maulbeerartig zu kleinen Nestern angeordnet
und sind von einer gemeinsamen Hülle umgeben. In der Umgebung einiger
grosser Gefässe, deren Wandungen selber nicht alterirt erscheinen, ist das
Gewebe hyalin degenerirt.
— 299 —
Ein 2. Meerschweinchen, welchem Leem einer von Kaninchen II
stammenden Bouilloncultur intraperitoneal injieirt worden war, ging nach
3 Monaten zu Grunde. Bei der Section zeigte sich ein starker seröser
Flüssigkeitserguss im Abdomen.
Histologischer Befund: Die hochgradigsten Veränderungen finden
sich in den Lungen. Die Lungenpräparate zeigen grosse, ziemlich scharf be-
grenzte, zahlreiche Plasmazellen und epitheloide Zellen aufweisende Infiltrations-
herde, innerhalb welcher die Bronchiallumina vollständig ausgefüllt sind. Die
Gefässe sind ad maximum dilatirt, da und dort sind auch die Gefässwände
und deren Umgebung infiltrirt. Daneben finden sich kleine hämorrhagische
Herde. Die nicht entzündlich veränderten Lungenpartien sind stark emphyse-
matös. Leider ist mir der sichere Nachweis von Blastomyceten in den Lungen-
präparaten nicht gelungen. Ich glaube dieser, als chronische Entzündung
aufzufassenden Veränderung, trotzdem eine blastomycetische Aetiologie zu-
schreiben zu dürfen, da ich in den Nierenschnitten desselben Thieres spärliche
Hefezellen nachweisen konnte. Dass die Hefen da, wo sie zu chronisch entzünd-
lichen Infiltrationsherden geführt haben, oft sehr schwer aufzufinden sind, ist
bekannt. Sternberg(9) betont, dass diese Herde häufig durch ihren Aufbau
und die Anordnung der sie zusammensetzenden Elemente, än das Bild des
Fremdkörpertuberkels erinnern. Es handele sich dabei wohl um eine Schutz-
vorrichtung, denn im Inneren dieser Herde seien die Blastomyceten oft kaum
mehr nachzuweisen. Dasselbe gilt für diejenigen Fälle von Hautblastomycose,
welche an das Bild der Tuberculosis verrucosa cutis erinnern. Montgom-
mery (10) berichtet z. B. von zwei derartigen Fällen, wo der Pilznachweis
erst nach langem vergeblichem Suchen gelang.
An den Nierenpräparaten fällt namentlich die starke Gefässdilatation auf.
Das Gewebe ist von einigen cystischen Hohlräumen durchsetzt. In den
Schnitten liessen sich spärliche Blastomyceten nachweisen.
Das Lebergewebe zeigt ebenfalls stark dilatirte Gefässe, in deren Um-
gebung eine Anhäufung von Blutpigment, sowohl intra- als extracellulär ge-
lagert stattgefunden hat.
Einem 3. Meerschweinchen wurden 3 cem Bouilloncultur unserer Hefe,
von einem an Blastomycose zu Grunde gegangenen Kaninchen stammend, in
die Bauchhöhle injieirt. Das Thier ist heute, nach 8 Monaten, noch gesund.
Impfversuche an Mäusen.
Einer weissen Mauss wurden 0,5 ccm einer Aufschwemmung von Maltose-
agarcultur in die Bauchhöhle injieirt. Die Maus ging nach 27 Tagen zu
Grunde. Bei der Section fand sich eine etwas vergrösserte rechte Niere mit
einer fein punktirten Oberfläche. Leider kam das Thier nicht frisch genug
zur Section. Die Culturböden wurden deshalb mit Fäulnissbakterien über-
wuchert. Es war nicht möglich, Blastomyceten nachzuweisen.
Histologischer Befund der rechten Niere: In der Rindenpartie finden
sich Harncanälchen, welche mit Hefezellen vollständig ausgefüllt sind. Diese
Zellen sind klein und rund und zeigen fast gar keine specifische Färbbarkeit.
Viele liegen in kleinen Häufchen beisammen, welche mit Thionin-Eosinfärbung
eine gemeinsame, blass-rosa gefärbte Hülle zeigen. Das Epithel der befallenen
Nierencanälchen ist stellenweise zerstört. Das umliegende Gewebe zeigt hyaline
Degeneration. In den central durch die Niere gelegten Schnitten fällt schon
bei mikroskopischer Betrachtung ein länglicher Hohlraum auf. Mikroskopisch
— 300 —
findet man um den einen grossen Hohlraum herum mehrere kleinere Gewebs-
lücken. Die Wand der grossen Cyste ist mit Gram-festen Hefezellen aus-
gekleidet. Auf einer Seite ragt ein grosser Pfropf in das Lumen hinein,
welcher grösstentheils aus einzelnen Hefezellen und aus Mycelfäden besteht.
Daneben befindet sich eine aus einer kernlosen, hyalin degenerirten Masse
bestehende Gewebsinsel, welche die Structur des zu Grunde gegangenen Nieren-
parenchyms eben noch andeutet. Einzelne Nierencanälchen sind mit hyalinen
Massen ausgefüllt. Die Venen sind stark dilatirt. Eine Vene in der Nähe
des grossen Hohlraumes zeigt eine beträchtliche Wandinfiltration. Daneben
finden sich einzelne, aus epitheloiden Zellen bestehende Infiltrationsherde. Von
der histologischen Untersuchung der übrigen Organe, welche makroskopisch
keine Veränderungen aufwiesen, habe ich abgesehen.
Zwei weisse Mäuse wurden mit je 2 cem Bouilloncultur unserer Hefe
intraperitoneal geimpft. Beide Thiere gingen am 4. Tage zu Grunde. Die
Section ergab vergrösserte Nieren, welche mit weissen, etwas vorspringenden
Punkten dicht übersät waren. Dieselben Veränderungen zeigt das Herz der
einen Maus. An den übrigen Organen war makroskopisch nichts besonderes
zu sehen. N |
Histologischer Nierenbefund: In der Rinde sind zahlreiche kleine,
runde Herde vorhanden, welche aus einem sehr dichten Netzwerk von Hefen
in Form von Hyphen und Sprossverbänden bestehen. An Stelle dieser Herde
fehlt das Grundgewebe, in der Umgebung ist es hyalin degenerirt. Die in
der Mitte der Knötchen liegenden Hefen haben sich mit Gentianaviolett fast
gar nicht gefärbt, die Randzone dagegen besteht aus einem dichten Filzwerk
von Gram-festen Mycelien und Sprossverbänden. Eine entzündliche Gewebs-
infiltration besteht nicht. Beide Mäuse zeigen an den Nieren dieselben Ver-
änderungen.
Das Herz der einen Maus ist in analoger Weise verändert. Die Herz-
wand ist mit Herden durchsetzt, welche aus einem dichten Flechtwerk von
Hefezellen bestehen. Die Musculatur ist an den betreffenden Stellen zu Grunde
gegangen. Das Endocard erscheint stellenweise mit Hefezellen vollständig
austapecirt. Von einer Leukocytenansammlung ist auch hier nichts zu sehen.
Ein am Colon transversum gefundenes, erbsengrosses Geschwülstchen erweist
sich als echter Hefentumor.
Diese, wenn auch nicht gerade zahlreichen Experimente mögen doch
genügen. um die Pathogenität unserer Hefe für Mäuse, Meer-
schweinchen und Kaninchen hinreichend zu beweisen. Am
empfindlichsten haben sich danach die Mäuse gezeigt, da sowohl
intraperitoneale als subcutane Injectionen innerhalb kurzer
Zeit zum Tode geführt haben. Kaninchen dagegen gingen nur nach
intravenöser Injection zu Grunde. Subcutane und intraperitoneale
Injektionen, Einreibungen in die erodirte Haut und subcutane Implanation
eines Stückchens blastomycetisch erkrankter Lunge haben keine Krank-
heitserscheinungen hervorgerufen. Die subcutanen Injectionen wurden
zum Theil an den Pfoten in der Umgebung der Krallen ausgeführt, ohne
dass irgendwelche Veränderungen der letzteren eingetreten wären.
Wie aus den detaillirt mitgetheilten Befunden hervorgeht, unter-
— 301 —
scheiden sich die durch unsere Hefe hervorgerufenen Läsionen
je nach der Dauer des Krankheitsprocesses. Gehen die Thiere
innerhalb weniger Tage zu Grunde, so finden wir die visceralen Organe,
namentlich die Nieren von einzelnen Hefen geradezu überschwemmt, oder
aber von Knötchen durchsetzt, welche ein Conglomerat von Pilzen dar-
stellen. Die stark betroffenen Stellen zeigen hyaline Degeneration und
Gewerbszerfall, meist ohne entzündliche Reaction. Diese letztere, eigen-
thümliche Erscheinung findet sich in der Litteratur mehrmals erwähnt.
So zeigen z. B. mehrere. Abbildungen in der Monographie von Buschke (11)
über die Blastomycose die Hefen in einem vollständig entzündungsfreien
Gewebe liegend. So: hat auch Sternberg (9) bei seinen Thierexperimenten
mit 13 verschiedenen Hefestämmen oftmals eine enorme Vermehrung der
Hefen im Thierkörper ohne entzündliche Gewebsreaction wahrgenommen.
Auch Cohn(4) berichtet, mit der Klein’schen Hefe öfters bei Thieren
Bastomycose ohne entzündliche Gewebsreaction hervorgerufen zu haben.
Rabinowitsch (12) hat bei ihren Thierversuchen mit. 7 pathogenen Hefe-
arten ebenfalls im Blut und im Gewebe Hefen nachgewiesen, ` welche
keine entzündlichen Veränderungen hervorgerufen hatten. Sie fasst deshalb
den Krankheitsprocess als Infection und nicht als Intoxication auf.
Andere Autoren sind auf Grund entsprechender Thierexperimente zu
demselben Schlusse gelangt. Nach Cohn(7) und Sanfelice(13) werden
sowohl Filtrate als auch Aufschwemmungen abgetödteter Hefen gut vertragen.
Anders bei denjenigen Thieren, die erst nach Wochen oder
Monaten zu Grunde gehen. Hier finden wir meist deutliche Spuren
der chronisch entzündlichen Reaction, Infiltrationsherde, welche ihrem
Aufbau nach zu dem infectiösen Granulationsgeschwülsten zählen.
Ich möchte hier noch einmal die enorme Gefässdilatation, welche
in den visceralen Organen sämmtlicher, nicht acut zu Grunde
gegangener Thiere zu constatiren war, mit den begleitenden, kleineren
und grösseren hämorrhagischen Herden hervorheben. Die letztere Er-
scheinung habe ich in der Litteratur nicht erwähnt gefunden. Buschke
giebt an, Blutungen ins Gewebe weder makroskopisch noch mikroskopisch
gefunden zu haben. Cohn (14) hat bei Mäusen eine starke Hyperämie
constatirt, Hämorrhagien werden aber in der Arbeit nicht erwähnt.
Als weitere Besonderheit möchte ich noch die Cystenbildung in
den Nieren anführen, welche ich bei 2 Versuchsthieren beobachtet habe.
Es handelt sich dabei um eine Einschmelzung des Gewebes nach
vorausgegangener, hyaliner Degeneration. Hyaline Degeneration
ist namentlich bei der Hautblastomycose, im Centrum tuberkelartiger
Herde nicht selten beobachtet worden. Unsere Nierenpräparate zeigen
wohl einzelne chronisch entzündliche Iufiltrate, aber die eingeschmolzenen
Partien finden sich nicht innerhalb dieser Herde.
— 302 —
Unsere Befunde liefern einen weiteren Beweis für die Mannigfaltig-
keit der Krankheitserscheinungen, welche die Hefe im thierischen Organis-
mus zu erregen vermag.
Für die von verschiedener Seite mmer wieder verfochtene Anschauung,
dass die Blastomyceten die Erreger der malignen Geschwülste seien, haben
meine Experimente keinerlei Stütze gebracht.
Auch an dieser Stelle erfülle ich die angenehme Pflicht, Herrn Geh.
Med.-Rath Prof. Dr. Neisser, meinem früheren hochverehrten Chef und
Lehrer, aufrichtigen Dank für die Ueberlassung des Materials Ke
Litteratur. i
i)-Sabouraud, Onychose et perionychose stophylococeique. Annales de Derm.
1900. Nr.4. — 2) Heller, Nagelkrankheiten. Monographie. — 3) Unna, Histo-
pathologie der Hautkrankheiten. — 4) Fabry, Ueber Onychomycosis favosa. Arch.
f. Dermatologie. 1890. XXII. — 5) Wälsch, Zur Anatomie des Favus. Arch. f.
Dermatologie. 1895. XLIX. — 6) Busse, Die Sprosspilze. Lehrbuch der pathogenen
Mikroorganismen von Wassermann u. Kolle. — 7) Cohn, Weitere Untersuchungen
über die Klein’sche Hefe. Centralbl. f. Bakt. XXXIII. Nr. 9. — 8) R. W. Albert,
Chemische Vorgänge in der abgetödteten Hefezelle. Centralbl. f. Bakt. 2. Abthlg.
VII. Nr. 21. — 9) Sternberg, Experimentelle Untersuchungen über pathogene Hefen.
Beiträge zur patholog. Anat. u. allg. Path. XXXII. 1902. — 10) Montgomery,
Three cases of blastomycetic infection of the skin. Journ. of cutan. and gen.-urin.
disease. 1901. Nr. 1. — 11) Buschke, Die Blastomycose. Bibliotheka medica. X.
— 12) Rabinowitch, Untersuchungen über pathogene Hefen. Zeitschr. f. Hygiene.
XXI. — 13) Sanfelice, Ueber Immunität gegen Blastomyceten. Centralbl. f. Bakt.
XX. 8.219. — 14) Cohn, Untersuchungen über eine neue thierpathogene Hefeart.
Kenn) f. Bakt. XXXI.
II. Referate.
Entzündliche Dermatosen.
LU Zur Therapie der Tylosis palmaris bei Erwachsenen, von Th. Mayer.
(Dermatologische Zeitschrift CHE Mai.)
Nach Reinigung der befallenen Partien mit Wasser und Seife ist Abends
eine mindestens 5 Minuten lange fortgesetzte systematische Massage der er-
krankten Haut mit eiser, einer 10°/, freie Salicylsäure enthaltenden
Salbenseife, vorzunehmen. Zur Unterstützung der macerirenden Wirkung
können sodann Glac&handschuhe über Nacht angelegt werden. Sobald eine
Röthung oder Schmerzempfindung auftritt, ist das Mittel für einige Tage
auszusetzen. Immerwahr-Berlin.
'2) Hyperköratose palmaire d’origine professionelle chez les laveurs de
mineral de cobalt, par Margaın (Journ. des maladies cutan. et syphil.
1904. Februar.)
Verf. hat bei einigen Kranken von N et Caledonien; die mit Mineral-
waschen in den dortigen Cobaltbergwerken beschäftigt waren, eine Hyper-
keratosis palmaris festgestellt, die sich offenbar als Berufskrankheit charakterisirt.
Die Affection zeigt verschiedene Formen, einmal kraterförmige Erosionen
mit unregelmässig zerklüfteten Rändern und Grund, bräunliche Hornmassen,
— 303 —
meistens trocken, ab und zu aber vereiternd, dann eine generalisirte gleich-
mässige Verdickung der Palmarhaut, die schwielig wird und deutlich aus-
geprägte tiefe Furchen zeigte. Endlich eine siebartige Durchlöcherung der
Haut, in deren Tiefen man kleinste Mineralpartikelchen findet. Salicylvaseline
scheint bei gleichzeitigem Wechsel der Beschäftigung gute Resultate zu liefern.
Paul Oppler-Bireslau.
3) Two cases of leukokeratosis buccalis; comparison with the histo-
logical changes in a case of tylosis palmae et plantae, by S. Rosen-
heim. (Johns Hopkins Hospit. Bullet. 1904. Nr. 155.) `
"Verf. berichtet über 2 Fälle von Lousakgratosie buccalis, welche unter
Husten und Schluckbeschwerden die typischen grau-weissen erhabenen. Flecke
ein Mal an der Wangenschleimhaut eines starken Rauchers, das andere Mal
am weichen Gaumen eines in Trinken und Rauchen mässigen Mannes er-
kennen liessen. Im Anschluss an eine weitere Beobachtung von Tylosis palmae
et plantae weist Verf. auf die Aehnlichkeit des histologischen Bildes dieser
beiden. Affeetionen hin: Keratinisation durch Bildung einer neuen Schicht
oder. durch Verdickung . der Hornschicht, Infiltration des Corium und der
Submucosa mit jungen Rundzellen. Verf. nimmt an, dass bei der Leuko-
keratosis buccalis individuelle Disposition vorliegen müsse, in welchem Falle
jeder Reiz, sowohl das Bestehen von Syphilis als wie auch der Genuss von
Tabak, Alkohol, heissen oder scharf gewürzten Speisen die Affection auslöse.
Therapeutisch empfehlen sich neben Vermeidung jeder Reizwirkung. Mund-
ausspülungen mit Alkalien, Alaun, Chromsäurelösungen, Aetzungen mit Salicyl-
säure, gelegentlich auch chirurgische Entfernung der Flecke. J.
4) Zur Behandlung der Pgoriasis durch den praktischen Arzt, von Dreuw.
(Münchener med. Wochenschrift 1904. Nr. 20.)
Verf. hat folgende Salbe componirt: Acid. salic. 10,0, Chrysarobin, Ol.
rusc. 59 20,0, Sapon. virid. Vaselin. as 25,0, womit mittels eines Borstenpinsels
etwa 4—6 Tage lang die Psoriasisstellen Morgens und Abends eingerieben
werden. Am 5. oder 6. Tage lässt man dann 1—3 Tage lang täglich warm
baden und täglich 1—3 Mal Vaseline gründlich einreiben. Diesen Turnus
von etwa 8 Tagen wiederholt man dann noch 1—3 Mal, bezw. öfter, je nach
der Schwere des Falles, und wird in den meisten Fällen ein Verschwinden
der psoriatischen Efflorescenzen beobachten.. Von der Firma P. Beiersdorf & Co.,
Hamburg-Eimsbüttel WEE die Salbe auch in Form eines Pflastermulles her-
gestellt. l Gottfried Trautmann-München.
5) Treatment of en by A. Herzfeld. (Critic and Guide. 1904. Mai.)
Während Klemm fand, dass jede Streptokokken enthaltende Eiterung,
gleichviel welchen Ursprunges, Erysipel hervorrufen könne, hält Jordan auch
Staphylo-, Pneumokokken, Typhusbaeillen und Bacter. coli für eventuelle
Krankheitserreger des Erysipels.. Der Verlauf sei sehr verschiedenartig und
biete oft die unerwartetsten Erscheinungen dar. Therapeutisch sah Verf. gute
Erfolge von folgender Methode: Waschung mit reinem Alkohol, darauf Appli-
cation folgender eiskalt herzustellender Lösung: Lig. Plumbi Subacetat. Tinc-
tura Opii aa partes aequales. Nach Ablauf der acuten Symptome Ichthyol
‘in Salbenform (Adeps lanae). Intern am besten Salol. Besonders schwere
Fälle erforderten Stimula gegen Herzschwäche, Hydrotherapie gegen Sen
pyrexie, chirurgische Eingriffe bei Nekrosen.
6) Ueber den sogenannten Weichselzopf, von Wladyslaw N an
(Leipzig 1904, Konegen. 1,50 Mk.)
Aus einer Reihe von Fällen stellt Verf. ein Krankheitsbild zusammen, das
im Wesentlichen aus Folgendem besteht: Neben verschiedenen Erscheinungen
von Seiten des Magens, besonders Kopf-, Nacken- und Gliederschmerzen,
welche die Plica kennzeichnen, ferner nervöse, hysterische Zufälle, allgemeine
Schwäche, allgemeine oder partielle Schweisse und unter Umständen, wenn
auch selten, Geschwüre. Besonders die Neuralgien werden durch Kältereize
häufig ausgelöst. Die Bedeutung des spontan entstandenen, oder durch Ver-
nachlässigung des Kämmens verursachten, oder aber mit Hülfe von klebenden
Mitteln künstlich erzeugten Zopfes als Schutzmittel gegen Kältewirkung wird
man in Folge dessen leicht verstehen. Nach Ansicht des Vert" steht es fest,
dass bei Sympathicusneurosen — Neuralgien, trophische Störungen — that-
sächlich Veränderungen an den Haaren vorkommen und auch zur Zopfbildung
führen können. Die Plicagegner haben aber stets jeden Zusammenhang
zwischen diesem Phänomen und irgend einer Krankheit einfach in Abrede
gestellt, Falls sie bei mit Wichtelzopf Behafteten (Weichselzopf leitet sich
von Wichtelzopf ab) irgend welche Krankheitserscheinungen antrafen, er-
klärten sie diese durchweg für zufällig vorhandene Leiden und den Wichtel-
zopf für ein Product des Aberglaubens und der Unreinlichkeit. Indess die
Thatsache, dass sich eine Zopfbildung bei Sympathicusneurosen — die Plica-
krankheit stellt ja nach den Krankheitsbeschreibungen. der Plica-Autoren und
dem vom Verf. geschilderten Krankheitsbilde eine Form ausgedehnter Vagus,
und hauptsächlich Sympathieusneurosen dar — spontan entwickeln kann, ist
nicht wegzuleugnen. Die Behandlung gleicht im Allgemeinen derjenigen bei
Neurosen. Erforderlich ist körperliche und geistige Ruhe, dann kräftige Diät
mit Beigabe eines vom Verf. zusammengesetzten und mit Erfolg angewandten
Präparates „Eisen-Condurango-Elixir“. Als schmerzstillendes Mittel gegen
die Neuralgien der Plica wird Schwitzen empfohlen, was durch Trinken von
Flieder- oder Lindenblüthenthee, möglichst heiss, vor dem Schlafengehen, er-
reicht wird. Eine Contraindication für das Entfernen des 'Wichtelzopfes ist
in allen Fällen gegeben, die mit sehr grosser Empfindlichkeit der Kopfhaut
einhergehen. In anderen Fällen empfiehlt sich das Entfernen des Wichtel-
zopfes erst nach Heilung des Leidens (Kopf- und Nackenneuralgien). Be-
sonders gefährlich ist aber nasskaltes Wetter. Das Tragen des Wichtelzopfes
kann von wirklich wohlthätiger Wirkung sein. Seine Schutzwirkung kann
aber auch durch Auflegung von wollenen Tüchern ersetzt werden. ` Da nicht
ausgeschlossen ist, dass die Haare im ganzen Bereiche der betroffenen Nerven
von selbst verwirrt werden können, namentlich dann, wenn gleichzeitig Ver-
kräuselungen, Zöpfchenbildung und starker Haarwuchs auftreten, so wird man
in solchen spontanen Fällen von Wichtelzopf, in denen in Folge grosser
Schnerzhaftigkeit der Kopfhaut das Haarkämmen unterbleiben muss, das
„hässliche Uebel“ bestehen lassen müssen. Dass sich beim Vorhandensein
eines Zopfes leichter als sonst Pediculi capitis einfinden können, braucht kaum
erwähnt zu werden. Verf. hat aber bei seinen mit Plica behafteten Patienten
Pediculosis überhaupt nicht gesehen. Früher mag es ja anders gewesen sein.
In Fällen mit complicirter Gastralgie oder Obstipation muss eine besondere
gegen diese gerichtete Behandlung Platz greifen. Verf. sagt: „Hoffentlich
wird diese Abhandlung dazu beitragen, dass die seit undenklichen Zeiten unter
dem Volke bekannte und so sehr gefürchtete Wichtelzopfkrankheit, bei der
neben anderen, 'sehr zahlreichen und schweren Erscheinungen auch das Symptom
der Zopfbildung vorkommt, von den Aerzten als Krankheit endlich anerkannt
— 305 —
wird. In dem Buche ist die Darstellung der mythischen, und historischen
Entwickelung der Anschauungen über das gesammte Krankheitsbild anzuer-
kennen. Wenn aber Kaposi sagt, dass die litterarischen Kämpfe, welche
noch in den 50er Jahren Beschorner, Hamburger, Hebra u. A. gegen
den Aberglauben der Plicakrankheit führten, heute überflüssig geworden sind,
so beweist das, dass man in der Beurtheilung der Einsichtigkeit unserer
heutigen Zeit nie vorsichtig genug sein kann. Denu Verf. stellt von Neuem
die schon längst ad absurdum geführten Ansichten auf, was gerade so an-
muthet, als wenn heute Jemand mit der Behauptung auftreten wollte, dass
die Erde sich doch nicht dreht. Es muss daher gegen die wunderliche Auf-
fassung über das Wesen des Weichselzopfes mit aller Entschiedenheit Stellung
genommen werden. Die Plicaerkrankung entsteht durch natürliche oder künst-
liche Unreinlichkeit mit oder ohne Pediculi capitis und ist keine Krankheit
für sich. Die Hoffnung des Verf.’s, die Aerzte zu seiner Ansicht zu bekehren,
dürfte hinsichlich ihrer Erfüllung wohl gänzlich aussichtslos sein.
Gottfried Trautmann-München.
7) Lichen plan avec lésion des ongles et localisation sur la conjonctive
palpebrale, par Gaucher et Druelle. (Journ. des maladies cutan. et
syphil. 1904. Februar.) Ä
Der sehr ausgebreitete Fall von, SE ruber planus bot nach ver-
schiedenen Richtungen hin bemerkenswer efuñđe. Unter anderen fanden
sich ap_sämmtlichen Nägeln der Hände und ap einigen der Füsse Ver-
eiert die ui der Cache: Eeer in Zusammenhang Eich
werden mussten. Sie bestanden in Längsstreifen und Fissuren, Kannellirungen,
leichten Verdickungen und punktförmigen Depressionen, dann konnte man
ausser typischen Erkrankungsherden auf der Schleimhaut des Mundes, des
Genitale_ und des Armes, einen solchen auch auf der Conjunctiva beider
Unterlider in Form von weisslich-grau verfärbten Bändern constatiren,
den Erscheinungen auf der Zunge glichen. Paul Oppler-Breslau.
8) Nouvelles recherches sur les échanges organiques dans le lichen plan
et sur le mode d’action de l'arsenic, par Fr. Radeli. (Annales de
dermatologie. 1904. Nr. 5.) |
Das in verhältnissmässig hohen Dosen angewandte Arsenik vermag eine
Aenderung des Stoffwechsels auszulösen, welche eine Verminderung des Ver-_
hältnisses des als Harnstoff ausgeschiedenen Stickstoffes bewirkt und gleich-
zeitig das Verhältnis der anderen stickstoffhaltigen "Substanzen vermehrt.
Beim Lichen planus erfolgt nun die Lösung und Rückbildung der Haut-
erscheinungen mit dem Augenblick, in dem die obengenannte Veränderung
vor sich geht. Hopf-Dresden.
9) Un cas de lichen verruqueux du cuir chevelu, par Emery et Umbert.
(Annales de dermatologie. 1904. Nr. 1.)
Die beiden Verff. berichten über einen Lie us der Wirbel-
gegend des behaarten Kopfes bei einem 47jährigen sonst gesunden Manne.
Anschliessend” an eine Ischiasü@uralgie, welche mit Beginn der Hauteruption
sogleich verschwand, trat auf dem Hinterkopfe heftiges Jucken auf, bei dessen
Stillung der Kranke eine umschriebene Verdickung der Haut an jener Stelle
bemerkte. Dieser Bezirk ist etwa 10-Centimesstück gross, hat unregelmässig
abgerundete Begrenzung und erhebt sich 3—4 mm über die übrige Haut des
Kopfes. Auf diesem Bezirk besteht fast völlige Haarlosigkeit:e Die Haut
zeigt hier eine aschgraue Farbe, anhängende Schuppen und verstreute, weiss-
VIL 20
weg: ge ail
|
— 306 —
liche Punkte, die Follikeln oder Schweissdrüsenöffnungen entsprechen dürften.
Die gesammte Oberfläche ist nicht glänzend wie sonst bei Lichen. In der
Umgebung dieses Bezirkes finden sich noch zwei ähnliche kleinere. Auch
an den Unterschenkeln zeigen sich mehrere ausgedehnte Lichenflächen, die
eine etwa 10cm lang unterhalb des Knies auf der Innenseite von schmutzig-
brauner Färbung. Dieser Bezirk zeigt eine gewissermaassen concentrische
Gestaltung. Die innere Zone von der Grösse eines 5-Franestückes weist
typische Lichenefflorescenzen auf, die äussere etwa 3—4cm breite Zone nur
verschwommene, allmählich in die gesunde Haut übergehende Hautveränderungen.
Was die Genese betrifft, so dürfte die primäre Veränderung bei dieser Der-
matose in den Gefässwänden sitzen. Hopf-Dresden.
10) Ueber ityriagis lichenoides chronica, von Neumann. (Allg. Wiener
med. Zeitung. 4. Nr. 1a.
Verf. ist der Meinung, dass die Bezeichnung Pityriasis lichenoides chronica
auf ganz verschiedenartige Krankheitsbilder angewandt werde. Im Gegensatz
zu anderen Autoren, welche die primären Knötchen und den chronischen
Verlauf der Affection betonten, beobachtete er in 4 Fällen leicht zu ent-
fernende, vertrocknetem Smegma ähnliche Krusten und kleine, erhabene, von
dünnen Schuppen umgebene, im Centrum lichtbraun gefärbte Efflorescenzen.
Letztere trugen zum Theil eine Borke in der Mitte, welche ohne Blutung
abzuschaben war. Während einer der Fälle sich hartnäckiger zeigte, heilten
die anderen völlig unter Seifengeist und Vaselin. Verf. reiht diese Erkrankung,
welche eine auffallende Verwandtschaft mit Psoriasis aufweist, den durch
abnorme Hornschichtbildung gekennzeichneten Parakeratosen ein. Histologisch
hauheire es Sich” um einen Entzündungsprocess der Cutis mit consecutiver
pathologischer Hornschichtbildung. Das Festhaften der Schuppen am Epithel
erklärt sich durch den directen Uebergang des Rete Malpighi in die kern-
haltige Hornschicht. Die leicht vorkommende Verwechslung mit ähnlich aus-
sehenden Syphiliden vermeidet man bei Beachtung des Fehlens von Lymph-
drüsen- und Schleimhautaffectionen, eventuell durch einen Versuch mit der
bei Pityr. lichen. chron. völlig versagenden antiluetischen Therapie. J.
11) Weitere Beiträge zur Klinik und Histologie der Folliclis, von Arthur
Alexander. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXX. 1904. S. 17.)
Verf. berichtet über weitere 7 Fälle von Folliclis. Auch diese zeigen
mit absoluter Sicherheit den Zusammenhang dieser Affection mit der Tuber-
culose. Bezüglich der klinischen Verhältnisse war unter anderen bemerkens-
werth das Vorkommen von Gelenkschmerzen, die vielleicht auch mit der
Tuberculose in Beziehung zu bringen sind. (Embolische Vorgänge oder All-
gemeinerscheinungen der vollzogenen Ueberschwemmung des Körpers mit In-
fectionsmaterial). Die Beziehungen der Follielis, der labileren Form der Tuber-
_eulose der Haut, zur stabileren, ter” Tub. verruc. - cut. Die so exquisit chronisch
"und oft unscheinbar ande Folliclis bietet häufig als „Projection einer
visceralen Tuberculose auf die Haut“ oft frühzeitig die Möglichkeit einer
Diagnose und Anwendung einer geeigneten Prophylaxe. — Die histologische
Untersuchung lässt zwei Arten der Affection unterscheiden, eine tiefe mit
tuberculösen Veränderungen, eine oberflächliche mit diffusen entzündlichen
Infiltraten bezw. Thrombophlebitiden. Beiden gemeinsam ist aber unzweifel-
haft ihre Entstehung auf embolischem Wege und zwar, wie Verf. wohl mit
Sicherheit annehmen zu dürfen glaubt, durch den Tuberkelbacillus selbst.
Der trotz dieser Thatsache so spärliche, fast negative Bacillenbefund, die
—t
— 307 —
Seltenheit visceraler Tuberculose bei den Folliclispatienten und von acuter
Miliartuberculose, lassen sich vielleicht durch die Annahme abgeschwächter
Tuberkelbaeillen erklären. Inwieweit die durch Klingmüller’s Untersuchungen
gestützte Annahme der Toxinnatur der Folliclis und der Tuberkulide über-
haupt zu Recht besteht, bedarf noch weiterer ausgedehnter Untersuchungen.
V. Lion-Mannheim.
12) Ein Beitrag zur Casuistik der Purpura _cachectica, von Voeckler.
(Deutsche med. Wochenschrift. 1904. Nr. 23)
Nach Neisser führen gelegentlich zum Auftreten der Purpura cachectica:
Icterus_ gravis schwere Malaria, Leukämie, Typhus..septische Allgemein-
infection, Tuberculose, Cageinoge, schwere Anämie, D Nisen.
a ankamen und nach v. Kogerer besonders auch Erkrankungen des Herz-
muskels. Verf. beschreibt eine Purpura cachectica, die bei einem 50jährıgen "
Patienten auftrat, welcher bei Arteriosklerose, Myocarditis, chronischer, fibröser
Endocarditis, Herzhypertrophie und Nierenerkrankung, Apoplexie erhielt.
Schourp-Danzig.
Neuritische Dermatosen.
13) Contribution à Uëtude du pemphigus vögetant de Neumann, par
R. Stanziale. (Annales de dermatologie. 1904. Nr. 1.)
Die Mittheilung knüpft an einen vom Verf. mit der Krankengeschichte
wiedergegebenen Fall von, vegatirandem Pemphigus bei einer 58jährigen Frau
an. Das Leiden begann bei der Kranken auf der" Mundschleimhaut und ist
auch daselbst während der übrigen Zeit nie ganz verschwunden. Erst 5 Monate
nach dem Auftreten der ersten Mundsymptome zeigten sich cutane Erscheinungen.
Vielleicht . ist die Munderuption stets das imire Element, A ja auch
gegen 30 der bisher berichteten 49 Fälle sprechen ac Ke
dies constant zu beobachtende Symptom der primitiven buccalen Eruptionen
viel zur Stellung und Sicherung der Diagnose bei. Verf. beobachtete in den
Läsionen dreierlei Mikroorganismen. Erstens in eitrigen Bläschen den Staphylo-
coccus aureus, ferner einen Bacillus den er drei Mal im klaren Inhalt von
Bläschen, sowie ein Mal im Blut der Vena mediana fand, sowie einen zweiten
Bacillus in dem klaren Inhalt einer Blase, sowie im Blute, das in der Nähe
der vegetirenden Plaques durch Scarification gewonnen worden war. Letzterer
Bacillus ähnelt sehr dem der Diphtherie. Der erstere ist ein ganz kleiner
kurzer, fast kokkenartiger Keim. Auf einer durch diese beiden Bacillenarten
gebildeten Mischinfeetion beruht vielleicht der Pemphigus vegetans.
Hopf-Dresden.
14) Ueber Beziehungen der Alopecia areata zu dentalen Reizungen, von
Bettmann. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXX. 1904. 8. 67.)
Verf. hat an 33 Fällen von Alopecia areata J acquet’s „Théorie dystro-
phique“, die als Ursache der Alopecia areata eine von einem Reizzustand
der Zähne oder ihrer Umgebung ausgehende nervöse Iıritation anspricht, nach-
zuprüfen gesucht. Die interessanten Darlegungen der Beobachtungen und
Untersuchungen, die die einzelnen Punkte der Theorie Jacquet genau be-
rücksichtigten, zeigen, dass die Voraussetzung einer Zahnreizung sich in keinem
dieser Alopeciafälle nachweisen liess. Verf. erörtert ferner Jacquet’s Theorie
an der Hand von dessen Skala der Prädilectionsstellen und der Häufigkeit
des Befallenseins und ihre Beziehungen zu Heads auf die Zähne bezügliche
Empfindlichkeitszonen der Haut und kommt auch hierbei auf Grund seiner
Beobachtungsreihe zu völlig negativen Ergebnissen. V. Lion-Mannheim.
EE
20”
— 308 —
15) La pathogönie de la pelade, un fait confirmatif de la théorie de
Jacquet, par Eyrand. (Presse med. 1904. Nr. 26.)
Ein nervös belasteter, gegen alle Medicamente sehr empfindlicher Patient
acquirirte eine Influenza mit nachfolgender Tuberculose. Einige Monate später
erschien ein stellenweiser Haarausfall, welcher sich schliesslich auch über
Bart, Augenbraffen und Wımpern erstreckte. Alle üblichen Behandlungsweisen
blieben erfolglos. Ein dazutretendes Ekzem gab den Anlass, dass eine Fistel
in der Analregion entdeckt wurde. Nach Operation dieser Fistel verschwand
das Ekzem und die Haare wuchsen wieder auf allen kahlen Stellen. Eine
spätere erneute Eiterung der Analfistel rief wiederum ein Recidiv der Alopecie
hervor. Verf. erklärt den Fall für eine irritative_Reflextrophoneurose. J.
16) Ueber einige Fälle von Neurodermitis chronica linearis, von Mibelli.
(Monatsh. f. prakt. Dermatologie. XXXVIII. Nr. 9.)
Nach den Sammelarbeiten von Balzer und Blaschko sind die „lineären
DPermatosen“ zu einer selbständigen Gruppe geworden, die sich vom pafho-
genetischen Gesichtspunkte aus neben die bereits wegen ihrer analogen Ver-
theilungsweise bekannten Dermatosen einreihen lassen, nämlich den Zoster,
die systematisirten Naeyi, die Sklerodermie. Verf. veröffentlicht die Beschreibung
dreier derartiger Fälle und giebt eine kritische Uebersicht der Ansichten,
welche hinsichtlich ihrer Pathogenese geäussert worden sind. Das nähere ist
im Original nachzulesen, das auch drei Abbildungen bringt. Schourp-Danzig.
17) Mal perforant buccal chez une femme ataxique, par H. Rodier et
Capdepont. (Journ. des maladies cutan. et syphil. 1904. März.)
Die Verff. fügen ihrem jüngst veröffentlichten Fall einen neuen Fall von
„Mal perforant buccal“ hinzu, den sie bei einer 44 Jahre alten Frau beob-
achteten, die mit leichter Ataxie und gastrischen Krisen in das Hospital auf-
genommen wurde. Sie sind nunmehr zu der Ansicht gelangt, dass es sich
bei dieser Affection um eine Complication der Pyorrhoea alveolaris handelt,
die sich auf einem dafür günstigen Terrain, besonders bei Tabikern entwickelt.
Man darf das SS perforant buccal“ als om für die Diagnose der Tabes
dorsalis wichtiges Symptom auffassen. Paul O ppler-Breslau.
18) Mehrere Fälle von Hautatrophie, von Arthur Alexander. (Derma-
tologische Zeitschrift. 1904. Mai.)
Ein 31jähr. Mann mit chronischer Nephritis und wahrscheinlich auch
mit Lungentuberculose leidet seit 12 Jahren an einer herdförmig disseminirten
Hautatrophie, die sich in einzelnen Schüben über einen grossen Theil des
Körpers verbreitet hat. Im Gegensatz zu der schleichenden Tendenz der
Gesammtaffection haben die einzelnen Phasen einen ziemlich raschen Verlauf:
Es entsteht irgendwo eine mit seröser, bezw. eitriger Flüssigkeit gefüllte Blase,
dieselbe trocknet nach kurzer Zeit ein, es kommt zur Bildung einer Kruste,
und nachdem diese abgefallen ist, entwickeln sich leicht gefältelte cigaretten-
papierartige Stellen, die zuerst einen röthlichblauen Farbenton haben, schliess-
lich blasser werden und zuletzt nur noch oben sichtbar sind. Sehr bemerkens-
werth ist das absolute Fehlen der Nägel an den Händen und Füssen. Es
handelt sich wahrscheinlich um eine idiopathische Hautatrophie, die im
Ganzen zwar ihrer chronischen Gesammtcharakter gewahrt hat, deren einzelne
Phasen jedoch die Form einer acuten entzündlichen, zur Atrophie führenden
Dermatitis angenommen haben. Von den drei anderen Fällen von Haut-
atrophie, zeichnet sich der eine bei einer 70jähr. apoplektischen Frau durch
die grosse Ausdehnung der Atrophie aus, welche die Haut des ganzen rechten
— 309 —
Armes befallen hatte. Der nächste Fall betraf eine 55 Jahre alte, an Syringo-
myelie leidende Frau, bei welcher ein eigenartiges Exanthem bestand, dessen
Knötchen und Papeln zu guirlandenförmigen, leicht schuppenden, bräunlich
gelblichen leicht eingesunkenen Herden zusammentraten, die der gesammten
erkrankten Haut ein atrophisches Aussehen verliehen. Im letzten Falle be-
stand eine zehnpfennigstückgrosse atrophische Sielle an der Nase einer sonst
gesunden 42 jährigen Frau. Immerwahr-Berlin.
Chronische Infectionskrankheiten der Haut.
19) Melanodermie chez une malade atteinte de tuberculose cutanóe
verruqueuse, par Raynaud. (Journ. des maladies cutan. et syphil.
1904. März.) |
Patientin war 7 Jahre lang mit einem Manne verheirathet, der dann an
Extremitäten Zehen, Füssen, Schenkeln u.s.w. Herde ven Tuberculosis verru-
cosa_cutis und gleichzeitig eine dunkle Braunfärbung der Körperhaut auf, die
vom Halse ihren Ausgang nahm und dort auch am stärksten entwickelt war.
A
einer Phthise starb. Vor seinem Tode traten bei der Ce an den unteren (phyla t
wemmer DE nr WT {
Die davon ergriffene Haut ist trocken, leicht schuppend und zeigt Quadrillirungent!-' `
nach Art der Lichenification. Verf. macht auf die hier und da schon ver-
öffentlichten Beobachtungen von atypischen Melanodermien_bei Tuberculösen
aufmerksam und glaubt an eme vielleicht vorhandene Affection der Neben-
nierenkapsel oder der perikapsulären Region. Paul Oppler-Breslau.
20) A case of blastomycetic infection, by Gilchrist. (Johns Hopkins
Hospit. Bullet. 1904. Nr. 155.)
Der typische Fall von blastomycetischer Infection begann mit einem
winzigen Knötchen an der rechten Ferse und verbreitete sich in Form papillo-
matöser, teils eiternder Wucherungen über Fuss, Arm und Gesicht. Das
heftige Jucken liess nur etwas nach, wenn Pat. den Eiter aus den Eifflores-
cenzen ausdrücken konnte. Blastomyceten waren im Liter zahlreich nach-
zuweisen. Verf. spricht sich dahin aus, dass diese Erkrankung in den
Vereinigten Staaten häufiger als in anderen Gegenden zu beobachten sei.
Therapeutisch versprächen Jodkali, chirurgische Massnahmen und X-Strahlen
einigen Erfolg. J.
21) Innerliche Darreichung von Ichthyol in drei Fällen von Mycosis
wën vin
fungoides und hämatologische Untersuchung zweier dieser Fälle um "`
die Zeit ihres Beginnes, von Menahem-Hodara. (Monatsh. f. prakt.
Dermatologie. XXXVIII. Nr. 10.)
Ichthyol, innerlich dargereicht_in Kapseln von 0,5—1,5, brachte er-
freuliche Besserungen unter Nachlassen EE und der Schlaf-
losigkeit der Patienten. Die Darreichung, 2 Jahre lang ununterbrochen fort-
gesetzt, führte zum Verschwinden der Infiltrationen und Tumoren. — Die-
Blutuntersuchungen zeigten im Beginne der Mycosis fungoides eine ausgesprochene
Lukoran ed
22) Fâl von Mycosis fungoides, von H. Suber. (Hygiea. 1904. Nr. 4.)
Bei einem 57jähr. Lehrer traten die ersten Symptome vor etwa 2 Jahren
in Form von zweimarkstückgrosser, etwas erhabener, röthlicher, ein wenig
schuppender, stark juckender Flecken der rechten Scapulargegend’ auf. Im
Sommer deutlicher Rückschritt sowohl der subjectiven als objectiven Symptome.
Sonst allmähliche Entwickelung mit ekzematösen Flächenerscheinungen, zu-
nehmender Infiltration und Tumorenbildung. Jetzt drei bis handflächengrosse,
1
— 310 —
etwas fungös sich abhebende, unregelmässig gefurchte, blaurothe, ulcerirte
Tumoren von teigiger Consistenz. Die umgebende und dazwischen liegende
Haut lichenificirt, pigmentirt, ein wenig schuppend, intensiv juckend. Hier
und da kleinere Tumoren. Keine geschwollene Drüsen. Histologisch: Epi-
dermis verdünnt. Cutis und Subeutis dicht von verschiedenartigen, ohne be-
stimmte Anordnung vermischten Zellen infiltrirt. Zahlreiche Bindegewebe-
zellen, sowohl spindelförmige als runde sowie kleine, runde Zellen mit
spärlichem Protoplasma und centralen, intensiv gefärbten Kernen. Wenige
Plasma- und Mastzellen. Zahlreiche Mitosen. Behandlung: Liqu. kal. arsen.
10—12 Tr. 3 Mal tägl. Erfolg zweifelhaft. F. Clason - Upsala.
23) Ueber die Behandlung der Lepra mit Chaulmoograöl, von Kupffer.
(St. Petersburger med. Wochenschrift. 1904. Nr. 17.)
Verf, Arzt am Leprosorium zu Kuda in Estland, theilt die im genannten
Leprosorium mit dem Chaulmoograöl gemachten Erfahrungen mit. Ein günstiger
Einfluss des Gynocardiaöls bei allen Anwendungsweisen desselben gegen die
Lepra sei nicht abzuleugnen. Die subcutanen Injectionen seien in solchen
Fällen zu empfehlen, in denen das Mittel per os nicht vertragen werde oder
aber eine energische locale und allgemeine Wirkung schnell herbeigeführt
werden solle, Reactionserscheinungen nach den Injectionen ‚hat Verf. nur bei
tuberösen Kranken beobachten können. Je schwerer der Fall, desto intensiver.
die Reaction; bei Patienten, die an Chaulmoograöl gewöhnt sind, tritt eine
Reaction sehr schwach oder gar nicht ein. Im Ganzen hat Verf. im Laufe
eines halben Jahres gegen 1500 Injectionen gemacht, von denen einzelne
Patienten mehr als 100 bekamen. Die meisten Kranken erhielten 1,0 3 Mal
wöchentlich, doch vertrugen einige auch 2—3 Mal so viel, jedoch wurde
diese Gabe auf mehrere Körperstellen vertheilt, so dass an jeder 1,0 ein-
gespritzt wurde. Als Injectionsstellen wurden gesund erscheinende Haut-
partien der Extremitäten gewählt; nach den Einspritzungen bildeten sich
öfters harte Knoten, die nicht verschwanden. Das Reactionsfieber dauerte
4—5 Tage, und es trat nachher eine entschiedene Besserung im Zustande des
Kranken ein. Die Temperatur erhob sich nicht selten bis zu 40° und
darüber. Ulcera heilten bei der Injectionskur auffallend schnell und ver-
narbten sehr fest. Es darf nur ein reines Präparat gebraucht werden, die
Darreichungsweise muss oft gewechselt werden und empfiehlt Verf. neben dem
Oel namentlich die Unna’schen keratinirten Gynocardseifepillen und das
Natr. gynocard., damit könne man die Patienten jahrelang unter Gynocard-
säurewirkung halten, wobei selbst schwere tuberöse und maculo-anästhetische
Fälle in das Latenzstadium übergeführt werden können. In leichteren Fällen
und namentlich im Frühstadium bei energischer Localbehandlung treten die
Leprasymptome natürlich viel schneller und ohne Defecte zu hinterlassen
zurück. Seitdem es Talwik gelang, die Vermehrung der weissen Blut-
körperchen beim Gebrauch von Chaulmoograöl nachzuweisen, sei die Wirkungs-
weise dieses Mittels als eines, die bactericide Fähigkeit des Organismus ver-
mehrenden erklärt und basire demnach die Behandlung der Lepra mit
Gynocardiaöl auf wissenschaftlicher Basis. S. Prissmann-Libau.
. Syphilis.
24) Zur Frage der Vererbung der Syphilis, von Hermann Napp. (Arch.
f. Dermatologie u. Syphilis. LXX. 1904. S. 262.)
Verf., welcher die Vererbung der paternen Syphilis auf germinativem
— 311 —
Wege leugnet, führt eine Zahl von Fällen an, bei denen die Ehefrauen und
Kinder nicht infieirt wurden. Die Infection des Kindes könne also nur
auf placentarem Wege zu Stande kommen. Trotzdem können auch syphilitische
Mütter in jedem Stadium der Krankheit gesunde und zurückbleibende Kinder
zur Welt bringen, wofür 4 Beispiele vorgebracht werden. In einem Teil der
Fälle kann dies die specifische Behandlung der Mutter bewirken, doch kommt
es auch vor, dass überhaupt vor der Geburt des Kindes die Mutter nicht
behandelt wurde, ja dass sogar ein gesundes Kind trotz Erkrankung der
Placenta geboren wird. Durch solche Umstände soll man sich aber nicht ver-
leiten lassen, Syphilitikern vorzeitig die Ehe zu erlauben. Löwenheim-Liegnitz.
25) Sur les doses maxima de mercure injectable, par Chr. Audry.
(Journ. des maladies cutan. et syphil. 1904. Februar.)
Verf. kommt auf Grund seiner Versuche mit Mercuriolöl zu dem Schlusse,
dass von den bekannten Präparaten das Mercuriol die Möglichkeit gewährt,
die grössten Mengen metallischen Quecksilbers als Injection dem Körper ein-
zuverleiben. Man kann unter Beobachtung der nöthigen Vorsichtsmaassregeln
alle 6 Tage eine Dosis von 0,25 g Quecksilber injiciren und zwar 6—7 Mal
hintereinander. Noch nicht festgestellt ist, ob derartig hohe Dosen wirklich
von Nutzen sind und in welchen Fällen. Paul Oppler- Breslau.
.26) Was lehrt uns die Geschichte der Syphilishydriatik, von J. Sadger.
(Monatsh. f. prakt. Dermatologie. XXXVIII. Nr.8 u. 9.)
Die eingehende Arbeit lässt der Verf. in folgende Schlussthesen aus-
klingen: Es giebt und gab unzweifelhaft Fälle, wo Lues durch Hydriatik
allein in Verbindung mit privativer Diät nach langer Dauer zur Heilung ge-
langte. Ob dies für sämtliche Fälle möglich, ist zur Stunde noch strittig.
Ganz ausnahmslos muss man dann aber gefasst sein, die Behandlung jahre-
lang fortzusetzen. — Sehr wesentlich ist ihre Dauer zu kürzen, ja vielleicht
wird Heilung erst möglich durch die Combination der Wasserkur mit
specifischen Mitteln und schmaler Kost. Vor der einfachen Jod- und Queck-
silberbehandlung wie vor der simplen Hydriatik hat diese Combination eine
Reihe bedeutender, schwerwiegendster Vorzüge: es giebt nicht selten Fälle,
wo Syphilitiker Jod und Merkur nicht vertragen oder trotz derselben nicht
vorwärtskommen. Hier erhöht das “Wasser nicht bloss die Toleranz gegen
jene Mittel, sondern macht dieselben überhaupt erst wirksam. Wenn hoch-
gradige Anämien, Dyskrasien, schwere Erkrankungen der Athmungsorgane u.s.w.
eine Quecksilberbehandlung contraindiciren, so erlaubt sie die gleichzeitige
Hydriatik, ja noch mehr, sie befreit den Kranken oft sowohl von der Lues
als von der Dyskrasie. — Aber auch für die gewöhnlichen Fälle von Lues,
wenn Jod und Quecksilber noch vertragen werden, hat die gleichzeitige
Wasserbehandlung de grössten Vortheile, indem sie a) die überhaupt‘ Höre”
enge der specifischen Mittel ausserordentlich herabsetzt, weil sie deren Wirk-
samkeit ausnehmend erhöht, auch die Haut für deren Aufnahme empfänglicher
macht, b) den nicht zur Verwendung gelangenden Merkur verhindert, sich im
Körper festzusetzen, vielmehr ihn hinauswirft, sobald er seine Schuldigkeit
gethan hat. Damit entfällt die Gefahr der chronischen Hydragyrose, ja selbst
der blossen Salivation und Stomatitis. c) Durch die allgemeine Hebung und
Belebung des Stoffwechsels dürfen die Patienten kaum heruunterkommen, die
Syphiliskachexie wird sicher vermieden, bezw. eine schon vorher bestandene
wieder beseitigt. d) Die Wasserbehandlung gestattet, die Kranken auch ambu-
latorisch zu behandeln und sie selbst im Winter ohne Gefahr der Erkältung
— 312 —
ins Freie zu schicken. e) Die Dauer der einzelnen Syphilisphasen, der Ein-
tritt der secundären Symptome wird wesentlich verkürzt, die subjectiv pein-
lichen Prodome (Kopf- und Gliederschmerzen u.s.w.) einfach beseitigt. f) Die
Indurationen werden rasch, dauernd und vollständig zertheilt, eine latente,
schlafende Lues geweckt, die Differentialdiagnose gesichert, ob ein Symptome
der Lues zugehört oder dem Merkurialismus, die Frage entschieden, ob eine
Syphilis wirklich und endgültig geheilt ist. — Die eigentliche Domäne der
Wasserbehandlung ist die chronische, schwere Quecksilbervergiftung.
Schourp- Danzig.
27) Die Heilbarkeit und die Behandlung der Syphilis, von Kowalewsky.
(Russ. Journ. f. Haut- und venerische Krankheiten. 1904. April.)
Die Syphilis ist bei energischer Behandlung durchaus heilbar. In allen
Fällen muss jedoch streng individualisirt werden, man soll nie die Syphilis,
sondern stets den Syphilitiker behandeln. Als directe Heilmittel kommen
ausschliesslich Quecksilber und Jod in Frage, Schwefelbäder und eine gewisse
Ueberernährung sind jedoch in geeigneten Fällen als stoffwechselanregend
dringend zu empfehlen. Verf. ist Anhänger einer frühzeitigen Behandlung,
‚ obevor noch die eigentliche Syphilis zur Entwickelung gelangt ist. Die „pro-
phylactische“ Behandlung zusammen mit der_nachträglich symptomatischen
giebt ganz, vorzügliche Resultate. Ueber die Behandlung der Nerven und
Geisteskrankheiten syphilitischen Ursprunges hat Verf. s. Z. ine grössere
Monographie veröffentlicht und macht hier nur die Andeutung, dass er auch
sie im Ganzen für heilbar halte und speciell mehrere sichergeheilte Fälle von
Dementia paralytica selbst gesehen habe. Verf. berücksichtigt in seiner
Arbeit die internationale, besonders französische Litteratur in ausgiebigster
Weise. S. Prissmann-Libau.
28) Nécessité du traitement pröventif dans la syphilis, par Leredde.
(Presse médicale. 1904. Nr. 29.)
Verf. bricht eine Lanze für die präventive Behandlung, welche meist
tertiären Symptomen vorbeuge, den Verlauf der Syphilis in der "secundären
Periode leichter gestalte und besonders bei Schwangeren gute Erfolge in
Bezug auf die Lebensfähigkeit der Kinder zeitige. Besonders characteristisch
erscheint die Geschichte einer mit Lues änficirten Frau, welche 7 Mal abortirte
oder mit syphilitischem, nicht lebensfähigem Kinde niederkam, dann nach
specifischer Behandlung zwei gesunde Kinder zur Welt brachte, nach dann
unterlassener Behandlung ein 10. syphilitisches Kind gebar, welches nach
wenigen Monaten starb, darauf wieder eine Kur durchmachte, worauf ein 11.
kräftiges und gesundes Kind geboren wurde. Verf. verkennt aber nicht,
dass auch bei symptomatischer Therapie die Erscheinung tertiärer Symptome
immer seltener würde, da die Syphilis heutzutage im Allgemeinen viel leichter
verlaufe als in früheren Zeiten. ” ee ne o
29) Ein neues Quecksilbersalz zur Behandlung der Syphilis: Hydrargyrum
anilinicum, von Fedtschenko. (Wratsch. 1904. Nr. 12.)
Das von Lenardson im Ferrein’schen Laboratorium zu Moskau dar-
gestellte Präparat von der chemischen Formel Hg(C,H,NH,), hat Verf. schon
seit einer Reihe von Jahren in Anwendung. Am meisten eignet es sich zu
intramusculären Injectionen (Hydr. anilin 4,0 Ol. vasel. pur. steril. 30,0 Cocain
nitr. 0,25) 6—10 Theilstriche von der Pravatz’schen Spritze in 6—7 tägigen
Zwischenpausen. Abscesse und Infiltrationen sollen nicht vorkommen, nach
den ersten Einspritzungen leichter, kurzanhaltender Schmerz. Munderscheinungen
— 313 —
nur bei zu grossen Dosen, Darm ganz unbeeinflusst, keine Erytheme. Die
luetischen Symptome schwinden rasch: Roseola nach 1., Papeln nach 2., hart-
näckigere Erscheinungen, wie lichen syphilit., psoriasis palmaris nach etwa
3 Wochen; nach 4—5 Injectionen hält sich Patient für vollkommen genesen.
ine cumulative Wirkung, keine Beeinflussung der Nieren. Im Urin einige
-~i
Stunden nach der ersten Injection nachweisbar. Das Hydr. anilin. ist auch
zu Inunctionen (Hydr. anilin. 2,0—2,5, acid. olein. puriss. 1,0, Resorb. 3,0,
ol. Menth. pip. angl. 0,3—0,4), als 15 oder 10 °/, Pflaster und intern (täglich
4—10 Pillen à 0,015 pro dosi) mit bestem Erfolg zu gebrauchen. Die Ein-
reibungssalbe ist von schön weisser Farbe und kann daher die ominöse graue
Salbe in der Praxis ersetzen. S. Prissmann- Libau.
30) Ueber die Verwendung von chemisch reinem Wasserstoffsuperoxyd
besonders bei Haut- und Geschlechtskrankheiten, von Paul Richter.
(Therapeutische Monatshefte. 1904. Mai.)
Der Verf. bestätigt die von vielen anderen Autoren geschilderte gute
Wirksamkeit des Hydrogenium peroxydatum bei Ulcera cruris, Stomatitis.
mercurjalis und aphtosa u. a. und betont besonders seine Erfolge mit dem
Mittel bei Endometritis gonorrhoica. Schourp-Danzig.
31) Tabes d'origine syphilitique, guéri par le traitement mercurial intensif
et prolongó, par H. Oltramare. (Journ. des maladies cutan. et syphil.
1904. März.)
Die sehr_intensiven und absolut ypiechen Symptome der Tabes traten
bei dem Pat. 11 Jahre nach der unzulänglich behandelten syphilitischen
Infection auf. Er wurde nun mit grösster Energie und Konsequenz behandelt
und zwar mit Einspritzungen von Salicylquecksilber und Kalomel, sowie
einigen Einreibungen (kein Jod!), im ganzen erhielt er in 230 Tagen 2,44 g
metallisches Quecksilber, d. h. ungefähr 0,01 g pro de Die Behandlung
führte zum vollständigen Verschwinden sämmtlicher Erscheinungen.
Fee near, ae u Paul Oppler- Breslau.
32) Zur Pathogenese der glatten Atrophie des Zungengrundes, von Julius
Heller. (Dermatologische Zeitschrift. 1904. Mai.)
Die interstitiellen Processe, die sich im adenoiden Gewebe der Zungen-
wurzel abspielen, führen zu einer Schrumpfung der Balgdrüsen. Der Process
ist aber stets auf die Zungenschleimhaut beschränkt, daher ist die glatte
Atrophie des gengrundes Aüċh toto coelo von der Glossitis interstitialis
syphilitica verschieden. Es findet vielmehr im Verlaufe der Syphilis eine
syphilitische Wucherung des adenoiden Gewebes der Zungenbalgdrüsen statt.
Im Laufe der Zeit schwindet diese Wucherung und gleichzeitig mit ihr das
normale Drüsengewebe, .das unter jener Wucherung gelitten haben kann.
Einen Anhaltspunkt dafür giebt die Häufigkeit der secundären Plaques
muqueuses auf dem Zungengrunde. Die daher vorkommende Endarteriitis
obliterans kann fernerhin den Schwund des Drüsengewebes unterstützen. So
kann es zu einer Atrophia des Drüsengewebes ohne Geschwürs- und Narben-
bildung kommen. Abgesehen von den seltenen Fällen, in denen sich Narben
auf dem Zungengrunde finden, ist nur eine Verringerung der Balgdrüsen an
Grösse und Zahl, die bis zum fast völligen Schwunde des adenoiden Gewebes
gehen kann, bei der sogen. syphilitischen Atrophie des Zungengrundes zu
constatiren. Immerwahr-Berlin.
33) Ueber die Rhodanausscheidung im Speichel Syphilitischer, von Max
Joseph. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis LXX. 1904. 6S. 49.)
D
y e
— 314 —
Nach Edinger und Treupel bewirken Rhodanverbindungen unter Um-
ständen eine erhebliche Erschütterung des Stoffwechsels, indem sie die Acidität
des Harns abstumpfen. Sie werden möglicherweise durch Zersetzung des
Adenins gebildet und sind normaler Weise in bestimmter Menge vorhanden,
deren Verminderung für gewöhnlich nach irgend einer Richtung eine Störung
des Gesammtstoffwechsels documentirt. — Während Metzner bei der Unter-
suchung von 25 Syphilitikern (Nichtrauchern und schwachen Rauchern) zu dem
Schluss kam, dass durch diese Infection die Rhodanausscheidung im Speichel
nicht beeinflusst werde, glaubt Verf. auch aus diesen Fällen ersehen zu können,
dass die Abscheidung des Rhodans eine wesentlich verringerte war. Zu dem
gleichen Resultat kommt er bei der Untersuchung weiterer 34 Fälle (Nicht-
raucher. Bei Rauchern ist die Rhodanmenge durchschnittlich erhöht. Es
liegt in Folge dessen beim Fehlen oder schwachen Vorkommen von Rhodan-
kalium im Speichel erwachsener Männer, namentlich von Rauchern der Ver-
dacht auf eine mit Quecksilber behandelte Syphilis vor. Löwenheim-Liegnitz.
34) Sur le chancre syphilitique du col de l’utörus et en particulier sur
une forme ulcöreuse; sa confusion possible avec l’&pithölioma utörin,
par Georges Thibierge. (Annales de dermatologie. 1904. Nr. 2.)
Die vorliegende Abhandlung knüpft an zwei Beobachtungen von un-
gewöhnlichem Aussehen von Gebärmutterschanker an, die Verf. bei einer
18jähr. Köchin und 36jähr. Bediensteten zu sehen Gelegenheit hatte. In dem
einen Falle zeigte die Sklerose die ulceröse Form, im anderen einen wuchern-
den, an Epitheliom erinnernden Typus. Für gewöhnlich stellt der syphilitische
Primäraffeet der Gebärmutter eine Erosion, eine erosive Papel vor. Derselbe
wird ausserordentlich häufig nicht erkannt und verkannt, Ausserhalb der
Krankenhäuser für Geschlechtskranke ist seine Kenntniss wenig verbreitet.
Auch die Lehrbücher der Gynäkologie scheinen ihn nicht zu kennen. Der
Grebärmutterschanker wird selten beobachtet, weil er meist von den Trägern
unbemerkt verläuft. Meist sitzt derselbe concentrisch um den Gebärmutter-
mund herum. Er kann einfach oder multipel sein, rundlich oder oval, fast
nie die Grösse eines Francstückes übersteigend. Die Oberfläche ist glatt,
regelmässig, die Grenzen sind oft nur durch Farbendifferenzen erkenntlich.
Von eigentlichen Rändern kann man kaum sprechen. Die Farbe ist meist
eine graue oder grauweisse. Hopf- Dresden.
35) Zwei Fälle von Nervensyphilis, von Didrichson. (Russ. Journ. f. Haut-
u. venerische Krankheiten. 1904. März.)
Im ersten Falle handelte es sich um einen 26 Jahre alten Officier, der
9 Monate nach stattgehabter Infection schwere Erscheinungen einer specifischen
Gehirnerkrankung aufwies, die pathologisch-anatomisch mit grösster Wahr-
scheinlichkeit auf einer Endarteriitis beruhte. Arteriosklerose, vitium cordis
oder Endocarditis waren nicht vorhanden. Der Herd sass wohl im oberen
Theil der Varolsbrücke. Im zweiten Falle war es ein 38jähr. Mann, bei dem
2 Jahre nach der Infection nervöse Erscheinungen auftraten, die allmählich
zunahmen: spastisch-paretischer Gang, Blasen-, Darm- und Geschlechtsschwäche,
Rigidität der Unterextremitäten bei stark erhöhtem Patellarreflex und Störung
des Temperatursinnes. Verf. nimmt eine Paralysis spinalis, syphilitica (toxica)
spastica an. Latyrismus und Pellagra, die ätiologisch noch in Frage Kommen
könnten, waren mit Sicherheit auszuschliessen. S. Prissmann-Libau.
36) Ueber Lungensyphilis. Auf Grund eines einschlägigen Falles, von
Franz Veress. (Pester med. chirurg. Presse. 1904. Mai.)
— 315 —
Die Meer wien in Her Lunge localisirte Syphilis pflegt dies Organ
dann erst nach lange bestehender Infection zu ergreifen und durch ihre vagen
Symptome, geringen Husten, Sputum, leichtes Fieber oder Schwäche, schliess-
lich Athembeschwerden und dumpfe Schmerzen meist Anlass zu irrigen
Diagnosen zu geben. Die 3 Formen der Lungensyphilis: diffuse, locale
Infiltration meist am mittleren Lappen, Gummata die Nähe des Hilus be-
vorzugend und die langsam fortschreitende interstitielle Bindegewebswucherung
können auch gemischt vorkommen. Physicalisch ist stets Lungeninfiltration
wahrzunehmen, beachtenswerth für die Diagnose ist das Intactbleiben der
Lungenspitze. Verf. beschreibt ausführlich einen lange verkannten, fälschlich
als Malaria behandelten Fall von Gumma der Lunge, dessen Geschichte ein
beredtes Zeugniss davon ablegt, wie leicht sich auch bedeutende Aerzte über
die Natur eines so rätselhaft erscheinenden Leidens täuschen lassen. Nur das
zufällige Hinzutreten eines Hautgummas führte die Entdeckung der Lues
und bald darauf die Heilung der Lungenaffection mittels Quecksilberinunctionen
und Jodkaligebrauch herbei. Verf. schliesst mit der Mahnung hei jeder
Lungenerkrankung, deren tuberculöser Charakter nicht sicher festgestellt sei,
au E 9 zu Törschen und sich "Auch durch hieberhafte Zustände von der
antıluetisc -deren Dosirung sich natürlich nach der Widerstandskraft
des Pat. richten müsse, nicht abschrecken zu lassen. J.
Gonorrhöe und deren Complication.
37) De létat constitutionnel des rhumatisants blennorrhagiques, par Renault.
(Annales de dermatologie. 1904. Nr?
Verf. hat aus der Zahl der von ihm im Hôpital Cochin beobachteten
Kranken mit Tripperrheumatismus 20 beliebige Patienten herausgegriffen und
gefunden, dass von diesen 15 deutliche Zeichen von „Arthritisme“ hatten.
Die Zahl wäre vielleicht noch höher, wenn es sich um Angehörige der besseren
Classen gehandelt hätte, die für sie selbst oder ihre Familie betreffenden
anamnestischen Daten mehr Erinnerung besitzen als die Arbeiter, aus deren
Kreisen sich die Kranken des Hospitals zusammensetzen. 8 von den obigen
15 Kranken wiesen hereditäre Antecedentien auf, in dem häufige Migränen
und andere rheumatische Zeichen bei den Eltern angegeben wurden. Zu
solchen Symptomen rechnet Verf. vorzeitige Kahlheit, häufige Epistaxis, Iritis,
häufige Gelenkschmerzen, Hämorrhoiden, Neigung zu Mandelentzündungen u. a.
In der persönlichen Anamnese obiger 15 Kranken kommen diese Leiden
einzeln oder gehäuft vor. Es bestand also bei ihnen schon eine rheumatische
Disposition. Für Rheumatiker (im obigen weiten Sinne) ist also die zeitige,
sachgemässe Behandlung eines acquirirten Trippers eine besonders wichtige
Erforderniss, um nicht dem Tripperrheumatismus zu verfallen Hopf-Dresden.
38) Die Behandlung des Trippers.. Bemerkungen über Acidum nitricum
und Crurin, von Porosz. (Monatsh. f. prakt. Dermatologie. XXXVIII.
Nr. 10.)
Nach Verf.’s Meinung ist der eigentliche Dirkungesioft „des. Silbernitrats__,
das bei der eingetretenen Zersetzung unter Wärmeentwickelung frei werdende
Acidum nitricum, das sich mit dem Eiweiss sofort vereinigt. Seine Versuche
farren zu dër Thatsache, dass bei Anwendung des 1/ ° higen Acidum nitricum
nach 1—2 Tagen der Ausfluss abninimt,; der Urin reiner wird, “die Gonokokken“
verschwinden. Er verordnet: Acid. nitric. conc. pur, 1:400 Wasser und lässt
damit 3 Mal täglich spritzen; die Lösung wird allmählich auf 1:300 und
= 316: —
1:200 concentrirt. Fehlen die Gonokokken völlig, so verordnet Verf.:
Gronn 1—2, Aqu. dest. Glycerin aa 5—10 contere et paulatim adde Aqu.
dest. ad 200 zur 3 Mal täglichen Einspritzung. Er rühmt die adstringirende
Eigenschaft des Crurins. Zum Schlusse seiner Ausführungen empfiehlt Verf.
| | 1—2 H ige Acidum nitricum-Lösung post coitum_als sicheres Prophylakticum,
as mit einer gewöhnlichen Tripperspritze anzuwenden sei. Schourp-Danzig.
39) Weitere Beiträge über die Wirkungsweise des Hexamethylentetramin
(Urotropin), von Köhler. (Monatsh. f. prakt. Dermatologie. XXXVIII.
Nr. 9.) WW
Nachdem es gelungen war, im Vacuumdestillat des Harnes Formaldehyd
festzustellen, lag es nahe, dieselbe Methode bei der Untersuchung des Blutes
anzuwenden, doch zeigte sie sich nicht ausführbar. Erst, wenn das Blut mit
reinem. Alkohol ausgeschüttelt wird, filtrirt, mit Wasser versetzt und abermals
filtrirt wird, prüft man die so erhaltene, klare Flüssigkeit mit Phloroglucin
und Natronlauge und findet dann Formaldehyd anwesend. Formaldehyd
bildet sich nicht erst in der Blase, sondern wird schon im Blute abgespaltet;
dies ist bei der stark antiseptischen Wirksamkeit des Formaldehyds von
grosser Wichtigkeit. Verf. räumt die Ungiftigkeit des Urotropins ein, hatte
aber Gelegenheit bei der Behandlung neurasthenischer Patienten starke Reiz-
See ER nn Eé mn eae pe
wirkung festzustellen, welche sich ın sc ımerzhäftem Harndrang äusserte. Ion:
solchen Fällen empfiehlt er eine Combinati
Í on von Hexamethylentetramin_mit
— Kawaharz, die Kawaformtabletten. Insbesondere verwendet er Kawaform bei
_ - Alen gonorrhoischen Erkrankungen, bei denen ausser der bakterieiden Wirkung
des Formaldehyds noch die schmerzstillende, Secretion beschränkende und die
Diurese leicht anregende Wirkung der Kawa zur Geltung kommt.
Schourp-Danzig.
40) Die Behandlung der Gonorrhöe der männlichen Harnröhre mittels
Spülungen ohne Katheter, von Janet. (Centralbl. f. d. Krankh. d Harn-
u. Sexualorg. 1904. Heft 5.)
Die Janet’sche Spülung befreit die’Schleimhaut von allem Secret, die
antiseptische Berieselung trifft in Folge der Dehnung der Urethra alle Theile
der anterior, posterior und Blase. Sie wird am besten vom Arzt selber vor-
genommen. Das Instrumentarium besteht aus einem 1 Liter fassenden Spül-
gefäss, das an einem Apparat in die Höhe gezogen werden kann, einem
mindestens 3m langen Gummischlauch mit Metallklemme und konischem,
stumpfen Glasansatz. Bei der Spülung soll der Patient liegen, nur wenn er
sie selbst ausführt, sitzen oder aufrecht stehen. Bei Erkrankung der Urethra
= anterior ist nur diese zu spülen. Dabei ist hoher Druck weniger gefährlich
54 als geringer, weil dabei Sphinctercompression einzutreten pflegt, und die Flüssig-
keit so nicht nach hinten dringen kann. Bei maximaler Ausdehnung der
Anterior lässt man die Flüssigkeit hinaus und wiederholt die Spülung einige
Male. Besteht Erkrankung der Posterior oder auch nur Verdacht darauf, so
soll bis in die Blase gespült werden. Dabei ist das Spülgefäss höher zu
hängen. Nach Cocainisirung und Ausspülung der Pars anterior pflegt die
Blasenfüllung meist leicht zu gelingen, wenn Patient nicht presst und so thut,
als wenn er uriniren wollte. Fliesst die Flüssigkeit nicht weiter, so soll man
absetzen und den Versuch wiederholen. Man hört mit der hinteren Spülung
auf, wenn Harnbedürfniss eintritt. Gelingt eine Blasenfüllung nicht, so soll
man den Patienten an einem anderen Tage wieder bestellen. Nach der
Spülung soll der Kranke ausuriniren. Die Spülungen sind bei Beginn der
— 317 —
Erkrankung womöglich täglich 2 Mal und später seltener vorzunehmen. Bei
acuter Gonorrhoea ant. verwendet Verf. eine 2°/,, Kalium permangan.-Lösung
mit nachfolgender Borsäurelösung; später 0,35—0,25°/,, Kal. permang. ohne
Borsäure. Bei Gonorrhoea posterior sind 0,1—0,25°/,, bezw. noch schwächere
Lösungen zu empfehlen; ebenso bei stark entzündlichen Erscheinungen von
Seiten der Anterior. Die Temperatur der Lösungen ist am besten 33—40°C.
Setzt die Behandlung gleich bei Beginn der Erkrankung ein, so kann die-
selbe in 12 Tagen bis 3 Wochen geheilt sein; ist erst das acut-entzündliche
Stadium eingetreten, so pflegt es 4—6 Wochen zu dauern; nach Ablauf des-
selben 9—15 Tage. Bei extraurethralen Erkrankungsherden dauert die Zeit
bis zur Heilung länger. Walter Schneider-Berlin.
41) Untersuchung über den Werth des Helmitols bei Cystitis, von Kelemen.
(Heilkunde. 1904. Mai.) TS EE
Da die Nebenhöhlen der Harnröhre schwer mit Medicamenten zu erreichen
sind, eine Reinigung dieser Höhlen durch irritirende, Entzündung und Secretion
erregende Lösungen aber zu starke Schmerzen verursachte, stellte Verf. Ver-
suche über die elective Wirkung von Medicamenten an. Unter den Mitteln,
welche die intacte Schleimhaut unberührt lassen, hingegen die entzündeten
Partien durchdringen, empfiehlt Verf. an erster Stelle das Helmitol. Dasselbe
erwies sich als ein vorzügliches Hülfsmittel bei vielen Cystitiden sowohl
gonorrhoischen wie anderen infectiösen Ursprunges, wirkte desinficirend, trieb
den Harn und verlieh demselben saure Reaction, verringerte die Entzündung
und übte einen äusserst beruhigenden Einfluss bei Urethritis postica. Bei
gleichzeitigem Gebrauch von Spülungen und Instillationen liess sich durch
Helmitol der Weiterverbreitung von Entzündungen vorbeugen. cb
42) Ueber scheinbare, mit der Prostata nicht zusammenhängende, aber
dennoch durch Prostatitis bedingte Schmerzen, von v. Notthafft.
(Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXX. 1904. S. 277.)
RM Verf. macht auf Prostatitisfälle aufmerksam, welche Ischias, Hämorrhoiden,
Kniegelenkschmerzen, chronischen Blasencatarrh, Epididymitis, Deferentitis,
Hernienschmerz, Neuralgien des Unterleibes und Nierenschmerzen vortäuschen
können, da vom Plexus prostaticus Umstrahlungen auf den Plexus sacralis
und lumbälis häufig statthaben. Diese Verhältnisse sind ausserordenlich ”
wichtig, weil die Prostata in der grossen Mehrzahl aller länger dauernden
Gonorrhöen ergriffen wird. Die Diagnose der Prostatitis lässt sich nur durch
die mikroskopische Untersuchungen und durch den Erfolg der Therapie sichern,
bei welcher letzteren vor allen Dingen die Massage der Vorsteherdrüse in
Betracht kommt. Die Gonokokken verschwinden in einigen Jahren aus dem
Prostatasecret, das später fast immer andere Bakterien enthält. Die völlige
Beseitigung der Prostatitis ist nur sehr schwer oder überhaupt nicht möglich,
so dass der Eheconsens nicht versagt werden könne, wenn die Urethritis aus-
geheilt sei und nur noch vermuthlich unschädliche Reste einer Prostataent-
zündung vorhanden sind, deren Entstehen mindestens 3 Jahre zurückliege.
Löwenheim- Liegnitz.
43) Ueber -Dioht-gonorrhoische Urethritis, von Wälsch. (Arch. f. Dermato-
logie u. Syphilis. L 1904. 8. 103.)
Verf. beschreibt, indem er auf eine frühere Veröffentlichung zurückgreift,
9 Fälle von Urethritis non gonorrhoica, welche sich durch langes Incubations-
stadium, exquisit chronischem Beginn und Verlauf, geringfügige subjective
und objective Symptome und schlechte Prognose auszeichnen. Ueber gleich- '
`~ En a nagara rer been
` ment er BR zm,
m
— 318 —
artige Erkrankungen ist schon mehrfach berichtet worden wie von Barlow,
Bockhart und. Galewsky. Zu unterscheiden sind hiervon die nicht-gonor-
rhoischen Harnröhrenentzündungen, welche bacterieller Natur sind und zumeist
leicht heilen. Auch ist bei ihnen das Incubationsstadium kurz: Dezon etz.
Ursachen LE SE leet E een können auch chemische”
Reizungen der Harnröhre durch „Prophylaktika“, Reizungen durch schlechte
Sättel beim Radfahren und Reiten, sowie gichtische Erkrankungen des Harn-
apparates, welche namentlich einen Catarrh der Prostataausführungsgänge er-
zeugen, bilden. Löwenheim-Liegnitz.
44) Ueber die Wirkung des Natrium salicylicum auf den Harnapparat, von
Knecht. (Münchener med. Wochenschrift. 1904. Nr. 22.)
Im Gegensatze zu den Beobachtungen Lüthje’s (Deutsches Archiv f. klin.
Medicin. LXXIV. S.163—206) kommt Verf. auf Grund seiner Unter-
suchungen zu folgendem Hauptergebniss: Von 40 Fällen, die Natrium sali-
cylicum erhielten, liessen sich nur bei 7 geringfügige, mit Wahrscheinlichkeit
von dem Arzneimittel herrührende Reizungserscheinungen des Harnapparates
nachweisen, die sich kundgaben durch das Auftreten vereinzelter Cylinder (nur
zwei Mal bei einer Person zahlreicher), während sich nur bei drei von ihnen
Eiweissspuren fanden. — In Gaben von maximal 5,0 pro die, auf mindestens
3 Mal vertheilt, ruft Natr. salicyl. beim Menschen keine Nephritis hervor.
Gottfried Trautmann-München.
45) Ueber Suprarenin bei Kolliculuscaustik, von Dreuw. (Münchener med.
Wochenschrift. 1904. Nr. 21.)
Vor der Operation werden 4ccm Eukain (1—2°/,) mit 4ccm Suprarenin
gemischt. Die Hälfte bis zwei Drittel wird mit einem Guyon- oder Ultzmann-
Katheter in die hintere Harnröhre gespritzt, nachdem vorher eine Janet-
Spülung der vorderen mit Kal. hypermang. oder Borsäurelösung gemacht
worden ist. Die Suprarenin-Eucainmischung lässt man etwa 3—5 Minuten
einwirken. Direct nach der Einspritzung kann man dann zur Anästhesirung
der vorderen Harnröhre eine Cocain- bezw. Eukainlösung injieiren und 5 Minuten
einwirken lassen. Gottfried Trautmann-München.
UL Therapeutische Notizen.
Ephelides:
Rec. Acid. tannic.
Acid. carbol. liquef. ana 2,5
1) Tinct. jodi 10,0
Vaselini ad 100,0
(Centralbl. f. d. ges. Therapie. 1904. März.)
J.
Gelbe Augensalbe:
Rec. Hydrarg. oxyd. flav. recent.
par pultiforme 0,1—1,0
Aq. dest.
2) Adip. lanae anhydric. ana 1,0
Vasel. amer. alb. ad 10,0
M. f. ang. D. in olla nigra.
(F. Schanz, Zeitschrift für Augenheilkunde. 1904.)
— 319 —
Glycerin-Cröme:
Rec. Cetacei 0,45
Paraffini 0,35
Ol-Amygdal-dulc. 1,75
3) Aq. Rosar
Glycerini ana 0,7
Ol. Rosar. 0,01
(Revue gén. de Thér.)
IV. Vereinsberichte.
Berliner Dermatologische Gesellschaft.
Sitzung vom 10. Mai 1904.
Richter zeigt einen 29jährigen Patienten mit ziemlich ausgebreiteter
Ichthyosis, die bisher noch nicht behandelt ist; dieselbe soll nach schwarzen
Pocken entstanden sein, da aber keinerlei Narben am Körper sich finden, so
nimmt Vortr. an, dass es Windpocken gewesen sind.
Rosenthal demonstrirt eine 17jähr. Patientin, die jetzt an den Händen,
Armen und Beinen zahlreiche, zum Theil keloidartige Narben zeigt; als sie
in Behandlung trat, handelte es sich um Processe in den verschiedenen Stadien
der Ulceration; zum Theil waren die Stellen mit Schorf bedeckt, zum Theil
sahen sie aus wie geplatzte Blasen; die Innenfläche der Hände zeigte strich-
förmige Excoriationen; der ganze Process besteht seit 9 Jahren. Vortr. stellt
die Diagnose „arteficielle Processe auf hysterischer Basis“; in der That trat
in 14 Tagen unter ganz kleinen Arsendosen und Borvaselin in der Klinik
Abheilung ein. Wahrscheinlich wird bald nach der Entlassung aus der Klinik
ein Recidiv auftreten.
L. Lilienthal stellt einen Knaben mit zahlreichen Talg- und Schweiss-
drüsen an der Schleimhaut der Unterlippe und Wange vor; es handelte sich
„jedenfalls um eine postembryonale Entwickelung, wie sie mehrfach auch bei
Erwachsenen beschrieben worden ist.
In der Discussion wird die Diagnose bestätigt, auch die Thatsache des
nicht seltenen Vorkommens in placquesförmiger Anordnung, während hier die
Anordnung strichförmig ist.
Pinkus zeigt einen Fall von Granulosis rubra nasi mit secundär
durch Abschnürung entstandenen Hidrocystomen.
Mayer demonstrirt ein Kind mit der von Darier und Vidal als
Ekthyma terebrans bezeichneten Affection; es handelt sich um einen poly-
morphen Ausschlag, bei dem zuerst rothe Flecken auftraten, die sich nachher `
in Papeln, Pusteln und Ulcera umwandeln; bakteriologisch fanden sich
Staphylo- und Streptokokken. Befallen ist besonders der Hinterkopf, Rücken
und Gesäss; Bauch und Brust sind fast frei.
In der Discussion weist Lesser darauf hin, dass der Fall jedenfalls
in die Gruppe der von Simon als Gangraena cachecticorum bezeichneten
Krankheit gehört; die Eruptionen treten an den durch Druck lädirten Körper-
stellen auf.
Bruhns demonstrirt 1) Injectionspräparate von Lymphgefässen, die
von den Hoden nach den zwischen den Nieren und den zwischen der Arteria
iliaca externa und der Hypogastrica liegenden Drüsen ziehen;
— 320 —
2) mikroskopische Präparate von präputialen Gängen; eins derselben
zeigt eine Auskleidung mit Cylinderepiihel; sie stammen von Patienten,”Dei
denen diese Gänge isolirt gonorrhoisch erkrankt waren; es sind abgesprengte
Theile der Harnrö hrenschleimhaut, bei denen Drüsen mit versprengt sind.”
iscussion zu Heller’s Vortrag: Zur Pathogenese der glatten Atrophie
des Zungengrundes.
Fritz Lesser ist auf Grund seiner Untersuchungen zu der Ueberzeugung
gelangt, dass es sich um einen interstitiell-entzändlichen Process handelt mit
secundärer Atrophie der Drüsenelemente; er stützt sich auf eine diesbezügliche
Arbeit von Lewin und Heller; dafür sprickt auch, dass die Erkrankung zu
den Späterscheinungen der Syphilis gehört. |
Rosenthal weist darauf hin, dass die Zahl und Grösse der Zungen-
balgdrüsen sehr verschieden, dass also die Diagnose der glatten Atrophie
vielfach eine sehr subjective ist.
Heller stimmt dem zu, vertheidigt im Uebrigen seinen Standpunkt.
Paul Cohn-Berlin.
V. Kurze Mittheilungen aus der Praxis.
Von Dr. Max Joseph-Berlin.
Ungewöhnlich lange Incubationsdauer der Gonorrhöe.
Ein 35jähriger Herr, welcher bisher stets gesund war, seit längerer Zeit
wegen einer Alopecia pityrodes in meiner Behandlung stand, aber früher
niemals venerisch erkrankt war, übte in der Nacht vom 29. zum 30. Mai
eine Cohabitation aus, ohne in den nächsten Tagen etwas Krankhaftes an
seinem Genitale zu bemerken. Vom 8.—10. Juni unternahm er eine foreirte
Radtour, erst am 14. Juni bemerkte er den ersten eitrigen Ausfluss aus der
Harnröhre und suchte mich am 15. Juni mit einer typischen Gonorrhoea mit
massenhaften Gonokokken auf.
Wenn auch derartige Fälle gewiss zu den Ausnahmen gehören, so
scheinen sie doch nicht gerade abnorm selten zu sein. v. Notthafft z.B.
hat einen Fall veröffentlicht, wo die Incubation 12 Tage betrug. In„meiner `
eobachtung betrug sie 15 Tage.
ch möchte mit der vorliegenden kurzen Mittheilung die Herren Collegen
anregen, ihre Erfahrungen über solche ungewöhnlichen Incubationszeiten der
Gonorrhöe zu veröffentlichen. Es würde dies doch nach verschiedenen Rich-
tungen für die Pathologie der Gonorrhöe von grösstem Interesse sein.
Zwar hat Dreyer in d. Centralblatte (III. 1900. S. 164) die Frage
ausführlich erörtert. Aber es bleiben doch für den Praktikər trotzdem noch
.immer Zweifel auf diesem Gebiete bestehen. So fragte mich z. B. ein Militär-
arzt, ob man einem Soldaten glauben darf, der von einer frischen acuten
Gonorrhöe behauptet, sie von einem vor 3 Wochen zuletzt benutzten Frauen-
zimmer zu haben.
Solche und ähnliche Punkte bedürfen doch noch einer eingehenden Dis-
cussion. Zu dieser möchte ich hiermit die Anregung geben.
Um Einsendung von Separatabzügen und neuen Erscheinungen an den Bas
geber Dr. Max Joserm in Berlin W., Genthiner Strasse 5, vin gebeten.
Verlag von Ver & Compr. in Leipzig: — Druck von METZGER & Wirra in T
DERMATOLOGISCHES GENTRALBLATT.
INTERNATIONALE RUNDSCHAU
AUF DEM GEBIETE DER HAUT- UND GESCHLECHTSKRANKHEITEN.
HERAUSGEGEBEN
DR. MAX JOSEPH
Siebenter IN BERLIN. Jahrgang.
Monatlich erscheint eine Nummer. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes, sowie direct von der Verlagsbuchhandlung
VEIT & Come. in Leipzig.
1904. August. Nr.
z
Inhalt. I. Originalmittheilungen. Staphylococcus albus den Gonococcus
Neisseri vortäuschend, von Dr. A. Paldrock in Jurjew-Dorpat.
II. Referate. Allgemeine Pathologie und Therapie. 1) Ueber Dermoide
des Ovarium mit besonderer Berücksichtigung der Zähne in denselben, von Franz
Trauner. 2) Ein Fall von allgemeiner entzündlicher Schwellung der Haut, von
Hans Körber. 3) Ueber traumatische Epitheleysten (Epidermoide), von Max M. Klar.
4) Gutartige Neubildungen der Haut, von Max Joseph. 5) Two cases of a peculiar
form of hand infection, by J. R. MeDill and Wm. B. Wherry. 6) Ueber die locale
und allgemeine Wirkung der Röntgen-Strahlen, von Gustav Baermann und P. Linser.
7) Beiträge zur chirurgischen Behandlung und Histologie der Röntgen-Ulcera, von
6. Baermann und P. Linser. 8) Zur Behandlung von Hautkrankheiten mit Röntgen-
Strahlen, von Jul. Müller. 9) Recent adrances in actinotherapy, by W. S. Gottheil.
10) Histologische Befunde beim Röntgen-Ulecus am Kaninchen, von A. Gassmann.
11) Ueber die Bedeutung der Wärmestrahlen bei der Behandlung mit concentrirtem
Licht nach Finsen, von W. Scholtz. 12) Lichttherapie nach Prof. v. Tappeiner, von
Jesionek. 13) Das Radium. Seine Darstellung und seine Eigenschaften, von Jacques
Danne. 14) Heilung der Noma durch rothes Licht, von Motschan. 15) Eine neue
Kätaohorene Flektirde mit auswechselbaren Tonkappen, von Artur Strauss. 16) Zur
Pathogenese kolliquativer Blasen, von Kreibich. 17) Dermite pseudo-erysipelateuse
de la face, due A des applications de teinture d’arnica diluée, par de Cresantignes.
18) Sur une nouvelle forme de dermatose papulo-exsudative provoquee par la pilo-
carpine, par H. Hallopeau et Vielliard. 19) Ueber die Behandlung von Frostbeulen
mit Salzwedel’schen Alkoholverbänden, von Otto Lentz. 20) Untersuchungen einiger
Dauerhefepräparate des Handels mit besonderer Berücksichtigung ihrer biologischen
Eigenschaften und therapeutischen Verwendbarkeit, von Paul Krause. 21) Das
Formalin und seine Wirkung auf den Favuspilz, von Bogrow und Scharkewitsch-
Scharschinsky. 22) Favus — Dermatomycosis favosa, von Kudisch. 23) Ein Fall
von Adenoma folliculare cutis papilliferum, von Karl Kreibich. 24) Hypertrophie
und mulfiple Cystadenome der Schweissdrüsenknäuel, von P. Thimm. 25) Ueber
einen Fall elephantiastischer Verdickung des Unterschenkels mit diffuser Knoten- und
Warzenbildung, von A. Hagentorn. 26) Conception generale des dermatoses (théories
des reactions cutanées, des dermatoses composėes et des faits de passage), par L. Broegq.
27) Casuistische Beiträge zur Aetiologie der Lipomatose und zur Säurebehandlung
des Pruritus nach Leo, von F. Koehler. — Gonorrhöe und deren Complicationen.
28) Ueber eine seltene Form der Epispadie, die Eichelepispadie und ihre Entstehung,
von M. Katzenstein. 29) Zur Casuistik der Missbildungen der weiblichen Genitalien,
von Bluhm. 30) Gonorrhöe im Wochenbett, von A. Martin. 31) Traitement des
retrecissements de l’ur&thre sans pression sur les parois adjacentes saines, dilatation
de l’uretere, par Bakalleinik. 32) Des hemorrhagies spontanées de la prostata, par
Motz et Suarez. 33) Les polypes de l’ur&thre chez la femme, par Gregoir. 34) Balano-
men circinata erosiva, von Burshalow. 35) Ueber die Frage der ätiologischen
eziehungen zwischen Gonorrhöe und Prostatahypertrophie, von Rotschild. 36) Klinische
Studien über Gonorhöe, von Schlasberg. — Syphilis. 37) Ueber Nephritis heredo-
syphilitica bei Säuglingen und unreifen Früchten, von Cassel. 38) Fehldiagnosen
VIIL l 21
— 322 —
extragenitaler Primäraffeete und ihrer Folgen, von 6. Nobl. 39) Das erste Auftreten
der Syphilis in der europäischen Culturwelt, von Jwan Bloch. 40) Ist das Syphilis-
virus Altrirbar? von Klingmüller und Baermann. 41) Ueber das Verhältnes der
Leukoplakie zur Syphilis, von Lublinski. 42) Les plaques syphilitiques crouteuses
du cuir chevelu, par Umbert.
III. Bibliographie. — IV. Therapeutische Notizen. — V. Vereinsberichte.
— VI Vermischtes. — VII. Kleine Mittheilung aus der Praxis. — VIII. Perso-
nalien.
I. Originalmittheilungen.
Staphylococcus albus den Gonococeus Neisseri vortäuschend.
Von Dr. A. Palärock in Jurjew-Dorpat.
Den besten Nährboden für Gonokokkenzucht bildet unzweifelhaft
uncoaguliertes menschliches Serumalbumin, wie es im Blutserum,
in Ascitesflüssigkeit und anderen serösen Exsudaten vorkommt. Da diese
Flüssigkeiten in solchem Zustande schwer zu beschaffen sind, dass sie
sich als Nährböden weiter verwenden lassen und ihr fractionirtes Sterili-
siren bei 58°C. viele Umstände macht, ohne den Nährboden wirklich
sicher keimfrei zu machen, so hat man sich bemüht, für dieselben
Ersatz zu schaffen. Als ein Mittel, welches die Coagulation des Blut-
serums beim Kochen verhindert und doch dem Wachsthum der Gono-
kokken sehr förderlich ist, fand Wassermann das (aseinnatrium-
phosphat (Nutrose.! Diesen Umstand im Auge behaltend, nahm ich
eine frische, ebengeborene menschliche Placenta und zerkleinerte
dieselbe in einer Fleischhackmaschine. Zu je 100,0 dieses Fleischbreies
setzte ich 2,0 Nutrose und 200,0 destillirtes Wasser. Nachdem dieses
Gemisch wiederholt gut durchgeschüttelt worden war, wurde es im Dampf-
topf 1—1!/, Stunden lang gekocht und dann filtrirt. Das Fleischwasser
hat ein opalescirend graues Aussehen; war aber die Placenta sehr blut-
haltig, so sieht es braun aus. Der Eiweissgehalt des Fleischwassers wurde
nach Esbach bestimmt und war 2,5—3,0 pro mille. Ohne Nutrosezusatz
gekochtes Fleischwasser enthielt nur 0,8 pro mille gelöstes Eiweiss. -5,0 ccm
des mit Nutrose gekochten Fleischwassers bedürfen zur vollen Neutrali-
sation durchschnittlich 0,5 ccm ?/ , Normalnatronlaugen.
Zum Fleischwasser wurde 0,5°/, Kochsalz, 1°/, Pepton und 1,5°/,
Agar hinzugesetzt. Nachdem letzterer gut gequollen war, wurde dieses
Gemisch im strömenden Dampf so lange gekocht, bis aller Agar sich ge-
löst hatte. Hierauf folgte Filtration, Abfüllen in Petri-Schalen oder
Probirgläschen und Sterilisation im Autoklaven 15 Minuten lang bei
120° C.
1 Centralbl. f. Bakt. u. Par. XXII. 1897. S. 486.
— 323 —
Der Nährboden bleibt vollkommen klar; es ist also das in ihm
enthaltene Eiweiss ungeronnen geblieben. 5,0 des fertigen Nährbodens
bedürfen zur Erlangung vollkommener Neutralität 1,0—1,5 ccm !/,, Normal-
natronlauge. Schwankungen im Säuregehalt des Nährbodens sind haupt-
sächlich von dem zur Verwendung gelangten Agar abhängig. |
Thalmann! betont, dass der Gonococcus auch auf gewöhnlichen
Nährböden wächst, wenn Letzterer gegen Lakmus alkalisch, gegen Phenol-
phtalein aber noch sauer reagirt. Das Optimum des Wachsthums hat
er an der Stelle gefunden, wo etwa ?/, bis ®/, der zur vollständigen
Phenolphtaleinneutralität nöthigen Natronlauge dem Nährboden zugesetzt
worden ist. Da man der Reaction des Nährbodens eine wichtige Rolle
bei der Gonokokkenzucht zumisst, so habe ich den Säuregrad meines
Nährbodens angegeben. Ich gab ihm die Thalmann’sche Reaction.
Bei der Herstellung der Culturen wurde folgendermaassen verfahren.
Mit einem ausgeglühten Platindraht wurde Urethralsecret, oder aus frisch
gelassenen Urin aufgefangene Fäden, auf den Nährboden gestrichen und
das geimpfte Röhrchen in einen Thermostaten bei 36° C. gestellt. Ist
ein Thermostat nicht zur Hand, so wickelt man das geimpfte Röhrchen
in Papier und legt es auf die Brust, so dass es zwischen Hemd und Körper
zu liegen kommt, bis es in einen Thermostaten gelegt werden kann.
Nach 24 Stunden haben sich unter anderen auch 1—2 mm grosse,
wie Porzellanknöpfchen aussehende, weisse Colonien gebildet.
Die von diesen Colonien angelegten Strichculturen werden nach 24 stün-
digem Aufenthalt im Thermostaten 2—3 mm breit und sind etwa 0,5 mm
über dem Nährboden erhaben. Die Röhrchen verblieben in aufrechter
Haltung im Thermostaten und zeigten nach weiteren zwei Tagen ein Fort-
schreiten des Wachsthums am unteren Ende der Strichcultur, welche
an ihrer breitesten Stelle etwa 7 mm im Durchmesser hatte. Nach oben
hin nimmt die Cultur an Breite ständig ab und ist das oberste Ende
ebenso breit, wie es vor zwei Tagen war, d.h. 2 mm.
Die Farbe der Culturen ist weiss; zur Peripherie hin schärfen sich
ihre Ränder zu und enden mit scharfer unregelmässig gezackter Be-
grenzung; im Centrum der Strichcultur wird die weisse Farbe durch eine
schleimig aussehende Partie ersetzt, welche degenerirte Diplokokken auf-
weist, wenn auch nicht in grosser Zahl.
Nach weiteren 4—5 Tagen sieht man die Zacken an den Rändern
der Strichculturen noch deutlicher ausgebildet und hat das untere Ende
noch an Breite zugenommen, so dass es jetzt 10—12 mm breit ist. Die
Cultur hat sich in immer dünner werdender Schicht über den Nährboden
verbreitet und sieht man vom Centrum zur Peripherie hin dickere Strahlen
! Centralbl. f. Bakt. u. Par. XXVII. 1902. S. 928.
— 324 —
= verlaufen. Das Bild erinnert sehr an Eisblumen an den Fensterscheiben.
Das schleimig aussehende Centrum hebt sich noch deutlicher von seiner
weissen Umgebung ab und erscheint bisweilen gekörnt.
Beim Zusammentreffen gehen die Colonien nicht in einander über,
sondern bleiben scharf abgegrenzt von einander, sich nach ihren freien
Seiten verbreitend.
Der Nährboden wird nicht verflüssigt.
Wird obengenannter Nährboden ohne Peptonzusatz zubereitet, so ent-
wickeln sich die oben beschriebenen Colonien bedeutend schwächer, wenn-
gleich das Wachsthum noch ein verhältnissmässig gutes zu nennen ist.
Auf einem Nährboden aus 2,0 Nutrose, 100,0 Wasser und 1,5 Agar
wachsen die genannten Colonien nicht. Es ist also fraglich, ob es das
Eiweis der Nutrose ist, welches das gute Wachsthum der Colonien be-
dingt; wahrscheinlicher erscheint es mir, dass es das des Fleischwassers
sein könnte. Ohne Bedeutung ist es, ob Kochsalz sich im Nährboden
befindet oder nicht.
In Reinculturen büssten die Diplokokken keineswegs ihre Lebens-
fähigkeit rasch ein; denn neun Wochen alte, bei 36° C. gehaltene Cul-
turen erwiesen sich als vollkommen lebenskräftig, wenn sie vor Aus-
trocknen bewahrt blieben, als sie weiter geimpft wurden. Dasselbe sah
man bei Culturen, die 35 Tage in 16—18° C. gestanden waren. Aus
letzteren Culturen gemachte Impfungen wurden in derselben Temperatur
belassen und sie entwickelten sich im Verlaufe von acht Tagen etwa
1 mm breit. Also auch unter 20° C. entwickelten sich die in Rede
stehenden Diplokokken, wenngleich schwach, nachdem sie sich an diese
Temperatur gewöhnt hatten. Bei 12° C. gehalten, blieben sie 23 Tage
und bei 6°C. 19 Tage lebensfähig. Hielt man sie bei 0° C., so zeigten
die aus ihnen angelegten Culturen noch ein gutes Wachsthum, wenn sie
nur 24 Stunden dieser Temperatur ausgesetzt geblieben waren. Längerer
Aufenthalt bei 0° C. vermindert allmählich die Lebensfähigkeit dieses
Diplokokken und nach vier Tagen ist sie vollständig erloschen. Bei
— 2° C. erlischt ihre Lebensfähigkeit schon in zwei Tagen.
Bei der nach Gram vorgenommenen Färbung entfärbten sich die
gezüchteten Diplokokken. Hierbei wurde die Entfärbung im Alkohol
so lange vorgenommen, als noch Farblösung sich absonderte, wie es die
Lehrbücher empfehlen.
Vorgenommene Thierversuche zeigten Folgendes:
Auf den Schleimhäuten der Geschlechtsorgane von Kaninchen, Meer-
schweinen, Wallachen und Stuten riefen Impfungen dieses Diplokokken
vorübergehende Catarrhe hervor. Am zweiten Tage zeigte sich eine
reichliche eitrige Ausscheidung aus den Genitalien, die aber bis zum
vierten Tage immer weniger wurde und an den darauffolgenden Tagen
— 325 —
ganz aufhörte.e Im Secret sah man viele ausgeschiedene Epithelzellen
und frei herumliegende Diplokokken. Nie aber fanden sich diese Diplo-
kokken in den Zellen, wohl aber auf dieselben gelagert. Subcutan
liessen sich weissen Mäusen grosse Mengen, bis zu zwei Pravaz’schen
Spritzen, der Emulsion der Diplokokken einspritzen, ohne dass die Mäuse
dabei zu Grunde gingen. Bei Pferden riefen dieselben Mengen, subcutan
injicirt, vorübergehendes Fieber bis zu 40° C. hervor, wobei an der In-
jectionsstelle kalte Abscesse entstanden. Intraperitoneal mussten weissen
Ratten grosse Mengen der zur Emulsion aufgeschwemmten Culturen ein-
gespritzt werden, wenn man den Tod des Versuchsthieres bezweckte. Bei
der Section fand man locale Peritonitis an der Injectionsstelle, mit
reichlichen Verwachsungen, also alle Charakteristika der Gonokokken.
Im besten Glauben mit dem Gonococcus Neisseri experimentirt zu haben.
wandte ich mich an den Geheimrath Prof. Neisser in Breslau, ihm
meine überraschenden Resultate unterbreitend. Hier unternahm Dr. Bär-
mann mit mir gemeinsam die Controllversuche, wobei es sich heraus-
stellte, dass der von mir gezüchtete Diplococcus nicht der Gonococcus,
sondern nur der Staphylococcus albus sein konnte. Nur einige
Mal sahen wir den Gonococcus auf obigem Nährboden wachsen, während
Staphylokokken stets sehr üppig gediehen.
Gonokokkenculturen sind nicht weiss, sondern farblos, wie
Schleim aussehend, und zeigen bei geringer Vergrösserung ein rehbraun
verfärbtes Centrum, sowie unebene Oberflächen. Die übrigen Merkmale,
d. h. steile Ränder der Culturen, die nicht den Nährboden verflüssigen,
ein degenerirtes Centrum u. s. w. sind beiden Culturen gemein.
Bei den Gonokokkencolonien treten im Centrum in sehr grossen
Mengen Degenerationsformen auf. Dass in meinen Culturen dieses
nicht der Fall war, war ich geneigt, der Güte des Nährbodens zuzu-
schreiben.
Weiter ist von Wichtigkeit, die Gram-Färbung genau nach der an-
zugebenden Zeit auszuführen. Man färbe: 1!/, Minuten mit Anilin-
wasser-Gentianviolett; giesse auf das mit Filtrirpapier abgetrocknete
Puäparat die Jod-Jodkaliumlösung und belasse sie nur eine halbe
Minute darauf; nachdem das Präparat wieder mit Filtrirpapier abge-
trocknet worden ist, entfärbt man es nur eine halbe Minute in
absolutem Alkohol; darauf wird der Alkohol in destillirtem Wasser
ordentlich abgespült und die Gegenfärbung mit einer stark verdünnten
Carbolfuchsinlösung 1—2 Minuten lang vorgenommen. Die Gonokokken
sind jetzt roth gefärbt, da sie bei der Gramfärbung sich entfärben,
Staphylokokken und andere nach Gram sich nicht entfärbende Bakterien
aber schwarzblau. Ein zu langes Entfärben im Alkohol kann zu Miss-
verständnissen Anlass geben, wie es bei mir leicht ersichtlich ist. Auch
— 326 —
sind Gonokokken um ein Bedeutendes kleiner, als Staphylo-
kokken.
Herrn Prof. W.B. Affanasjew — dem Director des pathologischen
Institutes zu Jurjew-Dorpat — spreche ich meinen aufrichtigsten Dank
dafür aus, dass er es bereitwilligst gestattet hat, in seinem Institut die
hier angeführten Versuche auszuführen. Desgleichen bin ich zu Dank
verpflichtet Herrn Geh.-Rath Prof. Neisser und Dr. Bärmann in
Breslau dafür, dass sie in entgegenkommendster Weise bei der Lösung
der Frage, ob die von mir gezüchteten Bakterien wirklich Gonokokken
seien, mir ihren Rath haben zu Teil werden lassen.
Um andere Collegen, die mit Gonokokken zu thun haben, vor ähn-
lichen Missgriffen zu schützen, habe ich diese Arbeit der Veröffentlichung
übergeben.
II. Referate.
Allgemeine Pathologie und Therapie.
1) Ueber Dermoide des Ovarium mit besonderer Berücksichtigung der Zähne
in denselben, von Franz Trauner. (Deutsche Monatsschrift f. Zahn-
heilkunde. 1903. 19. November.) |
Die sehr gewissenhafte Arbeit hat hinsichtlich der Aetiologie der Dermoide
ein weitergehendes Interesse. Zur Erzielung eines normalen Embryo müssen
Spermatozoon und Ovulum ausgereift sein. Der Verf. glaubt die untere
Grenze für die Cohabitation in etwa das 10. Lebensjahr verlegen zu dürfen.
Da nach gegenwärtigen Vorstellungen die Entstehung.-von Dermaiden_ mit
Befruchtungsvorgängen von nicht vollwertigen, wenn auch reifen Eiern erklärf
sett scheint gerade Ei und Sperma des Pübertätsalters für das Züstande-
kommen derartiger Missbildungen disponirt zu sein. Dieses Lebensalter knapp
vor Erreichung der vollen Geschlechtsreife kann nach Vorstellung des Autors
derartige unterwerthige Geschlechtszellen hervorbringen, welche in jeder Com-
bination (vollkommen ausgereiftes Ei mit unterwerthigem Sperma, abortives
Ei mit vollständig ausgereiftem Sperma) das gleiche Resultat geben. Die
3 beschriebenen Fälle enthalten rudimentäre Kieferanlagen und müssen als
nicht angeboren, sondern erworben angesehen werden. Verf. schliesst mit den
Worten Bonnet’s: „Ich glaube, dass eine fortgesetzte, vorurtheilsfreie und
gewissenhafte Analyse zwischen den Embryonen, den zusammengesetzten Der-
moiden und Teratomen anderer Körperstellen, mehr Aehnlichkeiten und Ueber-
gänge als Differenzen zutage fördern und damit die gegenwärtige Verwirrung
in deren Aetiologie beseitigen und die Berechtigung meiner Hypothese ihrer
Entstehung erweisen wird.“ Gottfried Trautmann- München.
2) Ein Fall von allgemeiner entzündlicher Schwellung der Haut, von
Hans Körber. (Münchener med. Wochenschrift. 1904. Nr. 17.)
Verf. beschreibt un. Krankheitsfall, welcher klinisch
als universelles, essentielles Oedem Haut angesehen werden musste, der
aber mikroskopisch die Deutung zuliess, dass es sich hierbei um das Anfangs-
stadium der Sklerodermie handelte, welche zu Grunde ging, bevor sich die
typische Verhärtung und Atrophie der Haut ausgebildet hat.
Gottfried Trautmann-München.
— 327 —
3) Ueber traumatische Epithelcysten (Epidermoide), von Max M. Klar.
(Münchener med. Wochenschrift. 1904. Nr. 16.)
Im Gegensatze zur fötalen Aetiologie Franke’s macht Verf. für die
von Heschl „Epidermoide“ genannten subcutanen atheromartigen Geschwäülste
mit anderen Autoren die traumatische Entstehung geltend und erörtert diesen
Modus an einem kirschgrossen Epidermoid in der rechten Hohlhand eines
17jährigen Dienstmädchens, das sich an der betreffenden Stelle vor etwa
3 Jahren mit einem Nagel verletzt hatte. Die meisten traumatischen Epithel-
cysten brauchen zu ihrer Entwickelung 1 Jahr und mehr; viele wachsen
4—6 Jahre, bis sie endlich belästigend werden. Schmerzen bestehen dabei
nicht. Der Tumor ist glatt, ohne Fluctuation, nicht durchsichtig, hängt meist
mehr weniger mit der Haut zusammen, aber nicht mit den unter ihr liegen-
den Geweben. Die Probepunction schafft genügende Aufklärung, l
Gottfried Trautmann-München.
4) Gutartige Neubildungen der Haut, von Max Joseph. (Aus dem Hand 7
buche der Hautkrankheiten, herausgegeben von Prof. Mracek. Wien “
OR od Tr ea i
Bei der Classification der gutartigen Geschwülste kann bei dem dies-
bezüglichen Mangel feststehender Thatsachen der ursächliche Standpunkt,
welcher der beste wäre, nicht eingenommen werden, weshalb Verf. eine ana-
tomisch-genetische Eintheilung vorzieht. Die gutartigen Tumoren gehören zum
homologen Typus; ihre Benignität lässt sich aber nicht scharf abgrenzen, da
Uebergänge zu malignen Neubildungen vorkommen, wie z. B. bei den Naevi.
Trotzdem sind für die Gutartigkeit einige Charakteristika maassgebend, z. B.
Localbleiben, fehlende Metastasen, kein Recidiviren nach der Exstirpation,
begrenztes Wachsthum, die histologische 'Structur (Gefässe, Stroma, Zellen,
welch letztere am wichtigsten sind), die klinische Beobachtung und die chemische
Färbereaction, durch welche man einen Einblick in den Ohemismus und ge-
wissermaassen in die Physiologie der Geschwülste erhält. Hinsichtlich der
ursächlichen Momente ist am meisten die Cohnheim’sche Theorie zu beachten,
nach welcher ein Fehler der embryonalen Anlage der Grund zu späteren Neu- `
bildungen ist. Bis zu einem gewissen Grade mag auch ein Trauma eine Rolle
spielen. An diese allgemeinen Gesichtspunkte schliesst Verf. die specielle Be-
schreibung der einzelnen Geschwulstformen mit genauer Berücksichtigung des
morphologischen und klinischen Verhaltens, der Multiplieität und Heredität,
der Prädilectionsstellen und subjectiven Symptome, der Häufigkeit, Aetiologie,
anatomischen Diagnose, Prognose und Therapie. In dieser Weise werden
zuerst die Tumoren der Bindegewebsreihe abgehandelt, nämlich die weichen
und harten Fibrome, das wahre und Narbenkeloid, die hypertrophische Narbe,
die Narbe. Zwischen dem Narbenkeloid und der hypertrophischen Narbe
werden eingehend die Differentialmerkmale angegeben. Dann folgen die
Lipome und Xanthome. Von den Tumoren, welche vom Epithel abstammen,
stehen die Condylomata acuminata an erster Stelle. Dieselben als Papillome
anzusprechen, ist heutzutage unberechtigt; es handelt sich bei ihnen um Akan-
thome; ebenso ist trotz der genitalen Localisation der Zusatz „venerische“
nicht richtig. Die Oontagiosität der Verrucae_yulgares ist, wie schon lange
der Volksmund annahm, nunmehr sichergestellt, nicht dagegen die mikro-
parasitäre Natur derselben. Die Hautcysten sind Retentionsgeschwülste, die
theils von den Talgdrüsen, theils von den Schweissdrüsen ausgehen. Die
Contagiosität des Mollus cum contagiosum ist, wie es schon im Namen liegt, l
— 328 —
erwiesen, die Infectiosität dagegen nicht. In der Folge kommt die Beschreibung
"Ger-erf der Grenze von obigen beiden Gruppen stehenden Naevi und sodann
die Geschwülste, welche aus Blut- oder Lymphgefässen gebildet sind, nämlich
die Lymphangiome und Angiome. Die von verschiedenen Seiten aufgestellten
Ansichten über die Beziehungen der Angiome zu einem Carcinom entbehren
der Beweiskraft. Zum Schlusse erfahren noch die Tumoren, welche aus Muskel-
` gewebe bestehen, nämlich die Myome eine detaillirte Würdigung. Dem Buche
sind 13 instructive theils klinische, theils anatomische Bilder, sowie jedem
Capitel ein ausführliches Litteraturverzeichniss beigegeben. Ref. kann es sich
nicht versagen, zu erklären, dass es eine wahre Freude ist, das in dem be-
kannten durchsichtigen, klaren und das Wesentliche zusammenfassenden Stile
des Verf. geschriebene Buch zu studiren. Da die Mehrzahl der Aerzte nicht
in den Besitz des grossen Handbuches der Hautkrankheiten gelangt, so ist
gewiss der Wunsch berechtigt, dass in einer späteren Neuauflage des Joseph’-
schen Lehrbuches der Hautkrankheiten, „die gutartigen Neubildungen der Haut“
möglichst unverändert Aufnahme finden möchten.
Gottfried Trautmann-München.
5) Two cases of a peculiar form of hand infection, by J. R. Mc Dill
and Wm. B. Wherry. (Biolog. Laboratory Manila. 1904.)
Verf. beschreibt die Fingerinfection, welche ein Arzt sich bei der Operation
einer Septicaemie zuzog. In gleicher Weise inficirte sich die Krankenpflegerin,
welche den erkrankten Finger des Arztes incidirte und sich dabei selbst mit
dem Messer verletzte Die aus blumenkohlähnlichem, verrucösem Gewebe
bestehenden, heftig schmerzenden Geschwüre heilten nach mehrfachen Incisionen
unter essigsaurer Thonerde. In den erkrankten Geweben fanden sich neben
Leukocyten und polymorphonucleären Phagocyten zahlreiche dem Influenza-
bacillus ähnelnde Bacillen. Histologische Merkmale und die schwierige, nur
spärliche Cultur dieses Bacillus bestimmen Verf. den Krankheitserreger dieser
Fingerinfection als Koch-Weeks-Bacillus anzusprechen. Unter mehrfachen
Thierimpfungen war nur eine am Finger eines Affen einigermaasen erfolgreich.
J.
6) Ueber die locale und allgemeine Wirkung der Röntgen-Strahlen, von
Gustäv Baermann und Paul Linser. (Münchener med. Wochen-
schrift. 1904. Nr. 23.)
Die Röntgen-Strahlen üben auf die Blutgefässe, insbesondere auf die Gefäss-
intima eine schädigende Wirkung aus. s. Eine chemisch-biologische Schädigun
Fe Brand der Lymphe'ist nicht nachweisbar und wohl auch E Kc
Im Harn tritt eine typische Erhöhung der N-ausscheidung auf, ebenso stellt
sich Temperaturerhöhung ein. Dagegen sind vorhandene stärkere Fieber.
erscheinungen mit wesentlicher Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens auf
ein toxisches Agens zurückzuführen, dessen Entstehung durch den reichlichen
Zerfall von Gewebe und dessen Resorption ähnlich wie z. B. bei Verbrennungen
zu erklären wäre. Gottfried Trautmann - München.
7) Beiträge. zur chirurgischen Behandlung und. Histologie der. Röntgen-
Ulcera yon G. Baermann und P. Linser. (Münchener med. Wochen-
schrift. 1904. Nr. 21.)
In erster, jedenfalls in wesentlichster, Linie werden diẹ Blutgefässe durch
Aie Röntgen-Strahlen geschädigt und zerstört. Die Dlcsrationen sind nicht
auf eine mangelhafte Epithelisirung zurückzuführen. Die Defecte wurden
durch Auflegung gestielter gefässführender Lappen — Transplantation —
gedeckt. Gottfried Trautmann-München.
— 329 —
8) Zur Behandlung von Hautkrankheiten mit Röntgen- -Strahlen, von
Jul. Mütter (Münchener med" Wöchenschr. 190E NE Zye
Verf. beschreibt Fälle von Pruritus ani et vulvae, Hyperhidrosis manuum
und der Analgegend, Ekzema_chron. man., Welche er durch Röntgen-Behand-
lung Mit mittelweichen Röhren zu überraschender Heilun g gebracht hat.
Gottfried Trautmann-München.
9) Recent adrances in actinotherapy, by W.S. Gottheil. (Journ. of the
Amer. Med. Association. 1904. 19. März.)
Verf. giebt einen ausführlichen Ueberblick des augenblicklichen Standes
der Behandlungsmethoden mit violetten und ultravioletten Strahlen, der in
der Ditteratur berichteten Resultate bei den verscht@fetiäten Dermatosen sowie
der Construction und Anwendungsweise der neuesten Apparate. Die eigenen
Beobachtungen des Verte betreffen einige gute Erfolge bei Alopecia areata und
einen gebesserten, noch in Behandlung befindlichen Fall von Hautsarcom. J.
10) Histologische Befunde beim Röntgen-Ulcus am Kaninchen, von A. Gass-
manii. (Arch. f*Dermätolögfe" tr. Syph. LXX. 1904. 8. 97.)
Die histologischen Untersuchungen von Röntgen-Ulcera beim Kaninchen
bestätigen die Befunde des Verte beim Röntgen-Ulcus am Menschen. Sieb-
artige Durchlöcherung der Muscularis, Verdickung und Durchlöcherung der
|
f
Intima, Auflockerung der Elasticae, Degeneration der quergestreiften Muscu- |
latur. Veränderungen im Cutisbindegewebe (Vacuolisirung, „Plattenzellen“,
„Schaumzellen“). V. Lion- Mannheim.
11) Ueber die Bedeutung der Wärmestrahlen bei der Behandlung, mit
concentyirtsm..Lieht, nach "Finsen, von W. Scholtz. (Berliner klin.
Wochenschrift. 1904. Nr. 1 IEN
Verf. arbeitete bei seinen en mit einer Tripletlampe mit Con-
centrationslinse und gesonderter Kühl- und Drucklinse und kam im Gegen-
satze zu den zahlreichen Vertheidigern der chemischen Lichtwirkung zu dem
Schlusse, dass auch die wenig brechbaren Wärmestrahlen an der Wirkung
des concentrirten Lichtes in hohem Maasse betheiligt seien. Die Erhöhung
der Temperatur, welche die Wärmestrahlen hervorrufen, übe bei genügend
tiefer Absorption der Strahlen einen bedeutenden bactericiden und somit heil-
kräftigen Einfluss in den tieferen Geweben aus. Im Gegensatze zu der Licht-
wirkung nahm die Wärmewirkung in der Tiefe zu. Versuche mit verschiedenen
Lichtfildern und Zwischenschiebung von Kaninchenhaut ergaben, dass die
ultravioletten Strahlen nach Durchdringung einer Hautlamelle nur noch sehr
geringen Einfluss übten, während die Wärmestrahlen durch vier Hautlamellen
gingen ohne ihre intensive Wirkung einzubüssen. Wendet man bei der Be-
strahlung mit concentrirtem Lichte einen Kühlapparat an, so kann man durch
die Erwärmung der tieferen Schichten dort befindliche Bakterien abtödten
ohne wesentliche Schädigung der oberen Haut. Da Blaufärbung der tieferen
Hautlagen diese Wirkung der Wärmestrahlen erhöhte, ist anzunehmen, dass
dieselben sich electiv erweisen müssten bei Zellanhäufungen unter der Haut
und stärker gefärbten, also stärker strahlenabsorbirenden pathologischen Ge-
bilden. Zu diesen könnten die bräunlichen Lupusknötchen zu rechnen sein. J.
12) Lichttherapie nach Prof. v. Tappeiner, von Jesionek. (Münchener
med. Wöchenschrift. 1904. Nr. 19, ën: 28.)
Photodynamische (fluoreszirende) Stoffe haben auf Protozoen, Enzyme,
Toxine und gewisse Zellarten höherer Organismen (H. v. Tappeiner: Ueber
die Wirkung fluoreszirender Stoffe auf Infusorien nach Versuchen von O. Raab.
— 330 —
Münchener med. Wochenschrift. 1900. 8.1; 1903. S. 2042. 1904. Nr.16
und 17) eine merkwürdige und intensive Wirkung. Diese Thatsache ver-
anlasste die nachstehenden Versuche. Kranke Hautstellen wurden mit fluores-
zirenden Lösungen eingepinselt und dem Lichte ausgesetzt. (Sonnenlicht, am
besten, dann zerstreutes Tageslicht, elektrische Bogenlampe, Schusterkugeln
mit einer Mischung von Kupfersulfat und Pikrinsäurelösung) In Anwendung
wurde vorwiegend Eosin (Thetrabromfluoresein) in Form seiner Alkaliverbindung
gebracht und zwar in starken und dünnen Lösungen. Dabei stellte sich
Folgendes heraus: 1) Bei den starken (5°/ igen) Lösungen bildete sich über
der erkrankten Hautstelle ein dieker Krustenschirm, nach dessen Ablösung
heftige Blutung erfolgte. Die stark eosintingirten Borken und Schuppen ver-
hinderten das Passiren fluoreszenzerregender Strahlen. An den kranken Stellen
zeigten sich keinerlei Reparationsvorgänge: es kam zu einem Stillstand der
Reactionserscheinungen. 2) Die dünnen Lösungen dagegen (0,01—0,1) ändern
durch die fortwährende Verdunstung ihren Concentrationsgrad ständig, wes-
halb zur Verhinderung der Eintrocknung Ueberstreichungen mit reinem Wasser
oder physiologischer NaCl-Lösung gemacht wurden. Bei nicht möglicher Licht-
einwirkung, z. B. Nachts, wurden die kranken Hautstellen mit Borwasser,
Zinkpflaster, Xeroformpuder oder Xeroformsalbe vor schädlichen Einflüssen
geschützt. Bei den dünnen Lösungen bildete sich über der kranken Partie
nur ein zartes Häutchen, das sich unter den Pinselstrichen ohne Blutung ent-
fernen liess. Hierbei machte sich im Laufe der Zeit eine gesunde Epidermi-
sirung geltend. Deshalb sind therapeutisch die dünnen Lösungen vorzuziehen.
Injectionsversuche mit diesen liessen hinsichtlich eines Vorzuges vor der Auf-
pinselung noch kein abschliessendes Urtheil zu. Von 9 Patienten zeigten
drei (70jähr. Frau mit Ulcus rod. Ge: 60jähr. Mann mit Ulcus rod. front
76jähr. Frau mit carcinomatösem Zerfall der Nase und angrenzenden Wangen-
partien), wenn auch kein positives Heilungsresultat, so doch die Tendenz zur
Epidermisirung ihrer Ulcerationen. Die ersten zwei erkrankten intercurrent
unter dem Bilde eines Erysipels. Zur Anwendung gelangte die Eosin-Licht-
therapie. Erfreulichere Erfolge hatten die übrigen 6 Patienten aufzuweisen.
(64jähr. Frau mit Ulcus rod. der Nase und Unterlippe, 1°/ ‚ige Magdaia-
Rothlösung — Grübler 63jähr. Mann mit carcinomatösem Zerfall des Nasen-
rückens, 1°/,ige Fluorescinlösung; -33jähr. Mann mit Carcinoma praeputii,
1°/, Eosin; 77jähr. Mann mit Cancroid unterhalb des rechten Auges, 1 bis
5°/ Eosin, gestorben später an Pneumonie; 50jähr. Frau mit Ulcus rod.
nasi, Bil, Eosin; 50jähr. Mann, Careinom der Unterlippe, 1—5°/, Eosin.)
. Beim 1., 2. und 4. Fall dieser letzteren Patienten intereurrirte ein Erysipelas.
Sämmtliche wurden theils zur Besserung, theils zur Heilung ihrer localen
Erkrankung gebracht, indem sich dieselbe mehr minder überhäutete. — Um
zu einem das Wesen dieser Versuche treffenden Urtheil zu gelangen, ist es
absolut nöthig, die ungemein fleissige und hochinteressante Arbeit im Original
zu lesen. Die gewonnenen Erfolge ermuthigen, noch dazu bei der relativ
leichten Durchführbarkeit des therapeutischen Modus und bei der Ohnmacht
sonstiger Behandlung, entschieden zur Anwendung in der Praxis, von welcher
man sich durch das mögliche Auftreten eines intercurrirenden Erysipels nicht
abhalten lassen soll. Gottfried Trautmann-München.
13) Das Radium. Seine Darstellung und seine Eigenschaften, von Jacques
Dante. Aus dem Französischen. 8°. Mit zahlreichen Figuren. (Leipzig
1904, Verlag von Veit & Comp. 2,40 Mk.)
— 331 —
Bei dem grossen und berechtigten Aufsehen, welches das Radium in
seinen Wirkungen gerade in unserem Fache hervorgerufen hat und voraus-
sichtlich in höherem Maasse noch einmal hervorrufen wird, füllt das vor-
liegende Buch geradezu eine klaffende Lücke aus. Verf. als Assistent des
rühmlichst bekannten Ehepaares Curie hat es unternommen, in einer ausser-
ordentlich anregenden Art den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse von
den Eigenschaften der Radiumsalze darzustellen. Ein wesentlicher Vorzug
dieses Buches ist es, dass darin nur die endgültig für die Wissenschaft ge-
wonnenen Thatsachen niedergelegt sind. Die Abhandlung zerfällt in mehrere
Capitel. Zunächst geht Verf. auf die Geschichte der Entdeckung ein, dann
bespricht er die Art der Gewinnung und die Darstellung der Radiumsalze.
Hierauf erörtert er ihre charakteristischen Eigenschaften, ihre Strahlung und
die Effecte, die das Radium erzeugt, ihre so ungemein interessante physio-
logische Wirkung, die wiederum neue Gesichtspunkte von höchster Wichtig-
keit für die Therapie absehen lässt. Es ist nicht zu viel gesagt, dass die
auf die Eigenschaften und die Anwendung der Radiumsalze bezüglichen Theile
von einem wahrhaft fesselnden Interesse sind. Sie werden gewiss nicht ver-
fehlen auch auf unsere Specialcollegen ihre Wirkung auszuüben. J.
14) Heilung der Noma durch rotħes Licht, von Motschan. (Berliner klin.-
therap: Wochenschrift. 196#*"Nr. 21 u. 22.) i
Verf. beschreibt einen Fall von schwerer Noma bei einem 9jähr. Knaben,
die im Anschluss an mehrere Infectionskrankheiten, zuletzt an Pneumonie
aufgetreten war. Sie bestand aus einem perforirenden, eiförmigen 3,9 cm
langen und 2!/,cm breiten, schmerzhaften Geschwür an der linken Wange,
dessen Grund von blutig-eitriger, stinkender Flüssigkeit bedeckt war. Die
Behandlung bestand in Tag und Nacht fortgesetzter Bestrahlung von rothem
Licht einer 16kerzigen Glühlampe, die 25cm von der Geschwürsfläche auf-
gestellt war. Ausser Abtupfung des Secrets fand keine weitere locale Be-
handlung statt. Unter dieser Therapie wurde das Geschwür bald schmerzlos,
doch traten Schmerzen bald wieder bei Entfernung der Lampe ein. In kurzer
Zeit nahm auch der Geruch ab, und allmählich schloss sich die Wunde voll-
konımen, indem sich das nekrotische Gebiet mit Granulationen ausfüllte;
schliesslich resultirte eine rosige, den Patienten nicht entstellende Narbe. Die
Behandlung mit dem rothen Licht begann am 19. Krankheitstage, die Dauer
bis zur völligen Vernarbung dauerte 25 Tage. Ein anderer Fall von Heilung
einer Noma durch rothes Licht ist 1900 von Sokolow beschrieben. Dieser
Autor erklärt die Wirkung in positiver und negativer Weise, nämlich in Ein-
wirkung der Wärme und in der Abhaltung chemischer Strahlen. Diese letztere
Annahme kaun Verf. nicht bestätigen. Dagegen könnte das rothe Licht
baktericid wirken in dem Sinne, dass es zwar nicht direct bakterientödtende
Eigenschaften besitzt, wohl aber dem Gewebe eine erhöhte Fähigkeit verleiht,
der Infection zu widerstehen. Die anderen gegen Noma empfohlenen Methoden
— Entfernung der erkrankten Partien mit Messer und Thermokauter, Kaute-
risation mit nachfolgender Bespülung desinficirender Flüssigkeiten, Auskratzen
mit dem scharfen Löffel und Auswaschung mit Kal. permanganicum-Lösungen
und Jodoformeinreibung, Kauterisation mit darauffolgender Anwendung von
Pyoktaninlösung — sind ausser ihrer Unsicherheit in der Wirkung auch sehr
complicirt und für den Patienten quälend. Walter Schneider-Berlin.
15) Eine neue Kataphorese-Elektrode mit auswechselbaren Tonkappen,
von Artur Strauss. (Dermatologische Zeitschrift. 1904. Mai.)
— 332 —
Die Elektroden mussten vor allem drei Bedingungen gerecht werden.
Erstens mussten sie bei jeder Stellung dicht sein, zweitens eine bequeme
‚Füllung gestatten und drittens die Möglichkeit gewähren, sie an jeder Haut-
stelle fest anlegen zu können. Den beiden ersten Forderungen wurde dadurch
genügt, dass der Glasceylinder durch einen Gummiring abgedichtet wurde und
eine seitliche Oeffnung erhielt, durch welche die Lösungen eingegossen werden.
Die dritte war nur dadurch zu erfüllen, dass man verschieden geformte
Tongehäuse anfertigen liess, welche den einzelnen Hautstellen, welche vor-
nehmlich für die Behandlung in Betracht kommen, genau angepasst sind.
Immerwahr-Berlin.
16) Zur Pathogenese kolliquativer Blasen, von Kreibich. (Dermatologische
Zeitschrift. 1904. Mai.)
Es finden sich kolliquative Blasen bei Processen, welche der Urticaria
verwandt sind, sich aber von dieser durch andauernde Gefässläsion und durch
ihren Sitz im Papillarkörper unterscheiden. Die Kolliquation der Epithelien
entsteht durch Einwirkung eines fibrinogenreichen Exsudates auf Epithelzellen,
die in ihrer Ernährung gelitten haben, aber längere Zeit mit der Cutis in
Verbindung bleiben. Die Ernährungsstörung ist eine combinirte Folge der
Gefässläsion, des Exsudatdruckes und der daraus folgenden Anämie.
Immerwahr-Berlin.
17) Dermite pseudo-erysipslateuse de la face, due à des applications de
teinture d’arnica diluse, par de Cr6santignes. (Journ. des maladies
cutan. et syphil. 1904. Februar.)
Auch in Frankreich scheint die therapeutisch werthlose ikatinctur
deren äusserer Gebrauch so häufig schwere Hautentzündungen veranlasst, noch
immer zu den unausrottbaren Hausmitteln zu gehören. Der hierveröffent-
lichte Fall, der durch die Ueberschrift charakterisirt wird, bringt zwei Photo-
graphien. Paul Oppler-Breslau.
18) Sur une nouvelle forme de dermatose papulo-exsudative provoquée
par la pilocarpine, par H. Hallopeau et Vielliard. (Annales de
dermatologie. 1904. Nr. 3.)
An einem 52jähr. Herrn beobachteten die Verff. eine durch. Eilokarpin-
U \_ 2
gebrauch erzeugte arteficielle Hautkrankhejit. Der Kranke War von einem
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Äugenarzte wegen eines subacuten Glaukoms mit subcutanen Pilokarpinein-
spritzungen von je 0,005 bis zu 0,01 für die Dose, sowie Einträufelungen
mit dem Mittel in die Augen behandelt worden. Die Hautveränderungen
stellten sich nach etwa 6wöchigem Gebrauch des Medicamentes ein und zwar
in der Form genabelter Papeln, die sich an den Schweissdrüsen localisirten.
Hauptsitz waren Gesicht und Extremitäten. Das Exsudat zuerst serös, wurde
bald purulent. Die Papeln der Sohlengegend öffneten sich nicht. Kein Fieber,
aber starke Störungen des Allgemeinbefindens, vor Allem im Gebiet der Gehirn-
innervationen und des Herzens. Hopf-Dresden.
19) Ueber die Behandlung von Frostbeulen mit ee
verbänden, von Otto Lentz. (Therapie der Gegenwart. 1904. Heft 3.)
" Vert: berichtet über ausgezeichnete Resultate die er mit Alkoholverbänden
bei Frostbeulen erzielte. Es genügten in der Regel 3—8 Applicationen in der
Nacht. Verwendet wurde 70°/ iger Alkohol, im Uebrigen aber der Verband
nach den Vorschriften Salzwedel’s angelegt. Paul Oppler-Breslau.
20) Untersuchungen einiger Dauerhefepräparate des Handels mit besonderer
Berücksichtigung ihrer biologischen Eigenschaften und therapeutischen
— 333 —
Verwendbarkeit, von Paul Krause. (Therapie der Gegenwart. 1904.
Heft 3.)
Verf. hat bezüglich ihres Werthes und ihrer Brauchbarkeit folgende
Dauerhefepräparate untersucht: Zymin, Levure de bière, Roos’sche Tabletten,
Cerevisine, Levurinose, Furunculine und Reolcapseln. Er fasst das Ergebniss
seiner Untersuchungen dahin zusammen: Vom Standpunkte der therapeutischen
Verwendbarkeit ist dasjenige Hefepräparat als das beste anzusehen, welches --
keine lebenden Hefezellen mehr besitzt, dagegen bei geringem Wassergehalte
die grösste Gärkraft, baktericide und verdauende Eigenschaften aufweist.
Unter diesem Gesichtspunkte ist zweifellos Zymin das beste und empfehlens-
wertheste Präparat; von den übrigen käme allenfalls noch Levure de bière
in Betracht. Paul Oppler- Breslau.
21) Das Formalin und seine Wirkung auf den Favuspilz, von Bogrow
und Scharkewitsch-Scharschinsky. (Dermatologische Zeitschrift.
1904. Mai.)
Eine 5°/ ige wässerige Formalinlösung tödtet in 20 Minuten unbedingt
den nach Plaut aus den epilirten Haaren gezüchteten Pilz Achorion Schön-
leinii; eine schnellere Wirkung ist nicht ausgeschlossen. Vermehrung der
mechanischen Hindernisse (Partikelchen des Nährbodens und dichtes Mycelium)
kann die Wirkung der wässerigen Formalinlösungen annulliren. * Die in der
Haut sich befindenden Haartheile sind für wässerige Formalinlösungen un-
zugänglich, vielleicht in Folge des Haarfettes. Die Anwendung der wässerigen
Formalinlösungen bringt keine Erleichterung der Favusbehandlung mit sich.
Weitere Beobachtungen über die Wirkung der spirituösen Formalinlösungen
und Formalindämpfe auf Achorion sind sehr wünschenswerth.
Immerwahr-Berlin.
22) Favus — Dermatomycosis favosa, von Kudisch. (Russ. Journ. f. Haut-
u. vener. Krankheiten. 1904. März.)
Der Fall betrifft ein 7jähr. Mädchen, dessen Vater und Geschwister
gleichfalls an Favus, aber nur des Kopfes litten. Die kleine Patientin weist
ausser der Kopfaffection noch eine Betheiligung eines grossen Theiles des
Körpers auf, besonders befallen ist die Rückseite. Die Efflorescenzen liegen
meist in Gruppen, mit besonderer Bevorzugung der Supra- und Infrascapular-
gegend. Achorion Schönleinii wurde mikroskopisch zahlreich nachgewiesen.
S. Prissmann-Libau.
23) Ein Fall von Adenoma folliculare cutis papilliferum, von Karl Kreibich. `
(Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXX. 1904. S. 3.)
Verf. berichtet über den klinischen Verlauf und den histologischen Be-
fund einer als Adenoma folliculare cutis papilliferum bezeichneten Geschwulst
bei einer 23jähr. Patientin. Die Geschwulst charakterisirt sich als ein syste-
misirter Naevus in der 4. Cervicalzone (Sterno-nuchal-Zone) Head. Sie wird
durch tubulöse, oft zur Cyste erweiterte oder in ihrer Wand papillär ge-
wucherte, drüsenartige Schläuche gebildet, die sämmtlich aus den Haarfollikeln,
bezw. aus der Haartasche hervorgehen. Diese Thatsache giebt Verf. Gelegen-
heit zu einer Kritik der als Schweissdrüsenadenome beschriebenen Tumoren.
V. Lion- Mannheim.
24) Hypertrophie und multiple Cystadenome der Schweissdrüsenknäuel,
von P. Thimm. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXIX. 1904. 8. 3.)
Verf. beobachtete bei einem 35jähr. Patienten einen Fall von multiplen
Spüradenomen, die als uncomplieirte, selbständige, seit Jahren bestehende
— 334 —
Affection der Haut aufgetreten waren. Die genaue histologische Untersuchung
liess den Entwickelungsgang von normalen zu hypertrophirten Knäueldrüsen,
zu grossen Drüsenconvoluten mit erweiterten Schläuchen, eventuell unter
Sprossenbildung zum vielkammerigen Cystadenom und endlich zur Bildung
einer einkammerigen grossen Epitheleyste deutlich erkennen. V. Lion - Mannheim.
25) Ueber einen Fall elephantiastischer Verdickung des Unterschenkels
mit diffuser Knoten- und Warzenbildung, von A. Hagentorn. (Münchener
med. Wochenschrift. 1904. Nr. 18.)
Verf. subsumirt seinen Fall unter den Namen einer Dermatitis des Unter-
schenkels, welche makro- und mikroskopisch der Dermatitis papillaris capillitii
Kaposi sehr ähnelt und von derselben nur durch die Localisation sich unter-
scheidet. Hierfür wird der Name Dermatitis tuberosa in Vorschlag gebracht.
Gottfried Trautmann-München.
26) Conception générale des dermatoses (théories des réactions cutandes,
des dermatoses composées et des faits de passage), par L. Brocq.
(Annales de dermatologie. 1904. Nr.3 u. 4.)
Verf. bringt mit der vorliegenden umfänglichen Arbeit hochinteressante
Gesichtspunkte zur Erörterung. Der Artikel lässt sich schwer in kurzen
Zügen wiedergeben und muss in der Urschrift studirt werden. Verf. bespricht
zuerst die Dermatologie und deren Classificationen, sowie die Hautkrankheiten
selbst von allgemeinen Gesichtspunkten aus und wendet sich hierauf zu den
Prädispositionen, welche einestheils ererbt, anderentheils erworben sein können.
Bei ersteren hat man Neigungen zu gewissen Erkrankungen nach Rassen und
Familien zu unterscheiden. Zur Prädisposition kommt ferner der Factor der
Individualität des Einzelnen, welche sich den verschiedenen Noxen gegenüber
different verhält. Was die Theorie der Reactionen betrifft, so hat man sich,
um Unterschiede und pathologische Gruppen aufstellen zu können, nur an
ein einziges Moment zu halten, an den objectiven Befund, an die pathologisch-
anatomische Veränderung. Nur darauf baut sich das Gebäude der Kategorien
dieser grossen Gruppe der cutanen Läsionen auf. Hierauf geht Verf. zur
allgemeinen Physiognomie der Reactionen der Haut über, bei denen er unter-
scheidet „Réactions cutanées proprement dites, dans lesquelles la prurit semble
être pré-éruptif“ und solche, „dans lesquelle le prurit, qand il existe, ne con-
stitue qu'un simple symptôme“. Capitel VII behandelt die krankhafte Prä-
disposition und mikrobiellen Dermatosen, das folgende die Veränderlichkeit
. der Aetiologie der cutanen Reactionen, sowie die Theorie der ätiologischen
Dominante, d. h. jenes ätiologischen Factors, der bei der Entstehung einer
Affection in überwiegender Weise verantwortlich zu machen ist. Weitere Ab-
schnitte der Arbeit umfassen die mögliche Complexität der Hautkrankheiten,
die Combination von Hautreactionen mit wirklichen Krankheitsentitäten, die
allgemeine Therapie der Reactionen der Haut im engeren und weiteren Sinne,
die Theorie der Uebergangszustände, die graphische Darstellung in der Der-
matologie und die Classificirung der Dermatosen. Betreffs der letzteren trennt
Verf. grundsätzlich (A) die Krankheitseinheiten von den (B) einfachen Haut-
reactionen. Unter A reiht er ein, die arteficiellen Hautkrankheiten (trauma-
tischen, externen beziehentlich alimentär-medicamentösen, internen Ursprungs)
die parasitären und die mikrobiellen Dermatosen. Unter B rubricirt er 1) eigent-
liche cutane Reactionen. 2) Cutane Reactionen, bei denen Störungen des
Nervensystems eine grössere Rolle zu spielen scheinen, eigentliche Dermato-
und Trophoneurosen. 3) Cutane Reactionen, die durch Störungen in der
— 335 —
normalen Ernährung der Gewebe charakterisirt sind. Hierher gehören an-
geborene Difformitäten sowie Hypertrophica und erworbene Atrophien der
Gewebe der Haut und ihrer Adnexe. 4) Reactionen der Haut, die durch eine
Abweichung vom normalen Gewebstyp charakterisirt sind (Geschwülste).
Hopf- Dresden.
27) Casuistische Beiträge zur Aetpologie der Lipomatose und zur Säure-
behandlung des Pruritus nach Leo, von F. Koehler. (Berliner kin.
ochefischritt. ; "T6.
Im 2. Theile seiner Arbeit weist Verf. darauf hin, wie häufig der Pruritus
eine Folge anormaler Blutzusammensetzung sei. Besonders käme hier der
Grad der Alkalescenz in Betracht doch stehe die Alkalescenz des Blutes
nicht stets in entsprechender Parallele mit der Reaction des Urins. Leo
rieth in solchen en zur Darreichung von sauren Verbindungen und aller-
dings gelang es Verf. das unerträgliche Hautjucken eines leicht tuberculösen
Patienten mit innerer Medicgtjon von SE EE 2: 200 xöllig zu
beseitigen. Trotzdem die Schwefelsäure schnell durch den Urin ausgeschieden
wurde, nimmt Verf. an, dass der glänzende Erfolg auf einer Beeinflussung
der Blutbeschaffenheit durch die Säure beruhe und sucht durch den Bericht
seiner Beobachtung zur weiteren Nachprüfung der Säurebehandlung bei Pruritus `
anzuregen. J.
Gonorrhöe und deren Complicationen.
28) Ueber eine seltene Form der Epispadie, die Eichelepispadie und ihre
Entstehung, von M. Katzenstein. (Deutsche med. Wochenschrift. 1904.
(Nr. 21.)
Die Eichelepispadie ist bisher erst in zwei oder drei Fällen bekannt ge-
worden, denen Verf. den vierten anreiht. Er betrifft einen 8jährigen Knaben,
bei welchem Verf. durch die modificirte Dieffenbach’sche Methode völlige
Heilung erzielte. Verf. hält die Epispadie für eine Hemmungsmissbildung.
l Schourp- Danzig.
29) Zur Casuistik der Missbildungen der weiblichen Genitalien, von Bluhm.
(Deutsche med. Wochenschrift. 1904. Nr. 21.)
Die Verfasserin veröffentlicht den Untersuchungsbefund zweier Patientinnen,
bei denen völliger Mangel der inneren Genitalien bestand. Schourp- Danzig.
30) Gonorrhöe im Wochenbett, von A Martin. (Berliner klin. Wochen-
s r. 13 f
Hinweisend auf den sehr verschiedenartigen Verlauf der Gonorrhoe in
Schwangerschaft und Wochenbett, berichtet Verf. über dreizehn derartige
Patientinnen, unter denen sich eine normal verlaufende Gravida befindet.
Drei haben ohne, eine mit Störung in der 3. Geburtsperiode geboren und ein
normales Wochenbett durchgemacht. Fieber trat auf bei einer in partu, einer
in den ersten 3 Tagen mit Bakterienmenge im Uterus und Bronchialreizung.
Sechs fieberten im Spätwochenbett. In keinem Falle waren erhebliche
Allgemeinstörungen, Empfindlichkeit des Uterus, Perimetritis oder Peritonitis
zu beobachten, ebenso fehlten metastatische Affectionen. Bei der Entlassung
bestand keine tastbare Genitalienerkrankung. Zwei der Neugeborenen waren
mit gonorrhoischer Conjunctivitis behaftet. Ein todtgeborenes Kind zeigte
deutliche Lues, bei einem anderen, welches bald nach der Geburt starb, war
Lues nicht sicher nachzuweisen. Zwei der behandelten Frauen acquirirten
seitdem wieder eine normale Schwangerschaft. Immerhin sei die Prognose
— 336 —
nach den Erfahrungen des Verf.s nicht so ungünstig wie vielfach angenommen
werde. Spontane Heilung der chronischen Gonorrhöe der Frauen sei nicht
zu Selten, Therapeutisch hätten die meisten der empfohlenen Methoden Miss-
, __) erfolge gezeitigt, hingegen bewährte sich die Einführung von Metn in Zervieal-
an canal und Urethra. Aeusserste Reinlichkeit, Ausspülungen mit Kochsalz-
ri Beugpz event. Mit Zusatz von Lysol oder Thymol seien anzuraten. Dringend
BD ur pe Verf. besonders vorsichtig mit Operationen zu sein; wo Fieber und
zahlreiches Vorhandensein von Leukocyten einen chirurgischen Eingriff er-
forderlich machten, entleere man einfach den Eiter mit Drainage von der
Scheide aus. J.
31) Traitement des rötröcissements de l’uröthre sans pression sur les
parois adjacentes saines, dilatation de l’urötere, par Bakalleinik.
(Annales d. malad. d. org. genit.-urin. 1904. Nr. 5.)
Die Grundidee der Schraubendilatatoren von Otis, Oberländer, Koll-
mann, Lohnstein, welche bekanntlich durch von aussen her angebrachte
Vorrichtungen eine begrenzte Erweiterung innen bewirken, hat Verf. auf ein
Instrument aus Gummi übertragen. Dasselbe besteht aus einem am centralen
geschlossenen Ende mit einer elliptischen Anschwellung versehenen Gummi-
schlauch, der in fester Verbindung mit einer graduirten Spritze steht. Presst
man einen Theilstrich Flüssigkeit in den Schlauch ein, so weitet sich die
Ellipse, welche in die Strietur hineingeführt: wird um ein Grad Charriere.
Verf. erwähnt die Schraubendilatatoren zwar nicht, schreibt aber seinem
Instrument dieselben Vorzüge gegenüber den Bougies zu. Man soll mit dem
Instrument durch ein Harnleitercystoskop hindurch auch in die Harnleiter
eingehen können, um hier Verengerungen zu weiten oder vor festsitzänden
Steinen einen erweiterten Raum zu schaffen, in den beim Zurückziehen des
Instrumentes der Stein hinabfalle. Goldberg-Köln/Wildungen.
32) Des hömorrhagies spontanées de la prostata, par Motz et Suarez.
(Annales d. malad. d. org. genit.-urin. 1904. Nr. 7.)
Auf Grund der pathologischen Durchsicht von 250 vergrösserten Vor-
steherdrüsen des Museums Guyon und auf Grund des klinischen Studiums
dieser Blutungen bei Prostatahypertrophie kommen die Verff. zu folgenden
Schlüssen: 1. Blutungen in Folge einer spontanen Hämorrhagie der Prostata
werden nur beobachtet im Falle der Zerstörung der Blasen- oder Harnröhren-
wände durch die Fortpflanzung einer Neubildung oder einer schweren Tuberculose
der Drüse. 2. Die bei Prostatikern beobachteten Hämaturien sind vorwiegend
auf chronische Cystitis zu beziehen, die bei diesen Kranken ja sehr häufig
ist. Sie können auch aus den Nieren, aus dem Nierenbecken, aus den Harn-
leitern und aus der hinteren Harnröhre stammen. 3. Wir kennen bis jetzt
nur einen einzigen Fall, wo eine intraprostatische Blutung sich in die Blase
geöffnet hat. Sie war durch eine angiomatöse Wucherung in der Prostata
verursacht. Goldberg-Köln/Wildungen.
33) Les polypes de l’uröthre chez la femme, par Gregoir. (Annales d.
malad. d. org. genit.-urin. 1904. Nr. 3.)
Die Harnröhrenpolypen bei der Frau sind bald als Angiome bald als
Papillarhypertrophien betrachtet worden. Verf. hat eingehend ihre Natur und
ihre Entstehung studirt. Die Schmerzen, welche diese Geschwulst hervorruft,
treten nicht spontan, sondern nur bei Bewegungen, bei der Harnentleerung,
bei Coitus und infolge von Untersuchungen auf. Die Blutungen, welche sie
hervorrufen, sind meistens gering, in seltenen Fällen hochgradig. Die Dysurie
— 337 —
ist dadurch gekennzeichnet, dass die Patientinnen in der Ruhe, bei Nacht,
sehr selten, bei Tag unter Schmerzen sehr oft uriniren müssen bei normalen
Harn, bei normaler Blase. Es kommt aber auch vor, dass die Frauen aus
Furcht vor den Schmerzen der Harnentleerung so selten wie möglich harnen.
Die Schmerzen strahlen zuweilen nach den Geschlechtsorganen, nach dem
Bauche zu aus, täuschen Koliken vor und bewirken hochgradige Nerven-
störungen. Abstossung durch Gangräne ist beobachtet worden. Die Harn-
röhrenpolypen werden sehr gerne rückfällig.. In einem Falle wurden sie
8 Mal exstirpirt und erschienen immer wieder von neuem. Sig sitzen meistens
in dem Meatus, sehr selten in der Tiefe der Harnröhre. Bald ist imzm
Polyp vorhanden, bald mehrere. Was nun die oben erwähnte pathologische
Natur dieser Harnröhrenpolypen anbetrifft, so kommen allerdings Angiome
und Adenome vor, meistens aber handelt es sich um Papillome mit über-
mässiger Gefäşsbildung. Da sie vorwiegend in der Epoche der sexuellen
Activität auftreten, hat man sie auf Blutüberfüllung, auf Cohabitation, auf
Gonorrhöe zurückführen wollen. Verf. selbst sieht in der chronischen
Urethritis, insbesondere in den Strieturen am Meatus ihre Ursache. Die über-
mässigen Gefässbildungen erklärt er entwickelungsgeschichtlich aus einer späten
Wucherung von Ueberbleibseln des corpus spongiosum, welches im Fötal-
zustand auch am Rande des Meatus urethrae vorhanden ist.
Goldberg-Köln/Wildungen.
34) Balanoposthitis circinata erosiva, von Burshalow. (Russ. Journal f.
Haut- u. vener. Krankheiten. 1904. April.)
Verf. beschreibt in aller Kürze zwei einschlägige, mit Gonorrhöe com-
plicirte Fälle und hebt die praktische Bedeutung dieser Erkrankung hervor
in Anbetracht der leichten Verwechselung besonders mit syphilitischen Papeln.
Diese Aehnlichkeit ist mitunter eine frappante. Auch Herpes kommt differential-
diagnostisch nicht selten in Frage. ls Erreger der Balanoposthitis circinata
erosiva wird ein bestimmter Spirillus angenommen, Verf ist Teider nicht in der
Lage gewesen, diese von Tranzöstscher Seite stammende Angabe zu controliren.
S. Prissmann-Libau.
35) Ueber die Frage der ätiologischen Beziehungen zwischen Gonorrhöe
und Prostatahypertrophie, von Rotschild. (Centralblatt für die Er-
krankungen der Harn- u. Sexualorgane. 1904. Heft 4.)
Bei einem etwaigen ätiologischen Zusammenhang zwischen Prostatahyper-
trophie und Gonorrhöe kämen nur die chronisch sich entwickelnden Processe
in der Prostata in Betracht, nicht etwa acute Entzündungen. Die chronische
Prostatitis ist eine sehr häufige Complication der Gonorrhöe, in seltenen Fällen
hat sie auch andere Ursachen. Pathologisch-anatomisch finden sich nach
Finger Proliferation, Desquamation und Degeneration des Epithels, Bei-
mengung von Leukocyten, interstitielle Veränderungen, vereinzelt Schwielen-
bildung. Bei 120 Leichenuntersuchungen constatirte Verf. 30 Mal denselben
Befund, wobei solche Leichen ausgeschlossen wurden, bei denen Urethra,
Nierenbecken oder Blase krankhafte Veränderungen aufwiesen; die Leichen
stammten von Männern vom 34.—52. Lebensjahr. Dieselben histologischen
Veränderungen hat ferner Ciechanowski bei älteren Individuen mit Prostata-
hypertrophie gefunden. Diese beruhe auf Secretstauung und Erweiterung der
peripheren Drüsenverästelungen in Folge von Verengerung, bezw. Verschluss
des Lumens der Ausführungsgänge; die Menge des neugebildeten Bindegewebes
kommt weniger in Betracht. Verf. zieht nun den Schluss, dass diese Ver-
VII. i 29
— 338 —
änderungen sich bereits im besten Mannesalter entwickeln, und dass bei dem
übereinstimmenden Befunde Finger’s bei Prostatitis gonorrhoica ein causaler
be letztere
Zus hang zwischen Prostatahypertrophie und Gonorrhöe beste
“ist aber sicher nicht die Einzige Ursache, Bei beiden Processen ist ferner
das Vas deferens obliterir. Die langsame Entwickelung des gonorrhoischen
Entzündungsprocesses wäre der langsamen Strieturentwickelung gleichzusetzen.
Das Fehlen von Gonokokken würde nicht gegen die Annahme des Verf.’s
sprechen, da solche ja auch nicht immer im Secret bei chronischer Prostatitis
gefunden werden. | Walter Schneider-Berlin.
36) Klinische Studien über Gonorrhöe, von Schlasberg. (Nors. med. Ark.
1904.) l
ur Als neu berichten wir aus dieser Arbeit, dass nach Verte Erfahrungen
Met, die Pioistchnn einer Epididymitis dazu beiträgt, die Heilung des gonorrhoischen
`, 4 Processes in der rethra zu beschleunigen, sofern die Urethritis ausserdem
. V ‘zum Gegenstande einer rationellen Behandlung gemacht wird. Ebenso habe
die gonorrhoische Leistenadenitis möglicherweise einen ähnlichen Einfluss auf
den Process in der Urethra wie die Epididymitis. J.
Syphilis.
37) Ueber Nephritis heredo-syphiliticao bei Säuglingen und unreifen
Früchten, von Cassel. (Berliner klin. Wochenschrift. 1904. Nr. 21.)
Unter 31 an klinisch sicher nachweisbarer Lues leidenden Säuglingen
konnte eine Nephritis auf Grund wiederholten Befundes von Albumen und
Formelementen noch vor Anwendung von Be Präparaten" nur in 6 Fällen
constatirt werden, von denen hinsichtlich der Lues als alleiniger Ursache nur
drei absolut einwandsfrei sind. Es zeigen sich also bei Heredosyphilis zu
Lebzeiten die klinischen Erscheinungen der Nephritis relativ selten, und des-
falls ist die Syphilis nicht stets die alleinige Ursache der Albuminurie; um-
gekehrt beweist der Mangel von Albuminurie und Formelementen nicht die
Gesundheit der Nieren. Da nach Verf. auch schwere parenchymatöse
Nephritiden bei nichtluetischen Säuglingen ohne Albuminurie vorkommen, so
giebt nur die histologische Untersuchung in mortuo den Ausschlag. Diese
ergab bei den Nieren von 12 syphilitischen Säuglingen bezw. nicht aus-
getragenen Früchten bei fehlendem makroskopischem Befunde parenchymatöse
Veränderungen verschiedenen Grades an den sekretorischen Elementen, ferner
in 6 Fällen cystische Degeneration an den Glomerulis und einmal an den
Harncanälchen. Die parenchymatösen Veränderungen sind kein eigenthüm-
liches Merkmal der Lues, sondern secundärer Art. Die interstitiellen Ver-
änderungen und Gefässerkrankungen bestanden in 5 Fällen, die nach der Geburt
noch längere Zeit gelebt haben, in kleinzelligen Herden verschiedenster Zell-
arten, oft zugleich mit kleinzelliger Proliferation in der Adventitia der inter-
lobulären Arterien ohne Bindegewebsneubildung. Von den übrigen 7 Fällen
zeigten alle bis auf einen entzündliche interstitielle Wucherung verschiedenen
Grades. Karvonen’s Behauptung, diese Wucherungen geringen Grades seien
physiologisch, konnte Verf. durch Controluntersuchungen an sicher nicht-
luetischen Früchten widerlegen. Im Gegensatz zu Hecker, der die ge-
schilderte kleinzellige Infiltration als charakteristisches Merkmal nur der fötalen
Syphilis ansieht, stimmt Verf. mit Karvonen überein, dass sie gerade beim
syphilitischen Säugling vorzüglich vorkomme. Diese Veränderungen liefern
leider aus Mangel an histologischen Einzelheiten im Vergleich zu anderen
— 339 —
entzündlichen Gewebsproliferationen keinen absoluten Beweis für angeborene
Lues, immerhin aber durch ihre periarterielle Localisation eine grosse Wahr-
scheinlichkeit dafür. — Hinsichtlich der durch Lues bedingten Entwickelungs-
hemmungen in der Niere, welche Stroebe u.a. erforschten, legt Verf. an der
Hand von Abbildungen einiger Präparate dar, dass die Zahl der Glomeruli
bei der angeborenen Syphilis erheblich unter der Norm bleibt, ebenso die
Entwickelung der Harncanälchen. Den Befund von Pseudoglomerulis bei
Neugeborenen sieht Verf. mit Karvonen als Zeichen der Entwickelungs-
hemmung an. Aus der Untersuchung der Nieren von 7 syphilitischen Früchten
folgert Verf. mit Karvonen, dass durch das syphilitische Virus die Niere
in ihrer Entwickelung gegenüber der nichtsyphilitischen zurückbleibt.
F. Biberstein-Berlin.
38) Fehldiagnosen extragenitaler Primäraffecte und ihrer Folgen, von
G. Nobl. (Wiener med. Presse. 1904. Nr. 17 u. 18.)
Obwohl fast immer Irrthümer vermieden werden könnten, wenn der
Arzt auf das I on von Suppuration und Schmerzhaftigkeit sowie auf die
Betheiligung der Ly rüs Senn "syphilitischen Primäraffeet achtete; "weist `
Verf. doch mi ir Tat oe “Häufigkeit keit der Fehldiaznosen hin. Längs der
kapillaren Lymph- und Blutgefässnetze sich hinziehende Zellverbände treten
oft zu diffusen Flächeninfiltraten zusammen und täuschen so eher eine ge-
wöhnliche, kokkogene Zellgewebsentzündung vor, als dass sie das typische
Bild des harten Schankers darböten. Die Fälle solcher verkannter Sklerosen,
welche Verf. berichtet, betreffen Finger, Lippen und Tonsillen. Aehneln
diese Primäraffeete solchen Erkrankungsformen, welche zu chirurgischen Ein-
griffen Anlass geben, so kann die Verkennung des luetischen Characters be-
sonders verhängnissvoll werden. Denn bei Incision des extragenitalen Primär-
affectes stellt sich häufig in den regionären Drüsen nekrobiotischer Zerfall
oder eitrige Einschmelzung ein, welche weniger der Krankheit selbst, als
vielmehr der unzweckmässigen Gewebsschädigung zur Last zu legen seien.
Auch werde auf diese Weise secundären Infectionen Vorschub geleistet. Be-
sonders gefährlich gestaltete sich der Verlauf nach Zertrümmerung der Ton-
sillarsklerose, welcher suppurative Lymphadenitiden und aussergewöhnlich
schwere Exantheme folgten. J.
39) Das erste Auftreten der Syphilis in der europäischen Culturwelt, von
Jwan Bloch. (Jena 1904, Fischer. 0,60 Mk.)
Mit geistvoller Verwerthung weitgehendster Quellenstudien verficht Verf.
seine bereits in einem grösseren Werke begründete Meinung von dem ameri-
‚ kanischen Ursprunge der Syphilis. Das Fehlen jeglichen einschlägigen Be.
richtes in der medicinischen Geschichte des europäischen Alterthums und
Mittelalters sprächen ebenso klar wie das heitere in grösster Ungebundenheit
sich abspielende Geschlechtsleben der alten und der mittelalterlichen Welt
gegen das Bestehen einer Erkrankung, welche dem Geschlechtsgenusse in der
Neuzeit den Stempel der Gefahr und Schimpflichkeit aufdrückte. Anderer-
seits erhelle aus den Berichten des Oviedo, Las Casas und Diaz de Isla,
dass die ersten Erscheinungen der Lues auf Haiti_gefunden wurden. Von
den Inseln konnte” die Erkrankung leicht nach Mittelamerika verschleppt
werden, wo wir in der medicinischen Litteratur des alten Culturvolkes der
Azteken nicht nur eine genaue Beschreibung der Symptome, sondern auch
eine ausgearbeitete Therapie der Lues finden. Eigenthümlich ist auch, dass
die Spanier, die ersten Colonisten Amerikas, als besonders bewandert in der
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— 341 —
auf dem Kopf gar keine Läsionen auf. Zweifellos beruht diese Angabe auf
einer Uebertreibung und missverständlichen Auffassung, aber auch Diday über-
schätzt die Häufigkeit obengenannten Symptoms. Doch unterscheidet der-
selbe schon neben banalen Formen die vom Verf. behandelte Form. Erstere
besteht in wenigen verstreuten braunen Krusten, denen er wegen der Aehn-
lichkeit auch den Name Acne capitis giebt. Letztere seltenere Form gehört
zur Klasse der pustulösen Eruptionen. Erst sind die Läsionen auch pustulös,
werden dann mehr impetiginös und zeigen breite, dicke, gelbe Krusten, woher
der ebenfalls gebräuchliche Name Impetigo capitis (specifica) rührt. Fournier
beschreibt in seinem Traité de la syphilis eine noch andere Art, die er
Syphilide acn&iforme nennt. Es ist dies ein Ausschlag; der in einer Reihe
über die behaarte Kopfhaut verstreuter kleiner Krusten besteht, deren Eigen-
thümlichkeiten ihre Hartnäckigkeit und ihr dunkelbrauner Ton sind. Sie
gehen nie über die Grösse eines Stecknadelkopfes hinaus. Unter 100 Syphi-
litischen, die bisher noch nicht behandelt waren, fand Verf. Diday’s Acne
capitis nur 6 Mal. Die zweite Form desselben Autors, die er Impetigo
capitis nennt, ist häufiger vom Verf. beobachtet worden und hat einen ge-
wissen Werth als Diagnosticum für Lues. Die Differentialdiagnose gegenüber
der Impetigo Bockhart ist von Wichtigkeit. Die Heilung des krustösen
Syphilids erfolgt meist nur dann, wenn neben der Allgemeinbehandlung eine
zweckmässige locale Therapie eingeleitet wird. H o pf- Dresden.
II. Therapeutische Notizen.
Crême:
Rec. Oleum amygdal. 248,3
Spermaceti 62,2
1) Cere albae 31,0
Mellis 31,0
Aqua rosar. 62,2
Boracis 4,0
Urticaria:
Rec. Menthol 0,5
Ol. Caryophyll. 1,5
2) Collod. ricinat. ad 15,0
D. S. Aeusserlich.
(E. Saalfeld.)
Psoriasis vulgaris:
Rec. Atoxyl 4,0
ie 20,0
S. 2 Mal wöchentl. je !/, Spritze.
IV. Bibliographie.
iue des maladies de la peau, par Leredde. (Paris
10 Fre) — Das Buch bietet mehr als der Titel ver-
wie man vermuthen sollte, um eine Aneinanderreihung
— 342 —
therapeutischer Daten handelt es sich hier, sondern der Verf. giebt zugleich
in nuce eine Uebersicht über das ganze diagnostische Gebiet der Dermato-
logie, wie es uns einzig und allein für ein grösseres therapeutisches Lehrbuch
wünschenswerth erscheint. Einige Bemängelungen kann ich aber leider nicht
unterdrücken, So ist es auffällig, dass Verf. auf S. 165 angiebt, das Bromo-
coll sei von Jessner empfohlen. In Wahrheit ist dies aber vom Ref. ge-
schehen. Unverständlich ist es ferner, dass die Porokeratosis nach der An-
gabe des Verte (Seite 265) bisher nur in Italien beobachtet sein soll.
Verf. scheint die Mittheilungen des Ref. und von Gilchrist nicht zu kennen.
Auch dürfte die Angabe auf S. 276, das Sarcom Kaposi’s sei unheilbar, heute
nicht mehr zutreffen. Als unvollständig muss es bezeichnet werden, wenn bei
Besprechung der Scabies (S. 308) das Peruol_nicht erwähnt wird, mit welchem
neun Fällen glänzende Erfolge erzielen. Diese kleinen
Ausstellungen Können an dent Werthe des Buches nichts ändern. Sie sollen
dem Verf. nur zeigen, wie eingehend ich sein Lehrbuch studirt habe, um es
auch deutschen Aerzten empfehlen zu können. J.
Handbuch der Hautkrankheiten, von Mracek. (Wien 1904,
Hölder. 13. Abtkeil. 5 Mk) = Von dem Mracck” schep Handbuche liegt
uns nun die 13. Abtheilung vor. Sie enthält in bunter Reihenfolge den Rest
von Frank’s Bearbeitung des Milzbrandes, den Beginn des Lichen ruber
von Riecke, den Schluss der gutartigen Neubildungen von Max Joseph,
das Rhinosclerom von Juffinger, die Lepra von A. v. Bergmann, die
Actinomycose der Haut von Ewald und den Madurafuss (Mycetoma pedis)
von Oppenheim. Damit ist der 3. Band des umfangreichen Werkes voll-
endet. Hoffen wir, dass nun bald der Schlussband erscheint. J.
Lehrbuch der venerischen Erkrankungen, von Matzenauer.
(I. Theil. Wien 1904, Perles. 5,40 Mk.) — Der langjährige Assistent Neu-
mann’s und nach dessen Abgang der interimistische Leiter seiner Klinik hat
es in diesem Buche, dessen I. Theil uns bisher nur vorliegt, unternommen,
seine eigenen grossen klinischen Erfahrungen in einem Buche zusammenzustellen,
welches hauptsächlich einen praktischen Zweck verfolgen soll. Es solle dem
Fachmanne nicht als Nachschlagebuch über die umfangreiche Litteratur dienen,
sondern dem praktischen Arzte und dem Studirenden bei der Beurtheilung
und Behandlung der venerischen Erkrankungen als treuer Berather zur Seite
stehen. In der That hat dies Verf. auch erreicht, indem er weitschweifige
theoretische Erwägungen und eingehende Litteraturangaben vermied, dafür
aber das Hauptgewicht auf die Differentialdiagnose, auf die objective Bemessung
der Krankheitsdauer und auf die Therapie legte. Dieser Aufgabe hat sich
der Verf. in der That nach jeder Richtung voll gewachsen gezeigt und so
wird das vorliegende Werk sicherlich seinen Platz an der Sonne sich erobern. J.
Lehrbuch, der Haut- und Geschlechtskrankheiten, von Edmund
Lesser. I. Theil: Hautkrankheiten. (Leipzig1904, Vogel, 11. Aufl. 8Mk.) —
Von dem I. Theile des Lesser’schen Lehrbuches liegt jetzt-bereits die 11. Aufl.
vor, das beste Zeichen für die Werthschätzung deren sich das Werk in den
Kreisen von Aerzten und Studirenden erfreut. Der Verf. bemerkt in dem
Vorwort, dass er sich auch in dieser Auflage bemüht habe, alle gesicherten
neuen Kenntnisse aufzunehmen und dass dank dem freundlichen Entgegenkommen
der Verlagsbuchhandlung ausser einer ganzen Anzahl neuer Textabbildungen
9 farbige Tafeln zugefügt werden konnten, welche nach Vorlagen aus der
Sammlung der Universitätsklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten zu
— 343 —
Berlin auf photographischem Wege hergestellt sind und welche, wie er wohl
sagen dürfe, die vollkommenste bildliche Darstellung von Hautkrankheiten
bieten, die jemals gebracht worden sei. J.
V. Vereinsberichte.
Berliner Dermatologische Gesellschaft.
Sitzung vom 14. Juni 1904.
Lesser demonstrirt 1) eine 41jähr. Patientin mit_tumorbildendem
Lupus, Lupus myzamotenz nach Leloir; auf jeder Wange findet sich
eine wallnussgrosse, rothe, hervorragende Geschwulst von auffallender Weich-
heit, die niemals zu Ulceration und Eiterung geführt hat und auch die anderen
Merkmale dieser Affection zeigt: solitäres Auftreten, sehr chronischen Verlauf
(18 Jahre) und wenig Neigung zur Ausbreitung. — In der Discussion wird
angeregt, ob man das Leiden nicht zum Scrophuloderma rechnen könne,
wogegen aber jeder Mangel an Abscedirung ins Feld geführt wird; 2) eine
Patientin mit „erzthromerie: an den Streckseiten der Finger und Ellbogen
finden sich netzartig angeordnete rotha Streifen, die wegdrückbärund durch
eine Staunig im Venehsystem hervorgerufen sind, Are Faut zeigt leichte Atrophie
die jedenfalls secundär ist. Die Sensibilität ist nicht verändert; 3) eine Patientin
mit reeidivirendem luetischem Exanthem, das sich genau an den Rändern
der bei der ersten Eruption aufgetretenen Efflorescenzen gebildet hat; 4) einen
Patienten mit einem Primäraffeet am Mons veneris, dessen ganze Umgebung
von einer Platte von papulösen Efflorescenzen eingenommen wird, ein Beispiel
dafür, dass die Secundärerscheinungen sich zuerst in der Nähe des Primär-
affectes zeigen.
Ledermann zeigt eine Patientin mit fortwährend recidivirender mul-
tipler neurotischer Gangrän am rechten Arm, die immer wieder in der
Umgebung von Narben auftritt, welehe die Folge theils von Verbrennung theils
von einem Hundebiss sind; ferner einen Patienten, der eine Combination von
Lupus erythematodes mit Cuperositas zeigt.
Blaschko stellt eine 45jähr. Hysterica vor, die seit °/, Jahren am be-
haarten Kopfe Ausschläge bekommt, welche zuerst in kleinen erythematösen
Flecken bestehen, die sich dann in Papeln und Pusteln umwandeln, und später
unter Narbenbildung mit Haarschwund verheilen; es handelt sich jedenfalls um
eine Dermatose auf neurotischer Basis.
Hollstein demonstrirt einen Fall von stark ausgebreiteter lupöser Er-
krankung am Stamm mit vielen Narben.
Hoffmann zeigt mikroskopische Präparate von Dermatitis vesiculosa
in Folge von Scilla maritima und zum Unterschiede doe on einem en.
fachen acuten Ekzem; erstere entsteht durch Auflegen der Blätter von Scilla
maritima (Meerzwiebel) in Form von wasserhellen Bläschen auf anscheinend
normaler Haut; ferner eine Patientin mit Primel-Dermatitis.
Wechselmann demonstrirt einen Fall von Folliculitis crustosa
atrophicans und weist darauf hin, dass das Hauptsymptom bei dieser Affection
die Hautatrophie ist, die später Haarausfall bedingt; die Schädlichkeit, wahr-
scheinlich in Form gelöster Toxine, legt sich besonders auf das elastische
Gewebe der Talgdrüsen und Haarbälge.
Discussion zu dem Vortrage von Michelson: Ueber das Vorkommen
von idiopathischer Orchitis:
— 344 —
Rosenthal glaubt, dass bei einer Reihe von Infectionskrankheiten, so
bei titis und Typhus, bei welchen die Bakterien, bezw. Toxine durch den
rin bezw. die Blase ausgeschieden werden, diese von hier aug in den Hoden
itgelagert werden und die Entzündung erzeugten. Er empfiehlt deshalb ein
Harndesinficiens, etwa Urotropin.
Lesser will diese Möglichkeit zwar nicht bestreiten, eine andere Mög-
lichkeit ist aber doch die Metastasenbildung auf hämatogenem Wege.
Sitzung vom 5. Juli 1904.
Mayer demonstrirt 1) eine Patientin, die er bereits in der Märzsitzung
mit einer knötchenförmigen Eruption an den Händen zeigte, welche er als
höchst wahrscheinlich tuberculöser Natur bezeichnete; die Eruptionen sind
jetzt mit harten perlweissen Narben abgeheilt; 2) einen Patienten mit einer
an den Augenlidern und besonders den Supercilien localisirten Affection, die
er für Ulerythema ophryogenes oder, was vielleicht dasselbe ist, Lupus
erythematodes hält.
Wechselmann zeigt 1) einen Patienten mit Lupuscarcinom; 2) einen
- jungen Mann mit Primäraffeett am Septum narium und Bubo submaxillaris.
Pinkus stellt vor 1) einen Knaben mit Adenoma sebaceum und
gleichzeitigem halbseitigem Naevus am Bauche; 2) eine Patientin mit sehr
zahlreichen Hautfibromen.
Saalfeld demonstrirt 1) zwei Patientinnen mit Dermatitis herpeti-
formis, die 3 bezw. 2!/, Jahre besteht und durch Theerbäder günstig be-
einflusst ist; 2) eine Patientin mit Lupus erythematosus des Gesichtes
von vasculärem Typus, indem die erythematösen Placques bei jeder Menstruation
anschwellen; 3) einen Fal von Ersthrodermie praemycosique, der dure
Chinin wesentlich gebessert ist. 7777 = . | Too
itz Lesser: Zur allgemeinen Pathologie der Syphilis. Vortr.
bekämpft die allgemein übliche Eintheilung der verschiedenen Syphilisstadien
nach der zeitlichen Dauer; die Bezeichnung secundäres, tertiäres Stadium
wünscht er zwar beizubehalten und durch ein „Quartärstadium“ zu ergänzen,
dieselbe jedoch auf eine anatomische Grundlage zu stellen, indem das gecun-
däre Stadium die papulösen Efflorescenzen, das teztiäre_die Gummibildungen,
“das quartäre die rein interstitiellen Processe begreift. Das Syphilisvirus nimmt
allmähffet an Virulenz ab; im secundären Stadium ist der Reiz am stärksten,
es entstehen die Exsudationsprocesse in Form der papulösen Efflorescenzen,
die Zellen sind aus den Blutgefässen emigrirt, sie können sich nicht organisiren
und werden resorbirt. Im tertiären Stadium ist die Reaction des Organismus
auf den Reiz schwächer, das jetzt entstehende proliferirende Gewebe stammt
vom Bindegewebe ab, es bildet sich das Gummi, das dann durch Verfettung,
Verkäsung ua w. eine regressive Metamorphose eingeht und zur Narben-
bildung führt. Das quartäre Stadium führt ebenfalls zur proliferirenden
Bindegewebsneubildung, die aber — zum Unterschiede vom Gummi — obne
regressive Metamorphose direct in die Narbenbildung übergeht. Die papulösen
Processe localisiren sich gewöhnlich an der Haut und den Schleimhäuten, die
gummösen besonders an der Haut, die interstitiellen besonders an den inneren
Organen, aber auch an der Haut. Auch therapeutisch unterscheiden sich die
einzelnen Stadien deutlich; das papulöse reagirt am besten auf Quecksilber,
das gummöse auf Jod, die interstitiellen Processe sind gewöhnlich durch
Quecksilber und Jod wenig zu beeinflussen und setzen ihre Entwickelung
Ge
— 345 —
fort. W sogenannten hilitischen Krankheiten anbetrifft, so sind
sie nach Ansicht des Vortr. interstitielle Processe auf syphilitischer Basis und
zeigen nichts Specifisches, man kann sie daher auch als direct syphilitische
Erkrankungen bezeichnen.
In der Discussion wird eine Reihe von Einwendungen erhoben; von
verschiedenen Rednern wird betont, dass keine grundlegenden Unterschiede
zwischen exsudativen und proliferirenden Processen zu machen, die Zellen
der verschiedenen Provenienz nicht genau zu unterscheiden sind, eher wird
das restirende Bindegewebe in charakteristischer Weise beeinflusst, indem
durch das zellige Infiltrat nicht nur das collagene, sondern auch das elastische
Gewebe angegriffen wird, und zwar bei den tertiären Processen in erheblich
höherem Grade, als bei EEN DEE Häufig wirkt bei tertiären Erscheinungen
das Quecksilber ebenso gut wie das Jod.
Französische Dermatologische Gesellschaft.
Sitzung vom 7. Januar 1904.
1) Leredde berichtet über die Exstirpation von Keloiden. Er
wendet sich gegen Gaucher’s Angaben in einer früheren Sitzung, der sich
gegen die Exstirpation von Keloiden ausgesprochen hatte. Im Gegentheil
hält Vortr. sehr viel von dieser Behandlungsmethode.
2) Emery, Druelle und Umbert demonstriren einen Lichen planus
der Mundschleimhaut. Die Haut ist völlig frei von Eruptionen. Die
Erscheinungen im Munde sind charakteristisch. Der Kranke ist ein Mann
von 55 Jahren.
3) Gastou berichtet über radiotherapeutische ‚Heilung der Tricho-
phytie. Er stellt 2 Fälle von Friehöphytie mit kleinen Sporen ` vor, die auf
diese"Wetse geheilt wurden, sie betrafen zwei Brüder von 12!/, und 4/, Jahren.
4) Danlos demonstrirt Präparate von Akarusmilben, auf deren Leib
sich eine viergelappte dunkle Zeichnung abhebt. Die Contur entspricht dem
Magen der Milbe, der sich wohl durch einen besonders tiefen, ein kleines
Blutgefäss verletzenden Stich mit Blut gefüllt hat; 5) einen 72jährigen Mann
mit Keratodermia palmaris et plantaris bei Duhring’scher Krank-
heit. Der Kranke hatte lange Zeit Arsenik genommen; 6) einen anderen
Kranken, der schon an mehreren Schüben von Blasenbildung gelitten (eben-
falls Keratodermia palmaris bei Duhring’scher Krankheit). Einer
der Anfälle erzeugte auf beiden Hohlhänden Riesenblasen, die fast der ge-
sammten Palma entsprachen und viel Schmerzen verursachten. Die Wände
dieser Blase stellten sich bei der Ruptur des Gebildes von einer Dicke bis
zu 5mm heraus.
7) Gastou erörtert unter Demonstration eines Falles von multiformen
recidivirenden Syphiliden der Zunge die Wahl der mercuriellen
Behandlungsmethoden. Es kommt bei der Heilung eines specifischen
Processes sowohl auf die Individualität des Kranken, als auf sein Alter, die
Localisation der Krankheit, auf die Krankheitsperiorde und den bisherigen
Verlauf an. Dementsprechend wird man in der Wahl der verschiedenen
entisyphilitischen Medicamente und ihrer Anwendung verfahren müssen. Der
angezogene Fall bietet recht lehrreiche Einzelheiten. Der Kranke behandelte
sich nach der ersten Roseola ein Jahr laug mit Dupuytren’schen Pillen,
Liquor van Swieten und Sirop de Gibert trotz aufgetretener Enteritis.
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Paul Cohn-Berlin. A N LACH
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KÉ
— 346 —
Nach dieser intermittirenden Behandlung kam der Kranke in Gastou’s Be-
handlung wegen einer hartnäckigen Tibiaexostose und schuppigen Syphiliden
des Schenkels und der Hohlhände Therapie: Quecksilberpillen und Jod
abwechselnd. 1 Jahr darauf, Juni 1899, setzten die Zungenerscheinungen ein,
‚ die bis jetzt den Kranken nicht wieder verlassen wollen. Im Verlauf dieser
„:* 4 Jahre zeigte die Zunge alle Symptome vom glatten Plaques und der Erosion
beziehentlic issur Dis zur Teukoplakie, zum Gumma und zur massigen
Zungensklerose. Diese Erscheinungen waren mit den grössten Schmerzen
verbunden, so dass dem Kranken zuweilen selbst das Sprechen Schmerzen
verursachte. Während dieser Zeit wurden mit wechselndem Erfolg die ver-
schiedensten Kuren eingeleitet. So wichen trotz 3wöchiger Einreibungskur
zu 10g täglich Leukoplakia und Gumma nicht, auch Calomeleinspritzungen
blieben wirkungslos. Erst Einspritzungen von Merkurbijodür in grossen
Dosen führten zum Ziele, konnten es aber nicht verhindern, dass die Er-
scheinungen nach 2 Monaten viel intensiver recidivirten. Injectionen von
grauem Oel sowie locale Merkurapplicationen hatten keinerlei Wirkung, bis
Heilung durch Einspritzungen uecksilberbenzoat in der täglichen Dosis
von 0,02g eintrat.
uey tellt einen Glasbläser mit zwei Sklerosen (Chancres
bipolaires Queyrat) des Penis und der Unterlippe vor. Die letztere
ist nach den genauen Angaben des sehr glaubwürdigen Kranken 14 Tage
nach der ersteren aufgetreten. Leisten- und Submaxillardrüsen vergrössert
und hart. Am Körper ein typisches Exanthem. Vortr. hat mit anderen
Autoren öfter die Beobachtung gemacht, dass beim Vorhandensein eines
Primäraffectes am Körper sowie eines solchen in der Mundschleimhaut der
zweite erst 2 Wochen später in Erscheinung tritt als der erste. Jullien hat
sie Chancres successifs genannt.
9) Gaucher, Lacapère und Weil demonstriren eine Keratitis inter-
stitialis heredo-syphilitica bei einem Kinde, das seinen Eltern als erstes
lebendes nach fünf vorher erfolgten Fehlgeburten beschert wurde.
10) De Beurmann zeigt ein rapid verlaufendes Epitheliom der Brust
bei einer 36jähr. Frau. Auch die Achseldrüsen sind befallen. Als Therapie
schlägt Vortr. ausgedehnte chirurgische Entfernung der kranken Theile mit
nachfolgender präventiver Radioskopie der Narbe vor. Brocq räth, trotz der
geringen Aussichten auf Erfolg, bei so rapid verlaufenden Formen doch einmal
Arseninjectionen zu versuchen. — Vortr. stellt 11) einen 12jährigen Knaben
mit Psoriasis vaccinalis secundaria vor. Rioblanc hat 10 Fälle von
Psoriasis primitiva beobachtet, die nach der Impfung in Erscheinung trat.
Der vorliegende Fall betrifft einen Kranken, der schon früher Psoriasisplaques
gezeigt hatte, und bei dem sich einige Zeit nach einer im übrigen erfolglosen
Wiederimpfung an der Impfstelle, und zwar an dieser allein, drei typische
Psoriasisefflorescenzen eingestellt haben.
12) Balzer und Fouquet demonstriren eine 39jährige Köchin mit
fibrösen Knotenbildungen nach subcutanen Injectionen von Euka-
lyptol-Jodoformvaseline. Die Einspritzungen waren zur Behandlung einer
bestehenden Lungentuberculose angewendet worden.
13) Du Castel und Nocton stellen eine stillende syphilitische Frau
mit Gangrän der Brustwarze vor; der Brand dürfte auf 8 Tage angewendete
starke Carbolumschläge zurückzuführen sein.
14) Hallopeau und Lebret zeigen einen 20jähr. Kranken mit einem
— 347 —
Naevus pachydermicus der Hand und berichten 15) über einen 3. Fall
von Urticaria pigmentosa mit Narbenbildung.
16) Hollopeau und Vielliard berichien ferner über einen Kranken
mit Ekzema und Folliculitis decalvans und ziehen folgende Schlüsse:
Die auf eitrige Folliceulitiden folgende Alopecia kann vollständig und definitiv
sein, auch mit unvergänglichen Narben einhergehen. Diese lange; jahrelang
bestehenden Follikelentzündungen vermögen allmählich mehr den Charakter
ekzematöser Läsionen anzunehmen. — 17) Bericht derselben über einen Fall
von Herpes zoster haemorrhagicus. — 18) Bericht über die Heilung
multipler tiefer gummöser Geschwüre durch ausschliessliche Local-
behandlung.
19) Gaucher und Druelle stellen einen 53jähr. Kranken mit Lichen
planus dar mit Läsionen an den Nägeln und auf der Conjunctiva
palpebrarum.
20) Brodier und Fouquet demonstriren die Moulage eines Mannes
von 42 Jahren mit Creeping disease s. Larva migrans. Das Leiden
wird häufig im Osten Russlands beobachtet. Der Parasit ist ein Gastrophilus,
der dem G. haemorrhoidalis s. pecorum ähnelt. Die Larve legt in 24 Stunden
einen Weg bis zu 3cm zurück. Die Bahnen sind $förmig gewunden.
21) Audry stellt einen 19jährigen Burschen mit temporärer syphi-
a en des Ellbogengelenkes vor; 22) emen T5jährigen
ann mit einer arteficiellen Alopecie hinter jedem Ohr. Dieselbe besteht
seit 70 Jahren und ist auf die 1 Jahr anhaltende Anwendung eines Zug-
pflasters zurückzuführen.
23) Petrini de Galatz empfiehlt eine neue Anwendungsform eines alt-
bekannten Medicamentes, nämlich in destillirtem Wasser suspendirtes
Kalomel. Bei Vermeidung aller Nachtheile des emulgirten Medicamentes
zeigt das so verwendete Kalomel die gleichen Vorzüge in therapeutischer
Hinsicht.
24) Brocq demonstrirt einen multiplen Scarificator, der aus 16
einzelnen kleinen Messerchen besteht, welche durch Schieber und Stahlbügel
zusammengehalten werden.
Sitzung vom 4. Februar 1904.
1) Gastou und Chompret stellen drei Brüder von 10, 7 und
UL Jahren mit Stomatitis aphthosa seu herpetica vor. Bei den drei
Kranken stellte sich das Leiden innerhalb weniger als 14 Tagen ein. An-
geblich sollen in der Schule, die der mittlere der 3 Knaben besucht, viele
Kinder an derartigen Geschwüren an den Lippen und im Munde leiden.
Darier verweist darauf, dass man diese Krankheit als Stomatitis impetiginosa
bezeichnen müsse, die meist mit einer Impetigo der Haut einhergeht. Der
Herpes buccalis dagegen stelle etwas anderes auch klinisch differentes vor.
Er trete in Schüben auf, sei sehr schmerzhaft, trete isolirt auf und zeige um
die Erosion einen rothen Hof; 2) einen 40jähr. Mann, der seit 10 Jahren syphi-
litisch ist, mit einer Maxillargeschwulst. Es stellt sich dieselbe als eine ein
GummavortäuschendeEinschliessung eines überzähligen Zahnes dar.
3) Brocq, Bissérié und Belot stellen eine mit Rön bestrahlung
behandelte Frau mit Mycosis fungoides vor. Nachdem trotz Einspritzungen
von Natronkäfödyfat üne*Winreibufgen von Pyrogallussalben, die sonst das
einzige wirksame Mittel zu sein Schéinen. die Erscheinungen und vor allem
— 348 —
der unerträgliche Juckreiz nicht verschwanden, versuchte man die Radio-
therapie mit glänzendem_ suhjectivem_ywie_objeetivem Erfolg. - Steg
4) Darier und G. Roussy demonstriren eine Patientin mit Ulcus
molle der Unterlippe; 5) eine 36jährige Kranke mit multiplen, benignen
Tumoren der Haut, und zwar mit subeutanen Sarkoiden oder Tuber-
culides nodulaires hypodermiques. Die Geschwülste sitzen hauptsäch-
lich im Hypoderm, wo sie die Fettklimpchen verdrängen und Ausläufer ins
Corium entsenden, längs der Gefässe entlanglaufen und die Lymphgefässe
erfüllen und dilatiren. Sie bestehen aus Massen epitheloider, Iymphoider
Zellen und Riesenzellen, in deren Anhäufungen ab und zu nekrotische Partien
vorkommen.
6) Gaucher und Paris stellen einen 48jähr. Herrn vor mit epithelio-
matöser Entartung einer Talgdrüsencyste.
7) Gaucher und Rostaine demonstiren einen jungen Mann von 27 Jahren
mit Gummen der Harnröhre und der Schwellkörper. Primäraffeet
vor 3 Jahren. Vorher sind keinerlei secundäre Erscheinungen vom Kranken
wahrgenommen worden.
8) Hallopeau und Vielliard zeigen einen schon mehrfach demonstrirten
jungen Mann mit Lepra, der mit einer täglichen Dose von 200 Tropfen
Chaulmoograöl behandelt wird. Er erkrankte während der Kur ganz plötzlich
an einer acuten schmerzhaften Entzündung im Sehnengebiet des
einen Vorderarms. Cylindrische Schwellung desselben. Bewegungen in
Folge Schwellung und Schmerzen fast aufgehoben. Temperatur 40°.
9) Hallopeau und Francois Dainville demonstriren einen Fall von
Lichen planus buccalis. Die Eruptionen zeichnen sich durch ihre Multi-
plieität (5) und ihre Grösse aus. Der eine Fleck misst 2cm im Durchmesser.
Ferner weist der Fall bandartige Confluenz einzelner Plaques auf und einen
bedeutenden Widerstand gegen die Therapie.
10) S&e stellt einen 28jährigen Mann mit Hidradenomen an den
Armen vor.
11) Edmund Fournier zeigt im Photogramm je einen Fall von
Syphilis_hereditaria tarda und Syphilis hereditaria der zweiten
Generation. Im ersten Fall handelt es sich um einen Mann von 43 Jahten,
der bis zum 34. Lebenjahr ganz gesund war und jede Infection oder Er-
scheinung von Syphilis auf seinem Körper bestreitet. Seit jener Zeit leidet
er an einer ulcerösen Läsion, die sich ausbreitete und jetzt die gesammte
Abdominal-, Genital- und Oberschenkelgegend ergriffen hat. Unter specifischer
Behandlung geht der Process stets zurück und heilt völlig ab, um später
wieder auszubrechen. Haut, Augen und Ohren ergeben hereditärluetische
Stigmata. Die vorliegende ausgedehnte Affection des jetzt 43 Jahre alten
Mannes dürfte daher auch als späthereditär-syphilitisch aufzufassen sein.
Fall 2 betrifft einen 24jährigen Kranken mit einem seit seinem 5. Lebensjahr
bestehenden syphilitischen Geschwür am Gesäss. Der Kranke ist das Kind
eines hereditär-syphilitischen Vaters. Eine andere Erklärung erscheint aus-
geschlossen.
12) M. Moty berichtet über Hauterscheinungen bei Appendicitis.
Es handelt sich dabei um einen bei acuter Appendicitis auftretenden Herpes
facialis der rechten Gesichtshälfte und um eine bei chronischen Formen der
Affection zu beobachtenden Hyperhidrosis der rechten Gesichtshälfte.e Für
beide Erscheinungen stehen dem Vortr. Fälle zur Verfügung.
— 349 —
13) Sabouraud stellt etwa ein Dutzend Kinder vor, bei denen eine
Radiotherapie der Trichophytie erfolgt ist. Der Erfolg ist ein vor-
züglicher. Fa |
14) Danlos demonstrirt einen 54jährigen Zugführer und einen Mann
in mittleren Jahren mit tuberculösen Ulcerationen der Zunge.
15) Danlos und Dobrovici demonstriren einen jungen Mann von
18 Jahren mit Psorospermosis follicularis vegetans, von der bis jetzt
überhaupt erst einige 30 Fälle beschrieben worden sind.
16) Danlos stellt ferner einen weiteren Fall (den vierten in 2 Monaten)
von Keratodermie bei Duhring’scher Krankheit vor.
17) Balzer, Dagros und Fouquet zeigen einen Kranken von 53 Jahren
mit Erythrodermia exfolians arteficialis, erzeugt durch die Darreichung
von Protojodorutpillen. Nachweis von Quecksilber in den Schuppen.
18) Dubreuilh demonstrirt einen 23jährigen Gärtner mit Parapsoriasis
en plaques.
19) Audry demonstrirt einen 50jährigen Landmann mit primärem
Epitheliom der Kopfhaut. Als diagnostisches Hülfsmittel zur Sicherung
der Diagnose Epitheliom bezeichnet es Vortr., wenn bei einer chronischen
Ulceration, sehe sie auch gutartig aus, zwischen den Granulationen sich noch
einzelne Haare vorfinden. — Vortr. stellt 20) einen Lupus erythematosus
anfangs bullosus bei einem jetzt 22jährigen Fräulein vor. Vor 9 Jahren,
beim Beginn der Hautkrankheit handelte es sich um einen bullösen Lupus
erythematosus. |
Sitzung vom 4. März 1904.
1) Gaucher warnt nochmals vor der chirurgischen Behandlung der
Keloide und wirft in kurzer Polemik gegen Leredde diesem mangelnde Er-
fahrung vor.
2) Alex. Renault demonstrirt einen Kranken mit recidivirender
syphilitischer Alopecie neben Pityriasis rosea. Das Recidiv der speci-
fischen Alopecie tritt jetzt 31/, Jahre nach der Infection wieder auf trotz
regelmässiger Behandlung, nachdem der erste Haarausfall 4 Monate nach der
specifischen Erkrankung aufgetreten war. Fournier nennt derartig spät auf-
tretende secundäre Erscheinungen Syphilis secondaire tardive.
3) Danlos stellt einen Kranken vor, der sich bei ein und derselben `
Gelegenheit 7, syphilitische Schanker zuzog, theils am Penis theils am `
Munde. Fünf davon sitz r Glans, nämlich je zwei zu beiden Seiten `.
des Bändchens, einer um die äussere Harnröhrenmündung herum. Je einer
ist an der Unterlippe und an der Unterfläche der Zunge linkerseits localisirt.
4) Gaucher und Rostaire demonstriren einen Mann mit recidiviren-
der Syphilis palmaris. Es handelt sich um einen Kranken, dessen erste
Krankheit in die Dienstzeit als Soldat in Tonkin fällt. Die Infection erfolgte
zwar in Frankreich, doch die Erscheinungen der ersten 6 Jahre folgten in
der heissen Gegend Südchinas. Vielleicht hat das Klima Antheil an der
Bösartigkeit der syphilitischen Processe in den Hohlhänden. Während 3 Jahren
leidet der Kranke an ulcerösen Läsionen dieser Gegend, die nur vorüber-
gehend abheilen; 5) zeigen dieselben einen Herrn, der vor 5 Jahren Lues
acquirirte, mit einem syphilitischen Gumma der Zunge.
6) Balzer und Fouquet stellen vor, ein Mädchen von 1?/, Jahr mit
einer Dermatitis bullosa congenita (Blasen entstehen nach Druck, Stoss
und _anderen Traumen; besonders ergriffen sind "de Extremitäten) und Epi-
EE
i — 350 —
ru A g xtremitäten, Gangrän der Fingerspitzen
d Bklarod: E i des Kranken begann vor 4 Jahren mit—
heftigen lancinirenden Schmerzen, die von den Fingern ausgingen. Nach Jod-
kali- und äusserlicher Therapie schwanden dieselben, hinterliessen aber eine
ausserordentliche Schwellung der Hände, zu der sich bald Abschnürung und
Abfallen der Fingerspitzen gesellte. Nach 3 Wochen Abheilung. Nägel ver-
loren. Sensibilität normal. Seit der ersten Attacke ist der Mann gesund,
nur im Winter sind die Hände geschwollen und cyanotisch. Auch in diesem
Falle von Raynayd’scher Krankheit Bast sich Lungentuberculose in der
Ve nn mn nn
Anamnese : |
) L kd Li e ®.
8) Danlos zeigt eine Ichthyosis cornea bei einem Manne von 25 Jahreu,
generalisirt über den ganzen Körper.
9) Hallopeau und Lebret stellen eine 42jährige Frau mit Reckling-
hausen’scher Krankheit vor. Der Fall zeichnet sich durch eine über-
mässige Zahl von Pigmentationen, die Anwesenheit von Molluscum fibrosum
und einem umfangreichen Tumor am Unterleib aus. Die Flecke bestehen
seit 15 Jahren und haben an Zahl beständig zugenommen, der jetzt kinds-
kopfgrosse Tumor begann sich erst vor einem Jahre bemerkbar zu machen.
10) Hallopeau und Vielliard demonstriren zwei Kranke, eine 27 jähr.
Köchin und einen 46jähr. Mann mit lichenoiden Tuberculiden der unteren
Extremitäten. Bemerkenswerth ist das Freisein der Lungen von tuberculösen
Processen.
11) Danlos stellt einen 35jähr. Mann mit Psoriasis und Synovitis
fungosa des rechten Handgelenks vor. Das Zusammentreffen von Schuppen-
flechte und Tuberculose ist als Ausnahme besonders zu beachten.
12) Oudin berichtet über die ‚Behandlung maligner Tumoren mit.
Röntgen-Strahlep und verweist” besönters”"@&rauf, dass die Radiographie
fm bösertiger Geschwülste leicht zur Generalisirung der Processe
führt, was_er früher ‚mehrere Male leider | beobachten musste; 13) ferner zeigt
er eine neue Röhre für die R diotherapie tiefsitzender Carcinome,
wie Uterws,;”Mastdarm- oder Zungenkrebs.
“TE Andry stelit einen 62jährigen Kranken mit Epitheliombildung
auf der Grundlage einer Mundsyphilis vor. Alle Munderscheinungen speci-
fischer Natur gelangten unter specifischer Therapie zur Heilung bis auf einen
Bezirk, der sich cancrös umbildete.
Sitzung vom 11. April 1904.
1) Leredde polemisirt noch ein Mal in kurzer Replik gegen Gaucher
wegen der Frage der Exstirpation der Keloide.
2) Béclère verweist auf die Wichtigkeit der exacten Messung der radie-
ibesspaukischen Factoren bei der Krankenbehandlüng und’ betont den Nutzen
besonders des "Radiochromometers von Benoist sowie des Spintermeters,
mittels dessen die Röntgen-Röhren auf dem gleichen Grade elektrischen Wider-
stands erhalten werden können, sowie ferner des Holzknecht’schen Chromo-
radiometers, mit dem wir die Menge der von der Haut absorbirten Strahlen
zu messen vermögen. Als Regel stellt er auf, bei jeder Sitzung soviel als
möglich von Strahlen zur Absorption gelangen zu lassen bis zum Maximum,
das die Haut oder Schleimhaut zu ertragen vermag und zwischen den einzelnen
Sitzungen nur so viel Zeit vergehen zu lassen, als die Haut es unbedingt
— 351 —
verlangt. Zum Schluss demonstrirt Vortr. drei Kranke, die er radiographisch
behandelt hat: einen 70jährigen Herrn mit Epitheliom, das ziemlich ver-
schwunden ist und noch weiter bestrahlt wird; sine 58jährige Frau mit
malignem Tumor der Brust — Heilung; eine junge Frau mit Lupus
auki calósas am Fuss, welcher erheblich gebessert ist. —
TER er und Rostaine demonstriren einen 48jährigen Mann mit
Paget’scher Knochenkrankheit, durch antisyphilitische Behandlung merk-
ch Zebessert. `
2) Du Castel und Semper zeigen ebenfalls eine 49jährige Kranke mit
Paget’ seher Knochenkrankheit, welche seit 14 Jahren besteht und durch
eine allerdings schwache specifische Behandlung unbeeinflusst geblieben ist.
4) Gaucher berichtet über die syphilitische Aetiologie der Appen-
dicitis. Er beobachtete und registrirt 32 Fälle von Entzündung des Wurm-
fortsatzes, 9 bei Kranken über, die anderen bei Patienten unter 30 Jahren. Von
den ersten 9 gaben die 4 Männer erworbene Lues sofort zu, von den 5 Frauen
gab eine ihre Lues zu, von drei anderen leugneten die Ehemänner die durch-
gemachte Syphilis nicht. Bei den 23 Fällen unter 30 Jahren bestand 21 Mal
eine Syphilis hereditaria vom Vater her.
6) Gaucher und Weil stellen ferner ein 23jähriges Dienstmädchen mit
Tuberculosis cutis papulosa en plaques vor.
.. 7) Hallopeau betont die Nothwendigkeit bei starker Seborrhoe des
Kopfes, bei welcher viel Fettigkeit abgesondert wird, die Kopfhaut täglich
mit einem Schwefelalkohol abzureiben. Dass diese Procedur den Haaren zu
viel Fett entziehe, wie Brocq glaube, sei für solche Fälle unzutreffend.
8) Hallopeau und Vielliard berichten über einen 39jähr. Kranken mit
lenticulären Xanthomen und Diabetes und glauben, dass in derartigen
Fällen wohl auch in den Eingeweiden, vor allem der Bauchspeicheldrüse
xanthomatöse Processe vorliegen.
9) Hallopeau und Sée zeigen ein !/,jähriges Kind mit Epidermolysis
bullosa congenita.
10) Darier demonstrirt eine generalisirte Vitiligo syphilitica
(Syphilide pigmentaire généralisée). Es Rene bar beach
derartige Fall.
11) Danlos stellt eine Kranke mit generalisirtem Lichen Wilson
vor. Die Eruption hat fast den ganzen Körper befallen mit Ausnahme eines
Bezirkes an den Rippen, auf welchen die Kranke 3 Monate früher ein Zug-
pflaster applicirt hatte. — Vortr. demonstrirt darauf einen durch Radio-
therapie bedeutend gebesserten Hautkrebs der Nackengegend bei einer `
50jähr. Frau mit p&pufo-krustösem Syphilid des Gesichtes und der Arme.
12) Darier stellt 2 Fälle von multiplen subcutanen Sarcoiden
vor. Sie betreffen 2 Frauen in mittleren Jahren. Wahrscheinlich stellt die
Affection eine neue Form von Tuberculiden dar.
13) Rist berichtet über einige Fälle von Balanitis mit dem Befund
absolut anärober Mikroorganismen.
14) Audry berichtet über 7 Kranke, bei denen die engen Beziehungen
zwischen Syphilis und Mundkrebs offensichtlich zu Tage treten, und
demonstrirt ferner 2 Kinder eines syphilitischen Vaters mit Ichthyosis.
15) Carle stellt zum Schluss eine 34jährige Frau mit Phlyctaenosis
recidivans und Dermatite polymorphe douloureuse vor. Hopf-Dresden.
— 352 —
VI. Vermischtes.
— Der Besuch des vom 12.—17. Sept. in Berlin stattfindenden V. inter-
nationalen Dermatologen-Congresses wird voraussichtlich ein sehr reger werden,
da bereits zahlreiche Zusagen aus aller Herren Länder eingetroffen sind. Unter
den angemeldeten Herren befinden sich die hervorragendsten Vertreter des
Faches. Die Eröffnungssitzung wird im Langenbeckhause, die übrigen im
Auditorium des pathologisch-anatomischen Instituts der Charité abgehalten
werden. -Zugleich mit dem Congresse findet eine wissenschaftliche Ausstellung
statt, und in getrennten Räumen eine zweite von pharmaceutischen Producten
und Instrumenten, welche beide nach den bisherigen Anmeldungen sehr reich-
haltig zu werden versprechen. Von den vom Örganisationscomit&e aufgestellten’
Themata haben für „die syphilitischen Erkrankungen des Circulationsapparates“
die Hrn. v. Düring, v. Hansemann, Jullien, Lang, Renvers, Thomson
Walker, für „Hautaffeetionen bei Stoffwechselanomalien“ die Hrn. Duncan
Bulkley, Radcliffe Crocker, Jadassohn, v. Noorden, Pick, für „Epi-
theliome und ihre Behandlung“ die Hrn. Darier, Fordyce, Landerer,
Mibelli, Riehl, Röna und Unna das Referat übernommen. Das General-
referat in der Leprafrage wird Geh.-Rath Neisser erstatten. Es sind ausserdem
bereits mehr als 80 freie Vorträge und Demonstrationen angemeldet. Besonderer
Werth wird auf die Reichhaltigkeit der Krankenvorstellungen gelegt werden,
welche an jedem Morgen vor den eigentlichen Sitzungen stattfinden. — An-
meldungen und Anfragen sind an den Generalsecretär zu richten.
VII. Kurze Mittheilungen aus der Praxis.
Von Dr. Schourp-Danzig.
Ungewöhnlich lange Incubationsdauer der Gonorrhöe.
Der „Mittheilung aus der Praxis“ (Dermatolog. Centralbl. 1904. Nr. 10)
kann ich eine ähnliche Erfahrung aus jüngster Zeit hinzufügen. .
Am 28. April 1904 trat ein 32jähriger Arzt in meine Behandlung, der
bisher nie an einer Gonorrhöe erkrankt war, in der Nacht vom 13. zum
14. April coitirt hatte und am 28. April den ersten spärlichen, aber stark
gonokokkenhaltigen Fluor aus der Harnröhre entdeckte. Nach seiner Angabe
hatte er am 27. April ungewöhnlich anstrengende körperliche Bewegungen aus-
geführt und in der Nacht zum 28. April ein Jucken in der Glans penis verspürt,
Ausser der Gonorrhoea anterior bestand am 28. April noch eine leichte
Balanoposthitis. Es ist daher vielleicht die Annahme berechtigt, dass in
diesem Falle die Gonokokken zuerst im Präputialsack deponirt waren und
sich in den Tyson’schen Krypten eingenistet hatten, ehe sie auf die Harn-
röhrenschleimhaut überwanderten.
Dass der überaus sorgfältige College ein eventuell früheres Auftreten des
Urethralsecretes übersehen hätte, erscheint mir ausgeschlossen.
VIII. Personalien.
— Habilitirt als Privatdocent für Dermatologie in Berlin Dr. Hoff-
mann.
Um Einsendung von Separatabzügen und neuen Erscheinungen an den Heraus-
geber Dr. Max JoserH in Berlin W., Genthiner Strasse 5, wird gebeten.
Verlag von Verr & Come. in Leipzig. — Druck von Merzeer & Wırrıc in Leipzig.
DERMATOLOGISCHES GENTRALBLATT.
INTERNATIONALE RUNDSCHAU
AUF DEM GEBIETE DER HAUT- UND GESCHLECHTSKRANKHEITEN.
HERAUSGEGEBEN
VON
DR. MAX JOSEPH
Siebenter ın BERLIN. Jahrgang.
Monatlich erscheint eine Nummer. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen des In- und Auslandes, sowie direct von der Verlagsbuchhandlung
i VEIT & Come. in Leipzig.
1904. September. Nr. 12.
I. Originalmittheilungen. 1. Urologische Beiträge, von Dr. Friedrich Biber-
stein. 2. Das Phänomen der Gänsehaut und seine Erklärung, von Dr. F. B. Solger
in Neisse.
II. Referate. Allgemeine Patholgie und Therapie. 1) Ueber die locale
Anwen-ung von Wärme bei Erkrankungen der Haut und der Geschlechtsorgane, von
W. J. Murawsky. 2) Ueber einige neue Färbungsmethoden mit Anwendung der
Zenker'schen Fixirungsflüssigkeit in der histologischen Technik der Haut, von Pela-
gatti. 3) Casein-Albumoseseife (eine neutrale und auch beim Gebrauch neutral bleibende
Seife), von Delbanco. 4) Alkoholseifen, von Gerson. 5) Ueber Keraminseife, von
PG Unna. 6) Ueber Bildung von phosphor- und kohlensauren Concrementen in
Haut und Unterhautgewebe, von H. Wildbolz. 7) Das Inductionsfunkenlicht und
das elektrische Glimmlicht als wirksame lichttherapeutische Factoren bei Behandlung .
der Gougouchäe und anderer. entzündlicher Zustände, ‘von H. Strebet. -8y Fürther
öbservations on the therapeutic value of radium and thorium, von MacLeod. 9) Zur.
Radiotherapie, von Lassar. 10) La radiothérapie dans les affections cutanées, par
M. Belot. 11) Das Radium und die Radivactivität der Thermen und der Moorerde
von Rajeczfürdö, von Plesch. 12) Ueber Neubildung vun Elastin in Geschwülsten,
von B. Fischer. 13) Die Sauerstoffaufnahme durch die Haut. Ein Beitrag zur Lehre
von der Hautathmung, von @. Zuelzer. 14) On the local-application of formaldehyde
in dermatology, by A. Ravogli. 15) A case of recurring membranous stomatitis, &880-
ciated with erythema exsudativum multiforme (Hebra), by Blair. 16) A case of a
peculiur affeetion of the mucous membrane of the lips, by Macleod. 17) Ueber das
gehäufte Auftreten von Talgdrüsen an der Innenfläche des Präputium. Vorläufige
Mittheilung, von Delbanco. 18) L’asthme nerveux et les maladies de la peau, par
` Bayet. — Progressive Ernährungsstörungen der Haut. 19) Zur Casuistik
des Adenoma sebaceum, von Buschke. 20) Adenomes sébacés, par Dekeyser. 21) Ueber
Paget’s disease, von Jungmann und Pollitzer. 22) Sur un signe de diaguostie des
epitheliomas des regions pileuses, par Chr. Audry. 23) X-Zellen und hyaline
Körperchen im Hautepitheliom, von Pasini. 24) Deux cas d’ulcus rodens de la face
traités par les rayons X, par Dubois-Havenith. 25) Behandlung des Hautkrebses
mittels Röntgen-Strahlen, von Scheitt und Török. 26) The treatment of epithelioma
with X-ray. by D. W. Montgomery. 27) Ueber einen neuen Befund bei Molluscum
contagiosum, von H. Herzog. 28) Beitrag zur Kenntniss der Lymphangiome (speciell
der Makromelie) mit besonderer Berücksichtigung ihrer Pathogenese, von R. Kothe.
29) Das Rhinophym und seine Behandlung, von 8. L. Bogrow. 30) Untersuchungen
über weiche Naevi, von Migliorini. 31) Volumineuse tumeur du scrotum (lymphan-
iome kystique), par M. Gaudier. — Syphilis. 32) Zur Kenntniss der syphilitischen
eränderungen der Vagina und der Vaginalportion, von Rille. 33) Ein Fall von
luetischer Meningoencephalitis mit cerebraler (Jackson’s) Epilepsie und Verlust des
stereognostischen Sinnes, von P. M. Sniker. 34) Das Syphilisheilserum von Dr. Paulsen,
von Ludwig Wälsch. 35) Die Action des Quecksilbers auf das syphilitische Gewebe,
von J. Justus. 36) A case of reinfection of syphilis, by H. @&. Klotz. 37) Chancre
syphilitique du cornet nasal inferieur chez un enfant de 7 ans, par P. Brunon.
33) Chancres syphilitiques à sièges insolites, par Marvel See. 39) Ein Ulcus durum
vl. 23
-- 354 —
des Unterlides, von Schedkoj. 40) Ueber Hg-Paraffin-Embolien, von Voss. 41) I. Ein
Fall von galoppirender Syphilis, von Italinski. II. Ein Fall von galoppirender
Syphilis, von Miroposki. 42) Contribufo allo studio dei denti sifilitici, pel Calderone.
43) Zu den Zahndistrophien bei Syphilis hereditaria. Hechtzähne, von Frolow.
44) Les rapports de la syphilis et du vitiligo, par L. M. Pautrier. 45) Sopra un caso
di eritema siphilitico emorragico, pel Pasini. 46) Case of syphilitic pseudo-coutracture
of the biceps, by Bunch. 47) Die Infectiosität des Gumma, von Delbanco. 48) Sur
l'origine syphilitique de l’appendicite, par Léon Cerf. 49) Management of congenital
syphilis in children, by A. Ravogli. — Gunorrhöe. 50) Meine Methode zur Abortiv-
behandlung der Gonorrhöe, von Engelbreth. 51) Der therapeutische Werth des
„Arhovin“ als Antigonorrhoicum, Harndesinficiens und Prophylacticum, von Gold.
mann. 52) Arhovin, ein neues Antigonorrhoicum für den innerlichen und äusser-
lichen Gebrauch, von Manasse. 53) Hetralin, ein neues Hexan'ethylentetramin-Derivat,
von Riegner. 54) Die Wasserbehandlung der Gonorrhöe und des Ulcus molle, von
Sadger. 55) Ueber eine neue Methode der Behandlung der chronischen Urethritis,
von H. Lohustein. 56) Zur Abortivbehandlung der acuten Gonorrhöe, von Bettmann.
57) Ein Spülkatheter für die Blase nach Dommer, von F. Dommer. 58) Ueber
Enterokokkenurethritis, von Dreyer. 59) Ein Fall von isolirter gonorrhoischer Affection
eines paraurethralen Ganges, von Voss. 60) Beiträge zur Kenntniss der Gonorrhöe
des Mannes, insbesondere der Prostatitis und Epididymitis, von A. Gassmann. 61) Ein
Fall von Prostatitis posttyphosa chronica, von Anselm Falkner. 62) Ueber Stomatitis
gonorrhoica beim Erwachsenen, von Jürgens. 63) Die Gonorrhöe der Prostituirten,
von G. Baermann. 64) Inwieweit können die Krankenkassen zur Bekämpfung der
Geschlechtskrankheiten beitragen, von A. Neisser. 65) Ueber Phlebitis gonorrhoica,
von Julius Heller. 66) Zwei Fälle von Gonokokkensepsis mit Nachweis der Gono-
kokken im Blute bei Lebzeiten der Patienten, von Paul Krause. 67) Ein Luft-
urethroskop, von Wasserthal. 68) Der Dauerkatheter als Hülfsmittel bei ambulanter
Behandlung einzelner Blasenkrankheiten, von Feleki. 69) Ein Fall von Strietura
urethra in Folge congenitaler Phimose, von Ortmann. 70) Zur Casuistik der Cavernitis
diffusa gonorrhoica, von Selenew. — Venerische Helikosen. 71) Sull’ ulcera
non-infettante della regione cephalica, pel Diana. 72) Beitrag zur chirurgischen Be-
handlung der Bubonen, von Hermann. 73) Ueber eine besondere Form von Ulcus
molle, ein Ulcus durum simnlirend, von Jakowlew. 74) Die Phimose und ihre Be-
handlung, von Priklonski.
Ill. Therapeutische Notizen. — IV. Vermischtes. — V. Kurze Mittheilung
aus der Praxis. — VI. Personalien.
I. Originalmittheilungen.
[Aus Dr. Max Joseph’'s Poliklinik für Hautkrankheiten.
1. Urologische Beiträge.
Von Dr. Friedrich Biberstein, Assistent.
I. Ueber die Capacität der Harnröhre.
In Anbetracht der beträchtlichen . individuellen Schwankungen, denen
die Urethra anterior hinsichtlich ihrer Capacität unterworfen ist, sind die
meist gebräuchlichen Injectionsspritzen von 10 ccm Inhalt insofern un-
geeignet, als bei ihrer Anwendung einerseits, wenn die Harnröhre weniger
als 1Occm fasst, durch Ueberwindung des Schliessmuskels eine Propa-
gation des gonorrhoischen Processes auf die Urethra posterior erfolgen
muss, andererseits bei einem Fassungsvermögen der Urethra anterior von
mehr als 1lOccm diese nicht vollständig bis in ihre zahlreichen Nischen,
Buchten und Falten von der Flüssigkeit getroffen wird.
Die Capacität der vorderen Harnröhre schwankt nach den zahlreichen
Untersuchungen der Autoren zwischen 6 und 20 ccm. Bei einem und
demselben Individuum findet man ebenfalls verschiedene Grade der Capa-
cität, je nachdem man die Harnröhre unter stärkerem oder geringerem
Druck mit der Flüssigkeit zu entfalten sucht. Die maximale Dehnung
der Harnröhre wird durch hohe Irrigationen, von etwa 2m Irrigatorhöhe
über dem Penis, erzielt. So fand Dreysel! durchschnittlich 12,90 ccm,
in seltenen Fällen sogar bis 22 ccm als Inhaltswerth der vorderen Harnröhre.
Bei niedrigerer Irrigatorhöhe fielen die Zahlen geringer aus; so ergab
sich ihm bei 80cm Irrigatorhöhe ein durchschnittlicher Werth der Capa-
cität von 7,80ccm und bei 180cm Höhe ein solcher von 10,65ccm, bei
Anwendung einer DU eem fassenden Druckspritze 11,80 ccm. Im grossen
Ganzen fand Guiard? dieselben Werthe, mindestens 8—10ccm, meist
12—15 ccm, ausnahmsweise 16—17 ccm. An einem Material von 50 Fällen
hat Heinrich Loeb’ die Capacität der Harnröhre geprüft, und er fand
bei 110cm Irrigatorhöhe durchschnittlich 10,31cm. Davon abweichende
Ergebnisse erhielt B. Goldberg*, welcher ebenfalls unter Berücksichtigung
von 50 Fällen in keinem Falle weniger als "beem, in 12 Fällen weniger
als 10 ccm, in 27 Fällen weniger als 10—15ccm und in 11 Fällen mehr
als (Deem fand.
Aus allen diesen Zahlen geht hervor, dass wegen der bedeutenden
Schwankungen in der Capacität der vorderen Harnröhre zur sachgemässen
Injectionstherapie die Spritze in jedem einzelnen Falle dem Caliber der
Harnröhre angepasst werden muss.
Diesem Erforderniss schien nach der Ankündigung des Autors die
Engelbreth’sche Ventilspritze® zu entsprechen. Ausgehend von dem
Umstande, dass der Inhalt der vorderen Harnröhre im Maximum 21,5 ccm
betrage, construirte E. eine Spritze von 22ccm Fassungsvermögen. Im
Stempel der Spritze befindet sich ein Ventil, welches sich angeblich bei
einem Druck von IL Atmosphären öffnet, während nach des Autors
Untersuchungen die Widerstandskraft des die vordere von der hinteren
Harnröhre trennenden M. sphincter Y/,—!/, Atmosphären betrage, so
dass, wenn bei maximaler Füllung der Anterior die Contraction des
Sphinkter sich geltend macht, die nunmehr noch injicirte Flüssigkeit nicht
den Sphinkterendruck überwindet, sondern vielmehr durch das sich öffnende
Ventil jenseits des Stempels in den Cylinder der Spritze rückwärts strömt.
Wenn nun das von E. construirte Instrument diesen Anforderungen
! Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. XXXIV. S. 849.
? Gaz. des hôpitaux. 1895. 8.51.
3 Münchener med. Wochenschrift. 1899. Nr. 81.
* Deutsche med. Wochenschrift. 1899. Nr. 8.
° Monatsh. f. prakt. Dermatologie. XXXVIII. Nr. 9.
28”
— 356 —
in praxi thatsächlich genügte, so wäre es nicht bloss für die Injections-
behandlung der Gonorrhoea anterior das geeignetste, sondern es würde
auch auf das bequemste und beste die Bestimmung der Harnröhren-
capacität ermöglichen. Thatsächlich ist dies leider nicht erreicht. Auf
Veranlassung von Herrn Dr. Max Joseph prüfte ich die Verwendbarkeit
des Instrumentes, welches von der mit der Verfertigung betrauten Firma
Müller, Berlin, Neue Königstrasse 89 bezogen ist, an einem grösseren
Material, und es muss kurz gesagt werden, dass es sich in keinem Falle
bewäbrte.e Das Ventil öffnete sich weit eher, als bis die vordere Harn-
- röhre gefüllt war. In jedem einzelnen Falle wurde vorher die Capacität
der Harnröhre mittels 50 ccm-Druckspritze ermittelt. Es ergab sich in
40 Fällen als Durchschnitt 10,15 ccm; der geringste Werth im einzelnen
Falle betrug 6,25 ccm, der höchste l4ccm. Die Differenz zwischen den
Zahlen, die bei der Anwendung der Ventil- und der Druckspritze erhalten
wurden, beträgt 4—5 ccm.
Ein zweites Exemplar dieser Ventilspritze hatte ich Gelegenheit in
der urologischen Poliklinik des Herrn Dr. Arthur Lewin zu erproben,
ebenfalls mit demselben unbefriedigenden Resultat.
II. Zur Behandlung der chronischen Gonorrhoe.
Dagegen hat sich bei den Versuchen, instrumentelle Neuerungen bei
der Gonorrhoebehandlung zu verwerthen, ein anderes Instrument recht
gut bewährt, die von Arthur Strauss-Barmen construirte Spülsonde.!
Sie ermöglicht die Combination der Sondenbehandlung mit der Spülung
der ganzen Harnröhre. Das Instrument ist eine in Guyon’scher Krümmung
hergestellte Sonde, welche in ihrer Länge von einem Canale durchbohrt
ıst, der am Sondengriff in einem seitlichen Rohrfortsatz endigt und an
diesem durch ein Verbindungsstück mit einem Irrigator verbunden werden
kann. Nach Strauss soll, wenn die Sonde eine gewisse Zeit in der Harn-
röhre gelegen hat, die Spülflüssigkeit durch sie aus dem Irrigator in die
Blase einfliessen. Später entfernt man das Instrument und lässt den
Kranken die Flüssigkeit entleeren, wobei er seine Harnröhre in kleinen
Zeitzwischenräumen comprimirt, um sie durch den nachdrängenden Flüssig-
keitsstrom weit blähen und auf diese Weise ausgiebig berieseln zu lassen.
Angewandt haben wir die Spülsonde in allen Fällen chronischer gonor-
rhoischer Urethritis ohne Complicationen. In jedem Falle wurde daher
eine wiederholte Untersuchung der Samenblasen und der Prostata, ins-
besondere ihres Expressionssecretes vorgenommen und nur bei Ausschluss
von Erkrankungen dieser Organe die Spülsonde angewandt. Unter dieser
Behandlung sahen wir Secretion und Fäden im Urin sowie weiche In-
filtrate verschwinden. Freilich erzielten wir den gleichen Effect auch da-
! Dermatolog. Zeitschrift. 1903. December.
— 357 —
durch, dass wir mit einer der gebräuchlichen Sonden bougirten, nachdem
die Blase mittels Irrigator oder Druckspritze mit der Flüssigkeit gefüllt
war, und dass nach Entfernung des Bougie der Patient durch Ausuriniren
die Harnröhre mit der injicirten Flüssigkeit berieselte. Jedoch bietet die
Strauss’sche Spülsonde eine erheblich bequemere Anwendung, da bei ihr
die für den Patienten immerhin unangenehme Druckinjection zur Füllung
der Blase fortfällt.
Für die Veranlassung zu dieser Mitteilung und die Ueberlassung des
Krankenmaterials bin ich Herrn Dr. Max Joseph zu Dank verpflichtet.
2. Das Phänomen der Gänsehaut und seine Erklärung.
Von Dr. F. B. Solger in Neisse.
Jedermann hat schon wiederholt an sich und anderen beobachtet,
dass bei Einwirkung von Kälte, zum Beispiel beim Entkleiden in kühlen
Räumen, die Haut — besonders an den Streckseiten der Extremitäten —
kleine Erhabenheiten bekommt, die, dicht nebeneinander stehend, an die
‚Haut einer gerupften Gans erinnern. Die Erscheinung trägt daher die
Bezeichnung Gänsehaut.
Mit dem Auftreten dieser Gänsehaut ist ein Gefühl des Fröstelns
verbunden, ähnlich dem Gefühl, das uns überkommt, wenn sich bei plötz-
lichem Schreck das Kopfhaar emporsträubt. Thatsächlich beruhen ja auch
beide Erscheinungen auf derselben Ursache, nämlich auf der Zusammen-
ziehung der kleinen, in der Cutis liegenden Haarbalg-Drüsenmuskeln
(Mm. arrectores pilorum). Ueberhaupt treten beide Phänomene des öfteren
gemeinsam auf: einmal kann man bei starker plötzlicher Abkühlung neben
der Gänsehaut auch das Sträuben des Kopfhaares wahrnehmen, und
andererseits fühlt man bei gewissen intensiven psychischen Affecten, „dass
einem die Haare zu Berge stehen und es einem eiskalt den Rücken hinab-
läuft“. Wer ein eindruckfähiges Gemüth besitzt, kann das Phänomen
beim Ansehen von Dramen oder bei Musikvorträgen leicht an sich beob-
achten.
Während aber das Emporrichten des Kopfhaares längst als ein uns
von unseren wilden Vorfahren überkommenes Erbtheil angesprochen ist,
habe ich für das Symptom der Gänsehaut vergeblich nach einer Erklärung
gesucht. Man begnügt sich in den Lehrbüchern damit, die Thatsache zu
constatiren, ohne den Versuch zu machen, ihr auf den Grund zu gehen.
Den einzigen Erklärungsversuch hörte ich als Student aus dem Munde
des verstorbenen Greifswalder Physiologen Landois. Bei dem Capitel
der Wärmeregulirung des menschlichen Körpers kam er auch auf die
Gänsehaut zu sprechen. Von dem Gesichtspunkte ausgehend, dass starke
— 558 —
Muskelbewegung die Eigenwärme erhöht, meinte er, dass auch die Con-
traction der zahllosen, winzigen Haarbalg-Drüsenmuskeln das ihrige zur
Steigerung der Körperwärme beitrüge.
Diese Erklärung ist nach meiner Ansicht unhaltbar. Denn abgesehen
davon, dass alle Haarbalg-Drüsenmuskeln zusammengenommen noch immer
ein lächerlich kleines Stückchen Muskelfleisch ausmachen würden, einen
Muskel, dessen Contraction eine kaum messbare Wärmemenge abgäbe,
hat Landois ausser Acht gelassen, dass das Wesen der Erwärmung
durch Muskelarbeit nicht in einer einmaligen, dauernden Zusammenziehung,
sondern in abwechselnder Contraction und Erschlaffung besteht, wie das
Zittern und das Zähneklappern deutlich beweist.
Wir müssen daher versuchen, der Erscheinung auf einem anderen
Wege beizukommen. Wie schon gesagt worden ist, sträubt sich uns bei
heftigem Erschrecken unter einer Empfindung von Kälte, die sich bis
auf den Rücken hinab ausdehnen kann, das Kopfhaar. Das ist der Rest
eines Reflexes, wie er bei felltragenden Thieren vielfach beobachtet werden
kann. Hunden und Katzen sträubt sich das Fell, wenn sie in Angst und
Erregung gerathen, und besonders vom Nacken zum Rücken hinab kann
man einen förmlichen Kamm verlaufen sehen. Das ist eines der vielen
durch Selection gewonnenen Mittel, den Gegner in Furcht zu versetzen.
Wir finden aber auch, dass sich der Pelz eines Thieres lediglich
durch Einwirkung von Kälte sträubt, genau wie bei uns die Gänsehaut
nach Entfernung der wärmenden Kleider auftritt. Während dies je-
doch am menschlichen Körper ein ganz zweckloser Reflex ist,
finden wir darin bei pelztragenden Thieren ein Mittel, die
Kälte abhaltende Eigenschaft des Haarkleides zu verstärken.
Die Physik lehrt, dass ein Körper um so schlechter die Wärme
weiterleitet, je lufthaltiger (lockerer) er ist. Demnach ist ein Fell mit
gesträubtem Haar besser geeignet, die Körperwärme zurückzuhalten, als
ein glatt anliegendes. Im Extrem wird das durch das bekannte Experi-
ment erläutert, dass Meerschweinchen mit getheertem Fell unter schnellem
Sinken der Körpertemperatur zu Grunde gehen. Das sehen wir ferner
auf Schritt und Tritt an Beispielen in der Natur. Die Vögel, die gleich-
falls ihr Federkleid zu sträuben und zu glätten vermögen, sitzen an kalten
Tagen „aufgeplustert“ auf den Zweigen. Hasen und Rehe haben einen
Winterpelz, der sich durch dicht, aber locker sitzende Wolle auszeichnet;
je höher wir der arctischen Zone kommen, desto stärker prägt sich dieses
Charakteristikum in den Pelzen aus, wenn nicht, wie bei den Robben,
das abwechselnde Leben am Lande und im Wasser andere Schutzmittel
zur Entwickelung bringen musste.
Vielleicht könnte man die Einwendung erheben, dass die Gänsehaut
einige Zeit nach ihrem Auftreten wieder verschwindet, und dass darum
— 359 —
eine teleologische Erklärung unmöglich ist. Aber dagegen kann ich zwei
Gesichtspunkte anführen: Ebenso gut, als das Haarkleid des menschlichen
Körpers ein ganz unbrauchbares, rudimentäres Organ geworden ist, ist
auch der Reflex schwächer geworden. Er ist gewissermaassen abgeblasst
und nur noch eine schwache Wiedergabe des einstigen Vorganges. Aber
gesetzt selbst den Fall, er sei auch bei Pelzthieren nur von vorüber-
gehender Dauer, so lässt sich seine Zweckmässigkeit trotzdem noch auf-
recht erhalten. Doch um das zu erklären, ist es nöthig, sich das physio-
logische Verhalten der Haut gegenüber thermischen Einflüssen zu ver-
gegenwärtigen.
In Landois’ Lehrbuch der Physiologie findet man unter den regu-
latorischen Vorgängen, die die Wärmeausgabe beherrschen, Folgendes, was
hierher gehört: |
1) Erhöhte Temperatur bedingt Erweiterung der Hautgefässe; die
Haut röthet sich lebhaft, wird weich, saftreich und besser wärmeleitend.
Von besonderer Bedeutung scheint hierbei das grosse Wärmeleitungs-
vermögen des Blutes. So erklärt sich nämlich, wie bei blutleerer Haut
Wärme nur wenig abgeleitet wird, wogegen die blutreiche Haut um Vieles
stärker Wärme leitet und abgiebt.
2) Einwirkung von Kälte bewirkt Verengerung der Hautgefässe. Die
Haut wird blass, weniger weich, saftarm und zusammengesunken; die
Epithelien werden trocken und lassen keine Flüssigkeit zur Verdunstung
durch.
Tritt also ein Pelzthier aus einem geschützten Lager hinaus in die
Winterkälte, so befindet sich seine Haut zunächst in einem gewissen
Turgor, einem relativ hohen Blut- und Saftreichthum. Der erste Reflex
auf die umgebende niedrige Temperatur wird nun ein Sträuben des Felles
(= Gänsehaut) sein. Das braucht nicht dauernd anzuhalten, sondern nur
so lange, bis die Hautgefässe Zeit gefunden haben, sich zu verengern, und
bis sich der Saftreichthum der Cutis vermindert hat. Erschlaffen nun-
mehr auch wirklich die Haarbalg-Drüsenmuskeln, so ist die Haut in-
zwischen genügend undurchlässig für die Abgabe von Körperwä-rme ge
worden. |
Ich stehe demnach nicht an, das Sträuben der Haare für eine der
Vorrichtungen zu halten, die die Regulirung der Körpertemperatur be-
herrschen. Beim Menschen ist das Haarkleid zum rudimentären Organ
geworden, der Reflex ist daher nur noch phylogenetisch zu erklären.
Nebenbei ist das Auftreten der Gänsehaut ein Ausdruck der Gemüths-
bewegung, der mit dem Gesagten zwanglos in Einklang zu bringen ist.
— 360 —
II. Referate.
Allgemeine Pathologie und Therapie.
1) Ueber die locale Anwendung von Wärme bei Erkrankungen der Haut
und der Geschlechtsorgane, von W. J. Murawsky. (Russ. med. Rund-
schau. 1904. Nr. 5.) Ä
Am Petersburger Krankenhause machte Verf. mit der Wärmebehandlung
bei Haut- und Geschlechtskrankheiten gute Erfahrungen. Alle acuten und
chronischen Entzündungsprocesse wie Ekzeme, Acne, Lichen ruber und ähnliche
wurden von Wärme günstig beeinflusst, während sich die Kälte als ausge-
zeichnetes Tonicum, Anästheticum und Hämostaticum erwies. Höhere Tempera-
turen bewährten sich bei Balanitis, Phimosis, Herpes, Phlegmonen und Oedemen,
Kälte bei Blutungen. Anschwellungen in Folge von Contusionen behandle
man nur im Anfang mit Kälte. - Sobald die Blaufärbung der Haut die Stauungs-
hyperämie anzeigt, empfehle sich vielmehr Wärmeapplication. "Der Verlauf der
venerischen Affectionen gestaltete sich unter localer Wärmeanwendung günstiger;
bei Epididymitis war zuerst Kälte, später höhere Temperatur am Platze. Kühlende
Apparate eigneten sich zur Wiederherstellung der Functionen geschwächter Ge-
schlechtsorgane. Die Wärmetherapie solle schon wegen ihrer Einfachheit und
Billigkeit bei gleichwerthiger Wirkung den pharmazeutischen Mitteln vorge-
zogen und besonders an grossen Krankenhäusern zweckmässig und mit ent-
sprechenden Vorrichtungen gehandhabt werden. Besonders aber sollten Kur-
orte mit natürlichen Warmwasserquellen sich die Warmwassertherapie auf dem
Gebiete der Haut- und Geschlechtskrankheiten nicht entgehen lassen. J.
2) Ueber einige neue Färbungsmethoden mit Anwendung der Zenker’-
schen Fixirungsflüssigkeit in der histologischen Technik der Haut,
von Pelagatti. (Monatsh. f. prakt. Dermatologie. XXXVIII. Nr. 11.)
Die Zenker’sche Flüssigkeit hat als Fixirmittel die Vortheile der doppel-
chromsauren Kalilösungen und des ätzenden Quecksilbersublimats und vereint
und modifieirt ausserdem die besonderen Eigenschaften der beiden Substanzen,
so dass ein in Zenker’scher Mischung fixirtes Hautpräparat, besonders in
Betreff der Färbbarkeit und der Conservirung der feinsten anatomischen Einzel-
heiten, besser ist als ein solches von demselben Gewebe, welches gesondert
in Müller’scher Flüssigkeit und in Quecksilbersublimat fixirt wird. Aus
den vielen Versuchen führt Verf. acht Methoden an, deren Anwendung sich
nicht allein auf die in Zenker’scher Mischung fixirten Gewebe beschränkt.
Bezüglich der Einzelheiten der Färbungsmethoden wird auf das Original
verwiesen. Schourp-Danzig.
3) Casein-Albumoseseife (eine neutrale und auch beim Gebrauch neutral
bleibende Seife), von Delbanco. (Monatsh. f. prakt. Dermatologie.
XXXVIII. Nr. 11. |
Der Firma Paul Horn, chemische Fabrik in Hamburg, gelang es nach
einer Reihe von Versuchen mit den chemischen und biologischen Eigenschaften
des Casen eine wirklich neutrale, d. h. auch bei der Hydrolyse kein freies
Alkali abspaltende Seife herzustellen. Die aus Caseïn gewonnene „Lactal-
bumose“ in neutraler Lösung bindet das vorkommende oder sich eventuell bei
der Hydrolyse ergebende freie Alkali. Sie ist in alkoholischer Lösung voll-
kommen klar, enthält weder freie Säure noch freies Alkali und ist unbeschränkt
haltbar. Unter Festhalten der ‘von Unna an eine medicinische Seife ge-
— 361 —
stellten Forderungen wird bei der Fabrication dieser Seife reiner Rindstalg
mit Olivenöl verwandt; die Verseifung geht vor sich mit einem Gemisch von
Natron und Kalilauge von 12—15° Beaum6. Zum Aussalzen der gesottenen
Kernseife wird Chlorkalium verwandt. Die Casein-Albumose ist ein vorzüg-
licher Schaumbilder; der allgemeine Nachtheil der überfetteten Seifen, die er-
schwerte Schaumbildung, fällt mithin fort. Die Schaumbildung findet in kaltem
Wasser ebenso statt wie in warmem. Selbst die reizbarste Haut empfindet
die er&meartige Schaumbildung höchst angenehm. Eikzemkranke vertragen
diese Seife anstandslos. — Zum Schlusse weist Verf. noch darauf hin, dass
sogen. Eiweissseifen bereits existiren, welchen das Hühnereiweiss mit Formal-
dehyd beigemischt oder bei denen das Hühnereiweiss mit Alkohol behandelt
wird. Hühnereiweiss kann aber an und für sich als alkalibindende Säure
absolut nicht in Betracht kommen, vor Allem aber nicht, wenn es noch durch
Formaldehyd oder Alkohol denaturirt wird. Schourp-Danzig.
4) Alkoholseifen, von Gerson. (Dermatologische Zeitschrift. 1904. Juli.)
Verf. hat 30 und 40°/,ige Alkoholseifen herstellen lassen, welche alle
Vorzüge der Wirkung des Alkohols auf die Haut besitzen, aber nicht dessen
Nachtheile. Die 40°/ ige Alkoholseife eignet sich zur Behandlung von trockenen
bakteritischen Hautleiden, Acne vulgaris und Furunculose, Seborrhoea cor-
poris et capillitii. Die 30°/,ige Alkoholseife empfiehlt sich zur Verhütung
obiger Leiden bezw. nach Beseitigung derselben zur Vermeidung von Recidiven.
Immerwahr-Berlin.
5) Ueber Keraminseife, von P. G. Unna. (Monatsh. f. prakt. Dermatologie.
XXXIX. Nr. 2.)
Die von Töpfer in Leipzig in den Handel gebrachte Keraniinseife ent-
hält Perubalsam, Nelken- und Zimmtöl. Alle Zimmtölseifen wirken nach Verf.s
Prüfungen stark desodorirend, desinfieirend und juckstillend. Die Keramin-
seife hat weiterhin einen bedeutenden Zusatz von Talcum, wodurch sie eine
für die Ekzembehandlung sehr willkommene eintrocknende Puderwirkung erhält.
Verf. schreibt ihrer Anwendung gute Erfolge zu bei krustösem Ekzem des
Kinderkopfes, bei allen leichteren vesicopapulösen Ekzemen, bei intertriginösen
Ekzemen, bei Impetigo vulgaris, bei einfachen Folliculitiden, bei der echten,
juvenilen Acne pustulosa des Gesichtes, der Brust und des Rückens, endlich
bei Urticaria, sowohl bei Urticaria chronica, pigmentosa und factitia, wie bei
Lichen urticatus. Schourp-Danzig.
6) Ueber Bildung von phosphor- und kohlensauren Concrementen in Haut
und Unterhautgewebe, von H. Wildbolz. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis.
LXX. 1904.)
Verf. bespricht die Resultate seiner histologischen Untersuchungen eines
bereits früher von ihm mitgetheilten Falles von multiplen Kalkconcrementen in
der Haut und Unterhaut bei einer 57jähr. Dame. Klinisch erinnerte das Krank-
heitsbild an echte Gicht. Die Concremente enthielten aber, im Gegensatz
zu den Tophi der Gicht, keine Spur von Harnsäure, sondern bestanden fast
ausschliesslich aus phosphor- und kohlensauren Salzen. Sie liegen, wie wir
es auch bei der histologischen Untersuchung der Gichtknoten sehen, in frühen
Stadien in fast reactionslosem Gewebe, später aber sind sie von einem dicken
Wall von Granulationsgewebe mit Riesenzellen umgeben, oft findet man sie
auch in endothelial ausgekleideten Hohlräumen (Lymphgefässe!. Die Ent-
stehungsweise dieses Verkalkungsprocesser über den wir ebenso wenig wie
über die der Uratconcremente, durch die vorhandenen Mittheilungen bis jetzt
— 3862 —
genau orientirt sind, konnte auch durch die genaue Untersuchung des Verf.’s
nicht weiter aufgeklärt werden. V. Lion-Mannheim.
7) Das Inductionsfunkenlicht nnd dan elektrische.Glimmlicht als wirksame
lichttherapeutische Factoren bei Behandlung der Gonorrhöe und anderer
entzündlicher Zustände, von H.Strebel. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis.
LXX. 1904. S. 449.)
Verf. hat jetzt durch Verwendung von Quarzröhren die Abschwächung
der bakterientödtenden und entzündungserregenden Kraft seines Inductions-
funkenlichtes vorzubeugen gesucht und will dasselbe jetzt mit Erfolg bei
Gonorrhöe und anderen entzündlichen Affectionen der Körperhöhlen mit Erfolg
anwenden. Die künstliche Lichtentzündung führt nach 20—40 Minuten langer
Einführung eines catheterähnlichen Instrumentes in der Harnröhre auch bei
chronischer Gonorrhöe zu hochgradiger Secretion, eventuell leichten Blutungen
und Schwellungen des Präputiums. Doch sollen diese Erscheinungen nach
einigen Tagen völlig schwinden, so dass alle chronischen Gonorrhöen nach ein
oder mehrmaliger Application abheilen. Die Verwendung desselben bei acuter
Gonorrhöe ist nach Angabe des Verf. noch nicht genau festgestellt.
Löwenheim-Liegnitz.
8) Further observations on the therapeutic value of radium and thorium,
vor-MutTeod. (British med. Journ. 1904. 11. Juni.)
Die Erfahrungen des Verte mit Radium bromid. betrafen hauptsächlich
das Ulcus rodens, in dessen leichteren Fällen das Mittel eine erstaunlich
günstige Wirkung ausübte. Bei ausgedehnterem Ulcus rodens erschien die
X-Strahlenbehandlung insofern praktischer ` als sie eine Bestrahlung weiterer”
Flächen zulässt. Doch kam es hier einige Male Dicht zu. völliger Heilung,
"bus das Radi ie letzten Reste der Erkrankung. tilgte. Beim Epitheliom
befürwortet Verf. den chirurgischen Eingriff, Tterus-Carcinom sind die
Versuche noch nicht abgeschlossen. In der Therapie des verrucösen Typus
des Lupus vulgaris sei das Radium dem Finsen-Licht vorzuziehen. Beim Lupus
valars empfehle steh Finzen-Licht Tür “Treiliegende, hingegen Radium für alle
schwer erreichbaren Haut- oder Schleimhautpartien. Die Versuche mit Thorium
ergaben bisher nur negative Resultate. J.
9) Zur Radiotherapie, von Lassar. (Dermatologische Zeitschr. 1904. Juni.)
Verf *deinonstrirt eine" grosser Anzahl von Patienten, Moulagen und
Photographien von Patienten, deren e und NR „er durch täg-
liche !/,stündige Anwendung von _Img Radfümbromid in Kapseln zur Ueber-
Jaumea iheilweise auch zur Heilunz gebracht hatten
Immerwahr-Berlin.
10) La radiothörapie dans leg_affections cutanées, par M. Belot. (Annales
de “dermatologie. 1904. Nr. 6.)
Die radiographische Behandlung des Favus bezweckt die -Epilation Ser
Haare des erkrankten Kopfes, und um diesen handelt es sich hauptsächlich.
Eine directe baktericide Eigenschaft etwa auf den Favuspilz selber haben die
Röntgen-Strahlen nicht. Die Bestrahlungen dürfen schon recht kräftige sein.
Die Haare fallen nach etwa 3 Wochen Behandlung aus, was etwa 2 Wochen
lang anhält. Gleichzeitig röthet sich die Kopfhaut, 6—8 Wochen nach Be-
endigung dieser Therapie beginnen die Haare auf dem inzwischen glatt wie
ein Billardball gewordenen Kopfe wieder zu wachsen. Bildet sich in den
nächsten 10 Wochen kein neuer Krankheitsherd, so darf man nach Freund
Heilung annehmen. Gleichwohl bedarf der Kopf, um Recidive hintanzuhalten,
— 363 —
einer antiseptischen Localbehandlung mit Jodtinetur oder Carbolsalben. Scholtz,
der absolute Heilungen nach Röntgen-Bestrahlungen nie beobachten konnte,
empfiehlt auch zur Nachbehandlung Pyrogallus-Chrysophan- ja Chrysarobin-
salben. Recidive sind mit neuen Röntgen-Bestrahlungen zu bekämpfen. Gegen
..Sycosis und Follieylitis barbae haben Schiff und Freund als erste erfolg-
reich mit X-Strahlen operirt. Auch hier liegt das curative Moment in dem
Ausfall der Haare, in der Entfernung der kranken Wurzeln aus den Follikeln
und der dadurch verminderten Reizung der letzteren. ` Da. de auf Radio-
graphie_folgende. Kahlheit_ relativ länger anhält als die durch Epilation_er-
zeugte, so ist der ein, besonders _nachdrücklicher. Freund erzielte auch
in“effigen Fallen von Blepharitis mit sehr schwachen Bestrahlungen, sowie in
einem Fall von Trichorrhexig, nodosa Heilung. Nach Sabouraud genügt
übrigens zur Heilung der letzteren Affection das Weglassen der Seife. Aus-
nahmsweise, wenn die anderen Methoden versagen, lassen sich die Röntgen-
strahlen auch zur Therapie der Ąlopecja..areata verwenden. Man erhält
damit selbst in den hartnäckigsten Fällen deutliche Besserungen. Zweifellos
hab imulirende Einwirkung auf die Haarpapillen.
illiams berichtet über einen on einfach&r Alopecie, wo nach Ge
der Haare sich eine reichliche neue Behaarung einstellte.e Versuche von
Kienböck und Holzkpnecht haben diese Tendenz zweifelsfrei nachgewiesen.
Auch bei schweren, hartnäckigen Fällen von Acne nimmt man mit Erfolg
zuletzt zur Actinotherapie seine Zuflucht, doch giebt es viel Rückfälle. Gleiches
gilt für schwere, rebellische Psoriasisfälle.e Unter den sklerosirenden Ver-
änderungen der Haut sieht man von der Strahlenbehandlung gute Erfolge
bei” ee nicht sehr ausgebreiteten Sklerodermien und besonders
bei Narbenkeloiden. Bei den. pruriginösen Hautleiden "imponirt die juck-
stillende Wirkung der Radiographie. Bei Pruritus analis und genitalis bessern
schon schwache Ströme sofort das lästige Jucken, bei licheninfieirenden prurigi-
nösen Erkrankungen der Haut (Nevro« dermite) ebenfalls, doch sind die Besserungen
nur vorübergehender Natur. Verf. fügt einen Fall von Heilung von Prurigo
Hebra bei. Die gleichen Erfolge dürfte die Radiotherapie bei den chronischen,
licheninfieirenden Formen des Ekzems zeitigen, für acute und subacute ist
jede andere Behandlung vorzuziehen. Hingegen ist die Röntgen-Bestrahlung
für Lichen ruber planus und besonders Lichen ruber corneus vom besten und
schnellsten Erfolg begleitet. Ueber die Beeinflussung der Lepra durch X-Strahlen
gehen die Meinungen auseinander. Zum Schluss bespricht Verf. die günstigen
Erfolge, die bei Lupns vulgaris sowie bei Lupus erythematosus, mit der radio-
graphischen Beliandlung erreicht worden sind. Hopf-Dresden.
11) Das Radium und die Radioactivität der Thermen und.der Moorerde
von Rejeezfürdö, von Plesch. (Berliner klin.-therap. Wochenschrift.
Heft 31 u. 32.)
Nach Erwähnung der physikalischen Eigenschaften des Radiums und der
Radioactivität der Heilquellen bespricht Verf. die Einwirkungen des Metalles
auf die Haut. Dieselben haben Aehnlichkeit mit der Verbrennung, es ent-
stehen nach einander Röthung, Blasenbildung, Gangrän. Für die Anwendung
des Radiums kann man im Allgemeinen dieselben Indieationen aufstellen wie
für die Röntgen-Strahlen, nur kann die Bestrahlung mit demselben auch in
schwer zugänglichen Körperhöhlen vorgenommen werden, sowie in den Fällen,
bei denen man eine Tiefenwirkung erzielen will. Auch bewirkt Radiumbe-
strahlung eine schnellere und stärkere Degeneration der Intimazellen und leistet
es ra Nnna mma a Geen EE o am ze. — aeg
— 364 —
daher gute Dienste bei der Behandlung von Teleangiektasien. Ferner eignet
sie sich zur Therapie des Lupus vulgaris, des Ulcus rodens, der Pagziagis und
der Naeyj, auch übt sie nach einigéñ Autoren eine Heilwirkung auf maligne
Tumoren aus. Die bakterientödtende Eigenschaft des Radiums scheint auch
die Emanation zu besitzen, d i. die Kraft des Metalles, seine eigenen Eigen-
EEE EE en en
schaften auf die mit ihm in Berührung_kommenden Gegenstände. zu übertragen,
Ohne selbst an Gewicht und Energie zu verlieren.” Die Heilwirkung det
Thermen scheint zum Theil auf der Emanation des Badewassers zu beruhen.
Walter Schneider-Berlin.
12) Ueber Neubildung von Elastin in Geschwülsten, von B. Fischer.
(Virchow’s Archiv. CLXXVI. 1904.)
Die bisher wohl allgemein getheilte Auffassung, dass eine wirkliche Neu-
bildung elastischer Substanz in Tumoren nicht vorkomme, findet durch die
seit 2!/, Jahren in systematischer Weise an vielen Hunderten verschiedener
Geschwülste angestellten Untersuchungen des Verf.s keine Bestätigung. Zu-
nächst erwähnt Verf., dass der weitaus grösste Theil aller benignen und
malignen Tumoren völlig frei von elastischen Bildungen ist, ja das umliegende
elastische Gewebe theils mechanisch durch Druck und Zerrung, theils durch
offenbare Auflösung zum Schwund bringt. Dagegen theilt er die Geschwülste
bei denen eine wirkliche Neubildung elastischen Gewebes vorkommt, ein in
solche, die nur in einzelnen Theilen Elastin produciren und solche, die in
allen ihren Theilen elastische Bildungen enthalten, bei denen also neugebildetes
elastisches Gewebe ein wesentliches Merkmal der Geschwulststructur selbst
bildet. Zu der ersteren Gruppe gehört ein Cavernom der Haut, in welchem
dichte Massen elastischer Fasern und Klumpen die Bluträume umgeben. Das
gleiche gilt für Haut- und eine Anzahl Mammakrebse. Eine zweite Gruppe
stellen diejenigen Geschwülste dar, bei denen neugebildetes elastisches Gewebe
einen wesentlichen Bestandtheil der Geschwulst ausmacht. Diese bezeichnet
er als Elastosarcome, Elastochondrome u. s. w. Hier sind zunächst einige
Fibrome zu erwähnen. Die Fibrome der verschiedenen Art sind im Allge-
meinen völlig frei von elastischen Fasern, aber es giebt auch Ausnahmen,
welche in regelmässiger Vertheilung zwischen den collagenen Bindegewebs-
fasern zarte elastische Fasern enthielten. So beschreibt er ein Elastofibrom
der Schamlippe. Auch bei den Myxomen bekam er solche zu Gesicht, deren
gesammtes Faserwerk ohne Ausnahme elastischer Natur war, z. B. eine Ge-
schwulst aus der Submaxillaris. Höchst interessante Befunde hat er weiterhin
bei einer Reihe von Sarcomen und Endotheliomen erheben können, so dass
er in der Parotis ihnen den Namen der Elasto-Endotheliome giebt. Auch
in einer Reihe von Mischgeschwülsten des Hodens hat er massenhafte Neu-
bildung von Elastin in Fasern und amorphen Massen nachweisen können. J.
13) Die Sauerstoffaufnahme durch die Haut. Ein Beitrag zur Lehre von
der Hautathmung, von G. Zuelzer. (Zeitschrift f. klin. Medicin. LIII.
1904.)
Aus diesen sehr interessanten Versuchen geht unzweifelhaft hervor, dass
in allen Fällen Sauerstoff resorbirt worden ist, dass aber in der Grösse der
Sauerstoffaufnahme durch die Haut ganz beträchtliche Schwankungen vor-
kommen. J.
14) Onthelocal-application of formaldehyde in dermatology, by A.Ravogli.
(American Journ. of Dermatology. 1904. Juli.)
Verf. empfiehlt eine Formolresoreinsalbe (1—10°/,) bei verschiedensten
— 365 —
Hautkrankheiten. So sah er in 2 Fällen von Ulcus cruris einen guten Er-
folg von einer 3°/ igen Salbe, bei Ichthyosis simplex von einer 10°/,igen, bei
Lupus erythematosus desgleichen, inveterirter Psoriasis von 5—10°/,iger und
bei Eczema seborrhoicum von 3°; iger Salbe.
15) A case of recurring membranous stomatitis, associated with erythema
exsudativum multiforme (Hebra), by Blair. (American Journ. of Der-
matology. 1904. Mai.)
Bei einem schwächlichen, 12jähr., nervös belasteten Knaben erschienen
bei geschwollener Umgebung Ulcerationen und weissliche Membranen auf
Gaumen, Zunge und Mundschleimhaut. Die benachbarten Drüsen waren ver-
grösser. Nachdem die Munderkrankung 8 Tage bestand traten Erytlıeme,
welche allmählich in Blasen und Pusteln übergingen, am ganzen Körper auf,
wozu sich noch eine schwere Conjunctivitis gesellte. Unter Ausspülungen und
Waschungen mit antiseptischen Lösungen heilten die Eruptionen in etwa
4 Wochen mit Zurücklassung bläulicher Flecke oder Narbenbildung. Fünf
weitere Recidive, welche in Zwischenräumen von 1—2 Jahren auftraten, ver-
liefen verschieden schnell und intensiv. Ein Anfall wurde complicirt durch
Hinzutreten von Bronchitis und Pneumonie und war von sehr langsamer
Reconvalescenz gefolgt. Ausser Staphylo- und Pneumokokken wurden keine
Mikroorganismen gefunden. Verf. sieht den Fall für ein Erythema exsudat.
multip. an, welches die Mundschleimhäute zuerst ergriffen hatte. Í.
16) A case of a peculiur affection of the mucous membrane of the lips,
by Macleod. (British Journ. of Dermatology. 1904. April.)
Verf. beobachtete einen gleichen Fall wie ihn Fordyce im amerikani-
schen Fachjournal 1896 als besondere Affection der Mundschleimhaut be-
schrieben hat. Hätte Verf. eine mikroskopische Untersuchung vorgenommen,
so wäre es ihm wohl nicht entgangen, dass seine gelben Körner als freie Talg-
drüsen der Schleimhaut aulis on sind. J.
17) Ueber das gehäufte Auftreten von Talgdrüsen an der Innenfläche des
Präputium. Vorläufige Mittheilung, von Delbanco. (Monatsh. f. prakt.
Dermatologie. XXXVIII. Nr. 11.)
Wenn man bei Leuten in mittlerem Lebensalter mit reichlich Smegma
liefernder und gereizter Vorhaut das Präputium straff zurückgezogen und die
Innenfläche gereinigt hat, bekommt man oft an der Innenfläche der Vorhaut
eine Menge feiner, gelber Körner zu sehen, deren mikroskopische Unter-
suchung die klinische Diagnose: freie Talgdrüsen bestätigt. Diese vom Verf.
beobachtete gelbe Körnelung an der Innenseite des Präputiums setzt Hunderte
von Talgdrüsen voraus. Verf. weist auf die Angabe von Köllicker’s (Hand-
buch der Gewebelehre. 1889), über die Talgdrüsen an der Innenseite des
Präputiums hin, welche durch Verte Beobachtung Bestätigung findet,
Schourp- Danzig.
18) L’asthme nerveux et les maladies de la peau, par Bayet. (Annales
du service de l”höpit. St. Pierre de Bruxelles. 1904. Nr. 2.)
Verf. glaubt in mehreren Fällen Beziehungen zwischen Asthma und
pruriginösen Erscheinungen bezw. Neurodermitis beobachtet zu haben. ` Das
Asthma trat auf, sobald die Hauterkrankung verschwand. Andere Male aller-
dings trat gerade während des asthmatischen Anfalles eine Besserung der
Neurodermitis und des Juckens ein. Aber auch das Umgekehrte kommt vor.
Da zuweilen aber gar keine Beziehungen zwischen dem Asthma und der Neuro-
dermitis bestehen, so scheint es wohl angebracht auf diesen Punkt zu achten. J.
— 366 —
Progressive Ernährungsstörungen der Haut.
19) Zur Casuistik des Adenoma sebaceum, von Buschke. (Dermatologische
Zeitschrift. 1904. Juli.)
Verf. beschreibt einen Fall von klinisch typischem Adenoma sebaceum,
welches bemerkenswerth ist durch die multiplen Fibrombildungen der Rumpf-
haut, die zum Theil um die Follikel sich gruppiren, und die, wenn auch ge-
ringe Zahl, von zum Theil mit Teleangiectasien bedeckten Tumoren auf der
Wangenschleimhaut. Daneben finden sich einige Naevi pigmentosi und Viti-
ligoflecke und ausserdem an verschiedenen Körperstellen kleinste Fibromata
pendula. Die Naevi pigmentosi, Vitiligoflecke u.s.w. weisen darauf hin, dass
wir es hier höchstwahrscheinlich mit einer angeborenen Anomalie, also mit
einer Affection zu thun haben, die in das Gebiet des Naevus gehört, und
zwar handelt es sich um eine vorwiegend den Follikel betreffende angeborene
Anomalie, die dann dazu führt, dass im späteren Leben erst klinisch wahr-
nehmbare Veränderungen sich entwickeln. In Folge dessen ist die Bezeichnung
Adenoma sebaceum nicht zutreffend, denn sie entspricht mehr den Tumoren,
welche sich als richtige Geschwülste vom Talgdrüsentypus darstellen. Es
würde daher praktischer sein, die Affection mit dem Namen des Verf’s zu
bezeichnen, der sie zuerst erkannt und richtig beschrieben hat, nämlich ein-
fach als Pringle’sche Krankheit. Immerwahr-Berlin.
20) Adönomes söbacös, par Dekeyser. (Bull. de la Soc. belge de derma-
tologie et de syphil. 1904. Nr. 2.)
Verf. zeigt das symmetrische Adenoma sebaceum im Gesicht eines 16jähr.
Knaben. Die Eruption begann ohne Prodromalsymptome bereits im 6. Lebens-
jahre in Form kleiner, confluirender Efflorescenzen und breitete sich allmählich
immer weiter aus. Während im Gesicht kleine rothe Punkte oder Papelu
von lichenähnlichem Aussehen bestehen, bieten die kleinen, gestielten, normal
gefärbten Tumoren am Halse des Patienten vielmehr das Bild eines Molluscum
pendulum dar. Verf. rechnet die Erscheinung zu den Naevi und macht
darauf aufmerksam, dass auch dieser Patient, wie viele mit ähnlichen Er-
krankungen behaftete Individuen einen geistig zurückgebliebenen Eindruck
mache. J.
21) Ueber Paget’s disease, von Jungmann und Pollitzer. (Dermato-
logische Zeitschr. 1904. Juni.)
Die Verff. beschreiben einen Fall von Paget’s disease, welcher in der
Achselhöhle einer sonst gesunden Patientin begann, sich langsam nach der
Brust zu ausdehnte und jeder antiekzematösen Behandlung und auch der Aus-
kratzung trotzte. Sie erwähnen ausdrücklich, dass zwar Paget’s disease am
häufigsten an der Brustwarze vorkäme, dass aber Paget selbst auch an
anderen Hautstellen die nach ihm benannte Krankheit beobachtet habe. Unter
Röntgen-Bestrahlung und Radiumapplication überhäutete sich die ganze ulcerirte
Hauifläche. Die histologische Untersuchung ergab ein von der Epidermis
ausgehendes, nicht zur Verhornung führendes Plattenepithelcareinom.
Immerwahr-Berlin.
22) Sur un signe de diagnostic des epithöliomas des rögions pileuses, par
Chr. Audry. (Journ. des maladies cutan. et syphil. 1904. April.)
An der Hand eines Falles, der beschrieben wird, stellt Verf. fest, dass
es bei zweifelhaften ulcerösen Affectionen behaarter Flächen als ein sicheres
Kennzeichen für die Diagnose Epitheliom (Uleus rodens) anzusehen ist, wenn
zwischen den Granulationen eine Anzahl von Haaren erhalten sind. Auch
— 367 —
im vorliegenden Falle wurde die darauf hingestellte Diagnose durch die mikro-
skopische Untersuchung unzweifelhaft sicher gestellt, Paul Oppler-Breslau.
23) X-Zellen und hyaline Körperchen im Hautepitheliom, von Pasini.
(Monatsh. f. prakt. Dermatologie. XXXIX. Nr. 3.)
Nach seinen in Unna’s Dermatologicum vorgenommenen Untersuchungen
hält Verf. sich zu der Annahme berechtigt, dass, was die Hautepitheliome
anbelangt, die X-Zellen zellige Elemente sind, welche sich von den hyalinen
Körperchen durch drei Hauptmerkmale unterscheiden: 1) ihre verschiedene
Affinität zu Farbstoffen; 2. die verschiedene Morphologie dieser Elemente;
3. ihre verschiedene Localisation in den Geweben. Die Arbeit des Verte
welcher drei farbige Abbildungen beigegeben sind, stützt die früheren Unter-
suchungen Unna’s, nach welchen die X-Zellen als eine besondere Entartung
des Hautepithels zu betrachten sind. Schourp-Danzig.
24) Deux cas d’ulcus rodens de la face traités par les rayons. X, par
Duböis-Havenith. (Bull. de Ia Soc. belge de dermat. et de syphil.
1904. Nr. 2.)
Verf. stellt ein Ulcus rodens, der parietalen Region vor, welches nach
X-Bestrahlung schnell und gut vernarbt war. Ebenso gute Resultate erzielte
er bei dem Gesichtsepitheliom eines 70jähr. Mannes, welches nach chirurgi-
scher Entfernung mehrfach recidivirt hatte. François bemerkt in der Dis-
cussion, dass seine Erfolge mit den X-Strahlen zwar einige Male bei Epitheliom
ausgezeichnet waren, andere Male liess sich aber nur eine schmerzlindernde,
nicht eine heilende Wirkung erzielen. Bei Carcinom hatte F. gute Resultate
zu verzeichnen. J.
25) Behandlung des Hautkrebses mittels Röntgen-Strahlen, von Schein
und Török. (Pester med.-chir. Presse. 1904. Nr.29.
Aus den Beobachtungen der Verff. geht hervor, dass bei der oberflächlichen,
verhältnissmässig gutartigen Form des Hautkrebses, beim sogen. Ulcus roden
mittels der Röntgen-Strahlen sichere Erfolge zu erreichen sind. Recidive sind
sehr selten, jedoch nicht ausgeschlossen, es führt bei solchen Recidiven die
erneute Behandlung zu einem endgültigen Erfolg. Bei diesem ganz schmerz-
losen Verfahren wird das gesunde Gewebe im höchsten Maasse geschont, die
Narben sind glatt, dünn, weich. Das cosmetische Resultat ist dementsprechend
ein ideales. Beim tiefer greifenden Hautkrebs ist die Behandlung nicht mehr
so verlässlich und das Resultat nicht so RE In solchen Fällen, solange `
die Kranken sich in einem zur Opera ion geeigneten Stadium befinden, darf
man die Zeit nicht mit der wenig Erfolg versprechenden Röntgen-Behandlung
versäumen. Solche Fälle müssen operirt werden. Anders in den inoperablen
Fällen. Hier ist das Röntgen-Verfahren mit Nutzen anzuwenden. Die Schmerzen `
hören auf oder werden gelindert. Das jauchige Secret sistirt, die Geschwulst
verkleinert sich und in einem Theile der Fälle wird die Ausbreitung des
Carcinoms verhindert. Dabei ist die Hoffnung, dass ausnahmsweise ein sonst
ganz hoffnungsloser Fall geheilt werden kann, nicht ganz ungerechtfertigt. J.
26) The treatment of epithelioma with X-ray, by D W. Montgomery.
(Canadian Practitioner review. 1904.)
Für oberflächliche Epitheliome in der Nähe der Augen, besonders an den
Augenlidern und an der Nase ist die Behandlung mit Röntgen-Strahlen zu
empfehlen, zumal die schmerzlose. Aber mit Sicherheit sind diese Erfolge
nicht stets zu erzielen, und die Behandlung erfordert lange Zeit. In über
50°, der „@esichtsepitheliome wird Heilung erzielt. Schliesslich schlägt er
nn 3
— 368 —
die Nachbehandlung mit Röntgen-Strahlen_ nach jeder Carcinomoperatjgn ‚vor,
da der Öperateur nicht sicher sein kann, alles Saber ni dem Meser ent-
fernt zu haben. J.
27) Ueber einen neuen Befund bei Molluscum contagiosum, von H. Herzog.
(Virchow’s Archiv. CLXXVI. 1904.)
Verf. glaubt besonderes Gewicht darauf legen zu sollen, dass er in einem
Falle von Molluscum contagiosum im Ausführungsgange des Tumors eine
typische Impetigopustel nachweisen konnte. Es handelte sich hier um eine
zweifellose leukocytoseröse Exsudation innerhalb der spongiotisch gelockerten
Stachelschicht an und in der Mündung des Ausführungsganges. Der letztere
war bis in die Tiefe desselben massenhaft mit Mikroorganismen von dem
Habitus der Staphylokokken erfüllt. Es handelt sich weniger um ausge-
sprochene Colonien, wie um feine Züge zwischen den Hornmembranen des
centralen Lumens und des Ausführungsganges. J.
28) Beitrag zur Kenntniss der Lymphangiome (speciell der Makromelie)
mit besonderer Berücksichtigung ihrer Pathogenese, von R. Kothe.
(Virchow’s Archiv. CLXXVI 1904.)
Bei der spärlichen Casuistik der subcutanen cystoiden Lymphangiome
verdient der vorliegende Fall, in welchem sich der Tumor an der linken
Wange vor der Parotis befand, besondere Beachtung. Es handelte sich um
zahlreiche, hirsekorn- bis erbsengrosse Cysten, aus denen sich beim Anstechen
seröse oder serös-sanguinolente Flüssigkeit entleerte und in welcher sich eigen-
thümliche Steine befanden, die als verkalkte Thromben aufzufassen sind. Es
handelte sich hier um eine homoplastische Neubildung, und es stellte sich
heraus, dass das Bindegewebe an der Neubildung mit betheiligt war. Das
Bild hatte eine gewisse Aehnlichkeit mit einem Fibro-Adenoma mammae. Das
Bindegewebe wuchs theils in Form plumper Papillen in die Lymphräume
hinein, theils hüllte es wie ein Mantel die Lymphcapillaren ein. Die An-
nahme liegt daher nahe, dass durch den Druck des wuchernden Bindegewebes
auf die Lymphgefässe das Lumen der letzteren comprimirt wird, dass sich in
Folge davon in den peripheren Theilen der Gefässe die Lymphe, welche vom
Endothel fortwährend weiter secernirt wird, anstaut, während die Wandfläche
sich durch Endothelwucherung vergrössert, und dass auf diese Weise Lymphangi-
ectasien und Cysten zu Stande kommen. Daher betrachtet er die Lymphangiome
als echte Neoplasmen und zwar mit Rücksicht auf die Betheiligung des Binde-
gewebes als Fibroangiome. J.
29) Das Rhinophym und seine Behandlung, von S. L. Bogrow. (Russ.
Journ. f. Haut- u. vener. Krankh. 1904. Mai.)
Nach einigen pathologisch-anatomischen und ätiologischen Bemerkungen
über das Rhinophym bespricht Verf. die zur Beseitigung dieses Leidens an-
gewandten operativen Methoden, die er in zwei Hauptgruppen theilt: 1) die
keilförmige Excision mit nachfolgender Naht und 2) die Entfernung des hyper-
plastischen Gewebes mit Transplantation nach Thiersch. Beide Methoden
haben ihre Vorzüge, aber noch grössere Nachtheile, vor Allem die fast stets
nachbleibende stärkere Narbenbildung. Verf. hat nun die besunders von Unna
jüngst empfohlene Decortication in einem Falle in Anwendung gebracht. Nach
dieser Methode wird ein Abrasieren der wulstigen Unebenheiten der Nase so
weit durchgeführt, dass die Regeneration der Epidermis noch aus den Ueber-
resten der Talgdrüsen bewerkstelligt werden könne, in cosmetischer Beziehung
scheint diese Methode die beste zu sein. Auch im vorliegenden Falle (es
—- 369 —
handelt sich um einen 64jährigen Mann, der seit seinem 50. Lebensjahre ein
Rhinophym hatte), ist das in 3 Wochen erreichte cosmetische Resultat das
denkbar beste. Die Nase ist, nach der Abbildung zu urtheilen, in Form und
Aussehen ganz normal geworden. In Betreff eines Recidivs bleibt die Frage
vorläufig offen. Verf. hat in seinem Falle den Acarus folliculorum constatiren
können. S. Prissmann-Libau.
30) Untersuchungen über weiche Naevi, von Migliorini. (Arch. f. Der-
matologie u. Syphilis. LXX. 1904.)
Die interessanten Untersuchungen des Verf.’s über weiche Naevi, eine
Controle der Behauptungen und Befunde der Anhänger der endothelialen,
chromatophoren und epithelialen Theorie, sowie der Virchow’schen Auffassung
der weichen Naevi als „unvollständig entwickelte Sarcome“ eignen sich nicht
zu kurzem Referat, müssen vielmehr an der Hand der zahlreichen beigegebenen
Zeichnungen studirt werden. V. Lion-Mannheim.
31) Volumineuse tumeur du scrotum (lymphangiome kystique), par
M.Gaudier. (Annales d. malad. d. org. genit.-urin. 1904. Nr. 6.)
Die beschriebene Geschwulst wurde vom Verf. einem 3jährigen Kinde
exstirpirt. Schon bei der Geburt war eine Vergrösserung des linken Hoden-
sackes bemerkt worden, die seitdem beständig zugenommen hatte. Die Schmerzen,
welche zeitweilig sehr heftig wurden und das Kind hinderten zu laufen, ferner
die in Folge des beständigen Wachsthums naheliegende Möglichkeit einer bös-
artigen Geschwulst, veranlasste zur Operation. Die pathologische Untersuchung
ergab eine „lymphangiome kystique multiloculaire eirconscrit du scrotum“. Die
Geschwulst war faustgross ohne jeden Zusammenhang mit dem Hoden, zum
Theil höckerig, zum Theil fluctuirend. Derartige congenitale Geschwülste sind
bekannt in der Regio sacro coccygea, von wo aus sie nach dem Damm zu
wachsen. Vom Scrotum ausgehend sind sie bisher noch nicht beschrieben
worden. Goldberg-Köln/Wildungen.
Syphilis.
32) Zur Kenntniss der syphilitischen Veränderungen der Vagina und der
Vaginalportion, von Rille. (Deutsche med. Wochenschr. 1904. Nr. 17.)
I. Syphilis der Vagina. Verf. skizzirt das Bild des harten Vaginal-
schankers, der in keinem wesentlichen Punkte von andersartigen Sklerosen
sich unterscheidet. Die Leistendrüsen sind nur dann intumescirt, wenn sich
der Bchanker im vorderen Vaginaldrittel befindet. Der Umstand, dass der
meist kleine, vaginale Primäraffeet ohne specifische Localbehandlung sich
rasch überhäutet, lässt die angebliche extreme Seltenheit der primären Vaginal-
syphilis erklärlich erscheinen. — Maculöse Syphilide der Vagina, also secundär
syphilitische Exantheme der Vagina, vermochte Verf. bisher in einwandsfreier
Weise nicht festzustellen. — II. Syphilis der Vaginalportion. Die
Sklerose der Vaginalportion sitzt entweder mehr central oder seitlich an den
Cervicallippen; bevorzugt wird namentlich das vordere Labium. Die hier in
Frage kommenden Lymphdrüsen liegen im kleinen Becken; bisher sind
Intumescencen der abdominalen Drüsen bei Primärsklerosen nicht nachgewiesen
worden. Die Diagnose ist bei virginaler Beschaffenheit der Portio leicht,
schwierig, wenn vorausgegangene Partus beträchtliche Veränderungen gesetzt
haben (Erosionen und Herpes genitalis s. menstrualis, Carcinom). Secundäre
syphilitische Erscheinungen sind an der Vaginalportion selten. Viermal sah
Verf. breite Condylome an den Muttermundslippen. Häufiger sind Gummata
vn. 24
— 370 —
der Vaginalportion zu constatiren, ohne dass ihr Aussehen sehr charakte-
ristisch ist. Schourp- Danzig.
33) Ein Fall von luetischer Meningoencephalitis mit cerebraler (Jackson’s)
Epilepsie und Verlust des stereognostischen Sinnes, von P. M. Sniker.
(Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXX. 1904. 8. 454.)
Verf. beschreibt die Erkrankung eines Mannes, der sich mit Syphilis
7 Jahre vorher inficirt hat und mehrfach mit Einreibungen und Injectionen be-
handelt worden ist. Während er früher ziemlich viel Alkohol genossen hatte,
enthielt er sich längere Zeit fast ganz des Genusses desselben, bis er dann
wieder zu ziemlich starkem Missbrauch desselben überging. Nach einem hoch-
gradigen Rausch, der zur Besinnungslosigkeit geführt hatte, traten klonische
Krämpfe der linken Hand auf. Später wiederholten sich diese häufiger neben
Schwindelanfällen, lancinirenden Schmerzen und Verlust des stereognostischen
Sinnes der linken Hand. Nachdem der Kranke zwei Quecksilberkuren ge-
macht hatte, kam er in die Beobachtung des Verf.’s, welcher eine corticale
Erkrankung der Gegend der rechten Centralwindung unter Belastung der
Meningen auf luetischer Basis annimmt. Als Beweis hierfür fasst er die
theilweise Besserung der Kopfschmerzen unter specifischer Behandlung auf,
zumal periostitische Erscheinungen an den Schädelknochen diese Ansicht
unterstützen. Löwenheim-Liegnitz.
34) Das Syphilisheilserum von Dr. Paulsen, von Ludwig Wälsch. (Arch.
f. Dermatologie u. Syphilis. LXX. 1904. S. 461.)
Verf. hat das Syphilisserum, welches von Dr. Paulsen aus dem im
Blute Syphilitischer vorkommenden Pseudodiphtheriebaeillus gewonnen wurde,
nicht bei Menschen angewendet, da Paulsen selbst beim Menschen keinen
genügenden Erfolg mit dem Serum hatte, sondern ausserdem noch Quecksilber
anzuwenden gezwungen war. Auch musste die starke Giftigkeit des sterilen
Serums für Meerschweinchen hindern, einen wahrscheinlich ohne Erfolg ver-
laufenden Versuch mit Menschen zu wagen. Löwenheim-Liegnitz.
35) Die Action des Quecksilbers auf das syphilitische Gewebe, von
J. Justus. (Arch. f. Dermatologie u. Syphilis. LXX. 1904. S. 465.)
Verf. kritisirt die Arbeiten von Pollio, Fischel und Siebert, welche
seiner Behauptung widersprochen haben, dass das Quecksilber im thierischen
Gewebe sich nach Justus’ Methode sicher nachweisen liesse. Die Differenz
der Anschauungen führte er namentlich auf zu kurze und zu geringe Ein-
wirkung von Schwefelwasserstoff auf die untersuchten Gewebe zurück. Auch
die ungenügende Entfernung des Schwefeleisen habe zu Irrthümern geführt.
Gegenüber Almkvist hebt Verf. hervor, dass seine Methode viel sicherere und
deutlichere Resultate gebe, als die von Almkvist. Löwenheim-Liegnitz.
36) A case of reinfection of syphilis, by H. G. Klotz. (Journ. of Cut.
Dis. 1904. Juli.)
Die Zahl der beschriebenen Fälle von Syphilisreinfection ist nicht klein;
allein bei sorgfältiger Prüfung bleibt nur ein kleiner Procentsatz über allen
Zweifel erhaben. Deshalb ist jede Einzelbeobachtung von Wichtigkeit. In
unserem Falle handelt es sich um einen Patienten, der 1882 mit ausgedehnten
gummösen Infiltrationen von Knochen und Muskeln in Bekandlung kam.
Ueber einen Primäraffeet konnte der Pat. keine Angaben machen. Wegen
verschiedener Recidive gummösen Charakters musste Pat. bis Ende 1883
dauernd in Behandlung bleiben. Von 1885 bis 1888 traten aufs neue wieder-
holt Muskelgummata auf, auch wurden Knochensequester abgestossen. 1890
— 371 —
bis 1892 bestand eine schwere Periostitis des rechten Femur, und auch in
den folgenden Jahren kam es noch wiederholt zu ulcerösen Processen. 1895
kam das Leiden zum Stillstand. 1901 kam der Pat. mit einem typischen
Primäraffeet in Behandlung. Drüsenanschwellung und papulo-maculöses Syphilid
erschienen im Laufe der nächsten Wochen. Ende 1901, nach ausgiebiger
specifischer Behandlung waren alle Symptome geschwunden, doch zeigte sich
im December eine diffuse Conjunctivitis und leichte Iritis des linken Auges.
Quecksilberinjectionen brachten aie Erscheinungen zur Heilung. Bis zum
7. Mai desselben Jahres war Pat. ausser einer Eruption von Papeln und
ständigem Kopfschmerz frei von Symptomen; am 7. Mai wurde er plötzlich
ohnmächtig, erholte sich zwar bald, behielt aber eine Lähmung der Beine
und des linken Armes, sowie Sprachstörungen zurück. Verf. hält die ver-
schiedenen Krankheitsprocesse vor dem beobachteten Primäraffect für typische
Formen tertiärer Syphilis. Damit ist für ihm die Reinfection erwiesen. Dessen-
ungeachtet dürften nach Ansicht des Ref. doch nur die Fälle von absolutem
Werthe sein, bei denen auch der erste Primäraffeet und die secundären Formen
beschrieben werden können. Solger-Neisse.
37) Chancre syphilitique du cornet nasal inferieur chez un enfant de
7 ans, par P. Brunon. (Journ. des maladies cutan. et syphil. 1904. März.)
Bei einem 7jährigen Knaben. mit syphilitischen Allgemeinerscheinungen
(papulöses Exanthem, Plaques u. s. w.) entdeckte der Verf., aufmerksam ge-
macht durch die Schwellung einer Drüse in der Gegend des linken Zungen-
beines — ausserdem waren die submaxillaren Drüsen derselben Seite stark
vergrössertt —, den Primäraffeet an der linken unteren Nasenmuschel. Es
war eine etwa !/, Quadratcentimeter grosse, lebhaft rothe Ulceration, der auf der
correspondirenden Partie des Septum eine leichte Röthung und Schwellung
der Schleimhaut entsprach. Aeusserlich war an der Nase nichts Abnormes
zu constatiren. Die Nachforschungen nach dem Ansteckungsmodus ergaben
als wahrscheinlichstes Moment, dass der Kleine gern „Elephant“ spielte und
sich zu diesem Zwecke, um den Rüssel zu markiren, allerhand Gegenstände,
die er im Zimmer oder auf der Strasse fand, tief in die Nase zu stecken
pflegte. Einer von diesen mag wohl der Träger der Infection gewesen sein,
die im Uebrigen recht schwer verlief. Paul Oppler-Breslau.
38) Chancres syphilitiques à sièges insolites, par Marcel Sée. (Journ.
des maladies cutan. et syphil. 1904. April.)
Verf. berichtet über einen Primäraffeet an der Aussenseite des Ober-
schenkels, sowie über zwei des behaarten Kopfes, von denen der eine über
dem Ohre, der andere auf der Höhe des Schädels nahe der Mittellinie lag.
Paul Oppler-Breslau.
39) Ein Ulcus durum des Unterlides, von Schedkoj. (Russ. Journ. f. Haut-
u. vener. Krankh. 1904. Juni.)
Der Fall betrifft einen Soldaten, der scheinbar durch das Taschentuch
seiner syphilitischen Geliebten die Infection sich zuzog. Die Diagnose wurde
durch eine bald eintretende Roseola erhärtet. S. Prissmann-Liban.
40) Ueber Hg-Paraffin-Embolien, von Voss. (Dermatologische Zeitschrift.
1904. Juli.)
Unter 13671 Injectionen unlöslicher, in Paraffin supendirter Hg-Salze
wurden 15 Lungenembolien beobachtet, deren Symptome ausnahmslos nach
wenigen Tagen wieder verschwunden waren. Einen Modus der Injection,
welcher mit Sicherheit Embolien vermeiden lässt, giebt es nicht.
Immerwabr-Berlin.
24*
— 372
41) I. Ein Fall von galoppirender Syphilis, von Italinski. — II. Ein
Fall von galloppirender Syphilis, von Miropolski. (Russ. Journ. f.
Haut- u. vener. Krankh. 1904. Mai.)
Im ersten Falle handelte es sich um eine 24 Jahre alte Patientin, die
Anfang August eine Sclerosis labii majoris dextri, Alopecia syphilitica, Impetigo
capillitii syphilitica, Acne syphilitica, Roseola syphilitica primaria, plaques
muqueuses.labii inferioris, angina syphilitica erythematosa et pustulosa, adeno-
pathia universalis syphilitica und ausserdem erosiones cervicis uteri aufwies.
Auf 1!/,°/ ige Sublimatinjectionen schwanden nach 3 Wochen alle Erscheinungen,
doch stellten sich bald darauf Ecthymata, Dolores osteocopi ein, zu denen
sich im October desselben Jahres eine gummöse Affection der Nasenscheide-
wand hinzugesellte.. Auf eine combinirte Behandlung mit Jodkali und 2°/ igen
Sublimateinspritzungen besserte sich der Zustand. — Im Miropolski’schen
Falle war es ein Mann von 23 Jahren, der seine Primär- und Secundär-
erscheinungen auf 30 Injectionen hin verlor (1°/, Hydr. cyanat. + Cocain).
2 Wochen später bekam Patient am Hals und Rücken Ecthymaefflorescenzen,
die nach dem Gebrauch von Jodkali und Quecksilber wieder schwanden. Doch
stellten sich schon während der letzten Injectionen deutlich charakterisirte
specifische Arthritiden (linkes Knie, rechte Schulter) mit nächtlichen Schmerz-
exarcerbationen ein, die sich erst auf Arsen, Jodkali, warme Bäder und
1°/ iger Sublimatinjectionen besserten, um bald wieder zu recidiviren. In
beiden Fällen lagen keine Excesse in Baccho et Venere vor.
S. Prissmann-Libau.
42) Contributo allo studio dei denti sifilitici, pel Calderone. (Giorn. ital.
delle malattie venere della pelle. 1904.)
Verf. suchte die Frage, ob Schmelzdefecte und andere Anomalien, die
man an den Zähnen hereditär syphilitischer Kinder beschrieben hat, auf Lues
beruhen, durch embryologische Untersuchungen zu lösen. Er untersuchte die
Zähne bei einer Frühgeburt im 6.—7. Monat mit Pemphigus sypbiliticus.
Zahnerosionen sollen die Folgen einer plötzlichen Unterbrechung des Dentifi-
cationsprocesses, einer Läsion des Zahnes sein, während er noch in der Alveole
ist. Er fand in seinem Falle einige Anomalien, ungleichmässig starke Ent-
wickelung der einzeluen Zähne, aber keinerlei Gefässveränderungen und sonst
nichts, was die Entstehung der verschiedenen Formen der Erosionen erklären
konnte. Julius Baum- Berlin.
43) Zu den Zahndistrophien bei Syphilis hereditaria. Hechtzähne, von
Frolow. (Russ. Journ. f. Haut- u. vener. Krankh. 1904. Mai.)
Am harten Gaumen eines 8jährigen Knaben, der an hereditärer gum-
möser Syphilis litt, fand Verf. drei, anfangs als Sequester imponirende Gebilde,
die sich jedoch nachträglich als regelrechte Zähne herausstellen. Es kam
späterhin zur Extraction derselben. S. Prissmann-Libau.
44) Les rapports de la syphilis et du vitiligo, par L. M. Pautrier. (Rev.
prat. d. malad. cut., syph. et vener. 1904. Nr. 5.)
Bei einem 49jährigen Patienten beobachtete Verf. das gleichzeitige Be-
stehen von Vitiligo und tertiärer Hautsyphilis, sowie Leukoplasie des Mundes.
Vitiligoflecke waren mehrere Monate später als die syphilitischen Ulcerationen
erschienen und zwar auf der gleichen Stelle wie diese, am Genitale und am
Unterleib localisirt. Während sich die syphilitischen Ulcera nach Einreibungen
mit grauem Oel und Calomelinjectionen zurückbildeten, übte die Quecksilber-
kur nicht den geringsten Einfluss auf die Vitiligoflecke. Verf. weist darauf
— 373 —
hin, dass die Beobachtungen von gleichzeitigem Vitiligo und Syphilis sich
mehrten und die syphilitische Natur gewisser Vitiligofälle weun nicht erwiesen
so doch möglich sei und weitere Nachforschungen über diese Thatsache ge-
boten wären.
45) Sopra un caso di eritema siphilitico emorragico, pel Pasini. (Giorn.
ital. delle malattie veneree e della pelle. 1904.)
Beschreibung von 2 Fällen von syphilitischem hämorrhagischem Erythem,
einem bei Erwachsenen selten beobachteten Exanthem der späten Secundär-
periode. Es handelt sich um einen 28jähriren und einen 40jährigen Mann,
bei welchen dieses Exanthem 2 Jahre post infectionem auftrat. Beide waren
vorher verschiedentlich mercuriell behandelt. Der erste der beiden Fälle ist
klinisch und histologisch ausführlich beschrieben. Das Exanthem tritt auf in
Form von rothen Flecken. Innerhalb derselben erscheinen zahlreiche von
einander dauernd isolirte punktförmige Hämorrhagien. Die Flecken werden
zum Theil nach und nach grösser, indem sich eine neue erythematöse Zone
bildet, in der wieder Hämorrhagien auftreten. Nach und nach verschwindet
die Röthung im Centrum und die punktförmigen Blutungen gehen die gewöhn-
lichen Umwandlungen ein, so dass die Efflorescenzen rinsförmig erscheinen.
Dauer der Dermatose in dem ersten Falle 5 Monate, trotz Quecksilber- und
Jodbehandlung, indem die alten Efflorescenzen abheilten, aber immer wieder
frische auftraten. In dem zweiten Falle Heilung nach acht Injectionen von
Quecksilber bijodatum. — Verf. glaubt, dass die Luestoxine, nicht das Virus
animatum, diese Erscheinungen hervorruft. Julius Baum-Berlin.
46) Case of syphilitic pseudo-contracture of the biceps, by Bunch. (British
Journ. of Dermatology. 1904. Mai.)
Bei einer Patientin mit floriden syphilitischen Erscheinungen zeigten sich
Bewegungsstörungen und unbestimmte Schmerzen am linken Arme. Der Arm
war höchstens in einem Winkel von 130° zu strecken, Versuche weiterer
Streckung oder Druck auf den Rand des Olecranon und der rechten Clavicula
verursachten Schmerzen. Die Beugung des Unterarmes war gleichfalls be-
schränkt, Schwellung nicht vorhanden. Bei elektrischer Prüfuug erwies sich
die Contractilität der Armmuskeln normal, ebenso verschwand die Contractur
bei Anästhesirung mit Chloräthyl. Die Myopathie besserte sich nach intra-
musculären Injectionen von destillirtem Wasser. Die Syphilide bestanden trotz
specifischer Behandlung fort. An den Zehen zeigten sich tuberculöse Knochen-
affectionen, welche operirt wurden. J.
47) Die Infectiosität des Gumma, von Delbanco. (Monatsh. f. prakt. Der-
matologie. XXXVIII. Nr. 12.)
Ein 40jähriger Mann hat vor 14 Jahren Lues erworben und ist nach
einer Inunctionskur angeblich symptomfrei geblieben; Jetzt treten bei ihm
ulcerirte Stellen an dem Penis auf, durch welche er sich aber nicht im Ver-
kehr mit seiner Frau gehindert sieht. Die Frau acquirirte dadurch eine
syphilitische Infection, die erst beachtet wird als breite Papeln an den Genitalien,
Roseola, Pusteln der Kopfhaut auftreten. Der Fall hat in der Literatur nur
sehr wenige Seitenstücke, die von Fournier, Landouzy, Ehlers und Sack
veröffentlicht sind. Da die gummösen Neubildungen meist an Stellen (Periost u. a.)
gelagert sind, an welchen eine directe Uebertragung kaum möglich ist, so
infieiren sie wohl deshalb so selten. Aus seinen eigenen Beobachtungen und
aus der Literatur zieht Verf. den Schluss, dass das Gumma die Lues über-
tragen kann, mithin das syphilitische Gift beherbergt. Das Gumma setzt also
— 374 —
lebendes Virus voraus. Die spätsyphilitischen Producte unterscheiden sich
nach der Seite der Aetiologie grundsätzlich nicht von den Producten der
Secundärperiode. Trotz der relativen Ungefährlichkeit des gummösen Stadiums
für eine directe oder erbliche Uebertragung der Syphilis ist in keinem Falle
eine sichere Prognose zu stellen. — Zum Schlusse seiner Arbeit eitirt Verf.
die Aeusserungen einer Reihe von Autoritäten über die Infectionstüchtigkeit
des Gumma. Schourp-Danzig.
48) Sur l'origine syphilitique de l’appendicite, par Léon Cerf. (Archives
générales de médecine. 1904. 24. Mai.)
Angeregt durch die Mittheilung Gaucher’e, nach welcher sich unter
32 Fällen von Appendicitis 29 Mal Syphilis (8 acquirirte und 21 hereditär)
in der Anamnese fand, hat Verf. das ihm zu Gebote stehende Material von
Appendicitis — und zwar nur Fälle, in denen er auch über die Eltern der
Erkrankten zuverlässig orientirt war — genau studir. Er fand dabei nur
2 Fälle, bei denen die Syphilis in Betracht kommen könnte und ist daher
der Ansicht, dass Gaucher eben aus einem Material, das sich aus Syphilitikern
zusammensetzte, seine Beobachtungen gemacht hat. Paul Oppler-Breslau.
49) Management of congenital syphilis in children, by A. Ravogli.
(Cincinnati Lancet Clinic. 1904. 9. Juli.)
Die Statistik des Verte ergiebt, dass die Symptome der hereditären Lues
bei den Kindern am häufigsten in der 2.—4. Woche zu Tage treten und sich
zuerst durch heiseren Stimmklang, Coryza, Entzündung der Mucosa zeigen.
Hierauf erscheinen die papulösen Syphilide, Schwellungen und Empfindlichkeit
der Gelenke, Anämie und Schwäche. Wenn keine Behandlung erfolgt tritt
der Tod durch Marasmus ein. Verf. betont, dass man syphilitische Kinder
nur durch die Mutter oder künstlich ernähren dürfe. Auch seien Wärterinnen
und Hausgenossen auf die Ansteckungsgefahr aufmerksam zu machen. Bei
syphilitischen Eruptionen setze man den Bädern der Kinder Sublimat zu,
Rhagaden und Ulcera sind local zu behandeln, die Coryza durch Einträufeln
von Menthollösung zu lindern. Wenn bei ulcerirten Gummata Quecksilber-
pflaster nicht mehr vertragen werden, pudre man mit Jodoform. Auch Auf-
streuen von Caiomel erwies sich erfolgreich. Die beste Prophylaxe der here-
ditären Lues ist natürlich die energische Behandlung der Eltern. J.
Gonorrhöe.
50) Meine Methode zur Abortivbehandlung der Gonorrhöe, von Engel-
breth. (Monatsh. f. prakt. Dermatologie. XXXIX. Nr. 2.)
Des Verf’s Abortivkur hat als Wirkungsfeld die rein epitheliale
Gonorrhöe, als Theorie die methodische schichtweise Destruction von Epithel
und Gonococein, als Mittel Argentum nitricum und als Art der Behandlung
die grossen Ausspülungen nach Janet. Die Indicationen der Abortivbehand-
lung sind: 1. oder 2. Tag der Gonorrhöe, keine Inflammation des Orificium,
erste Harnportion klar mit Flocken. Zunächst wird dann eine !/,°/ ige Ar-
gentum nitricum-Lösung ohne Cocainisirung in Menge von 600 g, Temperatur
von 37°, Druck von 125 cm mit schwachem Strom angewandt, danach der
scheinbar nicht cauterisirte Theil des Orifieiums und der Fossa navicul. mit
einer 3°/ igen Lösung gewaschen. Nach 4 Stunden wir eine 2. Ausspülung
mit 1/,°/,iger Lösung vorgenommen, und damit ist die Behandlung beendigt.
Von 30 in dieser Weise vom Verf. behandelten Fällen wurden 26 in !/, bis
2 Tagen geheilt. Schourp- Danzig.
— 375 —
51) Der therapeutische Werth des „Arhovin“ als Antigonorrhoicum, Harn-
desinflciens und Prophylacticum, von Goldmann. (Monatsh. f. prakt.
Dermatologie. XXXIX. Nr. 7.)
Arhovin ist ein Additionsproduct des Diphenylamins und der estherifi-
cirten Thymolbenzoösäure, ungiftig, von hoher bactericider Wirkung, unlöslich
in Wasser, leicht löslich in Alkohol, Aether, Oel und Chloroform. Der Verf.
rühmt bei Verabreichung von 3 Mal täglich je 0,25 g innerlich bei acuter
Gonorrhöe die Abnahme der Entzündungserscheinungen, lässt ausserdem täglich
1—2 Arhovinbacillen (Arhovin 0,05 Ol. Cacao 1,0 g) einführen und kann
nach 5—6 Wochen einwandsfrei, complicationslose Heilung feststellen. Auch
bei subacuter und chronischer Gonorrhöe leistet Arhovin dem Verf. gute
Dienste, sowie bei gonorrhoischer Cystitis. Für eine abortive Behandlung der
Gonorrhöe scheint dem Verf. das Arhovin besonders geeignet wegen seiner
Eigenschaft, keine so heftigen Reactionserscheinungen hervorzurufen wie Argent.
nitr. u.a. Der Verf. tritt mit grosser Ueberzeugung für das Mittel ein, wel-
ches überdies nicht die geringsten Magendarm- oder Nierenreizungen hervorruft.
Schourp-Danzig.
52) Arhovin, ein neues Antigonorrhoicum für den innerlichen und äusser-
lichen Gebrauch, von Manasse. (Therap. Monatshefte. 1904. Juli.)
Nach den Erfahrungen des Verf.’s verdient das Arhovin wegen seiner
desinficirenden und antiseptischen Eigenschaften bei innerlicher oder Schleim-
hautwirkung Anwendung bei Urethritis und Cystitis gonorrhoischer oder nicht
gonorrhoischer Natur. Die Vorzüge des Mittels sind die Einfachheit seiner
Verwendung in Capseln und Urethralstäbchen und der Mangel schädlicher
Nebenwirkungen. Auch die Anwendbarkeit des Arhovin in öliger Lösung zu
Harnröhreninjectionen erscheint dem Verf. schätzenswerth, da nur wenige
Antiseptica und Desinficientien in Oel löslich sind. Schourp-Danzig.
53) Hetralin, ein neues Hexamethylentetramin-Derivat, von Riegner.
(Berliner klin.-therap. Wochenschrift. 1904. Heft 27.)
Verf. lobt nach mehrfacher Anwendung des Hetralins dasselbe als ein
gutes Ersatzmittel des Urotropins, dem es namentlich bei Cystitis und als
Prophylacticum gegen dieselbe bei Rückenmarksleiden an Wirkung an die
Seite zu stellen ist. Gegen Phosphaturie scheint es sogar noch wirksamer
als das Urotropin zu sein. Beschwerden hat das Hetralin in keinem Falle
verursacht. Walter Schneider-Berlin.
54) Die Wasserbehandlung der Gonorhöe und des Ulcus molle, von
Sadger. (Dermatologische Zeitschrift. 1904. Juli.)
Für die acute Gonorrhöe existiren bloss von Vincenz Priessnitz be-
währte hydriatische Vorschriften, welche Verf. ausführlich beschreibt, während
Schütze’s Hydrophor noch nicht genügend erprobt ist. Hingegen erwies
sich der letztere gleich dem Winternitz’schen Psychrophor oft brauchbar
bei chronischer Gonorrhöe. Die Warmwasserbehandlung ist bei der acuten
Urethritis von keinem Nutzen, oder direct von Schaden, und nur gewisse
Complicationen, wie Epididymitis, Funiculitis, gonorrhoischer Prostatitis und
den sogenannten „Tripperrheumatismus“ hat Ullmann mit seinem Hydro-
thermoregulator zu heilen vermocht. Was nun die Therapie des Ulcus molle
anbelangt, so kann jetzt Verf. nach seiner grossen Erfahrung das Urtheil aus-
sprechen, dass die Warmwasserbehandlung die kräftigste und am schnellsten
zum Ziele führende Behandlungsmethode ist, die wir gegenwärtig gegen den
weichen Schanker besitzen. Immerwahr-Berlin.
— 376 —
55) Ueber eine neue Methode der Behandlung der chronischen
Urethritis, von H. Lohnstein. (Deutsche med. Wochenschrift. 1904.
Nr. 33.
Der Ste der guten Wirkung der Dehninstrumente nach Ober-
länder und Kollmann bei infiltrirenden Urethritiden steht das Versagen
dieser Methode in manchen Krankheitsfällen gegenüber. Der Verf. hat sich
daher mit einer Verbesserung der unverhältnissmässig langen und starren
Dilatatoren beschäftigt und einen katheterartigen Hohleylinder von 21 bis
24 Charrière construirt, welcher kurz oberhalb des Endstückes zwei gegen-
überliegende Fenster besitzt. Hinter diesen Fenstern liegen zwei steigbügel-
förmige stumpfe Cüvetten mit abgerundeten Ecken und Kanten. Durch eine
am Pavillon des Katheters angebrachte Schraub- und Triebvorrichtung können
diese Cüvetten gespreizt werden, während eine Scala, wie bei den Dilatatoren,
den Grad der Spreizung anzeigt. Die Indicationen für die Anwendung dieses
Instrumentes sind nach dem Verf.: 1) Infiltrate aller Art, insbesondere solche,
welche mit Obliteration und Verschwellung der Drüsenausführungsgänge ein-
hergehen (Urethritis chronica follicularis); 2) Wucherungen der Schleimhaut-
oberfläche; 3) oberflächliche, besonders bandartige Narbenbildungen der Schleim-
haut, namentlich wenn durch letztere eine Verlegung der Drüsenausführungs-
gänge herbeigeführt wird. Erreicht wird durch die Anwendung des Cüvetten-
katheters eine gründliche Evacuirung der Drüsenausführungsgänge und der
Crypten, sowie die Ablösung der auf der Oberfläche der Schleimhaut befind-
lichen Wucherung. Der in der Originalarbeit figürlich dargestellte Katheter
ist von Louis u. H. Loewenstein-Berlin zu beziehen. Schour p- Danzig.
56) Zur Abortivbehandlung der acuten Gonorrhöe, von Bettmann. (Mün-
chener med. Wochenschrift. 1904. Nr. 28.)
Zur Behandlung kamen Patienten unter folgenden Voraussetzungen:
1) Erstmalige Infection. 2. Zeit nach der Infection: 3—5 Tage. Nach dem
5. Tage sinken die Aussichten der abortiven Heilung. 3) Localisation in
der vorderen Harnröhre. Mangel von Complicationen. Starke Eiterung an
sich bietet keine Contraindication. 4) Einwandfreier Gonokokkennachweis.
5) Keinerlei vorherige Therapie. Die Abortivbehandlung fand in der Weise
statt, dass mit einer 20°/ igen Auflösung vou Protargol in Glycerinwasser
(10 g Protargol werden auf 45 g kaltes Wasser in einer ganz flachen
Porzellanschale aufgeschichtet. Stehenlassen bis zur völligen Lösung unter Ver-
meidung jeder Berührung und jedes Schüttelns! Dann Zusatz von Glycerin
ad 100,0) vermittelst sterilisirbarer Haarfederkielpinsel (bezogen von der Firma
Friedrich Dröll in Heidelberg) die Urethra ausgepinselt wird. Der Modus
ist folgender: Mehrere Tage hintereinander, manchmal auch mit Ueberspringen
eines Tages wird täglich einmal eine sehr gründliche Auspinselung des vor-
deren Harnröhrenabschnittes auf eine Strecke von etwa 6—7—8 cm vor-
genommen. Das Maximum der Applicationen betrug 6, die Dauer der ganzen
Behandlung erstreckte sich auf höchstens 8 Tage. Mit Ausnahme von inner-
licher Darreichung von Balsamica fand eine andere Behandlung nicht statt.
Die Heilungsresultate bei 42 Fällen waren 20 Mal (=47,6°/,) positiv, 15 Mal
negativ, 7 Mal zweifelhaft. Der Verlauf in den günstigen Fällen ist fol-
gender: Die erste Auspinslung pflegt eine ziemlich intensive dünnflüssige
Secretion anzuregen, wobei beim Uriniren Brennen auftritt. Vom 2. Tage
ab sind Secretion und Schmerzen gering. In einem Teil der Fälle entwickelt
sich überhaupt kein eitriges Secret. Kommt es zu stärkerer Eiterung, so
— 377 —
missglückt das Verfahren. In der Regel aber sind nach einigen Tagen alle
Erscheinungen verschwunden. Gottfried Trautmann -München.
57) Ein Spülkatheter für die Blase nach Dommer, von F. Dommer.
(Münchener med. Wochenschrift. 1904. Nr. 26.)
Doppelläufiger, sehr praktischer Katheter, dessen Anwendung zu Blasen-
spülungen namentlich bei alten eitrigen Cystitiden angezeigt ist. Das in allen
Theilen auskochbare Instrument ist von der Firma Knocke u. Dressler in
Dresden zu beziehen. Gottfried Trautmann-München.
58) Ueber Enterokokkenurethritis, von Dreyer. (Monatsberichte für Uro-
logie. 1904. Heft 7.)
Der im normalen Darminhalt vorkommende, durch morphologische und
culturelle Eigenthümlichkeiten ausgezeichnete Enterococcus ist im Stande, eine
Urethritis hervorzurufen. Dieselbe ist charakterisirt durch Absonderung eines
trüb-grauen, schleimigen, enterokokkenhaltigen Secrets aus der Harnröhre,
nur ganz geringem Brennen in derselben, sowie durch chronischen Verlauf
und Fehlen jeder acuten Steigerung des Processes. Das Leiden ist sehr
schwer oder gar nicht heilbar, eine locale Behandlung steigert die Entzündung,
während durch interne Medicamente und Dehnungen vorübergehende Besse-
rung erzielt werden kann. Die Incubationszeit ist verschieden lang. Als
Complication hat Verf. in seinen 13 beobachteten Fällen nur ein Mal eine
Epididymitis, nie Prostatitis, dagegen häufig eine Urethritis posterior auf-
treten sehen. Die postgonorrhoische Ennterokokkenurethritis verläuft ebenso
wie die gemeine. Der Enterococcus lebt in der Vagina saprophytisch und
scheint beim Manne namentlich nach häufig wiederholten Cohabitationen oder
solchen während der Menses eine Urethritis hervorzurufen. Auch scheint eine
solche durch Injectionen mit unsauberen Spritzen zu Stande kommen zu können.
Ein Mal hat Verf. bei einer Prostituirten eine Enterokokkenurethritis nach-
gewiesen. Im allgemeinen dürfte diese Krankheit nicht auf das Weib über-
tragbar sein. — Die Diagnose ist nur durch den Nachweis der Kokken zu
stellen, eventuell erst durch Culturen. Die Endoskopie lässt Schleimhaut-
änderungen nicht erkennen. Walter Schneider-Berlin.
59) Ein Fall von isolirter gonorrhoischer Affection eines paraurethralen
Ganges, von Voss. (Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- und Sexualorg.
1904. Heft 6.)
Verf. beschreibt den seltenen Fall, wo bei einem Patienten sich eine
frische Gonorrhöe mit gonokokkenhaltigen Secret nur in einem paraurethralen
Gang oberhalb des Orificium externum localisirte, ohne in einem Zeitraum
von 10 Tagen die Urethra zu inficiren. Der !/, cm tiefe Gang wurde galvano-
caustisch zerstört und die Gonorrhöe so zur Ausheilung gebracht. Innerhalb
weiterer 4 wöchentlicher Beobachtung war die Urethra nicht inficirt. Dieser
Fall mahnt wieder dazu, die Umgebung des Orificium stets abzusuchen, weil
inficirte paraurethrale Gänge erst zerstört werden müssen, damit eine Urethral-
gonorrhöe ausheilen kann. Walter Schneider-Berlin.
60) Beiträge zur Kenntniss der Gonorrhöe des Mannes, insbesondere der
Prostatitis und Epididymitis, von A. Gassmann. (Centralbl. f. d.
Krankh. d Harn- u. Sexualorg. 1904. Heft 8.)
Obgleich die Capacität der vorderen Harnröhre nach Versuchen des
Vert bei 42 Gonorrhoikern im Durchschnitt 10 ccm beträgt, sind doch
Injectionen mit grossen Spritzen empfehlenswerth und gefahrlos, weil selbst
beim Hineinfliessen in die Blase eine Infection derselben mit gonokokkicider
mër, DER e
Flüssigkeit nicht anzunehmen ist. Ein Eindringen von Flüssigkeit in die
Blase ist auch bei gewöhnlich ausgeführter Injectionsmethode häufig, Verf.
hat ein solches in mehr als 55°/, der Fälle nachweisen können. Unter-
suchungen von exprimirtem Urethralsecret ergaben wenig eosinophile Zellen,
noch seltner wurden Mastzellen gefunden. Die v. Crippa-Methode zur Ge-
winnung des Secrets aus den Urethraldrüsen — Auspressen derselben bei
gleichzeitigem Hin- und Herführen einer Knopfsonde in der Harnröhre —
ist unsicher und hat wohl ihre Bedeutung nur in Eröffnung von Pseudo-
abscessen der Drüsen. Die von mehreren Autoren angeführten kommaartigen,
gonokokkenhaltigen Gebilde in der letzten Harnportion hat Verf. nicht ge-
funden, wohl aber bei älteren Gonorrhöen alveoläre Gebilde mit Diplokokken,
die sich nach Gram färbten. Accessorische Bakterien kommen häufiger bei
alter als bei frischer Gonorrhöe vor und scheinen keinen besonderen Einfluss
auf das Entstehen von Complicationen zu haben. — Im Gegensatz zu an-
dern Urologen hält Verf. die Prostatitis nicht für eine häufige und besonders
schwere Complication. Die Diagnose ohne weiteres auf Grund eines patho-
logisch veränderten Expressionssecrets zu stellen ginge nicht an, weil eine
Massage der Prostata gleichzeitig auch die Urethra treffe, und so dem nor-
malen Prostatasaft krankhafte Harnröhrenbestandteile beigemengt werden
können. Durch Janet’sche Blasenspülungen mit Argentum- und Kochsalz-
lösungen wird dieser Fehler umgangen, und Verf. hat auf diese Weise mehr-
fach eine Prostatitis ausschalten können, die durch die Expressionsmethode
ohne vorherige Spülungen als solche diagnosticirt wäre. Die Massage im
Frühstadium ist nicht ungefährlich und vielleicht sogar im Stande, erst eine
Prostatitis hervorzurufen, sie sollte erst nach den ersten zwei Monaten vor-
genommen werden. Die Reaction des Prostatasecrets erwies sich stets als
alkalisch. Der bei 19 Patienten exprimirte Samenblaseninhalt war zwei Mal
pathologisch, ein Mal enthielt er Leucocyten, ein Mal Gonokokken. Er ent-
leerte sich meist in Form von Globulinen. In 11 Fällen acuter Epididymitis
fanden sich im Samenblasensecret nur 6 Mal Spermatozöen, während ihr Nach-
weis normalerweise fast stets gelingt. Verf. hat ferner nach Blasenfüllung
den geschwollenen Nebenhoden ausgedrückt und dann das Vas deferens
massirt. Meist war die zuerst nach der Expression gelassene Harnportion
getrübt; der darauf entleerte Harn war einige Male klar, sonst schwächer
als die erste Portion. Der Eiter scheint also aus den Ductus ejaculatorii
durch die Urethra posterior direct in «lie Blase zu fliessen. Unter 6 Fällen
fanden sich im Nebenhodensecret 4 Mal Leucocyten; ein anderes Mal bei
einer 10. Tage bestehenden Epididymitis daneben Bakterien, in der mit der
Pravaz’schen Spritze entnommenen Flüssigkeit Spermatozoen, Leukocyten,
Bakterien. Gonokokken wurden 2 Mal constatirt. Das Zustandekommen
einer Epididymitis scheint durch Prostatamassage begünstigt zu werden.
Walter Schneider-Berlin.
61) Ein Fall von Prostatitis posttyphosa chronica, von Anselm Falkner.
(Berliner klin.-therap. Wochenschrift. 1904. Heft 34.)
Verf. hat bei einem Typhusreconvalescenten eine Prostatitis beobachtet,
die durch directe Fortleitung vom Darm her per continuitatem entstanden
war. Die attackenweise auftretenden Anfälle begannen mit Schüttelfrost und
gingen mit Temperaturerhöhung einher; die Miction war schmerzhaft, der
Urin vermindert und enthielt Schleim und Eiter. Bei der Rectalpalpation
fühlte man über dem Prostatalappen einen gegen diesen ziehenden, adhärenten
— 379 —
Trichter; aus einer hier befindlichen druckempfindlichen, fluctuirenden Sielle
wurde Secret exprimirt, das Eiter und Colibacillen enthielt. Unter Uro-
tropindarreichung und Massage besserte sich der Zustand erheblich. Als
Ursache des Leidens musste ein ins Rectum perforirter typhöser Prostata-
abscess oder ein in die Prostata durchgebrochenes typhöses Rectalgeschwür
angesehen werden. Walter Schneider-Berlin.
62) Ueber Stomatitis gonorrhoica beim Erwachsenen, von Jürgens. (Ber-
liner klin. Wochenschrift. 1904. Nr. 24.)
Die vorliegende Beobachtung gehört zu den grössten Seltenheiten und
das klinische Bild dieser Stomatitis bietet ein ganz eigenartiges Aussehen dar.
Das gesammte Zahnfleisch erschien stark geröthet, geschwollen und auf-
gelockert. Die Röthung war am intensivsten am Zahnfleischrande, auch
zwischen den Zähnen wulstete sich das Zahnfleisch stärker hervor und war
hier meist mit schmierigen, graugrünlichen, übelriechenden Massen bedeckt.
Bei Berührung des Zahnfleisches traten sofort Blutungen auf. Im Bereiche
der beiden unteren Molarzähne bestanden flache, unregelmässig begrenzte
Geschwüre. Culturell wurden Gonokokken nachgewiesen, welche zwar auf
den üblichen Gonokokkennährböden in typischer Weise wuchsen, aber bei
37° auch auf gewöhnlichem Agar zur Entwickelung kamen. Er glaubt daher,
dass der Gonococcus viel variabler ist, als man bisher anzunehmen geneigt
war, das Aufgehen der Cultur auf gewöhnlichen Nährböden spräche nicht
mehr gegen die Gonokokkennatur. J.
63) Die Gonorrhöe der Prostituirten, von G. Baermann. (Zeitschr. f. Be-
kämpfung d. Geschlechtskrankh. II. 1904.)
Durch diese sehr fleissige, eingehende Arbeit ist wieder die Nothwendigkeit
einer häufigen und genauen mikroskopischen Untersuchung der Prostituirten auf
Gonokokken erwiesen. Da bei den meisten klinische Symptome, die mit
Sicherheit auf eine gonorrhoische Infection hingewiesen hätten, fehlten, so
wären mindestens 90°/, der Hospitalbehandlung entzogen. Es müsse bei
der bestehenden ungeheueren Ausbreitung der Gonorrhöe verlangt werden,
dass eine Untersuchung des Urethral- und Cervicalsecretes, der Bartholini’-
schen Drüse zwei Mal wöchentlich, die Untersuchung des Rectums monatlich
ein Mal stattfindet. Es war dem Vert möglich, mit einem Zeitaufwand von
4 Stunden 40 Prostituirte auf das Genaueste zu untersuchen. Er hält ferner
eine ambulatorische Behandlung der chronischen Cervicalgonorrhöen für an-
gebracht. Eine zu strenge Hospitalbehandlung würde erfahrungsgemäss nur
eine Zunahme der geheimen Prostitution auf Kosten der Controllirten herbei-
führen. J.
64) Inwieweit können die Krankenkassen zur Bekämpfung der Geschlechts-
krankheiten beitragen, von A. Neisser. (Zeitschr. f. Bekämpfung d.
Geschlechtekrankh. II. 1904.)
Aus dieser äusserst werthvollen Arbeit können wir nur einige Punkte
hervorheben, welche uns besonders werthvoll scheinen. Es sei zu verlangen,
dass die Kassen ihre Organisation zur Herstellung einer brauchbaren, nach
einem einheitlichen Schema einzurichtenden Statistik über die Verbreitung
der Geschlechtskrankheiten verwenden. Die Kassen sollen durch Wort und
Schrift Aufklärung und Belehrung über die Gefahren des ausserehelichen
Geschlechtsverkehrs und über die Bedeutung der Geschlechtskrankheiten unter
ihren Mitgliedern verbreiten. Alle Bestrebungen, die auf Schutz der heran-
wachsenden Jugend vor sittlichem Verfall und vor übermässigem, sowie vor-
— 380 —
zeitigem Geschlechtsverkehr abzielen sind auf jegliche Weise zu unterstützen.
Ueberall sollten die Kassen auch die Familienmitglieder ihrer Versicherten
mitversorgen. Die Einführung einer regelmässigen, jährlich 1—2 Mal statt-
findenden ärztlichen Untersuchung aller Kassenmitglieder sei anzustreben. J.
65) Ueber Phlebitis gonorrhoica, von Julius Heller. (Berliner klin.
Wochenschrift. 1904. Nr. 23.)
Verf. hatte Gelegenheit diese seltene Complication der Gonorrhöe an der
Vena saphena posterior zu beobachten. Es existiren nur noch 25 Fälle gonor-
rhoischer Phlebitis in der Litteratur. Davon betreffen 20 Fälle Männer und
6 Frauen. Fast alle Patienten befanden sich im Alter von 20—30 Jahren,
mithin in einem Lebensalter, in welchem Varicenbildung als prädisponirendes
Moment ausgeschlossen werden kann. Meist bestehen gonorrhoische Gelenk-
affectionen und die untere Körperhälfte vor Allem die Vena saphena erkranken
besonders häufig. Nach einem plötzlichen Schmerze kommt es zu mehr oder
weniger starken Schwellungen, das Oedem ist in grosser Entfernung von der
phlebitisch erkrankten Stelle weich, während der Sitz der Erkrankung sich
durch seine eigenthümliche Härte verräth. Meist wurde Fieber beobachtet
und gewöhnlich tritt Heilung ein. Die Behandlung besteht in Hochlagerung
der Extremität, Ruhigstellung und feuchtwarmen Umschlägen. As
66) Zwei Fälle von Gonokokkensepsis mit Nachweis der Gonokokken im
Blute bei Lebzeiten der Patienten, von Paul Krause. (Berliner klin.
Wochenschrift. 1904. Nr. 19.)
Wenn auch Blutuntersuchungen bei gonorrhoischer Allgemeininfection
schon bei Lebzeiten des Patienten mehrfach ausgeführt worden sind, so sind
doch die Befunde immerhin noch so spärliche, dass die Mittheilung zweier
positiver Fälle durch den Verf. wohl gerechtfertigt ist. Während der erste
Fall in Folge der nachweislich nicht durch Gonokokken verursachten Pneu-
monie und der Gonokokkenendocarditis zum Tode führte, zeigte der zweite
Fall, dass eine Gonokokkensepsis ausheilen kann, selbst wenn wochenlanges
Fieber vorhanden ist. Dass es sich auch in dem zweiten Falle um eine
Allgemeininfection gehandelt hat, ist aus der vergrösserten Milz, den Schmerzen
im rechten Knie und dem rechten Rippenbogen, vor Allem aus dem Gono-
kokkenbefunde im Blute sichergestellt. Es dürfte hiernach keinem Zweifel
unterliegen, dass in jedem Falle von metastatischen Erkrankungen bei
Gonorrhöe der Gonokokkennachweis aus dem Blute geführt werden kann,
vorausgesetzt, dass man zeitig genug beim Einsetzen des Fiebers untersucht
und bei der Aussaat von Blut etwa 20— 40 cem Blut entnimmt. Ferner
glaubt Verf. darauf einen grossen Nachdruck legen zu müssen, dass der
Agar etwa auf 40—41° abgekühlt wird, da die Gonokokken bekanntlich
gegen Wärme ganz ausserordentlich empfindlich sind. Er hat eine Anzahl
Versuche mit verdünnten Agar (!/,—!/,°/,) gemacht, welcher leichter bei
40° C. flüssig gehalten werden kann, allerdings den Nachtheil hat, auch
weniger schnell fest zu werden. Es schien ihm ein etwas besseres Aufgehen
der Keime dadurch zu Stande zu kommen. J.
67) Ein Lufturethroskop, von Wasserthal. (Centralbl. f. d. Krankh. d.
Harn- u. Sexualorg. 1904. Heft o
Verf. hat bei Löwenstein u. Co. in Berlin ein Aero-Urethroskop nach
dem Grundtypus des Oberländer-Valentin’schen Endoskops construiren
lassen, das ein Aufblähen der Harnröhre unter der Augencontrolle ermög-
licht. Die Luft wird durch einen Schlauch hineingepresst und durch dessen
— 381 —
Zusammendrücken mit dem Finger am Hineindringen in die Blase verhindert.
Das Instrument soll eine Besichtigung grösserer Schleimhautpartien gestatten
und speciell über ihre Dehnungsfähigkeit guten Aufschluss geben. Durch
seitliches Andrücken des zugespitzten Tubusendes kann man einzelne Felder
anämisch machen, wodurch z. B. Drüsen und Polypen deutlicher hervortreten.
Das Instrument soll nur zur Ergänzung der urethroskopischen Diagnostik
dienen. Walter Schneider-Berlin.
68) Der Dauerkatheter als Hülfsmittel bei ambulanter Behandlung einzelner
Blasenkrankheiten, von Feleki. (Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn-
u. Sexualorg. 1904. Heft 6.)
Der Dauerkatheter findet seine Anwendung in Fällen von Harnretention,
Blutungen, Blasenatonie, Fistelbildungen, nach Urethrotomie und Sectio alta;
daneben sollte er häufiger bei schwerer chronischer Cystitis angewandt werden,
wo er als Drainrohr wirkt. Um den Patienten dabei das Herumgehen zu
ermöglichen, empfiehlt Verf. folgendes Verfahren: Eine 14 cm lange, 3 cm
breite Gummibinde wird in zwei Längsparallelreihen durchlöchert. In zwei
gegenüberliegende Löcher werden zwei Knöpfe gesteckt, um eine Befestigung
um den Penis zu ermöglichen. Drei andere Löcher einer Längsreihe erhalten
ebenfalls Knöpfe, an denen die 4 Enden zweier Fäden befestigt werden, die
sich an dem Katheter befinden. Zwischen Penis und Gummi kommt ein
Flanelllappen. Der Katheter wird mittels einer Klemme verschlossen. Er
kann so leicht herausgenommen und wieder eingeführt werden. Verf. hat
bei 14 Patienten gute Erfolge damit gesehen, der Katheter blieb in den
einzelnen Fällen 2—19 Wochen liegen. Walter Schneider-Berlin.
69) Ein Fall von Strietura urethra in Folge congenitaler Phimose, von
Ortmann. (Centralbl. f. d. Krankh. d Harn- u. Sexualorg. 1904.
Heft 6.)
Ein 15jähriger Knabe, dessen congenitale Phimose vor 1 Jahr dorsal
incidirt war, und der von Jugend an den Urin nur in dünnem Strahl ent-
leeren konnte, hatte in letzter Zeit stärkere Beschwerden beim Wasserlassen.
Nachdem ein Keil aus dem schürzenförmig herabhängenden Präputium exci-
dert war, wurde das enge Orificium mit einem Scheerenschlage erweitert.
Der eingeführte Nelatonkatheter wurde 2 cm hinter demselben von einer
2—3 cm langen Strictur fest umschlossen. Diese wurde nun mit einer
Kornzange erweitert, der oberste Ring mit einer Scheere durchschnitten.
Dann wurde durch Bougiren bis 22 Ch. schliesslich eine Heilung erzielt, die
noch nach einem Jahr constatirt wurde. Pat. kann in starkem Strahl uriniren.
Als Ursache der Stricturbildung in diesem Falle sind die Phimose und
häufige Balanitiden anzusprechen, die zu einer Verklebung des inneren Prä-
putialblattes mit der Glans geführt hatten, in geringem Grade vielleicht auch
das enge Orificium. Eine Klappenstrictur wäre leicht mit Sonden diagnosticirt;
eine congenitale Strictur hätte früh zu Blasenstörungen geführt. Eine später
vorgenommene Cystoskopie ergab eine beginnende Balkenblase.
Walter Schneider-Berlin.
70) Zur Casuistik der Cavernitis diffusa gonorrhoica, von Selenew. (Russ.
Journ. f. Haut- u. vener. Krankh. 1904. Juni.)
Der Fall betrifft einen seit 9 Jahren an Gonorrhöe leidenden, nicht
luetischen 36jährigen Mann, bei dem sich allmählich eine muffenartige,
schmerzlose, mehr weniger stark ausgebildete Verhärtung des ganzen Corpus
cavernosum entwickelt hatte. Verf. spricht sich entschieden gegen die von
— 382 —
vielen Autoren vertretene Ansicht aus, als ob derartige Verhärtungen sich
nur nach Schwinden einer acuten oder chronischen Gonorrhöe einstellen —
sie können in jedem Stadium einer bestehenden chronischen Gonorrhöe sich
entwickeln. Sie stellen eine Art „plastischer Induration“ dar.
S. Prissmann-Libau.
Venerische Helkosen.
71) Sull’ ulcera non-infettante della regione -cephalica, pel Diana. (Giorn.
ital. delle mal. vener. e della pelle. 1904.)
Ein Fall von Ulcus molle im Gesicht. Inoculationen mit Ulcus molle-
Eiter, den der Autor 70 Minuten in einem Glasröhrchen einer Temperatur
von 43° C aussetzte, gelangen. | Julius Baum-Berlin.
72) Beitrag zur chirurgischen Behandlung der Bubonen, von Hermann.
(Pester med.-chirurg. Presse. 1904. Nr. 25.)
Nach Rasiren und Desinfection der Geschwulst wurde mit einem Spitz-
bistouri auf der Höhe der Fluctuation eingestochen, nur so tief, dass die
Kapsel der erweichten Drüse oberflächlich geschlitzt wurde. Fingerdruck
entleerte hierauf auch den Eiter der tieferen Schichten durch den so ent-
standenen Canal. Die Umgebung der Wunde wurde mit Sublimatcompressen
bedeckt, die Oeffnung selbst frei gelassen und in dieselbe 2—3 Einspritzungen
von 10°, iger Jodoformglycerinemulsion gemacht. Verf. macht darauf auf-
merksam, dass der Spritzenansatz der Wundöffnung genau entsprechen müsse,
damit keine Emulsion regurgitire.e Die letzte Einspritzung wurde durch
Sublimatcompressionsverbard einige Zeitin der Wunde zurückgehalten. Während
am 2. Tage meist noch Ducrey-Unna’sche Bacillen im Secrete bestanden,
entleerte sich bereits am 3. Tage der Behandlung eine rein seröse, nicht mehr
pathogene Flüssigkeit. Verf. empfiehlt diese Methode sowohl wegen ihrer
schnellen Heilwirkung, als auch zum sicheren Vorbeugen secundärer Infec-
tionen. Auch bei Bubonen syphilitischen Ursprunges wurden mit dem be-
schriebenen Verfahren günstige Resultate erzielt. J.
73) Ueber eine besondere Form von Ulcus molle, ein Ulcus durum simu-
lirend, von Jakowlew. (Russ. Journ. f. Haut- u. vener. Krankh. 1904. Juni.)
Die alle Charakteristika eines Ulcus molle aufweisenden, meist im Sulcus
retroglandularis sitzenden Geschwüre zeigen eine conische, trichterförmig vom
Geschwürsgrund ins tiefere Gewebe dringende Verhärtung von meist 1!/, bis
2cm Grösse, welche ohne Weiteres einen luetischen Primäraffeet vortäuschen
kann. Mitunter wird von mehreren weichen Schankern bloss einer derartig
verändert. In der Majorität der Fälle tritt genannte Verhärtung nach 3 bis
4wöchentlichem Bestande des Ulcus molle ein und bleibt dann 1—2 Monate
stationär, wobei auch die anderen,. diese Sklerose begleitenden Ulcerationen
sich als sehr schwer heilbar erweisen. Im Ganzen treten derartig veränderte
Ulcerationen selten auf: unter 176 weichen Schankern 4 Mal (2,3°/,). Mikro-
skopisch hat Verf. eine Periarteriitis der verschiedensten Stadien nachweisen
können. Diese Complication befällt nach Verf. auch nur Personen, die schon
seit Jahr und Tag an chronischer Periarteriitis anderer Organe laboriren.
| S. Prissmann-Libau.
74) Die Phimose und ihre Behandlung, von Priklonski. (Russ. Journ. f.
Haut- u. vener. Krankh. 1904. Juni.)
Die kleine Arbeit enthält eine kritische Betrachtung über die bisherigen
Behandlungsmethoden der Phimose und giebt zuletzt eine detaillirte Schilderung
— 383 —
einer Circumeisio praeputii, da Verf. gerade diese praktisch wichtige kleine
Operation in keinem Lehrbuche der Chirurgie in gewünschter Ausführlichkeit
bisher hat finden können.: S. Prissmann-Libau.
UL Therapeutische Notizen.
Alopecia circumscripta:
Rec. Sulf. sublim. 4,0
1) Olei eucalypti
Acid. salicyl. ana 0,65
Ungt. Zinci oxydat. 30,0
M. f. ungt.
(Shoemaker, Med. Bull. 1904.) J.
Eczema:
Rec. Resorcin
Glycerini ana 4,0
2) Pulv. Zinei oxyd. 8,0
Acidi borieci 4,0
Ol. amygdal. dule. 60,0
Aquae calcis q.s. ad 120,0
(Katzenstein, Post Graduate. 1904.) J.
Pruritus ani:
Sol. Formoli (40°/,) 5 gtt.
3) Extr. glycerin corporis thyreoid. 4,0
Coldeream 26,0
(E. Blake.) J.
IV. Vermischtes.
— Aus dem Bi-Annual Report of the board of control for the leper
home of the state of Louisiana to the Governor and general assembly für
1901 geht hervor, dass die Zahl der Lepraaufnahmen in Louisiana doppelt
so gross war, als in den vorhergehenden Jahren. Chaulmoograöl gab die
besten Resultate, während die innerliche Ichthyoleinnahme erfolglos blieb. J..
— Das Programm der dermatologischen Section der Breslauer
Naturforscher-Versammlung (18.—24. September 1904) ist folgendes:
1. Alexander (Breslau): Eine neue Hülfsmethode zur Diagnostik und Be-
handlung der Gonorrhöe. — 2. Breslauer dermat. Klinik: F. Lewandowski:
a) Lichen spinulus, b) Verkalkung der Haut. — 3. Dommer (Dresden):
Demonstration eines Spülcatheters für die Blase nach F. Dommer. —
4. Galewsky (Dresden): a) Ueber Eucalyptus-Dermatitis, b) Ueber Ulerythema
sycosiforme, c) Ueber Bäckeraenee — 5. Harttung (Breslau): Kranken-
demonstrationen. — 6. Herxheimer (Frankfurt a/M.): Ueber atypischen
Lichen scrophulosorum. — 7. Holzknecht (Wien): System der Strahlungs-
therapie — 8. Jadassohn (Bern): a) Psammome im Unterhautfettgewebe
und Haut (Dr. M. Winckler), b) Sarcoid oder Lupoid? (Dr. M. Winckler),
c) Leucämie der Haut (Dr. Nicolau), d) Mikroskopische Demonstrationen aus
der Berner dermatolog. Klinik. — 9. Kollmann (Leipzig): a) Nichtgonor-
rhoische Stricturen, b) Weitere Erfahrungen über endourethrale Photographie.
— 10. Löwenheim (Liegnitz): Mittbeilungen über temporäre Idiosynkrasie.
— 384 —
— 11. Merk (Innsbruck): Ueber Leukoplakia cutanea. — 12. v. Notthafft
(München): Die geschichtlichen Angaben über vorneuzeitliche europäische
Syphilis. — 13) Paulsen und Appel (Hamburg): Ueber den Bacillus und
Serumbehandlung der Syphilis. — 14) Pinkus (Berlin): Zur Kenntniss der
Hautsinnesorgane: Die vergleichend anatomische Bedeutung der Haarscheiben.
— 15) Schäffer (Breslau): a) Ueber ungewöhnliche Schleimhautaffectionen
bei Lues und Hautkrankheiten, b) Demonstration von Fällen. — 16. Strebel
(München): a) Kathodenstrahlen als Ersatz für Röntgen- und Radiumstrahlen,
b) Photokaustik, c) Glimmlichtbehandlung der Gonorrhöe — 17. Vieth
(Ludwigshafen): Ueber die Balsamica. — 18. Jesionek (München): Zur Lehre
von der Vererbung der Syphilis. — 19. Reinhardt Röhrig (Wildungen):
Zur Frage der Bottinidiseision der Prostata. — 20. Hallopeau (Paris): Sur
la spécifité en dermatologie. — 21) Delbanco (Hamburg): Thema vor-
behalten. — 22) Eddowes (London): Ueber Hautgicht. — 23) C. Posner
(Berlin): Eiterstudien. — 24) Julius Baum (Berlin): Ueber sogen. Urticaria
perstans. — 25) Nobl (Wien): Lupustopographie und Radicalexeision. —
26) Leredde (Paris): La me&dication arsenicale dans les maladies de la peau.
V. Kurze Mittheilungen aus der Praxis.
Von Dr. F.Solger in Neisse.
Ungewöhnlich lange Incubationsdauer der Gonorrhöe.
Auf die unter dem gleichen Titel in Nr. 10 d. Centralbl. von Hrn. Dr.
M. Joseph ausgehende Anregung hin, nehme ich Gelegenheit Folgendes mit-
zutheilen: Ein 25jähr. Officier, bisher niemals venerisch krank, kam in den
letzten Tagen des November v. J. mit eitrigem Harnröhrenausfluss in meine
Behandlung. Die Untersuchung ergab Urethritis anterior mit reichlichen
Gonokokken. Der Patient versicherte auf das Bestimmteste, seit dem 7. November
keinen Coitus ausgeübt zu haben. Den Ausfluss bemerkte er am 28. November;
am 26. hatte er einer Festlichkeit beigewohnt und viel Alkohol (Sect) zu sich
genommen. Da der Patient auch vor dem Coitus am 7. November lange
Zeit keinen geschlechtlichen Verkehr gehabt hatte, so muss dieser Tag den
Anlass zur Infection gegeben haben. Es waren also 21 Tage bis zum Aus-
bruch der Gonorrhöe verflossen. Beachtenswerth ist, dass wie in dem von
Max Joseph mitgetheilten Fall eine Gelegenheitsursache (diesmal Alkohol-
gemuss) scheinbar den letzten Anstoss gab. Sollte dies häufiger nachgewiesen
werden können, so liegt die Vermuthung nahe, dass es sich in solchen Fällen
um Gonokokken von geringer Virulenz handelt, die an sich keine Entzündung
auszulösen vermögen, sondern erst eine gewisse Schädigung oder Reizung des
Organismus abwarten müssen. — Die Gonorrhöe des mitgetheilten Falles
verlief im übrigen typisch, war sogar durch eine Epidydimitis complicirt.
VI. Personalien.
— Habilitirt als Privatdocenten für Dermatologie Dr. Zieler in Bonn
und Dr. Luithlen in Wien.
— Gestorben Prof. Scarenzio in Pavia und Prof. Köbner.
Um Einsendung von Separatabzügen und neuen Erscheinungen an den Heraus-
geber Dr. Max Josern in Berlin W., Genthiner Strasse 5, wird gebeten.
Verlag von Verr & Cour. in Leipzig. — Druck von Merzeer & Wo in Leipzig.
I. Namenregister.
Brown 29.
Adamson 146. Bergounioux 9.
Bruhns 235. 319.
Adler 127. 189. Bering 41. 218.
|
Adrian 130. 143. Bering, Fr. 110. | Brunon 371.
Albers-Schönberg 144. Berliner 185. 234. Brunsgaard 211.
Alexander 160. 306. 308. ' Bernstein 280. Bucek 13.
Alfven 218. | Berthon 172. Bunch 373.
Almkvist 87. ` Besnier 186. ! Burchard 237.
André 29. Bessonet 46. Burshalow 337.
Apolant, E. 84. Bettmann 777145. 307.376. | Busch, G. 110.
Appel 215. Beurmann 117. 346. Buschke 24. 189. 224. 366.
Arndt 224. Biberstein 354. Bystrow 181.
Arning 58. 61. Bierhoff 279. |
Aronheim 141. Biringer 9. |
Arrese 2178. Bissérié 347. ‚ Calderone 372.
Audry 93. 143. 145. 147. Blair 365. ` Calvé 273.
149. 151. 152. 202. 311. Blake 383. Callomon 41.
347. 349. 350. 351. 366. Blaschko 125. 127. 189. 190. ` Capdepont 72. 308.
Aufrecht 11. | 223. 343. | Carayon 73.
| Blindreich 280. Garde 42. 351.
| ' Bloch, J. 339. | Caro, L. 226.
Babinski 24. ' Blochmann 243. Carrier 245.
Bäumer 128. Blokusewski 2. Casalis 224.
Baermann 63. 160. 251. 328. Blomquist 27. Casper 140.
340. 379. Bluhm 335. Casper, L. 121.
Baisch 83. Blumenfeld, A. 98. Cassel 338.
Bakalleinik 336. Bodin 81. Cerf 374.
Balot 347. Böhm, J. 162. Chatelin 141.
Balzer, F. 90. 346. 349. Bogrow 191. 285. 286. 287. | Chatin 42.
Barabäs 271. 333. 368. Chompret 347.
Barocheff 111. Bondi 28. Christen 121.
Bartrina 140. 155. Bornemann, W. 108. 245. | Cnyrim 213.
Batut 50. Bouchard 53. Cohn, Curt 74.
Baum 31. 32. 188. 190. Braslawsky 15. — J. 277.
Bayard 76. Brault 119. | — M. 13.
Bayet 201. 250. 365. Brauns 144. ı Courtade 108.
Beclere 350. Breda 117. 270. : Cresantigues 332.
Behrendt 111. Bresler 275. | Crocker 94.
Belot 362. Britschew 191.
Benassi 269. Britschow 286. |
Bender 32. Droen 172. 186. 187. 334. | Dagros 349.
Bendix 223. 347. | Dainville 348.
Bendler 59. Brodier 347. ' Dalous 79. 147. 149. 151.
Berg 32. Brousse 93. Dalsjo 79.
VII. 25
Danlos 345. 349. 350. 351.
Darier 348. 351.
Darkschewitz 45.
Darre 173.
Danne 330.
David 153.
Davidson 204.
Dekeyser 206. 366.
Delbanco 117. 221.
365. 373.
Dellille 147.
Desnos 84.
Diana 382.
Djatschkow 241.
Didrichson 314.
Dill 328.
Doerfler 22.
Dohi 128. 192. 256.
Domarchnew 285.
Dommer 377.
Dore 73.
Doutrelepont 288.
Dreuw 19. 303. 318.
Dreyer 377.
Dreyfus 177.
Dreyer 141.
Druelle 48. 147. 305.
341.
Dubois-Havenith 245.
Dubreuilh 113. 349.
Dubrovici 349.
Du Castel 346. 351.
Dübendorfer 19. 290.
Dühren 43.
v. Düring 30. 32. 86.
Duhot 250.
Dupeyrac 114.
Ehlers 209. 247.
Ehrmann 56. 58. 62.
Emery 305. 345.
Engel 61.
Engelbreth 218. 374.
Eriksson 112.
Esmonet 112.
Evans 109.
Ewart 94.
Ewetzky 213.
Eynard 122.
Eyrand 308.
Fackenheim 30.
Falk 83.
— L. 262. i
Falkner 378.
Fedtschenko 247. 312.
Feibes 2. 3. 26.
Feleki 381.
Ferrand 115.
Feuerstein 123.
Finger 64. 224.
360.
345.
367.
215.
EE e e R EE
386
Fiocco 117.
Fischel, R. 50.
Fischer 31. 32.
— B. 251. 364.
— Fritz 112.
— M. 279.
Fischkin 124.
Flesch 25.
Fordyce 27.
Fouquet 90. 181. 346. 347.
349.
Fournier, E. 348.
Franceschini 249.
Fränkl 248.
v. Fränkel, A. 185.
Freudenberg 186.
Frieben 144.
Friedenthal 32.
Frieser 111.
Frolow 177. 372.
Funke 273.
Fuchs 83.
Galewsky 46. 58. 63. 81.
Galliard 180.
Garré 21.
Gassmann 329. 377.
Gaston 345. 347.
Gaucher 153. 188. 305. 346.
847. 348. 349. 351.
Gaudier 369.
Gautier-Dufayer 74.
Gerson 361.
Gilchrist 309.
Glaessner 186.
Glawtsche 181.
Glück 55. 56. 57. 59. 60.
61. 62. 110. 118. 175.
Görl 25.
Goldberg 32. 222.
— S. W. 110. 140.
Goldmann 375.
Goldschmidt 159.
— S. 48.
Goliner 10.
Goodhue 176.
Gordon 276.
Gottheil 207. 329.
Gourdet 140.
Gregersen 44.
Gregoir 336.
Grenet 208.
Grünfeld, J. 54
Gutzeit 272.
_ Hagentorn 334.
Halberstädter 159. 201.
Hall, A. 73. 114.
Hallopeau 49. 332. 346.
347. 348. 350. 351.
Hamann 253.
Hanauer 240.
Hansen 160.
Harbinson 204.
Hartmann 108.
— C. 152.
Hartung 56. 57. 61.
Harttung 158.
Haslund, A. 275.
Hausson 155.
Havas 62.
Heidingsteld 210.
Heller 41. 56. 57. 61. 188.
189. 190. 206. 223. 312.
320. 380.
Hermanides 88.
Hermann 332.
Herzog 368.
Herxheimer 242.
Herzfeld 303.
Hess 46.
Heuss 270. 271.
Higier 255.
Hillis 209.
Himmel 240.
Hinsberg 10.
Hippel, E. v. 86.
Hirschfeld 271.
Hochsinger 179.
Hodara 12. 143. 144. :
309.
Hödlmoser 56. 60. 61.
Hoffmann 352.
— E. 152. 343,
— R. 211.
Hofmeister 54.
Holländer 149.
Hollmann 30.
Hollstein 125. 343.
Holzknecht 12. 57. 58.
Huie 113.
Hullen 89.
Hunner 277.
Hutchinson 224.
IV
Ha
MI
Lé
LE
SE
Jacobi 92.
Jacobsohn 213.
Jacquet 186.
Jadassohn 17. 157. 158.
160.
Jakowlew 382.
Jamieson 118.
Janet 122. 316.
Jantzen 269.
159.
' Janvier 243.
Jeanselme 283.
Jesionek 116. 329.
Jessner bi 213. 239.
Jmbert 141.
Jolles, A. 131.
Jonitescu 26.
Jordan 24. 59. 178.
— A. 148.
249.
Joseph, Max 14. 80. 31. 62.
157. 169. 200. 217. 241.
|
2712. 284. 313. 320. 327. `
Jsham 251.
Juliusberg 158.
Jullien 274.
Jungmann 366.
Jürgens 379.
Justus 58. 63. 371.
Jtalinski 372.
Jwanow 11.
Karlinski 56.
Karvonen 32.
Katzenstein 383.
— M. 335.
Kaufmann 32.
— R. 82.
Kelemer 317.
Kellermann 169.
Kennedy 253.
Key 45.
Kime 116.
Kinoshita 128.
Klar 327.
Klauber 173.
Klingmüller 340.
Klotz 108. 370.
Knecht 318.
Kobler 55.
Köbner 384.
Kögl 220.
Köbler 140. 316.
Koehler, F. 335.
Körber 326.
Kötschet 61.
Kollmann 140.:
Kopytowski 236.
Kornfeld 168. 218.
Kothe 236. 368.
Kowalewsky 312.
Kraus 57. 58. 210.
— Alfr. 74.
Krause, Paul 142. 333. 380.
Kreibich 56. 57. 58. 59. 283.
332. 333.
Krieger, H. 76.
Kromayer 31. 41.
Krüger 156.
Krzysztalowiez 246.
Kudisch 333.
Kupffer 810.
Kutner 140.
254.
Laborie 272.
Lacapere 346.
Landow 91.
Lang 282.
Lanz, A. 244.
Laskowski 84.
Lassar 116. 151. 157. 200. .
237. 285. 362.
387
Lebet 17. 147.
Lebret 346. 350.
Ledermann 125.
343.
Lefebre 202.
Lentz, O. 332.
Leppmann 219.
Leredde 52. 111.
312. 341. 345.
Lereni 208.
Lesser 124.
343. 344.
— Fr. 152.
344.
Leven 138.
— L. 20.
Levy, A. 48.
Lewin 31.
Liebreich 237.
Lilienthal 188. 189. 319.
Linser 158. 159. 288. 328.
Lipmann-Wulf 146.
Lippmann 125.
Litten 114.
Little 94.
Löwenbach 56. 62. 87. 96.
157. 246.
Loewenhardt 159.
Löwenheim 56. 63.
Loewy 208.
Lohnstein 376.
Lommel 116. 279.
Londern 156.
London 110.
Lorand 108.
Lortet-Jacob 211.
Lotin 45. 91.
Loumeau 21. 278.
Lublinski 340.
Lucke 185. 253. 276.
Luithlen 384.
Lutaud 29.
189. 270.
114.
350.
240.
125. 126.
224. 252. `
Mac Leod 17. 80. 94. 362.
365.
Magurie 147.
Mainzer 120.
Manasse 375.
Malejew 108.
Mankiewicz 224.
Marcuse, M. 23.
Margani 302.
Margulies 219.
Marschalko 56. 59. 61.
Martin, A. 335.
Marullo 15. 20.
Masek 55.
Mason 209.
Matzenauer 86. 342.
Mayer 223.
— G. 149.
' — Th. 802. 319. 344.
Meissner 178. 194.
Mense 30. 32.
Merck 256.
Metschersky 286.
Metschnikoff 150. 285.
Meyer, Fritz 188.
— V. 108.
Mibelli 118. 308.
Michelsen 190. 343.
Migliorini 369.
Milian 51.
Miropolski 372.
Model 171.
Möller, M. 18. 27.
Mohr 43.
Montfort 122.
Montgomery 367.
Monti 240.
Morestin 43.
Mori 128.
Morichan-Beauchant 46.
Moser, F. 214.
Motschau 331.
Moty 348.
Motz 122. 156. 278. 336.
Mracek 42. 56. 58. 59. 62.
63. 157. 342.
Müller, Friedr. 77.
— J. 329.
— O. 204.
Mueller, J. 24.
Murawsky 360.
Nagelschmidt 62.
Napalkow 285.
Napp 83. 310.
Nario 212.
Nathan 280.
Neisser 56. 57. 58. 59. 61.
62. 155. 201. 211. 379.
Neter 239.
Neuberger 59. 250. 282.
Neuhaus 22. 51.
Neumann 306.
— W. 308.
Neynet 147.
Nicolau 81.
Nobl, Œ. 47. 57. 58. 75. 81.
88. 95. 219. 220. 339.
Nocton 346.
v. Notthafft 817.
Oelsnitz 180.
v. Oettingen 222.
Oltramare 318.
Oppenheim 146. 175. 181.
210. 246.
Oppler 158.
Ortmann 381.
Osswald 235.
25,
ÖOstermayer 146.
Oudin 350.
Pagniez 50.
Paldrock 322.
Palm 128. 189.
Pancoast 172.
Pappenheim 111.
Paris 348.
Pasini 42,
Paschkis, R. 22.
Pasini 367. 373.
Pauli 212.
Paulin 24.
Paulsen 215.
Pautrier 111. 114. 115. 117.
S 176. 240. 372.
ayne 29.
Pehu 147.
Pelagatti 860.
Pelizaeus 43.
Perrin 20.
Petersen 55. 57. 58.
Petrini 347.
Pezzoli 64.
Pfeiffer 31.
— H. 281.
Pick 54. 56. 125.
— W. 108.
Pinkus 80. 32. 127.
206. 319. 344.
Piorkowski 30. 81.
Plachte 244.
Plaut 202.
Plesch 363.
Plique 284.
Pollatschek 75.
Pollitzer 366.
Poör 113.
Porges 64.
— Fritz 79.
Porosz 112. 217. 315.
Posner 127.
Pospelow 74. 190. 191. 242.
285. 286. 287.
Preindlsberger 64.
Priklonski 382.
Pringle 94.
188.
Queyrat 346.
Quincke, H. 85.
Rachmaninow 269.
Radeli 305.
Rahm 270.
Ramond 117.
Rasch, C. 44.
Ravaut 52. 173. 212.
Ravasini 120.
Ravogli 864. 374.
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|
|
388
Raynaud 175. 309.
Reid 245.
Reiff 214.
Reiss 207.
Remete 140.
Remsen 178.
Renault 315. 349.
Retzdorff 207.
Richter 30.
— Ed. 66. 103.
— P. 313. 319.
Riecke 128. 174.
Riedel 120.
Riegner 375.
Riehl 28. 192.
Rjerchetillo 118.
Ries 26.
Rieschetillo 16.
Rievel 115.
Rille 192. 369.
Rist 351.
Roberts 109.
Rodier 72. 308.
Roeder 239.
Rörig 123.
Roesener 30.
Roger 53. 182.
Rogers 247.
Rona 59. 89.
Roos, E. 10.
Rosenbach 87.
Rosenheim 303.
Rosenthal 319. 320. 344.
Rosner 21.
Rossellini 15.
Rostaine 348. 349. 351.
Rothschild 248. 337.
Roussy 348.
Roux 150. 285.
Rüdel, O. 204.
Ruge 250.
Rychner 83.
Saalfeld 58. 63. 125. 126.
155. 237. 341. 344.
Sabouraud 93. 187. 349.
Sachs, O. 19.
Sack 22. 44. 57.58. 93. 142.
234.
Sadger 311. 375.
Sainton 115.
Sakurane 128.
Samberger 49.72.85. 89. 92.
Sangster 256.
Sattler 57. 109.
Scarenzio 384.
Schaarwächter 128.
Schäffer, J. 110. 124. 157.
158. 159. 187.
| Schanz 318.
|
Scharff 49.
Scharkewitsch 333.
H
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' Schedkoj 371.
Scheni 80. 367.
Schenk, Ferd. 47.
Schiele 177.
Schlagintweit 141.
Schlasberg 338.
Schmidt 126.
— H.E. 203.
Schneider, W. 34. 231. 253.
Scholtz 80. 31. 143. 155.
184. 329.
Schourp 352.
Schücking 169.
Schüller 51.
Schütze 234.
Schoppenhauer 120.
Schuster 85. 90.
Schwab 158. 159. 235.
Schwenter-Trachsler 80.
Sedlmayer 59.
See 348. 851. 371.
Seegall 126.
Seifert 108.
Selenew 381.
Belle 45.
Semper 351.
Senator 171.
Sequeira 16. 94.
Serber 208.
Shillitoe 95.
Shoemaker 54. 383.
Siebert, C. 90. 158. 159. 160.
Sichel 204.
Silberstein, J. 10.
Siler 188.
Skinner 12,
Smeth 276.
Sniker 370.
Soellner 148.
Sokolow 191. 286.
Solger 166. 258. 357. 384.
Sowinski 182.
Speranski 287.
Spiegler 57. 59.
Staehelin 77.
Stanziale 307.
Stein 63. 64.
Stillmann, E. R. 76.
Stirling 224. _
Strasser 18.
Strassmann 127. 159.
Strauss 30.
— A, 154. 220. 331.
Strebel 31. 203. 254. 362.
Strzeminski 180.
Stuertz 278.
Suarez 336.
Suber 309.
Sugai 128.
Talwik 176.
v. Tappeiner 329.
Thibierge 212. 314.
Thimm, P. 333.
Thin 256.
Thompson 34.
Török 80. 367.
Tomasezewski 11. 214. 224,
Tommasoli 288.
Trauner 326.
Truffi 91.
Tschlenow 119.
Turner 224.
Ullmann, K. 170. 172.
Umbert 305. 340. 345.
Unna 74. 124. 182. 200. 239.
285. 361.
Valentine 85.
Veiel 58. 171. 212.
Veress 314.
Verotti 79.
Vielliard 332. 347. 348. 350.
389
Vieth 30. 142.
Vignolo 75.
Vigoureux 184.
Voeckler 307.
Vörner 28. 41. 74. 77. 78.
248.
Vogel, C. 21.
Vollmer 44.
Voss 371. 377.
Waelsch 42. 62. 145. 216.
251. 317. 371.
Waldheim, v. 205.
Wallart 19.
Wandel, V. 11.
Warde 72. 80.
Wasserthal 380.
Watson 10.
Wechselmann 125. 207.224.
343. 344. l
Weidenfeld 57. 58. 59.
Weil 346. 851.
— L. 221.
Abscess, mykotischer 117. | Anurie 84.
Acidum nitricum 315.
Acne hypertrophica naris
113
— urticata 188.
— vulgaris 80. 172.
Actinotherapie 329.
Addison’sche Krankheit 45.
Adenoma sebaceum 128.
344. 366.
Adipositas dolorosa 115.
Adrenalin 32. 277.
Akanthosis nigricans 46.
Akromegalie 15.
Albargin 5. 108. 123.
Alkoholseifen 361.
Alkoholverbände 332.
Alopecie 349. 383. .
Alopecia areata 94.144.223.
262. 307. 308.
— congenita 74. ,
Alumen ustum 112.
Amerikanische Dermato-
logische Gesellechaft192.
Anämie, syphilitische 89.
Anaesthesin 108.
Angiokeratom 73,
Angiom 126.
Anthrasol 30. 58. 142.
Antipyrinexanthem 114.
208.
Aortenaneurysma 250.
Appendieitis 374.
Aplasie der Cutis 74.
Aplasia moniliformis 224.
Archiv 288.
Argyrosis 188.
Arhovin 375.
Arsenvergiftung 72.
Arteficielle Hautent-
zündung 207.
Arthritis gonorrhoica 253.
Arzneiexanthem 42. 343.
Asthma und Prurigo 365.
Athrophodermia 125.
Atlas 92. 239.
Atoxyl 9.
Atrophie 128.
Augenblennorrhoe 123.
Augensalbe 318.
Augensyphilis 180. 272.
Bacterienflora der Harn-
röhre 281.
Bacteriologie 240.
Bacteriurie 122.
Bäckeracne 81.
Balanoposthitis 387.
Bartflechte 52.
Becquerel-Strahlen 110.
II. Sachregister.
Weiss, L. 75. 82. 113.
Weisz 274.
Welander 123.
Wertheimer 25. 29.
Werther 244.
Wherry 828.
Whitfield 71. 94. 95.
Wildbolz 84. 861.
Willanen 90.
Winkler, M. 92.
Winternitz 13. 62.
Wodynski 55. 61. 175.
Wolff 58. 63.
Wossidlo 47.
Wurzel 56.
Young 279.
Zabludowskaja-Mett 154. .
Zangger 43.
Zenoni 268.
Zieler 384.
Zuelzer 364.
| Beizenfärbung 111.
Bekämpfung der Ge-
schlechtskrankheiten
288.
Benzin 43.
Bierhefe 10.
Blasen 332.
Blasenphantom 166.
Blasentuberculose 156.
Blastomykosis 16. 246. 309.
Blennorrhoea neonatorum
21.
Blut bei Syphilis 181.
— Syphilitischer 50.
Borsäure 32.
Boubas 270.
Brand der Brustwarze 346.
Bromoecull 14.
Buba 117.
Bubonen 382.
— bei Lues 23.
Bullöse Hautaffectionen
110.
Bursitis achillaea 47.
Cacaocröme 284.
Calomel 347.
Campherseife 12.
Cancroid 124.
Casein-Albumoseseife 360.
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Muskulatur, glatte der Haut
75.
Mycosis fungoides 94. 174.
192. 208. 245. 309. 347.
Myelom 211.
Myositis syphilitica 27.
Myxödem 79.
Nabelschnur, Syphilis 28.
249.
Naevus 18. 287. 369.
— sebaceus 182.
Nagelerkrankungen 41.
Narben 158.
Nasengangrän 90.
Nasenschanker 371.
Natrium salicylicum 318.
Naturforscherversammlung
383.
— in Cassel 29.
Nebennierenextract 169.
Nekrospermie 64.
Nephritis syphilitica 338.
Nervensyphilis 178. 314.
Nervöse Hauterkrankungen
14.
Neubildungen der Haut 327.
Neurasthenia sexualis 254.
Neuritis syphilitica 273.
Neurodermitis 79. 308.
Neurofibromatose 143. 350.
Noma 331.
Oedem, idiopathisches 77.
Onychomycosisblastomyce-
tica 290.
Orchitis 112. 190. 343.
— fibrosa 252.
— nach Typhus 9.
Oxalurie 221.
Paget’s disease 366.
Paget’sche Knochenkrank-
heit 351.
Palmarkeratom 93.
Paraleprose 118.
Paralysis 52. 153.
Paranoia der Syphilis 251.
Parapsoriasis 13. 349.
Parasyphilitische Erkran-
kungen 88.
Pathologie 53.
Pathologische Anatomie
173.
Pellagra 56. 271.
Pemphigus 42.
187. 202. 307.
— acutus 147.
— neonatorum 146.
Pendschah-Geschwür 177.
Penissarcom 45.
124. 157.
392
Periurethrale Infiltrate 82.
Phimose 382.
Pblebitis gonorrhoica 189.
380.
— luetica 152. 275.
Phlyctenosis recidivans 81.
Phosphaturie 221.
Phototherapie 42.
Pigmentmäler 74.
Pigmentsarcom 59.
Pigmentsyphilis 89.
Pilocarpinexanthem 332.
Pityriasis lichenoides chro-
nica 306.
— rubra pilaris 114. 127.
189. 191.
— rosea 75. 244.
— versicolor 11.
Platyonychie 145.
Pocken 270.
A syphilitica
Postsyphilitiaches Merkmal
Pratinne dermatologique
186.
Priapismus 120. 219.
Primäraffecte 158.
— extragenitale 339. 871.
— Praeventivbehandlung
149.
Primeldermatitis 170. 207.
343.
Profeta’sches Gesetz 30.
Prophylaxe derGeschlechts-
krankheiten 2. 46. 82.
103. 113.
Prostatabehandlung 84.
— Carcinom 22.
— Haemorrhagien 336.
— Hpypertrophie 21. 337.
— Hypoplasie 122.
— Katheter 140.
— Massage 48. 254.
Prostatectomie 278.
Prostatitis 317. 377. 378.
Prostitution 24. 240.
Protargol 4.
Protector 2.
Protozo@n bei Syphilis 51.
Prurigo 94. 169.
Pruritus 54. 188. 335. 383.
— vulvae 29. 108.
Pseudoerysipel 332.
i Pseudoleukämie 1+0.
Pseudoxanthoma elasticum
19. 244.
= Psoriasis 79. 93. 146. 159.
190. 191. 223.
269. 303. 341.
Psorospermosis 125. 349.
— follicularis 160.
Pubertätsalbuminurie
242. 243.
279.
Puder 222.
Purpura 94. 208. 307.
Quecksilber 87. 371.
— Embolien 371.
— histochemischer Nach-
weis 50.
— Vergiftung 87.
Wirkung auf syphilit.
Gewebe 90.
Radioactivität 363.
Radiotherapie 111. 172.362.
Radium 31. 159. 204. 330.
362. 363.
Radiumtherapie 58.
Raynaud’sche Erkrankung
90.
Reinfection 128.
Reinfectio syphilitica 85.
181. 370.
Resorcinsalbe 12.
Rheumatismus gonorrhoi-
cus 95. 184. 280. 315.
Rhinophyma 43. 285. 368.
Rhinosklerom 56. 118. 210.
286.
Rhodan 313.
Rhodantherapie 212.
Röntgen-Dermatitis 12.
— Strahlen 80. 82. 184.
328. 329. 367.
— Therapie 57. 126. 203.
288.
— Ulcera 159. 328. 329.
Säuglingsekzem 13.
Sanoform 237.
Sareoide Geschwülste 44.
Sarcoma Kaposi 45.
Sauerstoffaufnahme 364.
Scarificator 347.
Scarlatiniforme Exantheme
43.
Schadenersatz bei Syphilis
29.
Schanker, gangränöser 89.
Schleimhautbetheiligung
bei Hautkrankheiten 110.
Schutzprockenimpfung 243.
Schweissdrüsenadenome
125.
Schweissdrüsentumoren
173.
Seborrhoe 54. 95. 157.
Seborrhoea sicca 29.
Serumtherapie der Syphilis
181.
Sklera, Gummi 91.
Sklerema neonatorum 76.
Sklerodermie 76. 140. 204.
‘ Spätsyphilis 50. 51.
Sperinatocystitis 22. 31. 84.
Spongioplasma 200.
Speichel Syphilitischer 313.
Spülkathether 377.
Spülsonden 153.
Stachelzellennerven 205.
Staphylokokken 322.
Stereoskopischer Atlas 128.
Stomatitis 365.
— gon. 379.
— aphtosa 347.
Streptomycosis bullosa 92.
Strichförmige Haut-
ausschläge 206.
Strieturen 155. 381.
— Behandlung 336.
— Elektrolyse 84.
Strophulus infantum 169.
284.
Stypticin 220.
Suprarenin 109. 318.
Suspensorium 280.
Sycosis barbae 29.
Syphilid 95. 213.
Syphilis 60. 64. 85. 87. 98.
— Bacillen 30. 216.
— Behandlung 151. 212.
217. 247. 249. 272. 312.
— Bekämpfung 224.
— erstes Auftreten 339.
— galopans 372.
— haemorrhagica 251.
Heilserum 215. 371.
— hereditäre 24. 374.
— hereditaria tarda 348.
— hydriatik 311.
— Impfung 32. 150. 151.
285.
— Infection, extragenitale
214.
— miliaria 26.
— nodosa 151. 274. 349.
Pathologie 344.
— palmaris 349.
— Prognose 149.
— Uebertragung 212.
— Vererbung 86. 258. 310.
— Virus 340.
Syphilome anorectale 152.
Syringomyelie 271.
Systematisirte Dermatosen
206.
393
Tabes 24. 52. 90. 151. 152.
153. 250. 313.
Talgdrüsengeschwülste 286.
Talgdrüsen der Mund-
schleimhaut u. des Prae-
putium 365.
— der Wange 319.
Theer 142.
Theerpräparate 58.
Therapie der Hautkrank-
heiten 341.
' Thermen 363.
Thorium 362.
Thrombophlebitis luetica
98.
` Trichohyalin 41.
Trichomycosis 13.
Trichophytin 91.
Trichophytie 12. 94. 127.
143. 345. 349.
Trichophyton tonsurans
92
Tripperbehandlung 218.
252. 315.
— u. Ehe 218.
— Prophylaxe 217. 219.
— Rheumatismus 95. 184.
280. 315.
Trockensterilisatoren 194.
Tubereulide 81. 94. 148.
223. 350. 851.
Tuberkelbacillen 117.
Tuberculose der Harnröhre
27T.
— der Haut 351.
Tylosis palmaris 302.
Ulcus cruris 124. 222.
— molle 11. 242. 382.
— Bacillen 112. 182.
— Behandlung 231.
— der Unterlippe 348.
rodens 367.
Ulerythema ophryogenes
344
Unfruchtbarkeit 47.
Unterschenkelgeschwüre
52.
Ureter, Verengerung 279.
Urethra,weibliche,.Gummen
87.
Urethritis, chron. 876.
— gonorrhoica 154.
Urethritis non gonorrhoica
46. 317.
Urethrotomia interna 64.
Urologie 8354.
Urotropin 316.
Urinseparator 21.
Urogenitaltuberculose 156.
Urologie 140.
Urosanol 49.
Urticaria 32. 115. 169. 223.
341.
— pigmentosa 347.
Vagina, Syphilis 369.
Vaginale Behandlung 248.
Variola 109.
Venerische Gefahr 85.
Ventilspritze 218.
Verbrennungen 57.109. 245.
Verhütung der Geschlechts-
krankheiten 282.
Verruca senilis 113.
Visceralsyphilis 85.
Viscinum depuratum 77.
Vitiligo 262. 372.
Vulvovaginitis gonorrhoica
112.
Wärmeanwendung 170 360.
Wasserbehandlung 375.
Wasserstoffsuperoxyd 30.
14. 313
Weicher Schanker 11. 242.
Weichselzopf 3083.
Weisse Blutkörperchen bei
Lues 24.
— Flecke 11.
Xanthoma 20. 32. 46.
Xeroderma pigmentosum
76. 130.
Zähne, syphilitische 372.
Zahndystrophien 372.
Zenker’sche Flüssigkeit 360.
Zuckerbestimmung 111.
Zungenatrophie 152. 190.
223. 224. 313. 320.
Zungensyphilis 845.
Zweigläserprobe 34.
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